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Full text of "Lehrbuch der katholischen kirchenrechts"

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LEHRBUCH 
DES  KATHOLISCHEN  KIRCHENRECHTS 

II.  (SCHLUSS-)  BAND 


LEHRBUCH 

DES  KATHOLISCHEN 

KIRCHENRECHTS 

VON 

DR  JOHANNES  BAPTIST  SÄGMÜLLER 

PROFESSOR    DER  THEOLOGIE   AN    DER    UNIVERSITÄT    TÜBINGEN 


DRITTE,  VERMEHRTE  UND  VERBESSERTE  AUFLAGE 


II.  (SCHLUSS-)  BAND 
VERWALTUNG  DER  KIRCHE 


FREIBURG  IM  BREISGAU 
HERDERSCHE   VERLAGSHANDLUNG 

1914 

BERLIN,  KARLSRUHE,  MÜNCHEN,  STRASSBURG,  WIEN,  LONDON  U.  ST  LOUIS,  MO. 


JIM  3S8l^^ 

997Z 


Imprimatur 


Frihiirgi  Brisgoviae,  die  6  Aprilis  1914 


4:  Thomas,  Archiepps 


Alle  Rechte  vorbehalten 


Bochdnickerei  der  Herderscheu  Verlagshandlung  in  Freibur>;  i.  Br. 


Inhaltsverzeichnis. 


Viertes  Buch. 
Die  Yerwaltimg  Her  Kirche. 

Erster  Abschnitt. 
Die  Verwaltung  der  potestas  magist erii. 


§  109.    Die  Verwaltung  der  Lehre 
§  110.    Die  Erhaltung  der  Lehre    . 
§  111.    Die  Kirche  und  die  Schule 


Seite 

1 

7 

14 


§  112. 
§  113. 
§  114. 
§  115. 
§  116. 
§  117. 
§  118. 
{?  119. 
§  120. 
§  121. 


§  122. 
§  123. 
§  124. 
§  125. 
§  126. 
§  127. 
§  128. 


Zweiter  Abschnitt. 
Die  Verwaltung  der  potestas  ordinis. 

Erstes  Kapitel. 

Die  Sakramente  mit  Ausnahme  der  Ehe.    Die  Sakramentalien. 

Die  rechtliche  Seite  in  der  Verwaltung  der  Sakramente  und  des  Kultus 

Die  Taufe 

Der  Austritt,  Rücktritt  und  Übertritt  in  die  Kirche 
Die  Firmung        ....... 

Die  Eucharistie    ....... 

Die  Buße     ...  ... 

Der  Ablafs  ...  

Die  letzte  Ölung 

Die  Sakramentalien      ..... 

Das  Begräbnis 

Zweites  Kapitel. 

Das  Sakrament  der  Ehe. 

Die  natürliche  Ehe      ..... 
Die  sakramentale  Ehe         ... 
Die  weiteren  Arten  der  Ehe 
Die  Jurisdiktion  über  die  Ehe 

Die  Zivilehe 

Das  Verlöbnis      ...... 


Das  Brautexamen. 


Das  Eheaufgebot 


20 
21 
29 
32 
34 
43 
54 
58 
60 
64 


76 
81 
86 
88 
93 
100 
108 


VI 


Inhaltsverzeichnis. 


§  129.    Die  Eheschließung 
§  130.    Die  Ehehindernisse 


I.  Die  trennenden  Ehehindernisse. 

A.  Trennende  Ehehindernisse  aus  einem  natüiiiclien  Mangel  im  Konsens. 

Das  fehlende  Bewußtsein    .... 

Der  Irrtum  .... 

Der  Zwang  und  die  Furcht 

Der  Nichteintritt  der  beigefügten  Bedingung 

Die  Eheunmündigkeit ..... 


Seite 
115 
135 


§  131. 
§  132. 
§  133. 
§  134. 
§  135. 
§  136. 

§  137. 
§  138. 
§  139. 
§  140. 
§  141. 
§  142. 
§  143. 
§  144. 
§  145. 
§  146. 
§  147. 


§  148. 
§  149. 
§  150. 
§  151. 
§  152. 
§  153. 
§  154. 
§  155. 
§  156. 
§  157. 


Die  Impotenz 


B.  Trennende  Eliehinderuisse  aus  einem  gesetzlichen  3IangeI  im  Konsens. 

Das  bestehende  Eheband     . 

Die  höhere  Weihe 

Das  feierliche  Gelübde 

Die  Religionsverschiedenheit 

Die  Entführung  . 

Das  Verbrechen  . 

Die  leibliche  Verwandtschaft 

Die  geistliche  Verwandtschaft 

Die  gesetzliclie  Verwandtschaft 

Die  Schwägerschaft     . 

Die  öffentliche  Ehrbarkeit  . 


II.  Die  aufschiebenden  Ehehindernisse. 


Die 
Die 
Die 
Die 
Die 
Die 
Die 
Die 
Die 
Die 


geschlossene  Zeit 


Das  kirchliche  Verbot 


Das  einfache  Gelübde, 
gemischte  Ehe      ........ 

Dispensation  von  den  Ehehindernissen 
Konvalidation  ungültiger  Ehen    .... 

Annullation  ungültiger  Ehen        ..... 

Reclitswirkungen  der  Ehe  für  die  Eltern  und  die  Kinder 
Eheauflösung         ........ 

Ehescheidung  ..... 

zweite  Ehe   ......... 

bürgerliche  Ehe  des  Bürgerlichen  Gesetzbuches 


Drittes  Kapitel. 
Der  Kultus. 

§  158.  Die  Liturgie         ......... 

§  159.  Die  heilige  Messe       .... 

§  160.  Die  Meßstipendien  und  Meßstiftungen        .         .         .         .         . 

§  161.  Die   öffentlichen    Gebete    und    Andachten.     Die    Kirchenmusik. 
Prozessionen,  Wallfahrten  und  Volksmissionen  .         .         .         . 

§  162.  Die  Verehrung  der  Heiligen,  Reliquien  und  Bilder    . 

§  163.  Die  Sonn-  und  Festtage      ..... 

§  164.  Die  Fastonzeiten  und  Fasttage    ...... 


Die 


137 

138 
142 
144 

148 
150 


156 
159 
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184 
189 


192 
195 
204 
215 
220 
223 
226 
231 
234 
235 


244 
250 
256 

263 
269 
272 
280 


Inhaltsverzeichnis. 


•VII 


§  165.    Der  Eid 

§  166.   Das  Gelübde 

§  167.    Die  heiligen  Orte  und  Sachen 

Dritter  Abschnitt. 
Die  Yerwaltiiiig  der  potestas  jiu'isdictioiiis. 

Erstes  Kapitel. 
Die  kirchliche  Aufsicht. 

§  168.    Die  Aufsicht  des  Papstes,  der  Erzbischöfe  und  Bischöfe  . 

Zweites  Kapitel. 

Die  kirchliche  Gerichtsbarkeit. 

Die  Gerichtsbarkeit 

Das  Gericht 

Der  streitige  Prozeß 

Der  Strafprozeß  . 

Die  Beweismittel 

Die  Rechtsmittel 

Wesen  und  Arten  der  kirchlichen  Strafe 

Die  Verhängung  und  Aufhebung  der  kirchlichen  Strafen 

Die  Exkommunikation  ...... 

Das  Interdikt      ...... 

Die  Suspension    ...... 

Die  Disziplinar-  und  vindikativen  Strafen 

Die  Verbrechen  gegen  Gott:   Apostasie.     Schisma.     Häresie.     Blas 

phemie.     Aberglaube 

Die  Verbrechen  gegen  göttliche  Dinge :  Sakrileg  und  Simonie 
Die  Verbrechen  gegen  sich  selbst  und  gegen  den  Nächsten 
Die  Disziplinarvergehen  der  Kleriker 


§ 

169 

§ 

170 

§ 

171. 

§ 

172 

§ 

173 

§ 

174 

§ 

175 

§ 

176 

§ 

177 

§ 

178 

§ 

179 

§ 

180 

§ 

181 

§ 

182 

§ 

183 

§ 

184 

Drittes  Kapitel. 

Die  Orden  und  Kongregationen. 

§  185.  Geschichtlicher  Überblick 

§  186.  Begriff  und  Arten  der  Orden.     Gründung   von  Orden    und  Klöstern 

§  187.  Die  Erfordernisse  zur  gültigen  professio  religiosa 

§  188.  Die  professio  religiosa  und  ihre  Wirkungen 

§  189.  Der  Austritt  aus  dem  Orden 

§  190.  Die  Verfassung  und  Verwaltung  der  Orden 

§  191.  Die  Kongregationen     ..... 

§  192.  Die  religiösen  Institute  und  Bruderschaften 

Viertes  Kapitel. 

Das  kirchliche  Vermögen. 

§  193.    Die  Erwerbsfähigkeit  der  Kirche 

§  194.    Die  Immunität  des  kirchlichen  Vermögens 

/  9;l 


Seite 
283- 
286 
290 


305 


311 

318 
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390 
394 
400 
405 
412 
416 
422 
428 


432 

438 


sx 


VIII 


Inhaltsverzeichnis. 


§  195.    Die  Quellen  des  kirchlichen  Vermögens     . 
§  196.    Der  Eigentümer  des  kirchlichen  Vermögens 
§  197.    Die  Arten  des  kirchlichen  Vermögens 
§  198.    Die  Verwaltung  des  kirchlichen  Vermögens 
§  199.    Die  Veräuiäerung  des  kirchlichen  Vermögens     . 
§  200.    Das    Pfründ vermögen.      Die    Testierfreiheit    der 

Spolienrecht         ....... 

Die  Früchte  der  erledigten  Pfründen 

Die  Kirchenfabrik        .... 

Die  kirchliche  Baupflicht    .... 


Geistlichen.      Das 


§  201. 
§  202. 
§  203. 
§  204. 
Register 


Die  frommen  Stiftungen 


Seite 
440 
448 
454 
455 
457 

461 

468 
470 
478 

477 
481 


Viertes   Buch. 

Die  Verwaltung*  der  Kirche. 

Erster  Abschnitt. 

Die  Verwaltung  der  potestas  magisterii. 

§  109. 
Die  Verwaltuug  der  Lehre. 

Decr.  Greg.  IX.,  Lib.  sext.,  Const.  Clem.  I,  1  de  summa  Trinit.  et  fide  cath. 

C.  F.  Krabbe,  De  obligatione  parochi  instruendi  juventutem  parochiae  suae 
saltem  in  rebus  fidei  et  morum  et  de  scliolis  parochialibus,  1842.  G.  Schnee- 
mann, D.  kirchl.  Lehrgewalt,  1868.  J.  F.  Schulte,  D.  Recht  d.  Erteilung  d. 
Befugnis  z.  Lehrarate  d.  Theologie  (missio  ecclesiastica)  n.  d.  Gesch.  u.  n.  d.  gelt. 
Rechte  d.  kath.  K.  (A.  f.  k.  KR.  XIX  [1868]  3  ff).  A.  Lehmkuhl,  D.  kirchl. 
Sendung  (missio  canonica)  (Stimmen  a.  M.-L.  XII  [1877]  297  ff).  W.  Kahl,  D. 
missio  canonica  z.  Religionsunterricht  u.  z.  Lehre  d.  Theologie  a.  Schulen  bzw.  Uni- 
versitäten n.  d.  Rechte  d.  kath.  K.  u.  d.  staatl.  Rechte  i.  Preußen  (D.  Z.  f.  KR. 
XVm  [1908]  349  ff).  H.Hellmuth,  D.  missio  canonica,  1908.  Ders.,  D.  missio 
canonica  (A.  f.  k.  KR.  XCl  [1911]  448 ff).  Vgl.  Bd  I,  S.  28,  A.  7.  H.  Rehm,  D.  missio 
canonica  i.  Elsaß-Lothringen  (D.  Z.  f.  KR.  XXIII  [1913]  94  ff).  Kirclienlexikon  ^  u. 
Realenzykl.  f.  prot.  Theol.  u  K.*  s.  v.  Homiletik,  Homiliarium,  Katechese,  Katechet, 
Katechetik,  Katechismen,  Katechismus,  Katechismusunterricht,  Katechumenat,  Predigt. 
Staatslexikon  *  s.  v.  Lehramt  kirchl.,  Religionsunterricht,  Theolog.  Fakultäten. 

Christus  befahl  den  Aposteln,  seine  Lehre  allen  Völkern  zu  ver- 
kündigen ^  Pflicht  und  Recht  dazu  ging  von  ihnen  auf  den  Papst 
und  die  Bischöfe  über.  Das  unfehlbare  Lehramt  üben  aus  die  all- 
gemeinen Konzilien 2  und  auch  der  Papst  für  sich  allein*^.  Innerhalb 
seiner  Diözese  aber  hat  der  Bischof  Pflicht  und  Recht  der  Predigt,  der 


1  Mt  28,  18  ff.  2  Ygi^  Bd  I,  §§  21  106. 

3  Vgl.  Bd  I,  S.  29  387  f. 

Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenreclits.    II.    3.  Aufl. 


2       IV.  Buch.    Verwaltung  d.  Kirche.    l.Abschn.    Verwalt.  d.  potestas  magisterii. 

Katechese  und  der  Lehre  der  Theologie  ^  Wofern  und  da  er  dies  in 
eigener  Person  niclit  alles  leisten  kann,  so  hat  er  andere  an  seiner 
Statt  damit  zu  beauftragen  (inissio  canonica)^. 

I.  Zur  Predigt  verpflichtet  und  berechtigt  ist  vor  allem  der  Bischof. 
Ist  er  hieran  rechtmäßig  verhindert,  so  muß  er  dieser  nach  dem  Tri- 
dentinum  hervorragenden  Pflicht  („praecipuum  munus")  durch  Zuhilfe- 
nahme tauglicher  Stellvertreter  („viri  idonei")  genügen 3.  Nächst 
dem  Bischof  kommt  diese  Pflicht  und  dieses  Recht  auch  aus  dem 
Amte  zu  den  Pfarrern  und  allen  mit  der  primären  Seelsorge  be- 
trauten Priestern  und  deren  Stellvertretern^,  sodann  dem  an  der 
Metropolitan-  und  bischöflichen  Kirche  sowie  an  Kollegiatkirchen 
volkreicher  Städte  angestellten  Theologen^  und  den  Inhabern  von 
Predigtbenefizien  6.  Sollen  andere  Priester  oder  Diakone  predigen, 
so  bedürfen  sie  der  unentgeltlichen  und  immer  widerruflichen  Er- 
laubnis des  Bischofs  und  betreff'enden  Pfarrers''.  Die  Regularen 
brauchen,  um  in  ihren  Ordenskirchen  vor  dem  Volk  predigen  zu 
können,  die  Erlaubnis  ihres  Ordensobern  und  den  Segen  des  Bi- 
schofs. Wollen  sie  aber  in  andern  als  in  ihren  Klosterkirchen  pre- 
digen ,  so  bedürfen  sie  auch  der  bischöflichen  Erlaubnis  ^.  Der 
Bischof  könnte  auch   einem  Minoristen    zu   predigen    erlauben^.     Nie 


»  Vgl.  Bd  I,  S.  443. 

^  Trid.  sess.  XXllI  de  sacr.  ord.  can.  7. 

3  C.  6  (Stat.  eccl.  ant.  c.  20),  D.  LXXXVIII.  C.  15,  X  de  off.  jud.  ordin.  I,  31. 
Trid.  sess.  V  de  ref.  c.  2 ;  Sess.  XXII  de  sacrif.  missae  c.  8 ;  Sess.  XXIV  de  ref. 
c.  4  7. 

*  Trid,  sess.  V  de  ref.  c.  2;  Sess.  XXII  de  sacrif.  missae  c.  8;  Sess.  XXIII  de 
ref.  c.  1  ;  Sess.  XXIV  de  ref.  c.  4  7.  Üb.  d.  mittelalterl.  Pflicht,  d.  Predigt  i.  d.  Pfarr- 
kirche z.  hören,  Bd  I,  S.  482,  A.  4. 

^  C.  4,  X  de  magistr.  V,  5.  Trid.  sess.  V  de  ref.  c.  1.  Bened.  XIII. ,  „Pastoralis 
officii"  V.  19.  Mai  1725.  PiusVII.,  ,De  salute  animarum"  v.  16.  Juli  1821.  §16; 
„Provida  sollersque"  v.  16.  Aug.  1821.  §4.  Schneider,  D.  part.  KRsquelleu 
49  f  112.     Bd  I,  S.  451  f. 

"  Üb.  ihr  Aufkommen  Ende  d.  MAs  Janssen -Pastor,  Gesch.  d.  deutsch. 
Volkes  s.  d.  Ausgang  d.  MAs  I'"  (1913)  43  ff.  J.  Ij^auscher,  D.  Prädikaturen  i. 
Württ.  V.  d.  Reformation  (Sonderabdr.  a.  d.  Württ.  Jhb.  f.  Statistik  u.  Landeskunde 
1908),  1909. 

'  C.  1,  §7  (Isid.  Hispal.?),  3  (Conc.  Tolet.  IV,  a.  633,  c.  40),  D.  XXV.  C.  2 
(Greg.  1.  a.  595),  D.  XCII.    Trid.  sess.  V  de  ref.  c.  2.    Sess.  XXIV  de  ref.  c.  4. 

»  C.  2  in  Clem.  de  sepult.  III,  7.  C.  2,  Extrav.  comm.  de  sepult.  111,  6.  C.  1, 
Extrav.  comm.  de  privil.  V,  7.  Trid.  sess.  V  de  ref.  c.  2.  Greg.  XV.,  „Inscrutabili" 
V.  5.  Febr.  1623.  §  3.  R  i  c  h  t  o  r  -  S  c  h  u  1 1  e ,  Conc.  Trid.  540.  K  1  o  m.  X..  „Superna" 
V.  21.  Juni   1670.    §  3. 

»Leo  X.,   .Supernac"  v.  19.  Dez.  1516.     S.  C.  Conc.  23.  Juni  1580. 


§  109.    Die  Verwaltung  der  Lehre.  3 

aber  darf  nach  heutigem  Rechte  ein  Laie  predigen  ^ ;  und  noch  we- 
niger ein  Weib  2. 

Hinsichtlich  der  Häufigkeit  der  Predigt  schrieb  das  Tridentinum 
den  Pfarrern  vor,  alle  Sonn-  und  Feiertage,  in  der  Fasten-  und 
Adventszeit  aber  nach  bischöflichem  Ermessen  täglich  oder  wenigstens 
dreimal  in  der  Woche  zu  predigen  2.  Wer  drei  Monate  lang,  ob- 
gleich gemahnt,  seiner  Pflicht  nicht  nachkommt,  ist  vom  Bischof 
arbiträr  zu  bestrafen*. 

Inhalt  der  in  entsprechender  Form  zu  haltenden  Predigt  sind  die 
zum  Heile  notwendigen  Glaubenswahrheiten,  die  zu  meidenden  Laster 
und  die  zu  übenden  Tugenden  sowie  die  Mysterien  des  Gottesdienstes^. 
Zu  meiden  ist  in  der  Predigt  alles  Unkirchliche.  Das  Tridentinum 
bestimmt,  daß  der  Bischof  einem  Prediger,  der  Irrtümer  ausstreue  oder 
Ärgernis  verursache,  das  Predigen  verbieten  und  daß  er  gegen  den, 
der  Häresien  predige,  nach  den  Kanonen  vorgehen  solle ^.  Ebenso 
muß  von  der  Kanzel  alles  Persönliche  fernbleiben ''. 

Wenn  das  StGB.  §  130  a  (Lex  Lutziana),  nach  der  Art  auch  anderer 
Staaten,  den  Geistlichen,  "welcher  in  Ausübung  oder  in  Veranlassung  der 
Ausübung  seines  Berufes  öffentlich  vor  einer  Menschenmenge  oder  in  einer 
Kirche  oder  an  einem  andern  zu  religiösen  Versammlungen  bestimmten  Orte 
vor  mehreren  Angelegenheiten  des  Staates  in  einer  den  öffentlichen  Frieden 
gefährdenden  Weise  zum  Gegenstand  einer  Verkündigung  oder  Erörterung 
macht,  mit  Gefängnis  oder  Festungshaft  bis  zu  zwei  Jahren  bedroht,  so  ist 
das  eine  nur  zu  verfängliche  Gesetzesbestimmung  ^ 


»  C.  19  (Leo  I.  a.  453),  C.  XVJ,  q  1.  C.  12  14,  X  de  haeret.  V,  7.  S.  C.  Conc. 
23.  Juni  1580. 

2  1  Kor  14,  34  f.  1  Tim  2,  11  f.  Vgl.  Bd  I,  S.  207.  C.  29  (Stat.  eccl.  ant.  c.  36  37), 
D.  XXIli.    C.  10,  X  de  poenit.  V,  38. 

^  Sess.  V  de  ref.  c.  2;  Sess.  XXII  de  sacrif.  raissae  c.  8;  Sess.  XXIV  de  ref. 
c.  4  7. 

*  Trid.  sess.  V  de  ref.  c.  2 ;  Sess.  XXIV  de  ref.  c.  4.  D.  Bischof  kann  e.  v. 
Pflichtvergessenen  z.  bezahlenden  Stellvertreter  aufstellen.  B.  exemten  Klöstern 
schreitet  d.  Metropolit  als  päpstl.  Delegat  e.    Trid.  sess.  V  de  ref.  c.  2. 

^  Trid.  sess.  V  de  ref.  c.  2;  Sess.  XXII  de  sacrif.  missae  c.  8;  Sess.  XXIV  de 
ref.  c.  7. 

*  Trid.  sess.  V  de  ref.  c.  2.  Üb.  Inhalt  u.  Form  d.  Predigt  a.  Pius  X.  i.  e.  Anhang 
z.  Motuproprio  „Sacrorum  antistitum"  v.  1.  Sept.  1910  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910] 
672  ff). 

'  Alt.  Diözesanstatuten  verboten  d.  sog.  Nominalelenchus  bisweil,  ausdrückl. 
Hartzheim,  Conc.  Germ,  IX  100  897;  X  514.  Vgl.  a.  Erkenntnis  d.  Reichsgerichts 
V.  24.  Nov.  1890  (D.  Z.  f.  KR.  I  [1892]  156  ff).  A.  Rösch,  D.  Klerus  u.  d.  StGB. 
(1902)  86  f. 

®  Noch  schärfer  ist  Absatz  2  des  §,  d.  v.  d.  Verbreitung  v.  derartigen  Schrift- 
stücken  d.  d.    Geistlichen   handelt.     Vgl.   a.  Bad.  Ges.   v.  19.  Febr.  1874.     Art.  3, 

1* 


4       IV.  Buch.    Verwaltung  d.  Kirche.    1.  Abschn.   Verwalt.  d.  potestas  magisterii. 

IL  Bezüglich  des  Religionsunterrichts  oder  der  Katechese  der 
Kinder,  die  an  die  Stelle  der  alten  Katechese  der  Taufkandidaten 
getreten  ist,  bestimmte  das  Tridentinum  nach  dem  Vorgang  des 
Dekretalenrechts  ^  daß  der  Pfarrer  die  Kinder  an  Sonn-  und  Feier- 
tagen in  der  Glaubens-  und  Sittenlehre  unterrichten  und  zum  würdigen 
Empfang  der  Sakramente  der  Buße,  des  Altars  und  der  Firmung  vor- 
bereiten solle'-.  Wer  an  Stelle  des  Pfarrers  oder  zu  dessen  Unter- 
stützung hierbei  mitwirkt,  Kleriker  oder  Laie,  Mann  oder  Frau,  die 
schon  jure  naturali  hierzu  verpflichteten  Eltern  natürlich  ausgenommen, 
bedarf  der  in  irgendwelcher  Form  zu  erteilenden  bischöflichen  missio  ^. 
Über  die  nähere  Art  und  Weise  des  Religionsunterrichts,  namentlich 
auch  über  die  dabei  zu  benutzenden  Biblischen  Geschichten,  Katechis- 
men und  Religionslehrbücher  hat  die  Kirche  nichts  vorgeschrieben.  Der 
1566  erschienene  Catechismus  Romanus  ist  eine  Anleitung  zur  Erteilung 
der  Katechese  für  die  Pfarrer*.  Seine  Einführung  ist  nur  empfohlen, 
wie   auch   der   Kleine  Katechismus  des  Kardinals  Bellarmin,    L598^. 


§  16c.  Schneider,  D.  part.  KRsquellen  341.  Kahl.  KR.  861  ff.  Rösch, 
D.  Klerus  u.  d.  StGB.  16  ff.  0.  Elble,  D.  Kanzelparagraph  (§  130a  d.  StGB.),  1908. 
D.  Kanzelparagrapb  sollte  n.  d.  Vorentwurf  z.  Reform  d.  StGBs  fallen,  wurde  ab.  i.  d. 
weit.  Beratungen  wiederhergestellt  (A.  f.  k.  KR.  XC  [1910]  170  ff;  XCII  [1912]  760  ff). 
'  C.  3,  X  de  vita  et  honest,  der.  III,   I. 

2  Trid.  sess.  XXIV  de  ref.  c.  4  7. 

3  Trid.  sess.  V  de  ref.  c.  1.  Resp.  S.  Sedis  10.  Sept.  1874;  31.  Juli  1876 
(A.  f.  k.  KR.  XXXVI  [1876]  254  ff;  XXXVIII  [1877]  85). 

*  Trid.  sess.  XXV  cont.  decr.  de  ind.  libr.  et  catech.  etc.  A.  Reginald,  De 
Catech.  Rom.  auctoritate,  Neap.  1765.  S.  L.  Corvin  v.  Skibniewski,  Gesch. 
d.  röm.  Katech.,  1908. 

'  Klem.  VIII.,  „Pastoralis"  v.  15.  Juli  1598.  Beued.  XIV.,  ,Etsi  minime"  v. 
7.  Febr.  1742.  §  17.  Enzykl.  Pius'  X.  ,Acerbo  nimis"  v.  15.  April  1905  (Acta 
S.  Sedis  XXXVII  [1904/05]  618  ff)  ist  f.  Preußen  u.  d  Länder,  wo  viel  ein- 
gehenderer Religionsunterricht  stattfindet  nicht  verpflichtend  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVI 
[1906]  148).  —  Üb.  Religionsunterricht  i.  Rom  u.  einheitl.  Katechismus  i.  d.  röm. 
Provinz:  Acta  S.  Sedis  XXXVII  (1904/05)  425  ff ;  XXXVIII  (1905/06)  129  ff :  Acta 
Ap.  Sedis  IV  (1912)  690  ff.  —  II  catechismo  unico  (Civiltä  catt.  1905.  II  385  ff). 
11  catechismo  uelle  scuole  (Ebd.  S.  513  ff).  J.  B.  Ferreres,  La  Enciclica  „Acerbo 
nimis"  sobre  la  ensefianza  del  catecismo  (Razon  y  Fe  XIII  [1905]  9:-{  ff).  Ders.. 
La  ensefianza  del  catecismo  prescrita  por  Pio  X.^  1906.  [A.  i  Itnl.  übersetzt: 
L'insegnamento  del  catechismo  prescritto  da  Pio  X,  1907.]  J.  M.  Sola,  El  cate- 
cismo ünico  cn  Espana  (Ebd.  X\^  [1906]  306  ff).  F.  Hüllen,  Katechismuseinheit 
u.  röm.  Einheitskatechismus  (Pastor  bonus  XVllI  [1905/06]  43S  ff).  —  E.  einheitl. 
Katechismus  wenigstens  f.  e.  Provinz  fordern:  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Aniericae 
Latinae  (1899)  Nr  708.  —  Üb.  Verhandlungen  a.  d.  Vatic.  weg.  e.  einheitl.  Kate- 
chismus vgl. :  Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan  Rs  84  f:  G  rander  a  th  -  K  i  rch  .  Gesch. 
d.  Vatik.  Konzils  1  51;  II  202  ff;  111  100  ff.    Th.  Granderath,  D.  erst.  Debatten 


§  109.    Die  Verwaltung  der  Lehre.  5 

Daher  ist  es  durchweg  den  Bischöfen  überlassen,  nähere  Anordnungen 
hierüber  zu  geben  ^ 

Die  Staatsgesetze  kommen  der  Kirche  hierin  vielfach  helfend  entgegen, 
was  die  Kirche  dankend  annimmt-. 

III.  Was  die  Lehre  der  Theologie  betrifft,  so  enthielt  im  Mittel- 
alter das  vom  Papst  an  die  theologischen  Fakultäten  verliehene 
Promotionsrecht  die  Befugnis,  für  die  ganze  abendländische  Christen- 
heit die  Lehrbefähigung  in  einer  solchen  Fakultät  zu  erteilen.  Und 
in  dieser  Erteilung  lag  auch  die  missio  ecclesiastica  3.  Heute  gibt 
kein  auch  auf  Grund  päpstlicher  Ermächtigung  erteilter  theologischer 
akademischer  Grad  schon  die  licentia  docendi  ^.    Ebenso  ist  es,  wenn 

üb.  d.  Klein.  Katechismus  a.  d.  Vatik.  Konzil  (Stimmen  a.  M.-L.  LVU  [IS99]  379  ff). 
K.Kirch,  D.  Kleine  allg.  Katechism.  d.  Vatik.  Konzils  (Ebd.  LXVIl  [1904]   121  ff). 

»  F.  Rottenburg:  Ord.-Erl.  v.  22.  März  1907;  4.  März  1910:  15.  Sept.  1911; 
3.  Jan.  1912  (Kirchl.  Amtsbl.  1907,  Nr  5:  1910,  Nr  5;  1912,  Nr  1  3). 

2  Württ.:  Volksschulgesetz  v.  1836,  Art.  78;  Konkordat,  Art.  7  (Schneider, 
D.  part.  KRsquellen  147) ;  Gesetz  v.  30.  Jan.  1862,  Art.  13  (Vogt,  Sammlung  257  f ) ; 
Volksschulgesetz   v.  17.  Aug.  1909,    Art.  2  69.     Danach    ist    d.    Religionsunterricht 
staatlich   vorgeschrieb.  Unterrichtsgegenstand    u.    kommt    d.    Leitung    d.    Religions- 
unterrichts i.  d.  Volksschulen  u.  d.  Lehrerbildungsanstalten,  einschliefsl.  d.  Bestimmung 
d.  Katechismen  u.  Religionshandbücher,   unbeschadet  d.  d.  Staat  zustehenden  Ober- 
aufsichtsrechtes   d.  Oberkirchenbehörden    z.    Insbesondere   steht   es   diesen  z.,    s.  d. 
Anordnung  t.  Visitationen    v.  d.  Stande  d.  Religionsunterrichtes   i.  d.  Volksschulen 
Kenntnis  z.  verschaffen.     Golther,   D.  St.  u.  d.  k.  K.  i.  Württ.  376  ff.     Gaupp 
G  ö  z ,  D.  Staatsr.  d.  Königr.  Württ. ^  420.    F 1  e  i  n  e  r ,  Staatsrechtl.  Gesetze  Württ.  490 
Schüz-Hepp,  D.  württ.  Volksschulgesetzung  I  (1910)   102  313  f.     K.  Schneele 
D.  kirchl.  Leitung  d.  Religionsunterr.  i.  d.  Volksschule  u.  d.  staatl.  Aufsichtsrecht 
1912.  —  Üb.  d.  Rechte  d.  Bischöfe  betreff,  d.  Religionsunterr.  i.  d.  Schulen  d.  einzel 
deutsch.  Staaten  vgl.:  F.X.Schulfreund,  D.  Religionsunterr.  i.  d.  preuß.  Volks 
schule,  1909;  Kahl,  D.  missio  canonica  (D.  Z.  f.  KR.  XVIII  [1908J  372  ff) ;  Hell 
rauth,    D.  missio  canonica  (A.  f.  k.  KR.  XCI   [1911]    601  ft') ;    Hinschius,    KR 
IV   603  ff ;   Friedberg,    KR.^   545:    Staatslexikon  ^   s.   v.    Religionsunterricht.  — 
B.  Hai  1er,    D.  Aufgabe    d.  Staates   u.  d,  Kirche   bezügl.    d.  Religionsunterr.    i.  d. 
deutsch.  Volksschule,    1901.    V.  Cathrein,    Kathol.  Religionsunterr.  i.  Auftrag  d. 
Staates  (Hist.-pol.  Blätter  CXLI  [1908]  42  ff).     H.  Guthe,  Wer  hat   d.  Religions- 
unterr.   i.    d.  Volksschule    z.    erteilen,    d.  Staat    od.    d.    Kirche?,    1911.     Giobbio, 
Lezioni  di  diplomazia  ecclesiastica  II  623  ff.  —  Üb.  d.  rechtl.  Stellung  d.  sog.  Kate- 
cheten i.  Österr.:  Haring,  KR.  309  ff.  —  Vgk  a.  unt.  §  111. 

'  Schulte,  D.  Recht  d.  Erteil,  d.  Befugnis  z.  Lehramte  d.  Theol.  usw.  a.  a.  0. 
26.  Paris  war  ausgenommen.  Sägmüller,  D.  Tätigk.  u.  Stell,  d.  Kard.  55". 
Anders  S.  Merkle,  D.  Konzil  v.  Trient  u.  d.  Universitäten  (1905)  25^. 

*  Verhandlungen  d.  österr.  Episkopats  u.  d.  K.  K.  Minister,  f.  K.  u.  ü.  bezügl. 
d.  Bestimmungen  üb.  d.  Erlangung  d.  Doktorates  (A.  f.  k.  KR.  LXXIV  [1895]  111  ff). 

F.  Milk  au,  Verzeichnis  d.  Bonner  Universitätsschriften  1818 — 1885,  1897.    Statut 
betreffs  Erlangung  d.  theol.  Doktorates  i.  Österr.  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIII  [1903]  525  ff). 

G.  v.  Holt  um,    D.  theol.  Doktorat   u.   d.  Erfordernisse   d.  Neuzeit  (Stud.  u.  Mitt. 


6      IV.  Buch.    Verwaltung  d.  Kirche.    1.  Abschn.    Verwalt.  d.  potestas  magisterii. 

der  Papst  andern  als  theologischen  Fakultäten  das  theologische 
Promotionsrecht  einräumt  i.  Vielmehr  müssen  heute  alle  Lehrer  der 
Theologie  an  außerklösterlichen  theologischen  Lehranstalten  und  die 
Professoren  der  Theologie  an  den  Universitäten  vom  Bischof  auf  ihre 
Sitten  und  Kenntnisse  geprüft  und  approbiert  sein  und  von  ihm  die 
missio  ecclesiastica  erhalten  haben  2.  Diese  ist  gratis  zu  geben  ^  und 
kann  aus  Gründen  ohne  weiteren  Prozeß  jederzeit  wieder  entzogen 
werden  •^. 

Bei  Anstellung  und  Absetzung  der  Professoren  der  katholischen  Theologie 
in  den  katholischen  Fakultäten  der  staatlichen  Universitäten  haben  auch  die 
Staaten  eine  entsprechende  Mitwirkung  ^ 


a.  d.  Bened-  u.  Zisterz.-Orden  XXV  [1904]  797  ff).  Promotionsrecht  d.  kath.-theol. 
Fakultät  z.  Bonn  (A.  f.  k.  KR.  LXXXV  [1905]  380  ff ;  LXXXVIII  [1908]  152  f). 
D.  Brave  findet  s.  i.  Acta  S.  Sedis  XL  (1907)  455  ff.  A.  d.  Straßb.  theol.  Fakultät 
erhielt  d.  Promotionsrecht  i.  e.  besond.  päpstl.  Breve.  0.  Schröder,  D.  Erteilung 
d.  theol.  Grade  a.  d.  Universitäten  Deutschlands,  1908.  A.  v.  Wretschko,  D. 
akadem.  Grade,  namentl.  a.  d.  österr.  Universitäten,  1910.  Ders.,  D.Verleihung 
gelehrter  Grade  d.  d.  Kaiser  s.  Karl  IV.  (Erweit.  Sonderabdr.  a.  Festschrift  f. 
H.  Brunner),  1910.  A.  Trombetta,  De  juribus  et  privilegiis  doctorum  ecclesia- 
sticorum^,  1911.  —  N.  d.  Enzykl.  „Pascendi  Dominici  gregis"  v.  8,  Sept.  1907  soll 
d.  Doktorat  i.  d.  Theol.  nicht  verliehen  werden  ohne  vorausgcgang.  Studium  d. 
scholast.  Philosophie  (Acta  S.  Sedis  XL  [1907J  642).  V^^iederholt  i.  Motuproprio 
„Sacrorum  antistitum"  v.  1.  Sept.  1910  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  656  ff  740). 

^  Solche  Konzessionen  finden  s.  z.  B.  a.  d.  Kommission  f.  bibl.  Studien,  d. 
Kongregation  d.  Studien  i.  Rom  u.  a.  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  [1904]  344  ff  355;  LXXXVII 
[1907]  322  ff;  Acta  S.  Sedis  XLI  [1908]  434;  Acta  Ap.  Sedis  III  [1911]  296  ff ;  V 
[1912]  57  f).     Friedberg,  KR.«  547  3. 

2  Trid.  sess.  V  de  ref.  c.  1.  Kahl,  D.  missio  canonica  (D.  Z.  f.  KR.  XVIII 
[1908]  365  ff).     Hellmuth,    D.  missio  canonica  (A.  f.  k.  KR.  XCI  [1911]  620  ff). 

3  C.  1-4,  X  de  magistr.  V,  5. 

*  Trid.  sess.  V  de  ref.  c.  1.  F.  Württ.  vgl.  Konkordat,  Art.  9.  Schneider 
D.  part  KRsquellen  148  f.  D.  d.  Enzykl.  ^Pascendi  Dominici  gregis"  v.  8.  Sept.  1907 
werden  d.  Bischöfe  angewiesen,  a.  Seminarien  u.  kath.  Universitäten  keine  d.  Modernis- 
mus ergeb.  Lehrer  anzustellen  od.  solche  z.  entfernen  (Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  642). 
Wiederholt  i.  Motuproprio  „Sacroruna  antistitum"  v.  1.  Sept.  1910  (Acta  Ap.  Sedis 
11  [1910]  658).  N.  d.  gleich.  Motuproprio  haben  d.  Lehrer  a.  solch.  Anstalten  d. 
Bischof  jährlich  ihre  Vorlesehefte  vorzulegen  (Ebd.  668  741). 

*  I.  Württ.  hat  d.  Minister  d.  Kirchen-  u.  Schulwesens  vor  d.  wirkl.  Ernennung 
z.  e.  Lehrstelle  i.  d.  kath.-theol.  Fakultät  Rücksprache  m.  d.  bischöfl.  Behörde  z. 
nehmen.     Organ.    Bestimmungen    betr.    d.  Vereinigung    d.    kath.-theol.   Fakultät   m. 

d.  Univ.  Tübingen  v.  22.  Jan.  1818.  §  5  (Reyscher,  Sammlung  d.  württ.  Ges. 
X  [Lang]  579).  Es  geht  ab.  z.  weit,  wenn  i.  Art.  14  d.  Ges.  v.  30.  Jan.  1862 
bestimmt  wird,  daß  geg.  e.  Lehrer  d.  kath.-theol.  Fakultät  d.  Univ.,  dessen  Lehr- 
vorträgo  n.  d.  l'rteil  d.  Bischofs  wid.  d.  Grundsätze  d.  kath.  Kirchenlehre  verstoüen, 

e.  Verfügung  (?)  nur  v.  d.  Staatsrcgicrung  getroffen  werden  könne.    Golther,  D. 


§  110.    Die  Erhaltung  der  Lehre.  7 

§   110. 
Die  ErhaltnDg:  der  Lehre. 

Z.  d.  Bd  I,  S.  424,  A.  1  angef.  Lit. :  F.  X.  Linsenmann,  Lehib.  d.  Moraltheologie 
(1878)  366  f.  K.  Hilgenreiner,  D.  kirchl.  Vorzensur  u.  d.  Partikularrecht,  1901. 
Gennari  (Kard.),  Della  nuova  disciplina  sulla  proibizione  e  sulla  censura  dei  libri, 

1903.  M.  Sleutjes,  De  prohibitione  et  censura  libroi-um  juxta  Leonis  XIII.  Const. 
,Officiorum",  1903.  J.  Hilgers,  D.  Index  d.  verbot.  Bücher,  1904.  Ders.,  D. 
Bücherverbot  i.  Papstbriefen,  1907.  A.  Ver  m  e  ersch ,  De  prohibitione  et  censura 
librorum  prohibitorum ',  1906.  G.  H.  Putnam,  The  censorship  of  the  church  of 
Rome  and  its  influence  npon  the  production  and  distribution  of  literature,  1906  f. 
[E.  scharfe  Kritik  dar.:  J.  Hilgers,  The  roman  Index  and  its  latest  historian, 
1908.]  G.  Arendt,  De  quibusdam  dubiis  ...  de  prohibitione  librorum,  1908. 
A.  ten  Hompel,  Indexbewegung  u.  Kulturgesellschaft,  1908.  F.  M.  Schindler, 
Lehrb.  d.  Moraltheologie  II  2  (1910),  810  ff.  A.  Sleumer,  Index  Romanus  ^  1911.  — 
L.  van  Eß,  Gedanken  üb.  Bibel  u.  Bibellesen,  1816.  Üb.  d.  kirchl.  Maßregeln  b. 
gegenwärt..  Bibelverbreitung  unt.  d.  Katholiken  (Th.  Qsch.  I  [1819]  392  ff).  J.  B- 
Malou,  D.  Lesen  d.  Bibel  i.  d.  Landessprachen.  A.  d.  Französ.  übers,  v.  L.  Claras, 
1848.  B.Weite,  Üb.  d.  Bibeliesen  i.  d.  Volkssprache  (Th.  Qsch.  XXX  [1848]  3ff). 
A.  Kölscher,  Üb.  d.  Lesen  d.  Heil.  Schrift  n.  d.  Satzungen  d.  kath.  Kirche,  1885. 
J.  Hoffmann,  D.  Heil.  Schrift  e.  Volks-  u.  Schulbuch  i.  d.  Vergangenheit.  Soll 
sie  dies  a.  i.  d.  Gegenwart  u.  Zukunft  sein?  1902.  E.  Michael,  Gesch.  d.  deutsch. 
Volkes  V.  13.  Jhdt  b.  z.  Ausgang  d.  MAs^  HI  (1903)  223  ff.  F.  Kropatscheck, 
D.  Schriftprinzip  d.  luther.  Kirche  l  (1904)  106  ff.    H.  Höpfl,  D.  Buch  d.  Bücher, 

1904.  F.  Falk,  D.  Bibel  a.  Ausgang  d.  MAs,  1905.  N.  Peters,  Kirche  u.  Bibel- 
lesen,   1908.     D.  Lortsch,    Histoire   de   la  bible  en  France,    1910.     K.  Rom  eis, 


St.  u.  d.  k.  K.  i.  Württ.  369  ff.  Gaupp-Göz.  D.  Staatsr.  d.  Königr.  Württ.^  419. 
Fl  ein  er,  Staatsrecht!.  Gesetze  Württ.  490.  —  F.  andere  Staaten  vgl.:  Kahl. 
D.  missio  canonica  (D.  Z.  f.  KR.  XVIH  [1908]  386  ff) ;  Hellmuth,  D.  missio 
canonica  (A.  f.  k.  KR.  XCI  [1911]  628  ff) ;  Staatslexikon*  s.  v.  Lehramt  kirchl., 
Seminarien  u.  Theol.  Fakultäten.  Hinschius,KR.  IV671ff.  Friedberg,  KR.^ 
547.  F.  Straßburg  A.  f.  k.  KR.  LXXXIII  (1903)  116  f.  —  Es  kann,  ja  muß  schließl. 
d.  Bischof  i.  Notfall  trotz  allem  d.  Studierenden  d.  Theol.  d.  Besuch  e.  Kollegs  ver- 
bieten. Anderseits  ist  hier  größte  Vorsicht  geboten,  nicht  so  fast  weil  sonst  d.  Staat 
d.  theol.  Fakultäten  a.  d.  staatl.  Universitäten  ausscheiden  könnte.    Es  soll  vielmehr 

d.  wissenschaftl.  Freiheit   d,  akad.  Lehrers   als   solcher  nur,   wenn    durchaus  nötig, 

e.  Schranke  gezogen  werden.  Doch  hat  s.  d.  Lehrer  d.  Theologie  u.  d.  Theologen 
angesichts  d.  kirchl.  Dogmas  u.  d.  Pädagogik  so  gut  wie  jed.  öffentl.  Lehrer  a.  selbst 
solche  z.  ziehen  u.  solche  z.  respektieren.  —  Z.  Lit.  siehe  auß.  d.  eingangs  des  § 
verzeichn.  a.  Bd  I,  S.  213  ff.  Daz. :  P.  Schanz,  Ist  d.  Theologie  e.  Wissenschaft? 
1900.  F.  M.  Schindler,  D.  Stellung  d.  theol.  Fakultäten  i.  Organismus  d.  Uni- 
versitäten, 1904.  K.  M  i  r  b  t ,  D.  kath.-theol.  Fakultät  z.  Marburg,  1905.  P.  v.  H  o  e  n  s- 
broech,  D.  kath.-theol.  Fakultäten  i.  Organismus  d.  preuß.  Staatsuniversitäten, 
1907.  [E.  Apostaten  würdig.]  E.  Eichmann,  Theologie  u.  Universität  (Kultur 
[1908]  385  ff).  A. Nürnberger,  Fakultät  u.  Fürstbischof,  1910.  Giobbio .  Lezioni 
di  diplomazia  ecclesiastica  II  637  ff.  Mehr  od.  weniger  eingehend  wird  d.  Frage  a. 
behandelt  i.  d.  üb.  d.  Antimodernisteneid  aufgelauf.  Lit.     Vgl.  Bd  I,  S.  293,  A.  9. 


8       III.  Buch.    Verwaltung  d.  Kirche.    1.  Abschn.    Verwalt.  d.  potestas  magisterii. 

Was  ist  uns  Christen  d.  Bibel?  1911.  A.  Harnack,  Üb.  d.  privaten  Gebrauch 
d.  hl.  Schriften  i.  d.  alt.  Kirche,  1912.  H.  Grisar,  Luther  III  (1912)  454  ff. 
H.  Vollmer,    Materialien  z,  Bibelgeschichte  u.  relig.  Volkskunde  d.  MAs,   1912  ff. 

Die  Kirche  hat  die  Pflicht,  die  Lehre  Christi  wie  zu  verwalten, 
so  auch  zu  erhalten  ^ 

I.  Dieser  Pflicht  sucht  sie  zu  genügen  durch  Verbot  der  com- 
municatio  in  sacris  mit  den  Ungläubigen  und  Häretikern  und  unter 
gewissen  Umständen  auch  des  bürgerlichen  Verkehrs  mit  ihnen  2, 
durch  Untersagen  der  Beteiligung  an  öffentlichen  oder  privaten  Dis- 
putationen über  den  Glauben  seitens  der  Laien  ^,  durch  Aufstellung 
von  Glaubensbekenntnissen  oder  Symbolen^  und  Forderung  der  pro- 
fessio  fidei  von  bestimmten  Gliedern  ^  und   bei   bestimmten  Anlässen. 

IL  Sodann  sorgt  die  Kirche  für  Erhaltung  des  Glaubens: 

a)  Durch  entsprechende  Verurteilung  von  falschen  Lehren  seitens  der 
allgemeinen  Konzilien  oder  des  Papstes  oder  der  Congregatio  S.  Officii 
und  eventuell  durch  Definition  der  entgegenstehenden  richtigen  Lehre. 
Wer  öffentlich  oder  privatim  Sätze,  die  vom  Apostolischen  Stuhl  unter 
Strafe  der  excommunicatio  latae  sententiae  verworfen  sind,  lehrt  oder  ver- 
teidigt, verfällt  der  dem  Papste  einfach  reservierten  Exkommunikation  ^. 

b)  Ferner  durch  Proskription  der  dem  Glauben  oder  den  Sitten 
gefährlichen  bereits  erschienenen  Bücher  seitens  der  allgemeinen  Kon- 
zilien, des  Papstes,  der  Congregatio  S.  Officii  und  besonders  der  Con- 
gregatio Indicis  vermittelst  Setzung  solcher  Bücher  auf  den  Index 
librorum  prohibitorum  (censura  subsequens).  Auch  die  Bischöfe  sollen 
schlechten  Büchern  nachspüren,  sie  bei  der  Congregatio  Indicis  anzeigen, 
ihre  Untergebenen   aber   davor  warnen    und  ihnen  solche  verbieten^. 


1  Mt  28,  18  ff.  2  Vgl.  Bd  I,  S.  81  ff. 

3  C.  12,  X  de  haeret.  V,  7.  C.  2,  §  1  in  VP'>  de  haeret.  V,  5.  D.  Kleriker 
soll  z.  e.  üffentl.  Disputation  m.  Häretikern  od.  Schismatikern  d.  Erlaubnis  d. 
Bischofs  einholen. 

*  A.  Hahn,  Bibliothek  d.  Symbole  u.  Glaubensregeln  d.  alt.  Kirche,  1842; 
^v.  G.  L.  Hahn,  1897.  Ph.  Schaff,  Bibliotheca  symbolica  ecclesiae  universalis*, 
1884.     Denzingor-Bannwart,  Enchiridion  symbolorum  etc.  ^^  1913. 

'>  Vgl.  ob.  §  64. 

*'  „Apostolicae  Sedis  moderationi"  v.  12.  Okt.  1869.  II  1.  D.  Verwerfung  muß 
d.  d.  Papst  selbst  erfolgt  sein,  nicht  etwa  d.  e.  Kongregation.  Diese  Exkomm- 
trifft  a.  d.  Verteidiger  d.  Modernismus.  Motuproprio  Pius'  X.  v.  18.  Nov.  1907 
(Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  723  ff). 

■'Pius  VII.,  „Esposiziono  dei  sentimenti  etc."  v,  10.  Aug.  1819,  Nr  27  (Münch, 
Konkordate  II  (1881)  398  f.  Mandatum  Leonis  XII.  v.  26.  März  1825.  S.  C.  Inq. 
24.  Aug.  1864.  Leo  XIII.,  .Officiorum  ac  munerum"  v.  25.  Jan.  1897,  Nr  25, 
Pius  X.,  .Sapienti  consilio"  v.  29.  Juni  1908  (Acta  S.  Sedis  XU  [1908]  438); 
„Sacrorum  antistitum"   v.  1.  Sept.   1910  (Acta  Ap.  Sedis  H  [1910]  660). 


§  110.    Die  Erhaltung  der  Lehre.  9 

Die  Kirche  begann  schon  früh,  die  Benützung  apokrypher  und  die 
Lesung  häretischer  Bücher  zu  verbieten  \  Ihrem  Vorgange  folgend  haben 
die  römischen  Kaiser  die  Verbrennung  häretischer  Bücher  befohlen  ^.  Solches 
Verfahren  hielten  Kirche  und  Staat  durch  das  ganze  Mittelalter  hin  ein  ^. 
Nach  Erfindung  der  Buchdruckerkunst  entstanden  Kataloge  verbotener  Bücher 
zunächst  außerhalb  Eoms  \  Den  ersten  offiziellen  römischen  Index  gab 
Paul  IV.  1559  heraus  ^  Das  Konzil  von  Trient  setzte  zu  diesem  Zwecke 
eine  Kommission  ein,  überließ  aber  dann  das  ganze  Geschäft  dem  Papste^. 
Dementsprechend  gab  Pius  IV.  den  Tridentinischen  Index  1564  heraus''. 
Derselbe  zerfiel  in  zwei  Teile  und  enthielt  im  ersten  zehn  allgemeine  Regeln 
über  die  verbotenen  Bücher,  im  zweiten  alphabetische  Kataloge  von  solchen. 
Die  Regeln  blieben  in  der  Folge  im  allgemeinen  unverändert.  Der  Index 
selbst  aber  wurde  von  späteren  Päpsten  wiederholt  herausgegeben  und  ver- 
ändert, so  von  Klemens  VIII.  und  Alexander  VII.  Am  tiefsten  haben 
Benedikt  XIV.  ^  und  Leo  XIII.  ^  eingegriff'en. 

c)  Weiterhin  durch  vorausgehende  Zensur  bestimmter  Arten  von 
erst  erscheinenden  Büchern  (censura  praevia). 

Die  ersten  Spuren  einer  solchen  Präventivzensur  finden  sich  Ende  des 
15.  Jahrhunderts.  Anfangs  des  16.  führte  sie  nach  dem  Vorgange  Inno- 
zenz'   VIII.   Alexander  VI.    für   alle   Druckwerke  in    den   Erzdiözesen   Köln, 


1  C.  3  (Gelas.  L  a.  495—496?),  D.  XV.  C.  1  (Stafc.  eccl.  ant.  c.  5),  D. 
XXXVII.  —  üb.  d.  sog.  Decretum  Gelasianum :  Th.  Zahn,  Gesch.  d.  neutestam. 
Kanons  II  1  (1890),  259  ff ;  E.  Dobschütz,  D.  Decretum  Gelasianum,  1912; 
J.  Chapman,  On  the  Decretum  Gelasianum  de  libris  recipiendis  et  non  recipiendis 
(Rev.  bened.  XXX   [1913]   187  ff). 

2  L.  3,  §  3,  C.  de  summa  Trinit.  I,  1.  Nov.  XLII,  c.  1.  Hilgers,  D.  Index 
d.  verbot.  Bücher  4. 

3  C.  2,  X  de  summa  Trinit.  I,  1.  H ilgers  a.  a.  0.  5  ff.  S.  206  ff  namentl. 
üb.  d.  staatl.  Zensur.     0.  Zaretzky,  D.  erste  Köln.  Zensurprozeß,  1906. 

*  Reusch,  D.  Index  I  5  ff  87  ff.  R.  L.  Poole,  The  earliest  Index  of  the 
Inquisition  at  Venise  1554  (Journal  of  theol.  stud.  V  [1904]  127  ff).  Hilgers 
a.  a.  0.  6  ff. 

5  D.  Konstitution  daz.  datiert  v.  21.  Dez.  1558.     Hilgers,  D.  Index  7  f. 

^  Sess.  XVllI  decr.  de  libr.  delectu;    Sess.  XXV  cont.  decr.  de  ind.  libror,  etc. 

"^  jDominici  gregis"  v.  24.  März  1564.  Hilgers  a.  a.  0.  9.  —  Üb.  frühe  Klagen 
U.Bitten  um  Milderung  B.  Duhr,  Gesch.  d.  Jesuiten  i.  d.  Ländern  deutsch.  Zunge 
I  (1907)  653  ff;  11  2  (1913),  362  ff. 

^  Gab  e.  ganz  neuen  Iudex  heraus,  n.  d.  d.  späteren  gefertigt  sind,  u.  d. 
treffliche  Instruktion  „Sollicita  ac  provida"  v.  9.  Juli  1753  als  Norm  f.  d.  Prüfung 
u.  Zensurierung.     Hilgers  a.  a.  0.   11  ff. 

^  „Officiorum  ac  munerum"  v.  25.  Jan.  1897  als  Norm.  D.  neue  Index  folgte 
1900  ('1911).  Dab.  wurden  d.  a.  d.  Vatic.  vorgebrachten  Wünsche  berücksichtigt. 
Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan,  Rs  123,  Gran  der  ath-Kirch ,  Gesch.  d.  Vatik. 
Konzils  I  52  168  f  214  442  ff.     Hilgers  a.  a.  0.  25  ff. 


10     IV.  Buch.    Verwaltung  d.  Kirche.    1.  Abschn.    Verwalt.  d.  potestas  magisterii. 

Mainz,  Trier  und  Magdeburg  S  Leo  X.  aber  für  die  ganze  Kirche  ein  *.  Nach 
dem  Tridentinum  ^  und  der  sich  daran  anschließenden  Praxis  mußte  die 
bischöfliche  *,  gratis  zu  erteilende  Approbation  eingeholt  werden  bei  Edition 
der  Heiligen  Schrift  und  von  Büchern  „de  rebus  sacris".  Nach  weiteren 
päpstlichen  Dekreten  über  die  Approbation  namentlich  von  liturgischen  und 
Andachtsbüchern  ^  traf  die  Exkommunikation  nur  noch  jene,  welche  ohne 
bischöfliche  Approbation  Bücher  druckten  und  drucken  ließen,  die  über  die 
Heilige  Schrift  handelten  ^.  Die  heutige  Praxis  normierte  wiederum  ein- 
greifend Leo  XIIL  "^ 

d)  Endlich  durch  Vorschriften  über  das  Bibellesen  der  Laien. 

Während  im  Mittelalter  kein  allgemeines  Verbot  des  Bibellesens  für  die 
Laien  bestand  ^  forderte  nach  den  im  16.  Jahrhundert  gemachten  Erfahrungen 
die  vierte  Regel  des  römischen  Index  vom  Jahre  1564,  daß  der  Bischof 
oder  Inquisitor  das  Lesen  der  Bibel  in  der  Volkssprache  nur  jenen  auf  Gut- 
achten des  Pfarrers  oder  Beichtvaters  erlauben  solle,  denen  es  nützlich  sei^ 
lüemens  VIII.  reservierte  die  Erteilung  dieser  Befugnis  sich  selbst.  Benedikt  XIV. 
gestattete  das  Lesen  von  Bibelübersetzungen,  welche  entweder  vom  Aposto- 
lischen Stuhle  approbiert  oder  vom  Bischof  approbiert  und  im  letzteren  Fall 
zugleich  mit  Anmerkungen  aus  den  Schriften  der  Heiligen  Väter  oder  anderer 
gelehrter  und   frommer  Männer  versehen  sind*^     Ebenso  Leo  XIIL  *^ 

III.  Die  heutigen  Büchergesetze  der  Kirche  beruhen  vor  allem  auf 
der  Konstitution  Leos  XIII.  „Officiorum  ac  munerum"  vom  25.  Januar 
1897.  Diese,  welche  die  ganze  Kirche  verpflichtet  und  jede  entgegen- 
stehende Gewohnheit  aufhebt  ^',  will  auch  alle  andern  hierüber  er- 
gangenen Gesetze  beseitigen  ^•^.    Ihr  Hauptinhalt  ist  der  nachfolgende : 

*  „Inter  multiplices"  v.  L  Juni  loOL  Hilgers,  D.  Index  6.  A.  i.  d.  cens. 
praevia  ging  d.  Staat  pari  passu  m.  d.  Kirche.     Vgl.  ob.  S.  9,  A.  3. 

2  „Inter  sollicitudines"  v.  4.  Mai  1515.     Hilgers  a.  a.  0.  6. 
'  Sess.  IV  decr.  de  ed.  et  usu  sacrorum  librorum. 

*  Ordensleute  mußten  a.  d.  Erlaubnis  ihrer  Obern  haben.  D.  10.  Regel  d. 
römischen  Index,  d.  üb.  d.  Vorschriften  Leos  X.  hinausging,  ward  auß.  i.  Kirchen- 
staat nirgends  beobachtet. 

'  Klem.  VIII,  Urb.  VIII.,  Bened.  XJV. 

«  „Apostolicae  Sedis  moderationi"  v.  12.  Okt.  1869.  IV  4.    S.  C.  Inq.  22.  Dez.  1880. 

^  „Officiorum  ac  munerum"  v.  25.  Jan.  1897.     Hilgers  a.  a.  0.  32  ff. 

'  C.  12,  X  de  haeret.  V,  7. 

'•'  St.  Elises,  D.  Konzil  v.  Trient  u.  d.  Übersetzung  d.  Bibel  i.  d.  Landessprache 
(Dritte  Vereinsschrift  d.  Görres-Gesellschaft  [1908]  37  ff). 

•°  S.  C.  Ind.  13.  Juni  1757.  •>   „Officiorum  ac  munerum"  v.  25.  Jan.  1897. 

'*  Zwar  enthält  d.  Gesetz  keine  hierauf  bezügl.  Klausel.  Ab.  d.  Gesetzgeber 
betont  z.  stark  seine  Absicht,  vollständige  Gleichheit  i.  diesem  Punkte  i.  d.  ganzen 
Kirche  herzustellen.  S.  C.  Ind.  23.  Mai  1898.  Wornz,  Jus  decretalium  III  1« 
(1908),  106**.  Anders,  ab.  singulär  K.  Hi  Igen  r  e  i  n  e  r ,  D.  kirchl.  Vorzensur  u.  d. 
Partikularrecht,  1!)01. 

''  Nur  d.  Bulle  Ikned.  XIV.   „Sollicita  ac  provida"   wird  aufrecht  erhalten. 


§  110.    Die  Erhaltung  der  Lehre.  H 

1.  Verboten  sind  außer  den  im  Index  verzeichneten  Büchern  (nach- 
folgende Zensur): 

a)  alle  Bücher,  welche  bis  zum  Jahre  1600  von  den  Päpsten  oder  den 
allgemeinen  KonziHen  verboten  wurden,  soweit  sie  nicht  durch  die  Kon- 
stitution gestattet  werden  * ; 

b)  die  Bücher  der  Apostaten,  Häretiker,  Schismatiker  und  aller  Schrift- 
steller, welche  Häresie  oder  Schisma  verteidigen  oder  die  Grundwahrheiten 
der  Religion  untergraben  ^ ; 

c)  alle  Bücher  nichtkatholischer  Autoren,  welche  „ex  professo",  d.  h.  aus- 
gesprochenermaßen von  der  Eeligion  handeln,  außer  es  steht  fest,  daß  sie 
nichts  gegen  den  katholischen  Glauben  enthalten  ^ ; 

d)  alle  von  xlkatholiken  besorgten  Ausgaben  des  Urtextes  und  der  alten 
Übersetzungen  der  Heiligen  Schrift,  auch  wenn  sie  getreu  und  vollständig 
sind.  Doch  sind  solche  denjenigen  gestattet,  welche  theologischen  und 
biblischen  Studien  obliegen ,  wenn  sie  nur  in  der  Vorrede  oder  in  den  An- 
merkungen das  katholische  Dogma  nicht  angreifen.  Das  gleiche  gilt  von 
allen  andern  akatholischen  Übersetzungen,  sei  es  in  der  lateinischen  oder 
in  einer  fremden  Sprache  * ; 

e)  alle  Ausgaben  der  Heiligen  Schrift  in  der  Volkssprache,  auch  wenn 
sie  von  Katholiken  besorgt  sind,  außer  sie  seien  vom  Apostolischen  Stuhle 
approbiert  oder  unter  Aufsicht  des  Bischofs  herausgegeben  und  mit  An- 
merkungen aus  den  Schriften  der  Väter  und  katholischer  Gelehrter  versehen. 
Verboten  sind  daher  alle  von  Akatholiken  besorgten  Ausgaben  in  der  Landes- 
sprache und  besonders  die  der  Bibelgesellschaften^; 

f)  alle  Bücher,  welche  ,ex  professo**  obszöne  Dinge  behandeln.  Die 
Klassiker  alter  oder  neuerer  Zeit,  welche  über  solche  Dinge  handeln,  sind 
nur  jenen  gestattet,  welche  berufshalber  sie  lesen  müssen ;  jüngeren  Leuten 
aber  nur  in  expurgiertem  Zustande  ® ; 

g)  alle  Bücher,  in  welchen  göttliche,  heilige,  kirchliche  und  Ordens- 
personen oder  solche  Sachen  geschmäht  werden ' ; 

h)  alle  Bücher,  in  welchen  abergläubische  Dinge  gelehrt  oder  empfohlen 
werden  ^ ; 

i)  alle  Bücher  und  Schriften,  in  welchen  neue  Erscheinungen,  Offen- 
barungen usw.  und  neue  Andachten,  wenn  auch  nur  private,  ohne  Erlaubnis 
der  kirchlichen  Obern  veröffentlicht  werden^; 


1  Nr  1. 

'  Nr  2.  D.  Enzykl.  .Pascendi  Dominici  gregis'  v.  8.  Sept.  1907  verbietet  namentl. 
a,  modernist.  Schriften  (Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  643  ff).  "Wiederholt  i.  Motaproprio 
.Sacrorum  antistitum"  v.   1.  Sept.  1910  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  659  ff). 

3  Nr  3  4. 

*  Nr  5  6.  D.  Einräumung  erstreckt  s.  ab.  nicht  .ad  alumnos,  qui  in  scholis 
sub  ductu  professoris  textus  Hebraicos  et  Graecos  ab  acatholicis  editos  legunt  et 
vertunt".     S.  C.  Ind.  21.  Juni  lö98. 

=*  Nr  7  8.  «  Nr  9  10.  '  Nr  11.  «  Nr  12.  «  Nr  13. 


12     1^  •  Buch.    Verwaltung  d.  Kirche.    1.  Abschn.    Verwalt.  d.  potestas  magisterii. 

k)  alle  Bücher,  welche  das  Duell,  den  Selbstmord  und  die  Ehescheidung 
als  erlaubt,  die  Freimaurerei  und  ähnliche  Gesellschaften  als  ungefährlich 
oder  gar  als  nützlich  darstellen  und  vom  Apostolischen  Stuhle  verworfene 
Irrtümer  verteidigen  ' ; 

1)  alle  Bilder  von  Jesus  Christus,  den  Engeln  und  Heiligen,  welche  der 
kirchlichen  Anschauung  und  Vorschrift  widersprechen.  Alle  religiösen  Bilder 
bedürfen  der  bischöflichen  Approbation  - ; 

m)  alle  apokryphen,  verworfenen  und  widerrufenen  Ablässe.  Alle  Ablaß- 
verzeichnisse bedürfen  der  bischöflichen  Erlaubnis  ^ ; 

n)  alle  liturgischen  Bücher,  welche  mit  dem  authentischen  Text  nicht 
übereinstimmen  *.     Diese  Bücher  bedürfen  bischöflicher  Approbation. 

o)  alle  Litaneien  außer  den  in  den  liturgischen  Büchern  enthaltenen, 
sowie  der  Lauretanischen,  der  zum  Namen  und  Herzen  Jesu  und  der  sonstigen 
vom  Bischof  approbierten  ^ ; 

p)  alle  Gebet-,  Andachts-  und  Erbauungsbücher,  die  nicht  approbiert  sind^; 

q)  alle  Zeitungen  und  Zeitschriften,  welche  die  Religion  oder  die  Sittlich- 
keit zu  untergraben  suchen.  Um  so  weniger  darf  ein  Katholik  oder  gar 
ein  Kleriker  aufser  aus  gutem  Grunde  in  sie  schreiben ''. 

2.  Wer  außer  in  den  bereits  genannten  Fällen  verbotene  Bücher 
lesen  will,  bedarf  dazu  der  Erlaubnis  des  Apostolischen  Stuhles.  Der- 
selbe erteilt  solche  durch  die  Congregatio  Indicis  oder  S.  Officii,  in 
den  Missionsgebieten  durch  die  Propaganda  und  in  JRom  auch  durch 
den  Magister  sacri  Palatii.  Die  Bischöfe  und  die  Prälaten  mit  quasi- 
episkopaler Jurisdiktion  können  aus  eigener  Gewalt  nur  für  einzelne 
Bücher  und  im  Notfalle  die  Erlaubnis  geben,  erhalten  aber  vom  Apo- 
stolischen Stuhl  weitgehende  Vollmachten,  von  welchen  sie  jedoch 
nur  mit  Auswahl  und  aus  guten  Gründen  Gebrauch  machen  sollen. 
In  den  von  Rom  gegebenen  Vollmachten  ist  nicht  die  Erlaubnis  ent- 
halten, Schriften  zu  lesen,  welche  der  Bischof  speziell  für  seine  Diözese, 
namentlich  auch  wegen  modernistischer  Tendenz,  verboten  hat^. 


1  Nr  14.  2  Nr  15.  »  Nr  16  17.  *  Nr  18. 

*  Nr  19.  Erlaubt  ist  v.  Apost.  Stuhl  a.  d.  Litauei  z.  hl.  Joseph  (Acta  Ap. 
Sedis  I  [1909]  290  ff). 

«  Nr  20. 

'  Nr  21  22.  D.  Enzykl.  .Pascendi  Dominici  gregis"  v.  8.  Sept.  1907  verbietet 
besonders,  i.  modernist.  Organe  z.  schreiben  (Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  646).  Wieder- 
holt i.  Motuproprio  „Sacrorum  Antistitum"  v.  1.  Sept.  1910  (Acta  Ap.  Sedis  II 
[1910]  662). 

8  Nr  23—26.  Enzykl.  „Pascendi  Dominici  gregis"  v.  8.  Sept.  1907  (Acta  S. 
Sedis  XL  [1907]  643  fj.  Wiederholt  i.  Motuproprio  ^Sacrorum  antistitum"  v.  1.  Sept. 
1910  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  659  ff).  A.  n.  d.  Quinquennalfakultäten  kann  d. 
Bischof  d.  Erlaubnis  „ad  tempus",  d.  h.  b.  z.  Widerruf  geben.  Schneider,  Fontes 
jur.  noviss.  83.  lliltj;ers,  D.  Index  31  f.  —  Nr  27— 29  enthalten  Recht  u.  Pflicht 
üb.  Denunziation  gefährlicher  Bücher. 


§  110.    Die  Erhaltung  der  Lehre.  13 

3.  Der  vorgängigen  Zensur,  näherhin  der  Approbation  des  Bischofs 
des  Verlagsortes  ^  unterliegen  außer  dem  bereits  Genannten  die  zu 
druckenden  Bücher,  welche  die  Heilige  Schrift  2,  die  Theologie,  die 
Kirchengeschichte,  das  kanonische  Recht,  die  natürliche  Gotteslehre, 
die  Ethik  oder  andere  religiöse  oder  sittliche  Gegenstände  behandeln, 
überhaupt  alle  Schriften,  welche  für  Religion  und  Sittlichkeit  von 
speziellem  Interesse  sind  °.  Weltgeistliche  sollen  nicht  einmal  über 
profane  Dinge  Bücher  publizieren,  ohne  ihren  Bischof  darüber  beraten 
zu  haben.  Auch  dürfen  solche  die  Leitung  von  Zeitungen  oder  Zeit- 
schriften nicht  ohne  Erlaubnis  des  Bischofs  übernehmen^. 


*  Nr  35.  „Approbatio  librörum  .  .  .  pertinet  ad  ordinarium  loci,  in  quo  publici 
juris  fiunt  (sc.  libri).  Doch  könnte  dieser  d.  Approbation  a.  d.  Bischof  d.  Autors 
od.  Druckers  überlassen.  E.  doppelten  Approbation  bedarf  es  nicht.  S.  C.  Ind. 
9.  Mai  1912  (Acta  Ap.  Sedis  IV  [191'^]  370.  —  D.  Ordensleute  bedürfen  a.  d.  Er- 
laubnis ihrer  Obern.  Nr  36.  Gilt  a.  f.  d.  Angehörigen  v.  Kongregationen.  S.  C. 
de  Relig.  15.  Juni  1911  (Acta  Ap.  Sedis  III  [1911J  270  f).  —  D.  e.  i.  Rom  lebenden 
Autor  dort  gegebene  Approbation  genügt  durchweg.  Nr  37.  —  D.  Approbation  ist 
gratis  z.  geben  u,  vorn  od.  hinten  i.  Buch  einzudrucken.  Nr  36  40.  —  Bestimmte 
Bücher  bedürfen  römischer  Approbation ;  näml.  d.  üb.  Beatifikation  u.  Kanonisation, 
Sammlungen  d.  Dekrete  d.  Kongregationen.     Nr  32  33. 

'^  A.  d.  Bücher  d.  Vertreter  d.  Bibelkritik  u.  Exegese.  „Lamentabili  sane" 
V.  3.  Juli  1907,  Nr  1 .  H  e  i  n  e  r  ,  D.  neue  Syllabus  Pius'  X.  ^  31  ff.  M  i  c  h  e  1  i  t  s  c  h, 
D.  bibl.-dogm.  Syllabus  ^  143. 

'  Nr  41.  Ob  a  solche  Zeitschriften  d,  Vorschrift  unterliegen,  ist  fraglich. 
Milderer  Meinung  Wernz,  Jus  decretalium  III  P  (1908),  131.  Anders  P.  Villada, 
öEstän  sujetos  los  diarios  a  la  censura  ecclesiästica  previa?  (Razön  y  Fe  XXIV 
[1909]  213  ff).  Ders. ,  Una  objeciön  sobre  la  censura  previa  de  los  periödicos 
(Ebd.  352  ff). 

<  Nr  42.  Enzykl.  .Pascendi  Dorainici  gregis"  v.  8.  Sept.  1907  (Acta  S.  Sedis  XL 
[1907]  646).  Wiederholt  i.  Motuproprio  „Sacrorum  antistitum"  v.  1.  Sept.  1910  (Acta 
Ap.  Sedis  III  [1910]  662).  —  Wie  weit  d.  Bischof  verpflichtet  u.  berechtigt  ist,  d.  Presse 
selbst  z.  beeinflussen,  ist  schwer  z,  sagen.  Jedenfalls  dürfen  sich  d.  kath.  Redakteure 
keine  ehrfurchtslose  Kritik  üb.  bischöfl.  Anordnungen  erlauben,  noch  notwendig  ge- 
wordenen bischöfl.  Weisungen  widerstehen.  Leo  XIII.,  „Cum  multa"  v.  8.  Dez. 
1882.  Epist.  ad  archiep.  Paris,  v.  17.  Juni  1885.  Ep.  ad  archiep.  Turon.  v. 
17.  Dez.  1888.  A.  f.  k.  KR.  XCII  (1912)  357  ff.  Acta  et  decreta  conc.  plen. 
Americae  Latinae  (1899)  Nr  728  ff.  —  Nr  38  u.  39  handeln  v.  d.  Zensoren  u.  ihren 
Eigenschaften,  Nr  40 — 46  v.  Druckern  u.  Verlegern.  Üb.  Zensoren,  Drucker  u.  Ver- 
leger handelt  a.  d.  Enzykl.  „Pascendi  Dominici  gregis"  v.  8.  Sept.  1907  (Acta 
S.  Sedis  XL  [1907]  644  ff).  Wiederholt  i.  Motuproprio  „Sacrorum  antistitum"  v. 
l.  Sept.  1910  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  661  ff  740  f).  L  allen  Bistümern  soll 
d.  Institut  eigener,  jeweils  i.  d.  Approbation  z.  nennender  Zensoren  eingerichtet 
werden.  Ebenso  %.  Aufsichtsrat,  v.  allem  geg.  d.  Modernismus.  D.  spätere  Er- 
klärung d.  Apost.  Stuhles  wurde  da  od.  dort  d.  Ordinariat  od.  Generalvikariat  als 
solcher  Aufsichtsrat  anerkannt.  So  z.  B.  f.  d.  Diözese  Rottenburg  d.  Ordinariat 
(Kirchl.  Amtsbl.  1908,  Nr  1).     A.  B  ou  d  i  nh  0  n  ,  Le  conseil  de  vigilance  (Canoniste 


14     IV.  Buch.    Verwaltung  d.  Kirche.    1.  Abschn.    Verwalt.  d.  potestas  magisterii. 

4.  Was  die  Strafen  betrifft,  so  verfallen  der  ipso  facto  eintreten- 
den, dem  Papst  speciali  modo  reservierten  Exkommunikation  alle  jene» 
welche  ohne  Erlaubnis  wissentlich  lesen,  aufbewahren,  drucken  oder 
verteidigen  Bücher  von  Apostaten  oder  Häretikern,  welche  die  Häresie 
verfechten,  oder  solche  Bücher,  die  vom  Papst  selbst  unter  Anführung 
des  Namens  verboten  worden  sind,  mag  der  Autor  wer  immer  sein^ 
Die  niemand  reservierte  Exkommunikation  ihkurrieren  jene,  welche 
ohne  bischöfliche  Erlaubnis  drucken  oder  drucken  lassen  die  Heilige 
Schrift  oder  Anmerkungen  oder  Kommentare  zu  derselben  2.  Gegen 
die  Übertreter  der  übrigen  Bestimmungen  soll  der  Bischof  mit  Mah- 
nungen, eventuell  mit  kanonischen  Strafen  vorgehen  •'^. 

§  111. 
Die  Kirche  und  die  Schule. 

Decr.  Greg.  IX.  1.  V,  t.  5  de  magistr.     Const,  Clem.  V,  1. 

A.  d.  reich,  prinzipiellen  Lit.  üb.  Kirche  u.  Volksschule :  C.  F.  Krabbe,  De 
obligatione  parochi  instruendi  juventutem  parochiae  suae  saltem  in  rebus  fidel  et 
morum  et  de  scholis  parochialibus,  1842.  F.  C.  M.  de  Robiano,  De  jure  ecclesiae 
in  universitates  studiorum,  1863.  J.  Lukas,  D.  Schulzwang  e.  Stück  modern. 
Tyrannei ^  1865.  K.  Zell,  D.  moderne  deutsche  Volksschule  u.  d.  neuest,  bad. 
Schulgesetze,  1867.  F.  J.  Knecht,  Z.Verständigung  i.  d.  Schulreform  frage,  1868. 
Ders.,  D.  Freiheit  d.  Unterrichts,  1875.  Ders. ,  D.  Früchte  d.  bad.  Schulreform,. 
1876.  Ders.,  D.  Staatserziehung  ist  i.  Prinzip  verwerflich,  1880.  Ders.,  D. 
Staatserz.  ist  i.  ihr.  Folgen  verderblich,  1880.  Ders.,  D.  Lösung  d.  Schulfrage  u. 
d.  Canisiusverein,  1881.  R.  Gneist,  D.  konfess.  Schule  u.  ihre  Unzulässigkeit 
n.  preuß.  Landesgesetzen  usw.,  1869.  Ders.,  D.  Simultanschule,  1880.  Geg.  ihn: 
Claison,  De  schola  confessionali  jure  Borussico  probata,  1870;  E.  R.  Bierliug, 
D.  konfess.  Schule  i.  Preußen  u.  ihr  Recht,  1885.  F.  Rieß,  D.  modern.  St.  u.  d. 
christl.  Schule,  1868.  P.  Majunke,  Konfessionell  od.  konfessionslos?  1869.  Ders., 
D.  konfessionslose  Schule  v.  d.  Richterstuhl  d,  Vernunft,  d.  Gesch.  u.  d.  Gesetzes,. 
1870.  K.  Sickinger,  D.  Kommunalschulen,  1870.  J.  Zwerger,  D.Volksschule 
i.  ihr.  Bezieh,  z.  Familie,  K.  u.  St.,  1871.  W.  E.  v.  Ketteier,  D.  Trennung  d. 
Schule  V.  d.  K.,  1873.  Ders.,  D.  Gefahren  d.  neuen  Schulgesetzgebung,  1876. 
L.  V.  Hammerstein,  D.  Schulfrage«,  1877.  G.  M.  Pachtler,  D.  göttl.  Recht 
d.  Fam.  u.  K.  a.  d.  Schule,  1879.  A.  Jansen,  De  facultate  docendi  s.  de  scholis 
in.stitutiones  juridicae,  1885.  V.  Cathrein,  K.  u.  Volksschule,  1896.  Ders., 
Moralphilcsophie-'  11  (1911)  588 ff.  J.  Kiene,  D.Volksschulfrage,  1897.  Th.  Meyer, 

cont.  XXXIV  [1911]  206  ff).  —  Vgl.  a.  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae 
(1899)  Nr742tf. 

*  Nr  47.  Hier  sind  Bücher  i.  strikten  Sinne  gemeint.  D.  Verbot  muß  v.  Papst 
selbst  sein.  S.  C.  Inq.  21.  Apr.  1880.  S.  C.  Ind.  27.  April*  18J;0.  S.  C.  Inq. 
13.  Jan.  1892  (A.  f.  k.  KR.  LXVIII  [1892]  177).  J.  Hilgers,  D.  Bücherverbote 
i.  Papstbriefen,   1907. 

=*  Nr  48.  »  Nr  49. 


§  111.    Die  Kirche  und  die  Schule.  15 

Institutiones  juris  naturalis  II  (1900)  701  ff.  J.  F.  Na  umann,  D.  Streit  d.  Kon- 
fessionen u.  d.  Schule,  1904.  W.  Rein,  K.,  Schule  u.  St.,  1905.  W.  Kriege, 
D.  Simultanschule,  1906.  F.  M.  Schiele,  Religion  u.  Schule,  1906.  K.  Rösener, 
J.  Kampf  u.  d.  Volksschule,  1907.  M.  Spahn,  D.  Kampf  u.  d.  Schule  i.  Frankr. 
u.  Deutsch].,  1907.  F.  W  e  i  gl ,  Ausbau  d.  Schulaufsicht  i.  Bayern  S  1909.  G.  Wohl- 
muth,  Z.  Streit  u.  d.  geistl.  Schulaufsicht  i.  Bayern,  1909.  M.  Bernhardt, 
"Wem  gehört  d.  Volksschule?  D.  Verhältnis  v.  St.,  Gemeinde  u.  K.  z.  'v'olks- 
schule,  1909.  B.  Härtung,  Konfession  u.  Schule,  1910.  B.  Dubalet,  La 
famille,  l'Eglise  et  l'Etat  dans  l'education,  1910.  A,  B  audrillart,  L'enseignement 
catholique  dans  hi  France  contemporaine,  1910.  G.  F  on  segr  i  ve  ,  L'Etat  moderne 
et  la  neutralite  scolaire,  1910.  K.  Schneele,  D.  Recht  d.  K.  a.  d.  Schule -,  1911. 
Ders. ,  Ist  es  richtig,  daß  d.  K.  d.  Überwachung  d.  Jugend  i.  d.  Volksschule  nicht 
zusteht?  1912.  E.  Rietschel,  Simultanschule,  konfessionslose  Schule,  konfessionelle 
Schule,  1911.  R.  Balles,  D.  Recht  d.  Schulaufsicht  i.  d.  wichtigeren  deutsch. 
Staaten,  1911.  J.  F.  Schulte,  Geg.  d.  Konfessionsschule  m.  bes.  Rücksicht  a. 
Preuß.,  1912.  J.  Heß,  D.  Kampf  u.  d.  Schule  i.  Preußen  1872—1906,  1912. 
F.  Tews,  Staats-  od.  Kirchenschule,  1913.  J.  P.  Mauel,  D.  Verhältnis  d.  Volks- 
schule z.  K.  u.  St.,  1913.  Giobbio,  Lezioni  di  diplomazia  ecclesiastica  II  517  ff. 
Kirchenlexikon  ^  s.  v.  ünterrichtsfreiheit  u.  Volksschule.  Staatslexikon  *  s.  v.  Er- 
ziehung, Unterrichtswesen  u.  Volksschulen.  —  A.  d.  reich,  bist.  Lit.  üb.  d.  Volks- 
schule a.  mehr  zusammenfass.  größer.  Werken :  Thomassin  P.  I,  1.  3,  c.  3  ff; 
P.  II,  1.  1,  c.  92  ff.  H.  Heppe,  Gesch.  d.  deutsch.  Volksschulwesens,  1858  ff. 
H.  J.  Kämmel,  Gesch.  d.  deutsch.  Schulwes.  i  Übergang  v.  MA.  z.  Neuzeit,  1882. 
F.  A.  Specht,  Gesch.  d.  Unterrichtswes.  i.  Deutschi.  v.  d.  ältest.  Zeiten  b,  z. 
Mitte  d.  13.  Jhdts,  1885.  J.  Müller,  Vor-  u.  frühreform.  Schulordnungen  u.  Schul- 
verträge i.  deutsch,  u.  niederländ.  Sprache,  Abt.  1  u.  2 :  Schulordnungen  a.  d.  Jahren 
1296  —  1523,  1885  f.  A.  Heubaum,  Gesch.  d.  deutsch.  Bildungswes.  s.  d.  Mitte 
d.  17.  Jhdts,  1905  ff.  [Nur  e.  Band.]  Weit.  Lit.  b.  Friedberg,  KR.«  540  f.  — 
Viel  Lit.  üb.  d.  mittelalterl.  Volksschule:  Janssen-Pastor,  Gesch.  d.  deutsch. 
Volkes  s.  d.  Ausgang  d.  MAs  P»  (1913)  27  ff ;  VII'*  (1904j  3  ff .  M.  Kappes, 
Lehrb.  d.  Gesch.  d.  Pädagogik  I  (1898  ff )  265  ff.  E.  Michael,  Gesch.  d.  deutsch. 
Volkes  V.  13.  Jhdt  b.  z.  Ausgang  d.  MAs  ^  U  (1899)  342  ff;  HI  (1903)  3  ff .  —  Üb. 

d.  Gymnasium:  Ch.  Daniel,  Des  etudes  classiques  dans  la  societe  moderne,  1853. 
Deutsch  V.  J.  M.  Gaißer,  1855.  J.  Kleutgen,  Üb.  d.  alten  u.  neuen  Schulen ^ 
1869.  [Ist  2.  Aufl.  V.:  J.  W.  Karl,  Üb.  d.  alten  u.  neuen  Schulen,  1846.]  G.  M. 
Pachtler,  D.  Reform  uns.  Gymnasien,  1883.  Ders.,  Ratio  studiorum  et  insti- 
tutiones scholasticae  Soc.  Jes.,  1887  ff.  F.  Pauls en,  Gesch.  d.  gelehrt.  Unterr. 
a.  d.  deutsch.  Schulen  u.  Universitäten  v.  Ausgang  d.  MAs  b.  z.  Gegenwart-,  1896  ff. 
Ders.,  Richtlinien  d.  jüngsten  Bewegung  i.  höher.  Schulwesen,  1909.  B.  Duhr, 
D.  Studienordnung  d,  Gesellschaft  Jesu,  1896.  0.  Will  mann,  Didaktik  als 
ßildungslehre  P  (1903)  213ff.  J.  Stiglmayr,  Kirchenväter  u.  Klassizismus,  1913. 
Staatslexikon*  s.  v.  Unterrichtswesen.  —  Üb.  d.  Universitäten:  F.  K.  v.  Savigny, 
Gesch.  d.  röm.  Rechts  i.  MA.  111  (1834)  152  ff.  I.  D  öllinger,  D.  Universitäten 
sonst  u.  jetzt,  1867.    H.  Denifle,  D.  Universitäten  d.  MAs  b.  1400,  1885  ff.     [Nur 

e.  Bd]  G.  Kauf  m  ann  ,  D.  Gescb.  d.  deutsch.  Universitäten,  1888  ff.  H.  Rashdall, 
The  universities  of  Europe  in  the  middle  ages,  1895.  F.  Paulsen,  Gesch.  d. 
gelehrten  Unterrichts  usw.  1896  ff.  D  e  r  s. ,  D.  deutsch.  Universitäten  u.  d.  Universitäts- 
studium, 1902.  Erman-Horn-Eberth,  Bibliographie  d.  deutsch.  Universitäten, 
1904.    Kirchenlexikon  ^  u.  Staatslexikon  *  s.  v.   Universitäten. 


15     IV.  Buch.    Verwaltung  d.  Kirche.    1.  AbscbD.    Verwalt.  d.  potestas  magisterii. 

In  dem  Auftrage  Jesu  Christi,  seine  Lehre  allen  Völkern  zu  ver- 
kündigen ^,  ist  namentlich  die  Pflicht  der  religiösen  Unterweisung  und 
Erziehung  der  Jugend  enthalten.  Die  Kirche  kommt  dieser  Verpflich- 
tung nach  durch  die  Katechese  oder  den  Religionsunterricht  2.  Aber 
über  diesen  hinaus  hat  sie  Pflicht  und  Kecht,  auch  allen  übrigen,  von 
irgendwem  gegebenen  Unterricht  und  die  Erziehung  der  Jugend  zu 
überwachen,  damit  nicht  der  Glaube  und  die  Sittlichkeit  derselben  ge- 
schädigt werde.  So  steht  der  Kirche  ein  gottverliehenes  Aufsichts- 
recht über  die  von  wem  immer  gegründeten  und  unterhaltenen 
Unterrichts-  und  Erziehungsanstalten  und  damit  auch  über  die  Schulen 
zu  3.  Die  Kirche  hat  aber  auch  wie  der  Staat  das  Recht,  selber  Schulen 
zu  gründen  und  zu  unterhalten,  nicht  bloß  zum  Zweck  der  Katechese, 
sondern  auch  des  übrigen  Unterrichts,  der  für  den  irdischen  Beruf 
und  damit  auch  für  das  überirdische  Ziel  des  Menschen  höchst  wichtig 
ist.  Die  Schule  ist  überdies  eines  der  wichtigsten  und  unentbehrlichsten 
Mittel  zur  Erteilung  des  Religionsunterrichts  und  zur  Erhaltung  und 
Förderung  der  Religion  überhaupt,  die  der  Kirche  als  Pflicht  aufliegen. 
Deshalb  hat  die  Kirche  ein  natürliches  Recht  auf  Errichtung  von 
Schulen  verschiedenster  Art,  von  der  Volksschule  bis  zur  Hochschule. 

Von  diesem  Rechte  hat  dieselbe  aber  auch  jederzeit  den  ausgiebigsten 
Gebrauch  gemacht.  Um  die  Taufkandidaten  im  Glauben  zu  unterrichten, 
entstanden  die  Katechumenenschulen.  Auf  christlichem  Boden  erst  ist  so  die 
Idee  eines  allgemeinen  Vof  sunterrichtes  erwachsen.  Die  Lehrer  für  die 
Katechumenenschulen  oder  dei  Klerus  selber  wurde  unterrichtet  an  den  Kate- 
chetonschulen,  deren  sich  hochb  rühmte  vor  allem  in  Alexandrien  und  An- 
tiochien,  aber  auch  anderwärts  befanden.  Die  Aufgabe  der  letzteren  w^urde 
hernach  im  wesentlichen  von  den  Kathedral-,  Stifts-  und  Klosterschulen 
übernommen  *.  Doch  wurden  diese  Schulen  nicht  bloß  von  den  künftigen 
Klerikern  besucht,  sondern  da  und  dort  auch  von  solchen,  welche  Laien 
bleiben  wollten  (Externate).  Außerdem  entstanden  Pfarrschulen.  Deren  Ein- 
richtung hat  Karl  d.  Gr.  geboten  ^  Die  Kirche  allein  aber  konnte  diese 
Gesetze  durchführen^.  War  es  dabei  zunächst  auf  religiöse  Unterweisung 
abgesehen,  so  wurde  doch  auch  ausdrücklich  Unterricht  in  den  weltlichen 
Elementarfächern  angeordnet.  Soweit  in  den  folgenden  Jahrhunderten  Schulen 
bestanden,    befanden  sie  sich  unter  der  Leitung  des  Pfarrers,   und  unter  der 


'  Mt  28,  18  ff.  2  Vgl.  ob.  S.  4  f. 

«  Syll.  Nr  45  47  48.  Heiner,  D.  Syllabus  221  ff.  G  ra  n  d  e  r  a  t  h  -  K  i  r  ch, 
Gesch.  d.  Vatik.  Konzils  I  51.  "  Vgl.  Bd  I,  S.  213  452  ff. 

*  Admonitio  generalis  a.  789,  c.  72.     Ed.  Boretius  I  59. 

*■'  Capitula  Theod.  Aurel.  (a.  797)  c.  20.  Harduin,  Acta  conc.  IV  91C. 
Syn.  V.  Mainz  a.  813,  c.  45.  Harduin  a.  a.  0.  IV  lOlG.  Syn.  v.  Chivlons  a.  813, 
c.  3.     Harduin  a.  a.  0.  IV  1032  1". 


§  111.    Die  Kirche  und  die  Schule,  17 

Oberleitung  des  Bischofs,  der  diesen  Teil  seiner  Amtstätigkeit  durch  den 
Domscholastikus,  den  Vorstand  der  Domschule,  verwalten  ließ.  Dieser  be- 
hauptete die  Oberleitung  auch  über  die  seit  dem  13.  Jahrhundert  vor  allem 
in  Deutschland  aufkommenden,  von  der  Bürgerschaft  gegründeten  zahlreichen 
Stadtschulen,  bestellte  oder  bestätigte  wenigstens  in  der  Regel  die  Lehrer  an 
ihnen  und  hatte  im  wesentlichen  das  ganze  Schulwesen  der  Diözese  in  seiner 
Hand.  Dasselbe  trug  auch  deswegen  einen  durchaus  kirchlichen  Charakter, 
weil  gerade  die  Orden  sich  praktisch  in  den  Schulen  betätigten  und  weil  die 
Theorie  der  Erziehung  und  des  Unterrichts  vor  allem  von  den  Klerikern  ge- 
pflegt wurde  ^  Einen  entsprechenden  Aufschwung  nahm  das  Volksschulwesen 
in  der  katholischen  Kirche  seit  dem  16.  Jahrhundert  in  Parallele  zu  der 
Volksschule  in  den  protestantischen  Staaten  2.  Gemäß  dieser  geschicht- 
lichen Entwicklung  —  auch  im  protestantischen  Staat,  der  die  Kirche  in  sich 
aufgesogen  hatte  —  bezeichnete  der  Westfälische  Friede  die  Schule  als  einen 
Annex  der  Kirche '.  Dieser  Zusammenhang  blieb  in  der  Hauptsache  noch 
lange  gewahrt.  Aber  mehr  und  mehr  drängte  sich  nach  protestantischem 
Vorgang  der  Staat  auch  in  den  katholischen  Ländern  in  die  Volksschule  ein, 
und  er  erklärt  und  behandelt  sie  seit  der  Aufklärungszeit  als  reine  Staats- 
anstalt *. 

An  Stelle  der  seit  der  zweiten  Hälfte  des  Mittelalters  infolge  des  Auf- 
blühens der  Universitäten  nach  und  nach  zerfallenden  Dom-,  Stifts-  und 
Klosterschulen  traten  seit  dem  Aufleben  des  Humanismus  Ende  des  Mittel- 
alters die  Gymnasien,  Lyzeen  usw.  Auch  sie  waren  in  den  katholischen  Ge- 
bieten namentlich  vermittelst  der  sie  vielfach  leitenden  Orden  größtenteils  in 
der  Hand  der  Kirche.  Heutzutage  aber  sind  die  ^  ^mnasien  samt  den  jüngeren 
Real-  und  andern  Mittelschulen  fast  durchwes:  bloße  Staatsanstalten  ^ 


'  C.  3,  X  de  vita  et  honest,  der.  III,  1. 

2  Vgl.  Hinschius,  KR.  IV  577  ff. 

3  L  P.  0.  Art.  V,  §  31. 

*  Üb.  d.  gegenwärtige  gesetzl.  Stellung  d.  einz,  deutsch.  Staaten  z.  Volks- 
schule vgl.:  E.  Löning,  Lehrb.  d.  deutsch.  Verwaltungsrechtes  (1884)  733  ff. 
A.  Petersilie,  D.  öffentl.  Unterrichtswesen  i.  Deutsch.  Reich  u.  i.  d.  übrigen 
europ.  Kulturländern  I  (1897)  302  ff.  V.  Rintelen,  D.  Volksschule  i.  Preußen 
i.  ihr.  Verhältn.  z.  St.  u.  K.  n.  Erlaß  d.  Volksschulunterhaltungsgesetzes  v. 
28.  JuU  1906,  1908.  Schüz-Hepp,  D.  württ.  Volksschulgesetzgebung,  1910 ff. 
Schneider,  D.  part.  KRsquellen  236  ff  330 ff  362  ff  394  ff  428  ff  usw.  Hinschius, 
KR.  IV  582  ff.  Friedberg,  KR.  ^  541  ff.  Staatslexikon*  s.  v.  Unterrichtswesen 
u.  Volksschulen  (m.  viel.  Lit.  üb.  d.  Volksschulgesetzgebung  i.  d.  einz.  deutsch. 
Staaten). 

^  A.  Baumeister,  D.  Einrichtung  u.  Verwaltung  d.  höheren  Schulwesens  i. 
d.  Kulturländern  v.  Europa  u.  i.  Nordamerika,  1897.  [Ist  Bd  1,  Abt.  2  i.  dessen 
Handb.  d.  Erziehungs-  u.  Unterrichtslehre  f.  höhere  Schulen.]  H.  Morsch,  D.  höhere 
Lehramt  i.  Deutschi.  u.  Österr. ^  1910  ff.  Staatslexikon*  s.  v.  Unterrichtswesen  (m. 
viel.  Lit.). 

Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    II.    3.  Aufl.  2 


13     IV.  Buch.    Verwaltung  d.  Kirche.    1.  Abschn.    Verwalt.  d.  potestas  magisterii. 

Die  beiden  ältesten  und  bedeutendsten  Universitäten,  die  von  Bologna 
und  Paris,  entstanden  im  12.  und  13.  Jahrhundert,  zunächst  ohne  Zutun  von 
Kirche  und  Staat,  ganz  von  selbst.  Die  späteren  Universitäten  aber  ver- 
danken ihre  Entstehung  und  Blüte  vielfach  kirchlicher  oder  staatlicher  Bei- 
hilfe oder  solcher  von  Kirche  und  Staat  zugleich.  Namentlich  vom  Papste 
wurden  einzelne  errichtet,  noch  viel  mehr  bestätigt,  wenn  auch  diese  päpst- 
liche Bestätigung  nicht  notwendig  war.  Von  ihm  auch  erhielten  sie  das 
Recht  der  Promotion  jedenfalls  in  der  Theologie  und  viele  Privilegien  für 
Lehrer  und  Hörer  K  Noch  das  Tridentinum  ordnete  die  Visitation  der  Uni- 
versitäten durch  den  etwa  zuständigen  Bischof  an  -,  freilich  ohne  Erfolg. 
Auch  sie  sind  nach  und  nach  fast  durchweg  reine  Staatsanstalten  geworden. 

Was  die  heutige  Volksschule  betrifft,  so  haben  vor  allem  in 
Deutschland  Eltern  und  Vormünder  die  staatliche  Pflicht,  ihre  Kinder 
oder  Pflegebefohlenen  entweder  bis  zu  einem  gewissen  Alter  oder  bis 
zur  Erreichung  eines  bestimmten  Maßes  von  Kenntnissen  zu  unter- 
richten oder  vielmehr  unterrichten  zu  lassen.  Dieser  Unterricht  kann 
geschehen  in  staatlichen  Schulen  oder  in  staatlich  genehmigten  Privat- 
schulen oder  in  reinen  Privatschulen  durch  private  Personen,  welche 
dem  Staat  ihre  Befähigung  zum  Unterricht  nachgewiesen  haben, 
oder  durch  wen  immer,  wenn  nur  der  staatlichen  Kontrolle  dargetan 
wird,  daß  der  Unterricht  dem  in  der  staatlichen  Volksschule  gleich- 
steht. Es  besteht  also  in  Deutschland  im  allgemeinen  die  staatliche 
Schulpflicht  oder  der  staatliche  Schulzwang  und  das  staatliche  Schul- 
monopol im  weiteren  Sinn,  d.  h.  alle  Schulen  müssen  irgendwie 
staatlich  anerkannt  sein.  Bis  zur  Tyrannei  des  Schulmonopols  im 
engeren  Sinn  oder  der  staatlichen  Zwangsschule,  d.  h.  bis  dahin,  daß 
alle  Kinder  die  Staatsschule  besuchen  müssen  und  nur  sie  besuchen 
dürfen,  ist  man  bis  jetzt  in  Deutschland  nicht  vorgeschritten.  Die 
Staatsschule  ist  entweder  konfessionell  oder  simultan  oder  konfessions- 
los. Eine  konfessionelle  Schule  im  vollen  Sinne  des  Begriffes  ist 
eine  solche,  in  welcher  der  Religionsunterricht  als  Basis  und  Richt- 
schnur alles  Unterrichts  den  durchweg  oder  wenigstens  größtenteils 
einer  Konfession  angehörigen  Schülern  durch  einen  Geistlichen  oder 
einen  kirchlich  beauftragten  Lehrer  erteilt  wird,  in  der  die  Lehrer 
die  gleiche  Konfession  wie  die  Schüler  haben,  der  Gottesdienst  von 
den  Lehrern  und  Schülern  gemeinsam  besucht  wird,  die  Lehrbücher 
den  kirchlichen  Anforderungen  entsprechen,  die  Lehrgegenstände  unter 


*  Vgl.  ob.  S.  5.  H.  H  e  r  m  e  1  i  n  k  ,  D.  theol.  Fakultät  i.  Tübingen  v.  il. 
Reformation  (1477—1534)   (1906)  60  ff. 

'  Soss.  XXV  de  ref.  c.  2.  S.  Merklc,  D.  Konzil  v.  Trient  u.  d.  Universitäten 
(1905)  25». 


§  111.    Die  Kirche  und  die  Schule.  19 

sachgemäßer  Rücksichtnahme  auf  die  kirchliche  Anschauung  behandelt 
werden  und  die  Orts-  sowie  die  Bezirksschulinspektion  in  den  Händen 
von  Geistlichen  sich  befindet.  Das  Fehlen  gerade  des  letzteren  Moments 
ergäbe  eine  geminderte  konfessionelle  Schule.  In  der  Simultanschule 
befinden  sich  Kinder  und  Lehrer  verschiedener  Konfessionen,  aber 
der  Religionsunterricht  ist  gesetzlich  vorgeschrieben  und  wird  den 
Kindern  jeder  Konfession  getrennt  von  einem  Geistlichen  oder  Lehrer 
ihrer  Konfession  erteilt.  In  der  konfessions-  bzw.  religionslosen  Schule 
wird  entweder  gar  kein  gesetzlich  vorgeschriebener  Religionsunterricht 
erteilt  oder  ein  gemeinsamer  für  die  Kinder  aller  Religionsparteien, 
welcher  daher  notwendig  konfessionslos  ist. 

Die  Kirche  hat  den  Satz,  daß  dem  Staat  allein  das  gesamte 
Unterrichts-  und  Erziehungswesen  zukomme,  verworfen  ^  Vielmehr 
schreibt  sie  sich  ein  natürliches  oder  genauer  göttliches  und  histo- 
risches Recht  auf  Errichtung  von  Schulen  jeder  Art,  von  Volks-, 
Mittel-  und  Hochschulen  sowie  auch  von  Lehrerseminarien  usw.  zu. 
Doch  kann  sie  auf  Gründung  von  Schulen  verzichten,  wenn  solche 
vom  Staat  oder  von  Privaten  errichtet  werden.  Sie  hat  dann  aber  ein 
gottgewolltes  Aufsichtsrecht  über  alle  Schulen,  in  welchen  katholische 
Kinder  infolge  staatlichen  Schulzwanges  unterrichtet  werden,  dahin- 
gehend, ob  diese  Schüler  theoretisch  und  praktisch  in  die  Religion 
eingeführt  werden  oder  aber  Schaden  an  ihrem  Glauben  nehmen  2. 
Im  letzteren  Fall  muß  sie  ihre  eigenen  Schulen  gründen  und  die  Eltern 
selbst  unter  Strafe  verpflichten,  ihre  Kinder  dorthin  zu  schicken  3. 
Das  Urteil  hierüber  und  entsprechende  Veranstaltungen  sind  Sache 
des  Bischofs^. 

An  den  Gymnasien  und  allen  andern  Mittelschulen  muß  die  Kirche 
wenigstens   die   Erteilung   und   Leitung   des   Religionsunterrichts   be- 


»  Syll.  Nr  45  47  48.     Ob.  S.  16,  A.  3. 

^  V.  Cathrein,  D.  Schulaufsichtsfrage  i.  Preußen  (Stimmen  a.  M.-L.  LXXIV 
[1908]  256  ff).  Pius  X.  a.  d.  bayer.  Bischöfe  v.  20.  Mai  1909  (Acta  Ap.  Sedis  X 
[1909]  487  f). 

^  Linsenmann,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  647  ff.  Schindler,  Lehrb.  d.  Moral- 
theol.  II  2  (1910),  786  ff. 

*  Pius  IX.  a.  d.  Erzbisch,  v.  Freib.  v.  14.  Juli  1864.  Instr.  d.  Propag.  f.  Nord- 
amerika V.  80.  Juni  1875.  Leo  XIII.  a.  d.  franz  Bisch,  v.  8.  Febr.  1884.  Leo  XIIL, 
Enzykl.  „Militantis  ecclesiae'  v.  1.  Aug.  1897;  Enzykl.  v.  8.  Dez.  1897  a.  d.  Epi- 
skopat V,  Kanada.  Kardinalstaatssekretär  a  d.  Erzbischof  v.  Besan9on  v.  15.  Mai 
1911  (Canoniste  cont.  XXXIV  [1911]  593  ff ).  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae 
Latinae  (1899)  Nr  134  ff.  Coli.  Lac.  s.  v.  Educatio,  Schola.  Kirchenlexikon  ^  s.  v. 
Schulfrage. 

2* 


20    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

anspruchen  ^  An  den  Universitäten  kann  sie  tatsächlich  nur  noch 
Forderungen  erheben  hinsichtlich  der  katholisch  -  theologischen  Fa- 
kultäten 2. 


Zweiter  Abschnitt. 

Die  Verwaltung  der  potestas  ordinis. 

Erstes   Kapitel. 

Die  Sakramente  mit  Ausnahme  der  Elie. 
Die  l^iakramentalien. 

§  112. 

Die  rechtliche  Seite  in  der  Verwaltung  der  Sakramente 

und  des  Kultus. 

Z.  alt.  Lit.  üb.  d.  Sakramente  vgl.:  Scher  er,  KR.  II  67.  —  F.  Brenner, 
Geschichtl.  Darstellung  d.  Verrichtung  u.  Ausspendung  d.  Sakr.,  1818 ff.  J.  H eifert, 
Rechte  i.  Ansehung  d.  heil.  Handlungen  2,  1843.  E.  Seitz,  Darstellung  d.  kath. 
Kirchendisziplin  i.  Ansehung  d.  Verwaltung  d.  Sakr.,  1850.  G.  L.  Hahn,  D.  Lehre 
V.  d.  Sakr.  i.  ihr.  gesch.  Entwicklung  b.  z.  Konzil  v.  Trient,  1864.  J.  B.  Franzelin, 
Tractatus  de  sacr.  in  genere*,  1888.  P.  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  d.  kath. 
Kirche,  1893.  J.  H.  Oswald,  D.  dogm.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  d.  kath. 
K.  ^  1894.  J.  B.  Sasse,  Institutiones  theologicae  de  sacr.  ecclesiae ,  1897  f. 
N.  Gihr,  D.  heil.  Sakr.  d.  kath.  K.  2,  1902  f.  P.  Pourrat,  La  theologie  sacra- 
raentaire^  1908.  Ch.  Pesch,  Praelectiones  dogmaticae.  Tom.  VI  VII:  De  sacra- 
mentis^,  1908  f.  B.  Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogmatik^  (1911)  628  ff.  J.  Po  hie, 
Lehrb.  d.  Dogm.  ^  HI,  1912. 

Obgleich  die  Sakramente,  die  Sakramentalien  und  die  Liturgie  vor 
allem  in  den  Disziplinen  der  Dogmatik,  Moral-  und  Pastoraltheologie 
zu  behandeln  sind,  so  bieten  sie  doch  auch  wesentlich  eine  rechtliche 
Seite  dar  und  sind  demgemäß  auch  im  Kirchenrecht  zu  behandeln.  Das 
Kirchenrecht  bestimmt  unter  Bezugnahme  auf  Dogmatik  und  Moral, 
wer  der  berechtigte  und  verpflichtete  Spender  der  Sakramente  und 
Sakramentalien  sowie  der  berechtigte  und  verpflichtete  Vollzieher  der 
Liturgie,  sodann  wer  berechtigter  und  verpflichteter  Empfänger  der 
Sakramente  und  Sakramentalien  sowie  berechtigter  Teilnehmer  am 
Gottesdienst  ist.     Ferner  erzeugen   einzelne  Sakramente   und   Sakra- 


'  Trid.    sesa.  V    de    rcf.    c.   1.     F.  Württ.    vgl.    ob.    S.    5,   A.    1    2.      F.    andere 
deutsche  Staaten  ob.  S.  5,  A.  2.     Frifdberg,  KR.''  546. 
2  Vgl.  Bd  I,  S.  213  ff  292  f  u.  ob.  S.  5  f. 


§  113.    Die  Taufe.  21 

mentalien  rechtliche  Wirkungen  oder  sind  sie  die  Voraussetzung  für 
Erwerbung  kirchlicher  Rechte.  Diese  rechtliche  Wirkung  hängt  aber 
von  der  gültigen  Spendung  ab.  Demgemäß  kommen  für  das  Kirchen- 
recht hauptsächlich  in  Betracht  der  Spender,  der  Empfänger,  die 
Materie,  die  Form  und  die  Wirkung  der  Sakramente.  Freilich  lassen 
sich  die  Grenzen  zwischen  dem  Kirchenrecht  und  den  genannten  Diszi- 
plinen und  umgekehrt  nicht  immer  scharf  ziehen.  Sehr  viele  recht- 
liche Seiten  bietet  das  Sakrament  der  Ehe  dar,  so  daß  man  es  am 
besten  für  sich  behandelt. 

§  113. 
Die   Taufe. 

Decr.  Grat.  C.  I,  q.  1.  D.  IV  de  cons.  Decr.  Greg.  IX.  1.  III,  t.  42  de  bapt. 
et  ejus  effect. ;  t.  43  de  presbyt.  non  baptiz.     Const.  Clem.  III,  15. 

Z.  alt.  Lit.  vgl.:  Seh  er  er,  KR.  II  74;  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr. 
203;  Bart  mann,  Lehrb.  d.  Dogm.  2  663;  Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  III  117.  — 
J.  Corblet,  Histoire  dogmat.,  liturg.  et  archeologique  du  sacrement  de  bapt§me, 
1882.  P.  Michel,  Questions  pratiques  sur  le  bapteme  et  la  confirmation  dans 
las  missions ^  1905.  Schanz  a.  a.  0.  203 ff.  Pesch,  Praelectiones  dograaticae 
VP  152ff.     Bartmann  a.  a.  0.  663  ff.     Pohle  a.  a.  0.  117ff. 

Der  ordentliche  Spender  der  Taufe  war  ursprünglich  der  Bischof; 
nur  mit  dessen  Erlaubnis  konnten  auch  Presbyter  und  Diakone 
taufend  Später  erhielten  dieses  Recht  die  an  den  Taufkirchen  an- 
gestellten Priester.  So  ist  das  Taufen  heute  das  Recht  des  Pfarrers  2. 
Ohne  dessen  Genehmigung  darf  kein  anderer  Priester  die  feierliche 
Taufe  vornehmen.  Der  Diakon  soll  nur  dann,  wenn  ein  Priester  nicht 
zu  haben  ist,  mit  Erlaubnis  des  Bischofs  die  feierliche  Taufe  spenden  ^. 
Im  Notfalle  aber  kann  und  darf  jeder  Mensch*,  auch  der  Häretiker^  und 
Ungläubige  ^,  taufen,  wenn  nur  die  notwendige  Materie  und  Form  an- 


»  Mt  28,  19.     Ter  tu  11.,  De  baptismo  c.  17. 

2  Vgl.  Bd  I,  S.  474  484.     Rit.  Rom.  tit.  II,  c.  1,  n.  12. 

3  C.  18  (Gelas.  L  a.  494),  D.  XCIII.  C.  19  (Isid.  Hispal.),  D.  IV  de  cons. 
J.  Doubrava,  D,  Diakon  als  Spender  d.  Taufe  (A.  f.  k.  KR.  LXII  [1889]  99  ff). 
Thalhof  er-Eisenhofer,  Handb.  d.  kath.  Liturgik  II  (1912)  267  ff. 

*  0.  97,  §  3  (August,  Contra  ep.  Parm.  1.  II,  c.  13),  C.  I,  q.  1.  C.  7  (J  0  h.  VIH. 
a.  879),  C.  XXX,  q.  1.     C.  21  (August,  Ad  Fortun.),  D.  IV  de  cons. 

5  C.  51  57  (Leo  I.  a.  458),  C.  I,  q.  1.  C.  40  (August,  De  bapt  1.  I,  c.  1,  n.  2) 
109  (Syn.  v.  Arles  I  a.  314,  c.  8),  D.  IV  de  cons.  Trid.  sess.  VII  de  bapt.  can.  4. 
J.  Ernst,  Neue  CJntersuchungen  üb.  Cyprian  u.  d.  Ketzertaufstreit  (Th.  Qsch.  XCIII 
[1911]  230  ff)  [u.  d.  ganz,  reich,  neuer.  Liter,  üb.  d.  Ketzertaufstreit]. 

«  C.  59  (Isid.  Hispal.?),  C.  I,  q.  1.  C.  24  (Nicol.  L  a.  866)  31  (August 
De  bapt  1.  VII,  c.  53,  n.  101),  D.  IV  de  cons.     C.  1,  §  4,  X  de  summa  Trinit.  I,  1. 


22     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2,  Abschnitt.    1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

gewandt  wird  ^  und  die  „intentio  faciendi,  quod  facit  ecclesia"  vorhanden 
ist  2.  Doch  haben  dabei  unter  sonst  gleichen  Umständen  Christen  vor 
NichtChristen,  Kleriker  vor  Laien,  Männer  vor  Frauen  den  Vorzug  3. 
Besonders  häufig  kommen  Hebammen  in  die  Lage,  die  Nottaufe  er- 
teilen zu  müssen.  Daher  haben  die  Bischöfe  dafür  zu  sorgen,  daß 
dieselben  hierüber  durch  die  Pfarrer  unterrichtet  werden  *.  Sich  selbst 
kann  niemand  taufen '^.  Hier  tritt  die  Begierdetaufe  an  Stelle  der 
Wassertaufe,  die  auch  durch  die  Bluttaufe  ersetzt  werden  kann^. 

Empfangen  kann  die  Taufe  jeder  noch  ungetaufte  Mensch.  Bei 
den  Erwachsenen  ist  hierzu  nötig  Kenntnis  des  Glaubens,  Reue  über 
die  Sünden,  Verlangen  nach  der  Taufe  und  Erlaubnis  des  Bischofs. 
Zum  Zweck  der  Vorbereitung  der  Erwachsenen  auf  die  Taufe  bestand 
in  der  alten  Kirche  das  Katechumenat  '^.  Aber  auch  die  Kinder  können 
nach  uraltem  kirchlichen  Gebrauche  getauft  werden,  und  seit  dem 
5.  Jahrhundert  kam  die  Kindertaufe  in  allgemeine  Übung ^.  Voraus- 
setzung ist,  daß  sie  leben,  menschliche  Gestalt  haben  und  wenigstens 
zum  Teil  geboren   sind.     Zweifelt  man   am  Leben,  so  ist  bedingt  zu 


»  C.  1,  §  4,  X  de  summa  Trinit.  I,  1.  C.  5,  X  h.  t.  III,  42.  Trid.  sess.  VII 
de  bapt.  can.  2. 

^  Trid.  sess.  VII  de  bapt.  can.  4. 

^  Rit.  Rom.  tit.  II,  c.  1,  n.  13.  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae 
(1899)  Nr  489,  wo  e.  gute  Zusammenfassung. 

*  Rit.  Rom.  tit.  II,  c.  1,  n.  13.  Ben  ed.  XIV.,  .Postremo"  v.  28.  Febr.  1747. 
§  31.  S.  C.  Conc.  12.  Mai  1753.  Richter -Schulte,  Conc.  Trid.  p.  46,  n.  7. 
F.  d.  Diöz.  Rottenburg  vgl.  Pf aff-Sproll,  Gesetzeskunde  I  232.  E.  bischöfl. 
approb.  Unterr.  i.  Österr.  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVII  [1897]  762  ff j.  Siehe  a.  Schüch- 
Polz,  Handb.  d.  Pastoraltheol.  '*  (1910)  558 ff.  S.  Maniscalco,  L'  ostetricia  nei  suoi 
rapporti  con  la  morale  cristiana,  1904.  L.  Knapp,  Theologie  u.  Geburtshilfe, 
1908.  Unterricht  üb.  d.  Spendung  d.  Nottaufe  u.  üb.  d.  Standespflichten  d. 
Hebammen"',  1910. 

•^  C.  4,  X  h.  t.  III,  42.  F.  Rabe,  D.  Selbsttaufe,  1905.  F.  Gillraann,  Z. 
Frage  d.  Selbsttaufe  (Katholik  1912,  I  380  ff). 

«  C.  34  (August.,  De  bapt.  1.  IV,  c.  22,  n.  29)  37  (August.?),  D.  IV 
de  cons.  C.  2,  X  de  presb.  nou  bapt.  III,  43.  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr. 
267  ff.     Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogm. «  637  ff.    Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm.  Uli  139  ff. 

'  Üb.  d.  Katechumenat  vgl.:  Knöpfler,  Kgschte  «^  102  f  114  219.  Funk- 
Bihlmeyer,  Kgschtc «  76  ff  223  ff.  Ferner:  E.  Schwartz,  Bußstufen  u.  Kate- 
chumenatsklassen,  1911.  Achelis,  D.Christentum  i.  d.  erst,  drei  Jhdten  I  121  ff'; 
II  84  ff.  A.  V.  Strom  barg,  Studien  z.  Theorie  u.  Praxis  d.  Taufe  i.  d.  christl. 
Kirche  d.  erst,  zwei  Jhdte,  1913.  E.  Seeberg,  D.  Synode  v.  Antiochicn  i.  Jahre 
324/25,  1913.     Thalhof  er- Eisenhof  er,  Handb.  d.  kath.  Liturgik  II  283  ff. 

«  C.  5  (Syn.  v.  Toledo  IV  a.  633,  c.  57),  D.  XLV.  C.  3,  X  h.  t.  III,  42.  Trid. 
sess.  VII  de  bapt.  can.  12—14.  D.  Dekret  „Lamentabili  sane"  v.  3.  Juli  1908  ver- 
wirft i.  Nr  43  d.  Satz,  daß  d.  Kindertaufe  nur  e.  disziplinare  Maßregel  gewesen 
sei.     Heiner,  D.  neue  Syllabus  Pius'  X.^  187  ff.     Michelitsch,  D.  bibl.-dogm. 


I 


§  113.    Die  Taufe.  23 

taufen  i.  Eigentliche  Monstra  können  nicht,  dubiöse  Bildungen  nur  be- 
dingungsweise getauft  werden 2.  Nur  zum  Teil  geborne  Kinder,  bei 
denen  Gefahr  ist,  daß  sie  den  Geburtsakt  nicht  überleben  werden,  sollen, 
wenn  sie  auf  das  Haupt  als  den  vorzüglichsten  Körperteil  getauft  wer- 
den können,  unbedingt,  auf  ein  anderes  Glied  aber  bedingt  getauft 
werden.  Im  letzteren  Falle  ist  die  Taufe  bedingt  zu  wiederholen  3. 
Überhaupt  ist  die  Taufe  bedingt  zu  wiederholen,  wenn  an  der  Tat- 
sache oder  Gültigkeit  der  ersten  Taufe  nach  vorausgegangener  sorg- 
fältiger Untersuchung  vernünftig  gezweifelt  wird,  was  namentlich  bei 
von  Häretikern  gespendeten  Taufen  praktisch  werden  kann  *.     Andern- 


Syllabus2  196 f.  P.  Glaue,  Z.  Gesch.  d.  Taufe  i.  Spanien,  1913.  Knöpfler, 
KgschteM03.  Funk-Bihlmey er,  Kgschte^  224.  Schanz  a.  a.  0.  258 ff.  Bart- 
mann a.  a.  0.  673  679  ff.  Pohle  a.  a.  0.  152  ff.  —  B.  Taufen  v.  Kindern,  welche 
d.  erste  Kommunion  noch  nicht  empfangen  haben,  ist  d.  ordo  baptismi  parvulorum 
anzuwenden.     C.  S.  Rit.  10.  Mai  1879  (A.  f.  k.  KR.  LXXVIII  [1898]  353). 

'  Üb.  die  Taufe  v.  Frühgeburten  u.  tot  geborenen  Kindern:  X.  Florentinius, 
Disputatio  de  ministrando  baptismo  humanis  foetibus  abortivorum,  Lugd.  1668. 
P.  Alvera,  Taufe,  Rechte  u.  Matrikulierung  d.  scheintot  gebor.  Kinder  (Theql- 
prakt.  Qsch.  LI  [1898]  650  f).  F.  X.  Thalhof  er ,  Taufe  tot  gebor.  Kinder  (Theol.- 
prakt.  Monatsschrift  X  [1900]  248  ff).  D.  Taufe  d.  Abortivfötus  (Köln.  Pastoralblatt 
XXXVI  [1902J  9  ff  205  ff).  J.  Ried  er,  D.  Taufe  v.  Embryonen  u.  foetus  abortivi 
(Theol.-prakt.  Qsch.  LVIII  [1905]  30 ff).  Ferro  res-Geniesse,  D.  wirkl.  Tod 
u.  d.  Scheintod  i.  Beziehung  a.  d.  heil.  Sakramente,  1908.  [D.  span.  Orig. :  J.  B. 
Ferreres,  La  muerte  real  y  la  muerte  apparente  con  relaciön  a  los  santos  sacra- 
mentos,  erschien  1911  i.  4.  Aufl.]  A.  Creazzo,  Studio  su  la  morte  apparente  e  la 
morte  reale,  1913.    J.  E.  Pruner,  Lehrb.  d.  PastoraltheoL  ^  I  157  ff. 

*  Rit.  Rom.  tit.  II,    c.  1,  n.  18  ff,    wo   a.  d.  etwaigen  Formeln  angegeben  sind. 
^  „Nemo   renatus,   nisi  qui  natus."     Rit.  Rom.  tit.  II,  c.  1,  n.  16.     S.  C.  Conc. 

12.  Juli  1794.  Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  42,  n.  4.  S.  C.  Conc.  16.  März 
1897.  D.  Form  b.  solcher  Wiedertaufe  ist:  „Si  non  es  baptizatus,  ego  te  baptizo"  etc. 
C.  2,   X  h.  t.  III,    42.     Rit.  Rom.  a.  a.  0.     Ben  ed.   XIV.,   De   syn.  dioec.  1.  VII, 

c.  5.  B.  intrauteriner  Taufe  darf  Chlorwasser  gebraucht  werden.  S.  C.  Inq.  21.  Aug. 
1901    (A.  f.  k.  KR.  LXXXIl  [1902]   362  f).     K.  K.  E.  v.  Moy,  D.  Nottaufe  währ. 

d.  Geburt  d.  Kindes  (A.  f.  k.  KR.  XIV  [1865]  44  ff).  J.  Rieder,  De  valore 
baptismi  infanti  in  utero  matris  clauso  collati  (Theol.-prakt.  Qsch.  LH  [1899]  108  ff). 
Theol.-prakt.  Qsch.  LVI  (1903)  137  ff.  A.  Treitner,  D.  Taufe  i.  Mutterleib 
mittelst  d.  Hohlnadel  (Theol.-prakt.  Qsch.  LXI  [1908]  317  ff).  Dageg.r  Ebd.  LXII 
(1909)  455  f;  Z.  f.  Theologie  u.  Kirche  XIX  (1909)  246 ff.  Th.  Diestel,  Taufe 
d.  foetus  d.  Einspritzung  (D.  Z.  f.  KR.  XV  [1903]  234  ff).  F.  Ah]  fei  dt,  Kon- 
fession u.  Geburtshilfe  (Preuß.  Jbb.  CXLVI  [1911]  54  ff).  —  Ist  d.  Mutter  gestorben, 
ehe  d.  Kind  geboren  wurde,  so  ist  d.  Mutterleib  z.  öffnen,  u.  d.  Kind  eventuell  taufen 
z.  können.  Rit.  Rom.  tit.  II,  c.  1,  n.  17.  S.  C.  Inq.  13.  Dez.  1899  (A.  f.  k.  KR. 
LXXX  [1900]  574  f).  —  M.  d.  Taufe  d.  Mutter  ist  nicht  a.  d.  Kind  getauft.  C.  115 
(Isid.  Hispal.),  D.  IV  de  cons.  —  Pohle  a.  a.  0.  150f. 

*  Rit.  Rom.  tit.  II,  c.  1,  n.  9.  Ben  ed.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  VII,  c.  6.  S.  C. 
Inq.    14.   Dez.    1898    (A.   f.   k.   KR.   LXXIX   [1899]   538  f).     Erl.   d.   bisch.  Ordin. 


I 


24     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.     1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

falls  ist  wegen  des  durch  die  Taufe  eingeprägten  character  indelebilis 
die  Wiedertaufe  null  und  nichtig  und  ihre  bewußte  Wiederholung  ein 
kirchliches  Verbrechen,  das  die  Irregularität  des  Wiedertäufers  und 
aller  Schuldigen  im  Gefolge  hat^ 

Christliche  Eltern  sind,  nachdem  heutzutage  hierin  jeder  staatliche 
Zwang  weggefallen  ist  2,  wenigstens  moralisch  verpflichtet,  ihre  Kinder 
taufen  zu  lassen.  Wer  daher  von  solchen  stammt  oder  unter  Christen 
auferzogen  wurde,  gilt  so  lange  als  getauft,  bis  das  Gegenteil  bewiesen 
ist^.  Findelkinder  sind  ohne  weiteres  bedingt  zu  taufen,  selbst  wenn 
ein  Attest  über  die  erhaltene  Taufe  bei  ihnen  gefunden  würde,  wo- 
fern dieses  nicht  volle  Gewißheit  über  die  stattgehabte  Taufe  bietet^. 
Die  Kinder  Un-  oder  Andersgläubiger,  insbesondere  der  Juden,  dürfen 
ohne  den  ausdrücklichen  Konsens  ihrer  Eltern  oder  deren  Stellvertreter 
nicht  getauft  werden  ^.  Dagegen  dürfen  dieselben  auch  ohne  diese  Ein- 
willigung getauft  werden,  wenn  sie  in  sichtlicher  Todesgefahr  schweben 
oder  von  ihren  Eltern  ausgesetzt  oder  verstoßen  wurden  ß.  Aber  sie 
müssen  in  diesem  Falle  hernach  ihren  Eltern  weggenommen  und 
christlich  erzogen  werden  ^.  Tritt  einer  der  ungläubigen  Gatten  zum 
Christentum   über,    so    folgen   ihm   trotz   des   Widerspruchs    des   un- 


Rottenb.  v.  22.  Mai  1849.  Vogt,  Sammlung  662.  F.  W.  Woker,  D.  be- 
dingungsweise z.  spend.  Taufe  (Kath.  Seelsorger  IV  [1892]  20  ff).  J.  Eiselt, 
D.  Bedingnistaufe  (Theol.-prakt.  Qsch.  XXXVIIT  [1885]  61  ff).  D.  Hoffmann, 
D.  röm.-kath.  Wiedertaufe  (Deutsch-evang.  Blätter  XXX  [1905]  508  ff).  J.  Gott- 
schick, D.  Lehre  d.  Reformation  v.  d.  Taufe,  1906.  E.  Rietschel,  D.  Ver- 
hältn.  V.  Taufe  u.  K.  i.  Sinne  d.  KRs  u.  d.  luther.  Bekenntnisses,  1907.  Eibach, 
Z.  Tauffrage  (D.  Z.  f.  KR.  XVIH  [1908]  75  ff ).  R.  Stehfen,  D.  Wiedertaufe  i. 
Theorie  u.  Praxis  d.  röm.-kath.  K.  s.  d.  trident.  Konzil,  1908.  Üb.  d.  Alter  d.  be- 
dingungsweise gespendeten  Taufe  Schanz,  D,  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  237. 

»  Trid.  sess.  VII  de  bapt.  can.  11  13.     Vgl.  Bd  I,  S.  225. 

2  RG.  V.  6.  Febr.  1875  üb.  Beurkund.  d.  Personenstandes,  §  82  erklärt,  d.  kirchL 
Verpflichtungen  i.  Bezug  a.  d.  Taufe  nicht  berühren  z,  wollen. 

^  C.  3,  X  de  presbyt.  non  bapt.  III,  43. 

*  C.  110  (Greg.  IL  a.  726),  D.  IV  de  cons.  S.  C.  Conc.  15.  Jan.  1725.  Richter- 
Schulte,  Conc.  Trid.  p.  42,  n.  2.  Ben  ed.  XIV.  a.  a.  0.  1.  VII,  c.  6,  n.  5.  Partik. 
verschied.  Praxis:  Coli.  Lac.  IV  114;  V  161;  VI  153. 

^  D.  geltende  kirchl.  R.  i.  dies.  u.  d.  folg.  Punkten  hat  zusammengefaßt 
Bened.  XIV.,  .Postremo"  v.  27.  Febr.  1747;  „Probe  te"  v.  15.  Dez.  1751.  D. 
Konsens  muß  s.  a.  a.  d.  nachfolg,  christl.  Erziehung  erstrecken.  „Postremo".  §  18. 
S.  C.  Inq.  26.  Aug.  1885;  19.  Jan.  1886.  D.  Vorschriften  üb.  d.  Taufe  d.  Juden: 
A.  f.  k.  KR.  LVI  (1886)  286  ff. 

«  C.  un.  X  de  inf.  expos.  V,  11.  ,Postremo\  §  8—10.  .Probe  te".  §  10. 
S.  C.  de  Prep.  Fide  18.  Juli  1892  (A.  f.  k.  KR.  LXXVII  [1897]  374). 

'  C.  13  inVI'°  de  haeret.  V,  2.  .Postremo'.  §  25  ff.  Üb.  d.  Mortarafall  Moy 
i.  A.  f.  k.  KR.  III  (1858)  644  ff;  IV  (1859)  291  ff. 


§  113.    Die  Taufe.  25 

gläubigen  Eheteils  in  favorem  fidei  christianae  alle  noch  nicht  über 
sieben  Jahre  alten  Kinder  i.  Haben  die  Kinder  der  Ungläubigen  das 
siebte  Lebensjahr  zurückgelegt,  so  kann  deren  Taufe  auch  ohne 
elterliche  Einwilligung  erfolgen,  wenn  sie  mit  freiem  Willen  danach 
verlangen 2;  aber  es  ist  bischöfliche  Erlaubnis  dazu  einzuholen,  wie 
überhaupt  bei  der  Taufe  Erwachsener^. 

Es  sind  jedoch  diese  kirchlichen  Bestimmungen,  soweit  sie  mit  der 
modernen  staatlichen  Gesetzgebung  im  Widerspruch  stehen,  heute  nicht  mehr 
durchführbar.  Nach  letzterer  folgt  das  Kind  der  Religion  seiner  Eltern,  hat 
die  Verstoßung  keine  Rechtskraft,  kann  die  eheliche  Mutter  nicht  gegen  den 
Willen  des  Vaters  die  Kinder  einer  andern  Religion  zuführen,  und  hat  endlich 
das  Kind  selbst  keine  Bestimmungsbefugnis  darüber,  ob  es  sich  taufen  lassen 
wolle,  ehe  es  die  staatlich  festgesetzten  Diskretionsjahre  erreicht  hat*. 

Zu  spenden  ist  die  Taufe  in  feierlicher  Weise  nach  den  Vor- 
schriften des  Rituale.  Materia  remota  ist  natürliches  Wasser^.  Zur 
erlaubten  Spendung  der  feierlichen  Taufe  ist  geweihtes  Taufwasser 
anzuwenden^.     Materia  proxima  ist  die  dreimalige  Abwaschung  (ab- 


1  C.  10  (Syn.  V.  Toledo  IV  a.  633,  c.  63),  C.  XXVIIl,  q.  1.  C.  2,  X  de  convers. 
infid.  III,  83.     Bened.  XIV.,  ,Postremo^    §15ff. 

«  C.  2,  X  de  convers.  infid.  III,  33.  S.  C.  Conc.  16.  Juli  1639.  Richter- 
Schulte,  Conc.  Trid.  p.  47,  n.  9.     „Postremo^    §  32. 

'  Rit.  Rom.  tit.  II,  c.  3,  n.  8.     F.  d.  Diöz.  Rottenburg:  Vogt,  Sammlung  662  f. 

*  I.  Preußen  muß  d.  Kind  v.  Eltern,  d,  a.  d.  Kirche  ausgetreten  sind,  i.  der.  früherer 
Religion  erzogen  werden.  Erl.  d.  preuß.  Kultusminist,  v.  27.  Sept.  1880  (A.  f.  k.  KR. 
XLVI  [1881]  139).  E.  Nitze,  D.  relig.  Erziehung  d.  Kinder  u.  der.  Teilnahme 
a.  Schulreligionsunterricht  (D.  Z.  f.  KR.  VIII  [1898]  159  fif).  0.  v.  Natzmer,  D. 
volksschulmäßige  Religiousunterr.  v.  Kindern  a.  Mischehen  i.  Gebiete  d.  preuß. 
LRs,  1908.  H.  A.  Krose,  Kirchl.  Handb.  f.  d.  kath.  Deutschi.  III  (1911)  87  f. 
R.  E  i  b  a  c  h ,  D.  zwangsweise  Zuführung  d.  Dissidentenkinder  i.  d.  Religionsunterr. 
d.  Volksschule  (D.  Z.  f.  KR.  XXlII  [1913]  103  ff).  —  F.  Bayern  A.  f.  k.  KR. 
XCIII  (1913)  538.  —  I.  Württemberg  unterliegen  d.  Kinder  v.  Dissidenten  kein. 
Religionsunterrichtszwang  i.  d.  öffentl.  Schule.  Minist.-Erl.  v.  3.  Nov.  1904.  Schüz- 
Hepp,  D.  württ.  Volksschulgesetzgebung  I  (1910)  125.  —  F.  Sachsen:  0.  Kämper,  D. 
relig.  Erzieh,  d.  Dissidentenkinder  i.  Königr.  Sachsen,  1906. —  F.Nassau:  A.  f.  k. 
KR.  LXXXIX  (1909)  346  f.  —  F.  Österr.:  Seh  er  er,  KR.  II  36  ff:  A.  f.  k.  KR. 
XCII  (1912)  354  f;  XCIII  (1913)  166  331  ff  —  Vgl.  a.:  A.  f.  k.  KR.  XCIII  (1913) 
538.  Friedberg,  KR.«  543  2».  —  V.  naturrechtl.  Standpunkt  a.  m.  Recht  geg. 
d.  staatl.  Zwang:  V.  Cathrein,  Recht,  Naturrecht  u.  posit.  Recht ^  (1909)  265.  — 
Üb.  d.  Diskretionsjahre   unt.  §  114.  —  Vgl.  a.  unt.  §  149  üb.  d.  gem.  Ehe. 

*  Jo  3,  5.  C.  5,  X  h.  t.  III,  42.  Trid.  sess.  VII  de  bapt.  can.  2.  Rit.  Rom. 
tit.  II,  c.  1,  n.  3.  I.  Todesgefahr  kann  d.  Kind  i.  Mutterleib  a.  m.  Chlorwasser 
getauft  werden.     Vgl.  ob.  S.  28,  A.  8. 

«Tertull.,  Debapt.  c.  4  6.  Cypr.,  Ep.  70,  1.  C.  71  (Ambr.[?]  De  sacram. 
I.  II,  c.  5),  D.  IV  de  cons.     Rit.  Rom.  tit.  II,  c.  1,  n.  4ff. 


26     IV-  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.     I.Kap.:  Die  Sakramente. 

lutio)  mit  Wasser.  Diese  Abwaschung  geschah  anfänglich  in  der  Regel 
durch  Untertauchung  (immersio),  aus  Gründen  aber  auch  durch  Be- 
gießung (infusio)  oder  Besprengung  (aspersio).  Seit  dem  13.  Jahr- 
hundert kam  in  der  abendländischen  Kirche  die  Untertauchung  mehr 
und  mehr  in  Abgang  und  trat  an  deren  Stelle  die  heute  übliche  drei- 
malige Begießung  des  Hauptes  in  Kreuzform  ^ 

Die  Form  sind  die  gleichzeitig  mit  der  Abwaschung  ausgesprochenen 
Worte:  „Ego  te  baptizo  in  nomine  Patris"  ^  etc.  Dazu  kam  schon 
früher  eine  Reihe  von  Gebeten,  Beschwörungen  und  Zeremonien, 
welche,  wenn  der  wesentliche  Taufakt,  wie  bei  der  Nottaufe,  bereits 
vorausgegangen  ist,  nachzuholen  sind^. 

Bezüglich  des  Ortes  der  Taufe  war  in  der  alten  Kirche  nichts 
vorgeschrieben.  Sie  geschah  in  Flüssen,  Teichen,  Seen  und  Meeren. 
Später  wurde  sie  namentlich  in  den  bei  den  Kirchen  errichteten  Tauf- 
kapellen, den  Baptisterien,  gespendet'^.  Heute  ist  der  Ort  der  Taufe 
die  Pfarrkirche,  in  welcher  sich  der  Taufstein  befindet^.  Das  Recht 
der  Haustaufe  haben  nur  die  reges  et  principes^;  doch  ist  sie  gemein- 
rechtlich auch  bei  den  andern  Ständen  erlaubt,  wenn  die  Not  es  er- 
fordert'^.  überdies  kann  der  Bischof  sie  aus  gutem  Grunde  gestatten^. 
Es  bestehen  auch  nähere  Vorschriften  in  einzelnen  Diözesen  hierüber^. 

So  können  in  der  Diözese  Rottenburg  die  Eltern  aus  Gründen  die  Haus- 
taufe von  Oktober  bis  Ende  April  und  in  über  eine  halbe  Stunde  von  der  Pfarr- 
kirche entfernten  Filialen  das  ganze  Jahr  hindurch  verlangen  ^°. 

>  TertuU.,  Advers.  Prax.  c.  26.  C.  78 ff,  D.  IV  de  cons.  Rit.  Rom.  tit.  II,  c.  1, 
n.  lOff.  Knöpfler,  Kgschte^  104  219  f  538.  Funk-Bihlme  yer,  Kgschte « 
76  225  556.  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  215  ff.  Bart  mann,  Lehrb. 
d.  Dogm.MII  668  f.  Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm.^  122ff.  Thalhof  er-Eisenhof  er, 
Handb.  d.  kath.  Liturgik  II  300  ff. 

2  Mt  28,  19.  C.  24  (Nikol.  L  a.  866)  SB  86  (Zachar.  L  a.  746  748),  D.  IV 
de  cons.  C.  1  5,  X  h.  t.  III,  42.  Rit.  Rom.  tit.  II,  c.  1,  n.  8f.  Richter- 
Schulte,  Conc.  Trid.  p.  46,  n.  7.  Üb.  Taufe  i.  Namen  Jesu:  W.  Koch,  D.  Taufe 
i.  N.  T.2  (1910)  6ff.  F.  Gillmann,  Taufe  ,i.  Namen  Jesu"  oder  „i.  Namen  Christi" 
(Katholik  1912,  II  856  ff;  [a.  sep.]).    Bartmann  a.  a.  0.  670.    Pohle  a.  a.  0.  128 f. 

3  C.  53  (Coelest.  L  a.  431)  61—70  87—91,  D.  IV  de  cons.  C.  1,  §  6,  X  de 
sacr.  unct.  I,  15.  F.  J.  Dölger,  D.  Exorzismus  i.  altchristl.  Taufritual,  1909. 
Schanz  a.  a.  0.  278  ff.     Thalhof  er-Eisenhof  er  a.  a.  0.  11  292  ff. 

*  Knöpfler  a.  a.  0.  103  220.     Funk-Bihlmey er  a.  a.  0.  76  225  246. 

"  Rit.  Rom.  tit.  II,  c.  1,  n.  28. 

'  C.  un.  in  Clem.  h.  t.  III,  15.  "^  C.  un.  cit.  in  Clem. 

8  C.  S.  Rit.  27.  Apr.  1877  (A.  f.  k.  KR.  XLVI  [1881]  14).  S.  C.  Conc. 
20.  Jan.  1894.     S.  C.  de  disc.  Sacr.  22.  Dez.  1912  (Acta  Ap.  Scdis  IV  [1912]  725). 

^  Coli.  Lac.  Ill  928;  IV  527  1184;  V  161  348  490  649  814. 

'°  Vogt,  Sammlung  656  ff.  D.  Zeremonien  dürfen  dab.  ab.  nicht  v.  d.  Taufe  ge- 
trennt u.  später  i.  d.  Kirche  nachgeholt  werden.     Pruncr,  Pastoraltheol.  ^  I  165. 


§  113.   Die  Taufe.  27 

Feierliche  Taufzeiten  waren  in  den  ersten  Jahrhunderten  Ostern 
und  Pfingsten,  näherhin  die  Vigil  dieser  Feste.  Im  Orient  kam  später 
die  Vigil  von  Epiphanie,  und  anderwärts  kamen  noch  andere  Feste 
als  Taufzeiten  hinzu;  im  Notfall  aber  konnte  zu  jeder  Zeit  getauft 
werden.  Allein  mit  der  Kindertaufe  schwanden  diese  Taufzeiten  mehr 
und  mehr,  bis  sie  seit  dem  13.  Jahrhundert  ganz  in  Abgang  kamen  ^. 
Nur  die  Taufwasserweihe  an  der  Vigil  von  Ostern  und  Pfingsten  ist 
noch  geblieben 2.  Das  Rituale  Romanum  verlangt  auch,  daß  etwaige 
Taufen  von  Erwachsenen  auch  jetzt  noch  wo  möglich  zu  Ostern  und 
Pfingsten  stattfinden  sollen 3;  die  Kinder  aber  seien  zu  taufen  „quam 
primum  fieri  poterit"  ^.  Partikular  ist  noch  genauer  bestimmt,  daß 
dies  zu  geschehen  habe  innerhalb  zweier  bis  acht  Tage  nach  der 
Geburt  ^. 

Waren  selbst  bei  der  Taufe  der  Erwachsenen  Paten  gebräuchlich  ^, 
so  mußte  das  noch  viel  mehr  bei  den  Kindern  der  Fall  sein'.  Bei 
diesen  haben  die  Taufpaten  das  Verlangen  nach  der  Taufe  auszu- 
drücken, das  Glaubensbekenntnis  abzulegen  und  die  christliche  Erziehung 
des  Täuflings  zu  versprechen.  Daher  heißen  sie  sponsores  oder  fide- 
jussores;  zum  Zeichen  dessen  sollen  sie  den  Täufling  bei  der  Taufe 
irgendwie  halten,  woher  sie  auch  susceptores  oder  tenentes  genannt 
werden.  Wegen  der  Mitwirkung  bei  Schaffung  des  neuen  geistlichen 
Lebens  des  Täuflings  werden  sie  auch  als  patrini,  matrinae,  compatres, 
commatres^  bezeichnet.  Das  Recht,  die  Paten  zu  bestellen,  haben  die 
Eltern  9  oder  deren  Stellvertreter,  eventuell  der  Pfarrer.  Sie  müssen 
als  solche  ausdrücklich  bezeichnet  werden.  Nach  dem  Tridentinum, 
das  auf  die  alten  Gesetze  verweist,    soll   nur  ein  Pate,  und  zwar  wo 


D.  Haustaufe  u.  ihre  Geschichte  i.  Deutschi.  (Köln.  Pastoralbl.  XXXVI  [1902]  116  ff).  — 
Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  II  275  f. 

»  C.  11— 18,  D.  IV  de  cons.  Knöpfler  a.  a.  0.  103  219.  Fun  k -Bihlm  ey  er 
a.  a.  0.  76  225  556. 

2  Rit.  Rom.  tit.  II,  c.  1,  n.  4. 

»  Tit.  II,  c.  1,  n.  27;  c.  3,  n.  4  ff.  *  Tit.  II,  c.  1,  n.  15. 

^  Coli.  Lac.  V  18  162  348  489  643  813.  Vogt,  Sammlung  656  f.  D.  Hebamme 
darf  taufen,  wenn  sie  positiv  befürchtet,  es  möchte  d.  Kind  o.  Taufe  sterben,  weil 
d.  Eltern  d.  Spendung  derselben  hinausschieben.  S.  C.  Inq.  13.  Jan.  1899  (A.  f. 
k.  KR.  LXXIX  [1899]  736).  —  Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  H  269  ff. 

^  Ter  tu  11.,  De  bapt.  c.  18.  A.  Nagle,  D.  kirchl.  Patenschaft  b.  Taufe  u. 
Firmung  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  X  [1900]  231  ff ).  K.  M.  Tdlkrj,  Ihpi  rw> 
d.vadoyu}v  y.azä  ro  dtxaw^  TTjg  dn-f}odö'^ou  ^A'^arohxTfq  äxjcATjOiaq^  1909.  Aclielis,  D. 
Christentum  i.  d.  erst,  drei  Jhdten  II  94.  Ebd.  passim  üb.  Weise,  Ort  u.  Zeit 
d.  Taufe. 

'  C.  77  (August.),  D.  IV  de  cons. 

8  C.  5  (P aschal.  IL),  C.  XXX.  q.  3.  ^  A.  d.  unehel.  Mutter. 


28    ^V-  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    1.  Kap. :  Die  Sakramente. 

möglich  gleichen  Geschlechts  wie  der  Täufling,  oder  höchstens  zwei, 
aber  verschiedenen  Geschlechts,  funktionieren  K  Die  Zahl  der  Ehren- 
paten aber  ist  nicht  beschränkt.  Nach  dem  Rituale  ßomanum  können 
nicht  Pate  sein:  des  Glaubens  Unkundige,  Ungefirmte^,  Unmündige, 
Wahnsinnige.  Weiterhin  bezeichnet  dasselbe  als  zur  Patenschaft  un- 
fähig die  Ungläubigen,  die  Häretiker  3,  die  öffentlich  Exkommunizierten, 
die  persönlich  Interdizierten,  die  öffentlichen  Sünder,  die  Freimaurer, 
die  kirchlich  und  bürgerlich  Ehrlosen,  die  Regulären^.  Partikular- 
rechtlich sollen  auch  nicht  Pate  sein  die  Weltgeistlichen  ^  und  selbst- 
verständlich nicht  solche,  welche  in  gemischter  Ehe  mit  akatholischer 
Kindererziehung  leben  ^.  Daß  die  Eltern  nicht  zugleich  Pate  sein 
können,  ist  klar^.  Der  taufende  Geistliche  ist  verpflichtet,  vor  der 
Taufe   sich   über  die  Qualifikation  der  Paten  zu  vergewissern^. 

Dem  Täufling  wird  ein  von  den  Eltern  bzw.  den  Paten  zu  be- 
stimmender Name,  wo  möglich  der  eines  Heiligen,  gegeben^. 

Zum  Schluß  hat  der  Pfarrer  jede  von  ihm  vorgenommene  Taufe 
unter  Angabe  der  Namen  des  Täuflings,  der  Eltern  und  der  Paten 
in  das  Taufregister  einzutragen.  Wie  das  Faktum  der  Taufe,  so  will 
dadurch  auch   die   entstandene,    ein   Ehehindernis   bildende   geistliche 


*  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  2.  E.  Stellvertreter  muß  d.  ausdrückl.  Erlaubnis 
d.  Paten  haben.     A.  f.  k.  KR.  LXXXIII  (1903)  124  f. 

2  C.  102  (Poenit.  The  od.),  D.  IV  de  cons. 

3  S.  C.  Inq.  17.  Sept.  1871 ;  27.  Juni  1900  (A.  f.  k.  KR.  LXXXI  [1901]  348). 
Eventuell  ist  d.  Taufe  o.  Paten  z.  vollziehen.  S.  C.  Inq.  3.  Mai  1893.  Wohl  ab. 
können  Akatholiken  als  Taufzeugen  funktionieren.  Vogt,  Sammlung  663.  Z.  streng 
verneinen  d.  L aurin  (Theol.-prakt.  Qsch.  XXXVIII  [1885]  9  ff )  u.  Silbernagl, 
KR.  *  499  ". 

^  Rit.  Rom.  tit.  II,  c.  1,  n.  22  ff.  C.  S.  Rit.  15.  Febr.  1887.  L.  Dolberg,  D. 
Statuten  d.  Zisterz.  wider  Tauf-  u.  Gevatterstehen  (Stud.  u.  Mitt.  a.  d.  Bened.-  u. 
Zisterz.-Orden  XXIV  [1903]  598  ffj. 

^  Coli.  Lac.  V  492;  VI  11. 

^  Ebd.  V  19  492. 

'  Anfänglich  scheinen  a.  Eltern  Pate  gewesen  z.  sein.  Seitd.  ab.  d.  Paten- 
schaft d.  geistl.  Verwandtschaft  bewirkte,  wurde  solches  verboten.    Syn.  v.  Mainz  a.  813, 

c.  55.     Harduin,  Acta  conc.  IV  1016. 

8  Trid.  sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  2.  —  Thalhof er-Eisenhof er,  Handb. 

d.  kath.  Liturgik  II  276  ff. 

*  Rit.  Rom.  tit.  II,  c.  1,  n,  54.  J.  Preisen,  Wer  ist  berechtigt,  d.  Täufling 
d.  Namen  z.  geben?  (Theol -prakt.  Qsch.  XLV  [1892]  381  ff).  Klein,  Passende 
u.  unpassende  Taufnamen  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  X  [1900]  191  fi').  G.  Necker- 
mann, Üb.  d.  Recht,  d.  Täufling  d.  Namen  z.  geben  (Ebd.  349  ff).  Fröhling,  D. 
Namengebung  b.  d.  Taufe  u.  Firmung  insbes.  d.  christl.  Taufnamen  (Kath.  Seel- 
sorger XX  [1908]  68  ff).  —  Thalhof  er-Eisenhof  er  a.  a.  0.  II  280  ff. 


§  114.    Der  Austritt,  Rücktritt  und  Übertritt  in  die  Kirche.  29 

Verwandtschaft  beurkundet  werden.  Ist  die  Taufe  durch  einen  andern 
Priester  als  den  Pfarrer  gespendet  worden,  so  soll  auch  dies  bemerkt 
werden  ^. 

§  114. 
Der  Austritt,  Rücktritt  und  Übertritt  in  die  Kirche. 

A.  B.  Schmidt,  D.  Austritt  a.  d.  Kirche,  1893.  Ders. ,  Z.  Austritt  a.  d.  K. 
(Festschrift  f.  Friedberg  [1908]  73  flf).  K.  A.  Geiger,  D.  Glaubenswahl  minderjähr. 
Personen  i.  Bayern  (A.  f.  k.  KR.  LXXV  [1896]  358  ff).  Ders.,  D.  Wahl  d. 
Glaubensbekenntnisses  n.  bayr.  Recht,  1899.  E.  Eck,  D.  Begründung  d.  kirchl. 
Mitgliedschaft  n.  kan.  u.  bayr.  Recht,  1900.  [D.  2.  Aufl.  1910  ist  nur  neue  Ausg.] 
J.  Alethes,  D.  Konfessionsänderung  u.  d.  relig.  Kindererziehung  i.  Königr.  Sachsen, 
1909.  Ch.  Caro,  Gesetz  betr.  d.  Austritt  a.  d.  K.  v.  14.  Mai  1873,  1911.  R.  Hörn, 
D.  Erklärung  d.  Kirchenaustritts  v.  d.  Konsul  i.  Ausland  i.  Hinblick  a.  d.  preuß. 
Gesetz  v.  14.  Mai  1873  (A.  f.  öff.  R.  XXVII  [1911]  430  ff).  Weit.  Lit.  ob.  S.  25, 
A.  4,  unt.  §  149. 

I.  Durch  die  Taufe  wird  man  IVEitglied  der  katholischen  Kirche. 
Diese  IMitgliedschaft  ist  gemäß  dem  durch  die  Taufe  eingeprägten 
character  indelebilis  unverlierbar 2.  Es  ist  also  nach  Dogmatik  und 
kanonischem  Recht  ein  völliger  Austritt  aus  der  katholischen  Kirche 
undenkbar,  und  der  Versuch  dazu  ein  schweres  kirchliches  Ver- 
brechen, auf  welches  die  ipso  facto  eintretende,  dem  Papst  reservierte 
Exkommunikation  gesetzt  ist^. 

Staatsrechtlich  aber  gilt,  daß  die  Getauften,  die  von  ihren  Eltern  oder 
deren  gesetzlichen  Vertretern  in  einer  andern  christlichen  Konfession  er- 
zogen werden,  der  katholischen  Kirche  nicht  angehören,  und  daß  keine 
Kirche   ihre   Glieder   nach  Erreichung   des  Diskretionsalters  *   und  Erfüllung 


•  Trid.  sess.  XXV  de  ref.  matr.  c.  2.  Rit.  Rom.  tit.  X,  c.  3.  Üb.  etwaige 
■weitere  Vermerke  ebenda.  I.  einzelnen  bestehen  Diözesanvorschriften  Vogt  a.  a.  0. 
260  ff  779  ff.  Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  I  143  ff.  Wieweit  d.  Taufbücher 
•d.  Bedeutung  öffentl.  Urkunden  haben,  siehe  Bd  I,  S.  483. 

2  Trid.  sess.  VlI  de  bapt.  can.  4  7  8.    Vgl.  Bd  I,  S.  81. 

'  X  de  apostat.  haeret.  schismat.  V,  t.  7  8  9.  ,,Apostolicae  Sedis  moderationi" 
V.  12.  Okt.  1869.    I  2  4. 

*  Vollendetes  12.  Lebensjahr:  Sachsen-Weimar;  voll.  14.  Lebensjahr:  Preußen 
(Gebiet  d.  Allg.  Landrechts),  Rheinprovinz,  Hannover,  Nassau,  Braunschweig, 
Oldenburg,  Hessen-Darmstadt,  Österreich;  voll.  16.  Lebensjahr:  Baden,  Frankfurt; 
voll.  18.  Lebensjahr:  Kurhessen;  voll.  21.  Lebensjahr:  Bayern,  Sachsen.  Vgl. 
Schneider.  D.  part.  KRsquellen  204  295  299  300  302  371  403  437  454  524; 
K.  A.  Geiger,  D.  religiöse  Erziehung  d.  Kinder  i.  deutsch.  Recht  (1903)  138  151 
153  156  168  174*  195  206  210  216  227  238  276;  Friedberg,  KR.«  292. 
Gegenüb.  dies,  verwirrenden  Mannigfaltigkeit  will  d.  Toleranzantrag  d.  Zentrums  i. 
§  2  d.  vollend.  12.  Lebensjahr  z.  Diskretionsalter  erhoben  sehen.  F.  Heiner,  D. 
sog.  Toleranzantrag    (1902)    203.     Daselbst   sind  S.  284  ff  a.   d.  einschläg.  deutsch. 


30    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    I.Kap.:  Die  Sakramente. 

gewisser  rechtlicher  Formalitäten^  hindern  darf,  aus  ihr  auszuscheiden, 
und  zwar  auch  ohne  sich  einer  andern  religiösen  Gemeinschaft  anschließen 
zu  müssen. 

In  Württemberg  hat  der  aus  der  Kirche  Austretende,  der  im  vierzehnten 
Lebensjahr  stehen  muß-,  die  Erklärung  seines  Austrittes  schriftlich  oder 
mündlich  bei  dem  Vorsitzenden  des  Kirchenstiftungsrates  anzuzeigen.  Dieser 
hat  darüber  eine  Bescheinigung  auszustellen.  Die  Erklärung  des  Austrittes 
tritt  nach  vier  Wochen  in  Kraft  ^. 

II.  Wollen  aus  der  Kirche  Ausgetretene  die  aktive  Rechtsfähigkeit 
in  der  Kirche  wieder  erwerben,  so  müssen  sie  einen  Akt  der  Unter- 
werfung vornehmen,  der  nicht  als  Übertritt,  sondern  sachgemäß  als 
Rücktritt  zur  Kirche  (Konversion)  bezeichnet  wird.  Dieser  Rücktritt 
kann  an  sich  nicht  in  der  Wiederholung  der  Taufe  bestehen,  sondern 
vielmehr  in  solchen  Handlungen,  welche  bekunden,  daß  der  Betreffende 
die  Lehre  der  Kirche  für  wahr  halte  und  fortan  auch  äußerlich  als 
deren  Glied  betrachtet  sein  wolle.  Voranzugehen  hat  der  Konversion, 
wenn  nötig  oder  möglich,  ein  Unterricht  in  der  Lehre  der  Kirche. 
Sodann  ist  zur  Aufnahme  in  die  Kirche  wo  möglich  die  Genehmigung 


Gesetze  zusammengestellt.  Vgl.  noch:  Geiger,  D.  kirchenrechtl.  Inhalt  d.  bundes- 
staatl.  Ausfülnungsgesetze  z.  BGB.  (A.  f.  k.  KR.  LXXXI  [1901]  113  ffj.  H.  Hell- 
muth, D,  Einfluß  d.  Religionswechsels  dritter  Personen  u.  d.  relig.  Erziehung 
Minderjähriger  n.  bayr.  Staatskirchenrecht  (Ebd.  XCIII  [1913]  67  ff).  Ders., 
Z.  Anfechtung  d.  Glaubenswahl  n.  bayr.  R.  (D.  Z.  f.  KR.  XXIII  [1913]  329  ff). 
F.  Österr.  vgl.  Haring,  KR.  357  ff;  A.  f.  k.  KR.  LXXXVII  (1907)  437  ff  524  f; 
XC  (1910)  316  ff. 

*  F.  Preußen,  Bayern,  Baden,  Hessen  usw.  vgl. :  Schneider  a.  a.  0.  257  f 
361  404  ;  F  r  i  e  d  b  e  r  g ,  KR.«  292  f.  Üb.  rechtl.  Form  u.  rechtl.  Wirkung  d.  Austritts 
a.  d.  Kirche  handeln  §§  3  u.  4  d.  Toleranzantrags.  Heiner  a.  a.  0.  204  f.  Ebd. 
293  ff  a.  d.  hierüb.  i.  Deutschi,  geltend.  Gesetze. 

*  Üb.  d.  i.  Württ.  gelt.  Diskretionsalter  gehen  d.  Meinungen  auseinander.  D. 
Rehgionsedikt  v.  15.  Okt.  1806  spricht  i.  Art.  6  nur-  allgem.  v.  d.  Unterscheidungs- 
jahren. E.  Minist.-Erl.  v.  14.  Sept.  1826  fixierte  13  vollendete  Jahre.  E.  Erl.  d. 
Kirchenrats  v.  16.  Nov.  1831  sagt,  daß  d.  angetr.  14.  Lebensjahr  genüge.  Daran 
hält  Ministerium,  Konsistorium  u.  Kirchenrat.  Dageg.  plädieren  andere  f.  16  (Knaben) 
u.  14  (Mädchen)  Jahre.  K.  Schmidt,  D.  Konfess.  d.  Kinder  n.  d.  Landesrechten 
i.  Deutsch.  Reich  (1890)  383  ff.  Gaupp-Göz,  D.  Staatsr.  d.  Königr.  Württ.«  415. 
F 1  e  i  n  e  r ,  Staatsrecht!.  Gesetze  Württ.  14  f.  Kiene,  Kath.  Pfarrgemeindegesetzi 
V.  14.  Juni  1887  u.  22.  JuH  1906,  176  ff.  Pf  äff ,  Gesetzeskunde  407  f.  VgL  Pfaff- 
Sproll  a.  a.  0.  I  311.  K.  Pause r,  D.  Konfession  d.  Kinder  i.  Württ.  n.  d. 
gegenwärt.  Stand  d.  Gesetzgeb.  u.  Rechtsprechung  (1911)  10  ff". 

'  Art.  43,  Abs.  5  d.  Ges.  v.  14.  Juni  1887.  Grd.-Erl.  v.  27.  Dez.  1892.  Kiene 
a.  a.  0.  108  ff.  Pfaff-Sproll  a.  a.  0.  I  307  ff.  1.  Todesgefahr  kann  d.  Aufnahme 
d.  d.  Geistl.  ohne  weitere  Förmlichkeiten  erfolgen.  Es  sind  ab.  seit.  d.  Geistl.  d. 
notwendigen  Anzeigen  z.  machen.  Genest  d.  Aufgenommene  wieder,  so  hat  er  d.Vor- 
sitzenden  d.  Kirchenstiftungsrates  d.  Austritt  schriftl.  anzuzeigen. 


§  114.    Der  Austritt,  Rücktritt  und  Übertritt  in  die  Kirche.  31 

des  Ordinariats  einzuholen.  Zugleich  ist  die  Bitte  beizufügen,  den  Kon- 
vertiten ab  haeresi  formali  in  utroque  foro  ^  absolvieren  zu  dürfen. 
Eventuell  ist  auch  um  die  Erlaubnis  zur  bedingten  oder  utibedingten 
Spendung  der  Taufe  nachzusuchen  2.  Der  Akt  selbst  kann  sich  in 
dreifacher  Weise  vollziehen:  Ist  die  Taufe  absolut  zu  spenden,  so  ist 
nur  die  professio  fidei  abzulegen,  nicht  aber  hat  eine  Abschwörung 
der  Irrlehre  und  Lossprechung  von  der  Exkommunikation  stattzu- 
finden. Ist  aber  die  Taufe  bedingungsweise  zu  wiederholen,  so  findet 
zunächst  die  Abschwörung  oder  näherhin  die  professio  fidei,  dann  die 
bedingte  Taufe  und  zuletzt  die  Beicht  mit  bedingter  Lossprechung  von 
den  Sünden  und  auch  von  der  Exkommunikation  statt.  War  aber  die 
Taufe  gültig,  so  ist  nur  nötig  abjuratio  haeresis  seu  fidei  professio 
Beicht  und  absolutio  a  censuris^. 

Wie  den  Austritt,  so  normieren  die  Staatsgesetze  auch  den  Rücktritt  zur 
Eärche.  Vor  allem  ist  das  Diskretionsalter  gefordert.  Die  Aufnahme  darf 
erst  erfolgen,  nachdem  der  Austritt  Rechtskraft  erlangt  hat. 

III.  Wie  der  Eücktritt,  so  ist  auch  der  Übertritt  aus  dem  Un- 
glauben zur  Kirche  an  bestimmte  Bedingungen  gebunden,  nämlich  an 
die  Taufe  mit  bischöflicher  Erlaubnis.  Dieser  selbst  aber  muß  Frei- 
heit der  Entschließung,  Unterricht  im  Glauben  und  Ablegung  des 
Glaubensbekenntnisses  vorangehen  *. 

Der  Staat  fordert  auch  hier  die  Diskretionsjahre  und  seinerseitige  Kognition. 


»  S.  C.  Inq.  21.  Dez.  1895;  28.  März  1900  (A.  f.  k.  KR.  LXXX  [1900]  570  f: 
LXXXIII  [1903]  494  f).  D.  Absolution  v,  d.  a.  d.  Apostasie  u.  Häresie  gesetzt.  Strafe 
d.  Exkommunikation  (Köln.  Pastoralblatt  XL  [1906]  253  fF). 

2  S.  C.  Inq.  18.  Dez.  1872;  20.  Nov.  1878;  21.  Febr.  1884;  4.  Febr.  1885; 
28.  März  1900.  Bened.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  VII,  c.  6,  n.  7  ff.  Vgl.  ob.  S.  22; 
S.  23,  A.  3  4.  Th.  Bouquillon ,  De  la  reiteration  du  bapteme  confere  par  les 
här^tiques  (Rev.  des  scienc.  eccles.  XL  [1879]  145  ff).  P.  Einig,  D.  Taufe  d. 
Nichtkatholiken  i.  Lichte  kath.  Grundsätze  u.  prot.  Beschwerden  (Pastor  bonus  X 
[1898]  57  ff).     Friedberg,  KR.«  406  ">. 

'  Modus  excipiendi  professionem  fidei  catholicae  a  neoconversis  juxta  formam  a 
C.  S.  Off.  20.  Juli  1859  praescriptam.  Coli.  Lac.  III  550  ff.  A.  Lehmkuhl, 
Beichte  b.  Konversion  (Theol.-prakt.  Qsch.  LXIV  [1911]  117  ff).  D.  Mannajoli, 
De  obligationibus  christianorum  propriis,  quibus  in  genere  dubie  baptizati  obstrin- 
guntur,  1913.  Pruner,  Pastoraltheol.^  I  288  ff.  Schüch-Polz,  Pastoraltheol.»^ 
806  f.  Ist  d.  Konvertierende  noch  unmündig,  d.  h.  unt.  14  bzw.  12  Jahren ,  so 
bedarf  es  keiner  Abschwörung  d.  Irrtums  u.  keiner  Absolution  v.  d.  Exkommuni- 
kation.    S.  C.  Inq.  20.  Juli  1859;  20.  Nov.  1878. 

*  Vgl.  ob.  S.  22. 


32    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    I.Kap.:  Die  Sakramente. 

§  115. 
Die  Firmung. 

Decr.  Grat.  D.  V  de  cons.     Decr.  Greg.  IX.  1.  I,  t.  15  de  sacr.  unct. 

Z.  alt.  Lit.  vgl.:  Hinschius,  KR.  IV  55;  Scherer,  KR.  II  67;  Schanz, 
D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  282;  Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogm. «  681 ;  P o h  1  e ,  Lehrb. 
d.  Dogm.  5  III  156.  —  B.  Nepefny,  D.  Firmung,  1869.  M.  He  im  buch  er,  D. 
heil.  Firmung,  1889.  F.  J.  Dölger,  D.  Sakr.  d.  Firmung,  1906.  Schanz  a.a.O. 
282  ff.  Pesch,  Praelectiones  dogmaticae  VP  217  ff.  Bartmann  a.  a.  0.  683 ff. 
Pohle  a.  a.  0.  156  ff. 

Fähiger  Spender  der  Firmung  ist  der  konsekrierte  Bischof  ^  Kraft 
päpstlicher  Vollmacht  kann  auch  ein  einfacher  Priester  firmen,  muß 
aber  dabei  vom  Bischof  geweihten  Chrisam  anwenden  ^.  Berechtigter 
Spender  ist  der  Diözesanbischof  innerhalb  seiner  Diözese  an  seine  und 
fremde  Diözesanen^. 

Berechtigter  Empfänger  dieses  Sakramentes  ist  jeder  getaufte, 
noch  nicht  gefirmte,  zu  den  Jahren  der  Vernunft  gekommene,  im 
Stande  der  Gnade  befindliche  Mensch.  In  der  alten  Kirche  fand  die 
Firmung  unmittelbar  nach  der  Taufe  der  Kinder  statt.  In  der  grie- 
chischen Kirche  ist  es  heute  noch  so  *.    Es  ist  das  auch  den  unierten 


1  Apg  8,  Uff.  C.  119  (Innoz.  I.  a.  416),  D.  IV  de  cons.  C.  2  (Gelas.  I. 
a.  494),  D.  XCV.  C.  4,  X  de  consuet.  I,  4.  C.  un.  §  7,  X  de  sacr.  unct.  I,  15. 
Trid.  sess.  VII  de  confirm.  c.  3.  D.  Dekret  „Lamentabili  sane"  v.  3.  Juli  1907  ver- 
wirft i.  Nr  44  d.  These,  daß  d.  Firmung  ursprüngl.  nicht  v.  d.  Taufe  geschieden 
gewesen  sei.  Heiner,  D.  neue  Syllabus  Pius' X.  ^  190  ff.  Michelitsch,  D.  bibl.- 
dogm.  Syllabus^  197  f.  J.  B.  Belser,  D.  Apostelgschte  (1905)  110.  K.Pieper, 
D.  Simon-Magus-Perikope,  1911. 

2  C.  1  (Greg.  I.  a.  594),  D.  CXV.  Kl e mens  VIII.  Instructio  v.  31.  Aug.  1595. 
§  1.  Innoz.  XIII.,  ,Cum  ad"  v.  9.  Jan.  1721.  Ben  ed.  XIV.,  ,Etsi  pastoralis" 
V.  26.  Mai  1742.  §  3;  ,Eo  quamvis"  v.  4.  Mai  1745.  §  8:  ,Anno  vertente"  v. 
19.  Juni  1750.  S.  C.  de  Prop.  Fide,  Instructio  pro  simplice  sacerdote  sacr.  confirm. 
ex  Sed.  Apost.  delegatione  administr.  v.  23.  Apr.  1774.  Bened.  XIV.,  De  syn.  dioec. 
1.  VIl,  c.  7—9.  Ders.,  Opera  inedita.  Ed.  Heiner  (1904)  214  ff.  E.  andere 
Instr.  a.  d.  Jahre  1888  i.  Appendix  ad  conc.  plen.  Americae  Latinae  (1899) 
Nr  LIX.  A.  Lehmkuhl,  Z.  Frage  üb.  d.  Priester  als  aufserord.  Spender  d.  Firmung 
(Z.  f.  k.  Theol.VI  [1882]  566  ff).  Ders.,  Theol.  moral.^'  II  76  ff.  J.  N.Praxmarer, 
D.  einf.  Priester  als  Spender  d.  Sakr.  d.  Firmung  (Katholik  1884,  I  271  ff).  J.  E. 
Dann  er,  Firmung  d.  schism.  Priester  (Theol.-prakt.  Qsch.  LXV  [1912]  525  ff). 
Schanz  a.  a.  0.  314  ff.  Pesch  a.  a.  0.  245  ff.  Bartmann  a.  a.  0.  687.  Pohle 
a.  a.  0.  175  ff.     Th  alhofer-Eisenhof  er,    Handb.   d.  kath.  Liturgik   II   321  ff. 

'  Trid.  sess.  VI  de  ref.  c.  5.  S.  C.  Conc.  15.  April  1575;  1.  März  1687.  Streng 
genommen  wäre  z.  Firmung  e.  fremd.  Diözesanen  d.  Erlaubnis  s.  Bischofs  nötig;  doch 
wird  sie  als  gegeben  betrachtet.    S.  C.  Conc.  28.  Nov.  1602;  8.  Aug.  1682. 

*  Schanz  a.  a.  0.  285  ff.     Bartmann  a.  a.  0.  687.     Pohle  a.  a.  0.  177  f. 


4 


§  115.    Die  Firmung.  33 

Griechen  zum  Teil  erlaubt  ^  und  in  der  abendländischen  Kirche,  wenn 
gewichtige  Gründe,  wie  Todesgefahr,  Gewohnheit,  es  rechtfertigen  2. 
Sonst  aber  wird  sie  hier  seit  dem  13.  Jahrhundert  erlaubterweise 
nur  Kindern  über  sieben  Jahren  gespendet^.  Den  näheren  Zeitpunkt 
bestimmen  die  Partikulargesetze  *.  Von  dem  Empfang  der  Firmung  als 
eines  Sakramentes  der  Lebendigen  sind  ausgeschlossen  die  Häretiker, 
Schismatiker,  Exkommunizierten,  Interdizierten  und  öffentlichen  Sünder^. 
Eine  Rechtspflicht  zum  Empfang  der  Firmung  besteht  nur  für  den 
Empfänger  der  Tonsur  6. 

Die  materia  remota  des  Sakraments  ist  der  Chrisam,  d.  h.  vom 
Bischof  am  Gründonnerstag  geweihtes,  mit  Balsam  vermischtes  Olivenöl. 
Die  materia  proxima  ist  die  Salbung  der  Stirne  des  Firmlings  mit  Chrisam 
in  Kreuzesform,  verbunden  mit  Handauflegung  durch  den  Bischof. 
Die  Form  in  der  lateinischen  Kirche  sind  die  Worte:  „Signo  te  signo 
crucis  et  confirmo  te  chrismate  salutis  in  nomine  Patris"  etc.  "^  Wie  die 
Taufe,  so  verleiht  auch  die  Firmung  einen  character  indelebilis  s. 


1  CoU.  Lac.  II  29  581.     Ben  ed.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  VII,  c.  9. 

2  Ben  ed.  XIV.,  ,Eo  quamvis"  v.  4.  Mai  1745.  §  6.  S.  C.  de  Prop.  Tide 
28.  März  1774.  S.  C.  Conc.  23.  April  1774.  Richter-Schulte,  Conc.  Trid. 
p.  47,  n.  1.     Ben  ed.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  VII,  c.  10. 

3  Syn.  V.  Köln  a.  1280.  H a r  du i n ,  Acta  conc.  VII  823.  Catech.  Rom.  P.  II,  c.  3, 
q.  17.  Leo  XIII.  schrieb  a.  d.  Bisch,  v.  Marseille  a.  22.  Juni  1897,  daß  d.  Firmung 
nicht  hint.  d.  erste  Kommunion  verschoben  werden  solle  (A.  f.  k.  KR.  LXXVIII 
[1898]  136  f).  Wo  Pius  X.  d.  Alter  f.  d.  erste  Kommunion  früher  angesetzt  hat. 
■wird  ganz  grundlos  f.  spätere  Spendung  d.  Firmung  (i.  letzten  Schuljahr)  plädiert. 
J.  Göttler,  D.  Firmungsalter  (Katech.  Blätter,  N.  F.  XI  [1910]  225  ff).  A.  Rade- 
macher, D.  erste  Kinderkommunion  u.  d.  Sakr.  d.  Firmung  (Theol.  u.  Glaube  IV 
(1912]  20  ff). 

*  I.  d.  Diözese  Rottenburg  werden  jene  Kinder  z.  Firmung  zugelassen,  d.  i. 
Laufe  d.  betreff.  Jahres  d.  11.  Lebensjahr  zurücklegen.  Vogt,  Sammlung  182  ^ 
Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  I  233.  —  Thalhof er-Eisenhof er  a.  a.  O. 
II  323  ff. 

^  Pontif.  Rom.  tit.  De  confirmandis. 

"  Vgl.  Bd  I,  S.  218  f.  A.  manche  Ordensregeln  fordern  f.  d.  Eintretenden  d. 
Empfang  d.  Firmung. 

"  C.  un.  §  7,  X  de  sacr.  unct.  I,  15.  C.  4,  X  de  consuet.  I,  4.  Innoz.  IV., 
,Sub  catholicae*  v.  6.  März  1254.  Denzinger-Bannwart,  Enchiridion  '^  Nr  465. 
Ben  ed.  XIV.,  „Ex  quo  priraum"  v.  1.  März  1756.  Üb.  d.  hier  einschläg.  Fragen, 
namentl.  ob  d.  Papst  a.  e.  einfachen  Priester  m.  d.  Benediktion  d.  Chrisanis  be- 
auftragen könne:  Schanz  a.  a.  0.  293  ff ;  Pesch  a.  a.  0.  228;  Bart  mann  a. 
a.  0.  685;  Pohle  a.  a.  0.  166  f.  J.  E.  Danner,  D.  d.  Franziskaner- Vicarius  d. 
Vicaria  Bosnae  Fabianus  a  Backa  u.  dess.  Nachfolgern  u.  Substituten  erteilte  Privi- 
legium oleum  sanctum  et  chrisma  conficiendi  et  benedicendi  (Theol. -prakt.  Qsch. 
LVII  [1904]  805  ff).  —  Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  II  329  ff. 

*  Trid.  sess.  VII  de  sacr.  can.  9. 

Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.   II.    3.  Aufl.  3 


34    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

Nach  altem  Herkommen  wird  auch  zur  Firmung  ein  Pate  bei- 
gezogen, der  für  die  christliche  Erziehung  des  Firmlings  einsteht  und 
zum  Zeichen  dessen  seine  Hechte  auf  die  rechte  Schulter  seines  Firm- 
kindes legt  ^  Wo  möglich  soll  der  Pate  nur  einen  Firmling  haben, 
muß  gleichen  Geschlechtes  wie  dieser  2,  bereits  gefirmt-^  und  vom  Tauf- 
paten verschieden  sein'*.  Wer  nicht  Taufpate  sein  kann,  kann  auch 
nicht  Firmpate  sein. 

Die  Namen  der  Gefirmten  und  ihrer  Paten  sind  vom  Pfarrer  vor 
allem  zur  Beurkundung  der  ein  Ehehindernis  bildenden  geistlichen 
Verwandtschaft  in  ein  Register,  Firmungsregister,  einzutragen  5. 

§  116. 
Die  Eucharistie. 

Decr.  Grat.  D.  I  II  de  cons.  Decr,  Greg.  IX.  1.  Ilf,  t.  41  de  celebr.  miss.  et 
sacr.  euchar. ;  t.  44  de  custod.  euchar.     Const.  Clem.  III,  14. 

Z.  alt.  Lit.  vgl.:  Seh  er  er,  KR.  11  662;  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr. 
318  f;  Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogm.2  691ff;  Pohle,  Lehrb  d.  Dogm.  MII  180  fF. — 
F.  Probst,  D.  Verwaltung  d.  Euchar.  als  Sakrament  2,  1857.  W.  A.  Mai  er,  D. 
Behandlung  d.  Allerheiligsten  auß.  d.  heil.  Messe,  1860.  J.  B.  Franzelin,  Trac- 
tatus  liturgicus  de  ss.  euchar.  sacramento  et  sacrificio  ■*,  1887.  F.  Gasparri, 
Tractatus  canonicus  de  ss.  euchar.,  1897.  S.  Many,  Praelectiones  canon.  de  missa 
cum  appendice  de  ss.  euchar.  sacr.,  1903.  Schanz  a.  a.  0.  3 18  ff.  Fesch, 
Fraelectiones  dogmaticae  VP  250  ff.  Bartmann  a.  a.  0.  691  ff.  Fohle  a.  a.  0. 
180  ff,  wo  a.  geschichtl.  Lit.  verzeichnet  ist.  Vgl.  a.  z.  geschtl.  Lit.:  Knöpf  1er, 
Kgschte^  114ff  216  277  381  462  538  f  687:  Funk-Bih  Im  ey  er ,  Kgschte«  77  ff 
230  f  347  f  452  f. 

Berechtigter  Spender  (minister  distribuens  zum  Unterschied  vom 
m.  conficiens)   der  Eucharistie   war  ursprünglich   allein   der  Bischof*'. 

*  C.  100  101  (incerti  auctoris),  D.  IV  de  cons.  B.  kleinen  Kindern  heißt  d. 
Pate  tenens,  sonst  ligans,  weil  er  d.  gesalbte  Stirne  m,  e.  Binde  umgeben  soll. 
Notwendig  ist  d.  Pate  nicht,  -weswegen  manche  Diözesanverordnungen  überhaupt 
V.  solchem  absehen,  od.  wenigstens  b.  solchen  Kindern  nicht  verlangen,  welche 
bereits  d.  erste  Kommunion  empfangen  haben.  Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  I 
233.     Vgl.  a.  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae  (1899)  Nr  517. 

'  C.  100  101,  D.  IV  de  cons.  Fontif.  Rom.  tit.  De  confirmandis.  M.  bischöfl. 
Erlaubnis  könnte  er  a.  mehrere  präsentieren.  Coli.  Lac.  I  181;  VI  13.  Nicht  ab. 
ist  es  erlaubt,  daß  f.  alle  Firmlinge  desselben  Geschlechts  nur  e.  Pate  funktioniert. 
S.  C.  Conc.  12.  Juli  1823.     Richter -Schulte,  Conc.  Trid.  p.  47,  n.  2. 

'  C.  102  (Poenit.  The  od.),  D.  IV  de  cons. 

*  C.  100,  D.  IV  de  cons.  S.  C.  Conc.  16.  Febr.  1H84  (A.  f.  k.  KR.  LV  [1886] 
188  f).  —  Thalhofer-Eisenhofer,  Handb.  d.  kath.  Liturgik  11  323  ff. 

''  Rit.  Rom.  tit.  X,  c.  4. 

«  Lk  22,  19.  Ignat.,  Ad  Smyrn.  c.  8,  1.  Constit.  Apost.  1.  IH,  c.  10.  C.  14 
(Syn.  V.  Nicaea  a.  325,  c.  18),  D.  XClll. 


§  116.    Die  Eucharistie.  35 

An  dessen  Stelle  konnte  sie  auch  der  Priester  austeilen^.  Im  Auftrag 
von  Bischof  oder  Presbyter  konnte  im  Fall  der  Not  auch  der  Diakon 
Spender  sein  2.  Als  aber  das  Christentum  sich  ausbreitete  und  infolge 
hiervon  die  Pfarreien  sich  ausbildeten,  da  wurden  neben  dem  Bischof 
die  Pfarrer  die  berechtigten  Spender  der  Eucharistie  an  alle  Gläubigen 
innerhalb  ihres  Bezirks  ^.  Ebenso  können  die  Mönche  in  ihren  Kloster- 
kirchen allen  Gläubigen  die  Kommunion  austeilen^.  Alle  andern  Priester 
sind  dazu  nur  berechtigt,  wenn  sie  vom  Bischof  oder  Pfarrer  dazu 
beauftragt  sind  5.  Doch  enthält  die  Erlaubnis  zum  Messelesen  auch 
die  zur  Spendung  der  Eucharistie  an  die  Anwesenden.  Aber  auch  heute 
noch  ist  vielleicht  die  Spendung  der  österlichen  Kommunion  und  jeden- 
falls die  des  Viatikums  ein  Pfarrrecht  ^.  Ordensleute,  welche  ohne 
Erlaubnis  des  Pfarrers  oder  ohne  Not  die  Wegzehrung  reichen,  ver- 
fallen ipso  facto  der  dem  Papst  simpliciter  reservierten  Exkommuni- 
kation^. Im  Falle  der  äußersten  Not  bedarf  weder  der  Priester  noch 
der  Diakon  einer  Erlaubnis  des  kompetenten  Spenders^.  Sich  selbst 
darf  nur  der  messelesende  Priester  die  Eucharistie  spenden ;  sonst  muß 
er  es  auch  durch  einen  andern  tun  lassen^. 

Zum  Empfang   der  Eucharistie    sind    berechtigt    die    Getauften  ^^. 
Dieselben  müssen  aber  die  kirchliche  Rechtsfähigkeit  und  die  geistige 


»  Syn.  V.  Arles  a.  314,  c.  15.  Syn.  v.  Neocaesarea  a.  314—825,  c.  13.  C.  14 
(Syn.  V.  Nicaea  a.  325,  c.  18),  D.  CXIII.     Syn.  II  v.  Arles  a.  443?,  c.  15. 

2  C.  13  (Gelas.  I.  a.  494)  18  (Stat.  eccl.  ant.  c.  38),  D.  XCIIL  Wenn  noch 
i.  3.  Jhdt  (Cypr. ,  De  lapsis  c.  26)  i.  d.  Verfolgung  d  Eucharistie  d,  Gläubigen  z. 
Genuß  m.  n.  Hause  gegeben  od.  v.  Laien  überbracht  wurde,  so  waren  sie  deswegen 
nicht  Spender  d.  Sakraments  i.  eigentl.  Sinne.  Vgl.  Schanz  a.  a.  0.  413  ff: 
Pesch  a.  a.  0.  376  ff ;  ßartmann  a.  a.  0.  721  ff;  Pohle  a.  a.  0.  335  ff ; 
Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  II  336  ff;  Knöpfler,  KgschteM15;  Funk- 
Bihlmeyer,  Kgschte  ^  230  1 

3  C.  12,  X  de  poenit.  V,  38.     Vgl.  Bd  I,  S.  474. 

*  Nicht  ab.  a.  Ostersonntag  d.  Nichtregularen.  S.  C.  Conc.  10.  Sept.  1627; 
11.  Juni  1650.  Ben  ed.  XI V.,  De  syn.  dioec.  1.  IX,  c.  16,  n.  3.  Ders.,  Opera 
inedita.  Ed.  Heiner  (1904)  235.  D.  Verbot  ist  neuestens  weggefallen.  S,  C.  Conc. 
28.  Nov.  1912  (Acta  Ap.  Sedis  IV  [191-]  7v!4). 

*  Ex  gravi  causa  könnte  a.  e.  Diakon  v.  Bischof  od.  Pfarrer  m.  Spendung 
beauftragt  werden.     S.  C.  Conc.  25.  Febr.  1777;  14.  Aug.  1858. 

»  Vgl.  Bd  I,  S.  484  f. 

'  C.  1  in  Clem.  de  privil.  V,  7.  „Apostolicae  Sedis  moderationi'  v.  12.  Okt. 
1869.     H  14. 

*  I.  solch.  Falle  könnte  n.  probabler  Meinung  a.  heute  noch  wie  i.  Altert,  e. 
Laie  d.  Wegzehrung  überbringen.  S.  C.  de  Prep.  Fide  21.  Juli  1S41.  Lehmkuhl, 
Theol.  moral.'i  II  10^5 

*  Trid.  sess.  XIII  de  sacr.  euchar.  c    8. 
'•  C.  3,  X  de  presbyt.  non  bapt.  III,  43. 

3* 


36     I^  •  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    I.Kap.:  Die  Sakramente. 

Fähigkeit  haben,  dieses  heilige  Sakrament  zu  verstehen  und  geist- 
lichen Nutzen  daraus  zu  schöpfen.  Wegen  Mangels  der  kirchlichen 
Rechtsfähigkeit  können  die  Kommunion  nicht  empfangen  die  Häretiker 
und  Schismatiker,  die  Exkommunizierten  und  Interdizierten  ^  Wegen 
total  mangelnden  Verständnisses  können  nicht  kommunizieren  die  voll- 
ständig Wahn-  und  Blödsinnigen  und  die  Betrunkenen  2. 

Unter  dem  Gesichtspunkt  der  geistigen  Fähigkeit  ist  auch  die 
erste  Kommunion  des  Kindes  anzusetzen  3. 

In  der  Urkirche  erhielten  die  Kinder  die  Eucharistie,  die  man  necessitate 
medii  für  geboten  erachtete,  schon  beim  Empfange  der  Taufe  *.  Später  ver- 
schwand dieser  Gebrauch  in  der  abendländischen  Kirche  ^,  und  man  begann, 
die  Kinder  erst  zum  Tisch  des  Herrn  zu  führen,  nachdem  sie  einen  gewissen 
Grad  des  Vernunftgebrauches  und  des  Verständnisses  für  das  heiligste  Sakra- 
ment erlangt  hatten.  So  gebot  das  Lateranense  TV  (1215)  allen  zu  den  Unter- 
scheidungsjahren Gekommenen  die  österliche  Kommunion  ^.  Das  Tridentinum, 
welches  erklärte,  daß  die  Kommunion  den  Kindern  nicht  necessitate  medii 
nötig  sei,  hat  das  Lateranensische  Dekret  bekräftigt ''.  Das  Eituale  Romanum 
wollte,  daß  die  Kommunion  jenen  Kindern  gegeben  werden  solle,   „qui  hujus 


'  C.  59,  X  de  sent.  excomm.  V,  39.    Rit.  Rom.  tit.  IV,  c.  1,  n.  8, 

2  Geisteskranken,  d.  lucida  intervalla  haben,  u.  Schwachsinnigen  kann  d. 
Eucharistie  v.  Zeit  z.  Zeit  gespendet  werden.  Rit,  Rom.  tit.  IV,  c.  1,  n.  10.  D. 
Viatikum  kann  jed.  Geisteskranken  u.  bewußtlosen  Sterbenden  gereicht  werden,  d. 
früher  christl.  gelebt  hat,  wenn  keine  Verunehrung  d.  Sakraments  z.  befürchten 
ist.  Rit.  Rom.  tit.  IV,  c.  4,  n.  4.  J.  FamiUer,  Üb.  d.  Spendung  d.  heil.  Sakra- 
mente a.  Geisteskranke  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XXII  [1912]  288  ff). 

^  D.  erste  Kommunion  d.  Kinder  ist  kein  pfarrliches  Recht.  S.  C.  Ep.  et 
Reg.  14.  März  1908  (Acta  S.  Sedis  XLI  [1908]  774  ff).  So  schon  Scherer,  KR. 
II  663^*.  Anders  Hinschius,  KR.  IV  6S,  u.  Hergenröther-Hollweck, 
KR.  338  3.  Vermittelnd  Wernz,  Jus  decretalium  II  2«  (1906),  681.  Vgl.  Bd  I, 
S.  485. 

*  Cypr.,  De  lapsis  c.  25.  Bened.  XIV.,  De  syn.  diocc.  1.  VII,  c.  12,  n.  1. 
E.  Springer,  Hat  d.  hl.  August,  geirrt  i.  Betreff  d.  Notwendigkeit  d.  Kommunion? 
(Pastor  bonus  XXV  [1912/13]  577  ff).  [M.  Lit]  A.  Schmitt,  D.  hl.  Komm.  u.  d. 
ewige  Leben  (Z.  f.  k.  Th.  XXXVI  [1912]  196  ff).  Ders.,  D.  Notwendigkeit  d. 
hl.  Komm.  i.  d.  neu.  kirchl.  Weisungen  (Katholik  1912,  I  385  ff).  Schanz,  D.  Lehre 
V.  d.  heil.  Sakr.  420  ff.  Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogm. «  726  ff.  Pohle,  Lehrb. 
d.  Dogm.^  HI  325  ff. 

^  Syn.  V.  Trier  1227,  c.  3.  Syn.  v.  Bordeaux  1255,  c.  5.  Harduin,  Acta 
conc.  VII  471.  J.  Hoffmann,  Gesch.  d.  Laienkomm.  b.  z.  Trid.  (1891)  164. 
Knopf  1er,  Kgschtc  ^  462.  Funk- Bih  Imey  e  r ,  Kgschte^  452.  Üb.  eigentüml. 
Gebräuche  i,  Schleswig:  J.  Fr  eisen,  Liber  Agendarum  eccles.  et  dioec.  Sleszwicensis 
(1898)  XXIX  49  f. 

«  C.  12,  X  de  pocnit.  V,  38. 

■^  Sess.  XIll  de  sacr.  euchar.  c.  8;  cau.  9;  Sess.  XXI  de  conmiun.  sub  utraquej 
specie  c.  4 ;  can.  4. 


§  116.    Die  Eucharistie.  37 

sacramenti  Cognitionen!  et  gustum  habent"  ^  Unter  dem  Einfluß  des  Pro- 
testantismus, Jansenismus  und  der  Aufklärung  wurde  aber  die  erste  Kom- 
munion in  der  neueren  Zeit  vielfach  bis  zum  vierzehnten  oder  einem  noch 
höheren  Lebensjahre  verschoben  -. 

Demgegenüber  hat  Papst  Pius  X.  ganz  in  Übereinstimmung  mit 
Lateranense  IV  und  Tridentinum  als  Alter  für  die  erste  Kommunion 
dasjenige  festgesetzt,  „in  qua  puer  panem  eucharisticum  a  pane  communi 
et  corporali  distinguere  sciat",  d.  h.  ungefähr  das  siebte  Lebensjahr,  unter 
Umständen  auch  ein  früheres  oder  späteres.  Die  Verpflichtung,  hierfür 
zu  sorgen,  liegt  bei  Eltern,  Lehrern,  Beichtvätern  und  Pfarrern  ^.  Im 
einzelnen  bestehen  aber  über  die  erste  Kinderkommunion  partikular- 
rechtliche Vorschriften,  durch  welche  jedoch  einem  nach  Ermessen  des 
Pfarrers  angezeigten  früheren  Empfang  des  Viatikums  nicht  präjudi- 
ziert  vrerden  will*. 


1  Tit.  IV,  c.  1,  n.  n.     Ebenso  d.  Catechismns  Rom.  P.  II,  c.  4,  q.  61. 

'  J.  Hollweck,  Üb.  d.  Alter  d,  Erstkommunikanten  (D.  christl.  Schule  I 
[1910]  316).  H.  H.,  Z.  Gesch.  d.  Erstkommunionfeier  (Köln.  Pastoralbl.  XLV 
[1911]  1  ff).  Ders. ,  Wie  dachte  man  früher  üb.  d.  Alter  d.  Erstkommunikanten? 
(Ebd.  109  ff.)  Spreter,  E.  geschichtl.  Beitrag  z.  Erstkommunion  d.  Kinder  i.  d. 
ehemal.  Konstanz,  u.  Speirisch.  Bistumsanteilen  d.  Erzdiöz.  Freiburg  (Oberrhein. 
Pastoralbl.  1911,  Nr  9  10).     Weit.  Lit.  i.  A.  4. 

'  S.  C.  de  disc.  Sacr.  „Quam  singulari''  8.  Aug.  1910  (Acta  Ap.  Sedis  11 
[1910]   577  ff). 

■*  I.  d.  Diözese  Rottenburg  gilt  als  Xormaljahr  f.  d.  erste  Kommunion  d.  Kinder 
vorerst  d.  11.  Lebensjahr.  Frühere  Zulassung  ist,  wenn  d.  Bedingungen  zutreffen, 
nicht  ausgeschlossen.  D.  Kinderkommunikanten  sind  jährl.  6mal  gemeinschaftl.  z. 
heil.  Kommunion  z.  führen  (Kirchl.  Amtsbl.  1910,  Nr  14;  1911,  Nr  4;  1911,  Nr  22).  — 
A.  d.  überreich.  Lit.  z.  Dekret  Pius'  X.  üb.  d.  erste  Kommunion:  F.  Sibeud,  La 
loi  d'äge  pour  la  premiere  communiou  2,  1910.  A.  Boudinhon,  Le  cas  de  con- 
science  sur  Tage  de  la  premiere  communion  (Canoniste  cont.  XXXIII  [1910]  641  ff). 
A.  Vermeersch,  De  prima  puerorum  communione,  1910.  Gennari  (Kard.), 
Suir  etä  della  prima  comunione  dei  fanciulli',  1910.  J.  Beßmer,  D.  Erlafs  d. 
Sakramentskongregation  üb.  d.  Erstkomm.  d.  Kinder  (Stimmen  a.  M.-L.  1910,  II 
532  ff) .  C 1  e  r  i  c  u  s  R  h  e  n  a  n  u  s ,  D.  Komm .  d.  Kinder.  Aktenstücke  u.  Erläute- 
rungen usw.,  1911.  M.  Gatterer,  D.  Erstkomm.  d.  Kinder,  1911.  Documenta 
tum  ad  quotidianam  ss.  eucharistiae  tum  ad  primam  communionem  puerorum  spec- 
tantia  jussu  et  auctoritate  Antonii  Cardinalis  Fischer,  Archiep.  Colon.,  1911. 
A.  Villien,  L'äge  de  la  premiere  communion  (Rev.  du  clerge  franc.  LXV  [1911] 
671  ff).  P.  Höveler,  Z.  päpstl.  Dekret  üb.  d.  Kiuderkomm.  usw.*.  1911. 
E.  Springer,  D.Vorurteile  geg.  d.  Erstkommuniondekret,  1911.  Hafen.  D. 
Dekret  „Quam  singulari"  üb,  d.  Alter  d.  Erstkommunikanten  (Theol.  u.  Glaube  III 
[1911]  544  ff).  L.  Andrieux,  La  premiere  communion.  Histcire  et  discipline. 
Textes  et  documents  des  origines  au  XX«  siecle,  1911.  [Sehr  gründlich.]  J.  Linden,  D. 
neuen  Bestinmumgen  üb.  d.  Erstkomm.  u.  ihre  prakt.  Durchführung  (Theol.  u.  Glaube 
III  [1911]  741  ff).     A.Bertram  (Bischof  v.  Hildesheim  1,  D.  pädagog.  Bedeutung  d. 


38     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche*.    2.  Abschnitt.    1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

Weil  die  Konimunion  im  Stande  der  Gnade  empfangen  werden 
muß^  haben  kein  Recht  auf  deren  Empfang  alle  notorischen  Tod- 
sünder, wie  Wucherer,  Zauberer,  Konkubinarier,  liederliche  Manns- 
und Frauenspersonen,  Gotteslästerer  und  ähnliche,  und  zwar  ist  ihnen 
die  Kommunion  auch  öffentlich  so  lange  zu  verweigern,  bis  sie  durch 
Buße  das  öffentliche  Ärgernis  gutgemacht  haben  2.  Dagegen  darf  der 
Priester  solchen,  deren  Todsünde  geheim  ist,  die  Kommunion  nicht 
öffentlich  verweigern,  wohl  aber  mufs  er  dies,  wenn  die  Spendung 
geheim  geschehen  soll.  Auf  jeden  Fall  darf  das  Beichtsiegel  nicht 
gebrochen  werden-^. 

Wie  eine  Berechtigung,  so  besteht  auch  eine  Verpflichtung  zum 
Empfange  der  Eucharistie.  Zwar  ist  dieser  Empfang  nicht  nötig 
necessitate  medii,  aber  er  ist  allen  Getauften,  welche  den  Gebrauch 
der  Vernunft  erreicht  haben,  notwendig  necessitate  praecepti*.  In  der 
frühesten  Zeit  kommunizierten  die  Gläubigen,  so  oft  sie  dem  heiligen 
Opfer  anwohnten;  den  Abwesenden  aber  wurde  die  Eucharistie  durch 
Diakonen  überbrachte.  Als  der  Eifer  abnahm,  gebot  die  Synode  von 
Agde  506,  jährlich  wenigstens  dreimal,  an  Weihnachten,  Ostern  und 
Pfingsten,   zu   kommunizieren^'.      Das  Lateranense  IV  hat   1215   alle 


Dekrets  üb.  d.  Erstkomm.,  1911.  J.  B.  Ferreres,  La  comuniön  Irccucnte  y  diaria 
y  la  primera  comuniön  segün  las  enseüanzas  y  prcscripciones  de  Pio  X',  1911. 
G.  Lombardi,  II  decreto  „Quam  singulari"  e  la  prima  comunione  dei  fanciulli, 
1912.  Thalhofcr-Eisenhofer,  Handb.  d.  kath.  Liturgik  (1912)  II  339  ff. 
F.  Müller,  Ist  d.  Erlaß  Pius'  X.  üb.  d.  erste  heil.  Kommunion  d.  Kinder  c.  bloßes 
Kirchongesetz?  (Z.  f.  k.  Theol.  XXXVII  [1913]  504  ff).  [Nein!]  F.  Mair,  D. 
hl.  Alphonsus  u.  d.  Erstkommuniondekret  Pius'  X.  (Theol.-prakt.  Qsch.  LXVII  [1914] 
85 ff).  Weit.  Lit.:  H.  A.  Krose,  Kirchl.  Handb.  f.  d.  kath.  Deutschi.  III  (1911) 
53.     Hilling,  D.  Reformen  Pius'  X.  II  (1912)  186  ff. 

^  1  Kor  11,  27  ff.  Trid.  sess.  XIIL  de  sacr.  euchar.  c.  2  7;  can.  5  11;  Sess. 
XXII  decr.  de  observ.  etc.  in  celebr.  missac.  Alex.  VII.,  Prop.  damn.  38.  Den- 
zinger-Bann wart,  Enchiridion  ^^  Nr  1138.  Üb.  etwaige  Notwendigkeit,  i.  Stande 
d.  Todsünde  zelebrieren  z.  müssen:  Lehmkuhl,  Theol.  moral.'^  II  117  ff. 

2  Rit.  Rom.  tit.  IV,  c.  1,  n.  8.  Bened.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  VII,  c.  11, 
n.  7  ff.  D.  z.  Tode  verurteilten  Verbrecher  darf  d.  Komm,  nicht  verweigert  werden. 
J.  Haring,  D.  Armensünderkommunion.  E.  Beitrag  z.  Gesch.  d.  Kommunion- 
praxis, 1912.    Vgl.  daz.  A.  f.  k.  KR.  XCIII  (1913)  350  ff. 

3  C.  2,  X  de  off.  jud.  ordin.  I,  31.  Rit.  Rom.  tit.  IV,  c.  1,  n.  9.  Bened.  XIV. 
a.  a.  0.  1.  VII,  c.  11,  n.  3  ff .  J.  Müllendorf,  D.  Behandlung  d.  öffentl.  Sünder 
bezügl.  d.  Kommunion  (Theol.-prakt.  Qsch.  LX  [1907]  32  ff). 

*  Joh.  6,  50  ff.  Trid.  sess.  XIII  de  sacr.  euchar.  c.  8;  can.  9;  sess.  XXI  de 
commun.  .sub  utraque  specio  c.  4;  can.  4.  Tliom.  Aq.,  Summa  theol.  3,  q.  73, 
a.  3:  q.  80.     Vgl.  ob.  S.  36,  A.  4.  «^    Just.  Mart. ,  Apol.  I,  c.  65. 

«  C.  18.  Vgl.  c.  19,  D.  II  de  cons.  —  M.  Högl,  Üb.  d.  oftmal.  Empfang  d. 
lieil.  Kommunion    i.    alt.  Zeiten    (Theol.-prakt.  Qsch.  LI    [1898]  846  ff).     B.  Klein- 


§  116.    Die  Eucliaristie.  39 

zu  den  ünterscheidungsjahren  Gekommenen  unter  Androhung  des  nach 
fruchtloser  Mahnung  vom  Bischof  zu  verhängenden  interdictum  ab 
ingressu  ecclesiae  und  des  bei  Notorietät  und  Verstocktheit  vom 
Pfarrer  zu  versagenden  kirchlichen  Begräbnisses  verpflichtet,  jährlich 
wenigstens  einmal  zu  Ostern  in  der  Pfarrkirche  die  Eucharistie  zu 
empfangen,  sofern  nicht  der  Pfarrer  gestattet,  den  Empfang  auf- 
zuschiebend Gemeinrechtlich  erstreckt  sich  die  österliche  Zeit  vom 
Palmsonntag  bis  Weißen  Sonntag;  sie  kann  aber  vom  Bischof,  wenn 
nur  nicht  allzuweit,  ausgedehnt  werden  2.  In  einer  andern  als  in  der 
Pfarrkirche  kann  die  Osterkommunion  nur  mit  Erlaubnis  des  Bischofs 
oder  des  zuständigen  Pfarrers  empfangen  werden ;  doch  wird  sich  die 
Möglichkeit  einer  entgegengesetzten  Gewohnheit  nicht  bestreiten 
lassen  3.  Auf  jeden  Fall  aber  muß  sich  der  Pfarrer  von  dem  statt- 
gehabten Empfang  überzeugen  können.  Reisende  und  Personen  ohne 
festen  Wohnsitz   haben  ihrer  Pflicht   an   dem   Orte,   an  welchem  sie 


Schmidt,  D.  Kommimion  d.  erst.  Christen  (Pastor  bonus  XVIII  [1905/06]  497  ff). 
P.  Bastien,  De  frequenti  quotidianaque  coramunione  ad  normam  decreti  ^ Sacra 
Tridentina  synodus"  (1907)  6  ff .  G.  All  mang,  D.  öftere  u.  d.  tägl.  Kommunion 
(Pastor  bonus  XXI  [1908/09]  427  ff j.  E.  Bau m gart n er,  Eucharistie  u.  Agape 
i.  Urchristentum,  1909.  G.  Rauschen,  Eucharistie  u.  Bußsakrament  i,  d.  erst. 
6  Jhdten  d.  Kirche  2,  1910.  J.  P.  Bock,  D.  Brotbitte  d.  Vaterunsers,  1911. 
Knöpfler,  KgschteMlS  216  277.  Funk-Bihlmeyer,  Kgschte«  80  230  347  f. 
*  C.  12,  X  de  poenit.  V,  38.  Trid.  sess.  XIII  de  sacr.  euchar.  can.  9.  Rit.  Rom. 
tit.  VI,  c.  2,  n.  6.  Üb.  d.  Verpflichtung  z.  osterl.  Komm,  namentl.  i.  d.  eigen. 
Pfarrkirche  (Th.  Qsch.  XXXI  [1849]  23  ff).  M.  Leitner,  Was  bedeuten  d.  Worte 
d.  4.  Laterankonzils  i.  c.  12:  Omnis  utriusque  De  poenitentiis  et  remissionibus 
(V,  38):  „Alioquin  et  vivens  ab  ingressu  ecclesiae  arceatur  et  moriens  christiana 
careat  sepultura"  ?  (A.  f.  k.  KR.  LXXVIII  [1898]  179  ff.)  Storf,  D.  Strafbestim- 
mungen geg.  d.  Unterlassung  d.  österl.  Kommunion  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XII 
[1902]  38  ff).  A.  V  i  1 1  i  e  n ,  Histoire  des  commandements  de  l'Eglise  (1909)  195  ff.  — 
Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  I  257  f.  —  Ist  d.  Osterpflicht  a.  nicht  mehr  erfüll- 
bar, so  besteht  doch  noch  d.  Pflicht  d.  nachträgl.  einmaligen  Kommunion.  Wer 
Verhinderung  voraussieht,  soll  sie  vorher  empfangen. 

2  Streng  genommen  ist  d.  Ostertag  gemeint.  Rit.  Rom.  tit.  IV,  c.  3,  n.  3. 
Vgl  ob.  S.  35,  A.  4.  Eugen  IV.,  ,Fide  digna"  v.  8.  Juli  1440.  Bened.  XIV. 
De  syn.  dioec.  1.  XII,  c.  6,  n.  10,  verlangt  päpstl.  Indult,  u.  solches  wurde  wieder- 
holt schon  nachgesucht.  Coli.  Lac.  III  464  799  933  962.  Anderseits  hat  d.  S.  C. 
Conc.  d.  Berechtigung  d.  Bischofs  z.  Ausdehnung  wiederholt  anerkannt.  So  a.  d. 
Syn.  V.  Prag  1860.  Coli.  Lac.  V  503.  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae 
(1899)  Nr  528  ff. 

3  Bened.  XIV.,  , Magno''  v.  2.  Juni  1751.  §  21.  Ders.,  De  syn.  dioec,  L  IX, 
c.  16,  n.  5.  —  F.  d.  entgegenges.  Gewohnheit  erklären  s.  d.  Syn.  v.  Gran  1858 
u.  Prag  1860.  Coli.  Lac.  V  21  503  f.  So  a.  Linsenmann,  Lehrb.  d.  MoraltheoL 
(1878)  379.  Schindler,  Lehrb.  d.  Moraltlieol.  II  1  (1909),  303.  Vgl.  a.  Nouv. 
Rev.  th^ol.  XL  (1908)  92  ff. 


40     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

sich  während  der  österlichen  Zeit  befinden,  nachzukommen.  Durch 
sakrilegische  Kommunion  erfüllt  man  die  Osterpflicht  nichts 

Über  die  Osterkommunion  hinaus  sind  die  Gläubigen  berechtigt 
zum  öfteren  Empfang  der  Eucharistie.  Niemand  darf,  wenn  würdig, 
worüber  die  Entscheidung  entsprechend  den  kirchlichen  Normen  beim 
Beichtvater  liegt,  von  der  täglichen  Kommunion  abgehalten  werden  2. 

Besonders  schwer  verpflichtet  ist  jeder  Gläubige,  die  Eucharistie 
als  Wegzehrung  (viaticum)  in  Todesgefahr  zu  empfangen  3.  Dieselbe 
kann  während  derselben  gefährlichen  Krankheit  mehrmals  empfangen 
werden  und  braucht  nicht  nüchtern  empfangen  zu  werden^.  Die 
Überbringung  des  Viatikums  hat  in  feierlicher  Weise  zu  geschehen^. 


^  Innoz.  XL,  Prop.  damn.  55.   Denzinger-Bannwart,  Enchiridion '- Nr  1205. 

2  C.  13  (August.?),  D.  II  de  cons.  Trid.  sess.  XXII  de  sacrif.  miss.  c.  6.  S.  C. 
Conc.  12.  Febr.  1679.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  17.  Dez.  1890.  S.  C.  Conc.  20.  Dez.  1905; 
15.  Sept.  1906.  Üb.  Gewinnung  d.  Ablässe  b.  tägl.  od.  wöchentl.  oft.  Komm.  a. 
ohne  vorausgegang.  Beicht:  S.  C.  Indulg.  14.  Febr.  1906  (Acta  S.  Sedis  XXXYIII 
[1905/061  400  ff;  XXXIX  [1906]  62  f  499  ff).  E.  Instruktion  üb.  d.  häufig.  Komm. 
A.  f.  k.  KR.  LXXXVII  (1907)  331  ff.  —  A.  d.  überreich,  mehr  aszet.  Lit  :  J.  E. 
Pruner,  Üb.  d.  oftmal.  Kommunion  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XI  [1901]  750  ff). 
F.  X.  G  0  d  t  s ,  Exagerations  historiques  et  thöolog.  concernant  la  communion  quoti- 
dienne,  1904.  F.  Chatel,  La  doctrine  catholique  sur  la  comm.  frequente,  1904. 
Ders. ,  Defense  de  la  doctrine  cathol.  sur  la  comm.  freq.,  1905.  J.  Besson,  Däcret 
d.  1.  S.  C.  d.  Conc.  sur  la  comm.  freq.  et  quot.,  1906.  F.  X.  Mutz,  D.  öftere  Komm. 
(Kath.  Seelsorger  XIX  [1907]  1  ff).  S.  M a th i  e u ,  Le  decret  sur  la  comm.  quot.,  1907. 
P.  Bastien,  De  frequenti  quotidianaque  communione  ad  normam  decreti  „ Sacra 
Tridentina  synodus",  1907.  K.  M.  Rechenauer,  D.  kirchl.  Reform  d.  Kommunion- 
empfanges d.  d.  Dekret  d.  Konzilskongr.  v.  20.  Dez.  1905,  1908.  G.  Allmang,  D. 
öftere  u.  tägl.  Komm.  (Pastor  bonus  XXI  [1908/09]  426  ff).  [M.  viel  Liter.]  K.  Wilk, 
D.  päpstl.  Dekret  v.  20.  Dez.  1905  u.  d.  seelsorgerl.  Mitarbeit  z.  Förderung  d.  oft. 
u.  tägl.  heil.  Komm.  (Tlieol.  u.  Glaube  II  [1910]  705  ff).  J.  B.  Ferreres,  La 
comuniön  frecuente  y  diaria  y  la  primera  comunion  segün  las  enseiianzas  y  pre- 
scripciones  de  Pio  X^,  1911.  J.  A.  Müller,  D.  häufige  u.  tägl.  Komm.  (Theol.- 
prakt.  Monatsschrift  XXI  [1911]  232  ff).  Thalhof er-Eisenhof er,  Handb.  d. 
kath.  Liturgik  II  344  ff. 

'  C.  9  (Syn.  v.  Nicaea  a.  325,  c.  13),  C.  XXVI,  q.  6.  Unentschieden  ist  d. 
Frage,  ob,  wer  a.  Morgen  gesund  kommuniziert  hat,  b.  währ.  d.  Tages  plötzl. 
hereinbrechender  Todesgefahr  z.  Empfang  d.  Wegzehrung  verpflichtet  sei.  Docli 
dürfte  d.  Pflicht  z.  verneinen  sein.  Ben  ed.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  VII,  c.  11,  n.  2^ 
D.  Arzt  ist  verpflichtet,  z.  Empfang  d.  Wegzehrung  z.  mahnen.  Doch  ist  d.  Exkomm., 
d.  a.  Fortsetzung  d.  Besuche  n.  fruchtloser  Mahnung  v.  dritten  Tage  ab  gesetzt 
war,  weggefallen.  C.  13,  X  de  poenit.  V,  38.  Pius  V.,  „Super  gregem"  v. 
8.  März  1566  (Anal.  jur.  pontif.  [1860]  1703  ff).  Kober,  Medizin  11.  Kirchenrecht 
(Th.  Qsch.  LV  [1873]  660  ff).  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae  (1899) 
Nr  531  ff.  *  Rit.  Rom.  tit.  IV,  c.  4,  n.  3  4. 

^  D.  Begleitung  sollte  wo  möglich  d.  Männer  geschehen.  S.  C.  Conc.  2.  Dez.  1903 
(A.  f.  k.  KK.  LXXXIV  |1904|  351  f). 


§  116.    Die  Eucharistie.  41 

Geheime  Provisur  ist  nur  in  Notfällen  erlaubt^.  Soll  dieselbe  sonst 
durchweg  gestattet  sein,  so  ist  dazu  päpstliche  Dispens  notwendig  2. 
Um  der  Kommunion  und  des  Viatikums  wollen  muß  in  jeder  Pfarr-. 
Kloster-  und  Seelsorgekirche  ^  eine  hinreichende  Anzahl  konsekrierter 
Hostien*  in  einer  benedizierten,  innen  vergoldeten,  mit  einem  Yelum 
bekleideten  Pyxis  ^  in  einem  innen  und  außen  gehörig  gezierten,  wohl 
verschlossenen  Tabernakel,  der  sich  auf  einem  geeigneten  Altare  be- 
findet^,  vor  welchem  das  ewige  Licht  brennt^,  aufbewahrt  werden s. 


'  C.  10,  X  de  celebr.  miss.  III,  41.  Rit.  Rom.  tit.  IV,  c.  4,  n.  6  7.  Solcher 
Notfall  besteht  sicher  a.  da ,  wo  öffentl.  Versehgänge  o.  Gefahr  d.  Irreverenz 
nicht  möglich  sind.  C.  S.  Rit.  4.  Febr.  1874.  Vgl.  überdies  d.  Quinquennalfakul- 
täten  pro  foro  externo  n.  16.  Walter,  Fontes  513.  Schneider,  Fontes  jur. 
noviss.  90. 

2  Z.  Bedeckung  d.  Hauptes  ist  päpstl.  Dispens  nötig.  C.  S.  Rit.  12,  Sept. 
1857;  13.  Nov.  1862:  22.  April  1871;  14.  Jan.  1888.  Anders  b.  schlecht.  Wetter 
u.  Gefahr  d.  Irreverenz.  C.  S.  Rit.  12.  Jan.  1878.  N.  Dekret  d.  S.  C.  de  disc.  Sacr.  v. 
23.  Dez.  1912  m.  Stola  unt.  d.  Obergewand  u.  Begleitung  e.  Gläubigen  (Acta  Ap. 
Sedis  IV  [1912]  725).  Gilt  zunächst  ra.  bischöfl.  Erlaubnis  f.  d.  Krankenkommunion 
ex  devotione.     Theol.-prakt.  Qsch.  LXVII  (1914)  134  ff. 

3  I.  allen  andern  Kirchen  u.  Oratorien  nur  m.  päpstl.  Erlaubnis.  B  e  n  e  d.  XIV.. 
„Quamvis  justo"  v.  30.  April  1749.  §  24.  S.  C.  Conc.  16.  Jan.,  17.  Febr.  1685: 
5.  März  1689;  22.  Aug.  1874  usw.  Acta  et  decreta  conc.  plen,  Americae  Latinae 
(1899)  Nr  370  ff.  Bastien-Elfner,  Kirchem-echtl.  Handb.  f.  d.  relig.  Genossen- 
schaften m.  einfach.  Gelübden  (1911)  208  f. 

*  D.  möglichst  frischen  Partikeln  sind  alle  acht  b.  vierzehn  Tage  z.  erneuern. 
Jedenfalls  darf  d.  Erneuerung  nicht  üb.  e.  Monat  verschoben  werden.  C.  57,  X  de 
sent.  excomm.  V,  39.  Näheres:  Pruner,  Lehrb.  d.  Pastoraltheol.^  I  18  ff.  Lehm- 
kuhl,  Theol.  moral."  11  103  f.     Schüch-Polz,  Handb.  d.  Pastoraltheol.»=  572  f. 

5  Pruner  a.  a.  0.  I  140.  Lehmkuhl  a.  a.  0.  II  102.  Schüch-Polz 
a.  a.  0.  368  f. 

«  Pruner  a.  a.  0.  I  137  ff.  Lehmkuhl  a.  a.  0.  II  102  f.  Schüch-Polz 
a.  a.  0.  311  ff.  D.  sog.  Sakramentshäuschen  sollten  wo  möglich  nicht  als  Auf- 
bewahrungsort benützt  werden.  C.  S.  Rit.  21.  Aug.  1863.  [Fand  jedoch  keine  Auf- 
nahme i.  d.  authent.  Sammlung.]  M.  Ausnahme  d.  Kathedrale  ist  d.  Hochaltar 
(altare  majus)  d.  Ort  für  d.  Tabernakel.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  10.  Febr.  1579 ;  29.  Nov. 
1594.  C.  S.  Rit.  18.  Mai  1878.  Üb.  conopeum  u.  d.  Tabernakel  C.  S.  Rit.  1.  Juli  1904 
(A.  f.  k.  KR.  LXXXV  [1905]  130).  W.  Caldecott,  The  tabernacle,  its  history 
and  structure,  1904.  F.  Raible,  D.Tabernakel  einst  u.  jetzt;  hgg.  v.  E.Krebs,. 
1908.    Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  I  (1912)  452  ff. 

"  Es  ist  Olivenöl  z.  brennen.  F.  arme  Kirchen  kann  d.  Bischof  a.  anderes  Öl 
gestatten,  zuletzt  Petroleum.  C.  S.  Rit.  9.  Juli  1864;  20.  März  1869.  Verboten 
ist  elektr.  Licht.  C.  S.  Rit.  22.  Nov.  1907  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVIII  [1908]  852). 
Pruner  a.  a.  0.  I  139.  Lehmkuhl  a.  a.  0.  II  103.  Schüch-Polz  a.  a.  0. 
342.    Vgl.  a.  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae  (1899)  Nr  370  ff. 

®  C.  93  (Capit.  eccles.  a.  810,  c.  16),  D.  II  de  cons.  C.  10,  X  de  celebr.  missae- 
III,   41.     Trid.  sess.  XIII   de  sacr.  euchar.  c.  6;   can.  7.     Besonders   ab.  Rit.  Rom. 


42     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

Was  die  Modalitäten  bei  Spendung  und  Empfang  der  Eucharistie 
betrifft,  so  darf  sie  gespendet  werden  nur  in  einer  Kirche  oder  einem 
öffentlichen  Oratorium  i,  alle  Tage  mit  Ausnahme  des  Karfreitags  2,  am 
besten  gleich  nach  der  Kommunion  des  zelebrierenden  Priesters^,  doch 
auch  sonst  vom  Morgen  bis  zum  Abend  ^,  unter  der  Gestalt  des  Brotes  ^, 
an  seit  Mitternacht  nüchtern  gebliebene  und  anständig  erscheinende 
Empfänger  ^. 


tit.  IV,  c.  1,  n.  5  7.  Schwarz,  Aufbewahrung  d.  allerheil.  Sakraments  (Theol.- 
prakt.  Qsch.  XLIV  [1891]  306  ff).  D.  Aufbewahrung  d.  hlgst.  Sakr.  i.  d.  erst.  Hälfte 
d.  MAs  (Stimmen  a.  M.-L.  1893,  I  379  f). 

^  I.  Privatoratorien  darf  neuestens  d.  Komm.  all.  d.  Messe  Anwohnenden  gespendet 
werden.  Bened.  XIV.,  .Apostolicae  Sedis"  v.  2.  Juni  1751.  C.  S.  Rit.  8.  Mai  1907 
(Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  589  f).  R.  Trilhe,  La  communion  dans  les  oratoires 
prives  (Nouv.  Rev.  theol.  XL  [1908]  13  ff).  —  D.  Klerikern  wird  dieselbe  i.  Pres- 
byterium,  d.  Laien  a.  Eingang  desselb.  gereicht.     Rit.  Rom.  tit.  IV,  c.  2,  n.  4, 

-  C.  S.  Rit.  12.  Febr.  1679;  15.  Mai  1745.  Gemeint  ist  näherhin  d.  Zeit  n.  d. 
Amt  a.  Gründonnerstag  b.  z.  d.  Amt  a.  Karsamstag.     Many,  De  missa  315. 

^  Trid.  sess.  XXII  de  sacrif.  miss.  c.  6.     Rit.  Rom.  tit.  IV,  c.  2,  n.  10. 

*  Also  nicht  b.  Nacht;  so  a.  nicht  i.  d.  Christnacht.  C.  S.  Rit.  7.  Sept.  1641. 
Th.  Kohn,  De  non  distribuenda  s.  coramunione  in  nocte  Nativitatis  D.  N.  J.  Chr.  (A. 
f.  k.  KR.  XLIV  [1880]  417  ff).  A.  Boudinhon,  A  quelle  heure  est-il  permis  de 
donner  la  communion?  (Rev.  du  clerge  fran9.  LVIII  [1911]  609  ff).  N.  Dekret  d. 
S.  C.  Inq.  V.  1.  Aug.  1907  dürfen  i.  Frauenklöstern,  relig.  Instituten,  frommen 
Häusern,  Seminarien  i.  deren  Oratorien  i.  d.  Weihnacht  b.  geschloss.  Türen  drei 
Messen  gelesen  werden  u.  d.  Anwesenden  kommunizieren  (Acta  S.  Sedis  XL  [1907] 
478  f).  C.  S.  Off.  26.  Nov.  1908.  S.  C.  Consist.  (Acta  Ap.  Sedis  I  [1909]  146; 
II  [1910]  229).  A.  d.,  welche  d.  ewige  Anbetung  halten,  dürfen  b.  Nacht  kommuni- 
zieren. C.  S.  Rit.  23.  Jan.  1907  (Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  427).  B.  starkem 
Konkurs  kann  noch  geg.  Abend  kommuniziert  werden.  Coli.  Lac.  V  168.  C.  S.  Rit. 
7.  Sept.  1816. 

^  Nur  d.  zelebrier.  Priester  kommuniziert  unt.  zwei  Gestalten.  Trid.  sess.  XXI 
de  commun.  sub  utraque  specie  c.  1  2  3;  can.  123.  Doch  könnte  d.  Papst  d. 
Kelch,  d.  b.  i.  d.  13.  Jhdt  gebräuchlich  war,  gestatten.  Trid.  sess.  XXII  decr.  sup. 
petitione  concess.  calicis.  K.  Safticn,  D.Verhandlungen  Kais.  Ferd.  I.  m.  Papst 
Pius  IV.  üb.  d.  Laienkelch,  1890.  A.  Knöpfler,  D.  Kelchbewegung  i.  Bayern  unt. 
Herzog  Albrecht  V.,  1891.  F  u  n  k  ,  D.  Kommunionritus  (Abh.  u.  Unters.  I  [1897]  306). 
B.  Kleinschmidt,  Z.  Gesch.  d.  Kommunionritus  (Theol. -prakt.  Qsch.  LIX  [1906] 
95  ff).  A.  Dunkel,  Z.  d.  verschied.  Kommunionarten  (Theol.  u.  Glaube  III  [1911] 
300  ff).  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  371  ff.  Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogm.  « 
728  f.  Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  HI  330  ff.  Knöpfler,  Kgschte^  115  277  538  f 
638.  Funk-Bihlmeyer,  Kgschte<^  80  230  348  452  656.  —  Üb.  d.  gegenwärtig 
h.  d.  Protestanten  herrschende  Bewegung  geg.  d.  Kelch  vgl.:  J.  Smend,  Kelch- 
versagung  u.  Kelchspendung,  1898;  K.  G.  Götz.  D.  heutige  Abendmahlsfrage 
i.  ihr.  geschieht!.  Entwicklung 2,  1907;  Pastor  bonus  XV  (1903/04)  505  ff;  XVI 
(1904/05)  86  ff  320  ff;  Theol.  Rundschau  VH  (1904)  339  ff ;  IX  (1906)  276  ff. 

ö  Tert.,  Ad  uxor.  1.  11,  c.  5.  C.  54  (Aug.  a.  400),  D.  II  de  cons.  C.  16 
(Syn.  VII  V.  Toledo    a.  646,    c.  2),   C.  Vll.    q.  1.     1).  VerpHichtung  besteht  nicht  b. 


i 


§  117.    Die  Buße.  43 

§  117. 
Die  Buße. 

Decr.  Grat.  C.  XXXIII,  q.  3.  Decr.  Greg.  IX.  1.  V,  t.  38  de  poenit.  et  remiss. 
Lib.  sext.  V,  10.     Const.  Clem.  V,  9.     Extrav.  comra.  V,  9. 

J.  Morinus,  Commentarius  histor.  de  discipl.  in  administr.  sacr.  poenitentiae, 
Lut.  Paris.  1651.  Mehr  alt.  Lit.  b. :  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  494; 
Lehm  kühl,  Theol.  nioral."  II  197;  Bart  mann,  Lehrb.  d.  Dogm.«  757  ff. 
Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  III  416  ff.  —  J.  J.  Endres,  D.  Bußsakrament 2,  1850. 
M.  Haringer,  Anleitung  z.  Verwaltung  d.  heil.  Bußsakr.,  1851.  F.  X.  Zenner, 
Instructio  practica  confessarii ^,  1857.  F.  Lorinser,  Lehre  v.  d.  Verwaltung  d. 
Bußsakr.^  1883.  D.  Palmieri,  Tractatus  de  poenitentia^  1896.  J.  Reuter, 
Neoconfessarius  practice  instructus :  deutsch  bearb.  v.  J.  Müllen  dorf,  1898; 
M913;  latein.:  v.  Müllendorf,  1906;  Lehmkuhl,  ^1910.  L.  de  San,  Tract. 
de  poenit.,  1900.  E.  Berardi,  Praxis  confessariorum * ,  1905.  K.  M.  Td?.A7), 
Ilspl  zwv  ßuffrrjpicüv  rr^g  ßsravoiag  xal  zoö  Büye?.aiou  y.a.ra  xo  dixaiov  Tyjg  opd^odo^oo 
AvaToXtxTJg  i./.y.h]fftaq ,  1905.  Tappehorn-Heinrichs-Illigens,  Anleitung  z. 
Verwaltung  d.  Bußsakr.^,  1908.  J.  A  dl  off,  Beichtvater  u.  Seelenführer  ^ ,  1911. 
Schanz  a.a.O.  494  ff.  Pesch,  Praelectiones  dogmaticae  VIP  Iff.  Bartmann 
a.  a.  0.  757  ff.     Pohle  a.  a.  0.  416  ff. 

Außer  der  Ehe  bietet  unter  den  Sakramenten  namentlich  die  Buße, 
die  ein  wesentlich  richterlicher  Akt  ist^  zahlreiche  kirchenrechtliche 
Seiten  dar. 


Viatikum,  b.  Notwendigkeit,  d.  Messe  e.  and.  Priesters  n.  d.  Konsekration  z.  vollenden 
(Missale  Rom.  De  defectibus  in  celebr.  missae  occurrentibus)  od.  d.  Sakrament  v. 
Verunehrung  z.  bewahren,  u.  b.  a.  Notfällen.  B  e  n  e  d.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  VI,  c.  8, 
n.  lOff.  Lehmkuhl  a.  a.  0.  II  128  f.  —  D.  Pflicht  d.  Nüchternheit  ist  jetzt  a. 
f.  d.  Kommunion  d.  Kranken  devotionis  causa  so  gut  wie  aufgehoben.  N.  Dekret 
d.  S.  C.  Conc,  V.  7.  Dez.  1906  ist  erlaubt,  „ut  infirmi,  qui  jam  a  mense  decumberent 
nbsque  certa  spe,  ut  cito  convalescant,  de  confessarii  consilio  ss.  eucharistiam 
sumere  possint  semel  aut  bis  in  hebdomada,  si  agatur  de  infirmis,  qui  degunt  in 
piis  domibus,  ubi  ss.  sacramentum  adservatur,  aut  privilegio  fruuntur  celebrationis 
missae  in  oratorio  domestico ;  serael  vero  aut  bis  in  mense  pro  reliquis,  etsi  aliquid 
per  modum  potus  antea  sumpserint".  E.  Dekret  v.  6.  März  1907  erklärt,  daß  a. 
dies.  Privileg  a.  d.  Kranken  partizipieren ,  welche  weg,  d.  Krankheit  nicht 
liegen  müssen  od.  tagsüber  einige  Stunden  auf  sein  können  (Acta  S.  Sedis  XXXIX 
[1906]  603  f:  XL  [lw07]  344).  Nouv.  Rev.  theol.  XXXVII  (1907)  155  ff.  Theol.- 
prakt.  Monatsschrift  XVII  (1907)  369  f.  E.  Erklärung  v.  7.  Sept.  1907  üb.  „per 
modum  potus"  ist  selbstverständlich.  —  Üb.  d.  geschichtl.  Entwicklung  d.  jejun. 
naturale:  Schwarz,  Üb.  d.  jejunium  naturale  b.  Gesunden  u.  b.  Kranken  (Theol.- 
prakt.  Qsch.  XXXVII  [1884]  292  ff).  A.  Colberg,  D.  Nüchternheit  v.  d.  heil. 
Messe  bzw.  Komm.  i.  ihr.  geschichtl.  Entwickl.  (Kath.  Seelsorger  III  [1891]  504  ff). 
Thalhofer-Eisenhofer,  Handb.  d.  kath.  Liturgik  II  341  ff. —  Üb.  Berechnung 
d.  Zeit  n.  d.  Orts-  od.  mitteleuropäisch.  Uhr  vgl.  Bd  I,  S.  273,  A.  2.  —  Üb.  ehrb. 
Kleidung  Rit.  Rom.  tit.  IV,  c.  1,  n.  3. 

^  Trid.  sess.  XIV  de  sacr.  poenit.  c.  2  5  6  7;  can.  9. 


44    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  il.  Kirche.    2.  Abschnitt.    1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

1.  Die  materia  remota  dieses  Sakraments  bilden  die  nach  der  Taufe 
begangenen  und  noch  nicht  gebeichteten  Sünden.  Die  materia  proxima 
sind  contritio  bzw.  attritio,  confessio  und  satisfactio  i.  Materia  neces- 
saria  sind  alle  schweren  Sünden  mit  den  die  Art  der  Sünde  ändernden 
Umständen 2.  Die  Form  bilden  die  Worte  des  Priesters:  „Ego  te 
absolvo  a  peccatis  tuis  in  nomine  Patris"  etc.^  Die  Beicht  (confessio 
oris)  *  geschieht  nach  heutiger  Disziplin  nur  noch  geheim  ^,  im  Beicht- 
stuhl, in  der  Kirche^.  Endlich  muß  das  Bekenntnis  persönlich  in 
Gegenwart  des  Beichtvaters  stattfinden^. 


'  Trid.  sess.  XIV  de  sacr.  poenit.  c.  3  5;  can.  4  7.  D.  Konzil  bezeichnet  d. 
angef.  drei  Akte  als  Quasiraaterie. 

2  Wo  d.  materielle  Integrität  d.  Bekenntnisses  nicht  mögl.  ist,  genügt  d.  formelle. 

^  Bis  i.  d.  12.  Jhdt  lautete  d.  Lossprechung  deprekativ.  Bened.  XIV.,  Opera 
inedita.  Ed.  Heiner  (1904)  331  ff.  —  Vgl.:  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr. 
535  ff;  Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogm.  2  766;  Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm.  =^  III  460  ff. 

*  Jak  5,  16.  1  Jo  1,  8  10;  2,  1.  B  eis  er,  D.  Brief  d.  hl.  Jakobus  (1909) 
197  ff.  Ders.,  D.  Briefe  d.  hl.  Johannes  (1906)  23  ff.  Trid.  sess.  XIV  de  sacr. 
poenit.  c.  5;  can.  6  7.  V.  d.  Bekenntnis  erhielt  d.  Ganze  d.  Namen:  i^o/WÄüj^ctc^ 
confessio,  Beicht.  Schanz  a.  a.  0.  495  ff  502  ff  564  ff.  B  a  r  t  m  a  n  n  a.  a.  0.  774  ff. 
Pohle  a.  a.  0.  525  ff. 

^  Trid.  sess.  XIV  de  sacr.  poenit.  c.  5 ;  can.  6.  N.  d.  Trid.  könnte  a.  heute 
noch  öffentl.  gebeichtet  werden.  —  Z.  d.  Gesch.  u.  reich.  Lit.  üb.  d.  kirchl.  Buß- 
disziplin, namentl.  d.  öffentl.  Buße,  vgl:  Hins  ch  ins,  KR.  IV  691  ff  715  ff  816  ff; 

V  85ff  633  ff.  Knöpfler,  Kgschte^  106  ff  220  280  381  463  f  541.  Funk- 
Bihlmeyer,  Kgschte«  82  ff  232  ff  349  ff  454  f  557.  Vgl  noch  a.  d.  aller- 
neuest. Lit. :  H.  C  h.  L  e  a ,  A  history  of  auricular  confession  and  indulgences 
in  the  Latin  Church,  1896  ff.  Vgl.  d.  scharfe  Kritik  v.  P.  M.  Baumgarten  i. 
Theol.  Rev.  1897,  Nr  16;  a.  sep. :  D.  Werke  v.  H.  Ch.  Lea  u.  verwandte  Bücher, 
1908.  E.  Göller,  D.  päpstL  Pönitentiarie,  1907  ff.  P.  Batiffol,  Les  origines 
de  la  p^nitence  [Etudes  d'hist.  et  de  theol.  positive^  [1907]  45  ff).  E.  Vacandard, 
Les  origines  de  la  confession  sacramentelle  [Etudes  de  critique  et  d'histoire  roligieuse 
II 2  [1910]  49  ff).  G.  Rauschen,  Eucharistie  u.  Bußsakrament  i.  d.  erst.  6  Jhdten 
d.  Kirche*,  1910.  E.  Schwartz,  Bußstufen  u.  Katcchumenatsklassen ,  1911. 
B.  Poschmann,  D.  Sündenvergebung  b.  Origenes.  E.  Beitrag  z.  altchristl.  Buß- 
lehre, 1912.  Ders.,  Z.  Bußfrage  i.  d.  cyprian.  Zeit  (Z.  f.  k.  Theol.  XXXVII  [1913] 
25  ff).  Achelis,  D.  Christentum  i.  d.  erst,  drei  Jhdten  II  121  ff.  A.  d'Ales 
Tertullien  et  Callisto,  1912.  E.  Seeberg,  D.  Synode  v.  Antiochien  i.  Jahre  324/25^ 
1913.  Viele  Lit.  i.  Pastor  bonus  XXV  (1912/13)  36  ^  —  D.  Dekret  „Lamentabili 
sane"  v.  3.  Juli  1907  verwirft  i.  Nr  46  u.  47  d.  These,  daß  s.  d.  Bußsakrament 
erst  nach  u.  nach  i.  d.  K.  gebildet  habe.  Heiner,  D.  neue  Syllabus  Pius'  X.* 
198ff.     Michelitsch,    D.    bibl.-dogm.  Syllabus 2  198  ff. 

*  Rit.  Rom.  tit.  III,  c.  1,  n.  7  8.  Nähere  Anordnungen  namentl.  üb.  d.  Beicht- 
hören V.  Frauenspersonen    erließen  Synoden   u.  Bischöfe.     Coli.  Lac.  IV  570  1054; 

V  169    351  508    830.     A.  vernünftigen  Gründen   kann    a.  e.  andern  Ort   gebeichtet 
werden.     Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae  (1899)  Nr  549. 

■^  Briefl.  Beicht  u.  briefl.  Absolution  sind  ungültig.  K  i  e  m.  VIII.  v.  20.  Juni 
1602.    Paul  V.  V.  14.  Juli  1005.    D  en  zi  n:;er- Ban  n  wn  rt,  Enchiridion  •«  Nr  1088 


I 


§  117.    Die  Buße.  45 

2.  Entsprechend  der  Einsetzung  des  Bußsakraments  ^  stand  die 
Leitung  des  Bußwesens  von  Anfang  an  dem  Bischof  als  dem  Nach- 
folger der  Apostel  zu.  Doch  wurden,  und  zwar  zunächst  in  der 
orientalischen  Kirche,  schon  früh  auch  Priester,  die  sogenannten  Buß- 
priester, mit  der  Verwaltung  desselben  beauftragt  2.  Wenn  dann  von 
Spendung  der  Buße  durch  Diakonen  und  Subdiakonen,  ja  von  einer 
Laienbeichte  noch  im  Mittelalter  die  Rede  ist,  so  war  ersteres  nur 
die  Lossprechung  von  der  kanonischen  Buße  und  die  Wiederaufnahme 
in  die  kirchliche  Gemeinschaft,  die  Notbeichte  vor  Laien  aber  nur  der 
Ausdruck  eines  heftigen  Verlangens  nach  der  sakramentalen  Los- 
sprechung 3.  Vielmehr  steht  nach  katholischem,  geschichtlich  best  be- 
gründetem Dogma  seit  Anfang  die  ordentliche  Verwaltung  des  Sakra- 
ments der  Buße  nur  den  Inhabern  des  sacerdotium,  den  Bischöfen 
und  Priestern,  zu*. 

Da  es  sich  aber  bei  der  Beicht  wesentlich  um  einen  richterlichen 
Akt  handelt  ^,  so  muß  sich  mit  der  Weihegewalt  noch  die  Jurisdiktion 
pro  foro  interno  über  den  Pönitenten  verbinden.  Diese  Erteilung  der 
Jurisdiktion  geschieht  durch  die  Kirche,  und  zwar  in  zweifacher  Weise: 
entweder  durch  Übertragung  eines  Amtes,  mit  welchem  durch  gött- 
liches oder  allgemein  kirchliches  Gesetz   die  Gerichtsbarkeit  pro  foro 


1089.  Dageg.  kann  a.  Notwendigkeit  d.  Mündlichkeit  d.  Bekenntnisses  d.  Schrift 
od.  Zeichen  ersetzt  werden.  Rit.  Rom.  tit.  III,  c.  1,  n.  24.  Selbstverständl.  ist 
verboten  telephon.  Beicht.     Decr.  Poenit.  1.  Juli  1884. 

»  Mt  16,  18  f;  18,  18.     Jo  20,  21  ff. 

2  P.  Batiffol,  Les  origines  de  la  penitence  (Etudes  d'hist.  et  de  theol.  posi- 
tive* [1907]  145  ff).  E.  Vacandard,  Les  origines  de  la  confession  sacramentelle 
(Etudes  de  critique  et  d'histoire  religieuse  II  ^  [19lu]  56  ff). 

^  Bened.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  VII,  c.  16,  n.  2  ff.  P.  Laurain,  De  l'intervention 
des  laiques,  des  diacres  et  des  abbesses  dans  l'administration  de  la  penitence,  1897. 

E.  Michael,  Gesch.  d.  deutsch.  Volkes  v.  13.  Jhdt  b.  z.  Ausgang  d.  MAs  ^  III 
(1903)    263.     A.  M.  Königer,    D.    Beicht   n.  Cäsar   v.    Heisterbach    (190B)    66  ff. 

F.  Gillmann,  Z.  Frage  d.  Laienbeicht  (Katholik  1909,  I  435  ff  451).  Ders.,  D. 
Laienbeicht  n.  Praepositivus  (Ebd.  1910,  I  318  f).  Ders.,  D.  Laienbeicht  n.  Steph. 
Langton  (Ebd.  1913,  II  59  ff;  vgl.  a.  ebd.  73).  G.  Gromer,  D.  Laienbeicht  i. 
MA.  E.  Beitrag  z.  ihr.  Geschichte,  1909.  Thalhofer-Eisenhofer,  Handb. 
d.  kath.  Liturgik  II  368.  J.  Hörmann,  Untersuchungen  z.  griech.  Laienbeicht. 
E.  Beitrag  z.  allgem.  Bußgschte,  1913.  Schanz  a.  a.  0.  608  ff.  Bartmann 
XI.  a.  0.  786  f.  Po  hie  a.  a.  0.  487  ff.  —  Wenn  man  uns.  Auffassung  d.  Vorwurf 
d.  Retrospektiven  u.  Anachronistischen  macht,  so  operiert  man  m.  später,  od. 
Singular,  od.  zweideutig.  Stellen,  um  i.  neoteristischem  Gebaren  geg.  d.  v.  Anfang  a. 
bestehende  Reguläre  u.  d.  Dogma  d.  Kirche  anzugehen. 

*  C.  61  (Leol.  a.  459)  78  (Ambr.)  85  (August.)  89  (Leo  L),  D.  I  de  poenit. 
C.  10,  X  h.  t.  V,  38.     Trid.  sess.  XIV  de  sacr.  poenit.  c.  6 ;  can.  10. 
^  Trid.  a.  a.  0.  c.  2  5  6  7 ;   can.  9. 


46    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

interno  verbunden  ist  (jurisdictio  ordinaria),  oder  durch  Delegation 
seitens  des  judex  Ordinarius  (j.  delegata).  Eine  j.  ordinaria  pro  foro 
interno  hat  für  die  ganze  Kirche  der  Papste  der  päpstliche  Legat 
innerhalb  seiner  Provinz,  der  Bischof  in  seiner  Diözese  sowie  laut  Auf- 
trag dessen  Generalvikar  und  sede  vacante  der  Kapitularvikar^,  der 
Ordensobere  über  seine  Untergebenen  und  der  Pfarrer  über  seine 
Pfarrkinder.  Diese  ordentliche  Jurisdiktion  dauert  so  lange,  als  das 
Amt  innegehabt  wird,  und  kann  gegenüber  den  Untergebenen  überall 
ausgeübt  werden.  Jeder  andere  Priester  aber  bedarf,  um  nicht  bloß 
erlaubt,  sondern  um  gültig  beichthören  zu  können,  der  Approbation 
seitens  des  Bischofs  oder  Prälaten  nullius  oder  deren  Stellvertreter, 
in  dessen  Diözese  er  beichthören  will^  In  dieser  Approbation  im 
weiteren  Sinne  ist  ein  doppeltes  Moment  enthalten:  einmal  die  Er- 
klärung, der  betreffende  Priester  sei  fähig,  das  Bußsakrament  zu  ver- 
walten (Approbation  im  engeren  Sinne),  und  zweitens,  er  sei  dazu 
gegenüber  von  bestimmten  Personen  als  Untergebenen  in  bestimmtem 
Kreise  und  Umfange  berechtigt  (Verleihung  der  Jurisdiktion).  Obgleich 
also  die  Approbation  und  die  Verleihung  der  Jurisdiktion  zwei  in  sich 
verschiedene  Akte  sind,  so  fallen  doch  nach  heutiger  Disziplin  beide 
zusammen,  da  in  dem  nur  vom  Bischof  (gratis)  auszustellenden  Appro- 
bationsinstrument auch  zugleich  die  Jurisdiktion  erteilt  wird.  Unter 
diesen  Umständen  kann  der  Pfarrer  heutzutage  in  seiner  Pfarrei 
niemand  mehr  zum  Beichthören  approbieren.  Die  Hilfspriester  werden 
gewöhnlich  für  ein  paar  Jahre  approbiert,  nach  deren  Ablauf  sie  sich 
wiederum  einem  Examen  pro  admissione  ad  curam  zu  unterwerfen 
haben.  Ebenso  bedürfen  Ordenspriester  der  bischöflichen  Approbation, 
um  Weltgeistliche  und  Weltleute  beichthören  zu  können^;  nicht  weniger 


*  F.  ihn  übt  sie  d.  Kardinal-Großpönitentiar. 

^  A.  ihrer  Stelle  übt  sie  etwa  a.  d.  canonicus  poenitentiarius. 

3  Trid.  sess.  XXII I  de  ref.  c.  15.  A.  d.  Meere  kann  jeder  irgend  approbierte 
Beichtvater  d.  ganze  Zeit  d.  Fahrt  bind,  alle  Mitfahrenden  absolvieren,  ab.  a.  alle, 
welche  a  e  Haltstation  a.  d.  Schiff  kommen,  sowie  a.  jene,  welche  b.  d.  a.  d. 
Land  gegangenen  Priester  z.  beichten  wünschen,  vorausgesetzt,  daß  a.  betreif.  Ort 
kein  od.  nur  e.  approb.  Beichtvater  anwesend  ist  u.  d.  Ordinarius  loci  nicht  leicht 
angegangen  werden  kann.  C.  S.  Off.  4  April  1900;  23.  Aug.  1905;  13.  Dez.  1906 
(A  f.  k.  KR.  LXXX  [1900]  769  f ;  Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  24  fj.  Canoniste  cont. 
XXX  (1907)  154  ff.  Köln.  Pastoralblatt  XLl  (1907)  181  ff.  Gilt  a.  f.  d.  Eisenbahn- 
reise d.  Rufsland  n.  China.  S.  C.  de  Prop.  Fide  30.  Aug.  1909  (A.  Vermeerscb, 
De  religiosia.    Periodica  V  [1911]  56  f). 

*  Solche  Beichten  wären  gültig,  a.  wenn  d.  Ordensobere  d.  Beichthören  unter- 
sagte. 8.  C.  Ep.  et  Reg.  2.  März  1866.  1.  d.  Regel  hat  jeder  Regularpriester  d. 
Jurisdiktion    z.   Beichthören    d.  Weltleute    kraft   d.    sein.  Orden   v.    Papst   erteilten 


§  117.   Die  Buße.  47 

der  Pfarrer  für  Nichtparochianen,  sei  es  ausdrücklich  oder  durch  Her- 
kommen. Kardinäle,  Bischöfe  und  exemte  Prälaten  können  jeden 
Priester  zu  ihrem  Beichtvater  wählend  Dieses  Rechtes  können  sich 
durch  Privileg  oder  Gewohnheit  auch  andere  erfreuen.  Auch  können 
Priester  der  einen  Diözese  in  den  Nachbarpfarreien  der  andern  oder 
in  der  ganzen  andern  Diözese  Aushilfe  im  Beichtstuhl  leisten  ohne 
spezielle  Approbation  des  fremden  Bischofs,  sei  es  auf  Grund  von  still- 
schweigender Delegation,  sei  es  auf  Grund  von  Gewohnheit.  Übrigens 
bestehen  hierüber  in  der  Regel  Vereinbarungen.  Nach  gegenwärtiger 
allgemeiner  Praxis  ist  für  die  Beicht  der  Weltleute  hinsichtlich  der 
delegierten  Gerichtsbarkeit  immer  maßgebend  die  Delegation  des 
Bischofs,  in  dessen  Diözese  die  Beicht  gehört  w^ird,  nicht  die  des 
Diözesanbischofs  des  Pönitenten^.  Im  Notfall  kann  jeder  auch  nicht 
approbierte  Priester  lossprechen,  so  namentlich  in  Todesgefahr  (in 
periculo  vel  articulo  mortis)^.  In  diesem  Falle  könnte  ein  nicht- 
approbierter  Priester  lossprechen,  selbst  wenn  ein  approbierter  da  wäre^. 
Die  Kirche  suppliert  auch  die  fehlende  Jurisdiktion  bei  error  communis 
cum  titulo  colorato^. 

In  Übereinstimmting  hiermit  erhalten  in  der  Diözese  Kottenburg  die  neu- 
geweihten Priester  die  Approbation  für  die  ganze  Diözese  zunächst  auf  zwei 
Jahre.  Die  Wiedererteilung  derselben  geschieht  auf  Grund  einer  vom  Dekan 
rechtzeitig  vorzunehmenden  Prüfung,  bestehend  in  der  Ausarbeitung  eines 
Themas  aus  Dogmatik  oder  Moral  und  einer  Predigt  ^.  Sodann  sind  sämtliche 
Priester  des  Säkular-  und  Regularklerus  der  Nachbardiözesen  Freiburg, 
Augsburg,  Mainz  und  Würzburg,  welche  pro  confessionali  approbiert  sind, 
für  den  ganzen  Umfang  der  Diözese  Rottenburg  approbiert,  und  umgekehrt. 
Natürlich  ist  noch  zur  tatsächlichen  Ausübung  der  Jurisdiktion  in  einer 
Pfarrei  der  andern  Diözese  die  Zustimmung  des  betreffenden  Ortspfarrers 
einzuholen '. 


Privilegs.  Dageg.  braucht  er  d.  Approbation  d.  Bischofs.  Hinschius,  KR.  IV 
91  ff.     Lehmkuhl,  Theoh  moral.i'  II  289  ff. 

'  C.  16,  X  h.  t.  V,  38.    Vgl.  Bd  I,  S.  444,  A.  5. 

^  Innoz.  XII.,  „Cum  sicut"  v.  19.  April  1700.  Innoz.  XIII. ,  „Apostolici  mini- 
sterii-  v.  23.  Mai  1723.     Ben  ed.  XIV.,  .Apostolica  indulta"  v.  5.  Aug.  1744, 

^  Trid.  sess.  XIV  de  sacr.  poenit.  c.  7. 

*  S.  C.  Inq.  29.  Juli  1891. 

*  Üb.  weitere  Fälle  zweifelhafter  Jurisdiktion :  P  r  u  n  e  r ,  Lehrb.  d.  Pastoral- 
theol.«  I  222  f.  Lehmkuhl  a.  a.  0.  II  293  ff.  Ders.,  Kirchl.  Jurisdiktion  u.  d. 
Supplieren  derselben  (Z.  f.  k.  Theo!.  VI  [188<i]  659  ff). 

«Vogt,  Sammlung  1  f .  Pf  af  f- Spr  oll,  Gesetzeskunde  I  162f.  Ord.-Erl.  v. 
1.  Dez.  1911  (Kirchl.  Amtsbl.  1911,  Nr  21).  Früher  mußte  statt  d.  Predigt  e. 
Thema  a.  d.  Pastoraltheologie  bearbeitet  werden. 

'*  Pfaff-Sproll  a.  a.  0.  I  262  f. 


48    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

3.  Hat  ein  Priester  auch  das  Recht  beichtzuhören,  so  finden  doch 
noch  gewisse  Beschränkungen  seines  Rechtes  statt,  namentlich  be- 
züglich bestimmter  Personen  und  Sünden. 

So  bestehen  besondere  Normen  hinsichtlich  der  Bestellung  der 
Beichtväter  für  weibliche  Orden  und  Kongregationen  i.  Sodann  kann 
der  Beichtvater  eine  Person,  mit  welcher  er  sich  gegen  das  sechste 
Gebot  schwer  versündigte  (persona  complex  in  peccato  turpi),  nicht 
absolvieren.  Versucht  er  es  doch,  so  fällt  er  in  die  dem  Papst  speciali 
modo  reservierte  Exkommunikation  2.  Wohl  aber  könnte  er  das,  wenn 
die  betreifende  Person  sich  in  Todesgefahr  befände  und  ein  anderer 
Priester  nicht  da  wäre  oder  ohne  große  Entehrung  und  schweres 
Ärgernis  nicht  gerufen  werden  könnte^. 

Ferner  kann  sich  nach  bis  in  das  12.  Jahrhundert  hinaufreichendem 
Gebrauch  im  Interesse  der  kirchlichen  Disziplin  der  Papst  innerhalb 
der  ganzen  Kirche,  der  Bischof  oder  dessen  Stellvertreter  in  seiner 
Diözese,  der  praelatus  nullius  und  der  Ordensobere  je  in  seinem  Be- 
reich gewisse  außerordentliche  oder  sehr  verbreitete  Sünden  zur  Ab- 
solution vorbehalten  (casus  reservati),  so  daß  von  ihnen  nur,  die 
Todesgefahr  ausgenommen,  der  speziell  delegierte  Priester  lossprechen 
kann^.     Da  aber  die   päpstlichen  Reservate   mit  Ausnahme   der  fal- 


'  Darüb.  unt.  b.  Darstellung  d.  Ordensrechtes  §  190. 

-  Bened.  XIV.,  ^Sacramentum  poenitentiae"  v.  1,  Juni  1741;  „Apostolici 
muneris"*  v.  8.  Febr.  1745;  „Apostolicae  Sedis  moderationi"  v.  12.  Okt.  1869.  I  10. 
Näherhin  ist  d.  Exkomm.  specialissimo  modo  reserviert.  C.  S.  Off.  17.  Juni  1866. 
Schneider,  Fontes  jur.  noviss.  p.  88,  n.  10.  Bened.  XIV.,  De  syn.  dioec. 
J.  VII,  c.  14.     E.  Berardi,  De  sollicitatione  et  absolutione  complicis^  1897. 

^  D.  Exkommunikation  tritt  a.  ein:  b.  fingierter  Absolution  od.  b.  Vorschweigen 
■d.  Sünde  a.  Veranlassung  d.  Beichtvaters:  S.  C.  Inq.  1.  März  1878;  5.  Dez.  1883; 
19.  Febr.  1896,  b.  Absolution  ex  ignorantia  crassa:  S.  C.  Inq.  16.  Jan.  1892,  b. 
bloß  eingebildeter  Diffamation.  Weit.  b.  S  c  h  ü  c  h  -  P  o  1  z ,  Handb.  d.  Pastoral- 
theol.  *^  613  f.  Wenn  d.  betreff.  Sünde  bereits  gebeichtet  u.  vergeben  ist,  steht  d. 
Absolution  v.  andern  Sünden  seit.  d.  schuldigen  Beichtvaters  nichts  i.  Wege.  S.  C. 
"Conc.  2.  Dez.  1679. 

*  Trid.  sess.  XIV'  de  sacr.  poenit.  c.  7;  can.  11.  Pius  VI.,  „Auctorem  fidei" 
V.  28.  Aug.  1794.  Prop.  damn.  44  45.  Denzinger-Bannwart,  Enchiridion  ^' 
Nr  1544  1545.  D.  v.  d.  Ordensobern  reservierten  Sünden  sind  näher  bestimmt  d. 
Klem.  VIII.,  Dekret  v.  26.  Mai  1593.  Wer  kraft  päpstl.  VoHmacht  u.  v.  päpstl. 
Fällen  lossprechen  kann ,  kann  es  deswegen  nicht  a.  v.  bischötl.  S.  C.  Conc. 
29.  Nov.  1710;  14.  Jan.  1711.  Rieh  ter- Seh  ulte,  Conc.  Trid.  p.  85,  n.  4.  — 
J.  B.  Buohler,  D.  Lehre  v.  d.  Reservatfällen,  1859.  J.  Pruner,  De  juris- 
dictiono  ecclesiae  in  foro  intorno  ac  de  casuum  reservatione,  1865.  M.  Haus- 
mann, Gesch.  d.  päpstl.  Reservatfälle,  1868.  J.  B.  Bertagna,  De  casuum 
reservatione   in    sacram.  poenitentiae,    1868.     K,  Götz,    Studien   z.  Gesch.  d.  Büß- 


§  117.    Die  Buße.  49 

sehen  Anklage  des  Beichtvaters  wegen  sollicitatio  ad  turpia  ^  und 
der  Unterlassung  der  Restitution  von  Geschenken  im  Wert  von  mehr 
als  10  Scudi  (ca  40  Mark),  welche  man  von  einer  Ordensperson  unter 
Übertretung  ihres  Gelübdes  der  Armut  annahm  2,  zunächt  infolge  der 
mit  der  betreffenden  Sünde  verbundenen  Zensur  vorbehalten  sind,  so 
ist,  wenn  wegen  Unkenntnis  die  Zensur  nicht  inkurriert  wurde,  auch 
die  Sünde  nicht  reserviert  3.  Bei  den  bischöflichen  Reservatfällen  aber 
ist  die  Sünde  als  solche  reserviert.  Daher  tritt  die  Reservation  ein, 
auch  wenn  der  Pönitent  von  der  Reservation  keine  Kenntnis  hatte*. 
Entsprechend  dem  ganzen  Zweck  der  Reservation  muß  aber  die  be- 
treffende Sünde  bestimmte  Eigenschaften  haben.  Sie  muß  sein  eine 
Todsünde,  nach  außen  hervorgetreten,  vollendet  und  unzweifelhaft^. 
Eine  solche  Reservation  beschränkt  näherhin  die  Jurisdiktion  der 
Beichtväter  innerhalb  der  Diözese  in  dem  bestimmten  Betreff.  Daher 
kann  der  hereingekommene  Fremde  von  den  in  der  Diözese  reser- 
vierten Sünden  nicht  losgesprochen  werden,  wenn  auch  die  be- 
treffende Sünde   in   seiner  Heimatdiözese   nicht   reserviert  ist.     Wohl 


Sakraments  (Z.  f.  Kgschte  XVI  [1895]  541  ff).  E.  Göller,  D.  päpstl.  Pönitentiarie 
I  (1907)  80  f.  0.  Neuenheuser,  D.Absolution  v.  bischöfl.  Reservaten  i.  d.  vor- 
trident.  Zeit  gemäß  d.  Verfügungen  deutsch.  Synoden  (Köln.  Pastoralbl.  XLVI  [1912] 
258  ff).  Linsen  mann,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  224  ff.  Hinschius,  KR.  IV  102 
727  808;  V  360  ff;  VI  745  ff. 

^  Ben  ed.  XIV.,  „Sacramentum  poenitentiae"  v,  1.  Juni  1741.  Diese  Sünde  ist 
specialissimo  modo  reserviert.     C.  S.  Off.  17.  Juni  1866. 

2  Kl em.  VIII.,  „Religiosae"  v.  19.  Juni  1594.  ürbanVIII.,  „Nuper"  v. 
16.  Okt.  1640.  Bened.  XIV.,  „Pastor  bonus"  v.  13.  April  1744.  Wenn  d.  Sünde 
geheim   geblieben   wäre,   könnte    d.  Bischof  absolvieren.     Trid.  sess.  XXIV  de  ref. 

c.  6.  B.  Dolhagaray,  Deux  cas  reserves  au  souverain  Pontife  (Rev.  d.  scienc. 
eccles.,  avril  1904). 

*  Üb.  Inkurrierung  v.  Zensuren  bzw.  Lossprechung  v.  denselben  vgl.  unt. 
§  175  176. 

*  D.  Reservation  besteht  i.  erster  Linie,  um  sehr  schweren  od.  sehr  verbreiteten 
Sünden  als  solchen  entgegenzuarbeiten.  So  ist  d.  i.  Text  vertretene  Anschauung  d. 
allgemeinere.  Vgl.:  F.  de  P.  B lächere,  Les  peches  reserves  (Rev.  Augustin.  1905, 
1  609  ff);  Linsenmann  a.  a.  0.  225;  Pruner,  Lehrb.  d.  PastoraltheoL^  I  227; 
L  e  h  m  k  u  h  1 ,  Theol.  moral.  ^^  II  307.    Anders  G.  v.  H  0 1 1  u  m ,  Bewahrt  d.  Unkenntnis 

d.  bischöfl.  Reservatfälle  v.  d.  Reservation?     (Pastor  bonus  XVI  [1903/Oi]  211  ff). 

^  Kleinigkeiten  od.  z.  viele  Sünden  sollen  nicht  reserviert  werden.  Bened.  XIV., 
De  syn.  dioec.  1.  V,  c.  5,  n.  4.  Linsenmann  a.  a,  0.  224  f.  D.  angegeb. 
Requisite  sind  enthalten  i.  d.  Memorialversen: 

Completum,  externum,  certum,  mortale,  favores 
Auge,  restringe  odia,  a  potiori  ratio  nulia  est; 
Mas  annos  habeat  bis  Septem,  femina  bis  sex ; 
Solvo  mandantes,  quando  non  jura  reservant. 
Säg  m  Uli  er,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    IT.     3.  Aufl.  4 


50     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.     1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

aber  kann  jemand  von  der  in  der  Heimatdiözese  reservierten  Sünde 
in  der  fremden  losgesprochen  werden,  wenn  sie  hier  nicht  vorbehalten 
ist,  wofern  er  nur  nicht  in  fraudem  legis  sich  auswärts  begeben  hat  ^ 
Doch  erhalten  die  Beichtväter  heutzutage  hinsichtlich  der  vom  Bischof 
reservierten  Sünden  weitgehende  Vollmachten  -.  Da  endlich  die  Reser- 
vation in  bleibenden  Verhältnissen  begründet  ist,  so  endet  sie  nicht 
mit  dem  Tode  des  betreffenden  Bischofs,  der  sie  gemacht  hat,  sondern 
nur  durch  Widerruft. 

4.  Nach  Anordnung  des  Lateranense  IV  hat  jeder,  der  zu  den 
Unterscheidungsjahren  gekommen  ist,  die  Pflicht,  einmal  jährlich  beim 
sacerdos  proprius  zu  beichten ;  doch  konnte  der  Pfarrer  aus  Gründen 
auch  einem  andern  Priester  die  Erlaubnis  zur  Abnahme  der  Beicht 
geben '^.  Eine  Änderung  in  der  ausschließlichen  Berechtigung  des 
Pfarrers  zur  Abnahme  der  vorgeschriebenen  einmaligen  Beicht  brachten 
zunächst  die  von  den  Päpsten  den  Mönchsorden  oder  bei  Ausschreiben 
von  Ablässen  erteilten  Privilegien.  Und  seit  dem  Anfang  des  16.  Jahr- 
hunderts übertrugen  die  Bischöfe  ihre  Beichtjurisdiktion  über  alle 
Diözesanen  und  unbeschränkt  an  einzelne  Geistliche.  Daraus  hat 
sich  durch  Gewohnheit  die  Übung  entwickelt,  daß  jede  und  auch  die 
jährlich  einmal  beim  Pfarrer  vorgeschriebene  Beicht,  die  am  besten 
mit  der  österlichen  Kommunion  verbunden  wird^,  bei  jedem   Priester, 


*  Üb.  d.  Frage,  woher  d.  Beichtvater  d.  Recht  z.  Lossprechung  v.  e.  Reservat  habe  : 
Priiner,  Lehrb.  d.  Pastoraltheol.  ^  I  227  f.  Lehmkuhl,  Theol.  moral.  »' II  291  f  305. 
Ders.,L'absolutiondesetrangers  (Nouv.  Rev.  theol.  XXXIX  [1907]  177 if);  H.Noldin, 
D.  Jurisdiktion  üb.  d.  Pönitenten  a.  fremden  Diözesen  (Z.  f.  k.  Theol.  V  [1881]  353  ff). 
Lehmkuhl  u.  Noldin  nehmen  e.  stillschweigende  Übertragung  d.  Jurisdiktion  seit. 
d.  Bisch,  d.  Fremden  a.  d.  Beichtvater  an.  Richtiger  beruft  s.  Hinschius  (KR.  IV 
108  f  113  fj  a.  e.  hierin  d.  Gewohnheitsrecht  entstandene  allgemeine  Jurisdiktion  d. 
Beichtvaters.  Übrigens  ist  Lehmkuhl  i.  angeführten  Aufsatz  S.  94  nicht  ab- 
geneigt, a.  d.  and.  Anschauung  f.  richtig  z  halten.  —  Üb.  d.  Auslaufen  in  fraudem 
legis:  S.  C.  Conc.  IG.  Sept.  1649.  Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  85,  n.  8. 
K lern.  VIII.,  „Superna"  v.  21.  Juni  1670.  §  7.  Daß  man  hier  nicht  rigoristisch 
sein  solle:  Linsen  mann,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  229;  a.  Noldin  i.  angef.  Artikel. 
Z.  streng  J.  Holl  weck,  D.  kirchl    Strafgesetze  (1899)  105  f. 

^  So  daß  etwaige  Umständlichkeiten  u.  Beschwerden,  d.  s.  a.  d.  Reservation 
ergeben,  leicht  vermieden  werden  können.  Vgl.  z.  B.  Rottenb.  Ord.-Erl.  v.  26  Juli 
1878.  Compendium  veter.  Ritualis  Constant.  (1881)  53  ff.  P  f  af  f  -  Sp  r  o  1 1 ,  Gesetzes- 
kunde I  261  f.  üb.  Absolution  v.  d.  Reservaten  b.  sakrileg.  Bricht ,  b.  .schuld- 
losem Vergessen    usw.:    Lehmkuhl,  Theol.  moral.  "  II  310. 

»  Ben  ed.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  V,  c    4,  n.  3. 

*  C.  12,  X  h.  t.  V,  :-^.S.  Trid.  sess.  XIV  do  sacr.  poonit.  c.  5:  can.  8.  Thal- 
hof c  r-Ei  sen  h  o  fe  r,   Handbuch  d.  kath.   Liturgik  Jl  869  f. 

^  D.  Trid.  rät  solches:  Sess.  XIV  de  sacr.  poenit.  c.  5. 


§  117.    Die  Buße.  51 

der  von  einem  Bischof  die  Jurisdiktion  erhalten  hat,  abgelegt  werden 
kann  i.  Durch  eine  ungültige  Beicht  wird  der  Verpflichtung  nicht 
genügt  2.  Pius  X.  hat  im  Anschluß  an  das  Lateranense  IV  wie  be- 
züglich der  ersten  Kommunion  so  auch  hinsichtlich  der  Kinderbeicht 
bestimmt,  daß  die  Kinder  in  dem  Alter  zum  erstenmal  zur  Beicht  zu 
führen  seien ,  in  welchem  sie  den  Gebrauch  der  Vernunft  erhalten 
haben,  d.  h.  ungefähr  im  siebten  Jahr,  unter  Umständen  auch  etwas 
früher  oder  später^.  Im  einzelnen  bestehen  auch  über  die  erste  Kinder- 
beicht partikularrechtliche  Vorschriften,  durch  welche  jedoch  einem 
nach  Ermessen  des  Pfarrers  angezeigten  früheren  Empfang  des  Viati- 
kums  nicht  präjudiziert  werden  wilH.  Außerdem  ist  jeder,  der  sich 
in  einer  schweren  Sünde  befindet  und  ein  Sakrament  der  Lebendigen 
empfangen  muß  oder  lebensgefährlich  krank  ist  oder  sonst  dem  Tode 
entgegengeht,  zum  Beichten  verpflichtete 

5.  Durch  das  natürliche,  göttliche  und  kirchliche  Gesetz  ist  der 
Beichtvater,  durch  das  natürliche  Gesetz  das  Beichtkind  und  jeder 
andere,  der  aus  der  wirklichen  sakramentalen  Beichte  etwas  inne  wird, 
zum  strengsten  Stillschweigen  in  jeder  AVeise  verpflichtet  über  die 
Tatsache  der  Beicht  und  über  alles,  wovon  sie  nur  in  der  Beicht  oder 


*  Ben  ed.  XIV.  a.  a.  0.  1.  XI,  c.  14,  n.  1  —  6.  X.  Knopp,  Üb.  d.  „sacerdos 
proprius"  z.  Verwaltung  d.  Bußsakraments,  1851.  C.  Paulus,  Welt-  u.  Ordens- 
klerus b.  Ausgang  d.  13.  Jhdts  i.  Kampf  u.  d.  Pfarrrechte,  1900.  E.  Michael, 
Gesch.  d.  deutsch.  Volkes  v.  13.  Jhdt  b.  z.  Ausgang  d.  MAs  ^  II  (1899)  93  f. 
P.  A.  Kirsch,  D.  sacerdos  proprius  i.  d.  abendländ.  K.  v.  d.  Jahre  1215  (A.  f. 
k.  KR.  LXXXIV[1904]  527  ffi.  J.  Gartmeier,  D.  Beichtpflicht,  1905.  A.  Villien, 
Histoire  des  commendements  de  l'Eglise  (^1909)  145  ff,  Hinschius,  KR.  IV  91  ff'. 
Vgl.  Bd  I,  S.  484,  A.  3.  —  Strittig  ist,  ob  d.  Lateranense  nur  d.  Beicht  d.  schweren 
Sünden  verlangt  habe.  A.  alle  Sünden  erstrecken  d.  Pflicht:  Thom.  Aq. ,  Summa 
theol.  Suppl.  q.  6,  a.  3;  Hinschius,  KR.  IV119f;  nur  a.  d.  schweren :  Glossa 
ordinaria  ,Omnia  sua  peccata"  :  P.  A.  Kirsch,  Altkathol.  Angriffe  geg.  d. 
röm. -kath.  Beichtinstitut  (1903)  44  ff.  Dageg.  H.  Koch  i.  Theol.  Rev.  1903, 
613.  —  I.  Lösung  d.  Frage,  v.  wem  d.  Beichtvater  d.  Jurisdiktion  üb.  e.  fremden 
Diözesanen  erhalte,  gehen  d.  Meinungen  auseinander.  D.  einen  sagen,  v.  Papst, 
andere  glauben,  v.  Bischof  d.  fremden  Ponitenten;  so  namentl.  Lehm  kühl  u. 
Noldin.  Vgl.  ob.  S.  50,  A.  1.  Allein  Hinschius,  KR.  IV  113  f,  bemerkt  ra. 
Recht,  daß  v.  solch  stillschweigender  Delegation  seit.  d.  Papstes  od.  Bischofs  nichts 
z.  bemerken  sei,  daß  vielmehr  diese  Praxis  s.  d.  Gewohnheitsrecht  entwickelt  habe. 

-  Prop.  damn.  ab  Alex.  VII  24.  Sept.  1665,  n.  13  14.    D  e  n  z  i  n  g  e  r  -  B  a  n  n  w  a  r  t, 
Enchiridion '2  Nr  1113  1114. 
3  Vgl.  ob.  S.  37. 

*  N.  Rottenb.  Ord.-Erl.  v.  22.  März  1870  sind  d.  Schulkinder  i.  dritt.  Schuljahr 
z.  Beicht  vorzubereiten.  Vogt,  Sammlung  580  ff  Pfaff,  Gesetzeskunde  197. 
Ord.-Erl.  y.  22.  März  1907  (Kirchl.  Amtsblatt  1907,  Nr  5). 

'  C.  13,  X  h.  t.  V,  33.     Trid.  sess.  XIV  de  sacr.  poenit    c.  1  5 ;  can.   1   7. 


4 


* 


52     IV'  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    1.  Kap  :  Die  Sakramente. 

aus  Anlaß  der  Beicht  erlaubter-  oder  unerlaubterweise  Kenntnis  er- 
halten haben  und  was  nicht  sonst  bekannt  ist,  gegenüber  von  jeder- 
mann, für  immer  und  in  allen  Fällen  (Beichtsiegel,  sigillum  con- 
fessionis)^  Nur  der  Pönitent  selbst  könnte  außer  der  Beicht  und 
öffentlich  die  Erlaubnis  geben,  von  dem  in  der  Beicht  Erfahrenen 
Gebrauch  zu  machen  2.  Auf  die  Verletzung  des  Beichtsiegels  setzte 
das  vierte  Laterankonzil  nach  früheren  partikularrechtlichen  Be- 
stimmungen als  zu  verhängende  Strafe  Deposition  und  lebenslängliche 
Verstoßung  in  ein  Kloster  2.  Da  aber  die  Kirche  heutzutage  infolge 
staatlicher  Hinderung  keine  Freiheitsstrafen  im  strengen  Sinne  mehr 
verhängen  kann,  so  ist  an  deren  Stelle  auf  Verweisung  in  ein  Deme- 
ritenhaus  und  Übernahme  von  Buße  zu  erkennen.  Ein  indirekter 
Bruch  des  Siegels  ist  arbiträr  zu  bestrafen. 

Da  der  Beichtvater  das,  was  er  in  der  Beicht  erfahren  hat,  nicht 
als  Mensch,  sondern  nur  als  Stellvertreter  Gottes  weiß-^,  so  kann  er 
auch   zu   keiner   Aussage   vor   Gericht   darüber   sjezwungen   werden^. 


^  A.  d.  zieml.  reich,  alt.  Lit. ,  d.  einläßl.  b.  Permaneder,  Handb.  d. 
KRs,  -«hgg.  V.  I.  Silbernagl  (1865)  685,  u.  Hinschius,  KR.  IV  126,  ver- 
zeichnet ist,  sei  besonders  bemerkt:  N.  Knopp,  D.  kath.  Seelsorger  als  Zeuge 
V.  Gericht,  1849.  Neuere  Lit.:  Du  secret  de  la  confession  (Anal.  jur.  pontif.  1861, 
livrais.  39,  p.  7  ff).  F.  Porsch,  D.  Zeugnisverweigerungsrecht  d.  Seelsorgers 
(A.  f.  k.  KR.  LXIV  [1890]  276  f).  J.  Ch.  Jod  er,  D.  Beichtsiegel  v.  d.  Schwur- 
gericht z.  Mülhausen  i.  E,  2,  1895.  Ders. ,  Zeugeneid  u.  Beichtsiegel,  1896. 
F.  Geigel,  Zeugnisfreiheit  d.  Seelsorgers  (A.  f.  k.  KR.  LXXV  [1896J  337  ff). 
M.  Schwalb,  Beichtgeheimnis  u.  Zeugnispflicht  (geg.  Joders  erste  Schrift),  1896. 
D.  Beichtgeheimnis  v.  Gericht.  V.  e.  Juristen  (Katholik  1896,  I  481  ff;  [a.  sep.]). 
J.  Müller,  Erlaubt  d.  K.  d.  Ableugnung  (eidliche)  e.  wissentl,  Tatsache?  1896. 
R.  Mode,  Beichtsiegel  u.  Zeugnispflicht  n.  d.  Reichsprozeßordnungen  f A.  f.  k.  KR. 
LXXXII  [1902]  476  ff).  M.  Goldacker,  D.  Beichtgeheimnis  d.  evangel.  Geistl. 
1902.  E.  Beling,  D.  Beweisverbote  als  Grenze  d.  Wahrheitserforschung  i.  StP. 
(1903)  17  f.  (Y.,)  D.  Recht  d.  Geistl.  z.  Verweigerung  d.  Zeugenaussage  (Pastor 
bonus  XVIII  [1905/06]  400  ff).  Leonhard,  D.  Beichtgeheimnis,  s.  Stellung  i. 
Strafprozeß  u.  i.  Strafvollzug  (Z,  f.  gesamte  Strafrechtswiss.  XXVI  [1906]  405  ff). 
B.  Kurtscheid,  D.  Beichtsiegel  i.  s.  geschichtl.  Entwicklung,  1912.  Staatslexikon  * 
s.  V.  Beichtgeheimnis. 

*  D.  wird  ab.  a.  bestritten  weg.  d.  öftentl.-rechtl.  bzw.  kirchenrechtl.  Charakters 
d.  Beicht.  Wenn  ab.  d.  Erlaubnis  öffentl.  gegeben  wird?  —  Namentl.  darf  d. 
Obere  nicht  etwa  v.  d.  i.  d.  Beicht  Erfahrenen  seine  Regierungsmaßregeln  geg. 
bestimmte  Personen  abhängig  machen.  Klem.  VIII.  26.  Mai  1593.  C.  8.  Oft'. 
18.  Nov.  1682.  Denzinger-Bannwart,  Enchiridion '*  Nr  1220.  Vorstände 
relig.  Kommunitäten,  Seminarien  u.  Kollegien  sollen  ihre  Untergebenen  nicht  beicht- 
hören.    C.  S.  Off.  5.  Juli  1899  (A.  f.  k.  KR.  LXXX  [1900]  144  f). 

'  C.  12,  X  h.  t.  V,  38.  *  C.  2,  X  de  off.  jud.  ord.  I.  81. 

*  C.  13,  X  de  excess.  prael.  V,  31. 


§  117.    Die  Buße.  53 

Es  berechtigen  ihn  auch  fast  durchweg  die  modernen  Prozeßordnungen 
und  so  auch  die  des  Deutschen  Reiches  zur  Verweigerung  des  Zeug- 
nisses über  das  „ihm  in  Ausübung  der  Seelsorge  Anvertraute"  ^  Wo 
aber  aus  solcher  Berufung  unter  den  obwaltenden  Umständen  ein  Ver- 
dacht gegen  den  Angeklagten  entstehen  würde,  könnte,  ja  müßte  der 
Beichtvater  ohne  Rücksicht  auf  die  Folgen  eidlich  erklären,  daß  er 
in  dieser  Sache  nichts  zu  sagen  wisse  2. 

6.  Unter  strenger  Strafe  ist  dem  Beichtvater  verboten,  nach  dem 
Namen  des  complex  peccati  zu  fragen  3.  Wer  lehrt  oder  verteidigt, 
daß  man  nach  dem  Mitschuldigen  der  Sünde  fragen  müsse,  verfällt 
der  dem  Papste  einfach  reservierten  Exkommunikation*. 

Sollte  ein  Beichtvater  so  pflichtvergessen  sein,  daß  er  das  Beicht- 
kind unmittelbar  vor,  während  oder  nach  der  sakramentalen  Beicht, 
aus  Anlaß  derselben,  oder  unter  dem  Vorwand  oder  unter  dem  Schein 
einer  solchen,  auf  irgend  eine  Weise  zur  Unzucht  anreizte  oder  sich 
von  ihm  anreizen   ließe   (sollicitatio   ad   turpia),   so   ist   derselbe  mit 


1  StPO.  d.  Deutsch.  Reichs  §  52,  1 ;  §  55.  ZPO.  §  383,  4 ;  §  385,  2 ;  §  386. 
Mil.-StPO.  §  188. 

^  Linsenmann,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  221.  Pruner,  Lehrb.  d.  Pastoral- 
theol.  ^  I  265  f.  D.  Gerichte  nehmen  ab.  e.  solche  Scheidung  zwisch.  Wissen  bzw. 
Nichtwissen  als  Mensch  u.  als  Stellvertreter  Gottes  nicht  a.  u.  bestrafen  e.  solche 
eidl.  Versicherung  event.  als  Meineid.  F.  G  e  i  g  e  l ,  Zeugnisfreiheit  d.  Seelsorgers 
339  ff.  Schwalb,  Beichtgeh.  u.  Zeugnispflicht  7  ff.  Es  dürfte  ab.  solche  Erklärung, 
daß  man  nichts  wisse,  fast  durchweg  unnötig  sein.  Man  hat  d.  Recht  d.  Zeugnis- 
verweigerung hinsichtl.  „des  i.  d.  Seelsorge  Anvertrauten",  wob.  ab.  etwa  a.  Grund 
V.  §  55  d.  StPO.  u.  §  386,  1  d.  ZPO.  v.  Gericht  nicht  anerkannt  werden  will  d. 
Verweigerung  d.  Aussage  darüb.,  ob  d.  Inquisit  gebeichtet  habe.  Es  wird  jedoch 
dasselbe  a.  etwaiger  (unerlaubter)  Bejahung  dies.  Punktes  u.  d.  weiteren  Verweige- 
rung nicht  d.  geringste  Konklusion  ziehen.  F.  Geigel  a.  a.  0.  345  ff ;  Katholik  1896, 
I  506  ff.  Staatslexikon  *  s.  v.  Beichtgeheimnis.  Ebd.  berechtigte  Vorschläge  de 
lege  ferenda.  —  Wenn  §  139  d.  StGB,  jeden  ohne  Ausnahme  m.  Gefängnis  be- 
droht, d.  V.  Vorhaben  e.  Hoch-  oder  Landesverrates,  Münzverbrechens  usw.  z.  e. 
Zeit,  wo  d.  Verhütung  d.  Verbrechens  möglich  ist,  glaubhafte  Kenntnis  erhält  u. 
es  unterläßt,  .  .  .  z.  rechten  Zeit  Anzeige  z.  machen,  wofern  d.  Verbrechen  od.  e. 
strafbarer  Versuch  desselben  begangen  worden  ist,  so  liegt  hier  d.  Kollision  m.  d, 
Beichtsiegel  offen  vor.  Hinschius  plädiert  a.  a.  0.  IV  135*  f.  dies.  Fall  f.  d. 
niedrigste  Strafmaß.  —  Dageg.  verpflichtet  d.  geknechtete  russ.  Kirche  d.  Klerus  z. 
d.  Denunziation  jed.  i.  d.  Beicht  erfahren.  Verbrechens.  Schüch-Polz,  Handb.  d. 
Pastoraltheol.  »^  677 ». 

^  Ben  ed.  XIV.,  „Suprema  omnium"  v.  7.  Juli  1745;  „Ubi  primum"  v.  2.  Juni 
1746;  „Ad  eradicandum"  v.  28.  Sept.  1746. 

*  „Apostolicae  Sedis  moderationi"  v.  12.  Okt.  1869.  II  1.  Wer  i.  Verfolg  dies. 
Meinung  d.  Beichtkind  unt.  Verweigerung  d.  Absolution  z.  Nennung  d.  complex 
zwingen  will,  ist  d.  C.  S.  Off.  anzuzeigen. 


54     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.     1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

suspensio  ab  ordine,  Entziehung  der  Pfründe,  der  Würde  und  des 
Amtes  und  immerwährender  Unfähigkeit  zu  einem  solchen,  wenn 
Reguläre  mit  Verlust  des  aktiven  und  passiven  Wahlrechts,  in  den 
schwersten  Fällen  mit  Degradation  und  Übergabe  an  das  weltliche 
Gericht  zu  bestrafen.  Die  sollizitierte  Person  aber  ist  anzuhalten,  den 
Sollizitator  beim  Bischof  mit  Namen  anzuzeigen,  zunächst  unter  Ver- 
sagung der  Absolution,  wenn  sie  sich  dessen  weigert,  und  unter  der 
Strafe  der  ipso  jure  eintretenden,  niemand  reservierten  Exkommuni- 
kation, wenn  sie  innerhalb  eines  Monats  die  Denunziation  nicht  machte 

§  118. 
Der  Ablaß. 

Z.  Corp.  jur.  can.  vgl.  §  117. 

Alt.  Lit.  b. :  Scherer,  KR.  II  649;  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr. 
613  ff;  Pesch,  Praelectiones  dogmaticae  VIP  223  ff ;  Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogm. '-^ 
791;  Po  hie,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  III  552  ff.  —  J.  B.  Hirscher,  D.  kath.  Lehre  v. 
AbL,  1826.  A.  HiUe,  D.  kath.  Lehre  v.  Abi.,  1826.  A.  Frank,  Gesch.  u.  Be 
deutung  d.  Abi.  i.  allgem.  u.  d.  Jubiläums  insbes.,  1826.  A.  Bendel,  D.  kirchl. 
Abi.  i.  s.  hist.  Entwickl. ,  dogm.  Auffass.  u.  prakt.  Anwendung,  1847.  J.  H. 
Schoofs,  D.  Lehre  v.  kirchl.  Abi.,  1857.  V.  Gröne,  D.  Abi.,  seine  Gesch.  u. 
Bedeutung  i.  d.  Heilsökonomie,  1863.  H.  Ch.  Lea,  vgl.  ob.  S.  44,  A.  5.  C.  Weiß, 
S.  Thomae  de  satisfactione  et  indulgentia  doctrina,  1896.  Bridey,  La  condition 
juridique  des  croises  et  le  privilege  de  la  croix,  1900.  A.  M,  Lepicier,  Les  indul- 
gences,  leur  nature,  leur  developpement,  1903.  J.  Dietterle,  D.  Summae  con- 
fessorum  usw.  (Z.  f.  Kgschte  XXIV  [1903]  353  ff).  M.  Jansen,  Papst  Bonifaz  IX. 
(1389-1404)  u.  s.  Beziehungen  z.  deutsch.  K.  (1904)  136  ff.  A.  Schulte,  D. 
Fugger  i.  Rom  I  (1904)  55  ff'.  M  au  rel- Bering  er,  D.  Abi.,  ihr  Wesen  u.  Ge- 
brauch i^,  19U6.  J.  Hilgers,  Anhang  z.  D.  Abi.  usw.  1910.  A.  Gottlob, 
Kreuzabi.  u.  Almosenabi.,  1906.  Ders. ,  Ablaßentwicklung  u.  Ablaßinhalt,  1907. 
N.  Paulus,  D.  Anfänge  d.  Ablaßwesens  (Hist.-pol.  Blätter  CXXXVHI  [1906]  552  ff j. 
Ders.,  D.  Abi.  d.  röra.  K.  v.  Innoz.  HI.  (Hist.  Jb.  XXVIU  [1907]  1  ff).  Ders., 
Mittelalter!.  Absolutionen  als  angcbl.  Abi.  (Z.  f.  k.  Theol.  XXXII  [1908]  433  ff). 
Ders?.,  D.  ältest.  Abi.  f.  Almosen  u.  Kirchenbesuch  (Ebd.  XXXIII  [1909]  1  ff). 
Ders-,   Neue  Aufstellungen  üb.  d.  Anfänge   d.  Abi.    (Hist.  Jb.  XXX    [1909]  13  ff). 


'  Pius  IV.,  „Cum  sicut"  v.  16.  April  1561.  Gregor  XV.,  „üniversi"  v. 
30.  Aug.  1622.  Ben  ed.  XIV.,  „Sacramentum  poenitentiae"  v.  1.  Juni  1741. 
Pius  IX.,  „Apostolicae  Sedis  moderatioui"  v.  12.  Okt.  1869.  IV  4.  Milder  fällt  d 
Strafe  a.,  wenn  d.  Schuldige  s.  freiwillig  stellt.  Bened.  XIV.,  De  syn.  dioec. 
1.  VI,  c.  11,  n.  8.  Üb.  d.  Verfahren  gab  e.  Instruktion  d.  Congr.  Inquis.  unt.  d. 
20.  Febr.  1867  u.  20.  Juli  1890.  F.  X.  Heiner,  D.  kirchl.  Strafprozeß  (1911)  159  ff. 
Richtig  mahnt  d.  Kongreg.  a.  6.  Aug.  1897  z.  größter  Vorsicht  gegenüb.  solchen 
Anklagen  u.  z.  Einschreiten  erst  n.  wiederholter  Anklage  geg.  d.  betr.  Geistl.  Üb. 
d.  falsche  Anklage  als  Reservatfall  ob.  S.  48  f.  D.  DenunziationspHiclit  hat  ab.  jeder, 
welcher  v.  d.  geschehenen  SoUizitation  gewisse  Kenntnis  hat.  E.  Desmyter,  De 
la  sollicitation  considär^e  en  elle-mOme  (Nouv.  Rev.  theol.  XXXVIll   [1906]  510  ff). 


§  118.    Der  Ablaß.  55 

Ders.,  D.  Anfänge  d.  Abi.  (Z.  f.  k.  Theol.  XXXIII  [1909]  281  ff).  Ders.,  D.  Ab- 
laßlehre  d.  Frühscholastik  (Eb.  XXXIV  [1910]  433ff).  Ders.,  D.  sittl.  Früchte  d. 
Abi.  i.  MA.  (Hist-pol.  Blätter  CXLVIII  [1911]  321  ff).  Ders.,  D.  Ablässe  d. 
Kreuzwegandacht  (Theol.  u,  Glaube  V  [1913]  1  ff).  Ders.,  Brückenablässe  (Hist.- 
pol.  Blätter  CLI  [1913]  916  ff ).  Ders.,  Z.  Verständnis  eigentüml.  Ablaßurkunden 
(Eist.  Jb.  XXXIV]  1913]  295  ff).  P.  Kalkoff,  Abi.  u.  Reliquienverehrung  a.  d. 
Schloßkirche  z.  Wittenberg  unt.  Friedr.  d.  Weisen,  1906.  A.  M.  Königer,  D. 
Ursprung  d.  Abi.  (Festgabe  f.  A.  Knöpfler  [1907]  167  ff).  L.  Arbusow ,  D.  Be- 
ziehungen d.  Deutschen  Ordens  z.  Ablaßhandel  f.  d.  15.  Jhdt,  1909.  M.  Falco, 
Le  disposizioni  „pro  anima".  Fondamenti  dottrinali  e  forme  giuridiche,  1911.  F. 
Gillmann,  Z.  Ablaßlehre  d.  Frühscholastik  (Katholik  1913  I,  365  ff).  —  Samm- 
lungen ob.  S.  189.  P.  Mocchegiani,  Collectio  indulgentiarum,  1897;  W.  Köhler, 
Dokumente  z.  Ablaßstreit  v.  1517,  1902.  J.  Hilgers,  D.  neuest.  Ablaßbe- 
willigungen, 1903. 

Der  Ablaß  ist  die  von  dem  kirchlichen  Obern  auf  Grund  der  über- 
fließenden Verdienste  Jesu  Christi  und  der  Heiligen  (Kirchenschatz, 
thesaurus  ecclesiae)  gewährte  Nachlassung  der  zeitlichen  Sünden- 
strafen, welche  nach  Erlassung  der  Sündenschuld  und  ewigen  Strafe 
im  Sakrament  der  Buße  entweder  hier  auf  Erden  oder  jenseits  im 
Fegfeuer  abzubüßen  sind  ^. 

Schon  in  der  alten  Kirche  wurde  den  Büßern  auf  die  Fürsprache  der 
Märtyrer  und  Bekenner  ein  Teil  oder  das  Ganze  ihrer  Bußleistungen  und 
Bußzeit  erlassen  ^.     Vom  4.  Jahrhundert   ab  kamen   als  Ersatzmittel  für  die 


'  C.  2  in  Clem.  de  poenit.  V,  9.  Leo  X.,  „Exsurge  Domine"  v.  16.  Mai  1520. 
Denzinger -Bannwart,  Enchiridion  ^^  Nr  757  ff.  Trid.  sess.  XXV  cont.  decr. 
de  indulgentiis.  Pius  VI.,  „Auctorem  fidei*  v.  28.  Aug.  1794.  Prop.  damn.  40 ff. 
Denzinger-Bannwart  a.  a.  0.  Nr  1540  ff.  Daß  d.  Ausdruck:  „Abi.  v.  Schuld 
u.  Strafe"  (indulgentia  a  culpa  et  poena)  od.  d.  and.:  „Abi.  d.  Sünden"  (indulgentia 
peccatorum)  i.  mittelalterl.  Ablaßbullen  u.  Ablaßbreven  bedeutet:  Nachlaß  d.  Schuld 
u.  ewigen  Sündenstrafe  i.  d.  Beicht  u.  d.  zeitl.  Sündenstrafe  i.  d.  Abi.,  hat  N.  Paulus 
i.  e.  Reihe  v.  Arbeiten  dargetan.  Vgl.:  Katholik  1898  ff;  Hist.  Jb.  1898  ff;  Z.  f. 
k.  Theol.  1899  ff;  Johann  Tetzel,  d.  Ablaßprediger  (1899)  84  ff.  Dageg.  will 
Th.  Brieger,  D.  Wesen  d.  Abi.  a.  Ausgang  d.  MAs,  1907,  beweisen,  daß  d.  Abi. 
noch  i.  13.  Jhdt  e.  bloßer  Straferlaß  gewesen,  i.  Laufe  d.  14.  u.  15.  Jhdts  seit.  d. 
röm.  Kurie  i.  e.  Schulderlaß  umgewandelt  wurde.  So  a.  i.  Realenzykl.  f.  prot. 
Theol.  u.  K.  ^  s.  v.  Indulgenzen.  Ähnlich  Hinschius,  KR.  V  155  f.  E.  definitives 
Ende  bereitete  d.  Kontroverse  i.  Sinne  v.  N.  Paulus  E.  Göller,  D.  päpstl. 
Pönitentiarie  I  (1907)  213  ff,  wo  a.  d.  Lit.  N.  Paulus:  D.  Anfänge  d.  sog.  Ab- 
lasses V.  Schuld  u.  Strafe  (Z.  f.  k.  Theol.  XXXVI  [1912]  67  ff).  Ders.,  D.  sogen. 
Ablaß  v.  Schuld  u.  Strafe  i.  spät.  MA.  (Ebd.  252  ff).  Ders. ,  Vollkomm.  Ablässe 
a.  Grund  d.  sogen.  Beichtbriefes  (Theol.  u.  Glaube  V  [1913]  724ff).  V.  Paulus 
darf  man  erwarten  e.  Schrift:  D.  Ablaßwesen  a.  Ausgang  d.  MAs  (Akten  d.  5.  internat. 
Kongress.  kath.  Gelehrten  z.  München  [1900]  310  f). 

2  Daß  man  als  Wirkung  dies.  Fürsprache  nicht  bloß  e.  Nachlaß  d.  kanon. 
Strafe  b.  d.  kirchl.  Vorstehern,  sondern  a.  d.  zeitl.  Sündenstrafen  b.  Gott  annahm: 
W.  Hellmanns,  Wertschätzung    d.  Martyriums   als   e.  Rechtfertigungsmittels   i. 


56     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    1.  Kap  :  Die  Sakramente. 

öffentliche  Kirchenbuße  andere  gute  Werke  auf.  Seit  dem  11.  Jahrhundert 
war  es  Übung,  daß  die  Päpste  und  die  Bischöfe  bei  gewissen  Gelegenheiten : 
aus  Anlaß  eines  Kreuzzuges  für  Beteiligung,  bei  Erbauung  von  Kirchen, 
Spitälern,  Brücken  usw.  für  Beiträge  und  Stiftungen,  bei  Einweihung  von 
Kirchen  und  religiösen  Feierlichkeiten  für  Teilnahme,  Erlaß  eines  bestimmten 
oder  des  ganzen  Teils  der  kanonischen  Bußzeit,  aber  auch  der  zeitlichen 
Sündenstrafen  bei  Gott  zusicherten  ^  Seit  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts 
wurden  die  Ablässe  fürbittweise  (per  modum  suffragii)  auch  den  armen  Seelen 
im  Fegfeuer  zugewendet,  eine  andere  Form  des  uralten  Gebetes  für  die 
Verstorbenen  ^. 

Als  Arten  von  Ablässen  ergeben  sich  vollkommene  (indulgentia 
plenaria)  und  unvollkommene  (i.  partialis),  je  nachdem  alle  noch 
übrigen  Sündenstrafen  oder  nur  ein  Teil  derselben  erlassen  wird 3. 
Unter  den  vollkommenen  Ablässen  sind  besonders  hervorzuheben  der 
Jubiläums- ^    Sterbe-^   und   Portiunkulaablaß^    sowie    das   Altarprivi- 


d.  altchristl.  Kirche  b.  z.  Anfang  d.  4.  Jhdts,  1912.  Achelis,  D.  Christentum  i. 
d.  erst,  drei  Jhdten  II  346.  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  617  ff.  Bart  mann, 
Lehrb.  d.  Dogm.  2  793  795  f.     Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm.^  III  560  f. 

»  Hinschius,  KR.  IV  719  823  827;  V  98  100  105  153  ff.  Schanz  a.  a.  0. 
615  ff.     Bartmann  a.  a.  0.  793  f.     Pohle  a.  a.  0.  561  ff. 

2  N.  Paulus,  D.  Abi.  f.  d.  Verstorbenen  a.  Ausgang  d.  MAs  (Z.  f.  k.  Theol. 
XXIV  [1900]  Iff).  Ders.,  Petrus  Martinez  v.  Osma  u.  d.  Abi.  (Ebd.  XXXIII 
[1909]599ff).  Schanz  a.  a.  0.  625  f.  Bartmann  a.  a.  0.  796  f.  Pohle  a. 
a.  0.  568  ff.  —  Knöpf  ler,  Kgschte^  109  464  539  542  553.  Funk-Bihlmey  er, 
Kgschte«  82  f  351  407  454  557  f  580  ff. 

^  D.  Einteilung:    indulgentia  plena,    plenior,  plenissima  ist  nicht  v.  Bedeutung. 

^  D.  Beichtväter  erhalten  hier  sehr  ausgedehnte  Vollmachten  i.  Absolution  v. 
Reservaten  u.  Zensuren.  Pruner,  Lehrb.  d.  Pastoraltheol.  ^  I  213  f.  Lehmkuhl, 
Theol.  moral. '1  II  394 ff.  Z.  Gesch.:  V.  Prinzivalli,  GH  anni  santi,  1899. 
D.  Quattrocchi,  L' anno  santo  del  1300  (Bessarione  VII  [1900]  291  ff ;  [a.  sep.]). 
A.  B  0  u  d  i  n  h  0  n ,  Le  jubile  (Canoniste  cont.  XXIII  [1900]  78  ff).  E.  R  0  d  0  c  a  n  a  c  h  i, 
Le  Premier  jubil^  1350,  1900.  C.  Carboni,  11  jubileo  di  Bonifazio  VIII.,  1900. 
F.  X.  Kraus,  D.  anno  santo  (Essays  II  [1901]  217  ff).  P.  Bastien,  Tractatus 
de  jubilaeo  anni  sancti  aliisque  jubilaeis,  1901.  H.  Thurston,  The  holy  year 
of  jubilee,  1901.  R.  Scholz,  D.  Publizistik  z.  Zeit  Phil.  d.  Seh.  u.  Bonif.  VIIL 
(1903)  8  156.  Ders.  i.  Hist.  Vierteljahrschrift  IX  (1906)  513  ff.  N.  Paulus, 
D.  erste  Jubiläurasablaß  (1300)  (Theol.  u.  Glaube  V  [1913]  461  ff).  Ders.,  D. 
Jubiläum  v.  1350  (Ebd.  532  ff).  Weit.  alt.  u.  neuere  Lit.  b.  Scherer,  KR.  II 
694^3 

^  C.  S.  Off.  1.  April  1909  (Acta  Ap.  Sedis  I  [1909]  490  f).  Pruner  a.  a.  0.  I 
325  ff.  Lehmkuhl  a.  a.  0.  II  410.  Schüch-Polz,  Handb.  d.  Pastoraltheol.»^ 
716ff.  J.  Ludewig,  D.  kirchl.  Lehre  v.  d.  Generalabsolution«,  1882.  B.  Melata, 
Tractatus  de  benedictione  Papali ,  1895.  Vgl.  a.  A.  f.  k.  KR.  LXXVIII  (1898) 
352  f  u.  Z.  f.  k.  Theol.  XXII  (1898)  599. 

«  C.  S.  Off  26.  Mai  1911  (Acta  Ap.  Sedis  III  [1911]  233  f).  Lehmkuhl 
a,  a.  0.  11  407  ff.     P.  Sabatier,    Un  nouveau  chapitre  de  la  vie  de  St  FranQois, 


\ 


§  118.    Der  Ablaß.  57 

legium  1.  Außerdem  unterscheidet  man  Personal-,  Lokal-  und  Eeal- 
ablässe,  je  nachdem  sie  einer  bestimmten  Person  oder  einem  ganzen 
Verein  oder  allen  Gläubigen  verliehen,  mit  dem  Besuch  bestimmter 
Orte  verbunden,  mit  der  Verrichtung  gewisser  Andachten,  dem  Gebrauch 
geweihter  Gegenstände  verknüpft  sind.  Endlich  gibt  es  bleibende 
(i.  perpetuae)  und  zeitweilige  (i.  temporales)  Ablässe. 

Berechtigt  zur  Erteilung  von  jeder  Art  von  Ablässen  ist  der  Papst  2. 
Zur  Regelung  und  Leitung  des  Ablaßwesens  bedient  er  sich  der  Con- 
gregatio  S.  Officii^.  Die  Kardinäle  können  an  ihren  Titelkirchen 
einen  Ablaß  von  zweihundert  Tagen,  die  Erzbischöfe  in  ihrer  Provinz 
einen  solchen  von  hundert  und  die  Bischöfe  in  ihrer  Diözese  einen 
solchen  von  fünfzig  Tagen  und  bei  Konsekration  von  Kirchen  von 
einem  Jahre  verleihen^.  Die  Ablässe  dürfen  nicht  zu  zahlreich^  und 
nicht  aus  Gewinnsucht  verliehen  werden.  Wer  aus  ihnen  Gewinn 
ziehen  will,  verfällt  der  dem  Papste  in  einfacher  Weise  reservierten 
Exkommunikation  ^.  Ihre  Verkündigung  steht  auch  nicht  mehr  den 
früher   herkömmlichen  Ablaßpredigern  (quaestores  eleemosynarii)  zu; 


1896.  Ders, ,  Etüde  critique  sur  la  concession  de  rindulgence  de  la  Portioncule 
(Rev.  List.  LXII  [1896]  282  ff).  Ders.,  Francisci  Bartholi  de  Assisio  tractatus  de 
indulgentia  S.  Mariae  de  Portiuncula,  1900.  N.  Paulus,  Üb.  d.  Bewilligung  d. 
Portiunkula-Ablasses  (Katholik  1899,  I  120ff).  P.  A.  Kirsch,  D.  P.-Abl.  (Th. 
Qsch.  LXXXVIII  [1906]  81  ff;  [a.  sep.]).  H.  Holzapfel,  D.  Entstehung  d.  P.-Abl. 
(Archivum  Franciscanum  historicum  I  [1908]  31  ff).  L.  Le  mmens ,  D.  ältest.  Zeug- 
nisse f.  d.  P.-Abl.  (Katholik  1908,  I  169  ff).  Rene  de  Nantes,  L'indulgence  de  la 
Portioncule  et  la  critique  moderne  (Extrait  d.  Etudes  fran^.),  1908.  Emonds, 
D.  P.-Abl.  i.  Lichte  d.  modern.  Kritik  (Pastor  bonus  XXI  [1908,09]  495  ff). 
A.  Fierens,  De  geschiedkundige  oorspring  van  den  Aflaat  van  Portiuncula,  1910. 
Vgl.  N.  Paulus,  Theol.  Rev.  1911,  Nr  1,  Sp.  16  f. 

»  Pruner,  Lehrb.  d.  Pastoraltheol.  2  I51ff.  Lehmkuhl,  Theol.  moral.  "  II 
403  ff.  Schüch-Polz,  Handb.  d.  Pastoraltheol. '=  317ff.  St.  J.  Neher,  Altare 
privilegiatum,  1861.     Weit.  Lit.  b.  Scherer,  KR.  II  632^9. 

*  C.  2  5  Extrav.  comm.  h.  t.  V,  9.     Trid.  sess.  XXV  cont.  decr.  de  indulgentiis. 
'  Vgl.    Bd  I,    S.    422.      Früher   d.    zuletzt    noch    m.  d.  Congr.  Rituum  unierten 

C.  Indulgentiarum  et  S.  Reliquiarum,  vgl.  Bd  I,  S.  422,  A.  2. 

*  C.  14  15,  X  h.  t.  V,  88.  C.  1  3  in  VP«  h.  t.  V,  10.  S.  C.  Indulg.  14.  Dez. 
1877;  12.  Juni  1878;  28.  Aug.  1903  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  [1904]  346  f).  Nicht 
haben  solches  Recht  d.  Kapitularvikar,  Koadjutor,  Weihbischof. 

^  Trid.  sess.  XXV  cont.  decr.  de  indulgentiis. 

*  Pius  V.,  „Quam  plenum"  v.  2.  Jan.  1569.  „Apostolicae  Sedis  moderationi" 
v.  12.  Okt.  1869.  II  11.  F.  m.  e.  Abi.  versehene  Dinge  darf  unt.  gar  keinem 
Titel  etwas  angenommen  od.  verlangt  werden,  sonst  geht  d.  Abi.  verloren.  S.  C. 
Indulg.  16.  Juli  1887;  18.  Juli  1896  (A.  f.  k.  KR.  LXXVII  [1897]  376  f).  B.  Dol- 
hagaray,  Le  trafic  des  indulgences  (Rev,  d.  scienc.  eccles.,  9^  ser.  IV  [1901] 
118 ff).  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae  (1899)  Nr  394.  Gebrauchte 
Dinge  verlieren  d.  Abi.  d.  einfache  Weitergabe  a.  andere.    S.  C.  Indulg.  16.  Juli  1887. 


58     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kiiclie.    2.  Abschnitt.    1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

vielmehr  hat  sie  alle  der  Bischof  unter  dem  Beirat  zweier  Dom- 
kapitulare  zu  verkündigen,  und  diese  letzteren  sollen  etwaige  Gaben 
unentgeltlich  sammeln  i.  Auch  hat  der  Bischof  etwaige  wahrgenommene 
Mißstände  (durch  die  Provinzialsynode)  dem  Papste  anzuzeigen  2. 

§  119. 
Die  letzte  Ölung-. 

Decr.  Greg.  IX.  h  I,  t.  15  de  sacra  unct. 

Alt.  Lit.  b.:  Hinschius,  KR.  IV  135;  Scherer,  KR.  II  67;  Bartmann, 
Lehrb.  d.  Dogm.  2  797;  Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm.  III  ^  572.  —  J.  Gläser,  D. 
KrankenöluDg  i.  ihr.  bibl.  u.  bist.  Begründung,  1831.  M.  Heimbuch  er,  D.  heil. 
Ölung,  1888.  J.  Schmitz,  De  effectibus  sacramenti  extremae  unctionis,  1893. 
A.  .)/.  'Pd/.Xrj,  Ihpl  zu)'^  /j.U(rn}t)iw>  r'Pjg  p.B7a:^oiag  xac  toö  £u/sXaiou  etc.  ob.  S.  43. 
J.  Kern,  De  sacr.  extrem,  unct.  tractatus  dogmaticus,  1907.  B.  Berardi,  De 
doctrina  nova  circa  mortem  realem  et  apparentem  relate  ad  sacramenta,  1907. 
Ferreres-Geniesse,  D.  wirkl.  Tod  u.  d.  Scheintod  i.  Bezieh,  a.  d.  heil.  Sakra- 
mente usw.,  1908.  Vgl.  S.  23,  A.  1.  A.  Lehm  kühl,  Spendung  d.  Sakr.  n. 
scheinbar  schon  erfolgt.  Tode  (Theol.-prakt.  Qsch.  LXI  [1908]  713  ff).  Schanz, 
D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  639  ff.  Pesch,  Praelectiones  dogmaticae  VIP  249  ff. 
Bartmann  a.  a.  0.  797  ff.     Pohle  a.  a.  0.  572  ff. 

Die  materia  remota  dieses  Sakraments  ist  das  vom  Bischof  oder 
einem  vom  Papst  hierzu  bevollmächtigten  Priester  mit  der  benedictio 
olei  infirmorum  geweihte  Olivenöl  ^.  Materia  proxima  ist  die  mit  dem- 
selben vorgenommene  Salbung  der  fünf  Sinne,  obwohl  im  Notfall 
auch  eine  einzige  genügt.     Die  Form   bilden   die  Worte:    „Per  istam 


'  C.  14,  X  h.  t.  V,  38.  C.  2  in  Clem.  h.  t.  V,  9.  Trid.  sess.  V  de  ref.  c.  2; 
Sess.  XXI  de  ref.  c.  9;  Sess.  XXV  cont.  decr.  de  indulgentiis.  Leo  XIII.,  „Of- 
ficiorum  ac  munerum"  v.  25.  .Tan.  1897.  Nr  16  17.  Vgl.  Bd  I,  S.  456  u.  ob.  S.  12. 
Natürl.  gilt  d.  v.  Bisch,  verkündigte  Abi.  nur  i.  s.  Diözese.    S.  C.  Indulg.  26.  Mai  18^8. 

2  Trid.  sess.  XXV  cont.  decr.  de  indulgentiis.  Vgl.  Bd  I,  S.  502.  Alle  Ablässe  v.  1000 
u.  mehr  Jahren  sind  nichtig.  S.  C.  Indulg.  26.  Mai  1898  (A.  f.  k.  KR.  LXXIX  [1899] 
323  f).  Dekret  v.  10.  Aug.  1899  üb.  apokryphe  u.  echte  Ablässe.  VgL  a.  Acta  et 
decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae  (1899)  Nr  389  ff.  Üb.  Wünsche  a.  d.  Vatic.  : 
Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  122  f;  Grander ath-Kirch,  Gesch.  d.  V^atik. 
Konzils  I  442. 

^  C.  12,  X  de  bapt.  III,  41.  Trid.  sess.  XIV  de  sacr.  extrem,  unct.  c.  1.  —  D. 
Dekret  „Lamentabili  sane"  v.  3.  Juli  1907  verwirft  i.  Nr  48  d.  These,  daß  d.  letzte 
Ölung  ursprüngl.  nur  e.  fromme  Sitte  gewesen  sei.  Heiner,  D.  neue  Syllabus 
Pius'  X.'-^  207  ff.  Michel  i  ts  ch,  D.  bibl.-dogm.  Syllabus«  201  f.  Rit.  Rom.  t.  V, 
c.  1,  n.  3.  —  D.  V.  e.  einfach.  Priester  ohne  ausdrückl.  od.  stillschweig,  päpstl. 
Erlaubnis  geweihte  Öl  ist  keine  gültige  Materie.  S.  C.  Inq.  14.  Sept.  1842. 
Denzinger-Bannwart,  Enchiridion  •*  Nr  1629.  B.  d.  Griechen  wird  d.  Öl  v. 
e.  einfach.  Priester  geweiht.  I).  ist  a.  d.  unierten  Griechen  gestattet.  Ben  ed.  XIV.. 
„Etsi  pastoralis"  v.  26.  Mai  1742.    §  4.     Vgl.  ob.  S.  32,  A.  2;  S.  33,  A.  7. 


§  119.    Die  letzte  Ölung.  59 

sanctam  unctionem  et  suam  piissimam  misericordiam  indulgeat  tibi 
Dominus  quidquid  per  visum  etc.  deliquisti.     Amen."  ^ 

Fähiger  Spender  ist  der  Bischof  und  der  Priester  2.  Berechtigt 
zur  Spendung  ist  aber  außer  im  Notfalle  nur  der  Bischof  oder  Pfarrer 
oder  ein  von  diesen  Beauftragter^. 

Berechtigter,  wenn  auch  nicht  gesetzlich  verpflichteter  Empfänger 
ist  jeder  Getaufte,  der  zu  den  Jahren  der  Vernunft  gelangt  ist  und 
sich  infolge  Krankheit  in  auch  nur  wahrscheinlicher  Todesgefahr  be- 
findet. Also  können  die  letzte  Ölung  nicht  empfangen  die  Katechumenen, 
in  der  Regel  nicht  die  Kinder  unter  vollen  sieben  Jahren^,  die  seit 
der  Geburt  oder  seit  vor  vollendetem  siebten  Lebensjahr  beständig 
Wahn-  und  Blödsinnigen^.  Sodann  alle,  die  zwar  dem  Tode  entgegen- 
gehen, aber  nicht  todkrank  sind,  wie  die  Soldaten  im  Krieg,  die  sich 
ohne  lebensgefährliche  Krankheit  einer  schweren  Operation  Unter- 
ziehenden, hinzurichtende  Verbrecher  usw.  Sie  wird  aber  erteilt 
Frauen,  die  wegen  schwerer  Geburt  in  wirklicher  Lebensgefahr 
schweben,  und  altersschwachen  Personen,  denen  wegen  ihrer  Schwäche 
der  Tod  droht.  Auch  können  die  letzte  Ölung  als  Sakrament  der 
Lebendigen  nicht  empfangen  die  öffentlichen  Sünder  und  die  in  der 
Exkommunikation  Befindlichen.  Dagegen  wird  sie  auch  bewußtlosen 
Sündern,   wenn   sie   noch   Zeichen   der  Reue   gegeben,   nach   voraus- 


1  Trid.  a.  a.  0.  c.  1.  Kit.  Rom.  t.  V,  c.  1,  n.  19  20.  I.  Notfall  genügt  e. 
Salbung  m.  d.  Worten:  „Per  istam  sanctam  unctionem  indulgeat  tibi  Dominus 
quidquid  deliquisti.  Amen".  S.  C.  Inq.  25.  April  1906  (Acta  S.  Sedis  XXXIX  [1906] 
273  f).  Daß  hier  d.  Ausgelassene  b.  Möglichkeit  nachgeholt  werden  müsse,  wird 
V.  manchen  0,  jeden  Grund  behauptet.  M.  Leitner,  Üb.  Materie  u.  Form  d. 
letzten  Ölung  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XVII  [1907]  9  ff).  Köln.  Pastoralbl. 
XLVII  (1913)  182  ff. 

«  Jak  5,  14.  Belser,  D.  Brief  d.  hl.  Jakobus  (1909)  194  ff.  C.  3  (luuoz.  J. 
a.  416),  D.  XCV.  C.  14,  X  de  V.  S.  V,  40.  Trid.  sess.  XIV  de  sacr.  extrem, 
unct.  c.  3 ;  can.  4.  I.  d.  morgen!.  Kirche  wird  d.  Ölung  v.  mehrer.  Priestern  ge- 
spendet, ab,  nur  v.  e.  d.  Salbung  vorgenommen.  D.  ist  a.  d.  unierten  Griechen 
gestattet.  Bened.  XIV.,  „Etsi  pastoralis"  v.  26.  Mai  1742.  §  5.  Ders. ,  Opera 
inedita.  Ed.  Heiner  (1904)  361  ff.  Z.  Frage,  ob  d.  Gläubigen  früher  s.  selbst 
d.  heil.  Ölung  spenden  konnten:  A.  Boudinhon,  Si  les  fideles  se  faisaient  eux- 
memes  autrefois  les  onetions  de  l'huile  sainte?  (Rev.  du  clerge  fran9.  LXVUI 
[1911]  722  ff).  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  658  f.  Bartmann,  Lehrb. 
d.  Dogm.2  799  801  f.     Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm. -^  III  591  f.     [Nein.] 

^  C.  1  in  Clem,  de  privil.  V,  7.  Ordensleute,  d.  ohne  Erlaubnis  d.  Pfarrers  d. 
letzte  Ölung  a.  dess.  Pfarrkiuder  spenden,  verfallen  d.  d.  Papst  einfach  reservierten 
Exkommunikation.     „Apostolicae  Sedis  moderationi"   12.  Okt.   1869.    II  14. 

*  Pius  X.   „Quam  singulari"  v.  8.  Aug.  1910  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  577  ff). 

^  J.  Farn  il  1er,  Üb.  d.  Spendung  d.  heil.  Sakramente  a.  Geisteskranke  (Theol.- 
prakt.  Monatsschrift  XXII  [1912]  288  ff). 


60    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    1.  Kap. :  Die  Sakramente. 

gegangener  bedingter  Absolution  erteilt.  Da  aber  auch  ohne  äußere 
Zeichen  innere  Keue  vorhanden  sein  kann,  so  dürfte  Bewußtlosen  in 
articulo  mortis  immer  die  Ölung  zu  erteilen  sein,  wo  sub  condicione 
absolviert  werden  kann  ^  Das  Sakrament  soll  gespendet  werden, 
sobald  Todesgefahr  vorhanden  ist,  und  nicht  erst  bei  beginnender 
Agonie.  In  der  gleichen  Krankheit  kann  es  nur  einmal  empfangen 
werden,  ausgenommen  es  sei  Rekonvaleszenz  und  dann  Rückfall  ein- 
getreten 2. 

§  120. 
Die  Sakramentalieii. 

Decr.  Grat.  D.  I  de  cons.  Decr.  Greg.  IX,  1.  I,  t.  15  de  sacra  unct.;  t.  16  de 
sacr.  non.  iter. ;  1.  III,  t.  40  de  cons.  eccles. ;  t.  44  de  cust.  euchar.,  chrism.  et 
alior.  sacr.;  t.  47  de  purif.  post  part. ;  t.  49  de  immun,  eccles.  Lib.  sext.  III,  21  23. 
Const.  Clem.  III,  17.     Extrav.  comm.  III,  13. 

Alt.  Lit.  b.:  Hinschius,  KR.  IV  140;  Scherer,  KR.  II  593.  —  J.  Widmer, 
V.  d.  Wesen,  d.  Bestimmung  u.  Anwendung  d.  Sakramentalien,  1832.  P.  Dinkel, 
D.Wesen  d.  ordentl.  priesterl.  Realbenediktionen  i.  d.  kath.  Kirche,  1847.  F.  Probst, 
D.  kirchl.  Benediktionen  u.  ihre  Verwaltung,  1857.  Ders. ,  Sakramente  u.  Sakra- 
mentalien i.  d.  drei  erst,  christl.  Jhdten,  1872.  Th.  Bischofberger,  De  bene- 
dictionibus  et  exorcismis  eccl.  cathol.  libri  duo^  1858.  Ders.,  D.  Verwaltung 
d.  Sakramentalien,  1867.  Schanz,  D.  Wirksamkeit  d.  Sakramentalien  (Th. 
Exorzistats  n.  Maßgabe  d.  röm.  Benediktionale,  1883.  G.  M.  Schuler,  D.  kirchl. 
Qsch.  LXVni  [1886]  548  ff).  F.  Schmid,  D.  Sakramentalien  d.  kath.  Kirche, 
1896.  W.  Arendt,  De  sacramentalibus  ^  1900.  A.  Franz,  D.  kirchl.  Benediktionen 
i.  MA.,  1909.  Thalhofer-Eisenhofer,  Handb.  d.  kath.  Liturgik  II  (1912) 
453  ff.  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  76  ff.  Pesch,  Praelectiones  dog- 
maticae  VI  M41  ff.  B^rtmann,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  661  ff.  Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^ 
III  66  ff. 

Von  früh  an  kannte  man  in  der  Kirche  außer  den  Sakramenten 
eine  Reihe  heiliger  Handlungen  und  Sachen.  Als  dann  die  Haupt- 
sakramente (sacramenta  majora,  principalia)  im  Laufe  des  12.  Jahr- 
hunderts durch  die  Siebenzahl  bestimmt  umschrieben  wurden,  da  nannte 


*  J.  Gföllner,  D.  thomist.-skotist.  Kontroverse  u.  d.  Absolution  d.  Bewußt- 
losen (Theol.-prakt.  Qsch.  LXIV  [1911]  298  ff). 

«  Trid.  a.  a.  0.  c.  3.  Rit.  Rom.  t.  V,  c.  1,  n.  1  2  5—9  14.  F.  Schmid,  D. 
Wiederholbarkeit  d.  Krankenölung  (Z.  f.  k.  Theol.  XXV  [1901]  258  ff ).  Kern, 
De  sacr.  extr.  unct.  tritt  342  ff  daf.  e.,  daß  d.  Ölung  i.  derselben  Krankheit  b.  fort- 
dauernder Todesgefahr  öfters  gespendet  werden  könne.  Ab.  d.  Trident.  entspricht 
d.  nicht.  P.  J,  Toner,  Repetition  of  extrem  unction  (Irish  theol.  Quarterly  IV 
11909]  129  ff).  T.  S  tater,  Repetition  etc.  (Ebd.  427  ff).  Bart  mann,  Lehrb. 
d.  Dogm.2  802.  Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm.  •"*  III  596.  Vgl.  a.  Acta  et  decrcta  conc. 
plen.  Americae  Latinae  (1899)  Nr  562  ff. 


§  120.    Die  Sakramentalien.  61 

man  die  andern  heiligen  Handlungen  und  Dinge  sacramenta  minora, 
sacramentalia  1.  Im  allgemeinen  versteht  man  darunter  gewisse  von 
der  Kirche  eingesetzte  rituelle  Handlungen  oder  bestimmte  von  der 
Kirche  geweihte  Dinge  zum  geistlichen  Nutzen  der  Gläubigen  2. 

Die  Sakramentalien  zerfallen  in  zwei  große  Gruppen:  heilige 
Handlungen  und  heilige  Gegenstände.  Die  Handlungen  sind  entweder 
Beschwörungen  oder  Segnungen  oder  Weihungen.  Durch  die  Be- 
schwörung (exorcismus)  soll  eine  Person  oder  Sache  dem  Einfluß  des 
bösen  Feindes  entzogen  werden.  Die  Segnungen  (benedictiones)  werden 
unterschieden  in  b.  invocativae  und  b.  constitutivae.  In  der  Invokativ- 
benediktion  wird  der  Beistand  Gottes  für  eine  Person  erfleht.  In  der 
Konstitutivbenediktion  wird  über  einen  Gegenstand  der  Schutz  Gottes 
herabgerufen  und  derselbe  dem  profanen  Gebrauch  entzogen  (res  sacra, 
Realbenediktion).  Höher  als  die  b.  constitutiva  (simplex)  ist  die  Weihung 
oder  die  consecratio.  Hier  wird  ein  Gegenstand  von  der  Kirche  in 
der  Regel  durch  heilige  Salbung  unwiderruflich  und  feierlich  dem  pro- 
fanen Gebrauch  entnommen  und  für  den  gottesdienstlichen  bestimmt. 
Die  Konsekration  wird  in  der  Regel  vom  Bischof  selbst  unter  An- 
wendung von  Chrisam,  doch  auch  von  heiligem  Öle  vorgenommen. 
Die  schwer  sündhafte  Profanation  der  benedizierten  oder  konse- 
krierten ,  also  heiligen  Sachen  ist  ein  Sakrileg.  Bei  Verkauf  eines 
benedizierten  oder  konsekrierten  Gegenstandes  darf  wegen  der  Seg- 
nung oder  der  Weihe  kein  höherer  Preis  gefordert  werden.  Das  wäre 
Simonie  3. 

Die  Fähigkeit,  Beschwörungen,  Segnungen  und  Weihungen  vor- 
zunehmen, erhält  man  durch  die  Ordination;  so  vor  allem  die  Bischöfe 
und   die  Priester^.     Der   Diakon   kann   die    Osterkerze   segnen^,   der 


'  Üb.    d.  geschieht!.  Entwicklung  vgl.:  Schanz  a.  a.  0.  76  ff  192  ff;    Pesch 

a.  a.  0.  26ff  143:  ßartmann  a.  a.  0.  661;  Pohle  a.  a.  0.  21  ff  66  f.  ¥.  Gill- 
mann,  D.  Siebenzahl  d.  Sakramente  b.  d.  Glossatoren  d.  Gratianischen  Dekrets 
(Erweit.  Sep.-Abdr.  a.  Katholik  1909,  II  182  ff),  1909.  Ders.  i.  Katholik  1910,  I 
300ff;  1910,  II  215ff;  1911,  II  450  ff  481  f:  1912,  I  453  ff.  B.  Geyer,  Radulfus 
Ardens  u.  d.  Speculum  universale  (Th.  Qsch.  XCIII  [1911]  63  ff).  Vgl.  a.  Theol. 
Rev.  1912,  Nr  6,  Sp.  189  ff. 

^  E.  andere  Definition  b.  Schanz  a.  a.  0.  89.     E.  Reihe  v.  andern  Definitionen 

b.  Schmid  a.  a.  0.  20f. 

^  C.  6,  X  de  rer.  permut.  III,  19. 

*  C.  6  (Hier.?,  Ep.  ad  Rustic.  c.  6),  D.  XCV.  C.  3,  X  de  off.  archipresb.  I, 
24.  Pontif.  Rom.  tit.  De  ordin.  presbyteri :  „Sacerdotem  oportet  offerre,  bene- 
dicere"  etc. 

^  Vgl.  Praeconium  paschale. 


02     IV".  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche     2.  Abschnitt.     1.  Kap. :  Die  Sakramente. 

Exorzist  Beschwörungen  vornehmen  ^  und  der  Lektor  Brot  und  neue 
Früchte  segnen  2. 

Als  sein  liecht  hat  sich  der  Papst  die  jährliche  Weihe  der  Pal- 
lien^, der  goldenen  Rose"^,  des  Hutes  und  Degens^,  die  alle  sieben 
Jahre  stattfindende  Weihe  der  Agnus  Dei^  und  die  Salbung  und 
Krönung  des  römischen  Kaisers  reserviert  ^. 

Dem  Bischof  ist  innerhalb  seiner  Diözese  reserviert:  die  Benediktion 
der  Könige  und  Königinnen,  der  Abte,  Äbtissinnen  ^  und  Nonnen,  der 


'  C.  2  (Svn.  V.  Laodic.  a.  348—381,  c.  26),  D.  LXIX.  Pontif.  Rom.  tit.  De 
ordin.  exorcistae.  Z.  unterscheiden  ist  d.  gewöhnl.  Exorzismus  u.  d.  v.  Besessenen. 
Z.  letzterem  bedarf  es  n.  genauer  Untersuchung  e.  bischöfl.  Auftrags.  S.  C.  Ep.  et 
Reg.  22.  Febr.  1635.  S.  C.  Off.  5.  Juli  1710.  S.  C.  de  Prop.  Fid.  11.  Sept.  1739. 
Ben  ed.  XIV.,  „SoUicitudini"  v.  1.  Okt.  1745.  §  43;  „Magno"  v.  2.  Juni  1751. 
§  34.  Coli.  Lac.  I  197;  V  186  f  484f  871;  VI  338.  Thalhof  er-Ei  senhof  er, 
Handb.  d.  kath.  Liturgik  II  506  ff. 

-  Pontif.  Rom.  tit.  De  ordin.  lectoris.  Seh  er  er,  KR.  II  497,  meint,  daß  diese 
Fähigkeit  d.  Lektoren  heute  wahrscheinl.  nicht  mehr  verliehen  werde ;  ab.  doch 
wohl  unrichtig. 

3  Vgl.  Bd  I,  S.  438,  A.  8. 

^  Ben  ed.  XIV.,  „Quarta"  v.  24.  März  1751.  Lit.  üb.  d.  gold.  Rose  b.  L.  Pastor, 
Gesch.  d.  Päpste  s.  d.  Ausgang  d.  MAs*  I  (1901)  221'.  Weit.:  E.  Muntz,  Les 
roses  d'or  pontificales  (Rev.  de  l'art  ehret.,  5^  ser.  XII  [1901]  l  ff).  Mac  Swiney 
deMashanaglass,  Le  Portugal  et  le  S.  Siege.  III.  Les  roses  d'or  envoyees 
par  les  Papes  aux  rois  de  Portugal  au  XVP  siecle,  1904.  L.  Fumi,  Una  nuova 
leggenda  sulla  rosa  d'  oro  pontificia  e  il  dono  di  questa  da  Calisto  III  fatto  al  duca 
Francesco  I.  Sforza  (Arch.  stör.  lomb.  XXXVI  [1910]  249  ff). 

^  Lit.  üb.  d.  gew.  Hut  u.  Degen  b.  Pastor  a.  a.  0.  Weit.:  D.  Kriege  Fried, 
d.  Gr.    Teil  III:  D.  siebenjähr.  Krieg  IX  (1911)   12  f  245  ff. 

«Paul  IL,  Jmmoderata"  v.  21.  März  1470.  Bened.  XIV.,  „Pervetustus" 
V.  J.   1752.     Traite  canon.  d.  Agnus  Dei  (Anal.  jur.  pontif.  VIII  [1866]  1475  ff). 

'  C.  34,  X  de  elect.  I,  6.  C.  un.  in  Clem.  de  jurejur.  II,  9.  Vgl.  Bd  I,  S.  61  396. 
G.  Waitz,  D.  Formeln  d.  deutsch.  Königs-  u.  röm.  Kaiserkrönung  v.  10.  b.  12.  Jhdt, 
1893.  J.  Schwarzer,  D.  ordines  d.  Kaiserkrönung  (Forsch,  z.  deutsch.  Gesch. 
XXII  [1882]  159).  A.  Diemand,  D.  Zeremoniell  d.  Kaiserkrönungen  v.  Otto  I.  b. 
Friedr.  II.,  1894.  R.  Poupardin,  L'onction  imperiale  (Moyen-ägo,  2"  sör.  IX 
[1905]  113  ff).  Walter,  D.  Zeremoniell  b.  d.  Kaiserkrönung  Karls  d.  Gr.  (Theöl. 
Literaturbl.  XXVII  [19ut)  |  337  ff).  H.  S  c  h  r  0  u  e  r ,  Üb.  altfranzös.  Krönungsordnuugen 
(Z.  d.  Savigny-Stiftung  f.  Rsgschte,  Germ.  Abt.  XXX  [1911]  142  ff ;  [a.  sep.]). 
Ders. ,  Rechtl.  Grundgedanken  d.  franz.  Königskrönung.  M.  bcsond.  Rücksicht  ä. 
d.  deutsch.  Verhältnisse,  1911.  P.  Krull,  D.  Salbung  n.  Krönung  d.  deutsch. 
Königinnen  u.  Kaiserinnen  i.  MA.,  1911.  E.  Eich  mann,  D.  ordines  d.  Kaisor- 
krönung  (Z.  d.  Savigny-Stiftung  f.  Rsgschte,  Kanonist.  Abt.  II  [1911]  1  ff).  [Grund- 
legend.] Werminghoff,  Gesch  d.  Kverfassung  I  153  ff.  Ders.,  \'erfassungs- 
gschte''  45  51  f.  —  Üb.  d.  v.  Sterbeablaß  vgl.  ob.  S.  56  —  z.  unterscheidenden 
päp.stl.  Segen:  Hinschius.  KR.  IV  146:  Seh  er  er,  KR.  II  600. 

^  Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  II  454  ff. 


§  120.    Die  Sakramentalien.  63 

Ritter  und  Kreuzfahrer;  die  Weihe  des  Chrisams  und  der  heiligen 
Öle^;  die  Konsekration  der  Kirchen,  Altäre,  Kelche  und  Patenen;  die 
Benediktion  der  Friedhöfe,  Glocken,  priesterlichen  Gewänder,  Altar- 
tücher, Korporalien  und  Pallien,  der  Gefäße  zur  Aufbewahrung  der 
Eucharistie,  der  Reliquien behälter,  der  zur  Verehrung  öffentlich  auf- 
gestellten Kreuze  und  Heiligenbilder  usw.  Einzelne  dieser  Weihen 
kann  der  Bischof  aus  eigener  Vollmacht,  andere  nur  mit  spezieller 
päpstlicher  Erlaubnis  oder  auf  Grund  der  Quinquennalfakultäten  an 
einfache  Priester  delegieren  2.  Der  Bischof  kann  überdies  den  Kreis 
der  ihm  reservierten  Benediktionen  noch  ausdehnen  3.  Ihm  steht  auch 
zu  die  benedictio  sollemnis  trina  und  die  benedictio  in  via  seu  pro- 
cedendo  ^. 

Für  alle  übrigen  Benediktionen  sind  die  Priester  an  sich  zu- 
ständig. Aber  zu  einigen  derselben  ist  nur  der  Pfarrer  berechtigt, 
so  daß  ein  anderer  Priester  dazu  dessen  Erlaubnis  braucht,  und  zwar 
zur  Trauung  samt  Brautsegen,  Beerdigung,  Taufwasserweihe  ^,  nach 
Gewohnheit  auch  zur  benedictio  s.  introductio  mulieris  post  par- 
tum ^  u.  a. 


'  D.  Pfarrer  haben  d  heil,  öle  wie  schon  i.  Altertum  so  noch  heute  nur  d. 
zuverläss.  Personen  z.  beziehen.  S.  C.  Inq.  1.  Mai  1901 ;  14.  Jan.  1903  (A.  f.  k.  KR. 
LXXXI  [1901]  715:  LXXXIV  [1904]  138  f).  Vogt,  Sammlung  383.  P  f  af  f-Sproll, 
Gesetzeskunde  I  264.     E.  Löffler,  D.  heil.  Öle,  1886. 

-  Pontificale  Rom.  u.  Rituale  Rom.  uut.  d.  einschläg.  Titeln.  Walter,  Fontes 
512;  Schneider,  Fontes  jur.  noviss.  88.  I.  einzelnen  muß  d.  i.  d.  Diözesen  genau 
geordnet  sein.  Vgl.  Rott.  Ord.-Erl  v.  30.  Jan.  1863;  29.  Dez.  1869;  21.  Juli  1893; 
27.  Jan.  1899.  Vogt  a.  a.  0.  60  ft".  Pf  a  f  f-S  pr  oll ,  Gesetzeskunde  I  267  ff.  — 
I.    neuer.   Zeit   erhalten   d.   Bischöfe   v.    d.    Kongreg.    d.    Riten    leicht    d.    Fakultät, 

e.  Priester  z.  Glockenweihe  z.  delegieren.  Formular  i.  A.  f.  k.  KR.  LXXXVIIE 
(1908)  511  ff.  —  Vgl.  Hinschius,  KR.  IV  143ff;  Scherer,  KR.  II  597  ff.  — 
F.  Ballay,    Quid   juris   abbatibus  regularibus  circa  consecrationem  altarium?    (A. 

f.  k.  KR.  XV  [186H]  101  ff j. 

^  So  a.  d.  Benediktion  v.  Fahnen.  Nur  Fahnen,  d.  religiöse  Embleme  tragen, 
dürfen  geweiht  werden.  Andere  als  geweihte  Fahnen  dürfen  nicht  i.  d.  Kirche 
getragen  werden.  C.  S.  Rit.  14.  Juli,  8.  Sept  1887;  17.  Jan.  1890  (A.  f.  k.  KR.  LXVII 
[1892]  175  f).  Vollends  nicht  Fahnen  m.  freimaurer.  od.  gottlosen  Abzeichen :  S.  C. 
Off.  8.  Okt.  1887;  24.  Nov.  1897  (A.  f.  k.  KR.  LXXVIII  [1898]  522).  Verord- 
nungen f.  einz.  Diözesen:  A.  f.  k.  KR.  LXXIX  (1899)  343  550  f.  Doch  kann  hier, 
abgesehen  v.  d.  letztgenannten  Fahnen,  wohl  mildere  Auffassung  Platz  greifen. 
C.  S.  Off.  31.  März  1911  (Canoniste  cont.  XXXIV  [1911]  477).  S.  M.  Brandi,  Le 
bandiere  in  chiesa  *,  1901. 

*  C.  2  in  Clem.  de  privil.  V,  7.  —  E.  0.  d.  notwendige  bischöfl.  Erlaubnis  v. 
e.  Priester  vorgenomm.  Weihe  wäre  unerlaubt,  ab.  nicht  ungültig. 

'  Vgl.  ob.  S.  484  f. 

®  D.  Rit.  Rom.  sagt  nur,  daß  sie  a  sacerdote  vorzunehmen  sei.  Tit.  Vll,  c.  3. 
Anderwärts   wird   sie    als   Pfarrrecht    erklärt.     C.    S.    Rit.    10.    Dez.  1703.     Dageg. 


ß4     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.     I.Kap  :  Die  Sakramente. 

Die  Benediktionen  müssen  stattfinden  nach  den  Formeln  des 
römischen  oder  des  Diözesanrituals,  und  wenn  dort  keine  solchen 
sich  finden,  nach  ähnlichen  oder  neuen,  von  der  Kongregation  der 
Riten  approbierten. 

Berechtigte  Empfänger  der  Sakramentalien  sind  nur  die  Ange- 
hörigen der  katholischen  Kirche,  also  nicht  Häretiker,  Schismatiker 
und  Exkommunizierte,  soweit  nicht  etwa  die  Kirche  aus  guten  Gründen 
eine  Änderung  eintreten  lälst ;  so  bei  gemischten  Ehen  mit  katholischer 
Kindererziehung. 

Die  Sachen,  die  durch  eine  benedictio  constitutiva  oder  durch 
consecratio  dem  Profangebrauch  entzogen  sind,  sollen  demselben  auch 
entzogen  bleiben  ^ 

§  121. 
Das  Begräbnis. 

Decr.  Grat.  C.  XIII,  q.  1  2.  Decr.  Greg.  IX.  1.  III,  t.  28  de  sepult. ;  t.  49  de 
immun,  eccles.  coeraet.  etc.  Lib.  sext.  III,  12  23.  Const.  dem.  III,  7  17.  Extrav. 
comm.  III,  6  13. 

Thomassin  P.  III,  1.  1,  c.  65  ff.  Weit.  alt.  Lit. :  Scherer,  KR.  II  601  f; 
Silbernagl,  KR*  627. —  J.  A.  Baudri,  D.  christl.  Begräbnis  i.  gesch.,  liturg. 
u.  kirchenrechtl.  Beziehung  (Kath.  Z.  f.  Wiss.  u.  Kunst  II  [1845]  65  fF).  F.  Probst, 
D.  Exsequien  i.  d.  kath.  Kirche,  1856.  S.  Ai ebner,  D.  kirchl.  Begräbnis  u. 
d.  Cömeterien  (A.  f.  k.  KR.  I  [1857]  25  ff ).  F.  J.  Moulart,  De  sepultura  et 
coemeteriis,  1862.  J.  Simor,  De  funeribus  et  exsequiis  defunctorum  (A.  f.  k.  KR. 
XIV  [1865]  52  ff).     Th.  Kliefoth,    D.  Begräbnis  (Liturg.  Abhdl.  Bd  P,  Abt.  2). 

1869.  K.    Greith,    D.    Begräbnisfrage    n.    d.   Satzung    u.    Ordnung    d.    kath.    K., 

1870.  P.  R.,  Des  funerailles  (Rev.  d.  scienc.  eccles.  XLVIl  [1883]  424  flf).  E.  Hörn- 
st ein,  Les  sepultures  devant  l'histoire  etc.,  1893.  0.  Drößler,  D.Begräbnisstätten 
u.  d.  Bestattung  d.  Leichname  einst  u.  jetzt,  1899.  W.  H.  Meunier,  D.  kirchl. 
Begräbniswesen  m.  besond.  Berücksichtigung  d.  Erzdiöz.  Köln,  1900.  L.  Ruland, 
D.  Gesch.  d.  kirchl.  Leichenfeier,  1901.  J.  Alber ti.  De  sepultura  ecclesiastica 
deque  jure  sepeliendi,  1901.  L.  M.  Zema,  Quaestiones  canonico-liturgicae  de 
sepultura   religiosa,    1903.     S.  M.  Brand  i,    11    cadavere  umano  ^,    1904.     P.  Lex, 


S.  C.  Conc.  20.  Juni  1620;  7.  Dez.  1720:  13.  Juni  1893;  17.  Jan.  1896.  Nur  d.  ehel. 
Mutter  hat  e.  Recht  a.  Aussegnung,  a.  wenn  d.  Kind  ohne  Taufe  gestorben  ist. 
C.  S.  Rit.  8.  Juni  1894  (A.  f.  k.  KR  LXXVl  [1896]  298).  D.  unehel.  kann  bzw. 
muß  zurückgewiesen  werden.  S.  C.  Conc.  18.  Juli  1859.  Coli.  Lac.  V  348  493  1406. 
Frauen,  d.  i.  gemischter  Ehe  leben  u.  ihre  Kinder  nicht  kathol.  werden  lassen, 
sind  a.  nicht  auszusegnen,  außer  sie  seien  ganz  unschuldig.  Coli.  Lac.  V  2S  348 
493.  S.  C.  Inq.  18.  Juni  1878.  Swientek,  D.  Aussegnung  d.  Wöchnerinnen  u. 
ihre  Grenzen  (A.  f.  k.  KR.  XLl  [1879]  217  ff).  J.  Gföllner.  D.  Hervorsegnung 
d.  Wöchnerinnen  (Theol-prakt.  Q.sch.  LXVI  \l9lc\  586  ff).  Th  al  h  o  f  er- E  ise  n- 
hofer,  Ilandb.  d.  kath.  Liturgik  II  456  tt". 
'  Reg.  jur.  in  VI'"  51. 


§  121.    Das  Begräbnis.  65 

D.  kirchl.  Begräbnisrecht  hist.-kan.  dargestellt,  1904.  [Fehlerhaft.]  S.  Many, 
Praelectiones  canon.  de  locis  sacris,  nimirum  de  eccles.,  orator.,  altar.,  coemet.  et 
sepulturis,  1904.  L.  Baratt  e,  Rapports  de  l'autorite  civile  et  de  Tautorite 
religieiise  en  niatiere  de  sepulture,  1904.  ü.  Pranzataro,  II  diritto  di  sepolcro 
nella  sua  evoluzione  storica  etc ,  1905.  P.  Pieper,  D.  Entwicklung  d.  Be- 
erdigungswesens d.  Stadt  Köln,  1905.  D.  A.  P  etr  akakos,  D.  Toten  i.  Recht 
n.  d.  Lehre  u.  d.  Normen  d.  orthod.  morgenl.  KRs  u.  d.  Gesetzgebung  Griechen- 
lands, 1905.  A.Körner,  D.  kirchl.  Beerdigungsrecht,  1906.  Ricca-Barberis, 
Funerali,  1906.  F.  R.  de  Velasco  y  Martinez,  Defensa  de  los  cementerios 
catölicos,  1907.  Thalhofer-Eisenhofer,  Handb.  d.  kath.  Liturgik  II  (1912) 
463  ff.  Kirchenlexikon  "^  u.  vStaatslexikon  *  s.  v.  Begräbnis ,  Begräbniswesen  u. 
Kirchhof.     Viel  Lit.  b.  Friedberg,  KU.'  534  ff. 

Die  ältesten  Völker  und  die  Juden  begruben  ihre  Tötend  Bei 
den  Griechen  und  Römern  war  Begraben  und  Verbrennen  der  Leichen 
nebeneinander  im  Gebrauch  2.  Die  Christen  aber  begruben  ihre  Toten 
im  Anschluß  an  den  Gebrauch  der  Juden,  im  Hinblick  auf  das  Vor- 
bildliche des  Grabes  des  Erlösers,  im  Gedanken,  daß  der  Leib  des 
Christen  ein  Tempel  des  Heiligen  Geistes  und  ein  Saatkorn  zur  künf- 
tigen Auferstehung  ist*'^.  So  ist  die  Beerdigung  bei  allen  modernen 
Kulturvölkern  herkömmlich,  in  die  religiös-christliche  Anschauung  und 
den  religiös-christlichen  Ritus  übergegangen  und  durch  das  kanonische 
Recht  angeordnet*. 

Unter  diesen  Umständen  verletzt  die  zuerst  wieder  in  der  fran- 
zösischen Revolution  erscheinende,  neuestens  stark  befürwortete  und 
um  sich  greifende  Leichenverbrennung  zwar  kein  Dogma,  aber  sie 
steht  im  Widerspruch  mit  der  allgemein-christlichen  Sitte,  der  kirch- 
lichen Übung  und  den  kanonischen  Gesetzen  ^.  Ihre  Begründung  findet 
sie  nicht  aus  ästhetischen,  psychologischen,  hygienischen,  national- 
ökonomischen oder  noch  andern  Gesichtspunkten,  sondern  sie  ent- 
stammt wesentlich  einer  materialistischen,  dem  Christentum  als  solchem 
feindselig  oder  wenigstens  indifferent  gegenüberstehenden  Weltan- 
schauung.    Im   Notfalle   aber  würde  das  kirchliche  Gesetz  zessieren. 


1  Gn  23,  19  usw. 

-  E.  Satz  d.  Zwöiftafelgesetzes  hieß:  Hominem  mortuum  in  urbe  ne  sepelito 
neve  urito. 

3  1  Kor  6,  19:  15,  42  ff.  Min.  Felix,  Octavius  c.  11  34.  Tertull.,  De 
anima  c.  55.  August. ,  De  civit.  Dei  1.  I,  c.  18.  V.  Schnitze,  De  christianorum 
veter.  reb.  sepulcralibus,  1879.  H.  Leclercq,  La  sepulture  dans  l'antiquite 
chr^tienne  (Rev.  cath.  d.  inst,  et  d.  droit,  2«  ser.  XXVIll  [1902]  222  ff).  Achelis, 
D.  Christentum  i.  d.  erst,  drei  Jhdten  II  113  ff. 

*  E.  Warmann sdorff,  D.  relig.  Motive  d.  Totenbestattung  f.  d.  verschied. 
Völker,  1884. 

^  Capit.  de  partib.  Saxoniae  a.  775—790.  C.  7.  Ed.  Bor  et  ius  I  69.  S.  C.  Inq. 
19.  Mai  1886;  15.  Dez.  1886;  27.  Juli  1892.    Vgl.  unt.  S.  72,  A.  5. 

Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    II.    3.  Aufl.  5 


66     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.     I.Kap.:  Die  Sakramente. 

Daher  ist  es  nicht  unmöglich,  daß  die  Kirche  hierin  sich  im  Laufe 
der  Zeit  noch  etwas  nachgiebiger  erweisen  muß,  was  sie  auch  kann, 
weil,  wie  erwähnt,  kein  Dogma  in  Frage  steht  ^ 


*  Linsenmann,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  487  ff.  Koch,  Lehrb.  d.  Moraltheol.^ 
517  ff.  Schindler,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  II  2  (1910),  503  fif.  Staatslexikon  ^ 
s.  V.  Begräbniswesen.  I.  gleich.  Sinne  u.  a. :  J.  Creus,  Leichenbeerdigung  u. 
Leichenverbrennung.  A.  d.  Span,  übers,  v.  L.  Schütz,  1879.  L.  Schütz,  D. 
Leichenverbr.  unt.  d.  Gesichtspunkt  d.  volkswirtschaftl.  u.  öffentl.  Gesundheitspflege, 
1882.  A.  Wer n her,  D.  Bestattung  d.  Toten,  1880.  G.  F.  Fuchs,  Grab  od.  ürne? 
1886.  K.  Sartorius,  D,  Leichenverbr.  innerh.  d.  christl.  Kirche,  1886.  R.  Marty, 
D.  moderne  Leichenverbrennungsfrage  i.  Lichte  ihr.  eig.  Gesch.  (Stimmen  a.  M.-L. 
XXXII  [1887]  381  ff).  Ders.,  D.  Leichenverbr.  i.  Italien  (1870—1886)  (Ebd.  XXXIII 
[1887]  133  ff).  A.  Besi,  D.  Beerdigung  u.  Verbrennung.  A.  d.  Ital.  übers,  v. 
E.Holzingerv.  Weidich,  1889.  Th.  Qsch.  LXXIII  (1891)  171  ff.  F.  Greiffen- 
rath,  D.  Leichenverbr,,  1894.  Ders.,  D.  Hygiene  u.  d.  Leichenverbr.  (A.  f.  k. 
KR.  LXXVI  [1896]  308  f).  G.  Lasson,  D.  kirchl.  Begräbnis  u.  d.  Leichenverbr., 
1899.  H.  Möller,  Warum  begraben  wir  unsere  Toten?  1899.  A  Neuberg,  D. 
Leichenverbr.  u.  d.  evang.  Kirche  (Preufä.  Jbb.  Gl  [1900]  193  ff).  [M.  reicher  Lit  ] 
H.  Swoboda,  Neue  Wendungen  i.  d.  Leichenverbrennungsfrage  (Kultur  II  [1901] 
337  ff";  [a.  sep.]).  [Sw.  geht  gut  davon  a. ,  daß  d.  Mensch  kein  unbedingtes 
Verfügungsrecht  üb.  s.  Leichnam  hat,  daß  vielmehr  d.  Bestattungsart  bestimmt 
wird  d.  d.  Rücksicht  a.  d.  Allgemeinheit.]  Ruhm  er,  Leichenverbr.  v.  Christen. 
Zeugnisse  wid.  dieselbe,  1901.  H.  Moreau,  Cremation  et  inhumation  (Rev.  d. 
scienc.  ecclös.,  janv.  1902,  5  ff).  E.  Berardi,  De  crematione  cadaverum,  1904. 
Fakultative  Feuerbestatt.  i.  d.  Petitionskommissioo  d.  preuß.  Abgeordnetenhauses 
(A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  [1904]  636  ff).  J.  Ch.  Gspann,  Sarg  od.  Urne?  (Theol.- 
prakt.  Qsch.  LIX  [1906]  320  ff.)  Ders.,  Sarg  od.  Urne?  1912.  A.  Freybe, 
Erdbestatt.  u.  Leichenverbr.,  1908.  L.  Ruland,  D..  Leichenverbr.  v.  Standpunkt  d. 
christl.  Weltanschauung,  1910.  Th.  Beyer,  Erdbestatt.  u.  Leichenverbr.  1.  Lichte 
d.  Wortes  Gottes  u.  d.  Gschte  ^  1910.  A.  HeUwig,  Gerichtl.  Medizin  u.  Feuer- 
bestatt., 1910.  Ders.,  Feuerbestatt.  u.  Rechtspflege,  i911.  H.  Bock,  Leichenverbr. 
od.  Leichenbestatt.  Was  ist  Christenrecht  u.  Christenpflicht?  1911.  —  Für  Leichen- 
verbr.:  J  Grimm,  Üb.  d.  Verbrennen  d.  Leichen  (Kleinere  Schriften  II  [1865]  211  ft)» 
Küchenmeister,  Üb.  d.  Leichenverbr.,  1874.  Ders.,  D.  Feuerbestatt.,  1875. 
Ders.,  D.  Totenbestattungen  d.  Bibel,  1893.  E.  Br  ach  en  ho  e  f  t,  D.  Zulassung 
d.  Feuerbestatt.  e.  Konsequenz  d.  Rechts  u.  e.  Gebot  d.  Toleranz,  1894.  Ders.,  D. 
Beisetzung  d.  Aschenreste  Feuerbestatteter,  1904.  E.  Vix,  D  Totenbestatt.  i. 
vorgesch.  u.  gesch.  Zeit,  i.  Gegenw.  u.  Zukunft,  1896.  W.  Bahnsen,  D.  Stellung 
d.  evang.  Kirche  z.  Feuerbestatt.,  1898.  H.  Ortloff,  Kirchl.  u.  staatl.  (soziale) 
Bedenken  geg.  Leichenverbr.  u.  Aschebeisetzung  (sog.  Feuerbestatt.)  (D.  Z.  f  KR. 
IX  [1900J  303  ff).  Ders.,  Gleichberechtigung  d.  Feuer-  u.  Erdbestatt,  1907.  Ders., 
Leichenverbr.  u.  Aschebeisetzung  („Feuerbestattung")  gegenüb.  d.  Kirchen-Staats 
recht  (D.  Z.  f.  KR.  XX  [1910]  69  ff).  Ders.,  Z.  Feuerbestattungsfrage  D.  Sarg- 
versenkung z.  Krematorium  i.  Jena,  Eisenach  u.  Weimar  u.  d.  amtl.  Beteiligung  d. 
Geistlichen,  1910.  H.  Roth,  D.Verbreitung  d.  Feuerbestatt.  i.  Deutschi.  (Annalen 
d.  Deutsch.  ReicliH  1904,  218  ff).  0.  Schrador,  Begraben  u.  Verbrennen  i.  Lichte 
(1.  Religion.s-    u.  Kulturgschte,    1910.     F.  Müllendorf,    Feuerbestatt.   u.  Freiheit, 


§  121.    Das  Begräbnis.  67 

Der  Begriff  des  kirchlichen  Begräbnisses  ist  ein  engerer  und  ein 
weiterer.  Im  vollen  Sinn  versteht  man  darunter  die  Aussegnung  des 
Leichnams,  dessen  Beisetzung  in  geweihtem  Boden  unter  Gebeten  und 
Segnungen,  die  Abhaltung  des  Totenoffiziums  und  des  Requiems. 
Alles  das  zusammen  wird  als  Exsequien  bezeichnet.  Im  engeren 
Sinn  aber  versteht  man  darunter  bloß  die  Aussegnung  und  das  Be- 
gräbnis der  Leiche  in  geweihtem  Boden  unter  Gebeten  und  Seg- 
nungen 1. 

Die  Begräbnisstätten  mußten  bei  den  Juden  und  Römern  außerhalb  der 
menschlichen  Wohnorte  liegen.  Abweichend  hiervon  weisen  die  Katakomben 
eine  sehr  enge  Verbindung  der  Kult-  und  Begräbnisstätten  auf.  Und  auch 
nachher  ließen  sich  die  Gläubigen  mit  Vorliebe  in  den  Kirchen  selbst  beerdigen. 
Aus  guten  Gründen  aber  sahen  sich  die  Synoden  bald  genötigt,  solches  zu 
verbieten.  Sie  verwiesen  die  Leichen  der  Gläubigen  in  den  Umkreis  (area) 
der  Kirchen  ^.  So  entstand  der  Kirchhof  (Friedhof,  Gottesacker  —  coeme- 
teriura,  dormitorium,  campus  sanctus).  In  den  Kirchen  selbst  durften  nur 
noch  Bischöfe,  Äbte,  würdige  Priester  und  vornehme,  um  die  Kirche  ver- 
diente Laien  (Patrone)  beigesetzt  werden,  jedoch  nicht  in  der  unmittelbaren 
Nähe  des  Altares  ^. 

Nach  gemeinem  Recht  steht  es  jedem  frei,  den  Kirchhof,  auf 
dem  er  beerdigt  sein  will,  selbst  zu  wählen*.     Dieser  Wille  braucht 


1911.     E.  Beutinge r,  Handb.  d.  Feuerbestatt.  u.  ihr.  gesch.  Entwickl.  v.  d.  Urzeit 

b.  z.  Gegenwart,  1911.  J.Breuer,  Friedhof  u.  Feuerbestatt.,  1912.  K.Johnson, 
D.  Frivatrecht  d.  Leiche,  1912.     Weit.  Lit.  b. :  Scherer,  KR.  IT  602. 

*  E.  H  u  s  z  ä  r ,  Gehört  d.  Messe  f.  d.  Verstorbenen  z.  vollen  Begriff  d.  kirchl. 
Begräbnisses?  (A.  f.  k.  KR.  XCl  [1911]  482  ff.)     [Ja.] 

'  L.  2,  C.  de  sacros.  ecci.  I,  2.  Conc.  Bracar.  I  a.  563,  c.  18.  Bruns, 
Canones  II  35  f.     C.  15  (Syn.  v.   Nantes    a.  658?    895;    vgl.  Bd,  L  S.  257,    A.  5), 

C.  XIII,  q.  2. 

3  C.  18  (Syn.  v.  Mainz  a.  813,    c.  52),   C.  XIII,    q.  2.     Syn.  v.  Meaux   a.  845, 

c.  72.  Harduin,  Acta  conc.  IV  1496.  Capitula  Riculfi  a.  889,  c.  19.  Harduin 
a.  a  0.  VI  1,  419.  —  Begräbnisstätten  müssen  v.  Altar  mindestens  e.  Meter  entfernt 
sein.     C.  S.  Rit.    5.  Aug.   1898;    19.  Juni    1908    (Acta  S.  Sedis  XLI    [1908]    550  f). 

D.  Herzen  v.  Bischöfen  u.  Priestern  sollen  nicht  i.  Glasgefäfsen  a.  heil.  Orte  sichtbar 
aufbewahrt  werden.  C.  S.  Rit.  11  Febr.  189S  (A.  f.  k.  KR.  LXXXllI  [1903]  502).  — 
L.  Dolberg,  D.  mittelalterl.  Begräbnis  (Katholik  1887,  I  271  ff).  J.  Sauer,  Z. 
OTesch.  d.  Friedhofs  u.  d.  Totenbestattung  (A.   f.  k.  KR.  LXXVIIl  [1898]   171  ff). 

*  C.  1  8  6  8  10,  X  h.  t.  III,  28.  C.  1  2  in  VI»»  h.  t.  III,  42.  A.  d.  Frau 
kann  wählen :  c.  7,  X  h.  t.  III,  28.  Hat  sie  nicht  gewählt,  so  wird  sie,  wenn  sie 
mehrere  Männer  gehabt,  i.  d.  Begräbnisstätte  d.  letzten  beerdigt:  c.  8,  §  1  in  VI**' 
h.  t.  III,  12.  F.  d.  unmündige  Kind  wählt  n.  Gewohnheit  d.  Vater  bzw.  d.  Mutter: 
c.  7,  X  h.  t.  III,  28;  c.  4  in  VI*°  h.  t.  III,  12.  S.  C.  Conc.  20.  Jan.  1640;  20.  März 
1643;  22.  Febr.  1666:  31.  März  1770.  Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  461, 
n.  1  4—7.     Innoz.  X.,    ,Ex  injuncto"    v.  22.  Febr.  1646.    §  6.  —  Es   kann    a.    e. 

5* 


68     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

nicht  in  bestimmter  Form  geäußert,  sondern  nur  rechtlich  erweisbar 
zu  sein  ^  Hat  keine  Wahl  stattgefunden,  so  ist  der  Verstorbene  in 
einem  etwaigen  Familien-  oder  Erbbegräbnis  zu  bestatten  2.  Besteht 
kein  Wahl-  oder  Erbbegräbnis,  so  ist  der  Leichnam  in  der  Pfarrei 
zu  beerdigen,  welcher  der  Verstorbene  durch  Domizil  oder  Quasidomizil 
angehörte  3.  Privilegien  von  Stifts-  und  Klosterkirchen,  bei  denen 
man  sich  wegen  der  größeren  religiösen  Wohltaten  gern  beisetzen 
ließ,  sind  weggefallen^.  Stirbt  aber  jemand  in  einer  fremden  Pfarrei, 
so  soll  er  in  die  eigene  verbracht  werden,  falls  dies  nicht  aus  sani- 
tätspolizeilichen oder  andern  Gründen  unterbleiben  muß,  in  welchem 
Fall    der    parochus    loci    beerdigt^.      Bei    der    Verbringung    hat    der 


locus  minus  religiosus  gewählt  werden,  ab.  doch  nicht  e.  vollständig  profaner. 
So  c.  2,  §  1  in  Vr»  h.  t.  III,  12  entgeg.  c.  8,  X  h.  t.  III,  28.  —  A.  d.  amputierten 
Glieder  d.  Gläubigen  sollen  a.  d.  Kirchhof  beigesetzt  werden.  S.  C.  Inq.  3.  Aug. 
1897  (A.  f.  k.  KR.  LXXVIII  [1898]  525).  —  Üb.  d.  Auskochen  d.  Leichname:  C.  1, 
Extrav.  comm.  h.  t.  III,  6.  Scherer,  KR.  II  602 ^  Linsenmann,  Lehrb.  d. 
Moraltheol.  491.  Koch,  Lehrb.  d.  Moraltheol.^  521.  K.  Wenck,  Philipp  d.  Seh. 
V.  Frankr,,  s.  Persönlichkeit  u.  d.  Urteil  d.  Zeitgenossen  (1905)  43^.  —  G.  Castel- 
lano,  Diritto  di  scelta  del  sepolcro  in  particolare  nei  rapporti  dei  coniugi,  1903. 
C.  Rosso,  II  jus  in  se  ipsum  e  il  diritto  dcl  proprio  corpo,  1906. 

»  S.  C.  Conc.  13.  Febr.  1666 :  24.  April  1723;  19.  Dez.  1739.  Rieht  er- Schulte, 
Conc.  Trid.  p.  461,  n.  8  9.  E.  Zeuge  genügt ;  a.  d.  Beichtvater.  S.  C.  Conc.  24.  März 
1871. 

2  C.  1  3,  X  h.  t.  III,  28.  C.  3  in  VI*»  h.  t.  III,  12.  Richter-Schulte 
a.  a.  0.  p.  461  f,  n.  1  10  11.  B.  e.  Familienbegräbnisstätte  erhalten  auswärtige 
Erben  kein  Anrecht.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  17.  Sept.  1867.  Üb.  Beisetzung  c.  Aschen- 
urne darin:  A.  f.  k.  KR.  LXXXII  (1902)  580  ff.  G.  Jung,  D.  Recht  d.  Erbbegräb- 
nisse m.  bes.  Berücksicht.  d.  i.  Bayern  gelt.  Rechts,  1906.  K.  Johanny,  D.  Rechts- 
verhältnisse a.  Grabstätten  n.  röm.,  kanon.  u.  d.  gelt.  bayr.  Rechte,  1911.  Fried- 
berg, KR.«  535'°. 

3  C.  1  6  8  10,  X  h.  t.  III,  28.  C.  1  2  3  in  VI»"  h.  t.  111,  12.  S.  C.  Conc. 
22.  Dez.  1866;  12.  März  1881.  Dah.  hat  d.  Spitalgeistl.  kein  Recht  z.  Beerdigung, 
auß.  d.  Spital  sei  excmt.  S.  C.  Conc.  19.  Mai  1888;  11.  April  1891.  Doch  kommt 
hier  alles  a.  Observanz  od.  Statut  a.  S.  C.  Conc.  20.  Dez.  1884.  Ausnahmen 
bestehen  b.  Papst,  Kard.,  Bisch.,  vielf.  a.  b.  Kanoniker.  D.  Pfarrer  sind  v.  d.  Dekan 
z.  bestatten.  Vgl.  Bd  I,  S.  478.  Hat  jemand  e.  Klosterbegräbnis  od.  anderweitiges 
Begräbnis  gewählt,  so  ist  s.  Pfarrer  z.  Aussegnung  u.  z.  Begleitung  d.  Leiche  b.  z. 
Klosterschwelle  bzw.  Begräbnisort  berechtigt.  Ri  ch  tor-Sch  ul  te  a.  a.  0.  p.  462. 
n.  20  ff. 

*  C.  10,  X  h.  t.  III,  28.  C.  2  Extrav.  comm.  h.  t.  JII,  6.  G.  Schreiber, 
Kurie  u.  Kloster  i.  12.  Jhdt  (1910)  II  105  ff. 

^  C.  3    in  VI"*    h.  t.  111,  12.     So    könnten    etwa    d.    Erben    d.    Kosten    d.  Über- 
führung   nicht    tragen    wollen.      Es    kann    ab.    a.    partikularrechtl.    Abweichungen  ] 
geben.     S.    C.    Conc.    27.    Aug.    1904    (Acta    S.    Sedis    XXXVII    [1904/05]    455  ff); 
Wenn    a.  d.  Orte    e.  Krankenhauses    mehrere  Pfarreien  sind,    so  verbleiben   bezügl. 
d.    ortsansässig.    Plleglinge    sänitl.  Pfarrrechte    d.   Pfarrern    d.    Domizile    od.   Quasi- 


I 


§  121.    Das  Begräbnis.  69 

Pfarrer,  in  dessen  Pfarrei  der  Todesfall  eintrat,  das  Recht,  den 
Leichnam  bis  zum  Begräbnisort  zu  geleiten  ^  Die  Beerdigung  ist 
also  ein  pfarrliches  Recht.  Der  Pfarrer  hat  auch  alle  Sterbefälle 
in  seiner  Pfarrei  in  das  Totenregister  einzutragen  bzw.  dem  parochus 
proprius  entsprechende  Mitteilung  zu  machen  2. 

Für  die  Beerdigung  als  geistliche  Leistung  konnte  ursprünglich  ohne 
Simonie  nichts  gefordert  werden  ^,  Es  war  aber  namentlich  bei  den  germa- 
nischen Völkern  Sitte,  der  betreffenden  Kirche  für  Mühewaltung  und  zum 
Heile  der  Seele  des  Verstorbenen  Geschenke  zu  geben.  Solches  galt  für  eine 
löbliche  Gewohnheit,  und  die  Bischöfe  sollten  für  deren  Aufrechterhaltung 
wachen  *.  So  wurden  solche  Geschenke  allgemein  gebräuchlich  und  galten 
als  Stolgebühren  für  eine  ständige  Einnahme  des  Pfarrers ;  nur  durfte  das 
Begräbnis  nicht  von  der  vorausgegangenen  Bezahlung  derselben  abhängig 
gemacht  werden.  Nachher  aber  stand  dem  Pfarrer  die  gerichtliche  Klage 
hierauf  zu.  Doch  sollten  arme  Verstorbene  umsonst  beerdigt  werden  ^  Damit 
aber,  wenn  das  Begräbnis  bei  der  freien  Wahl  hierin  an  einer  andern  als 
der  Pfarrkirche  stattfand,  diese  nicht  zu  Schaden  kam,  so  mußte  sie  durch 
Ausfolgung  eines  aliquoten,  meist  des  vierten  Teils  des  vom  Verstorbenen 
oder  dessen  Erben  der  Begräbniskirche  Entrichteten  schadlos  gehalten  werden  ^. 


domizile  d.  Pflegliüge.  Eil.  d.  Erzbischöfl.  Ord.  Freiburg  v.  12.  Okt.  1905  (A.  f. 
k.  KR.  LXXXVI  [1906]  153  f).  Ord.-Erl.  f.  Fulda  v.  19.  Dez.  1907  (Ebd.  LXXXVIII 
[1908]  352  f). 

^  S.  C.  Conc.  22.  Dez.  1866.  Lingen-Reuß,  Causae  selectae  Nr  479.  C.  S. 
Rit.  23.  April  1895.  S.  C.  Conc.  22.  Juli  1899.  C.  S.  Rit.  1.  Dez.  1903  (A.  f.  k. 
KR.  LXXXIV  [1904]  353  f).     Acta  S.  Sedis  XXXVII  (1904/05)  463. 

^  Rit.  Rom.  t.  X,  c.  7.  —  Üb.  d.  Begräbnisrecht  b.  Angehörigen  v.  Orden  u. 
Kongregationen  vgl.  Bd  I,  S.  485.  Stirbt  e.  Religiöse  außerh.  d.  Klosters  u.  kann  er 
ohne  große  Schwierigkeiten  i.  dieses  gebracht  werden,  so  hat  d.  Pfarrer  kein 
Begräbnisrecht.  D.  i.  weiter  Entfernung  v.  Kloster  sterbende  Mönch  kann  sein 
Grab  selber  wählen  u.  wird  v.  Ortspfarrer  beerdigt.  C.  5  in  Vr°  h.  t.  III,  12. 
S.  C.  Ep.  et  Reg.  26.  Febr.  1864.  Dieses  Begräbnisrechtes  gehen  a.  staatl.  auf- 
gehobene Klöster  nicht  verlustig.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  6.  Mai  1870;  7.  Mai  1880. 
Wenn  sie  ab.  keine  eigene  Begräbnisstätte  haben  dürfen,  so  haben  sie  ihre  Toten 
o.  feierl.  Gepränge,  geradeswegs  u.  unt.  Begleitung  allein  d.  Klosterfamilie  a. 
d.  öffentl.  Kirchhof  z.  bringen.  S.  C.  Conc.  24.  Jan.  1846;  24.  Febr.  1872;  14.  Aug. 
1875.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  17.  Sept.  1880;  21.  März  1884;  5.  Mai  1905  (Acta  S.  Sedis 
XXXVIII  [1905/06]  203  ff).  L.Wagner,  D.  Begräbnisrecht  d.  Regularen  (A.  f. 
k.  KR.  XXXIX  [1873]  385  ff). 

»  C.  12  (Greg.  I.  a.  598),  C.  XIII,  q.  2.     C.  8  9,  X  de  sim.  V,  3. 

*  C.  42,  X  de  sim.  V,  3. 

'  Rit.  Rom.  t.  VI,  c.  1,  n.  2  6  8.  Innoz.  XI.  v.  1.  Okt.  1678.  §  7  (Taxa 
Innocentiana).  D.  Klage  ist  d.  actio  funeraria  L.  12,  §  2;  14,  §  6,  D.  de  relig. 
et  sumpt.  fun.  XI,  7. 

«  C.  1-4  8  10,  X  h.  t.  III,  28.  C.  2  in  Clem.  h.  t.  III,  7.  C.  2  Extrav.  comm. 
h.  t.  IIT,  6.     N.  kanon.  Recht  muß  es  nicht  gerade  d.  vierte  Teil  sein. 


70     IV.  Buch.    Die  Verfassung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

Waren  auf  Grund  des  Domizils  etwa  mehrere  Pfarrer  zur  Beerdigung  be- 
rechtigt, so  hatten  sie  die  Quart  unter  sich  zu  teilen  ^  Das  Tridentinum 
bestimmte,  dafs,  wo  die  Quart  (Quarta  funeralium)  seit  vierzig  Jahren  be- 
standen habe,  sie  auch  fernerhin  bestehen  solle  '^. 

Heute  wird  die  Quart  in  der  iiegel  berechnet  nicht  aus  etwaigen 
Vermächtnissen,  sondern  als  Gebühr  für  die  Beerdigung  3.  Wählt  also 
jemand  sein  Begräbnis  anderswo  als  am  Domizil  oder  Quasidomizil, 
so  hat  auch  der  Pfarrer  des  Domizils  oder  Quasidomizils  ein  Recht 
auf  die  Quart  oder  richtiger  die  Stolgebühr*.  Sodann  hat  der  Pfarrer 
ein  Hecht  auf  die  Stolgebühr  für  alle  in  seiner  Pfarrei  stattfindenden 
Begräbnisse.  Dagegen  besteht  kein  solches  Recht,  wenn  ein  in  einer 
Pfarrei  verstorbener  Nichtparochiane  in  seine  Pfarrei  zurückgebracht 
wird,  wenn  eine  Leiche  bloß  durch  die  Pfarrei  transportiert  wird,  wenn 
ein  eigener,  in  einer  fremden  Pfarrei  verstorbener  Parochiane  nicht 
zurückgebracht  werden  kann^. 

Nur  Getaufte  können  kirchlich  beerdigt  werden^;  sie  müssen  es 
aber  auch'^.  Ein  Recht  darauf  haben  jedoch  nur  jene  Getauften, 
welche  in  der  vollen  Gemeinschaft  der  Kirche  gestorben  sind,  nach  dem 
Satz:  „Quibus  viventibus  non  communicavimus,  mortuis  communicare 
non  possumus."  ^  Da  sodann  das  kirchliche  Begräbnis  eine  Ehre  ist, 
können  es  auch  diejenigen  nicht  erhalten,  welche  sich  durch  ihr  Leben 


»  C.  2  in  Vl"^  h.  t.  III,  12.  V.  d.  Quart  selbst  wieder  mußte  d.  Bischof  e. 
Quart  gegeben  werden.  C.  16,  X  de  off.  jud.  ordin.  I,  31.  C.  14  15,  X  de  testam. 
III,  26.     Schreiber,  Kurie  u.  Kloster  i.  12.  Jhdt  II  122  ff. 

2  Sess.  XXV  de  ref.  c.  13. 

3  Ben  ed.  XIII.,  „Romanus  Pontifex"  v.  28.  April  1725.  §§  3  4.  S.  C.  Ep.  et 
Reg.  19.  Jan.  1866.     S.  C.  Conc.  16.  Febr.  1889. 

*  C.  3  in  VP°  h.  t.  III,  12.  S.  C.  Conc.  31.  März  1770.  Ricbter-Schulte, 
Conc.  Trid.  p.  461,  n.  7.  S.  C.  Conc.  26.  Nov.  1864.  A.  wenn  d.  Begräbnismesse 
a.  anderem  als  a.  Pfarrort  gelesen  wird,  hat  d.  Pfarrer  e.  Recht  a.  d.  Quart.  S.  C. 
Conc.  29.  Juli  1905;  24.  Febr.  1907  (Acta  S.  Sedis  XXXVIII  [1905/06]  283  ff;  XL 
[1907]  228  ff).    B.  Melata,  De  jure  parochorum  quoad  missam  funeralem,  1906. 

«^  S.  C.  Conc.  28.  Nov.  1671,  bestät.  v.  Innoz.  XI.  2.  Dez.  1676.  S.  C.  Ep.  et 
Reg.  24.  Nov.  1713.  Hätte  jemand  ganz  widerrechtl.  beerdigt,  so  könnte  er  z. 
Herausgabe  aller  Eniolumente  gerichtlich  gezwungen  werden.  C.  6  10,  X  h.  t.  III,  28. 
C.  1  in  VP"  h.  t.  III,  12.  S.  C.  Conc.  28.  JuH  1731.  Richter-Schul te  a.  a.  0. 
p.  462,  n.  19. 

*  Rit.  Rom.  t.  VI,  c.  2.  Also  a.  nicht  d.  Katechumenen.  W.  E.  v.  Ketteier, 
Über  d.  Verweigerung  d.  kirchl.  Begräbnissos  (A.  f.  k.  KR.  XVI  [1866]  323  ff). 
W.  Thümmel,  D.  Versagung  d.  kirchl,  Bestattungsfeier,   1902. 

'  Da  d.  Tote  e.  Recht  darauf  hat,  dürfen  ihn  d.  Hinterbliebenen  desselben  nicht 
willkürlicli  beraul)en.  C.  14,  X  h.  t.  III,  28.  D.  kirchl.  Beerdigung  ist  ab.  a.  e. 
aolatium  vivorum.     C.  22,  §  1   (Aug.V),  C.  XIII,  q.  2. 

"  C.  1  (Leo  I.  a.  458),  C.  XXIV,  q.  2.     C.  12,  X  h.  t.  111,  28. 


§  121.    Das  Begräbnis.  71 

derselben  unwürdig  gemacht  haben.  Aus  dem  einen  oder  andern 
Grunde  sind  daher  vom  kirchlichen  Begräbnis  ausgeschlossen :  die 
Heiden,  Juden  und  Ungläubigen  ^  die  Häretiker  samt  ihren  Be- 
günstigern 2,  die  Schismatiker  und  Apostaten  3,  die  Exkommunizierten 
und  namentlich  Interdizierten  ^.  Wenn  namentlich  Exkommunizierte 
(excommunicati  vitandi)  in  einer  Kirche  oder  auf  einem  geweihten 
Kirchhof  beerdigt  werden,  so  sind  diese  dadurch  polluiert.  Die 
Leiche  soll,  wenn  möglich,  wieder  ausgegraben  werden^.  Weiterhin 
ist  das  kirchliche  Begräbnis  zu  verweigern  den  Selbstmördern,  außer 
sie  hätten  die  Tat  im  notorischen  Wahnsinn  begangen  oder  vor  dem 
Tode  noch  Zeichen  der  Reue  gegeben,  wo  wie  gewöhnlich  beerdigt 
wird  ^,  den  Duellanten,   auch  wenn   sie   vor   dem  Tode   noch  Zeichen 


1  C.  28  (Poenit.  The  od.  §  148),  D.  I  de  cons.     Rit.  Rom.  t.  VI,  c.  2. 

2  C.  8;  13,  §  5,  X  de  haeret.  V,  7.  C.  2  in  VP°  de  haeret.  V,  2.  Rit.  Rom. 
t.  YI,  c.  2.  A.  plötzlich  verstorb.  Katholiken  m.  akath.  Trauung  u.  Kindererziehung : 
C.  S.  Off.  8.  Mai  1907  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVIII  [1908]  351). 

3  C.  3  (ürb.  II.  a.  1088—1093),  C.  XXIV,  q.  2.     Rit.  Rom.  t.  VI,  c.  2. 

*  C.  12,  X  h.  t.  III,  28.  C.  1  in  Giern,  h.  t.  III,  7.  Martin  V.,  „Ad  vitanda 
■scandala"  a.  1418.  Rit.  Rom.  t.  VI,  c.  2.  Ab.  nicht  bloß  d.  excommunicati  vitandi, 
sondern  a.  d.  exe.  tolerati  sind  v.  kirchl.  Begräbnis  ausgeschlossen.  K  0  b  e  r ,  D. 
Kirchenbann^  (1863)  330  ff.  Hollweck,  D.  kirchl.  Strafgesetze  (1899)  153  213  339. 
Üb.  etwaige  Privatmesse  f.  Akatholiken  vgl.  Bd  I,  S.  83  u.  Haring,  KR.  562. 

5  C.  12,  X  h.  t.  III,  28.  C.  7,  X  de  cons.  ecci.  III,  40.  C.  2  in  Yl'^  de  haeret. 
V,  2.  Üb.  Strafen  b.  Verfehlungen  hiergeg.  vgl.  Bd.  I,  S.  84.  Gut  macht  ab.  a. 
«taatl.  Schwierigkeiten  geg.  Exhumation  e.  excommunicatus  vitandus  aufmerksam 
Haring,  KR.  563. 

6  C.  11,  X  h.  t.  III,  28.  Rit.  Rom.  t.  VI,  c.  2.  I.  Betracht  kommt  v.  allem 
<i.  Gutachten  d.  Arztes;  ist  ab.  nicht  durchweg  u.  allein  entscheidend.  Ist  ab.  a.  d. 
Zurechnungsfähigkeit,  also  a.  Selbstmord  i.  strengen  Sinne  z.  zweifeln,  so  soll  kirchl. 
Beerdigung,  ab.  ohne  alle  Feierlichkeit,  namentl.  a.  ohne  Geläute,  erfolgen. 
S.  C.  Inq.  16.  Mai  1866  (A.  f.  k.  KR.  LI  [1884]  131  f).  Linsenmann,  Lehrb. 
xl.  Moraltheol.  257.  F.  d.  Diöz.  Rottenburg  ist  f.  d.  Zweifelsfall  vorgeschrieben, 
wo  möglich  d.  Bischof  z.  befragen,  andernfalls  wo  möglich  in  mitius  (Reg.  jur.  in 
VP°  30  49)  z.  entscheiden.  Pf  af  f  -  Spr  oll,  Gesetzeskunde  I  380  ff.  Vgh  a.: 
Ord.-Erl.  f.  d.  Diöz.  Seckau  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVI  [1906]  154  ff) ;  Ord.-Erl.  f.  d. 
Diöz.  Freiburg  (Ebd.  LXXXIX  [1909]  354  f).  Hol  1  weck  a.  a.  0.  253.  — 
M.  Kl  äsen,  Kann  u.  soll  d.  Leiche  e.  Selbstmörders  d.  kirchl.  Begräbnis  ver- 
weigert werden?  1830.  E.  Berrisch,  D.  Ausschließung  d.  Selbstmörder,  öffentl. 
Sünder  u.  Sakramentsverschmäher  v.  kirchl.  Begräbnis,  1866.  J.  Kolkmann,  D. 
christl.  Begräbnis,  1874.  [Geg.  Verweigerung.]  M.  Inhofer,  D.  Selbstmord,  1886. 
A.  Geiger,  D.  Selbstm.  i.  KR.  (A.  f.  k.  KR.  LXI  [1889]  225  ff).  Ders.,  D. 
Selbstm.  i.  franz.  Recht  (Ebd.  LXII  [1889]  385  ff).  Ders.,  D.  Selbstm.  i.  deutsch. 
R.  (Ebd.  LXV  [1891]  8  ff).  Ders.,  Kritische  Bemerkungen  üb.  d.  Gesetze  betr.  d. 
Selbstm.  (Ebd.  201  ff).  Dürckheim,  Le  suicide,  1897.  0.  Nöldeke,  D.  kirchL 
Beerdigung  d.  Selbstmörder,  1903.    [Geg.  Verweigerung.]    P.  Lex,  Selbstm.  u.  kirchl. 


72    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    1.  Kap.:  Die  Sakramente. 

der  Reue  gegeben  oder  gebeichtet  haben  i,  den  öffentlichen  Sündern, 
die  ohne  Buße  gestorben  sind  -,  den  Sakramentsverächtern,  d.  i.  solchen, 
welche  notorisch  ihre  österliche  Pflicht  versäumten  und  ohne  Zeichen 
der  Reue  starben  ^,  den  Mönchen  und  Nonnen ,  welche  Eigentum  be- 
saßen*, endlich  jenen,  welche  die  Verbrennung  ihres  Leichnams  ver- 
fügt haben  ^. 


Straf bestimmungen  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XIV  [1904]  144  ff).  H.  Rost,  D. 
Selbstm.  als  sozialstatist.  Erscheinung,  1905.  Ders.,  D.  Selbstm.  i.  d.  deutsch. 
Städten,  1912.  Ders.,  Beiträge  z.  Moralstatistik  (1913)  109  ff.  H.  A.  Krose, 
D.  Selbstm.  i.  19.  Jhdt,  1905.  Ders.,  D.  Ursachen  d.  Selbstraordhäufigkeit,  1906. 
Ders.,  Kirch].  Handb.  f.  d.  kath.  Deutschi.  I  (1908)  207  fif;  II  (1909)  313  ff ;  III 
(1911)  294ff;  IV  (1913)  264  f.  De'Luna,  II  suicidio  nel  diritto  e  nella  vita  sociale, 
1907.  R.Hirzel,  D.  Selbstm.  (A.  f.  Religionswiss.  XI  [1908]  75  ff).  W.  Spark,  D. 
Selbstm.,  s.  Folgen  u.  s.  Verhütung,  1909.  G.  Mayr,  Statistik  u.  Gesellschafts- 
lehre III,  1910.  R.  Gaupp,  Üb.  d.  Selbstm.  2,  1910.  [Z.  milde.]  H.  Kuttelwascher, 
Üb.  Selbstm.  u.  Selbstmordstatistik  i.  Österreich,  1912.    H.Pfeiffer,  D.  Selbstm., 

1912.  F.M.Olpe,  Selbstm.  u.  Seelsorge,  1913.  M.  Unger,  D.  Selbstm.  i.  d. 
Beurteilung  d.  geltend,  deutsch,  bürgerl.  Rs,  1913.     E.  Rupp,  D.  Recht  a.  d.  Tod, 

1913.  [F.  Euthanasie  od.  Sterbehilfe!]     Staatslexikon ^  s.  v.  Selbstmord.  Weit.  Lit. 

b.  Scherer,  KR.  II  622 '^ 

'  C.  1  2,  X  de  torneam.  V,  13.  Trid.  sess.  XXV  de  ref.  c.  19  („si  in  ipso  con- 
flictu  decesserint").  Strenger  i.  Sinne  d.  Textes  Ben  ed.  XIV.,  „Detestabilem"  v. 
10.  Nov.  1752.  §  9.  Rit.  Rom.  t.  VI,  c.  2.  Gewohnheitsrechtl.  wird  da  u.  dort, 
wenn  noch  Sakramentsempfang  stattgefunden,  weniger  streng  verfahren.  Coli.  Lac. 
V  190  480.     H  oll  weck,  D.  kirchl.  Strafgesetze  256.     Üb.  Duell  unt.  §  183. 

2  C.  2,  X  de  maledic.  V,  26.  C.  19,  X  de  decim.  III,  30.  C.  2  5,  X  de  raptor. 
V,  17.  Rit.  Rom.  t.  VI,  c.  2.  Namentl.  sind  hier  z.  nennen  d.  i.  bloßer  Zivilehe 
Lebenden.  Rottenb.  Ord.-Erl.  v.  22.  Nov.  1875.  Vogt,  Sammlung  773.  Z.  d.  öffentL 
Sündern  gehören  a.  d.  notor.  Mitglieder  unkirchl.  geheim.  Gesellschaften.  S.  C.  Inq. 
5.  Dez.  1840.  S.  C.  de  Prop.  Fide  5.  Juli  1878;  10.  Mai  1898.  Hingerichtete  Ver- 
brecher sollen  kirchl.,  ab.  i.  d.  Stille  beerdigt  werden.  C.  30  (Syn.  v.  Mainz  a.  847), 
C.  XIII,  q.  2.     StPO.  §  486. 

3  C.  12,  X  de  poenit.  V,  38.  Rit.  Rom.  t.  VI,  c.  2.  A.  hier  weist  d.  Rottenb. 
Ord.-Erl.  v.  22.  Febr.  1853  d.  Seelsorger  a.,  i.  zweifelhaft.  Fällen  d.  Ordinär,  z. 
befragen,  u.  wo  dies  nicht  geschehen  kann,  wo  mögl.  s.  d.  milderen  Ansicht  zu- 
zuwenden.    Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  258.    Vgl.  ob.  S.  39. 

^  C.  2  6,  X  de  statu  monach.  III,  35.    Anders,  wenn  d.  Regularen  d.  Besitz  v. 

c.  kleinen  Peculium  gestattet  ist. 

^  Es  ist  e.  Katholiken  nicht  erlaubt,  e.  Leichenverbrennungsverein  beizutreten 
od.  d.  Verbrennung  d.  eigenen  od.  e.  fremden  Leichnams  zu  verfügen.  S.  C.  Inq. 
19.  Mai  1886.  N.  Dekret  ders.  Kongr.  v.  15.  Dez.  1886  steht  d.  Vornahme  d.  kirchl. 
Ritus  u.  d.  Suffragien  i.  Hause  u.  i.  d.  Kirche,  nur  nicht  b.  Krematorium,  nichts  i. 
Wege,  wenn  d.  Verbrennung  nicht  v.  Verstorbenen,  sondern  bekanntermaßen  v. 
andern  bestimmt  wurde.  Wer  aber  s.  Verbrennung  notorisch  selbst  verfügte,  kann 
keine  kirchl.  Exsequien  erhalten.  Immerhin  könnte  d.  Bischof  i.  einz.  Fällen,  etwa 
b.  bona  fide  ignorantes,  d.  Einsegnung  gestatten.  Nach  S.  C.  Inq.  27.  Juli  1892 
kann,    wer  s.  Verbrennung  angeordnet   hat    u.  a.  Malinung  nicht   davon  abstellt,    d. 


§  121.    Das  Begräbnis.  73 

Praktisch  besteht  besonders  auch  die  Frage,  ob  ein  Akatholik  auf 
einem  katholischen  Friedhof,  d.  i.  einem  solchen,  der  Eigentum  der 
kirchlichen,  nicht  der  politischen  Gemeinde  ist,  unter  Geläute  auf  der 
katholischen  Kirche  beerdigt  werden  dürfe,  und  ob  auf  solchem  Fried- 
hof der  akatholische  Kirchendiener  eigentliche  Amtsfunktionen  vor- 
nehmen könne.  Die  erste  Frage  ist  an  sich  ohne  jeden  Zweifel  zu 
verneinen;  denn  alle  Häretiker  sind  vom  kirchlichen  Begräbnis  aus- 
geschlossen, und  der  geweihte  Friedhof  ist  locus  sacer,  wie  auch  die 
geweihten  Glocken  res  sacrae  sind  ^.  Allein  wo  der  geweihte  Kirchhof 
der  herkömmliche  und  einzige  Begräbnisplatz  für  die  Bewohner  des 
Ortes  ist,  da  zwingt  die  Not  zur  Toleranz.  So  verordnete  der  West- 
fälische Friede,  daß  Katholiken  und  Protestanten  nirgends  von  den 
öffentlichen  Friedhöfen  und  der  Ehre  des  Begräbnisses  ausgeschlossen 
werden  dürften  2.  Auch  von  Rom  wurde  die  Übung,  Katholiken  und 
Protestanten  im  Notfall  im  gleichen  Kirchhof  zu  bestatten,  nicht  ver- 
worfen ^.  In\merhin  ist  dann  in  manchen  Diözesen  für  die  Akatholiken 
ein  eigener  Teil  auszuscheiden*.  Ein  prinzipielles  Recht  aber  der 
Akatholiken  auf  Begräbnis  in  einem  katholischen  Kirchhof  kann,  wie 
bemerkt,  in  keinem  Falle  bestehen.  Was  die  andere  Frage  betrifft, 
so  dürfen  auf  solchem  Friedhof  akatholische  Amtsfunktionen  ohne  Er- 
laubnis  des   zuständigen  Pfarrers   nicht   vorgenommen   werden^.     Im 


Sterbsakramente  nicht  empfangen ;  doch  könnte  unt.  Umständen  —  ^habita  prae- 
sertim  ratione  scandali  vitandi"  —  v.  d.  Mahnung  abgesehen  werden.  F.  d.  0.  s. 
Zutun  Verbrannten  kann  öffentlich  u.  feierlich  (publice),  für  d,  m.  Zutun  geheim 
u.  still  (privatim)  Messe  gelesen  werden.  Materielle  Mitwirkung  z.  Verbrennung^ 
kann  geduldet  werden.  D.  Wortlaut  d.  Dekrete  b. :  Denzinger-Bannwart, 
Enchiridion  »2  ^j.  i863  1864;  A.  f.  k.  KR.  LXXIII  (1895)  182  f:  LXXXVIII  (1908) 
515  f;  XCI  (1911)  734  ff;  Kirchl.  Amtsbl.  d.  Diöz.  Rottenburg  1911,  Nr  18. 

'  I.  DöUinger,  Pflicht  u.  Recht  d.  Kirche  geg.  Verstorbene  e.  fremd.  Be- 
kenntnisses, 1852.  Th.  Kohn,  Utrum  locus,  in  quo  sepeliuntur  fideles,  pertineat 
ad  notionem  sepulturae  ecclesiasticae  etc.  ?  (A.  f.  k.  KR.  XL  [1878]  20  ff).  La 
chiesa  cattolica  e  le  eseguie  degli  acattolici  (Civilta  catt.  1901,  I  561  ff). 

2  I.  P.  0.  Art.  V,  §  .35. 

'  S.  C.  Inq.  23.  Juli  1609.  Erl.  ders.  Kongr.  v.  30.  März  1859;  25.  April  1860  i 
4.  Jan.  1888  erklären  d.  Beerdigung  e.  Akatholiken  i.  e.  Familiengrab  f.  zulässig 
(A.  f.  k.  KR.  XL  [1878]  91  ff). 

*  Lämmer,  KR.^  476.  Haring,  KR.  560 ''.  D.  Compendium  veteris  Ritualis- 
Constantiensis  d.  Diöz.  Rottenb.  (1881)  bemerkt  S.  140,  daß  solche  Ausscheidung 
geschehen  solle,  „quantum  fieri  potest". 

^  Ohne  Genehmigung  d.  Pfarrers  bzw.  Kirchenstiftungsrats  darf  a.  d.  konfes- 
sionell-kath.  Kirchhof  a.  Grabe  niemand  reden  (A.  f.  k.  KR.  XLVII  [1882]  351  : 
LXXXVII  [1907]  738;  XCH  [1912]  343  ff).  Wo  es  0.  solche  Erlaubnis  geschieht, 
zieht  s.  d.  Geistl.  n.  Verrichtung  s.  Funktion  ruhig  zurück.     Anders  etwa  d.   staatl. 


74     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    I.Kap.:  Die  Sakramente. 

Notfalle  könnte  auch  der  katholische  Geistliche  die  Beerdigung  eines 
Akatholiken  vornehmen,  aber  ohne  irgend  welche  Handlung  mit 
spezitisch  katholischem  Gepräge  ^ 

Von  den  kirchlichen  Bestimmungen  über  das  Begräbnis  weichen  die 
modernen  Staatsgesetze  vielfach  ab^  Aus  den  für  das  Deutsche  Reich,  ein- 
zelne Staaten  und  vor  allem  für  Württemberg  geltenden  Gesetzen  sei  folgendes 
ausgehoben :  In  Kirchen,  abgesehen  von  den  Schloßkirchen  regierender  Häuser 
und  fürstlicher  Standesherrschaften,  dürfen  höchstens  noch  Bischöfe  beerdigt 
werden  ^.  Die  neuen  Friedhöfe  sind  außerhalb  der  Wohnorte  anzulegen  *.  Die 
Anlage  untersteht  der  Genehmigung  der  politischen  Behörden  ^  Die  Kirchhöfe 
können  im  Eigentum  einer  Kirche  —  konfessioneller  Kirchhof  —  oder  einer 
politischen  Gemeinde  —  kommunaler  Friedhof  —  stehen  ^.    Ein  kommunaler 


Gesetze.  Vgl.  ab.  a.  §§  9  19  24  d.  Vereinsgesetzes  v.  19.  April  1908.    Ausg.  Hieber- 
Ba Zilie  (1908)  113  ff  169  ff  180  ff.    A.  f.  k.  KR.  XCII  (1912)  343. 

*  C.  S.  Off.  26.  Aug.  1885;  10.  Jan.  1886.  Anders  etwa  b.  getauften,  ab. 
noch  nicht  konfirmierten  Kindern  v.  Akatholiken.  —  Vgl.  a.  Hinschius,  KR. 
V  510». 

^  E.  einläßl.  Darstellung  d.  hierin  innerh.  Deutschi.  gelt.  Gesetze  b.:  Thu- 
dichum,  Deutsch.  KR.  I  92  ff ;  Friedberg,  KR.^  536  ff;  E.  K a h  1 ,  D.  Friedhofs- 
u.  Begräbnisrecht  i.  Preußen,  1908.  F.  Österr.  Seh  er  er,  KR.  II  618  ff.  Ebd. 
S.  601  f  reiche  Lit.  üb.  d.  weltl.  Begräbnisrecht.  Vgl.  daz. :  Haring,  KR.  565  ff. 
Weit.:  L.  V.  H  amm  erstei  n,  D.  Angriffe  a.  d.  konfess.  Charakter  d.  Kirchhöfe 
(Stimmen  a.  M.-L.  1876,  I  47  ff).  Gabba,  Intorno  alla  competenza  della  autoritk 
municipale  in  materia  dei  riti  funebri,  1894.  J.  Ch.  Jod  er,  D.  konfess.  Kirchhof 
n.  d.  kirchl.  Regeln  u.  d.  f.  Elsaß-Lothringen  gelt.  Zivilgesetzen,  1897.  F.  X.  Heiner, 
D.  Famecker  Friedhofsstreit  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  [1904]  299  ff).  F.  Seil, 
Lothringer  Friedhofsgeschichten,  1904.  E.  Gös,  D.  Friedhofsfrage,  1905.  Ders., 
Frieden  f.  d.  Friedhof,  1909.  Ders.,  Z.  Rechtslage  d.  Konfessionen  a.  d.  Fried- 
höfen (D.  Z.  f.  KR.  XX  [1910/11]  372  ff).  J.  Niedner,  Z.  Frage  d.  kirchl.  Kom- 
petenz a.  d.  Gebiet  d.  Begräbniswesens  i.  Preuß.  (Ebd.  XVllI  [1908]  161  ff). 
Staatslexikon  *  s.  v.  Begräbniswesen  u.  Kirchhof. 

3  Preuß.  Kab.-Ordre  v.  3.  April  1834.  Königl.  Bayr.  Reskript  v.  3.  Okt.  1826. 
Württ.  Reskript  v.  5.  P'ebr.  1700.  —  Ebenso  sind  d.  Exsequien  praesente  cadavere 
polizeil.    verboten.    —    Üb.    Beerdigung    außerh.    d.    Kirchhofs   Friedberg,    KR.* 

53732    33 

*  Königl.  Württ.  Verordn.  V.  6.  Okt.  1808.  Vogt,  Sammlung  198  f.  Preuß.  Ges. 
V.  3.  Juni  1876.    F.  Bayern:  S  ilb  ernagl,  Verfassung*  380. 

^  Württ.  Verordn.  v.  23.  Aug.  1825.  §  10.  Vogt,  Sammlung  379.  A.  f.  k.  KR. 
LXXXIII  (1903)  733  f.  Pfaf f-Sproll,  Gesetzoskunde  1  375.  Königl.  Preuß. 
Verordn.  v.  7.  Juni  1870.  4;§  2  6.  Schneider,  D.  part.  KRsquellen  289.  A.  f. 
k.  KR.  LXXXIII  (190;^.)  289.     F.  Bayern:  Silbernagl,  Verfassung*  380. 

^  Württ.  Ges.  betr.  d.  Vertretung  d.  evang.  Kirchengemeinden  u.  d.  Verwaltung 
ihrer  Vermögensangclegenheiten  v.  14.  Juni  1887.  Art.  46.  Landauer  182  ff. 
Preuß.  ALR.  II  1 1.  §§183  190.  F.  Bayern  :  Silbernagl,  Verfassung  *  38  f  880  f. 
F.  Österr.:  Vering,    KR.'  980.     Daselbst    ist   a.  verzeichnet   d.  reiche  Lit.  üb.  d. 


§  121.    Das  Begräbnis.  75 

Friedhof  kann  etwa  nach  Konfessionen  abgeteilt  werden  K  Ein  unehrliches  Be- 
gräbnis (sepultura  asinina,  Jer  22,  19),  wozu  Versagen  des  Kirchhofs,  Aus- 
sonderung eines  bestimmten  Platzes,  Beerdigung  außerhalb  der  Reihe,  Ver- 
weisung an  die  Kirchhofmauer  usw.  gehört ,  ist  größtenteils  unerlaubt  ^.  Die 
Dissentierenden  sind,  wenn  nichts  anderes  gewünscht  wird,  in  der  Regel  auf 
dem  Kirchhof  ihres  Wohnortes  zu  beerdigen  und  haben  vielfach,  so  in  Württem- 
berg, auf  Ansuchen  auch  ein  Anrecht  auf  Grabgeläute  in  der  Kirche  der 
herrschenden  Konfession  ^  Die  Feuerbestattung  ist  schon  in  einer  Reihe 
von  deutschen  Staaten  gesetzlich  erlaubt^.  Ohne  Genehmigung  der  Ortspolizei- 
behörde darf  keine  Beerdigung  vor  Eintrag  des  Sterbefalls  in  das  Sterbregister 
stattfinden  (Ges.  üb.  Beurkundung  d.  Personenstandes  §  60).  Wer  ohne  Vor- 
w^ssen  der  Behörde  einen  Leichnam  beerdigt  oder  den  polizeilichen  Anord- 
nungen  über  vorzeitige  Beerdigungen  entgegenhandelt,   wird   mit  Geldstrafe 


Eigentumsrecht  a.  d.  Kirchhöfen  a.  d.  deutsch,  link.  Rheinufer.  Vgl.  noch :  W.  H. 
Meunier,  D.  kirclil.  Begräbniswesen  m.  besond.  Berücksichtigung  d.  Erzdiöz. 
Köln  (1900)  24  ff.  W.  D.  Klein,  Linksrhein.  Kirchhofsfrage,  1902.  A.  f.  k.  KR. 
LXXXV  (1905)  597  ff.  J.  B.  Seber,  D.  Eigentumsstreit  weg.  d.  Kirchhöfe  a.  d. 
linken  Rheinseite.     Gegenwärt.  Stand  d.  Frage,  1910.     Friedberg,  KR.^  589. 

'  A.  f.  k.  KR.  LXXXVII  (1907)  348  f.  Silbernagl,  Verfassung*  40  380  f. 
Friedberg,  KR. '^  537^^.  Hier  kann  dann  Benediktion  d.  konfess.  Teiles  statt- 
finden, a.  jeden  Fall  ab.  b.  einzeln.  Grab.  C.  S.  Off.  13.  Febr.  1862;  8.  Febr.  1882. 
Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae  (1889)  Nr  929.  Staatslexikon*  s.  v. 
Kirchhof  n.  III. 

2  Württ.  Verordn.  v.  6.  April  1814.  Generalvik.-Erl.  v.  16.  Mai  1814.  Dekr. 
d.  Geistl.  Rats  v.  26.  Okt.  1811.  D.  Plätze  d.  Kinder  u.  Erwachs,  sind  z.  trennen. 
Vogt,  Sammlung  58  f  199.  Pf af f -SproU,  Gesetzeskunde  I  376.  F.  Bayern: 
Silbernagl,  Verfassung*  375  420  ff.  F.  Preuß.:  ALR.  II  11.  §  188.  A.  f.  k. 
KR.  LXXXVI  (1906)  368  ff.  Selbstmörder  haben  kein  Recht  a.  Beerdigung  i.  d. 
Reihe  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVII  [1907]  736  f;  Deutsche  Juristenzeitung  XII  [1907] 
1308  f ).  D.  Sprüche  d  preuß.  Gerichte  widersprechen  s.  ab.  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVIII 
[1908]  377  ff).    J.Vogt,  D.  kirchl.  Vermögensrecht  ^  (1910)  92  2. 

3  Württ.  Verordn.  v.  12.  Sept.  1818.  §§  3  4.  Ges.  v.  14.  Juni  1887.  Art.  47. 
Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  I  306  f.  Bayr.  Ed  v.  26.  Mai  1818.  §  100  ff.  D. 
Geläute  kath.  Glocken  b.  Beerdigung  v.  Protestanten  i.  Bayern  (A.  f.  k.  KR.  LIX 
[1888]  28  ff  386  ff).  Silbernagl,  Verfassung*  38  f.  Preuß.  ALR.  11  11.  §§  189 
191.  A.  f.  k.  KR.  LXXXVIII  (1908)  172  ff;  LXXXIX  (1909)  139  ff.  F.  Österr. 
vgl.  Scherer,  KR.  II  623  f.  F.  d.  Schweiz:  U.  Lampert,  D.  Glockengeläute  d. 
kath.  Kirchen  u.  d.  „schickliche"  Zivilbestattung  n.  Schweiz.  Bundesrecht  (A.  f.  k. 
KR.  LXXIX  [1899]  484  ff  i. 

*  F.Württ:  Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  I  387  ff.  F.  Preuß.:  Deutsche  Juristen- 
zeitung XIII  (1908)  839  ff.  A.  f.  k.  KR.  XCI  (1911)  732  ff.  E.  Hochstädter, 
D.  preuß.  Feuerbestattungsgesetz  u.  s.  Klippen,  1912.  W.  Loh  mann,  Gesetz  betr. 
d.  Feuerbestattung,  1912.  L.  Schultz,  D.  preuß.  Feuerbestattungsrecht,  1912. 
Staatslexikon*.  Nachträge  s.  v.  Begräbniswesen.  F.  Bayern:  G.Auf  hauser,  D. 
Feuerbestattung  u.  d.  i.  Bayern  gelt,  öffentl.  staatl.  u.  kirchl.  Recht,  1912.  K.  H. 
Fischer,  D.  bayr.  Feuerbestattungsrecht,   1913. 


70         IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

bis  zu  150  Mark  oder  Haft  bestraft '  (StGB.  §  367).  —  Natürlich  bleibt  es 
der  Kirche  frei,  in  allen  solchen  Fällen  ihre  Mitwirkung  zu  versagen  -. 

Zweites   Kapitel. 
Das  l^akrament  der  £he. 

§  122. 
Die  natürliche  Ehe. 

I.  Geschichte  d.  Eherechts:  J.  P.  Gibert,  Histoire  ou  traditiou  de  l'Eglise  sur 
le  sacrement  de  raariage,  Paris  1725.  J.  M.  Göschl,  Versuch  e.  histor.  Darstellung 
d.  kirchl.-christl.  Ehegesetze  v.  Christus  b,  a.  d.  neuesten  Zeiten,  1832.  K.  K.  E. 
V.  Moy,  Gesch.  d.  christl.  ERs.  Teil  I:  D.  ER.  d.  Christen  i.  d.  morgen-  u,  abendl. 
K.  b.  z.  Zeit  Karls  d.  Gr.,  1833.  J.  Preisen,  Gesch.  d.  kanon.  ERs  b.  z.  Verfall 
d.  Glossenliteratur,  1888;  2.  Ausg.  1893.  A.  Es  mein,  Etudes  sur  l'histoiro  du 
droit  canonique  prive.  Le  mariage  en  droit  canonique,  1891.  Ch.  Lefebvre, 
Le9ons  d'introduction  generale  a  l'histoire  du  droit  matrimonial  fran^ais,  1899  ff. 
E.  Philippe,  Etüde  historique  sur  les  origines  et  le  developpement  du  droit  matri- 
monial dans  l'Eglise  (Canoniste  cont.  XXV  [1902]  205  ff).  E.  Stocquart,  Apercu 
de  l'evolution  juridique  du  mariage,  1905  ff. 

II.  Allgemeine  Darstellungen  d.  ERs:  Bernard us  Papiensis,  Summula  de 
matrimonio.  Ed.  F.  Kunstmann ,  1861.  Tancredus,  Summa  de  sponsalibus  et 
matr.  Ed.  A.  Wunder  lieh ,  1841.  Robertus  Flamesburiensis,  Summa 
de  matr.  etc.  Ed.  J.  F.  S  chulte,  1861.  RaymundusdePennaforte,  Summa. 
Lib.  IV:  De  matr.,  Rom.  1603.  Joannes  Andreae,  Summa  de  sponsal.  et  matri- 
moniis,  Nuremb.  1507.  Th.  Sanchez,  De  s.  matr.  sacramento,  Antw.  1607. 
B.  Pontius  de  Leone,  De  sacr.  matr.,  Salaraant.  1624.  J.  Clericatus, 
Decisiones  de  matr.  sacramentales,  theol.,  canon.  et  legales,  Venet.  1708.  Mehr 
alt.  Lit.  b.:  Scherer,  KR.  II  84  f  86;  Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  813. 
Po  hie,  Lehrb.  d.  Dogm.^  III  648.  —  F.  Stapf,  Vollständiger  Pastoralunteir. 
üb.  d.  Ehe,  1820;  ^847.  K.  K.  E.  v.  Moy,  V.  d.  Ehe  usw.,  1830;  erweit.  i.  A. 
f.  k.  KR.  I  (1857)  513  ff.  A.  F.  S.  Rost,  Relig.wiss.  Darstellung  d.  Ehe,  1834. 
J.  H.  Pabst,  Adam  u.  Christus.  Z.  Theorie  d.  Ehe,  1835.  H.  Klee,  D.  Ehe«, 
1835.  D.  Gualco,  Tractatus  de  matr.,  1837.  J.  Carriere,  Praelectiones  theolog. 
de  matr.,  1837.  A.  Roskoväny,  De  matr.  in  eccles.  cathol.,  1837  ff.  J.  P.Mar- 
tin, De  matr.  etc.,  1844.  N.  Knopp,  Vollständiges  kath.  ER.,  1850;  M873. 
J.  N.  P.  0  ischin  ger,  D.  christl.  Ehe,  1852.  M.  Haringer,  D.  Sakr.  d.  Ehe, 
1854.  A.  J.  Uhrig,  System  d.  ERs,  1854.  J.  F.  Schulte,  Ilandb.  d.  kath. 
ERs  usw.,  1855.  .L  B.  Kutschker,  D.  ER.  d.  kath.  K.  usw.,  1856  f.  J.  Per- 
rone, De  matr,  christiano,  1858.  J.  H.  Bangen,  Instructio  practica  de  sponsal. 
et  matr.,  1858  ff.    J.  Zhishman,  D.  ER.  d.  oricnt.  K,  1864.    G.  S  chne  tMn  a  n  n 

'  F.  Porsch,  Wer  nimmt  i.  Sinne  d.  deutschen  Reichsstrafgesetzbuches  e. 
Beerdigung  vor?  (A.  f.  k.  KR.  LXXV  [1896]  3  ff).  A.  Rösch,  D.  Klerus  u.  d. 
StGB.  (1902)  139  ff. 

*  Gut  fassen  angesichts  d.  gegeb.  Sachlage  d.  kirchl.  Vorschriften  üb.  Begräbnis 
zusamm.:  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americao  Jiatinae  (1899)  Nr  913  ff. 


§  122.    Die  natürliche  Ehe.  77 

D.  Iirtümer  üb.  d.  Ehe^   1866.    S.   M.  Vecchiotti,    Tractatus    canon.    de    matr. 
1868.     B.  Rive,    D.  Ehe  i.    dogmat. ,    moral.  u.  sozial.  Beziehung,    1876.     D.  Pal 
mieri,    Tractatus    de    matr.    Christiane,    1880;    ^1897.     Ch.  G.  A.  Seh  e  url,    D 
gemeine  deutsche  ER.,  1882.     J.  Bai  er,  D.  Naturehe  i.  ihr.  Verhältnis  z.  paradies. 
vorchristl.  u.  christl.  sakramental.  Ehe,  1886.    F.  X.  Heiner,  Grundriß  d.  kath.  ERs 
1889;    M910.     J.  Ch.  Jod  er,    Formulaire   matrimoniaP,    1891.     F.  Laurin,    In 
troductio  in  jus  matrimoniale,    1895.     M.  Rosset,   De  sacr.  matr,,    1895  f.     J.    de 
Becker,  De  sponsal.   et  matr.   praelectiones   can.,  1896;    ^1903.     A.  Schilling, 
Ehe  u.    Eheschließung    i.   Lichte    d.    Offenbarung,    1897.     J.    Schnitzer,    Kathol. 
ER.     Fünfte,  vollständig   neu  bearb.  Aufl.  d.  Werkes:  .1.  Weber,  D.  kanon.  Ehe- 
hindernisse, 1898.     J.  A.  Englmann,    Kath.  ER.;   bearb.    u.  hgg.  v.  L.  St  in  gl, 
1901.     M.   Leitner,    Lehrb.    d.   kath.    ERs,    1902;    21912.     F.    X.    Wernz,    Jus 
decretalium.    Tom.  IV:  Jus  matrimoniale,  1904;  ed.  II  cur.  J.  Laurentius,  1911  f. 
Ben  ed.  XIV.,  Opera  inedita.     Ed.  Heiner    (1904)  415  ff.     P.  Gasparri,    Trac- 
tatus can.  de  matr.^  1904.     L.  Wahr m und.   Ehe  u.  ER.,  1906.    [Unt.  alL  Kritik.] 
P.  Pacati,    Tractatus  dogmat.,  moral.  et  canon.  de    matr.  christ.,  1906.     Burgt- 
Schaepmann,   Tractatus   de   matr. 3,    1908  ff.     J.  Vogt,    D.  kircM.   ER.^,    1910. 
A.  De  Smet,  De  sponsal.  et  matr.^  1910. 

ni.  Partikularrechth  Lit. :  Württ. :  J.  B.  Hafen,  Behandlung  d.  Ehesachen  i. 
Bist.  Rottenburg,  1853;  ^1868.  G.  A.  Süskind  u.  G.Werner,  Handb.  d.  württ. 
Ehegesetze  n.  prot.  u.  kath.  R.,  1854  ff.  G.  Kreuzer,  Kath.  ER.  m.  Berück- 
sichtigung d.  württ.  Zivilgesetze,  1869.  J.Weber,  D.  staatl.  ER.  i. Württ.,  1877.  — 
Baden:  Theorie  d.  Ehe-  u.  Erbrechts,  1818.  —  Hessen:  Rühl,  D.  ehel.  Verhältnisse, 
1831.  —  Hannover:  R.  Lauen  stein,  Hannover.  ER.,  1869.  E.  Bartels,  Ehe 
u.  Verlöbnis  n.  gem.  R.  u.  n.  d.  R.  d.  Prov.  Hannover,  1871.  —  Sachsen:  A.  K.  H. 
H  a  r  t  i  t  z  s  c  h  ,  D.  i.  Königr.  Sachs,  gelt.  ER.,  1836.  —  Bayern  :  H.  Sicherer, 
Üb.  Ehe  u.  Ehegerichtsbarkeit  i.  Bayern,  1875.  A.  Pfirstinger,  D.  bayr.  Ehe- 
schließungs-  u.  Ehescheidungsrecht,  1883.  —  Preußen:  L.  Gitzler,  Handb.  d. 
gem.  u.  preuß.  Kirchen-  u.  ERs  d.  Kathol.  u.  Evang.,  1840  ff.  P.  Vogt,  Kirchen-  u. 
ER.  d.  Kathol.  u.  Evang.  i.  d.  k.  preuß.  Staaten,  1856  ff.  P.  Hinschius,  D.  preuß. 
Ges.  üb.  Beurkund.  d.  Personenstandes  u.  d.  Eheschließung,  1874;  ^1890.  —  Deutsches 
Reich:  Unt.  §  157.  —  Österr. :  Th.  Do  Hin  er,  Handb.  d.  i.  Österr.  geltenden  ERs, 
1835ff;  21848.  M.J.Binder,Prakt.Handb.d.  kath.  ERs,  I857f;  ''v.  J.  Scheicher, 
1891.  J.  0.  V.  Rauscher,  D.  Ehe  u.  d.  zweite  Hauptstück  d.  bürgerl.  Gesetzbuch., 
1868.  E.  Rittner,  Österr.  ER.,  1876.  A.  Grieß  1,  Kirchl.  Vorschriften  u.  österr. 
Oesetze  u.  Verordnungen  i.  Eheangelegenheiten  ^  1910.  R.  Neumann-Etten- 
reich,  D.  österr.  ER.,  1912.  —  Schweiz:  J.  Winkler,  Lehrb.  d.  KRs  m.  bes. 
Rücksicht  a.  d.  Schweiz,  1862;  2 1868.  —  F.  Frankr.,  ItaL,  Span.,  Engl.,  Amerika  usw. 
u.  üb.  Internat.  ER.  vgl:  Scher  er,  KR.  II  93  f;  Friedberg,  KR.^  412. 

Das  ursprüngliche  Verhältnis  der  Geschlechter  war  keineswegs  eine 
schrankenlose  Geschlechtsgemeinschaft  (Promiskuität,  Hetärismus,  Hor- 
-den- oder  Gruppenehe,  Polyandrie  [Matriarchat,  Mutterrecht], Polygynie)!, 


*  Daß  d.  b.  d.  Wilden  u.  unkultivierten  Völkern  heutiger  u.  früherer  Zeit  an- 
getroffenen Ausschweifungen  d.  Ursprüngliche  waren,  ist  nicht  bewiesen.  Z.  früher. 
Lit.  hierüb.  vgl  W.  Schneider,  D.  Naturvölker  II  (1885  ff)  415.  Weiter  a.  d. 
reich.  Lit.:  J.  J.  Bachofen,  D.  Mutterrecht,  1861;  2  1897.  C.  N.  Starcke,  D. 
primit.  Familie  i.  ihr.  Entsteh,  u.  Entwicklung,  1888.    F.  v.  Hell wald,  D.  menschh 


78     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.     2.  Kap.:  Die  Ehe. 

sondern  die  Ehe^  Die  Ehe  ist  aber  die  von  Gott  im  Paradies 
eingesetzte  Verbindung  eines  Mannes  und  eines  Weibes  zur  Fort- 
pflanzung   des    Menschengeschlechts    durch    Erzeugung   von   Kindern 


Familie  n.  ihr.  Entsteh,  u.  natürl.  Entwickl.,  1889.  B.  Delbrück,  D.  indogerman. 
Verwandtschaftsnamen,  1889.  W.  B.  Leist,  Altarisches  jus  gentium,  1889.  Ders., 
Altar,  jus  civile,  1892  ff  A.  H.  Post,  Studien  z.  Entwicklungsgschte  d.  Familien- 
rechts, 1889.  L.H.Morgan,  D.  Urgesellschaft.  A.  d.  Engl,  übers,  v.  Eich  hoff 
u.  Kautsky,  1891.  L.Dargun,  Mutterrecht  u.  Vaterrecht,  1892.  Th.  Achelis, 
D.  Entwicklung  d.  Ehe,  1893.  H.  M.  Luckock,  The  history  of  marriage  2,  1895. 
J.  R.  Mucke,  Horde  u.  Familie  i.  ihr.  urgesch.  Entwickl.,  1895.  R.  Hildebrand, 
Recht  u.  Sitte  n.  d.  verschied,  wirtschaftl.  Stufen,  1896.  E.  Grosse,  D.  Formen 
d.  Familie  u.  d.  Formen  d.  Wirtschaft,  1896.  J.  Kohler,  D.  Naturgschte  d.  Ehe, 
1897.  Ders.,  Z.  Urgschte  d.  Ehe,  1897.  G.  Schmoller,  D.  Urgschte  d.  Familie, 
Mutterrecht  u.  Gentilverfassung  (Jb.  f.  Gesetzgeb.,  Verwalt.  u.  Volkswirtschaft  XXI II 
{1899J  1  ff).  F.  Engels,  D.  Ursprung  d.  Familie,  d.  Privateigentums  u.  d.  Staates*, 
1900.  H.  Schurz,  Urgschte  d.  Kultur,  1900.  Ders.,  Altersklassen  u.  Männer- 
bünde, 1902.  V.  Zapletal,  D.  Totemismus  u.  d.  Religion  Israels,  1901.  J.Burg- 
hold,  Üb.  d.  Entwicklung  d.  Ehe,  1901.  E.  Wester  mar  c  k  ,  Gesch.  d.  menschl. 
Ehe.  A.  d.  Engl,  übers,  v.  Katscher  u.  Graz  er  ^  1902.  Ders.,  Ursprung  u. 
Entwicklung  d.  Moralbegriffe.  A.  d.  Engl,  übers,  v.  Katscher,  1907  ff.  P.  Puton, 
Essai  sur  le  mariage  d'apres  les  usages  des  anciens  Germains,  1902.  M.  Thal, 
Mutterrecht,  Frauenfrage  U.Weltanschauung,  1903.  P.  Wilutzky,  Vorgschte  d. 
Rechts.  Prähistor.  R.  I.  Mann  u.  W^eib.  D.  Eheverfassungen,  1903  ff.  F.  Boden, 
Mutterrecht  u.  Ehe  i.  altnord.  Recht,  1903.  G.  E.  Howard,  History  of  matri- 
monial institutions,  1904.  Th.  Engert,  Ehe-  u.  Familienrecht  d.  Hebräer,  1905. 
H.  d'Arbois  de  Jubainville,  La  famille  celtique,  1905.  J.  Müller,  D. 
sexuelle  Leben  d.  Naturvölker  ^  1906.  J.  Amalric,  La  condition  de  la  femme 
dans  le  code  d'Hammurabi  et  le  code  de  Moise,  1907.  F.  Galli,  Mutterrecht  u. 
Vaterrecht  i.  kulturgeschichtl.  Entwickl,  1907.  A.  Rösler,  D.  Frauenfrage  ^  (1907) 
148  ff.  M.Weber,  Ehefrau  u.  Mutter  i.  d  Rechtsentwicklung,  1907.  F.  Berolz- 
heimer,  System  d.  Rechts-  u.  Wirtschaftsgschte  IV  (1907)  166  ff.  E.  Hahn,  D. 
Entstehung  d.  wirtschaftl.  Arbeit,  1908.  P.  Abran,  L'^volution  du  mariage,  1908. 
H.  Mey er-Benf ey,  D.  sittl.  Grundlagen  d.  Ehe,  1909.  A.  Le  Roy,  La  religion 
des  primitifs,  1909.  M  Hörnes,  Natur-  u.  Urgschte  d.  Menschen,  1909.  J.  G. 
Frazer,  Totemism  and  exogamy,  1910.  K.  Fehr,  Hamurapi  u.  d.  salische  Recht, 
1911.  F.  Stier-Somlo,  Politik«  (1911)  84  ff.  —  Z.  Kritik  dies,  vielfach  ni. 
lückenhaft.  Material,  fehlerhaft  Methode  u.  evolutionist.  Tendenzen  geschaft'.  Lit. 
vgl:  G.  v.  Below,  Hist.  Z.  LXXl  (1893)  463  ff.  G.  Schnür  er,  Hist.  Jb.  XVIU 
(1897)  107  ff.  J.  Dahlmann,  D.  altind.  Volkstum  i.  s.  Bedeutung  f.  d.  Gesell- 
schaftskunde (1899)  20  ff.  S.  R.  Steinmetz,  D.  neuer.  Forschungen  z.  Gesch. 
d.  menschl.  Familie  (Z.  f.  Sozialwiss.  H  [1899]  685).  W.  Wundt,  D.  Anfängö  d. 
Gesellschaft  (Psycholog.  Studien  III  [1905]  1  ff).  V.  Cathrein,  Moralphilosophio^ 
II  (1911)  395  ff.  Scherer,  KR,.  1188^  Schnitzer,  Kath.  ER.  2  ff.  Loitner, 
Lehrb  d.  kath.  ERs '^  35  ff  Staatslexikon*  s.  v.  Ehe  u.  Familie.  E.  vermittelnde 
Stellung  nimmt  e.  F.  Stier-Somlo,  Politik«  (1911)  84  ff. 

'  Üb.    d.    Wort:    Tswa,    0  =  ato}>,    aevum  ^^  Band,    Bund,    Gesetz:    Grimm, 
Deutsches  Wörterbuch  lll  39.     H.  Fischer,  Schwab.  Wörterbuch  s.  v.  E. 


§  122.    Die  natürliche  Ehe.  79 

und  deren  Auferziehung  im  Schoß  der  Familie^.  Doch  schließt  die 
Fortpflanzung  des  Menschengeschlechts  als  Hauptzweck  der  Ehe 
andere  Zwecke  nicht  aus;  so  die  menschenwürdige  Befriedigung  de& 
Geschlechtstriebes  2,  die  gegenseitige  Hilfe  und  Unterstützung  der 
Ehegatten  in  materieller  und  geistiger  Hinsicht  3.  Auch  um  dieser 
Nebenzwecke  willen  kann  eine  Ehe  eingegangen  werden,  wofern  nur 
der  zur  Fortpflanzung  des  Menschengeschlechts  notwendige  Akt 
möglich  ist  und  wenigstens  das  Recht  dazu  an  sich  nicht  ausdrücklich 
ausgeschlossen  wird.  Übereinstimmend  hiermit  definierte  das  römische 
Recht  in  erhabener  Idealität,  der  freilich  die  Praxis  vielfach  wenig 
entsprach,  die  Ehe  dahin:  „Nuptiae  autem  sive  matrimonium  est  viri  et 
mulieris  conjunctio,  individuam  vitae  consuetudinem  continens"*;  oder: 
„Nuptiae  sunt  conjunctio  maris  et  feminae,  consortium  omnis  vitae,  di- 
vini  et  humani  juris  communicatio"  ^.  Die  römisch-rechtliche  Definition 
wiederholt  das  kanonische  Recht ^.  So  kann  man  definieren:  Die 
natürliche  Ehe  ist  die  vom  Recht  anerkannte,  mit  Rechtsfolgen  aus- 
gestattete unauflösliche  Verbindung  von  einem  Mann  und  einem  Weib 
zur  völligen  und  ausschließlichen  körperlichen  und  geistigen  Lebens- 
gemeinschaft'^. 

Aus  dem  natürlichen  Wesen  der  Ehe  sowohl  als  aus  dem  Bericht 
der  Heiligen  Schrift  über  ihre  Einsetzung  ergeben  sich  als  wesentliche, 
wenn  auch  nicht  als  absolut  wesentliche  Eigenschaften  derselben  ihre 
Einheit  oder  ihr  monogamischer  Charakter  und  ihre  ünauflöslichkeit  ^ 
Dem  Zweck  der  Ehe  widerspricht  es  durchaus,  daß  eine  Frau  mehrere 
Männer  habe   (Vielmännerei,   Polyandrie).     Dabei  ist    die   Erhaltung 


'  Gn  1,  27  28;  2,  18  ff.  Mt  19,  4  ff .  Gn  1,  28  enthält  e.  Befehl  f.  d.  Menschen- 
geschlecht,  nicht  f.  d.  einz.  Individuum. 

«  1  Kor  7,  2  9. 

^  Gn  2,  18.  Als  Motive  können  unterliegen:  Gründung  e.  Hausstandes,  Herbei- 
führung privatrechtl.  Folgen  f.  Stand  u.  Vermögen,  leibl.  Unterstützung  u.  Pflege,, 
sittl.  Veredelung  u.  Heiligung.  Z,  mindesten  mißverständl.  ist  es,  d.  Hauptzweck  d^ 
Ehe  i.  d.  ungeteilte  Lebensgemeinschaft  v.  Mann  u.  Weib  z.  setzen. 

*  §  1,  I.  de  patr.  potest.  I,  9. 

*  L.  1,  D.  de  ritu  nupt.  XXIII,  2.  „Matrimonium"  weist  a.  d.  Erzeugung  u. 
Erziehung  d.  Kinder  hin.  „Conjugium"  hebt  d.  Gemeinsamkeit  d.  Lebensführung 
hervor.     „Nuptiae",   „connubium"  kommt  v.  d.  Sollennitäten  b.  Eheabschluß. 

«  C.  3,  C.  XXVII,  q.  2.  C.  11,  X  de  praesumpt.  II,  23.  Catech.  Rom.  P.  IL 
c.  8,  q.  3. 

"^  Unwürdig  definiert  Kant  d.  Ehe  als  Verbindung  zweier  Personen  verschied. 
Geschlechts  z.  lebenswierigen  wechselseitigen  Besitz  ihrer  Geschlechtseigenschatten 
(Metaphysik  d.  Sitten.  Allg.  Rechtslehre  §  24).  Scher  er,  KR.  II  92'°.  Diese  u. 
ähnliche  Definitionen,  namentl.  v,  Fichte  u.  Hegel  b.  Friedberg,  KR.^  413'. 

=^  Syll.  Nr  67.     Heiner,  D.  Syllabus  305  ff. 


30     IV.  Bach.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

und  Erziehung  des  Menschengeschlechts  auf  das  schwerste  bedroht. 
Nicht  ganz  das  gleiche  gilt  von  der  Vielweiberei  (Polygamie  oder 
richtiger  Polygynie).  Daher  sagt  Thomas  von  Aquin  mit  Recht, 
daß  sie  nur  gegen  den  finis  secundarius  der  Ehe  gehe^  So  ist  es 
erklärlich,  daß  auch  bei  den  Gerechten  des  Alten  Bundes,  den 
Patriarchen,  eine  Verdunklung  des  vollkommenen  Begriffs  der  Ehe 
hierin  eintreten  konnte  2.  Aber  auch  die  der  Ehe  naturrechtlich  an- 
haftende Unauflöslichkeit  ist  keine  unbedingte;  sonst  hätte  Moses  den 
Juden  nicht  „um  ihrer  Herzenshärtigkeit  willen"  erlauben  können,  den 
Scheidebrief  zu  geben  ^. 

Geschlossen  wird  die  Ehe  durch  Vertrag,  durch  gegenwärtige, 
gegenseitige,  wohlüberlegte,  freiwillige,  nach  außen  kundgegebene 
Willenserklärung,  deren  Inhalt  ist,  „quod  (vir)  eam  (feminam)  ab 
«0  tempore  pro  conjuge  teneret  et  ei  siciit  uxori  suae  fidem  ser- 
varet"  *  und  vice  versa,  oder  durch  Erklärung  des  consensus  mari- 
talis^.  Daher  gilt  sowohl  im  römischen  als  im  kanonischen  Recht 
der  Satz:  Consensus  facit  nuptias 6.  Das  Recht  bezeichnet  demgemäß 
den  Akt,  in  welchem  die  Brautleute  ihre  Einwilligung  in  die  Ehe 
erklären,  als  Vertrag  (pactio,  contractus)  und  die  Brautleute  als  die 
Paziszenten  oder  Kontrahenten^.  Doch  ist  die  Ehe  kein  rein  privat- 
rechtliches Übereinkommen.  Sie  unterliegt  nämlich  hinsichtlich  ihres 
Inhalts  und  ihrer  Dauer  nicht  dem  Willen  der  Paziszenten;  vielmehr 


^  Summa  theol.  Suppl.  q.  65,  a.  1. 

'  Man  braucht  also  nicht  z.  d.  v.  Vätern  u.  a.  v.  Innozenz  III.  (c.  8,  X  de 
«divort.  IV,  19)  angenommenen  göttl,  Dispens  s.  Zuflucht  z.  nehmen.  Schanz,  D. 
Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  700.  Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogm. 2  821.  Pohle,  Lehrb. 
d.  Dogm.  ^  III  670.  W.  Stockums,  D.  Unveränderlichkeit  d.  natürl.  Sittengesetzes 
i.  d.  scholast.  Ethik  (1911)  91  ff.  Daß  a.  d.  verheiratete  Bruder  z.  Leviratsehe 
verpflichtet  gewesen  sei,  kann  nicht  als  ganz  sicher  behauptet  werden.  Anders: 
Schnitzer,  ER.  13^;  Wer  n  z- Lau  r  entius,  Jus  decretalium  IV  2  (1912), 
164 '0  281'^'. 

'  Dt  24,  1  ff.  Mt  5,  31;  19,  7  f.  Thom.  Aq.,  Summa  theol.  Suppl.  q.  67,  a.  3. 
Schanz  a.  a.  0.  700.  Bartmann  a.  a.  0.  823  f.  Pohle  a.  a.  0.  676  f.  Mehr 
■darüb.  unt.  b.  d.  Eheauflösung  §  154. 

*  C.  9,  X  de  sponsal.  IV,  1.     C.  11,  X  de  praesumpt.  II,  28. 

^  J.  Hartmann,  De  contractu  matrimonial',  1871.  P.  Renard,  Le  mariage 
civil  est-il  un  contratV  1901.  Ch.  Lefobvre,  Le  mariage  n'est-il  qu'un  contrat? 
(Nouv.  Rev.  bist,  de  droit  fran(?.  et  Strang.  XXVI  [1902]  300  ff).  Alt.  Lit.  b. 
Seh  er  er,  KR.  II   161.     E.  bloße  Simulation  müßte  bewiesen  werden. 

«  L.  30,  D.  de  divers,  reg.  jur.  L.  17.  C.  2  (Nikol.  I.  a.  866),  C.  XXVII,  q.  2. 
C.  14  23  25  31,  X  de  sponsal.   IV,  1.    (J.  Rossi,  De  consensu  matrimoniali,  1912. 

'  C.  5  (Ambr.),  C.  XXVII,  q.  2.  C  2  3,  X  de  clandest.  desponsat.  IV,  3. 
€.  7,  X  de  condic.  appos.  IV,  5.  Trid.  scss.  XXI V^  de  ref.  matr.  c.  1.  Leo  XIII., 
^Arcanum"  v.  10.  Febr.   1880  (Acta  [Brugisj  I   117  ff». 


§  123.    Die  sakramentale  Ehe.  81 

ist  sie  ein  sittlich-religiöses  Institut  mit  einem  genau  umschriebenen 
unabänderlichen  Inhalte  Daher  untersteht  sie  der  Kognition  der 
religiösen  Gesellschaft,  der  Kirche.  Weil  die  Ehe  aber  auch  ein  soziales 
Institut  und  daher  von  der  größten  Bedeutung  ist  für  die  Familie, 
für  die  bürgerliche  Gesellschaft  und  den  Staat,  so  hat  auch  dieser  an 
ihr  großes  Interesse  und  bestimmte  Rechte. 

§  123. 
Die  sakramentale  Ehe. 

Sanchez  1.  IL  disp.  4  fi'.  Z.  d.  §  122  verzeiclin.  Lit. :  J.  Müll  endorf,  Üb. 
d.  patrlst.  Beweis  f.  d.  Ehe  als  Sakrament  (Z.  f.  k.  Theol.  II  [1878]  633  ff). 
Ch.  Sommer,  D.  Ehe  n.  d.  Lehre  d.  röm.  Katechismus,  1901.  [Voll  Unrichtig- 
keiten." O.  Pelka,  Altchristi.  Ehedenkraäler ,  1901.  0.  Marucchi,  La  santitä 
del  matrimonio  confermata  dagli  antichi  monumenti  cristiani ,  1902.  F.  Gill- 
mann,  D.  Siebenzahl  d.  Sakr.  b.  d.  Glossatoren  d.  Gratian.  Dekrets  (1909)  38  f. 
J,  Schrijnen,  La  couronne  niiptiale  dans  l'antiqnite  chretienne  (Melanges  d'arch. 
et  d'hist.  XXXI  [1911]  309  ff).  K.  Böckenhof f,  Reformehe  u.  christL  Ehe,  1912. 
Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  713  ff.  Pesch,  Praelectiones  dogmaticae 
VII 3  347  ff.  B  a  r  t  m  a  n  n ,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  813  ff.  P  o  h  1  e ,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  III 
652  ff. 

Die  im  Paradies  von  Gott  eingesetzte  Ehe  hat  sich  infolge  der 
Sünde  der  Stammeltern  und  der  hierdurch  verwirkten  Folgen  in  ihrer 
Reinheit  nicht  halten  können;  vielmehr  trat  im  Laufe  der  Zeit  ein 
tiefer  Verfall  derselben  ein  durch  Vielweiberei  und  Eheauflösung  sowohl 
bei  den  Heiden-  als  auch  bei  den  Juden ^.  Da  hat  Christus  die  Ehe 
in  ihrer  ursprünglichen  Reinheit  als  monogame  und  unauflösliche 
wiederhergestellt   und  sie  zum   Sakrament  erhoben,  d.  h.  mit   sakra- 


•  Man  sagt,  d.  Ehe  sei  e.  Vertrag  nur  in  fieri,  nicht  aber  in  facto  esse.  I.  letzterer 
Hinsicht  ist  sie  e.  conjunctio  stabilis. 

-  Vgl.  ob.  S.  77,  A.  1.     Üb.  d.  Ehe  b.  d.  Griechen  u.  Römern:  A.  Rofsbach, 

D.  römische  Ehe,   1853.    0.  Kariowa,  D.Formen  d.  römisch.  Ehe  u.  manus,  1868. 

E.  Holder,  D.  röm.  Ehe,  1879.     P.  Mever,  D.  röm.  Konkubinat,  1895. 

3  J.  L.  Saalschätz.  D.  mos.  Recht  I  (1848)  725  ff.  Z.  Frankel,  Grund- 
linien d.  mos.-talmud.  ERs,  1860.  Ch.  Stubbe,  D.  Ehe  i.  A.  T.,  1886.  Faure, 
Le  mariage  en  Judee  et  en  Egj-pte,  1897.  F.  Cöln,  Hammurabi  u.  Moses  i.  ihr. 
Ehegesetzgebung  (Pastor  bonus  XVI  [1903/04]  1  ff).  L.  G.  Levy,  La  famille  dans 
l'antiquite  israelite,  1905.  Th.  Engert,  Ehe-  u.  Familienrecht  d.  Hebräer,  1905. 
L.  de  Feis,  Del  libello  del  repudio  nella  legge  mosaica,  1906.  S.  Rauh.  Hebr. 
Familienrecht  i.  vorprophet.  Zeit,  1907.  E.  Weill,  La  femme  juive,  sa  condition 
legale  d'apres  la  Bible  et  le  Talmud  2,  1907.  H.  J.  Nord  in,  D.  ehel.  Ethik  d. 
Juden  z.  Zeit  Jesu,  1911.  L.  Blau,  D.  jüd.  Ehescheidung  u.  d.  jüd.  Scheidungs- 
brief, 1911  f.  A.  Eberharter,  Was  bedeutet  MoharV  (Th.  Qsch.  XCV  [1913] 
489  ff).  Kirchenlexikon  2  .s.  v.  Ehe.  jüdische.  Realenzykl.  f.  prot.  Theol.  u.  K.^ 
s.  V.  Familie  u.  Ehe  b.  d.  Hebräern. 

Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    H.    3.  Aufl.  6 


32     IV-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

mentaler  Gnade  verknüpft  ^  Die  sakramentale  Ehe  ist  daher  zu  definieren 
als  die  unauflösliche  Verbindung  von  einem  Mann  und  einem  Weib 
zur  völligen  und  ausschließlichen  körperlichen  und  geistigen  Lebens- 
gemeinschaft, welche  nach  der  Einsetzung  durch  Jesus  Christus  die 
Gruade  zu  einträchtigem  Leben,  gegenseitiger  Heiligung  und  christ- 
licher Erziehung  der  Kinder  mitteilt  2.  Wo  immer  unter  Christen  eine 
wahre  und  wirkliche  Ehe  besteht,  da  besteht  auch  das  Sakrament 
der  Ehe  als  die  notwendige,  infolge  der  Taufe  von  selbst  eintretende 
Heiligung  des  zwischen  ihnen  bestehenden  Verhältnisses  2. 

Die  sakramentale  Beschaffenheit  der  Ehe  oder  das  Bonum  sacra- 
menti  bildet  eines  der  sogenannten  Güter  (bona)  der  christlichen  Ehe. 
Dazu  gehört  nach  Augustinus  das  bonum  prolis,  die  Fortpflanzung 
des  Menschengeschlechts;  das  b.  fidei,  die  eheliche  Treue,  und  das 
b.  sacramenti,  die  Unauflöslichkeit  der  Lebensgemeinschaft*.  Das 
b.  sacramenti  läßt  aber  eine  Steigerung  zu.  Die  durch  Leistung 
der  ehelichen  Pflicht  (officium  naturae,  debitum  conjugale^,  copula 
carnalis)  vollzogene  Ehe  (matrimonium  consummatum^),  wodurch  die 


'  Mt  5,  31  f;  19,  4  ff.  1  Kor  7,  14.  Eph  5,  22  ff.  J.  E.  Belser,  D.  Ephesei- 
biief  (1908)  168  ff.  F-.  Gillmann,  D.  Siebenzahl  d.  Sakr.  b.  d.  Glossatoren  d. 
Gratian.  Dekrets  (1909)  37  f.  Eugen  IV.,  Ad  Armenos.  D  e  n  z  i  n  g  e  r  -  B  a  n  n- 
wart,  Enchiridion '2  Nr  702.  Trid.  sess.  XXIV  de  sacr.  matr.  can.  125678. 
Syll.  Nr  65-67.  Heiner,  D.  Syllabus  295  ff.  Leo  XIII.,  .Arcanum"  v.  10.  Febr. 
1880  (Acta  [Brugis]  120  ff).  I.  Dekret  J.amentabili  sane"  v.  3.  .Juli  1907,  Nr  51 
ist  verworfen  d.  Behauptung,  dafs  d.  Ehe  erst  spät.  e.  Sakr.  geworden  sei.  Heiner, 
D.  neue  Syllabus  Pius'  X.'«  224  ff.  Michelitsch,  D.  bibl.-dogm.  Syllabus»  203  f. 
Friedberg,  KR.«  415.  » 

2  Trid,  sess.  XXIV  doctr.  de  sacr.  matr.  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil. 
Sakr.  699. 

^  Pius  IX.:  Litt,  ad  Sardin.  regem  v.  19.  Sept.  1852:  Allocutio  v.  27.  Sept. 
1852;  Syll.  Nr  66  73.  Leo  XHI.,  „Arcanum''  v.  10.  Febr.  1880  (Acta  [Brugis]  127). 
Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  60  f. —  Wenn  bisweilen  a.  d.  Ehen  d.  Ungläubigen 
Sakrament  genannt  werden,  z.  B.  c.  8,  X  de  divort.  IV,  19,  so  ist  das  sensu  latiori 
gemeint.  D.  Ehe  d.  Ungläubigen  wird  d.  Empfang  d.  Taufe  z.  wirkl.  Sakrament.  — 
Bestritten  ist,  daß  e.  .solche  Ehe  schon  d.  d.  Taufe  e.  Teiles  sakramental  wird.  D. 
bejahende  Antwort  hat  wohl  mehr  f.  s.  1  Kor  7,  14.  Daf. :  Pesch,  Praelectiones 
dogmaticae  VII*  363  f :  Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  817.  Dageg. :  C.Bo  ecken- 
hoff. De  individuitate  matrimonii  (1901)  46  ff ;  Leitner,  Lehrb.  d.  kath.  ERs- 
66  f;  Wernz- Lau  r  on  t  i  US,  Jus  decretalium  IV  1  (1911),  57  ff:  Pohlc,  Lehrh. 
d.   Dogm.-'  III  661. 

'  De  bono  conjug.  J.  1,  c.  11.  C.  10,  C.  XXVIl,  q.  2.  Dict.  Grat,  ad  c.  2, 
C.  XXXII,  q.  2.  Eugen  IV.  a.  a.  0.  De  nz  inger-Ban  n  wart ,  Enchiridion '- 
Nr  702.  .1.  Mausbach,  D.  Ethik  d.  hl.  Augustinus  I  (1909)  314  ff.  0.  S  r  h  i  1 1  i  n  g, 
I).  Staats-  II.  Soziallehre  d.  hl.   Auuustinus  (1910)   189  ff. 

•  1   Kor  7,  3.  '^  C.  7,  X  de  convcrs.  conjug.  111,  32. 


§  123.    Die  sakramentale  Ehe.  83 

Eheleute  mm  caro^  werden,  ist  als  das  vollendete  Abbild  der  Ver- 
einigung Christi  mit  seiner  Kirche  ^  unter  Christen  absolut  unauflös- 
lich 3.  Dagegen  kann  die  nicht  konsumierte  Ehe  noch  aufgelöst  werden 
durch  professio  religiosa  und  Dispens  des  Papstes^.  Deswegen  darf 
aber  nicht  gesagt  werden,  daß  die  nicht  vollzogene  Ehe,  weil  unter 
Umständen  noch  auflöslich,  das  b.  sacramenti  überhaupt  nicht  habe, 
also  kein  Sakrament  sei;  vielmehr  ist  auch  sie  sakramental,  wenn 
nur  die  Auflöslichkeit  und  der  Verzicht  wenigstens  auf  das  Recht  der 
copula  carnalis,  also  auf  das  Recht  des  primären  Zweckes  der  Ehe, 
der  Fortpflanzung  des  Menschengeschlechts,  nicht  ausbedungen  wurde. 

Die  Theorie,  daß  die  Abgabe  des  Ehekonsenses  nur  ein  Sponsale  be- 
wirke, daß  die  Ehe  erst  durch  die  copula  carnalis  perfekt,  sakramental  und 
unauflöslich  werde ,  wird  als  Kopulatheorie  bezeichnet  im  Gegensatz  zur 
Konsenstheorie '".  Die  Kopulatheorie  hat  aber  keinen  Anhalt  in  der  kirch- 
lichen Praxis  und  Lehre  über  die  Ehe.  In  Rom  hielt  man  im  Anschluß  an 
das  römische  Recht  stets  daran  fest,  daß  die  Ehe  durch  den  bloßen  Konsens 
zu  stände  komme  und  daß  auch  die  nicht  vollzogene  Ehe  sakramental  und  im 


'  Gn  2,  24.     Mt  19,  5  f.     1  Kor  6,  16. 

2  C.  5,  X  de  bigam.  non  ordin.  I,  21. 

"'  D.  Privil.  Paulin.  (1  Kor  7,  15)  betrifft  d.  Ehe  e.  z,  Christentum  übergetret. 
Gatten  u.  e.  ungläubig  gebliebenen. 

*  Trid.  sess.  XXIV  de  sacr.  matr.  can.  6. 

^  Aufgestellt  wurde  d. '  Theorie  v.  Preisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs,  namentl. 
S.  15 1  ff.  Veranlaßt  wurde  F.  d.  d.  vermeintl.  unlösbaren  Widerspruch,  won.  d.  Ehe 
d.  d.  Konsens  z.  stände  kommen  u.  wesentl.  unlösbar  sein  solle,  ab.,  solange  sie  un- 
vollzogen  ist,  doch  gelöst  werden  könne.  Ihm  stimmten  mehr  od.  weniger  z.  u.  a. : 
J.  Ficker,  Üb.  d.  Entstehungsverhältnisse  d.  Exceptiones  legum  Romanorum  (Mitt. 
d.  Inst.  f.  österr.  Gfschg,  Ergänzgsbd  II  [1886]  71  ff) ;  C  h.  M  e  u  r  e  r ,  D.  Eheschließung 
n.  gelt.  kath.  KR.  (Z.  f.  KR.  XXI  [1886]  232ff);  W.  v.  Hör  mann,  D.  desponsatio 
impuberum  (1891)  3  ff;  anders  i.  Quasiaffinität  11  1  (1906),  590.  Entschieden  er- 
klärten s.  dageg. :  E.  S  e  h  1  i  n  g  ,  D.  Wirkungen  d.  Geschlechtsgemeinschaft  a.  d. 
Ehe,  1885;  Ders. .  D.  Unterscheidung  d.  Verlöbnisse  i.  kan.  R.,  1887;  Schanz, 
D.  sakram.  Charakter  d.  E.  (Th.  Qsch.  LXXII  [1890]  3  ff ) ;  Ders.,  D.  Lehre  v. 
d.  heil.  Sakr.  712  731  ff  740ff:  Sägmüller  i.  Th.  Qsch.  LXX  (1890)  503tf: 
Scherer,  Z.  Gesch.  d.  kanon.  ERs  CA.  f.  k.  KR.  LXV  [1891]  353ff):  „Freisen 
hat  keinen  einzigen  Kanon  u.  keine  einzige  Dekretale  nachgewiesen,  welche  d. 
Rechtssatz  ausspricht ,  daß  d.  eheschließende  Moment  i.  d.  Copula  gelegen  ist 
(S.  361 1"'.  Pesch,  Praelectiones  dogmaticae  VII ^  365  ff'.  Unt.  dies.  Umständen  nahm 
zunächst  M eurer  seine  Zustimmung  zurück  (Kritische  Vicrteljahresschrift  f.  Ge- 
setzgeb.  u.  Rswiss.  XXXIl  [1890]  591  ff).  Zuletzt  gab  Preisen  selber  d.  Kopula- 
theorie als  gänzlich  verfehlt  a.  i.  d.  Artikel:  Zur  Gesch.  d.  kan.  ERs  (A.  f.  k.  KR. 
LXVII  [1892]  369  ffi.  Derselbe  ist  a.  i.  d.  2.  Ausg.  s.  Gesch.  d.  kan.  ERs  auf- 
genommen. E.  gute  Widerlegung  v.  F  r  e  i  s  e  n  s  Tiieorie  hat  a.  L  e  i  t  n  e  r ,  Lehrb. 
d.  kath.  ERs  2  7  ff-. 

6* 


81:     IV.  }jiuli.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

allgemeinen  unauflöslich  &ei  ^  Hinkmar  von  Keims  aber  äußert  sich, 
wenn  auch  niclit  gleichmäßig,  dahin,  daß  die  sakramentale  Ehe  mit  der 
copula  beginne  -.  Dabei  ging  er  von  germanischen  Rechtsanschauungen  aus, 
welche  die  Ehe  durch  das  Beilager  entstehen  ließen.  Den  so  vorhandenen 
Gegensatz  suchte  die  französische  Schule  zu  vermitteln,  indem  sie  lehrte" 
consensu  conjugium  initiatur,  copula  perficitur^  Dieser  Ansicht  schloß  sich 
Gratian  an.  Auch  nach  ihm  ist  die  unvollzogene  Ehe  löslich  ^  Die 
Schule  von  Bologna  fixierte  dann  näherhin  die  Fälle,  in  denen  eine  solche 
Ehe  löslich  sei,  nämlich  bei  votum  sollemne,  geschlechtlicher  Impotenz. 
Krankheit,  Wahnsinn,  geistlicher  Verwandtschaft,  affinitas  superveniens,  Raub, 
Gefangenschaft,  nachfolgender  konsumierter  Ehe  •'.  Diese  Theorie  verwarfen 
jedoch  Hugo  von  St  Viktor  und  Petrus  Lombardus.  Sie  stellten 
den  Unterschied  von  sponsalia  de  praesenti  und  de  futuro,  Ehe  und  Ver- 
löbnis, auf.  Nach  ihnen  gibt  es  nur  eine  sakramentale  und  unauflösliche 
Ehe,  die  geschlossen  wird  durch  consensus  per  verba  expressus  de  praesenti 
und  ohne  copula  unauflöslich  ist  ^.  Die  Kirche  aber  nahm  eine  Mittelstellung 
ein.  Unter  Bezugnahme  auf  den  Satz,  daß  der  Konsens  die  Ehe  schließe, 
erklärte  Alexander  III.,  daß  eine  nachfolgende  vollzogene  Ehe  eine  nicht 
konsumierte  nicht  auflöse '.  Das  gleiche  statuierte  Innozenz  III.  bei  der 
affinitas  superveniens  ^  So  blieb  schließlich  als  Auflösungsgrund  der  nicht 
vollzogenen  Ehe  nur  noch  das  votum  sollemne  ^.     Überdies   hielt  man  daran 


'  C.  17  (Leo  I.  Ad  Rustic.  Ep.  167,  a.  458  od.  459),  C.  XXVII,  q.  2:  ,Cum 
societas  nuptiarum  ita  a  principio  sit  instituta,  ut  praeter  commixtionem  sexuum 
non  haboat  in  se  nuptiae  Christi  et  ecclesiae  sacramentum,  non  dubium  est,  illam 
mulierem  non  pertinere  ad  matrimonium,  in  qua  docetur  non  fuisse  nuptiale  mysterium". 
D.  erste  ,,non''  ist  später  eingeschoben,  u.  d.  Kanon  i.  Interesse  d.  Kopulatheorie 
d.  Gegenteil  v.  d.  v.  Leo  Ausgesprochenen  besagen  z.  lassen.  C.  2  (Nikol.  1. 
a.  866),  C.  XXVII,  q.  2.  C.  14  23  25  31,  X  de  spons.  IV.  1.  Esmein,  Le  mariage 
en  droit   canonique  I  97  ff. 

^  Epistola  ad  Rodulfum  et  Frotarium  archiep.  de  nuptiis  Stephani  c.  o.  Migne, 
Patr.  Lat.  CXXVl  145.  Anders  i. :  Ad  regem  de  coercendo  raptu  viduaruni  c.  6. 
Migne  a.  a.  0.  CXXV  1021. 

3  An  sei  m.   Laudun.  Enarr.  in  Matth.  c.  5.    Migne  a.  a.  0.  CLXII  1298  ff. 

*  Dict.  ad  c.  o4,  C.  XXVII,  q.  2.  Daß  ab.  d.  consensus  d.  Ehe  schheße,  i. 
Dict.  ad  C.  XXVII,  q.  2. 

^  Rufinus,  Summa  decretorum.  Ed.  Singer  443.  Summa  Coloniensis  b. 
Ch.  G.  A.  Scheu  rl ,  D.Entwicklung  d.  kirchl.  Eheschließungsrechts  (1877)  165  ff'. 
J.  Fahrner,  Gesch.  d.  Ehescheidung  i.  kan.  R.  I  (1903)   128  ff  169  ff. 

«  Petr.  Lomb..  Sent.  1.  IV,  d.  26  27.  Schling,  D.  Unterscheidung  d.  Ver- 
löbnisse 00  ff".  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  734  f.  So  a.  schon  vor  Hugo 
V.  St.  Vikt.  u.  Petr.  Lomb.  Wilhelm  v.  Champeaux.     Fahruer  a.  a.  0.  131  f. 

■^  C.  :>,  X  de  spons.  duor.  IV,  4.  Vgl.  a.  ebd.  c.  5.  1.  d.  alte  Auffassung  fiel 
zurück  JiUcius  III.     Vgl.  Friedberg,  Quinque  compilationes  antiquae  206. 

**  C.  10,  X  de  eo  qui  cognovit  IV,  13. 

'•'  C.  2  14,  X  de  convers.  conjug.  III,  32.  Trid.  .sess.  XXIV  de  sacr.  matr.  cau.  6. 
Bart  mann.  Lehrb.  d.  Donm.^'lH  824.     Pohle.  Lelirb.  d.  Dogm. ""  III  686  ff 


§  123.    Die  sakramentale  Ehe.  35 

fest,  daß  der  Papst  aus  Gründen  von  der  nicht  vollzogenen  Ehe  dispensieren 
könne,  eine  Meinung,  die  seit  dem  15.  Jahrhundert  auch  durch  die  Praxis 
stärker  zum  Ausdruck  kam  ^ 

Aus  dem  Vorangegangenen  ergibt  sich  von  selbst  die  Beant- 
wortung der  Frage  nach  Materie,  Form  und  Spender  des  Sakraments 
der  Ehe  2.  Ist  der  natürliche  Ehevertrag  zugleich  das  Sakrament  der 
Ehe,  so  sind  die  Spender  des  Sakraments  diejenigen,  welche  den 
Vertrag  schließen,  und  zwar  dadurch,  daß  sie  den  mutuus  consensus 
ausdrücken.  Die  Form  des  Sakraments  ist  die  Erklärung  des  Ehe- 
konsenses durch  Worte  oder  Zeichen.  Die  niateria  remota  sind  die 
Brautleute.  Die  materia  proxima  ist  die  wechselseitige  Hingabe  in 
die  eheliche  Lebensgemeinschaft,  Die  intentio  faciendi  quod  facit 
ecclesia  ist  dann  vorhanden,  wenn  die  Brautleute  eine  erlaubte,  gültige 
und  christliche  Ehe  schließen  wollen,  was  im  Zweifelsfalle  zu  präsu- 
mieren ist.  Die  priesterliche  Benediktion  aber  hat  den  Zweck,  den 
Segen  Gottes  auf  die  Verbindung  herabzurufen,  und  bildet  so,  wie 
Thomas  sagt,  ein  quoddam  sacramentale^. 

Dieser  bis  zum  16.  Jahrhundert  herrschenden  Anschauung  trat  vor  allem 
Melchior  Canus  (f  1560)  gegenüber  mit  der  Behauptung,  der  Priester 
sei  der  Spender  des  Ehesakraments,  die  Benediktion  die  Form  und  der 
Kontrakt  die  Materie.  Er  glaubte  so  die  Saki-amentalität  der  Ehe  den  Neue- 
rern gegenüber  besser  begründen  zu  können  *.  Im  17.  Jahrhundert  wurde 
diese  Theorie  namentlich  in  Frankreich  von  Marcus  Antonius  de 
Dominis^  und  Johann  Launoi^  verteidigt,  um  so  Sakrament  und  Kon- 
trakt trennen  und  der  weltlichen  Macht  den  Kontrakt  überantworten  zu 
können.  Allein  unrichtig.  Aus  der  Menge  der  Gegengründe  seien  nur  einige 
angeführt.  Die  vor  dem  Konzil  von  Trient  eingegangenen  klandestinen  Ehen 
wurden  von  diesem  als  matrimonia  rata  et  vera  anerkannt,  und  geheime 
Ehen  waren  auch  nachher  noch  da  gültig,  wo  das  tridentinische  Dekret  über 
die  Eheschließung  nicht  verkündigt  war.  Auch  verlangte  das  Tridentinum 
zur  Gültigkeit  der   Ehe  nur  die  Gegenwart  des  Pfarrers  und  zweier  Zeugen. 


'  Scherer,  KR.  II  556.     Fohle  a.  a.  0.  685  f. 

2  Schanz  a.  a.  0.  7.38  ff.  Pesch,  Praelect.  dogmat.  VIP  .323  ff  376  ff. 
Bart  mann  a.  a.  0.  817  ff.  Pohle  a.  a.  0.  662  ff  693  ff.  Es  ist  nicht  berechtigt, 
dieser  Frage   i.  KR.  auszuweichen,  wie  Hergenrüther-Hollweck,  KR.  694  f. 

^  Summa  tbeol.  Suppl.  q.  42,  a.  1.  Eugen  IV.  Ad  Arraenos.  Denzinger- 
Bannwart,  Enchiridion  ^"  Nr  702.  Syll.  Nr  66  verwirft,  daß  d.  Sakrament  i.  d. 
priesterl.  Benediktion  bestehe.     Heiner,  D.  Syllabus  802  ff. 

*  Loci  theol.  1.  VIII,  c.  5,  n.  6  ff. 

^  De  republica  ecclesiastica  libri  X,  Lond.  1617  ff.     Pars  II,  1.  V,  c.  11. 

*  Regia  in  matr.  potestas  vel  tract.  de  jure  saecal.  principum  Christian,  in 
sanciendis  impediraentis  matr.  dirim.,  Col.  Allobr.   1731.    Opp.  Tom.  I,  pars  2. 


86     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

Der  Pfarrer  brauchte  nicht  einmal  Priester  zu  sein.  Derselbe  war  bzw.  ist 
nicht  mehr  als  testis,  freilich  testis  qualificatus.  Es  genügte  seine  assistentia 
passiva.  Auch  die  Ehe  coram  parocho  reluctante  war  gültig.  Wäre  die 
Benediktion  die  Form,  so  hätte  die  Kirche  sicher  Mie  bei  den  andern  Sakra- 
menten für  eine  einheitliche  Form  gesorgt;  aber  noch  das  Tridentinum  ge- 
stattet den  CTebrauch  abweichender  herkömmlicher  Formeln '.  Bei  manchen 
Ehen  hat  die  Benediktion  zu  unterbleiben  usw.  - 

§  124. 
Die  weiteren  Arten  der  Ehe. 

Man  unterscheidet  außer  der  natürlichen  und  sakramentalen  Ehe 
noch  folgende  Arten  der  Ehe: 

a)  Matrimonium  legitimum.  Darunter  verstand  man  zunächst  eine 
nach  den  bürgerlichen  Gesetzen  (leges)  gültige  Ehe.  Dann  wurde 
auch  die  nach  den  kirchlichen  Gesetzen  (canones)  kirchlich  gültige 
Ehe  der  Christen  so  bezeichnet.  Dafür  kam  aber  der  Ausdruck  m.  ratum 
auf.  So  versteht  man  heute  unter  matrimonia  legitima  die  Ehen 
der  Ungetauften,  geschlossen  nach  dem  natürlichen  und  bürgerlichen 
Rechte. 

b)  M.  ratum.  So  wird  heute  durchweg  die  nach  dem  kirchlichen 
Gesetz  geschlossene,  unvollzogene  sakramentale  Ehe  der  Christen 
bezeichnet  ^. 

c)  M.  consummatum.  Eine  solche  Ehe  entsteht  durch  die  copula 
carnalis. 

d)  M.  verum,  eine  wirkliche,  wahre  Ehe  der  Christen  und  Nicht- 
christen . 

e)  M.  praesumptum,  wenn  vom  Hecht  unter  gewissen  Umständen 
die  Existenz  einer  gültigen  Ehe  auch  ohne  förmliche  Eheschließung 
angenommen  wird. 


Vor  dem  Konzil  zu  Trient  war  die  gegenseitige  Konsensabgabe  zum  Ehe- 
abschluß genügend  und  war  es  auch  nachher  noch  bis  zum  Dekret  .,Ne  fernere *" 
da,    wo  das  tridentinische  Ehedekret,  d.  h.  die  Vorschrift,    daß    die   Ehe  vor 


^  Sess.  XXIV  de  ref.  nuitr.  c.   1. 

^  G.  D.  Berg,  Ib.  d.  Erforderlich  k  ei  t  d.  priesterl.  Eheeinsegnung  z.  Sakr.  d. 
Ehe,  1836.  Th.  M.  Filser,  Dogniatisch-kanon.  Untersuchung  üb.  d.  Ausspender 
d.  Ehesakraments  2,  1844.  A.Fischer,  D.Spender  d.  Sakrament.  Gnade  b.  d.  nnt. 
Christen  gcschloss.  Kliebündnisscn ,  1845,  v.  Sulerzyski.  Wer  ist  Minister 
b.  (I.  Sakr.  d.  Ehe?  1881.  Heichl.  iilt.  Lit.  b. :  Phillips,  Lehrb.  d.  KHs-  592«': 
Permuneder-.Silhernagl,  Lehrh.  d.   KRs  640 '\-  Scherer,  KK.  II  162'. 

'  f;b.  d.  Ent\vicklung  d.  Ausdrucks  Errisen,  <Jesch.  d.  kan.  EHs  71  ff. 

<  C.  7.   X   dr  divort.   IV,   19. 


§  124.    Die  weiteren  Arten  der  Ehe.  87 

dem  Pfarrer  und  zwei  Zeugen  einzugehen  sei.  weil  nicht  verkündigt,  nicht 
galt.  Da  vermutete  nun  das  Eecht  mit  einer  praesumptio  juris  et  de  jure 
in  der  zwischen  zwei  Verlobten  stattgehabten  copula  carnalis  den  wirk- 
samen Konsens  zur  Herstellung  der  Ehe.  Doch  wurde  diese  Art  von  Ehe 
schon  durch  Dekret  der  Inquisition  vom  15.  Februar  1892  so  gut  wie  gänz- 
lich beseitigt  \ 

i)  M.  piitativum,  die  vermeintliche  oder  Scheinehe.  Darunter  ver- 
steht man  eine  Ehe,  die  in  facie  ecclesiae  eingegangen  wurde  und 
von  den  beiden  Gatten  selbst  oder  wenigstens  von  einem  derselben 
in  gutem  Glauben  für  gültig  gehalten  wird,  es  aber  wegen  eines  un- 
bekannten trennenden  Ehehindernisses  nicht  ist  2. 

g)  M.  validum,  invalidum,  gültige  oder  ungültige  Ehe^. 

h)  M.  licitum,  illicitum:  letzteres  bei  aufschiebendem  Ehehindernis. 

i)  M.  publicum,  clandestinum.  M.  publicum  ist  die  nach  Aufgebot 
in  Form  Rechtens  geschlossene  Ehe.  M.  clandestinum  ist  die  ohne 
Aufgebot  unter  Vernachlässigung  der  Rechtsform  attentierte  Ehe. 

Vor  dem  Dekret  „Ne  temere"  war  eine  öffentliche  Ehe  eine  solche,  die 
in  facie  ecclesiae,  auf  tridentinischem  Boden  vor  dem  Pfarrer  und  zwei  Zeugen 
nach  stattgehabtem  Aufgebot  eingegangen  wurde.  Eine  geheime  oder  richtiger 
formlose  Ehe  war  eine  kirchlich  gültige,  wenn  auch  unerlaubte  Ehe,  die  auf 
vor-  oder  nichttridentinischem  Boden  ohne  Aufgebot  und  ohne  priesterliche 
Assistenz  geschlossen  wurde. 

k)  M.  conscientiae,  secretum,  occultum  ist  die  in  Form  Rechtens 
geschlossene  Ehe,  wobei  aber  die  Tatsache  des  Eheabschlusses  geheim 
gehalten  wird,  weswegen  auch  keine  Proklamation  stattfindet. 

1)  M.  morganaticum,  morganatische  Ehe,  salische  Ehe,  Ehe  zur 
linken  Hand.  Das  ist  eine  zwar  kirchlich  gültige  Ehe,  aber  vertrags- 
mäßig nehmen  in  ihr  die  Frau  und  die  Kinder  an  den  Standes-  und 
Vermögensrechten  des  Mannes  und  Vaters  nicht  teiH. 


>  C.  15  30,  X  de  sponsal.  IV,  1.  A.  f.  k.  KR.  LXVII  (1892)  467  f.  M.  Leitner, 
Üb.  d.  matrimonia  praesumpta  (A.  f.  k.  KR.  LXXVI  [1896]  251  ff). 

-  Wo  d.  trident.  Dekret  nicht  galt,  mußte  d.  Ehe  wenigstens  proklamiert  worden 
sein.  C.  3,  §  1,  X  de  clandest.  despons.  IV,  3.  Vgl:  C.  2  8  10  14,  X  qui  filii 
sint  iegitimi  IV,  17:  C.  19,  X  de  sponsal.  IV,  1.  Alt.  Lit.  üb.  d.  Putativehe 
b.:  Scherer,  KR.  II  109":  Silbernagl,  KR."  522  ^  0.  H.  Mankiewicz. 
D.  Voraussetzungen  d.  Putativehe  i.  d.  Rechtsquellen  d.  gem.  Rechts  u.  n.  heutiger 
Doktrin,  1895.  P.  Carteron,  Du  mariage  putatif  et  des  effets  de  la  nuUite  en 
genäral  en  matierc  de  mariage,  1907.  G.  Hörn,  D.  Rechtsstellung;  d.  Putativ- 
kinder,  1912.     R.  Morel,  Etüde  historique  sur  le  mariage  putatif,  1913. 

*  Nicht  begründet  ist  d.  Unterscheidung:  m.  invalidum  —  weg.  e.  trennenden 
Ehehindernisses,  u.   m.  imllum  —  ^eg.  Mangels  d.  gesetzl.  Form. 

*  Morganatische  Ehe,  Ebe  ad  (legem)  moiganaticam  heißt  diese  etwa  desweg., 
weil    d.  Mann   d.  Frau    a.  d.  d.  Hochzeit   folgenden  Morgen    d.  e.  Morgengabe  ent- 


38     I^  •  Bucli.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kup. :  Die  Ehe. 

m)  Eine  MilUieirat,  m.  inaequale,  disparagium.  liegt  dann  vor, 
wenn  eine  Ehe  ohne  die  bei  der  morganatischen  Ehe  bemerkten 
Folgen  zwischen  Personen  hohen  und  niederen  Standes  eingegangen 
wird  (Mesalliance)  ^ 

n)  Die  Zivilehe  (m.  civile)  ist  die  nach  den  Staatsgesetzen  vor  der 
weltlichen  Obrigkeit  geschlossene  Ehe. 

S  125. 
Die  Jurisdiktion  über  die  Ehe. 

Z.  Gescliiclitl.  vgl.  d.  §  122  angeg.  Lit.  üb.  Gesch.  d.  ERs:  ferner:  E.  Fried- 
berg, D.  Recht  d.  Eheschließung  i.  s.  geschichtl.  Entwicklung,  1865:  P.  Schön, 
Beziehungen  zw.  Staat  u.  Kirche  a.  d.  Gebiet  d.  Eherechts,  1901.  —  Alt.  Lit.  b. 
Scher  er,  KR.  II  93  106^%  Silbernagl,  KR."  525.  J.  A.  Theiuer,  Variae 
doctoram  cathol.  opiniones  de  jure  statuendi  impedimcnta  matrim.  dirimentia,  1825. 
[Josephincr.]  N.  München,  De  jure  eccles.  cathol.  statuendi  imped.  matr.  dirim., 
1827.  [Hermesianer.]  J.  B.  Rosentritt,  De  terminis  civil,  et  eccles.  potestatis 
sup.  cathol.  matr.,  1842.  Cb.  d.  Recht  d.  Sts  u.  d.  K.  i.  Betreff  d.  E.  (Z.  f. 
Philos.  u.  k.  Theol.  N.  F.  IV  [1843],  Hft  3,  S.  1  ff).  A.  Heuser,  Dissertatio 
theol.-canon.  de  potest.  statuendi  imped.  dirim.  pro  fidel,  matr.  soli  ecclesiae  propria, 
1853.  G.  Schur  er,  D.  Grenze  zwisch.  d.  kirchl.  u.  staatl.  Gesetzgebung  u.  Ge- 
richtsbarkeit  i.    Ehesachen    m.   besond.   Beziehung    a.    Württ.    (A.    f.   k.   KR.    VII 


schädigte.  Salische  Ehe  vielleicht  desweg.,  entweder  weil  sie  b.  d.  Salfranken 
hauptsächl.  i.  Übung  war,  oder  weil  sie  v.  ihnen  z.  andern  Stämmen  überging. 
Ehe  z.  linken  Hand,  weil  d.  Frau  d.  Mann  nur  a.  d.  linke  oder  schwächere  Hand 
angetraut  wird.  Sie  ist  b.  d.  Mitgliedern  souveräner  Fürstenhäuser  u.  d.  deutschen 
reichsständ.  Adels  a.  heute  noch  gesotzl.  möglich  (EG.  Art.  57  58).  B.  de  Ni  eb  ei- 
se liütz,  De  matr.  ad  morganaticam,  1851.  0.  Klein,  Beiträge  z.  Lehre  v.  d. 
morganat.  Ehe,  1897.  0.  v.  Dungern,  D.  Problem  d.  Ebenbürtigkeit,  1905. 
Alt.  Lit.  b.:  Scherer,  KR.  II  lOP":  Silbernagl,  KR."  522«.  Vgl.  a.  Staats- 
lexikon *  s.  V.  Ebenbürtigkeit. 

'  C.  F.  Dieck,  D.  Gewissensehe  u.  Mißheirat,  1838.  H.  Zöpfl,  Cb.  Miß- 
lieiraten,  1853.  Alt.  Lit.  b.  Si  1  b  er  n  a  g  1 ,  KR.*  523".  —  N.  gemeiner  Lehre  liegt 
d.  Unterschied  zwisch.  morganat.  Ehe  u.  Mißheirat  darin,  daß  b.  ersterer  d.  miß- 
lichen Folgen  f.  Frau  u.  Kinder  a.  privat.  Abmachung,  b.  letzterer  a.  d.  objekt. 
Recht  beruhen.  Seh  er  er,  KR.  II  lOP'.  Vgl.  a.  Staatslexikon*  s.  v.  Eben- 
bürtigkeit. —  E.  matr.  inaequale  war  a.  d.  i.  d.  römisch.  Kaiserzoit  anerkannte 
Konkubinat,  e.  d.  Ehe  ähnliclie,  m.  Rechtsfolgen  ausgestattete  monogame  Verbindung. 
Diesen  monogamen  Konkul)inat  anerkannte  a.  d.  Kirche;  doch  verlor  er  s.  nach  u. 
nach  s.  d.  5.  .Thdt.  Freisoi.  Gesch.  d.  kan.  KRs  45  ff.  Seh  er  er,  KR.  II 
'.Hf  98.  P.  Meyer,  D.  röm.  Konkubinat,  1895.  | Anhang:  D.  christl.  Kirche  d. 
Aljfndlandcs  u.  d.  christl. -gerni.  Staat  i.  ihr.  Verh.  z.  Konkubinat.]  Costa,  II  con- 
(ubinato  in  Roma  (Bull,  drll' Inst,  di  diritto  rom.  XI  [1900]  233  ff).  l*'b.  Fortbestand 
i.  d.  germ.  Länderii :  H.  Brunn  er,  D.  unehel.  Vaterschaft  i.  d.  «lt.  germ.  Rechten 
CA.  d.  Savigny-Stiftung  f.  Rsgschte,  Germ.  Abt.  XVII  [189Ö]  1  ff).  Anders  Scherer, 
Kl;.  II   95  9Sf. 


§  125.    Die  Jurisdiktion  über  die  Ehe.  39 

[1862]  Iff).  G.  Pfizer,  Ehe,  St.  u.  K.  (Deutsche  Zeit-  u.  Streitfragen,  72.  Hft), 
1890.  J.  Bieder  lack,  Weltl.  Ehegesetze  ii.  ihre  Geltung  (Z.  f.  k.  Theol.  XVII 
[1893]  645  ff).  Fisichella,  Chiesa  e  stato  nel  matrimonio,  1897.  E.  Huszär, 
De  potestate  eccles.  circa  niatr.  et  de  jure  matrjm.  Hungarico,  1900.  B.  Melata, 
De  potestate,  qua  matr.  regitur  et  de  jure  matr.  apud  praecipuas  nationes,  1903. 
F.  Brandileone,  Saggi  suUa  storia  della  celebrazione  del  matrimonio  in  Italia, 
1906.  G  i  0  b  b  i  0 ,  Lezioni  di  diplomazia  ecclesiastica  III  32  ff  503  ff.  P  o  h  I  e ,  Lehrb. 
d.  Dogm.  ^  III  697  ff. 

Der  Kirche  allein  ist  von  Gott  die  Gewalt  gegeben,  die  Sakramente 
zu  verwalten  und  daher  salva  substantia  der  gottgeordneten  Form 
und  Materie  auch  die  Bedingungen  für  deren  gültigen  und  erlaubten 
Empfang  festzustellen.  Deshalb  kommt  ihr  auch  ursprünglich  und  aus- 
schließlich die  Jurisdiktion  über  das  Sakrament  der  Ehe  zu  ^  Von 
dieser  prinzipiellen  Berechtigung  in  Ehesachen  hat  die  Kirche  auch 
jederzeit  ausgiebigen  Gebrauch  gemacht. 

Nach  dem  Beispiel  Jesu  Christi  -  hat  schon  der  Apostel  Paulus  Ehe- 
gesetze gegeben '.  Nicht  weniger  übte  die  älteste  Kirche  ihre  Jurisdiktion 
hierin  aus.  So  verlangte  sie  vor  allem,  daß  die  Ehen  unter  ihrer  Mitwirkung 
eingegangen  werden  sollten  *.  Auch  stellte  sie  schon  frühe  Ehehindernisse 
auf^.  Im  übrigen  schlössen  die  Christen  ihre  Ehen  nach  den  staatlichen 
Gesetzen,  soweit  dieselben  den  kirchlichen  nicht  widersprachen  (matrimonium 
legitimum)  ^.  Wenn  dann  je  von  Christen  nach  den  staatlichen  Gesetzen  eine 
kirchlich  unerlaubte  oder  ungültige  Ehe  geschlossen  wurde,  so  machte  die 
Kirche  von  ihren  Strafmitteln  gegen  solche  Gebrauch'. 

Als  das  Römerreich  christlich  geworden  war,  beharrten  die  römischen 
Kaiser  in  ihrer  selbständigen  und  unbeschränkten  Ehegesetzgebung  ^.    Soweit 


'Leo  XIII.,   .Arcanum"  v.  10.  Febr.  1880. 

2  Mt  5,  B2:  19,  4  ff.  M  Kor  5,  1  ff:  7,  12  ff.     2  Kor  6,  14  f. 

*  Ignat.,  Ad  Polyc.  c.  5:  ll(ji-zi.  ok  zolg  yaiio'jat  /.at  Talg  ya/j.ou/j.i^aig  /j.szä 
y>oj/j.rjg  ro'j  i~t(T/.Ö7:o'j  r^v  sxoffiv  TtoiBiai^kjA.  v>a  o  yd-ixog  ^  y.ard  li'jpio'^  y.al  fiy)  '/.o.r 
ino'f^Di'j.ia,'.  TertuU.,  De  pudicitia  c.  4:  „Tdeo  penes  nos  occultae  quoque  conjunc- 
tiones,  id  est  non  prius  apud  ecclesiam  professae,  juxta  moechiam  et  fornicationem 
judicari  periclitantur."  Ders. ,  De  monogamia  c.  11.  I.  e.  Papyrus  a.  d.  4.  -Jhdt 
wird  d.  Klage  e.  christl.  Frau  geg.  ihr.  Mann  verhandelt  i-l  T.apo'jcria  roy^  inKT/.ö-or^ 
y.a\  rJiv  a<?c/eJiv  aozo^j  (Z.  f.  k.  Thool.  XXXV  [1911]  414  ff).  Achelis,  D. 
Christentum  i.  d.  erst,  drei  Jhdten  II  99. 

^  So  verbot  schon  d.  Synode  v.  Elvira  ca  a.  300,  c.  15 — ^17,  d.  Ehe  zw.  Christen 
u.  Heiden.     Lauchert,  D.  Kanones  usw.  16. 

«  Ob.  S.  86. 

"  Just.  Mart. ,  Apol.  I,  c.  15.  Umgekehrt  erklärte  Papst  Kallistus  (217 — 222) 
d.  n.  röm.  Recht  ungültigen  Ehen  zwisch.  vornehm.  Römerinnen  u.  Sklaven  od. 
Freigelassenen  f.  gültig.  Hippolyt. ,  Philosoph.  1.  IX,  c.  12.  Migne,  Patr. 
Graec.  XVI  3386.     I.  Döllinger,  Hippolyt  u.  Kallistus  (1852)  158  ff'. 

®  Selbständig:  Nov.  22,  pracf.  Unbeschränkt:  L.  26,  C.  de  nupt.  V,  4.  Schnee- 
mann   (D.  Irrtümer   üb.  d.  Ehe'  93  f)  u.  a.  lassen  d.  Kaiser  hierin  nur  i.  Auftrag 


90     1^-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

dieselbe  den  kirchlichen  Forderungen  entsprach,  richtete  sich  die  Kirche 
danacli '  und  nahm ,  wo  sie  jetzt  selbständig  namentlich  auf  Synoden  eine 
reiche  ehegesetzgeberische  Tätigkeit  entfaltete-,  staatliche  Gesetze  geradezu 
in  ihr  Eherecht  auf  ^  Umgekehrt  verbesserten  die  Kaiser  das  weltliche  Ehe- 
recht durch  Aufnahme  kirchlicher  Bestimmungen  \  Wo  aber  noch  ein  Gegen- 
satz bestand,  da  hat  die  Kirche  eventuell  staatlich  gültige  Ehen  für  ungültig 
und  staatlich  ungültige  für  gültig  erklärt '". 

Nur  mühsam  konnte  die  Kirche  ihr  Eherecht  in  den  germanischen  Staaten 
zur  Geltung  bringen  gegenüber  den  alten  Yolksrechten  und  den  ungezügelten 
Leidenschaften  der  Deutschen,  namentlich  auch  einzelner  ihrer  Herrscher,  wie 
Lothars  II.,  Heinrichs  IT.,  Philipp  Augusts  IL  von  Frankreich*.  Aber  seit 
der  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  hatte  sie  definitiv  die  Jurisdiktion  des  Staates 
in  Ehesachen  so  ausgeschlossen,  daß  demselben  nur  noch  die  Entscheidung 
über  die  bürgerlichen  Rechtsfolgen  der  Ehe  zustand ".  Die  kirchlichen  Ge- 
richte aber  entschieden  nach  kirchlichem  Gesetz  über  die  Gültigkeit  der  Spon- 


a.  Kirche  handeln,  ab.  unrichtig.  C.  1  (Nikol.  I.  a.  863),  D.  X.  C.  2  (Nikol.  L 
a.  866),  C.  XXVII,  q.  2.  C.  1  (Nikol.  I.  a.  866),  C.  XXX,  q.  3.  Wernz- 
Laurentius,  Jus  decretalium  IV  1  (1911),  78^*^.  J.  Fahrner,  Gesch.  d.  Ehe- 
scheidung i.  kan.  K.  I  (1903)  25  ff. 

^  Ambr.,  Ep.  60  Ad  Patern,  c.  8.  Migne,  Patr.  Lat.  XVI  1236.  August..  De 
civ.  Dei  1.  XV,  c.  16.  Migne  a.  a.  0.  XLI  459.  C.  12  (Leo  I.  a.  458  od.  459), 
C.  XXXII,  q.  2. 

^  Elvira  ca  a.  300,  c.  8  ff.  Arles  a.  314,  c.  10  11.  Aucyra  a.  314,  c.  11  ff  usw. 
Hefele,KonziliengschteM  158ff  210f  230ff.   LeoXIIL,  „Arcanum''  v.  10.  Febr.  1880. 

^  Z.  B.  d.  Ehehindernis  d.  geistl.  u.  gesetzl.  Verwandtschaft. 

*  L.  6,  C.  de  Jud.  I,  9. 

•''  Hier.,  Ep.  77  Ad  Ocean. :  „Aliae  sunt  leges  Caesaruni.  aliae  Christi:  aliud 
Papianus,  aliud  Paulus  noster  praecipit".  C.  4  (Ambr.),  C.  XXXII,  q.  4.  C.  2 
(Ambr. ),  C.  XXXIII.  q.  2.  G.  Stanghellini,  II  diritto  matrimoniale  uelU' 
opere  dei  padri  della  cliiesa  (Arch,  giuridico  LXXXIV  [1910]  77  ff).  Ch.  Boucaud, 
La  premit'^re  ebauchc  d'un  droit  chretien  dans  l'antiquite  romaine  (Extrait  de  l'Uni- 
versite  catholique),   1912. 

6  C.  2  (Alex.  IL  a.  1061—1073),  C.  XXXV,  q.  5.    C.  1  (Urban  IL  a.  1088—1099). 

C.  XXXI,   q.  2.     C.  5  (Paschalis  II.  a.   1100-1115),  C.  XXX,  q.  3.     R.  Sohm. 

D.  geistl.  Gerichtsbarkeit  i.  fränk.  Heicii  (Z.  t  KU.  IX  [1870]  193  ff,  bes.  242  ff). 
Ders.  a.  a.  0.  XVII  (lS82j  177  ff.  Lüning,  Gesch.  d.  deutsch.  KRs  II  540  ff. 
bes.  627  ff'.  M.  Sdralek,  Hinkmars  v.  Reims  kanonist.  Gutachten  üb.  d.  Ehe- 
scheidung d.  König.s  Lothar  II.  (1884)  86  ff.  Dageg.  Scherer  i.  A.  f.  k.  KR.  XLV 
(1881)  467  ff.  H.Schrörs,  Hinkmar.  Erzb.  v.  Keims  (1884)  193  ff  499  ff  E.Soh- 
ling,  D.  Unterscheidung  d.  Verlöbnisse  (1887)  44.  Freisen.  Gesch.  d.  kan.  EK.>> 
865  ff.  Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique  I  10  ff.  Fahrner,  Ge.sch.  d. 
Ehescheidung  I  G7  ff. 

■  Dict.  Grat,  ad  c.  7,  C.  II.  <i.  8:  „.  .  .  cum  matrimonia  liodic  regantur  jure 
poli,  non  jure  fori".  Vsl.  a.  d.  Änl.u-run;^^  Huguccios  i  Schulte,  Gesch.  d. 
(Quellen  usw.  I   167  '•. 


§  125.    Die  Jurisdiktion  über  die  Ehe.  91 

salien,  Gültigkeit  oder  Ungültigkeit  der  Ehe,  Ehelichkeit  der  Kinder,  Scheidung 
oder  Auflösung  der  Ehe  \ 

Vereinzelte  Versuche,  die  Jurisdiktion  der  Kirche  in  Ehesachen  zu  durch- 
brechen, waren  vergebens ;  so  der  Ludwigs  des  Bayern,  der  eigenmächtig  die 
Ehe  der  Margarete  Maultasch  mit  Heinrich,  dem  Sohne  Johanns  von  Böhmen, 
löste  und  zum  Zweck  deren  Verehelichung  mit  seinem  Sohne  Ludwig  von 
einem  verbotenen  Grad  der  Blutsverwandtschaft  dispensierte  -.  Als  aber 
Luther  in  die  Ehe  entwürdigender  Weise  erklärte,  „daß  die  Ehe  ein  äußerlich 
weltlich  Ding  ist,  wie  Kleider  und  Speise,  Haus  und  Hof,  weltlicher  Obrigkeit 
unterworfen,  wie  das  beweisen  so  viel  kaiserliche  Rechte  darüber  gestellet"  ^, 
und  ihm  folgend  auch  andere  Neuerer  die  Sakramentalität  der  Ehe  leugneten,  da 
ging  in  den  protestantisch  gewordenen  Staaten  die  Ehegerichtsbarkeit  an  diese 
über,  wenn  auch  zunächst  noch  geistlichen  Behörden  (Konsistorien)  überlassen  *. 

Demgegenüber  definierte  die  Kirche  auf  dem  Konzil  zu  Trient,  daß  die 
Ehe  ein  Sakrament  sei,  daß  demgemäß  die  Kirche  das  Recht  habe,  Ehe- 
hindernisse aufzustellen  und  in  Ehesachen  zu  entscheiden  ^. 

Nichtsdestoweniger  begannen  auch  die  katholischen  Staaten,  die  Ehe  mehr 
und  mehr  in  den  Bereich  ihrer  Jurisdiktion  hineinzuziehen.  Den  Weg  hierzu 
bahnte  die  vor  allem  von  Marcus  Antonius  de  Dominis  und  Johann 
Launoi  vertretene  Ansicht,  daß  in  der  Ehe  Vertrag  und  Sakrament  zu 
trennen  seien,  daß  es  der  weltlichen  Obrigkeit  zukomme,  Ehegesetze  zu 
geben,  Ehehindernisse  aufzustellen,  der  Kirche  aber  nur  mit  Genehmigung 
des  Staates  **.  Diesen  folgten  die  gallikanischen .  febronianischen,  josephini- 
schen  und  aufklärerischen  Kirchenrechtslehrer'.  Im  gleichen  Sinne  sprach 
sich  auch  die  Synode  von  Pistoja  1786  aus. 

Die  Sätze  der  letzteren  wurden  aber  von  Pius  VI.  in  der  Bulle  „Auc- 
torem  fidei"  verworfen^  und   von   demselben   und  folgenden  Päpsten  erklärt, 


^  D.  Beweis  liegt  je  i.  vierten,  d.  ER.  behandelnd.  Buch  d.  offiziell.  Teile  d. 
Corpus  jur.  canonici. 

2  Unterstützt  wurde  Ludwig  hierb.  d.  W.  Occam  (De  jurisdict.  imperatoris 
in  causis  matrimonial,  a.  1342;  Goldast,  Monarchia  I  21  ff )  n.  Marsilius  v. 
Padua  (Tractatus  consultationis  super  divortio  etc.:  Goldast  a.  a.  0.  II  1886 
[richtig  1282]  ff;  doch  ist  d.  Abfassung  d.  letzt.  Schrift  d.  Marsilius  fraglich. 
S.  Riezler,  D.  liter.  Widersacher  d.  Päpste  z.  Zeit  Ludwigs  d.  B.  [1874]  234ff). 
Neues  A.  d.  Ges.  f.  ä.  d.  Geschichtskunde  XXXI  (1905)  735. 

«  I.  d.  Schrift:  V.Ehesachen,  Wittenb.  1530.  H.  L  v.  Strampff,  Dr  Martin 
Luther:  Üb.  d.  Ehe.  A.  Dr  Martin  Luthers  Schriften  zusammengetragen  (1857) 
423.  W.  Kawerau,  D.  Reformation  u.  d.  Ehe,  1892.  F.  Falk,  D.  Ehe  a.  Aus- 
gang d.  MAs  (1908)  71  ff.  H.  Grisar,  Luther  I»  (1911)  356f;  II «  (1911)  30  ff 
199  ff  216  ff  491  ff;    IIP  (1912)   151  ff'.     Realenzykl.    f.  prot.  Thcol.  u.  K.  =^  V  192  ff. 

*  Friedberg,  D.  Recht  d.  Ehescbl.  169  ff".  Ders.,  KR.  »^  417f. 
^  Sess.  XXIV  de  sacr.  matr.  can.  1  4  12.  ^  sjehe  ob.  S.  85. 
'  Z.  Lit.  vgL  Seh  er  er,  KR.  II  102  ^^  ^t  104*1  1Q542 

*  Prop.  damn.  58  59  60.  D  enz  in  ge  r -Bann  wart ,  Enchiridion  ^^  Nr  1558  ff'. 
U.  Lampert,  Z.  Gesch.  d.  eherechtl.  Sätze  i.  d.  Bulle  ,Auctorem  fidei"  (Compte 
rendu  du  Congres  internal,  des  cathol.  [Fribourg  1897]  sect.  IV,  178  ff). 


92     I^  •  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

daß  sämtliche  das  Wesen    der   Ehe   von    Christen    betreffenden   Verhältnisse 
allein  der  kirchlichen  Jurisdiktion  unterstellen  '. 

Jedoch  hatte  man  staatlicherseits  die  verworfenen  Anschauungen  in 
Frankreich-,  Osterreich  und  Preufäen  bereits  mehr  oder  weniger  in  das  Leben 
eingeführt.  Joseph  II.  erklärte  in  seinem  Ehepatent  vom  16.  Januar  1783 
die  Ehe  als  einen  bürgerhchen  Vertrag,  für  den  die  Landesgesetze  maß- 
gebend seien  ^.  Ebenso  ist  das  Eherecht  des  Allgemeinen  Landrechts  für  die 
preußischen  Staaten  vom  4.  Februar  1794  auf  der  reinen  Vertragstheorie 
aufgebaut  *.  Doch  sind  diese  und  andere  deutsche  staatlichen  Eherechte  *  in 
der  Hauptsache  immer  noch  konfes.sionell  gehalten  gewesen  und  deckten  sich 


1  Plus'  VL  Ep.  ad  episc.  Motulensem  v.  16.  Sept.  1788.  Pius'  VII.  Ep.  ad 
archiep.  Mogunt.  v.  8.  Okt.  1803.  Syll.  Nr  68  69  70  73  74.  Heiner,  D.  Sylla- 
bus  307  ff.     Leo  XIII.,  „Arcanum"  v.  10.  Febr.  1880. 

2  Schulte,  Handb.  d.  k.  ERs  496  ff.  Friedberg,  D.  R.  d.  Eheschi.  499  ff. 
P.  F.  Stalin,  D.  Form  d.  Eheschließung  u.  d.  neuer.  Gesetzgebungen  (Z.  f.  KR. 
IV  [1864]  350 ff;  [a.  sep.]).  J.  Basdevant,  Des  rapports  de  l'Eglise  et  de  l'Etat 
dans  la  legislation  du  mariage  du  Concil  de  Trente  au  Code  civil,  1900.  Weit. 
Lit.  üb.  d.  neuere  franz.  ER.:  Seh  er  er,  KR.  11  93 ;  Friedberg,  KR.«  412. 
Vgl.  a.  ob.  S.  77. 

3  Schulte  a.  a.  0.  485 ff.  Friedberg,  D.  R.  d.  Eheschi.  140ff.  Stalin. 
D.  Form  d.  Eheschließ,  usw.  (Z.  f.  KR.  V  [1865]  154  ff).  C.  Wolfs  grub  er,  Kar- 
dinal Migazzi  (1892)  645  ff.  Bei  dtel-Huber ,  Gesch.  d.  österr.  Staatsverwaltung 
1740—1848  I  (1896)  259ff.  Scherer,  KR.  II  113ft'.  A.  Rösch,  D.  KR.  i.  ZA. 
d.  Aufklärung  (A.  f.  k.  KR.  LXXXV  [1905]  29  ff).  Haring,  KR.  392  f.  H.  Bast- 
gen, D.  Ehepatent  v.  13.  April  1808  f.  Salzburg  u.  Berchtesgaden  (A.  f.  k.  KR. 
XCII  [1912]  425  ff).  Weit.  Lit.  üb.  d.  neuere  österr.  ER.;  Scherer,  KR.  II  93; 
Friedberg,  KR.  «^  411.     Vgl.  a.  ob.  S.  77. 

*  Schulte,  Handb.  d.  k.  ERs  493  ff.  Friedberg,  D.  R.  d.  Eheschi.  690  ff'. 
Stalin,  D.  Form  d.  Eheschi.  usw.  (Z.  f.  KR.  V  [1865]  177  ff ).  Rieh ter-Do ve- 
Kahl,  KR.  1035  ff.  Lämmer,  KR.^  488  ff.  Weit.  Lit.  üb.  d.  neuere  preufs.  ER.: 
Scherer,  KR.  H  93;  Friedberg,  KR.«  411.     Vgl.  a.  ob.  S.  77. 

^  I.  Württemberg  wurden  d.  kath.  Einwohner  derjenigen  Landesteile,  i.  welchen 
b.  dahin  noch  d.  ehemal.  vorderösterr.  Ehegesetzgebung  gegolten  hatte,  f.  d.  Zukunft 
i.  Ehesachen  d.  gemein.  Recht  d.  kath.  Kirche  u.  d.  bischöfl.  Gerichtsbarkeit  unt. 
d.  gleichen  Bestinmiungen  wie  d.  ührigen  kath.  Staatsangehörigen  unterworfen  (Ges. 
v.  30.  Jan.  1862,  Art.  8).  Vogt,  Sammlung  256.  Art.  9  d.  gen.  Ges.  reserviert  d. 
Staat  d.  Recht ,  supplementär  trennende  Ehehindernisse  aufzustellen ,  u.  dem- 
entsprcchende  Ehegerichtsbarkeit.  Friedberg,  D.  K*.  d.  Eheschi.  680f.  It.  Schurer, 
1).  Grenze  zw.  d.  kirchl.  u.  staatl.  Gesetzgebung  u.  Gerichtsbarkeit  i.  Ehesachen 
m.  besond.  Beziehung  a.  Württ.  (A.  f.  k.  KR.  VII  [18621  1  ff).  A.  Hauber. 
D.  kirchenrechtl.  Verhandlungen  a.  d.  württ.  Landtag  1861  (Z.  f.  KR.  II  [1862] 
357  ff,  bes.  402  ff),  (iolther,  D.  St.  u.  d.  k.  K.  i.  Württ.  337  ff.  Gaupp-Göz. 
I>.  Staatsr.  d.  Künigr.  Württ.  ^  420.  Fleiner,  Staatsrecht!.  Gesetze  Württ.  486  f. 
Art.  8  u.  9  sind  natürlich  s.  d.  BGB.  veraltet.  P  f  af  f -Sprol  1 ,  Gesetzeskunde  I 
35'.  Weit.  Lit.  üb.  d,  neuere  württ.  KR.  ob.  S.  77.  —  F.  Bayern  vgl.:  Fried- 
berg a.  a.  O.  148  ff;  Schnitzer,  Kath.  ER.  59:  ob.  S.  77.  —  F.  Baden  vgl.: 
Friedber«  a.  a.  0.  684  ff :  R  i  ch  t  er- Do  v  e  -  K  a  h  1 ,  KR.  1035  3";  ob.  S.  77. 


§  126.    Die  Zivilehe.  93 

in  vielen  Stücken  mit  dem  katholischen  Eherecht.  Namentlich  funktionierten 
gerade  und  nur  die  Pfarrer  als  Staatsbeamte  hierin.  Wesentlich  anders 
wurde  es  bei  Einführung  der  Zivilehe. 

Nach  den  angeführten  Erklärungen  des  Tridentinums  und  der  Päpste 
kommt  es  der  Kirche  allein  zu,  Ehehindernisse  aufzustellen  und  in 
Ehesachen  zu  entscheiden;  näherhin  stehen  sämtliche  das  Wesen  der 
Ehe  von  Christen  betreffende  Verhältnisse  unter  der  kirchlichen  Juris- 
diktion allein.  Die  Befugnis,  allgemeine  Ehehindernisse  aufzustellen, 
kommt  nur  dem  Papst  und  den  allgemeinen  Konzilien  zu.  Doch  könnte 
auch  durch  eine  allgemeine  Gewohnheit  ein  Ehehindernis  eingeführt 
werden.  Der  Bischof  kann  aus  bestimmtem  Grunde  die  Eingehung 
einer  einzelnen  Ehe  verbieten. 

Da  die  Ehe  aber  auch  von  großer  Bedeutung  ist  für  die  Gesell- 
schaft und  den  Staat,  so  ist  naturgemäß  auch  der  Staat  berechtigt, 
Gesetze  zu  erlassen  über  die  mit  der  Ehe  verknüpften  bürgerlichen 
Rechte  und  Pflichten  ^ 

Ob  der  Staat  Ehegesetze  für  Ungetaufte  aufstellen  könne,  ist 
kontrovers.  Für  die  heute  prävalierende  bejahende  Meinung  sprechen 
vor  allem  die  Bedürfnisse  des  Lebens  und  die  kirchliche  Praxis  2. 

§  126. 
Die  Zivilelle. 

A.  d.  überreich.  Lit. :  W.  Bachmann,  Zivilehe  od.  Priestersegen,  1860. 
A.  Schröder,  D.  ZE.,  d.  Wiederverheiratung  Geschiedener  u.  d.  geistl.  Gewissen, 
1860.  G.  Rühl,  D.  obligat.  ZE.  E.  Zeugnis  a.  d.  K.  wid.  d.  ZE.,  1862.  Dageg. : 
E.  Zeugnis  a.  d.  K.  f.  d.  ZE.,  1862.  E.  Friedberg,  D.Recht  d.  Eheschi.  (1865) 
309  ff.  Ders.,  Verlobung  u.  Trauung,  1876.  Ders.,  D.  Gesch.  d.  ZE.  2,  1877. 
J.  Schumann,   D.  Institut  d.  ZE.,  1869.     K.  Hilse,   Zivil-    u.   Mischehe,    1869. 


1  Leo  XIII.,  „Arcanum"  v.  10.  Febr.  1880.  Nicht  ist  d.  Staat  berechtigt,  solchen, 
d.  keine  materielle  Gewähr  f.  d.  unterhalt  e.  Familie  bieten,  d.  Eheabschluß  z. 
versagen.  Es  wird  dad.,  ganz  abgesehen  v.  d.  Verletzung  d.  naturrechtl.  fundierten 
persönl.  Freiheit  a.  vorwiegend  materiellen  Gründen,  schliefsl.  nur  erreicht,  daß  a. 
Stelle  d.  ehel.  Kinder  d.  unehel.  treten.  So:  L.  v.  Hämmerst  ein,  K.  u.  St. 
(1883)  148ff.  Soziale  Rev.  V  (1905)  317  f.  Anders:  Linsenmann,  Lelirb.  d. 
MoraltheoL  628  f.  Koch,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  ^  637.  Nicht  als  Eheversagung 
sind  z.  bezeichnen  gewisse  Verbote  d.  Staates,  daß  d.  i,  s.  Dienst  Befindlichen  nicht 
od.  nur  unt.  bestimmten  Bedingungen  heiraten  dürfen. 

*  F.  Bejahung  namentl. :  A.  Resemans,  De  competentia  civili  in  vinculum 
conjugale  infidelium^,  1899:  Schnitzer,  Kath.  KR.  26  ff.  Vogt,  ER. »  9.  Wernz- 
Laurentius,  Jus  decretahum  IV  1  (1911),  102  ff".  Fohle,  Lehrb.  d.  Dogm.  MII 
709  f.  Mehr  dageg.:  Leitner,  Lehrb.  d.  k.  ERs  26  ff.  D.  Lit.  b.  Seh  er  er,  KR. 
II  106^0. 


94     IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2,  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

R.  Gneist,  D.  bürgerl.  Ehe:schl.,  1869.  M.  Lingg,  D.  ZE.  v.  Standpunkt  d.  Rs, 
1870.  Gutachten  v.  Friedberg  u.  Wasser  sc  hl  eben  üb.  ZE.  u.  Connubium 
zw.  Christen  u.  Nichtchristen  i.  Z.  f.  KR.  IX  (1870)  272  ft':  v.  Dove  ebd.  429  tf. 
P  h.  H  e  r  g  e  n  r  ö  t  h  e  r ,  D.  ZE.,  1870.  Schulte,  D.  Statthaftigkeit  d.  ZE.  n.  kath. 
Grundsätzen  (Z.  f.  KR.  XI  [1872]  18  ff).  Vering,  Gesch.  u.  Wesen  d.  ZE.  (A.  f. 
k.  KR.  XXIX  [1873]  148  ff).  P.  Sauzet,  D.  ZE.  u.  d.  kirchl.  E.  A.  d.  Französ., 
1873.  J.  J.  Hirschel,  D.  Gesch.  d.  ZE.  i.  Frankreich,  1873.  Ders.,  Drei  Fragen 
üb.  d.  ZE,  1878.  K.  Martin,  D.  christl.  E.  u.  d.  ZE  ,  1874.  R.  Sohm,  D.  R. 
d.  Eheschi..  1875.  Dors. ,  Trauung  u.  Verlobung,  1876.  Ders.,  Z.  Trauungsfrage 
(Zeitfragen  d.  christl.  Volkslebens,  Bd  IV),  1879.  Ders.,  D.  obligat.  ZE.  u.  ihre 
Aufhebung,  1880.  K.  J.  Greith,  D.  christl.  E.  u.  d.  ZE.,  1876.  Ch.  G.  A.  Scheurl, 
D.  Entwicklung  d.  kirchl.  EheschliefBungsrechts,  1877.  Ders.,  Bürgerl.  Eheschi, 
u.  Trauung,  1878.  Ders.,  Z.  Gesch.  d.  kirchl.  Eheschließungsrechts  (Z.  f.  KR. 
XV  [1880]  65  ff).  W.  Di  eck  hoff,  D.  kirchl.  Trauung,  ihre  Gesch.  i.  Zusammen- 
hang m.  d.  Entwickl.  d.  EheschlielBungsrechts  u.  ihr  Verhältnis  z.  ZE.,  1878.  Ders., 
ZE.    u.    kirchl.  Trauung,    1880.     M.  Glasson,    Le    mariage    civile   et  le  divorce -, 

1880.  A.  V.  Öttingen,  Obligat,  u.  fakult.  ZE.  n.  d.  Ergebnissen  d.  Moralstatistik, 

1881.  A.  Swientek,  D.  Folgen  d.  ZE.  i.  neuen  Deutsch.  Reich  (A.  f.  k.  KR. 
XLV  [1881]  812  ff).  V.  Örtzen-Leppin,  Zeugnisse  wid.  d.  obligat.  ZE.  f.  d. 
Freiheit  d.  christl.  Eheschi.,  1882.  W.  Kahl,  ZE.  u.  kirchl.  Gewissen  (Z.  f.  KR. 
XVIII  [1883]  295  ff).  L.  v.  Hammerstein,  D.  ER.  i.  Entwurf  d.  BGB.  f.  d. 
Deutsche  Reich  (Stimmen  a.  M.-L.  XXXIV  [1888]  493  ff).  Ders.,  Vorschläge  z. 
Regelung  d.  ehel.  Personenrechts  f.  Deutschi.  (Ebd.  XXXV  [188 j]  1  ff ).  Ders., 
Nochmals  d.  ER.  i.  Entwurf  usw.  (Ebd.  XXXIX  [1890]  459  ff ).  Spahn,  Uhr  ig, 
V.  Salis,  Forsch  i,  Ergänzungsheft  I  d.  Jurist.  Rundschau  f.  d.  kath.  Deutschi., 
1890.  F.  Fl  einer,  D.  rechtl.  Stellung  d.  kath.  Kirche  z.  obligat.  ZE.,  1891. 
Denkschrift  d.  ungar.  Episkopats  a.  d.  Regierung  (1893)  (A.  f.  k.  KR.  LXIX  [1893] 
338  ff).  D.  Ungar.  Gesetzentwürfe  üb.  ZE.  u.  relig.  Erziehung  d.  Kinder  u.  d. 
Denkschrift  d.  Kard.  Schlauch  (Ebd.  LXXI  [1894]  185  ff).  D.  gemeins.  Hirtenbrief 
d.  Ungar.  Bischöfe  üb.  d.  Ehegesetzentwurf  (Ebd.  305  ff).  Hirtenbrief  ders.  (1895) 
(Ebd.  LXXIV[1895]  463  ff).  H.  Dernburg,  D.  Phantasie  i.  Recht «  (1894)  24  ff 
L,  Bendix,  D.  deutsche  Rechtseinheit  u.  d.  zukünft.  bürgerl.  Gesetzbuch  f.  d. 
Deutsche  Reich  (1896)  123  ff.  D.  Kehrseite  d.  neuen  BGB.  (Hist.-pol.  Blätter  CXVIi 
[1896]  845  ff).  .J.  C,  Dies  u.  das  z.  BGB.  (Ebd.  726  ff).  A.  Lehm  kühl,  D.  neue 
BGB.  d.  Deutschen  Reiches  u.  d.  bürgerl.  Eheschi.  (Stimmen  a.  M.-L.  LI  [1896] 
125  ff).  Der.s.  i.  Stimmen  a.  M.-L.  LX  (1900)  458  ff".  Ders.,  D.  BGB."  (1911) 
343  ff  H.  V.  Schubert,  Obligat,  u.  fakult.  ZE.  (Z.  f.  prakt.  Th.  XVH  [1896] 
244  ff).  K.  A.  Geiger,  ZE.  u.  Zivileherecht  i.  Deutschi.  1872—1896  (A.  f.  k.  KR. 
LXXVll  [1897]  499ff).  J.  Hollweck,  D.  Zivileherecht  d.  BGB.,  1900.  Ders., 
D.  neue  Zivileherecht  (Hist.-pol.  Blätter  CXXVII  [1901]  145  ff).  Sägmüller, 
D.  Zivileherecht  d.  BGB.  (Ebd.  CXXVI  [1900]  330  ff").  J.  Schwering,  D.  riim. 
R.,  d.  deutsche  R.  u.  d.  BGB.,  1900.  U.  Lampert.  Z.  Beurteilung  d.  persünl. 
HRs  i.  Vorentwurf  e.  scliweiz.  Zivilgesetzbuches,  1901.  0.  Martin,  La  crise  du 
mariage  dans  la  legislation  intermädiairo  (1789—1804),  1902.  R.  Lemaire,  Le 
mariage  civiP,  1905.  L.  Wahrmund,  F.lie  u.  ER,  1906.  Ders.,  Dokumente 
z.  Gesch.  d.  Eheiechtsrcform  i.  Osteir.  1908.  .V.  v.  di  Pauli,  D.  «isterr.  Eherechts- 
reformbewegung  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVl  |1906|  715  ff).  E.  Eichmann,  Kherechts- 
reform  i.  ().sterr.  (Kultur  VII  |190b|  120  ff).  A.  J.  Peters,  Heirat  a.  Probe*, 
1906.     Hirtenbrief   .1.    österr.    Epi.skopats    (.\.    f.    I<.    KR.  LXXXVII    [1907]   121  ff). 


§  126.    Die  Zivilehe.  95 

D.  östeiT.  Eherechtsrefoim  i.  Lichte  ci.  kath.  ERs  (Tiankf.  zeitgem.  Broschüren  XXYI 
[1907]  713  fi).  Giobbio,  Lezzioni  cli  diploraazia  ecclesiastica  III  32  f.  Weit.  Lit. 
Friedberg,  KR.  «^  411ff  485 ff. 

Die  Zivilehe  ist  die  nach  den  Staatsgesetzen  vor  der  weltlichen 
Obrigkeit  geschlossene  Verbindung  von  Mann  und  Weib.  Man  unter- 
scheidet vier  Arten  von  Zivilehe:  die  obligatorische  oder  Zwangs- 
zivilehe, die  fakultative  Zivilehe,  die  absolute  und  die  relative  Not- 
zivilehe. Die  obligatorische  Zivilehe  besteht  darin,  daß  die  Ehe,  um 
bürgerliche  Gültigkeit  zu  erhalten,  in  jedem  Fall  vor  der  kompetenten 
Zivilbehörde  eingegangen  werden  muß.  Fakultative  Zivilehe  ist  vor- 
handen, wenn  es  den  Brautleuten  frei  steht,  ihre  Eheerklärung  ent- 
weder vor  dem  staatlichen  Beamten  oder  dem  kirchlichen  Vertreter 
abzugeben,  und  zwar  beidemal  mit  den  gleichen  bürgerlichen  Rechts- 
folgen. Die  absolute  Xotzivilehe  tritt  ein,  wenn  die  kirchliche  Trauung 
vom  Religionsdiener  verweigert  wird  wegen  eines  kirchlichen,  aber 
staatlicli  nicht  anerkannten  Ehehindernisses;  die  relative  Notzivilehe, 
wenn  der  Staat  Brautleuten,  die  keiner  Konfession  angehören,  die 
bürgerliche  Eheschließung  möglich  macht. 

Zuerst  wurde  die  fakultative  bzw.  die  Notzivilehe  1580  in  den  Provinzen 
Holland  und  Westfriesland  eingeführt  in  der  Art,  daß  die  Ehe  gültig  vor 
dem  Magistrat  oder  dem  reformierten  Prediger  geschlossen  werden  konnte. 
Im  Jahre  165(3  wurde  dieses  auf  alle  Generalstaaten  ausgedehnt  und  1795 
in  den  französisch  gewordenen  Niederlanden  die  obligatorische  Zivilehe  ein- 
geführt. In  Großbritannien  wurde  die  Zivilehe  1653  durch  Cromwell  obligat. 
Von  1765  ab  wurde  wenigstens  in  England  die  Trauung  durch  einen  angli- 
kanischen Geistlichen  gefordert.  Seit  1836  kann  die  Ehe  von  allen  Eng- 
ländern geschlossen  werden  entweder  vor  dem  Registerbeamten  oder  dem 
anglikanischen  Geistlichen  in  Gegenwart  des  Registerbeamten.  Es  haben  aber 
auch  bürgerliche  Geltung  die  von  den  Katholiken  in  den  von  der  Regierung 
dazu  berechtigten  Kirchen  und  Kapellen,  vor  dem  katholischen  PfaiTer  oder 
dessen  Stellvertreter  und  in  Gegenwart  eines  Delegierten  des  Standesamtes 
geschlossenen  Ehen.  In  Nordamerika  kann  die  Ehe  vor  dem  Friedensrichter 
oder  dem  mit  einer  Traulizenz  vom  Standesbeamten  versehenen  Geistlichen 
abgeschlossen  werden.  In  Frankreich  bestand  seit  1787  für  die  Dissidenten 
fakultative  Zivilehe  vor  dem  königlichen  Richter  oder  Eheabschluß  vor  dem 
katholischen  Pfarrer  (wie  bisher).  Die  Revolution  aber  hat  1792  die  obliga- 
torische Zivilehe  eingeführt,  und  diese  besteht  bis  heute.  Die  französische 
Herrschaft  brachte  dieselbe  auch  in  die  eroberten  Länder,  nach  Belgien  und 
Holland,  in  die  Rheinlande,  nach  Italien  und  einem  Teile  der  Schweiz.  In 
Belgien  besteht  die  obligatorische  Zivilehe  seitdem.  In  Italien  wurde  sie 
1865  und  in  der  Schweiz  1875  wieder  eingeführt,  nachdem  sie  in  beiden 
Ländern  zugleich  mit  der  französischen  Herrschaft  verschwunden  war.  In 
Deutschland  kam  im  Verlaufe  des  19.  Jahrhunderts  zunächst  in  einer  Reihe 


96     IV.  J3acli.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

von  Staaten  die  Notzivilehe  auf^;  die  obligatorische  aber  wurde  bereits  in 
die  „Grundrechte  des  deutschen  A^olkes''  1841»  aufgenommen,  dann  seit 
1850  in  einzehien  Ländern  und  durch  Gesetz  über  die  Beurkundung  des 
Personenstandes  und  die  Eheschließung  vom  (i.  Februar  1875  im  ganzen 
Deutschen  Reiche  eingeführt.  Zuletzt,  1894,  nahm  sie  Ungarn  an.  Not- 
zivilehe besteht  in  Österreich,  Spanien,  Dänemark,  Skandinavien  und 
Rußland. 

Was  die  Beurteilung  der  Zivilehe  betrifft,  so  kann  die  Notzivilelie 
in  einzelnen  Fällen  unumgänglich  sein.  Aber  um  dieser  Fälle  willen 
darf  nicht  die  große  Mehrheit  des  katholischen  Volkes  durch  die 
obligatorische  Zivilehe  einem  unnötigen  Zwang  unterworfen  werden, 
der  die  Gewissensfreiheit  verletzt  2.  Die  fakultative  Zivilehe  ist  ein 
Produkt  des  Indifferentismus,  stellt  die  staatliche  und  kirchliche  Ehe 
einander  vollständig  gleich  und  verschafft  den  Indifferenten  die  Möglich- 
keit, sich  jeder  religiösen  Pflicht  in  der  Eheschließung  zu  entschlagen, 
während  sie  sonst  gerade  dadurch  wieder  religiösen  Halt  bekommen 
könnten.  Um  dieser  subjektiven  Gefahr  willen  wird  von  manchen  die 
fakultative  Zivilehe  für  ein  größeres  Übel  angesehen  als  die  obligato- 
rische ^.  Es  kann  aber  kaum  zweifelhaft  sein,  daß  noch  verwerflicher  als 
die  fakultative  Zivilehe  die  obligatorische  ist  wegen  der  objektiven  und 
vollständigen  Verachtung  der  ganzen  kirchlichen  Lehre  über  die  Ehe, 
daß  die  Ehe  ein  Sakrament  ist,  und  daß  es  daher  der  Kirche  allein 
zukommt,  Bedingungen  über  Gültigkeit  und  Ungültigkeit  des  Ehe- 
abschlusses festzusetzen,  wegen  der  vollständigen  Trennung  von  Kirche 
und  Staat  in  diesem  Punkt,  sowie  wegen  der  Heruntersetzung  der 
kirchlichen  Ehe  in  den  Augen  des  Volkes.  Neben  diesem  unberech- 
tigten Eingriff  des  Staates  in  das  Eherecht  der  Kirche  und  in  die 
Gewissensfreiheit  seiner  Untertanen  spricht  gegen  die  wesentlich  prote- 
stantische   Zivilehe    auch    die   Verletzung    der    Parität.     Fast    noch 


'  In  Württ.  l''*;o5.  H.  Dove,  Neue  Gesetze  üb.  d.  bürgerl.  Eheschi.  d.  Dissi- 
denten   (Z.  f.  KR.  VIII  [1869]  359  ff). 

2  Um  d.  staatlichen  Zivilstandslisten  willen,  d.  h.  11.  d.  staatl.  Beurkunduim 
V.  Eheschlieliungeu,  Geburten  u.  Todesfällea  willen,  kann  d.  Zivilehe  nicht  i^orecht- 
fertigt  werden,  ß.  Geburts-  u.  Todesfällen  hat  s.  d.  Staat  a.  m.  d.  blofseu  Anzeige 
z.  begnügen  u.  begnügt  s.  a.  damit.  Schneemann.  1).  Irrtümer  üb.  d.  Ehe'  115. 
Daß  d.  Institut  d.  Notzivilelie  s.  als  ausreichend  gezeigt  hat,  d.  !?taatl.  Interessen  z. 
wahren,  bemerkt  L.  Golther,  D.  St.  u.  d.  k.  K.  i.  Württ.  (1874)  353.  —  Un- 
berechtigt wäre  ('S.  wenn,  wie  d.  i.  Preußen  n.  Anweisung  d.  Minist,  d.  .lustiz  u.  d. 
Kirchen-  u.  Scludwesens  z.  gescbelien  hat.  d.  Standesbeamte  d.  v.  ihm  Getrauten 
auffordern  würde,  s.  a.  kirchlicli   trauen  z.  lassen. 

^  Vgl.  Schnitzer,  Kath.  EH.  S.  66,  A.  3.  —  K.  Urteil  üb.  d.  verscliiod.  Arten 
V.  Zivilehe  siehe  a.  b.  Ftiedberg,  D.  liecht  d.  Eheschi.  75511. 


§  126.    Die  Zivilehe.  97 

schlimmer  ist  die  mit  der  Zivilehe  gewährte  weitgehende  Möglich- 
keit der  EheauflösLing  ^  die  Erleichterung  des  Abschlusses  der  ge- 
mischten Ehe  mit  all  ihren  Mißständen-  und  die  Vernachlässigung  der 
kirchlichen  Trauung. 

Daher  haben  sich  auch  die  Päpste  öfter  in  der  schärfsten  Weise 
über  die  Zivilehe,  speziell  über  die  obligatorische,  ausgesprochen  und 
sie  in  genere  wiederholt  als  Konkubinat  bezeichnet-^.  Das.  gibt  aber 
dem  Geistlichen  keine  Berechtigung,  die  Zivilehe  so  zu  bezeichnen.  Der 
Staat  läßt  seine  Einrichtungen  von  seinen  Untertanen  nicht  ungestraft 
beschimpfen^.  Sodann  wird  die  Zivilehe  doch  möglicherweise  ein- 
gegangen mit  der  Intention,  eine  Ehe  zu  schließen  (cum  afifectu  maritali). 
Der  Konkubinat  aber  ist  stets  eine  Verbindung  nur  zum  Zweck  der 
sinnlichen  Lust.  In  Übereinstimmung  mit  den  päpstlichen  Aussprüchen 
hat  die  Congregatio  Concilii  unter  dem  13.  März  1879  erklärt,  daß 
die  Zivilehe  an  tridentinischen  Orten  auch  nicht  eine  putative  Ehe 
oder  ein  Ehe  Verlöbnis  sei^.  Das  gilt  infolge  des  Dekrets  Pius'  X.  .Xe 
temere"  vom  2.  August  1907  für  die  ganze  Kirche,  soweit  dasselbe 
nicht  Ausnahmen  enthält. 

Allein  bei  der  nun  einmal  bestehenden  Sachlage  sind  für  das  praktische 
Verhalten  im  einzelnen  Fall  gewisse  Richtungslinien  aufzustellen.  Ent- 
weder verlangt  der  Staat  zum  Zustandekommen  einer  Ehe  mehr  als 
die  Kirche:  Da  wird  die  Kirche  zu  keiner  Ehe  mitwirken,  wo  die 
staatlichen  Erfordernisse  nicht  erfüllt  sind.    Wenn  aber  die  Kirche  aus 


'  A.  f.  k.  KR.  LXIX  (1893)  347  f.  Schnitzer  a.  a.  0.  S.  72,  A.  1. 
F.  Buomberger ,  D.  schweizer.  Ehegesetzgebnng  i.  Lichte  d.  Statistik-,  1901. 
Stimmen  a.  M.-L.  LXIV  (1903)  118  ff:  LXXI  (1906)  298  f.  H.A.  Krose,  Kirclil. 
Handb.  f.  d.  kath.  Deutschi.  I  (1908)  208:  II  (1909)  314  ff;  III  (1911)  266  f;  IV 
(1913)  265  ff.  F.  Sc  ha  üb,  D.  neuesten  Bestimmungen  a.  d.  Gebiet  d.  kath.  ERs 
(1911)  31  ff.     H.  Rost,    Beiträge  z.  Moralstatistik  (1913)  93  ff. 

2  Vgl.  unt.  §  149. 

^  Pius  IX.  i.  d.  Allocutio  v.  27.  Sept.  1852  („turpis  atque  exitialis  concubinatus"). 
Syll.  Nr  71  73.  Heiner,  D.  Syllabus  314  ff.  L  e o  XIII.,  Enzyklika  :  Jnscrutabili" 
V.  21.  April  1878  („legalis  concubinatus");  „Arcanum"  v.  10.  Febr.  1880  (,.pluris 
esse  non  posse  quam  ritum  aut  morem  jure  civili  introductum" ).  Pius  X.:  A.  f. 
k.  KR.  LXXXVI  (1906)  374.  Vgl.  a.  ebd.  LXXXIX  (1909)  476.  —  ,D.  Kirche  kann 
schon  a.  dogmatischen  Gründen  nie  darauf  eingehen,  daß  d.  Zivilehe  a.  Stelle  d. 
kirchlichen  Trauung  trete"  (Linsenmann,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  693).  So  a. 
Leitner,  Lehrb.  d.  kath.  ERs^  83  f.  Anders,  ab.  unrichtig  Schnitzer  a.  a.  0. 
83  f.  E.  kategorische  Absage  a.  solche  Velleitäten  bedeutet  d.  Dekret  Pius'  X.  -Ne 
temere"   üb.  d.  EheabschlufB.     Vgl.  §  129. 

*  A.  Rösch,  D.  Klerus  u.  d.  StGB.  (1902)  71 2. 

*A.  Beilesheim,  D.  Zivilehe  u.  d.  trennende  Ehehindernis  d.  öffentl.  Ehr- 
barkeit (A.  f.  k.  KR.  XLII  [1879]  431  ff):  geg.  Kohn  (Ebd.  XLI  [1879]  360  ff). 

Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts,  n.    3.  Aufl.  7 


98    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

Unkenntnis  oder  Gewissens  halber  eine  Ehe  gegen  die  staatlichen  Vor- 
schriften schließen  half  oder  auflöste,  da  soll  der  Staat  ihr  gestatten, 
diese  Ehe  wenigstens  vor  ihrem  Forum  als  solche  zu  behandeln  ^  Die 
Gläubigen  müssen  aber  pro  forma  die  staatlichen  Verpflichtungen  er- 
füllen, wenigstens  aus  jener  Gewissenspflicht  heraus,  um  für  sich  und 
ihre  Kinder  die  üblen  Folgen  zu  vermeiden ,  welche  mit  der  Nicht- 
beachtung der  staatlichen  Gesetze  verbunden  sind '-.  Oder  aber  der  Staat 
verlangt  weniger  als  die  Kirche:  Da  muß  der  Staat  seinen  Untertanen 
die  volle  Möglichkeit  belassen,  den  kirchlichen  Gesetzen  Folge  zu  leisten. 
Wer  dies  nicht  tut,  dessen  Ehe  mag  der  Staat  als  gültig  anerkennen ; 
der  Kirche  aber  muß  es  unbenommen  bleiben,  ihr  die  Gültigkeit 
abzusprechen  und  sie  als  sündhaftes,  unsittliches  Verhältnis  zu  be- 
zeichnen und  mit  geistlichen  Mitteln  zu  bestrafen  3. 

Xäherhin  sind  da,  wo  nach  kirchlichem  Gesetz  eine  gültige  Ehe 
regelmäßig  nur  vor  dem  Pfarrer  oder  dem  Ortsordinarius  und  zwei 
Zeugen  eingegangen  w^erden  kann,  die  Zivilehen  keine  kirchlich  gül- 
tigen Ehen,  sondern  sündhafte  Verhältnisse.  Ist,  was  die  Regel  ist,  die 
bürgerliche  Trauung  vor  der  kirchlichen  obligat  ^,  so  sollen  die  Braut- 
leute die  Zivilehe  nicht  eher  schließen,  als  bis  etwaige  kirchliche  Ehe- 
hindernisse gehoben  sind,  nur  in  der  Absicht,  ihrer  Ehe  die  bürger- 
lichen Wirkungen  zu  verschaffen,  mit  dem  Vorsatz,  der  bürgerlichen 
Eheschließung  alsbald  die  kirchliche  folgen  zu  lassen,  und  mit  dem 
Entschluß,  sich  bis  dorthin  jeden  ehelichen  Verkehrs  zu  enthalten. 
Zuwiderhandelnde  sind   als  öffentliche   Sünder  zu   behandeln,   können 


1  N.  Art.  46  III,  d.  EG.  z.  BGB.  od.  §  67,  Abs.  2  d.  Ges.  üb.  Beurk.  d.  Personen- 
standes ist  e.  strafbare  Handlung  nicht  mehr  vorhanden,  wenn  d.  Geistl.  od.  d. 
Religionsdiener  i.  Falle  e,  lebeusgefährl.,  e.  Aufschub  nicht  gestattenden  Erkrankung 
e.  Verlobten  z.  d.  religiösen  Feierlichkeiten  d.  Eheschließung  schreitet. 

2  Leo  XIII.,  .Arcanum"  v.  10.  Febr.  1880.  Pius  X.:  A.  f.  k.  KR.  LXXXVl 
(1906)  374.  J.  Biederlack,  Weltl.  Ehegesetze  u.  ihre  Geltung  (Z.  f.  k.  Theo]. 
XVII  [1893]  645  ff).     Nouv.  Rev.  theol.  XXXV  (1903)  79  tt". 

^  H.  Geffcken,  D.  heutige  rcichsrechtl.  Geltung  d.  kan.  Rechts  v.  d.  Auf- 
lösung d.  matr.  ratum  non  consummatum  d.  päpstl.  Dispens  u.  P^intritt  i.  d.  Kloster 
(D.  Z.  f.  KR.  VII  [L^97]  190  ff).  G.  Köpke,  Findet  i.  d.  Teilen  d.  deutsch.  Reichs- 
gebiets, i.  welcli.  gem.  kath.  ER.  gilt,  noch  heute  e.  Eheaufhisung  statt  kraft  d. 
sog.  privil.  Paulin.  od.  per  profess.  religiös,  od.  per  dispens.  Summi  Pontificis? 
1900.     Friedberg,  KR.«  504»". 

*  Selbst  i.  Frankr.  trotz  Trennuni,-  v.  K.  u.  St.  H.  Delassus,  L'anteriorite 
des  formalites  civiles  sur  le  sacrement  dans  les  mariages,  1906.  Rev.  du  clerge 
fran^.  XLVIII  (1906)  334:  LI  (1907)  222  flf.  A.  Bond  in  hon,  Faut-il  poursuivre 
l'abrogation  de  I'Art.  199  du  Code  penalV  [Nein  1]  (Canoniste  cont.  XXIX  [1906] 
641  ff).  A.  Smot,  Uno  nouvelle  controverse.  li'anteriorite  du  mariage  civil  et  le 
decret  „Ne  temere"   (Nouv.  Rev.  theol.  XLV  |19131  133  0). 


§  126.    Die  Zivilehe.  99 

also  nicht  absolviert  werden,  überhaupt  kein  Sakrament  empfangen, 
keine  Paten-,  Tauf-  oder  Trauzeugenstelle  übernehmen,  nicht  zur 
benedictio  mulieris  post  partum  und  zum  kirchlichen  Begräbnis  zu- 
gelassen werden  und  sind  zuletzt  durch  den  Bischof  öffentlich  zu 
exkommunizieren  i.  Inwieweit  aber  solches  kirchliche  Gesetz  über  Ehe- 
abschluß vor  einem  Pfarrer  und  zwei  Zeugen  nicht  besteht,  da  ist  die 
Zivilehe  wie  jede  andere  formlos  eingegangene  Ehe  gültig,  aber  un- 
erlaubt. Daher  schrieb  die  Pönitentiarie  vor,  daß  für  den  Fall,  wo 
der  bürgerliche  Akt  dem  kirchlichen  vorangehe,  die  Gläubigen  darauf 
aufmerksam  gemacht  werden  müßten,  daß  ihre  Absicht  sein  solle,  in 
der  Zivilehe  eine  reine  Formalität  zu  beobachten,  nicht  aber  eine 
wahre  Ehe  zu  schließen  2.  Für  die  Absicht,  eine  wahre  Ehe  vor  dem 
Zivilstandesbeamten  eingehen  zu  wollen,  steht  jedoch  die  Rechtsver- 
mutung (praesumptio  juris)  bei  gemischten  und  protestantischen  Ehen. 
Diese  praesumptio  juris  läßt  aber  einen  Gegenbeweis  zu,  und  gelingt 
es  den  zivil  Getrauten,  darzutun,  daß  sie  vor  dem  Standesamt  nur 
der  bürgerlichen  Form  genügen,  nachher  aber  in  der  Kirche  die  Ehe 
wirklich  schließen  wollten,  so  ist  ihre  standesamtlich  geschlossene 
Ehe  kirchlich  ungültig  3. 

Bei  den  hier  sich  anschließenden  Fragen,  wie  weit  ein  Katholik  als 
Zivilstandesbeamter  funktionieren  könne,  ob  Gläubige,  bevor  sie  das  geist- 
liche Gericht  um  Entscheidung  angegangen,  beim  weltlichen  Gericht  eine 
hierauf    gehende    Klage    stellen    dürfen,    ob    katholische    Richter    und    Ad- 


'  Ben  ed.  XIV.,  .Redditae  sunt  Nobis"  v.  17.  Sept.  1746.  Beer.  Poenit.  v. 
15,  Jan.  1866.  Danach  d.  Instruktionen  u.  Verfügungen  d,  Bischöfe.  Vgl.  Erlaß 
d.  Ordin.  Rottenburg  v.  12.  Nov.  1875.  Vogt,  Sammlung  774  ff.  Pf  äff,  Gesetzes- 
kunde 438  ff.  Andere  bischöfl.  Verfügungen  notieren:  Vering,  KR.  ^  874*: 
Lämmer,  KR.2  491V:  A.  f.  k.  KR.  LXXXIX  (1909)  477  f.  Vgl.  ob.  S.  28  33  38 
59  64  71. 

-  Dekret  v.  15.  Jan.  1866. 

3  S.  C.  Inq.  2.  Dez.  1866:  6.  Sept.  1876;  3.  April  1878  (A.  f.  k.  KR.  XLI 
[1879]  178  ff);  2.  Juli  1892  (A.  f.  k.  KR.  LXIX  [1893]  359).  Kard.-Staatssekretär 
V.  31.  Aug.  1897  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  [1904]  160  ff).  Hirschel,  Drei  Fragen 
üb.  d.  Zivilehe:  Sind  d.  Zivilehen  als  kirchl.  gültige  Ehen  z.  betrachten?  (A.  f.  k. 
KR.  XL  [1878]  220  ff.)  [Nein!]  Richtig  Bellesheim,  Üb.  d.  Gültigkeit  d.  nur 
bürgerl.  geschloss.  gemischten  Ehen  (A.  f.  k.  KR.  XLI  [1879]  292  ff).  Braun 
statuiert  e.  d.  Gegenbeweis  z.  entkräftende  Vermutung  für  d.  Gültigkeit  (Theol.- 
prakt.  Qsch.  XLIII  [1880]  111  ff).  Vgl.  weiter:  F.  Heiner,  Gültigkeit  od.  Un- 
gültigkeit d.  Zivilehen  m.  besond.  Rücksicht  a.  Deutschland  ( A.  f.  k.  KR.  LXXXIX 
[1909]  471  ff).  Entscheidung  d.  Rota :  Causa  Coloniensis  v.  27.  Aug.  1910  (Acta 
Ap.  Sedis  II  [1910]  917  ff ) ;  Causa  Argentinensis  v.  23.  Febr.  1912  (Ebd.  IV  [1912] 
377  ff);  Causa  Colon,  v.  10.  Juni  1912  (Ebd.  629  ff).  [B.  gut  unterr.,  praktizierenden 
Katholiken  ist  f.  Ungültigkeit  z.  präsumieren]     Vgl.  a.  §§  129  149. 


100    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.   2.  Kap.:  Die  Ehe. 

vokaten  an  der  Rechtsi)rechung  in  Eheprozessen  teihielimen  können,  ist 
wenigstens  im  ersten  und  dritten  Fall  avo  möglich  die  mildere  Meinung  zu 
bevorzugen  ^ 

§  127. 
Das  Verlöbnis. 

Decr.  Grat.  C.  XXVII,  q.  2.  Decr.  Greg.  IX.  1.  IV,  t.  1  de  sponsal.  et  matr. ; 
t.  2  de  desponsat.  impub. ;  t.  5  de  condic.  appos.  in  desponsat.     Lib,  sext.  VI,  1  2. 

Z.  alt.  Lit.  vgl.  Scherer,  KR.  II  117  f.  Sanchez  1.  I.  —  J.  Ph.  Gregel, 
V.  d.  Eheverlübnissen,  1801.  Weber,  De  vera  inter  sponsalia  de  praesenti  et  de 
futuro  diffcrentia,  1825.  H.  L.  Lippert,  Üb.  d.  Erfordernisse  z.  Gültigkeit  e. 
Verlohn,  n.  d.  heut,  deutsch.  KR.  (Aunaleu  d.  kath.,  prot.  u.  jüd.  KRs  [1831  ff] 
3.  Hft,  90  ffj.  E.  Schling,  D.  Unterscheidung  d.  Verlöbnisse  i.  kan.  R.,  1887. 
Fr  eisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  123  ff.  Esmeiu,  Le  mariage  en  droit  canonique 
I  139  ff.  W.  V.  Hörmann,  D.  desponsatio  impuberum,  1892.  Ders. ,  Quasi- 
affinität, 1897  ff.  St.  Kekule  v.  Stradonitz,  C.  1,  X,  IV,  2.  E.  Beitrag  z.  d. 
Lehre  v.  d.  desponsatio  impub.  (A.  f.  k.  KR.  LXXIII  [1895]  369  ff).  13.  Peluso,  Gli 
sponsali  nel  diritto  canonico,  1898.  J.  Lafourcade,  Etüde  histor.  des  fiancailles, 
1902.  J.  Jacomet,  Des  fiancailles  et  des  promesses  de  mariage.  Etüde  d'histoire 
de  droit  et  de  jurisprudence  moderne,  1902.    Weit.  Lit.  §§  126  u.  129. 

1.  Eine  sachgemäße  Vorbereitung  auf  die  Ehe  ist  das  Verlöbnis 
(sponsalia  de  futuro  oder  kurz  sponsalia)  2.  Darunter  versteht  das 
kanonische  Recht  im  Anschluß  an  das  römische  das  von  zwei  Personen 
einander  gegebene  Versprechen  der  künftigen  Ehe^.  Damit  aber 
wirklich  ein  Verlöbnis  besteht,  muß  das  Versprechen  sein :  wohl  über- 
legt, ernstlich  gemeint*,  freiwillig^,  klar  und  deutlich  persönlich  oder 
durch  einen  Vertreter  kundgegeben^,  gegenseitig",  zwischen  zwei  be- 

»  S.  C.  Off.  27.  Mai  188C.  D  enzingcr- Bann  wart ,  Enchiridion  »^  Nr  1865. 
Zeininger,  Darf  e.  kath.  Richter  a.  Ehescheidungen  erkennen,  d.  n.  d.  bürgerl. 
Gesetzen  als  Scheidungen  quoad  vinculum  gelten?  (Theol.-prakt,  Qsch.  XXXVII 
[1884]  851  ff).  Scherer,  KR.  II  112^8  225  268  568".  Santi -Leituer. 
Praelect.  jur.  can.  IV  3  431  ff.  Schnitzer.  Kath.  ER.  77  ff.  J.  Haring,  D. 
Rechts-  u.  Gesetzesbegriff  i.  d.  kath.  Ethik  u.  modernen  Jurisprudenz  (1899)  48  '^^ 
H  0 1 1  w  e  c  k  ,  D.  Zivileherecht  d.  BGB.  78  ff.  L  0  h  m  k  u  hl ,  Theol.  moral.  ''  II  530  »! 
Ders.,  D.  BGB.'  422  fi'.  Wernz -Laurentius,  Jus  decretalium  IV  1  (1911), 
337  ff;  IV  2  (1912),  696  ff  Leitner,  Lehrb.  d.  kath.  ER.s=  616 ff.  Ferraris 
Biblioth.  can.     Ed.  J.  Bucceroni  IX  229  ff.     Staatslexikon ^  I  18951". 

2  Andere  Namen:  fides  (c.  2,  X  de  sponsal.  IV,   1);  votum  (c.  5,  X  h.  t.  IV,   I). 

3  L.  1,  D.  de  sponsal.  XXIII,  1.     C.  3  (Nikol.  I.  a.  866),  C.  XXX,  q.  5. 

*  D.  Tatsache  d.  Fiktion  ist  pro  foro  externo  z.  bewei-scn.    C.  26,  X  h.  t.  IV,  1. 

''  E.  gewaltsam  erzwungenes  Verlöbnis  wäre  ungültig,  e.  a.  Furcht  eingegangenes 
anfechtbar.    Wer  nz-Lauren  t  i  us.  Jus  decretalium  IV   1   (1011),  130. 

^  A.  d.  Stelle  v.  Wort  od.  Schrift  können  a.  konkludente  Handlungen  treten. 

"  D.  Ehe\  ersj)rechen  d.  e.  Teils  muß  v.  andern  z.  mindesten  angenommen  sein. 
E.  solche  Annahme  liegt  niclit  i.  hloßon  Scliwciiren.  wohl  ab.  i.  entsprechenden 
Handlungen. 


§  127.    Das  Verlöbnis.  101 

stimmten  Personen  ^  die  in  dem  Augenblick  eine  gültige  oder  eine 
erlaubte  Ehe  schließen  können  -.  Ihrem  Wesen  nach  sind  die  Ver- 
löbnisse Verträge.  Sie  fallen  aber  deswegen  nicht  durchweg  in  die 
Kompetenz  des  Staates ;  vielmehr  gehören  sie,  soweit  sie  ein  actus 
ad  sacramentum  disponens,  folglich  eine  res  spiritualis  sind,  vor  das 
kirchliche  Forum  •^. 

2.  Da  zum  Abschluß  eines  Verlöbnisses  der  volle  Vernunftgebrauch 
erforderlich  ist,  so  können  kein  Verlöbnis  schließen  total  Betrunkene, 
durchaus  Irr-  und  Wahnsinnige  sowie  Kinder  vor  vollendetem  siebten 
Lebensjahr^.  Haben  letztere  aber  das  siebte  Lebensjahr  überschritten, 
den  Vernunftgebrauch  und  ein  Verständnis  der  Ehe  wirklich  erlangt, 
so  sind  sie  an  ihr  Verlöbnis  bis  zum  Eintritt  der  Ehemündigkeit 
(pubertas)  —  beim  Knaben  das  vollendete  vierzehnte,  beim  Mädchen 
das  vollendete  zwölfte  Lebensjahr  —  gebunden.  Ist  die  Ehemündig- 
keit erreicht,  so  kann  jeder  Teil  ohne  weiteres  von  dem  Verlöbnis 
zurücktretend  Anders,  wenn  dasselbe  eidlich  bekräftigt  oder  durch 
copula  carnalis  vollzogen  worden  ist*^. 

Bis  zum  Dekret  „Ne  temere''  konnten  auch  die  Eltern  für  die  Kinder 
die  Sponsalien  schließen;  nur  mußten  diese  ihre  Zustimmung  ausdrücklich 
oder  stillschweigend  erklären  und  abwesende  Kinder  das  Verlöbnis  ausdrück- 


'  Kein  Verlöbnis  läge  vor,  wenn  e.  zwei  Schwestern  verspräche,  e.  v.  ihnen  z. 
heiraten.     „Certis"   c.  un.  in  VP°  h.  t.  IV,  1. 

2  Natürlich  kommen  hier  nur  d.  kirchl.  Ehehindernisse  i.  Betracht.  Da  d. 
Verlöbnis  a.  d.  Zukunft  geht,  so  sind  Verlöbnisse  gültig,  wenn  d.  entgegenstehende 
Hindernis  m.  d.  Zeit  v.  selbst  wegfällt.  Richter -Schulte,  Conc.  Trid.  p.  222, 
n.  17.  Andernfalls  ab.  entsteht  kein  Verlöbnis,  selbst  wenn  d.  Spondenten  d.  Zusatz 
gemacht:  Wenn  wir  v.  Hindernis  Dispens  erhalten.  S.  C.  Conc.  2.  Okt.  1857. 
Immerhin  wären  sie  sittlich  verpflichtet,  u.  Dispens  einzukommen.  —  Ging  d.  Ver- 
sprechen nicht  a.  d.  künftige  Ehe,  sondern  a.  d.  gegenwärtige  (sponsalia  de  prae- 
senti),  so  war  v.  d.  Tridentinum  u.  nachher  a.  nichttrident.  Boden  d.  Ehe  geschlossen. 
B.  z.  Dekret  v.  15.  Febr.  1892  sah  man  i.  sponsalia  de  futuro  m.  nachgefolgter 
copula  carnalis  sponsalia  de  praesenti.    Vgl.  ob.  S.  86,  litt.  e. 

'  PiusVI.,  „Auctorem  fidei"  v.  28.  Aug.  1794.  Prop.  daran.  58.  Denzing er- 
Bann wart,  Enchiridion  12  Nr  1558.    Syll.  Nr  74.    Heiner,  D.  Syllabus  326  ff. 

*  C.  4  13,  X  de  desponsat.  impub.  IV,  2.  C.  un  in  VI^^  de  desponsat.  impub. 
IV,  2. 

^  C.  7,  X  de  desponsat.  impub.  IV,  2.  —  Wenn  e.  Person  v.  üb.  sieben  Jahren 
m.  e.  solchen  v.  unt.  sieben  e.  Verlöbnis  schließt,  so  ist  dasselbe  nichtig.  C.  un. 
in  YV^  de  desponsat.  impub.  IV,  2. 

•  E.  eidlich  bekräftigtes  Verlöbnis  könnte  nur  d.  gegenseitiges  Einvernehmen 
od.  a.  e.  genügenden  Grunde  gelöst  werden.  C.  10,  X  h.  t.  IV,  1.  D.  copula  carnalis 
ginge  zwar  heute  d.  Verlöbnis  nicht  i.  Ehe  üb.,  ab.  es  fände  Ratihabition  desselben 
statt.    Wernz-Laurentius,.Jus'*<lecretälium  IV  1   (1911),  155  ff. 


102    IV.  Ijuch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

lieh  gutheißen.     Aber   auch    in   diesem  Fall  konnten  die  Verlobten  nacli  er- 
reichter Ehemündigkeit  zurücktreten  '. 

Die  vom  kanonischen  Kecht  unentschieden  gelassene  Frage,  ob 
die  von  minderjährigen  Kindern  ohne  oder  gegen  den  Willen  der 
Eltern  geschlossenen  Sponsalien  nach  dem  kirchlichen  Recht  gültig 
seien,  ist  sicher  zu  bejahen,  da  nach  diesem  Recht  solche  Ein- 
willigung nicht  einmal  zur  Eingehung  der  Ehe  notwendig  ist  2.  Immer- 
hin kann  entsprechend  den  weltlichen  Rechten  der  Richter  nach 
kirchlicher  Praxis  die  von  Minderjährigen  geschlossenen  Verlöbnisse 
auf  wohlbegründete  Einrede  von  Eltern  oder  Vormündern  hin  auf- 
heben s. 

3.  Eine  bestimmte  Form  für  den  Abschluß  der  Sponsalien  bestand  gemein- 
rechtlich nicht.  Jedoch  konnte  partikularrechtlich  vorgeschrieben  sein,  daß 
sie  vor  dem  Pfarrer  eingegangen  werden  sollten :  sponsalia  sollemnia  seu 
publica,  im  Unterschied  von  den  sponsalia  privata  seu  clandestina ,  wie  die 
vor  Privaten  oder  ohne  jeden  Zeugen  geschlossenen  Verlöbnisse  heißen.  In 
keinem  Falle  aber  durften  die  Bischöfe  die  Gültigkeit  der  Sponsalien  von 
einer  bestimmten  Form  abhängig  machen ;  genügend  war  vielmehr  das  ein- 
fache, Avirklich  abgegebene  gegenseitige  Versprechen  \ 

Wegen  der  mit  den  formlosen  Sponsalien  verbundenen  Mißstände 
und  entsprechend  'den   deswegen   um  Änderung  gestellten  Bitten  der 


^  D.  schweigende  od.  ausdrückliche  Gutheißung  konnte  erst  eintreten,  wenn  d. 
Kinder  infantia  majores  geworden.  C.  29,  X  h.  t.  IV,  1.  C.  4,  X  de  desponsat. 
impub.  IV,  2.  C.  un.  in  Vl'<^  de  desponsat.  irapub.  IV,  2.  Vor  d.  Erlaß  Bonifaz"  VIII. 
waren  d.  Kinder  wenigstens  moralisch  z.  Erfüllung  d.  Verlöbnisses  d.  d.  Eltern  ver- 
pflichtet.   C.  1,  X  de  desponsat.  impub.  IV,  2. 

2  C.  2  (Nikol.  I.  a.  866),  C.  XXVil,  q.  2.  C.  23,  X  h.  t.  IV,  1.  Alt.  Lit.  h. 
Seh  er  er,  KR.  II  129". 

3  Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  22n,  n.  22  23. 

*  So  wurde  d.  Konstanzer  Bistumsverweser  v.  Wessenberg  v.  Kard.  Consalvi, 
16.  Okt.  1817,  streng  getadelt,  weil  er  unt.  Überschreitung  d.  bischöfl.  Gewalt  d. 
Gültigkeit  d.  Sponsalien  dav.  abhängig  machen  wollte,  daß  sie  coram  parocho  et 
duobus  saltem  testibus  eingegangen  würden.  Schulte,  Handb.  d.  kath.  ERs  286"'. 
.1.  Longner,  Beiträge  z.  Gesch.  d.  oberrh.  Kirchenprovinz  (1863)  181  tl.  D.Klage 
üb.  d.  geheim.  Sponsalien  war  e,  alte.  J.  Friedrich,  Beiträge  z.  Kgschte  d. 
18.  Jhdts  (A.  d.  Abli.  (1.  Königl.  Bayr.  Akad.  d.  Wiss.,  III.  Kl.,  13.  Bd,  2.  Abt.) 
(1876)  127.  Ähnliche  Entscheidungen:  S.  C.  Conc.  27.  Juli  1863:  8.  Juli  1865: 
23.  März  1878:  14.  Mai  1898.  I.  d.  letzt.  Entscheidung  sind  noch  weitere  angeführt. 
Vgl.  Canoniste  cont.  XXI  (1898)  489.  Anders  war  es  i.  Spanien.  A.  d.  Bischöfe 
d.  lat.  Amerika  erhielten  d.  f.  Spanien  eigan,ü;ene  Entscheiduni;  d.  S.  C.  Conc.  v. 
31.  Jan.  1880  u.  11.  April  1891,  won.  weg.  besteh,  staatl.  Normen  Verlöbnisse,  d. 
ohne  publica  scriptura  eingegangen  wurden ,  keine  kirchenrcchtl.  Geltung  hatten, 
a.  ihr  Gebiet  ausgedehnt  (Acta  et  decreta  Conr.  plen  Americae  Latinae  [1899 1 
Nr  592). 


§  127.    Das  Verlöbnis.  108 

Bischöfe  von  überallher  verordnete  die  S.  Congregatio  Concilii  im 
Auftrag  Pius"  X.  im  Dekret  „Ne  temere''  vom  2.  August  1907  be- 
züglich der  Sponsalien  für  die  ganze  Kirche  mit  Wirkung  von  Ostern, 
19.  April  1908  ab:  Nur  jene  Verlöbnisse  werden  für  gültig  angesehen 
und  haben  die  kanonischen  Wirkungen,  die  von  katholischen  oder  ge- 
mischten Paaren  abgeschlossen  wurden  durch  ein  von  den  Parteien 
und  vom  Pfarrer  oder  Ordinarius  des  Ortes  innerhalb  der  Grenzen 
seines  Amtsbezirkes  ^  oder  wenigstens  zwei  Zeugen  gleichzeitig  unter- 
schriebenes datiertes  Schriftstück.  Wenn  eines  oder  beide  Verlobende 
nicht  schreiben  können,  so  muß  das  in  der  Urkunde  angemerkt  und 
ein  weiterer  beliebiger  Zeuge  beigezogen  werden,  der  mit  dem  Pfarrer 
oder  dem  Ordinarius  des  Ortes  oder  den  beiden  erwähnten  Zeugen 
unterzeichnet  2.  Unter  dem  Pfarrer  ist  nicht  bloß  zu  verstehen  der 
rechtmälsige  Vorstand  einer  kanonisch  errichteten  Pfarrei,  sondern  in 
Gegenden  ohne  solche  Pfarreien  auch  jeder  Priester,  dem  in  einem 
umgrenzten  Bezirk  die  Seelsorge  anvertraut  ist  und  der  dem  Pfarrer 
gleichsteht^.  In  den  Missionen,  wo  die  Bezirke  noch  nicht  voll- 
ständig ausgesondert  sind,  ist  dies  jeder  Priester,  der  vom  Vorstand 
der  Mission  durchweg  zur  Seelsorge  auf  einer  Station  aufgestellt  ist^. 
4.  Wie  andern  Verträgen,  so  können  auch  den  Verlöbnissen  Be- 
din.2;un2:en  beio:efü2;t   werden.     Diese   können   sich   beziehen  auf  Ver- 


'  Unt.  d.  Ordinarius  loci  ist  z.  verstehen  auß.  d.  Papst  d.  Bischof,  d.  xA.postoliscue 
Administrator  od.  Vikar,  d.  praelatus  od.  praefectus  nullius  cum  territorio  separato. 
d.  Generalvikar  od.  Offizial,  d.  Kapitularvikar,  d.  Administrator.  —  D.  Pfarrer  d. 
Ortes  muß  nicht  d.  d.  Domizils  od.  d.  einmonatig.  Aufenthalts  sein.  Da  ab.  n.  d. 
Dekr.  „Ne  temere"  d.  Ehe  wo  mögl.  v,  d.  Pfarrer  d.  Braut  geschlossen  werden  sollte, 
gilt  d.  a.  f.  d.  Sponsalien.  --  E.  Delegation  gibt  es  nicht.  —  C.  S.  Ott'.  20.  Febr. 
1888;  20.  April  1898.  S.  C.  Conc.  28.  März  1908,  Nr  6  7  (Acta  S.  Sedis  XLI 
[1908]  288  f). 

^  Daß  es  genügt,  e.  weiteren  Zeugen  beizuziehen,  u.  a.  f.  d.  Fall,  daß  beide 
Brautleute  nicht  schreiben  können,  nicht  etwa  zwei  beizuziehen  sind,  sagt  d.  Dekret 
deutlich.  —  Z.  Sicherheit  wird  d.  Pfarrer  etwa  a.  e.  Verlöbnisregister  führen.  I.  d. 
Diöz.  Rottenb.  kann  dav.  abgesehen  werden  (Kirchl,  Amtsbl.  1908,  Nr  8).  —  Üb. 
gleichzeitige  Unterschrift  (unico  contextu)  u.  Datum  S.  C.  Conc.  27.  Juli  1908,  Nr  1  2 
(Acta  S.  Sedis  XLI  [1908]  510  ffj.  —  D.  Qualität  d.  Zeugen  ist  gleichgültig.  S.  C. 
de  diso.  Sacr.  12.  März  1910,  Nr  4  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  192  ff). 

*  Solche  d.  kanonischen  Pfarrer  Gleichstehende  sind :  Sukkursalpfarrer,  Pfarr- 
verweser, Pfarrrektoren,  Pfarrvikare.  D.  Kompetenz  d.  Militär-,  Personal-  u. 
Anstaltspfarrer  wird  nicht  d.  d.  Bezirk,  sondern  d.  d.  ihnen  unterstehenden  Personen 
umschrieben.  S.  C.  Conc.  1.  Febr.  1908,  Nr  7  9  10  (Acta  S.  Sedis  XLI  [1908]  108  ff). 

*  Nr  I  IL  Acta  S.  Sedis  XL  (1907)  627.  —  M.  Leitner,  D.  Verlobungs-  u. 
Eheschließungsform  n.  d.  Dekret  ,Ne  temere"'^  (1910)  19  ff.  A.  Knecht.  D.  neuen 
eherechtl.  Dekrete  (1909)  61  ff'.  Wernz- Laurent  i  us .  Jus  decretalium  IV  1 
(1911),  134  ff. 


104    ^^-  Bucli.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abscliuitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

gangeiiheit  oder  Gegenwart  oder  Zukunft  (condicio  de  praeterito,  prae- 
senti,  futuro).  Bei  einer  Bedingung  de  praeterito  oder  de  praesenti 
ist  das  Verlöbnis  sofort  gültig  oder  ungültig.  Die  zukünftigen  Be- 
dingungen können  sein  notwendige  oder  zufällige  (condiciones  neces- 
sariae  [certae],  contingentes),  mögliche  oder  unmögliche  (c.  possibiles, 
impossibiles),  ehrbare  oder  schändliche  (c.  licitae  [honestae],  illicitae 
[turpes]),  aufschiebende  (c.  suspensivae)  oder  auflösende  (c.  resolutivae). 
Ein  Verlöbnis  mit  einer  notwendigen  suspensiv  gefaßten  Bedingung 
ist  sofort  gültig,  mit  einer  notwendigen  resolutiv  gefaßten  Bedingung 
sofort  ungültig.  Unmögliche  und  schändliche  Bedingungen  lassen  gar 
kein  Verlöbnis  zu  stände  kommen  nach  dem  Satz:  „Pactum  turpe  vel 
rei  turpis  aut  impossibilis  de  jure  vel  de  facto  nullam  obligationem 
inducit"  ^  Solange  eine  zulässige  Bedingung  schwebt,  liegt  zwar  noch 
kein  perfektes  Verlöbnis  vor,  aber  es  darf  auch  kein  Teil  eigen- 
mächtig zurücktreten.  Wohl  aber  können  beide  Teile  auf  die  Be- 
dingung verzichten.  Einen  solchen  Verzicht  sieht  das  kanonische  Recht 
in  der  stattgehabten  copula  carnalis^.  Mit  Eintritt  der  Suspensiv- 
bedingung tritt  das  Verlöbnis  ohne  weiteres  in  Kraft.  Bei  Xichteintritt 
derselben  ist  es  so,  als  wäre  das  Verlöbnis  nie  geschlossen  worden.  Bei 
einer  Resolutivbedingung  besteht  das  Verlöbnis,  solange  die  Bedingung 
schwebt.  Verwirklicht  sich  die  auflösende  Bedingung,  so  ist  von  da 
ab  kein  Verlöbnis  und  keine  Wirkung  desselben  mehr  vorhanden  ^. 

5.  Gleich  andern  Verträgen  können  auch  die  Sponsalien  mit  einer 
Frist  oder  Auflage  abgeschlossen,  mit  einem  Eid  oder  Unterpfand 
bekräftigt  werden.  Unter  einer  Auflage  (modus)  versteht  man  eine 
auf  Grund  Übereinkommens  dem  Verlöbnis  beigefügte  Bestimmung, 
durch  welche  ein  Teil  zu  einer  gewissen  Leistung  verpflichtet  wird. 
Durch  den  Eid  wird  die  Natur  des  Verlöbnisses  nicht  verändert,  aber 
seine  Verbindlichkeit  erhöht^.  Die  Sponsalien  können  auch  bekräftigt 
werden  durch  ein  Unterpfand  (Mahlschatz,  arrha  sponsalicia),  welches 
in  der  Regel  vom  Bräutigam  der  Braut  gegeben  wird  mit  der  Be- 
stimmung, daß  bei  unberechtigtem  Rücktritt  dasselbe  verloren  sein 
solle  5.    Unstatthaft  aber  ist  die  Festsetzung  einer  Konventionalstrafe 

'  C.  8,  X  de  pactis  I,  35. 

'^  C.  6,  X  de  condic.  appos.  IV,  'k 

»  Alt.  Lit.  üb.  d.  bedingt.  Sponsal.  b.  Scherer,  KR.  II   128  2". 

*  Z.  alt.  Lit.  vgl.  Seh  er  er,  KR.  11  125  ^c. 

*  C.  3  (Nikol.  I.  a.  866),  C.  XXX,  q.  5.  Subarrharc  uxorem  ist  —  desponsare 
uxorem.  C.  14  (Greg.  I.?)  15  (.lulius  I.?),  C.  XXVII,  q.  2.  D.  arrha  kann  a. 
beiderseits  gegeben  Averden,  event.  m.  d.  Bestimmung,  dafi  d,  schuldige  Teil  d.  v. 
ihm  gegebene  Pfand  u.  d.  erhaltene  i.  zwei-  od.  drei-  od.  imhrfach.  Betrag  vei- 
lieren  solle.     Z.  iilt.  Lit.  Scherer,   KR.  II  125 '^ 


§  127.    Das  Verlöbnis.  105 

für  den  mit  oder  ohne  Grund  zurückzutretenden  Teil  ^  Sind  Braut- 
geschenke (largitas  s.  dona  sponsalicia,  jocalicia)  gegeben  worden, 
so  kann  gegen  den  schuldigen  Teil  auf  Zurückgabe  derselben  geklagt 
werden  -. 

6.  Was  die  Wirkungen  von  kanonisch  gültigen  und  perfekt  ge- 
wordenen Sponsalien  betrifft,  so  sind  die  Verlobten  rechtlich  vor  allem 
verpflichtet  zur  gegenseitigen  Verlöbnistreue  (fides  sponsalicia)  ^.  Die- 
selbe wird  verletzt  durch  verdächtigen  oder  geschlechtlichen  Verkehr 
eines  Verlobten  mit  einer  dritten  Person,  durch  versuchten  Abschluß 
neuer  Sponsalien  und  durch  die  unerlaubte  Eingehung  einer  andern 
Ehe.  Sodann  sind  die  Brautleute  verpflichtet,  die  Ehe  nach  Ab- 
machung und,  wo  eine  solche  nicht  besteht,  möglichst  bald  zu  schließen^. 
Weigert  sich  ein  Teil  dessen  ohne  Grund,  so  soll  er  vom  kirchlichen 
Richter  zunächst  ermahnt,  weiterhin,  namentlich  nach  stattgehabter 
copula,  mit  Zensuren  bedroht,  schließlich  auch  mit  solchen  belegt 
werden  ^.  Bleibt  derselbe  aber  doch  bei  seiner  Weigerung,  so  muß  die 
Zensur  wieder  aufgehoben  und  auf  jeden  weiteren  Zwang  verzichtet 
werden,  „cum  libera  debeant  esse  matrimonia  .  .  .  (et)  coactiones 
(hujusmodi)  difficiles  soleant  exitus  frequenter  habere"  ^.  Immerhin 
kann  auf  Schadloshaltung  des  unschuldigen  Teiles  erkannt  werden'. 
Die  trotz  anderweitigen  Verlöbnisses  eingegangene  Ehe  wäre  in  jedem 
Fall  gültig,  aber  unerlaubt.  So  bildet  drittens  das  Verlöbnis  ein 
aufschiebendes  Ehehindernis.  Dagegen  bewirkt  viertens  ein  gültiges 
Verlöbnis,  daß  jedes  von  einem  Verlobten  mit  einer  dritten  Person 
eingegangene  Verlöbnis   ungültig  ist^.     Fünftens   entsteht  aus  Spon- 


'  C.  29,  X  h.  t.  IV,  1. 

'  L.  15  16  C.  de  donat.  ante  nuptias  vel  propter  uupt.  et  de  sponsal.  V,  3. 
Alt.  Lit.  b.  Sc  her  er,  KR.  II  126  ^^ 

'  A.  geheimen  Sponsalien  ergeben  s.  seit  d.  Dekret  ,Ne  temere"  nur  noch 
naturrechtl.  od.  sittl.  Pflichten ,  ab.  keine  kirchenrechtl.  Wirkungen.  Daß  sittl. 
Verpflichtung  eintritt,  sollte  u.  E.  nicht  bestritten  werden,  wie  es  v.  e.  Reihe  v. 
Kommentatoren  z,  Dekret  „Ne  temere"  geschieht.  Vgl.  M.  Prümmer,  Verpflich- 
tung d.  formlosen  Eheverlöbnisse  (Theol.-prakt.  Qsch.  LXVII  [1914]  140  0").  Dies, 
uns.  Auffassung  sind  u.  a:  De  Smet,  De  sponsalibus  et  matrimonio-  (1910)  8  f. 
Lehm  kühl,  Theol.  raoral.'*  II  484.  F.  Sc  hau  b,  D.  neuest.  Bestimmungen  a.  d. 
Gebiet  d.  kath.  ERs  (1911)  4.  W  c  r  n  z  -  L  a  u  r  e  n  t  i  u  s  ,  Jus  decretalium  IV  1  (1911), 
137  f. 

*  Weg.  d.  Gefahr  d.  Inkontinenz.  ^  C.  10,  X  h.  t.  IV,  1. 

•^  C.  17,  X  h.  t.  IV,  1.  S.  C.  Conc.  27.  Febr.  1836;  19.  Sept.  1841.  Lingen- 
Reuß,  Causae  selectae  Nr  516. 

"  S.  C.  Conc.  19.  Sept.  1841 :  7.  Juni  1856.    L  i  n  g  e  n  -  R  e  u  ß  a.  a.  0,  Nr  516  517. 

*  C.  22,  X  h.  t.  IV,  1.  D.  Eidschwur  od.  d.  copula  carnalis  kann  d.  a.  8. 
nichtigen  zweiten  Sponsalien  keine  Kraft  geben.    D.  röm.  Recht  bestrafte  e.  doppeltes 


lOG    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    S.Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

salien  ein  trennendes  Eliehindernis  in  der  Weise,  daß  kein  Verlobter 
mit  den  zum  andern  Verlobten  im  ersten  Grade  blutsverwandten  Per- 
sonen eine  gültige  Ehe  schließen  kann.  Und  dieses  Ehehindernis 
(impedimentum  publicae  honestatis)  besteht  noch  fort,  auch  wenn  das 
Verlöbnis  auf  irgend  welche  Weise  aufgehört  hat  ^ 

7.  Aufgelöst  werden  Sponsalien  ipso  jure:  durch  Nichteintritt  einer 
Suspensivbedingung-,  Eintritt  einer  Resolutivbedingung,  Ablauf  einer 
bestimmten  Frist  ^,  Tod  eines  Verlobten,  Widerruf  eines  nunmehr  ehe- 
mündig Gewordenen,  Eintritt  eines  trennenden  oder  aufschiebenden 
Ehehindernisses,  Abschluß  einer  anderweitigen  gültigen  Ehe**,  Eintritt 
in  einen  Orden  ^,  Empfang  der  höheren  Weihen,  päpstliche  Dispens 
und  beiderseitigen  freiwilligen  Kücktritt^. 

Es  gibt  aber  auch  einen  berechtigten  einseitigen  Rücktritt  (jus 
repudii).  So  bei  Bruch  der  Verlöbnistreue,  Nichtbeachtung  gemachter 
Bedingungen,  unbegründeter  Verzögerung  des  Eheabschlusses,  un- 
motivierter Änderung  des  Domizils".  Berechtigt  ist  der  einseitige 
Rücktritt  auch  dann,  w^enn  bei  einem  Verlobten  solche  Tatsachen  zur 
Kenntnis  kommen  oder  Verhältnisse  eintreten,  daß  man  begründeter- 
weise annehmen  darf,  das  Verlöbnis  würde  nie  zu  stände  gekommen 
sein,  wenn  sie  anfänglich  bekannt  oder  vorhanden  gewesen  wären. 
Dabei  ist  der  Teil  zum  Rücktritt  berechtigt,  dessen  Verhältnisse  sich 
nicht  geändert  haben.  Diese  Veränderungen  können  sich  beziehen 
auf  das  körperliche  oder  geistige  Befinden,  auf  Vermögen,  Stand, 
Familie,  auf  die  sittliche  und  religiöse  Verfassung.  Im  einzelnen 
werden  als  Gründe  für  den  Rücktritt   angesehen:   ekelhafte  oder  an- 


Verlöbnis m.  Infamie  (L.  1,  D.  de  his  qui  notantur  infam,  lll,  2).  d.  kaii.  m, 
Kirchenbuße  (c.  22   cit.). 

»  C.  4,  X  h.  t.  IV,  1.  C.  4,  X  de  desponsat.  impub.  IV,  2.  C.  un.  in  Vl'° 
h.  t.  IV,  1.  Trid.  sess.  XXIX  de  ref,  matr.  c.  ?..  S.  C.  Conc.  23.  April  1701. 
Richter-.Schulte,  Conc.  Trid.  p.  266,  n.  104. 

^  Nur  ist  z.  beachten,  daß  hier  tatsächlich  keine  perfekten  Sponsalien  existierten. 
Z.  alt.  Lit.  vgl.  Sc  her  er,  KR.  11  181  "^ 

3  C.  22,  X  h.  t.  IV,  1. 

*  C.  31,  X  h.  t.  IV,  1.  Nicht  d.  Zivilehe.  S.  C.  Conc.  24.  Juli  1867.  N.  Auf- 
hören d.  Ehe  lebt  d.  veraltete  Verlöbnis  nicht  wieder  a. 

^  C.  7,  X  de  convers.  conjug.  III,  32.  N.  Anschauung  einiger  erfolgt  Auflösung 
a.  d.  e.  einfaches  Gelübde  d.  Keuschheit.  Seh  er  er,  KR.  II  133"'^.  Weruz- 
Laurentius,  Jus  decrctalium  IV  1  (1911),  159  f.  Immerhin  erklärte  d.  S.  C.  Ep. 
et  Reg.  4.  Juli  1877,  daß  d.  d.  professio  vot.  simpl.,  welche  d.  prof.  rclig.  voran- 
zugehen hat,  e.  Verlohn,  nicht  aufgelöst  wird.    Vgl.  unt.  §  187,  3. 

^  C.  2.  X  ii.  t.  IV.  1.     .\.  n.  Eid  u.  copula  carnalis. 

'  C.  :>,  X  li.  t.  [V.  1.  S.  C.  Conc  2.  Okt.  172:i  R  ic  h  te  r- Seh  u  1  te  a.  a.  0. 
p.  223,  n.  20. 


§  127.    Das  Verlöbnis.  107 

steckende  Krankheit  ^  Verstümmelung  oder  sonst  auffallende  Ent- 
stellung 2,  Geistesstörung 3,  Verarmung,  Verschwendung*.  Trunk-  und 
Spielsucht,  Verübung  eines  Verbrechens^,  Gottlosigkeit.  Ja  es  kann 
gesagt  werden,  daß  der  einseitige  Rücktritt  berechtigt  ist  auf  Grund 
jeder  Veränderung  bei  sich  oder  dem  andern  Teil,  jeder  besseren  Ein- 
sicht in  die  eigenen  oder  fremden  Verhältnisse,  die  keine  glückliche 
Ehe  versprechen,  weil  niemand  zu  einer  unglücklichen  Ehe  gezwungen 
werden  soll^.  Das  Recht  des  einseitigen  Rücktritts  geht  aber  ver- 
loren durch  ausdrücklichen  oder  stillschweigenden  Verzicht,  wie  letzterer 
namentlich  in  der  copula  carnalis  liegt.  Dabei  ist  der  Teil,  durch 
dessen  Schuld  ein  Verlöbnis  ipso  facto  aufgelöst  wird  oder  für  den 
andern  Berechtigung  zum  Rücktritt  eintritt,  zum  Schadenersatz 
verpflichtet. 

8.  Verlöbnisklagen  konnten  vor  dem  Dekret  „Xe  temere*  vor  den  kirch- 
hchen  Eichter  kommen,  vreil  es  fraglich  war,  ob  ein  Verlöbnis  bestand,  so- 
dann weil  der  eine  Teil  mit  dem  einseitigen  Rücktritt  des  andern  sich  nicht 
zufrieden  geben  wollte.  Heute  ist  nur  noch  der  letztere  Fall  rechtlich  prak- 
tisch "'.  In  specie  kann  besonders  leicht  eine  Verlöbnisklage  entstehen  durch 
Einsprache  eines  Verlobten  gegen  eine  beabsichtigte  anderweitige  Ehe  seitens 
des  andern  Verlobten.  Bei  dem  einseitigen  Rücktritt  hat  der  zurücktretende 
Teil  den  genügenden  Kündigungsgrund  nachzuweisen  ^.  Bei  Einsprache  gegen 
anderweitige  Verehelichung  wird  der  Pfarrer  oder  der  kirchliche  Eichter 
(Bischof)  zu  Erfüllung,  Eücktritt  oder  Ausgleich  ermuntern.  Wenn  das  nicht 
gelingt,  so  wird  das  Ehegericht  zwar  den  bisherigen  Bestand  des  Verlöb- 
nisses anerkennen,  aber  die  anderweitige  Ehe  gestatten,  nachdem  die  Spon- 
salien  wegen  Gefahr  unglücklicher  Ehe  als  hinfällig  erklärt  worden  sind. 
Ein  etwaiger  Anspruch  auf  Entschädigung  ist  heute  beim  weltlichen  Gericht 
anzubringen  ^ 


'  C.  3,  X  de  conjug.  lepros.  IV,  8. 

«  C.  25,  X  de  jurejur.  II,  24. 

"'  S.  C.  Conc.  14.  Mai  1729.     Rieht er-Schulte  a.  a.  0.  p.  224,  d.  26. 

*  S.  C.  Conc.  17.  April  1728.     Richter-Schulte  a.  a.  0.  p.  224,  n.  25. 

^  S.  C.  Conc.  29.  Mai  1852.  Lingeu-Reufs,  Causae  selectae  Nr  517.  —  Z. 
alt.  Lit.  Seh  er  er,  KR.  II  134  8°. 

«  C.  10,  X  h    t.  IV,  1. 

^  D.  frühere  kanon.  Recht  verlangte  d.  Intervention  d.  kirchl.  Richters  i.  jedem 
Fall.  C.  5  7,  X  de  desponsat.  impub.  IV,  2.  Doch  sollte  a.  n.  d.  Dekret  „Ne  temere"' 
d.  Auflösung  d.  kanon.  Verlöbnisses  v.  d.  Pfarrer  irgend  konstatiert  werden. 

«  S.  C.  Conc.  28.  Febr.  1738.     Richter-Schulte  a.  a.  0.  p.  223,  n.  24. 

^  Näheres  namentl.  üb.  frühere  A'erhältnisse :  Bangen,  De  sponsalibus  I  64  ff. 
Rottenb.  Ord.-Erl.  v.  11.  Nov.  1887.  Pf  äff,  Gesetzeskunde  371  ff.  ünt.  d.  an- 
geführten Umständen  wird  selten  päpstl.  Dispens  nötig  werden.  Leitner,  Lehrb. 
d.  kath.  ERs  2  336  f. 


108    I^'-  Buch.    Die  Veivs-altnng  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

S  128. 
Das  Brautexameii.     Das  Elieauf^ebot. 

Decr.  Grat.  C.  XXX,  q.  5.     Decr.  Greg.  IX.  1.  IV,  t.  o  de  claudest.  desponsat. 

Alt.  Lit.  b.:  Seh  er  er,  KR.  II  143.  Sanchez  1.  III,  disp.  5  ff .  —  Üb.  d. 
Brautexaraen :  Bangen.  De  sponsalibus  IV  123  ff.  Rituale  Constantiense  ...  denuo 
impress.  cum  licentia  Josephi  episc.  Rottenb.  (1863)  256  ff.  Vgl.  Pf  äff,  Gesetzes- 
kunde 332  ff.  J.  Schmitz,  D.  dreifache  Segen  d.  Ehe.  Grundlage  z.  Brautex., 
1864.     C.  B.  Her t lein,   D.  kirchl.  ßrautex.,    1883.     L.  H.  Krick,   D.  Brautex.. 

1883.  D.  2.  Aufl.  erschien  unt.  d.  Titel:  D.  kirchl.  Brautunterricht,  1893;  ebenso 
d.  3.  Aufl.  1904.  J.  Forsch,  D.  prakt.  Brautex.^.  1884.  J.  Lauterborn,  D. 
kii-chl.  Brautex.,  1887.  J.  Riedle,  Sponsalienaufnahme  usw. 2.  1895.  W.  Färber, 
Kurzgefaßter  Brautunterr.^,  1904.  E.  wichtiger  Teil  d.  Brautunterr.  (Pastor  bonus 
XVIl  [1904  05]  360  ff  549  ff).  D.  Brautex.  (Köln.  Pastoralblatt  1906,  65  ff).  J.  Hößle, 
D.  Brautex.2,  1907.  A.  Hortmanns,  D.  Brautex.,  1907.  G.  Sali  er.  E.  Standes- 
belehrung f.  Brautleute,  1907.  A.  Nibler,  Brautunterr.^  1908.  L.  Glöckl,  Braut- 
unterr.5,  1909.  P  runer,  Lehrb.  d.  Pastoraltheol.  2  II  .392  ff'.  Schüch-Polz, 
Handb.  d.  Pastoraltheol.^^  773  ff.  —  Üb.  d.  Eheaufgebot  bzw.  Domizil  u.  Quasi- 
domizil:  J.  H  eifert,  Üb.  d.  Einfluß  d.  Domizils  a.  d.  kirchl.  Jurisdiktion  (A.  d. 
KRswiss.  V  [1835]  19  ff).  K.  K.  E.  v.  Moy.  V.  d.  kirchl.  Aufgebot  d.  Ehe  (A.  f. 
k.  KR.  I  [1857]  129  ff).  J.  M.  Binder,  V.  kirchl.  Aufgebot  d.  Ehe,  1857.  Hofmann, 
Üb.  Domizil  i.  Hinsicht  a.  A^erkündigung  u.  Trauung  (A.  f.  k.  KR.  II  [1857]  546  ff). 
D  e  r  s. ,  Üb.  d.  Ort  d.  Eheaufgebots  (Ebd.  IV  [1859]  391  ff).  H.  L  ä  m m  e  r ,  Urbans  VIII. 
Breve  „Exponi  Nobis'  u.  Bened.  XIV.  Konstitution  .Paucis"  (Ebd.  XH  [1864]  23  ff). 
F.  L aurin,  Wesen  u.  Bedeutung  d.  Domiz.  i.  Rücksicht  a.  d.  Eheschließ.  (Ebd. 
XXVI  [1871]  165  ff).  J.  Schödrey,  D.  Domiz.  b.  Eheschließungen  (Ebd.  XXX 
[1873]  3  ff).    F.  M.  Schindler,  D.  Notwendigkeit  u.  d.  Umstände  d.  Eheaufgebots. 

1884.  H.  J.  Schmitz,  D.  Zuständigkeit  d.  Pfarrers  b.  Proklamation  u.  Trauung 
(A.  f.  k.  KR.  LXIV  [1890]  233  ff).  A.  Boudinhon,  Quelques  reflexions  sur  le 
domicile  et  le  quasidomicile  (Canoniste  cont.  XXII  [1899]  204  ft').  P.  Fourneret, 
Le  domicile  matrimonial,  1906.  J.Ernst,  Eheproklamationen  betreft\  (Theol. -prakt. 
Monatsschrift  XVI  [1906]  563  ff).  P.  Gast i Hon,  Le  quasidomicile  dans  le  droit 
matrimonial  (Nouv.  Rev.  theol.  XXXIX  [1907]  513  ff).  J.  Alberti,  De  domicilio 
ecclesiastico  acquirendo  et  amittendo  deque  ejus  effectibus  relate  ad  leges,  sacra- 
menta  etc.,  190S. 

I.  Bei  dem  altchristlichen  Gebrauch,  das  Ehevorhaben  beim  Bischof  oder 
bei  der  Kirche  anzumelden  \  war  es  leicht  möglich,  unerlaubte  oder  ungültige 
Ehen  zu  verhindern.  Nach  Ausbildung  des  Pfarramts  wurde  in  der  Karolinger- 
zeit den  Pfarrern  aufgetragen,  sich  hierüber  zu  vergewissern.  Dabei  sollten 
sie  sich  der  Hilfe  ehrenwerter  Männer  bedienen  -.  Noch  besser  ließ  sich  der 
Zweck  erreichen,  wenn,  wie  hernach  in  Frankreich,  die  beabsichtigte  Verehe- 
lichung der  ganzen  Gemeinde  in  der  Kirche  mitgeteilt  wurde  ^.  Im  Anschluß 
daran  schrieb  das  vierte  Laterankonzil  l'Jl.")  unter  schweren  Strafen  vor,  daß 

'  Vgl.  ob.  S.  89. 

'  Capit.  Caroli  a.  802,  c.  :15.     Ed.  Boretius  I  98. 

»  C.  27,  X  de  .sponsal.   IV,   1.     C.  6.  X  de  divort.  IV.   1^. 


§  128.    Das  Brautexamen.     Das  Eheaiifgebot.  109 

die  beabsichtigte  Ehe  in  der  Pfarrkirche  aufgeboten  werden  müsse  ^  Nach- 
folgende Partikularsynoden  gaben  noch  nähere  Bestimmungen.  So  forderten 
sie  vielfach  dreimaliges  Aufgebot  (bannus,  edictum,  proclamatio,  denuntiatio 
sc.  matrimonialis).  Nicht  aufgebotene  Ehen  aber  wurden  trotz  sonstiger  Öffent- 
lichkeit als  matrimonia  clandestina  bezeichnet-. 

Demgemäi^  hat  das  Tridentinum  verordnet,  daß  an  drei  auf- 
einanderfolgenden dies  festivi  (Sonn-  oder  Festtage)  in  der  Kirche 
während  der  Messe  von  dem  eigenen  Pfarrer  der  Brautleute  öffent- 
lich bekannt  gemacht  werde,  zwischen  welchen  Personen  eine  Ehe 
eingegangen  werden  solle  2. 

IL  Entsprechend  früheren  Verordnungen  hat  der  Pfarrer  bzw.  sein 
Vertreter  auch  heute  noch  mit  den  Brautleuten  eine  vorgängige 
Untersuchung  darüber  anzustellen,  ob  ihre  Ehe  den  kirchlichen  Ge- 
setzen entspreche  (Brautexamen)  ^.  Näherhin  ist  zu  untersuchen,  ob 
sämtliche  für  eine  erlaubte  Eheschließung  notwendigen  Erfordernisse 
vorhanden:  ob  die  erforderlichen  Dokumente,  wie  Geburts-,  Tauf-^, 
eventuell  Toten-,  Ledigscheiu,  staatliche  Heiratslizenz  zur  Stelle,  ob 
keine  Ehehindernisse  zu  beseitigen,  ob  die  Brautleute  in  den  Grund- 
wahrheiten des  Christentums*^  unterrichtet  seien.  Auch  sind  dieselben 
—  eine  sehr  wichtige  Sache  —  angemessen  über  ihre  Standespflichten 
zu  unterweisen.  Da  nach  dem  Dekret  „Xe  temere",  wo  nicht  gute 
Gründe  entschuldigen,  der  Pfarrer  der  Braut  die  Trauung  vornehmen 
soll,  so  wird  ihm  auch  für  die  Regel  die  Vornahme  des  Brautexamens 
zukommen  '^.  Es  können  also  auch  fernerhin  partikularrechtliche  Ver- 
schiedenheiten hierin  bestehen  s. 


»  C.  51.     Ist  c.  3,  X  h.  t.  IV,  3. 

«  So  i.  Mainz  (Kathohk  1905,  II  157);  i.  Köln  (J.  Löhr,  D.Verwaltung  d. 
köln.  Großarchidiakonats  Xanten  [1909]  210  f;  Vogt,  ER.MSf).  Siehe  d.  weiteren: 
Schulte,  Handb.  d.  kath.  ERs  40  ff.  Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique 
I  178  ff.     Hinschius,  KR.  Y  206.     Schnitzer,  Kath.  ER.  156. 

5  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  1.     Rit.  Rom.  tit.  VII,  c.  1,  n.  7. 

^  Rit.  Rom.  tit.  VII,  c.  1,  n.  1.  D.  e.  od.  a.  Punkt  ist  noch  besser  schon  b. 
kan.   Verlöbnis  z.  erledigen. 

^  S.  C.  de  Sacr.  6.  März  1911  (Acta  Ap.  Sechs  III  [1911]  102  f). 

«  Rit.  Rom.  a.  a.  0.     ßened.  XIV.,  De  syn.  dioec.  L  VIII,  c.  14,  n.  3. 

"  Nr  V,  §  5  (Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  528). 

®  Vielfach  war  bish.  il.  Pfarrer  berechtigt,  i.  dessen  Pfarrei  d.  künftigen  Ehe- 
leute z.  wohnen  beabsichtigen ;  anderwärts  d.  trauende  Pfarrer :  noch  anderwärts  d. 
Pfarrer  d.  Braut  n.  d.  Satz :  Ubi  sponsa,  ibi  sponsaha.  So  i.  d.  Diöz.  Rottenburg. 
Ord.-Erl.  v.  15.  Febr.  1876.  Vogt,  Sammlung  761.  Pfaff,  Gesetzeskunde  831  ff.' 
Üb.  d.  stattgehabte  Brautexamen  ist  e.  Protokoll  i.  d.  Liber  examinis  sponsorum,  i. 
d.  etwa  vorgeschrieb,  Trauungsrapulare  (richtig  Trauungsrapolare),  einzutragen.  — 
Sehr  eingehend  handelt  üb.  d.  Brautexamen  Haring,  KR.  404  ff. 


110    IV.  Jiucli.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

III.  Nach  dem  Tridentinum  ist  die  Proklamation  vorzunehmen 
„a  proprio  contrahentium  parocho"  ^.  Damit  ist  der  Ort  der  Proklama- 
tion gegeben.  Parochus  proprins  nämlicli  ist  der  Pfarrer,  in  dessen 
Pfarrei  die  Nupturienten  oder  einer  derselben  Domizil  oder  Quasi- 
domizil haben. 

Unter  dem  Domizil  oder  dem  eigentlichen  AVohnsitz  (domicilium 
verum)  versteht  man  den  Ort,  an  welchem  sich  jemand  häuslich 
niedergelassen  hat  (habitatio,  incolatus)  mit  dem  Willen,  dort  definitiv 
zu  bleiben  (animus  manendi)-.  Trifft  beides  zusammen,  so  ist  das 
Domizil  begründet,  auch  wenn  der  Aufenthalt  ein  erst  ganz  kurzer 
ist,  und  geht  nicht  verloren,  auch  wenn  es  auf  einige  Zeit  verlassen 
wird,  wenn  nur  die  Absicht  besteht,  wieder  zurückzukehren.  Daraus 
folgt,  daß  jemand  auch  mehrere  Domizile  haben  kann  3.  Das  Quasi- 
domizil oder  der  uneigentliche  Wohnsitz  wird  wie  für  anderes,  so  auch 
für  den  Eheabschluß  dadurch  begründet,  daß  jemand  sich  an  einem 
Orte  niedergelassen  hatte  mit  der  Absicht,  dort  längere  Zeit,  näherhin 
den  größeren  Teil  des  Jahres,  zu  verbleiben  *.  Ein  Quasidomizil  haben 
also  namentlich  die  Soldaten,  Studierenden,  Dienstboten  und  in  ähn- 
lichen Verhältnissen  sich  Befindenden.  Diese  Absicht  wird  wie  für 
anderes,  so  auch  für  den  Eheabschluß  nach  römischer  Praxis  als  vor- 
handen angenommen,  wenn  der  tatsächliche  Aufenthalt  bereits  einen 
Monat  gedauert  hatte  ^.  Bei  den  Schwierigkeiten,  die  sich  bei  der 
heute  so  stark  fluktuierenden  Bevölkerung  hieraus  ergeben,  ist  sogar 
für  ganze  Länder  wie  für  große  Städte  erwirkt  worden,  daß  das  Quasi- 
domizil zwecks  gültigen  Eheabschlusses  schon  durch  einmonatigen 
Aufenthalt    erworben    wird^.     Das    Dekret     „Ne    temere"    bestimmt 

»  P.  a  Langonio,  De  parocho  proprio  (Acta  S.  Sedis  XXXVlll  [1905/06]  244 ff). 

2  L.  203:  239,  §  2,  D.  de  V.  S.  L.  16.  L.  7,  C.  de  incolis  etc.  X,  39.  Triltt 
origo  u.  domicilium  zusammen,  so  besteht  e.  originale. 

^  L.  27,  §  2,  D.  ad  municip.  et  de  incolis  L.  1.  C.  2  in  VP°  de  sepult.  III,  12. 
D.  römisch-rechtl.  Siitze  u.  d.  Bestimmungen  modern.  Gesetzbücher  üb.  d.  gesetzliche 
(notwendige)  Domizil  d.  Personen,  welche  unt.  d.  Gewalt  v.  andern  stehen,  sind  b. 
d.  kirchenrechtl.  Bestimmungen  üb.  Dom.  u.  Quasidoni.,  d.  it.  d.  tatsächl.  Wohnen 
beruhen,  entbehrlich.  Schorc^r,  KR.  II  151.  Vgl.  ab.  Wer  nz- Lau  r  en  t  i  u  s  ,  Jus 
decretalium  IV  1  (1911),  187^^  256  tt'. 

'  C.  S.  OflP.  7.  Juni  1867;  2.  Mai  1877:  15.  Sept.  1898;  9.  Nov.  1898  (A.  f.  k. 
KR.  LXXVIII  [1898J  547  ff:  LXXIX  [1899]  546  f). 

■'  S.  C.  Conc.  9.  Juli  1725.  Richter-S  chul  te,  Conc.  Trid.  p.  227,  n.  42. 
Bened.  XIV.,  „Paucis"  v.  19.  März  1758.  S.  C.  Conc.  3.  April  1841.  Richter- 
Schulte  a.  a.  0.  )..  226,  n.  37.  S.  C.  Inq.  7.  Juni  1867  (A.  f.  k.  KR.  LXXVIII 
11898]  547  ff). 

''  F.  Amerika:  S.  C.  Inq.  6.  Mai  1886:  f.  Paris  u.  Berlin:  .S.  C.  Conc.  20.  Mai 
1905  (Acta  S.  Sedis  XXXVIIl  [1905  06|  208  ff;  XXXIX  [190G|  245  ff). 


§  128.    Das  Brautexamen.     Das  Eheaufgebot.  111 

allgemein ,  daß  zuständiger  Pfarrer  für  den  erlaubten  Eheabschluß 
der  Pfarrer  des  Domizils  oder  desjenigen  Ortes  sei,  an  dem  sich  einer 
der  Ehekontrahenten  bereits  einen  Monat  aufgehalten  habe.  Daraus 
dürfte  zu  schließen  sein,  daß  der  betreffende  Pfarrer  auch  für  die 
Proklamation  zuständig  ist^  Diejenigen  Personen,  welche  weder  ein 
Domizil  noch  ein  Quasidomizil  bzw.  einmonatigen  Aufenthalt  haben 
sind  Vagi,  vagabundi^. 

Haben  nun  die  Brautleute  ihr  Domizil  oder  Quasidomizil  bzw. 
einmonatigen  Aufenthalt  in  der  gleichen  Pfarrei,  so  werden  sie  nur 
in  dieser  proklamiert.  Gehören  sie  verschiedenen  Pfarreien  an,  so 
hat  das  Aufgebot  in  beiden  zu  geschehen.  Wenn  eines  der  Brautleute 
oder  beide  ein  Domizil  und  Quasidomizil  bzw.  einmonatigen  Aufenthalt 
oder  mehrere  Domizile  haben,  so  sind  sie  an  allen  diesen  Orten  zu 
verkünden.  Filialisten  sind  in  der  Pfarr-  und  Filialkirche  aufzubieten, 
wenn  in  der  Filiale  regelmäßiger  sonntäglicher  Gottesdienst  statt- 
findet^. Wenn  die  Brautleute  ihr  Domizil  oder  Quasidomizil  bzw. 
einmonatigen  Aufenthalt  aufgeben  und  sich  bereits  einen  Monat  an 
einem  andern  Ort  niedergelassen  haben,  so  sind  sie  rechtlich  nur  an 
diesem  zu  proklamieren.  Wenn  aber  der  Aufenthalt  an  dem  neuen 
Ort  erst  ein  kurzer  ist,  so  sind  sie  aus  gutem  Grunde  auch  noch 
am  früheren  Orte  zu  proklamieren.  Im  einzelnen  entscheidet  hierüber 
das  partikulare  Recht*.  Den  Ehen  der  vagi  im  strengen  Sinn  kann 
der  Pfarrer  des  Ortes,  wo  sie  sich  gerade  auflialten,  nicht  ohne 
bischöfliche  Erlaubnis  assistieren.  Der  Bischof  hat  auch  "zu  bestimmen, 
wie  weit  Proklamation  stattzufinden  hat.    In  der  Regel  geschieht  das 


'  Nr  V,  §  2  (Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  528).  S.  C.  Conc.  28.  März  1908,  Nr  5 
(Ebd.  XLI  [1908]  288  f).  Haring,  KR.  414 2.  Laurentius,  Institutiones  jur. 
eccles. 3  (1914)  482.  Es  fehlt  ab.  nicht  a.  gewichtig.  Stimmen  dafür,  daß  d.  d. 
Dekret  „Ne  temere"  a.  d.  Bestimmungen  üb.  Domizil  u.  Quasidomizil  hinsichtl,  d.  Pro- 
klamation nichts  geändert  sei.  A.  B  0  u  d  i  n  h  0  n  ,  La  publication  des  bans  et  le  decret 
,Ne  temere"  (Rev.  du  clerge  fran^.  LVII  [1909]  353  ff).  De  Smet,  De  sponsalibus 
et  matrimonio^  39  2.    Wernz-Laurentius,    Jus    decretalium  IV  1  (1911),    180. 

^  Unt.  d.  vagi  sind  z.  unterscheiden  jene,  d.  es  nur  vorübergehend,  u.  jene,  d. 
es  bleibend  sind.  Letztere  sind  vagi,  vagabundi  i.  strengen  Sinn.  S.  C.  Conc. 
12.  März  1910,  Nr  5  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  193  ff).  —  Üb.  Domizil  usw. 
vgl.  a. :  Sanchez  1.  III,  disp.  23  ff :  Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique 
II  177  ff. 

'  I.  großen  Stadtpfarreien,  innerhalb  deren  s.  Filialkirchen  befinden,  genügt  d. 
Proklamation  i.  letzteren.  S.  C.  Conc.  23.  Febr.  1901.  [Zunächst  f.  d.  Erzdiöz.  Köln; 
ab.  doch  a.  sonst.     Vogt,  ER/''  33.] 

*  S.  C.  Conc.  29.  Jan.  1864.  C.  S.  Off.  29.  Aug.  1890  (A.  f.  k.  KR.  LXV  [1891] 
335  ff).  VgL  z.  B.  Rottenb.  Ord.-Erl.  v.  31.  Okt.  1871.  Vogt,  Sammlung  167  ff. 
Pfaff.  Gesetzeskunde  344  ff. 


112    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

an   dem    gegenwärtigen  Aufenthaltsort   und   etwa   noch   am    Ort   der 
Geburt  1. 

Die  Zeit  betreffend  hat  das  Aufgebot  an  drei  aufeinanderfolgenden 
Sonn-  oder  gebotenen  Feiertagen  während  des  vormittägigen  Gottes- 
dienstes zu  geschehen.  Doch  kann  dasselbe  mit  bischöflicher  Er- 
laubnis auch  an  abgeschafften  Feiertagen  und  beim  nachmittägigen 
Gottesdienst  erfolgen.  Es  soll  aber  die  Kirche  in  beiden  Fällen  ordent- 
lich besucht  sein  2.  Partikularrechtlich  ist  auch  bestimmt,  dafa  nicht 
an  zwei  unmittelbar  aufeinanderfolgenden  Tagen  proklamiert  wird^. 
Gemeinrechtlich  steht  nichts  im  Wege,  daß  noch  am  Tage  der  letzten 
Verkündigung  die  Trauung  stattfindet.  Doch  ist  das  bisweilen  auch 
partikularrechtlich  untersagt  ^.  Anderseits  soll  mit  der  Trauung  nicht 
zu  lange  gewartet  werden,  sonst  müssen  die  Proklamationen  wieder- 
holt werden.  Den  Zeitpunkt  für  Neuproklamation  anzugeben,  ist 
Sache  des  Bischofs^. 

Um  den  Zweck  der  Verkündigung  möglichst  zu  erreichen,  soll  die 
im  Verkündbuch  einzuschreibende  Form  der  Sache  entsprechen.  An- 
zugeben ist  Tauf-  und  Geschlechtsname  der  Brautleute,  ihr  Stand,  der 
Name  der  Eltern,  Geburts-  oder  Wohnort,  ob  ledig  oder  verwitwet. 
Im  letzteren  Fall  ist  bei  der  Braut  der  Name  des  früheren  Gatten  zu 
bemerken  ^.  Dagegen  muß  alles  wegbleiben,  was  die  Verlobten  kränken 
oder  die  Würde  der  Sache  schädigen  könnte.    Bei  Mischehen  darf  die 


^  Tricl.  sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  7.  Rit.  Rom.  t.  VlI,  c.  1,  n.  6.  D.  Bischof 
kann  d.  Pfarrer  z.  Abnahme  d.  juramentum  de  statu  libero  delegieren.  S.  C.  Inq. 
8.  Aug.  1900.  E.  solcher  Eid  niimlich  vrird  i.  d.  Regel  abzunehmen  sein.  Daran 
hat  d.  Dekret  „Ne  temere"  nichts  geändert.  S.  C.  Conc.  1.  Febr.  1908,  Nr  11 
(Acta  S.  Sedis  XLI  [1908]  109  tt).  W e  r  n  z  -  L  a  u  r  e  n  t  i  u  s ,  Jus  decretalium  IV  1 
(1911),  178  f. 

2  S.  C.  Conc.  25.  Okt.  ir)86;  17.  Juni  1780.  Richter-Sch  ulte,  Conc.  Trid. 
p.  225,  n.  29;  p.  226,  n.  30. 

3  Z.  B.  Rottenb.  Ord.-Erl.  v.  31.  Okt.  1871.  Vogt,  Sammlung  170.  Ff  äff, 
Gesetzeskunde  350.  Daselbst  ist  wie  i.  andern  Diözesen  d.  Proklamation  a.  "Weih- 
nachten, Ostern,  Pfingsten  verboten.  —  B.  d.  Verzögerung  d.  Gottesdienstes  d.  viele 
Proklamationen  ist  es  erklär].,  daß  z.  B.  f.  Paris  i.  Pfarreien  m.  mehr  als  10  000 
Seelen  Proklamation  d.  Anschlag  erlaubt  ist.  S.  C.  Conc.  28.  März  1908  (Acta 
S.  Sedis  XU  [1908]  246  ft). 

*  Namentlich  wenn  nur  e.  Verkündigung  stattfaiul. 

''  D.  Rit.  Rom.  statuiert  zwei  Monate,  überläl.'it  jedoch  d.  Bischof  anderweitige 
Verfügung.  Tit.  \'II,  c.  1,  n.  11.  D.  Fristen  schwanken  zw.  sechs  Wochen  u.  sechs 
Monaten  (vier  Monate  i.  d.  Diöz.  Rottenb.  Vogt  a.  a.  0.  171.  Pfaff  a.  a.  0.  350. 
Ord.-Frl.  v.  12.  April  1913  (Kirchl.   Amtsbl.  1913,  Nr  9). 

'•  Rit.  Rom.  t.  VII.  c.  1,  n.  13.     Doch  ist  a.  d.  Herkommen  /,.  beachten. 


§  128.   Das  Brautexamen.     Das  Eheaufgebot.  1X3 

Konfession  des  akatholischen  Teiles  nicht  genannt  werden  ^  Endlich 
ist  anzugeben,  wievielmal  bereits  verkündet  worden  und  ob  etwa 
Dispens  von  weiteren  Proklamationen  gegeben  sei  oder  werde,  sowie 
aufzufordern  zur  Angabe  bewußter  Ehehindernisse. 

Wer  immer  um  ein  Ehehindernis  weiß,  hat  entsprechend  der 
Wichtigkeit  der  Sache  die  schwere  Pflicht,  dem  zuständigen  Pfarrer 
davon  Anzeige  zu  machen-.  Dieser  wird  dann  der  Sachlage  ent- 
sprechend handeln,  je  nachdem  die  Anzeige  glaubwürdig  oder  zweifel- 
haft oder  unglaubwürdig,  das  Hindernis  dispensabel  oder  indispensabel 
ist^.  Frei  von  der  Anzeigepflicht  sind  jene,  welche  in  Ausübung  ihres 
Amtes  oder  Berufes  von  dem  Hindernis  Kenntnis  erhielten,  wie  Beicht- 
väter, Ärzte,  Hebammen:  ferner  jene,  welche  aus  der  Anzeige  für  sich 
oder  ihre  Angehörigen  schwere  Nachteile  zu  befürchten  haben,  endlich 
etwa  jene,  die  sich  keinen  Erfolg  von  ihrer  Anzeige  versprechen 
können,  ihrer  Sache  nicht  sicher  sind  oder  wissen,  daß  die  Brautleute 
das  Hindernis  bereits  selbst  geoffenbart  haben.  Wer  die  Proklamation 
vorübergehen  läßt,  ohne  die  schuldige  Anzeige  zu  machen,  braucht 
nachher  nicht  mehr  gehört  zu  werden,  außer  er  beweise,  daß  er  am 
Vorbringen  gehindert  war,  oder  er  bekräftige  eidlich,  daß  er  erst 
später  das  Hindernis  erfahren  habe  *.  Das  Pfarramt,  welches  durch 
Sponsalienscheine  andere  Pfarrämter  zur  Mitproklamation  zu  veran- 
lassen hatte,  hat  von  diesen  eine  Rückäußerung  darüber  zu  erwarten, 
daß  verkündigt  worden  und  was  das  Resultat  hiervon  gewesen  sei 
(Verkünd-,  Ledigschein,  litterae  testimoniales  s,  dimissoriales)  ^. 

Die  teilweise  Unterlassung  der  Proklamation  ist  vom  Bischof  arbiträr 
zu  ahnden.  Die  völlige  Unterlassung  derselben  aber  macht  die  Ehe  zu 
einer  klandestinen  und  ist  mit  gesetzlichen  Strafen  bedroht.  Die  Ehe- 
leute sollen  wie  die  Zeugen  vom  Bischof  arbiträr  bestraft  werden. 
Sodann  sollen  sie,  wenn  sich  nachher  ein  auch  bisher  unbekanntes 
Hindernis  ergibt,  keine  Dispens  erhalten,  nicht  als  Putativeheleute 
und  ihre  Kinder  nicht  als  ehelich  gelten.    Der  schuldbare  Pfarrer  aber 


*  Instr.  Greg.  XVI.  ad  episc.  Bavar.  v.  12.  Sept.  1834. 

'  C.  27,  X  de  sponsal.  IV,  1.  C.  13,  X  de  desponsat.  impub.  IV,  2.  C.  3,  X 
h.  t.  IV,  3.  Beruht  d.  Hindernis  a.  e.  Verbrechen,  so  sollen  d.  Brautleute  zunächst 
selbst  z.  Erfüllung  ihr.  Pflicht  ermahnt  werden.  Wenn  d.  Mahnung  erfolglos  wäre, 
wäre  Anzeige  z.  machen. 

'  Eventuell  müßte  d,  Denunzianten  od.  d.  Nupturienten  e.  Eid  auferlegt  werden. 

*  C.  6,  X  qui  matrim.  accus,  possunt  IV, '18. 

*  Scherer,  KR.  II  149^",  bezeichnet  es  als  ziemlich  lax,  wenn  i.  d.  Diöz. 
Rottenburg  erlaubt  sei,  ohne  Vorlage  d.  fremden,  v.  weiter  her  z,  erwartenden  Ver- 
kündigungsscheins z.  trauen,  da  anzunehmen,  daß  b.  Anständen  e.  telegraph.  Mel- 
dung erfolgt  wäre.     Siehe:  Vogt,  Sammlung  171;  Pfatf,  Gesetzeskunde  353. 

SägmüUer,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrecbts.    II.    3.  Aufl.  8 


114    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

ist  mit  dreijähriger  suspensio  ab  officio  zu  bestrafen  ^    Ungültig  sind 
aber  solche  klandestine  Ehen  nicht. 

So  großen  Nachdruck  auch  die  Kirche  auf  die  Proklamation  legt,  so 
hat  doch  das  Tridentinum  dem  Bischof  gestattet,  aus  guten  Gründen 
von  derselben  ganz  oder  teilweise  zu  dispensieren  2.  Diese  Befugnis 
steht  auch  den  Prälaten  mit  Quasiepiskopalgewalt,  sowie  dem  General- 
und  Kapitularvikar  zu  3.  Gehören  die  Brautleute  verschiedenen  Diö- 
zesen an,  so  genügt  nach  der  weitaus  probableren  Meinung  die  Dispens 
des  Bischofs,  wo  die  Eheschließung  stattfindet*.  Zur  Dispens  von 
einem  Aufgebot  ist  eine  causa  justa,  von  zweien  eine  causa  gravis, 
von  allen  eine  causa  urgentissima  gefordert  ^.  Als  Gründe,  aus  welchen 
in  mehr  oder  weniger  umfassender  Weise  dispensiert  werden  kann, 
ja  muß,  lassen  sich  anführen :  Befürchtung,  die  Ehe  möchte  böswillig 
hintertrieben  werden  ^  oder  die  Brautleute  möchten  sich  bei  Verzögerung 
versündigen,  sodann  große  Beschämung  der  Nupturienten  bei  hohem 
Alter  oder  bei  großer  Alters-  sowie  Standesdifferenz,  ferner  Not- 
wendigkeit einer  baldigen  Eheschließung  bei  Nähe  der  geschlossenen 
Zeit  oder  impraegnatio  sponsae  oder  baldiger  Abreise  des  Bräutigams, 
endlich  jeder  beträchtliche  zeitliche  oder  geistliche  Nutzen  oder  Schaden, 
der  aus  der  Gewährung  oder  Versagung  der  Dispens  erwachsen  kann. 
Gar  nicht  proklamiert  wird  bei  fürstlichen  Personen.  Außerdem  muß 
von  sämtlichen  Aufgeboten  abgesehen  werden  bei  Ke-  oder  richtiger 
Konvalidation  einer  Ehe,  bei  einer  Ehe,  die  bisher  den  Schein  einer 
solchen  trug,  aber  ein  Konkubinat  war,  bei  Ehe  auf  dem  Todbett 
behufs  Legitimation  der  Hinterbliebenen.  Wo  immer  aber  von  allen 
Aufgeboten  abgesehen  w^erden  muß,  w^ird  von  den  Brautleuten  auf 
Anordnung  des  Bischofs  in  der  Regel  eine  eidliche  Versicherung  ge- 


'  C.  3,  X  h.  t.  IV,  3.  Trid.  sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  5.  Ben  ed.  XIV., 
De  syn.  dioec.  1.  XII,  c.  5,  n.  4 ;  c.  6,  n.  2. 

2  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  1.     Rit.  Rom.  t.  VII,  c.  1,  n.  9. 

ä  D.  Bischof  kann  d.  Fakultät  a.  d.  Dekan  u.  Pfarrer  f.  e.  od.  zwei  Proklama- 
tionen überlassen.  So  dispensiert  i.  d.  Diöz.  Rottenburg  d.  Dekan  v.  zwei  Proklama- 
tionen, d.  Pfarrer,  v.  e.  Vogt  a.  a.  0.  270.  Pfaff  a  a.  0.  34«.  Ord.-Erl.  v.  12.  April 
1913  (Kirchl.  Amtsbl.  1913,  Nr  9). 

*  F.  d.  gegenteil.  Ansicht  spricht  freil.  S.  C.  Conc.  29.  April  1606.  B.  d.  Ein- 
heitlichkeit d.  Ehekontrakts  ab.  ist  unt.  Berufung  a.  Alfons  v.  Liguori  u.  Gasparri 
f.  obige  Meinung  L  e  li  m  k  u  h  1 ,  Thcol.  moral."  11495.  Vielfacli  haben  a.  d.  Bischöfe 
unt.  s.  e.  Übereinkommen  getroffen,  daß  d.  Ordinarius  d.  Trauungsortes  dispen- 
sieren solle.  • 

">  X.  f.  k.  KR.  LXXXIX  (1909)  738  f. 

''  Trid.  sess  XXIV  de  ref.  matr.  c,  I  verlangt  i.  solch.  Fall  nachträgl.  Prokla- 
mation.    So  a.  Rit.  Rom.  t.  VII,   c.  1,  n.  9.     Es  wurde  ab.  nicht  gebriiuchl. 


§  129.    Die  Eheschließung.  115 

fordert,  daß  ihnen  von  einem  Ehehindernis  nichts  bekannt  sei  (jura- 
mentum  de  statu  libero  sive  integritatis)  ^ 

Ein  letzter  Fall,  in  dem  keine  Proklamation  stattfindet,  ist  die 
Gewissensehe  (matrimonium  conscientiae,  secretum,  occultum).  Aus 
den  dringendsten  Gründen  nämlich  kann  der  Bischof,  eventuell  auch 
unter  Abforderung  eines  juramentum  de  statu  libero  gestatten,  daß 
die  Ehe  eingegangen  werde  in  der  Form  Rechtens,  aber  sonst  in  aller 
Heimlichkeit,  in  der  Kirche  bei  geschlossenen  Türen  oder  an  einem 
andern  Ort.  Eine  solche  Ehe  wird  auch  nicht  in  das  gewöhnliche 
Trauungsbuch  eingetragen,  sondern  auf  Grund  einer  vom  betreffenden 
Pfarrer  überschickten  Urkunde  in  ein  in  der  bischöflichen  Kanzlei 
aufzubewahrendes  Eheregister.  Dort  sind  auch  die  Taufen  der  Kinder 
zu  vermerken.  Auf  diese  Weise  soll  der  Bestand  der  Ehe  und  die 
Legitimität  der  Kinder,  wenn  notwendig,  bewiesen  werden  können ^ 
solange  die  Eheleute  die  Geheimhaltung  ihrer  Ehe  wünschen  2. 

§  129. 
Die  Eheschließung. 

Decr.  Grat.  C.  XXX,  q.  5.     Decr,  Greg.  IX.  1.  IV,  t.  3  de  clandest.  desponsat. 

Z.  Gesch.  d.  Eheschließ,  b.  z.  Tridentinum:  A.  J.  B  i  nter  im  ,  D.  vorzügl.  Denk- 
würdigkeiten d.  kath.  Kirche  VI  1  (1830),  385  ff.  E.  Meier,  Jus,  quod  de  forma 
ineundi  matrim.  valet,  quomodo  ex  pristina  juris  condicione  profectum  sit,  1856. 
P.  F.  Stalin,  D.  Lehre  v.  d.  Form  d.  Eheschließ,  n.  d.  kirchl.  R  vor  d.  Abfass. 
d.  Gratian.  Dekrets,  1864.  D.  einschläg.  Schriften  v.  Friedberg,  S  o  h  m, 
Scheurl,  Dieckhoff  siehe  ob.  §§  125  126,  wo  noch  weitere  Lit.  Löning, 
Gesch.  d.  deutsch.  KRs  II  569  ff.  F.  Wyß,  D.  Eheschließ,  i.  ihr.  geschichtl. 
Entwickl.  n.  d.  Rechten  d.  Schweiz  (Z.  f.  Schweiz  R.  XX  [1878]  85  ff).  F.  Thaner, 
Venezian.  Fürsprecher  (Z.  f.  KR.  XVI  [1881]  209  ff).  E.  R.  Bierling,  Kleine 
Beiträge  z.  Lehre  üb.  Eheschließ,  u.  Trauung  (Ebd.  288  ff).  K.  Lehmann,  Ver- 
lobung u.  Hochzeit  u.  d.  nord.-german.  Rechten  d.  früher.  MAs,  1882.  J.  Ficker, 
Üb.  d.  Entstehungsverhältnisse  d.  Exceptiones  leg.  Romanorum  (Mitt.  d.  Inst.  f.  österr. 
Gfschg,  Ergänzgsbd  II  [18^6]  71  ff).  Ders. ,  Üb.  nähere  Verwandtschaft  zw.  gotisch- 
spanisch, u.  norwegisch-isländisch.  Recht  (Ebd.  455  ff).  E.  Sehling,  D.  Unterschei- 
dung d.  Verlohn,  i.  kanon.  Recht,  1887.  Ders.,  D.  Summen  d.  Paucapalea  u. 
Steph.  V.  Tournai  sowie  d.  Sentenzen  d.  Rolandus  u.  ihr  Eheschließungsrecht  (D.  Z. 
f.  KR.  I  [1892]  252  ff).  L.  Desforges,  Etüde  histor.  sur  la  formation  du  mariage 
eo  droit  rom.  et  en  droit  fran9.,  1887.  Freisen,  Gesch.  d.  kanon.  ERs  91  ö". 
Ders.,  Nordisches  kirchl.  Eheschließungsrecht  i.  MA.  (A.  f.  k.  KU.  LXXVII  [1898J 
485  ff).     Ders.,    D.  kath.  Ritualbücher  d.  nordisch.  Kirche  u.  ihre  Bedeutung  f.  d. 


»Bangen,  De  sponsalibus  11  60  f.  Rottenb.  Ord.-Erl.  v.  12.  April  1913 
(Kirchl.  Amtsbl.  1913,  Nr  9).     Vgl.  ob.  S.  112,  A.  1. 

*  Ben  ed.  XIV.,  „Satis  vobis"  v.  17.  Nov.  1741.  Richter-Schulte,  Conc. 
Trid.  546  ff.     Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique  II  198  ff. 

8*  . 


11(3    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

german.  Rsgschte  (Beyerle,  Deutschrechtl.  Beiträge  [1909]  135  ff).  H.Schu- 
bert, D.  evang.  Trauung,  ihre  geschieht!.  Entwickl.  u.  gegenw,  Bedeutung,  1890. 
Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique  I  95  ff.  J.  Hoffmann,  D.  Form  d. 
Eheschließ,  i.  ihr.  geschichtl.  Entwickl.  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  I  [1891]  745  ff j. 
G.  Salvioli,  La  benedizione  nuziale  fino  al  Conc.  di  Trento  (Arch.  giuridico  LHI 
[1894]  173  ff).  W.  V.  Hörmann,  D.  Quasiaffinität,  1897  ff.  Ders.,  D.  Trident. 
Trauuügsform  i.  rechtshist.  Beurteilung,  1904.  G.  L.  Andrichi,  II  matr.  laico 
secondo  G.  Paleoto    giurisc.    ital.    del   sec.  XVI  (Arch.  giuridico  LXI  [1898]  142  ff). 

E.  Besta,  Gli  antichi  usi  nuziali  del  Veneto  e  gli  statuti  di  Chioggia  (Estr.  della 
Riv.  ital.  per  scienz.  giur.  XXVI  [1899].  fasc.  2  u.  3),  1899.  E.  Plivard,  Con- 
tribution  a  l'etude  de  Beaumanoir.  Le  regime  matrim.  .  .  .  d'apres  Phil,  de  Beaum., 
1901.  H.  Voltelini,  Spuren  d.  räto-roman.  Rechts  i.  Tirol  (Mitt.  d.  Inst.  f. 
österr.  Gfschg,  Ergänzgsbd  VI  [1901]  157  ff).  E.  Rodocanachi,  Le  mariage  en 
Italie    a    l'epoque    de    la    renaissance    (Rev.    d.    quest.    bist.    LXXV    [1904]    29  ff). 

F.  Brandileone,  Saggi  suUa  storia  della  celebrazione  del  matrimonio  in  Italia, 
1906.  [E.  Zusammenstellg  viel,  einschläg.  Arbeiten]  V.  L.  Vandermacq,  Etüde  du 
droit  matrimonial  et  successoral  dans  l'ancienne  coutume  de  Limoges,  1907.  R.  Köstler, 
D.  väterliche  Ehebewilligung,  1908.  G.  RietscheL  Lehrb.  d.  Liturgik  II  (1909) 
207  ff.  F.  Rodeck,  Beiträge  z.  Gesch.  d.  ERs  deutsch.  Fürsten  b.  z.  Durchführung 
d.  Tridentinums,  1910.  0.  Opet,  Brauttradition  u.  Konsensgespräch  i.  mittelalterl. 
Trauungsritualien,  1910.  M.  Lacombe,  Essai  sur  la  coutume  poitevine  du  mariage 
au  debut  du  XV^  siecle,  1910.  N.  Tamassia,  La  famiglia  italiana  nei  secoli  decirao- 
quinto  e  decimosesto,  1911.    E.  Samter,  Geburt,  Hochzeit  u.  Tod,  1911.    R.  Köbner, 

D.  Eheauffassung  d.   ausgeh.  MAs   (A.   f.   Kulturgschte  IX  [1911]    136  ff;  [a.  sep.]). 

E.  Chenon,  Recherches  historiques  sur  quelques  rites  nuptiaux  (Nouv.  Rev.  bist,  de 
droit  fran9.  et  etrang.  XXXVI  [1912]  573  ff).  Thalhof  er- E  isenhof  er ,  Handb. 
d.  kath.  Liturgik  II  440  ff.  A.  Villi  en,  La  discipline  des  sacrements.  Le  mariage 
(Rev.  du  clerge  franc.  LXXVI  [1913]  5ff).  Weit.  Lit.  b. :  Scherer,  KR.  II  162, 
u.  Friedberg,  KR.^  473  ff.  —  Z.  Trident.  Dekret:  Alt.  Lit.  b. :  Seh  er  er  a.  a.  0. 
161  231.  Sanchez  1.  II  III.  —  A.  Leinz,  D.  Ehevorschrift  d.  Konz.  v.  Trient 
Ausdehnung  u.  heut.  Geltung,  1888.  L.  R.  v.  Salis,  D.  Publikation  d.  trident. 
Rechts  d.  Eheschließung,  1888.  Ch.  Meurer,  D.  rechtl.  Natur  d.  trident.  Matri- 
monialdekrets  (Z.  f.  KR.  XXIi  [1889]  97  ff).  F.  Fl  ein  er,  D.  trident.  Ehevorschrift, 
1892.  F.  Deshayes,  Questions  pratiques  de  droit  et  de  morale  sur  le  mariage, 
1898.  J.  B.  Fe  rr  er  es,  El  impedimento  de  clandestinidad,  1903.  R.  Bassibey, 
De  la  clandestinite  dans  le  mariage,  1904.  Giobbio,  Lezioni  di  diplomazia  ecclesia- 
.stica  III  249  ff.  Wern  z  -  Lauren  tius,  Jus  decretalium  IV  1  (1911),  198  ff.  — 
Z.  „Ne  temere"  u.  „Provida"  (u.  v.  d.  vielen  Art.  i.  Zeitschriften  abzusehen)  u.  a. : 
K.  Bosch,  D.  Reform  d.  kirchl.  Eheschließungsrechts  d.  Papstes  Pius  X.,  1907. 
.1.  B.  Haring,  D.  neue  Ehedekret,  1907.  F.  X.  Heiner,  D.  neue  Verlöbnis-  u. 
Eheschließungsrecht  i.  d.  kath.  K.,  1908.  A.  Seh  möger,  Form  d.  Ehekonsens- 
erklärung  u.  Verlöbnisse  n.  d.  röm.  Dekret  ,,Ne  fernere"  v.  2.  Aug.  1907,  1908 
J.  Karst,  Kommentar  z.  d  Dekret  üb.  d.  Form  d.  Verlohn,  u.  d.  Eheschließung 
v.  2.  Aug.  1907',  1908.  F.Speiser,  D.  kirchl.  Form  d.  Verlohn,  u.  d.  Ehe- 
abschlusses n.  d.  Dekret  „Ne  temere"  usw.,  1908.  Gennari  (Kard.),  Breve  com- 
mento  della  nuova  legge  sugli  sponsali  e  sul  matrimonio*,  1908.  B.  Ojetti,  In 
jus  Antopianum  et  Pianum  ex  decreto  „Ne  temere"  S.  C.  Conc.  2.  Aug.  1907  de 
forma  celebrationis  sponsal.  et  matrim.  commentarii,  1908.  G.  Detzel,  Kurze 
ßystem.  Erklärung  d.  Dekrete  „Ne  temere"   u.  „Provida"   v.  2.  Aug.  1907  u.  18.  Jan, 


§  129.    Die  Eheschließung.  117 

1906,  1908.  A.  Arndt,  D.  Eheschließung  n.  neuest.  R.,  1908.  J.  de  Becker, 
Legislatio  nova  de  forma  substantiali  quoad  sponsal.  et  matrim.  catholicorum,  1909. 
A.  V.  di  Pauli,  Kommentar  z.  Dekret  „Ne  temere**  m.  besond.  Berücksichtigung 
d.  österr.  Ehegesetzgebung,  1909.  A.  G.  Arendt,  Analysis  theologico-canonica 
decreti  „Ne  temere"  de  sponsal.  et  de  matrim.,  1909.  A.  Knecht,  D.  neu.  ehe- 
rechtl.  Dekrete  ,Ne  temere"  v.  2.  Aug.  1907  u.  „Provida"  v.  18.  Jan.  1906,  7.  u. 
8.  Taus.,  1909.  M.  Leitner,  D.  Verlobungs-  u.  Eheschließungsform  n.  d.  Dekret 
,Ne  temere"'  u.  d.  Konstitution  „Provida"  ^,  1910.  F.  CappeUo,  Nuova  legis- 
lazione  canonica  circa  gli  sponsali  ed  il  matrimonio  ^  1910.  K.  Kiefer,  Nova 
decreta  de  sponsal.  et  matrim.,  1910.  H.  Noldin,  Decretum  de  sponsal.  et  matrim. ^ 
1911.  L.  Choupin,  Les  fian^ailles  et  le  mariage  2,  1911.  J.  B.  Ferreres,  Los 
esponsales  y  el  matrimonio  segiin  la  novisima  disciplina^  1911.  F.  Schaub,  D. 
neuest.  Bestimmungen  a.  d.  Gebiete  d.  kath.  ERs,  1911.  L.  Wouters,  Commen- 
tarius  in  decretum  „Ne  temere"  ad  usum  scholarum  ■•,  1912.  A.  Boudinhon,  Le 
raariage  et  les  fian^ailles ^  1912.  A.  Vermeersch,  De  forma  sponsal.  ac  matrim. 
post  decretum  ^Ne  temere"  ^,  1912. 

I.  Entsprechend  den  religiösen  Handlungen,  von  welchen  die  Ehe  der 
besseren  Form  bei  den  Juden,  Griechen  und  Römern  umgeben  war  S  wurde 
dieselbe  auch  bei  den  Christen  von  Anfang  an  mit  kirchlichen  Feierlichkeiten 
umgeben.  Das  Ehevorhaben  sollte  beim  Bisehof  bzw.  Priester  (Pfarrer)  an- 
gemeldet und  die  Ehe  von  diesem  eingesegnet  w^erden  -.  Diese  altchristliche  pro- 
fessio  apud  ecclesiam  und  die  kirchliche  Einsegnung  forderte  auch  Karl  d.  Gr.  ^ 
Wie  sehr  aber  auch  die  Kirche  die  Eingehung  der  Ehe  unter  ihrer  Mit- 
wirkung wünschte,  so  hat  sie  doch  deren  Gültigkeit  nicht  hiervon  abhängig 
gemacht.  Als  eheschließend  betrachtete  sie  vielmehr,  wie  das  römische  Recht, 
allein  den  Konsens  der  Brautleute  *.  Dagegen  hat  in  der  griechischen  Kirche 
Kaiser  Leo  der* Philosoph  durch  eine  Novelle  vom  Jahre  893  die  kirchliche 
Einsegnung  der  Ehe  zur  Bedingung  für  deren  Gültigkeit  gemacht  ^ 

Wie  die  Kirche  sich  gegenüber  dem  römischen  Eherecht  äußerst  nach- 
giebig erwies,  so  auch  gegenüber  dem  germanischen,  um  es  allmählich  zu 
verchristlichen.  Nach  deutschem  Recht,  das  übrigens  keineswegs  durchweg 
ein  gleiches  war,  bestand  zunächst  Brautkauf®.  Dieser  schwächte  sich  ab  zu 
einem  Kauf  der  Rechtsgewalt  (mundium)  über  die  künftige  Frau  von  deren 
Muntwalt.     Die  Eheschließung  war  also  die  Übergabe  der  Munt   seitens  des 


>  Z.  Lit.  vgl.  ob.  S.  81,  A.  2  u.  3. 

-  Vgl.  ob.  S.  89.  TertulL,  Ad  uxorera  l  II,  c.  8.  E.  Reihe  weit.  Stellen 
b.  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  727  ff  739  ff.  Üb.  d.  velatio  nuptialis  d.  Braut: 
F.  Probst,  D.  ältest.  römisch.  Sakramentarien  u.  Ordines  (1892)   128  ff. 

»  Vgl.  ob.  S.  108. 

*  C.  2  (NicoL  L  a.  866),  C.  XXX,  q.  2.     Ob.  S.  80  83. 

^  Zhishman,  D.  ER.  d.  oriental.  Kirche  158  f.  J.  Schnitzer,  D.Trauung 
i.  d.  griech.-schismat.  Kirche  (Kultur  II  [1900]  102  ff).  G.Ferrari,  Diritto  matri- 
moniale secondo  le  Novelle  di  Leone  il  Filosofo  (Byzant.  Z.  XVIIl  [1909]  159  ff). 
K.  Lübeck,  D.  Eheschließung  i.  d.  orthod.-griech.  Kirche  ( Wissenschaf tl.  Beilage 
2.  Germania  1912,  Nr  20  ff). 

®  D.  Brautkauf  hat  s.  a.  d.  Frauenraub  entwickelt. 


118    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

Muntwaltes  und  Zahlung  des  Kaufpreises  dafür  seitens  des  Bräutigams.  Ihr 
ging  als  wesentlich  voraus  ein  Vertrag,  die  Verlobung  ^  Im  weiteren  Verlauf 
aber  trat  das  mundium  zurück  und  der  auch  schon  bisher  nicht  ganz  irrelevante 
Wille  der  Braut  in  den  Vordergrund.  Die  Zustimmung  der  Braut  wurde 
entscheidend,  nicht  mehr  der  Erwerb  der  Munt.  So  hatte  sich  auch  das 
deutsche  Recht  dem  römisch-kirchlichen  Rechtssatz  anbequemt:  Consensus 
facit  nuptias.  Immerhin  hielt  man  an  der  Tradition  der  Braut  durch  den 
Muntwalt  oder  einen  Stellvertreter  fest.  Die  Trauung,  soweit  sie  ein  welt- 
liches Geschäft  war,  geschah  auf  einem  freien  Platz  vor  der  Kirche,  in  facie 
ecclesiae.  Hierauf  nahm  der  Pfarrer  den  Brautleuten  vor  der  Kirchtüre  (Braut- 
türe) den  Konsens  ab  und  weihte  den  Brautring,  den  der  Bräutigam  der  Braut 
ansteckte  -.  Danach  wurden  die  Neuvermählten  in  die  Kirche  eingeführt  und 
empfingen  während  der  Messe  den  Brautsegen  und  die  Kommunion.  Daran 
schloß  sich  Mahl  und  Beilager  der  Eheleute^. 

Doch  ist  die  kirchliche  Eheschließung  durchaus  nicht  allgemein  üblich 
geworden,  so  sehr  auch  die  Synoden  darauf  drangen.  Vielmehr  genügte  vielen 
der  bloße  irgend  formlos  kundgegebene  Konsens  *.  Aber  mit  diesen  matri- 
monia  clandestina  waren  die  schwersten  Übelstände  verbunden.  Leicht  wurden 
vorhandene  Ehehindernisse  übersehen.  Unschwer  konnte  auch  der  Bestand 
der  Ehe  geleugnet  und  dementgegen  schwer  bewiesen  werden,  wenn  die  Ehe- 
leute sich  trennten,  oder  ein  Teil  eine  neue  Ehe  einging  oder  ins  Kloster  trat 
oder  die  höheren  Weihen  nahm  ^  Unter  diesen  Umständen  war  der  Wunsch 
nach  Abhilfe  ein  allgemeiner.  In  einer  gewissen  Übereinstimmung  mit  den  Forde- 
rungen französischer  und  spanischer  Prälaten  verlangten  auch  die  Oratoren  des 


'  Sohm  behauptete  geg.  Friedberg,  daß  d.  Verlobung  schon  d.  Eheschließung 
war.  Ab.  sicher  unrichtig.  A.  kürzesten  u.  besten  orientiert  hierüb.  Fr  ie  db  erg, 
Lehrb.  d.  KRs  ^  475  ff.  Verlobung,  Dotierung  u  kirchl.  Trauung  verlangten  a.  d. 
Päpste  i.  Interesse  d.  Rechtsbeständigkeit  d.  deutschen  Ehen.  C.  4  (Leo  I.  a.  ?), 
C.  XXX,  q.  5.     C.  4  (Nicol.  I.  a.  863),  C.  XXXL  q.  2. 

^  Falsch  ist  es,  d.  Priester  durchweg  a.  d.  Stelle  d.  zurücktretenden  Vormundes 
(So hm)  od.  Fürsprechers  (Fried  berg)  treten  z.  lassen.  D.  kirchl.  Mitwirkung 
ging  v.  Anfang  a.  nebenher.  Was  ursprüngl.  Vormund  u.  Fürsprecher  getan,  kam 
i.  wesentl.  i.  d.  Hände  d.  Brautleute. 

^  A.  Hanauer,  Coutumes  matrimoniales  au  moyen-äge,  1892.  Schnitzer, 
Kath.  ER.  153  f.  F.  Falk,  D.  Ehe  a.  Ausgang  d.  MAs  (1908)  1  ff .  Hauck, 
Kgschte  Deutschi.  V  1^  (1911),  369  f.  Z.  Ganzen  vgl.  a.  Schröder,  Lehrb.  d. 
deutsch.  Rsgschte^  (1907)  69  ff  309  ff  753  ff. 

*  Schulte,  Handb.  d.  kath.  ERs  42  ff.     Schnitzer  a.  a.  0.   154ff. 

^  E.  Einblick  i.  diese  schlimmen  Verhältnisse  gewährt  u.  a.  F.  Frensdorff, 
E.  Urteilsbuch  d.  geistl.  Gerichts  z.  Augsburg  a.  d.  14.  Jhdt  (Z.  f.  KR.  X  [1871] 
1  ff).  A.  Czerny,  A.  d.  geistl.  Geschäftsleben  i.  Oberösterreich  i.  15.  Jhdt,  1882. 
J.  Löhr,  D.  Verwaltung  d.  kölnischen  Großarchidiakonats  Xanten  a.  Ausgang  d. 
MAr  (1909)  213  ff.  Vgl.  a.:  Westdeutsche  Z.  f.  Gesch.  u.  Kunst  Vll  35  ff ;  Annalen 
d  Hist.  Vereins  f.  d.  Niederrhein  LXV  151  ff;  Esmoin,  Lc  mariage  en  droit 
canonique  I  189  ff;  II  127  f;  Wem  z  -  Laur  e  nt  i  u  s,  Jus  decretalium  IV  1  (1911), 
279  ff. 


§  129.    Die  Eheschließung.  119 

französischen  Königs  auf  dem  Tridentinum,  daß  die  Gültigkeit  der  Ehe  von 
deren  öffentlicher  Eingehung  bzw.  der  Zustimmung  des  Vaters  abhängig  ge- 
macht werden  solle.  Allein  es  erhoben  sich  schwere  Bedenken  hiergegen,  weniger 
weil  die  formlosen  Ehen  trotz  ihrer  Mängel  immer  für  gültig  gehalten  worden 
waren,  als  weil  man  glaubte,  die  Kirche  könne  an  der  Form  der  Ehe- 
schließung keine  wesentliche  Änderung  treffen,  da  Form  und  Materie  der 
Sakramente  durch  göttliche  Einsetzung  bestimmt  seien.  Schließlich  aber  er- 
klärte das  Konzil  in  einem  disziplinaren  Dekret  die  Brautleute  für  unfähig, 
anders  als  in  der  von  ihm  vorgeschriebenen  Weise  eine  Ehe  zu  schließen 
(„ad  sie  contrahendum  omnino  inhabiles  reddit"),  irritierte  also  näherhin  den 
Ehevertrag  und  dadurch,  unbeschadet  der  Form  und  Materie,  das  Ehe- 
sakrament K  Eine  gegen  das  Dekret  versuchte  Ehe  war  keine  Ehe,  nicht 
einmal  ein  Eheverlöbnis  ^.  Und  die  Kontrahenten  waren  samt  den  Mit- 
schuldigen, Pfarrer  und  Zeugen,  vom  Bischof  arbiträr  zu  bestrafen  ^ 

II.  Näherhin  lautete  das  tridentinische  Ehedekret  in  seinen  Hauptstellen, 
von  denen  es  Tametsi-  oder  Qui-aliter-Dekret  heißt,  also:  „Tametsi  dubitandum 
non  est,  clandestina  matrimonia,  libero  contrahentium  consensu  facta,  rata 
et  Vera  esse  matrimonia,  quamdiu  ecclesia  ea  irrita  non  fecit  . . . :  nihilominus 
sancta  Dei  ecclesia  ex  justissimis  causis  illa  semper  detestata  est  atque 
prohibuit.  .  .  .  Qui  aliter,  quam  praesente  parocho  vel  alio  sacerdote  de 
ipsius  parochi  seu  ordinarii  licentia  et  duobus  vel  tribus  testibus  matrimonium 
contrahere  attentabunt,  eos  sancta  synodus  ad  sie  contrahendum  omnino 
inhabiles  reddit  et  hujusmodi  contractus  irritos  et  nullos  esse  decernit.  .  .  . 
Ke  vero  haec  tam  salubria  praecepta  quemquam  lateant,  ordinariis  omnibus 
praecipit,  ut  cum  primum  potuerint,  curent  hoc  decretum  populo  publicari 
ac  explicari  in  singulis  suarum  dioecesum  parochialibus  ecclesiis  idque  in 
primo  anno  quam  saepissime  fiat,  deinde  vero  quoties  expedire  viderint. 
Decernit  insuper,  ut  hujusmodi  decretum  in  unaquaque  parochia  suum  robur 
post  triginta  dies  habere  incipiat  a  die  primae  publicationis  in  eadem  parochia 
factae  numerandos." 

Damit  also  das  tridentinische  Dekret  an  einem  bestimmten  Orte  galt, 
war  nötig,  daß  es  vor  dreißig  Tagen  in  vorschriftsmäßiger  Weise  publiziert 
worden  war.     Es  mußte   publiziert  sein   materiell,    d.  h,  nach  seinem  Inhalt, 


'  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  1.  Üb.  d.  Verhandlungen  v.  5.  Febr.  b.  11.  Nov. 
1563:  Theiner,  Acta  genuina  Conc.  Trid.  I  694;  II  314  ff.  Ehses-Merkle, 
Concilium  Tridentinum,  Index  s.  v.  Matrimonium.  —  Pallavicini,  Storia  del 
Conc.  d.  Trento  1.  XXII,  c.  1  ff.  Sarpi,  Storia  del  Conc.  di  Trento  (Ed.  Genev. 
1629)  679  ff.  —  Anal.  jur.  pontif.  II  (1857)  1861  ff.  A.  f.  k.  KR.  II  (1857)  449  ff. 
Priedberg,  D.  Recht  d.  Eheschi.  107  ft'.  Salis,  D.  Publikation  a.  trident.  Rechts 
d.  Eheschi.  9  ff.  Maurer,  D.  rechtl.  Natur  d.  trident.  Matrimonialdekrets  (Z.  f. 
KR.  XXII  [1889]  97ff).  Esmein  a.  a.  0.  I  137  ff.  Wem  z-Laurentius  a.  a.  0. 
IV  1  (1911),  207  ff. 

'  S.  C.  Conc.  1573  1587  1589;  1.  Juni  1595. 

»  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  1. 


120    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap  :  Die  Ehe. 

sodann  formell,  d.  i.  als  Dekret  des  Tridentinums  oder  mindestens  des  Aposto- 
lischen Stuhles  und  nicht  etwa  nur  des  Bischofs  oder  einer  Partikularsynode  K 
Weiterhin  mußte  es  verkündigt  sein  auf  Veranlassung  des  Bischofs  ^,  in  den 
einzelnen  Pfarrkirchen  der  Diözese^,  in  der  Landessprache*.  Nicht  genügte 
daher  eine  Verkündigung  in  der  Kathedrale,  auf  der  Diözesansynode,  im 
kirchlichen  Amtsblatte.  Die  Publikation  konnte  auch  geschehen  in  Pfarreien 
im  weniger  strengen  Sinne,  so  in  Missionspfarreien  '\  Eine  Veränderung  in 
der  Pfarrei  hatte  keinen  Einfluß  auf  die  Geltung  des  Dekrets  in  deren  Um- 
fang ^  Ob  das  Dekret  an  einem  bestimmten  Orte  verpflichtete,  entschied 
sich  einzig  durch  die  Tatsache  der  Publikation  '.  Ob  dasselbe  auch  durch 
Observanz  an  einem  Orte  Geltung  erhalten  konnte,  ist  kontrovers;  aber 
die  Frage  ist  doch  wohl  zu  verneinen.  Das  Tridentinum  wollte  ganz  be- 
stimmt Publikation  in  dem  von  ihm  ausgeführten  Modus,  nicht  aber  Einfüh- 
rung durch  Observanz.  Wurde  jedoch  das  Dekret  als  Erlaß  des  Tridenti- 
nums   an    einem    Orte    seit    längerer    Zeit   beobachtet,    so   begründete    das 


1  S.  C.  Conc.  2.  Dez.  1628;  2.  Dez.  1634.  Bened.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  XII, 
C.5,  n.  7ff.  Wernz-Laurentius,  Jus  decretalium  IV  1  (1911),  214  ^°^  So 
genügte  es  a.  z.  Einführung  d.  Dekrets,  wenn  es  i.  d.  alljährlich  i.  d.  Pfarrkirchen 
d.  Diöz.  Rottenburg  z.  verlesenden  Eheunterricht  hieß :  ^Die  Kirche  hat  angeordnet, 
daß  diejenigen  Personen ,  welche  miteinander  i.  d.  Ehestand  treten  wollen ,  ihre 
gegenseitige  Willenserklärung  z.  ehel.  Zusammenleben  v.  ihrem  eigen.,  rechtmäß. 
Pfarrer  u.  i.  Gegenwart  v.  wenigst,  zwei  Zeugen  abzugeben  haben."  Vogt,  Samm- 
lung 148. 

2  N.  d.  Wortlaut  d.  Dekrets  brauchte  d.  Bischof  daz.  keine  päpstl.  Ermächtigung. 
Wernz  i.  A.  f.  k.  KR.  LXIII  (1890)  155  f.  Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV 
1  (1911),  213  3^ 

3  S.  C.  Conc.  2.  März  1580. 

*  S.  C.  Conc.  30.  März  1669.  Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  291,  n.  162. 
Konnten  d.  Gläubigen  lesen,  so  genügte  d.  Anschlag  (A.  f.  k.  KR.  LXIII  [1890]  160). 

=•  S.  C.  Inq.  14.  Nov.  1883. 

<=  S.  C.  Conc.  19.  Jan.  1889.  N.  Dekret  ders.  Kongregation  v.  23.  Nov.  1898 
bedurfte  es,  wenn  i.  e.  Diöz.  d.  Tametsidekret  publiziert  worden  war,  keiner  neuen 
Verkündigung  i.  Pfarreien,  welche  innerhalb  d.  Grenzen  derselben  errichtet  worden 
waren.     Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  1   (1911),  212»^ 

'  Verzeichnisse  d.  Länder,  i.  welchen  d.  Verkündigung  stattfand,  b. :  Perron  e, 
De  matr.  christ.  II  255  fl";  Zitelli,  Apparatus  jur.  eccles.  394 ft';  Leinz,  Ehe- 
vorschrift 80  ff  92  fi";  J  0  d  e  r ,  Formulaire  matrimonial  316  ff.  F.  d.  Gebiet  d.  Deutsch. 
Reiches:  Leitner,  D.  Verlobungs-  u.  Eheschließungsform  ^  78  ff".  Ders.,  Lehrb. 
d.  kath.  ERs«  322  ff.  Üb.  Publik,  i.  einz.  Diözesen:  Z.  Publik,  d.  Trident.  Ehedekrots 
(i.  Mainz)  (Katholik  1883,  II  551  ff).  F.  Falk,  Wann  wurde  d.  Trient.  Ehedekr. 
^Tametsi"  i.  d.  Erzdiözese  Mainz  rechtsgültig  verkündigt?  (Ebd.  1903,  I  168  fl). 
A.  L.Veit,  D.  Trient.  Ehedekr.  „Tanietsi"  u.  S.Promulgation  i.  d.  Erzstift  Mainz 
(Ebd.  1903,  II  141  ff).  Ders.,  Z.  Gesch.  d.  Caput  Tametsi  i.  d.  alt.  Erzdiöz.  Mainz 
(Ebd.  1008,  II  196  ff).  Ders.,  Kirchl.  Reformbestiebungen  i.  ehemal.  Erzstift 
Mainz  unt.  Erzbischof  .loh.  Philipp  v.  Schönborn  (1647—1673)  (1910)  76.  Vogt, 
ER.  3  47  \ 


§  129.    Die  Eheschließung.  121 

immerhin   eine   Präsumtion   für   die  Publikation   und  damit   für  die  Verbind- 
lichkeit desselben  \ 

Nicht  aber  galt  das  Dekret,  wo  es  nie  publiziert  worden  war,  oder  zwar 
publiziert,  aber  nicht  rezipiert  wurde,  oder  nach  Rezeption  wieder  ganz  außer 
Übung  gekommen  war  2.  Auch  dann  galt  dasselbe  nicht,  wenn  es  wegen 
Mangels  des  Pfarrers  oder  dessen  kompetenten  Stellvertreters  oder  wegen 
großer  Schwierigkeit,  den  Pfarrer  anzugehen,  unmöglich  befolgt  werden  konnte. 
Hier  aber  mußte  der  Konsens  wenigstens  vor  zwei  Zeugen  abgegeben  werden 
und  sollten  sich  die  Eheleute  später  ihrem  ordentlichen  Seelsorger  als  solche 
vorstellen  ^.  Außerdem  hatte  das  Dekret  keine  Geltung  in  jenen  Gegenden,  in 
welchen  es  kraft  päpstlicher  Deklaration  keine  Anwendung  fand,  oder  in 
welchen  der  Papst  Dispens  davon  gegeben  hatte.  So  erklärte  Benedikt  XIY. 
unter  dem  4.  November  1741  die  in  den  holländischen  Generalstaaten  von 
Akatholiken  unter  sich  und  mit  Katholiken  „Tridentina  forma  non  servata" 
geschlossenen  Ehen  für  gültig,  wogegen  die  Katholiken  nach  wie  vor  an  die 
tridentinische  Form  gebunden  blieben  *.  Diese  Erklärung '"  (Benedictina  sc. 
declaratio)  wurde  nachher   auch   auf  andere  Gebiete   mit   ähnlichen  Verhält- 


'  S.  C.  Conc.  26.  Sept.  1602 ;  2.  Dez.  1634  (R  i  c  h  t  e  r  -  S  c  h  u  1 1  e  a.  a.  0.  p.  313, 
n.  9);  80.  März  1669  (Ebd.  p.  291,  n.  162).  Ben  ed.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  XII, 
c.  5,  n.  7.  Gerlach-Schulte,  Lehrb.  d.  kath.  KRs  257  ff.  Fleiner,  D.  trident. 
Ehevorschrift  16  ff.  Anders:  K.  Braun,  Üb.  d.  Pubhkation  d.  trident.  Ehedekr.  d. 
dess.  observanzmäß.  Beobachtung  (A.  f.  k.  KR.  XXXVIII  [1877]  161  ff;  LXIII  [1890] 
157ff);  Wernz  ebd.  LXIII  (1890)  143ff;  Wernz -Laur  entius  a.  a.  0.  IV  1 
(1911),  216  ff.  Diese  sehen  d.  Observanz  i.  wesentl.  a.  als  Pnblikationsmodus  a. 
Ab.  Ausdrücke  d.  Kongregation  wie:  „publicatum  vel  observatum",  „aut  publicatum 
aut  observatum",  „sive  vi  publicationis  sive  vi  observantiae"  wollen  i.  Übereinstimmung 
m.  d.  andern  Erklärungen  nur  besagen,  daß  d.  Observanz  e.  Präsumtion  f.  d.  tat- 
sächl.  Publikation  bilde.  Vgl.  a. :  Seh  er  er,  KR.  11207  2^°.  Esmein,  Le  mariage 
en  droit  canonique  II  191. 

«  Pius  VII.  V.  8.  Okt.  1803.  S.  C.  Inq.  6.  Juli  1892.  Nicht  ab.  seitens  d. 
Häretiker. 

3  S.  C.  Conc.  19.  Jan.  1605;  30.  März  1669  (Richter-Schulte  a.  a.  0. 
p.  227,  n.  41;  p.  291,  n.  162).  Pius  VI.  v.  28.  Mai  1793;  v.  5.  Okt.  1793.  D. 
Kardinallegat  Caprara  26.  Mai  1803.  S.  C.  Inq.  14.  Nov.  1883.  Ben  ed.  XIV. 
a.  a.  0.  1.  XII,  c.  5,  n.  5.  —  Üb.  d.  Ehen  Napoleons  I.  Schnitzer,  Kath.  ER. 
646  ff.  Geg.  Gültigkeit  d.  ersten  m.  gewichtigen  Gründen :  Civiltä  catt.  1903, 
II  156  ff.     J.  Rinieri,  Napoleone  e  Pio  VII.  (1804—1813)  (1906)  v.  II,  c.  26. 

*Cavalchini,  De  matrimoniis  inter  haeret.  et  cathol.  in  foeder.  Belgii  pro- 
vinciis,  Rom.  1741.  Ben  ed.  XIV.  a.  a.  0.  1.  VI,  c.  6,  n.  7  ff.  Schulte,  Handb.  d. 
kath.  ER.  235  ff.  Richter-Schulte  a.  a.  0.  298  ff.  Vgl.  a.  Esmein  a.  a.  0. 
II  224  ff.  Unt.  d.  Häretikern  sind  d.  Akathohken  gemeint.  C.  S.  Off.  17.  Nov. 
1835;  6.  April  1859. 

*  Als  Erklärung,  nicht  als  Dispens  bezeichneten  sie  d.  Päpste  selbst ;  so  B  e  n  e- 
dikt  XIV.,  Pius  VII.  Richter-Schulte  a.  a.  0.  p.  554,  §  17.  Sie  haben  s. 
ab.  deren  Ausdehnung  ausdrücklich  vorbehalten;  so  Pius  VII.  v.  23.  April  1817; 
Kutschker,  ER.  I  516  ff. 


122    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

nissen  ausgedehnt';  so  in  Deutschland  auf  die  Diözesen  Breslau 2,  Kulm', 
auf  die  Stadt  Ulm  (?)  *  und  das  Herzogtum  Cleve  ^  Dispens  für  künftige 
formlos  geschlossene  Mischehen  wurde  gewährt  für  die  Diözese  Köln,  Trier, 
Münster,  Paderborn^,  Gnesen-Posen ',  Ermeland  *  und  Limburg^.  Dagegen 
wurde  die  Bitte  der  Bischöfe  der  oberrheinischen  Kirchenprovinz,  die  anderswo 
bestehende  Dispensation  auch  auf  ihre  Diözesen  auszudehnen,  abschlägig 
beschieden  '^ 

Was  die  Anwendung  des  Tametsidekrets  betraf,  so  war  zu  beachten, 
daß  dasselbe  eine  lex  localis  et  personalis  war  '^  Als  lokales  Gesetz  in- 
härierte  es  dem  Orte,  wo  es  verkündet  war.  Also  hatten  in  erster  Linie  alle 
Katholiken,  die  an  dem  Orte,  wo  es  galt,  die  Ehe  eingingen,  dieselbe  in  der 
tridentinischen  Form  zu  schließen,  auch  wenn  sie  daselbst  ihr  Domizil  und 
Quasidomizil  nicht  hatten,  sondern  an  einem  nichttridentinischen  Orte.  Als 
personales  Gesetz  sodann  folgte  es  den  Nupturienten.  Wenn  daher  die  Braut- 
leute, die  auf  tridentinischem  Boden  ihr  Domizil  oder  Quasidomizil  hatten, 
in  fraudem  legis  sich  an  einen  nichttridentinischen  Ort  begaben  und  dort, 
ohne  sich  ein  Domizil  oder  Quasidomizil  erworben  zu  haben,  die  Ehe  schlössen, 
so  war  dieselbe  ungültig.  Wenn  aber  auch  nur  ein  Teil  sich  am  exemten 
Ort  ein  Domizil  oder  Quasidomizil  erworben  hatte,  so  war  die  Ehe  gültig, 
auch  wenn  die  Wanderung  in  fraudem  legis  geschah  '^.    Überhaupt  hatte  sich 


^  E.  Verzeichn.  dies.  Gebiete  b. :  Perrone,  De  matr.  christ.  II  268  ff;  Zitelli, 
Apparatus  jur.  eccles.  401ff;  Leinz,  Ehevorschrift  54ff:  Knecht,  D.  neuen  ehe- 
rechtl.  Dekrete  58;  Leitner,  D.  Verlobungs-  u.  Eheschließungsform  ^  62  f. 

2  Klem.  XIII.  V.  2L  Febr.  1765  zunächst  nur  f.  d.  damalig.  Umfang.  Üb.  weit. 
Ausdehnung  namentl.  a.  d.  Delegaturbezirk  Brandenburg  u.  Pommern  1882:  Vering, 
KR.  3  871^8;  Lämmer,  Institutionen  2  547  f. 

3  Klem.  XIV.  v.  5.  Mai  1774. 

*  Ebders.  (?).     Perrone  a.  a.  0.  269. 
^  S.  C.  Conc.  15.  Juni  1793. 

^  Pius  VIII.,  „Litteris  altero  abhinc"  v.  25.  März  1830.  Instruktion  d.  Kard. 
Albani  v.  27.  März  1830. 

7  Gregor  XVL  v.  22.  Mai  1841. 

8  S.  C.  Inq.  80.  Nov.   1853.  ^  S.  C.  Inq.  15.  März  1854. 

'«  S.  C.  Inq.  17.  März  1865  (A.  f.  k.  KR.  XVII  [1867]  325  ff).  J.  Weber, 
D.  kanon.  Ehehindernisse  n.  d.  gelt.  gem.  KR.  ^  (1883)  341  ff.  Wernz-Laurentius, 
Jus  decretalium  IV  1  (1911),  227.  —  Seit  1.  Juli  1890  galt  d.  Beuedictina  od.  rich- 
tiger d.  Dispens  a.  f.  d.  Bistum  Basel  (A.  f.  k.  KR.  LXXVIII  [18981  177). 

"  „Legem  Tridentinam  localem  et  personalem  esse  in  confesso  est  apud  omnes." 
C.  S.  Off.  14.  Dez.  1859.     Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  1  (1911),  241  ff. 

»»  Lrban  VIII.,  ,Exponi  Nobis"  v.  14.  Aug.  1627.  Bened.  XIV.,  „Paucis 
abliinc"  v.  19.  März  1758.  H.Lämmer,  Urbans  Vlll.  Brcve  „Exponi  Nobis"  usw. 
(A.  f.  k.  KR.  XII  [1864J  23  ff).  S.  C.  Inq.  14.  Dez.  1859;  7.  Juni  1867.  In  fraudem 
legis  handelten  d.  Kontrahenten,  wenn  sie  s.  a.  d.  exemten  Ort  begaben  allein  od. 
hauptsäclil.  i.  d.  Absicht,  u.  dort  d.  Ehe  zu  schließen.  Wenn  ab.  e.  od.  beide  Teile 
a.  0.  and.  (inind  s.  dortinn  begaben,  so  war  d.  Ehe  wolil  gültig.  M.  Leitner, 
Was  heißt  in  fraudem  legis  Tridentinae  (c.  1  de  ref.  matr.)  handeln?    (A.  f.  k.  KR. 


§  129.    Die  Eheschließung.  123 

gewohnheitsrechtlich  der  Satz  herausgebildet,  daß,  wenn  einer  der  Nupturienten 
vom  tridentinischen  Gesetz  frei  war,  dieser  dem  andern  Teil  um  der  Unteil- 
barkeit des  Ehekontraktes  willen  seine  Freiheit  mitteilte,  wenn  die  Ehe  am 
exemten  Ort  eingegangen  wurde  ^ 

Was  sodann  die  Ehen  der  Protestanten  betraf,  so  kamen  hier  natürlich 
auch  nur  jene  protestantischen  Ehen  in  Betracht,  welche  an  Orten  ein- 
gegangen wurden,  an  welchen  das  Tridentinische  Dekret  Geltung  hatte,  wo  es 
also  verkündigt  und  nicht  etwa  durch  nachträgliche  päpstliche  Erklärung  für 
die  Akatholiken  außer  Kraft  gesetzt  worden  war^  An  solchen  tridentinischen 
Orten  waren  prinzipiell  alle  von  Getauften  nicht  in  der  tridentinischen  Form 
eingegangenen  Ehen  null  und  nichtig.  Allein  tatsächlich  lagen  die  Dinge 
doch  wohl  anders.  Zwar  läßt  sich  eine  ausdrückliche  Befreiung  der  Protestanten 
vom  Tametsidekret  nicht  nachweisen  ^,  vielmehr  haben  sich  die  römischen 
Tribunale  in  einzelnen  Fällen  wiederholt  für  die  Nichtigkeit  protestantischer 
und  gemischter  Ehen  wegen  Klandestinität  ausgesprochen*;  aber  durch  diese 
Einzelurteile  ist  die  Frage  nicht  allgemein  gelöst.  Das  Tridentinum  wollte 
offenbar  den  Protestanten  die  Möglichkeit  gültiger  Eheabschließung  trotz  seines 
Dekrets  im  weitesten  Umfang  belassen.  Es  bemerkte  nämlich  der  gelehrte  und 
scharfsinnige  Jesuit  Lainez,  daß  durch  unbeschränkte  Gültigkeit  des  Ehe- 
dekrets alle  künftigen  Ehen  der  Protestanten  ungültig  würden  ^.  Daraufhin 
machte  das  Konzil  in  ganz  singulärer  Weise  die  Gültigkeit  des  Dekrets  ab- 
hängig von  der  Publikation  in  der  einzelnen  Pfarrei  und  vom  Verlauf  weiterer 
dreißig  Tage  nach  der  Publikation.  Von  den  protestantischen  Ländern  und 
Pfarreien  ^   ließ   sich   voraussetzen,    daß  das    Dekret    nicht   werde   publiziert 


LXXI   [1894]    54 ff).     W.  Arendt,    De   conjugio   clandestine  inito  in  loco  exemto 
a  peregrinis,  qui  in  patria  decrelo  Tridentino  (cap.  Tametsi)  subiciuntur,  1900. 

*  K.  Böckenhoff,  D.  Unteilbarkeit  d.  gegenseit.  Vertrags  u.  ihre  Bedeutung 
f.  d.  ER.  (A.  f.  k.  KR.  LXXX  [1900]  469  ff).  Ders.,  De  individuitate  matrimonii, 
1901.  Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  1  (1911),  47  fif.  Dieser  Lehre  gegenüb. 
macht  Scher  er  geltend,  daß  a.  d.  Unteilbarkeit  d.  Ehekontrakts  n.  streng  juridischer 
Auffassung  d.  Gegenteil  folgen  würde  (KR.  II  209  fif).  Allein  daß  d.  Gewohnheit 
e.  anderes  Recht  s.  gebildet  hat,  kann  nicht  bezweifelt  werden. 

*  N.  Knopp,  Anwendbarkeit  d.  Vorschrift  d.  Konzils  v,  Trient  üb.  d.  wesentl. 
Form  d.  Eheschließ,  a.  Akatholiken,  1855.  A.  J.  Uhrig,  Z.  Frage  üb.  d.  Aus- 
dehnung d.  trident.  Trauungsform  a.  d.  prot.  u.  gem.  Ehen,  1855.  Knopp,  Üb. 
d.  Wahre  i.  d.  Schrift  d.  H.  Dr  Uhrig:  „Z.  Frage"  usw.,  1855.  Uhrig,  Sieg  d. 
Wahrheit  i.  d.  Frage  usw.,  1855.  H.  J.  Schmitz,  D.  klandest.  Ehen  i.  d.  ober- 
rhein.  Kirchenprovinz  (A.  f.  k.  KR.  XVII  [1S67]  315  ff). 

'  Solche  nahmen  ältere  Kanonisten  a,  z.  B.  Pirhing,  Jus  can.  1.  IV,  t.  3, 
n.  12.     Vgl.  Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  1  (1911),  94  >9». 

*  Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  291  ff,  namentlich  n.  173  174.  CS. 
Off.  24.  Jan.  1858;  6.  Juli  1892:  23.  Nov.  1898.  Scherer,  KR.  II  215  f.  A.  f. 
k.  KR.  LXXVII  (1907)  552  f.     Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  1  (1911),   230. 

"  Pallavicini,  Storia  del  Conc.  di  Trento  1.  XXII,  c.  4  8. 

*  Zwar  will  man  sagen,  d.  Konzil  kenne  nicht  protest.  Pfarreien,  sondern  nur 
solche  Länder;    ab.    es   spricht   v.   kath.  Pfarreien.      Damit   ist    der   Gegensatz   ge- 


124    IV".  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

werden.  So  wurden  tatsächlich  die  Protestanten,  die  zur  Zeit  der  Publikation 
des  Dekrets  an  einem  Orte  schon  ihre  Pfarrei  hatten,  durch  dasselbe  nicht 
gebunden  ^  Schwieriger  war  die  Frage  da,  wo  die  Protestanten  an  triden- 
tinischem  Orte  erst  nachher  eine  Pfarrei  begründeten  -.  Allein  selbst  in  diesem 
Falle  durfte  die  Tendenz  des  Konzils,  die  Protestanten  nach  Möglichkeit  dem 
Dekret  entrinnen  zu  lassen,  betont  werden  ^  Und  konnten  denn  überhaupt 
die  Protestanten  an  solchem  Ort  vor  dem  katholischen  Pfarrer  sich  zum 
Eheabschluß  stellen?*  Eher  war  das  möglich,  wo  einzelne  Protestanten  in 
katholischen  Gemeinden  lebten.  Allein  da  war  es  anderseits  dem  katholischen 
Geistlichen  verboten,  deren  Eheerklärung  entgegenzunehmen  ^  Unter  diesen 
Umständen  wurden  solche  protestantische  Ehen  vom  Apostolischen  Stuhle 
dissimuliert,  d.  h.  es  wurde  die  Frage  nach  ihrer  Gültigkeit  oder  Ungültigkeit 
nur  von  Fall  zu  Fall  behandelt.  Auch  die  Bischöfe  waren  zu  solcher 
Dissimulation  aufgefordert^.  Am  allerwenigsten  durfte  sich  daher  der  einzelne 
Geistliche  ein  Urteil  erlauben ''.  Zur  Not  konnte  man  auch  eine  Putativehe 
annehmen  ^. 

Für  die  Mischehen  ergab  sich,  da&,  wo  die  klandestinen  Ehen  der  Häre- 
tiker gültig  waren,  es  auch  die  formlos  eingegangenen  gemischten  Ehen  waren  ^ 

geben,  wie  er  a.  historisch  bestand  u.  i.  viel,  späteren  röm.  Entscheidungen  be- 
rücksichtigt wurde.  R.  Mittermüller,  Z.  Lehre  v.  Ehehindernis  d.  Klande- 
stinität  (A.  f.  k.  KR.  XLVII  [1882]  109  ff).  I.  Silbernagl,  Z.  Interpretation 
d.  Trienter  Konzildekrets  „Tametsi"  (Ebd.  216).  Scherer,  KR.  II  218  2*3. 
Schnitzer,  Kath.  ER.  167^.  Wernz-Laurentius,  Jus  decretalium  IV  I 
(1911),  237  1*6. 

1  D.  ist  allgemein  anerkannt.  Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  1  (1911), 
23P35  237  "^ 

2  D.  umgekehrte  Fall  war,  wenn  e.  kath.  Pfarrei  a.  früher  rein  prot.  Boden 
entstand  u.  wenn  d.  Tametsidekret  publiziert  wurde.  Hier  wurden  nur  d.  Katholiken 
v.  ihm  betroffen.  Pius  VII.  v.  27.  Juni  1805.  S.  C.  de  Prop.  Fide  v.  17.  Jan.  1817. 
Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  1  (1911),  229»3i. 

^  Vgl.  freil.  dageg.  d.  Entscheidungen  S.   123,  A.  4. 

*  D.  Gewicht  dies.  Arguments  anerkennt  a.  Perron e.  De  matr.  christ.  II  241. 

^  S.  C.  Conc.  22.  Juni  1624;  6.  März  1694.  Scher  er,  KR.  II  217.  Schnitzer, 
Kath.  ER.  164  3.  Dageg.  bemerkt  Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  1  (1911), 
234  '*^,  daß  wenigstens  zwei  Zeugen  beigezogen  werden  konnten.  Daß  diese  Un- 
möglichkeit, s.  V.  d.  kath.  Pfarrer  z.  stellen,  nicht  ebenso  f.  d.  Mischehen  bestand, 
liegt  a.  d.  Hand. 

6  S.  C.  Conc.  20.  Aug.  1780  a.  d.  Bischof  v.  Rosenau  i.  Ungarn.  Denzinger, 
Enchiridion  ^  Nr  1348  ff.  Geg.  z.  weitgehende  Dissimulation  Wernz-Laurentius 
a.  a.  0.  IV  1  (1911),  234'*^.  V.  e.  ausnahmslosen  Ungültigkeitserklärung  war  man 
gerade  i.  Rom  a.  weitesten  entfernt.  Schcrer,  KR.  II  216  f.  Schnitzer 
a.  a.  0.  171. 

'  S.  C.  Conc.  17.  Aug.  1737.  Rieht  er- Seh  ul  te,  Conc.  Trid.  303.  Eventuell 
konnte  ohne  Wissen  d.  Eheleute  u.  sanatio  in  radice  nachgesucht  werden.  Seh  er  er, 
KR.  2182*«.     Schnitzer  a.  a.  0.  172  f.  »  Scherer,  KR.  II  217. 

"  A.  d.  Insel  Malta  ab.  waren  n.  neuer.  Erklärungen  d.  formlosen  Ehen  d. 
Akatholiken  gültig,  nicht  ab.  solche  Mischehen.    S.  C.  sup.  negot.  Eccles.  extraord. 


§  129.    Die  Eheschließung.  125 

Nach  dem  Tridentinum  konnte  eine  gültige  Ehe  da,  wo  sein  Ehedekret 
galt,  nur  gültig  geschlossen  werden  .praesente  parocho  vel  alio  sacerdote 
de  ipsius  parochi  seu  ordinarii  licentia'".  Als  Pfarrer  galten  hier  auch  alle 
jene  Geistlichen,  welchen  von  der  kirchlichen  Behörde  die  selbständige  Aus- 
übung der  Seelsorge  über  einen  gewissen  örtlich  begrenzten  Kreis  oder  be- 
stimmte Personen  für  immer  oder  widerruflich  übertragen  war,  also  die 
Missionspriester,  die  Desservants ,  die  Pfarrprovisoren  oder  Pfarrverweser. 
Nicht  notwendig  war,  daß  der  Pfarrer  Priester  war  K  Nicht  aber  konnte 
gültig  assistieren  der  intrusus.  Dagegen  traute  gültig  derjenige,  der  tat- 
sächlich nicht  Pfarrer  war,  aber  doch  auf  Grund  eines  Titels  allgemein  dafür 
gehalten  wurde  (parochus  putativus  cum  titulo  colorato)  -.  Ebenso  assistierte 
gültig  der  suspendierte ,  interdizierte,  exkommunizierte,  irreguläre  Pfarrer  ^ 
nicht  aber  der  abgesetzte,  resignierte  oder  infolge  öffentlicher  Häresie  seiner 
Pfründe  ipso  jure  verlustig  gegangene  Pfarrer. 

Näherhin  war  die  Ehe  einzugehen  vor  dem  parochus  proprius  der  beiden 
oder  eines  der  beiden  Brautleute,  d.  h.  vor  dem  Pfarrer,  in  dessen  Pfarrei 
die  Nupturienten  Domizil  oder  Quasidomizil  hatten  oder  als  vagi  sich  gerade 
aufhielten*.  Gehörten  die  Brautleute  also  verschiedenen  Pfarreien  an  oder 
hatten  sie  verschiedene  eigentliche  oder  uneigentliche  Wohnsitze,  so  war 
jeder  ihrer  Pfarrer  berechtigt.  Vielfach  aber  bestand  die  Praxis,  daß  zur 
erlaubten  Assistenz  nur  einer  dieser  mehreren  Pfarrer,  in  der  Regel  jener 
der  Braut,  kompetent  war  und  daß  dann  jeder  der  andern  von  diesem 
Dimissorien  brauchte '".  Zuständiger  Pfarrer  für  jene  Personen,  die  weder 
Domizil  noch  Quasidomizil  hatten,  war  jener,  in  dessen  Pfarrei  sie  sich  gerade 


12.  Jan.  1890.  C.  S.  Off.  3.  Juni  1892.  —  Üb.  d.  Eben  d.  Altkatholiken  L  aurin 
i.  d.  Theol.-prakt.  Qsch.  XXXV  (1882)  713  ff.  —  Üb.  d.  Ehen  zw.  Angehörigen  d. 
lat.  u.  griech.  Kirche  Lämmer  i.  A.  f.  k.  KR.  XI  (1864)  363  ff  u.  Institutionen^ 
508*.  —  A.  d.  Vatic.  beantragten  Bischöfe,  es  möge  künftighin  nur  als  sündhaft 
erklärt  u.  m.  Zensuren  bestraft  werden,  wenn  nicht  d.  parochus  proprius  od.  e.  v. 
diesem  delegierter  Priester  d.  Trauung  vornehme,  jedoch  solle  nicht  mehr  d.  Gültig- 
keit d.  Ehe  dav.  abhängig  sein :  a.  möge  man  b.  d.  zahlreichen  Häretikern  u. 
Schismatikern  v.  d.  Klandestinität  absehen.  Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan  Rs  141  ff. 
Granderath-Kirch,  Gesch.  d.  Vatik.  Konz.  I  442.  I.  d.  Hauptsache  entspricht 
jetzt  dies.  Verlangen  d.  alsbald  z.  behand.  Dekret  „Ne  temere'  v.  2.  Aug.  1907. 

'  D.  Pfarrer  funktionierte  nur  als  Zeuge,  wenn  a.  als  testis  auctorizabilis. 

«  S.  C.  Conc.  10.  März  1770.  R  ichter- S  chulte  a.  a.  0.  p.  229,  n.  51. 
P.  George,  De  parocho  putativo,  1859. 

^  Kober,  D.  Kirchenbann «  (1863)  300  ff. 

*  Üb.  Domizil  u.  Quasidomizil  vgl  ob.  S.  110  ff.  Weil  d.  Assistenz  reine  Zeugen- 
tätigkeit war,  so  konnte  sie  d.  Pfarrer  a.  außerh.  seiner  Pfarrei  leisten  Viele  Mühe 
gibt  s.u.  a.  Boudinhon,  Le  mariage  et  les  fian^ailles  '  23  ff,  u.  z.  beweisen,  daß 
d.  Tridentin.  nicht  d.  parochus  „proprius"  verlangt  habe.  Es  steht  ab.  doch  aus- 
drücklich i.  Passus  üb.  d.  Proklamation  u.  so  i.  Kopf  d.  Dekrets.  Vgl.  a.  ob. 
S.  110,  A.  1. 

*  Ubi  sponsa,  ibi  sponsalia.     Coli.  Lac.  IV  518;  V  841;  VI  521. 


126    IV".  Buch,    Die  Verwaltung  der  KircKe.    2.  Abschn.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

aufhielten.  Bei  den  vagi  im  strengen  Sinn  konnte  der  betreffende  Pfarrer 
nur  mit  Erlaubnis  des  Bischofs  assistieren  '.  Außer  dem  Pfarrer  konnten 
dem  Eheabschluß  gültig  assistieren:  der  Papst  für  die  ganze  Kirche,  der 
Kardinal  an  seiner  Titelkirche  ^,  der  Legat  in  seinem  Legationsbezirk,  der 
Bischof  in  seiner  Diözese',  der  exemte  Prälat  mit  jurisdictio  quasiepiscopalis, 
der  Kapitularvikar  und  der  Generalvikar  \ 

Die  Tätigkeit  des  Pfarrers  beim  Eheabschlufs  war  weder  Weihe-  noch 
richterliche,  sondern  reine  Zeugentätigkeit,  wenn  er  auch  qualifizierter  Zeuge, 
testis  spectabilis  ^  t.  auctorizabilis  ^,  war.  Immerhin  wurde  die  Ehe  erst  durch 
seine  Anwesenheit  rechtskräftig'.  Gleichgültig  war,  ob  der  Pfarrer  geladen 
oder  zufällig,  gezwungen,  überlistet  oder  freiwillig  da  war  ^  Freilich  genügte- 
rein  physische  Gegenwart  auch  nicht ;  der  Pfarrer  mußte  wenigstens  moralisch 
gegenwärtig  sein,  d.  h.  die  Eheerklärung  zweier  bestimmter  Personen  ver~ 
nommen  und  erfaßt  haben  ^.  Daher  war  die  Ehe  auch  gültig,  wenn  er  die 
Erklärung  absichtlich  nicht  wahrnehmen  wollte  oder  wenn  er  überlistet  da- 
gegen protestierte  ^^. 

Nach  dem  Tridentinum  konnte  die  Ehe  auch  eingegangen  werden  vor 
einem  vom  zuständigen  Pfarrer  oder  Bischof  zur  Assistenz  ermächtigten 
Priester''.  Solcher  Delegation  oder  richtiger  Deputation  oder  Substitution 
bedurften  nicht  die  vom  Bischof  für  alle  Pfarrverrichtungen  und  die  ganze. 
Seelsorge  kommittierten  Koadjutoren  der  Pfarrer'-;  sicher  aber  alle  andern 
Hilfsgeistlichen,    welche    die    Seelsorge    innerhalb    der    vom    Pfarrer   zu    be- 


'  Trid.  sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  7.     Vgl.  ob.  S.  111. 


^  Anders  Wernz- Laurent  i  us,  Jus  decretalium  IV  1  (1911),  254'"^. 

^  D.  Erzbisch,  i.  d.  Sprengein  d.  Suffraganbischöfe  nur,  wenn  letztere  d.  Trauung 
ohne  Grund  verweigerten  u.  Appellation  erfolgte. 

^  S.    C.    Conc.    4.    Juli    1602;    7.    Sept.    1776.      R  ich  ter-Schult  e    a.    a.    0. 
p.  230,  n.  56. 

^  S.  C.  Conc.  31.  Juli   1751.     Ri  chter-S  eh  ulte,    Conc.  Trid.  p.  229,  n.  49. 

«  Ben  ed.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  XIII,  c.  23,  n.  6. 

"  E.  Antrag    a.  d.  Trident.  a.  d.  Anwesenheit   entw.  d.  Pfarrers  od.  Notars  od. 
dreier  Zeugen  ging  nicht  durch.     Th  einer,  Acta  II  320  367. 

^  Ben  ed.  XIV.  a.  a.  0.  I.  XIII,  c.  23,  n.  1. 

^  .,.  .  .  oorum  mutuo  consensu  intellecto."     Trid.  sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  1. 
Ric  htcr -Seh  ulte  a.  a.  0.  p.  235,  n.  65  66  67. 

'°  „.  .  .  nisi  tarnen  affectasset  non  intelligere."  Bencd.  XIV.  a.  a.  0.  I.  XIII, 
c.  23,  n.  1.  Rieh  ter-Sch  ulte  a.  a.  0.  p.  235,  n.  64.  E.  vermittelst  Über- 
raschung d.  Pfarrers  abgeschloss.  Ehe  wurde  bezeichnet  als  mariage  ii  la  Gaulniine. 

"  E.  Deschanips,  Des  delögations  pour  Tassistancc  au  mariage  (Canonisto 
cont.  XXIII  [1900]  534ff).  Wernz- Laurentius  a.  a.  0.  IV  1  (1911),  267  ff 
I).  delegierto  Priostor  konnte  s.  a.  i.  e.  Zensur  befinden  od.  presbyter  putativus 
cum  titulo  colorato  sein. 

'^  Selbst  d.  facultas  generalis  administrandi  oninia  sacramenta  genügte  nicht. 
S.  C.  Inq.  7.  Sept.  1898  (A.  f.  k.  KR.  LXXIX  [1899]  337  f).  Anders  noch  Schnitzer, 
Kath.  ER.   18G»  189'. 


§  129.    Die  Eheschließung.  127 

stimmenden  Grenzen  übten  ^  Bei  der  in  den  großen  Städten  stark  fluk- 
tuierenden Bevölkerung  taten  die  Stadtpfarrer  gut  daran,  wenn  sie  sich  und 
ihre  Hilfsgeistlichen  gegenseitig  allgemein  zur  Vornahme  aller  Trauungen 
delegierten.  Noch  besser  war  es,  wenn  der  Bischof  den  Pfarrern  einer  größeren 
Stadt  ein  für  allemal  die  Erlaubnis  zur  gültigen  Trauung  der  in  ihren  Pfarreien 
etwa  nicht  irgend  domizilierten  Gläubigen  mit  der  Befugnis  zur  Subdelegation 
erteilte^.  Die  Delegation  konnte  geschehen  mündlich  oder  schriftich^,  per- 
sönlich oder  durch  einen  Dritten,  für  einen  einzelnen  Fall  oder  für  eine  Reihe 
von  Fällen.  Sie  mußte  vor  der  Trauung  erfolgt  sein.  Eine  bloß  vermutete 
Delegation  war  ungültig  * ;  ebenso  eine  nachträgliche  Gutheißung.  Ein  die 
Identität  des  Delegierten  oder  der  Brautleute  betreff^ender  Irrtum  berührte 
die  Gültigkeit  der  Delegation  und  damit  die  der  Ehe  ^  Bezüglich  der 
Endigung  der  Delegation  und  Subdelegation  fanden  die  Grundsätze  über  die 
Delegation  überhaupt  Anwendung^,  obgleich  hier  eine  Delegation  im  eigent- 
lichen Sinne  nicht  vorlag  ^ 

Endlich  mußten  nach  dem  Tridentinum  außer  dem  Pfarrer  noch  zwei 
oder  drei  Zeugen  bei  der  Eheschließung  gegenwärtig  sein ;  und  zwar  mußten 
sie  gleichzeitig  mit  dem  Pfarrer  da  sein.  Daher  war  eine  sukzessive  Kon- 
senserklärung oder  eine  solche  nur  vor  dem  Pfarrer  und  einem  Zeugen  un- 
gültig ^  Um  wirklich  Zeuge  sein  zu  können  und  zu  sein,  mußten  sie  die 
Eheerklärung  wahrnehmen  und  konstatieren  können.  Gleichgültig  aber  war, 
ob  sie  minderjährig  oder  großjährig,  Männer  oder  Frauen,  Kleriker  oder 
Laien ,  Verwandte  der  Nupturienten  oder  Unbekannte ,  Exkommunizierte, 
Häretiker  ^  oder  Ungläubige  waren.  Ebenso  war  es  auch  indifferent,  ob  sie 
geladen  oder  zufällig,  freiwillig  oder  gezwungen  da  waren. 

'  G.  Kreuzer,  Kath,  ER.  184,  machte  nicht  unnötig  darauf  aufmerksam,  daß 
a.  d.  Kapläne  d.  Delegation  bedurften. 

■"  A.  f.  k.  KR.  LXXVI  (1896)  125  ff ;  LXXVII  (1897)  790  ff.  S  anti-Leitner, 
Praelect.  jur.  can.  ^  IV  151  ff.  D.  Bischof  v.  Münster  delegierte  einige  Stadtpfarrer 
f.  weitere  sechzig  Tage  z.  Assistenz,  wenn  a.  d.  Brautleute  ihr  Domizil  od.  Quasi- 
domizil i.  d.  betreff.  Pfarrei  aufgegeben  hatten  (A.  f.  k.  KR.  LXXIX  [1899]  749  fj. 

^  I.  manch.  Diözesen  war  telegraph.  Delegation  verboten.  E.  bloß  stillschweigende 
Delegation  genügte  nicht.     S.  C.  Conc.  14.  Dez.  1889. 

*  V.  d.  rein  vermuteten  Delegation  war  z.  unterscheiden  d.  zweifelhafte. 
Sprachen  d.  Ver.mutungen  f.  d.  Existenz  e.  Delegation,  dann  konnte  d.  Ehe  weg. 
Klandestinität  nicht  f.  ungültig  erklärt  werden.  S.  C.  Conc.  1.  Febr.  1868.  Vgl. 
ab.  Theol.-prakt.  Qsch.  LXIV  (1911)  126  ff.    Dageg. :  Acta  Ap.  Sedis  III  (1911)  284  ff. 

^  S.  C.  Conc.  19.  Sept.  1744  (Richter-Schulte  a.  a.  0.  p.  230,  n.  57); 
22.  Mai  1875.  Mehr  Detail  üb.  etwaige  Eventualitäten  b. :  S  c  h  e  r  e  r ,  KR.  II  205  ^^s . 
Schnitzer  a.  a.  0.   185  ff. 

«  Vgl.  Bd.  I  S.  281  ff. 

'  B.  Delegation  a.  d.  Pfarrer  galt  d.  Befugnis  z.  Subdelegation  als  gewährt,  da 
sie  hier  nicht  so  fast  persönlich  war.     Scherer,  KR.  II  205 '^^ 

»  S.  C.  Conc.  14.  Jan.  1673.     S.  C.  de  Prop.  Fide  2.  Juli  1827. 

•  D.  Zeugen  auszuwählen  war  Sache  d.  Brautleute.  Sie  sollten  ab.  wo  möglich 
katholisch  sein.     S.  C.  Conc.  29.  Nov.  1672.     C.  S.  Off.  19.  Aug.  1891. 


128    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

Zuletzt  schrieb  das  Tridentinum  vor,  daß  der  Pfarrer  die  Namen  der 
Eheleute  und  Zeugen,  den  Ort  und  Tag  der  Trauung  in  ein  Eheregister  ein- 
trage, das  sorgfältig  aufbewahrt  werden  sollte  ^ 

Der  Pfarrer  oder  Priester,  welcher  nur  mit  einem  Zeugen  oder  ohne 
Zeugen  der  Eheschließung  assistierte,  sowie  Zeugen  und  Brautleute,  die  solches 
taten  ohne  den  zuständigen  Priester,  sollten  nach  dem  Tridentinum  vom 
Bischof  arbiträr  bestraft  werden.  Ebenso  verfielen  Geistliche,  welche  wissent- 
lich unberechtigt  eine  Trauung  oder  Eheeinsegnung  vornahmen,  der  suspensio 
ab  officio,  bis  sie  vom  Bischof  des  zur  Trennung  zuständigen  Pfarrers  ab- 
solviert wurden  ^. 

III.  Die  tridentinische  Eheschließungsform  war  im  Laufe  der  Zeit, 
wie  aus  dem  Vorhergehenden  leicht  ersichtlich  ist,  mit  vielen  Miß- 
ständen verknüpft.  Pius  X.  gibt  in  dem  alsbald  näher  zu  behandelnden 
Dekret  ,,Ne  temere"  als  solche  ausdrücklich  an:  die  Ungleichheit  des 
Rechtszustandes  an  tridentinischen  und  nichttridentinischen  Orten 
infolge  der  eigentümlichen  Publikationsweise  des  Tametsidekrets ; 
sodann  die  Fortdauer  der  alten  Übelstände  der  klandestinen  Ehe 
da,  wo  das  Dekret  nicht  publiziert  war;  weiter  die  Ungewißheit  über 
das  Quasidomizil  und  den  parochus  proprius  namentlich  bei  der 
heute  so  stark  fluktuierenden  Bevölkerung;  endlich  war  nicht  der 
geringste  Mißstand  —  und  dieser  wird  von  Pius  X.  in  der  hernach 
zu  erklärenden  Konstitution  „Provida"  angeführt  —  der,  daß  bezüg- 
lich der  Gültigkeit  der  gemischten  und  akatholischen  Ehen  viele  Un- 
sicherheit, Verwirrung  und  Härten  bestanden;  allenthalben  wünsche 
man  Änderung^. 

Aus  diesen  Gründen  gab  die  S.  Congregatio  Concilii  im  Auftrag 
Pius'  X.  im  Dekret  „Ne  temere"  vom  2.  August  1907  durch  Über- 
sendung desselben  an  die  Ortsordinarien  unter  prinzipiellem  Festhalten 
am  Tametsidekret  eine  fast  ganz  neue  Eheschließungsform  für  die 
ganze  lateinische  Kirche  mit  Wirkung  von  Ostern  19.  April  1908  ab 
ohne  rückwirkende  Kraft  ^. 

Der  Inhalt  des  Dekrets  „Ne  temere"  ist: 


'  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  1. 

2  Ebd.  Daß  d.  v.  Trid.  angedrohten  Strafen  infolge  d.  Dekrets  „Ne  temere" 
nicht  antiquiert  sind,   Vogt,  EK.'  712. 

»  Vgl.  ob.  S.  124,  A.  9. 

*  Acta  S.  Sedis  XL  (1907)  525  ff".  —  D.  Dekret  gilt  nicht  a.  f.  d.  Katholiken 
d.  Orient.  Riten  unt.  s.,  wohl  ah.  f.  Katholiken,  d.  ni.  Angehörigen  solch.  Riten 
s.  verehlichon.  S.  C.  Conc.  1.  Febr.  1908,  Nr  1—3  12;  28.  März  1908.  Nr  1  (Acta 
S.  Sedis  XLl  [1908]  108  ff"  287  f).  Üb.  Ausdehnung  a.  d.  griech.-kath.  Ruthenen  i. 
üalizien  A.  f.  k.  KR.  XCil  (1912)  484. 


§  129.    Die  Eheschließung.  129 

Xr  III.  1  Nur  jene  Ehen  sind  gültig,  die  abgeschlossen  werden  vor 
dem  Pfarrer  2  oder  dem  Ordinarius  des  Ortes  ^  oder  einem  von  einem 
dieser  beiden  delegierten  Priester  und  vor  wenigstens  zwei  Zeugen-^ 
nach  den  folgenden  Regeln  oder  Ausnahmen. 

Nr  IV.  Der  Pfarrer  und  der  Ordinarius  des  Ortes  assistieren 
der  Ehe  gültig: 

§  1.  von  dem  Tage  der  Besitzergreifung  des  Benefiziums  oder 
des  Antritts  des  Amtes  ^  an,  vorausgesetzt,  daß  sie  nicht  durch  ein 
öffentliches  Dekret  namentlich  exkommuniziert  oder  vom  Amte  sus- 
pendiert sind; 

§  2.  nur  innerhalb  der  Grenzen  ihres  Bezirks ;  in  diesem  aber 
assistieren  sie  gültig  nicht  bloß  den  Ehen  ihrer  Untergebenen,  sondern 
auch  der  Nichtuntergebenen ; 

§  3.  unter  der  Bedingung,  daß  sie  eingeladen  und  gebeten  worden 
sind  und  weder  aus  Zwang  noch  aus  schwerer  Furcht  den  Konsens 
der  Nupturienten  erforschen  und  entgegennehmen^. 

Nr  V.  Der  Pfarrer  und  der  Ordinarius  des  Ortes  assistieren  der 
Ehe  erlaubt: 

§  1.  wenn  sie  sich  gesetzmäßig  über  den  freien  Stand  der  Kon- 
trahenten unter  Einhaltung  der  bestehenden  Bestimmungen  verge- 
wissert haben ^; 


*  Nr  I  u.  II  handeln  v.  Verlöbnis.     Siehe  ob.  S.  102  ff. 

^  Üb.  d.  Pfarrer  ob.  S.  103.  Üb.  d,  parochus  putativus  ob.  S.  125.  D. 
Militär-,  Garnisons-,  Personalpfarrer  usw.  assistieren  d.  Ehen  ihr.  Untergebenen 
überall  gültig.  S.  C.  Conc.  1.  Febr.  1908,  Nr  7—10  (Acta  S.  Sedis  XLI  [1908] 
108  ff). 

3  Üb.  d.  Ordinarius  ob.  S.  103. 

*  Üb.  d.  Qualität  d.  Zeugen  ob.  S.  127. 

^  Kann  e.  Pfarrer,  d.  noch  nicht  investitiert,  ab.  i.  sein,  neuen  Pfarrei  amtiert, 
e.  Ehe  gültig  assistieren?  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVIII  [1908]  768 f).  7a!]  A.  v.  di  Pauli, 
Z.  Interpretation  d.  Art.  IV,  §  1  „Ne  temere"  (Ebd.  LXXXIX  [1909]  75  ff).  Ebd. 
LXXXIX  (1909)  327  f. 

®  E.  invitatio  et  rogatio  implicita  genügt.  S.  C.  Conc.  28.  März  1908,  Nr  4 
»Acta  S.  Sedis  XLI  [1908]  288  ff).  —  A.  da,  wo  d.  Pfarrer  nur  passive  Assistenz 
leistet,  hat  er  z.  fragen.  S.  C.  Conc.  27.  Juli  1908,  Nr  3  (Acta  S.  Sedis  XLI  [1908] 
510  ff).  Anders  C.  S.  Off  21.  Juni  1912  (Acta  S.  Sedis  IV  [1912]  443  f).  Siehe 
unt.  §  149. 

"  (Vgl.  ob.  S.  111  f  125  f.)  A.  d.  modus  d.  Erforschung  d.  Status  liber  besond. 
d.  Vagi  ist  nichts  geändert.  S.  C.  Conc.  1.  Febr.  1908,  Nr  11  (Acta  S.  Sedis  XLI 
[1908]  109  ff).  S.  C.  de  disc.  Sacr.  6.  März  1911  (Acta  Ap.  Sedis  III  [1911] 
102  f). 

SägmüUer.  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    U.    3.  Aufl.  9 


130    i^-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

§  2.  wenn  sie  sich  auch  vergewissert  haben  über  das  Domizil  oder 
wenigstens  über  den  einmonatigen  Aufenthalt  ^  eines  der  Kontrahenten 
am  Orte  der  Eheschließung. 

J5  3.  Fehlen  diese  Requisite,  so  bedürfen  der  Pfarrer  und  der 
Ordinarius  des  Ortes,  um  erlaubt  assistieren  zu  können,  der  Erlaubnis 
des  eigenen  Pfarrers  oder  Ordinarius  eines  der  Kontrahenten,  den 
Fall  schwerer  Not  ausgenommen*'^. 

§  4.  Was  die  vagi^  betrifft,  so  soll,  den  Notfall  ausgenommen, 
dem  Pfarrer  nicht  erlaubt  sein,  deren  Ehen  zu  assistieren,  außer  er 
habe  nach  Berichterstattung  an  den  Ordinarius  oder  den  von  diesem 
delegierten  Priester  die  Erlaubnis  dazu  erhalten. 

§  5.  In  jedem  Fall  soll  als  Regel  gelten,  daß  die  Ehe  vor  dem 
Pfarrer  der  Braut  geschlossen  werde,  wenn  nicht  ein  rechtmäßiger 
Grund  entschuldigt. 

Nr  VI.  Der  Pfarrer  und  der  Ordinarius  des  Ortes  können  einem 
andern  bestimmten  und  gewissen  Priester  die  Erlaubnis  geben,  Ehen 
innerhalb  der  Grenzen  ihres  Bezirks  zu  assistieren.  Der  Delegat  muß 
aber,  um  gültiger-  und  erlaubterweise  zu  assistieren,  die  Grenzen 
seines  Auftrags  und  die  für  den  Pfarrer  und  den  Ordinarius  des  Ortes 
in  Nr  IV  und  V  aufgestellten  Regeln  einhalten*. 

Nr  VII.  Bei  Todesgefahr  kann,  wenn  der  Pfarrer  oder  der  Ordi- 
narius des  Ortes  oder  ein  von  einem  dieser  beiden  delegierter  Priester 
nicht  zu  haben  ist,  zur  Beruhigung  des  Gewissens  und  allenfalsiger 
Legitimierung  von  Kindern  eine  Ehe  gültig  und  erlaubt  vor  jedem 
beliebigen  Priester  und  zwei  Zeugen  geschlossen  werdend 

Nr  VIII.  Sollte  in  einer  Gegend  der  Pfarrer  oder  der  Ordinarius 
des  Ortes  oder  ein  von  ihnen  delegierter  Priester,  vor  welchem  die 
Eheschließung  stattfinden  könnte,  nicht  zu  haben  sein  und  dieser 
Zustand  schon  einen  Monat  dauern,  so  kann  die  Ehe  gültiger-  und 
erlaubterweise  eingegangen  werden  durch  die  förmliche  Konsensabgabe 
vor  zwei  Zeugen  ß. 

'  Nicht  nötig  ist  Quasidomizil,  d.  f.  d.  Eheabschluß  nicht  mehr  i.  Betracht 
kommt.  S.  C.  Conc.  28.  März  lüOS,  Nr  5  (Acta  S.  Sedis  XLl  [1908J  288  f).  Vgl. 
ob.  S.  110  f. 

2  D.  Stadtpfarrer  e.  Stadt  tun  a.  heute  noch  gut,  s.  gegenseitig  d.  Erlaubnis 
z.  Trauung  z.  geben.  '  Üb.  d.  Begriff  d.  vagi  vgl.  ob.  S.   111. 

'  ri).  Delegation  u.  Subdelegation  Bd  I,  S.  281  ff  u.  ob.  S.  126  f.  Betr.  d.  Hilfsgeistl. 
ibt  nichts  geändert.    S.  C.  Conc.  12.  März  1910,  Nr  6  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  193  ff;. 

*  Also  a.  V.  d.  namcntl.  exkomni.  u.  d.  suspend.  Priester.  Hierb.  bestehen  a. 
a.  unt.  §  150  näber  z.  bemerkende  Dispensfakultäten  f.  d.  oheschließ.  Priester. 

«  Nähere  Erklärungen  S.  C.  Conc.  27.  Juli  1908,  Nr  5  6;  12.  März  1910, 
Nr  1  2  3  (Acta  S.  Sedis  XLl  [1908]  310  f;  Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  193  ff). 


§  129.    Die  Eheschließung.  131 

Nr  IX.  §  1.  Nach  der  Eheschließung  soll  der  Pfarrer  oder  sein 
Stellvertreter  sogleich  in  das  Eheregister  eintragen  die  Namen  der 
Eheleute  und  der  Zeugen,  Ort  und  Tag  des  Eheabschlusses  und 
anderes  nach  Vorschrift  des  Rituales  oder  des  Ordinarius,  und  das 
auch,  wenn  ein  vom  Pfarrer  oder  Ordinarius  delegierter  Priester  der 
Eheschließung  assistiert  hat^. 

§  2.  Außerdem  soll  auch  der  Pfarrer  im  Taufregister  verzeichnen, 
daß  ein  Ehegatte  am  betreffenden  Tage  in  seiner  Pfarrei  die  Ehe 
geschlossen  hat.  Ist  ein  Gatte  anderswo  getauft  worden,  so  soll  der 
Pfarrer  den  Eheabschluß,  sei  es  direkt  sei  es  durch  die  bischöfliche 
Kurie,  an  den  Pfarrer  des  Tauforts  melden  behufs  Eintragung  in  das 
Taufregister. 

§  3.  So  oft  eine  Ehe  nach  den  Normen  von  Nr  VII  oder  VIII 
geschlossen  wird,  muß  im  ersten  Fall  der  betreffende  Priester,  im 
zweiten  die  Zeugen  samt  den  Eheleuten  besorgt  sein,  daß  der  Ehe- 
abschluß so  bald  als  möglich  in  die  vorgeschriebenen  Register  ein- 
getragen wird'^. 

Nr  X.  Pfarrer,  welche  diese  Vorschriften  verletzen,  sollen  vom 
Ordinarius  nach  Art  und  Schwere  der  Schuld  bestraft  werden.  Über- 
dies dürfen  sie  für  eine  entgegen  der  Vorschrift  in  Nr  V,  §  2  und  3 
geleistete  Assistenz  keine  Stolgebühr  behalten,  sondern  haben  sie  dem 
eigenen  Pfarrer  der  Kontrahenten  zu  überschicken. 

Nr  XL  §  1.  An  die  vorstehenden  Gesetze  sind  gebunden  alle 
in  der  katholischen  Kirche  Getauften  und  alle  zu  ihr  von  der  Häresie 
oder  dem  Schisma  Übergetretenen  (gleichviel  ob  diese  oder  jene  später 
von  ihr  wieder  abgefallen  sind  2),  so  oft  sie  unter  sich  ein  Verlöbnis 
oder  eine  Ehe  eingehen. 

§  2.  Für  die  genannten  Katholiken  gelten  diese  Gesetze  auch 
dann,  wenn  sie  mit  getauften  oder  ungetauften  Akatholiken  ein  Ver- 
löbnis oder  eine  Ehe  schließen,  selbst  wenn  sie  Dispens  vom  impedi- 
mentum    mixtae    religionis    oder  disparitatis    cultus    erhalten    haben, 


>  S.  C.  Conc.  12.  März  1910,  Nr  9  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  193  ff). 

'  D.  solche  genaue  Registrierung  will  Bigamie  verhindert  werden.  Solches  ist 
u.  so  mehr  ermöglicht,  als  man  v.  d.  Nupturienten  d.  Taufschein  z,  fordern  hat. 
S.  C.  de  disc.  Sacr.  6.  März  1911   (Acta  Ap.  Sedis  III  [1911]  102f).     Ob.  S.  109. 

'  N.  S.  C.  Conc.  1.  Febr.  1908,  Nr  5  sind  z.  Einhaltung  d.  i.  Dekret  vorgeschrie- 
benen Form  verpflichtet  d.  Katholiken,  welche  z.  e.  häret.  od.  schism.  Sekte  über- 
getreten od.  n.  ihr.  Konversion  z.  kathol.  Glauben  später  wieder  v.  diesem  abgefallen 
sind,  a.  wenn  dies  i.  jugendl.  u.  kindl.  Alter  geschah.  Acta  S.  Sedis  XLI  (1908) 
108  fl\  AVenn  Kinder  akath.  Eltern  i.  d.  kath.  Kirche  getauft  u.  hernach  akatho- 
lisch od.  glaubenslos  erzogen  wurden,  so  ist  i.  einz.  Fall  a.  d.  Apost.  Stuhl  z.  re- 
kurrieren.    C.  S.  Off.  31.  März  1911  (Acta  Ap.  Sedis  IV  [1911]  163  f). 

9* 


132    I^  •  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

soweit  nicht  für  einen  besondern  Ort  oder  eine  einzelne  Gegend  vom 
Heiligen  Stuhl  anders  bestimmt  ist'. 

i^  3.  Die  Akatholiken,  die  getauften  wie  die  nichtgetauften,  sind, 
wenn  sie  unter  sich  eine  Ehe  schließen,  nirgends  zur  Einhaltung  der 
katholischen  Verlöbnis-  oder  Eheschließungsform  verpflichtet. 

IV.  In  Nr  XI,  §  2  des  Dekrets  „Ne  temere"  ist  gesagt,  daß  die 
in  der  katholischen  Kirche  Getauften  an  dieses  Dekret  auch  dann 
gebunden  sind,  wenn  sie  mit  getauften  oder  ungetauften  Akatholiken 
ein  Verlöbnis  oder  eine  Ehe  schließen,  soweit  nicht  für  einen  besondern 
Ort  oder  eine  einzelne  Gegend  vom  Heiligen  Stuhl  anders  bestimmt 
ist.  Eine  solche  andere  Bestimmung  war  durch  Pius  X.  in  der 
Konstitution  „Provida"  vom  18.  Januar  1906  für  Deutschland ^  ge- 
troffen worden.  Dieses  Dekret  hob  von  Ostern  15.  April  1906  an 
den  Unterschied  von  tridentinischen  und  nichttridentinischen  Orten  auf 
und  bestimm.te,  daß  alle  rein  katholischen  Ehen  in  der  tridentinischen 
Form  einzugehen  seien  ^.  Sodann  werden  gemischte  Ehen,  d.  h.  Ehen 
zwischen  Katholiken  und  Häretikern  oder  Schismatikern  auch  ohne 
die  tridentinische  Form  ^  gültig,  wenn  auch  nicht  erlaubt  geschlossen, 
und  diese  Befreiung  der  gemischten  Eheschließungen  wirkt  auch  nach 
rückwärts.  Drittens  sind  alle  christlichen  Akatholiken  —  ebenfalls 
mit  rückwirkender  Kraft  —  von  der  tridentinischen  Form  frei^. 


^  Gilt  a.  f.  d.  Ehen  d.  Katholiken  m.  Angehörigen  d.  uniert.  Orient.  Kirchen. 
S.  C.  Conc.  28.  März  1908,  Nr  1  (Acta  S.  Sedis  XLI  [1908]  287  ff). 

'^  Acta  S.  Sedis  XXXIX  (1906)  81  ff.  Unt.  ^in  universo  hodierno  imperio  Gerraaniae" 
sind  wohl  nicht  a.  d.  deutschen  Kolonien  verstanden.  Daß  nur  d.  f.  d.  Deutsche 
Reich  i.  d.  Konstitution  „Provida"  gewährte  Ausnahme  u.  nicht  a.  etwa  andere, 
wie  d.  Benedictina,  weiter  bestehen,  sagt  S.  C.  Conc.  1.  Febr.  1908,  Nr  4  (Acta 
S.  Sedis  XLI  [1908]  108  ff).  D.  Grund  f.  diesen  Unterschied  liege  z.  Teil  darin, 
daß  f.  Deutschland  schon  bisher  viele  Konzessionen  bestanden  :  N.  H  i  1 1  i  u  g  ,  D. 
Reformen  d.  Papstes  Pius'  X.  I  (1909)  109  ff.  Bosch,  D.  Reform  usw.  49.  —  Dekret 
d.  C.  de  disc.  Sacr.  v.  19.  Febr.  u.  18.  Juni  1909  dehnt  d.  Konstitution  „Provida**  i. 
gleichen  Sinne  a.  Ungarn  i.  s.  ganz.  Umfang  a.  (Acta  Ap.  Sedis  11  [1909]  516  f). 
A.  f.  k.  KR.  LXXXVIII  (1908)  763  f;  LXXXIX  (1909)  716  ff  Nicht  ab.  wurde 
d.  Vergünstigung  f.  Rußland  u.  Polen  gewährt;  ebd.  724  f.  Vgl.  a.  Canoniste  cont. 
XXXII  (1909)  385  ff  580  ff.  —  F.  Aufhebung  d.  Konstitution  .Provida"  Heiner 
i.  A.  f.  k.  KR.  LXXXVIII  (1908)  480  ff.  Entschieden  dageg. :  N.  Hilling,  D.  Re- 
formen d.  Papstes  Pius'  X.  (1909)  120  ff;  U.  Stutz,  D.  neueste  Stand  d.  deutsch,  j 
Bischofswahlrechtes  (1909)   100.  (| 

^  D.  Dekret  „Ne  temere"  ist  i.  d.  trid.  Form  e.  Modifikation  eingetreten. 

*  Statt  d.  trident.  kommt  jetzt  d.  Form  d.  Dekrets  „Ne  temere"  i,  Betracht. 
D.  Vergünstigung  gilt  ab.  als  privil.  localo  u.  personale  nur  f.  Ehen  i.  Deutschi, 
v.  i.  Deutschi,  selbst  Gebornen  geschlossen.  S.  C.  Conc.  28.  März  1908,  Nr  3 
(Acta  S.  Sedis  XLI  [1908]  288  ff).     Analog  f.  Ungarn. 

'  Z.  Ganzen  vgl.  f.  d.  Diöz.  Rotten!».:  Kirchl.  Amtsblatt  1908,  Nr  5  6.  Vgl. 
a.  A.  f.  k.  KR.  LXXXIX  (1909)  542  ff 


129.    Die  Eheschließung.  133 


V.  Vor  der  Trauung  selber  sollen  nach  Mahnung  des  Triden- 
tinums  die  Brautleute  die  Sakramente  der  Buße  und  des  Altars  emp- 
fangen. Und  sollten  die  Nupturienten  den  Sakramentsempfang  vor 
der  Trauung  nicht  für  nötig  erachten,  so  sollen  sie  sich  wenigstens 
auf  die  Konsumation  der  Ehe  durch  drei  Tage  vorher  geschehene 
Beicht  und  Kommunion  vorbereitend  In  manchen  Diözesen  ist  der 
Sakramentsempfang  ausdrücklich  vorgeschrieben.  Aber  selbst  in  diesem 
Falle  dürfte  die  Trauung  nicht  versagt  werden,  falls  beide  oder  ein 
Teil  die  Erfüllung  dieser  Pflicht  verweigerten  2.  Wären  jedoch  die 
Brautleute  oder  eines  derselben  ein  öffentlicher  Sünder  oder  ein  Ex- 
kommunizierter oder  ein  erklärter  Freimaurer,  so  wäre  an  den  Bischof 
zu  berichten,  der  nach  bewährten  Autoren  das  ihm  Gutdünkende  ver- 
fügen wird  3. 

An  sich  genügt  es  nach  dem  Tridentinum,  daß  die  Ehe  ein- 
gegangen wird  in  Gegenwart  des  Pfarrers  und  zweier  Zeugen :  passive 
Assistenz.  Das  Konzil  will  aber,  daß  der  Pfarrer  auch  handelnd  ein- 
greife, daß  er  die  Brautleute  feierlich  traue,  kirchlich  kopuliere: 
aktive  Assistenz  (celebratio  nuptiarum).  Die  katholischen  Brautleute 
haben  ein  Recht  auf  die  kirchliche  Trauung  wie  eine  Pflicht  dazu, 
wie  anderseits  die  Trauung  ein  Recht  und  eine  Pflicht  des  betreffenden 
Pfarrers  ist'*. 

Die  Form  der  Trauung  ist  in  der  Regel  durch  das  Diözesanrituale 
näher  vorgeschrieben^.  Das  Rituale  Romanum  ordnet  in  Überein- 
stimmung mit  dem  Konzil   von  Trient  nur  an,  daß  die  Kontrahenten 


'  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  1   („hortatur''). 

^  S.  C.  Conc.  28.  Mai  1852.  A.  f.  k.  KR.  LX  (1888)  246  ff.  Rev.  du  clerge 
fraiK?.  L  (1907)  745  ff. 

'  S.  C.  Off.  25.  Mai  1897  faßt  e.  Reihe  früh.  Erlasse  hierüb.  zusammen  (A. 
f.  k.  KR.  LXXVIIl  [1898]  523  ff).  Mehr  üb.  d.  früher.  Entscheidungen :  Seh  er  er, 
KR.  11  2393*;  Schnitzer,  Kath.  ER.  222  2.  Könnte  d.  Bischof  nicht  mehr  an- 
gegangen werden,  so  könnte  dann  getraut  werden,  wenn  sonst  große  Nachteile  f. 
d.  Priester  od.  d.  Seelenheil  d.  Kontrahenten  od.  d.  Gemeinde  z.  befürchten  wären. 
Decr.  Poenit.  V.  10.  Dez.  1860.  Vgl.  noch  Pfaff,  Gesetzeskunde  412.  Vgl.  a.  Acta 
et  decreta  conc.  plen.  Americae  latinae  (1899)  Nr  175.  F.  Stephinsky,  Können 
Konkubinarier,  welche  s.  weigern,  v.  d.  Trauung  z.  beichten  u.  z.  kommunizieren, 
z.  Eheschließung  zugelassen  werden?  (Köln.  Pastoralblatt  XLIII  [1909]  144  ff ). 
A.  Lehmkuhl,  Eheschließung  o.  Beicht  u.  Kommunion  (Theol.-prakt.  Qsch.  LXIV 
[1911]  811  ff).  [Strenger!!  P.  Th.  Ott,  Darf  d.  Pfarrer  e.  öffentl.  Sünder,  welcher 
nicht  beichten  will,  trauen?  (Pastor  bonus  XXIV  [1911/12]  286  ff).  [Milde  !]  K.  Nega, 
Verweigerung  d.  Sakramentsempfangs  v.  Eheabschluß  (Theol.-prakt.  Qsch.  LXVI 
[1913]  862  ff).    [Milde!] 

♦  S.  C.  de  Prop.  Fide  21.  Juli  1841. 

^Thalhofer-Eisenhofer,  Handb.  d.  kath.  Liturgik  II  449  ff. 


134    I^  •  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.   2.  Kap.:  Die  Ehe. 

in  der  Kirche  erscheinen  sollen,  daß  der  Pfarrer  sie  einzeln  über  ihren 
Konsens  befrage  und  dann  „eorum  mutuo  consensu  intellecto"  spreche: 
„Ego  vos  in  matrimonium  conjungo  in  nomine  Patris  et  Filii  et  Spi- 
ritus Sancti ;  vel  aliis  utatur  verbis  juxta  receptum  uniuscujusque  pro- 
vinciae  ritum"  ^  Außerdem  wünscht  das  Konzil  sehr,  daß,  wenn  am 
betreffenden  Orte  noch  andere  lobenswerte  Gewohnheiten  und  Zere- 
monien gebräuchlich  seien,  dieselben  beibehalten  werden  sollten  2. 

Ebenso  wünscht  das  Tridentinum,  daß  sich  die  Brautleute  auch  den 
Brautsegen  erteilen  lassen  ^.  Von  der  Trauung  (celebratio  nuptiarum)  ist 
nämlich  wohl  zu  unterscheiden  die  Einsegnung  der  Braut  oder  der  Ehe 
(benedictio  nuptiarum).  Darunter  versteht  man  die  drei  Orationen,  welche 
in  der  Brautmesse  (missa  pro  sponso  et  sponsa)  über  die  Neuvermählten 
verrichtet  werden  *.  Dieser  feierliche  Segen  ist  geradezu  ein  Bestand- 
teil der  Brautmesse  und  darf  keines  von  beiden  ohne  das  andere 
stattfinden;  vielmehr  darf  der  Brautsegen  nur  erteilt  werden,  wenn 
die  Brautmesse  gelesen  oder  wenigstens  kommemoriert  wird  ^,  welche 
zu  diesem  Zwecke  sich  großer  Privilegien  erfreut^.  Anderseits  darf 
die  Brautmesse  nicht  gehalten  oder  kommemoriert  werden,  wenn 
die  Erteilung  des  Brautsegens  nicht  stattfindet.  Dieser  aber  wird 
nicht  erteilt,  wenn  die  Braut  Witwe  ist  und  ihn  schon  erhalten  hat ", 
in  der  geschlossenen  Zeit^  und  bei  Mischehen^.  Vor  Empfang  des 
Brautsegens  sollen  nach  dem  Tridentinum  die  Gatten  nicht  bei- 
einander wohnen  ^^. 


'  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  1.  Rit.  Rom.  t.  VII,  c.  2. 

2  A.  a.  0.  3  A.  a.  0. 

*  Nicht  z.  verwechseln  ist  m.  d.  Brautsegen  d.  i.  Rituale  Rom.  n.  d.  Trauung 
folgende  Segensgebet,  d.  b,  all.  Trauungen  d.  ganze  Jahr  über  z.  verrichten  ist. 
S.  C.  de  Prop.  Fidc  21.  Juli  1841.  S.  C.  Conc.  10.  Jan.  1866.  Wernz-Laur entius, 
Jus  decretalium  IV  1  (1911),  14^*. 

^  Also  nie  außerhalb  d.  Brautmesse.  C.  S.  Rit.  7.  Sept.  1850;  23.  Juni  1853; 
14.  Aug.  1858;  26.  März  1859;  3.  Dez.  1892;  12.  Febr.  1909  (Acta  Ap.  Sedis  I 
[1909]  255).  ünt.  diesen  Umständen  wird  schwerlich  e.  gegenteilige  Gewohnheit 
bestehen  können.  Lehm  kühl,  Theol.  raoral. '^  II  522  f.  Anders  m.  sehr  be- 
achtenswerten Gründen  S  c  h  e  r  e  r ,  KR.  II  243  *^  244  ".  D.  spezielle  Applikation  f. 
d.  Brautleute  ist  nicht  notwendig  u.  können  mehrere  Paare  zugleich  d.  feierl.  Braut- 
segen erhalten. 

«  Pruner,  Lehrb.  d.  Pastoraltheol. «  I  405  ff.  Schüch-Polz,  Handb.  d. 
Pastoraltheol.  »^  464  f.     Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  1  (1911),  316  ff. 

^  C.  1  3,  X  de  secund.  nupt.  IV,  21.  Rit.  Rom.  t.  VII,  c.  1,  n.  15.  C.  S.  Off. 
31.  Aug.  1881.     Scherer  a.  a.  0.  II  243*^     Schnitzer,  Kath.  ER.  218 «. 

"  A.  wenn  d.  Ehe  m.  bischöfl.  Erlaubnis  eingegangen  wird.    C.  S.  Rit.  14.  Aug.  1858. 

»  Weitere  Fälle  b.  Scheror  a.  a.  0.  II  243. 

'»  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  1.  Rit.  Rom.  t.  VII,  c.  1,  n.  14.  -  N.  Tob  6,  18 
bestand   i.  MA.    da   od.    dort  e.    Gebot   d.  Enthaltsamkoit   i.    d.    erst,    drei  Nächten 


§  130.    Die  Ehebintlernisse.  135 

Was  die  Zeit  und  den  Ort  der  Trauung  betrifft,  so  soll  sie,  Notfälle 
natürlich  ausgenommen,  vormittags^  und  in  der  Pfarrkirche ^  stattfinden. 

Mit  Erlaubnis  des  Bischofs  kann  eine  Ehe  auch  durch  einen  Stell- 
vertreter, Prokurator,  eingegangen  werden.  Das  Mandat  muß  aber 
auf  eine  bestimmte  Person  lauten  und  darf  bei  der  Ausführung  nicht 
bereits  widerrufen  sein  3. 

§  130. 
Die  Ehehiudernisse. 

Alt.  Lit.  b.  Scherer,  KR.  11  257  f.  Sanchez  1.  VII,  disp.  1  ff.  —  K.  K.  E. 
V.  Moy,  Comparatio  critica  legislationis  canonicae  de  irapediraentis  matrimonii  diri- 
mentibus  etc.,  1827.  M.  J.  Binder,  D.  Lehre  v.  d.  Ehehindernissen,  1858. 
G.  Allegre,  Impedimentorum  matrimonii  Synopsis,  1885.  H.  J.  Feije,  De  im- 
pedimentis  et  dispensationibus  matrimonii,  *1893.  A.  Villi en,  L'empechement  de 
mariage.  Sa  notion  juridique  d'apres  l'histoire  (Canoniste  cont.  XXVI  [1903]  420  ff). 
Oiobbio,  Lezioni  di  diplomazia  ecclesiastica  III  122  ff.     Weit.  Lit.  §  125. 

Die  Ehe  kommt  zu  stände  durch  den  Konsens.  Es  können  aber 
demselben  oder  dessen  Abgabe  natürliche  oder  gesetzliche  Umstände 
entgegenstehen,  so  daß  die  betreffenden  Personen  überhaupt  keinen 
gültigen  oder  wenigstens  keinen  erlaubten  Konsens  erklären  können, 
daß  keine  Ehe  zu  stände  kommen  kann  oder  wenigstens  zu  stände 
kommen  soll,  daß  die  versuchte  Ehe  ungültig  oder  wenigstens  un- 
erlaubt ist.  Ein  solcher  Umstand  heißt  Ehehindernis  (impedimentum 
matrimonii*).      Man    versteht    also    unter   einem   Ehehindernis    einen 


(Tobiasnächte).  Wollten  d.  Gatten  hierv.  frei  sein  (jus  primae  noctis) ,  so  hatten 
sie  e.  Taxe  z.  erlegen.  K.  Schmidt,  Jus  primae  noctis,  1881.  Ders. ,  D.  Streit 
üb.  d.  jus  primae  noctis,  1884.  A.  Hanauer,  Coutumes  matrimoniales  au  moyen-äge, 
1892.  Z.  f.  k.  Theol.  XIX  (1896)  191  f.  P.  Wilutzky,  D.  jus  primae  noctis  (Recht 
VI  [1902]  Nr  20).  A.  Wahl,  Droit  de  cuissage  i.  Jahre  1744?  (Vierteljahrschrift 
f.  Sozial-  u.  Wirtschaftsgschte  V  [1907]  559  ff).    L  e  i  t  n  e  r ,  Lehrb.  d.  kath.  ERs  «  49  ff". 

^  D.  Bischof  kann  nachmittägige  Trauungen  untersagen.  Leitner  a.  a.  0. 
521*  u.  Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  1  (1911),  278. 

"^  Rit.  Rom.  t.  VII,  c.  1,  n.  16.  D.  Bischof  kann  f.  Trauung  außerh.  d.  Pfarr- 
kirche Einholung  s.  Erlaubnis  vorschreiben.  Th.  Kohn,  Üb.  d.  Ort  d.  Ehe- 
schließung (A,  f.  k.  KR.  XLV  [1881]  193  ff). 

=»  C.  14,  X  de  convers.  conjug.  III,  82.  C.  9  in  VI^«  de  procurat.  I,  19.  S.  C. 
Conc.  .5.  Juli  1727.  Richter -Schulte,  Conc.  Trid.  p.  238,  n.  69.  Es  mein, 
Le  mariage  en  droit  canonique  II  212  ff.  De  matrimonio  per  procuratorem,  nuntium, 
Interpretern,  litteras,  telegraphum  et  telephonium.  Acta  S.  Sedis  XXXVII  (1904/05) 
410ff.  Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  1  (1911),  60  ff.  Z.  Lit:  Scherer, 
KR.  II  192  2*.  —  Kritik  übt  a.  d.  Ehe  per  procurat.  Thaner.  Vgl.  unt.  S.  140,  A.  2. 

*  1.  d.  alt.  Zeit  fehlten  hierfür  noch  bestimmte  termini.  Man  sagte  etwa:  Solche 
Personen  dürfen  keine  Ehe  schließen,  sollen  auseinandergehen  usw.  Preisen, 
Gesch.  d.  kan.  ERs  221  f.     Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique  I  204  f. 


136    1^-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

Umstand,  der  eine  Ehe  gültiger-  oder  wenigstens  erlaubterweise  nicht 
zu  stände  kommen  läßt. 

a)  Mit  Rücksicht  auf  die  Quelle  sind  die  Ehehindernisse  entweder 
solche,  die  nach  göttlichem  Willen  im  Wesen  und  in  der  Natur  der 
Ehe  an  sich  begründet  sind :  impedimenta  juris  divini  naturalis',  oder 
solche,  die  auf  einem  positiven  göttlichen  Gesetz  beruhen :  imp.  j. 
divini  positivi^,  oder  solche,  die  auf  kirchlichem  Gesetze  beruhen: 
imp.  j.  humani,  ecclesiastici,  positivi. 

b)  Mit  dieser  Unterscheidung  hängt  aufs  engste  zusammen  die  von 
indispensabeln  und  dispensabeln  Ehehindernissen. 

c)  Der  Wirkung  nach  sind  die  Ehehindernisse  teils  solche,  die  gar 
keine  Ehe  zu  stände  kommen  lassen,  so  daß  die  dennoch  versuchte 
Verbindung  getrennt  werden  muß  (matrimonium  irritum,  invalidum, 
nulluni) :  trennende  Ehehindernisse ,  impedimenta  dirimentia  ^ :  teils 
solche,  die  den  Abschluß  der  Ehe  bis  zu  ihrer  Beseitigung  verbieten, 
so  daß  die  dennoch  geschlossene  Ehe  zwar  gültig,  aber  unerlaubt  und 
strafbar  ist  (matrimonium  illicitum):  aufschiebende  Ehehindernisse, 
imp.  impedientia*,  prohibentia,  Eheverbote. 

d)  Hinsichtlich  des  Zweckes  und  der  Geltendmachung  der  Ehe- 
hindernisse spricht  man  von  impedimenta  juris  publici  und  imp.  j. 
privati,  je  nachdem  die  Geltendmachung  des  Hindernisses  im  öffent- 
lichen Interesse  liegt,  so  daß  der  kirchliche  Richter  ex  officio  ein- 
schreiten und  auch  jeder  Dritte  dasselbe  anzeigen  muß,  oder  es  im 
Belieben  der  Parteien  liegt,  ob  sie  das  Hindernis  geltend  machen 
und  die  Ehe  anfechten  wollen ''^.    Diese  Einteilung  deckt  sich  so  ziem- 


^  Inwieweit  e.  naturrechtl.  Ehehindernis  vorhegt,  hat  schhoßl.  a.  d.  Kirche  z. 
entscheiden. 

-  D.  Kirche  wahrte  s.  gegenüb.  d.  mosaisch.  Eheverboten  ihre  Selbständigkeit. 
Trid.  sess.  XXIV  de  sacr.  matr.  can.  3;  de  ref.  matr.  c.  4,  Scherer,  KR.  11 
301^»  329^  344''«  4613°  ^K 

^  D.  Ausdruck:  imp.  dirimcns  ist  s.  Bernhard  v.  Pavia  stehend.  Fr  eisen, 
(jJesch.  d.  kan.  ERs  223.  Ab.  schon  Bernhard  erkannte  d.  Inkongruente  desselben. 
D.  Trid.  sess.  XXIV  de  sacr.  matr.  c.  4  ist  derselbe  sanktioniert.  Etwas  besser 
ist  d.  einmal  v.  Tankred  gebrauchte  terminus :  imp.  irritans. 

^  D.  Ausdruck:  imp.  impediens  od.  prohibens  ist,  weil  z.  unbestimmt,  a.  nicht  beson- 
ders glücklich.    E.  aufschiebendes  Ehehindernis  ab.  ist  eigentl.  nur  d.  geschlossene  Zeit. 

^  Geg.  diese  Einteilung  sprach  s.  besonders  a.  Henner  i.  Prag  i.  e.  leider 
nur  tschechi.sch  geschriebenen  Abhandlung.  Ebenso  Kreutzwald  i.  Lit.  Rundschau 
1887,  Nr  8.  Richtig  bemorkto  ab.  Groß,  Lehrb.  d.  kath.  ERs«  286 >.  daß  zwar 
d.  Konstituierung  v.  Ehehindernissen  d.  Privatrechts  a.  i.  öfFentl.  Interesse  u.  d, 
Aufstellung  v.  Ehehindernissen  d.  oifentl.  Rechts  a.  i.  privaten  Interesse  erfolge, 
daß  ab.  d.  angeführte  Unterschied  begründet  werde  d.  d.  Frage,  welches  d.  beid. 
Interessen  i.  Vordergrund  stehe. 


§  131.    Das  fehlende  Bewußtsein.  137 

lieh  mit  den  Gründen,  welche  ex  natura  oder  ex  lege  den  Konsens 
ausschließen  oder  mit  der  Einteilung  in  Ehehindernisse  aus  einem 
natürlichen  oder  gesetzlichen  Mangel  im  Konsens. 

e)  Der  Kenntnis  nach  unterscheidet  man  geheime  und  öffentliche 
Ehehindernisse:  impedimenta  occulta,  imp.  publica.  Die  Unterscheidung 
ist  namentlich  von  Bedeutung  bei  Dispensgesuchen  und  bei  Konvali- 
dation  von  Ehen.  Bei  der  Pönitentiarie  gilt  als  ganz  geheimes  Ehe- 
hindernis (imp.  omnino  occultum)  jenes,  welches  nicht  durch  zwei 
Zeugen  bewiesen  werden  kann,  als  geheimes  (occultum)  jenes,  welches 
in  einem  kleineren  Ort  nur  fünf  bis  sechs,  in  einer  Stadt  sieben  bis 
acht  Personen  bekannt  ist,  und  zwar  solchen,  auf  deren  Verschwiegen- 
heit gerechnet  werden  kann^ 

fj  Weiterhin  unterscheidet  man:  impedimenta  absoluta  und  rela- 
tiva,  je  nachdem  sie  die  Ehe  überhaupt  oder  nur  mit  bestimmten 
Personen  hindern:  imp.  perpetua  und  temporanea;  imp.  antecedentia 
und  subsequentia -. 

g)  Endlich  lassen  sich  die  Ehehindernisse  einteilen  in  solche,  die 
alle  Menschen  verpflichten,  weil  auf  dem  Xaturrecht  beruhend,  und 
in  solche,  die  nur  die  Getauften  verpflichten. 

I.  Die  trennenden  Ehehindernisse. 

A.  Trennende  Ehehindernisse  ans  einem  natürlichen  Mangel 

im  Konsens  ^ 

§  131. 

Das  fehlende  Bewußtsein. 

Die  Ehe  wird  geschlossen  durch  den  Konsens,  näherhin  durch  die 
Abgabe  desselben.     Daher  sind   unfähig   zum  Abschluß   der  Ehe  alle 


^  E.  Hindernis  gilt  als  geheim,  wenn  zwar  d.  dasselbe  begründ.  Tatsache  bekannt 
ist,  nicht  ab.  d.  Hindernis,  d.  hieraus  entsprang.  S.  C.  Conc.  29.  Jan.  1881.  — 
Wird  d.  e.  Ehehindernis  begründ.  Verbrechen  v.  Gericht  gezogen,  erfolgt  ab.  Frei- 
sprechung, so  ist  d.  doch  begangene  Verbrechen  u.  d.  Ehehindernis  geheim.  — 
Gewisse  Ehehindernisse,  wie  Verwandtschaft,  Schwägerschaft  i.  nahen  Graden  usw., 
gelten  ihrer  Natur  n.  schon  als  öffentl.  u.  werden  durchweg  als  solche  i.  Rom  be- 
handelt. Leitner,  Lehrb.  d.  kath.  ERs^  397  f.  Wernz-Laurentius,  Jus 
decretalium  IV  2  (1912),  4  f.  J.  H.  Harin  g,  D.  seelsorgerl.  Behandlung  geheim. 
EhehindeiTiisse  (Theol.-prakt.  Qsch.  LVIII  [1904]  67  ff). 

'  Es  gibt  ab.  heute  nur  noch  e.  imp.  dirim.  subsequens,  nämlich  d.  professio 
religiosa  b.  matr.  ratum  sed  non  consummatum. 

'üb.  andere  Einteilungen  Wernz-Laurentius,  Jus  decretalium  IV  2 
(1912),  6  f. 


138    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe, 

jene,  welche  des  Gebrauchs  der  Vernunft  beraubt  sind:  die  Kinder 
unter  sieben  Jahren^,  die  Schlafenden,  die  sinnlos  Betrunkenen ^  und 
die  Geisteskranken.  Doch  sind  die  letzteren  nicht  gleichmäßig  ehe- 
unfähig. So  können  eine  Ehe  schließen  die  mit  einer  fixen  Idee  Be- 
hafteten, wenn  dieselbe  mit  der  Ehe  in  keinem  Zusammenhange  steht. 
Bei  andern  Geistesschwachen  und  Geisteskranken  ist  die  Frage,  ob 
das  Verständnis  der  Ehe  und  die  Fähigkeit  zum  Ehekonsens  ganz 
oder  nur  teilweise  fehlen.  Im  Zweifelsfall  ist  an  den  Bischof  zu  be- 
richten, der  auf  Grund  einer  sachverständigen  Untersuchung  entscheiden 
wird  3.  Ganz  unfähig  zum  Eheabschluß  sind  jedenfalls  die  Rasenden. 
Haben  sie  aber  lucida  intervalla,  so  können  sie  während  dieser  eine 
Ehe  kontrahieren*.  Blinde,  Taube  und  Stumme  sind  fähig,  eine  Ehe 
zu  schließen,  wenn  sie  das  nötige  Verständnis  davon  haben;  denn 
zur  Kenntnis  des  andern  Individuums  ist  weder  das  Sehen  nötig  noch 
zur  Konsensabgabe  das  Sprechen  5. 

§  132. 
Der  Irrtum. 

Decr.  Grat.  C.  XXIX.  Decr.  Greg.  IX.  1.  IV,  t.  1  de  sponsal. ;  1.  9  de  conjug.  serv. 

Alt.  Lit.  b.  Scherer,  KR.  II  179«".  Sanchez  1.  VII,  disp.  18  ff.  — 
N.  München,  Üb.  Irrtum  als  Ehehindernis  (Z.  f.  Philos.  u.  kath.  Theol.  31.  Hft 
[1839],  37  ff).  F.J.Stahl,  De  matr.  ob  errorem  rescindendo,  1841.  Schilling, 
Inwieweit  kann  n.  kan.  R.  .  .  .  e.  Ehe  wegen  Irrtums  i.  d.  Person  angefochten 
werden?  (Scherings  Arch.  f.  rechtswiss.  Abhandl.  I  [1861]  91  ff).  B.  Dali  er, 
D.  Irrtum  als  trennendes  Ehehindern.,  1861.  H.  Halfes,  De  imped.  erroris, 
1861.  F.  Zimmermann,  Üb.  d.  Einfluß  d.  Irrtums  u.  d.  Betrugs  a.  d.  Gültig- 
keit d.  Ehe  (Z.  f.  KR.  VIII  [1869]  37  ff).  R.  Leonhard,  D.  Irrtum  b.  nichtigen 
Verträgen  II  (1883)  398ff;  vgl.  Z.  f.  KR.  XVIII  (1883)  283  f.  E.  Sehling,  Z. 
Lehre  v.  Irrtum  i.  d.  Person  (D.  Z.  f.  KR.  I  [1891]  51  ff).  Ders.,  Z.  d.  Lehre 
V.  d.  Willensmängeln  i.  kan.  R.  (Festschrift  d.  Univ.  Erlangen  z.  80.  Geburtstag 
d.  Prinzregenten  Luitp.  v.  Bayern  [1901]  II  79ff;  [a.  sep.]).  H.  Andreae,  Üb.  d. 
Einfl.  d.  Irrtums  a.  d.  Gültigkeit  d.  Ehe,  1893.  L.  Mastelloni,  L'errore  nella 
persona  e  come  causa  di  nullitä  del  matrimonio,  1898.  H.  Gerigk,  Irrtum  u.  Be- 
trug als  Ehehindernisse  n.  kirchl.  u,  staatl.  R.,  1898.  Ders.,  D.  Irrtum  b.  Ehe- 
vertrag ü.  d.  Naturrecht,  1902.     L.  Gaugus ch,  D.  Irrtum  als  Ehehindern.,  1899. 

'  C.  13,  X  de  desponsat.  impub.  IV,  2.  C.  25,  X  de  sponsal.  IV,  1.  C.  un.  §  1 
in  YV-"  de  desponsat.  impub.  IV,  1. 

'  V.  ihnen  gilt:  Nesciunt  quid  loquantur.     C.  7,  §  1  (Ambr.),  C.  XV,  q.  1. 

•'  Bürgerl.  Entmündigung  i.  solchen  Fällen  ist  f.  d.  kirchl.  Forum  nicht  schon 
entscheidend. 

*  C.  26  (Pscudo-Fab.),  C.  XXXII,  q.  7.     C.  24,  X  de  sponsal.  IV,  1. 

^  C.  23  25,  X  de  sponsal.  IV,  1.  Z.  Gesciiichtl.  vgl.  Esmein,  Le  mariage  on 
droit  canonique  I  302  ff. 


§  132.    Der  Irrtum.  139 

E.  Holder,  D.  Anfechtung  d.  Ehe  weg.  Irrtums  i.  d.  Person  (Jbb.  f.  d.  Dog- 
matik  d.  bürgerl.  Rs  XLII  [1901]  1  ffj.  Graf  v.  Pestalozza,  D.  Begriff  d.  Mental- 
reservation i.  Sinne  d.  §  116  BGB.,  1904.  A.  Hobza,  Betrug  b.  d.  Eheschliefsung 
(A.  f.  k.  KR.  LXXXVIII  [1908]  66  ff).     [M.  viel.  Lit.] 

Wie  bei  jedem  Vertrag,  so  kann  aucli  beim  Ehe  vertrag  ein  Irr- 
tum mit  unterlaufen.  Wie  aber  nicht  jeder  Irrtum  einen  Vertrag 
ungültig  macht,  so  bei  der  Ehe  nur  jener,  welcher  den  zur  Ehe- 
schließung erforderlichen  Konsens  aufhebt :  impedimentum  erroris. 
Dies  ist  dann  der  Fall,  wenn  sich  der  Irrtum  auf  Dinge  bezieht, 
welche  die  notwendige  Grundlage  des  Konsenses  bilden.  Der  Irrtum 
kann  nämlich  gehen  auf  die  Person  selbst  oder  nur  auf  Eigenschaften 
derselben.  Gratian  unterscheidet  einen  error  personae,  fortunae, 
condicionis  und  qualitatis  ^.  Diese  Einteilung  hat  sich  als  sachgemäß 
bis  heute  erhalten,  nur  daß  begründeterweise  der  error  fortunae  unter 
den  error  qualitatis  subsumiert  wird. 

a)  Der  error  personae  ist  dann  vorhanden,  wenn  jemand  infolge 
von  Verwechslung  eine  andere  Person  ehelicht  als  diejenige,  welche 
er  ehelichen  will.  Hier  ist  der  Wille  des  Kontrahenten  auf  eine  ganz 
andere  Person  gerichtet  als  auf  diejenige,  mit  welcher  er  faktisch 
den  Ehekontrakt  schließt.  Es  fehlt  also  gegenüber  der  letzteren  die 
Einwilligung,  und  es  kommt  daher  bei  solchem  error  substantialis 
keine  Ehe  zu  stände^. 

b)  Dagegen  bildet  der  Irrtum  über  eine  bloße  Eigenschaft  einer 
Person,  der  error  qualitatis  oder  accidentalis,  kein  trennendes  Ehe- 
hindernis, und  wäre  die  Eigenschaft  noch  so  begehrenswert,  wie  Jung- 
fräulichkeit, Reichtum  usw.^;  ebensowenig  der  Irrtum  oder  vielmehr 
nur  die  Unwissenheit  über  die  mit  der  Ehe  verbundenen  Rechte  und 
Pflichten,  z.  B.  die  copula  carnalis.  Der  auf  die  Person  als  solche 
gerichtete  Konsens  kann  durch  ]\Iotive  zu  dessen  Abgabe  nicht  im 
Wesen  alteriert  werden.  Wäre  das  der  Fall,  dann  müßten  viele 
Ehen  wegen  nachfolgender  Enttäuschung  als  ungültig  betrachtet  werden. 


'  Dict.  ad  C.  XXIX,  q.  1.  Z.  Geschichtl.  vgl.:  Preisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs 
276  ff;  Esmein  a.  a.  O.  I  311  ff. 

2  C.  XXIX,  q.  1.  Entscheidung  d.  Rota  v.  16.  April  1913  (Acta  Ap.  Sedis  V 
[1913]  372  ff). 

'  Irrelevant  ist  selbst  Schwangerschaft  v.  e.  Dritten.  Entscheidung  d.  Rota  v. 
2.  Jan.  1913  (Acta  Ap.  Sedis  V  [1913]  44  ff).  Anders  früher  manche  Kanonisten 
u.  heute  noch  d.  prot.  u.  staatl.  ER.  Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  245,  n.  87. 
B.  Berg,  Bildet  d.  Unkenntnis  d.  Bräutig.  v.  d.  vorehel.  Schwangerschaft  d.  Braut 
d.  e.  andern  e.  Ehehindernis?  (A.  f.  k.  KR.  XI  [1864]  148  ff).  Friedberg,  Error 
virginitatis  u.  Schwangerschaft  d.  Braut  v.  e.  Dritten  (Z.  f.  KR.  V  [1865]  316  ff). 
Ders. ,  KR.^  430  ff.     Roberti,    L' error  virginitatis  nel  matrimonio,  1905. 


140    IV- Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

Grund  genug,  sich  vorher  zu  prüfen,  wie  es  die  Kirche  wünscht.  Es 
ist  nach  kanonischem  Recht  auch  gleichgültig,  ob  dolus  oder  Betrug 
im  Spiele  war.  Die  fehlende  Qualität  würde  den  Konsens  nur  dann 
irritieren,  wenn  sie  von  den  Paziszenten  ausdrücklich  als  Bedingung 
festgesetzt  worden  wäre,  in  welchem  Falle  das  bald  nachher  zu  er- 
wähnende impedimentum  condicionis  deficientis  vorläge,  oder  wenn  das 
positive  Recht  den  Irrtum  über  eine  bestimmte  Eigenschaft  als  wesent- 
lichen erklären  würde,  wie  das  beim  error  condicionis  liberae  s.  ser- 
vilis  geschehen  ist  ^ 

c)  Ein  trennendes  Ehehindernis  aber  bildet  der  error  qualitatis  in 
personam  redundans.  Es  gibt  unzweifelhaft  Eigenschaften,  welche  eine 
Person  von  einer  andern  individuell  unterscheiden,  die  betreffende 
Person  als  solche  geradezu  mit  konstituieren.  Eine  solche  Eigenschaft 
nennt  man  qualitas  in  personam  redundans.  Wenn  nun  eine  solche 
bestimmte  Eigenschaft  bei  der  Person,  mit  welcher  die  Ehe  geschlossen 
wird,  irrtümlich  als  vorhanden  angenommen  wird,  so  liegt  auch  ein 
error  personae  vor,  und  der  Ehevertrag  ist  nichtig.  Doch  ist  ein 
zweites  Requisit  nötig.  Es  muß  gerade  diese  Eigenschaft  wie  Objekt 
so  Motiv  des  Ehewillens  im  irrenden  Teile  bilden  (error  antecedens 
et  causam  dans  contractui).  Ein  solcher  error  qualitatis  in  personam 
redundans  (auch  error  .  .  .  redundantis)  ist  namentlich  dann  möglich, 
wenn  die  Kontrahenten  sich  vor  dem  Eheabschluß  nicht  gekannt 
haben,  daher  gegenseitig  nur  ein  Personenbild  in  Gedanken  herstellten, 
in  welchem  diese  bestimmte  Eigenschaft  die  Hauptrolle  spielte.  Doch 
kann  ein  solcher  Irrtum  auch  bei  persönlicher  Bekanntschaft  vor- 
kommen. Im  immer  schwer  zu  beurteilenden  Einzelfall  sind  die  Um- 
stände entscheidend-. 

d)  Die  Kirche  hat  nur  in  einem  Fall  den  einfachen  error  qualitatis 
zu  einem  trennenden  Ehehindernis  gemacht.  Wenn  nämlich  eine  freie 
Person  mit  einer  unfreien,  näherhin  mit  einem  Sklaven  oder  einer 
Sklavin  (servus,  serva)  eine  Ehe  schließt  in  der  Meinung,  dieselbe 
sei  auch  frei,  so  bildet  dieser  error  condicionis  liberae  s.  servilis  ein 
trennendes  Ehehindernis.  Doch  hat  nur  die  Sklaverei  diese  Wirkung, 
nicht  auch  die  Leibeigenschaft  oder  Hörigkeit. 


*  „Quod  autem"  C.  XXIX,  q.  1  sagt  m.  Recht,  daß  d.  Papst  a.  d.  error  quali- 
tatis z.  e.  trennenden  Ehehindernis  machen  könnte, 

2  Thom.  Aq. ,  Summa  theol.  Suppl.  q.  51,  a.  1.  Richter-Schulte,  Conc. 
Trid.  p.  244,  n.  84.  F.  Thaner,  Abälard  u.  d.  kan.  K.  D.  Persönlichkeit  i.  d. 
Khoschließung  (1900)  37  ff.  Ders. ,  D.  litorargeschichtl.  Entwicklung  v.  error 
qualitatis  redundans  in  personam  u.  v.  err.  condicionis  (Sitzungsber.  d.  Kais.  Akad. 
d.  Wis.s.,  phil.-hist.  Kl.,  CXLII  [Wien  1900],  Nr  2).  Thaner  meint  unrichtig,  daß 
d.  crr,  quäl,  in  pers.  rcdund.  kein  anderer  sei  als  d.  err.  qualitatis  überhaupt. 


§  132.    Der  Irrtum.  141 

Nach  römischem  Rechte  konnten  die  Sklaven  weder  unter  sich  noch  viel 
weniger  mit  einer  freien  Person  eine  rechtmäßige  Ehe  schließen '.  Nach 
germanischen  Rechten  konnten  sich  Sklaven  mit  Zustimmung  ihres  Herrn 
heiraten,  jedoch  konnte  dieser  die  Ehe  immer  wieder  trennen.  Verbindungen 
zwischen  Freien  und  Sklaven  aber  wurden  mit  Verknechtung,  ja  mit  dem 
Tode  bestraft  -.  Entsprechend  ihrem  allgemeinen  Bestreben ,  das  Los  und 
die  Rechtslage  der  Sklaven  allmählich  zu  verbessern,  suchte  die  Kirche  aber 
bald  den  Sklaven  die  Fähigkeit  zur  Ehe  zu  verschaffen  -.  Aber  erst  später 
gelang  es  ihr,  die  Gültigkeit  wenigstens  derjenigen  Sklavenehen  durchzusetzen, 
welche  mit  dem  Willen  des  Herrn  geschlossen  worden  waren  ^  Zuletzt  er- 
klärte sie  die  Ehe  zwischen  Sklaven  überhaupt  für  gültig  ^  Für  die  Gültig- 
keit der  Ehen  zwischen  Freien  und  Unfreien  trat  die  Kirche  seit  Papst 
Kallistus  ein,  wenn  sie  dieselben  auch  angesichts  der  Standesunterschiede 
und  der  Staatsgesetze  mißbilligte  ^.  Den  letzteren  kam  sie  schließlich  in  der 
Weise  entgegen,  daß  sie  eine  Ehe  für  ungültig  erklärte,  welche  eine  freie 
Person  mit  einer  für  frei  gehaltenen  einging,  von  der  es  sich  aber  nach- 
träglich herausstellte,  daß  sie  dem  Sklavenstande  angehörte.  Wer  aber  um 
die  Unfreiheit  wußte,  konnte  den  andern  Teil  nicht  mehr  entlassen  '^. 

Der  Irrtum  ist,  soweit  er  ein  Ehehindernis  bildet,  ein  impedi- 
mentum  juris  privati.  Wer  also  nach  dessen  Erkenntnis  die  Ehe  fort- 
setzt, hat  auf  seine  Geltendmachung  verzichtet  ^.  Nur  bei  Notorietät 
des  Impediments  wäre  Erneuerung  des  Konsenses  vor  dem  Pfarrer 
und  zwei  Zeugen  nötig. 


'  L.  3,  C.  de  incest.  et  inutil.  nupt.  V,  5. 

^  K.  Köhne,  D.  Geschlechtsverbindungen  d.  Unfreien  i.  fränk.  R.  (1888) 
13  fe  32. 

^  Üb.  d.  hier  jedoch  leicht  s.  ergebenden  Mißstände  Schnitzer,  Kath.  ER. 
311  f. 

'  Syn.  III  V.  Orleans  a.  541,  c.  24.  Ed.  Maaßen  92.  Syn.  II  v.  Chalons 
a.  813,  c.  30.     Ist  c.  8,  C.  XXIX,  q.  2. 

^  C.  1,  X  de  conjug.  serv.  IV,  9. 

«  Vgl.  ob.  S.  89,  A.  7.    C.  11  12  (Leo  I.  a.  458  od.  459),  C.  XXXII,  q.  2. 

"  C.  4  (Syn.  v.  Verberie  a.  756,  c.  6  13)  5  (Syn.  v.  Compiegne  a.  757,  c.  6), 
C.  XXIX,  q.  2.  C.  2  4,  X  de  conjug.  serv.  IV,  9.  —  S anchez  1.  VII,  disp.  19  ff. 
N.  München,  Üb.  Knechtschaft  (servitus)  als  Ehehindern.  (Z.  f.  Philos.  u.  kath. 
Theol.,  N.  F.  I  [1840],  Hft  1,  S.  44  ff).  J.  Stolze,  Quaenam  fuit  ratio,  cur  ecclesia 
matrimonium,  quod  ingenuus  homo  cum  ancilla  (vice  versa),  hberam  eam  putans. 
contraxerat,  nullum  esse  dixerit?  1859.  Preisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  279  ff. 
Es  mein,  Le  mariage  en  droit  canonique  1  317  ff.  R  Flügel,  D.  kan.  Ehehindern, 
d.  Irrtums  bezügl.  d.  Unfreiheit  d.  Mitkontrahenten,  1897.  —  A.  d.  Ausgeführten 
ergibt  s. ,  daß  d.  imp.  erroris  condicionis  servilis  rein  a.  kirchl.  Rechte  beruht  u. 
nicht  V.  selbst  s.  a.  d.  Wesen  d.  Ehe  ergibt,  wie  einige  Kanonisten  (Walter, 
Da  Her,  Schulte)  meinen. 

®  C.  2  4,  X  de  conjug.  serv.  IV,  9. 


142    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    2    Kap  :  Die  Ehe. 

§    133. 

Der  Zwang  und  die  Furcht. 

Decr.  Grat.  C.  XXXI,  q.  2  3.  Decr.  Greg  IX.  1.  1,  t.  40  de  his  quae  vi;  L.  IV, 
t.  1  de  sponsal. 

Ält.  Lit.  b.  Scherer,  KR.  II  173*'.  Sanchez  1.  IV.  —  N.  München, 
Üb.  Gewalt  u.  Furcht  als  Ehehindernis  (Z.  f.  Philos.  u.  kath.  Theol.  31.  Hft  [1839] 
34  ff).     J.  Ploch,  De  matr.  vi  ac  metu  contracto,   1853. 

Da  die  Ehe  durch  Konsens  geschlossen  wird,  so  ist  der  Abschluß 
derselben  nichtig,  wenn  er  durch  Anwendung  physischer  Gewalt,  durch 
psychischen  Zwang  (vis  coactiva,  absoluta)  abgenötigt  wird  ^  Durch 
bloße  Androhung  eines  Übels  (vis  compulsiva,  condicionata)  aber, 
durch  psychischen  Zwang  und  daraus  hervorgehende  Furcht  (metus) 
wird  der  freie  Wille  nicht  aufgehoben,  sondern  nur  beeinträchtigt. 
Also  ist  der  Eheabschluß  in  solchem  Zustand  an  sich  nicht  unmöglich. 

Das  römische  Recht  sah  unter  Zwang  und  Furcht  geschlossene  Rechts- 
geschäfte für  gültig  an,  ließ  jedoch  eine  Anfechtungsklage  zu  ^.  Dem  schloß 
sich  zunächst  auch  das  kirchliche  Eherecht  an.  Da  aber  die  Ehe,  wenn 
einmal  gültig  geschlossen,  durch  keinen  Richterspruch  mehr  aufgelöst  werden 
kann,  so  fing  die  Kirche  seit  dem  12.  Jahrhundert  an,  der  unter  Zwang  und 
Furcht  abgegebenen  Konsenserklärung  a  priori  jede  rechtliche  Wirkung  zu 
versagen,  eine  solche  Ehe  von  vornherein  für  ungültig  zu  erklären:  im- 
pedimentum  vis  et  metus  ^. 

Doch  ist  klar,  daß  nicht  jeder  Zwang  und  jede  Furcht  ein  trennendes 
Ehehindernis  bildet,  sondern  nur  qualifizierte  Furcht. 

Die  Furcht  muß  sein  metus  gravis,  „qui  posset  in  virum  constantem 
cadere"  *.  Maßstab  für  die  Schwere  derselben  ist  die  Größe  des  an- 
gedrohten "Übels.  Als  große  Übel  gelten  nach  kanonischem  Recht,  ohne 
dabei  erschöpfend  sein  zu  wollen,  die  Furcht  vor  dem  Tode  und  körper- 
licher Pein^,  vor  Freiheitsentziehung  und  Gefängnis^,  vor  Vergewalti- 
gung''.  Sind  diese  Übel  geeignet,  durchweg  große  Furcht  (m.  absolute 
gravis)  hervorzurufen,  so  kommt  bei  Beurteilung,  ob  ein  großes  Übel 


'  C.  13,  X  de  sponsal.  IV,  1. 

^  „Coactus  volui."     L.  21,  §  5,  D.  quod  metus  causa  gestum  erit  IV,  2. 

3  Dict.  Grat,  ad  C.  XXXI,  q.  2.  C.  13  14  15,  X  de  sponsal.  IV,  1.  Üb.  d. 
Motive  f.  d.  Kirche:  Preisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  273  ff ;  üb.  d.  Geschichtl.  über- 
haupt 257  ff;  Esmein,  Le  niariage  en  droit  canonique  I  309  ff.  ! 

*  C.  15   28,    X   de   sponsal.  IV,  1.     T.  F.  Tout,   A  thirteonth-century   phrase  |i 
(English  bist    Rev.  XVIIl  [1903]  482  f). 

^  C.  6,  X  h.  t.  I,  40. 

"  C.  2,  X  de  eo  qui  duxit  in  matr.  IV,  7. 

'  „Metum  mortis"  c.  6,  X  h.  t.  1,  40. 


, 


§  133.    Der  Zwang  und  die  Furcht.  143 

angedroht  worden  sei,  aber  auch  in  Betracht  die  Individualität  des 
Bedrohten,  Geschlecht,  Alter,  Konstitution  u.a.  (m.  relative  gravis)^. 
Sodann  muß  der  Drohende  wenigstens  nach  der  Meinung  des  Bedrohten 
in  der  physischen  und  moralischen  Lage  sein,  seine  Drohung  auch  aus- 
zuführen, der  Bedrohte  selbst  aber  nicht  im  stände  sein,  sie  abzuwenden. 
Ferner  ist  notwendig,  daß  die  Furcht  von  außen  her  komme  und  nicht 
ihren  Grund  habe  in  bloßer  Einbildung  oder  innerer  Seelenstimmung: 
m.  ab  extrinseco  incussus,  extrinsecus.  Weiterhin  muß  der  m.  injuste 
incussus  sein,  d,  h.  der  Bedrohte  darf  die  Drohung  nicht  durch  eigenes 
Verschulden,  etwa  durch  unerlaubten  Umgang,  hervorgerufen  haben, 
so  daß  der  Drohende  zu  seiner  Drohung  berechtigt  ist  -.  Zuletzt  muß 
die  Drohung  geschehen,  um  dadurch  die  Eheschließung  herbeizuführen: 
m.  in  ordine  ad  matrimonium  illatus^.  Sind  alle  diese  Bedingungen 
vorhanden,  so  liegt  das  impedimentum  vis  et  metus  vor,  und  ist 
die  Ehe  ungültig,  auch  wenn  sie  eidlich  bekräftigt  worden  wäre^. 
Gleichgültig  ist  auch,  ob  das  Übel  dem  Kontrahenten  selbst  oder  einer 
ihm  nahestehenden  Person  angedroht  wurde,  ob  die  Drohung  vom 
andern  Kontrahenten  oder  einer  dritten  Person  ausging  ^. 

Ob  auch  der  metus  reverentialis,  d.  h.  die  Furcht  des  Kindes  oder 
Mündels  vor  den  Eltern  oder  dem  Vormünder,  eine  schwere  und  daher 
ein  trennendes  Ehehindernis  sein  kann,  hängt  von  den  Umständen 
ab.  Vielfach  kann  solche  Furcht  nicht  als  eine  schwere  bezeichnet 
werden.  Anderseits  aber  stehen  die  Betroffenen  den  von  solchen  Per- 
sonen kommenden  Drohungen  oft  wehrloser  gegenüber  als  solchen  von 
dritten  Personen,  so  daß  auch  der  metus  reverentialis  gravis  und 
daher  impedimentum  dirimens  sein  kann  6. 


*  , Minor  tarnen  metus  magis  excusat  feminam  quam  virum."  „Metus"  c.  14, 
X  de  sponsal    IV,  1.     S.  C.  Conc.  10.  Juni  1865  u.  sonst  oft. 

^  So  liegt  keine  ungerecht  eingejagte  Furcht  vor,  wenn  d.  kirchl.  Richter  a. 
Erfüllung  V.  rechtmäßigen  Sponsalien  dringt.  N.  röm.  Praxis  liegt  kein  metus 
injuste  incuss.  vor,  solange  d.  geg.  d.  Verführer  angewandten  Gewaltmaßregeln  nicht 
allz.  maßlos  sind.     Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  239  241,  n.  73  75. 

'  Nicht  ungültig  wird  e.  Ehe  dad.,  daß  sie  unt.  Ausnützung  e.  Notlage  d.  and. 
Teils  bewerkstelligt  wurde.    S  c  h  e  r  e  r ,  KR.  II  176  ^3,    Schnitzer,  Kath.  ER.  328  *. 

*  C.  2,  X  de  eo  qui  duxit  in  matr.  IV,  7. 

*  N.  Analogie  v.  c.  12  in  Vr°  de  elect.  I,  6 ;  c.  11  in  VI'"  de  sent.  excomm. 
V,  11.  Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  239,  n.  73.  Es  ist  sicher  nicht  be- 
rechtigt, d.  Impediment  nur  b.  Bedrohung  v.  Aszendenten  u.  Deszendenten  annehmen 
z.  wollen.  Anderseits  erweitern  Seh  er  er,  KR.  II  175^",  u.  Schnitzer,  Kath. 
ER.  329  *,  d.  Kreis  z.  sehr. 

*>  C.  21,  X  de  sponsal.  IV,  1.  Richter-Schulte  a.  a.  0.  p.  242,  n.  78. 
E.  Reihe  v.  röm.,  hierin  besond.  häufig.  Entscheidungen  b.  Scherer,  KR.  II  177'*. 
Neuere  Beispiele  :  Acta  Ap.  Sedis  II  (1910)  886  ff :  IV  ( 1912)  108  if  646  ff  670  ff  708  ff. 


144    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

Die  königlichen  Ehebefehle  sind  längst  verschwunden  K  Doch  bedrohte 
noch  das  Tridentinum  Grundherren  und  Magistrate,  die  zur  Ehe  zwingen 
würden,  mit  ipso  facto  eintretender  Exkommunikation '-. 

Soweit  Zwang  und  Furcht  den  Ehekonsens  aufheben,  ist  das 
hieraus  hervorgehende  Impediment  ein  solches  juris  naturalis  und  gilt 
auch  für  die  Nichtchristen  3.  Weiterhin  liegt  hier  ein  impedimentum 
juris  privati  vor.  Seine  Geltendmachung  liegt  im  Belieben  dessen, 
der  Zwang  und  Furcht  erlitten  hat^.  Die  Entscheidung  aber  liegt  in 
jedem  Falle  beim  kirchlichen  Richter  5.  Das  Klagerecht  geht  jedoch 
verloren,  wenn  der  gezwungene  Teil,  obgleich  der  Nichtigkeit  seiner 
Ehe  bewußt  geworden,  ungezwungen  in  dem  ehelichen  Verhältnisse 
verharrt^.  Wäre  die  Ungültigkeit  offenkundig  geworden,  so  müßte 
die  Konsenserneuerung  öffentlich,  d.  h.  vor  dem  Pfarrer  und  zwei 
Zeugen,  erfolgen'. 

§  134. 
Der  Nichteiutritt  der  beigefügten  Bediuguug. 

Decr.  Greg.  IX.  1.  IV,  t.  5  de  condic.  appos.  in  desponsat.  vel  in  aliis  contract. 

Alt.  Lit.  b.  Scherer,  KR.  II  ISe^^.  Sanchez  1.  V.  —  R.  Janke,  De 
condicionibus  matr.  appos.,  1851.  G.  J.  Phillips,  Quid  jus  cathol.  et  protest. 
statuerint  de  impedimento,  quod  vocatur  deficientis  condicionis,  1864.  Ders.,  D. 
Ehehindernis  d.  beigefügt.  Bedingung  n.  kath.  u.  s.  spätere  Entwicklung  i.  prot.  KR. 
(Z.  f.  KR.  V  [1865]  369  ff).  A.  Scheurl,  Bemerkungen  üb.  d.  kan.  Ehehindern, 
d.  beigefügt.  Bedingung  (Ebd.  XIV  [1879]  279  ff).  F.  J.  Riedler,  Bedingte  Ehe- 
schließung, 1892.  M.  Hussarek  v.  Heinlein,  D.  bedingte  Eheschließ.,  1892. 
G ränge,  Les  mariages  sous  condition  (Rev.  d.  scienc.  eccles.,  janv.  1905). 


'  Vgl.  darüb.  Seh  er  er,  KR.  II  177  ^^^ 

2  Sess.  XXIV  de  ref   matr.  c.  9. 

3  So  a,  d.  Natur  d.  Sache  heraus:  Schulte,  Handb.  d.  kath.  ERs  130  f; 
Seh  er  er,  KR.  II  174  *^  Anders,  ab.  unrichtig,  Schnitzer,  Kath.  ER.  231.  Kr 
meint,  daß  unt.  Ungetauften  d.  kompulsive  Zwang  nur  dann  e.  trennendes  Ehehind. 
bilde,  wenn  d.  weltl.  Gesetze  dies  bestimmten.  Ähnlich  A.  De  Smet,  De  sponsal. 
et  matr.2  (1910)  360. 

*  E.  schuldiger  Teil  kann  nicht  klagen.    C.  1,  X  de  eo  qui  duxit  in  matr.  IV,  7. 

^  C.  28,  X  de  sponsal.  IV,  1.  E  Anweisung  z.  entsprechend,  richterl.  Ver- 
fahren gab  d.  C.  S.  Off.  ad  episcop.  Orient,  unt.  d.  20.  Juni  1883.  Acta  S.  Sedis 
XVIII  357  ff. 

«  C.  6  21,  X  de  sponsal.  IV,  1.  C.  9,  X  de  dcsponsnt.  impub.  IV,  2.  C.  4, 
X  qui  matr.  accus,  possunt  IV,  18.  Daß  d.  freiwilj.  Zusammenleben  anderthalb 
Jahre  gedauert  haben  müsse,  läßt  sich  a.  c.  21  cit.  nicht  folgern. 

'  Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  243,  n.  80  81.  Weit.  Fälle  b.  Scherer, 
KR  II  179««.  Neuere  Fälle:  S.  C.  Conc.  26.  Aug.  1905  (Acta  S.  Sedis  XXXVIII 
[1905/OG]  387  ff).  Ent.sclieidung  d.  Rota  v.  2.  Juni  1911  (Act;i  Ap.  Sedis  IV 
[1912]  115). 


§  134.   Der  Nichteintritt  der  beigefügten  Bedingung.  145 

An  sich  soll  die  Ehe  unbedingt  eingegangen  werden.  Um  aber 
der  persönlichen  Freiheit  bei  diesem  wichtigen  Akt  möglichsten  Spiel- 
raum zu  lassen,  um  bei  Abschluß  dieses  für  das  ganze  Leben  ent- 
scheidenden Kontraktes  vor  Betrug  und  Irrtum  über  persönliche 
Eigenschaften  größte  Sicherheit  zu  gewähren,  ward  es  seit  Ende  des 
12.  Jahrhunderts  zunächst  durch  die  Doktrin  und  hernach  auch  durch 
die  kirchliche  Gesetzgebung  gestattet,  die  Ehe  unter  einer  Bedingung 
abzuschließen,  deren  Nichteintritt  ein  trennendes  Ehehindernis  bildet: 
impedimentum  condicionis  (appositae)  deficientis^ 

Soll  eine  bedingte  Ehe  geschlossen  werden,  so  muß  die  Bedingung 
vor  Zeugen  ausdrücklich  beiderseits  erklärt  werden  oder  erklärt  und 
nicht  zurückgenommen  worden  sein  -.  Auf  gemeinrechtlichem  Boden  muß 
die  bedingte  Ehe  vor  dem  Pfarrer  und  Zeugen  eingegangen  werden.  Daß 
aber  der  Pfarrer  und  die  Zeugen  auch  von  der  Bedingung  unterrichtet 
werden,  ist  nicht  notwendig.  Auf  jeden  Fall  jedoch  gehört  wegen 
leicht  sich  damit  verknüpfender  Mißstände  bischöfliche  Erlaubnis  dazu^. 

Die  beim  Eheabschluß  gemachten  Bedingungen  können  sein  de 
praeterito,  de  praesenti  und  de  futuro.  Die  Bedingungen  de  prae- 
terito  und  de  praesenti  sind  in  Wirklichkeit  keine.  Das  Bedingte  ist 
hier  entweder  bereits  Tatsache  oder  nicht.  Dann  ist  die  betreffende 
Ehe  in  Wirklichkeit  sofort  entweder  gültig  oder  ungültig.  Die  Be- 
dingungen de  futuro  sind  entweder  suspensive  oder  resolutive.  Da 
aber  die  einmal  gültig  geschlossene  Ehe  ihrer  Natur  nach  unauflöslich 
ist,  so  kann  keine  resolutive  Bedingung  statthaben,  außer  dieselbe 
entspreche  einem  gesetzlich  anerkannten  Auflösungsgrund,  wie  ein 
solcher  ist  die  Ablegung  der  feierlichen  Ordensgelübde  vor  Vollzug 
der  Ehe.  So  bleibt  nur  die  Suspensivbedingung  de  futuro.  Diese 
kann  möglich  oder  unmöglich  sein.  Die  physisch  und  moralisch  un- 
möglichen Bedingungen  werden  in  favorem  matrimonii  als  nicht  bei- 
gefügt betrachtet*.    Werden  dem  Ehevertrag  Bedingungen  beigegeben, 


'  Üb.  d.  geschieht!.  Entwicklung:  Freisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  232  flf;  Hus- 
sarek  a.  a.  0.  22  ff ;  Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique  I  171  ff. 

2  Richter- Schulte  a.  a.  0.  p.  245,  n.  85  87;  p.  250,  n.  89.  Entscheidung  d. 
Rota  V.  1.  März  1913  (Acta  Ap.  Sedis  V  [1913]  312  ff).  Ist  d.  Bedingung  nicht 
ausdrücklich  ausgesprochen  worden,  so  kommt  d.  Ehe  in  foro  externo  z.  stände,  nicht 
ab.  in  foro  interno.  S.  C.  Conc.  81.  Jan.  1891.  Cit.  Entscheidung  d.  Rota  v. 
1.  März   1913. 

^  Österr.  Instrukt.  (v.  Kard.  Rausch  er)  §  55.  Instr.  pastor.  Eystett.  (a.  1768) 
267.  Dad.  mindern  s  i.  etwas  d.  Bedenken,  d.  verschiedentl.  u  nicht  ohne  Grund 
geg.  d.  bedingte  Eheschließung  geäußert  werden.    Vgl.  ob.  S.  140,  A.  2. 

*  C.  7,  X  h.  t.  IV,  5.  Condiciones  physice  impossibiles  gelten  unt.  allen  Um- 
ständen als  non  adjectae,  seien  sie  de  praeterito,  de  praesenti  od.  de  futuro.     Con- 

Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kircbenrechts.    U.    3.  Aufl.  10 


146    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    2  Kap.:  Die  Ehe. 

die  gegen  das  Wesen  der  Ehe  selber  gehen,  so  ist  zu  unterscheiden, 
ob  diese  Bedingungen  gestellt  werden  in  der  Absicht,  die  wesentlichen 
Verpflichtungen  der  Ehe  überhaupt  gar  nicht  auf  sich  zu  nehmen 
oder  sie  nur  nicht  zu  erfüllen.  Im  ersteren  Falle  kommt  keine  Ehe 
zu  stände,  wohl  aber  im  letzteren,  freilich  unter  schwerer  Sünde. 
Solche  Bedingung  contra  substantiam  matrimonii  kann  gehen  gegen 
das  donum  prolis:  „Contraho  tecum,  si  generationem  prolis  evites"^; 
oder  sie  kann  gerichtet  sein  gegen  das  bonum  fidei:  „Contraho  tecum, 
si  pro  quaestu  adulterandam  te  tradas"^;  oder  sie  kann  gehen  gegen 
das  bonum  sacramenti,  d.  i.  die  Unauflöslichkeit  der  Ehe:  „Contraho 
tecum,  donec  inveniam  aliam  honore  vel  facultatibus  digniorem"^. 
Wird  jedoch  die  Auflösbarkeit  der  Ehe  nicht  ausdrücklich  erklärt, 
sondern  nur  von  einem  oder  beiden  Kontrahenten  irrtümlich  voraus- 
gesetzt, so  schadet  das  der  Gültigkeit  der  Ehe  nicht;  vielmehr  wird 
präsumiert,  daß  jeder  Christ  eine  christliche  und  daher  unauflösliche 
Ehe  schließen  wolle  ^. 

Kontrovers  ist,  ob  eine  Ehe  zu  stände  komme,  wenn  immerwährende 
Enthaltsamkeit  oder  vollständiger  Verzicht  auf  den  ehelichen  Umgang  aus- 
bedungen wird  (Josephsehe).  Die  verneinende  Ansicht  geht  davon  aus,  daß 
das  Recht  auf  die  Geschlechtsgemeinschaft  (jus  in  corpus)  auch  die  Ver- 
pflichtung zur  wirklichen  Leistung  des  debitum  conjugale  enthalte.  Allein  es 
läßt  sich  doch  wohl  das  Kecht  auf  die  copula  carnalis  und  das  Recht  des 
Gebrauchs  voneinander  trennen,  wie  das  bei  andern  Eigentumsrechten  auch 
der  Fall  ist.  Auch  ist  —  doch  hat  das  in  der  Entscheidung  der  Frage  nur 
untergeordnete  Bedeutung  —  die  Ehe  nicht  durch  die  copula  carnalis  erschöpft  '\ 


diciones  turpes  gelten  nur  dann  als  nicht  beigefügt,  wenn  sie  de  futuro  sind.  Sind 
sie  ab.  de  praesenti  od.  praeterito  u.  erfüllt,  so  besteht  d.  Ehe.  We  r  nz- Lauren- 
tius,  Jus  decretalium  IV   2  (1912),  91  ff. 

'  C.  7  cit.  Geg.  d.  bonum  prolis  verstößt  nicht  d.  Stipulation  d.  protest.  Kinder- 
erziehung. Solcher  Vertrag  ist  ab.  schwer  sündhaft  u.  daher  i.  Gewissen  unverbindl. 
Ebenso  kann  d.  Ehe  a.  nicht  angefochten  werden  weg.  Nichteinhaltung  d.  ver- 
sprochen, kathol.  Kindererziehung.     S.  C.  Conc.  20.  März  1880. 

2  C.  7  cit. 

3  Ebd.     Entscheidung  d.  Rota  v.  1.  März  1913  (Acta  Ap.  Sedis  V  [1913]  312  flf). 
'  C.   7,    X    de    divort.    IV,    19.     Denzinger,    Enchiridion  ^    Nr    1485.     S.  C. 

Inq.    18.  Mai    1892;    25.  Mai    1898.     Cit.  Entscheidung   d.  Rota  v.    1.   März    1913. 
Bened.   XIV.,  De  syn.  diocc.  1.  XIII,  c.  22,  ii.  4.    Anders,  wenn  d.  betroff,    häret. 
Rituale  selbst   a.  d.  Auflösbarkeit   d.  Ehe  hinweisen    u.  danach    d.  Konsens  erklärt]/ 
würde.    Bened.  XIV.  a.  a.  0.  n.  8  9.   Wem  z-Laur  en  t  i  us  a.  a.  0.  IV  2  (1912),(l 
18  f.     Hergenröther-Hollweck,  KR.  749\ 

^  So  nanientl.  L  eh  m  k  uh  1 ,  Theol.  moral."  II  505.  Mehr  Autoreu  b.  Schnitzer, 
Kath.  ER.  317\  Anders:  Scheror,  KR.  11  92  187'°»;  Schnitzer  a.  a.  0.  317flf 
(d.  f.  s.  Meinung  a.  bedeutende  Kanonisten  u.  Theologen,  z.  H.  a.  Bened.  XIV.,  ver- 


§  134.    Der  Nichteintritt  der  beigefügten  Bedingung.  147 

Der  Hinweis  auf  die  Ehe  zwischen  der  allerseligsten  Jungfrau  und  dem 
hl.  Joseph  entscheidet  freilich  nicht,  weil  wir  nicht  wissen,  ob  sie  ihre  Ehe 
unter  dieser  ausdrücklichen  Bedingung  geschlossen  habend 

Solange  die  Bedingung  schwebt,  besteht  noch  keine  wirkliche  Ehe. 
Es  findet  daher  geziemenderweise  auch  keine  Trauung  und  gar  nie 
eine  Einsegnung  statt.  Die  Kontrahenten  sind  verpflichtet  abzuwarten, 
ob  sich  die  Bedingung  erfülle,  und  dürfen  nicht  eigenmächtig  zurück- 
treten 2.  Würde  jedoch  einer  derselben  pendente  condicione  eine 
anderweitige  Ehe  schließen,  so  wäre  diese  gültig,  wenn  auch  unerlaubt. 
Ist  die  Bedingung  erfüllt,  so  ist  die  Ehe  perfekt  geworden,  auch 
wenn  die  Eheleute  vom  Eintritt  der  Bedingung  keine  Kenntnis  haben. 
Würde  jemand  mehrere  bedingte  Ehen  eingehen,  so  wäre  diejenige 
perfekt,  deren  Bedingung  sich  zuerst  erfüllen  würde,  und  erfüllten 
sich  die  Bedingungen  gleichzeitig,  so  bestände  überhaupt  keine  Ehe. 
Einer  Konsenserneuerung  bedarf  es  nach  Erfüllung  der  Bedingung 
nicht  und  daher  auch  nicht  einer  solchen  vor  Pfarrer  und  Zeugen. 
Doch  soll  dem  Pfarrer  Mitteilung  von  der  Perfektion  der  Ehe  wie 
umgekehrt  von   deren  Defizienz  gemacht  werden  3.     Jederzeit  können 


weisen  kann);  Leitner,  Lehrb.  d.  kath.  ERs  ^  128  ff.  Ab.  d.  hauptsächl.  angeführte 
Fall,  wonach  e.  Ehe,  d.  geschlossen  wurde  unt.  d.  Bedingung,  daß  d.  and.  Teil  alsbald 
i.  d.  Kloster  gehe,  als  ungültig  erklärt  wurde  (Richter-Schulte,  Conc.  Trid. 
p.  246,  n.  88),  ist  doch  nicht  gleich  d.,  wo  wirklich  ehel.  Leben,  abgesehen  v.  d.  cop. 
carnal.,  intendiert  ist.  Entschieden  ist  a.  geg.  d.  Möglichkeit  e.  Josephsehe  Wernz- 
Laurentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  94 ff,  ab.  unt.  Betonung,  daß  i.  d.  Ehe  überhaupt 
kein  dominium  üb.  d.  Körper  d.  andern  Ehegatten  übertragen  werde,  sondern  nur 
ein  „jus  ad  usuni  in  ordine  ad  generationem,  non  ad  qualemcuuque  usum".  Vgl. 
noch  Z.  f.  k.  Theol.  XXII  (1898)  723  ff;  XXV  (1901)  763  ff;  XXVII  (1903)  719  ff; 
Theol.-prakt.  Monatsschrift  XVI  (1906)  130;  Theol.-prakt.  Qsch.  LX  (1907)  319  ff; 
Böckenhoff,  Reformehe  u.  christl.  Ehe  84.  Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogra.  ^  392. 
Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  III  649  f. 

^  Ob  d.  Ehe  zw.  Maria  u.  Joseph  e.  wirkliche  Ehe  war,  ist  viel  verhandelt. 
N.  d.  Vorgang  v.  Augustinus  (C.  3  9  10,  C.  XXVII,  q.  2)  sprechen  s.  ab. 
fast  alle  Theologen  daf.  a. :  Thom.  Aq.,  In  libr.  IV  Sent,  d.  30,  q.  2,  a.  1. 
Ben  ed.  XIV.  a.  a.  0.  1.  XIII,  c.  22,  n.  13.  M.  J.  Sehe  eben,  Handb.  d.  kath. 
Dograatik  III  (1882)  479  ff.  M.  Flunk,  D.Vermählung  Maria  m.  Joseph  (Z.  f.  k. 
Theol.  XII  [1888]  656  ff).  0.  Bardenhewer,  Maria  Verkündigung  (1905)  130  f. 
Ph.  Friedrich,  D.  Mariologie  d.  hl.  Augustinus  (1907)  114  ff.  H.  Rett,  D. 
Josephsehe  i.  ihr.  Original  u.  i.  ihr.  Nachahmung  (Z.  f.  k.  Theol.  XXXII  [1908] 
590  ff).  J.  Seitz,  D.  Verehr,  d.  hl.  Joseph  i.  ihr.  geschichtl.  Entwickl.  (1908)  29  ff. 
J.  Ni essen,  D. 'Mariologie  d.  hl.  Hieronyraus  (1913)  88  ff.  Schanz,  D.  Lehre 
v.  d.  heil.  Sakr.  716  732  ff.  Pesch,  Praelectiones  dogmaticae  VII  ^  .366  ff.  Bart- 
mann a.  a.  0.  392.  Pohle  a.  a.  0.  649  f.  Anders  Freisen,  Gesch.  d.  kan. 
ERs  83  ff 

''  C.  1,  X  h.  t.  IV,  5. 

'  Esraein,  Le  mariage  en  droit  canonique  II  216  ff 

10* 


148    IV.  Buch.    Die  Verfassung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

natürlich  die  Kontrahenten  ihren  bedingten  Konsens  zu  einem  un- 
bedingten machen.  Vollzug  der  copula  carnalis  vor  Erfüllung  der 
Bedingung  gilt  als  Verzicht  auf  dieselbe  ^ 

Wohl  zu  unterscheiden  von  der  Bedingung  ist  die  Auflage  einer 
bestimmten  Leistung  oder  Verpflichtung,  der  modus.  Ist  wirklich  nur 
eine  Auflage  da  und  nicht  etwa  eine  versteckte  Bedingung,  so  hat 
sie  auf  die  Gültigkeit  der  Ehe  keinen  Einfluß,  auch  wenn  sie  un- 
möglich oder  unsittlich  wäre  2. 


'ü' 


§  135. 
Die  Elieuumiindigkeit. 

Decr.  Greg.  IX.  1.  IV,  t.  2  de  desponsat.  impub.  Lib.  sext.  I,  2. 

Sanchez  1.  VII,  disp.  104.  —  N.  München,  Üb.  Unvermögen  als  Ehehindernis 
(Z.  f.  Philos.  u.  kath.  Theol.  N.  F.  I  [1840],  Hft  2,  S.  67  ff;  Hft  3,  S.  86  ff  üb.  d. 
imped,  aetatis).  W.  v.  Hörmann,  D.  desponsatio  impuberum,  1891.  R.  Köstler, 
D.  väterl.  Ehebewilligung,  1908. 

Können  Kinder  unter  sieben  Jahren  wegen  mangelnder  geistiger 
Reife  keine  Ehe  schließen,  so  wären  an  sich  Kinder  über  diesem 
Alter  zum  Eheschluß  fähig,  da  naturrechtlich  ein  gewisses  Ver- 
ständnis und  die  auch  noch  entferntere  körperliche  Reife  genügt. 
Sachgemäß  aber-  fordert  die  Kirche  als  Bedingung  des  gültigen 
ehelichen  Konsenses  auch  das  entsprechende  Verständnis  und  die 
gegenwärtige  geschlechtliche  Reife,  die  Mannbarkeit,  die  Pubertät, 
und  erklärt  deren  Mangel  als  ein  trennendes  Ehehindernis:  impedi- 
mentum  aetatis  3.  Dem  römischen  Recht  ^  folgend  präsumiert  das 
kanonische  Recht,  daß  die  Pubertät  oder  die  Ehemündigkeit  beim 
Knaben  nach  vollendetem  vierzehnten,  beim  Mädchen  nach  vollendetem 
zwölften  Lebensjahr  eintrete^.  Also  können  Jünglinge  vor  zurück- 
gelegtem vierzehnten,  Jungfrauen  vor  zurückgelegtem  zwölften  Lebens- 
jahr keine  gültige  Ehe  schließen  ^.    Während  aber  das  römische  Recht 


'  C.  3  5  6,  X  h.  t.  IV,  5. 

2  Schnitzer,  Kath.  ER.  320  ^  meint  wohl  richtig,  daß  i.  Zwoifolsfall  d. 
Vermutung  f.  d.  Auflage  u.  d.  Gültigkeit  d.  Ehe  stehe.  Tatsiichl.  wissen  d.  (J lau- 
bigen höchst  selten,  daß  sie  e.  bedingte  Ehe  schließen  können. 

3  C.  25,  X  de  sponsal.  IV,  1. 

*  Pr.  1.  quibus  modis  tutela  finitur  I,  22. 
^  C.  3  6   10  14,    X   ii.  t.  IV,    2.     N.  d.  röm.  Rcchtsregel    habetur    dies  ultimus  |)i 

cocptus   pro    completo.     Schercr,    KR.  II    288'°^.     Anders   Schnitzer   a.  a.  0. 
370*.     Z.  Gcschichtl.  vgl.:    Preisen,    Gesch.   d.  kan.    ERs  323  flf;    Esinein,    Le  jl 
mariuge  v.n  (hoit  canonique  I  211  ff. 

*  N.  Dekrctalenrccht  warcMi  d.  v.  Ehounnuindigon  vorher  oingegang.  oder  d.  d. 
Eltern  f.  sie  abgeschloss.  Ehen  Verlöbnisse  (sponsalia  de  futuro),  welche  v.  d.  ehe- 


§  135.    Die  Eheunmündigkeit.  149 

von  diesen  Altersterminen  gar  keine  Ausnahme  zuließ,  ist  nach 
kanonischem  Recht  eine  vorher  geschlossene  Ehe  dann  gültig,  wenn 
die  Pubertät  tatsächlich  schon  vorhanden  ist:  prudentia  sive  malitia 
supplet  aetatem  ^  Immerhin  streitet  vor  dem  gesetzlichen  Alter  die 
Präsumtion  gegen  die  Gültigkeit  der  Ehe.  Will  also  jemand  trotz 
der  Eheunmündigkeit  eine  Ehe  schließen,  so  hat  er  den  Nachweis  zu 
liefern,  daß  die  Geschlechtsreife  vorhanden  ist,  und  kann  dann  auf 
Grund  einer  bischöflichen  Erklärung  zur  Eheschließung  zugelassen 
werden  2,  Eine  Dispens  aber  von  diesem  auf  kirchlichem  Rechte  be- 
ruhenden Impediment  kann  nur  der  Papst  gewähren  3.  Das  im- 
pedimentum  aetatis  ist  ein  Ehehindernis  des  öffentlichen  Rechts.  Daher 
muß  der  kirchliche  Richter  gegen  eine  trotz  desselben  versuchte  Ehe 
von  Amts  wegen  einschreiten.  Ist  aber  die  Mündigkeit  eingetreten, 
so  kann  der  Richter  nur  auf  Klage  hin  tätig  werden.  Das  Recht 
auf  Klage  selbst  geht  verloren  durch  Fortsetzung  des  ehelichen  Lebens 
nach  erreichter  Mündigkeit"^. 

Hier  ist  auch  der  Ort  für  die  Frage,  inwieweit  der  elterliche 
Konsens  für  die  Ehen  der  Kinder  nötig  ist. 

Nach  römischem  Recht  konnten  die  unter  der  väterlichen  Gewalt  stehen- 
den Kinder  ohne  Genehmigung  des  pater  familias  keine  gültige  Ehe  schließen  ^ 
Nach  germanischem  Recht,  das  übrigens  keineswegs  durchw^eg  ein  gleiches  war, 
bedurfte  der  minderjährige  Sohn  und  die  Tochter,  auch  wenn  sie  großjährig 
geworden  war,  der  Genehmigung  der  Familie  ^.  Die  Kirche  schloß  sich  zu- 
nächst an  das  weltliche  Recht  an,  jedoch  nicht  durchweg  so  weit,  daß  sie 
die  ohne  elterlichen  Konsens  eingegangenen  Ehen  für  nichtig  gehalten  hätte "'. 
Ganz  entschieden  erklärt  jedenfalls  Nikolaus  I.,  daß  die  Ehe  durch  den 
Konsens  der  Brautleute  allein  geschlossen  werde  ^     Dahin   entscheiden   sich 


mündig  Gewordenen  wieder  aufgelöst  werden  konnten.  C.  14,  X  h.  t.  IV,  2.  C.  un.  §  1  in 
Yj[to  jy^  2.    Ist  s.  d.  Dekret  „Ne  temere"  üb.  d.  Verlöbnis  vollständig  weggefallen. 

'  C.  6  8  9  14,  X  h.  t.  IV,  2.  Geistige  u.  geschlechtl.  Reife  kommen  i.  Betracht. 
S.  C.  Inq.  18.  März  1903  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  [1904]  132). 

2  Ben  ed.  XIV.,  „Magnae"   v.  29.  Juni  1748. 

'  Weil  nur  a.  kirchl.  Recht  beruhend,  besteht  d.  Impediment  f.  d.  Ungetauften 
nicht,     C.  S.  Off.  10.  Dez.  1885. 

*  C.  10,  X  h.  t.  IV,  2.     C.  4,  X  qui  matr.  accus,  possunt   IV,  18. 

*  Pr.  I.  de  nupt.  I,  10.     L.  2  18  35,  D.  de  ritu  uupt.  XXIII,  2. 
«Schröder,    Lehrb.    d.    deutsch.    Rsgschte=*    (1907)    65  ff   331  ff.     Köstler 

a.  a.  0.  82  ff.    Vgl.  a.  ob.  S.  117  f. 

"  T  e  r  t  u  1 1. ,  Ad  uxorem  I.  II,  c.  8.  B  a  s  i  1. ,  Ad  Amphiloch  c.  40.  C.  12  (L  e  o  I. 
a.  458  od.  459)  13  (Ambr.),  C.  XXXII,  q.  2.  Solche  Ehen  waren  zwar  nicht  legitim, 
ab.  gültig.     C.  3,  X  qui  matr.  accus,  possunt  IV,  18. 

»  C.  2,  C.  XXVII,  q.  2.  Demgemäß  ist  c.  3,  C.  XXX,  q.  5,  ebenfalls  e.  Ausspr. 
V.  Nik.  I.,  z.  erklären.     Üb.  d.  Schwankungen  vgl.  ab.  Köstler  a.  a.  0.  80  ff. 


150    I^^-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.     2.  Kap.;  Die  Ehe. 

auch  Gratian^  und  das  Dekretalenrecht -.  Das  Tridentinum  sprach  gegen- 
über der  Lehre  der  Reformatoren^  und  der  Forderung  der  Gesandten  des 
Königs  von  Frankreich,  die  Gültigkeit  der  Ehen  der  Hauskinder  von  der  Zu- 
stimmung des  Vaters  abhängig  zu  macheu*,  das  Anathem  über  jene  aus,  die 
fälschlich  behaupten,  daß  die  von  den  Kindern  ohne  die  elterliche  Erlaubnis 
eingegangenen  Ehen  nichtig  seien,  fügt  aber  bei,  daß  die  Kirche  solche  Ehen 
immer  verabscheut  und  untersagt  habe  ^ 

Daher  bildet  der  Mangel  der  elterlichen  Einwilligung  zur  Ehe- 
schließung auch  des  minderjährigen  Kindes  weder  ein  trennendes  noch 
auch  ein  aufschiebendes  Ehehindernis.  Pflicht  der  Pietät  aber  ist  es, 
daß  die  Kinder  ihre  Ehen  nicht  gegen  den  begründeten  Willen  der 
Eltern  schließen  <5. 

§  136. 
Die  Impotenz. 

Decr.  Grat.  C.  XXXIII,  q.  1.  Decr.  Greg.  IX.  1.  IV,  t.  15  de  frigid,  et  malefic. 
et  de  impot.  coeundi. 

Alt.  Lit.  b.  Seh  er  er,  KR.  11265.  San  che  z  1.  VII,  disp.  92  ff.  —  N.  München, 
Üb.  Unvermögen  als  Ehehindernis  (Z.  f.  Philos.  u.  kath.  Theol.  N.  F.  I  [1840],  Hft  2, 
S.  67  ff).  Bangen,  De  sponsalibus  II  106  ff;  JII  177  ff.  E.  Sehling,  D.  Wir- 
kungen d.  Geschlechtsgemeinschaft  a.  d.  Ehe,  1885.  J.  AntoneUi,  De  conceptu 
impotentiae  et  sterilitatis  relate  ad  raatrimonium,  1900.  Ders. ,  Pro  conceptu  impot. 
et  steril,  relate  ad  matr.,  1901.  Ders.,  De  mulieris  excisae  impot.  ad  matr.,  1903. 
Ders.,  Medicina  pastoralis^  II  (1906)  15  ff.  A.  Eschbach,  Casus  de  feminea 
impot.,  1898.  Ders.,  De  novo  quodam  steril,  conceptu  (Anal,  eccles.  X  [1902]  84 ff; 
[a.  sep.]).  Ders.,  De  essentia  imped.  impot.  (Ebd.  XI  [1903]  269  ff).  Ders.,  Dispu- 
tationes  physiol.-theolog.  de  humanae  generationis  oeconomia^  1912.  N.  Casacca, 
De  carentia  ovariorum  relate  ad  matr.,  1903.  F.  Topai,  De  necessitate  uteri  in 
generatione  et  in  matr.  In  linguam  Latinam  vertit  J.  Sestili^,  1903.  G.  Rossi, 
De  imped.  impot.  (Anal,  eccles.  XVII  [1909]   293  ff).     Ders.,   De  imped.  impot.  et 


»  Dict.  ad  c.  9,  C.  XXX,  q.  5. 

'^  C.  6,  X  de  condic.  appos.  IV,  5.  Üb.  d.  Schwankungen  a.  noch  z.  Z.  Gratians 
u.  d.  Dekretalenrcchts :  Sägmüller,  E.  Dispens  päpstl.  Legaten  z.  Verehelichung 
e.  Siebenjährigen  m.  e.  Dreijährigen  i.  Jahre  1160  (Th.  Qsch.  LXXXVI  [1904]  556  ff'). 
F.  Lenz,  E.  Quellenbeitrag  z.  frülikirchl.  Eheschließungsrecht  (C.  1,  X  h.  t.  IV,  2  u.| 
C.  2,  C.  XXXI,  q.  2)  (D.  Z.  f.  KR.  XX  [1910]  272  ff). 

3  A.Scheurl,D.  gem.  deutsche  ER.  165 ff    H.  Grisar,  Luther  11  ^  (1911)  30ff.| 

*  Vgl.  ob.  S.  118  f.  ^  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  1. 

^  D.  alt.  Lit.  b.  Seh  er  er,  KR.  II  429.  G.  Hey  er.  De  consensu  parentum  iD| 
matr.  liber.  contrah.  necessario,  1863.  F.  Scaduto,  11  consenso  ncUe  nozze  etc.jp 
(1885)  12  ff  85  ff.  Kreisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  307  ff.  R.  Laennec,  Du  droH;^ 
des  patres-famiiias  ii  Rome  sur  le  mariage  de  leurs  enfants,  1899.  A.  Dumontji 
Etüde  sur  le  consentement  des  paronts  au  mariage  de  leurs  enfants,  1903.  Reich«!) 
Lit.  h.  Köstler  a.  a.  0.  XIX  ff'. 


§  136.    Die  Impotenz.  151 

de  processu  judiciali  in  causis  de  matrimonii  nullitate  ex  capite  impot.  et  in  causis 
de  matrimonii  rati  et  non  consummati  diremptione,  1910.  A.  Schmidt,  Vasectomia. 
E.  neue  Operation  u.  ihre  Erlaubtheit  (Z.  f.  k.  Tlieol.  XXXV  [1911]  66  ff  759  ff; 
XXXVII  [1913]  912ff).  J.  ß.  Ferreres,  De  vasectomia  duplici  necnon  de  matri- 
monio  mulieris  excisae^,  1913.  G.  Arendt,  Relectio  analytica  super  controversia 
de  impot.  feminae  ad  generandum  (Ex  ephem.  Acta  Pontificia),  1913. 

Die  Ehe  ist  von  Gott  eingesetzt  zur  Fortpflanzung  des  IVIensclien- 
geschlechts  und  zur  erlaubten  Befriedigung  des  Geschleclitstriebes. 
IVIittel  zur  Erreichung  dieser  Zwecke  ist  die  fleischliche  Vereinigung, 
die  Herstellung  der  una  caro,  die  copula  carnalis.  Daß  daraus  wirk- 
liche Erzeugung  von  Kindern  erfolge,  liegt  allein  in  Gottes  Hand. 
Daher  ist  die  Ehe  gültig,  auch  wenn  der  Kindersegen  fehlt,  bei  Un- 
fruchtbarkeit oder  Sterilität,  oder  impotentia  ad  generandum  ^  Keine 
Ehe  aber  existiert,  wo  die  geschlechtliche  Vereinigung  gar  nicht  möglich 
ist,  wo  wegen  Defekts  in  den  geschlechtlichen  Organen  die  impotentia 
coeundi  sive  perficiendi  copulam  carnalem  besteht.  Es  ist  also  das 
geschlechtliche  Unvermögen  in  diesem  Sinn  ein  naturrechtliches  Ehe- 
hindernis: impedimentum  impotentiae  2. 


1  C.  18  (August.),  C.  XXXII,  q  5.  C.  27  (August.),  C.  XXXII,  q.  7.  Hohes 
Alter  ist  kein  Ehehindernis. 

2  Nicht  impotent  sind  Frauen,  b.  d.  d.  Operation  d.  Ovarien  entfernt  worden 
sind.  C.  S.  Off.  3.  Febr.  1887.  Ebensowenig  jene,  d.  infolge  Operation  d.  uterus 
fehlt.  C.  S.  Off.  23.  Juli  1890.  I.  Sinne  d.  Entscheidung  d.  C.  S.  Off.  v.  3.  Febr. 
1887  e.  solche  a.  v.  d.  S.  C.  Conc.  16.  Dez.  1905  (Köln.  Pastoralblatt  XLI  [1907], 
19  ff;  Anzeiger  f.  d.  kath.  Geistlichkeit  1907,  Nr  20).  E.  Frau,  welcher  d.  matrix 
u.  d.  Ovarien  exstirpiert  wurden,  kann  heiraten.  S.  C.  de  disc.  Sacr.  2.  April 
1909  (Ptazön  y  Fe  XXVI  [1910]  101  ff.  Canoniste  cont.  XXXIII  [1910]  334  ff). 
Geg.  diese  althergebrachte  Auffassung  wenden  s,  unt.  Berufung  ebenfalls  a.  Kon- 
gregationsentscheidungen m.  d.  Forderung,  daß  d.  copula  de  se  ad  generandum  capax 
sein  müsse,  neuestens  e.  Reihe  v.  Autoren,  z  B. :  Santi-Leitner,  Praelect.  jur. 
can.3  IV  256*;  Leitner,  Lehrb.  d.  kath.  ERs^,  145  ff ;  Schnitzer,  Kath.  ER. 
355  '  (m.  besond.  Hinweis,  daß  Sixtus  V.  d.  Ehe  d.  Kastraten  f.  ungültig  erklärt 
habe);  W  er  n  z- L  aur  ent  ins,  Jus  decretalium  IV  2  (1912),  147^*  (immerhin 
sehr  vorsichtig:  „dummodo  de  perfecta  carentia  illorum  organorum  mulieris  certo 
constet");  Casacca;  Topai;  besond.  ab.  Antonelli  i.  d.  gen.  Schriften.  F.  d. 
alte  Auffassung  treten  u.  a.  e. :  Seh  er  er,  KR.  II  271  [unt.  Anerkennung  d.  formalen 
Konsequenz  d.  and.  Meinung  sagt  er,  daß  d.  Stellung  d.  Geschlechter  bez.  d.  Im- 
potenz keine  gleiche  sei ;  b.  Weibe  genüge  e.  äußere  od.  mechanische  Beischlafs- 
fähigkeit, b.  Manne  müsse  Zeugungsfähigkeit  vorhanden  sein];  A.  Boudinhon, 
Canoniste  cont.  XXVI  (1903)  611  ff;  Eschbach  i.  d.  bem.  Schriften;  De  Smedt, 
De  sponsal.  et  matr.  ^  (1910)  372  ff;  Rossi ;  Ar  en  dt.  E.  reservierte  Haltung  nimmt 
u.  a.  e. :  Lehmkuhl,  sowohl  i.  Theol.  moral.  '*  II  561  als  i.  e.  Artikel  i.  American 
ecclesiastical  Review  (vgl.  Theol.  Rev.  1903,  453);  Melata  i.  Acta  S.  Sedis  XXXVII 
(1904/05)  730  *.  Es  ist  kein  Zweifel,  daß  s.  alsbald  noch  weit. ,  ganz  nahelieg., 
schwer   z.    entscheidende   Momente    z.  Berücksichtigung   aufdrängen  werden,    wenn 


152      IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

Die  Impotenz  kann  sein  eine  angeborne,  natürliche  (impotentia 
naturalis,  intrinseca),  auf  einem  organischen  Fehler  beruhend,  oder 
eine  zufällige  (i.  accidentalis ,  extrinseca),  infolge  von  Krankheit 
Operation,  Verstümmelung.  Sodann  kann  sie  sein  eine  dauernde 
(i.  perpetua,  incurabilis),  die  sich  durch  kein  natürliches  oder  sittlich 
erlaubtes  Mittel  oder  wenigstens  nicht  ohne  Lebensgefahr  beseitigen 
läßt,  und  eine  zeitweilige  (i.  temporalis,  curabilis),  die  sich  durch 
natürliche  Mittel  ohne  Lebensgefahr  heben  läßt.  Weiterhin  teilt  man 
die  Impotenz  ein  in  eine  absolute  und  in  eine  relative.  Erstere  besteht 
gegenüber  jeder  andern  Person,  letztere  nur  gegenüber  gewissen  Per- 
sonen i.  Endlich  gibt  es  eine  der  Ehe  vorausgehende  und  eine  ihr 
nachfolgende  Impotenz  (i.  antecedens,  subsequens). 

Nach  römischem  Recht  konnten  die  Kastraten  keine  Ehe  eingehen  - ; 
bei  Impotenz  aber  stand  das  Recht  der  Ehescheidungsklage  zu  ^.  Die  Kirche 
schloß  sich  zunächst  wohl  dem  römischen  Recht  an ;  wenigstens  erscheint  in 
Gesetzen  namentlich  aus  dem  fränkischen  Reich  die  Impotenz  als  Eheauf- 
lösungsgrund,  so  daß  der  ehefähige  Teil  sich  wieder  verheiraten  konnte  *. 
Dagegen  ließ  man  später  in  der  römischen  Kirche  wegen  Impotenz  keine  Ehe- 


man  d.  alten  Begriff  z.  Schaden  a.  d.  Moral  verläfst,  wo  doch  d.  Ehe  a.  z.  Be- 
friedigung d.  Konkupiszenz  dienen  darf.  —  Küüstliche  Befruchtung  ist  unerlaubt. 
C.  S.  Off.  26.  März  1897  (A.  f.  k.  KR.  LXXVII  [1897]  761). 

*  B.  d.  alten  Kanonisten  spielte,  wie  a.  d.  cit.  Titel  X  IV,  15  beweist,  d. 
malelicium,  d.  Impotenz  gegenüb.  e.  bestimmt.  Person  infolge  v.  dämon.  Einwir- 
kung, e.  große  Rolle.  D.  a.  i.  d.  Heil.  Schrift  (Tob  6,  14)  angedeutete  Möglich- 
keit u.  Wirklichkeit  dessen  sollte  a.  christl.  Standpunkt  nicht  geleugnet  werden. 
Thoni.  Aq. ,  Summa  theol.  Suppl.  q.  58,  a.  2.  Anderseits  liegt  d.  Grund  i.  d. 
meisten  Fällen,  wo  d.  Alten  maleficiura  annahmen,  i.  körperlich  krankhafter  Dis- 
position, namentl.  Nervosität.  So  weit  hat  recht  Seh  er  er,  KR.  II  269 -^  Vgl. 
ab.  a.  Wernz-Laurentius,  Jus  decretalium  IV  2  (1912),  140^.  Siehe  a. 
.J.  Beßmer,  Störungen  i.  Seelenleben 2,   1906. 

2  L.  39,  D.  de  jur.  dotium  XXIII,  3.    Anders  Sehling,  D.Wirkungen  usw.  1  ff. 

=»  L.  14  §3  7  D.  de  aedil.  edicto  XXI,  1.  L.  10,  C.  de  repud  V.  17.  Nov.  22, 
c.  6;   117,  c.  12. 

'  C.  18  (Greg.  11.  a.  726),  C.  XXXII,  q.  7.     C.  3  (Syn.  v.  Compiegne  a.  757,| 

c.  20),   C.  XXXIII,   q.  1.     C.  29    (Hrab.  Maur.   a.   853),    C.  XXVIl,   q.  2.     C.  4 
(Hin  cm.    Rem.    a.    860),    C.  XXXIII,    q.  1.     Vgl.   ab.    a.  Wernz-Laurentius 
a.  a.  0.  IV  2  (1912),  143  «.     Sägmüllor,  D.  Ehe  Heinr.  II.,  d.  Heil.,  m.  Kunigundej 
(Th.  Qsch.  LXXXVIi  [1905]  78  ff ;  LXXXIX  [1907]  563  ff).     Ders.,  D.  impedimentumji 
impotentiae  b.  d.  Frau  vor  Alex.  III.    (Ebd.  XCIII  [1911]  90  ff).     Ders.,  Nochmals' 

d.  iinp.  impot.    b.    d.  Frau  v.  Alex.  III.    (Ebd.  XCV  [1913]    565  ff).     H.  Koch,    D. 
Ehe    Kaiser  Heinr.  II.    m.  Kunigunde,    1908.     Ders.,    Kaiser   Heinr.  II.  kinderlose; 
Ehe   m.   Kunigunde    (D.    Z.    f.  KR.  XXII    [1912]    222  ff).     [D.    hier   i.    Anschluß   aj' 
Fr  eisen    versuchte    Beweis,    daß    man    v.  Alex.  III.  d.   Impotenz  b.  d.  Frau  nichi 
gekannt  habe,  ist  gänzl.  niifülungen.] 


I 

i 


§  136.    Die  Impotenz.  153 

auflösung  zu,  sondern  verpflichtete  die  Eheleute  zu  geschwisterlichem  Zu- 
sammenleben ^  Schließlich  aber  fing,  nach  dem  Vorgang  der  gallischen,  die 
römische  Kirche  und  damit  beim  Übergewicht  derselben  die  ganze  Kirche  an, 
die  Impotenz  als  ein  trennendes  Ehehindernis  zu  betrachten,  was  sie  seitdem 
geblieben  ist  ^. 

Ein  trennendes  Ehehindernis  bildet  nur  die  dem  Eheabschluß  voraus- 
gehende, bleibende  und  unheilbare  Impotenz,  sei  sie  eine  absolute  oder 
relative.  Kein  Hindernis  aber  bildet  die  nachfolgende  und  die  blofs 
zeitweilige  Impotenz.  Eine  einmal  gültig  eingegangene  Ehe  kann  nicht 
mehr  aufgelöst  werden,  und  über  den  Moment  des  Ehevollzugs  besteht 
keine  Vorschrift.  Eine  Pflicht  zur  Beseitigung  der  Impotenz  besteht 
ein-  oder  beiderseitig  dann,  wenn  sie  ohne  Lebensgefahr,  obgleich 
nicht  ohne  große  Beschwerlichkeit,  gehoben  werden  kann;  denn  der 
andere  Eheteil  hat  ein  Recht  auf  den  Vollzug  der  Ehe,  wenn  auch 
kein  unbeschränktes  2.  Ist  aber  die  Impotenz  im  angegebenen  Sinne 
vorhanden,  so  bildet  sie  bei  den  Kastraten  oder  Eunuchen  utroque  teste 
carentes  ein  öffentlich-rechtliches  Hindernis  und  ist  von  Amts  wegen 
geltend  zu  machen  * ;  in  allen  andern  Fällen  dagegen  ist  sie  ein  privat- 
rechtliches Impediment,  so  daß  eine  Klage  nur  den  Eheleuten  selbst 
zusteht.  Gleichgültig  ist,  ob  die  Kontrahenten  schon  vor  Abschluß 
der  Ehe  von  dem  Impediment  wußten  oder  nicht;  denn  durch  dieses 
vorangehende  Wissen  wurde  der  impotente  Teil  nicht  fähig,  den 
Inhalt  des  Vertrags  zu  leisten^.  Nach  früherer  Praxis  durften  die 
impotenten  Eheleute  wie  Bruder  und  Schwester  zusammenwohnen  ^.  Seit 
Sixtus  V.  wurde   dies   wegen   der  Gefahr  der  Inkontinenz  verboten'^. 

'  C.  4,  X  h.  t.  IV.  15. 

2  C.  2  3,  X  h.  t.  IV,  15.  SehÜDg  a.  a.  0.  25  ff.  Vgl.:  Preisen,  Gesch. 
d.  kan.  ERs  330  ff;  Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique  I  232  ff;  II  275  ff. 
So  war  a.  d.  Lehre  d.  Schule  v.  Bologna  beseitigt,  daß  e.  noch  nicht  konsu- 
mierte Ehe  weg.  e.  n.  ihr.  Abschluß  eingetret.  Impotenz  getrennt  werden  könne. 
Siehe  ob.  S.  84. 

3  C.  3  6,  X  h.  t    IV,  15. 

*  Sixtus  V..  „Cum  frequenter"  v.  22.  Juni  1587.  Rieh  ter-S  chu  Itc,  Conc. 
Trid.  555  f. 

^  Protestant.  Kanonisten  namentl.  behaupteten  f.  d.  ersteren  Fall  Gültigkeit  d. 
Ehe,  ab.  unrichtig.  Sixtus  V.  a.  a.  0.:  „sive  ignorantibus  sive  etiam  scientibus". 
Nur  soll  d.  doJose  Teil  d.  Ehe  nicht  einklagen  dürfen.  Scher  er,  KR.  II 
269''^  277  «2. 

«  C.  4,  X  h.  t.  IV,  15. 

^  „Cum  frequenter".  Nur  wenn  d.  Eheleute  i.  e.  Alter  sind,  d.  keine  Inkon- 
tinenz mehr  befürchten  läßt,  können  sie  wie  Bruder  u.  Schwester  zusammenwohnen. 
S.  C.  Conc.  15.  Dez.  1877.  Üb.  etwaiges  Verhalten  d.  Beichtvaters  Schnitzer, 
Kath.  ER.  257  f. 


154    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

Doch  dürfen  dieselben  nicht  eigenmächtig  auseinandergehen,  sondern 
erst  auf  Grund  einer  richterlichen  Sentenz,  die  sie  zu  beantragen 
haben  ^ 

Bei  solcher  Klage  auf  Nichtigkeit  einer  Ehe  ex  capite  impotentiae  werden 
aber  nicht  die  gewöhnlichen  Eheprozeßformen  angewendet,  sondern  eigen- 
tümliche, die  auch  neuestens  wieder  genau  normiert  wurden  ^.  Ungenügend 
ist  vor  allem  die  bloße,  selbst  eidlich  erhärtete  Aussage  der  Eheleute,  die 
Partei  sind  und  leicht  im  Einverständnis  miteinander  stehen  können  ^.  Viel- 
mehr ist  notwendig  das  Gutachten  von  mindestens  zwei  glaubhaften,  be- 
eidigten Sachverständigen  auf  Grund  eines  Augenscheins  *.  Dabei  ist  eine 
dreifache  Eventualität  möglich:  Nach  dem  übereinstimmenden  Gutachten  der 
Sachverständigen  ist  die  Impotenz  aus  äußeren  Merkmalen  unzweifelhaft 
schon  vor  der  Ehe  dagewesen  und  unheilbar.  In  diesem  Falle  hat  der  Richter 
die  Nullitätssentenz  alsbald  auszusprechen  ^.  Oder  die  Sachverständigen 
sprechen  sich  übereinstimmend  dahin  aus,  daß  die  Impotenz  zwar  nicht  aus 
äußeren,  aber  aus  inneren  Gründen  sicher  sei.  Hier  haben  die  Eheleute 
bzw.  der  klagende  Teil  die  Impotenz  zu  beschwören.  Dieser  Eid  ist  durch 
den  Eid  von  je  sieben,  im  Notfall  auch  von  nur  zwei  Verwandten  oder 
Freunden  der  Parteien  zu  stützen  (juramentum  septimae  manus  propinquorum"), 
d.  h.  die  Eideshelfer   haben   zu   beschwören,    daß   sie  von  der  Wahrheit  des 


'  C.  3,  X  de  divort.  IV,  19. 

'^  Instructio  edita  a  S.  C.  Codc.  die  22.  Augusti  1840  pro  confectione  Pro- 
cessus in  causis  matrimonialibus.  Instr.  C.  S.  Off.  (1858)  pro  conficiendo  processu 
super  viri  impot.  et  non  secuta  matrim.  consummatione  accedente  Pontificis  dispen- 
satione  ab  accurata  observantia  praescriptionum  bullae  Benedicti  XIV.  „Dei  misera- 
tione".  Instr,  C.  S.  Off.  20.  Junii  1883  ad  patriarchas  etc.  rituum  Orientalium 
in  causis  matrim.  §  4-5 — 50.  Instr.  S.  C.  de  Prop.  Fide  (1883)  de  judiciis  eccle- 
siasticis  circa  causas  matrim.  §  46.  Obgleich  letztere  f.  d.  Ver.  Staat.  NAs  erlassen 
ist,  darf  sie  doch  n.  Erklärung  d.  Inq.  v.  16.  Sept.  1891  a.  v.  d.  Bischöfen  Preußens 
befolgt  werden.     K.  L.  Braun,    D.  Vorverfahren    d.  bischöfl.  Kurien  b.  Auflösung 

d.  nicht  vollzogenen  Ehen  d.  d.  Heil.  Stuhl  (A.  f.  k.  KR.  LXXVI  [1896]  217). 
C.  Sagnori,  Exemplar  actorum  forensium,  quibus  inquirendum  est  de  nullitate 
matrim.  ex  capite  impot.  etc.  ^  1902.    Rossi,  De  impcd.  impot.  vgl.  ob.  S.  150  f. 

'  C.  7,  X  h.  t.  IV,  15.     C.  5,  X  de  co.  qui  cognov.  IV,   13. 

*  C.  4  14,  X  de  probat.  II,  19.  C.  6  7,  X  h.  t.  IV,  15.  B.  Männern  erfolgt  d. 
Untersuchung  d.  fünf  bzw.  zwei  Ärzte,  b.  Frauen  d.  ebenso  viele  ehrbare  u.  erfahrene 
Matronen,  Hebammen.  Letztere  sind  zuvor  d.  ebenfalls  beeidigte  Arzte  üb.  d.  i.  Be- 
tracht kommenden  Momente  z.  belehren.  Üb.  ihre  Aussagen  haben  die  Arzte  selbst 
wieder  c.  Gutachten  abzugeben.  Wären  keine  erfahrenen  Frauen  z.  finden  od.  d. 
Fall  besonders  schwierig,  so  wäre  d.  Untersuchung  v.  bejahrten  Ärzten  i.  Beisein 
o.  beeidigten  Frau  vorzunehmen.  D.  beizuzioh.  Sachverständigen  sollen  wo  mögl. 
katholisch,  jedenfalls  geg.  d.  kath.  Religion  nicht  foindl.  gesinnt  sein. 

^  I.  d.  Sentenz  ist  wegen  etwaig.  Wiederverhoiratung  z.  bemerken,  ob  d.  Im- 
potenz   e.  absolute  od.  relative  ist.     D.  absolut  impotenten  Teil  wird  d.  Eingehung 

e.  neuen  Ehe  ausdrückl.  untersagt.     S.  C.  Conc.  10.  Okt.   1898. 


§  136.    Die  Impotenz.  155 

ersteren  Eides  überzeugt  seien.  Hierauf  wird  auf  Grund  der  moralischen 
Gewißheit  die  Nichtigkeit  der  Ehe  erklärt  K  Oder  drittens  lauten  die  Gut- 
achten unentschieden  bzw.  weichen  voneinander  ab.  Dann  ist,  bevor  ein 
definitives  Urteil  gefällt  werden  kann,  auf  die  sogenannte  Triennalprobe  zu 
erkennen  (experimentum  cohabitationis  triennalis).  Die  Eheleute  haben  vom 
Tage  des  richterlichen  Dekrets  an  noch  drei  Jahre  oder  auch  länger  oder 
kürzer  ehelich  zusammenzuleben.  Stellen  sie  dann  aufs  neue  den  Annullations- 
antrag,  so  haben  sie  nach  wiederholtem  Augenschein  durch  Sachverständige 
den  NichtVollzug  der  Ehe  mit  je  sieben  Eideshelfern  zu  beschwören.  Darauf 
erfolgt  die  Nullitätssentenz  ^ 

Bei  der  Schwierigkeit  dieses  ganzen  Verfahrens,  bei  der  nur  selten 
zu  erreichenden  Gewißheit  über  die  vorhandene  Impotenz,  namentlich 
wenn  eine  Partei  die  Untersuchung  oder  den  Eid  oder  die  ohnedies 
veraltete  Triennalprobe  verweigert,  und  bei  der  Gemeinrechtlichkeit  des 
Impediments  bleibt  nur  der  Ausweg,  sich  an  den  Apostolischen  Stuhl 
zu  wenden  mit  der  Bitte  um  dispensatio  a  matrimonio  rato  et  non 
consummato.  Die  Congregatio  de  disciplina  Sacramentorum,  die  den 
Prozeß  durchzuführen  hat,  beauftragt  dann  den  Bischof  mit  den  not- 
wendigen Untersuchungen  3.  Zu  dieser  Dispensation  genügt  eine  wahr- 
scheinliche Impotenz,  und  überdies  ergibt  sich  der  Vorteil,  daß,  wenn 
der  Gatte,  wegen  dessen  Impotenz  von  der  ersten  Ehe  dispensiert 
wurde,  sich  in  der  zweiten  Ehe  als  fähig  zur  copula  carnalis  erweist, 
nicht  die  zweite  Ehe  aufgelöst  und  die  erste  wiederhergestellt 
werden  muß. 

Ist  nämlich  eine  Ehe  irrtümlich  wegen  Impotenz  für  nichtig  er- 
klärt worden,  indem  der  für  impotent  erklärte  Ehegatte  sich  nachher 


»  C.  2  (Pseudo-Greg.),  C.  XXXIII,  q.  1.  C.  5  7,  X  h.  t.  IV,  15.  Vgl.  noch: 
flSeptima"  c.  2  cit. :  ^Uterque"  c.  5  cit.  Weigert  s.  e.  Teil ,  d.  Eid  z.  leisten,  so 
könnte  d.  Apost.  Stuhl  angegangen  werden,  d.  Prozeß  fortsetzen  z.  dürfen.  S.  C. 
Conc.  24.  Jan.  1871. 

2  C.  1  5  7,  X  h.  t.  IV,  15.  N.  c.  5  7  cit.  ist  d.  dies  a  quo  d.  Tag  d.  Ehe- 
schlusses, nach  röm.  Praxis  d.  d.  richterl.  Dekrets.  S.  C.  Conc.  4.  Mai  1771. 
Richter -Schulte,  Conc.  Trid.  p.  260,  n.  97.  A.  hier  steht  d.  Weigerung  e. 
Teils,  d.  Triennalprobe  m.  d.  Eidesleistung  s.  z,  unterziehen,  d.  Nullitätssentenz 
nicht  i.  Wege.  Vielfach  kommt  d.  Eid  d.  Siebenhänder  nicht  mehr  z.  Anwendung. 
Scherer,  KR.  II  282".     Schnitzer,  Kath.  ER.  359'". 

^  Früher  war  es  d.  C.  Concilii.  Ohne  spezielle  Bevollmächtigung  seit.  d.  Congr. 
darf  d.  Bischof  e.  Gesuch  um  Einleitung  d.  Verfahrens  behufs  Dispens  v.  matr.  ratum 
non  consummatum  nicht  entgegennehmen  od.  Z.Ausführung  bringen.  Bened.  XIV. 
,Dei  miseratione"  v.  3.  Nov.  1741.  §  15.  S.  C.  Conc.  16.  Juni  1894.  Braun, 
D.  Vorverfahren  d.  bischöfl.  Kurien  usw.  (A.  f.  k.  KR.  LXXVI  [1896]  212  ff) ; 
Scherer  a.  a.  0.  11  284  ff  555  ff ;  Schnitzer  a.  a.  0.  362  ff.  Vogt,  ER.  ^  203. 
Wernz-Laurentius,  Jus  decretalium  IV  2  (1912),  619*'. 


156    I^-  Blich.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

als  zum  Vollzug  der  Ehe  fähig  erweist,  so  muß  die  erste  Ehe  wieder- 
hergestellt werden,  auch  wenn  der  andere  Teil  sich  unterdessen  ver- 
heiratet hätte  ^  Wenn  aber  die  Durchführung  des  Gesetzes  als  zu 
hart  und  als  untunlich  erscheint,  so  könnte  an  den  Apostolischen 
Stuhl  die  Bitte  gestellt  werden,  für  die  erste  Ehe  dispensatio  a  matri- 
monio  rato  et  non  consummato  und  für  die  zweite  sanatio  in  radice 
zu  gewähren. 

Die  Ehe  eines  Hermaphroditen  ist  gültig,  wenn  er  nicht  impotent 
ist  in  Bezug  auf  das  Geschlecht,  nach  welchem  er  die  Ehe  geschlossen 
hat.  Ein  solcher  hat  nämlich  vor  dem  kirchlichen  Richter  sich  eidlich 
zu  verpflichten,  sich  in  der  Ehe  nach  einem  bestimmten  Geschlechte 
verhalten  zu  wollen  2. 

B.  Trennende  Ehehindernisse  aus  einem  gesetzlichen  Mangel 

im  Konsens. 

§  137. 
Das  bestehende  ELebaud. 

Decr.  Grat.  C.  XXXIV.  Decr.  Greg  IX.  1.  IV,  t.  4  de  sponsa  duor. ;  t.  19  de 
divort. ;  t.  21   de  secund.  nupt. 

Alt.  Lit.  b.  Scherer,  KR.  II  351.  Sanchez  I.  VII,  disp.  80 ff.  —  G.  Wanner, 
D.  Ehehindernis  d.  Ehebandes  b.  Justinian  (A.  f.  k.  KR.  XXXI  [1874]  396  ff). 
A.  V.  di  Pauli,  D.  iraped.  catholicismi  n.  österr.  u.  kanon.  Recht  (A.  f.  k.  KR. 
LXXXVIII  [1908]  273  ff). 

Da  die  Ehe  monogam  und  unauflöslich  ist*'^,  so  kann,  wer  bereits 
in  einer  gültigen  Ehe  lebt,  keine  andere  gültige  Ehe  eingehen.  Dem- 
gemäß ist  das  bestehende  Eheband  ein  trennendes  Ehehindernis: 
impedimentum  ligaminis^.     Entscheidend  für  das  Vorhandensein   des 


'  C.  1  5  6,  X  h.  t.  IV,  15.  Hat  ab.  d.  andere  Gatte  unterdessen  d.  professio 
religiosa  abgelegt,  so  ist  dad.  d.  matr.  ratuni  aufgelöst  worden.  D.  Kinder  a.  d. 
zweiten  Ehe  gelten  als  putative.  Wäre  d.  Ehefähigkeit  fornicario  modo  erwiesen 
worden,  so  könnte  d.  andere  Teil  wenigstens  d.  ehel.  Zusammenleben  verweigern. 
Ji.  Annullierung  e.  Ehe  wegen  relativer  Impotenz  lebt  diese  nur  dann  wieder  a., 
wenn  d.  beiden  Personen  nachher  verbotenei  weise  d  copula  carnalis  miteinander 
vollziehen. 

«  8.  C.  Conc.  18.  Aug.  1880;  18.  März  1893.  '  Vgl.  ob.  S.  79  f. 

*  D.  kath.  Kirche  hielt  stets  m.  unorbittl.  Strenge  hieran  fest.  D.  Fabelhafte 
V.  angebl.  kirclil.  konzedierten  Doppelehen  erwies.:  I.  Dölliuger,  D.  Papstfabeln 
d.  MAs  (1863)  34  ff;  F.  Schauerte,  D.  Doppelehe  e.  Grafen  v.  Gleichen,  1883; 
K.  Reineck,  D.  Sage  v.  d.  Doppelehe  e.  Grafen  v.  Gleichen,  1892.  F.  Haun, 
D.  Entstehung  d.  Sage  v.  d.  Doppelehe  e.  Grafen  v.  Gleichen,   1908.     Dageg.  sticht 


§  137.    Das  bestehende  Eheband.  157 

Ehehindernisses  ist  allein  die  Existenz  einer  gültigen  Ehe  im  Momente 
der  Konsenserklärung.  Gleichgültig  ist,  ob  die  erste  Ehe  konsumiert 
wurde  oder  nicht,  ob  die  Kontrahenten  um  deren  Existenz  wußten 
oder  nicht  ^ 

Wer  also  bereits  eine  Ehe  geschlossen  hat,  muß,  um  zu  einer 
neuen  Ehe  schreiten  zu  können,  nachweisen,  daß  das  Band  der  ersten 
Ehe  nicht  mehr  besteht.  Da  die  Auflösung  der  Ehen  in  der  Regel 
durch  den  Tod  erfolgt,  so  ist  in  allen  diesen  Fällen  der  Nachweis 
des  eingetretenen  Todes  des  früheren  Ehegatten  zu  führen  2,  Der 
sichere  Beweis  des  Todes  wird  erbracht  durch  einen  Totenschein,  aus- 
gestellt vom  Pfarrer  oder  Seelsorgsgeistlichen,  von  Zivilstandesbeamten, 
Vorstehern  von  Krankenhäusern,  militärischen  Befehlshabern,  oder 
durch  andere  öffentliche  Urkunden  3,  oder  durch  zwei  glaubwürdige 
beeidigte  Zeugen,  ja  selbst  durch  einen  klassischen,  und  endlich  auch 
durch  testes  de  auditu,  falls  ihre  Mitteilungen  von  unverdächtigen 
Personen  stammen.  Wäre  aber  ein  solch  direkter  Beweis  vom  Pfarr- 
amt nicht  zu  gewinnen,  so  müßte  das  Ordinariat  auf  Grund  von  In- 
dizien w^enigstens  moralische  Gewißheit  zu  gewinnen  suchen"^.  Es 
wäre  in  Betracht  zu  ziehen  das  frühere  eheliche  Verhältnis,  die 
Religiosität  des  Verschollenen,  der  eheliche  Vermögensstand,  das  Alter, 


grell  A.  d.  Verhalten  d.  Reformatoren  i.  d.  Doppelehe  d.  Landgrafen  Philipp  v.  Hessen 
u.  d.  Stellungnahme  prot.  Kirchenbehörden  i.  and.  Fällen.  Vgl.  Fr  i  ed  b  er  g.  KR.^ 
436',  wo  a.  Lit.  hierüb.  Vgl.  weit.:  W.  Rockwell,  D.  Doppelehe  d.  Landgr. 
Ph.  V,  Hess.,  1904.  N.  Paulus,  Cajetan  u.  Luther  üb.  d.  Polygamie  (Hist.-pol. 
Blätter  CXXXV  [1905]  81  ffj.  Ders.,  D.  Beichtgeheimnis  u.  d.  Doppelehe  d.  Landgr. 
Ph.  V.  Hess.  (Ebd.  317  ff).  Ders. ,  Duns  Scotus  u.  d.  Vielweiberei  d.  Münster. 
Wiedertäufer  (Ebd.  CXXXVI  [1905]  775  ff).  Ders.,  D.  hess.  Doppelehe  i.  Urteile 
d.  Protest.  Zeitgenossen  (Ebd.  CXLVII  [1911]  508  ff).  W.  Köhler,  D.  Doppel- 
ehe d.  Landgr.  Ph.  v.  Hess.  (Hist.  Z.  XCIV  [190">]  385  ff).  Th.  Brieger,  Luther 
u.  d.  Nebenehe  d.  Landgr.  Ph.  v.  Hess.  (Z.  f.  Kgschte  XXIX  [1908]  174  ff;  Preuß. 
Jbb.  CXXXV  [1909]  35  ff).  H.  Grisar,  Luther  IP  (1911)  213  ff  221  374  ff  387  ff 
897  411  ff  425. 

*  C.  3  5,  X  de  spons.  duor.  IV,  4.  —  I.  Konsequenz  hierv.  wird  i.  Osterr.  d. 
Bestimmung,  daß  k.  geschied,  prot.  Ehegatte  s.  b.  Lebzeiten  d.  a.  Teils  m.  e.  kath. 
Person  verheiraten  kann,  als  „Hindernis  d.  Katholizismus"  bezeichnet. 

*  C.  19,  X  de  sponsal.  IV,  1. 

^  D.  Erkenntnis  e.  weltl.  Richters  ist  nicht  eo  ipso  entscheidend  f.  d.  kirchl. 
Richter;  es  hindert  ab.  nichts,  s.  desselben  z.  bedienen.  Th.  Kohn,  D.  bürgerl. 
Todeserklärung  behufs  Wiederverehelichung  u.  d.  kirchenrechtl.  Doktrin  hierüb. 
(A.  f.  k.  KR.  XLVHl  [1882]  53  ff). 

*  C.  2,  X  de  secund.  nupt  IV,  21.  S.  C.  Inq.  18.  Juli  1900  (A.  f.  k.  KR.  LXXXI 
[1901]  345  ff).  Üb.  d.  Kompetenz  d.  Ordinariats:  Wernz-Laurentius,  Jus 
decretalium  IV  2  (1912),  179  ff. 


158    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

die  Gesundheit  des  Vermißten  usw.  Und  wäre  auch  moralische  Ge- 
wißheit nicht  zu  erreichen,  so  könnte  man  an  den  Apostolischen  Stuhl 
rekurrieren  i. 

Wer  trotz  Bestandes  einer  Ehe  schuldhafterweise  eine  zweite  ein- 
zugehen versucht,  setzt  eine  nichtige  Handlung,  sündigt  schwer  durch 
das  Verbrechen  der  Bigamie  oder  richtiger  der  Polygamie  und  zieht 
sich  die  hierauf  stehenden  kirchlichen  Strafen  zu  2.  Wäre  jedoch  die 
erste  Ehe  beim  Abschluß  der  zweiten  wirklich  gelöst,  so  wäre  die 
zweite  trotz  der  mala  fides  gültig.  Wurde  aber  die  zweite  Ehe, 
wenn  auch  nur  von  einem  Teile,  bona  fide  eingegangen  und  es  zeigt 
sich  nachher,  daß  der  erste  Gatte  noch  lebt,  so  ist  die  zweite  Ehe 
ungültig,  vom  kirchlichen  Richter  zu  trennen  und  die  erste  Ehe  wieder 
herzustellen;  doch  würde  die  zweite  Ehe  die  Vorteile  einer  Putativ- 
ehe genießen^.  Würde  es  sich  ergeben,  daß  der  erste  Gatte  zur 
Zeit  der  zweiten  Eheschließung  noch  am  Leben  war,  inzwischen  aber 
gestorben  ist,  so  könnten  die  Scheingatten  ihre  bisherige  nichtige 
Verbindung  durch  Konsenserneuerung  zu  einer  gültigen  machen*. 
Bei  begründetem  Zweifel  über  die  Gültigkeit  der  zweiten  Ehe  ist 
deren  Gebrauch  unerlaubt  5. 

Da  die  Einheit  und  Unauflöslichkeit  der  Ehe  auf  dem  natürlichen 
Rechte  beruht,   so   besteht  das  impedimentum  ligaminis  auch  für  die 


^  Klem.  X.  V.  21.  Aug.  1670.  C.  S.  Off.  12.  Juli  1822;  13.  Mai  1868  (In- 
structio  ad  probandum  obitum  alicujus  conjugis;  A.  f.  k.  KR.  XC  [1910]  526  ff) ; 
20.  Juni  1883;  27.  April  1887;  20.  März  1890;  29.  Aug.  1890;  6.  Mai  1891  (A.  f. 
k.  KR.  LXVII  [1892]  336  ff).  S.  C.  de  disc.  Sacr.  12.  März  1910  (Acta  Ap.  Sedis 
II  [1910]  196  ff).  Vgl.  a.  ob.  S.  154,  A.  2.  D.  Beiziehung  e.  defensor  matrimonii 
ist  nicht  vorgeschrieben.     S.  C.  Conc.  14.  Dez.  1889. 

2  Er  verfällt  d.  Infamie  (c.  4,  X  de  bigam.  non  ordin.  I,  21),  wird  b.  vollzogener 
zweiter  Verbindung  irregulär  ex  defectu  sacramenti  (vgl.  Bd  I,  S.  220  ff),  ist  d.  Häresie 
verdächtig  (UrbanVIII.,  „Magnum"  v.  20.  Juni  1637),  a.  d.  Kirchengemeinschaft 
auszuschließen  u.,  wenn  er  unbußfertig  stirbt,  nicht  kirchl.  z.  beerdigen.  —  Weg.  dies, 
offiz.  Einschreitens  d.  kirchl.  Richters  kann  dies.  Ehehindernis  wohl  hierher  bezogen 
werden.  Es  könnte  a.  s.  eingestellt  werden  unt.  d.  Ehehindernisse  a.  e.  natürl.  Mangel 
i.  Konsens. 

3  C.  8,  X  qui  filii  sint  legit.  IV,   17. 

*  War  d.  Hindernis  öffentl.  bekannt,  so  muß  d.  Konsenserklärung  v.  Pfarrer  u. 
Zeugenerfolgen,  andernfalls  genügt,  wenn  d.  zweite  Verbindung  kirchl.  eingegangen 
wurde,  Konsensernouerung  i.  geheimen.  Natürl.  können  d.  Betreffenden  a.  aus- 
einandergehen. Dageg.  muß  d.  schuldige  Teil,  falls  d.  bona  fide  befindliche  jetzt 
d.  Ehe  fordert,  diese  schließen;  c.  1,  X  de  eo  qui  duxit  in  matr.  IV,  7. 

"^  C.  2,  X  de  sccund.  nupt.  IV,  21.     D.  bona  fide   befindl.  Teil  darf  d.  debitum 
conjugale   fordern    u.    leisten,    d.    böswillige    nur    leisten.     W  e  r  n  z- L  aur  en  t  ius, ; 
Jus  decretalium  IV  2  (1912),  579  f. 


§  138.    Die  höhere  Weihe.  159 

Akatholiken^  und  die  Ungetauften.  Tritt  ein  Uiigetaufter,  der  in  der 
Polygamie  lebte,  zum  Christentum  über,  so  muß  er  die  zuerst  gehei- 
ratete Frau  behalten,  alle  andern  aber  entlassen,  falls  dieselbe  mit 
ihm  sich  bekehren  will ;  andernfalls  kann  derselbe  auf  Grund  des  Privi- 
legium Paulinum  jene  seiner  Frauen  auswählen,  die  sich  taufen  läßt  2. 

§  138. 
Die  höhere  Weihe. 

Z.  QueU.  u.  Lit.  vgl.  BJ  I,  S.  264  flf.  Sanchez  1.  VIT,  disp.  27  ff.  —  L.  Gau- 
gusch,  D.  Ehehindernis  d.  höheren  Weihe,  1902.  G.  Dujon,  De  Tempechement  au 
manage  qui  resulte  des  ordres  sacres  dans  Thist.  du  droit,  1902.  A.  Schar nagl, 
D.  feierl.  Gelübde  als  Ehehindernis  (1908)  25  ff  83  ff  203  ff. 

In  der  orientalischen  Kirche  statuierte  Justinian  im  Jahre  o30,  daß 
die  Ehe  eines  höheren  Klerikers,  nach  der  Ordination  geschlossen, 
null  und  nichtig  sei^.  Im  Abendlande  sprach  erst  das  zweite  Lateran- 
konzil 1139  ganz  bestimmt  die  Nichtigkeit  der  Majoristenehe  aus.  Und 
das  Tridentinum  hat  diejenigen,  welche  behaupten,  daß  Majoristen 
eine  gültige  Ehe  eingehen  könnten,  mit  dem  Banne  belegt.  So  bildet 
der  gültige  und  freiwillige  Empfang  der  höheren  Weihen  ex  lege 
ecclesiastica  ein  trennendes  öffentlich-rechtliches  Ehehindernis:  im- 
pedimentum  ordinis  sacri.  Eine  trotzdem  eingegangene  Ehe  ist  nichtig 
und  zieht  die  Irregularität  und  die  ipso  facto  eintretende,  dem  Bischof 
reservierte  Exkommunikation  nach  sich.  Dagegen  tritt  die  Pflicht 
zum  Zölibat  und  damit  das  Ehehindernis  der  höheren  Weihen  nicht 
ein  bei  unwissentlichem,  erzwungenem  oder  vorzeitigem  Empfang  der 
Weihe.  Es  müssen  aber  die  als  Kinder,  geistesabwesend,  oder  aus 
Furcht  Ordinierten  nach  erreichter  Pubertät  oder  alsbald  nach  der 
Ordination  ihre  Freiheit  zurückfordern.  Die  Möglichkeit  einer  Dispens 
im  öffentlichen  Interesse  liegt  beim  Papst*. 


'  Pius  VII.  a.  d.  Erzbisch.  Dalberg  v.  Mainz  v.  8.  Okt.  1803.  Gregor  XVI. 
a.  d.  bayr.  Bischöfe  v.  27.  Mai  1882. 

2  C.  8,  X  de  divort.  IV,  19.  Pius  V.,  „Romani  Pontificis"  v.  2.  Aug.  1671. 
Greg.  XIII.,  „Populis  ac  nationibus*  v.  25.  Jan.  1585.  C.  S.  Off.  5.  Aug.  1759; 
28.  März  1860;  20.  Juni  1866;  10.  Dez.  1903.  Canoniste  cont.  XXVII  (1904)  406  ff. 
Daß  d.  Frage  hier  nur  a.  d.  Bekehrung  z.  gehen  hat,  ist  Vergünstigung.  Wernz- 
Laurentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  645  ff.     Üb.  d.  Privilegium  Paulinum  §  140. 

^  Wenn  manche  Kanonisten  d.  ordo  als  Ehehindernis  hint,  d.  professio  religiosa 
z.  Darstellung  bringen,  so  wollen  sie  vielleicht  dad.  z.  Ausdruck  bringen,  daß  a.  b 
ordo   d.  impedimentum   a.  e.  votum   beruhe.     E.  solches  votum    ist  ab.  niemals  ge- 
meingesetzl.  vorgeschrieben  gewesen.     Vgl.  ßd  I,  S.  269  f. 

♦  Vgl.  d.  näheren  Bd  I,  S.  208  264  ff.  Vgl.  a  noch  H.  Lämmer,  D.  iraped. 
ordinis  u.  s.  Anwendung  a.  d.  Klerus  d.  oriental.  Riten  (A.  f.  k.  KR.  X  [1863]  242  ff). 


160    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

§   139. 
Das  feierliche  Gelübde. 

Decr.  Grat.  C.  XVII,  q.  1  2.  C.  XXVH.  C.  XXXIII,  q.  5.  Decr.  Greg.  IX. 
1.  IV,  t.  6  qui  der.  vel.  vov.  matr.  contrah.  possunt;  L.  III,  t.  32  de  convers.  conjug. 

SanchezI.  VII,  disp.  25ff;  I.  II,  disp.  18ff.  ThomassinP.  I,  1.  3,  c.  42  ff.  — 
Preisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  676  fif.  p]smein,  Le  mariage  en  droit  canoniquc 
I  269  ff.  J.  Wilpert,  D.  gottgeweihten  Jungfrauen  i.  d.  erst.  Jhdten  d.  K.,  1892. 
P.  Weckesser,  D.  feierl.  Keuschheitsgelübde  d.  gottgew.  Jungfrauen  i.  d.  alt. 
K.  (v.  1.  b.  Ende  d.  5.  Jhdts)  (A.  f.  k.  KR.  LXXVI  [1896]  83  ff).  St.  Schie- 
witz,  Vorgschte  d.  Mönchtums  od.  d.  Aszetentum  d.  drei  erst,  christl.  Jhdte  (A.  f. 
k.  KR.  LXXVIII  [1898]  Iff).  Ders.,  D.  raorgenländ.  Mönchtum  I  (1904)  19  ff. 
R.  Souarn,  La  profession  religieuse  empechement  canonique  du  mariage  chez  les 
Grecs  (Echos  d'Orient  VII  [1904]  194  ffj.  H.  Koch,  Virgines  Christi  (Texte  u. 
Unters.  XXXI,  2),  1907.     Scharnagls.  §  138. 

I.  Wer  ein  Keuschheitsgelübde  abgelegt  hatte,  wurde  schon  in  der  alten 
Kirche  als  mit  Christus  selbst  vermählt  angesehen.  Daher  erblickte  man  in 
einer  nachfolgenden  Ehe  einen  Ehebruch  und  einen  großen  Frevel,  der  mit 
schwerer,  oft  lebenslänglicher  Buße  gesühnt  werden  mußte,  besonders  dann, 
wenn  das  Gelübde  in  feierlicher  Weise  abgelegt  worden  war.  Ob  die  alte 
Kirche  solche  Ehen  geradezu  für  ungültig  ansah,  darüber  hat  man  keine 
unzweideutigen,  jedenfalls  keine  die  ganze  Kirche  verpflichtenden  Aussprüche. 
Sicher  aber  wurden  diese  Ehen  getrennt  und  bestraft  \  Klar  und  bestimmt 
wurde  die  Nichtigkeit  der  Ehen  der  Mönche  und  JS^onnen  erst  auf  dem  zweiten 
Laterankonzil  1139  ausgesprochen-.  Es  war  damit  aber  nicht  entschieden, 
ob  auch  das  Gelübde  der  Keuschheit,  mit  dem  nicht  zugleich  der  Eintritt  in 
einen  Orden  verknüpft  war,  solche  ehevernichtende  Wirkung  habe.  Seit 
Gratian  fing  man  an,  bestimmt  zu  unterscheiden  zwischen  feierlichen  oder 
öffentlichen  und  einfachen  oder  privaten  Gelübden,  und  erklärte,  daß  erstere 
eine  gültige  Ehe  nicht  mehr  zu  stände  kommen  ließen'.  Aber  es  war 
damit  noch  nicht  entschieden,  welche  Gelübde  zu  den  feierlichen  gehörten 
und  welche. zu  den  einfachen.  Um  dieser  Unsicherheit  ein  Ende  zu  machen, 
erklärte  Bonifaz  VIIL,  daß  die  Feierlichkeit  eines  Gelübdes  von  der  Kirche 
selbst  abhänge  und  daß  nur  jenes  Gelübde  als  feierliches  zu  gelten  habe  und 
eine  Ehe  ungültig  mache,  welches  durch  ausdrückliche  oder  stillschweigende 
Profeßablegung  in  einem  vom  Apostolischen  Stuhl  approbierten  Orden  be- 
kräftigt worden  sei  \     Das  Tridentinum  gab  die  gleiche  Erklärung  ab  ^ 


'  C.  XXVII,  q.  1.  So  a.  Wernz-Laurontius,  Jus  decrotalium  IV  2  (1912), 
188  ff.  Z.  viel  folgert  a.  d.  betr.  Aussprüchen  H  erge  n  r  ö  th  e  r  -  Ho  11  w  eck, 
KR.  760. 

2  C.  7  8.     Ist  c.  40,  C.  XXVII,  q.  1. 

"  Dict.  ad  c.  8,  D.  XXVII.     C.  4  6,  X  qui  clor    vel    vov.  IV,  6. 

*  C.  un.  in  VP"  de  voto  III,   15.  *  Sess.  XXIV  de  sacr.  matr.  can.  9. 


§  125.    Das  feierliche  Gelübde.  161 

Es  bildet  also  der  Eintritt  in  einen  vom  Apostolischen  Stuhl 
approbierten  Orden,  die  professio  religiosa,  ein  trennendes  öffentliches 
Ehehindernis:  impedimentum  voti  sollemnis.  Der  Papst  könnte  aber 
auch  einfachen  Ordensgelübden  eine  solche  Wirkung  beilegen.  Dies 
ist  der  Fall  bei  den  einfachen  Gelübden  der  Jesuiten,  solange  sie  der 
Gesellschaft  Jesu  angehörend  Diejenigen,  welche  trotz  des  votum 
sollemne  eine  Ehe  zu  schließen  versuchen,  verfallen  samt  dem  mit- 
schuldigen Teil  der  ipso  facto  eintretenden,  dem  Bischof  reservierten 
Exkommunikation  bzw.  der  Irregularität  2. 

II.  Das  feierliche  Gelübde  läßt  aber  nicht  nur  keine  gültige  Ehe  zu 
stände  kommen,  es  löst  sogar  nach  dem  geltenden,  auf  der  zeitweiligen 
mittelalterlichen  Unterscheidung  von  matrimonium  initiatum  und  per- 
fectum^  beruhenden  kirchlichen  Rechte  eine  schon  vor  der  professio 
religiosa  geschlossene,  aber  nicht  vollzogene  Ehe  auf,  so  daß  der  in  der 
Welt  zurückbleibende  Teil  eine  neue  Ehe  schließen  kann*.  Bei  ihrer 
Hochschätzung  der  Jungfräulichkeit  hat  die  Kirche  den  Gatten  geradezu 
eine  vom  Zeitpunkt  der  Eheschließung  an  zu  berechnende  Frist  von 
zwei  Monaten  (bimestre),  die  vom  kirchlichen  Richter  aber  auch  ver- 
kürzt oder  verlängert  werden  kann,  eingeräumt,  innerhalb  deren  sie 
den  Ehevollzug  verweigern  und  sich  für  den  Ordensstand  entscheiden 
können^.  Nach  Ablauf  dieser  Frist  kann  der  sich  w^eigernde  Gatte 
durch  den  kirchlichen  Richter  angehalten  werden,  die  Ehe  zu  voll- 
ziehen oder   sich   für   das  Kloster  zu   entscheiden  ß.     Gelöst  wird  die 


*  Greg.  XIII.,  ^Quanto  fructuosius"  v.  1.  Febr.  1583;  „Ascendente  Domino" 
V.  25.  Mai  1584.    §  22.     Nicht  bilden  e.  trennendes  Ehehindernis  d.  i.  allen  Orden 

d.  professio   religiosa    vorangehenden    vota    simplicia   perpetua.     S.  C.  Ep.  et  Reg. 
3.  Mai  1902  (A.  f.  k.  KR.  LXXXII  [1902]  541  ffj.     Vgl.  unt.  §  187,  3. 

*  C.  un.  in  Clem.  de  consang.  IV,  1.  „Apostolicae  Sedis  moderationi"  v. 
12.  Okt.  1869.  III  1.  Üb.  d.  Irregularität  Bd  I,  S.  226.  Üb.  etwaige  Dispensation 
unt.  §  189,  2. 

'  Vgl.    ob.    S.  84.     D.    röm.  Recht   statuierte,   daß   d.    d.  Eintritt  e.    Gatten   i. 

e.  Kloster   d.  Ehe  wie    d,  d.  Tod    gelöst  werde.     Demgegenüb.  erklärte  Greg.  I.  d. 
Unauflösbarkeit  d.  Ehe.     C.   1,  §  1,  D.  X.     C.  19  21  25,  C.  XXVII,  q.  2. 

*  C.  2  7  14,  X  de  convers.  conjug.  III,  32.  Trid.  sess.  XXIV  de  sacr.  matr. 
can.  6.  —  D.  einfach.  Gelübde  d.  Jesuiten  bilden  n.  Austritt  a.  d.  Orden  keinen 
Ehetrennungsgrund.  —  E.  v.  d.  Verehelichuug  gepflogene  copula  kommt  nicht  i. 
Betracht.  Wer  nz-L  a  ur  enti  us  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  615»«  619*^.  —  Üb.  d. 
Dogmatische  d.  Frage  vgl.:  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  709  ff;  Pesch, 
Praelectiones  dogmaticae  VIP  403  ff;  Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogm.^  824;  Fohle, 
Lehrb.  d.  Dogm.  ^  III  686  ff.  Wernz-,  Laur  enti  us  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  621  ff. 
—  Üb.  d.  Geschichtl.  ob.  S.  84;  Fahrner,  Gesch.  d.  Ehescheid,  i.  kan.  R.  I  (1903) 
291  ff;  Wernz- Laurentius  a.  a.  0. 

'  C.  7,  X  de  convers.  conjug.  III,  32.  Rieh  t  e  r- Sc  h  ul  t  e,  Conc.  Trid. 
p.  284,  n.  148.  «  C.  7  cit.     Ri  chter-Schulte  a.  a.  0. 

Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    II.    3.  Anfl.  11 


162    IV.  Buch.    Die  Vervraltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

Ehe  aber  erst  durch  die  tatsächliche  Ablegung  der  Gelübde.  Da  je- 
doch nach  moderner  Praxis  nach  dem  Noviziatsjahr  nur  einfache  Ge- 
lübde und  erst  nach  drei  weiteren  Jahren  feierliche  abgelegt  werden 
dürfen,  so  kann  der  in  der  Welt  zurückbleibende  Teil  den  Apostolischen 
Stuhl  um  Erlaß  oder  Kürzung  des  Trienniums  ersuchen  i.  Wäre  der 
Vollzug  der  Ehe  während  des  bimestre  erzwungen  worden,  so  dürfte 
der  unschuldige  Teil  doch  mit  gutem  Recht  in  einen  Orden  treten  2. 
Wurde  aber  die  Ehe  beiderseitig  freiwillig  konsumiert,  so  kann  ein 
Teil  nur  mit  Einwilligung  des  andern  ins  Kloster  treten,  außer  dieser 
hätte  sich  eines  Ehebruchs  schuldig  gemacht  und  es  sei  auf  Scheidung 
von  Tisch  und  Bett  erkannt  worden  3.  Ist  ein  Gatte  mit  Einwilligung 
des  andern  ins  Kloster  gegangen,  so  muß  auch  der  andere,  wenn  er 
noch  jung  und  Unenthaltsamkeit  zu  befürchten  ist,  Profeß  ablegen. 
Ist  er  aber  schon  bejahrt,  so  genügt  ein  einfaches  Gelübde  der  Keusch- 
heit oder  die  Übernahme  der  höheren  Weihen*^. 

§  140. 
Die  Religioiisverschiedenheit. 

Decr.  Grat.  C.  XXVIII.     Decr.  Greg.  IX.  1.  IV,  t.  19  de  divort. 

Sanchez  1.  VII,  disp.  71  ff.  —  F.  Wiesehahn,  De  imped.  disparitatis  cultus, 
1865.  —  Z.  Privilegium  Paulinum :  Alt.  Lit.  b.  Seh  er  er,  KR.  II  561  ".  —  A.  J. 
B  int  erim.  De  libertate  conjugis  infidelis  factae  fidelis  etc.,  1834,  F.  J.  G.Werner, 
D.  Auflöslichkeit  e.  ursprüngl.  ungemischt  nichtchristl.,  später  ab.  d.  d.  Bekehrung 
e.  Gatten  gemischt  geword.  Ehe  usw.  (Z.  f.  KRs-  u.  Pastoralwschft.  II,  1.  Hft 
[1843],  3  ff).  K.  L.  Braun,  D.  Privilegium  d.  hl.  Paulus,  1  Kor  7,  z.  Auflösung 
d.  V.  Ungläubigen  abgeschloss.  Ehe  u.  dessen  Geltung  f.  Akatholiken  (A.  f.  k.  KR. 
XLVI  [1881]  385 ffj.  Ders.,  Z.  Lehre  v.  d.  Natur  d.  Paulin.  Privil.  1  Kor  7 
(Ebd.  LI  [1884]  209  ff).  J.  Bieder  lack,  Üb.  d.  sog.  Paulin.  Privilegium 
(Z.  f.  k.  Theol.  VII  [1883]  304  ff).  F.  Hergenröther,  D.  Auflösung  d.  Ehe  d. 
Ungläubigen  b.  d.  Bekehrung  d.  e.  Teils  d.  d.  Privil.  Paulin.  (Katholik  1883,  I 
258ff).  A.  Verme  ersch,  De  Casu  Apostoli  seu  fidei  privilegio,  1911.  J.Besson, 
Empßchements  matrimoniaux  de  disparit^  de  culte  et  de  religion  mixte  (Nouv.  Rev. 
thäol.  XLV  [1913]  5  ff). 

I.  Da  die  Ehe  als  die  engste  Verknüpfung  aller  Interessen  der  Gatten 
vor  allem  auch  die  Einheit  des  religiösen  Bekenntnisses  fordert,  so  hat  schon 
das  mosaische   Kecht   den   Juden    die   eheliche  Verbindung   mit  Heiden   ver-| 


•  S.  C.  sup.  statu  Regul.  25.  Jan.  1861.     Vgl.  unt.  §  187,  3. 
'  Nicht  80  entgeg.  d.  gemein.  Lehre  Seh  er  er,  KR.  II  555"  799". 
»  C.  3  8  15  16,  X  de  convers.  conjug.  III,  32. 

*  C.  4  8  13  18,  X  h.  t.  III,  32.  —  Üb.  d.  Stellung  d.  Staates  z.  d.  Eheaufl.  d.[ 
d.  prof.  reiig.  handeln  Geffcken  u.  Köpke.     Siehe  ob.  S.  98,  A.  3. 


§  140.    Die  Religionsverschiedenheit.  163 

boten  K  Ebenso  warnen  Paulus  -,  Synoden  ^  und  Väter  *  die  Christen  vor 
Ehen  mit  Heiden.  Die  römischen  christlichen  Kaiser  erklärten  die  Ehen 
zwischen  Christen  und  Juden  als  Kriminalverbrechen  ^  Anderseits  durfte  die 
Kirche  gegen  solche  Ehen  auch  nicht  allzu  strenge  sein ;  sonst  hätte  sie  sich 
eines  der  besten  Mittel  zur  Ausbreitung  des  Christentums  beraubt.  So  finden 
sich  denn  auch  bekannte  Beispiele  von  Ehen  zwischen  Christen  und  Heiden, 
z.  B.  die  hl.  Cäcilia,  Monika.  Als  aber  das  Christentum  zur  Herrschaft  ge- 
langt war,  da  häuften  sich  die  Verbote  der  Synoden  gegen  die  Ehen  zwischen 
Christen  und  ungläubigen,  speziell  Juden ^  Gratian  hat  eine  Reihe  dieser 
Verbote  in  sein  Dekret  aufgenommen  ''  und  stellt  die  Ehe  zwischen  Gläubigen 
und  Ungläubigen  auf  die  gleiche  Stufe  mit  der  Ehe  der  Blutsverwandten  ^ 
woraus  hervorgeht,  daß  er  die  Religionsverschiedenheit  als  impedimentum 
dirimens  ansaht  Die  Glossatoren  haben  seine  Anschauung  noch  weiter  ent- 
wickelt ^°.  So  hat  sich  die  Religionsverschiedenheit  durch  Gewohnheitsrecht 
zu  einem  trennenden  Ehehindernis  in  der  Kirche  entwickelt  ^\ 

Es  kann  also  eine  getaufte  Person  mit  einer  ungetauften  keine 
Ehe  schließen:  impedimentum  cultus  disparitatis.  Entscheidend  ist 
der  gültige  Empfang  der  Taufe  allein,  nicht  aber  die  Verschieden- 
heit oder  die  Fortdauer  des  christlichen  Bekenntnisses.  Ungültig  ist 
also  die  Ehe  eines  Christen  und  Nichtchristen,  mag  dann  der  Christ 
von  Anfang  oder  seit  später  Akatholik  oder  hernach  zum  Judentum 
oder  Heidentum  oder  Atheismus  abgefallen  sein.  Bestehen  Zweifel 
über  die  Tatsache  oder  über  die  Gültigkeit  der  Taufe,  so  steht  so- 
wohl hinsichtlich  einer  erst  zu  schließenden  als  auch  einer  bereits 
geschlossenen  Ehe  die  Präsumtion  für  die  Taufe  und  ihre  Gültigkeit  ^^. 


'  Ex  34,  16.  Dt  7,  IfF.  Jos  23,  12.  Rieht  3,  6.  Esr  9,  10.  Neh  13,  23  fif. 
A.  Tänzer,  D.  Mischehe  i.  Religion,  Geschichte  u.  Statistik  d.  Juden,  1913. 

2  2  Kor  6,  14.     Vgl.  ab.  1  Kor  7,  14. 

^  Syn.  V.  Elvira  ca  a.  300,  c.  15  —  17.     Laudiert,  D.  Kanones  usw.  16. 

*  Cypr. ,  De  lapsis  c.  6.  Er  folgt  dab.  d.  montanist.  Strenge  Tertullians: 
De  monogam,  c.  11;  De  Corona  c.  13;  Ad  uxor.  1.  II,  c.  3.  C.  15  (Ambr.), 
C.  XXVIII,  q.  1.  Milder  urteilt  angesichts  seiner  Eltern  begreifl.  Augustinus, 
De  fide  et  operibus  c.  19.  Migne,  Patr.  Lat.  XL  221.  Achelis,  D.  Christen- 
tum i.  d.  drei  erst.  Jhdten  I  203. 

^  L.  6,  C.  de  Jud.  I,  9. 

«  Aufgeführt  b.  Schulte,  Handb.  d.  kath.  ERs  223  ^  •  C.  XXVIIL 

»  Dict.  ad  c.  14,  C.  XXVIII,  q.  1 ;  ad  C.  XXXI,  q.  2. 

3  Anders  Preisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  640,  u.  Schnitzer,  Kath.  ER.  475. 
'"  Preisen  a.  a.  0.  641  ff.  Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique  I  216  ff. 
"So   Ben  ed.    XIV.,    „Singulari    Nobis"    v.    9.    Pebr.    1749.    §   10.     Richter- 

Schulte,  Conc.  Trid.  550  ff. 

''  S.  C.  Inq.  17.  Nov.  Ib30;  20.  Juh  1840;  5  Pebr.  1851 ;  9.  Sept.  1868;  18.  Sept. 
1872:  3.  April  1878;  20.  März  1880:  7.  JuH  1880;  1.  Aug.  1883;  18.  Sept.  Ib90 
(A.  f.  k.  KR.  LXV  [1891]  338  f).  Scherer,  KR.  II  374.  Wernz-Laurentius, 
Jus  decretalium  IV  2  (1912),  380  ff. 

11* 


164    ^^'  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

Also  existiert  das  Ehehindernis  der  Religionsverschiedenheit  nur,  wenn 
die  Taufe  sicher  gar  nicht  oder  sicher  nicht  gültig  gespendet  wurde. 
Zeigt  es  sich  aber  später,  daß  die  Präsumtion  der  Taufe  unrichtig 
war,  so  besteht  bis  dorthin  eine  Putativehe  ^  Das  impedimentum 
cultus  disparitatis  ist  ein  öffentlich-rechtliches  und  daher  die  trotz 
desselben  eingegangene  Ehe  vom  kirchlichen  Richter  aufzulösen.  Es 
kann  aber  von  demselben,  weil  nur  auf  kirchlichem  Gewohnheitsrecht 
beruhend,  durch  den  Papst  aus  wichtigen  Gründen  dispensiert  werden. 
Bedingung  ist,  daß  keine  contumelia  Creatoris,  keine  Verführung  des 
christlichen  Gatten  zum  Abfall  zu  befürchten  ist,  daß  der  katholische 
Teil  verspricht,  alles  tun  zu  wollen,  um  den  nichtchristlichen  für  den 
katholischen  Glauben  zu  gewinnen,  und  daß  die  Kinder  katholisch 
werden  2.  In  Missionsländern  verleiht  der  Papst  die  Fakultät  hierzu 
auch  an  die  Bischöfe,  ja  selbst  an  die  Missionäre  ^. 

Wenn  die  Staaten  heutzutage  fast  allgemein  mit  Einführung  der  Zivil- 
ehe auch  das  Ehehindernis  der  Religionsverschiedenheit  haben  fallen  lassen, 
so  trägt  das  nur  zu  sehr  zum  Überhandnehmen  des  religiösen  Indifferen- 
tismus ,  zur  Entchristlichung  der  Ehe  und  damit  zur  Zersetzung  des 
Staates  bei  *. 

II.  Wenn  ein  nichtchristliches  Ehepaar  sich  taufen  läßt,  so  wird 
ihre  bisher  naturrechtlich  gültige  Ehe  ohne  weiteres  zu  einem  Sakra- 
ment, und  wenn  sie  vollzogen  wurde,  durchaus  unauflösliche  Wenn 
jedoch  nur  einer  der  nichtchristlichen  Gatten  sich  taufen  läßt,  der 
andere  aber  ungläubig  bleibt  und  die  eheliche  Gemeinschaft  nicht  mehr 


'  S.  C.  Inq.  17.  Nov.  1830;  5.  Febr.  1851;  18.  Sept.  1890.  I.  e.  Schreiben  a. 
d.  Kard.  Gibbons  v.  2.  Aug.  1901  tadelt  d.  Kard.  Ledochowski,  Präfekt  d.  Pro- 
paganda, d.  amerik.  Praxis,  üb.  d.  Gültigkeit  d.  Taufe  i.  ordine  ad  matr.  gar  keine 
nähere  Untersuchung  anzustellen,  sondern  s.  m.  d.  einfach.  Bejahung  d.  Frage 
n.  d.  empfang.  Taufe  seit.  d.  Nupturienten  z.  begnügen  (A.  f.  k.  KR.  LXXXII 
[1902]  348). 

2  S.  C.  Inq.  23.  Febr.  1889;   22.  Sept.  1890   (A.  f.  k.  KR.  LXUI  [1890]  118  f; 
LXIV  [1890]  478  f).     C.  S.  Off.  21.  Juni  1912  (Acta  Ap.  Sedis  IV  [1912]  442).    Wie 
diese  Bedingungen    ähnlich    sind   jenen  b,  d.    gemischten  Ehen,    so  findet   ebenfalls  | 
kein  Aufgebot  statt  u.  wird  nur  passive  Assistenz  gewährt.    S.  C.  Inq.  22.  Sept.  1890. | 
Vgl.  ob.  S.  112f  u.  unt.  §  149. 

^  So  gewährte  Greg.  XIII.  d.  Japan.  Mission,  allgemeine  Dispensfakultät.J 
Ben  ed.  XIV.,  „Singulari  Nobis".  §  19.  Solche  Fakultäten  haben  u.  a.  a.  d.  amcrik.j 
Bischöfe.  In  artic.  mortis  kann  a.  d  Pfarrer  dispensieren.  S.  C.  Inq.  20.  Febr.  1888;| 
18.  März  1891. 

*  D.  scharfe  Verurteilung  solch.  Ehen,  wie  sie  i.  d.  früheren  Auflagen  vJ 
Richters  KR.  stand,  ist  a.  d.  8.  Aufl.  (S.  1110)  leider  so  gut  wie  verschwundenj 

"  Vgl.  ob.  S.  82,  A.  3.     C.  S.  Off.  14.  Dez.  1848. 


§  140.    Die  Religionsverschiedenheit.  165 

fortsetzen  will  („quodsi  infidelis  discedit")^,  oder  das  zwar  will,  „non 
tarnen  absque  contumelia  Creatoris  vel  ut  eum  pertrahat  ad  mortale 
peccatum"  ^^  go  hat  der  christlich  gewordene  Teil  das  Recht,  eine 
neue  Ehe  mit  einer  christlichen  Person  zu  schließen.  Dieses  vom 
Apostel  Paulus  verkündete  Recht  wird  als  Privilegium  Paulinum, 
Privilegium  fidei,  Casus  Apostoli  bezeichnet  ^.  Doch  darf  die  Trennung 
nicht  ohne  weiteres  vorgenommen  werden ;  vielmehr  hat  der  christ- 
lich gewordene  Teil  an  den  ungläubig  gebliebenen  entweder  selbst 
oder  durch  den  kirchlichen  Richter  die  Anfrage  (interpellatio)  zu 
richten,  ob  er  die  Ehe  friedlich  und  ohne  Beschimpfung  des  Christen- 
tums fortsetzen  wolle  oder  nicht*.  Wird  die  Frage  nicht  oder  ver- 
neinend beantwortet,  so  ist  der  Christ  frei 5.  Wenn  aber  eine  Inter- 
pellation   physisch    oder   moralisch    unmöglich   ist  —  was   durch   ein 


M  Kor  7,  12  ff.  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  708  f.  Pesch,  Praelec- 
tiones  dogmaticae  VIP  394  ff.  Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  824.  Pohle, 
Lehrb.  d.  Dogm.  ^  JII  689  ff;  Wernz-Laurentius ,  Jus  decretalium  IV  2  (1912), 
631  ff.  Falsch  interpret,  d.  Stelle  i.  1.  Korintherbrief  v.  bloßer  Aufhebung  d.  Lebens- 
gemeinschaft, nicht  d.  Ehebandes  L.  Stampf  1,  D.  Mischehenfrage  i.  1.  Korinther- 
brief (Weidenauer  Studien  I  [1906]  57  ff). 

2  C.  8,  X  de  divort.  IV,  19.  Noch  ausführlicher  c.  7,  X  h.  t.  IV,  19  :  „.  .  .  altero 
vel  nullo  modo,  vel  non  sine  blasphemia  divini  nominis,  vel  ut  eum  pertrahat  ad 
mortale  peccatura,  ei  cohabitare  volonte",  üut.  d.  contumelia  Creatoris  etc.  fallen 
d.  verschiedensten  Fälle.  Beispiele  b.  Schnitzer,  Kath.  ER.  480 2.  —  Üb.  d. 
geschichtl.  Entwicklung  d.  Privilegs:  Freisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  806 ff;  Esmein, 
Le  mariage  en  droit  canonique  I  220  ff ;  11  267  ff ;  J.  Fahrner,  Gesch.  d.  Ehe- 
scheid, i.  kan.  R.  I  (1903)  146  ff  271  ff ;  Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  2 
(1912),  633^'. 

^  D.  z.  Christentum  übergetret.  Teil  darf  ab.  kein.  Grund  z.  Verlassung  ge- 
geben haben.  C.  S.  Off.  5.  Aug.  1759.  —  D.  Privileg  besteht  a.  dann,  wenn  d. 
1  nichtchristl.    Gatte    zunächst    friedl.    Zusammenwohnen    versprach ,    nachh.    ab.    d. 

I  Versprechen  bricht.  C.  S.  Off.  5.  Aug.  1759;  20.  Sept.  1848.  —  D.  Auslegung  d. 
Privilegs  geht  z.  weit,  wenn  allgem.  schon  d.  Weigerung,  s.  z.  bekehren,  genügen 
soll.  C.  S.  Off.  23.  Jan.  1603.  S.  C.  de  Prep.  Fide  5.  März  1816.  Doch  genügt  diese 
Frage  b.  Polygamen;  ob.  S.  159.  —  D.  Privil.  Paulin.  erfreuen  s.  alle  Christen, 
!  !  nicht  bloß  d.  Katholiken.  So  begründeterweise  d.  überwiegende  Meinung.  Tarquini 
iUKard.),  Üb.  d.  Paulin.  Privileg  (1  Kor  7,  15)  (A.  f.  k.  KR.  L  [1883]  224  ff). 
).  I  Scherer,  KR.  II  565.  Keine  Anwendung  findet  d.  PriviL,  wenn  v.  zwei  christl. 
"  Gatten  e.  v.  Glauben  abfällt.  C.  7,  X  de  divort.  IV,  19.  Wenn  Cölestin  III.  i.  e. 
einz.  Fall  anders  entschied  als  Innozenz  III.,  so  hat  d.  m.  d.  Unfehlbarkeit  nichts 
z.  tun.  Seh  er  er,  KR.  II  588".  Schnitzer  a.  a.  0.  595  =.  Leitner,  Lehrb. 
d.  kath.  ERs»  578.  Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  166  =<>  394 ^0. 
*  D.  Interpellation  darf  erst  n.  d.  Taufe  erfolgen.  C.  S.  Off.  23.  Juni  1847; 
13.  April  1859;  20.  Juni  1866. 

^  Ab.  a.  d.  Ungläubige,    d.  heiraten    kann,    sobald    s.  d.  Christ  verheiratet  hat. 
C.  S.  Off  16.  Sept.  1824. 


166    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

summarisches  Verfahren  festgestellt  werden  muß  ^  — ,  so  ist  beim 
Apostolischen  Stuhl  bzw.  dem  Heiligen  Offizium,  in  dessen  Bereich 
das  Privilegium  Paulinum  gehört,  um  Dispens  von  der  Interpellation 
nachzusuchen  2.  Gelöst  wird  die  Ehe  aber  erst  durch  Schließung  einer 
neuen  seitens  des  Christen^. 

Kontrovers  ist,  ob  das  Privilegium  Paulinum  von  Christus  selbst  stammt, 
also  göttlichen  Rechtes,  oder  vom  Apostel  Paulus,  also  juris  humani  ist,  ob 
die  Interpellation  durchaus  notwendig  ist  zur  Gültigkeit  der  neuen  Ehe  oder 
nicht,  ob  der  Papst  von  derselben  wirklich  dispensieren  kann  oder  nur  er- 
klären, sie  sei  unmöglich.  Damit  hängt  zusammen  die  Kontroverse,  ob  der 
Papst  von  sich  aus  die  Macht  habe,  im  Unglauben  geschlossene  und  kon- 
sumierte Ehen  durch  Dispens  zu  lösen.  Es  dürfte  richtiger  sein ,  das 
Privilegium  Paulinum  nicht  auf  streng  göttlichem  Rechte,  sondern  auf  apo- 
stolischer Einsetzung  beruhen  zu  lassen.  Paulus  selbst  sagt:  „Ego  dico,  non 
Dominus."  Auch  steht  die  Macht  des  Papstes,  selbst  vollzogene  Ehen  nicht 
getaufter  Personen  zu  trennen,  durch  Theorie  und  Praxis  fest  *. 

§  141. 
Die  Entführung. 

Decr.  Grat.  C.  XXXVI.  Decr.  Greg.  ]X.  1.  V,  t.  17  de  raptor.,  incend.  et 
violator.  eccl. 

Alt.  Lit.  b.  Scherer,  KR.  II  376.  Sanchez  l.Vil,  disp.  12ff.  —  N.  München, 
Üb.  d.  Entführung  überh.  u.  insbesond.  als  Ehehindernis  (Z.  f.  Philos.  u.  kath.  Theol. 

1  C.  S.  Off.  16.  Juli  1866;  4.  Febr.  1891. 

2  C.  S.  Off.  5.  Aug.  1759;  11.  Juli  1865;  28.  Nov.  1894.  A.  f.  k.  KR.  LXXVI 
(1896)  294  ff.  H.  Lämmer,  D.  interpellatio  conjugis  infidelis  u.  d.  päpstl.  Dispens 
V.  derselb.  (A.  f.  k.  KR.  XI  [1864]  245  ff).  Wernz-Laur  entius,  Jus  decretalium 
IV  2  (1912),  640  ff. 

3  S.  C.  Inq.  17.  Jan.  1900  (A.  f.  k.  KR.  XC  [1900]  579  ff).  D.  neue  Ehe  ist 
gültig,  a.  wenn  d.  Ungläubige  s.  z.  Zeit  d.  zweit.  Eheschließung  bekehrt  hatte  u. 
z.  Fortsetzung  d.  erst.  Ehe  bereit  war.  Greg.  XIII. ,  „Populis  ac  nationibus"  v. 
25.  Jan.  1585.  C.  S.  Off.  4.  Febr.  1891.  Üb.  diese  u.  and.  Eventualitäten  Wernz- 
Laurentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  638  ff. 

*  Pius  V.    „Romani    Pontificis"    v.    2.  Aug.  1571,    erlaul)te   d.  christl.  geword. 
Indern,    o.  Rücksicht   a.    d.  Zeitfolge    d.    geschloss.  Ehen  m.  jener  a.  ihren  Frauenp 
zusammenzuleben  ,    welche  s.  m.  ihnen  taufen    lasse.     Vgl.  ob.  S.  159.     I.  Sinne  d.j 
Textes  :  S  c  h  e  r  e  r ,  KR.  II  560  562  «^  B  i  0  d  e  r  1  a  c  k  a.  a.  0. ;  L  e  h  m  k  u  h  1 ,  ThooL 
moral.  ■ '    II    536  ;    H  e  r  g  e  n  r  ü  t  h  e  r  -  H  0 1 1  w  e  c  k  ,    KR.    753  ' ;    L  a  u  r  e  n  t  i  u  s ,  In- 
stitutiones  »  567  ;  Fohle,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  III  692  ff.    Anders :  Schanz,  D.  Lehre 
V.  d.  heil.  Sakr.  709;  Lämmer  a.  a.  0.;  Braun  a.  a.  0.;  Wernz,  Z.  f.  k.  Theolj 
XVI  (1892)  158  ff;    Wem  z-Lau  ro  n  ti  u  s  a.  a.  0.  IV  2  (1912).    631«0;    vgl.  ab] 
a.  S.  647  ff.     Schnitzer,  Kath.  ER.  478;  Leitner,  Lehrb.  d.  kath.  ERs  ^  591  ffl 
Bart  mann,  Lehrb.  d.  Dogm.  *  824.     B.  d.  Angeführten  ist  noch  mehr  Lit.  hierüb- 
verzeichnet.  —  Üb.  d.  Stellung  d.  Staates  z.  Privil.  Paulin.  vgl.  Köpke.    Siehe  ofc 
S.  98,  A.  3;  8.  162,  A.  4.  ' 


§  141.    Die  Entführung.  167 

N.  F.  II  [1841],  Htt  1,  S.  67  ff).  M.  Kaiser,  Üb.  d.  imped.  raptus  n.  kan.  R. 
(A.  f.  k.  KR.  III  [1858]  170ff;  [a.  sep.]).  J.  Feßler,  E.  Beitrag  z.  rieht.  Ver- 
ständnis d.  kirchl.  Ehehindern,  d.  Entführ,  (raptus)  (A.  f.  k.  KR.  VII  [1862]  109  ff). 
H.  Kolberg,  Üb.  d.  Ehehindern,  d.  Entführ.,  1869.  R.  Köstler,  D.  väterl.  Ehe- 
bewilligung, 1908. 

Die  gewaltsame  Entführung  einer  Frauensperson  zum  Zweck  der  Ehe  ist 
ein  so  schweres  Verbrechen  gegen  die  Freiheit  der  Entführten,  den  Frieden 
ihrer  Familie  und  das  Wohl  des  Staates,  daß  das  römische  Recht  sie  mit 
dem  Tode  bedrohte  und  als  bleibendes  Ehehindernis  erklärte  trotz  der  Zu- 
stimmung der  Entführten  und  deren  Eltern  \  Milder  war  das  germanische 
Recht.  Es  bestrafte  nur  die  Verletzung  der  Rechte  dessen,  der  das  Mundium 
über  die  Entführte  hatte,  verbot  aber  nicht  die  Verehelichung  des  Entführers 
und  der  Entführten  ^.  Milder  als  das  römische  Recht  war  hierin  auch  die 
älteste  Kirche.  Sie  bedrohte  den  Entführer  mit  Kirchenbuße  und  Exkom- 
munikation, verbot  aber  nicht  nach  deren  Beendigung  die  Verehelichung  mit 
der  Entführten  ^.  Als  aber  die  merovingische  und  karolingische  Gesetzgebung 
in  Anlehnung  an  das  römische  Recht  die  Ehe  zwischen  dem  Entführer  und 
der  Entführten  absolut  verbot  ^  da  mußte  auch  die  Kirche  bei  der  infolge 
des  Zerfalls  des  Karolingerreichs  w^achsenden  Verwilderung  der  Sitten  eine 
solche  Ehe  durchaus  verbieten  ^.  Seit  dem  Aufblühen  der  Rechtswissenschaft 
im  12.  Jahrhundert  wurde  der  Nachdruck  auf  den  mangelnden  freien  Willen 
der  Entführten  und  die  Einwilligung  der  Eltern  gelegt,  also  auf  die  privat- 
rechtliche Seite,  so  daß  der  raptus  nur  mehr  ein  impedimentum  juris  privati 
war.  So  verlangte  Gratian  zum  Zustandekommen  der  Ehe  in  solchem  Fall 
nur  noch  die  Einwilligung  der  Entführten  und  ihres  Vaters  ^.  Innozenz  III. 
forderte  bei  der  rechtlichen  Bedeutungslosigkeit  des  Konsenses  der  Eltern 
zu  den  Ehen  der  Kinder  nur  die  freie  Einwilligung  der  Entführten  '^.  Das 
Tridentinum  aber  verordnete,  daß  zwischen  dem  Entführer  und  der  Entführten 
keine  Ehe  geschlossen  werden  könne,  solange  letztere  sich  in  der  Gewalt 
von  ersterem  befinde,  wohl  aber,  wenn  die  Entführte  vom  Entführer  getrennt, 
an  einen  sichern  und  freien  Ort  gebracht  worden  sei  und  so  frei  in  die  Ehe 
einwillige.  Damit  war  das  Impediment  wieder  zu  einem  vom  Belieben  der 
Parteien  unabhängigen  und  einem  solchen  des  öffentlichen  Rechts  gemacht 
worden.    Auch  erklärte  das  Konzil  den  Entführten  und  seine  Helfershelfer  für 


^  L.  un.  C.  de  rapt.  virg.  IX,  13. 

2  Schröder,  Lehrb.  d.  deutsch.  Rsgschte'^  (1907)  69ff  315  368.  Köstler 
a.  a.  0.  32  ff.     Üb.  d.  Grund  vgl.  ob.  S.  117,  A.  6. 

'  C.  1  (Syn.  v.  Chalced.  a.  451,  c.  27)  2  (Symm.  a.  513)  5  (Greg.  IL  a.  721) 
6  (Conc.  Paris,  a.  556-573,  c.  6),  C.  XXXVl,  q.  2. 

*  Childeberti  IL  decretio  a.  596,  c.  4.  Hludovici  Capitulare  ecclesiast.  a.  818  f, 
819,  c.  23.     Ed.  Boretius  1  16  278.     Köstler  a.  a.  0.  80  ff. 

^  Syn.  V.  Meaux  a.  845,  c.  66.  Syn.  v.  Pavia  a.  850,  c.  10.  Harduin,  Acta 
conc.  IV  1495;  V  28.  Üb.  d.  s.  widersprech.  Kanonen  v.  Meaux:  Fr  eisen,  Gesch. 
d.  kan.  ERs  598  ff;  Wer  nz- Laurentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  66  f. 

«  Dict.  ad  c.  7,  C.  XXXVl,  q.  2.  '  c.  7.  X  h.  t.  V,  17. 


168    1^-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

eo  ipso  der  niemand  reservierten  Exkommunikation  verfallen ,  ehrlos ,  aller 
Würden  unfähig  und,  falls  sie  Kleriker  seien,  für  degradiert  K 

Damit  wirklich  das  impedimentum  raptus  vorliegt,  muß  eine 
Frauensperson  mit  Gewalt  wider  ihren  Willen  von  ihrem  gewöhnlichen 
oder  zufälligen  Aufenthaltsort  an  einen  andern  Ort  gebracht  worden 
sein  und  dort  festgehalten  w^erden  in  der  Absicht,  dadurch  die  Ehe 
zwischen  ihr  und  dem  Entführer  herbeizuführen,  mag  dies  der  Ent- 
führer selbst  oder  durch  andere  getan  haben.  Nach  dem  Gesetz,  das 
nur  von  einem  raptor  und  einer  rapta  spricht,  nicht  aber  de  raptrice 
et  rapto,  muß  die  Entführung  durch  einen  Mann  an  einer  Frauens- 
person geschehen  sein.  Bei  einem  Mann  könnte  unter  ähnlichen  Ver- 
hältnissen höchstens  vom  impedimentum  vis  et  metus  die  Rede  sein. 
Auf  die  Qualität  der  entführten  Frauensperson  kommt  es  nicht  an, 
ob  sie  Jungfrau,  Verheiratete  oder  Witwe,  von  gutem  oder  schlechtem 
Rufe  ist.  Es  kann  auch  an  der  Braut  selber  Entführung  stattfinden. 
Sodann  muß  die  Entführung  mit  Gewalt  geschehen,  sei  es  mit  An- 
wendung physischer  Zwangsmittel  oder  durch  Einflößung  großer  Furcht 
(raptus  violentiae).  Nicht  liegt  das  Impediment  vor,  wenn  die  Ent- 
führung mit  Willen  oder  gar  auf  Vorschlag  der  Frauensperson 
hin  stattfand,  und  zwar  auch  dann  nicht,  wenn  dieselbe,  durch 
Schmeicheleien  und  Versprechungen  bewogen,  in  die  Entführung  willigte 
(raptus  seductionis)  -.  Weiterhin  muß  eine  Entfernung  der  Person  von 
ihrem    gewöhnlichen  Aufenthaltsort   an  einen  andern,   dem  Entführer 

^  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  6.  Doch  ist  nur  d.  Exkommunikation  lafae 
sententiae,  nicht  a.  d.  andern  Strafen.  Fr  eisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  615,  meint 
a.  Schluß  s.  Darstellung  d.  geschichtl.  Entwicklung  d.  imped.  raptus,  d.  raptus  sei  als 
solcher   z.  keiner  Zeit    e.  Ehehindernis  gewesen,   vielmehr  sei  es  z.  ein.  Zeit  d.  m. 

d.  raptus  verbundene  Buße  gewesen,  z.  and.  d.  b.  raptus  vorliegende  Freiheits- 
beschränkung, welche  d.  Ehe  verhinderte.  D.  ist  ab.  nicht  richtig.  Vgl.  a.  Es  mein, 
Le  mariage  en  droit  canonique  II  249  ff. 

2  Jedoch    läge   d.  Impediment  v.,    wenn  d.  Frauensperson  zunächst  freiwillig  a. 

e.  bestimmten  Ort  s.  begäbe,  dann  ab.  dort  m.  Gewalt  festgehalten  od.  v.  dort  m.  Gewalt 
a.  e.  andern  Ort  gebracht  würde.  Wernz-Laurentius,  Jus  decretalium  IV  2 
(1912),  70.  —  Bezügl.  d.  Braut  vgl.  Scherer,  KR.  II  381  f.  I.  seinem  Sinne  a. 
Hörmann,  Quasiaffinität  II  1  (1906),  106'.  Anders,  i.  Sinne  d.  Textes:  Schnitzer, 
Kath.  ER.  343:  Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  71  ".  — Nicht  weniger 
kontrovers  ist  d.  Frage,  ob,  wenn  a.  e.  noch  nicht  verlobten  minderjährigen  Mädchen 
Entführung  m.  dessen  Zustimmung,  ab.  geg.  d.  Willen  d.  Eltern  od.  Vormünder  ge- 
schieht, b.  sog.  raptus  in  parentes,  e.  trennendes  Ehehindernis  vorliege.  I.  be- 
jahenden Sinne  Scherer,  KR.  II  382  f.  Vogt,  ER.  ^  141.  Dagcg.  m.  guten 
Gründen  Schnitzer,  Kath.  ER.*343f,  u.  Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912), 
74  ff.  Vgl.  a. :  R.Salm  an,  Interpretation  d.  C.  6  (Cum  causam),  X  de  raptoribus 
V,  17  (A.  f.  k.  KR.  LXVI  [1891]  108  ff);  W.  Dilloo,  Interpretation  d.  C.  6,  X  de 
rapt.  V,  17  (Ebd.  LXXV  [1896]  329  ff).     Köstler  a.  a.  0.  109  f  132  f  153  f  158  ff. 


§  142.    Das  Verbrechen.  169 

zugänglichen  Ort  stattgefunden  haben.  Zuletzt  muß  die  Entführung 
geschehen  sein  mit  der  Absicht,  die  Ehe  mit  der  Entführten  zu  er- 
zwingen, nicht  aber  aus  einem  andern  Motiv.  Das  Ehehindernis  dauert 
fort,  solange  die  Entführte  in  der  Gewalt  des  Entführers  ist.  Sobald 
sie  aber  aus  dessen  Gewalt  entlassen  und  an  einen  sichern  und  freien 
Ort  gebracht  ist,  kann  sie  mit  dem  Entführer  die  Ehe  schließend 
Hätte  die  Entführte  während  ihres  unfreien  Zustandes  in  die  Ehe  ein- 
gewilligt, so  müßte  sie  dieselbe  gleich  nach  Erlangung  ihrer  Freiheit 
bestreiten;  andernfalls  würde  sie  durch  Fortsetzung  des  ehelichen 
Zusammlebens  ihres  Bestreitungsrechts  verlustig  gehen  2. 

§  142. 
Das  Verbrechen. 

Decr.  Grat.  C.  XXXI,  q.  1.  Decr.  Greg.  IX.  1.  III,  t.  83  de  convers.  infid.; 
1.  rV,  t.  7  de  eo,  qui  duxit  in  matr.,  quam  polluit  per  adulterium. 

Alt.  Lit.  b.  Scher  er,  KR.  II  385.  Sanchez  1.  VII,  disp.  78  f.  —  Uihlei  d, 
Üb.  d.  Verbr.  d.  Ehebruchs  i.  Beziehung  a.  Eingehung  e.  Ehe  (A.  d.  KRswiss.  V 
[1835]  249  ff).  N.  München,  Üb.  Verbr.  als  Ehehindernis  (Z.  f.  Philos.  u.  kath. 
Theol.  N.  F.  III  [1842],  Hft  1,  S.  91ff).  L.  Schultz,  De  adulterio  matrimonii 
imped.,  1857.  E.  Hermann,  Üb.  d.  Ehebr.  als  Ehehindern,  besonders  n.  evang. 
KR.  (Jbb.  f.  deutsch.  Theol.  V  [1860]  254 ff).  J.  Pejska,  D.  Rückversprechen 
(repromissio)  b.  Ehehindern,  d.  Verbr.  (Z.  f.  k.  Th.  XXVI  [1902]  131  ff). 

Der  Ehebruch  ist  ein  so  schweres  Verbrechen  gegen  die  sittlich- 
religiöse  Ordnung  und  gegen  das  Wesen  der  Ehe,  daß  nicht  zu  er- 
warten ist,  daß  zwei  Personen,  welche  sich  so  sehr  gegen  die  Heilig- 
keit der  Ehe  verfehlt  haben,  nach  dem  Tode  des  oder  der  unschuldigen 
Gatten  eine  ihrem  Wesen  entsprechende  Ehe  führen  werden.  Noch 
größer  ist  das  Verbrechen,  wenn  sich  die  beiden  Ehebrecher  überdies 
das  Versprechen  der  künftigen  Ehe  gegeben,  oder  w^enn  sie  gar  den 
andern  oder  die  andern  Gatten  zwecks  Ermöglichung  der  Ehe  getötet 
haben. 

Nach  griechischem,  römischem  und  germanischem  Recht  bestand  eine 
Verpflichtung   zur   ehelichen  Treue   nur   für   die   Frau,   nicht   auch   für   den 


*  Daß  d.  Bischof  d.  wirkl.  Freiheit  konstatiere,  ist  etwa  partikularrechtl.  ge- 
fordert.    Seh  er  er,  KR.  II  380. 

^  Wollte  d.  Entführer  d.  Entführte  heiraten,  ohne  sie  a.  sein.  Gewalt  z.  ent- 
lassen, so  könnte  zwar  Dispens  gegeben  werden,  namentl.  wenn  d.  Entführte  ihr. 
nunmehr  freien  Willen  eidl.  bezeugte.  C.  S.  Off.  15.  Febr.  1901  (A.  f.  k.  KR.  LXXXI 
[1901]  527  ff).  Ab.  solche  Dispens  erfolgt  selten  u.  immer  mit  d.  Klausel :  Quodsi 
dictus  N.  praefatae  N.  supervixerit,  perpetuo  absque  spe  conjugii  maneat.  E. 
dennoch  geschloss.  weitere  Ehe  wäre  gültig,  ab.  unerlaubt.  —  B.  allen  Dispens- 
gesuchen muß  e.  etwaige  Entführung  („dummodo  mulier  propter  hoc  rapta  non 
fuerit")  unt.  Strafe  d.  Nichtigkeit  d.  Dispens  angegeben  werden. 


170    ^^-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap:    Die  Ehe. 

Mann.  Das  römische  Recht  bestrafte  die  Ehefrau,  die  einen  gerichtlich  kon- 
statierten Ehebruch  begangen  hatte,  und  denjenigen,  mit  welchem  sie  die  Ehe 
gebrochen  hatte,  indem  sie  den  beiden  die  Ehe  miteinander  untersagte.  Dagegen 
beging  der  Mann  durch  geschlechtlichen  Verkehr  mit  einer  Unverheirateten 
keinen  Ehebruch  \  Die  Kirche  aber  machte  hierin  zwischen  Mann  und  Weib 
keinen  Unterschied;  sie  sah  vielmehr  in  jedem  außerehelichen  Geschlechts- 
verkehr der  Verehelichten  Ehebruch  ^.  Ein  solcher  zog  gemäß  dem  kirchlichen 
Recht  öifentliche  Bufse  nach  sich  ^.  Diese  schloß  wie  den  ehelichen  Umgang 
so  noch  viel  mehr  die  Eingehung  einer  neuen  Ehe,  etwa  gar  mit  dem  mit- 
schuldigen Teile,  aus  *.  War  aber  die  Bußzeit  vorüber,  so  stand  nach  dem  Tode 
des  oder  der  unschuldigen  Gatten  der  Eheschließung  nichts  mehr  im  Wege  ^ 
Allein  nach  Aufhören  der  öffentlichen  Buße  und  der  dadurch  verschwundenen 
Möglichkeit,  so  gegen  die  Ehebrecher  einzuschreiten,  fing  man  an,  den  Ehe- 
bruch an  sich  schon  für  ein  Ehehindernis  zu  erklären,  wenn  er  unter  er- 
schwerenden Umständen  begangen  worden  war.  So  verordnete  die  Synode 
von  Meaux  845,  daß  die  beiden  ehebrecherischen  Personen  einander  sollten 
nicht  heiraten  können,  wenn  sie  den  hintergangenen  Teil  getötet  hätten  ^ 
Die  Synode  von  Tribur  895  verbot  die  Ehe,  wenn  zum  Ehebruch  noch  das 
Versprechen  der  künftigen  Ehe  gekommen  war "'.  Außerdem  war  jede  Ehe 
demjenigen  verboten,  der  dem  schuldlosen  Gatten  nach  dem  Leben  getrachtet 
hatte  ^  Diese  drei  Fälle  bilden  auch  bei  G  r  a  t  i  a  n  ein  trennendes  Ehe- 
hindernis ^ 

Auch  nach  Dekretalen-  und  geltendem  Recht  bildet  ein  trennendes 
Ehehindernis  der  qualifizierte  Ehebruch,  d.  h.  jener,  zu  dem  ein  Ehe- 


^  Nov.  134,  c.  12.  F.  Triebs,  Studien  z.  Lex  Dei  II  (1907)  24 ff.  J.  Zhish- 
man,  D.  ER.  d.  Orient.  K.  580  f  585  ff.  Z.  germ.  R.  vgl.  H.  Geffcken,  Z. 
Gesch.  d.  Ehescheidung  vor  Gratian  (1894)  32  ff. 

2  1  Kor  7,  4.  C.  4  (Ambr.),  C.  XXXII,  q.  4.  C.  16  (August.)  23  (Innoz.  1. 
a.  405),  C.  XXXII,  q.  5. 

3  D.  Syn.  v.  Elvira  ca  300,  c.  69,  setzte  a.  einmaligen  Ehebruch  fünf,  d.  v. 
Ancyra  314,  c.  20,  sieben  Jahre  Bufse.     Lauche rt,  D.  Kanones  usw.  24  34. 

*  F.  Frank,  D.  Bußdisziplin  d.  Kirche  v.  d.  Apostelzeiten  b.  z.  7.  Jhdt  (1867) 
679  ff.     Löning,  Gesch.  d.  deutsch.  KRs  II  567  ff". 

^  C.  2  (August.),  C.  XXXI,  q.  1.  Es  fehlt  ab.  nicht  a.  noch  strengeren 
Bestimmungen,  daß  d.,  welche  öffcntl.  Kirchenbuße  leisten  mußten,  überhaupt 
d.  Ehe  nicht  mehr  sollten  fortsetzen  u.  noch  weniger  e.  neue  schließen  können. 
C.  12  (Siric.  a.  385),  C.  XXXIII,  q.  2.     Sc  her  er,  KR.  II  387^  388  »^ 

«  C.  5,  C.  XXXI,  q.  1.  Wernz-Laurontius,  Jus  decretalium  IV  2  (1912). 
399,    meint,    daß  i.  dies,  u.  ähnl.  Kanonen    noch    kein  iuiped.  dirim.  enthalten  war. 

'  C.  4,  C.  XXXI,  q.  1. 

*  C.  8  (Paulin.  Forojul.  a.  794),  C.  XXXIII.  q.  2. 

"  Dict.  ad  c.  2  3,  C.  XXXI,  q.  1;  ad  c.  9,  C.  XXXUI,  q.  2.  Freiaen,  Gesch. 
d.  kan.  ERs  561  ff  615  ff,  hat  besonders  eindringend  a.  d.  Zusammenhang  dieses 
u.  anderer  Ehehindernisse  m.  d.  Bußpraxis  hingewiesen.  Vgl.  a.  Esmein,  Le 
mariage  en  droit  cauonique  1  384  ff. 


§  142.    Das  Verbreclien.  171 

versprechen  oder  tatsächlich  versuchter  Eheabschluß  oder  der  Mord 
des  oder  der  unschuldigen  Gatten  hinzukam,  sowie  der  verabredete 
Gattenmord  allein:  impedimentum  criminis. 

Damit  aber  das  Impediment  wirklich  vorliege,  ist  hinsichtlich  des 
Ehebruchs  erfordert,  daß  die  Ehe  v/enigstens  eines  Teiles  eine  w^irk- 
liche,  wenn  auch  nicht  vollzogene  ist  ^.  Sodann  muß  der  Ehebruch 
ein  formeller  und  materieller  sein,  d.  h.  vollzogen  mit  beiderseitigem 
vollem  und  freiem  Bewußtsein  von  der  entgegenstehenden  Ehe^  und 
durch  copula  carnalis^.  Das  Eheversprechen  muß  freiwillig,  ernst- 
haft gegeben  und  angenommen  ^,  ursprünglich  unbedingt  gewiesen  oder 
unbedingt  ge^vorden  und  darf  nicht  vor  dem  Ehebruch  widerrufen 
worden  sein.  Endlich  müssen  Ehebruch  und  Eheversprechen  oder 
der  Versuch  des  Eheabschlusses  oder  der  Mord  während  derselben 
Ehe  stattgefunden  haben  5. 

Unter  diesen  Voraussetzungen  bildet  ein  trennendes  Ehehindernis : 

a)  der  Ehebruch  mit  Eheversprechen  (adulterium  cum  sponsalibus 
de  futuro  bzw.  promissione  matrimonii)^; 

b)  der  Ehebruch  mit  dem  Versuch,  eine  Ehe  zu  schließen  (adul- 
terium cum  sponsalibus  de  praesenti)'^; 

c)  der  Ehebruch  mit  Ermordung  des  unschuldigen  Gatten  auch 
nur  durch  einen  ehebrecherischen  Teil  (adulterium  cum  conjugicidio  uno 
machinante) ^.  Notwendig  ist,  daß  Tötung  erfolgte ^  und  daß  der 
Mord  in  der  Absicht  geschah,  den  andern  Teil  heiraten  zu  können  ^^. 
Nicht  notwendig  ist,  daß  der  andere  Teil  um  den  Mord  weiß  oder 
ihn  billigt; 

d)  der  Gattenmord  allein,  wenn  er  von  dem  einen  Gatten  im  Ein- 
verständnis mit  einer  andern  Person  verübt  worden  ist  in  der  Absicht, 


»  C.  2,  X  h.  t.  IV,  7.  2  c.  1  7,  X  h.  t.  IV,  7. 

3  C.  8,  X  h.  t.  IV,  7. 

*  E.  Rückversprechen  ist  nicht  notwendig.  Vgl.  ab.  W  e  r  n  z  -  L  a  u  r  e  n  t  i  u  s 
a.  a.  0.  IV  2  (1912),  405  ^s. 

^  C.  8,  X  h.  t.  IV.  7.  6  C.  8  cit. 

"  C.  1  2  8,  X  h.  t.  IV,  7.  A.  d.  bloßen  Konkubinat  entsteht  d.  Hindernis 
nicht,  wohl  ab.  a.  d.  Zivilehe.  S.  C.  de  Prop.  Fide  14.  Jan.  1844.  D.  Dispens  v. 
dies.  Ehehindernis  ist  enthalten  i.  d.  v.  Rom  gegebeneu  dispensatio  super  matri- 
monio  rato  et  non  consummato  u.  i.  d.  permissio  transitus  ad  alias  nuptias.  Etwaige 
vorher  so  ungültig  eingeg.  Ehen  sind  saniert.  S.  C.  de  disc.  Sacr.  3.  Juni  1912 
(Acta  S.  Sedis  IV  [1912]  403). 

»  C.  1  3  6  7,  X  h.  t.  IV,  7. 

"  A.  s.  bedeutet  „machinari"  d.  bloßen  Versuch.  Allein  d.  Glosse  daz.  i.  c.  3 
cit.  sagt:   „i.  e.  cum  efifectu",  u.  d.  ist  herrsch.  Meinung. 

"*  Daf.  steht  d.  Präsumtion. 


172    I^-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

einander  ehelichen  zu  können  (conjugicidium  utroque  machinante  oder 
patrante)^  Es  genügt,  wenn  ein  Teil  den  Mord  vollbringt,  der  andere 
dabei  aber  wenigstens  moralisch  beteiligt  war.  Bloße  nachträgliche 
Gutheißung  ist  ungenügend.  Ebenso  genügt  es,  wenn  nur  ein  Teil 
die  Absicht  hatte,  auf  solche  Weise  die  Ehe  zu  ermöglichen-. 

Das  impedimentum  criminis  ist  ein  Ehehindernis  des  öffentlichen 
Rechts.  Als  im  Interesse  der  Ehe  aufgestellt,  ist  es  unabhängig 
von  der  Unwissenheit  der  Betreffenden^.  Weil  nur  im  kirchlichen 
Recht  begründet,  berührt  es  nur  die  Getauften"^.  Aus  dem  genannten 
Grunde  ist  es  auch  dispensabel.  Leichter  wird  bei  Ehebruch  mit 
Eheversprechen  oder  Eheschließungsversuch  dispensiert,  selten  bei 
geheimem  Gattenmord  mit  oder  ohne  Ehebruch,  gar  nie  bei  öffentlich 
bekanntem  ^. 

§  143. 
Die  leibllclie  Verwaudtscliaft. 

Decr.  Grat.  C.  XXXY.  Decr.  Greg.  IX.  1.  lY,  t.  14  de  consang.  et  affin.  Const. 
Clem.  IV,  1. 

Alt.  Lit.  b.  Scherer,  KR.  II  291  f.  Sanchez  1.  VII,  disp.  oOff.  —  K.  G.  M. 
Schlegel,  Kritische  u.  System.  Darstell,  d.  verbot.  Grade  d.  Verwandtsch.  u. 
Schwägersch.,  1802.  M.  Spöndlin,  Üb.  d.  Eheverbot  weg.  Verwandtsch.  u.  d. 
Verbrech.  d.  Inzests,  1844.  Ch.  Moufang,  D.  Verbot  d.  Ehen  zw.  nah.  Ver- 
wandten, 1863.  H.  W.  J.  Tili  er  seh,  D.Verbot  d.  E.  innerh.  d.  nah.  Verwandtsch,, 
1869.  H.  Eichborn,  D.  Ehehindern,  d.  Blutsverwandtsch.  u.  d.  kan.  R.,  1872. 
G.  Ph.  E.  Huschke,  D.  Lehre  v.  d.  verboten.  Verwandtschaftsgraden,  1877. 

1.  Das  bedeutendste  trennende  Ehehindernis  ist  das  der  Verwandt- 
schaft (cognatio).  Darunter  versteht  man  ein  engeres  Verhältnis 
zwischen   zwei   Personen ,    das   auf  der   Zeugung   beruht.     Nach   der 


'  C.  1,  X  de  convers.  infidel.  III,  33. 

^  A.  daf.  steht  d.  Präsumtion. 

^  Weniger  beweisend  ist  es,  wenn  Schnitzer,  Kath.  ER.  493',  hierf.  a.  d. 
früheren  Zusammenhang  dies.  Imped.  m.  d.  Kirchenbuße  s.  bezieht.  A.  Pruner 
erklärt  d.  Existenz  d,  Imped.  als  unabhängig  v.  Wissen  d.  Betreffenden,  u.  zwar  a.  i. 
Interesse  d.  Ehe  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  II  [1892]  450  ff;  Lehrb.  d.  Pastoraltheoi.s 
I  370).  Ebenso  Wer  nz -Lauren  ti  US,  Jus  decretalium  IV  2  (1912),  402  f.  Dageg. 
meint  Lehmkuhl,  Theol.  moral.**  II  581  f,  dies,  schwere  kirchl.  Strafe  trete  wenigstens 
in  foro  conscientiae  nicht  e.,  „dummodo  neuter  complex  legem  ecclesiasticam  sciverit*. 

*  Wohl  ab.  besteht  d.  Imp.,  wenn  e.  Teil  ungläubig,  d.  and.  Christ  ist.  S.  C. 
de  Prop.  Eide  23.  Aug.  1852. 

*  In  artic.  mort.  kann  i.  allen  vier  Fällen  dispensiert  werden.  S.  C.  Inq. 
20.  Febr.  1888.  —  A.  d.  Vatic.  wurde  postulii>rt,  d.  qualifizierten  Ehebruch  o. 
Gattenmord  od.  o.  machiriatio  conjugicidii  als  Ehehindernis  aufzuheben.  Lämmer, 
Z.  Kodif.   d.  kan.  Rs  138. 


§  143.    Die  leibliche  Verwandtschaft.  173 

Verschiedenheit  der  Zeugung  unterscheidet  man  eine  dreifache  Ver- 
wandtschaft, eine  natürliche  oder  leibliche  oder  Blutsverwandtschaft 
(cogn.  naturalis,  corporalis;  consanguinitas),  die  aus  der  natürlichen 
Zeugung,  eine  geistliche  (cogn.  spiritualis),  die  aus  der  Wiedergeburt 
in  der  Taufe  und  Firmung,  und  eine  gesetzliche  (cogn.  legalis),  die 
aus  der  gesetzlichen  Adoption  entsteht.  Die  beiden  letzteren  Arten 
von  Verwandtschaft  nennt  man  auch  nachgebildete  Verwandtschaft. 

2.  Unter  der  Blutsverwandtschaft^  versteht  man  das  durch  die 
Abstammung  von  derselben  Person  oder  durch  die  Einheit  des  Blutes 
begründete  nähere  Verhältnis  zwischen  zwei  Personen.  Hierbei  können 
durch  eheliche  oder  uneheliche  Zeugung  (consanguinitas  legitima  — 
illegitima)  die  Personen  unmittelbar  oder  mittelbar  voneinander  oder 
von  einer  dritten  Person  abstammen. 

Zur  näheren  Bestimmung  der  Blutsverwandtschaft  kommen  drei 
Momente  in  Betracht:  der  Stammt  (stirps,  stipes,  truncus,  radix),  die 
Linie  (hnea)  und  der  Grad^  (gradus). 

a)  Unter  dem  Stamm  versteht  man  diejenige  Person,  von  welcher 
alle  jene,  um  deren  Verwandtschaft  es  sich  handelt,  direkt  oder  in- 
direkt durch  Zeugung  herkommen. 

b)  Die  Linie  ist  die  geordnete  Reihenfolge  der  Verwandten.  Sie 
zerfällt  in  eine  gerade  (1.  recta)  und  in  eine  Seitenlinie  (1.  obliqua, 
collateralis,  transversa).  Die  gerade  Linie  ist  die  Reihenfolge  der 
direkt  oder  indirekt  voneinander  Abstammenden.  Sie  wird  eingeteilt 
in  die  Linie  der  Aszendenten  (1.  ascendentium,  ascendens,  superior)  und 
in  die  der  Deszendenten  (1.  descendentium,  descendens,  inferior),  je 
nachdem  man  vom  Erzeugten  zum  Erzeuger  aufwärts  oder  vom  Er- 
zeuger zum  Erzeugten  herabsteigt.  Die  Seitenlinie  ist  die  Reihenfolge 
derjenigen  Personen,  welche  nicht  voneinander,  sondern  von  einer 
gemeinsamen  dritten  Person,  einem  gemeinsamen  Stamm  herkommen. 
Sie  zerfällt  in  eine  gleiche  (1.  aequalis)  und  in  eine  ungleiche  (1.  in- 
aequalis),  je  nachdem  die  betreffenden  Verwandten  vom  gemeinsamen 
Stamm  gleich  oder  verschieden  weit  entfernt  sind.  Geschwister,  die 
denselben  Vater  und  dieselbe  Mutter  haben,  nennt  man  vollbürtige 
(einbändige,  germani),  jene,  die  denselben  Vater  oder  dieselbe  Mutter 


'  Auß.  consanguinitas  finden  s.  d.  termini :  cognatio,  parentela.  progenies, 
affinitas,  propinquitas,  proximitas.  Deutsche  Bezeichnungen  t".  d.  Blutsverwandtschaft 
sind:  Magschaft,  Sippe,  Freundschaft. 

*  D.  Verwandtschaft  wird  hierbei  unt.  d.  Bilde  e.  Baumes  gedacht;  so  namentl. 
i.  kan.  Recht. 

^  D.  Römer  gebrauchten  z.  Darstellung  d.  Verwandtschaft  v.  allem  d.  Bild  e. 
Stiege. 


174    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

haben,  halbbürtige  ^  (zweibändige,  unilaterales).  Sie  sind  consanguinei, 
wenn  sie  denselben  Vater,  uterini,  wenn  sie  dieselbe  Mutter  haben. 
Seitenverw^andte,  welche  von  einem  gemeinsamen  männlichen  Stamm 
durch  den  Vater  herkommen,  heißen  Agnaten,  solche,  welche  einen 
gemeinsamen  weiblichen  Stamm  durch  die  Mutter  haben,  Kognaten. 
c)  Der  Grad  ist  der  Abstand  der  verwandten  Personen  von- 
einander,  näherhin  vom   gemeinsamen  Stamm   durch   die   Zeugungen. 

Was  das  Verfahren  bei  Berechnung  der  Grade  betrifft,  so  stellte  sich  das 
römische  Recht  das  Verwandtschaftsverhältnis  unter  dem  Bilde  einer  Stiege 
vor.  Zur  Berechnung  des  Grades  stieg  man  in  der  geraden  Linie  vom  Er- 
zeugten zum  Erzeuger  Stufe  um  Stufe  (gradus)  aufwärts  oder  vom  Erzeuger 
zum  Erzeugten  herab,  in  der  Seitenlinie  von  dem  einen  Verwandten  zum 
gemeinsamen  Stamm  hinauf  und  von  diesem  zum  andern  Verwandten  herab, 
zählte  dann  die  stattgehabten  Zeugungen  zusammen  und  erhielt  so  die  Zahl 
der  Grade  nach  dem  Satz :  tot  sunt  gradus,  quot  generationes,  oder :  tot  sunt 
gradus,  quot  personae  una  dempta,  nämlich  die  des  gemeinsamen  Stammes  -. 

Verschieden  von  der  römischen  Komputation  war  die  germanische  ^  Die 
Deutschen  veranschaulichten  sich  die  Verwandtschaft  durch  das  Bild  des 
Menschen,  der  vom  Haupt  bis  zu  den  Fingerspitzen  sieben  Gelenke  oder  Knie 
(articulus,  genu,  geniculum)  habe.  Gezählt  aber  wurden  die  Grade  nach 
Generationen  oder  Parentelen.  Die  von  einem  Mann  erzeugten  Kinder  sind 
eine  Generation,  deren  Nachkommen  die  zweite  usf.  So  waren  die  Ge- 
schwister in  der  ersten  Generation,  ersten  Parentel,  im  ersten  Gelenk,  ersten 
Knie  oder  ersten  Grad  verwandt,  Geschwisterkinder  im  zweiten  usf.  *  Um 
daher  den  Grad  der  Verwandtschaft  auch  von  zwei  Seitenverwandten  zu 
bestimmen,  zählte  man  nur  vom  gemeinsamen  Stamm  auf  einer  Seite  bis  zu 
einem  dieser  Verwandten  herunter.  War  der  Abstand  der  Verwandten  vom 
Stammvater  gleich  groß,  so  wurde  er  nur  einmal,  war  er  verschieden,  beide- 
mal angegeben. 


'  Unrichtig  ist  es,  solche  Stiefgeschwister  z.  heifsen.  Diese,  zusammengebrachte 
Kinder,  sind  gar  nicht  miteinander  verwandt. 

«  L.  1  3  10,  D.  de  grad.  et  affin,  et  nomin.  eor.  XXXVIIl,   10. 

^  Doch  sind  üb.  d.  deutsche  Verwandtschaftsberechnung  d.  Ansichten  noch  viel- 
fach geteilt.  Üb.  d.  viel,  hier  vorband.  Kontroversen  u.  d.  reiche  Lit. :  H.  Rosin, 
Beiträge  z.  d.  Lehre  v.  d.  Parentelenordnung  u.  Verwandtschaftsberechnung  i. 
deutsch.,  österr.,  jüd.  u.  kan.  R.,  1901;  Scher  er,  KR.  II  296  tf;  Schröder, 
Lehrb.  d.  deutsch.  Rsgschte«*  (1907)  342  if  768  ff. 

*  Zunächst  bestand  ab.  d.  Unterscheidung  v.  Verwandten  d.  engeren  u.  weit. 
Kreises.  Z.  erstereu  gehörten  als  i.  Kopf  u.  Hals  sitzend  Eltern  u.  Kinder; 
letztere  wurden  noch  nicht  als  Grad  gezählt.  D.  Zählung  begann  also  erst  m.  d. 
Schultergelenk,  u.  waren  Geschwisterkinder  i.  erst.  Grad  verwandt.  Später  drang 
d.  Zählung  d.  Kinder  als  erster  Grad  durch.  Synode  v.  Seligenstadt  1022,  c.  11. 
Hartzheim,  Conc.  Germ.  III,  56.  C.  2  (Alex.  II.  a.  1061-1073),  C.  XXXV, 
q.  5.     Dict.  Grat,  ad  c.  21,  C.  XXXV,  q.  2. 


§  143.    Die  leibliche  Verwandtschaft.  175 

Die  Kirche  hat  sich  in  ihrer  Verwandtschaftsberechnung  (computatio 
canonica)  ursprünglich  an  das  römische  Recht  (comp,  civilis)  angelehnt; 
doch  drang  die  germanische  Zählung  (comp.  Germanica)  mehr  und  mehr 
ein  K  Zu  endgültiger  Annahme  verhalf  ihr  Alexander  II.,  indem  er  die  hart- 
näckige Verteidigung  der  römischen  Berechnung,  wie  sie  sich  mit  dem  neu 
auflebenden  römischen  Recht  auftat,  mit  dem  Anathem  bedrohte^.  Ähnlich 
Innozenz  III.  ^ 

Entsprechend  der  geschichtlichen  Entwicklung  lauten  die  Regeln 
für  die  kanonische  Berechnung  der  Grade :  In  der  geraden  Linie  sind 
Personen  im  sovielten  Grade  verwandt,  als  Zeugungen  oder  als  Per- 
sonen mit  Weglassung  des  gemeinsamen  Stammes  vorhanden  sind 
(tot  sunt  gradus,  quot  generationes,  oder:  tot  sunt  gradus,  quod  per- 
sonae  una  dempta).  In  der  gleichen  Seitenlinie  sind  Personen  in  dem 
Grade  verwandt,  in  w^elchem  sie  mit  dem  gemeinsamen  Stamm  ver- 
wandt sind  oder  von  ihm  abstehen  (quot  gradibus  personae  distant 
a  communi  stipite,  tot  gradibus  distant  inter  se).  In  der  ungleichen 
Seitenlinie  sind  Personen  im  sovielten  Grade  verwandt,  in  welchem 
diejenige  von  ihnen  mit  dem  gemeinschaftlichen  Stamm  verwandt  ist, 
welche  von  ihm  die  entferntere  ist  (quot  gratibus  remotior  pars  distat 
a  communi  stipite,  tot  gradibus  distant  inter  se)  *.  Doch  fügt  man  zu 
dem  entfernteren  den  näheren  Grad  hinzu  oder  läßt  den  entfernteren 
durch  den  näheren  Grad  berührt  werden  ^. 

Es  kann  auch  eine  mehrfache  Verwandtschaft  bestehen,  so  wenn 
miteinander    blutsverwandte    Personen    Nachkommenschaft    erzeugen, 


^  M.  Unrecht  bestreitet  Fr  eisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  436  ff,  d.  materielle 
Rezeption  d.  deutsch.  Berechnung  seit,  d,  Kirche. 

2  C.  2,  C.  XXXV,  q.  5.  Einschlägige  Schreiben  v.  Gregor  I.  a.  Augustin  i. 
England  u.  a.  Felix  v.  Messina  (c.  20,  C.  XXXV,  q.  2  3 ;  c.  2,  C.  XXXV,  q.  5) 
sind  i.  ihr.  Echtheit  sehr  bezweifelt:  Scherer,  KR.  II  297-".  Hörmann,  Quasi- 
affinität II  1  (1906),  258  ff.  Wernz-Laurentius,  Jus  decretalium  IV  2  (1912), 
251*".  Namentl.  trug  Pseudoisidor  z.  Verbreitung  d.  german.  Komputation  b. 
(Seh  er  er  a.  a.  0.).  F.  d.  germ.-kanon.  Komputation  trat  besond.  a.  Petrus  Da- 
miani  e.  i.  d.  Schrift:  De  parentelae  gradibus.     Migne,  Patr.  Lat.  CXLV  191  ff. 

3  C.  7,  X  h.  t.  IV,  14.  Z.  geschichtl.  Entwicklung  vgl.  noch:  E.  A.  Th. 
Laspeyres,  Dissertatio  inauguralis  canonicae  computationis  et  nuptiarum  propter 
sanguinis  propinquitatem  ab  ecclesia  christiana  prohibitarum  sistens  historiam,  1824. 
Sägmüller,  E.  Dekretale  d.  Papstes  Paschalis  II.  v.  12.  Mai  fllOl  b.  03)  üb.  d. 
Verbot  d.  Ehe  innerhalb  d.  siebten  Grades  u.  d.  Berechnung  d.  Verwandtschafts- 
grade (Th.  Qsch.  XCV  [1913]  56  ff).  Preisen  a.  a.  0.  406  ff.  Esmein,  Le 
mariage  en  droit  canonique  1  335  ff.     S  c  h  e  r  e  r ,  KR.  II  296  ff. 

*  C.  9,  X  h.  t.  IV,  14. 

*  Man  kann  dies  d.  e.  unechten  Bruch  ausdrücken,  z.  B.  %>  d«  h.  verwandt  i. 
dritten  Grad,  berührend  d.  zweiten. 


176    I^-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

oder  wenn  jemand  mit  mehreren  mit  ihm  blutsverwandten  Personen 
Kinder  zeugt,  oder  wenn  Personen,  die  unter  sich  verwandt  sind, 
andere,  ebenfalls  untereinander  verwandte  ehelichen  ^.  Zur  übersicht- 
lichen Darstellung  der  Verwandtschaftsverhältnisse  bedient  man  sich 
seit  dem  Mittelalter  des  Stammbaumes  2. 

3.  Der  Gründe,  warum  die  Blutsverwandtschaft  ein  trennendes 
Ehehindernis  des  öffentlichen  Rechtes  ist,  sind  mehrere.  Nicht  ist 
ausschlaggebend  das  mosaische  Recht  mit  seinen  Eheverboten;  denn 
die  Kirche  wahrt  sich  demselben  gegenüber  ihre  Selbständigkeit^. 
Vielmehr  ist  einmal  dem  Menschen  eine  natürliche  Scheu  angeboren 
vor  fleischlicher  Vermischung  mit  den  Blutsverwandten,  die  sich  auch 
bei  den  rohesten  Völkern  zeigt*.  Sodann  ist  es  eine  Erfahrungstat- 
sache, daß  aus  Verwandtenehen  unverhältnismäßig  oft  entweder  gar 
keine  oder  körperlich  und  geistig  verkrüppelte  Kinder  hervorgehen  5. 
Ferner  würde  sich  bei  Erlaubtheit  der  Verwandtenehe  leicht  sündhafte 
Begierlichkeit  unter  die  Familienglieder  einschleichen^.  Der  wichtigste 
Grund  ist  der  soziale.  Es  soll  nämlich,  wie  Augustinus^  sagt, 
durch  das  Verbot  der  Ehe  unter  Blutsverwandten  dem  Egoismus  ge- 
steuert und  das  Band  der  Liebe  um  möglichst  viele  Familien  ge- 
schlungen werden. 

4.  Was  den  Umfang  des  Ehehindernisses  der  Blutsverwandtschaft  be- 
trifft,    so    war    im   mosaischen    Recht   ausdrücklich   verboten    die    Ehe    mit 


^  J.  Müllendorf,  Methode  z.  Auffindung  d.  Ehehindern,  b.  mehrfacher  Bluts- 
verwandtschaft, 1888. 

2  C.  2,  §  7,  C.  XXXV,  q.  5:  „pictura  arboris".  0.  Lorenz,  Lehrb.  d.  ge- 
schichtswiss.  Genealogie  (1898)  77  ff.  M.  Conrat  (Colin),  Arbor  juris  d.  früheren 
MAs  m.  eigenartiger  Komputation  (A.  d,  Anhang  z.  d.  Abh.  d.  königl.  Preuß.  Akad. 
d.  Wiss.  V.  Jahre  1909),  1909.  Üb.  Verfasser  v.  Arbores  consanguinitatis  et  affinitatis 
vgl.   a.  Schulte,  Gesch.  d.  Quell,  u.  Lit.  d.  kau.  Rs  II  (1877)  508. 

8  Vgl.  ob.  S.  136,  A.  2. 

*  L.  14,  §  2,  D.  de  rit.  nupt.  XXIII,  2.  A.  Scheurl,  D.  gem.  deutsch.  ER. 
(1882)  184  ff.  E.  Wester  mark,  Gesch.  d.  menschl.  Ehe.  A.  d.  Engl,  übers. 
(1893)  289  ff.     F.  Ratzel,  Völkerkunde  P  (1894)   110  f. 

^  C.  20  (Greg.  I.?),  C.  XXXV,  q.  2  3.  Thom.  A  q. ,  Summa  theol.  Suppl. 
q.  54,  a.  3.  Reiche  Lit.  f.  u.  geg.  b.:  Schere  r,  KR.  II  301  <^  Schnitzer, 
Kath.  ER.  376».  Vgl.  a. :  S  chi  1 1  er- Ti  e  tz  ,  Folgen,  Bedeutung  u.  Wesen  d. 
Blutsverwandtschaft  (Inzucht)  i.  Menschen-,  Tier-  u.  Pfianzenleben  *  (1892)  64  ff 
[Entschieden  f.  Schädlichkeit].  F.  P  ei  pars,  Konsanguinität  i.  d.  Ehe  u.  der.  Folgen 
f.  d.  Deszendenz,  1902.  E.  Fe  er,  D.  Einfluß  d.  Blutsverwandtschaft  d.  Eltern  a. 
d.  Kinder,  1907.  [F.  d.  Schädlichkeit.  M.  reich.  Liter.J  Lit.  f.  Unschädlichkeit 
Friedberg,  KR.''  446^*.     D.  Volksmund  sagt:  Nahes  Blut  tut  nicht  gut. 

^  Thom.  Aq.,  Summa  theol.  2,  2,  q.  154,  a.  9.     Suppl.  q.  54,  a.  3. 

'  De  civitatc  Dei  1.  XV,  c.  16.  Ist  c.  un.  C.  XXXV,  q.  1.  Thom.  Aq.  a.  a.  0. 
Haring,  KR.  470,  unterschätzt  dies.  Grund. 


§  143.    Die  leibliche  Verwandtschaft.  177 

der  Mutter ,  Schwester ,  Enkelin  und  Tante  ^  Doch  sind  die  Verwandten- 
ehen allgemein  verboten  ^.  Bei  den  Griechen  war  sogar  die  Ehe  mit  der 
Schwester  erlaubt,  falls  sie  nicht  von  der  gleichen  Mutter  stammte.  Im 
römischen  Recht  war  verboten  die  Ehe  zwischen  Aszendenten  und  Deszen- 
denten ^,  zwischen  den  Geschwistern  *,  zwischen  Personen,  bei  welchen  ein 
respectus  parentelae  bestand,  wie  zwaschen  Onkel  und  Nichte,  Tante  und 
Neffe  ^  Die  Ehen  zwischen  Geschwisterkindern,  die  vorher  erlaubt  gewesen, 
hat  Theodosius  d.  Gr.  verboten.  Justinian  aber  erlaubte  sie  wieder  nach 
dem  Vorgang  von  Arcadius  und  Honorius  ^.  Die  Kirche  schloß  sich  zunächst 
an  das  mosaische  und  das  römische  Eecht  an,  suchte  aber  bald  die  Ver- 
wandtenehen noch  mehr  einzuschränken.  Schon  im  6.  Jahrhundert  wurden 
die  Ehen  zwischen  Geschwisterkindern  und  Geschwisterenkeln  verboten ",  ja 
die  Ehe  unter  Verwandten  überhaupt  ^  Damit  war  die  Ehe  innerhalb  von 
sieben  Graden  verboten;  bis  zum  siebten  Grade  nämlich  berechneten  die  Ver- 
wandtschaft das  römische  Eecht  für  die  Erbfolge  ^  und  eine  Reihe  germanischer 
Rechte  ^°.  Das  ließ  sich  aber  bei  den  Germanen  schwer  durchführen,  weil 
sie  mit  Vorliebe  innerhalb  der  Sippe  heirateten  und  bei  ihrer  Komputation  in 
der  Seitenlinie  sich  die  Zahl  der  verbotenen  Grade  verdoppelte.  Daher  war 
in  Deutschland  bis  in  das  9.  Jahrhundert  herein  der  vierte  Grad  in  der  Regel 
die  Grenze  des  Eheverbots  ^ '.  Allein  in  Rom  hielt  man  entschieden  und  mit 
endgültigem  Erfolg  daran  fest,  daß  sich  Verwandte  nicht  ehelichen  dürften  '-. 


>  Lv  18,  7  ff;  20,  17  ff.  Dt  27,  22  ff.  D.  analogen  Verbote  f.  d.  Frauen  er- 
geben s.  V.  selbst. 

2  Lv  18,  6.  3  L    53,  D.  de  rit.  nupt.  XXIII.  2. 

*  L.  8,  D.  de  rit.  nupt.  XXIII,  2. 

"  L.  39,  D.  de  rit.  nupt.  XXIII,  2.    F.Triebs.  Studien  z.  Lex  Dei  II  (1907)  llOff. 

«  L.  19,  C.  de  nupt.  V,  4.     §  4,  I.  de  nupt.  I,  10. 

"  Syn.  V.  Epao  a.  517,  c.  30.  Ist  c.  8,  C.  XXXV,  q.  2  3.  Syn.  v.  Clermont 
8.  535,  c.  12.     Syn.  v.  Orleans  a.  538,  c.  11.     Ed.  Maaßen  26  68  76. 

«  Syn.  II  V.  Toledo  a.  527,  c.  5.     Bruns,  Canones  I  209. 

^  L.  10,  D.  de  gradib.  et  affin.  XXXVIII,  10.  L.  1,  §  3,  D.  unde  cognati 
XXXVIII,  8.     §  5,  I.  de  success.  cognat.  III,  5. 

"  Lex  Bajuw.  t.  15,  c.  10.  Lex  Langob.  II,  14,  1  (Edict.  Rotharis  153).  Lex 
Visig.  1.  IV,  t.  2,  c.  11. 

**  Syn.  V.  Verberie  a.  756,  c.  1.  Ed.  Boretius  I  40.  Syn.  v.  Mainz  a.  813. 
c.  54  (c.  21.  C.  XXXV,  q.  2  3);  a.  847,  c.  30.    Harduin,  Acta  Conc.  IV  1016;  V  14. 

'*  Gregor  I.  soll  d.  Angelsachsen  d.  Ehe  unt.  Geschwisterenkeln  erlaubt  haben. 
C.  20,  C.  XXXV,  q.  2  3.  C.  2,  C.  XXXV,  q.  5.  Vgl.  ab.  ob.  S.  175,  A.  2  üb.  d. 
Verdächtigkeit  dies.  Briefe.  Gregor  II.  antwortete  726  d.  hl.  Bonifatius,  daß  d. 
Deutschen  s.  post  quartam  generationem  ehelichen  dürften.  Jaffe,  Mon,  Mogunt. 
88.  Dageg.  verbieten  d.  Ehe  unt.  allen  Verwandten:  Gregor  II.  a.  d.  Syn.  v.  Rom 
a.  721,  c.  9  (Harduin  a.  a.  0.  III  1865):  Gregor  IIL  a.  782  (c.  16,  C.  XXXV, 
q.  2  3);  Zacharias  a.  d.  Syn.  v.  Rom  a.  743,  c.  6  (A,  J.  Nürnberger,  D.  röm. 
Syn.  V.  Jahre  743  [1898]  10) ;  Leo  III.  a.  800  a.  d.  bayr.  Bischöfe  unt.  Berufung 
a.  d.  Sabbatruhe  (Th.  Kleinmayern,  Nachrichten  v.  Juvavia,  Salzb.  1784,  Anh. 
59);   Nikol.  L  Ad  Bulgar.  c.  39.  a.  866    (Harduin  a.  a.  0.  V  366);  Nikol.  IL  a. 

SägmüUer,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    II.    'S.  Aufl.  12 


178    IV.  Buch.    Die  VerwaltuDg  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

Aber  die  Durchführung  des  Verbots  war  besonders  wegen  des  Beweises  der 
Verwandtschaft  in  den  entfernteren  Graden  so  gut  wie  unmöglich  ^  Daher 
beschränkte  Innozenz  III.  das  Ehehindernis  der  Blutsverwandtschaft  auf  den 
vierten  Grad  einschließlich  '^.     Das  Tridentinum  hielt  hieran  fest  ^. 

Nach  geltendem  Recht  bildet  die  Blutsverwandtschaft  in  gerader 
Linie  ein  trennendes  öffentlich-rechtliches  Ehehindernis  in  infinitum, 
auf  der  Seitenlinie  bis  zum  vierten  Grad  einschließlich.  Wenn  aber 
in  der  ungleichen  Seitenlinie  der  eine  Teil  vom  gemeinsamen  Stamm 
weiter  als  vier  Grade  entfernt  ist,  so  hindert  der  Umstand,  daß  der 
andere  Teil  in  irgend  einem  der  verbotenen  Grade  sich  befindet,  die 
Ehe  nicht*.  Da  das  Impediment  ein  öffentlich-rechtliches  ist,  so  hat 
der  kirchliche  Richter  von  Amts  wegen  einzuschreiten.  Die  excom- 
municatio  latae  sententiae,  die  auf  der  bewußten  Schließung  einer  Ehe 
innerhalb  der  verbotenen  Grade  lag,  ist  aufgehoben  5. 

5.  Das  Ehehindernis  der  Blutsverwandtschaft  beruht  im  ersten 
Grad  der  geraden  Linie,  also  zwischen  Vater  und  Tochter,  Mutter 
und  Sohn,  sicher  auf  dem  Naturrecht.  Auf  den  weiteren  Graden  der 
geraden  Linie  ist  das  Verbot  nicht  ebenso  bestimmt  ein  naturrecht- 
liches. Noch  mehr  bestritten  ist  unter  Hinweis  auf  die  ursprüngliche 
Notwendigkeit  der  Verehelichung  von  Bruder  und  Schwester,  daß  das 
Ehehindernis   im  ersten  Grad  der  Seitenlinie,   also   zwischen  den  Ge- 


d.  Syn.  V.  Rom  a.  1059,  c.  11  (Ebd.  VI  1,  1063);  Lateransyn.  1  a.  1123,  c.  5;  a. 
1139,  c.  17  (Ebd.  VI  2,  1111  1211;  lies:  2011  2111).  Z.  Durchführung  d.  Imped. 
i.  dies.  Umfang  trug  namentl.  wied.  b.  Pseudoisidor.  Scher  er,  KR.  II  294*'. 
Vgl.  ob.  S.  175,  A.  2.  Es  scheint  nicht  begründet  z.  sein,  Gregor  IL  u.  Gregor  III. 
i.  Gegensatz  z.  Zacharias  z.  bringen,  wie  z.  B.  Weruz -Lauren  tiu  s,  Jus  decre- 
talium  IV  2  (1912),  254  f,  es  tut. 

'  D.  kirchl.  Richter  mußte  b.  d.  Nichtbeweisbarkeit  vielfach  dissimulieren ; 
einzelnen  Völkern  wurden  allgemeine  Dispensen  v.  einigen  Graden  gewährt:  d.  ent- 
fernteren Grade  wurden    nur   als  verbietend    betrachtet.     Seh  er  er,   KR.  II  295  f. 

-  C.  8,  X  h.  t.  IV,  14.  Innoz.  beruft  s.  a.  d.  quatuor  humores  i.  menschl. 
Körper,  entsprechend  d.  vier  Elementen. 

^  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  5.  Schon  a.  d.  Trid.  wurde  Reduktion  gewünscht. 
Th  einer,  Acta  genuina  Conc.  Trid.  II  336  f  842  ff.  —  Z.  ganz.  Entwicklung: 
Kreisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  374  ff;  Esmein,  Lo  mariage  en  droit  canonique 
1  335  ff;  Scherer,  KR.  II  292  ff. 

*  C.  9,  X  h.  t.  IV,    14.     Greg.  IX.  gestattete   d.  Ehe   zunächst  f.  d.  Fall,  daß 

e.  Teil  i.  fünften,  d.  andere  i.  vierten  Grad  v.  gemeinsamen  Stamm  absteht.  D. 
Praxis  hat  d.  i,  angegeb.  Sinne  ausgedehnt. 

^  D.  Bulle  „Apostolicae  Scdis  moderationi"  v.  12.  Okt.  1869  tut  d.  Exkomm. 
keine  Erwähnung  mehr.  Es  sollen  ab.  diejenigen ,  d.  bewußterweise  innerli.  d. 
verbot,  (irade  e.  Ehe  schließen  od.  gar  konsummieren,  keine  Hoffnung  a.  Dispens 
haben.     Trid.  sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  5. 


§  144.    Die  geistliche  Verwandtschaft.  179 

schwistern,  auf  dem  Naturrecht  beruhet  Jedenfalls  hat  die  Kirche 
nie  davon,  selbst  bei  Halbgeschwistern,  dispensiert  2.  In  den  weiteren 
Graden  beruht  das  Hindernis  sicher  auf  kirchlichem  Recht.  Die  Kirche 
machte  hier  auch  stets  von  ihrer  Dispensationsgewalt  ausgedehnten 
Gebrauch.  Nach  dem  Tridentinum  soll  jedoch  im  zweiten  Grad  nie  dis- 
pensiert werden,  außer  bei  Fürsten  und  im  öffentlichen  Interesse  ^.  Im 
dritten  und  vierten  Grad  wird  aber  heutzutage  so  häufig  dispensiert, 
daß  die  Stimmen,  welche  für  eine  Reduktion  des  Impediments  auch 
mit  Rücksicht  auf  die  hierin  sehr  weitgehende  moderne  Zivilgesetz- 
gebung plädieren,  sicher  sehr  beachtenswert  sind*. 

§  144. 
Die  geistliche  Verwaudtschaft. 

Decr.  Grat.  C.  XXX,  q.  1 — 4.  Decr.  Greg.  ]X.  1.  IV,  t.  11  de  cognat.  spirit. 
Lib.  sext.  IV,  3. 

Alt.  Lit.b.  Scherer,  KR.  II  313.  Sanchez  1.  VlI,  disp.  54 ff.  —  F.  La ur in, 
D.  geistl.  Vei-wandtsch.  i.  ihr.  geschichtl.  Entwicklung  b.  z.  Rechte  d.  Gegenwart 
(A.  f.  k.  KR.  XV  [1866]  216  ffj. 

Durch  die  Taufe  wird  der  Mensch  zu  einem  übernatürlichen  Leben 
wiedergeboren».  Daraus  ergab  sich  leicht  die  Anschauung,  daß  alle 
bei  Spendung  der  Taufe  in  besonderer  Weise  Beteiligten  die  geist- 
lichen Eltern  des  Täuflings,  dieser  aber  ihr  geistliches  Kind  sei^, 
daß  daher  zwischen  diesen  Personen  eine  geistliche  Verwandtschaft 
(cognatio  spiritualis)  bestehe  und  daß  zwischen  den  geistlichen  Eltern 


»  Scheier,  KR.  II  301*'.  Schnitzer,  Kath.  ER.  395  f.  San ti-Lei tner, 
Praelectiones  jur.  can.  ^  IV  243  f.  Leitner,  Lehrb.  d.  kath.  ERs^  204.  Fesch, 
Praelectiones  dogmaticae  VII '  425  f.  Lehm  kühl,  Theo!,  moral.  **  II  570  f.  Vgl. 
a.  H.  d' A rbois  de  JubainviUe,  Le  mariage  avec  la  soeur  consanguine  (Nouv. 
Rev.  bist,  de  droit  fran?.  et  etrang.  XXVIII  [1904]  91  ffj. 

2  C.  8,  X  de  divort.  IV,  19.  S.  C.  Conc.  14.  Dez.  1793.  Richter-Schulte, 
Conc.  Trid.  p.  261,  n.  98.  '  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  5. 

*  Üb.  Vorschläge  a.  d.  Vatic. :  H.  Gerlach,  De  rebus  quibiisdam  ad  Concilium 
generale  pertinentibus  (A.  f.  k.  KR.  XXUI  [1870]  169  flf).  Ders.,  D.  allgem. 
Konzil  u.  d.  kath.  ER.  (Ebd.  317  ff).  Ders.,  Revision  d.  kath.  Ehegesetzgebung 
(Katholik  1872,  II  667  ff),  geg.  Hirse  hei,  D.  Vorschläge  z.  Verbess.  d.  kirchl. 
Ehegesetzgeb.  d.  d.  allgem.  Konzil  (Ebd.  50  ff).  A.  Villi  en,  Les  reforraes  du 
droit  canonique  et  les  Postulata  du  Concile  du  Vatican  (Canoniste  cont.  XXIX 
[1906]  65  ff).  Scher  er,  KR.  II  97^'.  Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  137  ff. 
Granderat h -Kirch,  Gesch.  d.  Vatik.  Konzils  I  436  ö".  —  A.  Rösch,  Z.  be- 
absichtigten Reduktion  d.  Ehehindernisse  d.  Blutsverwandtschaft  u.  Schwägerschaft 
a.  d.  näher.  Grade  (A.  f.  k.  KR.  XC  [1910]  323  ffj. 

*  Jo  3,  5,  .  6  1  Kor  4,  14  ff'. 

12* 


180    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

und  dem  geistlichen  Kinde  eine  Ehe  geradeso  ausgeschlossen  sei 
wie  zwischen  den  leiblichen  Eltern  und  leiblichen  Kindern:  Ehe- 
hindernis der  geistlichen  Verwandtschaft,  impedimentum  cognationis 
spiritualis. 

Solange  und  soweit  die  Taufe  ursprünglich  nur  den  Erwachsenen  ge- 
spendet wurde,  waren  Paten  andern  Geschlechts  ausgeschlossen.  Seitdem 
aber  die  Kindertaufe  mehr  in  Gebrauch  kam  und  auch  Paten  andern  Ge- 
schlechts hierbei  zugezogen  wurden,  wurde  es  Sitte,  die  Ehe  zwischen  dem 
Täufer  und  den  Paten  einer-  und  dem  Täufling  anderseits  zu  vermeiden. 
Dementsprechend  verbot  Justinian  530  die  Ehe  zwischen  dem  Paten  und  dem 
Täufling  \  Das  Trullanum  692  untersagte  die  Ehe  zwischen  dem  Paten  und 
den  Eltern  des  Täuflings  ^.  Im  weiteren  erhielt  das  Impediment  in  der 
orientalischen  Kirche  die  gleiche  Ausdehnung  wie  das  aus  der  Blutsverwandt- 
schaft, entstand  aber  nicht  aus  der  Firmung,  da  dort  Taufe  und  Firmung 
zugleich  gespendet  werden.  Im  Abendland  erscheint  das  Impediment  im 
8.  Jahrhundert,  und  zwar  auch  aus  der  Firmung  ^  Dasselbe  nahm  in  der 
Folge  daselbst  ebenfalls  eine  große  Ausdehnung  an*.  Vergebens  suchten 
Partikularsynoden    dasselbe    einzuschränken  ^.     Erst   das    Tridentinum    nahm 


»  L.  26,  C.  de  nupt.  V,  4. 

2  C.  53.     Lauchert,  D.  Kanones  usw.  123. 

3  Syn.  V.  Rom  a.  721,  c.  4;  a.  743,  c.  5.  Harduin,  Acta  Conc.  III  1865  1928. 
Stephan!  II.  Ep.  ad  monach.  a.  754,  c.  4.     Harduin  a.  a.  0.  111  1986. 

*  Weg.  paternitas  spiritualis  war  d.  Ehe  verboten  zwisch.  d.  Täufling  u.  d. 
Täufer,  zwisch.  d.  Täufling  od.  Firmling  u.  d.  Paten.  Ja  man  sprach  a.  v.  paternitas 
indirecta  zw.  d.  Täufling  od.  Firmling  u.  d.  Gatten  d.  Täufers  od.  d.  Paten,  falls  diese 
i.  vollzog.  Ehe  lebten  (c.  1  in  VP°  h.  t.  IV,  3).  Weg.  compaternitas,  commaternitas 
spiritualis  war  d.  Ehe  verboten  zw.  d.  Täufer  u.  d.  Paten  einer-  u.  d.  leibl.  Eltern 
d.  Täuflings  anderseits.  U.  a.  hier  redete  man  v.  e.  compaternitas  indirecta,  e, 
Ehehindern,  zw.  d.  Gatten  d.  Täufers  od.  d.  Paten  u.  d.  Eltern  d.  Pateukindes  (c.  4, 
X  h.  t.  IV,  11).  Endlich  war  weg.  fraternitas  spiritualis  d.  Ehe  verboten  zw.  d. 
Täufling  bzw.  Firmling  u.  d.  Kindern  d.  Täufers  u.  d.  Paten  (c.  8,  X  h.  t.  IV,   11; 

c.  1  in  Vr^  h.  t.  IV,  3).  D.  Schwierigkeiten  wurden  noch  gesteigert  d.  d.  Ge- 
brauch, viele  Paten  beizuziehen.  Immerhin  wurden  d.  Paten  nicht  untereinander 
selber  verwandt.  D.  Zweifel,  ob  d.  Hindernis  nicht  a.  a.  d.  d.  Taufe  vorangehenden 
Zeremonien,  namentl.  ab.  a.  d.  Unterweisung  d.  Katechumenen  i.  d.  Heilswahrheiten 
entstehe,  wurde  d.  Bonif.  VIII.  gehoben:  es  solle  nur  e.  aufschiebend.  Hindern, 
entstehen  (c.  2  in  VI*"  h.  t.  IV,  3).  —  Z.  geschichtl.  Entwicklung  vgl.:  Schulte, 
Handb.  d.  kath.  ERs  188  ff :  Fraisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  507  ff ;  Esniein,  Le 
mariage  en  droit  canonique  I  3G2  ff;  II  261  ff ;  Seh  er  er,  KR.  II  313  ff.  F.  GiU- 
mann,  D.  Ehehindernis  d.  gegenseit.  geistl.  Verwandtschaft  d.  Paten  (A.  f.  k.  KK. 
LXXXVl  [1906]  688  ff).     Ders. ,  D.  Ehehindern,  d.  gegenseit.  geistl.  Verwandtschaft 

d.  Paten  b.  Simon  de  Bisiniano  (Ebd.  LXXXVllI  [1908]  556;  [a.  sep.]).  Der.s.. 
D.  Khehindern.  d.  geistl.  Verwandtschaft  a.  d.  Buße  (Ebd.  XC  [1910]  236  tf: 
[a.  sep  ]). 

*  Namentl.  d.  Verbot  v.  vielen  Baten.     Schulte  a.  a.  0.  192. 


§  144.    Die  geistliche  Verwandtschafc.  181 

weitgehende   Beschränkungen  vor,    und  auf  seinen  Verordnungen  beruht  das 
heutige  Recht  ^ 

Danach  tritt  das  Impediment  der  geistlichen  Verwandtschaft  nur 
mehr  ein  zwischen  dem  Taufenden  und  dem  Taufpaten,  dem  Firmenden 
und  dem  Firmpaten  einer-,  dem  Täufling  und  Firmling  sowie  deren 
Eltern  anderseits  2.  Es  kann  auch  eine  mehrfache  geistliche  Ver- 
wandtschaft entstehen,  wenn  jemand  bei  demselben  Kinde  zugleich 
Tauf-  und  Firmpate  ist,  wenn  jemand  bei  einem  Kinde  Tauf-  und 
bei  einem  andern  Kinde  derselben  Eltern  Firmpate  ist,  endlich  w^enn 
zwei  Elternpaare  einander  gegenseitig  zu  Gevatter  stehen.  Dagegen 
entsteht  keine  mehrfache  geistliche  Verwandtschaft,  wenn  jemand 
in  derselben  Familie  wiederholt  Tauf-  oder  wiederholt  Firmpate  ist  ^. 
Um  der  Ausdehnung  des  Impediments  zu  steuern,  hat  das  Tridentinum 
auch  bestimmt,  daß  nur  ein  Pate,  und  zwar  wo  möglich  vom  Geschlechte 
des  Täuflings,  oder  höchstens  zwei  verschiedenen  Geschlechts  beige- 
zogen werden  sollen*.  Das  Hindernis  der  geistlichen  Verwandtschaft 
ist  ein  öffentlich-rechtliches.  Daher  hat  der  kirchliche  Richter  von 
Amts  wegen  einzuschreiten.  Es  ist  ferner  juris  ecclesiastici  und  könnte 
daher  noch  mehr  beschränkt  oder  auch  ganz  aufgehoben  werden^. 
Ungetaufte  werden  davon  nicht  berührt. 

Soll  aber  das  Hindernis  der  geistlichen  Verwandtschaft  wirklich 
eintreten,  so  muß  der  Tauf-  und  Firmpate  selbst  getauft  und  gefirmt 
sein  ß.  Sodann  muß  der  Pate  von  den  hierzu  Berechtigten,  den  Eltern, 
eventuell  dem  Pfarrer  ausdrücklich  als  solcher  bezeichnet  sein,  muß 
Pate  sein  wollen  und  als  solcher  irgendwie  bei  der  Taufe  tätig  sein ''. 
Nicht  wird  verwandt   der  bloße  Taufzeuge  "^  oder  der  bloße  Stellver- 


'  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  2. 

2  D.  ist  ausgedrückt  i.  d.  Memorialversen : 

Baptizans :  baptizatus  baptizatique  parentes ; 
Levans :  levatus  levatique  parentes. 

Confirmans  :  confirmatus  confirmatique  parentes  ; 
Ligans :  ligatus  ligatique  parentes. 

'  C.  S.  Off.  29.  April  1894. 

*  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  2.  Wenn  trotzdem  mehrere  Paten  zugezogen 
würden,  würden  sie  alle  d.  geistl.  Verwandtschaft  inkurrieren. 

^  Üb.  weitgehende  Anträge    a.  d.  V^atic. :  Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  137. 

«  S.  C.  Conc.  13.  Juni  1654. 

'  Daß  er  d.  Berührung  gerade  während  d.  Begießung  vornelune,  ist  nicht  ver- 
langt. S.  C.  Conc.  20.  Dez.  1653.  Vgl.  ob.  S.  27.  Wernz-Lauren  tius,  Jus 
decretalium  IV  2  (1912),  368««. 

'  S.  C.  Conc.  5.  März  1597. 


182    I^  •  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt,    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

treter  des  Taufpaten  oder  Firmpaten  ^  Ferner  muß  die  Taufe  wirk- 
lich gespendet  werden.  Kein  Impediment  entsteht  aus  bloßer  Nach- 
holung der  Zeremonien  2;  dagegen  wohl  immer  bei  bedingter  Taufe, 
denn  hier  steht  die  Präsumtion  für  wirkliche  Spendung  der  Taufe, 
w^eil  sonst  doch  keine  Wiederholung  stattfände^.  Würden  Paten  bei 
einer  Nottaufe  beigezogen,  so  entstände  das  Hindernis^.  Die  Kon- 
troverse, ob  dasselbe  zwischen  ehelichen  Eltern  eintrete,  die  ihr  eigenes 
Kind  taufen,  sei  es  aus  Not  oder  Unwissenheit  oder  Bosheit,  hat 
Alexander  III.  im  verneinenden  Sinn  entschieden  °.  Dagegen  entsteht 
die  geistliche  Verw^andtschaft  aus  der  Taufe  oder  Patenschaft  bei  un- 
ehelichen Eltern  6. 

§  145. 
Die  gesetzliche  Verwandtschaft. 

Decr.  Grat.  C.  XXX,  q.  3.     Decr.  Greg.  IX.  1.  IV,  t.  12  de  cognat.  legal. 

Alt.  Lit.  b.  Seh  er  er,  KR.  II  321.  Sanchez  I.  VII,  disp.  63.  —  J.  J.  Lang, 
Üb.  d.  Ehehindernis  d.  sog.  bürgerl.  od.  gesetzl.  Verwandtsch.  ( A.  f.  Zivilist.  Praxis 
XXI  [1838]  288  flf).  H.  Lämmer,  Üb.  d.  Ehehindern,  d.  gesetzl.  Verwandtsch. 
u.  d.  Dispensation  v.  demselben  (A.  f.  k.  KR.  X  [1863]  363  ff).  F.  Laurin,  D. 
Ehehindern,  d.  bürgerl.  od.  gesetzl.  Verwandtsch.  (A.  f.  k.  KR.  XIX  [1868]  193  ffj. 
A.  M.  Bondini,    De  adoptionibus,    quatenus  libertatem  nuptiarum  adimunt,    1905. 

Das  römische  Recht  kannte  eine  doppelte  Art  von  Annahme  an  Kindes 
Statt,  von  Adoption  (adoptio).  In  der  Arrogation  (arrogatio)  wurde  eine 
bereits  der  väterlichen  Gewalt  entwachsene,  selbständige  Person,  ein  homo 
sui  juris,  mit  allen  Rechten  und  Pflichten  eines  ehelichen  Kindes  in  die 
Familie  des  Adoptierenden,  der  nur  ein  Mann  sein  konnte,  aufgenommen,  so 
daß  er  gesetzlicher  Noterbe  des  Adoptierenden  ab  intestato  wie  Erbe  ex 
testamento  wurde.  AVar  in  solcher  Weise  der  an  Kindes  Statt  Angenommene 
eine  noch  unter  väterlicher  Gewalt  stehende  Person,  ein  filius  familias,  so 
hieß  der  Akt  adoptio  plena  (perfecta).  In  der  adoptio  minus  plena  (imper- 
fecta)  wurde   jemand,    der    sich    noch    in    väterlicher    Gewalt    befand    (tilius 


*  S.  C.  Conc.  15.  März  1631.  R  i  ch  t  er-S  chu  1  te,  Conc.  Trid.  p.  266,  n.  105. 
S.  C.  Conc.  11.  Juni  1881. 

'  S.  C.  Conc.  18.  April  1669;  16.  Mai  1711.  R  i  ch  ter- Sc  hn  1 1  o  a.  a.  0. 
p.  266,  n.  106. 

3  Aiph.  Liguori,  Theol.  moral.  1.  V,  n.  151.  L  e  h  m  k  ii  h  1 ,  Theol.  moral.  •* 
II  572. 

*  S.  C.  Conc.  17.  April  1603;  29.  Mai  1677;  5.  März  1678.  F.  Laurin,  D. 
gei.stl.  Verwandtsch.  u.  d.  Privattaufe   (A.  f.  k.  KR.  LV  [1886]  369  0). 

*  C.  2,  X  h.  t.  IV,  II.  ("b.  (i.  Kontroverse:  Sancliez  I.  IX.,  disp.  26; 
Scherer,  KR.  11  319  f. 

•^  l  b.  richtige  Interpretation  d.  biscIiöH.  DispensfakuUäten  :  W  e  rn  z  -  L  a  u  r  e  n- 
tius,  .Jus  decrotalium  IV  2  (1912).  3711. 


§  145.    Die  gesetzliche  Verwandtschaft.  183 

familias),  zwar  auch  an  Kindes  Statt  angenommen,  aber  so,  daß  er  nicht  in 
die  Familie  des  Adoptierenden  überging  und  nur  gesetzlicher  Intestaterbe, 
aber  nicht  Noterbe  des  Adoptierenden  wurde  \  Eine  ganz  natürliche  Folge 
dieser  gesetzlichen  Annahme  an  Kindes  Statt  war  die  gesetzliche  Verwandt- 
schaft als  trennendes  und  öffentliches  Ehehindernis :  impedimentum  cognationis 
legalis.  Der  Adoptierte  konnte  mit  allen  jenen  Personen  keine  Ehe  schließen, 
mit  welchen  er  keine  solche  hätte  schließen  können,  wenn  er  in  die  be- 
treifende Familie  wäre  hineingeboren  worden,  in  welche  er  tatsächlich  nur 
adoptiert  worden  war-. 

Bei  der  Bedeutung  des  römischen  Rechts  für  das  kanonische  akzeptierte 
die  Kirche  nachweisbar  seit  Nikolaus  I.  das  zivilrechtliche  Ehehindernis  der 
gesetzlichen  Verwandtschaft  ebenfalls  als  ein  trennendes  und  öffentlich-recht- 
liches ^  Das  tat  sie  aber  nur  im  allgemeinen  \  Daher  ist  hier  das  meiste 
der  Doktrin  überlassen  und  vieles  recht  unsicher.  So  besteht  auch  hier  die 
Frage,  ob  die  adoptio  minus  plena  ein  Impediment  sei.  Sie  dürfte  zu  bejahen 
sein  ^  Sodann  ist  fraglich ,  ob  das  Impediment  in  seinem  ganzen  Umfang 
aus  dem  römischen  in  das  kirchliche  Recht  überging.  Es  herrschte  hierin 
stets  eine  beschränkende  Tendenz,  und  die  Kanonisten  statuierten  nach- 
folgenden Umfang.  Die  Ehe  ist  verboten  zwischen  dem  Adoptierenden  einer- 
seits und  dem  Adoptierten  samt  dessen  zur  Zeit  der  Adoption  unter  seiner 
väterlichen  Gewalt  befindlichen  Deszendenz  anderseits  (paternitas  legalis)  ^, 
sodann  zwischen  dem  Adoptierten  einerseits  und  den  ehelichen,  zur  Zeit  der 
Adoption  unter  der  väterlichen  Gewalt  des  Adoptierenden  stehenden  Kindern 
anderseits  (fraternitas  legalis) '',  endlich  zwischen  dem  Adoptierenden  und  der 
Frau  des  Adoptierten  und  dem  Adoptierten  und  der  Frau  des  Adoptierenden 
(affinitas  legalis)  ^  Die  Adoption  erlischt  durch  den  Tod  eines  Teiles  sowie 
durch    Emanzipation    des    Adoptierten  ^      Ist    dieselbe    durch    den    Tod    des 

^  F.  Vering,  Gesch.  u.  Pandekten  d.  röm.  u.  heutig.  Privatrechts ^  (1887) 
692  ff.     L.  Arndts,  Lehrb.  d.  Pandekten»*  (1893)  820  ff. 

2  E.  genaue  Aufzählung  d.  verbotenen  Ehen  b.  Schulte,  Handb.  d.  kath. 
ERs  184 ff:  Laurin  a.  a.  0.  197  ff.  E.  Frage  ist,  ob  d.  Impediment  a.  a.  d.  adoptio 
minus  plena  entstand.  Daf,  sind  u.  a. :  Lang  a.  a.  0.  419  ff;  Ri  chter-Do  ve- 
Kahl,  KR.  1098^  Scherer,  KR.  II  323  f.  Dageg.  u.  a. :  Laurin  a.  a.  0. 
208ff;  Groß,  Lehrb.  d.  kath.  KRs^  309.—  Üb.  Adoption  i.  germ.  Recht:  Schröder, 
Lehrb.  d.  deutsch.  Rsgschte^  (1907)  337  497  765. 

^  Üb.  d.  Geschichtl. :  Fr  eisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  555  ff;  Esmein,  Le 
raariage  en  droit  canonique  I  357  ff;  We  rnz -Laurentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912), 
333  ff. 

*  C.  1  (Nikol.  I.  a.  866),  C.  XXX,  q.  3.     C.  un.  X  h.  t.  IV,  12. 

^  M.  Rücksicht  a.  d.  üb.  d.  röm.  R.  Gesagte.  So  Scher  er,  KR.  II  323  f ;  Wernz- 
Laurentius  a.a.O.  IV  2  (1912),  340^°.  Anders  Schnitzer,  Kath.  ER.  432  f; 
Laurentius,  Institutiones ^  535  f. 

«  §  1,  I.  de  nupt.  L  10.     L.  55,  D.  de  rit.  nupt.  XXIIl,  2. 

'  §  2,  I.  de  nupt.  I,  10.     L.  17,  D.  de  rit.  nupt.  XXIII,  2. 

»  L.  23,  D.  de  adopt.  I.  7.     L.  14,  D.  de  rit.  nupt.  XXIH,  2. 

••'  L.  9,  C.  de  adopt.  VIK.  48. 


184    IV-  Jöucb.    Die  Verwaltung  der  Kirche,    2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

Adoptierenden  oder  Emanzipation  des  Adoptierten  gelöst,  so  erlischt  auch 
die  fraternitas  legalis  \ 

Nach  dem  Gesagten  hat  das  impedimentum  cognationis  legalis  im  kano- 
nischen Recht  keine  selbständige  Existenz,  sondern  besteht  nur  im  Anschluß 
an  das  römische  Recht.  Dieses  hat  zwar  seine  Geltung  auf  weiten  Gebieten 
verloren,  aber  die  Landesgesetzgebungen  kennen  doch  fast  alle  das  Institut 
der  Adoption  nach  Art  des  römischen  Rechts.  Wo  nun  immer  das  bürger- 
liche Recht  eine  Adoption  kennt,  dergestalt,  daß  der  Adoptierte  der  väter- 
lichen Gewalt  des  Adoptierenden  unterworfen  oder  in  dessen  Hausgenossen- 
schaft aufgenommen  wird ,  da  tritt  das  kirchenrechtliche  Ehehindernis  der 
gesetzlichen  Verwandtschaft  im  angegebenen  Umfange  ein,  selbst  wenn  die 
betreffende  Landesgesetzgebung  ein  solches  Ehehindernis  nicht  oder  nur  in 
beschränkterer  Weise  kennen  würde  -.  Wo  aber  die  zivile  Adoption  nicht 
besteht,  da  besteht  auch  kein  kirchliches  Ehehindernis  daraus.  Im  Zweifels- 
falle wäre  der  Apostolische  Stuhl  zu  befragen  ^. 

Kein  kirchliches  Ehehindernis  entsteht  aus  der  Pflegkindschaft  (alumnatusi, 
d.  i.  der  Annahme  eines  fremden  Kindes  zur  Pflege  und  Erziehung,  sodann 
aus  der  Einkindschaft  (unio  prolium),  d.  i.  der  Übereinkunft  zweier  sich  hei- 
ratenden verwitweten  Personen ,  daß  ihre  zusammengebrachten  Kinder  mit 
denen  aus  der  jetzigen  Ehe  gleiches  Erbrecht  haben  sollen,  und  aus  der 
adoptio  per  testamentum,  d.  i.  der  Einsetzung  eines  Erben  unter  der  Be- 
dingung, daß  dieser  den  Namen  des  Erblassers  annehme. 

s<  146. 
Die  Schwägerschaft. 

Decr.  Grat.  C.  XXXV,  q.  2  3.  Decr.  Greg.  IX.  1.  IV,  t.  13  de  eo,  qui  coguov. 
consang.  uxor.  suae  vel  spons. ;  t.  14  de  consang.  et  aftin.    Const.  Clem.  IV,  1. 

Alt.  Lit.  b.  Scherer,  KR.  II  328.     Sanchez  1.  VII,  disp.  64 ff.  -  W.  v.  H ö r 
mann,  Quasiaffinität,  1897  ff.    L.  Caron,  De  l'alliance  ou  affinite,  1901.   J.  Words- 
wortli,    The    law    of  the    church   as  to  the  marriage  of  a  man  vrith  his  deceased 
wife's  sister,  1908. 

I.  Entsprechend  dem  durch  die  Ehe  um  die  Gatten  und  deren 
beiderseitigen  Blutsverwandten  geschlungenen  Band  bildete  die  Schwä- 
gerschaft (affinitas)  wie  bei  andern  Völkern,  so  auch  bei  den  Juden* 


'  §  2,  I.  de  nupt.  I,  10.     L.  17,  D.  de  rit.  nupt.  XXIII,  2. 

^  Bened.  XIV.,  De  syn.  dioec.  I.  IX.,  c.  10,  n.  3  fl'.  Laiiriu,  D.  geistl.  Ver- 
wandtschaft u.  (1.  Privattaufe  (A.  f.  k.  KK.  LV  [1886]  244  ff. 

BGB.    handelt   v.  d.  Adoption    §    1741  ft'.     H.  Samson,    D.  kirchl.  Ehehindern,  d. 
gesetzl.  Verwandtsch.  u.  d.  neue  BGB.  (Pastor  bonus  X  [1897  98]  321  ff). 

»  S.  C.  Poenit.  17.  iMai  1826.  C.  S.  Off.  23.  Febr.  1853.  Üb.  Antrüge  a.  gänzl. 
Aufhebung  a.  d.  Vatic. :  Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  139. 

*  1.  mosaischen  Recht  war  verboten:  d.  Ehe  ni.  d.  Stiefmutter,  Stieftochter, 
SticfenkeHn.  m.  d.  Schwiegermutter,  Schwiegertochter,  m.  d.  Witwe  d.  väterl.  od. 
mütterl.  Onkels.     M.    d.  Schwester   d.  Frau  war  d.  Ehe  nur  b.  der.  Lel)zeitcn  ver- 


L 


§  146.    Die  Schwägerschaft.  185 

und  Römern  ^  ein  öffentlich-rechtliches  trennendes  Ehehindernis.  Wäh- 
rend aber  nach  dem  römischen  Recht  die  Schwägerschaft  schon  aus 
der  Tatsache  der  gültigen  Ehe  entstand,  mochte  sie  vollzogen  sein 
oder  nicht,  entsteht  dieselbe  im  kirchlichen  Recht  erst  durch  den 
Vollzug  der  copula,  wodurch  die  beiden  Personen  nach  den  Worten 
der  Schrift  una  caro  werden  2.  Dadurch  nämlich  tritt  jeder  der  Ehe- 
gatten zu  den  Blutsverwandten  des  andern  in  ein  ähnliches  Verhältnis, 
in  welchem  der  andere  zu  diesen  steht.  Dieses  Verhältnis  ist  die 
Schwägerschaft  im  kirchenrechtlichen  Sinn.  Daraus  folgt,  daß  die- 
jenige Person,  die  der  eine  Gatte  wegen  Blutsverwandtschaft  nicht 
ehelichen  kann,  der  andere  wegen  Schwägerschaft  nicht  ehelichen 
kann:  impedimentum  affinitatis. 

Aus  dem  Begriff  der  Schwägerschaft  ergibt  sich,  daß  wie  bei  Ehe- 
gatten durch  die  copula  carnalis  eine  eheliche,  rechtmäßige,  gesetz- 
liche Schwägerschaft  (affinitas  legitima)  entsteht,  so  bei  außerehelicher 
Geschlechtsgemein  Schaft  eine  uneheliche,  unrechtmäßige,  ungesetzliche 
Schwägerschaft  (äff.  illegitima)  eintritt.  Sodann  kann  die  Schwäger- 
schaft sein  vorausgehend  (äff.  antecedens),  aus  einer  der  Ehe  voran- 
gegangenen Geschlechtsgemeinschaft,  oder  nachfolgend  (äff.  subsequens, 
superveniens),  aus  einer  solchen  nach  eingegangener  Ehe.  Ferner  gibt 
es  eine  mehrfache  Schwägerschaft,  so  etwa,  w^enn  der  eine  Teil  mit 
mehreren  Blutsverwandten  des  andern  Teils  die  copula  vollzogen  hat, 

boten,  nicht  n.  ihr.  Tode.  D.  Witwe  d.  Bruders  z.  heiraten  war  verboten,  wenn  er 
Kinder  hinterlassen  hatte,  dageg.  Pflicht,  wenn  er  kinderlos  gestorben  war  (Levirats- 
ehe). Lv  18,  Uff;  20,  11  12  20  21.  Üb.  d.  Leviratsehe  Dt  25,  5  ff .  Vgl.  a. 
Mt  2?,  24.     Lit.  üb.  d.  Leviratsehe  b.  Scher  er,  KR.  II  329«.    Vgl.  ob.  S.  80,  A.  2. 

'  D.  alt.  röm.  Recht  verbot  d.  Ehe  m.  d.  Schwiegermutter  u.  Schwiegertochter, 
d.  Stiefmutter  u.  Stieftochter.  §  6  ff,  L  de  nupt.  I,  10.  L.  12,  §  3;  14,  §  4; 
15,  D.  de  rit.  nupt.  XXllI,  2.  L.  4,  §  5  7,  D.  de  gradib.  et  affin.  XXXVIII,  10. 
L.  17,  C.  de  rit.  nupt.  V,  4.  Bereits  unt.  christl.  Einfluß  kam  hinz.  d.  Eheverbot 
ni.  d.  Frau  d.  verstorb.  Bruders  u.  m.  d.  Schwester  d.  verstorb.  Frau.  L.  2  4, 
C.  Theod.  de  incest.  nupt.  III,  12.     L.  5  8  9,  C.  h.  t.  V,  5. 

3  Gn  2,  24.  Mt  19,  5  f.  1  Kor  6,  16.  C.  18  (Beued.?),  C.  XXVII,  q.  2. 
C.  7  (Pseudo-Jul.)   11  (ürban  II.  a.  1088—1099)    14  (Syn.  v.  Chälons  a.  813, 

c.  29)  15  (August.).  C.  XXXV,  q.  2  3.  Fand  d.  copula  statt,  so  wird  sie  b. 
Ehemündigen  als  perfecta  präsumiert.  Daß  sie  stattfand,  muß  bewiesen,  z.  min- 
desten wahrscheinl.  sein,  wenn  es  s.  u.  e.  z.  schließende  Ehe  handelt.  Gleichgültig 
i.st,  ob  sie  m.  od.  ohne  Willen  d.  andern  Teils  erfolgte.  —  Daß  a.  i.  mosaischen  Recht 

d.  Schwägersch.  a.  d.  vollzogenen  Ehe  hervorging,  bestreitet  Hör  mann,  Quasi- 
affinität II  1  (1906),  231  ff,  ab.  ohne  genügende  Begründung.  Ders.  behauptet  a. 
S.  287  ff,  daß  ursprüngl.  a.  d.  kirchl.  Recht  a.  romanischem  Boden  b.  d.  engen  An- 
schluß a.  d.  römische  R.  d.  copula  f.  d.  Zustandekommen  d.  Affinität  nicht  als  wesentl. 
angesehen  habe,  daß  dies  dort  erst  seit  d.  11.  Jhdt  aufgekommen  sei.  Ab.  a.  das  ist 
nicht  genügend  begründet.     Man  vgl.  c.  15  (August.),  C.  XXXV,  q.  2. 


186    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

oder  wenn  derselbe  die  copula  vollzog  mit  jemand,  der  mit  dem 
andern  Teil  mehrfach  blutsverwandt  war^  Endlich  folgt  aus  dem 
Begriff  der  Schwägerschaft,  daß  auch  sie  Stamm,  Linien  und  Grade 
hat.  Hier  gilt  auf  Grund  davon,  daß  die  betreffenden  Personen  durch 
die  Geschlechtsgemeinschaft  una  caro  werden,  der  Satz:  der  eine  Ehe- 
gatte wird  mit  den  Blutsverwandten  des  andern  in  derselben  Linie 
und  demselben  Grade  verschwägert,  in  welcher  Linie  und  welchem 
Grad  der  andere  Ehegatte  mit  diesen  blutsverwandt  ist  2. 

Was  den  L^mfang  des  Impediments  betrifft,  so  ist  begreiflich,  daß  bei  dem 
engen  Zusammenhang  zwischen  der  Schwägerschaft  und  der  Blutsverwandt- 
schaft die  Entwicklung  des  Impediments  der  consanguinitas  für  die  des 
Hindernisses  der  affinitas  maßgebend  wurde.  Im  Anschluß  an  das  mosaische 
und  römische  Recht  war  zunächst  die  Ehe  von  in  der  geraden  Linie 
Verschwägerten,  zwischen  Schwiegereltern  und  Schwiegerkindern,  Stiefeltern 
und  Stiefkindern  verboten.  Hernach  wurde  verboten  die  Ehe  mit  der  Schwe- 
ster der  verstorbenen  Frau  ^ ,  dem  Bruder  des  verstorbenen  Mannes  * ,  der 
Frau  des  verstorbenen  Oheims  *.  Wie  dann  die  Kirche  alle  Ehen  unter 
Blutsverwandten  verbot ,  so  verbot  sie  auch  die  aller  Verschwägerten  ^. 
Freilich  fand  sie  hierin  den  gleichen  Widerstand  bei  den  germanischen 
Völkern  wie  bei  der  Durchführung  des  Impediments  der  Blutsverwandtschaft ". 
Aber  auch  hier  blieb  ihr  zuletzt  der  Sieg  ^  und  die  Schwägerschaft  bildete 
ein  Ehehindernis  bis  zum  siebten  Grad  einschließlich.  Doch  wurde  das 
Impediment  noch  weiter  ausgedehnt.  Zwar  wurden  nie  allgemein  die  Bluts- 
verwandten der  Ehegatten  unter  sich  verschwägert  (affinitas  non  parit  affini- 
tatem)  ^,  aber  man  ließ  eine  affinitas  secundi  und  tertii  generis  entstehen, 
d.  h.  der  eine  Ehegatte  wurde  verschwägert  mit  den  affines  primi  et  secundi 
generis  des  andern  '^.     Um  den    aus   der   allzu   großen  Ausdehnung   des  Im- 


*  Nicht  entstehe  mehrfache  Schwägersch.  d.  Wiederholung  d.  copula  m.  der- 
selben Person.  2  C.  3  (Greg.  I.?),  C.  XXXV,  q.  5. 

^  Syn.  V.  Elvira  ca  a.  300,  c.  61.     Lauchert,  D.  Kanones  usw.  23. 

*  Syn.  V.  Neocaesarea  a.  314 — 325,  c.  2.     Lauchert  a.  a.  0.  35. 
^  Syn.  V.  Rom  a.  402,  c.  9.     Bruns,  Canones  II  279. 

•^  Vgl.  ob.  S.  177,  A.  12. 

"  Üb.  d.  vierten  Grad  d.  Schwägersch.  ging  man  wie  b.  d.  Blutsverwandtscb. 
i.  d.  Regel  nicht  hinaus.     Vgl.  ob.  S.   177,  A.  11. 

"  A.  hier  trug  Pseudoisidor  viel  z.  Durchdringen  d.  kanon.  Gesetze  b. 
Scherer,  KR.  II  331".     Vgl.  ob.  S.  177,  A.  12. 

'  C.  8,  X  h.  t.  IV,  14.  Immerhin  wurde  a.  für  unmöglich  erklärt  d.  Ehe  zw. 
d.  Kindern  e.  Frau  a.  zweiter  Ehe  u.  d.  Vorwandten  d.  Mannes  erster  Ehe  b.  z. 
vierten  Grad;  c.  4  (Pse  udo  -  Hy  gi  n.) ,  C.  XXXV,  q.  10.  Scherer,  KR.  II 
336  ^^  »8  8»  F.  G  i  1 1  ni  a  n  n ,  D.  ehemals  zwisch.  d.  soboles  ex  secundis  nuptiis 
u.  d.  Blutsverwandten  d.  verstorb.  Eheteils  bestehende  Ehehindern.  (A.  f.  k.  KR. 
LXXXIX  11909)  447  ff). 

'«  C.  12  (P.seudo-Jul.)  22  (Paschalis  II.  a.  1099-lllS).  C.  XXXV,  q.  2  3. 


§  146.    Die  Schwägerschaft.  187 

pediments  resultierenden  Mißständen  abzuhelfen,  hob  Innozenz  III.  das  Ehe- 
hindernis der  Schwägerschaft  zweiter  und  dritter  Art  auf  und  beschränkte 
das  aus  der  ersten  Art  auf  den  vierten  Grad  einschließlich  \ 

Nach  geltendem  Recht  wird  also  der  Ehegatte  mit  den  Blutsver- 
wandten des  andern  verschwägert  und  ist  die  Ehe  in  der  geraden 
Linie  in  allen  Graden  verboten,  in  der  Seitenlinie  bis  zum  vierten 
Grad  der  Schwägerschaft  einschließlich.  Dabei  findet  auch  hier  wie  bei 
der  Blutsverwandtschaft  die  Regel  Anwendung,  daß  der  entferntere 
Grad  den  näheren  an  sich  zieht  und  entscheidet  2. 

II.  Wie  die  affinitas  legitima,  so  hat  auch  die  affinitas  illegitinia  ihre 
Entwicklung.  Die  ersten  Spuren  vom  Hindernis  der  unehelichen  Schwäger- 
schaft linden  sich  um  die  Mitte  des  8.  Jahrhunderts^.  Im  12.  Jahrhundert 
hatte  dasselbe  die  gleiche  Ausdehnung  erreicht  wie  das  aus  der  affinitas 
legitima  *.  Durch  Innozenz  IIL  wurde  es  ebenfalls  auf  den  vierten  Grad  be- 
schränkt \ 

Nach  dem  geltenden  Recht  ist  die  aus  einem  früheren  außerehe- 
lichen Umgang  entstandene  Schwägerschaft  ein  trennendes  Ehehindernis 
bis  zum  zweiten  Grad  einschließlich  ^.  Auch  hier  zieht  der  entferntere 
Grad  den  näheren  an  und  entscheidet"^. 

III.  Eine  besondere  Entwicklung  hat  die  affinitas  superveniens.  Nach 
fränkischem  lürchenrecht  fand  hier  geradezu  eine  Eheauflösung  statt,  so  daß 
sich  der  unschuldige  Ehegatte  andersveitig  verheiraten  konnte  ^.    Dem  wider- 


'  C.  5  8,  X  h.  t.  ly,  14.  A.  d.  S.  186,  A.  9  erwähnte  Impediment  wurde  be- 
seitigt. —  Z.  geschieht!.  Entwicklung  vgl.:  Fr  eisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  439  ff; 
Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique  I  374ff;  Scherer,  KR.  II  329  ff. 

2  Vgl.  ob.  S.  178. 

^  Üb.  d.  Auslegung  d.  hierh.  gehörigen  Kanonen  d.  Synoden  v.  Verberie  a. 
756  n.  Compiegne  a.  757  besteht  e.  Kontroverse  zw.  Scher  er,  KR.  II  333  2",  u. 
Preisen  a.  a.  0.  449  ff.     Letzterer  dürfte  recht  haben. 

*  C.  2,  X  de  eo,  qui  cognov.  IV,  13.  C.  2,  X  h.  t.  IV,  14.  A.  hier  trug 
Pseudoisidor  viel  Z.Entwicklung  b.  Scherer,  KR.  II  333.  Doch  ist  daselbst 
dess.  Einfluß  wohl  z.  hoch  eingeschätzt. 

^  C.  8,  X  h.  t.  IV,  14.  —  Z.  geschieht!.  Entwicklung  vgl.:  Preisen  a.  a.  0. : 
Scherer,  KR.  II  333  f. 

*  Trid.  sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  4. 

"  S.  C.  Conc.  81.  März  1597.  Affinitas  illegitima  entsteht  a.  aus  d.  Zivilehe,  wenn 
sie  konsumiert  wurde.  S.  C.  Conc.  7.  April  1879.  Kontrovers  ist,  ob.  a.  e.  voll- 
zogenen, ab.  weg.  entgegenstehenden  Ehehindernisses  nichtigen  Ehe  d.  Hindern, 
d.  Schwägerschaft  b.  z.  vierten  od.  zweiten  Grad  geht :  b.  Putativehe  sicher  b.  z. 
vierten  Grad.  S.  C.  Conc.  15.  April  1752.  Richter -Schulte,  Conc.  Trid.  p.  264, 
n.  102. 

*  C.  19  (Syn.  v.  Compiegne  a.  757,  c.  11)  20  (Syn.  v.  Mainz  a.  813.  c.  56: 
a.  847,  c.  29)  21  (Syn.  v.  Verberie  a.  756,  c.  11),  C.  XXXII,  q.  7. 


188    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

strebte  die  römische  Kirche  '.  Innozenz  IIL  hat  die  Sache  dahin  geordnet, 
daß  die  Ehe  durch  die  affinitas  superveniens  nicht  mehr  gelöst  werde,  daß 
der  unschuldige  Teil  in  nichts  in  seinen  Gattenrechten  solle  geschmälert 
sein,  sondern,  wenn  er  die  Ehe  trotzdem  fortsetzen  wolle,  das  debitum  con- 
jugale  solle  fordern  und  leisten  dürfen,  daß  dagegen  der  schuldige  Teil  es 
nur  leisten,  nicht  aber  fordern  dürfe  -.  Das  Tridentinum  hat  das  Impediment 
auf  den  zweiten  Grad  beschränkt  ^ 

Die  Bestimmungen  von  Innozenz  III.  und  dem  Tridentinum  sind 
noch  heute  geltendes  Recht.  Damit  aber  die  Strafe  des  Verlustes  des 
jus  petendi  debitum  für  den  schuldigen  Gatten  eintrete,  ist  nötig,  daß 
der  materiell  perfekte  Ehebruch  ein  freiwilliger  war,  daß  er  geschah 
cum  scientia  facti,  juris  et  poenae,  d.  h.  der  materiell  und  formell 
Schuldige  mußte  wissen  um  die  Verschwägerung,  das  Verbot  und  die 
darauf  gesetzte  Strafe"*.  Will  er  das  jus  petendi  debitum  wieder  er- 
halten, so  braucht  er  bischöfliche  Dispens,  die  aber  nur  das  verlorene 
Recht  gibt,  nicht  auch  die  affinitas  superveniens  hebt^. 

IV.  Da  das  impedimentum  affinitatis  ein  öffentlich-rechtliches  ist, 
so  hat  der  kirchliche  Richter  bei  Notorietät  desselben  offiziell  ein- 
zuschreiten. Die  excommunicatio  latae  sententiae,  die  auf  bewußter 
Schließung  der  Ehe  trotz  der  Schwägerschaft  innerhalb  der  verbotenen 
Grade  lag,  ist  aufgehoben  ß.  Weil  das  Hindernis  sowohl  auf  der  ge- 
raden als  auf  der  Seitenlinie  und  in  allen  Graden  nur  auf  dem  kirch- 
lichen Recht  beruht,  so  kann  der  Apostolische  Stuhl  auch  in  allen 
Fällen  dispensieren*^.     Daraus  ergibt  sich  auch,  daß  dasselbe  auf  die 


1  Ob.  S.  84. 

~  C.  6  10,  X  de  eo,  qiü  cognov.  IV,  13.  -  Z.  geschichtl.  Entwicklung:  Preisen, 
Gesch.  d.  kan.  RSs  462  ff;  Es  mein,  i^e  mariage  en  droit  canouique  I  382  ff; 
Scherer,  KR.  II  331  f  334  f  338  f. 

3  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  4. 

*  C.  1,  X  de  60,  qui  cognov,  IV,  13. 

^  Sanchez  1.  IX,  disp.  27  ff.  Schneider,  Fontes  jur.  noviss.  p.  96,  n.  10. 
G.  Österle,  D.  Dispensgewalt  d.  Regularen  b.  nachfolgender  Schwägerschaft 
(Thcol.  u.  Glaube  IV  [1912]  32  ff').  «  Vgl.  ob.  S.  178. 

'  Ben  ed.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  IX,  c.  13,  n.  4.  Lämmer,  D.  Hindern, 
d.  Affin,  i.  erst.  Grad  d.  geraden  Linie  (A.  f.  k.  KR.  XLIX  |1883]  22  ff).  (Uit 
orientiert  üb.  d.  Kontroverse  Lehm  kühl,  Theol.  moral. "  II  575  f.  B.  i.  uns. 
Tage  hat  d.  Apost.  Stuhl  nie  dispensiert  v.  d.  Ehehindern,  d.  legit.  Schwägersch.  i. 
d.  erst,  (jlrad  d.  geraden  Linie.  Vgl.  ab. :  Une  dispense  d'affinitö  au  premier  degre 
<;n  ligne  diiecte  (Entscheid,  d.  Pönit.  v.  2.  Dez.  1911)  (Canoniste  cont.  XXXV 
|1912|  659  ff).  B.  illegit.  Schwägersch.  wird  i.  dies.  Fall  bloli  dispensiert,  wenn 
d.  Tochter  z.  Zeit  d.  gesclilechtl.  Umgangs  m.  d.  Mutter  bereits  geboren  wai*.  — 
B.  i.  d.  16.  Jlidt  bestand  e.  Kontroverse,  ob  d.  Papst  geg.  d.  mosaische  Gesetz 
d.  Ehe  m.  d.  Witwe  d.  Bruders  gestatten  künn('  (Fall  Heinr.  VIII.  v.  Engl.).  S.  d. 
Tridentinum    ist   d.  Frage    genorell    entschieden.     Siehe    ob.    S.  136,  A.  2 ;    S.  176. 


k 


§  147.    Die  öffentliche  Ehrbarkeit.  189 

Eheschließungen  der  Christen  beschränkt  ist.  Da  aber  auch  durch 
den  im  Judentum  und  Heidentum  stattgehabten  Vollzug  der  copula  ein 
natürliches  Band  mit  den  Blutsverwandten  des  andern  Teils  eintritt, 
so  ist  die  Grundlage  für  das  kirchliche  Impediment  gegeben.  Wenn 
daher  ein  Jude  oder  Heide  sich  taufen  läßt  und  nunmehr  eine  schon 
Verschwägerte  heiraten  will,  so  wird  solche  Schwägerschaft  zum  Im- 
pediment und  ist  Dispens  nötigt  Nicht  gehoben  wird  entsprechend 
seinem  Wesen  das  Hindernis  der  Schwägerschaft  durch  den  Tod 
des  andern  Gatten-.  Auch  hier  ist  Reduktion  des  Impediments 
wünschenswert  ^. 

Die  öffentliche  Ehrbarkeit. 

Decr.  Greg.  IX.  1.  IV,  t.  4  de  spons.  duor. 

Sanchez  1.  VII,  disp.  68  ff.  —  W.  v.  Hörmann,  Quasiaffinität,  1897  ff. 

I.  W^ie  es  eine  nachgebildete  Verwandtschaft  gibt,  so  gibt  es  auch 
eine  nachgebildete  Schwägerschaft,  Quasiaffinität,  die  ebenfalls  ein 
trennendes  Ehehindernis  des  öffentlichen  Rechts  ist.  Dieses  Impedi- 
ment geht  hervor  aus  dem  matrimonium  ratum  sed  non  consummatum 
(sponsalia  de  praesenti)  und  aus  dem  kanonisch  gültigen  Verlöbnis 
(spons.  de  futuro).  Es  tritt  zwar,  solange  die  Ehe  noch  nicht  ge- 
schlossen ist,  sondern  nur  erst  ein  Verlöbnis  besteht,  oder  wenn  die 
Ehe,  obgleich  geschlossen,  noch  nicht  konsumiert  ist,  eine  w^irkliche 
Schwägerschaft  nicht  ein.  Aber  es  besteht  doch  bereits  ein  gewisses 
engeres  Verhältnis  zwischen  dem  Verlobten  bzw\  Gatten  und  den  Bluts- 
verwandten des  andern  Teils.  Es  verletzt  daher  die  öffentliche  Wohl- 
anständigkeit, wenn  nach  Auflösung  des  Verlöbnisses  oder  der  nicht 
vollzogenen  Ehe  der  Verlobte  oder  Gatte  sich  ohne  weiteres  mit  einem 
nahen  Blutsverwandten  des  ihm  verlobten  oder  angetrauten  Teils  ver- 
ehelicht. Das  Gesetz  nahm  deshalb  auch  in  diesen  Fällen  eine  Art 
Schwägerschaft,    Quasiaffinität,    an.     Man    nennt   das   hierdurch   ent- 


A.  3.     Lit.  verz.  Scher  er,  KR.  II  329  ^  461 3'.    Ferner:  A.  Beilesheim,   Neues 
Eherecht   d.    englisch.  Staatskirche    (A.    f.    k.   KR.    LXXXVIil  [1908]   649  ff).     St 
Ehses,    Z.    Ehescheidung   Heinrichs    VIII.    v.    England    (Dritte   Vereinsschrift    d 
Görres-Gesellschaft  [1909]  7  ff). 

•  S.  C.  Inq.  16.  Sept.  1824;  3.  März  1825.  S.  C.  de  Prop.  Fide  23.  Aug.  1852 
S.  C.  Inq.  26.  Aug.  1891 ;  14.  Dez.  1898  (A.  f.  k.  KR.  LXXIX  [1899]  542  f l 
Lämmer,  Affinitas  nata  in  infidelitate  als  Ehehindern.  (A.  f.  k.  KR.  XI  [1864]  150  ff) 

•  C.  1  (Greg.  I.?),  C.  XXXV,  q.  10. 
^  Üb.  Anträge  a.  d.  Vatic.  vgl.  ob.  S.  179,  A,  4.     F.  d.  Neger  u.  Indianer  Nord 

amerikas  besteht  Einschränkung  a.  d.  zweiten  Grad.     Leo  XIII.,    ^Trans  oceanum' 
V.  18.  April  1897. 


190    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

standene    Ehehindernis    seit    dem    12.    Jahrhundert^    impedimentum 
IDublicae  honestatis. 

IL  Schon  das  römische  Recht  kannte  ein  Ehehindernis  aus  dem  Ver- 
löbnis '.  Aus  diesem  entnahm  es  zunächst  die  griechische  Kirche  ^,  dann 
aber  auch  vom  11.  Jahrhundert  ab  die  lateinische,  und  zwar  gab  sie  ihm 
den  gleichen  Umfang  wie  der  eigentlichen  Schwägerschaft.  Was  vom  Ver- 
löbnis galt,  das  galt  noch  mehr  vom  matrimonium  ratum  sed  non  consum- 
matum  *.  Innozenz  III.  beschränkte  durch  die  Verfügung,  daß  die  eigentliche 
Schwägerschaft  ein  Ehehindernis  nur  bis  zum  vierten  Grad  bilden  solle, 
indirekt  auch  die  Quasiaffinität  auf  die  gleichen  Grade  ^.  Bonifaz  VIII.  be- 
stimmte, daß  das  Hindernis  selbst  aus  ungültigen  Verlöbnissen  entstehen 
solle,  außer  der  Grund  der  Nichtigkeit  liege  im  Mangel  des  Konsenses  ^ 
Dagegen  verordnete  das  Tridentinum,  daß  ein  ungültiges  Verlöbnis  über- 
haupt kein  Ehehindernis  und  ein  gültiges  ein  solches  nur  im  ersten  Grad  be 
wirke  '^.  Über  die  Quasiaffinität  aus  dem  matrimonium  ratum  sed  non  con- 
summatum  bestimmte  das  Konzil  nichts,  und  Pius  V.  erklärte  ausdrücklich, 
daß  es  hierin  beim  vortridentinischen  Recht  zu  verbleiben  habe  ^. 

III.  Nach  geltendem  Recht  entspringt  aus  dem  Verlöbnis  ein 
trennendes  Ehehindernis  bis  zum  ersten  Grad  der  geraden  und  der 
Seitenlinie,  aber  nur,  wenn  es  in  kanonisch  gültiger  Form  abge- 
schlossen ist^.  Bei  bedingten  Sponsalien  bleibt  das  Eintreten  des 
Impediments   bis  zum  Eintreten  der  Bedingung  suspendiert^^.     Wird 


'  Scher  er,  KR.  II  346'  347  2.  A.  d.  Namen  folgt  ab.  nicht,  daß  d.  Hindern, 
nur  besteht,  wenn  d.  Tatbestand  öffentl.  bekannt  ist.     Scher  er,  KR.  II  347  ^ 

*  Es  verbot  d.  Ehe  zw.  d.  Sohn  u.  d.  Braut  d.  Vaters,  d.  Vater  u.  d.  Braut 
d.  Sohnes,  d.  Bräutigam  u.  d.  Mutter  d.  Braut.  §9,1.  de  nupt.  I,  10.  L.  12, 
§  1  2:  14,  §  4,  D.  de  rit.  nupt.  XXIII,  2.  L.  6,  §  1;  8,  D.  de  grad.  et  affin. 
XXXVIII,   10. 

*  Hörmann,  Quasiaffinität  97  ff. 

*  C.  11  (incerti  auctoris)  14  (Pse  udo -G  reg.)  15  (Pseu  do- J  u  ).),  C.  XXVII, 
q.  2.  C.  3  8,  X  de  sponsal.  IV,  1.  C.  4  6,  X  de  desponsat.  impub.  IV,  2.  D. 
Beweis  f.  d.  späte  Aufkommen  d.  Hindern,  führt  Fraisen,  Gesch.  d.  kan.  EKs 
497  ff,  bezweifelt  ab.  wohl  m.  Unrecht  d.  Anlehnung  a.  d.  röm.  Recht. 

^  C.  8,  X  de  consang.  et  affin.  IV,  14.  Vgl.  ob.  S.  187,  A.  1.  Scherer, 
KK.  11  349  '\ 

^  C.  un.  in  Vl^"  de  sponsal.  IV,   1. 

'  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  3. 

'  „Ad  Komanum"  v.  I.Juli  1568.  —  Z.  geschichtl.  Entwicklung  vgl.:  Freisen 
a.  a.  0.  497  ff;  Esmein,  Lc  mariage  en  droit  canonique  I   145  f. 

»  Vgl.  ob.  S.  103  105  f. 

'"  C.  un.  §  1  in  VI*"  de  sponsal.  IV,  1.  Naturgemäß  entstünde  d.  Imped.  alsbald 
a.  Sponsalien  m.  Re.solutivl)edingung.  Ab.  c.  un.  cit.  setzt  sponsalia  pura  et  certa 
voraus.  S  c  h  e  r  e  r  ,  KR.  II  348  '*.  Anders  W  e  r  n  z  -  L  a  u  r  e  n  t  i  u  s ,  Jus  decretaliuni 
IV  2  (1912),  3318«.     Vgl.  ob.  S.   104. 


1 

1 


§  147.    Die  öffentliche  Elirbarkeit.  191 

ein  kanonisch  gültiges  und  unbedingtes  Verlöbnis  aus  einem  gerechten 
Grunde  aufgelöst,  so  bleibt  doch  das  Ehehindernis  in  Kräfte 

IV.  Das  Ehehindernis  der  öffentlichen  Ehrbarkeit  aus  dem  matri- 
monium  ratum  sed  non  consummatum  erstreckt  sich  auf  alle  Grade 
der  geraden  und  bis  zum  vierten  Grad  der  Seitenlinie,  wobei  der  ent- 
ferntere wieder  den  näheren  Grad  anzieht  und  entscheidet.  Das  Ehe- 
hindernis entsteht  auch  aus  einer  ungültigen  unvollzogenen  Ehe,  wenn 
die  Ungültigkeit  nur  nicht  auf  dem  Mangel  des  Konsenses  beruht  2. 
Ob  das  Impediment  da  eintritt,  wo  die  Ehe  wegen  Nichtbeobachtung 
der  gemeinrechtlichen  Form  ungültig  ist,  ist  strittig;  die  bejahende 
Anschauung  hat  mehr  für  sich  2.  Gar  kein  Hindernis  entsteht  aus 
der  Zivilehe  an  Orten,  wo  das  tridentinische  Ehedekret  bzw.  die 
gemeinrechtliche  Eheschließungsform  gilt*.  Wie  beim  Verlöbnis,  so 
dauert  das  Hindernis  auch  aus  der  unvollzogenen  Ehe  fort,  obgleich 
sie  bereits  aus  einem  bestimmten  Grunde  gelöst  ist.  Aber  ebenso- 
wenig wie  beim  Verlöbnis  wirkt  das  Hindernis  aus  dem  ungültigen 
matrimonium  ratum  sed  non  consummatum  rückwärts  auf  Spon- 
salien,  die  gültig  abgeschlossen  wurden  s.  Da  das  Ehehindernis  der 
öffentlichen  Ehrbarkeit  kirchlichen  Rechts  ist,  so  berührt  es  die  Un- 
getauften  nicht,  entsteht  aber  auch  aus  vor  der  Taufe  geschlossenen, 
nicht  vollzogenen  Ehen  6.  Weil  kirchlichen  Ursprungs,  ist  dasselbe 
dispensabel. 


»  S.  C.  Conc.  6.  Juli  1658;  23.  April  1701  (Richter-Schulte,  Conc.  Trid. 
p.  266,  n.  104) ;  28.  Febr.  1885.  Vgl.  ob.  S.  106.  Wenn  ab.  d.  Sponsalien  v.  d. 
Geburt  d.  Sohnes  od.  Bruders  d.  Bräutigams  od.  d.  Tochter  od.  Schwester  d.  Braut 
aufgelöst  worden  wären ,  würde  n.  d.  Meinung  einiger  d.  Ehehinderu.  nicht  ein- 
treten. Anders  u.  wohl  m.  Recht  Seh  er  er,  KR.  II  349 '*.  Man  denke  a.  d.  wirkl. 
Schwägerschaft. 

2  C.  3,  X.  de  sponsal.  IV,   1.     C.  un.  in  Vl**^  de  sponsal.  IV,  1. 

'  S.  C.  Conc.  6.  Dez.  1722.  Richter-Schulte  a.  a.  0.  262  ff.  Scherer, 
KR.  II  350".     Wernz-Laurentius  a.  a.    0.  IV  2  (1912),  320  ff. 

*  S.  C.  Conc.  13.  März  1879.  Vgl.  ob.  S.  97.  Genauer  als  Scher  er,  KR. 
II  351",  d.  e.  etwaig,  maritalen  Konsens  überhaupt  betont,  unterscheidet  Lehm- 
kuhl,  Theo],  moral.  »^  II  578  f,  d.  Zivilehen  d.  Kathol.  u.  Akathol.    Vgl.  ob.  S.  99. 

'  C.  un.  in  VP  de  sponsal.  IV,  1. 

^  Vgl.  ob.  S.  189.  D.  Sponsalien  kommen  hier  nicht  mehr  i.  Betracht.  —  Üb. 
begründete  Anträge  a.  Reduktion  a.  d.  Vatic. :  Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Ks  137. 
Vgl.  ob    S.  179,  A.  4. 


192    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 


II.  Die  aufschiebenden  Ehehindernisse. 

§  148. 
Die  geschlossene  Zeit.    Das  einfache  (jelübde.    Das  kircliliche  Verbot. 

Decr.  Grat.  C.  XXXIII,  q.  4.  Decr.  Greg.  IX.  1.  IJ,  t.  9  de  feriis;  I.  III,  t.  84 
de  voto;  1.  IV,  t.  6  qui  der.  vel  vov.  matr.  contrah.  possunt;  t.  16  de  matr.  con- 
tractu contra  interdict.  eccles. 

Ält.  Lit.  b  Scherer,  KR.  II  398  899  402.  Sanchez  1.  VII,  disp.  12  7  11.— 
E.  Seitz,  Üb.  d.  Feier  d.  Sonn-  u.  Festtage  u.  d.  geschloss.  Zeit  (Z.  f.  KRs-  u. 
Pastoraiwschft  II,  3.  Hft  [1842]  346  ff). 

I.  Im  weiteren  Sinn  ist  ein  aufschiebendes  Ehehindernis  alles,  was 
eine  Ehe  unerlaubt  macht,  so  die  Todsünde  ^,  die  Exkommunikation  2, 
der  Mangel  der  nötigen  Religionskenntnisse  ^  das  Fehlen  des  Kon- 
senses der  Eltern  und  Vormünder  ^  die  Unterlassung  des  Aufgebots^, 
die  Nichterfüllung  berechtigter  staatlicher  Vorschriften  ^.  Im  engeren 
und  eigentlichen  Sinn  aber  sind  aufschiebende  Ehehindernisse  die  ge- 
schlossene Zeit,  die  kanonisch  gültigen  Sponsalien^,  das  einfache  Ge- 
lübde, das  kirchliche  Verbot  und  die  Verschiedenheit  des  christlichen 
Bekenntnisses  (gemischte  Ehe)^, 

II.  Im  Anschluß  an  den  Rat  des  Apostels  Paulus,  daß  die  Eheleute  um 
des  Gebetes  willen  sich  zeitweilig  des  ehelichen  Umgangs  enthalten  ^,  und 
an  die  Mahnungen  der  Väter,  daß  dieselben  an  den  Kommunion-,  Fest-. 
Fast-  und  Prozessionstagen  solcher  Enthaltsamkeit  sich  befleißigen  möchten  ***. 
haben  die  Synoden  seit  dem  4.  Jahrhundert  angefangen ,  auch  die  Ehe- 
schließung zu  bestimmten  Zeiten  zu  verbieten  ^\  Doch  bestand  keine  ein- 
heitliche Praxis  weder  hinsichtlich  der  Zeit  '^  noch  darin,  ob  der  Eheab- 
schluß überhaupt  oder  nur  die  feierlichen  Hochzeiten  verboten  waren  '\ 
Erst  das  Tridentinum  hat  allgemein  verordnet,  daß  vom  ersten  Advents- 
sonntag bis  Epiphanie   und  vom  Aschermittwoch   bis  zur  Oktav  von  Ostern 


'  Ob.  S.  133.  2  Ob.  S.  133.  »  Ob.  S.  109.  *  Ob.  S.  149  f. 

^  Ob.  S.  110  ff  «  Ob.  S.  98.  "  Ob.  S.  105. 

•*  D.  alte  Kirche  kannte  mehr  aufschiebende  Ehehindernisse,  so  namentl.  a.  d. 
ötfentl.  Buße.     Vgl.  ob.  8.  167  170 

'  Kor  7,  5.  '0  0.  1—7,  C.  XXXIII,  q.  4. 

"  C.  8  (Syn.  v.  Laodicea  ca  a.  348-381,  c.  52)  10  (Syn.  v.  Lerida  a.  524?). 
C.  XXXIII,  q.  4. 

'^  C.  4,  X  de  feriis  II,  9  gibt  d.  l'raxis  d.  röni.  K.  a..  ohne  sie  vorzuschreiben. 
Dah.  variierten  d.  Zeiten  a.  noch  später.  Schulte,  Handb.  d.  kath.  ERs  318". 
Scherer,  KR.  11  400-. 

'*  Jünc"  c.  7,  C.  XXXIII,  q.  4.  N.  c.  4  cit.  war  nur  d.  feierl.  Hochzeit  ver- 
boten.    Schulte  a.  a.  O.     Scherer,  KR.   II  4(iO*. 

l 


§  128.  Die  geschlossene  Zeit.    Das  einfache  Gelübde.     Das  kirchl.  Verbot.    198 

je  inklusive   gemäß   den    alten  Verboten   keine    feierliche  Hochzeit    gehalten 
werden  dürfe  ^ 

Nach  dem  geltenden  gemeinen  Recht  ist  also  während  der  ge- 
schlossenen Zeit  (tempus  clausum ,  vetitum ,  sacratum ,  feriatum, 
feriarum)  nicht  die  Proklamation  und  die  Eheschließung  überhaupt, 
sondern  nur  die  feierliche  Eheschließung  verboten.  Zu  den  sollemnitates 
nuptiarum  aber  gehört  der  Brautsegen  innerhalb  der  Brautmesse,  das 
Hochzeitsmahl  mit  Sang  und  Klang  und  Tanz,  die  pomphafte  Über- 
führung der  Braut  in  das  Haus  des  Bräutigams  2.  Nichts  aber  hindert 
die  im  Diözesanrituale  enthaltene  Benediktion  ^,  ein  einfaches  Mahl 
und  stille  Überführung  der  Braut.  Weil  jedoch  die  Eheschließung 
mit  der  geschlossenen  Zeit,  als  dem  Gebet  und  der  Abtötung  gewidmet, 
an  sich  nicht  recht  zusammenpaßt,  so  ist  vielfach  partikularrechtlich 
bestimmt,  daß  in  dieser  Zeit  ohne  bischöfliche  Erlaubnis  überhaupt 
keine  Eheschließung  stattfinden  darf^. 

HL  Das  einfache  Gelübde  kann  zum  Gegenstand  haben :  Beständige 
Keuschheit  (votum  perpetuae  castitatis) ;  Ehelosigkeit  (v.  non  nubendi 
s.  caelibatus);  Jungfräulichkeit  (v.  virginitatis);  Eintritt  in  einen  Orden 
(v.  ingrediendi  religionem) :  Empfang  der  höheren  Weihen  (v.  sus- 
cipiendi  ordines  sacros).  Wer  trotz  solchen  Gelübdes  eine  Ehe  ein- 
geht, schließt  zwar  keine  ungültige  Ehe,  sündigt  aber  schwer  ^.  Daher 
steht  das  Gelübde  der  erlaubten  Ehe  hindernd  im  Wege.  Um  also 
erlaubterweise  heiraten  zu  können,  ist  Dispens  nötig.  Diese  erteilt 
für  das  Gelübde  der  beständigen  Keuschheit  und  des  Eintritts  in  einen 
Orden  der  Papst  ^,  sonst  der  Bischof. 


'  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  10;  can.  11.  —  Z.  geschichtl.  Entwicklung :  Fr  eisen, 
Gesch.  d.  kan.  ERs  643  ff ;  Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique  1  396  ff.  —  ün- 
begründeterweise  sucht  F  r  e  i  s  e  n  a.  dies.  Verbot  ebenfalls  s.  Kopulatheorie  z.  erhärten. 

^  „.  .  .  nuptias  benedicere,  sponsam  traducere,  nuptialia  celebrare  convivia ; 
matrimonium  autem  omni  tempore  contrahi  potest."  Kit.  Rom.  tit.  VII,  c.  1,  n.  18. 
Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  270,  n.  114. 

•■'  S.  C.  de  Prep.  Fide  21.  Juli  1841.  C.  S.  Rit.  14.  Aug.  1858.  S.  C.  Conc. 
10.  Jan.  1866.  Vgl.  ob.  S.  134,  A.  4.  D.  Ausdruck  „tempus  clausum"  ist  also 
nur  halb  richtig. 

*  Rottenb.  Ord-Erl.  v.  28.  März  1854.  Vogt,  Sammlung  162  f.  Pf  äff,  Ge- 
setzeskunde 377  f.  D.  gehört  z.  d.  v.  Trid.  anerkannt,  partikul  consuetudines 
laudabiles.  I.  d.  Diöz.  Rottenb.  neuestens  aufgehoben:  Ord.-Erl.  v.  12.  April  1918 
(Kirchl.  Amtsbl.  1913,  Nr  9). 

*  C.  3-0,  X  qui  der.  vel  vov.  IV,  6.     C.  un.  in  VI^  de  voto  III,  15. 

^  C.  5,  Extrav.  coram.  de  sent.  excomm.  V,  9.  I.  Notfall  dispens.  a.  hier  d. 
Bischof;  ebenso  b.  nicht  ganz  bestimmten  u.  unsichern,  bedingten  u  alternativen 
Gelübden.  Santi-Leitner,  Praelect.  jur.  can.'  III  329.  Üb.  Dispensbefugnisse 
d.  Mönche  unt    §  166. 

Sägtnüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.  U.    3.  Aufl.  13 


i 


194    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

Je  nach  dem  Inhalt  des  Gelübdes  ist  die  Rechtslage  des  Voventen,  der 
ohne  Dispens  heiratet,  eine  verschiedene. 

a)  Wer  heiratet  trotz  des  Gelübdes  immerwährender  Keuschheit,  darf 
das  debitum  conjugale  nicht  fordern,  muß  es  aber  leisten '.  Sehr  geraten 
ist  es  daher,  um  Dispens  zu  bitten,  um  das  debitum  auch  fordern  zu  dürfen. 
Stirbt  der  andere  Gatte,  so  lebt  das  Gelübde  wieder  auf,  außer  es  wäre 
durch  Dispens  ganz  beseitigt. 

b)  Wenn  jemand  trotz  des  Gelübdes,  ehelos  zu  bleiben,  geheiratet  hat, 
so  darf  er  die  eheliche  Pflicht  leisten  und  fordern.  Stirbt  der  Gatte,  so  lebt 
das  Gelübde  wieder  auf. 

c)  Der  durch  das  Gelübde  der  Jungfräulichkeit  Verpflichtete  darf  zu- 
nächst das  debitum  conjugale  nicht  fordern,  erleidet  aber  nach  stattgehabter 
copula  keine  Beschränkung  mehr. 

d)  Beim  Gelübde  des  Eintritts  in  einen  Orden  besteht  die  Verpflichtung 
und  das  Recht  hierzu,  solange  als  die  Ehe  noch  nicht  vollzogen  ist.  Nach 
deren  Vollzug  kann  der  Gelobende  die  eheliche  Pflicht  leisten  und  fordern. 
Ergibt  sich  die  Möglichkeit,  das  Gelübde  zu  erfüllen,  aufs  neue,  etwa  durch 
den  Tod  des  Gatten,  so  lebt  die  Pflicht  wieder  auf,  außer  es  sei  Dispens 
erfolgt  oder  vollständige  Unmöglichkeit  der  Erfüllung  eingetreten. 

e)  Wer  gelobt  hat,  die  höheren  Weihen  zu  empfangen,  muß  zunächst 
den  andern  Gatten  um  Einwilligung  dazu  bitten  -.  Kann  er  sie  nicht  er- 
halten, so  besteht  keine  Beschränkung  mehr  für  ihn.  Nach  erlangter  Frei- 
heit aber  ist  das  Gelübde  zu  erfüllen,  außer  es  sei  Dispens  oder  Unmöglich- 
keit der  Erfüllung  eingetreten  \ 

IV.  Jedes  Ehehindernis  ist  ein  generelles  Eheverbot.  Es  kann 
aber  auch  im  einzelnen  Falle  der  zuständige  kirchliche  Obere  eine 
Ehe  speziell  verbieten*.  Der  Papst  könnte  die  beabsichtigte  Ehe 
geradezu  irritieren.  Der  Pfarrer  kann  wenigstens  vorläufig  seine 
Assistenz  verweigern.  Gründe  zu  solch  kirchlichem  Eheverbot  sind 
etwa  Anforderungen  aus  einem  kanonisch  bestehenden  und  nicht  er- 
ledigten Verlöbnis,  der  Verdacht  eines  vorhandenen  Ehehindernisses, 
die  Furcht  schweren  Ärgernisses  oder  Unheils  aus  der  zu  schließen- 
den Ehe. 


'  Während  d.  erst,  zwei  Monate  ist  d.  Gelobende  berechtigt,  ja  verpflichtet,  d. 
Leistung  d.  debitum  z.  vorweigern;  geht  er  ab.  unterdessen  nicht  i.  d.  Kloster,  so 
ist  er  z.  Leistung  verpflichtet.  Vgl.  ob.  S.  161  f.  Kraft  d.  Quinquennaifakultäten 
gewährt  d.  Bischof  d.  Voventen  d.  Befugnis,  d.  debitum  conjugale  fordern  z.  dürfeo. 
.Schneider,  Fontes  jiir.  noviss.  p.   96,  n.  9. 

2  Vgl.  Bd  1,  8.  222. 

^  Z.  Nilhern  üb.  d.  verschiedene  Rechtslage  d.  Voventen  vgl.:  Sanchoz  1.  IX, 
disp.  33  ff;  Lehmkuhl,    Theol.  moral.  "  II  544  ft';    Pfaff,    Gesetzeskundo  374  flF. 

^  C.  1  2,  X  de  matr.  contracto  contra  interd.  ecclos.  IV,  16.  Vgl.  ob  S.  93.  — 
Z.  GescliicliM.  vgl.:  Kreisen,  Ciescli.  d.  kan.  ERs  651  ff;  Esmein.  Le  mariage 
en  droit  canonique  i   394  ff. 


§  149.    Die  gemischte  Ehe.  195 

§   149. 
Die  gemischte  Ehe. 

Z.  alt.  Lit. :  S  c  h  e  r  e  r ,  KR.  II  406  f.  Neuere  Lit.  verz.  Schulte,  Handb.  d. 
kath.  ERs  (1855)  226  f.  —  V.  protest.,  bzw.  staatl.  Standpunkt  a.  schrieben  u.  a. : 
K.  A.  Zum -Bach,  Üb.  d.  Ehen  zw.  Kath.  u.  Protest.,  1819.  J.  Ch.  Multer, 
Rechtfertigung  d.  gem.  Ehen,  bevorwortet  v.  L.  van  Eß,  1821.  J.  K.  L.  Gi  eseler, 
Zwei  x4.bhandlungen  üb.  kirchl.  Gegenstände,  1824.  K.  Klien,  Commentarius  de 
matr.  mixtis,  1838.  Ch  K.  J.  Bunsen,  Üb.  gem.  Ehen,  1838.  H.F.Jacobson, 
Üb.  d.  gem.  Ehen  i,  Deutschi,  1838.  K.  A.  Grund  1er,  Üb.  d.  Rechtmäßigkeit 
d.  gem.  Ehen,  1838.  Ch.  F.  Ammon,  D.  gem.  Ehen,  1839.  G.  L.  Semmler, 
D.  Rechtsverhältnis  d.  gem.  Ehen,  1852.  F.  H.  J.  Thesraar,  D.  Stellung  d. 
Staates  u.  d.  evang.  Kirche  gegenüb.  d.  röm.  Kurie  i.  Sachen  d.  gem.  Ehen,  1853. 
B.  Hübler,  Eheschließung  u.  gem.  Ehen  i.  Preußen,  1883.  H.  Meydenbauer, 
Z.  Frage  d  gem.  Ehen  i.  Schlesien  i.  d.  Jahren  1740—1750,  1900.  —  A.  kath. 
Standpunkt  stehen  u.  a. :  L.  A.  Nellessen,  Richtige  Ansicht  d.  christl.  Ehevertrags 
u.  d.  gesetzgeb.  Gewalt  d.  K.,  1820.  [Geg.  Zum- Bach.]  Ders. ,  Was  ist  Katho- 
lizismus? 1820.  [Geg.  L.  van  Eß  u.  Multer.]  J.  Gör  res,  Athanasius,  1838. 
J.  B.  Kastner,  D.  große  Streit  üb.  d.  gem.  Ehen,  1838.  I.  Döllinger,  Üb. 
gem.  Ehen,  1838.  J.  B.  Kutschker,  D.  gem.  Ehen  v.  kath.-kirchl.  Standpunkt 
betrachtet,  1838.  F.  Kunstmann,  D.  gem.  Ehen  unt.  d.  christl.  Konfessionen 
Deutschlds  geschichtl.  betr.,  1839.  J.  M.  Düx,  Principia  cathol.  circa  matr.,  quae 
mixta  vocantur,  1839.  W.  v.  Schütz,  Üb.  d.  preuß.  Rechtsansicht  weg.  d. 
gem.  Ehen,  1839.  M.  J.  Mack,  Üb.  d.  Einsegnung  d.  gem.  Ehen,  1839.  J.  Per- 
rone, Üb.  d.  gem  Ehen.  Übers,  v.  Axing er ,  1841.  A.  Roskoväny,  De  matr. 
mixtis,  1842  ff.  J.  Th.  B.  v.  Linde,  Üb.  Abschließung  u.  Auflösung  d.  Ehe  i.  allg.  u. 
insbes.  üb.  gem.  Ehen,  1846.  H.  J.  Feije,  De  matr.  mixtis,  1847.  F.  H.  Reiner- 
ding, D.  Prinzipien  d.  kirchl.  Rs  i.  Ansehung  d.  Mischehen,  1853.  Bangen,  De 
sponsalibus  IV  (1860)  3  ff.  J.  Feßler,  Z.  Orientierung  üb.  d.  gem.  Ehen,  1861. 
J.  F.  Schulte,  Üb.  gem.  Ehen  v.  Standpunkt  d.  Parität,  1862.  A.  Franz,  D. 
gem.  Ehen  i.  Schlesien,  1878.  Hirtenbrief  d.  hochwürd.  H.  Bischofs  v.  Trier,  M.  F. 
Kor  um,  üb.  d.  gem.  Ehen,  v.  26.  Jan.  1893.  H.  Krueckemeyer,  D.  Misch- 
ehe i.  Theorie  u.  Praxis,  spez.  i.  Preußen,  1904.  Metzer  Hirtenbrief  u.  Evangel. 
Bund.  E.  Wort  d.  Aufklärung  f.  Katholiken  u.  Nichtkatholiken  v.  W.  Ben  zier, 
Bischof  V.  Metz,  1909. 

I.  Das  bedeutendste  aufschiebende  Ehehindernis  ist  das  der  Ver- 
schiedenheit des  christlichen  Bekenntnisses:  impedimentum  mixtae 
religionis^  oder  die  gemischte  Ehe.  Eine  solche  ist  dann  vorhanden, 
wenn  der  eine  Eheteil  der  katholischen  Kirche  angehört,  der  andere 
aber  einer  in  Glauben  oder  Disziplin  vom  Apostolischen  Stuhle  ab- 
weichenden christlichen  Sekte,  Religionsgesellschaft  oder  Kirche  2. 

Die  mit  solcher  Ehe  verbundenen  Mißstände  sind  von  allen  Seiten 
gleichmäßig  anerkannt:   Zwiespalt   und   Indifferentismus   in  religiösen 

'  I.  Kurialstil  heißt  es  a.  imp.  cultus  disparitatis. 

-  Nicht  kommt  i.  Betracht  d.  rein  persönl.  Stelluog  z,  Kirche.  C.  S.  Off. 
30.  Jan.  1867. 

13* 


196    i^^-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap  :  Die  Ehe. 

Dingen,  Abfall  der  Eheleute  vom  Glauben,  Konflikte  in  der  religiösen 
Erziehung  der  Kinder,  die  wie  die  Eltern  auch  gar  leicht  dem  IndifFe- 
rentismus  und  dem  Irrglauben  verfallen.  Ebenso  kommt  in  Betracht 
die  rechtliche  Benachteiligung  des  katholischen  Eheteils,  für  den  die 
Ehe  eine  sakramentale  Verbindung  auf  Lebensdauer  ist,  während  der 
andersgläubige  Teil  Eheauflösung  beantragen  und  sich  anderweitig 
verheiraten  kann  ^  Die  tria  bona  matrimonii  sind  so  alle  gleich  ge- 
fährdet. 

Aus  diesen  Gründen  haben  Väter  ^,  Synoden '  und  Päpste  *  zu  jeder  Zeit 
gegen  die  Ehen  zwischen  Katholiken  und  Häretikern  oder  Schismatikern  ge- 
eifert und  sie  für  unerlaubt  erklärt.  Die  orientalische  Kirche  ging  auf  dem 
Trullanum  692  so  weit,  sie  für  ungültig  zu  erklären,  ein  Standpunkt,  auf 
dem  sie  im  wesentlichen  heute  noch  steht  ^  Demgegenüber  hält  die  abend- 
ländische Kirche  die  gemischten  Ehen  nur  für  unerlaubt^. 

Damit  also  eine  gemischte  Ehe  eingegangen  werden  kann,  ist 
Dispens  nötig,  und  zwar  von  selten  des  Papstes  bzw.  der  Congregatio 


^  Besonders  eindringl.  schildert  diese  nur  z.  klar  vorliegenden  Mißstände  alle 
Leo  Xlll.  i.  d.  Enzykl.  „Arcanum  divinae"  v.  10.  Febr.  1880.  Hingewiesen  wird 
hier  besond.  a.  a.  d.  Gefahr  d.  communicatio  in  sacris.  —  Üb.  d.  tatsächl.  Miß- 
stände namentl.  a.  betr.  d.  relig.  Erziehung  d.  Kinder  vgl.  u.  a. :  F.  B  uom  berger, 
D.  Schweiz.  Ehegesetzgebung  i.  Lichte  d.  Statistik ^  1901.  H.  A.  Krose,  Kirchl. 
Handb.  f.  d.  kath.  Deutschi.  I  (1908)  133  ff;  II  (1909)  227  ff ;  III  (1911)  221  ff: 
IV  (1913)  ISOff.  —  Üb.  Mittel,  u.  d.  gemischten  Ehen  vorzubeugen  u.  a. :  Pfaff, 
Gesetzeskunde  378  ff;  protestantischerseits:  Splittgerber,  D.  evang.  Geistl.  u. 
d.  gem.  Ehe,  1898.  Reinhardt,  D.  Mischehengefahr  u.  ihre  Bekämpfung,  1899. 
Immer  noch  unübertroffen  ist  A.  Stolz,  D.  verbotene  Baum  f.  Katholiken  u.  Pro- 
testanten«, 1909. 

2  C.  15  (Ambr  ),  C.  XXVIII,  q.  1. 

^  Syn.  V.  Elvira  ca  a.  ;]00,  c.  16.  Lauchert,  D.  Kanones  usw.  16.  Syn.  v. 
Laodicea  ca  a.  343—381,  c.  10  31.  Lauchert  a.  a.  0  73  75.  Syn.  v.  Chal- 
cedon  a.  451,  c.  14;  ist  c.  15,  D.  XXXII.  Syn.  v.  Agde  a.  506,  c.  67;  ist  c.  16, 
C.  XXVIII,  q.  1. 

*  Kutsch  ker,  D.  gem.  Ehen  190  ff. 

*  C.  72.  Lauchert  a.  a  0.  129.  Doch  waren  i.  Rußland  s.  Peter  d.  Gr. 
gem.  Ehen  zulässig,  mußten  ab.  v.  d.  orthod.  Geistl.  u.  m.  orthod.  Kindererziehung 
geschlossen  werden.  S.  Alex.  II.  konnten  d  Knaben  i.  d.  Religion  d.  Vaters,  d. 
Mädchen  i.  d.  d.  Mutter  erzogen  werden.  Nikol.  II.  hat  1905  Religionsfreiheit  ge- 
geben u.  dürfen  Mischehen  m.  kath.  Kindererziehung  geschlossen  werden  (A.  f. 
k  KR.  LXXXV  fI906]  376  ff)  Tatsächl.  wird  ab.  d.  kaiserl.  Manifest  v.  d.  Be- 
amten n.  Möglichkeit  brutal  umgangen.  Vgl  :  A.  f.  k.  KR.  LXXXVIIl  (1908) 
756  ff;  Kirchl.  Handb.  f.  d.  kath.  DeutschL  II  (1909)  166  ff;  Civiltä  catt.  1911,  IV 
385ff;  1912,  111   129ff.     Petrusblätter  1911/12  259  f. 

'^  C.  14  in  VI'"  de  haoret.  V,  2.  Einige  Glossatoren  erklärten  d.  gem.  Ehe  f. 
ungültig.  Freisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  635  11".  (Jillmann  i  A.  f.  k.  KR.  XCII 
(1912)   194. 


l 


§  149.    Die  gemischte  Ehe.  197 

S.  Officii  als  von  einem  gemeinrechtlichen  Ehehindernis  ^  Die  Bischöfe 
bedürfen  daher,  um  dispensieren  zu  können,  päpstlicher  Bevoll- 
mächtigung, die  sie  in  der  Regel  für  bestimmte  Zeit  oder  für  eine 
gewisse  Zahl  von  Fällen  erhalten'^. 

Soll  aber  Dispens  erteilt  werden  können,  so  muß  vor  allem  alles 
wegfallen,  was  die  gemischte  Ehe  zu  einer  schon  naturrechtlich  un- 
erlaubten macht.  Ursprünglich  verlangten  die  Päpste,  daß  der  akatho- 
lische Teil  die  Häresie  abschwöre  und  katholisch  werde  ^.  Allein  diese 
strenge  Praxis  konnte  nicht  aufrecht  erhalten  werden,  und  man  be- 
gnügte sich  hernach  und  besonders  heute  mit  nachfolgenden  Kautelen 
oder  Kautionen,  welche  die  mit  der  gemischten  Ehe  verbundenen  Ge- 
fahren paralysieren  sollen.  Der  akatholische  Teil  hat  zu  versprechen, 
daß  er  den  katholischen  Teil  in  keiner  Weise  hindern  w^olle,  seinen 
Glauben  zu  bekennen  und  seine  religiösen  Pflichten  zu  erfüllen;  der 
katholische  Teil  aber,  daß  er  den  akatholischen  durch  Wort  und  Beispiel 
zur  Erkenntnis  und  Annahme  der  katholischen  Religion  bewegen  werde. 
Beide  Teile  sodann  haben  sich  zu  verpflichten,  daß  sie  ihre  sämtlichen 
Kinder  in  der  katholischen  Religion  werden  erziehen  lassen  *.  Über 
die  Form  dieser  Versprechungen  bestehen  einheitliche  allgemeine  Vor- 
schriften nicht.  Römische  Verlautbarungen  fordern  bald  einen  Eid^ 
bald  begnügen  sie  sich  mit  bloßer  moralischer  Gewißheit  für  den  die 


'  Bened.  XIV,  De  syn.  dioec.  1.  IX,  c.  3,  n.  2.  Pius  VII.  a.  d.  Erzbisch,  v. 
Mainz  v.  8.  Okt.  1803;  a.  d.  franz.  Bischöfe  v.  17.  Febr.  1809.  Pius  VIII.,  .Litteris 
altero  abhinc"  v.  25.  März  1830.  Greg.  XVI.  a.  d.  bayr.  Bischöfe  v.  27.  Mai  1832. 
Instr.  d.  Kard.  Antonelli  v.  15.  Nov.  1858  (Coli.  Lac.  III  558  ff;  A.  f.  k.  KR  LXXXI 
[1901]  341  ff).     Bd  I,  S.  422. 

2  F.  d.  Diöz.  Rottenburg  Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  I  49  f.  Ord.-Erl.  v. 
12.  April  1913  (Kirchl.  Amtsbl.  1913,  Nr  9).  [A.  5  Jahre.]  —  D.  Befugnis  bezieht  s. 
nur  a.  haeretici  tolerati,  nicht  a.  abgefall.  Katholiken.  —  Besonderer  Vollmacht  bedarf 
es,  wenn  m.  d.  imped.  mixt,  relig.  noch  e.  anderes  konkurriert.  C.  S.  Off.  12.  Sept. 
1866.  Scherer,  KR.  II  422'*.  -  I.  Deutschi.  u.  Österr.  wurden  s.  Ende  d.  17.  Jhdts 
d.  gem.  Ehen  vielfach  ohne  päpstl.  od.  a.  ohne  bischöfl.  Dispens  u.  ohne  Leistung  d.  vor- 
geschrieb.  Kautionen  bezügl.  d.  kath.  Kindererziehung  u  a.  b.  etwaig,  prot.  Nach- 
trauung kirchl.  eingesegnet.  Schulte,  Handb.  d.  kath.  ERs  246  f.  Sc  her  er, 
KR.  II  409.     Schnitzer,  Kath    ER.  242  f. 

'  Bened.  XIV.,  „Magnae  Nobis"  v.  29.  Juni  1748.  Richter-Schulte,  Conc. 
Trid.  558  ff.  E.  Reihe  v.  Beispielen  b.  Kunstmann,  D.  gem.  Ehen  141  ff.  In 
praxi  begnügte  man  s.  bisweilen  a.  m.  d.  eidlich.  Versprechen  d.  Konversion. 

*  Bened.  XIV.,  „Magnae"  etc.  Pius  VL  a.  d.  Erzbisch,  v.  Mecheln  v.  13.  Juli 
1782.  Pius  VIII,  „Litteris  altero  abhinc"  v.  25.  März  1830.  Greg.  XVI.  a.  d. 
bayr.  Bischöfe  v.  27.  Mai  1832.  D.  Schriftstücke  finden  s.  u.  a.  b.  Seh  ul  te  a.  a.  0 
254  ff.     Instr.  d.  Kard.  Antonelli  v.  15.  Nov.  1858.     Vgl.  A.  1. 

*  Pius  VI.  V.  13.  Juli  1782. 


198    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

Dispens  erteilenden  Bischof  ^  So  ist  es  dessen  Sache,  Bestimmungen 
hierüber  zu  erlassen-. 

Ist  die  gemischte  Ehe  durch  solche  Kautelen  auch  naturrechtlich 
erlaubt  geworden,  so  ist  sie  wegen  der  damit  immer  noch  verknüpften 
Gefahren  und  Unzukömmlichkeiten  für  den  katholischen  Teil  doch 
noch  kirchenrechtlich  unerlaubt  und  ist  demgemäß  über  die  Bürg- 
schaften hinaus  ein  Dispensgrund  nötig.  Ein  solcher  soll  im  öffent- 
lichen Interesse  gelegen  sein^.  Doch  genügt  heute  ein  wichtiger 
privater  und  damit  indirekt  auch  öffentlicher  Grund,  so  namentlich  die 
Gefahr  der  akatholischen  Trauung  oder  der  Zivilehe^. 

Aber  trotz  der  durch  die  Dispens  eingetretenen  kirchenrechtlichen 
Erlaubtheit  der  Ehe  kann  der  Pfarrer  bei  deren  Eingehung  gemein- 
rechtlich doch  nur  die  passive  Assistenz  leisten.  Daher  darf  keine 
Proklamation,  keine  Brautmesse,  keine  Benediktion  und  keine  rituelle 
Zeremonie  stattfinden.  Vielmehr  hat  der  Pfarrer  aufäerhalh  der  Kirche, 
an  ehrbarem  Orte,  ohne  liturgische  Gewandung  und  ohne  liturgische 
Betätigung,  in  Gegenwart  der  Zeugen  den  Ehekonsens  der  Nupturienten 
entgegenzunehmen  und  den  Abschluß  in  das  Eheregister  einzutragen^. 
Indessen  hat  sich  für  Deutschland,  Österreich  und  die  Schweiz,  um 
größere  Nachteile  zu  vermeiden ,  die  auch  vom  Apostolischen  Stuhle 
anerkannte  Gewohnheit  gebildet,  daß  in  solchen  Fällen  die  aktive 
Assistenz  geleistet  wird.  Es  wird  also  proklamiert,  aber  ohne  Er- 
wähnung der  Konfession,  die  Konsenserklärung  in  der  Kirche  durch 
den  Pfarrer  entgegengenommen  und  die  Ehe  nach  dem  Diözesanrituale 
eingesegnet.  Dagegen  hat  die  Brautmesse  mit  der  während  derselben 
zu  erteilenden  feierlichen  Benediktion  wie  jede  als  zum  Trauungsritus 


»  C.  S.  Off.  30.  Juni  1842;  17.  Febr.  1875;  29.  Juli  1880;  24.  Nov.  1899; 
10.  Dez.  1902.  Kard.  Rampolla  a.  Kard.  Simor  v.  26.  Sept.  1890  (A.  f.  k.  KR. 
LXV  [1891]  184  ff;  LXXXl  [1901]  840  ff;  LXXXIII  [1903]  489  ff). 

'  I.  d.  Diöz.  Rottenburg  z.  H.  haben  d.  Brautleute  e.  Revers  üb.  d.  kath.  Kiudor- 
erziehung  z.  unterschreiben  u.  ist  dieser  m.  pfarramtl.  Beglaubigung  z.  d.  Akten  z. 
legen.  Ord.-Erl.  v.  12.  Nov.  1875.  Vogt.  Sammlung  776.  Pf  äff,  Gesetzes- 
kunde 888.  Üb.  Verfaliren :  i.  Bayern  Schnitzer,  Kath.  ER.  256*;  anderwärts 
Scherer,  KR.  II  414=««  "  428^\ 

3  Bened.  XIV.,  „Magnae  Nobis"  v.  29.  Juni  1748;  De  syn.  dioec.  1.  IX, 
c.  3,  n.  5. 

*  Wernz    Laurentius,  Jus  decretalium  IV  2  (1912),  441  ff. 

■^  P  ins  VI.  a.  d.  Erzbisch,  v.  Mecheln  v.  13.  Juli  1782.  Instr.  d.  Kard.  Antonelli 
V.  15.  Nov.  1858.  Vgl.  S.  197,  A.  1.  Z  Kirche  gehört  hier  nicht  d.  Sakristei.  C.  S. 
Off.  17.  Jan.  1877.  D.  Bischof  ist  es  tiberlassen,  ob  er  e.  Rede  erlauben  will.  C.  S. 
Off  16.  Juli  188Ö.  Wernz-Laurontius  a  a.  0.  IV  2  (1912),  452  ff.  —  Üb. 
früh.  Militärmischohen  i.  Preußen:  Staatslexikon  IP  128  f.    [Fohlt  i.  d.  3.  u.  4.  Aufl-l 


i 


§  149.    Die  gemischte  Ehe.  199 

gehörig  erscheinende  Messe  zu  unterbleiben  i.  Wo  aber  die  Kautionen 
nicht  gegeben  werden  und  eine  Dispensation  daher  nicht  stattfinden 
kann,  da  darf  der  Pfarrer  auch  die  passive  Assistenz  nicht  leisten  2. 
Doch  haben  die  Päpste,  um  größere  Übelstände  zu  vermeiden,  auch 
für  solche  Fälle  und  für  bestimmte  Gegenden  die  passive  Assistenz 
gestattet  ^. 

Für  den  Fall,  daß  der  akatholische  Religionsdiener  lediglich  als 
staatlicher  Trauungsbeamter  funktionieren  würde,  wäre  es  erlaubt, 
sich  pro  forma  vor  demselben  zu  stellen  ^.  In  allen  andern  Fällen 
aber  darf  sich  ein  Katholik  niemals  von  dem  minister  acatholicus  als 
dem  Religionsdiener  trauen  lassen,  sei  es,  daß  er  sich  mit  dieser 
Trauung  begnügt  oder  dieselbe  der  katholischen  vorangehen  oder 
nachfolgen  läßt.  Andernfalls  sündigt  er  schwer,  macht  sich  der 
communicatio  in  sacris  activa  schuldig  und  verfällt  wegen  favor  hae- 
resis  ipso  facto  der  dem  Papste  speciali  modo  reservierten  Zensur. 
Das  gleiche  gilt,  wenn  jemand  nach  akatholischer  oder  katholischer 
Trauung  seine  Kinder  akatholisch  erziehen  läßt.  Pro  foro  externo 
tritt  die  Zensur  ein,  auch  wenn  man  die  kirchliche  Strafe  nicht 
kannte  5.    Doch  kann  der  Bischof  kraft  der  Quinquennalfakultäten  von 

*  Ben  ed.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  VI,  c.  5,  n.  4  f.  Greg.  XVI.  a.  d.  Erzbisch. 
V.  Freiburg  v.  23.  Mai  1846.  Instr.  d.  Kard.  Antonelli  v.  15.  Nov.  1858.  Vgl.  S.  197, 
A.  1.     C.  S.  Off.  17.  Jan.  1872;  17.  Jan.  1877.     Vgl.  ob.  S.  112  f. 

2  S.  C.  Conc.  2.  Febr.  1590;  22.  Juli  1624.  S.  C.  Inq.  17.  Juni  1829.  Greg.  XVI. 
a.  d.  bayr.  Bischöfe  v.  27.  Mai  1832. 

3  Fi  US  VIII.,  „Litteris  altero  abhinc"  v.  25.  März  1830.  [Köln,  Trier,  Münster, 
Paderborn.]  Instr.  d.  Kard.  Bernetti  v.  12.  Sept.  1834.  [Bayern.]  Breve  Greg.  XVI. 
V.  30.  April  1841;  Instr.  d.  Kard.  Lambruschini  v.  30.  April  1841  [Ungarn.];  v. 
22.  Mai  1841.  [Deutsch-Österreich.]  Wo  solche  Konzession  nicht  besteht,  ist  jeden- 
falls zuvor  d.  Bischof  i.  d.  Sache  anzugehen.  Sehr  gut  darüb.  Seh  er  er,  KR. 
II  423  ff.  Lehmkuhl,  Theol.  moral. '•  II  524.  —  Infolge  d.  Dekrets  ,Ne  fernere" 
hat  d.  Pfarrer  a.  b.  d.  passiven  Assistenz  d.  Konsens  d.  Nupturienten  z.  erforschen. 
Ob.  S.  129,  A.  6.  F.  d.  alten  Modus  plädierte:  A.  f.  k.  KR.  LXXXIX  (1909)  568  f. 
D.  früheren  Zugeständnisse  sind  tatsächl.  erneuert  i.  Dekret  d.  C.  S.  Officii  v.  21.  Juni 
1912  (Acta  Ap.  Sedis  IV  [1912]  443  fj. 

*  Ben  ed.  XIV,  „Redditae  sunt  Nobis"  v.  17.  Sept.  1746.  Richter -Schulte, 
Conc.  Trid.  570  ff. 

^  C.  S.  Off.  9.  März  1842.  „Apostolicae  Sedis  moderationi"  v.  12.  Okt.  1869. 
I  1.  Instr.  ad  episcopos  regni  Hannoverani  v.  17.  Febr.  1864.  C.  S.  Off.  23.  Aug. 
1877;  27.  März  1878;  22.  März  1879;  29.  Aug.  1888;  10.  Febr.  1892;  11.  Mai  1892. 
N.  letzt.  Entscheidung  sind  Pönitenten,  d.  vor  d.  12.  Mai  1892  „nulla  praevia  a 
censuris  absolutione"  absolviert  worden  sind,  nicht  z.  beunruhigen.  Hollweck, 
D.  kirchl.  Strafgesetze  (1899j  95  '  100  ^64^.  Knecht,  D.  neu.  eherechtl.  Dekrete 
(1909)  94  f.  Hilling,  D.  Reformen  d.  Papstes  Pius  X.  1  (1909)  107».  Wernz- 
Laurentius   a.  a.  0.    IV  2  (1912),  448".     Ganz   z.  Unrecht   beharrt  Leitner, 


200    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

der  durch  akatholische  Trauung  inkurrierten  Zensur  absolvieren  und 
die  Befugnis  hierzu  pro  utroque  foro  subdelegieren  ^  Hat  der  Pfarrer 
Gewißheit,  daß  ein  gemischtes  Brautpaar  sich  von  dem  akatholischen 
Keligionsdiener  trauen  lassen  will,  oder  wird  er  darüber  befragt,  so 
darf  er  nicht  schweigen,  sondern  hat  den  katholischen  Teil  über  die 
Größe  seiner  Sünde  und  die  eintretenden  Zensuren  zu  belehren.  Hat 
der  Pfarrer  aber  keine  Gewißheit  hierüber,  wird  er  auch  nicht  befragt, 
sieht  er  aber  voraus,  daß  akatholische  Trauung  werde  nachgesucht 
werden  und  daß  seine  Belehrung  hierüber  nichts  fruchten,  daß  er 
vielmehr  nur  die  materielle  Sünde  zu  einer  formellen  machen  würde, 
so  wird  er,  vorausgesetzt,  daß  die  erforderlichen  Kautelen  geleistet 
sind,  schweigen  und  die  erforderliche  Assistenz  leisten,  falls  es  ohne 
Ärgernis  geschehen  kann.  Ist  es  notorisch,  daß  die  akatholische 
Trauung  bereits  stattgefunden  hat,  oder  erklären  es  die  Brautleute 
dem  Pfarrer  selbst,  so  darf  er  nur  assistieren  oder  benedizieren,  w^enn 
der  katholische  Teil  das  Geschehene  aufrichtig  bereut  und  von  Sünde 
und  Zensur  losgesprochen  worden  ist  ^. 

n.  Mit  den  kirchlichen  Gesetzen  über  die  gemischten  Ehen  standen  viel- 
fach in  schreiendem  Widerspruch  die  staatlichen.  Solange  es  noch  keine 
Zivilehe  gab,  die  Ehe  vielmehr  auch  staatlich  in  der  Regel  nur  durch  die 
kirchliche  Trauung  zu  stände  kommen  konnte,  glaubte  der  absolutistische, 
josephinische,  aufklärerische  Polizeistaat  für  solche  sorgen  zu  müssen  gerade 
da,  wo  die  kirchliche  Trauung  verweigert  wurde,  weil  die  geforderten 
Kautionen  nicht  geleistet  worden  waren,  und  demgemäß  auch  keine  Dispens 


Lehrb.  d.  kath.  ERs^  360  f  b.  s.  Meinung,  daß  d.  Betreffend,  nicht  weg.  fav.  haer., 
sondern  als  credentes  haereticis  exkommuniziert  seien,  u.  daß  a.  d,  protest.  Kinder- 
erziehung allein  keine  Zensur  gesetzt  sei.  Ders. ,  Einheitskatechismus  u.  akathol. 
Kindererziehung  (Tlicol.-prakt.  Monatsschrift  XXIII  [1913]  34  ff). 

•  C.  S.  Off.  11.  Mai  1892.  Decr.  Poenit.  ad  epp.  Bavariae  27.  Juni  1893. 
Rottenb  Ord.-Erl.  v.  1.  Febr.  1895.  Pf  äff,  Gesetzeskunde  390  ff.  Kirchl.  Amtsbl. 
1913,  Nr  9.    D.  absolutio  b.  akath.  Kindererziehung  allein  ist  hierin  nicht  enthalten. 

'■^  Instr.  ad  epp.  regn.  Hannov.  17.  Febr.  1864.  A.  f.  k.  KR.  LXXXllI  (1903) 
259  f.  Vgl.  z.  Ganzen  a.  d.  Instrukt.  d  österr.  Bischöfe  üb.  d.  Eheschlieli  m.  sog. 
passiv.  Assistenz  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIII  [1903]  350  ffj.  —  A.  d.  reich.  Lit  : 
Kath.  Seelsorger  1889,  163  ff;  1892,  Uff;  1893,  Stf.  Theol.-prakt.  Monatsschrift 
1891,  701ff;  1892,  609ff  759ff;  1893,  716ff.  Theol.-prakt.  Qsch.  1892,  107  ff; 
1893,  19ff  Köln.  Pastoraiblatt  1^92,  107  ff ;  1893,  19ff:  1901,  6ff:  1907,  Iff  — 
Scherer,  KR.  II  415  ff  hat  starke  Bedenken  geg.  diese  neuerl.  Praxis.  —  A.  d. 
Vatic.  wurde  d.  Antrag  gestellt,  d.  Praxis  bozügl.  d.  gem.  Ehen  einheitl.  z  regeln. 
L  ü  m  m  e  r ,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  142  ff.  G  r  a  n  d  e  r  a  t  h  -  K  i  r  c  h ,  Gesch.  d.  Vatik. 
Konzils  I  449  f.  Ist  d.  d.  Deutschi.  u.  Ungarn  gemachten  Konzessionen,  vgl.  ob. 
S.  132,  aufs  neue  i.  d.  Ferne  gerückt.  Vielloiclit:  ])ringt  ah.  d.  Neukodifikation  d. 
wünschenswerte  Kinhoitlichkeit. 


§  149.    Die  gemischte  Ehe.  201 

gegeben  worden  war.  In  diesem  Falle  zwang  dann  der  Staat  vielfach  den 
Geistlichen  des  katholischen  Teils,  vor  allem  den  des  Bräutigams,  zur  Trauung 
oder  berief  den  Pfarrer  der  andern  Konfession  dazu.  Solchen  Zwang  ließen 
sich  die  Josephiner  und  Aufklärer  auch  gefallen,  nicht  aber  die  gegen  die 
Mitte  des  19.  Jahrhunderts  wieder  erwachenden  und  wieder  erstarkenden 
Katholiken.  Folge  war  der  Mischehenstreit,  der  auf  der  ganzen  Linie  mit 
dem  Rückzug  des  Staates  zu  Gunsten  der  Gewissensfreiheit  endete.  Als  Aus- 
kunftsmittel diente  die  Notzivilehe.  Nicht  weniger  schwierig  war  die  Frage, 
nach  welchem  Rechte  die  Behandlung  der  gemischten  Ehen  zu  geschehen 
habe.  Seitdem  die  Zivilehe  allgemein  eingeführt  ist,  sind  diese  Kämpfe  über- 
haupt beendet  K 

Dagegen  weichen  auch  heute  noch  die  staatlichen  Gesetze  von  den 
kirchlichen  Vorschriften  vielfach  ab  hinsichtlich  der  religiösen  Erziehung  der 
Kinder  aus  gemischten  Ehen.  Entweder  hat  der  Vater  allein  zu  entscheiden, 
in  welcher  Konfession  seine  Kinder  erzogen  w^erden  sollen,  oder  es  können 
die  Eltern  darüber  ein  Übereinkommen  treffen.  Im  Gegensatz  hierzu  geben 
andere  Gesetze  absolute  Vorschriften,  die  nicht  durch  den  Willen  von  Vater 
oder  Eltern  geändert  werden  dürfen,  so  daß  die  Kinder  entweder  alle  in  der 
Religion  des  Vaters  erzogen  werden  müssen,  oder  nach  dem  Geschlecht  geteilt, 
Knaben  in  der  Religion  des  Vaters,  die  Mädchen  in  der  der  Mutter.  Für 
das  Übereinkommen  der  Eltern  lassen  manche  Gesetzgebungen  einen  rechts- 
verbindlichen Vertrag  zu,  andere  erklären  ihn  für  wirkungslos.  Und  dieser 
Vertrag  selbst  kann  bald  formlos  eingegangen  werden,  bald  in  gesetzlich 
bestimmter  Form,  bald  nur  vor  der  Eheschließung,  bald  auch  nachher,  bald 
vor-  und  nachher.  Weiterhin  beziehen  sich  diese  Gesetze  auf  den  Religions- 
wechsel der  Eltern,  namentlich  noch  auf  dem  Todbett,  und  auf  den  Todes- 
fall. In  letzterem  sind  die  bestehenden  Verträge  in  der  Regel  unabänderlich 
geworden.  Wo  dagegen  ein  Vertrag  fehlt,  ist  entweder  der  bisher  kund- 
gewordene Wille  des  verstorbenen  Vaters  entscheidend,  oder  die  Mutter,  die 
nunmehr  die  Erziehung  allein  zu  besorgen  hat,  kann  bestimmen,  oder  es  tritt 
Trennung  der  Kinder  nach  dem  Geschlecht  ein  ^    Das  Bürgerliche  Gesetzbuch 


'  Friedberg,  KR.«  459  ff.  Z.  Gesch.  u.  Lit.  d  Mischehenstreits  vgl.  auß. 
d.  eingangs  vermerkt.  Lit.:  F.  Preuß.  d.  (nicht  unbefangenen)  Artikel  v.  Mirbt 
üb.  Klem.  Aug.  v.  Droste-Vischering  i.  Realenzykl.  f.  prot.  Theol.  u.  K.  ^  V  23  ff 
u.  P.  Vogel,  Beitrüge  z.  Gesch.  d.  Köln.  Kirchenstreits  (1912)  [M.  reich.  Lit]; 
f.  Bayern:  Schnitzer,  Kath.  ER.  248  ff;  f.  Württ. :  A.  Aich,  Üb.  d.  gem.  Ehen 
m.  besond.  Rücksicht  a.  d.  Verhältnisse  i.  Württ.  (A.  f.  k.  KR.  XIV  [1865]  321  ff) 
u.  AVttrtt.  Kgschte  (1893)  667  ff  [Einseitig.];  f.  Baden:  H.  Maas,  Gesch.  d.  kath. 
Kirche  i.  Baden  (1891)  108ff;  f.  Österr. :  Scherer,  KR.  II  419  f.  Siehe  a.: 
Scherer  a.  a.  0.  II  417  ff;  Knöpfler,  Kgschte^  736ff;  Funk- Bihim  ey  er, 
Kgschte  6  751  f.  —  Vgl.  a.  üb.  d.  staatl.  Recht  ob.  S.  92  f  95  f. 

^  Preußen:  Allg.  Landrecht,  2.  Tl,  Tit.  2,  §  76 ;  Deklaration  v.  21.  Nov.  1803; 
Kabinettsordre  v.  17.  Aug.  1825.  Schneider,  ü.  pari  KRsquellen  294  ff.  — 
Hannover:  Verordn.  v.  31.  Juli  1826.  Schneider  a.  a.  0.  297  f.  —  Kurhessen: 
Ges.  V.  29.  Okt.  1848.    §  3;  Verordn.  v.  13.  April  1853.  §  4.     S  chneid  er  a.  a.  0. 


202    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 
ließ  die  landesgesetzlichen  Vorschriften  über  die  religiöse  Erziehung  der  Kinder 


299  f.  —  Nassau:  Edikt  v.  22.  u.  26.  März  1808.  Schneider  a.  a.  0.  300  f.  — 
Bayern:  Religionsedikt  1818.  1.  Abschn.,  3.  Kap.,  §  12  ff.  Schneider  a.  a.  0. 
205  f.  —  Sachsen :  Ges.  v.  1.  Nov.  1836.  §  6  ff .  S  c  h  n  e  i  d  e  r  a.  a.  0.  425  ff.  —  Baden : 
Ges.  V.  9.  Okt.  1860.  S  c  h  n  e  i  d  e  r  a.  a.  0.  337  f  370  f.  —  Hessen :  Ges.  v.  27.  Febr. 
1826.  Schneider  a.  a.  0.  402.  —  Mecklenburg-Schwerin:  Verordn.  v.  30.  März 
1821.  Schneider  a.  a.  0.  342  f.  —  Sachsen-Weimar:  Ges.  v.  10.  April  1895. 
Vgl.  Ortloff,  D.  Z.  f.  KR.  VI  (1896)  51  ff.  Schneider  a.  a.  0.  438  ff.  —  Braun- 
schweig: Ges.  V.  29.  Dez.  1902.  §  1.  —  Oldenburg:  Revid.  Staatsgrundges.  v.  22.  Nov. 
1852.  Schneider  a.  a.  0.  447.  —  Sachsen-Gotha :  Ges.  v.  15.  Aug.  1834.  §  18. 
Schneider  a.  a  0.  466  \  [Unrichtig.]  —  Sachsen-Meiningen:  Ges.  v.  18.  Aug.  1899 
(D.  Z.  f.  KR.  XII  [1902]  138ff).  —  Waldeck-Pyrmont:  Ges.  v.  28.  März  1827.  §  1. 
Schneider  a.  a.  0.  475  f.  —  Lippe-Detmold:  Edikt  v.  9.  März  1854.  Art.  7. 
Schneider  a.  a.  0.  481  ff.  —  Österr. :  Ges.  v.  25.  Mai  1868.  S  c  h  n  e  i  d  e  r  a.  a.  0. 
523  ff.  —  D.  Gesetze  d.  einz.  Staaten  üb.  d.  relig.  Erziehung  d.  Kinder  besond.  a. 
gem.  Ehen  finden  s.  zusammengestellt  b. :  K.  A.  Geiger,  D.  kirchenrechtl. 
Inhalt  d.  bundesstaatl.  Ausführungsgesetze  z.  BGB.  (A.  f.  k.  KR.  LXXXI  [1901] 
113  ff).  Ders.,  D.  relig.  Erzieh,  d.  Kinder  i.  deutsch.  Rechte  (1903)  83  ff. 
F.  X.  Heiner,  D.  sog.  Toleranzantrag  (1902)  250  ff.  W.  Güttier,  D.  relig. 
Erzieh,  d.  Kinder  i.  Deutsch.  Reich  (1908)  58  ff.  Vgl.  a.  ob.  S.  29  ff.  —  Allg. 
Lit. :  J.  T  h.  B.  V.  Linde,  Üb.  relig.  Kindererziehung  i.  gem.  Ehen ,  1847. 
E.  Win  ekler,  Üb.  d.  relig.  Erzieh,  d.  Kinder  a.  gem.  Ehen,  1886.  Ganz  aus- 
gezeichnet ist:  K.  Schmidt,  D.  Konfession  d.  Kinder  n.  d.  Landesrechten  i. 
Deutsch.  Reich,  1890.  E.  Reihe  v.  Nachträgen  daz.  v.  Schmidt  i.  A.  f.  k.  KR. 
LXVIl  189;  LXVHI  218;  LXIX  498;  LXX  105;  LXXI  64  usw.  F.  Andre,  Ver- 
träge zwisch.  Eltern  üb.  Erzieh,  d.  Kinder,  1905.  Vgl.  a. :  Richter-Dove- 
Kahl,  Lehrb.  d.  kath.  u.  evang.  KRs  (1886)  1015  ff.  Schulte,  Lehrb.  d.  kath. 
u  evang.  KRs*  (1886)  403  ^^  S  eher  er,  KR.  II  37  ff.  Schnitzer,  Kath.  ER. 
266  ff.  Friedberg,  KR. «  286  ff.  [Stellt  d.  verschied.  Modalitäten  sehr  über- 
sichtl.  zusammen,  so  daß  s.  d.  Text  ob.  i.  wesentl.  a.  ihn  anschließt;  e.  ähnlich 
gute  Zusammenstellung  findet  s.  b.  Güttier,  D.  relig.  Erzieh,  d.  Kinder  52  f.] 
A.  d.  reich.  Lit.  f.  einzelne  Länder  sei  bemerkt:  Preußen:  B.  Hüb  1er,  D.  relig. 
Erzieh,  d.  Kinder  a,  gem.  Ehen  i.  Gebiet  d.  preuß.  Landrechts,  1888.  Bröse,  D. 
relig.  Erzieh,  v.  Kindern  a.  Mischehen  (Beiträge  z.  Erläuterung  d.  preuß.  Rs,  be- 
gründ.  V.  J.  A.  Gruchot,  XXXVII  [1893]  853  ff).  Laßberg,  Üb.  d.  relig. 
Erzieh,  d.  Kinder  i.  Geltungsbereich  d.  Kabinettsordre  v.  1803  (Pastor  bonus  XIV 
[1901/02]  21  ff).  M.  Herrmann,  D.  gesetzl.  Bestimmungen  üb.  d.  relig.  Erzieh, 
d.  Kinder  i.  Mischehen  .  .  .  i.  d.  neun  alt.  preuß.  Provinzen,  1907.  —  Hannover; 
A.  Bortram,  Üb.  d.  relig.  Erzieh,  d.  Kinder  a.  gem.  Ehen  i.  Hannoverischen 
(Theol.-prakt.  Qsch.  XLV  [1892]  39  ff).  —  Bayern:  K.  Sartorius,  D.  relig.  Erzich. 
d.  Kinder  a.  gem.  Ehen  n.  bayr.  R.,  1887.  K.  A.  Geiger,  D.  relig.  Kindererzich. 
i.  gem.  Ehen  n.  bayr.  R.,  1894.  A.  Hof  mann,  D.  relig.  Erzieh,  d.  Kinder  a. 
gem.  Eiion  i.  Bayern,  1906.  L.  Krapp,  D.  relig.  Erzieh,  unehel.  Kinder  n.  bayr. 
Staatskirchenrecht  (A.  f.  k.  KR.  LXXXiX  [1909]  54ff;  [a.  sep.]).  H.Hellmuth. 
D.  Rechtsverhältnisse  d.  rolig.  Kindererzich.  n.  bayr.  Staatskirchenrecht  (Theol.- 
prakt.  Monatsschrift  XXII  [1912]  270  ff).  W.  Bärthlein,  D.  relig.  Kindererzich. 
i.  Bayern,  1912.  0.  K  oll  mann,  D.  Rcligionsverhältnisso  d.  Kinder  i.  Bayern, 
1913.  —  Baden:  M.   Keller,    Rolig.   Kindererzich.  n.   bad.   Hecht,  1913.    [M.  viel. 


§  149.    Die  gemischte  Ehe.  203 

unberührt.     Wo  aber  keine  solchen  bestehen,  gelten  die  einschlägigen  Para- 
graphen des  BGB.  über  die  elterliche  Gewalt  \ 

In  Württemberg  werden  „Kinder  aus  gemischten  Ehen  in  der  Regel  bis  zu 
den  Unterscheidungsjahren  in  der  Religion  des  Vaters  erzogen.  Es  ist  jedoch  den 
Eheleuten  erlaubt,  durch  (im  Todesfall  unveränderliche)  Verträge  eine  nach 
dem  Geschlecht  der  Kinder  geteilte  Erziehung  oder  jede  andere  Bestimmung 
diesfalls  festzusetzen.  .  .  .  Jene  Verträge  sind  aber  nur  dann  gültig,  wenn  sie 
zu  Protokoll  vor  der  Obrigkeit  des  Gatten  (Schultheißenamt,  Amtsgericht) 
abgeschlossen  worden  sind.  Nach  erreichten  Unterscheidungsjahren  steht  es 
den  aus  solchen  Ehen  erzeugten  Kindern  frei,  sich  nach  eigener  Wahl  zu 
einer  oder  der  andern  christlichen  Kirche  zu  bekennen."  - 


Liter.]  —  Großherz.  Hessen:  Zeller,  Relig.  Kindererzieh.,  Austritt  u.  Übertritt  i.  Reli- 
gionsgemeinschaften n.  d.  Großherz.  hess.  Gesetzgebung  (A.  f.  öffentl.  R.  XI  [1896] 
552  ff).  J.  Seitz,  D.  relig.  Erzieh,  d.  Kinder  i.  Hessen  (A.  f.  k.  KR.  LXXX  [1900] 
709  ff).  —  Sachsen:  J.  Alethes,  D.  Konfessionsänderung  u.  d.  relig.  Kindererzieh. 
i  Königr.  Sachsen,  1909.  A.  Graf  v.  Montgelas,  D.  relig.  Erzieh,  d.  Kinder  a. 
gem.  Ehen  i.  Köuigr.  Sachsen,  1911.  E.  Jacobi,  Relig.  Kindererzieh.  n.  sächs.  R. 
(D.  Z.  f.  KR.  XXIII  [1913]  277  ff).  —  Sachsen-Weimar:  H.  Ortloff,  D.  Konfession 
d.  Kinder  a.  gem.  Ehen  zwisch.  Evangel.  u.  Kathol.  u.  der  Konfessionswechsel  i.  Bes. 
n.  d.  Landesrechte  d.  Großherz.  Sachsen- Weimar-Eisenach  (D.  Z.  f.  KR.  VI  [1896  97] 
51  ff).  —  Osterr. :  M.  Hussarek,  D.  relig.  Erzieh,  d.  Kinder  n.  österr.  R.  (Z.  f.  d. 
Privat-  u.  öffentl.  R.    d.  Gegenwart  XXUI  [1896]  601  ff).     Scherer,    KR.  11  37  f. 

'  EG.  §  134.  BGB.  §  1626  ff.  K.  A.  Geiger,  D.  relig.  Erzieh,  d.  Kinder  i. 
deutsch.  Rechte,  83  ff.  R.  Drache,  D.  relig.  Erzieh,  d.  Kinder  n.  d.  Entwurf  d.  BGB. 
f.  d.  Deutsche  Reich,  1889.  L.  v.  Hammer  st  ein ,  D.  Wahl  d.  Religion  n.  d. 
Entwurf  d.  BGB.  f.  d.  D.  R.  (Stimmen  a.  M.-L.  1890,  II  158ff).  E.  Sehling,  D. 
rehg.  Erzieh,  d.  Kinder  u.  d.  Entwurf  d.  BGB.  f.  d.  D.  R.,  1891.  A.  Scheurl, 
D.  Staatsgesetzgebung  üb.  d.  relig.  Kindererzieh.  (D.  Z.  f.  KR.  1  [1892]  5  ff). 
W.  Kahl,  D.  Konfess.  d.  Kinder  a.  gem.  Ehe,  1895.  K.  A.  Geiger,  D.  reichs- 
gesetzl.  Regelung  d.  relig.  Kindererzieh.  i.  Deutschland  (A.  f.  k.  KR.  LXXIII  [1895] 
257  ff).  G.  Habermann,  D.  Konfess.  d.  Kinder  a.  gem.  Ehen,  1895.  —  E.  Vormund 
kann  nicht  entlassen  werden,  weil  er  s.  weigert,  i.  d.  Adoption  s.  Mündels  d. 
evangel.  Eheleute  einzuwilligen  (A.  f.  k.  KR  XCIII  [1913]  336  ff:  Kirchl.  Amtsbl. 
f.  d.  Diöz.  Rottenburg  1913,  Nr  16).  —  Während  d.  kath.  Autoren  i.  d.  Regel 
m.  best,  natttrl.  begründ.  Recht  daf.  plädieren ,  daß  man  d.  Entscheid,  üb.  d. 
konfess.  Erzieh,  d.  Kinder  d.  Gewissen  d.  Eltern  überlassen  solle  —  verz.  b.  Geiger, 
D.  relig.  Erzieh,  d.  Kinder  28  ff  — ,  sind  d.  meisten  prot.  Autoren  f.  gesetzl.  Rege- 
lung d.  Konfess.  v.  Standpunkt  d.  öffentl.  Rs  a.  unt.  Betonung  d.  väterl.  Gewalt 
u.  d.  väterl.  Entscheidungsrechts.  D.  Toleranzautrag  d.  Zentrums  bzw.  d.  Kom- 
missionsentwurf fordert  dah.  i.  §  2,  daß  f.  d.  Bestimmung  d.  relig.  Bekenntnisses, 
i.  welchem  e.  Kind  erzogen  werden  soll,  d  Vereinbarung  d.  Eltern  v.  od.  n.  Ein- 
gehung d.  Ehe  maßgebend  sein  solle.  Vgl.  weit.  §  2a  2b  2c.  Heiner,  D.  sog. 
Toleranzantrag  840  f.  H.  Roeren,  D.  Toleranzantrag  d.  Zentrums,  1901.  0.  Schwaab, 
Z.  Frage  d.  relig.  Kindererzieh.  unt.  bes.  Berücks.  d.  Toleranzantrags,  1907.  F.  d. 
freie  elterl.  Vertragsrecht  tritt  a.  gut  e.:  Güttier  a.  a.  0.  294  ff". 

^  Religionsedikt  v.  15.  Okt.  1806.  Geh.-Rats-Erlaß  v.  14.  März  1817.  E.  aus- 
gezeichn.    Kommentar   z.    d.    vielen   hier   einschlägig.    Fragen    gibt    Schmidt,    D. 


204    iV.  Blieb.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

8  150. 
Die  Dispensation  von  den  Eheliiudernissen. 

Alt.  Lit.  b.  Scberer,  KR.  II  453.  Sanchez  1.  VIII.  —  IVI.  J.  Binder,  D. 
Behebung  d  Ehebindernisse  u.  d.  Ehekonvalidation,  1863.  Z.  Zitelli,  De  dis- 
pensationibus  matrimonialibus''^,  1887.  H.  J  Fei  je,  De  impedimentis  et  dispen- 
sationibus  matrimonii  *,  1893.  J.  Riedle,  Sponsalienaufnabme  u.  Behandlung  d. 
Ehedispensgesuche  ^  1895.  J.  Pompen,  Tractatus  de  dispensationibus  et  de  re- 
validatione  matrimonii ',  1897.     P.  Durieux,    Les    dispenses  matrimoniales,   1913. 

1.  Ist  ein  Ehehindernis  vorhanden,  so  muß,  damit  eine  Ehe 
gültiger-  oder  erlaubterweise  eingegangen  werden  kann ,  dieses  ge- 
hoben werden.  Diese  Hebung  erfolgt  zum  Teil  ganz  von  selbst,  so 
bei  tempus  clausum,  bei  impedimentum  aetatis,  ligaminis  usw.;  oder 
sie  geschieht  durch  den  Willen  der  Beteiligten,  so  namentlich  bei  den 
impedimenta  juris  privati:  Irrtum,  Zwang  und  Furcht,  beigefügte  Be- 
dingung; oder  sie  erfolgt  bei  den  impedimenta  juris  publici  durch  den 
Willen  des  zuständigen  kirchlichen  Obern :  Dispensation.  Solche  kann 
aber  nicht  eintreten  bei  denjenigen  Ehehindernissen,  die  auf  dem 
göttlichen  Rechte  beruhen,  so  bei  bestehendem  Eheband,  Impotenz, 
Blutsverwandtschaft  in  der  linea  recta  ascendentium  et  descendentium 
und  wohl  auch  im  ersten  Grade  der  Seitenlinie.  Man  unterscheidet 
dispensatio:  in  matrimonio  contrahendo  und  in  matrimonio  contracto 
(Konvalidation  der  Ehe),  pro  foro  externe  und  pro  foro  interne  ^ 

2.  Die  Dispensation  kann  nur  durch  den  kirchlichen  Obern  er- 
folgen, der  das  trennende  oder  aufschiebende  Ehehindernis  aufgestellt 
hat,  also  vor  allem  durch  den  Papst  2.  Doch  macht  derselbe  von 
seinem  Rechte  nicht  vollen  Gebrauch  insofern,  als  von  bestimmten, 
auf  kirchlichem  Gesetze  beruhenden  Ehehindernissen  entweder  nie^ 
oder  selten'*  dispensiert  wird. 


Konfess.  d.  Kinder  n.  d.  Landesrechten  i.  Deutsch.  Reich  368—390.  Vgl.  a.  Pf  äff, 
Gesetzeskunde  397  ff ;  Gaupp-Göz,  D.  Staatsr.  d.  Königr.  Württ. '  415;  Kiene, 
Kath.  Pfarrgemeindegesetz  v.  14.  Juni  1887  u.  22.  Juli  1906  167  if;  Fleiner, 
Staatsrecht!.  Gesetze  Württ.  14  f.  K.  Fauser,  D.  Konfession  d.  Kinder  i.  Württ. 
n.  d.  gegenwärt.  Stand  d.  Gesetzgebung  u,  Rechtsprechung,  1911.  Üb.  d.  Untcr- 
scheidungsjahre  ob.  S.  30,  A.  2.   —  Vgl.  z.  Ganzen  a.  ob.  §  114. 

'  Weit.  Unterscheidungen  ergeben  s.  a.  d.  Folgenden. 

'^  D.  unbestrittene  Befugnis  d.  allg.  Konzilien  kommt  tatsächl.  nicht  weiter  i. 
Betracht.     Vgl.  ob.  S.  93. 

^  Nie  wurde  dispensiert  i.  erst.  Grad  d,  Blutsverwandtschaft  i.  d.  Seitenlinie, 
V.  impod.  criminis,  wenn  Gattenmor<l  u.  P^hebruch  (»ffentl  bekannt  sind,  v.  imped. 
clandestinitati.s.  wo  d    trident.  Dekret  galt,  unt.  normal.  Verhilltnissen. 

*  Selten  wird  dispensiert  b.  matr.  ratum  sed  non  consummatum,  v.  d.  Impubertät, 
V.   Hindernis    d.    ohel.  Schwägerschaft    i.    d.    gerad.  Linie,    v.  notorisch.  Hindern,  d 


M 


§  150.    Die  Dispensation  von  den  Ehehindernissen.  205 

Was  die  geschichtliche  Entwicklung  des  kirchlichen  Dispenswesens  in 
Ehesachen  betrifft,  so  ging  dieselbe  im  allgemeinen  mit  der  Entwicklung  des 
Dispenswesens  überhaupt  parallel  K  Die  alte  Kirche  gewährte  in  Ehesachen 
keine  Dispens,  ein  Standpunkt,  den  die  orientalische  Kirche  bis  heute  im 
wesentlichen  festhält.  Dagegen  trug  die  abendländische  Kirche  seit  dem 
11.  Jahrhundert  den  Bedürfnissen  mehr  und  mehr  Rechnung  und  dispensierte 
zunächst  in  matrimoniis  contractis,  dann  aber  auch  in  matrimoniis  contra- 
hendis.  Da  die  Entwicklung  dieser  Praxis  mit  der  Entwicklung  der  das 
kirchliche  Eherecht  ausbauenden  Papstgewalt  zusammenfiel,  so  ist  erklärlich, 
daß  die  mittelalterlichen  Kanonisten  von  Anfang  an  die  Befugnis,  von  Ehe- 
hindernissen zu  dispensieren,  fast  ausschließlich  dem  Papste  zuschrieben. 
Doch  ging  den  Bischöfen  hierin  nicht  alles  Recht  vollständig  ab.  Versuche 
aber,  diese  Befugnisse  zu  erweitern,  waren  vergeblich  -. 

Der  Papst  übte  seine  Dispensgewalt  aus  durch  die  Datarie,  die  Pöniten- 
tiarie,  die  Inquisition,  die  Propaganda,  die  Sekretarie  der  Breven  und  die 
Kongregation  für  außerordenthche  kirchliche  Angelegenheiten'.  Die  Datarie 
dispensierte  bei  öffentlichen  Ehehindernissen  und  solchen  geheimen,  die  leicht 
offenbar  werden  konnten  *.  Die  Pönitentiarie  gab  Dispens  bei  geheimen 
Ehehindernissen  und  bei  öffentlichen,  wenn  die  Petenten  kanonisch  arm 
waren..  Die  Congregatio  Inquisitionis  erteilte  Dispens  bei  mixta  religio,  cultus 
disparitas ,  crimen  publicum,  bigamia.  Die  Propaganda  dispensierte  für  die 
ihr  unterstellten  Länder  durchaus,  auch  in  geheimen  Fällen,  unbeschadet  der 
Pönitentiarie.  Die  Sekretarie  der  Breven  gewährte  fürstlichen  Persönlich- 
keiten Dispens  und  die  Kongregation  für  außerordentliche  Angelegenheiten 
solche  für  Rußland,  Südamerika  und  die  portugiesischen  Kolonien. 

Heute  dispensiert  die  Pönitentiarie  bei  geheimen  Ehehindernissen, 
die  Congregatio  S.  Officii   bei  cultus  disparitas  und  mixta  religio,   in 

unehel.  Schwägerschaft  i.  erst.  Grad  d.  gerad.  Linie,  v.  cultus  disparitas  (auß.  i. 
Missionsländern),  v.  geheim.  Gattenmord,  v.  d.  Entführung,  v.  d.  höheren  Weihe  u. 
d.  feierl.  Gelübde.  —  I.  allen  and.  Fällen  wird  heute  häufig  dispensiert,  so  namentl. 
Si.  b.  zweit.  Grad  d.  Blutsverwandtschaft  i.  d.  Seitenlinie,  betreffs  dess.  noch  d. 
Trident.  (Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  5)  forderte,  daß  niemals,  außer  b.  Fürsten 
u.  a.  e.  öffentl.  Grunde,  dispensiert  werden  solle.  Gerade  a.  weg.  d.  Häufigkeit 
dies.  Dispensen,  d.  vulnera  legis  sind,  wurden  d.  wiederholt  erAvähnten  Forderungen 
ja.  Reduktion  d.  Ehehindernisse  überhaupt  gestellt.     Vgl.  ob.  S.   179  189. 

'  Vgl.  Bd  I,  S.  140. 

2  M.  A.  Stiegler,  Dispensation  (1901)  229  ff.  Preisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs 
891  ff  E  s  m  e  i  n  ,  Le  mariage  en  droit  canonique  II  3 15  ff.  S  c  h  e  r  e  r ,  KR.  II  453  ff. 
Schnitzer,  Kath.  ER.  497  ff.  W  e  r  nz- jj  aur  en  t  ius  ,  Jus  decretalium  IV  2 
(1912),  462  ff  491  «^ 

'  M.  Leitner,  D.  kirchl.  Dispensbehörden  i.  Ehesachen  (A.  f.  k.  KR.  LXX 
[1893]  418ff).     Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  482  ff. 

*  So  b.  zweit.  Grad  d.  Blutsverwandtschaft  u.  Schwägerschaft,  weil  dies,  obgleich 
etwa  noch  geheim,  leicht  offenbar  werden  kann.  Wernz-Laurentius  a.  a.  0. 
iV  2  (1912),  483».     Vgl.  ob.  S.  137,  A.  1. 


206    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

allen   andern  Fällen   und   für  alle  Gebiete  der  Kirche  die  S.  Congre- 
gatio  de  disciplina  Sacramentorum  ^ 

Der  Bischof  dispensiert  kraft  eigenen  Rechts  von  einem  etwaigen 
in  seiner  Diözese  bestehenden  kirchlichen  Eheverbot,  so  dem  des  Ehe- 
abschlusses in  der  geschlossenen  Zeit,  kraft  gemeinen  Rechtes  vom 
Aufgebot,  von  den  einfachen  Gelübden  mit  Ausnahme  der  dem  Papste 
reservierten  Gelübde  der  immerwährenden  Keuschheit  und  des  Ein- 
tritts in  einen  Orden  2.  Jurisdictione  quasioi-dinaria  dispensiert  der 
Bischof  pro  foro  interno  von  trennenden  Ehehindernissen  im  Falle 
Zweifels  ^,  sodann  im  Falle  der  Not,  wenn  eine  Ehe  in  gutem  Glauben 
w^enigstens  von  einem  Teile  und  in  facie  ecclesiae  geschlossen  wurde, 
sich  aber  nachher  ein  geheimes  trennendes  Ehehindernis  herausstellt, 
um  dessen  Behebung  der  Apostolische  Stuhl  nicht  leicht  angegangen 
werden  kann,  während  anderseits  die  Eheleute  nicht  ohne  großes 
Ärgernis  oder  Gefahr  der  Unenthaltsamkeit  getrennt  werden  können*. 
Ob  der  Bischof  sich  solcher  Dispensationsbefugnis  unter  ähnlichen 
Umständen  auch  schon  vor  der  Eheabschließung  erfreue,  ist  fraglich, 
wird  aber  doch  meistenteils  bejaht".  Von  allen  geheimen  und  öffent- 
lichen trennenden  Ehehindernissen  6,  ausgenommen  den  Presby terat '^ 
und  die  eheliche  Schwägerschaft  in  der  geraden  Linie,  kann  der 
Bischof  unter  legitimatio  prolis  bei  Personen  dispensieren,  welche  in 
der  Zivilehe  oder  im  Konkubinat^  leben,  wenn  eine  derselben  in  Todes- 

*  Vgl.  Bd  I,  S.  417  ff.  Ehedispensen  f.  königl.  u.  fürstl.  Personen  v.  königl. 
Stamm  sind  d.  Apost.  Stuhl  i.  besond.  Weise  reserviert.  S.  C.  de  disc.  Sacr.  7.  März 
1910  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  147).  —  K.  A.  G  eiger ,  D.  Behandlung  d.  Ehe- 
dispensen b.  d.  römischen  Kurie  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XIX  [1909]  675  ff). 

2  Vgl.  ob.  S.  114  193  ff.  Ob  er  a.  v.  d.  Verbot  d.  feierl.  Hochzeit  dispens.  könne, 
ist  fraglich.  Seh  er  er,  KR.  11  457^'.  Doch  wohl  nicht.  Wernz-Laurentius, 
Jus  decretalium  IV  2  (1912),  472. 

^  De  potestate  episcopi  dispensandi  circa  dubia  impedimenta  (Nouv.  Rev.  theol. 
XXXVl  [1904]  374  ff).     Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  500  ff. 

*  Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  271,  n.  120—122.  Bened.  XIV.,  De 
syn.  dioec.  1.  IX,  c.  2,  n  1.  Dafs  d.  Ehe  konsumiert  sei,  ist  nicht  nötig.  Wernz- 
Laurentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  494  ff. 

^  Unentschieden  Bened.  XIV.  a.a.O.  n.  2  3.  Wernz-L  au  r  e  n  tius  a.  a.  0. 
IV  2  (1912),  497  ff. 

^'  Nicht  V.  aufschiebenden,  etwa  v.  religio  mixta.  C.  S.  Off.  18.  März  1891; 
12.  April  1899  (A.  f  k.  KR.  LXXIX  [1899]  338  f).  Doch  wurden  a.  hier  schon  Kon- 
zessionen gegeben,  z.  B.  f.  Strafiburg  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  [1904]  367  f). 

■^  Wäre  e.  Majorist  od.  Professe  dispensiert  worden,  so  soll  a.  d.  C.  S.  Off.  hc 
richtet  u.  d.  etwaige  Ärgernis  n.  Möglichkeit  verhindert  worden.    C.  S.  Off.  20.  Febr. 
1888.     E.  Legitimierung    d.  Kinder    würde   nicht   erfolgen.     C.  S.  Off.  8.  Juli   1903 
(A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  [1904]   129  f). 

«  Nur  b.  die.scn.  C.  S.  Off  17.  Sept.  1890:  3.  Mai  1899.  Nicht  b.  jenen,  d.  i. 
ungültig   geschloss.  Ehe    leben.     D.  Tnuiung    kann    ohne  Zeugen    geschehen.     Als» 


§  150.    Die  Dispensation  von  den  Ehehindernissen.  207 

gefahr  schwebt  und  Gefahr  im  Verzuge  ist^  damit  so  eine  kirchlich 
gültige  Ehe  hergestellt  werde  2.  Der  Bischof  kann  diese  Vollmacht 
auch  an  Pfarrer  und  Seelsorgs-,  nicht  aber  an  Hilfspriester  habituell 
subdelegieren^.  Ebenso  kann  in  drohender  Lebensgefahr  entsprechend 
Nr.  VII  des  Dekrets  „Ne  temere",  jeder  Priester  zur  Beruhigung  des 
Gewissens  oder,  wenn  die  Umstände  dies  erfordern,  auch  zur  Legiti- 
mation etwa  vorhandener  Kinder  von  allen  geheimen  und  öffentlichen 
trennenden  Ehehindernissen  dispensieren,  ausgenommen  die  eheliche 
Schwägerschaft  in  der  geraden  Linie  und  den  Presbyterat,  auch  wenn 
die  betreffenden  Personen  nicht  in  der  Zivilehe  oder  im  Konkubinate 
leben*.  Auf  Grund  endlich  von  Annal-,  Triennal-,  Quinquennal-  und 
Dezennalfakultäten  (facultates  ad  tempus)  oder  von  Fakultäten  für 
eine  bestimmte  Zahl  von  Fällen  (fac.  ad  numerum)  können  die  Bischöfe 
unbeschränkt  oder  nur  in  casibus  urgentioribus  von  fast  allen  trennen- 
den und  aufschiebenden  Ehehindernissen  pro  foro  externe  und  interno 
dispensieren  ^. 


kann  a.  v.  imped.  clandestinitatis  dispensiert  werden.  C.  S.  Off.  13.  Dez.  1899 
(A.  f.  k.  KR.  LXXX  [1900J  577  f).  D.  Dekret  „Ne  temere"  Nr  VI[  verlangt  zwei 
Zeugen.     Vgl.  ob.  S.  130.     Vogt,  ER.»  158. 

^  D.  Fakultät  gilt,  a.  wenn  d.  nicht  m.  d.  Hindernis  behaftete  Person  krank 
ist.     C.  S.  Off.  1.  Juli  1891  (A.  f.  k.  KR.  LXYII  [1892]  189  f). 

2  C.  S.  Off  20.  Febr.  1888  (A.  f.  k.  KR.  LIX  [1888]  473  f). 

3  C.  S.  Off.  9.  Jan.  1889;  23.  April  1890  (A.  f.  k.  KR.  LXII  [1889]  367  f;  LXV 
[1891]  334  f).  Rottenb.  Ord.-Erl.  v.  18.  Jan.  1889.  Pf  äff,  Gesetzeskunde  363  f 
Grd.-Erlaß  v.  12.  April  (Kirchl.  Amtsbl.  1913,  Nr  9).  I.  spez.  Fällen  könnte  d.  Bischof 
d.  Vollmacht  doch  a.  einfache  Hilfspriester  delegieren.  C.  S.  Off.  17.  Febr.  1892; 
25.  Mai  1898  (A.  f.  k.  KR.  LXXIX  [1899]  109  f).  Diese  Fakultäten  werden  i.  aUgem. 
nicht  berührt  d.  d.  Dekret  „Ne  temere".  —  J.  Bressoles,  Les  mariages  in  ex- 
tremis, 1905.     Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  491  ff\ 

*  S.  C.  de  disc.  Sacr.  14.  Mai  1909;  16.  Aug.  1909;  29.  Juli  1910  (Acta  Ap. 
Sedis  I  [1909]  468  656;  II  [1910]  650).  M.  Leitner,  Zwei  Bitten  a.  d.  Hoch- 
würdigsten  Ordinarien  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XIX  [1909]  739  ff).  Ders.,  Zwei 
wichtige  Neugestaltungen  i.  kirchl.  Ehedispenswesen.  A.  EhedispensvoUmachten  i. 
dringender  Todesgefahr  (Ebd.  XX  [1910]  753  ffj.  Ders.,  Lehrb.  d.  kath.  ERs  ^  481  ff. 
A.  B(oudinhon)  i.  Canoniste  cont.  XXXII  (1909)  497  ff.  G.  Detzel,  E.  neue  Ent- 
scheidung i.  Ehesachen  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XX  [1910]  168  ffj. 

^  E.  Verzeichnis  d.  Fakultäten,  welche  d.  C.  de  Prop.  Eide  u.  C.  S.  Off.  sowie 
d.  Pönitentiarie  d.  deutsch.  Bischöfen  gewähren,  b.  Schneider,  Fontes  jur.  noviss. 
83ff.  N.  Hilling,  D.  röm.  Kurie  (1906)  307  ff.  Wernz-Laurentius  a.  a.  0. 
rV  2  (1912),  509  ff.  Z.  Kommentar  vgl.:  Scherer,  KR.  11  457  ff;  Schnitzer, 
iKath.  ER.  507  ff;  Leitner,  Lehrb.  d.  kath.  ERs  2  468  ff;  Wernz-Laurentius 
a.  a.  0.  IV  2  (1912),  509  ff.  —  F.  d.  Diözese  Rottenburg  vgl.:  Pfaff  a.  a.  0.  365ff; 
Pfaff-Sproll  a.  a.  0.  I  49  ff.  Ordin.-Erl.  v.  12.  April  1913  (Kirchl.  Amtsbl. 
1913,  Nr  9).  —  Üb.  Anträge  a.  d.  Vatic.  betr.  weit.  Ausdehnung  d.  bischöfl.  Fakul- 
täten:   Lämmer,  Z.  Kodif.    d.  kan.   Rs  145  f;    Gran  der  ath-Kirch,    Gesch.  d. 


208    IV^  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

Dabei  hat  sich  der  Bischof  genau  an  den  Wortlaut  der  Fakultäten 
zu  halten.  Er  kann  von  ihnen  nur  gegenüber  seinen  Untergebenen, 
aber  auch  außerhalb  seiner  Diözese  weilend  Gebrauch  machen  ^  Nicht 
kann  der  Bischof  an  sich  dispensieren,  wenn  zwei  oder  mehrere 
Hindernisse  zusammentreffen,  auch  wenn  er  von  jedem  derselben  ein- 
zeln dispensieren  kann  2.  Wenn  das  Hindernis  beiden  Brautleuten 
gemeinsam  ist,  genügt  die  Dispens  eines  Bischofs,  auch  wenn  die 
Petenten  verschiedenen  Diözesen  angehören.  Berührt  das  Hindernis 
aber  nur  einen  Teil  oder  sind  die  Brautleute  gemischter  Konfession, 
so  hat  der  Bischof  des  vom  Hindernis  Betroffenen  zu  dispensieren^. 
Als  Delegat  kann  der  Bischof  wieder  subdelegieren,  so  den  General- 
vikar, aber  auch  andere  Priester  für  einzelne  Fälle  oder  auch  allgemein : 
ganz  sicher  aber  nur  dann,  wenn  es  in  der  Fakultät  steht ^. 

Solche  allgemeine  Subdelegation  wird  in  der  Regel  allen  Beichtvätern 
gewährt  für  den  sogenannten  Casus  perplexus.  Derselbe  liegt  dann  vor, 
wenn  der  Pfarrer  oder  Beichtvater  unmittelbar  vor  der  Trauung  ein  trennendes 
Ehehindernis  entdeckt  und  es  nicht  möglich  ist,  sich  noch  an  den  Bischof 
zu  wenden,  die  Trauung  aber  ohne  großes  Aufsehen  oder  Ärgernis  nicht 
mehr  verschoben  werden  kann  ^ 


Vat.  Konzils  I  442  ff.  Es  ist  seitdem  manches  gewährt  worden.  —  Üb.  d.  Dispensvoll- 
machten d.  regulären  Beichtväter:  Theol.-prakt.  Qsch.  LVIII  (1904)  810  ff.  Vgl.  a. 
unt.  §  166.  —  Üb.  Fakultäten  d.  Beichtväter  b.  Volksmissionen  i.  d.  Diöz.  Rotten- 
burg Ord.-Erl.  v.  12.  April  1918  (Kirchl.  Amtsbl.   1913,  Nr  9). 

1  S.  C.  Jnq.  22.  Nov.  1865;  2.  Mai  1877;  19.  Jan.  1881.  Schneider,  Fontes 
jur.  noviss.  S.  91,  A.  2. 

2  S.  C.  Inq.  12.  Sept.  1866;  18.  Mai  1869:  2.  Juli  1884.  Wohl  ab.  kann  d. 
Bischof  v,  mehrfach.  Blutsverwandtschaft  od.  Schwägerschaft  dispensieren.  Decr. 
Poenit.  V.  30.  Juli  1873.  S.  C.  Inq.  15.  Juni  1875.  S.  C.  de  disc  Sacr.  12.  Febr. 
1909  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIX[1909]  541f).  Weit,  kumul.  Vollmachten :  Schneider 
a.  a.  0.  90f:  Pf  af  f  -  Spr  ol  1,  Gesetzeskunde  I  49.  Rottenb  Kirchl.  Amtsbl.  1913, 
Nr  9.  —  J.  M.  Raich,  Üb.  d.  Anwendung  d.  Quinquennalfakultäten  a.  konkurrierende 
Ehehindernisse  (A.  f  k.  KR.  XXXVlll  [1877]  126  ff);  Leitner,  Lehrb.  d.  kath  ERs' 
474  ff ;  Wem  z    Laurent!  US,  Jus  decretalium  IV  2  (1912),  506 '"». 

'  S.  C.  Conc.  2.  Dez.  1679.  Decr  Poenit.  v.  13.  März  1806;  4.  vSept.  1839.  1. 
d.  Regel  erteilt  d.  Bischof  d.  Braut  d.  Dispens.  Wern  z  -  Lau  r  e  n  t  i  u  s  a.  a.  0. 
IV  2  (1912),  504'»*'Nriv 

*  Scherer,  KR.  II  476  f.  Schnitzer,  Kath.  ER.  512  f.  Wernz-Laur  en  tius 
a.  a.  0.  IV  2  (1912),  504'»*'  ^'^ "  512  ff'. 

*  Schneider  a.  a.  0.  97.  Decr.  Poenit.  v.  17.  Juli  1901  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIf 
[1902]  344  ff).  Üb.  d.  allgom.  Grundsätze  f.  dies.  Fall:  Schnitzer  a.  a.  0.  1271: 
Lcitner  a.  a  0.  487  ff.  W  er  n  z  -  L  a  u  r  on  t  i  u  s  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  510. 
Seh  er  er,  KR.  II  239^',  taxiert  dies,  leicht  s.  ergeh.  Paytoralfall  z.  niedrig. 
D.  Ordinariate  haben  a.,  entsprech.  d.  Wichtigkeit  u.  Schwiorigkoit  d.  Sache,  viel- 
fach Inbtruktion.  hierüb.  erlas.sen.     Vgl.  z.  B.  KoLtenb.  Ord.-Krlalj  v.  16.  Nov.  1875: 


§  150.    Die  Dispensation  von  den  Eheliindernissen.  209 

Die  von  Rom  stammenden  Fakultäten  erlöschen  nicht  durch  den 
Tod  des  Bischofs,  sondern  durch  Ablauf  der  Zeit  oder  der  Zahl.  Daher 
kann  der  Bischof  die  Subdelegation  über  seinen  Tod  hinaus  ausdehnen  ^ 
Der  Kapitularvikar  erhält  für  die  Zeit  seiner  Amtsführung  sämtliche 
Fakultäten  des  verstorbenen  Bischofs-. 

3.  Dispensen  sind  vulnera  legis  und  sollen  daher,  wie  das  Triden- 
tinum  sagt,  nur  auf  guten  Grund  hin  gegeben  werden  ^.  So  auch  bei 
den  Ehehindernissen.  Die  Dispensgründe  werden  eingeteilt  in  haupt- 
und  nebensächliche  (causae  motivae  oder  finales  und  c.  impellentes), 
in  ehrbare  (c.  honestae)  und  ehrenrührige  (c.  infamantes,  turpes,  fa- 
mosae),  in  kanonische  (c.  canonicae)  und  nichtkanonische  (c.  non 
canonicae).  Kanonische  Dispensgründe  sind  solche,  die  nach  Gebrauch 
und  Herkommen  des  Apostolischen  Stuhles  als  zulässige  gelten  und 
als  solche  ausdrücklich  anerkannt  sind.  Als  hauptsächlichste  Dispens- 
gründe gibt  die  Instruktion  der  Congi'egatio  de  Propaganda  Fide  vom 
9.  Mai  1877  die  nachfolgenden  an:  Angustia  loci,  die  Kleinheit  des 
Ortes,  so  daß  die  Braut  eine  standesgemäße  Ehe  nur  unter  ihren 
Verwandten  finden  kann^;  aetas  feminae  superadulta,  das  vollendete 


10.  Dez.  1895;  12.  April  1913;  Vogt,  Sammlung  765  ff.  Pfaff  a.  a.  0.  369  f. 
Kirchl.  Amtsbl.  1913,  Nr  9.  M.  Leitner,  Zwei  wichtige  Neugestaltungen  i.  kirclil. 
Ehedispenswesen.  B.  Dispensvollmachten  i.  d.  ,, verwickelten  Falle"  (Theol.-prakt. 
Monatsschrift  XXI  [1911]  49  ff).  —  D.  telegraph.  Weg  soll  ab.  a.  b.  Gesuchen  a.  d. 
Bischof  nicht  mehr  benützt  werden.  S.  C.  Conc.  15.  Juni  1875;  14.  Aug.  1892. 
Kard.  Ledochowski  a.  d.  Kard.  Gibbons  v.  2.  Aug.  1901  (A.  f.  k.  KR.  LXXXII 
[1902]  348).  AVemz-Laurentius  a,  a.  0.  IV  2  (1912),  533  f.  Vgl.  Bd  I, 
S.  142. 

*  D.  Bischof  soll  daf.  sorgen,  ^ut  sede  vacante  sit,  qui  possit  supplere,  donec 
Sedes  Apostolica  certior  facta  .  .  .  alio  modo  provideat".     Schneider  a.  a.  0.  90. 

2  A.  besten  wird  d.  Bischof  anordnen,  dafs  diese  Fakultäten  a.  d.  künft.  Kapitular- 
vikar übergehen  sollen.  S.  C.  de  Prop.  Fide  22.  Jan.  1759.  N.  d.  neuest.  Dekreten 
gehen  diese  Fakultäten  ganz  v.  selbst  üb.  Bd  l,  S.  459.  Vgl.  a.  Dekret  d.  Inq. 
v.  20.  Febr.  1888;  ob.  S.  206  f.  Wer  n  z- L  aur  e  n  t  i  us  a.  a.  0.  IV  2  (1912), 
509  512  ff. 

3  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  5.     Sess.  XXV  de  ref.  c.  18.     Bd  I,  S.  142. 

*  Z.  angustia  loci  gehört,  daß  d.  Wohnort  d.  Braut  300  Haushaltungen  od. 
1500  Einwohner  nicht  überschreite;  b.  Adeligen,  daß  nicht  mehr  als  zehn  solcher 
Familien  i.  Orte  seien.  Schreiben  Pius'  IX.  v.  30.  Aug.  1847.  T  h.  Kohn,  Wann 
kann  man  s.  i.  e.  Ehedispensgesuch  a.  d.  angustia  loci  berufen?  (A.  f.  k.  KR. 
LXIII  [1880]  185  ff.)  Als  zweites  Moment  kommt  i.  Betracht  d.  Entfernung  d.  Ortes 
V.  andern  Orten.  N.  römisch.  Praxis  liegt  d.  angustia  1.  v.,  wenn  d.  (a.  d.  gleich. 
Pfarrei  od.  polit.  Gemeinde  angehörigen)  Orte  e.  röm.  Meile  od.  1500  Meter  von- 
einander entfernt  sind.  S.  C.  Conc.  8.  Juli  u.  16.  Dez.  1876:  8.  März  1884.  Decr. 
Poenit.  2.  Mai  1907  (Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  583  ff). 

Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    If.    3.  Aufl.  14 


210    i^  •  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    2.  Kap  :  Die  Ehe. 

vieriindzwanzigste  Lebensjahr  bei  der  ledigen  Braut  ^i  deficientia  aut 
incompetentia  dotis ;  lites  super  successione  bonorum  jam  exortae  vel 
earundem  grave  aut  imminens  periculum,  wenn  der  Bräutigam  der 
verwandten  Braut  zu  ihrem  Rechte  verhelfen  will;  paupertas  viduae, 
quae  numerosa  prole  sit  onerata ;  bonum  paeis ;  nimia,  suspecta,  peri- 
culosa  familiaritas  necnon  cohabitatio  sub  eodem  teeto,  quae  facile 
impediri  non  possit;  copula  cum  consanguinea  vel  affine  vel  alia  per- 
sona impedimento  laborante  praehabita  et  praegnantia  ideoque  legi- 
timatio  prolis;  infamia  mulieris  aus  zu  vertrautem  Verkehr  mit  dem 
verwandten  oder  verschwägerten  Bräutigam;  revalidatio  matrimonii. 
quod  bona  fide  et  publice,  servata  Tridentini  forma,  contractum  est; 
periculum  matrimonii  mixti  vel  coram  acatholico  ministro  celebrandi: 
periculum  incestuosi  concubinatus ;  periculum  matrimonii  civilis ;  re- 
motio  gravium  scandalorum;  cessatio  publici  concubinatus;  excellentia 
meritorum  -.  Wenn  mehrere  Dispensgründe  vorhanden  sind,  brauchen 
nicht  alle  angegeben  zu  werden.  Anderseits  können  neben  den  causae 
canonicae  auch  causae  non  canonicae  angeführt  werden.  Bei  vor- 
nehmen Familien  wird  auch  ex  certis  specialibus  rationabilibus  causis 
dispensiert,  und  man  sagt,  die  Dispens  sei  ohne  causa  sc.  canonica 
erteilt  worden.  Dafür  wird  aber  den  Petenten  ein  reichlicheres 
Almosen,  eine  größere  Geldbuße  (compositio  pecuniaria  largior)  auf- 
erlegt, so  daß  der  hierdurch  erreichte  Vorteil  der  Kirche  den  Dispens- 
grund bildet^. 

4.  Die  Dispens  kann  von  den  Gläubigen  selber  persönlich  eingeholt 
werden.  In  der  Regel  geschieht  das  aber  schriftlich,  in  einem  Dispens- 
gesuch.    Dieses  wird  bei  geheimen  Fällen  der  Beichtvater,  eventuell 


*  Gilt  nicht  f.  e.  Witwe,  F.  sie  wird  umgekehrt  (1  Tim  5,  14  f)  i.  Rom  e.  ^uoch 
jugendliches  Alter"  als  Dispensgrund  erachtet.  Daß  d.  Braut  bisher  keinen  „vir 
paris  condicionis,  cui  nubere  posset"  gefunden  habe,  ist  z.  Dispens  nicht  nötig. 
Decr.  Poenit.  v.  5.  April  1902  (A.  f.  k.  KR.  LXXXII  [1902]  544). 

2  Schneider,  Fontes  jur.  noviss.  120  ff.  Ders.  gibt  zugleich  e.  Kommentar. 
Ebenso:  Scherer,  KR.  II  464ff;  Schni  tzer ,  Kath.  ER.  513  ff;  L  ei  t  ne  r ,  Lehrb. 
d.  kath.  ERs  -  409  ff.  A.  neue  sind  d.  Dispensgründe  zusammengefaßt  i.  d.  Formula«^ 
Datariae  Apostolicae  pro  matrimonialibus  dispensationihus  jussu  Em.  Card.-Prodat. 
C.  A.  Masella  reformatae,  1901  (A.  f.  k.  KR.  LXXXll  [1902]  102  ff).  Gute  Exegese 
a.  dieser  b.  Leitner  a.  a.  0.  409  ff.  Vgl.  a.  Rottenb.  Kirchl.  Amtsbl.  1913,  Nr  9. 
Siehe  noch  L  e  i  t  n  e  r  ,  Welche  Veränderungen  i.  Ehedispensweson  haben  d.  neuest. 
Formulae  Datariae  Apostolicae  m.  s.  gebracht?  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XU 
11902]  519  ff.) 

'  Daß  es  s.  i.  solchen  Fällen  a.  u.  d.  bonum  publicum  liandeln  kann  ,  sollte 
nicht  so  leichthin  i.  Abrede  gestellt  werden.  —  D»^  causis  dispensationum  matri- 
monialium  fNouv.  Rev.  theol.  XXXVI  [1904]  194  ff).  W  e  r  n  z- T.  a  u  r  »>n  t  i  us,  Jus 
decretalium  IV  2  (1912),  515  ff. 


i 


§  150.    Die  Dispensation  von  den  Ehehindernissen.  211 

der  Pfarrer,  bei  öffentlichen  der  Pfarrer  der  Brautleute,  und  zwar  in 
erster  Linie  der  der  Braut,  anzufertigen  haben.  Von  wem  immer  das 
Gesuch  gefertigt  wird,  ist  es  an  den  Bischof  zu  schickend  Dieser 
wird  entweder  selbst  dispensieren  oder  bei  mangelnder  Fakultät  sich 
nach  Rom  wenden.  Das  Dispensgesuch  ist  immer  im  Namen  der 
Petenten  zu  fertigen,  und  diese  werden  bei  öffentlichen  Ehehinder- 
nissen wirklich,  bei  geheimen  tecto  nomine  genannt.  Bei  Gesuchen 
an  die  Pönitentiarie  ist  die  Anrede  an  den  Kardinal-Groispönitentiar 
(Eminentissime  Princeps)  zu  richten.  Nach  der  bereits  genannten 
Instruktion  der  Congregatio  de  Propaganda  Fide  vom  9.  Mai  1877 
hat  das  Gesuch  zu  enthalten:  den  Tauf-  und  Geschlechtsnamen  der 
Petenten,  Alter,  Stand,  Religion,  die  Diözese  ihres  Geburtsortes  oder 
gegenwärtigen  Domizils  bzw.  Aufenthalts,  die  genaueste  Bezeichnung 
des  Hindernisses  nach  seiner  Art,  ob  Verwandtschaft,  Schwägerschaft, 
öffentliche  Ehrbarkeit  usw.,  die  Linie  und  den  Grad  der  Verwandtschaft, 
Schwägerschaft  (je  mit  Stammbaum)  oder  öffentlichen  Ehrbarkeit,  die 
Zahl  der  Hindernisse,  ob  mehrfache  Verwandtschaft  oder  Schwäger- 
schaft 2,  ob  neben  der  Verwandtschaft  auch  Schwägerschaft,  ob  neben 
trennendem  Ehehindernis  auch  aufschiebendes,  endlich  die  begleitenden 
Umstände:  ob  die  Ehe  erst  zu  schließen  oder  bereits  geschlossen  sei, 
ob  sie  in  letzterem  Falle  wenigstens  von  einem  Teile  bona  fide  ge- 
schlossen wurde,  ob  sie  in  der  tridentinischen  bzw.  gemeinrechtlichen 
Form  eingegangen  wurde,  ob  sie  bereits  vollzogen,  welches  der  Dispens- 
grund sei^.  Ist  sowohl  ein  öffentliches  als  geheimes  Ehehindernis  da, 
so  ist  zuerst  das  öffentliche  der  Congregatio  de  disciplina  Sacramento- 
rum  bzw.  S.  Officii,  dann  das  geheime  der  Pönitentiarie  zu  unterbreiten 
und  bei  letzterer  anzugeben,  daß  wegen  des  öffentlichen  Hindernisses 
die  betreffende  Stelle  bereits  angegangen  wurde.  Wurde  das  Dis- 
pensgesuch vom  Bischof  abschlägig  beschieden,  so  kann  der  Petent 
sich  an  den  Apostolischen  Stuhl  wenden,  nicht  aber  umgekehrt,  jeden- 
falls bei  einem  öffentlichen  Ehehindernis.    Wäre  in  dem  Gesuch  irgend 


*  D.  Ordinarien  erließen  vielfach  Instruktionen  f.  ihr.  Klerus  z.  Behandlung  v. 
Dispensgesuchen;  so  a.  d.  Ord.  Rottenburg  v.  15.  Febr.  1876;  12.  April  1913  (Vogt, 
Sammlung  761  ff.  Pf  äff,  Gesetzeskunde  356  flf.  Kirchl.  Amtsbl.  1913,  Nr  9). 
Weit.  Beispiele  :  Scherer,  KR.  II  469 '^  Englmann  -  S  tingl ,  Kath.  ER.  167  ff; 
Vogt,  ER.^  158 ff.     A.  f.  k.  KR.  XCII  (1912)  491  ff. 

2  C.  S.  Off  22.  Febr.  1899  (A.  f.  k.  KR.  LXXIX  [1899]  737  ff). 

^  Früher  mußte  i.  Zusammenhang  m.  d.  alt.  Bußdisziplin  unt.  Gefahr  d.  Un- 
gültigkeit d.  Dispens  e.  etwaige  copula  incestuosa  unt.  d.  Brautleuten  angegeben 
werden  u.  ob  sie  statthatte  i.  d.  Absicht,  dad.  leichter  Dispens  z.  erhalten.  D.  ist 
).  weggefallen.  S.  C.  Inq.  25.  Juni  1885;  12.  März  1891.  Wernz- La  ur  en  ti  us 
a.  a.  0.  IV  2  (1912),  529  ''°. 

14* 


212    I^  •  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    2.  Kap.:  Die  Ehe. 

ein  zu  erwähnender  wesentlicher  Umstand  verschuldet  oder  unver- 
schuldet verschwiegen  (subreptio)  oder  etwas  Unwahres  hinzugefügt 
worden  (obreptio),  so  wäre  die  Dispens  ungültig.  So  wenn  in  Angabe 
des  Namens  ein  wesentlicher  Verstoß  vorläge,  wenn  ein  unrichtiges 
Ehehindernis,  eine  unrichtige  Linie,  ein  entfernterer  Grad  statt  des 
näheren  genannt  wmrde.  Nicht  weniger  müssen  die  angeführten 
Dispensgründe  wahr  sein,  wenigstens  die  causa  motiva  oder,  wenn 
mehrere   solche   vorhanden  sind,  eine  derselben^. 

5.  Die  römischen  Behörden  erteilen  die  nachgesuchte  Dispens  ent- 
weder unmittelbar  oder  mittelbar  durch  den  Diözesanbischof  oder  eine 
andere  geistliche  Person.  Im  letzteren  Fall  soll  der  Bischof  nach 
seinem  Ermessen  als  executor  voluntarius  die  Gnade  bewilligen,  nach- 
dem er  zuvor  den  im  Bittgesuch  enthaltenen  Tatbestand  geprüft  hat 
und  über  die  Opportunität  bzw.  NichtOpportunität  der  Gewährung 
schlüssig  geworden  ist.  Werden  dagegen  die  Dispensen  unmittelbar, 
ohne  Mittelsperson,  gewährt,  so  kann  dies  geschehen  entweder  in 
forma  gratiosa  oder  in  forma  commissoria.  Die  ersteren  bedürfen 
keiner  Exekution.  Die  Dispens  ist  durch  Ausfertigung  des  Reskriptes 
gewährt.  Dagegen  erlangen  die  in  forma  commissoria  erteilten  Dis- 
pensreskripte  erst  nach  der  Exekution  Wirkung.  Der  Bischof  dürfte 
aber  als  executor  necessarius  die  Durchführung  nur  verweigern  bei 
wesentlicher  obreptio  oder  subreptio  seitens  des  Bittstellers  oder  bei 
notorischer  Unwürdigkeit  des  Petenten,  so  daß  der  Gnadenerweis 
öffentliches  Ärgernis  erregen  würde,  in  welchen  Fällen  der  Bischof 
an  den  Apostolischen  Stuhl  zu  berichten  hätte-.     Das  Kommissorium 


^  Schneider,  Fontes  jur.  noviss.  126 ff.  Ders.  gibt  zugleich  e.  Kommentar. 
Ebenso:  Scherer,  KR.  468  ff ;  Schnitzer,  Kath.  ER.  522  ff;  Leitner,  Lehrb. 
d.  kath.  ERs2  403ff;  W  ernz-Laurenti  us,  Jus  decretalium  IV  2  (1912),  520  ff. 
Vgl.  a.  Bd  I,  S.  104.  A.  d.  Vatic.  wurde  gefordert,  daß  weg.  bestimmt.  Irrtümer  d.  Dispens 
nicht  mehr  ungültig  sein  sollte  (Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  148.  Granderath- 
Kirch,  Gesch.  d.  Vatik.  Konzils  I  442  ff).  D.  entspricht,  dafs  d.  Ordo  servandus 
in  sacris  Congregationibus,  Tribuiialibus,  Officiis  Romanae  Curiae ;  Normae  peculiares 
c.  VII,  art.  3,  n.  19  ff',  unterscheidet  dispensationes  majoris  u.  minoris  gradus.  Z. 
letzt,  gehören  diejenigen  v.  d.  Hindernissen  d.  Blutsverwandschaft  od.  Schwiiger- 
schaft  i,  dritt.  u.  viert.  Grad  d.  gleich,  u.  ungleich.  Seitenlinie,  d.  h.  i.  viert.  Grad 
gemischt  m.  d.  dritt.  u.  i.  viert,  u.  dritt.  gemischt  m.  d.  zweit.,  v.  d.  Hindernis  d. 
affinitas  e  copula  illicita  i.  erst.  u.  zweit.  Grad  d.  gerad.  u.  gleich,  od.  ungleich. 
Seitenlinie,  v.  d.  cognatio  spiritualis  cujusvis  generis  u.  v.  d.  öffentl.  Ehrbarkeit  a. 
Sponsalien  od.  matrimonium  ratum.  Diese  Dispensationen  minoris  gradus  gelten 
als  ex  motu  proprio  et  ex  certa  scientia  gewährt  u.  können  dah.  ex  titulo  ob- 
reptionis  vcl  subrcptioni.s  nicht  angefochten  werden  (Acta  Ap.  Sedis  I  [1909]  91  f). 

'  Ordo  servandus  etc.  Normae  peculiares  c.  111,  art.  1.  n.  3ff  (Acta  Ap.  Sedia 
I  [1909]  68  f).     Vgl.  Bd  1,  S.  104. 


§  150.    Die  Dispensation  von  den  Ehehinjiernissen.  213 

zur  Erteilung  der  Dispens  wird  dem  Ordinarius  oratorum  oder  loci 
erteilte  Die  Exekution  darf  nur  dann  erfolgen,  wenn  die  wesent- 
lichen Angaben  des  Dispensreskriptes  der  Wahrheit  entsprechen.  Dar- 
über soll  sich  der  Ordinarius  vergewissern  2.  Ergäbe  sich  hierbei  ein 
wesentlicher  Mangel,  so  müßte  von  der  Exekution  abgesehen  und  ein 
Perindevalere-Reskript  beim  Apostolischen  Stuhle  nachgesucht  werden. 
Andernfalls  wird  die  Dispens  schriftlich  ausgefertigt  und  erlangt  mit 
der  Ausfertigung  der  Urkunde  ihre  Wirkung.  Die  Dispensurkunde 
wird  im  Pfarrarchiv  aufbewahrt.  Die  bereits  vorhandenen  außer- 
ehelichen Kinder  werden  durch  die  Dispens  nur  dann  legitimiert,  wenn 
im  Kommissorium  die  Legitimation  ausdrücklich  erwähnt  ist^. 

Bei  einem  geheimen  Ehehindernis  erfolgt  die  Dispens  nach  gegen- 
wärtiger Praxis  stets  in  forma  commissoria.  Die  Dispensvollmacht 
wird  in  der  Regel  demjenigen  Beichtvater,  welcher  die  Dispens  be- 
antragt hat,   erteilt   und   von  ihm  die  Dispens  exekutiert^.     Vor  der 


1  N.  (1.  Dekret  d.  S.  C.  Inq.  v.  20.  Febr.  1888  gelten  als  ordinarii  d.  Bischof, 
d.  Apostel.  Administratoren  od.  Vikare,  d.  m.  d.  Jurisdiktion  üb.  e.  gesond.  Gebiet 
betrauten  Prälaten  od.  Präfekten,  d.  Generalvikare  od.  Offiziale  d.  Genannten  u. 
sede  vacante  d.  Kapitularvikar  od.  sonstige  legitime  Administrator.  D.  letzteren 
sollen  a.  d.  Dispensen  ausführen  können,  welche  v.  d.  vorangegang.  Bischof  od. 
Generalvikar  unausgeführt  blieben;  ebenso  d.  Bischof  d.  v.  vorangegang.  Kapitular- 
vikar nicht  exekutierten.  D.  Ordinarius  d.  Bittsteller,  d.  d.  Dispens  auszuführen 
hat,  ist  jener  Ordinarius,  d,  d.  Dispensgesuch  i.  Rom  einbrachte,  ob  er  nun  d. 
Ordinarius  beid.  od.  nur  e.  d.  Petenten  ist  ratione  orginis  od.  domicilii,  selbst  wenn 
d.  Brautleute  unterdessen  a.  d.  Diözese  verzogen  sind.  Nur  soll  er,  wenn  er  es 
f.  gut  findet,  d.  Ordinarius  d.  Eheschliefsungsortes  dav.  i.  Kenntnis  setzen.  A.  steht 
es  d.  Ordinarius  d.  Petenten  frei,  d.  Exekution  d.  Dispens  e.  and.  Ordinarius,  insbes. 
d.  Ortes,  wo  d.  Petenten  jetzt  wohnen,  z.  übertragen.  —  Handelt  es  s.  u.  e.  gratia 
data,  so  daß  d.  Ordinarius  nur  d.  Minister  ist,  so  kann  er  nur  d.  Generalvikar  sub- 
delegieren.  C.  S.  Off.  1.  Juni  1904  (Acta  S.  Sedis  XXXVII  [1904/05]  163  ff. 
A.  f.  k.  KR.  LXXXV  [1905]  129). 

^  Z.  dies.  Zweck  wird  e,  informatio  simplex  od.  sollemnis  angestellt.  Letztere 
erfolgt  d.  richterl.  Abhörung  zuverläss.  Zeugen  u.  Beeidigung  derselb.  Früher 
vernichtete  e.  inzwisch.  eingetr.  copula  carnalis  d.  Gültigkeit  d.  gewährten  Dispens. 
Doch  ist  a.  d.  s.  1885  aufgehoben.  Vgl.  ob.  S.  211,  A.  3.  J.  M.  Raich,  Üb.  d. 
Inform.  b.  Ausführung  d.  Ehedispensbreven  d.  Apost.  Datarie  (A.  f.  k.  KR.  XVIII 
[1867]  485  ff;  XX  [1868]  251). 

5  Decr.  Poenit.  v.  21.  April  1908  (Canoniste  cont.  XXI  [1908]  741  ff).  S.  C.  de 
disc.  Sacr.  29.  Jan.  1909  (Acta  Ap.  Sedis  I  [1909]  214).  Vogt,  ER.  ^  191  ff. 
Rottenb.  Kirchl.  Amtsbl.  1913,  Nr  9. 

*  Würde  d.  Pönitent  z.  d.  betreff.  Beichtvater  nicht  zurückkehren  können,  so 
müßte  dies  i.  Gesuch  bemerkt  werden.  1.  dies.  Fall  wird  d.  Vollmacht  erteilt : 
confessario  a  poenitente  eligendo.  D.  Beichtvater  hätte  ab.  f.  zuverlässige  Über- 
mittlung d.  Dispensreskripts  a.  d.  Pönitenten  Sorge  z.  tragen.  F.  d.  Fall,  daß  d. 
Brautleute  verschiedene  Beichtväter  hätten,  händigt  d.  erste  Beichtvater  n.  Vollzug 


214    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    2    Kap. :  Die  Ehe. 

Exekution  müssen  die  im  Reskript  enthaltenen  Klauseln  genau  be- 
achtet werden  ^  Die  pro  foro  interno  gegebenen  Dispensen  werden 
in  der  Regel  im  Beichtstuhl  erteilt  nach  der  sakramentalen  Absolution, 
ohne  daß  eine  allgemeine  Formel  hierfür  vorgeschrieben  wäre  2.  Die 
Dispensurkunde  aber  wird  natürlich  hier  vernichtet. 

6.  Nach  Forderung  des  Tridentinums  sollen  die  Dispensen  gratis 
gegeben  werden  s.  Nichtsdestoweniger  bestehen  bis  heute  für  Ehe- 
dispensen von  Rom  Taxen  ^.  Ihre  Rechtfertigung  finden  dieselben, 
als  Sühne  (redemtio)  für  die  dem  Gesetze  geschlagene  Wunde,  als 
Buße  (compositio)  für  etwaige  Vergehen,  die  das  Hindernis  im  Ge- 
folge hatten,  als  Abschreckungsmittel  gegen  zu  häufige  Dispensgesuche, 
als  Almosen  zu  guten  Zwecken  und  als  Kanzleigebühren  ^.  Um 
aber  allzu  große  Beschwerung  zu  vermeiden,  legen  die  römischen 
Behörden  ihre  Taxen  in  verschiedener  Höhe  auf  oder  verzichten  ganz 
darauf.  Man  unterscheidet  dispensatio  in  forma  nobilium,  communi, 
pauperum. 

In  forma  nobilium  \v\vd  dispensiert  bei  vornehmen  und  reichen  Leuten, 
wo  Dispens  auch  ohne  bestimmte  Dispensgründe  erfolgt  ^.  Dispens  in  forma 
communi  wird  gegeben,  wenn  die  Petenten  von  ihren  Renten  leben  und  Dis- 
pensgründe angeben  können.  Hier  wird  aufser  der  Taxe  auch  noch  eine  ent- 
sprechende compositio  erhoben.  Die  pauperes  sind  entweder  pauperes  mise- 
rabiles  oder  vere  pauperes  oder  fere  pauperes.  Die  pauperes  miserabiles 
oder  vollständig  Mittellosen  haben  höchstens  die  Postgebühr  zu  entrichten. 
Vere  pauperes  sind  diejenigen,   welche   rein   von  ihrer  Arbeit  leben   müssen 


d.  Dispens  d.  Pönitenten  d.  Fieskript  e.  z.  L'bermittlung  a.  d.  Beichtvater  d.  and. 
Teils.  Decr.  Poenit.  v.  15.  Nov.  1748.  A.  s.  wäre  d.  Dispens  e.  Teils  d.  Impedimont 
f.  beide  Teile  gehoben ;  allein  eventuell  ist  beiden  Buße  aufzulegen.  Decr.  Poenit. 
V.  7.  Febr.  1832. 

'  Üb.  d.  Klauseln:  Scherer,  KR.  II  484  ff;  Schnitzer,  Kath.  ER.  534  ff: 
Leitner,  Lehrb.  d.  kath.  ERs  437  f  446  f  452  f;  Wernz-La  urentius,  Jus 
decretalium  IV  2  (1912),  537  ff.  E  Reform  dies.  Klauseln  wurde  a.  d.  Vatic.  verlangt. 
Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  146  f.  Grande rath -Kirch,  Gesch.  d.  Vatik. 
Konzils  I  442  ff.  Es  wurde  seitd.  hierin  manches  gebessert.  Vering,  KR.  ^  932-*. 
Scherer,  KR.  II  484 '^^  '*\    Wernz- La  urentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912).  509  ff. 

2  Doch  enthalten  d.  Diüzesanritualicn  vielfach  e.  solche,  z.  B.  d.  Compcndiuin 
veteris  Ritualis  Constantiensis  f.  d.  Diöz.  Rottenburg  (1881)  57.  Rottenb.  Kirchl. 
Amtsbl.  1913,  Nr  9. 

3  Sess.  XXIV  de  ref.  matr.  c.  5.    Sess.  XXV  de  ref.  c.  18.    Vgl.  Bd  I,  S.  141  f. 
■*  Pius  X.    hat    dar.    vorläufig   nichts    geändert.     Ordo    servandus   etc.     Normae 

communes  c.  XI,  n.  12  (Acta  Ap.  Sedis  I  [1909]  57  f). 

^  Dali  (1.  Taxforderung  d.  Häufigkeit  d.  Gesuche  entgegenwirkt,  betont  a. 
S  chorer,  KR.  II  492 '»^  Pallavicini,  Storia  del  Conc.  di  Treuto  1.  XX III. 
c.  8,  u.  llff.     Wcrnz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  522"«'  '^'^  ". 

«  Ob.  S.  210. 


j 


§  151.    Die  Konvalidation  ungültiger  Ehen.  215 

oder  nur  einen  Besitz  im  Wert  von  nicht  mehr  als  3000  Franken  oder 
2400  Mark  haben.  Sie  haben  keine  compositio,  sondern  nur  eine  kleine  Taxe 
zu  bezahlen.  Fere  pauperes  sind  diejenigen,  welche  einen  Besitz  von  nicht 
mehr  als  10  000  Franken  oder  8000  Mark  haben.  Sie  bezahlen  außer  der 
kleinen  Taxe  auch  eine  kleine  Buße  '. 

Die  Pönitentiarie,  die  für  den  Gewissensbereicb  dispensiert,  erhebt 
keine  Taxen  2.  Bei  Berechnung  des  Vermögens  ist  das  Vermögen 
beider  Teile  zusammenzunehmen,  außer  der  eine  Teil  sei  nicht  katho- 
lisch, in  welchem  Falle  sein  Vermögen  nicht  in  Anschlag  kommt. 
Den  Vermögensstand  hat  der  Bischof  auf  Grund  entsprechender  In- 
formationen zu  bezeugen.  Doch  wird  bei  uns  in  Deutschland  in  der 
Regel  von  den  Bittstellern  eine  ihren  Verhältnissen  entsprechende 
Summe  als  Gesamttaxe  offeriert^.  Wäre  der  Vermögensstand  un- 
richtig angegeben  worden,  so  wäre  die  erwirkte  Dispens  nicht  un- 
gültig*.    Der  Bischof  darf  keine  Taxe  nehmen^. 

§  151. 
Die  Kouvalidation  ungültiger  Ehen. 

Alt.  Lit.  b.  Scherer,  KR.  II  499.  Sanchez  1.  11,  disp.  35  ff;  1.  YlII,  disp. 
7  (üb.  d.  sanatio  matrimonii  in  radice).  —  J.  E.  P  ru  n  e  r ,  Revalidatiou  ungültiger 
Ehen  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  VI  [1896]  274  ffj.  J.  de  Barbieri,  De  validitatis 
extensione  quoad  matrimonium  ^  1904.  De  sanatione  matrimonii  in  radice  (Nouv. 
Rev.  theol.  XXXVn  [1905]  242  ffj.  Sur  la  sanatio  in  radice  (Canoniste  cont.  XXX 
[1907]  96  ff).     Tgl.  a.  d.  Lit.  z.  §  150. 


^  C.  S.  Off.  26.  Sept.  1754.  F.  Italien  gelten  niedrigere  Sätze.  Billig  ist  es, 
daß  nicht  bloß  d.  Besitz,  sondern  a.  d.  Einkommen  berechnet  wird.  Dageg.  soll 
künftige  Erbschaft  nicht  angeschlagen  werden.  Leitner,  D.  kirchl.  Dispens- 
behörden i.  Ehesachen  (A.  f.  k.  KR.  LXX  [1893]  418  ff).  Ders.,  Lehrb.  d.  kath. 
ERs2  418  ff.     Wernz-Laurentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  522  ff. 

^  Ordo  servandus  etc.  Normae  peculiares  c.  VIII,  art.  1,  n.  3  (Acta  Ap.  Sed.  I 
[1909]  102).  Dispensierte  d.  Pönitentiarie  früh.  b.  kanon.  Armen  a.  pro  foro  externo, 
so  erhob  sie,  n.  d.  Vermögen  berechnet,  bescheidene  Taxen,  d.  b.  d.  ganz  Armen  b.  a. 
d.  Porto  wegfielen. 

3  Decr.  Poenit.  v.  5.  Febr.  1900  (A.  f.  k.  KR.  LXXX  [1900]  581  f). 

*  S.  C.  Conc.  9.  Sept.  1679.  Ordo  servandus  etc.  Normae  communes  c.  XI, 
n.  3  (Acta  Ap.  Sedis  I  [1909]  56).  B.  d.  Pönitentiarie  war  d.  ab.  nicht  ganz 
sicher:  Scher  er,  KR.  II  481 '3^;  Schnitzer  a.  a.  0.  504'.  Wernz-Lau- 
rentius a  a.  0.  IV  2  (1912),  485".  —  A.  d.  Vatic.  wurde  Aufhebung  d.  Taxen 
beantragt.     Lämmer  a.  a.   0.  150.     Granderat h -Kirch  a.  a.  0.  I  442  ff. 

*  Gebühren  f.  d.  Kanzlei  sind  natürl.  erlaubt.  A.  könnte  v.  Apost.  Stuhl  d. 
Erhebung  e.  mäßigen  Taxe  gestattet  werden.  Trid.  se.ss.  XXI  de  ref.  c.  1.  S.  C. 
Conc.  18.  April  1885.  Wernz-Laurentius  a.a.O.  IV  2  (1912),  537»«\  Vogt. 
ER.  3  168.  —  Rottenb.  Ord -Erl.  v.  12.  April  1913  (Kirchl.  Amtsbl.  1913,  Nr  9). 


216    IV.  Bucli.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

I.  Ist  eine  Ehe  infolge  trennenden  Ehehindernisses  irgend  welcher 
Art  ungültig,  so  ist  dieselbe  wo  möglich  durch  Hebung  des  Hinder- 
nisses (dispensatio  in  matrimonio  contracto)  zu  einer  gültigen  zu 
machen:   revalidatio   oder  immerhin  besser  convalidatio  matrimonii  ^ 

Ist  das  Hindernis  aber  indispensabel,  so  muß  zur  Nichtigkeits- 
erklärung der  Ehe  geschritten  werden.  Doch  könnte  hiervon  ab- 
gesehen werden,  wenn  das  auch  den  Eheleuten  bewußt  gewordene 
Impediment  sonst  ganz  geheim  wäre,  wenn  die  Eheleute  nicht  ohne 
großen  Anstoß  nach  außen  getrennt  werden  könnten,  wenn  sie  auch 
schon  bei  Jahren  und  keine  Gefahr  der  ünenthaltsamkeit  vorhanden 
wäre.  Auch  könnte  weiteres  eheliches  Zusammenleben  der  putativen 
Ehegatten  gestattet  werden,  wenn  das  Impediment  diesen  selbst  un- 
bekannt und  nicht  sicher  beweisbar  wäre.  Sind  sich  aber  sonst  beide 
Teile  der  Nichtigkeit  der  Ehe  bewußt,  so  dürfen  sie  nicht  w^eiter 
ehelich  zusammenleben,  und  bestände  dieses  Bewußtsein  von  Anfang 
an,  so  Avären  die  Kinder  illegitim.  Wäre  aber  auch  nur  ein  Teil 
bona  fide,  so  bestände  eine  Putativehe,  und  die  Kinder  ^^ären  legitim  2. 

Je  nach  dem  Grunde,  aus  welchem  die  Ehe  ungültig  ist,  ist  auch 
die  Art  der  Konvalidation  verschieden.  Die  Ehe  kann  ungültig  ein- 
gegangen worden  sein  wegen  mangelnden  Konsenses,  wegen  mangeln- 
der Eheschließungsform,  wegen  anderer  trennender  Ehehindernisse. 

Ist  die  Ehe  nichtig  wegen  beiderseitigen  Mangels  des  Konsenses, 
so  muß  derselbe  nachträglich  beiderseitig  erklärt  werden.  Hat  der 
Konsens  nur  bei  einem  Teile  gefehlt,  so  genügt  es,  daß  dieser,  den 
fortdauernden  Ehekonsens  des  andern  Teils  vorausgesetzt,  seinen  Ehe- 
vvillen  auf  irgend  welche  Weise  äußert,  durch  Worte  oder  konkludente 
Handlungen,  z.  B.  Fortsetzung  des  Zusammenlebens,  copula  carnalis. 
Wäre  der  Defekt  des  Konsenses  ein  öffentlich  bekannter,  so  müßte 
derselbe  öffentlich  vor  dem  Pfarrer  und  zwei  Zeugen  erklärt  werden. 
So  bei  Irrtum,  Zwang  und  Furcht "'^. 

Ist  die  Ehe  nichtig  wegen  Mangels  der  vorgeschriebenen  Form, 
so  müssen  die  vermeintlichen  Gatten,  falls  der  Mangel  geheim  ge- 
blieben ist,  geheim  vor  dem  Pfarrer  und  zwei  Zeugen  getraut  werden. 
Ist  aber  dieser  Defekt  im  Eheschluß  öffentlich  bekannt,  so  muß  öffent- 
liche Trauung  erfolgen  *. 

'  J^esonders  unrichtig  ist  d.  Ausdruck :  revahdatio  niatr.,  weil  noch  keine 
gültige  Ehe  bestand,  dah.  a.  nicht  revalidiert  werden  kan)).  Ab.  a.  d.  J3ezeichnung; 
convalidatio  niatr.  ist  nicht  zutreffend,  weil  keine  Ehe  besteht,  dah.  a.  nicht  kon- 
validiert  werden  kann.  -  Vgl.  ob.  S.  87,  litt.  f.  ^  Vgl.  ob.  S.  141   144. 

*  Wollten  d.  Betreffenden  nicht  v.  Pfarrer  u.  Zeugen  erscheinen ,  so  könnte 
nichts  weiter  geschehen.   Dageg.  könnte  sanatio  niatrinionii  in  radice  erbeten  werden. 


§  151.    Die  Kon  Validation  ungültiger  Eben.  217 

Ist  die  Ehe  nichtig  wegen  eines  andern  trennenden  Ehehinder- 
nisses, so  muß  zunächst  um  Dispens  nachgesucht  werden,  falls  das 
Impediment  nicht  mit  der  Zeit  von  selbst  wegfällt.  Ist  das  Hindernis 
ein  öffentlich  bekanntes,  so  muß  die  Ehe  aufs  neue  vor  dem  Pfarrer 
und  zwei  Zeugen,  wenn  auch  sonst  in  aller  Stille  eingegangen  werden. 
Ist  das  Hindernis  aber  geheim,  so  genügt  es,  wenn  die  Kontrahenten 
ihrerseits  ohne  Pfarrer  und  Zeugen  den  Konsens  erneuernd  Die 
Kirche  kann  hier  auf  die  nochmalige  öffentliche  Eheschließung  ver- 
zichten, weil  die  Publizität  des  Konsenses  von  der  früheren  öffent- 
lichen, wenn  auch  ungültigen  Eheschließung  her  gesichert  ist 2.  Die 
Konsenserneuerung,  die  auch  in  konkludenten  Handlungen  bestehen 
kann,  z.  B.  in  der  copula  carnalis,  hat  im  allgemeinen  gar  keine 
Schwierigkeit,  wenn  beide  Teile  das  Hindernis  kennen  oder  dasselbe 
ohne  Bedenken  dem  nichtwissenden  Teile  mitgeteilt  werden  kann. 
Schwieriger  aber  kann  die  Konsenserneuerung  werden,  wenn  das 
Hindernis  in  einem  Vergehen  des  einen  Teiles  seinen  Grund  hat  und 
Gefahr  besteht,  daß  der  andere  Teil  den  Konsens  nicht  mehr  gibt. 
Nichtsdestoweniger  tragen  die  Dispensreskripte  dem  wissenden  Teile 
die  Mitteilung  von  der  bisherigen  Nichtigkeit  der  Ehe  an  den  andern 
Teil  auf  und  fordern  die  Konsenserneuerung.  Doch  soll  die  Mitteilung 
so  behutsam  erfolgen,  daß  das  Verbrechen  des  schuldigen  Teiles  nicht 
entdeckt  werde  ^.  Die  Kanonisten  und  Moralisten  geben  denn  auch 
verschiedene  AVeisen  an,  wie  die  Konsenserneuerung  hier  stattfinden 
könne*.  Und  es  darf  hierin  bewährten  Autoren  gefolgt  werdend 
Schließlich  ist  es  aber  in  einem  Falle,  wo  die  vorhandenen  Schwierig- 
keiten   kaum    oder   nicht    überwunden    werden    können ,    besser ,    um 


^  Ben  ed.  XIV.,  Institutiones  LXXXVII  58  ff. 

^  Schulte,  Handb.  d.  k.  ERs  339  f.  Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique 
II  221  ff. 

^  ^.  .  .  monito  poenitente  de  necessaria  secreta  renovatione  consensus  cum 
8ua  putata  uxore  aut  suo  putato  marito,  certiorato  seu  certiorata  de  nuliitate 
prioris  consensus,  sed  ita  caute,  ut  ipsius  poenitentis  delictum  nusquam  detegatur" 
heißt  es  i.  Nr  11  d.  v.  d.  Ponitentiarie  a.  d.  Bischöfe  verliehenen  Quinquennal- 
fakultäten  betreff,  d.  affinitas  ex  illicita  carnali  copula.  Schneider,  Fontes  jur. 
noviss.  96. 

*  So  Bened.  XIV.  a.  a.  0.  66  ff.  A 1  p  h.  Liguori,  Theol.  moial.  1.  V, 
n.   1117. 

'"  Denn  so  heißt  es  i.  d.  A.  3  angeführt.  Nr  11  d.  Fakultäten  unmittelbar 
weiter:  „et  quatenus  haec  certioratio  absque  gravi  periculo  fieri  nequeat,  renovato 
consensu  juxta  regulas  a  probatis  auctoribus  traditas".  Solche  Regeln  sind:  Mit- 
teilung d.  Zweifels  üb.  d.  Gültigkeit  d.  Ehe  u.  Aufforderung  z.  Erklärung  d.  Bereit- 
willigkeit, d.  Ehe  nochmals  z.  schließen,  Veranlassung  z.  copula  carnalis  cum  aff'ectu 
niaritali  usw. 


218    1^-  Buch.   Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.   2.  Kap.:  Die  Ehe. 

Dispens  von  der  Konsenserklärung  und  um  sanatio  matrimonii  in  radice 
zu  bitten  ^ 

II.  Unter  der  sanatio  matrimonii  in  radice  versteht  man  die  durch 
den  Papst  2  erfolgende  Beseitigung  eines  der  Gültigkeit  des  vorhandenen 
Konsenses  entgegenstehenden  Ehehindernisses  mit  der  Folge,  daß  die 
bisherige  ungültige  Ehe  von  jetzt  ab  (ex  nunc)  auch  ohne  Konsens- 
erneuerung gültig  wird  und  alle  mit  einer  gültigen  Ehe  verbundenen 
Rechtswirkungen  von  Anfang  (ex  tunc)  an  hat. 


Über  das  Wesen  der  sanatio  matrimonii  in  radice  gehen  die  Meinungen 
sehr  auseinander.  Nach  den  einen  wird  die  Ehe  als  solche  infolge  der  rück- 
wirkenden Dispens  von  Anfang  an  (ex  tunc)  gültig  und  nicht  erst  vom  Mo- 
ment der  sanatio  ab  ^  Nach  andern  hätte  der  Gesetzgeber  von  vornherein 
bei  Erlaß  des  betreffenden  Ehehindernisses  den  Willen  gehabt,  es  solle  in 
einem  so  gearteten  Falle,  wie  der  vorliegende  sei,  das  Hindernis  der  gültigen 
Eheschließung  nicht  im  Wege  stehen  *.  Allein  war  die  Ehe  einmal  von 
Anfang  an  ungültig,  so  kann  niemand  ihre  Gültigkeit  bis  dorthin  zurück- 
erstrecken. Sodann  ist  von  einem  solchen  angenommenen  Willen  des  Gesetz- 
gebers nirgends  eine  Spur.  Vielmehr  wird  nach  andern  Vorgängen  im  Rechts- 
leben die  Wirkung  des  Aktes  nur  hinsichtlich  der  rechtlichen  Verhältnisse 
nach  rückwärts  erstreckt  und  die  Erneuerung  des  Konsenses,  der  von  An- 
fang an,  wenn  auch  zunächst  unwirksam,  dasein  muß,  nach  Hebung  des 
Hindernisses  erlassen  ^ 

Die  ersten  Spuren  von  der  sanatio  matrimonii  in  radice  finden  sich  unter 
Bonifaz  VIII.  Später  mehrten  sich  die  Sanationen.  Und  in  neuerer  Zeit 
kamen  sie  namentlich  auch  da  vor,  wo  eine  ganze  Kategorie  von  ungültig 
eingegangenen  Ehen  vorhanden  war.  So  gewährte  Pius  VII.  wiederholt  den 
französischen  Bischöfen  die  Fakultät,  die  während  der  französischen  Revo- 
lution eingegangenen  Zivilehen  zu  sanieren.  Pius  VIII.  gab  1 830  dem  rheinisch- 


*  Daß  d.  Zertiorationsklausel  abgeschwächt  werden  möchte,  wurde  a.  d.  Vatic. 
gefordert.  Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  148  f.  Gut  bemerkt  Wernz-Laurontius, 
Jus  decretalium  IV  2  (1912),  551  ^  daß  d.  Forderung  d.  renovatio  consensus  nur  a. 
d.  Rechte  d.  Kirche  beruhe,  wov.  sie  a.  dispensieren  könne,  wie  dies  b.  d.  sanatio 
matrimonii  in  radice  geschehe. 

2  D.  Papat  könnte  d.  Fakultät  d.  sanatio  matrimonii  in  radice  a.  a.  Bischöfe 
delegieren.  Solches  geschali  z.  B.  a.  d.  Bischöfe  d.  Vereinigten  Staaten  Nordamerikas. 
Vgl.  Canoniste  cont.  XXXIII  (1910)  737  ft". 

3  So  Scher  er,  KK.  II  506  ff;  Schnitzer,  Kath.  ER.  547  unt.  Bezug  a.  d. 
Ausdruck  „sanatio  matrimonii  in  radice". 

*  So  J.  Müllendorf,  Kanonistische  Begründung  d.  sanatio  matrimonii  in 
radice  (Z.  f.  k.  Theo).  III  [1879|  473  ff ).  Dcrs..  Wiederum  d.  Begründung  d. 
sanatio  matrimonii  in  radice  (Pastor  bonus  XXII  [1909  10]  412  ff).  Dageg.  K.  Braun, 
Z  Lehre  v.  d.  Natur  d.  dispensatio  matrimonii  in  radice  (A.  f.  k.  KR.  XLIII  [1880]  3  ff). 

*  Ben  od.  XIV..  De  syn.  dioec.  l.  XIII,  c.  21,  n.  7.  Leitner,  Lehrb.  d.  kath. 
ERs2  460  f.     Worn/-Laurentius  a.  a.  O.   IV  2  (1912),  553"  558"  570  *^ 


§  151.    Die  KoDvalidation  ungültiger  Ehen.  219 

westfälischen  Episkopat  die  Vollmacht,  alle  bis  dahin  abgeschlossenen,  aber 
wegen  Nichtbeobachtung  der  tridentinischen  Form  und  wegen  anderer  Ehe- 
hindernisse ungültigen  gemischten  Ehen  in  radice  zu  sanieren  K  Ähnlich  hat 
Pius  X.  die  in  Deutschland  vor  dem  15.  April  1906  geschlossenen  und  etwa 
wegen  Mangels  der  tridentinischen  Form  ungültigen  Mischehen  saniei*t  -. 

Damit  aber  eine  sanatio  matrimonii  in  radice  möglich  sei.  ist  er- 
fordert, daß  das  entgegenstehende  Ehehindernis  juris  ecclesiastici,  also 
dispensabel  ist,  daß  sodann  von  Anfang  an  ein  -wirklicher  Ehewille  da 
war,  daß  also  eine  eheliche  Verbindung  gewollt  war,  nicht  etwa  nur 
ein  Konkubinat.  Daher  ist  eine  sanatio  eventuell  auch  möglich  bei  der 
Zivilehe^.  Weiterhin  muß  dieser  Ehekonsens  noch  fortbestehen,  darf 
also  jedenfalls  nicht  ausdrücklich  zurückgenommen  sein.  Endlich  muß 
ein  guter  Grund  für  die  sanatio  bestehen.  Solcher  Grund  ist  vor- 
handen, ■svenn  einer  oder  beide  Teile  sich  weigern,  ihren  Konsens  in 
der  vorgeschriebenen  Form  zu  erneuern,  wenn  nur  einem  Teil  die 
Ungültigkeit  der  Ehe  bekannt  ist  und  sie  dem  andern  nicht  ohne 
Gefahr  mitgeteilt  werden  kann,  wenn  beide  Teile  im  guten  Glauben 
sind  und  nicht  wohl  über  die  Ungültigkeit  ihrer  Ehe  aufgeklärt 
werden  können,  wenn  viele  ungültige  Ehen  zugleich  gültig  gemacht 
werden  sollen,  Avenn  die  Ehe  nichtig  ist  wegen  Fehlers  im  Dispens- 
reskript  oder  in  der  Dispensexekution,  endlich  wenn  Kinder  toter 
iiltern  legitimiert  w^erden  sollen^. 

Das  Gesuch  um  sanatio  matrimonii  in  radice  ist  an  den  Papst  zu 
stilisieren,  ist  aber  durch  den  Bischof  an  die  jeweils  zuständige  römische 
Behörde,  an  die  Congregatio  de  disciplina  Sacramentorum  oder  an  die 
Dongregatio  S.  Officii  oder  an  die  Pönitentiarie  einzureichen.  Auch 
diese  Fakultät  -wird  in  forma  commissoria  gewährt.  Ist  die  Nichtig- 
keit der  Ehe  beiden  Teilen  verborgen,  und  soll  sie  das  bleiben,  so 
ist  keine  Eröffnung  von  der  Heilung  zu  machen.  Wüßte  aber  ein 
Teil  davon  und  ist  auf  seine  Bitte  um  sanatio  nachgesucht  worden, 
so  ist  er  von  deren  Gewährung  zu  benachrichtigen,  am  besten  bei  der 
Beicht  in  einer  etwa  im  Diözesanrituale  enthaltenen  Form.  Ist  die 
Nichtigkeit  beiden  Teilen  bekannt,  so  sind  beide  in  Kenntnis  zu  setzen. 


1  ^Litteris  altero  abhinc^     Vgl.  ob.  S.  122,  A.  6. 
«  U.    a.    d.    V.    Christi.  Akatholiken.     Ob.    S.    132.  —  Scherer,    KR.   II   454« 

K)9'^  Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique  11  353  ff.  H.  M.  Gietl,  Z. 
esch.  d.  dispensatio  in  radice  matrimonii  (Akten  d.  5.  internat,  Kongress.  kath. 
»^lehrten  z.  München  [1900]  259  ff). 

2  Decr.  Poenit.  v.  25.  April  1890.    C.  S.  Off.  6.  April  1892.   Vgl.  ob.  S.  97. 
■•  D.    sanatio   wird    legitimatio   plenissima   d.    Kinder    hergestellt,  so  dafs  sie  z. 

rhalt  aller  kirchl.  Ehren  u.  Würden  fähia;  sind. 


920    IV.  Bach.    Die  Verwaltimg  der  Kirche.    2.  Abschn.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

Bei  einer  pro  foro  externe  gewährten  Dispens  ist  das  Dispensschreiben 
aufzubewahren  und  im  Eheregister  ein  entsprechender  Vermerk  zu 
machen.  Auch  ist  in  diesem  Falle  der  Gemeinde  zur  Beseitigung  des 
Ärgernisses  in  kluger  Weise  von  der  nunmehrigen  kirchlichen  Gültig- 
keit der  betreffenden  Ehe  Kenntnis  zu  geben. 

g  152. 
Die  Amnillatiou  ungültiger  Ehen. 

Decr.  Grat.  C.  XXXII,  q.  6;  C.  XXXV,  q.  6.    Decr.  Greg.  IX.  1.  IV,  t.  18,  qui 
matr.  accus,  possimt :  t.  19  de  divort. 

\lt    Lit.  b.:   J.  F.  Schulte,   Gesch.  d.  Quell,  u.  Lit.  d.  kan.  Rs  III  2,  368  f; 
Seh  er  er     KR    II   541  578.  -  Schulte,   Darstellung   d.  Prozesses   v.   d.   kath. 
^eistl.   Ehegerichten  Österr.  (A.  f.  k.  KR.   I  [1857]  145  ff;    [a.  sep.    1858])      F.  A. 
Loberschiner,  Prakt.  Anleitung  z.  gesetzmäß.  Verfahren  i.  Eheangelegenheiten*, 
1859      D    Mitwirkung    d.  Pfarrer   u.  bischöü.  Untersuchungskommissäre   z.    d.  ehe- 
gerichtl.  Amtshandlungen   i.  Österr.  (A.  f.  k.  KR.  XII   [1864]    240  ff).     Üb    d.  Ver- 
fahren   i.  Ehesachen  (Ebd.  XV   [1866]   126  ff).     Instractio   edita   ^•^^-  C^^^^^^^^^'^f;^^ 
'>2    \uc^  1840  pro  confectione  processus  in  causis  matrimonialibus  (Ebd.  XVl  [löbb] 
467  ff)''   V    Oberkamp,    D.  Prozeßverfahren   b.    d.  kath.  Ehegerichten  zweiter  u. 
dritter  Instanz  i.  Bayern  (Ebd.  XVIII  [1867]  294  f).    Ders.,  Entwjirf  e  ^^^^^^^^^^^^^^^ 
d.    pfarramtl.    Tätigkeit    i.    eherechtl.    Angelegenheiten     betreffend     (Ebd.    XXVIU 
[18721  128  ff)      Instructio  de  judiciis  ecclesiasticis  circa  causas  matrimoniales  edita 
a  S  C  de  Prop.  Fide  a.  1883  (Ebd.  LIV  [1885]  45  ff).    [Zunächst  f.  Amerika  erlassen, 
kann  ;ie  a.  anderwärts  angewandt  werden.     C.  S.  Off.  16    Sept.  1891  (Ebd.  LXVIl 
[1892]    197).]     Acta    et   decreta    conc.    plen.    Americae    Latinae    (lb9y)    JNr  \föi  n. 
G    Peries,   Code  de  la  procedure  canonique  dans  les  causes  matrimoniales,   1893. 
R    Bassib'ey,  Le  mariage  devant  les  tribunaux  ecclesiastiques.    Procedure  matri- 
moniale generale,    1899.     A.  Boudinhon,    Le  mariage  religieux  et   les  proces  en 
nullite     1900      P.  P  i  er  an  tonelli ,   Ordo  judiciarius   in  praxim   traductus  matn- 
monialium  causarum  speciminibus,  1906.    J.Mansella,  De  causis  matrimonialibus. 
Cur.  F.  Soli  er  i^  1906.    Vgl.  a.  ob.  S.  154,  A.  2 ;  S.  158,  A.  1. 

Ist  eine  Ehe,  welcher  ein  privatrechtliches  oder  öffentlich-recht- 
liches trennendes  Ehehindernis  entgegenstand,  dennoch  eingegangen 
worden  und  laut  sich  das  Impediment  wegen  Indispensabilität  oder 
weo-en  Verweigerung  der  Konsenserneuerung  nicht  heben,  so  ist  diese 
nichtige  Ehe  durch  richterliche  Sentenz  als  solche  zu  erklären  (Vinkular- 
klage,  Nullitätsprozeß,  Annullation  der  Ehe)  K  Niemals  dürfen  die 
vermeintlichen    Gatten   willkürlich   auseinandergehen.      ^  le   die   Ehe 

'  D    Annullation    d.  Ehe  ist  wohl    z.  unterscheiden  v.  d.  Eheauflösung  «.Ehe- 
Scheidung.     Terminus  technicus  i.  Dekretalenrecht  f.  d.  Annullation  ist  .d.vortmm  . 
Doch   bezeichnet    „divortium^    a.  Eheauflösung    u.  Ehescheidung.     ^^  ^^;,^^^""'    ^"^ 
II  552  3*  578'.  'Wernz- Laurent!  US,  Jus  decretalium   I\  -  (1912),  603  .    Meui 
hat  ^divortium''  besond.  d.  Sinn   v.  Ehescheidung. 


§  152.    Die  Annullation  ungültiger  Eiien.  091 

unter  Autorität  der  Kirche  wenigstens  äußerlich  zu  stände  kam,  so 
kann  sie  nur  durch  ihren  Spruch  als  nichtig  erklärt  werden,  und 
sollten  sich  die  Gatten  eigenmächtig  getrennt  haben,  so  wären  sie 
durch  den  kirchlichen  Richter  wieder  zusammenzubringen!. 

Zur  Klage  berechtigt  ist  bei  einem  privatrechthchen  Hindernis  nur  der 
benachieihgte  Gatte  l  Bei  einem  öffentHch-rechtlichen  Ehehindernis  kann 
jeder  klagen,  der  unverdächtig  ist,  was  er  aber  nicht  ist,  wenn  er  um  zeit- 
hchen  Gewinnes  Anllen  klagt  ^  wenn  er  nur  schriftlich  klagt,  sich  aber  nicht 
auch  mündlich  vernehmen  lassen  will  \  wenn  er  während  des  öffentlichen 
Aufgebotes  geschwiegen  hat,  obgleich  ihm  ein  Hindernis  bekannt  und  er  an 
dessen  Offenbarung  nicht  gehindert  war  ^  Der  kirchhche  Richter  aber  muß 
sobald  er  glaubhafte  ^'achricht  von  der  Nichtigkeit  der  Ehe  wegen  öffenthch- 
rechthchen  Hmdernisses  erhalten  hat,  von  Amts  wegen  einschreiten«. 

Richter  in  erster  Instanz  ist  der  Bischof  oder  sein  Offizial  oder  das 
bischöfliche  Ehegericht.  Während  nämlich  im  Mittelalter  die  Archidiakone 
die  Archipresbyter  und  selbst  die  Pfarrer  sich  Ehegerichtsbarkeit  anmaßten 
hat  das  Tndentmum  nur  den  Bischof  als  kompetent  hierzu  erklärt  \  Zuständig 
ist  näherhin  der  Bischof,  in  dessen  Diözese  der  Mann  sein  Domizil  oder  Quasi- 
domizil  hat.  Bei  Mischehen  hat  der  Bischof  die  Gerichtsbarkeit  da,  wo  der 
kathohsche  Eheteil  sein  Domizil  hat  l  Das  Ehegericht  ist  ein  stänchges,  oder 
es  wird  ad  hoc  zusammengesetzt.  Es  besteht  aus  dem  Torsitzenden,  dem 
Bischof  oder  Generalvikar  oder  sonst  einem  erfahrenen  GeistHchen.  aus 
mehreren  Räten,  dem  Sekretär  und  dem  defensor  matrimonii  ^  Leitender 
Grundsatz  ist  nämlich,  stets  für  die  Gültigkeit  der  Ehe  zu  präsumieren.     Es 

r^\.^^.i^^r-  "•  '•  l^'ßl-lö'^)'  C.  XXXV,  q.  6.  C.  10  13,  X  de  restitat. 
spol.at.  II,  13.  C  2  X  ut  lite  pend.  nil  innov.  11,  16.  C.  12,  X  de  desponsat.  impub. 
IV,  2.  C.  3,  X  de  divort.  IV,  19.  Doch  könnte  d.  Richter  d.  provisor.  Trenuims 
verft^gen.  wenn  d.  Nichtigkeit    d.  Ehe  offen  vorläge.     C.  13.  X  de  restitut.  spoliat 

•       '  ^'tt^'o^  ^^  ^'^^'''^'  ^^  •  ^^-    ^'  ^'  ^'  ^'  ^''-'^-  '^  "^^l^f-  I^''  15-    C.  23,  X  de 

^^^"'"tt'  "oV         ^'  ^  ^'J^^^^""°S  ^-  Klagerechtes  gibt  es  hier  i.  allgem.  nicht.    Scherer, 
Ä.K.  11  o30  'K 

^  C.  5,  X  qui  matr.  accus,  possunt  IV.  18.     Ob.  S.  136 
^  C.  2,  X  h.  t.  IV.  18.  5  C.  6,  X  h.  t.  IV,'  18.     Ob.  S.  113 

'  C.  7,  X  de  cognat.  spirit.  IV.   11.     C.  3.  X  de  divort.  IV,   19.    Ob    S    136 
'  Sess.  XXn  de  ref.  matr.  c.  20.    Bd  1,  S.  469.    D.  Generalvikar  bedarf  hierz. 
keiner  besondern  Bevollmächtigung.    Sede  vacante  ist  d.  Kapitel  bzw.  d.  Kapitular- 
rSoff;1l'29o"^.'"   '''''''''''''■  ^^''  -^  Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique 

_      '  ^-  ^^^-  2-  J"^^  ^^92:  23.  Juni  1903  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  [1904]  1^6  ff) 
Wäre  ab.  d.  prot.  Gatte  z.  Kirche  zurückgekehrt,  so  wäre  d.  Domizil  d.  Ehemarn. 
haßgebend.     B.  Wohnsitzlosen  ist   d.  Bischof  zuständig,    i.  dess.  Diöz    d    GatTen " 
?^rade  aufhalten.    Vogt,  ER.3  204.  ^ 


esteht 


»  Doch   genügt   es,   wenn   d.   Gericht   a.   Richter,    Sekretär   „.   defensor   matr. 


222    IV.  Buch.    Die  Verfassung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

ilarf  daher  nichts  unversucht  bleiben,  um  diese  Gültigkeit  zu  erweisen.  Aus 
diesem  Grunde  mu&  der  Bischof  einen  durch  Rechtschaftenheit  und  Rechts- 
kenntnis ausgezeichneten  Mann,  am  besten  einen  Geistlichen,  als  Verteidiger 
des  Ehebandes  aufstellen.  Dieser  ist  beim  Antritt  seines  Amtes  und  bei 
jedem  neuen  Vinkularprozeß  zu  vereidigen  und  zu  jedem  richterlichen  Akt 
und  Zeugenverhör  beizuziehen.  Andernfalls  wäre  die  Verhandlung  null  und 
nichtig  '. 

Ehe  in  den  Vinkularprozeß  eingetreten  wird,  soll  der  Richter  den  Kläger 
ermahnen,  von  seiner  Klage  abzustehen,  und  ihm  wenn  möglich  Dispensation 
oder  sanatio  matrimonii  in  radice  antragen.  Ist  das  aber  umsonst  oder  nicht 
angängig,  so  beginnt  der  Prozeß.  Die  eigentümliche  Natur  desselben  bringt 
es  mit  sich,  daß  hier  Beweismittel,  die  bei  andern  Prozessen  zulässig  sind, 
keine  Stelle  finden  können ,  so  das  Geständnis  der  Ehegatten  selbst  -  und 
der  Schieds-  oder  Haupteid  der  Parteien  "\  Jedoch  kann  ein  Ergänzungseid 
zur  Vervollständigung  des  Beweises  vom  Richter  auferlegt  werden,  z.  B.  bei 
Impotenz  *.  Dagegen  ist  zulässig  der  Beweis  durch  Sachverständige,  amtliche 
Urkunden  und  Zeugen,  die  den  gemeinrechtlichen  Anforderungen  entsprechen. 
Während  sonst  aus  guten  Gründen  Blutsverwandte  und  Hausgenossen  von 
der  Zeugenschaft  ausgeschlossen  sind,  werden  diese  bei  den  Hindernissen 
der  Blutsverwandtschaft,  ehelichen  Schwägerschaft  und  öffentlichen  Ehrbarkeit 
als  Hauptzeugen  betrachtet,  falls  sie  nicht  aus  besondern  Gründen  beanstandet 
werden  müssen  ^. 

Das  Urteil  auf  Nichtigkeit  der  Ehe  kann  erst  gefällt  werden,  wenn  der 
volle  Beweis  für  die  Nichtigkeit  erbracht  ist.  Ist  das  Urteil  für  die  Gültig- 
keit der  Ehe  ausgefallen,  so  kann  die  Partei,  welche  auf  Ungültigkeit  geklagt 
hat,  appellieren,  muß  sich  aber,  wenn  das  Urteil  in  der  zweiten  Instanz 
ebenso  lautet,  beruhigen  ^.  Lautet  das  Urteil  aber  auf  Ungültigkeit  der  Ehe, 
so  muß  der  defensor  matrimonii  ex  officio  dagegen  sobald  als  möglich 
appellieren "'.     Auch   bei   den  Verhandlungen  in  der  zweiten  Instanz  hat  ein 


'  B  e  n  e  d.  XIV.,  „Dei  raiseratione"  v.  3.  Nov.  1741 .  §  5  ff.  B  i  c  h  t  e  r  -  S  c  h  u  It  e, 
Conc.  Trid.  565  ff.  Bassibey,  Le  defenseur  du  lien  matrimonial  (Rev.  d.  scienc. 
eccles.,  mai-juin  1899). 

2  C.  5,  X  de  eo.  qui  cognov.  IV,  13.     C.  7,  X  de  frigid,  et  malef.  IV,  15.         , 
^  C.  11,  X  de  transact.  I,  36.  1 

*  Lippert,  Üb.  d.  Zulässigkeit  d.  Ergänzungseides  i.  Ehesachen  (Annalen  d. 
kath.,  prot.  u.  jüd.  ERs  [1831]  2.  Hft,  97  ff).    Vgl.  ob.  S.  154  f. 

^  C.  2  (Cölest.  Iir.  a.  1191—1198?),  C.  XXXV,  q.  6.  C.  5,  X  de  test.  et  attost. 
II,  20.     C.  3,  X  qui  matr.  accus,  possunt  IV,  18. 

•  D.  Rechtsmittel  d.  Wiedereinsetzung  i.  d.  vorig.  Stand  ist  nur  dann  zulässig, 
wenn  bewiesen  würde,  daß  d.  f.  Gültigkeit  d.  Ehe  lautende  Urteil  a.  e.  irrigen 
Voraussetzung  beruht.     C.  4,  X  de  in  integr.  restit.  1,  41. 

'  Ben  ed.  XIV.,  „Si  datam"   v.  4.  März  1748.    D.  zweite  Instanz  ist  d.  Metro- 
politangericht.     D.  dritte  Instanz  ist  d.  Apoat.  Stuhl,    näherhin  d.  Rota.     A.  diesen 
ist   immer   z.  appellieren,    wenn   d.  Urteile  d.  beiden  ersten  Instanzen  auseinander-     i 
gehen.     Doch  können    d.  Parteien  ihre  Sache  a.  gleich    a.    d.  Apost.  Stuhl  bringen. 


§  153.    Die  Rechtswirkimgen  der  Ehe  für  die  Eltern  und  die  Kinder.      99Q 

defensor   matrimonii   nntzuwirken.     Wi.-d    die   Ungflltigkeit   in   der   zweiten 
Instanz  bestätigt,  so  kann  der  Verteidiger  des  Ehebandes   an   die  drUet 

lorsi'ndf "'  """  '"  ^^^"'^.^'"'-  '''  ^'"»""'«S»^-*  "-'■'  S-^  -eiJel- 
Die  Notwendigkeit,  konforme  Ehenichtigkeitsurteile  zweier  Instanzen  her- 
vorzurufen wurde  aufgehoben  für  den  Fall,  daß  es  sieh  um  die  auf  Grund 
SSst'de^tr^  oder  sonsfger  sicherer  Beweismitte.  feststSh" 
Schaft  d!.  J',.^f  «■""^^"■^'^h.edenhe.t,  des  Ehebandes,  der  Blutsverwandt- 
KulJ  It  ^\  '^'^'"^Sersohaü,  der  geistlichen  Verwandtschaft  der 
Klandestinitat  an  tndentinischen  Orten  handelt  =. 

Ist  in  erster  und  zweiter  Instanz  auf  Ungültigkeit  der  Ehe  er- 
kann worden  und  will  weder  der  unterlegene  Gatte  „od  der  d  - 
fensor  matnmonu  weiter  appellieren,  so  können  die  Gatten  zu  einer 
Xr.  f  %^^''r*--  Es  haben  aber  die  Erkenntn  sse  über  da 
Eheband  das  Pr.v.leg,  daß  sie  nie  volle  Rechtskraft  erlangen'  So 
bald  s,ch  v.eln,ehr  neue  Beweismittel  für  die  Gültigke^deJ  annu  -" 
harten  Ehe  ergeben,  ist  der  Prozeß  wieder  aufzunehmen,  und    prechen 

die 'Gatten  aufV  /f  Tl'"'"'  ""'^  '''"^"  ^''^'^  ^"'^h  ""^rdessen 
Nur  täte  dl  lett  lT^^^':='^*'g>^-t«--teiIe  anderweitig  verheiratet. 
Jxui  ^^are  die  letztere  Ehe  ein  matrimonium  putativum  und  die  ihr 
entsprossenen  Kinder  legitim.  '-'ii^um   und   die  ihr 

§  153. 
Die  RechtswirknnÄei.  ,1er  Ehe  für  die  Elfern  „„d  die  Kinder 

-"rL^b^;.  ti•ere•r*■KR^rM3   1"^"^  '  '''    -'  «'"  '^^  '-""''■ 
T    ,  ^*-iit.iei,  ivK.  II  513:    SanchezlTY  ppr»-       ^ 

r^^Ui^^.  Legitimation   d.   nachfolgende  Ebe.'ssl    R.  Hi^HeUse:; 

»tanz  d.Ehe  f   u„4ui''      ! '!>     '?""' ""^   "*'"^"-     ^^"■''    '•  -ster   u.  dritter 
erhandlung  erwirket     ''  "  '  '"'"'  ^*'*'*'  ^''  '""«  "■  D^ensor  e.  vierte 

erster   Instanz   muß    1    def!L        .  "'  ^'^  "''•=''•  Ehenichtigkeitsurteilen 

910]  826  ff.)     Es   istwohMsT     TT,"   "PP«'"«"«" '^    (Theol.   u.  Glaube   II 

»decretalium  IV2  ri912)  694«  v  ' .  ''*™'' «"■  Weriiz-Laurentius, 
mer  Partelen  gewäh  te  a  Ersuchir,  R  Tr'i';''''"'"""«  v.  Vinkularprozessen 
).i^  miseratione-.    §14  '  ''■  ^""^'-  ^™'"''-    ß^ned.  XIV., 

C.  7  n,  X  de  sent.  et  re  judic.  JI,  27. 


224    IV.  Bucli.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap:    Die  Ehe, 

D    Legitim    d    nachfolg.  Ehe   i.   Internat.  Privatrecht  m.   bcsond.  Rücksicht   a.   <1. 
hont  ^em.  röm.  Recht,    1894.     P.Vogels,    Z.  gemcinrechtl.  Lehre    v.  d.  Legitim, 
d    n-jchtol-  Ehe,  1897.    K.Koch,  Legitimatio  per  suhsequens  matrimomum,  IbJ.. 
M    Cornil     Du    contrat   de   mariage    et   des   droits   respectifs   des   epoux,    1899. 
r'  Bartsch,  D.  Rechtsstellung  d.  Frau  als  Gattin  «.  Mutter,  1903.     F.  Kogler. 
d'  legitimatio  per  rescriptum  v.  Justinian  b.  z.  Tode  Karls  IV.,  1904.    Ders.,  Be.- 
träge   z.  Gesch.  d.  Rezeption   u.  d.  Symbolik   d.  legitimatio  per  suhsequens   matn- 
monium   (Sonderabdr.  a.  d.  Z.  d.   Savigny-Stiftung   f.  Rsgschte,  Germ.  Abt    XXV) 
1904     B    Pitzorno,    La  legittimazione  nella   storia  delle  istituzioni   familiari   del 
medio  evo    1905.    R.  Genestal,   Histoire   de  la  legitimation  des  enfants  naturels 
0«  droit  canonique,    190.5.     H.  Fehr,  D.  Rechtsstellung  d.  Frau  u.  d.  Kiuder   ..  d. 
Weistümern,  1912. 

Aus  der  Ehe  entstehen  eine  Reihe  von  Rechtswirkungen  für  die 
Eltern  und  die  Kinder.  Hier  kann  nur  von  den  kirchenrechtlichen  > 
die  Rede  sein,   und   nur  soweit  das  nicht  schon  im  vorausgehenden 

geschehen  ist.  •      i,  ti 

1     Die    Gatten    treten    in    die    innigste    Lebensgemeinschaft    zu- 
einander    Der  Mann  ist  der  Eheherr  der  Frau.    Er  hat  sie  zu  unter- 
halten, zu  schützen  und  ihr  Recht  zu  vertreten  K    Die  Frau  hat  ihm 
als  Gefährtin  Gehorsam   zu  erweisen   und  zu  helfen,   namentlich  das 
Hauswesen  mit  zu  besorgen  3.    Der  Mann  bestimmt  das  Domizil    und 
die  Frau  hat  ihm  dorthin  zu  folgen ;  es  müßte  nur  sein,  dafa  der  Mann 
durch    eine   schändliche   Handlung    zu   dessen   Änderung   gezwungen 
wäre^      Ebenso  teilt  die  Frau  Namen,  Rang  und  Stand  des  Mannes, 
die  morganatische  Ehe  ausgenommen  ^    Besonders  aber  schulden  sich 
die  Gatten  die  eheliche  Treue  und  die  Leistung  der  ehelichen  Pflicht. 
Die  eheliche  Treue   wird   gebrochen   durch  geschlechtlichen  Verkehr 
mit  einer  andern   Persona     Ein  Gelübde   der  Keuschheit,   ohne  Zu- 
stimmung des  andern  Gatten  abgelegt,  ist  nichtig;   und  selbst  weiin 
ein  Gatte  solchem  Gelübde  zugestimmt   hätte   und   nun  trotzdem  die 
eheliche  Pflicht  forderte,  müßte  der  Gelobende  sie  leisten '.    V  erloren 

"T^^l^^irchl.  Richter  i.  Konkurrenz  n,  d.  weltl.  a.  üb.  d.  -"««gensrechtl 
Verhältnisse  entschied,    haben  d.  Kanonisten  a.  h.erüb.  gehandelt,    z.  B.  ^.u,clMZ 

'.  Gn  3,  16.     1  Kor  11,  3.     Eph  5,  23  ff.     Kol  3,  19.     ^Jf^^''' 

3  Gn  2.  18.     1  Kor  7,   39.     Eph  .5,   22.     Kol  3,  18.     1  Petr  3,   1.    C.  12-19, 

C.  XXXUl,  q.  •>.  ^  vvviv    «12.    0.  9  11,  X  de  sponsal.    l 

'  C.  4  (Conc.  Vormer.  a.  io6,  c.  9),  C.  aa.mv,  q.      ^. 
IV     1      C    8  10  13.  X  de  restit.  spoliat.  II,  13.     C.  8  9,  X  de  voto  III,  So. 
'  '  C    3    «!  1  in  VI'«  de  sepult.  111,  12.    Vgl.  ob.  S.  87,  litt   1. 

.  C.  4  (Vmbr.,,  C.  XX.KH,   q.  4.    C.  23  (Innoz.  L  a   405)    a  XXXII,  q.  ^■ 
li.  d.  R.-,mern  war  nur  d.  Ehebruch  d.  Frau  e.  Vergehen.    V  gl.  ob.  S    169 

T  1   Kor  7,  3  ff.     C.  XXXUl,  q.  5.     X  de  convers.  con,|Ug.   111.   3-.     \gl.  M    ■ 
■S.  222;  c.b.  S.   162.     Siiiichez  1.  IX,  disp.  39  ff. 


1.  VI. 


§  153.    Die  Rechtswirkungen  der  Ehe  für  die  Eltern  und  die  Kinder.      225 

aber  geht  das  Recht  der  Forderung  durch  verschuldete  affinitas 
superveniens  1  und  durch  Ablegung  des  Gelübdes  der  Keuschheit  2. 
Eine  Pflicht  zur  Leistung  des  debitum  conjugale  besteht  auch  nicht, 
wenn  der  andere  Teil  ohne  jedes  Verschulden  des  einen  sich  eines 
Ehebruchs  schuldig  gemacht  hat^,  sodann  während  der  zwei  ersten 
Monate  nach  geschlossener,  aber  noch  nicht  konsumierter  Ehe,  falls 
ein  Gatte  sich  mit  der  Absicht  trägt,  ins  Kloster  zu  gehen  ^;  endlich 
bei  begründeten  moralischen  oder  gesundheitlichen  Rücksichten  5. 

2.  Was  die  Kinder  betrifft,  so  sind  alle  in  der  Ehe  von  den 
Gatten  gezeugten  und  geborenen  Kinder  ehelich  oder  legitim.  Nach 
dem  römischen  Rechtssatz:  „Pater  is  est,  quem  nuptiae  demonstrant", 
wird  bei  Gericht  präsumiert,  daß  der  Ehemann  der  Vater  derjenigen 
Kinder  sei,  die  ihm  von  seiner  Ehefrau  nach  Verlauf  von  sechs 
Monaten  (vollendete  181  Tage)  seit  der  geschlossenen  und  vor  Ablauf 
von  zehn  Monaten  nach  gelöster  Ehe  geboren  werden  ^.  Diese  Rechts- 
vermutung kann  durch  gar  nichts  anderes  als  durch  den  Beweis  der 
Unmöglichkeit  der  Vaterschaft  des  Ehemannes  entkräftigt  werden'. 
Als   legitim   gelten   auch   die   Kinder   aus  Putativehen  §.     Aber  nicht 

'  Vgl.  ob.  S.  188. 

'  Vgl.  Bd  I,  S.  222;  ob.  S.  162  193  f.    Vgl.  a.  Scherer,  KR.  II  515  >«  ^K 

^  C,  15  16  19,  X  de  conv.  conjug.  III,  32.    Vgl.  unt.  §  155 

'  Vgl.  ob.  S.  161  f. 

'  C.  1—5,  C.  XXXIII,  q.  4.     D.  Nähere  üb.  d.  ehel.  Pflicht  gehört  i.  d.  Moral. 
D.  Lehr-   u.  Handbücher   ders.    können,    wenn    sie   sein  wollen,    was   sie  sollen,  d. 
Kasuistik  wie  sonst  so  a.  hier  absolut  nicht  entbehren.   Vgl.  etwa:  Alph.  Liguori 
Theol.  moral.  1.  VI,  n.  900  ff;  Lehm kuh  1,  TheoL  moral.  ^>  II  615  ff;  Schin dler' 
Lehrb.  d.  Moraltheol.  II  2  (1910),    741  ff;    M.  B.  Nardi,    Dissertatio  de  sanctitate 
matrimonii  vindicata  contra  onanismum  3,  1907;  A.  Verm  eersch,  Pour  l'honetete 
conjugale»,  1909;  Mercier  (Kard.),  Les  devoirs  de  la  vie  conjugale,  1909.    [A    i 
d.  Deutsche   übers,    unt.    d.  Titel:    D.  Pflichten    d.    Ehelebens   v.  P.  Bahlmannl- 
Th.  Wilhelm,   D.  Eheleben^  (1910)  96  ff:    Berrenrath,   D.  Onanie   i.   Beicht- 
stuhl (Köln.  Pastoralbl.  XLVI  [1912]  2^9ff);  Aug.  K noch,  L'onanisme  conjugal  et 
le  tribunal  de  la  pönitence  %    1912.    [I.  d.  Deutsche  übers,  v.  Ad.   Knoch    unt    d 
ritel:  Geburtenrückgang  u.  prakt.  Seelsorge  2,   1913J;  J.  Alberti,  De  sexto  et  nono 
lecalogi  praecepto  et  de  usu  matrimonii,  1913.   F.  Renz,  D.  kath.  Moralsätze  bezügl. 
1.  Rationalisierung  d.  Geburten,  1913.     Hirtenbrief  d.  deutsch.  Bischöfe  v.  20  Au- 
1913  (Kirchl.  Amtsbl.  f.  d.  Diöz.  Rottenb.  1913,    Nr  26).  -  A.  wenigsten  kann  d. 
iraktische  Jurist  —  v.  Arzt  ganz  z.  schweigen  —  d.  s.  immer  wiederholenden,  a.  v. 
Mnigen,  glücklicherweise  wenigen  kath.  Moralisten  unterstützten  Angriffe  Böswilliger 
i.  d.  Kasuistik  verstehen. 

'  L.  5,  D.  de  in  jus  vocando  11,  4.  L.  12,  D.  de  statu  hom.  I,  5.  L.  3,  §§  11  19 
'  de  suis  et  legit.  haered.  XXXVllI,  16.  L.  29,  D.  de  liber.  et  posthum  haered' 
vXVIII,  2. 

"  Selbst  nicht  d.  d.  gegenteil.  Versicherung  d.  Mutter.    S.  C.  Conc  9  Aucr   1884 
'  Vgl.  ob.  S.  87,  litt.  f.  '       "■ 

öägniniler,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.   U.    3.  Aufl.  15 


226    I^' •  ß^i^'^-    I^ie  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

bloß  die  in  der  Ehe  geborenen  Kinder  sind  legitim,  sondern  es  werden 
durch  die  nachfolgende  Ehe  auch  legitimiert  die  von  den  Gatten  schon 
vorher  miteinander  erzeugten  natürlichen  Kinder,  wenn  nur  die  Eltern 
in  der  zwischen  Empfängnis  und  Geburt  des  Kindes  gelegenen  Zeit 
sich  hätten,  wenn  etwa  auch  nur  mit  Dispens,  ehelichen  können.  Da 
aber  das  Eheband  ein  indispensables  Ehehindernis  ist,  so  werden 
liberi  adulterini  auch  durch  die  nachfolgende  Ehe  der  Eltern  nicht 
legitimiert  ^.  Ob  auch  die  Putativehe  solche  legitimierende  Kraft  habe, 
ist  bestritten,  aber  die  bejahende  Anschauung  hat  die  Billigkeit  für 
sich  2.  Um  die  notwendige  Sicherheit  zu  haben,  soll  der  Pfarrer  die 
Brautleute  vor  der  Trauung  zur  ausdrücklichen  Anerkennung  der  un- 
ehelichen, durch  die  Ehe  zu  legitimierenden  Kinder  veranlassen  3.  Eine 
kirchliche  Legitimation  unehelicher  Kinder  kann  auch  durch  den  Papst 
erfolgen,  nur  ist  das  bürgerlich  ohne  Wirkung,  wie  umgekehrt  die 
bürgerliche  Legitimation  durch  den  Landesherrn  kirchenrechtlich  be- 
deutungslos ist"^.  Endlich  ist  es  Pflicht  und  Recht  der  Eltern,  ihre 
Kinder  christlich  zu  erziehen,  und  zwar  vor  allem  des  Vaters,  des 
Inhabers  der  patria  potestas^. 

§  154. 
Die  Eheauflösuug. 

Decr.  Grat.  C.  XXVII,  q.  2.  C.  XXVIII,  q.  1  2.  C.  XXXII.  Decr.  Greg.  IX. 
1.  IV,  t.  8  de  conjug.  lepros.;  t.  19  de  divort. ;  t.  20  de  donat.  int.  vir.  et  uxor. ; 
1.  V,  t.  16  de  adulter.  et  stupro. 

Alt.  Lit.  b.:  J.  F.  Schulte,  Gesch.  d.  Quell,  u.  Lit.  d.  kan.  Rs  III  2,  368  f; 
Scherer,  KR.  II  541  578.  Viele,  v.  all.  aufklärer.  Lit.  a.  d.  Anfang  d.  19.  Jhdts  b. : 
K.Werner,  Gesch.  d.  kath.  Theol.  s.  d.  Trienter  Konzil  b.  z.  Gegenwart  ^  (1889) 
371  ff.  —  A.  J.  Binterim,  CoUectio  dissertationum  elegantiorum  de  matr.  vinculo  in 


'  C.  1  6,  X  qui  filii  sint  legit.  IV,  17.  Seh  er  er,  KR.  II  521",  bestreitet  d. 
Beweiskraft  v.  c.  6  cit.  daf. ,  daß  d.  adulterini  d.  nachfolg.  Ehe  nicht  legitimiert 
würden.  Allein  entschieden  ist  d.  Sache  d.  Sixtus  V.,  „Postquam"  v.  3.  Dez. 
1586  u.  Ben  ed.  XIV.,  „Redditae  Nobis"  v.  5.  Dez.  1744.  C.  S.  Off.  8.  Juli  1903 
(A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  [1904]  1'29  f).  Daß  ab.  i.  all.  and.  Fällen  i.  Dispensgesuch 
u.  legitimatio  prolis  nachgesucht  werden  muß,  ob.  S.  213.  Wcrnz-Laur  en  t  ins, 
Jus  decretalium  IV  2  (1912),  595^».     Üb.    d.  röm.  Recht  Scherer,    KR.  II  520  f. 

2  Scherer,  KR.  II  522  30.    Wernz-Laur  en  tius  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  594 «». 

^  Meldeten  s.  nacheinander  mehrere  Väter,  so  wäre  d.  als  Vater  d.  Kindes 
anzuerkennen,  welch,  d.  Mutter  ehelicht.  Scherer,  KR.  II  522".  Schjiitzer, 
Kath.  ER.  578. 

*  C.  13,  X  qui  filii  sint  legitimi  IV,  17.    Vgl.  Bd  I,  S.  228. 

'  üb.  d.  patria  potestas  c.  2,  X  de  convers.  infidel.  III,  33.  —  Z.  Lit.  üb.  christL 
Erziehung  vgl.  4j  111  149.  —  Z.  Geschieh  tl.  vgl.  noch:  F  reisen,  Gesch.  d.  kan. 
ERs  847  ff;  Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique  II  3  ff. 


§  154.    Die  Eheauflösung.  297 

casu  adulteiii,   1807;  a.  deutsch  unt.  d.  Titel :  Sammlung  usw.,  1807.    J.B.Fuchs, 
D.  Ehescheidungsprozeß,  1838.    A.  Roskoväny,  De  indissolubilitate  matr.,  1840  ff! 
J.  W.  Eberl,  Ehescheidung  u.  Ehescheidungsprozeß,  1854.     K.  F.  Bräu'nig    D 
Recht  d.  Ehescheid,  a.  Grund  d.  Schrift  u.  Gesch.,  1861.    E.  Hus  chke.  Was  lehrt 
Gottes  Wort  üb.  d.  Ehescheid.?    1860.     Ders..    Beleuchtung  d.  Einwürfe    geg    m 
Schrift:  Was   lehrt   usw.?     G.   Gh.   A.  Harleß,    D.    Ehescheidungsfrage,    1861 
J.  We  b  e  r ,  D.  Ehescheid,  n.  d.  gelt.  gem.  KR.,  1875.    R  ö  d  e  n  b  e  c  k  ,  D.  Ehe  i  besond 
Beziehung  a.  Ehescheid.  (Theol.  Stud.  u.  Krit.  [1881]  205  ff ;  [a.  sep.  1882]).   F.  Sca- 
duto,  Ildivorzio  e  il  cristianesimo,  1882.   J.  Cauviere,  Le  lien  conjugal  et  le  di- 
vorce,  1890  ff    E.  H  u  b  r  i  c  h ,  D.  R.  d.  Ehescheid,  i.  Deutschi.,  1891.   H.  D  i  d  o  n    In- 
d]sso  lubilite  et  divorce,  1892;  übers,  v.  C.  Schneider,  1893.    G.  Allegre,'  De 
la  cel^bration  du  mariage  relig.  et  civile.   Du  divorce,  1893.   H.  Geffken     Z  Gesch 
d.  Ehescheid,  v.  Gratian,    1894.     A.  Cigoi,   D.  Unauflösbarkeit   d.  christl  '  Ehe  u 
d    Ehescheid,  n.  Schrift  u.  Tradition,  1895.    P.  Quinque  t  de  Mon  jo  ur,  Histoire 
de  l'mdissolubihte   du  mariage   en  France    depuis    le  Y«  siecle   jusqu'au  Concile    de 
Trente,  1901.    L.  de  Mattheis,  Matrimonio  e  divorzio  secondo  natura  e  religione 
tradizione  e  storia,  diritto  e  civilta,  1902.    Giobbio,  Lezioni  di  diplomazia  ecclesia- 
stica  111  384  ff.     J.  Fahr n  er,    Gesch.  d.  Ehescheid,    i.  kan.  R.     1.  Tl :   D.  Gesch 
d.    ünauflöslichkeitsprinzipes    u.    d.   vollkomm.    Scheid,    d.    Ehe,    1903      Ebelin- 
Ehescheid.,  Eheschließ,  u.  kirchl.  Trauung.    N.  d.  Schrift  u.  d.  Gesetzgebung    I9O4' 
P.  Pisani,    L'Eglise    et   le  divorce,    1904.     G.  Fonsegrive,   Mariage   et   union 
libre,  1904.    E.  Eichmann,  Eherechtsreform  i.  Österr.  (Kultur  VIII  [1906]  129ffj. 
A.  V.  di  Pauli,  D.  österr.  Eherechtsieformbewegung  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVI  [1906] 
715  ff).     K.  Böckenhoff,    D.   ünauflöslichkeit    d.    Ehe,    1908.     BlainviUain 
Histoire  de  l'influence  du  christianisme  sur  le  divorce  en  Occident  et  en  France  eu 
particulier,    1911.     H.  Breitgoff,    Ehescheid,  u.  Ehenichtigkeit  i.  kanon    R    u    i 
deutsch.  Reichsrecht,    1912.     E.  Menge   v.  Arbeiten   üb.  Ehescheid,   rufen  jedesmal 
hervor  etwaige   neue  Gesetze   hierüb.  i.   einzel.  Ländern;    vgl.:   Seh  er  er     KR    II 
541;  Friedberg,  KR.«  502  508  ff  512. 

Wohl  zu  unterscheiden  ist  die  Auflösung  der  Ehe  und  die  Auf- 
lösung der  ehelichen  Lebensgemeinschaft.  Bei  der  letzteren  wird  nur 
die  Gemeinschaft  in  Bezug  auf  Wohnung,  Tisch  und  Bett  aufgehoben, 
während  das  Eheband  fortbesteht.  Bei  der  ersteren  wird  das  Ehe- 
band selbst  gelöst.  Der  Ausdruck  „Ehescheidung"  und  auch  „Ehe- 
trennung'' hat  bald  den  weiteren  bald  den  engeren  Sinn.  Klar  ist  der 
Sinn  von  „Ehescheidung",  wenn   ihr  „Eheauflösung"   gegenübersteht. 

Ihrem  Zweck  und  Wesen  nach  ist  die  Ehe  unauflöslich  1.  Das 
wierkannten  wenigstens  der  Idee  nach  die  hervorragendsten  alten 
Kulturvölker,  so  namentlich  die  Juden  und  die  Römer.  In  Wirklich- 
keit aber  wurde  den  Juden  von  IVIoses  „um  ihrer  Herzenshärtigkeit 
willen''  erlaubt,  der  Frau  den  Scheidebrief  zu  geben,  und  bei  den 
Kömern  war  schließlich  die  Ehescheidung  infolge  beiderseitiger  Über- 
einkunft (divortium)  oder  einseitiger  Kündigung  (repudium)  etwas  All- 

*  Vgl.  ob.  S.  79  f. 

15* 


228    ^V.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

tägliches  1.  Demgegenüber  stellte  Christus  die  Ehe  in  ihrer  Reinheit 
als  unauflöslich  wieder  her  2.  Das  bonum  sacramenti  ist  gerade  die  Un- 
auflöslichkeit der  Ehe^.  Auch  die  Apostel  verkündigten  die  gleiche 
Lehre*.  Die  Väter  sprachen  sich  mit  wenigen  Ausnahmen  für  die 
Unauflöslichkeit  der  Ehe  aus*^;  vor  allem  aber  immer  die  Päpste*'. 

Aber  nur  langsam  konnte  die  Kirche  ihre  Forderungen  durchsetzen. 
Neben  der  allgemeinen  Sittenlosigkeit  standen  besonders  auch  die  Staats- 
gesetze entgegen.  Sogar  das  divortium  ex  consensu  gestatteten  noch  die 
christlichen  Kaiser".  Diese  Art  der  Ehescheidung  hat  immerhin  die  orien- 
talische Kirche  zurückgewiesen  ^  Im  übrigen  aber  nahm  dieselbe  mit  Wirkung 
bis  heute  das  staatliche  Ehescheidungsrecht  an ,  nach  welchem  wegen  einer 
Reihe  von  Verbrechen,  namentlich  wegen  gerichtlich  erwiesenen  Ehebruchs, 
die  Ehescheidung   und   den  geschiedenen  Gatten   die  Eingehung   einer  neuen 


^  J,  Lhomer,  Histoire  de  la  repudiation  en  droit  romain,  1902.  L.  de  Feis. 
Del  libello  del  ripudio  nella  legge  mosaica,  1906.  F.Triebs,  Studien  z.  Lex  Dei 
II  (1907)  2  ff.   Vgl.  z.  Lit.  a.  ob.  S.  81. 

2  Mt  5,  31  f;  19,  4  ff.  Mk  10,  11  f.  Lk  16,  18.  Vgl.  ob.  S.  81  f.  Schanz, 
D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  700  ff.  P  e  s  c  h ,  Praelectiones  dogmaticae  VII  ^  379  ff. 
Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogm. «  822  f.  Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm.MII  675  ff.  E.Lyt- 
telton,  The  teaching  of  Christ  about  divorce  (Journal  of  theol.  stud.  V  [1904] 
621  ff).  F.  C.  Burkitt,  St.  Marc  and  divorce  (Ebd.  628  ö).  M.  Gspann,  D. 
Bergpredigt  u.  d.  Unauflösliclikeit  d.  Ehe  (Katholik  1906,  II  301).  M.  Denn  er. 
D.  Ehescheidung  i.  N.  T.,  1910.  A.  Ott,  D.  Auslegung  d,  neutest.  Texte  üb.  d. 
Ehescheid.,  1911.  K.  Lake,  The  earlist  Christian  teaching  on  divorce  (Expositor, 
7.  Ser.  X  [1911]  416  ff).  C.  W.  Emmet,  The  teaching  of  Hermas  and  tlie  first 
Gospel  on  divorce  (Ebd.,  8.  Ser.  I  [1911]  68  ff).  F.  G.  Gigot,  Clirisfs  teaching  con- 
cerning  divorce  in  the  N.  T.,  1912. 

3  Vgl.  ob.  S.  82  f. 

'  1  Kor  7,  10  ff  39.     Rom  7,  2  f. 

^  Schanz  a.  a.  0.  704  ff.  P  esch  a.  a.  0.  390  ff.  Bart  mann  a.  a.  0.823. 
Po  hie  a.  a.  0.  682  f.  Besonders  entschieden  trat  d.  hl.  Augustinus  f.  d.  Un- 
auflöslichkeit d.  Ehe  e.  (C.  1  2  4  6  10  27  28,  C.  XXXII,  q.  7).  D.  unsichere  Haltung 
einiger  griech.  Väter,  wie  Basilius,  Chrysostomus,  Epiphanius,  erklärt 
s.  a.  z.  starker  Rücksichtnahme  a.  d.  staatl.  Gesetze  üb.  d.  Ehescheidung.  Wie 
sonst,  so  war  a.  hier.  d.  Abendland  entschiedener.  A.  Condaniin,  St  Epiphane 
a-t-il  admis  la  lögitimite  du  divorce  pour  adultere?  (Bulletin  de  litt,  eccl^s.  [1900] 
16  ff).  [NeinI  Gog.  e.  Art.  v.  Souarn  i.  Echos  d'Orient,  avril-mai  1899.]  So 
nimmt  a.  Wernz-Laurentius,  Jus  decretalium  IV  2  (1912),  607'",  d.  Orien- 
talen i.  Schutz.  Etwas  anders,  u.  zwar  m.  Recht  Fahruer,  Gesch.  d.  Ehescheid, 
i.  kan.  R.  I  31  ff. 

«  C.  2  (Innoz.  L  a.  402),  C.  XXXIV,  q.  1  2.  C.  19  21  28  (Greg.  I.  a.  590 
bis  604),  C.  XXVIl,  q.  2.  Syll.  Nr  67.  Heiner,  D.  Syllabus  305  ft\  Leo  XIII., 
„Arcanum"  v.  10.  Febr.   1880. 

^  Novella  117   140.     Fahrnrr  a.  a.  0.  I  25  ff. 

*  Trullanum  a.  692,  c.  87.     Lauch  ort,  D.  Kanoncs  u.sw.   133  f. 


§  154.    Die  Eheauflösung.  229 

Ehe  gestattet  ist  \  Nicht  geringere  Schwierigkeiten  fand  die  Kirche  hierin 
bei  den  germanischen  Völkern.  Sowohl  die  germanischen  Volksrechte  als  die 
leges  Romanae  barbarorum  gestatteten  Ehescheidung  im  weitesten  Umfang-. 
So  gewährten  noch  der  karolingischen  Zeit  angehörige  Gesetze  aus  der  Mitte 
des  8.  Jahrhunderts  Ehescheidung  auf  Grund  von  Übereinkunft  und  darauf- 
folgende Wiederverheii'atung  und  anerkannten  Ehebruch  der  Frau.  Lebens- 
nachstellung und  Verweigerung  der  ehelichen  Pflicht  als  einseitige  Eheschei- 
dungsgründe ^  Nachdem  aber  die  Kirche  seit  der  Mitte  des  12.  Jahrhunderts 
die  ausschließliche  Gerichtsbarkeit  in  Ehescheidungssachen  erlangt  hatte, 
konnte  sie  die  bisher  noch  tolerierten  laxeren  Bestimmungen  endgültig  beseitigen. 
Jetzt  galt  hinsichtlich  der  vollzogenen  Ehe,  daß  sie  nur  mehr  durch  den  Tod 
und  auf  Grund  des  Privilegium  Paulinum  getrennt  werden  könne  *.  Und  sah 
man  noch  in  der  Schule  von  Bologna  die  unvollzogene  Ehe  in  einer  Eeihe  von 
Fällen  für  auflösbar  an,  so  durch  votum  sollemne,  geschlechtliche  Impotenz, 
Krankheit,  Wahnsinn,  geistliche  Verwandtschaft,  affinitas  superveniens,  Raub, 
Gefangenschaft,  nachfolgende  konsumierte  Ehe,  so  blieb  als  Auflösungsgrund 
der  nicht  vollzogenen  Ehe  nur  noch  das  votum  sollemne  ^.  Überdies  hielt 
man  daran  fest,  daß  auch  der  Papst  aus  Gründen  von  der  nicht  vollzogenen 
Ehe  dispensieren  könne,  eine  Meinung,  die  seit  dem  15.  Jahrhundert  auch 
durch  die  Praxis  stärker  zur  Geltung  kam  ®. 

Dementsprechend  werden  auf  dem  Konzil  von  Trient  diejenigen 
mit  dem  Banne  bedroht,  welche  im  Gefolge  der  Reformatoren  be- 
haupten, daß  das  Band  der  Ehe  gelöst  werden  könne  durch  Abfall 
vom  Glauben  oder  durch  lästiges  Zusammenwohnen  oder  durch  bösliche 
Verfassung^.  Die  gleiche  Drohung  wurde  ausgesprochen  gegen  die- 
jenigen, welche  leugnen,  daß  die  nicht  vollzogene  Ehe  durch  die 
professio  religiosa  eines  Gatten  gelöst  werde  ^.  Gegen  die  griechische 
Kirche  hatte  man  bereits  einen  Kanon  vorbereitet  des  Inhalts,  daß 
diejenigen  dem  Banne  verfallen  sollten,  welche  behaupteten,  die  Ehe 


'  Zhishman,  D.  ER.  d.  Orient.  K.  104fl".  Vering,  KR.^  939  ff.  N.  Milasch, 
D.  KR.  d.  raorgenländ.  K.  Übers,  v.  A.  R.  v.  Pessic^  (1905)  629  ff.  Fahrner 
a.  a.  0.  1  33  ff.  K.  Lübeck,  D.  Ehescheid,  i.  d.  orthod.-griech.  K.  (Wissenschaftl. 
Beil.  z.  Germania  [1912]  Nr  39). 

^  Schröder,  Lehrb.  d.  deutsch.  Rsgschte^  67  316  f. 

^  Decr.  Vermeriense  (Verberie)  a.  756,  c.  5  6  9  17.  Decr.  Compendiense  (Com- 
piegne)  a.  757,  c.  9  16  19.  Ed.  Boretius  I  40  38.  Fahrner  a.  a.  0.  I  71  ff. 
Vgl.  a.  ob.  S.  152  187. 

*  Vgl.  ob.  S.  157  f  164  ff\  ^  Vgl.  ob.  S.  84  161  f. 

*  Vgl.  ob.  S.  84  f.  —  H  i  n  s  c  h  i  u  s .  D.  Ehescheidungsrecht  n.  d.  angelsächs.  u. 
fränk.  Bußordnungen  (Z.  f.  deutsch.  R.  XX  [1861]  66  ff).  R.  D  0  v  e ,  Vorreformatorisches 
Ehescheidungsr.  (Z.  f.  KR.  XIX  [1884]  377  ff).  Preisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  769  ff. 
Esmein,  Le  mariage  en  droit  canonique  II  45  ff. 

'  Sess.  XXIV  de  sacr.  raatr.  can.  5.     Fahrner  a.  a.  0.  I  243  ff. 
'  Sess.  XXIV  de  sacr.  matr.  can.  6. 


230    1^'-  B"cli.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

könne  wegen  Ehebruch  eines  Gatten  gelöst  werden,  und  es  stehe 
beiden  Gatten  oder  wenigstens  dem  unschuldigen  frei,  eine  neue  Ehe 
zu  schließen.  Allein  auf  Vorstellung  des  venezianischen  Gesandten 
gab  man  dem  Kanon  die  mildere  Fassung:  „Wenn  jemand  sagt,  die 
Kirche  irre,  wenn  sie  lehrte  und  lehrt,  es  könne  der  evangelischen 
und  apostolischen  Lehre  gemäß  das  Eheband  um  des  Ehebruchs  eines 
Gatten  willen  nicht  gelöst  werden  .  .  .  der  sei  im  Banne."  ^ 

So  ist  eine  Auflösung  der  vollzogenen  Ehe  außer  durch  den  Tod 
nur  möglich  auf  Grund  des  Privilegium  Paulinum,  eine  Auflösung  der 
unvollzogenen  durch  professio  religiosa  und  päpstliche  Dispens.  Die 
früher  vielfach  bestrittene  2  Befugnis  des  Papstes,  vom  matrimonmm 
ratum  sed  non  consummatum  dispensieren  zu  können,  ist,  schon  früher 
geübt,  seit  Martin  V.  stehend  geworden,  so  daß  gegenüber  der  viel- 
hunde'rtjährigen  Praxis  jeder  Zweifel  an  deren  Begründung  verstummen 
muß.  Damit  aber  von  dieser  Befugnis  Gebrauch  gemacht  werden 
kann,  ist  notwendig,  daß  ein  guter  Grund  vorhanden  sei  K  übrigens 
wird  das  Recht  nur  in  verhältnismäßig  seltenen  Fällen*  ausgeübt,  und 
zwar  in  der  Regel  dann,  wenn  die  moralische  Überzeugung  vor- 
handen ist,  daß  die  Ehe  aus  einem  im  Rechte  anerkannten  Grunde, 
der  sich  aber  in  foro  externo  nicht  genau  erweisen  läßt,  nichtig  ist, 
so  bei  Impotenz,  Irrtum,  Zwang,  fehlender  Bedingung,  voraussichtlich 
unglücklicher  Ehe^. 


1  Sess.  XXIV  de  sacr.  matr.  can.  7.  F  ahm  er,  Gesch.  d.  Ehescheid,  i.  kan^R 
I  257  ff  -  Z  Gesch.  d.  Kanons:  The  in  er,  Acta  genuina  Conc.  Trid.  II  313  332  33. 
340  358  f.  Pallavicini,  Storia  del  Conc.  di  Trento  1.  XXII,  c.  4  i.  f.  -  D.  Kanon 
darf  nicht  f.  rein  disziplinar  angesehen  werden.  S  ch  er  er,  KR.  H  553  3«.  F.  duixi- 
weg  dogmat.  erklärte  ihn  Perron  e.  Vgl.  Cigoi,  D.  Unauflösbarkeit  d.chnstl. 
Ehe  149  ff  Daß  er  indirekt  d.  Dogma  d.  K.  enthalte,  bemerkt  Pesch,  Praelec^- 
tiones  dogmaticae  VIP  393.  Vgl.  a. :  Th.  Specht,  D.  ^l^^'^^f  ^Jragwei^^^^^^^ 
d  24  Sitzung  d.  Konz.  v.  Trient  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XII  [1902]  /30  ff) ; 
Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  III  679;  Wernz-Laur  eutius,  Jus  decretalmm  IV. 
(1912)    661"^     Vgl.  noch  Syll.  Nr  67.     Heiner,  D.  Syllabus  304  ff 

^  Sanchez  1.  II.  disp.  Uff.  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  l^eiL  Sakr  711  f. 
Pesch  a  a  0  VIP  407  ff.  Pohle  a.  a.  0.  685  f.  Scherer,  KR.  II  55b  . 
Schnitzer,  Kath.  ER.  596^    Fah r ner  a.  a.  0.  I  316  ff    Wernz-Laurentius 

a.  a.  0.  IV  2  (1912),  617*°. 

3  Ob  d  Papst  a.  o.  Grund  dispensieren  könne,  ist  bestritten.  V\  e  r  n  z- 
Laurentius  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  616  ^^  Daß  d.  Ausdruck  „Dispens^  hier  nicht 
ganz  passend  ist:  Scher  er,  KR.  II  557*^. 

*  .led.  .Jahrgang  d.  Acta  S.  (bzw.  Ap.)  Sedis  enthält  einige  Fälle. 

»  D.Verfahren  hat  Bencd.  XIV.  i.  d.  Bulle  J)ei  misenitione  v.  3^Nov.  1.41 
geordnet.  §15.  Ri  chter- Sc  h  u  l  to  ,  Conc.  Trid.  569.  «^^'^^V-  1  A  Vn 
Schnitzer,    Kath.  ER.  362  ff.     K.  Braun,    D.Vorverfahren    d.    bischöfl.  Kurien 


§  155.    Die  Ehescheidung.  231 

§  155. 
Die  Ehesclieiduiig. 

Z.  Lit.  vgl.  §§  152  154.     Sanchez  1.  X,  disp.  2  ff. 

1.  Wenn  die  Ehe  ihrer  Natur  nach  auch  unauflöslich  ist,  so  schließt 
das  doch  nicht  aus,  daß  den  Eheleuten  unter  Umständen  die  Pflicht 
des  ehelichen  Zusammenlebens  erlassen ,  daß  ihnen  ein  divortium  ^ 
(particulare),  eine  separatio,  eine  Scheidung  oder  Trennung  gestattet 
wird;  und  zwar  kann  diese  separatio  sein  eine  solche  quoad  torum 
et  mensam  oder  nur  eine  solche  quoad  torum.  Sodann  kann  dieselbe 
nach  einer  in  der  zweiten  Hälfte  des  Mittelalters  aufgekommenen 
Unterscheidung  sein  eine  beständige,  bleibende  (perpetua)  und  eine 
vorübergehende,  zeitweilige  (temporaria).  In  Übereinstimmung  hier- 
mit hat  das  Tridentinum  diejenigen  mit  dem  Banne  belegt,  welche 
die  Kirche  des  Irrtums  zeihen ,  weil  sie  aus  vielen  Gründen  eine 
Scheidung  der  Eheleute  von  Bett  oder  Wohnung  auf  bestimmte  oder 
unbestimmte  Zeit  zuläßt  2. 

Schon  in  der  Schrift  findet  sich  die  beständige  Scheidung  wegen  Ehe- 
bruchs der  Frau  ausgesprochen  ^.  Dem  Ehebruch  wurden  hierin  dann  auch 
andere  Vergehen  gleich  geachtet*.  Bei  all  diesen  schweren  Sünden  ergab 
sich  schon  wegen  der  damit  verknüpften  öffentlichen  Buße  Ehescheidung,  die 
aber  mit  derselben  etwa  auch  wieder  endigte.  Noch  später  erkannte  man 
neben  der  Gefahr  für  die  Moralität  auch  solche  für  die  zeitliche  Wohlfahrt 
als  Ehescheidungsgrund  an  ^. 

2.  Eine  beständige  Scheidung  von  Tisch  und  Bett  kann  erfolgen 
für  den  Fall,  daß  die  Eheleute  sich  vereinbaren,  in  einen  Orden  zu 
treten,  oder  daß  der  Mann  mit  Einverständnis  der  Frau  die  höheren 


b.  Auflösung  d.  nicht  voUzogenen  Ehen  d.  d.  Heil.  Stuhl  (A.  f.  k.  KR.  LXXVI 
[1896]  212  ff).  Wernz-Laurentiusa.  a.  0.  IV  2  (1912),  619^^  Vgl.  ob.  S.  154, 
A.  2.  —  Üb.  d.  Stellung  d.  Zivilgesetzgebung  z.  d.  kirchl.  Auflösung  d.  Ehe  d.  PrivlI. 
Paulin.,  profess.  lelig.  u.  Dispeus  d.  Papstes  vgl.  d.  ob.,  S.  98,  A.  3;  S.  162.  A.  4; 
S.  166,  A.  4,  erwähnt.  Arbeiten  v.  Geffcken  u.  Köpke:  ferner :  Richte  r-Dove- 
Kahl,KR.  1172;  Scheurl,D.  gem.  deutsche  ER.  279ff:  Scherer,  KR.  II  572'*; 
Friedberg,  KR  ^  504. 

^  Üb.  d.  Ausdruck    „divortium"    ob.  S.  220,   A.  1.     D.  Theologen    v.  heute    ge- 
brauchen dens.  besonders  i.  Sinn  v.  Ehescheidung. 

*  Sess.  XXIV  de  sacr.  matr.  can.  8. 

»  Mt  5,  31  f;  19,  9.     Mk  10,  11.     Lk  16,  18.    Vgl.  ob.  S.  228,  A.  2. 

*  C.  6  (August.,  tatsächl.  Pastor  Herrn.  Mand.  IV,  c.  1,  n.  9),  C.  XXVIII, 
q.   1. 

^  Preisen,  Gesch.  d.  kan.  ERs  802  ff.     Es  mein,  Le  raariage  en  droit  cano- 
nique  I  85  ff ;  II  295  ff.    Wernz-Laur entius  a.  a.  0.  IV  2  (1912),  656  ^^^ 


232    IV.  Buch.    Die  Verwciltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

Weihen  nimmt.  Sind  nämlich  die  Gatten  noch  jung,  so  darf  kein 
Teil  für  sich  allein  ins  Kloster  gehen.  Wäre  aber  ein  Teil  bereits 
in  vorgerückteren  Jahren  und  Unenthaltsamkeit  nicht  zu  befürchten, 
so  würde  bei  ihm,  falls  er  in  der  Welt  bleiben  wollte,  das  einfache 
Gelübde  der  Keuschheit  genügen.  Ebenso  müßte  die  Frau,  welche  zur 
Ordination  ihres  Mannes  die  Einwilligung  gibt,  entweder  ins  Kloster 
gehen  oder,  wenn  sie  bereits  älter  ist,  ein  einfaches  Gelübde  der 
Keuschheit  ablegen  ^ 

Besonders  aber  bildet  einen  Rechtsgrund  für  lebenslängliche  Ehe- 
scheidung der  Ehebruch  eines  Gatten  2.  Der  Ehebruch  muß  aber  ein 
materieller  sein,  begangen  durch  copula  carnalis^.  Sodann  muß  er 
sein  ein  formaler,  mit  Bewußtsein  und  freiem  Willen  begangen'^. 
Ferner  darf  er  nicht  vom  andern  Gatten  gebilligt  oder  mit  verschuldet 
sein^.  Weiterhin  darf  dieser  nicht  selbst  eines  Ehebruchs  schuldig 
sein  (compensatio  delicti)  ^.  Endlich  darf  er  dem  schuldigen  Teil  nicht 
ausdrücklich  oder  stillschweigend  verziehen  haben,  so  namentlich 
durch  Fortsetzung  des  ehelichen  Umgangs  (condonatio  delicti)".  Wo 
das  Verbrechen,  wie  gewöhnlich,  nicht  stringent  erwiesen  w^erden 
kann,  da  genügt  moralische  Gewißheit  auf  Grund  hinlänglich  starker 
Indizien  ^.  Es  dürfen  sich  aber  in  der  Regel  die  Gatten  nicht  eigen- 
mächtig trennen  9;  vielmehr  muß  die  Scheidung  durch  den  zuständigen 
kirchlichen    Richter    ausgesprochen    werden  ^^.      Eine    eigenmächtige 


1  Vgl.  Bd  I,  S.  222;  ob.  S.  162.  2  c.  4  5  8,  X  de  divort.  IV,  19. 

'  Widernatürl.  Unzucht  wurde  d.  Ehebruch  gleich  geachtet.  C.  7  (Hier.)  11 
13  (August.),  C.  XXXIl,  q.  7. 

*  C.  3—7  9  12  (August.)  14  (Leo  I.  a.  446?),  C.  XXXII,  q.  5.  C.  5  (Au- 
gust.) 6  (Syn.  V.  Tribur  a.  895),  C.  XXXIV,  q.  1  2.  C.  6,  X  de  eo,  qui  cognov.  con- 
sang.  IV,  13. 

^  C.  6,  X  de  eo,  qui  cognov.  consang.  IV,  13.  D.  Verschuldung  d.  and.  Teils 
mufs  e.  direkte  sein ;  c.  4,  X  de  divort.  IV,  19. 

«  C.  1  (August.),  C.  XXXir,  q.  6.  C.  6  7,  X  de  adulter.  V,  16.  v.  Ober- 
kamp, Üb.  d.  Einreden  d.  Mitschuld  u.  d.  gleich.  Schuld  b.  e.  Ehebruchsstreitsache 
(A.  f.  k.  KR.  XXI  [1869]  82  ff). 

'  C.  9,  X  de  sponsal.  IV,  1.  C.  19,  X  de  convers.  conjug.  III,  32.  Uihlein, 
Üb.  d.  stillschweigende  Erlassung  d.  Schuld  i.  Ehescheidungsprozesse  (A.  d.  KRswiss. 
IV  [1833]  39  ff;  dageg.  Weiß  ebd.  299  ff). 

»  C.  4  (Cypr.),  C.  XXVII,  q.  1.  C.  2  (Hier.),  C.  XXXII,  q.  1.  C.  12  13,  X 
de  praesumpt.  II,  23.    C.  27,  X  de  tost,  et  attest.  II,  20.    C.  6.  X  de  adulter.  V,  16. 

^  K.  Dworzack,  D.  Wiederherstellung  d.  ehcl.  Gemeinschaft  zw.  abgesondert 
lebenden  Ehegatten  (A.  f.  k.  KR.  XVIII  [1867]  3  ff).  Vgl.  a.  A.  f.  k.  KR.  XXXVI 
(1876j  406  ff. 

'«  C.  10  (Alex.  II.  a.  1061—107:)),  C.  XXXV,  q.  6.  C.  2,  X  ut  lite  pcnd.  nil 
innov.  11,   16. 


§  155.    Die  Ehescheidung.  900 

Scheidung  könnte  provisorisch  nur  dann  stattfinden,  wenn  der  Ehe- 
bruch gewifB  und  notorisch,  weiteres  Zusammenleben  gefährlich  wäre, 
oder  aus  andern  wichtigen  Gründen.  Ist  aber  der  Ehebruch  geheim! 
so  kann  der  unschuldige  Gatte  sich  nicht  öffentlich  trennen,  wolil  aber 
den  usus  matrimonii  versagen  1.  Der  unschuldige  Gatte  kann  nicht 
verpflichtet  werden,  die  eheliche  Gemeinschaft  je  wieder  aufzunehmen 
Er  darf  m  das  Kloster  gehen  oder  die  höheren  Weihen  sich  geben 
lassen  2.  Er  kann  aber  auch  mit  dem  schuldigen  Teil  sich  wieder 
aussöhnen  3.  Und  er  müßte  das  eheliche  Zusammenleben  wieder  her- 
stellen, wenn  er  sich  unterdessen  selbst  eines  Ehebruchs  schuldig 
gemacht  hätte*. 

Der  gegen  das  Wesen  der  Ehe  verstoßende  Ehebruch  ist  der 
emzige  Grund,  aus  dem  auf  fortwährende  Ehescheidung  erkannt  werden 
kann.  Aus  andern  Gründen  kann  der  Richter  nur  auf  zeitweilige 
erkennen.  Zu  diesen  gehören,  ohne  daß  deren  Zahl  im  kanonischen  Recht 
genau  umschrieben  wäre:  Abfall  vom  christlichen  oder  katholischen 
Glaubens,  Verführung  zu  Verbrechen «,  Bedrohung  des  Lebens ^ 
schwere  Beleidigungen  und  Mißhandlungen  (Sävitien)«,  bösliche  Ver- 
lassung 9,  Lästigkeit  des  ehelichen  Zusammenlebens,  Rücksichten  auf 
Gesundheit,  Ehre  und  Vermögen  des  einen  Gatten.  Doch  ist  körper- 
liche Krankheit  für  die  Regel  kein  Scheidungsgrund;  vielmehr  soll 
gerade  da  sich   die   eheliche   Liebe   und   Treue   bewähren.     Dasselbe 


'  C.  4  6,  X  de  divort.  IV,  19. 

^  C.  21  (Greg.  I.  a.  601),  C.  XXVII,  q.  2.  C.  15,  X  de  convers.  conjug.  III,  32 
Üb.  S.  220.  D.  schuldige  Teil  kann  solches  nur,  wenn  d.  gekränkte  d.  zuvor  selbst 
getan.  Anders  S.  C.  Conc.  14.  Nov.  1682;  2.  Mai  1693;  2.  Mai  1722.  Dageg  gut 
fio^o^''.';,™'  "  ^^'^"'    ^^^-  "•  Wernz-Laurentius,    Jus   decretalium  IV  2 

'  D.  schuld.  Teil  ist  verpflichtet,  a.  Wunsch  d.  Unschuld,  d.  ehel.  Zusammenleben 
wieder  aufzunehmen. 

*  C.  4  0,  X  de  divort.  IV,  19.     C.  6,  X  de  adulter.  V,  16. 

QU  •.^'  ^'    ^"^^   ^''''''^'   ^^'  ^^-     ^-    ^-    ^'    ^   ^'   *•  IV,    19   konnte   lebenslängl. 
Scheidung   u.  Eintritt    i.    e.  Orden    erfolgen.     Daß    d.    Ehe   d.   Apostasie    e.  Gatten 
gelost  werde,  wie  Cölestin  III.  i.  e.  Fall  entschieden  hatte,  wies  Innozenz  III ,  c  7 
X  b.  t.  IV,  19,  ab.     Ob.  S.  165,  A.  3. 

«  C.  4  (August.),  C.  XXVIII,  q.  1.     C.  2,  X  de  divort.  IV,  19. 

'  C.  1,  X  de  divort.  IV,  19. 

'  C;  8  13,  X  de  restit.  spoliat.  II,  13.     Natürl.    kommt  es   b.  d.  Beurteilung  a 
«.  Stand  d.  Eheleute  a.  ' 

'  I.  MA.    konnte   man    b.   desertio   malitiosa   nur   a.  Wiederherstellung   d    ehel 
Znsammenlebens  klagen:    c.  6,  X  de  eo.   qui  cognov.  consang.  IV,  13;    c    is'x  de 

Ss)  Wlf  "'  ^^"     ^''  ^'  ^'  ^^'  ^"    ^^^^^^    ^^^^'   ^"   (^^^4)   ^2  ff;   XXXIV 


234      iV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

gilt  von  der  Geisteskrankheit.  Diese  könnte  einen  Ehescheidungs- 
grund nur  dann  bilden,  wenn  sie  mit  Lebensgefahr  für  den  andern 
Teil  verbunden  wäre^ 

Im  Ehescheidungsprozeß,  der  viele  Ähnlichkeit  mit  dem  Nullitätsprozeß 
hat  -  und  über  den  wegen  seiner  Häufigkeit  in  den  einzelnen  Diözesen  meist 
spezielle  Vorschriften  bestehen ',  hat  der  in  der  Eegel  zuerst  angegangene 
Pfarrer  zunächst  mehrere  Sühneversuche  zu  machen.  Gelingt  das  nicht,  so 
hat  derselbe  die  Sache  an  das  bischöfliche  Ehegericht  zu  bringen,  das 
übrigens  die  Eheleute  auch  unmittelbar  angehen  können  *.  Vor  Eröffnung 
des  Prozesses  wird  das  Ehegericht  selbst  noch  einen  Sühneversuch  machen. 
Das  Verfahren  ist  ein  summarisches.  Hier  hat  auch  das  Geständnis  Platz, 
vorausgesetzt,  daß  keine  Kollusion  der  Parteien  stattfindet  * ;  ebenso  der 
Eeinigungs-  oder  Erfüllungseid  ^.  Nach  abgeschlossenem  Prozeßverfahren  und 
nochmaligem  vergeblichem  Sühneversuch  wird  das  Urteil  verkündigt  auf 
lebenslängliche  oder  zeitweilige  Ehescheidung  oder  auch  auf  Abweisung.  Der 
Gatte,  der  sich  durch  das  Urteil  beschwert  glaubt,  kann  appellieren.  Aber 
gegen  zwei  gleichlautende  Urteile  findet  keine  weitere  Appellation  Raum.  Im 
Mittelalter  entschied  bei  lebenslänglicher  Ehescheidung  der  kirchliche  Richter 
auch  über  die  Vermögensrechte  der  getrennten  Gatten ".  Heute  gehören  alle 
solche  Fräsen  bei  der  Ehescheidung  vor  das  weltliche  Gerichte 


■•o 


§  156. 
Die  zweite  Ehe. 

Decr.  Greg.  IX.  1.  IV,  t.  21  de  secund.  nupt. 

Alt.  Lit.  b.:  Seh  er  er,  KR.  11  352.  —  H.  Klee,  De  seeundis  nuptiis,  1830. 
Di  Marzo,  Le  seconde  nozze  nella  storia,  1895.  Jolly,  Des  secondes  raariages, 
1896.  L.  Gaugusch,  D.  secundae  nuptiae  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XV  [1905] 
763  ff). 


'  C.  1  2,  X  de  conjug.  lepros.  IV,  8.  Anders,  wenn  b.  körperl.  Erkrankung 
gerade  d.  Leistung  d.  ehel.  Pflicht  Ansteckung  brächte :  so  b.  lues  venerea.  S.  C. 
Conc.  11.  März  1786.     Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  290,  n.  158. 

2  Ob.  §  152,  wo  a.  Lit. 

3  Rottenb.  Ord.-Erl.  v.  27.  Dez.  1887.     Pf  äff,  Gesetzeskunde  420  ff. 

*  B.  bereits  Getrennten  ist  zuständig  d.  Bischof  d.  Wohnsitzes  d.  Beklagten,  b. 
desertio  malitiosa  d.  Bischof  d.  Wohnsitzes  d.  Verlassenen.    Vogt,  ER.'  204. 

=^  C.  6,  X  de  adulter.  V,  16. 

«  C.  36,  X  de  jurejur.  II,  24.     A.  f.  k.  KR.  XLIX  (1883)  295  ff. 

•  C.  10.  X  de  consuet.  I,  4.     C.  2  3  8,  X  de  donat.  IV,  20. 

^  Üb.  Verhalten  d.  Pfarrers  gegenüb.  v.  Eheleuten,  welche  s.  nur  gerichtl.  schei- 
den ließen,  od.  welche  eigenmächtig  auseinandergingen:  Schnitzer,  Kath.  Eli. 
614  f.  Wenn  a.  e.  eingehenden  Prozeßverfahren  nur  Verschlimmerung  d.  Verhält- 
nisses z.  gewärtigen  wäre,  kann  d.  Ordinariat  a.  kurzem  Wege  Scheidung  a.  be- 
stimmte od.  unbestimmte  Zeit  gestatten:  decretum  tolerantiae  od.  in  forma  ,Per- 
mittimus".  Seh  er  er,  KR.  II  591.  D.  ist  namentl.  praktisch,  wenn  bereits  zivil- 
gcrichtl.  Scheidung  vorausgegangen  ist. 


§  157.   Die  bürgerliche  Ehe  des  Bürgerlichen  Gesetzbuches.  235 

Der  Apostel  Paulus  gestattet  nicht  bloß  die  zweite  Ehe  nach  dem  Tode 
des  ersten  Gatten  ■  (nuptiae  secundae,  bigamia  oder  richtiger  polygamia  suc 
cessiva),  sondern  fordert  unter  Umständen  geradezu  dazu  auf^  Strenger 
dachten  über  dieselbe  einige  Väter.  So  nennt  sie  Athenagoras  eine  ,^i.o^. 
^v^^    K    Die  Kirche  aber  blieb  im  wesentlichen  immer  bei  der  Anschauung 

tl7l  {r^t.f"'^  T'  ^''™''"'  ™  ^"^«"«inen  wenigstens  moralisch 
begründeten  Mißbilligung  der  Wiederverheiratung  dadurch  Ausdruck,  daß  sie 
die  bigam,  mit  zeitweiliger  Kirchenbuße  belegte  ^  sie  wegen  der  dadurch  in 
etwas  zu  Tage  tretenden  Inkontinenz  und  des  defectus  sacramenti  für  irregulär 
erklarte»  und  den  Priestern  ausdrücklich  verbot,  bei  solcher  Hochzeitsfeier 
anwesend  zu  sein'.  Sodann  wurde  aus  demselben  Grunde,  aber  auch  um  eine 
W  lederholung  zu  vermeiden,  solchen  Ehen  die  Benediktion  verweigert ». 

Die  Irregularität  und  die  Verweigerung  der  feierlichen  Einsegnun- 
ist  noch  heute  geltendes  Recht,  Näherhin  wird  diese  Benediktion  nicht 
gegeben  wenn  sie  schon  einem  der  beiden  Eheleute  erteilt  wurde 
jedenfalls  nicht,  wenn  bereits  der  Witwe.  Dagegen  kann  die  Ge- 
wohnheit bestehen,  daß  bei  einem  bereits  eingesegneten  Witwer  dem 
andern  Teil  die  Benediktion  gegeben  wird^'. 

§  157. 
Die  bürgerliche  Ehe  des  Bürgerlichen  Gesetzbuches. 

A.   d.   reich    Lit.:   F.  Hinschius,   D.  RG.  üb.  d.  Beurkundung   d.  Personen- 

75    4  ".  ;• '^''-^.'■'f -S  -  6.  Febr.  ,875.    M.  Kommentar  i.  Anmerkungen  ust. 

1875    4.  Aufl.  V.  W   Boschan,  1909.    K.  Sartori us,  Kommentar  z.  Personen: 

Standsgesetz  i.  d.  v.  1.  Jan,  1900  a.  gelt.  Fassung,  1902,  -  E.  Holder,  F.  Scholl- 

'  Rom  7.  2.     1  Kor  7,  39:  vgl.  ab.  a.  Vers  40. 

Titnl  a907Vn9Y-     ''  '^  ^''''''   ''^  ^"'''  "^  ^P»^*'  '^^"^^  «■  ^"^"^'^'^^   "• 
»  Legatio   pro   christianis   c.  33,    Migne,   Patr.  Gr.  VI  965.     I,  ähnl    scharf 
Verurteilung   schrieb   d.  Montanist   gewordene   Tertullian   e,   ganzes  Buch     De 
monogamia,     P    de  Labriolle,   Un  episode  de  l'histoire  de  la  morale  chretienne 

c  ?2    /r  TVVi'  ^^''"f°'™  '•  ^-^-i  erst,Jhdten  I  1.54,    Richtig  August 
c.  12  13,  C.  XXXI,  q,  1 ;  c,  1,  C.  XXXII,  q,  4.    Pohle,  Lehrb,  d.  Dog„°=  lü  671ff 
Syn.  V.  Nicaea  a,  325,  c,  8.     Lanchert,  D.  Kanones  usw,  39 
Preisen,  Gesch,  d,  kan,  ERs  667  ff 
«  Bd  I,  S.  220  ff. 

'  ^-  8  (fy°-  ■>■•  I^'«»caes.  a,  314-325,  c,  3  7),  C.  XXXI,  q.  1,     C.  24  fSyn    v 
Ancyra  a.  314,  c,  19),  C,  XXVII,  q,  1  ^  •*        ' 

'  C,  1  3,  X  h,  t,  IV  21, 

stJl^rel'^V'  ~  ^''f'f"'"   '■  '''""■  ^-  «l-  Vorschriften  d.  röm,  u,  modern. 
Staat!.    Gesetzgebungen    üb.    d.    Trauerjahr    d.  Witwe.    C,  4   5,    X   h    t    IV    21 


236    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

meyer  u.  a.,  Kommentar  z.  BGB.  nebst  d.  EG.  1900—1907.  Bd  IV  v.  A.  B.  Schmidt 
(1907):  Familienrecht.  J.  Hollweck,  D.  Zivileherecht.  1900.  G.Planck,  BGB. 
u.  EG.  Bd  IV 3  (1906):  Familienrecht.  H.  Dernburg,  D.  bürgerl.  R.  d.  D.  Reiches 
U.V.Preußen.  BdlV*  (1908):  Familienrecht.  F.  Endemann,  Lehrb.  d.  bürgerl. 
Rs.  Bd  II,  Abt.  2  9  (1908):  Familienrecht.  E.  Heilfron,  D.  bürgerl.  R.  d.  D. 
Reiches.  Tl  II,  Abt.  4»  (1908):  Familien-  u.  Erbrecht.  K.  Sauer,  D.  deutsche 
Eheschließungs-  u.  Ehescheidungsrecht  unt.  Berücksichtigung  d.  Haager  Internat. 
Privatrechtsabkommens  V.  12.  Juli  1902,  1909.  Enneccerus-Kipp-Wolff,  Lehrb. 
d.  bürgerl.  Rs.  Bd  II,  Abt.  2  ^  (1912) :  Familienrecht.  K.  Cosack,  Lehrb.  d.  deutsch, 
bürgerl.  Rs.  Bd  IP  (1913):  Sachenrecht,  Familien-  u.  Erbrecht.  A.  Lehmkuhl, 
D.  BGB.  d.  Deutsch.  Reichs  nebst  EG.',  1911.  Viele  Lit.  namentl.  z.  Detailfragen 
b.  Friedberg,  KR.«  411  ff.  Weit.  Lit.  b. :  0.  Mühlbrecht,  Wegweiser  d.  d. 
neuere  Lit.  d.  Rechts-  u.  Staatswissenschaften  Bd  I^  (1893)  57  ff ;  Bd  II  (1901) 
53  ff  u.  i.  d.  1902  ff  folgend.  Jahresübersichten:  G.  Maas,  Bibliographie  d.  bürgerl. 
Rs  1888—1898,  1899;  S.  200  ff  m.  Nachträgen.  —  Z.  württ.  Ausführungsgesetz: 
Nieder,  D.  AfG.  z.  BGB.  u.  z.  dessen  Nebengesetzen.  Ergzbd  II  (1900)  866  ff. 
Vgl.  a.  §  126. 

Die  Zivilehe-Gesetzgebung  des  Deutschen  Reiches  ist  enthalten 
im  „Gesetz  über  die  Beurkundung  des  Personenstandes  und  die  Ehe- 
schließung vom  6.  Februar  1875",  namentlich  aber  im  vierten  Buche 
des  seit  dem  1.  Januar  1900  gültigen  „Bürgerlichen  Gesetzbuches", 
dessen  erster  Abschnitt  (§  1297  ff)  die  Aufschrift  „Bürgerliche  Ehe" 
trägt.     Im  folgenden  sei  das  Wichtigste  ausgehoben. 

I.  Aus  einem  Verlöbnis  kann  nicht  auf  Eingehung  der  Ehe  geklagt 
werden.  Das  Versprechen  einer  Strafe  für  den  Fall,  daß  die  Eingehung  der 
Ehe  unterbleibt,  ist  nichtig  (§  1297).  Der  ungerechtfertigte  Verlöbnisbruch 
begründet  eine  Schadenersatzpflicht  (§§  1198,  Abs.  1  2;  1299;  1300).  Die 
Ersatzpflicht  tritt  aber  nicht  ein,  wenn  ein  wichtiger  Grund  zum  Rücktritt 
vorliegt  (1298,  Abs.  3).  Unterbleibt  die  Eheschließung,  so  kann  jeder  Ver- 
lobte von  dem  andern  die  Herausgabe  desjenigen,  was  er  ihm  geschenkt  oder 
zum  Zeichen  des  Verlöbnisses  gegeben  hat,  zurückfordern  (§  1301). 

II.  Der  Eheschließung  soll  ein  Aufgebot  vorhergehend  Das  Aufgebot 
verliert  seine  Kraft,  wenn  die  Ehe  nicht  binnen  sechs  Monaten  nach  der 
Vollziehung  des  Aufgebots  geschlossen  wird  (§  1316,  Abs.  1).  Das  Aufgebot 
darf  unterbleiben,  wenn  die  lebensgefährliche  Erkrankung  eines  der  V^erlobten 
den  Aufschub  der  Eheschließung  nicht  gestattet  (§  1316,  Abs.  2).  Von  dem 
Aufgebot   kann  Befreiung  bewilligt  werden  (§  1316,  Abs.  3)'^     Für  die  An- 


'  Schon  i.  d.  Aufgebot  zeigt  s.  d.  vielfache  Anschluß  d.  bürgerl.  Rs  a.  d. 
klrchl.  Vgl.  F.  Holldack,  D.  kanon.-rechtl.  Einflüsse  i.  ER.  d.  BGB.,  1903.  um- 
gekehrt läf3t  s.  i.  Ehedekret  Pius'  X.  „Ne  fernere "  d.  Einflufs  d.  staatl.  Ehegesetz- 
gebung  wohl  erkennen.     Knecht,  D.  neuen  eherechtl.  Dekrete  (1909)   103. 

*  Zuständig,  d.  Befreiung  z.  bewilligen,  ist  d.  d.  Landesrecht  berufene  Behörde 
d.  Bundesstaates,  i.  dessen  Gebiet  d.  Ehe  geschlossen  werden  soll.  1.  Württ.  z.  B. 
ist  dies  d.  Amtsgericht,  i.  dessen  Bezirk  d.  zuständige  u.  b.  mehrer.  zuständigen 
Standesbeamten    d.    v.  d.  Verlobten    gewählte    Standesbeamte    seinen  Amtssitz   hat. 


§  157.    Die  bürgerliche  Ehe  des  Bürgerlichen  Gesetzbuches  9Q7 

Ordnung  des  vor  der  Eheschließung  zu  erlassenden  Aufgebots  ist  jeder  Standes- 
beamte  zuständig,  vor  dem  nach  §  1320  des  BGB.  die  Ehe  geschlossen  werden 
soll  (Ges    üb.  Beurk.  d.  Personenst.  §  44).     Zuständig  zur  Eheschließung  ist 
der  Standesbeamte,    in   dessen  Bezirk   einer   der  Verlobten   seinen  Wohnsitz 
oder  seinen   gewöhnlichen  Aufenthalt   hat.  .  .  .    Unter  mehreren   zuständigen 
Standesbeamten  haben  die  Verlobten  die  Wahl  (§  1320).    Vor  Anordnun-  des 
Aufgebots   sind   dem   Standesbeamten  die   zur  Eheschließung   gesetzlich°not- 
wendigen  Erfordernisse  als  vorhanden  nachzuweisen.  . . .  Geburtsurkunden  usw 
<Ges.  üb.  Beurk.  d.  Personenst.  §  45).    Das  Aufgebot  ist  bekannt  zu  machen- 
1 .  m   der  Gememde   oder   in   den  Gemeinden,   woselbst   die  Verlobten   ihren 
Wohnsitz  haben :  2.  wenn  einer  der  Verlobten  seinen  gewöhnlichen  Aufenthalt 
außerhalb  seines  gegenwärtigen  Wohnsitzes  hat,  auch  in  der  Gemeinde  seines 
jetzigen  Aufenthalts ;  3.  wenn  einer  der  Verlobten  seinen  Wohnsitz  innerhalb 
der  letzten  sechs  Monate  gewechselt  hat,  auch  in  der  Gemeinde  seines  früheren 
Wohnsitzes.     Die   Bekanntmachung    hat    die   Vor-  und  Familiennamen,    den 
btand   oder   das  Gewerbe   und  den  Wohnort  der  Verlobten  und  ihrer  Eltern 
zu  enthalten.    Sie  ist  während  zweier  Wochen  an  dem  Rats-  oder  Gemeinde- 
haus   oder   an    der  sonstigen   zu   Bekanntmachungen    der   Gemeindebehörden 
bestimmten  Stelle  auszuhängen  (Ges.  üb.  Beurk.  d.  Personenst.  §  46)     Kommen 
Ehehindernisse  zur  Kenntnis  des  Standesbeamten,  so  hat  er  die  Eheschließung 
abzulehnen  (Ges.  üb.  Beurk.  d.  Personenst.  §  48).     Soll    die  Ehe   vor  einem 
andern    Standesbeamten    als    demjenigen    geschlossen    werden,    welcher    das 
Aufgebot  angeordnet  hat,  so  hat  der  letztere  eine  Bescheinigung  dahin  aus- 
zustellen,   daß   und  wann  das  Aufgebot  vorschriftsmäßig  erfolgt  ist  und  daß 
Ehehmdernisse   nicht   zu   seiner   Kenntnis   gekommen    sind    (Ges.  üb    Beurk 
d.  Personenst.  §  49).    Der  Standesbeamte  soll  ohne  Aufgebot  die  Eheschließung 
nur  vornehmen,    wenn   ihm   ärztlich  bescheinigt   wird,   daß  die  lebensgefähr- 
liche Erkrankung  eines  der  Verlobten  den  Aufschub  der  Eheschließung  nicht 
gestattet  (Ges.  üb.  Beurk.  d,  Personenst.  §  50).  "^ 

III.  Die  Eheschließung  findet  in  der  Weise  statt,  daß  die  Verlobten 
vor  einem  Standesbeamten  persönlich  und  bei  gleichzeitiger  Anwesenheit  er- 
klaren, die  Ehe  miteinander  eingehen  zu  wollen  K  Der  Standesbeamte  muß 
zur  Entgegennahme  der  Erklärungen  bereit  sein  ^  Die  Erklärungen  können 
nicht  unter  emer  Bedingung  oder  einer  Zeitbestimmung  abgegeben  werden 
<b  1317).     Der  Standesbeamte  soll  bei  der  Eheschließung  in  Gegenwart  von 

Sartorius,    Kommentar   z.    Personenstandsgesetz    usw.    308.     E.    ohne    Auf-ebot 
vorgenommene  Trauung  ist  nicht  nichtig.  * 

'  N.  §  52  d.  Ges.  üb.  Beurk.  d.  Personenst.  mußte  d.  Standesbeamte  d  Ver- 
lobten  ,kraft  des  Gesetzes^  f.  rechtmäßig  verbünd.  Eheleute  .erklären"  Jetzt 
ab.  ist  d.  Ehe  n.  d.  Erklärung  d.  Eheschiießungswillens  seit.  d.  Verlobten  bereits 
geschlossen.  D.  Ausspruch  d.  Standesbeamten  bedeutet  also  nur  noch  Feststellung 
e.  bereits  vollzog.  Tatsache.  «^^uu^ 

Will'  \  -^'"'f  °'   d^  Standesbeamten  soll  nicht  e.  rein  passive  sein.     Geg.  seinen 
Willen  käme  keine  Ehe  z.  stände. 


238    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

zwei  Zeugen  an  die  Verlobten  einzeln  und  nacheinander  die  Frage  richten, 
ob  sie  die  Ehe  miteinander  eingehen  wollen  und ,  nachdem  die  Verlobten 
die  Frage  bejaht  haben,  aussprechen,  daß  sie  kraft  dieses '  Gesetzes  nun- 
mehr rechtmäßig  verbundene  Eheleute  seien.  Als  Zeugen  sollen  Personen, 
die  der  bürgerlichen  Ehrenrechte  für  verlustig  erklärt  sind,  während  der  Zeit, 
für  welche  die  Aberkennung  der  Ehrenrechte  erfolgt  ist,  sowie  Minderjährige 
nicht  zugezogen  werden.  Personen,  die  mit  einem  der  Verlobten,  mit  dem 
Standesbeamten  oder  miteinander  verwandt  oder  verschwägert  sind,  dürfen 
als  Zeugen  zugezogen  werden  -.  Der  Standesbeamte  soll  die  Eheschließung 
in  das  Heiratsregister  eintragen  (§  1318)^.  Als  Standesbeamter  im  Sinne 
des  §  1317  gilt  auch  derjenige,  welcher,  ohne  Standesbeamter  zu  sein,  das 
Amt  eines  Standesbeamten  öffentlich  ausübt,  es  sei  denn,  daß  die  Verlobten 
den  Mangel  der  amtlichen  Befugnis  bei  der  Eheschließung  kennen  (§  1319)*. 
Auf  Grund  einer  schriftlichen  Ermächtigung  des  zuständigen  Standesbeamten 
darf  die  Ehe  vor  dem  Standesbeamten  eines  andern  Bezirks  geschlossen 
werden  (§  1321)  ^ 

IV.  Die  Eheverbote  sind  teils  aufschiebende  teils  trennende.  Letztere 
sind  solche,  welche  die  Nichtigkeit  oder  Anfechtbarkeit  der  Ehe  im  Gefolge 
haben.  Nichtig  heißt  die  Ehe,  welche  von  Anfang  an  nie  gültig  war.  Da- 
mit sie  aber  als  nichtig  gilt,  ist  ein  Richterspruch  erforderlich.  Dann 
gilt  sie  als  von  Anfang  an  nichtig.  Anfechtbar  heißt  die  Ehe,  wenn  sie 
auf  Grund  einer  Anfechtungsklage  durch  richterlichen  Spruch  nichtig  ge- 
macht werden  kann.  Bis  zum  Spruch  gilt  die  Ehe  als  gültig.  Nach  dem 
Spruch  gilt  die  Ehe  als  solche,  die  von  Anfang  an  nichtig  gewesen 
(§  1343,  Abs.  1). 

Ehenichtigkeitsgründe  sind:  1.  Nichtbeachtung  der  in  §  1317  vor- 
geschriebenen wesentlichen  Eheschließungsformalitäten  (§  1324);  2.  Geschäfts- 
unfähigkeit oder  vorübergehende  Handlungsunfähigkeit  zur  Zeit  der  Ehe- 
schließung (^  1325)«;  3.  Bestehendes  Eheband  (§  1309  1326);  4.  Verwandt- 


^  D.  d,  Worte  „dieses  Gesetz"  soll  d.  bürgerlich-rechtl.  Grundlage  d.  Gültigkeit 
d.  Eheschließung  hervorgehoben  werden.  Sartorius,  Kommentar  z.  Personen- 
btandesgesetz  340. 

^  D.  Frage  d.  Standesbeamten  u.  d.  Anwesenheit  d.  Zeugen  ist  f.  d.  Zustande- 
kommen d.  Ehe  nicht  notwendig. 

3  D.  Nähere  üb.  d.  Eintrag  regelt  §  54  d.  Ges.  üb.  Beurk.  d.  Personenst.  Ist 
d.  Ehe  i.  d.  Heiratsregister  eingetragen  worden  u.  haben  d.  Ehegatten  n.  d.  Ehe- 
schließung zehn  Jahre  oder,  falls  e,  v.  ihnen  vorher  gestorb.  ist,  b.  z.  dessen  Tod, 
jedoch  mindest,  drei  Jahre,  als  Ehegatten  miteinander  gelebt,  so  ist  d.  Ehe  als  v. 
Anfang  a.  gültig  anzusehen  (§  1324,  Abs.  2). 

*  Gutgläubige  Verlobte  sollen  so  v.  d.  Gefuhr  e.  nichtigen  Eheschließung  be- 
wahrt werden. 

'  D.  Ehe  ist  nicht  deswegen  nichtig,  weil  d.  Standesbeamte,  d.  sie  schloß, 
nicht  zuständig  war  {§  1320). 

•^  Geschäftsunfähig  ist,  wer  d.  siebte  Lebensjahr  noch  nicht  vollendet  hat,  wer 
8.  i.  e.  d.  freie  Willensbestimniung    ausschließenden    Zustand    krankhafter    Störung 


§  157.    Die  bürgerliche  Ehe  des  Bürgerlichen  Gesetzbuches.  239 

Schaft  oder  Schwägerschaft  innerhalb  der  gesetzlich  verbotenen  Grade  (§  1310 
1327)  ^  Eine  Ehe  darf  nicht  geschlossen  werden  zwischen  Verwandten  in 
gerader  Linie,  zwischen  voll-  und  halbbürtigen  Geschwistern  sowie  zwischen 
Verschwägerten  in  gerader  Linie  (§  1310,  Abs.  1)K  5.  Ehebruch.  Eine 
Ehe  darf  nicht  geschlossen  werden  zwischen  einem  wegen  Ehebruchs  ge- 
schiedenen Gatten  und  demjenigen,  mit  welchem  der  geschiedene  Ehegatte 
den  Ehebruch  begangen  hat,  wenn  dieser  Ehebruch  in  dem  Scheidungsurteil 
als  Grund  der  Scheidung  festgestellt  ist  (§  1312  1328).  Die  Nichtigkeit 
einer  nichtigen  Ehe  kann  nur  im  Wege  der  Nichtigkeitsklage  geltend  ge- 
macht werden  (§  1329).  Nach  Gesetz  vom  17.  Mai  1898  (ZPO.  §  632)  kann 
die  Nichtigkeitsklage  von  jedem  der  Ehegatten  sowie  von  dem  Staatsanwalt 
und  im  Falle  des  §  1326  auch  von  dem  Dritten  erhoben  werden,  mit  dem  die 
frühere  Ehe  geschlossen  war. 

Eheanfechtungsgründe  sind:  1.  Mangel  der  Einwilligung  des  ge- 
setzlichen Vertreters  bei  beschränkter  Geschäftsfähigkeit  ^  (§  1304  1331); 
2.  Mangel  der  Übereinstimmung  des  wirklichen  Willens  mit  dem  erklärten  Willen 
(§  1332);  3.  L-rtum  in  der  Person  des  andern  Ehegatten  oder  über  solche 
persönliche  Eigenschaften  desselben,  die  bei  Kenntnis  der  Sachlage  und  bei 
verständiger  Würdigung  des  Wesens  der  Ehe  von  deren  Eingehung  würden 
abgehalten  haben  (§  1333);  4.  Arglistige  Täuschung  über  solche  Umstände,  die 
bei  Kenntnis  der  Sachlage  und  verständiger  Würdigung  des  Wesens  der  Ehe 
von  deren  Eingehung  würden  abgehalten  haben,  Täuschung  über  Vermögens- 
verhältnisse ausgenommen  (§  1334)^;  5.  Widerrechtliche  Drohung  (§  1335); 

d.  Geistestätigkeit  befindet,  sofern  nicht  d.  Zustand  s.  Natur  n.  e.  vorübergehender 
ist  (Blöde,  Irrsinnige  usw.),  wer  weg.  Geisteskrankheit  entmündigt  ist.  Nichtig 
ist  a.  d.  Willenserklärung  d.  i.  Zustand  d.  Bewußtlosigkeit  od.  vorübergehend.  Störung 

;  d.  Geistestätigkeit  Befindl.  (§  104  105).  -  D.  Ehe  ist  als  v.  Anfang  a.  gültig  an- 
zusehen, wenn  d.  Ehegatte  sie  n.  d.  Wegfall  d.  Geschäftsunfähigkeit,  d.  Bewußtlosig- 
keit od.  d.  Störung  d.  Geistestätigkeit  bestätigt,  bevor  sie  f.  nichtig  erklärt  od. 
aufgelöst  worden  ist.  D.  Bestätigung  bedarf  nicht  d.  f.  d.  Eheschließung  vor- 
geschrieb.  Form  (§  1,325,  Abs.  2). 

'  D.  Verwandtschaft  u.  Schwägerschaft  berechnet  d.  BGB.  n.  d.  röm.  Kom- 
putation f§  1589,  Abs.  1).    Voraussetzung  d.  Schwägerschaft  ist  d.  Vorhandensein  e. 

[gültig.  Ehe  (§  1.590). 

2  Ehe  ist  a.  nicht  möglich  zw.  e.  uneh.  Kind  u.  dess.  Abkömml.  einer-  u.  d. 
Vater  u.  dess.  Verwandt,  anderseits  (§  1310,  Abs.  3). 

^  I.  d.  Geschäftsfähigkeit  beschränkt  ist:  d.  Minderjährige,  welcher  d.  7.  Lebens- 
jahr vollendet  hat;  d.  weg.  Geistesschwäche,  Verschwendung  od.  Trunksucht  Ent- 
mündigte (§  106  114). 

*  Täuschung  liegt  a.  v.  u.  ist  Anfechtungsklage  berechtigt,  wenn  d.  kath.  Teil 
kiichl.  Trauung  versprochen  wurde,  solche  aber  n.  d.  zivilen  „Trauung"  verweigert 
wird;  um  so  mehr  b.  etwaiger  Stipulation.  Ho  11  weck,  D.  Zivileherecht  d  BGB 
(1900)  1242  222  262=.  Lehmkuhl,  D.  DBG.  d.  Deutsch.  Reichs  nebst  EG.  ^  362 
430  f.  Anders  A.  Heucke,  D.  Bedeutung  d.  kirchl.  Trauung  n.  d.  BGB.  (D.  Z. 
f.  KR.  IX  [1900]  404  ff).     Geg.  Heucke  Bonin  (Ebd.  XHI  [1903]  365  ff).     I.  Sinne 


240    ^^  ■  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschnitt.    2.  Kap. :  Die  Ehe. 

6.  Bestehendes  Eheband  bei  irrtümlich  erfolgter  Todeserklärung  (§  1350). 
Die  Anfechtung  der  Ehe  kann  nur  durch  den  anfechtungsberechtigten  Ehe- 
gatten, bei  beschränkter  Geschäftsfähigkeit  im  Sinne  des  §  1331  auch  durch 
den  gesetzlichen  Vertreter  erfolgen  (§  1336).  Die  Anfechtung  ist  aus- 
geschlossen, wenn  die  Ehe  nachträglich  von  dem  anfechtungsberechtigten 
Ehegatten  bestätigt,  eventuell  von  dem  gesetzlichen  Vertreter  genehmigt  wird 
(§  1337).  Die  Anfechtung  erfolgt,  solange  nicht  die  Ehe  aufgelöst  ist,  durch 
die  Erhebung  der  Anfechtungsklage.  Wird  die  Klage  zurückgenommen,  so 
ist  die  Anfechtung  als  nicht  erfolgt  anzusehen  (§  1341)  ^ 

Eheaufschiebungsgründe  sind:  1.  Mangelnde  Ehemündigkeit 
(§  1303);  2.  Mangel  der  Einwilligung  der  Eltern  oder  des  Adoptierenden 
(§  1305  1306  1311  1771);  3.  affinitas  illegitima  (§  1310,  Abs.  2);  4.  Ad- 
option (§  1311);  5.  Wartezeit  von  zehn  Monaten  bei  Witwen  und  geschie- 
denen Frauen  (§  1313);  6.  Auseinandersetzung  der  Vermögensverhältnisse 
für  Kinder  aus  früherer  Ehe  (§  1314);  7.  mangelnde  dienstliche  Bewilligung 
für  Militärpersonen  und  Landesbeamte  (§  1315,  Abs.  1);  8.  mangelnde  Er- 
laubnis für  Ausländer  (§  1315,  Abs.  2j ;  9.  unerledigter  Prozeß  bei  Verschollen- 
heit eines  Ehegatten  (§  1349). 

Was  die  Ehemündigkeit  betrifft,  so  darf  ein  Mann  nicht  vor  dem 
Eintritt  der  Volljährigkeit,  eine  Frau  nicht  vor  Vollendung  des  sechzehnten 
Lebensjahres  eine  Ehe  eingehen.  Einer  Frau  kann  Befreiung  hiervon  bewilligt 
werden  (§  1303)  Will  ein  Mann  vor  vollendetem  einundzwanzigsten  Lebens- 
jahr heiraten,  so  kann  er  um  Volljährigkeitserklärung  nachsuchen,  die  schon 
nach  vollendetem  achtzehnten  Lebensjahr  zulässig  ist  (§  3). 

Hinsichtlich  der  elterlichen  Einwilligung  ist  bestimmt :  Wer  in  der 
Geschäftsfähigkeit  beschränkt  ist  (der  Minderjährige,  der  das  siebte  Lebensjahr 
vollendet  hat,  §  106  ff),  bedarf  zur  Eingehung  einer  Ehe  der  Einwilligung 
seines  gesetzlichen  Vertreters.  Ist  der  gesetzliche  Vertreter  ein  Vormund, 
so  kann  und  muß  die  Einwilligung,  wenn  sie  von  ihm  verweigert  wird  und 
die  Eingehung  der  Ehe  im  Interesse  des  Mündels  liegt,  durch  das  Vormund- 
schaftsgericht ersetzt  werden  (§  1304).  Ein  eheliches  Kind  bedarf  bis  zur 
Vollendung  des  einundzwanzigsten  Lebensjahres  zur  Eingehung  einer  Ehe 
der  Einwilligung  des  Vaters,  ein  uneheliches  bedarf  bis  zum  gleichen  Lebens- 
alter der  Einwilligung  der  Mutter.  An  die  Stelle  des  Vaters  tritt  die  Mutter, 
wenn  der  Vater  gestorben  ist,    oder  wenn  ihm  die  sich  aus  der  Vaterschaft 


d.  Textes  a.  K.  A.  Geiger,  D.  Bedeutung  d.  kirchl.  Trauung  u.  der.  Verweigerung 
n.  d.  BGB.  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XII  [1902]  7  ff).  Vgl.  a. :  G.  Bollert, 
Welche  Rechte  begründet  b.  besteh,  oblig.  Zivilehe  f.  d.  e.  Gatten  d.  Weigerung 
d.  a.,  d.  kirchlichersoits  vorgeschrieb.  Kheforni  z.  erfüllen?  N.  gem.  preuß  u. 
franz.  Hecht,  1892.  F.  Neumann,  D.  V^erweigerung  d.  kirchl.  Trauung  d.  e. 
Ehegatten,  1908.     Friedberg,  KR.  *^  494  »'•>. 

*  D.  Anfechtungsfrist  beträgt  6  Monate.     Vh.  d.  Wirkung  d.  Anfechtung  handelt 
Jj  1343-1347. 


§  157.    Die  bürgerliche  Ehe  des  Bürgerlichen  Gesetzbuches.  241 

ergebenden  Rechte  nach  §  1701  (Kenntnis    der  Nichtigkeit   der  Ehe   bei  der 
Eheschließung)  nicht  zustehen  (§  1305)  \ 

Dispens  kann  gewährt  werden  bei  mangelnder  Ehemündigkeit  der  Frau 
(§  1303,  Abs.  2),  bei  Wartezeit  der  Witwen  und  geschiedenen  Frauen  (§  1313), 
beim  Ehebruch  (§  1312)  und  vom  Aufgebot  (§  1316).  Die  Dispensbefugnis 
steht  dem  betreffenden  Bundesstaat  zu,  und  die  Landesregierung  hat  das 
Nähere  hierüber  zu  bestimmen  (§  1322)  2. 

V.  Bei  Wiederverheiratung  im  Falle  der  Todeserklärung 
ist  die  neue  Ehe  nicht  deshalb  nichtig,  weü  der  für  tot  erklärte  Ehegatte 
noch  lebt,  es  sei  denn,  daß  beide  Ehegatten  bei  der  Eheschließung  wissen, 
daß  er  die  Todeserklärung  überlebt  hat;  vielmehr  wird  mit  der  Schließung 
der  neuen  Ehe  die  frühere  Ehe  aufgelöst  (§  1348).  Jeder  Ehegatte  der 
neuen  Ehe  kann,  wenn  der  für  tot  erklärte  Ehegatte  noch  lebt,  binnen 
sechs  Monaten  nach  erlangter  Kenntnis  hiervon  die  neue  Ehe  anfechten,  es 
sei  denn,  daß  er  bei  der  Eheschließung  von  dessen  Leben  Kenntnis  hatte 
(§  1350). 

VL  Was  die  Wirkungen  der  Ehe  angeht  so  sind  die  Ehegatten 
einander  zur  ehelichen  Lebensgemeinschaft  verpflichtet,  außer  bei  Mißbrauch 
des  Rechtes  (§  1353).  Dem  Manne  steht  die  Entscheidung  in  allen  das 
gemeinschaftliche  eheliche  Leben  betreffenden  Angelegenheiten  zu;  er  be- 
stimmt insbesondere  Wohnort  und  Wohnung.  Die  Frau  ist  aber  bei  Miß- 
brauch des  Rechtes  nicht  verpflichtet,  der  Entscheidung  des  Mannes  Folge 
zu  leisten  (§  1354).  Die  Frau  erhält  den  Familiennamen  des  Mannes  (§  1355). 
Morganatische  Ehe  ist  zulässig  bei  den  Fürsten  und  dem  ehemals  reichs- 
ständischen Adel  (EG.  Art.  57  58)  \  Die  Frau  ist  berechtigt  und  verpflichtet, 
das  gemeinschaftliche  Hauswesen  zu  leiten  (Schlüsselgewalt)  (§  1356)  \     Der 

'  E.  f.  ehelich  erklärtes  Kind  bedarf  d.  Einwilligung  d.  Mutter  a.  dann  nicht, 
wenn  d.  Vater  gestorben  ist.  D.  Tode  d.  Vaters  od.  d.  Mutter  steht  es  gleich! 
wenn  sie  z.  Abgabe  e.  Erklärung  dauernd  außer  stände  sind,  od.  wenn  ihr  Aufenthalt 
dauernd  unbekannt  ist  (§  1305).  E.  a.  Kindes  Statt  angenomm.  Kinde  gegenüb 
steht  d.  Einwilligung  z.  Eingehung  e.  Ehe  a.  Stelle  d.  leibl.  Eltern  demjenigen  z 
welcher  d.  Kind  angenommen  hat  (§  1306).  D.  elterl.  Einwilligung  kann  nicht 
d.  e.  Vertreter  erteilt  werden.  Ist  d.  Vater  od.  d.  Mutter  i.  d.  Geschäftsfähigkeit 
beschränkt,  so  ist  d.  Zustimmung  d.  gesetzl.  Vertreters  nicht  erforderlich  (§  1307). 
Wird  d.  elterl.  Einwilligung  e.  volljährigen  Kinde  verweigert,  so  kann  sie  a.  dessen 
Antrag  d.  d.  Vormundschaftsgericht  ersetzt  werden.  D.  Vormundschaftsgericht  hat 
d.  Einwilligung  z.  ersetzen,  wenn  sie  ohne  wichtigen  Grund  verweigert  wird.  V.  d. 
Entscheidung  soll  d.  Vormundschaftsgericht  Verwandte  od.  Verschwägerte  d.  Kindes 
hören,  wenn  es  ohne  erliebl.  Verzögerung  u.  ohne  unverhältnismäß.  Kosten  geschehen 
kann  (§  1808). 

2  I.  Württ.  dispensiert  v.  d.  mangelnden  Ehemündigkeit  d.  Frau  d.  Landesherr. 
V.  d.  Wartezeit  d.  Amtsgericht,  v.  Ehebruch  d.  Landesherr,  v.  d.  Aufgebot  d.  Amts- 
gericht.    Sartori  US,  Kommentar  z.  Personenstandsgesetz  usw.  214  264  261  308 
Z.  Aufgebot  a.  ob.  S.  236,  A.  2. 

'  Staatslexikon  ^  s.  v.  Ebenbürtigkeit. 

*  §  1857  ff  behandelt  d.  Geschäftsfähigkeit  d.  Frau  u.  deren  Beschränkung. 
Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    IL    3.  Aufl.  16 


242    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschnitt.    2.  Kap. ;  Die  Ehe. 

Mann  hat  seiner  Frau  nach  Maßgabe  seiner  Lebensstellung,  seines  Vermögens 
und  seiner  Erwerbsfähigkeit  Unterhalt  zu  gewähren.  Die  Frau  hat  dem 
Manne,  wenn  er  außer  stände  ist,  sich  selbst  zu  unterhalten,  den  seiner 
Lebensstellung  entsprechenden  Unterhalt  nach  Maßgabe  ihres  Vermögens  und 
ihrer  Erwerbsfähigkeit  zu  gewähren  (§  1360  ff)*. 

Ein  Kind,  das  nach  der  Eingehung  der  Ehe  geboren  wird,  ist  ehelich, 
wenn  die  Frau  es  vor  oder  während  der  Ehe  empfangen  und  der  Mann 
innerhalb  der  Empfängniszeit  der  Frau  beigewohnt  hat.  Das  Kind  ist  nicht 
ehelich,  wenn  es  den  Umständen  nach  offenbar  unmöglich  ist,  daß  die  Frau 
das  Kind  von  dem  Manne  empfangen  hat  (§  1591)-.  Ein  uneheliches  Kind 
erlangt  dadurch,  daß  sich  der  Vater  mit  der  Mutter  verheiratet,  mit  der 
Eheschließung  die  rechtliche  Stellung  eines  ehelichen  Kindes  (§  1719)  ^  Ein 
uneheliches  Kind  kann  auf  Antrag  seines  Vaters  durch  eine  Verfügung  der 
Staatsgewalt  für  ehelich  erklärt  werden  (§  1723)  ^  Ein  Kind  aus  einer 
nichtigen  Ehe,  das  im  Falle  der  Gültigkeit  der  Ehe  ehelich  sein  würde,  gilt 
als  ehelich,  sofern  nicht  beide  Ehegatten  die  Nichtigkeit  der  Ehe  bei  der 
Eheschließung  gekannt  haben  (§  1699)  ^ 

VII.  Ehescheidung  kann  nur  aus  den  im  BGB.  vorgesehenen  Gründen 
und  nur  durch  Urteil  erfolgen,  und  zwar  tritt  die  Auflösung  der  Ehe  mit  der 
Rechtskraft  des  Urteils  ein  {§  1564).  Absolute  Scheidungsgründe  sind:  Ehe- 
bruch ^  und  die  gemäß  §§  171,  175  des  StGB,  strafbaren  Handlungen  (Doppelehe 
und  widernatürliche  Unzucht  unter  männlichen  Personen)  (§  1565),  Lebens- 
nachstellungen (§  1566)  und  bösliche  A'erlassung  (§  1567) ''.  Die  relativen 
Scheidungsgründe  sind  nicht  einzeln  aufgeführt,  sondern  mit  Rücksicht  auf 
die  vielen  hier  möglichen  Fälle  in  dem  allgemeinen  Satz  zusammengefaßt: 
Ein  Ehegatte  kann  auf  Scheidung  klagen,  wenn  der  andere  Ehegatte  durch 
schwere  Verletzung  der  durch  die  Ehe  begründeten  Pflichten  oder  durch  ehr- 
loses oder  unsittliches  Verhalten  eine  so  tiefe  Zerrüttung  des  ehelichen  Ver- 
hältnisses verschuldet  hat,  daß  dem  Ehegatten  die  Fortsetzung  der  Ehe  nicht 


^  §  1363  ff  kommt  d.  ehel.  Güterrecht  z,  Darstellung. 

2  Behandelt  wird:  Ehel.  Abstammung  §  1591  ff;  Unterhaltspflicht  §  1601  ff: 
Rechtl.  Stellung  d  ehel.  Kinder  §  1616  ff;  Elterl.  Gewalt  §  1626  ff.  Als  Empfängnis- 
zeit gilt  n.  §  1592  1717,  Abs.  2  d.  Zeit  v.  d.  181.  b.  z.  302.  Tag  v.  d.  Geburt  d. 
Kindes,  d.  181.  u.  302.  Tag  je  eingeschlossen. 

'^  D.  rechtl.  Stellung  d.  unehel.  Kinder  behandelt  §  1705  ff,  d.  Legitimation 
unehel.  Kinder  §  1719  ff. 

*  L  Württ.  d.  Justizministerium.    G.  Pfizer,  D.  württ.  AfG.  z.  BGB.  (1900)  146  f. 
^  §  1699  ff  handelt  üb.  d.  rechtl.  Stellung  d.  Kinder  a.  nichtigen  Ehen. 

*  D.  Rocht  d.  Ehegatten  a.  Scheidung  ist  ausgeschlossen,  wenn  er  d.  Ehebr. 
od.  d.  strafb.  Handlung  zustimmt  od.  s.  d.  Teilnahme  schuldig  macht  (§  1565, 
Abs.  2). 

^  Bösl.  Verlassung  als  Ehescheidungsgrund  liegt  i.  allg.  v.,  wenn  e.  Ehegatte 
e.  Jahr  lang  gog.  d  Willen  d.  and.  (Jatten  i.  bösl.  .Absicht  v.  d.  liänsl.  Gemeinschaft 
8.  ferngehalten  hat  (§  1567,  Abs.  2). 


§  157.    Die  bürgerliche  Ehe  des  Bürgerlichen  Gesetzbuches.  243 

zugemutet  werden  kann  \  Als  schwere  Verletzung  der  Pflichten  gilt  auch 
grobe  Mifshandlung  (§  1568).  Endlich  kann  ein  Ehegatte  auf  Scheidung 
klagen,  wenn  der  andere  Ehegatte  in  Geisteskrankheit  verfallen  ist,  die 
Krankheit  während  der  Ehe  mindestens  drei  Jahre  gedauert  und  einen 
solchen  Grad  erreicht  hat,  daß  die  geistige  Gemeinschaft  zwischen  den  Ehe- 
gatten aufgehoben,  auch  jede  Aussicht  auf  Wiederherstellung  dieser  Gemein- 
schaft ausgeschlossen  ist  (§  1569)-.  Das  Kecht  auf  Scheidung  erlischt  in 
den  Fällen  der  §§  1565  —  1568  durch  Verzeihung  und  Zeitablauf  (sechs 
Monate)  (§§  1570  1571)  ^ 

Der  Ehegatte,  der  auf  Scheidung  zu  klagen  berechtigt  ist,  kann  statt 
auf  Scheidung  auf  Aufhebung  der  ehelichen  Gemeinschaft  klagen  \  Beantragt 
der  andere  Ehegatte,  daß  die  Ehe,  falls  die  Klage  begründet  ist,  geschieden 
wird,  so  ist  auf  Scheidung  zu  erkennen  (§  1575,  Abs.  1).  Ist  auf  Aufhebung 
der  ehelichen  Gemeinschaft  erkannt,  so  kann  jeder  der  Ehegatten  auf  Grund 
des  Urteils  die  Scheidung  beantragen,  es  sei  denn,  daß  nach  der  Erlassung 
des  Urteils  die  eheliche  Gemeinschaft  wiederhergestellt  worden  ist  (§  1576, 
Abs.  1).  Wird  nach  §  1575  die  eheliche  Gemeinschaft  aufgehoben,  so  treten 
die  mit  der  Scheidung  verbundenen  Wirkungen  (§  1577  flP)  ein;  die  Eingehung 
einer  neuen  Ehe  ist  jedoch  ausgeschlossen  (§  1586).  Wird  die  eheliche  Ge- 
meinschaft nach  der  AuWiebung  wiederhergestellt,  so  fallen  die  mit  der  Auf- 
hebung verbundenen  Wirkungen  weg  (§  1587). 

Zuständig  für  alle  Eheklagen  ist  ausschließlich  das  Landgericht,  bei  welchem 
der  Ehemann    seinen    allgemeinen  Gerichtsstand  hat  (ZPO.  §  606,    Abs.  1)  ^ 

VIII.  Die  kirchlichen  Verpflichtungen  in  Ansehung  der 
Ehe  werden  durch  die  Vorschriften  des  die  bürgerliche  Ehe  be- 
handelnden Abschnittes   des   BGB.  laut  §  1588   nicht  berührt^.     Ein 


*  N.  reichsgerichtl.  Entscheidung  berechtigt  d.  spätere  Nichteinhaltung  e.  urkundl. 
Zusage  a.  d.  Frau,  d.  Kinder  i.  ihr.  Bekenntnis  erziehen  z.  lassen,  diese,  s.  m.  ihr. 
Kindern  v.  Manne  z.  trennen.  Kiene,  Kath.  Pfarrgemeindegesetz  v.  14.  Juni  1887 
u.  22.  Juli  1906  173  f. 

-  A.  Scheidung  weg.  Geisteskrankheit  darf  nicht  erkannt  werden,  bev.  d.  Ge- 
richt e.  od.  mehrere  Sachverständige  üb.  d.  Geisteszustand  d.  Beklagten  gehört  hat 
(ZPO.  §  623). 

^  §  lö71  if  behandelt  d.  Geltendmachung  d.  Klagegründe  innerhalb  v.  sechs 
Monaten  bzw.  zehn  Jahren  ;  §  1577  ff  d.  Wirkungen  d.  Scheidung. 

*  D.  §  77  d.  Ges.  üb.  Beurk.  d.  Personenst  hatte  bestimmt:  Wenn  n.  d.  bis- 
herig. Rechte  a.  beständige  Trennung  d.  Ehegatten  v.  Tisch  u.  Bett  z.  erkennen 
sein  würde,  ist  fortan  d.  Auflösung  d.  Ehe  auszusprechen. 

^  Üb.  d.  Verfahren  i.  Ehesachen  siehe  ZPO.  §  606  ff.  E.  geistl.  Gerichtsbarkeit 
in.  bürgerl.  Wirkung  findet  nicht  mehr  statt.  RG.  v.  6.  Febr.  1875.  §  76.  Ger.-Verf.- 
Ges.,  Fassung  v.  20.  Mai  1898.  §  15,  Abs.  3.  —  Üb.  Internat.  ER.:  Scher  er, 
KR.  II  444  ff;  Haring,  KR.  517  ff.     Sauer  vgl.  d.  Lit.  eingangs  d.  Paragr. 

*  D.  Paragraph  entspricht  d.  §  82  d.  Ges.  üb.  Beurk.  d.  Personenst.  (Kaiser- 
paragraph). Er  ist  n.  d.  Vorausgegangenen  nicht  durchweg  zutreffend.  Staats- 
lexikon* I  1393. 

16* 


244    I^'-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2,  Abschnitt.    3.  Kap. :  D.  Kultus. 

geistlicher  oder  anderer  Religionsdiener,  welcher  zu  den  religiösen 
Feierlichkeiten  einer  Eheschließung  schreitet,  bevor  ihm  nachgewiesen 
worden  ist,  daß  die  Ehe  vor  dem  Standesbeamten  geschlossen  sei, 
wird  mit  Geldstrafe  bis  zu  600  Mark  oder  mit  Gefängnis  bis  zu  drei 
Monaten  bestraft  (§  67  d.  Ges.  üb.  Beurk.  d.  Personenst.) '.  Eine  straf- 
bare Handlung  ist  nicht  vorhanden,  wenn  der  Geistliche  oder  Religions- 
diener im  Falle  einer  lebensgefährlichen,  einen  Aufschub  nicht  ge- 
stattenden Erkrankung  eines  der  Verlobten  zu  den  religiösen  Feier- 
lichkeiten der  Eheschließung  schreitet  (g  67,  Abs.  2  d.  Ges.  üb.  Beurk. 
d.  Personenst.,  eingefügt  durch  EG.  Art.  46,  III). 

Drittes   Kapitel. 
Der  Kultus. 

§  158. 
Die  Liturgie. 

A.  d.  reich.  Quell,  u.  Lit. :  J.  Mabillon,  De  likirgia  Gallicana  libri  tres, 
Paris.  1685.  Ders.,  Museum  Italicum,  Paris.  1687  ff.  E.  Martene,  De  antiquis 
occlesiae  ritibus,  Rothom.  1700  ff.  E.  Renaudot,  Collectio  liturgiarum  Orientalium, 
Paris.  1716.  L.  Muratori,  Liturgia  Romana  vetus,  Venet.  1748.  J.  A.  Asse  m  a  ni, 
Codex  liturgicus  ecclesiae  universae,  Rom.  1749  ff.  M.  Gerbert,  Vetus  liturgia 
Alemannica,  S.  Blas.  1776.  Ders.,  Monumenta  vet.  liturg.  Alem.,  S.  Blas.  1779. 
F.  A.  Zaccaria,  Bibliotheca  ritualis,  Rom.  1776  ff.  H.  A.  Daniel,  Codex  liturgicus 
ecclesiae  universae  1847  ff.  H.  Denzinger,  Ritus  Orientalium,  Coptorum  etc  ,  1863  f. 
CA.  S  w  a  i  n  s  0  n  ,  The  greek  liturgies,  1884.  U.  Chevalier,  Bibliotheca  liturgica, 
1893  ff.  F.  E.  ßrightm  an,  Liturgies  eastern  and  western  etc.,  1896 ff.  H.  Ehrens- 
b erger,  Libri  liturgici  bibliothecae  Apostolicae  Vaticanae,  1897.  F.  Cabrol  u. 
H.  Leclercq,  Monumenta  ecclesiae  liturgica,  1900  ff.  —  Bona  (Kard.),  Rerum 
liturgicarum  libri  duo,  Rom  1671.  F.  X.  Schmid,  Liturgik  d.  christkath.  Religion, 
1832  (31840  ff:  Kultus  d.  christkath.  Kirche).  J.  Mahrzohl  u.  J.  Schneller, 
Liturgia  Sacra  od.  d.  Gebräuche  u.  Altertümer  d.  kath.  Kirche,  1884  ff.  P.  Gu oranger, 
Institutions  liturgiqnes,  1840  ff.  J.  B.  Lü  ft,  Liturgik,  1844 ff.  J.  Fluck,  Katholische 
Liturgik,  1853  ff.  M.  D.  Bouix,  Tractatus  de  jure  liturgico,  1853.  V.  Thalhofer, 
Handb.    d.   kath.  Liturgik,    1883  ff;   2.  Aufl.,   L  Bd,    1.  Abt,   boarb.  v.  A.  Ebner, 


'  A.  d.  Wesen  d.  Zivilehe  läßt  s.  e.  Begründung  f.  dies.  Paragraphen  nicht 
orfinden.  Vgl.  ob.  S.  98.  D.  Nachweis  f.  d.  stattgehabte  bürgerl.  Eheschliefjimg 
wird  a.  besten  d.  d.  v.  Standesamt  sofort  auszufertigende  Bescheinigung  hierüb. 
(Ges.  üb.  Beurk.  d.  Personenst.  §  54,  Abs.  2)  erbracht,  kann  ab.  a.  d.  mündl.  Ver- 
sicherung glaubwürdiger  Personen  geliefert  werden.  Pfaff,  Gesetzeskunde  435  *.| 
A.  Arndt,  Zivil-  u.  kirchl.  Trauung  i.  ihr.  strafrcchtl.  Beziehungen  (A.  f.  k.  KH. 
LXXI  [1894]  45  ff).  E.  Balog,  D.  Eheformvorschriften  d.  Dekrete  /rametsi'  u. 
„Ne  temere"  u.  d.  Bestrafung  d.  Rcligionsdiener  weg.  Vollzug  d.  Trauung  v.  d. 
Nachweis   d.  Zivilehe,  1910. 


§  158.    Die  Liturgie.  9^r 

1894,  wo  S.  32  ff  u.  67  ff  reiche  primäre  u.  sekundäre  Lit.  verzeichnet  ist;  2.  völh> 
umgearb.  u.  vervoUständ.  Aufl.  v.  L.  Eisenhof  er,  1912,  wo  I  63  ff  103  ff  177  ff 
ebenfalls  reiche  prim.  u.  sek.  Lit.  s.  findet.  F.  Cabrol,  Le  livre  de  la  priere 
antique,  1900.  L  Deutsche  übers,  v.  G.  Pletl,  1906.  Ders.,  Les  origines  liturgiques, 
1906.  Ders.,  Dictionnaire  d'archeologie  et  de  liturgie  chretienne,  1907  ff.  Ders. 
Introduction  aux  etudes  liturgiques,  1907.  L.  Duchesne,  Origines  du  cult'e 
chretienS  1908.  Maximilianus  princ.  Saxon.,  Praelectiones  de  liturgiis 
orientalibus,  1908  ff.  M.  Festugiere,  La  liturgie  catholique,  1913.  Literatur  geben 
a.  a.  d.  Pastoraltheologien,  so  v.  Amberger,  Benger,  Re  nning  er- G  opfert 
Pruner,Schüch-Polz,  Schubert.  Vgl.  a.  Kirchenlexikon «  s.  v.  Liturgien  u.' 
Realenzykl.  f.  prot.  Theol.  u.  K.  ^  s.  v.  Messe. 

1.  Die  Gesamtheit  aller  heiligen  Handlungen,  welche  vom  Kleriker 
als  Amtsperson  im  Interesse  des  christlichen  Volkes  bei  der  Feier  der 
heiligen  Messe  und  des  übrigen  Gottesdienstes  vorgenommen  werden, 
heißt  Liturgie  (/£?rov  Ipyov,  htToufyyia,  officium  oder  ministerium 
divinum  oder  ecclesiasticum).  Unter  Liturgie  im  engeren  Sinne  aber 
versteht  man  das  heilige  Meßopfer  i. 

Da  Christus  nur  das  Wesentlichste  der  heiligen  Messe  angeordnet  hat, 
das  übrige  aber  der  Anordnung  der  Apostel  überHeß  ^  so  entmckelten  sich 
nach  Wort  und  Zeit  verschiedene  Liturgien  \  Die  hervorragendsten  waren 
im  Morgenlande  die  Liturgie  der  Kirche  von  Jerusalem  oder  die  des  hl.  Ja- 
kobus, sodann  die  Liturgie  der  Kirche  von  Antiochien,  ferner  die  der  Kirche 
von  Alexandrien  oder  die  des  hl.  Markus,  weiterhin  die  der  Kirche  von 
Konstantinopel,  die  nach  Basilius  und  Chrysostomus  benannt  wurden.  Älter 
als  diese  Liturgien  ist  die  klementinische,  die  in  den  Apostolischen  Kon- 
stitutionen enthalten   ist.     Im  Abendlande  gab  es  vor  allem  eine  römisches 

'  Wernz,    Jus    decretalium   III  2^  (1908),  Iff     Thalh  of  er- Eisenhof  er 
Handb.  d.  kath.  Liturgik^  I  4  ff ;  II  1  ff. 

2  Mt  26,  20  ff.     Mk  14,  22  ff     Lk  22,  19  f.     1  Kor  11,  23  ff 

^  Thalh  of  er- Eisen  hof  er  a.  a.  0.  I  63  ff;  II  8  ff. 

*  A.    d.  Lit.    üb.    d.    ältest.  Liturgien    u.  d.   röm.  Liturgie:  Th.  Harnack,  D. 
christL    Gemeindegottesdienst   i.   apostol.    u.    altkath.    ZA.,    1854.     F.  Probst     D 
Liturgie   d.  drei  erst,  christl.  Jhdte,  1870.     Ders.,    Lehre  u.  Gebet  i.  d.  drei  Lrst* 
christL    Jhdten,    1871.     Ders.,    D.    Ultest.    röm.  Sakramentarien    u.  Ordines,    1892. 
Ders.,  D.  Liturgie  d.  4.  Jhdts  u.  der.  Reform,  1893.    Ders.,  D.  abendländ.  Messe 
v.    5.    b.    8.    Jhdt,    1896.      G.    ßickell,    Messe    u.    Pascha,    1872.     F.    Magani, 
L'antica  liturgia   romana,    1897  ff     P.    Drews,    Z.    Entstehungsgschte   d.   Kanons 
1.  d.  röm.  Messe,  1902.     Ders.,  Untersuchungen  üb.  d.  sog.  klementin.  Liturgie  i. 
8.  Buch    d.  Apostol.    Konstitutionen.     I.  D.    klement.  Liturgie   i.  Rom,    1906.     Vgl. 
daz.  Funk,  Üb.  d.  Kanon  d.  röm.  Messe  (Abh.  u.  Unters.  111  [1907]  8ö  ff).    G.  Mer- 
cati,    Antiche    reliquie    liturgiche  ambrosiane  e  romane,   1902.     A.  Baumstark 
Liturgia   romana   e    liturgia  dell' Esarcato,   1904.     Ders  ,  D.  Messe  i.  Morgenland. 
1907.    Der.s.,   Festbrevier  u.  Kirchenjahr  d.   syr.   Jakobiten,  1910.    E.v.d.  Goltz 
Tischgebete  u.  Abendmahlsgebete   i.  d.  altchristl.  u.  i.  d.  giiech.  K.,  1905.   F.  Savio! 
I  dittici  del  canone  ambrosiano  e  del  canone  romano,  1906.     L.  Duchesne,    Ori- 


246    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    8.  Kap.:  D.  Kultus. 

dann  eine  mailändische  oder  ambrosianische,  eine  gotische  oder  mozarabische 
in  Spanien,  eine  gallische  und  eine  irische.  Aber  entsprechend  der  Ent- 
wicklung des  Primats  gelangte  die  römische  Liturgie  im  Abendlande  zur 
Alleinherrschaft.  Die  Synode  von  Cloveshove  im  Jahre  747  schrieb  sie 
allen  Kirchen  Englands  vor '.  Im  Frankenreiche  wurde  sie  unter  Pippin 
und  Karl  d.  Gr.  eingeführt  ^  In  Spanien  fand  sie  durch  Alexander  II.  und 
Gregor  VII.  Eingang^.  Nur  die  ambrosianische  Liturgie  behauptete  sich 
mit  mehr  Erfolg  in  Mailand  ^ 


gines  du  culte  chretien*,  1908.  Th.  Seh  er  mann,  Griech.  Zauberpapyri  u.  d. 
Gemeinde-  u.  Dankgebet  i.  1.  Klemensbrief ,  1909.  Ders. ,  D.  liturg.  Papyrus  v. 
Der-Balyzeh,  1910.  Ders.,  Griech.  Liturgien  m.  Einleitungen,  1910.  Ders.,Ägypt. 
Abendmahlsliturgien  d.  1.  Jahrtausends,  1912.  G.  Pierse,  The  mass  in  the  infant 
church,  1909.  F.  E.  Warren,  The  liturgy  and  ritual  of  the  ante-nicene  church  ^, 
1912.  A.  Fortescue,  The  mass;  a  study  of  the  roman  liturgy,  1912.  P.  Cagin, 
L'eucharistia.  Canon  primitif  de  la  messe,  1912.  Mehr  Lit.  i.  Realenzykl.  f.  prot. 
Theol.  u.  K.  ^  s.  v.  Messe.  Reiche  Angaben  üb.  Quell,  u.  Lit.  i.  Thalhofer- 
Eisenhofer  a.  a.  0.  I  63  f!"  177  If;  II  8  ff .  Üb.  d.  röm.  Ordines  u.  Sakramen- 
tarien vgl.  a.  Bd  I,  S.  154  ff. 

'  C.  13.  Harduin,  Acta  conc.  III  1956.  F.  E.  Warren,  Irish  Missal,  1879. 
Ders.,  Stowe  Missal,  1881.  AV,  Mas  kell,  The  ancient  liturgy  of  the  church  of 
England,  1882ff.  Realenzykl.  a.  a.  0.  Thalhof  er-Eisenhof  er  a.a.O.  I  66  f 
178  f. 

2  Admonitio  generalis  Caroli  M.  a.  789,  c.  80.  Capitulare  de  examinandis  eccle- 
siasticis  (802?),  c.  2.  Ed.  Bor e tius  I  61  110.  Walaf rid  Strabo,  Liber  de  ex- 
ordiis  et  incrementis  etc.  c.  23.  Ed.  Knöpfler  (1890)  54  ff.  —  Marchesi,  La  liturgie 
gallicane  dans  les  huit  premiers  siecles  de  l'Eglise,  1869.  F.  Probst,  D.  gallik. 
Messe  v.  4.  b.  z.  8.  Jhdt  (Katholik  1886,  I  73  ff).  K.  K  r  i  e  g ,  D.  liturg. 
Bestrebungen  i.  karol.  ZA.,  1888.  R.  Buchwald,  De  liturgia  Gallic,  1890. 
R.  Mönche nieier,  Amalar  v.  Metz,  1893.  L.  Duchesne,  Sur  Forigine  de  la 
liturgie  gallic.  (Rev.  d'hist.  et  de  litt,  relig.  V  [1900]  31  ff).  R.  Stapper,  Karls 
d.  Gr.  Röm.  Meßbuch,  1908.  C.  Mohlberg,  D.  neueste  Studie  üb.  d.  „Gallikanischc 
Missale"  v.  Bobbio  (Katholik  1909,  II  266  ff).  H.  Netz  er,  L'introduction  de  la 
messe  roniaine  en  France  sous  les  Caroliugiens,  1910.  Realenzykl.  a.  a.  0. 
Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  I  66  179f;  II  26  ff. 

3  Gregorii  VII.  Registrum.  L.  I,  n  63;  L.  VIII,  n.  25.  Jaffe,  Bibl.  rer. 
Germ.  II  82  470.  —  K.  J.  Hefele,  D.  Kard.  Ximenes^  (1851)  150ff.  F.  Probst, 
D  span.  Messe  v.  ihren  Anfängen  b.  z.  8.  Jhdt  (Z.  f.  k.  Theol.  XII  [1888]  1  ff). 
M.  Ferotin,  Le  liber  ordinum  en  usage  dans  l'Eglise  wisigothique  et  mozarabe 
d'Espagne  du  V«  au  XI^  siecle,  1904.  F.  Cabrol,  Le  liber  ordinum  et  la  liturgie 
mozarabe  (Rev.  d.  quest.  bist.  LXXVII  [19U5]  173  ff).  J.  Moraleda  y  Esteban, 
El  rito  mozarabe,  1904.  Üb.  Arbeiten  v.  Fita  vgl.  Rev.  d'hist.  ecciös.  VIII  (1907) 
212.  Realenzykl.  a.  a.  0.  Th  a  1  ho  f  e  r- Ei  senhof  er  a.  a.  0.  I  67  180;  11  2ö  ff. - 
Heute  besteht  d.  niozarab.   Liturgie  nur  noch  i   Toledo. 

*  Siehe  S.  245,  A.  4.  Weiter:  M.  Magistretti,  Cenni  sul  rito  ambrosiauo, 
1895.  Ders.,  Monumenta  veter.  liturg.  Ambros.,  18i^7  ff.  Ders.,  La  liturgia  della 
chicsa  milan.  nel  secolo  IV,  1899.  Realenzykl.  a.  a.  0.  Thalhofer-Eisenhofer 
a.  a.  0.  I  67  "";  II  32  ff.  —  B.  Plaine,  Do  vera  aetate  liturgiarum  Ambros.,  Gall 


§  158.    Die  Liturgie.  947 

2.  Oberster  Gesetzgeber  in  der  ganzen  Kirche  in  Sachen  der  Liturgie 
ist  der  Papst.  Er  übt  diese  Gewalt  besonders  durch  die  Congregatio 
Rituum  aus  \  Den  Bischöfen  steht  hierin  innerhalb  ihrer  Diözesen 
Gesetzgebungsrecht  insoweit  zu,  als  sie  nicht  durch  allgemein  kirchliche 
Bestimmungen  oder  durch  solche  von  ihnen  übergeordneten  Lokalobern, 
z.  B.  der  Provinzialsynode,  beschränkt  sind.  Nicht  ohne  Bedeutung 
ist  auf  diesem  Gebiete  die  Gewohnheit  2. 

3.  Die  allgemein-kirchlichen  liturgischen  Vorschriften  sind  nament- 
hch  enthalten  in  den  liturgischen  Büchern  3. 

Da  in  den  Sakramentarien  der  alten  Kirche  nicht  der  vollständige  Ritus 
der  heiligen  Messe  niedergelegt  war,  sondern  bloß  das,  was  der  Priester  zu 
beten  hatte,  so  waren  noch  weitere  liturgische  Bücher  notwendig,  so  nament- 
lich  das  Antiphonariiim,    Lectionarium,    der  Comes   und   das   Evangeharium 
Jedes  dieser  Bücher  wurde,    weil  bei  der  Messe  verwendet,   auch  als     Liber 
missahs",    .Meßbuch«,    bezeichnet.     Später  wurden    sie   dem   Bedürfnil   ent- 
sprechend in  em  Buch  vereinigt,  das  dann  „Missale  plenarium"  oder  einfach 
Missale*'  hieß.    Solcher  MissaHen  gab  es  gegen  Ende  des  Mittelalters  viele 
i^benso  gab  es  die  verschiedenartigsten  Ritualien  und  Agenden  zur  Abhaltung 
des  sonstigen  Gottesdienstes  ^    Daher  beauftragte  das  Konzil  von  Trient    da 
es  die  Redaktion   vor  allem  des  Missale  nicht  mehr  selbst  besorgen  konnte 
den  Papst  mit  der  Reform  desselben,  wie  auch  des  Breviers  \ 


et  Goth.  (Stud.  u.  Mitt.  d.  Bened.-  u.  Zisterz.-Ordens  XY  [1894]  554  ff)   -  KnÖDfler 
^2?fft46l'''   '''''  '''^  ''''   '''■     ^"°k-ßi^l-«y-,    Kgschte'TSff 

'  Bd  I,  S.  424. 

^  Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  I  31  ff. 

*  Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  63  ff  71  ff. 

'  :^;  ^'  ^^i^^-  Lit.:  J.  Fr  eisen,  Manuale  curatorum  secundum  usum  ecclesiae 
Rosck.ldens.s,    1898.     Ders.,   Liber   agendarum  eccl.  et  dioc.  Sleszwicensis     1898 
i)ers.,    Manuale    Lmcopense.      Breviarium    Scarense.      Manuale    Aboen.e ,    1904 
foo.     V'    ^"""""^   ""•  ■^'''''^'-  '•  ^'^'^-  "•  Kunstgschte   d.  Missale  Rom.  i.  MA 

.    ,0    .f/"""''  ^-^^'^^^  i.  deutsch.  MA.,  1902.    Ders. ,  D.  Rituale  v.  St  Florian 
a^  d.  12.  Jhdt,  1904.     Ders.,   D.  Rituale  d.  Bischofs  Heinrich  I.  v.  Breslau    1912 
p,^?"n^'r^?'*^°^'°   "•    ^"^Saben    d.    liturg.    Forschung   i.    Deutschi.    (Hist.-pol. 
Blatter  CXLI  [1908]  84ff).     A.  Kolberg,  Agenda  communis.     D.  älteste  Agende 
1.  d    Diöz.  Ermeland,  1903.    A.  Schönfelder,  Liturgische  Bibliothek.    Sammlung 
gottesdienstl.  Bücher  a.  d.  deutsch.  MA.,  1904  ff.     R.  Stapper,  D.  älteste  Agende 
.'^f'  ^iT^'"'  ^^^'-     St.  Beissel,    Gesch.  d.  Evangelienbücher  i.  d.  1.  Hälfte 
d.  MAS,  1906.    Ders.,  Entstehung  d.  Perikopen  d.  Rom.  Meßbuches,  1907.    F  Arens 
D.    Liber    Ordinarius    d.    Essener    Stiftskirche,     1908.      Rieh t er- Schön f eider' 
Sacramentarium    Fuldense    saecuh    X.,    1912.      üb.    engl.,    franz.,    ital.    Arbeiten' 
Ihalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  I  178ff     Z.  Brevier  vgl.  Bd  I,  S.  266. 
^  Sess.  XXV  cont.  decr.  de  ind.  libr.  et  catech.  brev.  et  missaU. 


248    i^  •  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschu.    3.  Kap. :  D.  Kultus. 

Dementsprechend  sind  alle  heutigen  liturgischen  Bücher  ^  von  den 
Päpsten  publiziert  worden,  und  zwar  —  von  späteren  Verbesserungen 
und  Vermehrungen  abgesehen  —  das  Breviarium  Romanum  von  Pius  V. 
1568  ^  das  Missale  Romanum  von  demselben  Papst  1570  3,  das  Pon- 
tificale  Romanum  von  Klemens  VIII.  1596^,  das  Caerimoniale  Epi- 
scoporum  von  demselben  Papst  1600^,  das  Rituale  Romanum  von 
Paul  V.  1614^.  Das  Pontificale  und  das  Caerimoniale  sind  für  die  ganze 
Kirche  vorgeschrieben.  Das  Missale  und  das  Breviarium  sollten  eben- 
falls allgemein  verpflichtend  sein,  diejenigen  Kirchen  ausgenommen, 
welche  sich  eines  eigenen  Meßbuches  oder  Breviers  seit  mehr  als 
200  Jahren  oder  eines  päpstlichen  Indultes  erfreuten ".  Das  Rituale  Ro- 
manum wurde  nicht  ausschließlich  und  obligatorisch  vorgeschrieben^. 

4.  Die  Einheit  in  der  Liturgie  hatte  auch  eine  einheitliche  liturgische 
Sprache  im  Gefolge. 

Ursprünglich  waren,  entsprechend  den  verschiedenen  Liturgien,  ver- 
schiedene lebende  Sprachen  hierbei  im  Gebrauch.  Als  aber  diese  Liturgien 
der  römischen  weichen  mußten,  da  trat  an  ihre  Stelle  die  lateinische  Sprache. 
Diese  einheitliche  liturgische  Sprache  hat  mehr  oder  weniger  ihre  Begrün- 
dung in  dem  Wesen  der  einen,  heiligen,  katholischen  und  apostolischen  Kirche. 
Daher  antwortete  auch  das  Tridentinum  auf  die  Forderung,  die  Messe  in  der 
Landessprache  feiern  zu  dürfen,  .,non  expedire",  ordnete  aber  an,  daß  den 
Gläubigen  das  in  der  Messe  Gelesene  und  deren  Geheimnisse  häufig  aus- 
einandergesetzt  werden   sollten  ^.     Nicht  weniger   energisch   hat   die    Kirche 


»  Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  1  90  ff. 

2  ,Quod  a  Nohis"  v.  9.  Juli  1568. 

'  „Quo  primum"  v.  14.  Juli  1570. 

*  ^Ex  quo  in  ecclesia"  v.  10.  Febr.  1596. 

^  „Cum  novissime"   v.  14.  Juli  1600. 

«  „Apostolicae  Sedi"  v.  17.  Juni  1614. 

'  Wenn  d.  bisherige  Missale  od.  Brevier  v.  Bischof  unt.  Konsens  d.  Kapitels 
abgeschafft  u.  d.  römische  eingeführt  wird,  so  hat  es  dabei  f.  immer  sein  Bewenden. 
Pius  V.,  „Quo  priraum"  cit.  C.  S.  Rit.  15.  März  u.  10.  Mai  1608.  Z.  Brevier 
vgl.  Bd  I,  S.  271  f. 

®  Der  Papst  ermahnt  d.  Ordinarien  nur  („hortamur"),  d.  röm.  Rituale  einzuführen. 
Doch  sollen  d.  Diözesanritualien  d.  römischen  konform  sein.  C.  S.  Kit.  7.  April 
1832.  D.  neu  herausgeg.  Diözesanritualien  bedürfen  wohl  keiner  päpstl.  Approbation. 
So  Scherer,  KR.  II  595 \  Sie  bekommen  sie  ab.  a.  nicht.  Gestattet  wird  nur,  daß 
sie  als  Anhang  d.  Rituale  Rom.  angefügt  werden.  Vgl.  Wernz,  Jus  decretaliuni 
III  2  2  (1908),  23.  Wo  einmal  d.  röm.  Rituale  eingeführt  ist,  darf  ohne  Zustimmung 
d.  Apost.  Stuhles  keine  Änderung  mehr  erfolgen.  Ben  ed.  XIV.,  .,Inter  omnigenas* 
V.  2.  Febr.  1744.  §  18.  —  Üb.  Wünsche  a.  d.  Vatic.  Grandera  th  -  K  i  rch  ,  Gesch. 
d.  Vatik.  KonziKs  I  445. 

•'  Sess.  XXII  de  sacrif.  niiss.  c.  8,  can.  9 :  Sess.  XXIV  do  rof.  c.  7. 


§  158.    Die  Liturgie.  249 

ähnliche   Forderungen    der    Jansenisten ,    Josephiner  und    Aufklärer    zurück- 
gewiesen ^     Heutzutage  sind  dieselben  so  gut  wie  verstummt  -. 

Trotz  dieses  energischen  Strebens  nach  Einheit  in  der  Liturgie  ist 
die  Kirche  doch  von  starrem  Rigorismus  hierin  weit  entfernt.  So 
gestatteten  Hadrian  IL,  Johann  VilL  und  nachfolgende  Päpste  bis  heute 
in  beschränktem  Umfang  den  Gebrauch  der  slawischen  Sprache  beim 
Gottesdienst^.  Ebenso  erfreuen  sich  die  unierten  orientalischen  Riten 
wie  ihrer  eigenen  Liturgien  so  auch  ihrer  eigenen  Sprachen  hierbei"^. 


'  Klem.  XL,  „ünigenitus"  v.  8.  Sept.  1713.  Pius  VI.,  „Auctorem  fiilei''  v. 
28.  Aug.  1794.  Prop.  damn.  33  66.  Denzinger -Bannwart,  Enchiridion '^  1436 
1533  1566. 

'  J.  B.  Schwinghai mb,  Üb.  Kirchensprache  u.  Landessprache  i.  d.  Liturgie, 
1839.  F.  Hettinger,  D.  Liturgie  d.  Kirche  u.  d.  lat.  Sprache,  1856.  Bartak, 
Versuch,  d.  liturg.  Sprache  d.  Kirche  v.  dogmat.,  histor.  u.  pastoreil.  Standpunkt 
z.  beleuchten,  1875.  W.  Fei  er  feil,  D.  liturg.  Sprache  d.  kathoL  K,  1904. 
J.  Felder,  D.  latein.  Kirchensprache  n.  ihr.  geschieht!.  Entwicklung  (Programm, 
Feldkirch),  1905.  F.  Cumont,  Pourquoi  le  latin  fut  la  seule  langue  liturgique 
de  rOccident?  (Melanges  P.  Fredericq  [1904]  63  ff).  Thalhofer-Eisenhofer 
a.  a.  0.  I  225  ff. 

3  Neuere  Dekrete:  C.  S.  Rit.  13.  Febr.  1892;  5.  Aug.  1898;  18.  Nov.  1898: 
14.  Aug.  1900;  14.  März  1902;  18.  Dez.  1906  (Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  54  ff;  Acta 
Ap.  Sedis  I  [1909]  577  ff).  —  D.  slawisch-latein.  Ritus  u.  d.  glagoht.  Frage  (A.  f.  k. 
KR.  LXX  [1893]  406  ff).  F.  Salata,  L' antica  diocesi  di  Ossero  e  la  liturgia  slava, 
1897.  N.  Nilles,  Innozenz  IV.  u.  d.  slawische  Liturgie,  1899.  W.  Feierfeil, 
D.  hjstor.  Entwicklung  d.  glagolit.  Kirchensprache  b.  d.  kath.  Südslawen  (Th. 
Qscli"'  LXXXVIIl  [1906]  61  ff).  L.  Jelic,  Fontes  historici  liturgiae  Glagolito- 
Rom/nae  a  XIII.  ad  XIX.  saeculum,  1906  ff.  L.  Petrovic,  Disquisitio  historica 
in  originera  usus  slavici  idiomatis  in  liturgia  apud  Slavos  ac  praecipue  Croatos, 
1908.     V.  Jagic,  D.  Entstehungsgschte  d.  kirchenslaw.  Sprache*,  1918. 

*  Ben  ed.  XIV.,  „Etsi  pastoralis'  v.  26.  Mai  1742;  .Demandatam"  v.  24.  Dez. 
1743;  ,Allatae".v.  26.  Juli  1755.  Pius  IX.,  Jn  suprema"  v.  6  Jan.  1848;  „Romani 
Pontifices^  v.  6.  Jan.  1862;  .Amantissimus"  v.  8.  April  1862.  Leo  XIII. ,  ,Orien- 
talium"  V.  30.  Nov.  1894.  D.  betreff,  päpstl.  Verfügungen  sind  gesammelt  i.  Coli. 
Lac.  II  481  ff.  —  Streng  genommen  ist  zw.  Liturgie  u.  Ritus  z.  unterscheiden.  D. 
Ritus  enthält  nicht  bloß  Abweichungen  i.  Gottesdienst,  sondern  a.  i.  d.  Disziplin.  — 
Strengstens  verboten  ist  jede  permixtio  rituum.  C.  9  11,  X  de  temp.  ordin.  I,  11. 
C.  14,  X  de  off.  jud.  ordin.  I,  31.  Pius  X.  gewährte  a.  14.  Sept.  1912  große 
Milderungen  bezügl.  d.  Empfangs  d.  Kommunion  (Acta  Ap.  Sedis  IV  [1912]  609  ff). 
Üb.  d.  Ruthenen  i.  Nordamerika  u.  Kanada  (Acta  S.  Sedis  XLI  [1908]  3  ff;  Acta 
Ap.  Sedis  V  [1913]  .393  ff).  —  Ben  ed.  XIV.,  Opera  inedita.  Ed.  Heiner  (1904) 
1  ff.  J.  Hergen  röther,  D.  Rechtsverhältnisse  d.  verschied.  Riten  innerh.  d.  kath. 
K.  (A.  f.  k  KR.  VII  [1862]  169  ff).  A.  f.  k.  KR.  IX  (1863)  196  ff;  XIV  (1865)  3  ff. 
J.  Papp-Szilägyi,  Enchiridion  jur.  eccles.  Orient,  catholicae,  1862.  Jus  eccles. 
circa  conrelationes  utriusque  ritus  in  Galicia,  1865.  A.Arndt,  D.  gegenseit.  Rechts- 
verhältnisse d.  Riten  i.  d.  kath.  Kirche  (A.  f.  k.  KR.  LXXI  [1894]  193  ff).  Ders.,  D. 
gegenseit.  Rechtsverhältnisse  d.  Riten  i.  d.  Lemberger  Kirchenprovinz  (Theol.-prakt. 


250    I^"-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche,    2.  Abschn.    3.  Kap. :  D.  Kultus. 

Ebenso  ist,   abgesehen   von   den   streng  liturgischen   Akten,   der  Ge- 
brauch der  Landessprache  bei  den  Volksandachten  zulässig  ^ 

§  159. 
Die  heilige  Messe. 

Decr.  Grat.  D.  I  II  de  cons.  Decr.  Greg.  IX.  1.  III,  t.  41  de  celebr.  miss.  et 
sacr.  euchar. ;  t.  44  de  custod.  euchar.    Const.  Clem.  III,  14.    Extrav.  comm.  III,  11. 

Z.  alt.  Lit.  vgl.:  Seh  er  er,  KR.  II  648;  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr. 
318  f;  Bart  mann,  Lehrb.  d.  Dogm. «  729  fF;  Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  III  343  ff. 
—  F.  X.  Schmid,  Meßopfer,  Meßapplikation  u.  Meßstipendien,  1834.  M.  Ver- 
h  o  e  V  e  n  ,  Dissertatio  canonica  de  sacrificio  missae,  1842,  F.  Probst,  D.  Verwaltung 
d,  Eucharistie  als  Opfer 2,  1857.  F.  Kössing,  Liturg,  Vorlesungen  üb.  d.  heil. 
Messe  ^  1869.  N.  Gihr,  D.  heil.  Meßopfer  dogmat.,  liturg.  u.  aszet.  erklärt,  1877; 
''1912.  A.  Franz,  D.  Messe  i.  deutsch.  MA.,  1902.  S.  Many,  Praelectiones 
canon.  de  missa  cum  appendice  de  ss.  euchar.  sacr.,  1903.  Schanz  a.  a.  0.  432 ff. 
Pesch,  Praelectiones  dogmaticae  VI  ^  358  ff.  B  artman  n  a.  a.  0.  729  ff.  Pohlo 
a.  a.  0.  343  ff.     Tbalh  of  er-Eisenhof  er  a.  a.  0.  II  1  ff .    Vgl.  a.  d.  Lit.  z.  §  116. 

1.  Die  Eucharistie  ist  nicht  nur  Sakrament,  sondern  auch  das 
immerwährende  Opfer  des  Neuen  Bundes  2.  Das  eucharistische  Opfer, 
das  den  Mittelpunkt  des  ganzen  katholischen  Gottesdienstes  bildet, 
hat  den  Namen  missa,  Messe,  erhalten^. 


Qsch.  XLVII  [1894]  795  ff).  De  rituum  relatione  juridica  ad  invicem  (Analecta  eccies. 
II  [1894]  416  ff;  sep.  1895).  A.  Frey,  D.  Riten  d.  kath.  K.  i.  ihr.  Verhältn.  zu- 
einander (Katholik  1903,  I  506  ff),  E.  Likowski,  Union  de  l'Eglise  grecque- 
ruthene  en  Pologne  avec  l'Eglise  romaine  conclue  ä  Brest  en  Lithuanie  en  1596, 
1903.  I.  Silberna  gl,  Verfassung  u.  gegenw.  Bestand  sämtl.  Kirchen  d.  Orients, 
-hgg.  V.  J.  Schnitzer,  1904.  J,  Roth,  Z  Frage  d.  gegenseitig.  Rechtsverhält- 
nisses zwisch.  Lateinern  u,  Ruthenen  (Theol.-prakt.  Qsch.  LXllI  [1910]  720  ff). 
Schulte,  Lehrb.  d.  kath.  u.  evung.  KRs^  (1886)  455  ff.  Hinschius,  KR.  IV 
(1888)  426  ff.  Lämmer,  KR.  ^  (1892)  196  ff.  Vering,  KR.  ^  (1893)  834  ff. 
Seh  er  er,  KR.  II  (1898)  651  f.     Laurentius,  Institutiones  ^  607  f. 

^  T  h  a  1  h  0  f  e  r  -  E  i  s  e  n  h  0  f  e  r  a.  a.  0.  I  247  ff.  Vgl.  ab.  a.  W  e  r  n  z ,  Jus  decrc- 
taliura  III  22  (1908),  122  f.  —  Vgl.  noch:  J.  Mast,  Rom  u.  d.  Kultus  (Th.  Qsch. 
XXVI  [1844]  575  ff).  Ders. ,  D.  Humanität  d.  Kirche  a.  d.  Gebiete  d.  Kultus 
(Ebd.  XXVUI  [1846]  405  ff ).  —  Üb.  Wünsche  a.  d.  Vatic.  Granderath-Kirch, 
Gesch.  d.  Vatik.  Konzils  I  445. 

2  Trid.  sess.  XXII  de  sacrif.  miss.  c.  1. 

^  Missa  ist  gleich  missio,  dimissio.  I.  d.  alt.  Liturgie  gab  es  e.  doppelte  missa 
{■=  missio),  e.  m.  catechumenorum  n.  d.  Evangelium  u.  0.  m.  üdelium  n.  d.  Segen. 
Per  Synekdochen  Avunlcn  d.  beiden  Teile  d,  Gottesdienstes  später  als  m.  catochumeno- 
rum  u.  m.  fidelium  bezeichnet.  D.  Bezeichnung  missa  f.  d.  ganze  eucharist.  Feier 
i.  Sinne  uns.  heutigen  „Mefsopfer"  findet  s.  wohl  zuerst  b.  Ambrosius.  0.  Rott- 
manner,  Üb.  neu.  u.  alt.  Deutungen  d.  VV^ortes  missa  (Th.  Qsch.  LXXI  [1889]53lff; 
a.  i.  R.  .lud.  Od,  Rottm. ,  Geistesfrüchte  a.  d.  Klosterzelle  |1908]  135  ff).  K.  A. 
H.  Kellner,  Wo  u.  seit  wann  wurde  missa  stehende  Bezeichnung  f.  d.  Meßopfer? 


§  159.    Die  heilige  Messe.  251 

2.  Die  Messe  war  ursprünglich  immer  Gemeindegottesdienst.  Die  Geist- 
lichen und  die  Laien  empfingen  die  Kommunion  aus  der  Hand  des  zelebrierenden 
Bischofs  oder  Priesters  ^  Seit  dem  7.  Jahrhundert  aber  trat  neben  die  missa 
publica  die  missa  privata,  bei  der  nur  der  zelebrierende  Geistliche  kom- 
munizierte. Manche  lasen  auch  Messe,  ohne  daß  irgend  jemand  anwesend 
war,  missa  soiitaria.  Das  letztere  wurde  aber  bald  verboten  und  die  An- 
wesenheit wenigstens  von  Ministranten  gefordert  2. 

Aus  den  heutigen,  keineswegs  ganz  reinlich  durchzuführenden 
Unterscheidungen  der  Messen  in  missae  de  tempore  bzw.  de  sanctis 
und  m.  votivae,  missae  publicae  und  m.  privatae  ist  für  das  Recht 
namentlich  die  erstere  Unterscheidung  von  Bedeutung,  indem  die 
missae  de  tempore  und  de  sanctis  in  der  Regel  an  den  Tagen,  auf 
die  sie  festgesetzt  sind,  gefeiert  werden  müssen,  während  die  Votiv- 
messen  nicht  an  bestimmte  Tage  gebunden  sind,  aber  doch  auch  ge- 
setzlich vorgeschrieben  sein  können  3. 

3.  In  den  ersten  christlichen  Jahrhunderten  wurde  die  Eucharistie  durch 
den  Bischof  unter  Assistenz  der  Priester  und  des  übrigen  Klerus  gefeiert. 
Ein  Priester  konnte  nur  im  Auftrag  oder  wenigstens  nur  mit  Zustimmung 
des  Bischofs  zelebrieren.  Von  der  bischöflichen  Kirche  wurde  dann  z.  B.  in 
Rom  die  Eucharistie  durch  die  Akoluthen  andern  Kirchen  gebracht.  Seit  dem 
7.  Jahrhundert  aber  fingen  die  Priester  an,  selbständig  Messe  zu  lesen*. 

Fähig  zum  Zelebrieren  sind  die  gültig  geweihten  Priester^.  Be- 
rechtigt dazu  sind  solche  Priester,   wenn  sie  sich  in  keiner  Irregula- 

(Ebd.  LXXXIII  [1901]  427  ff).  Funk,  D.  Anfänge  v.  missa  =^  Messe  (Abh.  u. 
Unters.  III  134  ff).  Zuletzt  H.  Koch,  Missa  b.  hl.  Ambrosius  u.  d.  Ursprung  d. 
Wortes  (Katholik  1908,  I  114ff).    Th  alhof  er-Eisenhof  er  a.  a.  0.  II  2  flF. 

'  Ob.  S.  34  f  38. 

2  Syn.  V.  Mainz  a.  813,  c.  43.  Harduin,  Acta  conc.  IV  1051.  Knöpf  1er, 
Kgschte^  114  f  215  277.     Funk-Bihlmey  er,  Kgschte«  78  ff  230  347. 

^  Missale  Rom.  Ruhr,  gener.  pr.  Thalhof  er-Eisenhof  er  a.  a.  0.  II  244ff. 
D.  Unterscheidung  zw.  m.  privata  u.  publica  bezieht  s.  entweder  darauf,  ob  d.  Priester 
allein  kommuniziert  oder  a.  andere,  oder  darauf,  ob  d.  Messe  m.  öffentl.  kund- 
gegebener Intention,  unt.  Anwesenheit  d.  Gemeinde  oder  nur  i.  Gegenwart  einiger 
Personen  zelebriert  wird,  oder  darauf,  ob  d.  Messe  m.  Gesang  u.  Musik  (m.  can- 
tata),  unt.  Assistenz  v.  Leviten  (m.  sollemnis),  oder  ganz  still  gefeiert  wird.  So 
Scherer,  KR.  II  660.  Vgl.  a.  üb.  d.  Arten  d.  Messe:  Hinschius,  KR.  IV 
194  ff;  Wernz,  Jus  decretalium  111  2  2  (1908),  160.  D.  Tridentinuin  nahm  d. 
Privatmesse,  i.  welcher  d.  Priester  allein  kommuniziert,  geg.  d.  Angriffe  d.  Refor- 
matoren a.  dieselbe  als  „Winkelmesse *"  i.  Schutz.  Sess.  XXII  de  sacrif.  miss.  c.  6; 
can.  8.  H.  Grisar,  Luther  II 2  (1911)  804  ff  812  ff.  D.  Meinung  v.  K.  Müller, 
Kirche,  Gemeinde  u.  Obrigkeit  n.  Luther  (1910)  89  ',  daß  z.  Zeit  Luthers  d.  Unter- 
scheidung V.  missa  publica  u.  m.  privata  noch  ganz  eindeutig  gewesen  sei ,  ist 
sicher  unrichtig.  "*  Vgl.  A.  2. 

^  C.  1,  §  3,  X  de  summa  Trinit.  I,  1,  Trid.  sess.  XXll  de  sacrif.  miss.  c.  1 ; 
can.  2. 


252    I^  •  Buch.    Die  Vcrwaltimg  der  Kirche.    2.  Abschii.     3.  Kap  :  D.  Kultus. 

rität  oder  Zensur  befinden  und  von  ihrem  Obern  die  Erlaubnis  zum 
Messelesen  erhalten  haben  ^  Fremde  Geistliche  sollen  nicht  ohne 
die  erforderlichen  litterae  commendaticiae  zum  Zelebrieren  zugelassen 
werden  2. 

4.  Vom  5.  bis  zum  10.  Jahrhundert  war  die  täglich  öftere  Zelebration 
in  voller  Übung.  Wegen  der  damit  verbundenen  Mißstände  mußten  aber  Be- 
schränkungen eintreten.  So  verbot  die  Synode  von  Seligenstadt  im  Jahre 
1022  dem  Priester,  täglich  mehr  wie  drei  Messen  zu  lesen  ^.  Das  Dekretalen- 
recht  gestattet  entsprechend  früheren  Verordnungen  nur  eine  tägliche  Messe, 
außer  an  Weihnachten  und  im  Notfall  *.  Anderseits  sollen  nach  ihm  die  Prie- 
ster wenigstens  viermal  im  Jahre  zelebrieren  ^ 

Nach  Maßgabe  des  Amtes  sind  diejenigen  zum  Zelebrieren  ver- 
pflichtet, welche  ein  solches  innehaben,  namentlich  die  Seelsorge- 
priester <^.  Die  übrigen  Geistlichen  soll  und  kann  der  Bischof  anhalten, 
wenigstens  an  Sonn-  und  Feiertagen  Messe  zu  lesen '^.  Übrigens 
kann  jeder  Priester,  mit  Ausnahme  des  Gründonnerstags,  Karfreitags 
und  Karsamstags,  an  welchen  Tagen  die  Privatmessen  verboten  sind  ^, 
jeden  Tag  zelebrieren.  Öfteres  Zelebrieren  an  einem  Tag  ist  nur 
noch  an  Weihnachten  erlaubt  '•^.  Außerdem  kann  der  Bischof  in  Not- 
fällen  Bination   siestatten  lo.     Für  die   zweite  Messe   darf  aber   ohne 


'  Trid.  sess.  XXII  decr.  de  observand.  et  evitand.  in  celebr.  miss. ;  Sess.  XX III 
de  sacr.  ord.  can.  7. 

2  C.  1  2  3,  X  de  der.  peregr.  I,  22.  Trid.  sess.  XXII  decr.  de  observ.  etc.: 
Sess.  XXIII  de  ref.  c.  16.  Vgl.  Bd  I,  S  242.  Üb.  Gnadenstand  u.  Nüchternheit 
ob.  S.  38  42.     Wernz,  Jus  decretalium  III  2  2  (1908),  166  f. 

3  C.  5.     Harduin,  Acta  conc.  VI  829. 

'  C.  53  (Alex.  II.  a.  1061-1073),  D.  I  de  cons.  C.  3  12,  X  de  celebr.  miss. 
III,  41. 

•^  C.  9,  X  h.  t.  III,  41.  Knöpfler,  Kgschte^  277  329  462.  Funk-Bihl- 
raeyer,  Kgschte  ^  347  453.     Thalhof  er-Eisenhof  er  a.  a.  0.  II  259  ff. 

«  Trid.  sess.  XXIII  de  ref.  c.  14.     Üb.  d.  Applikationspflicht  Bd  I,  S.  482  f. 

"'  Trid.  a.  a.  0.  Üb.  e.  a.  göttl.  Recht  beruhende  Verpflichtung  W  e  r  n  z  a- 
a.  0.  167. 

"  C.  S.  Rit.  20.  April  1707;  12.  Sept.  1716;  27.  Mai  1895.  A.Gründonnerstag 
könnte  d.  Bischof  private  Messe  erlauben.     C.  S.  Rit.   15.  März  1712. 

^  C.  3,  X  de  celebr.  miss.  III,  41.  D.  spau.,  portug.  11.  siidamerik.  Pricstoi 
dürfen  a.  a.  Allerseelen  dreimal  zelebrieren.  Ben  ed.  XIV.,  „Quod  expensis"  v. 
26.  Aug.  1748.     Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae  (1899)  Nr  348. 

'°  Bencd.  XIV.,  „Declarasti"  v.  16.  März  1746  u.  „Quod  expensis"  v.  26.  Aug. 
1748.  A.  d.  Quinqueniuilfakultäten  pro  foro  externo  n.  15  entluilten  diese  Befugnis. 
.Schneider,  Fontes  jui-.  noviss.  89.  Doch  .soll  d.  Bischof  nur  a.  d.  gewichtigsten 
Gründen  d.  Bination  gestatten.  E.  solcher  ist  namentl.,  wenn  d.  Gläubigen  sonst 
ihrer  sonntägl.  Pflicht  nicht  genügen  könnten.  E.  Spezifikation  d.  Notfälle  b.  • 
Hinscbius,   KR.  IV186f;  Sc  h  erer ,  KR.  II  658  "  ;  Leb  m  k  u  b  1 ,  Thool.  moral." 


§  159.    Die  heilige  Messe.  253 

päpstliches  Indult  kein  Stipendium  genommen  werden,  höchstens  mit 
bischöflicher  Erlaubnis  eine  Remuneration  für  die  äußere  Mühe^ 

5.  Der  eucharistische  Gottesdienst  wurde  zunächst  in  Privathäusern  ab- 
gehalten. Seit  dem  3.  Jahrhundert  hatten  die  Christen  aber  nachweisbar 
kirchliche  Gebäude.  Das  Gedächtnis  der  Märtyrer  wurde  in  den  Katakomben 
in  der  Nähe  der  Gräber  gefeiert  2. 

Nach  geltendem  Recht  ist  der  Ort  der  Zelebration  eine  konsekrierte 
oder  benedizierte  Kirche,  die  nicht  exsekriert,  polluiert  oder  interdiziert 
sein  darf,  oder  ein  konsekriertes  oder  benediziertes  öffentliches  oder 
halböffentliches  Oratorium,  näherhin  der  konsekrierte  Altar  ■^.  In  einem 
Privathaus  darf  nicht  Messe  gelesen  werden*.  In  Privatoratorien  darf 
mit  päpstlicher  Erlaubnis  nur  eine  tägliche  Messe,  aber  nicht  an  den 
höchsten  Festtagen  zelebriert  werden  5.  Nur  die  Kardinäle  und  Bischöfe 


II  170  ff.  Üb.  d.  Rituelle  b.  d.  Bination:  C.  S.  Kit.  11.  März  1858:  S.  C.  de  Prop. 
Fide  24.  Mai  1870  (A.  f.  k.  KR.  LXXIV  [1895]  138  ffj.  V.  Rom  ist  e.  zusammen- 
fass.  Erlaß  üb.  d.  Bination  z.  erwarten  (Acta  S.  Sedis  XLI  [19C8]  54  ff ;  A.  f.  k. 
KR.  LXXXVIII  [1908]  514  ff).  —  St.  J.  Neher,  D.  Bination  n.  ihr.  geschichtl. 
Entwicklung  u.  n.  d.  heut.  Recht,  1874.  K.  E.  Sehr  od,  D.  Bination  (Katholik  1878, 
II  365  ff).  Tachy,  Etüde  canonique  et  liturgique  sur  le  binage  (Rev.  d.  scienc. 
eccles.  XLVII  [1883]  125  ff).  R.  Scherer,  Üb.  d.  Bination  (Theol.-prakt.  Qsch. 
XXXVIII  [1858]  272  ff).  A.  Rösch,  D.  Bination  i.  alt.  Zeit  u.  n.  d.  jetzt  geltenden 
Rechte  (A.  f.  k.  KR.  LXXVII  [1897]  43  ff).  F.  S.  Renz,  D.  Bination  i.  ihr.  disciplina 
vigens  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  VIII  [1898]  635  ffj.  Thalhofer-Eisenhofer 
a.  a.  0.  II  261  f.  —  I.  d.  Diöz.  Rottenburg  kann  i.  unerwarteten  Notfällen  d.  Dekan 
ßinationsbefugnis  erteilen.  Ord.-Erl.  y.  9.  Febr.  1872.  Vogt,  Sammlung  69  f. 
Pfaff-SproU,  Gesetzeskunde  I  240  f. 

'  Wie  anderwärts,  so  dürfen  m.  päpstl.  Indult  a.  i.  d.  Diöz.  Rottenburg  a.  Sonn- 
u.  Festtagen  binierende  Priester  f.  d.  zweite  Messe  e.  Stipendium  annehmen,  welch, 
ab.  d.  Bischof  f.  d.  Diaspora  abzuliefern  ist.  Ord.-Erl.  v.  14.  April  1913  (Kirchl. 
Amtsbl.  1913,  Nr  8).  —  F.  d.  drei  Messen  a.  "Weihnachten  dürfen,  weil  i.  d.  kirchl. 
Liturgie  begründet,  drei  Stipendien  angenommen  werden. 

2  F.  Wieland,  Mensa  u.  Confessio.  Studien  üb.  d.  Altar  d.  altchristl.  Liturgie. 
I:  D.  Altar  d.  vorkonstant.  K.,  1906,  lehnt  f.  diese  früheste  Zeit  d.  Altargrab  ab 
(S.  156).  Ders.,  Altar  u.  Altargrab  d.  christl.  Kirchen  i.  4.  Jhdt,  1912.  Achelis, 
D.  Christentum  i.  d.  erst,  drei  Jhdten  I  155  ff;  II  55  ff. 

3  C.  1  (Pseudo-Felix)  11  (Ders.)  12  (Syn.  v.  Mainz  a.  888,  c.  9i  14 
(Pseudo-Clem.)  15  (Pseudo-S  ilvest.)  30  (Syn.  v.  Mainz  a.  888,  c.  9),  D.  I 
de  cons.  Trid.  sess.  XXII  decr.  de  observ.  etc.  Üb.  Kirchen,  Oratorien,  Altäre 
unt.  §  167. 

*  Trid.  a.  a.  0.  beseitigte  a  d.  Vorrechte  d.  Orden  hierin  (c.  30,  X  de  priviL 
V,  33). 

^  S.  C.  Conc.  10.  März  1615.  R  i  chter-Schul  t  e,  Conc.  Trid.  p.  132,  n.  13. 
Bened.  XIV.,  „Magno  cum"  v,  2.  Juni  1751.  Richter-Schulte  a.  a.  0.  510  ff. 
Weit.  Erklärungen  d.  C.  Conc.  b. :  Seh  er  er,  KR.  II  6602".  Alle  üb.  d.  privaten 
Oratorien  geltend.  Bestimmungen  faßt  zusammen  S.  C.  de  disc.  Sacr.  7.  Febr.  1909 


254    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.  3.  Kap.:  D.  Kultus. 

haben  das  Recht,  auf  Reisen  in  ihrer  jeweiligen  Wohnung  zelebrieren 
zu  dürfen  ^  Im  Notfalle  kann  an  jedem  anständigen  Ort  die  Messe 
gelesen  werden  2.  Auch  können  die  Bischöfe  die  Erlaubnis  hierzu  auf 
Grund  der  Quinquennalfakultäten  geben  2. 

G.  Entsprechend  der  Zeit  des  Abendmahles  fand  die  eucharistische  Feier 
ursprünglich  am  Abend  statt.  Sie  wurde  aber  schon  bald  auf  den  Morgen 
verlegt.  Tage  der  Feier  waren  der  Sonntag,  die  Stationstage,  überhaupt  jeder 
Tag,  wie  schon  in  der  Urkirche  zu  Jerusalem  ein  tägliches  Brotbrechen 
stattfand  *. 

Dementsprechend  darf  die  Messe  an  allen  Tagen  gelesen  werden 
mit  Ausnahme  des  Karfreitags,  an  welchem  die  sogenannte  missa 
praesanctificatorum  stattfindet^.  Und  zwar  darf  zelebriert  werden  „ab 
aurora  usque  ad  meridiem",  von  Tagesanbruch  bis  zwölf  Uhr  mittags^. 
Doch  darf  man  so  früh  beginnen,  daß  die  Messe  schon  mit  Eintritt 
der  Morgendämmerung   beendigt  ist,   und  so   spät  anfangen,   daß   sie 


(A.  f.  k.  KR.  XCI  [1910]  161  ff;  Canoniste  cont.  XXXIII  [1910]  500  ff).  —  N.  e. 
Entscheidung  ders.  Kongregation  v.  23.  Dez.  1912  kann  d.  Bischof  a.  gut.  Gründen 
per  modum  actus,  d.  h.  vorübergehend  gestatten,  „ut  sacrosancta  missa  extra  locum 
sacrum  privatis  in  domibus  celebretur  non  tarnen  in  cubiculo  scd  in  loco  decenti 
servatisque  aliis  de  jure  servandis  et  gratis  omnino  quocunque  titulo"  (Acta  Ap.  Sedis 
IV  [1912]  725;  Canoniste  cont.  XXXVI  [1913]  94  ff).  So  kann  d.  Bischof  Kranken 
d.  Anhören  d.  hl.  Messe  ermöglichen.  —  Üb.  Antrag  a.  d.  Vatic. :  Lämmer,  Z. 
Kodif.  d.  kan.  Rs  158. 

»  C.  12  in  Vi*°  de  privil.  V,  7.  Klem.  XI.  v.  15.  Dez.  1703.  Richter- 
Schulte  a.  a.  0.  p.  131,  n.  12.  Innoz.  XIII.,  „Apostolici  ministerii"  v.  23.  Mai 
1723.  §  24.  Bened.  XIV.,  „Magno  cum"  cit.  §§  4—7.  Scherer,  KR.  II  632. 
Vgl.  Bd  I,  S.  413  444. 

2  C.  1  11  (Pseudo-Felix)  30  (Syn.  v.  Mainz  a.  888,  c.  9),  D.  I  de  cons. 
„Necessitas  legem  non  habet"  sagt  c.  11  cit. 

'  Facultates  pro  foro  externo  n.  15.  Schneider,  Fontes  jur.  noviss.  89.  — 
I.  10  Fällen  können  d.  Bischöfe  kranken  Priestern  d.  Hausinesse  gestatten.  S.  C. 
de  di.sc.  Sacr.  7.  Febr.  1909;  vgl.  S.  253,  A.  5.  Vgl.  a.  Scherer,  KR.  II  660".  - 
A.  d.  Schiff  darf  zelebriert  werden,  u.  zwar  ohne  priesterl.  Assistenz,  wenn  d.  Meer 
ruhig  ist,  a.  anstand.  Ort.  C.  S.  Rit.  4.  März  1901.  S.  C.  de  Prop.  Fide  1.  März 
1902;  13.  Aug.  1902  (A.  f.  k.  KR.  LXXXII  [1902]  361:  LXXXIII  [1903]  255). 
C.  S.  Rit.  30.  Juni  1908  (Acta  S.  Sedis  XLI  [190^]  593). 

*  Knöpfler,  Kgschte'^  115.  Funk -B  i  h  1  m  ey  er ,  Kgschte«  78  f  230.  Ache- 
lis,  D.Christentum  i.  d.  erst,  drei  Jhdten  I  172ff;  II  66  ff.  Thalhof  er-E  isen- 
hofer  a.  a.  0.  II  255  ff.  Geg.  d.  urspriingl.  tägl.  eucharist.  P'eier  Bastien,  De 
frequenti  quotidianaquc;  communione  etc    (1907)  6  ff.     Vgl.  ob.  S.  40,  A.  2. 

'  C.  13  (Innoz.  1.  a.  416),  D.  III  de  cons.  C.  72  (Syn.  v.  Chalons  a.  818 
c.  39),  D.  I  de  cons.  Missale  Rom.  Ruhr,  gener.  pr.  -  F.  Raible,  Üb.  Urspr., 
Alter  u.  Entwickl.  d.  missa  praesanctific.  (Katholik   1901,  I  148  ff). 

"  C.  51  (Leo  I.  a.  445),  D.  I  de  cons.  Trid.  sess.  XXII  decr.  de  observ.  etc. 
Mis.sale  Rom.  Ruhr,  gener.  XV,  1.     Pius  V.,  „A<1  cujus"  v.  29.  März  1566. 


§  159.    Die  heilige  Messe.  255 

erst  nach  der  Mittagsstunde  beendigt  wird  i.  Nachts  darf  nur  an 
Weihnachten  zelebriert  werden,  und  nur  eine  Messe -.  über  die  Dauer 
der  einzelnen  Messe  ist  nichts  bestimmt. 

7.  Was  die  Materie  und  die  Form  des  eucharistischen  Opfers  be- 
trifft, so  ist  nach  göttlichem  Recht  die  Materie  Brot  aus  Weizenmehl 
und  Wein  aus  der  Traube,  die  Form  aber  sind  die  von  Christus  bei 
Einsetzung  des  Abendmahls  gesprochenen  Worte  ^.  Noch  näher  be- 
stimmte das  kirchliche  Gesetz  im  Abendlande  seit  dem  8.  Jahrhundert, 
daß  ungesäuertes  Brot  benützt  werde,  während  die  Orientalen  ge- 
säuertes gebrauchen*,  und  daß  dem  Wein  etwas  Wasser  beigemischt 
werde  '\ 

8.  Endlich  ist  die  Messe  zu  lesen,  entsprechend  den  Rubriken 
des  Missale  namentlich   auch  über  die  liturgischen  Gewänder,   Kelch, 


*  Ben  ed.  XIII.  v.  20.  Dez.  1724  erklärte,  daß  zelebriert  werden  könne  ,a  tertia 
horae  parte  ante  auroram  ad  tertiam  horae  partera  post  meridiem".  Bened.  XIV., 
Institutiones  LXVJII,  11.  A.  s.  sollte  d.  Zeit  matheraatisch  bestimmt  werden. 
Doch  darf  zelebriert  werden,  wann  d.  Leute  s.  z.  Arbeit  erheben.  C.  S.  Rit.  18.  Sept. 
1634.  A.  Grund  d.  Quinquennalfakultäten  gewähren  d.  Bischöfe,  Messe  z.  lesen 
„per  unam  horam  ante  auroram  et  aliani  post  meridiem".  Facultates  pro  foro 
externo  n.  15.  Schneider  a.  a.  0.  Dab.  darf  man  s.  a.  d.  Orts-  od.  mittel- 
europäische Zeit  halten.    Vgl.  Bd  I,  S.  273,  A.  2;  ob.  S.  42,  A.  5. 

2  Missale  Rom.  Ruhr,  gener.  XV,  4.  C.  S.  Rit.  11.  Juni  1878;  2.  Juni  1883. 
D.  and.  Messen  dürfen  also  nicht  ante  auroram  begonnen  werden.  Üb.  Konzessionen 
f.  Klöster  usw.  vgl.  ob.  S.  42 ,  A.  4.  1.  d.  päpstl.  Kapelle  wird  schon  etwas  v. 
Mittemacht  angefangen.  Bened.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  VI,  c.  8,  n.  13  ff.  Thal- 
hofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  II  265  f. 

'  Mt  26,  26  ff.  Mk  14,  22  ff'.  Lk  22,  19  f.  1  Kor  11,  23  ff.  C.  1—5,  D.  II 
de  cons.  C.  6,  §  1 ;  7  8  13,  X  de  celebr.  miss.  III,  41.  Eugen  IV.,  Ad  Armenos. 
Denzinger-Bannwart,  Enchiridion '^  Nr  698.  Trid.  sess.  XllI  de  sacr.  euchar. 
c.  1  3:  Sess.  XXII  de  sacrif.  miss.  c.  1.  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  377  ff. 
Pesch,  Praelectiones  dogmaticae  VP  326  ff.  Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  719  ff. 
Pohle,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  III  299  ff. 

*  C.  14,  X  de  celebr.  miss.  III,  41.  Eugen  IV.,  Decr.  unionis  Graecor. 
Denzinger-Bannwart  a.  a.  0.  Nr  692.  Missale  Rom.  De  defect.  i.  celebr. 
miss.  occurr.  III,  3.  Bened.  XIV.,  „Etsi  pastoralis'*  v.  26.  Mai  1742.  §  6; 
.Allatae^  v.  26.  Juli  1755.    §  34. 

^  C.  2  (Cypr.  a.  254)  83  (Ambr.?),  D.  II  de  cons.  C.  6,  §  1 ;  13  14,  X  de 
celebr.  miss.  III,  41.  Eugen  IV.,  Ad  Armenos.  Denzinger-Bannwart 
a.  a.  0.  Nr  698.  Trid.  sess.  XXII  de  sacrif.  miss.  c.  7 ;  can.  9.  —  I.  e.  Reihe  v. 
Entscheidungen  d.  C.  Inq. :  v.  4.  März  18^7;  30.  Juli  1890;  19.  April  u.  25.  Juni  1891 ; 
5.  Aug.  1896;  22.  Mai  1901  wurde  z.  Weine  e.  Zusatz  v.  Alkohol  b.  z.  18  Prozent 
gestattet  (A.  f.  k.  KR.  LXVI  [1892]  190:  LXXVII  [1897]  134  569  f).  Nicht  ab. 
darf  alkoholfreier  Wein  verwendet  werden.  Köln.  Pastoralbl.  XLV  (1911)  86  183  f. 
Es  darf  a.  künstl.  Wasser  verwendet  werden.  S.  C.  Inq.  11.  Aug.  1904  (Canoniste 
cont.  XXVII  [1904]  672).     Thalhof er-Eisenhof er  a.  a.  0.  II  109  ff. 


256    I^-  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.    2.  Abschn.     3.  Kap. :  D.  Kultus. 

Patene  und  Altar,  mit  wenigstens  einem  Ministranten  und  ohne  Unter- 
brechung außer  wegen  gesetzlichen  Grundes  K 

g  160. 
Die  Meßstipendieii  und  3Ießstiftniigeii. 

Thomassin  P.  III,  1.  1,  c.  70  ff.  Bened.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  V,  c.  8  9.  — 
F.  X.  Schniid,  Meßopfer,  Meßapplikation  u.  Meßstipendien,  1834.  G.  Geyer. 
De  missarum  stipendiis,  1864.  Tachy,  Les  honoraires  des  messes  (Rev.  d.  scienc. 
eccles.  XLVIII  [1884]  470  ff).  Seng  er,  D.  kirchl.  Grundsätze  üb.  Meßstipendien 
u.  Meßreduktionen  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  I  [1891]  502  ff).  D.  kirchl.  Bestim- 
mungen üb.  d.  Meßstipendien  (A.  f.  k.  KR.  LXVIII  [1892]  265  ff).  J.  Ch.  Joder, 
Üb.  Meßstipendien,  1893.  0.  Link,  Meßstipendien,  1901.  [Unkritisch.]  B.  Dol- 
hagaray,  Le  trafic  des  honoraires  des  messes  (Rev.  d,  scienc.  eccles.  sept.,  1901  ff). 
A.  B.  (ou  d  inhon),  Le  nouveau  decret  sur  les  honoraires  des  messes  (Canoniste  cont. 
XXVII  [1904]  449  ff).  L.  van  Ruymbeke,  Des  honoraires  des  messes  (Nouv. 
Rev.  theol.  XXXVI  [1904]  438  ff).  A.  Geiger,  D.  Meßstipendienrecht  d.  kath. 
Priester  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XV  [1905]  455  ff  702  ff).  M.  Bargilliat, 
Les  honoraires  de  messe,  1905.  J.  B.  Ferr  er  es,  Lo  que  debe  hacerse  y  lo  que 
hay  que  evitar  en  la  celebraciön  de  las  misas  manuales^  1906.  Bayle,  Pr^cis 
canonique  sur  l'application  du  saint  sacrifice  de  la  messe,  1907.  A.  Arndt,  Meß- 
stipeudien  (Kath.  Seelsorger  XIX  [1907]  401  ff).  G.  Euzet,  Nature  juriilique  de 
la  fondation  des  messes,  1907.  F.  Dejust,  Des  fondations  des  messes,  1908. 
A.  Blalse,  Des  fondations  des  messes  envisagees  specialement  en  face  du  regime 
actuel  de  Separation  des  eglises  et  de  l'etat,  1909.  G.  Regnier,  Fondation  des 
messes.     Nature  juridiquc.     Action  en  reprise    et    en  rcvendication.     Loi    du  9  d^c. 


'  Eingehend  darüb.  z.  handeln  ist  Sache  d.  Pastoraltheol.  bzw.  d.  Liturgik. 
Vgl.  z.  B.  Pruner,  Lehrb.  d.  Pastoraltheol.^  I  17  ff;  Schüch-Polz,  Handb. 
d.  Pastoraltheol. '5  306  ff;  T  h  alh  of  er-Eise  nhof  er  a.  a.  0.  I  404  ö".  Einläßl. 
Jiandeln  darüb.  a.  manche  Moraltheologen,  z.  B. :  Lehm  kühl,  Theol.  moral.'*  II 
130  ff".  —  Üb.  liturg.  Gewänder,  Kelch,  Patene  u.  Altar  unt.  §  167.  —  D.  Syn.  v. 
Mainz  a.  813  (vgl.  ob.  S.  251,  A.  2)  hatte  noch  zwei  Kleriker  als  Ministranten 
gefordert.  Später  begnügte  man  s.  f.  d.  Privatmesse  m.  e.,  d.  a.  Laie  sein  kann. 
C.  6  15,  X  de  filiis  presbyt.  I,  17.  Trid.  sess.  XXII  decr.  de  observ.  etc.;  Sess.  XXIII 
de  ref.  c.  17.  I.  d.  Privatmesse  darf  nicht  mehr  als  e.  Ministrant  sein.  C.  S.  Rit. 
7.  Aug.  1627;  12,  Sept.  1857.  E.  Frauensperson  darf  nur  i.  Notfall  u.  v.  außerhalb 
d.  Altarschranken  respondieren.  C.  1,  X  de  cohab.  der.  et  mul.  III,  2.  C.  S.  Rit. 
27.  Aug.  1836;  4.  Aug.  1893;  12.  Jan.  1S94;  18.  März  1899.  A.  Arndt,  Darf  e. 
Frau  z.  Messe  ministrieren?  (A.  f.  k.  KR.  LXXXI  [1901]  162  ff).  1.  Notfall  könnte 
a.  ohne  Ministranten  zelebriert  werden,  so  v.  Missionär.  A,  können  d.  Bischöfe 
.solches  kraft  d.  Quinqucnnalfakultäten  gestatten.  Facultates  pro  foro  externe  n.  15. 
Schneider,  Fontes  jur.  noviss.  89.  —  üb.  Unterbrechung  d.  Messe:  Miss.  Rom. 
De  defect.  etc.  VIII,  5;  X,  2  3.  Wer  d.  Messe  ohne  Grund  unterbricht,  soll  sus- 
pendiert werden.  C.  57  (Syn.  v.  Rom  a.  743,  c.  18  14),  D.  1  de  cons.  S.  C.  Conc 
3.  Dez.  1735.  Richter-Scliulte,  Conc.  Trid.  p.  129,  n.  1.  —  E.  gute  Zusammen- 
.steihmg  d.  Vorschriften  fib.  d.  Meßopfer  i.  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae 
Latinae  (1899)  Nr  338  II. 


§  160.    Die  Meßstipendien  und  Meßstiftungen.  257 

1905,  1909.  J.Vogt,  D.  kirchl. Vermögensrecht 3  (1910)  101  ff.  F.  Brandileone, 
I  lasciti  per  1'  anima  e  la  loro  trasforraazione  (Estr.  delle  Memorie  del  Real  Istit. 
Veneto  di  scienze,  lettere  ed  arti),  1911.  M.  Falco,  Le  disposizioni  -pro 
anima",  1911  ff. 

1.  Die  Messe  kann  für  bestimmte  Personen  in  bestimmter  Absicht 
gelesen  werden,  oder  es  kann  der  fructus  medius  (ministerialis)  be- 
stimmten Personen  zugewendet  oder  appliziert  werdend  Die  Pflicht 
der  Applikation  beruht  zum  Teil  auf  kirchlichem  Gesetz'^,  zum  Teil 
auf  privatim  eingegangener  Verbindlichkeit:  auf  der  Annahme  eines 
Meßstipendiums  (eleemosyna  manualis,  Stipendium  manuale  sc.  missae, 
Manualmesse).  Die  freiwillige,  gewohnheitlich  oder  gesetzlich  normierte 
Gabe  nämlich,  welche  vor  allem  zum  Unterhalt  des  Priesters  gereicht 
wird  mit  der  Auflage,  eine  Messe  in  besonderer  Intention  zu  lesen, 
heißt  Meßstipendium.  Ihre  Begründung  haben  die  Meßstipendien  in 
dem  naturrechtlichen  Satz,  daß  derjenige,  welcher  dem  Altare  dient, 
auch  vom  Altare  leben  solle  ^.  Daher  hat  die  Kirche  ihre  Erlaubt- 
heit gegenüber  dem  Vorwurf  einer  darin  liegenden  Simonie  immer 
verteidigt  ^. 

Die  Meßstipendien  sind  entstanden  aus  den  ursprünglichen  Oblationen 
der  Gläubigen  bei  der  Messe  ^  Dafür  wurden  dann  die  iS^amen  der  lebenden 
und  verstorbenen  Wohltäter  während  der  Messe  aus  den  Diptychen  verlesen  ^. 
Diese  Naturalleistungen  scheinen  sich  aber  ziemlich  bald  in  Geldbeiträge 
umgewandelt  zu  haben ''.  Und  während  zunächst  die  Gabe  der  Kirche  zu- 
kam, fing  man  seit  dem  8.  Jahrhundert  an,  dieselbe  dem  Priester  zukommen 


^  Üb.  d.  Früchte  d.  Meßopfers:  Schanz,  D.  Lehre  v.  d.  heil.  Sakr.  491  f; 
Bart  mann,  Lehrb.  d.  Dogm.  2  756  f;  Po  hie,  Lehrb.  d.  Dogm.  =  III  410  flf.  Gut 
üb.  d.  verschied.  Einteilung  bzw.  Benennung  derselben  Lehm  kühl,  Theol.  moral.^' 
II  132  ff.     Üb.  d.  Personen,  f.  welche  appliziert  werden  kann,  Bd  I,  S.  83. 

2  Vgl.  Bd  I,  S.  444  447  482  f.  I.  Kathedral-,  KoUegiat-  u.  Klosterkirchen  ist 
tägl.  d.  Konventualmesse  f.  d.  Wohltäter  z.  lesen.  Ben  ed.  XIV.,  „Cum  semper" 
V.  19.  Aug.  1744.    §  1.    Vgl.  Bd  I,  S.  454. 

3  Mt  10,  10.     1  Kor  9,  13. 

*  So  Martin  V.,  Jnter  cunctas"  v.  22.  Febr.  1418,  Nr  19.  Pius  VL,  .Auctorem 
fidei"  V.  28.  Aug.  1794.  Prop.  damn.  30  54.  Denzinger-Bannwart,  Enchi- 
ridion^^  Nr  1530  1554.  D.  naturrechtl.  Begründung  vermag  allein  d.  Meßstipendien 
V.  d.  Vorwurf  d.  Simonie  z.  retten ,  nicht  irgend  welche  Jurist.  Qualifizierung  d. 
darin  liegenden  Rechtsgeschäftes,  welches  n.  Hinschius,  KR.  IV  209  ff,  e.  donatio 
8ub  modo  ist.  Seh  er  er,  KR.  II  654**.  Gut  Wernz,  Jus  decretalium  III  2- 
(1908),  173. 

^  Knöpf  ler,  Kgschte^  71  277.  Funk-Bihlmeyer,  Kgschte "  70  207  f. 
ThalhoferEisenhofer  a.  a.  0.  II  119. 

«  C.  73  (Innoz.  I.  a.  416),  D.  I  de  cons. 

"  Syn.  V.  Merida  a.  666,  c.  14.     Bruns,  Canones  II  90. 
Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    II.    3.  Aufl.  17 


258    IV-  Buch.    Die  Verwaltung  d.  Kirche.     2.  Abschii.     3.  Kap.:  D.  Kultus. 

zu  lassen,  der  die  gewünschte  Messe  las  K  Das  wurde  nach  und  nach  all- 
gemeine Übung  ^.  Wegen  der  dabei  aber  leicht  sich  einschleichenden  und 
tatsächlich  auch  vielfach  vorkommenden  simonistischen  Mißbrauche^  mußte 
die  kirchliche  Gesetzgebung  sich  der  Sache  entschieden  annehmen. 

IL  Außer  auf  einem  Manualstipendium  kann  die  Verpflichtung  zur 
Applikation  auch  auf  einer  Meßstiftung,  fundatio  missarum,  beruhen. 
Meßstiftungen  sind  bleibende  Zuwendungen  an  eine  bestimmte  Kirche 
oder  ein  bestimmtes  Benefizium,  damit  aus  deren  Erträgnissen  eine 
oder  mehrere  Messen  in  dieser  Kirche  in  bestimmter  Absicht,  in  der 
Regel  für  die  Seelenruhe  des  Stifters,  gelesen  werden  (Stiftungs- 
messen) ^.  Häufig  werden  dadurch  mit  Konsens  des  Bischofs  eigene 
Benefizien  konstituiert,  welche  dann  zu  den  beneficia  simplicia  gehören 
(Benefizialmessen)  5.  Meßstiftungen  können  nur  mit  Genehmigung  des 
Bischofs  gemacht  werden,  der  vor  allem  darauf  zu  sehen  hat,  ob  die 
Verpflichtung  am  betreffenden  Ort  erfüllt  werden  kann  und  ob  das 
Vermächtnis  genügend  ist^.  Wenn  fundationsmäßig  nicht  anders  be- 
stimmt ist,  so  ist  die  Verpflichtung  zur  Applikation  eine  dauernde, 
die  keiner  Verjährung  unterliegt '^.  Geht  aber  das  Stiftungskapital  zu 
Grunde,  so  erlischt  jede  Verpflichtung  s.  Verringert  sich  der  Grund- 
stock und  sind  die  Rechtsnachfolger  des  Stifters  zur  Ergänzung  un- 
fähig, oder  verändern  sich  die  Preis-  und  Geldverhältnisse,  so  daß 
wegen  des  geringen  Stipendiums  niemand  mehr  die  Applikation  voll- 
ziehen  will,   oder  häufen    sich   die   Stiftungen,    oder   tritt   dauernder 


^  Regula  Chrodegangi  c.  32.    Walter,  Fontes  43. 

2  C.  42,  X  de  Simon.  V,  3. 

^  Hier  ist  namentl.  z.  nennen  d.  missa  sicca  u.  d.  m.  bifaciata,  trifaciata. 
Ben  ed.  XIV.,  Do  syn.  dioec.  1.  V,  c.  8,  n.  8 ;  c.  9,  n.  4.  Michael,  Gesch.  d. 
deutsch.  Volkes  v.  13.  Jhdt  b.  z.  Ausg.  d.  MAs  ^  II  (1899)  47.  A.  Franz,  D.  Messe 
i.  deutsch.  MA.  (1902)  73  ff.     Thalhof er-Eisenhof er  a.  a.  0.  II  262. 

*  Wenn  nichts  üb.  d.  Willen  d.  Stifters  bekannt  u.  nichts  üb.  d.  Applikation 
angeordnet  wäre,  so  wäre  doch  f.  d.  Stifter  z.  applizieren.  S.  C.  Conc.  18.  Aug. 
1668;  27.  Aprü  1700;  23.  Juni  1725.  Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  136, 
n.  49  51  54. 

^  E.  Benefiziat,  welchem  stiftungsgemäß  tägl.  Applikation  aufliegt,  darf  bis- 
weilen d.  Zelebration  unterlassen  u.  einigemal  i.  Jahre  f.  s.  od.  andere  applizieren. 
Nur  wenn  absolut  a.  jedem  Tag  appliziert  werden  müfite,  müßte  i.  solchem  Falle 
durch  e.  andern  appliziert  werden.  S.  C.  Conc.  18.  Sept.  1683.  I.  Erkrankungsfallo 
ist  d.  Benefiziat  nicht  verpflichtet,  d.  e.  andern  zelebrieren  z.  lassen,  wenn  d. 
Krankheit  nicht  länger  (üb.  14  Tage)  dauert.  C.  11,  X  de  praeb.  III,  5.  S.  C.  Conc. 
4.  Juni  1689;  17.  Nov.  1695;  2.  Okt.   1721. 

«  Urban  VIII.,  „Cum  saepe  contingat"  v.  21.  Juni  1625.    §  7. 

'  S.  C.  Conc.  17.  Dez.  1718;  30.  Juli  1768.  Richter-Schulte  a.  a.  0. 
p.  138  139,  n.  75  76. 

»  S.  C.  Conc.  7.  Juni  1686;  8.  Juni  1705. 


§  160.    Die  Meßstipendien  und  Meßstiftungen.  259 

Priestermangel  ein,  so  kann  Reduktion  der  Stiftungsmessen  eintreten  i. 
Das  Tridentinum  hatte  die  Befugnis  hierzu  den  Bischöfen  eingeräumt  2. 
Aber  bereits  Urban  VIII.  hat  die  Reduktion  dem  Apostolischen  Stuhle 
reserviert^.  Ebendasselbe  gilt  auch  von  der  Kommutation,  wenn 
z.  B.  statt  einer  missa  cantata  künftighin  nur  noch  eine  Privatmesse 
gelesen  werden  soll.  Ebenso  bedarf  der  Bischof  päpstlicher  Bevoll- 
mächtigung bei  Translation  von  gestifteten  Messen,  wenn  Messen,  die 
an  einer  Kirche  persolviert  werden  sollen,  dort  nicht  mehr  gelesen 
werden,  aber  auch  nicht  reduziert  werden  können,  und  daher  behufs 
Persolvierung  an  eine  andere  Kirche  derselben  oder  einer  fremden 
Diözese  als  Manualstipendien  (missae  ad  instar  manualium*)  über- 
geben werden. 

IIL  Entsprechend  dem  Willen  des  Tridentinums  ^  fixieren  die 
Bischöfe  mit  oder  ohne  Diözesansynode  die  Höhe  des  Meßstipendiums : 
Synodal-  oder  Diözesantaxe.  Alle  neueren  Gesetze  zusammenfassend, 
verordnete  die  Congregatio  Concilii  in  Decretum  de  observandis  et  vi- 
tandis  in  missarum  manualium  satisfactione  vom  11.  Mai  1904  ß,  be- 
ginnend: „üt  debita",  über  die  Manualstipendien  nach  vorausgegangener 
Charakterisierung  derselben  das  Nachstehende: 

1.  Niemand  darf  sich  mehr  Messen  verschaifen  oder  annehmen,  als  er 
voraussichtlich  innerhalb  der  alsbald  näher  bezeichneten  Fristen  lesen  kann, 
und  zwar  entweder  selbst  oder  durch  die  ihm  untergebenen  Priester;  so  der 
Bischof  oder  der  Ordensobere. 

2.  Als  Zeitraum  (tempus  utile),  innerhalb  dessen  die  Zelebration  geschehen 
muß,  gilt  ein  Monat  für  eine  Messe,  ein  halbes  Jahr  für  hundert  Messen 
und  dementsprechend  eine  längere  oder  kürzere  Frist  je  nach  der  größeren 
oder  geringeren  Zahl  von  Messen  '^. 


^  E.  Reihe  v.  Entscheidungen  b.  Richter- S  eh ulte  a.  a.  0.  p.  139,  n.  82. 
Maßstab  f.  d.  Reduktion  ist  d.  f.  Manualmessen  übliche  Stipendium.  1.  jeder  d. 
Messen  ist  dann  sämtlicher  Stifter  z.  gedenken.  Trid.  sess.  XXV  de  ref.  c.  4. 
Wird  d.  herkömral.  Stipendium  v.  Bischof  erhöht,  so  dürfen  deswegen  d.  Meßstif- 
tungen noch  nicht  reduziert  werden.  S.  C.  Conc.  30.  März  1867.  A.  findet  nur  e. 
einmalige  Reduktion  derselb.  Stiftung  statt.  Richter -Schulte  a.  a.  0.  Anders 
b.  Reduktion  a.  bestimmte  Zeit. 

2  Sess.  XXV  de  ref.  c.  4. 

^  „Cum  saepe  contingat"  v.  21.  Juni  1625.  §  3.  Die  C.  Conc.  pflegt  d. 
Fakultät  z.  Reduktion  usw.  d.  Bischöfen  a.  drei  bzw.  zehn  Jahre  z.  erteilen.  Rottenb. 
Ord.-Erl.  v.  13.  Nov.   1910  (Kirchl.  Amtsbl.  1913,  Nr  23). 

*  So  bezeichnet  sie  d.  alsbald  näh.  z.  erwähnende  Dekret  v.  11.  Mai  1904. 

^  Sess.  XXII  decr.  de  observ.  et  evit.  i.  celebr.  missae. 

«  Acta  S.  Sedis  XXXVI  (1904)  672  ff;  A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  (1904)  586  ff. 

'  Diese  Termine  gelten  f.  d.  einzeln.  Stipendiengeber  bzw.  Stipendiennehmer. 
F.  Stipendien  ab.,    d.  e.  Priester  v.  Bischof   erhält,    läuft    d.    Frist  v.   Tage   d,    Zu- 

17* 


260    I^  •  Buch.   Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.   3.  Kap. :  D.  Kultus. 

3.  Niemand  darf  so  viele  Messen  annehmen,  daß  er  sie  voraussichtlich 
innerhalb  eines  Jahres  nach  Übernahme  der  Verpflichtung  nicht  lesen  kann, 
abgesehen  von  anderweitiger  Bestimmung  der  Stipendiengeber,  welche  aus- 
drücklich oder  stillschweigend  eine  kürzere  Frist  für  die  Zelebration  wegen 
eines  dringenden  Anliegens  wünschen  oder  eine  längere  Frist  gewähren  oder 
eine  größere  Zahl  von  Stipendien  aus  eigenem  Antriebe  geben. 

4.  In  dem  Dekret  „Vigilanti"  vom  25.  Mai  1893  ist  verordnet  worden, 
daß  in  Zuljunft  sämtliche  Benefiziaten,  Stiftungsverwalter  und  andere,  welchen 
in  sonstiger  Weise  die  Sorge  für  Persolvierung  der  Messen  obliegt,  am  Ende 
eines  jeden  Jahres  die  rückständigen  Meßverpflichtungen  an  ihre  Bischöfe 
in  der  von  diesen  näher  zu  bezeichnenden  Weise  abzuliefern  haben.  Diese 
Zeit  ist  so  zu  verstehen ,  daß  für  die  Stiftungs-  und  Benefizialmessen  die 
Pflicht  der  Ablieferung  eintritt  mit  dem  Schluß  des  Jahres,  in  welchem  sie 
hätten  persolviert  werden  müssen,  daß  aber  für  die  Manualraessen  die  Pflicht 
hierzu  beginnt  nach  Ablauf  eines  Jahres  seit  dem  Tage  der  Übernahme  der 
Messen,  wenn  deren  eine  große  Zahl  ist.  Anders  bei  geringerer  Zahl  von 
Manualmessen  oder  anderweitiger  Bestimmung  der  Stipendiengeber.  Die  bis- 
her genannten  Verpflichtungen  sind  schwere. 

5.  Wer  überflüssige  Meßstipendien  hat,  über  welche  er  frei,  aber  ent- 
sprechend dem  Willen  der  Stifter  oder  Spender  hinsichtlich  Zeit  und  Ort  der 
Zelebration  verfügen  darf,  kann  dieselben  an  seinen  Ordinarius  oder  den 
Heiligen  Stuhl  oder  auch  an  beliebige  Priester  der  eigenen  Diözese  abgeben, 
vorausgesetzt,  daß  sie  ihm  persönlich  bekannt  und  durchaus  zuverlässig  sind  ^ 

6.  Wer  Messen  mit  dem  zugehörigen  Stipendium  an  seinen  Ordinarius 
oder  an   den  Heiligen  Stuhl   abgegeben  hat,    ist  von  jeder   weiteren  Verant- 


weisung   a.     S.  C.  Conc.    27.  Febr.  1905  (Acta  S.  Sedis  XXXVII   [1904/05]    525  f). 
Üb.  terap.  utile  Bd  I,  S.  325. 

»  D.  Dekret  d.  S.  C.  Conc.  v.  22.  Mai  1907  (Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  344  ff) 
wurde  bestimmt,  daß  wer  i.  Zukunft  Meßintentionen  a.  Priester  außerh.  d.  eig. 
Diözese  verschicken  will,  dies  d.  d.  Ordinarius  d.  letzteren  tun  soll  u.  daß  Bischöfe 
u.  Priester,  welche  Meßintentionen  a.  Bischöfe  od.  Priester  d.  oriental.  Kirche  schicken 
wollen,  s.  daz.  d.  Vermittlung  d.  Propaganda  bedienen  sollen.  N.  Dekret  v.  9.  Sept. 
1907  (Acta  S.  Sedis  XLl  [1908]  145  f)  kann  d.  Zusendung  d.  d.  Apostel.  Delegaten 
i.  Orient  u.  d.  d  relig.  Genossenschaften  a.  ihre  Mitglieder  direkt  geschehen. 
Laut  Dekret  v.  18.  März  1908  u.  15.  Juli  1908  (ebd.  640  f)  können  Stipendien  d. 
Bischöfen  d.  oriental.  Kirche,  d.  ordentl.  Jurisdiktion  besitzen,  direkt  übersandt 
werden;  es  muß  ab.  d.  Apostel.  Delegat  d.  betreff.  Sprengeis  zwecks  Lberwachung 
benachrichtigt  werden.  N.  Erklärung  d.  Propaganda  handelt  es  s.  u.  Kirchen  d. 
oriental.  Riten  (Canoniste  cont.  XXXIV  [1911]  243).  E.  Verzeichn.  d.  Unifangs  d. 
betrefi".  Apostol.  Delcgaturen  i.  Canoniste  cont.  XXXll  (1909)  111  f.  Kollektanten 
oriental.  Riten  dürfen  n.  Dekr.  d.  Prop.  pro  ncgot.  Rit.  Orient,  v.  1.  Jan.  1912  i. 
nichts  angenommen  werden,  wenn  sie  nicht  e.  authentisches  Reskript  neuer.  Datums 
V.  d.  Propaganda  i.  Rom  vorweisen  können  (Acta  Ap.  Sedis  IV  [1912]  532  f). 
Ebenso  nicht  ohne  neuer,  bischöfl.  Autorisation.  Rottenb,  Ord.-Erl.  v.  1.  Mai  1912 
(Kirchl.  Amtsbl.  1912,  Nr  12). 


§  160.    Die  Meßstipendien  und  Meßstiftungen.  261 

wortung  frei.  Wer  aber  Messen,  die  er  von  den  Gläubigen  erhalten  hat, 
oder  die  ihm  sonstwie  anvertraut  sind,  behufs  Zelebration  an  andere  abgibt, 
bleibt  verantwortlich,  bis  er  Gewißheit  über  die  Zelebration  erlangt  hat,  muß 
also,  falls  die  Persolvierung  aus  irgend  einem  Grunde  unterbleibt,  aus  seinem 
Vermögen  Ersatz  leisten  oder  für  die  Zelebration  haften. 

7.  Die  Diözesanbischöfe  werden  die  nach  dem  Vorausgegangenen  zu- 
sammengekommenen Messen  der  Reihe  nach  samt  den  Stipendien  in  ein  Buch 
eintragen  und  für  möglichst  baldige  Persolvierung  vor  allem  durch  ihre  Diö- 
zesangeistlichen  sorgen. 

8.  Niemand  darf  Messen  und  Meßstipendien,  die  er  von  den  Gläubigen 
oder  aus  Stiftungen  erhalten  hat,  abgeben  an  Buchhändler  oder  Kaufleute, 
an  Verleger  von  Tagesblättern  oder  Zeitungen .  an  Devotions-  oder  Para- 
mentengeschäfte  und  überhaupt  nicht  an  kirchliche  oder  andere  Personen, 
welche  Messen  sammeln,  nicht  um  sie  selbst  oder  durch  untergebene  Priester 
zu  zelebrieren,  sondern  zu  irgend  einem  andern  noch  so  guten  Zwecke.  Denn 
das  kann  nicht  geschehen  ohne  irgend  eine  Art  Handel  mit  Meßstipendien 
oder  Verringerung  derselben.  Daher  soll  jeder,  der  diese  Vorschrift  verletzt, 
abgesehen  von  der  schweren  Sünde,  den  noch  näher  angegebenen  Strafen 
unterliegen. 

9.  In  Gemäßheit  hiervon  wird  angeordnet,  daß  bei  den  Manualmessen 
das  von  den  Gläubigen  gegebene  Stipendium  und  bei  den  Stiftungs-  und 
Benefizialmessen,  die  „ad  instar  manualium"  zu  lesen  sind,  das  zukommende 
Stipendium  niemals  von  der  Zelebration  der  Messe  getrennt,  auch  nicht  mit 
andern  Dingen  vertauscht  oder  vermindert  werden  darf,  sondern  dem  Zele- 
branten  „ex  integro  et  in  specie  sua"  abgeliefert  werden  muß.  Alle  ent- 
gegenstehenden Indulte  sind  aufgehoben  ^ 

10.  Demnach  ist  es  durchaus  untersagt,  Bücher,  heilige  Geräte  und  andere 
Sachen  zu  verkaufen  oder  zu  kaufen  und  auf  Zeitungen  und  Zeitschriften  zu 
abonnieren  durch  Vermittlung  von  Messen. 

11.  Ohne  spezielle  Erlaubnis  des  Apostolischen  Stuhles  ist  es  nicht  ge- 
stattet, von  den  Meßstipendien,  welche  die  Gläubigen  bei  berühmten  Wall- 
fahrtsorten geben,  etwas  für  die  Zierde  und  Ausschmückung  desselben 
zurückzubehalten. 

12.  Wer  die  Bestimmungen  der  Artikel  8 — 11  übertritt,  verfällt,  wenn 
er  Priester  ist,  ipso  facto  der  dem  Heiligen  Stuhle  reservierten  suspensio  a 
divinis ;  ist  er  Kleriker,  aber  noch  nicht  Priester,  der  suspensio  ab  ordinibus 


'  D.  Bischof  darf  d.  Annahme  e.  freiwillig  gereichten  höheren  Stipendiums  nicht 
verbieten.  S.  C.  Conc.  16.  Jan.  1649,  —  D.  Bischof  könnte  ab.  verbieten,  s.  we- 
niger als  d.  Taxe  entrichten  z.  lassen.  S.  C.  Conc.  16.  Juh  1689;  8.  Mai  1905.  — 
Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  138,  n.  70;  p.  138,  n.  73.  Acta  S.  Sedis  XXXVIII 
(1905  06)  14  f.  —  Natürl.  darf  d.  schenkungsweise  gegebene  Plus  b.  Weitergabe  d. 
Stipendiums  behalten  werden.  —  G.  Arendt,  De  laesione  justitiae  commutativae 
in  missae  manualis  stipendio  alteri  celebranti  diminuto,  1914. 


262    IV.  Buch.    Die  Verfassung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap  :  D    Kultus. 

susceptis  und  der  Unfähigkeit,  zu  weiteren  Weihen  aufzusteigen  ^ ;  ist  er  Laie, 
der  excommunicatio  latae  sententiae  episcopo  reservata. 

13.  Beibehalten  wird  die  schon  in  der  Konstitution  „Apostolicae  Sedis 
moderationi"  -  verhängte  excommunicatio  latae  sententiae  Summo  Pontifici 
reservata  gegen  diejenigen,  welche  Meßstipendien  von  höherer  Taxe  sammeln, 
um  sie  in  ge^s-innsüchtiger  Weise  an  Orten,  wo  eine  geringere  Taxe  besteht, 
persolvieren  zu  lassen. 

14.  Bei  Benefizialmessen  (missae  beneficiis  annexae)  darf,  so  oft  sie  andern 
Priestern  zum  Zelebrieren  übergeben  werden,  das  Stipendium  kein  anderes 
sein  als  das  Diözesanstipendium  des  Ortes,  wo  die  Benefizien  errichtet  sind. 
Für  die  Messen  dagegen,  welche  an  Pfarr-  und  andern  Kirchen  gestiftet 
sind,  darf  das  abgegebene  Stipendium  kein  anderes  sein,  als  das  in  der 
Stiftung  oder  einem  etwaigen  späteren  Reduktionsindult  für  immer  festgesetzte, 
unter  Berücksichtigung  jedoch  der  etwa  vorhandenen  als  legitim  anerkannten 
Rechtsansprüche  der  Fabriken  oder  Rektoren  der  Kirchen^. 

15.  In  den  einzelnen  Kirchen  sollen  Verzeichnisse  der  Stiftungen  und 
der  Manualmessen  samt  ihrer  Stipendien  sowie  der  vollzogenen  Zelebration 
der  Stiftungs-  und  Manualmessen  vorhanden  sein  \ 


'  Vgl.  Bd  I,  S.  225.  2  V.  12.  Okt.  1869.    11  12. 

'  Verwiesen  wird  a.  e.  Entscheidung  f.  Münch.  v.  25.  Juli  1874  u.  Hildesh.  v. 
21.  Jan.  1898:  „In  Monac.  enim,  ,attento,  quod  eleemosynae  missarum  quorundam 
legatorum  pro  parte  locum  tenerent  congruae  parochialis,  E™'  Patres  censuerunt 
licitum  esse  parocho,  si  per  se  satisfacere  non  possit,  eas  missas  alteri  sacerdoti 
coramittere,  attributa  eleemosyna  ordinaria  loci  sive  pro  missis  lectis  sive  cantatis*. 
Et  in  Hildes,  declaratum  est,  ,in  legatis  missarum  aliqua  in  ecclesia  fundatis  retineri 
posse  favore  ministrorum  et  ecclesiarum  inservientium  eam  redituum  portionem, 
quae  in  limine  fundationis  vel  alio  legitimo  modo  ipsis  assignata  fuit  independenter 
ab  opere  speciali  praestando  pro  legati  adimplemento'."  Vgl.  a.  S.  C.  Conc.  26.  Febr. 
1910  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  203  f).  —  Es  ist  nicht  verboten,  daß  d.  Pfarrer  d. 
Vikar,  d.  v.  ihm  d.  Unterhalt  erhält,  daf.  Messen  z.  persolvieren  aufträgt. 
S.  C.  Conc.  25.  Febr.  1905  (Acta  S.  Sedis  XXXVIII  [1905/06]  15  ff).  Vgl.  a.  Köln. 
Pastoralbl.  1905 ,  Nr  9 ,  wo  e.  Reihe  d.  neuer.  Entscheidungen  üb.  d.  Manual- 
stipendien zusammengestellt  ist. 

*  Wurden  Meßstipendien  nicht  persolviert,  od.  ist  d.  Erfüllung  d.  Pflicht  zweifel- 
haft u.  ist  keine  Möglichkeit  vorhanden,  d.  Pflicht  noch  nachträgl.  z.  genügen,  so 
kann  e.  Gesuch  a.  d.  Heil.  Stuhl  gerichtet  werden  u.  Erlaß  o.  weitere  Verpflichtung 
(condonatio)  od.  unt.  Auflage  e.  andern  Leistung  (compositio).  Ben  ed.  XIV.,  De 
syn.  dioec.  1.  XIII,  c.  25,  n.  15.  —  Üb.  Meß-  bzw.  Jahrtagsstiftungen  i.  d.  Diöz. 
Rottenburg:  Ord.-Erl.  v.  14.  Mai  1869;  18.  April  1876;  9.  Dez.  1901.  Vogt,  Samm- 
lung 210  ff  780  ff.  Kirchl.  Amtsbl.  1901,  Nr  18.  Üb.  Translation  v.  Stiftungsmessen 
ebd.:  Ord.-Erl.  v.  19.  Dez.  1893;  4.  Febr.  1902  (Kirchl.  Amtsbl.  1902,  Nr  3).  Üb. 
Meüreduktionen  ebd.:  Ord.-Erl.  v.  5.  Sept.  1902;  11.  Nov.  1904;  29.  Nov.  1907 
(Ebd.  1902,  Nr  12;  1904,  Nr  16;  1907,  Nr  20).  P  f a  f  f-Spro  1 1 ,  Gesetzeskunde 
I  241  ff.  —  Üb.  Wünsche  a.  d.  Vatic. :  Lümm  er,  Z.  Kodif.  d.  kau.  Rs  88  f. 


§  161.    Die  öffentlichen  Gebete  und  Andachten.  263 

§  161. 

Die  öffentlichen  Gebete  und  Andachten.    Die  Kirchenmusik. 
Die  Prozessionen,  Wallfahrten  und  Volksmissionen. 

Decr.  Grat.  D.  XCIT.  Decr.  Greg.  IX.  1.  III,  t.  41  de  celebr.  miss.  et  sacr. 
euchar.  et  divin.  offic. ;  t.  44  de  custod.  euchar.  Const.  Clem.  III,  14.  Extrav.  comm. 
III,  1  de  vita  et  honest,  der. 

Z.  geschichtl.  Lit.  üb.  Kirchengesang  u.  Kirchenmusik  vgl. :  Kirchenlexikon  ^ 
s.  V.  Kirchenlied;  Musik,  kirchl. ;  Realenzykl.  f.  prot.  Theol.  u.  K.'  s.  v.  Kirchenlied, 
Kirchenmusik;  E.  Michael,  Gesch.  d.  deutsch.  Volkes  v.  13.  Jhdt  b.  z.  Ausgang 
d.  MAs^  IV  321  ff.  P.  Wagner,  Gesch.  d.  Messe,  1913  ff.  Z.  sachl.  Lit.  u.  a. :  F.  X. 
Haberl,  Magister  choralis,  1864;  >2 1899.  B.  Sauter,  Choral  u.  Liturgie,  1865. 
Ders.,  D.  liturg.  Choral,  1903.  U.  Kornmüller,  D.  kath.  Kirchenchor,  1868- 
A.  Kienle,  Choralschule,  1884;  ^1899.  Ders.,  Maß  u.  Milde  i.  kirchenmusik. 
Dingen,  1901.  J.  Mitterer,  D.  wichtigsten  kirchl.  Vorschriften  f.  kath.  Kirchen- 
musik, 1885;  M905.  P.  Krutscheck,  D.Kirchenmusik  n.  d.  Willen  d.  K.,  1890; 
^1901.  Ders.,  Rechtes  Maß  u.  rechte  Milde  i.  kirchenmusik.  Dingen,  1901.  B.Schäfer, 
Einheit  i.  Liturgie  u.  Disziplin  f.  d.  kath.  Deutschi.,  1891.  J.  A  u  e  r ,  D.  Entscheidungen 
d.  heil.  Ritenkongregation  i.  Bezug  a.  Kirchenmusik,  1901.  J.  Renner,  Moderne 
Kirchenmusik  u.  Choral,  1902.  S.  Birkle,  Katechismus  d.  Choralgesangs,  1903. 
Ders.,  D.  Choral  d.  Ideal  d.  kath.  Kirchenmusik,  1906.  R.  Molitor,  E.  Wort  z. 
Choralfrage  i.  Deutschi.  n.  d.  neuest.  Kundgebungen  Pius'  X.  u.  d.  Kongr.  d.  heil. 
Riten,  1904.  A.  Duclos,  Sa  Saintete  Pie  X  et  la  musique  religieuse,  1905. 
K.  Wiltberger,  Kurzer  Leitfaden  f.  d.  kirchenmusik.  Unterr.,  1908.  A.  Möhler, 
Ästhetik  d.  kath.  Kirchenmusik,  1910.  [Z.  viel  Kritik.]  Möhler-Gauß,  Kom- 
pendium d.  kath.  Kirchenmusik',  1911.  D.  John  er,  Neue  Schule  d.  Gregor. 
Chorals^,  1911.  G.  Erlemann,  D.  Einheit  i.  kath.  deutsch.  Kirchenlied,  1911  ff. 
Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  I  249  ff.  —  Z.  d.  Prozessionen :  Kirchenlexikon  * 
s.  h.  v.  —  Z.  d.  Wallfahrten:  J.  Gretser,  De  sacr.  et  religiös,  peregrinationibus 
libri  IV,  Ingoist.  1606.  J.  Stalenius,  Vindiciae  sacr.  peregrinat.,  Col.  1649. 
J.  Marx,  D.  Wallfahren  i.  d.  kath.  K.,  hist.-krit.  darg.,  1842.  G.  Patiß,  D. 
Wallfahrten  i.  ihr.  provident.  Bedeutung,  1875.  K.  Häbler,  D.  Wallfahrtsbuch 
d.  H.  Künig  v.  Vach  u.  d.  Pilgerreisen  d.  Deutschen  n.  Santiago  de  Comp.,  1899. 
J.  Zettinger,  D.  Berichte  üb.  Rompilger  a.  d.  Frankenreiche  b.  z.  Jahre  800, 
1900.  C.  Bern  ab  ei,  II  pellegrinaggio  a  traverso  la  storia,  1901.  L.  Legrand, 
Les  peleriuages  en  Terre  Sainte  au  moyen-äge  (Rev.  d.  quest.  bist.  LXXV  [1904] 
383  ff).  A.  Baumstark,  Abendländische  Palästinapilger  d.  1.  Jahrtaus.  u.  ihre 
Berichte,  1906.  J.  Schmitz,  Sühnewallfahrten  i.  MA.,  1910.  --  Z.  d.  Volks- 
missionen: F.  J.  Büß,  D.  Volksmissionen,  1851.  Gapp,  Observations  pratiques 
sur  les  missions  dans  les  paroisses  (Rev.  d.  scienc.  eccles.  XLII  [1880]  491  ff). 
H.  Aebischer,  D.  Volksmission,  1895.  B.  Duhr,  Aktenstücke  üb.  d.  Jesuiten- 
missionen i.  Deutschi.  1848—1872,  1903.  K.  Röhr  ig,  D.  röra  .Volksmissionen,  1905. 
M.  Kassiepe,  D.  Volksmission,  1 909. 

I.  Das  Gebet  ist  für  die  Menschen  nötig  necessitate  medii,  aber 
auch  necessitate   praecepti^.     Hierbei   können  sie   sich   ihrer  eigenen 


'  Linsenmann,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  315  ff.    Koch,  Lehrb.  d.  Moraltheol.' 
342  ff     Lehmkuhl.  Theol.  mor."  I  269  f. 


264    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap.:  D.  Kultus. 

Worte  bedienen.  In  der  Regel  aber  gebrauchen  sie  die  Gebetsformel, 
welche  Christus  gelehrt,  das  Vaterunser  i,  oder  auch  solche,  welche 
in  der  Kirche  zum  Teil  im  Anschluß  an  die  Heilige  Schrift  entstanden, 
wie  das  Ave  Maria  2,  den  Angelus  Domini -^j  das  Salve  Regina  ^  das 
Apostolische  Glaubensbekenntnis  ^  usw.  Diese  Formeln  kann  jeder 
Gläubige  ohne  weiteres  gebrauchen.  Dagegen  bedürfen  Sammlungen 
von  Gebeten,  die  von  Privatpersonen  gemacht  sind,  die  Gebet-  und 
Andachtsbücher  der  bischöflichen  Approbation^. 

Der  Gebetsgeist  drängt  aber  nicht  bloß  zum  privaten,  sondern  auch 
zum  Gebet  in  der  Gemeinschaft,  zum  öffentlichen  Gebet.  Diese  öffent- 
lichen Gebete  regelt  und  ordnet  die  Kirche,  der  Papst  und  die  Bischöfe". 
Sie  finden  statt  unter  Leitung  ihrer  Vertreter,  der  Priester,  als  öffent- 
liche Andachten  und  bilden  so  einen  Teil  der  Liturgie.  Zu  diesen 
öffentlichen  Andachten  werden  neben  den  bereits  genannten  Gebeten 
u.  a.  vornehmlich  verwendet  das  Rosenkranzgebet ^,  die  Litaneien^,  die 


'  Knöpfler,  Kgschte5  122  539.  Funk-Bihlmey  er ,  Kgschte «  80  224  455. 
Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  1  303  ff. 

2  Knöpfler  a.  a.  0.  539.  Funk-Bihlmey  er  a.  a.  0.  455.  Thalhofer- 
Eisenhofer  a.  a.  0.  I  306  ff. 

^  Knöpfler  a.  a.  0.  539f.  Funk-Bihlm ey er  a.  a.  0.  559  f.  Thalhofer- 
Eisenhofer  a.  a.  0.  I  309  ff. 

*  G.  Meier,  D.  Salve  Regina.  S.  Ursprung  u.  s.  Verbreitung  (Akten  d. 
5.  internat.  Kongress.  kath.  Gelehrten  z.  München  [1900]  160  f).  E.  Krebs,  D. 
Salve  Regina  als  marian.  Schlußantiphon  (Theol.  Qsch.  LXXXVIII  [1906]  74  ff). 
P.  Godet,  L'origine  liturgique  du  „Salve  Regina"  (Rev.  du  clerge  fran9.  LXIII 
[1910]  471  ff).  E.  Vacandard,  Les  origines  litter.  music.  et  liturg.  du  „Salve 
Regina"  (Ebd.  LXXI  [1912]  137  ff).  J.  deValois,  En  marge  d'une  antienne:  Le 
„Salve  Regina",  1913.     F  un  k -Bi  h  1  m  ey  er  a.  a    0.  455. 

^  S.  Bäum  er,  D.  Apostol.  Glaubensbekenntnis.  S.  Gesch.  u.  s.  Inhalt,  1898. 
K.  Blume,  D.  Apostol.  Glaubensbek.,  1893.  V.  Ermoni,  Histoire  du  Credo. 
Le  Symbole  des  Apotres,  1903.  F.  Wiegand,  D.  Apostol.  Symbol,  i.  MA.,  1904. 
F  u  n  k  -  B  i  h  1  m  e  y  e  r  a.  a.  0.  77  224.  Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  I  297  ff. 
Weit.  Lit.  i.  Kirchenlexikon  ^  s.  h.  v.  u.  Realenzykl.  f.  prot.  Theol.  u.  K.'  s.  v. 
Apostol.  Symbolum  u.  Symbole.    Vgl.  a.  ob.  S.  8,  A.  4.  ''  Ob.  S.  11  f. 

'  D.  Kirche  war  nie  eine  Freundin  v.  Konventikelwesen.  C.  11  (Syn.  v.  Gangra 
a.  343,  c.  6),  D.  XXX.  C.  5  (Ebd.  c.  21),  D.  XLl.  C.  15  (Syn.  v.  Saragossa  a.  380, 
c.  2),  D.  III  de  cons. 

8  Knöpf  1  er  a.  a.  0.  539.  Funk-Bihlmey  er  a.  a.  0.  455.  Thalhofer- 
Eisenhofer  a.  a.  0.  I  707.  Vgl.  noch  D.  Mozard,  Etudes  sur  les  origines  du 
Rosaire,  1912. 

'-'  B.  liturg.  Andachten  dürfen  nur  gebraucht  werden  d.  Allerheiligcnlitanei,  d. 
Lauret.  Lit ,  d.  Lit.  v.  hlgst.  Namen  Jesu,  z.  hlgst.  Herzen  Jesu  u.  z.  hl.  Joseph. 
C.  S.  Rit.  16.  Juni  1880;  6.  März  1894;  11.  Febr.  1898;  27.  Juni  1898;  2.  April 
1899;  18.  März  1909  (Acta  Ap.  Sedis  I  [1909]  290  ff).  Thalhofer-Eisenhofer 
a.  a.  0.  II  629  ff.     Knöpf  1er  a.  a.  0.  690.    Vtfl.  a.  ob.  S.  12.  litt.  o. 


§  161.    Die  öffentlichen  Gebete  und  Andachten.  265 

Kreuzwegandacht  1 ,  besonders  aber  die  Anbetung  des  ausgesetzten 
allerheiligsten  Sakramentes-,  der  Segen  mit  demselben ^  und  das  Vierzig- 
stündige  Gebet*.  Solche  öffentliche  Andachten  anzuordnen,  ist  allein 
Sache  der  Kirche-''. 

Die  staatliche  Gewalt  kann  nur  darum  ersuchen  ^  Die  Kirche  wird  aber 
dem  Wunsche  der  Regierung,  bei  glücklichen  Ereignissen  für  die  Gesamtheit 
oder  allgemeinen  Kalamitäten  öffentliche  Dank-  oder  Bittgebete  anzuordnen, 
stets  gern  entsprechen,  wie  auch  nach  jedem  sonn-  und  festtäglichen  Gottes- 
dienst im  „Allgemeinen  Gebet"  für   den  Landesherrn  gebetet  wird''. 

II.  Entsprechend  der  menschlichen  Natur  und  in  Nachahmung  des 
alttestamentlichen  Gottesdienstes  entstand  der  Kirchengesang  in  der 
christlichen  Kirche  alsbald  ganz  von  selbst^.    Die  Kirche  akzeptierte 


1  P  r  u  n  e  r ,  Lehrb.  d.  Pastoraltheol. «  II  239  ff.  S  c  h  ü  c  h  -  P  o  1  z ,  Handb.  d. 
Pastoraltheol.^^378ff.  P.  Keppler,  D.  XIV  Stationen  d.  heil.  Kreuzwegs S  1904. 
Thurston-Boudinhon,  Etüde  historique  s.  le  Chemin  de  la  croix,  1907.  K.  A. 
Kneller,  Gesch.  d.  Kreuzwegandacht,  1908.  J.  Beaufays,  Expose  historique 
et  pratique  de  la  devotion  du  Chemin  de  la  croix,  1908.  Knöpf  1er  a.  a.  0.  540. 
Funk-Bihlmeyer  a    a.  0.  560. 

-  Trid.  sess.  XlII  de  sacr.  euchar.  c.  5 ;  can.  6.  D.  Aussetzung  ist  entw.  e. 
öffentl.  od.  e.  private.  Pruner  a.  a.  0.  I  142  ff.  Schüch-Polz  a.  a.  0.  528  ff. 
Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  11  363  ff. 

'  Pruner  a.  a.  0.  I  149  f.     Schüch-Polz  a.  a.  0.  530  f. 

*  C.  S.  Rit.  27.  Mai  1911  (Acta  Ap.  Sedis  III  [1911]  279  f).  Knöpfler  a.  a.  0. 
643  690.  Pruner  a.  a.  0.  I  147;  II  222.  Schüch-Polz  a.  a.  0.  532  ff.  - 
A.  Bendel,  Üb.  d.  Adorationskultus  d.  Eucharistie  (Th.  Qsch.  XXXIV  [1852]  244  ff). 
J.  Hoff  mann,  D.Verehrung  u.  Anbetung  d.  allerheil.  Sakraments,  geschichtl. 
dargest.,  1897.     Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  363  ff. 

^  Ben  ed.  XIV.,  „Quemadmodum"  v.  23.  März  1743.  Acta  et  decreta  conc.  plen. 
Americae  Latinae  (1899)  Nr  451  ff. 

^  Anders  d.  Josephinismus;  vgl.  Seh  er  er,  KR.  II  678 '^  Noch  heute  be- 
ansprucht u.  a.  e.  direktes  staatl.  Recht  hierin  d.  sächs.  Ges.  v.  23.  Aug.  1876.  §  6. 
Schneider,  D.  part.  KRsquellen  419.  I.  Bayern  kann  solches  b.  feierl.  Anlässen 
d.  Regent  d.  d.  kirchl.  Behörden  anordnen  Relig -Edikt  1818.  §  55.  Schneider 
a.  a.  0.  210.     Hinschius,  KR.  IV  219  ff.     Scherer,  KR.  11  679  "^ 

•  F.  Württ.  vgl.:  Vogt,  Sammlung  308  ff;  Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  I 
253.  I.  Osterr.  darf  d.  Name  d.  Kaisers  i.  Kanon  d.  gesung.  Messe  eingelegt  werden. 
C.  S.  Rit.  6.  Febr.  1892  (A.  f.  k.  KR.  LXVII  [lf^92]  472  f).  —  B  int  er  im,  V.  Gebete 
f.  d.  Könige  u.  Fürsten  i.  d.  Liturgie  (Denkwürdigkeiten  IV  2  [1827],  Anh.  1  ff). 
De  l'expression  du  nom  du  roi  au  canon  de  la  messe  (Anal.  jur.  pontif.  II  [1857] 
2106  ff).  Hefele,  Beiträge  z.  Kgschte  usw.  II  (1864)  299  ff.  Z.  Gesch.  d.  Allg. 
Kirchengebets  u.  d.  Predigt  (Köln.  Pastoralbl.  1898,  Nr  3).  E.  W.,  D.  Kaisertitel 
i.  d.  Liturgie  (Z.  f.  Schweiz.  Kgschte  II  [1908]  50  f).  Thalhofer-Eisenhofer 
a.  a.  0.  II  165  f.  Weiteres:  Hinschius,  KR.  IV  221;  Scher  er,  KR.  II  667*' 
679'*. 

8  Eph  5,  19.     Kol  3,  16. 


266    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap. :  D.  Kultus. 

denselben,  vervollkommnete  und  regelte  dann  die  Kirchenmusik  durch 
ihre  Gesetze  ^  Aus  diesen  Gesetzen  sei  als  wesentlich  herausgehoben : 
Als  Chorsänger  sollen  vor  allem  Kleriker,  jedenfalls  nur  rechtschaffene 
Personen  funktionieren  2.  Bei  der  missa  sollemnis,  missa  cantata  und 
feierlichen  Vesper  3,  bei  feierlicher  Aussetzung  des  Allerheiligsten  *  und 
theophorischen  Prozessionen  ^  darf  nur  in  lateinischer  Sprache  gesungen 
werden.  Beim  übrigen  Gottesdienst,  so  namentlich  bei  der  stillen 
Messe,  ist  der  Volksgesang  nach  dem  vom  Bischof  approbierten  Ge- 
sangbuch erlaubt^.  Bei  der  missa  cantata  darf  nur  der  liturgische 
Text  gebraucht  und  muß  er  ganz  und  unverändert  gesungen  werden". 
Der  eigentliche  Gesang  der  Kirche  ist  der  Gregorianische  Choral  ^. 
Doch  ist  auch  würdiger  polyphoner  Gesang  zulässig  ^.    Das  eigentliche 


'  Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  II  365  f.  Knöpfler,  Kgschte  ^  217 
276  546  689  764  778.  Funk-Bihlmey er,  Kgschte«  79  218  231  349  705  f 
749. 

2  Trid.  sess.  XXIII  de  ref.  c.  18.  Coli.  Lac.  V  33  183  863.  S.  C.  de  Prop.  Fide 
6.  Juli  1874.  Frauen  sollten  streng  genommen  nicht  i.  Kirchenchor  mitsingen. 
C.  S.  Rit.  17.  Sept.  1897 ;  19.  Febr.  1903.  Anders  b.  d.  Klosterfrauen  od.  wo  Männer 
u.  Knaben  fehlen.  C.  S.  Rit.  17.  Jan.  1908  (Acta  S.  Sedis  XLI  [1908]  114  ff). 
N.  6.  milderen  Antwort  (Ad  mentem)  d.  Congr.  Rit.  v.  18.  Dez.  1908  (Acta  Ap. 
Sedis  I  [1909]  175)  sollen  b.  gemischt.  Chor  Männer  u.  Frauen  nur  vollständig  ge- 
trennt sein  (omnino  sint  separati).  Vgl.:  Dürfen  Frauen  a.  d.  Kirchenchor  singen? 
(A.  f.  k.  KR.  XC  [1910]  762  ff). 

^  Trid.  sess.  XXIT  de  sacrif.  miss.  c.  8.  Pius  V.,  ^Quo  primum"  v.  14.  Juli 
1570.  C.  S.  Rit.  22.  März  1862;  10.  Dez.  1870:  21.  Juni  1879;  22.  März  1894; 
31.  Jan.  1896;  25.  Juni  1898;  29.  Jan.  1904. 

*  C.  S.  Rit.  3.  Aug.  1839. 

^  C.  S.  Rit.  14.  Jan.  1898.  Doch  kann  d.  Gebrauch,  v.  ausgesetzt.  AUerhoiligsten 
u.  b.  Prozessionen  m.  demselben  i.  d.  Volkssprache  z.  singen,  toleriert  werden. 
C.  S.  Rit.  21.  Sept.  1864;  2.  Aug.  1872;  27.  Febr.  1882.  A.  Boudinhon,  Des 
chants  en  langue  vulgaire  devant  le  St.  Sacrement  expose  (Rev.  du  clerge  franc,'. 
LVIII  [1909]  607). 

«  C.  S.  Rit.  9.  Juli  1894;  31.  Jan.  1896;  25.  Juni  1898. 

'  C.  S.  Rit.  21.  Febr.  1643.  Alex.  VII.,  „Piae  soUicitudinis"  v.  23.  April  1657. 
Innoz.  XII.  Dekr.  v.  20.  Aug.  1692.  C.  S.  Rit.  14.  April  1753;  11.  Sept.  1847: 
22.  Mai  1894;  25.  Juni  1898. 

8  Ben  ed.  XIV.,  „Annus"  v.  19.  Febr.  1749.  D.  Editio  Medicaea  d.  röm.  Choral- 
buches  V.  1614  wurde  v.  Pustet  1872  ff  neu  ausgegeben  u.  v.  Rom  privilegiert. 
A.  jeden  Fall  wollte  ab.  dad.  d.  Form  d.  kirchl.  Chorals  nicht  f.  immer  fixiert  sein, 
wie  a.  Leo  XIII.  i.  s.  Breve  a.  d.  Abt  v.  Solesmcs  v.  17.  Mai  1901  d.  geschichtl. 
Studium  d.  Chorals  belobte  u.  Pius  X.  neue  Editionen  d.  Gregor.  Gesangs  veranlaßte 
u.  f.  typisch  erklärte.  J.  Besson,  Les  öditions  typiques  du  chant  gr^gorien 
(Nouv.  Rev.  thüol.  XL  [1908]   129  ff). 

'  Caerim.  episc.  1.  I,  c.  28,  n.  13.     Boued.  XIV.  a.  n.  0. 


§  161.    Die  öffentlichen  Gebete  und  Andachten.  267 

kirchliche  Musikinstrument  ist  die  Orgel  K  Wenn  noch  andere  In- 
strumente gebraucht  werden  sollen,  so  haben  sie  den  Gesang  zu 
stützen,  nicht  zu  unterdrücken  2. 

III.  Einen  weiteren  naturgemäßen  Teil  des  Gottesdienstes  bilden 
die  Prozessionen  und  Bittgänge.  Dieselben  wurden  eingeteilt  in 
öffentliche  (processiones  publicae,  generales),  welche  vom  gesamten 
Klerus  und  Volk  aller  Kirchen  des  betreffenden  Ortes,  und  in  private 
(pr.  privatae,  particulares),  welche  bloß  bei  einer  Kirche  gehalten 
werden;  sodann  in  ordentliche  (ordinariae),  welche  nach  gemeinem 
oder  partikularem  Recht  an  bestimmten  Tagen  des  Jahres,  und  in 
außerordentliche  (extraordinariae),  welche  aus  besondern  Anlässen 
stattfinden  3;  endlich  in  feierliche  (sollemnes)  und  weniger  feierliche 
(minus  sollemnes).  Zu  den  feierlichen  gehören  die  theophorischen 
Prozessionen,  unter  welchen  seit  dem  Anfang  des  14.  Jahrhunderts 
die  Fronleichnamsprozession  die  erste  Stelle  einnimmt^,  und  die  ur- 
alten Bittgänge  am  Markustage  (litaniae  majores)  und  in  der  Bitt- 
woche (lit.  minores)  5.  Das  Recht,  öffentliche  Prozessionen,  die  nicht 
schon  durch  gemeines  Recht  bestehen,  anzuordnen  oder  zu  verbieten, 
hat  der  Papst,  und  unter  dem  Beirat  des  Kapitels  der  Bischof.  Der 
Pfarrer  kann  ohne  Erlaubnis  des  Bischofs  hierin  keine  Neuerung 
treffen*^.     Zu  den  öffentlichen  allgemeinen  Prozessionen,  deren  in  der 


^  Trid,  sess.  XXII  decr.  de  observ,  etc.  Caerim.  episc.  1.  I,  c.  28,  n.  1  ff. 
D.  Trid.  will  a.  a.  0.  v.  Gesang  u.  Orgelspiel  ausgeschlossen  wissen  „alles  Laszive 
u.  Unreine". 

2  C.  S.  Rit.  21.  Febr.  1643;  15.  April  1905.  Caerim.  episc.  1.  I,  c.  28,  n.  11. 
Ben  ed.  XIY.  a.  a.  0.  C.  S.  Rit.:  Regolumento  per  la  musica  sacra  v.  7.  Juli  1894. 
Leo  XIII.  Dekr.  v.  7.  Juli  1894.  —  Alle  f.  Kirchengesang  u.  Kirchenmusik  geltend, 
wesentl.  Normen  U.Vorschriften  faßte  zusammen  Pius  X.  i.  Motuproprio  v.  22.  Nov. 
1903  (Acta  S.  Sedis  XXXV  [1903/04]  387  ff).  Vgl.  a.  d.  f.  Rom  ergang.  Zirkular 
d.  Kardinalvikars  v.  2.  Febr.  1912  (Canoniste  cont.  XXXVI  [1913]  611  ff).  —  Z. 
Ganzen  vgl.:  Wernz,  Jus  decretalium  III  2  2  (1908),  123  ff ;  Pruner,  Lehrb.  d. 
Pastoraltheol.  2  I  72ff;  II  232  f;  Schüch-Polz,  Handb  d.  Pastoraltheol.  »^  389ff; 
Thalhofer-Eisenhofer  a.a.O.  I  249  ff.  —  F.  d.  Diözese  Rottenb.  vgl.:  Ord.- 
Erl.  V.  20.  Febr.  u.  24.  April  1900  (Kirchh  Amtsbl.  1900,  Nr  3  5).  Ord.-Erl.  v.  3.  Mai 
1907  (Ebd.  1907,  Nr  7).     Pf  af  f-SproU,  Gesetzeskunde  I  325  ff. 

3  Rit.  Rom.  t.  IX.  c.  1,  n.  8  9. 

*  Trid.  sess.  XIII  de  sacr.  euchar.  c.  5;  can.  6.  Knöpf  1er  a.  a.  0.  465. 
Funk-Bihlmeyer  a.  a.  0.  456.  Schüch-Polz  a.  a.  0.  541  ff.  Thalhofer- 
Eisenhofer  a.  a.  0.  I  666  f. 

^  C.  3  (Syn.  v.  Orleans  a.  511,  c.  27),  D.  III  de  cons.  Knöpf  1er  a.  a.  0. 
223  278.  Funk-Bihlmeyer  a.a.O.  236  f.  Schüch-Polz  a.a.O.  538  ff. 
Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  I  659  ff. 

«  C.  S.  Rit.  14.  Nov.  1615;  28.  Sept.  1630;  21.  Jan.  1690;  3.  Sept.  1695; 
6.  Juli  1889. 


268    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3    Kap. :  D.  Kultus. 

Regel  und  so  namentlich  am  Fronleichnamstag  nicht  zwei  zusammen 
am  gleichen  Orte  stattfinden  ^  und  die  von  der  Hauptkirche  ausgehen 
sollen  -,  haben  sich  einzufinden  alle  mit  Benefizium  oder  Amt  an  Ort 
und  Stelle  versehenen  Säkular-  und  die  Regularkleriker,  auch  die  ex- 
emten,  außer  sie  hätten  strenge  Klausur  oder  ein  nachtridentinisches 
Privileg^.  Ebenso  haben  sich  die  Kleriker  einer  Kirche  einer  bei 
derselben  stattfindenden  Prozession  anzuschließen  •*. 

Wie  über  die  Prozessionen,  so  kommt  dem  Bischof  auch  über  die 
ebenso  in  der  menschlichen  Natur  begründeten,  eine  parallele  Ent- 
wicklung^ mit  den  Prozessionen  aufweisenden  Wallfahrten  die  Juris- 
diktion zu.  Daher  haben  die  Kontrolle  über  die  Wallfahrten  und 
Wallfahrer  die  Bischöfe,  von  deren  Diözese  sie  ausgehen,  durch  deren 
Diözese  sie  ziehen,  in  deren  Diözese  sie  kommen  ^. 

Endlich  ist  zur  Abhaltung  der  so  nützlichen  Volksmissionen  die 
Erlaubnis  des  Bischofs  einzuholen''. 

An  sich  wären  Prozessionen,  Bittgänge,  Wallfahrten  und  Volksmissionen 
überall  da  frei  von  staatlicher  und  polizeilicher  Beaufsichtigung  oder  Be- 
schränkung, wo  der  Kirche  staatlicherseits  als  öffentlich-rechtlicher  Korpo- 
ration öifentlicher  Gottesdienst  eingeräumt  ist.  Tatsächlich  aber  finden  auch 
heute  noch  vielfach  über  das  richtige  Maß  hinausgehende  staatUch-polizeiliche 
Beschränkungen  statt  ^. 


'  C.  S.  Rit.  2.  Mai  1626;  24.  Jan.  1643.  *  C.  S.  Rit.  18.  Nov.  1606. 

3  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  13.  Pius  V.,  .Etsi**  v.  16.  Mai  1567.  S.  C. 
Conc.  26.  März  1678;  6.  Aug.  1689.  Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  415, 
n.  1  ff.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  18.  Jan.  1907  (Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  480  ffj.  S.  C.  Conc. 
11.  Juni  1910  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  515  ffj.  Geg.  Widerspenstige  kann  d. 
Bischof  m.  Zensuren  vorgehen.  Rieh  t  er  -  Seh  ulte  a.  a.  0.  n.  5  9.  Innerh.  ihres 
Klosters  od.  i.  unmittelb.  Nähe  desselb.  können  d.  Regularen  o.  bischöfl.  Erlaubnis  Pro- 
zessionen veranstalten.     C.  S.  Rit.  27.  Juli  1628. 

*  S.  C.  Conc.  21.  März  1602;  26.  März  1678.  Z.  Ganzen  vgl.:  Hinschius, 
KR.  IV224ff;  Wernz,  Jus  decretalium  III  2^  (1908),  565  ff;  Schüch-Polz 
a.  a.  0.  535  ff;  Pruner  a.  a.  0.  I  322  ff;  II  223  ff. 

^  Knöpf  ler,  Kgschte  ^  226  280.    F  unk- B  i  hl  m  ey  er,  Kgschte^  243  355  571. 

«  Rit.  Rom.  tit.  VIII,  c.  11  12.  Vgl.  Rottenb.  Grd.-Erl.  v.  11.  Sept.  1896. 
Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  1  284  f. 

^  Vgl.  Vogt,  Sammlung  374  f.  Pfaff-Sproll  a.a.O.  I  283  f.  F.  Freib. 
A.  f.  k.  KR.  LXXXVII  (1907)  740  ff. 

**  I.  Preußen  ist  ortspolizeil.  Genehmigung  nicht  erforderl.,  wenn  d.  kirchl.  Pro- 
zessionen, Bittgänge  u.  Wallfahrten  i.  herkömml.  Weise  erfolgen.  Ges.  v.  11.  Mürz 
1850.  §  10  —  I.  Bayern  ist  z.  Abhaltung  nicht  gewöhnl.  Feierlichkeiten  vorgängige 
Anzeige  erforderl.,  b.  Abhaltung  unt.  freiem  Himmel  Genehmigung  d.  Distrikts- 
polizeibehörde. Ges.  V.  26.  Febr.  1850  u.  15.  Juni  1898.  —  I.  Hessen  sind  öffeutl. 
Wege  u.  Plätze  nur  m.  obrigkoitl.  Genehmigung  z.  benutzen.  Ges.  v.  23.  April 
1875.    Art.  4.  —  I.  Württ.  hat   d.  Pfarrer,    i.  dcss.  Pfarrei    e.  Mission  d.  auswärt. 


§  162.    Die  Verehrung  der  Heiligen,  Reliquien  und  Bilder.  269 

§  162. 
Die  Vereliruiig  der  Heiligen,  Reliquien  und  Bilder. 

Decr.  Greg.  IX.  1.  III,   t.  45    de  reliqu.  et  venerat.  sanct.  Lib.  sext.  III,    t.  22. 
Const.  Clem.  III,  16.     Extrav.  comm.  III,  12. 

Z.  geschichtl.  Lit.  vgl. :  Knöpfler,  Kgschte^  223ff  290ff  466;  Funk-Bihl- 
meyer,  Egschte^  240  ff  320  ff  354  f  416  571.  Außerdem:  F.  Pf  ist  er,  D.  Reliquien- 
kult i.  Altertum,  1909ff.  H.  Delehaye,  Les  origines  du  culte  des  martyrs,  1912 
E.  Vacandard,  Les  origines  du  culte  des  saints  (Etudes  de  critique  et  d'histoire 
religieuse  III  [1912]  59  ff).  P.  Dörfler,  D.  Anfänge  d.  Heiligenverehrung  n.  d. 
röm.  Inschriften  u.  Bildwerken,  1913.  —  G.  Palaeottus,  De  sacris  imaginibus, 
Ingoist.  1594.  D.  Anfossius,  De  sacr.  reliquiarum  cultu  et  veneratione,  Brix. 
1610.  P.  Lambertini  s.  Ben  ed.  XIV.,  De  servorum  Dei  beatificatione  et  beat. 
canonisatione,  Bonon.  1734  ff.  [E.  klass.  Darstell,  d.  Beatif.-  u.  Kanonisationsprozesses.] 
M.  Sailer,  Ecclesiae  cathol.  de  cultu  sanctorum  doctrina,  Monach.  1797.  P.  Bru- 
der, D.  Reliquienverehrung  i.  d.  kath.  K.,  1881.  Instructio  ad  condendum  aucto- 
ritate  ordinaria  processum  super  imraemorabili  cultu  (A.  f.  k.  KR.  XLVII  [1882] 
114  ff).  N.  Scheid,  D.  Unfehlbarkeit  d.  Papstes  b.  d.  Heiligsprechung  (Z.  f.  k. 
Theol.  XIV  [1890]  599  ff).  D.  ikonograph.  Vorschriften  d.  K.  (Köln.  Pastoralbl. 
1903,  Nr  7).  S.  Trama,  Manuale  theorico-practicum  pro  conficiendis  processibus 
sive  ordinariis  sive  Apostolicis  in  causis  beatificaiionis  et  canonisat.  servorum 
Dei  etc.2,  1904.  J.  Gföllner,  Kirchl.  Bildervorschriften  (Theol.-prakt.  Qsch.  LVIII 
[1905]  99  ff).  A.  Boudinhon,  Les  proces  de  beatification  et  canonisation,  1905. 
U.  M  i  0  n  i ,  II  culto  delle  reliquie  nella  chiesa  cattolica,  1908.  Steinhuber  (Kard.), 
D.  schwebend.  Selig-  u.  Heiligsprechungsprozesse  (Stimmen  a.  M.-L,  LXVIII  [1905] 
Iff).     Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  I  427  ff  433  f  448  f  690  ff ;    II  481  ff. 

I.  Die  in  der  menschlichen  Natur  ebenso  wie  im  christlichen  Glauben 
begründete  Verehrung  der  Heiligen  (cultus  duliae),  ihrer  Reliquien 
und  Bilder  wurde  vom  Tridentinum  als  gut  und  nützlich  erklärte 


Missionäre  abgehalten  werden  soll,  spätestens  vier  Wochen  v.  Abhaltung  ders.  d. 
Oberamt  u.  Dekanat  v.  dies.  Vorhaben  unt.  namentl.  Bezeichnung  d.  z.  berufen- 
den Missionäre  Anzeige  z.  erstatten  u.  s.  zugleich  üb.  erlangte  bischöfl.  Er- 
laubnis auszuweisen.  Dasselbe  gilt  v.  allen  d.  Miss.  ähnl.  außerordentl.  Anlässen, 
z.  welchen  auswärtige  Ordensgeistliche  berufen  werden,  wie  Triduen,  Predigtzyklen, 
erweiterte  Feier  v.  Kirchenpatrozinien  u.  Pfarreijubiläen.  Nachh.  ist  v.  Oberamt  u. 
Dekanat  Bericht  a.  d.  Kirchenrat  z.  erstatten.  Kirchenrats-Erl.  v.  24.  Juni  1853; 
17.  Mai  1886.  Pfaff-Sproll  a  a.  0.  I  284  f.  —  Nähere  Angaben  üb.  d.  einschläg. 
staatl.  Gesetze  b.:  Hinschius,  KR.  IV  231  ff  239  489  f;  Scherer,  KR.  II  680  f; 
ebd.  678  ■'^  üb.  d.  österr.  Verhältnisse ;  Friedberg,  KR.^  403.  Aufhebung  solcher 
Beschränkungen  fordert  m.  Recht  d.  sog.  Toleranzantrag.  Heiner,  D.  sog.  Toleranz- 
antrag (1902)  205.  Daselbst  S.  410  ff  d.  einschläg.  Gesetze.  D.  Vereinsgesetz  f.  d. 
Deutsche  Reich  v.  19.  April  1908,  §  24,  Z.  1  beläßt  d.  landesrechtl.  Vorschriften 
hierin.  Ausg.  Hieb  er- B  azi  Ue  (1908)  180.  Ph.  Hille,  Taschenbuch  z.  Vereins- 
U.Versammlungsrecht  Deutschi.  1912. —  L.  Kerrand,  Les  ceremonies  religieuses 
en  dehors  des  edifices  consacres  au  culte,  1902. 

^  Sess.  XXV   decr.  de   invocat.  venerat.  et   reliqu.  sanctor.  et   sacr.  imaginum. 
Bartmann,  Lehrb.  d.  Dogm.  ^  614  ff.    Linsen  mann,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  309  ff: 


270    IV''.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche,    2.  Abschn.    3.  Kap.:  D.  Kultus. 

Zuerst  kam  das  Urteil  darüber,  wer  innerhalb  der  Diözesangrenzen  als 
Heiliger  und  wessen  Reliquien  und  Bilder  verehrt  werden  dürften ,  dem 
Bischof  zu.  Über  weiteren  Umkreis  entschied  eine  größere  Synode,  etwa 
eine  Provinzialsynode.  Sollte  die  Heiligsprechung  Geltung  für  die  ganze 
Kirche  haben,  so  mußte  sie  vom  Papste  ausgehen.  Die  erste  Kanonisation 
durch  Rom  ist  die  des  Bischofs  Ulrich  von  Augsburg  993  '.  Die  Päpste 
nahmen  die  Heiligsprechungen  zunächst  auch  auf  größeren  Synoden  vor,  so 
auf  Generalsynoden.  Zuletzt  aber  erklärte  Alexander  III.,  daß  sie  in  jedem 
Fall  nur  durch  den  Papst  zu  erfolgen  hätten  2.  Hierbei  bedient  sich  der 
Papst  heute  der  Congregatio  Rituum^. 

Demgemäl^  steht  das  Recht  der  Beatifikation  und  Kanonisation 
heute  dem  Papste  allein  zu.  Man  unterscheidet  zwischen  Selig-  und 
Heiligsprechung.  Die  erste  hat  der  letzteren  voranzugehen  ^  Der  Selig- 
gesprochene (beatus)  darf  in  der  Regel  nur  innerhalb  eines  bestimmten 
Kreises  der  Kirche,  in  einer  Diözese,  einem  Lande,  selten  schon  in 
der  ganzen  Kirche  verehrt  werden.  Ohne  spezielle  päpstliche  Erlaubnis 
dürfen  seine  Reliquien  und  Bilder  nicht  öffentlich  in  Kirchen  und 
Kapellen  und  bei  Prozessionen  ausgestellt,  ihm  zu  Ehren  keine  Kirchen 
und  Altäre  errichtet  und  keine  Messe  gelesen  werden.  Der  Kanoni- 
sierte (sanctus)  dagegen  ist,  weil  nach  kirchlicher  Definitivsentenz  der 
triumphierenden  Kirche  angehörig,  in  der  ganzen  Kirche  zu  verehren, 
seine  Reliquien  dürfen  in  Kirchen,  Kapellen  und  bei  Prozessionen  aus- 
gestellt, seine  Bilder  mit  dem  Zeichen  der  Heiligkeit^  öffentlich  an- 
gebracht, ihm  zu  Ehren  Kirchen  und  Altäre  errichtet,  Feste  gefeiert 
und  Messen  gelesen   werden.     Auch  können  nur  kanonisierte  Heilige 


Koch,    Lehrb.    d.    Moraltheol.^    328  ff.     Schindler,    Lehrb.    d.    Moraltheol.  II    1 
(1909),  122  ff. 

1  Jaffö,  Regesta«  Nr  3848. 

2  C.  1,  X  de  reliqu.  et  venerat.  sanct.  III,  45.  ürban  VIII.,  „Sanctissimus** 
V.  13.  März  1624;  „Coelestis  Hierusalem"   v.  5.  Juli  1634. 

^  Vgl.  Bd  I,  S.  424.  Wie  früher  d.  Synoden,  so  gebrauchten  naclih.  d.  Päpste  d. 
Kardinäle  z.  Kanonisationsprozeß.  S  ä  g  m  ü  1 1  e  r ,  D.  Tätigk.  u.  Stell,  d.  Kard.  50  f. 
A.  Brack  mann,  Z.  Kanonisation  d.  Erzbisch.  Anno  v.  Köln  (Neues  A.  d.  Ges.  f.  ä. 
d.  Geschichtskunde  XXXII  [1907]  151  ff).  J.  H.  H.  Sassen,  Hugo  v.  St.  Cher. 
S.  Tätigkeit  als  Kardinal  1244-1263  (1908)  14. 

*  Decretum  de  aliquorum  locorum  disciplina  in  initio  causarum  servorum  Dei 
emendenda  et  de  historicis  documeutis  ad  ipsas  causas  recte  adhibendis  (Acta  Ap. 
Sedis  V  [1913]  436  fi). 

■•  C.  S.  Rit.  5.  Juni  1899.  K.  Andrassy,  D.  Nimbus  i.  d.  christl.  Kunst 
(Compte  rendu  du  Congres  internat.  d.  cathol.  ii  Fribourg  [1897]  sect.  X,  38  flf). 
H.  M  endelsohn,  D.  Heiligenschein  i.  d.  ital.  Malerei  s.  Giotto,  1903.  A.Krücke, 
D.  Nimbus  u.  verwandte  Attribute  i.  d.  frühchristl.  Kunst,  1905.  J.  Wilpert, 
Le  nimbe  carrö  (Melanges  d'arch.  et  d'hist.  XXVI  [1906]  3  ff).  Vgl.  a.  Archivio 
della  sociotä  romaua  di  stör.  patr.  XXIX  (1906)  85  ff  229  ff  534  ff. 


§  162.    Die  Verehrung  der  Heiligen,  Reliquien  und  Bilder.  271 

ZU  Patronen  für  Kirchen,  Ortschaften,  Diözesen,  Provinzen  und  Länder 
gewählt  werden^.  Nicht  kanonisierten  bzw.  beatifizierten  Heiligen 
darf  öffentlicher  Kult  nur  auf  Grund  unordentlicher  Gewohnheit  er- 
wiesen werden. 

IL  Sollen  Reliquien^  öffentlich  verehrt  werden  dürfen,  so  müssen 
sie  von  kirchlich  anerkannten  Seligen  oder  Heiligen  stammen.  Über 
die  Echtheit  der  Reliquien  hat  der  Bischof  zu  kognoszieren  auf  Grund 
der  Authentik.  In  schwierigeren  Fällen  wird  er  sich  an  den  Aposto- 
lischen Stuhl  wenden,  der  die  Angelegenheit  früher  durch  die  Con- 
gregatio  Indulgentiarum  et  S.  Reliquiarum,  jetzt  durch  die  C.  Rituum 
behandeln  läßt  2.  Wo  es  sich  um  Reliquien  von  Personen  handelt, 
die  zwar  im  Rufe  der  Heiligkeit  gestorben,  aber  weder  heilig  noch 
selig  gesprochen  sind,  hat  allein  der  Apostolische  Stuhl  zu  erkennen  *. 
Heilige  Leiber  oder  größere  Teile  von  solchen  dürfen  in  der  Regel 
nur  in  Kirchen,  nicht  in  einem  Privathause  aufbewahrt  werden.  Appro- 
bierte Reliquien  von  Heiligen  können  auf  den  Altären  zur  Verehrung 


*  S.  Recoscura,  Was  ist  „Kirche",  was  „Kapelle"  ?  (Theol.-prakt.  Monatsschrift 
XI  [1901]  7  ff).  K.  Gauss,  D.  Heiligen  d.  Gotteshäuser  v.  Baselland  (Basler  Z. 
f.  Gesch.  u.  Altertumskunde  11  [1902]  102  ff).  F.  A.  Forster,  Studies  in  church 
dedications;  or  England's  patron  saints,  1903.  L.  Kor th ,  D.  Patrozinien  d.  Kirchen 
u.  Kapellen  i.  Erzbist.  Köln,  1904.  H.  Ochsler,  D.  Kirchenpatrone  i.  d.  Erzdiöz. 
Freiburg  (Freib.  Diöz.-Arch.  N.  F.  VIII  [1907]  162  ff).  E.  A.  Stückelberg, 
Heiligengeographie  (A.  f.  Kulturgschte  VIII  [1910]  42  ff).  F.  X.  Buchner,  Üb. 
Patroziniumstatistiken  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XXII  [1912]  148  ff).  —  Nur  kon- 
sekrierte  od.  wenigstens  feierl.  benediz.  Kirchen  od.  öffentl.  Oratorien  feiern  d. 
Titularfest.  C.  S.  Rit.  5.  Juni  1899  (A.  f.  k.  KR.  LXXX  [1900]  571  f).  Hinschius, 
KR.  IV  259ff.     Scherer,  KR.  H  670  f. 

-  Man  unterscheidet  reliquiae  insignes,  notabiles,  exiguae.  Z.  d.  reliqu.  insign. 
werden  gerechnet  d.  ganze  Körper  od.  e.  größer.  Teil  desselben :  Haupt,  Fuß,  Arm, 
ab.  a.  e.  kleiner.,  nur  nicht  ganz  kleines  Glied,  a.  welchem  d.  Märtyrer  gelitten  hat. 
C.  S.  Rit.  13.  Jan.  1631;  3.  Juni  1662;  13.  Febr.  1666;  27.  Juni  1899.  Z.  d.  Reli- 
quien gehören  a.  Gegenstände,  welche  z.  d.  Heiligen  i.  Beziehung  standen. 

3  Trid.  sess.  XXV  decr.  de  invoc.  etc.  Bd  I,  422,  A.  2;  S.  424;  ob.  S.  57,  A.  3. 
Wo  e.  Authentik  fehlt,  ist  —  sichere  Unechtheit  ausgenommen  —  d.  Kultus  bei- 
zubehalten, welcher  seit  unvordenkl.  Zeiten  stattgefunden  hat.  S.  C.  Indulg.  et 
Reliq.  20.  Jan.  1896  (A.  f.  k.  KR.  LXXVI  [1896]  124).  Acta  et  decreta  conc.  plen. 
Americae  Latinae  (1899)  Nr  410. 

*  C.  2,  X  h.  t.  III,  45.  A.  b.  d.  v.  Papst  approb.  Reliquien  hat  d.  Bischof  d. 
Echtheit  wenigstens  d.  Approbationsurkunde  z.  prüfen.  C.  S.  Rit.  19.  Okt.  1691. 
Seh  er  er,  KR.  II  670^^.  Pius  X.  erneuerte  d.  besteh.  Normen  üb.  d.  Reliquien- 
verehrung i.  d,  Enzykl.  ,Pascendi  Dominici  gregis"  v.  8.  Sept.  1907  (Acta  S.  Sedis 
XL  [1907]  648).  D.  Papst  wendet  s.  daselbst  a.  geg.  d.  a.  i.  kath.  Kreisen  über- 
hand nehmende  Kritisiersucht  üb.  fromme  Überlieferungen.  Wiederholt  i.  Motu- 
proprio  „Sacrorum  Antistitum"  v.  1.  Sept.  1910  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  664). 


272    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap.:  D.  Kultus. 

ausgestellt  ^  den  Gläubigen  zur  Verehrung,  zum  Küssen,  aber  ohne 
Entgelt,  dargereicht,  in  Prozession  herumgetragen,  und  zum  Schluß 
kann  mit  ihnen  der  Segen  erteilt  werden  2.  Zur  Translation  von 
Reliquien  von  einem  Ort  an  einen  andern  derselben  Kirche  ist  bischöf- 
liche Erlaubnis  nötig;  zu  einer  solchen  an  einen  ganz  andern  Ort  aber 
päpstliche^.  Naturgemäß  können  die  Reliquien  nicht  Gegenstand  des 
Handels  werden,  wohl  aber  können  sie  durch  Geschenk  oder  Um- 
tausch gegen  eine  res  spiritualis  in  jemands  Besitz  übergehen.  Ver- 
kauf derselben  ist  als  Simonie  zu  bestrafen*. 

III.  Verboten  sind  Bilder,  welche  gegen  den  Glauben  und  die  guten 
Sitten  verstoßen.  Daher  dürfen  keine  Bilder  aufgestellt  werden,  welche 
falsche  dogmatische  Anschauungen  bekunden  oder  welche  Ungebildeten 
zu  gefährlichen  Irrtümern  Anlaß  geben  könnten.  Sodann  sind  ver- 
boten anstößige  und  lüsterne  Bilder.  Die  Gestalten  Christi  und  der 
Heiligen  sollen  nicht  anders  als  in  der  seit  alter  Zeit  in  der  katho- 
lischen Kirche  herkömmlichen  Weise  dargestellt  werden.  Daher  dürfen 
außergewöhnliche  Bilder  nirgends  und  so  namentlich  nicht  in  den 
Kirchen  ohne  Erlaubnis  des  Bischofs  aufgestellt  werden^. 

§  163. 
Die  Sonn-  und  Festtage. 

Beer.  Grat.  C.  XV,  q.  4.  D.  III  de  cons.  Beer.  Greg.  IX.  1.  II,  t.  9  de  feriis; 
L.  III,  t.  45  de  reliqu.  et  venerat.  sanct.  Lib.  sext.  111,  t.  22.  Const.  Giern.  III,  16. 
Extrav.  comm.  III,  12. 


'  F.  gewöhnl.  sollen  s.  d.  heil.  Leiber  unt.  d.  Altar  befinden. 

2  C.  2,  X  h.  t.  III,  45.  Trid.  sess.  XXV  decr.  de  invoc.  etc.  C.  S.  Kit.  11.  Aug. 
u.  19.  Okt.  1691.  Reliquien  v.  bloß  Beatifizierten  dürfen  wohl  z.  Verehrung  aus- 
gestellt, ab.  nicht  i.  Prozession  umhergetragen  werden. 

3  S.  C.  Indulg.  et  Reliqu.   17.  Nov.   1676. 

*  L.  3,  C.  de  sacros.  eccl.  I,  2.  C.  2,  X  h.  t.  III,  45.  D.  Erlaß  d.  Kardinal- 
vikars V.  17.  Jan.  18H1  ist  jed.  Kauf  v.  Reliquien  verboten.  Reliquien  ab.  a.  un- 
rechten Händen  z.  kaufen ,  ist  nicht  verboten  u.  nicht  Simonie.  Wer  Reliquien 
a.  d.  Katakomben  wegnimmt,  verfällt  d.  d.  Papst  simpliciter  reserv.  Exkomm. 
„Apostolicae  Sedis  moderationi"  v.  12.  Okt.  1869.  II  15.  B.  Dolhagaray,  La  vio- 
lation  des  catacombes  ou  cimetieres  du  territoire  romain  (Rev.  d.  scienc.  eccl^s. 
1902,  326  ff). 

"*  Trid.  sess.  XXV  decr.  de  invoc.  etc.  Urban  VIII.,  „Sacrosancta"  v.  15.  März 
1642.  Leo  Xlll.,  „Officiorum  ac  munorum"  v.  25.  Jan.  1897.  Nr  15.  Oben  S.  12, 
litt.  1.  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae  (1899)  Nr  399  ff.  —  Z.  reich. 
Lit.  üb.  d.  kirchl.  Ikonographie:  Scherer,  KR.  II  683".  H.  Detzel,  Christliche 
Ikonographie,  1894ff.  R.  Pflciderer,  D.Attribute  d.  Heiligen,  1898.  Weit.  Lit. 
i.  Rez.  üb.  Pfl.  i.  Hist.  Jb.  XIX  (1898)  694.  M.  Liefmann,  Kunst  u.  Heilige, 
1912.  —  Z.  Detail  üb.  Verehrung  d.  Reliquien  u.  Bilder  vgl.:  P  runer,  Lehrb.  d. 
Paatoraltheol. «  II  233  ff.     Schüch-Polz,  Handb.  d.  Pastoraltheol.  «^  372  ff. 


.;.  §  163.   Die  Sonn-  und  Festtage.  273 

L.  Thomassinus,  Historia  festorum,  Par.  1682.  J.  Gretser,  De  festis 
christianorum  libri  duo,  Ingoist.  1612.  P.  Lambertini  s.  Bened.  XIV.,  De  Jesu 
Christi  matrisque  ejus  festis,  Patav.  1751.  Mehr  alt.  Lit.  b.  Scherer,  KR.  II 
681.  —  J.  Ch.  W.  Augusti,  D.  Feste  d.  alt.  Christen  (Denkwürdigkeiten  a.  d. 
Christi.  Archäologie  Bd  I— III),  1817  ff.  M.  A.  Nickel,  D.  heil.  Zeiten  u.  Feste 
n.  ihr.  Gesch.  u.  Feier  i.  d.  kath.  K.,  1827ff;  21844.  J.  Binterim,  Denkwürdig- 
keiten V  1  (1829),  119  ff.  N.  Nilles,  De  rationibus  fest,  mobil,  utriusque  ecclesiae 
Orient,  et  Occident.,  1868.  Ders.,  Calendarium  manuale  utr.  eccl.  etc.  2,  1896. 
Duchesne,  Origines  du  culte  chretien*,  1908.  N.  Noguer,  Despues  el  des- 
canso  dominical  (Razön  j  Fe  X  [1904]  339  ff).  P.  Bomfleur,  Sonntag  u.  Gottes- 
dienst, 1904.  A.  Barry,  Christian  sunday,  its  history,  its  sacredness  and  its 
blessing,  1904.  A.  Villien,  Histoire  des  commandements  de  l'Eglise  (1909)  21  ff 
105  ff.  K.  A.  H.  Kellner,  Heortologie  3,  1911.  D.  Wilson,  The  divin  authority 
and  perpetual  Obligation  of  the  Lords  day,  1913.  Thalhofer-Eisenhofera.  a.  0. 
I  579  ff.  —  Viele  Lit.  üb.  d.  verschied.  Seiten  d.  Sonn-  u.  Festtagsfeier  i.  Realenzykl. 
f.  prot.  Theol.  u.  K.  ^  s.  v.  Sonntagsfeier. 

I.  Die  Feier  der  Sonn-  und  Festtage  ist  aufs  tiefste  in  der  körper- 
lich-geistigen Natur  des  Menschen,  in  seiner  Stellung  als  Individuum 
und  als  Glied  der  religiösen  und  bürgerlichen  Gemeinschaft,  der  Kirche 
und  des  Staates  begründete  Auf  diesem  naturrechtlichen  Untergrund 
beruhen  die  positiven  göttlichen,  kirchlichen  und  staatlichen  Gesetze 
über  die  Feier  von  Sonn-  und  Festtagen. 

IL  Bei  den  Christen  trat  schon  in  der  Zeit  der  Apostel  an  Stelle  des 
jüdischen  Sabbats  der  Sonntag,  xopiax?)  Y)[J.spa,  dies  dominica,  als  der  Auf- 
erstehungstag des  Herrn  ^,  Von  den  Jahresfesten  des  Alten  Bundes  wurden 
auch  alsbald  im  Neuen  Bund  gefeiert  Pascha  zur  Erinnerung  an  die  x^tuf- 
erstehung  des  Heilandes  und  Pfingsten  als  Tag  der  Sendung  des  Heiligen 
Geistes.  Zu  diesen  beiden  Festen  kam  im  Orient  in  Bälde  das  Fest  Epiphanie. 
Es  galt  dasselbe  der  Offenbarung  der  Gottheit  Christi  bei  der  Taufe  im  Jordan 
und  bei  der  Hochzeit  zu  Kana,  hernach  auch  der  Geburt  Christi.  Doch  er- 
scheint zur  Erinnerung  an  die  letztere  im  Abendlande  wohl  schon  in  der 
ersten  Hälfte  des  4.  Jahrhunderts  das  Weihnachtsfest.  Das  Fest  Epiphanie, 
welches  jetzt  auch  im  Abendlande  gefeiert  wurde,  galt  nunmehr  der  An- 
betung der  Weisen  aus  dem  Morgenlande  und  damit  der  Berufung  der  Heiden, 
der  Taufe  Christi  und  der  Hochzeit  zu  Kana.  Mit  dem  Eintritt  des  Weih- 
nachtsfestes war  die  Einteilung  des  Kirchenjahres  in  die  drei  großen  Fest- 
zyklen von  Weihnachten,  Ostern  und  Pfingsten  gegeben,  in  welche  sich  alle 
weiteren  Feste  des  Herrn,  der  allerseligsten  Jungfrau  und  der  Heiligen 
einreihten.  Neben  den  Festen  des  Herrn  wurden  nämlich  schon  in  der  älte- 
sten Zeit  die  Todestage  der  Märtyrer  zunächst  an  den  Stätten  ihres  Mar- 
tyriums gefeiert^.     Sie   erhielten  hernach   eine  größere  örtliche  Verbreitung, 

*  Linsen  mann,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  370  ff.  Koch,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  ^ 
413  ff.     Schindler,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  II  1   (1909),  143  ff. 

2  Apg  20,  7.    1  Kor  1,  62.    Offb  1,  10.    Belser,  D.  Apostelgschte  (1905)  250  f. 

*  H.  Delehaye,  Les  origines  du  culte  des  martyrs,  1912. 
Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    II.    3.  Aufl.  18 


274    ^^'  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap. :  D.  Kultus. 

und  bald  gesellten  sich  ihnen  auch  Feste  von  Heiligen  bei,  die  keine  Mär- 
tyrer waren.  Als  erstes  Marienfest  erscheint  seit  Ende  des  -4.  Jahrhunderts 
Maria  Lichtmeß,  dem  sich  in  der  Folge  andere  zu  Ehren  der  allerseligsten 
Jungfrau  anreihten.  Manche  Feste  entstanden  zunächst  durch  Ü^bung  und 
Gewohnheit  des  christlichen  Volkes,  wurden  dann  aber  wie  andere  Feste  durch 
Bischöfe  und  Partikularsynoden  zu  feiern  geboten  und  eingeführt.  Seit  dem 
11.  Jahrhundert  war  die  Einführung  eines  allgemeinen  Kirchenfestes  Sache 
des  Papstes,  Deren  Zahl  mehrte  sich  im  Laufe  der  Zeit  so  sehr,  daß  die 
Klage  über  damit  verbundene  Mißstände  seit  dem  14.  Jahrhundert  nicht 
mehr  verstummte.  Daher  setzte  Urban  VII  [.  in  der  Konstitution  „Universa 
per  orbem"  vom  13.  September  1642  die  Zahl  der  in  der  ganzen  Kirche  zu 
feiernden  Feste  auf  einunddreißig  fest  K  Doch  haben  spätere  Päpste ,  zum 
Teil  auch  gezwungen  durch  das  Drängen  der  Regierungen  ^  für  einzelne 
Länder  weitere  Reduktionen  vorgenommen,  so  daß  die  Festpraxis  nach  Län- 
dern äußerst  verschieden  w^ar  ^  Veranlaßt  durch  diese  Verschiedenheit,  die 
infolge  der  leichten  Verkehrsverhältnisse  immer  lästiger  empfunden  wurde, 
sodann  durch  die  wirtschaftliche  und  industrielle  Lage  der  Gegenwart,  end- 
lich durch  vielseitige  Bitten  hat  Pius  X.  im  Motuproprio  „Supremi  disci- 
plinae"  vom  2.  Juli  1911  die  Zahl  der  allgemein  in  der  Kirche  zu  feiernden 
Festtage  auf  acht  herabgesetzt:  Weihnachten,  Beschneidung  Christi,  Epiphanie, 
Christi  Himmelfahrt ,  Maria  unbefleckte  Empfängnis ,  Maria  Himmelfahrt, 
Peter  und  Paul  und  Allerheiligen.  Es  sind  aber  einige  der  aufgehobenen 
Feste  an  einem  darauffolgenden  Sonntag  zu  feiern.  Die  Feste  der  Patrone 
unterliegen  nicht  der  allgemeinen  Reduktion,     Doch  können  die  Bischöfe  die 


^  Klemens  XI.  erhob  1708  d.  Fest  d.  Unbefleckten  Empfängnis  Maria  z.  e.  all- 
gemeinen, so  daß  es  32  Feste  waren. 

'  M.  Gerbert,  De  festorum  dierum  numero  minuendo,  celebratione  amplianda, 
S.  Blas,  1765, 

^  Maßgebend  war:  f.  d.  rechtsrhein.  Preußen  d,  zunächst  f.  Breslau  v.  Kleni.XlV. 
erlass.  Breve  v,  24.  Juni  1772  u,  d.  Breve  Pius'  Vf.  v,  19,  April  1788;  f,  d. 
linksrhein.  d.  z,  französ.  Konkordat  gehörige  Indult  v,  9.  April  1802  u.  d,  Breve 
Leos  XII.  V.  2,  Dez,  1828  u,  Pius'  Vlli.  v.  7.  Aug.  1829;  f.  Bayern  rechts  d. 
Rheins  d.  Breve  Klem.  XIV.  v.  16.  Mai  1772  u.  links  d.  Rheins  u,  f.  Elsaß- 
Lothringen  d.  franz.  Konkordat  bzw.  d.  Indult  v.  9.  April  1802;  f,  Sachsen  d, 
Breve  Pius'  Vlll.  v,  14,  Nov.  1830;  f.  Hessen  d.  Breve  Greg.  XVL  v.  19.  Dez. 
1836.  F.  Württ.  u.  Baden  waren  maßgebend  d.  f.  Üsterr.  geltend.  Breven  Bened.XlV. 
v,  1.  Sept.  1753  u,  Klem,  XIV.  v.  22,  Juni  1771,  Vgl.  Rottenb.  Grd.-Erl.  v.  12.  Jan. 
1872  u.  18.  Juni  1895.  Vogt,  Sammlung  618  ff.  P  f  äff- S  prell,  Gesetzeskunde  I 
212  f,  Gut  stellen  d.  vormaligen  Stand  n,  Ländern  dar  d.  Art.:  Traitö  des  fOtos 
i.  Anal,  jur,  pontif.  VI  (1863)  1349ff,  bes.  1388  ff.  u.  K.  A,  H.  Kellner,  Heorto- 
logie^  (1911)  25  ff.  Vgl,  a,:  Hinschius,  KR.  IV  283ff;  Scherer,  KR.  H  686 '". 
Vgl.  weit.:  E.  Vacandard,  Les  fötes  de  Noel  et  de  l'Epiphanie  —  Les  origines 
de  la  fßte  et  du  dogme  de  Tlmmaculäe  Conception  (Etudes  de  critiquo  et  d'histoire 
roli;,'i('usc  111  [1912]  3ff  215  ff).  Knöpfler,  Kgschtc  =*  116ff  221  ff  278  329  465  f 
540  f  690  f.  F  u  n  k  -  B  i  h  1  m  e  y  e  r  ,  Kgschto «  86  ff  234  ff  352  ff  456  f  559  680  ff  793  f. 
Thalhofer-Eisonhofer  a.  a.  0.  I  579  ff. 


§  163.    Die  Sonn-  und  Festtage.  275 

äußere  Sollemnität  derselben  auf  den  folgenden  Sonntag  verlegen.  Auch  war 
den  Bischöfen  die  Erlaubnis  gegeben,  den  Papst  um  Beibehaltung  des  einen 
oder  andern  der  abgeschafften  Feiertage  zu  bitten  ^  Das  haben  dieselben 
zum  Teil  getan,  so  daß  die  Praxis  doch  wieder  nicht  ganz  gleich  ist-. 

Nach  dem  Bemerkten  steht  die  Befugnis,  Feste  für  die  ganze 
Kirche  einzuführen,  zu  verlegen,  zu  ändern  und  aufzuheben,  nur  dem 
Papste  zu.  Aber  auch  innerhalb  ihrer  Diözese  können  die  Bischöfe 
heutzutage  kein  Fest  ohne  päpstliche  Erlaubnis  einführen  oder  auf- 
heben. Urban  VIII.  nämlich  ermahnt  in  der  angeführten  Konstitution 
die  Bischöfe,  keine  weiteren  Feste  einzuführen,  und  die  Congregatio 
Rituum  hat  denselben  auf  eine  ergangene  Anfrage  die  Befugnis  hierzu 
ausdrücklich  abgesprochen  ^. 

Aus  der  Einteilung  der  Feste  in  festa  universalia  und  particularia, 
immobilia  und  mobilia,  sollemnia  und  non  sollemnia,  duplicia,  semi- 
duplicia  und  simplicia,  ordinaria  und  extraordinaria  (repentina)  kommt 
für  das  Kirchenrecht  besonders  in  Betracht  der  Unterschied  von  festa 
chori  und  festa  fori*.  Erstere  werden  nur  vom  Klerus  liturgisch 
gefeiert,  letztere  auch  vom  christlichen  Volke  im  täglichen  Leben  von 
Mitternacht  bis  Mitternacht^. 

Die  Pflichten  der  Gläubigen  an  Sonn-  und  Feiertagen  sind  teils 
positive  teils  negative. 


1  Acta  Ap.  Sedis  III  (1911)  305  ff.  Weit.  röm.  Erlasse:  Hilling,  D.  Reformen 
d.  Papstes  Pius'  X.  II  (1912)  203  ff.  Acta  Ap.  Sedis  IV  (1912)  57  ff  840  f ;  VI 
(1914)  9.  —  A.  Boudinbon,  La  reduction  des  fetes  d'obligation  (Canoniste  cont. 

XXXIV  [19111  402  ff).     Ders.,    Encore   les   fetes   supprimees  (Ebd.  505  ff ).     Ebd. 

XXXV  (1912)  398  ff.  J.  B.  Ferreres,  Motuproprio  de  S.  S.  Pio  X.:  Supresiön 
de  las  fiestas  (Razön  y  Fe  XXXI  [1911]  103  ff).  M.  de  Ar  quer,  Los  dias  festivos 
segün  la  novisima  disciplina,  1912.  F.  X.  Hecht,  D.Verminderung  d.  gebotenen 
Feiertage  (A.  f.  k.  KR.  XCII  [1912]  63  ff).  De  religiosis  etc.  Periodica  VI 
(1912)  84  ff.  Weit.  Lit.  b.  H.  A.  Krose,  Kirchl.  Handb.  f.  d.  kath.  Deutschi. 
IV  (1913)  40. 

*  Üb.  d.  i.  Bayern,  Württ.  u.  Baden  n.  Übereinkunft  d.  Bischöfe  dies.  Länder 
z.  feiernden  Feste:  Rottenb.  Ord.-Erl.  v.  9.  Juli  1912  (Kirchl.  Amtsbl.  1912,  Nr  17). 

^  Declaratio  v.  23.  Juni  1703.  Ebenso  P ins  X.,  „Supremi  disciplinae"  v.  2.  Juli 
1911.  Anders  Scherer,  KR.  II  684^  u.  Hergenrö  ther-HoU  wec  k,  KR. 
626  •'.  L  Sinne  d.  Textes:  Hinschius,  KR.  IV  286  ff ;  Wernz,  Jus  decretalium 
III  22  (1908),  61  ff. 

*  D.  b.  Reduktion  v.  Festtagen  v.  Päpsten  d.  18.  Jhdts  beliebte  Einführung  v. 
Halbfeiertagen  i.  d.  Sinne,  daß  d.  Volk  d.  Messe  besuchen  mußte,  dann  arbeiten 
durfte,  erwies  s.  als  verfehlt.  —  Regino  v.  Prüm,  De  synodal,  causis  etc.  1.  I, 
c.  389,  weiß  v.  Feiertagen,  wo  d.  Volk  bis  z.  Messe  arbeiten  durfte. 

'  D.  kirchl.  Berechnung  geht  v.  Vesper  z.  Vesper;  d.  bürgerl.  folgt  d.  röm. 
Recht.     L.  8,  D.  de  feriis  II,  12.     C.  1  2,  X  h.  t.  II,  9. 

18* 


276    I^-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap.:  D.  Kultus. 

Positiv  sind  dieselben  durch  göttliches  und  kirchliches  Gesetz  unter 
schwerer  Sünde  verpflichtet  \  an  diesen  Tagen  der  heiligen  Messe  ^ 
entweder  in  der  Pfarrkirche  ^  oder  in  einer  andern  Kirche  oder  in 
einem  Oratorium  publicum  oder  semipublicum  *  andächtig  anzuwohnen, 
ausgenommen  den  Fall  der  physischen  oder  moralischen  Unmöglichkeit 
oder  der  Dispens^. 

In  negativer  Hinsicht  haben  sich  die  Gläubigen  an  den  Sonn- 
und    Festtagen    unter    schwerer    Sünde    aller    knechtlichen    Arbeiten 


^  A.  d.  Festtagen  beruht  d.  Pflicht  a.  kirchl.  Gebot,  a.  d.  Sonntagen  i.  d.  Sinn 
a.  göttl. ,  daß  der.  Erfüllung  überhaupt  a.  e.  d.  sieben  Wochentage  z.  geschehen 
hat.  F.  Schmid,  Worin  gründet  d.  Pflicht  d.  Sonntagsruhe?  (Theol.-prakt.  Qsch. 
LIII  [1900]  12  ff).  Ders.,  D.  Gewalt  d.  Kirche  üb.  d.  Sonntagsruhe  (Z.  f.  k.  Theol. 
XXV  [1901]  436  ff).  A.  Lehmkuhl,  Göttl.  od.  menschl.  Gebot  d.  Sonntagsheiligung 
(Theol.-prakt.  Monatsschrift  XII  [1902]  1  ff).  J.  Ch.  Gspann,  D.  Sonntagsheiligung 
e.  Naturgebot  (Theol.-prakt.  Qsch.  LX  [1907]  128  ff).  A.  Preseren,  D.  Be- 
ziehungen d.  Sonntagsfeier  z.  dritt,  Gebot  d.  Dekalogs  (Z.  f.  k.  Theol.  XXXVII 
[1913]  563  ff). 

2  U.  zwar  e.  ganzen  Messe,  jedenfalls  d.  drei  Hauptteilen  dieser  Messe.  C.  62 
(Can.  Apost.  n.  10?;  richtiger  Syn,  v.  Antiochien  a.  341,  c.  2)  64  (Syn.  v.  Agde 
a.  506,  c.  47)  65  (Syn.  v.  Orleans  I  a.  511,  c.  26),  D.  I  de  cons.  C.  2,  X  de 
paroch.  III,  29.  C.  2,  Extrav.  comm.  de  treuga  I,  9.  Dekr.  Innoz.  XL  v.  2.  März 
1679.  Propos.  damn.  n.  53.  Denzinger-Ban  n  wart,  Enchiridion '^  Nr  1203. 
Pius  VI.,  „Auctorem  fidei"  v.  28.  Aug.  1794.  Prop.  damn.  n.  74.  Denzinger 
a.  a.  0.  Nr  1574. 

'  I.  MA.  war  man  gehalten,  d.  sonntägl.  Pflicht  i.  d.  Pfarrkirche  z.  genügen. 
Vgl.  Bd  I,  S.  482.  M.  Wegfall  dies.  Verpflichtung  ist  geg.  Ende  d.  MAs  a.  d.  andere 
damit  verknüpfte,  d.  Anhörung  d.  Predigt,  überhaupt  weggefallen.  Trid.  sess.  XXIV 
de  ref.  c.  4.  Es  ist  dah.  unrichtig,  f.  d.  ausgeh.  MA.  d.  Verpflichtung,  e.  Predigt 
anzuwohnen,  noch  als  allgemeine  anzusehen.  A.  Hüfncr,  D.  Rechtsinstitut  d. 
klösterl.  Exemtion  i.  d.  abendländ.  K.  (1907)  121.  Ben  ed.  XIV.,  De  syn.  dioec. 
1.  XI,  c.  14,  n.  12  f. 

*  C.  S.  Rit.  23.  Jan.  1899  (3.  Aug.  1901);  18.  Okt.  1901  (A.  f.  k.  KR.  LXXIX 
[1899]  530  f;  LXXXII  [1902]  364).  1.  e.  Privatoratorium  genügen  d.  Pflicht,  e. 
Messe  z.  hören,  nur  d.  Personen,  welche  e.  päpstl.  Privileg  haben,  a.  Sonntagen  u. 
nicht  ausgenomm.  Festen.  Diese  ausgenomm.  Feste  sind:  Weihnachten,  Epiphanie, 
Ostern,  Christi  Himmelfahrt,  Pfingsten,  Maria  unbefleckte  Empfängnis,  Maria  Himmel- 
fahrt, Peter  u.  Paul,  Allerheiligen,  d.  Titularfest  d.  Pfarrkirche.  Bened.  XIV., 
.Magno  cum"  v.  2.  Juni  1751.  S.  C.  Conc.  27.  Febr.  1864.  C.  S.  Rit.  10.  April 
1896.  Pius  X.,  „Supremi  disciplinae"  v.  2.  Juli  1911.  A.  abrog.  Festen  ist  Messe 
i.  Privatoratorien  erlaubt.  S.  C.  de  Sacr.  11.  April  1913  (Acta  Ap.  Sedis  V  [1913] 
183  f).     Üb.  Kirchen,  Oratorien  unt.  §  167. 

'  Lb.  d.  hier  einschlägig,  moraltheol.  Fragen  siehe:  Linsenmann,  Lehrb. 
d.  Moraltheol.  371  f;  Kocii,  Lehrb.  d.  Moraltheol. »  419:  bes.  eingehend  ab.: 
Schindler,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  11  1  (1909),  152  ff ;  Lehmkuhl,  Theol.  morai. »' 
I  391  ff. 


§  163.   Die  Sonn-  und  Festtage.  277 

(opera  servilia)  ^  der  gerichtlichen  Verhandlungen  (op.  forensia)  ^  und 
des  Kaufes  und  Verkaufes  auf  Märkten  (nundinae)^  zu  enthalten. 
Auch  sollen  sie  alle  lärmenden  und  sündhaften  Vergnügungen  ver- 
meiden^. Doch  dürfen  knechtliche  Arbeiten  und  andere  verbotene 
Geschäfte  vorgenommen  werden  im  Notfalle  °,  im  Dienste  der  Nächsten- 
liebe oder  wenn  es  die  kompetente  geistliche  Behörde  erlaubt.  Solche 
Dispens  kann  der  Papst  für  die  ganze  Kirche  ^,  der  Bischof  für  seine 
Diözese^  und  der  Pfarrer  für  seine  Pfarrei  geben ^,  aber  es  muß  un- 
entgeltlich geschehen  ^. 

III.  Was  das  Verhältnis  des  Staates  zur  Feier  der  Sonn-  und  Fest- 
tage betrifft,  so  ist  diese  Feier  an  sich  eine  rein  kirchliche  Sache. 
Dem  Staat  steht  es  also  nicht  zu,  solche  kirchliche  Feier  anzuordnen 
oder  zu  untersagen  ^^.  Dagegen  kann  der  Staat  an  und  für  sich 
bürgerliche  Feiertage  festsetzen  oder  kirchlichen  Feiertagen  die  bürger- 
liche Feier  versagen  ^^;  nur  darf  er  im  letzteren  Fall  bei  der  gewährten 
Gewissensfreiheit  die  Kirche  und  die  Gläubigen  nicht  an  der  Erfüllung 


>  C.  1  3,  X  h.  t.  II,  9. 

2  C.  1  (Syn.  V.  Tarragona  a.  516,  c.  4)  2  (Syn.  v.  Erfurt  a.  932,  c.  2),  C.  XV, 
q.  4.  C.  1  5,  X  h.  t.  II,  9.  D.  Ausübung  d.  freiwill.  Gerichtsbarkeit  steht  nichts 
i.  Wege. 

^  C.  1,  X  h.  t.  If,  9.  Doch  gibt  es  a.  berechtigte  unvordenkl.  Gewohnheiten 
hierin,  u.  gewisse  Kaufläden  u.  Geschäfte  müssen  notwendig  wenigstens  einige  Zeit 
offen  stehen.  B  e  n  e  d.  XIV.,  „Ab  eo  tempore"  v.  5.  Nov.  1745.  Richter- 
Schulte,  Conc.  Trid.  p.  469,  n.  3  ff. 

*  C.  66  (Stat.  eccl.  ant.  c.  33),  D.  I  de  cons.  C.  2  (Syn.  v.  Toledo  III  a.  589, 
c.  23),  D.  III  de  cons.  Trid.  sess.  XXV  decr.  de  invoc.  etc.  So  verbot  Bened.  XIV., 
„Nihil  profecto"  v.  12.  Aug.  1742,  gymnast.  Spiele.  N.  heutig.  Praxis  ab.  sind 
öffentl.  Unterhaltungen  a.  Sonn-  u.  Festtagen  erlaubt.  S.  C.  Conc.  2.  Mai  1868. 
D.  Kirche  ist  heute  durchweg  v.  jüdisch.  Sabbatismus  weit  entfernt.  Noch  mehr 
war  d.  begreiflicherweise  d.  älteste  Kirche. 

^  C.  1  8  5,  X  h.  t.  II,  9.     Üb.  etwaig.  Gewohnheitsrecht  vgl.  A.  3. 

6  C.  3,  X  h.  t.  II,  9.     Bened.  XIV.,  „Non  multa"  v.  14.  Nov.  1748. 

"  Urban  VIII,  „Cum  sicut"  v.  30.  Juni  1631.     Coli.  Lac.  I  361;  VI  78. 

8  Bd  I,  S.  141.     Coli.  Lac.  I  177;  III  938;  V  155. 

^  Üb.  d.  hier  einschlägig,  moraltheol.  Fragen  siehe:  Linsenmann  a.  a.  0. 
372  ff;  Koch  a.  a.  0.  416  ff;  bes.  eingehend:  Schindler  a.  a.  0.  148  ff;  Lehm- 
kuhl  a.  a.  0.  I  385  ff. 

'0  Inno z.  X.,  „Cum  nuper"  v.  6.  Okt.  1653.  J.  Merkel,  Üb.  d.  Recht  d.  An- 
ordnung außerordentl.  kirchl.  Feiertage  (D.  Z.  f.  KR.  IX  [1900]  231  ff,  bes.  235  f). 

'*  Üb.  d.  Problem  d.  staatl.  Feier  d.  Karfreitags  u.  Fronleichnamsfestes  i.  parität. 
Staaten:  Kahl,  KR.  401.  D.  Ges.  v.  2.  Sept.  1899  ist  d.  Karfreitag  i.  Preußen 
z.  allg.  bürgerl.  Feiertag  gemacht,  d.  Katholiken  ab.  i.  Gemeinden,  wo  sie  über- 
wiegen, d.  herkömml.  Werktagstätigkeit  auß.  i.  d.  Nähe  gottesdienstl.  Gebäude  nicht 
untersagt.     A.  f.  k.  KR.  LXXX  (1900)  158. 


278    I^'-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap. :  D.  Kultus. 

ihrer  Christenpflichten  hindern  ^  Da  aber  die  Christenpflicht  an  Sonn- 
und  Feiertagen  tief  in  das  bürgerlich -staatliche  Leben  eingreift,  da 
sodann  die  Kirche  eine  entsprechende  Feier  ohne  Mitwirkung  des 
Staates  nicht  erreichen  wird,  da  ferner  der  Staat  als  solcher  die  Pflicht 
hat,  die  Religion,  von  der  die  Sonn-  und  Feiertage  ein  wichtiger 
Teil  sind,  zu  schützen  und  zu  fördern,  da  endlich  auch  die  bürger- 
liche Ruhe  ohne  religiöse  Erhebung  ihren  Zweck  nicht  erreicht,  so 
wird  die  Feier  der  Sonn-  und  Festtage  mit  Recht  als  res  mixta  be- 
zeichnet 2.  Kirche  und  Staat  tun  also  gut,  w^enn  sie  bei  Sorge  für 
die  Sonntagsheiligung,  bei  Neueinführung,  Änderung  und  Abschaffung 
von  Festtagen  gemeinsam  vorgehen.  Der  Staat  soll  der  Kirche  zur 
Erzielung  einer  würdigen  Sonn-  und  Festtagsfeier  auch  im  bürger- 
lichen Leben  das  brachium  saeculare  leihen.  Die  Kirche  aber  möge, 
wenn  der  Staat  bürgerliche  Feiertage  auch  mit  kirchlicher  Feier  um- 
kleidet wissen  will,  den  Wünschen  des  Staates  wo  möglich  entgegen- 
kommen. Im  allgemeinen  ist  das  Verhältnis  von  Kirche  und  Staat 
hierin  seit  dem  4.  Jahrhundert  ein  entsprechendes  gewiesen,  ist  es 
aber  heute  nicht  mehr  ganz  ebenso. 

Schon  Konstantin  d.  Gr.  und  die  folgenden  christlichen  römischen  Kaiser 
haben  an  Sonn-  und  Festtagen  Gerichtsverhandlungen  und  öffentliche  Arbeiten 
sowie  Zirkusvorstellungen  und  Schauspiele  verboten  ^.  Ihnen  folgten  hierin 
die  Könige  des  Merovinger-  und  Karolingerreiches  *.  Im  weiteren  Verlaufe 
des  Mittelalters  sah  man  die  Anordnung  und  Durchführung  der  Sonn-  und 
Festtagsfeier  als  eine  rein  kirchliche  Sache  an,  so  daß  die  staatliche  Gesetz- 
gebung hierin  so  gut  wie  ganz  ruhte  ^  Dagegen  begannen  die  neueren  Staats- 
gesetzgebungen sich  auch  auf  die  bürgerliche  Feier  der  Sonn-  und  Festtage 
auszudehnen,  ja  sie  fixieren  die  bürgerlichen  Feiertage  und  normieren  deren 
Feier  ganz  selbständig.     Vielfach  wollen  diese   staatlichen  Vorschriften  aber 


^  D.  Befürchtung  v.  Hinschius,  KR.  IV  298,  es  könnte  d.  Kirche  d.  An- 
drohung V.  kirchl.  Strafen  a.  solchen  Tagen  d.  Erfüllung  notwendiger  staatl. 
Leistungen  unmöglich  machen  od.  d.  bürgerl.  Erwerbsleben  i.  unzulässiger  Weise 
hemmen,  ist  unbegründet,  weil  d.  Kirche  solche  Strafen  nicht  kennt.  Seh  er  er. 
KR.  II  697  *^  Üb.  d.  Möglichkeit  u.  leidige  Wirklichkeit  ab.  v.  Gewissenskontlikteu, 
wenn  d.  kirchl.  u.  staatl.  Gesetzgebung  hierin  nicht  zusammenstimmen:  Linsen- 
mann, Lehrb.  d.  Moraltheol.  374  f. 

*  Als  res  mixta  führt  d.  fragl.  Punkte  a.  d.  bayr.  Religionsedikt  v.  1818, 
§  75  flf.     Schneider,  D.  part.  KRsquellen  213  f. 

»  L.  1  18—21  23—25,  Cod.  Theod.  h.  t.  II,  8.  L.  5,  Cod.  Theod.  de  spectac. 
XV,  5.  L.  3  7  12,  Cod.  Just.  h.  t.  III,  12.  G.  Förster.  Röm.-rechtl.  Grundlagen 
d.  Sonntagsruhe  (D.  Z.  f.  KR.  XX  [1910]  211  ff). 

*  Guntchramni  reg.  edictnm  a.  585.  Childcberti  II.  reg.  decretio  a.  596,  c.  14. 
Caroli  M.  admonitio  generalis  a.  789,  c.  81.     Ed.  Bor  et  i  u  s  1  11   17  61. 

'  Gut  i.  Healenzykl.  f.  prot.  Theol.  u.  K. '  s.  v.  Sonntagsfeier. 


§  163.    Die  Sonn-  und  Festtage.  '  279 

auch  die  kirchliche  Feier  sichern.  Sie  verfolgen  dabei  einen  doppelten  Zweck, 
dem  arbeitenden  Volke  die  notwendige  physische  Ruhe  zu  verschaffen,  sodann 
der  religiösen  Erhebung  und  dem  entsprechenden  Kultus  zu  dienen.  So  ver- 
bieten die  Gesetze  die  Verrichtung  aller  Arbeiten  des  land-  und  forstwirtschaft- 
Kchen,  des  Gewerbe-  und  Fabrikbetriebes,  den  Handel  auf  öffentlichen  Straßen 
und  Plätzen,  Jahrmärkte,  öffentliche  Versteigerungen,  Treibjagden.  Ferner 
ist  während  des  Gottesdienstes  am  Vor-  und  Nachmittag  oder  wenigstens  am 
Vormittag  verboten  das  Offenhalten  der  Magazine  und  Läden  der  Handels- 
und Gewerbsleute,  die  Veranstaltung  von  öffentlichen  Aufzügen  und  Versamm- 
lungen, die  Vornahme  von  Waffen-,  Feuerwehr-  und  ähnlichen  Übungen, 
geräuschvolle  Belustigung,  die  Veranstaltung  von  Schauspielen  und  Vor- 
stellungen. Besonders  geregelt  sind  weiterhin  die  öffentlichen  Tanzbelusti- 
gungen sowie  Theatervorstellungen.  Spezielle  Bestimmungen  werden  noch 
getroffen  für  konfessionell  gemischte  Orte.  Natürlich  sind  auch  Ausnahmen 
zugelassen,  soweit  solche  zur  Befriedigung  der  Lebensbedürfnisse,  zum  land- 
wirtschaftlichen und  gewerblichen  Betrieb  und  zu  dem  der  öffentlichen  Ver- 
kehrsanstalten unumgänglich  gemacht  werden  müssen.  Für  Notfälle  besteht 
an  sich  kein  Gesetz  ^ 


»  F.  d.  Deutsche  Reich  kommt  hauptsächl.  i.  Betracht:  ZPO.  §§  188  216  222 
761 ;  StPO.  §§  37  43;  BGB.  §  193;  Handelsgesetzbuch  §  329  f:  namentl.  ab.  d.  RG. 
v.  1.  .Juni  1891  betreff.  Abänderung  d.  Gewerbeordaung  v.  21.  Juni  1869:  §§  41*'' 
'55  55*  105  »ff  samt  d.  einschläg.  Novellen.  Es  sichert  §  366,  Z.  1  d.  StGB.  d. 
landesgesetzl.  Bestimmungen  üb.  d.  Sonntagsfeier  d.  Androhung  e.  Geldstrafe  b.  z. 
60  Mark  od.  Haft  b.  z.  14  Tagen  f.  d.  Fall,  daß  jemand  d.  geg.  d.  Störung  d.  Feier 
d.  Sonn-  u.  Festtage  erlass.  Anordnungen  zuwiderhandelt.  N.  §  146  *  d.  Gewerbe- 
ordnung V.  26.  Juli  1900  wird  m.  Geldstrafe  b.  z.  600  Mark  od.  i.  ünverraögens- 
falle  m.  Haft  bestraft,  wer  d.  gen.  §§  41  ff  übertritt.  —  A.  d.  Landesgesetzen 
kommen  neb.  d.  Ausführungsbestimmungen  z.  d.  Reichsgesetzen  bes.  i.  Betracht  f. 
Preußen:  Provinzial-  u.  Polizeiverordnungen  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIII  [1903]  313  ff); 
f.  Bayern:  Kgl.  Verordnung  v.  30.  Juli  1862  u.  d.  Revision  ders.  d.  Kgl.  Verordn. 
v.  21.  Mai  1897;  f.  Sachsen:  Ges.  v.  10.  Sept.  1870  u.  Minist.-Verordn.  v.  15.  u. 
16.  März  1895;  f.  Württ. :  Kgl.  Verordn.  v.  27.  Dez.  1871  u.  22.  Mai  1895; 
f.  Baden:  Großherz.  Verordn.  v.  8.  Nov.  1865;  28.  Jan.  1869;  20.  Nov.  1879  u. 
d.  Revision  ders.  d.  Verordn.  v.  18.  Juni  1892;  f.  Hessen:  Polizeistrafgesetz  v. 
10.  Okt.  1871  u.  Anweis.  v.  8.  März  1895;  f.  Elsaß-Lothringen:  Ges.  v.  18.  Nov. 
1814;  f.  Österr.:  Ges.  v.  25.  Mai  1868,  Art.  13;  v.  16.  Jan.  1895  (A.  f.  k.  KR. 
LXXV  [1896]  85  ff).  —  A.  d.  reich.  Lit.  betreff.  Sonntagsfeier  u.  Sonntagsruhe: 
Allgemein  f.  d.  Reich  u.  zugl.  f.  einz.  Staaten:  J.  K.  Irmischer,  Staats-  u. 
Kirchenverordnungen  üb.  d.  christl.  Sonntagsfeier,  1839  f.  Zusammenstellung  d.  i.  d. 
deutsch.  Bundesstaaten  geltend.  Gesetze  u.  Verordnungen  betr.  d.  Ruhe  a.  Sonn-  u. 
Feiertagen  (Z.  f.  KR.  XXI  [1886]  341  ff).  M.  Rieger,  Staat  u.  Sonntag,  1887. 
K.  Büttner,  D.  Sonntagsruhe  i.  Gewerbebetrieb  u.  Handelsgewerbe  (Leipziger 
Jurist.  Handbibliothek  Bd  LIV),  1895.  M.  Werner,  D.  Sonntagsruhe  i.  Industrie 
u.  Handwerk,  1895.  A.  Rauck,  D.  gesetzl.  Bestimmungen  üb.  d.  Sonntagsruhe 
i.  Handelsgewerbe  u.  i.  d.  Industrie,  1895.  R.  v.  Land  mann,  D.  Gewerbeordnung  f. 
d.  D.  Reich,  3.  Aufl.  unt.  Mitwirkung  d.  Verf.  bearb.  v.  G.  Rohm  er,  1897.    A.  Kotz, 


280    I^-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap. :  D.  Kultus. 

§  164. 
Die  Fasteuzeiten  und  Fasttage. 

Decr.  Grat.  D.  LXXVI.     Decr.  Greg.  IX.  1.  III,  t.  46  de  observat.  jejun. 

L.  Thomassin,  Traite  des  jeünes  de  l'Eglise,  Par.  1680.  P.  Gaßmann, 
Vetus  circa  jejun.  eccles.  disciplina,  Aquisgr.  1782.  J.  Schallmayer,  Dissertatio 
de  jejun.  in  eccles.  orig.  atque  relaxatione,  Col.  1783.  Vgl.  Scherer,  KK.  il  681.  — 
Binterim,  Denkwürdigkeiten II  2  (1826),  589ff;  VI  (1829),3ff.  E.  Sei tz,  D. Fasten- 
gebot u.  s.  Disziplin  i.  d,  alt.  u.  heut.  Kirche  (Z.  f.  KRs-  u.  Pastoral wschft  I,  1.  Hft 
[1842],  1  ff).  H.  Liemke,  D.  Quadragesimalfasten  d,  Kirche,  1853.  A.  Linsen- 
mayer, Entwicklung  d.  kirchl.  Fastendisziplin  b.  z.  Konzil  v.  Nicaea,  1877.  Funk,  D. 
Entwicklung  d.  Osterfastens  (Abh.  u.  Unters.  I  [1897]  241  ff).  J.  A 1  b  e  r  t  i ,  De  jejunio 
ecclesiastico,  1903.  K.  Böckenhof f,  D.  apostol.  Speisegesetz  i.  d.  erst,  fünf 
Jhdtn,  1903.  Ders. ,  Speisesatzungen  mosaisch.  Art  i.  d.  mittelalterl.  KRsquellen, 
1907.     A.  Villi en,  Histoire  des  commendements  de  l'Eglise  (1909)  215  ff. 

jN^icht  aus  irgend  welchem  naturrechtlichen  oder  alttestamentlichen  Grunde, 
sondern  gemäß  der  Lehre  und  dem  Beispiele  Christi  ^  und  der  Apostel  -  hat 
man  schon  früh  in  der  Kirche  begonnen,  zu  gewissen  Zeiten  und  Tagen  zu 
fasten.     Unter  den  Fastenzeiten  reicht  am  weitesten  hinauf  das  Osterfasten. 


D.  deutsche  u.  badische  Sonntagsrecht,  1900.  Staatslexikon*  s.  v.  Sonntagsruhe. 
Handwörterbuch  d.  Staatswschften  v.  J.  Conrad,  L.  Elster  usw.,  VII'  (1911), 
s.  V.  Sonntagsarbeit.  —  F.  d.  einz.  Staaten  seien  auß,  d.  einschlägig.  Passus  i. 
d.  Sammlungen  u.  Darstellungen  d.  kirchenpoht.  Gesetze  einzeln.  Länder  (vgl.  Bd  I, 
S.  191  ff)  noch  angemerkt:  Preußen:  K.  Haberland,  D,  Feier  d.  Sonn-  u.  Fest- 
tage n.  preuß. -deutsch.  Recht,  1907;  Bayern:  K.  A.  Geiger,  D.  Arbeitsruhe 
u.  weltl.  Feier  d.  Sonn-  u.  Festtage  i.  Bayern  (A.  f.  k.  KR.  LXXV  [1896]  28  ff). 
Ders.,  Ganze  u.  halbe  Feiertage  i.  Bayern  (Ebd.  197  ff).  Ders.,  D.  konfess. 
Eigenschaft  e.  Ortes  u.  der.  Einfluß  a.  d.  Sonntagsfeier  i.  Bayern  (Ebd.  LXXVI 
[1896]  161  ff).  Ch.  Roth,  Sonntagsfeier  u.  Sonntagsruhe  i.  Bayern,  1899;  Sachsen: 
K.  Dost,  Bestimmungen  betreff,  d.  Sonntagsruhe  i.  S.,  1895;  Württ.:  Gaupp-Göz, 
D.  Staatsr.  d.  Königr.  Württ. '  383  f;  Vogt,  Sammlung  612ff;  Pfaff-Sproll, 
Gesetzeskunde  I  197  ff ;  Baden  :  F  e  1 1  m  e  t  h  ,  D.  staatl.  Sonntagsvorschriften  i. 
Großherz.  Baden,  1893;  A.  Rösch,  D.  staatl.  Schutz  d.  Sonn-  u.  Festtage  m.  be- 
sond.  Berücksichtigung  Badens  u.  Hohenzollerns  (Oberrhein.  Pastoralblatt  IV  [1902] 
241  ff);  Österreich:  D.  Sonn-  u.  Feiertagsruhe  i.  Österr.  (A.  f.  k.  KR.  LXXV  [1896] 
85  ff).  —  K.  A.  Geiger,  D.  kirchenrechtl.  Inhalt  d.  bundesstaatl.  Ausführuugs- 
gesetze  z.  BGB.  (A.  f.  k.  KR.  LXXXI  [1901]  309  ff).  —  R.  d'  Harcourt,  Le 
repos  hebdomadaire  en  France,  1905.  Üb.  d.  Ges.  v.  13.  Juli  1906:  Rev.  du  clerge 
franc?.  XLVII  (1906)  549  ff;  A.  Revillion,  Le  repos  hebdomadaire,  1908.—  Vgl. 
noch:  Hinschius,  KR.  IV  295  ff;  Scherer,  KR.  II  695  ff;  Friodberg, 
KR.«  403. 

'  Mt  4,  1  ff;  9,  14  f ;  17,  20.     Lk  5,  33  f. 

«  Apg  13,  2f;  14,  22.  2  Kor  6,  5;  11,  27.  —  Li  nsen  mann,  Lehrb.  d.  Moral- 
theol.  381  ff.  Koch,  Lehrb.  d.  Moralthcol. ''  420  tf.  Schindler,  Lehrb.  d.  Moral- 
theol.  n  1  (1909),  329  ff. 


§  164.    Die  Fastenzeiten  und  Fasttage.  281 

Dasselbe  erscheint  auf  der  Synode  von  Nicaea  als  Quadrages  K  Des  Quatember- 
fastens  geschieht  Erwähnung  in  der  ersten  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts  -. 
Fasttage  (dies  stationis)  waren  schon  sehr  früh  der  Mittwoch  und  Freitag, 
zu  denen  sich  im  Abendlande  der  Samstag  gesellte,  wofür  daselbst  der  Mitt- 
woch als  Fasttag  ausfiel  ^  Weiterhin  fastete  man  an  den  Vigiltagen,  d.  h. 
den  Tagen  vor  hohen  Festen  ^  Nur  partikuläre  Verbreitung  fand  das  Advent- 
fasten ^. 

Das  kirchliche  Fasten  ist  entweder  ein  strenges  oder  eigentliches 
Fasten,  Kontinenz-  oder  Abbruchsfasten  (jejunium  plenum),  wozu  gehört 
Enthaltung  vom  Fleisch  warmblütiger  Tiere,  Eiern  und  Laktizinien  ^  und 
nur  einmalige  Sättigung  um  die  Mittagszeit ",  oder  ein  Abstinenzfasten, 


»  C.  5.     Ist  c.  3,  D.  XVIII.  2  c.  6  (Leo  I.)  7  (Hier.),  D.  LXXVI. 

3  C.  13  (Innoz.  I.  a.  416)  16  (Ruf in),  D.  III  de  cons.  C.  31  (Greg.  VII. 
a.  1078),  D.  V  de  cons. 

^  C.  1  2,  X  h.  t.  III,  46.     C.  14,  X  de  V.  S.  V,  40. 

^  C.  2,  X  h.  t.  III,  46.  —Vgl.  z.  geschiebt].  Entwicklung  samt  Lit. :  Knöpf  1er, 
Kgschte^  118  221  329  f  469  779.  Funk-Bihlmey  e  r,  Kgschte«  86  89  289  f 
353  f  558  f  682  794.  A.  d  e  Waal,  Geist  u.  Gesch.  d.  Quatember  (Katholik  1911 
2,  401  ff). 

^  A.  Grund  v.  Gewohnheit  od.  Dispens  ist  d.  Genuß  v.  Fleisch  (m.  Ausnahme 
d.  Aschermittwochs  u.  d.  drei  letzten  Tage  d.  Karwoche),  Eiern  u.  Laktizinien 
namentl.  i.  d.  nördl.  Gegenden  erlaubt.  Nur  sollte  dann  b.  d.  Kollation  a.  Abend 
kein  Fleisch  genossen  werden.  Ben  ed.  XIV.,  „Libentissime''  v.  10.  Juni  1745; 
Klem.  XIIL,  „Appetente"  v.  20.  Dez.  1759.  Jedoch  hat  s.  a.  hierin  vielfach  e. 
entgegenges.  Gewohnheit  gebildet,  d.  z.  folgen  nicht  unerlaubt  ist.  Decr.  Poenit.  v. 
16.  März  1882;  9.  Jan.  1899.  Üb.  e.  gegenteil.  Wunsch  Pius' X.  hierin  betr.  Kle- 
riker u.  Ordensleute  Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  I  279.  Streng  verboten  ist, 
a.  d.  Fasttagen  u.  a.  d.  Sonntagen  d.  Quadrages,  nicht  ab.  b.  Dispens  v.  d.  Abstinenz 
a.  d.  Freitagen  u.  Samstagen  d.  Jahres,  Fleisch  u.  Fische  miteinander  z.  genießen. 
Ben  ed.  XIV.,  „Non  ambigimus"  v.  80.  Mai  1741 ;  „In  suprema"  v.  22.  Aug.  1741; 
„Si  Fraternitas"  v.  8.  Juli  1744;  „Libentissime"  v.  10.  Juni  1745.  Decr.  Poenit.  v. 
15.  Febr.  1834.  S.  C.  Conc.  21.  Nov.  1912  (Pastor  bonus  XXV  [1912/13]  685). 
Üb.  part.  Disp.  i.  Diöz.  Rottenburg:  Kirchl.  Amtsbl.  191,  Nr  6.  A.  Otten,  Genuß 
V.  Fisch-  u.  Fleischspeisen  b.  derselb.  Mahlzeit  (Kath.  Seelsorger  1  [1889]  222  ff). 

'  D.  nur  einmalige  Sättigung  fand  früher  a.  Abend  statt.  Sie  rückte  ab.  b. 
uns  a.  d.  Mittagszeit  vor.  Jetzt  ist  e.  abendliche  Kollation  erlaubt.  Üb.  der.  Maß : 
H.  Noldin,  Z.  Erklärung  d.  Fastengebots  (Z.  f.  k.  Theol.  XXVII  [1903]  565  ff) 
A.  Koch,  Z.  kasuistischen  Behandlung  d.  Fastengebots  (Th.  Qsch.  LXXXVl  [1904] 
80  ff).  Lehm  kühl,  Theol.  moral.  ^'  I  845  f.  Wenn  kasuistische  Erörterungen 
üb.  d.  Quantität  d.  Erlaubten  nicht  als  gesetzl.  Normen,  sondern  nur  als  Belehrungen 
auftreten,  ist  geg^  dieselben  —  weil  sicherlich  nützlich  —  nichts  z.  sagen.  —  Es 
könnte  a.  e.  Inversion  v.  Kollation  u.  Mahlzeit  vorgenommen  werden.  Decr.  Poenit. 
V.  10.  Jan.  1834.  —  A.  e.  Frühstück  (jentaculum)  darf  genommen  werden.  Decr. 
Poenit.  V.  21.  Nov.  1843.  —  D.  reinen  Getränke  brechen  d.  Fasten  nicht  (liquidum 
non  frangit  jejunium) ;  anders  b.  d.  Halbgetränken  (semiliquida).  Z.  Trunk  e.  Bissen 
Brot  z.  nehmen  —  ne  noceat  haustus  —  gilt  nicht  f.  verboten. 


282    1^  •  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap. :  D.  Kultus. 

Enthaltungsfasten  (jejunium  semipleniim),  d.  i.  Meidung  von  Fleisch- 
speisen. 

Eigentliche  Fastenzeiten  und  Fasttage  sind  die  Quadrages,  das  sind 
die  Tage  vom  Aschermittwoch  bis  Karsamstag  ^  die  Sonntage  ausge- 
nommen, sodann  die  Mittwoche,  Freitage  und  Samstage  der  Quatember'^, 
ferner  die  Vigiltage  vor  den  hauptsächlichsten  Festen,  so  namentlich 
vor  Weihnachten,  Ostern,  Pfingsten,  Peter  und  Paul,  Maria  Himmel- 
fahrt und  Allerheiligen^,  da  und  dort  auch  das  Adventfasten  am 
Mittwoch  und  Freitag  in  der  Adventszeit,  welches  an  Stelle  der  Vigil- 
fasten  vor  abgeschafften  Feiertagen  getreten  ist*. 

Verpflichtet  zum  eigentlichen  Fasten  sind  alle  Gläubigen,  welche 
das  einundzwanzigste  Lebensjahr  zurückgelegt  haben,  sofern  sie  nicht 
einen  gesetzlichen  Entschuldigungsgrund  haben,  wie  Krankheit^,  Alter ^, 
Armut,  schwere  Arbeit,  Dispens. 

Abstinenztage  sind  alle  Freitage"  und,  wenn  auch  bei  weitem 
nicht  mehr  allgemein,  alle  Samstage  des  Jahres, 

Verpflichtet  zur  Abstinenz  sind  alle  Gläubigen,  welche  das  siebte 
Lebensjahr  zurückgelegt  haben,  außer  sie  seien  durch  physische  oder 
moralische  Unmöglichkeit  entschuldigt  oder  dispensiert. 

Die  Dispensbefugnis  kommt  dem  Papst  für  die  ganze  Kirche  zu, 
den  Bischöfen  gegenüber  allgemeinen  Fastengesetzen,  soweit  sie  ihnen 


*  A.  27.  März  1912  hat  d.  S.  C.  Couc.  d.  Wiener  u.  Prager  Kirchenprovinz  d. 
Fakultät  erteilt,  jährl.  v.  d.  Abstinenzpflicht  a.  Karsamstagabend  z.  dispensieren 
(A.  f.  k.  KR.  XCIII  [1913J  167  f).  Ähnl.  Fakultäten  sind  a.  n.  anderwärts  z.  B. 
n.  Bayern  ergangen  (Ebd.  540). 

2  D.  näheren  Termine  d.  Quattuor  tempora  gibt  a.  d.  Memorialvers: 

Post  Luciam,  Cineres,   post  sanctum  Pneuma  Cruceraque 
Tempora  dat  quattuor  feria  quarta  sequens. 

M.  d.  Worte  Fron  =  Herr  =  Christus  hat  d.  Bezeichnung  Fronfasten  nichts  z,  tun. 
D.  beweist  d.  lat.  Ausdruck  dafür:  angariae. 

^  Fällt  d.  Yigil  e.  solchen  Festes  a.  e.  Sonntag,  so  ist  d,  vorausgehende  Samstag 
e.  Fasttag.     C.  1,  X  h.  t.  III,  46. 

*  C.  S.  Off.  5.  Febr.  1890;  15.  Dez.  1897.  I.  d.  oberrhein.  Kirchenprovinz 
wurde  es  1900  aufgehoben.  Vgl.  Rottenb.  Ord.-Erl.  v.  17.  Nov.  1900  (Kirchl.  Amtsbl. 
1900,  Nr  15). 

^  C.  31  (Greg.  VII.  a.  1078),  D.  V  do  cons.     C.  2,  X  h.  t.  III,  46. 

^  D.  angetretene  60.  Lebensjahr  entschuldigt. 

'  D.  Abstinenzgebot  zessiert,  wenn  d.  Christtag  a.  e.  Freitag  od.  Samstag  fällt. 
C.  3,  X  h.  t.  III,  46.  D.  gilt  heute  beziigl.  Fasten  u.  Abstinenz  f.  alle  bestehenden 
Feste  a.  Grund  v.  Dispens.  S.  C.  Inq.  5.  Dez.  1894.  Pins  X.,  „Supremi  disciplinae" 
V.  2.  Juli  1911  (Acta  Ap.  Sedis  III  [1911]  305  ff ).  Kieffer,  D.  neue  Fasten-  u. 
Abstinenzdisziplin  (Pastor  bonus  XXV  [1912  13]  665  ff).  So  schon  früher:  vgl. 
c.  31  (Greg.  VII.),  D.  V  de  cons.  Ganz  abgekommen  ist  d.  Abstinenzpflicht  a.  d. 
Sonntagen  d.  Fastenzeit. 


§  165.    Der  Eid.  283 

durch  den  Papst  eingeräumt  wird  ^  den  Seelsorgern  und  Beichtvätern 
auf  Grund  bischöflicher  Einräumung. 

Da  aber  die  Fastenpraxis  in  den  einzelnen  Diözesen  auf  Grund 
historischer  Entwicklung  äußerst  verschieden  ist,  so  sind  die  bischöf- 
lichen Fastenbriefe  oder  Fastenmandate  maßgebend  2. 

Endlich  gehört  zum  Fasten,  daß  sich  die  Gläubigen  aller  welt- 
lichen lärmenden  und  rauschenden  Vergnügungen  und  Lustbarkeiten 
enthalten^,   Almosen   geben  und  Werke  der  Frömmigkeit  verrichten. 

§  165. 
Der  Eid. 

Decr.  Grat.  C.  XXII.  Decr.  Greg.  IX.  1.  II,  t.  24  de  jurejur.  Lib.  sext.  II,  11. 
Const.  Clem.  II,  9. 

Z.  ält.  Lit.  vgl.  Scherer,  KR.  II  698.  —  K.  F.  Stäudlin,  Gesch.  d.  Vor- 
stellungen u.  Lehren  v.  Eide,  1824.  G.  Riegler,  D.  Eid  i.  gesch.-exeg.-moral. 
Beziehung-.  1825.  F.  Bayer,  Betrachtungen  üb.  d.  Eid,  1829.  F.  J.  Müller, 
Dissei-tatio  de  jurejurando  canonico  speciatim  promissorio,  1831.  F.  G.  Leue,  V.  d. 
Natur  d.  Eides,  1836.  J.  Süß,  D.  Eid,  1836.  K.  F.  Göschel,  D.  Eid  n.  s.  Prinzip, 
Begriff  u.  Gebrauch,  1837.  G.  L.  Strippelmann,  D.  christl.  Eid  überhaupt  n. 
Entstehung,  Entwickl.,  Verfall  u.  Restauration,  1855.  P.  J.  Marx,  D.  Eid  u.  d. 
jetzige  Eidespraxis,  1855.  L.  Krummel,  D.  Eid.  E.  kirchenrechtl.  Abhandl., 
1869.  F.  A.  Göpfert,  D.  Eid,  1883.  B.  Bauer,  D.  Eid,  1884.  Joppen, 
D.  sittl.  Erlaubtheit  d.  Eides  (Katholik  1887,  II  356  ff).  A.  Esmein,  Le  serment 
promissoire  dans  le  droit  canonique  (Nouv.  Rev.  hist.  de  droit  franc.  et  etrang.  XII 
[1888]  248  ff).  Kade,  D.  Eid  u.  d.  Recht  a.  Wahrheit,  1894.  E.  Hubrich,  Kon- 
fessioneller Eid  od.  religionslose  Beteuerung?  1900.  R.  Hirzel,  D.  Eid.  E.  Beitrag 
z.  s.  Gschte,  1902.  W.  Kulemann,  D.  Eidesfrage,  1904.  R.  Lasch,  D.Eid.  E. 
ethnolog.  Studie,  1908.  F.  Thudichum,  Gesch.  d.  Eides,  1911.  [Konfus.]  M.  Fischer, 
D.  Abschaffung  d.  Eidzwanges,  1913.     Staatslexikon*  s.  h.  v. 

Der  Eid  (jusjurandum,  juramentum,  sacramentum,  fides)  ist  die 
direkte   (jur.   explicitum)   oder   indirekte    (jur.    implicitum)    Anrufung 

*  A.  Grund  d.  Quinquennalfakultäten  haben  d.  Bischöfe  i.  Deutschi.  d.  Recht, 
a.  Gründen  z.  dispensieren  , super  esu  carnium,  ovorum  et  lacticiniorum  tempore 
jejuniorum  et  praesertim  Quadragesimae,  non  tamen  per  generale  indultum,  sed  in 
casibus  particularibus" .  Schneider,  Fontes  jur.  noviss.  90.  Weit.  Befugnisse  sind 
gegeben  v.  d.  S.  C.  Inq.  5.  Dez.  1894;  18.  März  1896;  15.  Dez.  1897. 

2  F.  d.  Bist.  Rottenburg  vgl.  Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  I  278  ff.  —  Z. 
Fastenordnung  i.  Italien:  Dekr.  d.  C.  S.  Off.  5.  Sept.  1906  (Acta  S.  Sedis  XXXIX 
[1906]  455  f) ;  i.  Südamerika:  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae  (1899) 
Nr  423  ff.  Indultum  circa  abstinentiam  et  jejunium  pro  America  Latina  et  insulis 
Philippinis  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  215  ff).  —  Üb.  Wünsche  e.  gemeinsamen 
Normierung  a.  d.  Vatic. :  Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  120;  Granderat h- 
Kirch,  Gesch.  d.  Vatik.  Konz.  I  41  51  f. 

'  P.  Brude  r,  D.  Bannfasten  od.  jejun.  bannitum  (Pastor  bonus  XIII  [1900/01]  550). 


284    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.   3.  Kap. :  D.  Kultus. 

Gottes  als  Zeugen  für  die  Wahrheit  einer  Aussage  (jur.  assertorium, 
purgatorium)  oder  als  Bürgen  für  die  Aufrichtigkeit  eines  Versprechens 
(jur.  promissorium)  bzw.  die  Verwirklichung  einer  Drohung  (jur.  commi- 
natorium).  An  sich  sollte  kein  Eid  geschworen  w^erden  ^  Allein  der- 
selbe findet  seine  Begründung  und  Erlaubtheit  in  den  Bedürfnissen 
der  menschlichen  Gesellschaft  2.  Voraussetzung  desselben  ist  der  Gottes- 
glaube dessen,  der  ihn  schwört.  So  ist  er  eine  Übung  dieses  Glaubens 
und  wesentlich  ein  Akt  der  Gottesverehrung.  Dem  entspricht,  daß  er 
in  feierlicher  V^eise  (jur.  sollemne)  ^  unter  bestimmten  Worten,  Formeln 
und  Handlungen  (jur.  corporale)*  und  persönlich  ^  geschworen  werde. 
Zum  erlaubten  Eid  müssen  die  sogenannten  comites  juramenti  vor- 
handen sein,  nämlich  Judicium  in  jurante,  veritas  in  mente  und  justitia 
in  objecto  ^.  Aus  dem  erstem  Grunde  ist  erforderlich,  daß  der  Eid 
mit  entsprechender  Einsicht  und  Willensfreiheit  geleistet  werde  ^.    Da- 


'  Mt  5,  34  ff.     Jak  5,  12.     B eiser,  D.  Epistel  d.  hl.  Jakobus  (1909)  192  f. 

2  Mt  26,  63  f.  Hebr  6,  16.  C.  2  4  5  6  15  (August.),  C.  XXII,  q.  1.  Martin  V. 
Seg.  Wiclif  a.  1418.  Art.  43.  Klem.  XV.  geg.  Quesnel  a.  1713.  Nr  101.  Pius  VI., 
„Auctorem  fidei"  v.  28.  Aug.  1794.  Propos.  damn.  75.  Denzinger-Bann wart, 
Enchiridion^i  Nr  623  662 f  1451  1575.  Vgl.:  Linsenmann,  Lehrb.  d.  Moraltheol. 
446  ff.  Koch,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  ^  389  ff.  Schindler,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  II 
1  (1909),  159  ff.  Lehmkuhl,  Theol.  moral. ''  I  308  ff.  E.  Rietschel,  D.Verbot 
d.  Eides  i.  d.  Bergpredigt  (Theol.  Studien  u.  Kritiken  1906,  393;  1907,  609  ff). 
0.  Procksch,  D.  Eidesverbot  Jesu  Christi  Mt  5,  33—37  (Thüringer  kirchl.  Jb. 
XII  [1907]  15  ff).  J.  Ch.  Gspann.  D.  Eid  i.  d.  Bergpredigt  (Katholik  1907,  I  32  ff). 
W.  Ender,  Läfst  s.  d.  Eid  rechtfertigen?  (Z.  f.  Th.  u.  K.  XX  [1910]  197  ff ). 
H.  Müller,  Z.  Eidesverbot  d.  Bergpredigt,  1913. 

3  C.  2  (Pseud. -Egbert),  C.  XXII,  q.  5.  C.  16  (Admonitio  generalis  a.  789, 
c.  64),  C.  XXII,  q.  5.     D.  Gegenteil  ist  d.  jur.  simplex  od.  privatum. 

*  C.  9  (Greg.  I),  C.  I,  q.  7.  C.  4,  X  de  jurejur.  II,  24.  C.  10,  X  de  M.  et 
0.  I,  33.  C.  4  in  VP»  de  elect.  I,  6.  C.  1  in  Clem.  de  haeret.  V,  3.  E.  Eid  ohne 
Handlungen  heißt  jur.  verbale;  m.  Handlungen  allein  jur.  reale;  e.  solcher  m.  Worten 
u.  Handlungen  a.  jur.  mixtum.  Üb.  weitere  Arten  unt.  b.  Darsteli.  d.  Prozesses. 
D.  Formeln  i.  deutsch.  Straf-  u.  Zivilprozeß:  StPO.  §  61  ff;  ZPO.  i?  481  ff. 

*  AbleguDg  d.  e.  Prokurator  ist  nur  b.  Kalumnieneid  zulässig.  C.  1  6  7,  X  de 
jur,  calumn.  II,  7.     C.  3  in  VI***  de  jur.  calumn.  II,  4. 

«  Jr  4,  2.  C.  7  (Hier.  i.  Jr.  c.  4,  v.  2),  C.  XXO,  q.  1.  C.  2  (Hier.),  C.  XXII, 
([.  2.     C.  26,  X  h.  t.  II,  24. 

'  C.  8  15  21  28  29,  X  h.  t.  II,  24.  D.  Forderung,  nüchtern  z.  schwören  (c.  16 
[Admon.  goner.  a.  789,  c.  64],  C.  XXII,  q.  5),  ist  veraltet.  D.  i.  Furcht  od.  Lciden- 
scliaft  ge.schworeno  Eid  i.st  niclit  ungültig;  anders  b.  absohiter  Gewalt.  —  Üb.  d. 
Kid  Glaubensloser  u.  Sektierer:  Linsenm  ann  a.  a.  0.  449  f ;  Koch  a.  a.  0.  393; 
Schindler  a.  a.  0.  164;  Scherer,  KR.  II  707  f.  Staatslexikon*  I  1436  1442 
1464  ff.  Vgl.  a.  d.  ob.  zit.  Werke  v.  Hubrich,  K  ul  em  ann  ,  Fisch  er  u.  H.Weiz- 
säcker, T).  Vorentwurf  z.  neu.  deutsch.  StGB.  u.  d.  Eidesfrago  (Deutsch-Evange- 
lisch V.   Kahl  u.  Schian  [1911]  43:3  ff). 


§  165.    Der  Eid.  285 

her  darf  namentlich  niemand  zum  Eid  zugelassen  werden,  ehe  er  die 
Eidesmündigkeit  erreicht,  d.  h.  das  vierzehnte  Lebensjahr  vollendet 
hat^.  Entsprechend  der  veritas  in  mente  muß  der  Schwörende  den 
Willen  haben,  die  Wahrheit  ohne  jede  Mentalreservation  zu  sagen 
oder  sein  Versprechen  gewissenhaft  zu  erfüllen  2.  Aus  dem  dritten 
Grunde  endlich  darf  nichts  beschworen  werden  gegen  die  Religion, 
das  Wohl  der  Kirche,  die  gute  Sitte  und  die  Rechte  Dritter  3. 

Die  Wirkung  des  gültigen  assertorischen  Eides  ist,  daß  die  be- 
schworene Tatsache  bis  zum  Beweis  des  Gegenteiles  als  wahr  gilt,  die 
des  promissorischen  Eides,  daß  eine  Verpflichtung  zur  Erfüllung  besteht. 
Doch  ändert  die  aus  dem  Eide  als  solchem  kommende  Verpflichtung 
als  Akzessorium  am  Bestände  und  Umfang  der  prinzipalen  Verbind- 
lichkeit nichts.  Wenn  daher  diese  anfechtbar  oder  nichtig  ist,  so  ist 
sie  solches  trotz  Eides*.  Immerhin  ist  die  Verpflichtung  aus  einem 
promissorischen  Eid  so  stark,  daß  sogar  ein  sonst  ungültiges  Rechts- 
geschäft, wenn  es  nur  nicht  etwas  an  sich  Unsittliches  oder  Beein- 
trächtigung der  Rechte  Dritter  enthält,  durch  den  Eid  verbindlich  wird  ^. 
Ein  Eid,  dem  es  an  justitia  in  objecto  fehlt,  ist  also  zwar  unverbind- 
lich*'; allein  die  Kirche  präsumiert  zunächst  in  jedem  Falle  für  die 
Verbindlichkeit  des  Eides  und  verlangt,  daß  sie  bei  Aufhebung  einer 
auch  nur  scheinbaren  Eidesverbindlichkeit  um  ihre  Mitwirkung  an- 
gegangen werde '^.  Näherhin  entfaltet  sie  je  nach  den  Umständen  eine 
verschiedene  Tätigkeit.  Sie  interpretiert  den  Eid^,  sie  gewährt  ihre  Hilfe 
zur  Durchführung  desselben^,  sie  nimmt  eine  irritatio  oder  endlich 
eine  relaxatio  (absolutio)  juramenti  vor.  Ist  nämlich  durch  ein  jura- 
mentum  promissorium  etwas  Unerlaubtes  oder  Unsittliches  versprochen 
worden,  so  ist  eine  Nichtigkeitserklärung  (irritatio)  desselben  durch 
die  kirchliche  Obrigkeit  einzuholend^.  Hat  man  aber  einen  durch 
Irrtum,  Gewalt  oder  sonstige  Ungerechtigkeit  erzwungenen,  sonst  aber 


•  C.  15  16,  C.  XXII,  q.  5.  D.  deutsche  StPO.  §  56,  Z.  1  u.  ZPO.  §  393,  Z.  1 
verlaDgen  d.  zurückgelegte   16.  Lebensjahr. 

2  Dict.  Grat,  ad  c.  13,  C.  XXII,  q.  5. 

'  C.  2  11  13  16  18  19  21  23  24  25  27  31,  X  h.  t.  II,  24. 

*  Reg.  jur.  in  Vr°  42. 

^  C.  6  20  28,  X  h.  t.  II,  24.  C.  2  in  VI*«  h.  t.  II,  11.  C.  2  in  Yl'^  de  pact. 
I,  18.     Gut  darüb.  Schindler,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  II  1,  165  ff. 

«  Reg.  jur.  in  VP«  58. 

"^  Gut  darüb.  Linsenmann,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  452  f. 

«  C.  21  25,  X  h.  t.  II,  24.     C.  19,  X  de  V.  S.  V,  40.     Reg.  jur.  in  VP°  15. 

^  C.  6  7  20  28,  V  h.  t.  II,  24.     C.  2  in  VI'»  h.  t.  II,  11. 

'°  C.  12  18,  X  h.  t.  II,  24.  Weg.  Mißbrauchs  d.  Eides  soll  Buße  auferlegt 
werden. 


286    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.     2.  Abschn.    3.  Kap. :  D.  Kultus. 

gültigen  Eid   geschworen,   so  hat   man   die  relaxatio  juramenti  beim 
kompetenten  geistlichen  Richter  nachzusuchen  ^ 

Sowohl  der  wissentlich  oder  unwissentlich  falsche  Versicherungseid 
(der  Meineid  und  falsche  Eid)  als  die  Verletzung  des  Versprechungs- 
eides (der  Eidbruch)  werden  vom  kanonischen  Recht  als  perjurium 
(pejeratio,  dejeratio)  bezeichnet  2.  Laien,  die  einen  Meineid  geschworen 
haben,  sollen  öffentlicher  KirchenbuMe  unterworfen  und  bei  Weigerung 
exkommuniziert  werden  3.  Meineidige  oder  eidbrüchige  Kleriker  sind 
mit  lebenslänglicher  Suspension  von  Amt  und  Pfründe  zu  bestrafen*. 
Auch  sind  Meineidige  und  Eidbrüchige  infam  und  für  immer  zu  ge- 
richtlichem Zeugnis  und  Eid  unfähig^. 

§  166. 
Das  Gelübde. 

Decr.  Grat.  D.  XXVII-XXXII.  C.  XVII,  q.  1.  C.  XXVII,  q.  1.  Decr.  Greg.  IX. 
1.  III,  t.  34  de  voto  et  voti  redemt.     Lib.  sext.  III,  15.    Extrav.  Joann.  XXII.  t.  VI. 

Z.  alt.  Lit.  vgl.  S  oberer,  KR.  II  698.  —  Tb.  Menden,  Doctrinae  de  voto 
explicatio  et  refutatio  argumentorum  adversariorum,  1868.  K.  Kirchberg,  De 
voti  natura,  obligatione,  honestate,  1897.  A.  Schulze,  D.  Gelübde  i.  d.  neuer, 
tbeol.  Ethik,  1906.     Weit.  Lit.  unt.  §  186  188. 

Das  Gelübde  (votum)  läßt  sich  definieren  als:  promissio  Deo  facta 
de  bono  meliori^.  Aus  den  Arten  der  Gelübde  kommen  für  das  kano- 
nische Recht  besonders  in  Betracht:    das  votum  absolutum  und  con- 


»  C.  2  8  15  18  27  29,  X  h.  t.  II,  24.  —  I.  Silbern agl,  D.  Eidesentbindung 
n.  kan.  Recht,  1860.  —  Üb.  d.  Untertaneneid :  Linsenmann,  Lehrb.  d.  Moral- 
theol.  452;  Scher  er,  KR.  II  702^3;  Vering,  KR. »  343  tf;  Lämmer,  KR.« 
415  f;  Staatslexikon*  I  1454  f.  —  Üb.  d.  Satz:  „Haeretico  nulla  servanda  est  fides"  : 
Linsenmann  a.  a.  0.  443  f;  Seh  er  er,  KR  II  702^3.  ^  Müller,  Sigismunds 
Geleit  f.  Huß  (Hist.  Vierteljahrschrift  I  [1898]  41  ff).  F.  Bartos,  Z.  Geleitsfrage 
i.  MA.  (Z.  f.  Kgschte  XXXIV  [1913]  414  ff). 

2  C.  1   (August.),    C.  XXII,  q.  2.     C.  6  (Beda  Venerab.),    C.  XXII,  q.  4. 

'  C.  17  (Cap.  Theodulfi  c.  26),  C.  XXII,  q.  1.  C.  7  (Syn.  v.  Macon  a.  581. 
c.  17),  C.  XXII,  q.  5.     C.  20  (Syn.  v.  Agde  a.  506,  c.  37),  C.  XXIV,  q.  2. 

*  C.  10,  X  h.  t.  II,  24.     C.  2,  X  de  fidejuss.  IH,  22. 

^  C.  17  (Pseud.-Steph.)  18  (Poenit.  Halitg.  IV,  28),  C.  VI,  q.  1.  C.  7 
(Syn.  V.  Macon  a.  581,  c.  17),  C.  XXII,  q.  5.  C.  54,  X  de  test.  et  attest.  11,  20.  — 
Üb.  d.  Eidesdolikte  i.  deutschen  Recht  StGB.  §  153  fr. 

«  Dict.  Grat,  ad  C.  XVII,  q.  1  i.  f.  C.  3,  X  de  voto  III,  34.  Thom.  Aq.. 
Summa  thool.  2,  2,  q.  88.  Linsen  mann,  Lehrb.  d,  Moraltheol.  329  fr.  Koch, 
Lehrb.  d.  Moraltheol. '  375  fr.  Schindler,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  II  1,  168  IT. 
L«;  hm  kühl,  Theol.  moral.  "  I  321  fr.  Stepiiinsky,  Betriff  d.  Gelübdes  (Katholik 
1876,  II  56nr).  Bh.  Huppcrt,  D.  Begrifi"  d.  (ielübdos  (Theol.-prakt.  Qsch.  XLIX 
[1896]  40  ff). 


§  166.    Das  Gelübde.  287 

dicionatum ;  das  v.  privatum  und  publicum,  welch  letzteres  vom  kirch- 
lichen Obern  entgegengenommen  wird:  das  v.  simplex  und  sollemne, 
dessen  Feierlichkeit  darin  besteht,  daß  es  als  absolutes  und  lebens- 
längliches im  Namen  der  Kirche  von  dem  kirchlichen  Obern  in  der 
Weise  entgegengenommen  wird,  daß  nach  kirchlichem  Recht  jeder 
entgegengesetzte  Akt  null  und  nichtig  ist  und  daß  nur  der  Papst 
davon  dispensieren  kann^;  das  v.  expressum  und  tacitum;  das  v.  per- 
sonale, reale  und  mixtum ;  im  ersteren  wird  die  Vornahme  oder  Unter- 
lassung einer  Handlung,  im  zweiten  die  Widmung  einer  Sache,  im 
letzteren  beides  zugleich  gelobt.  Endlich  unterscheidet  man  v.  re- 
servatum  und  non  reservatum,  wobei  das  erstere  vom  kirchlichen 
Obern  der  Verfügung  des  untergeordneten  Inhabers  kirchlicher  Juris- 
diktion entzogen  ist. 

Damit  eine  Gelübde  gültig  ist,  muß  auf  selten  des  Gelobenden 
vorhanden  sein  die  Absicht,  sich  durch  ein  Gelübde  zu  verpflichten, 
volles  Bewußtsein  und  Verständnis  des  Gelobten  und  freier  Wille. 
Ein  substantieller  Irrtum  ^  und  absoluter  Zwang  ^  lassen  kein  Gelübde 
zu  stände  kommen.  Dagegen  macht  schwere  Furcht  ein  solches  noch 
nicht  ungültig,  außer  die  Kirche  habe  das  ausdrücklich  erklärt,  so 
bei  der  professio  religiosa*.  Hinsichtlich  des  Gelobten  ist  nötig,  daß 
es  möglich,  in  der  Gewalt  des  Gelobenden  und  moralisch  gut  sei^ 
Für  einen  andern  kann  niemand  geloben  0. 

Ein  gültiges  Gelübde  muß  nach  Möglichkeit  erfüllt  werden.  Inner- 
halb welcher  Zeit  es  erfüllt  werden  muß,  das  ist  dem  vernünftigen 
Ermessen  überlassen,  außer  es  sei  für  eine  bestimmte  Zeit  gemacht. 
Doch  kann  aus  guten  Gründen  Aufschub  eintreten  '^.  Persönliche  Ge- 
lübde sehen  in  der  Regel  nicht  auf  einen  Nachfolger  über.    Dagegen 


^  C,  un.  in  VI^  h.  t.  III,  15.  Schönen,  D.  Wesen  d.  Gelübdesollemnität 
(Th.  Qsch.  LVI  [1874]  195  ff).  N.  Nilles,  De  juridica  votorum  sollemnitate  i. 
Selectae  disput.  academ.  I  (1886)  1  ff  u.  Z.  f.  k.  Theol.  X  (1886)  245  ff.  Scherer, 
KR.  II  805.  Wernz,  Jus  decretalium  III  2^  (1908),  228  ff  346  ff.  Mehr  darüb. 
unt.  b.  Oidensrecht  §  188. 

«  C.  7,  X  h.  t.  III,  34. 

^  C.  20,  X  de  convers.  conjug.  III,  32. 

*  C.  1,  X  de  his  quae  vi  I,  40. 

^  Wenn  gesagt  ist,  d.  Gelübde  sei  e.  promissio  de  bono  meliori,  so  ist  nicht 
gemeint,  daß  sein  Inhalt  immer  e.  evangel.  Rat  sein  müsse,  sondern  nur,  daß  er 
besser  sein  müsse  als  d.  kontradiktorische  Gegenteil,  d.  a.  noch  gut  sein  muß.  Doch 
kommt  es  b.  Beurteilung  d.  bonum  melius  a.  a.  d.  persönl.  Verhältnisse  an.  —  Es 
kann  a.  etwas  Gebotenes  gelobt  werden. 

«  Üb.  d.  oblati  Bd  I,  S.  200  f  u.  unt.  §  187. 

•  C.  5  8,  X  h.  t.  III,  34. 


288    IV".  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap. :  D.  Kultus, 
haftet  die  Verbindlichkeit  bei  einem  votum  reale  auf  dem  Vermögen 


.  1 


des  Gelobenden  und  geht  ex  justitia  auf  den  Rechtsnachfolger  über 

Richter  in  Sachen  der  Gelübde  ist  gemäLj  der  Natur  der  Dinge 
die  Kirche  2.  Sie  betätigt  diese  Gerichtsbarkeit  einerseits  durch  Er- 
zwingung der  Erfüllung  von  Gelübden  selbst  vermittelst  Strafen  3, 
anderseits  durch  Irritation,  Dispensation  und  Kommutation  derselben*. 
Von  selbst  erlöschen  Gelübde  (cessatio)  oder  treten  nicht  in  Kraft, 
wenn  die  Voraussetzungen  aufhören,  unter  welchen  sie  gemacht 
worden  sind,  so  wenn  für  die  Erfüllung  ein  bestimmter  Termin  als 
wesentlich  gesetzt  wurde  und  nun  vorüber  ist^,  oder  wenn  die  Materie 
des  Gelübdes  sich  so  verändert  hat,  daß  sie  physisch  oder  moralisch 
unmöglich  geworden  ist^,  oder  wenn  die  Bedingung  sich  nicht  erfüllt, 
unter  welcher  das  Gelübde  gemacht  wurde '^,  oder  wenn  der  Haupt- 
zweck aufgehört  hat,  mn  dessentwillen  man  gelobte^. 

Die  Irritation ,  d.  h.  die  vernichtende  Einsprache  eines  höheren 
Willens,  von  dem  der  Gelobende  abhängig  ist,  ist  entweder  eine 
direkte  oder  eine  indirekte.  Eine  direkte  Irritation  findet  dann  statt, 
wenn  der  Gelobende  gar  keinen  selbständigen  Willen  hat,  sondern 
zu  einem  rechtlichen  Willensakt  natur-  oder  kirchenrechtlich  an  einen 
andern  Willen  gebunden  ist.  Ein  solches  Recht  der  direkten  Irritation 
haben  die  Träger  der  väterlichen  Gewalt  hinsichtlich  der  Gelübde  der 
Unmündigen  (impuberes)  '^,  die  Obern  der  Ordenspersonen  i^,  die  Gatten, 
soweit  die  Gelübde  das  eheliche  Leben  als  solches  berühren  i'.     Eine 


'  C.  18,  X  de  cens.  IIl,  39.     C.  6,  X  de  testam.  III,  26. 

2  Gut  darüb.  Linsenmann,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  330  f. 

3  C.  6,  X  h.  t.  III,  34.     C.  9,  X  de  convers.  conjug.  IH,  32. 

*  D.  kan.  Recht  bezeichnet  diese  Handlungen  als  voti  redemtio.  I.  strengen 
Sinn  versteht  man  ab.  darunt.  d.  Ablösung  e.  persönl.  Leistung  d.  Geld. 

'  C.  5  8,  X  h.  t.  III,  34. 

^  C.  8  10,  X  h.  t.  III,  34.  Ist  e.  Leistung  wenigstens  noch  teilweise  mög- 
lich, so  ist  sie  teilweise  z.  erfüllen.  Üb.  etwaige  Fälle,  so  namentl.  hinsichtl.  d. 
Keuschheit,  hat  eingehend  d.  Moral  z  handeln.  Vgl.  z.  B.  L  e  h  m  k  u  h  1 ,  Theol.  nioral." 
II  544  ff.    Vgl.  a.  ob.  8.  193  f. 

''  S.  C.  Ep.  et  Reg.  19.  März  1857.  »  C.  7,  X  h.  t.  III,  34. 

«  C.  2  (Syn.  v.  Tribur  a.  895.  c.  24),  C.  XX,  q.  2.  C.  14  (Nm  80,  4  ff),  C.  XXXII, 
q.  2.    C.  15  (Syn.  Hibern.),  C.  XXII,  q.  5.    C.  2,  X  h.  t.  111,  34. 

'"  C.  11,  X  h.  t.  III,  34.  C.  27  in  Vl^''  de  elect.  I.  6.  Nicht  ab.  kann  d.  Obere 
d,  Gelübde,  i.  e,  strengeren  Orden  überzutreten,  irritieren.  C.  18,  X  de  rcgul. 
HI,  31. 

•'  C.  1  ff,  C.  XXIII,  q.  5.  C.  9  12  16  17,  X  de  convers.  conjug.  HI,  32.  Vgl. 
ab.:  Wernz,  Jus  decrctalium  III  2  =  (1908),  239;  Mau  sbach  i.  Theo).  Rev.  (1903) 
410.  Es  ist  z.  unterscheiden  zw.  Gelübden,  welche  s.  a.  d.  ehel.  Leben  als  solches 
beziehen,  u.  andern.  Anders  b.  noch  nicht  vollzog.  Ehe,  während  d.  zwei  ersten 
Monate.     Ob.  S.  84  161  f  229. 


§  166.    Das  Gelübde.  289 

indirekte  Irritation  kann  eintreten,  wenn  und  solange  jemand  anderer 
als  der  Gelobende  die  Jurisdiktion  oder  richtiger  die  Herrschaft  über 
die  Materie  des  Votums  hat,  so  durch  den  Vater  bei  Gelübden  mündiger 
Kinder ,  den  Hausherrn  bei  solchen  der  Hausfrau  usw. ,  soweit  da- 
durch die  Ordnung  des  Hauses  und  die  Sicherheit  des  Vermögens  ge- 
stört wird^ 

Die  Dispensation  ist  die  Xachlassung  der  durch  das  Gelübde  ent- 
standenen Verpflichtung  durch  den  kirchlichen  Obern  kraft  seiner  von 
Gott  verliehenen  Jurisdiktion  aus  einem  guten  Grunde-.  Der  Papst 
hat  die  Dispensationsgewalt  für  die  ganze  Kirche,  für  alle  Gläubigen, 
bei  allen  Gelübden  ^.  Der  Bischof  hat  dieselbe  für  seine  Diözese,  so- 
weit sich  der  Papst  die  Dispensation  nicht  vorbehalten  hat.  Tat- 
sächlich haben  sich  die  Päpste  zur  Dispensation  vorbehalten  die  vota 
sollemnia,  sodann  die  nachfolgenden  fünf:  das  Gelübde  ewiger  und 
vollkommener  Keuschheit;  das  Gelübde  des  Eintritts  in  einen  von  der 
Kirche  approbierten  Orden;  das  Gelübde  einer  Wallfahrt  nach  Jerusalem 
zum  Heiligen  Grabe  oder  nach  Rom  zu  den  Gräbern  der  Apostel- 
fürsten oder  nach  Compostela  an  das  Grab  des  Apostels  Jakobus*. 
Abgesehen  von  diesen  päpstlichen  Vorbehalten  dispensieren  auch  die 
Ordensobern  ihre  Untergebenen.  Pfarrer  und  Beichtväter  aber  be- 
dürfen, um  von  Gelübden  dispensieren  zu  können,  besonderer  päpst- 
licher bzw.  bischöflicher  Erlaubnis  5. 


^  Doch  hebt  d.  indirekte  Irritation  d.  Gelübde  nicht  a.,  sondern  suspendiert  es 
nur,  solange  d.  Verhältnisse  so  liegen. 

2  D.  Dispensation  d.  kirchl.  Obern  darf  nicht  als  bloße  autoritative  Erklärung, 
daß  d.  Gelübde  unt.  d.  obwalt.  Umständen  v.  Gott  bereits  nicht  mehr  bestehe,  auf- 
gefaßt werden.  Vgl.  Mt  16,  19.  Thom.  Aq.,  Summa  theol.  2,  2,  q.  88,  a.  10  12. 
Scher  er,  KR.  II  706  ^i.  Wernz  a.  a.  0.  III  2-  (1908),  240.  Dah.  nicht  ganz  zu- 
treffend Linsenmann,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  336.  —  Gründe  z.  Dispens  sind: 
Wohl  V.  Kirche  u.  Staat,  Seelenheil  d.  Voventen,  unterlaufene  Mängel  b.  Ab- 
legung usw.  C.  1  2,  X  h.  t.  III,  34. 

'  Wohlerworbene  Rechte  Dritter  a.  e.  Gelübde  soll  a.  d.  Papst  respektieren, 
jedoch  kann  er  a.  hier  dispensieren. 

*  C.  2  7  9,  X  h.  t.  III,  34.  C.  5,  Extrav.  comm.  de  sent.  excomm.  V,  9. 
Ben  ed.  XIV.,  „Inter  praeteritos"  v.  3.  Dez.  1749.  §  42.  Doch  dispensiert  d.  Bischof 
V.  d.  angef.  vota  simplicia  i.  Notfall.  A.  kraft  d.  Quinquennalfakultäten  dispensiert 
d.  Bischof  V.  denselb.  m.  Ausnahme  d.  votum  castitatis  u.  religionis.  Schneider, 
Fontes  jur.  noviss.  p.  87,  n.  9.  Da  weiterh.  diese  Reservation  d.  einf,  Gelübde  e. 
Beschränkung  d.  biscböfl.  Gewalt  enthält,  so  ist  sie  strikte  z.  interpretieren.  N.  d. 
Praxis  dispensiert  dah.  d.  Bischof  a. ,  wenn  diese  vota  simpl.  bedingt,  befristet, 
unbestimmt,  alternativ,  sub  levi  abgelegt  wurden.  Lehrakuhl,  Theol.  moral.^* 
II  476  f.    Vgl.  ob.  S.  193,  A.  6. 

^  Kraft  besond.  Privilegien  können  d.  Beichtväter  a.  d.  Mendikantenorden 
in  foro  interno  so  weit  als  d.  Bischöfe  dispensieren.  Scherer,  KR.  II  706". 
Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchonrechts.  II.    3.  Aufl.  19 


290    I^^-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap. :  D.  Kultus. 

Unter  der  Kommutation  eines  Gelübdes  versteht  man  die  Sub- 
stitution eines  andern  frommen  Werkes  von  größerem  oder  geringerem 
Werte  an  Stelle  des  früheren  Gelübdes.  Ein  Gelübde  in  ein  unzweifel- 
haft besseres  Werk  umzuwandeln,  steht  dem  Gelobenden  jederzeit  frei^. 
Dagegen  nähert  sich  die  commutatio  in  aequale  und  in  minus  der  Dis- 
pensation und  hat  daher  nach  den  hierüber  angeführten  Grundsätzen 
zu  geschehen,  nur  daß  hier  schon  ein  geringerer  Grund  genügt.  W^er 
also  dispensieren  kann,  kann  auch  kommutieren,  aber  nicht  umgekehrt-. 
Es  ist  angezeigt,  daß  den  Beichtvätern  die  Gewalt  zu  kommutieren 
eingeräumt  werde  ^. 

§  167. 
Die  heiligen  Orte  und  Sachen. 

Decr.  Grat  D.  I  de  cons.  Decr.  Greg.  IX.  1.  Ill,  t.  37  de  capell.  monach. ;  t.  40 
de  consecr.  eccles.  vel  altar. ;  t.  44  de  custod.  euchar. ;  t.  48  de  eccles.  aedific. ;  t.  49 
de  immun,  eccles.,  coemet. ;  1.  V,  t.  32  de  novi  oper.  nuntiat.  Lib.  sext.  III,  18  21  23. 
Const.  Clem.  III,  17.    Extrav.  comm.  III,  13. 

Üb.  Kirchen  u,  Oratorien:  Alt.  Lit.  b. :  Seh  er  er,  KR.  II  624  f;  Thom  assin 
P.  I,  1.  2,  c.  92  ff.  —  J.  Helfert,  Darstellung  d.  Rechte,  welche  i.  Ansehung  d. 
heil.  Handlungen  u.  relig.  Sachen  sowohl  n.  kirchl.  als  österr.bürgerl.  Gesetzen 
stattfinden,  1826;  ^1843.  Van  Gameren,  De  oratoriis  publicis  et  privatis,  1861. 
F.  P.  van  de  Bürgt,  De  ecclesiis^  1874.  A.  J.  Uhrig,  D.  öffentl.  Oratorium 
(Th.  Qsch.  LXII  [1880]  179  fr).  D.  Craisson,  Oratoires  prives  ou  chapelles 
domestiques  (Rev.  d.  scienc.  eccles.  XLIV  [1881]  81  ff).  A.  Arndt,  D.  Rechts- 
verhältnisse d.  Oratorien  (A.  f.  k.  KR.  LXXII  [1894]  63  ff).  R.  Parayre,  Des 
chapelles  domestiques  (Canoniste  cont.  XX  [1897]  517  ff).  K.  Mayer,  Sind  d. 
Kapellen  i.  d.  bischöfl.  Konvikten  oratoria  publica  od.  privata?  (Theol.-prakt.  Qsch. 
LIl  [1899]  63  ff).  A.  Galante,  La  condizione  giuridica  delle  cose  sacre,  1903  ff. 
S.  Many,  Praelectiones  canonicae  de  locis  sacris,  nimirum  de  eccles.,  orator.,  altar., 
coemet.  et  sepulturis,  1904.  J.  Vogt,  D.  kirchl.  Vermögensrecht ^  (1910)  53  ff". 
Thalhofer-Eisenhof er  a.  a.  0.  1  404  ff.  Lit.  z.  Altären,  Kelchen,  Patenen, 
liturg.  Kleidung,  Glocken,  Kirchhöfen,  immunitas  localis,  Simultaneen,  Asylrecht 
unt.  gegeb.  Orts. 


B.  Zugh,  Können  d.  Beichtväter  d.  Mcndikantenorden  v.  d.  einfachen  Gelübde 
dispensieren?  (Pastor  bonus  XXllI  [1910/11]  39  ff).  [Nein!]  F.X.Hecht,  Können 
d.  Ordensbeichtväter  v.  d.  einf.  Gel.  dispensieren?  (Ebd.  289  ff').  [Ja!]  F.  Rett, 
D.  Gewalt  d.  Regularbeichtväter  üb.  Gel.  (Z.  f.  k.  Theol.  XXXIV  [1910]  641  ff). 
[Nein!]  G.  Österle,  D.  Dispensgewalt  d.  Regulären  b.  einf.  Gel.  (Theol.  u.  Glaube 
ill  [1911]  389  ff').     De  religiosis  etc.  (l'eriodica  V  [1911]  52  ff). 

'  C.  4,  X  h.  t.  Iir,  34.  Doch  nicht  b.  Gelübden,  deren  Dispensation  d.  Apost. 
Stuhl  reserviert  ist. 

'  Rog.  jur.  in  VI'-  53. 

^  Dalj  d.  Beichtväter  gewolinheit.sreclitl  \i)Ui  simplicia  kommutieren  können, 
ist  nicht  begründet.     Anders  z.  B.  noch  Zenner,  Instructio  pract.  confess.^  §  343. 


§  167.    Die  heiligen  Orte  und  Sachen.  291 

I.  Alle  kirchlichen  Zwecken  dienenden  Sachen  werden  als  res  ec- 
clesiasticae  im  weiteren  Sinne  bezeichnet.  Die  res  ecclesiasticae  im 
weiteren  Sinne  zerfallen  wieder  in  die  res  ecclesiasticae  im  engeren 
Sinne  und  in  die  res  sacrae.  Die  res  ecclesiasticae  im  engeren  Sinne 
oder  das  kirchliche  Vermögen  (patrimonium  oder  peculium  ecclesiasti- 
cum)  dienen  mittelbar  dem  Gottesdienst.  Dazu  zählen  einmal  alle 
der  Kirche  gehörigen  Gebäude  und  Grundstücke,  ausgenommen  die 
Kirchen  und  Kirchhöfe,  sodann  die  Fonds  zur  Unterhaltung  der  Kirchen- 
beamten und  Kirchendiener  (bona  mensae,  b.  beneficii)  und  der  kirch- 
lichen Gebäude  (b.  fabricae),  weiter  die  Güter  zu  wohltätigen  Zwecken, 
die  frommen  Stiftungen  (res  religiosae,  causae  piae).  Die  res  sacrae 
dienen  unmittelbar  zum  Gottesdienst  und  sind  deswegen  durch  einen 
Kultakt,  Konsekration  (r.  consecratae)  oder  Benediktion  (r.  benedictae), 
von  allen  andern  Dingen  ausgesonderte  Zu  den  res  consecratae  ge- 
hören die  Kirchen,  Altäre,  Kelche  und  Patenen,  zu  den  r.  benedictae 
eine  Reihe  von  Kirchengerätschaften  und  die  Kirchhöfe. 

II.  Res  consecratae  sind: 
1.  Die  Kirchen  (ecclesiae). 

Aus  dem  über  die  geschichtliche  Entwicklung  der  Kirchenämter 
Bemerkten  ergibt  sich  der  Unterschied  von  Kathedral-,  Kollegiat- 
und  Pfarrkirchen.  Weiter  besteht  der  Unterschied  von  öffentlichen 
Kirchen  und  Oratorien  und  privaten  Oratorien.  Die  öffentlichen  Kirchen 
und  öffentlichen  Oratorien  sind  durch  die  kirchliche  Obrigkeit  bleibend 
für  den  öffentlichen  Gottesdienst  bestimmt  und  haben  für  alle  Gläu- 
bigen einen  Zugang,  der  nicht  durch  privaten  Willen  verwehrt 
w^erden  kann  2. 

Zur  Errichtung  von  Kathedral-  und  Kollegiatkirchen  ist  päpst- 
liche Erlaubnis  notwendig  ^.  Zur  Errichtung  sowie  zu  jeder  nennens- 
werten Veränderung  von  Pfarr-  und  andern  Kirchen,  auch  Kloster- 
kirchen,  ist  bischöfliche  Erlaubnis  nötig*.     Dieselbe  darf  nur  erteilt, 


•  Üb.  d.  Unterschied  v.  consecratio  u.  benedictio  vgl.  ob.  S.  61.  Ch.  M eurer, 
D.  Begriff  u.  Eigentümer  d.  heil.  Sachen  I  (1885)  212  f,  will  keine  grundwesentl. 
Verschiedenheit  zw.  consecratio  u.  benedictio  anerkennen :  d.  consecratio  sei  nur  e. 
benedictio  sacratior  et  magis  soUeranis. 

^  I.  d.  Regel  findet  d.  Zugang  unmittelbar  v.  d.  Straße  a.  statt,  doch  ist  d. 
nicht  notwendig.     C.  S.  Kit.  21.  Juli  1855.     S.  C.  Ep.  et  Reg.  1.  Mai  1874. 

3  Bd.  J,  S.  302.  C.  4  5  6  (Gelas.  I.),  D.  I  de  cons.,  d.  weiter  gehen,  erklären 
s.  wohl  a.  d.  Metropolitanrechten  d.  Papstes.  Vgl.:  Hinschius,  KR.  IV  319^; 
Scherer,  KR.  11  630".  Anders  Jaffe,  Regesta«  Nr  2787.  Vgl.  a.  D.  Stiefen- 
hofer,  D.  Gesch.  d.  Kirchweihe  v.  1.  b    7.  Jhdt  (1909)  45  ff. 

*  C.  10  (Conc.  Chalced.  a.  451,  c.  4),  C.  XVIII,  q.  2.  C.  9  (Xov.  61,  c.  1), 
D.  I  de  cons.    Üb.  c.  4  in  VI»«  de  privil.  V,  7  vgl.  Scherer,  KR.  II  628  ^'>.    Acta 

19* 


292    1^-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap. :  D.  Kultus. 

aber  auch  nicht  verweigert  werden,  wenn  Notwendigkeit  oder 
wenigstens  Nützlichkeit  für  den  Bau  spricht  ^  die  genügende  dos 
vorhanden  ist  ^  und  die  Rechte  Dritter  nicht  beeinträchtigt  werden  ^. 
Außer  der  kirchlichen  ist  eventuell  auch  staatliche  Erlaubnis  not- 
wendig*. Ist  die  Kirche  nach  stattgehabter  feierlicher  Grundstein- 
legung erbaut,  so  muß  sie  vom  Bischof  konsekriert  werden  s.  Doch 
kann   der  Bischof  vorläufig   einen  Priester  mit  der   Benediktion   be- 


st decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae  (1899)  Nr  878  ff.  Rottenb.  Ord.-Erl.  v. 
15.  Sept.  1909  (Kirchl.  Amtsbl.  1909,  Nr  13).  Daß  ab.  d.  Initiative  u.  Selbständig- 
keit d.  kirchl,  Institute  als  Eigentümer  nicht  z.  sehr  eingeschränkt  werden  darf, 
ist  klar.     A.  steht  Rekurs  a.  d.  Apost.  Stuhl  z. 

'  C  10  (Syn.  V.  Braga  a.  572,  c.  6),  D.  I  de  cons.  C.  26  (Gelas.  1.  a.  495 
od.  496),  C.  XVI,  q.  7.     C.  3  6,  X  de  eccles.  aedific.  Ill,  48. 

2  C.  1  (Syn.  V.  Braga  a.  572,  c.  5),  C.  I,  q.  2.  C.  9  (Nov.  61,  c.  1),  D.  I  de 
cons.     C.  8,  X  de  consecr.  III,  40. 

3  C.  43  (Syn.  v.  Mainz  a.  813,  c.  41)  44  (Capit.  ad  Salz  a.  803—804,  c.  2), 
C.  XVI,  q.  1.  C.  3,  X  de  eccles.  aedific.  III,  48.  C.  1  2,  X  de  nov.  oper.  nuntiat. 
V,  32.  Näheres  üb.  etwaige  Einsprache  Dritter:  Hinschi us,  KR.  IV  323  f. 
Scherer,  KR.  II   628 '2. 

*  Preußen:  Ges.  v.  20.  Juni  1875.  §  50,  Nr  4;  v.  7.  Juni  1876.  §  2,  Nr  5; 
V.  30.  Jan.  1893;  Bayern:  Religionsedikt  1818.  §  64,  litt,  f;  Württ. :  Ges.  v.  14.  Juni 
1887  u.  22.  Juli  1906,  Art.  32,  Z.  2,  u.  Min.-Erl.  v.  13.  Febr.  1903  (b.  e.  Bauwesen 
v.  6000  u.  mehr  Mark).  Schneider,  D.  part.  KRsquellen  212  285  2S9  322. 
F.  Württ.  a. :  A.  f.  k.  KR.  LXXXIII  (1903)  292  f.  Elsaß-Lothringen:  A.  f.  k.  KR. 
XCllI  (1913)  661  ff.  —  Loh  mann,  D.  Staatsgenehmigung  z.  Errichtung  v.  Kirchen- 
gebäuden i.  Preußen  (D.  Z.  f.  KR.  X  [1901]  341  ff).  Kiene,  Kath.  Pfarrgemeinde- 
gesetz V.  14.  Juni  1887  u.  22.  Juli  1906  91.  Schmedding,  Rechte  d.  Polizei- 
behörden b.  baulich.  Veränderungen  a.  Kirchen  i.  Preußen  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVIII 
[1908]  296  ff).  L.  Jakowski,  D.  Verfahren  b.  kirchl.  Bauten  n.  d.  f.  d.  Diözese 
Breslau  gelt,  staatl.  u.  kirchl.  Bestimmungen  (Ebd.  XCI  [1911]  115  ff).  Hinschius, 
KR.  IV  324  ff.  Scherer,  KR.  II  643  f.  Vering,  KR.^  777.  Friedberg, 
KR.«  586  f. 

*  Üb.  d.  Grundsteinlegung:  C.  9  (Nov.  61,  c.  1),  D.  I  de  cons.;  Pontif.  Rom. 
P.  II,  tit.  De  bened.  et  impos.  prim.  lap. ;  Rit.  Rom.  tit.  VII,  c.  26.  A.  f.  k.  KR. 
LXXVIII  (1898)  184  f. —  C.  4  (Pseudo-Leo),  D.  LXVIII.  C.  28  (Syn.  v.  Orleans 
a.  538,  c.  15),  C.  VII,  q.  1.  C.  26  (Gelas.  I.  a.  495  od.  496),  C.  XVI,  q.  7.  C.  1, 
X  de  relig.  dorn.  III,  36.  C.  2,  X  h.  t.  III,  40.  Pontif.  Rom.  P.  II,  tit.  De  ecci.  dedic. 
s.  consecr.  Zugleich  soll  e.  Altar,  gleichgültig  ob  altare  majus  od.  minus ,  konse- 
kriert werden ;  doch  wäre  Konsekration  o.  solches  bloß  unerlaubt.  C.  S.  Rit.  19.  Mai 
1896;  24.  Mai  1901  (Acta  Ap.  Sedis  I  [1909]  259).  E.  fremder  Bischof  kann  nur 
i.  Auftrag  konsekrieren.  Trid.  sess.  VI  de  ref.  c.  5.  Bened.  XIV.,  „Jam  inde" 
v.  12.  Mai  1756.  A.  Ordensleutc  könnten  e.  fremden  Bischof  berufen,  wenn  s. 
d.  eigene  weigerte.  Leo  X.,  „Dum  iutra"  v.  19.  Dez.  1516.  D.  Papst  könnte  a. 
einfach.  Priester  m.  Konsekration  beauftragen.  Bened.  XIV.,  „Ex  tuis  precibus" 
v.  16.  Nov.  1748.  E.  ungültige  Konsekration,  d.  s.  nicht  leicht  wiederholen  ließe, 
könnte  d.  Papst  sanieren.  C.  S.  Rit.  22.  April  1891  (A.  f.  k.  KR.  LXVllI  [1892J 
280).    Könnte  wegen  staatl.  Verbots  d.  Konsekr.  v.  auß.  nicht  vorgenommen  werden, 


§  167.    Die  heiligen  Orte  und  Sachen.  293 

auftragen  ^  Zur  Erinnerung  an  die  Konsekration  wird  jedes  Jahr  ein 
eigenes  Fest,  das  Kirchweihfest  (dies  anniversarius  dedicationis  ec- 
clesiae),  gefeiert,  welches  aber  die  Synoden  und  Bischöfe,  um  Miß- 
stände zu  beseitigen,  seit  dem  16.  Jahrhundert  innerhalb  der  einzelnen 
Diözesen  auf  ein  und  denselben  Tag,  gewöhnlich  auf  den  der  Kathedral- 
kirchweihe, verlegt  haben  2. 

Zu  den  öffentlichen  Kirchen  gehören  auch  die  dem  Umfang  nach 
im  allgemeinen  kleineren,  zu  feierlicherem  Gottesdienst  vor  größeren 
Volksmengen  weniger  geeigneten  oratoria  publica,  die  öffentlichen 
Oratorien  oder  öffentlichen  Kapellen^.  Auch  sie  können  nur  mit  Er- 
laubnis des  Bischofs  errichtet  werden  ^.  Auch  sie  müssen  konsekriert 
oder  benediziert  sein  ^.  Sie  dürfen  eine  Glocke  haben  ^.  In  ihnen 
dürfen  Messen  gelesen,  darf  die  Kommunion  gespendet  werden  und 
genügt  man  seiner  sonntäglichen  Pflicht^.  Das  ist  auch  der  Fall  in 
den  Kapellen  der  Kardinäle  und  Bischöfe  s,  sodann  in  den  sogenannten 
oratoria  semipublica,  den  mit  bischöflicher  Erlaubnis  errichteten  kon- 
sekrierten  oder  benedizierten  Kapellen  der  Kongregationshäuser,  Semi- 


so wäre  dies.  Teil  derselb.  i.  d.  Sakristei  vorzunehmen.  C.  S.  Rit.  27.  März  1879.  — 
Üb.  d.  Ritus  d.  Kirchweihe  Schüch-Polz,  Handb.  d.  PastoraltheoL^^  749  ff.  — 
Z.  Geschichtl.  üb.  d.  Kirchweihe:  Götz,  D.  Alter  d.  Kirchweihformeln  X — XXXI  d. 
Liber  diurnus  (D.  Z.  f.  KR.  V  [1895]  1  ff).  Theol.  Rev.  1903,  299.  Köln.  Pastoralbl. 
1903,  Nr  11.  P.  dePuniet,  La  consecration  des  eglises  (Rev.  d.  quest.  hist.LXXVII 
[1905]  596  ff).  D.  Stiefenhofer,  D.  Gesch.  d.  Kirchweihe  v.  1.  b.  7.  Jhdt,  1909. 
K.  M.  y^dXXT)^  Ihpi  xfjg  xwf^tzpcixrtwq  roiv  vawv  xard  zo  dcxacou  zrjg  dp&odo^O'j  A>a- 
ro/.txTjg  ixxÄr^tnag.  1913.    Thalhof  e  r- E  is  enhof  er  a.  a.  0.  II  480  ff. 

^  Rit.  Rom.  tit.  VIII,  c.  27.  Überhaupt  ist  nur  f.  Kathedral-  u.  Pfarrkirchen 
d.  Konsekr.  notwendig.  F.  d.  andern  Kirchen  genügt  Benediktion.  C.  S.  Rit.  7.  Aug. 
1875. 

»  C.  16  17  (Pseudo-Felix),  D.  I  de  cons.  C.  14,  X  de  poenit.  V,  38.  Syn. 
V.  Köln  a.  1536.  P.  IX,  c.  11.  Harduin,  Acta  conc.  IX  2015.  So  verlegte  a. 
d.  Ord.  München-Freising  a.  28.  Dez.  1866  m.  päpstl.  Indult,  d.  hierzu  nötig  ist,  — 
vgl.  ob.  S.  275  —  d.  Kirchweihfest  a.  d.  3.  Sonntag  i.  Okt.  (A.  f.  k.  KR.  XYII 
[1867]  339  ff).     C.  S.  Rit.  9.  Juli  1895.  —  Üb.  d.  Patron  ob.  S.  271. 

'  S.  Recoscum,  Was  ist  „Kirche",  was  „Kapelle"?  (Theol.-prakt.  Monats- 
schrift XI  [1901]  7  ff.)  Üb.  d.  Ursprung  d.  Wortes  Kapelle:  Hinschius,  KR.  IV 
311*.  Scher  er,  KR.  II  626  ^  W.  Lüders,  Oapella.  D.  Hofkapelle  d.  Karo- 
linger, 1908.  Ders. ,  Capella.  D.  Hofkapelle  d.  Karolinger  b.  z.  Mitte  d.  9.  Jhdts. 
Capellae  a.  Königs-  u.  Privatgut  (A.  f.  Urkundenforsch.  II  [1909]  1  ff).  Weitere 
Namen  Bd  I,  S.  475  u.  Thalhof er-Eisenhof  er  a.  a.  0.  I  404  ff. 

*  C.  10  (Conc.  Chalced.  a.  451,  c.  4),  C.  XVllI,  q.  2.    C.  4  in  VI^  de  privil.  V,  7. 

*  Rit.  Rom.  tit.  VIII,  c.  27.  C.  S.  Rit.  29.  Nov.  1877;  27.  Juli  1888;  23.  Jan. 
1899  (Konsekration). 

«  C.  16,  X  de  excess.  praelat.  V,  31.     C.  10,  X  de  privil.  V,  33. 
■  Ob.  S.  41  253  276.  »  ßj  i   g^  413  444 


294    1^-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap.:  D.  Kultus. 

narien,  Exerzitienhäuser,  Konvikte,  Spitäler,  Waisenhäuser,  Erziehungs- 
anstalten und  Gefangenenhäuser  ^ 

Dagegen  ist  zur  Errichtung  eines  Betraumes  innerhalb  eines  Privat- 
hauses, einer  Hauskapelle  oder  eines  Privatoratoriums,  zu  welchem 
nur  bestimmte  Personen  Zutritt  haben,  bischöfliche  Erlaubnis  nicht 
nötigt.  Ein  solches  Oratorium  wird  daher  nicht  benediziert,  hat  keine 
Glocke,  und  es  wird  in  ihm  nicht  Messe  gelesen  3.  Soll  darin  täglich 
wenigstens  eine  Messe  zelebriert  und  der  sonntäglichen  Pflicht  mit 
Ausnahme  bestimmter  Feste  von  bestimmten  Personen  genügt  werden 
können,  so  ist  päpstliches  Indult  nötig*. 

Eine  konsekrierte  oder  benedizierte  Kirche  oder  Kapelle  darf,  so- 
lange die  Wirkungen  der  Konsekration  oder  Benediktion  vorhanden 
sind,  nicht  wieder  konsekriert  oder  benediziert  werden 0.  Anders  bei 
eingetretener  Exsekration  (Entheiligung)  oder  Pollution  ^  (Violation*^, 
Befleckung,  Entweihung)  derselben. 

Die  Exsekration  einer  Kirche  oder  Kapelle  ist  der  vollständige 
Verlust  jener  Heiligkeit,  die  ihr  durch  die  Konsekration  oder  Bene- 
diktion verliehen  wurde.  Dieselbe  tritt  ein,  wenn  die  ganze  Kirche 
oder  der  größere  Teil  ihrer  Mauern  zerstört  oder  erneuert,  oder  wenn 


'  C.  S.  Rit.  23.  Jan.  1899;  18.  Okt.  1901  (A.  f.  k.  KR.  LXXIX  [1899]  530  f; 
LXXXII  [1902]  364).     Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  I  50. 

2  Nov.  58.     C.  33  (Syn.  v.  Orleans?),  D.  I  de  cons. 

^  Trid.  sess.  XXII  decr.  de  observ.  etc.  Ben  ed.  XIV.,  „Magno  cum"  v.  2,  Juni 
1751.  Schulte,  Conc.  Trid.  p.  510.  Üb.  frühere  Mißbräuche  Wernz,  Jus  decre- 
taliura  III  2  2  (1908),  103 '-»^ 

*  Bened.  XIV.  a.  a.  0.  Vgl.  ob.  S.  253;  276,  A.  4.  Üb.  Spend.  d.  Komm. 
ob.  S.  42,  A.  1.  Solchem  Oratorium  wird  dann  d.  gewöhnl.  benedictio  loci  vel 
domus  novae  erteilt.  C.  S.  Rit.  5.  Juni  1899:  ad  VI.  Soll  i.  e.  privat.  Oratorium 
zelebriert  werden  dürfen ,  so  darf  o.  päpstl.  Privileg  kein  Fenster  a.  e.  Zimmer 
^  dasselbe  gehen,  dürfen  keine  Schlafgemächer  üb.  od.  unt.  dems.  sein.  C.  S.  Rit. 
11.  Mai  1641;  19.  Febr.  1738;  12.  Sept.  1840;  31.  Aug.  1867;  23.  Nov.  1S80; 
4.  Mai  1882;  24.  Jan.  1908.  Lingen-Reuß,  Causae  selectae  Nr  503  ff.  Acta 
et  decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae  (1899)  Nr  897.  —  Üb.  Wünsche  a.  d.  Vatic, 
daß  a.  d.  Bischof  solle  Zelebration  i.  Privatoratorien  erlauben  können :  L  ä  m  m  e  r, 
Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  158;  G  rand  er  at  h  -  Ki  r  c  h  ,  Gesch.  d.  Vatik.  Konzils  I  446. 
B.  causa  magna  et  urgens  könnte  d.  Bischof  vorübergehend  (per  modum  actus) 
Erlaubnis  geben.  Many,  Praelect.  de  locis  sacris  149  ff.  Vgl.  ob.  S.  253,  A.  5; 
254,  A.  3. 

^  C.  16  (Psoudo-Felix)  18  (Syn.  v.  Mcaux  a.  845,  c.  8?)  20  (Syn.  v.  Nicaea 
a.  325?),  D.  I  de  cons.     Ben  cd.  XIV.,  „Jam  inde"  v.  12.  Mai  1756. 

"  C.  20  (Nicaea?),  D.  I  de  cons.  C.  10,  X  de  consecr.  ecclos.  III,  40.  C.  un. 
in  VP°  h.  t.  III,  21. 

•  C.  19  (Pseudo-Hygin.),  I).  1  de  cons.     C.  un.  in  Vi'"  h.  t.  III,  21. 


§  167.    Die  heiligen  Orte  und  Sachen.  295 

sie  für  immer  zu  profanem  Gebrauche  verwendet  wird^.  In  diesen 
beiden  Fällen  ist  sie,  wenn  sie  wieder  zum  Gottesdienst  verwendet 
werden  soll,  neu  zu  konsekrieren  oder  zu  benedizieren. 

Die  Pollution  einer  Kirche  oder  Kapelle  hebt  die  Weihe  derselben 
zwar  nicht  auf,  aber  beeinträchtigt  dieselbe  moralisch  in  den  Augen 
der  Gläubigen,  so  dafs  daselbst  außer  im  Notfall  nicht  mehr  Gottes- 
dienst gehalten  werden  darf,  ehe  die  Makel  beseitigt,  Rekonziliation 
eingetreten  ist.  Polluiert  aber  wird  eine  Kirche  durch  freiwilligen 
Mord  oder  Selbstmord  2,  durch  freiwilliges  und  schwer  sündhaftes 
Blutvergießen  ^,  durch  freiwillige  und  schwer  sündhafte  effusio  seminis 
humani*,  durch  Begräbnis  eines  Ungläubigen  ^  oder  eines  excommuni- 
catus  vitandus^  innerhalb  derselben.  Der  Natur  der  Sache  nach  muß 
der  betreffende  Akt  gewiß  und  bekannt  geworden  sein^.  Eine  pol- 
luierte  konsekierte  Kirche  muß  durch  den  Bischof  rekonziliiert  werden  s. 
Doch  kann  der  Bischof  mit  päpstlichem  Indult  einen  Priester  damit  be- 
auftragen^. Bei  einer  bloß  benedizierten  Kirche  kann  die  Rekon- 
ziliation durch  einen  Priester  in  bischöflichem  Auftrag  erfolgen  ^ö. 

2.  Zu  den  res  consecratae  gehören  sodann  die  Altäre  ^1. 


»  C.  S.  Rit.  4.  Sept.  1875;  5.  Mai  1882;  16.  Jan.  1886;  11.  Jan.  1892;  26.  Juni 
1894;  8.  Juni  1896;  9.  Aug.  1897  i.  Übereinstimmung  m.  c.  6,  X  h.  t.  III,  40  (A.  f. 
k.  KR.  LIX  [1888]  124  f;  LXXX  [1900]  771  f).  M.  Gatt  er  er,  Üb.  d.  Exsekration 
e.  Kirche  (Z.  f.  k.  Theol.  XX  [1896]  341  ff).  Also  tritt  Exsekration  nicht  schon  e. 
d.  Verlust  d.  Bewurfes  d.  inneren  Wände,  wie  m.  vielen  and.  noch  Seh  er  er,  KR. 
II  631,  u.  Hergenröther -Holl  weck,  KR.  635  ^^  meinten.  A.  tritt  d.  Exsekr. 
nicht  e.  d.  Einsturz  d.  Daches  od,  Gewölbes,  d.  mäßige  Erweiterung  od.  Restauration. 

2  C.  19  20,  D.  I  de  cons.     C.  4,  X  h.  t.  III,  40.    Vgl.  S.  294,  A.  5  6  7. 

3  C.  4  10,  X  h.  t.  III,  40.     C.  un.  in  VP«  h.  t.  III,  21. 
*  C.  10,  X  h.  t.  III,  40.     C.  un.  in  VI*"  h.  t.  III,  21. 

5  C.  S.  Rit.  23.  April  1875. 

6  C.  7,  X  h.  t.  III,  40.  C.  12,  X  de  sepult.  III,  28.  Vgl.  ob.  S.  71.  —  Z. 
Kasuistik  Hergen röther-Hollweck,  KR.  634  f. 

'   ^Pollui"  c.  un.  in  VP°  h.  t.  III,  21. 

^  C.  4  9,  X  h.  t.  III,  40.  Früher  fand  a.  b.  Pollution  Konsekration  statt. 
C.  19  20,  D.  I  de  cons.     Pontif.  Rom.  P.  II,  tit.  De  eccles.  et  coem.  reconc. 

9  C.  9,  X  h.  t.  III,  40.  Rit.  Rom.  tit.  VIII,  c.  28,  n.  9.  Schneider,  Fontes 
jur.  noviss.  p.  88,  n.  11.     I.  Notfall  a.  ohne  d.  v.  Bischof  z.  segnende  Wasser. 

^°  C.  10,  X  h.  t.  III,  40.  Rit.  Rom.  tit.  VllI,  c.  28,  n.  1.  C.  S.  Rit.  8.  Juli  1904. 
Z.  Lit.  vgl.  Scher  er,  KR.  630^2  631". 

"  C.  25  (Hormisdas?)  26  (Syn.  Carthag.  V  a.  401,  c.  48)  31  (Syn.  v.  Epao 
a.  517,  c.  26  27)  32  (Syn.  v.  Agde  a.  506,  c.  14),  D.  I  de  cons.  C.  un.  §  8,  X  de 
sacr.  unct.  I,  15.  C.  1  3  5,  X  de  consecr.  eccles.  III,  40.  C.  S.  Rit.  6.  Okt.  1837. 
Pontif.  Rom.  P.  II,  tit.  De  consecr.  altar.  A.  i.  e.  nur  benediz.  Kirche  muß  d.  Altar 
konsekriert  werden.  C.  S.  Rit.  12.  Sept.  1857.  E.  Priester  kann  nur  m.  päpstl.  Er- 
laubnis e.  Altar  konsekrieren,  so  Kardinäle  i.  ihr.  Titel-,  Äbte  i.  ihr.  Klosterkirchen. 


296    IV-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap.:  D.  Kultus. 

Ursprünglich  wurde  das  eucharistische  Opfer  anf  Tischen  dargebracht  K 
Durch  den  späteren  Gebrauch,  an  oder  über  Märtyrergräbern  zu  zelebrieren, 
ergab  sich,  daß  zunächst  die  Altarplatte,  die  mensa,  und  dann  der  ganze 
Altar  vielfach  aus  Stein  war  und  die  Form  des  Altares  die  des  Sarkophages 
wurdet  Daher  verlangte  die  Synode  von  Epao  a.  517  überhaupt  steinerne 
Altäre  ^  "Weitere  Folge  aus  der  Zelebration  über  Märtyrergräbern  war  die 
Vorschrift,  daß  Reliquien  von  Märtyrern  oder  kanonisierten  Heiligen  im 
Altare  sich  befinden  müßten  ^  Ursprünglich  genügte  ein  Altar  in  einer  Kirche. 
Aber  bei  der  häufiger  werdenden  Zelebration  ^  erscheinen  etwa  seit  dem 
4.  Jahrhundert  mehrere  Altäre.  Daraus  ergab  sich  der  Unterschied  z^vischen 
Haupt-  und  Nebenaltar.  Seit  dem  7.  Jahrhundert  ungefähr  kommen  neben 
den  bisherigen  festen  Altären  auch  bewegliche,  tragbare  vor^. 

Entsprechend  dieser  geschichtlichen  Entwicklung  gibt  es  altaria 
fixa  (stabilia,  imniobilia)  und  a.  portatilia  (gestatoria,  viatica)"^.  Ein 
a.  fixum  ist  ein  solches,  bei  welchem  der  Altartisch  (mensa)  auf  einem 
steinernen  Unterbau    (stipes)    unzertrennlich   befestigt   ist^.     Das   a. 


F.  Ballay,  Quid  juris  abbatibus  regulär,  circa  consecrationem  altarium?  (A.  f.  k. 
KR.  XV  [1866]  101  ff.)  —  J.  Thiers,  Sur  les  principaux  autels  des  eglises. 
Paris  1688.  G.  Slevogt,  Dissertatio  de  juribus  altarium,  Jen.  1716;  erweit.  i. : 
Kurtze  Abhandlung  v.  denen  Rechten  d.  Altäre,  Jena  1727,  u.  i. :  Gründliche  Unter- 
suchung V.  d.  Rechten  d.  Altäre  usw.,  Jena  1732.  Mehr  alt.  Lit.  b. :  F.  Laib  u. 
F.  J.  Schwarz,  Studien  üb.  d.  Gesch.  d.  christl.  Altars,  1857.  —  F.  J.  Schwarz, 
D.  Altar  (A.  f.  christl.  Kunst  I  [1880]  2  ff).  A.  Schmid,  D.  christl.  Altar  u.  s. 
Schmuck,  1871.  J.  Raffauf,  D.  kirchenrechtl.  Bestimmungen  üb.  d.  Altar. 
Heimann,  D.  Entwicklung  d.  christl.  Altars  (Theol.  u.  Glaube  VI  [1914]  1  flf). 
Pruner,  Lehrb.  d.  Pastoraltheol.^  I  58  flf.  Schüch-Polz,  Haudb.  d.  Pastoral- 
theol.'^  310  ff.  Lehmkuhl,  Theol.  moral.'MI179  ff.  Thalhof er-Eisenhof er 
a.  a.  0.  I  424  ff. 

»  Apg  6,  2.    1  Kor  10,  21. 

^  F.  Wieland,  Mensa  u.  Confessio.  Studien  üb.  d.  Altar  d.  altchristl.  Liturgie. 
I:  Der  Altar  d.  vorkonstant.  K.,  1906,  lehnt  wenigstens  f.  diese  Zeit  d.  Altargrab  ab 
(S.  156).    Vgl.  ob.  S.  253,   A.  2.     Ders. ,   Altar  u.  Altargrab  d.  christl.  Kirchen  i. 

4.  Jhdt,  1912. 

»  C.  26  27.     Ist  c.  31,  D.  I  de  cons. 

*  C.  26  (Syn.  Carthag.  V  a.  401,  c.  48),  D.  I  de  cons. 

*  Vgl.  ob.  S.  251  ff'. 

«  C.  30  (Syn.  v.  Mainz  a.  888,  c.  9),  D.  I  de  cons.  —  Knöpfler,  Kgschte*  277. 
Funk-Bihlmeyer,  Kgschte«  246  f. 

'  C.  30,  X  de  privil.  V,  33.     C.  12  in  Vt^«  de  privil.  V,  7. 

8  E.  altare  fixum  soll  a.  Hausteinen  sein.  S.  C.  Rit.  14.  Dez.  1888.  Wäre  d. 
stipes  a.  Ziegelsteinen,   so  sollen  doch  d.  vier  Säulen  a.  d.  Ecken  a.  Haustein  sein. 

5.  C.  Rit.  7.  Aug.  1875.  Doch  genügen  a.  d.  Säulen  allein.  C.  S.  Rit.  16.  Jan.  1880 
(A.  f.  k.  KR.  LXII  [1889]  372).  D.  mensa  muf3  a.  Haustein  sein,  u.  zwar  soll  sie 
e.  Platte  sein.  Doch  genügt  es,  wenn  nur  i.  d.  Mitte  d.  mensa  o.  hinreichend  große 
Platte    unbewegl.   angebracht    ist,  •  S. '  C.    Indulg.  20.  Dez.  1864.     D.   Haupt-   oder 


4 


§  167.    Die  heiligen  Orte  und  Sachen.  297 

portatile  besteht  aus  einem  einzigen  Stein,  der  aber  so  groß  sein  muß, 
daß  Kelch  und  Patene  darauf  Platz  haben  ^  Beide  Arten  von  Altären 
müssen  Reliquien  von  Märtyrern  und  kanonisierten  Heiligen  enthalten 
(sepulchrum)  2.  Endlich  darf  in  einer  Kirche  nur  ein  Hauptaltar 
(altare  majus,  summum,  principale,  Hochaltar)  sein  3. 

Ein  Altar  wird  exsekriert  durch  Zerstörung,  durch  bedeutenden 
Bruch  der  Altarplatte  ^,  durch  Lösung  der  Verbindung  der  Altar- 
platte mit  dem  Altarkörper  überhaupt  oder  an  einer  der  vom  Bischof 
bei  der  Konsekration  gesalbten  Stellen^,  durch  Zerbrechen  von  se- 
pulchrum  oder  sigillum,  durch  Entfernung  der  Reliquien  aus  dem- 
selben 6.  Mutatis  mutandis  gilt  das  auch  vom  altare  portatile.  Wird 
die  Kirche  exsekriert,  wird  es  nicht  auch  der  Altar  und  umgekehrt". 

Polluiert  wird  der  Altar  durch  dieselben  Vergehen  wie  die  Kirche. 
Wird  die  Kirche  polluiert,  so  ist  es  auch  das  altare  fixum,  nicht  aber 
das  altare  portatile^.  Eine  Pollution  des  Altars  aber  hat  eo  ipso  die 
der  Kirche  im  Gefolge. 

3.  Zu  den  res  consecratae  gehören  auch  Kelch  und  Patene^. 
Dieselben   müssen  aus  Gold  oder  Silber  sein  ^^.     Im  Falle  der  Armut 


Hochaltar  muß  e.  altare  fixura  sein.  —  Üb.  Konsekration  vgl.  C.  S.  Rit.  6.  Nov. 
1908;  5.  Juli  1901  (stein.  Säulen  a.  d.  a.  Hausteinen  besteh,  stipes) ;  14.  Jan. 
1910  (Acta  Ap.  Sedis  I  [1909]  158  f  260  f;  H  [1910]  117  f). 

'  C.  30,  X  de  privil.  V,  33.  C.  12  in  VP«'  de  privil.  V,  7.  C.  S.  Rit.  13.  Juni  1899 
(A.  f.  k.  KR.  LXXX  [1900]  573). 

^  Jedenfalls  müssen  Reliquien  v.  Märtyrern  i.  d.  Altar  sein.  C.  S.  Rit.  23.  Sept. 
1837;  6.  Okt.  1837;  13.  Juni  1899  (A.  f.  k.  KR.  LXXX  [1900]  573).  D.  Reliquien 
müss,  V.  kanonisierten  Heiligen  sein.  C.  S.  Rit.  13.  Sept.  1593.  Ob.  S.  270  f. 
D.  Ort,  wo  d.  Reliquien  s.  befinden,  wird  a.  confessio  genannt.  D.  confessio  kann, 
i.  stipes  od.  i.  d.  mensa  sein.  D.  sie  verschließende  Stein  heißt  sigillum.  D.  a 
portatile  muß  d.  sepulchrum  i.  d.  Mitte  haben.  C.  S.  Rit.  13.  Juli  1899  (A.  f.  k.  KR 
LXXX  [1900]  573). 

^  C.  5,  X  de  consecr.  eccles.  HI,  40. 

*  C.  1  3  6,  X  h.  t.  III,  40.  5  c.  3,  X  h.  t.  III,  40. 

«  C.  1,  X  h.  t.  III,  40.  A.  Stelle  viel,  einschläg.  Entscheidungen  d.  C.  S.  Rit. 
sei  verwiesen  a.  ihre  zusammenfass.  Instruktion  v.  6.  Okt.  1837. 

■^  C.  1  6,  X  h.  t.  III,  40. 

^  Sobald  e.  altare  portatile  a.  d.  poUuierten  Kirche  entfernt  ist,  ruht  keine  Makel 
mehr  a.  ihm. 

*  C.  un.  §  8,  X  de  sacr.  unct.  I,  15.  Pontif.  Rom.  F.  II,  tit.  De  paten.  et  calic. 
consecr.  E.  Priester  kann  sie  m.  päpstl.  Indult  konsekrieren.  —  Z.  Geschichtl.  vgl. : 
Funk-Bihlmeyer,  Kgschte*  247;  B.  Kleinschmidt,  Kelch  u.  Patene  i. 
Christi.  Altert.  (Theol.-prakt.  Qsch.  LHI  [1900]  809  ff).  Vgl.  noch:  Pruner,  Lehrb. 
d.  Pastoraltheol.s  I  63  ff;  Schüch-Polz,  Handb.  d.  Pastoraltheol.'^  367  f;  Lehm- 
kuhl,  Theol.  moral."  II  182  f;  Thalh of er-Eisenhof er  a.  a.  0.  I  480  ff. 

*"  Missale  Rom. :  Rit.  servand.  in  celebr.  miss.  I,  1 ;  De  defect.  in  celebr.  miss. 
occurr.  X,   1. 


298    i^  •  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    3.  Abschn.    B.  Kap. :  D.  Kultus. 

dürfte  auch  ein  Kelch  mit  einer  cuppa  aus  Zinn  benützt  werden; 
doch  müijte  auch  sie  innerhalb  vergoldet  sein^  Alle  andern  Mate- 
rialien sind  für  die  cuppa  verboten  2.  Was  vom  Kelch  gilt,  gilt  auch 
von  der  Patene.  Exsekriert  werden  Kelch  und  Patene  durch  be- 
deutenden Bruch,  Verlust  der  Form  oder  inneren  Vergoldung  und 
durch  Neuvergoldung  3. 

III.  lies  benedictae  sind:  die  liturgische  Kleidung^,  die  Altar- 
tücher (mappae,  tobaleae,  linteamina)  5,  das  Korporale,  die  Palla^, 
der  Tabernakel,  die  Gefäße  zur  Aufbewahrung  der  Eucharistie,  also 
das  Ziborium,  die  Monstranz,  die  Lunula'^,  die  Gefäße  zur  Auf- 
bewahrung der  heiligen  Öle,  endlich  die  Glocken  und  die  Kirchhöfe. 
Berechtigt  zur  Vornahme  dieser  Benediktionen  ist  der  Bischof,  der  einen 
Priester  damit  beauftragen  kann^.  Exsekriert  werden  diese  Gegen- 
stände, wenn  sie  in  ihrer  Form  so  verändert  werden,  daß  sie  nicht  mehr 
die  alte  Sache  sind,  oder  wenn  sie  ganz  unbrauchbar  geworden  sind, 
oder  wenn  sie  bei  einer  Reparatur  zum  größten  Teil  erneuert  werden  ^. 

Die  Glocken  (signa,  campanae,  nolae,  cloccae,  tintinnabula)  haben 
sich  seit  dem  6.  Jahrhundert  über  das  christliche  Abendland  ver- 
breitet ^0.    Das  Recht,  Glocken  zu  haben,  kommt  nur  den  öffentlichen 


*  C.  45  (Conc.  Rem.  ?),  D.  I  de  cons.  Missale  Rom.  a.  a.  0.  B  e  n  e  d,  XIV., 
^Etsi  pastoralis"  v.  26.  Mai  1742.    §  6,  n.  19;  „Imposito"  v.  29.  März  1751.    §  3. 

'  C.  S.  Rit.  18.  März  1876.  So  naraentl.  Blei  u.  Kupfer.  Kelche  v.  Aluminium 
sind  erlaubt,  wenn  d.  cuppa  vergoldet  ist.  C.  S.  Rit.  1.  Sept.,  6.  Dez.  1866.  Galvan. 
Vergoldung  ist  jetzt  allgem.  gestattet,  Rottenb.  Ord.-Erl.  v.  10.  Jan.  1902.  Pfaff- 
Sproll,  Gesetzeskunde  I  269. 

3  C.  S.  Rit.  14.  Juni  1845   (Neuvcrgoldung). 

*  Üb.  d.  liturg.  Kleidung  m.  d.  ganzen  Lit. :  J.  Braun,  D.  liturg.  Gewandung 
i.  Okzident  u.  Orient  n.  Urspr.  u.  Entwickl.,  Verwend.  u.  Symbolik,  1907.  Ders., 
Handb.  d.  Paramentik,  1912.     Thalh  of  er- Eisenhof  er  a.  a.  0.  I  493  ff. 

^  Thalhof  er-E  isenhof  er  a.  a.  0.  I  435  ff.  Daselbst  ist  d.  ganze  Aus- 
stattung d.  Altares  behandelt. 

«B.  Kleinschmidt,  Korporale  u.  Palla  (Pastor  bonus  XI  [1899]  454  ff). 
Thalhofer-Eisenhofer  a.  a.  0.  I  438  ff. 

'  T  h  a  1  h  o  f  e  r  -  E  i  s  e  n  h  0  f  0  r  a.  a.  0.  I  452  ff  487  ff.  Vgl.  z.  Tabernakel  a. 
ob.  S.  41. 

^  Schneider,  Fontes  jur.  noviss.  p.  88,  n.  11.    Vgl.  ob.  S.  63,  A.  2. 

'•'  C.  39  (Pseudo-Clem.),  D.  I  de  cons.  Z.  Detail  vgl.:  Missale  Rom.:  Ruhr, 
gener. ;  Rit.  servand.  in  celebr.  miss. ;  De  defect.  in  celebr.  miss.  occurr.  Pontif. 
Rom.  P.  11  unt.  d.  einschlug.  Titeln.  Rit.  Rom.  tit.  VllI,  c.  20  ff.  Vgl.  a. :  Acta  et 
decreta  conc.  plcn.  Americao  Latinao  (1899)  Nr  898  ff;  P  runer,  Lehrb.  d.  Pastoral- 
theol.«  1  68ff;  Schüch-Polz,  Handb.  d.  Pastoraltheol.»*  348  ff;  Lohmkuhl, 
Theol.  moral."  II  181  ff. 

'0  H.  Otte,  Glockcnkunde«,  1884.  H.  Samson,  Z.  Gesch.  u.  Symbolik  d. 
Glocken,   1897.     E.  Vacandard,   Notes  sur  l'origine  des  cloches  (Rev.  du  clergö 


§  167.    Die  heiligen  Orte  und  Sachen.  299 

Kirchen  und  Oratorien  zu.  Doch  ist  die  Praxis  viel  mildert  Auch  die 
Weihe  der  Glocken  mit  Chrisam  ist  ein  Recht  des  Bischofs,  das  er 
aber  mit  päpstlicher  Erlaubnis  an  einen  Priester  übertragen  kann  2; 
doch  kann  er  von  sich  aus  einen  Priester  mit  der  Glockentaufe  mit 
Weihwasser  beauftragen  ^. 

Die  Kirchhöfe  werden  vom  Bischof  oder  in  dessen  Auftrag  von 
einem  Priester  benediziert  *.  Der  Kirchhof  wird  durch  dieselben  Ver- 
gehen polluiert  wie  die  Kirche  ^.  Liegt  der  Kirchhof  in  der  unmittel- 
baren Umgebung  der  Kirche,  so  hat  deren  Pollution  auch  die  seinige 
im  Gefolge,  nicht  aber  die  des  Kirchhofs  auch  eine  solche  der  Kirche; 
denn:  accessorium  sequitur  principale,  nicht  umgekehrt^.  Der  pol- 
luierte  Kirchhof  ist  zu  rekonziliieren ". 


franc.  XXIX  [1902]  387  ff).  Ders.,  La  .bapterae"  des  cloches  (Ebd.  LIV  [190S] 
257  ff).  Rev.  d'hist.  eccles.  VIII  (1907)  199  f  860.  J.  B.  Ferreres,  Las  cara- 
panas^,  1910.  A.  M.  J^d?.Ärj,  llspl  rwv  i/.xXr^/naTr/.io^  -/.üjocü-^uj'^  xard  ru  dixaio>  rf^q 
opd^odu^ou  WvaroAixTiq  ix/.lrjaiag,  1913.    Thalhofer-Eisenhofera.  a.  0.  I  472  ff. 

*  C.  10,  X  de  privil.  V,  33.  D.  Mendikanten  sollen  b.  ihr.  Kirchen  nur  eine 
Glocke  haben.  C.  un.  Extrav.  comm.  de  off.  ciistod.  I,  5.  Öffentl.  Oratorien  sollen  eine, 
Pfarrkirchen  zwei  b.  drei,  Kollegiatkirchen  drei  u.  Kathedralkirchen  mindestens  fünf 
Glocken  haben.     A.  d.  halböffentl.  Oratorien  dürfen  e.  Glocke  haben. 

^  Pontif.  Rom.  P.  II,  tit.  De  bened.  signi  vel  camp.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  17.  Jan. 
1614.     C.  S.  Rit.  5.  Juli  1614.    Vgl.  ob.  S.  63,  A.  2. 

3  C.  S.  Rit.  22.  Jan.  1908  (Acta  S.  Sedis  XLI  [1908]  118  ff).  D.  Bischof  kann 
d.  Gebrauch  unbened.  Glocken  z.  kirchl.  Funktionen  verbieten.  C.  S.  Rit.  5.  Juli 
1614. 

^  Pontif.  Rom.  P.  II,  tit.  De  coemet.  bened. ;  de  eccles.  et  coem.  reconc. ;  de 
reconc.  coem.  sine  eccles.  reconc.  Rit.  Rom.  t.  VIII ,  c.  29  ff.  Vgl.  ob.  S.  67 ; 
S.  75,  A.  1.     Thalhof er-Eisenhofer  a.  a.  0.-  It  499  ff. 

^  C.  7,  X  de  consecr.  eccl.  III,  40. 

«  C.  un.  in  VP<>  h.  t.  III,  21. 

"'  Vgl.  A.  4.  —  Neb.  d.  res  consecr.  u.  bened.  gibt  es  noch  e.  Menge  v.  z. 
Gottesdienst  benützten,  i.  od.  b.  d.  Kirche  befindl.  Dingen.  A.  dies,  bieten  namentl. 
d.  Kirchenstühle  u.  deren  Benützung  e.  Jurist.  Seite  dar.  F.  Uib  el  eisen,  D. 
Rechtsverhältnisse  d.  Kirchenstühle  n.  kath.  u.  prot.,  insbes.  bayr.  KR.  (D.  Z.  f.  KR. 
VIII  [189S]  294  ff.  [M.  viel.  Lit.]).  N.  dies,  ist  d.  Recht  a."^  d.  Kirchenstuhl  je 
n.  d.  Umständen  e.  öffentl.  od.  e.  privates.  So  a.  Scherer,  KR.  II  638,  d.  ab.  m. 
Recht  mehr  d.  öftentl.-rechtl.  Charakter  hervorhebt.  Vgl.  a.  EG.  z.  BGB.,  Art.  133. 
E.  Verordnung  d.  Gurker  Ordinariats  betr.  d.  Kirchenstühle  v.  3.  Jan.  1897  i.  A.  f. 
k.  KR.  LXXVIII  (1898)  538  ff.  L.  Crouzil,  De  la  location  des  sieges  d'eglise, 
1903.  A.  f.  k.  KR.  LXXXIII  (1903)  294  ff  734  ff;  D.  Z.  f.  KR.  XIII  (1903)  258  ff. 
Kiene,  Kath.  Pfarrgemeindegesetz  v.  14.  Juni  1887  u.  22.  Juli  1906  64  ff.  Kath. 
Seelsorger  XIX  (1907)  35  f.  Vogt,  D.  kirchl.  Vermögensrecht ^  80  f.  H.  A.  Krose, 
Kirchl.  Handb.  f.  d.  kath.  Deutschi.  III  (1911)  81  f.  F.  Fleiner,  Institutionen  d. 
Verwaltungsrechtes  (1911)  293  f.  [D.  3.  Aufl.  (1913)  stand  nicht  z.  Gebot!]  Fried- 
berg, Lehrb.  d.  KRs «  588  f. 


300      i^  •  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap. :  D.  Kultus. 

IV.  Die  dem  Gottesdienst  geweihten  Orte  und  Sachen  sind  von 
profanierendem  Gebrauch  sowie  von  gewissen  gemeinen  Pflichten  und 
Lasten  befreit:  immunitas  localis,  realis.  Es  können  daher  auch  keine 
Hechtsverhältnisse,  die  einen  solchen  profanen  Gebrauch  bedingen, 
an  diesen  Sachen  begründet  werden,  und  kommt  ihnen  wenigstens 
in  diesem  Sinne  Extrakommerzialität  zu.  Sonst  aber  können  sie  im 
Unterschied  zu  den  res  sacrae  bei  den  Römern  und  auch  in  den 
ersten  christlichen  Jahrhunderten  infolge  des  germanischen  Eigen- 
kirchenbegriflfs  im  Privateigentum  und  bürgerlichen  Verkehr  sich 
befinden  ^. 

In  den  Kirchen  dürfen  keine  Gerichtsverhandlungen,  politischen 
Versammlungen,  Märkte,  Mahlzeiten,  Schauspiele,  weltlichen  Konzerte, 
Tänze  usw.  stattfinden.  Eine  sonstige  außergottesdienstliche  Benützung 
muß  vom  Bischof  gestattet  werden  2. 

Katholische  Kirchen  dürfen  Akatholiken  nicht  zum  Mitgebrauch 
eingeräumt   werden.     Allein   in   Deutschland   besteht   auf  Grund   der 


'  H.  Wappäus,  Z.  Lehre  v.  d.  d.  Rechtsverkehr  entzogenen  Sachen  (1867)  49  ff. 
T.  A.  Müller,  D.  Privateigentum  a.  kath.  Kirchengebäuden,  1884.  Ch.  Maurer, 
D.  Begriff  u,  Eigentümer  d.  heil.  Sachen,  1885  ff.  G.  Dattino,  La  commerciabilita 
delle  chiese,  1892.  Ratti,  Commerciabilita  e  espropriabilitä  delle  chiese  nel  diritto 
italiano,  1896.  Alzeri,  Le  chiese  possono  essere  soggetto  di  proprieta?  1896. 
Ders. ,  Sulla  commerciabilita  delle  chiese,  1903.  A.  Galante,  La  condizione 
giuridica  delle  cose  sacre,  1903  ff.  A.  Knecht,  System  d.  Justinian.  Kircheu- 
vermögensrechts  (1905)  68  ff.  P.  Klein,  Welche  Bedeutung  kommt  d,  n.  kath. 
KR.  besteh.  Beschränkungen  d.  Veräußerung  v.  res  ecclesiasticae  n.  deutsch,  bürgerl. 
Rechte  z.?  (A.  f.  k.  KR.  LXXXV  [1905]  242  ff).  K.  Kormann,  D.  kirchenrechtl. 
Veräußerungsbeschränkungen  b.  kath,  Kirchengut  n.  d.  bürgerl.  Recht,  1907. 
S.  M.  Brandi,  Di  chi  sono  le  chiese?^  1908.  T.  Santachiar a,  L'incommercia- 
bilitä  delle  chiese  destinate  al  culto  pubblico,  1909.  G.  v.  Hertling,  Konsekration 
u.  res  sacrae  i.  röm.  Sakralrecht,  1912.  Hinschius,  KR.  IV  163  ff  337  ff. 
Scherer,  KR.  II  644.  Vering,  KR.^  769  ff.  H  ergenr  öth  er-Hol  1  w  eck, 
KR.  857  ff.  Friedberg,  KR.«  583  ff,  wo  d.  heute  geltende  bürgerl.  Recht  hierüb.. 
so  namentl.  a.  üb.  Zwangsvollstreckung,  eingehend,  ab.  u.  E.  nicht  i.  allweg  richtig 
dargestellt  ist. 

2  C.  4  (Syn.  v.  Laodic.  ca  a.  343—381,  c.  28)  5  (Syn.  Carthag.  III  a.  397,  c.  30) 
D.  XLII.  C.  1  5  9,  X  de  immun,  eccles.  III,  49.  C.  12,  X  de  vita  et  honest,  der. 
III,  1.  C.  2  in  VP°  de  immun,  eccles.  III,  23.  Pius  IX.  a.  d.  Erzb.  v.  Lemberg 
17.  März  1862.  Freib.  Ord.-Erl.  v.  13.  Jan.  1887.  F.  Heiner,  D.  kirchl.  Er- 
lasse usw.«  (1898)  334  f.  A.  f.  k.  KR.  XCII  (1912)  340  f;  XCIII  (1913)  660.  — 
Dah.  dürfen  a.  keine  kinemat.  Vorstellungen  i.  Kirchen  stattfinden.  C.  Consist. 
10.  Dez.  1912  (Acta  Ap.  Scdis  IV  [1912]  724).  —  Cb.  Bestrafung  v.  Unfug,  Liirm, 
Unordnung  u.  Störung  i.  d.  Kirche  u.  währ.  d.  Gottesdienstes  StGB.  §§  166  167.  Es 
kann  etwa  a.  weg.  Hausfriedensbruchs  (§  123  d.  StGBs)  geklagt  werden.  Rösch, 
D.  Klerus  u.  d.  StGB.  72  ff.  A.  f.  k.  KR.  LXXXIX  (1909)  554  ff.  Theol.-prakt. 
Monats.schrift  XX  (1910)  367  ff. 


§  167.    Die  heiligen  Orte  und  Sachen.  301 

geschichtlichen  Entwicklung  vielfach  ein  sogenanntes  Simultaneum  i. 
In  diesem  Fall  muß  ein  solcher  gemeinsamer  Gebrauch  toleriert 
werden;  auf  jeden  Fall  aber  soll  kein  neues  Simultaneum  begründet 
werden  2. 

Jede  schwer  sündhafte  profanierende  Behandlung  nicht  bloß  der 
res  consecratae  und  benedictae,  sondern  überhaupt  der  dem  Gottes- 
dienste gewidmeten  Gegenstände  ist  ein  schweres  kirchliches  Ver- 
brechen: sacrilegium  locale,  reale ''^. 

Was  den  Gebrauch  der  Glocken  betrifft,  so  dürfen  sie  als  heilige 
Sache  und  als  in  der  Regel  im  Eigentum  der  Kirche  stehend  nur  zu 
kirchlichen  Zw^ecken  verwendet  werden  ^.  Doch  steht  ihrem  Gebrauch 
in  Notfällen,  z.  B.  bei  Feuers-  oder  Wassergefahr,  nichts  entgegen. 
Sollen  sie  auch  zu  andern  weltlichen  Zwecken  verwendet  werden,  so 
ist  bischöfliche  Erlaubnis  notwendig,    die  aber  auf  Grund  einmaligen 


*  J,  Hirschel,  D.  Rechtsverhältnisse  b.  Simultankirchen  (A.  f.  k.  KR.  XXV 
[1871]  Iff;  XLVI  [1881]  329  ff).  K.  Köhler,  D.  Simultankirchen  i.  Großh.  Hessen, 
ihre  Gesch.  u.  ihre  Rechtsverhältnisse,  1889.  W,  Krais,  Kirchliche  Simultan- 
verhältnisse, insbes.  n.  bayr.  Rechte,  1890.  E.  Sehling,  üb.  kirchl.  Simultan- 
verhältnisse, 1891.  Th.  Lauter,  D.  Entstehung  d.  kirchl.  Simultaneen,  1894. 
K.  G.  Neckermann,  Gesch.  d.  simultan,  relig.  exercitium  i.  vormal.  Herzogt. 
Sulzbach,  1897.  U.  Lampert,  Aufhebung  d.  Simultaneums  a.  einseitigen  Antrag 
n.  Schweiz.  Staatskirchenrecht  (A.  f.  k.  KR.  LXXXV  [1905]  275  ff).  Waller,  Beitrag 
z.  Rechte  d.  Simultaneen  m.  bes.  Berücksichtigung  d.  Verhältnisse  i.  d.  Stadt  Weiden, 
1905.  J.  Schöbi,  D.  kirchl.  Simultanverhältnisse  i.  d.  Schweiz,  1906.  F.  X. 
Bu ebner,  D.  Kirchensimultaneum  u.  s.  Auflösung  (Theol.-prakt.  Monatsschrift 
XVII  [1907]  258  ff).  J.  Schmitt,  Simultankirchenrecht  i.  Großherzogt.  Baden 
(einschließl.  d.  Altkatholikenrechts)  unt.  d.  Herrschaft  d.  BGBs,  1909.  Vogt,  D. 
kirchl.  Vermögensrecht 2  77  ff.  K.  Mirbt,  D.  Kampf  u.  d.  Elisabethenkirche  z. 
Marburg.  E.  Beitrag  z.  Gesch.  d.  kirchl.  Simultanverhältnisse,  1912.  A.  S  c  h  m  i  d  1  i  n, 
D.  Simultaneum  i.  Elsaß  (Straßburg.  Diözesanbl.  1913,  217  ff).  Hinschius,  KR. 
IV  358  ff.  Scherer,  KR.  n  638f  646  ff.  Kahl,  KR.  405  ff.  Friedberg,  KR.« 
587  f.  Üb.  d.  Rechtsverhältnisse  solcher  Kirchen  entscheidet  d.  weltl.  Gericht  n. 
d.  Normen  d.  öffentl.  Rechts.  F.  F 1  e  i  n  e  r ,  Institutionen  d.  Verwaltungsrechts 
(1911)  293.    [D.  3.  Aufl.  (1913)  stand  nicht  z.  Gebot!] 

2  Bd  I,  S.  83.  Nichts  steht  i.  Weg,  daß  i.  Notfall  d.  Kath.  (d.  nicht  geweihten) 
Kirchen  Andersgläubiger  m.  der.  Erlaubnis  benützen. 

8  C.  3  (Bened.  Levita  II,  405),  C.  XII,  q.  2.  C.  12  (Pseud  o-P  ins)  21 
(Joh.  VIII.  a.  878),  C.  XVII,  q.  4.  C.  22,  X  de  sent.  excomm.  V,  39.  H.  Wesen- 
berg, D.  strafrechtl.  Schutz  d.  geheiligten  Gegenstände  (1912)  12ff.  Hinschius, 
KR.  IV  269  f  755  ff.  Vgl.  ob.  S.  61.  —  Als  qualifizierte  Vergehen  bzw.  Verbrechen 
gelten  Kirchendiebstahl,  rechtswidrige  Beschädigung  od.  Zerstörung  v.  d.  Gottesdienst 
gewidmeten  Sachen,  Brandstiftung  a.  Kultusgebäuden.  StGB.  §§  243,  1;  304  306,  1. 
Rösch  a.  a.  0.  129  ft'.     Friedberg,  KR.^  582  f. 

*  Gut  faßt  d.  geltend.  Grundsätze  zusamm.  d.  Erl.  d.  bischöfl.  Offizialats  Trier 
V.  11.  Febr.  1853  ( A.  f.  k.  KR.  IV  [1859]  236  f). 


302    IV-  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap. :    D.  Kultus. 

Vorgangs  als  für  immer  gegeben  angesehen  werden  darf  ^  Das  kirch- 
liche Geläute  darf  auch  bei  Beerdigung  von  Akatholiken  gewährt 
werden,  wofern  es  nur  nicht  als  Recht  beansprucht  wird  2. 

Auf  den  Kirchhöfen  darf  ohne  kirchliche  Erlaubnis  keine  Ex- 
humation  stattfinden -^  Auch  dürfen  dieselben  nicht  zu  weltlichen 
Zwecken  verwendet  werden '^. 

V.  Zur  kirchlichen  immunitas  localis  gehört  auch  das  Asylrecht 
der  christlichen  Kirchen  ^ 

'  S.  C.  Ep.  et  Reg.  31.  Jan.  1589;  8.  Juni  1592.  C.  S.  Rit.  10.  Juli  1638; 
19.  Febr.  1639. 

^  Doch  ist  solches  Geläute  mehrfach  staatl.  geboten.  Siehe  ob.  S.  75.  —  I. 
Gebiete  d.  franz.  Rechts  haben  s.  n.  §  48  d.  Organ.  Art.  v.  Jahre  1802  d. 
Bischof  u.  Präfekt  üb.  d.  Geläute  z.  vereinbaren,  u.  d.  Gemeindebehörden  können 
s.  b.  außerordentl.  Anlässen  d.  Glocken  selbst  bedienen.  Schneider,  D.  part. 
KRsquellen  495.  G  ei  gel,  Französ.  KR.  39  ff.  —  I.  Rheinpreußen  steht  d.  bürgerl. 
Gemeindebehörden  d.  Benutzung  d.  Kirchenglocken  b.  feierl.  Gelegenheiten,  b.  Un- 
glücksfällen od.  ähnl.  Veranlassungen,  z.  B.  Geläute  a.  Sedanstag,  zu.  Ges.  v.  14.  März 
1880.  §  4  (A.  f.  k.  KR.  XLIV  186  f ;  XLVI  300  f).  —  Üb.  d.  erzwung.  Geläute  m. 
kath.  Kirchenglocken  z.  protest.  Begräbnis  z.  Rheinbrohl  1882:  Ebd.  LXIII  267  f. — 
Üb.  d.  Eigentum  a.  Kirchenglocken,  d.  Pflicht,  sie  anzuschafi'en  u.  d.  Verfügungs- 
gewalt i.  Betreff  derselben:  Ebd.  VIII  (1862)  83  ff.  U.  Lampert,  D.  Glocken- 
geläute d.  kath.  Kirchen  u.  d.  „schickliche"  Zivilbestattung  n.  schweizer.  Bundes- 
recht (Ebd.  LXXIX  [1899]  484ff).  Belotti,  Le  campane,  1901.  Ders.,  II  diritto 
dei  comuni  di  servirsi  delle  campane  per  usi  profani ,  1902.  A.  f.  k.  KR.  LXXXl 
(1901)  740  ff.  G.  Sailer,  Simultangebrauch  d.  Friedhofglocken  (Theol.-prakt. 
Monatsschrift  XII  [1902]  204  f).  J.  Gerhardy,  D.  Kirchenglocken  (Kath.  Seel- 
sorger XVII  [1905]  33  ff).  A.  f.  k.  KR.  LXXXVII  (1907)  755  ff.  Vogt,  D.  kirchl. 
Vermögensrecht  ^  82  ff.  A.  v.  K  i  r  c  h  e  n  h  e  i  m  ,  Lehrb.  d.  KRs  2  74  ff.  T  h  a  1  h  0  f  e  r- 
Eisenhofer  a.  a.  0.  I  479  f.  Hinschiu  s,  KR.  IV  416  ff.  Seh  er  er,  KR.  II 
625  ff  634  f  645  ff.     Friedberg,  KR.«  590. 

3  S.  C.  Immun.  22.  Mai  1629;  19.  Nov.  1849;  13.  Aug.  1850.  D.  Erlaubnis 
kann  d.  Bischof,  da  hier  d.  gemeinrechtl.  Immunität  d.  Kirche  verletzt  wird,  nur 
geben  a.  Grund  päpstl.  Fakultät.  Doch  dürfte  n.  d.  i.  Rom  gefaßten  Beschluß  d. 
Conc.  plen.  Amer.  Lat.  (1899)  Nr  927  d.  Bischöfen  d.  Fakultät  a.  s.  zustehen,  wo 
schließl.  a.  d.  Dekan  od.  Pfarrer  entscheiden  kann  od.  muß.  Seh  er  er,  KR.  II 
609  f.     Z.  nachgiebig  Hergenröther-Hollweck,  KR.  640.     Vgl.  ob.  S.  71. 

'  C.  2  in  VP°  de  immun,  eccl.  III,  23.  —  Geg.  Störung  d.  Grab-  u.  Kirchhof- 
friedens StGB.  §§  168  304  367,  1.     Rösch,  D.  Klerus  u.  d.  StGB.  88  ff  130  ff". 

^  Alt.  Lit.  b.:  Thomassin  P.  II,  1.3,  c.  95  ff. ;  Hinschius,  KR.  IV  b80 : 
Seh  er  er,  KR.  II  624  f.  —  J.  T  h.  He  1fr  echt,  Histor.  Abhandlung  v.  d. 
Asylen,  1801.  Dann,  Üb.  d.  Ursprung  d.  Asylrechts  u.  dess.  Schicksale  u.  Über- 
reste i.  Europa  (Z.  f.  deutsch.  R.  III  [1840]  327  ff).  E.  Seitz,  Recht  d.  Pfarramts 
1  (1840)  165  ff.  A.  H  II I  m  eri  neq,  D.  Asylreeht  i.  sein,  geschichtl.  Entwickl.  u. 
d.  Ausli(!ferung  flucht.  Verbrecher,  1853.  0.  Grashof,  D.  Gesetze  d.  röm.  Kaiser 
üb.  d.  Asylrecht  d.  K.  (A.  f.  k.  KR.  XXXVU  [1877J  3  ff).  A.  Widder,  Kirchl. 
u.  weit!.  Asylrecht  u.  d.  Auslieferung  flucht.  Verbrecher  (Ebd.  LXXVIII  [1898]  24  ff). 
[M.  viel  Lit.]    M.  Ochsner,  D.  Stift  Einsiedeln  als  Freistätte  (D.  Geschichtsfreund 


§  167.    Die  heiligen  Orte  und  Sachen.  303 

Schon  im  Gesetz  des  Alten  Bundes  war  bestimmt,  daß  der  Mörder  bzw. 
Totschläger  an  gewissen  Orten  vor  der  Blutrache  gesichert  sein  sollte,  bis 
die  Gemeinde  über  seine  Auslieferung  entschieden  haben  würde  '.  Bei  den 
Griechen  und  namentlich  bei  den  Römern  waren  die  Tempel  und  Altäre  und 
später  die  Statuen  der  Kaiser  Freistätten  -.  Als  dann  das  Christentum  Staats- 
religion geworden  war,  war  es  nur  eine  selbstverständliche  Konsequenz,  daß  die 
Kaiser  die  Kirchen  und  ihre  Yorhöfe  ebenfalls  zu  Freistätten  erhoben  ^  In  den 
germanischen  Reichen  war  es  die  Kirche,  die  gegenüber  der  rohen  Rechts- 
pflege und  wilden  Blutrache  das  kirchliche  xA.sylrecht  begründete,  indem  sie  mit 
staatlicher  Zustimmung  im  Zusammenhang  mit  der  sich  immer  mehr  ent- 
wickelnden kirchlichen  Immunität  anordnete,  daß  der  in  die  Kirche  oder  ihre 
nächste  Nähe  geflüchtete  Verbrecher  erst  ausgeliefert  werden  dürfe,  nach- 
dem er  kirchliche  Buße  geleistet,  der  weltliche  Richter  aber  versprochen 
habe,  daß  keine  Todesstrafe  oder  Verstümmelung  verhängt  werde  *.  Das  so 
entstandene  Asylrecht  haben  namentlich  die  Päpste  aufrecht  erhalten,  wenn 
sie  auch  eine  Reihe  der  schwersten  Verbrechen  ausnehmen  mußten  ^  Seit 
Ausgang    des  Mittelalters   hat   aber   die   staatliche   Gesetzgebung   demselben 


LVII  [1902J  275  ff).  A.  Hellwig,  D.  Asylrecht  d.  Naturvölker,  1903.  R.  G. 
Bindschedler,  Kirchl.  Asylrecht  (Immunitas  ecclesiarum  localis)  u,  Freistätten 
i.  d.  Schweiz,  1906.  Vogt,  D.  kirchl.  Vermögensrecht  ^  74  ff.  J.  Groll,  D.  Ele- 
mente d.  kirchl.  Freiungsrechts,  1911.  K.  M/Ful/rrj ,  fJspl  äa'JAiaq  xazd  zu  dixato'/ 
Tf^q  dpf^odü^ou\hazokr/.r^Q  i/./j.r^maq.  1911.  We r m in  gh  of  f ,  Gesch.  d.  Kverfassung 
Deutschi.  i.  MA.  I  18.  Staatslexikon*  s.  h.  v.  Französ.  Lit.  b.  Hinschius  u. 
Scherer  a.  a.  0. 

1  Ex  21,  13.     Nm  35,  6  ff.     Dt  19,  2  ff. 

^  Cod.  Theod.  de  his,  qui  ad  statuas  confug.  IX,  44.     Cod.  Just.  h.  t.  I,  25. 

^  Cod.  Theod.  de  his,  qui  ad  eccles.  confug.  IX,  45.  Cod.  Just.  h.  t.  I,  12. 
Nov.  17  117  128.  Doch  war  d.  kirchl.  Asylrecht  sehr  beschränkt.  Dah.  bat  d. 
Syn.  V.  Karthago  a.  399  d.  Kaiser,  diese '  Beschränkungen  aufzuheben.  Bruns, 
Canones  I  168.  F.  A.  K.  Krauß,  I.  Kerker  v.  u.  n.  Christus  (1895)  109  ff,  leitet 
d.  christl.  Asylrecht  nicht  v.  d.  jüd.  u.  heidn.  Vorbild  her,  sondern  v.  d.  Sitte  d. 
Bischöfe,  b.  d.  Kaisern  s.  d.  Verbrecher  z.  interzedieren.  D.  ist  ab.  nur  z.  Teil  richtig, 
jedenfalls  hinsieht!,  d.  v.  d.  christl.  Kaisern  gewährten  Asylrechts. 

*  C.  10  (Gelas.  I.  a.  492—496)  19  (Syn.  v.  Lerida  a.  524—546,  c.  8)  32  33 
(Gelas.  I.  a.  492—496)  36  (Syn.  v.  Orleans  I  a.  511,  c.  1  2  3),  C.  XVII,  q.  4.  — 
Lex  Burgund.  tit.  2,  §§  5  6.  Lex  Visig.  1.  VI,  t.  5,  c.  16.  Lex  Baiuw.  t.  1,  c.  7. 
Lex  Alam.  t.  3.  Pactus  Childeberti  I  et  Chlotarii  I  a.  511  —  558,  c.  14  15.  Childe- 
berti  II.  decretio  a.  596,  c.  4.  Capit.  de  part.  Saxon.  a.  775 — 790,  c.  2.  Cap.  legib. 
add.  a.  803,  c.  3.  Ed.  ßoretius  I  6  16  68  113.  Gesetzgebung,  Doktrin  u  Praxis 
erstreckten  d.  Asylrecht  a.  d.  Kirchhöfe,  Wohnung  d.  Bischöfe  u.  Pfarrer,  Klöster, 
Spitäler  usw.  Hinschius,  KR  IV  388.  Scherer,  KR.  II  642.  Friedberg, 
KR.«  590.     Groll  a.  a.  0.  148  ff. 

^  C.  6  (Syn.  Rom.  a.  1059),  C.  XVII,  q.  4.  C.  6,  X  de  immun,  eccl.  III,  49 
(publici  latrones  et  nocturni  depopulatores  agrorum).  C.  10,  X  h.  t.  III,  49  (die- 
jenigen, welche  absichtl.  gerade  d.  Kirche  od.  d.  Kirchhof  z.  ihr.  Untat  benutzen). 
C.  1,  X  de  homic.  V,  12  (Mörder). 


304    IV.  Buch.    Die  Verwaltung  der  Kirche.    2.  Abschn.    3.  Kap. :  D.  Kultus. 

entgegengewirkt  ',  so  daß  die  Päpste  seit  Ende  des  16.  Jahrhunderts  dasselbe 
mehr  und  mehr  beschränken  mußten^. 

Die  moderne  Strafrechtspflege  erkennt  kein  Asylrecht  mehr  an  3. 
Die  Kirche  kann  sich  damit  zufrieden  geben,  da  die  heutige  staatliche 
Strafgesetzgebung  und  Rechtspflege  human  und  geordnet  ist.  Doch 
verfallen  auch  heute  noch  der  dem  Papste  in  einfacher  Weise  reser- 
vierten excommunicatio  latae  sententiae  jene,  welche  das  kirchliche 
Asylrecht  „ausu  temerario"   verletzen*. 

VI.  Sollen  die  res  sacrae  wieder  dem  profanen  Gebrauch  über- 
lassen werden,  so  ist  zwar  kein  besonderer  ritueller  Entweihungs-  oder 
Profanationsakt  nötig,  wohl  aber  eine  Untersuchung  und  Feststellung 
des  Grundes  und  entsprechende  Verfijgung  des  kompetenten  kirch- 
lichen Obern,  des  Bischofs:  decretum  de  alienando,  de  profanando^. 
Die  so  profanierte  Kirche  soll  zu  anständigen  weltlichen  Zwecken  ver- 
wendet oder  auch  abgebrochen  und  an  der  Stelle  ein  Kreuz  errichtet 
werden  ^.  Die  Reliquien  eines  profanierten  Altares  sollen  in  eine 
andere  Kirche  gebracht  und  daselbst  womöglich  ein  Altar  unter  dem 
gleichen  Titel  errichtet  werden"^.  Kelche,  Patenen,  Paramente  usw. 
dürfen,  wenn  sie  auch  liturgischen  Zwecken  nicht  mehr  dienen  können, 
jedenfalls  nicht  zu  weltlichem  Gebrauch  bestimmt  werden^. 


1  E.  Friedberg,  D.  Grenzen  zw.  St.  u.  K.  (1872)  133  f  149  248  274  412 
547  562  589  ff  686  694  711  tf.    Hinschius,  KR.  IV  393  ff.    Groll  a.  a.  0.  225  ff. 

2  Greg.  XIV.,  „Cum  alias"  v.  24.  Mai  1591.  Bened.  XIII.,  „Ex  quo  divina"  v. 
8.  Juni  1735.  Klein.  XII.,  „In  supremo  justitiae"  v.  1.  Febr.  1734.  Bened.  XIV., 
.Officii  Nostri"  v.   15.  März  1750. 

3  I.  Preußen  ist  es  aufgehoben  d.  d.  ALR.,  2.  Tl,  Tit.  11,  §  175:  i.  Bayern 
stillschweigend;  i.  Sachsen  d.  Mandat  v.  19.  Febr.  1827;  i.  Württ.  d.  Verordnung 
V.  28.  Mai  1804.  Reyscher,  Sammlung  d.  württ.  Ges.  X  (Lang)  76.  Vgl.  Fried- 
berg, KR.«  590". 

*  „Apostolicae  Sedis  moderationi"  v,  12.  Okt.  1869.  II  5.  D.  besten  Kommentar 
daz.  gibt  wohl  Art,  15  d.  Osterr.  Konkord.  1855:  „.  ,  .  sacrorum  templorum  im- 
munitas  servabitur,  in  quantum  id  publica  securitas  et  ea,  quae  justitia  exigit, 
fieri  sinant".  Schneider,  D.  part.  KRsquellen  173.  Gut  u.  zeitgemäß  Wernz, 
Jus  decretalium  III  2 '  (1908),  97  ff.  Vgl.  a.  Bd  1,  S.  248  ff.  Z.  weit  geht  i.  d.  Negation 
A.  Ott  i.  Lit.  Rundschau  1905,  Nr  7,  Sp.  250. 

^  A.  J.  Uhr  ig,  Unt.  welcher  Form  werden  d.  geweihten  Sachen  d.  weltl. 
Verkehr  zurückgegeben?  Gibt  es  hierz.  e.  kirchl.  Entweihungsritus?  (A.  f.  k.  KR. 
XL  [1878]  3  ff). 

«  Trid.  scss.  XXI  de  ref.  c.  7.     S.  C.  Conc.  27.  Febr.  1864.    Vgl.  Bd  I,  S.  312. 

'  Vgl.  ob.  S.  272. 

'  Anderseits  brauchen  sie  a.  nicht  vernichtet  z.  worden.  Dageg.  spricht  oft 
schon  ihr  Kunstwert.  Hinschius,  KR.  IV  170'.  Scherer,  KR.  II  596 '^ 
Vgl.  a.  Vogt,  D.  kirchl.  Vermögensrecht «  73  f  98. 


§  168.    Die  xA.ufsicht  des  Papstes,  der  Erzbischüfe  und  Bischöfe.  305 

Dritter  Abschnitt. 

Die  Verwaltung  der  potestas  iurisdictionis. 

Erstes  Kapitel. 
Die  kirchliche  Aufsicht. 

§  168. 
Die  Aufsicht  des  Papstes,  der  Erzbischöfe  und  Bischöfe. 

Decr.  Greg.  IX.  1.  III,    t.  39    de  censib.  exact.  et   procurat.     Lib.  sext.  III,  20. 
Const.  Clem.  III,  13.     Extrav.  comm.  III,  10. 

B.  Gavantus,  Enchiridion  s.  manuale  episc.  pro  decretis  in  visitatione  et 
synodo,  Rom.  1631  u.  noch  oft.  Ders.,  Praxis  visitat.  episc,  Venet.  1634.  A.  Lu- 
cidi,  De  visitat.  sacrorum  liminum  etc.,  Rom.  1666;  ^1878;  ^v.  J.  Schneider, 
1883;  *v.  L.  Lugari,  1899.  Thomassin  P.  II,  1.  3,  c.  40  ff  77  ff.  Ben  ed.  XIV., 
De  syn.  dioec.  I.  XIII,  c.  6  ff.  F.  Minocki,  Quaestio  juridica  de  visitat.  eccles., 
1763.  —  Phillips,  KR.  II  (1846)  182  ff ;  V  (1854)  34  ff :  VII  (1869)  123  ff. 
J.  Auerbach,  De  visitat.  eccles.  progressu  a.  prim.  tempor.  usque  ad  Conc.  Trid., 
1862.  M.  Rampf,  D.  bischöfl.  Visitationen  (A.  f.  k.  KR.  XXXI  [1874]  385  ff). 
Hinschius,  KR.  III  (1881)  199ff;  V  (1888)  425  ff.  M.  Lingg,  Gesch.  d.  Instituts 
d.  Pfarrvisitation  i.  Deutschi.,  Ib88.  Ders.,  Kulturgschte  d.  Diöz.  u.  Erzdiöz. 
Bamberg  a.  Grund  d.  Pfarrvisitationsberichte,  1900.  E.  Depeyre,  Visites  du 
diocese  de  Cahors  par  Simon  de  Beaulieu,  archevöque  de  Bourges  (1285 — 1286; 
1290— 1291),  1901.  P.Melchers,  De  canon.  dioeces.  visitat.^,  1901.  J.  Jungnitz, 
Visitationsberichte  d.  Diöz.  Breslau,  1902  ff.  Ch.  Holder,  Üb.  Kirchen  Visitation 
u.  Visitationsprotokolle  i.  d.  Diöz.  Lausanue  b.  Ende  d.  16.  Jhdts  (A.  Kath.  Schweizer- 
blätter), 1902.  Ders.,  Les  visites  pastorales  dans  le  diocese  de  Lausanne  depuis 
la  fin  du  XVP  siecle  jusqu'a  vers  le  milieu  du  XIX^  siecle,  1903.  J.  Simeoni, 
Tractatus  de  canon.  dioeces.  visitat.^,  1904.  Ph.  Den  gel,  Berichte  v.  Bischöfen 
üb.  d.  Stand  ihr.  Diözesen  (Relationes  status  ecclesiarum).  E.  Beitrag  z.  Kgschte 
Österr.  i.  16.  u.  17.  Jhdt  (Forsch,  u.  Mitt.  z.  Gesch.  Tirols  u.  Vorarlbergs  IV  [1907] 
95  ff).  J.  Schmidlin,  D.  kirchl.  Zustände  i.  Deutschi,  vor  d.  Dreißigjähr.  Kriege 
n.  d.  bischöfl.  Diözesanberichten  a.  d.  Heil.  Stuhl,  1908  ff.  A.  JA  'PakÄTi ,  lUpi  rtüv 
irztcrxoTztxwv  7Z£rjtodstut\>  xard  ro  düatnv  ZTjg  opi^/odo^oo  W'^azoAixrjq  ixxÄTjaiag,  1909. 
V.  Carriere,  Une  visite  synodale  dans  l'ancien  archidiacone  de  Garden  (diocese 
de  Treves)  au  moyen-äge  (Rev.  d.  quest.  bist.  XCII  [1912]  117  ffj.  W.  E.  Seh warz, 
Akten  d.  Visitation  d.  Bistums  Münster  a.  d.  Zeit  Johanns  v.  Hoya  (1571 — 1573),  1913. 
1.  Contrasty,  Cinq  visites  „ad  liniina",  XVl^  et  XVII*  siecles,  1913. 

I.  Als  Oberhaupt  der  Kirche  hat  der  Papst  das  Recht  der  obersten 
kirchlichen  Aufsicht.  Er  übt  dasselbe  aus  durch  Absendung  und  Auf- 
stellung  von  Gesandten  \   namentlich   aber   auch  durch  Einforderung 


1  Bd  I,  S.  426  ff. 

SägmüUer,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.   II.    .3.  Aufl.  20 


30Ö      IV.  Buch.   Die  Verwalt.  d.  Kirche.   3.  Abschn.    1.  Kap. :  D.  kirchl.  Aufsicht. 

von  periodischen  mündlichen  oder  schriftlichen  Berichten  seitens  der 
Bischöfe  über  den  Zustand  ihrer  Diözesen :  visitatio  liminum  ss.  Apo- 
stolorum ;  relatio  status. 

Zunächst  hatten  die  dem  Papst  als  ihrem  Metropoliten  unterstellten 
Bischöfe  Italiens  sich  von  Zeit  zu  Zeit  in  Rom  einzufinden  und  Rechenschaft 
von  ihrer  Amtsführung  und  dem  Stande  ihrer  Diözesen  namentlich  auf  der 
Provinzialsynode  abzulegen.  Überdies  kamen  von  früh  an  viele  wallfahrende 
Bischöfe  nach  Rom,  die  dem  Papst  ihre  Verehrung  bezeigten  und  Bericht 
über  ihre  Amtsführung  und  ihre  Diözesen  erstatteten.  Seit  Paschalis  II. 
mußten  auch  die  Erzbischöfe  bei  Empfang  des  Palliums  sich  eidlich  zu 
periodischer  visitatio  liminum  verpflichten  \  Nach  dem  Dekretalenrecht  mußten 
dieselbe  Verpflichtung  eidlich  auf  sich  nehmen  auch  alle  vom  Papste  selber 
oder  auch  in  dessen  Auftrag  an  seiner  Stelle  vom  Metropoliten  geweihten 
Bischöfe  ^.  Als  seit  dem  15.  Jahrhundert  die  Konfirmation  und  Konsekration 
aller  Bischöfe  ein  Reservatrecht  des  Papstes  geworden  war,  da  hatten  auch 
alle  Bischöfe  im  Obedienzeid  periodisch  wiederkehrende  visitatio  liminum  zu 
geloben  ^.  Die  ausgangs  des  Mittelalters  und  in  der  Zeit  der  Refoi-mation 
zerfallene  Institution  hat  Sixtus  V.  neu  geordnet  und  zu  neuem  Leben  er- 
hoben \ 

Die  heutige  Praxis  aber  beruht  auf  dem  Dekret  der  seit  der  Kon- 
stitution Pius'  X.  „Sapienti  consilio"  vom  29.  Juni  1908  hierfür  zu- 
ständigen^ Congregatio  Consistorialis  „A  remotissima"  vom  31.  Dezem- 
ber 1909.  Danach  haben  sämtliche  Diözesanbischöfe  alle  fünf  Jahre 
einen  Diözesanbericht  nach  Rom  einzusenden.  Die  Quinquennalperioden 
beginnen  mit  dem  1.  Januar  1911.  Im  ersten  Jahre  sind  die  Bischöfe 
Italiens  und  der  benachbarten  Inseln,  im  zweiten  die  von  Spanien, 
Portugal,  Frankreich,  Belgien,  Holland,  Großbritannien  und  den  benach- 
barten Inseln,  im  dritten  die  von  Österreich-Ungarn,  Deutschland 
und  den  übrigen  Ländern  Europas  mit  den  umliegenden  Inseln,  im 
vierten    die    Bischöfe    von    Amerika    und    den    umliegenden    Inseln, 


>  C.  4,  X  de  elect.  I,  6. 

2  C.  13,  X  de  M.  et  0.  I,  83.  C.  4,  X  de  jurcjur.  II,  24.  Sägmüller,  D. 
visitatio  lim.  ss.  Apost.  b.  Bonifaz  Vlil.  (Theol.  Qsch.  LXXXII  [1900J  69  ff).  Üb. 
d.  weit.  Entwicklung  i.  d.  neuer.  Zeit:  Scbmidlin,  D.  kircbl.  Zustände  i.  Deutscbl. 
1(1908)  XVI  ff.  Göllcr,  D.  Einnabmen  d.  Apost.  Kammer  unt.  Job.  XXII.  (1910) 
52*  ff. 

»  Bd  I,  S.  286  332. 

*  „Romanus  Pontifex"  v.  20.  Dez.  1585.  Bened.  XIII.  bat  1725  e.  Instruktion 
z.  Abfassung  d.  Bericbts  erlassen.  R  i  cli  ter- S  c  b  u  1  te  ,  Conc.  Trid.  641  ff.  D.  d. 
Propaganda  unterstellten  Biscböfe  taten  d.  n.  e.  Instruktion  v.  1.  Juni  1877. 

^  B.  dabin  war  d.  Beriebt  d.  C.  Conc,  näberbin  d.  C.  particularis  super  statu 
ecclesiarum  od.  d.  C.  Visitationis  lim.  (Concilietto)  z.  erstatten.  Vgl.  ob.  S.  422, 
A.  5. 


§  168.    Die  Aufsicht  des  Papstes,  der  Erzbischöfe  und  Bischöfe.  307 

im  fünften  die  von  Afrika,  Asien,  Australien  und  den  umliegenden 
Inseln  zur  Berichterstattung  verpflichtet.  In  der  ersten  Relation, 
die  jeder  Bischof  nach  seinem  Amtsantritt  abzufassen  hat,  sind  alle 
Fragen  des  Ordo  servandus  in  relatione  de  statu  ecclesiarum  zu  be- 
antworten. Für  die  späteren  Berichte  genügt  die  Angabe  der  in- 
zwischen eingetretenen  Veränderungen.  Im  Jahre  der  fälligen  Be- 
richterstattung müssen  die  Bischöfe  auch  die  visitatio  ad  limina 
machen.  Für  die  außereuropäischen  Bischöfe  ist  jedoch  nur  für  alle 
zehn  Jahre  der  Rombesuch  obligatorisch.  Fällt  das  Berichtsjahr  ganz 
oder  teilweise  in  die  beiden  ersten  bischöflichen  Amtsjahre,  so  ist  der 
Bischof  von  Berichterstattung  und  Romreise  befreit.  Der  Bischof 
kann  seiner  Verpflichtung  persönlich  oder  durch  den  Koadjutor  oder 
Weihbischof  1  oder  aus  guten  Gründen  durch  einen  Diözesanpriester 
genügen-.  —  Außer  diesen  regelmäßigen  Berichten  haben  die  Bischöfe 
den  Papst  auch  sonst  von  allen  wichtigen  Ereignissen  in  ihren  Diö- 
zesen zu  benachrichtigen^. 

IL  Was  die  Erzbischöfe  betrifft,  so  übten  sie  anfänglich  das  Visitations- 
recht innerhalb  ihi'er  Provinz  völlig  unbeschränkt  aus.  Aber  mit  dem  Sinken 
der  Metropolitangewalt  wurde  auch  die  erzbischöfliche  Visitation  seltener, 
und  im  11.  Jahrhundert  findet  sich  keine  Spur  mehr  von  ihr.  Das  Dekre- 
talenrecht  legte  wieder  großes  Gewicht  auf  dieses  Visitationsrecht.  Jedoch 
knüpfte  es  seine  Ausübung  an  die  Bedingung,  daß  der  Erzbischof  zuvor 
seinen  eigenen  Sprengel  visitiert  haben  müsse  und  daß  eine  bereits  visitierte 


^  Ob  d.  Weihbischöfe  als  solche  z.  visitatio  liminum  verpflichtet  seien ,  ist 
strittig.  Wernz,  Jus  decretalium  II  2 ^  (1906),  557,  verneint  es.  Andere,  wie 
Seh  er  er,  KR.  I  556  u.  Vering,  KR.  ^  588,  bejahen  es.  Es  dürfte  schließl.  a. 
d.  Konfirmationsbulle  ankommen.  So  a.  Seh  midiin  ,  D.  religiös.  Zustände  Deutsch- 
lands I  (1908)  XXV  ^     Vgl.  a.  Bd  I,  S.  466,  A.  3. 

2  Acta  Ap.  Sedis  II  (1910)  13  ff.  A.  Bo  udinhon,  La  visite  ad  limina  et  le 
rapport  sur  l'etat  du  diocese  (Canoniste  cont.  XXXIII  [1910]  129  ff).  G.  Schmidt, 
D.  neue  Dekret  üb.  d.  bischöfl.  visitatio  liminum  u.  d.  Diözesanbericht  b.  d.  röm. 
Konsistorialkongregation  (Theol.-prakt.  Qsch.  LIV  [1911]  97  ff ).  F.  M.  Capp  ello, 
De  visitatione  ss.  liminum  et  dioeceseon  ac  de  relatione  S.  Sedi  exhibenda,  1912  ff. 
[Mehr  Materialiensammlung.]  —  A.  Unterlassung  d.  Verpflichtung  war  früher  Sus- 
pension V.  Amt  u.  Einkommen  gesetzt.  Dieser  Strafe  geschieht  i.  d.  Bulle  Pius'  IX. 
,Apostolicae  Sedis  moderationi"  v.  12.  Okt.  1869  keine  Erwähnung  mehr.  A.  Pius  X. 
setzt  keine  Strafe  fest.  —  Üb.  Vorschläge  a.  d.  Vatic. :  Lämmer,  Z,  Kodif.  d.  kan. 
Rs  43  64 f;  Granderath-K  irch,  Gesch.  d.  Vatik.  Konzils  II  161. 

'  N.  d.  Enzykl,  „Pascendi  Dominici  gregis"  v.  8.  Sept.  1907  u.  d.  Motuproprio 
„Sacrorum  antistitum''  v.  1.  Sept.  1910  haben  d.  Bischöfe  alle  drei  Jahre  d.  Apost. 
Stuhl  Bericht  z.  erstatten  üb.  d.  Durchführung  d.  i.  d.  Enzykl.  u.  d.  Motuproprio 
geg.  d.  Modernismus  enthalt.  Maßregeln.  N.  Dekret  d.  S.  C.  Consist.  v.  25.  Jan. 
1912  genügt  d.  Bericht  i.  d.  relatio  status  (Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  649  f;  Acta 
Ap.  Sedis  II  [1910]  665;  IV  [1912]  101  f). 

20* 


308      IV.  Buch.    Die  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.    1.  Kap.:  D.  kirchl.  Aufsicht. 

Suffragandiözese  erst  dann  einer  neuen  Visitation  unterworfen  werden  dürfe, 
wenn  die  Visitation  aller  übrigen  vollendet  und  zur  Wiederholung  der  Rat 
der  Provinzialbischöfe  eingeholt  worden  sei  ^  Das  Tridentinum  ging  noch 
weiter,  indem  es  bestimmte,  da&  die  Visitation  der  Suffragandiözesen  auch 
das  erste  Mal  schon  erst  nach  Visitation  der  eigenen  Diözese  und  mit  Zu- 
stimmung des  Provinzialkonzils  stattfinden  dürfe  ^.  Da  aber  diese  Synoden 
bald  nirgends  mehr  regelmäßig  gehalten  wurden,  so  kam  auch  die  erzbischöf- 
liche Visitation  ganz  außer  Übung. 

Heute  geht  das  Aufsichtsrecht  des  Metropoliten  nur  noch  auf 
zwei  Punkte:  auf  die  Residenz  der  Suffraganbischöfe ^  und  auf  die 
Errichtung  bischöflicher  Knabenseminare  entsprechend  den  triden- 
tinischen  Bestimmungen  innerhalb  der  Provinz*. 

III.  Die  Bischöfe  übten  ihr  Aufsichtsrecht  in  der  orientalischen  Kirche 
schon  im  4.  Jahrhundert  entweder  selber  aus,  oder  sie  visitierten  die  Diözese 
durch  Abgeordnete  (TTcpioocurai,  circuitores)  \  In  der  abendländischen  Kirche 
wird  die  jährliche  bischöfliche  Visitation  schon  am  Anfang  des  6.  Jahr- 
hunderts als  „antiqua  consuetudo"  bezeichnet.  Der  Bischof  untersuchte 
hierbei  die  Amtsführung  des  Klerus,  den  Zustand  der  kirchlichen  Gebäude, 
die  Verwaltung  des  kirchlichen  Vermögens,  soweit  solches  schon  bei  den 
Einzelkirchen  war,  spendete  das  Sakrament  der  Firmung,  unterrichtete  das 
Volk  im  Glauben,  forschte  über  seine  Sitten  nach  und  schritt  strafend  gegen 
kirchliche  Vergehen  und  Verbrechen  ein.  Dabei  hatte  er  Anspruch  auf  Unter- 
halt von  Seiten  des  Klerus ''.  Einen  schönen  Aufschwung  nahm  die  bischöf- 
liche Visitation  im  Reiche  der  Karolinger.  Diese  gesellten  dem  visitierenden 
Bischof  den  Grafen  zu  Schutz  und  Hilfe  wie  zur  Kontrolle  bei  ^  Be- 
sonderer Nachdruck  wurde  jetzt  auf  die  Eruierung  und  Bestrafung  der  Ver- 
brechen gelegt,  und  so  verband  sich  mit  der  bischöflichen  Visitation  zu- 
gleich das  Sendgericht,  der  Send  (synodus).  Dieser  selbst  wieder  erhielt 
gegen  die  Mitte  des  9.  Jahrhunderts  eine  bedeutende  Erweiterung.  Während 
nämlich  bisher  der  visitierende  Bischof  nur  gegen  offenkundige  Verbrechen 
eingeschritten  war,  dehnte  er  jetzt  seine  Untersuchung  auch  auf  die  geheimen 
aus.  Zu  diesem  Zwecke  wurden  in  den  einzelnen  Pfarreien  vom  Bischof  in 
der   Regel   sieben   glaubhafte  und  unbescholtene   Männer    (juratores   synodi. 


'  C.  14  22  25,  X  de  cens.  111,  39.    C.  1  5  in  Vl^«  de  cons.  III,  20.    Bd  1,  S.  437. 

2  Sess.  XXIV  de  ref.  c.  3.     Bd  I,  S.  437. 

3  Trid.  sess.  VI  de  ref.  c.  1 ;  Sess.  XXIII  de  ref.  c.  1.     Bd  1,  S.  296  437. 

<  Trid.  sess.  XXIII  de  ref.  c.  18.  Bd  I,  S.  437.  —  Üb.  Vorschläge  a.  d.  Vatic. : 
Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  125. 

">  C.  5  (Syn.  v.  Laodicea  ca  a.  343-381,  c.  57),  D.  LXXX. 

•^  C.  10  (Syn.  V.  Tarragona  a.  516,  c.  8),  C.  X,  q.  1. 

'  C.  11  (Syn.  V.  Toledo  IV  a.  633,  c.  35)  12  (Syn.  Bracar.  II  a.  572.  c.  1), 
C.  X,  q.  1. 

*  Karlm.  capit.  a.  742,  c.  3  5.  Pipp.  capit.  a.  744,  c.  4.  Carol.  Magn.  capit. 
a.  769,  c.  6  7.     Admouitio  generahs  a.  789,  c.  70.     Ed.  Boretius  1  21  29  45  59. 


§  168.    Die  Aufsicht  des  Papstes,  der  Erzbischöfe  und  Bischöfe.  309 

testes  synodales,  Sendgeschworne,  Sendzeugen)  eidlich  verpflichtet,  alle  Wahr- 
genommenen Vergehen  auf  dem  Send  anzuzeigend  Wurden  die  Bischöfe 
hierbei  besonders  durch  die  Archidiakone  unterstützt^,  so  überließen  sie, 
nachdem  sie  mehr  und  mehr  Landesherren  geworden  und  in  die  Reichs- 
regierung hineingezogen  waren,  den  Send  vielfach  den  Archidiakonen.  Diese 
brachten  zuletzt,  entsprechend  der  ganzen  Entwicklung  des  Archidiakonats, 
das  Visitationsrecht  und  den  Send  als  ein  jus  ordinarium  an  sich  und  schlössen 
den  Bischof  so  gut  wie  vollständig  hiervon  aus.  Wie  sich  aber  seit  dem 
13.  Jahrhundert  eine  allgemeine  bischöfliche  Opposition  gegen  die  Archi- 
diakonen überhaupt  erhob  ^  so  auch  gegen  deren  Visitationsrecht.  Dazu  kam, 
daß  ganze  Stände,  so  die  Adeligen,  Klöster  und  Stifte,  dem  manchmal  auch 
zu  Bedrückungen  mißbrauchten  Send  des  Archidiakons  sich  entzogen,  daß 
auch  Archipresbyter  und  Pfarrer  entweder  im  Auftrag  des  Archidiakons  oder 
selbständig  Sendgericht  hielten.  Endlich  hat  auch  der  Staat  sein  Strafrecht 
seit  Ausgang  des  Mittelalters  verbessert*. 

Um  daher  dem  verfallenen  Institut  der  Diözesanvisitation  aufzu- 
helfen, hat  das  Tridentinum  erklärt,  daß  die  Visitation  der  Diözese 
vor  allem  Recht  und  Pflicht  des  Bischofs  sei,  und  daß  die  Archi- 
diakonen und  andere  künftighin  nur  mit  Erlaubnis  des  Bischofs  sollten 
visitieren  können^.  Der  Bischof  soll  die  Visitation  alljährlich  vor- 
nehmen und  auch  vollenden ;  nur  bei  sehr  großem  Umfang  der  Diözese 
ist  ihm  eine  zweijährige  Frist  gewährt.  Im  Falle  gesetzlicher  Ver- 
hinderung kann  er  auch  den  Generalvikar  oder  jemand  anders  mit 
der  Visitation  beauftragen.     Wieviel  Zeit   er   an  Ort   und  Stelle   auf 


*  A.  eingehendsten  berichtet  hierüb.  Regino  v.  Prüm ,  De  synodal,  causis 
etc.  1.  II,  c.  2  ff.  A.  M.  Königer,  D.  Sendgerichte  i.  Deutschi.,  1907  ff.  [M.  d. 
ganz.  Lit.]  Ders. ,  Quell,  z.  Gesch.  d.  Sendgerichte  i.  Deutschi.,  1910.  Ders., 
V.  Send  insbes.  i.  d.  Diöz.  Bamberg  (Separatabdr.  a.  d.  70.  Bericht  d.  Eist.  Ver, 
z.  Bamberg),  1912. 

2  D.  Archidiakon  sagte  d.  Sendgericht  a.,  lud  daz.  e.  u.  schlichtete  i.  Auftrag 
d.  Bischofs  d.  leichteren  Sachen.     Regino  a.  a.  0.  c.  2. 

3  Vgl.  Bd  I,  S.  469  f. 

*  Richter-Dove-Kahl,  KR.  600'^.  —  D.  Entwicklung  d.  Sendgerichte  v. 
11.  Jhdt  a.  wird  König  er  i.  II.  Bd  schildern.  Doch  findet  s.  schon  i.  1.  Bd 
Lit.  a.  f.  d.  spätere  Zeit.  Vgl.  z.  Lit.  a.  Bd  1,  S.  467  f.  Weit.  Lit.  u.  eigene  treffl. 
Forschung  b.:  Hinschius,  KR.  V  431  ff;  Hauck,  KgschtelV*  (1913)  15f;V12 
(1911),  226  ff;  Ders.,  Realenzykl.  f.  prot.  Theol.  u.  K. ''  s.  h.  v. ;  Ph.  Heck,  D. 
Sachsenspiegel  u.  d.  Stände  d.  Freien  (1905)  380  ff;  L.  Frohn,  D.  Sendgericht 
Z.Aachen  b.  z.  Mitte  d,  17.  Jhdts,  1913;  Werminghoff,  Gesch.  d.  Kverfassung 
I  291.  Ders.,  Verfassungsgschte^  106.  —  F.  französ.  Verhältnisse  vgl.  noch: 
M.  J.  Alliot,  Visites  archidiaconales  de  Josas  (1458—1470),  1902.  Ch.  Petit- 
Dutaillis,  Le  registre  des  vis.  archid.  de  Josas  (Rev.  bist.  LXXXVllI  [1905]  296  ff). 

^  Sess.  XXIV  de  ref.  c.  3.  D.  Dekret  d.  C.  Consist.  üb.  d.  relatio  status  schäift 
d.  Bischöfen  d.  Visitation  d.  Diözese  a.  neue  e. 


310      ^^-  Buch.   Die  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Ahschn.    1.  Kap  :  D.  kirchl.  Aufsicht. 

die  Visitation  verwenden  will,  hängt  von  seinem  Ermessen  ab.  Nur 
soll  er  durch  die  Inanspruchnahme  der  procuratio  canonica,  soweit  er 
solche  nach  den  Kanonen  oder  dem  Herkommen  zu  fordern  hat  ^  nicht 
lästig  fallen.  Der  Visitation  unterliegt  die  ganze  Diözese,  soweit 
nicht  ein  päpstliches  Privileg  besteht.  Als  apostolische  Delegaten 
visitieren  die  Bischöfe  aber  auch  die  exemten  Säkularkirchen,  Kapitel 
und  Klöster  hinsichtlich  der  über  die  eigene  Familie  hinausgehenden 
Seelsorge  2  und  die  exemten  Frauenklöster  bezüglich  der  Klausur  3. 
Unter  den  piae  causae,  Spitälern,  Schulen  usw\  soll  der  Bischof  ohne 
Erlaubnis  des  Protektors  diejenigen  nicht  visitieren,  die  unter  der 
unmittelbaren  landesherrlichen  Protektion  stehen^.  Die  Art  und  Weise 
der  Visitation  soll  mehr  eine  väterliche  als  eine  richterliche  sein^. 
Daher  sollen  auch  keine  Vindikativ-,  sondern  nur  Korrektivstrafen 
verhängt  werden.  Gegen  diese  gibt  es  aber  keine  suspensive  Appel- 
lation, sondern  nur  eine  devolutive,  außer  der  Visitator  wäre  streng 
richterlich  vorgegangen  ^. 

Gegenwärtig  geht  die  Visitation  der  Diözesen  im  größten  Teile  Deutsch- 
lands in  der  Weise  vor  sich,  daß  die  Dekane  im  Auftrag  des  Bischofs  die 
Kirchen  ihres  Sprengeis  visitieren  auf  Grund  bischöflicher  Instruktion  und 
einer  vorausgegangenen  Pfarrrelation  über  den  Zustand  ihrer  Pfarrei.  Über 
die  Resultate  der  Visitation  hat  dann  der  Dekan  eingehenden  Bericht  an 
den  Bischof  zu  erstatten.  Der  Dekan  selbst  wird  als  Pfarrer  und  Kapitels- 
vorstand von  einem  speziellen  bischöflichen  Visitator  visitiert". 


1  C.  6  23,  X  de  cens.  III,  39.  C.  1  2  3  in  VP«  h.  t.  III,  20.  C.  2  in  Clem. 
h.  t.  III,  13.  C.  un.  Extrav.  comm.  h.  t.  III,  10.  Trid.  sess.  XXIV  de  ref.  c.  3. 
Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  332,  n.  5  ff . 

2  Trid.  sess.  VI  de  ref.  c.  4;  Sess.  VII  de  ref.  c.  7  8;  Sess.  XXI  de  ref.  c.  8; 
Sess.  XXII  de  ref.  c.  8;  Sess.  XXIV  de  ref.  c.  9  10;  Sess.  XXV  de  ref.  c.  6  11. 
Vgl.  Bd  I,  S.  281.  Üb.  d.  Visitation  d.  Klosterkirchen,  d.  zugl.  Pfarrkirchen  sind, 
Ben  ed.  XIV.,  „Firmandis"  v.  6.  Nov.  1744. 

3  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  5  9.  *  Trid.  sess.  XXII  de  ref.  c.  8. 

^  C.  17,  X  de  off.  jud.  ordin.  I,  31.  Trid.  sess.  Xlil  de  ref.  c.  1;  Sess.  XXIV 
de  ref.  c.  3. 

«  C.  13,  X  de  off.  jud.  ordin.  I,  31.  C.  1,  §  4;  5  in  VI'»  de  cens.  III.  20. 
Trid.  sess.  Xlll  de  ref.  c.  1.  Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  71  f.  Ben  ed.  XIV., 
„Ad  militantis"  v.  30.  März  1742.    §  5  f. 

''  Vgl.:  Rottenb.  Ord.-Erl.  v.  5.  Mai  18G3,  6.  Okt.  1868  u.  19.  Jan.  1912. 
Vogt,  Sammlung  114ff  446  ff.  Pf  af  f-SprolI,  Gesotzeskunde  I  68  ff.  Kirchl. 
Amtsbl.  1912,  Nr  4.  Freib.  Ord.-Erl.  v.  2.  Aug.  1887.  Heiner,  D.  kirchl.  Er- 
lasse usw.«  (1898)  356  ff.  Visitationsordnung:  f.  Rom:  Acta  S.  Sedis  XXXVI  (1903/04) 
532ff;  XXXVII  (1904/05)  202  ff  275ff  403ff;  XXXVIII  (1905/06)  172ff;  XXXIX 
(1906)  174  ff:  f.  Gurk:  A.  f.  k.  KK.  LXXXV  (1905)  350  ff;  f.  Brixen :  Ebd.  749  ff.  — 
üb.  Vorschläge  a.  d.  Vatic.  (alle  drei  od.  fünf  Jahre):  Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan. 
Rs  64  125;  Gran  dorath- Kirch,  Gesch.  d.  Vatik.  Konzils  II  161. 


§  169.    Die  Gerichtsbarkeit.  311 

Zweites  Kapitel. 
Die  kirchliche  €rerichtsharkeit. 

§  169. 
Die  Gerichtsbarkeit. 

Decr.  Grat.  C.  IT-VI.     Decr.  Greg.  IX.  1.  II,  t.  1  de  judic. ;  t.  2  de  foro  compet. 
Lib.  sext.  II,  1  2.     Const.  Clem.  II,  1  2.     Extrav.  comm.  II,  1. 

Z.  mittelalterl.  Lit.  üb.  d.  kirchl.  Gerichtsbarkeit,  i.  d.  hinsichtl.  d.  Prozesses 
d.  Speculum  juris  d.  Wilhelm  Durantis  d.  erste  Stelle  einnimmt,  vgl.:  Schulte. 
Gesch.  d.  Quell,  u.  Lit.  d.  kan.  Rs  I  233f;  II  508f.  Vering,  KR.  ^  75  f. 
M.  A.  Bethmann-HoUweg,  D.  Zivilprozeß  d.  gem.  Rs,  1864  ff.  L.  Wahr- 
mund, ,Actor  et  reus"  (A.  f.  k.  ER.  LXXIX  [1899]  403  ff).  Ders.,  D.  ,Parvus 
Ordinarius"  (Ebd.  LXXXI  [1901]  1  ff).  Ders.,  Quellen  z.  Gesch.  d.  röm.-kan.  Pro- 
zesses i.  MA.,  1905  ff.  —  Alt.  Lit.:  Schulte  a.  a.  0.  III  2,  372.  A.  Cardoso 
de  Amaral,  Summa  s.  praxis  judicum  et  advocatorum,  Olisipon.  1610.  F.  de  Vega, 
Relectiones  can.  in  secund.  decr.  libr..  Lim.  1633.  F.  Zypaeus,  De  jurisdict. 
eccles.  et  civili.  Leod.  1649.  G.  Müntzer,  Fructus  jur.  can.  de  judic,  Bamb. 
1653.  J.  Gibalinus,  Disquisitiones  can.  et  theol.  de  sacra  jurisdict.,  Lugd. 
1655.  H.  Coccejus,  De  jurisdict.  eccles.,  Heidelb.  1677.  F.  Florent,  Ad  Grat. 
C.  XI,  q.  1  tract.  de  jurisdict.  eccles.  (Opp.,  Par.  1679,  II  1  ff).  J.  Ch,  Schambogen, 
Dissertationes  jurid.-can.-polit.  de  jurisdict.,  jud.  et  appell.,  Prag.  1687.  Thomas  sin 
P.  II,  1.  3,  c.  101  ff.  V.  D ah  1  mann,  Disputatio  jurid.  de  potest.  cleric.  in  saecul., 
Hai.  1700.  A.  ü.  de  Alteserra,  Eccles.  jurisdict.  vindiciae,  Paris.  1703.  J.  S. 
Stryck,  De  oiig.  et  usu  jurisdict.  eccles.,  Hai.  1710.  G.  Bayo,  Praxis  eccles. 
et  saecul.,  Lugd.  1729.  H.  W.  Hebenstreit,  Historia  jurisdict.  eccles.,  Lips. 
1773.  F.  G.  A.  Lobethau,  Versuch  z.  e.  syst.  Entwickl.  d.  ganz.  Lehre  v.  d. 
Gerichtsbarkeit,  Halle  1775.  —  Neuere  Lit:  Schulte  a.  a.  0.  HI  2,  372  ff.  K.  F. 
A.  Jungk,  De  originibus  et  progressu  episc.  jud.  in  caus.  civil,  laic.  usque  ad 
Justinianum,  1832.  S.  Turk,  De  jurisdict.  civil,  per  med.  aev.  cum  eccles.  conjunct. 
orig.  et  progressu,  1832.  J.  Scheill,  D.  geistl.  Gerichtsbarkeit  i.  streit,  u.  straf- 
rechtl,  Angel.,  philos.-histor.  n.  d.  posit.  gem.  KR.  entworfen,  1833.  [Nur  e.  Teil.] 
M.  D.  Bouix,  Tractatus  de  judic.  eccles.,  1854  f.  R.  G.  Dove,  De  jurisd.  eccles. 
apud  Germ.  Gallosque  progressu,  1855.  W.  Molitor,  Üb.  kan.  Gerichtsverfahren 
geg.  Kleriker,  1856.  K.  A.  H.  Kelln  er,  D.  Büß-  u.  Strafverfahr,  geg.  Kleriker  i. 
d.  sechs  erst,  cliristl.  Jhdten,  1863.  E.  Friedberg,  De  finium  inter  ecclesiam  et 
civitatem  regundorum  judicio  (1861)  87  ff.  Ders.,  D.  Grenzen  zw.  St.  u.  K.,  1872 
R.  Sohra,  D.  geistl.  Gerichtsbarkeit  i.  fränk.  Reich  (Z.  f.  KR.  IX  [1870]  193  ff) 
Th.  Muther,  Z.  Gesch.  d.  röm.-kan.  Prozesses  i.  Deutschi.  währ.  d.  14.  u.  z 
Anfang  d.  15.  Jhdts,  1872.  N.  München,  D.  kan.  Gerichtsverfahren  u.  Straf 
recht 2,  1874.  E.  Ott,  Beiträge  z.  Rezeptionsgesch.  d.  röm.-kan.  Prozesses  i.  d 
böhm.  Landen,  1875.  Ders.,  Kirchliche  Gerichtsbarkeit^  (Sep.-Abdr.  a.  d.  2.  Aufl 
d,  Osterr.  Staatswörterbuchs),  1906.  Löning,  Gesch.  d.  deutsch.  KRs  I  252  ff; 
II  448  ff.  [Höchst  wertvoll.]  P.  Fournier,  Les  officialit^s  au  moyen-äge  ...  de 
1180  au  1328,  1880.     [E.  Werk  erst.  Ranges]     E.  Katz,  Grundriß  d.  kan.  Straf- 


312    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  S.Abschn.  2.  Kap.:  D.  klrchl.  Gerichtsbarkeit. 

rechts,  1881.  A.  Nißl,  D.  Gerichtsstand  d.  Klerus  i.  fränk.  Reich,  1886.  Vgl.  Bd  I, 
S.  247,  A.  8.  Hinschius,  KR.  IV  (1888)  788  ff  843  ff;  V  (1895)  303  ff  373  ff;  VI  1 
(1897),  40  ff  184  ff.  Tadra,  Acta  judiciaria  consistorii  Pragensis  1893  ff.  Ula- 
nowski.  Acta  capitulorum  necnon  judiciorum  ecclesiast.  selecta  (f.  Gnesen-Posen), 
1894  ff.  G.  V.  Below,  Z.  Gesch.  d.  geistl.  Gerichtsbarkeit  a.  Ausgang  d.  MAs  (D. 
Z.  f.  KR.  IV  [1894]  121  ff).  L.  S  chücking,  D.  Gericht  d.  westfäl.  Kirchenvogts, 
1897.  L.  Siciliano- Vill  anue  va,  Studi  sulle  vicende  della  giurisdizione  eccles. 
nelle  cause  dei  laici  .  .  .,  1898.  A.  van  Hove,  Etüde  sur  les  conflits  de  Juris- 
diction dans  le  diocese  de  Liege  .  .  .  1506—1538,  1900  ff.  K.  Ried  er,  D.  geistl. 
Gericht  d.  Hochstifts  Konstanz  i.  Zürich  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIII  [1903]  193  ff). 
R.  Scholz,  D.  Publizistik  z.  Zeit  Phil.  d.  Seh.  u.  Bonif.  VIII.  (1903)  417  ff.  U.  Ro- 
bert, Testaments  de  l'officialite  de  Besan^on  (1265 — 1500),  1908  ff.  M.  Lega, 
Praelectiones  in  textum  jur.  can.  de  jud.  ecclesiasticis^,  1906  ff.  G.  Sebastia- 
nelli,  De  judiciis  ecclesiasticis,  1906  ff.  K.  M.  'Pd/.krj,  Iloi^ud^  dixatov  zrjg  6pi/o- 
dü^ou  ^A'^aTohxrji  ixxÄrjaiaQ,  1907.  Dageg. :  J.  .J.  UzT/yaxaxos,  Zufißo/.ai  dg  tu 
Tcoti^txov  duaiou  r^g  dp^^odo-o'j^A^arohxrjg  ixxÄXjmag,  1909.  0.  Riedner,  D.  Speierer 
Offizialatsgericht  i.  13.  Jhdt  (A.  Mitt.  d.  Hist.  Ver.  d.  Pfalz  29./30.  Hft),  1907. 
R.  Maschke,  A.  d.  Urteilsbuch  d.  geistl.  Gerichts  Augsburg  (Kieler  Festgabe 
f.  A.  Hänel  [1907]  217  ff).  R.  Krebs,  Z.  Frage  d.  Zuständigkeit  d.  geistl.  Gerichte 
(Z.  f.  Gesch.  d.  Oberrheins,  N.  S.  XXIII  [1908]  361  f).  M.  Gilow,  D.  Dalminer 
Fehde  v.  1444.  Beitrag  z.  Gesch.  Friedr.  d.  Eis.  u.  z.  Gesch.  d.  geistl.  Gerichts- 
barkeit i.  d.  Mark  Brandenburg  i.  15.  Jhdt  (Forsch,  z.  brandenburg.  u.  preuß.  Gesch. 
XXI  [1908]  39  ff).  0.  Martin,  L'assemblee  de  Vincennes  de  1329  et  ses  con- 
sequences.  Etüde  sur  les  conflits  entre  la  Jurisdiction  la'ique  et  la  jurisd.  eccle- 
siastique  au  XIV^  siecle,  1909.  J.  Feld  kämm,  D.  bischöfl.  geistl.  Gericht  z. 
Erfurt  (Mitt.  d.  Ver.  f.  Gesch.  u.  Altertumskunde  v.  Erfurt  XXX  [1909]  17  ff). 
P.  Delannoy,  La  Jurisdiction  ecclesiastique  en  matiere  beneficiale  sous  Tancien 
regime  en  France,  1910  ff.  L.  Ober,  D.  Rezeption  d.  kanon.  Zivilprozeßformen 
u.  d.  Schriftlichkeitsprinzips  i.  geistl.  Gericht  z.  Straßburg  (A.  f.  k.  KR.  XC  [1910] 
599  ff;  [a.  sep.]).  A.  Mazzetti,  Manuale  juris  poenalis  canonici,  1912  ff.  F.  X. 
Wernz-Vidal,  Jus  decretalium.  Tom.  VI:  Jus  poenale  ecclesiae  cath. ,  1913. 
A.  Wolff,  Gerichtsverfassung  u.  Prozeß  i.  Hochstift  Augsburg  i.  d.  Rezeptionszeit 
(A.  f.  d.  Gesch.  d.  Hochstifts  Augsb.  IV  [1913]  129  ff).  E.  Jacobi,  D.  Prozeß  i. 
Decretum  Gratiani  u.  b.  d.  ältest.  Dekretisten  (Z.  d.  Savignv-Stiftung  f.  Rsgschte, 
Kanonist.  Abt.  III  [1913]  223  ff).  Werminghof  f ,  GesclJ  d.  Kverfassung  I  18 
56ff  265ff  286  ff.  Ders.,  Verfassungsgschte  ^  13  f  95  ff  104ft'.  Üb.  d.  kirchl. 
Gerichtsbarkeit  i.  MA.  handeln  a.  mehr  od.  weniger  ausfuhr],  d.  Lehr-  u.  Hand- 
bücher üb.  Strafrecht,  Strafprozeß,  Zivilprozeß;  z.  B. :  J.  Glaser,  Handb.  d.  Straf- 
prozeßrechts, 1883  ff.  A.  Engclmann,  D.  Zivilprozeß.  Gesch.  u.  System  Bd  II: 
Gesch.  d.  Zivilpr.  3.  Hft:  D.  romanisch-kan.  Prozeß  usw ,  1896.  F.  Liszt,  Lehrb. 
d.  Strafrechts '^,  1912.  H.  Meyer,  Lehrb.  d.  deutsch.  Strafrechts",  bearb.  v.  Ph. 
Allfeld,  1912.  Vgl.  a.  Staatslexikon*  s.  v.  Gerichtsbarkeit,  kirchliche;  Straf- 
prozeß, Strafrecht,  Zivilprozeß. 

I.  Als  vollkommene,  unabhängige,  mit  allen  Mitteln  zur  Erreichung 
ihres  Zweckes  ausgerüstete  Gesellschaft  hat  die  Kirche  das  Recht, 
die  über  ihre  inneren  Angelegenheiten,  namentlich  die  kirchlichen 
Rechte  ihrer  Glieder  entstandenen  Streitigkeiten  nach  ihren  Gesetzen 
zu  entscheiden  und  die  Entscheidung  durch  entsprechende  Zwangsmittel 


§  169.    Die  Gerichtsbarkeit.  313 

durchzuführen :  jurisdictio  necessaria  ^  contentiosa,  streitige  oder  Zivil- 
gerichtsbarkeit 2. 

Sodann  hat  sie  auch  das  Recht,  ihre  Glieder,  Kleriker  und  Laien, 
welche  sich  gegen  ihre  Gesetze  verfehlen,  zu  mahnen,  zu  warnen 
und  nötigenfalls  auch  deren  äußere  Vergehen  oder  Verbrechen  (de- 
licta,  crimina)  im  Unterschied  von  den  geheim  gebliebenen,  nicht  mit 
bestimmter  äußerer  Strafe  bedrohten,  im  Bußgericht  zu  behandelnden 
Sünden 2  mit  physischen  Mitteln  zu  strafen:  jurisdictio  necessaria 
coercitiva,  Straf-  oder  Kriminalgerichtsbarkeit-*.  Solch  richterliche 
Gewalt  hat  Christus  seiner  Kirche  gegeben,  haben  die  Apostel  geübt 
und  auf  ihre  Nachfolger  übertragen^. 

II.  a)  Von  Anfang  an  wurden  strittige  Rechtsfälle,  welche  sich  auf  rein 
kirchliche  Dinge  bezogen,  die  causae  mere  ecclesiasticae,  vom  kirchlichen 
Richter,  dem  Bischof,  entschieden.  Und  diese  Verwaltungsgerichtsbarkeit  der 
Kirche  wurde  auch  von  der  christlich  gewordenen  weltlichen  Gewalt  an- 
erkannt ^. 

Aber  der  fromme  Geist  der  ersten  christlichen  Zeiten  hat  der  kirchlichen 
Kognition  auch  Dinge  unterstellt,  die  an  sich  vor  das  bürgerliche  Forum 
gehörten.  Der  Apostel  Paulus  tadelt,  daß  die  Christen  vor  heidnischen  Obrig- 
keiten haderten.  Sie  sollten  sich  entweder  selbst  friedlich  vergleichen  oder 
einen  Schiedsrichter  aus  ihrer  Mitte  bestellend  Entsprechend  Mt  18,  15  ff 
wandten   sich    die  Christen   demgemäß   an   den   Bischofs     Solange   nun   das 


'  V.  d.  jurisdictio  necessaria,  b.  d.  Nötigung  stattfindet,  ist  z.  unterscheiden  d. 
jurisd.  voluntaria  b.  Rechtsgeschäften,  welche  u.  d.  freien  AVillen  d.  Berechtigten 
V.  s.  gehen,  ab.  z.  Erreichung  d.  rechtl.  Erfolgs  a.  d.  Mitwirkung  e.  offiz.  kirchl. 
Organs  gebunden  sind,  z,  B.  b.  notariellen  Akten ,  Testamenten.  Z.  ihr.  Ausübung 
sind  namentl.  d.  kirchl.  Notare  bestellt.  Vering,  KR.  ^  673  f.  Hergenröther- 
Hollweck,  KR,  491  f.  Kirchenlexikon-  s.  v.  Instrumentum  u.  Protonotarius. 
Staatslexikon*  s.  v.  Gerichtsbarkeit,  freiwillige. 

*  D.  Ausdruck :  Zivilgericbtsbarkeit  ist  b.  d.  Nichtexistenz  e.  privaten  KRs 
(vgl.  Bd  I,  S.  10  f)  nicht  besonders  passend. 

'  L.  1,  D.  de  leg.  I,  3.  L.  13,  D.  de  off.  praesid.  I,  18.  Dict.  Grat,  ad  c.  4, 
D.  XXV.  C.  1  (August.),  D.  LXXXI.  München,  D.  kan.  Gerichtsverfahren  usw. 
II  (1874)  18ff.  Hinschius,  KR.  IV  744  f  831;  V  270  ff  905  ff  Hollweck, 
D.  kirchl.  Strafgesetze   (1889)  65  ff.     H  er  gen  r  öth  er-Hol  1  w  ec  k,  KR.  548  f. 

*  C.  un.  Extrav.  comm.  de  jud.  II,  1. 

5  Mt  18,  15  ff.  1  Kor  4,  21;  5,  1  ff ;  6,  1  ff ;  2  Kor  13,  1  10.  1  Tim  1,  20; 
5,  19  f.  Tit  2,  15.  J.  E.  Belser,  D.  Briefe  d.  Apost.  Paulus  a.  Timotheus  u.  Titus 
(1907)  49  f  123  f  272  f.  Ders.,  D.  zweite  Brief  d.  Apost.  Paulus  a.  d.  Korinther 
(1910)  364 ff  373.  Pius  VI.,  „Auctorem  fidei''  v.  28.  Aug.  1794.  Prop.  damn.  n.  5. 
Denzinger-Bannwart,  Enchiridion  »*  Nr  1505.  Syll.  Nr  24.  Vgl.  Bd  I,  S.  7. 
Hergenröther -Holl  weck,  KR.  540  f. 

«  L.  1,  Cod.  Theod.  de  relig.  XVI,  11.  '   1  Kor  6,  1  ff. 

8  Didache  c.   14  15.     Const.  Apost.  1.  II,  c.  11  44  46  ff  52. 


314    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

Christentum  vom  Staate  noch  nicht  anerkannt  war,  blieb  es  dem  Gewissen 
des  einzelnen  überlassen,  ob  er  sich  dem  Spruche  des  Bischofs  unterwerfen 
wollte  oder  nicht.  Nachdem  aber  dasselbe  staatliche  Anerkennung  erhalten 
liatte,  erhob  Konstantin  d.  Gr.  die  bisherige  private  Übung  in  das  Gebiet 
des  üftentlichen  Hechts.  Nach  einer  Konstitution  vom  Jahre  321  konnten 
die  streitenden  Parteien  in  beiderseitigem  Einverständnis  die  Sache  vor  den 
Bischof  bringen,  auch  wenn  sie  bereits  beim  weltlichen  Richter  anhängig  war, 
und  dieser  hatte  den  Spruch  des  Bischofs  zu  vollstrecken.  Nach  einer 
weiteren  Konstitution  von  331  (333)  konnte  jede  Partei  in  jedem  Stadium 
auch  gegen  den  Widerspruch  der  andern  an  den  Bischof  provozieren  *.  Doch 
beschränkten  Arkadius  398  und  Honorius  408  die  Kompetenz  des  Bischofs 
wieder  auf  den  Fall,  daß  beide  Parteien  an  ihn  sich  wandten  '^.  In  den 
germanischen  Reichen  aber  konnte  sich  diese  schiedsrichterliche  Tätigkeit 
des  Bischofs  nicht  einbürgern^. 

Im  Frankenreiche  unterstanden  die  strittigen  rein  kirchlichen  Sachen 
ebenfalls  der  Gerichtsbarkeit  des  Bischofs.  Sachen  aber,  welche  auch  welt- 
liche Verhältnisse  zugleich  berührten,  wie  Eheangelegenheiten,  Streitigkeiten 
über  das  Kirchenvermögen  usw.,  gehören  vor  das  weltliche  Gericht*.  Im 
Laufe  des  Mittelalters  jedoch  gelang  es  der  Kirche,  alle  Rechtsstreitigkeiten, 
welche  ein  kirchliches  und  ein  bürgerliches  Moment  zugleich  in  sich  bargen, 
die  causae  spirituali  annexae,  vor  ihr  Forum  zu  bringen.  Danach  gehörten 
vor  den  kirchlichen  Richter  alle  Ehestreitigkeiten,  selbst  die  über  die  dos  % 
Begräbnissachen '^,  die  Testamente",  die  mit  einem  Eid  bekräftigten  Verträge  ^ 
Benefizial-  ^  und  Patron atsf ragen  ^",  Streitigkeiten  über  kirchliches  Vermögen 
und  Zehnten  ^^    Weiterhinkonnten  alle  Zivilstreitigkeiten,  bei  denen  das  Un- 


'  D.  viel  bestrittene  Echtheit  d.  beiden  Konstant.  Konstitutionen  erwies  G.  Hänel, 
De  constitutionibus,  quas  J.  Sirinondus  Paris,  a.  MDCXXXI  edidit,  1840.  Ders., 
XVIII  Constitutiones,  quas  J.  Sirmondus  ex  codd.  Lugdun.  atque  Anitiens.  Paris, 
a.  1631  divulgavit  (1844)  433  ff.  D.  beste  Text  d.  Konstitution  v.  331  (333)  findet 
s.  b.  Schulte,  Constitutio  Const.  ad  Ablavium,  1888.  D.  Verhältn.  d.  beid. 
Konstit.  behandelt  B,  Matthias,  D.  Entwicklung  d.  rüm.  Schiedsgerichts  (Fest- 
schrift d.  Rostock.  Juristenfak.  f.  B.  Windscheid  [1888]  130  ff). 

^  L.  10,  Cod.  Theod.  de  jurisd.  II,  1.  L.  7,  C.  Just,  de  episc.  audientia  I,  4. 
Nov.  123,  c.  2L 

^  Üb.  e.  Versuch,  diese  Konstit.  Konstantins  a.  i.  fränk.  Reich  einzuführen, 
dess.  Spuren  noch  i.  Gratians  Dekret,  c.  35 — 37,  C.  XI,  q.  1:  Vering,  KR.' 
(J75«,  u.  Richter-Dove-Kahl,  KR.  745'='. 

*  Vgl.  Bd  I,  S.  247. 

«^  C.  7,  X  qui  filii   sint    legit.  IV,   17.     C.  7,  X  de  donat.  IV,    20.     Ob.  S.  90  f. 

'•  X  de  sepult.  111,  28.     Ob.  S.  64  ff.  'X  de  testam.  111,  26. 

«  C.  3  ia  VI«"  de  foro  compet.  II,  2.     Ob.  S.  285  f. 

"  C.  2,  X  de  snppl.  neglig.  praelat.  I,  10.  C.  3,  X  de  institut.  III,  7.  C.  11. 
X  de  excess.  praelat.  V,  31.     Bd  1,  S.  274  ff. 

'»  X  de  jur.  patron.  III,  38.     Bd  I,  S.  355  ff. 

"  X  de  dccim.  III,  30. 


§  169.    Die  Gerichtsbarkeit.  315 

recht  einer  Partei  als  Sünde  in  Betracht  kam,  „ratione  peccati*^  vor  das 
kirchliche  Gericht  gezogen  werden  ^  Vor  dieses  gehörten  ferner  die  Sachen 
der  Kleriker,  Mönche  und  Nonnen  -,  der  Armen,  Witwen  und  Waisen  als  der 
sogenannten  personae  miserabiles  ^  und  endlich  die  aller  Personen,  denen  der 
w^eltliche  Eichter  seine  Rechtshilfe  verweigerte  \ 

Wenn  nun  auch  diese  weitausgedehnte  Gerichtsbarkeit  der  Kirche  bei 
der  nach  vielen  Seiten  hin  ungenügenden  Rechtspflege  des  mittelalterlichen 
Staates  als  eine  Wohltat  empfunden  wurde,  so  war  damit  doch  weit  über  die 
natürlichen  Grenzen  zwischen  Kirche  und  Staat  hinausgegangen ;  auch  wurde 
der  Klerus  dadurch  zu  sehr  in  die  weltlichen  Rechtsstreitigkeiten  hinein- 
gezogen und  seinem  Beruf  entfremdet  ^  Aus  diesen  berechtigten,  aber  auch 
aus  weniger  edeln,  selbstsüchtigen  Gründen  erhob  sich  eine  staatliche  Reaktion 
hiergegen  in  England  schon  im  12.  Jahrhundert.  Dieselbe  pflanzte  sich  auf 
Frankreich  und  Deutschland  fort.  Sie  wurde  um  so  wirkungsvoller,  je  mehr 
sich  die  staatliche  Rechtspflege  bessertet  Ende  des  lang  andauernden, 
wechselvollen  Kampfes  war,  daß  die  Kirche  trotz  der  Forderungen  des  Tri- 
dentinums '  ihre  Jurisdiktion  in  allen  rebus  spirituali  annexis  verlor ,  aber 
auch  das  Privilegium  fori  der  Kleriker  und  zuletzt  auch  die  Gerichtsbarkeit  in 
Ehesachen,  soweit  dieselbe  bürgerliche  Wirkung  hat  ^. 

Gegenstände  der  streitigen  kirchlichen  Gerichtsbarkeit  sind  also 
heute  nur  noch  die  Fragen  des  Glaubens,  die  Sakramentsspendung,  die 
Abhaltung  des  Gottesdienstes,  die  Errichtung  und  Veränderung  von 
Benefizien,  die  Besetzung  und  Erledigung  der  Kirchenämter,  die  Rechte 
der  Benefiziaten  als  solcher,  die  geistlichen  Rechte  und  Pflichten  der 
Patrone,  die  kirchlichen  Rechte  und  Pflichten  der  Religiösen  und  die 
Verwaltung   des  Kirchenvermögens  ^.     Doch  findet   sich   selbst  hierin 


1  8  C.  13,  X  de  judic.  II,  1.     Bd  1,  S.  47. 

*  Üb.  d.  privil.  fori  Bd  I,  S.  246  if.  A.  d.  Kreuzfahrer  hatten  als  Beklagte  d. 
kirchl.  Gerichtsstand.  Phillips,  Lehrb.  d.  KKs'-^  (1871)  364 '2.  Bride  y,  La 
condition  juridique  des  croises,  1900. 

3  C.  11  15,  X  de  foro  compet.  11,  2.  C.  26,  X  de  V.  S.  V,  40.  Vgl.  Bd  I,  S.  262  f. 
K.  Sprickniann-Kerkerinck,  De  orig.  ac  progress.  jur.  paupor.  in  process. 
civil,  jur.  canon.  praesertim  ratione  habita ,  1869.  D  e  r  s. ,  Üb.  d.  UrspruDg  d. 
Armenrechts  i.  Zivilprozeß  (A.  f.  k.  KR.  XXV  [1871]  145  ff). 

*  C.  6  10  11,  X  de  foro  compet.  II,  2. 

^  Wie  d.  Kirche  d.  dam.  verbünd.  Mißständen  steuern  wollte,  vgl.  Bd  1,  S.  262  ff. 

^  Dove,  De  jurisd.  eccles.  .  .  .  progressu  119  ff,  Friedberg,  De  finium  inter 
eccl.  etc.,  87  ff.  Ders.,  D.  Grenzen  zw.  St.  u.  K.  52  ff.  Ders.,  KR. «  808. 
Werminghoff,  Verfassungsgschte  ^  95  104  ff.     Vgl.  a.  Bd  I,  S.  67  ff  248. 

'  Z.  B.  Sess.  XXIII  de  ref.  c.  6;  Sess.  XXIV  de  sacr.  matr.  can.  12;  Sess. 
XXV  de  ref.  c.  20. 

*>  Vgl.  Bd  I,  S.  248  358;  ob.  S.  91  ff;  S.  243,  A.  5. 

^  D.  weltl.  Richter  könnte  ab.  unbedenkl.  Requisitionen  v.  seit.  d.  geistl.  Rich- 
ters, z.  B.  Zeugenvernehmung,  erledigen. 


316   IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  S.Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

mannigfache  Einmischung  des  Staates,  eventuell  Notwendigkeit  der 
kirchlichen  Inanspruchnahme  der  staatlichen  Hilfe,  wo  der  Kirche  An- 
wendung physischer  Gewalt  verboten  ist. 

b)  Solange  die  Kirche  vom  Staat  noch  nicht  anerkannt  war,  richtete  sie 
nur  über  die  rein  kirchlichen  Vergehen  und  hatten  ihre  Strafen  einen  rein 
geistlichen  Charakter,  bestehend  in  der  durch  den  Bischof  verhängten  Ver- 
sagung der  Teilnahme  am  Gottesdienst  oder  in  der  gänzlichen  Ausstoßung 
aus  der  Kirche.  Bei  Klerikern  kam  als  Strafe  neben  der  Exkommunikation 
auch  die  Absetzung  vor.  Diese  Strafen  hatten  keine  bürgerliche  Wirkung, 
und  ihre  Beachtung  mußte  dem  Gewissen  der  einzelnen  überlassen  bleiben. 
Das  Mittel  zu  ihrer  Beseitigung  war  vor  allem  die  Kirchenbuße  ^ 

Nachdem  aber  die  Kirche  die  staatliche  Anerkennung  erhalten  hatte,  rief 
sie  im  Notfall  zur  Durchführung  ihrer  für  den  größer  werdenden  Kreis  der 
kirchlichen  Strafvergehen  sich  weiter  ausbildenden  Strafen  den  weltlichen 
Arm  zu  Hilfe,  der  auch  bereitwillig  gewährt  wurde.  Ja  einzelne  kirchliche 
Straf  vergehen,  so  namentlich  die  Abweichung  von  dem  katholischen  Glauben 
oder  die  Häresie,  wurden  vom  Staate  auch  zu  staatlichen  Verbrechen  gemacht 
und  auf  sie  wie  auf  bestimmte  Disziplinarvergehen  der  Kleriker  weltliche 
Strafen  gesetzt  2. 

Im  Mittelalter  dehnte  umgekehrt  die  Kirche  ihre  Strafgerichtsbarkeit  auch 
auf  das  weltliche  Gebiet  aus  unter  Anwendung  der  verschiedenartigsten 
Strafen,  auch  rein  weltlicher  Art.  Im  Send  brachte  sie  nicht  nur  die  Be- 
strafung der  Vergehen  an  sich,  welche  zwar  weltlicher  Natur  waren,  aber  ganz 
besonders  das  Moment  der  Sünde  an  sich  trugen  und  so  Staat  und  Kirche 
gleichmäßig  berührten,  sondern  sie  bestrafte  auch  rein  bürgerliche  Verbrechen 
als  solche  ^.  So  umfaßte  die  kirchliche  Strafgerichtsbarkeit  des  Mittelalters 
die  delicta  mere  ecclesiastica ,  wie  Häresie,  Schisma,  Apostasie  u.  a.,  die 
delicta  mere  civilia  und  die  delicta  mixta,  so  die  Fleischessünden,  Sakrileg, 
Blasphemie,  Zauberei,  Meineid,  Fälschung,  Wucher  u.  a.  Des  näheren  ist 
zu   bemerken: 

Die  rein  kirchlichen  Vergehen,  d.  h.  die  gegen  Glauben  und  Disziplin 
gerichteten,  sowohl  der  Kleriker  als  der  Laien,  gehörten  ihrer  Natur  ent- 
sprechend stets  vor  das  kirchliche  Forum.  Besonders  war  dies  der  Fall  bei 
den  Amts-  und  Disziplinarvergehen  der  Geistlichen.  Dabei  erfreute  sich  die 
Kirche  zur  Durchführung  der  Strafe  der  Hilfe  des  Staates  im  weitesten 
Maße  *. 

Was  die  bürgerlichen  Vergehen  betrifft,  so  ist  wohl  zu  unterscheiden 
zwischen  Klerikern  und  Laien.  Vermöge  des  Privilegium  fori  kamen  auch 
die  bürgerlichen  Verbrechen  der  Kleriker  nur  vor  dem  geistlichen  Gericht  zur 


>  Hinschius,  KR.  IV  693  ff  715ff.     Vgl.  ob.  S.  44,  A.  5. 
«  C.  19  (Syn.  v.  Karthag.  a.  397,  c.  38),  C.  X[,  q.  1.   Vgl.  Bd  J,  S.  51  85  247.  — 
Üb.  d.  i.  Anwendung  kommend.  Strafen  iint.  §  177  ff, 

'  Vgl.  ob.  S.  308  f.  *  Vh.  d.  Strafen  unt.  §  177  ff. 


§  169.    Die  Gerichtsbarkeit.  317 

Aburteilung  ^  Der  Bischof  zog  jedoch  auf  dem  Send  auch  die  rein  bürger- 
lichen Vergehen  der  Laien  vor  sein  Forum.  Die  Strafe  (Buße)  vollzog  aber 
in  der  Regel  die  staatliche  Gewalt  durch  den  Grafen  -.  Später  galt  aber 
der  Grundsatz,  daß  ein  Verbrechen,  welches  der  weltliche  Richter  bereits  be- 
straft habe,  vom  kirchlichen  Richter  nicht  mehr  gerügt  werden  dürfe  ^ 

Für  die  gemischten  Verbrechen  endlich  waren  seit  dem  Zurücktreten 
des  Sendes  sowohl  der  kirchliche  als  der  weltliche  Richter  zuständig.  Ent- 
scheidend war  die  Prävention  \  Wurde  die  Sache  an  den  kirchlichen  Richter 
gebracht,  so  verhängte  er  zugleich  die  bürgerliche  Strafe,  falls  sie  nicht 
Leibes-  oder  Lebensstrafe  war.  Ging  aber  die  Klage  an  den  weltlichen 
Richter,  so  erfolgte  die  bürgerliche  Bestrafung,  und  die  Tätigkeit  der  Kirche 
beschränkte  sich  auf  den  Beichtstuhl  \ 

Es  hat  jedoch  die  Kirche  aus  den  gleichen  Gründen  und  im  gleichen 
Verlauf,  in  welchem  sie  seit  Ende  des  Mittelalters  die  streitige  Gerichts- 
barkeit größtenteils  verlor,  auch  die  strafende  zum  weitaus  größten  Teile 
eingebüßt  ^  Dazu  kam  in  den  romanischen  Ländern,  vor  allem  in  Frankreich, 
seit  dem  15.  Jahrhundert  der  sogenannte  recursus  ab  abusu  (appel  comme 
d'abus)  auf. 

So  ist  die  Kirche  heute  gegenüber  den  Laien  nur  zur  Verhängung 
kirchlicher  Strafen  und  nur  für  delicta  mere  ecclesiastica  berechtigt. 


1  Vgl.  Bd  I,  S.  247  f. 

^  P.  K  n  o  k  e ,  Historisch-dogmat.  Untersuchung  d.  Verwendung  weit.  Strafen  .  .  . 
i.  kirchl.  Strafrecht  d.  kath.  K.  währ.  d.  vorgrat.  Zeit,  1895.  Üb.  d.  i.  Anwendung 
kommend.  Strafen  unt.  §  177  ff. 

3  C.  2  in  Vr°  de  except.  II,  12.  *  C.  8,  X  de  foro  compet.  II,  2. 

^  Es  muß  übrigens  bemerkt  werden,  daß  d.  Kompetenz  bezügl.  d.  delicta  mixta 
zw.  Staat  u.  Kirche  nach  Gebieten  recht  verschieden  war.  Hinschius,  KR.  V 
311  ff.  —  Üb.  d.  i.  Anwendung  kommend.  Strafen  unt.  §  177  ff. 

«  Ob.  S.  315. 

"^  Vgl.  Bd  I,  S.  67  73.  1.  Preußen  war  i.  Kulturkampf  z.  dies.  Zweck  d. 
Gerichtshof  f.  kirchl.  Angelegenheiten  geschaffen  worden  (Ges.  v.  12.  Mai  1873. 
§  10  ff),  wurde  ab.  d.  Ges.  v.  21.  Mai  1886,  §  9,  wieder  aufgehoben.  Dageg.  be- 
steht e.  solches  Rekursrecht  noch  heute  i.  Bayern  (Religionsedikt  §  52  ff),  Sachsen 
(Ges.  V.  23.  Aug.  1876.  §  9),  Baden  (Ges.  v.  9.  Okt.  1860.  §  16  u.  v.  19.  Febr. 
1874.  §  16  b),  Hessen  (Ges.  v.  23.  April  1875.  Art.  1)  u.  Österr.  (Ges.  v.  7.  Mai 
1874.  §  28).  Schneider,  D.  part.  KRsquellen  210  252  273  338  340  377  419 
532.  F.  Württ.  vgl.:  Golther,  D.  St.  u.  d.  kath.  K.  i.  Württ.  323  ff  509ff; 
Gaupp-Göz,  D.  Staatsr.  d.  Königr.  Württ.  ^  422.  —  Hinschius,  KR.  VI  1, 
209  ff  266  ff.  M.  Lesur,  Les  questions  prejudicielles  d'abus  dans  les  poursuites 
contra  les  ecclesiastiques,  1902.  E.  Eichraann,  D.  recursus  ab  abusu  n.  deutsch. 
Recht,  1903.  F.  Collavet,  Du  recours  pour  abus  envisage  comme  survivance 
dans  la  justice  retenue,  1904.  M.  Cagnac,  De  l'appel  comme  d'abus  dans  l'ancien 
droit  fran^'.,  1906.  H.  Teicher,  D.  recursus  ab  abusu  n.  d.  R.  d.  Königr.  Bayern, 
1906.  M.  Bares,  D.  Mißbrauch  d.  geistl.  Amtsgewalt,  1907  ff.  F.  Wodtka,  D. 
recours  pour  exces  da  pouvoir.  E.  Studie  a.  d.  französ.  Staats-  u.  Verwaltungsrecht, 
1912. 


318    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

Wenn  diese  je  bürgerliche  Folgen  nach  sich  ziehen  sollten,  so  könnte 
auf  solche  nur  durch  die  staatliche  Gewalt  erkannt  werden.  Was 
sodann  die  Geistlichen  betrifft,  so  ist  die  kirchliche  Strafgewalt  über 
deren  Amts-  und  Disziplinarvergehen  staatlich  allenthalben  anerkannt, 
und  es  wird  zur  Untersuchung  derselben  wie  zur  Ausführung  des 
Urteils  auch  staatliche  Hilfe  geleistet,  wofern  nur  die  kanonischen 
Prozeßformen  eingehalten  wurden  i.  Bezüglich  der  bürgerlichen  Ver- 
gehen der  Geistlichen  gibt  es  keine  kirchliche  Gerichtsbarkeit  mit 
weltlichen  Folgen-.  Dagegen  kann  die  Kirche  ihrerseits  auch  hier 
mit  kirchlichen  Strafen  vorgehen^. 

Nach  der  Bulle  „Apostolicae  Sedis  moderationi"  vom  12.  Oktober 
1869  verfallen  der  dem  Papste  speciali  modo  reservierten  Exkommuni- 
kation diejenigen,  w^elche  die  Ausübung  der  kirchlichen  Jurisdiktion 
in  foro  interne  oder  externe  direkt  oder  indirekt  hindern,  sowie  die- 
jenigen, welche  vom  kirchlichen  an  das  weltliche  Gericht  rekurrieren, 
endlich  jene  Gesetzgeber  und  Obrigkeiten,  welche  die  Richter  direkt 
oder  indirekt  zwingen,  geistliche  Personen  vor  das  weltliche  Forum 
zu  ziehen*. 

§  170. 
Das  Gericht. 

Decr.  Grat.  C.  II — VI.  Decr.  Greg.  IX.  1.  II,  t.  1  de  judic. ;  t.  2  de  foro  compet. 
Lib.  sext.  II,  1  2.  Const.  Clem.  II,  1  2.  Extrav.  comm.  II,  1.  Andere  Titel  sind 
gehörigen  Ortes  notiert. 

Lit.  §  169.  Weit.:  Ch.  Törring,  De  foro  competenti,  Salzb.  1640.  L.  Engel, 
Forum  competens.,  Salzb.  1663,  M.  Frie  d  eri  ch,  Forum  competens,  Ingoist.  1709. 
J.  G.  Körner,  De  provocatione  ad  Sedem  Romanam,  Lips.  1785.  —  K.  Dziatzko. 
Doctrina  jur.  can.  de  notario  ejusque  in  communi  processu  civili  auctoritas,  1S72. 
München,    D.    kan.  Gerichtsverfahren  usw.  ^  I  (1874)    33  ff.     Hinschius,    KR. 


»  Preußen:  Ges.  v.  12.  Mai  1873.  §  9;  21.  Mai  1886.  Art.  7 ;  29.  April  1887. 
Art.  3.  —  Bayern:  Konkordat  Art.  12,  litt,  d;  Religionsedikt  §  38  51  71;  Erl.  v. 
S.April  1852.  §  5  fif.  —  Sachsen :  Ges.  v.  23.  Aug.  1876.  §  11.  — Württ.:  Ges.  v. 
30.  Jan.  1862.  Art.  6  7.  —  Baden:  Ges.  v.  9.  Okt.  1860.  §  16.  —  Hessen:  Ges. 
V.  23.  April  1875.  Art.  4  5  10.  —  Österr. :  Ges.  v.  7.  Mai  1874.  §  27  28  60. 
Schneider,  D.  part.  KRsquellen  8  208  210  213  252  272  274  311  338  377  ff  419 
531  ff.  Golther,  D.  St.  u.  d.  kath.  K.  i.  Württ.  311  ff.  Gaupp-Göz,  D.  Staatsr. 
d.  Königr.  Württ. »  420.  Fleiner,  Staatsrecht!.  Gesetze  Württ.  485.  Pfafl- 
Sproll,  Ge.setzcskundo  I  41.  E.  Eich  mann,  D.  Strafrecht  d.  öffuntl.  Religions- 
gesellschaften  i.  Bayern,  1910.  Hinschius,  KU.  VI  1,  262  ff  279  ff.  Fried- 
berg, KR.«  327  f. 

«  Ob.  S.  315,  A.  8. 

'  Üb.  etwaig,  staatl.  Schulz  geg.  kirchl.  Strafen  unt.  §  176  a.  Schluß. 

M,  6  7  8.     Vgl.   I'.d  I,  S.  249  390. 


§  170.    Das  Gericht.  319 

IV  (1888)  757  ff  837  ff;  V  (1895)  278  ff  827  ff  334  ff;  VI  1  (1897),  1  ff  51  ff  60  ff. 
F.  X.Heiner,  D.  kirchl.  Zivilprozeß  (1910)  18  ff.  Ders. ,  D.  kirchl.  Strafprozeß 
(1912)  11  ff. 

I.  Diejenige  Person,  welche  richterliche  Gewalt,  Jurisdiktion,  hat 
und  übt,  wird  Richter  (judex)  genannt.  Die  Behörde  aber,  welche  von 
der  berechtigten  Gewalt  zum  Zweck  der  Rechtspflege  eingesetzt  ist, 
heißt  Gericht  (Judicium).  Doch  bezeichnet  Gericht  auch  die  Durch- 
führung des  Rechtsstreites,  und  so  spricht  man  von  einem  Judicium 
personale,  reale,  ordinarium,  summarium.  Weiterhin  bedeutet  Gericht 
auch  den  Ort,  wo  es  gehalten  wird  (tribunal,  auditorium).  Jedes 
kirchliche  Gericht  besteht  mindestens  aus  zwei  beeidigten  Personen, 
dem  Richter,  der  Recht  spricht,  und  dem  Aktuar  (scriba,  secretarius, 
scriniarius,  notarius,  cancellarius),  der  die  Verhandlungen  und  das 
Urteil  zu  protokollieren  hat^  In  der  Regel  aber  bestehen  die  geist- 
lichen Gerichte  in  einem  Kollegium,  dessen  Glieder  als  (delegierte) 
Richter  entweder  mit  entscheiden  (auditores,  assessores)  oder  nur  als 
Räte  (consultores,  consiliarii)  mit  beraten-.  Außerdem  sind  bei  den 
Gerichten  tätig  Advokaten  und  Prokuratoren  ^,  Defensoren,  Auditoren, 
Promotoren*,  Konservatoren 5,    Syndici^,   Apparitoren,    Kursoren  usw. 

Der  Richter  muß,  abgesehen  davon,  daß  er  die  notwendige  Juris- 
diktion, die  entweder  ordinaria  oder  quasiordinaria  oder  delegata  ist  "^j 
besitzen  muß,  auch  die  notwendigen  physischen  und  moralischen  Eigen- 
schaften haben.  Dazu  gehören  der  volle  Gebrauch  der  Sinne  und 
des  Verstandes,   die   notwendigen  Kenntnisse,   ein  Alter  von  zwanzig 


'  C.  13,  X  de  praescript.  II,  26.  C.  11,  X  de  probat.  II,  19.  C.  28,  X  de 
test.  et  attest.  II,  20.  Üb.  d.  Erfordernisse  e.  Protokolls  Kirchenlexikon  ^  s.  v. 
Prozeßverfahren  II,  2. 

2  C.  16  21  22  23,  X  de  off.  et  pot.  jud.  deleg.  I,  29.  C.  9  in  VI*-^  eod.  tit. 
1,14.     Gut  Lämmer,  KR.2  317. 

3  X  de  postul.  I,  37.  X  de  procurat.  I,  38.  Lib.  sext.  I,  19.  Const.  Clem.  I, 
10.  Üb.  Advokaten  u.  Prokuratoren  vgl.:  Bd  I,  S.  416;  A.  Weißler,  Gesch.  d. 
Rechtsanwaltschaft,  1905;  München  a.  a.  0.  I  (1874)  79  f  290  f;  Hergen- 
röther-HoUweck,  KR.  502 ;  Heiner,  KR.  II  ^  15.  —  A.  d.  neuer.  Lehrbüchern 
d.  KRs  gehen  Hergenröther-Hollweck,  Heiner,  Vering  besond.  ein- 
läßlich a.  d.  kirchl.  Gerichtsbarkeit  bzw.  d.  kirchl.  Prozeß  e.,  wesweg.  i.  folgenden 
da  u.  dort  a.  sie  verwiesen  werden  wird;  i.  erster  Linie  a.  H  ergen  r  ö  ther- 
Hollweck. 

^  Üb.  d.  promotor  (fiscalis  =  d.  modern.  Staatsanwalt):  G.  Peries,  Le  pro- 
cureur  fiscal  ou  promoteur,  1897;  Lega,  Praelect.  de  jud.  eccles.  I  144  ff;  Hin- 
schius,  KR.   VI  1,  12 2;  Kirchenlexikon*  s.  v.  Prozeßverfahren  II,  2. 

'^  C.   1   15  in  VP°  de  off.  et  pot.  jud.  deleg.  I,   14. 

^  X  de  syndic.  I,  39.     So  heißen  besond.  d.  Jurist.  Vertreter  d.  Kommunitäten. 

'  X  de  off.  jud.  deleg.  I,  29.  X  de  off.  legati  I,  30.  X  de  off.  jud.  ord.  I,  31. 
X  de  off  jud.  I,  32.     Vgl.  a.  Bd  I,  S.  280  ff 


320   IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  S.Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

bzw.  achtzehn  Jahren  ^,  der  Klerikalstand  -,  guter  Ruf  und  kirchlicher 
Rechtsstand  3.  Besonders  aber  muß  der  Richter  unparteiisch  sein. 
Der  Parteilichkeit  verdächtig  ist  und  kann  daher  von  dem  Angeklagten 
oder  den  Parteien  als  befangen  (suspectus)  abgelehnt  (recusari)  werden 
der  Richter,  welcher  persönlich  interessiert'^,  mit  einer  der  Parteien 
innerhalb  des  vierten  Grades  blutsverwandt  oder  verschwägert  ist^, 
in  Haus-  oder  Tischgenossenschaft  oder  sonstiger  Freundschaft  oder 
auch  Feindschaft  steht  ^.  Wird  ein  Richter  als  verdächtig  rekusiert 
(exceptio  judicis  suspecti),  was  schriftlich  und  womöglich  schon  vor 
der  Streiteinlassung  geschehen  solF,  so  haben  über  die  Ablehnung 
Schiedsrichter  oder  der  nächsthöhere  Richter  zu  entscheiden  s.  Ist 
die  Rekusation  als  begründet  erkannt,  so  überträgt  der  Richter  mit 
Zustimmung  des  Rekusanten  die  Sache  einem  andern,  oder  aber  über- 
gibt er  sie  einem  höheren  Richter^.  Der  Mangel  der  notwendigen 
Requisite  am  Richter  macht  das  Urteil  ungültig,  außer  es  sei  geheim 
und  juris  positivi.    Dann  suppliert  die  Kirche. 

II.  Außer  der  Jurisdiktion  muß  der  Richter  auch  die  Kompetenz 
haben,  d.  h.  die  Befugnis,  über  die  bestimmte  Person  in  der  be- 
stimmten Sache  zu  richten;  sonst  ist  das  Verhandelte  null  und  nichtig. 
Die  Personen,  welche  der  Jurisdiktion  eines  bestimmten  Richters  unter- 
worfen sind,  haben  bei  ihm  ihren  Gerichtsstand  oder  ihr  Forum  ^^.  Der 
Gerichtsstand  ist  entweder  ein  durch  die  Parteien  frei  gewählter, 
willkürlicher  (f.  prorogatum)^^,  oder  ein  durch  das  Gesetz  bestimmter 
(f.    legale).     Das   forum    legale    ist  entweder  ordinarium,    wenn    der 


>  Vgl.  Bd  I,  S.  282.  2  Ebd.  S.  282. 

^  Infamierte,  Exkommunizierte,  ab  officio  Suspendierte,  Interdizierte  sind  aus- 
geschlossen.    C.  24,  X  de  sent.  et  re  judic.  II,  27. 

*  C.  36,  X  de  appellat.  II,  28.     C.  18,  X  de  judic.  II,  1. 

^  C.  4,  X  ut  lite  non  cont.  non  proced.  II,  6.     C.  36,  X  de  appellat.  II,  28. 

•^  C.  25,  X  de  oft.  jud.  deleg.  I,  29.  Alle  Gründe,  d.  z.  Rekusation  e.  Richters 
berechtigen,  faßt  zusammen   „Cum  sint"   c.  35,  X  de  off.  jud.  deleg.  I,  29. 

'  C.  20,  X  de  sent.  et  re  judic.  II,  27.  „Coram"  c.  41,  §  1,  X  de  appellat.  II,  28. 
Doch  könnte  a.  Gründen  a.  n.  d.  litis  contestatio  noch  rekusiert  werden.  C.  25, 
X  de  off.  iud.  deleg.  I,  29. 

«  C.  39,  X  de  off.  jud.  deleg.  I,  29.  C.  10,  X  de  foro  compet.  II,  2.  B.  Zu- 
rückweisung d.  bischöfl.  Delegaten  prüft  d.  Bischof.  C.  4,  X  de  foro  compet.  II,  2. 
Hergenröth  er-IIol  1  weck  ,  KR.  500:  überhaupt  d.  Bischof  od.  d  nächsthöhere 
Richter;  d.  Entscheidung  d.  Schiedsrichter  sei  obsolet. 

«  C.  61,  X  de  appellat.  II,  28.     Näheres  b.  Silbernagl,  KR  *  398  f. 

'°  De  foro  compet.  II,  2;  Lib.  sext.  h.  t.  II,  2;  Const.  Clem.  h.  t.  II,  2. 

"  I.  Straf-  u.  Eiieprozefs  gibt  es  kein  for.  prorogatum.  C.  9,  X  de  in  integr. 
restit.  I,  41.  Kleriker  können  nur  m.  Erlaubnis  d.  Bischofs  a.  e.  tuuleru  u.  nur  a. 
e.  geistl.  Richter  prorogieren.     C.  12  18,  X  h.  t.  II,  2. 


§  170.    Das  Gericht.  321 

richtige  Instanzenzug  eingehalten  wird,  oder  extraordinarium,  wenn 
eine  Instanz  aus  gesetzlichem  Grunde  übergangen  wird.  Weiter  ist 
das  forum  legale  entweder  commune,  das  dem  allgemein  gültigen 
Rechte  entspricht,  oder  speciale  s.  privilegiatum,  das  auf  Vergünstigung 
beruht,  wie  bei  den  Klerikern,  die  nicht  darauf  verzichten  können  i.  Da 
die  Gerichtsbarkeit  in  der  Regel  für  einen  bestimmten  Bezirk  erteilt 
wird,  so  wird  das  forum  commune  fast  durchweg  durch  das  Domizil  oder 
Quasidomizil  des  Angeklagten  bestimmt  (f.  domicilii)  2.  Hat  derselbe 
kein  Domizil,  so  ist  der  Richter  seines  gegenw^ärtigen  Aufenthaltes 
kompetent.  Neben  diesem  forum  generale  gibt  es  noch  das  sächliche 
(f.  rei  sitae)  ^  das  kontraktliche  (f.  contractus)  ^,  das  des  Delikts 
(f.  delicti)^  und  das  des  Zusammenhangs  der  Sachen  (f.  connexitatis  s. 
continentiae  causarum)^.  Mit  diesem  verwandt  ist  das  forum  recon- 
ventionis  (reaccusationis),  d.  h.  der  Widerklage ".  Will  der  Richter 
selbst  klagen,  so  bestimmt  der  Obere  den  Richter  s.  Das  Urteil  eines 
inkompetenten  Richters  ist  dann  gültig,  wenn  er  durch  allgemeinen 
Irrtum  für  zuständig  gehalten  wird. 

Durch  Kompromiß  können  die  Parteien  in  privatrechtlichen  Streitig- 
keiten die  Entscheidung  auch  einem  Schiedsrichter  (arbiter)  übertragen  ^. 

III.  Gegen  die  Entscheidung  eines  Gerichtes  kann  Berufung  an 
das  nächsthöhere  Gericht  eingelegt  werden.  Dieses  Verhältnis  der 
Gerichte  zueinander  nennt  man  Instanz  und  das  Verfahren  hierbei  In- 
stanzenzug ^^.  Der  Instanzenzug  geht  nach  der  hierarchischen  Ordnung. 

Von  Anfang  an  bildeten  der  Bischof  ^^  oder  sein  Stellvertreter '-  die  erste 
Instanz  für  alle  in  der  Diözese  oder  dem  betreffenden  Bezirke  vorliegenden 
Rechtssachen   streitiger    oder  kriminaler    Natur,    soweit    ihnen    solche    nicht 

»  Bd  I,  S.  244. 

*  „Actor  sequitur  forum  rei."  C.  5  8,  X  h.  t.  II,  2.  E.  Domizüwechsel  hat 
keine  anderweitige  Folge,  wenn  d.  Zitation  bereits  erfolgt  ist.  C.  19,  X  h.  t.  II,  2. 
D.  nur  zufällig  i.  Rom  anwesende  Kleriker  kann  dort  belangt  werden.  C.  20,  X 
h.  t.  II,  2. 

»  C.  3,  X  h.  t.  ir,  2.  *  C    17,  X  h.  t.  II,  2. 

5  C.  14,  X  li.  t.  II,  2. 

®  C.  1,  X  de  caus.  possess.  II,   12.     C.  3,  X  de  donat  inter  vir.  et  uxor.  IV,  20. 

"  C.  1  2,  X  de  mut.  petit.  II,  4.     C.  3  in  VF«^  de  rescript.  I,  3. 

"  C.  1  (Conc.  Carthag.  a.  418),  C.  XVI,  q.  6. 

'  X  de  arbitr.  I,  43.  Lib.sext.de  arbitr.  I,  22.  Hergenröther-Hollweck, 
KR.  510  ff.  Heiner,  D.  kirchl.  Zivilprozeß  47  ff.  —  Auß.  d.  Schiedsgericht  kann 
e.  privatrechtl.  Streitigkeit  a.  d.  gütl,  Vergleich  (transactioj  beigelegt  werden.  X  de 
transact.  I.  36.  Hergenröther-Hollweck  a.  a.  0.  510.  Heiner  a.  a.  0. 
44  ff. 

»»  C.  10,  X  de  probat.  II,  19.  "  Vgl.  Bd  I,  S.  444. 

'2  Vgl.  Bd  1,  S.  459  ff. 

Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    11.    3.  Aud.  21 


322      IV.  Buch.  D.Verwalt.d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap.:  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

durch  das  gemeine  Recht  entzogen  waren.  Die  zweite  Instanz  war  zuerst 
die  Provinzialsynode,  dann  der  Metropolit '.  Die  dritte  Instanz  bildete  der 
Papst.  Für  die  Bischöfe  waren  die  Provinzialsynode,  der  Metropolit,  der 
etwaige  Exarch  oder  Patriarch  die  erste,  der  Papst  die  zweite  Instanz  2.  Für 
die  Exarchen  und  Patriarchen  konnte  nur  ein  allgemeines  Konzil  oder  der 
Papst  die  erste  Instanz  sein.  Seit  dem  Mittelalter  ist  der  Papst  die  erste 
Instanz  auch  für  die  bedeutenderen  bischöflichen  Sachen  ^ 

Demgemäß  ist  heute  im  allgemeinen  der  Bischof  oder  sein  Stell- 
vertreter die  erste  Instanz,  soweit  ihnen  nicht  durch  das  gemeine 
Recht  die  Jurisdiktion  entzogen  ist.  Sede  vacante  ist  der  Kapitular- 
vikar  die  erste  Instanz.  Die  zweite  Instanz  bildet  der  Erzbischof  oder 
richtiger  der  Metropolit^.  Die  Erzdiözesen  selber  und  die  exemten 
Bistümer  haben  entweder  ein  einheimisches  besonderes  Gericht  als 
zweite  Instanz  ^,  oder  es  ist  ihnen  vom  Papst  ein  bischöfliches  Oftizialat 
dazu  bestellt^.     Die  dritte  Instanz  ist  der  Apostolische  Stuhl. 

Da  jedoch  der  Papst  judex  Ordinarius  omnium  ist,  so  können  alle 
kirchlichen  Rechtssachen  schon  in  erster  Instanz  vor  das  päpstliche 
Forum  gebracht  oder  dorthin  gezogen  werden"^. 

Im  Mittelalter  wurden  die  niedern  Instanzen  oft  ganz  umgangen;  oder 
haben  die  Päpste  auch  ohne  weiteres  die  Prozesse  alsbald  vor  ihr  Forum  ge- 
zogen ^  Obwohl  das  bei  der  höheren  Bildung  und  größeren  Unparteilichkeit 
des  päpstlichen  Gerichtes  gewisse  A^orteile  hatte,  so  wurde  dadurch  doch  die 
Rechtspflege  bei  der  Maxime  des  persönlichen  Betriebs  verzögert  und  bei  der 
nicht  immer  vorhandenen  Unbestechlichkeit  der  päpstlichen  Richter  verteuert, 


»  C.  3  (Syn.  v.  Nicaea  a.  325,  c.  5)  4  (Syn.  v.  Antioch.  a.  341,  c.  20),  D.  XVIII. 
C.  2  (Syn.  v.  Antioch.  a.  341,  c.  6),  C.  XI,  q.  3.  C.  35  (Syn.  v.  Mileve  a.  402 
c.  22),  C.  II,  q.  6.     Bd  I,  S.  436  f. 

2  C.  3—7  d.  Syn.  v.  Sardika  a.  343.  C.  36  (ist  c.  7  v.  Sardika) ,  C.  II,  q.  6. 
Daß  d.  sardicens.  Kanonen  e.  Fälschung  seien,  hat  Friedrich  b.  jetzt  wohl 
behauptet,  ab.  nicht  bewiesen.    Z.  Lit.  vgl.  Bd  I,  S.  29  f.     Vgl.  Bd  I,  S.  247  389  f. 

■'  Vgl.  Bd  I,  S.  890  502. 

*  C.  66,  X  de  appellat.  II,  28.  C.  1  in  VP°  de  off.  ordin.  I,  16.  C.  3  in  VF« 
de  appellat.  II,  15. 

*  So  früher  i.  Köln  (Erzbischöfl.  Bekanntmachung  v.  26.  Dez.  1848.  Walter, 
Fontes  532  tf )  u.  noch  heute  i.  exemten  Bistum  Breslau.  Breve  Pius'  IX.  v. 
12.  Jan.  1855.  Lämmer,  KR.  2  317  ff.  Heute  ab.  ist  f.  Köln  d.  Bischof  v.  Münster 
zweite  Instanz.     J.  Müller,  D.  bischöfl.  Diözesanbohördon  (1905)  86  ff. 

'  So  ist  Augsburg  zweite  Instanz  f.  München  u.  Würzburg  f.  Bamberg.  Silber- 
nagl,  KR.*  391».  Rottenburg  ist  zweite  Instanz  f.  Freiburg  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIV 
[1904]  5s4ff).  I.  Österr.  ist  Prag  zweite  Instanz  f.  Wien  u.  f.  Salzburg,  Olmütz 
f.  Prag  usw.    Vering,  KR.»  683»'.     Harinj;,  KK.  111  789'-'. 

'  Vgl.  Bd  1,  S.  389.     Werminghoff,  Verfassungsgschte «  198  f. 

*  C.  bC>,  X  de  appelhit.  II,  28. 


§  170.    Das  Gericht.  323 

und,  was  noch  schlimmer  war,  die  Autorität  der  niedern  Instanzen  ungebührlich 
geschmälert.  Um  die  fortwährenden  Klagen  hierüber  verstummen  zu  machen, 
bestimmte  schon  das  Dekretalenrecht,  daß  künftighin  niemand  vor  definitiver 
Entscheidung  an  das  höhere  Gericht  appellieren  dürfe,  ohne  dem  judex  a  quo 
einen  ausreichenden  Grund  angegeben  zu  haben,  und  daß  der  judex  ad  quem 
die  Berufung  erst  annehmen  könne,  nachdem  er  sich  von  der  Triftigkeit  des 
Grundes  überzeugt  habe  ^  Sodann  müßten  Rechtssachen ,  welche  an  den 
Apostolischen  Stuhl  gebracht  worden  seien,  durch  einheimische,  vom  Papste 
speziell  delegierte  Richter  erledigt  werden  ^.  Auch  wurden  den  Landesherren 
für  ihre  Länder  vielfach  päpstliche  privilegia  de  non  evocando  verliehen, 
wie  sie  auch  selber  die  Berufungen  außer  Lands  da  oder  dort  verboten  ^. 

Nach  dem  Vorgang  von  Konstanz^  und  Basel ^  hat  das  Triden- 
tinum  verordnet:  Die  erste  Instanz  bildet  das  bischöfliche  Gericht. 
Jeder  Prozeß  ist  mindestens  innerhalb  zweier  Jahre  zu  Ende  zu  führen. 
Während  dieser  Zeit  darf  keine  Appellation  stattfinden,  auch  der 
höhere  Richter  die  Sache  nicht  vor  sein  Forum  ziehen.  Während  des 
Bienniums  sind  Berufungen  nur  dann  zulässig,  wenn  eine  Definitiv- 
sentenz erfolgt  ist.  Im  Fall  der  Appellation  an  den  Apostolischen 
Stuhl,  oder  wenn  dieser  eine  Sache  aus  guten  Gründen  gleich  von 
Anfang  an  vor  sein  Forum  zieht,  ist  dieselbe  entweder  in  Rom  oder 
durch  delegierte  Richter  an  Ort  und  Stelle,  judices  in  partibus,  zu 
entscheiden.  Weil  aber  bei  der  großen  Entfernung  und  der  daraus 
folgenden  LTnkenntnis  der  Personen  vom  Papst  bisweilen  untaugliche 
Richter  bestellt  wurden,  so  haben  die  Bischöfe  auf  den  Provinzial- 
oder  Diözesansynoden  mindestens  je  vier  mit  den  entsprechenden 
Eigenschaften^  ausgerüstete  Männer,  judices  synodales,  zu  bezeichnen 
und  deren  Namen  dem  Papste  bekannt  zu  geben,  der  an  sie  in  der 
Weise  gebunden  sein  soll,  daß  die  Delegation  eines  andern  der  Gültig- 
keit ermangle  '^.  Seitdem  jedoch  diese  Synoden  nicht  mehr  regelmäßig 
gehalten  werden,  ist  dem  Bischof  gestattet,  diese  Bestellung  unter 
dem  Beirat  des  Kapitels    vorzunehmen:   judices  prosynodales s.     Tat- 


'  C.  7  59,  X  de  appellat.  II,  28. 

2  C.  28,  X  de  lescript.  I,  3.     C.  11  in  VP°  de  rescript.  I,  3. 

'  Werminghoff,    Gesch.     d.    Kverfassung    I    391.      D  e  r  s. ,    Verfassungs- 
gschte«  106. 

*  Martini  V.    pap.    et  Germ.  nat.    concordata,    c.  4.     Harduin,   Acta  conc. 
VIII  891. 

^  Sess.  XXXI,  c.  1.     Harduin  a.  a.  0.  VIII  1245. 

6  C.  11  in  Vr«  de  rescript.  I,  3.     C.  2  in  Clem.  de  rescript.  I,  3. 

'  Sess.  XXIV  de  ref.  c.  20.     Sess.  XXV  de  ref.  c.  10. 

»  Bened.  XIV.,  „Quamvis  paternae"  v.  26.  Aug.  1741.     Pfaff-Sproll,  Ge- 
setzeskunde I  50. 

21* 


324      IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap.:  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

sächlich  jedoch  stellt  der  Apostolische  Stuhl  seinen  Stellvertreter  wieder 
selbständig  auf.  So  werden  in  Deutschland  solche  Delegationen  meist 
auf  zehn  Jahre  an  Erzbischöfe  und  Bischöfe  erteilt  ^ 

Das  ist  um  so  notwendiger,  da  einzelne  Staaten,  z.  B.  Württemberg,  be- 
stimmte kirchliche  Gerichtssachen,  wie  Disziplinarstraf-  und  Ehesachen,  auch 
im  Instanzenzug  nicht  vor  ein  au&erdeutsches  kirchliches  Gericht  ziehen 
lassen  -. 

§  171. 

Der  streitige  Prozeß. 

Decr.  Grat.  C.  II — VI.  D.  verschied,  einschläg.  Titel  d.  Dekretalenrechts  sind 
gehörigen  Orts  notiert. 

Lit.  §  169  170.  Weit.:  Aeg.  Rambeck,  Bivium  fori  contentiosi ,  Augsb. 
1647.  A.  Soll,  De  judiciis  causarum  civilium  etc.,  Dill.  1720.  Felsecker,  Disser- 
tatio  cont.  brevissim.  delineatiouem  eorum,  quae  per  decretales  in  processu  Roma- 
normn  civili  mutata  novaque  introducta  sunt,  1808.  —  H.  Rothe,  Historia  exceptio- 
num  litis  ingress.  imped.  ex  jm".  canon.  descripta,  1858.  F.  Goecke,  De  exceptione 
spolii,  1858.  J.  Feßler,  D.  kanon.  Prozeß  n.  s.  positiv.  Grundlagen  u.  s.  ältest. 
bistor.  Entwickl.  i.  d.  vorjustinian.  Periode,  1860.  A.  Teich  mann,  De  litis  con- 
testatione  jur.  canon.  indole,  1867.  K.  Groß,  D.  Beweistheorie  i.  kan.  Prozeß  i 
(1867)  7  ff.  H.  Müchel,  Üb.  d.  Litiskontestat.  i.  kanon.  Zivilprozeß,  1868.  Ders., 
D.  Verfahren  b.  z.  Litiskontestat.  i.  ordentl.  kanon.  Zivilprozeß,  1870.  E.  Hupertz. 
Quaestiones  histor.  de  litis  contest.  jur.  canon.  indole  et  natura,  1870.  München, 
D.  kan.  Gerichtsverfahren  usw. 2  I  (1874)  82  ff  203  ff".  L.  Ober,  D.  Rezeption  d. 
kan.  Zivilprozeßformen  u.  d.  Schriftlichkeitsprinzipes  i.  geistl.  Gericht  z.  Straß- 
burg (A.  f.  k.  KR.  XC  [1910]  599  ff;  [a.  sep.]).  Heiner,  D.  kirchl.  Zivilprozeß 
43  ff.     Weit.  Lit.  unt.  je  a.  a.  einschlägigen  Ort. 

Anfänglich  war  das  Verfahren  im  streitigen  Prozeß  äußerst  einfach. 
Der  Bischof  entschied  unter  dem  Beirat  des  Presbyteriums  ohne  bestimmte 
Formen  und  Normen.  Hernach  nahm  die  Kirche  römische  und  germanische 
Elemente  in  ihr  streitiges  Prozeßverfahren  auf.  Seit  dem  12.  Jahrhundert 
aber  hat  sie  ihren  streitigen  Prozeß  selbständig  ausgestaltet,   und  zwar  ver- 


'  So  ist  f.  München  Bamberg,  f.  Bamberg  München,  f.  Rottenburg  Augsburg. 
f.  Freiburg  Köln  d.  dritte  Instanz.  Vogt,  Sammlung  256^.  R  i  ch  ter-Do  v  e- 
Kahl,  KR.  764 'V  Silbernagl,  KR.*  891  ^  A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  (1904)  584  ff. 
Friedberg,  KR.'  310  f.  —  Üb.  Vorschläge  a.  d.  Vatic.  vgl.  Lämmer,  Z.  Kodif. 
d.  kan.  Rs  119. 

»  Ges.  V.  m.  Jan.  1862,  Art.  10.  Vogt  a.  a.  0.  256.  Golther,  D.  St.  u. 
d.  kath.  K.  i.  Württ.  816  f.  Gaupp-Göz,  D.  Staatsr.  d.  Königr.  Württ. »  420. 
Fleiner,  Staatsrechtl.  Gesetze  Württ.  487  f.  Th.  K.  Hartleben,  t'b.  d.  Recht 
d.  Papstes,  d.  deutsch.  Synodalrichter  d.  dritt.  Instanz  f.  jede  geistl.  Sache  z.  be- 
vollmächtigen, 1^05.  Hinschi  US,  KR.  VI  1.  255  f.  D.  v.  H  i  n  s  c  h  i  us  a.  a.  0. 
Vi  1,  256'  angegeb.  Zweck  dies.  Maßregel  —  d.  Möglichkeit  d.  Kinmischuug  d. 
.Staates  —  ist  illusorisch. 


§  171.    Der  streitige  Prozeß.  325 

hältnismäßig  so  vollkommen,  daß  der  moderne  Zivilprozeß  in  vielen  Stücken 
danach  ausgebildet  wurde. 

I.  Der  Prozefs  im  allgemeinen.  Unter  einem  Prozeß  (processus) 
versteht  man  das  gesetzmäßige  Verfahren,  nach  welchem  eine  Rechtssache 
(causa)  vor  Gericht  verhandelt  und  entschieden  wird. 

Die  Parteien  sind  der  Kläger  (actor)  und  der  Beklagte  (reus).  Der  Kläger 
muß  prozeßfähig  ^  und  prozeßherechtigt  sein.  In  letzterer  Hinsicht  muß  er 
beweisen,  daß  ihm  ein  wirklicher  Anspruch  auf  die  betreffende  Sache  zusteht 
(Aktivlegitimation),  und  zwar  gegen  die  Person,  gegen  w-elche  er  denselben 
verfolgt  (Passivlegitimation).  Nicht  prozeßfähig  sind  die  Minderjährigen  und 
Geisteskranken.  Diese  müssen  durch  einen  Tutor  oder  Kurator  vertreten 
werden  -.  Die  Religiösen  bedürfen,  um  vor  Gericht  auftreten  zu  können,  der 
Erlaubnis  des  Obern  ^.  Prozeßunfähig  sind  auch  die  namentlich  Exkommuni- 
zierten *,  Häretiker,  Apostaten,  Juden  und  Infame  '\ 

Die  Prozesse  werden  eingeteilt  in  ordentliche  (pr.  Ordinarius,  sollemnis) 
und  in  summarische  (pr.  extraordinarius,  summarius,  oeconomicus),  je  nach- 
dem alle  gesetzlichen  Förmlichkeiten  oder  nur  die  absolut  notwendigen  ein- 
gehalten werden. 

Als  Hauptgrundsätze  gelten  die  Schriftlichkeit  des  Verfahrens  und  die 
sogenannte  Verhandlungsmaxime.  Xach  dem  ersteren  Prinzip  sind  alle 
wesentlichen  Akte  schriftlich  zu  formulieren  ^  Xach  dem  letzteren  sind 
die  Parteien  berechtigt,  alles  vorzubringen,  was  sie  zur  Geltendmachung 
ihres  Rechts  oder  zur  Abwehr  des  Angriffs  auf  dasselbe  für  nötig  halten. 
Der  Richter  hat  nur  das  formale  Recht  zu  wahren  und  zu  applizieren : 
Prozeßleitung.  Der  Prozeß  verläuft  in  drei  Etappen:  Vernehmung  der 
Parteien  oder  Schriftenwechsel ;  Beweis-  oder  Hauptverfahren :  Urteil  samt 
Vollzug. 

II.  Der  ordentliche  streitige  Prozeß,  a)  Der  Prozeß  oder  die 
Klage  (actio)  beginnt   mit   der  Einreichung   der   Klageschrift   (libellus)   beim 


^  C.  1,  X  de  aceusat.  V,  1. 

2  C.  14  (1.  3,  D.  XLVIII,  t.  2),  C.  II,  q.  1.  Doch  können  Minderjährige  i.  Ehe-, 
Pfründen-  u.  Patronatssachen  selbständig  auftreten,  wenn  s.  d.  Pubertät  erreicht 
haben.     C.  3  in  VF»  de  judic.  II,  1.     Vgl.  Bd  I,  S.  361  370;  ob.  S.  101  148  f. 

3  C.  12  (Syn.  v.  Chalced.  a.  451,  c.  4),  C.  XVI,  q.  1.  Doch  können  d.  Reh- 
giosen  f.  s.  selbst  Prozesse  geg.  d.  Orden  führen  od.  f.  denselben,  wenn  d.  Obere 
verhindert  ist.  Nonnen  sollen  nicht  v.  Gericht  erscheinen,  sondern  s.  d.  e.  Pro- 
kurator vertreten  lassen.  —  D.  Abt  —  wie  überhaupt  d.  Vorstände  v.  Korpora- 
tionen —  bedürfen  i.  wichtigen  Sachen  z.  Prozeßführung  d.  Zustimmung  d.  Ge- 
meinschaft. 

*  C.  12,  X  de  except.  II,  25.  Dageg.  müssen  sie  als  Beklagte  erscheinen.  C.  7, 
X  de  judic.  II,  1.  Doch  kann  e.  Exkomni.  klagen,  wenn  er  d.  Nichtigkeit  seiner 
Strafe  dartun  will,  wo  es  s.  u.  Gewissens-  u.  Ehesachen  handelt. 

^  C.  25  (Pseudo-Gaius),  C.  II,  q.  7.  C.  11,  X  de  liaeret.  V,  7.  C.  14  (1.  S, 
D.  XLVIII,  t.  2),  C.  II,  q.  1. 

«  0.  11,  X  de  probat.  II,  19. 


326      i^  •  Buch.  D.  Verwalt.  d  Kirche.  3..  Abschn.  2.  Kap  :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

Gericht '.  Diese  muß  den  rechtlichen  und  faktischen  Klagegrund  (funda- 
mentum,  demonstratio)  und  das  Klagebegehren  (petitum,  intentio)  -  enthalten. 
Wenn  die  Klage  den  materiellen  und  formellen  Anforderungen  entspricht  \ 
so  erfolgt  die  Ladung  (citatio)  *  des  Beklagten  des  Inhalts,  sich  innerhalb 
einer  bestimmten  Frist  über  Berechtigung  oder  Nichtberechtigung  der  Klage 
auszusprechen.  Die  Ladung  begründet  die  Litispendenz  \  Die  Antwort  des 
Beklagten,  dahingehend,  daß  er  die  Klage  bestreite  und  sich  auf  die  pro- 
zessuale Entscheidung  einlasse,  bildet  die  Streiteinlassung  oder  Streitbefestigung 
(litis  contestatio)  ^.  Die  Litiskontestation  hat  die  Wirkung,  daß  der  Kläger 
seine  Klage  nicht  mehr  ändern,  sondern  nur  auf  sie  verzichten  kann "'.  Jetzt 
haben  die  Parteien  etwa  auch  den  sogenannten  Kalumnieneid  zu  leisten  ^. 
Bei  der  Streiteinlassung  hat  der  Beklagte  näherhin  anzugeben,  was  er  an 
der  Klage  bejahe  oder  bestreite,  und  seine  etwaigen  Einreden  (exceptiones) '^ 
geltend  zu  machen,  auf  welche  hin  er  die  Abweisung  der  Klage  beantrage. 
Er  kann  auch  eine  Gegen-  oder  Widerklage  (reconventio)  erheben  ^^  Auf 
die  Replik  des  Klägers  kann  eine  Duplik  seitens  des  Beklagten  und  dieser 
wieder   eine   Triplik   von   Seiten   des  Klägers   folgen.     So    ergeben  sich  nach 


'  X  de  libelli  oblat.  II,  3.  D.  Klagen  sind  entw.  dingliche  (actio  in  rem)  od. 
persönliche  (actio  in  personam).  D.  dinglichen  selbst  sind  entw.  possessorische 
(X  de  causa  possess.  11,    12;    Const.  Clem.  II,  3)    od.  Spolienklagen  (C.  II,   q.  2; 

C.  III,  q.   1 ;  X  de  restitut.  spoliat.  II,  13:  Lib.  sext.  11,  5)  od.  vindikatorische  od. 
petitorische. 

^  D,  Petitum  kann  a.  z.  weit  gehen,  u.  zwar:  re,  tempore,  loco,  causa.  X  de 
plus  petit.  II,  11. 

^  Dies  ist  namentl.  nicht  d.  Fall  b.  eingetr.  Verjährung.  Üb.  Verjährungsfristen 
Bd  I,  S.  113f  290  314  363  f  366  481.  Vgl.  Hergenröther-Holl weck,  KR. 
515,  unt.  Bezugnahme  a.  d.  BGB. 

*  D.  Zitation  ist  entw.  e.  dreimalige  dilatorische  od.  e.  einmalige  peremtorische. 

D.  nicht  Erscheinende  ist  contumax. 

^  X  ut  lite  pend.  nil  innov.  II,  16.  Lib.  sext.  II.  8.  Const.  Clem.  II,  5.  D. 
Litispendenz  verhindert  jede  weitere  Veränderung  i.  d.  strittigen  Sache,  z.  B.  d. 
Eintreten  d.  Verjährung. 

^  X  de  litis  contest.  II,  5.  Lib.  sext.  II ,  3.  X  ut  lite  non  contest.  non 
proced.  etc.  II,  6. 

■^  Üb.  d.  Wirkungen  d.  Litiskontestation:  München,  D.  kau.  Gerichtsverfahren 
usw.  2  1  248  ff  257  f:  He  r  ge  n  r  ö  t  h  er- H  o  11  we  c  k  ,  KK.  517f;  Heiner,  KR. 
II«  25. 

^  X  de  juram.  calumn.  II,  7.  Lib.  sext.  II.  4.  D.  Parteien  schwören,  a.  d. 
(rerechtigkeit  ilir.  Sache  z.  glauben,  wissentl.  nichts  Falsches  vorbringen  u.  d. 
Prozeß  nicht  unnötig  i.  d.  Länge  ziehen  z.  wollen.  Immer  findet  d.  Kalumnieneid 
statt  i.  Boatifikations-  u.  KanonisationsprozeL'.. 

»  X  de  except.  II,  25.  Lib.  sext.  II.  12.  Const.  Clem.  II,  10.  Dieselben  sind 
entw.  streit  verzögernde  (exe.  dihitoriae)  od.  streitvernichtonde  (exe.  peremtoriae). 
Z.  letzteren  gehört  d.  except.  rei  judicatao.  rei  transactae  u.  rei  linitae. 

'"  X  de  mut    petit.  II,  4. 


§  171.    Der  streitige  Prozeß.  327 

und  nach  eine  Reihe  von  bestrittenen  und  daher  zu  beweisenden  Tatsachen 
(articuli  probatorii)^ 

b)  Daher  beginnt  jetzt  das  Haupt-  oder  Beweisverfahren.  Hierbei  sind 
von  vornherein  auszuscheiden  Tatsachen,  die  rechtlich  gewiß  sind  durch 
gerichtliches  Geständnis  (confessio)  ^,  oder  die  an  sich  notorisch  sind  ^,  oder 
für  welche  eine  Rechtsvermutung  *  vorliegt.  Alle  andern  Positionen  aber  be- 
dürfen des  Beweises  ^  Die  hierbei  entwickelte  Tätigkeit  heißt  Beweisführung. 
Das  Material,  aus  welchem  die  Beweise  genommen  werden,  sind  die  Beweis- 
mittel^. Der  Kläger  hat  die  Pflicht  der  Beweisantretung,  indem  er  dem 
Richter  zunächst  die  Beweismittel  für  den  vom  Richter  fixierten  Beweissatz 
(thema  probandum)  angibt.  Der  Richter  teilt  diese  der  Gegenpartei  mit  und 
setzt  zur  Lieferung  des  Beweises  einen  Termin  an.  Hier  legt  der  Erst- 
beweispflichtige sein  Beweismaterial  für  den  Hauptbeweis  dem  Richter  vor 
(Beweisproduktion),  das  dieser  aufnimmt  (Beweisaufnahme).  Nach  erfolgter 
Beweisaufnahme  kann  der  Gegner  das  Resultat  durch  Gegenbeweis  auch  in 
einer  Impugnationsschrift  bekämpfen,  w^orauf  die  erste  Partei  in  einer 
Salvationsschrift  usw.  antworten  kann.  Ist  der  ganze  Beweisstoff  erschöpft, 
so  findet  Schluß  des  Verfahrens  statt  durch  Aktenschlußdekret  (conlusio  in 
causa)  und  Rotulierung  der  Akten,  d.  h.  Sammlung  der  aufgelaufenen  Partei- 
schriften und  Protokolle.  Doch  könnte  neues  Beweismaterial  immer  noch 
aufgenommen  werden. 

Wenn  eine  der  Parteien  trotz  peremtorischer  richterlicher  Aufforderung 
ihre  Einreden  oder  Beweise  nicht  oder  nicht  rechtzeitig  vorbringt,  so  zieht 
diese  contumacia  die  Ausschließung  der  nicht  oder  nicht  rechtzeitig  vor- 
gebrachten Einreden  und  die  Fortführung  des  Prozesses  auf  Grund  der  ein- 
seitigen Beweisführung  nach  sich.  Auf  der  dolosen  contumacia,  d.  h.  der 
gänzlichen  Verweigerung  der  Einlassung,   steht  die  Strafe  des  fingierten  Ge- 


'  Es  wird  s.  selten  schon  i.  d.  erst.  Etappe  f.  d.  Richter  solche  Klarheit  üb.  d. 
Tatbestand  ergeben ,  daß  Aktenschluß  (conclusio  in  causa)  u.  Endurteil  (sententia 
definitiva)  erfolgen  kann,  vielmehr  wird  hier  i.  d.  Regel  nur  d.  Interlokut  (sent. 
interlocutoria),  daß  d.  Beweisführung  nunmehr  anzutreten  sei,  erfolgen  können. 

2  X  de  confess.  II,  18.  Lib.  sext.  II,  9.  D.  Geständnis  kann  sein  e.  gerichtl. 
u.  außergerichtl.  (conf.  judicialis,  extrajudic),  e.  unumwundenes  od.  e.  eingeschränktes 
(conf.  pura,  qualificata).  Nur  d.  gerichtl.,  unurawund.  Geständnis,  persönlich  v.  d. 
kompet.  Richter  u.  d.  Gegenpartei  abgelegt,  macht  res  judicata.  C.  4,  X  de  judic, 
II,  1.     C.  S,  X  de  confess.  II,  18. 

3  C.  8,  X  de  cohab.  der.  et  mul.  HI,  2.  D.  Notorietät  ist  entwed.  e.  tatsächl. 
(not.  facti)  od.  e.  gerichtl.  (not.  juris).  D.  Dziatzko,  Doctrina  jur.  canon.  de 
notorio,  1872.  Ders. ,  D.  Notorietät  i.  kan.  Beweisverfahren  (A.  f.  k.  KR.  XL VIII 
[1882]  225  ff).     F.  X.  Heiner,  Urteile  i.  notorio  (Ebd.  XC  [1910]  700  f). 

^  X  de  praesumt.  II ,  23.  D.  praes.  ist  entw.  pr.  hominis  s.  judicis  od.  pr. 
juris.  Letztere  ist  e.  v.  objekt.  Rechte  aufgestellte  u.  bewirkt  d.  rechtl.  Gewißheit 
e.  Tatsache.  Sie  zerfällt  selbst  wieder  i.  d.  pr,  juris  (tantum)  u.  i.  d.  pr.  juris  et 
de  jure.     Erstere  läßt  noch  e.  Gegenbeweis  z.,  letztere  nicht. 

^  X  de  probat.  II,  19.     Const.  Clem.  II,  7.  <^  Darüb.  §  173. 


328      I^'-  t^ucli-  ^-  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kiichl.  Gerichtsbarkeit. 

ständnisses  und  auch  auf  der  kulposen,  wenn  eine  peremtorische  Nachladung 
vorausgegangen,  die  contumacia  von  der  Gegenpartei  angeschuldigt  und  durch 
Interlokut  oder  Zwischenurteil  gerichtlich  erklärt  ist.  Der  wegen  Litisdesertion 
Verurteilte  ist  von  der  Appellation  ausgeschlossen,  nicht  aber  von  der  resti- 
tutio in  integrum  '. 

c)  Nach  Abschluß  des  Beweisverfahrens  erfolgt  der  Entscheid  oder  das 
Endurteil  (sententia  definitiva)  und  der  Vollzug  desselben  -.  Das  Urteil  hat 
innerhalb  zweier  Jahre,  vom  Tage  der  Litiskontestation  an  gerechnet,  zu  er- 
folgen, andernfalls  steht  den  Parteien  das  Recht  der  Appellation  an  den 
höheren  Richter  zu  ^  Es  muß  gerecht,  bestimmt  und  sachgemäß  sein.  Formell 
ist  es  schriftlich  abzufassen,  vom  Richter  in  Gegenwart  der  geladenen  Par- 
teien oder  ihrer  Vertreter  zu  verlesen  und  sodann  den  Parteien  in  Abschrift 
binnen  Monatsfrist  mitzuteilen  *.  In  nichtappellabeln  Sachen  wird  das  Urteil 
sofort,  in  den  andern  erst  nach  Ablauf  der  Berufungsfrist  von  zehn  Tagen 
rechtskräftig  oder  zur  res  judicata '".  Nach  erlangter  Rechtskraft  ist  das 
Urteil  durch  den  ordentlichen  Richter  vollstreckbar  und  kann  mit  Anwendung 
von  kirchlichen  Zwangsmitteln,  eventuell  mit  Unterstützung  des  brachium 
saeculare  ^  exekutiert  werden.  Gegen  Überschreitungen  in  der  Exekution 
steht  Appellation  zu '. 

III.  Der  summarische  streitige  Prozeß.  Das  summarische 
Prozeßverfahren  wurde  von  den  Päpsten  schon  seit  Ende  des  12.  Jahr- 
hunderts, namentlich  seit  Alexander  IIL,  vorbereitet,  durch  Klemens  V.  aber 
definitiv  festgestellt  ^  Dasselbe  ist  gestattet  bef  Ehestreitigkeiten,  bei  Streitig- 
keiten über  die  Besetzung  kirchlicher  Ämter,  über  den  Zehnten,  zwischen 
Ordens-  und  Weltklerus  betreffs  ihrer  Jurisdiktion  und  schließlich  bei  den 
meisten  strittigen  Rechtssachen.  Das  summarische  Verfahren  besteht  in 
möglichster  Beschleunigung  des  Prozesses,  jedoch  so,  daß  alles  Wesentliche 
in  der  Hauptsache  beibehalten  wird,  also  die  Vernehmung  der  Parteien,  das 
Beweisverfahren  und  das  Urteil.  Dagegen  kann  statt  der  Klageschrift  die 
Klage  mündlich  zu  Protokoll  gegeben  und  können  überhaupt  statt  der  schrift- 

^  X  de  dolo  et  contum.  II,  14.  Lib.  sext,  II,  6.  Const.  Clem.  II,  14.  Extrav. 
comm.  II,  3.  X  de  eo,  qui  mitt.  in  possess.  II,  15.  Lib.  sext.  II,  7.  München, 
D.  kan.  Gerichtsverfahren  usw.  ^  I  225  ff  320  ff. 

2  X  de  sent.  et  rc  judic.  II,  27.     Lib.  sext.  II,  14.     Const.  Clem.  II,  11. 

3  Vgl.  ob.  S.  323. 

*  C  1  in  VP°  de  sent.  excomni.  V,  11.  N.  d.  heutig.  Praxis  erfolgt  d.  Publi- 
kation meist  nicht  unmittelbar  v.  d.  Richter  a.  d.  Parteien,  sondern  d.  d.  v.  Gericht 
beauftragte  Dekanat  od.  Pfarramt.  A.  werden  i.  d.  Regel  d.  Entscheidungsgründe 
beigefügt. 

^  Daß  ab.  Ehesachen  ni(;  i.  rem  judicatam  übergehen,  vgl.  ob.  8.  223. 

«  Ob.  S.  318. 

'  C.  5,  X  de  sent.  et  re  judic.  II,  27.  D.  Kosten  bezahlt  i.  d.  Regel  d.  Unter- 
legene.    Heiner,  D.  kirchl.  Zivilprozeß  122  f. 

•*  C.  2  in  Clem.  de  judic.  II,  1.  C.  2  in  Clom.  de  V.  S.  V,  11.  C.  un.  Extrav. 
comm.  de  judic.  II,  1. 


§  172.    Der  Strafprozeß.  329 

liehen  Vorträge  der  Parteien  mündliche  zu  Protokoll  genommen  werden.  An 
Stelle  der  formellen  Litiskontestation  kann  einfache  Streiteinlassung,  d.  h, 
entsprechende  Erklärung  auf  die  hierauf  gehende  Frage  des  Richters  treten. 
Die  Fristen  und  Termine  sollen  abgekürzt,  das  Beweismaterial  womöglich 
auf  einmal,  namentlich  durch  entsprechende  Fragen  des  Richters  und  Aus- 
schluß überflüssiger  Zeugen,  beigeschafft  werden.  Aber  nichtsdestoweniger 
muß  die  Verhandlungsmaxime  oberster  Gesichtspunkt  bleiben,  so  daß  die 
Parteien  sich  voll  erklären  und  verteidigen  können,  wie  auch  durch  schrift- 
liche Aufzeichnung  der  mündlichen  Parteivorträge  das  schriftliche  Verfahren 
vollständig  einzuhalten  ist '. 

§  172. 
Der  Strafprozeß. 

Decr.  Grat.  C.  II — VI.  Decr.  Greg.  IX.  1.  V,  t.  1  de  accusat.,  inquisit.  et  de- 
nuntiat. ;  t.  2  de  calumniat. ;  t.  22  de  collus.  deteg. ;  t.  34  de  purgat.  canon. ;  t.  35 
de  purgat.  civili.     Lib.  sext.  V,  1.     Andere  Titel  sind  gehörigen  Orts  notiert. 

Lit.  §  169  170.  Weit.:  J.  B.  Diaz  de  Lugo,  Practica  criminal.  canon.,  Lugd. 
1554.  A.Villa  gut,  Practica  canon.  criminal.,  Bergam.  1585.  I.  L.  de  Salsedo, 
Practica  criminal.  canon.,  Antv.  1593.  L.  de  Mi  ran  da,  Liber  ord.  judic.  et  de 
modo  proced.  in  caus.  criminal.,  Salmant.  1601.  —  F.  A.  Biener,  Beiträge  z.  Gesch. 
d.  Inquisitionsproz.  u.  d.  Geschworenengerichte,  1827.  K.  Hildenbrand,  D. 
purgatio  canon.  u.  vulgaris,  1841.  W.  H.  Puchta,  D.  Inquisitionsproz.,  1844. 
\V.  Molitor,  Üb.  kan.  Gerichtsverfahren  geg.  Kleriker,  1856.  Ders. ,  Üb.  d. 
strafrechtl.  Procedere  b.  d.  bischofl.  Offizialaten  (A.  f.  k.  KR.  V  [1860]  344  ff  i. 
J.  P.  Marx,  De  denuntiat.  jur.  canon.,  1859.  J.  Feßler,  D.  kan.  Proz.  usw.; 
vgl.  ob.  S.  824.  K.  A.  H.  Kellner,  D.  Büß-  u.  Strafverfahr,  geg.  Kleriker  usw.; 
vgl.  ob.  S.  311.  K.  Groß,  D.  Beweistheorie  i.  kan.  Proz.  I  (1867)  7  ff .  München, 
D.  kan.  Gerichtsverfahren  usw2.  I  (1874)  363  ff.  E.  Katz,  Grundriß  d.  kan. 
Strafrechts,  1881.  F.  Droste,  Kirchl.  Disziplinar-  u.  Kriminalverfahr,  geg.  Geist- 
liche, 1882.  P.  Pierantonelli,  Praxis  fori  ecclesiast.  ad  praesent.  eccles. 
condic.  accommodata,  1883.  Hinschius,  KR.  IV  (1888)  758  ff  770ff  839  ff;  V 
(1895)  337  ff;  VI  1  (1897),  65  ff.  G.  Per  i  es,  La  procedure  canon.  moderne  dans 
les  causes  disciplinaires  et  criminelles,  1898.  F.  Ehr  mann,  D.  kan.  Proz.  u.  d. 
Collectio  Dacheriana  (A.  f.  k.  KR.  LXXVII  [1897]  260  ff).  R.  Schmidt,  D. 
Herkunft  d.  Inquisitionsproz  (Festschrift  d.  Univ.  Freib.  z.  fünfzigjähr.  Regierungsjub. 
d.  Großherzogs),  1902.  H.  Mariotte,  Le  principe  inquisitoire.  Ses  origines,  sa 
nature,  son  evolution  dans  le  droit  fran9ais,  1902.  Gennari  (Kard.),  Sulla  priva- 
zione  del  beneficio  ecclesiastico  e  sul  processo  criminale  dei  chierici  ^,  1905,  H.  U. 
Kantorowicz,  Albertus  Gandinus  u.  d.  Strafrecht  d.  Scholastik,  1907.  F.  Zech- 
bauer, Üb.  Herkunft  u.  Wesen  d.  sizil.  Inquisitionsverfahrens,  1908.  F.  Boriero, 
Manuale  teoretico-practico  per  processo  canonico  criminale  e  disciplinare,  1909. 
Heiner,  D.  kirchl.  Strafprozeß  34  ff.     Weit.  Lit.  unt.  einschläg.  Orts. 


*  Üb.  Anträge  a.  d.  Vatic. :  Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  129.  —  Anders 
ist  d.  streitige  Prozeßverfahren  i.  Ehesachen;  vgl.  ob.  S.  153  ff  220  ff  226  ff  231  ff. 
—  Wieder  anders  ist  d.  Verfahren  v.  d.  röm.  Kongregationen;  vgl.  Bangen,  D. 
röm.  Kurie  10  ff.     Congr.  Ep.  et  Reg.  20.  Juli  1900.     Bd  I,  S.  415  ff. 


330      IV.  Bucli.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap.:  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

I.  Der  ordentliche  Strafprozeß  ^  1.  a)  Die  Form  des  kirchlichen 
Strafprozesses  war  ursprünglich  eine  sehr  einfache.  Nach  erfolgter  Anklage 
hörte  der  Bischof  samt  Presbyterium  den  Ankläger,  den  Beschuldigten  und 
die  Zeugen  und  sprach  nach  Befund  die  Strafe  aus  ^.  Gefordert  Avar  aber, 
daß  wer  seinen  Mitbruder  beim  Bischof  anzeigen  wollte,  ihn  zuvor  unter 
vier  Augen ,  dann  in  Gegenwart  von  Zeugen  gemahnt  hatte  und  erst,  wenn 
das  vergeblich  war,  die  Anzeige  machte  (denuntiatio  evangelica)  ^.  Bei 
notorischen  Sündern  jedoch  mußte  der  Bischof  mit  oder  ohne  vorhergehende 
Mahnung  von  Amts  wegen  einschreiten  *.  Bei  geheimen  Vergehen  war  das 
Verfahren  des  Bischofs  ein  geheimes  '".  Bei  Hartnäckigkeit  wurde  der  Schuldige 
aus  der  Kirche  ausgeschlossen;  andernfalls  übernahm  er  die  Kirchenbuße. 

b)  Seit  dem  4.  Jahrhundert  rezipierte  die  Kirche  den  weltlichen  römischen 
Anklageprozeß  ^.  Danach  reicht  der  Kläger,  der  eine  geeignete  Persönlichkeit 
sein  muß  \  die  Anklageschrift  (libellus  accusatorius)  ein,  bekennt,  den  Straf- 
antrag gestellt  zu  haben  (libellus  inscriptionis),  und  macht  sich  verbindlich, 
die  Anklage  beweisen,  andernfalls  die  auf  das  betreffende  Verbrechen  ge- 
setzlich statuierte  Strafe  (poena  talionis)  auf  sich  nehmen  zu  wollen  ^. 

c)  Unter  dem  Einfluß  des  germanischen  Rechts  entstand  ein  neues 
Prozeßverfahren,  die  purgatio  canonica.  War  der  Angeklagte,  namentlich 
der  angeklagte  Geistliche,  zwar  nicht  überführt  worden,  aber  verdächtig  ge- 
blieben, so  mußte  er  sich  durch  einen  Eid  von  dem  auf  ihm  ruhenden  Ver- 
dachte reinigen.  In  der  karolingischen  Zeit  hatte  der  Angeklagte  das  Recht, 
sich  durch  einen  mit  Eideshelfern  geschworenen  Eid  von  der  Anklage  oder 
dem  Verdachte  zu  befreien.  Konnte  der  Eid  aber  mit  Eideshelfern  nicht 
geschworen  werden,  so  galt  die  Schuld  für  bewiesen.  Hernach  kombinierte 
man  das  römisch -rechtliche  Anklage-  und  das  germanische  Reinigungs- 
verfahren in  der  Weise,  daß  bei  Erbringung  des  Schuldbeweises  durch  den 
Ankläger  die  Verurteilung  des  Angeklagten  ohne  Reinigungseid  erfolgte, 
daß  aber  bei  nicht  voll  geführtem  Schuldbeweis  der  Angeklagte  berechtigt 
und  verpflichtet  war,  den  Reinigungseid  mit  Eideshelfern  zu  schwören.  Seit 
dem  Ende  des  11.  Jahrhunderts  war  der  Reinigungseid  mit  den  Eideshelfern 


'  Z.  Allgem.  üb.  d.  Prozefs  ob.  S.  325. 

2  Tertull. ,  Apolog.  c.  39.     Constit.  Apost.  1.  II,  c.  46  ff. 

3  Mt  18,  15  ft".  C.  18  19  (August.),  C.  II,  q.  1.  H.  Schmidt,  Do  denuntia- 
tiono  cvangelica,  Giss.  1673.  Ch.  F.  .Jan,  Tractatus  jur.-theol.-pract.  de  denuntiat. 
evangel.,  Wittenb.  1673.  J.  V.  B  ech  man  n  ,  Dissertatio  jur.-canon.  ad  c.  Novit .. ., 
cuiiis  occasione  denuntiat.  evangel.  exarainatur  etc.,  Jen.  1674. 

*  C.  15  (Ambr.?),  C.  II,  q.  1. 

*  C.  19  (August,  ca  a.  400),  C.  II,  q.  1. 

«  C.  1  (Syn.  Carthag.  111  a.  391,  c.  7),  C.  IV,  q.  5.  C.  7  (Greg.  I.  a.  603), 
C.  II,  q.  1.  Namentl.  bemühte  s.  Pse  u  d  o  i  s  i  dor  u.  Einführung  d.  Akkusations- 
veifalirens.     C.  4,  C.  11,  q.   1.     C.  5,  C.  II,  q.  3.     C.  5,  C.  III,  q.  6. 

^  Vgl.  Ol).  8.  325.     C.  1  10  13  19  20,  X  de  accusat.  V,  1. 

»  C.  14  21  24,  X  de  accusat.  V,  1.  Üb.  d.  poena  talionis:  C.  V,  q.  6:  C.  14, 
X  de  accusat.  V,  1  ;  C.  5,  X  de  pro(  iiiat.  I,  38. 


§  172.    Der  Strafprozeß.  331 

ein  gemeinrechtliches  Institut  geworden,  das  als  purgatio  canonica  ^  der  im  ger- 
manischen Rechte  üblichen,  von  der  Kirche  aber  ungern  gesehenen  Reinigung 
durch  Zweikampfund  Gottesurteil  (Ordale),derpurgatio  vulgaris,  gegenüberstand-. 
2.  Den  ganzen  mangelhaften  Strafprozeß  reformierte  Innozenz  III.  Neben  das 
bisherige  Verfahren  per  accusationem  und  das  Einschreiten  im  Falle  der  Noto- 
rietät'trat  jetzt  noch  das  Verfahren  per  inquisitionem  und  per  denuntiationem  *. 

>  C.  5  (Greg.  II.  a.  726)  6  7  8  9  (Greg.  1.  a.  592-602),  C.  II,  q.  5.  C.  12 
(Syn.  V.  Mainz  a.  851,  c.  8)  16  (Capit.  Hincm.  a.  852,  c.  22),  C.  II,  q.  5.  H.  Hahn, 
De  purgat.  canon.  et  civili,  Heimst.  1658.  J.  F.  Böckelmann,  Dissertatio  de 
purg.  canon.  et  vulgari,  Heidelb.  1667.  Neb.  d.  ob.  gen.,  grundleg.  Schrift  v. 
K.  Hildenbrand  seien  weit,  angef. :  Gemeiner,  Üb.  d.  Eideshilfe  u.  d.  Eides- 
helfer, 1849.  G.  L.  Strippelman,  D.  Gerichtseid,  8.  Abt.  (1857)  202  ff.  H.  Brun- 
ner, Zeugen-  u.  Inquisitionseid  d.  karol.  Zeit,  1866.  Löning,  Gesch.  d.  deutsch. 
KRs  II  499  ff.  E.  Beaudouin,  Remarques  sur  la  preuve  par  le  serment  du  defen- 
deur  dans  le  droit  francais  (Annales  de  l'Universite  de  Grenoble  VIII  [1896]  407  ffj. 
A.  Esmein,  Le  serment  des  inculpes  en  droit  canon.  Etudes  de  crit.  et  d'bist. 
(Bibl.  de  l'Ecole  d.  haut.  Etud.  Scienc.  relig.  VII  [1896]  231  ff).  Schröder, 
Lehrb.  d.  deutsch.  Rsgschte  (1907)'  84  ff  369  ff  785. 

2  Üb.  d.  Ordalien:  G.  Phillips,  Ordalien  b.  d.  Germanen,  1847.  F.  Dahn, 
Studien  z.  Gesch.  d.  germ.  Gottesurteile,  1857.  F.  Pfalz,  D.  german.  Ordalien, 
1866.  B.  Hilse,  D.  Gottesurteil  d.  Abendmahlsprobe,  1867.  Patetta,  Le  or- 
dalie,  1890.  Ch.  de  Smedt,  Les  origines  du  duel  judiciaire  (Etudes  relig.  LXIII 
[1893]  337  ff).  Ders.,  Le  duel  judiciaire  et  l'Eglise  (Ebd.  LXIV  [1895]  49  ff). 
H.  Nostitz-Rieneck,  Hat  Papst  Eugen  IL  d.  Kaltwasserprobe  bestätigt?  (Z.  f. 
k.  TheoL  XX  [1896]  710  ff ).  Ebd.  719  ff  gute  Bemerkungen  v.  E.  Michael  üb. 
Duell   u.  Ordalien.     Ders.,    Gesch.    d.    deutsch.  Volkes    v.  13.  Jhdt  b.  z.  Ausgang 

d.  MAs^  I  (1897)  320  f.  M.  Hof  mann,  D.  Stellung  d.  Kirche  z.  Zweikampf  b. 
z.  Trienter  Konzil  \Z  f.  k.  Theol.  XXII  [1898]  455  ff).  Vgl.  a.  Stimmen  a.  M.-L. 
1896,  II  569 ff.  A.  Esmein,  Les  ordalies  dans  l'Eglise  gallicane  au  IX®  siecle, 
1898.  Matthias,  Beiträge  z.  Erklärung  d.  germ.  Gottesurteile,  1900.  A.  Saplay- 
r  oll  es,  Recherches  sur  le  duel  judiciaire  et  la  doctrine  ecclesiastique ,  1902. 
L.  Jordan,  D.  fränk.  Gottesgericht  (A.  f.  Kulturgschte  VI  [1908]  265  ff).  E.  Va- 
candard,  L'Eglise  et  les  ordalies  (Etudes  de  crit,  et  d'hist.  relig.  I*  [1909]  189ff). 
A.  Franz,  D.  kircM.  Benediktionen  (1909)  II  307  ff.  J.  Melzer,  D.  Gottes- 
urteile u.  d,  Stellung  d.  Christentums  z.  ihnen,  1910.  R.  Köstler,  D.  Anteil  d. 
Christentums  a.  d.  Ordalien  (Z.  d.  Savigny-Stiftung  f.  Rsgschte,  Kanonist.  Abt.  II 
[1912]  208  ff).  Hauck,  Kgschte  Deutschi.  11^  (1912)  767  ff.  Schröder  a.  a.  0. 
88  f  376  ff  793  L 

»  C.  23,  X  de  elect.  I,  6.  C.  3,  X  de  test.  cogend.  II,  21.  C.  21,  X  de  jurejur. 
II,  24.  C.  8  10,  X  de  cohab.  der.  et  mul.  III,  2.  D.  Verfahren  per  notorietatem 
kann  nicht  als  e.  besonderes  neb.  d.  drei  andern  (per  accusat.,  inquisit.,  denuntiat.) 
gestellt  werden.  D.  Notorietät  überhebt  nur  d.  Beweises.  —  Ebensowenig  ist  d. 
Verfahren  per  exceptionem  e.  besonderes.  E.  solche  exceptio  besteht  dar. ,  daß 
jemand  d.  Ankläger  od.  d.  Bewerber  u.  d.  Ordination  od.  u.  e,  Kirchenamt  d.  Einwand 

e,  begangenen  Verbrechens  entgegenstellt.  C.  2,  §  1 ,  X  de  ordine  cognit.  II,  9. 
C.  1,  X  de  except.  II,  25.     C.  16  23,  X  de  accusat.  V,  1. 

*  C.  16  21  24,  X  de  accusat.  V,  1.  C.  31,  X  de  simon.  V,  3.  E.  mehr 
summarisches    Verfahren    a.    Grund    v.    Denunziation    gab    es    schon    längst.      Daß 


332      IV.  Buch.  D.  Verwalt.  il.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kiichl.  Gerichtsbarkeit. 

(1)  Das  Inquisitionsverfahren  soll  von  Amts  wegen  eintreten  auf  Grund 
einer  clamosa  insinuatio,  d.  h.  von  sich  wiederholenden  Anzeigen  gegen  einen 
Geistlichen,  oder  auf  Grund  einer  publica  fama  von  einem  Vergehen  irgend 
einer  Person.  Vor  allem  hat  hier  der  kirchliche  Obere  zu  entscheiden,  ob 
eine  genügend  begründete  diffamatio  vorliege :  inquisitio  generalis  oder 
famae  K  Ist  dies  der  Fall ,  so  wird  der  Beschuldigte  vorgeladen,  die  An- 
gelegenheit untersucht  (inquisitio  specialis)  und  dem  Angeklagten  Gelegen- 
heit zur  Verteidigung  gegeben-.  Bleibt  Schuld  oder  Unschuld  unentschieden, 
so  kann  dem  Beschuldigten  der  Reinigungseid  auferlegt  werden '.  Wird  der- 
selbe verweigert,  so  gilt  der  Inquisit  für  überführt.  Doch  darf  dann  nicht 
auf  die  strengste  Strafe  erkannt  werden,  sondern  auf  eine  mildere,  so  z.  B. 
beim  Kleriker  auf  depositio  statt  auf  degradatio  *. 

e)  Bei  dem  Verfahren  per  denuntiationem  hat  zunächst  entsprechend 
Mt  18,  15  ff  die  correctio  charitativa  voranzugehen.  Ist  diese  von  Erfolg, 
so  unterbleibt  die  Anzeige  beim  Obern  (denuntiatio  judicialis).  Mehr  noch 
als  beim  Inquisitionsverfahren  ist  es  hier  nur  auf  Besserung,  nicht  auf  Be- 
strafung im  strengen  Sinne  abgesehen.  Daher  trifft  den  Überführten  nicht 
die  Strafe  des  Gesetzes,  sondern  nur  die  Anwendung  eines  Zuchtmittels. 
Mißlingt  der  Beweis  vollständig,  so  soll  den  Angeber  die  Strafe  des  Ka- 
lumnianten treffen  ^ 

o.  Die  Gesetzgebung  der  folgenden  Jahrhunderte  ließ  die  drei  angeführten 
Formen  des  Strafprozesses  unverändert  fortbestehen.  Noch  das  Tridentinum 
führt  sie  sämtlich  auf*.  Tatsächlich  aber  vollzog  sich  eine  Änderung  durch 
den  Gerichtsgebrauch.    Zunächst  verschwand  der  Anklageprozeß  als  unnötig, 


übrigens  d.  K.  hier  Vorgängen  i.  staatl.  Recht  folgte,  vgl.  A.  f.  k.  KR.  LXXXIV 
(1904)  552  ff. 

»  C.  19  21  24,  X  de  accusat.  V,  1. 

^  C.  24,  X  de  accusat.  V,  1.  D.  Inquirierenden  sind  d.  Inquisitionspuukte,  d. 
Urkunden,  Zeugenaussagen  u.  Zeugen  bekannt  z.  geben.  E.  Ausnahme  v.  letzterem 
findet  b.  d.  inquisitio  haereticae  pravitatis  statt,  Avenn  dad.  d.  Zeugen  i.  Gefahr 
kämen.     C.  20  in  Yi'"  de  haeret.  V,  2. 

3  C.  19,  X  de  accusat.  V,  1.  C.  10  12,  X  de  purgat.  canon.  V,  34.  B.  dem  d. 
Häresie  Verdächtigen  findet  i.  dies.  Falle  Abschwörung  statt.  C  8  in  VI'"*  de  haeret. 
V,  2.  A.  Jordan sky,  De  haeresi  abjuranda  quid  statuat  eccl.  cath.,  1822.  E. 
weit.  Eigentümlichkeit  d.  process.  inquis.  haeret.  pravit.  war  d.  Anwendung  tl. 
Tortur.  R.  Quanter,  D.  Tortur  i.  d.  deutsch.  Rechtspflege,  1900.  F.  Holbiug, 
D.  Folter.  Gesch.  d.  Folter  i.  Kriminalverfahren  aller  Völker  u.  Zeiten'*,  1913. 
Hinschius,  KR.  V  481  ff;  VI  1,  346  ff  371  ff.  Heiner,  D.  kirchl.  Strafprozeß 
154  ff.    Weit.  Lit.  üb.  d.  Inquisitionsprozeß  weg.  Häresie  §  17  u.  181. 

♦  C.  21,  X  de  accusat.  V,  1.  C.  30  o2,  X  de  simou.  V,  3.  I.  diesem  Sinne 
bezeichnete  Innoz.  III.  d.  Verfahren  per  inquisitionem  als  quaestio  civilis^  i.  Gegen- 
satz z.  quaestio  criminalis  d.  Akkusation.     C.  32  cit. 

'  C.  14  16  21  24,  X  de  accusat.  V,  1.  C.  31,  X  de  sinion.  V,  3.  C.  2,  X  de 
calumniat.  V,  2.     A.  hier  gab  es  e.  Rcinigungseid. 

«  Sess.  XIII  do  ref.  c.  6. 


§  172.    Der  Strafprozeß.  333 

nachdem  man  seit  dem  15.  Jahrhundert  angefangen  hatte,  durch  den  pro- 
motor  oder  procurator  fiscalis  nach  etwa  begangenen  Vergehen  forschen 
und  bei  dem  Gerichte  anzeigen  zu  lassen  ^  Aus  dem  gleichen  Grunde  hörte 
das  nunmehr  auch  überflüssige  Denunziationsverfahren  auf.  Im  Inquisitions- 
verfahren aber,  das  allein  noch  blieb,  vollzogen  sich  ebenfalls  durch  das 
Institut  des  promotor  fiscalis  bedingte  Veränderungen.  So  fiel  die  insinuatio 
clamosa  oder  die  infamia  als  wesentliche  Vorbedingung  und  die  ganze  pur- 
gatio  canonica,  d.  h.  der  Reinigungseid  mit  den  Eideshelfern,  heraus.  In 
Wirklichkeit  war  dann  das  Inquisitionsverfahren,  da  von  Rom  keine  all- 
gemeine Neuregelung  erfolgte,  sehr  verschieden  ^.  Schließlich  konnte  man 
bei  den  seit  der  Säkularisation  mangelnden  Organen  und  Mitteln  an  den 
Ordinariaten  ein  vollständiges  Inquisitionsverfahren  gar  nicht  mehr  durch- 
führen, sondern  nur  noch  das  Wesentliche  daraus  beibehalten. 

Daher  hat  der  Apostolische  Stuhl,  entsprechend  den  Wünschen  der  Bi- 
schöfe ^  nach  verschiedenen  kleineren  hierauf  bezüglichen  Verordnungen  * 
unter  dem  11.  Juni  1880  eine  Anweisung  erlassen,  worin  unter  Beibehaltung 
der  wesentlichen  Grundsätze  des  kanonischen  Inquisitionsprozesses,  so 
namentlich  der  Schriftlichkeit,  ein  summarisches  Prozeßverfahren  in  Dis- 
ziplinar- und  Strafsachen  der  Geistlichen  vorgeschrieben  wird^  Doch  kann 
<lasselbe  auch  Anwendung  finden  gegen  Laien  und  will  dadurch  dem  ordent- 
lichen Inquisitionsverfahren,  wo  es  noch  durchgeführt  werden  kann,  nicht 
derogiert  werden^. 

IL  Der  summarische  Strafprozeß'.  Vor  allem  unterscheidet  die 
Instruktion  außergerichtliches  und  gerichtliches  Verfahren.  Zum  ersteren 
gehören  die  monitio  patema  und  die  suspensio  ex  informata  conscientia; 
zum  letzteren  die  monitio  canonica  und  das  gerichtliche ,  wenn  auch  sum- 
marische Strafverfahren. 

a)  Die  Obern  sollen  nach  Möglichkeit  bemüht  sein,  dem  Übel  vorzubeugen. 
Mittel  hierzu  sind  geistliche  Übungen,   väterliche  Ermahnungen  (monitio  pa- 


'  Üb.  d.  promotor  fiscalis  vgl.  ob.  S.  319,  A.  4. 

2  E.  Darstellung  d.  sollennen  Inquisitionsprozesses  siehe  i.  Kircheulexikon  - 
s.  V.  Prozeßverfahren  111,  B.     Vgl.  a.   Vering,  KRJ  745  ff. 

*  So  a.  d.  Vatic.  L  ämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  129. 

*  S.  C.  de  Prop.  Fide  21.  April  1851;  4.  Aug.  1853;  20.  Juli  1878. 

*  Näherhin  erließ  d.  C.  Ep.  et  Reg. :  Istruzione  alle  curie  ecclesiastiche  sulle 
forme  di  procedimento  economico  nelle  cause  disciplinari  e  criminali  dei  chierici 
(Anal.  jur.  pontif.  1881,  ser.  20,  p.  611  ff).  Lateinisch  i. :  Acta  S.  Sedis  XIII, 
324  ff;  D  roste,  Kirchl.  Disziplinar-  u.  Kriminalverfahr,  geg.  GeistHche  186  ff': 
Peries,  La  procedure  canon.  moderne  327  ff;  Heiner,  D.  kirchl.  Strafprozeß 
201  ff.     Deutsch  i.  A.  f.  k.  KR.  XLVI  (1881)  3  ff . 

^  §  9  10  d.  Instruktion.  D.  Instrukt.  ist  zwar  zunächst  nur  f.  Italien  erlassen, 
kann  ab.  ohne  Bedenken  d.  d.  ganze  Kirche  hin  angewandt  werden.  D,  Dekret 
ders.  Kongregation  v.  14.  Jan.  1882  wurde  sie  ausdrückl.  a.  f.  Frankreich  kon- 
zediert. 

^  Heiner  a.  a.  0.  90  ff. 


334      I^^-  Bi^ch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

terna)  und  Anweisungen.  Diesen  Maßnahmen ,  gegen  welche  dem  An- 
geschuldigten die  Verteidigung  zusteht,  muß  eine  summarische,  jedoch  außer- 
gerichtliche Feststellung  des  Tatbestandes  vorausgehen  K 

b)  Außerdem  gesteht  die  Instruktion  -  nach  älteren  Vorgängen  unter  Be- 
rufung auf  das  Tridentinum  ^  dem  Bischof  das  Recht  zu,  strafwürdige  Kleriker 
bei  schweren  *,  geheimen  ^  Vergehen,  für  welche  einen  gerichtlichen  Beweis 
zu  erbringen  physisch  oder  moralisch  unmöglich  ist,  ohne  förmliche  Unter- 
suchung und  ohne  richterliche  Sentenz  auf  wohlbegründete  moralische  Über- 
zeugung hin  ab  ordine  oder  ab  officio,  nicht  aber  a  beneficio  ^  auf  bestimmte 
Zeit  (nicht  über  sechs  Monate) '  schriftlich,  aber  ohne  Einregistrierung  auf 
der  bischöflichen  Kanzlei  ®  zu  suspendieren :  suspensio  ex  informata  con- 
scientia.  Der  Bischof  muß  sich  aber  von  der  Schuld  in  verläßlicher  Weise 
überzeugt  haben ;  denn  dem  Suspendierten  steht  der  Rekurs  an  den  Aposto- 
lischen Stuhl  zu,  welcher  Rekurs  jedoch  keinen  Suspensiveö'ekt  hat  ^ 


^  §  1 — 5.  D.  monitio  paterna  darf  dah.  nicht  a.  d.  bischöfl.  Kanzlei  einregistriert 
werden.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  7.  Sept.  1881.  Dageg.  wird  s.  d.  Bischof  e.  privaten 
Vermerk  machen. 

'  §  9. 

3  C.  5,  X  de  temp.  ordinal.  I,  11,  Trid.  sess.  XIV  de  ref.  c.  3.  Pius  VI., 
„Auctorem  fidei"  v.  28.  Aug.  1794,  Prop.  damn.  n.  49  50.  D  enzinger- Bann- 
wart, Enchiridion '2  Nr  1549  1550.     Vgl.  Bd  I,  S.  229. 

*  Nicht  ist  sie  erlaubt  b.  leicht,  od.  bürgerl.  Vergehen.  S.  C.  Conc.  9.  Mai  1744; 
13.  März  1753;  3.  Dez.  1757;  13.  Sept.  1800. 

^  N.  S.  C.  Conc.  27.  Febr.  1875  u.  S.  C.  de  Prop.  Fide  20.  Okt.  1884  kann 
diese  Suspension  a,  Anwendung  finden,  wenn  öffentl.  Vergehen  ni.  geheimen  kon- 
kurrieren.    D.  Instruktion  redet  nur  v.  geheimen. 

«  S.  C.  Conc.  9.  April  1892  (A.  f.  k.  KR.  LXX  [1893]  415  fl"). 

■^  S.  C.  Conc.  28.  Mai  1853;  20.  Dez.  1873.    S.  C.  de  Prop.  Fide  20.  Okt.  1884. 

^  S.  C.  Conc.  11.  Aug.  1758. 

^  Ü.  etwaige  Verantwortung  d.  Bischofs:  S.  C.  Conc.  23.  Juli  1803;  26.  Febr. 
1853.  S.  C.  de  Prop.  Fide  20.  Okt.  1884.  —  F.  Roth,  Üb.  d.  sententia  ex  in- 
formata conscientia  i.  Strafverfahr,  geg.  Kleriker,  1856.  W.  Molitor,  Üb.  d.  sent. 
ex  inform,  consc,  1856.  Roth,  Antwort  a.  d.  Erwiderung  d.  H.  W.  Molitor  be- 
treffs d.  sent.  ex  infonn.  consc,  1856.  S.  Palottini,  Pugna  jur.  pontif.  statuentis 
Susp,  extrajudicialiter  s.  «'X  inform,  consc.  etc.,  1863.  Vgl.  a.  dess.  Abhandlungen 
i.  Anal.  jur.  pontif.  1864,  563  ff ;  1867,  449  ff.  K  Braun,  De  susp.  ex  inform, 
coosc.  etc.,  1868.  A.  Arndt,  D.  susp.  ex  inform,  consc.  (A.  f.  k.  KR.  LXXIll 
[1895]  141  ff).  Ders.,  D.  susp.  ex  inform,  consc.  (Pastor  bonus  XVI  [1903/04] 
481  ff).  G.  M.  Fioronza,  Le  sospensioni  ex  inform,  consc,  1906.  [Will  beweisen, 
daß  d.  Strafe  a.  b.  öffentl.  Vergehen  f.  s.  allein  angewandt  werden  dürfe.  D.  Beweia 
ist  nicht  gelungen.]  F.  Bourret,  Des  sentences  ecclesiastiques  dites  „de  con- 
science  inform^c" ,  1909.  Vgl.  noch :  Molitor,  Üb.  kan.  Gerichtsverf.  221  ff ; 
Kober,  D.  Suspension  (1862)  65  0":  Drostc,  Kirchl.  Disziplinar-  u.  Kriminal- 
verfahr, geg.  Geistliche  81  ff ;  P  i  eran  ton  c  1 1  i ,  Praxis  fori  ecclesiastici  234  ff ; 
P^ries,  La  procodure  canon.  moderne  156  ff:  Heiner,  D.  kirchl.  Strafprozeß 
96  ff.    —    B.    d.    staatl.    Vorschriften    üb.    geordn.    prozessual.    Vorfahren    (vgl.    ob. 


§  172,    Der  Strafprozeß.  335 

c)  Die  monitio  canonica  erfolgt  nach  amtlicher  Untersuchung  entweder 
in  väterlicher  und  geheimer  oder  in  gerichtlicher  Form.  Damit  sie  auf  jeden 
Fall  bewiesen  werden  kann,  ist  darüber  eine  Urkunde  aufzunehmen.  Bleibt 
nämlich  die  väterliche  Ermahnung  fruchtlos,  so  läßt  der  Bischof  dem  Delin- 
quenten durch  den  Gerichtshof  eine  entsprechende  Weisung  unter  Androhung 
von  Kirchenstrafe  zugehen.  Diese  Weisung  ist  dem  Betreffenden  durch 
den  kirchlichen  Notar  in  Gegenwart  de^  Generalvikars  oder  zweier  Zeugen 
mitzuteilen.  Über  den  Vorgang  wird  ein  von  den  Gegenwärtigen  zu  unter- 
zeichnendes Protokoll  aufgenommen.  Auch  kann  der  Generalvikar,  wenn 
nötig,  die  Zeugen  eidlich  zur  Wahrung  des  Geheimnisses  verpflichtend 

d)  Sind  die  angefühi'ten  Arten  von  Verfahren  aus  irgend  welchem  Grunde 
unzulänglich,  so  tritt  der  summarische  Strafprozeß  ein.  Derselbe  wird  in- 
struiert entweder  von  Amts  wegen  oder  infolge  einer  Beschwerdeschrift  oder 
Klage  oder  sonstwie  erhaltener  Kunde  ^.  Die  Führung  des  Prozesses  kann 
vom  Bischof  einem  tüchtigen  und  geeigneten  Geistlichen,  dem  ein  Aktuar 
beigegeben  wird,  übertragen  werden  ^.  Zum  Schutze  des  Gesetzes  muß  am 
Gerichtshof  ein  promotor  fiscalis  sein  *.  Hat  man  keine  Gerichtsboten,  so 
macht  man  die  Zustellungen  in  der  Weise,  die  am  meisten  Sicherheit  bietet  '\ 
Die  Wirklichkeit  des  Verbrechens  w^rd  konstatiert  durch  authentische  Er- 
kundigungen oder  außergerichtliche  Geständnisse  oder  Zeugenaussagen '. 
Damit  aber  der  Angeschuldigte  für  wirklich  schuldig  gehalten  werden  kann, 
bedarf  es  einer  Evidenz  der  Tatsachen  oder  wenigstens  einer  moralischen 
Gewißheit  ^  Die  Belastungs-  wie  die  Verteichgungszeugen  müssen  einzeln 
und  unter  einem  Eid  vernommen  werden,  welcher  Eid  auch  auf  die  Geheim- 
haltung erstreckt  werden  kann  ^.  Abwesende  oder  in  einer  andern  Diözese 
befindliche  Zeugen  sollen  an  Ort  und  Stelle  vernommen  werden  ^  Wenn 
notwendige  Zeugen  nicht  verhört  werden  können,  soll  dies  in  den  Akten 
bemerkt  und  der  Mangel  womöglich  durch  Beiziehung  anderer  Zeugen  aus- 
geglichen werden  ***.  Ist  alles  genügend  gesammelt,  um  die  Tat  und  Schuld 
festzustellen,  so  wird  der  Beschuldigte  zum  Verhör  vorgeladen  ^^  In  der 
Vorladung  werden,  soweit  das  klugerweise  geschehen  kann,  die  vorliegenden 
Beschuldigungen  angegeben ,  andernfalls  folgt  bloße  Ladung  wegen  vor- 
handener Anklage  ^-,  Weigert  sich  der  Vorgeladene,  sich  zu  stellen,  so  wird 
er  nochmals ,  und  zwar  peremtorisch  zitiert,  und  wenn  er  wieder  nicht  er- 
scheint,  als  contumax  behandelt,    außer  er   weise  ein  gesetzliches  Hindernis 


S.  318)  dürfte   f.    d.   susp.    ex    inform,    consc.    b.   uns   kaum   staatl.  Hilfe    gewährt 
werden.     Also  ist  sie  nicht  praktisch  brauchbar.     Friedberg,  KR.  ^  326, 

*  §  6 — 8.     K.  Mendelssohn-Barthold y,  De  monitione  canonica,  1860. 
5  §  11.  M  12.  *  §  13.  ^  §"^14. 

•  §  15.  Es  gibt  ab.  e.  Verjährung  gewiss.  Vergehen  u.  Verbrechen  a.  b. 
kirchl.  Gericht.  Instructio  S.  C.  Ep.  et  Reg.  v.  22.  März  1898  (A.  f.  k.  KR. 
LXXXVIII  [1898]  516  ff). 

^  §  16.  «  §  17  18.  ""  §  19.  '"^  §  20.  "  §  21. 

»'  §  22  23. 


336      IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

nach  '.  Erscheint  er  aber  und  macht  Angaben  ,  so  müssen  auch  diese  noch 
untersucht  werden-.  Nun  wird  zur  „contestatio  facti  criminosi'' ,  zur  Kon- 
statierung des  Vergehens  durcli  soweit  möglich  persönliche  Zeugenkonfronta- 
tion, geschritten  ^  Hierbei  kann  sich  der  Angeklagte  auch  verteidigen,  ja  er 
kann  einen  neuen  Termin  fordern  zur  weiteren  mündlichen  Verteidigung  und 
zur  Einreichung  einer  schriftlichen  Verteidigung  *.  Nach  Beendigung  der 
Untersuchung  fertigt  der  Aktuar  eine  Zusammenstellung  (compendium,  re- 
strictus)  der  wesentlichen  Ergebnisse  derselben  '\  In  der  bevojstehenden 
Schlußverhandlung  kann  der  Beschuldigte  sich  selbst  verteidigen  oder  sich 
verteidigen  lassen  durch  einen  Kleriker  oder  Laien,  der  aber  vom  Bischof 
zugelassen  sein  muß^.  Wäre  kein  Verteidiger  da,  so  würde  ein  solcher  von 
Amts  wegen  gestellt  \  Der  Verteidiger  ist  berechtigt,  aus  den  Akten  voll- 
ständige Kenntnis  des  Falles  sich  zu  verschalten,  kann  aber  vom  Bischof 
eidlich  zur  Geheimhaltung  verpflichtet  werden  ^  Die  Untersuchungsakten  mit 
dem  Auszug  werden  ebenso  dem  promotor  fiscalis  und  dem  Bischof  übergeben, 
welch  letzterer  den  Tag  für  die  Schlußverhandlung  festsetzt,  wovon  auch 
der  Angeklagte  in  Kenntnis  zu  setzen  ist^  Diese  Verhandlung  findet  vor 
dem  Generalvikar  in  Gegenwart  des  promotor  fiscalis,  des  Verteidigers  und 
Aktuars  statt.  Nach  den  Auseinandersetzungen  des  promotor  fiscalis  und 
der  Rede  des  Verteidigers  verkündigt  der  Generalvikar  das  Urteil,  welches 
dem  Sekretär  diktiert  wird  mit  ausdrücklicher  Erwähnung  des  zur  Anwendung 
kommenden  Strafgesetzes  '^.     Dem  Verurteilten  steht  die  Appellation  frei. 

§  173. 
Die  Beweismittel. 

Decr.  Grat.  C.  111,  q.  5.  Decr.  Greg.  IX.  1.  II,  t.  19  de  probat;  t.  20  de  test. 
et  attest, ;  t.  21  de  test.  cogend.  vel  non;  t.  22  de  fide  instrum. ;  t.  23  de  praesumpt. ; 
t.  24  de  jurejur.     Lib.  sext.  11,  10  II.     Const.  Clem.  II,  7  8  9. 

Lit.  §  169  171  172.  Weit.:  A.  Hammer,  De  eo,  quod  jure  caDoii.  .  .  .circa 
probationes  generatiin  et  in  specie  circa  probat,  per  testes  justum  est,  Bamb.  1741.  — 
P.  Hinschius,  Beiträge  z.  Lehre  v.  d.  Eidesdelation,  1860.  K.  Groß,  D.  Beweis- 
theorie i.  kan.  Prozeß  I  (1867)  99  ff;  II  (1880)  I  ff.  [Vortrefflich.]  München. 
D.  kan.  Gerichtsverfahr.  usw.  ^  I  (1874)  98  ft".  F.  Porsch,  Die  Bedeutung  d.  Be- 
weises d.  Indizien  i.  kirchl.  Gerichtsverfahren,  inshes.  i.  Strafverfahren,  1876.  Hin- 
schius, KR.  VI  1  (1897),  95  ff".  Heiner,  D.  kirchl.  Zivilprozeß  82  ff.  Der.^., 
D.  kirchl.  Strafprozeß  61  ff. 


'  §  24.  2  §  26. 

^  §  26.     Diese  Zeugenkonfroutatiou  ist  wesentl.  Sollemnität. 
*  §  27  28.     Damit  beginnt  d.  Defensivprozeß  gegenüb.  d.  Offensivprozeß. 
^  i?  29.  «  §  30.  •  §  31.  »  §  32.  »  §  33. 

'"  §  34  35.  D.  Schluß  d.  Instruktion,  §  48,  nimmt  a.  d.  Fall  Bezuic.  daß  e. 
Geistl.  weg.  gemeinen  Verbrechens  bereits  v.  d.  weltl.  Gericht  gezogen  wurde,  u. 
weist  i.  §  44  d.  Bischöfe  a.,  i.  zweifelhaften  Fällen  s.  a.  d  C.  Ep.  et  Reg.  z.  wen- 
«len.  Ib.  event.  staatl.  Mitwirkung  z.  Ausführung  d.  Urteils  vgl.  oh.  »S.  318. 


§  173.    Die  Beweismittel.  337 

Parteibehauptungen,  die  nicht  an  sich  rechtlich  gewiß  sind ,  bedürfen 
des  gerichtlichen  Beweises.  Das  Material,  aus  welchem  die  Beweise  ordent- 
licherweise genommen  werden ,  sind  die  Beweismittel.  Als  solche  dienen 
Zeugen,  Urkunden,  Eid,  richterlicher  Augenschein,  Gutachten  Sachverständiger 
und  Indizien. 

1.  Die  Zeugen  sind  entweder  testes  de  visu  oder  de  auditu  oder  de 
credulitate.  Die  ersteren  haben  ihr  Wissen  aus  eigener  Wahrnehmung,  die 
zweiten  vom  Hörensagen.  Die  dritten  bekunden  bloß  ihr  subjektives  Für- 
wahrhalten einer  Tatsache  K  Das  Hörensagen  ist,  wo  es  sich  um  nichts 
anderes  handelt  als  um  die  Konstatierung  dessen,  was  andere  gesagt  haben, 
so  bei  Verjährung,  bei  Verwandtschaft  und  Schwägerschaft,  ein  vollgültiger 
Beweis  '^.  Das  Zeugnis  der  testes  de  credulitate  hat  keine  Beweiskraft ;  doch 
können  solche  Aussagen  eventuell  zu  einem  Beweise  führen,  indem  sie  eine 
Präsumption  bewirken  ^ 

Hinsichtlich  der  Eigenschaften  unterscheidet  man  klassische,  unfähige 
und  verdächtige  Zeugen.  Ein  klassischer  Zeuge  (testis  omni  exceptione  major) 
ist  ein  solcher,  der  den  Inhalt  seiner  Aussage  selbst  wahrgenommen  hat  und 
das  Wahrgenommene  getreu  mitteilen  will.  Unfähige  Zeugen  sind  schon  aus 
natürlichem  Grunde  (ex  natura)  Blinde  für  Gesehenes,  Taube  für  Gehörtes, 
Stumme,  Easende,  Wahnsinnige  *,  Blödsinnige.  Ex  lege  sind  unfähig :  Un- 
mündige bis  zum  vollendeten  vierzehnten  Lebensjahr  ^,  Geistliche  hinsichtlich 
des  in  der  Beicht  Mitgeteilten  ^,  Sklaven  ',  Infame  ^  Exkommunizierte^  Ketzer, 
Juden  und  Ungläubige  gegenüber  von  Christen  ^°,  Meineidige  ^S  diejenigen, 
welche  wegen  eines  Verbrechens  in  Untersuchung  stehen  oder  verurteilt  wur- 
den ^-,  jene,  welche  sich  haben  bestechen  lassen  ^^  Verdächtige  Zeugen  sind : 
die  Parteien  selbst  samt  ihren  Advokaten,  Kuratoren  und  Tutoren  ^^,  die 
Mitschuldigen  und  alle,  welche  sich  in  ähnlichen  Streitverhältnissen  be- 
finden ^^  die  Verwandten  und  Verschwägerten,  und  zwar  sind  die  Aszendenten 
und  Deszendenten  unfähig  zimi  Zeugnis  gegeneinander,  verdächtig  im  Zeugnis 
füreinander'^,  die  Hausgenossen  und  Dienstboten'",   die   schweren  Feinde '^ 


^  C.  7,  §  3  (Greg.  1.  a.  603),  C.  II,  q.  1.  C.  15  (Pseudo- C  alixt.),  C.  III, 
q.  9.     C.  27  33  47,  X  de  test.  et  attest.  II,  20. 

2  C.  5  27  47,  X  h.  t.  II,  20.  ^  c.  13,  X  de  probat.  II,  19. 

*  Anders  b.  lucida  intervalla.  ^  C.  14—16,  C.  XXII,  q.  5. 

6  Vgl.  ob.  S.  51  ff.  "  C.  10,  X  de  V.  S.  V,  40. 

8  C.  54,  X  h.  t.  II,  20.  ■*  C.  8  in  Vr°  de  sent.  exeomm.  V  11. 

'0  C.  1,  X  de  haeret.  V.  7.   Vgl.  ob.  S.  286,  A.  1.  ''  C.  9,  X  h.  t.  II,  20. 

'^  C.  13,  X  h.  t,  II,  20.  '3  C.  9,  X  h.  t.  II,  20. 

'*  C.  6,  X  h.  t.  II,  20.  C.  3  in  VP^  h.  t.  II,  10.  Doch  ist  e.  Mitglied  e.  Kor- 
poration, e,  Geistl.  e.  Kirche  nicht  schon  desweg.  suspekt .  weil  s.  Korporation,  s. 
Kirche  i.  d.  Prozeß  verwickelt  ist.     C.  6  cit. 

>5  C.  10.  20,  X  h.  t.  II,  20. 

'«  C.  3,  §  34  (Dict.  Grat),  C.  IV,  q.  2  3.  C.  22,  X  h.  t.  II,  20.  Anders  i. 
-Ehesachen;  vgl.  ob.  S.  222. 

»'  C.  24,  X  h.  t.  II,  20.  '^  C.  32.  X  de  simon.  V,  3. 

Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    II..  3.  Aufl.  22 


338    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

tue  Laien  gegen  Kleriker  im  Akkusationsprozeß  *.  Doch  kann  der  Richter 
auch  testes  suspecti  vernehmen  und  in  sehr  schweren  Fällen  sonst  unfähige 
Zeugen  zulassen  -. 

Wer  Zeugnis  ablegen  kann  und  darf,  der  ist  im  öffentlichen  Interesse 
auch  dazu  verpflichtet,  und  der  Richter  kann  ihn  unter  Androhung  von  Zen- 
suren dazu  zwingen  ^,  Zwei  exzeptionsfreie  oder  klassische  Zeugen  machen 
einen  vollen  Beweis  (probatio  plena)  \  Ein  klassischer  Zeuge  macht  nur 
einen  halben  Beweis  (pr.  semiplena),  außer  die  Parteien  seien  dahin  über- 
eingekommen, oder  es  bezeuge  eine  Amtsperson  etwas,  was  sie  in  ihrer  amt- 
lichen Eigenschaft  wahrgenommen  hat  (testis  qualificatus)  ^  Das  kanonische 
Recht  gestattet  eine  dreimalige,  ja  unter  Ablegung  eines  Kalumnieneides 
eine  viermalige  Zeugenproduktion.  Doch  sollen  nicht  über  vierzig  Zeugen 
produziert  werden.  Immerhin  könnte  der  Richter  über  diese  Zahl  zulassen, 
wie  er  umgekehrt  eine  übermäßige  unnötige  Zeugenproduktion  zurückweisen 
kann,  und  zwar  schon  bei  der  zweiten  Aufführung  derselben ^  Auf  die 
productio  testium  folgt  deren  receptio,  bestehend  in  Beeidigung  und  Verhör. 
Die  Beeidigung  der  Zeugen  ist  wesentlich ''.  Das  Verhör  wird  mit  jedem 
Zeugen  abgesondert  und  in  Abwesenheit  der  Parteien  vorgenommen  ^  Dabei 
hat  der  Richter  auch  nach  dem  Wissensgrund  zu  forschen,  d.  h.  danach,  woher 
der  Zeuge  sein  Wissen  habe  ^  Die  Zeugenaussagen  werden  zu  Protokoll  ge- 
nommen. Nach  dem  Zeugenverhör  folgt  die  Publikation  der  Zeugenaussagen 
an  die  Parteien.  Folge  derselben  ist  wenigstens  für  die  Regel,  daß  gegen 
die  vernommenen  Zeugen  keine  Exzeptionen  mehr  gemacht  werden  können  ^^, 
daß  über  die  Punkte,  in  welchen  sie  vernommen  wurden,  keine  neuen  Zeugen 
mehr  vorgeschlagen  werden  dürfen,  wohl  aber  für  andere  Punkte^*.  Zum 
Abschluß  folgt  die  Würdigung  der  Zeugenaussagen.  Lauten  die  Aussagen 
verschieden,  so  gilt  als  Hauptregel,  daß  die  Zeugen  nicht  zu  zählen,  sondern 
zu  wägen  sind. 

2.  Die  schriftlichen  Urkunden  (instrumenta,  documenta)  sind  entweder 
öffentliche    (publica)    oder    private    (privata),    je    nachdem    sie   mit   den   not- 

'  C.  14,  X  h.  t.  11,  20.    Vgl.  Bd  I,  S.  248. 

2  C.  1,  X  de  confess.  II,  18.     C.  5  in  VP°  de  haeret.  V,  2. 

5  C.  1  3  5  9  10,  X  de  test.  cogend.  II,  21.  F.  entstandene  Auslagen  ist  Eut- 
schädiguDg  z.  leisten.     C.   11,  §  8  in  Vl*°  de  rescr.  I,  3. 

*  Mt  18,  16.     2  Kor  13,  1.     C.  23,  X  h.  t.  11,  20. 

■•  C.  28,  X  h.  t.  II,  20.     C.  23,  X  de  elect.  I,  6. 

''  C.  15  37  55,  X  h.  t.  II,  20.  S.  C.  Conc.  27.  Jan.  1866.  F.  gewisse  Fälle 
war  e.  bestimmte  Zahl  v.  Zeugen  vorgeschrieben,  so  h.  Verurteilung  v.  Kardinälen, 
Bischöfen,  Priestern.     Vgl.  SUgmüUer,  D.  Tätigk.  u.  Stell,  d.  Kard.  151. 

'  C.  51,  X  h.  t  II,  20.  Jedoch  konnte  m.  Einverständnis  d.  Parteien  i.  Streit- 
sachen d.  Beeidigung  unterlassen  werden.     C.  39,  X  h.  t.  II,  20. 

"  C.  52,  X  h.  t.  K,  20.  «  C.  3,  §  32  (Dict.  Grat.l,  C.  IV,  q.  2  3. 

•«  C.  31,  X  h.  t.  II,  20. 

"  C.  19  25,  X  h.  t.  II,  20.  C.  2  in  Clem.  h.  t.  II,  8.  Ausnahmen  sind  ab.  zu- 
gestanden: C.  9  48,  X  li.  t.  II,  20;  c.  15,  X  de  probat.  II,  19. 


§  173.    Die  Beweismittel.  339 

wendigen  Formalitäten  von  einem  öffentlichen  Beamten  oder  einer  privaten 
Person  verfaßt  sind  S  oder  sie  sind  an  sich  nur  Privaturkunden,  werden  aber, 
weil  von  drei  Zeugen  unterzeichnet,  zu  documenta  quasi  publica  ^.  Eine  Ur- 
kunde kann  Original  oder  Kopie  sein,  und  letztere  selbst  kann  von  einer 
zuständigen  Behörde  als  mit  dem  Original  gleichlautend  beglaubigt  oder 
bloße  Abschrift  sein  ^.  Die  öffentliche  Urkunde  macht,  wenn  sie  echt  ist, 
vollen  Beweis  für  und  gegen  jedermann  *,  ohne  aber  einen  Gegenbeweis 
auszuschließen  ^.  Dabei  ist  gleichgültig,  ob  sie  im  Original  oder  in  gehörig 
beglaubigter  Abschrift  vorliegt  ^.  Die  Echtheit  von  Privaturkunden  muß, 
wenn  sie  angefochten  wird,  vom  Produzenten  entweder  durch  Schrift- 
vergleichung oder  durch  Zeugen  bewiesen  werden.  Der  Inhalt  von  verloren 
gegangenen  oder  vernichteten  Urkunden  kann  durch  Zeugen  oder  andere 
Mittel  erwiesen  w^erden  \  Zur  Vorlage  der  Instrumente  ist  der  Kläger  zum 
Zwecke  der  Begründung  seines  Rechtsanspruches  gehalten  \  Der  Beklagte 
dagegen  ist  nicht  verpflichtet,  das  bei  ihm  befindliche  Urkundenmaterial  dem 
Kläger  auszuliefern  ^ ;  doch  könnte  dessen  Herausgabe  vom  Gericht  erzwungen 
werden,  wenn  es  beiden  Parteien  gleichmäßig  gehören  würde  ^^ 

3.  Die  gerichtlichen  Eide  sind  entweder  Haupteide  (Schiedseid,  frei- 
williger Eid,  juramentum  decisorium,  voluntarium)  oder  Xebeneide  (Er- 
gänzungseid, Reinigungseid,  jur.  suppletorium,  purgatorium,  necessarium). 

Der  Haupteid  soll  eine  gar  nicht  versuchte  oder  ganz  mißlungene  Be- 
weisführung ersetzen.  Es  kann  nämlich  der  beweispflichtige  Kläger  anstatt 
des  Beweises  dem  Beklagten  den  Eid  zuschieben  (jur.  delatum)  in  dem 
Sinne,  daß,  weiin  der  Delat  ihn  schwöre,  der  Anspruch  des  Deferenten  als 
unbegründet  erwiesen  sein,  umgekehrt  aber  die  Weigerung  zu  schwören  einem 
Geständnis  gleich  sein  solle,  so  daß  die  zuschiebende  Partei  der  Beweispflicht 
enthoben  ist.  Anstatt  aber  den  zugeschobenen  Eid  zu  leisten,  kann  der  Be- 
klagte dem  Kläger  ein  juramentum  relatum  abverlangen,  d.  h.  den  Eid  zurück- 
schieben ,  so  daß  der  Kläger  die  Klage  als  rechtlich  begründet  beschwören 
muß.    Weigert  er  sich  dessen,  so  hat  er  den  Prozeß  verloren  ^\     Doch  war 


»  Nov.  44;  73,  c.  5.  C.  3  in  YP"  de  sent.  et  re  judic.  II,  14.  C.  2  9  15,  X 
de  fide  instrum.  II,  22. 

2  L.  11,  C.  qui  potior,  in  pign.  habeantur  Till,  18. 

'  D.  Beglaubigung  d.  Richtigkeit  d.  Abschrift  ist  noch  nicht  d.  Echtheit  d. 
Originals  erwiesen.  Zöpfl,  Üb.  d.  richtige  Lesart  (ad  exemplaria,  nicht  aut  exem- 
plaria)  v.  c.  1,  X  h.  t.  II,  22.  E.  Beitrag  z.  Lehre  v.  d.  Beweiskraft  d.  Abschriften 
u.  Urkunden  (Arch.  f.  zivilrechtl.  Praxis  XLII  [1860]  386  ff).    Vgl.  Bd  I,  S.  137. 

*  C.  7,  X  de  probat.  II,  19.     C.  11,  X  de  praesumpt.  II,  23. 

5  C.  10,  X  h.  t.  II,  22.  «  C.  16,  X  h.  t.  II,  22. 

"  L,  1,  C.  de  fide  instrum.  IV,  21.     C.  7,  X  de  in  integr.  restitut.  I,  40. 

8  C.  5,  X  h.  t.  II,  22.  »  C.  1,  X  de  probat.  II,  19. 

»0  C.  12,  X  h.  t.  II,  22. 

*'  C.  36,  X  de  jurejur,  II,  24.  D.  Delat  ist  berechtigt,  v.  d.  Deferenten  zuv.  e. 
Kalumnieneid  z.  verlangen.  C.  1  ;  2,  §  2  in  YV°  de  juram.  calumn.  II,  4.  Ist  ab. 
heute  nicht  mehr  üblich. 

22* 


340    I^  •  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap.:  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

es  nach  mittelalterlicher  Praxis  erlaubt,  anstatt  den  zugeschobenen  Haupteid 
zu  leisten  oder  zurückzuschieben,  den  Beweis  mit  andern  Mitteln  zu  führen 
(Gewissensvertretung,  probatio  pro  exoneranda  conscientia),  jedoch  auch  nach 
Mißlingen  dieses  Beweises  den  Eid  zu  leisten. 

Zu  den  Nebeneiden  gehört  der  Ergänzungs-  und  der  Reinigungseid.  Das 
juramentum  suppletorium  legt  der  Richter  zur  Vervollständigung  eines  un- 
vollständigen, mehr  als  halben  Beweises,  das  juramentum  purgatorium  in 
Kriminalsachen  zur  Entkräftung  eines  unvollständigen,  weniger  als  halben 
Beweises  auf  ^ 

4.  Ein  Hauptbeweismittel  'bildet  für  den  Richter  der  Augenschein  (in- 
spectio  ocularis,  accessus),  d.  h.  die  unmittelbare  sinnliche  Wahrnehmung 
des  Richters  selber  über  den  zu  erweisenden  Tatbestand. 

5.  Bei  Fragen,  die  außerhalb  des  näheren  Verständnisses  des  Richters 
liegen,  zieht  er  am  besten  Sachverständige  (artis  periti)  bei,  d.  h.  Zeugen, 
die,  auf  Grund  ihrer  Kenntnisse,  Tatbestände  spezieller  Natur  zu  beurteilen 
und  zu  bekunden  vermögen.  Dieselben  sind  entweder  amtlich  für  immer 
aufgestellt  und  beeidigt,  oder  es  muß  dies  für  den  bestimmten  Fall  geschehen. 
Über  ihre  Zahl  entscheidet  der  Richter.  Sie  geben  ihr  Gutachten  entweder 
schriftlich  ab  oder  vor  Gericht  zu  Protokoll. 

6.  Indizien  sind  Umstände,  die  mit  einer  Tatsache  in  solcher  Verbindung 
stehen,  daß  man  aus  ihnen  nach  Vernunft  und  Erfahrung  auf  die  Existenz 
oder  Nichtexistenz  der  Tatsache  selbst  schließen  kann.  Da  aber  immerhin 
zwischen  dem  Tatumstand  und  der  Tatsache  kein  absolut  notwendiger  Zu- 
sammenhang besteht,  so  sind  die  Indizien  nur  ein  unterstützendes  Moment 
für  die  sonstige  Beweisführung,  und  der  Indizienbeweis  ist  ein  bloßer  Wahr- 
scheinlichkeitsbeweis. Derselbe  gewinnt  um  so  mehr  an  Kraft,  je  mehr 
Indizien  zusammentreffen.  Schließlich  entsteht  eine  moralische  Überzeugung, 
auf  Grund  welcher  der  Richter  z.  B.  in  bestimmten  Ehesachen  entscheiden 
darf^ 


§  174. 
Die  Rechtsmittel. 

Decr.  Grat.  C.  II,  q.  6.  Decr.  Greg.  IX.  1.  I,  t.  41  de  in  integr.  restitut. ;  1.  II, 
t.  28  de  appellat.,  recusat.  et  relat.  Lib.  sext.  I,  21;  II,  15.  Const.  Clem.  I.  11: 
II,  12. 

Lit.  §  169  ff.  Weit.:  G.  Manfred  i,  Liber  sup.  attentatis  appeUatione  pen- 
dente  etc.,  Bonon.  1573.  P.  Gregoire,  Tractatus  de  appellat.  libri  octo  etc.. 
Ursell.  1599.  J.  Wamosius,  Recitationes  ad  tit.  decretal.  de  appellat.,  Lovan.  1G04. 
S.  Scaccia,  Tractatus  de  appellat,  Veiiot.  1667.  —  München,  D.  kan.  Gerichts- 
verfahren usw.  2  I  (1874)  512  ff.  Ph.  Her  genröt  her,  D.  Appellationen  n.  d. 
Dekretalenrccht,  1875.  Hinschius,  KR.  VI  1  (1897),  119  ff".  H  ein  er,  D.  kirchl. 
Zivilprozeß  141  ff".     Dors.,  D.  kirchl.  Strafprozeß  130  ff". 

>  Siehe  Ol).  S.  330  f.  ''  Vgl.  ob.  S.  157  f. 


§  174.    Die  Rechtsmittel.  341 

Die  Mittel,  wodurch  sich  jemand,  der  sich  durch  ein  Urteil  entweder 
schon  im  Verlaufe  des  Prozesses  oder  am  Ende  desselben  in  seinem  Rechte 
verletzt  glaubt,  Hilfe  zu  verschaffen  vermag,  heißen  Rechtsmittel  (remedia 
juris).  Dieselben  sind  entweder  ordentliche  (ordinaria),  welche  innerhalb  der 
absolut  vorgeschriebenen  Frist  von  zehn  Tagen  (fatale  absolutum)  ergriffen 
werden  müssen,  oder  außerordentliche  (extraordinaria),  welche  nicht  an  diese 
Notfrist  gebunden  sind;  ferner  devolutive  (devolutiva),  bei  weichen  die  Sache 
an  eine  höhere  Instanz  übergeht,  und  nichtdevolutive,  bei  welchen  der  frühere 
Richter  bleibt;  weiter  suspensive  (suspensiva),  bei  welchen  die  Exekution 
des  Urteils  sistiert  wird,  und  nichtsuspensive.  Gegen  ein  ungerechtes,  aber 
noch  nicht  rechtskräftig  gewordenes  Urteil  bildet  das  ordentliche  Rechts- 
mittel die  Appellation.  Ein  außerordentliches  Rechtsmittel  gegen  ein  un- 
gültiges Urteil  ist  die  Nichtigkeitsbeschwerde.  Außerordentliche  Rechtsmittel 
gegen  bereits  rechtskräftig  gewordene  Urteile  sind  die  restitutio  in  integrum 
und  die  Revision. 

I.  Wird  ein  Prozeß  in  erster  Instanz  nicht  innerhalb  zweier  Jahre  be- 
endigt, so  darf  die  Sache  an  den  höheren  kirchlichen  Richter  gebracht 
werden :  Appellation  K  Sodann  kann  jeder ,  der  sich  durch  ein  Endurteil 
ungerechterweise  benachteiligt  sieht,  innerhalb  Frist  von  zehn  Tagen  sich  an 
den  nächsthöheren  Richter  wenden,  an  ihn  appellieren  (appellatio,  provocatio) -. 
Doch  kann  nicht  bloß  gegen  Endurteile  appelliert  werden,  sondern  auch 
gegen  Interlokute  oder  Zwischenurteile  ^  Das  Tridentinum  hat  aber  be- 
stimmt, daß  gegen  Interlokute  nur  dann  appelliert  werden  dürfe,  wenn  sie 
die  Kraft  eines  Dezisivurteils  hätten,  oder  wenn  die  im  Interlokut  enthaltene 
Beschwerung  derart  wäre,  daß  derselben  durch  Appellation  vom  Endurteil 
aus  nicht  mehr  abgeholfen  oder  gegen  das  Endurteil  nicht  mehr  appelliert 
werden  könnte  *.  In  bestimmten  Fällen  kann  überhaupt  nicht  mehr  appelliert 
werden  ^. 

Die  Wirkungen  der  Appellation  sind  teils  suspensive  teils  devolutive.  Der 
Suspensiveffekt  besteht  darin,  daß  bei  Berufung  von  einem  Dezisivurteil  der 
judex  a  quo  alsbald  mit  der  Exekution  des  Urteils  einhalten  muß  ^.  Weitere 
Schritte   desselben  wären  auf  Anzeige   hin   vom  judex    ad   quem   alsbald   zu 


»  Trid.  sess.  XXIV  de  ref.  c.  20;  Sess.  XXV  de  ref.  c.  10.    Vgl.  ob.  S.  323. 

2  C.  30  (1.  1,  D.  de  recip.  appellat.  XLIX,  t.  5),  C.  II,  q.  6.  I.  gar  keinem  Fall 
darf  v.  d.  kirchl.  a.  d.  weltl.  Richter  appelliert  werden  unt.  Strafe  d.  ipso  jure 
eintret.,  d.  Papste  speciali  modo  reserv.  Exkommunikation.  „Apostolicae  Sedis  mode- 
rationi"  v.  12.  Okt.  1869.    I  6.    Vgl.  Bd  I,  S.  390;  ob.  S.  318. 

3  C.  12,  X  de  appellat.  II,  28. 
*  Sess.  XIII  de  ref.  c.  1. 

'"  Z.  B. :  Geg.  d.  Urteil  d.  Papstes:  ob.  A.  2;  geg.  Entscheidungen  d.  Kardinals- 
kongregationen :  Bd  I,  S.  425 ;  wenn  bereits  drei  gleichlautende  Urteile  ergangen 
sind:  c.  65,  X  h.  t.  II,  28;  wenn  d.  Urteil  a.  Notorietät  beruht:  c.  13  14  61,  X  h.  t. 
II,  28 ;  vgl.  ob.  S.  327  331 ;  wenn  jemand  in  contumaciam  verurteilt  wurde :  ob. 
S.  327f,  usw.    Hergenröther-HoUweck,  KR.  529  f.    Heiner.  KR.^  II  69  f. 

«  C.  7  in  Vl^o  h.  t.  II,  15. 


342    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

kassieren  K  Bei  Berufung  von  einem  Interlokut  ist  dies  erst  dann  der  Fall, 
wenn  der  Oberrichter  die  Appellation  als  begründet  anerkannt  oder  gegen 
den  Unterrichter  ein  Inhibitorium  erlassen  hat-.  Doch  tritt  der  Suspensiv- 
effekt nicht  ein,  wenn  das  Recht  eine  Appellation  überhaupt  nicht  zuläßt  ^ 
oder  das  Urteil  keiner  Exekution  bedarf,  diese  vielmehr  unmittelbar  selbst 
nach  sich  zieht ,  so  bei  den  Zensuren  \  Der  Devolutiveffekt  besteht  darin, 
daß  bei  Berufung  von  einem  Endurteil  die  Jurisdiktion  des  judex  a  quo 
alsbald  erlischt  und  die  Sache  an  den  judex  ad  quem  übergeht^.  Bei  Inter- 
lokuten aber  hat  der  Oberrichter  zuvor  zu  untersuchen,  ob  die  Appellation 
begründet  sei  oder  nicht.  Nur  im  ersteren  Falle  tritt  sofortige  Devolution 
ein ;  im  letzteren  ist  die  Sache  wieder  an  den  Unterrichter  zu  verweisen  *. 
Pendente  appellatione  muß  alles  in  dem  Stand  bleiben  wie  bei  Einlegung 
derselben.  Eine  letzte  Wirkung  der  Appellation  ist,  daß  der  Appellat  sich 
der  Appellation  des  Appellanten  anschließen  darf  (jus  adhaesionis),  wenn  er 
sich  durch  den  Richterspruch  ebenfalls  benachteiligt  glaubt". 

Die  Appellation  verläuft  in  drei  Stadien :  Einlegung  oder  Anmeldung, 
Einführung,  Ausführung  oder  Rechtfertigung. 

Behufs  Einlegung  (interpositio  app.)  hat  der  Appellant  seine  Absicht 
beim  judex  a  quo  innerhalb  zehn  Tagen  nach  Publikation  oder  schriftlicher 
Insinuation  des  Urteils  zu  erklären.  Die  Versäumung  der  Frist  hätte  den 
Verlust  des  Appellationsrechtes  zur  Folge  (fatale  absolutum)  ^.  Die  Erklärung 
kann  mündlich  unmittelbar  nach  Verkündigung  des  Urteils  oder  später  schrift- 
lich abgegeben  werden  '•*.  Bei  der  Appellation  von  einem  reinen  Interlokut 
müssen  die  Gründe  schriftlich  angegeben  werden,  damit  der  judex  a  quo 
weiß,  worüber  sich  die  Partei  beschwert,  und  er  eventuell  den  Fehler  selbst 
korrigieren  kann  ^®.  Innerhalb  dreißig  Tagen  nach  eingelegter  Appellation 
hat  der  Appellant  vom  judex  a  quo  inständig  und  öfters,  wenn  auch  „uno 
contextu",  die  litterae  dimissoriae  oder  die  „apostoli**  zu  erbitten,  durch 
welche  die  Sache  an  den  judex  ad  quem  übergeben  wird.  Die  Nichtbeachtung 
des  Termins  hätte  wiederum  den  Verlust  des  Appellationsrechtes  zur  Folge  ^'. 
Der  Unterrichter  selbst  wieder  ist  gehalten,  die  „Apostel**  innerhalb  weiterer 

>  C.  49  55,  X  h.  t.  11,  28.     C.  7  in  VI*"  h.  t.  II,  15. 

2  C.  7  in  VP"  h.  t.  II,  15.  ='  Vgl.  ob.  S.  342,  A.  5 ;  S.  310. 

'  C.  37  53,  §  1,  X  h.  t.  II,  28.     C.  3,  §  9  in  W-  h.  t.  II,  15. 

«^  C.  55,  X  h.  t.  II,  28.     C.  3  5  in  VP"  h.  t.  II,  15. 

«  C.  59,  X  h.  t.  II,  28.     C.  3  5  in  VI'«'  h.  t.  II,  15. 

'  C.  72,  X  h.  t.  II.  28. 

«  C.  28  (Nov.  23),  C.  II,  q.  6.     C.  15,  X  de  sent.  et  re  judic.  II,  27. 

'•^  Anstatt  V.  d.  Richter  kann  sie  a.  Gründen  a.  v.  rcclitschaff.  Männern  als 
Zeugen  abgegeben  werden.     C.  7o,  X  h,  t.  11,  28. 

'«  C.  5  in  Clem.  h.  t.  II,  12.  Erscheint  d.  Appellant  geg.  e.  Interlokut  nicht 
n.  Zitation  seit.  d.  Richters,  so  kann  dies.  i.  Prozel.'i  weiter  schreiten.  C.  10  in  VI'" 
li.  t.  II,  15. 

''  L.  un.,  i?  2,  D.  de  liboll.  dimiss.  XLIX.  6.  C.  6  in  \V^  h.  t.  II,  15.  C.  2  in 
C'l.'m.  h.  t.   II,  12. 


§  174.    Die  Rechtsmittel.  343 

dreißig  Tage  auszustellen,  sonst  nimmt  die  Appellation  ohne  dies  ihren 
Gang  ^  Näherhin  spricht  sich  der  judex  a  quo  hierin  aus  über  die  recht- 
zeitig erfolgte  Einlegung  der  Appellation,  ob  er  sie  für  begründet  oder  für 
unbegründet  halte  („apostoli  refutatorii'') -.  Doch  sind  die  „Apostel"  heute 
meistens  außer  Gebrauch  gekommen ;  vielmehr  werden  die  Akten  nach  ein- 
gelegter Appellation  innerhalb  dreißig  Tagen  von  selbst  an  das  höhere  Ge- 
richt überschickt  ^. 

Nunmehr  erfolgt  die  Einführung  der  Appellation  (introductio  app.).  Die 
Appellation  soll  innerhalb  eines  Jahres  oder  aus  gutem  Grunde  wenigstens 
innerhalb  zweier  Jahre  durchgeführt  werden  ^  Doch  kann  der  judex  a  quo 
für  die  Einführung  einen  Termin  peremtorisch  festsetzen  '".  Die  Einführung 
selbst  besteht  in  einem  Schreiben  (Introduktionslibell),  enthaltend  den  Nach- 
weis der  Beobachtung  der  Fatalien,  die  Beschwerdegründe  gegen  das  er- 
gangene Urteil  und  die  Bitte  um  anderweitige  Entscheidung  ^. 

Die  Ausführung  oder  Rechtfertigung  der  Appellation  (prosecutio  s.  justi- 
licatio  app.)  besteht  im  Hauptverfahren  zunächst  in  der  etwa  noch  nötigen 
näheren  Ausführung  der  Beschwerdegründe.  Je  nach  Sachlage  wird  dann  auf 
Appellationsprozeß  erkannt  oder  die  Appellation  verworfen,  worauf  die  Sache 
an  den  judex  a  quo  zurückkehrt.  Im  Hauptverfahren  können  noch  neue 
Beweise  vorgebracht  werden".  Die  Entscheidung  selbst  kann  eventuell  auch 
eine  Verbesserung  zu  Gunsten  des  Appellaten  enthalten  ^.  War  die  Appel- 
lation nur  gegen  ein  Interlokut  gerichtet,  so  bleibt,  wenn  dasselbe  bestätigt 
wird,  der  Prozeß  beim  Unterrichter,  andernfalls  geht  der  ganze  Prozeß  an  den 
Oberrichter  über  ^ 

Über  das  summarische  Verfahren  bei  der  Appellation  verordnet  die  be- 
merkte  Instruktion   vom   Jahre  1880  '",    daß   der  Verurteilte   innerhalb   von 


^  Trid.  sess.  XIII  de  ref.  c.  3;  Sess.  XXIV  de  ref.  c.  20. 

3  C.  1  in  Vt'°  h.  t.  II,  15. 

'  Doch  werden  d.  „Apostel"  noch  heute  i.  d.  Diöz.  Rottenburg,  Breslau  u.  Köln 
verlangt  (A.  f.  k.  KR.  XXIII  [1870]  308  466;  XLIII  [1880]  348). 

*  C.  5  8  69,  X  h.  t.  II,  28.  C.  3  4  in  Clem.  h.  t.  II,  12.  Trid.  sess.  XXIV 
de  ref.  c.  20. 

^  C.  33  44  50  61,  X  h.  t.  II,  28.  V.  d.  Ordinariaten  Rottenburg  u.  Breslau 
ist  e.  Frist  v.  30  Tagen  bestimmt.  Vgl.  A.  3.  D.  Parteien  können  selbst  e.  Frist 
festsetzen.     C.  57,  X  h.  t.  II,  28.     C.  4  in  Clem.  h.  t.  II,  12. 

^  N.  geschehener  Einführung  kann  d.  Appellant  o.  bestimmte  Nachteile  nicht 
mehr  a.  d.  Appellation  verzichten.     C.  70,  §  2,  X  h.  t.  II,  28. 

"  C.  17,  X  de  test.  et  attest.  II,  20.  C.  10,  X  de  fide  instrum.  II,  22.  Ab.  die- 
selben Zeugen  od.  andere  üb.  d.  alten  Tatsachen  dürfen  nicht  mehr  produziert  werden. 
C.  2  in  Clem.  de  test.  et  attest.  II,  8. 

^  Dageg.  soll  d.  Appellation  i.  allgem.  keine  reformatio  in  pejus  geg.  d.  Appel- 
lanten bewirken,  da  sie  e.  Rechtswohltat  ist.  Vgl.  jedoch  Hergen  röther- 
Hollweck,  KR.  531  f. 

^  C.  38  59,  X  h.  t.  II,  28.  C.  5  in  VP"  h.  t.  II,  15.  Näheres  b.  Silber  na  gl, 
KR.*  409  ff.  '°  Ob.  S.  333. 


344    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap.:  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

zehn  Tagen  nach  Zustellung  des  Urteils  zu  appellieren  habe.  Die  , Apostel" 
sind  innerhalb  dreißig  Tagen  zu  erwirken.  Das  bischöfliche  Gericht  hat 
dann  unverzüglich  alle  Originalakten  an  das  Appellationsgericht  zu  schicken. 
Der  Appellationsrichter  muß  den  Appellanten  auffordern,  innerhalb  zwanzig 
Tagen  einen  Verteidiger  zu  stellen,  der  vom  Richter  approbiert  werden  muß, 
andernfalls  wird  angenommen,  der  Appellant  habe  auf  die  Appellation  ver- 
zichtet. Armen  wird  der  Verteidiger  ex  officio  bestellt.  Für  das  Verfahren 
selbst  gelten  die  angegebenen  ]S^ormen  '. 

Neben  der  gerichtlichen  gibt  es  noch  eine  außergerichtliche  Appellation 
(app.  extrajudicialis,  extraJudicium,  provocatio  ad  causam)  oder  den  Rekurs  -. 
Derselbe  will  Abhilfe  schaffen  in  einer  Beschwerde  nicht  gegen  eine  gericht- 
liche, sondern  gegen  eine  außergerichtliche  Sentenz,  gegen  eine  Jurisdiktionelle 
Handlung  auf  dem  Verwaltungsw^ege.  Er  hat  gleichfalls  Devolutiv-  und  meist 
auch  Suspensiveffekt,  letzteren  jedoch  nicht,  wo  es  sich  handelt  um  Voll- 
zug von  Verordnungen  des  Tridentinums,  deren  Ausführung  den  Bischöfen 
übertragen  ist  „appellatione  aut  inhibitione  quacumque  postposita'' ^,  oder 
bei  Anordnungen  auf  Visitationen  *  oder  bei  bloßen  Korrektionssachen  '\ 
Für  die  prozessuale  Einlegung  und  Durchführung  gilt  dasselbe  wie  für  die 
Appellation  gegen  Interlokute.  Innerhalb  Jahresfrist  aber  soll  die  Sache 
erledigt  sein  ^. 

II.  Ein  außerordentliches  Rechtsmittel  gegen  ein  ungültiges  Urteil  ist  die 
Nichtigkeitsbeschwerde  (oppositio  s.  querela  nullitatis).  Die  Gründe,  welche  ein 
Urteil  ungültig  machen  können,  liegen  entw^eder  in  der  Person  des  Richters  ~' 
oder  in  der  Person  der  streitenden  Teile  ^  oder  im  Prozeßverfahren  ^  oder  im 
Inhalt  des  Urteils  ^"  selbst.  Je  nach  Umständen  ist  die  Nichtigkeit  des  Ur- 
teils eine  heilbare  oder  eine  unheilbare.  Heilbar  ist  sie  bei  Außerachtlassung 
oder  Verfehlung  gegen  eine  zwar  gesetzlich  vorgeschriebene,  aber  doch  nicht 
unerläßliche  Form  des  Verfahrens.  Unheilbar  aber  ist  sie  bei  Mangel  einer 
absolut  wesentlichen  Form  oder  bei  wesentlichem  Defekt  in  der  Person  des 
Richters  oder   der  Parteien  ^^     Ursprünglich    war    die  Nichtigkeitsklage  kein 


'  §  38  ff.  D.  Normen  ob.  S.  335  f.  Besondere  Normen  bestehen  b.  d.  C.  Ep. 
et  Reg.  bzw.  d.  C.  de  Relig.  Dekr.  v.  18.  Dez.  1835;  1.  Aug.  1851 ;  26.  März  1886. 
Silbernagl,  KR.*  411  f. 

2  c,  5,  X  h.  t.  II,  28.     C.  1  in  Vr<^  h.  t.  II,  15. 

3  Z.  B.:  Sess.  VI  de  ref.  c.  2;  Sess.  VII  de  ref.  c.  5  7  13  15  etc. 
*  Vgl.  ob.  S.  310. 

^  C.  13,  X  de  off.  jud.  ord.  I,  31.  Trid.  sess.  VII  de  ref.  c.  8;  Sess.  XIII  de 
ref.  c.  1  usw.  Alle  Fälle  sind  aufgezählt  v.  Ken  ed.  XIV,,  „Ad  militantis  ecclesiae'* 
v.  30.  März  1742.    §  5  ff.     Walter,  Fontes  519. 

*=  C.  1  8  in  VP°  h.  t.  II,  15.     C.  3  5  in  Ciem.  II,  12.    Vgl.  ob.  S.  342. 

'  C.  24,  X  de  sent.  et  re  judic.  II,  27. 

«  C.  1,  X  de  procurat.  I,  38.    C.  7,  X  de  judic.  II.   1.    C.  3  in  VI"^  de  judic.  II,  1. 

•*  C.  5,  X  ut  Ute  non  contest.  II,  6.     C.  5,  X  de  feriis  II,  9. 

'°  C.  1,  X  de  sent.  et  re  judic.  II,  27. 

"  C.  2  in  Clem.  de  sent.  et  re  judic.  II,  11.     C.  2  in  Clem.  de  V.  S.  V,  11. 


§  174.    Die  Rechtsmittel.  345 

selbständiges  Rechtsmittel,  sondern  wurde  nur  unter  Wiederholung  der  Klage 
in  Form  einer  Einrede  oder  Exzeption  eingebracht.  Seit  dem  14.  Jahr- 
hundert aber  ist  sie  ein  selbständiges  Rechtsmittel  geworden  \  das  bei  heil- 
barer Nullität  innerhalb  zehn  Tagen,  bei  unheilbarer  während  dreißig  Jahren 
gewöhnlich  beim  höheren  Richter,  aber  auch  beim  gleichen  eingebracht 
werden  kann,  außer  er  habe  nur  delegierte  Gerichtsbarkeit  besessen  -  oder 
leide  an  einem  persönlichen  Mangel.  Demgemäß  hat  die  Xullitätsquerel 
nicht  notwendig  Devolutiveffekt,  wohl  aber  Suspensiveffekt,  wenn  sie  be- 
gründet ist  durch  defectus  citationis,  jurisdictionis  oder  mandati^.  Liegen 
aber  bereits  drei  gleichlautende  Urteile  vor,  so  wird  dasselbe  vollzogen,  ohne 
daß  jedoch  das  Recht  zur  Xullitätsbeschwerde  aufhörte  ^  Der  Erfolg  der 
Querel  ist  entweder  Abweisung  derselben  oder  Kassierung  oder  teilweise  Auf- 
hebung des  Urteils,  worauf  die  Sache  an  den  früheren  Richter  zurückkommt, 
falls  er  kompetent  ist. 

III.  Ausnahmsweise  und  aus  Gründen  der  Billigkeit  kann  in  vom  Gesetz 
bestimmten  Fällen  auch  ein  gültiges  und  rechtskräftig  gewordenes  Urteil 
wieder  aufgehoben  werden :  Wiedereinsetzung  in  den  vorigen  Stand  (resti- 
tutio in  integrum).  Voraussetzung  hierfür  aber  ist  laesio  enormis  und  justa 
causa.  Gesetzlich  erfreuen  sich  dieser  Rechtswohltat  gehörig  vertretene 
Minderjährige  '%  kirchliche  Anstalten  *',  großjährige  Abwesende  bei  kondem- 
natorischen  Urteilen,  wenn  die  Ladung  in  der  rechten  Weise  geschehen,  die 
Absenz  aber  genügend  entschuldigt  worden  war ''.  solche,  die  verurteilt  wurden 
auf  Grund  bestochener  Zeugen,  angewandten  Betrugs  oder  verfälschter  Ur- 
teile, oder  die  neue  relevante  Tatsachen  vorbringen  können  ^  Die  Zeit,  inner- 
halb welcher  die  Minderjährigen  und  die  kirchlichen  Anstalten  die  Wieder- 
einsetzung nachsuchen  müssen,  beträgt  vier  Jahre,  und  zwar  ist  sie  beim 
Minderjährigen  von  der  eingetretenen  Großjährigkeit ,  bei  der  kirchlichen 
Anstalt  von  der  Entdeckung  des  Schadens  und  bei  den  Abwesenden  von 
der  Wegräumung  des  Hindernisses  an  zu  berechnen  ^.  Bei  Verurteilung  auf 
Grund  verfälschter  Beweismittel  kann  die  Wiedereinsetzung  innerhalb  zwanzig 
Jahren  nachgesucht  werden  ^\  Auch  kann  in  ein  und  derselben  Sache  öfters 
restitutio  in  integrum  verlangt  werden,    wenn  sich  wieder  neue  Gründe  hier- 


'  C.  1  in  Clem.  de  sent.  et  re  judic.  II,  11. 

2  C.  9,  X  de  off.  jud.  deleg.  I,  29. 

^  Pius  IV.,  „Cum  ab  ipso'*  v.  30.  Juni  1562,  verordnete,  daß  d.  Exekution 
nur  dann  d.  d.  Nichtigkeitsbeschwerde  gehemmt  werden  solle,  wenn  d.  Nullität  ex 
defectu  citat.,  jurisd.  et  mandati  komme. 

*  C.  1  in  Clem.  de  sent.  et  re  judic,  II,  11. 

^  C.  8,  X  de  in  integr.  restitut.  I.  41. 

^  C.  1—3  5  7,  X  h.  t.  I,  41.     I.  Württ.  d.  Ges.  v.  28.  Febr.  1873  beseitigt. 

"  C.  2,  X  de  procurat.  I,  38. 

^  C.  9,  X  de  test.  et  attest.  11,  20.  C.  4,  X  h.  t.  I,  41.  C.  6,  X  de  except. 
II,  25. 

»  C.  1  2  in  Vr^  h.  t.  I,  21.     C.  un.  in  Clem.  h.  t.  I,  11. 
1°  C.  6,  X  de  except.  II,  25. 


346    iV.  Buch.  D.  Vern-alt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap.:  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

für  ergeben  ^  Der  delegierte  Richter  kann  eine  restitutio  in  integrum  nach 
erfolgtem  Endurteil  nur  vornehmen,  wenn  er  ein  Mandat  dazu  hat  -.  Wird 
die  Wiedereinsetzung  verlangt,  so  ist  die  Exekution  des  Urteils  auszusetzen. 
Zur  Verhandlung  ist  die  Gegenpartei  zu  laden,  und  es  findet  litis  contestatio 
statt  ^  Ist  die  Wiedereinsetzung  in  den  vorigen  Stand  gewährt,  so  ist  damit 
das  frühere  Urteil  aufgehoben. 

IV.  Als  außerordentliches  Rechtsmittel  gegen  ein  inappellables  Urteil 
besteht  die  supplicatio  oder  retractatio  oder  revisio,  d.  i.  die  an  den  Papst 
gerichtete  Bitte,  eine  Sache,  in  der  nicht  mehr  appelliert  werden  kann, 
nochmals  verhandeln  zu  lassen.  Die  Vollmacht  zu  solcher  Revision  gewährt 
der  Apostolische  Stuhl  („aperitio  oris  Papae")  aus  sehr  gewichtigen  Gründen 
bei  Urteilen  der  römischen  Kongregationen  und  Kurialbehörden  oder  anderer 
kirchlicher  Gerichte,  niemals  aber  bei  seinen  eigenen  unmittelbaren  Ent- 
scheidungen *. 

§  175. 
Wesen  und  Arten  der  kirchlichen  Strafe. 

Decr.  Greg.  IX.  1.  V,  t.  37  de  poenis ;  t.  38  de  poenit.  et  remiss. :  t.  39  de  sent. 
excomm.  Lib.  sext.  V,  9—11.  Const.  Clem.  V,  8—10.  Extrav.  Joann.  XXII.  t.  XII 
XIII.     Extrav.  comm.  V,  8—10. 

Z.  alt.  Lit.  vgl.:  Hinschius,  KR.  V  493  ^  494  ^  654 ^  Hervorgehoben  sei: 
F.  Suarez,  Disputationes  de  censuris  in  communi:  excomm.,  suspens.  et  interdicto 
itemque  de  irregularitate,  Conimbr.  1603.  St.  de  Avila,  De  censur.  ecclesiast. 
traetatus,  Lugd.  1608.  M.  Altieri,  De  censur.  eccles.  etc.,  Rom.  1618.  J.  Giba- 
linus,  Disquisitiones  canon.  et  theol.  de  sacra  jurisdict.  in  ferendis  poenis  etc.,  Lugd. 
1655.  Z.  B.  van  Espen,  Traetatus  hist.can.  de  censur.  eccles.  Opp.  P.  VI,  Colon. 
1748.  —  Neuere  Lit.:  F.  Q.  Kober,  D.  Kirchenbann,  1857;  ^  (unverändert)  1863. 
Ders. ,  D.  Suspension  d.  Kirchendiener,  1862.  Ders. ,  D.  Deposition  u.  Degradation, 
1867.  Ders.,  D.Interdikt  (A.  f.  k.  KR.  XXI  [1869]  3  ff).  B.  Schilling,  D.Kirchen- 
bann n.  kanon.  Recht,  1859.  E.  Eck,  De  natura  poen.  secund.  jus  canon.,  1860. 
J.  Stremler,  Traite  des  peines  eccles.,  1861.  J.  Fefsler,  D.Kirchenbann  u.  s. 
Folgen  ^  1862.  J.  F.  Schulte,  D.  Kirchenstrafen,  1872.  München.  D.  kan. 
Gerichtsverfahren  usw. «  II  (1874)  1  ff .  E.  Katz,  Grundriß  d.  kan.  Strafrechts,  1881. 
J.  Pennacchi,  Commentaria  in  constitut.  „Apostolicae  Sedis  moderationi",  1883. 
F.  X.  Heiner,  D.  kirchl.  Zensuren,  1884.  Hinschius,  KR.  IV  (1888)  747  ff:  V 
(1895)  123  ff  639  ff  916  ff.  B.  Dolhagara y,  Commentaire  sur  la  bulle  „Apostolicao 
Sedis  modcrationi"  (Rev.  d.  scienc.  eccles.  1890,  227  ff).  E.  Gonella,  De  censur. 
latae  sententiae  juxta  hodiern.  eccles.  discipl,  1893.  J.  Ch.  Joder,  Index  casuum  et 
censur.  in  univers.  eccles.  jure  novissirao  vigentium  (A.  f.  k.  KR.  LXXIV  [1895]  18  ff). 


'  C.  10,  X  h.  t.  I,  41. 

'  C.  9,  X  h.  t.  I,  41.     F.  gewöhnl.  hört  s.  Befugnis  n.  d.  Endurteil  a. 

^  C.  2,  X  do  off.  jud.  I,  32.  Erscheint  d.  Gegenpartei  nicht  n.  dreimaliger 
Ladung  od.  n.  einmal,  percmtorischer,  so  wird  i.  d.  Untersuchung  doch  weiter  ge- 
fahren.    C.  5,  X  h.  t.  I,  41. 

*  S.  C.  Ep.  et  Reg.  18.  Dez.  1835.  Vgl.  Bd  I,  S.  425.  Cl).  Kota  u.  Signatura 
Apostolica  Bd  I,  S.  417  f. 


§  175.    Wesen  und  Arten  der  kirchlichen  Strafe.  347 

A.  Bonacina,  Censurae  lat.  sent.  nunc  vigentes,  1897,  Hilarius  a  Sexten, 
Tractatus  de  cens.  eccles.,  1898.  L.  Kahn,  Etüde  sur  le  delit  et  la  peine  en  droit 
can.,  1898.  J.  Hollweck,  D.  kirchl.  Strafgesetze,  1899.  Olcese,  Coramentarius 
in  constit.  .Apostolicae  Sedis  moderationi",  1899.  J.  Köck,  D.  kirchl.  Zensuren 
lat.  sent.,  1902.  Paschalis  de  Siena,  Commentarius  in  constit.  „Apostolicae 
Sedis  moderationi"  ^  1902.  S.  Galea,  De  constit.  „Apostolicae  Sedis  moderationi"" 
comment.  ex  opp.  graviss.  doctor.  excerptus,  1903.  Tanquerey-Cimtier,  De 
cens.  eccles.  secuudum  recentissima  S.  Sedis  decreta,  1909.  H.  Noldin,  De  poenis 
eccles. ^  1911.  P.  Cerato,  Censurae  hodie  vigentes  earumque  declaratio  practice 
certa  collatis  auctoribus  et  SS.  RR.  CG.  decretis^  1912.  Wernz-Vidal,  Jus 
decretalium.     Tom.  VI :  Jus  poenale,  1913.     Vgl.  a.  d.  Lit.  z.  §  169. 

I.  Das  römische  Recht  definiert  das  Wesen  der  Strafe:  „Poena 
est  noxae  vindicta**  K  Die  Strafe  ist  ein  durch  ein  Vergehen  ver- 
wirktes Übel  zur  Sühne  für  die  verletzte  Rechtsordnung.  Doch 
verfolgt  die  weltliche  Strafe  noch  weitere  Zwecke,  so  die  Besserung 
des  Schuldigen.  Um  so  mehr  nimmt  die  kirchliche  Strafe  dieses 
letztere  Moment  in  sich  auf.  Modernen  Strafrechtstheorien,  die  mehr 
oder  weniger  auf  der  Willensunfreiheit  des  Menschen  aufgebaut  sind, 
kann  die  Kirche  nicht  beipflichten.  Für  sie  steht  die  menschliche 
Willensfreiheit  als  solche  dogmatisch  fest.  Im  einzelnen  Fall  berück- 
sichtigt sie  jedoch  auch  die  Strafausschließungs-  und  Strafmilderungs- 
gründe: Notwehr,  Notstand,  Zwang,  mangelndes  Alter,  mangelndes 
Bewußtsein,  Unkenntnis  des  Gesetzes  usw.  ^ 

II.  Als  Strafarten  unterscheidet  man  gemäß  dem  Wesen  der  Strafe 
vor  allem  poenae  vindicativae  oder  poenae  einfachhin,  welche  in  erster 
Linie  die  verletzte  Rechtsordnung  durch  Zufügung  eines  Übels  sühnen 
wollen,  ohne  indessen  den  Zweck  der  Besserung  auszuschließen,  und 
poenae  medicinales  oder  Zensuren,  welche  wegen  eines  mit  notorischer 
Halsstarrigkeit  (contumacia)  verbundenen  Vergehens  oder  Verbrechens 
in  erster  Linie  zum  Zwecke  der  Besserung  und  sodann  auch  der  Sühne 
verhängt  und,  dem  Hauptzweck  entsprechend,  nach  eingetretener 
Besserung  wieder  aufgehoben  werden 2.    Solcher  Zensuren  gibt  es  drei: 


•  L.  131,  D.  de  V.  S.  L,  16. 

2  Linsenmann,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  38ffl34ff233f  419  ff.  Ders.,  D. 
eth.  Problem  d.  Strafe  (Th.  Qsch.  LXXI  [1889]  3  ff ).  [Tiefdringend.]  Koch,  Lehrb. 
d.  Moraltheol.3  33  fi"  116  ff  437  f.  Hollweck,  D.  kirchl.  Strafgesetze  83  f. 
Hergenröther-Hollweck,  KR.  542  ff  552  ff.  V.  Cathrein,  D.  Grundbegriffe 
d.  Strafrechts,  1905.  Ders.,  Moralphilosophie  ^  I  436  ff;  II  663  ff.  [Orientiert 
eingeh.  üb.  d.  vorlieg.  Probleme  u.  d.  vorband.  Lit.]  Schindler,  Lehrb.  d.  Moral- 
theol. 12  (1913)  69ff  131  ff;  II  1   (1909),  llOff  393  ff.     Staatslexikon*  s.v.  Strafe. 

3  C.  18  (August.),  C.  II,  q.  1.  C.  20.  X  de  V.  S.  V,  40.  C.  1  in  VI'°  de  sent. 
excomm.  V,  11.  Ursprüngl.  hatte  d.  Ausdruck  ,.censura''  e.  ganz  allg.  Bedeutung. 
C.  13  (Syn.  Tolet.  XI  a.  675,  c.  3),  D.  XII.     C.  10  (Nikol.  I.  a.  858-867),  C.  IL 


348    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap  :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

Exkommunikation,  Interdikt  und  Suspension  ^  Alle  übrigen  Strafen 
sind  vindikative.  Werden  aber  die  drei  genannten  Zensuren  auf  be- 
stimmte Zeit  oder  lebenslänglich  verhängt,  so  sind  auch  sie  wesentlich 
Vindikativstrafen.  Von  diesen  pro  foro  externo  verhängten  Strafen 
sind  wohl  zu  unterscheiden  die  vom  Sünder  pro  foro  interno  freiwillig 
übernommenen  Pönitenzen  oder  Bußen  2. 

Ist  die  Strafe  bereits  im  Gesetz  genau  bestimmt,  so  ist  sie  poena 
oder  censura  juris  oder  canonis  oder  ordinaria.  Ist  sie  aber  vom 
Richter  im  einzelnen  Falle  noch  näher  zu  bestimmen,  so  ist  sie  poena 
judicis  oder  hominis  oder  arbitraria  oder  extraordinaria  3. 

Die  poenae  vindicativae  treten  erst  nach  gerichtlicher  Untersuchung 
und  Urteil  ein.  Dagegen  können  Zensuren  auch  ohne  richterliches  Urteil 
sogleich  mit  der  Tat  von  selbst  („ipso  jure",  „ipso  facto",  „eo  ipso") 
eintreten.  Ihre  Begründung  findet  diese  der  Kirche  allein  angehörige 
Art  von  Strafen  in  der  vorherrschend  auf  das  Gewissen  gehenden 
Innerlichkeit  des  kirchlichen  Strafrechts.  Daher  unterscheidet  man 
censurae  ferendae  und  censurae  latae  sententiae^.  Damit  aber  ein 
Vergehen  oder  Verbrechen  eine  Zensur  verdient,  müssen  gewisse 
Voraussetzungen  erfüllt  sein.  Das  betreffende  Vergehen  muß  wenig- 
stens bei  schweren  Zensuren  in  foro  externo  ein  peccatum  grave,  in 
foro  interno  ein  peccatum  mortale  sein^.    Sodann  muß  das  Delikt  in 


q.  1.  Hinschius,  KR.  IV  7483;  V  125*.  D.  Meinung  v.  Hinschius,  KR.  IV 
747  ff,  daß  d.  Kirche  geg.  d.  Laien  anfängl.  nur  Vindikativstrafen  gehabt  habe,  ist 
schon  angesichts  1  Kor  5,  5;  2  Kor  2,  5  ff  (J.  E.  Bei s er,  Einleitung  i.  d.  N.  Test.^ 
[1901]  448  f  455  462.  Ders.,  D.  zweite  Brief  d.  Apost.  Paulus  a.  d.  Korinther 
[1910]  78  ff)  u.  1  Tim  1,  20  (Ders.,  D.  Briefe  d.  Apost.  Paulus  a.  Timotheus  u. 
Titus  [1907]  49  f)  unhaltbar.  —  D.  diese  Strafart  d.  poenae  medicinales  war  d.  K.  d. 
weltl.  Strafrecht  lange  u.  weit  voraus,  welches  jetzt  erst  i.  d.  bedingten  Begnadigung 
u.  a.  ähnl.  Gedanken  Raum  gibt.     Staatslexikon  I*  669  ff. 

'  C.  20,  X  de  V.  S.  V,  40. 

2  Anders  d.  Zwangsbufse.  C.  5,  X  de  poenit.  V,  38.  Trid.  sess.  XXIV  de  ref. 
c.  8.  Ch.  M eurer,  D.  rechtl.  Natur  d.  Pönitenzen  d.  kath.  K.  i.  bist.  Entwicklung 
(A.  f.  k.  KR.  XLIX  [1883]  177  ff).    Vgl.  a.  ob.  S.  313. 

^  C.  un.  in  VI*''  de  M.  et  0.  I,  17.     C.  22  in  Vr°  de  sent.  excomm.  V,  11. 

*  N.  Hinschius,  KR.  IV  761  841 ;  V  130  ff  finden  s.  cens.  lat.  sent.  v.  d. 
8.  .Jhdt  nicht.  Anders  Kober,  D.  Kirchenbann  55  ff,  d.  m.  Recht  a.  Jo  3,  18; 
c.  1  2  d.  Syn.  v.  Elvira  ca  a.  300;  c.  1  d.  Syn.  v.  Antiochien  a.  341  usw.  verweist. 
Vgl.  a.  Kobei-,  D.  Suspension  45  ff,  u.  Hergenrö  th  e  r- H  ol  1  wec  k,  KR.  546* 
561 '.  B.  d.  Häufung  d.  Zensuren  war  man  ab.  vielf.  i.  Zweifel,  ob  e.  Zensur  jeweils 
lat.  od.  fer.  sent.  war.  Da  wurde  d.  ausdrückl.  Unterscheidung  a.  i.  d.  Kanonen 
gemacht.  C.  26,  X  de  appellat.  II,  28.  C.  19  29  (p.  decisa),  X  de  sent.  excomm. 
V,  :59. 

">  C.  41  (Syn.  v.  Meaux  a.  845,  c.  56),  C.  XI,  q.  3. 


§  175.    Wesen  und  Arten  der  kirchlichen  Strafe.  349 

die  äußere  Erscheinung  hervorgetreten  sein  (p.  externum)  i.  Ferner 
muß  es  in  suo  genere  completum  sein,  als  vollendete  Tatsache  vor- 
liegen 2.  Weiterhin  muß  es  sein  conjunctum  cum  contumacia.  Die 
censura  ferendae  sententiae  darf  unter  Gefahr  der  Nichtigkeit  erst 
verhängt  werden  nach  vorausgegangener  drei-  oder  zwei-  eventuell 
einmaliger,  im  letzteren  Falle  aber  peremtorischer  monitio  canonica^. 
Eine  censura  latae  sententiae  aber  tritt  wenigstens  pro  foro  interne 
nicht  ein  bei  ignorantia  juris  et  facti.  Nur  darf  die  ignorantia  keine 
crassa,  affectata  vel  supina  sein  ^.  Auch  mangelnde  Vernunft  oder 
metus  gravis  hindert  das  Eintreten  der  Zensur  5.  Daher  soll  der 
Richter  keine  Zensur  gegen  noch  nicht  sieben  Jahre  alte^  und  auch 
nicht  gegen  juristische  Personen  verhängen".  Die  Bischöfe  und  die 
noch  höheren  Prälaten  werden  von  einer  Zensur  nur  dann  betroffen, 
wenn  ihrer  darin  ausdrücklich  Erwähnung  geschieht^. 

Weiter  unterscheidet  man  poenae  spirituales  und  poenae  temporales. 


*  C.  14,  D.  I  de  poenit.  Doch  ist  Notorietät  nicht  nötig.  D.  Schiappoli. 
L'elemento  esterno  deir  azione  materia  dei  reato  nel  diritto  penale  canouico  (Fest- 
schrift f.  Friedberg  [1908]  141  ff). 

^  C.  7  in  yi*°  de  elect.  I,  6.  Also  unterliegt  nicht  schon  d.  Versuch  d.  Strafe, 
außer  es  sei  i.  Gesetz  so  bestimmt.  Üb.  d.  Begriff  d.  Versuchs :  H  er  genröth  er- 
Hollweck,  KR.  550. 

3  C.  26,  X  de  appellat.  II,  28.  C.  6,  X  de  cohab.  der.  et  mul.  III,  2.  C.  48, 
X  de  sent.  excomm.V,  39.  C.  5  9  in  VP°  de  sent.  excomra.  V,  11.  Trid.  sess.  XXV 
de  ref.  c.  3.  Zwisch.  d.  einz.  Mahnungen  soll  e.  Zeitraum  liegen.  Ist  d.  Vergehen 
notorisch,  so  fällt  d.  monitio  weg.  K.  M  e  n  d  e  1  s  s  0  h  n  -  B  a  r  t  h  o  1  d  y,  De  monitione 
canonica,  1860. 

*  C.  9,  X  de  cleric.  excomm.  V,  27.  C.  2  in  Vr°  de  constit.  I,  2.  S.  C.  Inq. 
13.  Jan.  1892.  Aber  a.  b.  ignor.  crassa  od.  affectata  würde  d.  Zensur  nicht  ein- 
treten, wenn  d.  Gesetz  d.  Beisatz  hätte:  ^qui  hoc  fecerit  scienter  (consulto,  fernere) ". 
D.  Eintritt  pro  foro  externo  hindert  d.  Ignoranz  nicht.  S.  C.  Inq.  28.  Aug.  1888. 
Hollweck,  D.  kirchl.  Strafgesetze  100'.     Ob.  S.  199. 

^  C.  5,  X  de  his,  quae  vi  I,  40. 

^  C.  1  60,  X  de  sent.  excomm.  V,  39.  M.  Recht  wendet  s.  Hol!  we  ck  a.  a.  0. 
74  geg.  d.  Behauptung,  daß  d.  Strafmiindigkeit  erst  m.  d.  Pubertät  beginne.  Doch 
ist  hier  i.  einzel.  Fall  z.  unterscheiden.  Am  wenigsten  wird  d.  impubes  d.  excomm. 
lat.  sent.  verfallen.     Vgl.  a.  ob.  S.  31,  A.  3.     C,  5  in  VP"  de  sent,  excomm,  V,  11, 

■^  Immerhin  können  Kollegien  d.  Suspension  u,  d,  Interdikt  verfallen.  Pius  IX., 
„Apostolicae  Sedis  moderationi"  v.  12.  Okt.  1869.    V  1 ;  VI  1. 

^  C.  4  in  VP°  de  sent.  excomm.  V,  11.  Doch  gilt  dies  b.  d.  Bischöfen  nicht 
bezügl.  d.  Exkommunikation.  Vgl.  Bd  I,  S.  413  444.  —  De  culpa  requisita  ad  in- 
currendam  censuram  (Analecta  eccies,  XIII  [1905]  185  ff).  De  contumacia  requisita 
ad  incurrendam  cens.  (Ebd.  227  ff).  N.  Hilling,  D.  Bedeutung  d.  justa  causa  f. 
d.  Gültigkeit  d.  Exkommunikationssentenz  (A.  f.  k.  KR.  LXXXV  [1905]  246  ff). 
L.  van  Ruymbeke,  De  ignorantia  a  cens.  excusante  (Nouv.  Rev.  th^ol.  XXXVII 
[1905]  637  ff). 


350    IV.  Buch.  D.Verwalt.d. Kirche.  S.Abschn.  2.  Kap.:  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

Kirchenstrafen,  welche  Laien  wie  Kleriker  treffen  können,  be- 
zeichnet man  als  poenae  communes,  und  solche,  welche  bloß  über 
Geistliche  oder  Laien  verhängt  werden  können,  als  poenae  parti- 
culares.  Zu  letzteren  gehören  namentlich  die  Disziplinarstrafen  der 
Kleriker. 

Da  die  Zahl  der  censurae  latae  sententiae  sehr  angewachsen  war 
und  demgemäß  viele  Unsicherheit  hierin  bestand,  so  hat  Pius  IX.  in 
der  Bulle  „Apostolicae  Sedis  moderationi"  vom  12.  Oktober  1869 
dieselben  eingeschränkt  und  genau  umschrieben  ^ 

§  176. 
Die  Verhäiigung  und  Aufhebung  der  kirchlicheu  Strafen. 

Lit.  §§  169  175.  Kober,  D.  Kirchenbann^  (1863)  64  ff  447  ff.  Ders.,  D. 
Suspension  (1862)  29  ff  127  ff.  Ders.,  D.  Deposition  (1867)  286  ff.  München, 
D.  kan.  Gerichtsverfahren  usw.  2  IJ  (1874)  75  ff  241  ff:  Hinschius,  KR.  IV 
(1888)  757  ff  837  ff:  V  (1895)  144  ff  278  ff  327  ff  360  ff  667  ff  905  ff:  VI  1  (1897), 
Iff  145  ff.     Wernz-Vidal,  Jus  decretalium  VI  (1913)  65  ff  90ff. 

L  Die  Verhängung  von  Kirchenstrafen  ist  Sache  der  Inhaber  von 
jurisdictio  ecclesiastica  pro  foro  externo^.  Verhängen  können  sie  die- 
selben aber  nur  über  Getaufte  und  ihre  Untergebenen,  d.  h.  über  die- 
jenigen, die  ihr  Domizil  oder  Quasidomizil  innerhalb  ihres  Territoriums 
haben  3.  So  werden  die  vom  Bischof  angedrohten  poenae  latae  sen- 
tentiae nur  von  seinen  Diözesanangehörigen  und  von  diesen  nur  inner- 
halb der  Diözese  inkurriert*.  Diözesanangehörige ,  welche  sich  in 
einer  fremden  Diözese  eines  Vergehens  schuldig  machen,  das  dort  mit 
censura  latae  sententiae  bedroht  ist,  kann  der  dortige  oder  der  eigene 
Bischof  per  sententiam  ferendam  bestrafen  0.  Da  der  Pfarrer  keine 
jurisdictio  in  foro  externo  hat,  so  kann  er  auch  keine  Kirchenstrafen 


'  Außerd.  beließ  Pius  IX.  d.  Zensuren,  welclie  d.  Trident.  verhängt  hat,  u.  d. 
Strafen,  welche  f.  d.  Papstwahl  (Bd  I,  S.  401  ff)  u.  innerh,  d.  Ordenskongregationen  u. 
kirchl.  Kollegien  aufgestellt  sind.  Seitd.  sind  einige  neue  hinzugekommen.  Vgl.  Bd  1, 
S.  339;  ob.  S.  261  f.  —  Üb.  Wünsche  a.  d.  Vatic.  u.  sonst:  Lämmer,  Z.  Kodif.  d. 
kan.  Rs  119  f;  Grand  er  ath-K  i  rch,  Gesch.  d.  Vatik.  Konzils  I  51  441  444; 
R.  Mittermüller,  Üb.  d.  Reformen  d.  kirchl.  Zensuren  (A.  f.  k.  KR.  XXVI 
[1871]  153  ff).  —  Alle  Geltung  hat  verloren  d.  Bulle  „In  coena  Domini".  Üb.  sie 
vgl.  Kirchenlexikon 2  s.  h.  v. ;  Hinschius,  KR.  V  646  ff;  E.  Göller,  D.  päpstl. 
Pönitontiarie  1  (1907)  242  ff:  II  (1911)   190  ff.     [Grundlegend.] 

2  Bd  I,  S.  278  f.  «  Bd  I,  S.  133  f. 

*  C.  4,  X  de  poenit.  V,  38.  C.  21,  X  de  sent.  excomm.  V,  39.  C.  2  in  VI**» 
de  constit.  I,  2.     Trid.  sess.  XIV  de  sacr.  poenit.  c.  2. 

'  P.  Castillon,  De  episcopo  intligcnte  censuram  alienae  dioecesis  subdito 
(Nouv.  Rev.  theol.  XXIX  [1907]  131  tfj. 


§  176.    Die  Verhängung  und  Aufhebung  der  kirchlichen  Strafen.  351 

in  foro  externo  verhängen  ^  Wohl  aber  hat  er,  wenn  er  auf  Grund 
eines  öffentlichen  Vergehens  den  Eintritt  einer  Zensur  annehmen  muß, 
danach  zu  handeln,  z.  B.  durch  Verweigerung  der  Sakramente  oder 
des  kirchlichen  Begräbnisses. 

Ist  die  Straftat  und  der  Schuldige  sicher,  so  hat  der  Richter  die 
vom  Gesetz  bestimmte  Strafe  zu  dessen  Schutz  genau  zur  Anwendung 
zu  bringen  2.  Doch  darf  er  unter  Berücksichtigung  der  obwaltenden 
Verhältnisse  nach  dem  Satz:  „Odia  restringi  et  favores  convenit 
ampliari"  an  Stelle  der  streng  gesetzlichen  Strafe  aus  Gründen  auch 
eine  mildere  verhängen  ^.  Milder  zu  strafen  ist  der  Richter  namentlich 
dann  berechtigt,  wenn  das  Gesetz  selbst  die  Strafe  unbestimmt  ge- 
lassen hat^  oder  wenn  er  in  begründetem  Zweifel  ist,  ob  er  volle 
Strenge  üben  oder  Milde  walten  lassen  solle  5. 

Nach  der  eben  berührten  Rechtsregel  dürfen,  wenn  das  Gesetz 
ausdrücklich  nur  die  eigentlichen  Täter  bestraft  wissen  will,  nicht 
auch  die  Mittäter,  Anstifter,  Berater  und  Helfershelfer  bestraft  werden. 
Doch  trifft  in  der  Regel  den  Mittäter  und  Anstifter  die  gleiche  Strafe 
wie  den  Angestifteten  ^.  Den  auf  irgend  welche  Weise  die  Straftat 
Begünstigenden  aber  trifft  nur  in  den  Fällen  die  gleiche  Strafe  wie 
den  Täter,  wo  dies  ausdrücklich  vom  Gesetz  bestimmt  ist''. 

IL  Der  Erlaß  der  Vindikativstrafe  heißt  Dispensation  oder  Be- 
gnadigung oder  Indulgenz,  der  Erlaß  der  Zensur  Absolution^. 

Gemäß  dem  Zwecke  der  Zensur  muß  dieselbe  aufgehoben  wer- 
den, sobald  die  beabsichtigte  Besserung  eingetreten  ist  oder  solche 
ernsthaft  versprochen  wird^.  Doch  wäre  im  letzteren  Falle  bei  Ab- 
solution wenigstens  pro  foro  externo  namentlich  nach  schweren 
Verbrechen  Garantie  zu  fordern  etwa  durch  Eid  oder  Handgelübde  ^^. 


»  Bd  I,  S.  481  f. 

2  C.  1,  X  de  constit.  I,  2.     C.  4,  §  1,  X  de  off.  jud.  deleg.  I,  29. 

3  C.  24  (Greg.  I.  a.  598),  D.  LXXXVL  C.  4,  X  de  der.  excomm.  Y,  27. 
Reg.  jur.  in  VP°  15.     Trid.  sess.  XIII  de  ref.  c.  1. 

*  C.  18  (1.  42,  D.  de  poenis  XLVIII,  t.  19),  D.  I  de  poenit. 

^  C.  2,  X  de  reg.  jur.  V,  41.     Reg.  jur.  in  VP°  15  30  49. 

^  C.  3  in  VI*<*  de  homic.  V,  4.  A.  Engelm  ann,  D.  geistige  Urheber  d.  Ver- 
brechens n.  d.  ital.  Recht  d.  MAs   (Festschrift  f.  K.  Binding  II  [1911]  386  ff). 

"  C.  6,  §§  1—4,  X  de  homic.  V,  12.  Hinschius,  KK.  Y  932  ff!  Ygl.  ab.  a. : 
H  0 1 1  w  e  c  k ,  D.  kirchl.  Strafgesetze  70  f;Hergenröt  her -Hollweck,  KR.  550  ff. 
Wernz-Yidal,  Jus  decretalium  VI  (1913)  52  ff. 

8  Hinschius,  KR.  Y  145  f  667f;  VI  1,  167  ff  180  ff.  K.  Beyerle,  V.  d. 
Gnade  i.  deutsch.  Recht,  1910. 

^  C.  11,  X  de  constit.  I,  2.     C.  25,  X  de  appellat.  11,  28. 

^°  C.  9,  X  de  haeret.  Y,  7.  C.  10  51,  X  de  sent.  excomm.  V,  39.  Hollweck 
a.  a.  0.  98  \ 


352    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap  :  D,  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

Eine    Absolution    ohne    erfolgte    oder    gewährleistete    Besserung    ist 
nichtig^. 

Von  der  excommunicatio  ferendae  sententiae  absolviert  derjenige 
Obere,  der  sie  verhängt  hat-.  Hieran  ändert  der  Wechsel  im  Domizil 
nichts^.  Doch  absolviert  der  Papst  von  allen  solchen  Zensuren*.  In 
articulo  mortis  absolviert  der  Beichtvater  nach  Versprechen,  sich  dem 
kirchlichen  Obern  zu  stellend  Von  der  excommunicatio  latae  sen- 
tentiae kann  an  sich  auch  nur  deren  Urheber  lossprechen.  Von  der 
excommunicatio  latae  sententiae  nemini  reservata  absolviert  der  Beicht- 
vater pro  foro  interne^.  Von  den  reservierten  Zensuren  latae  sen- 
tentiae aber,  die  seit  dem  12.  Jahrhundert  aufkamen,  spricht  der- 
jenige Gesetzgeber  los,  welcher  sich  die  Lossprechung  reserviert  hat". 
Doch  absolvieren  gemäß  gemeinem  Rechte  die  Bischöfe  in  allen  Fällen, 
in  welchen  sich  der  Gesetzgeber  die  Absolution  nicht  ausdrücklich 
vorbehielt,  und  gemäß  tridentinischer  Bestimmung  von  der  excom- 
municatio latae  sententiae  Papae  reservata  bei  allen  geheimen  Ver- 
gehen^. Um  aber  von  den  seit  der  Bulle  „Apostolicae  Sedis  mode- 
rationi"  aufgekommenen,  dem  Papste  speciali  oder  specialissimo  modo 
reservierten  Exkommunikationen  absolvieren  zu  können,  ist  eine  spezielle 
Vollmacht  notwendig^.  In  articulo  mortis  hören  alle  Reservationen  auf. 
In  solchem  Falle  ist  jeder  Priester  befugt,  in  utroque  foro  zu  absol- 
vieren i^.     Dies  gilt  auch  in  allen  casibus  vere  urgentioribus,   so   vor 


*  Ebenso  ist  e.  erzwung.  Absolution  ungültig.    C.  un.  in  VP°  de  iis,  quae  vi  I,  20. 

2  C.  51  (Ambr.),  D.  I,  de  poenit.  C.  40  (Syn.  v.  Epao  a.  517,  c.  28),  C.  XI, 
q.  3.  C.  8  11,  X  de  off.  jud.  deleg.  I,  31.  A.  Stelle  d.  Verhängenden  absolviert 
a.  d.  Delegat  u.  d.  Amtsnachfolger. 

3  C.  19,  X  de  foro  compet.  II,  2.  C.  29,  X  de  sent.  excomm.  V,  39.  II oll- 
weck,  D.  kirchl.  Strafgesetze  105  f.    Vgl.  ab.  ob.  S.  50,  A.  1,  u.  S.  51,  A.  1. 

*  D.  Metropolit  wäre  z.  Absolution  nur  berechtigt  n.  erfolgter  Appellation. 
C.  8,  X  de  off.  jud.  ord.  T,  31.  Hier  wäre,  weil  m.  e.  Exkommunizierten  gerichtl. 
nicht  verhandelt  werden  soll,  v.  Beginn  d.  Untersuchung  e.  absolutio  ad  cautelam 
z.  erteilen.     C.  7  in  Vl*°  de  sent.  excomm.  V,  11. 

'  Trid.  sess.  XIV  de  ref.  c.  7. 

^  C.  29,  X  de  sent.  excomm.  V,  39.  Ob  diese  Absolution  a.  pro  foro  extcrno 
gelte,  ist  kontrovers.  Lehmkuhl,  Theol.  moral."  II,  n.  1120.  Milder  Holl  w  cc  k 
a.  a.  0.  100'.     Hergenröther-Hollweck,  KR.  566. 

"^  Üb.  d.  Ursprung  d.  Reservationen  vgl.  ob.  S.  48. 

8  C.  29,  X  h.  t.  V,  39.  Sess.  XXIV  de  rcf.  c.  6.  Da  d.  Bulle  .Apostolicae 
Sedis  moderationi"  dieses  Recht  nur  d.  Bischöfen  bestätigt,  so  haben  es  d.  Ordens- 
obern verloren.    Decr.  Poenit.  v.  5.  Dez.  1873.    Lehmkuhl,  Theol.  moral."  11.  n.  1123. 

"Solche  erhalten  d.  Bischöfe  i.  d.  h'egei.  Schneider,  Fontes  jur.  noviss. 
p.  88,  n.  10.     A.  hier  ist  d.  absolutio  coniplicis  ausgenommen.     Ob.  S.  48. 

'°  C.  5  in  VI'"  de  poenit.  V,  9.  C.  3  in  Clem.  h.  t.  V.  8.  Trid.  sess.  XIV  de 
ref.  c.  7.     Ausgenommen  ist  d.  interdictum  locale  u.  d.  interd.  personale  communi- 


§  176.    Die  "Verbängung  und  Aufhebung  der  kircblicben  Strafen.  353 

allem,  wenn  aus  der  Verweigerung  der  Absolution  Ärgernis  oder 
Infamie  zu  befürchten  wäre^,  ja  selbst  schon  dann,  wenn  für  den 
Pönitenten  das  weitere  Verbleiben  in  der  Todsünde  etwas  sehr  Hartes 
(durissimum)  hätte  -.  Doch  erfolgt  in  allen  diesen  Fällen  nur  eine  ab- 
solutio ad  reincidentiam  2.  Demgemäß  hat  sich  derjenige,  welcher  in 
articulo  mortis  von  einer  dem  Papst  speciali  modo  reservierten  Zensur 
absolviert  wurde,  im  Falle  der  Wiedergenesung  unter  Strafe  des  Rück- 
falles in  die  gleiche  Zensur  innerhalb  dreißig  Tagen  persönlich  dem 
zuständigen  Kirchenobern  zu  stellen.  Ist  das  nicht  möglich,  so  hat 
der  so  Absolvierte  sich  in  jedem  Falle  entweder  selbst  oder  durch  den 
Beichtvater  schriftlich  innerhalb  derselben  Frist  an  den  Kardinal- 
Großpönitentiar  oder  an  den  Bischof  zu  wenden  •*.  Ist  jemand  in  einem 
sonstigen  Notfalle  von  einer  dem  Papste  speziell  oder  einfach  reser- 
vierten Zensur  von  einem  an  sich  hierzu  nicht  kompetenten  Beicht- 
vater absolviert  worden,  so  hat  sich  ein  solcher  ebenfalls  innerhalb 
eines  Monats  entweder  persönlich  oder  schriftlich  entweder  selbst  oder 
durch  den  Beichtvater  unter  Strafe  der  Reinzidenz  in  die  gleiche 
Zensur  nach  Rom  oder  an  den  Bischof  zu  wenden^.  Wenn  aber 
weder  der  Pönitent  noch  der  Beichtvater  sich  brieflich  nach  Rom 
wenden  könnte  und  es  dem  Pönitenten  schwer  fallen  würde,  einen 
andern  Beichtvater  zu  suchen,  so  kann  der  Beichtvater  auch  ohne 
diesen   Rekurs   absolvieren  ß.      Wenn  jemand  im   Notfalle   von   einer 


tatis.  ü.  zwar  kann  jed.  Priester  absolvieren,  a.  wenn  e.  approbierter  Beichtvater 
da  wäre.     S.  C.  Inq.  29.  Juli  1891.    Vgl.  ob.  S.  47. 

»  C.  11  29  58,  X  de  sent.  excomra.  V,  39.  C.  22  in  VF«'  h.  t.  V,  11.  S.  C.  Inq. 
23.  Juni  1886. 

2  S.  C.  Inq.  16.  Juni  1897  (A.  f.  k.  KR.  LXXVIII  [1898]  132  f). 

''  C.  11  13  26,  X  de  sent.  excomm.  V,  39. 

*  S.  C.  Inq.  23.  Juni  1886;  16.  Juni  1897.  Wenn  d.  Bischof  d.  Fakultät  hat. 
V.  d.  Papst  speciali  modo  reserv.  Zensuren  z.  absolvieren,  genügt  d.  Rekurs  a. 
ihn.  S.  C.  Inq.  19.  Dez.  1900  (A.  f.  k.  KR.  LXXXl  [1901]  531  f).  Acta  et  decreta 
conc.  plen.  Americae  Latinae  (1899)  Nr  558. 

^  S.  C.  Inq.  23.  Juni  1886;  7.  Nov.  1888;  16.  Juni  1897.  A.  hier  genügt 
eventuell  d.  Rekurs  a.  d.  Bischof.  S.  C.  Inq.  19.  Dez.  1900  (A.  f.  k.  KR.  LXXXI 
[1901]  531  f). 

«  S.  C.  Inq.  9.  Nov.  1898;  5.  Sept.  1900:  16.  Nov.  1900  (A.  f.  k.  KR.  LXXXI 
[1901]  344).  Ausgenommen  ist  nur  d.  excomm.  propter  absolutionem  complicis. 
S.  C.  Inq.  9.  Nov.  1898;  7.  Juni  1899  (A.  f.  k.  KR.  LXXX  [1900]  143  f).  — 
Th.  Friedle,  Üb.  d.  absolutio  a  censuris  in  articulo  mortis  (Ebd.  XXX  [1873] 
185  ff).  J.  Becker,  Altes  u.  neues  Recht  bezügl.  d.  Absolution  v.  päpstl.  Reservat- 
fällen (Katholik  1899,  II  20  ff).  L.  van  Ruy  mbeke,  De  absolutione  a  censuris 
reservatis  Rom.  Pontif.  (Nouv.  Rev.  theol.  XXXVIII  [1906]  428  ff).  Ders.,  De 
absol.  a.  cens.  Rom.  Pontif.  reserv.  in  articulo  mortis  (Ebd.  465  ff). 

Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    II.    3.  Aufl.  23 


354    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

dem  Bischof  reservierten  Zensur  durch  einen  Beichtvater,  der  nicht 
die  volle  Fakultät  besaß,  absolviert  wurde,  so  hat  er  sich  ebenfalls 
innerhalb  eines  Monats  entweder  selbst  oder  durch  den  Beichtvater 
persönlich  oder  schriftlich  an  den  Bischof  zu  wenden ,  außer  der 
Bischof  hätte  anders  bestimmt.  Wenn  jemand  in  mehreren  Zensuren 
sich  befindet,  so  muß  er  von  jeder  speziell  absolviert  werden  ^ 

Pro  foro  externe  kann  die  Absolution  von  einer  Zensur  auch 
einem  Abwesenden  und  schriftlich  erteilt  werden  2.  Eine  bestimmte 
Form  ist  für  die  Lossprechung  im  allgemeinen  nicht  vorgeschrieben; 
es  genügt  vielmehr,  wenn  der  Wille  des  Absolvierenden  in  irgend 
welcher  Weise  zum  Ausdruck  kommt.  Doch  bedient  man  sich  hierbei 
am  besten  der  in  dem  Rituale  enthaltenen  Formel.  Auch  für  das 
forum  internum  kann  die  Absolution  außerhalb  des  Beichtstuhles  vor- 
genommen werden^. 

Eine  absolutio  ad  cautelam  wird  erteilt  in  zweifelhaften  Fällen 
zur  Beruhigung  der  Gewissen  und  bei  gerichtlichen  Verhandlungen 
mit  Exkommunizierten  ^. 

Wie  Tote  um  der  äußeren  Wirkungen  der  Exkommunikation  willen 
noch  exkommuniziert  werden  können  5,  so  können  sie  pro  foro  externe 
auch  noch  von  der  Exkommunikation  absolviert  werden,  um  die 
äußeren  Wirkungen  derselben  zu  heben.  Doch  darf  das  nur  geschehen, 
wenn  sie  vor  ihrem  Ende  unzweideutige  Zeichen  der  Reue  gegeben 
haben  ^. 

Eine  Staatsregierung,  welche  die  Verhängung  von  Zensuren  verbieten 
oder  deren  Zurücknahme  befehlen  wollte,  würde  weit  über  den  Rayon  ihrer 
Berechtigung  hinausgehen  ^ 


1  C.  27  42,  X  de  sent.  excomm.  V,  39. 

2  C.  8  (Greg.  I.  a.  599),  C.  II,  q.  5. 

^  Nur  wenn  v.  Obern  verlangt  würde,  daß  man  s.  e.  bestimmten  Formel  z. 
bedienen  od.  d.  Exkomm.  b.  Erteilung  d.  sakram.  Lossprechung  z.  heben  habe,  müßte 
man  solches  einhalten.  E.  Formel  z.  sollennen  Absolution  enthält  d.  Pontif.  Rom. 
P.  III,  tit.  Ordo  excommunicandi  et  absolvendi.  D.  gewöhnl.  Formel  steht  i.  Kit. 
Rom.  tit.  III,  c.  3.  Daselbst  ist  n.  8  bemerkt,  daß  man  f.  d.  for.  intern,  d.  d. 
sakram.  Absolution  vorangehende  Formel  anwenden  solle.  Danach  a.  d.  Diözesan- 
ritualien. 

*  Ob.  S.  352,  A.  4. 

'  C.  1-6.     C.  XXIV,  q.  2.     C.  5,  X  de  haerot.  V,  7. 

»  C.  28  38,  X  de  sent.  excomm.  V,  39.    D.  Formel  steht  i.  Rit.  Rom.  tit.  III,  c.  4. 

'  Tatsächlich  glaubten  einige  Staaten,  ihre  Untertanen  i,  Schutz  nehmen  z. 
sollen  geg.  kirchl.  Straf-  u.  Zuchtmittel,  d.  ihre  Untertanen  i.  Ausübung  ihr.  Staats- 
bürger!, Rechte  od,  Pflichten  behindern  od.  beeinflussen  od.  ihre  Ehre  erheblich 
verletzen  könnten.  Preuß.  Ges.  v.  13.  Mai  1873.  §  1 ;  29.  April  1887.  Art.  4. 
Sachs.  Ges.  v.  23.  Aug.  187G.    §  8.     Bad.  Ges.  v.  19.  Febr.  1874.     Art.  3,   §  16b. 


§  177.    Die  Exkommunikation.  355 

§  177. 
Die  Exkommunikation. 

Decr.  Grat.  C.  XI,  q.  3;  C.  XXIV.  Decr.  Greg.  IX.  l.V,  t.  27  de  der.  excomm.; 
t.  39  de  sent.  excomm.  Lib.  sext.  V,  11.  Const.  Clem.  V,  10.  Extrav.  Joann.  XXII. 
t.  XIII.    Extrav.  comm.  V,  10. 

Z.  Lit.  vgl.  §§  169  175  176.  Weit.:  J.  G.  Pertsch,  D.  Recht  d.  Kirchen- 
bannes, Halle  1728.—  Kober,  D.  Kirchenbann 2,  1863;  W.  Molitor,  Üb.  d.  Folgen 
d.  excomm.  major  (A.  f.  k.  KR.  IX  [1863]  1  ff ) ;  München,  D.  kan.  Gerichts- 
verfahren USW.2  II  (1874)  156  ff;  Hinschius,  KR.  IV  (1888)  691  ff  699  ff  738  ff 
748  ff  797  ff  812  ff;  V  (1895)  3  ff  75  ff  493  ff  616  ff.  E.  Vernay,  Le  „Liber  de 
excommunicatione"  du  cardinal  Berenger  Fredol  prec^de  d'une  introduction  historique 
sur  Fexcommunication  et  l'interdit  en  droit  canonique  de  Gratien  ä  la  fin  du 
XIIP  siecle,  1912.     Wernz-Vidal,  Jus  decretalium  VI  (1913)  187  ff. 

Entsprechend  der  Heiligen  Schrift  ^  schloß  die  Kirche  von  Anfang  an 
schwere  Sünder  entweder  für  immer  aus  ihrer  Gemeinschaft  aus  oder  bis 
zur  Todesstunde  oder  wenigstens  auf  so  lange,  bis  sie  durch  Buße  ihr  Ver- 
gehen gesühnt  hatten:  Exkommunikation.  Daneben  gab  es  seit  Ende  des 
4.  Jahrhunderts  auch  einen  nur  teilweisen  Ausschluß  aus  der  Kirche,  näm- 
lich von  Gottesdienst  und  Abendmahl.  Anfangs  wurde  solche  Buße  auch 
für  geheime  Sünden  zuerkannt,  seit  dem  5.  Jahrhundert  aber  nur  noch  wegen 
öffentlicher  Sünden.  Bei  den  germanischen  Völkern  konnte  aber  auch  die 
Buße  für  öffentliche  Sünden  und  der  deswegen  erfolgende  Ausschluß  aus  der 
Kirche  keinen  rechten  Boden  finden.  So  wurde  sowohl  der  teilweise  Ausschluß 
aus  der  Kirche,  der  Ausschluß  vom  Empfang  der  Sakramente  und  dem  Erhalt 
von  Kirchenämtern  —  excommunicatio  minor,  kleiner  Bann  — ,  als  der  voll- 
ständige Ausschluß  aus  derselben,  der  Ausschluß  von  sämtlichen  kirchlichen 
Gnaden  und  Segnungen  —  excommunicatio  major,  großer  Bann  —  eine 
selbständige  kirchliche  Strafe^. 

Die  Exkommunikation,  eine  auf  alle  Glieder  der  Kirche  anwend- 
bare poena  medicinalis,  ist  entweder  excommunicatio  minor  oder  major, 
kleiner  oder  großer  Kirchenbann.  Die  excommunicatio  minor  schließt 
nur  vom  Empfange  der  Sakramente  und  dem  Erhalte  eines  kirch- 
lichen Amtes  aus^.     Die  excommunicatio  major  aber  ist,   wenn  auch 


Hess.  Ges.  v.  23.  April  1875.  Art.  9  12;  7.  Sept.  1889.  Schneider,  D.  part. 
KRsquellen  256  275  340  378  f.  Hinschius,  KR.  VI  1,  235  ff.  Friedberg, 
KR.«  324  ff.  Abweichend  v.  Hinschius  betont  Golther,  D.  St.  u.  d.  kath.  K. 
i.  Württ.  328  f,  richtig,  daß  d.  Staat  s.  hier  nicht  einzumischen  habe.  A.  Lif- 
schütz,  D.  strafrechtl.  Bekämpfung  geistl.  Übergriffe  i.  weltl.  Gebiet,  1913.  Vgl- 
a.  ob.  S.  317  f. 

^  Ob.  S.  313,  A.  5.    J.  Doli  er,  D.  Bann  (Herem)  i.  A.  T.  u.  i.  später.  Judentum 
(Z,  f.  k.  Theol.  XXXVII  [1913]  1  ff).  «  Z.  Lit.  üb.  d.  Buße  ob.  S.  44,  A.  5. 

»  C.  2,   X  de  except.  II,   25.     C.  10,   X  de  der.  excomm.  V,  27.     C.  3  in  VI*" 
de  sent.  excomm.  V,  11. 

23* 


356    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

nicht  der  vollständige  Verlust  der  durch  die  Taufe  erhaltenen  kirch- 
lichen Mitgliedschaft  ^  so  doch  die  Ausstoßung  aus  der  sichtbaren 
Gemeinschaft  der  Gläubigen,  so  daß  der  in  ihr  Befindliche  keinen 
Anteil  mehr  hat  am  Gottesdienst,  ausgenommen  die  Predigt,  an  dem 
heiligen  Meßopfer  und  an  den  Gebeten  der  Kirche  (suffragia  ecclesiae 
communia) '-^j  an  den  Sakramenten  und  Sakramentalien  ^  und  am  kirch- 
lichen Begräbnis^.  Ebensowenig  darf  ein  exkommunizierter  Kleriker 
die  Sakramente  spenden,  und  zwar  unter  Strafe  der  Irregularität^. 

Ursprünglich  waren  die  excommunicatio  major  und  das  Anathema  gleich- 
bedeutend ^.  Doch  bekam,  nachdem  Gregor  IX.  erklärt  hatte,  daß  die  Ex- 
kommunikation schlechthin  den  größeren  Bann  bedeute,  die  Ausschließung, 
wenn  sie  in  besonders  feierlicher  Weise  und  unter  Anwendung  von  Symbolen 
vorgenommen  wurde,  im  Mittelalter  den  Namen  „Anathem"  ^  Der  Zusatz 
„Maran  Atha"  ^  ist  keine  besondere  Form  der  Exkommunikation,  sondern 
nur  eine  Drohung  mit  dem  künftigen  Gericht. 

Nach  der  Mahnung  des  Apostels  soll  mit  den  notorisch  aus  der 
Kirche  Ausgeschlossenen  nicht  bloß  der  kirchliche,  sondern  auch  der 
bürgerliche  Lebensverkehr  abgebrochen  werden^. 


^  Vgl.  Bd  I,  S.  81.  R.  Mühlbauer,  Gehört  e.  Exkommunizierter  noch  z.  kath. 
K.?  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XII  [1902]  198  ff ).  [Nein.]  P.  Minges,  Gehören 
Exkommunizierte    u.  Häretiker   noch    z.  kath.  K.  ?    (Ebd.  XII  [1902]  339  ff).    [Ja] 

2  C.  28  38  (43  üb.  Predigt),  X  h.  t.  V,  39.  C.  2  in  Clem.  h.  t.  V,  10.  Üb. 
private  Zuwendung  d.  Meßopfers  vgl.  Bd  I,  S.  83;  ob.  S.  257,  A.  1. 

3  C.  32  59,  X  h.  t.  V,  39.  Ob.  IS.  33  36  59  64.  Üb.  d.  Assistenz  b.  d.  Ehe 
e.  Zensurierten  od.  haereticus  toleratus  vgl.  ob.  S.  123  f  133  198  f. 

*  Vgl.  ob.  S.  71  ff. 

5  C.  3—6,  X  de  der.  excomm.  V,  27.  Üb.  etwaige  Notfälle  ob.  S.  47  130  206 
352.     Daß  i.  d.  Notlage  a.  keine  Irregularität  eintritt,  Bd  I,  S.  225. 

^  Wenn  ab.  „excommunicatio"  u.  „anathema"  i.  gleich.  Gesetz  vorkamen,  bedeutete 
letzt,  d.  große,  erst.  d.  kleine  Exkommunikation.  C.  12  (J  oh.  VIII.  a.  878),  CHI, 
q.  4.  Dict.  Grat,  ad  c.  24,  C.  XI,  q.  3.  —  D.  Ausdruck  „Anathema" :  Rom  9,  3: 
1  Kor  12,  3;  16,  22;  Gal  1,  8.  A.  Deißmann,  Licht  v.  Osten  ^  (1909)  63  f. 
A.  Seitz,  D.  Heilsnotwcndigkeit  d.  K.  n.  d.  altchristl.  Lit.  b.  z.  Zeit  d.  hl.  Augu- 
stinus (1903)   120  ff.     Realenzykl.  f.  prot.  Theol.  u.  K. »  s.  h.  v. 

'  C.   106  (Regino  v.  Prüm  1.  II,  c.  473),  C.  XI,  q.  3.     C.  59,  X  h.  t.  V,  39. 

C.  5  in  VP°  de  poen.  V,  9.     C.  1   in  Clem.  de  poon.  V,  8.     Pontif.  Rom.  P.  III.  tit. 
Ordo  excommunicandi  et  absolvendi. 

8  1  Kor  16,  22.  Kober,  D.  Kirchenbann  40  flF.  —  E.  spezielle  Art  v.  Ex- 
komm.  ist  d.  Ausschluß  e.  Bischofs  v.  Verkehr  m.  seinen  Kollegen,  weil  er  d.  Pflicht 
d.  Besuchs  d.  Provinzialsynode  nicht  nachgekommen.  Bd  I,  S.  501  f.  K  o  h  o  r 
a.  a.  O.  43  ff. 

^  1   Kor   5,    11.     Rom   16,    17.     2  Thess  3,    14.     2  Jo  10,    11.     J.  E.  Belser, 

D.  Briefe  d.  hl.  Johannes  (1906)  147  f. 


§  177.    Die  Exkommunikation.  ^  357 

Demgemäß  hatte  der  freiwillige  Umgang  mit  den  notorisch  Exkommuni- 
zierten zuerst  die  gleiche  Strafe  \  später  wenigstens  die  excommunicatio 
minor  im  Gefolge^.  Näherhin  war  verboten  jeder  Gedankenaustausch  durch 
Wort,  Zeichen  oder  Schrift,  jede  Bezeigung  freundschaftlicher  Gesinnung, 
jeder  Verkehr  in  Handel  und  Wandel,  jedes  gemeinsame  Zusammenleben  und 
jede  Tischgenossenschaft  ^.  Weil  jedoch  die  Durchführung  dieser  Maßregel 
zu  vielen  Gewissenskonflikten  führte  und  überhaupt  unmöglich  war,  so  haben 
schon  Gregor  VII.  und  Urban  II.  *  und  hernach  das  Dekretalenrecht  ^  mehr- 
fache Ausnahmen  hierin  gestattet.  Danach  war  der  Verkehr  erlaubt,  wenn 
andernfalls  ein  Recht  oder  Vorteil  verloren  ging,  bei  Eheleuten,  Kindern 
und  Dienstboten,  bei  Unkenntnis  von  der  vorhandenen  Exkommunikation 
(ignorantia  facti)  oder  von  dem  solchen  Umgang  verbietenden  Gesetz  (ign. 
juris),  endlich  im  Falle  der  Not  ^ 

Bei  der  engen  Verbindung  zwischen  Kirche  und  Staat  im  Mittelalter 
hatte  der  kirchliche  Bann  auch  staatliche  und  bürgerliche  Folgen.  So  be- 
stimmte Friedrich  IL  in  seinem  Privilegium  für  die  geistlichen  Fürsten  vom 
Jahre  1220,  daß  gegen  denjenigen,  der  sechs  Wochen  im  kirchlichen  Banne 
verbleibe,  die  Reichsacht  ausgesprochen  werden  solle "'. 

Aber  trotz  der  seit  Gregor  VII.  erlassenen  Gesetze  zum  Zwecke  der 
Erleichterung  des  Verkehrs  mit  den  Exkommunizierten  ergaben  sich  bei  der 


»  C.  16  (Pseudo-Fab.)  17  (Pseudo- Calixt.)  24  (Chrys.)  26  (Conc.  Tolet. 
I  a.  400,  c.  15),  C.  XI,  q.  3. 

2  C.  2,  X  de  except.  II,  25.     C.  3  in  VP«  h.  t.  V,  11. 

3  „Aliis"  c.  3  inVP'»  h.  t.  V,  11: 

Os,  orare,  vale,  communio,  mensa  negatur. 
;  C.  103  110,  C.  XI,  q.  3.  ^  c.  31  34,  X  h.  t.  V,  39. 

^  „ExcommunicatioDis"  c.  15,  X  h.  t.  V,  39: 

Utile,  lex,  humile,  res  ignorata,  necesse. 

"^  C.  6  7.  Mon.  Germ.  LL.  II,  236.  Constitutiones  et  acta  publica  imperii  et 
regni  (Mon.  Germ.  LL.)  II  (1896)  90.  M.  d.  üb.  Jahr  u.  Tag  dauernden  Acht  ver- 
band d.  Sachsenspiegel  a.  d.  Amtsverlust.  Ed.  Homeyer  II,  2.  Tl,  184.  Daß 
ab.  d.  Untertanen  e.  gebannt.  Herrschers  a.  v.  Eid  d.  Treue  entbunden  seien  u. 
dieser  seiner  Herrschaft  verlustig  gehe,  ist  i.  kan.  Recht  nirgends  als  wesentl.  Folge 
d.  Bannes  aufgestellt,  bedurfte  vielmehr  e.  neuen  Spruchs.  K  o  b  e  r ,  D.  Kirchen- 
bann'Tf?  402  f.  J.  Hergenröther,  Kath.  Kirche  u.  christl.  Staat  (1872)  48  ff. 
K.  Mirbt,  D.  Absetzung  Heinr.  IV.,  1890.  Ders.,  D.  Publizistik  i.  ZA.  Gre- 
gors VII.  (1894)  201  ff.  H  i  n  s  c  h  i  u  s ,  KR.  V  43  ff  392  ff.  Vgl.  a.  Nachträge  974  f. 
Scher  er,  KR.  II  702  '^  V.  Domeier,  D.  Päpste  als  Richter  üb.  d.  deutsch.  Könige 
V.  d.  Mitte  d.  11.  b.  z.  Ausgang  d.  13.  Jhdts  (1897)  34  ff.  E.  Eichmann,  Acht  u. 
Bann  i.  Reichsrecht  d.  MAs  (1909)  100  ff.  Ders.,  Kirchenbann  u.  Königswahlrecht 
i.  Sachsenspiegel  (Hist.  Jb.  XXXI  [1910]  323  ff).  Ders.,  D.  Exkoramunikations- 
privileg  d,  deutsch.  Kaisers  i.  MA.  (Z.  d.  Savigny-Stiftung  f.  Rsgschte,  Kanonist. 
Abt.  I  [1911]  160ff).  J.  Pötsch,  D.  Reichsacht  i.  MA.  u.  bes.  i.  d.  neueren  Zeit, 
(1911)  36  ff.  K.  Böckenhoff,  Kath.  K.  u.  modern.  St.  (1911)  17  ff.  Vgl.  a. 
Bd  L  S.  61. 


358    IV.  Buch.  D.  Yerwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

häufig  von  selbst  eintretenden  oder  sehr  häufig  verhängten  Exkommunikation 
immer  noch  genug  Gewissenskonflikte.  Daher  bestimmte  Martin  V.  auf  dem 
Konzil  zu  Konstanz  1418  im  siebten  Kapitel  des  auf  fünf  Jahre  mit  der 
deutschen  Nation  geschlossenen  Konkordats,  beginnend  mit  den  Worten : 
„Insuper  ad  vitanda",  daß  künftighin  der  kirchliche  und  weltliche  Verkehr 
nur  mit  jenen  Exkommunizierten  zu  meiden  sei,  welche  vom  kirchlichen 
Richter  speziell  und  ausdrücklich  („specialiter  et  expresse")  exkommuniziert 
und  als  solche  öffentlich  bekannt  gemacht  worden  seien,  sowie  mit  den 
notorii  clericorum  percussores  '.  Dieses  Indult  hatte  nach  seiner  Stellung  in 
dem  deutschen  Konkordat  nur  partikuläre  Bedeutung.  Allein  auf  Grund  der 
Fassung:  „omnibus  Christi  fidelibus  indulgemus"  kam  ihm  universale  Geltung 
und  für  immer  zu.  Es  wurde  dann  zwar  durch  ein  abweichendes  schärferes 
Dekret  des  Basler  Konzils  aufgehoben  - ;  aber  letzteres  konnte  als  unpraktisch 
nicht  durchdringen ,  abgesehen  von  der  zweifelhaften  Geltung  des  Basler 
Konzils ;  vielmehr  derogierte  ihm  das  Indult  Martins  Y.  durch  Gewohnheit 
und  erhielt  sich  in  Geltung  durch  die  ganze  Kirche  ^ 

Auf  Grund  der  Bulle  Martins  V.  „Ad  vitanda"  unterscheidet  man 
excommunicati  vitandi  und  excommunicati  tolerati.  Mit  den  letzteren  ist 
den  Gläubigen  in  ihrem  Interesse,  nicht  in  dem  der  Exkommunizierten, 
der  Verkehr  in  äußeren  kirchlichen  Dingen,  im  Amt  und  im  bürger- 
lichen Leben  erlaubt.  Dagegen  darf  kein  Geistlicher  einen  excom- 
municatus  vitandus  zum  Gottesdienst  (mit  Ausnahme  der  Predigt),  zu 
den  Sakramenten  und  zum  kirchlichen  Begräbnis  zulassen  unter 
Strafe  des  ipso  jure  eintretenden  Interdikts  ab  ingressu  ecclesiae*. 
Erscheint  ein  excommunicatus  vitandus  zur  Messe,  so  hat  ihn  der 
Priester  aufzufordern,  die  Kirche  zu  verlassen,  und  kann  ihn  even- 
tuell entfernen  lassen.  Leistet  derselbe  Widerstand,  so  hat  der  Priester 
die  Messe  vor  dem  Kanon  oder  nach  der  Kommunion  abzubrechen, 
und  die  Gläubigen  haben  sich  zu  entfernen  5.  Geistliche,  welche  mit 
vom  Papste  selbst  namentlich  Exkommunizierten  wissentlich  und  frei- 


'  Man  zitiert  d.  Kapitel  gewöhnl.  als  Bulle  od.  Konstitution  „Ad  vitanda"  od. 
„Ad  evitanda".  D.  beste  Text  b.  B.  Hübler,  D.  Konstanzer  Reformation  n.  d. 
Konkordate  v.  1418  (1867)  164  ff  bzw.  186  ff,  wo  a.  and.  Textausgaben  angeführt 
sind.     Siehe  a. :  Walter,  Fontes  95. 

2  Sess.  XX,  c.  2.     Mar  dum,  Acta  conc.  VIII  1194  f. 

»  Kobera.  a.  0.  24Sff.  Hübler  a.  a  O.  333  ff.  Hinschius,  KR.  V  505  ff. — 
Dcmentsprcch.  wurden  i.  ausgeh.  MA.  d.  excomm.  vitandi  d.  Gemeinde  b.  jed. 
sonn-  od.  festtägl.  Gottesdienst  verkündigt.     Vgl.  Th.  Qsch.  LXXXI  (1899)  218. 

^  C.  8  in  VP"  de  i)rivil.  V,  7.  „Apostolicae  Sedis  niodorationi"  v.  12.  Okt.  1869. 
VI  2.     D.  gilt  ft,  1).  V.  Hischof  namentl.  Exkommunizierten. 

''  C.  2  in  Clem.  h.  t.  V,  10.  D.  Exkommunikation  d.  Widerspenstigen  wurde 
e  d.  Papst  reservierte ;  d.  ist  ab.  weggefallen.  D.  Rost  d.  Gebete  hat  d.  Geistl. 
i.  d.  Sakristei  z.  verrichten. 


§  177.    Die  Exkommunikation.  359 

willig  in  divinis  verkehren  und  sie  zum  Gottesdienste  zulassen,  ver- 
fallen der  dem  Papste  simpliciter  reservierten  excommunicatio  latae 
sententiae  i.  Der  niemand  reservierten  Exkommunikation  verfallen 
jene,  welche  das  kirchliche  Begräbnis  eines  namentlich  Exkommuni- 
zierten erzwingen 2.  Jene  endlich,  welche  mit  einem  vom  Papste 
namentlich  Exkommunizierten  in  der  Weise  verkehren,  daß  sie  da- 
durch sein  Verbrechen  begünstigen,  verfallen  der  dem  Papste  simpli- 
citer reservierten  Exkommunikation^.  Weggefallen  ist  die  Strafe 
der  von  selbst  eintretenden  excommunicatio  minor  wegen  bürgerlichen 
Verkehrs  mit  einem  excommunicatus  vitandus,  nicht  aber  das  Verbot 
solchen  Umganges^. 

Außerdem  kann  der  excommunicatus  vitandus  nicht  lehren,  keine 
Gesetze  geben,  keine  Zensuren  verhängen^'',  keine  Benefizien  verleihen, 
nicht  wählen ß,  nicht  präsentieren^.  Der  excommunicatus  toleratus 
tut  das  alles  gültig,  aber  unerlaubt^. 

Ferner  sind  alle  Exkommunizierten  unfähig,  kirchliche  Ämter 
und  Würden  zu  erhalten.  Eine  trotzdem  vorgenommene  Verleihung 
wäre  nichtig^.  Wer  aber  bereits  ein  Amt  besitzt,  geht  desselben 
durch  die  Exkommunikation  nicht  verlustig  ^^ ;  wohl  aber  ist  ihm  der 
Bezug  der  Einkünfte  untersagt  ^^  Und  wer  über  ein  Jahr  in  der  Ex- 
kommunikation verharrt,  kann  seines  Amtes  entsetzt  werden  ^^^ 


'  C.  18,  X  h.  t.  Y,  39.     ^Apostolicae  Sedis  moderationi".    II  17. 

'  „Apostolicae  Sedis  moderationi".    IV  1. 

'  C.  29  55,  X  h.  t.  V,  39.  ^Apostolicae  Sedis  moderationi".  II  16.  I.  beiden 
Fällen  muß  d.  Strafe  v.  Papst  selbst  verhängt  sein,  nicht  etwa  v.  e.  Kongregation. 
C.  S.  Off.  16.  Juni  1897.    Holl  weck,  D.  kirchl.  Strafgesetze  169.    Vgl.  Bd  I,  S.  84. 

*  Infolge  d.  Bulle  ^Apostolicae  Sedis  moderationi".  C.  S.  Off.  5.  Dez.  1883; 
9.  Jan.  1884;  2.  Aug.  1893  (A.  f.  k.  KR.  LXXIX  [1899]  539  ff).  —  B.  Do  1ha gar ay, 
Communication  criminelle  avec  les  personnes  nommement  excommuniees  par  le 
Souverain  Pontife  (Rev.  d.  scienc.  eccles.  1902,  419  ff).  Ders. ,  Interdiction  des 
rapports  religieux  avec  les  excommunies  (Ebd.  1903,  39  ff). 

5  C.  4  (Alex.  IL  a.  1C61— 1069)  36  37  (Nikol.  I.  a.  865),  C.  XXIV,  q.  1. 
«  C.  23,  X  de  appellat.  II,  28.     C.  un.  in  VP<>  ne  sede  vac.  III,  8.     Vgl.  Bd  I. 
S.  337.     Anders  b.  d.  Papstwahl:  Bd  I,  S.  402. 
■  Vgl.  Bd  I,  S.  361. 

*  Weg.  d.  sonst  leicht  entsteh.  Unsicherheit  i.  Rechtsleben  wird  diese  Aus- 
nahme a.  Grund  d.  Bulle  „Ad  vitanda"  angenommen.  Kober  a.  a.  0.  365.  Wernz, 
Jus  decretalium  II  2^  (1906),  130  136. 

3  C.  7  8,  X  de  der.  excomm.  V,  27.     Vgl.  Bd  I,  S.  318. 
'0  Folgerung  a.  c.  13,  §  5,  X  de  haeret.  V  7  u.  c.  7  in  Vl*°  h.  t.  V,  2. 
"  C.  53,  X  de  appellat.  II,  28. 

'2  C.  13,  §  5,  X  de  haeret.  V,  7.  C.  7  in  VP^  h.  t.  V,  2.  Trid.  sess.  XXV  de 
ref.  c.  3. 


360    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

Endlich  geht  durch  die  Exkommunikation  die  communicatio  forensis 
verloren  ^  Der  excommunicatus  vitandus  kann  nicht  Richter  2,  Pro- 
kurator, Advokat^,  Notar  S  Ankläger^  oder  Zeuge ^  sein.  Doch 
hat  das  heute  nur  noch  Bedeutung  für  das  kirchliche  Forum".  Wohl 
aber  hat  ein  Exkommunizierter  als  Beklagter  vor  Gericht  zu  erscheinen, 
;_.  ^'  darf  aber  auch  dabei  von  allen  erlaubten  Mitteln  der  Verteidigung 
•Gebrauch  machen^. 

Die  Exkommunikation  ist  eine  schwere  Kirchenstrafe.  Sie  soll  daher 
auch  nur-^ür  schwere  Vergehen  verhängt  werden.  Dementgegen  wurde 
von  ihr  im  späteren  Mittelalter  ein  viel  zu  häufiger  Gebrauch  ge- 
macht. Sie  diente  überdies  teils  als  Verwaltungsmittel  teils  als  ge- 
richtliches Zwangsmittel  ^.  Mit  Recht  forderte  daher  das  Tridentinum, 
sie  solle  nur  selten  verhängt  werden:  wegen  schwerer  Vergehen,  mit 
größter  Vorsicht  und  unter  Beobachtung  der  vorgeschriebenen  Formali- 
täten 1^.  Insbesondere  hat  die  vorgeschriebene  monitio  canonica  voran- 
zugehen, außer  das  Vergehen  sei  notorisch  ^^  Bleibt  die  monitio 
unbeachtet,   so  hat  der  Richter  den  Widerspenstigen  vorzuladen,   je- 


^  Eich  mann,  Acht  u.  Bann  88  ff. 

2  C.  24,  X  de  sent.  et  re  judic.  II,  27.  C.  8  in  VP°  h.  t.  V,  11.  C.  1  in  VP» 
de  off.  jud.  vicar.  I,  13.     C.  10  in  VP°  de  off.  jud.  deleg.  I,  14. 

3  C.  7,  X  de  probat.  II,  19.     C.  8  in  VP°  h.  t.  V,  11. 
'  C.  6  (Pseudo-Steph.),  C.  III,  q.  4. 

^  C.  12,  X  de  except.  II,  25.  C.  1  in  Vr»  h.  t.  II,  12.  C.  8  in  VI*«  h.  t.  V, 
11.     Ob.  S.  325. 

«^  C.  38,   X  de   test.   et   attest.  II,   20.     C.  8   in  VP°  h.  t.  V,  11.     Ob.  S.  337. 

^  Üb.  d.  einschlug.  Verhältnisse  d.  excomm.  tolerati  K  0  b  e  r  a.  a.  0.  418 
420  424. 

8  C.  7,  X  de  judic.  II,  1.     C.  5,  X  de  except.  II,  25. 

•*  C.  20,  X  de  jurejur.  II,  24.  C.  un.  Extrav.  comm.  de  furtis  V,  5.  C.  25, 
X  de  rescr.  I,  3.  Ben  ed.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  X,  c.  1,  n.  3.  Kober  a.  a.  0.  140. 
Hinschius,  KR.  V  273  f  298  ff  643  910f;  VI  1,  26  ff.  [Z.  weitgehend.]  J.P.Kirsch, 
D.  Finanzverwaltung  d.  Kardinalkollegiums  i.  13.  u.  14.  Jhdt  (1895)  55.  P.  M. 
Baumgarten,  Untersuchungen  u.  Urkunden  üb.  d.  Camera  collegii  Cardinalium 
V.  Jahre  1295—1437  (1898)  CLXXVIII  ff'.  Ders.  i.  Rom.  Qsch.  XXII  (190S)  47  ff. 
J.  Löhr,  D,  Verwaltung  d.  köln.  Großarchidiakonats  Xanten  a.  Ausgang  d.  MAs 
(1909)  115  f.  L.  Febvre,  L'application  du  Concile  de  Trente  et  Texcommunication 
pour  dettes  en  Franche-Comte  (Rev.  hist.  CHI  [19101  226  ff).  E.  Göller,  D.  Ein- 
nahmen d.  Apost.  Kammer  unt.  Joh.  XXII.  (1910)  43  *  ff.  --  Es  soll  nicht  i.  Abrede 
gestellt  werden,  daß  v.  d.  Exkomm.  i.  MA.  e.  z.  häufiger  Gebrauch  gemacht  wurde. 
Allein  übertrieb.,  z.  T.  übelwoll.  Ausstellungen  ist  entgegenzuhalten :  Gebraucht  d. 
Kirche  weltl.  Strafen,  so  wird  ihr  gerade  v.  solcher  Seite  d.  Kompetenz  hierz. 
abgesprochen;  gebraucht  sie  geistl.,  so  wird  dies  als  Mißbrauch  u.  ( Jewissenszwang 
perhorresziert. 

>o  Sess.  XXV  de  ref.  c.  3.  "  Vgl.  ob.  S.  349. 


§  178.    Das  Interdikt.  361 

doch  bei  der  Verhandlung  alle  Mittel  der  Verteidigung  zu  gewähren  ^ 
Ist  das  Verbrechen  dann  gerichtlich  bewiesen,  so  wird  die  Sentenz 
gefällt,  schriftlich  ausgefertigt  und  dem  Verurteilten  auf  Verlangen 
binnen  Monatsfrist  eine  Abschrift  eingehändigt  2. 

§  178. 
Das  Interdikt. 

Z.  d.  Quellenstellen  siehe  §  175  177. 

Lit.  §  169  175  176  177.  Weit.:  Kober,  D.  Interdikt  (A.  f.  k. 
3  ff).  J.  Goldschmidt,  D.  charakterist.  Unterscheidungsmerkmale  d.  allg.  u. 
besond.  örtl.  Interdikts  (Ebd.  LXXVI  [1876]  3  ff).  München,  D.  kan.  Gerichts- 
verfahren USW.2  II  (1874)  208  ff.  Hinschius,  KR.  IV  (1888)  804  ff ;  V  (1895) 
13  ff  516 ff.  E.  B.  Krehbiel,  The  interdict:  Its  history  and  its  Operation.  With 
especial  attention  of  the  time  of  Pope  Innocent  III.  (1198—1216),  1909.  Wernz- 
Vidal,  Jus  decretalium  VI  (1913)  222  ff. 

I.  Das  Interdikt  (interdictum  sc.  officiorum  divinorum)  ist  die  Ein- 
stellung des  öffentlichen  Gottesdienstes  und  die  Sistierung  aller  kirch- 
lichen Funktionen  zum  Zweck  der  Strafe. 

Die  Anfänge  dieser  Kirchenstrafe  reichen,  wenn  auch  noch  etwas  un- 
bestimmt, bis  in  das  6.  Jahrhundert  zurück,  indem  für  Untaten  nicht  selten 
die  Kirchen  einer  Stadt  seit  dieser  Zeit  geschlossen  wurden  ^  Seit  dem 
9.  Jahrhundert  wurde  dieselbe  über  Diözesen  und  Kirchenprovinzen  und  seit 
dem  12.  Jahrhundert  über  ganze  Länder  verhängt.  Seit  dem  10.  Jahrhundert 
wurde  das  Interdikt  von  der  Exkommunikation  begrifflich  strenger  geschieden 
und  durchweg  als  selbständige  Strafe  behandelt  ^. 

Man  unterscheidet  interdictum  locale  und  personale,  je  nachdem  dasselbe 
auf  einen  Ort  oder  auf  eine  Person  gelegt  ist '".  Eine  Mischung  von  beiden 
ist  das  interdictum  mixtum  s.  deambulatorium,  das  zwar  an  einer  bestimmten 
Person  haftet,  aber  in  der  Weise,    daß  auch  jeder  Ort,    an    den  sie  kommt. 


1  C.  2  4  11  12,  C.  III,  q.  9. 

2  C.  1  in  VP°  h.  t.  V,  11.  Vgl.  ob.  S.  328.  —  Üb.  Aufhebung  od.  Endigung 
d.  Exkomm.  vgl.  ob.  S.  351  ff.  —  D.  Fälle,  i.  welchen  excomm,  latae  sent.  eintritt, 
sind  schon  da  u.  dort  i.  Texte  aufgeführt,  z.  B.  Bd  I,  S.  84  130  244  ff  usw.  Sie 
brauchen  also  nicht  hier  alle  aufgezählt  z.  werden. 

'  A.  Beer,  D.  Kirche  gegenüb.  Gewalttaten  v.  Laien  (Merowinger-,  Karolinger- 
u.  Ottonenzeit),  1913. 

*  C.  20,  Xde  V.  S.  V,  40.  D.  Versuche  v.  Hinschius,  KR.  IV  804  f  u.  V  19 ff, 
geg.  Kober  stringent  z.  beweisen,  daß  d.  Interdikt  als  selbständige  Kirchenstrafe 
8.  erst  seit  d.  10.  Jhdt  finde,  sind  nicht  gelungen.  Vgl.  a. :  H.  Schrörs,  Hinkmar, 
Erzb.  V.  R.  (1884)  328  ff;  H  ergenröther-HoUweck,  KR.  546=.  Funk- 
Bihlmeyer,  Kgschte  ^  352. 

^  Hinschius,  KR.  V  30  f ,  bemerkt,  daß  d.  interd.  personale  begriff  1.  v. 
interd.  locale  verschieden  ist  u.  ihm  nicht  entstammt. 


362    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

interdiziert  ist.  Beide  Arten  von  interdictum  können  wieder  sein  generale 
oder  speciale,  je  nachdem  ein  ganzes  Land,  Provinz,  Diözese,  Stadt  inter- 
diziert ist  oder  nur  eine  oder  mehrere  Kirchen ,  und  je  nachdem  sich  das 
Interdikt  auf  eine  Kommunität  oder  nur  auf  eine  einzelne  Person  erstreckt  ^ 
AYeiter  unterscheidet  man  interdictum  totale  und  partiale,  je  nachdem  es  alle 
mit  dem  Interdikt  verbundenen  Rechtswirkungen  äußert  oder  nur  einen  Teil 
derselben.  Ein  interdictum  partiale  ist  namentlich  das  interdictum  ab  in- 
gressu  ecclesiae. 

Der  Umfang  der  Wirkungen  des  Interdikts  kann  im  einzelnen  Falle  durch 
den  Gesetzgeber  bestimmt  werden ;  andernfalls  entscheidet  das  gemeine  Recht. 
Nach  diesem  ist  im  allgemeinen  Lokalinterdikt  inbegriffen : 

a)  das  Aufhören  des  Gottesdienstes.  Allein  bei  der  unter  Umständen  doch 
vorliegenden  Härte  des  allgemeinen  Interdikts  und  seinen  schwerwiegenden 
Schäden  für  das  religiöse  und  sittliche  Leben  sind  eine  Reihe  von  gesetzlichen 
Ausnahmen  gemacht  worden.  So  durfte  selbst  in  speziell  interdizierten  Kirchen, 
in  welchen  die  Eucharistie  zur  Spendung  des  Viatikums  aufbewahrt  wurde,  ein- 
mal in  der  Woche  zum  Zwecke  der  Konsekration  in  möglichster  Stille,  ohne 
Glockengeläute  und  bei  verschlossenen  Türen  Messen  gelesen  werden  2.  So- 
dann konnte  in  allen  nicht  speziell  interdizierten  Kirchen  täglich  zelebriert, 
das  Chorgebet  und  der  sonstige  Gottesdienst  abgehalten  werden,  aber  wieder 
in  möglichster  Stille,  bei  verschlossenen  Türen,  ohne  Glockengeläute,  unter 
Fernhaltung  der  Exkommunizierten  und  Interdizierten '.  Weiter  war  es  ge- 
stattet, am  Weihnachts-,  Oster-  und  Pfingsttag,  am  Fronleichnamstag  ein- 
schließlich der  Oktav  und  am  Feste  Maria  Himmelfahrt  feierlichen  Gottes- 
dienst unter  Glockengeläute  zu  halten  ^  ; 

b)  die  Versagung  der  Sakramente.  Doch  durften  gespendet  werden  die 
Taufe  und  die  Firmung  ^  die  Buße ,    doch  nicht  denjenigen,  welche  die  Ver- 


'  C.  17,  X  de  V.  S.  V,  40.  D.  üb.  e.  Stadt  verhängte  Interdikt  erstreckt  s. 
a.  üb.  d.  Kirchen  d.  Vorstädte  u.  alle  so  nahen  Kirchen ,  daß  sie  0.  Mühe  v. 
d.  Stadtbewohnern  besucht  werden  können.  Ebenso  trifft  c.  a.  e.  Kirche  gelegtes 
Interdikt  alle  ni.  ihr  zusammenhäng.  Kapellen  u.  d.  umgeb.  Friedhof.  C.  17  in 
VP°  h.  t.  V,  11.  Wird  d.  Interdikt  üb.  d.  Klerus  verhängt,  so  berührt  es  d,  Volk 
nicht,  u.  umgekehrt.  C.  16  in  VI'"  h.  t.  V,  11.  D.  Regularen  sind  i.  e.  üb.  d. 
Klerus  verhängt.  Interdikt  nur  dann  inbegriffen,  wenn  dieselben  Säkularbenefizien 
haben,  oder  wenn  es  ganz  allgemein  iieißt  „personae  ecclesiasticae''.  Lb.  d.  Interdikt 
geg.  Bischöfe  vgl.  Bd  I,  S.  444;  ob.  S.  349. 

2  C.  57,  X  h.  t.  V,  39. 

8  C.  25,  X  de  privil.  V,  33.  C.  24  in  VP°  h.  t.  V,  11.  D.  Läuten  z.  Ave 
Maria,  b.  Krankenprovi.sionen  u.  z.  d.  nicht  untersagten  Predigt  (c.  43,  X  h.  t.  V, 
39)  war  nicht  verboten. 

*  C.  24  inVPMi.  t.  V,  11.  Martin  V.,  Jncffabile"  v.  26.  Mai  1429.  Eugen  IV., 
„Excellentissinnnn"  v.  26.  Mai  1433. 

^  C.  11,  X  de  sponsal.  IV.  1.  C.  19  in  VI'"  h.  t.  V,  11.  C.  43,  X  b.  t.  V,  39. 
Desweg.  war  a.  erlaubt  d.  Weihe  d.  Taufwassers  u.  Chrisams. 


§  178.    Das  Interdikt.  36 


o 


hängung    des    Interdikts    verursacht   hatten  ^ ,    und   die  Wegzehrung   an   die 
Sterbenden  - ; 

c)  die  Verweigerung  des  kirchlichen  Begräbnisses.  Doch  konnten  Kleriker, 
welche  das  Interdikt  beobachtet  hatten,  ohne  Geläute  und  kirchliche  Feier- 
lichkeiten beerdigt  werden  *. 

Bei  den  offenkundigen  Schäden,  an  denen  unter  Umständen  vor 
allem  das  interdictum  locale  generale  krankt,  ist  der  Widerstand 
erklärlich,  den  es  mehr  und  mehr  seitens  der  staatlichen  Gewalt 
fand^.  Dagegen  ist  noch  mehr  gebräuchlich  das  interdictum  locale 
particulare ^ ,  das  interdictum  personale  generale^  und  particulare, 
und  zwar  letzteres  als  interdictum  ingressus  ecclesiae  '^.  Ein  so 
Interdizierter  darf  in  keiner  Kirche  und  keinem  Oratorium  publicum 
Gottesdienst  halten  oder  daselbst  demselben  beiwohnen,  wohl  aber 
darf  er  in  einem  Privatoratorium  Messe  lesen  und  beten.  Auch  darf 
er  zu  einer  Zeit,  wo  kein  Gottesdienst  in  einer  Kirche  oder  einem 
öffentlichen  Oratorium  stattfindet,  daselbst  beten  oder  die  Sakramente 
empfangen.  Des  kirchlichen  Begräbnisses  geht  er  nur  verlustig,  wenn 
er  ausdrücklich  als  Interdizierter  bekannt  gegeben  wurde  und  ohne 
Reue  gestorben  ist^. 

Das  Recht  der  Aufhebung  des  Interdikts  steht  demjenigen  zu,  der 
es  verhängt  hat,  oder  dessen  Obern.  Von  einem  persönlichen  oder 
partikularen  nicht  reservierten  interdictum  latae  sententiae  befreit  der 
Beichtvater. 


'  C.  11,  X  de  poenit.  V,  38.     C.  24  in  Vr°  h.  t.  V,  11. 

2  C.  11,  X  de  sponsal.  IV,  1.  C.  11,  X  de  poenit.  V,  38.  C.  24  in  VF"  h.  t. 
V,  11.  D.  letzte  Ölung  durfte  nur  denjenigen  Kranken  gespendet  werden,  d.  nicht 
mehr  beichten  konnten. 

^  C.  11,  X  de  poenit.  V,  38.  —  Üb.  Modifikationen  b.  generellen  u.  parti- 
kularen Personalinterdikt :  Hinschi  US,  KR.  V  516;  H  oll  weck,  D.  kirchl.  Straf- 
gesetze 128  ff. 

*  E.  d.  letzten  Beispiele  e.  interdict.  locale  generale  ist  d.  v.  Paul  V.  1606  üb. 
Venedig  u.  sein  Gebiet  verbängte  Interdikt.  A.  Nürnberger,  Papst  Paul  V.  u. 
d.  venez.  Interdikt  (Hist.  Jb.  IV  [1883]  189ff).  A.  Gadaleta,  Paolo  V.  e  l'inter- 
detto  di  Venezia,  1900  ff.  C.  P.  de  Magistris,  Primordi  della  contesa  fra  la 
repubblica  Veneta  e  Paolo  V.,  1907. 

^  „Apostolicae  Sedis  moderationi".     VI  2. 

6  Ebd.  VI  1.  Trid.  sess.  VII  de  ref.  c.  10.  A.  30.  Sept.  1909  verhängte  d. 
C.  Consist.  d.  interdictum  generale  locale  u.  personale  a.  15  Tage  üb.  d.  Stadt  Adria 
weg.  Insulten  geg.  d.  Bischof  (Acta  Ap.  Sedis  I  [1909]  765  f).  E.  zweit.  Fall  ebd.  V 
(1913)  517  f. 

"^  Trid.  sess.  VI  de  ref.  c.  1.  Vgl.  Bd  I,  S.  296  437.  E.  neueres  Interdikt, 
Bd  I,  S.  343,  b.  Einmischung  d.  gewählten,  ab.  noch  nicht  konfirm.  Bischofs  i.  d. 
Regierung  d.  Diözese.     Hinschius  a.  a.  0.  V  585. 

8  C.  20  in  Vl*°  h.  t.  V,  11. 


364    1^  •  Buch.  D.Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

AVas  die  Strafen  für  Verletzung  des  Interdikts  betrifft,  so  ist  ge- 
mäß Martins  V.  Bestimmung  „Ad  vitanda"  Fernhaltung  vom  Gottes- 
dienste nur  Pflicht  beim  öffentlich  verkündeten  interdictum  locale  und 
bei  nominatim  et  publice  Interdizierten  i.  Laien,  welche  das  kirch- 
liche Begräbnis  eines  namentlich  Interdizierten  erzwingen,  verfallen 
ipso  facto  der  niemand  reservierten  Exkommunikation  2.  Kleriker, 
welche  an  einem  interdizierten  Orte  liturgische  Funktionen  vornehmen, 
verfallen  dem  ipso  facto  eintretenden  interdictum  ab  ingressu  eccle- 
siae^.  Ebendieselben  werden  irregulär,  wenn  sie,  obgleich  persönlich 
interdiziert,  einen  Weiheakt  freventlich  vornehmen,  oder  wenn  sie 
dies  tun  an  einem  interdizierten  Orte*.  Endlich  verlieren  dieselben 
das  aktive  und  passive  Wahlrecht^. 

II,  Nur  äußere  Ähnlichkeit  hat  mit  dem  Interdikt  die  im  Mittelalter  ge- 
bräuchliche cessatio  a  divinis ,  die  Einstellung  des  Gottesdienstes.  Dieselbe 
war  aber  dem  Wesen  nach  keine  Strafe,  sondern  der  Ausdruck  der  Trauer 
über  eine  der  Kirche  oder  dem  Klerus  zugefügte  Unbill,  ein  Mittel,  um  den 
oder  die  Missetäter  durch  die  Mißstimmung  des  Volkes  zur  Umkehr  oder  Ge- 
nugtuung zu  veranlassen  ^. 

§  179. 
Die  Suspension. 

Z.  d.  Quellenstellen  vgl.  §  175  177. 

Lit.  §  169  175  176  177.  Weit.:  G.  de  Villadiego,  De  irregulär.,  suspens.  et 
interdicto  ecclesiastico,  Salam.  1519.  —  Kober,  D.  Suspension  d.  Kirchendiener, 
1862.  München,  D.  kan.  Gerichtsverfahren  usw.  2  II  (1874)  229  ff.  Hinschius, 
KR.  IV  (1888)  731  ff  754  ff  810  ff ;  V  (1895)  66  ff  589  ff.  Wernz-Vidal,  Jus 
decretalium  VI  (1913)  206  ff. 

Eine  nur  bei  den  Klerikern  anwendbare  Zensur  ist  die  Suspension. 
Durch  sie  wird  die  Ausübung  der  Weihe-  oder  aller  Amtsrechte  oder 
der  Bezug  der  Amtseinkünfte  oder  die  Ausübung  all  dieser  Rechte 
zusammen  untersagt. 

Ursprünglich  gab  es  nur  eine  Suspension  vom  geistlichen  Amte.  Dafür 
finden  sich  seit  dem  6.  Jahrhundert  die  Bezeichnungen:  suspendi  ab  honore 


'  Hinschius,  KR.  V  518  521  533. 

2  „Apostolicae  Sedis  moderationi\    IV  1.     Vgl.  Bd  I,  S.  84;  ob.  S.  71  359. 

•'  Ebd.  VI  2.    Vgl.  Bd  I,  S.  84. 

*  Bd  I,  S.  225;  ob.  S.  356. 

^  C.  18  in  VP°  h.  t.  V,  11.     Bd  I,  S.  337. 

«  C.  13,  X  de  off.  jud.  ord.  I,  31.  C.  2  8  in  VI^°  de  off  jnd.  ord.  I,  16.  C.  1 
in  Clem.  h.  t.  V,  10.  Vgl.  z.  Interpretation  Hinschius,  KR.  V  539 ^  Wernz- 
Vidal,  Jus  decretalium  VI  (1913)  241  ff. 


§  179.    Die  Suspension.  365 

et  officio,  suspendi  ab  officio  und  schlechthin  suspendi  ^  Bei  der  damaligen 
engen  Verbindung  der  Ausübung  des  ordo  mit  der  fixen  Anstellung  an  einer 
Kirche  war '-'  das  unzweifelhaft  die  Enthebung  von  allen  Amtsfunktionen,  auch 
von  denen  des  ordo.  Doch  verblieb  dem  Suspendierten,  weil  damit  das  Amt 
als  solches  nicht  verloren  ging,  der  Bezug  der  Amtseinkünfte  ^.  Erst  seit 
Ende  des  12.  Jahrhunderts  ist  die  Rede  von  suspensio  ab  officio  et  beneficio^ 
Dabei  bildete  der  Verlust  der  Einkünfte  zunächst  eine  Verschärfung  der 
suspensio  ab  officio.  Seit  eben  dieser  Zeit  aber  tritt  die  suspensio  a  bene- 
ficio  auch  selbständig  auf^  Als  dritte  Art  der  Suspension  erscheint,  und 
zwar  wiederum  gegen  Ende  des  12.  Jahrhunderts,  die  suspensio  ab  ordine^. 
Das  verhältnismäßig  späte  Auftreten  dieser  Art  von  Suspension  erklärt  sich 
daraus,  daß  erst  nach  dem  Aufkommen  der  absoluten  Ordinationen "  die 
Möglichkeit  und  Notwendigkeit  solcher  Strafe  sich  ergab,  indem  die  absolut 
Geweihten  nur  der  Ausübung  der  kirchlichen  Funktionen  beraubt  werden 
konnten. 

Demgemäß  unterscheidet  man  die  suspensio  ab  ordine,  durch  welche 
die  Ausübung  der  Weiherechte  untersagt  wird,  während  die  der  Juris- 
diktion intakt  bleibt  mit  Ausnahme  der  Akte,  welche  den  ordo  vor- 
aussetzen s,  sodann  die  suspensio  ab  officio,  enthaltend  den  Verlust  der 
Weiherechte  und  der  Jurisdiktion  9,  drittens  die  suspensio  a  beneficio, 
das  Verbot  der  Administration  der  Pfründe  und  des  Bezugs  von  deren 
Einkünften  '^^.  Umfaßt  die  Suspension  die  Weiherechte,  die  Jurisdiktions- 
gewalt und  die  Amtseinkünfte,  so  wird  sie  bezeichnet  als  suspensio 
ab  officio  et  beneficio  oder  kurzweg  als  suspensio  ^^  Solche  Suspension 
ist  generalis.  Andernfalls  ist  die  Suspension  specialis.  Die  suspensio 
specialis  kann  wieder  sein  totalis  oder  partialis,  je  nachdem  sämtliche 


>  Conc.  Aurel.  V  a.  549,  c.  5.    Conc.  Aurel.  IV  a.  541,  c.  10.   Ed.  Maaßen  89  102. 

2  Vgl.  Bd  I,  S.  197  230  241. 

»  CoDC.  Aurel.  III  a.  538,  c.  22.  Ed.  Maaßen  80.  E.  partielle  Suspension 
findet  s,  seit  d.  6.  Jhdt  als  zeitweiliges  Verbot,  d.  Messe  z.  lesen.  Conc.  Arelat.  IV 
a.  524,  0.  3.     Conc.  Aurel.  III  a.  538,  c.  6  16  29.     Ed.  Maaßen  37  75  78  81. 

*  C.  2,  X  de  test.  cogend.  II,  21.     C.  7,  X  de  usur.  V,  19. 

^  C.  7,  §  3,  X  de  elect.  I,  6. 

«  C.  1,  X  de  schismat.  V,  8.  "^  Vgl.  A.  2 

^  C.  45,  X  de  magistr.  V,  3 ;  Trid.  sess.  VI  do  ref.  c.  5.  Nicht  inbegriffen  sind 
d.  ord.  minores. 

3  C.  3,  X  de  usur.  V,  19.  C.  2  in  V?-^  de  off.  jud.  deleg.  I,  14.  C.  1  in  V?» 
de  sent.  et  re  judic.  II,   14. 

'°  C.  7,  §  3 ;  44,  X  de  elect.  I,  6. 

"  C.  2,  X  de  calumn.  V,  2.  C.  10,  X  de  purgat.  canon.  V,  34.  N.  Hinschius, 
KR.  V  607,  hat  man  unt.  suspensio  schlechthin  i.  MA.  nur  d.  siispens.  ab  off.  ver- 
standen. Heute  i.  Sinn  d.  Textes  n.  c.  59,  X  de  sent.  excomm.  V,  39.  Hollvreck, 
D.  kirchl.  Strafgesetze  1361 


366    IV.  Buch.  D.Verwalt  d.  Kirche.  S.Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

Weihe-  oder  Jurisdiktionsrechte  oder  Amtseinkünfte  oder  nur  ein  Teil 
derselben  davon  betroffen  wird^ 

Die  Suspension,  die  Kardinäle  und  Bischöfe  nur  trifft,  wenn  sie 
ausdrücklich  erwähnt  sind  2,  und  die  auch  über  ganze  Genossenschaften 
verhängt  werden  kann  3,  ist  entweder  latae^  oder  ferendae  sententiae. 
Im  letzteren  Falle  ist  das  für  die  Verhängung  von  Zensuren  vor- 
geschriebene Verfahren  genau  einzuhalten:  dreimalige  oder  einmalige 
peremtorische  Mahnung,  Vorladung  des  Schuldigen,  unbeschränkte 
Möglichkeit  der  Verteidigung,  öffentliche  Urteilsverkündigung  und 
schriftliche  Einhändigung  des  Spruches  5.  Eine  Ausnahme  macht  die 
bereits  erwähnte  suspensio  ex  informata  conscientia  ^. 

Was  die  Wirkungen  der  Suspension  betrifft,  so  sind  dem  ab  ordine 
Suspendierten  alle  Weihefunktionen  untersagt.  Wenn  er  trotzdem 
wissentlich  und  vorsätzlich  und  ohne  Not  Weihehandlungen  vornimmt, 
so  begeht  er  eine  schwere  Sünde  und  verfällt  in  die  Irregularität"^. 
Dem  ab  officio  Suspendierten  sind  unter  schwerer  Sünde  die  Weihe- 
und  Jurisdiktionsakte  verboten.  Ist  ein  Kleriker  öffentlich  und  nament- 
lich suspendiert,  so  übt  er  seine  Jurisdiktion  ungültig  aus;  unerlaubt 
nur  tut  dies  der  nicht  öffentlich  und  namentlich  Suspendierte.  Daher 
würde  dieser  die  Absolution  in  der  Beicht,  die  ein  wesentlich  gericht- 
licher Akt  ist,  immerhin  gültig  erteilen  8;  ungültig  dagegen  der  öffent- 
lich und  namentlich  Suspendierte,  außer  es  bestünde  ein  error  com- 
munis, in  welchem  Falle  die  Kirche  supplieren  würde.  Dagegen  sind 
nichtig  alle  Wahlhandlungen  der  Suspendierten  *\  Endlich  kann  der 
ab  officio  Suspendierte  weder  einen  höheren  ordo  noch  ein  anderes 
Kirchenamt  erhalten  ^^.  Der  a  beneficio  Suspendierte  verliert  zwar 
nicht  seine  Pfründe,  wohl  aber  das  Recht,  die  Einkünfte  derselben  zu 


'  C.  13  14,  X  de  temp.  ordin.  I,  11. 

2  C.  4  in  VP°  de  sent.  excomm.  V,  11.    Vgl.  Bd  I,  S.  413  444;  ob.  S.  362,  A.  1. 

8  C.  40  in  Vl^°  de  elect.  L  6.  C.  1,  Extra v.  comm.  de  elect.  I,  3.  Vgl.  ob. 
S.  349,  A.  7. 

*  D.  Bulle  „Apostolicae  Sedis  moderationi"  hat  d.  trident.  Suspensionen  lat.  sen- 
sentiae,  elf  a.  d.  Zahl,  beibehalten  u.  enthält  selbst  acht  solcher.  Üb.  einige  neuere 
Bd  I,  S.  343;  ob.  S.  261.  Hinschi  us,  KR.  V  660  u.  Nachträge  977  f.  Vgl.  z. 
Suspensionen  i.  bestimmten  Fällen  Bd  I,  201  206  f  237  240  usw.  Sie  alle  hier  auf- 
zuführen, ist  nicht  nötig.     Vgl.  ob.  S.  361,  A.  2. 

'"  Vgl.  ob.  S.  360  f.  ß  Ob.  S.  334. 

'  Vgl.  Bd  I,  S.  225.  D.  gilt  a.  v.  d.  rein  vindikativen  Suspension.  Gut  Lau- 
rentius,  Institutiones^  353  f. 

»  Vgl.  ob.  S.  359,  A.  8;  S.  360,  A.  7.  D.  Assistenz  b.  d.  Ehe  ist  kein  gerichtl. 
Akt.     Ob.  S.  126. 

»  C.  16,  X  de  elect.  I,  6.     Ob.  S.  359,  A.  6. 

•"  C.  2,  X  de  der.  non  ordin.  V,  28. 


§  179.    Die  Suspension.  367 

beziehen.  Tut  er  das  doch,  so  hat  er  Restitution  zu  leisten  und  tritt 
eo  ipso  privatio  beneficii  ein^.  Auch  kann  der  Suspendierte  die 
Pfründgüter  nicht  verwalten.  Darum  wird,  wenn  nötig,  vom  kirch- 
lichen Obern  hierzu  ein  eigener  Administrator  ernannt.  Natürlich 
ist  der  Suspendierte  auch  unfähig,  ein  anderes  kirchliches  Amt  zu 
erwerben  2. 

Was  die  Aufhebung  der  Suspension  als  Zensur  betrifft,  so  ab- 
solviert der  Beichtvater  in  foro  interno  und  externo  von  jeder  nicht 
reservierten  suspensio  latae  sententiae.  Ist  solche  reserviert,  so  sind 
die  Bischöfe  auch  für  die  dem  Papste  einfach  vorbehaltenen  —  und 
andere  gibt  es  nicht  —  zuständig,  entweder  weil  sie  auf  geheimen 
Vergehen  beruhen,  oder  weil  dieselben  kraft  der  Quinquennalfakultäten 
dazu  berechtigt  sind.  In  articulo  mortis  kann  jeder  Beichtvater  von 
allen  reservierten  Suspensionen  lossprechen.  Ebenso  von  den  sonst  dem 
Papste  reservierten,  wenn  das  weitere  Verbleiben  in  der  Suspension 
dem  Pönitenten  allzu  lästig  wäre.  Aber  der  Losgesprochene  hat  sich 
nachher  dem  Obern  zu  stellen  3.  Ist  die  Suspension  aber  als  Strafe 
verhängt  worden,  so  endigt  sie  entweder  durch  Zeitablauf  oder  Dis- 
pensation von  Seiten  dessen,  der  sie  verhängt  hat.  Ist  die  Dispensation 
dem  Papste  reserviert,  so  kann  hier  der  Bischof  nur  kraft  besonderer 
Vollmacht  lossprechen. 

Die  Suspension  ist  in  der  Regel  Zensur.  Sie  kann  aber  auch 
poena  mere  vindicativa  sein.  Diesen  Strafcharakter  hat  sie  in  der 
Regel,  w^enn  sie  verhängt  wird  in  perpetuum  oder  ad  certum  et  de- 
finitum  tempus  oder  ad  arbitrium  seu  beneplacitum  judicis  oder  münd- 
lich, da  sie  als  Zensur  schriftlich  zu  erfolgen  hat,  oder  etwa  für  ein 
längst  begangenes  Verbrechen'*.  Hierher  gehört  besonders  auch  die 
suspensio  ex  informata  conscientia  5. 

Bisweilen  ist  die  Suspension  bloße  provisorische  Administrativmaß- 
regel, wenn  der  Bischof  einen  Geistlichen,  der  in  eine  gerichtliche  Unter- 
suchung verwickelt  ist,  nach  genauer  Erwägung  der  Verdachtsgründe 
von  der  Vornahme   der  Amtsfunktionen   für  die  Dauer  des  Prozesses 


*  C.  1  in  Vr°  de  elect.  I,  6.  Ob  ebenso  d.  Einkünfte  a.  d.  Staatskasse  aufhören, 
ist  strittig,  ab.  doch  wohl  z.  bejahen.  Holl  weck,  D.  kirchl.  Strafgesetze  135  2. 
Immer  ab.  muß  d.  sustentatio  congrua  bleiben.  Anders  i.  letzter.  Punkt  Kober, 
D.  Suspension  121  f,  u.  Hinschius,  KR.  V  593. 

»  C.  26,  X  de  elect.  I,  6. 

'  Ob.  S.  353  f.  J.  Laurent  i  US,  D.  vorbehaltene  Suspension  n.  d.  Dekret 
d.  heil.  Offic.  V.  23.  Juni  1886  (A.  f.  k.  KR.  LXXIX  [18991  79  ff)- 

*  C.  1,  X  de  der.  venat.  V,  24.  C.  2  3,  X  de  der.  percuss.  X,  25.  Trid.  sess. 
XXIII  de  ref.  c.  8  10.     Vgl.  ob.  S.  348.  ^  Ob.  S.  334. 


368    IV.  Buch.  D.  Veiwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

enthebt,  um  jedes  Ärgernis  zu  vermeiden.  Wird  der  Inkulpat  frei- 
gesprochen, so  bleibt  die  Maßregel  ohne  alle  Nachwirkung;  wird  er 
verurteilt,  so  ist  eventuell  auch  mit  kirchlichen  Strafen  gegen  ihn 
vorzugehen  ^ 

§  180. 
Die  Disziplinar-  und  vindikativeii  Strafen. 

Decr.  Greg.  IX.  de  poenis  V,  37.     Lib.  sext.  V,  9.     Const.  Clera.  V,  8. 

Lit.  §  169  175  176  177.  Weit:  J.  A.  Christ,  Dissertatio  de  degradatione,  Jen. 
1672.  J.  Ch.  Stahlkopff,  De  jure  degrad.  canon.,  Wittenb.  1724.  A.  G.  Mirus, 
De  poenis  clericor.  earumque  praescriptione,  Wittenb.  1729.  J.  F.  Kayser,  De 
poena  degrad.  tarn  eccles.  quam  civilis,  Giess.  1755.  —  Kober,  D.  Deposition  u. 
Degradation,  1867.  Ders. ,  D.  körperl.  Züchtigung  als  kirchl.  Strafmittel  geg. 
Kleriker  u.  Mönche  (Th.  Qsch.  LVII  [1875]  3  fF).  Ders.,  D.Gefängnisstrafe  geg. 
Kleriker  u.  Mönche  (Ebd.  LIX  [1877J  3  ff).  Ders.,  D.  Geldstrafen  i.  KR.  (Ebd. 
LXIII  [1881]  3ff).  München,  D.  kan.  Gerichtsverfahren  usw.  ^  II  (1874)  116ff 
139  ff.  J.  Schmitz,  D.  Gefängnisstrafe  i.  ihr.  Beziehung  z.  Bußdisziplin  (Katholik 
1884,  I  484  ff).  F.  A.  K.  Kraufs,  I.  Kerker  v.  u.  n.  Christus  (1895)  192  ff  251  ff 
314ff.  Hinschius,  KR.  IV  (1888)  698  726  ff  803  ff;  V  (1895)  32  ff  116ff  541  ff ; 
VI  1   (1897),  194ff.     Wernz-Vidal,  Jus  decretalium  VI  (1913)  97  ff. 

I.  Die  Disziplinar-  und  vindikativen  Strafen  für  Kleriker  und 
Laien.  Die  Kirche  brachte  bis  in  die  neuere  Zeit  hinein  eine  reiche  Menge 
solcher  Strafen  zur  Anwendung  wie :  Rügen  und  Verweise  ^  Zwangsfasten  ^, 
Zwangsbuße  \  körperliche  Züchtigung  ^,  Verweisung  in  ein  Kloster  ^  Gefängnis ', 


'  C.  13  (Syn.  v.  Lerida  a.  524?),  C.  II,  q.  5.    C.  10,  X  de  purgat.  canon.  V,  34. 

^  C.  64  (Syn.  v.  Agde  a.  506,  c.  47),  D.  I  de  cons.  R.  Kö stier,  Huldentzug 
als  Strafe,  1910. 

3  Syn.  Tület.  VIII  a.  653,  c.  9.     Bruns,  Canones  I  282. 

*  Trid.  sess.  XXIV  de  ref.  c.  8.  Vgl.  ob.  S.  348,  A.  2.  Hinschius,  KR. 
IV  816  ff;  V  85  ff  633 ff. 

^  C.  9  (Syn.  v.  Agde  a.  506,  c.  41),  D.  XXXV.  C.  6  (Syn.  v.  Macon  I  a.  581, 
c.  8),  C.  XI,  q.  1.  C.  11  (Greg.  1.  a.  601),  C.  XII,  q.  2.  C.  1  (August),  C.  XXUI, 
q.  5.  C.  2,  X  de  adult.  V,  16.  C.  4,  X  de  raptor.  V,  17.  D.  Forderung,  dafs  nur 
Miüoristen  u.  nicht  m.  üb.  neununddreißig  Streichen  (2  Kor  11,  24)  körperl,  ge- 
züchtigt werden  sollten,    wurde  nicht  eingehalten. 

6  C.  7  (Syn.  v.  Epao  a.  517,  c.  22),  D.  L.  C.  10  (Syn.  v.  Orleans  a.  538, 
c.  7),  D.  LXXXI.  C.  2  (Conc.  Hispal.  a.  619,  c.  3),  C.  XXI,  q.  2.  C.  28  (Greg.  I. 
a.  593),  C.  XXVII,  q.  1.  C.  2,  X  de  adult.  V,  16.  C  24,  X  de  regul.  111,  31. 
C.  10,  X  de  purgat.  canon.  V,  34.  C.  8,  §  8  in  Vl''^  de  haeret.  V,  2  (immuratio). 
Daß  immuratio  nur  gleich  Gefängnisstrafe  ist,  vgl.  N.  Paulus,  Hexenwahn  u. 
Hexenprozeß  vornehmlich  i.  16.  Jhdt  (1910)  248  ff. 

"^  C.  30  (Conc.  Tolet.  XI  a.  675,  c.  6),  C.  XXIII,  q.  8.  C.  15,  X  de  haeret. 
V,  7.  C.  5,  X  de  upostat.  V,  9.  C.  3  in  VI»»  de  poenis  V,  9.  C.  15  in  VP"  de  scnt. 
excomm.  V,  11.  Daß  d.  sog.  „decanica"  od.  „diaconica"  kein  Gefängnis  f.  Geistl. 
war,  sondern  e.  Art  Sakristei,  vgl.  II  i  n  sc  li  i  us ,  KR.  IV  737*. 


§  180.    Die  Disziplinar-  und  vindikativen  Strafen.  369 

Verbannung  ^ ,  Infamie  - ,  Geldbußen  ^ ,  Vermögenskonfiskation  * ,  Acht  und 
Bann  ^,  Verlust  weltlicher  Amter  ^,  Verknechtung ",  Verweigerung  des  kirch- 
lichen Begräbnisses  ^.  Verstümmelnde  Körperstrafen  aber  und  die  Todes- 
strafe hat  die  Kirche  nicht  angedroht  und  verhängt  entsprechend  dem  Satz: 
Ecclesia  non  sitit  sanguinem.  Sie  übergab  vielmehr  zu  solchem  Zwecke  den 
Verbrecher  dem  weltlichen  Gerichte  mit  der  wenigstens  formalen  Bitte,  seines 
Lebens  zu  schonen,  das  nach  staatlichem  Gesetz  verwirkt  war^. 

Von  dem  größten  Teil  dieser  Strafen  kann  die  Kirche  bei  dem 
veränderten  Verhältnis  zwischen  Kirche  und  Staat  heute  keinen  Ge- 
brauch mehr  machen. 

Gegen  Laien  kann  sie  noch  einschreiten  mit  Rüge,  Zwangsbuße  ^^, 
Entziehung  kirchlicher  Ehrenrechte,  wie  Patenschaft,  Verweigerung 
der  Kommunion  und  des  kirchlichen  Begräbnisses,  Verhängung  von 
Infamie  in  dem  Sinne,  daß  die  Betreffenden  irregulär  sind^i. 


'  C.  13  (Pseudo-Urbaii.),  C.XVII,  q.  4.  C.  32  (Pseudo-Liber.),  C.  XXIY, 
q.  1.  C.  13  (Syn.  Tolet.  XIIl  a.  683,  c.  7).  C.  XXVI,  q.  5.  C.  1,  X  de  calunm. 
V,  2.     C.  3,  X  de  crim.  falsi  V,  20. 

2  Bd  I,  S.  223  ff. 

3  C.  3  (Conc.  Carthag.  V  a.  401,  c.  6),  C.  XXI,  q.  5.  C.  41,  X  de  siinon. 
V,  3.  C.  2,  X  de  maled.  V,  26.  Trid.  sess.  XXIll  de  ref.  c.  1  ;  Sess.  XXV  de 
ref.  c.  3  14. 

*  C.  22  (Bened.  Levita  II  115  117),  C.  XXTV,  q.  3.  C.  10  13,  X  de  haeret. 
V,  7.  ^  Üb.  Acht  u.  Bann  ob.  S.  357. 


6  C.  21    (Syn. 

Tolet.  XII   a.  681,   c.  8),   C.  XXXII, 

q.  5.     C.  9,    X  de  haeret. 

V,  7.     Trid.   sess. 

XXV  de   ref.    c.  19.     Über   Lösung 

d.  Treueides  d.  Untertanen 

ob.  S.  357,  A.  7. 

'  C.  10    (Syn. 

V.  Melfi  a.  1089,    c.  12),  D.  XXXII. 

Bd  I,  S.  268.     C.  6,  X  de 

Jud.  V,  6. 

^  Vgl.  ob.  S.  70  ff. 

9  C.  1—3  (August.),  C.  XXIII,  q.  5.  C.  9,  X  de  haeret.  V,  7.  C.  4,  X  de 
raptor.  V,  17.  C.  3,  X  de  crim.  falsi  V,  20.  Kober,  D.  Deposition  250  ff.  Hin- 
schius,  KR.  V  50  f.  Hergenröther  -  Hollweck,  KR.  541  f  546  ^  Üb. 
Anwendung  d.  Tortur  i.  process.  inquis.  haeret.  pravit.  vgl.  ob.  S.  332,  A.  3.  — 
F.  Knoke,  Histor.-dogmat.  Untersuchung  d.  Verwendung  weltl.  Strafen  geg. 
Leben,  Leib,  Vermögen,  Freiheit  u.  bürgerl.  Ehre  i.  kirchl.  Strafrecht  d.  kath.  Kirche 
währ.  d.  vorgrat.  Zeit,  1895.  R.  Quanter,  D.  Leibes-  u.  Lebensstrafen  b.  all. 
Völkern  u.  z.  all.  Zeiten,  1901.  R.  Wrede,  D.  Körperstrafe  b.  z,  Gegenwart, 
1898  ff. 

'°  Trid.  sess    XXIV  de  ref.  c.  8. 

!•  Bd  I,  S.  223  f;  ob.  S.  28  38  70  ff.  —  [.  Wiirtt.  können  Verfügungen  u.  Er- 
kenntnisse d.  Kirchengewalt  geg.  d.  Person  od.  d.  Vermögen  e.  Angehörigen  d.  kath. 
Kirche  wid.  dessen  Willen  nur  v.  d.  Staatsgewalt  vollzogen  werden.  Württ.  Konkord. 
Art.  5.  Ges.  v.  30.  Jan.  1862,  Art.  7.  Vogt,  Sammlung  255.  Schneider,  D. 
part.  KRsquellen  147.  Golther,  D.  St.  u.  d.  kath.  K.  i.  Württ.  317  ff.  Gaupp- 
G  ö  z ,  D.  Staatsr.  d.  Königr.  Württ.  ^  420.  F 1  e  i  n  e  r ,  Staatsrechtl.  Gesetze  Württ. 
486.  —  Preuß.  Ges.  v.  13.  Mai  1873.    §§  1—5;  29.  April  1887.    Art.  4.    Schneider 

Sägmüller.  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.  H.    3.  Auf!  24 


370    I^^-  Buch.  D.  V'erwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Ka]»  :  D.  kirchl.  Gerichtsbaikeit. 

Bei  Geistlichen  kann  sie  auf  Geldstrafen  und  Freiheitsentziehung 
in  Gestalt  der  Einweisung  in  ein  Korrektionshaus,  Kloster  oder  in 
eine  Demeritenanstalt  erkennen,  aber  nur  innerhalb  der  vom  Staate 
erlaubten  Grenzen. 

In  Württemberg  ist  von  jedem  bischötlichen  Straferkenntnis  gegen  Geist- 
liche, welches  dreißig  Mark  übersteigt  oder  die  Daner  von  vierzehn  Tagen 
Einberufung  in  das  Korrektionshaus,  der  Staatsbehörde  Mitteilung  zu  machen. 
Den  Betrag  von  achtzig  Mark  oder  die  Dauer  von  sechs  Wochen  Einberufung 
in  das  Korrektionshaus  darf  die  Strafe  überhaupt  nicht  überschreiten  \ 

II.  Die  vindikativen  Strafen  für  Kleriker.  Dazu  ge- 
hören die  Strafversetzung,  die  Amtsentsetzung,  die  Deposition  und  die 
Degradation. 

1.  Die  dem  neueren  Kirchenrechte  angehörige  Strafversetzung 
(translocatio)  ist  die  aus  Gründen  nach  stattgehabtem  kanonischem 
Prozeß  erfolgende  Versetzung  eines  Klerikers  auf  ein  weniger  gutes 
Benefizium  -. 

2.  Die  Amtsentsetzung  (privatio  beneficii)  ist  die  definitive  Ent- 
ziehung der  Pfründe  auf  Grund  eines  notorischen  oder  gerichtlich 
eingestandenen  oder  prozessualisch  erwiesenen,  vom  Rechte  mit  dieser 
Strafe  bedrohten  Vergehens.  Jedoch  wird  dadurch  der  Betreffende 
nicht  unfähig,  ein  anderes  Benefiz  zu  erhalten,  wofern  er  sich  ge- 
bessert hat.    Immerhin  könnte  der  kirchliche  Richter  zugleich  mit  der 


a  a.  0.  256  f  275.  Sachs.  Ges.  v.  23.  Aug.  1876.  §  7  10.  Schneider  a.  a.  O. 
419.  Bad.  Ges.  v.  9.  Okt.  1860.  §  16;  19.  Febr.  1874.  Art.  3,  §  16  a,  Z.  3. 
Schneider  a.  a.  0.  338  340.  Hess.  Ges.  v.  23.  April  1875.  Art.  3  4;  7.  Sept. 
1889.  Art.  3.  Schneider  a.  a.  0.  377  390.  Hinschi  us,  KR.  VI  1,  221  ff. 
Friedberg,  KR.e  327  f.     Vgl.  a.  ob.  S.  354,  A.  7. 

1  Württ.  Konkord.  Art.  5.  Schneider  a.  a.  0.  146.  Ges.  v.  30.  Jan. 
1862.  Art.  6;  18.  Juni  1875.  Vogt  a.  a.  0.  255.  P  f  af  f-Sp  r  oll ,  Gesetzes- 
kunde I  41.  Michel,  D.  rechtl.  Stellung  d.  Geistl.  i.  Württ.  103  f.  Golther 
a.  a.  0.  31 1  fl".  G  a  u  p  p  -  G  ö  z  a.  a.  0.  419  f.  F 1  e  i  n  e  r  a.  a.  0.  485  f.  -  Preußen  : 
Ges.  V.  12.  Mai  1873.  §  1—9;  21.  Mai  1886.  Art.  8;  29.  April  1887.  Art.  3. 
Schneider  a.  a.  0.  251  f  272  f  275.  F.  Bayern  vgl.  Silbernagl,  KR.*  471  f. 
Sachsen:  Ges.  v.  23.  Aug.  1876.  §  7  ff.  Schneider  a.  a.  0.  419.  Baden:  Ges. 
V.  9.  Okt.  1860.  §  16;  19.  Febr.  1874.  Art.  3.  Schneider  a.  a.  0.  338.  Hessen: 
Ges.  V.  23.  April  1875.  Art.  3—8;  7.  Sept.  1889.  Art.  3.  Seh  n  eider  a.  a.  0. 
377  f  390.  Ö.sterr.  Konkord.  Art.  12.  Ges.  v.  7.  Mai  1874.  §19  27.  Schneider 
a.  a.  0.  172  531  f.  Hinschius,  KR.  VI  1,  245  ff.  Friedberg,  KR.«  328.  — 
V'h.  Verfahren  geg.  Kirchenbedienstete :  V  e  r  i  n  g ,  KR.  ^  708  "  ;  Hinschius.  K  ir 
VI  1,  249  ff.     Vgl.  Bd  I,  S.  278,  A.  2;  S.  349,  A.  3;  S.  384,  A.  1. 

^  Ob.  d.  V.  Benefiziaten  selbst  luichgesuchte  Versetzung  u.  d.  Versetzung  a. 
administrativen  rh'linden  vgl.  Bd  I,  S.  383.  Dali  b.  d.  letzteren  Verwaltungsnialiregel 
u.  Strafe  a.  nicht  immer  leicht  trennen  lassen,  i.9t  a.  d.  Lage  d.  Dinge  verständlich. 


§  180.    Die  Disziplinar-  und  vindikativen  Strafen.  371 

privatio    beneficii    die    ünfähigkeitserklärung    zur    Erwerbung    eines 
andern  Amtes  verknüpfen^. 

3.  Die  schwersten  poenae  vindicativae  für  den  Kleriker  aber  sind 
die  depositio  und  die  degradatio. 

Ursprünglich  waren  die  Ausdrücke  depositio  und  degradatio  gleich- 
bedeutend und  bezeichneten  die  Strafe  der  Absetzung,  so  daß  der  Verurteilte 
Amt  und  Pfründe  samt  der  Fähigkeit,  einen  andern  Kirchendienst  zu  erlangen, 
für  immer  verlor^.  Auch  wurde  ein  solcher  Kleriker  gemäß  der  engen  Ver- 
bindung von  ordo  und  Amt  äußerlich  aus  dem  Klerus  verstoßen  und  ge- 
zwungen, die  Kommunion  mit  den  Laien  zu  empfangen  —  reductio  ad  com- 
munionem  laicam  — ,  ohne  übrigens  des  inneren  Weihecharakters  verlustig 
zu  gehen  ^  Solch  schwere  Strafe  konnte  der  kirchliche  Richter  nicht  allein, 
sondern  nur  im  Verein  mit  andern  Bischöfen  verhängen.  Zur  Absetzung 
eines  Bischofs  waren  zwölf,  eines  Presbyters  sechs  und  eines  Diakons  drei 
Bischöfe  nötigt  Dem  Deponierten  verblieben  aber  noch  die  privilegia  cleri- 
corum,  so  namentlich  das  Privilegium  canonis  und  fori,  so  daß  er  nur  von 
dem  kirchlichen  Richter  abgeurteilt  werden  konnte.  Da  jedoch  die  Staats- 
gewalt, ohne  das  Privilegium  fori  zu  respektieren,  verbrecherische  Kleriker 
vor  ihr  Forum  zog,  so  mußten  diese  zuerst  vom  kirchlichen  Richter  ihrer 
klerikalen  Privilegien   entkleidet    werden,    um   dem   weltlichen  Richter   über- 


'  C.  18  (Alex.  II.  a.  1061— 1073?),  D.  LXXX[.  C.  7,  X  de  restit.  spoliat.  II,  13. 
C.  13,  X  de  vita  et  honest,  der.  III,  1.  Trid.  sess.  XIV  de  ref.  c.  6;  Sess.  XXI 
de  ref.  c.  6;  Sess.  XXill  de  ref.  c.  1  usw.  —  Doch  kann  d.  Bischof  a.  d. 
Strafe  erkennen  a.  o.  Festsetzung  i.  Rechte,  u.  so  ist  i.  neuerer  Zeit  gerade  d. 
privatio  beneficii  a.  Stelle  d.  Deposition  getreten.  S.  C.  Conc.  31.  März  1860; 
26.  Jan.  1861.  Lingen-Reuß,  Causae  selectae  Nr  492. —  E.  solche  privatio  ist 
a.  denkbar,  wenn  e.  Geistl.  zivilgerichtl.  verurteilt  u.  dad.  z.  Bekleidung  öffentl. 
Ämter  unfähig  geworden  ist.  Preuß.  Ges.  v.  11.  Mai  1873.  §  21  24;  29.  April 
1887.  Art.  2,  §  4.  Sachs.  Ges.  v.  23.  Aug.  §  13.  Bad.  Ges.  v.  5.  Juli  1888. 
Art.  3.  Hess.  Ges.  v.  5.  Juli  1887.  Art.  13.  S  chn  e  i  der  a.  a.  0.  254  274  344 
39ü  420.  Hinschius,  KR.  VI  1,  287  ff.  Friedberg,  KR.«  332  f.  Vgl.  a. 
Schulte,  Lehrb.  d.  kath,  u.  evang.  KRs*  216  ff.  —  Ohne  kanon.  Prozeß  darf  d. 
privatio  nicht  erfolgen.  Doch  kann  d.  Bischof,  u.  Skandal  z.  vermeiden,  v.  d.  C.  Ep. 
et  Reg.  d.  Erlaubnis  z.  geheimer  Untersuchung  erhalt,,  u.  dann  d.  Papst  a.  Grund 
d.  eingeschickten  Akten  d.  Erledigung  erklären.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  1.  Mai  1840; 
11.  Jan.  1841.  —  Daß  ab.  staatl.  Hilfe  nur  geleistet  wird  n.  Nachweis  d.  ordentl. 
kanon.  Prozeßverfahrens,  vgl.  ob.  S.  318.  —  Üb.  etwaigen  Entzug  einzeln.  Amts 
rechte  Hinschius,  KR.  V  581.  —  Gennari  (Kard.),  Sulla  privazione  del  bene- 
ficio  ecclesiastico  e  sul  processo  criminale  dei  chierici -,  1905. 

2  Üb.   d.  Ausdrücke:    Kober,    D.  Deposition   3  ff;    Hinschius,  KR.  V  51^. 

^  Vgl.  Bd  I,  S.  243.  Daß  a.  d,  Ver^veisung  z.  communio  peregrina  d.  Charakter 
d.  Deposition  gehabt  habe,  behauptet  Hinschius,  KR.  IV  743*,  geg.  Kober,  d. 
sie  nur  f.  temporäre  Amtsentsetzung  od.  Suspension  hält. 

*  C.  8  (Syn.  Carthag.  I  a.  348,  c.  11)  5  (Syn.  Carthag.  III  a.  397,  c.  8), 
C.  XV  q.  7. 

24* 


372    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

lassen  werden  zu  können.  So  unterschied  man  seit  Ende  des  12.  Jahrhunderts 
die  Degradation  von  der  Deposition,  die  blieb,  was  sie  bisher  gewesen.  Die 
Degradation  aber  entkleidete  überdies  den  geistlichen  Verbrecher  auch  der 
privilegia  clericorum  und  unterstellte  ihn  der  Kompetenz  des  weltlichen 
Richters  *. 

Die  Deposition  besteht  in  der  bleibenden  Entziehung  der  Weihe- 
und  Amtsrechte  und  in  der  Unfähigkeit,  je  wieder  ein  Kirchenamt  zu 
erwerben.  Nur  die  klerikalen  Privilegien  verbleiben  dem  Deponierten  -. 
Die  Deposition  eines  Bischofs  kommt  dem  Papste  zu,  die  eines  Priesters 
nimmt  der  Bischof  unter  Beirat  des  Kapitels  vor,  und  die  eines  Mino- 
risten  kann  der  Bischof  allein  vollziehen  3.  Dieselbe  erfolgt  in  der 
Regel  nur  bei  besonders  schweren  und  ärgerniserregenden  Fällen  ^. 
Nach  den  Kanonen  sollte  der  Deponierte  zur  Buße  für  immer  in 
ein  Kloster  verwiesen  werden^.  Doch  kann  diese  detrusio  in  mona- 
sterium  heute  nicht  mehr  stattfinden^.  Auch  kann  bei  eingetretener 
Besserung  die  Deposition  durch  den  Bischof  wieder  aufgehoben  werden ' . 

Die  Degradation,  die  nur  in  gesetzlich  genau  bestimmten  Fällen 
vorgenommen  werden  darf^,  vollzieht  sich  in  zwei  Akten  als  degra- 
datio  verbalis  und  degradatio  actualis  (realis,  sollemnis). 

Die  degradatio  verbalis  besteht  in  der  gerichtlichen  Untersuchung 
und  Konstatierung  der  Schuld,  der  Absetzung  vom  Amt  und  der  Er- 
klärung der  Unfähigkeit,  wieder  ein  anderes  zu  erhalten  oder  über- 
haupt Jurisdiktionsrechte  auszuüben,  und  in  dem  Urteil,  daß  der 
Verbrecher   die   Degradation   und   die   Auslieferung   an   die   weltliche 


^  C.  10,  X  de  judic.  II,  1.  C.  7,  X  de  crim.  falsi  V,  20.  C.  27,  X  de  V.  S. 
V,  40.     C.  2  in  VP»  de  poenis  V,  9. 

^  C.  1,  §  2  in  VI***  de  homic.  V,  4.  D.  Deponierte  bleibt  z.  Breviergebet  u. 
Zölibat  verpflichtet. 

3  Vgl.  Bd  I,  S.  331  353  390  456. 

*  Weil  viele  alt.  einschläg.  Stellen  i,  Corp.  jur.  can.  ebenso  a.  d.  Deposition  als 
d.  Degradation  gehen,  können  sie  seit  d.  Trennung  beider  nicht  mehr  ohne  weiteres 
f.  d.  Deposition  od.  Degradation  allein  verwendet  werden.  Hinschius,  KR. 
V  575  f. 

*  C.  6,  §  7,  X  de  homic.  V,  12.  C.  10,  X  de  purgat.  canon.  V,  34.  C.  12,  X  de 
poenit.  V,  38.     C.  un.  Extrav.  comm.  de  poenis  V,  8. 

«  Vgl.  ob.  S.  370.  "^  C.  14  ff,  D.  L. 

^^  8  So  b. :  Hcäresie  (c.  9  13,  X  de  haeret.  V^  7)  j^  Fälschung  päpstl.  Sclireiben 
(c.  7,  X  de  crim.  falsi  V,  20):  Abtreibung  d.  beseelten  Leibesfrucht  (Sixtus  V., 
„Effrenatam"  v.  29.  Okt.  1588.  §  1):  Sodomie  (Pius  V.,  .Horrendum"  v.  30.  Aug. 
1568.  §  3);  soUicitatio  ad  turpia  in  confessione  unt.  erschwerenden  Umständen 
(vgl.  ob.  S.  53  f) ;  Messelesen  u.  Beichthören  o.  Priesterweihe  (Kleni.  Vlll.,  .Etsi 
alias"  V.  1.  Dez.  1601.  §  3)  ;  Entwendung  konsekr.  Hostien  (Innoz.  XL.  „Ad  Nostri" 
v.  12.  Mürz  1677.  §  3);  Vorsunkenlieit  i.  d.  Verbrechertum  (c.  10.  X  de  judic.  IL  1). 
Ben  ed.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  IX,  c.  6,  n.  7. 


§  180.    Die  Disziplinar-  und  viudikativen  Strafen.  373 

Gewalt  verdiene.  Gerade  durch  das  letztere  Moment  unterscheidet 
sich  die  degradatio  verbalis  von  der  depositio.  Anderseits  bewirkt 
die  degradatio  verbalis  noch  nicht  den  wirklichen  Verlust  der  geist- 
lichen Standesrechte ,  und  dadurch  unterscheidet  sie  sich  von  der 
degradatio  actualis^  Die  degradatio  verbalis  ist  ein  Akt  der  Juris- 
diktion und  kann  daher  vom  Bischof  schon  vor  seiner  Konsekration 
bzw.  in  dessen  Auftrag  durch  den  Generalvikar  oder  den  Kapitular- 
vikar  vorgenommen  werden  2.  Bei  der  Degradation  eines  Priesters 
müssen  sechs ,  bei  der  eines  Majoristen  drei  Bischöfe  beigezogen 
werden.  Die  Beigezogenen  sind  aber  nicht  bloß  Zeugen,  sondern 
selbständige  Richter^.  Um  übrigens  dem  Vorwurf  zu  begegnen,  als 
ob  durch  diese  Vorschrift  die  degradatio  unmöglich  gemacht  werden 
wolle,  wurde  bestimmt,  daß  es  genüge,  wenn  ebensoviel  infulierte 
Äbte  oder  Prälaten  der  Diözese  beigezogen  würden^. 

Der  zweite  Akt  ist  die  degradatio  actualis  oder  realis.  Hierbei 
wird  der  Verurteilte  feierlich  der  Insignien  seines  ordo  entkleidet  und 
dem  weltlichen  Richter  übergeben  mit  der  wenigstens  formalen  Bitte, 
seines  Lebens  zu  schonen  ^.  Die  degradatio  actualis,  welche  nach  dem 
im  Pontificale  Romanum  vorgeschriebenen  Ritus  geschieht,  ist  Ausfluß 
der  Weihegewalt  und  kann  nur  von  dem  konsekrierten  Bischof  vor- 
genommen werden  ^.  Dabei  sollen  auch,  obgleich  nicht  notwendig,  jene 
Prälaten  anwesend  sein,  die  bei  der  degradatio  verbalis  mitwirkten"^. 
Übrigens  verliert  auch  der  Degradierte  die  spirituelle  Befähigung  und 
den  character  indelebilis  nicht.  Er  könnte  also  im  Notfalle  geistliche 
Handlungen  vollziehen.  Der  Papst  könnte  eine  komplete  Degradation 
wieder  aufheben,  und  der  Bischof  wenigstens  die  degradatio  verbalis  ^. 

Im  Mittelalter  konnte  der  weltliche  Richter  gegen  einen  Kleriker  nicht 
vorgehen,  ehe  die  Degradation  geschehen  war.  In  der  neueren  Zeit  aber 
erfolgt  die  Verhaftung  der  Geistlichen  durch  die  staatliche  Gewalt,  die  Ver- 
urteilung und  Strafvollstreckung  ohne  vorausgegangene  kirchliche  Degrada- 
tion.    Diese  sollte  der  Kirche  aber  möglich  gemacht  werden  ^     Doch  ist  ihr 


»  C.  27,  X  de  V.  S.  V,  40.     Kober,  D.  Deposition  180  ff.     Hinschius,  KR. 
V  565'°.     Anders  Hollweck,  D.  kirchl.  Strafgesetze  §  92,  A.  2. 
2  Trid.  sess.  XIII  de  ref.  c.  4. 
=^  C.  2  in  VP»  de  poenis  V,  9. 

*  C.  1  in  Vl*o  de  haeret.  V,  2.     Trid.  sess.  XllI  de  ref.  c.  4. 
^  Ob.  S.  369. 

«  C.  1  in  Vr°  de  haeret.  V,  2.     C.  2   in  VP  de  poenis  V,  9.     Trid.  sess.  XllI 
de  ref.  c.  4.     Pontif.  Rom.  F.  III,  tit.  Degradationis  forma. 
"  Pontif.  Rom.  a.  a.  0. 

*  Pontif.  Rom.  P.  III,   tit.  Ordo  restitutionis  sacr.  ordinum. 
'  Vgl.  ob.  S.  336,  A.  10. 


374    ^^'-  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3,  Abschn.  2.  Kap.:  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

auch  heute  noch  die  Vornahme  der  Degradation  möglich,  wenn  nicht  sofort 
ein  Eingreifen  der  staatlichen  Gewalt  erfolgt  oder  das  Verbrechen  zwar  nach 
dem  kirchlichen  Gesetz  mit  Degradation  zu  bestrafen  ist ,  staatlicherseits 
aber  nicht  bestraft  wird,  z.  B.  die  Häresie. 

§  181. 

Die  Verbrechen!  gegen  Gott:  Apostasie.     Schisma.    H-äresie. 
Blasphemie.     Aberglaube. 

Decr.  Grat.  XXIll.  q.  4  ff.  C.  XXIV  XXVI,  q.  1—4  5.  Decr.  Greg.  IX.  1.  V, 
t.  7  de  haeret. ;  t.  8  de  schismat. :  t.  9  de  apostat. ;  t.  21  de  sortileg. :  t.  26  de 
maledic.    Lib.  sext.  V,  2  3.    Const.  Clem.  V,  3.    Extrav.  comm.  V,  3  4. 

Amthor,  De  apostasia  liber  singularis,  1833.  G.  Fejer,  Jus  eccl.  cath.  advers. 
apostatas,  1847.  —  K.  Braun,  De  haereticis  et  schismat.  in  genere,  Mog.  154S. 
D.  de  Simancas,  Institutiones  cath.,  quibiis  tractatur  quidquid  ad  praecavendas  et 
exstirpandas  haereses  necessarium  est,  Vallad.  1552.  J.  de  Roxas,  Tractatus  de  haere- 
ticis, Ven.  1585.  P.  Farinaccius,  Tractatus  de  haeresi,  Antv.  1616.  A.  Santa- 
reUi,  Tractatus  moral.  de  haeresi  etc.,  Rom.  1625.  Ch  Thomasius,  An  haeresis 
sit  crimen?  Hai.  1697.  K.  0.  Rechenberg,  De  crimine  haeretificii,  Witt.  1724. 
Weit.  Lit.  Bd  T,  S.  81.  Besonders  ab.  gehört  hierh.  d.  reiche  Lit.  üb.  d.  Inquisition. 
Vgl.:  Schulte,  Gesch.  d.  Quell,  u.  Lit.  d.  kan.  Rs  III  2,  374;  Hinschi  us,  KR. 

V  (1895)  378  ff  449  ff  u.  Nachträge  S.  976;  VI  1  (1897),  328  ff  348  ff;  Kirchen- 
lexikon ^  s.  V.  Inquisition:  Realenzj^kl.  f.  prot.  Theol.  u.  K.^  s.  h.  v. ;  Staatslexikon* 
s.  h.  V.;  Friedberg,  KR.«  58'"  329^  335  ^  A.  d.  neuest.  Lit  sei  noch  bemerkt: 
P.  Fl  ade,  D.  röm.  Inquisitionsverfahren  i.  Deutschi.  b.  z.  d.  Hexenprozessen,  1902. 
[Ebenfalls  m.  reich.  Lit.]  E.Schäfer,  Beiträge  z.  Gesch.  d.  span.  Protestantismus 
u.  d.  Inquis.  i.  16.  Jhdt,  1902.  [Ist  a.  f.  d.  zugleich  kirchl.  Charakter  ders. ;  anders, 
ab.  unrichtig  Knöpf  1er,  Kgschte-^  425  f.]  Ders.,  Sevilla  u.  ValJadolid,  d.  evang. 
Gemeinden  Spaniens  i.  Reformationszeitalter,  1903.  G.  Brunn  er,  Ketzer  u. 
Inquisition  i.  d.  Mark  Brandenburg  i.  ausgeh.  MA.,  1904.  J.  M.  Vi  dal,  BulJaire 
de  rinquisition  fran^aise  au  XIV®  siecle,  1913.  R.  Sabatini,  Torquemada  and 
the  spanish  inquisition ,  1913.  Vgl.  z.  Lit.  a.  Bd  I,  S.  84  ff.  —  H.  Tb.  Simar, 
D.  Aberglaube^  1893.  F.  Walter,  Aberglaube  u.  Seelsorge,  1904:  2  1911. 
W.  Fischer,  Aberglaube  aller  Zeiten,  1906.  R.  Hennig,  D.  moderne  Spuk-  u. 
Geisterglaube,  1906.  A.  Lehmann,  Aberglaube  u.  Zauberei  v.  d.  ältest.  Zeiten 
a.  b.  i.  d.  Gegenwart.  Übers,  v.  Petersen 2,  1908.  W.  Schneider,  D.  neuere 
Geisterglaube,  1882;  ^v.  F.Walter,  1913.  Hierh.  gehört  a.  d.  reiche  Lit.  üb.  d. 
Hexerei   u.    d.  Hexenprozesse.     Vgl.:   Schulte   a.   a.   0.  375;  Hinschius,  KR. 

VI  1,  397  ff:  Kirchenlexikon*  s.  v.  Hexen,  Hexenprozeß;  Realenzykl.  f.  prot.  Thcol. 
u.  K.'  8.  li.  V.  A.  d.  neuest.  Lit.  sei  noch  erwähnt:  B.  Duhr,  D.  Stellung  d. 
Jesuiten  i.  d.  deutsch.  Hexenprozessen,  1900.    Ders.,  Gesch.  d.  Jesuiten  i.  d.  Liindern 


'  Es  sollen  i.  folgenden  nicht  alle  kirchl.  Vergehen  u.  \'erbrcchen  einzeln  dar- 
gestellt werden,  sondern  nur  besond.  wichtige  od.  bish.  noch  nicht  erwähnte  od.  i. 
weit.  a.  nicht  z.  näher.  Besprechung  kommende.  So  kommen  hier  nicht  z.  Dar- 
stellung d.  Vorgehen  u.  Verbrechen  geg.  d.  kirchl.  I*ersonen.  der.  Autorität,  Juris- 
diktion, Reclite,  Freiheiten,  Privilegien  usw.     Vgl.  z.   H.  Bd  I,  S.  242  ff. 


§  181.    Die  Verbrechen  gegen  Gott.  375 

deutsch.  Zunge  I  (1907)  731  ff ;  JI  2  (1913),  481  ff.  Diel-Duhr,  Friedrich 
Spe^  1901.  J.  Hansen,  Zauberwahn,  Inquisition  u.  Hexenprozeis  i.  MA.,  1900  ff. 
[Weist  hin  a.  d.  Zusammenhang  zw.  d.  Häresie  u.  d.  Hexerei,  d.  Inquisition  u.  d. 
Hexenprozessen,]  F.  Byloff,  D.Verbrechen  d.  Zauberei,  1902.  Janssen-Pastor, 
Gesch.  d.  deutsch.  Volkes  s.  d.  Ausgang  d.  MAs  VHP*  (1903)  531  ff.  E.Michael, 
Gesch.  d.  deutsch.  Volkes  v.  13.  Jhdt  b.  z.  Ausgang  d.  MAs  ^  HI  (1903)  442  ff. 
Malleus  maleficarum.  D.  Hexenhammer  v.  J.  Sprenger  u.  H.  Institoris.  Z. 
erstenmal  i.  Deutsche  [schlecht!]  Übertrag,  u,  [ebenso  schlecht]  eingeleit.  v.  J.  "VV. 
R.  Schmidt,  1906.  N.  Paulus,  Hexenwahn  u.  Hexenprozeß  vornehml.  i. 
16.  Jhdt,  1910.  [Fafst  e.  Reihe  v.  s.  Aufsätzen  zus.]  Soldan-Heppe,  Gesch. 
d.  Hexenprozesse:  neu  bearb.  u.  hgg.  v.  M.  B  auer,  1912.  J.  Dumcke,  Zauberei 
u.  Hexenprozeß,  1912.  Z.  Lit.  üb.  Aberglauben,  Hypnotismus,  Magnetismus,  Magie, 
Somnambulismus,  Spiritismus,  Wahrsagerei,  Zauberei  vgl.:  Linsen  mann,  Lehrb. 
d.  Moraltheol.  339  ff;  Koch,  Lehrb.  d.  Moraltheol.^  399ff;  Schindler,  Lehrb.  d. 
Moraltheol.  II  1  (1909),  186  ff;  Le  hmku  hl,  Theol.  moral.^'  I  275  ff;  Kircheu- 
lexikon^  u.  Realenzykl.  f,  prot.  Theol.  u.  K.^  s.  hh.  vv.  —  München,  D.  kan. 
Gerichtsverfahren  usw.  2  H  (1874)  315 ff  560 ff  670 ff.  E.  Katz,  Grundriß  d.  kan. 
Strafrechts  (1881)  57  ff.  Hinschius,  KR.  IV  (1888)  743  ff  830  f  843ff;  V  157ff 
679  ff.  Hollweck,  D.  kirchl.  Strafgesetze  (1899)  162  ff.  Wer  nz- Vi  dal,  Jus 
decretaliura  VI  (1913)  269  ff. 

1.  Die  Apostasie  (apostasia  fidei,  ap.  perfidiae)  ist  der  gänzliche 
Abfall  vom  christlichen  Glauben  und  der  auch  äußerliche  Übergang 
zum  Judentum,  IMohammedanismus,  Heidentum,  Indifferentismus,  Atheis- 
mus. Die  kirchlichen  Strafen  sind,  nachdem  die  weltlichen  für  sie 
geradeso  wie  für  die  Häresie  aufgehört  haben  ^,  die  gleichen  wie  für 
diese,  nämlich  die  dem  Papste  speciali  modo  reservierte  excommuni- 
catio  latae  sententiae  2,  die  Verweigerung  des  kirchlichen  Begräbnisses  ^ 
und  die  Irregularität*.  Bei  Klerikern  trifft  überdies  Verlust  der 
Benefizien,  Unfähigkeit,  solche  zu  erhalten^,  und  erforderlichenfalls 
Degradation  6  ein. 

2.  Das  Schisma  ist  die  Lostrennung  von  dem  Papst  oder  Bischof 
als  kirchlichem  Mittelpunkt  unter  Konstituierung  einer  eigenen  Kirchen- 
gemeinschaft".  Ist  die  Trennung  eine  Lossagung  vom  Papst,  so  ist 
das  Schisma  ein  allgemeines.  Ist  sie  eine  solche  vom  Bischof,  so  ist 
das  Schisma   ein    partikulares  s.     In   der  Regel  ist  mit  dem  Schisma 


'  Vgl.  Bd  I,  S.  51  85  f. 

^  „Apostolicae  Sedis  moderationi".  I  1.  Dieselbe  Strafe  trifft  d.  credentes, 
receptores,  fautores,  defensores  d.  Häretiker  bzw.  Apostaten. 

3  Ob.  S.  71.  *  Bd  I,  S.  226. 

*  C.  32  (Conc.  Ancyr.  a.  314,  c.  1),  D.  L. 

«  C.  9  13  15,  X  de  haeret.  V,  7.  C.  12  13  in  VP«  de  haeret.  V,  2.  Vgl.  ob. 
S.  372,  A.  8. 

"  C.42(Pelag.  I.  a.  558— 560),  C.  XXIII,  q.  5.    C.  34  (Pelag.  I.),  C.  XXIV,  q.  1. 

8  C.  6  7  9  (Cypr.),  C.  VII,  q.  1. 


376    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschii.  2.  Kap  :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

Häresie  verknüpft :  schisma  mixtum  sive  conjunctum  cum  haeresi  ^ 
Im  letzteren  Falle  treten  die  auf  die  Häresie  gesetzten  Strafen  ein-. 
Das  partikulare  Schisma  wird  mit  Exkommunikation  und  beim  Kleriker 
überdies  mit  Amtsverlust  bestraft^.  Auf  das  schisma  universale  ist 
die  dem  Papste  speziell  reservierte  excommunicatio  latae  sententiae 
gesetzt"*  sowie  die  Verweigerung  des  kirchlichen  Begräbnisses^  und 
die  Irregularität^.  Die  Geistlichen  verlieren  ihre  Kirchenämter "^  und 
können  nach  Wiederaufnahme  in  die  Kirche  ohne  Dispens  kein  solches 
erhalten  ^. 

3.  Die  Häresie  oder  Ketzerei  ist  das  wissentliche  Fürwahrhalten 
eines  von  der  Kirche  als  häretisch  verworfenen  Satzes,  die  bewußte 
Leugnung  eines  kirchlichen  Dogmas  seitens  eines  Getauften.  Von  der 
formellen  Häresie  ist  wohl  zu  unterscheiden  die  materielle,  die  auf 
unbewußtem  Irrtum  beruht  und  die  namentlich  bei  solchen  vorhanden 
ist,  die  keine  Emsicht  in  die  Lehren  der  Kirche  haben,  was  be- 
sonders leicht  bei  jenen  der  Fall  ist,  welche  von  häretischen  Eltern 
abstammen  ^.  Daher  treffen  auch  die  auf  die  Häresie  gesetzten  Strafen 
nur  die  haeretici  formales,  und  man  unterscheidet  also  haeretici  recepti 
oder  tolerati  und  haeretici  proscripti.  Pro  foro  externe  aber  sind  auch 
die  öffentlichen  materiellen  Häretiker  als  diesen  Strafen  verfallen  zu 
betrachtend^.  Besonders  aber  treffen  diese  Strafen  die  sogenannten 
haeretici  formales  dogmatizantes,  Katholiken,  welche  häretische  Lehren 
angenommen  haben  und  zu  verbreiten  suchen  i^.  Richter  über  die 
Häretiker  ist  der  Diözesanbischof  ^^  Neben  diesem  können  aber  noch 
eigene,  vom  Papste  bestellte  Inquisitoren  funktionieren  ^^.    Die  Strafen 


'  C.  26  (Hier.),  C.  XXIV,  q.  3.  ''  C.  un.  in  VP«  h.  t.  V,  3. 

3  C.  5  (Syn.  Carthag.  II  a.  390,  c.  8),  C.  XI,  q.  3. 

*  „Apostolicae  Sedis  moderationi".  I  3.  Derselben  Strafe  verfallen  jene,  welche 
d.  Papst  d.  Gehorsam  hartnäckig  verweigern. 

■'  Ob.  S.  71.  «  Bd  I,  S.  226.  "     C.  un.  in  VI'"  h.  t.  V,  3. 

«  C.  5,  X  de  elect.  I,  6.    C.  2,  X  h.  t.  V,  8.    E.  bürgerl.  Strafe  besteht  nicht  mehr. 

9  C.  27  (Hier.)  28  29  31  (Aug.),  C.  XXIV,  q.  3.     Vgl.  Bd  I,  S.  81. 

'°  Denn  :  De  internis  non  judicat  praetor. 

"  Diese  sind  d.  Bischof  anzuzeigen.  Decr.  Poenit.  v.  10.  Febr.  1871;  3.  März  1880. 
Ob.  S.  8. 

'2  C.  9;  13,  §  8,  X  h.  t.  V,  7. 

"  Sie  können  gemeinsam  m.  d.  Bischof  od.  f,  s.  allein  vorgehen.  C.  17  in 
VP'  h.  t.  V,  2.  Ab.  d.  liochnotpeinliche  Verfahren  u.  d.  Urteil  muß  gemeinsam  sein. 
C.  1,  §  1  in  Clem.  h.  t.  V,  3.  Hinscliius.  KR.  V  473  ff :  VI  1,  345  ff  368  ff. 
Üb.  Eigentümlichkeiten  d.  Ketzerprozesses  vgl.  ob.  S.  332,  A.  3.  A.  n.  d.  Tode 
noch  kann  Verurteilung  weg.  Häresie  erfolgen.  C.  6  (Conc.  oocum.  V  a.  553,  sess.  V), 
C.  XXIV,  q.  2.  Üb.  d.  Inquisition  überh.  a.  eingehend.sten  Hinscliius,  KR.  V 
378  ff  449  H';  VI  1,  328  ff  348  fl'. 


§  181.    Die  Verbrechen  gegen  Gott.  377 

für  die  Häresie  sind  die  dem  Papste  speciali  modo  reservierte  ex- 
communicatio  latae  sententiae^  die  Verweigerung  des  kirchlichen 
Begräbnisses 2  und  die  Irregularität^.  Den  häretischen  Kleriker  trifft 
ipso  facto  der  Verlust  der  kirchlichen  Ämter,  die  Unfähigkeit,  solche 
wiederzuerlangen,  und  zuletzt  die  Degradation  ^.  Von  diesen  Strafen 
werden  auch  diejenigen  betroffen,  welche  im  Verdachte  der  Häresie 
stehen  und  von  diesem  sich  nicht  reinigen  wollen.  Über  sie  wird  zu- 
nächst die  Exkommunikation  verhängt,  und  wenn  sie  ein  Jahr  in 
dieser  beharren,  folgen  die  auf  die  Häresie  gesetzten  Strafen 5.  Der 
dem  Papste  speciali  modo  reservierten  Exkommunikation  verfallen 
auch  die  credentes,  receptores,  fautores  et  defensores  haereticorum  ^. 
Die  Freimaurer  und  die  Mitglieder  anderer  offen  oder  geheim  gegen 
die  Kirche  oder  die  rechtmäßige  Staatsgewalt  arbeitenden  Gesell- 
schaften, deren  Begünstiger  und  Hehler,  d.  h.  diejenigen,  welche  ihre 
Häupter  nicht  beim  Bischof  angeben,  verfallen  der  in  einfacher  Weise 
dem  Apostolischen  Stuhle  zur  Absolution  reservierten  excommunicatio 
latae  sententiae".  Die  im  Mittelalter  üblich  gewesenen  weltlichen 
Strafen,  wie  Vermögenskonfiskation,  Einkerkerung,  Verbannung,  Feuer- 
tod, sind  in  Wegfall  gekommen,  seitdem  die  Häresie  kein  bürgerliches 
Verbrechen  mehr  ist^. 

4.  Die  Blasphemie  oder  Gotteslästerung  ist  eine  Gott,  die  Heiligen 
oder  heilige  Sachen  beschimpfende  Äußerung  oder  Handlung.  Werden 
dadurch  Gott  unsittliche  Eigenschaften  beigelegt  oder  sittliche  Eigen- 
schaften abgesprochen,  so  streift  die  Blasphemie  an  Häresie,  ist  blas- 
phemia  haereticalis,  zum  Unterschied  von  der  blasphemia  simplex,  und 
zieht  die  auf  die  Häresie  gesetzten  Strafen  nach  sich.  Der  einfache 
Gotteslästerer  soll  der  öffentlichen  Kirchenbuße  unterworfen,  und  w^enn 


^  C.  7  8  9  13,  X  h.  t.  V,  7.  „Apostolicae  Sedis  moderationi".  I  1.  N.  Motu- 
proprio  Pius'  X.  v.  18.  Nov.  1907  verfallen  d.  excomra.  lat.  sent.  Rom.  Pontif. 
simpliciter  reservatae  d.  Verteidiger  d.  Modernismus  (Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  723  ff). 
Ob.  S.  8,  A.  6. 

^  Vgl.  ob.  S.  71.  3  ßd  i^  g    226. 

\*  C.  12  in  Vr-  h.  t.  V,  2.    Vgl.  ob.  S.  372,  A.  8. 

^  C.  9;  13,  §  2,  X  h.  t.  V,  7.     C.  7  8  in  VP«^  h.  t.  V,  2. 

«  C.  9  10  11  13  15,  X  h.  t.  V,  7.  C.  2  in  VI^''  li.  t.  V,  2.  .Apostolicae  Sedis 
moderationi".    I  1. 

"  „Apostolicae  Sedis  moderatioui".  K  4.  Leo  XIIL,  „Humanuni  genus"'  v. 
20.  April  1884.  C.  S.  Off.  20.  Aug.  1894.  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae 
Latinae  (1899)  Nr  166  ff.  D.  kirclil.  Verordnungen  u.  Strafgesetze  geg.  d.  Freimaurerei 
(A.  f.  k.  KR.  LXXIX  [1899]  389  ft).  Lehmkulil,  Theol.  moral.'«  11  702  ff.  — 
Nicht  gehören  hierher  d.  Sozialdemokraten.  H  o  1 1  w  e  c  k  ,  D.  kirchl.  Strafgesetze 
S.  170,  A.  2.     Lehmkuhl   a.  a.  0.  11  703.     Anders  Köln.  Pastoralbl.  1899,  228  ff. 

8  Vgl.  ob.  S.  375,  A.  1. 


378    1^^-  B»cli.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschii.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

er  sich  deren  weigert,  mit  dem  Interdikt  ab  ingressu  ecclesiae  und 
Versagung  des  kirchlichen  Begräbnisses  bestraft  werden.  Schließlich 
könnte  gegen  Laien  auch  mit  Exkommunikation  und  gegen  Kleriker 
mit  Deposition  eingeschritten  werdend 

5.  Der  Aberglaube  (superstitio)  umfaßt  eine  Menge  von  aus  dem 
Heidentum  überkommenen,  dem  christlichen  Glauben  widersprechenden 
Vorstellungen  und  Gebräuchen.  Dieselben  lassen  sich  zusammenfassen 
unter  den  beiden  Hauptbegriffen  Wahrsagerei  und  Zauberei.  Sowohl 
die  Wahrsagerei,  divinatio  (necromantia ,  astrologia,  chiromantia, 
oniromantia,  sortilegium  usw.),  als  die  Zauberei,  magia  (incantatio, 
maleficium,  Hexerei),  ziehen  die  Infamie  nach  sich.  Daher  können 
Wahrsager  und  Zauberer  sowie  diejenigen,  welche  ihre  Hilfe  in  An- 
spruch nahmen,  bei  Gericht  weder  Ankläger  noch  Zeugen  sein-. 
Weiterhin  sollen  Wahrsager  und  Zauberer  exkommuniziert^,  Kleriker 
überdies  deponiert  und  in  ein  Kloster  verwiesen  werden*. 

§  182. 
Die  Verbrechen  gegen  göttliche  Dinge:  Sakrileg  und  Simonie. 

Decr.  Grat.  C.  I.  Decr.  Greg.  IX.  1.  V,  t.  3  de  simon.:  t.  4  ne  prael.  vices 
suas  vel  eccies,  sub  annuo  censu  concedant ;  t.  5  de  magistr.  et  ne  aliquid  exigatur 
pro  licentia  docendi.     Const.  Clem.  V,  1.     Extra v.  comm.  V,  1. 

J.  N.  Gerlach,  De  sacrilegio,  Giess.  1681.  J.  S.  F.  Böhmer,  De  variis 
sacrilegii  speciebus,  Hai.  1726  f.  A.  Ludwig,  Gesch.  d.  Sakrilegs  n.  d.  Quellen 
d.  katb.  KRs  (A.  f.  k.  KR.  LXIX  [1893]  169  ff ;  [a.  sep.]).  H.  Speimann,  The 
history  and  fate  of  sacrilege^  1896.     N.  Hachez,  Essai  sur  le  delit  de  sacrilege 


1  C.  10  (Pius?),  C.  XXII,  q.  1.  C.  2,  X  de  maled.  V,  26.  Leo  X.,  .Superuae" 
V.  15.  Mai  1514.  Pius  V.,  ,Cum  primum"  v.  1.  April  1566.  Üb.  StGB.  §  166 
vgl.  Bd  I,  S.  91,   A.  1. 

2  C.  9  (Pseudo-Euseb.),  C.  III,  q.  5.     C.  12  (incerti  auct.),  C.  XXVI,  q.  5. 

3  C.  6  (Syn.  v.  Agde  a.  506,  c.  38)  9  (Syn.  v.  Orleans  I  a.  511,  c.  32)  11 
(Stat.  eccl.  ant.  c.  83),  C.  XXVI,  q.  5. 

'  C.  1  (Syn.  Rom.  a.  721,  c.  12)  6  (Syn.  v.  Agde  a.  506,  c.  38),  C.  XXVI,  q.  5. 
B.  d.  Identifizierung  d.  Hexerei  m.  d.  Ketzerei  unterlag  d.  Vergehen  d.  Inquisition 
u.  wurde  zunächst  i.  gleich.  Strafverfahren  u.  m.  d.  gleich.  Strafen  wie  d.  Ketzerei 
geahndet.  H  i  n  s  c  h  i  u  s ,  KR.  V  699  ;  VI  1,  397  ff;  besonders  ab.  H  a  n  s  e  n ,  Zauber- 
wahn usw.;  vgl.  ob.  d.  Literaturübersicht.  Vgl.  a. :  H.  Gerlach,  D.  kan.  Recht 
wider  d.  Aberglauben  (A.  f.  k.  KR.  XIV  [1865]  161  ff).  Inwieweit  Magnetismus, 
Spiritismus,  Hypnotismus  usw.  sündiiaft  sind,  siehe:  Linsenmann,  Lehrb.  d. 
Moraltheol.  339  ff:  Koch,  Lehrb.  d.  Moraltheol.»  399  ff:  Schindler,  Lehrb.  d. 
Moraltheol.  II  1  (1909),  186  ff;  Lehmkuhl,  Theol.  moral.»»  1  275  ff".  Inwieweit 
gesctzl.  verboten:  S.  C.  Inq.  28.  Juli  1847  (A.  f.  k.  KR.  II  [1857]  80  f).  C.  S. 
Off.  4.  Aug.  1856.  D  e  n  z  i  n  g  (M-  -  B  a  n  n  w  a  r  t ,  Enchiridion  '«  Nr  1653.  Weit.  Ent- 
scheidungen b.  Lehmkuhl  a.a.O.     Köln.  Pastoralbl.   1913,  299  ff. 


§  182.    Die  Verbrechen  gegen  göttliche  Dinge.  379 

en  droit  franc.  jusqu'ä  la  fin  du  XV^  siecle.  1910.  E.  Wesenberg,  D.  straf- 
rüchtl.  Schutz  d.  geheiligten  Gegenstände  (1912)  12  ff.  —  Thoma  ssin  P.  III,  1.  1, 
c.  49  ff.  F.  Pari  s  ins,  De  confidentia  beneficiali  prohibita  tractatus,  Venet.  1619. 
J.  G.  Pertsch,  Commentariiis  de  simoniae  crimine,  Hai.  1719.  A.  Staudinger, 
Disputatio  de  simonia,  Heidelb.  1739.  J.  L.  Pape,  De  siraonia,  Heimst.  1749. 
Weit.  alt.  Lit.  b.  Schulte,  Gesch.  d.  Quell,  u.  Lit.  d.  kan.  Rs  III  2,  374. 
Ch.  J.  V.  Kettwick,  Disputatio  theol.  inaug.  de  simonia,  1845.  A.  Leinz,  Z. 
Begriffsbestimmung  d.  Simonie  (A.  f.  k.  KR.  LXXVII  [1897]  267  ff).  Ders.,  D. 
Simonie,  1902.  H.  Schrörs,  Leo  X.,  d.  Mainz.  Erzbischofswahl,  d.  deutsche  Ablaß 
f.  St  Peter  (Z.  f.  k.  Theol.  XXXI  [1907]  267  ff).  N.  A.Weber,  A  history  of 
simony  in  the  Christian  church.  From  the  beginning  to  the  death  of  Charlemagne, 
1909.  —  München,  D.  kan.  Gerichtsverfahren  usw.  2  II  (1874)  274  ff.  Katz, 
Grundriß  d.  kan.  Strafrechts  (1881)  63  ff.  H  i  ns  chi  us,  KR.  V  (1895)  161  ff  226  ff 
7ü3ff  755ff.  Hollweck,  D.  kirchl.  Strafgesetze  (1899)  178ff.  Wernz-Vidal, 
Jus  decretalium  \1  (1918)  327  ff. 

1.  Unter  einem  Sakrileg  versteht  man  eine  sündhafte  entehrende 
Handlung  gegen  das  Gott  und  seinem  Dienste  Geweihte.  Je  nachdem 
eine  solche  Handlung  gerichtet  ist  gegen  gottgeheiligte  Personen  oder 
Orte  oder  Sachen,  unterscheidet  man  sacrilegium  personale,  locale, 
reale.  Ein  sacrilegium  personale  wird  begangen  durch  gewalttätige 
Verletzung  des  Privilegium  canonis,  fori  und  immunitatis  (personalis)  ^ 
sowie  durch  eine  Sünde  der  Unzucht  mit  einer  durch  eine  höhere 
Weihe  oder  ein  Gelübde  der  Keuschheit  verpflichteten  Person:  sacri- 
legium carnale^.  Ein  örtliches  Sakrileg  wird  verschuldet  durch  sünd- 
hafte Exsekration  oder  Pollution  einer  Kirche  oder  eines  geweihten 
Ortes  ^,  durch  schuldhafte  Benutzung  zu  profanierenden  Zwecken  ^, 
durch  sündhafte  Verletzung  des  kirchlichen  Asylrechtes  5.  Ein  sacri- 
legium reale  wird  begangen  durch  Mißbrauch  der  Sakramente  ^,  durch 
Mißbrauch  oder  Zerstörung  der  dem  Gottesdienste  geweihten  Gegen- 
stände '^,  durch  Diebstahl  oder  Raub  von  solchen  (Gottesraub)  ^,  durch 


»  Vgl.  Bd  I,  S.  244  ff  412  445. 

2  C.  37  (Bened.  Levita  II  414),  C.  XXVII,  q.  1.  N.  c.  28  (Greg.  I.  a.  593), 
C.  XXVII,  q.  1  sollen  Laien,  d.  s.  m.  e.  Ordensperson  versündigen,  exkommuniziert, 
Geistliche  deponiert  u.  i.  e.  Kloster  verwiesen  werden.  Üb.  d.  Strafe  v.  Majoristen 
(u.  a.  Ordenspersonen),  welche  e.  Ehe  z.  schließen  versuchen,  Bd  I,  S.  226  269 ;  ob. 
S.  159;  üb.  konkubinar.  u.  fornikator.  Kleriker  Bd  I,  S.  258. 

3  Ob.  S.  294  f.  *  Ob.  S.  300  f. 

^  Vgl.  ob.  S.  302  f.  —  Gut  bemerkt  Linsenmann,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  337, 
daß  z.  Begriff  d.  Sakrilegs  gehöre,  daß  d.  e.  Profanation  begründende  Handlung  a. 
s.  e,  unerlaubte,  sündhafte  sei,   nicht  etwa  e.  solche  a.  Not. 

^  C.  118  (Felix  in.  a.  487),  D.  IV  de  cons.  C.  2,  X  de  apostat.  V,  9.  D. 
Mißbrauch  d.  heil.  Altarssakrameuts  ist  e.  sacr.  immediatum. 

^  C.  3  (Bened.  Levita  II  405),  C.  XII,  q.  2.     Ob.  S.  300  f. 

8  Kirchenräuber  sollen  exkomm.  werden.  C.  21  (J oh.  VIII.  a.  878),  C.  XVII, 
q.  4.    C.  22,  X  de  sent.  excomm.  V,  39.   V.  d.  Raub  u.  Diebstahl  heil.  Gegenstände 


380    I^^-  Buch.  D.  Veiwalt.  d.  Kirche.  3.  Abscliu.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

MitBbraiich  der  Aussprüche  der  Heiligen  Schrift  zu  irreligiösen  oder 
unsittlichen  Zwecken  ^  durch  Entziehung  kirchlicher  Rechte  und  Güter 
(Säkularisation)  und  Verweigerung  kirchlicher  Abgaben  2. 

2.  Die  Simonie  3  ist  der  sündhafte  Handel  mit  geistlichen  Gaben 
und  Gütern  (spiritualia)  und  solchen,  welche  mit  diesen  in  engem 
Zusammenhang  stehen  (spiritualibus  annexa),  gegen  zeitlichen  Vorteil 
(temporalia)  ^. 

Zunächst  verstand  man  unter  Simonie  die  Spendung  der  Sakramente  und 
Sakramentalien  und  die  Verleihung  kirchlicher  Ämter  gegen  Entgelt  oder 
weltlichen  Vorteil.  In  der  karolingischen  Zeit  begriff  man  darunter  auch 
die  Einwirkung  auf  Besetzung  von  Kirchenstellen  durch  Geldgaben  und  Auf- 
nahme von  Professen  gegen  Geld.  Seit  der  Mitte  des  11.  Jahrhunderts  be- 
trachtete man  als  Simonie  weiterhin  die  bisher  bei  Vergebung  der  Bistümer 
herkömmlichen  Geschenke.     In  der  Hitze  des  Investiturstreites   bezeichneten 


a.  heil.  Orten  ist  z.  unterscheiden  d.  Raub  u.  Diebstahl  and.  Gegenstände  a.  solch. 
Orten.  D.  ist  e.  sacr.  locale.  —  Vgl.  üb.  d.  i.  weltl.  Recht  hierauf  gesetzten  Strafen 
ob.  S.  300,  A.  2;  S.  301,  A.  3;    S.  302,  A.  4. 

*  Trid.  sess.  IV  decr.  de  ed.  et  usu  sacror.  librorum. 

2  C.  9  (Stat.  eccl.  ant.  c.  95),  C.  XIII,  q.  2.  C.  16,  X  de  foro  compet.  II,  2. 
C.  32,  X  de  decim.  III,  30.  Trid.  sess.  XXII  de  ref.  c.  11;  Sess.  XXV  de  ref.  c.  12. 
Wer  Rechte,  Güter  u.  Einkünfte,  d.  kirchl.  Personen  weg.  ihrer  Kirchen  od.  Bene- 
fizien  zustehen,  usurpiert  od.  sequestriert,  verfällt  ipso  facto  d.  d.  Papste  speciali 
modo  reserviert.  Exkommunikation.  „Apostolicae  Sedis  moderationi".  I  11.  Holl- 
weck, D.  kirchl.  Strafgesetze  236  tf.  Viele  einschläg.  Entscheidungen  i.  Sachen 
d.  frauzös.  Kirchengüter  n.  Trennung  v.  K.  u.  St.  i.  Frankreich  b.  A.  Boudinhon, 
Biens  d'Eglise  et  peines  canoniques  (1910)  139  ff.  Außerd.  Decr.  Poenit.  v.  8.  Febr. 
1911  (Canoniste  cont.  XXXIV  [1911]  491  f).  Vgl.  a.  ebd.  XXXVl  (1913)  368  ff. 
P.  Bastien,  Des  censures  qui  atteignent  la  liquidation  des  biens  ecclesiastiques 
et  des  congregations  en  France,  1905.  J.  Besson,  La  liquidation  des  biens  des 
congregations  en  France  (Nouv.  Rev.  th^ol.  XXXIX  [1907]  289  ff).  Ch.  Demen  thon, 
Rapports  de  l'Eglise  et  de  l'Etat.  Censures  contre  les  violateurs  des  droits  de 
l'Eglise,   1907. 

3  Apg  8,  18  ff.     J.  E.  Belser,  D.  Apostelgschte  (1905)  111  f. 

*  Herkömmlich  ist  d  Definition :  „Simonia  est  studiosa  voluntas  emendi  vel 
vendendi  aliquid  spirituale  vel  spirituali  aunexnni."  Dict.  Grat,  ad  C.  I. 
Thom.  A  q. ,  Summa  theol.  2,  2,  q.  100,  a.  1.  A.  Stelle  dieser  formell  äußerst 
konzisen ,  a.  Apg  8 ,  18  ff"  basierten ,  wenn  a.  materiell  nicht  ganz  erschöpf. 
Definition  will  Leinz  d.  andere  setzen:  „D.  Verbrechen  d.  Simonie  ist  d.  geäußerte 
Absicht,  üb.  e.  bonum  supernatnrale  resp.  solch,  annexes  naturale  entwed.  f.  0.  natürl. 
(iut  od.  il.  Kirchengesetz  zuwider  rechtsverbindl.  verfügen  z.  wollen"  (A.  f.  k.  KR. 
LXXVII  [1897]  268;  D.  Simonie  40).  Daß  diese  Definition  umfassender  ist.  ist 
richtig.  Ab.  abgesehen  v.  ihrer  W^eitschweifigkeit  ist  neb.  anderem  d.  Ausdruck 
„supernaturale"  resp.  solch,  „annexes  naturale"  nicht  besser  als  d.  Ausdruck 
, spirituale".  A.  genügt  nicht  schon  d.  einseitig  geäußerte  Absicht  z.  , Verbrechen" 
d.  Simonie. 


§  182.    Die  Verbrechen  gegen  göttliche  Dinge.  381 

einzelne  die  Laieninvestitur  selbst  als  Simonie  \  Allein  seit  Ende  desselben 
Jahrhunderts  war  der  Begriif  der  Simonie  in  dem  obigen  Sinne  geprägt, 
und  in  diesem  erscheint  er  im  Dekret  Gratians  und  in  den  Dekretalen  der 
Päpste  -. 

Als  spiritualia  kommen  hier  in  Frage:  Äußerungen  der  potestas 
ordinis  wie:  die  Weihen,  die  kirchlichen  Funktionen,  die  Sakramente 
und  Sakramentalien,  die  Reliquien  und  Gebete,  der  Eintritt  in  einen 
Orden,  heilige  Orte  und  Sachen;  sodann  Ausflüsse  der  potestas  juris- 
dictionis  als:  die  kirchliche  Gesetzgebung,  die  Privilegien  und  Dis- 
pensen, die  Absolution,  die  Ablässe,  die  Errichtung  und  Verleihung 
der  Kirchenämter,  die  Ausübung  der  Gerichtsbarkeit ;  weiter  die  Äuße- 
rungen der  potestas  magisterii:  Predigt  und  Katechese^. 

Was  das  temporale  betrifft,  so  kann  es  in  Geld  und  Geldeswert 
(munus  a  manu)  oder  in  Empfehlung  und  Fürsprache  (munus  a  lingua) 
oder  in  Gefälligkeiten  und  Dienstleistungen  (munus  ab  obsequio)  be- 
stehen ^. 

Damit  das  Verbrechen  der  Simonie  vorliegt,  ist  nötig,  daß  zwischen 
den  Betreffenden  eine  Übereinkunft  darüber  getroffen  wurde,  ein  spiri- 
tuale  gegen  ein  temporale  umzutauschen  oder  daß  wenigstens  beider- 
seits die  Absicht  offen  zu  Tage  trat,  das  temporale  gegen  das  spiri- 
tuale  zu  bieten  und  zu  nehmen.  Fehlt  es  an  solcher  Absicht  oder 
wird  sie  von  dem  andern  Teil  wenigstens  nicht  beachtet,  so  ist  im 
ersten  Falle  gar  keine  Simonie  vorhanden  und  im  zweiten  auf  einer 
Seite  nur  die  Sünde  der  simonia  interna  oder  mentalis.  Simonie  ist 
auch  nicht  vorhanden,  wenn  die  eine  Leistung  nicht  das  bestimmende 
Moment  für  die  andere  ist,  so  bei  Meßstipendien,  Stolgebühren,  Taxen  ^. 
Simonie  liegt  weiterhin  nicht  vor,  wenn  nicht  ein  temporale  und  ein 


^  Anders  E.  Hirsch,  D,  Simoniebegriff  u.  e.  angebl.  Erweiterung  desselb. 
i.  IL  Jhdt  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVI  [1906]  3  ff).  Ders.,  Kardinal  Deusdedits 
Stellung  z.  Laieninvestitur  (Ebd.  LXXXVIII  [1908]  34  ff).  Daß  ab.  tatsächl.  solche 
Äußerungen  gefallen  sind,  vgl.:  K.  Mirbt,  D.  Publizistik  i.  ZA.  Gregors  VIT. 
(1894)  464  508  510  f  526  529.  F.  X.  Barth,  Hildebert  v.  Lavardin  (1056—1133) 
(1906)  348.  J.  Drehmann,  Papst  Leo  IX.  u.  d.  Simonie  (1908)  4  ff.  A.  Schar- 
nagl,  D.  Begriff  d.  Investitur  i.  d.  Quell,  u.  d.  Lit.  d.  Tnvestiturstreites  (1908) 
107  f  114  ff. 

2  Hinschius,  KR.  V  161  ff.  P.  Im  hart  de  la  Tour,  Les  elections  episco- 
pales  dans  l'Eglise  de  France  du  IX«  au  XP  siecle  (1891)  378  ff.  Mirbt  a.  a.  0. 
343  ff.     L  e  i  n  z  ,  D.  Simonie  1  ff. 

*  Beispiele :  X  de  simon.  V,  3. 

*  C.  114  (Greg.  I.),  C.  I,  q.  1.  X  h.  t.  V,  3.  D.  Geringfügigkeit  d.  Leistung 
kommt  begriffl.  nicht  i.  Betracht.     C.  20,  X  h.  t.  V,  3. 

^  Vgl.  Bd  I,  S.  142  440  481 :  ob.  S.  69  f  214  f  256  ff. 


382    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  S.Absclin,  2.  Kap.:  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

spirituale  gegeneinander  vertauscht  werden,  sondern  ein  spirituale 
gegen  ein  anderes  oder  ein  annexum  spirituali  ^. 

Man  unterscheidet  simonia  mentalis  oder  interna,  d.  i.  die  Über- 
tragung einer  res  spiritualis  oder  temporalis  in  der  Absicht,  dafür 
eine  Leistung  von  zeitlichem  oder  geistlichem  Werte  zu  erhalten  2; 
sodann  s.  Conventionalis,  wenn  die  Übereinkunft  über  den  verbotenen 
Austausch  erfolgt  ist.  Diese  selber  ist  entweder  mixta  oder  pura 
(incompleta,  mera,  simplex),  je  nachdem  die  vereinbarte  Leistung 
bereits  geschehen  ist  oder  nicht.  Simonia  realis  ist  dann  vorhanden, 
wenn  Leistung  und  Gegenleistung  bereits  vollständig  oder  wenigstens 
zur  Hälfte  erfolgt  ist.  Weiterhin  unterscheidet  man  s.  juris  divini 
und  s.  juris  ecclesiastici,  je  nachdem  es  sich  um  göttliche  Gaben  und 
Dinge  handelt  oder  um  solche  kirchlicher  Natur,  näherhin  um  ein 
durch  positive  kirchliche  Rechtsbestimmung  für  simonistisch  erklärtes 
Geschäft  2.  Dazu  gehört  unter  anderem  die  simonia  confidentialis,  die 
begangen  wird  z.  B.  durch  resignatio  cum  reservatione  pensionis  oder 
cum  reservatione  regressus,  ingressus  oder  accessus  *. 

Jeder  simonistische  Vertrag  ist  ungültig^.  Ungültig  sind  also  die 
durch  simonistischen  Handel  versuchten  Übertragungen  von  Hechten 
und  Amtern.  Daher  können  von  Simonisten  auch  keine  rechtsgültigen 
Amtshandlungen  verrichtet  und  keine  Rechte  auf  das  Amtseinkommen 
erworben  werden^. 

Als  Delikt  kommt  vor  dem  kirchlichen  Forum  die  simonia  realis 
und  confidentialis  in  Betracht.  Besonders  strenge  Strafen  bestehen 
für  die  Simonie  bei  Erteilung  der  Weihen,  bei  Verleihung  von  Bene- 
fizien  und  bei  Aufnahme  in  einen  Orden.  Der  Ordinator  soll  in  die 
Suspension  von  allen  Weiherechten  und  Pontifikalhandlungen  sowie 
in  das  interdictum  ingressus  in  ecclesiam  fallen  und  exkommuniziert 
werden.  Der  Ordinierte  aber  ist  vom  empfangenen  ordo  suspendiert, 
unfähig  zum  Empfange  eines  höheren  und  soll  ebenfalls  exkommu- 
niziert werden"^.     Diejenigen,   welche   sich  bei  Verleihung   der  Bene- 


1  Vgl.  z.  B.  Bd  1,  365  f. 

2  C.  34  46,  X  h.  t.  V,  3.  Tnnoz.  XI.  2.  März  1679.  Prop.  dainii.  n.  45  46. 
Dcnzinger -Bann  wart,  Enchiridion ''  Nr  1195   1196. 

^  „Dimittere"   c.  12,  X  de  off.  et  potest.  jud.  dcleg.  I,  29. 

*  Vgl.  Bd  1,  S.  380  f.  '"  C.  8,  X  de  pact.  I,  35. 

«  C.  1-10,  C.  I,  q.  1.  C.  11  19  23,  X  h.  t.  V,  3.  C.  2,  Extrav.  comm. 
h.  t  V,  1. 

'  C.  37  45,  X  li.  t.  V,  3.  C.  2,  Extrav.  cüinm.  h.  t.  V,  1.  Trid.  sess.  XXI  de 
rcl".  c.  1.  Sixtus  V.,  „Sanctum  et  saliitare"  v.  5.  Jan.  1588.  Diese  früher  ipso 
jure    eintret.  Strafen    sind   nicht   i.  d.  Konstit.   „Apostolicae  Sedis  nioderationi"  auf- 


§  183.    Die  Verbrechen  gegen  sich  selbst  und  gegen  den  Nächsten.       383 

fizien  einer  Real-  oder  Konfidentialsimonie  schuldig  machen,  trifft  die 
dem  Papste  einfach  reservierte  Exkommunikation  ^  und  Inhabilität 
wenigstens  für  das  betreffende  Amt  2.  Simonistische  Synodalexamina- 
toren verlieren  ihre  Ämter  und  sind  unfähig,  andere  zu  erwerben^. 
Die  dem  Papste  simpliciter  reservierte  Exkommunikation  trifft  jene, 
welche  sich  bei  Aufnahme  und  Eintritt  in  ein  Kloster  der  Simonie 
schuldig  gemacht  haben'*.  Dagegen  ist  zulässig  eine  Mitgift  bei 
Frauen  und  eine  Gabe  für  Sustentation  bei  Männern  wenigstens  für 
die  Zeit  des  Noviziats.  Der  dem  Papste  einfach  reservierten  Ex- 
kommunikation verfallen  jene,  welche  aus  Ablässen  Gewinn  ziehen^, 
mit  Meßstipendien  gewinnsüchtig  Handel  treiben ß.  Laien,  welche 
sich  bei  sakramentalen  Handlungen  auf  simonistische  Weise  beteiligen, 
ebenso  Geistliche,  welche  Sakramente  und  Sakramentalien  simonistisch 
spenden,  sollen  exkommuniziert  werden '^.  Jeder  wegen  Simonie  Ver- 
urteilte wird  infam  ^.  Bei  andern,  hier  nicht  genannten  simonistischen 
Handlungen  hat  der  Richter  mit  arbiträren  Strafen  einzuschreiten. 
Wer  immer  Kunde  hat  von  simonistischer  Weihe  oder  Ämterverleihung, 
ist  zur  Anzeige  verpflichtet,  und  jeder  katholische  Christ  kann  hierin 
Zeugnis  geben,  ausgenommen  die  Feinde  und  Verschwörer '\ 

§  183. 
Die  Verbrechen  gegen  sich  selbst  und  gegen  den  Nächsten. 

D.  einschläg.  Titel  d.  Corp.  jur.  can.  u.  d.  Lit.  werden  a.  betreff.  Ort  angegeben. 
München,  D.  kan.  Gerichtsverfahren  usw.  2  H  (1874)  364  ff.  Katz,  Grundriß  d. 
kan.  Strafrechts  (1881)  79  ff.  Hinschius,  KR  V  (1895)  169  ff  793 ff.  Holl  weck, 
D.  kirchl.  Strafgesetze  (1899)  247  ff.  Wernz-Vidal,  Jus  decretalium  VI  (1913) 
362  ff 


genommen,  treten  also  nicht  mehr  ipso  facto  e.,  da  d.  v.  Trid.  nur  indirekt  ver- 
hängten Zensuren  nicht  mehr  als  latae  z.  gelten  haben  (Acta  S.  Sedis  V,  app.  VII, 
389  ff).     Hinschius,  KR.  V  710  ff. 

^  „Apostolicae  Sedis  moderationi".    II  8  9. 

-  ßd  I,  S.  319.  Pius  V,  „Cum  primum^  v.  1.  April  1566.  D.  Inhabilität  z. 
allen  Amtern  muß  v.  kirchl.  Richter  speziell  ausgesprochen  sein.  Pius  IV.,  „Ro- 
manum  Pontificem''  v.  17.  Okt.  1564:  Pius  V.,  „Intolerabilis  multorum"  v.  1.  Jan. 
1569.  —  Es  war  s.  d.  MA.  kontrovers,  ob  s.  d.  Papst  b.  Pfründenverleihung  d.  Simonie 
schuldig  machen  könne.    J.  Hall  er,  Papsttum  u.  Kirchenreform  I  (1903)   176  ff. 

3  Bd  I,  S.  321.  *  „Apostolicae  Sedis  moderationi"*.    II  10. 

^  Ob.  S.  57.  «  Ob.  S.  261  f,   wo  noch  weit.  Strafen. 

"  C.  8  (Syn.  v.  Chalced.  a.  451,  c.  2)  11  (Ep.  Tharas.),  C.  I,  q.  1.  C.  9, 
X  h.  t.  V,  3. 

«  C.  15  (Syn.  Later.  II  a.  1139,  c.  2),  C.  I,  q.  3.  C.  1,  Extrav.  comm.  h.  t. 
V.  1. 

^  C.  3  7  32  33,  X  h.  t.  V,  3.     C.  1  2,  Extrav.  comm.  h.  t.  V,  1. 


384    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

An  der  Hand  des  Dekalogs  hat  das  kanonische  Recht  über  eine 
Keihe  von  Vergehen  und  Verbrechen  gegen  sich  selbst  und  gegen  den 
Nächsten  bestimmte  Strafen  verhängt,  und  zwar  näherhin  über  Ver- 
brechen gegen  Leib  und  Leben,  über  Fleischesvergehen  und  über  Ver- 
brechen gegen  die  Ehre  und  das  Vermögen  des  Nächsten. 

L  Das  kirchhche  Recht  bestraft  die  kulpose  ^  und  dolose  -  Tötung,  den 
Lohn-  oder  Banditenmord  ^  den  qualifizierten  Mord  an  Eltern,  Gatten,  Kindern 
und  Verwandten*,  die  Aussetzung  von  Kindern  und  Gebrechlichen  %  die 
Unfruchtbarmachung  ^,  die  Verstümmelung  eines  andern  und  die  Selbst- 
verstümmelung ''. 

Die  Abtreibung  der  Leibesfrucht  wird  mit  ipso  facto  eintretender, 
dem  Bischof  reservierter  Exkommunikation  bestrafte 


'  C.  37  ff,  D.  L. 

2  C.  37  ff,  D.  L.  C.  20  (Syn.  v.  Agde  a.  506,  c.  37),  C.  XXIV,  q.  3.  C.  6, 
X  de  homic.  volunt.  vel  casuali  V,  12.  Trid.  sess.  XIV  de  ref.  c.  7.  • —  D.  Ausdruck 
„homicidium  casuale"  begreift  i.  s.  i.  Sinne  d.  heutig.  Strafi-echts  a.  d.  fahrlässige 
Tötung.  Hinschius,  KR.  V  795.  Scherer,  KR.  I  350^'.  F.  Triebs,  Studien 
z.  Lex  Dei,  1.  Hft  (1905),  92  ff.  Gleiche  Strafe  wie  d.  Täter  trifft  a.  d.  Helfers- 
helfer. —  Straffrei  ist  Tötung  a.  Notwehr  (ex  necessitate)  od.  i.  d.  Rechtspflege 
(ex  justitia).  —  Vgl.  Bd  I,  S.  226. 

'  C.  1,  §  1  2  in  VP'^  h.  t.  V,  4. 

*  C.  8  (Paul in.  Forojul.  a.  794),  C.  XXXIII,  q.  2.  C.  1  2,  X  de  his,  qui 
filios  occid.  V,  10. 

"  C.  9  (Syn.  v.  Arles  a.  443  od.  450,  c.  51),  D.  LXXXVII.  X  de  infant.  et 
languid.  expos.  V,  11. 

6  C.  5,  X  h.  t.  V,  12.     Sixtus  V.,  .Effrenatam"  v.  29.  Okt.  158S.    §  5. 

"  Vgl.  Bd  I,  S.  227. 

«  C.  7—10,  C.  XXXIl,  q.  2.  C.  20,  X  h.  t.  V,  12.  Sixtus  V.  a.  a.  O. 
Greg.  XIV.,  ,Sedes  Apostolica"  v.  31.  Mai  1591.  Innoz.  XI.  v.  2.  März  1679. 
Prop.  damn.  n.  34.  Denzinger-Bannwart,  Enchiridion  '^  Nr  1  ]  84.  „  Apostolicae 
Sedis  moderationi".  III  2,  —  D.  "Wortlaut  „Procurantes  abortum  effectu  subsecuto'' 
a.  letzt.  Ort  läßt  v.  d.  Unterscheidung  d.  foetus  animatus  u.  inanimatus  absehen. 
Vgl.  Bd  I.  S.  227,  A.  2.  —  Ob  a.  d.  d.  Abortus  a.  s.  besorg.  Mutter  d.  Exkonim. 
verfalle,  ist  strittig.  Daf . :  Hinschius,  KR.  V  799  ' ;  Hol  1  weck,  D.  kirchl. 
Strafgesetze  250  2.  namentl.  m.  Rücksicht  a.  d.  Wortlaut  v.  „Apostolicae  Sedis 
moderationi";  u.  m.  e.  gewiss.  Recht.  Dageg.,  ab.  nicht  bestimmt:  Linsen  mann, 
Lehrb.  d.  Moraltheol.  232;  bestimmter:  Lehmkuhl,  Theol.  moral."  II  713; 
weniger  bestimmt:  Laurentius,  Institutiones '  389;  ähnl.  Schindler,  Lehrb. 
d.  Moraltheol.  II  2  (1910),  466*.  —  Anwendung  v.  Arzneien  od.  Operationen  z. 
Erleichterung  od.  früh.  Herbeiführung  e.  lebensfähigen  Geburt  begründen  nicht  d. 
Verbrechen  d.  procuratio  abortus.  —  Üb.  d.  i.  Notfall  währ.  d.  Aktes  d.  Geburt 
selbst  —  andernfalls  ist  sie  procuratio  abortus  —  vorgenommene  Kraniotomie  usw.  er- 
klärte d.  C.  Inq,  unt.  d.  28.  Mai  1884:  „Craniotoniiam  tuto  doceri  non  posse*. 
D.Wortlaut  dies.  u.  d.  weiter,  einschläg.  ?]nts(heidungen  b.  Lehmkuhl  a.a.O.  I 
561  ff.  N.  Dekr.  d.  Pönit.  v.  7.  Juli  1911  brauchen  d.  Schwestern  d.  anzustellenden 
Arzt  hierauf  nicht  z.  fragen  (Pastor  bonus  XXIV  [191112]  103).  K.  C  a  p  e  1 1  m  a  n  n  .  De 


§  183.    Die  Yerbrechen  gegen  sich  selbst  und  gegen  den  Nächsten.       385 

Sehr  streng  lauten  die  kirchlichen  Bestimmungen  über  den  Zwei- 
kampf oder  das  Duell.  Das  Duell  ist  ein  privatim  verabredeter  Kampf 
zwischen  zwei  oder  mehreren  Personen  zu  gleichen  Paaren,  mit  Voraus- 
bestimmung der  Art  der  Waffen,  der  Kampfregeln,  der  Zeit,  des 
Ortes  und  mit  Gefahr  des  Todes,  der  Verstümmelung  oder  Ver- 
wundung ^  Seinen  Ursprung  hat  es  wohl  nicht  in  dem  gerichtlichen 
germanischen  Zw^eikampf  oder  in  den  Ordalien,  sondern  stammt  aus 
Spanien  und  Frankreich  seit  dem  ausgehenden  Mittelalter  2.  Die 
Duellanten  und  deren  Sekundanten  trifft  ipso  facto  die  dem  Papste 
einfach  reservierte  Exkommunikation,  Infamie^,  Vermögenskonfis- 
kation und  Verlust  des  kirchlichen  Begräbnisses,  auch  wenn  sie  vor 
dem  Tode  noch  Zeichen  der  Reue  gegeben  oder  gebeichtet  haben  ^. 
Der  gleichen  Exkommunikation  verfallen  auch  diejenigen,  welche  zum 
Duell  herausfordern  oder  ein  solches  annehmen,  alle  Mits^;huldigen 
und  Hilfeleistenden,  alle  geflissentlichen  Zuschauer,  endlich  alle  jene, 
welche  die  Abhaltung  eines  Duells  gestatten  oder  es  nicht  verhindern. 


occisione  foetus,  quam  abortu  provocato,  perforatione,  cephalotripsia  medici  audent, 
1875.  J.  Pennacchi,  De  abortu  et  embryotomia  s.  comment.  in  c.  2,  sect.  111 
const.  „Apostolicae  Sedis  moderationi",  1884.  J.  Heidenreich,  Dissertatio  in 
cas.  alter,  const.  Pii  IX.  etc.  „Procurantes  abortum  effectu  secuto"  [lies:  subsecuto] 
(A.  f.  k.  KR.  LXIII  [1890]  289  ff).  B.  M.  Berg  er  voor  t ,  Direkter  Abortus  u. 
Kraniotomie  u.  deren  Erlaubtheit,  1896.  A.  Eschbach,  Disputationes  physiol.- 
theolog.  de  hum,  gener.  oeconomia,  de  embryol.  sacra,  de  abortu  medicali,  de  colenda 
castitate^,  1901;  ^1912.  F.  Sippel,  Üb,  d.  Berechtigung  d.  Vernichtung  d.  kindl. 
Lebens  z.  Rettung  d.  Mutter  v.  geburtshilfl.,  gerichtl.-medizin.  u.  ethisch.  Stand- 
punkt, 1902.  B.  D  olhagar  ay,  Le  crime  d'avortement  (Rev.  d.  scienc.  eccles. 
1905,  155  ff).  A.  Klarmann,  The  crux  of  pastoral  medicine.  The  perils  of 
embryonic  man;  abortion;  craniotomy  and  the  cesarean  section;  mioma  and  the 
porro  section^  1909.  J.  Antonelli,  Medicina  pastoralis  IP  (1909)  52  ff. 
E  h  i  n  g  e  r  -  K  i  m  m  i  g ,  Ursprung  u.  Entwicklungsgschte  d.  Bestrafung  d.  Frucht- 
abtreibuDg  u.  der.  gegenwärt.  Stand  i.  d.  Gesetzgebung  d.  Völker,  1910.  F.  Ahl- 
feldt,  Konfession  u.  Geburtshilfe  (Preuß.  Jbb.  CXLVl  [1911]  54  ff).  J.  Besson, 
Le  feticide  et  Tavortement  therapeutique  et  les  decisions  du  St-Siege  (Nouv.  Rev. 
th^ol.  XLV  [1913]  154  ff).  F.  Renz,  D.  kath.  Moralsätze  bezügh  d.  Rationali- 
sierung d.  Geburten  (1913)  22  ff.  Linsenmann  a.  a.  0.  491  ff.  Koch,  Lehrb. 
d.  Moraltheol.3  525  ff.  S  c  h  i  n  d  1  e  r  a.  a.  0.  II  2  (1910),  465  ff.  Gute,  weisende  Be- 
merkungen V.  Mausbach  i.  Theol.  Rev.  1903,  416  f. 

^  D.  Moment  d.  Wiederherstellung  d.  Ehre  od.  d.  Rache  gehört  nicht  z.  Begriff 
d.  Duells.     Nicht  gehört  hierher  d.  verabredete  Zweikampf  i.  Krieg. 

'  So  V.  allem  G.  v.  Below,  D.  Ursprung  d.  Duells  (D.  Z.  f.  Gwschft,  Monats- 
blätter II  [1897/98]  321  ffj.  Dageg.  f.  mittelalt.  Ursprung  H.  Geffcken,  D.  germ. 
Ehrbegriff  (Ebd.  I  [1896/97]  321  ffj.  Ders.,  Fehde  u.  Duell,  1899.  —  Üb.  d.  Stellung 
d.  Kirche  z.  d.  Ordalien  ob.  S.  331,  A.  2. 

'  Bd   I,    S.    224.     Daß    d.    Studentenmensur    e.   Duell    ist,    ist    begriffl.   selbst- 
verständlich.    Deutsche  Juristenzeitung  XVI  (1911)  438  ff.  *  Ob.  S.  71  f. 
Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.  H.    3.  Aufl.  25 


386    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap.:  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

obgleich  sie  die  Macht  dazu  haben.  Geistliche,  welche  sich  als  Täter 
oder  Gehilfen  am  Duell  beteiligen,  verlieren  ipso  facto  ihr  Amt  und 
werden  unfähig  zum  Erwerb  von  Benefizien  ^ 

Der  freiwillige  Selbstmord  wird  durch  Verweigerung  des  kirch- 
lichen Begräbnisses  und  des  heiligen  Opfers  bestraft  2. 

II.  Kirchliche  Strafen  stehen  auch  auf  den  verschiedenen  Vergehen 
gegen  das  sechste  Gebot:  Schwächung  (stuprum  non  violentum)^,  Not- 
zucht  (stuprum   violentum)  \    Fornikation    oder    Hurerei  ^,    Konkubinat  *,  In- 


'  C.  22  (Nikol,  I.  a.  867),  C.  11,  q.  5.  C.  1  2,  X  de  der.  pugn.  in  duello  V.  14. 
Trid.  sess.  XXV  de  ref.  c.  19.  Pius  IV.,  ,Ea  quae"  v.  13.  Nov.  1560.  Greg.  XIIL, 
^Ad  tollendum"  v.  5.  Dez.  1582.  Klem.  VIII.,  ,Illius  vices"  v.  17.  Aug.  1592. 
Bened.  XIV,  ^Detestabilem"  v.  10.  Nov.  1752.  „Apostolicae  Sedis  moderationi". 
II  3.  S.  C.  Conc.  9.  Aug.  1890.  Leo  XIII.  v.  12.  Sept.  1891  (A.  f.  k.  KR.  LXVII 
[1892]  191  ff).  D.  Exkommunikation  trifft  a.  d.  Arzt  u.  Beichtvater,  d.  s.  i  d.  Nähe 
aufhält  z.  Zweck  etwaiger  Hilfeleistung.  C.  S.  Off.  31.  Mai  1884  (A.  f.  k.  KR.  LIV 
[1885]  346).  Hollweck,  D.  kirchl.  Strafgesetze  254  ff.  Linsenmann,  Lehrb. 
d.  Moraltheol.  498  ff.  Koch,  Lehrb.  d.  Moraltheol.^  530  ff.  I^ehrakuhl,  Theol. 
moral.»'  I  569  ff.  Schindler,  Lehrb.  d.  Moraltheol.  11  2  (1910),  470  ff.  Weit.  Lit. 
üb.  d.  Duell:  W.  Fürich,  D.  Duell,  1886.  A.  Wiesinger,  D.  Duell  v.  d. 
Richterstuhl  d.  Religion,  Moral,  d.  Rechts  u.  d.  Geschichte,  1895.  A.  Erichson, 
D.  Duell  i.  alt.  Straßburg,  1897.  [A.  selten  Belows]  A.  Vorberg,  D.  Zweikampf 
i.  Frankreich,  1899.  [A.  Seiten  Geffckens]  Ders. ,  D.  Zweikampf  i.  StGB.  d. 
Deutsch.  Reichs,  1902.  H.  Krueckemeyer,  Beiträge  z.  Antiduellbewegung,  1901. 
A.  S  ap  1  ayr  olles,  Recherches  sur  le  duel  judiciaire  et  la  doctrine  ecclesiastique, 
1902.  M.  Liepmann,  Duell  u.  Ehre,  1904.  K.  Bin  ding,  D.  Zweikampf  u.  d. 
Gesetz,  1905.  J.  Griepenkerl,  D.  Duell  i.  Lichte  d.  Ethik  (Festschrift  d. 
Priesterseminars  i.  Trier  z.  Bischofsjubiläum  [1906]  287  ff).  A.  Coulin,  D.  gerichtl. 
Zweikampf  i.  altfranzös.  Prozeß  u.  s.  Übergang  z.  modern.  Privatzweikampf,  1906. 
Ders.,  Verfall  d.  offiz.  u.  Entstehung  d.  privat.  Zweikampfs  i.  Frankreich,  1909. 
H.  Fehr,  D.  Zweikampf,  1908.  [Mehr  a.  selten  Geffckens.]  A.  v.  Bourbon,  Kurz- 
gefaßte Gesch.  d.  Ligen  wid.  d.  Zweikampf  u.  z.  Schutz  d.  Ehre,  1909.  Krön  er, 
D.  Zweikampf,  1910.  H.  Naendrup,  Duell  u.  Ehrenschutz,  1912.  M.  Erz  berger, 
Duell  u.  Ehre,  1913.  Cathrein,  Moralphilosophie  ^  II  113  ff.  Staatslexikon* 
s.  V.  Zweikampf.  Weit.  Lit.:  Hist.  Jb.  XXX  (1909)  704.  —  Verboten  sind  a.  d. 
Turniere,  d.  Gebrauch  allz.  mörderischer  Kriegswaffen  u.  d.  Stiergefechte.  X  de 
torneamentis  V,  13.  X  de  sagittariis  V,  14.  Z.  d.  Verbot  d.  Stiergefechte  vgl.: 
Hinschius,  KR.  V  805^  Stimmen  a.  M.-L.  1903,  11  244  ff.  D.  Darbietungen  i. 
Zirkus  sind  bisweil.  m.  ihr.  lebensgefährl.  Vorführungen  nicht  weniger  roh  u.  i.  d. 
Regel  gemeiner.  *  Vgl.  ob.  S.  71. 

3  Dict.  Grat.  §  2  ad  c.  2,  C.  XXXVI,  q.  1.  C.  1  2,  X  de  adulter.  et  stupr. 
V,   16.  "  C.  3-7  9  (August.),  C.  XXXII,  q.  5. 

"  C.  17  (Cap.  Theodulfi  c.  26),  C.  XXll,  q.  1.  C.  20  (August.?),  C.  XXVll, 
q.  1.  Üb.  Fornikation  v.  Majoristen  u.  Ordenspersouen  vgl.  ob.  S.  379,  A.  2.  E. 
l)iRchüfl.  Verordn.  i.  d.  Diözese  Passau  geg.  wiederholt  gefall.  Mädchen:  A.  f.  k.  KR. 
LXXXVl  (1906)   357  f.    [Nachahmenswert!] 

«  Trid.  sess.  XXIV  de  ref.  c.  8.  Cb.  i.  Konkub.  lebende  Geistl.  vgl.  ob.  S.  379,  A.  2. 


§  183.    Die  Verbrechen  gegen  sich  selbst  und  gegen  den  Nächsten.       387 

zest ' ,  Ehebruch  (adulteriiim)  - ,  Bigamie  ^ »  Sodomie  und  Bestialität  ^  Ent- 
führung '". 

III.  Unter  den  Verbrechen  gegen  die  Ehre  und  das  Vermögen  des  Nächsten 
bestraft  das  kanonische  Recht  die  Beleidigung  und  die  Schmähung  ^,  den 
Diebstahl",  den  Raub  ^  die  Brandstiftung^,  Betrug  und  Fälschung  von  Maß, 
Gewicht  und  Münzen  ^". 

Wer  päpstliche  Schreiben  selbst  oder  durch  andere  fälscht,  verfällt  ipso 
jure  der  dem  Papste  speciali  modo  reservierten  Exkommunikation  ^^  Kleriker, 
welche  sich  solchen  A'ergehens  schuldig  machen,  sollen  deponiert  und  de- 
gradiert und  zur  Bestrafung  der  weltHchen  Obrigkeit  ausgeliefert  werden  ^'-. 
Wer  wissentlich  von  gefälschten  päpstlichen  Schreiben  Gebrauch  macht,  ver- 
fällt ipso  facto  der  dem  Bischof  reservierten  Exkommunikation  ^^. 

Aufs  strengste  verboten  die  älteren  Kanonen  und  die  mittelalter- 
lichen Dekretalen    das   Zinsnehmen   aus    Darlehen  i*.     Dieses  Verbot 


»  C.  2  (incerti  auct.),  C.  XXX,  q.  4.  C.  8  (Syn.  v.  Agde  a.  506,  c.  61),  C.  XXXV, 
q.  2  3.  C.  15,  X  de  purgat.  canon.  V,  34.  C.  un.  in  Clem.  de  consang.  IV,  1. 
Vgl.  ob.  S.  176  ff. 

2  C.  17  (Cap.  Theo d Ulf i  c.  26),  C.  XXII,  q.  1.  C.  4  (incerti  auct.),  C.  XXXII, 
q.  1.    C.  6,  X  h.  t.  V,  16.    C.  19,  X  de  convers.  conjug.  III,  32    Vgl.  ob.  S.  169  ff  232  ff. 

3  C.  19  (Nikol.  I.  a.  863).  C.  XXiV,  q.  3.    Vgl.  ob.  S.  158. 

*  C.  13  (August.),  C.  XXXII,  q.  7.  C.  4,  X  de  excess.  prael.  V,  31.  Pius  V., 
,Cum  primum"  v.  1.  April  1566:   .Horrendum"  v.  30.  Aug.  1568.  Vgl.  ob.  S.  372,  A.  8, 

^  Wo  d.  Entführung  nicht  i.  d.  Absicht  d.  Verehelichung  erfolgt,  bestehen  d. 
mittelalterl.  Strafen.  C.  1  (Syn.  v.  Chalced.  a.  451,  c.  27)  2  (Symm.  a.  513)  5 
(Syn.  v.  Rom  a.  721,  c.  11),  C.  XXXVI,  q.  2.  Geg.  Entführ,  z.  Zweck  d.  Ehe  Trid. 
sess.  XXIV  de  ref.  c.  6.    Vgl.  ob.  S.  166  ff. 

6  C.  7  (Isid.  reg.  monach.),  C.  V,  q.  6.  C.  2  (Greg.  I.  a.  596),  C.  V.  q.  1. 
C.  23,  X  de  sent.  et  re  judic.  II,  27. 

'  C.  12  (Can.  Apost.  n.  25),  D.  LXXXI.  C.  9  (Pseudo- Euseb.),  C.  III,  q.  5. 
C.  12  13  (August.),  C.  XIV,  q.  5.  C.  17  (Poenit.  Rom),  C.  XVII,  q.  4.  X  de  fürt.  V, 
18.    D.  gleich.  Strafen  treffen  d.  Helfershelfer.    Üb.  d.  Kirchendiebstahl  vgl.  ob.  S.  379. 

^  C.  5  (Conc  in  Vernis  a.  884,  c.  6),  C.  VI,  q.  3.  X  de  raptor.V,  17.  —  Hierher 
gehört  a.  d.  Ausübung  d.  Strandrechts,  a.  welche  i.  d.  Bulle  „In  coena  Domini" 
d.  d.  Papst  reserv.  Exkomm.  gesetzt  war.  —  Üb.  d.  Sklaverei:  Hinschius,  KR. 
V  807  ff;  Kirchenlexikon  2  s.  h.  v. ;  Realenzykl.  f.  prot.  Theol.  u.  K.^  s.  h.  v. :  Staats- 
lexikon *  s.  h.  V. 

»  C.  81  (Syn.  v.  Ravenna  a.  877,  c.  7)  32  (Conc.  Lateran,  a.  1139,  c.  18—20), 
C.  XXllI,  q.  8.  C.  6,  X  de  injur.  V,  36.  C.  19,  X  de  sent.  excomm.  V,  39.  X  de 
raptor.,  incend.  et  violat.  eccl.  V,  17. 

'°  C.  2,  X  de  emt.  et  vendit.  III,  17.    C.  un.  Extrav.  Joann.  XX  de  crim.  falsi  X. 
C.  un.  Extrav.  comm.  h.  t.  V,  6. 

"  C.  4  5  7,  X  de  crim.  fals.  V,  20.     „Apostolicae  Sedis  moderationi"*.    I  9.     Es 
gilt  a.  v.  d.  Schreiben  d.  Kongregationen.     C.  S.  Off.  16.  Jan.  1892. 

'*  C.  7  cit.     Innoz.  X.,  ,In  supremo"  v.  8.  April  1653.   Vgl.  ob.  S.  372,  A.  8. 
"  C.  7  cit.     „Apostolicae  Sedis  moderationi".    III  3. 

"  C.  1  (Can.  Apost.  n.  44)  2  (Syn.  v.  Nicaea  a.  325,  c.  16),  D.  XLVH.   C.  11  (Opus 
imperf.),  D.  LXXXVllI.    C.  XIV,  q.  4.   X  de  usur.  V,  19.   C.  1  2  in  VI^  h.  t.  V,  5. 

25* 


388    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  2.  Kap. :  D.  kirchl.  Gerichtsbarkeit. 

beruhte  neben  biblischen  Gründen  auf  ganz  andern  wirtschaftlichen 
Verhältnissen,  als  wir  sie  heute  haben,  auf  der  reinen  Naturalwirt-  J 
Schaft.  Man  sah  das  Geld  als  unfruchtbare  Sache  an  und  glaubte, 
man  dürfe  aus  der  Not  des  Geld  entlehnenden  Nächsten  keinen  Nutzen 
ziehen.  Als  sich  aber  die  wirtschaftlichen  Verhältnisse  durch  den  auf- 
kommenden Handel  und  die  aufblühende  Industrie  änderten,  da  wurde 
das  Verbot  allmählich  durch  Gewohnheitsrecht  beseitigte  Daher  ist 
heute  kirchenrechtlich  anerkannt,  daß  der  Darleiher  mit  Rücksicht  auf 
lucrum  cessans  und  damnum  emergens  Zins  fordern  darf  2.  Wie  hoch 
der  Zinsfuß  sein  darf,  das  läßt  sich  nicht  allgemein  bestimmen,  sondern 
reguliert  sich  nach  den  Verhältnissen,  wie  auch  die  Staatsgesetze  auf 
der  Basis  des  üblichen  Zinsfußes  gegen  Wucher  einschreiten  3.  j 


*  D.  Päpste  selbst  zahlten  Zins  b.  ihr.  Geldaufnahmen.  A.  Gottlob,  Päpstliche 
Darlehensschulden  d.  13.  Jhdts  (Hist.  Jb.  XX  [1899]  712  ff).  F.  Schneider,  D. 
kirchl.  Zinsverbot  u.  d.  kuriale  Praxis  i.  13.  Jhdt  (Festgabe  f.  H.  Finke  [1904] 
129  if).  Üb.  d.  päpstliche  Finanzwesen  ßd  I,  S.  418  u.  unt.  §  195.  VI.  D. 
Päpste  erlaubten  d.  Rentenkauf  (c.  1  2,  Extrav.  comm,  de  emt.  et  vendit.  III,  5), 
welcher  allmähl.  ablösbar  u.  dad.  mehr  e.  verzinsl.  Darlehen  m.  Pfand  ähnl.  wurde. 
D.  V.  d.  Päpsten  privileg.  Montes  pietatis  nahmen  a.  Zins.  D,  Tamilia,  II  sacro 
Monte  di  pietä  di  Roma,  1900.  L.  de  Besse,  Le  bienh.  Bernardin  de  Feltre, 
1902.  G.  Debrouwer,  Des  Monts  de  piete  en  France,  1902.  H.  Holzapfel, 
D.Anfänge  d.  Montes  pietatis  (1462 — 1515),  1903.  0.  Salvanti,  11  Mons  pietatis 
di  Perugia,  1903. 

'  Bened.  XIV.,  ,Vix  pervenit"  v.  1.  Nov.  1745.  E.  Reihe  v.  Entscheidungen 
röm.  Kongregationen  d.  Inhalts,  daß  d.  Gläubigen  nicht  z.  beunruhigen  seien,  weun 
sie  Zins  nehmen:  i.  Coli.  Lac.  VI  677  ff ;  D  e  nzin  ger-Bann  war  t ,  Enchiridion '- 
Nr  1609—1612.  Üb.  Anträge  a.  d.  Vatic. :  Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  130: 
Granderat  h -Kirch,  Gesch.  d.  Vatik.  Konzils  I  450. 

3  BGB.  §§  138  246.  StGB.  §  302a.  —  Linsenmann,  Lehrb.  d.  MoraltheoL 
553  ff.  Koch,  Lehrb.  d.  Moralthcol.'  560  ff.  Th.  Meyer,  Institutiones  jur.  natu- 
ralis II  (1900)  227  ff.  Schindler,  Lehrb.  d.  MoraltheoL  II  2  (1910),  626  ff. 
Lehmkuhl,  Theol.  moraL^'  1  744  ff.  Cathrcin,  Moralphilosophie  ^  II  .359  ff. — 
Es  ist  ab.  angesichts  d.  modern,  sozialen  Verhältnisse  kein  Zweifel  mögl.,  dafj  be- 
sonnene Nationalökonomen,  Moralisten  u.  Kanonisten  m.  Recht  i.  d.  heutigen  Geld- 
wirtschaft schwere  soziale  Gefahren  erblicken,  u.  zwar  nicht  bloß  i.  solcher  m. 
Wucherzinsen.  F.  Kempel,  Göttl.  Sittengesetz  u.  neuzeitl.  Erwerbsleben,  1902. 
G.  Ruh  1  and,  System  d.  polit.  Ökonomie  III  (1908)  156  ff.  —  A.  d.  überreich.  Lit. : 
M.  Neu  mann,  De  vicissitudinibu.s,  quas  can.  juris  de  usurae  pravitate  placita  i. 
Germania  inde  a  saec.  XIII  usque  ad  med.  saec.  XVII  subierunt,  1850.  Ders., 
Gesch.  d.  Wuchers  i.  Deutschi.  b.  z.  Jahre  1654,  1865.  W.  Endemann,  D. 
nationalökon.  Grundsätze  d.  kanonist.  Lehre,  1863.  F.  X.  Funk,  Zins  u.  Wucher, 
1868.  Ders.,  (iesch.  d.  kirchl.  Zinsverbots,  1876.  Ders.,  Scipio  Maffoi  u.  d.  r 
kirchl.  Zinsverbot  (Th.  Qsch.  LXI  [1879]  3  ff).  Dorn..  Z.  Gesch.  d.  Wucherstreites 
(A.  Festgabe  f.  A.  Schäffle),  1901.  A.  Lehmkuhl,  Zins  u.  Wucher  v.  d.  Richter- 
stuhl d.  Kirche  u.  d.  Vernunft  (Stimmen  a.  M.-L.  XVI  |1879]  225  ff ).  Ders.,  Deutung 
od.  Mifideutiing  d.  kirchl.  Vorscliritton  üb.  Zins  u.  Wucher  (Ebd.  XVIII  [1885]   1  ff). 


§  184.    Die  Disziplinarvergehen  der  Kleriker.  389 

§  184. 
Die  Disziplinarvergehen  der  Kleriker. 

Decr.  Greg.  IX.  1.  V,  t.  3 1  de  excess.  praelat.  et  subdit. ;  t.  33  de  privil  et 
excess.  privilegiat.     Lib.  sext.  V,  6  7.     Const.  Giern.  Y,  6  7. 

München,  D.  kau.  Gerichtsverfahren  usw.*  II  (1874)  664  ff.  Katz,  Grundriß 
d.  kan.  Strafrechts  (1881)  158  ff.  Hinschius,  KR.  IV  (1888)  752  ff  833  ff;  V 
(1895)  237  ff  854  ff.  Holl  weck,  D.  kirchl.  Strafgesetze  (1899)  286  ff.  Wernz- 
Vidal,  Jus  decretalium  VI  (1913)  424  ff\ 

Die  Kleriker  stehen,  auiserdem  daß  sie  auch  Glieder  der  Kirche 
und  daher  den  allgemeinen  Kirchengesetzen  unterworfen  sind,  zu  der 
Kirche  noch  in  einem  besondern,  näheren  Verhältnis.  Aus  diesem 
Grunde  haben  sie  noch  spezielle  Standes-  und  Amtspflichten.  Deren 
Verletzung  bildet  daher  eine  besondere  Art  von  Vergehen  oder  Ver- 
brechen, im  kanonischen  Recht  Exzesse  genannt.  Gemeiniglich  aber 
werden  dieselben  als  Disziplinarvergehen  bezeichnet,  die  dann  näher- 
hin  Standes-  oder  Amtsvergehen  sind. 

Hierher  gehören:  Vergehen  bei  Erteilung  und  Empfang  der  Weihen, 
gegen  die  klerikalen  Standespflichten,  gegen  die  allgemeinen  kirch- 
lichen Amtspflichten :  Reverenz,  Obedienz,  Residenz,  bei  Besetzung  und 
Erwerbung  der  kirchlichen  Ämter,  bei  Erledigung  und  Verzicht  auf 
dieselben.  Ferner  gehören  hierher:  die  Vergehen  bei  Spendung  der 
Sakramente  und  Sakramentalien,  bei  Abhaltung  des  Gottesdienstes, 
bei  Ausübung  der  kirchlichen  Gerichtsbarkeit,  bei  Verwaltung  des 
Kirchenvermögens  und  der  dem  Gottesdienste  geweihten  Sachen  i. 


K.  Vogelsang,  Zins  u.  Wucher,  1884.  [M.  viel  Lit.]  J.  ßiederlack,  D.  Dar- 
lehenszins, 1898.  H.  Hay,  De  mutuo  et  usura,  1902.  F.  Schaub,  D.  Kampf  geg. 
d.  Zinswucher,  1905.  K.  Lessei,  D.  Entwicklungsgschte  d.  kanonist.-scholast. 
Wucherlehre  i.  13.  Jhdt,  1905.  J.  Seipel,  D.  wirtschaftseth.  Lehren  d.  Kirchen- 
väter (1907)  162  ff.  J.  Hejcl,  D.  alttestam.  Zinsverbot,  1907.  0.  Schilling, 
Reichtum  u.  Eigentum  i.  d.  altkirchl.  Literatur  (1908)  2  ff .  W.  Ho  hoff,  D.  Be- 
deutung d.  Marxschen  Kapitalkritik,  1908.  [Antikapital.]  F.  Keller,  Unternehmung 
u.  Mehrwert,  1912.  [Kapital.]  Weit.  Lit.  i. :  Kirchenlexikon*  s.  v.  Zins  u.  Wucher : 
Staatslexikon*  s.  v.  Wucher  u.  Zins ;  Kapital  U.Kapitalismus. 

*  Es  ist  ab.  nicht  nötig,  d.  zahlreich.  Fälle  v.  Disziplinarvergehen  d.  Kleriker 
hier  einzeln  anzuführen.  D.  ist  bereits  je  a.  einschlägig.  Ort  geschehen  od.  wird 
noch  geschehen.  Vgl.  Bd  I,  S.  206  f  230  237  254  ff  274  ff  312  ff  378  ff;  ob.  S.  20  ff 
244  ff  usw. 


390  ^^  •  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  3.  Kap.:  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

Drittes  Kapitel. 
Die  Orden  und  Kongregationen. 

§  185. 
Gescliichtliclier  Überblick. 

A.  d.  übergroß.  Lit.  üb.  d.  Gesch.  d.  Mönchtums  i.  allg.  u.  d.  Gesch.  d.  einz. 
Orden:  Thom  assin  P.  I,  1.  3,  c.  12  ff.  A.  Miraeus,  Originum  monast.  libri 
IV,  Col.  1620.     F.  Aiteserra,   Asceticon  s.  orig.  rei  monast.  libri  X,  Par.  1674. 

E.  Martene,  De  antiqu.  monach.  ritibus,  Lugd.  1690.  P.  Helyot,  Histoire  d. 
ordres  monast.  relig.  et  railit.  et  des  congregations  seculieres,  Par.  1714  ff;  deutsch 
Leipz.  1753  ff.  E.  Amort,  Vetus  disciplina  canonic.  regul.  et  saeculariuni,  Venet. 
1748.  F.  Harter,  Gesch.  Papst  Innoz.  III.  u.  s.  Zeitgenossen  IIP  (1843)  459ff; 
IV  ^  (1844)  Iff.  Henrion,  Histoire  des  ordres  relig.,  1835.  J.  A.  M  ö  h  1  e  r ,  Gesch. 
d.  Mönchtums  i.  d.  Zeit  s.  Entstehung  (Schriften  u.  Aufsätze,  hgg.  v.  I.  Döllinger. 
II  [1840]  165  ff).  Henrion-Fehr,  Allgera.  Gesch.  d.  Mönchsorden,  1845. 
Ch.  Montalembert,  Les  meines  de  l'Occident,  1860  ff;  deutsch,  v.  B  ran  des- 
Müll er,  1860  ff;  M880.    0.  Gierke,  D.  deutsche  Genossenschaftsrecht  (1868  ff)  I 

290  ff  427  ff  852 ff;  II  534  ff  558.  F.  v.  Eckstein,  Geschichtl.  üb.  d.  Askesis  d. 
altheidn.  u.  alt-jüd.  Welt,  1862.  H.  "Weingarten,  D.  Ursprung  d.  Mönchtums 
i.  nachkonst.  ZA.,  1877.  J.  Wilpert,  D.  gottgeweihten  Jungfrauen  i.  d.  erst. 
Jhdten  d.  Kirche,  1893.  E.  Spreitzen  hofer,  D.Entwicklung  d.  alt.  Mönchtums 
i.  Italien  v.  s.  erst.  Anfängen  b.  z.  Auftreten  d.  hl.  Benedikt,  1894.  K.J.  Mayer. 
D.  christl.  Aszese,  ihr  Wesen  u.  ihre  hist.  Entfaltung,  1894.  G.  Grützm  ach  er, 
Pachomius  u.  d.  älteste  Klosterleben,  1896.  0.  Zöckler,  Aszese  u.  Mönchtum. 
Zweite,   gänzl.  neu  bearb.  u.  stark  verm.  Aufl.  d.  „Krit.  Gesch.  d.  Aszese"  (1863). 

1897.  P.  Ladeuze,    Etüde   sur   le  cenobitisme  pakhomien  pendant  le  IV^  siecle, 

1898.  E.  Preuschen,  Mönchtum  u.  Sarapiskult,  1899;  «1903.  Vgl.  daz.:  Knöpf  1er. 
Kgschte^  207  •;  Funk-Bihlmey  er ,  Kgschte^  254  f.  Ebd.  S.  31  f  bzw.  27  üb. 
d.  Essener  u.  Therapeuten.  D.  Volt  er,  D.  Ursprung  d.  Mönchtums,  1900.  J.  M. 
Besse,  Les  moines  d'Orient  anterieurs  au  concile  de  Chalcedoine,  1900.  Ders.. 
Les  moines  de  l'Afrique  romaine,  1903.  Ders.,  Les  moines  de  Tancienne  France, 
1906.  0.  Braunsberger,  Rückblick  a.  d.  kath.  Ordenswesen  i.  19.  Jhdt,  1901. 
St.  Schi  wietz,  D.  morgenländ.  Mönchtum,  1904  ff.  A.  Harnack,  D.  Mönchtum, 
8.  Ideale  u.  s.  Gschte'^,  1907.  H.  Koch,  Virgines  Christi  (Texte  u.  Unters.  XXXI. 
2),  1907.  M.  Heimbucher,  D.  Orden  u.  Kongregationen  d.  kath.  K.^  1907  f. 
R.  Genier,  Vie  de  St  Euthyme  le  Grand  (377—473).  Les  moines  et  l'Eglise  en 
Palestine  au  V«  siecle,  1909.     Schreiber,  Kurie  u.  Kloster  i.  12.  Jhdt  II  (1910) 

291  ff.  U.  Borliere,  L'ordre  monastiquo  des  origines  au  XII*  siecle,  1912. 
Ders.,  L'ideal  monastiquo  et  la  vie  chretienne  des  premiers  jours ,  1914 
M.  V.  Dmitrewski,  D.  christl.  freiwill.  Armut  v.  Ursprung  d.  Kirche  b.  z 
12.  Jhdt,    1913.     H.  B.  Workman,    The  evolution  of  the  monastical  ideal,  1913. 

F.  Martinez,  L'a8C(3tismo  chretien  pendant  les  trois  premiers  siöcles  de  l'Eglise. 
1913.  Viel.  Lit.  z.  d.  (iesch.  d.  Ord.  i  allg.  u.  bes.  b.  Knöpf  1er  a.  a.  0.  207  ff 
330  ff  397  ff  432  ff  526  ff  644  ff  682  ff  774  ff;  Funk-Bi  hlm  ey  er  a.  a.  0. 
249  ff  356  ff  437  ff  533  ff  648  ff  689  ff  797  ff;  Kirchenlexikon  '  s.  v.  Mönchtum,  Orden  : 


§  185.    Geschichtlicher  Überblick.  391 

Realenzykl.  f.  prot.  Theol.  u.  K.  ^  s.  v.  Mönchtum ;  Richter-Do  ve-Kahl,  KR. 
1225jBe;  Scherer,  KR.  11708ff;  Friedberg,  KR.«  257  ff;  Werminghoff, 
Gesch.  d.  KverfassuDg  87  ff  u.  ganz  besond.  i.  Verfassungsgschte  -  25  ff  168  ff, 

Seit  den  frühesten  Zeiten  der  christlichen  Kirche  haben  viele  ihrer  Glieder 
beiderlei  Geschlechts  durch  Befolgung  der  evangelischen  Räte  ^  eine  höhere 
christliche  Vollkommenheit  angestrebt:  Aszeten. 

Aus  damit  gegebener  Weltflucht  und  auch  um  der  Verfolgung  zu  ent- 
gehen, zogen  sich  manche  Christen  in  die  Einsamkeit  zurück:  Anachoreten 
oder  Einsiedler.  Die  berühmtesten  aus  denselben  sind  der  hl.  Paul  von 
Theben  (f  341)  und  der  hl.  Antonius  (f  356). 

Das  Beispiel  des  letzteren  zog  Jünger  an,  und  indem  diese  Zellen  in 
seiner  Nähe  errichteten,  entstanden  Anachoretenvereinigungen,  Lauren. 

Ihren  Abschluß  erhielt  die  Entwicklung  in  dem  sogenannten  Zusammen- 
leben, im  Cönobitentum  (xoivo?  ß<^o?).  Dessen  Begründer  und  zugleich  der 
Gesetzgeber  für  das  Mönchtum  wurde  der  hl.  Pachomius  (f  346)  durch  Er- 
richtung eines  Klosters  zu  Tabennisi  am  Nil  und  durch  Abfassung  einer 
Regel.  Das  so  entstandene  Mönchtum  verbreitete  sich  rasch  durch  das 
ganze  christliche  Morgenland  hin.  Besonders  trug  hierzu  bei  der  hl.  Basilius 
(t  379),  dessen  Ordensregel  und  Orden,  der  Basilianerorden,  der  herrschende 
in  der  orientalischen  Kirche  wurde  und  ist  ^. 

In  das  Abendland  verbreitete  sich  das  Mönchtum  namentlich  durch  den 
dorthin  geflohenen  hl.  Athanasius.  Durch  die  Wirksamkeit  vieler  ausgezeich- 
neter und  heiliger  Männer,  wie  Ambrosius,  Paulinus  von  Nola,  Augustinus, 
Honorat,  Cassian ,  Martinus  u.  a.,  entstanden  Klöster  in  Italien,  Afrika, 
Spanien,  Gallien  und  Britannien.  Der  eigentliche  Begründer  des  abend- 
ländischen Mönchtums  aber  wurde  der  hl.  Benedikt  von  Nursia.  Er  baute 
im  Jahre  529  das  Kloster  Monte  Cassino.  Zugleich  verfaßte  er  eine  neue 
Regel.  Danach  besteht  jedes  Kloster  für  sich,  und  der  Mönch  gelobt,  zeit- 
lebens in  dem  gleichen  Kloster  zu  bleiben  (stabilitas  loci)  ^  Zu  der  bisherigen 
Handarbeit  und  dem  Gebete  fügte  Cassiodor  (f  ca  580)  die  wissenschaftliche 
Beschäftigung.  Einer  der  größten  Beförderer  des  Benediktinerordens  wurde 
Papst  Gregor  d.  Gr.  Er  gründete  aus  seinem  Besitz  in  Sizilien  sechs  Klöster 
und  verpflanzte  die  Benediktiner  nach  England.  Von  dort  kamen  sie  nach 
Frankreich  und  durch  Bonifatius  nach  Deutschland.  So  verdrängte  die 
Benediktinerregel  nach  und  nach  fast  alle  andern  und  wurde  zu  der  im 
Abendlande  so  gut  wie  alleinherrschenden. 

Im  weiteren  Verlaufe  erhielt  diese  Regel  verschiedene  Modifizierungen, 
so  durch  Benedikt  von  Aniane  und  die  Reformsynode  von  Aachen  817  \  durch 
Vermehrung  der  Priester,    besonders   aber   dadurch,    daß   seit  dem  10.  Jahr- 

»  Vgl.  Bd  I,  S.  266. 

'  E.  F.  Morison ,  St  ßasil  and  his  rule,    A  study  in  early  monasticism,  1913. 
'  M.  Rothenhäusler.  Gregor  I.  u.  d.  Stabilität  d.  Mönches  (Z.  d.  Savigny- 
Stiftung  f.  Rsgschte,  Kanonist.  Abt.  III  (1918)  141  ff. 
*  Vgl.  Bd  I,  S.  449. 


392  IV-  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  3.  Kap. :  D.  Orden  u.  Kongregationen, 

hundert  mehrere  Klöster  zu  einem  Verband,  Kongregation,  zusammentraten. 
So  entstand  noch  im  10.  Jahrhundert  die  Kongregation  von  Clugny,  die  für 
die  Reform  der  Kirche  von  der  größten  Bedeutung  wurde,  und  im  Anfang 
des  11.  Jahrhunderts  die  der  Kamaldulenser  und  Vallombrosaner.  Ende  des 
11.  Jahrhunderts  kam  der  Orden  der  Kartäuser  (1084)  und  Zisterzienser 
(1098)  auf.  Zu  ebendieser  Zeit  nahmen  auch  manche  Dom-  und  Kollegiat- 
kapitel  die  vita  canonica  nach  der  sogenannten  Regel  des  hl.  Augustinus  an 
und  traten  zu  Kongregationen  zusammen :  canonici  reguläres  im  Gegensatz 
zu  den  canonici  saeculares  ^  Die  bedeutendste  unter  diesen  Kongregationen 
wurde  die  der  Prämonstratenser  oder  Norbertiner,  gegründet  von  dem  hl.  Nor- 
bert 1120.  Ihre  weite  Verbreitung  verschaffte  derselben  die  Stellung  und  Be- 
deutung eines  Ordens.  Als  Beförderer  des  Mönchtums,  ihrer  besten  Stütze, 
erwiesen  sich  besonders  die  Päpste  durch  Erteilung  der  Exemtion  2. 

Die  Kreuzzüge,  überhaupt  der  Kampf  gegen  Islam  und  Heidentum  zeitigte 
die  Ritterorden,  eine  Verbindung  von  Mönch-  und  Rittertum.  Zu  den  drei  ge- 
wöhnlichen Gelübden  kam  hier  als  viertes  das  votum  der  militia  Christi.  Der 
Natur  der  Sache  gemäß  waren  sie  von  Anfang  an  monarchisch  angelegt,  so 
daß  alle  Klöster  unter  einem  General  oder  Großmeister  und  die  eines  Landes 
oder  einer  Provinz  unter  einem  Provinzial  oder  Landmeister  standen.  Die 
drei  bedeutendsten  dieser  Orden  sind  die  Johanniter,  kirchlich  anerkannt  1113, 
die  Templer,  entstanden  1119,  und  die  Deutschritter  oder  Deutschherren,  ent- 
standen 1190. 

Neben  den  angeführten  Orden  waren  noch  viele  andere  aufgekommen, 
so  daß  die  Kirche  auf  dem  vierten  Laterankonzil  und  der  zweiten  S}Tiode 
von  Lyon  die  Gründung  weiterer  verbot  bzw.  die  päpstliche  Approbation  für 
dieselben  fordertet  Aber  gerade  seit  Anfang  des  13.  Jahrhunderts  ent- 
standen die  für  die  Kirche  überaus  wichtigen  Bettel-  oder  Mendikantenorden, 
deren  bedeutendste  die  Dominikaner  oder  Predigerbrüder,  die  Franziskaner 
oder  Minoriten,  die  Karmeliter  und  Augustinereremiten  sind.  Auch  diese 
Orden  sind  zentralistisch  angelegt,  stehen  als  Ganzes  unter  einem  General 
und  die  einzelnen  Provinzen  unter  einem  Provinzial.  Sie  pflegen  neben  dem 
kontemplativen  Leben  auch  die  Seelsorge,  die  Tätigkeit  im  Dienste  des 
Nächsten  und  die  Wissenschaft,  was  bei  den  späteren  Orden  noch  mehr 
hervortritt. 

Das  ausgehende  Mittelalter  brachte  für  das  Ordensleben  schweren  Ver- 
fall, namentlich  infolge  der  zwar  schon  sehr  alten,  aber  mehr  und  mehr  zu- 
nehmenden  Beschränkung  auf  Adelige  *  und  der  Teilung  des  Klostergutes  unter 


'  Vgl.  Bd  I,  S,  450,  Üb.  d.  Kanonissen  Seh  er  er,  KR.  II  714 1'  859,  be- 
sonders ab,  H.  Schäfer,  D.  Kanonissenstifter  i.  deutsch.  MA.,  1907. 

"  Vgl.  Hd  I,  S.  287  ff.  E.  Tomek,  Studien  z.  Reform  d,  deutsch.  Klöster 
1,  11,  Jhdt,   1910  ft. 

3  C.  9,  X  de  relig.  dorn.  III  36.     C.  un,  in  Vl'°  h,  t.  III  17. 

*  Viele  Lit,  üb,  d.  adelig,  Klöster  b.  A.  Werminghoff,  Ständische  Probleme 
i.  d.  Gesch,  d,  deutsch.  Kirche  d.  MAs  (Z.  d,  Savigny-Stiftung  f.  Rgschte,  Kanonist, 
Abt,  I  [1911]  33fr).     Ders.,  Verfassungsgschte«  lUfT.    Außerdem:  G.Wagner. 


§  185.    Geschichtlicher  Überblick.  393 

die  Glieder  in  manchen  Klöstern.  Für  einzelne  Orden  brachte  diese  Periode 
aber  auch  wieder  Reform  und  schuf  sogar  neue,  wenn  auch  kleinere  Orden. 

Seit  dem  16.  Jahrhundert  entstand  eine  Reihe  neuer  Orden,  Kongregationen 
und  religiöser  Institute,  so  die  Theatiner,  Kapuziner,  Barnabiten,  Redemp- 
toristen,  Oratorianer  usw.  Die  allerwichtigste  Gründung  aber  war  die  der 
Gesellschaft  Jesu  1540,  in  welcher  unbedingter  Gehorsam  gegen  den  Papst 
in  Sachen  der  Mission  ein  weiteres  Gelübde  ist  und  welcher  sich  die  Ver- 
teidigung der  Kirche  gegen  religiöse  Neuerungen  besonders  angelegen  sein 
läßt.  Auch  an  der  Spitze  der  Jesuiten  steht  ein  General,  und  den  einzelnen 
Provinzen  sind  Provinziale  vorgesetzt. 

Neben  den  Männerorden  und  Männerkongregationen  entwickelten  sich  die 
Frauenorden  und  Frauenkongregationen.  Schon  in  der  frühesten  Zeit  legten 
Jungfrauen  das  Gelübde  der  Keuschheit  ab  und  nahmen,  sicher  seit  dem 
4.  Jahrhundert,  den  Schleier  aus  der  Hand  des  Bischofs  \  Dann  entstanden 
auch  Frauenklöster,  und  zwar  nicht  selten  in  engster  Verbindung  mit  den 
Männerklöstern  oder  doch  in  deren  Nähe  wegen  Abhaltung  des  Gottesdienstes, 
der  geistlichen  Leitung  und  des  physischen  Schutzes.  Da  aber  diese  Doppel- 
klöster nicht  ohne  sittliche  Gefahren  waren,  so  wurden  dieselben  verboten^ 
und  die  Frauenklöster  fast  durchweg  der  bischöflichen  Jurisdiktion  unterstellt. 
Anfänglich  folgten  diese  Klöster  der  Regel  des  Pachomius  oder  einer  solchen 
von  Augustinus  oder  der  von  Cäsarius  von  Arles.  Hernach  wurde  von  ihnen 
meist  die  Regel  Benedikts  mit  einigen  Änderungen  beobachtet.  Später  er- 
standen viele  Nonnenorden  mit  mehr  oder  weniger  Exemtion  vom  Bischof 
in  unmittelbarer  Nachbildung  von  Männerorden,  z.  B.  die  Klarissinnen  in 
Verbindung  mit  dem  Franziskanerorden.  Daneben  mehrten  sich  aus  sozialen 
Gründen  im  ausgehenden  Mittelalter  auch  die  Frauengenossenschaften  ohne 
professio  religiosa  und  ohne  strenge  Klausur  (Beginen)  ^.  Wegen  der  damit 
leicht  sich  verbindenden  Mißstände  verbot  Pius  V.  in  der  Konstitution  „Circa 
pastoralis"  vom  29.  Mai  1566  Frauenkongregationen.  Nichtsdestoweniger 
entstand  seit  dem  17.  Jahrhundert  eine  Menge  von  solchen  im  Dienste  der 
christlichen  Caritas  und  der  weiblichen  Jugenderziehung.  Aus  ihnen  seien 
die  vom  hl.  Vinzenz  von  Paul  1633  begründeten  Barmherzigen  Schwestern  % 
diese  Engel  der  christlichen  Liebe,  als  Prototyp  hervorgehoben. 

Abgesehen  von  der  unter  Karl  Martell  stattgehabten  Säkularisation '" 
war    der   mittelalterliche   Staat    den    Klöstern    fast   durchweg   freundlich    ge- 


Untersuchungen üb.  d.  Standesverhältnisse  elsäss  Klöster,  1911.  P.  Henke,  D. 
stand.  Verfassung  d.  alt.  Stifte  u.  Klöster  i.  d.  Diözese  Paderborn  (auü.  Corvey) 
(A.  Z.  f.  vaterl.  Gesch.  Westfalens  LXX),  1912.     Vgl.  a.  ob.  S.  450,  A.  6. 

1  Vgl.  ob.  S.  160. 

«  L.  44,  C.  de  episc.  I,  3.  C.  21  (Conc.  oecum.  Vll  a.  787,  c.  20)  23  (Synode 
v.  Agde  a.  506,  c.  28),  C.  XVIII,  q.  2. 

^  J.  Greven,  D.  Anfänge  d.  Beginen,  1912.  Ders. ,  D.  Ursprung  d  Beginen- 
wesens  (Eist.  Jb.  XXXV  [1914]  26  ff).    Werminghoff,  Verfassungsgschte ^  193  f. 

*  Kl.  Brentano,  D.  Barmh.  Schwestern  i.  Bezug  a.  Armen-  u.  Krankenpflege, 
1831.     Weit.  Lit.  b.  Knöpfler,  Kgschte  ^  652.  ^  Bd  I,  S.  53. 


394  I^^-  Buch.  D.  Vcrwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  3.  Kap. :  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

sinnt '.  Dagegen  vernichteten  die  protestantisch  gewordenen  Fürsten  dieselben, 
nicht  bloß  wegen  der  mit  dem  Protestantismus  unverträglichen  evangelischen 
Räte,  sondern  noch  vielmehr  wegen  der  hieraus  zu  gewinnenden  gewaltigen 
materiellen  Vorteile  -.  Der  öde  Josephinismus  und  die  blöde  Aufklärung  ^  so- 
dann haben  auch  katholischerseits  zunächst  jenen  Klöstern  ein  Ende  gemacht,  die 
dem  beschaulichen  Leben  geweiht  \varen.  Die  französische  Revolution  und  die 
Säkularisation  aber  haben  in  schreiendem  Rechtsbruch  so  gut  wie  alle  Klöster 
in  Frankreich,  Deutschland  und  auch  anderwärts  aufgehoben  und  das  Kloster- 
gut der  Kirche  w^eggenommen  *.  Aber  in  der  katholischen  Restauration  des 
19.  Jahrhunderts  blühten  Orden  und  Kongregationen  in  allen  Ländern  aufs 
neue  auf,  freilich  von  der  staatlichen  Gewalt  von  Zeit  zu  Zeit  da  und  dort 
schwer  bedrückt,  ja  tyrannisch  unterdrückt  ^ 

§  186. 
Begriff  und  Arten  der  Orden.     Gründung  von  Orden  und  Klöstern. 

Decr.  Grat.  C.  XVI— XX  XXVII,  q.  1.  Decr.  Greg.  IX.  1.  III,  t.  31  de  regul. 
et  transeunt.  ad  relig. ;  t.  32  de  convers.  conjug. ;  t.  34  de  voto;  t.  35  de  stat. 
monach.  et  canon.  regul. ;  t.  36  de  relig.  dem. :  t.  37  de  capell.  monach.  et  alior. 
religiös.;  1.  V,  t,  31  de  excess.  prael. ;  t.  33  de  privil.  Lib.  sext.  III,  14 — 18; 
V,  6  7.  Const.  Clem.  III,  9—11;  V,  6  7.  Extrav.  Joann.  XXII.  t.  VI  VII  XL 
Extrav.  comm.  III,  8  9;  L.  V,  7.     Trid.  sess.  XXV  de  regul.  et  monial. 

Z.  d.  primär.  Quellen  gehören  v.  allem  d.  Ordensregeln.  Allg.  Sammlungen 
solcher:  P.  Stella rtius,  Fundamina  et  regulae  omn.  ordin.  monast.  et  milit., 
Duac.  1626.  A.  Miraeus,  Codex  regulär,  et  constitut.  clerical. ,  Antv.  1638. 
L,  Holstenius,  Codex  regul.  monast.  et  canonic,  Rom.  1661;  Paris.  1663;  contin. 
M.  Brockie,  Aug.Vind.  1759  f.  A.  Bizzarri,  Acta  Congreg.  sup.  stat.  Regul.,  1862. 
Vgl.  A.  f.  k.  KR.  XVI  (1866)  332  ff.  Ders. ,  Collectanea  in  usum  Secretariae 
S.  C.  Ep.  et  Reg.  1863.  Viel  Material  enthält:  A.  Vermeersch,  De  religiosis 
institutis  ac  personis.  ßd  II:  Supplementa  et  monumental  1909.  Daz.  erscheinen 
s.  1905  Periodica;  b.  jetzt  6  Bde.  —  Z.  d.  allg.  Sammlungen  kommen  d.  einzel. 
Orden.  Vgl.  S  ch  er  er ,  KR.  II  708  ff.  Friedberg,  KR.«  259  ff.  —  Z.  reich. 
Lit.  üb.  d.  Benediktinerregel :  Friedberg,  KR.  ^  260  ^  Knöpfler,  Kgschte ' 
214  ^  Werminghoff,  Verfassungsgschte  ^  26.  Außerdem:  B.  Albers,  Con- 
suetudines  monasticae,  1900  ff.  Ders.,  Untersuchungen  z.  d.  ältesten  Mönchs- 
gewohnheiten, 1905.  H.  Plenkers,  Untersuchungen  z.  Überlieferungsgschte  d. 
ältesten  lat.  Mönchsregeln,  1906.  J.  Herwegen,  D.  Pactum  d.  hl.  Fructuosus 
V.  Braga,  1907.  Studien  z.  benedikt.  Profefi:  I.  M.  Ro  thenh  ä  usle  r,  Z.  Auf- 
nahmeordnung d.  Regula  S.  Benedicti.  II.  J.  Herwegen,  Gesch.  d.  Benedikt. 
Prozeßformel    (Beiträge  z.  Gesch.  d.  alt.  Mönchtums.  3.  Heft),    1912.     C.  Butler, 


»Hauck,  Kgschte  Deutschlands  IP  (1912)  578  ff;  IIP  (1906)  343  ff  443  ff 
864ff;  IV«  (1913)  325  ff'.  P.  OpIadon,  D.  Stellung  d.  deutsch.  Könige  z.  d. 
Orden  i.  13.  Jhdt,  1908. 

«  Bd  I,  S.  68  f.  «  Bd  I,  S.  71  ff.  *  Bd  1,  S.  74. 

»  Bd  I,  S.  77  f. 


§  186.    Begriff  und  Arten  der  Orden.    Gründung  von  Orden  und  Klöstern.    395 

S.  Benedicti    regula    monachorum,    1912.  —  Üb.   d.  Franziskanerregel  Knöpfler: 
Theol.  Rev.  1903,  Nr  16  ff ;  Kgschte^  438  f. 

A.  d.  sehr  reich.  Lit.  üb.  d.  Ordensrecht,  namentlich  b.  Seh  er  er,  KR.  II 
729  f  753.  sei  hervorgehoben:  Thom.  Aq.,,  Summa  theol.  2,  2,  q.  179  ff.  R.  Bel- 
la r  m  i  n  u  s  ,  De  controv.  fid.  t.  II ,  secunda  controv.  1.  II :  De  monachis. 
M.  Rodriguez,  Quaestiones  regul.  et  canon.,  Antv.  1616.  R.  Choppini,  Mo- 
nasticon  s.  de  jure  coenobitarum,  Par.  1624.  F.  Suarez,  De  virtute  et  statu 
religionis,  Mogunt.  1626.  A.  Tamburini,  De  jure  et  privil.  abbat,,  praelat.,  ab- 
batiss.  et  monial.,  Colon.  1691.  F.  M.  Pitt  onus,  Constitutiones  Pontif.  ad 
regul.  spectantes,  Venet.  1719.  —  M.  Yerhoeven,  De  regulär,  et  saecular.  clericor. 
jurib.  et  offic,  1846.  M.  D.  Bouix,  De  jure  regularium,  1857.  Y.  de  Bück,  De 
exemtione  regul.  conservanda  et  confirmanda,  1869.  J.  Bieder  lack,  De  jure  regu- 
larium 1893.  L.  V.  Hamm  erst  ein,  D.  kath.  Ordens^veseu,  1896.  Angelus  aSS. 
Corde  lesu,  Manuale  juris  communis  regularium,  1899.  J.  Nervegna,  De  jure 
practico  regularium,  1900.  Theodorus  a  Ried-Brig,  Manuale  practic.  juris 
discipl.  et  crimin.  regularium,  1902.  A.  Bachofen,  Compendium  juris  regu- 
larium, 1903.  A.  Arndt,  D.  kirchl.  u.  weltl.  Rechtsbestimmungen  f.  Orden 
u.  Kongregationen,  1904.  Piatus  Montanus,  Praelectiones  juris  regularis  ^ 
1907.  D.  M.  Plummer,  Manuale  juris  eccles.  Bd  II:  Jus  regularium  speciale. 
1907.  J.  A.  Uszpa/.a/.uc,  Ol  ;j.O'^a'/r/.ol  fitoßol  iv  zf^  ^.ha-oh/.r^  iz-xAr^ffia,  1907  ö\ 
Vermeersch  a.  a.  0.  J.  B.  Ferreres,  Las  religiosas  segün  la  disciplina 
vigente*,  1908.  R.  Molitor,  Religiös!  juris  capita  selecta,  1909.  J.  Jansen, 
Kurze  Zusammenstellung  d.  gelt,  kirchenrechtl.  Bestimmungen  f.  d.  Orden  u.  relig. 
Kongregationen,  1911.  Victorius  ab  Appeltern,  Compendium  praelect.  juris 
regularis  Piati  Montani^,    1913. 

I.  Die  Orden  (religio,  ordo  i,  ordo  religiosus)  sind  freiwillige  Ver- 
eine von  Personen  einerlei  Geschlechts  (Religiösen,  Mönche,  Nonnen), 
welche  durch  das  dreifache,  für  das  ganze  Leben  bindende,  feierliche  ^ 
Gelübde  der  Armut,  der  Keuschheit  und  des  Gehorsams  ^  und  das  ge- 
meinsame Leben  nach  bestimmten,  vom  Papst  approbierten  Satzungen 
(regula,  daher  reguläres*)  in  eigens  hierfür  bestehenden  Häusern 
(domus  religiosae,  claustra,  coenobia,  monasteria,  Klöster  usw.)  und 
unter    Leitung    eines    Obern    nach    der    christlichen    Vollkommenheit 


»  C.  69  (Syn.  Arelat.  II  a.  443-452,  c.  25),  D.  L.  C.  6  (Syn.  v.  Agde  a.  506, 
c.  16),  D.  LXXVII.     C.  3  in  VP^  de  regul.  III,  14.     C.  un.  in  VI"  de  vot.  III,  15. 

2  übrigens  müssen  d.  Gelübde  nicht  unumgängl.  notwendig  feierliche  sein. 
Gregor  XIII.  („Quanto  fructuosius"  v.  1.  Febr.  1583  u.  ^Ascendente  Domino"  v. 
25.  Mai  1584)  erklärte,  daß  a.  diejenigen  wahre  u.  wirkliche  Religiösen  seien, 
welche  vota  simplicia  u.  Art  d.  Jesuiten  ablegten.  Vgl.  ob.  S.  161.  Doch  ist  d. 
Feierlichkeit  d.  Gelübde  d.  Regelmäßige  i.  d.  Orden.  W.  Kratz,  Ist  d.  Gesell- 
schaft Jesu  e.  eigentl.  Orden?  (A.  f.  k.  KR.  XCII  [1912]  92  ff.) 

^  Es  kann  z.  d.  drei  vota  substantialia  a.  noch  etwa  e.  votum  accidentale 
kommen ,  so  b.  d.  Jesuiten  d.  unbedingten  Gehorsams  geg.  d.  Apost.  Stuhl. 
W.  Kratz,  D.  vierte  Gelübde  i.  d.  Gesellschaft  Jesu  (Z.  f.  kath.  Theol.  XXXVII 
[1913]  538  tf). 

*  Vgl,  Titelrubrik  31  35  X  1.  III. 


396  I^  •  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  3.  Kap. :  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

streben  ^  Die  für  immer  abgelegten  Gelübde  geben  dem  Ordensleben 
den  Charakter  eines  Standes:  status  perfectionis  acquirendae^.  Um 
diesen  kirchlichen  Stand  zu  schützen,  normiert  die  Kirche  dessen  Ver- 
hältnisse insgemein.  Außerdem  gelten  für  jeden  Orden  besondere 
Normen  und  erfreuen  sich  die  Orden  der  Autonomie  in  weitgehendem 
Maße. 

Weil  das  gemeinsame  Zusammenleben  heute  zum  Begriff  des  Ordens 
gehört,  kann  man  nicht  von  Eremitenorden  reden.  Nach  den  Mit- 
gliedern unterscheidet  man  Männer-,  Frauen-,  Mönchs-,  Nonnen-, 
Kleriker-,  Kanoniker-,  Laien-  und  Ritterorden.  Nach  der  vorherrschen- 
den Tätigkeit  sind  die  Orden  entweder  beschauliche  oder  tätige  oder 
solche,  welche  die  beschauliche  (vita  contemplativa)  und  tätige  Lebens- 
weise (v.  activa)  miteinander  vereinigen  (v.  mixta).  Die  Orden,  die 
kein  Eigentum  haben,  heißen  Mendikanten-  oder  Bettelorden. 

IL  Ein  Orden  kann  nur  mit  päpstlicher  Approbation  gestiftet 
werden  2.  Soll  nach  Stiftung  des  Ordens  ein  Mendikanten-  oder  ein 
exemtes  Kloster  errichtet  werden,  so  ist  päpstliche*,  andernfalls 
bischöfliche  ^  Erlaubnis  notw^endig.  Doch  wird  heutzutage  in  der  Regel 
bei  jeder  Klostergründung  noch  nachträglich  päpstliche  Erlaubnis  ein- 
geholt^. Solche  Erlaubnis  kann  aber  nur  gegeben  werden,  wenn  die 
Gründung  im  Interesse  der  Diözese  ist  und  wenn  die  dabei  Inter- 
essierten, wie  Pfarrer  und  Einwohner  des  Orts  und  namentlich  die 
Mönche,    welche    im    Umkreis    von    4000  Schritten    wohnen,    wegen 


»  C.  1  in  Clem.  de  relig.  dorn.  III,  11. 

2  Thomas  Aq.,  Summa  theol.  2,  2,  q.  183  ff.  J.  Zahn,  D.  christl.  Voll- 
kommenheitsideal (Moralprobleme.  Vorträge  a.  d.  III.  theolog.  Hochschulkursus  z. 
Freiburg  i.  Breisg.  i.  Okt.  1910  [1911]  133  ff). 

3  C.  9,  X  de  relig.  dorn.  III,  36.  C.  un.  in  VP°  h.  t.  III,  17.  C.  1  in  Clem. 
h.  t.  III,  11.  C.  un.  Extrav.  Joann.  XXII  h.  t.  VII.  Bened.  XIV.,  „Quamvis 
justo"  V.  30.  April  1749.     §  13. 

*  C.  un.  in  VP"  de  relig.  dom.  III,  17.  C.  un.  in  Vl*°  de  excess.  prael.  V,  6. 
C.  3  in  Clem.  de  poen.  V,  8. 

'  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  3.  Klem.  VIll.,  „Quoniam"  v.  23.  Juli  1603. 
Gregor  XV.,  „Cum  alias"  v.  17.  Aug.  1622.  Urban  VIII.,  „Romanus  Pontifex" 
V.  28.  Aug.  1624.  Schon  d.  alten  Kanonen  verlangten  z.  Gründung  e.  Klosters  d. 
Konsens  d.  Bischofs.  C.  10  (Conc.  Chalccd.  a.  451,  c.  4),  C.  XVllI,  q.  2.  C.  4 
Conc.  Chalced.  c.  24),  C.  XIX,  q.  3. 

'  Innoz.  X.  verlangte  i.  d.  Konst.  „Instaurandae"  v.  15.  Okt.  1652  d.  päpstl. 
Konsens  f.  alle  Klostergründungon  i.  Italien  u.  a.  d.  anlieg.  Inseln.  Daß  d.  heute 
f.  d.  ganze  Kirche  gelte,  Bon  ed.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  IX,  c.  1,  n.  9.  Leo  XIII., 
„Romanos  Pontifices"  v.  8.  Mai  1881.  Speziell  bedürfen  Bischöfe,  d.  unt.  d.  Propag. 
stehen,  der.  Erlaubnis.  S.  C.  do  Prop.  Fide  7.  Dez.  1901.  Canoniste  cont.  XXV 
(1902)  328. 


§  186.    Begriff  und  Arten  der  Orden.    Gründung  von  Orden  und  Klöstern.    397 

ZU  befürchtenden  materiellen  Nachteils  keine  Einsprache  erheben. 
Auch  müssen  zwölf  Religiösen  aus  der  Dotation  des  zu  gründenden 
Klosters  entsprechend  leben  können  1.  Bei  Nonnenklöstern,  welche  um 
ihrer  Sicherheit  willen  nur  in  Städten  oder  größeren  Ortschaften  und 
immer  nur  mit  päpstlicher  Erlaubnis  errichtet  werden  sollen,  können 
andere  Klöster  keine  Einsprache  erheben.  Werden  diese  kanonischen 
Formalitäten  nicht  eingehalten,  so  ist  die  Errichtung  des  betreffenden 
Klosters  null  und  nichtig.  Der  Klosterobere  und  seine  Religiösen  ver- 
lieren ihre  Ämter,  das  aktive  und  passive  Wahlrecht  und  verfallen 
der  Exkommunikation  2.  Zu  bloßer  Verlegung  eines  Klosters  in  loco 
aber  sind  diese  Formalitäten  nicht  nötigt. 

Aufheben  oder  verändern  kann  den  Bestand  eines  Ordens  oder 
Klosters  auch  nur  der  Papst,  der  in  diesem  Fall  zugleich  das  Weitere 
betreffend  die  Exregularen  und  das  Vermögen  zu  verfügen  hat**.  Hebt 
der  Staat  Orden  und  Klöster  auf,  wozu  er  kein  Recht  hat^,  so  wird 
der  Apostolische  Stuhl  ebenfalls  das  Erforderliche  anordnen^. 


^  Dekr.  d.  S.  C.  de  Relig.  v.  21.  Nov.  1908  üb.  d.  Kollekten wesen  d.  männl. 
Orden  (Acta  Ap.  Sedis  I  [1909]  15.3  ff).  Schon  a.  27.  März  1896  hatte  d.  C.  Ep. 
et  Reg.  d.  Dekr.  „Singular!  quidem"  d.  Kollektenwesen  d.  weibl.  Orden  m.  einf. 
Gelübden  geregelt.  Es  darf  kein  Kloster  gegründet,  erweitert  od.  verändert  werden 
unt.  Kontrahierung  v.  Schulden.  S.  C.  de  Relig.  30.  Juli  1909  (Acta  Ap.  Sedis  I 
[1909]  695  ff).  J.  ßesson,  L'instruction  „Inter  ea"*  et  l'administration  temporelle 
des  communautes  religieuses.  1912. 

2  C.  1.  X  de  institut.  III,  7.  C.  un.  §  1  in  \T<^  de  stat.  regul.  III,  16.  Trid. 
sess.  XXV  de  regul.  c.  8  5.  Klera.  VIII.,  „Quoniam"  v.  23.  Juli  1608.  Greg.  XV., 
,Cum  alias"  v.  17.  Aug.  1622.  Urban  VIII.,  Romanus  Pontifex"  v.  28.  Aug.  1624. 
B.  Einsprache  hat  d.  S.  C.  de  Relig,  z.  entscheiden.  Sind  i.  e.  Mönchskloster  nicht 
zwölf  Mönche,  so  untersteht  es  ganz  d.  Jurisdiktion  d.  Bischofs.  S.  C.  Conc.  21.  Juni 
1625;  23.  Dez.  1697.  Namentl.  wird  d.  Zwölfzahl  b.  z.  gründenden  Frauenklöstern 
gefordert.     S.  C.  Ep.  et  Reg.  6.  Juni  1605;  5.  Mai  1690;   27.  April  1855. 

3  S.  C.  Ep.  et  Reg.  14.  Dez.  1685;  9.  Mai  1642. 

*  C.  un.  in  VP<>  de  relig.  dorn.  III,  17.  C.  1  in  Cleni.  h.  t.  III.  11.  Leo  Xlll.. 
„Romanos  Pontifices"  v.  8.  Mai  1881.  Beispiele  solch.  Aufhebungen:  Klemens  V. 
u.  d.  Templer ;  Klemens  XIV.  u.  d.  Jesuiten. 

^  Syll.  Nr  53.     Heiner,  D.  Syllabus  251  ff. 

^  E.  Reihe  solch.  Verfügungen  mußte  Rom  erlassen  b.  d.  neuer,  staatl. 
Klosterschließungen,  so  v.  allem  i.  Italien  u.  Frankreich.  Decr.  Poenit.  v.  28.  Juni 
1866;  18.  April  1867:  12.  Sept.  1872:  21.  Juni  1880.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  14.  Dez. 
1855;  30.  Juli  1881.  S.  C.  Conc.  8.  Jan.  1867;  21.  Aug.  1869.  Neueste  römische 
Entscheidungen  f.  d.  französ.  Ordensleute  i.  Nouv.  Rev.  theol.  XXXV  (1903)  145  ff 
393  ff,  H.  Grub  er,  D.  französ  Vereinsgesetz  v.  1.  Juli  1901  (Stimmen  a.  M,-L. 
LXII  [1902]  477  ff j.  Ders. ,  D.  öffentl.-rechtl.  Stellung  d.  franz,  Ordensgenossen- 
schaften (Ebd,  LXIII  [1902]  147  ff).  Ders.,  D,  vermögensrechtl.  Stellung  d.  französ. 
Ordensgenossenschaften  (Ebd.  LXIII  [1902]  3^31  ff).  Ders.,  Rechtsfragen  u.  d. 
vermögensrechtl.    Stellung    d.    französ.   Ordensgenossenschaften    (Ebd.  LXIII  [1902] 


398  IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  3.  Kap. :  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

Was  das  Verhältnis  des  Staates  zu  den  Orden  betrifft,  so  sind  die 
evangelischen  Käte  jure  divino  begründet'.  Deren  Befolgung  ist  aber  in 
vollkommenster  Weise  nur  in  einem  Orden  oder  einer  Kongregation  möglich. 
Daher  muß  die  Gründung  von  solchen  und  die  Errichtung  von  Klöstern  als 
eine  res  mere  ecclesiastica  bezeichnet  werden  ^.  Aber  die  Staaten  anerkennen 
das  heute  in  den  allerseltensten  Fällen ;  vielmehr  ist  die  Einführung  und 
Gründung   von  Orden   und  Klöstern  ^   und   die  Zuerkennung   der  juristischen 


517  ff).  Ders. ,  D.  ungerechte  Verfolgung  d.  kath.  Ordensgenossenschaften  i.  Frank- 
reich, 1902.  Hebrard,  Du  sort  des  bicna  d'une  association  en  cas  de  dis- 
solution,  1902.  Perouse,  Les  biens  des  associations  et  congregations  dissoutes 
sont-ils  des  biens  sans  maitre?  1903.  Marchai,  Le  livret  spirituel,  petit  manuel 
de  la  vie  spirituelle,  specialement  destine  aux  religieuses  dispersees,  1912.  Ders., 
Le  livret  de  la  religieuse  secularisee ;  ses  principales  obligations,  1912.  Weit.  Lit. : 
A.  f.  k.  KR.  LXXXV  (1905)  392f;  Friedberg,  KR. «  268  u.  Nachträge;  unt. 
§  -189  u.  ob.  S.  380,  A.  2. 

1  Mt  19,  11  ff.     1  Kor  7,  25  ff. 

2  Vgl.  Bd  1,    S.  44.     Als   res   mixta   bezeichnet   sie   Hergen  röther-Hol  1- 
weck,  KR.  394  f.     Nicht  so  entschieden  Seh  er  er,  KR.  II  746  f. 

^  RG.  V.  4.  Juli  1872  schließt  d.  Jesuiten  u.  verwandte  Orden  a.  d.  Gebiete  d. 
Deutsch.   Reiches    a.     D.   Bundesratsbeschluß   v.    18.   Juli    1894   sind   d.   Redemp- 
toristen  u.  Priester  v.  Heil.  Geist  wieder  zugelassen.    A.  ist  §  2  d.  Jesuitengesetzes 
d.  Ges.  v.  8.  März  1904   aufgehoben,    won.  jed.    einzel.  inländ.  Jesuiten  d.  Aufent 
halt    i.    bestimmt.    Orten    od.    Bezirken    versagt    od.    angewiesen    werden    konnte 
Schneider,   D.   part.   KRsquellen   197  ff.     A.    f.    k.    KR.   LXXXIV    (1904)    373 
Gramm,    Dürfen    n.    Aufhebung   d.   deutsch.    Jesuitengesetzes    v.   4.  Juli  1872    d 
Einzelstaaten  Jesuitenverbote  erlassen?  1898.     Eichhorn,  D.  Aufhebung  d.  RG 
V.    4.  Juli    1872    betr.    d.  Orden    d.  Gesellsch.  Jesu,    1904.     Schreiber,    Geg.  d 
Jesuitengesetz,   1906.    Scholl  er,  D.  Verhältn.  d.  Reichsjesuitengesetzes  z.  Landes 
gesetzgebung,  1907.     K.  Falck,  D.Rückwirkung  e.  Aufhebung  d.  Jesuitengesetzes 
a.  d.  i.  d.  deutsch.  Einzelstaaten  schon  früh,  bestanden.  Verbotsgesetze  üb.  d.  Orden 
d.  Gesellsch.  Jesu,  1909.    Ders. ,  D.  Rechtswirkung  e.  Aufhebung  d.  Jesuitengesetzes, 
1913.     M.  Donath,  D.  Reichsjesuitengesetz,  s.  Entstehung  u.  gegenwärt.  Geltung, 
1911.     M.  Leitner,  Dokumente  betr.  d.  Jesuitengesetz  v.  4.  Juli  1872  (Theol.-prakt. 
Monatsschrift  XXII  [1912]  495  ff).     Ch.  M eurer,  D.  kath.  Ordenswesen  n.  d.  Recht 
d.  deutschen  Bundesstaaten,    1912.     B.  v.  Bonin,   Reichsrecht   u.  Landrecht    i.  d. 
Jesuitenfrage,    1913.     A.    Kääb,    Üb.    d.    Rückwirkung    e.    etwaig.  Aufhebung   d. 
Jesuitengesetzes   a.    d.  Landrecht,  1913.     Viele  Lit.  üb.  d.  Jesuiten  i.  D.  Z.  f.  KR. 
XXIII  (1913)  244 ff.     A.  f.  k.  KR.  XCIII  (1913)  195  375  f  561  f.  —  Preufsen:  Ges.  v. 
31.  Mai  1875.    §  1-5;  14.  Juli  1880.    Art.  6;  21.  Mai  1886.    Art.  13;  29.  April  1887. 
Art.  5.   Schneider  a.  a.  0.  266  f  268  f  273  275.    P.  H  i  n  s  c  h  i  u  s ,  D.  Orden  u.  Kon- 
gregationen d.  kath.  K.  i.  Preußen,  1874.     F.  Giese,  D.  kath.  Ordenswesen  n.  d. 
gelt,    preuß.    Staatskirchonrocht    (Annalen    d.    D.    Reiches    XLI    [1908]    161  ff).  — 
Bayern:    Konkord.  Art.  7   17.     Rcligionsedikt  §  76c  77  78.     Schneider  a.  a.  0. 
6  9  213.    H.  Dürrschmidt,  D.  klöstori.  (Jenossenschaften  i.  B,  1874.   A.  Grauer. 
I).  katli.  Ordenswesen    n.  bayor.  Staatskirchenrecht,    1910.  —  Sachsen:  Verf.-Urk. 
V.    4.  Sept.  1831.     §    56;    Ges.  v.  23.  Aug.   1876.     §    30  f.      Schneider   a.  a.  0. 
422.  —  Baden:  Goh.  v.  9.  Okt.  1860.    §  11;  2.  April  1872.     Seh  n  o  i  d  e  r  a.  a.  O. 


§  186.    Begriff  und  Arten  der  Orden.    Gründung  von  Orden  und  Klöstern.    399 

Persönlichkeit,   welche  die  Orden  bzw.  Klöster  nach  kanonischem  Rechte  eo 
ipso  haben  *,  in  der  Regel  von  der  staatlichen  Gewalt  abhängig  ^ 

In  Württemberg  können  geistliche  Orden  und  Kongregationen  vom  Bischof 
nm'  mit  ausdrücklicher  Genehmigung  der  Staatsregierung  eingeführt  werden. 
Diese  ist  auch  erforderlich,  so  oft  ein  im  Lande  zugelassener  Orden  eine 
neue  Niederlassung  gründen  will.  Die  Staatsregierung  ist  jedoch  keinesfalls 
befugt,  ohne  besondere  Ermächtigung  durch  Gesetz  den  Jesuitenorden  oder  ihm 
verwandte  Orden  und  Kongregationen  im  Lande  zuzulassen.  In  der  Zu- 
lassung eines  Ordens  ist  nicht  schon  die  Erteilung  der  juristischen  Persön- 
lichkeit enthalten ;  vielmehr  bedarf  es  hierzu  eines  besondern  Aktes :  Ver- 
leihung durch  den  König  auf  Antrag  des  Ministers  des  Innern  ^ 


338.  —  Hessen:  Ges.  v.  23.  April  1875;  1.  Juni  1895.  Schneider  a.  a.  0. 
384  ff.  F.  Müller,  D.  röm.-kath.  Orden  u.  ordensähnl.  Kongregationen  i.  Groß- 
herzogtum Hessen  u.  d.  hess.  Ordensgesetzgebung,  1914.  —  F.  Elsaß-Lothringen  vgl. : 
Geigel,  D.  franz.  u.  reichsländ,  Staatskirchenrecht  334  ff.  Ders. ,  Frauenklöster 
i.  franz.  Rechtsgebiet  (A.  f.  k.  KR.  LXXV  [1896]  185  ff).  —  Alle  diese  Gesetze 
sind  zusammengestellt  b.  Heiner,  D.  sog.  Toleranzantrag  (1902)  487  ff.  —  Österr. : 
Österr.  Konkordat.  Art.  28.  Ges.  v.  7.  Mai  1874.  §  31.  S  chn  ei  d  er  a.  a.  0.  175 
532.  — Üb.  Italien,  Frankr.  usw.:  Giobbio,  Lezioni  di  diplomazia  ecclesiastica  II 
390  ff ;  A.  Galante,  Element!  di  diritto  ecclesiastico  (1909)  469  ff;  Friedberg, 
KR.«  268;  ob.  S.  398,  A.  5. 

1  C.  3  (Greg.  I.  a.  595),  C.  XII,  q.  5.  C.  5  (Greg.  I.  a.  598),  C.  XVIII,  q.  2.  C.  2. 
X  de  postul.  I,  37.    C.  3,  X  de  stat.  monach.  111,  35.    Trid.  sess.  XXV  de  reg.  c.  2  3. 

^  BGB.  §  21  gewährt  e.  Verein,  dess.  Zweck  nicht  a.  wirtschaftl.  Geschäfts- 
betrieb gerichtet  ist,  Rechtsfähigkeit  d.  Eintrag  i.  d.  Vereinsregister  d.  zustand. 
Amtsgerichts.  Doch  kann  d.  Eintrag  a.  verweigert,  d.  Rechtsfähigkeit  zurück- 
gezogen werden.  BGB.  §  43  ff  60  ff.  EG.  z.  BGB.  Art.  84  läßt  d.  landesgesetzl. 
Vorschriften  unberührt,  n.  welchen  e.  Religionsgesellschaft  od.  e.  geistl.  Gesell- 
schaft Rechtsfähigkeit  nur  i.  Wege  d.  Gesetzgebung  erlangen  kann.  Hierüb.  u.  d.  i. 
d.  einz.  Staaten  Deutschlands  geltend.  Gesetze:  K.  A.  Geiger,  D,  Stellung  d. 
Klöster  u.  Ordenspersonen  i.  BGB.  f.  d.  Deutsche  Reich  (A.  f.  k.  KR.  LXXX  [1900] 
493  ff).  W.  Kahl,  D.  Errichtung  v.  Handelsgesellschaften  d.  Religiöse,  1900. 
Ch.  Meurer,  D.  Jurist.  Personen  n.  deutsch.  Reichsrecht  (1901)  12  f  343  ff. 
E.  Löning,  D.  Rechtsstellung  d.  Orden  u.  ordensähnl.  Kongregationen  d.  kath. 
K.  n.  staatl.  R.  Denkschrift  i.  amtl.  Auftrag  verf.  Bd  I  als  Handschrift  gedruckt, 
1903.  L.  Cuno,  D.  Erwerb  d.  Jurist.  Persönlichkeit  seit.  d.  Orden  u.  ordensähnl. 
Genossenschaften  d.  kath.  K.  n.  d.  i.  Deutsch.  Reiche  gelt.  Recht,  190S.  Meurer 
D.  kath.  Ordenswesen  30  ff.     Weit.  Lit.  unt.  §  188. 

3  Ges.  v.  30.  Jan.  1862.  Art.  15.  Vogt,  Sammlung  258.  Pf  äff -Sp  roll, 
Gesetzeskunde  I  43.  Gol  th  e  r ,  D.  St.  u.  d  kath.  K.  i.  Württ.  386  ff.  Gaupp- 
Göz,  D.  Staatsr.  d.  Königr.  Württ.  ^  420  f.  Fl  einer,  Staatsrechtl.  Gesetze  Württ. 
490  f.  —  F.  X.  Linsenmann,  Denkschrift  üb.  d.  Frage  d.  Männerorden  i.  Württ., 
1892.  Th.  Brecht,  D.  Klosterfrage  i.  Württ.,  1896.  R.  Kallee,  D.  Entwicklung 
d.  Frauenklöster  i.  Württ.  1864 — 1910  u.  d.  m.  ihr.  Wachstum  verbünd.  Gefahr  d. 
Ausbreitung  d.  röm.-kath.  Ordenswesens  ^  1911. 


i 


400  I^  •  ßucli.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  3.  Kap  :  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

§  187. 
Die  Erfordernisse  zur  gültigen  professio  religiosa. 

Quellenstellen  u.  Lit.  §  186.  Weit.  Lit.  b.  Sc  her  er,  KR.  II  794.  K.  Keiter, 
Eintrittsbedingungen  f.  d.  relig.  Frauenorden  u.  Frauengenossenschaften  Deutschi.. 
Österr.  u.  d.  Schweiz.  Neu  bearb.  u.  hgg.  v.  A.  Saltzgeber*,  1912.  Ders.. 
Eintrittsbedingungen  f.  d.  relig.  Männerorden  u.  Männergenossenschaften  Deutschi., 
Österr.  u.  d.  Schweiz  ^     Neu  bearb.  u.  hgg.  v.  A.  Saltzgeber  M913. 

1.  Der  professio  religiosa  hat  immer  ^  vorauszugeben  das  Noviziat, 
d.  h.  eine  mindestens  ein  volles  Jahr  dauernde 2,  ununterbrochene^,  im 
Ordenshause,  näherhin  Novizenhause  •*,  unter  einem  Novizenmeister  ^ 
im  Ordensgewande  ^  zugebrachte  Probezeit  (tempus  probationis,  Probe- 
jahr). Durch  dasselbe  soll  sowohl  dem  Novizen  als  dem  Ordensobern 
die  Möglichkeit  der  Prüfung,  des  Rücktritts  und  der  Entlassung  ge- 
geben werden''. 

Die  Aufnahme  in  das  Noviziat  kann  nur  erfolgen,  wenn  der  Po- 
stulant  das  nötige  Alter  von  wenigstens  vollendeten  fünfzehn  Lebens- 


^  A.  b.  Übertritt  v.  e.  Orden  i.  e.  and.  Trid,  sess.  XXV  de  regul.  c.  15. 
S.  C.  Ep.  et  Reg.  26.  Juni  1817;  11.  Nov.  1836.  I.  d.  weibl.  Orden  geht  d.  Noviziat 
e.  Postulat  voran.     S.  C.  de  Relig.  15.  Aug.  1912  (Acta  Ap.  Sedis  IV  [1912]  565  f). 

2  C.  1  (Alex.  II.  a.  1061—1073),  C.  XVII,  q.  2.  C.  16  17,  X  de  regul.  III,  31. 
C.  2  3  in  VI*"  h.  t.  III.  14.  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  15.  S.  C.  Conc.  21.  Jan. 
1617;  21.  Aug.  1623;  8.  Jan.  1886.  S.  C.  Indulg.  et  Reliqu.  30.  März  1897  (A.  f. 
k.  KR.  LXXVII  [1897]  574).  Andernfalls  ist  d.  professio  nichtig.  Dispensieren 
kann  d.  Papst.  D.  Noviziat  dauert  i.  manch.  Orden  länger  als  e.  Jahr.  Z.  be- 
rechnen ist  es  V.  Moment  d.  Aufnahme,  näherhin  d.  Einkleidung.  I.  Todesgefahr 
darf  n.  begonn.  Noviziat  od.  Postulat  d.  prof.  relig.  abgelegt  werden,  ist  ab.  b. 
Wiedergenesung  o.  Wirkung.  S.  C.  de  Relig.  10.  Sept.  1912  (Acta  Ap.  Sedis  IV 
[1912]  589  f). 

3  S.  C.  Conc.  21.  Juli  1663;  26.  Juni  1700.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  19.  Nov.  1678; 
8.  März  1816.  S.  C.  Indulg.  et  Reliqu.  4.  März  1903.  Unterbrochen  wird  d.  Noviz. 
V.  allem  d.  jede  Entfernung  a.  d.  Kloster  i.  d.  Absicht,  dasselbe  definitiv  z.  ver- 
lassen. A.  Pucher,  Unterbrechung  d.  Noviziates  (A.  f.  k.  KR.  LV  [1886]  443  flF). 
Vermeersch,  De  religiosis  etc.:  Periodica  II  (1907)  8  ff . 

*  C.  1  in  VP°  de  regul.  111,  14.  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  15.  Klem.  VIII., 
„Cum  ad  regulärem"  v.  19.  März  1603.  D.  weiter  geh.  Forderungen  b.  Scherer, 
KR.  II  807,  sind  unbegründet.     Wernz,  Jus  decretalium  III  2«  (1908),  309. 

'^  C.  1,  i?  2  in  Clom.  de  stat.  regul.  III,  10.  Klem.  Vlll.  a.  a.  0.  S.  C.  Ep. 
et  Reg.  8.  Sept.   1896;  5.  Febr.,  23.  Aug.   1897. 

<>  C.  1  in  VP"  de  regul.  III,  14.  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  15.  S.  C.  Ep. 
et  Reg.   17.  April,  25.  Okt.  1602.     Dam.  erhalten  sie  d.  privil.  can.     Bd  I,  S.  245. 

'  C.  23,  X  de  regul.  III,  31.  C.  1  2  in  VI'°  h.  t.  III,  14.  Geg.  vermeintl. 
unberecht.  Entlassung  stünde  Rekurs  a.  d.  Apost.  Stuhl  z.  S.  C.  Ep.  et  Heg. 
15.  Dez.  1826. 


§  187.    Die  Erfordernisse  zur  gültigen  professio  religiosa.  401 

jähren  hat  ^  körperlich  fähig,  von  guten  Sitten,  gutem  Kufe,  nicht 
rechnungsablagepflichtig,  nicht  mit  Schulden  belastet,  frei  von  Irregu- 
laritäten und  mit  den  notwendigen  Kenntnissen  oder  wenigstens  er- 
forderlichen geistigen  Anlagen  ausgerüstet  ist  2.  Nötig  sind  zur  er- 
laubten Aufnahme  für  das  Noviziat  in  Mönchsorden  auch  litterae 
testimoniales  vom  Ordinarius  des  Geburtsortes  und  jener  Diözese,  in 
welcher  der  Postulant  nach  vollendetem  fünfzehnten  Lebensjahr  ein 
Jahr  gelebt  hat^.  Weiter  ist  zur  Aufnahme  in  das  Noviziat  not- 
wendig das  Votum  consultativum  des  Konvents  oder  wenigstens  eines 
Teiles  desselben.  Die  hiergegen  handelnden  Obern  sind  aller  Ämter 
sowie  des  aktiven  und  passiven  Wahlrechts  beraubt^. 

2.  Ein  anderes  Requisit  zur  Profeßablegung  ist  das  vorgeschriebene 
Alter.  Früher  war  den  Eltern  gestattet,  ihre  noch  völlig  unmündigen 
Kinder  dem  Kloster  darzubringen,  und  diese  oblati  oder  donati  mufaten 
auch,  wenn  mündig  geworden,  im  Kloster  bleiben.    Es  galt  der  Satz : 


^  D.  Trid.  (Sess.  XXV  de  regul.  c.  15)  verlangt  d.  vollendete  16.  Lebensjahr 
f.  d.  professio  u.  e.  ganzes  Jahr  f.  d.  Noviziat.  Weruz  a.  a.  0.  111  2,  29S  f : 
anders  Seh  er  er.  KR.  II  808  f.  Laienbrüder  sollen  nicht  v,  angetret.  21.  Lebens- 
jahr z.  Noviziat  zugelassen  werden.  K lern.  VIII.,  „In  suprenia"  v.  19.  März  1603. 
§  22.  Vgl.  C.  Adams,  Üb.  d.  Gesetzeskraft  d.  allgem.  Dekrete  Clementis  VIII. 
de  reformatione  regularium  u.  de  receptione  et  educatione  novitiorum  (A.  f.  k.  KR. 
XCI  [1911]  696  ff).  S.  C.  sup.  stat.  Reg.  16.  Mai  1675;  19.  März  1857.  S.  C.  de 
Relig.  1.  Jan.  1911   (Acta  Ap.  Sedis  III  [1911]  29  ff). 

-  C.  1  (Greg.  L  a.  598),  D.  LIII.  SixtusV.,  „Cum  de  omnibus"  v.  26.  Nov. 
1587:  „Ad  Romanum"  v.  21.  Okt.  1588.  Greg.  XIV.,  -Circumspecta"  v.  15.  März 
1591.  K 1 6  m.  VIII.,  .In  suprema"  v.  2.  April  1602;  „Cum  ad  regulärem''  v. 
19.  März  1603.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  1.  Mai  1851.  —  Anderswo  entlassene  Alumnen 
u.  Ordensleute  dürfen  nicht  i.  männliche  u.  weibl.  Orden  u.  Kongregationen  auf- 
genommen werden.  S.  C.  de  Relig  7.  Sept.  1909;  4.  Jan.  1910:  5.  April  1910; 
31.  Mai  1910  (Acta  Ap.  Sedis  I  [1909]  700  f:  II  63  f  231  f  449  f).  —  D.  Militär- 
pflicht muß  Genüge  geleistet  sein.  S.  C.  de  Relig.  1.  Jan.  1911  :  1.  Febr.  1912 
(Acta  Ap.  Sed.  III  [1911]  37  ff;  IV  [1912]  246  ff).  Hilling,  D.  Reformen  d.  Papstes 
Pius  X.  II  (1912)  118  fT.  —  Bezügl.  d.  Unehelichen  gilt  gemeinrechtl.  nur,  daß  d. 
unehel.  Sohn  nicht  i.  dasselbe  Kloster  wie  d.  noch  lebende  Vater  aufgenommen 
werde.  Vgl.  Bd  I,  S.  316.  Ab.  manche  Orden,  namentlich  Frauenorden,  schließen 
d.  Unehel.  a.  T  h.  Kohn,  Dürfen  unehel.  geborene  Frauenspersonen  z.  Profeß- 
ablegung  i.  e.  Kloster  od.  i.  e.  Kongregation  o.  päpstl.  Dispens  zugelassen  werden  V 
(A.  f.  k.  KR.  XLVI  [1S81]  265  ff). 

3  S.  C  sup.  stat.  Reg.  25.  Jan.  1848;  25  Febr.  1863.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  29.  Mai 
1857.     S.  C.  de  Prep.  Fide  15.  Juni  1912  (Acta  Ap.  Sedis  IV  [1912]  534  f). 

*  Sixtus  V..  «Cum  de  omnibus"  v.  26.  Nov.  1587;  „Ad  Romanum"  v.  21.  Okt 
1588.  S.  C.  sup.  stat.  Reg.  25.  Jan.  1S48.  Wernz  a.  a.  0.  III  2-.  (1908j,  301  f. 
D.  Novizenmeister  darf  nicht  mitstimmen.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  v.  14.  Juni  1904  (A.  f.  k. 
KR.  LXXXV    1905]  124). 

Sägmüller,  Lehrbuch  des  katliol.  Kirrhenrechts.    If.     A.  Auri.  26 


402  IV'.  Buch.  D.  Verwalt.  il.  Kiiclie.  3.  Absclin.  3.  Kap.:  D.  Orden  ii.  Kongregationen. 

^Monaclium  aut  paterna  devotio  aut  propria  professio  facit"  ^  Das 
änderte  Cölestin  III.,  indem  er  solchen,  wenn  sie,  in  die  Jahre  der 
Pubertät  eingetreten,  niclit  im  Kloster  bleiben  wollten,  gestattete,  das 
Kloster  zu  verlassen  -.  Das  Tridentinum  erhöhte  die  auf  das  vierzehnte 
respektive  zwölfte  Lebensjahr  festgesetzte  Eintrittszeit  auf  das  voll- 
endete sechzehnte^.  Es  gestattete  jedoch,  daß  Mädchen  ausnahms- 
weise auch  schon  nach  dem  zwölften  Lebensjahr  aufgenommen  werden 
könnten^.  Pins  IX.  hat,  mn  den  staatlichen  Forderungen  entgegen- 
zukommen, bestimmt,  daf?,  in  den  Mönchsorden  nach  erreichtem  ge- 
setzmäßigem Alter  zunächst  nur  vota  simplicia  und  erst  nach  Ablauf 
von  drei  weiteren  Jahren  seit  Ablegung  der  einfachen  Gelübde  die 
vota  sollemnia  gültig  abgelegt  werden  können.  Somit  kann  heute  die 
professio  religiosa  vom  Mönch  erst  nach  vollendetem  neunzehnten 
Lebensjahr  abgelegt  werden.  Übrigens  dürfte  der  Ordensobere  die 
Profeisablegung  auch  dann  noch,  jedoch  ohne  päpstliches  Indult  nicht 
über  das  fünfundzwanzigste  Lebensjahr  hinaus  aufschieben.  Ohne 
solche  vota  simplicia  ist  die  Profeßleistung  nichtig.  Doch  sind  diese 
vota  für  den  Gelobenden  selbst  perpetua;  nur  der  Papst  kann  davon 
dispensieren.  Aber  auch  der  Orden  kann  den  einfachen  Professen 
ohne  weiteren  Prozeß  entlassen,  womit  die  einfachen  Gelübde  weg- 
fallen-^. Solche  Professen  sind  an  die  Regel  gebunden,  haben  in 
w^eniger  wichtigen  Dingen  Stimmrecht  im  Kapitel  ^,  das  sein  votum 
decisivum  zur  Aufnahme  zu  geben  hatte,  sind  aber  nicht  passiv 
wählbar  und  können  nur  die  Tonsur  und  die  niedern  Weihen  erhalten. 
Sie  behalten   auch   das  Eigentumsrecht  (dominium   radicale)  über  ihr 

'  C.  3  (Conc.  Tolet.  IV  a.  633,  c.  49)  6  (Syn.  v.  Tribur  a.  89j,  c.  27),  C.  XX, 
([.  1.  Vgl.  Bd  I,  S.  200.  Hrabanus  Maurus  schrieb  i.  Sachen  Gottschalks,  d. 
unglückseligen  Oblaten :  De  oblatione  puerorum  contra  eos,  qui  repugnant  institutis 
b.  P.  Benodicti  (Migne,  Patr.  Lat.  CVII419tt').  P.  G  all  ade,  Puer  religioni  oblatus, 
Hoidell».  1759.  .T.  N.  Seid],  D.  Gottverlobung  v.  Kindern  i.  Mönchs-  u.  Nonnen- 
klöstern od.  de  pueris  oblatis,  1871.  J.  M.  Hesse,  Du  (h-oit  d'oblat  dans  les  anciens 
monasteres  fran^ais  (Rev.  Mabillon  III  |1907]  1  ff).  E.  Tillieux,  Les  oblats  secu- 
liers  de  TOrdre  de  S.  Benoit,  1911.  [Diese  Oblaten  waren  Laien,  v.  französ.  König  d. 
Klöstern  z.  Unterhalt  überwiesen.]  ,1.  Herwegen,  D.  hl.  Hildegard  v.  Hingen  u. 
(I.  Oblateninstitut  (Stud.  u.  Mitt  z.  Gesch.  d.  Bened. -Ordens  u.  s.  Zweige.  N.  F.  II 
[1912]  543  ff). 

2  G.  6,    X  de  vita  et  honest,  der.  111,   1.     G.  8  11   12   14,    X  de  regul.  III,  31. 

^  Sess.  XXV  de  regul.  c.   15.  ^  Sess.  XXV  de  regul.  c.   17. 

•'  I'ius  IX..  „Neminem  latef  v.  19.  xMärz  1857  u.  „Ad  universalis"  v.  7.  Febr. 
1>;62.  S.  G.  sup.  stat.  Reg.  17.  Juli  1857;  12.  .luni  185S.  S.  G.  Ep.  et  Keg. 
27.  April.  19.  Aug.  18C6.  S.  G.  sup.  stat.  Heg.  15.  Dez.  1^93;  4.  Dez.  1905  (Acta 
S.  .Sedis  XXXVIII  |1905,00|  384  ff). 

''  S.  G.  Kp.  rt  Keg.  20.  Febr.  190j    (Acta   S.  Sedis  XXXVII    .1904.05]    773  f). 


a!H 


§  187.    Die  Erfordernisse  zur  gültigen  professio  religiosa.  403 

Vermögen,  dessen  Verwaltung  und  Nutznießung  sie  für  die  Dauer  der 
einfachen  professio  einem  Dritten  oder  auch  dem  Orden  zu  über- 
tragen habend     Das  gleiche  gilt  auch  für  die  Nonnen^. 

In  Österreich  dürfen  nach  Hofdekret  vom  17.  Oktober  1770,  nach  Mi- 
nisterialerlaß vom  25.  Juni  1856  und  27.  Juli  1859  bindende  und  feierliche 
Gelübde  nur  von  Personen  entgegengenommen  werden,  welche  das  24.  Lebens- 
jahr vollendet  haben  oder  das  21.,  wenn  dreijähriger  Aufenthalt  im  gleichen 
Kloster  vorausging.  In  Preußen  sind  verlangt:  25  Jahre  für  Männer,  21  für 
Frauen^.  In  Bayern  sind  nötig:  für  Männer  25  bzw.  21  Jahre  nach  drei- 
jähriger Probezeit;  für  Frauen  33  Jahre  für  feierliche  Gelübde;  vorher  sind 
nur  Vota  simplicia  erlaubt,  aber  nicht  vor  vollendetem  21.  Lebensjahr*.  In 
Württemberg  ist  das  Aufnahmealter  für  die  Barmherzigen  Schwestern  zwischen 
1 8  und  24  Jahren  festgesetzt '". 

3.  Weiter  ist  zur  gültigen  Profeßablegung  volle  Besinnung  und 
Willensfreiheit  nötig.  Ein  Gelübde,  welches  aus  Zwang  oder  Furcht 
gemacht  wurde,  ist  nichtig^.  Um  die  Freiheit  der  Ordenskandidatin 
zu  prüfen,  hat  der  Bischof  entweder  selbst  oder  durch  einen  Stell- 
vertreter sich  darüber  vor  der  Einkleidung  zum  Noviziat,  vor  der  Ab- 
legung der  Vota  simplicia  und  vor  jener  der  vota  sollemnia  zu  ver- 
gewissern ''.  Das  Tridentinum  hat  über  diejenigen,  welche  eine  Frauens- 


^  S.  C.  sup.  stat.  Reg.  15.  Dez.  1893.  Nachd.  üb.  d.  Verwaltimg  d.  Vermögens 
bestimmt  ist,  soll  v.  d.  Professen  nichts  mehr  geändert  werden.  S.  C.  Ep.  et  Reg. 
29.  Nov.  1902  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  ^1904]  603;  Canoniste  cont.  XXVIl  [1904] 
88  ff).  N.  d.  Tode  fällt  d.  Vermögen  a.  d.  Kloster.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  26.  März 
1904  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  [1904]  604).  Daf3  diese  Gelübde  kein  trennendes  Ehe- 
hindernis, ob.  S.  161,  A.  1.  —  F.  Ballay,  Quaestiones  quaedam  de  votis  simplicibus, 
praesertim    quae    votis   sollemnibus   praemittuntur    (A.  f.  k.  KR.  XVII  [1867]  3  if). 

2  S.  C.  Ep.  et  Reg.  3.  Mai  1902;  28.  Juli  1902;  13.  Jan.  1903  (A.  f.  k.  KR. 
LXXXII  [1902j  541  ff;  LXXXIII  [1903]  119  ff  495  ff).  S.  C.  de  Relig.  30.  Juli  1909 
(Acta  Ap.  Sedis  I  [1909]  699  f). 

3  ALR.  2.  Tl,  Tit.  IL  §  1162. 

*  Königl.  Entschl.  v.  9.  Juli  1831;  Erl.  v.  8.  April  1852. 

^  Vogt,  Sammlung  392.  —  Syll.  Nr  52  wendet  s.  geg.  d.  staatl.  Anspruch, 
d.  Alter  f.  d.  Eintritt  i.  Orden  bestimmen  z.  dürfen.  Heiner,  D.  Syllabus  244  ff.  — 
E.  Kaisergesetz  v.  458  bestimmte,  daß  d.  Schleier  nicht  v.  vollendetem  40.  Lebens- 
jahr genommen  werden  dürfe.  Th.  Mommsen,  D.  Nonnenalter  (N.  A.  d.  Ges.  f. 
ä.  d.  Geschichtskunde  XXII  [1897]  545  ff).  Diese  neuer,  staatl.  Beschränkungen 
sind  schwer  verständl.  angesichts  d.  staatl.  fixierten  niedern  Alters  z.  erlaubten 
Abschlufs  d.  Zivilehe. 

«  C.  1  6,  X  de  his,  quae  vi  I,  40.     Vgl.  ob.  S.  287. 

■  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  17  18.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  14.  März  1841; 
29.  Juli  1896.  S.  C.  de  Relig.  19.  Jan.  1909  (Acta  Ap.  Sedis  1  [1909]  232  f).  Es  gilt 
d.  a.  V.  d.  Klöstern,  welche  unt.  männl.  Ordensobern  stehen  od.  exemt  sind.  Richter- 
Schulte,  Conc.  Trid.  p.  421,  n.  1  2.  A.  anderes  als  a.  d.  Freiheit  geht  d. 
Prüfung  nicht.     Scherer,  KR.  II  810. 

26* 


404  IV.  IJuch.  D.  Veiwalt.  d.  Kirche.  3.  Absclin.  3.  Kap. :   D.  Orden  u.  Kongregationeu. 

person  zum  Eintritt  in  ein  Kloster  nötigen,  die  niemand  reservierte, 
ipso  facto  eintretende  Exkommunikation  verhängt,  aber  ebenso  über 
jene,  welche  eine  solche  ohne  gerechten  Grund  am  Eintritt  hindern  K 
Auch  hat  dasselbe  Konzil  um  der  Freiheit  willen  verordnet,  daß 
kein  vermögensrechtlicher  Verzicht  und  keine  selbst  eidlich  bekräftigte 
Verpflichtung  eines  Novizen  zu  Gunsten  eines  frommen  Zweckes 
gültig  sein  solle,  außer  wenn  sie  mit  bischöflicher  Erlaubnis  und 
innerhalb  der  zwei  letzten  Monate  vor  der  professio  geschah,  die 
hernach  wirklich  abgelegt  wurde  2.  Auch  wird  die  resignatio  auf  ein 
innegehabtes,  mit  Residenzpflicht  verbundenes  Benefizium  erst  mit  der 
professio  religiosa  rechtsgültig^.  Endlich  ist  dem  Austretenden  alles 
Eingebrachte  zurückzugeben  mit  Ausnahme  der  für  ihn  gemachten 
Ausgaben  ^. 

4.  Ein  ferneres  Erfordernis  für  die  Profeßablegung  ist  die  Mög- 
lichkeit, frei  über  seine  Person  verfügen  zu  können.  Ein  Ehegatte 
bedarf  hierzu  der  Einwilligung  des  andern,  und  diese  ist  nur  dann 
gültig,  wenn  auch  der  andere  Gatte  in  das  Kloster  geht  oder  bei  vor- 
gerückterem Alter  wenigstens  ein  einfaches  Gelübde  der  Keuschheit 
ablegt.  Der  nicht  zustimmende  Teil  kann  den  in  das  Kloster  ge- 
tretenen auch  nach  dem  Eintritt  noch  reklamieren.  Einseitig  aber 
kann  ein  Gatte  in  das  Kloster  gehen,  wenn  der  andere  sich  eines 
Ehebruchs  schuldig  gemacht  hat,  oder  innerhalb  der  zwei  ersten 
Monate  nach  Abschluß  eines  matrimonium  ratum  sed  non  consum- 
matum^.  Ein  Bischof  darf  nur  mit  Erlaubnis  des  Papstes  in  das 
Kloster  gehen  6.  Und  wenn  Kinder,  welche  für  altersschwache,  hilfs- 
bedürftige Eltern  zu  sorgen  haben,  nicht  in  das  Kloster  gehen  sollen, 

*  Sess.  XXV  de  regul.  c.  18. 

«  Sess.  XXV  de  regul.  c.  16.  S.  C.  siip.  stat.  Reg.  1.  Aug.  1862  bestimmt  solch. 
a.  f.  d.  professi  votorum  simplicium.  A.  d.  Eltern,  Verwandten  u.  Kuratoren  dürfen 
unt.  Strafe  d.  Anathenis  unt.  kein.  Vorwand  d.  Kloster  e.  Zuwendung  a.  d.  Vormiiiren 
d.  Novizen  machen.     Lit.  b.  Seh  er  er,  KR.  11  813"^. 

*  C.  4  in  VI'"  de  regul.  III,  14.  Bened.  XIV.,  „Ex  quo  dilectus"  v.  14.  Jan. 
1747.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  30.  März  1908  (Acta  S.  Sedis  XL  ^1908]  304  f).  D.  Bischof 
wird  dali.,  u.  e.  z.  lange  Vakanz  d.  Bonef.  z.  vermeiden,  d.  Professon  d.  einfach.  (ie- 
liihde  veranlassen,  jetzt  schon  ausdrückl.  a,  s.  Benef.  z.  verzichten.  D.  vota  sini- 
plicia  haben  nur  ilann  d.  Erledigung  d.  Benef.  z.  Folge,  wenn  sie  als  ewige  i.  e. 
Kongregation  abgelegt  werden.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  25.  Aug.  1903  (Acta  S.  Sedis  XXXVI 
11903/04]  287).     Vgl.  Bd  I,  S.  242  378. 

*  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  16. 

*Vgl.  i:d  I.  S.  222:  ob.  S.  84  161  f  224  f  229  f  232  f.  Doch  bat  nur  d.  pi. - 
fpssio  sollenniis,  nicht  schon  d.  prof.  vot.  sini])l.  eheaufbisende  Wirkung. 

"  C.  10  11,  X  de  ronuntiat.  I.  9.  Vgl.  IUI  1.  S.  379.  Brziigl.  d.  Priesters  vgl. 
IJd  1,  8.  241  f. 


§  183.    Die  professio  religiosa  und  ihre  Wirkungen.  405 

SO  gilt  solches  noch  viel  mehr  für  Eltern,   welche  für  unerwachsene 
Kinder  zu  sorgen  habend 

5.  Auch  ist  bei  Aufnahme  in  einen  Orden  jede  Simonie  zu  ver- 
meiden. Die  Schuldigen  insgesamt  trifft  die  dem  Papst  reservierte 
Exkommunikation-.  Doch  ist  in  den  Frauenklöstern  das  Mitbringen 
einer  dos  statthaft^. 

§  188. 
Die  professio  religiosa  und  ihre  AVirkiiiigeii. 

Quellenstellen  u.  Lit.  §  186.  Weit.  Lit.  h.  Sc  her  er,  KR.  II  794.  M.  Gros- 
pietsch,  De  regularium  ticta  morte  sive  de  vi  et  effectu  profess.  relig.  in  causis 
privatis,  1370.  F.  Hell  mann,  D.  gem.  Erbrecht  d.  Religiösen,  1874.  Schönen, 
D.  Wesen  d.  Gelübdesollemnität  (Th.  Qsch.  LVI  [1874]  195  ff).  H.  Singer,  D. 
Behebung  d.  f.  Ordenspersonen  besteh.  Beschränkungen  im  commercium  mortis 
causa,  1880.  B  är  enrei  ther,  D.  Vermögensrecht  d.  geistl.  Orden  u.  ihrer  Mit- 
glieder, 1882.  N.  Nilles,  De  juridica  votor.  sollemnitate  (Z.  f.  k.  Theol.  X  [1886] 
245  ff;  a.  i.  Selectae  disput.  academ.  I  [1886]  1  ff).  G.  Gengier,  D.  Wirkungen 
d.  Votum  paupertatis  f.  d.  kan.  u.  bayr.  Recht,  1893.  A.  Mayer,  D.  professio  relig. 
i.  kan.,  gem.  u.  geltenden  deutschen  Reichsrecht,  1895.  E.  Seydel,  D.  Privatrechts- 
fähigkeit d.  Ordensgeistl.  u.  d.  Zulassung  ders.  z.  Eintrag  i.  d.  Genossenschafts- 
register (A.  f.  k.  KR.  LXXV  [1895]  100  ff).  E.  Louis,  Des  effets  de  la  pro- 
fessio monastica  quant  aux  droits  du  patrimoine,  1896.  Ch.  Landry,  La  mort 
civile  des  religieux  dans  Tancien  droit  fran^ais,  1900.  .\  txo AaiofjC ,  Ih/A  rrig 
jxo-^ayt'/.ijq  d'/.zrjij.oa'ryrjq  i>  rw  /.oi'^iu  y.al  rtu  7v./Tyv«tj}  i/./.Airj(na(TZt/.<jj  di/.aUo.  Icropi/.r^  xoX 
ooY!J.azixrj  Ipz'r^a.  1901.  A.  Fare,  Les  voeux  monastiques  et  leurs  effets  civils 
dans  l'ancien  droit  et  le  droit  moderne,  1902.  S.  v.  Hob  e- Gel  tin  g ,  D.Rechts- 
fähigkeit d.  Mitglieder  relig.  Orden  u.  ordensähnl.  Kongregationen  n.  d.  kan.  u. 
deutschen  Recht,  1903.  R.  Goupil,  De  la  consideration  de  la  mort  des  personnes 
dans  les  actes  juridiques,  1905.  A.  Ver  m  eersch,  Le  Beige  et  la  personne  civile, 
1 908.  E.  D  u  r  t  e  1 1  e  de  S  a i  n t - S  a  u  v  e  u  r ,  Recherches  sur  l'histoire  de  la  theorie 
de  la  mort  civile  des  religieux  des  origines  au  XVl^  siöcle,  1910.     Sag m  eiste r, 

'  C.  1  (Syn.  V.  Gangra  a.  343,  c.  15),  D.  XXX.  Klem.  VIII.,  „Cum  ad  regu- 
lärem" V.  19.  März  1603.  §  22.  —  D.  Erlaubnis  d.  Eltern  ist  f.  Kinder  z.  Eintritt  i. 
d.  Kloster  nicht  nötig.     C.  12,  X  de  regul.  III,  31. 

2  C.  8  19  25  30  40,  X  de  simon.  V,  3.  C.  2,  X  de  stat.  monach.  III,  35.  C.  1, 
Extrav.  comm.  de  simon.  V,  1.  ^Apostolicae  Sedis  moderationi''  v.  12.  Okt.  1869. 
II  10.  Ob.  S.  888.  Ausgenommen  v.  dies.  Bestimmung  ist  d.  gelegentl.  d.  Ein- 
tritts gemachte  Zuwendung  vollkomm,  freier  Gaben.  C.  30,  X  h.  t.  V,  3.  C.  1, 
Extrav.  comm.  V,  1. 

^  S.  C.  Conc.  26.  Nov.  1650;  18.  Sept.  1683.  Richter -Schulte,  Conc. 
Trid.  p.  417,  n.  5  6.  Ben  ed.  XIV.,  De  syn.  dioec.  1.  IX,  c.  6,  n.  1  7  8.  Vgl.  ob. 
S.  383.  Seh  er  er,  KR.  812"'.  D.  dos  ist  schon  v.  Ablegung  d.  vota  simplicia 
beizubringen.  S.  C.  Ep,  et  Reg.  3.  Mai  1902.  B.  Dolhagaray,  De  la  simonie 
reelle  k  l'occasion  de  Fentree  en  religion  (Rev.  d.  scienc.  eccles.,  Dec.  1900).  S.  le 
Prado,  Des  aumOnes  dotales.  Etüde  jurid,  sur  le  contrat  d'entree  en  religion,  1908. 
C.  LoyseJ,  Des  aumOnes  dotales  ou  dots  moniales  avant  1789,  1909. 


406  1^  •  l->L»cli.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Absclm.  3.  Kap. :  D.  Orden  u.  Kongregationen 

D.  vermögensreclitl.  Stellung  d.  Ordensprofessen  i.  österr.  Recht  (Korrespondenzbl. 
f.  d.  kath.  Klerus  Österreichs  XXXll  [1913]  13  if).  Weit.  Lit.  ob.  S.  397.  A.  6; 
S.  898,  A.  3;  S.  399,  A.  2. 

I.  Ist  das  Noviziat  und  das  Triennium  der  piofessio  votoruin  sim- 
plicium  vorüber,  so  ist  der  Novize,  wenn  tauglich,  zur  professio  religiosa 
zuzulassen,  andernfalls  unter  Mitgabe  seines  Vermögens  nach  Abzug 
der  Aufwendungen  zu  entlassen  ^  Die  professio  religiosa  besteht  in 
der  Ablegung  der  drei  feierlichen  Gelübde  der  Armut,  der  Keusch- 
heit und  des  Gehorsams  innerhalb  eines  Ordens  und  der  Übernahme 
der  lebenslänglichen  Verpflichtung  zur  Beobachtung  der  Ordensregel  -. 
Sie  geschieht  vor  dem  je  nach  Ordensstatut  kompetenten  Obern  unter 
Votum  consultativum  des  Konvents  ^.  Eine  bestimmte  Form  besteht 
hierfür  gemeinrechtlich  nicht.  In  der  ßegel  wird  die  professio  per- 
sönlich'*, ausdrücklich  ^  im  Anschluß  an  bestimmte  Formeln  mündlich 
oder  schriftlich  ^  abgelegt.  Aber  nicht  in  den  Zeremonien  oder  in  der 
größeren  oder  geringeren  Feierlichkeit  bei  der  Ablegung  der  Gelübde 
oder  in  einer  Konsekration  der  Person  besteht  die  Sollemnität  der  Ge- 
lübde, sondern  in  der  kirchlichen  Satzung,  d.  h.  darin,  daß  sie  abgelegt 
werden  in  einem  vom  Apostolischen  Stuhle  zur  Entgegennahme  der 
drei  Gelübde  autorisierten  Orden  mit  der  Wirkung,  daß  jede  einem 
derselben   zuwiderlaufende  Handlung   rechtlich   null   und  nichtig  ist '. 


^  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  16.  Krankheit  ist  kein  Entlassungsgrund.  S.  C. 
Ep.  et  Reg.  13.  Mai  1904. 

2  C.  13  16,  X  de  regul.  III,  31.  C.  un.  in  \T-  de  voto  III.  15.  Trid.  sess.  XXV 
de  regul.  c.  16.     Ben  ed.  XIV.,  ,.Quamvis  justo"  v.  30.  April  1749. 

3  C.  4  7,  X  qui  der.  vel  vov.  IV,  G.  C.  6  in  VP«  de  regul.  III.  14.  Trid. 
sess.  XXV  de  regul.  c.  16  Vgl.  ob.  S.  401,  A.  4.  Wenn  d.  Ordensobere  u. 
Kürzung  d.  Tiienniums  b.  Apost.  Stuhl  einkommt,  bedarf  er  a.  d.  votuni  con- 
sultativum d.  Konvents.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  26.  Jan.  1903  (A.  f.  k.  KK.  LXXXIII 
[1903]  715  f).  Nicht  ist  neues  votum  nötig  n.  Aufschub  d.  prof.  sollemuis  üb.  d. 
Triennium.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  18.  Aug.  1905  (Acta  S.  Sedis  XXXVIII  [1905  06:  71  f). 
Nicht  stimmt  m.  d.  Professe  votorum  simplicium.  S.  C.  sup.  stat.  Reg.  20.  Mai 
1904  (Acta  S.  Sedis  XXXVII  [1904,05]  773  f).  I.  d.  Regel  geschieht  d.  prof.'s>i.' 
i.  d.  Kloster,   wo  d.  Noviziat  zugebracht  wurde. 

*  Sie  könnte  ab.  a.  d.  e.  Stellvertreter  gemacht  werden.    Heg.  Jur.  in  VI'"  68  72. 

^  S.  C.  de  stat.  Reg.  12.  ,Iuni  1858.  —  Frülior  gab  es  a.  e.  professio  tacita  d. 
konkludente  Handlungen,  so  d.  Tragen  d.  Habits.  C.  8  22,  X  de  regul.  111.  31. 
C.  1  in  A^P"  h.  t  III,  14.  C.  21  in  VI'°  de  sent.  excomm.  V,  11.  Sixtus  V.. 
,A(I  Romanum''   v.  21.  Okt.  1588.     Bened.  XIV.,   .Anno''  v.  19.  Juni  1750.    §9  10. 

''  C.  23,  X  de  regul.  III,  31.  K  1  e  m.  Vlll..  .Regularis  disciplinae''  v.  12.  Miirz 
1596.  §  35.  C.  S.  Rit.  5.  Juni  1896  (A.  f.  k.  KR.  LXXVI  [1896]  301  f).  S.  C.  Y.y. 
et  Reg.   13.  Jan.  1903  (Canoniste  cont.  XXVI  [1903]  724  ft). 

"^  Worin  d.  innerste  Wesen  d.  Sollemnität  d.  Gelübde  Itesteht,  ist  strittij:. 
Thomas    A<i  ,    Summa    theol.  2.    2,  q.  88,  a.  7,  sieht  dassell»e  i.  e.  Konsekration 


§  188.    Die  professio  religiosa  und  ihre  Wirkungen.  407 

II.  Die  Wirkungen  der  professio  religiosa  sind  eine  Keihe  von 
Rechten  und  Pflichten. 

Der  Professe  wird  Reguläre  und  in  bleibender  Weise  mit  dem 
Kloster  oder  Orden  verbunden  mit  allen  dessen  Rechten,  namentlich 
dem  aktiven  und  passiven  Wahlrecht  ^  Er  erhält  Anspruch  auf  lebens- 
länglichen Unterhalt-.  Er  erwirbt  das  Privilegium  canonis  et  fori^. 
Jedes  Votum  simplex^,  kanonisch  gültige  Sponsale^  und  matrimonium 
ratum  sed  non  consummatum  ^  wird  aufgelöst.  Der  defectus  natalium 
wird  hinsichtlich  des  Erhaltes  der  Weihen  getilgt '.  Der  Professe  ist 
der  väterlichen  Gewalt  und  der  bischöflichen  Jurisdiktion  entnommen^. 
Ein  von  dem  Professen  bisher  innegehabtes  Benefizium  wird  ipso  jure 
vakant^.  Auch  ist  der  Reguläre  unfähig  zum  Erwerb  eines  bene- 
ficium  saeculare  mit  Ausnahme  der  päpstlichen,  kardinalizischen  und 
bischöflichen  Würde  ^^. 

Aus  den  Pflichten  ist  vor  allem  zu  nennen  die  zum  gemeinsamen 
Leben  ^',  zum  Chorgebet'-  und  zum  Tragen  des  Ordensgewandes  i^. 


d.  Person.  Suarez,  De  religione  tr.  VJI,  1.  2,  c.  6  ft,  betont  d.  Moment  d.  ab- 
soluten Tradition  d.  Gelobenden  a.  d.  Orden.  Entscheidend  ist  c.  un.  in  VI-''  de 
voto  III,  15:  „.  .  .  Nos  igitur,  attendentes,  quod  voti  solleninitas  ex  sola  con- 
stitutione ecclesiae  est  inventa  .  .  .  declarandum  duximus  .  .  .  illud  soluni  votum 
debere  dici  sollemne  ....  quod  sollemnizatum  fuerit  .  .  .  per  professionem  expressani 
vel  tacitam,  factam  alicui  de  religionibus  per  Sedeni  Apostolicani  approbatis.^ 
Scherer,  KR.  II  800  ff  804  ff.  Wernz,  Jus  decretalium  III  22  (190Sj,  314  ä' 
346  ff.  Lehm  kühl,  Theol.  rnoral.  ^'  I  Sooft".  R.  Molitor,  Religiosi  juris  capita 
selecta  (1909)  82  ff.     Vgl.  Bd  I,  S.  269  f;  ob.  S.  287. 

'  C.  13  16,  X  de  regul,  111,  31.  D.  abbas  primas  d.  Benediktiner  kann  trotz 
Stabilität  e.  Möncli  m.  Zustimmung  d.  betreff.  Äbte  v.  e.  Kloster  i.  e.  anderes  ver- 
setzen.    S.  C.  Ep.  et  Reg.  21.  Dez.  1907  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVIII  [1908]  350). 

2  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  2  8. 

3  Vgl.  Bd  I,  S.  244  ff.  D.  priv.  can.  hatte  schon  d.  Novize.  Ob.  S.  400,  A.  6. 
D.  Mönch  erwirbt  a.  alle  übrigen  Rechte  u.  Privilegien  s.  Ordens,  soweit  sie  d. 
einzeln,  zukommen  können. 

*  C.  4,  X  de  voto  III,  34.     C.  5  in  Vl^'>  de  regul.  III,   14. 

''  C.  16,  X  de  sponsal.  IV.   1.     Vgl.  ob.  S.  106. 

«  Vgl.  ob.  S.  161  f  229  f.  '  Vgl.  Bd  I,  S.  228  816 

^  So  n.  gem.  Gewohnheitsrecht.  D.  BGB.  kennt  diese  Wirkung  nicht.  D. 
außerhalb  d.  Klosters  lebend.  Regularen  unterstehen  d.  .Jurisdiktion  d.  Bischofs 
Trid.  sess.  VI  de  ref.  c.  3:  Sess.  Vll  de  ref.  c.   14. 

»  Vgl.  ob.  S.  404. 

'"  Vgl.  Bd  I,  S.  279  311  319  402  410. 

'i  C.  14  (Syn.  v.  Orleans  a.  511,  c.  22),  C.  XVIII,  q.  2. 

'2  Vgl.  Bd  I,  S.  272.    Wernz  a.  a.  0.  III  2^  (1908).  362  ff. 

'3  C.  24  (Stat.  eccl.  ant.  c.  99),  D.  XXIII.  C.  IC  (Syn.  Tolet.  X  a.  656,  c.  4). 
C.  XX,  q.  1.  C.  15,  X  de  vita  et  honest,  der.  III.  1.  C.  4.  X  de  regul.  III.  Sl. 
C.  2  in  VI'"  ne  der.  vel  mon.  III.  24.    Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  V.K 


408  ^^'-  Buch.  D.  Vei  walt.  d.  Kirche,  o.  Abschn.  3.  Kap. :  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

Besonders  aber  gehört  dazu  die  Beobachtung  der  drei  Gelübde. 

Das  Votum  paupertatis  enthält,  daß  der  Mönch  oder  die  Nonne 
nichts  zu  eigen  haben  oder  besitzen  kann.  Ihr  Vermögen  geht  an 
das  Kloster  über'.  Der  Prof  esse  ist  daher  für  sich  auch  nicht  er- 
werbs-  oder  erbfähig,  wohl  aber  für  das  Kloster-,  mit  Ausnahme  der 
Klöster  der  Franziskaner  der  strengen  Obervanz  und  der  Kapuziner, 
die  kein  Vermögen  haben  ^.  Endlich  ist  der  Mönch  auch  nicht  testier- 
fähig*. Wer  sich  gegen  das  Gelübde  der  Armut  verfehlte,  sollte  ex- 
kommuniziert und  bei  Unverbesserlichkeit  aus  dem  Kloster  oder  Orden 
verstoßen  und  des  kirchlichen  Begräbnisses  beraubt  werden^.  Heute 
tritt  Verlust  des  aktiven  und  passiven  Wahlrechts  und  sonstige 
statutarische  Strafe  ein*^. 

1  Novella  5,  c.  4-6;  76.  C.  7  (Greg.  1.  a.  598)  8  (Ders.  a.  59o)  9  (Nov. 
123,  38:  Authent.  „Si  qua  mulier"  hint.  1,  3,  C.  de  sacros.  eccl.  1,  2;  Authent. 
.Nunc  autem"  hint.  l.  20,  C.  de  episc.  I,  3),  C.  XIX,  q.  3.  C.  11  ( A  u  gus  t.  a.  423), 
C.  XII,  q.  1.  C.  16  (Syn.  Aurel.  l  a.  511,  c.  19),  C.  XVllI,  q.  2.  C.  2,  X  de 
testam.  111,  26.  C.  2  4  6,  X  de  stat.  monach.  III,  35.  C.  3  in  VI^"  de  Y.  S.  V,  12. 
C.  1  in  Clem.  de  V.  S.  V,  11.  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  2.  A.  d.  Manuskripte 
gehören  niclit  d.  Mönche.  S.  C.  de  Relig.  13.  Juli  1913  (Acta  Ap.  Sedis  V  [1913] 
366).  —  Dah.  sind  letztwillige  Verfügungen,  welche  d.  angehende  Professe  v.  Ablegung 
d.  Vota  soUeninia  gemacht  hat,  unwirksam.  Ab.  Ehegatte  u.  Kinder  können  d.  Pflicht- 
teil fordern.  Novella  5,  c.  5,  C.  14,  X  de  regul.  III,  31.  A.  Knecht,  System  d. 
.Tustinian.  Kirchenvermögensrechts  (1905)  60  ft'.  —  Weil  Universalsukzessor,  habe  d. 
Kloster  d.  Gläubiger  d.  Professen  z.  befriedigen:  Friedberg,  KR,^  276.  Anders  u. 
richtiger  Scherer,  KR.  II  822 '"^  a.  Wernz,  Jus  decretalium  III  2«  (1908), 
331.  —  Üb.  etwaiges  peculium  Scherer,  KR.  II  820  if.  M.  d.  Gelübde  d.  Armut 
u.  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  2  ist  e.  pec.  perfectum  nicht  vereinbar.  So  B  i  e  d  o  i- 
lack  i.  A.  f.  k.  KR.  XXXIX  (1899)  179.  Wernz  a.  a.  0.  333  ff  anerkennt  ab. 
richtig  e.  etwaiges  Gewohnheitsrecht  hinsichtl.  d.  pec.  imperfectum.  L.  K  o  b  e  r ,  De 
peculio  religiosorum  (Stud.  u.  Mitt.  a.  d.  Bened.-  u.  Zisterz.-Orden  XXVIII  [1907] 
3  ff).  —  Üb.  d.  schädliche  Sondervermögen  i.  MA. :  Scherer  a.  a  0.:  Z.  f.  k. 
Theol.  XXXIII  (1909)  156  ff;  J.  Zell  er,  D.  Umwandlung  d.  Benediktinerklosters 
Ellwangen  i.  e.  Chorherrenstift  (1460)  u.  d.  kirchl.  Verfassung  d.  Stifts  (1910)  296  ff. 
Vgl.   ob.  S.  892. 

2  C.  10  (Novella  123.  c.  41),  C.  XIX,  q.  3.  C.  7,  X  de  off  jud.  ord.  I,  31. 
C.  8,  X  de  probat.  II,  19.  C.  5,  X  de  regul.  III,  31.  C.  2  4  6,  X  de  stat.  monach. 
Hl,  35.  Trid.  se.ss.  XXV  de  regul.  c.  2.  Z.  d.  n.  weltl.  Recht  erforderl.  persönl. 
p]rbantrittserklärung    ist   päpstl.  Erlaubnis  nötig.     S.  C.  Ep.  et  Reg.  15.  Jan.  1897. 

3  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  3.  Näheres:  Seh  er  er,  KR.  II  737  f;  Wernz 
a.  a.  C).  III  2,  336  f.  I.  dies.  Fall  ist  d.  Wirkung  d.  professio  i.  Vermögensrecht!. 
Hinsicht  d.  gleiche  wie  i.  Todesfall.  K.  Balthasar,  Gesch.  d.  Armutsstreites  i. 
Franziskanerordon  b.  z.  Konzil   v.  Vicnne,   1911. 

*  Novella  5,  c.  5;  76.  C.  10  (August.),  C.  XII,  q.  1.  C.  7  (Greg.  I.  a.  598), 
C.  XIX,  .1.3.  C.  2,  X  de  testam.  III,  26.  V.Wolf  v.  (Manvcll.  D.  letztwilligen 
Verfügungen  n.  gem.  kirchl.  Hecht  (1900)  60  ff  257  ff". 

'  C.  2  4  f',,  X  de  stat.  monach    111,  35.  ^  Trid.  ^ess.  XXV  de  regul.  c.  2. 


§  188.    Die  professio  religiosa  und  ihre  AVirkungen.  409 

Infolge  des  Gelübdes  der  Keuschheit  ist  jede  Verfehlung  gegen 
das  sechste  Gebot  nicht  bloß  Sünde  bzw.  Sakrileg  (sacrilegium  carnale), 
sondern  auch  strafbar.  Jedes  Eheverlöbnis  und  jede  Eheeingehung 
ist  null  und  nichtig.  Der  Versuch  zur  Eheschließung  zieht  ipso  facto 
die  dem  Bischof  reservierte  Exkommunikation  und  unter  Umständen 
die  Irregularität  nach  sich^. 

Zum  Schutze  dieses  Gelübdes  dient  besonders  die  Klausur.  Bei 
Männerorden  besteht  dieselbe  darin,  daß  der  Mönch  nur  aus  triftigem 
Grunde,  mit  Erlaubnis  des  Obern  und  in  Begleitung  eines  Genossen 
das  Kloster  verlassen  -,  sodann  daß  eine  Frau  gar  nicht  und  ein  Mann 
nur  aus  gutem  Grunde  und  nicht  zu  lang  das  Kloster  oder  bestimmte 
Käume  desselben  (Klausur  im  engeren  Sinne)  betreten  darf.  Außer 
arbiträren  Strafen  hat  der  Eintritt  und  die  Zulassung  von  Personen 
weiblichen  Geschlechts  die  dem  Papste  reservierte  Exkommunikation 
der  Schuldigen  im  Gefolge  3.  Viel  strenger  ist  begründeterweise  die 
Klausur  in  den  Frauenklöstern.  Nonnen  dürfen  ihre  Klausur  nur  in 
den  dringendsten  Fällen  und  wo  möglich  nur  mit  schriftlicher  Erlaubnis 
des  Bischofs  verlassen ;  andernfalls  verfallen  sie  der  dem  Papste  re- 
servierten Exkommunikation.  Die  gleiche  Strafe  trifft  alle  Personen, 
wessen  Standes  oder  Geschlechtes  sie  seien,  die  ohne  schriftliche  Er- 
laubnis des  Bischofs  die  Klausur  eines  Nonnenklosters  betreten  oder 
betreten  lassen  *,  ausgenommen  den  Bischof  oder  Ordensprälaten  samt 


^  C.  im.  in  VI*"  de  voto  III,  15.  „Apostolicae  Sedis  moderationi"  v.  12.  Okt. 
1869.    HI  1.    Vgl.  Bd  I,  S.  226  269:  ob.  S.  161. 

2  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  4.  Klem.  VIIL,  „Nullus  omnino"  v.  25.  Juli 
1599.    §  17  ff. 

'  C.  1-2  (Conc.  Chalced.  a.  451,  c.  4),  C.  XVI,  q.  1.  C.  7,  X  de  off.  jud.  ord. 
I,  öl.  C.  1,  §  5  in  Clem.  de  stat.  monach.  III,  10.  Pias  V.,  „Regularium"  v. 
24.  Okt.  1566;  ,Decet"  v.  16.  Juli  1570.  Greg.  XIII.,  „Ubi  giatiae"  v.  13.  Juni 
1575.  Bened  XIV.,  „Regularis  disciplinae''  v.  3.  Jan.  1742.  „Apostolicae  Sedis 
moderationi'*  v.  12.  Okt.  1869.  II  7.  S.  C.  de  Relig.  29.  Dez.  1909  (Acta  Ap.  Sedis 
II  [lOlOj  62ffj.  Alt.  Lit.  b.  Scherer,  KR.  II  772".  Gewohnheitsrechtl.  gilt 
d.  Verbot  nicht  f.  d.  Landesherrin  u.  große  Wohltäterinnen.  B.  Dolhagaray,  La  loi 
de  la  cloture  dans  les  couvents  d'hommes  (Rev.  d.  scienc.  eccles.  LXXV  [1897]  230  ff). 

*  C.  8,  X  de  vita  et  honest,  der.  III,  1.  C.  im.  in  VI'«  de  .stat.  regul.  III,  16. 
0.  2  in  Clem.  de  stat.  monach.  III,  10.  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  5.  Pius  V., 
.Circa"  v.  29.  Mai  1566;  „Decori"  v.  1.  Febr.  1570.  Greg.  XIII.,  „Ubi  gratiae" 
V.  13.  Juni  1575;  „Dubiis"  v.  23.  Dez.  1581.  Paul  V.,  .Monialium"  v.  10.  Juli 
1612.  Bened.  XIV.,  „Cum  .sacrarunr  v.  I.Juni  1741;  ^Salutare"  v.  3.  Jan.  1742. 
„Apostolicae  Sedis  moderationi'*  v.  12.  Okt.  1869.  II  6.  Diese  u.  andere  einschläg. 
päpstl.  Konstitutionen  sind  zusammengestellt  b.  Richter -Seh  u  Ite ,  Conc.  Trid. 
590  f.  Als  Notfälle,  i.  den.  d.  Nonnen  a.  o.  bischöfl.  Erlaubnis  d.  Kloster  ver- 
lassen dürfen,  gibt  Pins  V.  i.   ^Decori"   an:  Brand,  Aussatz  u.  Epidemie.     D.  darf 


410  ^V-  Ijiicli.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  3.  Kap. :  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

ihrer  Begleitung  zum  Zwecke  der  Visitation  oder  der  Wahl  der 
Klostervorsteherin  i,  den  Beichtvater  oder  einen  andern  Geistlichen  be- 
hufs Spendung  der  Krankenkommunion  und  des  Viatikums  -,  den  Arzt 
und  die  Handwerksleute  ^.  Soll  in  dem  Kloster  Unterricht  erteilt  oder 
sollen  Zöglinge  aufgenommen  werden,  so  ist  päpstliche  Erlaubnis  nötigt. 
Das  Sprechen  mit  einer  Nonne  am  Sprachgitter  kann  auch  nur  nach 
den  Ordensstatuten  geschehen,  und  Mönche  dürfen  ohne  schriftliche 
Erlaubnis  des  Bischofs  überhaupt  mit  keiner  Nonne  sprechen^. 

Was  dann  das  schwerste  Gelübde,  das  des  Gehorsams,  betrifft, 
so  besteht  dasselbe  in  der  vollständigen  Unterordnung  des  eigenen 
Willens  unter  den  des  Obern.  Doch  ist  der  Gehorsam  kein  absoluter. 
Er  ist  nicht  zu  leisten  gegen  die  Gesetze  der  Moral  ^  und  die  all- 
gemeinen Kirchengesetze,  auch  nicht  gegen  die  Ordensregel ;  vielmehr 
hat  der  Professe  dieselbe  pflichtmäfaig  zu  befolgen.  Die  Regeln  be- 
zeichnen aber  vielfach  im  Interesse  der  Ruhe  der  Gewissen  und  zur 
Vermeiduns;  eines  unerträislichen  und  schädlichen  Risorismus  eine  Über- 


docli  wohl  a.  analoge  Fälle  ausgedehnt  werden.  Weg.  d.  päpstl.  Erlasse  hierüb. 
nennt  man  diese  Klausur  d.  päpstliche  z,  Unterschied  v.  d.  bischöfl.  i.  d.  Kon- 
gregationen. La  cloture  papale  (Anal.  jur.  pontif.  III  [1858]  423  ff;  V  [1S61] 
f.l3ff).  Üb.  d.  Klausur  d.  Nonnen  (A.  f.  k.  KR.  XLVH  [1882J  218  ff).  B.  Dol- 
hagaray,  La  cloture  religieuse  (Rev.  d.  scienc.  eccles.  LXXIV  [1896]  2cS9  ff). 
J.  B.  ^erreres,  La  clausura  de  las  religiosas  (Razon  y  Fe  Xll  [1905]  102  ff). 
K.  M.  Rhallis,  D.  Klosterklausur  n.  griech.  KR.  (Festschrift  f.  Friedberg  [1908] 
115  ff).  A.  M.'J'fJ.  /.  /.r^  .  llzpl  ro'3  6.ßdzn'i  z(7)>  /j.o'yo.rrzr^oiw^  xara  ro  fjr/.on»  r/^c  ooi'fo- 
oo^O'J  Ai'aro/.iy./^^  i/.y.hr^aia.z.   1908. 

'  C.  2  in  Clem.  de  stat.  monach.  111,  10.  S.  C.  Conc.  29.  Nov.  1710.  Richter- 
Schulte,  Conc.  Trid.  p.  404,  n.  8.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  6.  Juni  1601:  2.  März  1855. 
Es  dürfen  d.  Bischof  od.  Ordensprälaten  zwei  alt.  Geistliche  als  8krutatoren  be- 
gleiten.    S.  C.  de  Relig.  27.  Aug.  1910  (Acta  Ap.  Sedis  II  [1910]  7">2). 

2  S.  C.  Ep.  et  Reg.  10.  März  1577;  4.  Sept.  1590:  26.  Nov.  1906.  Alex.  VII., 
„Felici"  V.  20.  Okt.  1064.  Ebenso  zwecks  Spendung  d  Kommunion  a.  kranke 
Schwestern  devotionis  causa.  S.  C.  de  Relig.  1.  Sept.  1912  (Acta  Ap.  Sedis  IV 
[1912]  625  f). 

^  Wie  Handwerksleute  z.  Zweck  d.  Beerdigung,  so  dürfen  a.  mehrere  (.ieistliche 
z.  Abhaltung  d.  Totenoftiz.  d.  Klausur  betreten.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  24.  April  1903 
(A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  [1904]  133  11):  12.  Nov.  1904  (Acta  S.  Sedis  XXXVII 
[1904/05]  441  f).     Üb.  d.  Landesfürsten  vgl.  S.  409,  A.  3. 

*  S.  C.  de  Prop.  Fide  16.  Nov.  1870.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  IG.  Juli  lb84.  Anders, 
wenn  d.  Orden  schon  stiftungsgemäfs  f.  Unterricht  u.  Erziehung  d.  weibl.  Jugend 
bestimmt  ist.  Dekret  d.  Kardinalvikars  v.  17.  Aug.  1906  (.\cta  S.  Sedis  XXXIX 
[19061  577  f). 

^  S.  C.  Ep.  et  Reg.  20.  Nov.  1623.  Die  Erlaubnis  soll  nur  viernuil  i.  .'alire 
u.  nur  Verwandten    innerh.  d.  zweiten  Grades  gogobon  werden. 

*■'   Ib.  (1.  Sinn  V.  „obljgare  ad  peccatnm"  :   B.  Duhr,  .lesuitenfabeln  *  (1904)  51.'>ff. 


§  188.    Die  professio  religiosa  und  ihre  Wirkungen.  411 

tretung  in  leichteren  Dingen  nicht  als  Verletzung  des  Grehorsams- 
gelübdes  selbst,  verpflichten  also  nicht  unter  Sünde,  sondern  nur  zur 
Übernahme  einer  dadurch  verwirkten  Strafe,  aber  hierzu  im  Gewissen : 
leges  mere  poenales  ^  ' 

Wie  in  andern  bereits  bemerkten  Punkten  -,  so  stimmen  auch  hinsichtlich 
der  professio  religiosa  und  ihrer  Wirkungen  die  staatlichen  Gesetze  vielfach 
nicht  mit  den  kirchlichen  überein,  ja  stehen  zum  Teil  im  geraden  Gegensatz 
zu  ihnen.  So  anerkennen  sie  vielfach  gar  keine  professio  religiosa  für  ihr  Ge- 
biet, sondern  nur  einfache  Gelübde.  Daher  hat  die  Kirche  in  manchen  Ländern 
wenigstens  für  einzelne  Orden  und  Länder  die  Ablegung  von  nur  einfachen 
Gelübden  angeordnet  ^  Was  die  einzelnen  Gelübde  betrifft,  so  hat  das  votum 
obedientiae  keine  zivilrechtliche  Wirkung.  Das  votum  sollemne  castitatis  bildet 
nach  dem  BGB.  kein  trennendes  Ehehindernis,  löst  auch  kein  matrimonium 
ratum  sed  non  consummatum  auf*.  Ganz  besonders  aber  sind  die  beiderseitigen 
Bestimmungen  verschieden  hinsichtlich  des  votum  paupertatis.  Hier  bestehen 
vielfach  für  den  Orden  und  dessen  Glieder  staatliche  Amortisationsgesetze, 
wonach  dieselben  das  Vermögen  des  Professen  gar  nicht  oder  nur  zum  Teil 
erhalten,  der  Professe  als  tot  gilt,  so  daß  er  nichts,  weder  für  sich  noch  für 
das  Kloster,  erwerben  oder  erben  kann  '".  Oder  aber  wird  —  was  heute  das  Ge- 
wöhnliche ist  und  so  auch  nach  dem  BGB.  —  der  Professe  vermögensrechtlich 
ganz  wie  ein  anderer  Staatsbürger  behandelt.  Da  gewährt  dann  die  Kirche 
dem  Professen  trotz  des  votum  sollemne  paupertatis  wenigstens  pro  foro  externo 
den  Erwerb  und  die  Verwaltung  des  Vermögens  entsprechend  dem  bürger- 
lichen Gesetze  ^. 

Nach  Art.  86  des  EG.  zum  BGB.  bleiben  unberührt  die  landesgesetz- 
lichen Vorschriften,  welche  den  Erwerb  von  Rechten  durch  juristische  Per- 
sonen beschränken  oder  von  staatlicher  Genehmigung  abhängig  machen, 
soweit  diese  Vorschriften  Gegenstände  im  Werte  von  mehr  als  fünftausend 
Mark  betreffen.  Ebenso  bleiben  nach  Art.  87  unberührt  die  landesgesetz- 
lichen Vorschriften,  welche  die  Wirksamkeit  von  Schenkungen  an  Mitglieder 
religiöser  Orden  oder  ordensähnlicher  Kongregationen  von  staatlicher  Ge- 
nehmigung abhängig  machen.    Unberührt  bleiben  die  landesgesetzhchen  Vor- 

'  Vgl.  Bd  I,  S.  182  f.     T.  Haiusa.  D.  Schuldkapitel  d.  Ordenspersonen  ^   1912. 

-  Vgl.  ob.  S.  398  u.  403. 

•^  So  f.  d.  Nonnen  i.  Frankreich  (S.  C.  Ep.  et  Reg.  31.  Juli  1861).  Belgien 
(Ebd.  23.  Aug.  1867).  Vereinigte  Staaten  v.  Nordamerika  (Ehd.  30.  Sept.  1S64;. 
Friedberg,  KR.^  275'*.  L'b.  Württ..  wo  d.  Gelübde  nur  als  widerruft,  behandelt 
werden:  Vogt,  Sammlung  258  394  f;  Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  I  43. 

*  Vgl.  ob.  S.  98,  A.  3:  S.  162,  A.  4:  S.  230,  A.  5. 

^  So  n.  d.  alten  franz.  u.  deutsch.  Recht  u.  n.  d.  preufi.  Landrecht.  Schwaben- 
spiegel §§  27  28.    Sachsenspiegel  I,  Ai-t.  25.    ALR.  2.  Tl.  Tit.  11,  §§  1199—1205. 

«  S.  C.  sup.  neg.  eccl.  extraord.  31.  Juli  1878.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  7.  Mai  1883. 
A.  f.  k.  KR.  LVII  (1887»  195  f.  Vgl.  ob.  S.  408,  A.  2.  F.  Württ.  vgl.  Vogt  a.  a.  0. 
9.bS  394  f. 


412  I^  •  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  3.  Kap. :  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

schritten,  nach  welchen  Mitglieder  religiöser  Orden  oder  ordensähnlicher  Kon- 
gregationen nur  mit  staatlicher  Genehmigung  von  Todes  wegen  erwerben 
können.  Mitglieder  solcher  religiöser  Orden,  bei  denen  die  Gelübde  auf  Lebens- 
zeit oder  auf  unbestimmte  Zeit  nicht  abgelegt  werden,  unterliegen  diesen 
Vorschriften  nicht  K 

Der  Austritt  aus  dem  Orden. 

Quellenstellen  ii.  Lit.  §  186.  Weit.  Lit.  b.  Scherer,  KR.  II  838.  F.  Ballay, 
De  transitu  regularium  (A.  f  k.  KR.  XXXV  [1876J  896  ffj.  B.  Schmid,  Wirkungen 
d.  Säkularisierung  (Stud.  u.  Mitt,  a.  d.  Bened.-  u.  Zisterz. -Orden  Jahrg.  VI  [1835]. 
Bd  II  233  fi').  Ders.,  Laisierung  d.  Ordenspersonen  (Ebd.  Jahrg  VII  [1886], 
Bdl  304  ffj.  Ders.,  Ausschheßung  a.  d.  Ordensstande  (Ebd.  Jahrg.  VII  [1886], 
Bd  II  255ff).  Ders.,  Übertritt  i.  e.  and.  Orden  (Ebd.  Jahrg.  VIII  [1887]  18  ff). 
N.  Nilles,  De  dispensationibus  in  sollenmi  religiöse  castitatis  voto  concessis  (A.  f. 
k.  KR.  LXI  [IS89]  329  ff).  Alojsius  v.  Parma,  De  saecularizatis  et  saeculari- 
zandis  instructio  (Anal.eccles.il  [1894]  412  ff).  A.  Pille t,  Une  question  actuelle  : 
De  la  secularisation  des  religieux  (Rev.  d.  scienc.  eccles.,  dec.  1901).  M.  Touche  t, 
La  secularisation  des  congreganistes  devant  le  droit  canon..  1903.  A.  Achard, 
La  secularisation  des  religieux  d'apres  la  loi  et  la  jurisprudence  ^,  1907.  Weit.  Lit. 
ob.  S.  897,  A.  6. 

Der  Austritt  aus  dem  Orden  kann  geschehen: 

1.  durch  Annullation  der  Gelübde.  Wenn  eine  der  im  gemeinen 
Kecht  oder  in  der  speziellen  Ordensregel  vorgeschriebenen  wesent- 
lichen Bedingungen  beim  Eintritt  in  den  Orden  nicht  erfüllt  war,  so 
kann  der  Professe  oder  dessen  Eltern  oder  das  Kloster  eine  Annulla- 
tion der  Gelübde  beantragen  beim  Obern  und  beim  Diözesanbischof 
innerhalb  von  fünf  Jahren,  vom  Tage  der  feierlichen  Profelsleistung 
an  gerechnet  2.  Nach  Ablauf  von  fünf  Jahren  kann  der  Professe  die 
Annullation  nur  noch  beantragen,  wenn  er  restitutio  in  integrum  er- 
langt  hat,   und   diese   kann   vom   Apostolischen   Stuhle   nur   gewährt 

'  Z.  d.  eingangs  vermerkt.  Lit.  üb.  d.  i.  d.  einz.  Staaten  hierüb.  besteh, 
(lesetze  vgl.  noch:  F.  Sentis,  D.  Stellung  d.  religiös.  Orden  unt.  d.  Herrschaft 
d.  franz.  u.  and.  verwandten  Gesetzgebungen  (A.  f.  k.  KR.  XIV  [1866]  344  ff). 
W.  Kahl,  D.  deutschen  Aniortisationsgesctze,  1879.  F.  Forsch,  D.  Rechtsfähigkeit 
d.  Ordensleute  n.  preuß.  Landreclit  b.  feierl.  u.  einfach.  Ordensgelübden  (A.  f.  k. 
KR.  LXIll  [1^90J  465  ff).  F.  Württ.  vgl.  Vogt  a.  a.  0.  258  394  f.  Vgl.  a.  unt. 
Jj  193.  F.  Österr.  siehe:  Vering,  KR.»  959  f;  Seh  er  er,  KR.  II  833.  Z.  Ganzen 
vd.  noch:  R  i  c  h  ter- Do  ve- K  a  h  1 ,  KH.  1241  f;  Friedberg.  KR.«  277  ff. 

^  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  19.  li.  Nonnen  ist  <1  Klage  b.  I5is*hof  allein, 
wenn  sie  ab.  exemt  sind,  b.  Orden.sobern  anzubringen.  —  D.  Professe,  welch,  d.  Kloster 
willkürl.  verläfit,  kann  erst  n.  Rückkehr  i.  d.  Kloster  d.  Antrag  a.  Annullation 
stellen. 


§  189.    Der  Austritt  aus  dem  Orden.  413 

werden,  wenn  nachgewiesen  wird,  dat;  während  der  fünf  Jahre  aus 
gesetzmäßigem  Grunde  nicht  reklamiert  werden  konnte  und  die  Nul- 
lität der  Gelübde  klar  vorliegt  1.  Das  Verfahren  ist  ganz  ähnlich  dem 
bei  der  Annullation  der  Ehe,  indem  hier  ein  defensor  professionis 
funktioniert-.  Mit  der  Xichtigkeitssentenz  fallen  alle  Wirkungen  der 
professio  weg"^: 

2.  durch  Dispensation.  Aus  gewichtigen,  namentlich  im  Interesse 
des  öffentlichen  Wohles  gelegenen  Gründen  kann  durch  den  Papst 
Dispens  vom  Gelübde  erfolgen  gegen  Auferlegung  von  frommen  Werken 
und  mit  der  Bedingung,  daß  das  Gelübde  der  Keuschheit  beim  Tode 
des  Gatten  wieder  auflebt*.  Solche  Dispens  pflegt  auch  dann  ein- 
geholt zu  werden,  wenn  die  Gründe,  die  für  Nichtigkeit  der  professio 
sprechen,  nicht  ganz  unzweifelhaft  sind^: 

3.  durch  Übertritt  in  einen  andern  Orden.  In  einen  strengeren 
Orden  kann  der  Professe  an  sich  licite  und  valide  ohne  Beschränkung 
treten^.  Allein  sachgemäß  hat  er  doch  den  Obern  um  Erlaubnis  zu 
bitten,  welche  dieser  nur  geben  kann,  wenn  er  weiß,  daß  der  andere 
Orden  den  Petenten  aufnimmt'.  W^ürde  die  Erlaubnis  verweigert, 
so  könnte  der  Übertritt  auch  so  geschehen,  wenn  der  andere  Orden 
entschieden  strenger  ist.  Da  dies  aber  zweifelhaft  sein  kann,  so  hat 
hier  der  Obere  oder  Bischof  zu  entscheiden.  Aus  diesem  und  aus  andern 
Gründen  hat  sich  die  Praxis  gebildet,  daß  bei  jedem  Übertritt  der 
Apostolische  Stuhl  angegangen  wird^.  In  jedem  Fall  muß  dies  beim 
Übertritt  von  Nonnen  in  ein  anderes  Kloster  geschehen  wegen  Aus- 
tritts aus  der  Klausur  ^.    Der  Übertritt  in  einen  gleich  strengen  Orden 


•  S.  C.  Ep.  et  Reg.  15.  Nov.  1653;  16.  Jan.  1683;  22.  Mai  1687.  Richter- 
Schulte,  Conc.  Trid.  423  ff. 

-  Ben  ed.  XIV.,  ,Si  datam"  v.  4.  März  174S.  R  i  c  hter-Scliul  t  e  a.  a.  0. 
6oD  ff.  A.  hier  sind  zwei  gleichförm.  Erkenntnisse  notwendig.  Wenn  s.  d.  Sentenz 
d.  Bischofs  u.  d.  Ordensobern  widersprechen,  devolviert  d.  Sache  n.  Rom :  überhaupt 
werden  derartige  Angelegenheiten  heute  vielfach  i.  d  ersten  Instanz  schon  n.  Rom 
gebracht. 

'^  Reg.  jur.  in  VI^-  42. 

•  C.  5,  Extrav.  comm.  de  poenit.  V,  9. 

^  S.  C.  Ep.  et  Reg.  23.  Jan.  1864:  6.  Febr.  1874.  M.  Priimmer.  Kann  d. 
Papst  i.  d.  feierl.  Ordensgelübden  dispensieren?  (Jb.  f.  Phil.  u.  spekul.  Theol.  XXII 
[1907]   55  ff). 

"  C.  18,  X  de  regul.  Ilh  31.     Ob.  S.  290. 

•  S.  C.  Conc.  21.  Sept.  1624.    §  3.     Richter-Sch  ul  te  a.  a.  0.  4:^3. 

"*  S.  C.  Ep.  et  Reg.  22.  April  1796.     S.  C.  sup.  stat.  Reg.  29.  Mai  1857. 
^  Pius  V.,    „Decori"    v.    1.    Febr.    1570.     Bened.   XIV.,     „Pastor    bonus''    v. 
13.    April    1744.     §    36.      Päpstl.    Erlaubnis    ist    o.    weiteres    nötig    b.    Übertritt    e. 


414:   ^^^-  Buch.  D.  Veiwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn    3.  Kap. :  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

darf  nur  mit  Genehmigung  des  Obern  geschehen.  Auch  hier  pflegt 
lieute  der  Papst  um  Erlaubnis  ersucht  zu  werden  ^  In  einen  leichteren 
Orden  überzutreten,  ist  vom  Tridentinum  verboten  worden,  kann  aber 
vom  Papst  gestattet  werden  2; 

4.  durch  Säkularisation.  Diese  besteht  darin,  daß  dem  Professen 
vom  Apostolischen  Stuhle  aus  guten  Gründen  für  immer  oder  zeit- 
weilig Befreiung  von  den  Pflichten  gegen  den  Orden  als  solchen,  die 
Ablegung  der  Ordensgewandung  und  das  Leben  in  der  Welt  gestattet 
wird ,  daü  aber  die  wesentlichen  Profeßpflichten ,  die  drei  Gelübde 
bleiben.  Anstatt  dem  Ordensobern  hat  der  Profeß  nunmehr  dem 
Bischof  vi  voti  Gehorsam  zu  leisten^.  Ohne  päpstlichen  Indult  kann 
derselbe  kein  Vermögen  besitzen,  über  Erworbenes  nicht  testieren*, 
kein  Säkularbenefiz  erhaltend  Für  den  Unterhalt  muß  in  der  Weise 
gesorgt  sein,  daß  der  Professe  nachweist,  daß  sich  ein  Bischof  bereit 
erklärt  hat,  ihn  in  seinen  Klerus  aufzunehmen,  und  daß  die  sustentatio 
congrua  durch  Gewährung  eines  Ordinationstitels  sichergestellt  ist. 
Andernfalls  hat  ihm  das  Kloster  ein  peculium  oder  eine  Pension  zu 
gewähren  <^.  Ehe  solches  sichergestellt  ist,  darf  der  Ordensmann  sein 
Kloster  unter  Strafe  der  Suspension  nicht  verlassen"^; 

Ordensprälaten  (c.  18,  X  de  reguJ.  III,  31)  u.  e.  ganz.  Konvents  (c.  3,  X  de  stat. 
monach.  III,  35). 

'  Bened.  XIV.,  .Pastor  bonus''  v.  13.  April  1744.     §  34ff. 

2  Sess.  XXV  de  regul.  c.  19.  Bened.  XIV.  a.  a.  0.  §  34  tl".  Jeder  Über- 
getretene muß  d.  Noviziat  durchinaclien  u.  dann  o.  d.  vota  simpl.  d.  Profeß  ab- 
legen, woz.  er  Dimissorien  u.  Testimonialien  s.  bisherigen  Ordensobern  beizubringen 
liat.  S.  C.  Ep.  et  Pi,eg.  25.  Jan.  1884.  Ob.  S.  402.  Wenn  es  nicht  z.  professio 
kommt,  so  hat  d.  Übergetretene  wieder  z.  seinem  Orden  zurückzukehren  u.  v.  diesem 
aufgenommen  z.  werden.  —  A.  manchen  Orden  darf  nur  i.  bestimmte  andere  über- 
getreten werden,  so  a.  d.  Mendikantenorden  nur  z,  d.  Kartäusern.  C.  1,  Extra v. 
comm.  de  regul.  III,  8.  —  D.  Jesuitengeneral  kann  unbeschränkt  d.  Übertritt  i.  was 
immer  f.  e.  Orden  gestatten.     Greg.  XIII.,   „Cum  alias"   v.  22.  Sept.  1582. 

5  S.  C.  sup.  discipl.  Kegul.  16.  Aug.  1898  (A.  f.  k.  KR.  LXXXI  [1901]  132  fi. 
D.  a.  b.  nur  vorübergeh.  Aufenthalt  außerh.  d.  Klosters.  S.  C.  de  Relig.  1.  Sept.  1912 
(Acta  Ap.  Sedis  IV  [1912]  627  f). 

*  Greg.  XIII.,  „Officii"'  v.  21.  Jan.  1577.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  4.  Jan.  1862. 
D.  Erworbene  fällt  a.  d.  Orden  od.  d.  Camera  Apostolica.  D.  Einforderung  ist  ab 
heute  staatl.  unzulässig. 

*  S.  C.  Ep.  et  Reg.  2.  Sept.  1870.  S.  C.  sup.  discipl.  Regul.  31.  Jan.  1899; 
21.  Febr.  1899  (A.  f.  k.  KR.  LXXXI  [1901]  133  f ).  S.  C.  de  Relig.  15.  Juni  1909 
(Acta  Ap.  Sedis  1  [1909]  523).  I.  lotztangef.  Dekret  «ind  noch  weit.  Inhabilitäten^ 
aufgeführt,  z.  B.  z.  Lehramt  u.  z.  Visitation  i.  Orden. 

«  S.  C.  Ep.  et  Reg.  20.  März  1868. 

'  S.  C.  Ep.  et  Reg.  4.  Nov.  1892;  20.  Nov.  1895.  S.  C.  sup.  discipl.  Regul. 
16.  Aug.  1898  (A.  f.  k.  KR.  LXXXI  [1901]  132  f).  —  F.  Nonnen  m.  feierl.  Gclübd<"n 
dürfte  schwer  Säkularisation  gewährt  werden. 


§  189.    Der  Austritt  aus  dem  Orden.  415 

5.  durch  Ausstoßung.  Sie  kann  nur  stattfinden  bei  beharrlicher 
Unverbesserlichkeit  nach  genau  normiertem  Verfahren^.  Der  Aus- 
gestoßene hat  die  geistliche  Kleidung  zu  tragen,  ist  aber  von  der 
Ausübung  des  Ordo  ipso  facto  suspendiert,  bis  der  Apostolische  Stuhl 
ihn  dispensiert,  nachdem  er  einen  Bischof  gefunden  hat,  der  ihn  auf- 
nimmt und  für  seinen  Unterhalt  sorgt-.  Auch  bleibt  er  an  seine 
Gelübde  gebunden.  Doch  kann  er  die  zu  seinem  Unterhalt  nötigen 
zeitlichen  Güter  erwerben  und  verwalten,  nicht  aber  über  sie  letzt- 
willig verfügen  '^.  Gehorsam  hat  er  dem  Bischof  zu  leisten  ^.  Wenn 
dieser  die  Besserung  durch  litterae  testimoniales  bezeugt,  so  hat  das 
Kloster  den  Ausgestoßenen,  wofern  er  darum  nachsucht,  wieder  auf- 
zunehmen ^. 

6.  Wer  willkürlich  aus  dem  Kloster  entweicht,  um  nimmer  wieder- 
zukehren, ist  Apostat  (apostasia  a  religione).  Von  diesem  unter- 
scheidet sich  der  fugitivus  durch  die  Absicht,  zurückkommen  zu  wollen. 
Der  Apostat  verliert,  abgesehen  von  andern  in  der  Regel  bestimmten 
Strafen,  falls  er  das  Ordenskleid  ablegt,  die  Ordensprivilegien  0,  auch 
ist   er   nach   den   meisten   Ordensregeln   ipso   facto  exkommuniziert''. 


'  C.  10,  X  de  M.  et  0.  1,  33.  C.  8,  X  de  stat.  monach.  III,  35.  C.  7,  X  ne 
der.  vel.  mon.  III,  50.  S.  C.  Conc.  21.  Sept.  1624.  §  6  ff  (Richter-Schulte, 
Conc.  Trid.  433  f) ;  24.  Juli  1694.  Leo  XIIL,  .Audis"  v.  4.  Nov.  1892.  D.  Verfahren 
ist  neu  geregelt  d.  Dekret  d.  S.  C.  de  Relig.  v.  16.  Mai  1911  (Acta  Ap.  Sedis  II 
[1910]  141  ff).  J.  Linneborn,  D.  Ausweisung  u.  Entlassung  d.  Ordenspersonen 
a.  d.  Orden  n.  d.  Dekr.  d.  S.  C.  de  Relig.  „Quum  singulae-*  v.  16.  Mai  1911  (Theol. 
U.Glaube  III  [1911]  489  ff).  F.Heiner,  D.  Prozefsverfahren  bezügl.  d.  Ausstoßung 
od.  Entlassung  d.  Religiösen  a.  d.  Orden  u.  d.  religiösen  Instituten  (A.  f.  k.  KR. 
XCI  [1911]  681  ff).  A.  Villien,  La  procedure  canonique  pour  l'expulsiou  des 
religieux  (Canoniste  cont.  XXXV  [1912]  537  ff). 

2  S.  C.  Conc.  2L  Sept.  1624.  §  10.  .Apostolicae  Sedis  moderationi"  v.  12.  Okt. 
1869.    V  5.     Leo  XIII,  „Auctis**  v.  4.  Nov.  1892.    S.  C.  Ep.  et  Reg.  20.  Nov.  1895. 

^  Klösterlicherseits  besteht  keine  Alimentationspflicht.  Alinientationsklage  e. 
eutlass.  Nonne  geg.  d.  Kloster  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVIII  [1908]  488  ff).  —  Üb.  d. 
Erworbene  ob.  S.  414,  A.  4. 

*  S.  C.  Conc.  21.  Sept.  1624.    §  7. 

^  C.  24,  X  de  regul.  III,  31.  S.  C.  Conc.  21.  Sept.  1624.  §  11.  Es  soll  ab.  d. 
C.  Conc.  daz.  d.  Erlaubnis  geben.  Dekret  ders.  v.  25.  April  1895.  —  Nonnen  werden 
nicht  ausgestoßen,  sondern  strafweise  versetzt.  Was  d.  mittelalterl.  Recht  (c.  40, 
X  de  simon.  V,  3)  üb.  d.  immuratio  ((iefangensetzung)  schuldiger  Nonnen  verordnete, 
läßt  s.  b.  d.  heute  gelt.  Staatsgesetzen  nicht  mehr  durchführen.  S.  C.  Ep.  et  Reg. 
29.  März  1889:  Ad  18.    Vgl.  ob.  S.  368,  A.  6. 

^'  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  19.  Üb.  etwaiges  Vermögen  desselben:  Greg.  XIII. 
a.  a.  0  ;  Pius  IX.  v.  4.  Jan.  1862. 

"  C.  2  in  Vl^''  ne  der.  vel.  mon.  III,  24.  Ben  ed.  XIV.,  „Pastor  bonus"  v. 
13.  April  1744.    §  33. 


416  IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschu.  3.  Kap. :  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

Für  die  fugitivi  bestehen  ebenfalls  Strafbestimmungen  in  den  einzelnen 
Ordensregeln.  Auch  sie  verfallen  unter  besonders  schweren  Umständen 
der  Exkommunikation  ^ 

§  190. 
Die  Verfassung  und  Verwaltung  der  Orden. 

Quellenstellen  u.  Lit.  §  186.  Weit.  Lit.  b.  Seh  er  er,  KR.  11  753.  A.  Tam- 
burini, De  jure  abbatum  et  praelatorum  tarn  regul.  quam  saecul.,  Rom.  1629. 
Erschien  später  unt.  d.  Titel:  De  jure  et  privil.  abbatum,  praelat.,  abbatiss.  et 
monial.,  Colon.  1691.  K.  Würzfeld,  De  jure  et  jurisdict.  abbatum,  Wirceb.  1736. 
Janitsch,  Abhandlung  üb.  d.  Pflichten  u.  Rechte  d.  Äbte,  St  Polten  179'-5. 
2.  Aufl.:  De  jurib.  abbatum,  Vienn.  1820.  —  A.  M.  Micheletti,  De  superiore 
communitatum  religiosarum,  1911.  Th.  Kl  in  da,  Tract.de  abbatibus  et  praepositis 
titularibus,   1911. 

I.  In  den  selbständigen  Klöstern  der  alten  Orden  steht  an  der 
Spitze  der  Abt  (abbas)  oder  die  Äbtissin  (abbatissa)  2.  Seit  dem  10.  Jahr- 
hundert traten  die  einzeln  zu  sehr  isolierten  Klöster  zu  Kongrega- 
tionen zusammen,  und  es  wurde  ihnen  und  allen  Orden  vorgeschrieben, 
daß  sich  die  Abte  und  Prioren  (priores  conventuales)  alle  drei  Jahre 
nach  Provinzen  und  Ländern  zu  einem  Generalkapitel  versammeln 
sollten,  um  über  die  gemeinsamen  Angelegenheiten  zu  beraten  und 
Präsidenten  oder  Visitatoren  zu  wählen^.  Über  den  Benediktinern 
insgesamt  stand  früher  der  Abt  des  Stammklosters  Monte  Cassino  als 
abbas  abbatum.  Heute  ist  abbas  primas  der  schwarzen  Benediktiner 
der  Abt  des  Collegium  Anselmianum  in  Rom*. 


i 


'  C.  2  in  VP"  ne  der.  vel.  mon.  111,  24.  C.  1.  )$  -^  in  Clem.  de  stat.  monach. 
III,  10.  C.  2,  Extrav.  comm.  de  regul.  III.  8.  —  Kerkerstrafen  (c.  5.  X  de  apost. 
V,  9)  sind  heute  d.  d.  Staatsgesetze  verboten.  Vgl.  ob.  S.  869  f.  I.  Silbernagl, 
D.  Strafverfahren  b.  d.  bayr,  Benediktinerkongregation  (A.  f.  k.  KR  LXXVII  1887] 
273  fl").  A.  Sasse,  D.  Straf-  od.  Kriminalprozeß  i.  Franziskanerorden  (D.  Z.  f.  KR. 
XXIIl  [1913]  212  ff).  —  A.  d.  Vermögensrecht!.  Stellung  d.  a.  d.  Kloster  irgendwie 
Ausgeschiedenen  ist  staatl.  anders.  Vgl:  S.  415,  A.  3  6:  Scherer,  KR.  11  8ö^". ; 
M  e  u  r  e  r  ,  D.  kath.  Ordenswesen  43  ff. 

2  C.  2  3  5  (fJreg.  L),  C.  XVIII,  q.  2.  V.  d.  abbates  reguläres  sind  z.  unter- 
scheiden d.  abbates  saeculares,  commendatarii,  laici.  F.  Chamard,  Les  abbes  au 
moyen-äge  (Rev.  d.  qucst.  bist.  XXXVIll  [1885]  71  tf).  Hergen  röth  er- Ho  1 1- 
weck,  KR.  377'-'. 

'  C.  7,  X  de  stat.  monach.  III,  35.  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  ^^.  Ablu'V, 
De  capitulo  generali,  189G.  U.  lierliöre,  Les  chapitres  generaux  de  l'ordre  de 
St  B^noit  au  moyen-age  (Rev.  bened.  XVIIl  [19(il|  364  ff).  Werrainghoff. 
Verfassungsgschte «  27=«.     Vgl.  ob.  S.  391. 

*  Leo  XIIL,  .Summum"  v.  12.  Juli  1893.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  16.  Sept.  l>9o 
(A.  f  k.  KR.  LXX  [1893]  304  ff).  Lnt.  e.  Erzabt  versteht  man  d  Abt.  d.  s.  als 
Vorstand  d.  Mutterkloster.s  iib,  d.  Tocliterklöstcr  gewisse  Rechte  gewahrt  hat. 


§  190.    Die  Verfassung  und  Verwaltung  der  Orden.  4X7 

Bei  den  Mendikanten,  den  verwandten  Orden  und  den  Jesuiten 
steht  an  der  Spitze  jedes  Klosters  ein  Oberer  (prior,  praepositus, 
rector,  guardianus,  superior,  praesidens).  Mehrere  Klöster  selbst  wieder 
sind  zu  einer  Provinz  vereinigt,  an  deren  Spitze  ein  minister  pro- 
vincialis,  der  Provinzial,  steht.  Das  Ganze  aber  untersteht  dem  General 
(minister  generalis),  der  meist  in  Rom  residierte  Die  Kapitel  sind 
hier  die  Versammlungen  der  Lokalsuperioren  und  ausgewählter,  her- 
vorragender Professen,  welche  vom  Provinzial  oder  General  als  Pro- 
vinzial- und  Generalkapitel  periodisch  oder  nach  Bedürfnis  zusammen- 
gerufen werden  -.  Der  Ordensdisziplin  dienen  auch  hier  die  Visitationen 
durch  den  Provinzial  und  General  3. 

Alle  Orden  sollen  in  Rom  zur  Vertretung  ihrer  Interessen  neben 
dem  General  noch  Generalprokuratoren  haben*.  Überdies  ernennt 
der  Papst  schon  seit  dem  Mittelalter  Kardinäle  zu  Protektoren  der 
einzelnen  Orden,  damit  sie  die  allgemeinen  Interessen  des  ihnen  an- 
vertrauten Ordens  wahrnehmen  ^. 

In  den  alten  Orden  geschieht  die  Wahl  ^  des  Klostervorstandes  oder 
des  Abtes  durch  die  Professen  ^,  die  wenigstens  Subdiakone  sein  müssen  ^, 
in  kanonischer  Weise,  d.  h.  geheim  und  mit  absoluter  Stimmenmehr- 
heit^, entweder  auf  Lebensdauer  oder  nur  auf  bestimmte  Zeit.  Bei 
Klöstern,  deren  Einkommen  die  Summe  von  zweihundert  Goldgulden 
übersteigt,   steht   die  Ernennung   der  Ordensobern   dem  Papste  zu  ^^^ 


*  „Minister"  als  Ausdruck  d.  Demut. 

2  Vgl.  z.  B.  B.  M.  Reichert,  Acta  capitulorum  generalium  Ord.  Praedicatorum, 
1838  ff. 

3  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  18  20. 

*  D.  einzelnen  Orden  sollen  i.  Rom  a.  e.  Prokuraturliaus,  z,  mindesten  e.  Hospiz 
haben.     Pius  VII.  v.  22.  Aug.  1814. 

^  Sägmüller,  D.  Tätigk.  u.  Stell,  d.  Kard.  112. 

ö  C.  2  3  (Greg.  I.) ,  C.  XVIII ,  q.  2.  Ursprüngl.  setzte  d.  Bischof  d.  Abt  e. 
Nov.  9,  c.  9.     Ab.  schon  Justinian  ordnete  Wahl  a.     Nov.  123,  c.  34. 

"  C.  1  47,  X  de  elect.  I,  6.  Nachd.  es  allmähl.  Gebrauch  geworden  war,  daß  d. 
Mehrzahl  d.  Mönche  d.  Priesterweihe  empfing,  unterschied  man  zw.  professi  (Kleriker) 
u.  conversi  (Laien).  A.  i.  d.  Frauenorden  u.  Frauenkongregationen  unterscheidet 
man  vielfach  Chor-  u.  Laienschwestern.     Scher  er,  KR.  II  829 '^^ 

^  C.  2  in  Clem.  de  aet.  et  qualit.  1,  6.    Trid.  sess.  XXII  de  ref.  c.  4. 

^  C.  42,  X  de  elect.  I,  6.  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  6.  Statutar.  kann  a. 
e  Zweidrittelmajorität  gefordert  sein ,  namentl.  b.  e.  Wiederwahl.  Z.  solcher  ist, 
wenn  d.  päpstl.  approb.  Regel  nicht  anders  bestimmt,  päpstl.  Dispens  nötig. 
Greg.  XIII.,  „Exposcit"  v.  1.  Jan.  1583.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  22.  Mai  1896;  4.  Mai 
1901.   Vgl.  Bd  I,  S.  336  ff. 

^°  Reg.  Cancell.  n.  2.  Diese  Kanzleiregel  fand  ab.  i.  d.  meist.  Ländern  keine 
Aufnahme.  A.  deren  Stelle  trat  vielfach  d,  landesherrl.  Nomination.  Vgl.  Bd  I, 
S.  332  ff. 

Sägiuüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts,   n.    3.  Aufl.  27 


418  I^  •  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  3.  Kap. :  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

Wählbar  ist  nur,  wer  ehelicher  Geburt  ^  volle  vierundzwanzig  Jahre 
alt-,  Priester  und  Professe^,  nicht  irregulär,  exkommuniziert,  suspen- 
diert, interdiziert  oder  sonst  wegen  Vergehens  durch  das  Recht  aus- 
geschlossen ist*. 

Die  Vorsteherinnen  der  weiblichen  Klöster  oder  die  Äbtissinnen 
werden  unter  Intervention  des  Bischofs,  oder  des  Ordensobern,  von 
den  Professen  in  geheimer  Abstimmung  mit  Zweidrittelmajorität  auf 
drei  oder  sechs  oder  mehr  Jahre  oder  auf  Lebensdauer  gewählt 
Die  Gewählte  muß  professa,  ehelicher  Herkunft,  gänzlich  ehelos  und 
mindestens  vierzig  Jahre  alt  sowie  wenigstens  seit  acht  Jahren  in 
dem  betreffenden  Orden  sein.  Ist  keine  solche  Klostierfrau  da,  oder 
kann  solche  aus  keinem  andern  Kloster  genommen  werden,  so  ge- 
nügen auch  dreißig  Lebens-  und  fünf  Klosterjahre  ^. 

Der  oder  die  Gewählte  wird  dann  vom  Bischof  oder  Erzabt  oder 
Generalabt  oder  bei  exemten  Klöstern  vom  Papst  konfirmiert  und 
vom  Bischof  binnen  Jahresfrist  benediziert  6. 


1  C.  20,  X  de  elect.  I,  6.  C.  1,  X  de  filiis  presbyt.  I,  17.  Vgl.  Bd  I,  S.  316: 
ob.  S.  401,  A.  2. 

2  C.  7,  X  de  elect.  I,  6.    C.  1,  §  7  in  Clem.  de  stat.  monach.  III,  10. 

3  C.  1,  X  de  aet.  et  qualit.  I,  14.  C.  13  27  37  38  49,  X  de  elect.  I,  6.  Trid. 
sess.  XXV  de  regul.  c.  21. 

*  C.  8,  X  de  consuet.  I,  4.  C.  16,  X  de  elect.  I,  6.  Vgl.  a.  Bd  I,  S.  336 ;  ob.  S.  359.  — 
Würde  d.  Gewählten  e.  d.  erforderl.  Eigenschaften  abgehen,  so  müßte  Postulation 
eintreten.  C.  13  27,  X  de  elect.  I,  6.  C.  un.  Extrav.  comm.  de  postiil.  I,  2.  Vgl.  Bd  1, 
S.  340.  —  I.  Österr.  ist,  u.  d.  landesherrl.  Veto  geg.  e.  persona  minus  grata  auszuüben, 
etwa  a.  e.  staatl.  Kommissär  b.  d.  Walil  anwesend.  Verordnung  v.  3.  Aug.  1857. 
Seh  er  er,  KR.  II  793  i"^.  Haring,  KR.  745.  —  F.  Bayern  vgl.  Hergenr  ö  ther- 
Hollweck,  KR.  395  M  Ph-  Schneider,  D.  Mettener  Abtswahl  (A.  f.  k.  KR. 
LXXX  VI  [1906]  429  ff  798  ff).  H.  Le  vy-Bruh  1,  Etudes  sur  las  ölections  abbatiales 
en  France,  1914  ff.  Üb.  Abtswahlen  vor  u.  währ.  d.  Investiturstreites  Bd  I,  S.  328, 
A.  2;  S.  329,  A.  3.  H.  Claus,  Untersuchung  d.  Wahlprivilegien  d.  deutsch. 
Könige    u.  Kaiser  f.  d.  Klöster  v.  ihr.  erstmal.  Verleihung  b    z.  Jahre  1024,  1911. 

•'•  C.  43,  §  1  in  Vit"  de  elect.  I,  6.  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  7.  S.  C.  Conc. 
25.  März  1616;  27.  April  1830.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  29.  Jan.  1585;  26.  Aug.  1616. 
Richter- Schulte,  Conc.  Trid.  409  f.  Greg.  XIU.,  „Exposcit  debitum"  v. 
1.  Jan.  1583.  Greg.  XV.,  Jnscrutabili"  v.  5.  Febr.  1622.  S.  C.  de  Relig.  3.  Juni 
1910  (Acta  Ap.  Sedis  11  [1910]  483).  D.  Zweidrittelmajorität  kann  a.  d.  Akzeü 
liergestellt  werden.  Kommt  keine  Wahl  z.  stände,  so  ernennt  d.  Bischof  bzw.  d. 
Ordensobere  d.  Äbtissin.  Üb.  Wiederwahl  ob.  S.  417,  A.  9.  S.  C  Ep.  et  Reg. 
4.  Mai  1901  (A.  f.  k.  KR.  LXXXU  [1902]  346). 

«  C.  7,  X  de  consuet  1,  4.  C.  1,  X  de  suppl.  neglig.  prael.  I,  10.  C.  44,  X 
de  elect.  I,  6.  C.  14,  X  de  M.  et  0.  I,  33.  C.  2  in  Clem.  de  stat.  monach.  III.  10. 
l^ntif.  Rom.  tit.  De  bened.  abbatis.  Ben  ed.  XIII.,  „Commissi  Nobis"  v.  6.  Mai 
1725.  Schneider,  D.  Mettener  Abtswahl  a.  a.  0.  434  ff  798  ff.  —  üb.  Gelobung 
d.  Obedienz  Bd  I,  S.  286.     Üb.  Benediktion  Bd  I,  S.  443;  ob.  S.  62. 


§  190.    Die  Verfassung  und  Verwaltung  der  Orden.  419 

Bei  den  neueren  Orden  geschieht  die  Bestellung  der  Lokalobern 
laut  Ordensregel  meist  durch  die  Provinzialkapitel.  Der  Ordens- 
pro vinzial  sodann  wird  vom  Provinzialkapitel  und  der  Ordensgeneral 
vom  Generalkapitel  in  der  Regel  auf  eine  bestimmte  Zahl  von  Jahren 
gewählt.  Bei  den  Jesuiten  erfolgt  die  Bestellung  aller  Obern  durch 
den  General.  Dieser  selber  aber  wird  vom  Generalkapitel  auf  Lebens- 
dauer gewählt. 

IL  Der  Klostervorstand  ist  Inhaber  der  Familiär-  und  Regierungs- 
gewalt, wacht,  unterstützt  von  selbstgewählten  Gehilfen,  namentlich 
vom  Prior  1,  über  die  Disziplin,  übt  jure  ordinario  die  Seelsorge  über 
alle  Klosterinsassen  aus  2,  verhängt  Strafen  und  Zensuren,  wobei  er 
aber  das  Maß  nicht  überschreiten  soll  2,  bestimmt  über  Aufnahme  von 


^  C.  2,  X  de  stat.  monach.  III,  35.  V.  prior  claustralis  ist  z.  unterscheiden  d. 
p.  conventualis  od.  major,  d.  d,  Abte  rechtl.  gleichstehende  Vorstand  e.  z.  Stamm- 
kloster gehörigen  Niederlassung ;  sodann  d.  p.  obedientialis,  d.  Vorst.  e.  z.  Kloster 
gehörigen  Hofes.  Auß.  d.  Prior  kann  d.  Abt  noch  ernennen  e.  Subprior,  Dekane, 
e.  cellerarius,  oeconomus  usw. 

2  C.  16,  X  de  regul.  V,  31.  C.  6,  X  de  stat.  monach.  Ill,  85.  C.  16,  X  de 
excess.  prael.  V,  31.  C.  1  in  Clem.  de  privil.  V,  7.  C.  1,  Extrav.  comm.  de 
privil.  V,  7.  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  11.  Namentl.  bestellen  s.  d.  Beicht- 
väter   f.    d.    Klosterinsassen.     Klem.   VIII.    14.   März    1608.     C.   S.   Off.   5.   Juli, 

28.  Aug.  1899.  —  D.  Klostervorstände  selbst  sollen  nicht  beichthören  auß.  i.  casibus 
reservatis.  —  Ohne  Not  sollen  d.  Klosterinsassen  e.  Weltgeistl.  nicht  beichten. 
S.  C.  Conc.  23.  Sept.  1881.  Decr.  Poenit.  v.  U.  Mai  1902  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIII 
[1903]  117  f).  Ab.  d.  außerh.  d.  Klosters  befindl.  Ordenspersonen  hört  —  d.  Reser- 
vate ausgenommen  —  jeder  approb.  Beichtvater  gültig  Beicht.  Ben  ed.  XIV., 
„Quod  communi"  v.  30.  März  1742.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  16.  Sept.  1769;  27.  Aug. 
1852;  22.  April  1872  (A.  f.  k.  KR.  LXXVIl  [1897]  578j.  Decr,  Poenit.  v.  7.  Febr. 
1901;  14.  Mai  1902  (Ebd.  LXXXIII  [1903]  117f).  G.  Österle,  Sind  exemte 
Ordensleute  a.  Reisen  verpflichtet,  b.  ihr.  sie  begleitenden  Mitbruder  z.  beichten? 
(Theol.-prakt.  Qsch.  LXV  [1912]  55  ffj.  [Nein!]  N.  Dekret  d.  S.  C.  de  Relig.  v. 
5.  Aug.  1918  absolvieren  alle  approb.  Beichtväter  d.  Ordensleute  v.  all.  Sünden  u. 
Reservatfällen  (Acta  Ap.  Sedis  V  [1913]  431).  J.  Linneborn,  D.  neue  Ab- 
solutionsbefugnis d.  Beichtväter  gegenüb.  d.  Ordensleuten  (Theol.  u.  Glaube  V 
[1913]  799).  M.  Leitner,  Üb.  d.  sakram.  Absolution  d.  Ordenaleute  (Theol.- 
prakt.  Monatsschrift  XXIV  [1913/14]  150  ff).  —  D.  Äbte  können  a.  Reservatfälle 
aufstellen;  ab.  0.  Konsens  d.  Generalkapitels  nicht  mehr  als  elf  herkömmliche. 
Klem.  VIIL,  „Sanctissimus"  v.  26.  Mai  1593.  Vgl.  ob.  S.  48 ff.  St.  Feichter, 
D.  Absolutions-  u.  Dispensationsgewalt  d.  prael.  regul.  (Theol.-prakt.  Qsch.  LIV 
[1901]  770  ff). 

3  C.  16  (Syn.  v.  Orleans  a.  511,  c.  21),  C.  XVIII,  q.  2.  C.  3  (Syn.  v.  Agde 
a.  506,  c.  27),  C.  XX,  q.  4.  C.  10,  X  de  M.  et  0.  I,  33.  C.  8,  X  de  stat.  monach. 
lU,  35.  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  14.  Geg.  Übermaß  i.  d,  Bestrafung  steht 
d.   Recht   d.   Appellation    z.     C.  3  26,   X   de   appellat.  II,   28.     S.  C.  Ep.   et  Reg. 

29.  März  1889  will  keine  Kerkerstrafen  mehr  angewandt  wissen.  VgL  ob.  S.  369f; 
S.  415,  A.  5;  S.  416,  A.  1. 

27* 


420  I^  •  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  3.  Kap. :  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

Novizen  und  Ordensmitgliedern  sowie  über  das  Klostervermögen,  wo- 
bei er  aber  an  die  Zustimmung  des  Konvents,  d.  h.  der  Professen, 
gebunden  ist  ^.  Auch  kommen  dem  Abte  gewisse  Weihe-  und  Ehren- 
rechte zu  2.  Abte  und  andere  Regularprälaten  mit  quasiepiskopaler 
Jurisdiktion  sind  durch  die  Pontifikalinsignien  ausgezeichnet^. 

Die  Frauenklöster  standen  naturgemäß  von  Anfang  an  unter  der 
Jurisdiktion  des  Bischofs  *.  Und  darunter  verblieben  sie.  Dieselbe  ist 
dann  beschränkt,  wenn  das  Frauenkloster  etwa  unter  der  Leitung 
eines  nach  derselben  oder  ähnlicher  Regel  lebenden  Männerklosters 
sich  befindet.  Aber  selbst  in  diesem  Fall  hat  der  Bischof  die  Klausur^ 
und  die  Vermögensverwaltung  zu  überwachen^.  Der  Bischof  bestellt 
auch  für  jedes  Nonnenkloster  den  ordentlichen  Beichtvater,  und  zwar 
zunächst  für  drei  Jahre  ^,  Soll  dessen  Befugnis  auf  weitere  drei  Jahre 
prorogiert  werden,  so  müssen  zwei  Drittel  der  Nonnen,  und  bei  einem 
weiteren   Triennium   alle   zustimmen   und   die  Erlaubnis   der   Congre- 


^  C.  2,  X  de  solut.  III,  23.  C.  1  in  Clem.  de  reb.  eccl.  non  alien.  III,  4.  D. 
Schuldenmachen  seit.  d.  Klöster  u.  d.  Übernahme  größerer  Vermögensrecht!.  Ver- 
pflichtungen M-ill  steuern  d.  Instruktion  d.  S.  C.  de  Relig.  v.  30.  Juli  1909  (Acta 
Ap.  Sedis  I  [1909]  695  ff).  Vgl.  ob.  S.  397,  A.  1.  Bezügl.  Aufnahme  v.  Novizen  u. 
Ordensmitgliedern  vgl.  ob.  S.  402  406.  A.  Leinz,  D.  Supernumerarier  i.  d.  Klöstern 
(A.  f.  k.  KR.  LXXIX  [1899]  55  ff). 

2  Üb.  d.  Ordinationsrechte  vgl.  Bd  I,  S.  202  ff.  Üb.  d.  Präzedenz  siehe  Bd  I, 
S.  284.  Ihr  Titel  ist  „Reverendissimus".  Nicht  so  b.  d.  Äbtissin.  S.  C.  Ep.  et 
Reg.  30.  Juli  1897. 

^  Sie  tragen  Rin^  u.  Brustkreuz  u.  haben  a.  d.  Festtagen  b.  feierl.  Zelebration 
i.  ihr.  Klosterkirchen  e.  einf.  Mitra  (c.  6  in  VI*°  de  privil.  V,  7)  u.  e.  Hirtenstab 
m.  velum.  Dageg.  kommt  ihnen  e.  cathedra  u.  d.  siebte  Leuchter  nicht  z.  C.  S.  Rit. 
27.  Sept.  1659;  20.  Juli  1660.  Th.  Kl  in  da,  Tractatus  de  abbatibus  et  praepositis 
titularibus,  quem  agitata  de  usu  pontificalium  adumbravit  etc.,  1909.  Üb.  mittel- 
alterl.  Auszeichnungen  d.  Äbte  vgl.:  Seh  er  er,  KR.  II  735'^;  Chamard,  Les 
abb^s  usw.  siehe  ob.  S.  416,  A.  2;  G.  Schreiber,  Kurie  u.  Kloster  i.  12.  Jhdt 
I  (1910)  152  ff. 

*  C.  11  (Stat.  eccl.  ant.  c.  39),  C.  XVIIl,  q.  2. 

»  Ob.  S.  409  f. 

«Greg.  XV.,  .Inscrutabili"  v.  5.  Febr.  1622.  §5.  R  i  cht  er-Schulte,  Conc. 
Trid.  p.  539  f;  p.  401,  n.  13  ff. 

7  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  10.  Greg.  XV.  a.  a.  0.  Klem.  X.,  .Superna'' 
v.  21.  Juni  1670.  Ben  ed.  XIV.,  „Pastoralis"  v.  5.  Aug.  1748.  Üb.  d.  drei  Jahro : 
S.  C.  Ep.  et  Reg.  4.  März  1591;  S.  C.  sup.  stat.  Reg.  29.  Jan.  1847:  14.  Febr. 
1851.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  30.  Sept.  1903  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  [1904]  137  f).  D. 
etwa  V.  Ordensobern  aufgestellte  Beichtvater  bedarf  jedenfalls  d.  bischöfl.  Approbation. 
Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  10.  Greg.  XV.  a.  a.  0.  Vgl.  ob.  S.  45  ff.  A.  d.  Nonnen 
könn.  jetzt  v.  jedem  approb.  Beichtvater  absolviert  worden.  Ob.  S.  419,  A.  2.  D.  Beicht- 
vater d.  Nonnen  soll  ab.  kein  Mönch  sein.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  1.  Sept.  1905  (A.  f. 
k.  KR.  LXXXVl  [1906]  150  fj. 


§  190.    Die  Verfassung  und  Verwaltung  der  Orden.  421 

gatio  negotiis  Religiosorum  Sodalium  praeposita  dazukommen  ^  Außer- 
dem ist  den  Nonnen  für  zwei-  oder  dreimal  und  noch  öfter  im  Jahre 
der  auiserordentliche  oder  ein  sonst  gewünschter  Beichtvater  zuzuweisen 
oder  zu  gestatten  2. 

III.  Trotz  der  weitgehenden  Gewalt  des  Klostervorstandes  stehen 
die  Klöster  und  deren  Insassen,  soweit  sie  nicht  exemt  sind,  noch 
in  mancherlei  Hinsicht  unter  dem  Diözesanbischof,  so  z.  B.  bezüglich 
der  Feier  der  Sonn-,  Fest-  und  Fasttage 3,  der  Prozessionen^,  der 
Approbation  zum  Beichthören  der  Weltleute  ^,  der  Predigt  außerhalb 


*  Klem.  X.,  ^Superna"  v.  21.  Juni  1670.  Ben  ed.  XIV.,  „Pastoralis"  v. 
5.  Aug.  1748.     S.  C.  Ep.  et  Reg.  29.  Jan.  1847;  2.  Sept.  1853;  6.  Febr.  1872. 

2  Trid.  sess.  XXV  de  regul.  c.  10.  Ben  ed.  XIV.  a.  a.  0.  S.  C.  Ep.  et  Reg. 
17.  Dez.  1890;  17.  Aug.  1891;  7.  Dez.  1906.  Es  sollen  ab.  d.  Nonnen  d.  ordentl. 
u.  außerordentl.  Beichtvater  nicht  fortwährend  willkürl.  übergehen.  S.  C.  Ep.  et 
Reg.  1.  Febr.  1892  (A.  f.  k.  KR.  LXIX  [1893]  133  f  1.  Anderseits  darf  d.  Oberin  d. 
Nonne  d.  geford.  außerordentl.  Beichtvater  nicht  verweigern.  S.  C.  Ep.  et  Reg. 
5.  Aug.  1904  (Acta  S.  Sedis  XXXVII  [1904/05]  87  f).  Alle  diese  Normen  faßt  zu- 
sammen S.  C.  de  Relig.  3.  Febr.  1913  (Acta  Ap.  Sedis  V  [1913]  62  ff  243  ff).  — 
D.  sog.  Gewissensrechenschaft  v.  d.  Oberin,  ist  i.  allen  Orden  aufgehoben.  S.  C. 
Ep.  et  Reg.  17.  Dez.  1890.  Dekret:  .Quemadmodum"  (A.  f.  k.  KR.  LIV  [1891] 
448  ff;  LXIX  [1893]  133  i).  —  D.  hier  zunächst  v.  d.  Frauenorden  Bemerkte  gut 
entsprech.  a.  v.  d.  Frauenkongregationen.  Vgl.  a.  Bd  I,  S.  485.  —  F.  Schuppe, 
D.  neueren  relig.  Frauengenossenschaften  i.  ihr.  Beziehungen  z.  Ortspfarrer  u.  z. 
Beichtvater  (A.  f.  k.  KR.  XIX  [1868]  353  ff).  Th.  Kohn,  De  monialium  et  recent. 
congreg.  mulierum  confessario  (Ebd.  XLII  [1879]  241  ff).  Th.  Bauer,  Üb.  Ordens- 
privilegien (Stud.  u.  Mitt.  a.  d.  Bened.-  u.  Zisterz.-Orden  IX  [1888]  21  ff:  bes.  189  ff). 
A.  Arndt,  D,  Dekret  „Quemadmodum"  (17.  Dez.  1890)  f.  Ordensfrauen  u.  Laien- 
genossenschaften (A.  f.  k.  KR.  LXXVI  [1896]  227  ff).  Franco-Huber,  D.  päpsti 
Dekret  ^Quemadmodum"  v.  17.  Dez,  1892;  '^1902.  K.  M.  Rechenauer,  Seelen- 
leitung. Beicht  u.  Kommunionempfang  i.  Frauenklöstem  u.  d.  übrig,  religiös. 
Genossenschaften  m.  Laienobern.  N.  d.  2.  Aufl.  v.  Franco-Huber:  Dekret 
„Quemadmodum"  usw.,  1909.  J.  Ch.  Joder,  D.  Beichtvateramt  i.  Frauenklöstern 
(A.  f.  k.  KR.  LXXVII  [1898]  668  ff).  J.  Viteau,  Les  lois  de  l'Eglise  sur  la  con- 
fession  et  la  communion  des  religieuses,  1902.  L.  Lejeune,  La  confession  et  la 
communion  des  religieux  et  des  religieuses,  1903.  A.  Josephus,  De  ss.  com- 
raunionis  frequentia  in  familiis  religiosis,  1905.  A.  Vermeersch,  De  unitate 
confessarii  ordinarii  apud  moniales  et  sorores  (De  religiosis  etc.:  Periodica  V  [1911] 
(l)ff).  Bastien-Elfner,  Kirchenrechtl.  Handb.  f.  d.  religiös.  Genossenschaften 
m.  einfach.  Gelübden  (1911)  213  ff.  Fe  li  cien- Souar  n  ,  De  confessdriis  religio- 
sarum,  1912.  A.  Boudinhon,  Les  lois  canoniques  sur  les  confesseurs  de  reli- 
gieuses (Canoniste  cont.  XXXVI  [1913]  267  ff).  A.  Lehmkuhl,  D.  neue  Dekret 
üb.  d.  Beicht  d.  Ordensfrauen  u.  d.  Schwestern  relig.  Genossenschaften  (Theol.-prakt. 
Qsch.  LVI  [1913]  506  ff).    Weit.  Lit.  ob.  S.  40,  A.  2. 

3  Ob.  S.  272  ff  280  ff.  ^  Ob.  S.  267  f. 
'^  Ob.  S.  45  ff. 


422  I^- ßuch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Absclm.  3.  Kap. :  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

der  Ordenskirchen  ^  der  cura  animarum  in  den  mit  dem  Kloster  ver- 
bundenen Pfarreien  2. 

§  191. 
Die  Kongregationen. 

A.  Bizzarri,  Collectanea  usw.;  siehe  ob.  S.  394.  Ders. ,  Methodus,  qiiae  a 
S.  C.  Ep.  et  Reg.  servatur  in  approb.  novis  institutis  vot.  simpl.  (A.  f.  k.  KR.  XV 
[1866]  412  ff).  Leo  XIIT.,  .Conditae  a  Christo"  v.  8.  Dez.  1900.  Normae,  secundum 
quas  S.  C.  Ep.  et  Reg.  procedere  solet  in  approb.  novis  institutis  vot.  simpl.  v. 
28.  Juni  1901.  B.  Seh  eis.  D.  neuer,  relig.  Frauengenossenschaften  n.  ihr. 
rechtl.  Verhältnissen  dargestellt,  1857.  Traite  des  congrägations  seculieres  (Anal, 
jur.  pontif.  V  [1861]  52  ff ;  XXIV  [1885]  383  ff ;  XXVI  [1886]  954  ff).  Instituts 
seculiers  (Ebd.  XXVII  [1887]  689  ff).  Instituts  modernes  (Ebd.  XXVII  [1887]  164  ff). 
F.  Schuppe,  Studien  üb.  d.  relig.  neuer.  Frauengenossensch.  (A  f.  k.  KR.  XII 
[1864]  205  ff).  Ders.,  D.  Selbstverwaltung  d.  neuer,  relig.  Frauengenossensch. 
u.  ihr.  Verhältn.  z.  Diözesanbischof  (Ebd.  XIV  [1865]  167  ff).  Ders.,  D.  neuer, 
relig.  Frauengenossensch.  i.  ihr.  Beziehungen  z.  Ortspfarrer  u.  z.  Beichtvater  (Ebd. 
XIX  [1868]  353  ff).  Zusammengefaßt  hat  Schuppe  d.  Aufsätze  i. :  D.  AVeson  u. 
d.  Rechtsverhältnisse  d.  neuer,  relig.  Frauengenossensch.,  1868.  Craisson,  Des 
communautes  relig.  k  voeux  simples.  Legislation  can.  et  civile,  1S69.  Meynard, 
Reponses  can.  et  pratiques  sur  le  gouvernement  et  les  principaux  devoirs  des 
religieuses  ä  voeux  simples,  1879.  A.  Arndt.  D.  kirchl.  Rechtsbestimmungen  f. 
d.  Frauenkongregationen,  1901.  Ders.,  D.  kirchl.  u.  weltl.  Rechtsbestimmungen 
f.  Orden  u.  Kongregationen,  1904.  Siehe  ob.  S.  395.  V.  Nardelli,  Le  con- 
gregazioni  religiöse  di  voti  semplici  nei  rapporti  con  i  vescovi  secondo  la  Bolla 
„Conditae"  di  Leone  XllI,  1901.  [A.  i.  d.  Franz.  übers.].  A.  Boudinhon,  Les 
congregations  religieuses  ä  vceux  simples  (Canoniste  cont.  XXV"  [1902]  353  ff). 
P.  Bastian,  Constitution  ^Conditae  a  Christo"  de  Leon  XIII  sur  les  Instituts  ä 
voeux  simples  et  leur  relation  avec  l'autorite  diocesaine.  1902.  Ders.,  Directoire 
can.  ä  Tusage  des  congregations  a  voeux  simples,  1904;  ^1911.  Bastien-Elfner, 
Kirchenrechtl.  Handb.  f.  d.  religiös.  Genossenschaften  m.  einfach.  Gelübden,  1911. 
J.  Nervegna,  De  institutis  votorum  simplicium  et  religiosorum  et  monialium, 
1904.  A.  Battandier,  Guide  can.  pour  les  constitutions  des  inst,  ä  vceux  simples ^ 
1908.  M.  Felix,  Congregations  religieuses,  1908  ff.  F.  V  i  v  e  n  t  e ,  Manual  canonico 
sobre  institutos  de  votos  simplices,  1910.  M.  Mic  h  elet  ti,  De  superiore  com- 
munitatum  religiosarum,  1911.  E.  Thevenot,  Manuel  de  la  vie  religieuse  ä  l'usago 
des  congregations  ä  voeux  simples,  1912. 

I.  Kongregationen  (congregatio  religiosa,  institutio)  sind  freiwillige 
Vereine  von  Personen  desselben  Geschlechts  (quasi-regulares),  welche 


'  Ob.  S.  2. 

«  Ob.  S.  310.  Weit.  Punkte  gut  b.  H  e  r  g  e  n  r  ü  t  h  o  r  -  H  o  1 1  w  e  c  k  .  KR.  365  ff.  — 
Üb.  Dinge,  i.  welchen  a.  d.  exeniteu  Klöster  d.  Bischof  unterworfen  sind,  Bd  I,  S.  281 
289.  Vgl.  Wernz,  Jus  decretalium  III  2»  (1908),  411  f.  Vgl.  a.  Acta  et  decreta 
conc.  plen.  Amoricae  Latinae  (1899)  Nr  289  ff.  —  Z.  d.  Orden  betroff.  Anträgen  a. 
d.  Vatic:  Lämmer,  Z.  Kodif.  d.  kan.  Rs  91  ff  154  ff.  G  r  a  n  d  o  r  at  h -K  ir  cli, 
Gesch.  d.  Vatik.  Konzils  I  42  50  f  439  f. 


§  191.    Die  Kongregationen.  423 

durch  die  drei  einfachen  Gelübde  der  Armut,  Keuschheit  und  des  Ge- 
horsams und  durch  das  gemeinsame  Leben  nach  bestimmten,  kirchlich 
approbierten  Satzungen  (constitutiones)  in  eigens  hierfür  bestimmten 
Häusern  unter  Leitung  eines  Obern  nach  der  christlichen  Voll- 
kommenheit streben.  Dieselben  können  rein  beschaulich  sein,  stehen 
aber  in  der  Regel  im  Dienste  werktätiger  christlicher  Nächstenliebe. 

IL  Will  eine  Kongregation  innerhalb  einer  Diözese  sich  auftun, 
so  bedarf  sie  hierzu  nach  der  jetzt  das  Grundgesetz  für  die  Kongre- 
gationen bildenden,  dieselben  in  bischöfliche  und  päpstliche  unter- 
scheidenden Konstitution  Leos  XIIL  „Conditae"  vom  8.  Dezember  1900 
der  bischöflichen  Genehmigung  ^  Bei  fortschreitender  Entwicklung 
und  Ausdehnung  über  mehrere  Diözesen  ^  suchen  die  Kongregationen 
naturgemäß  die  päpstliche  Approbation  zu  erhalten.  Diese  wird  ihnen 
aber  nur  zu  teil,  wenn  sie  vom  Bischof  anerkannt  sind  und  sich  er- 
probt haben  ^.  Aufgehoben  kann  eine  bischöflich  approbierte  Genossen- 
schaft werden  durch  den  Bischof  oder  die  Bischöfe  und  eine  päpst- 
lich approbierte  durch  den  Papst  ■^. 

Zur  Errichtung  einer  Niederlassung  (Haus,  Station,  Filiale)  inner- 
halb einer  bischöflich  oder  päpstlich  approbierten  Kongregation  ist 
nur  bischöfliche  Erlaubnis  nötigt.  Die  Errichtung  aber  von  Novizen- 
und  Mutterhäusern  kann  vielfach  statutengemäß  und  allgemein  her- 
kömmlich nur  mit  päpstlicher  Genehmigung  erfolgen.  Soll  der  Bischof 
seine  Zustimmung  zur  Errichtung  einer  Niederlassung  geben,  so  müssen 
im  wesentlichen  die  auch  bei  Errichtung  eines  Klosters  innerhalb 
eines  Ordens  geforderten  Requisite  ^  vorhanden  sein.  Wie  zur  Er- 
richtung, so  ist  der  Bischof  auch  zur  Unterdrückung  einer  einzelnen 
Niederlassung  berechtigt  ^. 

in.  Die  Bedingungen  für  die  Aufnahme  betreffend  Alter,  Gesund- 
heit, guten  Ruf  usw.  sind  durch  die  Konstitutionen  näher  bestimmt. 
Die  in  Männerkongregationen  eintretenden  Novizen  bedürfen  auch  der 


'  „Conditae"  I,  1.  D.  Bischof  soll  zuvor  genaue  Nachforschungen  anstellen  üb. 
d.  Persönlichkeit  d.  Gründer,  ihre  Absichten,  ihre  Klugheit,  Subsistenzmittel  usw. 
(Ebd.  I,  2  ff).  Doch  hat  d.  Bischof  n.  neuer.  Bestimmung  s.  zuvor  u.  Erlaubnis  a.  d. 
Apost.  Stuhl  z.  wenden.    Pius  X.  v.  16.  Juli  1906  (Acta  S.  Sedis  XXXIX  [1906]  344 ff). 

"  Diözesankongregationen  dürfen  i.  e.  andere  Diözese  nur  m.  Genehmigung  beider 
Bischöfe  übergreifen.    „Conditae"  I,  4  5. 

^  D.  Genehmigung  seit.  d.  Papstes  bzw.  d.  C.  Ep.  et  Reg.  —  jetzt  C.  de  Relig.  — 
erfolgt  stufenweise :  zuerst  per  decretura  laudis  et  commendationis,  dann  p.  decr. 
confirmationis,  hern.  p.  decr.  approbationis  per  mod.  experimenti,  endl.  p.  decr. 
definitivae  approbationis. 

*  „Conditae"  I,  5  6;  II,  2.  ^  Ebd.  I,  2;  II,  3. 

«  Ebd.  I,  3.    Vgl.  ob.  S.  396  f.  "^  .Conditae^  I,  6. 


424  I^  •  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  3.  Kap. :  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

litterae  testimoniales  ^.  Ebenso  ist  ein  Noviziat  von  einem  vollen 
Jahre  nötigt.  In  den  weiblichen  Genossenschaften  geht  dem  Noviziat 
das  Postulat  von  einigen,  mindestens  sechs  bis  neun  Monaten  voraus, 
und  die  in  demselben  Befindlichen  werden  als  Aspirantinnen  oder 
Postulantinnen  bezeichnet^.  In  das  Postulat  dürfen  Personen,  die  das 
fünfundzwanzigste  Lebensjahr  bereits  überschritten:  haben  * ,  die  un- 
ehelich^ oder  verwitwet^  sind  oder  schon  einem  andern  religiösen 
Institut  angehört  haben  "^j  ohne  Erlaubnis  des  Apostolischen  Stuhles 
nicht  aufgenommen  werden.  Auf  das  Postulat  folgt  die  Einkleidung^ 
und  ein  verschieden  langes  Noviziat  ^  endlich  die  Ablegung  der  vota 
simplicia  oder  die  Profeß.  In  den  vom  Bischof  approbierten  Genossen- 
schaften hängt  die  Aufnahme,  Einkleidung  und  Gelübdeablegung  vom 
Bischof  ab  ^^.  In  den  päpstlich  approbierten  steht  die  Aufnahme,  Ein- 
kleidung und  Profeßablegung  dem  Obern  der  Kongregation  zu  mit 
Wahrung  der  nach  dem  Tridentinum  den  Bischöfen  zukommenden 
Rechte  betreffend  die  Prüfung  der  freien  Entschließung  bei  Jungfrauen  ^^ 

IV.  Die  Gelübde  werden  in  der  Regel  zunächst  als  zeitlich  be- 
schränkte, hernach  als  lebenslängliche  abgelegt:  vota  simplicia  per- 
petua^^^ 

V.  Was  die  Wirkungen  der  in  den  Kongregationen  abgelegten 
Gelübde  betrifft,  so  zeigt  sich  gerade  hierin  der  Unterschied  zwischen 


I 


*  Vgl.  ob.  S.  401. 

2  Vgl.  ob.  S.  400.  Scher  er,  KR.  II  862  22,  behauptet  entgeg.  d.  röm.  Praxis, 
daß  i.  d.  Kongregationen  kein  volles  Jahr  vorgeschrieben  sei.  W  e  r  n  z ,  Jus  decre- 
talium  III  2  2  (1908),  306. 

3  S.  C.  Ep.  et  Reg.  14.  Mai  1841;  1.  Jan.  1862;  22.  Mai  1896;  17.  Dez.  1897. 
Vgl.  ob.  S.  400,  A.  1. 

*  S.  C.  Ep.  et  Reg.  22.  Sept.  1896.  Doch  gewähren  einige  Konstitutionen 
30  Jahre.  Wo  üb.  d.  Alter  nichts  bestimmt  ist,  gelten  d.  Vorschriften  d.  Trident. 
Vgl.  ob.  S.  401  f. 

^  S.  C.  Ep.  et  Reg.  10.  Febr.  1895.     Vgl.  ob.  S.  401,  A.  2. 

^  Arndt,  D.  kirchl.  Rechtsbestimmungen  f.  d.  Frauenkongregationen  93  f. 

'  Vgl.  ob.  S.  401,  A.  2.     Arndt  a.  a.  0.  94  ff. 

8  S.  C.  Ep.  et  Reg.  27.  Sept.  1861 ;  5.  Juni  1865. 

'•*  Ein  b.  drei  Jahre.  Hieran  kann  d.  Obere  i.  einz.  Fall  o.  päpstl.  Erlaubnis 
nichts  ändern.     S.  C.  Ep.  et  Reg.  9.  Mai  1860;  16.  Nov.  1888. 

>o  .Conditae"  I,  7. 

"  Ebd.  U,  1.  Vgl.  ob.  S.  403.  D.  austret.  Novizen  ist  alles  Eingebrachte 
zurückzugeben  m.  Ausnahme  d.  gemachten  Auslagen.     S.  C.  Ep.  et  Reg.  5.  Mai  1891. 

*'  Wo  d.  Gelübde  nicht  z.  Händen  d.  Obern  abgelegt  wird,  besteht  a.  keine 
eigentl.  professio ;  so  b.  d.  Lazariston  (coni;.  saecularis).  —  D.  Eintritt  kann  a. 
o.  auadrückl.  Ablegung  v.  Gelübden,  d.  bloüen  Vertrag  od.  cidl.  erhärtetes  Ver- 
.sprechon  geschehen,  so  b.  d.  Oratorianern,  Sulpizianern,  Pallottinern.  D.  sind  ab.  streng 
genommen  keine  Kongregationen,    sondern  nur  religiöse  Institute;    vgl.  unt.  §  192. 


§  191.    Die  Kongregationeu.  425 

Orden  und  Kongregation.  Andere  Gelübde  werden  durch  diese  nicht 
aufgehoben,  sondern  nur,  soweit  sie  mit  dem  neuen  Gelübde  unver- 
träglich, für  die  Zeit  der  Zugehörigkeit  zur  Kongregation  suspendiert  ^ 
Ein  innegehabtes  Benefizium  wird  nicht  erledigt,  sondern  der  Bischof 
wird  den  Benefiziaten  zur  Resignation  innerhalb  bestimmter  Frist  auf- 
fordern und  nach  deren  Ablauf  die  Stelle  besetzen  2.  Das  Gelübde 
der  Keuschheit  bildet  nur  ein  aufschiebendes,  kein  trennendes  Ehe- 
hindernis ^.  Das  Votum  obedientiae  verpflichtet  zur  strikten  Befolgung 
der  Statuten  und  Befehle  der  Vorgesetzten  innerhalb  der  Konstitu- 
tionen •^.  Unmoralischem  Befehl  ist  nicht  zu  gehorchen.  Was  das 
Gelübde  der  Armut  betrifft,  so  behalten  die  Angehörigen  einer  Kon- 
gregation das  Eigentum  (dominium  radicale)  über  ihr  Vermögen,  aber 
Verwaltung,  Gebrauch  und  Nutznießung  ist  ihnen  untersagt;  viel- 
mehr müssen  sie  vor  der  Ablegung  der  Gelübde  Verwaltung,  Ge- 
brauch und  Nutznießung  an  Dritte,  etwa  an  die  Kongregation,  ab- 
treten 5.  Sie  können  aber  dieser  Zession  die  Bedingung  beifügen,  daß 
sie  jederzeit  widerrufbar  sei,  dürfen  jedoch  von  derselben  nur  Ge- 
brauch machen  mit  Erlaubnis  des  Apostolischen  Stuhles.  Auch  können 
dieselben  für  sich  erwerben.  Zwar  gehört  das,  was  sie  durch  Ai^beit 
verdienen,  der  Kongregation;  aber  für  sich  können  sie  erwerben 
durch  Schenkung  und  Erbschaft.  Über  all  ihr  Eigentum  können  die 
Kongregationsangehörigen  durch  Testament  und  mit  Erlaubnis  des 
zuständigen  Obern  auch  durch  negotia  inter  vivos  verfügen.  Um  so 
mehr  dürfen  sie  mit  Erlaubnis  der  Obern  die  durch  das  bürgerliche 
Gesetz  vorgeschriebenen  Rechtsgeschäfte  mit  ihrem  Vermögen  vor- 
nehmen^. Über  die  beim  Eintritt  in  die  Frauenkongregation  mit- 
gebrachte dos  steht  der  Schwester  kein  Verfügungsrecht  zu.  Was  mit 
ihr  bei  Austritt,  Entlassung  und  Tod  zu  geschehen  hat,  bestimmen 
die  Statuten.  Jedenfalls  darf  die  Kongregation  ihre  etwaigen  Aus- 
lagen hiervon  abziehen^. 


^  F.  Ballay,  Quaestiones  quaedam  de  votis  simplicibus  (A.  f.  k.  KR.  XVII 
[1867]  3  ff,  bes.  29). 

2  Bened.  XIV.,  „Ex  quo  dilectus"  v.  14.  Jan.  1747.  S.  C.  Conc.  14.  Dez.  1833. 
Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  37,  n.  2.     Vgl.  ob.  S.  404,  A.  3. 

^  Haben  Häuser  solcher  Institute  „bischöfliche"  Klausur,  so  stehen  d.  Bischof 
alle  Rechte  hierin  z.  Haben  sie  ab.  nur  „partielle''  Klausur,  so  hat  d.  Bischof  z. 
wachen,  daß  s.  keine  Mißbräuche  einschleichen.    „Conditae"   II,  4.     Ob.  S.  409  f. 

*  A.  hier  gibt  es  laut  Konstitutionen  leges  mere  poenales.     Ob.  S.  410  f. 

^  S.  C.  sup.  stat.  Regul.  12.  Juni  1858.     Nr  IX. 

6  S.  C.  Ep.  et  Reg.  15.  Juni  1860.     Vgl.  ob.  S.  411  f. 

'  S.  C.  Ep.  et  Reg.  23.  Juli  1860;  1.  Aprü  1861.  Vgl.  z.  B.  d.  f.  d.  Barm- 
herzigen Schwestern  i.  Württ.  besteh.  Bestimmungen,  enthalten  i.  Hirtenbrief  d. 
Bisch.  V.  Rottenburg  v.  10.  Juni  1855.    §  32  ff.     Vogt,  Sammlung  394  f. 


426  IV-  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  3.  Kap. :  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

VI.  Der  Austritt  steht  den  Gliedern  der  Kongregation  dann  frei, 
wenn  die  Gelübde  nur  auf  bestimmte  Zeit  abgelegt  wurden  und  die 
Zeit  abgelaufen  ist.  In  den  bischöflich  genehmigten  Kongregationen 
kommt  mit  Ausnahme  des  Gelübdes  der  ewigen  Keuschheit  dem  Bischof 
die  Dispens  von  den  Gelübden  und  die  Entlassung  aus  der  Genossen- 
schaft zu  ^  In  den  päpstlich  approbierten  Genossenschaften  steht  die 
Dispens  von  den  Gelübden,  seien  es  ewige  oder  zeitliche,  dem  Papste 
zu  2.  Die  Dispens  wird  aber  nicht  gegeben  ohne  Kommutation  in 
gute  Werke.  Eine  Entlassung  seitens  der  Kongregation  wegen  Ge- 
brechlichkeit oder  Krankheit  ist  nicht  erlaubt  3.  Eine  Ausstoßung 
kann  nur  bei  ünverbesserlichkeit  stattfinden  und  nach  genau  nor- 
miertem Verfahren  wie  in  den  Orden*. 

VII.  Was  die  Organisation  der  Männerkongregationen  betrifft,  so 
haben  sie,  wenn  sie  über  mehrere  Diözesen  ausgebreitet  sind,  einen 
Generalobern,  über  dem  wohl  noch  ein  Kardinalprotektor  steht.  Der 
Generalobere  sowie  einige  Assistenten  werden  vom  Generalkapitel 
entweder  für  eine  bestimmte  Zahl  von  Jahren  oder  für  immer  ge- 
wählt^. Der  Generalobere  bestellt  die  Provinziale  und  diese  die 
Vorsteher  der  einzelnen  Häuser.  Wo  aber  die  Provinziale  fehlen,  be- 
sorgt dieses  der  General,  der  auch  über  die  Verwendung  der  ein- 
zelnen Kongregationsmitglieder  entscheidet*^.  An  sich  unterstehen  die 
Männerkongregationen  der  Jurisdiktion  des  Bischofs,  nur  erstreckt 
sich  dieselbe  nicht  auf  die  Angelegenheiten  der  Kongregation  ^.  Aber 
dieselben  sind  in  der  Regel  der  bischöflichen  Jurisdiktion  mehr  oder 
weniger  entnommen,  so  z.  B.  die  Redemptoristen,  und  ebenso  das  ein- 
zelne Kloster  dem  Pfarrverband  s. 


'  „Conditae"  I,  8.  Dieselbe  darf  ab.  nicht  o.  Wissen  u.  Willen  d.  Obern  ge- 
geben werden. 

^  Ebd.  II,  2.  B.  d.  leichter  z.  erhaltenden  Dispens  kommt  d.  Annullation  d. 
Gelübde  od.  d.  Säkularisation  i.  d.  Kongr.  seltener  vor.  Wenn  je,  so  hat  sie  analog 
d.  Annullation  d.  Ordensgeliibde  od.  d.  Säkularisation  i.  Orden  z.  geschehen.  Vgl. 
ob.  S.  412  f  414. 

3  S.  C.  Ep.  et  Reg.  13.  Dez.  1859;  24.  Sept.  1860. 

*  Vgl.  ob.  S.  415.  -  A.  d.  a.  ihre  Bitte  od.  n.  Ablauf  ihr.  Gelübde  od.  a. 
Grund  v.  Dispens  entlass.  Geistlichen  dürfen  d.  Kongregationshaus  nicht  verlassen, 
ehe  sie  e.  Bischof  gefunden  haben,  d.  s.  aufnimmt  u.  f.  ihr.  Unterhalt  sorgt;  sonst 
trifft   sie  ebenfalls  d.  Suspension.     Leo  XllL,  „Auctis"  v.  4.  Nov.  1892,    Nr  9  10. 

^  D.  Bestätigung  gibt  d.  C.  de  Relig.  Üb.  etwaige  Wiederwahl  siehe  ob. 
S.  417,  A.  9. 

''  Alle  drei  Jahre  ist  v.  d.  Generalobern  Bericht  a.  d.  Apost.  Stuhl  n.  bestimmt. 
Formular  z.  erstatten.     D.  Formular  i.  Acta  S.  Sedis  XXXIX  (1906)  348  ff. 

'  „Conditae"  I,   10  11;  II,  3  5  8  10  11. 

*  R.  v.  Sametana,  D.  Exemtion  d.  Kongreg.  d.  Allerheil.  Erlösers  (A.  f.  k. 
KR.  XVII  [1867]  462  ff).    Vgl.  Bd  I,  S.  485. 


§  191.    Die  Kongregationen.  427 

Auch  die  Frauenkongregationen  haben  in  der  Regel  eine  zentrali- 
sierte Regierung.  An  ihrer  Spitze  steht  die  Generaloberin  (moderatrix 
s.  superiorissa  generalis).  Dieselbe  wird  gemäß  den  Konstitutionen  auf 
bestimmte  Zeit  von  den  berechtigten  Wählerinnen,  den  Schwestern 
oder  einem  bestimmten  Teil  derselben,  etwa  den  Lokaloberinnen,  ge- 
wählt, bei  den  bischöflich  approbierten  Genossenschaften  unter  Autori- 
tät des  Bischofs,  bei  den  päpstlich  approbierten  auf  dem  Generalkapitel 
unter  Intervention  des  betreffenden  Diözesanbischofs  als  Apostolischen 
Delegaten  ^  Ihr  werden  auch  vom  Generalkapitel  drei  bis  sechs  Assi- 
stentinnen (consilium  generale,  Ratsschwestern)  beigegeben,  welche 
in  wichtigen  Angelegenheiten  Dezisivvotum  haben.  Die  Generaloberin 
ernennt  u.  a.  die  Novizenmeisterinnen,  bestätigt  die  gewählten  Oberinnen 
der  Provinzialmutterhäuser,  visitiert  die  Häuser,  leitet  die  V^erhand- 
lungen  mit  den  Bischöfen  wegen  Gründung  neuer  und  Schließung  alter 
Häuser  2.  Sie  hat  aber  in  allen  wichtigen,  die  ganze  Kongregation 
betreffenden  Angelegenheiten  die  Genehmigung  des  Kardinalprotektors 
nachzusuchen  ^.  Im  übrigen  sind  die  Frauenkongregationen  der  bischöf- 
lichen Jurisdiktion  unterstellt.  Der  Bischof  hat  das  Visitations-  und 
Inspektionsrecht.  Er  bestimmt  die  Seelsorger,  Beichtväter  und  Fre- 
diger. Er  überwacht  alle  Spiritualien,  die  Disziplinarsachen,  wozu 
auch  die  Klausur  gehört,  und  die  Vermögensverwaltung"^.  Nicht  aber 
hat  er  das  Recht,  Rechenschaft  über  das  Vermögen  der  päpstlich  an- 
erkannten Kongregation  oder  einzelner  Häuser  derselben  zu  fordern  ^. 
Reicht  die  Kongregation  nicht  über  die  Diözese  hinaus,  so  ernennt 
der  Bischof  in  der  Regel  einen  Superior,  der  die  allgemeine  Aufsicht 
führt,  als  geistlicher  Ratgeber  der  Generaloberin  die  Novizen  prüft, 
die  Gelübde  abnimmt,  die  Wahlen  leitet^.  Die  pfarrlichen  Rechte 
über  die  einzelnen  Niederlassungen  bestehen  unbeschränkt  7. 


»  .Conditae"  I,  9;  II,  1.  ^  g    q    gp.  et  Reg.  9.  Juni  1860. 

'  D.  Kardinalprotektor  erhält  jährl.  Bericht  üb.  d.  Genossenschaft,  vermittelt 
b.  Differenzen  zw.  d.  Generaloberin  u.  d.  Bischof  od.  d.  Assistentinnen,  ernennt  b. 
Tode  d.  Generaloberin  e.  Stellvertreterin,  vertritt  d.  Kongregation  i.  Rom  usw. 
Üb.  Berichte  a.  d.  Apost.  Stuhl  ob.  S.  426,  A.  6. 

*  „Conditae"  I,  10  11;  II,  3  4  5  8  10  11.  Üb.  Klausur  u.  Beichtvater  vgl. 
ob,  S.  425,  A.  3;  S.  420  f.  Bemerkt  sei  noch,  daß  d.  Urteil  üb.  d.  Empfang  d. 
Kommunion  nur  b,  Beichtvater,  nicht  b.  d.  Klostervorsteher  od.  d.  Klostervor- 
steherin liegt.  S.  C.  Ep.  et  Reg.  17.  Dez.  1890;  17.  Aug.  1891.  Exemtionen  v. 
d.  bischüfl.  Jurisdiktion  gibt  es. 

^  „Conditae"  II,  9.  Handelt  es  s.  ab.  u.  f.  Gottesdienste  od.  wohltätige  Zwecke 
bestimmte  Stiftungen  od.  Legate,  so  hat  d.  Bischof  d.  Oberaufsicht. 

^  Vgl.  z.  B.  d.  f.  d.  Superior  d.  Barmh.  Schwestern  i.  d.  Diöz.  Rottenb.  geltend. 
Bestimmungen.     Vogt,  Sammlung  389  ff. 

'  Bd  I,  S.  485.     Exemtion  gibt  es. 


428  IV-  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.  3.  Kap.:  D.  Orden u.  Kongregationen. 

Von  selten  der  Staaten  gelten  für  die  Kongregationen  so  ziemlich  die 
gleichen  Gesetze  wie  für  die  Orden  \ 

§  192. 
Die  religiösen  Institute  und  Bruderschaften. 

Decr.  Greg.  IX.  1.  III,  t.  36  de  relig.  domib.  Lib.  sext.  III,  17.  Const.  Clem. 
III,  11.     Extrav.  Joann.  XXII.  t.  VII.     Extrav.  comm.  III,  9. 

Alt.  Lit.  b.  Scher  er,  KR.  11  871.  L.  Muratori,  De  piis  laicorum  con- 
fraternitatibus.  Diss.  LXXV  (Antiquitates  Ital.  VI  [Mediol.  1742]  447  ff ).  Tho- 
massin  P.  I,  1.  3,  c.  42  f  51  63  f.  Bouvier,  D.  Ablaß,  d.  Bruderschaften  u.  d. 
Jubiläum,  1844.  Les  confreries  (Anal.  jur.  pontif.  XXIV  [1885]  1081  ff).  Tarn  assi  a, 
L'affratellamento,  1886.  Th.  Kolde,  D.  kirchl.  Bruderschaften  u.  d.  relig.  Leben 
i.  modern.  Katholizismus,  1895.  [Gehässig.]  Tachy,  Traite  des  confräries,  1896. 
Maurel-Beringer,  D.  Ablässe,  ihr  Wesen  u.  Gebrauch  ^'\  1906.  J.  B.  F  e  r  r  e  r  e  s, 
Las  cofradias  y  congregaciones  eclesiasticas^,  1907.  [A.  i.  d.  Ital.  übers.]  E.  Stolz, 
Schwab.  Bruderschaftsleben  (Hist.-pol.  Blätter  CXLVIII  [1911]  759  ff).  [Gibt  e. 
treffl.  Überblick  üb.  d.  Entwickl.  d.  Bruderschaften  überh.]  Ders. ,  D.  Urbans- 
bruderschaft  i.  Rottenburg  a.  N.,  1913.    Werminghof  f ,  Verfassungsgschte  ^  192  ff. 

I.  Religiöse  Institute  sind  Vereinigungen  von  Personen  einerlei 
Geschlechts  zum  Zweck  gemeinsamen  Zusammenlebens  nach  einer 
kirchlich  anerkannten  Regel  unter  einem  Obern,  aber  ohne  ausdrück- 
liche Gelübde,  behufs  Erreichung  besonderer  religiöser  Zwecke.  Auch 
bei  ihnen  geht  dem  Eintritt  ein  Noviziat  voran.  Eine  Entlassung 
kann  ohne  besondern  Grund  durch  beiderseitige  Übereinkunft  zwischen 
dem  Obern  und  dem  betreffenden  ]\Iitglied  erfolgen.  Ein  gerechter 
Grund  zum  Austritt  müßte  dann  vorhanden  sein,  wenn  das  IVIitglied 
versprochen  hätte,  im  Institut  zu  bleiben  und  dieses  Versprechen  im 
Namen  des  Instituts  vom  Obern  wäre  angenommen  worden  2. 

II.  Bruderschaften  (confraternitates,  sodalitates)  sind  von  der  Kirche 
anerkannte,  unter  ihrer  Aufsicht  stehende,  also  kanonisch  instituierte 
Vereinigungen  von  in  der  Welt  Lebenden  zur  Übung  besonderer  guter 
Werke  oder  zur  Erreichung  bestimmter  kirchlicher  Zwecke,  aber  ohne 
Ablegung  von  Gelübden,  ohne  Regel,  ohne  vita  communis,  mit  freiem 
Ein-  und  Austritt. 

Vereine  zur  Übung  guter  Werke  bildeten  sich  in  der  Kirche  sehr  bald, 
so  in  Konstantinopel  die  Asketerien  für  Totenbestattung ',  in  Alexandrien 
die  Parobolani  zur  Krankenpflege  *.  Seit  der  Karolingerzeit  entstanden  Gebets- 


'  Ob.  S.  398  f;  S.  403  411  f.  —  Üb.  Wünsche  u.  Anträge  a.  d.  Vatic. :  Lämmer, 
Kodif.  d.  kan.  lis  156;  G  r  an  d  er  atli  -  K  ir  ch  ,  Gesch.  d.  Vatik.  Konzils  I  440. 
2  Ob.  S.  424,  A.  12.  ^  Kirchenloxikon  ^  s.  h.  v. 

*  Realcnzykl.  d.  christl.  Altertümer  s.  h.  v. 


§  192.    Die  religiösen  Institute  und  Bruderschaften.  429 

Verbrüderungen  zwischen  den  Klöstern,  den  Mitgliedern  von  Provinzial-  und 
Diözesansynoden,  den  Geistlichen  eines  Dekanats.  In  diese  Verbrüderungen 
wurden  auch  Laien  aufgenommen.  A^ereinszweck  war  Stiftung  und  Lesung 
von  Messen,  Schenkungen  an  Kirchen,  Gebet  für  geistliche  und  weltliche 
Obrigkeit,  Almosengeben  und  namentlich  Sorge  für  das  Begräbnis  und  das 
Seelenheil  verstorbener  Mitglieder  ^  Wieder  andere  geistliche  Verbrüderungen 
entstanden  dadurch,  daß  Gilden,  Innungen,  Zünfte  und  Kaiandgesellschaften 
sich  zum  Teil  als  rein  geistliche,  zum  Teil  als  bereits  bestehende  Berufs- 
genossenschaften zu  gemeinsamen  religiösen  und  kirchlichen  Übungen  ver- 
pflichteten -.  Die  Bruderschaften  im  heutigen  Sinne  entstanden  aber  mehr 
im  Anschluß  an  die  Bettelorden,  um  auch  den  Nichtmitgliedern  auf  Grund 
besonderer  Andachtsübungen  und  guter  Werke  Anteil  an  den  guten  Werken 
und  Privilegien  des  Klosters  und  des  Ordens  zu  verschaffen.  Typisch  hierfür 
ist  der  Dritte  Orden  des  hl.  Franziskus  ^  In  neuerer  Zeit  haben  trotz  Hem- 
mung durch  die  flache  Aufklärung  die  Bruderschaften  einen  großen  Aufschwung 
genommen  *.    Hervorgehoben  seien  die  Marianischen  Kongregationen  ^ 

Errichtet   kann  eine  Bruderschaft  nur  werden  durch  den  Bischof, 
außer  der  Apostolische  Stuhl  habe  sich  die  Errichtung  reserviert  oder 


^  A.  Ebner,  D.  klösterl.  Gebetsverbrüderungen  b.  z.  Ausgang  d.  karol.  Zeit- 
alters, 1890.  [M.  reich.  Lit.]  0.  Hafner,  Verbrüderungsvertrag  zw.  Hirsau, 
St  Blasien  u.  Muri  (Stud.  u.  Mitt.  a.  d.  Bened.-  u.  Zisterz.-Orden  XVII  [1896]  3f). 
Sägmüller,  D.  Entwicklung  d.  Archipresbyterats  u.  Dekanats  b.  z,  Ende  d. 
Karohngerreichs  (1898)  63  f.  E.  Michael,  Gesch.  d.  deutsch.  Volkes  v.  13.  Jhdt 
b.  Z.Ausgang  d.  MAs  ^  II  (1899)  58.  G.  Ferri,  La  Romana  Fraternitas  (Archivio 
della  societa  rom.  di  stör.  patr.  XXVI  [1903]  453  ff).  E.  Möller,  D.  Elenden- 
brüderschaften,  1906.     Scherer,  KR.  II  876 '^ 

2  Wilda,  D.  Gildenwesen  i.  MA.  (1831)  344  ff.  0.  Gierke.  D.  deutsche 
Genossenschaftsrecht  I  (1868)  220  ff.  J.  Rautenstrauch,  D.  Kaiandbrüder- 
schaften, 1903.  J.  Sommer,  Westfäl.  Gildenwesen  m.  Ausschluß  d.  geistl,  Brüder- 
schaften u.  d.  Gewerbsgilden  (A.  f.  Kulturgschte  VJI  [1909]  493  ff).  A.Meister, 
D.  Anfänge  d.  Gildenwesens  (Festgabe  f.  H.  Grauert  [1910]  30  ff).  Scherer,  KR. 
II  872". 

*  Nikolaus  IV.,  „Supra  montem"  v.  17.  Aug.  1289.  Leo  XIII.,  „Auspicato" 
V.  17.  Sept.  1882;  .Misericors"  v.  30.  Mai  1883.  Manche  Dritte  Orden  sind  wirkl. 
Kongregationen.  Knöpf  1er,  Kgschte  *  438.  Funk-Bihlmeyer,  Kgschte^  444. 
Hauck,  Kgschte  Deutschlands  V  P  (1911),  416ff.  Scherer,  KR.  II  878«^ 
Friedberg,  KR.«  284. 

*  Diözesanarchiv  v.  Schwaben  XXXII  (1905)  1  ff.  Schwäbisches  Archiv  XXVI 
(1908)  97ft\     Vgl.  Stolz  a.  a.  0.  831  S. 

^  M.  V.  Sattler,  Gesch.  d.  Marian.  Kongregationen  i.  Bayern,  1864.  Ph. 
Löffler,  D.  Marian.  Kongregationen  od.  Sodalitäten  (Stimmen  a.  M.-L.  1884,  II 
230  ff).  Ders  ,  D.  Marian.  Kongregationen  i.  ihr.  Wesen  u.  i.  ihr.  Gesch.',  1911. 
Congregatio  Mariana  academica  z.  Freib.  i.  Br. ',  1908.  F.  Beringer,  De  congre- 
gationibus  Marianis  documenta  et  leges,  1909.  J.  B.  Mehler,  Kurze  Gesch.  d. 
Marian.  Kongregation  Regensburg  1592 — 1908,  1909.  B.  Duhr,  Z.  Gesch.  d.  Marian. 
Kongregationen  i.  Deutschi.  (St.  a.  M.-L.  1910,  I  157  S). 


430  IV.  Buch.  D.  Yerwalt.  d.  Kirche.  3.  Abschn.   3.  Kap  :  D.  Orden  u.  Kongregationen. 

einen  Ordensgeneral  delegierte  Will  der  Ordensgeneral  selber  eine 
Bruderschaft  errichten,  so  bedarf  er  der  Zustimmung  des  Bischofs  2. 
Ebenso  ist  bischöfliche  Erlaubnis  notwendig,  wenn  eine  bereits  be- 
stehende Bruderschaft  einer  Erzbruderschaft,  d.  h.  einer  solchen,  die 
andere  in  sich  aufnimmt,  aggregiert  werden  soll,  damit  sie  an  deren 
Privilegien  und  Ablässen  Anteil  habe^.  Wie  die  Errichtung  einer 
Bruderschaft  im  allgemeinen  dem  Bischof  zusteht,  so  auch  die  Prüfung 
und  Verbesserung  ihrer  Statuten*.  Dem  Bischof  kommt  auch  deren 
Visitation  selbst  an  exemten  Kirchen  zu  ^.  Endlich  kann  derselbe  eine 
Bruderschaft  aus  gutem  Grunde  aufheben  ß. 

Bedingungen  für  Errichtung  einer  Bruderschaft  sind,  dafs  sie  um- 
sonst geschieht"^,  dala  an  demselben  Ort  nur  eine  Bruderschaft  der- 
selben Art  und  desselben  Namens  ist^,  daß  Bruderschaften  im  strengen 


'  Klem,  VIIL,  .Quaecuraque"  v.  7.  Dez.  1604.  S.  C.  Indulg.  28.  Aug.  1752.  — 
Üb.  Reserv.  f.  d.  Apost.  Stuhl:  S.  C.  Indulg.  22.  Dez.  1710;  17.  Febr.  1718; 
16.  Sept.  1723;  29.  Febr.  1864.  —  Pius  X.  hat  d.  Angelegenheiten  d.  Bruderschaften 
d.  S.  C.  Concihi  überwiesen.  Siehe  Bd  I,  S.  423.  —  Z.  Delegation:  S.  C.  Indulg. 
16.  Juli,  17.  Sept.,  19.  Nov.  1887;  22.  Febr.  1888;  18.  Juni  1892.  —  D.  General- 
vikar kann  e.  Bruderschaft  nur  m.  bischöfl.  Spezialmandat  errichten.  S.  C  Indulg. 
18.  Aug.  1868.  —  D.  Kapitularvikar  soll  s.  d.  Errichtung  enthalten.  S.  C.  Indulg. 
23.  Nov.  1878. 

2  S.  C.  Indulg.  1.  Sept.  1747;  5.  Febr.  1841;  8.  Jan.  1861;  31.  Jan.  1893; 
25.  Aug.  1897.  Wenn  d.  Bischof  d.  Errichtung  i.  s.  Diözese  verweigert,  steht  d. 
Rekurs  n.  Rom  a.  d.  Cong.  Conc.  frei.     S.  C.  Conc.  20.  Mai  1882. 

3  S.  C.  Indulg.  8.  Jan.  1861;  19.  Okt.  1866. 

*  Klem.  VIII.  a.  a.  0.  §  5.     S.  C.  Indulg.  22.  Aug.  1842;  12.  Mai  1843. 

^  Trid.  sess.  XXII  de  ref.  c.  8.  S.  C.  Conc.  23.  Juni  1719;  16.  Sept.  1722; 
3.  Sept.  1730;  7.  April  1731.  Wäre  ab.  d.  Bruderschaft  d.  Landesherrn  unterstellt, 
so  bedürfte  d.  Bischof  dess.  Erlaubnis  z.  Visitation.  Trid.  sess.  XXII  de  ref.  c.  8. 
Ob.  S.  810.  D.  Bischof  hat  d.  Bruderschaft  Rechenschaft  üb.  d.  Vermögen  abzu- 
legen. Trid.  sess.  XXII  de  ref.  c.  9;  Sess.  XV  de  ref.  c.  8.  Richter- Schulte, 
Conc.  Trid.  167  ff.  D.  Bischof  ordnet  a.  d.  Art  d.  Sammeins  v.  Almosen  u.  dess. 
Verwendung  a.     Klem.  VIII.  a.  a.  0.     §  8. 

•^  S.  C.  Ep.  et  Reg.  6.  März,  15.  Mai  1888;  25.  Jan.  1890;  7.  Sept.  1895.  Da 
d.  Bruderschaften  n.  kirchl.  Rechte  Jurist.  Persönlichkeiten  sind,  so  können  sie  als 
solche  a.  0.  Glieder  weiterbestehen.  D.  Willen  d.  Mehrzahl  d.  Bruderschaftsmit- 
glieder u.  m.  Zustimmung  d.  Bischofs  kann  e.  Bruderschaft  a.  transferiert  werden. 
S.  C.  Conc.  5.  Juni  1734;  22.  März  1760. 

'  Klem.  VIII.  a.  a.  0.  §  11.  S.  C.  Indulg.  8.  Jan.  1861.  D.  Schreibgebülir 
darf  30  Franken  nicht  übersteigen. 

'  Klem.  Vi II.  a.  a.  0.  §  2.  D.  neuere  Erlasse  ist  es  ab.  gestattet,  i.  größeren 
Städten  a.  d.  verschied.  Stadtpfarrkirchen  gleichnamige  Bruderschafton  z.  errichten. 
S.  C.  Indulg.  31.  Jan.  1893;  20.  Mai  1896.  D.  Sakraments-,  Rosenkranz-  u.  Herz- 
Jesu-Bruderschaft  können  neb.  jeder  andern  bestehen.  S.  C.  Indulg.  7.  Febr.  1607. 
S.  C.  Ep.  et  Reg.  3.  Febr.  1610. 


§  192.    Die  religiösen  Institute  und  Bruderschaften.  431 

Sinne  nicht  an  Kirchen  von  Nonnenklöstern  oder  Frauenkongregationen 
errichtet  werden  ^  endlich  daß  an  ihrer  Spitze  ein  vom  Bisehof  be- 
stellter Priester  steht,  der  nicht  der  Pfarrer  zu  sein  braucht,  außer 
es  sei  an  dem  Orte  nur  ein  Pfarrer  2. 

Die  Aufnahme  geschieht  durch  den  Lokalvorstand  der  Bruder- 
schaft bei  denjenigen,  welche  aus  dem  Territorium  der  Bruderschaft 
stammen,  persönlich  darum  bitten  und  nicht  unwürdig  sind^.  Die 
Aufgenommenen  werden  der  Rechte  und  Gnaden  der  Bruderschaft 
teilhaftig,  haben  aber  auch  deren  Pflichten  zu  erfüllen.  Doch  ist  die 
Pflicht  keine  rechtliche  und  stehen  keine  Strafen  auf  deren  Ver- 
säumnis. 

Kanonisch  errichtete  Bruderschaften  sind,  wie  bemerkt  \  kirchliche  Kor- 
porationen mit  dem  Recht,  Vermögen  zu  besitzen.  Sollen  sie  auch  staatliche 
Korporationsrechte  haben,  so  müssen  sie  vom  Staate  als  Korporationen  an- 
erkannt sein  ^  Als  Vereine  unterstellt  sie  der  Staat  den  innerhalb  seiner 
Grenzen  geltenden  Gesetzen  über  die  Vereine  ^. 


1  S.  C.  Indulg.  9.  Nov.  1595;  29.  Febr.  1864;  S.  C.  Ep.  et  Reg.  22.  Aug.  1891; 
18.  Jan.  1907  (Acta  S.  Sedis  XL  [1907]  141  ffj.  Indulte:  Pius  IX.  26.  Nov.  1861; 
Leo  XIII.  7.  Juli  1883.  B.  Melata,  De  erectione  fraternitatura  in  monialium 
monasteriis,  1906. 

2  S.  C.  Indulg.  7.  Juni  1842;  8.  Jan.  1861;  16.  Juli  1887.  Jedenfalls  sind  d. 
Bruderschaften  i.  d.  Pfarrkirchen  bezügl.  ihr.  kirchl.  Feiern  v.  Pfarrer  abhängig, 
nicht  ab.  i.  and.  Kirchen.  C.  S.  Rit.  10.  Dez.  1703.  Lingen-Reuß,  Causae 
selectae  Nr  488  ff. 

»  S.  C.  Indulg.  26.  Jan.  1871;  18.  April  1878;  26.  Nov.  1880.  Doch  gilt  d. 
Beschränkung  a.  d.  Territorium  nur  f.  lokal  umschrieb.  Bruderschaften,  nicht  f. 
universale.  S.  C.  Indulg.  26.  Nov.  1880;  16.  Juli  1887.  —  Üb.  i.  d.  Diözese  Rotten- 
burg, besteh.  Bruderschaften  Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  1  363  ff. 

*  S.  430,  A.  6. 

^  Partizipiert  e.  Bruderschaft  a.  d.  Jurist.  Persönlichkeit  d.  Kirche,  welcher  sie 
s.  angeschlossen  hat?  (A.  f.  k.  KR.  III  [1858]  48  ff).  Schiappoli,  Condizione 
giuridica  delle  confraternitä  ecclesiastiche  (Giurisprudenza  ital.  IV  241  ffj.  C  0  r  t  i  n  e, 
Le  confraternitä  e  lo  stato,  1903.  F.  Triebs,  D.  Rechtsfähigkeit  d.  Liebfrauen- 
gilde i.  Ratibor  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVIII  [1908]  50  ff). 

«  BGB.  §  21  ff.  Preuß.  Vereinsges.  11.  März  1850.  §  2.  Bayr.  Vereinsges. 
26.  Febr.  1850.  §  12.  Sachs.  Vereinsges.  22.  Nov.  1850.  §  19.  Bad.  Ges.  9.  Okt. 
1860.  §  3;  21.  Nov.  1867.  D.  Vereinsgesetz  f.  d.  D.  Reich  v.  19.  April  1908, 
§  24,  hat  hier,  keine  Änderung  gebracht.  Österr.  Ges.  v.  15.  Nov.  1867.  — 
I.  Preußen  waren  unbegreiflicherweise  relig.  Verbindungen  a.  höheren  ünterrichts- 
anstalten  d.  Ministerialreskript  v.  3.  Juli  1872  verboten.  Einige  Erleichterung 
brachte  d.  Ministerialerl.  v.  23.  Jan.  1904  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  [1904]  375  f). 
<  D.  Marian.  Kongregationen  u.  d.  Ministerialerl.  v.  23.  Jan.  1904.  V.  e.  Priester 
d.  Diöz.  Breslau,  1904.  E.  unbeschränktes  Verbot  besteht  noch  i.  Hessen  v,  8.  Febr. 
1892.  M.  Nath,  Schülerverbinduugen  u.  Schülervereine,  1906.  Vgl.  a.  Staats- 
lexikon* s.  V.  Vereins-  u.  Versammlungsrecht.    Frei  ab.  ist  d.  „Wandervogel"'  u.  a. ! 


432    IV.  Buch.   D.  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.   4,  Kap.:  D  kirchl.  Vermögen. 

Viertes  Kapitel. 
Das  kirchliche  Vermögen. 

§  193. 
Die  Enverl)sfäliigkeit  der  Kirche. 

J.  de  Lacoste,  Historia  originis  et  progressus  reddituum  ecclesiasticoruiii,  Ven. 
1768.  Th.  M.  Mamachi,  Del  diritto  della  chiesa  di  acquistare  e  di  possedere 
beni  temporali,  Rom.  1769.  —  D.  A.  Affre,  Traitä  de  la  propriete  des  biens  ecclesi- 
astiques,  1837.  J.  Hei  fort,  V.  d.  Kirchenvermögen  ^  1834.  J.  Evelt,  D.  Kirche 
u.  ihre  Institute  a.  d.  Gebiet  d.  Vermögensrechtes,  1845.  W.  Mattes,  Einwirkungs- 
rechte d.  Staatsgewalt  a.  d.  Kirchenvermögen  (Theol.  Qsch.  XXVII  [1845]  235  ff). 
M.  Joch  am,  Unwandelbares  u.  Wandelbares  i.  d.  Kirche  Gottes  m.  spez.  Bezieh, 
a.  d.  zeitl.  Güter  d.  Kirche  (A.  f.  k.  KR.  I  [1857]  162  ff).  J.  F.  Schulte,  D. 
Erwerbs-  u.  Besitzfähigkeit  d.  deutsch,  kath.  Bistümer  u.  Bischöfe,  1860.  Ders., 
D.  Jurist.  Persönlichkeit  d.  kath.  Kirche,  ihr.  Institute  u.  Stiftungen  sowie  der. 
Erwerbsfähigkeit,  1869.  G.  Schneemann,  D.  Freiheit  u.  Unabhängigkeit  d.  Kirche - 
(1867)  99  ff.  Hirschel,  Sind  d.  bischöfl.  Ordinariate  erbfähig?  (A.  f.  k.  KR. 
XXVII  [1872]  1  ff).  K.  Scheys,  De  jure  eccles.  acquirendi  et  possidendi  bona 
temporalia,  1892.  J.  Bi  e  d  erlack,  De  bonis  eccles.  temporalibus,  1892.  F.Christi, 
D.  rechtl.  Natur  d.  Dotationen  d.  Bischöfe  u.  Domkapitel  n.  bayr.  R.,  1895.  U.  Stutz, 
Gesch.  d.  kirchl.  Benefizialwesens  v.  s.  Anfängen  b.  a.  d.  Zeit  Alex.  111.,  1895  ff. 
J.  Marx,  D.  Kirchenvermögensrecht,  1897.  Buvee,  Le  droit  de  propriete  eccle- 
siastique,  1897.  H.  Revue  e,  Le  droit  de  propriete  de  l'Eglise,  1898.  F.  Guyot 
dePreignan,  Le  droit  de  propriete  et  le  temporel  de  l'Eglise  au  XIX'  siede, 
1901.  J.  Vogt,  D.  kirchl.  Vermögensrecht-,  1910.  A.  Fellmeth,  D.  kirchl. 
Finanzwesen  i.  Deutschi.,  1910.  M.  Falco,  II  riordinamento  della  proprieta  eccle- 
siastica.    Progetti  italiani  e  sistemi  germanici,  1910.    Staatslexikon  *  s.  v.  Kirchengut. 

I.  Die  Fähigkeit  und  das  Recht  der  Kirche,  Vermögen  zu  erwerben 
und  zu  besitzen,  ergibt  sich  aus  ihrer  Bestimmung.  Von  Christus 
gestiftet,  um  die  Menschen  zur  ewigen  Seligkeit  zu  führen,  ist  sie 
eine  sichtbare  Gesellschaft  mit  Gottesdienst,  Priestern  und  Gotteshäusern. 
Dazu  bedarf  sie  als  zugleich  vollkommene  Gesellschaft  Vermögen.  Sie 
hat  also  ein  gottverliehenes  Recht,  als  juristische  Person  Vermögen  zu 
erwerben  und  zu  besitzen  i.  Daher  verwirft  auch  der  Syllabus  die  gegen- 
teilige Behauptung,  daß  die  Kirche  kein  ursprüngliches  und  legitimes 
Recht  habe,  zu  erwerben  und  zu  besitzen  2.  Und  dieses  Vermögen  kann 
sie   nach   Gutdünken    verwalten,    verwenden  und  veräuLiern.     Sie  hat 


'  Mt  10,  10;  27,  35.  Lk  8,  3;  10,  7.  .To  12,  G :  13,  29.  Apg  2,  44;  4.  34; 
6,  Iff;  11,  29.     Rom  15,  26.     1  Kor  9,  13.     1  Tim  5.  18. 

2  Nr  26.  Heiner,  D.  Syllabus  141  flf.  D.  Wnldenser,  Marsilius  v.  Padua. 
VViclif  u.  Huß,  haben  d.  Kirche  d.  Vermögensrecht  abgesprochen.  Denzinger- 
Bannwart,  Enchiridion '^  Nr  495  596  598  612  619  684  685  686. 


§  193.    Die  Erwerbsfähigkeit  der  Kirche.  433 

auch  das  Recht,  Bedingungen  festzusetzen,  unter  welchen  Kirchengut 
in  Abweichung  von  den  geltenden  zivilrechtlichen  Formen,  an  welche 
sich  die  Kirche  aber  regelmäßig  anschließt,  rechtmäßig  erworben  und 
veräußert  wird.  Das  muß  prinzipiell  auch  der  Staat  anerkennen.  Ihm 
kommt  an  sich  keinerlei  Recht  über  das  Kirchenvermögen  zu,  aus- 
genommen die  Schutzpflicht.  Hat  und  übt  der  Staat  weitere  Rechte 
über  das  Kirchenvermögen,  so  kann  er  das  nur  mit  Zustimmung  oder 
wenigstens  Tolerierung  seitens  der  Kirche  ^ 

IL  Dieser  prinzipiellen  Sachlage  entsprach  keineswegs  immer  die 
Wirklichkeit  und  entspricht  ihr  auch  heute  nicht  durchweg. 

In  den  ersten  christlichen  Jahrhunderten  hat  die  Kirche  hauptsächlicli 
durch  die  Oblationen  der  Gläubigen  Vermögen  erworben-.  Es  konnte  aber  nur 
in  Mobilien  bestehen,  die  im  rechtlichen  Besitz  bestimmter  Personen,  vor 
allem  der  Bischöfe,  waren.  Immobilien  konnte  die  Kirche,  die  als  solche  zu 
den  collegia  illicita  gehörte,  nicht  besitzen.  Nichtsdestoweniger  hat  sie  deren 
besessen,  wie  aus  römischen  Kaisergesetzen,  besonders  aber  aus  dem  Mai- 
länder Edikt  vom  Jahre  313  hervorgeht^.  Wahrscheinlich  haben  die  Christen 
sich  als  collegia  funeraticia  oder  collegia  tenuiorum  konstituiert*. 

'  Wernz,  Jus  decretaliurn  III  1^  (1908),  155.  Acta  et  decreta  conc.  plen. 
Americae  Latinae  (1899)  Nr  824  ff.  D.  Deduktionen,  welche  d.  Kirche  bezügl.  d. 
Vermögens  prinzipiell  v.  Staate  abhängen  lassen,  sind  irrig.  Vgl.  solche  b.  Richter- 
Dove-Kahl,  KR.  1-265  ^  Dageg.  a.  Hergenr  Öther-Hollweck,  KR  834  ff. 
Ganz  unrichtig  bezeichnet  A.  Ott  Sätze  wie  d.  obigen  als  hierokrat.  Herrschafts- 
anspruch.    Staatslexikon*  V  416  f.    Richtig  J.  Bieder  lack  ebd.  III  170  f. 

2  Apg  4,  34;  6,  1  ff;  11,  29.  Didache  c.  13.  Just.  Mart. ,  Apol.  I,  c.  67. 
Iren.,  Adv.  haeres.  1.  4,  c.  31.  TertuU. ,  Apolog.  c.  39.  Const.  Apost.  1.  II, 
c.  25  ff;  1.  in,  c.  4;  1.  IV,  c.  6  ff.     Can.  Apost.  n.  3  4. 

3  Euseb.,  Hist.  ecclesiast.  1.  VII,  c.  13  30;  1.  Vlll,  c.  17 ;  1.  X,  c.  5.  Lactant., 
De  mort.  persecutorum  c.  48. 

*  L.  1  8,  D.  de  coli,  et  corp.  XL  VII,  22.  Rost  eil,  De  bonis  ecclesiast.  ante 
Const.  M. ,  1825.  Th.  Mommsen,  De  collegiis  et  sodaliciis  Romanorum  (1843) 
87.  H.  Helle,  D.  kirchl.  Vermögen  v.  d.  ältest.  Zeit  b.  a.  Konst.  d.  Gr.,  1876. 
Löning,  Gesch.  d.  deutsch.  KRs  I  208  ff.  Realenzykl.  d.  christl.  Altert.  II 
(1888)  107  f.  K.  J.  Neumann,  D.  röm.  St.  u.  d.  allg.  K.  b.  a.  Diokl.  (1890j 
102  ff.  W.  Liebenam,  Z.  Gesch.  u.  Organisation  d.  röm.  Vereinswesens  (1890) 
267.  J.  E.  Weis,  D.  altchristl.  Familienbegräbnisgenossenschaften  (A.  f.  k.  KR. 
LXXVII  [1897]  670ffj.  Friedberg,  KR.«  553  f.  Geg.  diese,  a.  noch  v.  and.  ver- 
trat. Ansicht:  V.  Schnitze,  De  Christian,  veter,  reb.  sepulcralibus  (1879)  7  ff ; 
R.  Sohm,  KR.  75 -^  J.  P.  Waltzin  g,  Les  corporations  de  l'anc.  Rome  et  la 
charite  (Compte  rendu  du  Congres  internat.  d.  Cathol.  [Bruxelles  1894]  sect.  V. 
p.  170  ff);  Ders.,  Etüde  historique  sur  les  corporations  professionnelles  chez  les 
Romains,  1895  ff  Ders.,  La  these  de  J.  B.  de  Rossi  sur  les  Colleges  funeraires 
chr^tiens  (Academie  royale  de  Belgique  [1912]  387  ff).  A.  Galante,  La  condizione 
giuridica  delle  cose  sacre  (1903)  28  ff.  A.  Picard,  Histoire  de  la  propriete  des 
4difices  du  culte,  1908.  P.  Batif  f  ol,  L'Eglise  naissante^  ( 1909)  42  ff.  Vgl.  a.  Bd  I, 
S.  48  f. 

Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    IL    3.  Aufl.  28 


434    ^^-  Bucli.   D.  Verwalt.  d.  Kirche.   3.  Absclin.   4.  Kap. :  D.  kirchl.  Vermögen. 

Seit  Konstantin  d.  Gr.  und  vollends  seit  der  Erhebung  der  christlichen 
Religion  zur  Staatsreligion  gestalteten  sich  die  kirchlichen  Vermögensverhält- 
nisse auf  das  beste.  Die  Kirchen  wurden  nicht  bloß  durch  private  Schen- 
kungen und  staatliche  Zuschüsse  reichlich  bedacht,  sondern  sie  erhielten 
auch  vom  Staate  die  juristische  Persönlichkeit  und  gesetzliche  Freiheit  im 
Erwerb  von  Vermögen  namentlich  durch  Testamente  und  Vermächtnisse  K 

Noch  größerer  Vermehrung  und  Begünstigung  erfreute  sich  das  Kirchen- 
gut in  den  germanischen  Reichen  des  Mittelalters  ^.  Außer  durch  fromme 
Schenkungen  wuchs  es  namentlich  durch  den  Zehnten.  Gesetzlich  konnte 
die  Kirche  auch  durch  formlose  Testamente  erwerben  ^  und  erfreute  sich  des 
Privilegs  der  in  integrum  restitutio  *  sowie  der  weitest  gehenden  Immunität  ^ 
Anderseits  erlitt  sie  schwere  Einbußen  durch  das  germanische  Eigenkirchen- 
recht  *,    durch  Übergang    von  Zehnten   und  Gebühren   an    die  Laien ",    durch 


^  L.  1  13  19  23  24  26,  C.  de  sacros.  eccl.  I,  2.  L.  20  24  25  28  46  49,  C.  de 
episc.  I,  3.  Nov.  111;  131,  c.  6  11  12.  —  J.  B.  Braun,  D.  kirchl.  Vermögen 
V.  d.  ältest.  Zeiten  b.  a.  Justinian  I.,  1860.  0.  Grashof,  D.  Gesetzgebung  d. 
röm.  Kaiser  üb.  d.  Güter  u.  Immunitäten  d.  Kirche  u.  d.  Klerus  nebst  der.  Motiven 
u.  Prinzipien  (A.  f.  k.  KR.  XXXVI  [1876]  3  ff).  Ders.,  D.  Gesetze  d.  röm.  Kaiser 
üb.  d.  Verwaltung  u.  Veräußerung  d.  kirchl.  Vermögens  (Ebd.  193  ff).  Ders.,  D. 
Ges.  d.  röm.  Kaiser  üb.  d.  Immunitäten  d.  K.  hinsichtl.  ihres  Vermögens  (Ebd.  321  ffj. 
ü.  Stutz,  D.  Verwaltung  u.  Nutzung  d.  kirchl.  Vermög.  i.  d.  Gebieten  d.  west- 
röm.  Reiches  b.  z.  Eintritt  d.  germ.  Stämme  i.  d.  kath.  K.,  1892.  P.  Sokolov^ 
D.  kirchl.  Eigentumsrecht  i.  griech -röm.  Reiche,  1896.  C.  Carassai,  La  politica 
religiosa  di  Costantino  il  Gr.  e  la  proprietä  della  chiesa  (Archivio  della  societa  rom. 
di  stör.  patr.  XXIV  [1901]  95  ffj.  P.  Fourneret,  Les  biens  de  l'Eglise  apres  les 
edits  de  pacilication,  1902.  Ders.,  Ressources  dont  l'Eglise  disposa  pour  recon- 
stituer  son  patrimome ,  1902.  A.  Knecht,  System  d.  Justinianischen  Kirchen- 
vermögensrechtes, 1905.  P.  Delarue,  Meines  et  clerge  seculier.  Etüde  critique 
et  historique  sur  l'origine  et  la  destinee  des  biens  ecclesiastiques,  1907.  F.  Mar- 
troye.  St  Augustin  et  le  droit  d'heritage  des  eglises  et  des  monasteres,  1909. 
Vgl.  daz.  A.  Egg  er,  D.  hl.  Augustinus  (1904)  86  u.  0.  Schilling,  D.  Staats- 
u.  Soziallehre  d.  hl.  Augustinus  (1910)  208.  H.  S.  Alivisatos,  D.  kirchl.  Gesetz- 
gebung d.  Kais.  Justiman  I  (1913)  84  ff.    Vgl.  a.  Bd  1,  S.  49  f  274  ff". 

2  A.  Bondroit,  De  capacitate  possidendi  ecclesiae  necnou  de  regio  proprietatis 
vel  dispositionis  dominio  in  Patrimonium  ecclesiasticum  aetate  Merovingica  (a.  481 
ad  751),  1900  ff.  E.  Lesno,  Histoire  de  la  propriete  ecciesiastique  en  France- 
Tom.  I.     Epoques  romaine  et  merovingienne,   1910. 

3  C.  11,  X  de  testam.  Ill,  26.  K.  Thoraas,  D.  kanon.  Testament,  1897. 
V.  Wolf  v.  Glanvell,  D.  letztwill.  Verfügungen  (1900)  105  ff  124  ff. 

*  X  h.  t.  J,  41.     Ob.  S.  345  f. 

'"  Darüb.  unt.  §  194. 

«Vgl.  l'.d  I,  S.  276  f. 

■^  Syn.  v.  Diedenliofen  a.  844,  c.  3  5.  Syn.  v.  Beauvais  a.  845,  c.  3  6.  C.  1 
(Greg.  VIT.  a.  1078),  C.  XVI,  q.  7.  C.  9,  X  de  rer.  permutat.  III,  19.  C.  15  17 
19  25,  X  de  decim.  III,  30.  C.  2  in  Vr°  h.  t.  III,  13.  Stutz,  Gesch.  d.  kirchl. 
Benefizialwescns  usw.  (1895)   1  ff. 


§  193.    Die  Erwerbsfälligkeit  der  Kirche.  435 

Mißachtung  des  Privilegium  immunitatis  ^,  durch  Eingriffe  seitens  der  Vögte  - 
und  durch  Beraubungen  seitens  der  Fürsten  und  Adeligen,  so  vor  allem  durch 
die  Säkularisation  unter  Karl  MartelP.  Seit  dem  13.  Jahrhundert  kamen  die 
sogenannten  Amortisationsgesetze  auf,  durch  welche  der  kirchliche  Erwerb 
unter  staatliche  Aufsicht  gestellt  wurde,  um  so  dem  allzu  starken  Anwachsen 
des  von  Abgaben  freien,  für  Handel  und  Verkehr  toten  (manus  mortua) 
Kirchenvermögens  zu  wehren  ^.  ^Nichtsdestoweniger  hatte  das  kirchliche  Ver- 
mögen durch  das  ganze  Mittelalter  einen  sehr  bedeutenden  Umfang,  wenn 
es  auch  durch  die  kirchlichen  Bedürfnisse  selbst,  durch  den  Unterhalt  der 
Schulen,  durch  die  Armenpflege  —  denn  um  solches  kümmerte  sich  der  mittel- 
alterliche Staat  so  gut  wie  nicht  — ,  durch  alle  möglichen  Leistungen  an 
die  Schutz-  und  Landesherrn  oder  durch  Halten  von  Schutztruppen  so  gut  wie 
vollständig  in  Anspruch  genommen  w^ar. 

In  der  Reformation  entrissen  die  protestantisch  gewordenen  Fürsten  in 
ihren  Gebieten  der  Kirohe  allen  Besitz,  indem  sie  ihn  zum  Teil  in  persön- 
liches,   zum  Teil  in  Staatseigentum  überführten  \     Um  diesen  wenigstens  in 


»  Darüb.  unt.  §  194. 

2  Capit.  ca  a.  790,  c.  3.  Ed.  Boretius  I  201.  Happ,  De  advocatia  eccle- 
siastica,  1870.  F.  Wicke  de,  D.  Vogtei  i.  d.  geistl.  Stiften  d,  fränk.  Reiches.  .  . 
b.  z.  Aussterben  d.  Karolinger  i.  Deutschi.,  1886.  H.  Geffcken,  D.  Krone  u.  d. 
niedere  deutsche  Kirchengut  unt.  Kais.  Friedr.  IL,  1890.  G.  Schmitt,  D.  Vogtei- 
wesen  i.  MA.  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  III  [1893]  245  ff).  Werminghoff, 
Verfassungsgschte  2  93.  Weit.  Lit.  i.  A.  f.  k.  KR.  LXXXV  (1905)  408  f.  Vgl.  a. 
z.  Lit.  Bd  I,  S.  53,  A.  1. 

2  K.  Ribbeck,  D.  sog.  divisio  d.  fränk.  Kirchenguts  i.  ihr.  Verlauf  unt.  Karl 
Martell  u.  s.  Söhnen,  1883.  A.  Pöschl,  Bischofsgut  u.  mensa  episcopalis  I  (1908) 
114  ff.  Einläßl.  wird  darüb.  handeln:  Bondroit  i.  2.  Bande  sein.  S.  434,  A.  2  angef. 
Werkes.     Vgl.  a.  Bd  I,  S.  53,  A.  1. 

*  Z.  Gesch.  d.  Amortisationsgesetze  vgl.  v.  allem  W.  Kahl,  D.  deutsch. 
Amortisationsgesetze,  1879,  wo  S.  6,  A.  5  reiche  Lit.  verzeichnet  ist.  H.  C.  L  e  a, 
The  dead  band,  1900.  K.  Holder,  D.  kirchl.  Vermögensrecht  d.  Kantons  Freiburg 
i.  s.  bist.  Entwickl.  u.  heutig.  Geltung,  1902.  Ders. ,  Beiträge  z.  Gesch.  d. 
Amortisationsgesetzgebung  unt.  d.  Regierung  d.  Kaiserin  Maria  Theresia  (1740 — 1780) 
(A.  f.  k.  KR.  LXXXIV  [1904]  283  ff).  D.  ganze  neuere  Lit.  üb.  d.  Amortisations- 
gesetze verzeichnet  Holder,  D.  neueren  Forschungen  z.  Gesch.  d.  staatl.  Aniorti- 
sationsgesetzgebung  (Ebd.  22  ff).  A.  Sanchez,  El  derecho  de  propiedad  de  la 
iglesia  j  la  desamortizaciön  espanola,  1910.  H.  Büchi,  E.  Menschenalter  Reform 
d.  Toten  Hand  i.  Toskana  (1751—1790),  1912.  J.  Tournyol  du  Glos,  Les 
amortissements  de  la  propriete  ecclesiastique  sous  Louis  XIII  (1639 — 1640),  1912. 
Werminghoff,  Verfassungsgschte  -  93  103.  Weit.  Lit.  b.  Friedberg,  KR.  ^ 
556  '\     Vgl.  a.  Bd  I,  S.  67  ff. 

^  Bd  1,  S.  68  f.  Dageg.  beweist  nicht  d.  formale  Weiterbezeichnung  ,,Kirchen- 
vermögen".  K.  Pestalozzi,  D.  Zürcher.  Kirchengut  u.  s.  Entwicklung  z.  Staats- 
gut, 1903.  V.  Ernst,  D.  Entstehung  d.  württ.  Kirchenguts  (Sond.-Abdr.  a.  d.  Württ 
Jbb.  f.  Statistik  u.  Landeskunde),  1911.  W.  Wolff,  D.  Säkularisierung  u.  Ver- 
wendung d.  Stifts-  u.  Klostergüter  i.  Hessen-Kassel  unt.  Philipp  d.  Grofsmütigen  u. 

28* 


436    I^  •  Biit:b.    D.  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.    4.  Kap. :  D.  kirclil.  Vermögen. 

den  katholisch  gebliebenen  Ländern  zu  wahren,  bedrohte  das  Tridentinum 
jede  Verletzung  des  Kirchenguts  mit  Exkommunikation  und  forderte  Kaiser 
und  Fürsten  auf,  dasselbe  gegen  gewaltsame  Eingriffe  zu  schützen '.  Für 
Deutscliland  hat  der  Westfälische  Friede  den  ungeschmälerten  Fortbestand 
des  der  katholischen  Kirche  verbliebenen  Vermögens  völkerrechtlich  garantiert  -. 
Ungeheure  Verluste  brachte  der  Kirche  die  neuere  Zeit  durch  Aus- 
führung älterer  Säkularisationspläne  ^  In  der  französischen  Revolution 
wurden  durch  Gesetz  vom  4.  bis  11.  April  und  vom  2.  bis  4.  November 
1789  alle  Zehnten  und  das  gesamte  Kirchenvermögen,  selbst  die  Fabrik- 
güter und  Meßstiftungen,  zum  Nationaleigentum  erklärt,  und  dabei  ist  es, 
wenn  auch  Restitutionen  stattfanden ,  im  wesentlichen  geblieben  \  Etwas 
milder  und  etwas  verständiger  hat  der  Reichsdeputationshauptschluß  vom 
25.  Februar  1803  die  Säkularisation  in  Deutschland  durchgeführt.  Die 
Dotationen  der  Pfarreien,  die  Schulfonds  und  die  frommen  Stiftungen  blieben 
erhalten.  Dagegen  wurden  alle  geistlichen  Territorien,  Abteien,  Stifte  und 
Klöster  zur  freien  und  vollen  Disposition  den  betreffenden  weltlichen  Landes- 
herrn überlassen,  sowohl  zum  Behufe  des  Aufwandes  für  Kultus,  Schulen 
und  gemeinnützige  Anstalten  als  zur  Erleichterung  der  Finanzen.  Nur  mußten 
sie  die  Domkirchen  bleibend  ausstatten  und  Pensionen  für  die  säkularisierten 
Geistlichen  auswerfen  ^.    Die  neueren  Verfassungsurkunden  garantierten  zwar 


Wilhelm  IV.,  1913.   K.  Körb  er,  Kirchengüterfrage  u.  Schmalkaldischer  Bund,  1913. 
Friedberg,  KR.«  558  ^2  5629. 

1  Sess.  XXII  de  ref.  c.  11;  Sess.  XXV  de  ref.  c.  20.     Vgl.  Bd  L  S.  69. 

2  Vgl.  Bd  I,  S.  88  f. 

^  B.  Pacca,  Histor.  Denkwürdigkeiten  üb.  s.  Aufenthalt  i.  Deutschi.  i.  d.  Jahren 
1786—1794  (1832)  85  ff.  E.  Friedberg,  D.  Grenzen  zwisch.  K.  u.  St.  (1872) 
300.  0.  Mejer,  Z.  Gesch.  d.  röm.-deutsch.  Frage  M  (1885)  137  ff.  Th.  Volbehr. 
D.  Ursprung  d.  Säkularisationsprojekte  i.  d.  Jahren  1742  u.  1743  (Forsch,  z.  deutsch. 
Gesch.  XXVI  [1886]  262  ff).  P.  Beck,  Aktenstücke  z.  Vorgschte  d.  Säkulari- 
.sation  (Diözesanarchiv  v.  Schwaben  V  [1888]  79  ff).  G.  v.  Hertling,  Säkulari- 
sationsprojekte a.  d.  Jahre  1798  (Hist.  Jb.  XIII  [1892]  503  ff).  H.  Brück,  Gesch. 
d.  kath.  K.  i.  Deutschi.  i.  19.  Jhdt«  I  (1902)  23  ff.  W.  v.  Hofmann,  D.  Säku- 
larisationsprojekt V.  1743,  Kaiser  Karl  VII.  u.  d.  röm.  Kurie  (Festschrift  f.  Riezler 
1913,  213  ff). 

*  K  n  ö  p  f  1  e  r ,  Kgschte  =•  716  ff.  F  u  n  k  -  B  i  h  1  m  e  y  e  r ,  Kgschte «  733  ff.  —  Üb. 
d.  V.  d.  franz.  Revolution  i.  d.  linksrhein.  Deutschland  geschaffenen  kircbl.  Eigentums- 
verhältnisse eingehend  unt.  Angabo  vieler  Lit. :  V  e  r  i  n  g ,  KR.  ^  765  ff;  Friedberg. 
KR.«  580  30.     Vgl.  a.  Bd  I,  S.  74  f. 

">  §§  34  ff  62  f.  Walter,  Fontes  163  171.  J.  Niedner.  D.  Ausgaben  d. 
preuß.  Staates  f.  d.  ovangel.  Landeskirche  d.  alt.  Provinzen  (1904)  143  ff.  Säg- 
niüller,  D.  Rechtsanspruch  d.  k.  Kirche  i.  üeutschl.  a.  linanz.  Leistungen  seit.  d. 
Staates  (Th.  Qsch.  XCV  [1913]  204ff;  als  Schrift  [1913]).  —  Lit.  b.  SchiUte,  Gesch. 
d.  Quell,  u.  Lit.  d.  kan.  Rs  III  2,  372.  F.  13  erg.  D.  Unrechtmäftigkeit  d  Säkulari- 
«iorungen ,  1800.  J.  H.  K.  v.  Wessenberg,  Üb.  d.  Folgen  d.  Säkularisation. 
1801.  J.  R.  v.  Roth,  Wem  gehört  d.  a.  d.  recht.  Rheinseito  bofindl.  Vonnögeii 
d.  a.  d.  link.  Rheinseite  aufgeliob.  Stiftungen?  1804.     K.  F.  Häberlin,  Üb.  Auf 


§  193.    Die  Erwerbsfähigkeit  der  Kirche.  437 

die  ünverletzlichkeit  des  noch  vorhandenen  kirchlichen  Vermögens  ^ ;  aber 
in  den  Sturmjahren  1848  und  1849  wurden  die  Zehnten  nicht  ohne  neuen 
Verlust  für  die  Kirchen  abgelöst.  Zuletzt  hat  die  Trennung  von  Kirche  und 
Staat  in  Frankreich  und  anderwärts  ihr  neue  ungeheuere  Verluste  gebracht 
und  wird  ihr  weitere  Trennung  noch  weitere  bringen  -. 

III.  Heute  nimmt  der  Staat  gegenüber  dem  Erwerb  von  Vermögen  durch 
die  einzelnen  Kirchen  die  Stellung  ein,  daß  er  ihnen  die  juristische  Persön- 
lichkeit verleiht  oder  versagt^,  daß  er  sie  an  die  innerhalb  seines  Gebietes 
für  Vermögenserwerb  überhaupt  vorgeschriebenen  Xormen  bindet  und  daß 
er  durch  Amortisationsgesetze  den  kirchlichen  Erwerb  von  Vermögen  in  be- 
stimmtem Umfang  von  seiner  Genehmigung  abhängig  macht  *. 


hebung  mediatis.  Stifte,  Abteien  u.  Klöster  i.  Deutschi.,  1805.  J.  Emele,  Abhand- 
lung üb.  erlaubte  u.  unerl.  Säkularisation  d.  Kirchengüter,  1817.  R.  F.  Krabbe, 
Wem  steht  d.  Eigentum  d.  vormal.  Jesuitengiiter  bzw.  d.  Recht  z.,  sie  z.  ver- 
walten usw.?  1855.  L.  König,  Pius  VI.  u.  d.  Säkularisation,  1901.  M.  Erz- 
berger,  D.  Säkularisation  i.  Württ.  1802—1810,  1902.  A.  M.  Scheglraano, 
Gesch.  d.  Säkularisation  i.  rechtsrhein.  Bayern,  1903  ff.  W.  Richter,  Preußen 
u.  d.  Paderborner  Klöster  u.  Stifte  (1802—1806),  1905.  M.  Pfeiffer,  Beiträge 
z.  Gesch.  d.  Säkularisation  i.  Bamberg,  1907.  F.  Kör  holz,  D.  Säkularisation  u. 
Organisation  i.  d.  preuß.  Entschädigungsländern  Essen,  Werden  u.  Elten  (1802 — 1806), 
1907.     Vgl.  a.  Bd  I,  S.  74  f. 

1  PreufB.  Verf.-ürk.  Art.  15.  Bayr.  Verf.-Urk.  §  9.  Württ.  Verf.-Urk.  §  70  ff 
77  82.  Bad.  Verf.-Urk.  §  20.  Hess.-Darrast.  Verf.-Urk.  §  43  ff.  Schneider,  D. 
part.  KRsquellen  202  241  308  f  336  372. 

2  Vgl.  Bd  I,  S.  92  ff. 

^  So  kommt  i.  Preuß.  d.  Jurist.  Persönlichkeit  z.  d.  Bistümern,  Kapiteln,  kirchl. 
Anstalten  u.  d.  v.  Staat  genehmigten  Stiftungen.  „De  salute  animarum"  v.  16.  Juli 
1821.  —  I.  Bayern  sind  Jurist.  Persönlichkeiten  d.  Bistümer,  Kapitel,  Seminarien, 
Pfarreien,  d.  Klöster  u.  Konvente  u.  d.  staatl.  anerkannten  Stiftungen  u.  Bruder- 
schaften. Konk.-Art.  4  5  8.  K.  A.  Geiger,  D.  Jurist.  Persönlichkeit  u.  Steuer- 
pflicht d.  Landkapitel  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XV  [1905]  232  ff).  —  N.  §  21 
d.  BGB.  erlangt  e,  Verein,  dessen  Zweck  nicht  a.  e.  wirtschaftl.  Geschäftsbetrieb 
gerichtet  ist,  Rechtsfähigkeit  d.  Eintragung  i.  d.  Vereinsregister  d.  zuständig. 
Amtsgerichts.  Vgl.  ab.  a.  BGB.  §  43  ff  60  ff.  —  Z.  d.  v.  Ri  ch  ter-Do  v  e -Kahl. 
KR.  1273  ff,  u.  Friedberg,  KR.  ^  555'^,  angeg.,  hauptsächl.  a.  Frankr.  u. 
Ital.  bezügl.  Lit.  sei  beigefügt:  Ch.  Meurer,  D.  Begriff  u.  Eigentümer  d.  heil. 
Sachen,  1885;  Ders. ,  D.  Jurist.  Personen  n.  deutsch.  Reichsrecht  (1901),  bes.  326  ff. 
F.  Forsch,  Üb.  d.  Jurist.  Persönlichkeit  u.  rechtl.  Vertretung  d.  Domkirchen  i. 
Preußen  (A.  f.  k.  KR.  LXVII  [1892]  243  ff ).  Seh.,  Sicherstellung  d.  Vermögens 
f.  Vereine,  Kongregationen,  Wohltätigkeitsanstalteu  u.  dgl.  n.  d.  BGB.  f.  d.  deutsche 
Reich  (A.  f.  k.  KR.  LXXVIII  [1898]  108  ff).  U.  Lampert,  D.  kirchl.  Stiftungen, 
Anstalten  u.  Körperschaften  n.  schweizer.  Recht,  1912.  Vgl.  a.  Bd  I,  S.  453  u. 
ob.  S.  398  f. 

*  Preuß.  Ges.  v.  23.  Febr.  1870;  26.  Juni  1875;  1.  Okt.  1876.  Schneider,  D. 
part.  KRsquellen  277  ff.  Kahl,  D.  Amortisationsgesetze  63  ff.  A.  Borries,  D. 
Erwerbsbeschränkung  d.  manus  mortua  i.  Preuß.,  b.  z.  Durchführung  d.  Bestimmungen 
d.  BGB.  1904.     J.  Vogt,  D.  kirchl.  Vermögensrecht «  (1910)  17  ff.  —  Bayr.  Konk. 


438    I^  •  Buch.   P.  Verwalt.  d.  Kirche.   3.  Abschn.   4.  Kap.:  D.  kirchl.  Vermögen. 

In  "Württemberg  sind  die  meisten  kirchlichen  Institute  juristische  Persön- 
lichkeiten, so  namentlich  das  Ordinariat,  der  Interkalarfonds  und  die  Pfarr- 
gemeinden, und  ist  zum  Erwerb  von  Liegenschaften  durch  die  tote  Hand 
im  Werte  von  über  5000  Mark  eine  von  der  Kreisregierung  zu  erteilende 
Genehmigung  nötig  K 

§  194. 
Die  Immunität  des  kirchlichen  Vermögens. 

Decr.  Greg.  IX.  1.  III.  t.  49  de  immun,  eccles.  Lib.  sext.  III,  23.  Const.  Clem. 
I[I,    17.     Extrav.  comrn.  III,  13. 

Thomassin  P.  III,  1.  1,  c.  33  fF.  G.  J.  Wagner,  De  immunitate  ecclesia- 
stica,  Mog.  1714.  G.  C.Fat  oll  i,  Theatrum  immunitatis  et  libertatis  ecclesiasticae. 
Rom.  1714  ff.  J.  A.  St.  V.  Riegger,  Y.  d.  Rechte  d.  Landesfiirsten,  geistl.  Personen 
u.  Güter  z.  besteuern,  Freib.  1769.  Mehr  alt.  Lit.  b.  Schulte,  Gesch.  d.  Quell, 
u.  Lit.  d.  kan.  Rs  III  2,  370,  u.  Scherer,  KR.  I  394.  —  Mattes  u.  Grashoff, 
vgl.  §  193.     Siehe  a.  Bd  I,  S.  250  S  u.  ob.  S.  290  ff. 

Da  das  Kirchenvermögen  an  sich  schon  dem  allgemeinen  Besten  dient, 
so  wurde  es  nach  vorübergehender  Total befreiung  von  allen  staatlichen 
Lasten  durch  Konstantin  d.  Gr.  ^  von  den  folgenden  römischen  Kaisern  zwar 


Art.  8.  Rel.-Edikt  §  44.  Erl.  v.  17.  Dez.  1825.  §  34.  Schneider  a.  a.  0.  6  208  f. 
A.  Widder,  D.  Amortisationsgesetzgebung  i.  B.,  1873.  Kahl  a.  a.  0.  190  fi". 
Ch.  Meurer,  D.  bayr.  Amortisationsrecht  u.  s.  Reform,  1899.  K.  A.  Geiger. 
D.  Neugestaltung  d.  bayr.  Amortisationsvorschriften  d.  d.  BGB.  (A.  f.  k.  KR.  LXXX 
[1900]  259  ff).  —  F.  Bad.,  Hess.,  Els.-Lothr.  vgl.  Kahl  a.  a.  0.  265  ff  273  ff  279  ff.  - 
D.  Art.  86  u.  87  d.  EG.  z.  BGB.  sind  d.  i.  d.  einz.  Ländern  besteh.  Amortisations- 
gesetze aufrecht  erhalten.  Doch  bedürfen  Zuwendungen  v.  nicht  mehr  als  5000  M. 
keiner  staatl.  Genehmigung.  D.  hierd.  modifiz.  gegenwärtigen  Stand  d.  Aniorti- 
sationsgesetze  i.  d.  einz.  Staaten  Deutschi,  stellt  dar:  K.  A.  Geiger,  D.  kirchen- 
rechtl.  Inhalt  d.  bundesstaatl.  Ausführungsgesetze  z.  BGB.  (A.  f.  k.  KR.  LXXXl 
[1901]  650  ff).  G.  A.  E.  Bogeng,  Erwerbsbeschräokungen  Jurist.  Personen. 
1908.  Vgl.  daz. :  Friedberg,  KR.«  557  f.  —  I.  Österr.  bestehen  seit  d.  Konkordat 
keine  Amortisationsgesetze  mehr.  —  I.  Zeitalter  d.  unbeschränktesten  Kapitalismus 
sind  solche  Amortisationsgesetze  ganz  unverständlich. 

'  Ges.  v.  13.  Nov.  1855.  Art.  25.  Minist.- Verf.  v.  28.  Juni  1859.  Ges.  v. 
30.  Jan.  1862.  Art.  18  19.  Ges.  v.  14.  Juni  1887  u.  v.  22.  Juli  1906.  Ausführ.-Ges. 
z.  BGB.  Art.  140.  K.  St  an  gel ,  D.  kirchenstaatsrechtl.  Verhältnisse  d.  kath.  u.  prot. 
Ortskirchengemeinden  i.  Württ.  (1863)  bes.  56  ff.  Golther,  D.  St.  u.  d.  kath.  K. 
i.  Württ.  409  ff.  Kahl  a.  a.  0.  258  ff.  Landauer,  D.  Ges.  betr.  d.  Vertretung 
d.  kath.  Pfarrgemeinden  u.  d.  Verwaltung  ihr.  Vermögensangelegenheiten  v.  14.  Juni 
1887  76.  Nieder,  D.  AfG.  z.  BGB.  u.  z.  dess.  Nebengesetzen  (1900)  313  ff.  Gaupp- 
Göz,  D.  Staatsr.  d.  Königr.  Württ.  ^  421  f.  Kiene,  Kath.  Pfarrgemeindegesetz 
V.  14.  Juni  1887  u.  v.  22.  Juli  1906,  179  ff.  [M.  berecht.  Vorschlägen  z.  Auf- 
hebung d.  Amortisationsgesetze  S.  186  ff.]  Fleiner,  D.  staatsrochtl.  Gesetze  Württ. 
492  f.  Pfaff-Sproll,  Gesetzeskunde  I  213  ff.  —  Ganz  frei  ist  d.  Erwerb  z.  Zweck 
d.  Erbauung  e.  Kirche. 

»  L.  1,  Cod.  Theod.  de  annon.  XI,   1. 


§  194.   Die  Immunität  des  kirchlichen  Vermögens.  439 

von  den  niedrigen  Lasten  (munera  sordida)  und  von  außerordentlichen  Auf- 
lagen \  nicht  aber  von  den  regelmäßigen  Abgaben  -  befreit.  Dementsprechend 
bestand  auch  im  Frankenreich  keine  allgemeine  Immunität  des  Kirchengutes; 
vielmehr  waren  nur  jene  Kirchengüter  von  Lasten  frei,  welche  der  König- 
ausdrücklich  mit  der  Immunität  beschenkt  hatte  ^,  sowie  der  mit  jeder  Pfarr- 
kirche verbundene  mansus  *.  Im  übrigen  ruhten  auf  denselben  alle  ordent- 
lichen öffentlichen  Lasten.  Dazu  kamen  noch  viele  außerordentliche,  so  die 
dona  gratuita  der  Bistümer  und  Klöster  an  den  König,  dessen  Beherbergung 
auf  Reisen,  die  Hof-  und  Kriegsdienste  wegen  der  Reichslehen  und  mannig- 
fache willkürliche  Bedrückungen.  Daher  erfreute  sich  die  Kirche  bis  weit  in 
das  Mittelalter  hinein  durchaus  keiner  vollen  immunitas  realis  °. 

Demgegenüber  forderte  die  Kirche  seit  dem  Lateranense  III  a.  1179 
vollständige  Steuerfreiheit  für  die  kirchlichen  Güter,  und  nur  in  Fällen  öffent- 
licher Not  sollten  dieselben  mit  Genehmigung  der  Bischöfe  bzw.  des  Papstes 
zu  Leistungen  herangezogen  werden  ^.  Friedrich  IL  hat  dem  Kirchengut 
Freiheit  von  jeder  Auflage  gewährt ''.  Aber  auch  im  ausgehenden  Mittelalter 
haben  die  weltlichen  Machthaber  das  Kirchenvermögen  vielfach  zu  staatlichen 
Leistungen  herangezogen  ^  Daher  ermahnte  das  Tridentinum  aufs  neue  zur 
Beachtung  der  kirchlichen  Immunität  ^ ;  aber  ohne  Erfolg.  Gerade  in  der 
neueren  und  neuesten  Zeit  wurde  das  Kirchengut  meist  ohne  vorherige  Rück- 
sprache mit  dem  Papst  und  ohne  dessen  Erlaubnis  besteuert  ^^.  Demgegenüber 
hat  Pius  IX.  die  Verneinung  des  Privilegium  immunitatis  für  irrig  erklärt  ^^ 


»  L.  15  16  18  21  22,  Cod.  Theod.  de  extr.  sive  sord.  muner.  XI,  16.  L.  8  10 
14  15  40,  C.  Just,  de  episc.  I  3.     Nov.  131,  c.  5. 

2  L.  15  40,  Cod.  Theod.  de  episc.  XVI,  2.     L.  3,  Cod.  Just.  h.  t.  I,  3. 

^  Conc.  Aurel.  I  (a.  511),  c.  5.     Ed.  Maaßen  4. 

•»  Capit.  Ludov.  a.  818  819,  c.  10.  Ed.  Bor  et  ins  I  277.  C.  24  (Conc.  Meld, 
a.  845,  c.  63)  25  (Conc.  Wormat.  a.  858,  c.  50),  C.  XXIII,  q.  8. 

*  Werminghoff,  Gesch.  d.  Kverfassung  I  61  ff  183 ff.  D  e r s. ,  Verfassungs- 
geschte^  14  ff  59  f. 

ß  X  h.  t.  III,  49.  Lib.  sext.  h.  t.  III,  23.  Const.  Clera.  h.  t.  III,  17.  Extrav. 
comra.  III,  13.     Bes.  c.  4  7,  X  h.  t.  III,  49. 

■^  Authent.   „Item  nulla"  hint.  c.  2,  C.  de  episc.  I,  3. 

*  Friedberg,  De  finium  inter  civitatem  et  ecclesiam  etc.  183  ff.  K.  Zeumer, 
D.  deutsch.  Städtesteuern  (1878)  72  ff.  A.  Dop  seh,  Steuerpfiicht  u.  Immunität  i. 
Herzogtum  Österr.  (Z.  d.  Savigny-Stiftung  f.  Rsgschte,  Germ.  Abt.  XXVI  [1905]  1  ff). 
G.  Liebe,  D.  Herbergspflicht  d.  mittelalt.  Klöster  m.  besond.  Bezieh,  a.  d.  Land- 
schaften d.  Provinz  Sachsen  (Z.  d.  Ver.  f.  Kgschte  d.  Provinz  Sachsen  I  [1906]  192  ff). 
Werminghoff,  Gesch.  d.  Kverfassung  I  263  ff  278  ff.  D  e  r  s. ,  Verfassungsgschte  ^ 
95  102  f.     Vgl.  a.  Bd  I,  S.  69  f  251. 

9  Sess.  XXV  de  ref.  c.  20. 

^0  Solche  Erlaubnis  gab  d.  Papst  z.  B.  f.  Lucca  1802,  f.  Sardinien  1822.  Fried- 
berg, KR.«  560  ^^ 

»'  Syll.  Nr  30  32.  Heiner,  D.  Syllabus  155  ff.  Daß  d.  Recht  d.  Immunität 
nicht  e.  göttl.  i.  strengen  Sinn  ist,  Bd  I,  S.  250.  Wernz,  Jus  decretalium  III  1- 
(1908),  169  ff. 


440    ^^^-  Buch.    D.  Verwalt.  il.  Kirche.    3.  Abschn.    4.  Kap. :  D.  kirchl.  Vermögen. 

Immerhin  gewähren  die  modernen  Gesetze  dem  kirclilichen  Vermögen 
wenigstens  teilweise  Steuerfreiheit  ^ 

§  195. 
Die  Quellen  des  kirchlichen  Vermögens. 

Decr.  Grat.  C.  X,    q.    3.  C.  XIII.     C.  XXV.     Decr.  Greg.  IX.  1.  III,    t.  26   de 

testam.  et  iiltim.  volunt. ;    t.  30  de  decim.,  primit.  et  oblat. ;    t.  39  de  cens.,  exact. 

et   prociirat.     Lib.  sext.  III,  11   13  20.     Const.  Clem.  III,  6  8  13.  Extrav.  comm. 
TU,  7  10. 

Wernz,  Jus  decretalium  III  1  ^  (1908),  214fie.  Hergenröther-Holl weck, 
KR.  867  ff.     Spezielle  Lit.  je  a.  einschläg.  Ort. 

Das  kirchliche  Vermögen  kam  und  kommt  aus  verschiedenen  Quellen, 
aus  allen  im  Rechtsleben  bestehenden  Erwerbsarten. 

I,  Nach  dem  Vorbild  des  Alten  Testaments-  haben  die  Gläubigen  vor 
allem  die  Erstlinge  der  Feldfrüchte,  die  Primitien,  geopfert'.  Außerdem 
brachten  dieselben  freiwiUige  Gaben,  Oblationen,  die  sie  entweder  auf  den 
Altar  niederlegten  oder  in  hierzu  aufgestellte  Behälter  oder  in  der  Wohnung 
des  Bischofs  *.  Viel  auch  erhielt  die  Kirche  durch  Schenkungen  inter  vivos 
et  mortis  causa  ^ 


^  F.  Preußen,  Bayern,  Sachsen,  Baden  usw.  vgl.  Friedberg,  KR.®  560'^. 
F.  Preußen  außerd. :  A.  Drießen,  Sind  d.  Dientsgrundstücke  u.  Dienstwohnungen 
d.  Geistl.  u.  Lehrer  i.  d.  Rheinprovinz  d.  Kommunalgrundsteuer  resp.  Gebäudesteuer 
.  .  .  unterworfen?  1900.  J.  Vogt,  D.  kirchl.  Vermögensrecht ^  (1910)  21  ff.  A.  f. 
k.  KR.  LXXXI  (1901)  544  ff;  LXXXII  (1902)  379  f  390  ff;  LXXXIII  (1903)  150  ff; 
LXXXV  (1905)  64  ff  601 :  LXXXVII  (1907)  526  ff;  XCIII  (1913)  525  f.  —  F.  Bayern 
vgl.  a. :  S  i  1  b  e  r  n  a  g  1 ,  KR.  *  698  ^.  —  F.  Württ. :  Kiene,  Kath.  Pfarrgemeinde- 
gesetz V.  14.  Juni  1887  u.  22.  Juli  1906  191  ff ;  Fl  einer,  D.  staatsrechtl.  Gesetze 
Württ.  492  ;  Kirchl.  Amtsblatt  1907,  Nr  3,  enthaltend  d.  einschläg.  Bestimmungen 
d.  Reichserbschafts-  u.  Schenkungssteuergesetzes  v.  3.  Juni  1906.  Ebd.  1912,  Nr  21 
üb.  Einkommen-  u.  Kapitalsteuerpflicht  d.  ortskirchl.  Fonds  u.  d.  Dotation  d.  orts- 
kirchl.  Stellen  d.  kath.  Kirche.  K.  Göz,  D.  Württ.  Einkommensteuergesetz  v. 
8.  Aug.  1903  2  (1908)  34  ff  82  ff.  —  Bemerkt  sei  noch,  daß  i.  württ.  u.  bad.  Kon- 
kordat d.  Besteuerung  d.  Kirchengüter  i.  Art.  10  u.  12  zugestanden  ist.  Schneider. 
D.  part.  KRsquellen  149  159. 

=  Ex  23,  19. 

3  Const.  Apost.  1.  VIII,  c.  30  40. 

*  Gal  6,  6.  Apg  4,  34  f:  6,  1  ff;  11,  29  f.  Can.  Apost.  n.  3  4.  Tertull.. 
Apolog.  c.  39.  Tliomassin  P.  III,  I.  1,  c.  12  ff.  Schreiber,  Kurie  u,  Kloster 
II  (1910)  92  ff.  D  ers. ,  Untersuchungen  z.  Sprachgebrauch  d.  mittelalterl.  Oblationcn- 
wesens,  1913.  Th  al  h  o  f  er- Ei  sen  h  of  e  r,  Ilandb.  d.  kath.  Liturgik  II  (1912) 
120  ff*. 

*  R«"»misch-rochtl.  Bestimmungen  üb.  solch,  Schenkungen:  L.  19  23,  C.  de  sacros. 
eccl.  I,  2.     C.  34  35,  C.  de  donat.  VIII,  54.         ^^-^-TTT 


§  195.    Die  Quellen  des  kirchlichen  Vermögens.  441 

Auch  heute  noch  fließen  der  Kirche  Einkünfte  zu  aus  Schenkungen  i, 
Stiftungen  2,  dem  Opferstock  (Klingelbeutel),  aus  Gebühren  für  Glocken- 
geläute, Leichentücher,  Begräbnisstellen  und  Kirchenstühle 3,  aus 
Kirchenkollekten  *  und  Kirchensteuern  ^. 

II.  Wie  andere,  so  können  auch  die  Kirchen  innerhalb  der  ge- 
setzlichen Verjährungsfristen  erwerben.  Ihnen  gegenüber  besteht  aber 
hinsichtlich  der  Immobilien  eine  vierzigjährige  und  der  römischen 
Kirche  gegenüber  eine  hundertjährige  Verjährungsfrist^. 

StaatHch  erfreuen  sich  dieselben  heute  nach  dieser  Seite  hin  keiner 
wesentlichen  Begünstigung ''. 

III.  Viel  Vermögen  floß  und  fließt  der  Kirche  aus  Testamenten 
und  Vermächtnissen  (Legaten)  zu,  welche  kirchlich  gültig  sind,  auch 
wenn  sie  formlos  sind^. 


1  BGB.  §  516  ff.     Vgl.  ob.  S.  440,  A.  5. 

2  Üb.  e.  hauptsächliche  Art  v.  Stiftungen,  d.  Meßstiftungen,  vgl.  ob.  S.  256  ff. 
Vgl.  a.  unt.  §  204  üb.  d.  frommen  Stiftungen.  J.  L.  Fenelon,  Les  fondations  et 
les  etablissements  ecclesiastiques,  1902.    Hergen  röther-Hollweck,  KR.  875  ff. 

3  Vgl.  ob.  S.  299,  A.  7. 

•*  D.  Kirchenkollekten  u.  noch  häufiger  d.  Hauskollekten  bedürfen  vielfach 
staatl.  Genehmigung.  Preußen:  Ges.  v.  20.  Juni  1875.  §  50,  Z.  7.  Schneider 
a.  a.  0.  285.  Erl.  d.  Kult.-Minist.  v.  17.  Juli  1875.  F.  Bayfern  vgl. :  A.  f.  k.  KR. 
XI  (1864)  463  f.  F.  Württ.:  Kiene  a  a.  0.  98  f.  Pf  äff -SproU,  Gesetzes- 
künde  I  225  ff.  F.  Österr. :  Vering,  KR.  ^  790  ^  Z.  Ganzen  vgl.  Friedberg, 
KR.«  5613. 

5  Preußen:  Ges.  v.  20.  Juni  1875.  §  21,  Z.  8:  Ges.  v.  14.  Juli  1905;  Ges.  v. 
21.  März  1906.  A.  f.  k.  KR.  LXXXV  (1905)  770  ff ;  LXXXVI  fl906)  551  ff. 
Schmedding-Tourneau,  Kommentar  z.  d.  Ges.  betreff,  d.  Erhebung  v.  Kirchen- 
steuern, 1905.  Württ.:  Ges.  v.  14.  Juni  1887  u.  22.  Juli  1906.  §  38  ff.  Kiene 
a.  a.  0.  103  ff.  Baden:  Ges.  v.  18.  Juni  1892;  Verordn.  v.  5.  Jan.  1900.  A.  f.  k. 
KR.  LXXX  (1900)  386  ff.  Hessen:  Ges.  v.  23.  April  1875.  Bekanntm.  v.  16.  Nov. 
1899.  F.  X.  H  e  i  n  e  r ,  D.  Besteuerungsrecht  d.  K.  (A.  f.  k.  KR.  LXXVII  [1897]  340  ff). 
A.  Halb  an,  Üb.  d.  Verwendung  v.  Gemeindevermögen  f.  kirchl.  Zwecke  (A.  f.  k. 
KR.  LXXX  [1900]  34  ff).  K.  K.  Frey  er,  D.  Staat  u.  d.  Kirchensteuer  i.  Deutschi. 
(A.  f.  k.  KR.  LXXXVn  [1907]  407  ff).  Ganz  vortrefflich:  F.  Giese,  Deutsch. 
Kirchensteuerrecht,  1910.  H.  Bühlmann,  D.Verbot  d.  Kultussteuern  [i.  d.  Schweiz], 
1913.     Vgl.  a.:  Friedberg,  KR.«  570.     Vgl.  a.  Staatslexikon ^  s.  h.  v. 

6  L.  23,  C.  de  sacros.  eccl.  I,  2.  Nov.  9;  111,  c.  1;  131,  c.  6.  C.  17  (Job.  VIII. 
a.  874),  C.  XVI,  q.  3.  C.  4  6  8  9  13  14  17,  X  de  praescr.  11,  26.  C.  2  in  Vr° 
h.  t.  III,  13.    Knecht,  System  d.  Justinian.  Kirchenvermögensrechtes  (1905)   131  ff. 

"  BGB.  §  937.  Als  Titel,  unt.  welch,  e.  Ersitzung  a.  Grundstücken  mögl.  ist, 
besteht  n.  d.  BGB.  nur  noch  d.  Eintragung  i.  d.  Grundbuch.  D.  Frist  ist  30  Jahre. 
§  900  927.  N.  d.  Konkursordnung  v.  17.  Mai  1898,  §  61,  Z.  3,  stehen  d.  Forde- 
rungen d.  Kirche  weg.  gesetzl.  Abgaben  u.  Leistungen  unt.  d.  Privilegierten  a.  d. 
dritten  Stelle. 

3  C.  4  10  11  13,  X  de  te.stam.  26.  A.  d.  röm.  Recht  vgl.:  C.  1  13  19  26, 
C.  de  sacros.  eocl.  L   2;  C.  24  28  46  49,  C.  de  episc.  I,  3;  Nov.  131,  c.  12.  —  Z. 


442    I^  •  Buch.    D.  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.    4.  Kap. :  D.  kirchl.  Vermögen. 

Staatlich  genießen  solche  Testamente  heute  keine  Vergünstigung  mehr, 
und  Erwerbungen  aus  ihnen  unterliegen  vielfach  den  Amortisationsgesetzen  \ 

IV.  Als  Abgaben  an  den  Pfarrer  haben  sich  herausgebildet  die 
Stolgebühren  und  der  Zehnt. 

Die  Stolgebühren  (Stolrechte,  jura  oder  taxa  stolae)  waren  anfänglich 
freiwillige  Reichnisse  zum  Unterhalt  der  Pfarrgeistlichkeit.  Dann  aber 
wurden  sie  zu  stehenden  Abgaben,  und  die  Kirche  legte  ihre  Persolvierung 
den  Gläubigen  als  Pflicht  auf;  nur  sollten  sie  nicht  von  den  Armen  ein- 
gefordert w^erden  -. 

Der  Zehnt  kam  von  den  Juden  ^  zu  den  Christen.  Zunächst  wurden  diese 
zu  dessen  Entrichtung  nur  ermahnt  ■*.  Allein  seit  dem  6.  Jahrhundert  wurde 
derselbe  nicht  bloß  von  den  kirchlichen,  sondern  auch  den  staatlichen  Ge- 
setzen namentlich  der  Karolinger  vorgeschrieben,  um  die  durch  ihre  Säkulari- 
sationen verarmten  Kirchen  zu  unterstützen,  und  zwar  war  er  im  wesentlichen 
nicht  an  den  Bischof,  sondern  an  den  Pfarrer  zu  entrichten  ^  Gegen  die  Ent- 
fremdung desselben  von  der  Kirche  und  den  Übergang  in  Laienhände  hat  sich 
die  kirchliche  Gesetzgebung  fortwährend  auf  das  entschiedenste  ausgesprochen, 
mußte  sich  aber  zuletzt  mit  der  Erklärung  begnügen,  daß  nur  Neuerwerbungen 
von  Zehnten    durch   Laien  verboten    seien,    daß   aber   die  bereits  von  ihnen 


I 


d.  ob.  S.  434,  A.  3  bemerkt.  Lit.  füge  b. :  Thomassin  P.  III,  1.  1,  c.  16ff.  Coli. 
El  testam.  canön.  2,  1900.  H.  Auffroy,  L'evolution  du  testament  en  France  des 
origines  au  XIII'' siecle,  1901.  Oriol,  El  testam.  ante  el  pärroco,  1901.  Knecht. 
System   d.  Justinian.  Kirchenvermögensrechtes  73  ff.     Friedberg,  KR.*  561. 

1  BGB.  §  2231  ff.     Üb.  Erbschaftssteuer  ob.  S.  440,  A.  5. 

2  C.  42,  X  de  Simon.  V  3.  H.  M.  G.  Grell  mann.  Kurze  Gesch.  d.  Stol- 
gebühren. Gott.  1785.  Schreiber,  Kurie  u.  Kloster  i.  MA.  II  (1910)  149  ff. 
Stutz,  KR.  2  304.  Ders.  i.  Realenzykl.  f.  prot.  Theol.  u.  K. '  s.  h.  [Betont  z. 
sehr  d.  Zusammenhang  d.  Stolgebühren  m.  d.  Eigenkirche.]  R.  Kment,  D.  Stol- 
ordnung f.  d.  Land  d.  Abtei  Passau  v.  Jahre  1650  (A.  f.  k.  KR.  XCIII  [1913]  613  ff). 
Kirchenlexikon  s,  h.  v.     Vgl.  a.  ob.  S.  69  f.  '^^H 

^  Lv  27,  30  ff.     Dt  14,  22  ff.  V| 

*  C.  5  (Ambr.?),  C.  XVI,  q.  2.     C.  65  (Hier.)  66  (Aug.?),  C.  XVI,  q.  1.  \ 

5  Conc.  Matisc.  a.  585,  c.  5.  Ed.  Maaßen  167.  Conc.  Cabill.  a.  813,  c.  19. 
Conc.  Mogunt.  a.  813,  c.  38  (C.  2,  C.  XVI,  q.  2).  Conc.  Ticin.  a.  850,  c.  17. 
Harduin,  Acta  Conc.  IV  1015  1035;  V  29.  —  Capit.  Heristal.  a.  779,  c.  7.  Capit. 
de  part.  Saxon.  a.  770—790,  c.  17.  Syn.  Francof.  a.  794,  c.  25.  Capit.  eccles.  ad 
Salz  data  a.  803—804,  c.  2.  Cap.  eccles.?  a.  810—813,  c.  10.  Ed.  Boretius  1 
48  49  69  76  119  178.  —  D.  Nachweis,  daß  d.  v.  d.  Karolingern  staatl.  eingeführte 
Zehnt  e.  F]rsatz  f.  der.  Säkularisationen  sein  sollte,  hat  U.  Stutz,  D.  karolingische 
Zehntgebot.  Zugleich  e.  Beitrag  z.  Erklärung  v.  c.  7  u.  13  d.  Kapitulars  Karl  d.  Gr. 
V.  llnristall  (Sonderabdruck  a.  d.  Z.  d.  Savigny-Stiftung  f.  Ksgschte,  Germ.  Abt. 
IM  XXIX),  1908,  erbracht.    Anders  Pereis  vgl.  S.  444,  A.  1.  —  E.  Teil  d.  Zehnten. 

e.  Viertel,  verblieb  übrigens  d.  Bischof.  Fried  her  g,  KR.«  593'".  Fuuk-Üihl- 
meyer,  Kgschte  «  343. 


\ 


§  195.    Die  Quellen  des  kirchlichen  Vermögens.  443 

innegehabten  ihnen  verbleiben  sollten  K  So  erhielten  sich  neben  den  kirch- 
lichen eine  Menge  von  Laienzehnten,  welche  nach  weltlichem  Eechte  und 
vom  weltlichen  Gerichte  beurteilt  wurden.  Der  Westfälische  Friede  hat  den 
Zehnten  der  Kirche,  soweit  er  noch  bestand,  garantiert  ^.  Aber  die  fran- 
zösische Revolution^  und  die  Sturmjahre  1848  und  1849*  haben  demselben 
im  Zusammenhang  mit  den  veränderten  wirtschaftlichen  Verhältnissen  in 
Prankreich  und  Deutschland  ein  Ende  gemacht.  Die  noch  übrigen  Länder 
folgten  nach '". 

Das  Zehntrecht  war  in  Rücksicht  auf  den  Besitzer  entweder  ein  geist- 
liches (jus  decimandi  clericale  s.  ecclesiasticum),  wenn  es  einer  Kirche  oder 
kirchlichen  Person  als  solcher  zustand,  oder  ein  weltliches  (j.  dec.  laicale 
s.  saeculare),  wenn  es  einem  Laien  zukam.  Der  Zehnt  wurde  entweder  vom 
persönlichen  Erwerb  (decimae  personales)  ^  oder  von  den  Erzeugnissen  frucht- 
tragender Sachen  (dec.  reales)  gegeben.  Der  dingliche  Zehnt  wurde  ent- 
richtet entweder  vom  Ertrag  eines  Grundstückes,  Peldzehnt  (dec.  praediales), 
oder  von  Tieren,  Tiefzehnt  (dec.  animalium).  Der  Peldzehnt  kam  entweder 
von  alten  Ländereien,  Altfeldzehnt  (dec.  praed.  veteres),  oder  vom  Neubfuch- 
land,  Neubruchzehnt  (dec.  praed.  novales).  Der  Tierzehnt  wurde  gegeben 
entweder  von  den  Tieren  selbst,  Blutzehnt  (dec.  sanguinales),  oder  von  deren 
Produkten.  Seltener  bestand  ein  Holz-  oder  Bergzehnt.  Von  den  ver- 
schiedenen Pruchtarten  rechnete  man  in  der  Regel  die  Halmfrüchte  samt 
Wein  und  Öl  zum  großen  Zehnten  (dec.  majores),  die  übrigen  Prüchte  zum 
kleinen  (dec.  minores  s.  minutae)  ^  Auch  der  Blutzehnt  wurde  wohl  in  den 
kleinen  und  großen  eingeteilt.  Der  Zehnt  von  den  Halmfrüchten  war  ent- 
weder Garbenzehnt  (dec.  mergitum)  oder  Sackzehnt  (dec.  saccariae).  Wurde 
der  Zehnt  in  Prüchten,  Tieren  oder  Sachen  geleistet,  so  hieß  er  eigentlicher 


»  C.  1  (Greg.  VII.  a.  1078),  C.  XVI,  q.  7.  C.  7  14  15  17  19  25  30  34,  X 
de  decim.  111,  30.  C.  2  in  Vr°  h.  t.  III,  13.  Trid.  sess.  XXV  de  ref.  c.  12. 
Ob.  S.  434,  A.  7. 

2  L  P.  0.  Art.  V,  §  46  f.  ^  q^s.  v.  4.  April  1789. 

*  Preuß.  Ges.  v.  2.  März  1850;  15.  April  1857;  27.  April  1872;  15.  März  1879. 
Bayr.  Ges.  v.  4.  Juni  1848;  28.  April  1872;  2.  Febr.  1898.  Württ.  Ges.  v.  17.  Juni 
u.  27.  Juli  1849.  Bad.  Ges.  v.  28.  Dez.  1831  ;  15.  Nov.  1883.  Hess.  Ges.  v.  29.  Jan., 
7.  Juni,  9.  Aug.  1836.     Österr.  Ges.  v.  7.  Sept.  1848;  4.  März  1849;  Eonk.  Art.  33. 

5  Friedberg,  KR.  ^  575 '-^^ 

^  D.  Personalzehnt  (C.  20,  X  h.  t.  111,  30)  ist  z.  Teil  bald  i.  Abgang  gekommen. 
A.  dess.  Stelle  kam  d.  Mortuarium  a. ,  wov.  d.  Bischof  e.  Viertel  bekam.  C.  16, 
X  de  off.  jud.  ordin.  I,  31.  P.  Lex,  D.  Mortuarium  (Theol.-prakt.  Monatsschrift 
XII  [1902]  214  ff).  Ders.,  D.  kirchl.  Begräbnisrecht  hist.-kanonist.  dargestellt 
(1904)  211  ff.  [Ungenügend.]  C  h.  Greiz,  Z.  Gesch.  d.  Seelenrechts  od.  d. 
Pönfalls  (Theol.-prakt.  Qsch.  LVI  [1903]  296  ff).  F.  Kogler,  Seelenrecht  u. 
Pönfall  in  Salzburg  u.  Tirol  (Sonderabdruck  a.  d.  Festschrift  f.  H.  Brunner),  1910. 
P.  Hansel,  D.  mittelalter.  Erbschaftssteuern  i.  England  (D.  Z.  f.  KR.  XIX  [1909] 
171  ff;  bes.  379  ft'J. 

'  C.  30,  X  h.  t.  III,  30. 


444    I^  •  Blich.   D.  Verwalt.  d.  Kirche.   3.  Abschn.  4.  Kap  :  D.  kirchl.  Vermögen. 

oder  Xaturalzehnt  (dec.  propriae   s.  naturales).     Wenn    aber   in  Geld    Zehnt- 
gilt gegeben  wurde,  hiefs  er  uneigentlicher  Zehnt  (dec.  impropriae). 

Nach  kanonischem  Recht  stand  die  Kechtsvermutung  für  das  volle  und 
universale  Zehntrecht  des  Pfarrers,  und  jede  Ausnahme  war  zu  beweisen  K 
Die  Verpflichtung  zur  Leistung  des  Prädialzehnten  haftete  als  Reallast  auf 
dem  zehntpflichtigen  Grundstück  ^,  die  jedesmalige  Leistung  aber  billigerweise 
auf  dem  jeweiligen  Ertrag  des  Grundstücks  ^.  Der  Zehnt  zur  Pfarrkirche  war 
von  jedem  Grundeigentümer  oder  Nutznießer  in  der  Pfarrei  zu  geben.  Be- 
freit waren  nur  Beneßzialgüter  von  Seelsorgsgeistlichen  in  derselben  Pfarrei: 
clericus  clericum  non  decimat  *.  Zehntstreitigkeiten  der  Pfründen  und  Stif- 
tungen gehörten  nach  kanonischem  Recht  vor  die  geistlichen  Gerichte;  aber 
die  staatlichen  Gesetze  wiesen  sie  meist  vor  das  zivile  Gericht  \ 


1  C.  18  20  29  30,  X  h.  t.  III,  30. 

2  C.  1  4  16  33,  X  h.  t.  III,  30. 

3  C.  21  24  28  33,  X  h.  t.  III,  30. 
^  C.  4  16  24  26,  X  h.  t.  III,  30. 

''  C.  2  3,  X  de  judic.  II,  1.    C.  7,  X  de  praescr.  II,  26.  —  Th  om  ass  in  F.  III, 
1.  1,  c.  1  ff .  —  "Weit.  Lit.  verz. :    Schulte,    Gesch.    d.   Quell,    u.   Lit.    d.    kan.   Rs 
III  2,  370.  —  G.  S.  Wagner,  D.  Zehntrecht  i.  sein.  ganz.  Umfang  m.  Rücksicht 
a.  d.  preuß.  R.,    1815.     Ph.  0.  v.  Ottenthai,    D.  Zehnt   n.  kanon.  u.  österr.  R., 
1823.     J.  W.  Gh.  Steiner,    Üb.    d.    Zehnd-Recht   i.  Lippe  rts  Annalen    d.  KRs, 
1.  Hft  (1831),  69  if.     Zachariä,  Aufhebung,  Ablösung  u.  Umwandlung  d.  Zehnts, 
1831.     J.  M.  F.  Birnbaum,    D.   rechtl.  Natur   d.  Zehnten   a.  d.  Grundeigentums- 
verhältnissen d.  röm.  u.  fränk.  Reichs  bist,  entwickelt,  1831.     J.  M.  Göschl,  Üb. 
d.  Ursprung  d.  kirchl.  Zehnts,  1837.     Kühlenthal,  D.  Gesch.  d.  kirchl.  Zehntens, 
1837.    H.  Sicherer,  D.  Zehnt  n.  gem.  deutsch,  u.  bayr.  R.,  1845.    C  as  s  a  n  i,  Origini 
giuridiche  delle  decime  ecclesiastiche,  1894.    U.Stutz,  Gesch.  d.  kirchl.  Benefizial- 
wesens   usw.  I  (1895)  240  ff.     Ders.,  KR.  ^  304  f  456.    [M.  Lit]    Ders.,  D.  karo- 
lingische  Zehntgebot,  vgl.  ob.  S.  442,  A.  5.     L.  Durand,  La  dime  eccles,  au  XVIIl* 
siecle,  1898.     Ch.  Meurer,  D.  Zehnt-  u.  Bodenzinsrecht  i.  Bayern,  1898.     Kopp, 
Zehntrecht  u.  Zehntablösung  i.  Baden,  1899.  E.  P  e  r  e  1  s ,  D.  kirchl.  Zehnten  i.  karoling. 
Reiche,  1904.     Ders.,  D.Ursprünge  d.  karoling.  Zehntrechts  (A.  f.  Urkundenforsch. 
III    [1911]    233  ff).     [Geg.  Stutz.]     A.  Pöschl,    Bischofsgut    u.  mensa    episcopalis. 
Teil  I  (1908)  142  f.    H.  Vill  em  onte  de  1  a  der  ger  i  e,  La  dime  dans  notre  ancien 
droit  fran9ais  et  son  abolition,  1908.     P.  Viard,  Histoire  de  la  dime  eccläsiastique 
principalement  en  France  jusqu'au  D^cret  de  Gratien,  1909.    Ders.,  Philippe  le  Bei 
et  la  dime  insolite,  1911.     Ders.,    La  dime  eccles.  dans  le  royaume  d'Arles  et  de 
Vienne    au  XIP  et  XIII«  siecles  (Z.  d.  Savigny-Stiftung  f.  Rgschte,    Kanonist.  Abt. 
I    [1911]    126  ff).     Dors. ,    Histoire    de  la  dime  eccles.  dans  le  royaume  de  France 
(1150—1313),    1912.     Ders.,    L'^volufion    de    la    dime    eccles.    en  France  au  XIV» 
et    XV«    siecles    fZ.    d.    Savigny-Stiftung    f.    Rsgschte,    Kanonist.    Abt.    III    [1913] 
107  ff).     A.    V  i  1 1  i  e  n  ,    Histoire    des    commandoments    de    l'Eglise    (1909)    309  f. 
G.  Loy,    D.    kircli).    Zehnt    i.  Bistum    Lübeck    v.    d.    ersten  Anfänij;en    b.    z.  Jahre 
1340,    1909.      P.  Gagnol,    Les    decimos    et    dons    gratuits,    1911.     D  o  r  s. ,    La 
dime    eccles.    en    France,    1911.      H.    Marion,    La   dimo    eccles.    en   France    an 
XVIII"    .siecle    et    sa    suppression ,    1912.      E.    Iloffmann,    D.    Stellungnahme   <1. 
Zisterzienser   z.  kirchl.  Zchntrecht   i.   12.  Jhdt    (Stud.  u.  Mitt.  z.  Gesell,  d.  Hened.- 


§  195.    Die  Quellen  des  kirchlichen  Vermögens.  445 

Heute  bestehen  nur  noch  die  Stolgebühren,  die  entweder  einen 
Bestandteil  des  Pfarreinkommens,  der  in  den  Pfarrgehalt  eingerechnet 
wird,  oder  bloße  Nebenbezüge  bilden.  Die  Art  und  Höhe  der  einzelnen 
Stolgebühren  ist   durch  Herkommen   oder  Diözesangesetz   bestimmt^. 

Sollen  dieselben  auch  staatlichen  Schutzes  sich  erfreuen,  so  müssen  sie 
staatlich  anerkannt  sein  ^ 

V.  Zu  mehrfachen  Abgaben  an  den  Bischof  waren  die  Diözesangeist- 
lichen  verpflichtet,  so  zum  Cathedraticum,  d.  i.  einer  jährlichen  Huldigungs- 
gabe an  den^  bischöflichen  Stuhl,  die,  weil  sie  in  der  Regel  bei  Gelegenheit 
des  Sends  oder  auch  auf  der  Diözesansynode  gereicht  wurde ,  auch  Sjm- 
odaticum  hieß^.  Sodann  forderte  der  Bischof  für  sein  Diözesanseminar  ein 
Seminaristicum  oder  Alumnaticum  ein  '*.  Bei  der  Diözesanvisitation  hatte 
derselbe  das  Anrecht  auf  die  procuratio  canonica  ^  Mehrfach  war  den 
Bischöfen   von    den   Päpsten   des   Mittelalters    eingeräumt,    die   Früchte   des 


Ordens  u.  s.  Zweige,  N.  F.  II  [1912]  421  ff).  F.  Philippi,  Zehnten  u.  Zehnt- 
streitigkeiten (Mitt,  d.  Inst.  f.  österr.  Gfschg  XXXIII  [1912]  393  fp).  E.  Lesne. 
La  dinie  des  biens  eccl^s.  aux  IX^  et  X®  siecles  (Rev  d'hist.  eccles.  XIII  [1912] 
477  ff).  Schreiber,  Kurien.  Kloster  i.  12.  Jhdt  I  (1910)  247  ff.  Werminghoff, 
Gesch.  d.  Kverfassung  1  63  ff.  D  e  r  s. ,  Yerfassungsgschte  ^  14  ff.  Viele  Lit.  üb.  d. 
z.  Teil  noch  besteh.  Zehnten  i.  außerdeutsch.  Ländern  b.  Fri  edb er g,  KR. '^  575 -°. 
Z.  Ganz.  ebd.  573  ff. 

'  S.  C.  Conc.  17.  Dez.  1904  (Acta  S.  Sedis  XXXYII  [1904/05]  696  ff).  Acta 
et  decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae  (1899)  Nr  831.  Kirchenlexikon  ^  s.  h,  v. 
Realenzykl.  f.  prot.  Theol.  u.  K.  ^  s.  h.  v.  J.  Riedle,  D.  pfarrl.  Recht  d.  Stol- 
gebühren, 1897.  F.  W.  Woker,  Recht  d.  preuß.  Bischöfe,  f.  ihre  Diözesen  d. 
Höhe  d.  Stolgebühren  z.  bestimmen  (A.  f.  k.  KR.  XCII  [1912]  435  ff).  Daz.  Heiner 
(Ebd.  630  ff). 

2  Preußen:  Ges.  v.  20.  Juni  1875.  §  21,  Z.  9;  v.  7.  Juni  1876.  §  2,  Z.  7. 
Schneider,  D.  part.  KRsquellen  280  289.  F.  Forsch,  Z.  d.  §§  539  u.  423  d. 
Preuß.  ALR.  2.  Tl,  Tit.  11  (A.  f.  k.  KR.  LXVIII  [1892]  87  ff).  Ders.,  D.  Bezug 
V.  Stolgebühren  d.  e.  and.  Geistlichen  als  d.  zuständigen  Pfarrer  (Ebd.  LXXIV 
[1895]  3  ff).  D.  preuß.  Episkopat  hat  s.  a.  19.  Okt.  1892  m.  Recht  geg.  Aufhebung  d. 
Stolgebühren  ausgesprochen  (A.  f.  k.  KR.  LXXII  [1894]  150  f).  Bayern:  Religions- 
edikt. §  64  b.  Schneider  a.  a.  0.  212.  C.  Benario,  D.  Stolgebühren  n.  bayr. 
Staatskirchenrecht,  1894.  V.  Karl,  Grandzüge  d.  bayr,  Stolrechts,  1894.  — 
Österr.:  Ges.  v.  7.  Mai  1874.  §  23  ff.  S chneider  a.  a.  0.  531.  A.  f.  k.  KR. 
LXXXII  (1902)  382  ff;  LXXXV  (1905)  137.  —  Neuerdings  geht  d.  Bestreben  a. 
Aufhebung  d.  Stolgebühren.  So  sind  sie  i.  Anschluß  a.  d.  f.  d.  Protest,  gelt.  Ge- 
setze a.  f.  d.  Kathol.  aufgehoben  i.  Sachsen,  Braunschweig,  Mecklenburg-Schwerin, 
Meiningen,  Anhalt.  Friedberg,  KR.*  563'.  Realenzykl.  f.  prot.  Theol.  u.  K.  ^  s. 
h.  V.     Z.  Ganz.  Friedberg,  KR.  ^  563  u.  Realenzykl.  f.  prot.  Theol.  u.  K.^  s.  h.  v. 

»  C.  1  (Syn.  V.  Braga  11  a.  572,  c.  2)  8  (Syn.  v.  Toledo  VIII  a.  646,  c.  4). 
C.  X,  q.  3.  C.  20,  X  de  cens.  III,  39.  C.  16,  X  de  off.  jud.  ordin.  I,  31.  Richter- 
-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  335,  n.  8.  K.  Müller,  D.  Eßlinger  Pfarrkirche  i.  MA. 
(Württ.  Vierteljahrshefte  f.  Landesgschte  N.  F.  XVI  [1907]  295  ff;  [a.  sep.]). 

*  Trid.  sess.  XXOI  de  ref.  c.  18.  ^  Ob.  S.  310. 


446    IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.  .  3.  Abschn.   4.  Kap.:  D.  kirchl.  Vermögen. 

ersten  Jahres  der  von  ihnen  verliehenen  Stellen  zu  fordern  (fructus  primi 
anni,  Annaten)  K  In  Notfällen  verlangten  die  Bischöfe  wohl  auch  ein  sub- 
sidium  caritativum  von  ihrer  Diözesangeistlichkeit  -.  Dazu  kamen  die  quarta 
decimarum,  ein  Viertel  des  Pfarrzehnten  ",  die  quarta  legatorum,  ein  Viertel 
von  den  Pfarrkirchen  ohne  besondere  Bestimmung  überwiesenen  Legaten, 
die  quarta  mortuariorum,  ein  Viertel  von  dem  an  die  Kirche  fallenden  Nachlaß, 
eines  Geistlichen  \  die  Kommenden-  und  Absenzgelder  ^,  die  Entrata  ^,  die 
Kanzleigebühren ''. 

Heute  bestehen  noch  Kanzleigebühren  und  etwaige  andere  Lei- 
stungen s. 

VL  Zu  den  Abgaben  ^  an  den  Papst  gehörten  der  Peterspfennig  (denarius 
s.  Petri),  der  in  den  englischen,  skandinavischen,  polnischen  und  ungarischen 
Ländern  auf  jedes  Haus  gelegt  war,   sonst   aber  nirgends  bestand  *°.     Einen 


»  C.  32,  X  de  V.  S.  V,  40.     C.  10  in  Vl^«  de  rescr.  I,  3. 

2  C.  6,  X  de  cens.  III,  39.  C.  1  in  Vl^»  de  poenit.  V,  10.  C.  un.  Extrav. 
comra.  de  cens.  III,  10.  F.Zell  u.  M.  Burger,  Registra  subsidii  caritativi  (i.  d. 
Diözese  Konstanz)  a.  Ende  d.  15.  u.  z.  Anfang  d.  16.  Jhdts  (Freib.  Diöz.-Arch.  XXIV 
[1895]  183  ff).  K.  Ried  er,  D.  Registrum  subs.  carit.  d.  Diöz.  Konstanz  a.  d. 
Jahre  1508  (Ebd.  XXXV  [1907]  1  ff).  A.  Ott,  D.  Abgaben  a.  d.  Bischof  bzw. 
Archidiakon  i.  d.  Diöz.  Konstanz  b,  z.  14.  Jhdt,  1907.  [M.  viel  Lit.]  H.  Baier,. 
D.  subsidium  caritativum  f.  Bischof  Hugo  v.  Konstanz  v.  Jahre  1500  (Z.  f.  Gesch. 
d.  Oberrheins.     N.  F.  XXIV  [1909]  83  ff). 

3  Vgl.  ob.  S.  442,  A.  5. 

*  Hierüb.  wie  üb.  d.  nummus  vicesimus  unt.  §  200. 

^  Unt.  Kommendgeldern  versteht  man  d.  Abgabe,  welche  b.  Vergebung  e.  Kom- 
mende alljährl.  entrichtet  werden  mußte.  Absenzgelder  sind  d.  Taxen  f.  Dispensation 
v.  d.  Residenzpflicht.  J.  Löhr,  D.  Verwaltung  d.  köln.  Großarchidiakonats  Xanten 
a.  Ausgang  d.  MAs  (1909)  94  ff. 

^  E.  Abgabe  a.  d.  Bischof  b.  erst.  Eintritt  i.  d.  Bischofsstadt,  dah.  a.  Ingressu» 
genannt. 

'  Trid.  sess.  XXI  de  ref.  c.  1 ;  Sess.  XXV  de  ref.  c.  18.  Norm  bildete  d.  Taxa 
Innocentiana  v.  Innoz.  XI.  1678.  Seitdem  ab.  vielfach  geändert.  S.  C.  Conc. 
10.  Juni  1896.  —  Üb.  diese  n.  Ort  u.  Zeit  sehr  verschied,  u.  verschied,  benannten 
Abgaben:  F.  Curschmann,  D.  Diözese  Brandenburg  (1906)  271  ff.  Löhr 
a.  a.  0.  94ff  181  ff.  Schreiber,  Kurie  u.  Kloster  i.  12.  Jhdt  I  (1910)  225ff; 
II  166  ff  210  ff.  R.  Starke,  D.  Einkünfte  d.  Bischöfe  v.  Meißen  i.  MA.,  191L 
Werminghoff,  Verfassungsgschte  ^  141  ft'.  Phillips,  KR.  VII  872  tt".  Hergen> 
röther-Hollweck,  KR.  880  f.  Friedberg,  KR. «^  564  ff.  —  Üb.  d.  bischöti. 
Spolienrecht  u.  d.  Bezug  d.  Interkalargefälle  (fructus  medii  temporis)  seit,  d- 
Bischofs  unt.  i^  200  201. 

•*  Z.  entscheid,  hat  hierüb.  d.  S.  C.  Conc.  S.  C.  Consist.  21.  April  1910  (Act«. 
Ap.  Sedis  II  [1910]  329  f). 

■*  E.  gute  Zusammenfassung  b.  Werminghoff,  Verfassungsgsclite '  202  ff. 

=°  Vgl.  Hd  I.  S.  389,  A.  2.  P.  Fahre,  Etudo  s.  le  Liber  censuum  de  rKglise  ro- 
raaine  (1892)  129  ff.  J.  P.  Kirsch,  D.  Finanzverwaltung  d.  Kardinalkollegiumft 
i.    13.    u.    14.   .Ihdt    (1895)  35  f.     P.    M.    Baumgarten,    Untersuchungen   u.  Ür- 


§  195.    Die  Quellen  des  kirchlichen  Vermögens.  447 

Zins  bezahlten  die  Klöster,  welche  sich  in  den  Schutz  des  Apostolischen  Stuhles 
begeben  hatten  ^  Zur  Entrichtung  eines  Zensus  waren  auch  verpflichtet  die 
Fürsten ,  deren  Länder  dem  Papst  lehenspflichtig  geworden  waren  2.  Eine 
Reihe  von  Abgaben  wurde  von  den  Päpsten  bei  Verleihung  der  kirchlichen 
Benefizien  erhoben:  so  die  Palliengelder  von  den  Erzbischöfen ^ ;  die  servitia 
communia  (Annaten  im  weiteren  Sinn),  d.  h.  ein  Drittel  der  Früchte  des 
ersten  Jahres  (fructus  primi  anni),  samt  den  s.  minuta  für  Papst,  Kardinäle 
und  Kanzleipersonal  seit  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  bei  Verleihung  von 
Bistümern  und  Abteien  im  Konsistorium  * ;  die  Annaten  (annatae  Bonifatianae  ^) 
oder  die  Früchte  des  ersten  Jahres  (fructus  primi  anni)  respektive  deren 
Hälfte  (fructus  medii  temporis)  oder  eine  bestimmte  Taxe  bei  den  niedern 
Benefizien,  die  auch  vom  Papst,  aber  nicht  im  Konsistorium  vergeben  wurden*^; 


künden  üb.  d.  Camera  collegii  Cardinalium  v.  1295  b.  1437  (1898)  CXLIX  f. 
E.  G  öl  1er,  D.  Einnahmen  d.  Apost.  Kammer  unt.  Joh.  XXII  (1910)  59*  ff.  Fried- 
berg, KR.«^  566. 

1  Vgl.  Bd  I,  S.  289.  Göller  a.  a.  0.  56*  ff.  Schreiber  a.  a.  0.  I  32  ff. 
Friedberg,  KR.«  567. 

2  Vgl.  Bd  I,  S.  60.  Fahre  a.  a.  0.  116  ff.  Kirsch  a.  a.  0.  31  ff.  Baum- 
garten a.  a.  0.  CXXVIff.     Göller  a.  a.  0.  62*  ff.     Friedberg,  KR.  ^  567. 

»  Vgl.  Bd  I,  S.  440.     Göller  a.  a.  0.  27  ff.     Friedberg,  KR.  ^  569. 

^  Nov.  123,  c.  3  16.  C.  4  (Greg.  d.  Gr.),  C.  1,  q.  2.  —  Bd  I,  S.  389,  A.  2 
u.  S.  418,  A.  6.  Sägmüller,  D.  Tätigk.  u.  Stell,  d.  Kard.  190  f.  Kirsch  a.  a.  0. 
5  ff .  Bau  mg  arten  a.  a.  0.  CXVII  ff.  H.  V.  S  au  er  1  and,  Trier.  Taxen  u. 
Trinkgelder  a.  d.  päpstl,  Kurie  währ.  d.  später.  MAs  (Westdeutsche  Z.  XVI  [1897] 
78  ff).  K.  H.  Karlson,  D.  Berechnungsart  d.  minuta  servitia  (Mitt.  d.  Inst.  f. 
österr.  Gfschg  XVIII  [1897]  582  ff  j.  J.  Hai  1er,  D.Verteilung  d.  serv.  min.  u.  d. 
Obligation  d.  Prälaten  i,  13.  u.  14.  Jhdt  (Quell,  u.  Forsch,  a,  ital.  Arch.  u.  Bibl.  I 
[1898]  281  ff).  Ders. ,  Papsttum  u.  Kirchenreform  (1903)  39  143.  A.  Gott- 
lob, D.  Servitientaxe  i.  13.  Jhdt,  1903.  U.  Berliere,  Inventaire  analytique 
des  Libri  obligationum  et  solutionum  .  .  .  des  dioceses  de  Cambrai  usw.,  1904. 
E.  Göller,  D.  Liber  taxarum  d.  päpstl.  Kammer  (A.  Quell,  u.  Forsch,  a.  ital. 
Arch.  u.  Bibl.  VIII),  1905.  Ders;,  D.  Einnahmen  d.  Apost.  Kammer  unt.  Joh.  XXII 
(1910)  20*  ff.  K.  Rieder,  Rom.  Quellen  z.  Konstanz.  Bistumsgschte  z.  Zeit  d. 
Päpste  i.  Avignon  1305—1378  (1908)  XLIX  ff.  B.  Clergeac,  La  Curie  et  les 
ben^ficiers  consistoriaux.  Etüde  sur  les  communes  et  menus  Services  1300 — 1600, 
1911.  A.  Eckstein,  Z.  Finanzlage  Felix' V.  u.  d.  Basler  Konzils,  1912.  Fried- 
berg, KR.«  568  f. 

^  Daß  d.  Ausdruck  nicht  ganz  zutrifft:  Hai  1er,  Papsttum  usw.  129.  Sie  be- 
standen schon  v.  Bonifaz  IX.,  seit  Klemens  V.  Göller,  Die  Einnahmen  usw.  85*. 
Kirsch,  D.  Annatenbulle  Klem.  V.  f.  Engl.,  Schottl.  u.  Irl.  v.  1.  Febr.  1306 
(Rom.  Qsch.  XXVII  [1913]  202*  ff). 

*  C.  2,  Extrav.  Joann.  XXII.  de  elect.  I.  C.  11,  Extrav.  comm.  de  praeb.  III,  2. 
N.  d.  Konst.  Konzil  sollten  v.  dieser  Abgabe  frei  sein  alle  Pfründen,  d.  i.  d.  Apost. 
Kammer  unt.  24  Goldgulden  taxiert  waren.  D.  Basler  Konzil  schaffte  diese  Annaten 
ganz  ab.  Harduin,  Acta  Conc.  VIII  891.  B.  Hübler,  D.  Konst.  Reformation 
u.  d.  Konkordate  v.  1418  (1867)  181.  Harduin  a.  a.  0.  1196.  Es  blieb  ab.  b. 
d.  Konst.  Abmachung.     Tatsächl.  waren  jedoch  alle  niedern  deutsch.  Pfründen  i.  d. 


448    IV.  Buch.    D.  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.    4.  Kap. :  D.  kirchl.  Vermügeii. 

die  Quindennia  seit  Paul  IL  für  solche  Pfründen,  die  für  immer  mit  geist- 
lichen Kori)orationen  uniert  waren,  die  daher  nie  frei  wurden,  keine  Annaten 
zu  bezahlen,  dafür  aber  alle  fünfzehn  Jahre  eine  Abgabe  zu  entrichten  hatten  ^ 
Außerdem  haben  die  Päpste  auch  außerordentliche  Steuern  erhoben,  wie 
Kreuzzugssteuern,  Zehnten  usw.-  Zuletzt  sind  zu  nennen  die  Geschenke 
bei  der  visitatio  liminum  Apostolorum  ^  und  die  Taxen  namentlich  für  Dis- 
pensationen *. 

Heute  noch  sind  im  Gebrauch  die  Servitia  oder  Annaten  für  die 
im  Konsistorium  vergebenen  Benefizien^,  die  Palliengelder  und  die 
Taxen  für  Dispensen  und  Schriftstücke  aus  der  päpstlichen  Kanzlei, 
so  vor  allem  für  Ehedispensen  ^. 

§  196. 
Der  Eigentümer  des  kirchlichen  Vermögens. 

Thomassin  P,  III,  1.  3,  c.  26  ff.  Schulte,  De  rerum  ecclesiasticarum  do- 
minio,  1851.  Mehr  alt.  Lit. :  Schulte,  Gesch.  d.  Quell,  u.  Lit.  d.  kan.  Rs  III  2, 
369.  —  H.  Maas,  Üb.  d.  Reclitssubjekt,  d.  Vertretung,  Verwaltung  u.  Verwendung  d. 
Kirchen-,  Schul-  u.  Stiftungsvermögens  usw.  (A.  f.  k.  KR.  IV  [1859]  588  ff).   Ders., 


päpstl.  Kammer  unt.  24  Goldgulden  taxiert.  Diese  Annaten  fielen  also  hier  weg. 
Und  es  hießen  v.  da  a.  d.  vorgenannten  Servitien  i.  d.  Regel  Annaten.  Thomassin 
P.  III,  1.  2,  c.  58ff.  Kirsch,  D.  Annaten  u.  ihre  Verwaltung  i.  d.  zweit.  Hälfte 
d.  15.  Jhdts  (Hist.  Jb.  IX  [1888]  300  ff).  Ders.,  D.  Verwaltung  d.  Annaten  unt. 
Klem.  VI.  (Rom.  Qsch.  XVI  [1902]  125  ff).  Ders.,  D.  päpstl.  Annaten  i.  Deutschi, 
währ.  d.  14.  Jhdts,  1903.  B.  Beß,  D.  Annatenverhandlungen  d.  natio  Gallicana 
d.  Konst.  Konz.  (Z.  f.  Kgschte  XXII  [1901]  48  ff).  J.  Schmitz,  Z.  Vorgesch.  d. 
Konkord.  v.  Bourges  1438.  D.  kirchl.  Kollations-  u.  Besteuerungsfrage  i.  Frankr. 
i.  d.  Jahren  1417 — 1426,  1902.  Costello-Coleman,  De  annatis  Hiberniae, 
1910  ff.     G  ö  1 1  e  r ,  D.  Einnahmen  usw.  79  =^  ff.     F  r  i  e  d  b  e  r  g ,  KR. «  569  f. 

1  Phillips,  KR.  V  581  f.     Paul  II.,  „Decet  Rom.  Pontificem"  v.  6.  Jan.  1469. 

-  Vgl.  Bd  I,  S.  389,  A.  2.  A.  Gar  telli  er  i,  Päpstl.  Steuern  i.  Bist.  Konstanz 
(Z.  f.  Gesch.  d.  Oberrheins.  N.  F.  X  [1895]  287  ff").  R.  Schwemer,  D.  päpstl. 
Kreuzzugssteuern  (Berichte  d.  deutsch.  Hochstifts  i.  Frankf.  N.  F.  Bd  XIV,  2.  Hft). 
Göller,  D.  Einnahmen  usw.  97*  ff  103 *  ff.     Friedberg,  KR.«  570'. 

*  Vgl.  Bd  I,  S.  305 ff.  Kirsch,  D.  Finanzverwaltung  d.  Kardinalkollegiums  usw. 
22  ff.  Baum  garten,  Untersuchungen  u.  Urkunden  üb.  d.  Camera  coli.  Card.  usw. 
C XXI  ff.     Göller,  D.  Einnahmen  52  *  ff'. 

*  Vgl.  VA  I,  8.  141  f  419;  ob.  S.  214  f.  M.  Tangl,  D.  Taxwesen  d.  Apost.  Kanzlei 
v.  13.  b.  z.  Mitted.  15  Jhdts  (Mitt.  d.  Inst.  f.  österr.  Gfschg  Xlll  [1892]  1  ft'j.  Göller, 
D.  Einnahmen  u.sw.  71  *ff  117  *ff.  Friedberg,  KU.«  570.—  Üb.  d.  Bezug  d.  Spolien 
u.  Interkalargef'älle  (fructus  medii  temporis)  d.  d.  Päpste  vgl.  unt.  §  200  201. 

^  F.  d.  deutsch.  Bistümer  wurden  dieselben  i.  d.  Zirkumskriptionsbullcn  neu 
normiert.  Schneider,  D.  part.  KRsquellen  35  67  95  120  f.  Doch  wird  heute 
.statt  d.  genau  fixierten  e.  n.  oben  aufgerundete  Pauschalsumme  geleistet.  Hergen- 
röther-Hollweck,  KR.  879  3.     Friedberg,  KU.«  568  f. 

«  üb.  S.  215. 


§  196.    Der  Eigentümer  des  kirchlichen  Vermögens.  449 

Üb.  d.  Rechtssubjekt  d.  kath.  Schul-  u..  mild.  Stiftungen  (Ebd.  XVIII  [1867]  34  ff). 
P.  Ch.  Sternberg,  Versuche  e.  Jurist.  Theorie  v.  Eigentum  d.  röm. -kath.  Kirche. 
1860.  A.  J.  Uhr  ig,  D.  Kirchengut.  E.  Versuch  z.  Lösung  der  Frage,  wem  d.  Eigentum 
zustehe  a.  d.  Kirchen  usw.,  1867.  Ders. ,  D.  Germanismus  i.  d.  kirchenrechtl.  Lehre 
V.  Eigentum  a.  Kirchengut  (Th.  Qsch.  LX  [1878]  391  ffj.  B.  Hübler,  D.  Eigentümer 
d.  Kirchenguts.  E.  Zivilist.  Antwort  a.  e.  kanonist.  Frage,  1868.  H.  P  es  chinger, 
D.  Eigentum  a.  Kirchenvermögen ,  1871.  0.  Gierke,  D.  deutsche  Genossen- 
schaftsrecht II  (1875)  526  ff.  A.  Lehmkuh  1,  D.  Kirchengut  u.  s.  Rechtsträger 
(Stimmen  a.  M.-L.  VIII  [1875]  258  ffj.  J.  J.  Hirschel,  D.  Eigentum  a.  kath. 
Kirchengut  (A.  f.  k.  KR.  XXXIV  [1875]  32  ffj.  Ch.  Meurer,  D.  Begriff  u. 
Eigentümer  d.  heil.  Sachen  I  (1885)  257  ff.  R.  Winter  st  ein ,  D.  BegriÖ  d.  K. 
i.  kirchl.  Vermögensrecht,  1888.  P.  W  e  i  1  b  ä  c  h  e  r  ,  Wer  ist  Eigentümer  d.  Kirchen- 
verraögens  n  gem.  Recht?  1888.  H.J.Schmitz.  D.  Eigentumsfrage  a.  Kirchen- 
vermögen u.  d.  neuere  staatl.  Gesetzgebung  (A.  f.  k.  KR.  LXI  [1889]  255  ffj. 
Stucky,  D.  Eigentum  a.  Kirchengut,  1893.  Fe  vre,  De  la  propriete  des  biens 
ecclösiastiques ^  1893.  P.  Sokolov,  D.  kirchl.  Eigentumsrecht  i.  griech.-röm. 
Reiche,  1896.  Francese,  Personalitk  giuridica  della  chiesa  cattolica ,  1904. 
U.  Lampert,  Z.  rechtl.  Behandlung  d.  kirchl.  Eigentums  i.  d.  Schweiz  (A.  Monats- 
schrift f.  christl.  Sozialreform},  1904.  Ders.,  De  criterio  juridico  qualitatis  ecclesia- 
sticae  bonorum  in  definiendo  patrimonio  ecclesiae  (Estr,  dalla  Rassegna  giurid.  eccles.), 
1905.  U.  Stutz,  D.  Preuß.  Allg.  Landrecht  u.  d.  Eigentümer  d.  Kirchenguts  (Sonder- 
abdrack  a.  d.  Festgabe  f.  B.  Hübler),  1905.  L.  Crouzil,  Du  droit  des  catholiques  ä 
la  propriete  de  leurs  eglises,  1905.  A.  Boudinhon,  Sur  la  propriete  des  biens 
d'Eglise  (Rev.  du  clerge  franc.  XLVIIl  [1906]  315  ffj.  J.  ß.  Verdi  er,  A  qui  iip- 
partiennent  les  eglises  et  autres  biens  ecclesiastiques ?  1907.  S.  M.  B  r  a  n  di,  Di  chi 
sono  le  chiese?^  1908.  E.  Castellari,  Intorno  alla  proprietä  degli  edifici  con- 
secrati  al  culto  cattolico,  1907.  A.  Picard,  Histoire  de  la  propriete  des  edifices 
du  culte,  1908.  G.  Osten,  D.  Subjekt  d.  Eigentumsrechts  a.  Kirchen  vermögen,  1909. 
N.  Cotlarciuc,  Subjekt  d,  Kirchenvermögens  i.  d.  morgenländ.  K.  (D.  Z.  f.  KR. 
XIX  [1909]  1  ff).  E.  Call  1  et,  La  propriete  des  edifices  du  culte  catholique,  19U9. 
J.  Fahrner,  D.  Eigentums-  u.  Nutznießungsrecht  a.  Straßburg.  Münster,  1911. 
A.  Catteau,  De  natura  juris  proprietatis  theoria  catholica,  1911.  Üb.  d  Eigentum 
a.  Kirchengut  i.  linksrhein.  Deutschi.:  Vering,  Lehrb,  d.  KRs  ^  765  ff:  Fried- 
berg, KR.«  580  »ö.     VgL  a.  d.  Lit.  z.  §  193. 

Da  im  kanonischen  Recht  nirgends  direkt  erklärt  ist,  wer  der 
Eigentümer  des  Kirchenvermögens  sei,  so  bestehen  hierüber  verschie- 
dene Anschauungen. 

Eine  Meinung  geht  dahin,  daß  das  Eigentumsrecht  am  Kirchengut  in 
letzter  Instanz  Gott  oder  Christus  zukomme,  daß  die  kirchlichen  Obern  als 
Stellvertreter  Gottes  nur  ein  Dispositionsrecht  über  dasselbe  hätten.  Man 
beruft  sich  dafür  auf  Äußerungen  wie:  Christi  pecuniae ',  Patrimonium 
Christi  -,  res  Dei  ^  Aber  solche  Ansicht  ist  Gottes  und  Christi  unwürdig, 
indem   dieselben    dadurch ,    wenn    möglich ,   in  die   menschliche  Rechtssphäre 


'  C.  1  (Pseudo-Steph.),  C.  XII,  q.  2. 
«  C.  16,  X  de  praeb.  III,  5.     C.  34  in  VI^  de  elect.  I,  6. 
^  Trid.  sess.  XXV  de  ref.  c.  1. 
Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    IL    3.  Aufl.  29 


450    IV.  Blich.    D.  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.    4.  Kap. :  D.  kirchl.  Vermögen. 

herabgezogen  und  den  bürgerlichen  Gesetzen  unterworfen  würden.  Die  an- 
geführten Ausdrücke  wollen  die  Frage  nach  dem  Eigentümer  des  Kirchen- 
vermögens nicht  entscheiden ,  sondern  nur  dessen  hauptsächlichsten  Zweck 
angeben :  die  Verherrlichung  Gottes. 

Eine  andere  Anschauung  ist,  dais  die  katholische  Kirche  als  solche  der 
rechtliche  und  gesetzliche  Eigentümer  vom  kirchlichen  V^ermögen  im  ganzen 
und  einzelnen  sei.  Allein  auch  diese  Anschauung  ist  historisch  und  juristiscli 
unhaltbar.  Historisch  verdankt  das  Kirchenvermögen  seine  Entstehung  ganz 
besonders  Vergabungen.  Diese  aber  wurden  und  werden  nie  der  allgemeinen 
Kirche,  sondern  einer  bestimmten  Kirche,  oder  einem  bestimmten  kirchlichen 
Institut  vermacht.  Sodann  betrachten  wieder  das  römische  noch  das  kanonische 
Recht  die  Gesamtkirche  als  juristische  Person.  So  hat  Justinian  für  den  Fall, 
daß  Christus  testamentarisch  bedacht  werde,  nicht  die  allgemeine  Kirche  für 
den  Erben  erklärt  und  das  Vermächtnis  irgend  einem  Bischof  auszuhändigen 
befohlen,  sondern  bestimmt,  daß  dasselbe  der  Kirche  des  betreffenden  Ortes, 
wo  der  Testator  gestorben  sei,  zufallen  solle  ^  Das  kanonische  Recht  so- 
dann kennt  kein  dominium  reciprocum  am  Kirchengut.  Ohne  päpstliche 
Erlaubnis  darf  kein  Vermögen  von  einer  reichen  an  eine  arme  Kirche  der 
Diözese  übertragen  werden  und  noch  weniger  von  einer  Diözese  in  eine 
andere  ^.  Auch  können  die  einzelnen  Kircjien,  Klöster  usw.  Rechtsgeschäfte 
miteinander  abschließen ,  Eigentum  voneinander  erwerben.  Das  wäre  alles 
beim  Eigentum  der  Gesamtkirche  nicht  nötig,  bzw.  nicht  möglich. 

Ebensowenig  stichhaltig  ist  die  Aufstellung,  daß  das  Eigentum  an  dem 
kirchlichen  Vermögen  dem  Papste  zustehe.  Das  kanonische  Recht  spricht 
ihm  nur  ein  oberstes  Aufsichts-  und  Verwaltungs-,  nicht  aber  das  Eigentums- 
recht zu^ 

Eine  weitere  Meinung  hält  die  Armen  für  die  Eigentümer  des  kirchlichen 
Vermögens  mit  Berufung  auf  Ausdrücke  wie :  patrimonia  pauperum  *,  oder : 
egentium  substantia '".  Allein  damit  ist  wiederum  nicht  die  Frage  nach  dem 
Eigentümer  des  kirchlichen  Vermögens  entschieden,  sondern  nur  einer  der 
Hauptzwecke  desselben  angegeben  worden.  Auch  sind  die  Armen  personae 
incertae,  bilden  keine  Korporation,  können  daher  als  solche  kein  Vermögen 
haben.  Endlich  wird  heute  die  Armenpflege  im  wesentlichen  als  Sache  de^ 
Staates  und  der  Gemeinden  angesehen,  und  es  wäre  diesen  durch  eine  solclie 
Theorie  das  Rechtsmittel  an  die  Hand  gegeben,  sich  des  Kirchenvermögens 
zu  bemächtigen. 

Von  größerer  Bedeutung  ist  die  Lehre,  daß  die  Kirchen-  oder  Pfarr- 
gemeinde Eigentümerin  des  in  loco  befindlichen  kirchlichen  Vermögens  sei, 
und    das    um    so    mehr,    weil    verschiedene    staatliche    Gesetzgebungen    vom 

•  Nov.  131,  c.  9. 

2  Trid.  sess.  XIV  de  ref.  c.  9. 

^ '  C.  un.  Extrav.  comni»  de  reb.  ecci.  iion  alion.  HI,  4.     Vgl.  IUI  1,  S.  388. 

*  C.  59  (Capit.  Ludov.  I.  a.  817),  C.  XVI,  q.  1. 
'  C.  2,  X  de  reb.  eccl.  nun  alien.  III,   13. 


§  196,    Der  Eigentümer  des  kirchlichen  Vermögens.  451 

protestantischen  Standpunkt  aus  diese  Theorie  zum  Teil  praktisch  vertreten  *. 
Aber  sie  ist  historisch  und  juristisch  nicht  haltbar.  Historisch  nicht,  weil 
bei  vielen  mit  Vermögen  ausgestatteten  kirchlichen  Instituten  anfänglich  keine 
Pfarrgemeinde  sich  befand  und  auch  heute  noch  nicht  sich  befindet.  Da  ist 
nicht  abzusehen,  wie  etwa  die  später  hinzugekommene  Kirchen-  oder  Pfarr- 
gemeinde Eigentümerin  des  betreffenden  kirchlichen  Vermögens  geworden 
sein  soll.  Juristisch  aber  kann  die  Kirchen-  oder  Pfarrgemeinde  mit  der 
Pfarrkirche,  können  verschiedene  kirchliche  Institute  innerhalb  derselben 
Kirchen-  oder  Pfarrgeraeinde  Rechtsgeschäfte  miteinander  abschließen  oder 
in  Rechtsstreitigkeiten  eintreten.  Das  wäre  nicht  möglich,  wenn  dieselbe 
Eigentümerin  des  kirchlichen  Vermögens  wäre.  Auch  hat  die  kirchliche 
Gesetzgebung  den  Parochianen  und  den  Laien  überhaupt  prinzipiell  kein 
Verwaltungs-  oder  Verfügungsrecht  über  das  Kirchengut  eingeräumt.  Daher 
können  sie  noch  weniger  als  Eigentümer  desselben  angesehen  werden,  da 
jene  Rechte  nur  die  natürliche  Folge  des  Eigentums  sind.  Doch  ist  es  nicht 
unmöglich,  daß  die  Kirche  den  Laien  wenigstens  faktisch  Anteil  an  der  Ver- 
waltung des  kirchlichen  Vermögens  einräumt,  oder  daß  sie  ihr  aufgedrungene 
staatliche  Gesetze  hierüber  toleriert,  wofern  sie  nicht  allzu  schädlich  oder 
allzu  gefährlich  sind-. 

Unter  diesen  L^mständen  muß  schließlich  die  einzelne  Kirche  oder 
das  einzelne  kirchliche  Institut:  Römische  Kirche,  Diözese,  Kapitel, 
Benefizium,  Kirche,  Kloster  usw.,  als  Eigentümer  des  bei  ihm  befind- 
lichen kirchlichen  Vermögens  angesehen  werden.  Das  ergibt  sich 
ebensosehr  aus  dem  weltlichen  als  aus  dem  kirchlichen  Rechte. 

Das  römische  Recht  hat  die  juristische  Persönlichkeit  der  einzelnen 
Kirchen  und  kirchlichen  Institute  und  das  Eigentumsrecht  derselben 
durchweg  anerkannt.  Es  spricht  ihnen  das  weitest  gehende  Erbrecht 
zu  3.  Es  gibt  die  genauesten  Bestimmungen  über  Rechtsgeschäfte  be- 
treffend  Kirchengüter*.     Es   spricht,   wo  immer   vom  Kirchengut  die 

'  D.  Preuß.  ALR.,  2.  Tl,  Tit.  II,  §  160,  bezeichnet  i.  allgem.  d.  Kirchen- 
gemeinde als  Eigentümerin  d.  kirchl.  Vermögens.  Friedberg,  KR.  ^579.  Anders 
Stutz,  D.  Preuß.  Allg.  Landrecht  usw.  6  ff .  A.  d.  gleich.  Gedanken  ist  d.  preuß. 
,Ges.  üb.  d.  Vermögensverwaltung  i.  d.  kath.  Kirchengemeinden"  v.  2U.  Juni  1875  er- 
wachsen. Unzweifelhaft  beruht  a.  d.  württ.  kath.  Pfarrgemeindegesetz  v.  14.  Juni 
1887  u.  22.  Juli  1906  i.  letzten  Grunde  a.  solcher  Auffassung.  Kiene,  Kath.  Pfarr- 
gemeindegesetz usw.  14  ff.  Dageg.  verschlägt  nichts  dessen  Bemerkung  S.  8,  daß 
d.  alte  Streitfrage  üb.  d.  Eigentumsrecht  a.  d.  Kirchenvermögen  außerh.  d.  Kreises  d. 
Gesetzes  bleibe. 

2  Vgl.  Bd  I,  S.  486.  Enzykl.  Pius'  X.  , Vehementer  Nos"  v.  11.  Febr.  1906 
(Acta  S.  Sedis  XXXIX  [1906]  3  ff) ;  „Gravissimo  officii"  v.  6.  Aug.  1906.  Enzykl. 
V.  6.  Jan.  1907  (Ebd.  385  ff;  XL  [1907]  3  ff).     Vgl.  unt.  §  198  202. 

'  L.  13,  C.  de  sacros.  eccl.  1,  2.  L.  41  55  56.  C.  de  episc.  I,  3.  Nov.  5,  c.  5 ; 
123,  c.  37  38.     Vgl.  ob.  S.  434  441. 

*  L.  11  14  17  22  25,  C.  de  sacros.  eccl.  I,  2.  Nov.  7,  c.  4;  54,  c.  2 :  120, 
c.  5  7  9  10;  131,   9.  Knecht,  System  d.  Justinian.  Kirchenvermögensrechtes  (1905)  1  ff. 

29* 


452      IV.  Buch.  D.  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschii.    4.  Kap.:  D.  kirchl.  Vermögen. 

Rede  ist,  von:  res  ad  ecclesias,  domos  sanctas,  monasteria  per- 
tinentes  —  res  juris  ecclesiarum  —  res  ad  jura  ecclesiarum  perti- 
nentes  —  possessiones  ad  ecclesias  pertinentes  ^  Auf  dem  gleichen 
Standpunkte  stehen  durchweg  die  fränkischen  Kapitularien  und  die 
späteren  Reichsgesetze. 

Auch  nach  dem  kanonischen  Recht  sind  die  Kirchen  und  kirch- 
lichen Institute  juristische  Personen.  Den  einzelnen  Kirchen  wird  pos- 
sessio und  quasipossessio  zugeschrieben  2.  Sie  können  durch  Verjährung 
voneinander  erwerben  3.  Die  einzelne  Kirche  kann  reale  Gerichtsbar- 
keit besitzen*,  sich  mit  andern  in  einen  Rechtsstreit  einlassen-^,  in 
integrum  restituiert  werden^.  Das  kanonische  Recht  spricht  wie  das 
römische  von :  proprietas  ecclesiae,  res  propriae  ecclesiae,  res  ad  jus 
et  Proprietäten!  ecclesiae  spectantes '^.  Diese  Anschauung  kommt  auch 
in  all  den  unzähligen  Schenkungsurkunden,  in  den  Bestimmungen  des 
Tridentinums  und  in  den  neueren  Zirkumskriptionsbullen  gleicherweise 
zum  Ausdruck. 

So  erklärt  es  sich  auch,  warum  die  Ortskirche  und  die  Kirchen-  oder 
Pfarrgemeinde  in  Rechtsgeschäfte  miteinander  treten  können,  warum 
die  Pfarrgemeinde  kein  Verwaltungs-  und  Dispositionsrecht  über  das 
Vermögen  der  Kirche  hat,  warum  die  Überschüsse  einer  reichen  Kirche 
nicht  ohne  weiteres  zur  Deckung  der  Bedürfnisse  einer  armen  ver- 
wendet werden  dürfen. 

Überdies  lassen  sich  nur  so  die  dem  einzelnen  kirchlichen  Institute 
inhärierenden  Zwecke  rasch  und  sicher  erreichen,  nicht  aber  bei  der 
Gesamtkirchentheorie.  Nur  mit  dieser  Theorie  ist  auch  gegenüber  den 
staatlichen  Gesetzen  auszukommen,  wenn  sie  nur  die  einzelnen  Kirchen 
und  kirchlichen  Institute  innerhalb  des  betreffenden  Staates  als  ver- 
mögensrechtliche Rechtssubjekte  anerkennen  s. 

Indessen  sind  die  einzelnen  Kirchen  und  kirchlichen  Institute  doch 
nicht  vollständig  für  sich  bestehende,  absolut  unabhängige  Rechts- 
subjekte;   vielmehr   beruht   ihre   Fähigkeit,    kirchliches   Eigentum   zu 


'  Vgl.  d.  angef.  Stelleu.  2  c.  17,  X  de  praescr.  IL  26. 

3  C.  6  8  9,  X  de  praescr.  II,  26.  "  C.  16,  X  de  foro  compet.  II,  2. 

^  C.  9,  X  de  probat.  II,  19.  ^  C.  5,  X  de  in  integr.  restit.  I,  41. 

'  C.  13  (Pclag.  I.  a.  555—560),  D.  XXVIIl.  C.  2  (Syn.  v.  Toledo  XI  a.  655. 
c.  4j,  C.  XII,  q.  3.  C.  3  (Greg.  I.  a.  595)  5  (Syn.  v.  Agde  a.  506,  c.  41),  C  XII. 
q.  5.  C.  1,  X  de  in  integr.  restit.  I,  41.  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Ainericae  Latinae 
<1899)  Nr  828. 

*  D.  hauptsächlichste  Verteidiger  d.  Instituteiithcorie  ist  ►Schulte.  Vgl.  u.  a. 
s.  System  d.  kath.  KRs  II  (1856)  477  ff.  Unmögl.  kann  s.  d.  Staat  einlassen  a. 
Walters  Antidominialtheorie,  welche  d.  Begritt"  d.  Eigentums  a.  d.  Kirchenvermögen 
überhaupt  nichl   f.  anwendbar  erklärt.     KH. '*  563  ff. 


§  196.    Der  Eigentümer  des  kirchlichen  Vermögens.  453 

besitzen,  auf  ihrer  Verbindung  mit  der  allgemeinen  Kirche.  Nur  so- 
weit sie  Glieder  der  Gesamtkirche  sind,  können  sie  kirchliches  Ver- 
mögen erwerben  und  besitzen.  Hieraus  ergibt  sich,  daß  die  einzelnen 
Kirchen  und  kirchlichen  Institute  bzw.  deren  Verwalter  zwar  Eigen- 
tumsrecht und  Verwaltungsbefugnis  über  das  jeweilige  Vermögen 
haben,  daß  sie  dabei  aber  unter  der  Kontrolle  der  hierarchischen 
Obern,  des  Bischofs  und  Papstes,  stehen.  Wenn  dann  kirchliches 
Vermögen  an  einem  bestimmten  Orte  seinem  Zweck  nicht  mehr  ent- 
spricht oder  dem  Interesse  der  Gesamtkirche  nachteilig  wird,  so 
können  die  kompetenten  Obern  die  gebotenen  Veränderungen  vor- 
nehmen. Hierauf  beruht  die  Zulässigkeit  der  innovatio  beneficiorum, 
der  Reduktion ,  Kommutation  und  Translation  von  Stiftungen  usw. 
Hört  eine  Kirche  oder  kirchliche  Anstalt  zu  existieren  auf,  so  wird 
ihr  Vermögen  nicht  herrenloses  Gut,  sondern  es  fällt  an  die  Ge- 
samtkirche zurück,  damit  es  wieder  zu  kirchlichen  Zwecken,  vor 
allem  für  den  etwa  vom  Stifter  selbst  angegebenen  Eventualzweck, 
verwendet  werde  ^.  Wird  von  einer  Pfarrgemeinde  ein  Teil  abgetrennt 
und  als  selbständige  Pfarrgemeinde  konstituiert,  so  bleibt  das  Ver- 
mögen bei  der  bisherigen  Kirche.  Es  ist  ihr  Eigentum.  Aber  bei 
Notwendigkeit  kann  der  Bischof  doch  mit  päpstlicher  Erlaubnis  einen 
entsprechenden  Teil  des  Vermögens  der  alten  Kirche  der  neuen  zu- 
wenden 2.  Fällt  ein  Teil  einer  Kirchen  gemeinde  vom  katholischen 
Glauben  ab,  so  wird  dadurch  das  Vermögen  der  Ortskirche  oder  der 
daselbst  befindlichen  kirchlichen  Stiftungen  nicht  im  geringsten  be- 
rührt ^.  Fällt  eine  ganze  Pfarrgemeinde  vom  katholischen  Glauben 
ab,  so  kommt  nach  kirchlichem  Recht  ihr  kirchliches  Vermögen  an 
die  Gesamtkirche. 

Nach  alledem  kann  man  zum  Schluß  die  Lehre,  daß  die  politische 
Gemeinde  oder  daß  der  Staat  der  Eigentümer  oder  Obereigentümer 
des  kirchlichen  Vermögens  sei,  nur  abweisen^.  Auf  einem  recht- 
lichen Grund   beruht   solche  Theorie  nicht,   sondern   auf  der  Gewalt. 


*  Daß  d.  Güter  anfgehob.  Klöster  usw.  a.  d.  päpstl.  Stuhl  fallen:  C.  Conc.  in 
Causa  Toletana.  Thesaur.  resolut.  I,  54.  Innoz.  X.,  „Instaurandae"  v.  15.  Okt. 
1652.  §  4.  So  entschied  a.  d.  Reichshofrat  üb.  d.  Jesuitengüter  (A.  f.  k.  KR.  IV 
[18591  655).  Üb.  d.  Jesuitengüter:  Vering,  KR.  ^  774  s';  Friedberg,  KR.*'- 
577'.     Vgl.  a.  ob.  S.  436,  A.  5. 

2  Trid.  sess.  XXI  de  ref.  c.  4.  S.  C.  Conc.  22.  Aug.  1908  (Acta  S.  Sedis  XLl 
[1908]  793  f).    Vgl.  Bd  I,  S.  306. 

^  J.  Bossi,  Vermögensrecht!.  Anstände  b.  d.  Trennung  v.  Religionsgenossen- 
schaften, 1901.  In  hülsen,  D.  Kirchenvermögen  i.  Falle  d.  Lostrennung  e.  Majorität 
V.  d.  Einheit  d.  Kirche  (A.  f.  öff.  R.  XIX  [1904]  382  ff).     Friedberg,  KR.«  578  »2. 

*  Vgl.  a.  Bd  I,  S.  73. 


454    ^^  •  Ijiitli.    D.  VeiTvalt  d.  Kirche.    3.  Absclin,    4.  Kap.:  D.  kirchl.  Vermögen. 

Sie  wurde  auch  nur  zu  dem  Zweck  aufgestellt,  um  die  Säkularisation 
zu  rechtfertigen.  Da  wäre  der  Staat  auch  berechtigt,  das  Vermögen 
der  Privaten  zu  nehmen.  Ebensowenig  gibt  es  ein  staatliches  Heim- 
fallsrecht ^  Die  Kirche  hat  daher  zu  jeder  Zeit  die  Eingriffe  in  kirch- 
liches Vermögen  als  Sakrilegium  gebrandmarkt  ^  und  die  schwersten 
kirchlichen  Strafen,  vor  allem  die  Exkommunikation,  darauf  gesetzt  2. 
Die  Inhaber  solch  säkularisierten  kirchlichen  Gutes  können  sich  also 
in  ihrem  Gewissen  erst  beruhigen,  wenn  sie  vom  Apostolischen  Stuhle 
die  Erlaubnis  bekommen  haben,  so  erworbenes  Kirchengut  zu  be- 
halten •*. 

§  197. 
Die  Arten  des  kirchlichen  Vermögens. 

Lit.  ob.  §  58  167  193  u.  unt.  §  193  ff. 

Ursprünglich,  und  zwar  zunächst  in  der  römischen  Kirche,  wurden  die 
in  die  Hand  des  Bischofs  zusammengeflossenen  kirchlichen  Einkünfte  in  vier 
Teile  zerlegt,  von  denen  einer  für  den  Bischof,  der  zweite  für  den  Klerus, 
der  dritte  für  die  Armen  und  der  vierte  zur  Bestreitung  der  kirchlichen 
Kult-  und  Baukosten  (fabrica  ecclesiae)  bestimmt  war '".  In  Spanien  war 
eine  Dreiteilung  in  Übung  ^  In  Frankreich  wurden  die  kirchlichen  Einkünfte 
in  verschiedener  AVeise  verteilt "'. 

Bald  aber  kam  die  Einheit  im  Diözesanvermögen  ins  Wanken.  Die  Ob- 
lationen und  Stiftungen  wurden  den  Einzelkirchen  vermacht  ^  Da  konnten 
die  Erträgnisse  von  den  immer  zahlreicher  werdenden  Landkirchen  schließ- 
lich nicht  mehr   an    den  Bischof  abgeführt   und  von  diesem  nicht  wieder  an 


'  Vgl.  ob.  S.  436,  A.  5. 

2  C.  3  (Bened.  Levita  II  405),  C.  XII,  q.  2. 

3  C.  21  (Job.  VIII.  a.  878),  C.  XVII.  q.  4.  C.  22,  X  de  sent.  excomm.  V,  39. 
Trid.  sess.  XXII  de  ref.  c.  11;  Sess.  XXV  de  ref.  c.  12.  „Apostolicae  Sedis  mode- 
rationi"  v.  12.  Okt.  186^.  I  11  12;  IV,  3.  Enzykl.  Pius'  X.  .Vehementer  Nos^ 
V.  11.  Febr.  1906  (Acta  S.  Sedis  XXXIX  [1906]  3  ff ).  Hinschius,  KR.  V  749  tt". 
Hol I  weck,  D.  kirchl.  Strafgesetze  230  ff.     Vgl.  ob.  S.  380. 

*  E.  solche  Konzession  macht  z.  B.Art.  13  d.  franz.  Konkordats  v,  Jahre  1801. 
Vgl.  a.  A.  f.  k.  KR.  LXVIII  (1892)  166  ff  438  ff;  LXXIII  (1895)  184  f  u.  ob.  S.  380, 
A.  2  i,  Sachen  d.  Trennung  v.  K.  u.  iSt.  i.  Frankreich. 

"  C.  23-27  (Gelas.  I.  a.  492-496)  28  (Simplic.  a.  475)  29  30  (Greg.  I. 
a.  593,  601),  C.  XII,  q.  2.     Daselbst  d.  Ausdruck:  fabricae  occlesiasticae. 

'•  C.  10  (Syn.  Tarrac.  a.  516,  c.  8),  C.  X,  q.  1.  C.  1  (Syn.  Bracnr.  II  a.  572. 
c.  2)  2  (Conc.  Emerit.  660,  c.  16)  3  (Syn.  Tolot.  XVI  a.  693,  c.  5),  C.  X,  q.  3. 

^  C.  7  8  (Syn.  I  v.  Orleans  a.  511,  c.  14  15),  C.  X,  q.  I.  Syn.  III  v.  Orlöans 
a.  538,  c.  5.  Ed.  Maaßen  6  74.  Capit.  a  sacerdot.  propos.  a.  802,  c.  7.  Capit. 
Ludov.  a.  818  819,  c.  10.     Kd.  Boretius  I  106  277.     Friedberg.  KR.«  592»''. 

»  C.  7  (Syn.  v.  Orleans  a.  511,  c.  16),  C.  X,  q.   1. 


§  198.    Die  Verwaltung  des  kirchlichen  Vermögens.  455 

den  immer  zahlreicher  werdenden  Landklerus  verteilt  werden.  Die  Bischöfe 
selber  verliehen  seit  dem  5.  Jahrhundert  in  Form  von  Prekarien  Grundstücke 
an  Geistliche  zum  Zwecke  ihres  Cnterhalts,  die  sie  schon  nach  den  Gesetzen 
des  6.  Jahrhunderts  nicht  mehr  willkürlich  zurücknehmen  durften.  Die 
natürliche  Folge  war,  daß  diese  Güter  in  das  Eigentum  der  Einzelkirche 
übergingen  K  Nach  der  karolingischen  Gesetzgebung  mußte  jede  Pfarrkirche 
mit  einem  mansus  ausgestattet  sein  -.  Aus  diesen  Gütern  bezog  der  an  der 
betreffenden  Kirche  durch  die  Ordination  angestellte  Geistliche  seinen  Unter- 
halt. Und  dieses  gesamte  geistliche  Einkommen,  dessen  Hauptstock  in  Grund- 
stücken bestand,  wurde  mit  dem  bei  den  germanischen  Völkern  gebräuch- 
lichen Ausdruck  beneficium  bezeichnet ;  das  um  so  mehr,  als  die  zahlreichen 
germanischen  Eigenkirchen  wie  weltliche  Benefizien  oder  Lehen  verliehen 
wurden. 

Eine  ähnliche  Entwicklung  machte  auch  das  kirchliche  Vermögen  bei  der 
Kathedrale  durch.  Bei  Auflösung  des  gemeinsamen  Lebens  seit  Ende  des 
9.  Jahrhunderts  wurde  es  zwischen  dem  Bischof  (mensa  episcopalis)  und  dem 
Kapitel  geteilt.  Jeder  Kanoniker  erhielt  seinen  jährlichen  Anteil  aus  der 
Masse  des  Kapitelsvermögens :  praebenda  ^. 

Als  weitere  Bestandteile  des  Kirchenvermögens  bilden  sich  dann  noch 
in  Fortbildung  der  alten  Quarten  zur  Bestreitung  der  kirchlichen  Kult-  und 
Baukosten  und  der  Armenpflege  die  Kirchenfabrik  (bona  fabricae)  und  die 
frommen  Stiftungen  zu  wohltätigen  Zwecken  (res  religiosae,  causae  piae). 

Die  Fonds  zur  Unterhaltung  der  Kirchenbeamten  (bona  mensae 
episcopalis,  b.  beneficii)  und  der  kirchlichen  Gebäude  (b.  fabricae) 
sowie  die  frommen  Stiftungen  (res  religiosae,  causae  piae)  bilden  das 
Kirchenvermögen  (res  ecclesiasticae)  im  engeren  Sinne.  Dazu  kommen 
noch  die  res  sacrae  ^.  Alle  diese  kirchlichen  Zwecken  dienenden  Sachen 
sind  das  Kirchenvermögen  (res  ecclesiasticae)  im  weiteren  Sinn^. 

§  198. 
Die  Verwaltung"  des  kirchlichen  Vermögens. 

Decr.  Greg.  IX.  1.  IlT,  t.  13  de  reb.  eccl.  alien. ;  t.  14  de  precar. ;  t.  15  de 
commod. ;  t.  16  de  depos. ;  t.  18  de  locat.  et  conduct. :  t.  19  de  rer.  perraut. :  t.  20 
de  feud. ;  t.  22  de  fidejuss. ;  t.  23  de  solut. ;  t.  24  de  donat.  Lib.  sext.  III,  9  10. 
Const.  Clem.  III,  4  5.     Extrav.  comm.  III,  4. 

Thomassin  P.  III,  1.  2,  c.  1  ff.  —  F.  Probst,  D.  Verwaltung  d.  Kirchen- 
vermögens   i.    d.    drei   erst.    Jhdten    (Th.    Qsch.  LIV  [1872]  803  flF).     0.  Grashof, 


»  C.  11  (Syn.  V.  Agde  a.  506,  c.  59),  C.  XVI,  q.  3.  C.  61  (Symm.  a.  502), 
C.  XVI,  q.  1.  Precaria  hieß  ursprüngl.  d.  Beleihungsgesuch,  d.  Beleihungsurkunde 
ab.  hieß  Praestaria.  Geg.  d.  Prekarie  als  Entwicklungstufe  Stutz,  Gesch.  d. 
kirchl.  Benefizialwesens  79  ff  298  ff.     Z.  ganzen  Entwicklung  Bd  I,  S.  276  f. 

2  Ob.  S.  439.  3  Bd  i^  .^    276  f  449  f. 

*  Üb.  d.  res.  sacrae  ob.  S.  291  ff.  ^  Ob.  S.  291. 


456    ^^^-  Buch.   D.  Verwalt.  d.  Kirche.   3.  Abschn.   4.  Kap. :  D.  kirchl.  Vermögen. 

D.  Gesetze  d.  rüm.  Kaiser  üb.  d.  Verwalt.  u.  Veriiuß.  d.  kirchl.  Vermögens  (A.  f. 
k.  KR.  XXXVI  [1876]  193  ff).  Knecht,  System  d.  Jiistinian.  Kirchenvermögens- 
rechtes (1905)  108  ff.  K.  Körb  er,  D.  kirchenrechtl.  Theorie  v.  d.  Verwaltung  u. 
Verwendung  d.  Kirchengüter  u.  d.  mittelalterl.  Praxis,  1912. 

Die  Verwaltung  des  Kirchenvermögens  führte  zunächst  der  Bischof  allein 
mit  Hilfe  von  Klerikern,  namentlich  mit  Hilfe  der  Diakonen*.  Bei  den 
steigenden  Einkünften  und  dem  wachsenden  Vermögen  der  Kirche  sowie  den 
sich  mehrenden  bischöflichen  Geschäften  hörte  die  persönliche  Beteiligung  des 
Bischofs  an  der  Verwaltung  des  Diözesanvermögens  aber  mehr  und  mehr  auf. 
Die  Synode  von  Chalcedon  451  machte  zur  allgemeinen  Regel,  daß  der  Bischof 
aus  der  Zahl  seiner  Kleriker  einen  besondern  Ökonomen  des  kirchlichen  Ver- 
mögens bestellte,  welcher  unter  seiner  Aufsicht  dasselbe  zu  verwalten  hatte  -. 
Als  dann  die  Einheit  im  Diözesanvermögen  aufgehört  hatte,  mußte  auch  die 
vom  bischöflichen  Ökonomen  geführte  einheitliche  Administration  desselben 
aufhören.  Die  bischöflichen  Mensalgüter  wurden  von  einem  eigenen  Beamten 
(vicedominus),  das  Vermögen  der  Kathedralkirche  vom  Bischof  oder  Dom- 
kapitel oder  beiden  gemeinsam,  das  Vermögen  des  Domkapitels  von  einem 
der  Kapitularen,  in  der  Regel  dem  Archidiakon  oder  Dompropst  ^,  das  Pfründ- 
vermögen der  einzelnen  Benefizien  von  dem  jeweiligen  Inhaber  derselben  * 
und  die  Kirchenfabrik  von  dem  Pfarrer  zunächst  allein,  seit  dem  späteren 
Mittelalter  aber  unter  Zuziehung  von  Pfarrkindern  ^  verwaltet. 

Über  die  rechtliche  Stellung  dieser  Verwalter  gilt  im  allgemeinen 
das  Folgende.  Gegenüber  dem  von  ihnen  verwalteten  kirchlichen 
Vermögen  haben  sie  die  Stelle  eines  Vormunds  6.  Sie  werden  daher 
wie  dieser  beeidigt,  haben  ein  Inventar  aufzunehmen,  den  Weisungen 
des  Bischofs  zu  gehorchen  und  demselben  jährlich  Rechenschaft  ab- 
zulegen'^.  Zu  jeder  Prozeßführung  und  zu  allen  Akten  von  Ver- 
äußerung bedürfen  sie  der  bischöflichen  Erlaubnis^.  Für  den  Schaden, 
welcher  aus  ihrer  Verwaltung  der  Kirche  erwächst,  sind  sie  zur 
Schadloshaltung  mit  ihrem  eigenen  Vermögen  verpflichtet^.  Für  ein 
Kapital,  welches  sie  ohne  höhere  Ermächtigung  aufnehmen,  ist  die 
Kirche   nur   dann   tenent,   wenn   eine   in  rem  versio,   d.  h.  eine  Ver- 


'  C.  5    (Syn.  v.  Antioch.  a.  341,   c.  24),    C.  X,    q.  1.     C.  23  (Syn.  v.  Antiocli 
c.  2oj,  C.  XII,  q.  1.    A.  Leder,  D.  Diakonen  d.  Bischöfe  u.  Presbyter  (1905)  134  tl. 

2  C.    26.     Ist   c.  21,    C.  XVI,    q.  7.     C.  22    (Syn.   v.  Sevilla   II   a.  619,    c.  9i. 
C.  XVI,  q.  7. 

•'  Vgl.  Bd  I,  S.  451. 

*  Vgl.  unt.  sj  200  üb.  d.  Pfründvermögen. 

•  Vgl.  unt.  §  202  üb.  d.  Kirchenfabrik. 

'••  C.  3,  X  de  in  integr.  restit.  I,  41.    C.  2,  §  1    in  Clem.  de  relig.  dorn.  III,  11. 
'  a  2,  §  1  in  Clem.  de  rolig.  dorn.  III,  11.    Conc.  Trid.  sess.  XXII  de  rcf.  c.  9. 
»  C.  6  12,  X  de  reb.  eccl.  aiion.  HI,   13.     C.  im.  Extrav.  comm.  h.  t.  III,  4. 
»  C.  2,  X  de  .solut.  III,  22. 


§  199.    Die  Veräußerung  des  kirchlichen  Vermögens.  457 

Wendung  zum  Nutzen  der  betreffenden  Kirche,   nachgewiesen  werden 
kann^ 

Was  die  Beteiligung  des  Staates  an  der  Verwaltung  des  Kirehenvermögens 
betrifft,  so  steht  ihm  eine  solche  prinzipiell  nicht  zu,  noch  viel  weniger  die 
selbständige  Administration  desselben.  Immerhin  hat  die  Kirche  in  An- 
betracht der  oft  bedeutenden  Zuschüsse  seitens  des  Staates  zu  kirchlichen 
Zwecken  eine  Mitwirkung  der  staatlichen  Behörden  bei  Verwaltung  des 
Kirehenvermögens  wiederholt  ausdrücklich  anerkannt  -. 

§  199. 
Die  Yeränßerniig  des  kirchliclieu  Vermögens. 

Z.  d.  Quellenstelleu  vgl.  §  198,  besond.  ab.:  Decr.  Greg.  IX.  1.  III,  t.  IB  de 
reb.  eccl.  alien.     Lib.  sext.  III,    9.     Coust.  Clem.  III,  4.     Extrav.  comm,  III,  4. 

A.  Villagut,  De  rebus  ecclesiasticis  non  alienandis  etc.,  Neapol.  1603.  G.  Turi- 
celli,  De  reb.  eccl.  non  alien.  etc.,  Ferr.  1674.  J.  Wi estner,  Alienatio  canon.  rer. 
eccl.  temporal.,  Ingoist.  1692.  F.  R.  v.  Haren,  Dissertatio  de  reb.  eccl.  alien.  vel 
non,  Mog.  1709.  G.  J.  Wagner,  De  reb.  eccl.  non  alien.,  Mog.  1711.  J.  K.  Bart  hei, 
De  reb.  eccl.  non  alien.,  Bamb.  u.  Würzb.  1749.  —  J.  Biederlack,  Z.  Veräußerung 
V.  Kirchengütern  (Z.  f.  k.  Theol.  XXI  [1897]  878  ff).  V.  Wolf  v.  GlanveU. 
D.  c.  2,  X  de  rer.  permut.  III,  19  (D.  Z.  f.  KR.  XXX  [1898]  338  ff ).  K.  .V. 
Fdk/.Tj,  Tu  a.\'a-aXXozrjiw70)/  Tr^q  zy./.Ärf(na(m/:rjg  —sptouotag  xaza  zö  oixaioy  TT^q  dpi^>o- 
do^ooW'^azohxr^q  i/.x/.T]<Tiaq^,  1903.  Knecht.  System  d.  Justinian.  Kirchenvermögens- 
rechtes (1905)  133  ff.  P.  Klein,  Welche  Bedeutung  kommt  d.  n.  kath.  Kirchen- 
recht bestellend.  Beschränkungen  d.  Veräußerung  v.  res  ecclesiasticae  n.  deutsch. 
bürgerl.  Rechte  zu?  (A.  f.  k.  KR.  LXXXV  [1905]  242  ff).  K.  Kormann.  D. 
kirchenrechtl.  Veräußerungsbeschränkungen  b.  kath.  Kirchengut  u.  d.  bürgerl.  Recht, 
1907.  H.  Heimberger,  D.  Veränderungen  d.  Stiftungszweckes,  1913.  Vgl. 
a.  §  198. 

Was  für  kirchliche  Zwecke  bestimmt  ist,  soll  denselben  nicht 
wieder  entzogen  werden.  Daher  sind  seit  dem  5.  Jahrhundert  so- 
wohl die  Synoden  als  die  Päpste  der  willkürlichen  Veräußerung  des 
Kirchengutes    nachdrücklich    entgegengetreten  3.      Den    Gesetzen    der 


»  C.  1,  X  de  depos.  III,  16.  C.  4,  X  de  fidejuss.  III,  22.  —  D.  genaueren 
Vorschriften  üb.  Stellung  u.  Tätigkeit  d.  kirchl.  Verwalter  sind  i.  d.  Diözesan- 
verordnungen  enthalten.  Vgl.  unt.  b.  Pfründvermögen,  Früchte  erledigter  Pfründen, 
Kirchenfabrik,  Kirchenbaulast,  Stiftungen, 

^  Vgl.  auß.  d.  Zirkumskriptionsbullen  d.  österr.  Konkordat  Art.  30 ,  d.  württ. 
Konk.  Art.  10,  d.  bad.  Konk.  Art.  12  ff.  Schneider,  D.  part.  KRsquellen  149 
159  f  176.  —  D.  Nähere  üb.  d.  staatliche  Beteiligung  i.  d.  Verwaltung  d.  Kirehen- 
vermögens siehe  wied.  unt.  b.  Pfründvermögen,  Früchte  erledigter  Pfründen. 
Kirchenfabrik,  Kirchenbaulast,  Stiftungen. 

3  C.  20  (Symm.  a.  502)  41  (Syn.  v.  Orleans  III  a.  538,  c.  23)  52  (Leo  I.  a.  446), 
C.  XII,  q.  2.  A.  dies.  Unbeweglichkeit  d.  kirchl.  Vermögens  entstand  d.  Ausdruck 
^Tote  Hand^     Vgl.  ob.  S.  435. 


458    1^  •  t'iicli.    D.  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.    4.  Kap. :  D.  kirchl.  Vermögen. 

christlich  gewordenen  römischen  Kaiser  folgend,  hat  die  Kirche  den 
Begriff  der  Veränßerung  zu  Gunsten  des  Kirchengutes  dahin  erweitert, 
daß  darunter  nicht  nur  wirkliche  Weggabe  des  Eigentums  durch  Ver- 
kauf, Schenkung,  Tausch,  sondern  jedes  liechtsgeschäft  zu  verstehen 
ist,  durch  welches  das  kirchliche  Vermögen  irgendwie  beschwert  oder 
in  seinem  Bestände  verringert  wird.  Es  fallen  also  unter  den  Begriff 
der  Veräußerung  auch  die  Vergabung  zu  Lehen  ^,  die  Bestellung  einer 
Erbpacht 2,  die  Belastung  mit  einem  Servitut^,  die  Ausstellung  einer 
Spezialhypothek  *. 

Unveräußerliche  Gegenstände  sind  vor  allem  die  Immobilien^,  so- 
dann alle  nutzbaren  Rechte  der  Kirche  ^,  ferner  die  heiligen  Gefäße ''. 
endlich  auch  alle  im  Eigentum  der  Kirche  befindlichen  Sachen  von 
hohem  materiellem  oder  künstlerischem  Wert. 

Indessen  hat  die  kirchliche  Gesetzgebung  vom  allgemeinen  Prinzip 
der  ünveräußerlichkeit  auch  Ausnahmen  vorgesehen  unter  der  Voraus- 
setzung, daß  ein  hinreichender  Grund  vorliege  und  die  gesetzlichen 
Sollennitäten  beobachtet  werden  s. 

Als  justae  causae  sind  bezeichnet:  urgens  necessitas,  wenn  kein 
anderes  Mittel  ausfindig  gemacht  w^erden  kann,  um  einem  dringenden 
Bedürfnis  abzuhelfen  ^;  evidens  utilitas,  wenn  durch  die  Veräußerung 
ein  augenscheinlicher  Nutzen  der  Kirche  erzielt  wird^^;  christiana 
Caritas ,  Werke  der  christlichen  Nächstenliebe ,  z.  B.  Unterhalt  der 
Armen  zur  Zeit  einer  Hungersnot,  Loskaufung  von  Gefangenen.  Zu 
solchem  Zwecke  dürften  selbst  die  heiligen  Gefäße  veräußert  wer- 
den 11. 

Zu  den  gesetzlichen  Sollennitäten  gehört  erstens  die  genaue  L^nter- 
suchung  seitens  des  zuständigen  Obern,  ob  eine  justa  causa  alienandi 
vorhanden  sei;  sodann  die  Vernehmung  aller  derer,  welche  je  nach 
Sachlage    bei    der    Veräußerung    rechtlich    interessiert    sind,    so    des 


'  C.  2,  X  de  locat.  III,  18.     C.  2,  X  de  feud.  III,  20. 

-  Nov.  7,  c.  1  3  7;  120,  c.  1  5  6.  C.  5  9,  X  h.  t.  III,  18.  C.  2  in  YV''  h.  t. 
II],  9.     Trid.  sess.  XXV  de  ref.  c.   11. 

^  L.  7,  C.  de  reb.  allen.  IV,  51. 

*  C.  3,  X  de  pign.  III,  21. 

•■•  C.  5,  X  h.  t.  III,  13. 

'^  C.  2  in  VI*"  de  conccss.  praeb.  III,  9. 

^  C.  13  (Syn.  oecuni.  a.  869,  c.  15),  C.  XII,  4.  2.     Vgl.  a.  ob.  S.  300. 

"  C.  1  in  VI'"  h.  t.  III,  9. 

«  C.  2  (L.  14,  C.  de  sacios.  eccl.  I,  2),  C.  X.  q.  2.     C.  6,  X  de  eccles.  aediOc. 

111,  48.  C.  1  in  IV'"  h.  t.  III,  9. 

'"  C.  52  (Leo  I.  a.  447),  C.  XII,  q.  2.     C.  7  8,  X  li.  t.  III.   l:>. 

'«  C.  70  (Anibr.),  C.  XII,  q.  2.     Vgl.  a.  ob.  S.  300. 


§  199.    Die  Veräußerung  des  kirchlichen  Vermögens.  459 

Domkapitels  ^  des  Ordeiiskonventes^,  des  Pfarrers,  eventuell  des  De- 
fensors  der  Pfarrei^,  des  Patrons*.  Zuletzt  ist  nötig  die  Zustimmung 
des  Bischofs,  die  durch  ein  förmliches  decretum  de  alienando  aus- 
gesprochen werden  muß  5.  Der  Kapitularvikar  hat  sich  der  Ver- 
äuiserung  von  bischöflichem  Mensalgut  zu  enthalten  6.  Der  Generalvikai- 
bedarf  zu  einem  decretum  de  alienando  einer  bischöflichen  Spezialvoll- 
macht. Auch  die  Prälaten  mit  quasiepiskopaler  Jurisdiktion,  mit  Aus- 
nahme der  praelati  nullius,  bedürfen  der  bischöflichen  Zustimmung. 
Der  Bischof  schwört  bei  der  Konsekration,  bischöfliches  Mensalgut 
nur  nach  Befragen  des  Papstes  veräußern  zu  wollen,  und  dasselbe 
beschwören  auch  die  Äbte  bei  der  Benediktion  hinsichtlich  des  Kloster- 
vermögens'. 

Die  Bulle  Pauls  IL  „Ambitiosae"  vom  1.  März  1468  fordert,  daß 
zu  allen  Veräußerungen  von  kirchlichen  Immobilien  und  wertvollen 
Mobilien  der  päpstliche  Konsens  eingeholt  werde ,  und  zwar  unter 
Strafe  der  niemand  reservierten  Exkommunikation  s.  Daß  aber  diesem 
Gesetz  durch  Gewohnheit  in  Deutschland  derogiert  war,  wird  wohl 
gesagt  werden  können.  Freilich  hielt  man  in  Rom  stets  daran  fest^. 
und  durch  die  Bulle  „Apostolicae  Sedis  moderationi"  vom  12.  Oktober 
1869  ist  diese  excommunicatio  aufs  neue  als  latae  sententiae  nemini 
reservata  bezeichnete^.  So  dürfte  die  Derogation  doch  beseitigt  sein. 
Übrigens  erteilt  der  Apostolische  Stuhl  den  Bischöfen  auf  Ansuchen 
in  der  Regel  auf  zehn  Jahre  die  Vollmacht,  kirchliches  Vermögen 
innerhalb  einer  bestimmten  Wertgrenze  veräußern  zu  dürfen  ^^  Und 
für  kleinere  Beträge  oder  bei  Erneuerung  alter  Veräußerungsver- 
hältnisse,  wie   von  Erbpacht,    oder  bei   Übergang   kirchlichen   Gutes 


'  Bd  I,  S.  456.  2  Ob.  S.  420. 

^  Bd  I,  S.  306. 

*  Bd  I,  S.  375. 

"  C.  52  (Leo  I.  a.  447),  C.  XII.  q.  2.     C.  8,  X  de  his.  quae  fiunt  IIL  10. 
«  Bd  I,  S.  459. 

"  Pontif.  Rom.  tit.  De  consecr.  electi  i.  episc. ;  tit.  De  beued.  abbatis. 
»  C.  un.  Extrav.  comm.  h.  t.  III,  4.     Vgl.  a.  c.  2  inVI*"  h.  t.  III,  9. 

*  Ben  ed.    XIV.,    De    syn.    dioec.    1.    XII,    c.    8,    n.    9  ff.     Vgl.    österr.    Konk. 
Art.  80.     Schneider,  D.  part.  KRsquellen  176. 

'*  IV  8.  Acta  et  decreta  conc.  plen.  Americae  Latinae  (1899)  Nr  869.  S.  C. 
de  Prop.  Fide  15.  Jan.  1903  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIII  [1903]  497  f).  S.  C.  Conc. 
17.  Febr.  1908  (Acta  S.  Sedis  XXXIX  [1906]  156  ffj.  Z.  Interpretation  Nouv.  Rev. 
th^ol.   XXXIX    (1907)  423  ff. 

"  Vgl.  z.  B.  d.  erneute  Fakultät  f.  d.  österr.  Bischöfe  v.  9.  Mai  1900:  8.  Nov. 
1911;  30.  März  1912  (A.  f.  k.  KR.  LXXX  [1900]  763  ff;  XCII  [1912]  481  ff  712  ff). 
J.Vogt,  D.  kirchl.  Vermögensrecht  2  (1910)  44. 


460    ^^'  Buch.    D.  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.    4.  Kap. :  D.  kirchl.  Vermögen. 

von   einem   kirchlichen   Institut   an    ein    anderes  ist  der  Bischof  teils 
gesetzlich  ^  teils  durch  Derogation  -  frei  ^. 

Fehlt  es  der  Veräußerung  an  einem  der  notwendigen  Requisite, 
so  ist  sie  null  und  nichtig*,  und  die  Nichtigkeit  kann  von  jedem 
Interessierten,  ja  selbst  von  jeder  persona  ecclesiastica  beregt  werden^. 
Die  Revokatorienklage  muß  aber,  bona  fides  auf  Seiten  des  Besitzers 
vorausgesetzt ,  innerhalb  vierzig  Jahren ,  als  der  Verjährungsfrist 
für  Kirchengut,  angestellt  werden  ß.  Auch  besitzt  die  Kirche  bei 
Veräußerungen,  welche  zwar  den  gesetzlichen  Anforderungen  ent- 
sprechen, ihr  aber  zum  großen  Nachteil  gereichen,  die  Rechtswohltat 
der  restitutio  in  integrum.  Nur  muß  dieselbe  innerhalb  der  vier 
ersten  Jahre  nachgesucht  und  dem  Restitutionspflichtigen  Schaden- 
ersatz geleistet  werden^. 

Wie  in  die  Verwaltung,  so  greifen  die  neueren  staatlichen  Gesetze  auch 
vielfach  in  die  Veräußerung  des  kirchlichen  Vermögens  ein,  was  an  sich 
ebenso  unberechtigt  ist,  doch  von  der  Kirche  vielfach  toleriert  wird  ^. 


'  C.  53  (Syn.  v.  Agde  a.  506,  c.  45),  C.  XII,  q.  2.  C.  7,  X  h.  t.  III,  13.  C.  2, 
X  de   feud.  111,  20.     C.  un.  Extrav.  comra.  h.  t.  III,  4. 

2  So  Bieder  lack  bezügl.  Übergangs  v,  e.  kirchl,  Institut  a.  e.  anderes.  (Z. 
f.  k.  Theol.  XXI  [1897]  378  ff.) 

•*  B.  gerichtl.  Veräußerung  fällt  d.  Sollennität  weg.  Vgl.  noch  Ho  11  weck, 
D.  kirchl.  Strafgesetze  241  ff. 

*  C.  20  (Symm.  a.  502)  42  (Syn.  v.  Ancyr.  a.  314,  c.  15),  C.  XII,  q.  2,  L.  14 
22,  C.  de  sacros.  ecci.  I,  2.  C.  6  12,  X  h.  t.  III,  13.  C.  un,  Extrav.  comm.  h.  t. 
III,  4. 

»  C.  6,  X  h.  t.  Ill,  13.     C.  9,  X  de  douat.  III,  24. 

6  C.  9,  X  de  donat.  III,  24.  Ob.  S.  441.  N.  BGB.  sind  d.  Verjährungszeiten 
für  Kirchenvermögen  d.  gewöhnlichen.     Vgl.  ob.  S.  441.     Friedberg,  KR.  ^  619. 

"  C.  1,  X  de  in  integr.  restit.  I,  41.  C.  11,  X  h.  t.  III,  13.  C.  1  2  in  VP''  de 
rcstit.  in  integr.  I,  21.    BGB.  kennt  d.  nicht.    Ob.  S.  345  f.    Friedberg,  KR.«  619. 

^  P,  Wein  hold,  D.  Veräufserung  v,  Kirchengut  n.  d,  gegenwärtig  f.  d.  kath, 
K.  i,  Preuß.  gelt.  Rechte,  1896.  Veräußerung  u.  Erwerbung  v.  Kirchengnt  i. 
Preuß.  (A.  f.  k.  KR.  LXXVII  [1897]  179  ff).  D.  Nähere  siehe  a.  einschläg.  Ort  b. 
d.  noch  folg.  §§.  Vgl.  a.  ob.  S.  457,  A.  2.  Namentl.  ist  staatl.  Genehmigung  notig 
b.  Veräußerungen  v.  Realwerten  i.  bestimmter  Höhe,  so  i.  Württ.  v.  mehr  als 
500  Mark,  od.  v.  Gegenständen  v.  geschichtl.,  wissenschaftl.  od.  künstler.  Wert. 
Kiene,  Kath.  Pfarrgemeindegesetz  v.  14.  Juni  1887  u.  22.  Juli  1906  91  ff  95  f.  - 
Solche  staatl.  Einschränkung  kommt  wie  anderwärts  so  a.  i.  Deutschland  eventuell 
a.  d.  staatl.  Denkmalpflege  :  J.  L  a  u  r  e  n  t  i  u  .s  ,  Denkmalspflege  u.  kirchl.  Eigentums- 
recht (Stimmen  a.  M.-L.  LXV  [1903]  273  ff).  Staatskuratel  u.  kirchl.  Kunst  (A.  1".  k. 
KR.  LXXXVIII  [1908]  752  f).  K.  Hey  er,  Denkmalpflege  u.  Heimatschutz  i.  deuUch. 
Recht,  1912.  J.  Linneboru,  D.  kirchl.  Denkmalpfiego  i.  Gosetz  u.  i.  d.  Ver- 
waltung (Theol.  u.  Glaube  VI  [1914]  31  ff).     Friedl)erg,  KR.«  619  ff. 


§200.    D.  Pfründvermögen.    D.  Testierfreiheit  d.  Geistlichen.    D.Spolienrecht.    461 

§  200. 

Das  Pfrüiidvermögeu.     Die  Testierfreilieit  der  Geistlichen. 

Das  Spolienrecht. 

Decr.  Grat.  C.  XII.  Decr.  Greg.  IX.  1.  III,  t.  25  de  pecul.  cleric  :   t.  26  de  te- 
sfcam.;    t.  27  de  success.  ab  intest.     Lib.  sext.  III,  11.     Const.  Clem.  III,  6. 

Z.  Pfründvermögen:  Z*Lit.  vgl.  §§  58  193  195  196  197.    M.  de  Azp  ilc  ue  t  a 
(Navarrus),    De   redditibus  benef.  ecciesiast. ,    Rom.  1568.    F.    Sarmiento    de 
Mendoza,Dereddit.  ecclesiast,  Rom.  1569.    M.  da  Perray.  Traite  des  portions 
congrues  des  eures  et  vicaires  perpetuels,  Paris  1682.     Ders.,    Traite  des  moyens 
canoniques   pour  acquerir  et  conserver   les  benefices  et  biens  ecclesiastiques,  Paris 
1726.    J.  H.  Wintzer,  De  bonis  parochial.,  Jen.  1687.    A.  Dies b  ach,  Dominium 
clenc.  Xlldialogis  examinatum,  Dill.  1729.    Gh.  G.  Hommel,  Disputatio  de  clerico 
rar.  parochial.  locatore  et   laico  conductore,  Witt.  1772.     Mehr  alt    Lit  •  Schulte 
Gesch.  d.  Quell,  u.  Lit.  d.  kan.  Rs  III  2.  370  f.  -  D.  A.  Affre,  Traite' de  I'admini- 
stration  temporelle  des  paroisses  usw.,  1827,   ^'1890.    E.  L.  Hagen,  D.  pfarramtl 
Besoldung  usw.,  1844.     M.  Joch  am,  V.  Besitztum  d.  Geistlichen,  1845.*  H.  Maas. 
üb.  d.  Rechtssubjekt,  d.  Vertretung,  Verwaltung  u.  Verwendung  d.  Kirch.-,  Schul-  u 
Stiftungsvermögens  usw.  (A.  f.  k.  KR.  IV  [1859]  583  ff;  spez.  V  [I06OJ  23'ffj.    F.  A^ 
Loberschiner,    D.    Kirchenvermögen    od.    d.  gesetzl.  Art  d.  Erwerbung  u.  Ver- 
waltung d.  Gotteshaus-  u.  Pfründvermögens  a.  Grundlage  d.  österr.  Konkordats,  1862. 
Ch.  Lingen,  Üb.  d.  Umfang  d.  Rechte  e.  Benefiziaten  a.  d.  z.  s.  Benefizium' gehör 
Grundstücke    (A.  f.  k.  KR.  XX  [1868]  79ffj.     J.  J.  Hirschel,  D.  Staats-  u.  Ge- 
memdeeinkommen    d.  Geistl.    n.   kanon.  u.  franz.  Recht,    1868.     W.  Brand  is,    D. 
^Nutzungsrecht  d.  Pfarrers  a.  d.  Grundstücken  d.  Pfründe  (A.  f.  k.  KR.  XLI  [1889] 
285  ff).     Keuth,    Rechte    u-  Pflichten    d.  Pfarrers    a.  Pfarrgut   i.  Gebiet  d.  preuß 
XRs,   1897.     A.  Brock  el  mann.  D.  Verwaltung  d.  Kirchen-  u  Pfründevermögens 
i.  d.  kath.  Kirchengemeinden  Preufsens.   1898.     F.  Geigel,  Pfründennießbrauch  zu- 
folge   d.  BGB.    (D.    Z.    f.  KR.  VllI    [1898]   266  ff:    [a.  sep.  1899]).     Ch.  M eurer. 
Bayrisches  Pfründerecht  (Bayr.  Kirchenvermögensrecht  Bd  II),  1901.    J.  B.  G  r  i  f  f  e  ] 
Pfründenutzgenuß    u.   Baufallschätzung    n.    d.    staatl.    Bestimmungen    i.    d    altbayr 
•Gebietsteilen,    1902.     L.  H.  Krick,    Handb.  d.  Verwaltung    d.  kath.  Pfarramts  m. 
Rücksicht   a.    d.  i.  Königr.  Bayern   gelt,  kirchl.  u.  staatl.  Bestimmungen  ^    1903  ff 
Ders.,    Handb.    d.    kath.    Pfründewesens*,    1905.      K.   Seidl,    D.    Verwaltung    d 
Kirchen-  u.  Pfründevermögens  i.  Österr.,   1905.    E.  Stingl,  Bestimmungen  d.  bayr 
Staats  üb.  d.  Verwaltung  d.  kath.  Pfarramts  ^  1908.     M.  B  randen  bu^r  g,  D   Ge- 
schäftsverwaltung   d.    kath.    Pfarramtes    i.    Gebiete    d.    preuß.    Landrechts"*'     1911 
W.  Gruber,    D.  Recht   d.    pfälz.    Pfarrpfründestiftung   beid.   Konfessionen'    I913' 
üb.   d.  linksrhein.  Verhältnisse  Lit.  b.  Vering,    KR.  ^    765  ff  -  Z.  Testierfreiheit 
•d.  Geisth:    Thomassin  P.  HI,  1.  2,  c.  38  ff     J.  V.  St  raus,    De    modo    testandi 
mmus  sollemni  inter  clericos,  1731.     C  h.  G.  B  u  d  er ,  De  testamentis  episcoporum 
1745.     F.  A.  Dürr,  De  manufidelibus  in  spec.  ecclesiasticorum  tum  principum  tum 
Iprivat.    in    Germ.,    Mog.    1762.     [A.   b.    A.  Schmidt,    Thesaurus  jur.    eccles    VI 
üeidelb.  1777,  328  ff.]    G.  Ch.  Neiler,  De  episcoporum  testamenti  factione  activa  etc  ' 
Trevir.  1761.    [Ebd.  382  ff.]     Ders.,    De    clericorum   saecul.  testam.  fact.  act    etc* 
Trevir.    1761.     [Ebd.    402  ff.]      Ders.,    De    testam.    clerici    Trevir.,    Trevir.    176L 
Ebd.    424  ff.]      G.   J.   Wedekind,    Dissertatio     in    testam.    clericorum    praecipue 
:anon.,  Heidelb.   1780.    [A.  b.  A.  Mayer,    Thesaurus  nov.  jur.  eccles.  III,    Ratisb. 


462    IV.  Buch.    D.  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.   4.  Kap.:  D.  kirchl.  Vermögen. 

1793,  579  ff.]  —  F.  Lo  reu  back,  Lb.  d.  kanon.  Bestimmungen  f.  d.  Errichtung  d. 
Testamente  d.  Geistl.,  1857.  K.  K.  E.  v.  Moy,  Üb.  d.  Verlassenschaften  d.  Geistl. 
insb.  i.  Österr.  (A.  f.  k.  KR.  11  [1S57]  429  ff).  J.  F.  Schulte,  Üb.  d.  Recht  d. 
Geistl.  i.  Österr.  z.  testieren.  [Ebd.  lil  (1858)  284  ff.]  F.  Sentis,  De  jure 
testamentorum  a  clericis  saecul.  ordinand.,  1862.  H.  Singer,  Histor.  Studien  üb. 
d.  Erbfolge  n.  kath.  Weltgeistlichen  i.  Österr.-Ungarn,  1883.  F.  W.(endels tein), 
D.  Testierrecht  d.  Kleriker  einst  u.  jetzt  (Hist.-pol.  Blätter  CIV  [1889]  909  ff).  Üb. 
d.  portio  canonica  i.  Bist.  Eichstätt  (A.  f.  k.  KR.  LXX  [1^93]  115  ff).  A.  Amrhein, 
Histor.  Entwicklung  d.  Rechte  d.  Geistl.  i.  d.  Verfügung  üb.  sein  Vermögen  (Theol.- 
prakt.  Qsch.  XLVIII  :1895]  267  ff).  J.  Sauer,  Z.  Gesch.  d.  bischöfl.  Erbrechts  i. 
d.  Diözese  Straßburg  ( A.  f.  k.  KR.  LXXVIII  [1898]  373  ff).  V.  W  o  1  f  v.  G 1  a  n  v  e  1 1 
D.  letztwilligen  Verfügungen  n.  gem.  kirchl.  Recht  (1900)  34  ff.  J.  Hollweck,. 
D.  Testament  d.  Geistl.  u.  kirchl.  u.  bürgerl.  Recht,  1901.  [M.  reich.  Lit.]  L.  Veit, 
D.  Testament  d.  Geistl.  (Pastor  bonus  XXV  [1912/13]  655  ff).  —  Z.  Spolienrecht: 
Thomassin  P.  111,  1.  2,  c.  51  ff.  —  Sugenheim,  Staatsleben  d.  Klerus  i. 
MA.  (1839)  267  ff.  Friedberg,  De  finium  inter  civitatem  et  eccles.  etc.  (1861) 
222  ff.  P.  Scheffer-Boichorst,  Kaiser  Friedr,  1.  letzter  Streit  m.  d.  Kurie 
(1866)  189  ff.  J.  F.  Ficker,  Üb.  d.  Eigentum  d.  Reiches  a.  Reichskirchengut 
(Sitzungsber.  d.  Kais.  Akad.  d.  Wiss. ,  phil.-hist.  Klasse,  LXXII  [Wien  1872]^ 
377  ff).  G.  Waitz,  D.  Ursprung  d.  sogen.  Spolienrechts  (Forsch,  z.  deutsch.  Gesch. 
XIII  [1873]  494  ff).  H.  Geffcken,  D.  Krone  u.  d.  nied.  deutsche  Kirchengut 
unt.  Friedr.  II.  (1890)  35.  L'.  Stutz,  Gesch.  d.  kirchl.  Benefizialwesens  usw., 
1895  ff.  Ders.,  D.  Eigenkirche  (1895)  26  ff.  Ders.,  KR. ^  304.  Eisenberg, 
D.  Spolienrecht  b.  Friedr.  I[.,  1896.  [Ungenügend.]  C.  Samaran,  La  jurisprudence 
pontificale  en  matiere  de  droit  de  depouille  (jus  spolii)  dans  la  secondc  moitie  du 
XIV«  siecle  (Melanges  d'arch.  et  d'hist.  XXII  [1902]  141  ff).  M.  Tangl,  D.  vita 
Bennonis  u.  d.  Regalien-  u.  Spolienrecht  (Neues  A.  d.  Ges.  f.  ä.  d.  Gschtskundo 
XXXIII  [1908]  77  ff).  Göller,  D.  Einnahmen  d.  Apost.  Kammer  unt.  Joh.  XXIL 
(1910)  106*  ff.  G.  Baril,  Lo  droit  de  l'eveque  aux  meubles  des  intestats.  Etudie 
en  Normandie  au  moyenäge,  1911.  Werminghoff,  Gesch.  d.  Kverfassung  I 
186.  Ders.,  Verfassungsgschte^  57  f  94.  Kirchenlexikon-  s.  h.  v.  Realenzykl. 
f.  prot.  Th.  u.  K.  3  s.  h.  v. 

I.  i\Iit  jedem  officium  muß  ein  beneficium  verbunden  sein,  mit 
jedem  Kirchenamt  ein  ständiges  Amtseinkommen  ^  Dasselbe  kann  aus 
nur  einer  der  verschiedenen  Quellen  des  Kirchenvermügens  kommen 
oder,  was  die  Regel  ist,  aus  mehreren  derselben:  Wohnung,  Güter- 
ertrag, Realitäten,  Kapitalzinsen,  Geldbezüge  auch  vom  Staat-,  Ab- 
gaben der  Gläubigen.  Am  liebsten  ist  der  Kirche  die  Dotation  in 
Grundstücken  oder  Renten.  Das  Amtseinkommen  muß  genügend  sein 
und  darf  nicht  unter  einen  bestimmten,  vom  Bischof  unter  Berück- 
sichtigung von  Ort  und  Zeit  zu  fixierenden  Satz  heruntersinken:  portio 
congrua,  sustentatio  congrua  oder  competens  oder  kurzweg  dieKongrua*^. 

'  Bd  I,  S.  275  ff.     Z.  Goschichtl.  vgl.  a.  ob.  S.  454  f. 
'  Bd  I,  S.  277,  A.  3.     Laurent!  us,  Institutioncs  ^  704. 
3  C.  4  12  16  23,  X  de  praeb.  III,  :>.     C.  III,  X  de  eccles.  aedific.  III,  48.    C.  l 
in  VI'"    de    prar-b.  III,    4.     C.  2    in   VI'"    de  decim.   III.    13.     C.  4  in  VI"*  de  rogul. 


§  200.    D.  Pfründvermögen.    D.  Testierfreiheit  d.  Geistlichen.   D.  Spolienrecht.    463 

Das  Benefizium  ist  im  Laufe  der  Zeit  zu  einer  eigenen  juristischen 
Person  geworden  i  und  ist  von  den  meisten  deutschen  Landesgesetzen 
als  solche  anerkannt^. 

Die  Rechte  des  Benefiziaten  auf  das  Pfr  und  vermögen  werden  er- 
worben durch  die  institutio  corporalis  oder  investitura  3,  sind  aber  je 
nach  den  Bestandteilen  desselben  sehr  verschieden^.  Gegenüber  der 
Substanz  des  Pfründevermögens  ist  der  Benefiziat  bloßer  Administrator 
mit  den  Rechten  eines  Vormunds  ^  An  den  Grundstücken  hat  er 
unbeschränkte  Nutznießung.  Er  darf  die  Oberfläche  derselben  auch 
verändern  ö.  Doch  ist  er  für  Deteriorationen  haftbar,  oder  auch  der 
Erbe  \  Dagegen  soll  ihm  für  Meliorationen  aus  dem  Pfründvermögen 
oder  vom  Nachfolger  eine  angemessene  Entschädigung  gereicht  werden  §. 

lir,   14.     Trid.  sess.  XX[  de  ref.  c.  4;   Sess.  XXIV  de  ref.  c.  13.  -  I.  Preußen  i=^t 
d.  Kongrua  f.  d.  Pfarrer  1800  M.    D.  Pensionskongrua  ist  1200  M.    Tourneau,  D. 
preuß.  Ges.  betr.  d.  Diensteinkommen  d.  kath.  Pfarrer  v.  26  Mai  1909  (1  f  k  KR 
XC  [1910]  87  ffj.   Ch.  M  eurer,  D.  Gehaltsrecht  d.  Pfarrer  i.  Preuß.  n.  d.  Gesetzgebung 
V.  26.  Mai  1909,  1910.  -  I.  Bayern  ist  d.  Kongrua  f.  d.  Pfarrer  2400  M.   D  Pension- 
kongrua  ist  1800  M.    Minist.-Entschließ.  v.  29.  Nov.  1908  (A.  f.  k.  KR.  XC  [1910] 
152  ff).  -  I.  Württemberg  ist  d.  Kongrua  f.  d.  Pfarrer  2500  M.    D.  Pensionskon-rua 
ist  1600  M.    Ord.-Erl.  V.  1.  Okt.  1909  (Kirchl.  Amtsbl.  1909,  Nr   16).     K.  MiUer 
Gehaltsordnung,  Pensions-  u.  Stellvertretungsstatut  d.  kath.  Geistlichen  d.  Diöz.  Rotten- 
burg,    1910.     K.  Klein,    D.    ßesoldungsverhältnisse    d.  Staatsbeamten,    Lehrer   u 
Geistlichen   i.  Württ.,    1911.  -  L  Baden   ist    d.    Kongrua   d.  Pfarrers   ab    1909  v 
Erzbischof  a.    2200  M.    fixiert.  ~  I.  Elsaß-Lothfingen  ist  d.  Kongrua  f.  d    Pfarrer 
2100  M.    (A.  f.  k.  KR.  XC  [1910]    365  ff).  -   F.  Österr ,    wo  d.  Gehalte  d.  Geist! 
schreiend  ungenügend  waren,  vgl.  Vering,  KR.  ^  793^     Doch  ist  neuerdings  auf- 
gebessert  worden.     B.  Fritsch,   D.  Ges.    v.    19.  Sept.  1898    betr.    d.  Dotation   d 
kath.  Seelsorgegeistlichkeit,  1901.    A.  f.  k.  KR.  LXXXVII  (1907)  336  f.  —  Z.  Ganzen: 
M.    Er  zb  erger,    D.    Klerus    u.    d.   Gehaltsfrage,    1908.     H.    A.    Krose,    Kirchl 
Handb.  f.  d.  kath.  Deutschi.  II  (1909)  263  ff;  iil  (1911)  253  ff.     Ch.  JVI eurer,  D 
Problem  d.  Gehaltsaufbesserung  a.  d.  Pfründegebiet  (A.  Festschrift  f.  H.  v.  Burck- 
hard),    1910.     A.  Fellmeth,    D.  kirchl.    Finanzwesen    i.    Deutschi.    (1910)    53  ff 
Friedberg,  KR.«  596  3. 

^  0.  Gierke,  D.  deutsche  Genossenschaftsrecht  III  (1881)  273  ff  Fried  ber-^ 
KR.  6  596^.  ^" 

2  Vgl.  ob.  S.  437  f.     Friedberg,  KR.  ^  596  9. 

'  Bd  I,  S.  348. 

'  Hierüb.  bes.  K.  Groß,  D.  Recht  a.  d.  Pfründe,  1887. 

"  C.  2,  X  de  donat.  111,  24.  C.  1,  X  de  in  integr.  restit.  1,  41  C  4  X  de 
fidejuss.  III,  22.  C.  21,  X  de  rescript.  I,  3.  Er  ist  z.  Führung  d.  notwend.  Pro- 
zesse berechtigt,  ab.  m.  Konsens  d.  Bischofs.     Ob.  S.  456  f. 

•^  C.  5,  X  de  pecul.  der.  III,  25. 

'  C.  2,  X.  de  donat.  III,  24. 

'  C.  1   (byn.  v.  Toledo  IX  a.  655,  c.  4),  C.  XII,  q.  4.     N.  Analogie  a.  v.  c    1 
X  de  in  integr.  restit.  I,  41  u.  v.  c.  2,  X  de  donat.  III,  24.    Doch  nicht  f.  gewöhnl' 
Amehorationen.     S.  C.  Ep.  et   Regul.    26.  Juni  1903.     L.  H.  Kr  ick     Anspruch  d 


464    1^  •  Buch.    D.  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.   4.  Kap.:  D.  kirchl.  Vermögen. 

Die  Güter  kann  er  selber  bewirtschaften  oder  verpachten,  letzteres 
aber  nur  für  die  Zeit  seiner  Amtsdauer,  weshalb  der  Nachfolger  an 
den  Pachtvertrag  nicht  gebunden  ist  ^  Anders,  wenn  die  Verpachtung 
auf  noch  längere  Frist  vom  Bischof  genehmigt  ist^.  Zu  den  Pfründ- 
gebäuden steht  der  Benefiziat  ebenfalls  im  Verhältnis  des  usufruc- 
tuarius.  Er  kann  daher  auch  einen  Teil  derselben  vermieten,  wo  es 
nicht  etwa  partikularrechtlich  verboten  ist.  Kleinere  Reparaturen  hat 
er  selbst  zu  leisten.  Auf  die  Prästationen  Dritter  hat  er  ein  gericht- 
lich klagbares  Forderungsrecht  ^. 

Da  die  Erträgnisse  der  Pfründe  in  das  Eigentum  des  Benefiziaten 
übergehen^,  so  hat  er  über  sie  an  sich  ein  völlig  freies  Verfügungs- 
recht. Aber  streng  genommen  sind  sie  nur  bestimmt,  ihm  einen  an- 
ständigen Lebensunterhalt  zu  gewähren.  Daher  soll  er  sich  auf  die 
nötigen  Ausgaben  beschränken  und  jeden  Luxus  vermeiden.  Was  er 
dann  erübrigt  (peculium  clericale),  soll  er  zu  opera  pia,  namentlich 
zur  Unterstützung  der  Armen  verwenden.  Mit  besonderem  Nach- 
druck hat  das  Tridentinum  verboten,  mit  den  Überschüssen  die  Ver- 
wandten zu  bereichern.  Nur  im  Falle  der  Armut  sollen  sie  so  weit 
als  nötig  unterstützt  werden,  um  ihre  gedrückte  Lage  einigermaßen 
zu  erleichtern^. 

II.  Was  die  Testierfreiheit  der  Geistlichen  betrifft,  so  konnten  sie  von 
Anfang  an   über   das  Vermögen  nichtkirchlichen  Ursprungs   (peculium  patri- 


abgetret.  Pfriindebesitzers  a.  Ersatz  d.  Kosten  d.  ßestelhing  d.  Widdumsgrund- 
stücke  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XXI  [1911]  511  ff).  F.  Wimmer.  D.  Ent- 
schädigungspflicht d.  Pfründenachfolgers  u.  d.  Rechtsprechung  d.  bajr.  Verwaltungs- 
gerichtshofes (Ebd.  660  ff). 

^  Trid.  sess.  XXV  de  ref.  c.  11.  Ben  ed.  XIV.,     , Universalis"  v.  29.  Aug.  1741. 

2  Pfaff,  Gesetzeskunde  108.  A.  f.  k.  KR.  LXXV  (1896)  353,  litt.  g.  Seher, 
Steht  d.  Pfarrern  i.  bisherig.  Gebiete  d.  französ.  Rechtes  a.  heute  noch  d.  Befugnis 
z.,  d.  z.  Pfarrwittum  gehör.  Immobilien  üb.  ihre  Dienstzeit  hinaus  z.  vermieten  od. 
z.  verpachten  (A.  f.  k.  KR.  LXXX  [1900]  725  ff).  Kirchl.  Amtsbl.  f.  d.  Diöz.  Rotten- 
burg 1912,  Nr  9. 

*  Üb.  Temporaliensperre :  W.  Kahl,  D.  Temporaliensperre,  1876;  Friedberg. 
KR.  ^  598.  Warum,  wie  Fried  berg  a.  a.  0.  meint,  nicht  soll  geklagt  werden 
können  b.  Verweigerung  v.  Leistungen,  z.  den.  d.  Staat  völkerrechtl.  (a.  Konkordat, 
Zirkumskriptionsbullcn)  verpflichtet  ist,  ist  nicht  einzusehen.  Vgl.  a.  Richter- 
Dove-Kahl,  Lehrb.  d.  KRs  1330  f.  J.  Niedner,  D.Ausgaben  d.  preufj.  Staales 
f.  d.  evang.  Landeskirche  d.  älter.  Provinzen  (1904)  14  ff.  —  EG.  z.  BGB.  Art.  80 
.sagt:  Unberührt  bleiben  d  landesgesetzl.  Vorschriften  üb.  d.  Pfründenrecht,  l  b. 
.solche  Vorschriften:  Friedborg,  KR. «  597  " ;  Silbernagl,  KR.«  737«. 

*  C.  un.  in  VI'"  de  der.  non  rosid.  III,  3.  Trid.  sess.  XXIII  de  ref.  c.  1; 
Sess.  XXIV  de  ref.  c.  12  („.  .  .  fructuum ,  (pios  ratione  etiam  praebendae  ac  resi- 
dentiae  fecit  suos");  Sess.  XXV  de  ref.  c    1. 

*  Trid.  sess.  XXV  de  ref.  c.   1. 


§  200.    D.  Pfründverraögen.    D.  Testierfreiheit  d.  Geistlichen.    D.  Spolienrecht.    465 

moniale,   p.  industriale)  frei  verfügen  '.     Dagegen   sollten    sie  alles,    was   sie 
aus  kirchlichen  Einkünften  erübrigt  hatten  (bona  superflua),  im  Todesfall  an 
die  Kirche   vermachen  \     Hatte   der  Bischof  oder   Kleriker   kein    Testament 
gemacht  und  hatten  sie  keine  Intestaterben,  so  fiel  alles  an  die  Kirche  ^    Was 
im  römischen  Reiche   galt,    fand   auch  Eingang  in  die  germanischen,    so  vor 
allem  in  das  fränkische  ^     Als  aber   das  Prinzip  des  persönlichen  Rechts  in 
den  germanischen  Reichen   aufhörte   und   die  Kleriker   für   ihre  bürgerlichen 
Beziehungen  dem  Landesrecht  unterworfen  wurden,  da  galten  für  ihre  Testa- 
mente dieselben  Bestimmungen  wie  für  die  Laien.    Das  Dekretalenrecht  ver- 
ordnete, daß  die  Kleriker  ihr  Benefizialvermögen  (bona  beneficialia)  der  Kirche 
zu  hinterlassen    hätten,    dagegen   über   ihr  Patrimonialvermögen  und,   wo  es 
üblich   sei,    über   alle   bewegliche  Habe   zu  Gunsten   von   milden    Stiftungen, 
Armen  und  Dienstboten,  ob  verwandt  oder  nicht,  frei  verfügen  könnten  K    Die 
weitere  Entwicklung  war  keineswegs  eine  gleichmäßige.     In  den  einen  Diö- 
zesen konnten  die  Geistlichen,   entsprechend  dem  Dekretalenrecht,   nur   über 
ihr  eigenes  Vermögen  frei  verfügen,  über  das  Benefizialvermögen  dagegen  nur 
zu  Gunsten  von  piae  causae,  Dienstboten  und  armen  Verwandten.    In  andern 
aber  konnten  sie  zwecks  Beseitigung  des  Spolienrechts  und  bei  der  Unmöglich- 
keit einer   genauen  Scheidung   der  Bestandteile  des  Vermögens   frei  über  all 
ihr  Vermögen  verfügen,  aus  welchen  Quellen  immer  es  stammte.    Nur  mußte 
in  diesem  Fall  ein  Legat  oder  eine  bestimmte  Summe  der  Kirche  hinterlassen 
oder  eine  Abgabe  an  den  Bischof  entrichtet  werden,  Ferdo  oder  Ferto  (V^  von 
einer  Mark)  genannt.     Das  Testament   mußte   dann  noch  durch  den  Bischof 
oder  dessen  Offizial  oder  den  Landdekan  bestätigt  werden,  wofür  meist  eine 
Erbschaftssteuer,  nummus  vicesimus  oder  quinquagesimus,  erhoben  wurde.  Starb 
ein  Geistlicher   ohne  Testament,    so  fielen  die  Erbgüter   an   die  Verwandten, 
das  übrige  an  den  Bischof  ^     Seit  dem  17.  Jahrhundert  kamen  mit  dem  zu- 
nehmenden Verschwinden   des  Privilegium   fori  die  Hinterlassenschaftssachen 
der  Geistlichen  mehr  und  mehr  an  die  Zivilgerichte  l 


»  Doch  verlangte  Conc.  Caith.  VI  a.  401,  c.  15,  daß  sie  fremde  Personen  d.  Kirche 
nicht  vorziehen  sollten.  Harduin,  Acta  conc.  1907.  Bezügl.  d.  Bischöfe  bestimmte 
Justinian,  daß  a.  d,  was  sie  währ,  ihres  Amtes  a.  Schenkung  od.  letztwilliger  Ver- 
fügung erhalten  hätten,  a.  ihre  Kirche  fallen  solle,  auß.  wenn  es  v.  d.  nächsten 
Verwandten  stamme.     L.  42,  §  5,  C.  de  episc.  1,  3.     Nov.  131,  c.  13. 

2  C.  21  (Can.  Apost.  n.  40),  C.  XII,  q.  1.  C.  1  (Conc.  Carth.  III  a.  397,  c.  49), 
C.  XII,  q.  3.  3  Nov.  131,  c.  13. 

*  C.  1  (Syn.  V.  Toledo  IX  a.  655,  c.  4),  C.  XII,  q.  4.   C.  4  (Conc.  Paris,  a  829, 

c.  16),  C.  XII,  q.  5.     C.  2,  X  de  success.  ab  intest.  III,  27. 

'  C.  1  7  9  12,  X  de  testam.  III,   26.     Trid.  sess.  XXV  de   ref.    c.  1.     Was  v. 

d.  peculium  patrimoniale  galt,  galt  a.  v.  d.  bona  parsimonialia,  d.  h.  d.  infolge  frei- 
willig vereinfachter  Lebensweise  Ersparten. 

^  Nachweise  a.   i.  Kirchenlexikon  =  s.  v.  Testierfreiheit    d.  Geistlichen.     Vgl    a 
Th.  Qsch.  II  (1820)  235  ff. 

'  Vgl.  z.  B.  F.  Geier,    D.  Durchführung   d.    kirchlichen    Reformen  Jos.  II    i 
vorderösterr.   Breisgau  (1905)    49  ff     H.    Bastgen,    D.  Verhandlungen    z.    österr." 
Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.    II.    3.  Aufl.  30 


466    IV.  Buch.    D.  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.   4.  Kap. :  D.  kirchl.  Vermögen. 

Heutigentags  gilt  für  die  Testierbefugnis  der  Kleriker,  für  die  ge- 
setzliche Erbfolge  und  für  die  Form  ihrer  Testamente  in  allen  Staaten 
das  bürgerliche  Recht  ^  Dies  ist  auch  wiederholt  vom  Apostolischen 
Stuhl  anerkannt  worden-.  Bei  der  so  entstandenen  vollen  Testier- 
freiheit der  Kleriker  schärfen  aber  neuere  Synoden  unter  Verweis  auf 
Tridentinum  sessio  XXV  de  ref.  c.  1  den  Geistlichen  ein,  wenigstens 
die  bona  superflua  aus  dem  kirchlichen  Einkommen  der  Kirche  oder 
den  Armen  zu  vermachen  •^. 

III.  Die  Anordnungen  über  die  Testamente  der  Kleriker  wurden  sehr 
beeinträchtigt  durch  das  Spolienrecht  (jus  spolii,  j.  exuviaruni,  auch  ,Rapite 
Capite"  oder  „Rips  Raps"  genannt).  Zunächst  waren  es  vielfach  gerade  cüq 
Kleriker,  welche  die  Hinterlassenschaft  ihrer  Mitbrüder,  vor  allem  die  des 
Bischofs,  an  sich  rissen  *.  Auch  die  Metropoliten  scheinen  sich  Eingriffe  in 
das  Vermögen  der  ihnen  untergeordneten  Bischöfe  erlaubt  zu  haben  '\     Bald 


Intestaterbfolgegesetz   v.    1807    u.    s.  Ausdehnung    a.  Salzburg    (A.   f.  k.  KR.  XCll 
[1912]  625  ff). 

^  So  hat  n.  d.  BGB.  keine  besondern  Bestimmungen  üb.  d.  Testamente  od.  In- 
testaterbfolge d.  Geistlichen.  N.  BGB.  §  1986  ist  d.  Fiskus  gesetzl.  Erbe,  wenn 
z.  Z.  d.  Erbfalles  wed.  e.  Verwandter  noch  e.  Ehegatte  d.  Erblass.  vorhanden  ist. 
Laut  Art.  138  d.  EG.  bleiben  d.  landesgesetzl.  Vorschriften  unberührt,  n.  welch. 
i.  Falle  d.  §  1936  a  Stelle  d.  Fiskus  e.  Körperschaft,  Stiftung  od.  Anstalt  d.  öffentL 
Rechts  gesetzl.  Erbe  ist.  N.  österr.  Recht  wird  d.  Intestatnachlaß  geteilt  zw.  d. 
Kirche,  d.  Armen  n.  d.  gesetzl.  Erben.  I.  einzeln.  Diözesen  hatten  d.  Geistl.  immer 
noch  d.  Recht  d.  formlosen  Testamente.     Vering,  KR.  ^  796'"  *'. 

''  Bayr.  Konk.  Art.  12,  litt.  c.  Österr.  Konk.  Art.  18  21.  Württ.  Konk.  Art.  5. 
Bad.  Konk.  Art.  5.     Schneider,  D.  part.  KRsquellen  8  147  156  172   174. 

3  Conc.  Vienn.  a.  1858,  t.  7,  c.  5.  Conc.  Prag.  a.  J8t0,  t.  8,  B,  c.  4.  ColL 
Lac.  V  217  593.  Daß  diese  Pflicht  nicht  ex  justitia  komme,  sondern  nur  ex  lege 
ecclesiastica,  also  v.  allem  e.  gesetzliche  sei,  betont  richtig  Wernz,  Jus  decretalium 
III  1 '-^  (1908),  198  ff,  gegenüb.  strengeren  Anschauungen,  welch,  a.  Hollweck,  D. 
Testament  d.  Geistl.  16  ff,  zuneigt.  1.  Sinne  v.  Wernz  a.  Schindler,  Lehrb.  d. 
Moraltheol.  II  2  (1910),  578.  —  Wiederholt  haben  d.  Bischöfe  neuestens  ihr.  Klerus 
z.  rechtzeit.  notar.  testamenti  factio  u.  Angabe  d.  Testamentsexekutors  ermahnt, 
z.  B.  d.  Fürstbischof  v.  Breslau,  29.  Sept.  1899;  13.  Aug.  19U0  (A.  f.  k.  KR  LXXX 
[1900]  156;  LXXXI  [1901]  136  fj.  —  Daß  d.  Erben,  falls  d.  Geistliche  unglück- 
licherweise o.  Testament  stirbt,  ganz  frei  v.  jed.  Verpflichtung  wären,  kann  nicht 
gesagt  werden.  D.  verlangt,  abgesehen  schon  v.  Anstand,  d.  Pietät  geg.  d.  Toten.  — 
Üb.  8.  Sacra  utensilia  kann  d.  Bischof  testamcntar.  nicht  verfügen,  auß.  es  wären 
Schulden  da.  Dann  dürften  sie  veräußert  werden.  Nicht  gehören  daz.  Ring  u. 
Brustkreuz,  wenn  nicht  i.  letzt.  Kreuzpartikel  sind.  Pins  V,  „Romani  Pontiticis" 
V.  30.  Aug.  1567.  Innoz.  Xll.,  „Inscrutabili"  v.  29.  Jan.  1694.  S.  C.  Conc.  29.  Mai 
1683.  Pius  IX.  v.  1.  Juni  1847.  Leo  XIII.  v.  25.  März  1889.  Laurentius.  in- 
stitutiones  *  707  f. 

*  C.  43  (Syn.  v.  Chalccdon  a.  451,  c.  22),  C.  Xll,  q.  2.  C.  6  (Syn.  v.  Tarrn- 
gona  a.  516,  c.   12),  C-iXll,  q.  5.    C.  38  (Syn.  v.  Lerida  a.  546,  c.  16),  C.  XII,  q.  2. 

*  C.  48  (Conc.  Trull.  a.  692,  c.  35),  C.  XII,  q.  2. 


§  200.    D.  Pfriindvermögen.    D.  Testierfreilieit  d.  Geistlichen.    D.  Spolienrecht.    467 

aber  wurden    die   Kleriker   hierin   von   den  Laien   abgelöst.     Es  nahmen  die 
Grundherren,  Patrone  und  Vögte  den  Nachlaß  der  niedern  Kleriker  an  sich, 
wobei    sie    sich    zum    Teil    auf   das    Eigenkirchenrecht    stützten  '.     Bei    den 
Bischöfen  verfuhren  die  Landesherren,  Könige  und  Kaiser  als  Lehensherren  in 
ähnlicher  Weise.     Die  Synoden  erhoben  freilich  gegen  diesen  unbegründeten 
Anspruch  der  Laien  fortwährend  ihre  Stimme  2.    Besonders  aber  machten  die 
Päpste   ihre  Einsprache   gegen    das   königliche   und   kaiserliche   Spolienrecht 
geltend,  und  in  Bedrängnissen  verzichteten  dann  wenigstens  deutsche  Könige 
und  Kaiser  darauf,  so  Otto  IV.  1198  und  1209,  Philipp  von  Schwaben  1203 
und  Friedrich  IL  1213,  1216,  1219  und  1220  ^    Dem  Beispiele  der  größeren 
Fürsten    und    Herren    hierin    folgten    aber    nicht    die    kleineren;    vielmehr 
dauerte  die  Ausübung  des  Spolienrechts  ihrerseits  bis  in  das  16.  Jahrhundert, 
wie  die  fortwährenden  Klagen  der  Synoden  beweisen.    Daneben  bestand  auch 
unter  den  Geistlichen  selbst   die  Gier   nach   der  Verlassenschaft   der  Brüder 
weiter.     Die  Äbte  beanspruchten   den   Nachlaß   der   Frieren   und  Regularen, 
diese   umgekehrt   den   der  Äbte  \     Die  Bischöfe   forderten   die  Hinterlassen- 
schaft  der   Kapitularen,    Pfarrer   und   Benefiziaten,    die   Domkapitel   die   der 
Bischöfe.     Die   päpstlichen  Verbote   nützten    wenige     Ja    die    Päpste    selbst 
begannen  in  der  zweiten  Hälfte  des  Mittelalters  das  Spolienrecht  auszuüben, 
wohl   im  Zusammenhang   mit   den   von   ihnen  geübten  Reservationen«.     Den 
Höhepunkt    erreichte    das    päpstliche    Spolienrecht    während    des   Schismas. 
Am   schärfsten   trat   man   diesem   Recht   in   Frankreich   entgegen".     In  den 
andern  Ländern  verlor  es  sich  erst  mit  der  zunehmenden  Testierfreiheit  des 
Klerus  ^ 


'  Geg.  d.  V.  Stutz  a.  hier  z.  sehr  betonte  Eigenkirchentheorie  Friedbere 
KR.  6  600^8.  ^' 

2  Conc.  Clippiac.  c.  626  od.  627,  c.  18.  Conc.  Rem.  a.  627—630,  c.  16.  Ed 
Maaßen  199  205.  C.  46  (Syn.  v.  Clermont  a.  1095,  c.  31)  47  (Later.  II  a  1139 
c.  4),  C.  XII,  q.  2.  V  .  , 

3  Constitutiones  et  acta  publica  imperii  et  regni  (Mon.  Germ.  LL  )  II  8  21  36 
08  68  78  89. 

*  Üb.  d    getrennte  Vermögen  i.  d.  Klöstern  ob.  S.  392;  S.  408,  A.  1. 

'  C.  40  in  Vl'o  de  elect.  I,  6.     C.  9  in  VP"  de  off.  ordin.  I,  lö'. 

«  Vgl.  a.  F.  Ehrle,  Historia  biblioth.  Rom.  Pontif.  I  (1890)    186   193.ff.     J.  P, 
Kirsch,  D.  päpstl.  Kollektorien  i.  Deutschi.  währ.  d.  14.  Jhdts  (1894)  XXIX  392 
394  403.    J.  Haller,  D.Papsttum  u.  d.  Kirchenreforra  (1908l   131.    Friedbere 
KR.«  601 '^ 

'  Karl  VI.  a.  1385.  Ludwig  XI.  a  1463.  Preuves  des  libertez  de  l'Egl.  gallic.'^ 
(Paris  1651)  II  8  36.     Friedberg,  KR.«  601  ^^ 

8  Noch  Pms  IV.  verbot  i.  d.  Konstitution  „Grave  Nobis"  v.  Jahre  1560  allen 
Geistlichen,  0.  Erlaubn.  d.  päpstl.  Stuhles  üb.  d.  a  kirchl.  Einkünften  stammende 
Vermögen  z.  testieren,  ind.  er  solches  d.  Apost.  Kammer  reservierte.  Ähnlich: 
Pius  V.,  „Romani  Pontificis  Providentia"  v.  30.  Aug.  1567;  Greg.  XIIL  Officii 
Nostri-  a.  1577.  Pius  VII.,  .Spolii  jura^  v.  19.  Juni  1817,  übertrug  d.  Recht  d. 
Bezugs  a.  d.  Propaganda. 

30* 


408    IV.  Buch.    D.  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.    4.  Kap. :  D.  kirchl.  Vermögen. 

§  201. 
Die  Früchte  der  erledigten  Pfrüiideu. 

Thomassin  P.  III,  1.  2,  c.  37.  J.  H.  Böhmer,  De  anno  deservito,  Hai. 
1715.  M.  du  Perray,  Traite  de  la  regale,  Paris  1724.  F.  A.  Dürr,  De  annis 
gratiae  usw.,  Mog.  1770.  [A.  b.  A.  Schmidt,  Thesaurus  jur.  eccles.  VI,  Heidelb. 
1777,  166  fF]  Ders.,  De  annis  carentiae  usw.,  Mog.  1772.  [Ebd.  204  ff.]  —  Dal m  er, 
D.  Pfarrablieferungen,  1861,  Üb.  Frie  d  berg,  S  ch  effe  r- B  o  ic  hörst,  Ficker, 
Waitz,  Geffcken,  Stutz,  Tangl  siehe  d.  Lit.  z.  §  200  a.  Ende.  G.  J.  Phil- 
lips, D.  Regalienrecht  i.  Frankreich,  1873.  L.  H.  Kr  ick,  Anleitung  z.  Berechnung 
d.  Interkalarfrüchte  d.  erledigten  kath.  Pfarrsitze,  1896.  E.Mi  che  11  et,  Du  droit 
de  regale,  1900.  Stutz,  KR.^  304  313.  Wer  mingh  of  f ,  Gesch.  d.  Kverfassung 
I  185  f.  Ders.,  Verfassungsgschte  ^  57  f  94.  Kirchenlexikon'-  s.  v.  Regalien  u. 
Regalienstreit.     Realenzykl.  f.  prot.  Theol.  u.  K. '  s.  v.  Regalie. 

Die  Erträgnisse  der  Pfründe  vom  Tage  ihrer  Erledigung  an  bis 
zum  Tag  der  Investitur  des  neuen  Pfründners  heißen  Interkalarfrüchte 
oder  Interkalargefälle. 

Nach  den  Bestimmungen  des  kanonischen  Rechts  sollten  dieselben  bei 
den  Kathedralkirchen  von  einem  eigens  hierfür  aufgestellten  Ökonomen  in 
Verwaltung  genommen  und  entweder  für  die  betreffende  Kirche  oder  für  den 
Nachfolger  aufbewahrt  werden  '.  Aber  es  bildete  sich  eine  hiervon  vollständig 
abweichende  Übung.  In  den  germanischen  Staaten  waren  mit  den  Bischofs- 
stühlen immer  auch  Reichslehen  verbunden.  Wie  nun  der  Kaiser  oder  König 
nach  dem  Tode  der  weltlichen  Vasallen  die  Interkalargefälle  bezog,  so  nahm 
er  auch  die  während  der  Erledigung  der  Kathedralkirche  fließenden  Einkünfte 
ohne  Rücksicht  auf  ihre  Provenienz  für  sich  in  Anspruch :  jus  regaliae, 
j.  deportus.  Ja  in  Frankreich  vergab  der  König  auch  die  der  Kollation  des 
erledigten,  nunmehr  der  Regalie  unterworfenen  Bistums  unterstehenden  Bene- 
fizien.  Erst  im  13.  Jahrhundert  haben  die  deutschen  Könige  und  Kaiser  wie 
auf  das  Spolien-  so  auf  das  Regalienrecht  verzichtet  -,  während  es  in  Frank- 
reich fortbestand  und  unter  Ludwig  XIV.  deswegen  die  schwersten  Konflikte 
mit  Rom  entstanden  ^  Aber  wo  die  Fürsten  verzichtet  hatten .  rissen  die 
Kapitel,  die  benachbarten  Klöster,  oder  wer  sonst  konnte,  die  Interkalar- 
früchte .der  Kathedralen  an  sich  *.  Daher  verordnete  das  Tridentinuni  im 
Geiste  des  ursprünglichen  Rechts,  daß  das  Kapitel  nach  eingetretener  Sedis- 
vakanz  für  Verwaltung  der  Interkalargefälle  einen  oder  mehrere  Ökonomen 
zu  bestellen  habe  *. 


•  C.  19  (Greg.  I.  a.  594),  D.  LXI.  C.  2  (Syn.  v.  Chalcedon  a.  451,  c.  25). 
i).  LXXV.     C.  45  (Greg.  I.  a.  593),  C.  XII,  q.  2* 

'  Ob.  8.  467. 

'  M.  Dubruel,  Innocent  XI  et  roxtension  de  la  rögale  (Rev.  d.  quest.  bist. 
LXXXI  [1<«07]  101  flj.  Mehr  Lit.  b.  K  n  ö  i>  f  h- r  ,  Kgschte  •  6()9  ff  u.  Funk- 
Jiihlineyer,  Kgschte«  075  ff. 

*  C.  40  in  VI»"  de  e!ect.  1,  6.  ^  Se.ss.  XXIV  de  ref.  c.  16. 


§  201.   Die  Früchte  der  erledigten  Pfründen.  459 

Eine  ähnliche  Entwicklung  wie  mit  den  InterkalargefäUen  der  höheren 
nahm  es  mit  denen  der  niedern  Benefizien.  Hier  zogen  die  Grundherren 
Patrone  und  Vögte  zum  Teil  auf  Grund  des  Eigenkirchenrechts '  die  Inter- 
kalargefäUe  an  sich.  Nachdem  solches  das  Konzil  von  Lyon  1274  strengstens 
verboten  hatte  ^  nahmen  die  Bischöfe,  Äbte  und  Arehidiakone  dieselben  in 
Beschlag,  bald  auf  Gewohnheitsrecht  bald  auf  päpstliche  Privilegien  =  sich 
stützend  Wiewohl  dann  die  Päpste  dagegen  einsehritten  ^  so  haben  sie 
doch  selbst  seit  Johann  XXII.  in  den  Bedrängnissen  der  Periode  von  Avignon 
und  des  Schismas  durch  ihre  Kollektoren  die  fructus  medii  temporis  ein- 
sammeln lassen  %  bis  Martin  V.  auf  dem  Konzil  von  Konstanz  darauf  ver- 
zichtete  ^. 

Die  heutige  Praxis  hinsichtlich  der  Interkalargefälle  ist  eine  sehr 
verschiedene.  So  kommen  die  Interkalarfrüchte  der  bischöflichen  Mensa 
m  Preußen  an  den  Nachfolger',  in  Bayern  an  die  Kathedralkirche « 
in  Osterreich  m  den  Religionsfonds  O;  die  der  Kapitelsstellen  an  die 
Kathedrale^«  oder  an  die  Erben  ii  oder  in  einen  Fonds  12.  Die  der  niedern 
Benefizien  kommen  nach  dem  Vorgang  Josephs  II.  i3  in  der  Re-el 
nach  Abzug  der  Kosten  vor  allem  für  den  Amtsverweser  in  einten 
fonds:  Rehgions- oder  Interkalarfonds  1^.    Nicht  weniger  mannigfaltig 

^  A.  hier  wie   b.  Spolienrecht  wendet  s.  Fri  e  dberg,  KR.  ^  605^    ee-    über 
treibungen  d.  Eigenkirchenrechts.     Vgl.  ebd.  S    595  2^ 
2  C.  13  in  VPo  de  elect.  I,  6        ^ 


S.  447?  A^V^^'    ^   ^'  ^'  ^'  ^'    ^^'     ^'  ^^   '"^  ^^"   ^'    ''''''^^-   ^'   ^'     ^-'-    ^^• 
*  C.  9  in  VI^*^  de  off.  ord.  I,  16. 

.,../,  ^^^'j^\^-  ^^^'    ^'  ^'     ^'  Haller,   Papsttum  u.  Kirchenreform  (1903)  129. 
Breuer,  D.  Lmnahmen  d.  Apost.  Kammer  unt.  Job.  XXII.  (1910)  113*  ff 

«  Sess.   XLin.     Harduin,    Acta  conc.  VIII   874.     B.   Hübler.   D.   Konst 
Kelormation  u.  d.  Konkordate  v.  1418  (1867)  96  160 

^  ALR.  2.  Tl,  Tifc.  11,  §  978.     So  a.  i.  Chur  u.  St  Gallen. 

Konk.  Art.  4.     Schneider,  D.  part.  KRsquellen  4f 
'  Ges.  V.  7.  Mai  1874.    §  59.     Schneider  a.  a.  0.  536. 
'°  Bayern  a.  a.  0. 
"  St  Gallen  drei  Monate  lang. 

[l  l    n  '*  ^^'"''^"'^'  Ba"iberg,  Speyer  a.  d.  Emeritenfonds. 

i^.    Geier,    D.    Durchführung    d.    kirchl.  Reformen   Jos.    IL    i     vorderösterr 
Breisgau  (1905)   107  ff     H.  Franz,  Studien  z.  kirchl.  Reform  Jos.  II  (190^  24;^ 

217ff     Pf.^f     r'    !"i"    f'''"'  '''"^"-  -  ^'  '^"^"-  '^'''-  ^'^^'^    Sammlung 
l]ll'  P  '   ^^^^^^^^^""^^^    ^27  ff;    Golther,    D.  St.  u.  d.  kath.  K.  i.  Württ 

Pp!  W    .?  lo^ .        '  .     f '''''•  ^  ^''"'^'-  ^^"^**'  ^  421 ;  F 1  e  i  n  e  r ,  D.  Staatsrecht!. 
Ges.  Wurtt   493  f   -  F.  Baden:    Heiner,    D.  kirchl.  Erlasse    usw.  ^   507  ff   -  A 

rechtf "    p'      w   ?/  t^'"'  d.  Verwaltung«,  od.  wenigstens  d.  Oberaufsichts: 
Kn.l    V  /*     .  '  7"     '"'^''^-  ~  ^'"^   ^^"^    ^'  J^terkalar-  u.  Religionsfonds   i.  d. 
Konkordatsverhandhmgen    anerkannt.     S  ch  n  e  i  d  er   a.  a:  0.   149    160    176  f     Vgl 
Fried  berg,  KR. «  606.  ^ 


470    IV-  Buch.    D.  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.   4.  Kap. :  D.  kirchl.  Vermögen. 

sind  die  Bestimmungen  über  die  Verwalter  der  Interkalargefälle  ^ 
Die  in  einen  Fonds  fließenden  Interkalarfrüchte  werden  wie  zur  Be- 
streitung anderer  kirchlicher  Bedürfnisse  so  namentlich  auch  zum 
Unterhalt  der  Hilfsgeistlichen  und  pensionierten  Pfründner  verwendet, 
soweit  nicht  anderweitig  für  letztere  gesorgt  ist  oder  gesorgt  werden 
kann 2.  Etwaige  verdiente,  aber  noch  nicht  erhaltene  Früchte  des 
letzten  Dienstjahres  (annus  deservitus)  kommen  an  die  Erben.  Da 
und  dort  erhalten  diese  auch  noch  Früchte,  die  der  Verstorbene  noch 
nicht  verdient  hatte:  Sterbequartal,  Sterbemonat '^. 

§  202. 
Die  Kircheiifabrik. 

Z.  d.  Quellenstellen  vgl.  §  198. 

Z.  d.  dort  u.  §  200  verzeichn.  Lit.  vgl.  weit. :  A  u  c  o  c  ,  Des  obligations  respectives 
des  fabriques,  1858.  Soenens,  Des  fahr,  d'eglise  usw.,  1862.  P.  Wo  11  mann. 
De  provisoribus  ecclesiast.  secundura  jus  can.,  1863.  Pinel-Beaufin,  Legislation 
generale  des  fahr,  des  eglises  cathol.  de  France,  1894.  M.Clement,  Recherches 
sur  les  paroisses  et  les  fahr,  au  commencenient  du  XlIP  siecle  d'apres  les  registres 
desPapes  (Melanges  d'arch.  et  d'hist.  XV  [1895]  387  ff).  Köhler,  Erhaltung  u. 
Verwaltung  d.  kirchl.  Immobilienbesitzes,  1896.  P.  Meyer,  Kirchen  vorstände  u. 
Kirchenrecht  (Separatabdr.  a.  d.  Schweiz.  Kirchenzeitung),  1897.  F.  Fan  ton, 
Traite  des  fabr.  et  du  culte  cath.  d'apres  les  lois  civiles,  1898.  Galuski,  I)e9> 
fahr. ,  1898.  C  h.  M  e  u  r  e  r  ,  Bayrisches  Kirchenstiftungsrecht  (Bayr.  Kirchen- 
vermögensrecht Bd  I),  1899.  Moulart,  Des  fabr.  d'eglise,  1900.  Serrier, 
Code  pratique  des  fabr.  paroissiales,  1900.  K.  Uhlirz,  D.Rechnungen  d.  Kirchen- 
meisteramts  v.  St  Stephan  z.  Wien,  1902.     A.  Tilloy,  Nouveau  traite  pratique  et 


'  Gut  darüb.:  Vering,  Lehrb.  d.  KRs  ^  802;  Friedberg,  KR.  ^  566 1-.  — 
I.  Württ.  ist  d.  Kammerer  Verwalter  unt.  Kontrolle  d.  Dekans,  d.  dafür  c.  Re- 
muneration erhalten.  Pf  af  f- Spr  oll ,  Gesetzeskunde  I  55  67  f.  A.  Swientek. 
D.  Erlaß  d.  Herrn  Fürstbischofs  v.  Breslau  v.  19.  März  1883  üb.  d.  Interkalare  a. 
d.  Kirchenvorstände  (A.  f.  k.  KR.  L  [1883]  291  ff).  F.  Italien  vgl.:  Wernz,  Jus 
decrctalium  III  H  (1908).  204;  Friedberg,  KR.«  606'«;  A.  Fontana,  La 
parrocchia  in  sede  vacante  nei  riguardi  dell*  economo  spirituale,  1911. 

2  Üb.  d.  Pensionsverhältnisse  i.  Württ.  ob.  S.  462,  A.  3.  —  Üb.  d.  unterhalt 
d.  Hilfsgeistl.  i.  Württ.  ab.  Bd  I,  S.  488,  A.  8.  —  Üb.  d.  Pensionsverhältnisse  i. 
and.  deutsch.  Ländern  :  Schulte,  Lehrb.  d.  KRs*  495  f;  R  i  c  h  te  r-D  o  v  e-K  ah  1, 
KR.  736  ff  1324  f  u.  ob.  S.  462,  A.  3. 

3  E.  Sterbequartal  besteht  z.  B.  i.  Paderborn  u.  d.  rechtsrhein.  Teilen  v.  Köln, 
Trier  u.  Münster.  J.  Vogt,  D.  kirchl.  Vermögensrecht-  (1910)  181.  Verordn. 
V.  3.  Juli  1843.  B.  d.  Kanonikern  u.  Pfarrern  kam  früher  vielfach  e.  ganz.  Gnaden- 
jahr (annus  gratiao)  v.  Daf.  war  da  od.  dort  d  erste  Jahr  weg.  d.  zu  entrichtenden 
Annaton  e.  annus  carentiae  gewesen.  Vgl.  ob.  S.  445  ff.  W.  Brünneck,  Z.  Gesch. 
u.  Dogmatik  d.  Gnadenzeit,  1905.  Vgl.  d.  Rez.  v.  GiUmann  i.  Theol.  Rev.  1906. 
Nr  6,  8p.  286  ff.     Friedberg,  KR.«  604  2. 


§  202.   Die  Eirchenfabrik.  in, 

«suel  de  ladministration  des  fahr,  et  de  la  police  du  culte,  1903.  K  Hoffer  Vor 
schlage  z.  Ausgestaltung  d.  Kirchenvermögenswirtschaft,  1903.  C.  Corswa'rem 
De  la  legislation  civile  des  cultes  et  spec.  de  Tadministr.  des  fabr.  d'egl,  I904' 
V.eeL.t  brachte  a.  d.  franz.  Trennungsgesetz;  ob.  S.  437,  A.  2.  Lit  üb  d' 
58Ö»606  ■^^^''«""'^^^    l--    Gering,   KR.  ^   765  ff,    u.    Friedberg,    KR.« 

Nachdem  die  Einheit  im  Diözesanvermögen  und  dessen  Verwaltung  ins 
Wanken  gekommen  war,  bildete  sich  jene  Quart,  welche  zur  Bestreitung  der 
kirchlichen  Kult-  und  Baukosten  ausgeschieden  worden  war,  ebenfalls  zu 
einem  selbständigen  kirchlichen  Vermögenskomplex  mit  juristischer  Persön- 
lichkeit aus:  Kirchenfabrik,  Kirchenkasten,  Kirchenärar'.  Wie  die  andern 
kirchlichen  \  ermögensmassen,  so  erlitten  aber  auch  die  Kirchenfabriken  im 
Laufe  der  Zeit  durch  Entzug  von  Grundstücken  und  Zehnten  schwere  Ein- 
büßen  und  waren  dann  hauptsächlich  auf  Schenkungen,  Sammlungen  Ge- 
buhren und  Abgaben  angewiesen. 

Heute  bestehen  die  Einkünfte  der  Kirchenfabrik  in  der  Re-el  aus 
den  Erträgnissen  von  Immobilien,  den  Zinsen  von  Kapitalien,  frei- 
willigen Gaben,  den  Abgaben  und  Gebühren  für  Geläute,  Grabstellen 
und  Kirchenstühle,  den  Kirchensteuern  usw.  2  Noch  andere  Bezü-e 
bestehen  für  die  Kirchenfabriken  der  Kathedralen.  So  wurden  nameift- 
lich  durch  die  Konkordate  und  Zirkumskriptionsbullen  hierfür  be- 
stimmte Fonds  begründet^. 

Die  Verwaltung   der  Kirchenfabriken   wurde   bei   den  Kathedralen   durch 
den  Bischof  oder  das  Kapitel  oder  durch  beide  gemeinsam,  bei  den  Kollegiat- 
kirchen  durch  das  Kapitel,  bei  den  Pfarr-  und  andern  Kirchen  durch  den  Pfarrer 
oder  Benefiziaten  unter  jeglichem  Ausschluß  der  Laien  geführt«     Allein  m- 
folge  von  Dotation  der  Kirchen   seitens  einzelner  oder  sämtlicher  Gemeinde- 
mitglieder,  ganz  besonders  auch  in  Rücksicht  auf  die  Haftpflicht  der  Kirchen- 
gemeinde  im  Falle   der  Unzulänglichkeit  der  Kirchenfabrik,   bildete   sich   im 
Laufe  des  Mittelalters  der  Gebrauch  aus,   daß  auch  die  Kirchengemeinde  an 
der  Verwaltung  der  Kirchenfabrik  sich  beteiligte.   Es  war  neben  dem  Pfarrer 
und   unter   dessen  Vorsitz   eine  Anzahl   von   Pfarrkindern   die   das  Kirchen- 
vermögen verwaltende  Behörde  unter  den  verschiedensten  ICamen  •  provisores 
procuratores,  jurati,   vitrici,   altirmanni,  magistri,  operarii  fabricae;  Kirchen- 
vater, Kirchenmeister,  Kirchengeschworne,  Kirchenvorsteher,  Kirchenpröpste, 

'  Vgl.  ob.  S.  454  f. 

^Eingehend   darüb. :   Rieh  ter- Do  ve-Kah  1,   KR.    1343  f.     Vgl    a    Fried- 
berg, KR.  •  606  f.     Ob.  S.  440 ff.  »gl.   a.   iried 

!  Schneider,  D.  part,  KRsquellen  5  66  166fr.    Friedberg.  KR  «  607 

C    XVl'  a    7      /ll'    V  'f '•  "*•  ''^^'"''-     *'•  '^  <^>°-  "  -  Sevilla  a.  619,  c.'  9), 
C.  XVI,  q    7.     C.  10,  X  de  constit.  I,  2.     C.  3,  X  de  consuet.  I,  4.     A.  Ca   oire 

SSTo"  ff)  '""'"   '"'   '*  ^''''""'  ^"^  '"^"^  '''^'-'  ('^^'■"^  'i'OHent  xi 


472    IV.  Buch.    D.  Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.  4.  Kap.:    D.  kirchl.  Vermögen. 

Kirchenpfleger,  Kirchengemeinderat,  Kirchenstiftungsrat,  Kirchenfabrikrat  \  Sie 
waren  aber  nicht  selbstberechtigte  Repräsentanten  der  Gemeinde,  sondern  bald 
vom  Pfarrer  bald  von  der  Pfarrgemeinde  gewählte,  in  jedem  Fall  vom  Bischof 
zu  bestätigende  und  jederzeit  entlaßbare  Gehilfen  des  Pfarrers  ^  Das  Tri- 
dentinum  hat  die  Teilnahme  der  Laien  an  der  Verwaltung  des  kirchlichen 
Vermögens  anerkannt^.  Für  die  Verwaltung  selbst  bestanden  die  bereits 
ausgeführten  allgemeinen  Rechtssätze  ^ 

Diese  Art  der  Verwaltung  der  Kirch enfabrik  besteht  innerhalb  der 
Kirche  bis  heute. 

Aber  die  Staaten  haben  schon  im  18.  Jahrhundert  angefangen,  eine  Ober- 
aufsicht über  die  Verwaltung  auch  des  Vermögens  der  Kirchenfabrik  zu  üben, 
der  staatlich  konstituierten  Kirchengemeinde  eine  mehr  selbstrechtliche  Be- 
teiligung an  der  Verwaltung  des  kirchlichen  Vermögens  zu  gewähren  und  den 
Organen  derselben  eine  gewisse  Selbständigkeit  gegenüber  den  Kirchen- 
behörden einzuräumen  ■\ 


'  C.  2,  §  1  in  Clem.  de  relig.  dorn.  III,  11.  Noch  andere  Namen :  Zechpröpste^ 
Kastenvögte,  Heiligenpfleger,  Heiligenmeister,  Alterleute,  Altermänner. 

2  Ob.  S.  451.  3  sess.  XXII  de  ref.  c.  9. 

*  Ob.  S.  456  f.  —  B.  d.  Kathedralkirchen  waren  immer  d.  Bischof  u.  d.  Dom- 
kapitel allein  Verwalter.  —  Th.  Wolters  dorf,  D.  Rechtsverhältnisse  d.  Greifs- 
walder  Pfarrkirchen  i.  MA.,  1888.  W.  Brünneck,  Beiträge  z.  Gesch.  d.  KRs  i. 
d.  deutsch.  Kolonisationslanden  II:  Z.  Gesch.  d.  mark.  Provinzialkirchenrechts. 
I.  D.  Kirchenpatronat.  2.  D.  Verwaltung  d.  Pfarr-  u.  Kirchenguts,  1904.  F.  X. 
Künstle,  D.  deutsche  Pfarrei  u.  ihr  Recht  z.  Ausgang  d.  MAs  (1905)  75  ff. 
Korrespondenzblatt  d.  Gesamtvereins  d.  deutsch.  Geschichts-  u.  Altertumsvereine 
LX  (1912)  375.     Werminghoff,  Verfassungsgschte  ^  165  f. 

^  Vgl.  Bdl,  S.  73;  ob.  S.  457.  Friedberg,  KR.«613fl\  —  Preußen:  H.  Ludolf, 
D.Verwaltung  d.  Kirchenvermögens,  1876.  Vandenesch,  Handb,  d.  ges.  Vermögens- 
verw.  i.  d.  kath.  Kirchengemeinden,  1876.  F.  X.  Heiner,  D.  kath.  Kirchenvorstäude 
u.  Gemeindevertretungen  I.  Preuß.  2,  1886.  L.  H.  Hermes,  D.  Verw,  d.  Kirchen- 
verm.  i.  d.  kath. '  Kirchengem.  Preuß.  n.  d.  Ges.  v.  20.  Juni  1875-,  1891. 
F.  V.  Schi  Igen,  D.  kirchl.  Vermögensrecht  u.  d.  Vermögensverw.  i.  d.  kath. 
Kirchengem,  d.  gesamten  preuß.  Monarchie ^  1891  ff.  L.  H  ei  nri  ch,  D.  Verw.  il. 
Kirchenverm.,  1896.  J.  Marx,  D.  Kirchenvermögensrecht  m.  bes.  Berücksichtig, 
d.  Diöz.  Trier,  1897.  A.  Bröckelmann,  D.  Verw.  d.  Kirchen-  u.  Pfründeverm. 
i.  d.  kath.  Kirchengem.  Preuß.,  1898.  D.  z.  Vertretung  d.  Pfarrvcrm.  berechtigte 
Rechtssubjekt  (A.  f.  k.  KR.  LXXXII  [1902]  142  f).  Geschäftsanweisung  f.  d.  kath. 
Kirchenvorstände  u.  Gemeindevertretungen  i.  d.  Diöz.  Münster  v.  15.  Aug.  1902 
(Ebd.  LXXXIII  [1903]  272  ff).  A.  Bertram,  Gesamtverband  kath.  Kirchengcm. 
(Kath.  Seelsorger  XVll  [1905]  15  ff).  J.  Vogt,  D.  kirchl.  Vermögensrecht*,  1910. 
M.  Brandenburg,  D.  Geschäftsverwaltung  d.  kath.  Pfarramtes  i.  Gebiete  d. 
preuß.  Landrochts*,  1911.  A.  Förster,  D.  preuß.  Gesetzgebung  üb.  d.  Vermögens- 
verw. i.  d.  kath.  Kirchengem,  u.  Diözesen  ^  1913.  —  Bayern  :,  Hab  erst  r  um  pf,  D. 
neuon  Kirchenverwaltungen  n.  d.  Ges.  v.  1.  Juli  1834,  1854.  Au  11,  Handh.  üb. 
d.  Verw.  d.  Kirchenverm.  i.  B.,  1855.  E.  Jan  icke,  D.  Rechte  d.  Staates  i.  Bezieh 
a.  d.  Verw.  u.  Verwendung  d.  Kirchenverm.  i.   Kgr.  Bayern  diesseits  d.  Rh.,  1896. 


§  203.    Die  kirchliche  Baupflicht.  aho 

§   203. 

Die  kirchliche  Banpflicht. 

Decr.  Greg.  IX.  I.  III,  t.  48  de  eccies.  aedific. 

B  ,'^'!'  !'1L"'  '■  ™'='>«"™«r«  ist  verzeichD.  b.  JI.  Permanede  r.  D  kirchl 
Baulast,  1838;  '  v.  Eiedle  1890.    Tgl.  a.  d.  Lit.  z.  §  198  200  202.     J.  Helfert 

KR  ^'  /s4""°!-  p' »"""l  "•  «<'^^.t^""°S  -i-  kirchl.  Gebäude  n.  gem.  u.  österr! 
,p' /.,«,;  ^-J^'-^'^^'-'ät-  Üb.  kirchl.  Baulast  n.  d.  Grundsätzen  d.  Kath. 
u.  Protest.,  1836.     W.  Burkhard,  Z.  Lehre  v.  d.  kirchl.  Baupflicht,  18S4.    P  G 

^SSs"  H  V  .  l"'n  "i"','  "'■  *"'•  I^""'=t^i^h«S''»S  d.  Partikularrechte  i.  Frauken; 
Tnu-  ?;  ^",  t  '  ^-  J^»>t"^'^^»Pfli'=ht  n.  d.  Bamberger  R.,  190.5.  F.  Dessauer 
D.  Objekt  d.k,rchl.  Baulast,  1907.  E.  Mandel,  D.  primäre  Baulast  a.  d.  Pfründ- 
gebauden  ,.  Altbayern,  190S.    A.  Ämrhein,   Kultusbaurecht  „.  Kultusbauverhält- 

L.  H.  Krick,  Handb.  d.  Verw.  d.  Kirchenverm.  i.  B.  diess.  d.  Rh.*,  1904     Meurer 
Bayrisches   Kirchenstiftungsrecht;   siehe   ob.     Ders.,  Kirchenstiftung   u    Kirchen- 
gememde,    1910.     Ludwigs,    D.  ministerielle   Gesetzentwurf   e.  Kirchengemeinde- 
ordnung,    1905.     H.  Tretzel,    D.  Kirchengemeinde    n.    bayr.  R.     Z.  Verständn    d 
Ku-chengememdeordnung  (A.  f.  k.  KR.  LXXXVI  [1906]  6.52  ffj.    Ders     D  Kirchen- 
gem, n    Pfalz.  R.  (D.  Z.  f.  KR.  XVII  [1907]    17  ff).     A.  Dyroff,    D.'Entwickl.  d 
bayr.    Staatskirchenrecbts    bzw.    d.    Staatskirchenverm.    b.    z.    Konkordat    v     1817 
(H.rths  Annalen  1905,  641  ffj.    Weit.  Lit.  z.  d.  geplant.  Kirchengemeindeordnung 
b.  F   Giese,  Deutsches  Eirchensteuerrecht  (1910)  145 ^    Lit.  z.  d.  Gesetz  geword 
Kirchengemeindeordnung:    K    v.    Moreau,    D.  Wirkungskreis    d.    bayr.    Kirchen- 
verwaltung n.  gelt.  R.  u.  n.  d.  Entwürfe.  Kirchengemeindeordnung,  1912.    E.  Lan- 
heinrich,   D.  Kirchengemeindeordnung  f.  d.  Königr.  Bayern,   1912.      \    Dyrof'f 
Bayr.    Kirchengemeindeordnung,    1912  ff.      J.Frank,    D.    bayr.    Kirchengemeinde- 
"'Irii    T:  *^-.  '''■  ■^■'^''Sor,ü.  Kirchengemeindeordnung  f.  d.  Königr.  Bavern. 
Jaiä.     K.    P  teuf  er,    D.    Kirchengemeindeordnung    f.    d.  Königr    Ba3-ern    (D  "z    f 

^'/?'IJi^f^    ^**^'-     H.    HePlmuth,    D.    bayr.    Kirchengemeindeordnung' v.' 
24.  Sept.  1912  (A.  f.  k.  KR.  XCIII  [1913]  205  ff).     Silbernagl,  Lelirb.  d.  KRs< 

,  ,/•  "J^"^^^"'  ^"■'"■''"-  ^-  ^2-  Okt.  1841.  §  15;  Ges.  v.  23.  Aug.  1876. 
§  32.  -  ^\ürtt^:  Ges.  v.  14.  Juni  1887  u.  22.  Juli  1906.  Landauer,  Ges.  betreff, 
d  Vertreung  d  kath  Pfarrgem.  u.  d.  Verw.  ihrer  Vermögensangelegenheiten  v. 
14  Jum  1887,  1890.  L.  Genal,  Handb.  d.  Vermögensverw.  u.  d.  Rechnungswes. 
d.  kath.  Pfarrgem.  i.  Königr  Württ.,  1894.  J.  Schmucker,  D.  Verw.  d  ort! 
Kirchenverm  usw..  1905  ff  Kiene.  Kath.  Pfarrgemeindegesetz  v.  14.  Juni  1887 
n.  22  Juh  1906,  1906.  -  Baden:  Verordn.  v.  20.  Nov.  1861 ;  Ges.  v.  26.  Juli  1888  • 
Verordn  V.  12.  .Mai  1890;  26.  Nov.  1890;  Ges.  v.  18.  Juni  1892.  Heiner  d' 
kirchL  Erlasse  usw.^  705  ff  J.  Schmitt,  D.Stellung  d.  bad.-rechtL  Kirchen^ 
gemeinde  gegenüb    d.  kath.  KR.  (A.  f.  k.  KR.  XCHI  [1913]  32 ff).  -  Hessen:  Edikt 

'■  l'  1°""  ,oof'       '•/■  ^^-  -^P"'  '*"5'  '^''^'"■''°-  '••  -^^'°'ä'-  d-  Justiz  u.  d.  Kultus 
V    5    Jan.  1900.  -  Els.-Lothiingen :    Silbernagl    a.    a.    0.    734  f.      [Ders     »ibt 
überh.   S    722-735    e.   einläßl.    Darstell,   d.  Verw.   d.  Kirchenverm.  i.  d.  deutTch 
Landern.]     A    f.  k.  KR.  XCII  (1912)   415  ff;  XCIII  (1913).  -  Osten-.:   K.  Seidl 
D.  Verw.  d.  Kirchen-  u.  PfrUndeverm.  i.  österr.,  1905;  Vering,  KR.>  780  ff,  wj 

fm'-^"'"'^       °*    "''■  '^"•''-    ''•    Kirchenverm.   ebenfalls   sehr    eingehend   dar- 
gestellt  ist. 


474    1^  •  Buch.    D.  Verwalt,  d.  Kirche.    3.  Abschn.    4.  Kap.:  D.  kirchl.  Vermögen. 

nisse  i.  Gebiete  d.  Mainzer  Landrechts,  1910.  F.  Grub  er,  D.  kirchl.  Baupflicht 
n.  Eichstätter  Diüzesanobservanz ,  1911.  P.  Wagner,  D.  Kirchenbaulasteu  f. 
inkorp.  Kirchen  i.  Mainzer  Erzbistum  (D.  Z.  f.  KR.  XXII  [1912]  1  ff).  Staatslexikon* 
s    V.  Baulast,  kirchliche.     Viele  Lit.  a.  b.  Friedberg,  KR.«^  606. 

Der  kirchlichen  Baupflicht  wurde  anfänglich  durch  den  Bischof  genügt 
aus  der  Quart,  die  aus  den  Oblationen  der  Gläubigen  für  Bestreitung  der 
Kult-  und  Baukosten  ausgesondert  worden  war.  Nachdem  diese  zu  einem 
vollständigen  Vermögenskomplex,  der  Kirchen fabrik,  geworden  war,  lag  die 
kirchliche  Baupflicht  auf  der  Kirchenfabrik  K  Als  aber  diese,  wie  die  andern 
kirchlichen  Vermögensmassen,  im  Laufe  der  Zeit  durch  Entzug  von  Grund- 
stücken und  Zehnten  auch  schwere  Einbußen  erlitten  hatte,  da  wurden  die 
weltlichen  Inhaber  solch  kirchlichen  Vermögens  für  baupflichtig  erklärt  -,  so- 
dann die  Benefiziaten,  soweit  sie  aus  ihrer  Pfründe  über  die  Kongrua  hinaus 
Einkünfte  bezogen  ^,  im  Notfall  auch  die  Parochianen  *.  Zwar  gestaltete  sich 
die  Praxis  im  einzelnen  sehr  verschieden  ^;  aber  im  allgemeinen  blieb  es  bei 
der  durch  die  erwähnten  Bestimmungen  geschaffenen  Reihenfolge  der  Bau- 
pflichtigen :  Kirchenfabrik,  Nutznießer  aus  dem  betreffenden  Kirchenvermögen, 
Parochianen. 

Auf  dieser  Grundlage  fortbauend,  verfügte  das  Tridentinum^  in 
heute  noch  im  großen  und  ganzen  maßgebender  Weise  für  die  Pfarr- 
kirche das  Folgende.  Die  primäre  Baupflicht  liegt  auf  der  Kirchen- 
fabrik, und  zwar  auf  den  Renten  derselben.  Nur  im  Falle  der  äußersten 
Not,  wenn  alle  andern  gesetzlichen  Mittel  versagen,  könnte  auch  der 
Grundstock  angegriffen  werden,  vorausgesetzt,  daß  dies  nicht  durch 
stiftungsgemäße  Anordnung  ausdrücklich  verboten  ist  und  daß  die 
Erträgnisse  des  restierenden  Fonds  zur  Bestreitung  der  Kultkosten 
hinreichen".  Ist  aber  ein  Fabrikvermi^gen  nicht  vorhanden,  dessen 
Renten  zulänglich  wären,  oder  ist  kein  Dritter  auf  Grund  von  Gesetz 
oder  Gewohnheit  baupflichtig,  so  sind  subsidiär  baupflichtig  alle  Nutz- 
nießer aus  dem  betreffenden  Kirchenvermögen.  Hierzu  gehört  der 
Patron,  der  laut  Stiftungsurkunde  Früchte  von  der  Patronatskirche 
bezieht,  patronus  fructuarius.  Doch  ist  auch  unmittelbar  nach  den 
weiteren  subsidiär  Baupflichtigen   der   patronus  simplex  haftbar.     Er 


'  Ob.  S.  454  f. 

2  Capit.  Aquit.  a.  768,  c.  1.  Breviarium  niiss.  Aquit.  a.  789,  c.  2.  Ed.  Ho- 
retius  I  42  65.     Friedberg,  KR.«  607  ^ 

3  C.  22  (Iniioz.  II.  a.  1130-1143?),  C.  XVI,  q.  1.  C.  1  4.  X  li.  t.  III.  4S. 
Friedberg,  KU.«  607«. 

*  Capit.  Olonensc  eccles.  I  a.  825,  c.  8.  Ed.  Boretius  1  327.  Friedber«. 
KR.«  607".  *  Friedberg,  KR.«  607  f.  «  Sess.  XXI  de  ref.  c.  7. 

"^  C.  6,  X  h.  t.  III,  48.  8.  C.  Conc.  18.  Dez.  1847.  Permaneder,  D.  kirchl. 
Haulast^*  39,  glaubt  unrichtig,  daß  d.  Fonds  schon  v.  Beiziehung  d.  subsidiär  Ver- 
pfiichtoten  angegriüen  werden  dürfe. 


§  203.    Die  kirchliche  Baupflicht. 


/  o 


ist  in  diesem  Fall   vom  Bischof  aufzufordern  „ad  reaedificandum  vel 
ad  renuntiandum  juri  praesentandi"  K     Zu  den  Nutznießern  und  sub- 
sidiär Baupflichtigen  gehören  sodann  alle  Dezimatoren  oder  diejenigen, 
welche  ihr  Zehntrecht  von  der  baufälligen  Kirche  herleiten  2.    Im  Fall 
des  Zweifels,  ob  der  betreffende  Zehnt  Kirchen-  oder  Laienzehnt  sei, 
spricht   die   Präsumtion   für   ersteres^.     In    diese   Kategorie    gehören 
geistliche   Korporationen,   so   namentlich   Klöster,    welche   durch   In- 
korporation   in    den    Besitz   von    Pfarrzehnten    gekommen    sind^    die 
Regierungen,   die   durch  Säkularisation  Zehnten  erhalten  habend    die 
Ablösungsfonds    beitragspflichtiger   Zehnten.      Weiterhin   gehören   zu 
den   subsidiär  Baupflichtigen   die  Pfarrer  und  Beneliziaten,    wenn  sie 
über  die  Kongrua  hinaus  aus  dem  Vermögen  der  betreffenden  Kirche 
Einkünfte    beziehen  6.     Aus    ebendiesem    letzteren    Grunde    sind    bau- 
pflichtig auch  Klöster  und  Stifte  aus  der  Inkorporation,   die  Besitzer 
von  Kirchenvermögen  auf  Grund  der  Säkularisation ".    Alle  diese  sub- 
sidiär Baupflichtigen  haben  gleichzeitig  einzutreten,  und  zwar  im  Ver- 
hältnis des  Einkommens,  das   sie  aus  den  Einkünften  der  baufälligen 
Kirche   beziehen.     Wenn   die   gemeinschaftlichen   Beiträge   der  Nutz- 
nieiser    gleichfalls    nicht    ausreichen,    so    kommt    die    Reihe    an    die 
Parochianen    als   an   die  zweite   Klasse    der  subsidiär  Baupflichtigen. 
Die  Frage,   ob  auch  die  sogenannten  Forensen,    d.  h.  diejenigen  bau- 
pflichtig seien,  welche  nicht  in  der  Pfarrei  wohnen,  aber  in  derselben 
Besitz   haben,   ist  von  der  Congregatio  Concilii   bejahend  entschieden 
worden,  ohne  Zweifel   von  dem  Gesichtspunkte   aus,    daß  auch  deren 
Güter   an   den  Gebeten   und   Segnungen   partizipieren,   welche  in  der 
betreffenden  Kirche  für  das  Gedeihen  der  Feldfrüchte  stattfinden s.    Bei 
den  Filialisten  kommt  es  auf  die  Art  und  Weise  an,  wie  sie  mit  der 
baufälligen  Kirche  verbunden  sind.    Findet  eine  unio  aeque  principalis 
statt,  so  sorgt  jede  Gemeinde  für  die  eigene  Kirche.    Ist  dagegen  die 
Einigung  eine  solche  per  subjectionem,  so  sind  die  Filialisten  baupflichtig, 

^  S.  C.  Conc.  3.  Aug.  1686.  Richter-Schulte,  Conc.  Trid.  p.  121,  n.  4. 
J.  Pözl,  Ist  d.  Patron  als  solcher  baupflichtig?  1843.     Vgl.  Bd  I,  S.  376. 

2  F.  Hummel,  D.  Verbindlichkeit  d.  Zehntbesitzer,  1854.  Eibe,  Kirchenbau 
od.  Kirchenerweiterung  u.  Zehntbaupflicht  (Theol.-prakt.  Monatsschrift  XX  [1910] 
'^OOffj.  ä  Permaneder  a.  a.  0.^  53. 

*  S.  C.  Conc.  22.  Sept.  1725.  Richter-Schulte  a.  a.  0.  p.  121,  n.  3. 
E.  Kries.  D.  Baulast  d.  Pfründners  n.  gem.  kath.  KR.,  1891. 

^  Reichsdeputationshauptschluß  v.  25.  Febr.  1803.    §  35  36. 

«  C.  4,  X  h.  t.  III,  48.  S.  C.  Conc.  8.  Febr.  1621;  21.  März  1657.  Richter- 
Schulte  a.  a.  0.  p.  120,  n.  1  2.     Kries,  D.  Baulast  usw. 

■  A.  f.  k.  KR.  XXXI  (1874)  335  ff ;  LXXXVII  (1907)  529  ff. 

^Richter-Schulte  a.  a.  0.  p.  121,  n.  8  9. 


476    IV.  Buch.    D.  Verwalt.  (1.  Kirche.    3.  Abschn.    4.  Kap.:  D.  kirchl.  Vermögen. 

und  zwar  auch  dann,  wenn  sie  einen  eigenen  Geistlichen  und  ab- 
gesonderten Gottesdienst  haben  K  Die  Beiträge  der  Parochianen  sind 
nicht  nach  Köpfen,  sondern  nach  dem  Vermögen  zu  repartieren.  Auch 
haben  dieselben  nach  einer  ziemlich  allgemeinen  Gewohnheit  im  Ver- 
hältnis des  Vermögens  Hand-  und  Spanndienste  zu  leisten.  Zu  aller- 
letzt könnte,  wie  eingangs  bemerkt,  der  Grundstock  angegriffen  werden. 
Einen  Zwang  gegen  die  Baupflichtigen  übt  die  Kirche  durch  Zensuren 
und  gerichtliche  Klage. 

AVas  von  der  Erbauung,  Erweiterung  und  Renovation  der  Pfarr- 
kirche gilt,  gilt  auch  von  der  Pfarr-  und  Mesnerwohnung,  vom  Kirch- 
hof 2,  Kirchturm,  von  Glocken,  Orgel,  Altären,  Kanzel,  Beicht-  und 
Kirchenstühlen,  Paramenten  und  heiligen  Gefäßen. 

Wenn  es  aber  an  all  diesen  Mitteln  zur  Bestreitung  des  Baues 
fehlt  und  auch  auf  andere  Weise  nicht  geholfen  werden  kann,  etwa 
durch  Interkalargefälle  oder  eine  Kollekte,  so  soll  der  Bischof  laut 
Tridentinum  die  Benefizien  der  zerfallenden  Kirche  in  eine  andere 
desselben  Ortes  oder  der  nächsten  Umgebung  übertragen  und  die 
Parochianen  dorthin  einpfarren.  Das  Gebäude  selbst  soll  nieder- 
gerissen, auf  der  Stelle  des  Hochaltars  ein  Kreuz  errichtet  werden, 
und  der  Platz  kann  für  weltliche,  nicht  aber  entehrende  Zwecke  Ver- 
wendung linden  •^. 

Auch  bei  allen  übrigen  Kirchen  und  Kapellen  ist  zunächst  die 
Kircbenfabrik  baupflichtig.  Falls  diese  fehlt  oder  versagt,  sind  bei 
gewöhnlichen  Kapellen  und  Kirchen  etwa  anderweitig  Verpflichtete 
heranzuziehen:  bei  Kollegiatkirchen  die  Kanoniker  pro  rata  ihrer 
Pfründe,  bei  Kathedralkirchen  der  Bischof-^  und  das  Kapitel^,  der 
Kathedralklerus,  der  Diözesanklerus,  die  Diözesanen  ^,  bei  Kardinal- 
kirchen die  Kardinäle''. 


'  A.  Kreitner,  D.  Baulast  d.  Filialkirche  z.  Mutterkirche  n.  kan.  u.  bayr. 
Recht,  1892. 

2  A.  ßorstorff,  D.  Unterhaltungspflicht  d.  Kirchhöfe  n.  gem.  kath.  u.  prot. 
KR.  u.  D.  d.  wichtigeren  Partikulargesetzen  (Z.  f.  KR.  XXI  [1886]  258  ff). 

3  Vgl.  Bd  I,  S.  305  812  u.  ob.  S.  304.  _ 
*  A.  d.  Überschüssen  d.  mensa  episcopalis. 

"  C.  4,  X  de  his,  quae  fiunt  III,  11. 

'^  D.  d.  Reichsdeputationshauptschluß  (§  36)  ist  f.  viele  Kathedralen  d.  Baulast 
m.  d.  Kirchengut  a.  d.  Fiskus  übergegangen.  Diese  Pflicht  ist  a.  d.  Konkordate 
u.  ZirkumskriptionsbuUen  anerkannt  worden;  z.B.  f.  Preuüeu,  Bayern,  d.  oberrhcin. 
Kirchenprovinz.  1.  Preußen  wurde  sie  f.  d.  vier  westl.  Diözesen  ab.  wied.  v.  Fiskus 
abgewälzt,  ind.  d.  Königl.  Verordn.  v.  13.  April  u.  24.  Mai  1824  u.  v.  23.  März 
18:^0  e.  V.  Pfarrer  b.  Taufen,  Trauungen  u.  Begräbnissen  z.  erheb.  Kathedralsteuer 
eingeführt  wurde.     Friedberg,  KR.''  610'°. 

^  Sixtus  V.,   „Religiosa  sanctorum"   v.  Jahre  1587.    ij  12. 


§  204.    Die  frommen  Stiftungen.  47^ 

Die  staatlichen  Gesetze  treffen  über  die  kirchliche  Baulast  eingehende 
Bestimmungen,  die  aber  von  denen  des  kanonischen  Rechts  stark  abweichen. 
Sie  alle  bestimmen,  daß  die  Baulast  zunächst  dem  obliegt,  der  aus  einem 
speziellen  Grunde  verpflichtet  ist.  Dann  kommt  die  Kirchenfabrik.  Bezüglich 
der  subsidiär  Verpflichteten  aber  herrscht  die  größte  Verschiedenheit '. 

§  204. 
Die  frommen  Stiftungen. 

Decr.  Greg.  IX.  I.  lil,  t.  36  de  relig.  domib.  Lib.  sext.  III,  17.  Const.  Clem. 
III,  11.     Extrav.  Joann.  XXII.  t.  VII.     Extrav.  comm.  III,  9. 

P.  Rubeo.  Resolutiones  pract.  circa  testamenta  ahasque  dispositiones  ad  pias 
«t  non  pias  causas  etc.,  Lugd.  1676.  Thomassin  P.  I,  1.  2,  c.  89  ff.  J.  A. 
Mostazo,  Tractatus  de  caus.  piis,  Yen.  1698.  J.  B.  Wernher,  De  eo,  quod 
in  caus.  piis  impium  est,  Witt.  1744.  —  S.  Brendel,  D.  Recht  u.  d.  Veiwaltune 
milder  Stiftungen,  1814.  H.  Maas,  Üb.  d.  Rechtssubjekt,  d.  Vertretung,  Verwaltung 
u.  Verwendung  d.  Kirchen-,  Schul-  u.  Stiftungsvermögens  (A.  f.  k.  KR.  IV  [1859] 
583  ff).  J.  F.  Schulte,  D.  Jurist.  Persönlichkeit  d.  kath.  Kirche,  ihr.  Institute 
u.  Stiftungen,  1869.  E.  Löning,  D.  Rechtsverhältnisse  d.  kirchl.  Stiftungen  (Z. 
f.  bad.  Verwaltung  u.  Verwaltungsrechtspflege  I  [1869]  278  ff).  K.  Sartorius, 
D.  öffentl.  milden  Stiftungen   z.  Frankfurt   a.  M.  u.  ihr  rechtl,  Verhältnis  z.  Stadt- 


»  Friedberg,    KR  6    610  ff.  _  Preußen:    Vogt,    Kirchen-  u.  Eherecht  usw. 
I  555  ff.     Kletke,    Rechtsverhältnisse   b.  Kirchen-,   Pfarr-,  Waisen-  u.  Schulhaus- 
bauten   i.    d.    Provinzen    d.    preuß.    Staates,    1865.     Weizsäcker,    Wegweiser    f. 
Kirchenbau-  u.  Parochialteilung,  1891.    .1.  Vogt,  D.  kirchl.  Vermögensrecht 2  (lyiO) 
«3  ff.     A.  f.  k.  KR.  LXXXII  (1902j  584  ff ;  LXXXIII  (1903)  145  ff;  LXXXV  (1905) 
599;    LXXXVI    (1906)    158  f;    LXXXVIII    (1908)    169  ff;    XC    (1910)    752  ff    - 
Bayern:  Permaneder,   D.  kirchl.  Baulast^  89  ff.     J.  E.  Diendorfer,    D.  Bau- 
pflichtsfrage   b.    d.    organisierten   Pfarreien   i.  Bayern    (A.  f.  k.  KR.  XLVII    [1882] 
358  ff).     L.    H.    Kr  ick,    Kirchl.    Baupflicht   u.    kirchl.  Bauwesen   i.  Bayern,    1893. 
J.  Holl  weck,  Z.  Pfründebaulast  i.  Bayern  (A.  f.  k.  KR.  LXXXIX  [1909]  360  ff). 
Silbernagl,  KR.-*  749ff  —  Württ. :  Kübel,  Z.  Lehre  v.  d.  kirchl.  ßaulast  usw. 
i.  Württ.  (Arch.  v.  Sar  wey  u,  Kübe  l  II  [1858]  1  ff).     Schurer,    D.  Parochial- 
lasten  i.  Württ.  (A.  f.  k.  KR.  IX  [1868]  363  ff).     Pf  äff,  Gesetzeskunde  117  ff  - 
Baden:    Heiner,   D.  kirchl.  Erlasse  usw.  2   705.     J.  Schmitt,    Kirchenbaupflicht 
ü.  gem.  u.  n.  bad.  Recht,  1912.  —  Hessen:  Schumann,  Sammlung  d.  d.  Kirchen- 
«.  Schulwesen    betr.    landesherrl.    u.   bischöfl.  Verordn.  99  ff.     Schmidt,  Kirchen- 
xechtliche    Quell,    usw.    143  ff.    -    F.    Els.-Lothr.    u.    d.    deutsche   linke   Rheinufer: 
L.  Ober,  Cb.  d.  Recht  d.  Kirchenräte  z.  Ausführung  v.    kirchl.  Bauarbeiten  u.  d. 
Oemeinderäte    n.    elsäss.-lothring.  KR.    (D.  Z.    f.  KR.  XXIII    [1918]    855  ff).     Viele 
Lit.:  Vering,  KR.3  803«.  -  Sachsen:  Schreyer,  Kodex  d.  i.  Königr.  Sachsen 
:gelt.    Kirchen-    u.   Schulrechts   (1864)    594  ff.    —    Österr. :    Vering,    KR.»   806  ff. 
{Daselbst  findet  s.  e.   eingehend.  Darstell,    d.  staatl.  Gesetze  a.  and.  Länder.]   Ebenso 
iüb.    verschied.    Länder:    Schulte.    KR.«    504  ff.      Ri  ch  ter  -  D  0  ve  -  Kahl ,    KR. 
1349  ff     Silbernagl,    KR.«    744ff     A.  Fellmeth,   D.   kirchl.    Finanzwesen    i. 
Deutschi.  (1910)  90  ff.    Staatslexikon«  s.  v.  Baulast,  kirchliche. 


478    1^-  Buch.    D.Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.   4.  Kap  :  D.  kirchl.  Vermögen. 

gemeinde.  E.  Rechtsgutachten,  1899.  W.  M.,  D.  leitenden  Grundsätze  d.  Stiftungs- 
rechtes i.  d.  verschied.,  insbes.  d.  deutsch.  Staaten  (Z,  f.  bad,  Verwaltung  u.  Ver- 
waltungsrechtspfiege  XXIV  [1892]  169  flf).  Tissier,  Traite  theorique  et  pratique 
des  dons  et  legs  aux  etablissements  publics  ou  d'utilite  publique,  1900.  J.  L.  Fenelon, 
Les  fondations  et  les  etablissements  eccles.,  1902.  0.  Gradenwitz,  D.Wille  d. 
Stifters  (I.  Festschrift  z.  Erinnerung  a.  J.  Kant),  1904.  K.  p]hwald,  D.  Heilig- 
geisthospital z.  Frankf.  a.  M.  i.  MA.  E.  Beitrag  z.  Rechtsgesch.  d.  Stiftung,  1906. 
H.  Heimberger,  D.  konfessionell  beschränkte  weit).  Stiftung  u.  ihre  Verwalt. 
i.  Großh.  Baden,  1907.  [M.  viel  Lit]  Mitterwieser,  Gesch.  d.  Stiftungen  u. 
d.  Stiftungsrecht  i.  Bayern,  1907.  M.  Falco,  Le  disposizioni  „pro  anima%  1911  ff. 
F.  Brandileon  e ,  I  lasciti  per  l'anima  e  la  loro  trasformazione,  1911.  F.  Fleiner, 
Institutionen  d.  deutsch.  Verwaltungsrechtes  (1911)  93.  [D.  3.  Aufl.  (1913)  stand 
nicht  zu  Gebot!]    Staatslexikon*  s.  v.  Stiftungen. 

Vermogensobjekte,  welche  der  Erreichung  eines  frommen  oder 
caritativen  Zweclies  durch  die  Kirche  bleibend  oder  wenigstens  auf 
längere  Zeit  gewidmet  sind,  heißen  res  religiosae,  und  die  Institute^ 
welchen  sie  als  Eigentum  zugewiesen  sind,  causae  piae,  fromme 
Stiftungen  ^  Dahin  gehören  nach  kanonischem  Recht  die  Klöster,  die 
niedern  und  höheren  Schulen,  die  Spitäler,  die  Armen-,  Waisen-, 
Findol-,  Leihhäuser  usw. 

Die  Kirche  hat  von  Anfang  an  die  Armenpflege  als  eine  ihrer  Haupt- 
aufgaben  betrachtet  '^  und  zu  diesem  Zweck  aus  den  Oblationen  eine  Quart 
für  die  Armen  und  ^Notleidenden  ausgesondert ''.  Auch  hat  sie  Wohltätigkeits- 
anstalten aller  Art  errichtet.  Über  sie  alle  hatte  der  Bischof  die  Jurisdiktion  *. 
Wie  dann  die  für  den  Bischof,  den  Klerus,  die  Kult-  und  Baukosten  bestimmten 
Quarten  zu  selbständigen  Vermögenskomplexen  geworden  sind,  so  auch  die 
frommen  Stiftungen  ^  Jedoch  die  Leitung  des  Stiftungswesens  stand  durch  das 
ganze  Mittelalter  der  Kirche  zu. 


*  I.  weiter.  Sinne  kann  jede  e.  caritativen  Zweck  gewidmete  Stiftung  als  causa 
pia  bezeichnet  werden. 

^  K.  J.  V.  Hefele,  D.  Christentum  u.  d.  Wohltätigkeit  (Beiträge  z.  Kgschte,. 
Archäol.  u.  Liturgik  I  [1864]  175  ff).  K.  K.  E.  v.  Moy,  D.  kirchl.  Armenpflege 
(A.  f.  k.  KR.  XII  [1864]  175  ff).  G.  Ratzinger,  Gesch.  d.  kirchl.  Armenpflege«. 
1884.  G.  U  hl  hörn,  D.  christl.  Liebestätigkeit  i.  d.  alt.  K.  %  1895;  i.  MA.,  1884; 
seit  d.  Reformation,  1890.  E.  Michael,  Gesell,  d.  deutsch.  Volkes  v.  13.  Jhdt 
b.  z.  Ausgang  d.  MAs»  II  (1899)  181  ff.  L.  Lalle  mand,  L'histoire  de  la  charite, 
1902  ff.  A.  Harnack,  Mission  u.  Ausbreitung  d.  Christentums  i.  d.  erst,  drei 
Jhdtcn  12  (1906)  127  ff.  U.  Benigni,  La  storia  sociale  de  la  chiesa,  1907  ff. 
Nutti  ng- Dock,  Gesch.  d.  Krankenpflege.    A.  d.  Engl,  übers,  v.  A.  Kar  11 .  1910ff. 

»  Ob.  S.  454  f. 

*  C.  10  (Syn.  V.  Chalced.  a.  451,  c.  4),  C.  XVllI,  q.  2.  Knecht,  System  d. 
Justinian.  Kirchenvermögensrechtes  (1905)  102  ff.  ^ 

*  I.    Frankenreiche   wollte    d.    Armenpflege   d.    Gemeinden    überwiesen    werden 
Syn.  v.  Tours  II    a.  567,  c.  5.     Ed.  Maaüen    123.     Capit.  a.  819,  c.  4.     Ed.  Bo- 
retius  I  276.     E.s  bildeten  s.  ab.  a.  Armenfonds  b.  d.  Kirciien:  meusa  pauperum» 
mensa  S.  Spiritus.     Daneb.  entstanden  viele  Privatstiftungen. 


§  204.    Die  frommen  Stiftungen.  479 

Hierin   galten   und   gelten   die  nachfolgenden  kanonischen  Grund- 
sätze.    Damit   eine  Stiftung   zu   den  eigentlichen  causae  piae  gehört 
ist  erforderlich,  daß  der  Bischof  sie  annimmt  und  bestätigt.    Das  kann 
er  aber  nur  tun,  wenn  dieselbe  weder  den  allgemeinen  Kirchengesetzen 
noch  den  Rechten  Dritter  zuwiderläuft  und  ihre  Erträgnisse  für  den 
Stiftungszweck  hinreichen  K     Wie  die  Begründung,  so  steht  auch  die 
Verwaltung  der  Stiftung  unter  bischöflicher  Aufsicht.    Jede  Ausnahme 
muß  bewiesen  werden.     So  sind  von  der  bischöflichen  Visitation  aus- 
genommen  die  von  dem  Landesherrn  gemachten  Stiftungen  oder  solche 
welche  unter   dessen  Protektorat   stehen,   ebenso   die   rein  weltlichen 
wohltätigen  Anstalten  2.  Für  alle  andern  aber  gelten  die  für  Verwaltung 
von  kirchlichen  Vermögen  überhaupt  bestehenden  Bestimmungen     Der 
Bischof  bestellt,   wenn   es   nicht   schon   der  Fundator  getan,    die  Ad- 
mimstratoren,   nimmt   sie   eidlich   in  Pflicht,   läßt  sich  von  ihnen  auf 
Grund   von   Inventarien   Rechnung   ablegen    und   ordnet   das   Zweck- 
dienliche an 3.     Leitender   Grundsatz   ist,    daß   der  Wille  des  Stifters 
auf  das  genaueste  beobachtet  werden  muß*.  Nur  wenn  Verhältnisse  ein- 
treten, welche  die  Erreichung  des  Stiftungszweckes  unmöglich  machen, 
ist   der  Bischof  mit   zwei  von  ihm  hierzu  ausgewählten  Gliedern  des 
Domkapitels  berechtigt,  eine  Kommutation  vorzunehmen,  vorausgesetzt 
daß   der  Fundator  für   diesen  Fall   nicht  schon  selbst  Bestimmungen' 
getroffen  hat^  Doch  untersteht  heute  jede  Kommutation  und  Reduktion 
frommer   Stiftungen   dem  Papst,    weswegen   der  Bischof  hierzu  einer 
Fakultät    bedarf.      Vollends    trifft    dies    zu    bei    Suppression    solcher 
Stiftungen  6.     Geht   aber   das  Stiftungsvermögen   zu  Grunde,   so   hört 
auch  jede  Verpflichtung  auf. 

Die  kirchliche  Leitung  des  gesamten  Stiftungswesens  war  während  des 
Mittelalters  auch  von  der  staatlichen  Gesetzgebung  anerkannt.  Den  frommen 
Stiftungen  war  als  solchen  auch  vom  Staate  die  juristische  Persönlichkeit 
zuerkannt,  und  sie  konnten  demgemäß  auch  staatlicherseits  gültig  Ei-entum 
erwerben  und  besitzend     Allein  seit  dem  Ende  des  Mittelalters  vollzog  sich 

^  C.  3  4,  X  h.  t.  III,  36. 

o    1.'  ";  '  %v.r/  '";  ^^'     ^-  '  "^  ^^""-  ^-  '•  ^"'  '''     ^^^^^-  «^«-  VII  de  ref. 
c.  15;  Sess.  XXII  de  ref.  c.  8  9;  Sess.  XXV  de  ref.  c.  9.    Wie  d.  Klöster  u.  Orden 

so   waren    a.    vielfach    d.  b.  ihn.  befindl.  frommen    Stiftungen    v.  d.  bischöfl.  Jurist 
fliktion  exemt. 

«  Vgl.  ob.  S.  456.  ■•  C.  2  in  Clem.  h.  t.  III,   11. 

'  Trid.  sess.  XXV  de  ref.  c.  8.     Vgl.  Bd  I,  S.  456. 

u    S^^"^   '"^   ^^'"''  ^'"  ^'  ^^^'  ^^'    ^'''^'  ''''•  ^^^^  ^'  "'^-  '•  ^'     ^-^-  "^-  S-  259 

1.1  ^'.f'^^'t'  o^''"'  ^'  ^-    ^'  ^°«^bt'  System  d.  Justinian.  Kirchenvermögens- 
recütes  4d  ft.     R.  Säle  1 11  es,   Les  „causae  piae"  dans  le  droit  de  Justinien,  1907. 


480    ^^  •  Buch.   D.Verwalt.  d.  Kirche.    3.  Abschn.   4.  Kap.:  D.  kirchl.  Vermögen. 

hier  ein  starker  Umschwung.  Das  erwachende  Bewußtsein  des  Staates  von 
seinen  Rechten  und  Pflichten  im  ausgehenden  Mittelalter,  die  protestantische 
Anschauung,  daß  die  Armenpflege  Staatssache  sei  \  die  Entstehung  zahl- 
reicher rein  weltlicher  Stiftungen,  die  mit  der  Kirche  in  gar  keiner  Beziehung 
standen,  das  Unvermögen  der  Kirche,  allen  Anforderungen  nach  dieser  Seite 
hin  zu  genügen,  so  daß  der  Staat  auch  die  Gemeinden  hierfür  in  Anspruch 
nehmen  mußte,  die  Durcheinandermischung  der  Konfessionen,  endlich  der  der 
Kirche  abgeneigte  Geist  der  Zeit  —  all  das  bewirkte,  daß  die  frommen 
Stiftungen  der  Kirche  mehr  und  mehr  entzogen  wurden,  daß  die  Armenpflege 
heute  als  Sache  des  Staates  gilt^.  Und  die  der  Kirche  noch  belassenen 
Stiftungen  sind  in  ihrer  juristischen  Persönlichkeit  vom  Staate  abhängig  \ 

Demgegenüber  wird  die  Kirche  prinzipiell  daran  festhalten,  daß 
das  Vermögen  der  frommen  Stiftungen  Kirchenvermögen  ist,  daß  die 
frommen  Stiftungen  ihrer  Leitung  unterstehen,  sie  wird  das  ihr  ent- 
zogene Vermögen  und  dessen  Verwaltung  reklamieren  oder  den  Ent- 
zug höchstens  tolerieren,  solche  Stiftungen  errichten  und  für  sie  vom 
Staat  die  juristische  Persönlichkeit  und  selbständige  Leitung  verlangen, 
endlich  wo  ihre  Vertreter  in  die  staatliche  Armenpflege  als  Mitvor- 
stände aufgenommen  werden,  gern  davon  Gebrauch  machen^. 


*  F.  Ehrl  e,  Beiträge  z.  Gesch.  u.  Reform  d.  Armenpflege,  1881.  G.  Schmoller, 
Entstehung,  Wesen  u.  Bedeutung  d.  neuer.  Armenpflege  (Sitzungsber.  d.  königl. 
preuß.  Akad.  d.  Wiss.  z.  Berlin  [1902]  916  ff).  L.  Fe  ucht  wan  g  er ,  Gesch.  d. 
sozial.  Politik  u.  d.  Armenwesens  i.  ZA.  d.  Reformation,  1908. 

2  D  bad.  Ges.  v.  5.  Mai  1870  erklärt  §  5:  Künftige  Stiftungen  sind  kirchl, 
wenn  ihr  Vermögen  zur  Befriedigung  kirchl.  Bedürfnisse  dient.  Alle  andern  Stiftungen 
gelten  als  weltl.  Nicht  ebenso  ausschließl.  spricht  d.  württ.  Ges.  v.  14.  Juni  1887, 
Art.  22,  Z.  2  ff,  alle  d.  Armenpflege  dienenden  Stiftungen  als  weltl.  a.  D.  RG. 
V.  6.  Juni  1870  bzw.  1.  Jan.  1873  u.  d.  württ.  Ausführungsges.  v.  17.  April  1873, 
Art.  11,  sind  d.  Stiftungen,  d.  ausschließl.  d.  Zweck  d.  öffentl.  Armenunter- 
stützung gewidmet  sind,  förmlich  i.  d.  Verwaltung  d.  Ortsarmenbehörde  über- 
gegangen. Pf  äff,  Gesetzeskunde  248.  Landauer,  D.  Gesetz  betreff',  die  Ver- 
tretung d.  kath.  Pfarrgemeinden  usw.  54  ff.  Kiene,  Kath.  Pfarrgemeindegesetz  usw. 
80  ff. 

3  BGB.  §  80  ff.  F.  X.  Behrend,  D.  Stiftungen  n.  deutsch,  bürgerl.  Recht, 
1904.     Herrnritt,  Östcrr.  Stiftungsrecht,  1896. 

*  Württ.  Ausführungsgesetz  v.  17.  April  1873.    Art.  8  9.    Pfaff  a.  a.  0.  241  ff. 


1 


Register. 


Aachen  I  150;  II  391. 
Abälard  I  172. 

abbas :  commendataiius ;  —  laicus  ;  —  pri- 
mas;  —  regularis;  —  saecularis  II  416. 
Abbas  Siculus  I  181. 
Abbo  V.  FJeury  I  169. 
Abbreviatoren  I  420. 
Abdeckergewerbe  I  259. 
Abendgebet  I  271. 

Abendland  I  391  436  464  493  503;  II  391. 
Abendmahl,  protest.  I  82 ;  II  42. 
Aberglaube  II  378. 
Abgaben  I  307  444:  11  441. 
Abhandlungen,  gesamm.,  a.  d.  Kirchenrecht 

I  25. 

abjuratio  haeresis  II  31. 

Ablaß  I  388  422  444  456  502:  II  12  54  ff 

ablutio  11  25. 

abortus  I  227;  II  384. 

abrogatio  legis  I  135. 

Abschwörung  II  31. 

Absenzgelder  II  446. 

Absetzung  I  384;  II  370  ff. 

—  e.  Bischofs  I  331  353  437;  II  372  ff. 

—  V.  Kaiser  u.  König  I  61 :  II  357. 

—  e.  Kardinals  I  414. 

—  d.  Papstes  I  408. 

absolutio:  ab  haeresi  II  31 :  —   complicis 

II  48.  ^ 
Absolution  v.  Zensuren  IT  351  ff. 
abstemius  I  212. 
Abstinenzfasten  II  280  ff. 

Abt  I  202  246  256  279  284  ff  290  ff  441 
443  501  505;  II  2  62  295  391  ff  410  ff 

..  467. 

Äbtissin  I  208  443;  II  45  62  418  ff. 

Äbtissinwahl  11  418. 

Abtreibung  d.  Leibesfrucht  I  227 :  II  372 
384. 

Abtswahl  II  417  f. 

abusus  baptismi  I  225;  II  24;  ordinis 
I  225. 

Academia  ecclesiastica  I  416. 

accessus  I  380;  II  340. 

Ackerbau  I  259. 

actio  II  325  ff. 

actor  If  325. 


Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.  II.    3.  Aufl. 


„Ad  Dominici  gregis  custodiam"  I  76. 

ad  nutum  amovibilis  I  278  384. 

„Ad  regimen"  I  355. 

„Ad  vitanda  scandala"  I  83 ;  II  358. 

Administrator  I  461  487;  II  103  213. 

admissio  ad  curam  animarum   I   314   348 

487  f;  II  45  ff. 
Adoption  I  122;  II  173  182  ff  240. 
adoratio  I  395;  II  265. 
adulterini  I  223:  II  226. 
adulterium  II  169  ff  232  ff  387. 
Adventfasten  II  281  f. 
Adventszeit  I  269;  II  3  193. 
advocatia  I  72  357  376. 
Advokat  I  261  416:  II  319. 
aedificatio  I  362. 

aetas  sponsae  superadulta  II  209. 
„Aeterni  Patris  Filius"  I  405. 
aevum  II  78. 
affectio  I  353. 
affinitas:    antecedens;    —    illegitima;    — 

legitima;  —  secundi,  tertii  generis;  — 

subsequens;    —    superveniens    II    173 

184  ff. 
Afrika  I  151  436  491  493  f. 
Agent  I  416. 
Ägidius  de  Colonna  I  65. 

—  de  Fuscarariis  I  181. 
Agnaten  I  365;  II  174. 
Agnus  Dei  II  62. 
Ägypten  I  432. 

alw'^  II  78. 

Akatholiken  I  81  ff :  II  131  f  159  195  ff. 

Akkusationsverfahren  II  330  ff 

Akoluthat  l  39  198  240. 

d/.oÄooSoe  I  38. 

Aktenschluß  II  327. 

Aktiengesellschaften  I  260. 

Aktivlegitimation  II  325. 

Aktuar  I  262  505;  II  319. 

Akzeß  I  403:  II  418. 

Alanus  I  176. 

Albano  I  397  409. 

Aldrich  v.  Le  Mans  I  165. 

Alexander  II.  I  222  268;  II  175  246 

—  III.  I  58  174  f  281  357  400  409:  II  84 
182  270  328. 


31 


482 


Register. 


Alexander  IV.  I  175  363. 

—  VI.  II  9. 

—  VII.  II  9. 

-  II.  V.  Rußland  II  196. 

Alexandrien  1  432  tf;  II  16. 

Algerus  v.  Lüttich  1  170. 

Alimentation  I  375;  11  415. 

Alleinseligmachende  Kirche  I  27. 

Allerseelen  II  252. 

Allokution  I  412. 

Altar  I  443 ;  II  41  63  250  256  270  295  ff 
304  476. 

altare:  fixum ;  —  gestatorium ;  —  immo- 
bile; —  majus;  —  portatile;  —  sta- 
bile: —  summum;  —  viaticum  I  444;  II 
296  f. 

altarista  I  489. 

Altarprivilegium  II  56. 

Altartuch.  II  64  298. 

Alter:  f.  Äbtissin  II  418;  —  f.  Kirchenamt 
II  317  ;  —  f.  Eintritt  i.  Kongregationen 
II  423  f;  —  f.  Ordensprofeß  \l  401  ft"; 
—  f.  Weihe  I  211  227  ff. 

alteratio  beneficii  I  305. 

Alterleute  II  472. 

Älteste  I  35. 

altirmannus  II  471. 

Altkatholiken  I  83  201. 

Alumnat  I  216;  II  184. 

Alumnaticum  I  444;  II  445. 

Alvarus  Pelagius  I  65. 

Amalarius  v.  Metz  I  449. 

„Ambitiosae"  II  459. 

Ämbrosius  I  52;  II  250  391. 

Amortisationsgesetze  I  67;  II  411  435 
437. 

amotio  administrativa,   oeconomica  I  382. 

Amt:  königl. ;  —  priesterl. ;  —  prophet. 
I  28 

Amtseid  I  285  ff. 

Amtsentsetzung  I  384 ;   II  370. 

Amtsstation  I  301. 

Amtsvergehen  II  389. 

Anachoreten  II  391. 

d>a/>o)(Trai  I  .38. 

Analogie  I  135. 

Anastasius  II.  I  150. 

Anathema  I  100;  II  356. 

Anathematismus  I  100. 

Anbetung  d.  hlgst.  Sakraments  II  265. 

Andachten,  öffentl.  11  264  f. 

Andreas  de  Barbatia   1  181. 

—  V.  Escobar  I  65. 
Andrews  St  I  435. 
Angelus  Domini  II  264. 
Angilramn   I    162. 
angustia  loci   II  209. 
Anhalt  I  191  491. 
Anklageprozelj  II  330  ff. 
Ankläger  I  219;  II  380. 
Annalfakultätcn  I   141:   11  207. 


annalis  possessor  I  110  314. 

annatae  Bonifatianac  II  447. 

Annaten  II  447. 

Annullation:  d.  Gelübde  II  412  f  426;  — 

ungültiger  Ehen  II  220  ff. 
annus :    carentiae    II  470:    —  decretorius 

I  88;  deservitus  II  470;    —  gratiae  II 

470:  —  normalis  I  88. 
Ansegisus  v.  Fontanelle  I  158  161. 

—  V.  Sens  I  427. 

Anselm  d.  J.  v.  Lucca  I  168. 

—  IL,  Erzb.  V.  Mailand  I  167. 
Anstaltsgeistlicher  I  348  485  489. 
Anstellung  I  197  275. 

Antica  I  105. 
Antiochien  I  432  f;  II  16. 
Antiphonarium  I  271;  II  247. 
Antonius,  hl.  II  391. 

—  Augustinus  I  13  175. 

—  de  ßutrio  I  181. 
anulus  piscatoris  I  107  395. 
Anwartschaften  I  316. 

aperitio  oris  Papae  I  425 ;  II  346. 

apocrisiarii  I  426. 

Apologetik  I  18. 

apostasia :  a  fide  I  81   226 :  —  ab  ordine 

I  269;  —  a  religione  11  415. 
Apostasie  I  81;  II  29  ff  316  375. 
Apostat  I  226  361;  II  11  71  325  375. 
Apostel  I  34  ff  326  385  f  436  441  f  493. 
.Apostel"  II  342. 

Apostelschüler  I  34  ff  326. 

Apostolat  I  34  ff. 

„Apostolatus  officium"  I  405. 

„apostoli"  II  342. 

„Apostolicae  Sedis  moderationi"*  II  350. 

Apostolischer  Stuhl  I  394. 

Apparatus  I  13  173. 

Apparitoren  II  319. 

appel  comme  d'abus  I  73;  II  317. 

Appellation  I  390   425   433  436  ff  469  ff: 

II  321  ff  341  ff 

—  a.  e.  allgem.  Konzil  I  390. 
Appendix  Concilii  Lateranensis  I   176. 
applicatio    pro    popuio    1    444    447    482  f 

489:  II  252. 
approbatio   ad   curam    animarum     s.    ad- 

missio  ad  curam  animarum. 
Approbation  d.  Beichtvaters  s.  adm.  ad  c. 

animarum. 

—  d  Bücher  I  388  443;  II  9f  13. 

—  d.  deutsch.  Königs  I  61. 
Aquileja,  Aquileja  Grado  I  433. 
Arbeiten,  knechtl.  I  141  482;  II  276. 
arbiter  11  321. 

Arbor  consanguinitatis  1  183:  II  176. 

Arcadius  II  177  314. 

Archäologie  I   18. 

archidiaconus:    civitatis:  major;    — 

minor  I  468  f. 
Archidiaconus  1  174. 


Register, 


483 


Archidiakon   I   39   237  284  318  347  397 
407   451   459  465   467  ff  477;    II   221 
308  f  456. 
Archidiakonat  I  119  468  477. 
äp'/is-((r/.o-og  I  436. 
äp'/ispsuq  ßaotXv'jq  I  52. 
Archipresbyter    I    39    284    397    407    451 

474  ff;  II  221  309. 
Archipresbyterat  I  119  476  ff. 
Archiv,  päpstl.  I  103  419. 
arctatus  de  beneficio  I  206  318  459. 
„Arduum  sane"  I  186. 
Arenga  I  106. 
Aristokratie  I  39. 
Arles  I  427  434. 
Arme  I  418;  II  450. 
Arraeebischof  I  117  291. 
Armenhäuser  II  478. 
Armenier  I  434. 
Armenpflege  I  468;  II  455. 
Armut  s.  Gelübde. 
Arnold  v.  Brescia  I  244. 
arrha  sponsalicia  II  104.  i 

arrogatio  II  182. 
Arten  d.  Kirchenamts  I  278  ff. 
—  d.  kirchl.  Vermögens  II  454  f. 
articuli  probatorii  II  327.  i 

articulus    mortis    II   47    130    206  f  352  f 

400. 
Arzt  I  261;  II  40  71  113  154  385. 
Asien  I  434  491. 
Asketerien  II  428. 
aspersio  I  374;  II  26. 
Aspirantin  II  424. 
assessor  II  319. 
assignatio  beneficii  I  313. 
Assistent  II  426. 
assistentia:    activa;    —  passiva  I  83 ;    II 

133  198  f. 
Assistentin  II  427. 
Assistenz  b.  d.  Ehe  II  117  ff. 
astrologia  II  378. 
Asylrecht  II  302  ff. 
Aszeten  II  391. 
Athalarich  I  397. 
Athanasius  I  52;  II  391. 
Athenagoras  II  235. 
Atto  I  169. 
attritio  II  44. 

auctoritas:    episcopalis   I  443;    —  metro 
politana    I    437;    —  pontificalis  I  443; 
—  rerum  similiter  judicatarum  I  115. 
auctoritates  I  171. 
Audientia  contradietarum   I  420. 
Auditor  II  319:  —  Camerae  I  418. 
Aufenthalt  II  103  110  ff  130  ff. 
Aufgebot   II  108  ff'. 

Aufhebung   d.  ehel.  Gemeinschaft  II  227 
231  ff  243. 

—  d.  Kirchenämter  I  312  388  444. 

—  d.  Kirchenstrafen  II  351  ff. 


Aufklärung  I  13  71  ff  110  130  140  215  f 
270  278  290  303  313  358  387  480  494- 
II  201  226  249  265  274  394. 
Auflage  b.  Verlöbnis  u.  Ehe  II  104  148. 
Aufsicht,   kirchl.  I  389  426  433  437  444 

468  f  476  ff  483 ;  II  305  ff. 
Aufsichtsrat  geg.  d.  Modernismus  II  13. 
Augenschein  II  340. 
Augsburg  II  47  322  ff. 
Augsburger  Religionsfriede  I  69   86   191. 
Augustinereremiten  II  392. 
Augustinerregel  I  450;   II  392. 
Augustinus   I   52   85    195   201    220  448- 

II  82  147  176  228  391  f. 
;  —  Triumphus  I  65. 
!  aurora  II  254. 
Ausbildung  d.  Klerus  I  213  ff. 
Aushilfe  i.  Beichtstuhl  II  47. 
Ausländer  I  319;  II  240. 
Ausschuß  a.  Synoden  I  498  502. 
Aussegnung:    d.  Leichnams   II  67;   —  d. 

Wöchnerin  II  63. 
Aussetzung  d.  hlgst.  Sakraments  II  265. 
Ausstoßung :  a.  d.  Kongregation  II  426 :  — 

a.  d.  Orden  II  415. 
Australien  I  491. 

Austritt:    a.  e.  relig.  Institut  II  428;    — 
a.  d.  Kirche  II  29  f;  —  a.  e.  Kongrega- 
tion II  426;  —  a.  e.  Orden  II  412  ff. 
Automobil  I  259. 
Autonomie  I  119  ff. 
Ave  Maria  II  264. 
Avellana  I  151. 
Avers  I  105. 
Aviguon  I  63  353;  II  469. 


Babylon  I  32. 

baculus  pastoralis  I  445. 

Baden  I    76  78  88  118  191  236  249  252 

287  303  323  f  369  441 :  II  29  f  92  201 

274  279  318  354  370  ff  398  438  ff  463 

469  473  477  480. 
Baldus  de  Ubaldis  I  181. 
Ballerini  I  163. 
Balsamen  I  148. 

Bamberg  I  190;  II  322  324  469. 
Bankgeschäfte  I  260. 
bannus:   episcopalis  I   468;    —  matrimo- 

nialis  II   109. 
Baptisterium  II  26. 
Barbosa  I  110  189. 
Barmherzige     Schwestern     II     393     403 

422  ff. 
Barnabiten  II  393. 
Bart  I  256. 

Bartholomäus  v.  Brescia  I  174. 
Basel  I  94;  II  122. 
Basilianer  II  391. 
Basilica  I  475. 

Basilius  I  52  154:  II  228  391. 
Baupflicht  I  376  f ;  I[  473  ff. 

31* 


484 


Register. 


Bayern  I  75  ff  118  191  f  236  249  252  287 
301  303  323  f  833  346  349  351  369 
441  446  452  f  478  ff:  JI  29  ff  74  f  92 
201  f  265  268  274  279  292  f  318  370  ff 
398  f  403  411  f  416  437  ff  463. 

Bazianus  I  174. 

Beamte  I  221  262;  —  öffentl.  I  278. 

Beamtenrecht  I  17. 

Beatifikation  I  388  424 :  II  270  f. 

beatus  H  270. 

Beda  d.  Ehrwürdige  I  155. 

Bedingungen:  b.  Eheabschlufs  II  144  ff 
237:  —  b.  Verlöbnis  11  103  f. 

Beerdigung  I  485:  II  64  ff:  —  v.  Akatho- 
liken  II  70  ff. 

Beginen  II  393. 

Begierdetaufe  11  22. 

Begnadigung  II  351. 

Begräbnis  II  64  ff  369. 


V.  d.  Ehe  II  193:  — 
d.  Klosterleute  II  48 


Beicht  II  43  ff: 

jährl.  II  50  f; 

420  f. 
Beichtbücher  I  154  f. 
Beichtsiegel  II  51  f. 
Beichtstuhl  II  44  476. 
Beichtvater :    d.    Bischöfe   u.   Kardinäle  I 

413  444:  —  d.  Ordensleute  ii  420  f. 
Beilager  II  118. 

Belastung  d.  Kirchenämter  I  307  t. 
Beleidigung  II  387. 
Belgien   I   77    93  f   323   333   453;    11  95 

306  411. 
Bellarmin  I  47  :  II  4. 
Benedictina  II  121   132. 
benedictio  II    61  ff  291  298  ff:   —  consti- 

tutiva  II  61 :    —    in  via  II  63 ;    —    in- 

vocativa  II  61:    —    mulieris  II  63 ;    — 

nuptiarum    II    134:    —  sollemnis    trina 

II  63. 
„Benedictus  Dens"  I  187. 
Benedikt  IX.  1  57  399. 

—  XL  I  175  180  395. 

—  XII.  I  354. 

—  Xlil.  I  110  391:  II  255. 

—  XIV.  I  13  110  188  270  380  416  424 
433  438  504:  II  10  39  ff  121  221  ff  230 
248  274  ff  281  f  292  804  413. 

—  Levita  I  161   165  464. 
--  V.  Aniane  II  391. 

—  V.  Nursia  11  391. 
Benediktiner  II  391  ff  416  f. 
Henediktinerregel  II  391  ff  416  f. 
beneficia:     collativa;     —    collogiata;    — 

compatibilia;  consistorialia  ;    —  cu- 

rata;  —  duplicia;  —  eloctiva:  —  incom- 
patibilia;  incurata:  —  inferiora;  — 
majora :  manualia;  minora:  - 
monocula;  -  nominata;  patrimonia- 
lia ;  —  patronata :  —  porpetua :  —  re- 
gularia  :  —  reservat» :  —  residentialia  : 
—  Sacra  communia:        sacra  in  specie: 


—  saecularia;  siraplicia  :  --  titulata  I 
278  ff:    —  uniformia   sub    eodem  tecto 

I  300 ;  —  apud  Curiam  vacantia  I  353  f. 
beneficium  ecclesiasticum  1 197  231ff  275ff: 

II  455  463. 

—  competentiae  I  253  f. 

—  emigrandi  I  86. 

Benefiziat  I  272   284   286   293  298  489: 

II  870  f  475. 
Berengar  Fredoli  I  179. 
Berlin  II  110. 
Bernhard,  hl.  I  132. 

—  v.  Betone  I  181. 

—  V.  Pavia  I  176. 
Bernold  v.  Konstanz  I  172. 

Berufung    d.  ailgem.  Konzilien  I    51    100 

388  495  f. 
Beschimpfung,  relig.  I  91. 
Beschwörung  II  61  f. 
Besessene  1  212;  II  62. 
Besetzung:   d.   bischöti.    Stühle    I    326  ff: 

—  d.  Kanonikate  l  343  ff:  —  d.  Kirchen- 
ämter I  312  ff  347  ff  888  444;  -  d. 
niedern  Kirchenämter  I  346  ff. 

Besetzungsfrist  I  325. 

Bestätigung    d.    ailgem.    Konzilien    I    51 

101  388  499. 
Bestes  I  148. 
Bestialität  II  387. 
Betrug  II  388. 
Betrunkene  II  36  101   138. 
Bettelorden  I  284;  II  392. 
Beurkundung   d.  Personenstandes    I  483 : 

11  96  236''ff. 
Beweisaufnahme  II  327. 
Beweisführung  II  327. 
Beweismittel  11  327  336  ff". 
Beweisproduktion  II  327. 
Beweissatz  11  327. 
Bewufstlose  I  2U8:  II  36  59  f  137  f. 
Bewuf3tsein,  mangelndes  11  137  347. 
Bibelgesellschaften  11  11. 
Bibellesen  II  10. 
Bibliothek,   päpstl.  I  419. 
bigamia :     interpretativa :    —    similitudi- 

naria :    —    successiva :    —   vera   I   221 

226  269;  11  158  f  235  379  386. 
Bilder  I  502;  II  12  63  272. 
bimestre  11  161  f. 
Bination  I  483;  II  252  f. 
Bischof   I    34  ff   115  ff   usw.,    besonders 

441  ff;   —   v.  Rom  1  31  391. 
Bi.schofskonferenz  1  423  493. 
Bischofswahl  I  826  ff. 
Bistum  l  801  ff  441  ff". 
Bistümer,  suburbik.  1  391  409  ff. 
l^jilt^äni;c  11    267. 
Blasphemie  II  816  377  f. 
Blastares  I   148. 
Blinde  I  212;  II  138  337. 
Hlondel  I   168. 


Register. 


485 


Blutsverwandtschaft  II  172  ff  239 

Bluttaufe  II  22. 

Bobbio  I  289. 

Böhmen  I  435. 

Böhmer  J.  H.  I  175. 

Bologna  1  13   171    177  ff   188;   II   18   84 

229. 
bona:  beneficii :  —  fabricae :  —  mensae; 

—  parsimonialia   II   291    455   465;    — 

raatrimonii  II  82  f. 
Bonaventura  I  132. 
Bonifatius  I.  I  397. 

—  II.  I  404. 
^  VIII.  I  60  179  f  251  353  395  402  461  • 

II  160  180  190  218. 

—  IX.  I  402. 

—  hl.  I  54  285  436;  II  177  391. 
Bonizo  V.  Sutri  I  169. 
bonum  pacis  II  210. 
Börsengeschäfte  I  260. 
Bourges  I  434. 

brachium  saeculare  I  43;  II  318. 
Brandenburg  I  332  491. 
Brandstiftung  II  301  387. 
Brasilien  I  93  f. 

Braunschweig  I  192  485:  II  29  202  445 
Braut  II  109  130  168  210  f. 
Brautexamen  II  109. 
Brautgeschenke  II  105. 
Brautkauf  II  117. 
Brautmesse  II  134  235. 
Brautring  l[  118.  j 

Brautsegen  II  134  235.  ' 

Brauttüre  II  118.  ' 

Breslau  I  190   236  291  453  492:   II  122 

322  343  466. 
Breven  I  107  421. 
Brevetti  I  107. 
Breviaria  I  174. 
Breviarium  I  169  271. 

—  Alaricianum  I  158. 

—  extravagantium  I  176. 

—  Romanum  I  271  f;  II  247. 
Breviatio  canonum  I  151. 
Breviergebet  I  270  ff:  II  407. 
Brocard  I  168. 
Brocarda  I  174. 

Bruderschaft  I  119  423:  II  428  ff 
Brüssel  I  429  431. 

Brustkreuz  I  395  414  445;  II  420  466. 
Bücher,  liturg.  I  388;  II  10  12  247  f. 

—  obszöne  II  11. 

ßücherzensur  I  388  424  443;  II  8  ff . 
bulla:   aurea:  —  communis;  —  consisto- 

i'ialis ;  —  de  Camera  ;  —  de  Curia ;  — 
dimidia:  —  non  consistorialis;  —  per 
Cancellariam  —  viara  secretam  I  105  f 
420. 

Bullarien  I  188. 

Bullaticum  I  106. 

Bullen  I  105  f  420. 


!  Bundesakte,  deutsche  I  80  89. 

Burchard  v.  Worms  I  168. 

Bürgerl.  Recht  I  121  ff  156  ff: 
I  Bürgschaft  1  261. 
iBurgund  I  329  331. 

Bursen  I  218. 

Bußbücher  I  153  ff". 

Buße  II  43  ff  313  368  f. 

—  öffentliche  II  44. 

Bußpriester  H  45. 


Caerimoniale  Episcoporum  II  248. 
Camera  Apostolica  I  418  f. 
;    Camerlengo  I  419. 
Cancellarius  I  419  f. 
Candidian  I  498. 
canon  I  9f  100. 
Canones:    Apostolorum :    —    ecclesiastici 

Apostolorum  I  145  f. 
canonici :  emancipati :  —  exspectantes :  — 
;      in  fructibus    et   floribus:  —   in  herbis : 

—  in  pulvere;  —  integrati :  —  junio- 
res: —  reguläres:  —  saeculares ;  — 
semipraebendati ;  —  supranumerarii ;  — 
tertionarii  I  450  ff. 

canonicus:    curatus:    —    poenitentiarius ; 

—  theologus  I  317  f  451  ff :  II  2. 
;  Canterbury  I  435, 

cantor  I  451. 

Canus,  Melchior  II  85. 
i  capita  I  101  172  176. 
j  Capita  ordinum  I  401  407. 
■  Capitula  Angilramni  I  162. 

capitula :  aperta :  —  clausa :  —  insignia : 

—  numerata  I  450  452. 

—  concordata  I  125. 
Capitula  episcoporum  I  160. 

—  Hadriani  I  162. 

—  Martini  I  153. 
capitula  ruralia  I  477. 
Capitularia:    ecclesiastica;  —  mundana  I 

158. 
Capua  I  391. 
cardinalis  I  408. 
cardo  I  408. 

Caritas  christiana  I  295:  II  458. 
Carolina  I  86. 
I  Carpentras  I  180. 
Carpzov  I  69. 
Cäsarea  I  434. 

Cäsarius  v.  Arles  I  151  439:  II  393 
Cassian  II  391. 
Castel  Gandolfo  I  393. 
Casus  I  173. 

—  Apostoli  II  165. 
casus  perplexus  II  208. 

—  reservat!  II  48  ff. 
Catechismus  Romanus  II  4. 
cathedra  I  445;  II  420. 
Cathedraticum  I  444;  II  445. 
catholica  I  6. 


486 


Register. 


causa :    famosa  :    —   finalis  :    -      honesta  : 

—  impulsiva  :  —  infamans ;  —  motiva  ; 

—  turpis  I  104:  II  209. 

causae :  arduae :  —  difficiliores ;  --  gra- 
viores:  —  majores;  —  minores  I  117 
389  f  412. 

—  civiles ;  —  ecciesiasticae  ;  —  mixtae  ;  — 
spiritualibus  annexae  I  44  f;    II  313  ff. 

—  piae  II  291  310  455  478. 
celebratio  nuptiarum  II  133  f. 
Celebration  II  250  ff. 
Celebret  I  242;  II  252. 
cellerarius  I  451. 

censura  II  347. 
census  I  307 ;  II  447. 
Centuriatoren,  Magdeburger  I  163. 
cessatio  a  divinis  II  364. 

—  voti  II  288. 
cessio  bonorum  I  253. 
Chaldäer  I  434. 
Chappuis  Johann  I  182. 

character  indelebilis  I  28  81  198  201  243; 

II  24  33. 
Charisma  veritatis  I  29. 
yc.tpoi^/Baia  I  196. 
yetpoTO'Aa  I  196  208. 
Chiersy  I  161  165. 
Childerich  IIL  I  54. 
Chirographa  I  107. 
chiromantia  II  378. 
Chlotar  IL  I  247. 

Chorbischof  I  161  ff  463  fif  468  476  497. 
yü)pz-i(T/.07toq  I  464. 

Chorgebet  I  272  296  f  452  454;  II  407. 
Chorherren  I  450. 
Chorschwester  II  417. 
Chrisam  I  441  443;  II  33  61. 
Christenverfolgungen  I  48  f. 
Christianität  I  476. 
Christnacht  I  42 ;  II  255. 
Chrodegang  v.  Metz  I  449. 
Chronologie  I  20. 
Chrysostomus  1  52;  II  228. 
Chur  II  469. 
cidara  I  445. 
cimeliarcha  I  451. 
„Circa  pastoralis"  II  393. 
citatio  II  326. 
claustrum  II  895. 
Clemens  Romanus  I  32  36. 
derlei :    absolut!  : 

281. 
clericus  I  194  f. 
clerus  I  194  f. 
Cleve  11  122. 
clinici  I  218. 

Clugny  I  58  289  399;  II  392. 
Codex  canonum  I  150. 

—  —  occlesiao  Romanae  I  151. 

—  Justinianous  I    157. 

—  Theodosianus  I   157. 


coemeterium  II  67. 

cognatio:    II   172  ff ;    —    legalis  II  182  ff: 

—  naturalis  II  172  ff;  —  spiritualis  U 
179  ff. 

Cölestin  III.  II  165  233  402. 

—  V.  I  400  407. 

collatio   beneficii :    libera  :    —  necessaria  ; 

—  non  libera  I  313  ff'. 

—  votorum  I  389. 

Collectio  Anselmo  dedicata  I  167. 

—  Bambergensis  I  176. 

—  Caesaraugusta  I  170. 

—  canonum  I  153. 

—  capitulorum  1  153. 

—  Casselana  I  176. 

—  Claustroneoburgensis  I  175. 

—  Hispana  I  149  153  161  ff. 

—  Isidoriana  I  149  153. 

—  Itala  I  149. 

—  Lacensis  I  147  183. 

—  Lipsiensis  I  176. 

—  LXXXVII  capitulorum  I  148. 
-  Prisca  I  149. 

—  Quesnelliana  I  151. 

—  trium  partium  I  170. 

—  XXV  capitulorum  I  148. 
Collection  can.  poitevine  I  167. 
collegia :  funeraticia  ;  —  tenuiorum  II  433. 
Collegium:  Anglicanum  ;  —  Anselmianum: 

—  German.-Hungaricum :  —  Romanum 
I  214  232;  II  416. 

CoUezione  can.  del  reg.  di  Farfa  I  167. 
Comarca  di  Roma  I  391. 
comites  I  164. 

—  juramenti  II  284. 
commaternitas  II  180. 
commatrcs  II  27. 
commensalitium  I  204. 
„Commissum  Nobis"  I  401. 
communicatio  in  sacris  I  79  82  ff  375 ;  II 

8  199. 
communio  laica  I  248. 

—  peregrina  I  242;  II  371. 
commutatio  voti  II  290. 
compaternitas  II  180. 
compatres  II  27. 
compensatio  delicti  II  232. 
competentia    ratione :     acceptationis :     - 

beneficii ;    —    commensalitii :    —    domi- 
cilii :  —  familiaritatis :  —  incardinatio- 


akephali :   —  vagi  I  i      nis 


originis  I  203  f. 


Compilatio  nova  I  178. 
—  sexta  I   178. 

Compilationes  antiquae  I  175  ff. 
complox  peccati  II  53. 
compositio  I  142:  11  214  262. 
computatio :  canonica;     -  civilis;   —  ger- 
manica II   174  f  239. 
concessio  bonefitii  I  313. 
concilia  mixta  1  494. 
conconhUum,  concordata  I   125. 


Register. 


487 


concordia  I  125. 
Concordia  canonum  I  151. 
condicio  deficiens  II  144  ff. 
.Conditae"  11  423. 
condonatio  II  262. 

—  delicti  II  232. 
confessio  II  44. 

confessio:    cxtrajudicialis;    —   judicialis; 

—  pura;    —  qualificata  II  327. 
Confessio  S.  Petri  I  438. 
confraternitas  II  180  428. 
Congregatio  Caeremonialis  I  424. 

—  Concilii  I  109  119  189  422  f  306. 

—  Consistoiialis  I  296  342  f  422  458  466 
472;  II  306. 

—  de  discipl.  Sacramentorum  I  228  422; 
II  155  206  219. 

—  de  Prop.  Fide   I    140  189   423  489  ff: 
II  205. 

—  Indicis  I  424;  II  8  ff . 

—  Indulg.    et   Reliqu.    I   189  422:    II  57 
271. 

—  Lauretana  I  423. 

—  negotiis  Relig.  Sodalium   praeposita  I 
228  423 :  II  397  426. 

—  S.  Officii  I  422 ;  II  8  205. 

—  S.  Rituum  I  189  424;  II  247  271. 

—  Studiorum  I  424. 

—  sup.  negot.  Eccl.  extraord.  I  424. 
Ep..  et  Reg.  I  423. 

—  sup.  resid.  Episc.  I  296. 

—  sup.  revis.  Syn.  provinc.  I  423. 

—  sup.  Statu  eccl.  (Visit.  lira.,  Cuncilietto) 
I  422;  II  306. 

Congrua  s.  Kongrua. 
coDJugicidium  II  171  f. 
conjugium  II  79. 
connubium  II  79. 
Cönobitentura  II  391. 
Consaivi  I  75  f;  II  102. 
consanguinei  II  174. 
consanguinitas  II  172  ff. 
consecratio  II  61  291  ff. 
consensus  I   117   455  f;    II   80   85    115  ff 
137  ff  166  ff  216  ff  287  403  420. 

—  legislatoris  :  expressus ;  —  legalis ;  — 
praesumptus ;  —  tacitus  I  111. 

—  patrum  I  100. 

consilium  I  117  455  f:  —  generale  II  427. 
constitutio  I  101  103  118  158. 
constitutiones  II  423. 
Constitutiones  Apostolicae  I  145. 

—  Clementinae  1  181. 

—  extravagantium  Libri  sexti  I  180. 

consuetudo :  centenaria ;  —  contra  (prae- 
ter, secundum)  legem  ;  —  generalis ;  — 
generalissima;  -  immemorialis;  —  legi- . 
time  (canonice)  praescripta;  —  rationa- 
bilis;  —  specialis;  —  specialissima;  — 
universalis  I   111  ff. 

contemptus  I  337. 


conticentia  mere  oeconomica  I  111. 
contritio  II  44. 
coutumacia  II  327  f  349. 
conturaelia  Creatoris  II  165. 
conversi  II  417. 
conversio  beneficii  I  305. 
copula  carnalis  II  82  ff. 
Corona  I  200  395. 
Corpus  canonum  I  150  183. 
Corpus  Catholicorum ;    —   Evaneelicorum 
I  87.  ^ 

—  codicis  canonum  I  150. 

—  juris  canonici  1  170  ff  183  ff. 

civilis  I  156  ff. 

correctio  fraterna  II  332. 
Corrector  I  168. 
Correctores  Roraani  I  175. 
Cossart  I  147. 

craniotomia  II  384. 
Cresconius  I  151. 
crimen  II  313. 

—  (Ehehindernis)  II  169  ff. 

—  majestatis  I  50  f  412. 
Cromwell  II  95. 

crux  gestatoria  I  438. 

Cujacius  I  13. 
i  culpa  I  131  f  226  f. 
|cultus  disparitas  II  162  ff  195  205. 
I  „Cum  pro  munere"  I  174. 
'  cumulus  beneficiorum  t  298  ff. 

cura  animarum  s.  admissio  ad  curam  ani- 
marum. 

cura  beneficii  I  375  f. 

curatus  I  480. 

curia  I  450. 

curio  I  480. 

custos  I  451. 

—  martyrum  I  38. 
Cyprian  I  27  33. 

Dacheriana  I  152. 
D'Achery  I  152. 
Dalmatien  I  470. 
Dalmatik  I  445. 
Damasus  I.  I  397  432. 

—  II.  I  399. 

Dänemark  I  402  491;  II  96. 
Datar  I  419. 
datare  I  419. 
Datarie  I  419. 

De  annali  possessore  I  110  314. 
De  idiomate  I  110  319. 
De  misericordia  et  justitia  I  170. 
„De  Salute  animarum"  I  75. 
De  Thebes,  Vitalis  I  182. 
De  triennali  possessore  I  110  314. 
De  viginti  I  110  380. 
debitum  conjugale  II  82  188  194  224  f. 
decanica  II  368. 

decimae:  animalium;  —  clericales;  —  ira- 
propriae;    —  laicales;    —   majores;  — 


488 


Register. 


iiiergitum  ;        minores  ;  —   novales  :  — 
personales;  —  praediales;   —  propriae ; 

—  reales  ;  —  saccariae  ;  —  sanguinales ; 

—  veteres  II  442  ff. 
decreta  I  102  109  118  158. 
Decretales  Clem.  VIII.  I  185. 
Decretales  extravagantes  I  176. 
decretalia  constituta  I  102. 
decretio  I  158. 

Decretum  I  172. 

decretum  de  alienaudo  II  304  459. 

—  de  fide :     -  de  reformatione  I  101. 

—  de  profanando  I  312;  II  304. 
Decretum  Gelasianum  II  9. 

—  Gratiani  I  170  ff. 

defectus:  aetatis  I  211 :  —  animi  I  212  f 

—  corporis  I  211  f ;  —  famae  I  223  f 

—  fidei   1  219  f ;  —  lenitatis   I  219  f 

—  libertatis  I  221  f;  —  natalium  I  222  f 

—  sacramenti    I    220  f ;  —  scientiae    I 
213  ff. 

defensor  I  38  306  375  f ;  II  319  336. 
-  matrimonii  II  221. 
Defensor  pacis  I  62. 
defensor  professionis  II  413. 
Definitio  canonica  ss.  Apostolorum  I  145. 
definitor  I  479. 
Degen,  geweihter  11  62. 
degradatio :    actualis ;    —   realis :    —    sol- 

lemnis ;  —  verbalis  II  372  ff. 
Degradation    I    244    253    331    353    384; 

II  372  ff. 
dejeratio  II  286. 
Dekan  I  39   284   476  ff :    II  114  310  419 

470. 
Dekanat  I  119  476. 
Deklaration :    extensive ;    —    komprehen- 

sive;    —    korrektive;    —    restriktive  I 

109  134. 
Dekretale  I  102. 
Dekretalen  Gregors  IX.  I  177  f. 
Dekretalisten  I  13  176  181. 
Dekrete  I  109. 
Dekretisten  I  13  173. 
Delegat,  Apost.  I  431  491  503. 
delegati :  tamquam  Sed.  Apost. ;    —  etiam 

tamquam  Sed.  Apost.  I  281. 
delegatio:    a   canone ;    —    a    jure;     —    a 

lege;  —  ab  homine;  —  ad  pluralitatera 

causarum  ;  —  generalis:  —    mandata  1 

281  f. 
Delegation  I  281  ff;   II  126  f  130. 
Delegatur,  Apost.  I  491. 
delicta:  civilia:        ecclesiastica  ;  —  mixta 

II  316  ff. 
delictum  II  313. 
Demcritenanstalt  II  370. 
Domochares  I  175. 
Demokratie   1   39. 
denarius  8.  Petri  II  446. 
Denkmalpflege,  kirchl.  II  460. 


denuntiatio:  evangelica  II  330:  —  judi- 
cialis   II  332. 

—  raatrimonialis  II  109. 
Denunziationsprozeß  II  331. 
Deposition  I  331  353  384 ;  II  371  ff. 
deputatio  scrutatorum  I  338. 
Deputation  a.  Synoden  I  498. 
deputatus  I  479. 

derogatio  legis  I  135. 

desertio  malitiosa  II  233  242. 

Desertion  I  241. 

designatio  personae  I  313. 

Desservants  I  278  384  480:  II  125. 

detrusio  in  monasterium  II  368. 

Deusdedit  I  169. 

Deutschland  I  75  ff  192  215  ff  232  f  236  f 
247  ff  250  ff  253  f  301  311  322  ff  327  ff 
333  ff  345  f  350  f  355  361  367  ff  430 
435  452  466  470  472  479  491  494  500 
504;  II  5  f  Uff  74  ff  92  95  f  121  ff 
132  f  198  ff  235  ff  278  f  306  315  391 
394  398  f  403  411  f  435  ff  443  447  467. 

—  linksrhein.  I  278 ;  II  74  ff  437  473 
477. 

Deutschritter  II  392. 

Devolution  I  315  331  336  349  ff  353  438 

458. 
devotio :    domestica ;    —    qualificata ;    — 

Simplex  I  88. 
Dezennalfakultäten  I  141;  II  207. 
Dezimator  II  475. 
Dezisionen  I  109. 
diaconi :    cardinales ;    —    palatini ;    —  re- 

gionarii  I  409. 
diaconica  II  368. 
diadema  I  395. 
Diakon   I  35  ff  197  ff  214  284;   II   2   21 

35  45  61  456. 
Diakonat  I  35  ff  197  ff. 
Diakonissin  I  207  268. 
oidxo'^og  I  35  ff. 
Jiazayal   [Jiazd^scc)    r.   dyiw.'    ArzoarÖAw'^ 

I  145. 
fJcaT'JTzwastg  I  100. 
dicta  Gratiani  I  172. 
Dictatus  Papae  J  59. 
Atoa/r^   r.  dw>hxa  A-oaröÄu).'  1  144. 
Didaskalia  I  145. 
Diebstahl  II  301  387. 
Dienstboten  II  110. 
dies:  decretorius;   —  normalis  I  88. 
dies  dominica  II  273. 
Dietrich  v.  Niem  I  65. 
diffamatio  II  332. 
Digesten  I   157. 
Dignität   1   279  282   284   299  f  302   317 

318. 
diminutio  beneficii  I  307  f. 
Dimissoricn  I  205  f  241:  II   113  125. 
Dinus  Mugellanus  1   180. 
dioecesanus  (judex)  I  442. 


Resrister. 


489 


dioecesis  I  474. 
dioixTjmg  I  432  442. 
Dionysio-Hadriana  I  150. 
Dionysius  d.  Kartäuser  I  65. 
—  Exiguus  I  150. 
Diotrephes  I  36. 
Diözesankonferenz  I  505. 
Diözesanraatrikel  I  240. 
Diözesanrituale  II  248. 
Diözesanstatuten  I  116  456. 
Diözesansynode   I    116    190   444  447  459 

508  ff. 
Diözesantaxe  II  259. 
Diözesanverband  I  240  ff. 
Diözesanvermögen  I  276;  II  454. 
Diözese  I  442. 
Diploraatik  I  20. 
Diptychen  I  856;  II  257. 
Diskretionsalter  II  29  ff  201  ff. 
dismembratio  beneficii  I  805  ff. 
disparagium  II  ^'8. 
dispensatio  a  matrim.  rato,    sed  non  con- 

summato  I  422;  II  84  f  155  f  229  f. 

—  in  forma :  communi :  —  nobilium  :  — 
pauperum  II  214  f. 

—  majoris  u.  minoris  gradus  II  212. 

dispensatio  voti  II  289. 

Dispensation  I  189  ff:  —  y.  d.  Irregulari- 
täten I  227  ff;  —  V.  d.  Ehehindernissen 
II  204  ff  241. 

dispensator  I  459.  j 

Dispensgesuch  I  103  ff;  II  210  ff.  ' 

Dispensgrund  I  103  f  141 ;  II  209  f. 

Dispensklauseln  II  214. 

Disputation  üb.  d.  Glauben  11  8. 

Dissensiones  dominorum  I  174. 

Dissentierende  II  25  75. 

distinctio  I  171. 

Distinctiones  I  178. 

distributiones  quotidianae  I  297  454. 

Disziplinargerichtsbarkeit  I  422  f. 

Disziplinarkongregationen  I  438. 

Disziplinarstrafen  II  868  ff. 

Disziplinarvergehen  II  316  389.  j 

divinatio  II  378.  ! 

divisio  beneficii  I  805  f. 

divortium  II  220  227  231. 

Doctrina  duodecim  Apostolorum  I  144. 

doctrina  de  fide  I  101. 

dogmata  I  100. 

Dogmatik  I  18. 

Dogmengeschichte  I  18. 

Doktoren    d.    Theol 

I  256. 
,Dolentes^  I  262. 
dolus  I  226. 

Domdekan  I  345  f  451  ff', 
domicellares  I  450  452. 
domicilium  I  138   203  481 

122  ff  129  f  221  237  f  .321. 
Dominicus  Jacobatius  I  66. 


u.    d.    kan.    Rechts 


II  108  110  ff 


I  Dominikaner  I  284:  II  892. 
i  Dominis  M.  A.  de  II  85  91. 
'dominium:    eminens    I    73;    II  454  f;    

radicale    II    402    425;    —    reciprocum 

II  450 ;  —  utile  I  366. 
Domizil  s.  domicilium. 
Domkapitel  I  39  116  f   119  283  277  280 

302  804  312  380  ff  843  ff  845  350  423 

447  ff  461  469  487  491  501  505 ;  II  372 

469  476. 
Domkaplaneien  I  277  344  ff  453. 
Dompräbenden  s.  Domkaplaneien. 
Dompropst  I  345  f  451  469;  II  456. 
Domscholastikus  I  451  f;  II  17. 
Domschule  I  218  451  f;  II  17. 
domus  religiosa  II  395. 
Domvikariate  s.  Domkaplaneien. 
dona  sponsalicia  II  105. 
donati  I  200:  II  401. 
donatio  beneficii  I  318. 
Donatio  Constantini  I  46  60  162  439 
Donellus  I  13. 
Doppelehe  II  79  f  156  ff. 
Doppelklöster  II  393. 
dormitorium  II  67. 
dos  I  302  362;  II  383  405. 
dotatio  I  802  806  312  362. 
Dreikapitelstreit  I  52. 
Dritter  Orden  II  429. 
;  Drogo  V.  Metz  I  427. 
i  Drohung  II  142  ff  289. 
'  Duarenus  113. 
Duell  I  224;  II  12  385  f. 
Duellanten  I  224;  II  385. 
Du  Moulin  I  175. 
Durantis  I  181;  II  311. 

e  11  78. 

Ebo,  Erzbischof  v.  Reims  I  165. 

ecclesia  I  4. 

ecclesia  :  baptismalis  I  475  ;  —  dioecesana 

I  474;  —  filia  I  308 ;  —  mater  I  308; 

—  non  numerata  I  452 ;  —  parochitana 

I  474:    —   receptiva   I  452;    —   rusti- 

cana  I  474. 
Ecuador  I  94  333. 
edictum  I  158. 

—  matrimoniale  II  109. 
Edikt  von  Mailand  I  49  85. 
Editio  Medicaea  II  266. 
Egbert  v.  York  I  155. 
Ehe  11  76  ff. 
^  akathol.  II  132. 

—  altkathol.  II  125. 

—  Arten  d.  II  86  ff'. 

—  auf  d.  Todbett  II  114  130  206  237 
244. 

—  bürgerl.,  d.  BGB.  II  96  235  ff. 

—  durch  Stellvertretung  II  135. 

—  formlose  II  87  118  ff'. 

—  gemischte  II  124  195  ff". 


I 


490 


Register. 


Ehe,  morganatische  II  87. 

—  Protestant.  11  123  f. 

—  Sakrament  II  81  ff. 

—  salische  11  87. 

—  zur  linken  Hand  II  87. 

—  zweite  II  234  f. 

—  Zweck  u.  Wesen  II  77  ff. 
Eheanfechtungsgründe  K  239  f. 
Eheaufgebot  I  484 ;  II  108  ff. 
Eheauflösung  II  80  226  ff. 
Eheaufschiebungsgründe  II  240. 
Eheband,  bestehendes  II  156  ff  238. 
Ehebefehle  II  144. 
Ehebrecherin  I  221. 

Ehebruch  I  222:   II  169  ff  225  232  f  239 

387. 
Ehegatten,   Rechte  u.  Pflichten  II  224  ff. 
Ehegericht  II  220  ff  234. 
Ehehindernisse  I  422;  U  135  ff. 

—  aufschieb. :  —  dispensable  ;  —  geheime  ; 

—  indisp. ;  —  öffentl. ;  —  öffentl.-rechtl. ; 

—  privatrechtl. :  —  trennende  II  135  ff. 

—  aufschieb. :  gemischte  Ehe  II  195  ff;  — 
einfaches  Gelübde  II  193  f;  —  kirchl. 
Verbot  II  194;  —  geschloss.  Zeit  II  194. 

—  trennende :  (Nichteintritt  d.)  beigef. 
Bedingung  II  144  ff;  —  fehlend.  Be- 
wußtsein II  137  f ;  —  bestehend.  Eheband 
11  156  ff;  —  Eheunmüudigkeit  II  148  ff; 

—  öffentl.  Ehrbarkeit  II  106  189  ff:  — 
Entführung  II  166  ff;  —  feierl.  Gelübde 
II  160  ff;  ~  Impotenz  II  150  ff ;  — 
Irrtum  II 138  ff :  — Religionsverschieden- 
heit II  162  ff ;  —  Schwägerschaft  11 184  ff; 

—  Verbrechen  II  169  ff;  —  Verwandt- 
schaft II  172  ff ;  —  geistl.  Verwandt- 
schaft II  179  ff :  —  gesetzl.  Verwandt- 
schaft II 182  ff :— höhere  Weihe  I  268  ff ; 
II  159 ;  —  Zwang   u.  Furcht  II  142  ff'. 

Eheklagen  II  154  ff  220  ff  234  239  f  243. 
Ehekonsens  II  80  83  ff. 
Ehemündigkeit  II  101  f  148  ff  240. 
Ehenichtigkeitsgründe  II  238  f. 
Ehenichtigkeitsklage  II  239. 
Eherecht,  germ.  II  84  90  117  f  141  149  f 
152  167  169  f  174  f  177  228. 

—  jüd.  II  79  f  81  117  136  162  176  184. 
-  röm.  II  79  81  89  f  117   141  f  148  152 

167  169  174  177  182  ff  185  190  228  f. 
Eheregister  I  483;  II  128  131  238. 
Ehesakrament  II  81  ff. 

—  mangelndes  I  220  f  228. 
Ehescheidung  II  12  227  281  ff  242  f. 
Ehescheidungsprozefj  II  234  242  f. 
Eheschließung  II  80  85  115  ff  237  f. 
Ehesegen  II  85  134. 
Ehetroimimg  II  227. 

Eheverbote  II  93  136  192  ff  238. 
Ehevertrag  II  80. 
Khrbarkeit,  öffentl.  II  106  189  ff. 
Khre,  mangelnde  1  209  223  f  228. 


Ehrenabzeichen  I  283. 
Ehrendomherren  I  453. 
Ehrenpaten  II  28. 
Ehrenprälaten   1  279. 
Ehrenrechte  1  243:  d.  Abtes  II  420;  —  d. 
Bischofs  I  445  f;  —  d.  Dekans  I  478: 

—  d.  Generalvikars  1472;  —  d.  Kapi- 
tularvikars  1 459  ;  —  d.  Kardinals  1 4 1 3  f ; 

—  d.  Metropoliten  I  438  f ;  —  d.  Papstes 

I  394  ff:  -  d.  Patriarchen  I  433 :  — 
d.  Patrons  I  374  f ;  —  d.  Primas  I  435. 

Eichhorn  I  13. 

Eichstätt  I  191. 

Eid :  Ergänzungs- :  —  Haupt- :  —  Neben- ; 

—  Reinigungs-:  —  Schiedseid  II  154 
222  283  ff  324  ff  329  ff  339  ff. 

Eidbruch  II  286. 

Eidesdelation  II  339. 

Eideshelfer  II  154  f  330  ff. 

Eidesraündigkeit  II  284  f. 

Eier  II  281. 

Eigenkirche  I  123  276  f  310  328  357  475; 

II  455  465  467. 

Eigentümer  d.  kirchl.  Vermögens  11  448  ff". 

Eingehung  d.  Ehe  coram  ministro  aca- 
tholico  I  82 ;  II  199  f. 

Einkindschaft  II  184. 

Einkleidung  I  443 ;  II  424. 

Einleitungen  i.  d.  Kirchenrecht  I  21, 

Einquartierung  I  251  f. 

Einrede  II  326. 

Einsiedler  II  391  396. 

Ekthesis  I  52. 

elcemosyna  manualis  II  257. 

Elsaß-Lothringen  I  192  287  324  333  346 
460;  II  74  274  279  302  399  438  463 
473  477. 

Eltern  II  101  143  148  ff  167  ff  240  f  401 
404. 

„Emendationem  decretorum"  I  174. 

Empfang,  feierlicher,  d.  Bischofs  1  445. 

Empfänger:  d.  Taufe  II  22  ff ;  -  d.  Fir- 
mung II  32  f :  —  d.  Eucharistie  II  35  ff: 

—  d.  Buße  II  50  ;  —  d.  Ölung  II  59  f ;  — 
d.  Priesterweihe  I  207  ff;  —  d.  Ehe 
II  85 ;  —  d.  Sakramentalien  II  64. 

Emser  Punktationen  I  286  387  430. 
Endigung  d.  Gesetzes  I  135  f. 
—  d.  Patronatsrechtes  I  376  ff. 
England  I  152  184  232  301  323  333  423 

470;  II  95  246  306  315  391. 
Entführung  I  224;   II  166  ff  205  387. 
Entlassung  a.  d.  Diözese  I  241  ff. 
Entrata  II  446. 

Entstehung  d.  Patronatsrechtes  I  356  ff. 
Enzvklika^  1   107. 
EpaVchie  1  432  ff. 
Ej)hesus  I  436. 
Ephod  1  440. 
k~(!Uz(Ttc  r.  /zinö»  I  190. 
Epigraphik  1  21. 


Register. 


491 


Epikie  I  135. 
i-i;j.zlr-fu  I  35. 
Epiphanie  H  273. 
.  Epiphanius  II  228. 
episcopa  I  268. 
episcopi  cardinales  I  409. 
episcopus:     anularis:    —    auxiliaris:    — 

comprovincialis ;    —  in  partibus  infide- 

lium:    —   nullatensis:    —  provincialis  ; 

—  suflFraganeus ;  —  titularis  I  436  465 

490. 

—  proprius  I  203  f. 

—  summiis  I  69. 
Episkopalsystem  I  65  386  f. 
Episkopalverfassung  I  34  ff. 
Episkopat  I  34  ff  196  ff  441  ff. 
äniaxo-og  I  34  ff. 

—  r.  äypCb'j  I  464. 

—  r.  zy-öq  1  51. 

—  i~arjytw~rjq  I  436. 

epistola:  a  pari;  —  aparibus;  —  decre- 

talis ;  —  synodica  I  102  f. 
Epitome  Juliani  I  157. 
Erbantrittserklärung  II  408. 
Erbbegräbnis  II  68. 
Erbfolge  I  313  364  f ;  II  408  425 
Erbpacht  I  366 ;  II  458  f  464. 
Erbschaftssteuer  II  440  f. 
Erbzins  I  366. 
erectio    (creatio,    constitutio)    beneficii   I 

301  ff. 
Eremiten  II  391  396. 
Ergänzungseid  II  222  340. 
Erhaltung  d.  Lehre  II  7  ff.  : 

Erklärung  d.  Gesetzes  I  134  f.  ' 

Erledigung  d.  Kirchenämter  I  378  ff 
Ermeland  I  191  236  291 :  II  122. 
Ernennung  d.  Nachfolgers  I  316  404. 
Errichtung   d.  Kirchenämter  I  801  ff  388 

444. 

—  error:  condicionis  s.  servilis;  —  per- 
sonae;  —  qualitatis:  —  in  personam 
redundans  II  139  ff. 

Ersitzung  I  113  f  139  366:  II  441 

Erstlinge  II  440. 

Erwerb  d.  Patronatsrechts  I  362  ff. 

Erwerbsfähigkeit  d.  Kirche  II  482  ff.  i 

Erzabt  II  416.  ' 

Erzbischof  I  39  280  284  285  f  326  ff  391 
435  ff  491  500  ff;  II  307  f  321  ff. 

Erzbruderschaft  II  430. 

Erziehung  d.  Klerus  I  213  ff. 

Erzpriester  I  474  ff. 

Erzwingbarkeit :  d.  Rechtes  ;  —  d.  Kirchen- 
rechtes I  2  f. 

Eucharistie  I  422 ;  II  34  ff  250  ff. 

Euchologien  I  156. 

Eugen  IV.  I  232  354  f  411  495. 

Eulalius,  Gegenpapst  I  397. 

Eunuchen  II  153. 

Evangeliarium  11  247. 


n  71  ff  356  ff. 

-  minor  II  355  f. 

-  voluntarius  I 


Evangelisten  I  36. 

ewa  II  78. 

exactio  I  307 ;  II  439. 

examinatores :  prosvnodales  :  —  synodales 

I  321  456  506;  II  383. 
Exarch  I  39  434;  II  322. 

—  v.  Ravenna  I  397  f. 

exceptio :  dilatoria ;  —  pereratoria  II  326. 
excommunicati  tolerati  I  83  361 ;  II  71  ff 
356  ff. 

—  vitandi  I  83  337  361 
excommunicatio :  major  • 
Exeat  I  241. 
executor :    necessarius ; 

104;  II  212  f. 

Exegese  I  18. 

Exekution  II  328. 

Exekutor  I  222. 

Exemte  I  133  287  ff  391. 

exemtio:  activa;  —  dativa;  —  localis; 
—  nativa ;  —  partialis :  —  passiva  :  — 
personalis :  —  praescriptiva :  —  totalis 

I  290. 

^  Exemtion  I  287  ff;  II  421  f  426  f. 

I  exercitium  religionis  :  privatum  :  —  publi- 

I      cum  I  88. 

I  Exerzitien  I  238. 

I  Exhuraation  II  71  295  299  302 

Exil,  babyl.  I  64. 

Exkardination  I  204  241. 

Exklusive  I  324  404  ff. 

Exkommunikation  II  348  355  ff. 

Exkommunizierte  I  82  ff  201  318  337  361  • 

II  28  34  36   59   64   71  ff  133  320  325 
337. 

exomis  I  433. 

i^o/iokiiyr^cnq  II  44. 

iqop'/.Krrai  I  38. 

Exorzismus  II  62. 

Exorzist  I  38. 

expeditio:  de  Camera;  —  de  Curia:  —  per 

viam  secretam  I  106  420. 
Expeditionsbehörden,  päpstl.  I  419  ff. 
Expeditor  I  416. 
expositus  I  488  f. 
^Exsecrabilis"  I  300  354. 
Exsekration :    d.    Altars    II    297 :    — 


d. 
Kelches   u.    d.    Patene    II    298:    —    d. 
Kirche    II    294  f:    —    and.    hl.    Dinge 
II  298  f. 
Exsequatur  I  333. 
Exsequien  II  67. 
Exspektanzen  I  316  353  461. 
exstinctio  beneficii  I  312. 
j  Externat  11  16. 
I  Extra  tempora  I  239. 
Extrakommerzialität  II  300. 
Extravaganten  Johanns  XXII.  I  182. 
Extravagantes  communes  I  182. 
•  Exzeptionsverfahren  II  331. 
I  Exzesse  II  389. 


492 


Register, 


fabrica  ecclesiae  II  291  455  470  ff. 

Fabrikrat  II  472. 

facultas  promovendi  a  quocumque   I  205. 

—  spiritualis  I  196  243  275. 
Fagnani  I  110. 

Fahnen  II  63. 

Fakultät,  theol.  I  215  f;  II  5f  20. 

faldistorium  I  445. 

fallentiae  I  297. 

Fälschung  I  104;  II  372  387. 

familiaritas  I  204. 

Familie:  d.  Papstes;  —  päpstl.  I  416. 

Familienbegräbnis  II  68. 

Familienregister  I  483. 

Farinaccius  I  189, 

Fastengebot  I  141  388  482;  II  280  ff. 

Fastenzeiten  I  388;  II  280  ff. 

Fasttage  1  423;  II  280  ff. 

fatale  II  341  ff. 

Faventinus  Joh.  I  174. 

favor  haeresis  I  82 ;  II  199  377. 

Febronianismus  I  71  110  130  140  387  480 

494-  II  91. 
Feiertage,  abgeschaffte  I  482:  II  112  247 

274  ff'. 
Feldbischof:  —  -propst  I  291. 
Feldkirch  I  470. 
Felix  If.  I  397. 

—  III.  I  397  404. 
Ferdinand  I.  I  86. 
Ferdo,  Ferto  II  465. 
Ferien  I  295  f. 

festa :  chori ;  —  duplicia ;  —  extraordina- 
ria ;  —  fori ;  —  immobilia :  —  ordina- 
ria;  —  particularia:  —  repentina;  — 
semiduplicia ;  —  simplicia;  —  sollem- 
nia;  —  universalia  II  275. 

Festtage  I  388  423 ;  II  272  ff. 

Feuerbestattung  II  65  72  75. 

Fichte  II  79. 

fidejussores  II  27. 

fides  sponsalicia  II  105. 

Fiesco,  Sinibald  v.  I  181. 

Filialisten  I  308;  II  111  475. 

Filialkirchen  I  308. 

filii :  adulterini;  —  incestuosi ;  —  man- 
zeres ;  —  naturales ;  —  nothi :  —  sacri- 
legi;  —  spurii  I  223;   II  226. 

Findelhäuser  II  478. 

Findelkinder  I  223  228 ;   II  24. 

Firmpate  II  34. 

Firmung  1  219;  II  32  ff. 

Firmungsregister  II  34. 

Fisch  II  281. 

Fischer,  Kard.  I  44. 

Fischerring  l  107  395. 

Fiskus  I  365  367 ;  II  466  476. 

Fleisch  II  281. 

Fleischergewerbe  I  260. 

Fleischesvergehen  II  816  386  f. 

Florenz  I  232. 


Flucht  I  295. 

foetus :  animatus ;  —  inanimatus  1  227  ; 
II  384. 

Folter  II  332  369. 

fontes  juris:  cognoscendi;  —  essendi  I  97. 

Forensen  II  475. 

Form:  d.  Taufe  II  26 :  —  d.  Firmung 
II  33:  —  d.  Eucharistie  II  255;  — 
d.  Buise  11  44:  —  d.  Ölung  II  58;  — 
d.  Priesterweihe  I  196;  —  d.  Ehe  II  85. 

forma:  commissoria;  —  gratiosa  I  104; 
II  212. 

Formelbücher  I  153  ff. 

Fornikation  I  258;  II  379  386. 

forum:  commune;  —  connexitatis  (con- 
tinentiae)  causarum  ;  —  contractus  :  — 
delicti ;  —  domicilii :  —  extraordina 
rium ;  —  generale ;  —  legale ;  —  ordi 
narium :  —  privilegiatum ;  —  proroga 
tum;  — reconventionis  (reaccusationis) 
-  rei  sitae ;  —  speciale  II  320  f. 

forum  :    externum  ;  —  fori ;  —  internum 
—  poli  I  28 ;  II  347  ff. 

fossor  I  38. 

Frankenreich  I  52  ff  230  247  327  436  464 
494:  II  246  278  439  478. 

Frankfurt  I  453;  II  29. 

Frankreich  I  66  74  f  78  94  232  278  323 
334  346  357  405  410  453  469  480;  II 
85  91  95  108  306  315  317  391  394 
397  411  436 f  443  454  467. 

Franz  I.  v.  Frankreich  I  66  332. 

Franz  Joseph  I.  v.  Österreich  I  77. 

Franziskaner  II  392  408. 

Franziskanerregel  II  395, 

Frascati  I  409. 

fraternitas:  legalis  II  183;  —  spiritualis 
II  180. 

Frauenklöster  II  393  397  405  409  f  420  ff. 

Frauenkongregationen  II  393  422  ff. 

Frauenorden  H  395  ff. 

Frauenraub  II  117. 

Frauenspersonen  I  207;  II  3. 

fraus  legis  II  50  122. 

Freiburg  I  191;  II  47  322  324. 

Freie  I  221;  II  140  f. 

Freiheit,  mangelnde  I  221;  II  403  ff. 

Freiheitsentziehung  I  245. 

Freimaurer  II  133  377. 

Fremde  I  133  f:  II46ff68ff  111  125  f  130. 

Freundschaft  11  173. 

Friedberg  I  175. 

Friedhof  II  67  299  302. 

Friedrich  II.  I  85  251 ;  11  357  439  467. 

—  111.  I  125, 

-  Wilhelm  IV.  V.  Preußen  I  77. 
Fronen  I  251  ;  II  439. 
Fronleichnamsfest  II  277. 
Fronleichnamsprozesaion  II  268. 
fructus:  medii  teniporis  II  447:  —  prinii 

anni  II  446  f. 


Register. 


493 


Fürsprecher  II  118. 

Fürstentag  :  Frankfurter :  —  Mainzer  I  66 

Fürstenkonkordate  I  66  355. 

Fürsterzbischof  I  441. 

Fürstliche  Personen    I   395;    II  26  74  87 

114  179  205  f  409  f. 
fugitivus  II  415  f. 
Fulda  I  236. 

Fulgentius  Ferrandus  I  151. 
fundatio  1  362. 
—  missarum  II  258  ff. 
Funktionen,  pfarrl.  I  484  f. 
Furcht  I  208 ;  11  142  ff  287  403 
Fußkuß  I  395. 


Oalizien  I  435. 

Gallemart  I  189. 

Gallen,  St  II  469. 

Gallien  I  151  268  427. 

Gallikanismus  I  70  110  130  140  387  480 

494;  II  85  91. 
Garantiegesetz,  ital.  I  393. 
Gattenmord  II  169  ff  205  384 
Gau  I  468  477. 
Gebet,  Allgeni.  II  265, 

—  f.  Akatholiken  I  88 ;  II  257 

—  öffentl.  JI  265. 

—  Vierzigstündiges  11  265. 
Gebetbücher  Hilf  264. 
GebetsverbrüderuDg  IL  428  f. 
Gebrechliche  I  212. 
Gebühren  1  215  441  446  471. 
Geburt,  ehel.,  mangelnde  I  222  f  228  316 

410;  II  401  407  418  424. 
Gefallene  I  221. 
Gefängnis  II  368  415  f. 
Gefäße,  hl.  II  63  298. 
Gegenklage  II  821  326. 
Gehalt,  staatl.  I  277  463. 
Gehilfen  d.  Pfarrers  I  486  ff. 
Gehorsam  s.  Gelübde. 

—  kanon.  I  241  285. 
Geissei  I  460  462. 
Geisteskranke   I   212;    II   36   59   71  101 

138  234  238  243  325  887. 
Gelasius  I.  I  150  289  482 
Geläute  II  75  801  f. 
Geldbuße  II  869. 
Gelobung  d.  Gehorsams  I  284  ff 
Gelübde  II  286  ff. 

—  d.   Armut;    —    d.   Gehorsams:    —    d 
Keuschheit  II  395  406  ff  424  ff". 

—  einfaches :  d.  Ehelosigkeit :  —  d.  Ein- 
tritts   i.  e.  Orden;    —    d.  Empfangs  d 
höher.  Weihen :  —  d.  Jungfräulichkeit: 
—  d.  beständig.  Keuschheit  II  198  f  206 
^89. 

Gemeindeämter  I  251. 
Gemeindedienste  I  252. 
Generalabt  I  497;  II  418. 
Generalkapitel  II  416  f  419  426. 


Generalkongregationen  a.  Synoden   I  498 
502. 

Generalobere  II  426. 

Generaloberin  II  427. 

Generalstaaten,  holländ.  II  95  121. 

Generalsynode  I  118  498. 

Generalvikar  I  89  206  228  f  280  282  284 
821  847  372  467  ff  491  505;  II  103  126 
I      ^13  836. 
I  Generalvikariat  I  472. 
I  Genf  I  94 
!  genu  II  174. 

Geographie  I  20. 

Gerechtigkeit  I  1. 

Gerhoh  v.  Reichersberg  I  450 

Gericht  II  319  ff. 

Gerichtsbarkeit  I  28  389  f  417  f  437  f  444 

459  468  ff;  II  811  ff. 
Gerichtsgebrauch  I  115. 
Gerichtsstand  11  820  f ;  —  befreiter  I  246  ff 
Gering  I  182. 
germani  11  173. 
Gesandte,  päpstl.  I  389  426  ff. 
Geschäftsträger,  Apostolische  I  431. 
Geschäftsunfähigkeit  H  288  f. 
Geschenk  v.  e.  Ordensperson  II  49. 
Geschichte,  Bibl.  II  4. 

—  d.  Dogmatik  I  18. 

—  d.  Quellen  d.  Kirchenrechts  I  22. 

—  d.  Verfassung  d.  Kirche  I  22. 
Geschwister ;  einbändige ;  —  halbbürtige  : 

—  vollbürtige;  —  zweibändige  II  173  f. 
Geschworene  I  219. 
Geschworenendienst  I  252 
Gesetz  I  128  ff 

—  Kanon.,  d.  hl.  Apostel  I  145. 
Gesetzesrecht  I  10. 
Gesetzgebung:    bischöfl.  I    116  f  444-   -_ 

päpstl.  I  102  ff  387  f. 

Geständnis  II  827. 

Gewalt :  gesetzgeb. ;  ~  richterl. :   -  voll- 
ziehende I  28. 

—  väterl.  II  149  407. 
Gewänder,  liturg.  II  63  255  298  804 
Gewerbe  I  259  f. 
Gewissensehe  II  87  115. 
Gewissensfreiheit  I  79  ff. 
Gewissensrechenschaft  II  421. 
Gewissensvertretung  II  340. 
Gewohnheitsrecht  1  10  111  ff. 
Ghibellinen  I  62  f. 
Gilbertus  I  176. 
Glatz  1  453. 

Glaube,  nicht  hinlängl.  gefestigter  I  218  f. 
Glaubensbekenntnis,    Ablegung    I    292  ff; 

11     öl  . 

—  Apostel.  II  8  264. 
Glaubensdekrete  I  100  888. 
Glocken  I  443;  II  63  298  f  301  f  476. 
glossa:    interlinearis;  marginalis-    — 

ordinaria  I  173  ff  181. 


494 


Register. 


Glossatoren  I  173  ff. 

Glosse  I  173  ff. 

Glücksspiele  I  259. 

Gnadenbehörden,  päpstl.  I  419. 

Gnadenjahr  11  470. 

Gnesen-Posen    I    191    236    430   435;    II 

122. 
Goa  I  434. 

Goffred  V.  Trani  1  181. 
Gottesacker  s.  Friedhof. 
Gottesdienst  I  481 ;  II  20  244  ff. 

—  Protest.  I  82;    —  sonntägl.  I  484;    II 
276  293. 

Gotteslästerung  II  316  377. 
Gottesraub  II  379  f. 
Gottesurteil  II  331. 
Gottschalk  II  402. 
Grabgeläute  II  71  73  75. 
Grade,  akadem.   I   217   284   293   318;  II 
5  f. 

—  d.  Schwägerschaft  II  186  ff:  ~  d.  Ver- 
wandtschaft II  178  ff". 

gradus  I  197;  II  173  f. 
Graf  I  164  247;  II  317. 
Gran  I  435  503. 

Gratian   I   13    112  170  ff;   11  84  139  150 
160  163  167  170. 

—  Kaiser  I  33  51. 
Graz  I  429. 

Gregor   d.  Gr.  I    153    162   268   395  432: 
II  161  175  177  391. 

—  II.  1  162;  II  177. 
-  III.  II  177. 

—  VII.  I  57  ff  110  156  169  268  328;    II 
246  357. 

—  IX.  I  46   58   85    112   177  ff  222  285; 
II  178. 

—  X.  I  175  179  400. 

—  XIII.  I  174  183  185  228  232  380  423: 
II  166  395  414  417  467. 

—  XV.  I  188. 

-  XVI.  I  189  460;  II  274. 
Gregor  Heimburg  I  65. 

-  V.  Nazianz  I  52. 

—  V.  Nyssa  I  52  154. 
Gregorianer  I  168. 
Gregorius,  Kard.  I  169. 

Griechen  II  59  65  81   117  125  177  228. 

—  unierte  II  32  58. 
Griechenland  I  493 
Groübritannion  s.  England. 
Großmeister  II  392. 
Grotius,  Hugo  I  13  69. 
Grundherr  I  276  310  357;  II  469. 
Gründonnerstag  II  42  252. 
Grundreclite,  Deutsche  I  77  95;  II  96. 
Gruppenehe  II  77. 

guurdianus  II  417. 
Guelfen  I  62  f. 
Guido  V.  Haysio  I   181. 
Gymnasium  I  216:  II  11   17. 


regularis 


Haarpflege  b.  d.  Geistl.  I  255 
habitus:    clericalis  I  254  ff:    — 

II  400  407. 
Hadrian  I.  I  150  162  398  468. 

—  V.  I  400. 

—  VI.  I  363. 

Haito  V.  Basel  I  160. 

Halbfeiertage  II  275. 

Halitgar  v.  Cambrai  I  155. 

Halsgerichtsordnung  Karls  V.  I  ^6. 

Handbücher  d,  Kirchenrechts  I  22  ff. 

Handel  I  260  f. 

Handelsgesellschaften  I  260  f. 

Handkuß  I  395  445. 

Handschuhe,  bischöfl.  I  445. 

Hannover  I  76  335  341  343  350  452;  II 

29  201. 
Hansestädte  I  491. 
Harduin  I  147. 
Häresie :     formelle : 


I     81  ff    407 


materielle ;     — 
422 ;     II     8  ff 


dogmatizantes ; 
recepti ;  - 


-  formales :  — 
toleratil  81  ff: 

;    II    11    23  33 


private 

376  f. 
haeretici : 

proscripti 

II  376  f. 
Häretiker  I  81  ff  226  361 

36  59  64  131  f  325  337. 
Hartzheim  I  148. 
Haupteid  II  339. 
Hauptverfahren  II  327  f. 
Hauskapelle  d.  Kard.    u.    Bischöfe   I    413 

444 ;  n  293. 
Hauskollekte  II  441. 
Hausmesse  II  254  276  294. 
Haustaufe  II  26. 
Haymon  I  271. 
Hebamme  II  22  27  113. 
Hebung  d,  Irregularitäten  I  227  ff'. 
Hedwig,  St,  in  Berlin  I  453  492. 
Hegel  II  79. 
Heilige  II  269  ff". 
Heiligenmeister  II  472. 
Heiligenpfleger  II  472. 
Heiligsprechung  II  269  ff. 
Heilkunde  I  261  ff. 
Heinrich  II.  I  328. 

—  III.  I  328  399. 

—  IV.  I  399;  II  90. 

—  V.  I  329. 

—  Vlll.  V.  England  II  188. 

—  Bohic  I  181. 

—  V,  Langenstein  I  65. 

—  V.  Segusia  I  181. 
Heiratsregister  II  131  238. 
Henker  I  219. 
Henotikon  I  52. 
Heraklea  I  434. 
Heraklius  I  52. 

Herard  v.  Tours  I  160. 
Hermaphroditen  II  156. 
Horzen.smilde,  mangelnde  1  219  f. 


J 


Register', 


495 


29  f 
399 


Hessen  I  78  192  236  287  324-  II 
202  268  274  279  318  355  370  f 
438  440  ff  469  473. 

Hetärismus  II  77. 

Hexerei  II  378. 

hierarchia:  jurisdictionis ;  —  ordinis  I  39. 

Hierarchie  1  38  f. 

Hieronymus  I  85  ff  195:  II  90. 

Hilarius  v.  Poitiers  I  52. 

Hildesheim  I  190  286  291. 

Hilfsgeistliche  I  282  306  486  ff;  II  126 


Reims  I  161  ff  477:  II  84. 


18  ff 


121. 


Hiokmar  v. 

Hinschius  I  10. 

Hippolj^t  I  145. 

Hirtenamt  I  28. 

Hirteubriefe  I  116. 

Hirtenstab  I  445;  II  466. 
Historia  tripartita  I  163. 
Hochaltar  II  41  296. 
Hochschule  I  216f;  II  5f 
Hochzeit  II  133  ff  192  f. 
Hofpfarrei  I  480;  II  108  129. 
Holland  I  333  423  491 :  II  95 
homicidium  I  226  f;  II  384. 
honestas  publica  II  106  189  ff. 
Honorat  II  391. 
Honorius  I.  I  289. 

—  III.  I  176f  262. 

—  IV.  I  175. 

—  (Kaiser)  I.  397;  II  814. 
horae  canonicae  I  270  ff. 
Hordenehe  II  77. 
Hormisdas  I  150. 

Hosius  V.  Korduba  I  52  498 

Hostien  II  41. 

Hostiensis  I  181. 

Hrabanus  Maurus  I  155  161  ff  464  •  II  40"^ 

Hugo  I  13. 

—  V.  St  Viktor  II  84. 
Huguccio  I  174. 
Hurerei  II  386. 

Huß  11  432. 
Hypnotismus  II  378. 


Jaffe  I  149. 

Jagd  I  259. 

Jakob  V.  Jüterbogk  I  65. 

jejunium:  naturale:  —  plenum  • 

Plenum  II  42  280  ff'. 
Jerusalem  I  482  f. 
Jesuiten  I  228  235  238 

414  419. 
Tgnatius  von  Antiochien  I  82  36. 
—  von  Loyola  I  214. 
ignorantia:  aö'ectata 


semi- 


II  161  395  397 


crassa 


—  juris;    — 


—  facti ; 
supina  II 


—  invincibilis 

349  357. 
illegitim!  I   222  f  228  316  f  361  410-   II 

401  418  424. 
lliterati  I  213. 
:i]yrien  I  426;  H  249. 


I  Immantation  I  403. 
„Immensa  aeterni"  I  119  421. 
immersio  II  26. 
I  Immobilien  I  234. 

immunitas  :  localis  :  —  personalis  •  —  rea- 

lis  I  50  53  67  250  ff;  11  800  ff  485  438  ff 

Immunität,  kirchl.  I  250  ff  423 ;   II  300  ff 

438  ff", 
immuratio  H  368  415. 
impedimenta  matrimonii:  absoluta:  —  ante- 
cedentia ;  —  dirimentia ;  —  impedientia  ; 

—  juris  divini:  naturalis,  positivi ;  — 
juris  humani:  ecclesiastici,  positivi-  — 
juris  privati ;  —  juris  publici :  — '  oc- 
culta;  —  perpetua;  —  prohibentia;  — 
publica;    —  relativa;-—  subsequentia  • 

—  temporanea  II  135  ff. 

—  —  dirimentia:  aetatis  II  148  ff-  —  af- 

fr^'i^Qo!^^  ^^^^*  ~  cognationis  legalis 
\nnie  '  ~  ^^S^'^^^Jonis  spiritualis  II 
179  0;  —  condicionis  deficientis  II  144  ff- 

—  consanguinitatis  H  179  ff ;  —  criminis 
II  169  ff;  —  cultus  disparitatis  II  162  ff- 

nT^T"""^  ^^  ^^^  ff-  -  impotentiae  II 
loOff:  —  hgaminis  II  156  ff:  —  ordinis 
II  159;  ~  publicae  honestatis  11  189  ff- 

-  raptus  n  166  ff;  -  vis  et  metus  11 
142  0;  —  voti  sollemnis  II  160  ff. 

impedientia:  interdictum  ecclesiasti- 
cum  II  194;  —  mixta  religio  11  195  ff- 

—  tempus  clausum  II  192  f:  —  votum' 
Simplex  II  193  f. 

j  „Impensa  Romanorum  Pontificum"  I  76 
.  Impotenz  II  150  ff  222. 
impuberes  II  101   148  ff. 
Jn  coena  Domini"  II  350. 
„In  eligendis"  I  401. 
in  facie  ecclesiae  II  118. 
„In  hac  sublimi"  I  401. 
!  „In  nomine  Domini"  I  400. 
1  in  petto  I  411. 
in  rem  versio  II  456. 
in  scrinio  pectoris  I  102. 
incardinatio  I  204  241. 
incardinatus  I  408. 
incestuosi  I  223. 
incestus  II  177  211. 
incompatibilitas  beneficiorum  I  298  ff. 
incorporare  I  310. 
incorporatio    beneficiorum:    minus    plena; 

—  non  pleno  jure;  —  plena;  —  plenis- 
sima :  —  plenissimo  jure  ;  —  pleno  jure; 

—  quoad  temporalia;  —  quoad  tempo- 
ralia   et   spiritualia ;   —  utroque  jure  I 

incrementum  cultus  divini  I  302. 

Index   librorum    proliibitorum  I  388  424; 


II  Off 
Indices  I 


174. 


Indigenat  I  319  324  386  345. 
Indizien  II  340. 


496 


Register. 


indulgentia:  partialis ;  —  perpetua;  — 
plenaria ;  —  temporalis  II  57. 

Industriegesellschaften  I  260. 

Inlallibilität  I  27  387. 

infamia:  facti;  —  juris  I  223  f. 

Infamie  1  223  f ;  11  369. 

infamis  I  223  f  318  361:  II  28  320  325 
337. 

infantia  major  II  101. 

informatio:  siraplex ;  —  sollemnis  II  213. 

InfuI  1  445. 

infusio  11  26. 

ingressus  1  380. 

^Injunctum  Nobis"  I  292. 

Injurie  I  245  387. 

Inkorporation  v.  -  Kirchenämtern  I  309  fl 
475  487. 

innovatio  beneficiorum  I  304  ff. 

Innozenz  I.  I  268  431. 

—  111.  1  58  ff  175  ff  198  238  382;  II  80 
84  175  178  187  f  190  331  f. 

—  IV.  I  46  58  ff  85  175  179  181  183 
400  413. 

—  VIII.  I  363 ;  II  9. 

—  X.  I  88  188  413;  II  396. 

—  XI.  I  188. 

—  XII.  I  188. 
Inquisition  I  85;  II  374  ff. 
Inquisitionsprozeß  II  331  ff. 
inscriptio  I  172  374;  II  330. 
Insignien:  d.  Äbte  II  420;  —  d.  Bischöfe 

I  445 ;  —  d.  Dekane  I  478 ;  —  d.  Erz- 
bischöfe I  438  ff ;  —  d.  Kanoniker  I  454; 

—  d.  Kardinäle  I  413  f;  —  d.  Papstes 
I  394  ff:  —  d.  Patriarchen  1  433. 

insinuatio  clamosa  II  332. 
installatio  I  314  346  348. 
Instanzenzug  I  389  f;  II  321  ff. 
Institute,  religiöse  II  428  ff. 
Institutentheorie  II  451  ff. 
institutio :    actualis ;  —  auctorizabilis;  — 
canonica;    —    coUativa;    —  corporalis: 

—  realis  I  197  313  f  342  348  f;  11  463. 
Institutionen  d.  Kirchenrechts  I  15  23. 

-  d.  röm.  Rechts  I  15  157. 
Institutiones  juris  canonici  I  15  183. 
Instrumentum  pacis  Osnabrugensis  I  87  f. 
Integrität  d.  Beicht  11  44, 
intentio  faciendi  quod  facit  ecclesia  II  22. 
intercessor   1  459. 

interdictum:  ab  ingrcssu  in  ecclesiam ;  - 
deam})uhitorium  ;  —  generale;  —  locale; 

—  mixtum;  —  partiale;   —  personale; 

—  speciale;  —  totale  1  84  296;  II  361  ff. 
Interdikt  II  361  ff. 

Interdizierte  I  225;  II  28  33  36  71  361  fi". 
interessentiae  I  297. 
Interkalarfonds  I  236;  II  469. 
Interkahufriichto  II  468  ff. 
Interlokut  II  327  341. 
Internuntien  I  431. 


interpellatio  conjug.  infidelis  II  164  ff. 
Interpretation    d.    Gesetzes :    authent. ;   — 
deklarative ;  —  dogmat. ;  —   doktrinelle 

—  extensive;  —  generelle;  —  granimat. 

—  histor. ;   —  komprehensive ;   —  log. 

—  partikuläre;  —  restriktive;  —  sy- 
stemat. ;  —  translative ;  —  usuelle  I 
134  f. 

Interstitien  b.  d.  Weihe  I  239  f. 
intcrvcntor  I  459. 
inthronisatio  I  314  342. 
intitulatus  I  231  408. 
Intoleranz  I  84  92. 
intrusus  I  313. 
Invasion  I  313. 
Inventar  II  456  479. 
investitura  I  314  348;  II  463. 
Investiturstreit  I  58  328  f  357. 
jocalia  II  105. 
Johann  I.  I  397. 

—  VIII.  I  56  439;  11  249. 

—  IX.  I  399. 

—  XII.  I  57  399. 

—  XXI.  I  175  400. 

—  XXII.  I  62  110  180  182  300  354;   II 
469. 

—  Capistran  I  65. 

—  d.  Faster  I  395. 

—  V.  Böhmen  II  91. 

—  V.  Turrecremata  I  163  174. 
Johannes  ab  Imola  I  181. 

—  Andreae  I  181   183. 

—  de  Lignano  I  181. 

—  Galensis  I  176. 

—  Gerson  I  65. 

—  Monachus  I  181. 

—  Scholastikus  I  148. 

—  Teutonicus  I  174. 
Johanniter  II  392. 

Joseph  IL  I  233  323  368;  II  92  469. 

Josephinismus  I  13  71  ff  HO  130  140 
215  f  278  290  303  313  323  358  387 
480  494;  II  92  201  249  265  274  394. 

Josephsehe  II  146  f. 

ipso  facto,  ipso  jure  II  348. 

Irenäus  I  32, 

Irischer  Wahlmodus  I  335, 

Irland  I  152  232  335  423  491. 

irregularis  I  209. 

irregularitas :  antecedens;  —  dispensabi- 
lis;  —  ex  defectu ;  —  ex  delicto;  -  in- 
dispensabilis;         partialis:        perpetua: 

—  subsequens;  temporalis;  —  tota- 
lis I  210  ff. 

Irregularitäten  I  211  ff  422  f. 
irregularitas    ex    defectu:    aetatis   1   211: 

—  animi   I    212  f:      -  corporis  I  211  f; 

—  famae  I  223  f;  -  fidei  I  218:  - 
lenitatis   1    219;  libertatis   I  221  f; 

—  natalium  1  222  f:  —  sacramenti  1 
220  f;  II  235;  —  scientiae  1  218  ff. 


i 


Register. 


497 


irregularitas  ex  delicto :  abusus  baptismi ; 
—  abusus  ordinis;  —  apostasia;  —  bi- 
garaia  similitudinaria ;  —  censura  vio- 
lata;    —  haeresis;   —   homicidium;  — 
mercimonium  cum  stipendiis;  —  muti- 
latio ;  —  Schisma   haereticum  I    225  ff. 
irritatio  :  juramenti  II  2^5  ;  —  voti  II  288  f. 
Irrsinn  d.  Papstes  I  407. 
Irrsinnige  s.  Geisteskranke. 
Irrtum  II  138  ff  239  287. 
T(Ta,  rd  I  103. 

Isidor  Mercator  (Mercatus,  Peccator)  1 162. 
—  V.  Sevilla  I  149  153  163. 
Italien  I  149  ff  323  329  333  391  470-   11 

95  215  306  396  399. 
Iteration  d.  Messe  II  252. 
jubilatio  I  297. 
Jubiläumsablaß  II  56. 
Juden  I  79  f  361;  II  65  81  117  162  176 

184  278  325  337  442. 
Judenkinder  II  211. 

judex  I  280;  II  319  f.  | 

judices  in  partibus  I  390;  II  323  f. 
judices:  prosynodales;  —  synodales  I  282 
'  390  506;  II  323. 
Judicium  II  319. 
Julian  d.  Apostat  I  50. 
Julius  II.  I  401. 
Jungherrn  I  452. 
jura:  honorifica  I  374;  —  onerosa  I  375; 

—  parochialia  I  484;  —  quaesita  I  102 
^  120;  -  stolae  II  442  ff;  -  utilia  I  375. 
juramentum:   assertorium;  —  calumniae; 

—  comminatorium  ;  —  corporale ;  —  de- 
cisorium;    —   delatum;    —  explicitum; 

—  implicitum;  —  mixtum;  —  necessa- 
rium;  —   privatum;    —  promissorium ; 

—  purgatorium;  —  reale;  —  relatum; 

—  Simplex;  —  sollemne;  —  suppleto- 
num ;    —   verbale ;    —    voluntarium   II  | 
283  ff  326  329  f.  ' 

—  de  statu  libero  II  112  115  126  129.     I 

—  fidelitatis  I  61. 

—  septimae  manus  II  154  f  330  ff. 
juratores  synodi  II  308. 
jurisdictio:  coercitiva  II  313;  —  coactiva 

I  28;    —  contentiosa   II  313;    —  dele- 

gata  I  281  ff;  -  episcopalis  I  443;  -        .,,    ,ow  ^i.   40U  ^ 

extraordinaria  I  281 ;  -  extrasacramen-    Justinus  Martyr  I  37 

1  J-^  ^.^ll  ~  J^^^ciaria  I  28;  -  legis- ;  justitia  12. 

lativa  I  28;  —  mandata  I  281 ;  —  ne- 

cessaria  II  313;  —  ordinaria  I  280;  — 

poenitentialis  I  28;  —  quasiordinarla  I 

280;  —  sacramentalis  I  28 ;  —  vicaria 

I  280;  —  voluntaria  II  313. 
Jurisdiktion  üb.  d.  Ehe  II  88  ff. 
Jurisprudenz  I  16  f. 
Juristenrecht  I  115. 


—  aquae  benedictae  s.  aspersionis  I  374; 

—  caesareum  I  10;  —  canonicum  I  9f'; 

—  canonum  I  9;  —  cavendi  I  72;  — 
cerei  s.  palmarum  I  374;  —  civile  I 
10;  —  commune  I  11;  —  condendi  sta- 
tuta I  119;  —  deportus  II  468;  —  di- 
vinum I  10  97;  —  dominii  supremi  I 
73;  II  453  f;  —  ecclesiasticum  I  10  97; 

—  episcopale  I  443 ;  —  eundi  in  partes 
I  87;  —  exclusivae  I  72  324  334  f  404  ff; 

—  exuviarum  II  496:  —  generale  I 
11;  —  humanum  I  10  97;  —  in  re  I 
314   339  ff  347   372;    -in   solidum   I 

.^}  ~  inscriptionis  I  374;  —  inspec- 
tionis  I  72 :  —  intercessionis  I  374 ;  — 
luctus  ecclesiastici  s.  listrae  I  374 ;'  — 
majestaticuni  circa  sacra  (in  sacris,'  sa- 
crorum)   I  68  72;    -   metropoliticum  I 
437;   —  naturale  I  10  97 ;  —  novum  I 
12;  —  novissimum  I  12;  —  optionis  I 
344  414;    —  particulare   I    12;   —  pa- 
tronatus  (activum  —  clericale    -  com- 
patronatus    —    ecclesiasticum  —    fami- 
liäre —  gentilicium  —  haereditarium  — 
laicale  —  minus  plenum  —  mixtum  — 
passivum  —  personale  —  personalissi- 
mum  —  plenum  —  reale  —  singulare)  I 
358ff;— placeti  I  72  117  388  :  -  pon- 
tificium  I  10;  -  positivum  I  10  97-  — 
praesentandi  I  357  370  ff;  —  precura  I 
374;   —  primae  noctis  II  185;    —  pri- 
marum   precum    I  344;    —  privatum  I 
10;  —  processionis  I  374;  —  protectio- 
nis  I  72;  —  provisionis  (minus  plenae 

—  plenae)    I   315 ;    —   publicum  I  10- 

-  reformandi  I  82  86  ff ;  —  regaliae 
J^^^96;  -  repudii  II  227;  —  sacrum 
1  10;  -  scriptum  (non  scriptum)  I  10 
97;  —  sedis  I  374;  —  sepulturae  I 
ö74;  —  simultaneae  collationis  I  344- 
—  singulare  111;  —  speciale  I  11  •  — 
spolii  II  496;  —  statuendi  I  119  •'  — 
suffitus  I  374;  —  thuris  I  374-  —'uni- 
versale I  12;  —  utrumque  I  17;  — 
variandi    (cumulativum   —  privativum) 

1    O  i a. 

Justinian  I  52  157  247  267  326-   II  159 
177  180  417  450  465. 


Justizbehörden,  päpstl.  I  417. 
Ivo  V.  Chartres  I  170  450. 


57   60  ff  327  ff  396 


397 

303 


Kaiser,    deutscher  I 
399  f  405;  II  468. 

—  römischer   I   49  ff  246  f  251  326 
426  496  499;   II  9   89  f  228   278 

''"vottLTlSS'^  l'^^^  7  ^fl'^'^^^-^^^^    55  60  f  396;  H  62. 

vocatiae  1   /2  d76     —  antiquum  I  12 ;    Kaiserparagraph  II  243 
-  appellationis  ab  abusu  I  73;  II  317;    Kaisertum,  christl.  I  49  ff. 
Sägmüller,  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.  II.    3.  Aufl.  32 


498 


Register. 


Kaiserwahl  I  60  f. 
Kalaiulgesellschaften  II  429. 
Kaienden  I  477. 
Kalixt  I.  11  89  141. 
jj    i  329. 

Kalumnieneid  II  326  339. 

Kamaldulenser  II  329. 

Kammer,  Apost.  I  418  f;  II  467. 

Kammerer  i  479. 

Kämmerer  d.  Kardinalkollegs  I  414. 

Kanada  I  334  423  491. 

y.a>w>  I  9   100. 

Kanonen,  Apost.  I  145. 

Kanonensammlung  v.  St  Genevieve  i.  Paris 
I  167. 

—  irische  I  152 

KanonensammluDgen:  allgemeine;  —  au- 
thentische ;  —  besondere ;  —  chrono- 
logische; —  öffentliche;  —  partikuläre; 
—  private :  —  systematische :  —  un- 
echte I  142  ff. 

Kanoniker  I  272  277  282  284  286  292 
296  f  317  ff  343  ff  448  ff. 

Kanonikerorden  II  396. 

Kanonisation  1  388;  II  270  f 

Kanonissen  II  392. 

Kanonisten  I  18. 

Kant  II  79. 

Kanzel  II  476. 

Kanzlei,  päpstl.  I  103  106  110  419  f. 

Kanzleigebühren  I  444;  II  215  446. 

Kanzleiordnungen  I  110. 

Kanzleiregeln  I   110  .354  419. 

Kanzleitaxen  I  142;  II  214  f  448. 

Kapelle  II  293. 

Kapitelskonferenz  I  323  478  506. 

Kapitelsstatuten  I  119f  458  477. 

Kapitelsvermögen  I  277  454  477. 

Kapitularien  I  53  158. 

Kapitulariensammlung  I  158. 

Kapitularvikar  I  117  206  228  f  280  347  f 
351  372  488  459  ff  490  f  501  504;  II 
103  126  213. 

Kaplan  I  489;  II  127. 

Kappengang  I  452. 

Kapuziner  II  393. 

Kardinalbischof  I  409  ff. 

Kardinaldekan  I  414. 

Kardinaldiakon  I  409  ff. 

Kardinäle  I  117  202  246  280  283  286  299 
400  ff  408  ff  415  ff  428  ff  497:  11  57  126 
270. 

Kardinalgroßpönitentiar  I  418:  11  211. 

Kardinalkäinmerer  (Camerlengo)  I  401  407 
412  4V.K 

Kardinalkanzler  I  419  f. 

Kardinalkolleg  I  414. 

Kardinallegat  I  428  430. 

Kardmalnepote  I  421. 

Kardinalpresbyter  I  202  408  ff. 

Kardinal  prokurator  1  405. 


Kardinalprotektor  I  405;  II  417  426  f. 
Kardinalseid  I  411. 
Kardinalsgehalt  I  413  f. 
Kardinalskleidung  I  413  f. 
Kardinalskongregationen    I    107    189  280 

412  421  ff. 
Kardinalskreation  I  410. 
Kardinalspflichten  I  411f 
Kardinalsrechte  I  412  ff. 
Kardinalstaatssekretär  I  421. 
Kardinalstaatssekretariat  I  421. 
Kardinalstitel  I  410. 
Kardinalsubdekan  I  414. 
Kardinalvikariat  I  391. 
Kardinalvizekanzler  I  419. 
Karfreitag  II  42  252  254  277. 
Karl  V.  1  86. 

—  VI.  V.  Frankr.  II  467. 

—  Borromäus  1  504. 

—  d.  Gr.  I  55  60  150  398   436   449;   II 
117  246. 

—  Martell  II  435. 
Karmeliter  II  892. 
Karolineuinseln  I  396. 
Karolingerreich  I  52  ff  247   268   301  327 

898  f  426  475  f:  II  278  308. 
Karsamstag  I  239;  II  42  252. 
Kartäuser  II  392. 
Karthago  1  484. 
Kastenvogt  II  472. 
Kastraten  II  153. 
Kasuistik  II  225  281. 
Katakomben  II  67  253  272. 
xardfrraaig  1  197. 
Katechese  I  448  481 ;  II  4. 
Katechetenschulen  II  16. 
Katechismus  II  4. 
Katechumenat  II  22  180. 
Katechumenenschulen  II  16. 
Kathedrale  I  238  308  312  343  475;  II  42 

291  ff  469  471  476. 
Kathedralschule  s.  Domschule. 
Kauf  I  366. 
Kautelen:    b.    Religionsverschiodenheit  II 


164; 


b.  d.  gemischt.  Ehe  11  197. 


Kelch  1  443 ;  II  63  255  297  f. 

Kenntnisse,  mangelnde  I  213  ff  320  ff  383 
!      487. 

Kerkerstrafen  II  368  415  f. 

Ketzerei  s.  Häresie. 

Ketzergesetze  I  51  85  f;  II  316  876  f. 

Ketzertaufe  I  21  f. 

Keuschheit    I    257  f;    s.    Gelübde  u.   Zö- 
libat. 

Kinder  I  208  861 :  II  4  21  ff  59  67  101  f 

188  148  148  ff  197  ff  225  f  240  ff. 
j  Kinderbeicht  11  50  f. 

1  Kindererziehuni?  I  91:    II  21  ff   20  ff  146 
I      201  ff  226  242. 

Kinderkonimunion   II   86  f. 

Kindertaufe  II  21  ff. 


Register. 


499 


Kirche  I  3  ff  25  ff  40  fF  79  ff  384  ff:  II  63 
67  290  ff. 

—  dän.  I  202;  -  engl.  I  202;  -  fränk 
I  52  ff  150;  —  gaJl.  II  246;  —  griech." 
I  201  s.  Griechen;  —  luther.  I  6  68  f; 
—  Orient,  s.  Griechen;  —  reformierte 
I  6;  —  röm.  I  6  27  385 ;  —  russ.  I 
6;  —  schwed.  I  202. 

Kirchen  I  6  82. 

Kirchenamt  I  274  ff. 

Kirchenärar  II  471. 

Kirchenbann  II  355  ff. 

Kirchenbeamte  I  275. 

Kirchenbücher  I  483. 

Kirchenbuße  I  209  223;    II   44    167    170 
313  355  368. 

Kirchendiebstahl  II  301  380. 

Kirchendienst  I  278  349  384. 

Kirchenfabrik  II  291  455  470  ff. 
Kirchenfabrikrat  II  472, 
Kirchengebote  I  196  423. 
Kirchengemeinde  I  486;  II  450  f  471. 
Kirchengemeinderat  II  472. 
Kirchengesang  II  263  ff. 
Kirchengeschichte  I  18  f. 
Kircheugeschworene  II  47  J, 
Kirchengewalt  I  27  ff. 
Kirchenhoheit,  landesherrl.  I  67  ff 
—  Protest.  I  68  f. 
Kirchenkasten  II  471. 
Kirchenkollekte  II  441. 
Kirchenmeister  II  471. 
Kirchenmusik  II  263  ff. 
Kirchenordnung,  Apost.  I  145. 
Kirchenpatron  II  271. 
Kirchenpfleger  II  472. 
Kirchenpropst  II  471. 
Kirchenrat  I  72. 
Kirchenrecht,  kath.  I  6  ff . 

—  Protest.  I  12. 

—  als  Wissenschaft  I  12  ff. 
Kirchenrechtsquellen:  formelle  181  142 ff- 

—  materielle  I  81  ff. 
Kirchenschatz  II  55. 
Kirchenstaat  I  55  391  ff. 
Kirchensteuer  II  441. 
Kirchenstiftungsrat  II  472. 
Kircheustühle  II  299  441  476. 
Kirchenvater  II  471. 
Kirchenvermögen  I  230  f  276  f  388  f  423 

444  468  481;  11  291  432  ff. 
Kirchenvorsteher  II  471. 
Kirchenzucht  I  481. 
Kirchhof  s.  Friedhof. 
Kirchtürme  II  476. 
Kirchweihfest  II  293. 
Klage:  dingl. ;  —    persönl. ;    -    petitor.  • 

—  posessor. ;   —  Spolien- ;  -  vindikat! 

II  325  f. 
Klagebegehren  II  326.  i 

Klagegrund  II  326.  1 


1  Kläger  II  325. 
Klageschrift  II  326. 
i  Klasse  a.  Synoden  I  498. 
Klauseln  I  106  228;  II  214. 
Klausur  II  310  409  f  425  427. 
Klei^dung :  d.  Bischöfe  I  445  :  —  geistl.  I 
[      255  f;    —    d.  Kanoniker   I   454-    —  d 
Kardinäle  I  413  f;  -  liturg.  II  255-  - 
d.  Papstes  I  395. 
Kleinasien  I  35. 
Klemens  I.  I  32  36 

—  II.  I  399. 

—  IIL  I  176. 

—  IV.  I  107  175  353. 

—  V.  I  175  180 f  251  400  465 

—  VI.  I  401. 

—  VII.  I  271  402. 

—  VIII.  I  185  188  272  286   423  •   II  9  f 
248  396  ff  '        ^^ 

—  XL  I  274. 

—  XII.  I  301  401  405. 

—  XIII.  II  281. 

—  XIV.  n  274. 
Klerikalprivilegien  I  200  244 
Kleriker  I  196  ff  243  ff. 
Klerikerorden  II  396. 
Kleriker  vereine  I  120. 
xkrjpixög  I  194. 
xÄTjpog  I  194. 

[Klerus  I  31  194. 

!  Klingelbeutel  II  441. 

j  Kloster  I  310  363  456  459  485;    II  395 

I  Klosteraufhebung  II  397  ff'  423  f! 

I  Klostergründung  II  396  ff  423  f. ' 

'Klosterkirchen  I  360;  II  235  421. 

Klosterschule  I  213:  11  16. 

Klostervermögen  II  397  408  ff  425 
IKnie  II  174. 

Koadjutor   I   39   280  388  456  460  ff  487 

491  501. 
'  Kodifikation  d.  Kirchenrechts  I  186  f 

Kognaten  11  173. 
'  xotudg  ßioq  II  391. 

Kollation,  abendl.  II  281. 
!  Kollegialsystem  I  69. 

Kollegiatkapitel  I  119  302  447  ff  501  505 
;  KoJlegiatkirche  I  302  312  363  471  476  ' 
I  Kollegien  I  213. 
'  Kollegium  I  119. 

Köln  I  190   232  431  449  460-   II   9  122 
i      322  324.  '     '    ^  ^^'^ 

Kolumban  I  155. 
Kombattanten  1  220. 
Kommende  I  277  357. 
Kommendengelder  II  446. 
Kommentare  I  13  22. 
Kommissariat  I  477. 
Kommission :  histor.-liturg. ;  —  f.  d.  Kir- 

chengesang ;  —  liturg.  I  424.  * 
Kommissionen  a.  Synoden  I  498  502. 
Kommunalsteuer  I  251. 

32* 


500 


Register. 


Kommunion:  österl.  I  480;  II  39  f;  — 
tägl.  II  40;  —  unt.    e.  Gestalt   II  41; 

—  vor  d.  Ehe  II  133. 
Kommutation :  d,  Stiftungsmessen  II  259  ; 

—  frommer  Stiftungen  1  456 ;  II  479. 
Kompatron  I  360  ff. 

Kompetenz  II  320. 
Komplet  1  271. 
Kompromiß  I  338  403. 
Konfession,  Augsb.  I  86  f. 

—  reformierte  I  87. 

Konfirmation  d.  Bischofs  I  314  326  ff  341  ff 

388  412. 
Kongregationen  I  119  485  498  502 ;  II  422. 
Kongrua  I  233  311 ;  II  462. 
König,  deutscher  I  57  ff  301  327  ff  398  ff; 

II  467. 

—  langobard.  I  398. 

—  V.  Neapel  u.  Sizilien  I  427  f. 

—  V.  Ungarn  I  427. 
Königskrönung  I  435  443;  II  62. 
Königsparagraph  I  400. 
Königswahl  I  61. 

Konklave  I  401  ff. 

Konklavisten  I  401  f. 

Konkordat  I  123  ff  191  390  424:  —  bad.  78 
249  324  369;  II  440  457  466  469;  — 
bayr.  I  76  249  287  301  303  324  333 
346  369  452;  II  318  487  466  469;  — 
französ.  (1516)  I  66  332,  (1801)  I  75 
124  333;  —  österr.  I  77  249  303  333 
346  358  369;  II  370  399  457  466  469; 

—  Wormser  I  123  ff  329  ;  —  württ.  I  78 
117  216  236  249  324  358  361  369  495; 
II  5  370  440  457  466  469. 

Konkordate :  Aschaffenburger  I  66 ;  — 
Frankfurter  I  66 :  —  Fürsten-  I  66 ;  — 
Konstanzer  I  66  332  447 ;  —  Wiener  I 
66  355. 

Konkubinat  I  258;  II  88  97  114  206  f 
210  886. 

Konrad  v.  Gelnhausen  I  65. 

Konsekration :  d.  Altars  I  397 ;  II  68  295  ff; 

—  d.  Bischofs  I  239  326  382  343  437; 

—  d.  Kelches  I  397  :  II  63  297 ;  —  d. 
Kirche  I  397;  II  63  292  ff;  —  d.  Pa- 
tene  I  397 ;  II  63  297. 

Konservator  II  319. 

Konsistorialabteien  I  412. 

Konsistorium:  außerordentl,;  —  geheimes; 

—  öffentl.;  —  ordentl.  I  412. 

—  (bischöfl.  od.  staatl.  Behörde)  I  72 
472;  II  91. 

Konstantin  d.  Gr.    I  49  251;    II  278  314 

4.34  438. 
Konstantinopel  I  33  397  426  432  494. 
Konstantinus  Pogonatus  I  398. 
Konstantins  I.  I  897. 
Konstitutionen,  Apost.  I 
Konstitutionensammlung , 

158. 


145. 
Sirmondsche    I 


Konsultor  I  425  497  501. 

Konvalidation   ungült.   Ehen   II    114   206 

215  ff. 
Konventikelwesen  II  264. 
Konventionalstrafe  II  104, 
Konventualmesse  I  454;  II  257. 
Konversion  II  30  f. 
Konvikt  I  216  f. 

Konzilien,  allgem.  I  100  f  386  ff  493  495  ff. 
Konziliensammlungen  I  147  149  188. 
Kooperator  I  488. 
Kopie  II  339. 
Kopten  I  484. 
Kopulatheorie  11  83  f. 
Korinth  I  436. 
Kornelius,  Papst  I  38. 
Korporale  II  63. 
Korporation  I  119  f  414  451  f  453   477: 

II  398  ff  437  f. 

—  öffentl.  I  42  278. 
Korrektionshaus  II  370. 
Korrupte]  I  113. 
Kraniotomie  II  384. 
Kreuzfahrer  II  62  315. 
Kreuzwegandacht  II  265. 
Kreuzzugssteuern  II  448. 
Krieg  I  219  f. 

—  Dreißigjähriger  I  87. 
Kriegsdienst  I  219  f  251  ff. 
Kriegswaffen,  mörder.  II  386. 
Kriminalgerichtsbarkeit  I  246  ff:  II  316  ff 

329  ff. 
Kronkardinal  I  410. 
Krönung  d.  Papstes  I  403. 
Kulm  I  291 ;  II  122. 
Kulturkampf  I  77  f. 
Kultus  I  388  424  448  f;  II  244. 
Kultusfreiheit  I  85  ff. 
Kultusvereine,  französ.  I  122. 
Kummean  I  155. 

Kuratbenefiziat  I  286  292  297  f  317  f. 
Kuratbenefizium  I  279. 
Kuratel  I  261. 
Kuratkaplan  I  489. 
Kurator  I  262  370;  II  325. 
Kurfürsten  1  61. 
'/.')()ta/.rj.   xopia/jh  I  5. 
Kurialbehorden  I  107  ff  189  280  417  ff. 
Kurie  I  415  ff. 
Kursor  II  319. 
Küster  1  275  384. 

I.abbe  I  147. 

Laborans  I   174. 

Ladung  II  326. 

laesio  enormis  II  345. 

Lagus  I  15. 

laici  I  195. 

Laien  I  31  195  f  497  501  505;   II  3  368 

471. 
Laienbeicht  II  45. 


Register. 


501 


Laienbruder  I  245;  II  401  417. 
Laienkommunion  I  209  243. 
Laienorden  II  396. 
Laienpatron  I  359  ff. 
Laienschwester  II  417. 
Laienzehnten  II  443. 
Aaixoi  I   195. 
Lainez  II  123. 
Laisierung  I  243. 
Laktanz  I  3. 

Lambertini,  Prosper  I  13  110. 
-Lamentabili  sane  exitu"  I  5. 
Lancelotti  I  15  183. 
Landesbeamte  II  240. 
Landesherr  I  67  ff  219   233  236  348  351 
361  367  ff  462  465;   II   310  410  435 

Landesherrin  II  409. 

Landessprache  I  319. 

Landgeistliche  I  276  474;  II  455. 

Landkapitel  I  119  477. 

Landkirchen  I  276  474  •  II  454  f 

Xauq  I  195. 

largitas  sponsalicia  II  105. 

Lateran  I  391. 

Landes  I  271. 

Lauenburg  I  491. 

Launoi  Johann  II  85  91. 

Lauren  II  391. 

Laurentius,  Presbyter  I  150. 

—  Gegenpapst  I  397. 

Lausitz  I  491. 

Lavant  I  190  333. 

Lazaristen  II  424. 

Lebensnachstellungen  I  295;  II  233  242 

Le  Conte  I  178. 

Lectionarium  I  271  ;  II  247 

lectura  I  173. 

Ledigschein  II  113. 

Legaltheorie  I  127. 

Legat  II  441. 

Legaten  I  117  246  412  426  ff;  II  126. 

legati  a  latere  I  412  428  ff. 

—  missi  (dati)  I  428  430. 

—  nati  I  427  430. 
leges  I  10. 
leges:  affirmativae;  —  interdicentes ;    — 

irritantes;  —  raixtae ;  —  morales';  — 
negativae ;  —  permissivae ;  —  poenales 
(mere  poenales) ;  —  praeceptivae  (prae- 
cipientes);  —  prohibentes  1  129  ff;  II 
410  f. 

—  canonizatae  I  19  122. 
Legisten  I  13. 
Legitimierung    unehel.  Kinder   I  228  316 

422;  II  213  226  242  407. 
Lehen  I  248  366;  II  458. 
Lehensherr  II  467  f. 
Lehramt:  kirchl.  I  28  f  387  443;  II  1  ff; 

—  oberstes   I  387 ;  —  theolog.    II  5  f! 
Lehrbücher  d.  Kirchenrechts  1  24. 


Lehren,  falsche  I  388  443 ;  II  8  ff 

Lehrer  I  36. 

Leibeigene  I  221;  II  HO. 

Leichenverbrennung  II  65  72  75. 

Leihhäuser  II  388. 

Leihkassen  I  260. 


äsXto>  epyo^^  II  245. 

XsiTO'jpyia  II  245. 

Lektor  I  38 ;  II  62. 

Lektorat  I  38. 

Lektüre  verbot.  Bücher  I  388  443  •  II  9  ff 

Le  Mans  I  164  f. 

Lemberg  I  435. 

Leo  I.  I  239  268  426  432  496  498 

—  IIL  I  55  60;  II  177. 

—  VIII.  I  398  f. 

—  IX.  I  58  268  399. 

—  X.  I  66  272  300;  II  10. 

—  XII.  II  274. 

—  XIII.  I  106  188  272  396  401  424- 
II  9  ff  33  97  196  423. 

—  d.  Philosoph  II  117. 
Leodald,  Diakon  I  165. 
Leutpriester  I  475. 
Leviratsehe  II  80  185. 
Lex:    Alamannorum:    —    Bajuwariorum ; 

—  Burgundionum ;   —  Langobardorum  ; 

—  Ribuaria;    —    Salica;  —  Saxonum; 

—  Visigothorum  I  158. 

—  canonica  I  10;  —  dioecesana,  dioece- 
sanae  jurisdictionis  I  443;  —  Julia  u. 
Papia-PoppaeaI267;  —  LutzianallS; 

—  metropolitana  I  437. 

—  Romana  canonice  compta  I  158. 
libellus:   accusatorius ;  —  inscriptionis  II 

325  330. 
Liber  diurnus  I  110  156. 

—  examinis  sponsorum  II  109. 

—  extra vagantium  I  178. 

—  missalis  II  247. 

—  pontificalis  I  163. 

—  septimus  I  183. 

—  sextus  I  179  f. 

—  Tarraconensis  I  167. 
Liberius,  Papst  I  397. 
libertas  Romana  I  289. 
Libri  duo  de  synodal,  causis  I  167. 
libri :  mysteriorum  ;  —  poenitentiales ;  — 

sacramentorum  I  154  ff. 
Libyen  I  432. 
licentia  docendi  II  5. 
„Licet  de  vitanda"  I  400. 
Licht,  ewiges  I  41. 
ligamen  II  156  ff. 
ligans  II  34  181. 
Limburg  I  236  453;  II  122. 
limina  Apostolorum   I  296   389   422  447 

466;  II  305  ff. 
linea:  aequalis;  —  ascendens   (ascenden- 

tium);   —    collateralis ;    —    descendens 

(descendentium) ;  —  inaequalis;  —  in- 


502 


Register. 


ferior;    —    obliqua;    —    recta;    —    su- 
perior ;  —  transversa  II  173. 

Lingen-Reuß  I  189. 

linteamina  II  298. 

Lippe  I  192  491. 

Lissabon  I  429  431  433. 

Litanei  II  12  264. 

Litisdesertion  II  828. 

Litiskontestation  II  326. 

Litispendenz  11  326. 

litterae:  Apostolicae  simplices  I  107;  — 

—  commendaticiae  I  205  241  f  484; 
II  252;  —  dimissoriae  I  205  f  241  f 
446  4.59  471;  II  113  125  414;  -  ex- 
cardinationis  I  241 ;  —  excorporationis 
I  241 ;  —  executoriae  I  353  ;  —  formatae 
I  205  241  f;  —  monitoriae  I  353 ;  — 
pastorales  I  116;  —  praeceptoriae  I 
353;  —  reverendae  I  242;  —  testi 
moniales  I  205;  II  113  401  414  424. 

Liturgie :  v.  Alexandrien ;  —  ambrosia- 
nische ;  —  v.  Antiochien ;  • —  d.  hl.  Ba- 
silius;  —  d.  hl.  Chrysostomus ;  —  gal- 
lische ;  —  glagolitische ;  —  gotische ;  — 
irische ;  —  d.  hl.  Jakobus ;  —  v.  Jerusa- 
lem ;  —  klementinische ;  —  v.  Konstan- 
tinopel; —  mailändische;  — d.  hl.  Mar- 
kus ;    —    mozarabische ;    —    römische ; 

—  slavo-lateinische  II  245  f  249. 
Livland  I  465. 

locus  congruus  I  302. 

—  in  capitulo  I  346. 
Lokalablaß  II  57. 
Lokalist  I  489. 
Lorenzo,  S.  I.  409. 
lorum  I  439. 

Los  I  313  338  370. 
Lothar  I.  I  398. 

—  IL  II  90. 

Lubich,  Nikolaus  I  05. 
Lucifer  v.  Calaris  I  52. 
Lucius  III.  II  84. 
Ludwig  d.  Bayer  I  62  f;  II  91. 

—  d.  Fromme  I  327  398  449. 

—  L  V.  Bayern  I  78, 

—  XIV.  V.  Frankreich  I  256;  II  468. 
Lund  I  435. 

Lunula  II  298. 
Luther  I  68  184;  II  91. 
Luxemburg  I  423  491. 
Luzern  I  429. 
Lyon  I  427  435. 
Lyzeum  I  216;  II  17. 

Waaßen  I  148. 
machinari  II  171. 
Madrid  I  429  431  434. 
Magdeburg  I  435;  II  10. 
magia  II  378. 
magister  fabricae  II  471. 
raagisterium  I  28  f;  II  1  ff . 


Magnetismus  II  378. 

Magschaft  II  173. 

Mahlscbatz  II  104. 

Mailand  II  246. 

Mainz  I  161  ff  190  f  435;  II  10  47. 

Majorist  I  197  264  ff. 

majoritas  I  283. 

maleficium  II  152  378. 

malitia  II  149. 

Malta  II  124. 

Mandat  I  116  353. 

Männerkongregationen  II  426. 

Männerorden  II  396. 

Mansi  I  147. 

mansio  I  450. 

mansionarius  I  451. 

mansus  II  439. 

Mantel  d.  hl.  Petrus  I  440. 

Manualbenefiz  I  278. 

manualia  I  297. 

Manualstipendium  II  257  ff. 

manus  mortua  II  435. 

manzeres  I  223. 

mappae  II  298. 

Maran  Atha  II  356. 

Marcian  I  52  496. 

Marculf  I  156. 

Margarete  Maultasch  II  91. 

Margaritae  I  174. 

Maria  Maggiore  I  409. 

mariage  ä  la  Gaulmine  II  126. 

Marianische  Kongregationen  II  431. 

Maroniten  I  434. 

Marsilius  v.  Padua  I  62;   II  91. 

Martin  IV.  I  175. 

—  V.  I  83  354  411;  II  330  469. 
Martinsberg  I  290. 

Martinus,  hl.  II  391. 

—  V.  Braga  I  152  f. 
Martyrologium  I  271. 
martyrium  I  475. 
Mäßigkeit  I  256. 
materia  legis  I  135. 

Materie:  d.  Taufe  II  25  f;  —  d.  Firmung 
II  33;  —  d.  Eucharistie  II  255:  —  d. 
Buße  II  44 ;  —  d.  Ölung  II  58 ;  -  d. 
Priesterweihe  I  196;    —  d.  Ehe  II  85. 

matricula  I  448. 

matrimonium :  civile;  —  clandestinum;  — 
conscientiae ;  —  consummatum ;  —  illi- 
citum ;  —  inaequale ;  —  invalidum  ;  — 
legitimum ;  -  licitum ;  —  morganati- 
cum  ;    —    occultum  ;    —  praesumptum ; 

—  publicum;  —  putativum;      -  ratum; 

—  secretum;    —    validum ;    --    verum 
II  86  ff. 

—  civile  II  93  ff. 

—  clandestinum  II  118  ff. 

—  conscientiae  11   115. 

—  consummatum  II  82  ff. 

—  initiatum  11  84. 


Register. 


503 


matrimoniuin  mixtum  II  195. 

—  perfectura  II  84. 

—  putativum  I  223 ;  II  124  187  216  225 
242. 

—  ratum  sed  non  consummatum  II  82  ff 
156  161  f  189  ff  229  f  407. 

matrinae  II  27. 

]\Iatthias  Döring  I  65. 

Maturitätsprüfung  I  216. 

Matutin  I  271. 

Maximilian  IL  v.  Bayern  I  78. 

Mecklenburg-Schwerin  I  192  491. 

Mecklenburg-Strelitz  I  192  491. 

Mediation  I  396. 

Medicus  I  168. 

Medizin  I  220  261  ff. 

Meineid  II  286  316. 

Meißen  I  491. 

Melchiades  I  162. 

Melchiten  I  434. 

Mendikanten  I  284 :  II  392  396. 

Mendikantenkloster  II  396. 

raensa  II  296:  —  episcopalis   I   277  449 

456 ;  II  455  459 ;  —  pauperura  II  478  • 

—  principis  I  233  236;  -  S.  Spiritus  II 

478. 
Mensalgut,  biscböfl.  s.  mensa  episcopalis 
Mensur  I  224;  II  385. 
mercimonium   cum   stipendiis   I    225-    11 

261  f. 

Merowingerreich  I  52  f  247  268  327  475  • 

II  278. 
Mesner  I  275  384. 
Mesnerwohnung  II  476. 
Meßbuch  II  247  f. 
Messe  I  422;  II  250  ff. 
Meßstiftung  II  256  ff. 
Meßstipendium  II  256  ff. 
Methode  d.  Kirchenrechtes  I  14  f. 
!J.T,7p6-ohq  I  436. 
Metropolit  s.  Erzbischof. 
Metropolitanrechte  d.  Papstes  I  391. 


287 


—  reveren- 


I  221    252;  — 

II  240. 


metus  I  208;  II  142  ff 

tialis  II  143. 
Metz  I  291  333  427. 
Mexiko  I  94  232  333. 
Militärpfarrei  I  480. 
Militärpfarrer  II  103  129 
Militärpflicht:    d.   Geistl. 

d.  Ordensleute  II  401 
Militärs  I  205  219  f  262 : 
Militärseelsorge  I  291. 
militia:  Christi  II  392';  -  coelestis  I  253 
Minderjährige    I    361  :    II    101  f    148  ff 

240  f  325.  A    i^ö  n 

minister:  generalis:  —  provincialis  II  417 
rainisterium  I  197. 
Ministrant  II  256. 
Minorist  I  198  f  248  269;  II  2. 
missa:  bifaciata;  —  cantata;  -'-  catechu- 
menorum  ;  —  de  sanctis ;  —  de  tempore ; 


—  fidelium  ;  —  praesanctificatorum ;  — 
privata;  —  publica:  —  sicca:  —  soli- 
taria;  —  sollemnis ;    —   trifaciata;    — 
votiva  II  250  ff  258. 
Mißachtung  d.  Zensur  I  225. 
Missale  Romanum  II  248. 
Mißbrauch  d.  Taufe  I  225. 
—  d.  Weihegewalt  I  225. 
Mißgestaltete  I  212. 
Mißheirat  II  88. 
missi  I  164. 
missio:  canonica   I  28  197  275  314  348- 

II  2  ff;  —  legitima  I  275. 
Missionär  I  232  235  261  490;  II  103  125 

129  f  164  256. 
Missionen  I  232  235  388  423  490  ff. 
Missionsbischof  I  490  f. 
Missionsländer  I  423  491. 
Missionspfarrer  s.  Missionär 
Mitgift  II  405. 
Mitpatron  I  360  ff. 
Mitra  I  395  413  445;  II  420. 
Mitschuldige  II  351. 
Mittelamerika  I  338. 
Mittelschule  II  17  19. 
mixta  religio  I  422;  II  195  ff  205. 
Mobilien  I  234. 

moderamen  inculpatae  tutelae  I  226. 
moderatrix  generalis  II  427. 
Modernismus  I  238  293;  II  6  8  11  ff  307 
377. 

Mohammedanismus  II  375. 
Monarchia  Sicula  I  427. 
monasterium  II  395. 
Monate,  päpstl.  I  345  f  354. 
Mönch   I  202  204   206   214  235  245  272 
279   284   288  ff  319  342   410  423   470 
484  f;  II  2  28  35  48  50  69  325  391  ff 
monitio :  canonica :  —  paterna  II  333  ff 
Monogamie  II  79  f  156  ff. 
Monsignore  I  416. 
Monstranz  II  298. 
Monteaux  I  180. 
Monte  Cassino  I  290;  II  391. 
Montes  pietatis  II  388. 
Moral  I  3. 
Moraltheologie  I  18. 
Mord  I  226  f  228 ;  II  295  384. 
[  Morgengebet  I  271. 
Moritz,  St  I  290. 
Mortarafall  II  24. 
Mortuarium  II  443  446. 
mos:  canonicus  I  10 ;  —  judiciorum  I  115 
Moses  II  80  227. 
Motuproprio  I  107. 
Mozarabische  Liturgie  II  246. 
Mozzetta  I  395. 
mulier  subintroducta  I  257. 
Mummereien  I  258. 

München;  —   -Freising   I    191  429   431- 
II  293  322  324. 


504 


Register. 


mundium  II  117  f. 

munera  sordida  I  251 ;  II  439. 

Munizipalämter  I  251. 

Münster  I  450. 

Münster  (Bistum)  I  190  f  436  453;  II  122 

127  470. 
Munt  II  117  f. 
Muntwalt  II  117  f. 
munus:  a  lingua;  —  a  manu;  —  ab  ob- 

sequio   II  381. 
Münzkunde  I  21. 
mutatio  beneficii  I  305. 
mutilatio  I  227  ;  II  384. 
Mutterhaus  II  423  427. 
Mutterkirche  I  808. 
Mutterrecht  II  77. 

Nachschlagewerke  I  25. 
Namensänderung  d.  Papstes  I  403. 
Napoleon  I.  I  75  89  494;  II  121. 
Narbonne  I  434. 
Nassau  I  78;  II  29  202. 
Nationalsynode  I  118  435  494. 
Naturrecht  I  2  19  98. 
,Ne  temere"  II  87  103  128  ff. 
necessitas  urgens  I  295  302  304  312  461; 

II  458. 
necromantia  II  378. 
neoconversi  I  218. 
neophyti  I  218. 
Nepotismus  I  222. 
Neufundland  I  423  491. 
Nichtigkeitsbeschwerde  II  344  f. 
Niederlande  s.  Holland. 
Nikolaus  I.  I  56  151  165  398;  II  83  149 

177. 

—  II.  I  268  400  402  409;  11  177. 

—  III.  I  175  179. 

—  IV.  I  175  400  414. 

—  V.  I  125  355  433. 

—  V.  Clemanges  I  65. 

—  V.  Cusa  I  65  163. 

—  de  Tudeschis  I  181. 

—  II.  V.  Rußland  II  196. 
Nobilität  I  319. 
Nokturn  I  271. 
Nominalelenchus  II  3. 

Nomination   I   314   332  f  340  ff  345  360; 

II  417. 
vöjint  I  9. 

Nomokanonen  I  148. 
Non  I  271. 

Nonne  I  245  441  443;  II  62  325  391  ff. 
Nonnenkloster  II  397  ff. 
Norbert,  hl.  II  392. 
Norbcrtiner  II  392. 
Normaljahr;   —  -tag  I  88. 
Notar  1  202  416  505;  II  313  319. 
notarii  I  38  319. 
nothi  I  223. 
notorietas  facti ;  —  juris  II  327. 


Notstand  II  347. 

Nottaufe  II  22  27  182. 

Notwehr  I  226  245;  II  347. 

Notzivilehe  II  95. 

Notzucht  II  886. 

Novae  od.  Novellae  constitutiones  I  179. 

Novellae  I  157. 

—  Gregorianae  I  179. 
Novizen  I  245 ;  II  400  ff  423  f. 
Novizenhaus  II  400  423. 
Novizenmeister  II  400. 
Novizenmeisterin  II  427. 
Noviziat  II  400  ff  423  f. 
Nüchternheit  II  42. 
Nullitätsprozeß  II  220  ff. 
numerus  clausus  I  452. 

—  sufficiens  I  335. 

nummus  :  vicesimus ;  —  quinquagesimus  II 

465. 
Nuntius  I  842  429  ff. 
nuptiae  II  79. 
Nutznießer  I  367 ;  II  403  425  463  474. 

Obedientia:    canonica  I  285;  —  debita  I 

295. 
Obedienzeid  I  285  ff. 
Obedienzgesandtschaft  I  396. 
Oberrheinische  Kirchenprovinz  I  76  ff  335  f 

341  345  350  452;  II  122. 
oblati  I  300;  II  401. 
Oblationen  I  276;  II  257  440. 
Obligationen  1  235  261. 
obreptio  I  104;  II  212. 
obrogatio  legis  I  135. 
Observanz  1  112. 
Occam  Wilh.  v.  I  63;  II  91. 
oculus  canonis  I  212. 
Odoaker  I  397. 
officialis :  foraneus  ;  —  principalis  ;  —  ur- 

bicus  I  469  f. 
„Officiorum  ac  munerum"  I  424;  II  10  ff. 
officium:    diurnum    I   271;    —  divinum   I 

271 ;  II  245;  —  ecclesiasticum  I  275  ff; 

—  naturae  II  82 ;  —  nocturnum  I  271 ; 

—  strepae  et  stratoris  I  396. 
Officium  Sacrum  I  422. 
Offizial  I  469  ff;  II  213. 
Offizialat  I  469  ff. 

Ökonom  I  459;  II  456  468. 

Oldenburg  I  192;  II  29  202. 

Öle,  hl.  1  443;  II  63. 

Olmütz  I  333. 

vjlung,  letzte  I  485;  II  58  ff. 

Omnibonus  I  174. 

loii.oiföputv  I  489. 

oneiromantia  II  378. 

onoratio  I  307  f. 

onus :  personale ;  —  reale  I  307. 

opera :  forensia ;  —  servilia  II  275  f. 

Opferstock  II  441. 

opinio  juris  s.  nccessitatis  1  112  f. 


Register. 


505 


oppositio  nullitatis  II  344  f. 

Optionsrecht  I  344  414. 

Oratorianer  II  424. 

Oratorium:    halb  offen  tl. :  —  öffentl. ;    — 

privates   I   413   444;   II   42   253  f' 276 

293  f. 
Ordale  11  331. 
Orden  II  390  ff. 
—  Dritter  I  284;  II  429. 
Ordensaufhebung  II  397. 
Ordensdisziplin  II  419. 
Ordensgeistlicher  als  Bischof  I  319. 
Ordensgelübde  IL  395  405  ff. 
Ordensgeneral  II  417. 
Ordensgründung  II  39ß  f. 
Ordenskapitel  1  280;  II  416  f. 
Ordenskirchen  II  2  35  68  310. 
Ordenskleid  II  400  407. 
Ordensleute  I  196  202  ff  232  235  245  272 

279  284  287  ff  311  319;  II  2  28  35  46 

59  69  325  390  ff. 
Ordensobere  I  202  ff  280  285 ;  II  390  ff. 
Ordensprivilegien  II  407. 
Ordensprovinzial  II  417. 
Ordensregel  II  395. 
Ordensstand  I  196;  II  395  f. 
Ordinand  I  207  ff  287  293. 
Ordinariat  I  472  f. 
Ordinariatserlaß  I  115. 
Ordinarius  (judex)  I  442. 

—  loci  II  103  129. 
ordinatio  I  197. 
Ordination  I  196  ff  237  ff  422  443  446. 

—  absolute   I    197   203  205  230  239  241 
275. 

Ordinationstitel  I  230  ff. 

Ordinator  I  200  ff  237  ff. 

ordines  I  196  ff. 

Ordines  judiciarii  I  174. 

ordines:  majores  I  196  ff  239  f;   —  mino- 
res I  196  ff  202  211  214  228  239  f. 

Ordines  Romani  I  156. 

ordo  I  196  f;  II  395;  —  canonicus  I  10; 
—  clericalis  I  200 ;  —  hierarchicus ;  — 
inferior;    —  major;    —  minor;    —  non 
sacer;  —  sacer;  —  superior  I  196  ff. 
Ordo  poenitentiae  1  155. 
Organist  I  275  384. 
Orgel  II  267  476. 
Orientalische  Kirche  s.  Kirche. 
Orientalisches  Mönchtum  II  39J. 
Originalurkunde  II  339. 
origo  I  203. 
opog  1  101. 

Vpog  y.a'>o>txog  r.  ayitou  \\Tzo<n6/.w\*  I   145 
Ort  d.  Ordination  I  238. 
Orte,  heilige  II  290  ff. 
osculum  pacis  I  374. 
Osnabrück  I  236  291  491. 
Osterfasten  II  280  f. 
Osterkommunion  I  485;  II  39  f. 


I  Ostern  II  273. 

I  Österreich  I  71  ff  88  193  215  f  236  248  ff 
270  287  291  303  323  333  f  346  361 
368  f  405  410  f  430  441  458  501  •  II  25 
30  92  96  157  198  202  265  269  274  279 
306  318  370  399  403  412  418  438  443 
463  466  469  473  477. 

Ostgoten  I  397. 

Ostia  I  397  409  414. 

Ostiariat  I  38  198. 

Ostiarier  I  38. 

Ost-Illyrikum  I  426. 

Oströmer  I  397  f. 

Otgar,  Erzb.  v.  Mainz  I  161   165 

Otto  d.  Gr.  I  57  328  399. 

—  IV.  II  467. 

Ottonen  I  301. 

Pachomius,  hl.  11  391. 
Pächter  I  366 ;  II  464. 
pactum  J  158;  —  de  non  petendo  I  237; 

—  de  non  variando  I  372. 
Paderborn  I  191  236  491  f ;  II  122  470. 
Paläographie  I  21. 
Palästina  I  432  f. 
Palatinalklerus  I  415. 
Palea  I  173. 
Palestrina  I  409. 
Palla  II  63  298. 
Pallientaxe  I  440;  II  447. 
Pallium  I  285  f  388  395  412   433  438  ff- 

II  63. 
Pallottiner  II  424. 
Pandekten  I  157. 
Panorraia  I  170. 
papa  I  394. 
Papalsystem  I  65  386. 
Paphnutius  I  267. 

Papst  I  31  ff  101  ff  usw.,  besonders  384  ff. 
Papstbriefe  I  102  ff  149  175. 
Papstwahl  I  396  ff. 
Parabolani  11  428. 
Paramente  I  63  255  298;  II  476. 
parentela  II  173  f. 
Paris  I  178    179  182  429   431;   II   5    18 

112. 
Parität  I  90  ff. 
parochia  I  442  474  480. 
Parochialzwang  I  92  485. 
Parochianen   I   306   309   480  ff;    II   21  ^ 
38  ff  50  59  67  ff  119  ff   129  ff  444  471 
474  ff. 
Parochianismus  I  480. 
parochus  I  480;  —  actualis;  —  habitua- 
lis;  —  primitivus;  —  priucipalis  I  310  f 
454;  —  proprius  11  110  ff  125  ff  129  ff; 
—  putativus  II  125. 
Tzufioixia  I  442 
pars  decisa  I  178. 
—  sanior  I  329  339  499. 
Partikularkongregation  I  498  502. 


506 


Register, 


Partikularsynode   I    118  ff    190    388   422 

500  ff. 
„Pascendi  Dominici  gregis"   I  5. 
Pascha  II  273. 
Paschalis  II.  II  306. 
Paschasius  Quesnel  I  151. 
Passau  I  191. 
Passionssonntag  I  239. 
Passivlegitimation  II  325. 
pastor  I  480. 
^Pastor  aeternus"  I  187. 
Pastoralkonferenz  I  323  478  506. 
Pastoralmedizin  I  263. 
Pastoraltheologie  I  18. 
Paten  I  27  f  34;  II  179  ff. 
Patene  I  443 ;  II  63  297  f. 
paternitas :  legalis  II  182  ff;  —  spiritualis 

II  179  ff. 
Patriarch  I  39  279  280  283  391  410  431  ff; 

11  320. 

—  ökumenischer  I  395. 

patriarchae  :  majores ;  —  minores  I  433  f. 

Patriarchalkirche  I  409. 

Patriarchalkreuz  I  433. 

Patriarchalsynode  I  118  432  494. 

Patriarchen :  alttestamentl.  II  80;  —  große 
I  433  f;  —  kleine  1  433  f;  —  latei- 
nische I  433. 

patricius  Romanorum  I  55  399. 

Patrimonium  I  231  ff  253;  II  464;  — 
Christi  II  449 ;  —  pauperum  II  450 ; 
—  Petri  I  391  ff. 

patrini  II  27  179  ff. 

Patriziat  I  55  399. 

Patrologie  I  18. 

Patron  s,  Kirchenpatron. 

Patronatsherr  I  302  ff  355  ff  378  ff :  II  467 
474  ff. 

Patronatsrecht  I  355  ff. 

—  landesherrliches  I  367  ff. 

—  strittiges  I  374. 

patronus  fructuarius  I  375 ;  II  474  f. 
Paucapalea  1  173  f. 
Paul  II.  I  413;  II  459. 

—  ni.  I  421. 

—  IV.  I  183  401 ;  II  9. 

—  V.  I  185  405;  II  248. 

—  V.  Theben  II  391. 
Paulinisches  Privileg  II  164  ff  230. 
Paulinus  v.  Nola  II  391. 
Paulskirche  I  409. 

Paulus,  hl.  I  32  ff  219;   II  89  163  ff  192 

235  313. 
paupores  II  214  f  450. 
pax  I    125. 
peccatum  II  313  f. 
pectoralo  I  395  445;  II  466. 
peculium  11408  414;  —  clericale;  —  in- 

dustriale;  —  patrimoniale  II  464  f. 
pedum :  curvum  I  445 ;  —  rectum  I  395. 
pejeratio  II  286. 


pensio  I  231  ff  277  307;  II  414  470. 

Pentapolis  I  432. 

percussores  clericorum  I  244  ff;  II  358. 

peregrini  I  133;  II  350  ff. 

IJspl  /apia/xdrojv  I   145. 

periculum  mortis  s.  articulus  mortis. 

Perinde-valere-Reskript  II  213. 

-spiods'jzai  I  464;  II  308. 

perjurium  II  286. 

perraixtio  rituum  II  249. 

permutatio  beneficiorum  1  381  f. 

perpetuitas:    objectiva:    —    subjectiva   I 

277  f. 
Person,  juristische  1  359  ff  453 ;  II  398  ff 

431  f  437  f  452  f  478. 
persona :    I  480 ;   —   complex  in  peccato 

turpi  II  48;  —  digna,   dignior,    idonea 

I  320 :  —  minus  grata  I  324  334  f  345 ; 

II  418. 

personae  miserabiles   I  222  262;    II  214. 

Personalablaß  II  57. 

Personalarrest  I  253. 

Personalpfarrei  I  480. 

Personalpfarrer  I  480;  II  103  129. 

Personat  I  279  299  f  317  451. 

Perücke  I  255. 

Peter  d.  Gr.  II  196. 

Peterskirche  I  409. 

Peterspfennig  II  446. 

Petitum  II  326. 

Petrus,  hl.  I  31  ff  385  441. 

—  Collivacinus  I  177. 

—  Damiani  I  450;  II  175. 

—  de  Ancharano  I  181. 

—  Lombardus  II  84. 

—  Matthäus  I  183. 

—  de  Palude  I  6. 
Pfaff  Ch.  M.  I  69. 
Pfalz  I  88. 

Pfandgläubiger  I  367. 
Pfändung  I  253  f. 
Pfarrarchiv  I  481. 
Pfarrdotation  II  436. 

Pfarrei  I  299  f  302  480  ff ;   II  67  ff  119  ff 

129  ff. 
Pfarrer  I  431  ff;  II  1  ff  21  ff  103  ff  119  ff 

129  ff  usw. 
Pfarrgemeinde  I  486;  II  453  456  471  475. 
Pfarrhaus  I  297:  II  476. 
Pfarrkinder  I  306  312  480  ff;  II  21  ff  38ff 

50  f  59  63  67  ff   119  ff   129  ff  456  471 

475. 
Pfarrkirche  I  305  ff  473  ff;  II  291  ff. 
Pfarrkonkurs  I  320  ff  370  f  447. 
Pfarrkurat  I  489. 
Pfarrliche  Funktionen;  —  Rechte  I  484 f: 

11  63. 
Pfarrmesse  1  482  f;  II  276. 
Pfarrregistratur  I  481. 
Pfarrrektor  I  488  f;  II  103  125. 
Pfarrschule  I  213;  II  16  ff. 


Register. 


507 


Pfarrsystem  I  474  ff. 

Pfarrverband  I  480  ff. 

Pfarrvermögen  I  481  486 ;   II  455  462  ff. 

Pfarr Verwalter  I  487;  II  103  125. 

Pfarrverweser  I  487 :  II  103  125 

Pfarrvikar  I  488  f:  II  103  125 

Pfarrwahl  I  313  347  358. 

Pfarrzwang  I  91  485. 

Pfingsten  II  273. 

Pflegkindschaft  II  184. 

Pflicht:    ehel.   II   82    161   185  194  227  ff 

231  ff;  —  österl.  II   38  ff :  —  sonntägl. 

I  482 ;  II  275  ff  293  f. 
Pflichtteil  II  408. 
Pfründe  I  277 ;  II  455  462  ff. 
Pfründeinkommen  II  462  ff. 
Pfründgebäude  II  463. 
Pfründgrundstücke  II  462  ff. 
Pfründvermögen  II  462  ff. 
Philipp  August  II.  V.  Frankreich  II  90. 

—  V.  Hessen  II  157. 

—  V.  Schwaben  II  467. 
Philippi  I  36. 
Phillips  I  13. 
Philologie  I  21. 
Philosophie,  scholast.  II  4. 
Photius  I  148 
phrygium  I  395. 
Piatto  cardinalizio  I  413. 
Piccolomini  Enea  Silvio  I  65. 
Pierre  d'Ailly  I  65. 
pileolum  I  395. 

Pippin  d.  Kl.  I  55  398;  II  246. 
Pisa  I  391. 
Pithou  I  175. 
Pius  IV.  I  109  187  292  401  405  499-  II 

9  345  383  467. 

—  V.  I  175  188  271  379  393  411  424- 
II  40  166  190  248  383  467. 

—  VI.  I  387  401  480  494;  II  91  274 

—  VII.  I  75  401  424;  II  121  124  218 
467. 

—  VIII.  II  218  274. 

—  IX.  I  46  126  188  401  406  411  423 
433  445  482;  II  97  402  439 

—  X.  1  44  47  96  106  120  130  186  188 
206  215  ff  259  272  293  383  401  ff  406 
415  ff  491;  II  3  ff  10  ff  37  103  128  ff 
212  ff  236  259  ff  271  274 

Plazet  1  72  117  388  495. 

plebanus  I  480. 

plebs  I  475  481. 

Plenarium  I  271 ;  II  247. 

Plenarkonzil  I  118  494  503. 

plenitudo  potestatis  I  385. 

pluralitas  beneficiorum  I  298  ff. 

plus  petitio  II  326. 

poena  :  arbitraria ;  —  canonis  :  —  commu- 
nis ;  —  extraordinaria ;  —  ferendae  sen- 
tentiae  :  —  hominis;  —  judicis  :   -  juris ;  j 
—  latae  sententiae ;  —  medicinalis ;  —  I 


ordinaria;  —  particularis ;  —  talionis; 
—  vindicativa  II  347  ff. 
Poenitentiale  Romanum  I  155. 
Poenitentialia  I  153  ff. 
Polen  I  435  470. 
Politik  u.  Klerus  I  263. 
Pollution:  d.  Altares  II  297:  —  d.  Kirche 

II  294  f;  —  d.  Kirchhofs  II  299. 
Polyandrie  II  79. 
Polycarpus  I  169. 

[Polygamie  I  220  f;  II  79  158  235. 
Polygynie  II  79. 
Pommern  I  492. 

Pöualgesetze  I  132  f;  II  410  f  425. 
Pönitentialkanonen  I  154  183. 
Pönitentiar  I  317f  451  f. 
Pönitentiarie  I  140  228  418;  II  136  205  ff 

219. 
Pontifex  maximus  I  51  394.  ' 
Pontificale  Romanum  II  248. 
Pontifikalien  I  395  413  445:  II  420 
Pontus  I  432  435. 
populus  I  481. 
portarius  I  451. 
portio:    canonica   II    69  f;  —  conerua   II 

462. 
Portiunkulaablaß  II  56. 
Porto  I  397  409  414. 
Portugal  I  323  332  f  410:  II  252  306. 
Possesso  I  403. 
Postica  I  105. 
Postulantin  II  424. 
Postulat  II  400. 

Postulation  I  314  331  340  ff  353. 
potestas :  directa  I  46  ff  60 :  —  directiva 
I  46  ff ;  —  ecclesiastica  I  27  ff  38  f :  — 
imperii  I  28 ;  —  indirecta  I  46  ff  60 ;  — 
jurisdictionis    I   27  ff  38  f   197  275 ;    II 
305  ff:  —  magisterii  I  28  f;  II  1  ff ;  — 
ministerii    I    28 :     —    ordinaria    I    275 
280;  --  ordinis  I  28  196:  II  20  ff. 
Potthast  I  175. 
praebenda  I  277  450;  II  455. 
praecepta:    caerimonialia;    —   judicialia; 

—  moralia  I  99. 

praeceptio  I  158. 

praeconisatio  I  343. 

„Praedecessores  Nostri"  I  401. 

praefectura  Apostolica  I  490. 

praefectus  Apostolicus  I  490. 

praelati:    majores;    —   minores;    —   nul- 
lius cum   jurisdictione    quasiepiscopali : 

—  cum  territorio  separate  I  117  278  f 
284  286  290  415  f  446  f  497  501 ;  II 
103  126  129. 

praesentare  I  357  370. 

praesentiae  I  297. 

praesumptio  juris  et  de  jure  II  87  327. 

Präfekt  I  109  425 ;  II  213. 

Prag  I  430  485. 


Pragmatische  Sanktion   v.  Bourges   I  66. 


508 


Register. 


445 

primae   (primariae)  I 
484;   II    Iff 


214 


282. 
parochitanus 


Prälaten  s.  praelati. 
Prämonstratenser  I  450;  II  392. 
Präneste  I  409. 
Präsentation  I  314  357  370  ff. 
Präsentationsfrist  I  325  373. 
Präsentationsrecht  I  370  ff. 
Präsentationsurkunde  I  372. 
Präskription   I   113  f   139   363  f  366  377 

481;  II  441. 
Prästarie  II  455. 
Prästimonien  I  277. 
Prävention  II  317. 
praxis  judiciorum  I  115. 
Präzedenz  I  243  283  f  410  4S5   438 

454  459  A6i  466  472  478. 
preces    I    352 

344. 
Predigt  I  438  443  474  481 

276. 

—  protest.  I  82. 
Prekarie  I  276;  II  455. 
Presbyter  I  35  ff  196  ff 
presbyter :    dioecesanus 

I  475. 

presbytera  I  268. 

Presbyteralkolleg  I  35  ff 

Presbyterat  I  35  ff  196  ff. 

presbyteri  cardinales  I  408  ff. 

Presbyterialverfassung  I  35  ff. 

Presbyterianismus  I  480. 

Presbyterium  (Kollegium) 
407  448  459 ;  —  (Ort) 

-fJBffßuTspog  I  35  ff. 

Presse  II  13. 

Preußen  I  75  ff  118  192  249  252  287  291 
324  335  341  345  350  369  441  446  452  ff 
466 ;  II  25  29  f  74  f  92  95  201  f  268 
274  279  292  302  f  318  354  398  403 
431  437  440  ff  451  460  463  472  476  f. 

Priester  I  35  ff  196  ff. 

—  heidnische  I  251. 

—  V.  Heil.  Geist  II  398. 
Priesterseminar  I  216. 
Priestersühne  I  222  316. 
Priestertum,  allgem.  I  195. 
Prim  I  271. 

Primas  I  39  164  279  284  391  434  f. 
Primat  I  31  ff  164  385  ff  493  ff. 
primates  cleri  I  415. 


35  ff  237  344 
243. 


435  494. 

I  394  ff;  — jurisdictio- 


Primatialsynode  I 
primatus :  honoris 

nis  I  31  385  ff. 
primicerius  I  451. 
Primicerius  notariorum  I  397  407. 
primissariuB  I  489. 
Primitien  II  440. 
principalis  I  409. 
principatus  sacer  I  39. 
prior :    claustralis ;    —    conventual 

major;   —  obedientialis  II  419. 
privatio  beneficii  I  384;  II  370. 


!  Privatrecht  I  11   17  19. 
privilegia :  affirmativa  ;  —  conventionalia  ; 

—  favorabilia;  —  gratiosa;  —  mixta; 

—  negativa;  —  odiosa;  —  onerosa:  — 
perpetua;  —  personalia;  —  pura;  — 
realia :  —  remuneratoria :  —  temporaria 

I  136  ff 
privilegia  cleri  I  244. 
Privilegien  I  136  ff. 
Privilegientheorie  I  126. 

Privilegium  canonis  I  244  ff  269  412  445; 

II  400  407. 

—  fori  I  246  ff  269  412;  11  313  ff  407. 

—  immunitatis  (personalis)  I  250  ff. 

—  competentiae  I  253  f. 

—  de  non  evocando  II  323. 
Privilegium  fidei  II  164  ff. 
probatio  II  338. 

—  pro  exoneranda  conscientia  II  340. 
proceres  cleri  I  415. 

Processus :  extraordinarius ;  —  oecumeni- 
cus ;  —  Ordinarius ;  —  sollemnis ;  — 
summarius  II  325. 

—  definitivus,  informativus  I  342  f. 
proclamatio  matrimonialis  II  109. 
procuratio  abortus  I  227 ;  II  384. 

—  canonica  II  310. 

procurator  cleri  I  506;  —  fiscalis  II  319 

333  335. 
procuratores  II  471. 
-fiosatiog  1  37. 
Profangeschichte  I  20. 
professi  II  406  ff. 
professio  fidei  I  292  ff;  II  27  31. 

—  religiosa  I  228  232  235 ;  II  160  ff  229  f 
406  ff. 

Professoren  d.  Theologie  I  284 ;  II  5  f. 

Profuturus  v.  Braga  I  152. 

progenies  II  173. 

TTfjOKTrd/üiSUog  I  37. 

Proklamation  II  110  ff  198. 

Prokurator  I  222  261    416  479  497  501 ; 

II  135  319. 
Promiskuität  II  77. 
promotio  per  saltum  I  240. 
Promotionsrecht,  akadem.  I  6  18. 
promotor  I  505 :  —  fiscalis  s.    procurator 

fiscalis. 
promulgatio  legis  I  129  ft". 
Pronuntien  I  431. 

Propaganda  s.  Congr.  de  Prop.  Fide. 
Propheten  I  36. 
propinquitas  II  173. 
prorogatio  fori  11  321. 
Prosynodalexaminatoren  I  321  456. 
Prosynodalrichter  1  282  390  456 ;  II  323. 
Protestanten  1  8(5  ff. 
Protestantismus  1  68  f  86  ff. 
Protokoll  II  319. 
ProtonotHre  I  256  416  420. 
«Provida-  II  132. 


Register. 


509 


„Provida  sollersque"  I  76. 

Provikar  I  490. 

provinciae  Sedis  Apost.  I  490. 

Provinziai  II  417. 

Proviuzialkapitel  II  417. 

Provinzialsynode  1  118  f  190  391  423 
486  ff  447  494  500  ff. 

provisio:  extraordinaria ;  —  libera;  — 
minus  plena:  —  necessaria;  —  ordi- 
naria;  —  plena  I  315. 

Provisionsrecht,  päpstl.  I  315  381  351  ff. 

Provisor  I  487. 

provisores  II  471. 

Provista  I  346. 

provocatio  I  341. 

proximitas  II  173. 

Prozeß,  streitiger  II  824  ff. 
Prozessionen  :  außerordentl. ;  —  feierl. ;  — 
öffentl. ;    —    ordentl. ;    —    private ; '  — 
theophor.  II  267. 
Prozeßieitung  II  325. 
Prozeßrecht  I  17. 
psalraista  I  38. 
Psalterium  I  271. 
Pseudoisidor  I  162  ff  248   382  436   464- 

II  175  178  186  f  330. 
pubertas  II  101  148  f. 
publicatio  scrutinii  I  388. 
~  urbi  facta  —  orbi  facta  I  130. 
Publikation   d.    Gesetzes   I    109  117   119 

129  ff. 
Puchta  I  13. 
Pufendorf  I  69. 
TjjXwpoi  I  38. 
punctatoriae  I  297. 
Punktatoren  I  297. 

purgatio :  canonica ;  —  vulgaris  II  330  f. 
Putativehe  1223;  II  87  124  187  216  223 

226  238  242. 
Pyxis  II  41. 

Quadrages  II  281. 

quaestio  I  172. 

quaestio:  civilis;  —  crirainalis  II  332. 

Quaestiones  I  178. 

quaestores  eleeniosynarii  II  57. 

•Quart  II  442  446  454  f  471  474  478. 

Quarta  decimarum  II  446. 

j —  funeralium  II  70. 

—  legatorum  II  446. 
I —  mortuariorum  II  446. 
quasi  per  inspirationem  I  338. 
""uasiaffinität  II  189  ff. 

luasidomizil   I    133   481;    II   llOf   122  ff 
130. 
luasi-regulares  II  422. 
^uatember  I  289;  II  281. 
iiuellen  d.  kirchl.  Vermögens  II  440  ff. 

-  d.  Kirchenrechts:  formelle  I  97  142  ff- 
—  materielle  I  97  98  ff. 

iuellensammlungen  d.  Kirchenrechts  I  22. 


querela  nullitatis  II  344  ff. 
Qui-aliter-Dekret  II  119. 
Quignonez  I  271. 
Quindennia  II  448. 
Quinquennalfakultäten  I  140  222  289  246 

255  273;   II  12  41  63  206  f  252  ff  283 

289. 
„Quod  a  Nobis"  I  271. 
„Quoniam  nulla"  I  180. 


Radfahren  d.  Geistlichen  I  259. 

radix  II   173. 

Raimund  v.  Pennaforte  I  177. 

Rangordnung,  staatl.  I  284. 

„Rapite  Capite"  II  466. 

raptus  II  166  ff. 

Rat  I  129. 

Räte,  evangel.  I  266;   II  391  394. 

ratio  legis  I  135. 

Ratsschwestern  II  425. 

Raub  II  166  ff  380  387. 

reaedificatio  I  376;  II  475 

Realablaß  11  57. 

Realinjurie  I  245. 

Realschule  II  17. 

Rebenediktion  I  248. 

Recht  I  1  ff;  —  besonderes  I  11;  —  ge- 
meines 112;  —  german.  I  17  19  128  158 
244  276  357;  II  84  117 f  149  152  167 
169  174  177  229  300;— jüd.  I  19;  — 
öffentl.  I  10  f;  —  persönl.  I  248;  II 
465;  —  privates  I  10  f;  —  regelmäßiges 
111;—  regelwidriges  111;  —  römisches 

I  17  19  67  122  156  ff  281;  II  79  89 
100  105  117  142  148  f  1.52  167  169 
174  177  182  185  189  228  300. 

Rechtsfähigkeit,  kirchl.  I  79  91 ;  II  21 

Rechtsfälle  I  173. 

Rechtsfragen  I  173. 

Rechtsgeschichte  I  14. 

Rechtsmittel  II  340. 

Rechtsregeln  I  135  180. 

Rechtsvermutung  II  827. 

Rechtswirkungen  d.  Ehe  II  223  ff  241  f. 

reconventio  II  326. 

rector  ecclesiae  I  480. 

recursus  ab  abusu  I  67  73  890;  II  317 

Redakteur,  kath.  I  263;   II  13. 

Redemptoristen  II  426. 

Redemtion  II  214  288. 

redotatio  I  368. 

reductio   ad    communionem  laicam  I  243- 

II  371. 
Reduktion  d.  Stiftungsmessen  II  258  ff 
Reformation  I  68  f  86  ff;  II  394  435. 
Reformationsrecht  I  78  86. 
Reformatoren  I  73  86;  II  91  150  157  229. 
Reform dekrete.  Basler  I  66. 
Reformierte  I  87. 

Reformkonzilien  I  64  ff  386  410  495  497  f. 
Reformpäpste  I  268  289  299  328  399  428. 


510 


Register. 


Regalien  I  53  57  329. 

Regalienreclit  II  468. 

Regeln  d.  Apost.  Kanzlei   I  110  314  354. 

Regensburg  I  191. 

Regesten  I  129. 

Regierung,  hl.  I  38. 

Regierungsgewalt  1  28;  II  311  ff. 

Regino  v.  Prüm  I  167. 

Regionarklerus  I  415. 

Regiunkel  I  479. 

regnum  I  395. 

regressus  I  380. 

regula  I  9;  II  395. 

regulae    Cancell.  Apost. :    —  beneficiales ; 

—  directivae;  — ^  expeditoriae;  — judi- 
ciales:  —  reservatoriae  I  110. 

Regulae  juris  I  135  180. 
Regularäbte  I  202  446;  II  416  ff. 
Regularbenefizien  I  279  809  319. 
Regularen  I  202  ff  245  ff  272  284;    II   2 

391  ff;  s.  a.  Ordensleute. 
Regularkirchen  s.  Ordenskirchen. 
Regularklerus  I  284;  II  268. 
Regularprälaten  II  420. 
Reich,  Deutsches,  s.  Deutschland. 
—  römisches  I  48  ff  246  ff  326  f  397  f ;  II 

278  303  313  ff  464. 
Reiche,    german.  I  52  ff  247  ff  301  327  ff: 

II  278  303  313  ff  434  439  465  468. 
Reichsacht  II  357  369. 
Reichsangehörigkeit  I  324. 
Reichsbischof  I  53  57  262  327  ff;  II  468. 
Reichsdeputationshauptschluß    1    89    191; 

II  436. 
Reichssynode  I  494. 
Reichsvikariat  I  61. 
Reims  I  161   164  f  435. 
Reinigungseid  II  330  ff  340. 
Reisende  I  133  f;  II  39;  s.  a.  Fremde. 
Rekkared  I  153. 
Rekonziliation :  v.  Kirchen  I  443  ;  II  295  ; 

—  V.  Kirchhöfen  II  299. 
Rekurs  II  344. 

relatio  Status  I  389  422 ;  II  305  ff. 

relaxatio  juramenti  II  286. 

religio  II  395. 

Religion  I  4. 

Religionsedikt,  bayr.  I  76;  s.  a.  Konkor- 
dat, bayr. 

Religionsfonds  II  469. 

Religionsfreiheit  I  49  85  ff. 

Religionslehrbücher  II  4. 

Religionslehre  11  4  f. 

Religionsunterricht  I  443  481 ;  II  4  f. 

Religionsverbrechen  I  91. 

Religionsvorschiedenhoit  11  162  ff. 

Religiöse  Erziehung  der  Kinder  II  24  ff 
29  ff  201  ff. 

Religiösen  II  395  ff. 

Reliquien  1  388  424  444  502;  JI  201  f 
297  304. 


Reliquienbehälter  11  63. 

Reliquienverehrung  I  424;  II  271  f. 

Rembolt  I  182. 

remedia  juris:  devolutiva ;  —  extraordi- 
naria ;  —  ordinaria;  —  suspensiva  II 
341. 

Remonstrationsrecht  d.  Bischofs  I  116. 

renovatio  consensus  matrimonialis  II  216  ff. 

renuntiatio  beneficii  I  379  ff. 

Reordination  I  201  245. 

Repertorien  d.  Kirchenrechts  I  25. 

Repetitiones  I  173. 

repudium  II  227  f. 

Requiem  I  83;  II  67. 

res:  arduae  I  117  390;  —  benedictae  II 
61  291  298  ff;  —  civiles  1  44;  —  con- 
secratae  II  61  291  ff:  —  difficiliores  I 
117  390;  —  ecclesiasticae  I  44;  II  291 
455 ;  —  extra  commercium  II  300 ;  — 
graviores  I  117  390;  —  ignorata  II  357  ; 

—  judicata  II  223;  —  mixtae  I  44 ;  — 
religiosae  II  291 ;  —  sacrae  II  61  455 ; 

—  spiritualibus  annexae  I  357 ;  II  314. 
rescriptum :    contra   jus ;    —    gratiae ;   — 

justitiae  ;  —  mixtum  ;  —  papae ;  —  prae- 
ter jus ;  —  secundum  jus  I  103  ff. 

Reservatfälle  I  390  444  447 ;  II  48  ff  419. 

reservatio  in  petto  I  411. 

—  pensionis  1  307  f  380. 

Reservation  von  Benefizien  I  315  331  353  ff 
419  328. 

Reservatum  ecclesiasticum  I  86  88. 

residentia :   activa ;  —  ficta  ;  —  formalis : 

—  laboriosa;    —    ligia;    —   materialis; 

—  Passiva ;  —  perpetua  I  294  ff. 
Residenzpflicht  I  294  ff  437  447  454  502; 

II  308. 
resignatio  beneficii :  cum  condicione  acces- 

sus  (ingressus,  regressus) ;    —  cum  re- 

servatione  pensionis ;  —  in  favorem  tertii 

I  379  ff. 
Resignation  I  331  353  379  ff  407;  II  404 

407  425. 
Reskript  I  103  ff. 
Resolutionen  I  109. 
Resolutivbedingung  II  104  106  145. 
responsales  I  426. 
restitutio:    beneficii    I    303;    —    famae   I 

224 ;  —  in  integrum  II  845  f. 
Restitution  e.  Kardinals  I  414. 
Restitutionspflicht  I  273;  II  205  286. 
retractatio  II  346. 

Revalidation  ungültiger  Ehen  II  215  ff. 
Reverenz  I  243  283. 
Rovers  I  105. 
revisio  II  346. 
revocatio  leü;is  I    135. 
Revolution,  "französ.  1  74  251  430;    U  65 

95  394  436  443. 
„Rex  pacificus"   I  178. 
Rezeption  d.  röm.  Rechts  I  123  184. 


Register. 


511 


Rheinbundsakte  I  89. 

Rheinlande  s.  Deutschland,  linksrhein. 

Richard  Petroni  I  179. 

Richter  I  219  389  444;  II  319  ff. 

Richter  Am.  I  13  175. 

Rikulf,  Erzb.  v.  Mainz  I  161  165. 

Ring  I  57  256  328  395  445 ;  II  420  466 

„Rips  Raps"  II  466. 

Riten,  oriental.  I  434;  II  249. 

Ritter  II  63. 

Ritterorden  II  392. 

Ritualbücher  I  156 ;  II  247  ff. 

Rituale  Romanum  II  247. 

Ritus  II  249. 

Roger  V.  Kalabrien  I  428. 

Rolandus  Bandinellus  I  174. 

Rom  I  32  ff  385  ff  396  ff  408  ff  494. 

Rom.  Kirche  I  6  27  31  ff  385  ff. 

—  Kirchenprovinz  I  391. 

—  Liturgie  II  245  ff. 
Rose,  goldene  II  62. 
Rosenkranzbruderschaft  II  430. 
Rosenkranzgebet  II  264. 

Rota  I  189  417. 

Rothad  V.  Soissons  I  165. 

Rottenburg  I  76  118  191  ff  216  236  242 
249  252  259  284  287  298  303  323  335  f 
342  345  350  361  368  f  373  375  379  ff 
446  452  ff  472  f  478  f  482  ff  488  495  ; 
11  4  ff  17  21  ff  29  ff  33  f  37  ff  47  51  63 
65  ff  92  99  103  109  ff  119  ff  193  198  ff 
206  ff  234  236  ff  252  ff  259  ff  265  ff  274 
279  f  281  f  292  ff  310  318  322  ff  343 
369 f  399  403  411  425  427  438  440  ff 
451  457  460  463  466  469  473  477  480. 

Rotulus  cardinalicius  I  414. 

rubrica  I  172. 

Rücktritt  z.  Kirche  II  30  f. 

Rufina,  S.  I  409. 

Rufinus  I  140  174. 

Rüge  II  368. 

Ruralkapitel  I  119  477. 

Rußland  I  267  491;  11  196. 

Sabina  I  409. 

sacellanus  I  489. 

sacerdos  I  197;  —  proprius  II  50;  —  sum- 

mus  I  442. 
sacerdotium  I  197. 
Sachen,  heil.  II  61  291. 
Sachsen   I  193  491 ;    II   29   202  274  279 

304  318  354  370  398  440  445  477 
Sachsen-Gotha  I  193;  II  202. 
Sachsen-Meiningen  I  193;  II  202. 
Sachsen-Weimar  I  193;  II  29  202. 
Sachsenspiegel  I  62;  II  411. 
Sachverständige  II  154  f  220  340. 
Sacramentarium :   Gelasianum :  —  Grego- 

rianum:  —  Leonianum  I  156. 
sacrilegium:  carnale  ;  —  immediatum  ;  — 

locale;  —  personale;  —  reale  II  379 f. 


sacrista  I  451. 

^Sacrorum  antistitum"  I  293. 
„Sacrosanctae"   I  179. 
Sakramentalien  I  481;  II  60  ff. 
Sakraraentarien  I  156. 
Sakramente  I  422  481 ;  II  20  ff. 
Sakramentsbruderschaft  I  284;  II  430. 
Sakramentshäuschen  II  41. 
Sakramentsverächter  II  72. 
Sakrileg  II  61  316  378  ff. 
Säkularisation   I  74  89  233  277  289  311 

345  368  451  ;  II  394  436. 
.  —  von  Ordensleuten  II  414  426. 
Säkularkirchen  I  447 ;  II  310. 
Säkularklerus  I  284 ;  II  268. ' 
I  Säkularkorporation  I  120. 
Salische  Ehe  II  87. 
Salus  animarum  I  302. 
,salva  Apost.  Sedis  auctoritate"  I  101. 
Salve  Regina  II  264. 
Salzburg  I  190  333  430  435;  II  322. 
sanatio   matrimonii    in   radice    I   422-    II 

218  ff. 
sanetio  canonica  I  9. 
I  sanctus  II  270. 
Sandalen  I  445. 
satisfactio  II  44. 
Savigny  I  13. 
Sävitien  II  233. 
Schanat  I  148. 
'  Schaumburg-Lippe  I  491. 
Schauspiele  I  258. 
Schauspielergewerbe  I  260. 
Scheidebrief  II  80  227. 
Scheinehe  s.  Putativehe. 
Schenkgewerbe  1  260. 
Schenkung  I  365 ;  II  434  441. 
Schiedseid  II  339. 
Schiedsrichter  I  396;  II  321. 
Schisma:    abendländ.    I    64   299    353;    II 
467   469:    —    formelles,    materielles    I 
81  226  377:  II  316  375  f;  —  morgen- 
länd.  I  62  433. 
Schismatiker  I  81  226  361 :    II  33  36  64 

71  132  375  f. 
Schleswig-Holstein  1  491. 
Schmähung  II  387;  —  religiöse  I  91. 
Schmälerung  e.  Kirchenamtes  1  307  f. 
Schneiden  u.  Brennen  I  220  261. 
Schöffendienst  1  252. 
scholasticus  I  451. 
Schottland  I  423  491. 
Schrift,  Heil.  I  99  144;  —  Edition,   Über- 
setzung u.  Lektüre  II  10  ff. 
Schriftenwechsel  II  325. 
Schriftlichkeit  d.  Verfahrens  II  325. 
Schulaufsicht  II  16  ff. 
Schulen :  Hoch- ;  —  Kathedral- ;  --  Kloster- ; 

—  konfessionelle:    —   konfessionslose' 

—  Mittel-;   —  öffentl.;   —  Pfarr- :  — 
private;    —  Stifts^  —  Volksschulen  1 


512 


Register. 


213   388    424    443    452   481;    IL    14  ff 

478. 
Schulfonds  II  436. 
Schulmonopol  II  18. 
Schulpflicht  II  18. 
Schulzwang  11  18. 
Schutz,  Apostol.  I  289. 
Schutzrecht  I  55  72  357  375  f. 
Schwabenspiegel  I  60 ;  II  411. 
Schwächung  II  386. 
Schwägerschaft :  ehel. :  —  mehrfache  :  — 

nachfolgende :  —  unehel.  II  184  ff. 
Schwangerschaft  II  114  139  210. 
Schweden-Norwegen  I  491. 
Schweiz  I  83  318  334;  II  95  198. 
scientia  I  213  ff. 
scriba  II  319. 
scriniarius  II  319. 
„scrinium  pectoris"  I  102. 
scrutinium  I  338  f. 
Seckau  I  333. 
Secretaria  Brevium  I  421. 
secretarius  I  505;  II  319. 
Sectio  beneficii  I  305. 
sedes  I  374  445;  —  impedita :  —  plena; 

—  vacans  I  459  ff. 
Sedisvakanz  I  407  459  ff. 
Seelsorge   I   279  481  ff;   s.  a.   approbatio 

ad  curam  animarum. 
Seelsorgspfründe  I  279. 
Segen  m.  d.  hlgst.  Sakrament  II  265. 
—  päpstl.  II  62. 
Segnung  II  61. 
Seitenlinie  II  173. 
Sekretär   b.   d.    Kardinalkongreg.    I   425; 

s.  a.  secretarius. 
Sekretarie  d.  Breven  I  421. 
Sekte  I  6. 

Sekundanten  I  224;  II  385. 
Selbstmord  II  71  386. 
Selbstmörder  I  71  75. 
Selbstverstümmelung  I  227:  II  384. 
Seligsprechung  II  270. 
Seminar,    trident.    I    214  ff  422   437    447 

456  502;  II  208. 
Seminaristicum  I  444;  II  445. 
Send  II  308  f. 
Sendschöffen  II  309. 
Sendzeugen  II  309. 
seniores  I  164. 
sententia:  definitiva;   —  interlocutoria  II 

327. 
separatio   quoad   torura    et  mensam :  per- 

petua;  — -  temporaria  II  231  ff. 
sepulchrum  (i.  Altar)  II  297. 
sepultura  asinina  11  75. 
Secjuester  I  367. 
Sergius  IV.  1  403. 
series  facti  I  104. 
Servatus  Lupus  v.  Ferriöres  I  165. 
servitia  communia;  —  minuta  II  447. 


Servitut  II  458. 

„servus  servorum  Dei"  I  395. 

sessio  publica  I  499  502. 

Sext  I  271. 

Sicard  v.  Cremona  I  174. 

Sicherheitseid  d.  Kaisers  a.  d.  Papst  I  61. 

Sichtbarkeit  d.  Kirche  I  26. 

Siegelkunde  I  21. 

sigillum  confessionis  II  51  ff. 

Signatura:  Apostolica:  —  gratiae ;  — ju- 
stitiae  I  418. 

Silva  Candida  I  409. 

Silvester  1  162. 

simonia:  confidentialis ;  —  Conventionalis; 
—  interna ;  —  mentalis ;  —  mixta ;  — 
pura;  —  realis  11  380  ff. 

Simonie  I  57  318  321  365  f  373  377  401  f ; 
II  61  257  f  272  380  ff  405. 

Simplicius,  Papst  I  409. 

Simultaneum  I  83 ;  II  300  f. 

Sippe  II  173. 

Siricius,  Papst  I  150  268. 

Sirmond  I  148  158. 

Sittenzeugnis  f.  d.  Ordinanden  I  238. 

Sitzung,  feierl.  I  499  502. 

Sixtus  IV.  I  182. 

—  V.  I  108  119  183  185  255  410  ff  421  ff; 
II  306. 

Sizilien  I  332  427. 

Skandinavien  II  96  446. 

Sklaven  I  221 ;  II  140  f  337. 

Sklaverei  II  387. 

Skrutinien  v.  d.  Weihe  I  237  f. 

societas :  aequalis :  —  inaequalis  I  31 
194;  —  perfecta  I  7   194  312. 

sodalitas  K  428. 

Sodomie  II  372  387. 

Soldaten  I  219  f  221;  II  110. 

Söldner  I  220. 

solideo  I  395. 

solium  I  445. 

sollemnitas  voti  II  287  406. 

Sollemnitäten  I  303  304 ;  II  458. 

sollemnitates  nuptiarum  II  192  f. 
,  „Sollicita  ac  provida"   II  9. 
I  sollicitatio  ad  turpia  II  53  f  372. 

Sonntage  u.  Festtage  II  272  ff. 

sortilegium  II  378. 
I  Soutanelle  I  255. 
'  Souveränität  d.  Papstes  I  390. 

Sozialdemokratie  11  377. 

Spanien  I  152  f  270  323  332  f  396  405 
410  465  470;   II  96  246  252  306  454 

Sparkassen  I  259. 
1  species  facti  I  178. 
jSpeculator  I  181  ;  II  3  ff. 
'  Spender:  d.  Taufe  II  21  f;  —  d.  Firmung 
II  32;  —  d.  Eucharistie  II  34  f;  —  d. 
I      Buße  II  43f;    —   d.   Ölung   II  58;  - 
d.    Priesterweihe   I   201  ff;   —    d.    Ehe 
85;  —  d.  Sakramentalien  II  61  f. 


Register. 


513 


Speyer  I  190;  II  469. 
Spiritismus  II  378. 
Spitäler  II  478. 
Spolienklage  II  326. 
Spolienrecht  II  466  f. 


Sterilität  II  151. 
Stiefgeschwister  II  174. 
Stiergefechte  II  386. 
Stifter  I  303. 
Stiftsherren  I  450. 


j,      ^      w.v,      „„„      t»V»öi.,      ±±      •±'±1. 

Stiftungen,    fromme   I   423:    II   291    436 

455  477  ff. 
stilus  Curiae  I  110  115. 
Stipendium  manuale  II  257. 


sponsalia:    clandestina;  —  de  futuro;  —    Stiftsschule  I  213 '450-  II  16 
de  praesenti;  —  publica;  —  soUemnia    Stiftung  I  276  303  362  f;  II  441 

sponsores  II  27. 

Sprache,  liturg.  II  248  f. 

Sprachgitter  i.  Kloster  II  410 

Staat  I  40  ff  48  ff  84  ff  92  ff  121  ff  186    stiperiT"l73 
191  ff  215  f  232  f  236  242   244  ff  263  |  stirps  II  173 
270  277   278   284  287  ff  298   301    303  1  Stolgebühren 'l  481-  H  70  442  ff 
304  323  f  326  ff  343  ff  350  f  355  367  ff   Stolrechte  I  481  •  11  442  ff 
378  ff  396  397  ff  404  ff  410  426  ff  441    Störung  d.  Gottesdienstes  I  91  •  II  300 
446   454   462   466   472  f  479   483  495    Strafen    kirchl.  II  346  ff 
496;   II  3  ff   16  ff  25   29  ff  52  ff  74  ff !  Straferlaß  II  351 


77  ff  88  ff  93  ff  141  144  148  f  166  169  f 
174  ff  182  ff  200  ff  224  ff  228  236  ff  268 
273  ff  284  290  ff  312  ff  317  f  324  334 
354  357  363  368  ff  390  ff  398  f  403 
411  f  415  f  429  432  ff  438  ff  440  ff 
448  ff  457  460  462  ff  468  ff  470  ff  473  ff 
477  ff. 

Staatsämter  I  221  262. 

Staatsbeamte  I  262  278. 

Staatskirchenrecht  I  20, 

Staatsrecht  I  20. 

Staatssteuer  I  251;  II  440. 

Stab,  bischöfl.  I  57  328  445. 

stabilitas  loci  II  391. 

Stadtpfarrei  I  476. 

Stadtschulen  II  17. 

stallum  in  choro  I  346  454. 

Stamm  II  173. 

Stammbaum  II  176. 

Standesbeamte  II  236  ff. 

Standespflichten,  klerikale  I  254  ff. 

Standesrechte,  klerikale  I  242  ff. 

Standesvergehen  II  389. 

Station  I  301 ;  II  423. 

Stationstage  II  281. 

Statistik  I  20. 

Status  ecclesiasticus :  clericalis;  —  com 
munis;  —  laicalis;  —  regularis:  —  spe 
Cialis  I  194  ff.  ^ 

statuta  I  102  119. 


Strafgelder  II  368  f. 

Strafgerichtsbarkeit  II  311  ff. 

Strafmündigkeit  II  349. 

Strafprozeß  II  329  ff. 

Strafprozeßrecht  II  17. 

Strafrechtstheorien  II  347. 

Strafversetzung  I  384;  II  370. 

Strandrecht  II  387. 

Straßburg  I  190  291  468. 

Streitbefestigung  II  326. 

Streiteinlassung  U  326. 

Studienzeugnis  I  238. 

Studierende  II  110. 

Studium  d.  Theologie  I  213  ff :  II  5  f. 

Stumme  I  212;  II  138. 

stuprum  II  386. 

Suarez  I  46. 

Subdelegation  I  282;  II  127. 
I  Subdiakon  I  38  198  214  268. 
subditi  I  133;  II  320  f. 
Subjekt:    d.  Kirchenvermogens   II  448  f; 

—  d.  Patronatsrechtes  I  360  f. 
subreptio  I  104;  II  212. 
subsidium  caritativum  II  444  ;  II  446. 
Suburbikarische  Bistümer  I  391  411. 
successio  Apostolica  I  32  ff  201. 
Südamerika   I   323  333  503;   II  102  205 

252. 
Suffraganbischof  I  284  436  501. 
suffragia  ecclesiae  I  83;    II  355. 


Statuta  ecclesiae  antiqua  (Stat.  eccl.  unica;    Sühne'versuch  II  234. 


—  Stat.  antiq.  orientis)  I  151. 
Staufen  I  62  331. 
Stellvertreter:  d.  Bischofs  I  459  ff:  —  d. 

Papstes  I  407  ff;  —  d.  Pfarrers  I  486  ff" 
Stephan  III.  I  398. 
—  V.  Tournay  I  174, 
Stephani  I  69. 
Stephanus  v.  Salona  I  150. 
Sterbeablaß  II  56. 
Sterbemonat  II  470. 
Sterbequartal  II  470. 
Sterbe  register  II  75. 


Sägmüller.  Lehrbuch  des  kathol.  Kirchenrechts.  II.    3.  Aufl. 


Sukkursalpfarrei  I  278  480. 

Sukkursalpfarrer  I  278  384  480;   II  125. 

Sulpizianer  II  424. 

summa  I  173. 

Summae  I  13  173. 

—  confessorum  (casuum,  conscientiae,  de 

poenitentia)  I  151. 
summarium  I  172. 
Sünder,    öffentliche   II   28   33   38   59  72 

133. 
^Super  specula"  I  262. 
superior  II  417  427. 


38 


514 


Register. 


superiorissa  generalis  II  427. 
superstitio  II  378. 
supplicatio  II  346. 
suppressio  beneficii  1  312. 
susceptores  II  27. 

suspensio ;  a  beneficio ;  —  ab  officio ;  — 
ab  ordine ;  —  ex  informata  conscientia ; 

—  generalis ;  —  partialis ;  —  specialis ; 

—  totalis  II  334  364  ff. 
Suspension  d.  Bischofs  I  331  353. 
Suspensivbedingung  II  103  106  145. 
Suspensiveffekt  II  310  341  f. 
sustentatio  congrua  I  234;  II  462. 
Syllabus  I  7  47  74  92  95  250  385  ff;    II 

16  77  ff  92  432  439. 
Symbolik  I  18. 
Symbolum  II  8  264. 
Symmachus,  Papst  I  150  397. 
Zü'yaywyr^   y.a'^t'r^a»  I   148. 
Syndikus  I  473;  II  319. 
a'r^ziffu/.zog  I  257. 
Synodalexaminatoren  I  321    456    506;    II 

383 
Synodalrichter    I    282    390    456    506;  II 

323. 
Synodalstatuten  I  116  456  506. 
Synodaltaxe  I  233;  II  259. 
Synodalzeuge  I  479;  II  309. 
Synodaticum  I  444 ;  II  445. 
Synoden  I  492  ff'. 

—  allgemeine:  I  51  58  100  f  388  413 
442  492  ff;  —  Nicaea  I  325  :  I  100 
147  ff  257  267  383  391  432  493  497 ;  - 
Konstantinopel  I  381 :  I  33  100  147  ff 
432  ff;   —  Ephesus  431:  I  100  147  ff; 

—  Chalcedon  451 :  I  33  52  100  147  ff 
432  ff  496  499;  II 456;  —  Konstan- 
tinopel II  553  :  1  100  ;  —  Konstantinopel 
III  680-681 :  I  100;  —  Nicaea  II  787  : 
I  100;  —  Konstantinopel  IV  879—880: 

■I  100;  —  Lateranense  I  1123:  I  100 
178;  —  Lateranense  II  1139:  I  100 
172  244  268;  II  160:  —  Lateranense  III 
1179:  I  100  175   231  299  400:  11439; 

—  Lateranense  IV  1215:  I  100  177 
299  330  500  504:  II  39  50  108;  — 
Lyon  I  1245:  I  100;  —  Lyon  II  1274: 
I  100  363;  —  Vienno  1311—1312:  I 
100     180;    —   Konstanz     1414—1418: 

I  66   100    187    332   354   386  495  498: 

II  323  358;  —  Basel-Ferrara-Florenz 
1431—1445:  I  66  100  183  187  332  354 
380  498;  II  323  358;  —  Lateranense 
V  1512—1517:  I  100  183;  —  Trient 
1545-1563  :  1  69  100  183  usw. ;  —  Vati- 
canum   1869—1870:  I  74  100  183  usw. 

—  partikulare:  Elvira  ca  300:  I  268;  II 
170;  —  Ancyra  314:  I  147  ff  464;  II 
170;  -  Neocaesarea  314:  I  147  ff;  — 
Antiochien  341 :  I  147  ff  464  ;  —  Oangra 
343:    I    147  ff;  —   Sardika   343:   I    29 


147  ff  390  464 ;  II  322 ;  —  Laodicea 
345-381 :  I  147  ff  464 ;  —  Karthago  397  : 

I  257;  398:    I  151;  399:  II  303;  401: 

II  465:  419:  I  150;  —  Orange  441: 
I  356;    —    Konstantinopel  448:    I  52; 

—  Ephesus  449:  I  500 ;  —  Rom  499: 
I  397 ;  —  Agde  506  :  II  38 ;  —  Epao 
517:    II  296:    —  Orleans  541:    I  468; 

—  Braga  563:  I  152;  572:  I  153;  — 
Auxerre  573—603:  I  503;  —  Toledo 
633  :  I  153  ;  655  :  I  356 ;  —  Nantes  658  : 
1257;  —  Trullanum  692:  I  267;  II  180 
196;  —  Konstantinopel  754:  I  500 ;  — 
Rom  769  :  I  398 ;  —  Chrdons  s.  S.  813  : 
I  155;  —  Mainz  813:  II  256:  —  Tours 
813:  I  155;  —  Aachen  817:  I  449;  II 
391 ;  836 : 1 164 ;  —  Paris  829  :  1 164  464  ; 

—  Meaux  845:  I  164  464;  II  170;  — 
Reims  852 : 1 165  :  —  Rom  862 :  I  398 :  — 
Metz  888  :  I  464 ;  —  Tribur  895  :  II  170  ; 

—  Seligenstadt  1022:  II  174  252:  — 
Sutri  1046:  I  399;  —  Rom  1059:  I 
400:  —  Poitiers  1078:  I  222;  —  Melfi 
1089:  I  268:  —  Clermont  1130:  I  245: 

—  Reims  1131:  I  245;  -  Pisa  1135: 
I  245;  —  Toledo  1355:  I  132;  —  Pisa 
1409:  I  64;  —  Rom   1724:  I  391 ;    - 

—  Pistoja  1786:  I  387  503;  II  91:  — 
Gran  1858:  180;    -  Prag  1858:  I  80. 

ffuvodog  i'^or^ixoijaa  I  494. 

Syrer  I  434. 

Syrien  I  35. 

System  d.  Kirchenrechts  I  15  f. 

Tabennisi  II  391. 

Tabernakel  II  41  298. 

Talar  I  255. 

Taraetsi  Dekret  I  131;  II  119  tt\ 

Tankred  I  181. 

Tänze  I  258. 

zaizzv^og  I  445. 

Taube  I  212;  II  138  337. 

Taufe  I  81  474  481  ff;  II  21  ff  163  f  179  ff. 

-  bedingte  II  23  f  31  163. 

—  protest.  I  81. 
Taufkapelle  II  26. 
Tauf  kirche  I  474  f. 
Taufname  II  28. 
Taufort  II  26. 
Taufpaten  II  28  f  179  ff. 
Taufregister  I  483:  II  28  130. 
Taufstein  II  26. 

Taufwasserweihe  I  485;  II  27  63. 
Taufzeit  II  27. 
Taufzeremonien  II  26. 
Taufzeugen  I  81;  II  28. 
Tausch  l  331  353  365  381. 
Täuschung  II  139  f. 

taxa:    Innocentiana  I  325;  II  69  446;  -- 

stolae  II  442. 
Taxen  I   142;  II  214  f  446  ff. 


Register, 


515 


r«,-fc  I  197. 

Teilung  e.  Kirchenamtes  I  305  f 
Telegraph  I  142;  II  209. 
Templer  11  392. 
Temporalieusperre  II  464. 
tempus:   clausum  (vetitum,   sacratum,  fe 
natura) ;  —  continuum ;  —  utile  I  325 
II  192  f. 
tenentes  II  27. 
Teodoro  de'  Lelli  I  163. 
Tema  I  371  478. 
terrae  missionis  I  490. 
Territorialhoheit,  landesherrl.  I  67. 
Territorialsystem  I  69. 
territorium  separatum  I  290. 
Tertiarinnen  I  245. 
Tertullian  I  33  49;  II  89  235. 
Terz  I  271. 
Teschen  I  470. 
Testament  II  314  408  425  434  441  f-  — 

d.  Klerikers  II  461  ff. 
Testamentsexekution  I  261. 
testes  synodales  II  309. 
Testierfreiheit  d.  Geistlichen  II  464  ff. 
testis:  auctorizabilis ;  —  spectabilis  II  126 
Theater  I  258. 
Theatiner  II  393. 
Theoderich  d.  Gr.  I  397. 
Theodor  v.  Canterbury  I  155. 
Theodosius  I.  I  83  50-  II  177 
—  II.  II  52  157  498. 
Theodulf  v.  Orleans  I  160. 
Theologen  a.  d.  allg.  Konzil  u.  d.  Provin- 

zialsynode  I  497  501. 
fheologia:  practica:  —  rectrix  I  16  171     I 
Theologie  I  16  ff ;  —  scholastische  I  171.  ' 
Theologiestudium  I  213  ff:  II  5  f. 
thesaurarius  I  451. 
thesaurus  ecclesiae  I  55. 
Thesaurus   resol.   S.    Gong.  Conc.  Trid.   I 

189. 
nzaiwi  I   101. 
Thessalonich  I  426. 
Thomas  v.  Aquin  I  128;  II  80  85. 

—  Campeggio  I  66. 

—  de  Vio  (gen.  Cajetanus)  I  66. 
Thomasius  I  69. 
Thomassin  I  13. 
Thrazien  I  432  434. 
thronus  I  445. 
Thurifikation  I  374. 
Tiara  I  395. 
Timotheus  I  34  ff. 
Tischtitel  I  232  f  235  f. 
Titelkirchen  I  230  408  ff. 
Titularbischof  I  465  f. 
Titularfest  II  270. 
Titularpatriarch  I  433. 
Titulatur  I  244  283;    —  d.  Äbte  II  420- 

—  d.  Bischöfe  I  445;  —  d.  Erzbisch.  I 
438:  —  d.  Kanoniker  I  454:  —  d.  Kar- 


I      dinäle  I  413 ;    —  d.  Nuntien  I  431  •  — 
!      d.  Papstes  I  394. 
titulatus  I  231  277. 
tituli  cardinales  I  408  ff. 
titulus  I  231 ;  —  administrationis;  —  bene- 

ficii;  —  congregationis;  —  litteraturae  : 
raensae;  —  mensae  communis:  — 

niensae  principis ;  —  missionis:  — 
j  obedientiae;  —  patrimonii;  —  pauper- 
i      tatis;   —   pensionis;    —    principis;    — 

professionis:   —  seminarii;    —    servitii 

dioeceseos  (ecclesiae)  I  231  ff. 
—  coloratus  II  47  125. 
:  —  major,  minor  I  475. 
Titus  I  36. 
tobaleae  II  298. 
Tobiasnächte  II  135. 
Tochterkirche  I  308. 
Todeserklärung  II  157  241. 
Todesgefahr  II  21  ff  30  40*51  59  114  130 

207  237  244  352  ff  400. 
Todesstrafe  II  369. 
Toledo  II  246. 
Toleranz  I  84  92. 
Toleranzantrag  I  90 :  II  25  29  ff  203  269 

«Tolerari  potest"  I  111  12^ 

Tonsur  I  199  f. 

Torres  I  163. 

Tortur  II  332  376. 

Tote  Hand  II  435. 

Totenoffizium  II  67. 

Totenregister  I  483. 
I  Totenschein  II  157. 
1  Totschlag  I  219  226:  II  384 
I  Tötung  I  219  226:  II  884. 
i  Tracht,  klerikale  I  254  ff 
(Tractatus  I  13  174. 

tractatus  praevii  I  337. 

traditio:   Apostolica :    —  constitutiva :    — 
divina  ;  —  ecclesiastica  :  —  humana :  — 
interpretativa  I  99  f. 
Tradition  I  99  f. 
transactio  II  321. 
transformatio  beneficii  I  305. 
translatio  beneficii  I  305. 
Translation:    d.    Benefiziaten    I    333    353 

381  ff;  —  d.  gestift.  Messen  II  259. 
translocatio  d.  Benefiziaten  I  384 ;  II  370. 
Trauergeläute  I  374. 
Trauerjahr  II  235  240. 
Trauung  I  481:  II  117  ff. 
—  Protest.  I  82;  II  198  ff. 
Trauungsform  II  86  134. 
Trauungsrapulare  II  109. 
Trauungsregister  s.  Eheregister. 
Treibjagd  I  259. 

Trennung  v.  Kirche  u.  Staat  I  92  ff 
Treubruch  II  106  224. 
Treue,  ehel.  II  224. 
Treueid,  staatl.  I  287;  II  286. 


516 


Register. 


Trident.  Ehedekret  II  119  ff. 

TrienDalfakultäten  I  141. 

Triennalprobe  II  155. 

Trier  I  190  232  435;  II  10  112  470. 

Trinkgelage  I  258. 

triregnum  I  395. 

truncus  II  173. 

Trunksucht  I  256. 

Tuniceila  I  445. 

Türkei  I  491. 

Turnier  II  386. 

Turrecremata  I  66  163  174. 

Tusculum  I  409. 

Tutel  I  261. 

Tutor  I  222;  II  325. 

IJbergang  d.  Patronatsreclits  I  324  ff. 
Übertragung  e.  Kirclienamtes  I  305. 
Übertritt  in  e.  and.  Orden  II  413  f. 

—  z.  Kirche  I  91 ;  II  31. 
Ulm  II  122. 
umbraculum  I  445. 

Umgang  m.  d.  Akatholiken  I  84 ;  —  m. 
d.  Exkommunizierten  II  356  ff;  —  m.  d. 
Ungläubigen  I  80. 

Umpfarrung  I  307. 

^Unam  sanctam"  I  60. 

Unauflöslichkeit  d.  Ehe  II  79  f  82  ff  227  ff. 

Uneheliche  Kinder  I  222  f  228  316  f  410; 
II  207  213  225  f  242  401  407  418  424. 

Unfehlbarkeit  I  29  109  387. 

Unfreie  1  221 ;  II  140  f. 

Unfruchtbarmachung  I  227;  II  384. 

Unfug  i.  d.  Kirche  II  300. 

Ungarn  I  60  232  466;  II  132  306  446. 

Ungetaufte  I  79  f  207  361 ;  II  144  159 
162  ff'. 

Ungläubige  I  79  f. 

Ungültige  Ehen  II  215  ff. 

Unierte  oriental.  Riten  I  434;  II  249. 

unilaterales  II  174. 

unio  beneficii :  accessoria ;  —  aeque  prin- 
cipalis;  —  inaequalis;  —  per  acces- 
sionem ;  —  per  aequalitatem ;  —  per 
confusionem ;  —  per  exstinctionem ;  — 
per  inaequalitatem  ;  —  per  subjectionem  ; 
—  subjectiva  I  308  f. 

—  prolium  II  184. 
„üniversa  per  orbem"  II  274. 
Universalsukzession  II  408. 
universitas  causarum  I  281  f. 
Universität  I  119  213  ff  311  364  424  460 

497  501  ;  II  5  f  17  20. 
Unkenntnis  I  131;  II  347. 
Unmündige    I  361;    II    24  f   29  f   67  101 

148  ff  282  285. 
Unterhaltung   d.  kirchl.  Gebäude    II    455 

470  ff  47:^  ff. 
Unterordnung,  hierarch.  I  283  ff. 
Unterpfand  (Mahlschatz)  II   104. 
Unterschcidungsjahre  II  29  ff  200  ff. 


Untertanen  I  131  ff;  II  320  f  350. 
Untertaneneid  II  286  357. 
ünverbesserlichkeit  II  415  426. 
Unvermögen,  geschlechtl.  II  150  ff. 
Unzucht  II  386. 
Urban  II.  I  222  268  427 ;  II  357. 

—  IV.  I  175. 

—  VIII.  I  109  188  232  272  296  401  440; 
II  259  274. 

urbi  et  orbi  I  130  391  403. 

Urkunden  II  338  f. 

Urlaub  I  295  ff. 

Urpfarrei  I  474  f. 

Ursinus,  Gegenpapst  I  397. 

Urteil  II  328. 

usucapio  libertatis  I  139. 

Usurpation  I  313. 

usus  forensis  I  115. 

—  sordidi  I  312  ;  II  304. 
,Ut  debita"  II  259. 
utensilia  sacra  II  466. 
uterini  II   174. 

utile  II  357. 

utilitas   evidens   I   295   302  312  461 ;   II 
396. 

Vacabili  I  416. 

„Vacante  Sede  Apostolica"  I  401. 

vacatio  legis  I  131. 

Vagi,  vagabundi  I  133  481;  II  39  111  126 

130. 
vale  II  357. 
Valentinian  I.  I  397. 

—  II.  I  33  51. 

—  III.  I  33  157. 
Vallombrosaner  II  392. 

variatio :  cumulativa ;  —  privativa  I  372. 

Vaterunser  II  264. 

Vatikan  I  393. 

Vechta  I  470. 

velatio  nuptialis  II  117. 

Velletri  I  409. 

venatio  I  259. 

Venedig  I  429  433;  II  363. 

Veränderung    d.    Kirchenämter    I    304   ff 

444  456  459. 
Veräußerung  d.  kirchl.  Vermö2:ens  I  456 

459;  II  457  ff". 
Verbannung  II  369. 
Verbrechen  I  209  225  ff  228  f  313  374  ff 

—  als  Ehehindernis  II  169  ff. 
Verein,  religiöser  I  120;  II  428  ff. 
Vereinigte    Staaten   I   93  ff  232  323  333 

423  455  491;   -  II  95  110  411. 

Vereinigung  v.  Kirchenämtern  I  308  f. 

Vereinsgesetz  II  269  431. 

Verfassung  d.  Kirche  I  29  ff  194  ff ;  - 
d.  Kapitel  I  451  ff;  -  d.  Kongrega- 
tionen  II  426  f;  —  d.  Orden  II  416  ff 

Vergehen,  geheime  I  209  229  246;  11 
349. 


Register. 


517 


Vergeltung  II  347. 

Vergleich,  gütl.  II  321. 

Verhältnis  v.  Kirche  u.  Staat  I  40  ff. 

—  V.  Papst  u.  Kaiser  I  55  ff. 
Verhandlungsmaxime  II  325. 
Verhängung  kirchl.  Strafen  II  350  ff\ 
Verjährung    I    113  f   139    363  f   366;    II 

326  335  441. 
Verknechtung  11  369. 
Verkündschein  II  113. 
Verleihung  d.  Kirchenämter  I  312  ff. 
Verlöbnis  II  100  ff. 
Verlöbnisklagen  II  107. 
Verlöbnisregister  II  103. 
Verlöbnistreue  11  105. 
Verlobung  II  117  f. 
Vermächtnis  II  434  441. 
Vermögen,  kirchl.  II  432  ff. 
Vermögenskonfiskation  I  367;  II  369. 
Vernunftgebrauch,   mangelnder  I  212:   II 

137  f  238. 
Verordnung  I  129. 

Verpachtung  d.  Pfründgüter  II  463  f. 
Versammlung  d.  Geistlichen  I  120. 
Verschollenheit  II  157  f  241. 
Versetzung  I  381  ff. 
Verstümmelung   I   219   227   377-    II  369 

384. 
Verträge,  völkerrechtl.  I  125. 
Vertragstheorie  I  125  f. 
Vertreter,  gesetzl.  II  240. 
Verwaltung  d.  Kirche  II  1  ff:  —  d.  kirchl.  ' 
Vermögens    I    195    388    444    481;    II 
455  ff ;    —  d.  potestas  jurisdictionis  II 
311  ff';  —  d.  pot.  magisterii  II  1  ff;  — 
d.  pot.  ordinis  II  20  ff. 
Verwandlung  e.  Kirchenamtes  I  305. 
Verwandtschaft:   geistl.  II  179  ff •  —  ge- 
setzl. II  182  ff;    —   leibl.  II  172  ff;  — 
mehrfache  II  175  f. 
Verwandtschaftsberechnung  II  173  ff. 
Verweigerung  d.  Ordination  I  229. 
Verweis  II  368. 

Verzicht  a.  d.  Kirchenamt  I  379  ff;  — 
a.  d.  päpstl.  Würde  I  407  •  —  a  d 
Patronat  I  376  f. 
Vesper  I  271. 
Veto  s.  Exklusive. 
Viatikum  I  485 ;  II  35  40. 
vicarius  I  311 ;  —  Apostolicus  I  426  460; 

—  capitularis  I  459 ;  —  Christi,  Dei 
I  394;  —  generalis  I  469;  —  in  pon- 
tificalibus  1  465;  —  Petri  I  394;  _ 
spiritualis  I  470. 

vicedominus  II  456. 

victualia  I  297. 

Vielmännerei  II  79  f. 

Vielweiberei  II  79  f. 

Vienne  I  427  435. 

vigens  ecclesiae  disciplina  I  115. 

Vigilfasten  II  281  f. 


Vigilius,  Papst  I  152. 

Vikar   I  487  f;    —   Apostolischer   I    117 

426  490;  II  103  213. 
Viktor  II.  I  399. 

—  in.  I  169. 

Vindikativstrafen  IL  347  ff  368  ff. 
Vinkularklage  II  220  ff. 
Vinzenz  v.  Paul  II  393. 
vis:   absoluta;    —   coactiva ;    —    compul 

siva;   —   condicionata ;    —   directiva  I 

131  f ;  II  142. 
visitatio  liminum  I  296  389  422  447  466  • 

II  306  f. 
Visitation,  Apostel.  I  422. 

—  d.  Diözese  I  437  444  447  459  468  ff  471 
502 ;  II  308  ff. 

I  visitator  I  459. 
I —  Apostolicus  I  491. 
:  vita :   activa ;  —  canonica ;  —  communis : 
j      —  contemplativa ;  —  mixta  I  268  272 
!      277  344  449;  11  396. 
vitricus  II  471. 
:  Vogt  I  247  357  376 ;  II  467. 
j  Vogtei  I  357  376. 
'  Völkerrecht  I  20. 
Volksraissionen  II  268. 
Volksschule  II  14  ff. 
j  Vorlesehefte  II  6. 

[Vormünder  I  222  370;  II  118  240  325. 
Vormundschaft  I  222  252  261:  II  240. 
Vormundschaftsgericht  II  240  f 
Vorrang  I  243  283  f. 
Vorschrift  I  129. 
Vorsitz  I  243  283  f  498  502. 
Vortritt  I  243  283  f. 
Vota  simplicia :  ingrediendi  religionem  :  — 
non  nubendi  (caelibatus) ;  —  perpetuae 
castitatis  :  —  suscipiendi  sacros  ordines : 
—  virginitatis  II  193  f. 
Votum:    expressum;   —  mixtum;  —  per- 
sonale ;   —  privatum :   —  publicum  ;  - 
reale ;  —  reservatum  ;    ^  simplex  ;  — 
sollemne ;  —  tacitum  II  287  402  f  400 
424  f. 


i  Waffentragen  d.  Geistlichen  I  244  256. 
I  Wahl  I  314  336  ff. 
Wahlformen  I  338  f. 
Wahlkapitulationen  I  337. 
Wahnsinnige  I  212;  II  138  234  243. 
Wahrsagerei  11  378. 
Waisenhäuser  II  478. 
Waldeck  I  192;  II  202. 
Waldenser  II  432. 
Wallfahrten  II  268. 
Walter  I  13. 
Wappenkunde  I  21. 
Warschau  I  435. 
Wartezeit  II  240. 
Wechselgeschäfte  I  260. 
Weiber  I  207. 


518 


Register. 


Weihbischof  1  284  388  463  ff  497  501 :  II 

307. 
Weihe,  höhere  I  197  f ;  II  159. 
Weihegewalt  I  28  194  ff ;  II  20  ff. 
Weiheinterstitien  I  239  f. 
Weihekompetenz  I  202  ff;  II  20  ff  291  ff. 
Weihen  I  196  ff:  —  häret.,  schismat.,  si- 

nionist.  u.  exkomm.  Bischöfe  I  201. 
Weiheort  I  238. 
Weihetermine  I  239. 
Weihezeiten  I  239. 
Weihnachten  II  42  252  ff  273. 
Weihung  II  61. 
Wenilo  v.  Sens  I  165. 
Wessenberg  I  102. 
Westfäl.  Friede  I  87  f  191  361;  II   17   73 

436  443. 
Westfriesland  II  95. 
Westgotenreich  I  53  327. 
Wiclif  II  432. 
Widerklage  II  321  326. 
Widerstand,  passiver  I  45. 
Wiedereinsetzung  i.  d.  vorig.  Stand  II  345  f 

412  434  460. 
Wiedertaufe  I  225;  II  23  f  31  163  f. 
Wien  I  429  ff;  II  322. 
Wilhelm  Durantis  I  181;  II  311. 

—  de  Mandagoto  I  179. 

—  de  Monte  Lauduno  I  182. 
Wirtshausbesuch  d.  Geistl.  I  258. 
Witwe  I  220  f;  II  134  210  235  240. 
Wöchnerin  II  63. 
Wohltätigkeit  I  256;  II  478  ff. 
Wohnort  I  133  f  203;  II  103  110  ff  122  ff; 

s.  a.  Domizil  u.  Quasidomizil. 
Wucher  II  388. 
Wulfad  V.  Soissons  I  165. 
Würfelspiel  I  259. 

Württemberg  I  88  193 :  s.  a.  Rottenburg. 
Würzburg  I  190;  II  47  322. 


York  I  435. 


UTZOOLUXO'^Ot 


I  38. 


Zabarella  I  65  181. 
Zacharias,  Papst  I  54;  II  177. 


Zählung  d.  Verwandtschaftsgrade  II  174  f. 

Zauberei  II  178. 

Zechpropst  II  472. 

Zehnt  II  442  ff'. 

Zeit  d.  Ordination  I  239. 

Zeit:    geschlossene    II    134   192  f  206;  — 

mitteleurop.,  natürl.  I  273;    II  43  255; 

—  österl.  I  482:  II  39. 
Zeitschriften  I  25;  II  12. 
Zeitungen  II  12. 
„Zelo  domus  Dei"  I  88. 
Zeno,  Kaiser  I  52. 
Zensur:    nachfolgende:  —  vorausgehende 

II  88  ff. 
Zensuren  I  390  413  444;  II  347  ff  419. 
Zenzelinus  de  Cassanis  I  182. 
Zepter  I  329. 
Zession  I  331  353. 
Zeugen  I  219;  II  103  121  127  129  ff  157 

238  337  ff. 
Zeugeneid  II  338. 
Zeugenzahl  II  338. 
Zeugnisse  I  214  238. 
Ziborium  II  298. 
Zins  II  387  ff. 

Zirkumskriptionsbullen  I  75  f  124. 
Zisterzienser  II  392. 
Zisterzienseräbte  I  202. 
Zivilehe  II  88  9'3  ff  191  207  210  235  ff 
Zivilstandsregister  I  483;  II  75  96  238. 
Zivilstreitigkeiten  I  246  ff ;  II  313  ff  324  ff. 
Zölibat  I  264  ff;  II  159. 
Zonaras  I  148. 
zucchetto  I  395. 

Züchtigung,  körperl.  I  245 ;  368. 
Zuschauer  b.  Hinrichtung  od.  Duell  I  219: 

II  385. 
Zuständigkeit  d.  Standesbeamten  II  237. 
Zwang  II  142  ff  287  403  f. 
Zwangsbuße  II  368. 
Zwangsfasten  II  368. 
Zwangsschule  II  18  f. 
Zwangszivilehe  II  95  f. 
Zweikampf  s.  Duell. 
Zweischwertertheorie  I  60. 
Zwischenurteil  II  327  341. 


Bericlitigungen  und  Ergänzungen. 

S.  32,  Z.  20  V.  unt.  lies:  J.  E.  B  eis  er 
stinus,  ml  ''  "    "'  ''''    '••'    ^-  ^^^-^— ^    ^-    Bußlehre    des   hl.  Augu- 

S.  49,  Z    21  V.  ob.  füge  b. :    A.    de    Smedt,    Tractatas    de    casibus  reservatis 
necnon  de  soUicitatione  et  absolutione  complicis    1914 

(Theo,.'::  G.lr^iflotVsi;;'-^-  ''• '''''"'' '  -'"''"'^  "•  ^*-^-"--^ 

S    62,  Z   4  V.  unt.  füge  b.:   Ders.  (Ei  chm  ann) ,   D.  rechtl.   u.  kirchenpolit 
Bedeutung  d.  Kaisersalbung  i.  MA.  (Festschrift  f.  Hertling  [1913]  263  ff) 

Deut;h'\2ri9i3'-   ""•   ''''  '-   '•  '"'"''•   "•  ""''''  '    Feuerbestattung  i. 

S.  91,  Z.  7  V.  unt.  füge  b.:  S.  Barano wski,  Luthers  Lehre  v.  d.  Ehe.  1913. 
r.J.\  ,  ^\  ^^"  b.:  J.  Chabagno,  Le  mariage  des  infideles  dans  ses 

'T^«n";  V"'  ":'"'  '°  ^"'""'  ^'  '"  '»'  J'P"-'-  -  partieulier,  1913. 

s    17«    V  ,.   "'  '"''■  'T-  -albert i.  De  jejunio  ecclesiastico  ^  1913. 

b.  348,  Z.  19  V.  unt.  lies :  J.  E.  B  e  1  s  e  r ,  Einleitung  i.  d.  N.  Test.  ^  (190-5)  448  t 

S.  .374,  Z.  lo  V.  unt.  füge  b. :  Ch.  MoeUer,  Les  buchers  et  les  a„to-da-fe  de 

irnqu,s,t,on  depuis  le  moyen-äge  (Rev.  d'hist.  eccles.  XIV  [191.S]  720  ff ) 

Wb'^O  /'  ^'  V:  ""''n^"®'  b.:  H.  Voß,  D.  Erlangung  d.  Rechtsfähigkeit  durch 

s^en    ml:  '•       """"  "="'"""  "■""•   "'•   '^^'"^  Korporatio^srechte  be- 

•^;  *fV\Vj-   "°'-   ^"«^  ■*••   H-  Hellmuth,   D.  Umlagen   d.   bürgerl    Ge- 


^\  ^  f 


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TH£  INSTITUTE  QF  MEDIAEVAL  STUDIES 

59  QUEEN'S  PARK  CRESCENT 

TORONTO  -  5,    CANADA 


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