LEHRBUCH
DES KATHOLISCHEN KIRCHENRECHTS
II. (SCHLUSS-) BAND
LEHRBUCH
DES KATHOLISCHEN
KIRCHENRECHTS
VON
DR JOHANNES BAPTIST SÄGMÜLLER
PROFESSOR DER THEOLOGIE AN DER UNIVERSITÄT TÜBINGEN
DRITTE, VERMEHRTE UND VERBESSERTE AUFLAGE
II. (SCHLUSS-) BAND
VERWALTUNG DER KIRCHE
FREIBURG IM BREISGAU
HERDERSCHE VERLAGSHANDLUNG
1914
BERLIN, KARLSRUHE, MÜNCHEN, STRASSBURG, WIEN, LONDON U. ST LOUIS, MO.
JIM 3S8l^^
997Z
Imprimatur
Frihiirgi Brisgoviae, die 6 Aprilis 1914
4: Thomas, Archiepps
Alle Rechte vorbehalten
Bochdnickerei der Herderscheu Verlagshandlung in Freibur>; i. Br.
Inhaltsverzeichnis.
Viertes Buch.
Die Yerwaltimg Her Kirche.
Erster Abschnitt.
Die Verwaltung der potestas magist erii.
§ 109. Die Verwaltung der Lehre
§ 110. Die Erhaltung der Lehre .
§ 111. Die Kirche und die Schule
Seite
1
7
14
§ 112.
§ 113.
§ 114.
§ 115.
§ 116.
§ 117.
§ 118.
{? 119.
§ 120.
§ 121.
§ 122.
§ 123.
§ 124.
§ 125.
§ 126.
§ 127.
§ 128.
Zweiter Abschnitt.
Die Verwaltung der potestas ordinis.
Erstes Kapitel.
Die Sakramente mit Ausnahme der Ehe. Die Sakramentalien.
Die rechtliche Seite in der Verwaltung der Sakramente und des Kultus
Die Taufe
Der Austritt, Rücktritt und Übertritt in die Kirche
Die Firmung .......
Die Eucharistie .......
Die Buße ... ...
Der Ablafs ...
Die letzte Ölung
Die Sakramentalien .....
Das Begräbnis
Zweites Kapitel.
Das Sakrament der Ehe.
Die natürliche Ehe .....
Die sakramentale Ehe ...
Die weiteren Arten der Ehe
Die Jurisdiktion über die Ehe
Die Zivilehe
Das Verlöbnis ......
Das Brautexamen.
Das Eheaufgebot
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93
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VI
Inhaltsverzeichnis.
§ 129. Die Eheschließung
§ 130. Die Ehehindernisse
I. Die trennenden Ehehindernisse.
A. Trennende Ehehindernisse aus einem natüiiiclien Mangel im Konsens.
Das fehlende Bewußtsein ....
Der Irrtum ....
Der Zwang und die Furcht
Der Nichteintritt der beigefügten Bedingung
Die Eheunmündigkeit .....
Seite
115
135
§ 131.
§ 132.
§ 133.
§ 134.
§ 135.
§ 136.
§ 137.
§ 138.
§ 139.
§ 140.
§ 141.
§ 142.
§ 143.
§ 144.
§ 145.
§ 146.
§ 147.
§ 148.
§ 149.
§ 150.
§ 151.
§ 152.
§ 153.
§ 154.
§ 155.
§ 156.
§ 157.
Die Impotenz
B. Trennende Eliehinderuisse aus einem gesetzlichen 3IangeI im Konsens.
Das bestehende Eheband .
Die höhere Weihe
Das feierliche Gelübde
Die Religionsverschiedenheit
Die Entführung .
Das Verbrechen .
Die leibliche Verwandtschaft
Die geistliche Verwandtschaft
Die gesetzliclie Verwandtschaft
Die Schwägerschaft .
Die öffentliche Ehrbarkeit .
II. Die aufschiebenden Ehehindernisse.
Die
Die
Die
Die
Die
Die
Die
Die
Die
Die
geschlossene Zeit
Das kirchliche Verbot
Das einfache Gelübde,
gemischte Ehe ........
Dispensation von den Ehehindernissen
Konvalidation ungültiger Ehen ....
Annullation ungültiger Ehen .....
Reclitswirkungen der Ehe für die Eltern und die Kinder
Eheauflösung ........
Ehescheidung .....
zweite Ehe .........
bürgerliche Ehe des Bürgerlichen Gesetzbuches
Drittes Kapitel.
Der Kultus.
§ 158. Die Liturgie .........
§ 159. Die heilige Messe ....
§ 160. Die Meßstipendien und Meßstiftungen . . . . .
§ 161. Die öffentlichen Gebete und Andachten. Die Kirchenmusik.
Prozessionen, Wallfahrten und Volksmissionen . . . .
§ 162. Die Verehrung der Heiligen, Reliquien und Bilder .
§ 163. Die Sonn- und Festtage .....
§ 164. Die Fastonzeiten und Fasttage ......
Die
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Inhaltsverzeichnis.
•VII
§ 165. Der Eid
§ 166. Das Gelübde
§ 167. Die heiligen Orte und Sachen
Dritter Abschnitt.
Die Yerwaltiiiig der potestas jiu'isdictioiiis.
Erstes Kapitel.
Die kirchliche Aufsicht.
§ 168. Die Aufsicht des Papstes, der Erzbischöfe und Bischöfe .
Zweites Kapitel.
Die kirchliche Gerichtsbarkeit.
Die Gerichtsbarkeit
Das Gericht
Der streitige Prozeß
Der Strafprozeß .
Die Beweismittel
Die Rechtsmittel
Wesen und Arten der kirchlichen Strafe
Die Verhängung und Aufhebung der kirchlichen Strafen
Die Exkommunikation ......
Das Interdikt ......
Die Suspension ......
Die Disziplinar- und vindikativen Strafen
Die Verbrechen gegen Gott: Apostasie. Schisma. Häresie. Blas
phemie. Aberglaube
Die Verbrechen gegen göttliche Dinge : Sakrileg und Simonie
Die Verbrechen gegen sich selbst und gegen den Nächsten
Die Disziplinarvergehen der Kleriker
§
169
§
170
§
171.
§
172
§
173
§
174
§
175
§
176
§
177
§
178
§
179
§
180
§
181
§
182
§
183
§
184
Drittes Kapitel.
Die Orden und Kongregationen.
§ 185. Geschichtlicher Überblick
§ 186. Begriff und Arten der Orden. Gründung von Orden und Klöstern
§ 187. Die Erfordernisse zur gültigen professio religiosa
§ 188. Die professio religiosa und ihre Wirkungen
§ 189. Der Austritt aus dem Orden
§ 190. Die Verfassung und Verwaltung der Orden
§ 191. Die Kongregationen .....
§ 192. Die religiösen Institute und Bruderschaften
Viertes Kapitel.
Das kirchliche Vermögen.
§ 193. Die Erwerbsfähigkeit der Kirche
§ 194. Die Immunität des kirchlichen Vermögens
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438
sx
VIII
Inhaltsverzeichnis.
§ 195. Die Quellen des kirchlichen Vermögens .
§ 196. Der Eigentümer des kirchlichen Vermögens
§ 197. Die Arten des kirchlichen Vermögens
§ 198. Die Verwaltung des kirchlichen Vermögens
§ 199. Die Veräuiäerung des kirchlichen Vermögens .
§ 200. Das Pfründ vermögen. Die Testierfreiheit der
Spolienrecht .......
Die Früchte der erledigten Pfründen
Die Kirchenfabrik ....
Die kirchliche Baupflicht ....
Geistlichen. Das
§ 201.
§ 202.
§ 203.
§ 204.
Register
Die frommen Stiftungen
Seite
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468
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477
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Viertes Buch.
Die Verwaltung* der Kirche.
Erster Abschnitt.
Die Verwaltung der potestas magisterii.
§ 109.
Die Verwaltuug der Lehre.
Decr. Greg. IX., Lib. sext., Const. Clem. I, 1 de summa Trinit. et fide cath.
C. F. Krabbe, De obligatione parochi instruendi juventutem parochiae suae
saltem in rebus fidei et morum et de scliolis parochialibus, 1842. G. Schnee-
mann, D. kirchl. Lehrgewalt, 1868. J. F. Schulte, D. Recht d. Erteilung d.
Befugnis z. Lehrarate d. Theologie (missio ecclesiastica) n. d. Gesch. u. n. d. gelt.
Rechte d. kath. K. (A. f. k. KR. XIX [1868] 3 ff). A. Lehmkuhl, D. kirchl.
Sendung (missio canonica) (Stimmen a. M.-L. XII [1877] 297 ff). W. Kahl, D.
missio canonica z. Religionsunterricht u. z. Lehre d. Theologie a. Schulen bzw. Uni-
versitäten n. d. Rechte d. kath. K. u. d. staatl. Rechte i. Preußen (D. Z. f. KR.
XVm [1908] 349 ff). H.Hellmuth, D. missio canonica, 1908. Ders., D. missio
canonica (A. f. k. KR. XCl [1911] 448 ff). Vgl. Bd I, S. 28, A. 7. H. Rehm, D. missio
canonica i. Elsaß-Lothringen (D. Z. f. KR. XXIII [1913] 94 ff). Kirclienlexikon ^ u.
Realenzykl. f. prot. Theol. u K.* s. v. Homiletik, Homiliarium, Katechese, Katechet,
Katechetik, Katechismen, Katechismus, Katechismusunterricht, Katechumenat, Predigt.
Staatslexikon * s. v. Lehramt kirchl., Religionsunterricht, Theolog. Fakultäten.
Christus befahl den Aposteln, seine Lehre allen Völkern zu ver-
kündigen ^ Pflicht und Recht dazu ging von ihnen auf den Papst
und die Bischöfe über. Das unfehlbare Lehramt üben aus die all-
gemeinen Konzilien 2 und auch der Papst für sich allein*^. Innerhalb
seiner Diözese aber hat der Bischof Pflicht und Recht der Predigt, der
1 Mt 28, 18 ff. 2 Ygi^ Bd I, §§ 21 106.
3 Vgl. Bd I, S. 29 387 f.
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenreclits. II. 3. Aufl.
2 IV. Buch. Verwaltung d. Kirche. l.Abschn. Verwalt. d. potestas magisterii.
Katechese und der Lehre der Theologie ^ Wofern und da er dies in
eigener Person niclit alles leisten kann, so hat er andere an seiner
Statt damit zu beauftragen (inissio canonica)^.
I. Zur Predigt verpflichtet und berechtigt ist vor allem der Bischof.
Ist er hieran rechtmäßig verhindert, so muß er dieser nach dem Tri-
dentinum hervorragenden Pflicht („praecipuum munus") durch Zuhilfe-
nahme tauglicher Stellvertreter („viri idonei") genügen 3. Nächst
dem Bischof kommt diese Pflicht und dieses Recht auch aus dem
Amte zu den Pfarrern und allen mit der primären Seelsorge be-
trauten Priestern und deren Stellvertretern^, sodann dem an der
Metropolitan- und bischöflichen Kirche sowie an Kollegiatkirchen
volkreicher Städte angestellten Theologen^ und den Inhabern von
Predigtbenefizien 6. Sollen andere Priester oder Diakone predigen,
so bedürfen sie der unentgeltlichen und immer widerruflichen Er-
laubnis des Bischofs und betreff'enden Pfarrers''. Die Regularen
brauchen, um in ihren Ordenskirchen vor dem Volk predigen zu
können, die Erlaubnis ihres Ordensobern und den Segen des Bi-
schofs. Wollen sie aber in andern als in ihren Klosterkirchen pre-
digen , so bedürfen sie auch der bischöflichen Erlaubnis ^. Der
Bischof könnte auch einem Minoristen zu predigen erlauben^. Nie
» Vgl. Bd I, S. 443.
^ Trid. sess. XXllI de sacr. ord. can. 7.
3 C. 6 (Stat. eccl. ant. c. 20), D. LXXXVIII. C. 15, X de off. jud. ordin. I, 31.
Trid. sess. V de ref. c. 2 ; Sess. XXII de sacrif. missae c. 8 ; Sess. XXIV de ref.
c. 4 7.
* Trid, sess. V de ref. c. 2; Sess. XXII de sacrif. missae c. 8; Sess. XXIII de
ref. c. 1 ; Sess. XXIV de ref. c. 4 7. Üb. d. mittelalterl. Pflicht, d. Predigt i. d. Pfarr-
kirche z. hören, Bd I, S. 482, A. 4.
^ C. 4, X de magistr. V, 5. Trid. sess. V de ref. c. 1. Bened. XIII. , „Pastoralis
officii" V. 19. Mai 1725. PiusVII., ,De salute animarum" v. 16. Juli 1821. §16;
„Provida sollersque" v. 16. Aug. 1821. §4. Schneider, D. part. KRsquelleu
49 f 112. Bd I, S. 451 f.
" Üb. ihr Aufkommen Ende d. MAs Janssen -Pastor, Gesch. d. deutsch.
Volkes s. d. Ausgang d. MAs I'" (1913) 43 ff. J. Ij^auscher, D. Prädikaturen i.
Württ. V. d. Reformation (Sonderabdr. a. d. Württ. Jhb. f. Statistik u. Landeskunde
1908), 1909.
' C. 1, §7 (Isid. Hispal.?), 3 (Conc. Tolet. IV, a. 633, c. 40), D. XXV. C. 2
(Greg. 1. a. 595), D. XCII. Trid. sess. V de ref. c. 2. Sess. XXIV de ref. c. 4.
» C. 2 in Clem. de sepult. III, 7. C. 2, Extrav. comm. de sepult. 111, 6. C. 1,
Extrav. comm. de privil. V, 7. Trid. sess. V de ref. c. 2. Greg. XV., „Inscrutabili"
V. 5. Febr. 1623. § 3. R i c h t o r - S c h u 1 1 e , Conc. Trid. 540. K 1 o m. X.. „Superna"
V. 21. Juni 1670. § 3.
»Leo X., .Supernac" v. 19. Dez. 1516. S. C. Conc. 23. Juni 1580.
§ 109. Die Verwaltung der Lehre. 3
aber darf nach heutigem Rechte ein Laie predigen ^ ; und noch we-
niger ein Weib 2.
Hinsichtlich der Häufigkeit der Predigt schrieb das Tridentinum
den Pfarrern vor, alle Sonn- und Feiertage, in der Fasten- und
Adventszeit aber nach bischöflichem Ermessen täglich oder wenigstens
dreimal in der Woche zu predigen 2. Wer drei Monate lang, ob-
gleich gemahnt, seiner Pflicht nicht nachkommt, ist vom Bischof
arbiträr zu bestrafen*.
Inhalt der in entsprechender Form zu haltenden Predigt sind die
zum Heile notwendigen Glaubenswahrheiten, die zu meidenden Laster
und die zu übenden Tugenden sowie die Mysterien des Gottesdienstes^.
Zu meiden ist in der Predigt alles Unkirchliche. Das Tridentinum
bestimmt, daß der Bischof einem Prediger, der Irrtümer ausstreue oder
Ärgernis verursache, das Predigen verbieten und daß er gegen den,
der Häresien predige, nach den Kanonen vorgehen solle ^. Ebenso
muß von der Kanzel alles Persönliche fernbleiben ''.
Wenn das StGB. § 130 a (Lex Lutziana), nach der Art auch anderer
Staaten, den Geistlichen, "welcher in Ausübung oder in Veranlassung der
Ausübung seines Berufes öffentlich vor einer Menschenmenge oder in einer
Kirche oder an einem andern zu religiösen Versammlungen bestimmten Orte
vor mehreren Angelegenheiten des Staates in einer den öffentlichen Frieden
gefährdenden Weise zum Gegenstand einer Verkündigung oder Erörterung
macht, mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu zwei Jahren bedroht, so ist
das eine nur zu verfängliche Gesetzesbestimmung ^
» C. 19 (Leo I. a. 453), C. XVJ, q 1. C. 12 14, X de haeret. V, 7. S. C. Conc.
23. Juni 1580.
2 1 Kor 14, 34 f. 1 Tim 2, 11 f. Vgl. Bd I, S. 207. C. 29 (Stat. eccl. ant. c. 36 37),
D. XXIli. C. 10, X de poenit. V, 38.
^ Sess. V de ref. c. 2; Sess. XXII de sacrif. raissae c. 8; Sess. XXIV de ref.
c. 4 7.
* Trid. sess. V de ref. c. 2 ; Sess. XXIV de ref. c. 4. D. Bischof kann e. v.
Pflichtvergessenen z. bezahlenden Stellvertreter aufstellen. B. exemten Klöstern
schreitet d. Metropolit als päpstl. Delegat e. Trid. sess. V de ref. c. 2.
^ Trid. sess. V de ref. c. 2; Sess. XXII de sacrif. missae c. 8; Sess. XXIV de
ref. c. 7.
* Trid. sess. V de ref. c. 2. Üb. Inhalt u. Form d. Predigt a. Pius X. i. e. Anhang
z. Motuproprio „Sacrorum antistitum" v. 1. Sept. 1910 (Acta Ap. Sedis II [1910]
672 ff).
' Alt. Diözesanstatuten verboten d. sog. Nominalelenchus bisweil, ausdrückl.
Hartzheim, Conc. Germ, IX 100 897; X 514. Vgl. a. Erkenntnis d. Reichsgerichts
V. 24. Nov. 1890 (D. Z. f. KR. I [1892] 156 ff). A. Rösch, D. Klerus u. d. StGB.
(1902) 86 f.
® Noch schärfer ist Absatz 2 des §, d. v. d. Verbreitung v. derartigen Schrift-
stücken d. d. Geistlichen handelt. Vgl. a. Bad. Ges. v. 19. Febr. 1874. Art. 3,
1*
4 IV. Buch. Verwaltung d. Kirche. 1. Abschn. Verwalt. d. potestas magisterii.
IL Bezüglich des Religionsunterrichts oder der Katechese der
Kinder, die an die Stelle der alten Katechese der Taufkandidaten
getreten ist, bestimmte das Tridentinum nach dem Vorgang des
Dekretalenrechts ^ daß der Pfarrer die Kinder an Sonn- und Feier-
tagen in der Glaubens- und Sittenlehre unterrichten und zum würdigen
Empfang der Sakramente der Buße, des Altars und der Firmung vor-
bereiten solle'-. Wer an Stelle des Pfarrers oder zu dessen Unter-
stützung hierbei mitwirkt, Kleriker oder Laie, Mann oder Frau, die
schon jure naturali hierzu verpflichteten Eltern natürlich ausgenommen,
bedarf der in irgendwelcher Form zu erteilenden bischöflichen missio ^.
Über die nähere Art und Weise des Religionsunterrichts, namentlich
auch über die dabei zu benutzenden Biblischen Geschichten, Katechis-
men und Religionslehrbücher hat die Kirche nichts vorgeschrieben. Der
1566 erschienene Catechismus Romanus ist eine Anleitung zur Erteilung
der Katechese für die Pfarrer*. Seine Einführung ist nur empfohlen,
wie auch der Kleine Katechismus des Kardinals Bellarmin, L598^.
§ 16c. Schneider, D. part. KRsquellen 341. Kahl. KR. 861 ff. Rösch,
D. Klerus u. d. StGB. 16 ff. 0. Elble, D. Kanzelparagraph (§ 130a d. StGB.), 1908.
D. Kanzelparagrapb sollte n. d. Vorentwurf z. Reform d. StGBs fallen, wurde ab. i. d.
weit. Beratungen wiederhergestellt (A. f. k. KR. XC [1910] 170 ff; XCII [1912] 760 ff).
' C. 3, X de vita et honest, der. III, I.
2 Trid. sess. XXIV de ref. c. 4 7.
3 Trid. sess. V de ref. c. 1. Resp. S. Sedis 10. Sept. 1874; 31. Juli 1876
(A. f. k. KR. XXXVI [1876] 254 ff; XXXVIII [1877] 85).
* Trid. sess. XXV cont. decr. de ind. libr. et catech. etc. A. Reginald, De
Catech. Rom. auctoritate, Neap. 1765. S. L. Corvin v. Skibniewski, Gesch.
d. röm. Katech., 1908.
' Klem. VIII., „Pastoralis" v. 15. Juli 1598. Beued. XIV., ,Etsi minime" v.
7. Febr. 1742. § 17. Enzykl. Pius' X. ,Acerbo nimis" v. 15. April 1905 (Acta
S. Sedis XXXVII [1904/05] 618 ff) ist f. Preußen u. d Länder, wo viel ein-
gehenderer Religionsunterricht stattfindet nicht verpflichtend (A. f. k. KR. LXXXVI
[1906] 148). — Üb. Religionsunterricht i. Rom u. einheitl. Katechismus i. d. röm.
Provinz: Acta S. Sedis XXXVII (1904/05) 425 ff ; XXXVIII (1905/06) 129 ff : Acta
Ap. Sedis IV (1912) 690 ff. — II catechismo unico (Civiltä catt. 1905. II 385 ff).
11 catechismo uelle scuole (Ebd. S. 513 ff). J. B. Ferreres, La Enciclica „Acerbo
nimis" sobre la ensefianza del catecismo (Razon y Fe XIII [1905] 9:-{ ff). Ders..
La ensefianza del catecismo prescrita por Pio X.^ 1906. [A. i Itnl. übersetzt:
L'insegnamento del catechismo prescritto da Pio X, 1907.] J. M. Sola, El cate-
cismo ünico cn Espana (Ebd. X\^ [1906] 306 ff). F. Hüllen, Katechismuseinheit
u. röm. Einheitskatechismus (Pastor bonus XVllI [1905/06] 43S ff). — E. einheitl.
Katechismus wenigstens f. e. Provinz fordern: Acta et decreta conc. plen. Aniericae
Latinae (1899) Nr 708. — Üb. Verhandlungen a. d. Vatic. weg. e. einheitl. Kate-
chismus vgl. : Lämmer, Z. Kodif. d. kan Rs 84 f: G rander a th - K i rch . Gesch.
d. Vatik. Konzils 1 51; II 202 ff; 111 100 ff. Th. Granderath, D. erst. Debatten
§ 109. Die Verwaltung der Lehre. 5
Daher ist es durchweg den Bischöfen überlassen, nähere Anordnungen
hierüber zu geben ^
Die Staatsgesetze kommen der Kirche hierin vielfach helfend entgegen,
was die Kirche dankend annimmt-.
III. Was die Lehre der Theologie betrifft, so enthielt im Mittel-
alter das vom Papst an die theologischen Fakultäten verliehene
Promotionsrecht die Befugnis, für die ganze abendländische Christen-
heit die Lehrbefähigung in einer solchen Fakultät zu erteilen. Und
in dieser Erteilung lag auch die missio ecclesiastica 3. Heute gibt
kein auch auf Grund päpstlicher Ermächtigung erteilter theologischer
akademischer Grad schon die licentia docendi ^. Ebenso ist es, wenn
üb. d. Klein. Katechismus a. d. Vatik. Konzil (Stimmen a. M.-L. LVU [IS99] 379 ff).
K.Kirch, D. Kleine allg. Katechism. d. Vatik. Konzils (Ebd. LXVIl [1904] 121 ff).
» F. Rottenburg: Ord.-Erl. v. 22. März 1907; 4. März 1910: 15. Sept. 1911;
3. Jan. 1912 (Kirchl. Amtsbl. 1907, Nr 5: 1910, Nr 5; 1912, Nr 1 3).
2 Württ.: Volksschulgesetz v. 1836, Art. 78; Konkordat, Art. 7 (Schneider,
D. part. KRsquellen 147) ; Gesetz v. 30. Jan. 1862, Art. 13 (Vogt, Sammlung 257 f ) ;
Volksschulgesetz v. 17. Aug. 1909, Art. 2 69. Danach ist d. Religionsunterricht
staatlich vorgeschrieb. Unterrichtsgegenstand u. kommt d. Leitung d. Religions-
unterrichts i. d. Volksschulen u. d. Lehrerbildungsanstalten, einschliefsl. d. Bestimmung
d. Katechismen u. Religionshandbücher, unbeschadet d. d. Staat zustehenden Ober-
aufsichtsrechtes d. Oberkirchenbehörden z. Insbesondere steht es diesen z., s. d.
Anordnung t. Visitationen v. d. Stande d. Religionsunterrichtes i. d. Volksschulen
Kenntnis z. verschaffen. Golther, D. St. u. d. k. K. i. Württ. 376 ff. Gaupp
G ö z , D. Staatsr. d. Königr. Württ. ^ 420. F 1 e i n e r , Staatsrechtl. Gesetze Württ. 490
Schüz-Hepp, D. württ. Volksschulgesetzung I (1910) 102 313 f. K. Schneele
D. kirchl. Leitung d. Religionsunterr. i. d. Volksschule u. d. staatl. Aufsichtsrecht
1912. — Üb. d. Rechte d. Bischöfe betreff, d. Religionsunterr. i. d. Schulen d. einzel
deutsch. Staaten vgl.: F.X.Schulfreund, D. Religionsunterr. i. d. preuß. Volks
schule, 1909; Kahl, D. missio canonica (D. Z. f. KR. XVIII [1908J 372 ff) ; Hell
rauth, D. missio canonica (A. f. k. KR. XCI [1911] 601 ft') ; Hinschius, KR
IV 603 ff ; Friedberg, KR.^ 545: Staatslexikon ^ s. v. Religionsunterricht. —
B. Hai 1er, D. Aufgabe d. Staates u. d, Kirche bezügl. d. Religionsunterr. i. d.
deutsch. Volksschule, 1901. V. Cathrein, Kathol. Religionsunterr. i. Auftrag d.
Staates (Hist.-pol. Blätter CXLI [1908] 42 ff). H. Guthe, Wer hat d. Religions-
unterr. i. d. Volksschule z. erteilen, d. Staat od. d. Kirche?, 1911. Giobbio,
Lezioni di diplomazia ecclesiastica II 623 ff. — Üb. d. rechtl. Stellung d. sog. Kate-
cheten i. Österr.: Haring, KR. 309 ff. — Vgk a. unt. § 111.
' Schulte, D. Recht d. Erteil, d. Befugnis z. Lehramte d. Theol. usw. a. a. 0.
26. Paris war ausgenommen. Sägmüller, D. Tätigk. u. Stell, d. Kard. 55".
Anders S. Merkle, D. Konzil v. Trient u. d. Universitäten (1905) 25^.
* Verhandlungen d. österr. Episkopats u. d. K. K. Minister, f. K. u. ü. bezügl.
d. Bestimmungen üb. d. Erlangung d. Doktorates (A. f. k. KR. LXXIV [1895] 111 ff).
F. Milk au, Verzeichnis d. Bonner Universitätsschriften 1818 — 1885, 1897. Statut
betreffs Erlangung d. theol. Doktorates i. Österr. (A. f. k. KR. LXXXIII [1903] 525 ff).
G. v. Holt um, D. theol. Doktorat u. d. Erfordernisse d. Neuzeit (Stud. u. Mitt.
6 IV. Buch. Verwaltung d. Kirche. 1. Abschn. Verwalt. d. potestas magisterii.
der Papst andern als theologischen Fakultäten das theologische
Promotionsrecht einräumt i. Vielmehr müssen heute alle Lehrer der
Theologie an außerklösterlichen theologischen Lehranstalten und die
Professoren der Theologie an den Universitäten vom Bischof auf ihre
Sitten und Kenntnisse geprüft und approbiert sein und von ihm die
missio ecclesiastica erhalten haben 2. Diese ist gratis zu geben ^ und
kann aus Gründen ohne weiteren Prozeß jederzeit wieder entzogen
werden •^.
Bei Anstellung und Absetzung der Professoren der katholischen Theologie
in den katholischen Fakultäten der staatlichen Universitäten haben auch die
Staaten eine entsprechende Mitwirkung ^
a. d. Bened- u. Zisterz.-Orden XXV [1904] 797 ff). Promotionsrecht d. kath.-theol.
Fakultät z. Bonn (A. f. k. KR. LXXXV [1905] 380 ff ; LXXXVIII [1908] 152 f).
D. Brave findet s. i. Acta S. Sedis XL (1907) 455 ff. A. d. Straßb. theol. Fakultät
erhielt d. Promotionsrecht i. e. besond. päpstl. Breve. 0. Schröder, D. Erteilung
d. theol. Grade a. d. Universitäten Deutschlands, 1908. A. v. Wretschko, D.
akadem. Grade, namentl. a. d. österr. Universitäten, 1910. Ders., D.Verleihung
gelehrter Grade d. d. Kaiser s. Karl IV. (Erweit. Sonderabdr. a. Festschrift f.
H. Brunner), 1910. A. Trombetta, De juribus et privilegiis doctorum ecclesia-
sticorum^, 1911. — N. d. Enzykl. „Pascendi Dominici gregis" v. 8, Sept. 1907 soll
d. Doktorat i. d. Theol. nicht verliehen werden ohne vorausgcgang. Studium d.
scholast. Philosophie (Acta S. Sedis XL [1907J 642). V^^iederholt i. Motuproprio
„Sacrorum antistitum" v. 1. Sept. 1910 (Acta Ap. Sedis II [1910] 656 ff 740).
^ Solche Konzessionen finden s. z. B. a. d. Kommission f. bibl. Studien, d.
Kongregation d. Studien i. Rom u. a. (A. f. k. KR. LXXXIV [1904] 344 ff 355; LXXXVII
[1907] 322 ff; Acta S. Sedis XLI [1908] 434; Acta Ap. Sedis III [1911] 296 ff ; V
[1912] 57 f). Friedberg, KR.« 547 3.
2 Trid. sess. V de ref. c. 1. Kahl, D. missio canonica (D. Z. f. KR. XVIII
[1908] 365 ff). Hellmuth, D. missio canonica (A. f. k. KR. XCI [1911] 620 ff).
3 C. 1-4, X de magistr. V, 5.
* Trid. sess. V de ref. c. 1. F. Württ. vgl. Konkordat, Art. 9. Schneider
D. part KRsquellen 148 f. D. d. Enzykl. ^Pascendi Dominici gregis" v. 8. Sept. 1907
werden d. Bischöfe angewiesen, a. Seminarien u. kath. Universitäten keine d. Modernis-
mus ergeb. Lehrer anzustellen od. solche z. entfernen (Acta S. Sedis XL [1907] 642).
Wiederholt i. Motuproprio „Sacroruna antistitum" v. 1. Sept. 1910 (Acta Ap. Sedis
11 [1910] 658). N. d. gleich. Motuproprio haben d. Lehrer a. solch. Anstalten d.
Bischof jährlich ihre Vorlesehefte vorzulegen (Ebd. 668 741).
* I. Württ. hat d. Minister d. Kirchen- u. Schulwesens vor d. wirkl. Ernennung
z. e. Lehrstelle i. d. kath.-theol. Fakultät Rücksprache m. d. bischöfl. Behörde z.
nehmen. Organ. Bestimmungen betr. d. Vereinigung d. kath.-theol. Fakultät m.
d. Univ. Tübingen v. 22. Jan. 1818. § 5 (Reyscher, Sammlung d. württ. Ges.
X [Lang] 579). Es geht ab. z. weit, wenn i. Art. 14 d. Ges. v. 30. Jan. 1862
bestimmt wird, daß geg. e. Lehrer d. kath.-theol. Fakultät d. Univ., dessen Lehr-
vorträgo n. d. l'rteil d. Bischofs wid. d. Grundsätze d. kath. Kirchenlehre verstoüen,
e. Verfügung (?) nur v. d. Staatsrcgicrung getroffen werden könne. Golther, D.
§ 110. Die Erhaltung der Lehre. 7
§ 110.
Die ErhaltnDg: der Lehre.
Z. d. Bd I, S. 424, A. 1 angef. Lit. : F. X. Linsenmann, Lehib. d. Moraltheologie
(1878) 366 f. K. Hilgenreiner, D. kirchl. Vorzensur u. d. Partikularrecht, 1901.
Gennari (Kard.), Della nuova disciplina sulla proibizione e sulla censura dei libri,
1903. M. Sleutjes, De prohibitione et censura libroi-um juxta Leonis XIII. Const.
,Officiorum", 1903. J. Hilgers, D. Index d. verbot. Bücher, 1904. Ders., D.
Bücherverbot i. Papstbriefen, 1907. A. Ver m e ersch , De prohibitione et censura
librorum prohibitorum ', 1906. G. H. Putnam, The censorship of the church of
Rome and its influence npon the production and distribution of literature, 1906 f.
[E. scharfe Kritik dar.: J. Hilgers, The roman Index and its latest historian,
1908.] G. Arendt, De quibusdam dubiis ... de prohibitione librorum, 1908.
A. ten Hompel, Indexbewegung u. Kulturgesellschaft, 1908. F. M. Schindler,
Lehrb. d. Moraltheologie II 2 (1910), 810 ff. A. Sleumer, Index Romanus ^ 1911. —
L. van Eß, Gedanken üb. Bibel u. Bibellesen, 1816. Üb. d. kirchl. Maßregeln b.
gegenwärt.. Bibelverbreitung unt. d. Katholiken (Th. Qsch. I [1819] 392 ff). J. B-
Malou, D. Lesen d. Bibel i. d. Landessprachen. A. d. Französ. übers, v. L. Claras,
1848. B.Weite, Üb. d. Bibeliesen i. d. Volkssprache (Th. Qsch. XXX [1848] 3ff).
A. Kölscher, Üb. d. Lesen d. Heil. Schrift n. d. Satzungen d. kath. Kirche, 1885.
J. Hoffmann, D. Heil. Schrift e. Volks- u. Schulbuch i. d. Vergangenheit. Soll
sie dies a. i. d. Gegenwart u. Zukunft sein? 1902. E. Michael, Gesch. d. deutsch.
Volkes V. 13. Jhdt b. z. Ausgang d. MAs^ HI (1903) 223 ff. F. Kropatscheck,
D. Schriftprinzip d. luther. Kirche l (1904) 106 ff. H. Höpfl, D. Buch d. Bücher,
1904. F. Falk, D. Bibel a. Ausgang d. MAs, 1905. N. Peters, Kirche u. Bibel-
lesen, 1908. D. Lortsch, Histoire de la bible en France, 1910. K. Rom eis,
St. u. d. k. K. i. Württ. 369 ff. Gaupp-Göz. D. Staatsr. d. Königr. Württ.^ 419.
Fl ein er, Staatsrecht!. Gesetze Württ. 490. — F. andere Staaten vgl.: Kahl.
D. missio canonica (D. Z. f. KR. XVIH [1908] 386 ff) ; Hellmuth, D. missio
canonica (A. f. k. KR. XCI [1911] 628 ff) ; Staatslexikon* s. v. Lehramt kirchl.,
Seminarien u. Theol. Fakultäten. Hinschius,KR. IV671ff. Friedberg, KR.^
547. F. Straßburg A. f. k. KR. LXXXIII (1903) 116 f. — Es kann, ja muß schließl.
d. Bischof i. Notfall trotz allem d. Studierenden d. Theol. d. Besuch e. Kollegs ver-
bieten. Anderseits ist hier größte Vorsicht geboten, nicht so fast weil sonst d. Staat
d. theol. Fakultäten a. d. staatl. Universitäten ausscheiden könnte. Es soll vielmehr
d. wissenschaftl. Freiheit d, akad. Lehrers als solcher nur, wenn durchaus nötig,
e. Schranke gezogen werden. Doch hat s. d. Lehrer d. Theologie u. d. Theologen
angesichts d. kirchl. Dogmas u. d. Pädagogik so gut wie jed. öffentl. Lehrer a. selbst
solche z. ziehen u. solche z. respektieren. — Z. Lit. siehe auß. d. eingangs des §
verzeichn. a. Bd I, S. 213 ff. Daz. : P. Schanz, Ist d. Theologie e. Wissenschaft?
1900. F. M. Schindler, D. Stellung d. theol. Fakultäten i. Organismus d. Uni-
versitäten, 1904. K. M i r b t , D. kath.-theol. Fakultät z. Marburg, 1905. P. v. H o e n s-
broech, D. kath.-theol. Fakultäten i. Organismus d. preuß. Staatsuniversitäten,
1907. [E. Apostaten würdig.] E. Eichmann, Theologie u. Universität (Kultur
[1908] 385 ff). A. Nürnberger, Fakultät u. Fürstbischof, 1910. Giobbio . Lezioni
di diplomazia ecclesiastica II 637 ff. Mehr od. weniger eingehend wird d. Frage a.
behandelt i. d. üb. d. Antimodernisteneid aufgelauf. Lit. Vgl. Bd I, S. 293, A. 9.
8 III. Buch. Verwaltung d. Kirche. 1. Abschn. Verwalt. d. potestas magisterii.
Was ist uns Christen d. Bibel? 1911. A. Harnack, Üb. d. privaten Gebrauch
d. hl. Schriften i. d. alt. Kirche, 1912. H. Grisar, Luther III (1912) 454 ff.
H. Vollmer, Materialien z, Bibelgeschichte u. relig. Volkskunde d. MAs, 1912 ff.
Die Kirche hat die Pflicht, die Lehre Christi wie zu verwalten,
so auch zu erhalten ^
I. Dieser Pflicht sucht sie zu genügen durch Verbot der com-
municatio in sacris mit den Ungläubigen und Häretikern und unter
gewissen Umständen auch des bürgerlichen Verkehrs mit ihnen 2,
durch Untersagen der Beteiligung an öffentlichen oder privaten Dis-
putationen über den Glauben seitens der Laien ^, durch Aufstellung
von Glaubensbekenntnissen oder Symbolen^ und Forderung der pro-
fessio fidei von bestimmten Gliedern ^ und bei bestimmten Anlässen.
IL Sodann sorgt die Kirche für Erhaltung des Glaubens:
a) Durch entsprechende Verurteilung von falschen Lehren seitens der
allgemeinen Konzilien oder des Papstes oder der Congregatio S. Officii
und eventuell durch Definition der entgegenstehenden richtigen Lehre.
Wer öffentlich oder privatim Sätze, die vom Apostolischen Stuhl unter
Strafe der excommunicatio latae sententiae verworfen sind, lehrt oder ver-
teidigt, verfällt der dem Papste einfach reservierten Exkommunikation ^.
b) Ferner durch Proskription der dem Glauben oder den Sitten
gefährlichen bereits erschienenen Bücher seitens der allgemeinen Kon-
zilien, des Papstes, der Congregatio S. Officii und besonders der Con-
gregatio Indicis vermittelst Setzung solcher Bücher auf den Index
librorum prohibitorum (censura subsequens). Auch die Bischöfe sollen
schlechten Büchern nachspüren, sie bei der Congregatio Indicis anzeigen,
ihre Untergebenen aber davor warnen und ihnen solche verbieten^.
1 Mt 28, 18 ff. 2 Vgl. Bd I, S. 81 ff.
3 C. 12, X de haeret. V, 7. C. 2, § 1 in VP'> de haeret. V, 5. D. Kleriker
soll z. e. üffentl. Disputation m. Häretikern od. Schismatikern d. Erlaubnis d.
Bischofs einholen.
* A. Hahn, Bibliothek d. Symbole u. Glaubensregeln d. alt. Kirche, 1842;
^v. G. L. Hahn, 1897. Ph. Schaff, Bibliotheca symbolica ecclesiae universalis*,
1884. Denzingor-Bannwart, Enchiridion symbolorum etc. ^^ 1913.
'> Vgl. ob. § 64.
*' „Apostolicae Sedis moderationi" v. 12. Okt. 1869. II 1. D. Verwerfung muß
d. d. Papst selbst erfolgt sein, nicht etwa d. e. Kongregation. Diese Exkomm-
trifft a. d. Verteidiger d. Modernismus. Motuproprio Pius' X. v. 18. Nov. 1907
(Acta S. Sedis XL [1907] 723 ff).
■'Pius VII., „Esposiziono dei sentimenti etc." v, 10. Aug. 1819, Nr 27 (Münch,
Konkordate II (1881) 398 f. Mandatum Leonis XII. v. 26. März 1825. S. C. Inq.
24. Aug. 1864. Leo XIII., .Officiorum ac munerum" v. 25. Jan. 1897, Nr 25,
Pius X., .Sapienti consilio" v. 29. Juni 1908 (Acta S. Sedis XU [1908] 438);
„Sacrorum antistitum" v. 1. Sept. 1910 (Acta Ap. Sedis H [1910] 660).
§ 110. Die Erhaltung der Lehre. 9
Die Kirche begann schon früh, die Benützung apokrypher und die
Lesung häretischer Bücher zu verbieten \ Ihrem Vorgange folgend haben
die römischen Kaiser die Verbrennung häretischer Bücher befohlen ^. Solches
Verfahren hielten Kirche und Staat durch das ganze Mittelalter hin ein ^.
Nach Erfindung der Buchdruckerkunst entstanden Kataloge verbotener Bücher
zunächst außerhalb Eoms \ Den ersten offiziellen römischen Index gab
Paul IV. 1559 heraus ^ Das Konzil von Trient setzte zu diesem Zwecke
eine Kommission ein, überließ aber dann das ganze Geschäft dem Papste^.
Dementsprechend gab Pius IV. den Tridentinischen Index 1564 heraus''.
Derselbe zerfiel in zwei Teile und enthielt im ersten zehn allgemeine Regeln
über die verbotenen Bücher, im zweiten alphabetische Kataloge von solchen.
Die Regeln blieben in der Folge im allgemeinen unverändert. Der Index
selbst aber wurde von späteren Päpsten wiederholt herausgegeben und ver-
ändert, so von Klemens VIII. und Alexander VII. Am tiefsten haben
Benedikt XIV. ^ und Leo XIII. ^ eingegriff'en.
c) Weiterhin durch vorausgehende Zensur bestimmter Arten von
erst erscheinenden Büchern (censura praevia).
Die ersten Spuren einer solchen Präventivzensur finden sich Ende des
15. Jahrhunderts. Anfangs des 16. führte sie nach dem Vorgange Inno-
zenz' VIII. Alexander VI. für alle Druckwerke in den Erzdiözesen Köln,
1 C. 3 (Gelas. L a. 495—496?), D. XV. C. 1 (Stafc. eccl. ant. c. 5), D.
XXXVII. — üb. d. sog. Decretum Gelasianum : Th. Zahn, Gesch. d. neutestam.
Kanons II 1 (1890), 259 ff ; E. Dobschütz, D. Decretum Gelasianum, 1912;
J. Chapman, On the Decretum Gelasianum de libris recipiendis et non recipiendis
(Rev. bened. XXX [1913] 187 ff).
2 L. 3, § 3, C. de summa Trinit. I, 1. Nov. XLII, c. 1. Hilgers, D. Index
d. verbot. Bücher 4.
3 C. 2, X de summa Trinit. I, 1. H ilgers a. a. 0. 5 ff. S. 206 ff namentl.
üb. d. staatl. Zensur. 0. Zaretzky, D. erste Köln. Zensurprozeß, 1906.
* Reusch, D. Index I 5 ff 87 ff. R. L. Poole, The earliest Index of the
Inquisition at Venise 1554 (Journal of theol. stud. V [1904] 127 ff). Hilgers
a. a. 0. 6 ff.
5 D. Konstitution daz. datiert v. 21. Dez. 1558. Hilgers, D. Index 7 f.
^ Sess. XVllI decr. de libr. delectu; Sess. XXV cont. decr. de ind. libror, etc.
"^ jDominici gregis" v. 24. März 1564. Hilgers a. a. 0. 9. — Üb. frühe Klagen
U.Bitten um Milderung B. Duhr, Gesch. d. Jesuiten i. d. Ländern deutsch. Zunge
I (1907) 653 ff; 11 2 (1913), 362 ff.
^ Gab e. ganz neuen Iudex heraus, n. d. d. späteren gefertigt sind, u. d.
treffliche Instruktion „Sollicita ac provida" v. 9. Juli 1753 als Norm f. d. Prüfung
u. Zensurierung. Hilgers a. a. 0. 11 ff.
^ „Officiorum ac munerum" v. 25. Jan. 1897 als Norm. D. neue Index folgte
1900 ('1911). Dab. wurden d. a. d. Vatic. vorgebrachten Wünsche berücksichtigt.
Lämmer, Z. Kodif. d. kan, Rs 123, Gran der ath-Kirch , Gesch. d. Vatik.
Konzils I 52 168 f 214 442 ff. Hilgers a. a. 0. 25 ff.
10 IV. Buch. Verwaltung d. Kirche. 1. Abschn. Verwalt. d. potestas magisterii.
Mainz, Trier und Magdeburg S Leo X. aber für die ganze Kirche ein *. Nach
dem Tridentinum ^ und der sich daran anschließenden Praxis mußte die
bischöfliche *, gratis zu erteilende Approbation eingeholt werden bei Edition
der Heiligen Schrift und von Büchern „de rebus sacris". Nach weiteren
päpstlichen Dekreten über die Approbation namentlich von liturgischen und
Andachtsbüchern ^ traf die Exkommunikation nur noch jene, welche ohne
bischöfliche Approbation Bücher druckten und drucken ließen, die über die
Heilige Schrift handelten ^. Die heutige Praxis normierte wiederum ein-
greifend Leo XIIL "^
d) Endlich durch Vorschriften über das Bibellesen der Laien.
Während im Mittelalter kein allgemeines Verbot des Bibellesens für die
Laien bestand ^ forderte nach den im 16. Jahrhundert gemachten Erfahrungen
die vierte Regel des römischen Index vom Jahre 1564, daß der Bischof
oder Inquisitor das Lesen der Bibel in der Volkssprache nur jenen auf Gut-
achten des Pfarrers oder Beichtvaters erlauben solle, denen es nützlich sei^
lüemens VIII. reservierte die Erteilung dieser Befugnis sich selbst. Benedikt XIV.
gestattete das Lesen von Bibelübersetzungen, welche entweder vom Aposto-
lischen Stuhle approbiert oder vom Bischof approbiert und im letzteren Fall
zugleich mit Anmerkungen aus den Schriften der Heiligen Väter oder anderer
gelehrter und frommer Männer versehen sind*^ Ebenso Leo XIIL *^
III. Die heutigen Büchergesetze der Kirche beruhen vor allem auf
der Konstitution Leos XIII. „Officiorum ac munerum" vom 25. Januar
1897. Diese, welche die ganze Kirche verpflichtet und jede entgegen-
stehende Gewohnheit aufhebt ^', will auch alle andern hierüber er-
gangenen Gesetze beseitigen ^•^. Ihr Hauptinhalt ist der nachfolgende :
* „Inter multiplices" v. L Juni loOL Hilgers, D. Index 6. A. i. d. cens.
praevia ging d. Staat pari passu m. d. Kirche. Vgl. ob. S. 9, A. 3.
2 „Inter sollicitudines" v. 4. Mai 1515. Hilgers a. a. 0. 6.
' Sess. IV decr. de ed. et usu sacrorum librorum.
* Ordensleute mußten a. d. Erlaubnis ihrer Obern haben. D. 10. Regel d.
römischen Index, d. üb. d. Vorschriften Leos X. hinausging, ward auß. i. Kirchen-
staat nirgends beobachtet.
' Klem. VIII, Urb. VIII., Bened. XJV.
« „Apostolicae Sedis moderationi" v. 12. Okt. 1869. IV 4. S. C. Inq. 22. Dez. 1880.
^ „Officiorum ac munerum" v. 25. Jan. 1897. Hilgers a. a. 0. 32 ff.
' C. 12, X de haeret. V, 7.
'•' St. Elises, D. Konzil v. Trient u. d. Übersetzung d. Bibel i. d. Landessprache
(Dritte Vereinsschrift d. Görres-Gesellschaft [1908] 37 ff).
•° S. C. Ind. 13. Juni 1757. •> „Officiorum ac munerum" v. 25. Jan. 1897.
'* Zwar enthält d. Gesetz keine hierauf bezügl. Klausel. Ab. d. Gesetzgeber
betont z. stark seine Absicht, vollständige Gleichheit i. diesem Punkte i. d. ganzen
Kirche herzustellen. S. C. Ind. 23. Mai 1898. Wornz, Jus decretalium III 1«
(1908), 106**. Anders, ab. singulär K. Hi Igen r e i n e r , D. kirchl. Vorzensur u. d.
Partikularrecht, 1!)01.
'' Nur d. Bulle Ikned. XIV. „Sollicita ac provida" wird aufrecht erhalten.
§ 110. Die Erhaltung der Lehre. H
1. Verboten sind außer den im Index verzeichneten Büchern (nach-
folgende Zensur):
a) alle Bücher, welche bis zum Jahre 1600 von den Päpsten oder den
allgemeinen KonziHen verboten wurden, soweit sie nicht durch die Kon-
stitution gestattet werden * ;
b) die Bücher der Apostaten, Häretiker, Schismatiker und aller Schrift-
steller, welche Häresie oder Schisma verteidigen oder die Grundwahrheiten
der Religion untergraben ^ ;
c) alle Bücher nichtkatholischer Autoren, welche „ex professo", d. h. aus-
gesprochenermaßen von der Eeligion handeln, außer es steht fest, daß sie
nichts gegen den katholischen Glauben enthalten ^ ;
d) alle von xlkatholiken besorgten Ausgaben des Urtextes und der alten
Übersetzungen der Heiligen Schrift, auch wenn sie getreu und vollständig
sind. Doch sind solche denjenigen gestattet, welche theologischen und
biblischen Studien obliegen , wenn sie nur in der Vorrede oder in den An-
merkungen das katholische Dogma nicht angreifen. Das gleiche gilt von
allen andern akatholischen Übersetzungen, sei es in der lateinischen oder
in einer fremden Sprache * ;
e) alle Ausgaben der Heiligen Schrift in der Volkssprache, auch wenn
sie von Katholiken besorgt sind, außer sie seien vom Apostolischen Stuhle
approbiert oder unter Aufsicht des Bischofs herausgegeben und mit An-
merkungen aus den Schriften der Väter und katholischer Gelehrter versehen.
Verboten sind daher alle von Akatholiken besorgten Ausgaben in der Landes-
sprache und besonders die der Bibelgesellschaften^;
f) alle Bücher, welche ,ex professo** obszöne Dinge behandeln. Die
Klassiker alter oder neuerer Zeit, welche über solche Dinge handeln, sind
nur jenen gestattet, welche berufshalber sie lesen müssen ; jüngeren Leuten
aber nur in expurgiertem Zustande ® ;
g) alle Bücher, in welchen göttliche, heilige, kirchliche und Ordens-
personen oder solche Sachen geschmäht werden ' ;
h) alle Bücher, in welchen abergläubische Dinge gelehrt oder empfohlen
werden ^ ;
i) alle Bücher und Schriften, in welchen neue Erscheinungen, Offen-
barungen usw. und neue Andachten, wenn auch nur private, ohne Erlaubnis
der kirchlichen Obern veröffentlicht werden^;
1 Nr 1.
' Nr 2. D. Enzykl. .Pascendi Dominici gregis' v. 8. Sept. 1907 verbietet namentl.
a, modernist. Schriften (Acta S. Sedis XL [1907] 643 ff). "Wiederholt i. Motaproprio
.Sacrorum antistitum" v. 1. Sept. 1910 (Acta Ap. Sedis II [1910] 659 ff).
3 Nr 3 4.
* Nr 5 6. D. Einräumung erstreckt s. ab. nicht .ad alumnos, qui in scholis
sub ductu professoris textus Hebraicos et Graecos ab acatholicis editos legunt et
vertunt". S. C. Ind. 21. Juni lö98.
=* Nr 7 8. « Nr 9 10. ' Nr 11. « Nr 12. « Nr 13.
12 1^ • Buch. Verwaltung d. Kirche. 1. Abschn. Verwalt. d. potestas magisterii.
k) alle Bücher, welche das Duell, den Selbstmord und die Ehescheidung
als erlaubt, die Freimaurerei und ähnliche Gesellschaften als ungefährlich
oder gar als nützlich darstellen und vom Apostolischen Stuhle verworfene
Irrtümer verteidigen ' ;
1) alle Bilder von Jesus Christus, den Engeln und Heiligen, welche der
kirchlichen Anschauung und Vorschrift widersprechen. Alle religiösen Bilder
bedürfen der bischöflichen Approbation - ;
m) alle apokryphen, verworfenen und widerrufenen Ablässe. Alle Ablaß-
verzeichnisse bedürfen der bischöflichen Erlaubnis ^ ;
n) alle liturgischen Bücher, welche mit dem authentischen Text nicht
übereinstimmen *. Diese Bücher bedürfen bischöflicher Approbation.
o) alle Litaneien außer den in den liturgischen Büchern enthaltenen,
sowie der Lauretanischen, der zum Namen und Herzen Jesu und der sonstigen
vom Bischof approbierten ^ ;
p) alle Gebet-, Andachts- und Erbauungsbücher, die nicht approbiert sind^;
q) alle Zeitungen und Zeitschriften, welche die Religion oder die Sittlich-
keit zu untergraben suchen. Um so weniger darf ein Katholik oder gar
ein Kleriker aufser aus gutem Grunde in sie schreiben ''.
2. Wer außer in den bereits genannten Fällen verbotene Bücher
lesen will, bedarf dazu der Erlaubnis des Apostolischen Stuhles. Der-
selbe erteilt solche durch die Congregatio Indicis oder S. Officii, in
den Missionsgebieten durch die Propaganda und in JRom auch durch
den Magister sacri Palatii. Die Bischöfe und die Prälaten mit quasi-
episkopaler Jurisdiktion können aus eigener Gewalt nur für einzelne
Bücher und im Notfalle die Erlaubnis geben, erhalten aber vom Apo-
stolischen Stuhl weitgehende Vollmachten, von welchen sie jedoch
nur mit Auswahl und aus guten Gründen Gebrauch machen sollen.
In den von Rom gegebenen Vollmachten ist nicht die Erlaubnis ent-
halten, Schriften zu lesen, welche der Bischof speziell für seine Diözese,
namentlich auch wegen modernistischer Tendenz, verboten hat^.
1 Nr 14. 2 Nr 15. » Nr 16 17. * Nr 18.
* Nr 19. Erlaubt ist v. Apost. Stuhl a. d. Litauei z. hl. Joseph (Acta Ap.
Sedis I [1909] 290 ff).
« Nr 20.
' Nr 21 22. D. Enzykl. .Pascendi Dominici gregis" v. 8. Sept. 1907 verbietet
besonders, i. modernist. Organe z. schreiben (Acta S. Sedis XL [1907] 646). Wieder-
holt i. Motuproprio „Sacrorum Antistitum" v. 1. Sept. 1910 (Acta Ap. Sedis II
[1910] 662).
8 Nr 23—26. Enzykl. „Pascendi Dominici gregis" v. 8. Sept. 1907 (Acta S.
Sedis XL [1907] 643 fj. Wiederholt i. Motuproprio ^Sacrorum antistitum" v. 1. Sept.
1910 (Acta Ap. Sedis II [1910] 659 ff). A. n. d. Quinquennalfakultäten kann d.
Bischof d. Erlaubnis „ad tempus", d. h. b. z. Widerruf geben. Schneider, Fontes
jur. noviss. 83. lliltj;ers, D. Index 31 f. — Nr 27— 29 enthalten Recht u. Pflicht
üb. Denunziation gefährlicher Bücher.
§ 110. Die Erhaltung der Lehre. 13
3. Der vorgängigen Zensur, näherhin der Approbation des Bischofs
des Verlagsortes ^ unterliegen außer dem bereits Genannten die zu
druckenden Bücher, welche die Heilige Schrift 2, die Theologie, die
Kirchengeschichte, das kanonische Recht, die natürliche Gotteslehre,
die Ethik oder andere religiöse oder sittliche Gegenstände behandeln,
überhaupt alle Schriften, welche für Religion und Sittlichkeit von
speziellem Interesse sind °. Weltgeistliche sollen nicht einmal über
profane Dinge Bücher publizieren, ohne ihren Bischof darüber beraten
zu haben. Auch dürfen solche die Leitung von Zeitungen oder Zeit-
schriften nicht ohne Erlaubnis des Bischofs übernehmen^.
* Nr 35. „Approbatio librörum . . . pertinet ad ordinarium loci, in quo publici
juris fiunt (sc. libri). Doch könnte dieser d. Approbation a. d. Bischof d. Autors
od. Druckers überlassen. E. doppelten Approbation bedarf es nicht. S. C. Ind.
9. Mai 1912 (Acta Ap. Sedis IV [191'^] 370. — D. Ordensleute bedürfen a. d. Er-
laubnis ihrer Obern. Nr 36. Gilt a. f. d. Angehörigen v. Kongregationen. S. C.
de Relig. 15. Juni 1911 (Acta Ap. Sedis III [1911J 270 f). — D. e. i. Rom lebenden
Autor dort gegebene Approbation genügt durchweg. Nr 37. — D. Approbation ist
gratis z. geben u, vorn od. hinten i. Buch einzudrucken. Nr 36 40. — Bestimmte
Bücher bedürfen römischer Approbation ; näml. d. üb. Beatifikation u. Kanonisation,
Sammlungen d. Dekrete d. Kongregationen. Nr 32 33.
'^ A. d. Bücher d. Vertreter d. Bibelkritik u. Exegese. „Lamentabili sane"
V. 3. Juli 1907, Nr 1 . H e i n e r , D. neue Syllabus Pius' X. ^ 31 ff. M i c h e 1 i t s c h,
D. bibl.-dogm. Syllabus ^ 143.
' Nr 41. Ob a solche Zeitschriften d, Vorschrift unterliegen, ist fraglich.
Milderer Meinung Wernz, Jus decretalium III P (1908), 131. Anders P. Villada,
öEstän sujetos los diarios a la censura ecclesiästica previa? (Razön y Fe XXIV
[1909] 213 ff). Ders. , Una objeciön sobre la censura previa de los periödicos
(Ebd. 352 ff).
< Nr 42. Enzykl. .Pascendi Dorainici gregis" v. 8. Sept. 1907 (Acta S. Sedis XL
[1907] 646). Wiederholt i. Motuproprio „Sacrorum antistitum" v. 1. Sept. 1910 (Acta
Ap. Sedis III [1910] 662). — Wie weit d. Bischof verpflichtet u. berechtigt ist, d. Presse
selbst z. beeinflussen, ist schwer z, sagen. Jedenfalls dürfen sich d. kath. Redakteure
keine ehrfurchtslose Kritik üb. bischöfl. Anordnungen erlauben, noch notwendig ge-
wordenen bischöfl. Weisungen widerstehen. Leo XIII., „Cum multa" v. 8. Dez.
1882. Epist. ad archiep. Paris, v. 17. Juni 1885. Ep. ad archiep. Turon. v.
17. Dez. 1888. A. f. k. KR. XCII (1912) 357 ff. Acta et decreta conc. plen.
Americae Latinae (1899) Nr 728 ff. — Nr 38 u. 39 handeln v. d. Zensoren u. ihren
Eigenschaften, Nr 40 — 46 v. Druckern u. Verlegern. Üb. Zensoren, Drucker u. Ver-
leger handelt a. d. Enzykl. „Pascendi Dominici gregis" v. 8. Sept. 1907 (Acta
S. Sedis XL [1907] 644 ff). Wiederholt i. Motuproprio „Sacrorum antistitum" v.
l. Sept. 1910 (Acta Ap. Sedis II [1910] 661 ff 740 f). L allen Bistümern soll
d. Institut eigener, jeweils i. d. Approbation z. nennender Zensoren eingerichtet
werden. Ebenso %. Aufsichtsrat, v. allem geg. d. Modernismus. D. spätere Er-
klärung d. Apost. Stuhles wurde da od. dort d. Ordinariat od. Generalvikariat als
solcher Aufsichtsrat anerkannt. So z. B. f. d. Diözese Rottenburg d. Ordinariat
(Kirchl. Amtsbl. 1908, Nr 1). A. B ou d i nh 0 n , Le conseil de vigilance (Canoniste
14 IV. Buch. Verwaltung d. Kirche. 1. Abschn. Verwalt. d. potestas magisterii.
4. Was die Strafen betrifft, so verfallen der ipso facto eintreten-
den, dem Papst speciali modo reservierten Exkommunikation alle jene»
welche ohne Erlaubnis wissentlich lesen, aufbewahren, drucken oder
verteidigen Bücher von Apostaten oder Häretikern, welche die Häresie
verfechten, oder solche Bücher, die vom Papst selbst unter Anführung
des Namens verboten worden sind, mag der Autor wer immer sein^
Die niemand reservierte Exkommunikation ihkurrieren jene, welche
ohne bischöfliche Erlaubnis drucken oder drucken lassen die Heilige
Schrift oder Anmerkungen oder Kommentare zu derselben 2. Gegen
die Übertreter der übrigen Bestimmungen soll der Bischof mit Mah-
nungen, eventuell mit kanonischen Strafen vorgehen •'^.
§ 111.
Die Kirche und die Schule.
Decr. Greg. IX. 1. V, t. 5 de magistr. Const, Clem. V, 1.
A. d. reich, prinzipiellen Lit. üb. Kirche u. Volksschule : C. F. Krabbe, De
obligatione parochi instruendi juventutem parochiae suae saltem in rebus fidel et
morum et de scholis parochialibus, 1842. F. C. M. de Robiano, De jure ecclesiae
in universitates studiorum, 1863. J. Lukas, D. Schulzwang e. Stück modern.
Tyrannei ^ 1865. K. Zell, D. moderne deutsche Volksschule u. d. neuest, bad.
Schulgesetze, 1867. F. J. Knecht, Z.Verständigung i. d. Schulreform frage, 1868.
Ders., D. Freiheit d. Unterrichts, 1875. Ders. , D. Früchte d. bad. Schulreform,.
1876. Ders., D. Staatserziehung ist i. Prinzip verwerflich, 1880. Ders., D.
Staatserz. ist i. ihr. Folgen verderblich, 1880. Ders., D. Lösung d. Schulfrage u.
d. Canisiusverein, 1881. R. Gneist, D. konfess. Schule u. ihre Unzulässigkeit
n. preuß. Landesgesetzen usw., 1869. Ders., D. Simultanschule, 1880. Geg. ihn:
Claison, De schola confessionali jure Borussico probata, 1870; E. R. Bierliug,
D. konfess. Schule i. Preußen u. ihr Recht, 1885. F. Rieß, D. modern. St. u. d.
christl. Schule, 1868. P. Majunke, Konfessionell od. konfessionslos? 1869. Ders.,
D. konfessionslose Schule v. d. Richterstuhl d, Vernunft, d. Gesch. u. d. Gesetzes,.
1870. K. Sickinger, D. Kommunalschulen, 1870. J. Zwerger, D.Volksschule
i. ihr. Bezieh, z. Familie, K. u. St., 1871. W. E. v. Ketteier, D. Trennung d.
Schule V. d. K., 1873. Ders., D. Gefahren d. neuen Schulgesetzgebung, 1876.
L. V. Hammerstein, D. Schulfrage«, 1877. G. M. Pachtler, D. göttl. Recht
d. Fam. u. K. a. d. Schule, 1879. A. Jansen, De facultate docendi s. de scholis
in.stitutiones juridicae, 1885. V. Cathrein, K. u. Volksschule, 1896. Ders.,
Moralphilcsophie-' 11 (1911) 588 ff. J. Kiene, D.Volksschulfrage, 1897. Th. Meyer,
cont. XXXIV [1911] 206 ff). — Vgl. a. Acta et decreta conc. plen. Americae Latinae
(1899) Nr742tf.
* Nr 47. Hier sind Bücher i. strikten Sinne gemeint. D. Verbot muß v. Papst
selbst sein. S. C. Inq. 21. Apr. 1880. S. C. Ind. 27. April* 18J;0. S. C. Inq.
13. Jan. 1892 (A. f. k. KR. LXVIII [1892] 177). J. Hilgers, D. Bücherverbote
i. Papstbriefen, 1907.
=* Nr 48. » Nr 49.
§ 111. Die Kirche und die Schule. 15
Institutiones juris naturalis II (1900) 701 ff. J. F. Na umann, D. Streit d. Kon-
fessionen u. d. Schule, 1904. W. Rein, K., Schule u. St., 1905. W. Kriege,
D. Simultanschule, 1906. F. M. Schiele, Religion u. Schule, 1906. K. Rösener,
J. Kampf u. d. Volksschule, 1907. M. Spahn, D. Kampf u. d. Schule i. Frankr.
u. Deutsch]., 1907. F. W e i gl , Ausbau d. Schulaufsicht i. Bayern S 1909. G. Wohl-
muth, Z. Streit u. d. geistl. Schulaufsicht i. Bayern, 1909. M. Bernhardt,
"Wem gehört d. Volksschule? D. Verhältnis v. St., Gemeinde u. K. z. 'v'olks-
schule, 1909. B. Härtung, Konfession u. Schule, 1910. B. Dubalet, La
famille, l'Eglise et l'Etat dans l'education, 1910. A, B audrillart, L'enseignement
catholique dans hi France contemporaine, 1910. G. F on segr i ve , L'Etat moderne
et la neutralite scolaire, 1910. K. Schneele, D. Recht d. K. a. d. Schule -, 1911.
Ders. , Ist es richtig, daß d. K. d. Überwachung d. Jugend i. d. Volksschule nicht
zusteht? 1912. E. Rietschel, Simultanschule, konfessionslose Schule, konfessionelle
Schule, 1911. R. Balles, D. Recht d. Schulaufsicht i. d. wichtigeren deutsch.
Staaten, 1911. J. F. Schulte, Geg. d. Konfessionsschule m. bes. Rücksicht a.
Preuß., 1912. J. Heß, D. Kampf u. d. Schule i. Preußen 1872—1906, 1912.
F. Tews, Staats- od. Kirchenschule, 1913. J. P. Mauel, D. Verhältnis d. Volks-
schule z. K. u. St., 1913. Giobbio, Lezioni di diplomazia ecclesiastica II 517 ff.
Kirchenlexikon ^ s. v. ünterrichtsfreiheit u. Volksschule. Staatslexikon * s. v. Er-
ziehung, Unterrichtswesen u. Volksschulen. — A. d. reich, bist. Lit. üb. d. Volks-
schule a. mehr zusammenfass. größer. Werken : Thomassin P. I, 1. 3, c. 3 ff;
P. II, 1. 1, c. 92 ff. H. Heppe, Gesch. d. deutsch. Volksschulwesens, 1858 ff.
H. J. Kämmel, Gesch. d. deutsch. Schulwes. i Übergang v. MA. z. Neuzeit, 1882.
F. A. Specht, Gesch. d. Unterrichtswes. i. Deutschi. v. d. ältest. Zeiten b, z.
Mitte d. 13. Jhdts, 1885. J. Müller, Vor- u. frühreform. Schulordnungen u. Schul-
verträge i. deutsch, u. niederländ. Sprache, Abt. 1 u. 2 : Schulordnungen a. d. Jahren
1296 — 1523, 1885 f. A. Heubaum, Gesch. d. deutsch. Bildungswes. s. d. Mitte
d. 17. Jhdts, 1905 ff. [Nur e. Band.] Weit. Lit. b. Friedberg, KR.« 540 f. —
Viel Lit. üb. d. mittelalterl. Volksschule: Janssen-Pastor, Gesch. d. deutsch.
Volkes s. d. Ausgang d. MAs P» (1913) 27 ff ; VII'* (1904j 3 ff . M. Kappes,
Lehrb. d. Gesch. d. Pädagogik I (1898 ff ) 265 ff. E. Michael, Gesch. d. deutsch.
Volkes V. 13. Jhdt b. z. Ausgang d. MAs ^ U (1899) 342 ff; HI (1903) 3 ff . — Üb.
d. Gymnasium: Ch. Daniel, Des etudes classiques dans la societe moderne, 1853.
Deutsch V. J. M. Gaißer, 1855. J. Kleutgen, Üb. d. alten u. neuen Schulen ^
1869. [Ist 2. Aufl. V.: J. W. Karl, Üb. d. alten u. neuen Schulen, 1846.] G. M.
Pachtler, D. Reform uns. Gymnasien, 1883. Ders., Ratio studiorum et insti-
tutiones scholasticae Soc. Jes., 1887 ff. F. Pauls en, Gesch. d. gelehrt. Unterr.
a. d. deutsch. Schulen u. Universitäten v. Ausgang d. MAs b. z. Gegenwart-, 1896 ff.
Ders., Richtlinien d. jüngsten Bewegung i. höher. Schulwesen, 1909. B. Duhr,
D. Studienordnung d, Gesellschaft Jesu, 1896. 0. Will mann, Didaktik als
ßildungslehre P (1903) 213ff. J. Stiglmayr, Kirchenväter u. Klassizismus, 1913.
Staatslexikon* s. v. Unterrichtswesen. — Üb. d. Universitäten: F. K. v. Savigny,
Gesch. d. röm. Rechts i. MA. 111 (1834) 152 ff. I. D öllinger, D. Universitäten
sonst u. jetzt, 1867. H. Denifle, D. Universitäten d. MAs b. 1400, 1885 ff. [Nur
e. Bd] G. Kauf m ann , D. Gescb. d. deutsch. Universitäten, 1888 ff. H. Rashdall,
The universities of Europe in the middle ages, 1895. F. Paulsen, Gesch. d.
gelehrten Unterrichts usw. 1896 ff. D e r s. , D. deutsch. Universitäten u. d. Universitäts-
studium, 1902. Erman-Horn-Eberth, Bibliographie d. deutsch. Universitäten,
1904. Kirchenlexikon ^ u. Staatslexikon * s. v. Universitäten.
15 IV. Buch. Verwaltung d. Kirche. 1. AbscbD. Verwalt. d. potestas magisterii.
In dem Auftrage Jesu Christi, seine Lehre allen Völkern zu ver-
kündigen ^, ist namentlich die Pflicht der religiösen Unterweisung und
Erziehung der Jugend enthalten. Die Kirche kommt dieser Verpflich-
tung nach durch die Katechese oder den Religionsunterricht 2. Aber
über diesen hinaus hat sie Pflicht und Kecht, auch allen übrigen, von
irgendwem gegebenen Unterricht und die Erziehung der Jugend zu
überwachen, damit nicht der Glaube und die Sittlichkeit derselben ge-
schädigt werde. So steht der Kirche ein gottverliehenes Aufsichts-
recht über die von wem immer gegründeten und unterhaltenen
Unterrichts- und Erziehungsanstalten und damit auch über die Schulen
zu 3. Die Kirche hat aber auch wie der Staat das Recht, selber Schulen
zu gründen und zu unterhalten, nicht bloß zum Zweck der Katechese,
sondern auch des übrigen Unterrichts, der für den irdischen Beruf
und damit auch für das überirdische Ziel des Menschen höchst wichtig
ist. Die Schule ist überdies eines der wichtigsten und unentbehrlichsten
Mittel zur Erteilung des Religionsunterrichts und zur Erhaltung und
Förderung der Religion überhaupt, die der Kirche als Pflicht aufliegen.
Deshalb hat die Kirche ein natürliches Recht auf Errichtung von
Schulen verschiedenster Art, von der Volksschule bis zur Hochschule.
Von diesem Rechte hat dieselbe aber auch jederzeit den ausgiebigsten
Gebrauch gemacht. Um die Taufkandidaten im Glauben zu unterrichten,
entstanden die Katechumenenschulen. Auf christlichem Boden erst ist so die
Idee eines allgemeinen Vof sunterrichtes erwachsen. Die Lehrer für die
Katechumenenschulen oder dei Klerus selber wurde unterrichtet an den Kate-
chetonschulen, deren sich hochb rühmte vor allem in Alexandrien und An-
tiochien, aber auch anderwärts befanden. Die Aufgabe der letzteren w^urde
hernach im wesentlichen von den Kathedral-, Stifts- und Klosterschulen
übernommen *. Doch wurden diese Schulen nicht bloß von den künftigen
Klerikern besucht, sondern da und dort auch von solchen, welche Laien
bleiben wollten (Externate). Außerdem entstanden Pfarrschulen. Deren Ein-
richtung hat Karl d. Gr. geboten ^ Die Kirche allein aber konnte diese
Gesetze durchführen^. War es dabei zunächst auf religiöse Unterweisung
abgesehen, so wurde doch auch ausdrücklich Unterricht in den weltlichen
Elementarfächern angeordnet. Soweit in den folgenden Jahrhunderten Schulen
bestanden, befanden sie sich unter der Leitung des Pfarrers, und unter der
' Mt 28, 18 ff. 2 Vgl. ob. S. 4 f.
« Syll. Nr 45 47 48. Heiner, D. Syllabus 221 ff. G ra n d e r a t h - K i r ch,
Gesch. d. Vatik. Konzils I 51. " Vgl. Bd I, S. 213 452 ff.
* Admonitio generalis a. 789, c. 72. Ed. Boretius I 59.
*■' Capitula Theod. Aurel. (a. 797) c. 20. Harduin, Acta conc. IV 91C.
Syn. V. Mainz a. 813, c. 45. Harduin a. a. 0. IV lOlG. Syn. v. Chivlons a. 813,
c. 3. Harduin a. a. 0. IV 1032 1".
§ 111. Die Kirche und die Schule, 17
Oberleitung des Bischofs, der diesen Teil seiner Amtstätigkeit durch den
Domscholastikus, den Vorstand der Domschule, verwalten ließ. Dieser be-
hauptete die Oberleitung auch über die seit dem 13. Jahrhundert vor allem
in Deutschland aufkommenden, von der Bürgerschaft gegründeten zahlreichen
Stadtschulen, bestellte oder bestätigte wenigstens in der Regel die Lehrer an
ihnen und hatte im wesentlichen das ganze Schulwesen der Diözese in seiner
Hand. Dasselbe trug auch deswegen einen durchaus kirchlichen Charakter,
weil gerade die Orden sich praktisch in den Schulen betätigten und weil die
Theorie der Erziehung und des Unterrichts vor allem von den Klerikern ge-
pflegt wurde ^ Einen entsprechenden Aufschwung nahm das Volksschulwesen
in der katholischen Kirche seit dem 16. Jahrhundert in Parallele zu der
Volksschule in den protestantischen Staaten 2. Gemäß dieser geschicht-
lichen Entwicklung — auch im protestantischen Staat, der die Kirche in sich
aufgesogen hatte — bezeichnete der Westfälische Friede die Schule als einen
Annex der Kirche '. Dieser Zusammenhang blieb in der Hauptsache noch
lange gewahrt. Aber mehr und mehr drängte sich nach protestantischem
Vorgang der Staat auch in den katholischen Ländern in die Volksschule ein,
und er erklärt und behandelt sie seit der Aufklärungszeit als reine Staats-
anstalt *.
An Stelle der seit der zweiten Hälfte des Mittelalters infolge des Auf-
blühens der Universitäten nach und nach zerfallenden Dom-, Stifts- und
Klosterschulen traten seit dem Aufleben des Humanismus Ende des Mittel-
alters die Gymnasien, Lyzeen usw. Auch sie waren in den katholischen Ge-
bieten namentlich vermittelst der sie vielfach leitenden Orden größtenteils in
der Hand der Kirche. Heutzutage aber sind die ^ ^mnasien samt den jüngeren
Real- und andern Mittelschulen fast durchwes: bloße Staatsanstalten ^
' C. 3, X de vita et honest, der. III, 1.
2 Vgl. Hinschius, KR. IV 577 ff.
3 L P. 0. Art. V, § 31.
* Üb. d. gegenwärtige gesetzl. Stellung d. einz, deutsch. Staaten z. Volks-
schule vgl.: E. Löning, Lehrb. d. deutsch. Verwaltungsrechtes (1884) 733 ff.
A. Petersilie, D. öffentl. Unterrichtswesen i. Deutsch. Reich u. i. d. übrigen
europ. Kulturländern I (1897) 302 ff. V. Rintelen, D. Volksschule i. Preußen
i. ihr. Verhältn. z. St. u. K. n. Erlaß d. Volksschulunterhaltungsgesetzes v.
28. JuU 1906, 1908. Schüz-Hepp, D. württ. Volksschulgesetzgebung, 1910 ff.
Schneider, D. part. KRsquellen 236 ff 330 ff 362 ff 394 ff 428 ff usw. Hinschius,
KR. IV 582 ff. Friedberg, KR. ^ 541 ff. Staatslexikon* s. v. Unterrichtswesen
u. Volksschulen (m. viel. Lit. üb. d. Volksschulgesetzgebung i. d. einz. deutsch.
Staaten).
^ A. Baumeister, D. Einrichtung u. Verwaltung d. höheren Schulwesens i.
d. Kulturländern v. Europa u. i. Nordamerika, 1897. [Ist Bd 1, Abt. 2 i. dessen
Handb. d. Erziehungs- u. Unterrichtslehre f. höhere Schulen.] H. Morsch, D. höhere
Lehramt i. Deutschi. u. Österr. ^ 1910 ff. Staatslexikon* s. v. Unterrichtswesen (m.
viel. Lit.).
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. II. 3. Aufl. 2
13 IV. Buch. Verwaltung d. Kirche. 1. Abschn. Verwalt. d. potestas magisterii.
Die beiden ältesten und bedeutendsten Universitäten, die von Bologna
und Paris, entstanden im 12. und 13. Jahrhundert, zunächst ohne Zutun von
Kirche und Staat, ganz von selbst. Die späteren Universitäten aber ver-
danken ihre Entstehung und Blüte vielfach kirchlicher oder staatlicher Bei-
hilfe oder solcher von Kirche und Staat zugleich. Namentlich vom Papste
wurden einzelne errichtet, noch viel mehr bestätigt, wenn auch diese päpst-
liche Bestätigung nicht notwendig war. Von ihm auch erhielten sie das
Recht der Promotion jedenfalls in der Theologie und viele Privilegien für
Lehrer und Hörer K Noch das Tridentinum ordnete die Visitation der Uni-
versitäten durch den etwa zuständigen Bischof an -, freilich ohne Erfolg.
Auch sie sind nach und nach fast durchweg reine Staatsanstalten geworden.
Was die heutige Volksschule betrifft, so haben vor allem in
Deutschland Eltern und Vormünder die staatliche Pflicht, ihre Kinder
oder Pflegebefohlenen entweder bis zu einem gewissen Alter oder bis
zur Erreichung eines bestimmten Maßes von Kenntnissen zu unter-
richten oder vielmehr unterrichten zu lassen. Dieser Unterricht kann
geschehen in staatlichen Schulen oder in staatlich genehmigten Privat-
schulen oder in reinen Privatschulen durch private Personen, welche
dem Staat ihre Befähigung zum Unterricht nachgewiesen haben,
oder durch wen immer, wenn nur der staatlichen Kontrolle dargetan
wird, daß der Unterricht dem in der staatlichen Volksschule gleich-
steht. Es besteht also in Deutschland im allgemeinen die staatliche
Schulpflicht oder der staatliche Schulzwang und das staatliche Schul-
monopol im weiteren Sinn, d. h. alle Schulen müssen irgendwie
staatlich anerkannt sein. Bis zur Tyrannei des Schulmonopols im
engeren Sinn oder der staatlichen Zwangsschule, d. h. bis dahin, daß
alle Kinder die Staatsschule besuchen müssen und nur sie besuchen
dürfen, ist man bis jetzt in Deutschland nicht vorgeschritten. Die
Staatsschule ist entweder konfessionell oder simultan oder konfessions-
los. Eine konfessionelle Schule im vollen Sinne des Begriffes ist
eine solche, in welcher der Religionsunterricht als Basis und Richt-
schnur alles Unterrichts den durchweg oder wenigstens größtenteils
einer Konfession angehörigen Schülern durch einen Geistlichen oder
einen kirchlich beauftragten Lehrer erteilt wird, in der die Lehrer
die gleiche Konfession wie die Schüler haben, der Gottesdienst von
den Lehrern und Schülern gemeinsam besucht wird, die Lehrbücher
den kirchlichen Anforderungen entsprechen, die Lehrgegenstände unter
* Vgl. ob. S. 5. H. H e r m e 1 i n k , D. theol. Fakultät i. Tübingen v. il.
Reformation (1477—1534) (1906) 60 ff.
' Soss. XXV de ref. c. 2. S. Merklc, D. Konzil v. Trient u. d. Universitäten
(1905) 25».
§ 111. Die Kirche und die Schule. 19
sachgemäßer Rücksichtnahme auf die kirchliche Anschauung behandelt
werden und die Orts- sowie die Bezirksschulinspektion in den Händen
von Geistlichen sich befindet. Das Fehlen gerade des letzteren Moments
ergäbe eine geminderte konfessionelle Schule. In der Simultanschule
befinden sich Kinder und Lehrer verschiedener Konfessionen, aber
der Religionsunterricht ist gesetzlich vorgeschrieben und wird den
Kindern jeder Konfession getrennt von einem Geistlichen oder Lehrer
ihrer Konfession erteilt. In der konfessions- bzw. religionslosen Schule
wird entweder gar kein gesetzlich vorgeschriebener Religionsunterricht
erteilt oder ein gemeinsamer für die Kinder aller Religionsparteien,
welcher daher notwendig konfessionslos ist.
Die Kirche hat den Satz, daß dem Staat allein das gesamte
Unterrichts- und Erziehungswesen zukomme, verworfen ^ Vielmehr
schreibt sie sich ein natürliches oder genauer göttliches und histo-
risches Recht auf Errichtung von Schulen jeder Art, von Volks-,
Mittel- und Hochschulen sowie auch von Lehrerseminarien usw. zu.
Doch kann sie auf Gründung von Schulen verzichten, wenn solche
vom Staat oder von Privaten errichtet werden. Sie hat dann aber ein
gottgewolltes Aufsichtsrecht über alle Schulen, in welchen katholische
Kinder infolge staatlichen Schulzwanges unterrichtet werden, dahin-
gehend, ob diese Schüler theoretisch und praktisch in die Religion
eingeführt werden oder aber Schaden an ihrem Glauben nehmen 2.
Im letzteren Fall muß sie ihre eigenen Schulen gründen und die Eltern
selbst unter Strafe verpflichten, ihre Kinder dorthin zu schicken 3.
Das Urteil hierüber und entsprechende Veranstaltungen sind Sache
des Bischofs^.
An den Gymnasien und allen andern Mittelschulen muß die Kirche
wenigstens die Erteilung und Leitung des Religionsunterrichts be-
» Syll. Nr 45 47 48. Ob. S. 16, A. 3.
^ V. Cathrein, D. Schulaufsichtsfrage i. Preußen (Stimmen a. M.-L. LXXIV
[1908] 256 ff). Pius X. a. d. bayer. Bischöfe v. 20. Mai 1909 (Acta Ap. Sedis X
[1909] 487 f).
^ Linsenmann, Lehrb. d. Moraltheol. 647 ff. Schindler, Lehrb. d. Moral-
theol. II 2 (1910), 786 ff.
* Pius IX. a. d. Erzbisch, v. Freib. v. 14. Juli 1864. Instr. d. Propag. f. Nord-
amerika V. 80. Juni 1875. Leo XIII. a. d. franz Bisch, v. 8. Febr. 1884. Leo XIIL,
Enzykl. „Militantis ecclesiae' v. 1. Aug. 1897; Enzykl. v. 8. Dez. 1897 a. d. Epi-
skopat V, Kanada. Kardinalstaatssekretär a d. Erzbischof v. Besan9on v. 15. Mai
1911 (Canoniste cont. XXXIV [1911] 593 ff ). Acta et decreta conc. plen. Americae
Latinae (1899) Nr 134 ff. Coli. Lac. s. v. Educatio, Schola. Kirchenlexikon ^ s. v.
Schulfrage.
2*
20 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
anspruchen ^ An den Universitäten kann sie tatsächlich nur noch
Forderungen erheben hinsichtlich der katholisch - theologischen Fa-
kultäten 2.
Zweiter Abschnitt.
Die Verwaltung der potestas ordinis.
Erstes Kapitel.
Die Sakramente mit Ausnahme der Elie.
Die l^iakramentalien.
§ 112.
Die rechtliche Seite in der Verwaltung der Sakramente
und des Kultus.
Z. alt. Lit. üb. d. Sakramente vgl.: Scher er, KR. II 67. — F. Brenner,
Geschichtl. Darstellung d. Verrichtung u. Ausspendung d. Sakr., 1818 ff. J. H eifert,
Rechte i. Ansehung d. heil. Handlungen 2, 1843. E. Seitz, Darstellung d. kath.
Kirchendisziplin i. Ansehung d. Verwaltung d. Sakr., 1850. G. L. Hahn, D. Lehre
V. d. Sakr. i. ihr. gesch. Entwicklung b. z. Konzil v. Trient, 1864. J. B. Franzelin,
Tractatus de sacr. in genere*, 1888. P. Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr. d. kath.
Kirche, 1893. J. H. Oswald, D. dogm. Lehre v. d. heil. Sakr. d. kath.
K. ^ 1894. J. B. Sasse, Institutiones theologicae de sacr. ecclesiae , 1897 f.
N. Gihr, D. heil. Sakr. d. kath. K. 2, 1902 f. P. Pourrat, La theologie sacra-
raentaire^ 1908. Ch. Pesch, Praelectiones dogmaticae. Tom. VI VII: De sacra-
mentis^, 1908 f. B. Bartmann, Lehrb. d. Dogmatik^ (1911) 628 ff. J. Po hie,
Lehrb. d. Dogm. ^ HI, 1912.
Obgleich die Sakramente, die Sakramentalien und die Liturgie vor
allem in den Disziplinen der Dogmatik, Moral- und Pastoraltheologie
zu behandeln sind, so bieten sie doch auch wesentlich eine rechtliche
Seite dar und sind demgemäß auch im Kirchenrecht zu behandeln. Das
Kirchenrecht bestimmt unter Bezugnahme auf Dogmatik und Moral,
wer der berechtigte und verpflichtete Spender der Sakramente und
Sakramentalien sowie der berechtigte und verpflichtete Vollzieher der
Liturgie, sodann wer berechtigter und verpflichteter Empfänger der
Sakramente und Sakramentalien sowie berechtigter Teilnehmer am
Gottesdienst ist. Ferner erzeugen einzelne Sakramente und Sakra-
' Trid. sesa. V de rcf. c. 1. F. Württ. vgl. ob. S. 5, A. 1 2. F. andere
deutsche Staaten ob. S. 5, A. 2. Frifdberg, KR.'' 546.
2 Vgl. Bd I, S. 213 ff 292 f u. ob. S. 5 f.
§ 113. Die Taufe. 21
mentalien rechtliche Wirkungen oder sind sie die Voraussetzung für
Erwerbung kirchlicher Rechte. Diese rechtliche Wirkung hängt aber
von der gültigen Spendung ab. Demgemäß kommen für das Kirchen-
recht hauptsächlich in Betracht der Spender, der Empfänger, die
Materie, die Form und die Wirkung der Sakramente. Freilich lassen
sich die Grenzen zwischen dem Kirchenrecht und den genannten Diszi-
plinen und umgekehrt nicht immer scharf ziehen. Sehr viele recht-
liche Seiten bietet das Sakrament der Ehe dar, so daß man es am
besten für sich behandelt.
§ 113.
Die Taufe.
Decr. Grat. C. I, q. 1. D. IV de cons. Decr. Greg. IX. 1. III, t. 42 de bapt.
et ejus effect. ; t. 43 de presbyt. non baptiz. Const. Clem. III, 15.
Z. alt. Lit. vgl.: Seh er er, KR. II 74; Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr.
203; Bart mann, Lehrb. d. Dogm. 2 663; Pohle, Lehrb. d. Dogm. ^ III 117. —
J. Corblet, Histoire dogmat., liturg. et archeologique du sacrement de bapt§me,
1882. P. Michel, Questions pratiques sur le bapteme et la confirmation dans
las missions ^ 1905. Schanz a. a. 0. 203 ff. Pesch, Praelectiones dograaticae
VP 152ff. Bartmann a. a. 0. 663 ff. Pohle a. a. 0. 117ff.
Der ordentliche Spender der Taufe war ursprünglich der Bischof;
nur mit dessen Erlaubnis konnten auch Presbyter und Diakone
taufend Später erhielten dieses Recht die an den Taufkirchen an-
gestellten Priester. So ist das Taufen heute das Recht des Pfarrers 2.
Ohne dessen Genehmigung darf kein anderer Priester die feierliche
Taufe vornehmen. Der Diakon soll nur dann, wenn ein Priester nicht
zu haben ist, mit Erlaubnis des Bischofs die feierliche Taufe spenden ^.
Im Notfalle aber kann und darf jeder Mensch*, auch der Häretiker^ und
Ungläubige ^, taufen, wenn nur die notwendige Materie und Form an-
» Mt 28, 19. Ter tu 11., De baptismo c. 17.
2 Vgl. Bd I, S. 474 484. Rit. Rom. tit. II, c. 1, n. 12.
3 C. 18 (Gelas. L a. 494), D. XCIII. C. 19 (Isid. Hispal.), D. IV de cons.
J. Doubrava, D, Diakon als Spender d. Taufe (A. f. k. KR. LXII [1889] 99 ff).
Thalhof er-Eisenhofer, Handb. d. kath. Liturgik II (1912) 267 ff.
* 0. 97, § 3 (August, Contra ep. Parm. 1. II, c. 13), C. I, q. 1. C. 7 (J 0 h. VIH.
a. 879), C. XXX, q. 1. C. 21 (August, Ad Fortun.), D. IV de cons.
5 C. 51 57 (Leo I. a. 458), C. I, q. 1. C. 40 (August, De bapt 1. I, c. 1, n. 2)
109 (Syn. v. Arles I a. 314, c. 8), D. IV de cons. Trid. sess. VII de bapt. can. 4.
J. Ernst, Neue CJntersuchungen üb. Cyprian u. d. Ketzertaufstreit (Th. Qsch. XCIII
[1911] 230 ff) [u. d. ganz, reich, neuer. Liter, üb. d. Ketzertaufstreit].
« C. 59 (Isid. Hispal.?), C. I, q. 1. C. 24 (Nicol. L a. 866) 31 (August
De bapt 1. VII, c. 53, n. 101), D. IV de cons. C. 1, § 4, X de summa Trinit. I, 1.
22 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2, Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
gewandt wird ^ und die „intentio faciendi, quod facit ecclesia" vorhanden
ist 2. Doch haben dabei unter sonst gleichen Umständen Christen vor
NichtChristen, Kleriker vor Laien, Männer vor Frauen den Vorzug 3.
Besonders häufig kommen Hebammen in die Lage, die Nottaufe er-
teilen zu müssen. Daher haben die Bischöfe dafür zu sorgen, daß
dieselben hierüber durch die Pfarrer unterrichtet werden *. Sich selbst
kann niemand taufen '^. Hier tritt die Begierdetaufe an Stelle der
Wassertaufe, die auch durch die Bluttaufe ersetzt werden kann^.
Empfangen kann die Taufe jeder noch ungetaufte Mensch. Bei
den Erwachsenen ist hierzu nötig Kenntnis des Glaubens, Reue über
die Sünden, Verlangen nach der Taufe und Erlaubnis des Bischofs.
Zum Zweck der Vorbereitung der Erwachsenen auf die Taufe bestand
in der alten Kirche das Katechumenat '^. Aber auch die Kinder können
nach uraltem kirchlichen Gebrauche getauft werden, und seit dem
5. Jahrhundert kam die Kindertaufe in allgemeine Übung ^. Voraus-
setzung ist, daß sie leben, menschliche Gestalt haben und wenigstens
zum Teil geboren sind. Zweifelt man am Leben, so ist bedingt zu
» C. 1, § 4, X de summa Trinit. I, 1. C. 5, X h. t. III, 42. Trid. sess. VII
de bapt. can. 2.
^ Trid. sess. VII de bapt. can. 4.
^ Rit. Rom. tit. II, c. 1, n. 13. Acta et decreta conc. plen. Americae Latinae
(1899) Nr 489, wo e. gute Zusammenfassung.
* Rit. Rom. tit. II, c. 1, n. 13. Ben ed. XIV., .Postremo" v. 28. Febr. 1747.
§ 31. S. C. Conc. 12. Mai 1753. Richter -Schulte, Conc. Trid. p. 46, n. 7.
F. d. Diöz. Rottenburg vgl. Pf aff-Sproll, Gesetzeskunde I 232. E. bischöfl.
approb. Unterr. i. Österr. (A. f. k. KR. LXXXVII [1897] 762 ff j. Siehe a. Schüch-
Polz, Handb. d. Pastoraltheol. '* (1910) 558 ff. S. Maniscalco, L' ostetricia nei suoi
rapporti con la morale cristiana, 1904. L. Knapp, Theologie u. Geburtshilfe,
1908. Unterricht üb. d. Spendung d. Nottaufe u. üb. d. Standespflichten d.
Hebammen"', 1910.
•^ C. 4, X h. t. III, 42. F. Rabe, D. Selbsttaufe, 1905. F. Gillraann, Z.
Frage d. Selbsttaufe (Katholik 1912, I 380 ff).
« C. 34 (August., De bapt. 1. IV, c. 22, n. 29) 37 (August.?), D. IV
de cons. C. 2, X de presb. nou bapt. III, 43. Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr.
267 ff. Bartmann, Lehrb. d. Dogm. « 637 ff. Pohle, Lehrb. d. Dogm. Uli 139 ff.
' Üb. d. Katechumenat vgl.: Knöpfler, Kgschte «^ 102 f 114 219. Funk-
Bihlmeyer, Kgschtc « 76 ff 223 ff. Ferner: E. Schwartz, Bußstufen u. Kate-
chumenatsklassen, 1911. Achelis, D.Christentum i. d. erst, drei Jhdten I 121 ff';
II 84 ff. A. V. Strom barg, Studien z. Theorie u. Praxis d. Taufe i. d. christl.
Kirche d. erst, zwei Jhdte, 1913. E. Seeberg, D. Synode v. Antiochicn i. Jahre
324/25, 1913. Thalhof er- Eisenhof er, Handb. d. kath. Liturgik II 283 ff.
« C. 5 (Syn. v. Toledo IV a. 633, c. 57), D. XLV. C. 3, X h. t. III, 42. Trid.
sess. VII de bapt. can. 12—14. D. Dekret „Lamentabili sane" v. 3. Juli 1908 ver-
wirft i. Nr 43 d. Satz, daß d. Kindertaufe nur e. disziplinare Maßregel gewesen
sei. Heiner, D. neue Syllabus Pius' X.^ 187 ff. Michelitsch, D. bibl.-dogm.
I
§ 113. Die Taufe. 23
taufen i. Eigentliche Monstra können nicht, dubiöse Bildungen nur be-
dingungsweise getauft werden 2. Nur zum Teil geborne Kinder, bei
denen Gefahr ist, daß sie den Geburtsakt nicht überleben werden, sollen,
wenn sie auf das Haupt als den vorzüglichsten Körperteil getauft wer-
den können, unbedingt, auf ein anderes Glied aber bedingt getauft
werden. Im letzteren Falle ist die Taufe bedingt zu wiederholen 3.
Überhaupt ist die Taufe bedingt zu wiederholen, wenn an der Tat-
sache oder Gültigkeit der ersten Taufe nach vorausgegangener sorg-
fältiger Untersuchung vernünftig gezweifelt wird, was namentlich bei
von Häretikern gespendeten Taufen praktisch werden kann *. Andern-
Syllabus2 196 f. P. Glaue, Z. Gesch. d. Taufe i. Spanien, 1913. Knöpfler,
KgschteM03. Funk-Bihlmey er, Kgschte^ 224. Schanz a. a. 0. 258 ff. Bart-
mann a. a. 0. 673 679 ff. Pohle a. a. 0. 152 ff. — B. Taufen v. Kindern, welche
d. erste Kommunion noch nicht empfangen haben, ist d. ordo baptismi parvulorum
anzuwenden. C. S. Rit. 10. Mai 1879 (A. f. k. KR. LXXVIII [1898] 353).
' Üb. die Taufe v. Frühgeburten u. tot geborenen Kindern: X. Florentinius,
Disputatio de ministrando baptismo humanis foetibus abortivorum, Lugd. 1668.
P. Alvera, Taufe, Rechte u. Matrikulierung d. scheintot gebor. Kinder (Theql-
prakt. Qsch. LI [1898] 650 f). F. X. Thalhof er , Taufe tot gebor. Kinder (Theol.-
prakt. Monatsschrift X [1900] 248 ff). D. Taufe d. Abortivfötus (Köln. Pastoralblatt
XXXVI [1902J 9 ff 205 ff). J. Ried er, D. Taufe v. Embryonen u. foetus abortivi
(Theol.-prakt. Qsch. LVIII [1905] 30 ff). Ferro res-Geniesse, D. wirkl. Tod
u. d. Scheintod i. Beziehung a. d. heil. Sakramente, 1908. [D. span. Orig. : J. B.
Ferreres, La muerte real y la muerte apparente con relaciön a los santos sacra-
mentos, erschien 1911 i. 4. Aufl.] A. Creazzo, Studio su la morte apparente e la
morte reale, 1913. J. E. Pruner, Lehrb. d. PastoraltheoL ^ I 157 ff.
* Rit. Rom. tit. II, c. 1, n. 18 ff, wo a. d. etwaigen Formeln angegeben sind.
^ „Nemo renatus, nisi qui natus." Rit. Rom. tit. II, c. 1, n. 16. S. C. Conc.
12. Juli 1794. Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 42, n. 4. S. C. Conc. 16. März
1897. D. Form b. solcher Wiedertaufe ist: „Si non es baptizatus, ego te baptizo" etc.
C. 2, X h. t. III, 42. Rit. Rom. a. a. 0. Ben ed. XIV., De syn. dioec. 1. VII,
c. 5. B. intrauteriner Taufe darf Chlorwasser gebraucht werden. S. C. Inq. 21. Aug.
1901 (A. f. k. KR. LXXXIl [1902] 362 f). K. K. E. v. Moy, D. Nottaufe währ.
d. Geburt d. Kindes (A. f. k. KR. XIV [1865] 44 ff). J. Rieder, De valore
baptismi infanti in utero matris clauso collati (Theol.-prakt. Qsch. LH [1899] 108 ff).
Theol.-prakt. Qsch. LVI (1903) 137 ff. A. Treitner, D. Taufe i. Mutterleib
mittelst d. Hohlnadel (Theol.-prakt. Qsch. LXI [1908] 317 ff). Dageg.r Ebd. LXII
(1909) 455 f; Z. f. Theologie u. Kirche XIX (1909) 246 ff. Th. Diestel, Taufe
d. foetus d. Einspritzung (D. Z. f. KR. XV [1903] 234 ff). F. Ah] fei dt, Kon-
fession u. Geburtshilfe (Preuß. Jbb. CXLVI [1911] 54 ff). — Ist d. Mutter gestorben,
ehe d. Kind geboren wurde, so ist d. Mutterleib z. öffnen, u. d. Kind eventuell taufen
z. können. Rit. Rom. tit. II, c. 1, n. 17. S. C. Inq. 13. Dez. 1899 (A. f. k. KR.
LXXX [1900] 574 f). — M. d. Taufe d. Mutter ist nicht a. d. Kind getauft. C. 115
(Isid. Hispal.), D. IV de cons. — Pohle a. a. 0. 150f.
* Rit. Rom. tit. II, c. 1, n. 9. Ben ed. XIV., De syn. dioec. 1. VII, c. 6. S. C.
Inq. 14. Dez. 1898 (A. f. k. KR. LXXIX [1899] 538 f). Erl. d. bisch. Ordin.
I
24 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
falls ist wegen des durch die Taufe eingeprägten character indelebilis
die Wiedertaufe null und nichtig und ihre bewußte Wiederholung ein
kirchliches Verbrechen, das die Irregularität des Wiedertäufers und
aller Schuldigen im Gefolge hat^
Christliche Eltern sind, nachdem heutzutage hierin jeder staatliche
Zwang weggefallen ist 2, wenigstens moralisch verpflichtet, ihre Kinder
taufen zu lassen. Wer daher von solchen stammt oder unter Christen
auferzogen wurde, gilt so lange als getauft, bis das Gegenteil bewiesen
ist^. Findelkinder sind ohne weiteres bedingt zu taufen, selbst wenn
ein Attest über die erhaltene Taufe bei ihnen gefunden würde, wo-
fern dieses nicht volle Gewißheit über die stattgehabte Taufe bietet^.
Die Kinder Un- oder Andersgläubiger, insbesondere der Juden, dürfen
ohne den ausdrücklichen Konsens ihrer Eltern oder deren Stellvertreter
nicht getauft werden ^. Dagegen dürfen dieselben auch ohne diese Ein-
willigung getauft werden, wenn sie in sichtlicher Todesgefahr schweben
oder von ihren Eltern ausgesetzt oder verstoßen wurden ß. Aber sie
müssen in diesem Falle hernach ihren Eltern weggenommen und
christlich erzogen werden ^. Tritt einer der ungläubigen Gatten zum
Christentum über, so folgen ihm trotz des Widerspruchs des un-
Rottenb. v. 22. Mai 1849. Vogt, Sammlung 662. F. W. Woker, D. be-
dingungsweise z. spend. Taufe (Kath. Seelsorger IV [1892] 20 ff). J. Eiselt,
D. Bedingnistaufe (Theol.-prakt. Qsch. XXXVIIT [1885] 61 ff). D. Hoffmann,
D. röm.-kath. Wiedertaufe (Deutsch-evang. Blätter XXX [1905] 508 ff). J. Gott-
schick, D. Lehre d. Reformation v. d. Taufe, 1906. E. Rietschel, D. Ver-
hältn. V. Taufe u. K. i. Sinne d. KRs u. d. luther. Bekenntnisses, 1907. Eibach,
Z. Tauffrage (D. Z. f. KR. XVIH [1908] 75 ff ). R. Stehfen, D. Wiedertaufe i.
Theorie u. Praxis d. röm.-kath. K. s. d. trident. Konzil, 1908. Üb. d. Alter d. be-
dingungsweise gespendeten Taufe Schanz, D, Lehre v. d. heil. Sakr. 237.
» Trid. sess. VII de bapt. can. 11 13. Vgl. Bd I, S. 225.
2 RG. V. 6. Febr. 1875 üb. Beurkund. d. Personenstandes, § 82 erklärt, d. kirchL
Verpflichtungen i. Bezug a. d. Taufe nicht berühren z, wollen.
^ C. 3, X de presbyt. non bapt. III, 43.
* C. 110 (Greg. IL a. 726), D. IV de cons. S. C. Conc. 15. Jan. 1725. Richter-
Schulte, Conc. Trid. p. 42, n. 2. Ben ed. XIV. a. a. 0. 1. VII, c. 6, n. 5. Partik.
verschied. Praxis: Coli. Lac. IV 114; V 161; VI 153.
^ D. geltende kirchl. R. i. dies. u. d. folg. Punkten hat zusammengefaßt
Bened. XIV., .Postremo" v. 27. Febr. 1747; „Probe te" v. 15. Dez. 1751. D.
Konsens muß s. a. a. d. nachfolg, christl. Erziehung erstrecken. „Postremo". § 18.
S. C. Inq. 26. Aug. 1885; 19. Jan. 1886. D. Vorschriften üb. d. Taufe d. Juden:
A. f. k. KR. LVI (1886) 286 ff.
« C. un. X de inf. expos. V, 11. ,Postremo\ § 8—10. .Probe te". § 10.
S. C. de Prep. Fide 18. Juli 1892 (A. f. k. KR. LXXVII [1897] 374).
' C. 13 inVI'° de haeret. V, 2. .Postremo'. § 25 ff. Üb. d. Mortarafall Moy
i. A. f. k. KR. III (1858) 644 ff; IV (1859) 291 ff.
§ 113. Die Taufe. 25
gläubigen Eheteils in favorem fidei christianae alle noch nicht über
sieben Jahre alten Kinder i. Haben die Kinder der Ungläubigen das
siebte Lebensjahr zurückgelegt, so kann deren Taufe auch ohne
elterliche Einwilligung erfolgen, wenn sie mit freiem Willen danach
verlangen 2; aber es ist bischöfliche Erlaubnis dazu einzuholen, wie
überhaupt bei der Taufe Erwachsener^.
Es sind jedoch diese kirchlichen Bestimmungen, soweit sie mit der
modernen staatlichen Gesetzgebung im Widerspruch stehen, heute nicht mehr
durchführbar. Nach letzterer folgt das Kind der Religion seiner Eltern, hat
die Verstoßung keine Rechtskraft, kann die eheliche Mutter nicht gegen den
Willen des Vaters die Kinder einer andern Religion zuführen, und hat endlich
das Kind selbst keine Bestimmungsbefugnis darüber, ob es sich taufen lassen
wolle, ehe es die staatlich festgesetzten Diskretionsjahre erreicht hat*.
Zu spenden ist die Taufe in feierlicher Weise nach den Vor-
schriften des Rituale. Materia remota ist natürliches Wasser^. Zur
erlaubten Spendung der feierlichen Taufe ist geweihtes Taufwasser
anzuwenden^. Materia proxima ist die dreimalige Abwaschung (ab-
1 C. 10 (Syn. V. Toledo IV a. 633, c. 63), C. XXVIIl, q. 1. C. 2, X de convers.
infid. III, 83. Bened. XIV., ,Postremo^ §15ff.
« C. 2, X de convers. infid. III, 33. S. C. Conc. 16. Juli 1639. Richter-
Schulte, Conc. Trid. p. 47, n. 9. „Postremo^ § 32.
' Rit. Rom. tit. II, c. 3, n. 8. F. d. Diöz. Rottenburg: Vogt, Sammlung 662 f.
* I. Preußen muß d. Kind v. Eltern, d, a. d. Kirche ausgetreten sind, i. der. früherer
Religion erzogen werden. Erl. d. preuß. Kultusminist, v. 27. Sept. 1880 (A. f. k. KR.
XLVI [1881] 139). E. Nitze, D. relig. Erziehung d. Kinder u. der. Teilnahme
a. Schulreligionsunterricht (D. Z. f. KR. VIII [1898] 159 fif). 0. v. Natzmer, D.
volksschulmäßige Religiousunterr. v. Kindern a. Mischehen i. Gebiete d. preuß.
LRs, 1908. H. A. Krose, Kirchl. Handb. f. d. kath. Deutschi. III (1911) 87 f.
R. E i b a c h , D. zwangsweise Zuführung d. Dissidentenkinder i. d. Religionsunterr.
d. Volksschule (D. Z. f. KR. XXlII [1913] 103 ff). — F. Bayern A. f. k. KR.
XCIII (1913) 538. — I. Württemberg unterliegen d. Kinder v. Dissidenten kein.
Religionsunterrichtszwang i. d. öffentl. Schule. Minist.-Erl. v. 3. Nov. 1904. Schüz-
Hepp, D. württ. Volksschulgesetzgebung I (1910) 125. — F. Sachsen: 0. Kämper, D.
relig. Erzieh, d. Dissidentenkinder i. Königr. Sachsen, 1906. — F.Nassau: A. f. k.
KR. LXXXIX (1909) 346 f. — F. Österr.: Seh er er, KR. II 36 ff: A. f. k. KR.
XCII (1912) 354 f; XCIII (1913) 166 331 ff — Vgl. a.: A. f. k. KR. XCIII (1913)
538. Friedberg, KR.« 543 2». — V. naturrechtl. Standpunkt a. m. Recht geg.
d. staatl. Zwang: V. Cathrein, Recht, Naturrecht u. posit. Recht ^ (1909) 265. —
Üb. d. Diskretionsjahre unt. § 114. — Vgl. a. unt. § 149 üb. d. gem. Ehe.
* Jo 3, 5. C. 5, X h. t. III, 42. Trid. sess. VII de bapt. can. 2. Rit. Rom.
tit. II, c. 1, n. 3. I. Todesgefahr kann d. Kind i. Mutterleib a. m. Chlorwasser
getauft werden. Vgl. ob. S. 28, A. 8.
«Tertull., Debapt. c. 4 6. Cypr., Ep. 70, 1. C. 71 (Ambr.[?] De sacram.
I. II, c. 5), D. IV de cons. Rit. Rom. tit. II, c. 1, n. 4ff.
26 IV- Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. I.Kap.: Die Sakramente.
lutio) mit Wasser. Diese Abwaschung geschah anfänglich in der Regel
durch Untertauchung (immersio), aus Gründen aber auch durch Be-
gießung (infusio) oder Besprengung (aspersio). Seit dem 13. Jahr-
hundert kam in der abendländischen Kirche die Untertauchung mehr
und mehr in Abgang und trat an deren Stelle die heute übliche drei-
malige Begießung des Hauptes in Kreuzform ^
Die Form sind die gleichzeitig mit der Abwaschung ausgesprochenen
Worte: „Ego te baptizo in nomine Patris" ^ etc. Dazu kam schon
früher eine Reihe von Gebeten, Beschwörungen und Zeremonien,
welche, wenn der wesentliche Taufakt, wie bei der Nottaufe, bereits
vorausgegangen ist, nachzuholen sind^.
Bezüglich des Ortes der Taufe war in der alten Kirche nichts
vorgeschrieben. Sie geschah in Flüssen, Teichen, Seen und Meeren.
Später wurde sie namentlich in den bei den Kirchen errichteten Tauf-
kapellen, den Baptisterien, gespendet'^. Heute ist der Ort der Taufe
die Pfarrkirche, in welcher sich der Taufstein befindet^. Das Recht
der Haustaufe haben nur die reges et principes^; doch ist sie gemein-
rechtlich auch bei den andern Ständen erlaubt, wenn die Not es er-
fordert'^. überdies kann der Bischof sie aus gutem Grunde gestatten^.
Es bestehen auch nähere Vorschriften in einzelnen Diözesen hierüber^.
So können in der Diözese Rottenburg die Eltern aus Gründen die Haus-
taufe von Oktober bis Ende April und in über eine halbe Stunde von der Pfarr-
kirche entfernten Filialen das ganze Jahr hindurch verlangen ^°.
> TertuU., Advers. Prax. c. 26. C. 78 ff, D. IV de cons. Rit. Rom. tit. II, c. 1,
n. lOff. Knöpfler, Kgschte^ 104 219 f 538. Funk-Bihlme yer, Kgschte «
76 225 556. Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr. 215 ff. Bart mann, Lehrb.
d. Dogm.MII 668 f. Pohle, Lehrb. d. Dogm.^ 122ff. Thalhof er-Eisenhof er,
Handb. d. kath. Liturgik II 300 ff.
2 Mt 28, 19. C. 24 (Nikol. L a. 866) SB 86 (Zachar. L a. 746 748), D. IV
de cons. C. 1 5, X h. t. III, 42. Rit. Rom. tit. II, c. 1, n. 8f. Richter-
Schulte, Conc. Trid. p. 46, n. 7. Üb. Taufe i. Namen Jesu: W. Koch, D. Taufe
i. N. T.2 (1910) 6ff. F. Gillmann, Taufe ,i. Namen Jesu" oder „i. Namen Christi"
(Katholik 1912, II 856 ff; [a. sep.]). Bartmann a. a. 0. 670. Pohle a. a. 0. 128 f.
3 C. 53 (Coelest. L a. 431) 61—70 87—91, D. IV de cons. C. 1, § 6, X de
sacr. unct. I, 15. F. J. Dölger, D. Exorzismus i. altchristl. Taufritual, 1909.
Schanz a. a. 0. 278 ff. Thalhof er-Eisenhof er a. a. 0. 11 292 ff.
* Knöpfler a. a. 0. 103 220. Funk-Bihlmey er a. a. 0. 76 225 246.
" Rit. Rom. tit. II, c. 1, n. 28.
' C. un. in Clem. h. t. III, 15. "^ C. un. cit. in Clem.
8 C. S. Rit. 27. Apr. 1877 (A. f. k. KR. XLVI [1881] 14). S. C. Conc.
20. Jan. 1894. S. C. de disc. Sacr. 22. Dez. 1912 (Acta Ap. Scdis IV [1912] 725).
^ Coli. Lac. Ill 928; IV 527 1184; V 161 348 490 649 814.
'° Vogt, Sammlung 656 ff. D. Zeremonien dürfen dab. ab. nicht v. d. Taufe ge-
trennt u. später i. d. Kirche nachgeholt werden. Pruncr, Pastoraltheol. ^ I 165.
§ 113. Die Taufe. 27
Feierliche Taufzeiten waren in den ersten Jahrhunderten Ostern
und Pfingsten, näherhin die Vigil dieser Feste. Im Orient kam später
die Vigil von Epiphanie, und anderwärts kamen noch andere Feste
als Taufzeiten hinzu; im Notfall aber konnte zu jeder Zeit getauft
werden. Allein mit der Kindertaufe schwanden diese Taufzeiten mehr
und mehr, bis sie seit dem 13. Jahrhundert ganz in Abgang kamen ^.
Nur die Taufwasserweihe an der Vigil von Ostern und Pfingsten ist
noch geblieben 2. Das Rituale Romanum verlangt auch, daß etwaige
Taufen von Erwachsenen auch jetzt noch wo möglich zu Ostern und
Pfingsten stattfinden sollen 3; die Kinder aber seien zu taufen „quam
primum fieri poterit" ^. Partikular ist noch genauer bestimmt, daß
dies zu geschehen habe innerhalb zweier bis acht Tage nach der
Geburt ^.
Waren selbst bei der Taufe der Erwachsenen Paten gebräuchlich ^,
so mußte das noch viel mehr bei den Kindern der Fall sein'. Bei
diesen haben die Taufpaten das Verlangen nach der Taufe auszu-
drücken, das Glaubensbekenntnis abzulegen und die christliche Erziehung
des Täuflings zu versprechen. Daher heißen sie sponsores oder fide-
jussores; zum Zeichen dessen sollen sie den Täufling bei der Taufe
irgendwie halten, woher sie auch susceptores oder tenentes genannt
werden. Wegen der Mitwirkung bei Schaffung des neuen geistlichen
Lebens des Täuflings werden sie auch als patrini, matrinae, compatres,
commatres^ bezeichnet. Das Recht, die Paten zu bestellen, haben die
Eltern 9 oder deren Stellvertreter, eventuell der Pfarrer. Sie müssen
als solche ausdrücklich bezeichnet werden. Nach dem Tridentinum,
das auf die alten Gesetze verweist, soll nur ein Pate, und zwar wo
D. Haustaufe u. ihre Geschichte i. Deutschi. (Köln. Pastoralbl. XXXVI [1902] 116 ff). —
Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. II 275 f.
» C. 11— 18, D. IV de cons. Knöpfler a. a. 0. 103 219. Fun k -Bihlm ey er
a. a. 0. 76 225 556.
2 Rit. Rom. tit. II, c. 1, n. 4.
» Tit. II, c. 1, n. 27; c. 3, n. 4 ff. * Tit. II, c. 1, n. 15.
^ Coli. Lac. V 18 162 348 489 643 813. Vogt, Sammlung 656 f. D. Hebamme
darf taufen, wenn sie positiv befürchtet, es möchte d. Kind o. Taufe sterben, weil
d. Eltern d. Spendung derselben hinausschieben. S. C. Inq. 13. Jan. 1899 (A. f.
k. KR. LXXIX [1899] 736). — Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. H 269 ff.
^ Ter tu 11., De bapt. c. 18. A. Nagle, D. kirchl. Patenschaft b. Taufe u.
Firmung (Theol.-prakt. Monatsschrift X [1900] 231 ff ). K. M. Tdlkrj, Ihpi rw>
d.vadoyu}v y.azä ro dtxaw^ TTjg dn-f}odö'^ou ^A'^arohxTfq äxjcATjOiaq^ 1909. Aclielis, D.
Christentum i. d. erst, drei Jhdten II 94. Ebd. passim üb. Weise, Ort u. Zeit
d. Taufe.
' C. 77 (August.), D. IV de cons.
8 C. 5 (P aschal. IL), C. XXX. q. 3. ^ A. d. unehel. Mutter.
28 ^V- Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap. : Die Sakramente.
möglich gleichen Geschlechts wie der Täufling, oder höchstens zwei,
aber verschiedenen Geschlechts, funktionieren K Die Zahl der Ehren-
paten aber ist nicht beschränkt. Nach dem Rituale ßomanum können
nicht Pate sein: des Glaubens Unkundige, Ungefirmte^, Unmündige,
Wahnsinnige. Weiterhin bezeichnet dasselbe als zur Patenschaft un-
fähig die Ungläubigen, die Häretiker 3, die öffentlich Exkommunizierten,
die persönlich Interdizierten, die öffentlichen Sünder, die Freimaurer,
die kirchlich und bürgerlich Ehrlosen, die Regulären^. Partikular-
rechtlich sollen auch nicht Pate sein die Weltgeistlichen ^ und selbst-
verständlich nicht solche, welche in gemischter Ehe mit akatholischer
Kindererziehung leben ^. Daß die Eltern nicht zugleich Pate sein
können, ist klar^. Der taufende Geistliche ist verpflichtet, vor der
Taufe sich über die Qualifikation der Paten zu vergewissern^.
Dem Täufling wird ein von den Eltern bzw. den Paten zu be-
stimmender Name, wo möglich der eines Heiligen, gegeben^.
Zum Schluß hat der Pfarrer jede von ihm vorgenommene Taufe
unter Angabe der Namen des Täuflings, der Eltern und der Paten
in das Taufregister einzutragen. Wie das Faktum der Taufe, so will
dadurch auch die entstandene, ein Ehehindernis bildende geistliche
* Sess. XXIV de ref. matr. c. 2. E. Stellvertreter muß d. ausdrückl. Erlaubnis
d. Paten haben. A. f. k. KR. LXXXIII (1903) 124 f.
2 C. 102 (Poenit. The od.), D. IV de cons.
3 S. C. Inq. 17. Sept. 1871 ; 27. Juni 1900 (A. f. k. KR. LXXXI [1901] 348).
Eventuell ist d. Taufe o. Paten z. vollziehen. S. C. Inq. 3. Mai 1893. Wohl ab.
können Akatholiken als Taufzeugen funktionieren. Vogt, Sammlung 663. Z. streng
verneinen d. L aurin (Theol.-prakt. Qsch. XXXVIII [1885] 9 ff ) u. Silbernagl,
KR. * 499 ".
^ Rit. Rom. tit. II, c. 1, n. 22 ff. C. S. Rit. 15. Febr. 1887. L. Dolberg, D.
Statuten d. Zisterz. wider Tauf- u. Gevatterstehen (Stud. u. Mitt. a. d. Bened.- u.
Zisterz.-Orden XXIV [1903] 598 ffj.
^ Coli. Lac. V 492; VI 11.
^ Ebd. V 19 492.
' Anfänglich scheinen a. Eltern Pate gewesen z. sein. Seitd. ab. d. Paten-
schaft d. geistl. Verwandtschaft bewirkte, wurde solches verboten. Syn. v. Mainz a. 813,
c. 55. Harduin, Acta conc. IV 1016.
8 Trid. sess. XXIV de ref. matr. c. 2. — Thalhof er-Eisenhof er, Handb.
d. kath. Liturgik II 276 ff.
* Rit. Rom. tit. II, c. 1, n, 54. J. Preisen, Wer ist berechtigt, d. Täufling
d. Namen z. geben? (Theol -prakt. Qsch. XLV [1892] 381 ff). Klein, Passende
u. unpassende Taufnamen (Theol.-prakt. Monatsschrift X [1900] 191 fi'). G. Necker-
mann, Üb. d. Recht, d. Täufling d. Namen z. geben (Ebd. 349 ff). Fröhling, D.
Namengebung b. d. Taufe u. Firmung insbes. d. christl. Taufnamen (Kath. Seel-
sorger XX [1908] 68 ff). — Thalhof er-Eisenhof er a. a. 0. II 280 ff.
§ 114. Der Austritt, Rücktritt und Übertritt in die Kirche. 29
Verwandtschaft beurkundet werden. Ist die Taufe durch einen andern
Priester als den Pfarrer gespendet worden, so soll auch dies bemerkt
werden ^.
§ 114.
Der Austritt, Rücktritt und Übertritt in die Kirche.
A. B. Schmidt, D. Austritt a. d. Kirche, 1893. Ders. , Z. Austritt a. d. K.
(Festschrift f. Friedberg [1908] 73 flf). K. A. Geiger, D. Glaubenswahl minderjähr.
Personen i. Bayern (A. f. k. KR. LXXV [1896] 358 ff). Ders., D. Wahl d.
Glaubensbekenntnisses n. bayr. Recht, 1899. E. Eck, D. Begründung d. kirchl.
Mitgliedschaft n. kan. u. bayr. Recht, 1900. [D. 2. Aufl. 1910 ist nur neue Ausg.]
J. Alethes, D. Konfessionsänderung u. d. relig. Kindererziehung i. Königr. Sachsen,
1909. Ch. Caro, Gesetz betr. d. Austritt a. d. K. v. 14. Mai 1873, 1911. R. Hörn,
D. Erklärung d. Kirchenaustritts v. d. Konsul i. Ausland i. Hinblick a. d. preuß.
Gesetz v. 14. Mai 1873 (A. f. öff. R. XXVII [1911] 430 ff). Weit. Lit. ob. S. 25,
A. 4, unt. § 149.
I. Durch die Taufe wird man IVEitglied der katholischen Kirche.
Diese IMitgliedschaft ist gemäß dem durch die Taufe eingeprägten
character indelebilis unverlierbar 2. Es ist also nach Dogmatik und
kanonischem Recht ein völliger Austritt aus der katholischen Kirche
undenkbar, und der Versuch dazu ein schweres kirchliches Ver-
brechen, auf welches die ipso facto eintretende, dem Papst reservierte
Exkommunikation gesetzt ist^.
Staatsrechtlich aber gilt, daß die Getauften, die von ihren Eltern oder
deren gesetzlichen Vertretern in einer andern christlichen Konfession er-
zogen werden, der katholischen Kirche nicht angehören, und daß keine
Kirche ihre Glieder nach Erreichung des Diskretionsalters * und Erfüllung
• Trid. sess. XXV de ref. matr. c. 2. Rit. Rom. tit. X, c. 3. Üb. etwaige
■weitere Vermerke ebenda. I. einzelnen bestehen Diözesanvorschriften Vogt a. a. 0.
260 ff 779 ff. Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde I 143 ff. Wieweit d. Taufbücher
•d. Bedeutung öffentl. Urkunden haben, siehe Bd I, S. 483.
2 Trid. sess. VlI de bapt. can. 4 7 8. Vgl. Bd I, S. 81.
' X de apostat. haeret. schismat. V, t. 7 8 9. ,,Apostolicae Sedis moderationi"
V. 12. Okt. 1869. I 2 4.
* Vollendetes 12. Lebensjahr: Sachsen-Weimar; voll. 14. Lebensjahr: Preußen
(Gebiet d. Allg. Landrechts), Rheinprovinz, Hannover, Nassau, Braunschweig,
Oldenburg, Hessen-Darmstadt, Österreich; voll. 16. Lebensjahr: Baden, Frankfurt;
voll. 18. Lebensjahr: Kurhessen; voll. 21. Lebensjahr: Bayern, Sachsen. Vgl.
Schneider. D. part. KRsquellen 204 295 299 300 302 371 403 437 454 524;
K. A. Geiger, D. religiöse Erziehung d. Kinder i. deutsch. Recht (1903) 138 151
153 156 168 174* 195 206 210 216 227 238 276; Friedberg, KR.« 292.
Gegenüb. dies, verwirrenden Mannigfaltigkeit will d. Toleranzantrag d. Zentrums i.
§ 2 d. vollend. 12. Lebensjahr z. Diskretionsalter erhoben sehen. F. Heiner, D.
sog. Toleranzantrag (1902) 203. Daselbst sind S. 284 ff a. d. einschläg. deutsch.
30 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. I.Kap.: Die Sakramente.
gewisser rechtlicher Formalitäten^ hindern darf, aus ihr auszuscheiden,
und zwar auch ohne sich einer andern religiösen Gemeinschaft anschließen
zu müssen.
In Württemberg hat der aus der Kirche Austretende, der im vierzehnten
Lebensjahr stehen muß-, die Erklärung seines Austrittes schriftlich oder
mündlich bei dem Vorsitzenden des Kirchenstiftungsrates anzuzeigen. Dieser
hat darüber eine Bescheinigung auszustellen. Die Erklärung des Austrittes
tritt nach vier Wochen in Kraft ^.
II. Wollen aus der Kirche Ausgetretene die aktive Rechtsfähigkeit
in der Kirche wieder erwerben, so müssen sie einen Akt der Unter-
werfung vornehmen, der nicht als Übertritt, sondern sachgemäß als
Rücktritt zur Kirche (Konversion) bezeichnet wird. Dieser Rücktritt
kann an sich nicht in der Wiederholung der Taufe bestehen, sondern
vielmehr in solchen Handlungen, welche bekunden, daß der Betreffende
die Lehre der Kirche für wahr halte und fortan auch äußerlich als
deren Glied betrachtet sein wolle. Voranzugehen hat der Konversion,
wenn nötig oder möglich, ein Unterricht in der Lehre der Kirche.
Sodann ist zur Aufnahme in die Kirche wo möglich die Genehmigung
Gesetze zusammengestellt. Vgl. noch: Geiger, D. kirchenrechtl. Inhalt d. bundes-
staatl. Ausfülnungsgesetze z. BGB. (A. f. k. KR. LXXXI [1901] 113 ffj. H. Hell-
muth, D, Einfluß d. Religionswechsels dritter Personen u. d. relig. Erziehung
Minderjähriger n. bayr. Staatskirchenrecht (Ebd. XCIII [1913] 67 ff). Ders.,
Z. Anfechtung d. Glaubenswahl n. bayr. R. (D. Z. f. KR. XXIII [1913] 329 ff).
F. Österr. vgl. Haring, KR. 357 ff; A. f. k. KR. LXXXVII (1907) 437 ff 524 f;
XC (1910) 316 ff.
* F. Preußen, Bayern, Baden, Hessen usw. vgl. : Schneider a. a. 0. 257 f
361 404 ; F r i e d b e r g , KR.« 292 f. Üb. rechtl. Form u. rechtl. Wirkung d. Austritts
a. d. Kirche handeln §§ 3 u. 4 d. Toleranzantrags. Heiner a. a. 0. 204 f. Ebd.
293 ff a. d. hierüb. i. Deutschi, geltend. Gesetze.
* Üb. d. i. Württ. gelt. Diskretionsalter gehen d. Meinungen auseinander. D.
Rehgionsedikt v. 15. Okt. 1806 spricht i. Art. 6 nur- allgem. v. d. Unterscheidungs-
jahren. E. Minist.-Erl. v. 14. Sept. 1826 fixierte 13 vollendete Jahre. E. Erl. d.
Kirchenrats v. 16. Nov. 1831 sagt, daß d. angetr. 14. Lebensjahr genüge. Daran
hält Ministerium, Konsistorium u. Kirchenrat. Dageg. plädieren andere f. 16 (Knaben)
u. 14 (Mädchen) Jahre. K. Schmidt, D. Konfess. d. Kinder n. d. Landesrechten
i. Deutsch. Reich (1890) 383 ff. Gaupp-Göz, D. Staatsr. d. Königr. Württ.« 415.
F 1 e i n e r , Staatsrecht!. Gesetze Württ. 14 f. Kiene, Kath. Pfarrgemeindegesetzi
V. 14. Juni 1887 u. 22. JuH 1906, 176 ff. Pf äff , Gesetzeskunde 407 f. VgL Pfaff-
Sproll a. a. 0. I 311. K. Pause r, D. Konfession d. Kinder i. Württ. n. d.
gegenwärt. Stand d. Gesetzgeb. u. Rechtsprechung (1911) 10 ff".
' Art. 43, Abs. 5 d. Ges. v. 14. Juni 1887. Grd.-Erl. v. 27. Dez. 1892. Kiene
a. a. 0. 108 ff. Pfaff-Sproll a. a. 0. I 307 ff. 1. Todesgefahr kann d. Aufnahme
d. d. Geistl. ohne weitere Förmlichkeiten erfolgen. Es sind ab. seit. d. Geistl. d.
notwendigen Anzeigen z. machen. Genest d. Aufgenommene wieder, so hat er d.Vor-
sitzenden d. Kirchenstiftungsrates d. Austritt schriftl. anzuzeigen.
§ 114. Der Austritt, Rücktritt und Übertritt in die Kirche. 31
des Ordinariats einzuholen. Zugleich ist die Bitte beizufügen, den Kon-
vertiten ab haeresi formali in utroque foro ^ absolvieren zu dürfen.
Eventuell ist auch um die Erlaubnis zur bedingten oder utibedingten
Spendung der Taufe nachzusuchen 2. Der Akt selbst kann sich in
dreifacher Weise vollziehen: Ist die Taufe absolut zu spenden, so ist
nur die professio fidei abzulegen, nicht aber hat eine Abschwörung
der Irrlehre und Lossprechung von der Exkommunikation stattzu-
finden. Ist aber die Taufe bedingungsweise zu wiederholen, so findet
zunächst die Abschwörung oder näherhin die professio fidei, dann die
bedingte Taufe und zuletzt die Beicht mit bedingter Lossprechung von
den Sünden und auch von der Exkommunikation statt. War aber die
Taufe gültig, so ist nur nötig abjuratio haeresis seu fidei professio
Beicht und absolutio a censuris^.
Wie den Austritt, so normieren die Staatsgesetze auch den Rücktritt zur
Eärche. Vor allem ist das Diskretionsalter gefordert. Die Aufnahme darf
erst erfolgen, nachdem der Austritt Rechtskraft erlangt hat.
III. Wie der Eücktritt, so ist auch der Übertritt aus dem Un-
glauben zur Kirche an bestimmte Bedingungen gebunden, nämlich an
die Taufe mit bischöflicher Erlaubnis. Dieser selbst aber muß Frei-
heit der Entschließung, Unterricht im Glauben und Ablegung des
Glaubensbekenntnisses vorangehen *.
Der Staat fordert auch hier die Diskretionsjahre und seinerseitige Kognition.
» S. C. Inq. 21. Dez. 1895; 28. März 1900 (A. f. k. KR. LXXX [1900] 570 f:
LXXXIII [1903] 494 f). D. Absolution v, d. a. d. Apostasie u. Häresie gesetzt. Strafe
d. Exkommunikation (Köln. Pastoralblatt XL [1906] 253 fF).
2 S. C. Inq. 18. Dez. 1872; 20. Nov. 1878; 21. Febr. 1884; 4. Febr. 1885;
28. März 1900. Bened. XIV., De syn. dioec. 1. VII, c. 6, n. 7 ff. Vgl. ob. S. 22;
S. 23, A. 3 4. Th. Bouquillon , De la reiteration du bapteme confere par les
här^tiques (Rev. des scienc. eccles. XL [1879] 145 ff). P. Einig, D. Taufe d.
Nichtkatholiken i. Lichte kath. Grundsätze u. prot. Beschwerden (Pastor bonus X
[1898] 57 ff). Friedberg, KR.« 406 ">.
' Modus excipiendi professionem fidei catholicae a neoconversis juxta formam a
C. S. Off. 20. Juli 1859 praescriptam. Coli. Lac. III 550 ff. A. Lehmkuhl,
Beichte b. Konversion (Theol.-prakt. Qsch. LXIV [1911] 117 ff). D. Mannajoli,
De obligationibus christianorum propriis, quibus in genere dubie baptizati obstrin-
guntur, 1913. Pruner, Pastoraltheol.^ I 288 ff. Schüch-Polz, Pastoraltheol.»^
806 f. Ist d. Konvertierende noch unmündig, d. h. unt. 14 bzw. 12 Jahren , so
bedarf es keiner Abschwörung d. Irrtums u. keiner Absolution v. d. Exkommuni-
kation. S. C. Inq. 20. Juli 1859; 20. Nov. 1878.
* Vgl. ob. S. 22.
32 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. I.Kap.: Die Sakramente.
§ 115.
Die Firmung.
Decr. Grat. D. V de cons. Decr. Greg. IX. 1. I, t. 15 de sacr. unct.
Z. alt. Lit. vgl.: Hinschius, KR. IV 55; Scherer, KR. II 67; Schanz,
D. Lehre v. d. heil. Sakr. 282; Bartmann, Lehrb. d. Dogm. « 681 ; P o h 1 e , Lehrb.
d. Dogm. 5 III 156. — B. Nepefny, D. Firmung, 1869. M. He im buch er, D.
heil. Firmung, 1889. F. J. Dölger, D. Sakr. d. Firmung, 1906. Schanz a.a.O.
282 ff. Pesch, Praelectiones dogmaticae VP 217 ff. Bartmann a. a. 0. 683 ff.
Pohle a. a. 0. 156 ff.
Fähiger Spender der Firmung ist der konsekrierte Bischof ^ Kraft
päpstlicher Vollmacht kann auch ein einfacher Priester firmen, muß
aber dabei vom Bischof geweihten Chrisam anwenden ^. Berechtigter
Spender ist der Diözesanbischof innerhalb seiner Diözese an seine und
fremde Diözesanen^.
Berechtigter Empfänger dieses Sakramentes ist jeder getaufte,
noch nicht gefirmte, zu den Jahren der Vernunft gekommene, im
Stande der Gnade befindliche Mensch. In der alten Kirche fand die
Firmung unmittelbar nach der Taufe der Kinder statt. In der grie-
chischen Kirche ist es heute noch so *. Es ist das auch den unierten
1 Apg 8, Uff. C. 119 (Innoz. I. a. 416), D. IV de cons. C. 2 (Gelas. I.
a. 494), D. XCV. C. 4, X de consuet. I, 4. C. un. § 7, X de sacr. unct. I, 15.
Trid. sess. VII de confirm. c. 3. D. Dekret „Lamentabili sane" v. 3. Juli 1907 ver-
wirft i. Nr 44 d. These, daß d. Firmung ursprüngl. nicht v. d. Taufe geschieden
gewesen sei. Heiner, D. neue Syllabus Pius' X. ^ 190 ff. Michelitsch, D. bibl.-
dogm. Syllabus^ 197 f. J. B. Belser, D. Apostelgschte (1905) 110. K.Pieper,
D. Simon-Magus-Perikope, 1911.
2 C. 1 (Greg. I. a. 594), D. CXV. Kl e mens VIII. Instructio v. 31. Aug. 1595.
§ 1. Innoz. XIII., ,Cum ad" v. 9. Jan. 1721. Ben ed. XIV., ,Etsi pastoralis"
V. 26. Mai 1742. § 3; ,Eo quamvis" v. 4. Mai 1745. § 8: ,Anno vertente" v.
19. Juni 1750. S. C. de Prop. Fide, Instructio pro simplice sacerdote sacr. confirm.
ex Sed. Apost. delegatione administr. v. 23. Apr. 1774. Bened. XIV., De syn. dioec.
1. VIl, c. 7—9. Ders., Opera inedita. Ed. Heiner (1904) 214 ff. E. andere
Instr. a. d. Jahre 1888 i. Appendix ad conc. plen. Americae Latinae (1899)
Nr LIX. A. Lehmkuhl, Z. Frage üb. d. Priester als aufserord. Spender d. Firmung
(Z. f. k. Theol.VI [1882] 566 ff). Ders., Theol. moral.^' II 76 ff. J. N.Praxmarer,
D. einf. Priester als Spender d. Sakr. d. Firmung (Katholik 1884, I 271 ff). J. E.
Dann er, Firmung d. schism. Priester (Theol.-prakt. Qsch. LXV [1912] 525 ff).
Schanz a. a. 0. 314 ff. Pesch a. a. 0. 245 ff. Bartmann a. a. 0. 687. Pohle
a. a. 0. 175 ff. Th alhofer-Eisenhof er, Handb. d. kath. Liturgik II 321 ff.
' Trid. sess. VI de ref. c. 5. S. C. Conc. 15. April 1575; 1. März 1687. Streng
genommen wäre z. Firmung e. fremd. Diözesanen d. Erlaubnis s. Bischofs nötig; doch
wird sie als gegeben betrachtet. S. C. Conc. 28. Nov. 1602; 8. Aug. 1682.
* Schanz a. a. 0. 285 ff. Bartmann a. a. 0. 687. Pohle a. a. 0. 177 f.
4
§ 115. Die Firmung. 33
Griechen zum Teil erlaubt ^ und in der abendländischen Kirche, wenn
gewichtige Gründe, wie Todesgefahr, Gewohnheit, es rechtfertigen 2.
Sonst aber wird sie hier seit dem 13. Jahrhundert erlaubterweise
nur Kindern über sieben Jahren gespendet^. Den näheren Zeitpunkt
bestimmen die Partikulargesetze *. Von dem Empfang der Firmung als
eines Sakramentes der Lebendigen sind ausgeschlossen die Häretiker,
Schismatiker, Exkommunizierten, Interdizierten und öffentlichen Sünder^.
Eine Rechtspflicht zum Empfang der Firmung besteht nur für den
Empfänger der Tonsur 6.
Die materia remota des Sakraments ist der Chrisam, d. h. vom
Bischof am Gründonnerstag geweihtes, mit Balsam vermischtes Olivenöl.
Die materia proxima ist die Salbung der Stirne des Firmlings mit Chrisam
in Kreuzesform, verbunden mit Handauflegung durch den Bischof.
Die Form in der lateinischen Kirche sind die Worte: „Signo te signo
crucis et confirmo te chrismate salutis in nomine Patris" etc. "^ Wie die
Taufe, so verleiht auch die Firmung einen character indelebilis s.
1 CoU. Lac. II 29 581. Ben ed. XIV., De syn. dioec. 1. VII, c. 9.
2 Ben ed. XIV., ,Eo quamvis" v. 4. Mai 1745. § 6. S. C. de Prop. Tide
28. März 1774. S. C. Conc. 23. April 1774. Richter-Schulte, Conc. Trid.
p. 47, n. 1. Ben ed. XIV., De syn. dioec. 1. VII, c. 10.
3 Syn. V. Köln a. 1280. H a r du i n , Acta conc. VII 823. Catech. Rom. P. II, c. 3,
q. 17. Leo XIII. schrieb a. d. Bisch, v. Marseille a. 22. Juni 1897, daß d. Firmung
nicht hint. d. erste Kommunion verschoben werden solle (A. f. k. KR. LXXVIII
[1898] 136 f). Wo Pius X. d. Alter f. d. erste Kommunion früher angesetzt hat.
■wird ganz grundlos f. spätere Spendung d. Firmung (i. letzten Schuljahr) plädiert.
J. Göttler, D. Firmungsalter (Katech. Blätter, N. F. XI [1910] 225 ff). A. Rade-
macher, D. erste Kinderkommunion u. d. Sakr. d. Firmung (Theol. u. Glaube IV
(1912] 20 ff).
* I. d. Diözese Rottenburg werden jene Kinder z. Firmung zugelassen, d. i.
Laufe d. betreff. Jahres d. 11. Lebensjahr zurücklegen. Vogt, Sammlung 182 ^
Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde I 233. — Thalhof er-Eisenhof er a. a. O.
II 323 ff.
^ Pontif. Rom. tit. De confirmandis.
" Vgl. Bd I, S. 218 f. A. manche Ordensregeln fordern f. d. Eintretenden d.
Empfang d. Firmung.
" C. un. § 7, X de sacr. unct. I, 15. C. 4, X de consuet. I, 4. Innoz. IV.,
,Sub catholicae* v. 6. März 1254. Denzinger-Bannwart, Enchiridion '^ Nr 465.
Ben ed. XIV., „Ex quo priraum" v. 1. März 1756. Üb. d. hier einschläg. Fragen,
namentl. ob d. Papst a. e. einfachen Priester m. d. Benediktion d. Chrisanis be-
auftragen könne: Schanz a. a. 0. 293 ff ; Pesch a. a. 0. 228; Bart mann a.
a. 0. 685; Pohle a. a. 0. 166 f. J. E. Danner, D. d. Franziskaner- Vicarius d.
Vicaria Bosnae Fabianus a Backa u. dess. Nachfolgern u. Substituten erteilte Privi-
legium oleum sanctum et chrisma conficiendi et benedicendi (Theol. -prakt. Qsch.
LVII [1904] 805 ff). — Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. II 329 ff.
* Trid. sess. VII de sacr. can. 9.
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. II. 3. Aufl. 3
34 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
Nach altem Herkommen wird auch zur Firmung ein Pate bei-
gezogen, der für die christliche Erziehung des Firmlings einsteht und
zum Zeichen dessen seine Hechte auf die rechte Schulter seines Firm-
kindes legt ^ Wo möglich soll der Pate nur einen Firmling haben,
muß gleichen Geschlechtes wie dieser 2, bereits gefirmt-^ und vom Tauf-
paten verschieden sein'*. Wer nicht Taufpate sein kann, kann auch
nicht Firmpate sein.
Die Namen der Gefirmten und ihrer Paten sind vom Pfarrer vor
allem zur Beurkundung der ein Ehehindernis bildenden geistlichen
Verwandtschaft in ein Register, Firmungsregister, einzutragen 5.
§ 116.
Die Eucharistie.
Decr. Grat. D. I II de cons. Decr, Greg. IX. 1. Ilf, t. 41 de celebr. miss. et
sacr. euchar. ; t. 44 de custod. euchar. Const. Clem. III, 14.
Z. alt. Lit. vgl.: Seh er er, KR. 11 662; Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr.
318 f; Bartmann, Lehrb. d. Dogm.2 691ff; Pohle, Lehrb d. Dogm. MII 180 fF. —
F. Probst, D. Verwaltung d. Euchar. als Sakrament 2, 1857. W. A. Mai er, D.
Behandlung d. Allerheiligsten auß. d. heil. Messe, 1860. J. B. Franzelin, Trac-
tatus liturgicus de ss. euchar. sacramento et sacrificio ■*, 1887. F. Gasparri,
Tractatus canonicus de ss. euchar., 1897. S. Many, Praelectiones canon. de missa
cum appendice de ss. euchar. sacr., 1903. Schanz a. a. 0. 3 18 ff. Fesch,
Fraelectiones dogmaticae VP 250 ff. Bartmann a. a. 0. 691 ff. Fohle a. a. 0.
180 ff, wo a. geschichtl. Lit. verzeichnet ist. Vgl. a. z. geschtl. Lit.: Knöpf 1er,
Kgschte^ 114ff 216 277 381 462 538 f 687: Funk-Bih Im ey er , Kgschte« 77 ff
230 f 347 f 452 f.
Berechtigter Spender (minister distribuens zum Unterschied vom
m. conficiens) der Eucharistie war ursprünglich allein der Bischof*'.
* C. 100 101 (incerti auctoris), D. IV de cons. B. kleinen Kindern heißt d.
Pate tenens, sonst ligans, weil er d. gesalbte Stirne m, e. Binde umgeben soll.
Notwendig ist d. Pate nicht, -weswegen manche Diözesanverordnungen überhaupt
V. solchem absehen, od. wenigstens b. solchen Kindern nicht verlangen, welche
bereits d. erste Kommunion empfangen haben. Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde I
233. Vgl. a. Acta et decreta conc. plen. Americae Latinae (1899) Nr 517.
' C. 100 101, D. IV de cons. Fontif. Rom. tit. De confirmandis. M. bischöfl.
Erlaubnis könnte er a. mehrere präsentieren. Coli. Lac. I 181; VI 13. Nicht ab.
ist es erlaubt, daß f. alle Firmlinge desselben Geschlechts nur e. Pate funktioniert.
S. C. Conc. 12. Juli 1823. Richter -Schulte, Conc. Trid. p. 47, n. 2.
' C. 102 (Poenit. The od.), D. IV de cons.
* C. 100, D. IV de cons. S. C. Conc. 16. Febr. 1H84 (A. f. k. KR. LV [1886]
188 f). — Thalhofer-Eisenhofer, Handb. d. kath. Liturgik 11 323 ff.
'' Rit. Rom. tit. X, c. 4.
« Lk 22, 19. Ignat., Ad Smyrn. c. 8, 1. Constit. Apost. 1. IH, c. 10. C. 14
(Syn. V. Nicaea a. 325, c. 18), D. XClll.
§ 116. Die Eucharistie. 35
An dessen Stelle konnte sie auch der Priester austeilen^. Im Auftrag
von Bischof oder Presbyter konnte im Fall der Not auch der Diakon
Spender sein 2. Als aber das Christentum sich ausbreitete und infolge
hiervon die Pfarreien sich ausbildeten, da wurden neben dem Bischof
die Pfarrer die berechtigten Spender der Eucharistie an alle Gläubigen
innerhalb ihres Bezirks ^. Ebenso können die Mönche in ihren Kloster-
kirchen allen Gläubigen die Kommunion austeilen^. Alle andern Priester
sind dazu nur berechtigt, wenn sie vom Bischof oder Pfarrer dazu
beauftragt sind 5. Doch enthält die Erlaubnis zum Messelesen auch
die zur Spendung der Eucharistie an die Anwesenden. Aber auch heute
noch ist vielleicht die Spendung der österlichen Kommunion und jeden-
falls die des Viatikums ein Pfarrrecht ^. Ordensleute, welche ohne
Erlaubnis des Pfarrers oder ohne Not die Wegzehrung reichen, ver-
fallen ipso facto der dem Papst simpliciter reservierten Exkommuni-
kation^. Im Falle der äußersten Not bedarf weder der Priester noch
der Diakon einer Erlaubnis des kompetenten Spenders^. Sich selbst
darf nur der messelesende Priester die Eucharistie spenden ; sonst muß
er es auch durch einen andern tun lassen^.
Zum Empfang der Eucharistie sind berechtigt die Getauften ^^.
Dieselben müssen aber die kirchliche Rechtsfähigkeit und die geistige
» Syn. V. Arles a. 314, c. 15. Syn. v. Neocaesarea a. 314—825, c. 13. C. 14
(Syn. V. Nicaea a. 325, c. 18), D. CXIII. Syn. II v. Arles a. 443?, c. 15.
2 C. 13 (Gelas. I. a. 494) 18 (Stat. eccl. ant. c. 38), D. XCIIL Wenn noch
i. 3. Jhdt (Cypr. , De lapsis c. 26) i. d. Verfolgung d Eucharistie d, Gläubigen z.
Genuß m. n. Hause gegeben od. v. Laien überbracht wurde, so waren sie deswegen
nicht Spender d. Sakraments i. eigentl. Sinne. Vgl. Schanz a. a. 0. 413 ff:
Pesch a. a. 0. 376 ff ; ßartmann a. a. 0. 721 ff; Pohle a. a. 0. 335 ff ;
Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. II 336 ff; Knöpfler, KgschteM15; Funk-
Bihlmeyer, Kgschte ^ 230 1
3 C. 12, X de poenit. V, 38. Vgl. Bd I, S. 474.
* Nicht ab. a. Ostersonntag d. Nichtregularen. S. C. Conc. 10. Sept. 1627;
11. Juni 1650. Ben ed. XI V., De syn. dioec. 1. IX, c. 16, n. 3. Ders., Opera
inedita. Ed. Heiner (1904) 235. D. Verbot ist neuestens weggefallen. S, C. Conc.
28. Nov. 1912 (Acta Ap. Sedis IV [191-] 7v!4).
* Ex gravi causa könnte a. e. Diakon v. Bischof od. Pfarrer m. Spendung
beauftragt werden. S. C. Conc. 25. Febr. 1777; 14. Aug. 1858.
» Vgl. Bd I, S. 484 f.
' C. 1 in Clem. de privil. V, 7. „Apostolicae Sedis moderationi' v. 12. Okt.
1869. H 14.
* I. solch. Falle könnte n. probabler Meinung a. heute noch wie i. Altert, e.
Laie d. Wegzehrung überbringen. S. C. de Prep. Fide 21. Juli 1S41. Lehmkuhl,
Theol. moral.'i II 10^5
* Trid. sess. XIII de sacr. euchar. c 8.
'• C. 3, X de presbyt. non bapt. III, 43.
3*
36 I^ • Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. I.Kap.: Die Sakramente.
Fähigkeit haben, dieses heilige Sakrament zu verstehen und geist-
lichen Nutzen daraus zu schöpfen. Wegen Mangels der kirchlichen
Rechtsfähigkeit können die Kommunion nicht empfangen die Häretiker
und Schismatiker, die Exkommunizierten und Interdizierten ^ Wegen
total mangelnden Verständnisses können nicht kommunizieren die voll-
ständig Wahn- und Blödsinnigen und die Betrunkenen 2.
Unter dem Gesichtspunkt der geistigen Fähigkeit ist auch die
erste Kommunion des Kindes anzusetzen 3.
In der Urkirche erhielten die Kinder die Eucharistie, die man necessitate
medii für geboten erachtete, schon beim Empfange der Taufe *. Später ver-
schwand dieser Gebrauch in der abendländischen Kirche ^, und man begann,
die Kinder erst zum Tisch des Herrn zu führen, nachdem sie einen gewissen
Grad des Vernunftgebrauches und des Verständnisses für das heiligste Sakra-
ment erlangt hatten. So gebot das Lateranense TV (1215) allen zu den Unter-
scheidungsjahren Gekommenen die österliche Kommunion ^. Das Tridentinum,
welches erklärte, daß die Kommunion den Kindern nicht necessitate medii
nötig sei, hat das Lateranensische Dekret bekräftigt ''. Das Eituale Romanum
wollte, daß die Kommunion jenen Kindern gegeben werden solle, „qui hujus
' C. 59, X de sent. excomm. V, 39. Rit. Rom. tit. IV, c. 1, n. 8,
2 Geisteskranken, d. lucida intervalla haben, u. Schwachsinnigen kann d.
Eucharistie v. Zeit z. Zeit gespendet werden. Rit, Rom. tit. IV, c. 1, n. 10. D.
Viatikum kann jed. Geisteskranken u. bewußtlosen Sterbenden gereicht werden, d.
früher christl. gelebt hat, wenn keine Verunehrung d. Sakraments z. befürchten
ist. Rit. Rom. tit. IV, c. 4, n. 4. J. FamiUer, Üb. d. Spendung d. heil. Sakra-
mente a. Geisteskranke (Theol.-prakt. Monatsschrift XXII [1912] 288 ff).
^ D. erste Kommunion d. Kinder ist kein pfarrliches Recht. S. C. Ep. et
Reg. 14. März 1908 (Acta S. Sedis XLI [1908] 774 ff). So schon Scherer, KR.
II 663^*. Anders Hinschius, KR. IV 6S, u. Hergenröther-Hollweck,
KR. 338 3. Vermittelnd Wernz, Jus decretalium II 2« (1906), 681. Vgl. Bd I,
S. 485.
* Cypr., De lapsis c. 25. Bened. XIV., De syn. diocc. 1. VII, c. 12, n. 1.
E. Springer, Hat d. hl. August, geirrt i. Betreff d. Notwendigkeit d. Kommunion?
(Pastor bonus XXV [1912/13] 577 ff). [M. Lit] A. Schmitt, D. hl. Komm. u. d.
ewige Leben (Z. f. k. Th. XXXVI [1912] 196 ff). Ders., D. Notwendigkeit d.
hl. Komm. i. d. neu. kirchl. Weisungen (Katholik 1912, I 385 ff). Schanz, D. Lehre
V. d. heil. Sakr. 420 ff. Bartmann, Lehrb. d. Dogm. « 726 ff. Pohle, Lehrb.
d. Dogm.^ HI 325 ff.
^ Syn. V. Trier 1227, c. 3. Syn. v. Bordeaux 1255, c. 5. Harduin, Acta
conc. VII 471. J. Hoffmann, Gesch. d. Laienkomm. b. z. Trid. (1891) 164.
Knopf 1er, Kgschtc ^ 462. Funk- Bih Imey e r , Kgschte^ 452. Üb. eigentüml.
Gebräuche i, Schleswig: J. Fr eisen, Liber Agendarum eccles. et dioec. Sleszwicensis
(1898) XXIX 49 f.
« C. 12, X de pocnit. V, 38.
■^ Sess. XIll de sacr. euchar. c. 8; cau. 9; Sess. XXI de conmiun. sub utraquej
specie c. 4 ; can. 4.
§ 116. Die Eucharistie. 37
sacramenti Cognitionen! et gustum habent" ^ Unter dem Einfluß des Pro-
testantismus, Jansenismus und der Aufklärung wurde aber die erste Kom-
munion in der neueren Zeit vielfach bis zum vierzehnten oder einem noch
höheren Lebensjahre verschoben -.
Demgegenüber hat Papst Pius X. ganz in Übereinstimmung mit
Lateranense IV und Tridentinum als Alter für die erste Kommunion
dasjenige festgesetzt, „in qua puer panem eucharisticum a pane communi
et corporali distinguere sciat", d. h. ungefähr das siebte Lebensjahr, unter
Umständen auch ein früheres oder späteres. Die Verpflichtung, hierfür
zu sorgen, liegt bei Eltern, Lehrern, Beichtvätern und Pfarrern ^. Im
einzelnen bestehen aber über die erste Kinderkommunion partikular-
rechtliche Vorschriften, durch welche jedoch einem nach Ermessen des
Pfarrers angezeigten früheren Empfang des Viatikums nicht präjudi-
ziert vrerden will*.
1 Tit. IV, c. 1, n. n. Ebenso d. Catechismns Rom. P. II, c. 4, q. 61.
' J. Hollweck, Üb. d. Alter d, Erstkommunikanten (D. christl. Schule I
[1910] 316). H. H., Z. Gesch. d. Erstkommunionfeier (Köln. Pastoralbl. XLV
[1911] 1 ff). Ders. , Wie dachte man früher üb. d. Alter d. Erstkommunikanten?
(Ebd. 109 ff.) Spreter, E. geschichtl. Beitrag z. Erstkommunion d. Kinder i. d.
ehemal. Konstanz, u. Speirisch. Bistumsanteilen d. Erzdiöz. Freiburg (Oberrhein.
Pastoralbl. 1911, Nr 9 10). Weit. Lit. i. A. 4.
' S. C. de disc. Sacr. „Quam singulari'' 8. Aug. 1910 (Acta Ap. Sedis 11
[1910] 577 ff).
■* I. d. Diözese Rottenburg gilt als Xormaljahr f. d. erste Kommunion d. Kinder
vorerst d. 11. Lebensjahr. Frühere Zulassung ist, wenn d. Bedingungen zutreffen,
nicht ausgeschlossen. D. Kinderkommunikanten sind jährl. 6mal gemeinschaftl. z.
heil. Kommunion z. führen (Kirchl. Amtsbl. 1910, Nr 14; 1911, Nr 4; 1911, Nr 22). —
A. d. überreich. Lit. z. Dekret Pius' X. üb. d. erste Kommunion: F. Sibeud, La
loi d'äge pour la premiere communiou 2, 1910. A. Boudinhon, Le cas de con-
science sur Tage de la premiere communion (Canoniste cont. XXXIII [1910] 641 ff).
A. Vermeersch, De prima puerorum communione, 1910. Gennari (Kard.),
Suir etä della prima comunione dei fanciulli', 1910. J. Beßmer, D. Erlafs d.
Sakramentskongregation üb. d. Erstkomm. d. Kinder (Stimmen a. M.-L. 1910, II
532 ff) . C 1 e r i c u s R h e n a n u s , D. Komm . d. Kinder. Aktenstücke u. Erläute-
rungen usw., 1911. M. Gatterer, D. Erstkomm. d. Kinder, 1911. Documenta
tum ad quotidianam ss. eucharistiae tum ad primam communionem puerorum spec-
tantia jussu et auctoritate Antonii Cardinalis Fischer, Archiep. Colon., 1911.
A. Villien, L'äge de la premiere communion (Rev. du clerge franc. LXV [1911]
671 ff). P. Höveler, Z. päpstl. Dekret üb. d. Kiuderkomm. usw.*. 1911.
E. Springer, D.Vorurteile geg. d. Erstkommuniondekret, 1911. Hafen. D.
Dekret „Quam singulari" üb, d. Alter d. Erstkommunikanten (Theol. u. Glaube III
[1911] 544 ff). L. Andrieux, La premiere communion. Histcire et discipline.
Textes et documents des origines au XX« siecle, 1911. [Sehr gründlich.] J. Linden, D.
neuen Bestinmumgen üb. d. Erstkomm. u. ihre prakt. Durchführung (Theol. u. Glaube
III [1911] 741 ff). A.Bertram (Bischof v. Hildesheim 1, D. pädagog. Bedeutung d.
38 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche*. 2. Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
Weil die Konimunion im Stande der Gnade empfangen werden
muß^ haben kein Recht auf deren Empfang alle notorischen Tod-
sünder, wie Wucherer, Zauberer, Konkubinarier, liederliche Manns-
und Frauenspersonen, Gotteslästerer und ähnliche, und zwar ist ihnen
die Kommunion auch öffentlich so lange zu verweigern, bis sie durch
Buße das öffentliche Ärgernis gutgemacht haben 2. Dagegen darf der
Priester solchen, deren Todsünde geheim ist, die Kommunion nicht
öffentlich verweigern, wohl aber mufs er dies, wenn die Spendung
geheim geschehen soll. Auf jeden Fall darf das Beichtsiegel nicht
gebrochen werden-^.
Wie eine Berechtigung, so besteht auch eine Verpflichtung zum
Empfange der Eucharistie. Zwar ist dieser Empfang nicht nötig
necessitate medii, aber er ist allen Getauften, welche den Gebrauch
der Vernunft erreicht haben, notwendig necessitate praecepti*. In der
frühesten Zeit kommunizierten die Gläubigen, so oft sie dem heiligen
Opfer anwohnten; den Abwesenden aber wurde die Eucharistie durch
Diakonen überbrachte. Als der Eifer abnahm, gebot die Synode von
Agde 506, jährlich wenigstens dreimal, an Weihnachten, Ostern und
Pfingsten, zu kommunizieren^'. Das Lateranense IV hat 1215 alle
Dekrets üb. d. Erstkomm., 1911. J. B. Ferreres, La comuniön Irccucnte y diaria
y la primera comuniön segün las enseüanzas y prcscripciones de Pio X', 1911.
G. Lombardi, II decreto „Quam singulari" e la prima comunione dei fanciulli,
1912. Thalhofcr-Eisenhofer, Handb. d. kath. Liturgik (1912) II 339 ff.
F. Müller, Ist d. Erlaß Pius' X. üb. d. erste heil. Kommunion d. Kinder c. bloßes
Kirchongesetz? (Z. f. k. Theol. XXXVII [1913] 504 ff). [Nein!] F. Mair, D.
hl. Alphonsus u. d. Erstkommuniondekret Pius' X. (Theol.-prakt. Qsch. LXVII [1914]
85 ff). Weit. Lit.: H. A. Krose, Kirchl. Handb. f. d. kath. Deutschi. III (1911)
53. Hilling, D. Reformen Pius' X. II (1912) 186 ff.
^ 1 Kor 11, 27 ff. Trid. sess. XIIL de sacr. euchar. c. 2 7; can. 5 11; Sess.
XXII decr. de observ. etc. in celebr. missac. Alex. VII., Prop. damn. 38. Den-
zinger-Bann wart, Enchiridion ^^ Nr 1138. Üb. etwaige Notwendigkeit, i. Stande
d. Todsünde zelebrieren z. müssen: Lehmkuhl, Theol. moral.'^ II 117 ff.
2 Rit. Rom. tit. IV, c. 1, n. 8. Bened. XIV., De syn. dioec. 1. VII, c. 11,
n. 7 ff. D. z. Tode verurteilten Verbrecher darf d. Komm, nicht verweigert werden.
J. Haring, D. Armensünderkommunion. E. Beitrag z. Gesch. d. Kommunion-
praxis, 1912. Vgl. daz. A. f. k. KR. XCIII (1913) 350 ff.
3 C. 2, X de off. jud. ordin. I, 31. Rit. Rom. tit. IV, c. 1, n. 9. Bened. XIV.
a. a. 0. 1. VII, c. 11, n. 3 ff . J. Müllendorf, D. Behandlung d. öffentl. Sünder
bezügl. d. Kommunion (Theol.-prakt. Qsch. LX [1907] 32 ff).
* Joh. 6, 50 ff. Trid. sess. XIII de sacr. euchar. c. 8; can. 9; sess. XXI de
commun. .sub utraque specio c. 4; can. 4. Tliom. Aq., Summa theol. 3, q. 73,
a. 3: q. 80. Vgl. ob. S. 36, A. 4. «^ Just. Mart. , Apol. I, c. 65.
« C. 18. Vgl. c. 19, D. II de cons. — M. Högl, Üb. d. oftmal. Empfang d.
lieil. Kommunion i. alt. Zeiten (Theol.-prakt. Qsch. LI [1898] 846 ff). B. Klein-
§ 116. Die Eucliaristie. 39
zu den ünterscheidungsjahren Gekommenen unter Androhung des nach
fruchtloser Mahnung vom Bischof zu verhängenden interdictum ab
ingressu ecclesiae und des bei Notorietät und Verstocktheit vom
Pfarrer zu versagenden kirchlichen Begräbnisses verpflichtet, jährlich
wenigstens einmal zu Ostern in der Pfarrkirche die Eucharistie zu
empfangen, sofern nicht der Pfarrer gestattet, den Empfang auf-
zuschiebend Gemeinrechtlich erstreckt sich die österliche Zeit vom
Palmsonntag bis Weißen Sonntag; sie kann aber vom Bischof, wenn
nur nicht allzuweit, ausgedehnt werden 2. In einer andern als in der
Pfarrkirche kann die Osterkommunion nur mit Erlaubnis des Bischofs
oder des zuständigen Pfarrers empfangen werden ; doch wird sich die
Möglichkeit einer entgegengesetzten Gewohnheit nicht bestreiten
lassen 3. Auf jeden Fall aber muß sich der Pfarrer von dem statt-
gehabten Empfang überzeugen können. Reisende und Personen ohne
festen Wohnsitz haben ihrer Pflicht an dem Orte, an welchem sie
Schmidt, D. Kommimion d. erst. Christen (Pastor bonus XVIII [1905/06] 497 ff).
P. Bastien, De frequenti quotidianaque coramunione ad normam decreti ^ Sacra
Tridentina synodus" (1907) 6 ff . G. All mang, D. öftere u. d. tägl. Kommunion
(Pastor bonus XXI [1908/09] 427 ff j. E. Bau m gart n er, Eucharistie u. Agape
i. Urchristentum, 1909. G. Rauschen, Eucharistie u. Bußsakrament i, d. erst.
6 Jhdten d. Kirche 2, 1910. J. P. Bock, D. Brotbitte d. Vaterunsers, 1911.
Knöpfler, KgschteMlS 216 277. Funk-Bihlmeyer, Kgschte« 80 230 347 f.
* C. 12, X de poenit. V, 38. Trid. sess. XIII de sacr. euchar. can. 9. Rit. Rom.
tit. VI, c. 2, n. 6. Üb. d. Verpflichtung z. osterl. Komm, namentl. i. d. eigen.
Pfarrkirche (Th. Qsch. XXXI [1849] 23 ff). M. Leitner, Was bedeuten d. Worte
d. 4. Laterankonzils i. c. 12: Omnis utriusque De poenitentiis et remissionibus
(V, 38): „Alioquin et vivens ab ingressu ecclesiae arceatur et moriens christiana
careat sepultura" ? (A. f. k. KR. LXXVIII [1898] 179 ff.) Storf, D. Strafbestim-
mungen geg. d. Unterlassung d. österl. Kommunion (Theol.-prakt. Monatsschrift XII
[1902] 38 ff). A. V i 1 1 i e n , Histoire des commandements de l'Eglise (1909) 195 ff. —
Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde I 257 f. — Ist d. Osterpflicht a. nicht mehr erfüll-
bar, so besteht doch noch d. Pflicht d. nachträgl. einmaligen Kommunion. Wer
Verhinderung voraussieht, soll sie vorher empfangen.
2 Streng genommen ist d. Ostertag gemeint. Rit. Rom. tit. IV, c. 3, n. 3.
Vgl ob. S. 35, A. 4. Eugen IV., ,Fide digna" v. 8. Juli 1440. Bened. XIV.
De syn. dioec. 1. XII, c. 6, n. 10, verlangt päpstl. Indult, u. solches wurde wieder-
holt schon nachgesucht. Coli. Lac. III 464 799 933 962. Anderseits hat d. S. C.
Conc. d. Berechtigung d. Bischofs z. Ausdehnung wiederholt anerkannt. So a. d.
Syn. V. Prag 1860. Coli. Lac. V 503. Acta et decreta conc. plen. Americae Latinae
(1899) Nr 528 ff.
3 Bened. XIV., , Magno'' v. 2. Juni 1751. § 21. Ders., De syn. dioec, L IX,
c. 16, n. 5. — F. d. entgegenges. Gewohnheit erklären s. d. Syn. v. Gran 1858
u. Prag 1860. Coli. Lac. V 21 503 f. So a. Linsenmann, Lehrb. d. MoraltheoL
(1878) 379. Schindler, Lehrb. d. Moraltlieol. II 1 (1909), 303. Vgl. a. Nouv.
Rev. th^ol. XL (1908) 92 ff.
40 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
sich während der österlichen Zeit befinden, nachzukommen. Durch
sakrilegische Kommunion erfüllt man die Osterpflicht nichts
Über die Osterkommunion hinaus sind die Gläubigen berechtigt
zum öfteren Empfang der Eucharistie. Niemand darf, wenn würdig,
worüber die Entscheidung entsprechend den kirchlichen Normen beim
Beichtvater liegt, von der täglichen Kommunion abgehalten werden 2.
Besonders schwer verpflichtet ist jeder Gläubige, die Eucharistie
als Wegzehrung (viaticum) in Todesgefahr zu empfangen 3. Dieselbe
kann während derselben gefährlichen Krankheit mehrmals empfangen
werden und braucht nicht nüchtern empfangen zu werden^. Die
Überbringung des Viatikums hat in feierlicher Weise zu geschehen^.
^ Innoz. XL, Prop. damn. 55. Denzinger-Bannwart, Enchiridion '- Nr 1205.
2 C. 13 (August.?), D. II de cons. Trid. sess. XXII de sacrif. miss. c. 6. S. C.
Conc. 12. Febr. 1679. S. C. Ep. et Reg. 17. Dez. 1890. S. C. Conc. 20. Dez. 1905;
15. Sept. 1906. Üb. Gewinnung d. Ablässe b. tägl. od. wöchentl. oft. Komm. a.
ohne vorausgegang. Beicht: S. C. Indulg. 14. Febr. 1906 (Acta S. Sedis XXXYIII
[1905/061 400 ff; XXXIX [1906] 62 f 499 ff). E. Instruktion üb. d. häufig. Komm.
A. f. k. KR. LXXXVII (1907) 331 ff. — A. d. überreich, mehr aszet. Lit : J. E.
Pruner, Üb. d. oftmal. Kommunion (Theol.-prakt. Monatsschrift XI [1901] 750 ff).
F. X. G 0 d t s , Exagerations historiques et thöolog. concernant la communion quoti-
dienne, 1904. F. Chatel, La doctrine catholique sur la comm. frequente, 1904.
Ders. , Defense de la doctrine cathol. sur la comm. freq., 1905. J. Besson, Däcret
d. 1. S. C. d. Conc. sur la comm. freq. et quot., 1906. F. X. Mutz, D. öftere Komm.
(Kath. Seelsorger XIX [1907] 1 ff). S. M a th i e u , Le decret sur la comm. quot., 1907.
P. Bastien, De frequenti quotidianaque communione ad normam decreti „ Sacra
Tridentina synodus", 1907. K. M. Rechenauer, D. kirchl. Reform d. Kommunion-
empfanges d. d. Dekret d. Konzilskongr. v. 20. Dez. 1905, 1908. G. Allmang, D.
öftere u. tägl. Komm. (Pastor bonus XXI [1908/09] 426 ff). [M. viel Liter.] K. Wilk,
D. päpstl. Dekret v. 20. Dez. 1905 u. d. seelsorgerl. Mitarbeit z. Förderung d. oft.
u. tägl. heil. Komm. (Tlieol. u. Glaube II [1910] 705 ff). J. B. Ferreres, La
comuniön frecuente y diaria y la primera comunion segün las enseiianzas y pre-
scripciones de Pio X^, 1911. J. A. Müller, D. häufige u. tägl. Komm. (Theol.-
prakt. Monatsschrift XXI [1911] 232 ff). Thalhof er-Eisenhof er, Handb. d.
kath. Liturgik II 344 ff.
' C. 9 (Syn. v. Nicaea a. 325, c. 13), C. XXVI, q. 6. Unentschieden ist d.
Frage, ob, wer a. Morgen gesund kommuniziert hat, b. währ. d. Tages plötzl.
hereinbrechender Todesgefahr z. Empfang d. Wegzehrung verpflichtet sei. Docli
dürfte d. Pflicht z. verneinen sein. Ben ed. XIV., De syn. dioec. 1. VII, c. 11, n. 2^
D. Arzt ist verpflichtet, z. Empfang d. Wegzehrung z. mahnen. Doch ist d. Exkomm.,
d. a. Fortsetzung d. Besuche n. fruchtloser Mahnung v. dritten Tage ab gesetzt
war, weggefallen. C. 13, X de poenit. V, 38. Pius V., „Super gregem" v.
8. März 1566 (Anal. jur. pontif. [1860] 1703 ff). Kober, Medizin 11. Kirchenrecht
(Th. Qsch. LV [1873] 660 ff). Acta et decreta conc. plen. Americae Latinae (1899)
Nr 531 ff. * Rit. Rom. tit. IV, c. 4, n. 3 4.
^ D. Begleitung sollte wo möglich d. Männer geschehen. S. C. Conc. 2. Dez. 1903
(A. f. k. KK. LXXXIV |1904| 351 f).
§ 116. Die Eucharistie. 41
Geheime Provisur ist nur in Notfällen erlaubt^. Soll dieselbe sonst
durchweg gestattet sein, so ist dazu päpstliche Dispens notwendig 2.
Um der Kommunion und des Viatikums wollen muß in jeder Pfarr-.
Kloster- und Seelsorgekirche ^ eine hinreichende Anzahl konsekrierter
Hostien* in einer benedizierten, innen vergoldeten, mit einem Yelum
bekleideten Pyxis ^ in einem innen und außen gehörig gezierten, wohl
verschlossenen Tabernakel, der sich auf einem geeigneten Altare be-
findet^, vor welchem das ewige Licht brennt^, aufbewahrt werden s.
' C. 10, X de celebr. miss. III, 41. Rit. Rom. tit. IV, c. 4, n. 6 7. Solcher
Notfall besteht sicher a. da , wo öffentl. Versehgänge o. Gefahr d. Irreverenz
nicht möglich sind. C. S. Rit. 4. Febr. 1874. Vgl. überdies d. Quinquennalfakul-
täten pro foro externo n. 16. Walter, Fontes 513. Schneider, Fontes jur.
noviss. 90.
2 Z. Bedeckung d. Hauptes ist päpstl. Dispens nötig. C. S. Rit. 12, Sept.
1857; 13. Nov. 1862: 22. April 1871; 14. Jan. 1888. Anders b. schlecht. Wetter
u. Gefahr d. Irreverenz. C. S. Rit. 12. Jan. 1878. N. Dekret d. S. C. de disc. Sacr. v.
23. Dez. 1912 m. Stola unt. d. Obergewand u. Begleitung e. Gläubigen (Acta Ap.
Sedis IV [1912] 725). Gilt zunächst ra. bischöfl. Erlaubnis f. d. Krankenkommunion
ex devotione. Theol.-prakt. Qsch. LXVII (1914) 134 ff.
3 I. allen andern Kirchen u. Oratorien nur m. päpstl. Erlaubnis. B e n e d. XIV..
„Quamvis justo" v. 30. April 1749. § 24. S. C. Conc. 16. Jan., 17. Febr. 1685:
5. März 1689; 22. Aug. 1874 usw. Acta et decreta conc. plen, Americae Latinae
(1899) Nr 370 ff. Bastien-Elfner, Kirchem-echtl. Handb. f. d. relig. Genossen-
schaften m. einfach. Gelübden (1911) 208 f.
* D. möglichst frischen Partikeln sind alle acht b. vierzehn Tage z. erneuern.
Jedenfalls darf d. Erneuerung nicht üb. e. Monat verschoben werden. C. 57, X de
sent. excomm. V, 39. Näheres: Pruner, Lehrb. d. Pastoraltheol.^ I 18 ff. Lehm-
kuhl, Theol. moral." 11 103 f. Schüch-Polz, Handb. d. Pastoraltheol.»= 572 f.
5 Pruner a. a. 0. I 140. Lehmkuhl a. a. 0. II 102. Schüch-Polz
a. a. 0. 368 f.
« Pruner a. a. 0. I 137 ff. Lehmkuhl a. a. 0. II 102 f. Schüch-Polz
a. a. 0. 311 ff. D. sog. Sakramentshäuschen sollten wo möglich nicht als Auf-
bewahrungsort benützt werden. C. S. Rit. 21. Aug. 1863. [Fand jedoch keine Auf-
nahme i. d. authent. Sammlung.] M. Ausnahme d. Kathedrale ist d. Hochaltar
(altare majus) d. Ort für d. Tabernakel. S. C. Ep. et Reg. 10. Febr. 1579 ; 29. Nov.
1594. C. S. Rit. 18. Mai 1878. Üb. conopeum u. d. Tabernakel C. S. Rit. 1. Juli 1904
(A. f. k. KR. LXXXV [1905] 130). W. Caldecott, The tabernacle, its history
and structure, 1904. F. Raible, D.Tabernakel einst u. jetzt; hgg. v. E.Krebs,.
1908. Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. I (1912) 452 ff.
" Es ist Olivenöl z. brennen. F. arme Kirchen kann d. Bischof a. anderes Öl
gestatten, zuletzt Petroleum. C. S. Rit. 9. Juli 1864; 20. März 1869. Verboten
ist elektr. Licht. C. S. Rit. 22. Nov. 1907 (A. f. k. KR. LXXXVIII [1908] 852).
Pruner a. a. 0. I 139. Lehmkuhl a. a. 0. II 103. Schüch-Polz a. a. 0.
342. Vgl. a. Acta et decreta conc. plen. Americae Latinae (1899) Nr 370 ff.
® C. 93 (Capit. eccles. a. 810, c. 16), D. II de cons. C. 10, X de celebr. missae-
III, 41. Trid. sess. XIII de sacr. euchar. c. 6; can. 7. Besonders ab. Rit. Rom.
42 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
Was die Modalitäten bei Spendung und Empfang der Eucharistie
betrifft, so darf sie gespendet werden nur in einer Kirche oder einem
öffentlichen Oratorium i, alle Tage mit Ausnahme des Karfreitags 2, am
besten gleich nach der Kommunion des zelebrierenden Priesters^, doch
auch sonst vom Morgen bis zum Abend ^, unter der Gestalt des Brotes ^,
an seit Mitternacht nüchtern gebliebene und anständig erscheinende
Empfänger ^.
tit. IV, c. 1, n. 5 7. Schwarz, Aufbewahrung d. allerheil. Sakraments (Theol.-
prakt. Qsch. XLIV [1891] 306 ff). D. Aufbewahrung d. hlgst. Sakr. i. d. erst. Hälfte
d. MAs (Stimmen a. M.-L. 1893, I 379 f).
^ I. Privatoratorien darf neuestens d. Komm. all. d. Messe Anwohnenden gespendet
werden. Bened. XIV., .Apostolicae Sedis" v. 2. Juni 1751. C. S. Rit. 8. Mai 1907
(Acta S. Sedis XL [1907] 589 f). R. Trilhe, La communion dans les oratoires
prives (Nouv. Rev. theol. XL [1908] 13 ff). — D. Klerikern wird dieselbe i. Pres-
byterium, d. Laien a. Eingang desselb. gereicht. Rit. Rom. tit. IV, c. 2, n. 4,
- C. S. Rit. 12. Febr. 1679; 15. Mai 1745. Gemeint ist näherhin d. Zeit n. d.
Amt a. Gründonnerstag b. z. d. Amt a. Karsamstag. Many, De missa 315.
^ Trid. sess. XXII de sacrif. miss. c. 6. Rit. Rom. tit. IV, c. 2, n. 10.
* Also nicht b. Nacht; so a. nicht i. d. Christnacht. C. S. Rit. 7. Sept. 1641.
Th. Kohn, De non distribuenda s. coramunione in nocte Nativitatis D. N. J. Chr. (A.
f. k. KR. XLIV [1880] 417 ff). A. Boudinhon, A quelle heure est-il permis de
donner la communion? (Rev. du clerge fran9. LVIII [1911] 609 ff). N. Dekret d.
S. C. Inq. V. 1. Aug. 1907 dürfen i. Frauenklöstern, relig. Instituten, frommen
Häusern, Seminarien i. deren Oratorien i. d. Weihnacht b. geschloss. Türen drei
Messen gelesen werden u. d. Anwesenden kommunizieren (Acta S. Sedis XL [1907]
478 f). C. S. Off. 26. Nov. 1908. S. C. Consist. (Acta Ap. Sedis I [1909] 146;
II [1910] 229). A. d., welche d. ewige Anbetung halten, dürfen b. Nacht kommuni-
zieren. C. S. Rit. 23. Jan. 1907 (Acta S. Sedis XL [1907] 427). B. starkem
Konkurs kann noch geg. Abend kommuniziert werden. Coli. Lac. V 168. C. S. Rit.
7. Sept. 1816.
^ Nur d. zelebrier. Priester kommuniziert unt. zwei Gestalten. Trid. sess. XXI
de commun. sub utraque specie c. 1 2 3; can. 123. Doch könnte d. Papst d.
Kelch, d. b. i. d. 13. Jhdt gebräuchlich war, gestatten. Trid. sess. XXII decr. sup.
petitione concess. calicis. K. Safticn, D.Verhandlungen Kais. Ferd. I. m. Papst
Pius IV. üb. d. Laienkelch, 1890. A. Knöpfler, D. Kelchbewegung i. Bayern unt.
Herzog Albrecht V., 1891. F u n k , D. Kommunionritus (Abh. u. Unters. I [1897] 306).
B. Kleinschmidt, Z. Gesch. d. Kommunionritus (Theol. -prakt. Qsch. LIX [1906]
95 ff). A. Dunkel, Z. d. verschied. Kommunionarten (Theol. u. Glaube III [1911]
300 ff). Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr. 371 ff. Bartmann, Lehrb. d. Dogm. «
728 f. Pohle, Lehrb. d. Dogm. ^ HI 330 ff. Knöpfler, Kgschte^ 115 277 538 f
638. Funk-Bihlmeyer, Kgschte<^ 80 230 348 452 656. — Üb. d. gegenwärtig
h. d. Protestanten herrschende Bewegung geg. d. Kelch vgl.: J. Smend, Kelch-
versagung u. Kelchspendung, 1898; K. G. Götz. D. heutige Abendmahlsfrage
i. ihr. geschieht!. Entwicklung 2, 1907; Pastor bonus XV (1903/04) 505 ff; XVI
(1904/05) 86 ff 320 ff; Theol. Rundschau VH (1904) 339 ff ; IX (1906) 276 ff.
ö Tert., Ad uxor. 1. 11, c. 5. C. 54 (Aug. a. 400), D. II de cons. C. 16
(Syn. VII V. Toledo a. 646, c. 2), C. Vll. q. 1. 1). VerpHichtung besteht nicht b.
i
§ 117. Die Buße. 43
§ 117.
Die Buße.
Decr. Grat. C. XXXIII, q. 3. Decr. Greg. IX. 1. V, t. 38 de poenit. et remiss.
Lib. sext. V, 10. Const. Clem. V, 9. Extrav. comra. V, 9.
J. Morinus, Commentarius histor. de discipl. in administr. sacr. poenitentiae,
Lut. Paris. 1651. Mehr alt. Lit. b. : Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr. 494;
Lehm kühl, Theol. nioral." II 197; Bart mann, Lehrb. d. Dogm.« 757 ff.
Pohle, Lehrb. d. Dogm. ^ III 416 ff. — J. J. Endres, D. Bußsakrament 2, 1850.
M. Haringer, Anleitung z. Verwaltung d. heil. Bußsakr., 1851. F. X. Zenner,
Instructio practica confessarii ^, 1857. F. Lorinser, Lehre v. d. Verwaltung d.
Bußsakr.^ 1883. D. Palmieri, Tractatus de poenitentia^ 1896. J. Reuter,
Neoconfessarius practice instructus : deutsch bearb. v. J. Müllen dorf, 1898;
M913; latein.: v. Müllendorf, 1906; Lehmkuhl, ^1910. L. de San, Tract.
de poenit., 1900. E. Berardi, Praxis confessariorum * , 1905. K. M. Td?.A7),
Ilspl zwv ßuffrrjpicüv rr^g ßsravoiag xal zoö Büye?.aiou y.a.ra xo dixaiov Tyjg opd^odo^oo
AvaToXtxTJg i./.y.h]fftaq , 1905. Tappehorn-Heinrichs-Illigens, Anleitung z.
Verwaltung d. Bußsakr.^, 1908. J. A dl off, Beichtvater u. Seelenführer ^ , 1911.
Schanz a.a.O. 494 ff. Pesch, Praelectiones dogmaticae VIP Iff. Bartmann
a. a. 0. 757 ff. Pohle a. a. 0. 416 ff.
Außer der Ehe bietet unter den Sakramenten namentlich die Buße,
die ein wesentlich richterlicher Akt ist^ zahlreiche kirchenrechtliche
Seiten dar.
Viatikum, b. Notwendigkeit, d. Messe e. and. Priesters n. d. Konsekration z. vollenden
(Missale Rom. De defectibus in celebr. missae occurrentibus) od. d. Sakrament v.
Verunehrung z. bewahren, u. b. a. Notfällen. B e n e d. XIV., De syn. dioec. 1. VI, c. 8,
n. lOff. Lehmkuhl a. a. 0. II 128 f. — D. Pflicht d. Nüchternheit ist jetzt a.
f. d. Kommunion d. Kranken devotionis causa so gut wie aufgehoben. N. Dekret
d. S. C. Conc, V. 7. Dez. 1906 ist erlaubt, „ut infirmi, qui jam a mense decumberent
nbsque certa spe, ut cito convalescant, de confessarii consilio ss. eucharistiam
sumere possint semel aut bis in hebdomada, si agatur de infirmis, qui degunt in
piis domibus, ubi ss. sacramentum adservatur, aut privilegio fruuntur celebrationis
missae in oratorio domestico ; serael vero aut bis in mense pro reliquis, etsi aliquid
per modum potus antea sumpserint". E. Dekret v. 6. März 1907 erklärt, daß a.
dies. Privileg a. d. Kranken partizipieren , welche weg, d. Krankheit nicht
liegen müssen od. tagsüber einige Stunden auf sein können (Acta S. Sedis XXXIX
[1906] 603 f: XL [lw07] 344). Nouv. Rev. theol. XXXVII (1907) 155 ff. Theol.-
prakt. Monatsschrift XVII (1907) 369 f. E. Erklärung v. 7. Sept. 1907 üb. „per
modum potus" ist selbstverständlich. — Üb. d. geschichtl. Entwicklung d. jejun.
naturale: Schwarz, Üb. d. jejunium naturale b. Gesunden u. b. Kranken (Theol.-
prakt. Qsch. XXXVII [1884] 292 ff). A. Colberg, D. Nüchternheit v. d. heil.
Messe bzw. Komm. i. ihr. geschichtl. Entwickl. (Kath. Seelsorger III [1891] 504 ff).
Thalhofer-Eisenhofer, Handb. d. kath. Liturgik II 341 ff. — Üb. Berechnung
d. Zeit n. d. Orts- od. mitteleuropäisch. Uhr vgl. Bd I, S. 273, A. 2. — Üb. ehrb.
Kleidung Rit. Rom. tit. IV, c. 1, n. 3.
^ Trid. sess. XIV de sacr. poenit. c. 2 5 6 7; can. 9.
44 IV. Buch. Die Verwaltung il. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
1. Die materia remota dieses Sakraments bilden die nach der Taufe
begangenen und noch nicht gebeichteten Sünden. Die materia proxima
sind contritio bzw. attritio, confessio und satisfactio i. Materia neces-
saria sind alle schweren Sünden mit den die Art der Sünde ändernden
Umständen 2. Die Form bilden die Worte des Priesters: „Ego te
absolvo a peccatis tuis in nomine Patris" etc.^ Die Beicht (confessio
oris) * geschieht nach heutiger Disziplin nur noch geheim ^, im Beicht-
stuhl, in der Kirche^. Endlich muß das Bekenntnis persönlich in
Gegenwart des Beichtvaters stattfinden^.
' Trid. sess. XIV de sacr. poenit. c. 3 5; can. 4 7. D. Konzil bezeichnet d.
angef. drei Akte als Quasiraaterie.
2 Wo d. materielle Integrität d. Bekenntnisses nicht mögl. ist, genügt d. formelle.
^ Bis i. d. 12. Jhdt lautete d. Lossprechung deprekativ. Bened. XIV., Opera
inedita. Ed. Heiner (1904) 331 ff. — Vgl.: Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr.
535 ff; Bartmann, Lehrb. d. Dogm. 2 766; Pohle, Lehrb. d. Dogm. =^ III 460 ff.
* Jak 5, 16. 1 Jo 1, 8 10; 2, 1. B eis er, D. Brief d. hl. Jakobus (1909)
197 ff. Ders., D. Briefe d. hl. Johannes (1906) 23 ff. Trid. sess. XIV de sacr.
poenit. c. 5; can. 6 7. V. d. Bekenntnis erhielt d. Ganze d. Namen: i^o/WÄüj^ctc^
confessio, Beicht. Schanz a. a. 0. 495 ff 502 ff 564 ff. B a r t m a n n a. a. 0. 774 ff.
Pohle a. a. 0. 525 ff.
^ Trid. sess. XIV de sacr. poenit. c. 5 ; can. 6. N. d. Trid. könnte a. heute
noch öffentl. gebeichtet werden. — Z. d. Gesch. u. reich. Lit. üb. d. kirchl. Buß-
disziplin, namentl. d. öffentl. Buße, vgl: Hins ch ins, KR. IV 691 ff 715 ff 816 ff;
V 85ff 633 ff. Knöpfler, Kgschte^ 106 ff 220 280 381 463 f 541. Funk-
Bihlmeyer, Kgschte« 82 ff 232 ff 349 ff 454 f 557. Vgl noch a. d. aller-
neuest. Lit. : H. C h. L e a , A history of auricular confession and indulgences
in the Latin Church, 1896 ff. Vgl. d. scharfe Kritik v. P. M. Baumgarten i.
Theol. Rev. 1897, Nr 16; a. sep. : D. Werke v. H. Ch. Lea u. verwandte Bücher,
1908. E. Göller, D. päpstL Pönitentiarie, 1907 ff. P. Batiffol, Les origines
de la p^nitence [Etudes d'hist. et de theol. positive^ [1907] 45 ff). E. Vacandard,
Les origines de la confession sacramentelle [Etudes de critique et d'histoire roligieuse
II 2 [1910] 49 ff). G. Rauschen, Eucharistie u. Bußsakrament i. d. erst. 6 Jhdten
d. Kirche*, 1910. E. Schwartz, Bußstufen u. Katcchumenatsklassen , 1911.
B. Poschmann, D. Sündenvergebung b. Origenes. E. Beitrag z. altchristl. Buß-
lehre, 1912. Ders., Z. Bußfrage i. d. cyprian. Zeit (Z. f. k. Theol. XXXVII [1913]
25 ff). Achelis, D. Christentum i. d. erst, drei Jhdten II 121 ff. A. d'Ales
Tertullien et Callisto, 1912. E. Seeberg, D. Synode v. Antiochien i. Jahre 324/25^
1913. Viele Lit. i. Pastor bonus XXV (1912/13) 36 ^ — D. Dekret „Lamentabili
sane" v. 3. Juli 1907 verwirft i. Nr 46 u. 47 d. These, daß s. d. Bußsakrament
erst nach u. nach i. d. K. gebildet habe. Heiner, D. neue Syllabus Pius' X.*
198ff. Michelitsch, D. bibl.-dogm. Syllabus 2 198 ff.
* Rit. Rom. tit. III, c. 1, n. 7 8. Nähere Anordnungen namentl. üb. d. Beicht-
hören V. Frauenspersonen erließen Synoden u. Bischöfe. Coli. Lac. IV 570 1054;
V 169 351 508 830. A. vernünftigen Gründen kann a. e. andern Ort gebeichtet
werden. Acta et decreta conc. plen. Americae Latinae (1899) Nr 549.
■^ Briefl. Beicht u. briefl. Absolution sind ungültig. K i e m. VIII. v. 20. Juni
1602. Paul V. V. 14. Juli 1005. D en zi n:;er- Ban n wn rt, Enchiridion •« Nr 1088
I
§ 117. Die Buße. 45
2. Entsprechend der Einsetzung des Bußsakraments ^ stand die
Leitung des Bußwesens von Anfang an dem Bischof als dem Nach-
folger der Apostel zu. Doch wurden, und zwar zunächst in der
orientalischen Kirche, schon früh auch Priester, die sogenannten Buß-
priester, mit der Verwaltung desselben beauftragt 2. Wenn dann von
Spendung der Buße durch Diakonen und Subdiakonen, ja von einer
Laienbeichte noch im Mittelalter die Rede ist, so war ersteres nur
die Lossprechung von der kanonischen Buße und die Wiederaufnahme
in die kirchliche Gemeinschaft, die Notbeichte vor Laien aber nur der
Ausdruck eines heftigen Verlangens nach der sakramentalen Los-
sprechung 3. Vielmehr steht nach katholischem, geschichtlich best be-
gründetem Dogma seit Anfang die ordentliche Verwaltung des Sakra-
ments der Buße nur den Inhabern des sacerdotium, den Bischöfen
und Priestern, zu*.
Da es sich aber bei der Beicht wesentlich um einen richterlichen
Akt handelt ^, so muß sich mit der Weihegewalt noch die Jurisdiktion
pro foro interno über den Pönitenten verbinden. Diese Erteilung der
Jurisdiktion geschieht durch die Kirche, und zwar in zweifacher Weise:
entweder durch Übertragung eines Amtes, mit welchem durch gött-
liches oder allgemein kirchliches Gesetz die Gerichtsbarkeit pro foro
1089. Dageg. kann a. Notwendigkeit d. Mündlichkeit d. Bekenntnisses d. Schrift
od. Zeichen ersetzt werden. Rit. Rom. tit. III, c. 1, n. 24. Selbstverständl. ist
verboten telephon. Beicht. Decr. Poenit. 1. Juli 1884.
» Mt 16, 18 f; 18, 18. Jo 20, 21 ff.
2 P. Batiffol, Les origines de la penitence (Etudes d'hist. et de theol. posi-
tive* [1907] 145 ff). E. Vacandard, Les origines de la confession sacramentelle
(Etudes de critique et d'histoire religieuse II ^ [19lu] 56 ff).
^ Bened. XIV., De syn. dioec. 1. VII, c. 16, n. 2 ff. P. Laurain, De l'intervention
des laiques, des diacres et des abbesses dans l'administration de la penitence, 1897.
E. Michael, Gesch. d. deutsch. Volkes v. 13. Jhdt b. z. Ausgang d. MAs ^ III
(1903) 263. A. M. Königer, D. Beicht n. Cäsar v. Heisterbach (190B) 66 ff.
F. Gillmann, Z. Frage d. Laienbeicht (Katholik 1909, I 435 ff 451). Ders., D.
Laienbeicht n. Praepositivus (Ebd. 1910, I 318 f). Ders., D. Laienbeicht n. Steph.
Langton (Ebd. 1913, II 59 ff; vgl. a. ebd. 73). G. Gromer, D. Laienbeicht i.
MA. E. Beitrag z. ihr. Geschichte, 1909. Thalhofer-Eisenhofer, Handb.
d. kath. Liturgik II 368. J. Hörmann, Untersuchungen z. griech. Laienbeicht.
E. Beitrag z. allgem. Bußgschte, 1913. Schanz a. a. 0. 608 ff. Bartmann
XI. a. 0. 786 f. Po hie a. a. 0. 487 ff. — Wenn man uns. Auffassung d. Vorwurf
d. Retrospektiven u. Anachronistischen macht, so operiert man m. später, od.
Singular, od. zweideutig. Stellen, um i. neoteristischem Gebaren geg. d. v. Anfang a.
bestehende Reguläre u. d. Dogma d. Kirche anzugehen.
* C. 61 (Leol. a. 459) 78 (Ambr.) 85 (August.) 89 (Leo L), D. I de poenit.
C. 10, X h. t. V, 38. Trid. sess. XIV de sacr. poenit. c. 6 ; can. 10.
^ Trid. a. a. 0. c. 2 5 6 7 ; can. 9.
46 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
interno verbunden ist (jurisdictio ordinaria), oder durch Delegation
seitens des judex Ordinarius (j. delegata). Eine j. ordinaria pro foro
interno hat für die ganze Kirche der Papste der päpstliche Legat
innerhalb seiner Provinz, der Bischof in seiner Diözese sowie laut Auf-
trag dessen Generalvikar und sede vacante der Kapitularvikar^, der
Ordensobere über seine Untergebenen und der Pfarrer über seine
Pfarrkinder. Diese ordentliche Jurisdiktion dauert so lange, als das
Amt innegehabt wird, und kann gegenüber den Untergebenen überall
ausgeübt werden. Jeder andere Priester aber bedarf, um nicht bloß
erlaubt, sondern um gültig beichthören zu können, der Approbation
seitens des Bischofs oder Prälaten nullius oder deren Stellvertreter,
in dessen Diözese er beichthören will^ In dieser Approbation im
weiteren Sinne ist ein doppeltes Moment enthalten: einmal die Er-
klärung, der betreffende Priester sei fähig, das Bußsakrament zu ver-
walten (Approbation im engeren Sinne), und zweitens, er sei dazu
gegenüber von bestimmten Personen als Untergebenen in bestimmtem
Kreise und Umfange berechtigt (Verleihung der Jurisdiktion). Obgleich
also die Approbation und die Verleihung der Jurisdiktion zwei in sich
verschiedene Akte sind, so fallen doch nach heutiger Disziplin beide
zusammen, da in dem nur vom Bischof (gratis) auszustellenden Appro-
bationsinstrument auch zugleich die Jurisdiktion erteilt wird. Unter
diesen Umständen kann der Pfarrer heutzutage in seiner Pfarrei
niemand mehr zum Beichthören approbieren. Die Hilfspriester werden
gewöhnlich für ein paar Jahre approbiert, nach deren Ablauf sie sich
wiederum einem Examen pro admissione ad curam zu unterwerfen
haben. Ebenso bedürfen Ordenspriester der bischöflichen Approbation,
um Weltgeistliche und Weltleute beichthören zu können^; nicht weniger
* F. ihn übt sie d. Kardinal-Großpönitentiar.
^ A. ihrer Stelle übt sie etwa a. d. canonicus poenitentiarius.
3 Trid. sess. XXII I de ref. c. 15. A. d. Meere kann jeder irgend approbierte
Beichtvater d. ganze Zeit d. Fahrt bind, alle Mitfahrenden absolvieren, ab. a. alle,
welche a e Haltstation a. d. Schiff kommen, sowie a. jene, welche b. d. a. d.
Land gegangenen Priester z. beichten wünschen, vorausgesetzt, daß a. betreif. Ort
kein od. nur e. approb. Beichtvater anwesend ist u. d. Ordinarius loci nicht leicht
angegangen werden kann. C. S. Off. 4 April 1900; 23. Aug. 1905; 13. Dez. 1906
(A f. k. KR. LXXX [1900] 769 f ; Acta S. Sedis XL [1907] 24 fj. Canoniste cont.
XXX (1907) 154 ff. Köln. Pastoralblatt XLl (1907) 181 ff. Gilt a. f. d. Eisenbahn-
reise d. Rufsland n. China. S. C. de Prop. Fide 30. Aug. 1909 (A. Vermeerscb,
De religiosia. Periodica V [1911] 56 f).
* Solche Beichten wären gültig, a. wenn d. Ordensobere d. Beichthören unter-
sagte. 8. C. Ep. et Reg. 2. März 1866. 1. d. Regel hat jeder Regularpriester d.
Jurisdiktion z. Beichthören d. Weltleute kraft d. sein. Orden v. Papst erteilten
§ 117. Die Buße. 47
der Pfarrer für Nichtparochianen, sei es ausdrücklich oder durch Her-
kommen. Kardinäle, Bischöfe und exemte Prälaten können jeden
Priester zu ihrem Beichtvater wählend Dieses Rechtes können sich
durch Privileg oder Gewohnheit auch andere erfreuen. Auch können
Priester der einen Diözese in den Nachbarpfarreien der andern oder
in der ganzen andern Diözese Aushilfe im Beichtstuhl leisten ohne
spezielle Approbation des fremden Bischofs, sei es auf Grund von still-
schweigender Delegation, sei es auf Grund von Gewohnheit. Übrigens
bestehen hierüber in der Regel Vereinbarungen. Nach gegenwärtiger
allgemeiner Praxis ist für die Beicht der Weltleute hinsichtlich der
delegierten Gerichtsbarkeit immer maßgebend die Delegation des
Bischofs, in dessen Diözese die Beicht gehört w^ird, nicht die des
Diözesanbischofs des Pönitenten^. Im Notfall kann jeder auch nicht
approbierte Priester lossprechen, so namentlich in Todesgefahr (in
periculo vel articulo mortis)^. In diesem Falle könnte ein nicht-
approbierter Priester lossprechen, selbst wenn ein approbierter da wäre^.
Die Kirche suppliert auch die fehlende Jurisdiktion bei error communis
cum titulo colorato^.
In Übereinstimmting hiermit erhalten in der Diözese Kottenburg die neu-
geweihten Priester die Approbation für die ganze Diözese zunächst auf zwei
Jahre. Die Wiedererteilung derselben geschieht auf Grund einer vom Dekan
rechtzeitig vorzunehmenden Prüfung, bestehend in der Ausarbeitung eines
Themas aus Dogmatik oder Moral und einer Predigt ^. Sodann sind sämtliche
Priester des Säkular- und Regularklerus der Nachbardiözesen Freiburg,
Augsburg, Mainz und Würzburg, welche pro confessionali approbiert sind,
für den ganzen Umfang der Diözese Rottenburg approbiert, und umgekehrt.
Natürlich ist noch zur tatsächlichen Ausübung der Jurisdiktion in einer
Pfarrei der andern Diözese die Zustimmung des betreffenden Ortspfarrers
einzuholen '.
Privilegs. Dageg. braucht er d. Approbation d. Bischofs. Hinschius, KR. IV
91 ff. Lehmkuhl, Theoh moral.i' II 289 ff.
' C. 16, X h. t. V, 38. Vgl. Bd I, S. 444, A. 5.
^ Innoz. XII., „Cum sicut" v. 19. April 1700. Innoz. XIII. , „Apostolici mini-
sterii- v. 23. Mai 1723. Ben ed. XIV., .Apostolica indulta" v. 5. Aug. 1744,
^ Trid. sess. XIV de sacr. poenit. c. 7.
* S. C. Inq. 29. Juli 1891.
* Üb. weitere Fälle zweifelhafter Jurisdiktion : P r u n e r , Lehrb. d. Pastoral-
theol.« I 222 f. Lehmkuhl a. a. 0. II 293 ff. Ders., Kirchl. Jurisdiktion u. d.
Supplieren derselben (Z. f. k. Theo!. VI [188<i] 659 ff).
«Vogt, Sammlung 1 f . Pf af f- Spr oll, Gesetzeskunde I 162f. Ord.-Erl. v.
1. Dez. 1911 (Kirchl. Amtsbl. 1911, Nr 21). Früher mußte statt d. Predigt e.
Thema a. d. Pastoraltheologie bearbeitet werden.
'* Pfaff-Sproll a. a. 0. I 262 f.
48 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
3. Hat ein Priester auch das Recht beichtzuhören, so finden doch
noch gewisse Beschränkungen seines Rechtes statt, namentlich be-
züglich bestimmter Personen und Sünden.
So bestehen besondere Normen hinsichtlich der Bestellung der
Beichtväter für weibliche Orden und Kongregationen i. Sodann kann
der Beichtvater eine Person, mit welcher er sich gegen das sechste
Gebot schwer versündigte (persona complex in peccato turpi), nicht
absolvieren. Versucht er es doch, so fällt er in die dem Papst speciali
modo reservierte Exkommunikation 2. Wohl aber könnte er das, wenn
die betreifende Person sich in Todesgefahr befände und ein anderer
Priester nicht da wäre oder ohne große Entehrung und schweres
Ärgernis nicht gerufen werden könnte^.
Ferner kann sich nach bis in das 12. Jahrhundert hinaufreichendem
Gebrauch im Interesse der kirchlichen Disziplin der Papst innerhalb
der ganzen Kirche, der Bischof oder dessen Stellvertreter in seiner
Diözese, der praelatus nullius und der Ordensobere je in seinem Be-
reich gewisse außerordentliche oder sehr verbreitete Sünden zur Ab-
solution vorbehalten (casus reservati), so daß von ihnen nur, die
Todesgefahr ausgenommen, der speziell delegierte Priester lossprechen
kann^. Da aber die päpstlichen Reservate mit Ausnahme der fal-
' Darüb. unt. b. Darstellung d. Ordensrechtes § 190.
- Bened. XIV., ^Sacramentum poenitentiae" v. 1, Juni 1741; „Apostolici
muneris"* v. 8. Febr. 1745; „Apostolicae Sedis moderationi" v. 12. Okt. 1869. I 10.
Näherhin ist d. Exkomm. specialissimo modo reserviert. C. S. Off. 17. Juni 1866.
Schneider, Fontes jur. noviss. p. 88, n. 10. Bened. XIV., De syn. dioec.
J. VII, c. 14. E. Berardi, De sollicitatione et absolutione complicis^ 1897.
^ D. Exkommunikation tritt a. ein: b. fingierter Absolution od. b. Vorschweigen
■d. Sünde a. Veranlassung d. Beichtvaters: S. C. Inq. 1. März 1878; 5. Dez. 1883;
19. Febr. 1896, b. Absolution ex ignorantia crassa: S. C. Inq. 16. Jan. 1892, b.
bloß eingebildeter Diffamation. Weit. b. S c h ü c h - P o 1 z , Handb. d. Pastoral-
theol. *^ 613 f. Wenn d. betreff. Sünde bereits gebeichtet u. vergeben ist, steht d.
Absolution v. andern Sünden seit. d. schuldigen Beichtvaters nichts i. Wege. S. C.
"Conc. 2. Dez. 1679.
* Trid. sess. XIV' de sacr. poenit. c. 7; can. 11. Pius VI., „Auctorem fidei"
V. 28. Aug. 1794. Prop. damn. 44 45. Denzinger-Bannwart, Enchiridion ^'
Nr 1544 1545. D. v. d. Ordensobern reservierten Sünden sind näher bestimmt d.
Klem. VIII., Dekret v. 26. Mai 1593. Wer kraft päpstl. VoHmacht u. v. päpstl.
Fällen lossprechen kann , kann es deswegen nicht a. v. bischötl. S. C. Conc.
29. Nov. 1710; 14. Jan. 1711. Rieh ter- Seh ulte, Conc. Trid. p. 85, n. 4. —
J. B. Buohler, D. Lehre v. d. Reservatfällen, 1859. J. Pruner, De juris-
dictiono ecclesiae in foro intorno ac de casuum reservatione, 1865. M. Haus-
mann, Gesch. d. päpstl. Reservatfälle, 1868. J. B. Bertagna, De casuum
reservatione in sacram. poenitentiae, 1868. K, Götz, Studien z. Gesch. d. Büß-
§ 117. Die Buße. 49
sehen Anklage des Beichtvaters wegen sollicitatio ad turpia ^ und
der Unterlassung der Restitution von Geschenken im Wert von mehr
als 10 Scudi (ca 40 Mark), welche man von einer Ordensperson unter
Übertretung ihres Gelübdes der Armut annahm 2, zunächt infolge der
mit der betreffenden Sünde verbundenen Zensur vorbehalten sind, so
ist, wenn wegen Unkenntnis die Zensur nicht inkurriert wurde, auch
die Sünde nicht reserviert 3. Bei den bischöflichen Reservatfällen aber
ist die Sünde als solche reserviert. Daher tritt die Reservation ein,
auch wenn der Pönitent von der Reservation keine Kenntnis hatte*.
Entsprechend dem ganzen Zweck der Reservation muß aber die be-
treffende Sünde bestimmte Eigenschaften haben. Sie muß sein eine
Todsünde, nach außen hervorgetreten, vollendet und unzweifelhaft^.
Eine solche Reservation beschränkt näherhin die Jurisdiktion der
Beichtväter innerhalb der Diözese in dem bestimmten Betreff. Daher
kann der hereingekommene Fremde von den in der Diözese reser-
vierten Sünden nicht losgesprochen werden, wenn auch die be-
treffende Sünde in seiner Heimatdiözese nicht reserviert ist. Wohl
Sakraments (Z. f. Kgschte XVI [1895] 541 ff). E. Göller, D. päpstl. Pönitentiarie
I (1907) 80 f. 0. Neuenheuser, D.Absolution v. bischöfl. Reservaten i. d. vor-
trident. Zeit gemäß d. Verfügungen deutsch. Synoden (Köln. Pastoralbl. XLVI [1912]
258 ff). Linsen mann, Lehrb. d. Moraltheol. 224 ff. Hinschius, KR. IV 102
727 808; V 360 ff; VI 745 ff.
^ Ben ed. XIV., „Sacramentum poenitentiae" v, 1. Juni 1741. Diese Sünde ist
specialissimo modo reserviert. C. S. Off. 17. Juni 1866.
2 Kl em. VIII., „Religiosae" v. 19. Juni 1594. ürbanVIII., „Nuper" v.
16. Okt. 1640. Bened. XIV., „Pastor bonus" v. 13. April 1744. Wenn d. Sünde
geheim geblieben wäre, könnte d. Bischof absolvieren. Trid. sess. XXIV de ref.
c. 6. B. Dolhagaray, Deux cas reserves au souverain Pontife (Rev. d. scienc.
eccles., avril 1904).
* Üb. Inkurrierung v. Zensuren bzw. Lossprechung v. denselben vgl. unt.
§ 175 176.
* D. Reservation besteht i. erster Linie, um sehr schweren od. sehr verbreiteten
Sünden als solchen entgegenzuarbeiten. So ist d. i. Text vertretene Anschauung d.
allgemeinere. Vgl.: F. de P. B lächere, Les peches reserves (Rev. Augustin. 1905,
1 609 ff); Linsenmann a. a. 0. 225; Pruner, Lehrb. d. PastoraltheoL^ I 227;
L e h m k u h 1 , Theol. moral. ^^ II 307. Anders G. v. H 0 1 1 u m , Bewahrt d. Unkenntnis
d. bischöfl. Reservatfälle v. d. Reservation? (Pastor bonus XVI [1903/Oi] 211 ff).
^ Kleinigkeiten od. z. viele Sünden sollen nicht reserviert werden. Bened. XIV.,
De syn. dioec. 1. V, c. 5, n. 4. Linsenmann a. a, 0. 224 f. D. angegeb.
Requisite sind enthalten i. d. Memorialversen:
Completum, externum, certum, mortale, favores
Auge, restringe odia, a potiori ratio nulia est;
Mas annos habeat bis Septem, femina bis sex ;
Solvo mandantes, quando non jura reservant.
Säg m Uli er, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. IT. 3. Aufl. 4
50 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
aber kann jemand von der in der Heimatdiözese reservierten Sünde
in der fremden losgesprochen werden, wenn sie hier nicht vorbehalten
ist, wofern er nur nicht in fraudem legis sich auswärts begeben hat ^
Doch erhalten die Beichtväter heutzutage hinsichtlich der vom Bischof
reservierten Sünden weitgehende Vollmachten -. Da endlich die Reser-
vation in bleibenden Verhältnissen begründet ist, so endet sie nicht
mit dem Tode des betreffenden Bischofs, der sie gemacht hat, sondern
nur durch Widerruft.
4. Nach Anordnung des Lateranense IV hat jeder, der zu den
Unterscheidungsjahren gekommen ist, die Pflicht, einmal jährlich beim
sacerdos proprius zu beichten ; doch konnte der Pfarrer aus Gründen
auch einem andern Priester die Erlaubnis zur Abnahme der Beicht
geben '^. Eine Änderung in der ausschließlichen Berechtigung des
Pfarrers zur Abnahme der vorgeschriebenen einmaligen Beicht brachten
zunächst die von den Päpsten den Mönchsorden oder bei Ausschreiben
von Ablässen erteilten Privilegien. Und seit dem Anfang des 16. Jahr-
hunderts übertrugen die Bischöfe ihre Beichtjurisdiktion über alle
Diözesanen und unbeschränkt an einzelne Geistliche. Daraus hat
sich durch Gewohnheit die Übung entwickelt, daß jede und auch die
jährlich einmal beim Pfarrer vorgeschriebene Beicht, die am besten
mit der österlichen Kommunion verbunden wird^, bei jedem Priester,
* Üb. d. Frage, woher d. Beichtvater d. Recht z. Lossprechung v. e. Reservat habe :
Priiner, Lehrb. d. Pastoraltheol. ^ I 227 f. Lehmkuhl, Theol. moral. »' II 291 f 305.
Ders.,L'absolutiondesetrangers (Nouv. Rev. theol. XXXIX [1907] 177 if); H.Noldin,
D. Jurisdiktion üb. d. Pönitenten a. fremden Diözesen (Z. f. k. Theol. V [1881] 353 ff).
Lehmkuhl u. Noldin nehmen e. stillschweigende Übertragung d. Jurisdiktion seit.
d. Bisch, d. Fremden a. d. Beichtvater an. Richtiger beruft s. Hinschius (KR. IV
108 f 113 fj a. e. hierin d. Gewohnheitsrecht entstandene allgemeine Jurisdiktion d.
Beichtvaters. Übrigens ist Lehmkuhl i. angeführten Aufsatz S. 94 nicht ab-
geneigt, a. d. and. Anschauung f. richtig z halten. — Üb. d. Auslaufen in fraudem
legis: S. C. Conc. IG. Sept. 1649. Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 85, n. 8.
K lern. VIII., „Superna" v. 21. Juni 1670. § 7. Daß man hier nicht rigoristisch
sein solle: Linsen mann, Lehrb. d. Moraltheol. 229; a. Noldin i. angef. Artikel.
Z. streng J. Holl weck, D. kirchl Strafgesetze (1899) 105 f.
^ So daß etwaige Umständlichkeiten u. Beschwerden, d. s. a. d. Reservation
ergeben, leicht vermieden werden können. Vgl. z. B. Rottenb. Ord.-Erl. v. 26 Juli
1878. Compendium veter. Ritualis Constant. (1881) 53 ff. P f af f - Sp r o 1 1 , Gesetzes-
kunde I 261 f. üb. Absolution v. d. Reservaten b. sakrileg. Bricht , b. .schuld-
losem Vergessen usw.: Lehmkuhl, Theol. moral. " II 310.
» Ben ed. XIV., De syn. dioec. 1. V, c 4, n. 3.
* C. 12, X h. t. V, :-^.S. Trid. sess. XIV do sacr. poonit. c. 5: can. 8. Thal-
hof c r-Ei sen h o fe r, Handbuch d. kath. Liturgik Jl 869 f.
^ D. Trid. rät solches: Sess. XIV de sacr. poenit. c. 5.
§ 117. Die Buße. 51
der von einem Bischof die Jurisdiktion erhalten hat, abgelegt werden
kann i. Durch eine ungültige Beicht wird der Verpflichtung nicht
genügt 2. Pius X. hat im Anschluß an das Lateranense IV wie be-
züglich der ersten Kommunion so auch hinsichtlich der Kinderbeicht
bestimmt, daß die Kinder in dem Alter zum erstenmal zur Beicht zu
führen seien , in welchem sie den Gebrauch der Vernunft erhalten
haben, d. h. ungefähr im siebten Jahr, unter Umständen auch etwas
früher oder später^. Im einzelnen bestehen auch über die erste Kinder-
beicht partikularrechtliche Vorschriften, durch welche jedoch einem
nach Ermessen des Pfarrers angezeigten früheren Empfang des Viati-
kums nicht präjudiziert werden wilH. Außerdem ist jeder, der sich
in einer schweren Sünde befindet und ein Sakrament der Lebendigen
empfangen muß oder lebensgefährlich krank ist oder sonst dem Tode
entgegengeht, zum Beichten verpflichtete
5. Durch das natürliche, göttliche und kirchliche Gesetz ist der
Beichtvater, durch das natürliche Gesetz das Beichtkind und jeder
andere, der aus der wirklichen sakramentalen Beichte etwas inne wird,
zum strengsten Stillschweigen in jeder AVeise verpflichtet über die
Tatsache der Beicht und über alles, wovon sie nur in der Beicht oder
* Ben ed. XIV. a. a. 0. 1. XI, c. 14, n. 1 — 6. X. Knopp, Üb. d. „sacerdos
proprius" z. Verwaltung d. Bußsakraments, 1851. C. Paulus, Welt- u. Ordens-
klerus b. Ausgang d. 13. Jhdts i. Kampf u. d. Pfarrrechte, 1900. E. Michael,
Gesch. d. deutsch. Volkes v. 13. Jhdt b. z. Ausgang d. MAs ^ II (1899) 93 f.
P. A. Kirsch, D. sacerdos proprius i. d. abendländ. K. v. d. Jahre 1215 (A. f.
k. KR. LXXXIV[1904] 527 ffi. J. Gartmeier, D. Beichtpflicht, 1905. A. Villien,
Histoire des commendements de l'Eglise (^1909) 145 ff, Hinschius, KR. IV 91 ff'.
Vgl. Bd I, S. 484, A. 3. — Strittig ist, ob d. Lateranense nur d. Beicht d. schweren
Sünden verlangt habe. A. alle Sünden erstrecken d. Pflicht: Thom. Aq. , Summa
theol. Suppl. q. 6, a. 3; Hinschius, KR. IV119f; nur a. d. schweren : Glossa
ordinaria ,Omnia sua peccata" : P. A. Kirsch, Altkathol. Angriffe geg. d.
röm. -kath. Beichtinstitut (1903) 44 ff. Dageg. H. Koch i. Theol. Rev. 1903,
613. — I. Lösung d. Frage, v. wem d. Beichtvater d. Jurisdiktion üb. e. fremden
Diözesanen erhalte, gehen d. Meinungen auseinander. D. einen sagen, v. Papst,
andere glauben, v. Bischof d. fremden Ponitenten; so namentl. Lehm kühl u.
Noldin. Vgl. ob. S. 50, A. 1. Allein Hinschius, KR. IV 113 f, bemerkt ra.
Recht, daß v. solch stillschweigender Delegation seit. d. Papstes od. Bischofs nichts
z. bemerken sei, daß vielmehr diese Praxis s. d. Gewohnheitsrecht entwickelt habe.
- Prop. damn. ab Alex. VII 24. Sept. 1665, n. 13 14. D e n z i n g e r - B a n n w a r t,
Enchiridion '2 Nr 1113 1114.
3 Vgl. ob. S. 37.
* N. Rottenb. Ord.-Erl. v. 22. März 1870 sind d. Schulkinder i. dritt. Schuljahr
z. Beicht vorzubereiten. Vogt, Sammlung 580 ff Pfaff, Gesetzeskunde 197.
Ord.-Erl. y. 22. März 1907 (Kirchl. Amtsblatt 1907, Nr 5).
' C. 13, X h. t. V, 33. Trid. sess. XIV de sacr. poenit c. 1 5 ; can. 1 7.
4
*
52 IV' Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap : Die Sakramente.
aus Anlaß der Beicht erlaubter- oder unerlaubterweise Kenntnis er-
halten haben und was nicht sonst bekannt ist, gegenüber von jeder-
mann, für immer und in allen Fällen (Beichtsiegel, sigillum con-
fessionis)^ Nur der Pönitent selbst könnte außer der Beicht und
öffentlich die Erlaubnis geben, von dem in der Beicht Erfahrenen
Gebrauch zu machen 2. Auf die Verletzung des Beichtsiegels setzte
das vierte Laterankonzil nach früheren partikularrechtlichen Be-
stimmungen als zu verhängende Strafe Deposition und lebenslängliche
Verstoßung in ein Kloster 2. Da aber die Kirche heutzutage infolge
staatlicher Hinderung keine Freiheitsstrafen im strengen Sinne mehr
verhängen kann, so ist an deren Stelle auf Verweisung in ein Deme-
ritenhaus und Übernahme von Buße zu erkennen. Ein indirekter
Bruch des Siegels ist arbiträr zu bestrafen.
Da der Beichtvater das, was er in der Beicht erfahren hat, nicht
als Mensch, sondern nur als Stellvertreter Gottes weiß-^, so kann er
auch zu keiner Aussage vor Gericht darüber sjezwungen werden^.
^ A. d. zieml. reich, alt. Lit. , d. einläßl. b. Permaneder, Handb. d.
KRs, -«hgg. V. I. Silbernagl (1865) 685, u. Hinschius, KR. IV 126, ver-
zeichnet ist, sei besonders bemerkt: N. Knopp, D. kath. Seelsorger als Zeuge
V. Gericht, 1849. Neuere Lit.: Du secret de la confession (Anal. jur. pontif. 1861,
livrais. 39, p. 7 ff). F. Porsch, D. Zeugnisverweigerungsrecht d. Seelsorgers
(A. f. k. KR. LXIV [1890] 276 f). J. Ch. Jod er, D. Beichtsiegel v. d. Schwur-
gericht z. Mülhausen i. E, 2, 1895. Ders. , Zeugeneid u. Beichtsiegel, 1896.
F. Geigel, Zeugnisfreiheit d. Seelsorgers (A. f. k. KR. LXXV [1896J 337 ff).
M. Schwalb, Beichtgeheimnis u. Zeugnispflicht (geg. Joders erste Schrift), 1896.
D. Beichtgeheimnis v. Gericht. V. e. Juristen (Katholik 1896, I 481 ff; [a. sep.]).
J. Müller, Erlaubt d. K. d. Ableugnung (eidliche) e. wissentl, Tatsache? 1896.
R. Mode, Beichtsiegel u. Zeugnispflicht n. d. Reichsprozeßordnungen f A. f. k. KR.
LXXXII [1902] 476 ff). M. Goldacker, D. Beichtgeheimnis d. evangel. Geistl.
1902. E. Beling, D. Beweisverbote als Grenze d. Wahrheitserforschung i. StP.
(1903) 17 f. (Y.,) D. Recht d. Geistl. z. Verweigerung d. Zeugenaussage (Pastor
bonus XVIII [1905/06] 400 ff). Leonhard, D. Beichtgeheimnis, s. Stellung i.
Strafprozeß u. i. Strafvollzug (Z, f. gesamte Strafrechtswiss. XXVI [1906] 405 ff).
B. Kurtscheid, D. Beichtsiegel i. s. geschichtl. Entwicklung, 1912. Staatslexikon *
s. V. Beichtgeheimnis.
* D. wird ab. a. bestritten weg. d. öftentl.-rechtl. bzw. kirchenrechtl. Charakters
d. Beicht. Wenn ab. d. Erlaubnis öffentl. gegeben wird? — Namentl. darf d.
Obere nicht etwa v. d. i. d. Beicht Erfahrenen seine Regierungsmaßregeln geg.
bestimmte Personen abhängig machen. Klem. VIII. 26. Mai 1593. C. 8. Oft'.
18. Nov. 1682. Denzinger-Bannwart, Enchiridion '* Nr 1220. Vorstände
relig. Kommunitäten, Seminarien u. Kollegien sollen ihre Untergebenen nicht beicht-
hören. C. S. Off. 5. Juli 1899 (A. f. k. KR. LXXX [1900] 144 f).
' C. 12, X h. t. V, 38. * C. 2, X de off. jud. ord. I. 81.
* C. 13, X de excess. prael. V, 31.
§ 117. Die Buße. 53
Es berechtigen ihn auch fast durchweg die modernen Prozeßordnungen
und so auch die des Deutschen Reiches zur Verweigerung des Zeug-
nisses über das „ihm in Ausübung der Seelsorge Anvertraute" ^ Wo
aber aus solcher Berufung unter den obwaltenden Umständen ein Ver-
dacht gegen den Angeklagten entstehen würde, könnte, ja müßte der
Beichtvater ohne Rücksicht auf die Folgen eidlich erklären, daß er
in dieser Sache nichts zu sagen wisse 2.
6. Unter strenger Strafe ist dem Beichtvater verboten, nach dem
Namen des complex peccati zu fragen 3. Wer lehrt oder verteidigt,
daß man nach dem Mitschuldigen der Sünde fragen müsse, verfällt
der dem Papste einfach reservierten Exkommunikation*.
Sollte ein Beichtvater so pflichtvergessen sein, daß er das Beicht-
kind unmittelbar vor, während oder nach der sakramentalen Beicht,
aus Anlaß derselben, oder unter dem Vorwand oder unter dem Schein
einer solchen, auf irgend eine Weise zur Unzucht anreizte oder sich
von ihm anreizen ließe (sollicitatio ad turpia), so ist derselbe mit
1 StPO. d. Deutsch. Reichs § 52, 1 ; § 55. ZPO. § 383, 4 ; § 385, 2 ; § 386.
Mil.-StPO. § 188.
^ Linsenmann, Lehrb. d. Moraltheol. 221. Pruner, Lehrb. d. Pastoral-
theol. ^ I 265 f. D. Gerichte nehmen ab. e. solche Scheidung zwisch. Wissen bzw.
Nichtwissen als Mensch u. als Stellvertreter Gottes nicht a. u. bestrafen e. solche
eidl. Versicherung event. als Meineid. F. G e i g e l , Zeugnisfreiheit d. Seelsorgers
339 ff. Schwalb, Beichtgeh. u. Zeugnispflicht 7 ff. Es dürfte ab. solche Erklärung,
daß man nichts wisse, fast durchweg unnötig sein. Man hat d. Recht d. Zeugnis-
verweigerung hinsichtl. „des i. d. Seelsorge Anvertrauten", wob. ab. etwa a. Grund
V. § 55 d. StPO. u. § 386, 1 d. ZPO. v. Gericht nicht anerkannt werden will d.
Verweigerung d. Aussage darüb., ob d. Inquisit gebeichtet habe. Es wird jedoch
dasselbe a. etwaiger (unerlaubter) Bejahung dies. Punktes u. d. weiteren Verweige-
rung nicht d. geringste Konklusion ziehen. F. Geigel a. a. 0. 345 ff ; Katholik 1896,
I 506 ff. Staatslexikon * s. v. Beichtgeheimnis. Ebd. berechtigte Vorschläge de
lege ferenda. — Wenn § 139 d. StGB, jeden ohne Ausnahme m. Gefängnis be-
droht, d. V. Vorhaben e. Hoch- oder Landesverrates, Münzverbrechens usw. z. e.
Zeit, wo d. Verhütung d. Verbrechens möglich ist, glaubhafte Kenntnis erhält u.
es unterläßt, . . . z. rechten Zeit Anzeige z. machen, wofern d. Verbrechen od. e.
strafbarer Versuch desselben begangen worden ist, so liegt hier d. Kollision m. d,
Beichtsiegel offen vor. Hinschius plädiert a. a. 0. IV 135* f. dies. Fall f. d.
niedrigste Strafmaß. — Dageg. verpflichtet d. geknechtete russ. Kirche d. Klerus z.
d. Denunziation jed. i. d. Beicht erfahren. Verbrechens. Schüch-Polz, Handb. d.
Pastoraltheol. »^ 677 ».
^ Ben ed. XIV., „Suprema omnium" v. 7. Juli 1745; „Ubi primum" v. 2. Juni
1746; „Ad eradicandum" v. 28. Sept. 1746.
* „Apostolicae Sedis moderationi" v. 12. Okt. 1869. II 1. Wer i. Verfolg dies.
Meinung d. Beichtkind unt. Verweigerung d. Absolution z. Nennung d. complex
zwingen will, ist d. C. S. Off. anzuzeigen.
54 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
suspensio ab ordine, Entziehung der Pfründe, der Würde und des
Amtes und immerwährender Unfähigkeit zu einem solchen, wenn
Reguläre mit Verlust des aktiven und passiven Wahlrechts, in den
schwersten Fällen mit Degradation und Übergabe an das weltliche
Gericht zu bestrafen. Die sollizitierte Person aber ist anzuhalten, den
Sollizitator beim Bischof mit Namen anzuzeigen, zunächst unter Ver-
sagung der Absolution, wenn sie sich dessen weigert, und unter der
Strafe der ipso jure eintretenden, niemand reservierten Exkommuni-
kation, wenn sie innerhalb eines Monats die Denunziation nicht machte
§ 118.
Der Ablaß.
Z. Corp. jur. can. vgl. § 117.
Alt. Lit. b. : Scherer, KR. II 649; Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr.
613 ff; Pesch, Praelectiones dogmaticae VIP 223 ff ; Bartmann, Lehrb. d. Dogm. '-^
791; Po hie, Lehrb. d. Dogm. ^ III 552 ff. — J. B. Hirscher, D. kath. Lehre v.
AbL, 1826. A. HiUe, D. kath. Lehre v. Abi., 1826. A. Frank, Gesch. u. Be
deutung d. Abi. i. allgem. u. d. Jubiläums insbes., 1826. A. Bendel, D. kirchl.
Abi. i. s. hist. Entwickl. , dogm. Auffass. u. prakt. Anwendung, 1847. J. H.
Schoofs, D. Lehre v. kirchl. Abi., 1857. V. Gröne, D. Abi., seine Gesch. u.
Bedeutung i. d. Heilsökonomie, 1863. H. Ch. Lea, vgl. ob. S. 44, A. 5. C. Weiß,
S. Thomae de satisfactione et indulgentia doctrina, 1896. Bridey, La condition
juridique des croises et le privilege de la croix, 1900. A. M, Lepicier, Les indul-
gences, leur nature, leur developpement, 1903. J. Dietterle, D. Summae con-
fessorum usw. (Z. f. Kgschte XXIV [1903] 353 ff). M. Jansen, Papst Bonifaz IX.
(1389-1404) u. s. Beziehungen z. deutsch. K. (1904) 136 ff. A. Schulte, D.
Fugger i. Rom I (1904) 55 ff'. M au rel- Bering er, D. Abi., ihr Wesen u. Ge-
brauch i^, 19U6. J. Hilgers, Anhang z. D. Abi. usw. 1910. A. Gottlob,
Kreuzabi. u. Almosenabi., 1906. Ders. , Ablaßentwicklung u. Ablaßinhalt, 1907.
N. Paulus, D. Anfänge d. Ablaßwesens (Hist.-pol. Blätter CXXXVHI [1906] 552 ff j.
Ders., D. Abi. d. röra. K. v. Innoz. HI. (Hist. Jb. XXVIU [1907] 1 ff). Ders.,
Mittelalter!. Absolutionen als angcbl. Abi. (Z. f. k. Theol. XXXII [1908] 433 ff).
Ders?., D. ältest. Abi. f. Almosen u. Kirchenbesuch (Ebd. XXXIII [1909] 1 ff).
Ders-, Neue Aufstellungen üb. d. Anfänge d. Abi. (Hist. Jb. XXX [1909] 13 ff).
' Pius IV., „Cum sicut" v. 16. April 1561. Gregor XV., „üniversi" v.
30. Aug. 1622. Ben ed. XIV., „Sacramentum poenitentiae" v. 1. Juni 1741.
Pius IX., „Apostolicae Sedis moderatioui" v. 12. Okt. 1869. IV 4. Milder fällt d
Strafe a., wenn d. Schuldige s. freiwillig stellt. Bened. XIV., De syn. dioec.
1. VI, c. 11, n. 8. Üb. d. Verfahren gab e. Instruktion d. Congr. Inquis. unt. d.
20. Febr. 1867 u. 20. Juli 1890. F. X. Heiner, D. kirchl. Strafprozeß (1911) 159 ff.
Richtig mahnt d. Kongreg. a. 6. Aug. 1897 z. größter Vorsicht gegenüb. solchen
Anklagen u. z. Einschreiten erst n. wiederholter Anklage geg. d. betr. Geistl. Üb.
d. falsche Anklage als Reservatfall ob. S. 48 f. D. DenunziationspHiclit hat ab. jeder,
welcher v. d. geschehenen SoUizitation gewisse Kenntnis hat. E. Desmyter, De
la sollicitation considär^e en elle-mOme (Nouv. Rev. theol. XXXVIll [1906] 510 ff).
§ 118. Der Ablaß. 55
Ders., D. Anfänge d. Abi. (Z. f. k. Theol. XXXIII [1909] 281 ff). Ders., D. Ab-
laßlehre d. Frühscholastik (Eb. XXXIV [1910] 433ff). Ders., D. sittl. Früchte d.
Abi. i. MA. (Hist-pol. Blätter CXLVIII [1911] 321 ff). Ders., D. Ablässe d.
Kreuzwegandacht (Theol. u, Glaube V [1913] 1 ff). Ders., Brückenablässe (Hist.-
pol. Blätter CLI [1913] 916 ff ). Ders., Z. Verständnis eigentüml. Ablaßurkunden
(Eist. Jb. XXXIV] 1913] 295 ff). P. Kalkoff, Abi. u. Reliquienverehrung a. d.
Schloßkirche z. Wittenberg unt. Friedr. d. Weisen, 1906. A. M. Königer, D.
Ursprung d. Abi. (Festgabe f. A. Knöpfler [1907] 167 ff). L. Arbusow , D. Be-
ziehungen d. Deutschen Ordens z. Ablaßhandel f. d. 15. Jhdt, 1909. M. Falco,
Le disposizioni „pro anima". Fondamenti dottrinali e forme giuridiche, 1911. F.
Gillmann, Z. Ablaßlehre d. Frühscholastik (Katholik 1913 I, 365 ff). — Samm-
lungen ob. S. 189. P. Mocchegiani, Collectio indulgentiarum, 1897; W. Köhler,
Dokumente z. Ablaßstreit v. 1517, 1902. J. Hilgers, D. neuest. Ablaßbe-
willigungen, 1903.
Der Ablaß ist die von dem kirchlichen Obern auf Grund der über-
fließenden Verdienste Jesu Christi und der Heiligen (Kirchenschatz,
thesaurus ecclesiae) gewährte Nachlassung der zeitlichen Sünden-
strafen, welche nach Erlassung der Sündenschuld und ewigen Strafe
im Sakrament der Buße entweder hier auf Erden oder jenseits im
Fegfeuer abzubüßen sind ^.
Schon in der alten Kirche wurde den Büßern auf die Fürsprache der
Märtyrer und Bekenner ein Teil oder das Ganze ihrer Bußleistungen und
Bußzeit erlassen ^. Vom 4. Jahrhundert ab kamen als Ersatzmittel für die
' C. 2 in Clem. de poenit. V, 9. Leo X., „Exsurge Domine" v. 16. Mai 1520.
Denzinger -Bannwart, Enchiridion ^^ Nr 757 ff. Trid. sess. XXV cont. decr.
de indulgentiis. Pius VI., „Auctorem fidei* v. 28. Aug. 1794. Prop. damn. 40 ff.
Denzinger-Bannwart a. a. 0. Nr 1540 ff. Daß d. Ausdruck: „Abi. v. Schuld
u. Strafe" (indulgentia a culpa et poena) od. d. and.: „Abi. d. Sünden" (indulgentia
peccatorum) i. mittelalterl. Ablaßbullen u. Ablaßbreven bedeutet: Nachlaß d. Schuld
u. ewigen Sündenstrafe i. d. Beicht u. d. zeitl. Sündenstrafe i. d. Abi., hat N. Paulus
i. e. Reihe v. Arbeiten dargetan. Vgl.: Katholik 1898 ff; Hist. Jb. 1898 ff; Z. f.
k. Theol. 1899 ff; Johann Tetzel, d. Ablaßprediger (1899) 84 ff. Dageg. will
Th. Brieger, D. Wesen d. Abi. a. Ausgang d. MAs, 1907, beweisen, daß d. Abi.
noch i. 13. Jhdt e. bloßer Straferlaß gewesen, i. Laufe d. 14. u. 15. Jhdts seit. d.
röm. Kurie i. e. Schulderlaß umgewandelt wurde. So a. i. Realenzykl. f. prot.
Theol. u. K. ^ s. v. Indulgenzen. Ähnlich Hinschius, KR. V 155 f. E. definitives
Ende bereitete d. Kontroverse i. Sinne v. N. Paulus E. Göller, D. päpstl.
Pönitentiarie I (1907) 213 ff, wo a. d. Lit. N. Paulus: D. Anfänge d. sog. Ab-
lasses V. Schuld u. Strafe (Z. f. k. Theol. XXXVI [1912] 67 ff). Ders., D. sogen.
Ablaß v. Schuld u. Strafe i. spät. MA. (Ebd. 252 ff). Ders. , Vollkomm. Ablässe
a. Grund d. sogen. Beichtbriefes (Theol. u. Glaube V [1913] 724ff). V. Paulus
darf man erwarten e. Schrift: D. Ablaßwesen a. Ausgang d. MAs (Akten d. 5. internat.
Kongress. kath. Gelehrten z. München [1900] 310 f).
2 Daß man als Wirkung dies. Fürsprache nicht bloß e. Nachlaß d. kanon.
Strafe b. d. kirchl. Vorstehern, sondern a. d. zeitl. Sündenstrafen b. Gott annahm:
W. Hellmanns, Wertschätzung d. Martyriums als e. Rechtfertigungsmittels i.
56 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap : Die Sakramente.
öffentliche Kirchenbuße andere gute Werke auf. Seit dem 11. Jahrhundert
war es Übung, daß die Päpste und die Bischöfe bei gewissen Gelegenheiten :
aus Anlaß eines Kreuzzuges für Beteiligung, bei Erbauung von Kirchen,
Spitälern, Brücken usw. für Beiträge und Stiftungen, bei Einweihung von
Kirchen und religiösen Feierlichkeiten für Teilnahme, Erlaß eines bestimmten
oder des ganzen Teils der kanonischen Bußzeit, aber auch der zeitlichen
Sündenstrafen bei Gott zusicherten ^ Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts
wurden die Ablässe fürbittweise (per modum suffragii) auch den armen Seelen
im Fegfeuer zugewendet, eine andere Form des uralten Gebetes für die
Verstorbenen ^.
Als Arten von Ablässen ergeben sich vollkommene (indulgentia
plenaria) und unvollkommene (i. partialis), je nachdem alle noch
übrigen Sündenstrafen oder nur ein Teil derselben erlassen wird 3.
Unter den vollkommenen Ablässen sind besonders hervorzuheben der
Jubiläums- ^ Sterbe-^ und Portiunkulaablaß^ sowie das Altarprivi-
d. altchristl. Kirche b. z. Anfang d. 4. Jhdts, 1912. Achelis, D. Christentum i.
d. erst, drei Jhdten II 346. Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr. 617 ff. Bart mann,
Lehrb. d. Dogm. 2 793 795 f. Pohle, Lehrb. d. Dogm.^ III 560 f.
» Hinschius, KR. IV 719 823 827; V 98 100 105 153 ff. Schanz a. a. 0.
615 ff. Bartmann a. a. 0. 793 f. Pohle a. a. 0. 561 ff.
2 N. Paulus, D. Abi. f. d. Verstorbenen a. Ausgang d. MAs (Z. f. k. Theol.
XXIV [1900] Iff). Ders., Petrus Martinez v. Osma u. d. Abi. (Ebd. XXXIII
[1909]599ff). Schanz a. a. 0. 625 f. Bartmann a. a. 0. 796 f. Pohle a.
a. 0. 568 ff. — Knöpf ler, Kgschte^ 109 464 539 542 553. Funk-Bihlmey er,
Kgschte« 82 f 351 407 454 557 f 580 ff.
^ D. Einteilung: indulgentia plena, plenior, plenissima ist nicht v. Bedeutung.
^ D. Beichtväter erhalten hier sehr ausgedehnte Vollmachten i. Absolution v.
Reservaten u. Zensuren. Pruner, Lehrb. d. Pastoraltheol. ^ I 213 f. Lehmkuhl,
Theol. moral. '1 II 394 ff. Z. Gesch.: V. Prinzivalli, GH anni santi, 1899.
D. Quattrocchi, L' anno santo del 1300 (Bessarione VII [1900] 291 ff ; [a. sep.]).
A. B 0 u d i n h 0 n , Le jubile (Canoniste cont. XXIII [1900] 78 ff). E. R 0 d 0 c a n a c h i,
Le Premier jubil^ 1350, 1900. C. Carboni, 11 jubileo di Bonifazio VIII., 1900.
F. X. Kraus, D. anno santo (Essays II [1901] 217 ff). P. Bastien, Tractatus
de jubilaeo anni sancti aliisque jubilaeis, 1901. H. Thurston, The holy year
of jubilee, 1901. R. Scholz, D. Publizistik z. Zeit Phil. d. Seh. u. Bonif. VIIL
(1903) 8 156. Ders. i. Hist. Vierteljahrschrift IX (1906) 513 ff. N. Paulus,
D. erste Jubiläurasablaß (1300) (Theol. u. Glaube V [1913] 461 ff). Ders., D.
Jubiläum v. 1350 (Ebd. 532 ff). Weit. alt. u. neuere Lit. b. Scherer, KR. II
694^3
^ C. S. Off. 1. April 1909 (Acta Ap. Sedis I [1909] 490 f). Pruner a. a. 0. I
325 ff. Lehmkuhl a. a. 0. II 410. Schüch-Polz, Handb. d. Pastoraltheol.»^
716ff. J. Ludewig, D. kirchl. Lehre v. d. Generalabsolution«, 1882. B. Melata,
Tractatus de benedictione Papali , 1895. Vgl. a. A. f. k. KR. LXXVIII (1898)
352 f u. Z. f. k. Theol. XXII (1898) 599.
« C. S. Off 26. Mai 1911 (Acta Ap. Sedis III [1911] 233 f). Lehmkuhl
a, a. 0. 11 407 ff. P. Sabatier, Un nouveau chapitre de la vie de St FranQois,
\
§ 118. Der Ablaß. 57
legium 1. Außerdem unterscheidet man Personal-, Lokal- und Eeal-
ablässe, je nachdem sie einer bestimmten Person oder einem ganzen
Verein oder allen Gläubigen verliehen, mit dem Besuch bestimmter
Orte verbunden, mit der Verrichtung gewisser Andachten, dem Gebrauch
geweihter Gegenstände verknüpft sind. Endlich gibt es bleibende
(i. perpetuae) und zeitweilige (i. temporales) Ablässe.
Berechtigt zur Erteilung von jeder Art von Ablässen ist der Papst 2.
Zur Regelung und Leitung des Ablaßwesens bedient er sich der Con-
gregatio S. Officii^. Die Kardinäle können an ihren Titelkirchen
einen Ablaß von zweihundert Tagen, die Erzbischöfe in ihrer Provinz
einen solchen von hundert und die Bischöfe in ihrer Diözese einen
solchen von fünfzig Tagen und bei Konsekration von Kirchen von
einem Jahre verleihen^. Die Ablässe dürfen nicht zu zahlreich^ und
nicht aus Gewinnsucht verliehen werden. Wer aus ihnen Gewinn
ziehen will, verfällt der dem Papste in einfacher Weise reservierten
Exkommunikation ^. Ihre Verkündigung steht auch nicht mehr den
früher herkömmlichen Ablaßpredigern (quaestores eleemosynarii) zu;
1896. Ders, , Etüde critique sur la concession de rindulgence de la Portioncule
(Rev. List. LXII [1896] 282 ff). Ders., Francisci Bartholi de Assisio tractatus de
indulgentia S. Mariae de Portiuncula, 1900. N. Paulus, Üb. d. Bewilligung d.
Portiunkula-Ablasses (Katholik 1899, I 120ff). P. A. Kirsch, D. P.-Abl. (Th.
Qsch. LXXXVIII [1906] 81 ff; [a. sep.]). H. Holzapfel, D. Entstehung d. P.-Abl.
(Archivum Franciscanum historicum I [1908] 31 ff). L. Le mmens , D. ältest. Zeug-
nisse f. d. P.-Abl. (Katholik 1908, I 169 ff). Rene de Nantes, L'indulgence de la
Portioncule et la critique moderne (Extrait d. Etudes fran^.), 1908. Emonds,
D. P.-Abl. i. Lichte d. modern. Kritik (Pastor bonus XXI [1908,09] 495 ff).
A. Fierens, De geschiedkundige oorspring van den Aflaat van Portiuncula, 1910.
Vgl. N. Paulus, Theol. Rev. 1911, Nr 1, Sp. 16 f.
» Pruner, Lehrb. d. Pastoraltheol. 2 I51ff. Lehmkuhl, Theol. moral. " II
403 ff. Schüch-Polz, Handb. d. Pastoraltheol. '= 317ff. St. J. Neher, Altare
privilegiatum, 1861. Weit. Lit. b. Scherer, KR. II 632^9.
* C. 2 5 Extrav. comm. h. t. V, 9. Trid. sess. XXV cont. decr. de indulgentiis.
' Vgl. Bd I, S. 422. Früher d. zuletzt noch m. d. Congr. Rituum unierten
C. Indulgentiarum et S. Reliquiarum, vgl. Bd I, S. 422, A. 2.
* C. 14 15, X h. t. V, 88. C. 1 3 in VP« h. t. V, 10. S. C. Indulg. 14. Dez.
1877; 12. Juni 1878; 28. Aug. 1903 (A. f. k. KR. LXXXIV [1904] 346 f). Nicht
haben solches Recht d. Kapitularvikar, Koadjutor, Weihbischof.
^ Trid. sess. XXV cont. decr. de indulgentiis.
* Pius V., „Quam plenum" v. 2. Jan. 1569. „Apostolicae Sedis moderationi"
v. 12. Okt. 1869. II 11. F. m. e. Abi. versehene Dinge darf unt. gar keinem
Titel etwas angenommen od. verlangt werden, sonst geht d. Abi. verloren. S. C.
Indulg. 16. Juli 1887; 18. Juli 1896 (A. f. k. KR. LXXVII [1897] 376 f). B. Dol-
hagaray, Le trafic des indulgences (Rev, d. scienc. eccles., 9^ ser. IV [1901]
118 ff). Acta et decreta conc. plen. Americae Latinae (1899) Nr 394. Gebrauchte
Dinge verlieren d. Abi. d. einfache Weitergabe a. andere. S. C. Indulg. 16. Juli 1887.
58 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kiiclie. 2. Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
vielmehr hat sie alle der Bischof unter dem Beirat zweier Dom-
kapitulare zu verkündigen, und diese letzteren sollen etwaige Gaben
unentgeltlich sammeln i. Auch hat der Bischof etwaige wahrgenommene
Mißstände (durch die Provinzialsynode) dem Papste anzuzeigen 2.
§ 119.
Die letzte Ölung-.
Decr. Greg. IX. h I, t. 15 de sacra unct.
Alt. Lit. b.: Hinschius, KR. IV 135; Scherer, KR. II 67; Bartmann,
Lehrb. d. Dogm. 2 797; Pohle, Lehrb. d. Dogm. III ^ 572. — J. Gläser, D.
KrankenöluDg i. ihr. bibl. u. bist. Begründung, 1831. M. Heimbuch er, D. heil.
Ölung, 1888. J. Schmitz, De effectibus sacramenti extremae unctionis, 1893.
A. .)/. 'Pd/.Xrj, Ihpl zu)'^ /j.U(rn}t)iw> r'Pjg p.B7a:^oiag xac toö £u/sXaiou etc. ob. S. 43.
J. Kern, De sacr. extrem, unct. tractatus dogmaticus, 1907. B. Berardi, De
doctrina nova circa mortem realem et apparentem relate ad sacramenta, 1907.
Ferreres-Geniesse, D. wirkl. Tod u. d. Scheintod i. Bezieh, a. d. heil. Sakra-
mente usw., 1908. Vgl. S. 23, A. 1. A. Lehm kühl, Spendung d. Sakr. n.
scheinbar schon erfolgt. Tode (Theol.-prakt. Qsch. LXI [1908] 713 ff). Schanz,
D. Lehre v. d. heil. Sakr. 639 ff. Pesch, Praelectiones dogmaticae VIP 249 ff.
Bartmann a. a. 0. 797 ff. Pohle a. a. 0. 572 ff.
Die materia remota dieses Sakraments ist das vom Bischof oder
einem vom Papst hierzu bevollmächtigten Priester mit der benedictio
olei infirmorum geweihte Olivenöl ^. Materia proxima ist die mit dem-
selben vorgenommene Salbung der fünf Sinne, obwohl im Notfall
auch eine einzige genügt. Die Form bilden die Worte: „Per istam
' C. 14, X h. t. V, 38. C. 2 in Clem. h. t. V, 9. Trid. sess. V de ref. c. 2;
Sess. XXI de ref. c. 9; Sess. XXV cont. decr. de indulgentiis. Leo XIII., „Of-
ficiorum ac munerum" v. 25. .Tan. 1897. Nr 16 17. Vgl. Bd I, S. 456 u. ob. S. 12.
Natürl. gilt d. v. Bisch, verkündigte Abi. nur i. s. Diözese. S. C. Indulg. 26. Mai 18^8.
2 Trid. sess. XXV cont. decr. de indulgentiis. Vgl. Bd I, S. 502. Alle Ablässe v. 1000
u. mehr Jahren sind nichtig. S. C. Indulg. 26. Mai 1898 (A. f. k. KR. LXXIX [1899]
323 f). Dekret v. 10. Aug. 1899 üb. apokryphe u. echte Ablässe. VgL a. Acta et
decreta conc. plen. Americae Latinae (1899) Nr 389 ff. Üb. Wünsche a. d. Vatic. :
Lämmer, Z. Kodif. d. kan. Rs 122 f; Grander ath-Kirch, Gesch. d. V^atik.
Konzils I 442.
^ C. 12, X de bapt. III, 41. Trid. sess. XIV de sacr. extrem, unct. c. 1. — D.
Dekret „Lamentabili sane" v. 3. Juli 1907 verwirft i. Nr 48 d. These, daß d. letzte
Ölung ursprüngl. nur e. fromme Sitte gewesen sei. Heiner, D. neue Syllabus
Pius' X.'-^ 207 ff. Michel i ts ch, D. bibl.-dogm. Syllabus« 201 f. Rit. Rom. t. V,
c. 1, n. 3. — D. V. e. einfach. Priester ohne ausdrückl. od. stillschweig, päpstl.
Erlaubnis geweihte Öl ist keine gültige Materie. S. C. Inq. 14. Sept. 1842.
Denzinger-Bannwart, Enchiridion •* Nr 1629. B. d. Griechen wird d. Öl v.
e. einfach. Priester geweiht. I). ist a. d. unierten Griechen gestattet. Ben ed. XIV..
„Etsi pastoralis" v. 26. Mai 1742. § 4. Vgl. ob. S. 32, A. 2; S. 33, A. 7.
§ 119. Die letzte Ölung. 59
sanctam unctionem et suam piissimam misericordiam indulgeat tibi
Dominus quidquid per visum etc. deliquisti. Amen." ^
Fähiger Spender ist der Bischof und der Priester 2. Berechtigt
zur Spendung ist aber außer im Notfalle nur der Bischof oder Pfarrer
oder ein von diesen Beauftragter^.
Berechtigter, wenn auch nicht gesetzlich verpflichteter Empfänger
ist jeder Getaufte, der zu den Jahren der Vernunft gelangt ist und
sich infolge Krankheit in auch nur wahrscheinlicher Todesgefahr be-
findet. Also können die letzte Ölung nicht empfangen die Katechumenen,
in der Regel nicht die Kinder unter vollen sieben Jahren^, die seit
der Geburt oder seit vor vollendetem siebten Lebensjahr beständig
Wahn- und Blödsinnigen^. Sodann alle, die zwar dem Tode entgegen-
gehen, aber nicht todkrank sind, wie die Soldaten im Krieg, die sich
ohne lebensgefährliche Krankheit einer schweren Operation Unter-
ziehenden, hinzurichtende Verbrecher usw. Sie wird aber erteilt
Frauen, die wegen schwerer Geburt in wirklicher Lebensgefahr
schweben, und altersschwachen Personen, denen wegen ihrer Schwäche
der Tod droht. Auch können die letzte Ölung als Sakrament der
Lebendigen nicht empfangen die öffentlichen Sünder und die in der
Exkommunikation Befindlichen. Dagegen wird sie auch bewußtlosen
Sündern, wenn sie noch Zeichen der Reue gegeben, nach voraus-
1 Trid. a. a. 0. c. 1. Kit. Rom. t. V, c. 1, n. 19 20. I. Notfall genügt e.
Salbung m. d. Worten: „Per istam sanctam unctionem indulgeat tibi Dominus
quidquid deliquisti. Amen". S. C. Inq. 25. April 1906 (Acta S. Sedis XXXIX [1906]
273 f). Daß hier d. Ausgelassene b. Möglichkeit nachgeholt werden müsse, wird
V. manchen 0, jeden Grund behauptet. M. Leitner, Üb. Materie u. Form d.
letzten Ölung (Theol.-prakt. Monatsschrift XVII [1907] 9 ff). Köln. Pastoralbl.
XLVII (1913) 182 ff.
« Jak 5, 14. Belser, D. Brief d. hl. Jakobus (1909) 194 ff. C. 3 (luuoz. J.
a. 416), D. XCV. C. 14, X de V. S. V, 40. Trid. sess. XIV de sacr. extrem,
unct. c. 3 ; can. 4. I. d. morgen!. Kirche wird d. Ölung v. mehrer. Priestern ge-
spendet, ab, nur v. e. d. Salbung vorgenommen. D. ist a. d. unierten Griechen
gestattet. Bened. XIV., „Etsi pastoralis" v. 26. Mai 1742. § 5. Ders. , Opera
inedita. Ed. Heiner (1904) 361 ff. Z. Frage, ob d. Gläubigen früher s. selbst
d. heil. Ölung spenden konnten: A. Boudinhon, Si les fideles se faisaient eux-
memes autrefois les onetions de l'huile sainte? (Rev. du clerge fran9. LXVUI
[1911] 722 ff). Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr. 658 f. Bartmann, Lehrb.
d. Dogm.2 799 801 f. Pohle, Lehrb. d. Dogm. -^ III 591 f. [Nein.]
^ C. 1 in Clem, de privil. V, 7. Ordensleute, d. ohne Erlaubnis d. Pfarrers d.
letzte Ölung a. dess. Pfarrkiuder spenden, verfallen d. d. Papst einfach reservierten
Exkommunikation. „Apostolicae Sedis moderationi" 12. Okt. 1869. II 14.
* Pius X. „Quam singulari" v. 8. Aug. 1910 (Acta Ap. Sedis II [1910] 577 ff).
^ J. Farn il 1er, Üb. d. Spendung d. heil. Sakramente a. Geisteskranke (Theol.-
prakt. Monatsschrift XXII [1912] 288 ff).
60 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap. : Die Sakramente.
gegangener bedingter Absolution erteilt. Da aber auch ohne äußere
Zeichen innere Keue vorhanden sein kann, so dürfte Bewußtlosen in
articulo mortis immer die Ölung zu erteilen sein, wo sub condicione
absolviert werden kann ^ Das Sakrament soll gespendet werden,
sobald Todesgefahr vorhanden ist, und nicht erst bei beginnender
Agonie. In der gleichen Krankheit kann es nur einmal empfangen
werden, ausgenommen es sei Rekonvaleszenz und dann Rückfall ein-
getreten 2.
§ 120.
Die Sakramentalieii.
Decr. Grat. D. I de cons. Decr. Greg. IX, 1. I, t. 15 de sacra unct.; t. 16 de
sacr. non. iter. ; 1. III, t. 40 de cons. eccles. ; t. 44 de cust. euchar., chrism. et
alior. sacr.; t. 47 de purif. post part. ; t. 49 de immun, eccles. Lib. sext. III, 21 23.
Const. Clem. III, 17. Extrav. comm. III, 13.
Alt. Lit. b.: Hinschius, KR. IV 140; Scherer, KR. II 593. — J. Widmer,
V. d. Wesen, d. Bestimmung u. Anwendung d. Sakramentalien, 1832. P. Dinkel,
D.Wesen d. ordentl. priesterl. Realbenediktionen i. d. kath. Kirche, 1847. F. Probst,
D. kirchl. Benediktionen u. ihre Verwaltung, 1857. Ders. , Sakramente u. Sakra-
mentalien i. d. drei erst, christl. Jhdten, 1872. Th. Bischofberger, De bene-
dictionibus et exorcismis eccl. cathol. libri duo^ 1858. Ders., D. Verwaltung
d. Sakramentalien, 1867. Schanz, D. Wirksamkeit d. Sakramentalien (Th.
Exorzistats n. Maßgabe d. röm. Benediktionale, 1883. G. M. Schuler, D. kirchl.
Qsch. LXVni [1886] 548 ff). F. Schmid, D. Sakramentalien d. kath. Kirche,
1896. W. Arendt, De sacramentalibus ^ 1900. A. Franz, D. kirchl. Benediktionen
i. MA., 1909. Thalhofer-Eisenhofer, Handb. d. kath. Liturgik II (1912)
453 ff. Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr. 76 ff. Pesch, Praelectiones dog-
maticae VI M41 ff. B^rtmann, Lehrb. d. Dogm. ^ 661 ff. Pohle, Lehrb. d. Dogm. ^
III 66 ff.
Von früh an kannte man in der Kirche außer den Sakramenten
eine Reihe heiliger Handlungen und Sachen. Als dann die Haupt-
sakramente (sacramenta majora, principalia) im Laufe des 12. Jahr-
hunderts durch die Siebenzahl bestimmt umschrieben wurden, da nannte
* J. Gföllner, D. thomist.-skotist. Kontroverse u. d. Absolution d. Bewußt-
losen (Theol.-prakt. Qsch. LXIV [1911] 298 ff).
« Trid. a. a. 0. c. 3. Rit. Rom. t. V, c. 1, n. 1 2 5—9 14. F. Schmid, D.
Wiederholbarkeit d. Krankenölung (Z. f. k. Theol. XXV [1901] 258 ff ). Kern,
De sacr. extr. unct. tritt 342 ff daf. e., daß d. Ölung i. derselben Krankheit b. fort-
dauernder Todesgefahr öfters gespendet werden könne. Ab. d. Trident. entspricht
d. nicht. P. J, Toner, Repetition of extrem unction (Irish theol. Quarterly IV
11909] 129 ff). T. S tater, Repetition etc. (Ebd. 427 ff). Bart mann, Lehrb.
d. Dogm.2 802. Pohle, Lehrb. d. Dogm. •"* III 596. Vgl. a. Acta et decrcta conc.
plen. Americae Latinae (1899) Nr 562 ff.
§ 120. Die Sakramentalien. 61
man die andern heiligen Handlungen und Dinge sacramenta minora,
sacramentalia 1. Im allgemeinen versteht man darunter gewisse von
der Kirche eingesetzte rituelle Handlungen oder bestimmte von der
Kirche geweihte Dinge zum geistlichen Nutzen der Gläubigen 2.
Die Sakramentalien zerfallen in zwei große Gruppen: heilige
Handlungen und heilige Gegenstände. Die Handlungen sind entweder
Beschwörungen oder Segnungen oder Weihungen. Durch die Be-
schwörung (exorcismus) soll eine Person oder Sache dem Einfluß des
bösen Feindes entzogen werden. Die Segnungen (benedictiones) werden
unterschieden in b. invocativae und b. constitutivae. In der Invokativ-
benediktion wird der Beistand Gottes für eine Person erfleht. In der
Konstitutivbenediktion wird über einen Gegenstand der Schutz Gottes
herabgerufen und derselbe dem profanen Gebrauch entzogen (res sacra,
Realbenediktion). Höher als die b. constitutiva (simplex) ist die Weihung
oder die consecratio. Hier wird ein Gegenstand von der Kirche in
der Regel durch heilige Salbung unwiderruflich und feierlich dem pro-
fanen Gebrauch entnommen und für den gottesdienstlichen bestimmt.
Die Konsekration wird in der Regel vom Bischof selbst unter An-
wendung von Chrisam, doch auch von heiligem Öle vorgenommen.
Die schwer sündhafte Profanation der benedizierten oder konse-
krierten , also heiligen Sachen ist ein Sakrileg. Bei Verkauf eines
benedizierten oder konsekrierten Gegenstandes darf wegen der Seg-
nung oder der Weihe kein höherer Preis gefordert werden. Das wäre
Simonie 3.
Die Fähigkeit, Beschwörungen, Segnungen und Weihungen vor-
zunehmen, erhält man durch die Ordination; so vor allem die Bischöfe
und die Priester^. Der Diakon kann die Osterkerze segnen^, der
' Üb. d. geschieht!. Entwicklung vgl.: Schanz a. a. 0. 76 ff 192 ff; Pesch
a. a. 0. 26ff 143: ßartmann a. a. 0. 661; Pohle a. a. 0. 21 ff 66 f. ¥. Gill-
mann, D. Siebenzahl d. Sakramente b. d. Glossatoren d. Gratianischen Dekrets
(Erweit. Sep.-Abdr. a. Katholik 1909, II 182 ff), 1909. Ders. i. Katholik 1910, I
300ff; 1910, II 215ff; 1911, II 450 ff 481 f: 1912, I 453 ff. B. Geyer, Radulfus
Ardens u. d. Speculum universale (Th. Qsch. XCIII [1911] 63 ff). Vgl. a. Theol.
Rev. 1912, Nr 6, Sp. 189 ff.
^ E. andere Definition b. Schanz a. a. 0. 89. E. Reihe v. andern Definitionen
b. Schmid a. a. 0. 20f.
^ C. 6, X de rer. permut. III, 19.
* C. 6 (Hier.?, Ep. ad Rustic. c. 6), D. XCV. C. 3, X de off. archipresb. I,
24. Pontif. Rom. tit. De ordin. presbyteri : „Sacerdotem oportet offerre, bene-
dicere" etc.
^ Vgl. Praeconium paschale.
02 IV". Buch. Die Verwaltung d. Kirche 2. Abschnitt. 1. Kap. : Die Sakramente.
Exorzist Beschwörungen vornehmen ^ und der Lektor Brot und neue
Früchte segnen 2.
Als sein liecht hat sich der Papst die jährliche Weihe der Pal-
lien^, der goldenen Rose"^, des Hutes und Degens^, die alle sieben
Jahre stattfindende Weihe der Agnus Dei^ und die Salbung und
Krönung des römischen Kaisers reserviert ^.
Dem Bischof ist innerhalb seiner Diözese reserviert: die Benediktion
der Könige und Königinnen, der Abte, Äbtissinnen ^ und Nonnen, der
' C. 2 (Svn. V. Laodic. a. 348—381, c. 26), D. LXIX. Pontif. Rom. tit. De
ordin. exorcistae. Z. unterscheiden ist d. gewöhnl. Exorzismus u. d. v. Besessenen.
Z. letzterem bedarf es n. genauer Untersuchung e. bischöfl. Auftrags. S. C. Ep. et
Reg. 22. Febr. 1635. S. C. Off. 5. Juli 1710. S. C. de Prop. Fid. 11. Sept. 1739.
Ben ed. XIV., „SoUicitudini" v. 1. Okt. 1745. § 43; „Magno" v. 2. Juni 1751.
§ 34. Coli. Lac. I 197; V 186 f 484f 871; VI 338. Thalhof er-Ei senhof er,
Handb. d. kath. Liturgik II 506 ff.
- Pontif. Rom. tit. De ordin. lectoris. Seh er er, KR. II 497, meint, daß diese
Fähigkeit d. Lektoren heute wahrscheinl. nicht mehr verliehen werde ; ab. doch
wohl unrichtig.
3 Vgl. Bd I, S. 438, A. 8.
^ Ben ed. XIV., „Quarta" v. 24. März 1751. Lit. üb. d. gold. Rose b. L. Pastor,
Gesch. d. Päpste s. d. Ausgang d. MAs* I (1901) 221'. Weit.: E. Muntz, Les
roses d'or pontificales (Rev. de l'art ehret., 5^ ser. XII [1901] l ff). Mac Swiney
deMashanaglass, Le Portugal et le S. Siege. III. Les roses d'or envoyees
par les Papes aux rois de Portugal au XVP siecle, 1904. L. Fumi, Una nuova
leggenda sulla rosa d' oro pontificia e il dono di questa da Calisto III fatto al duca
Francesco I. Sforza (Arch. stör. lomb. XXXVI [1910] 249 ff).
^ Lit. üb. d. gew. Hut u. Degen b. Pastor a. a. 0. Weit.: D. Kriege Fried,
d. Gr. Teil III: D. siebenjähr. Krieg IX (1911) 12 f 245 ff.
«Paul IL, Jmmoderata" v. 21. März 1470. Bened. XIV., „Pervetustus"
V. J. 1752. Traite canon. d. Agnus Dei (Anal. jur. pontif. VIII [1866] 1475 ff).
' C. 34, X de elect. I, 6. C. un. in Clem. de jurejur. II, 9. Vgl. Bd I, S. 61 396.
G. Waitz, D. Formeln d. deutsch. Königs- u. röm. Kaiserkrönung v. 10. b. 12. Jhdt,
1893. J. Schwarzer, D. ordines d. Kaiserkrönung (Forsch, z. deutsch. Gesch.
XXII [1882] 159). A. Diemand, D. Zeremoniell d. Kaiserkrönungen v. Otto I. b.
Friedr. II., 1894. R. Poupardin, L'onction imperiale (Moyen-ägo, 2" sör. IX
[1905] 113 ff). Walter, D. Zeremoniell b. d. Kaiserkrönung Karls d. Gr. (Theöl.
Literaturbl. XXVII [19ut) | 337 ff). H. S c h r 0 u e r , Üb. altfranzös. Krönungsordnuugen
(Z. d. Savigny-Stiftung f. Rsgschte, Germ. Abt. XXX [1911] 142 ff ; [a. sep.]).
Ders. , Rechtl. Grundgedanken d. franz. Königskrönung. M. bcsond. Rücksicht ä.
d. deutsch. Verhältnisse, 1911. P. Krull, D. Salbung n. Krönung d. deutsch.
Königinnen u. Kaiserinnen i. MA., 1911. E. Eich mann, D. ordines d. Kaisor-
krönung (Z. d. Savigny-Stiftung f. Rsgschte, Kanonist. Abt. II [1911] 1 ff). [Grund-
legend.] Werminghoff, Gesch d. Kverfassung I 153 ff. Ders., \'erfassungs-
gschte'' 45 51 f. — Üb. d. v. Sterbeablaß vgl. ob. S. 56 — z. unterscheidenden
päp.stl. Segen: Hinschius. KR. IV 146: Seh er er, KR. II 600.
^ Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. II 454 ff.
§ 120. Die Sakramentalien. 63
Ritter und Kreuzfahrer; die Weihe des Chrisams und der heiligen
Öle^; die Konsekration der Kirchen, Altäre, Kelche und Patenen; die
Benediktion der Friedhöfe, Glocken, priesterlichen Gewänder, Altar-
tücher, Korporalien und Pallien, der Gefäße zur Aufbewahrung der
Eucharistie, der Reliquien behälter, der zur Verehrung öffentlich auf-
gestellten Kreuze und Heiligenbilder usw. Einzelne dieser Weihen
kann der Bischof aus eigener Vollmacht, andere nur mit spezieller
päpstlicher Erlaubnis oder auf Grund der Quinquennalfakultäten an
einfache Priester delegieren 2. Der Bischof kann überdies den Kreis
der ihm reservierten Benediktionen noch ausdehnen 3. Ihm steht auch
zu die benedictio sollemnis trina und die benedictio in via seu pro-
cedendo ^.
Für alle übrigen Benediktionen sind die Priester an sich zu-
ständig. Aber zu einigen derselben ist nur der Pfarrer berechtigt,
so daß ein anderer Priester dazu dessen Erlaubnis braucht, und zwar
zur Trauung samt Brautsegen, Beerdigung, Taufwasserweihe ^, nach
Gewohnheit auch zur benedictio s. introductio mulieris post par-
tum ^ u. a.
' D. Pfarrer haben d heil, öle wie schon i. Altertum so noch heute nur d.
zuverläss. Personen z. beziehen. S. C. Inq. 1. Mai 1901 ; 14. Jan. 1903 (A. f. k. KR.
LXXXI [1901] 715: LXXXIV [1904] 138 f). Vogt, Sammlung 383. P f af f-Sproll,
Gesetzeskunde I 264. E. Löffler, D. heil. Öle, 1886.
- Pontificale Rom. u. Rituale Rom. uut. d. einschläg. Titeln. Walter, Fontes
512; Schneider, Fontes jur. noviss. 88. I. einzelnen muß d. i. d. Diözesen genau
geordnet sein. Vgl. Rott. Ord.-Erl v. 30. Jan. 1863; 29. Dez. 1869; 21. Juli 1893;
27. Jan. 1899. Vogt a. a. 0. 60 ft". Pf a f f-S pr oll , Gesetzeskunde I 267 ff. —
I. neuer. Zeit erhalten d. Bischöfe v. d. Kongreg. d. Riten leicht d. Fakultät,
e. Priester z. Glockenweihe z. delegieren. Formular i. A. f. k. KR. LXXXVIIE
(1908) 511 ff. — Vgl. Hinschius, KR. IV 143ff; Scherer, KR. II 597 ff. —
F. Ballay, Quid juris abbatibus regularibus circa consecrationem altarium? (A.
f. k. KR. XV [186H] 101 ff j.
^ So a. d. Benediktion v. Fahnen. Nur Fahnen, d. religiöse Embleme tragen,
dürfen geweiht werden. Andere als geweihte Fahnen dürfen nicht i. d. Kirche
getragen werden. C. S. Rit. 14. Juli, 8. Sept 1887; 17. Jan. 1890 (A. f. k. KR. LXVII
[1892] 175 f). Vollends nicht Fahnen m. freimaurer. od. gottlosen Abzeichen : S. C.
Off. 8. Okt. 1887; 24. Nov. 1897 (A. f. k. KR. LXXVIII [1898] 522). Verord-
nungen f. einz. Diözesen: A. f. k. KR. LXXIX (1899) 343 550 f. Doch kann hier,
abgesehen v. d. letztgenannten Fahnen, wohl mildere Auffassung Platz greifen.
C. S. Off. 31. März 1911 (Canoniste cont. XXXIV [1911] 477). S. M. Brandi, Le
bandiere in chiesa *, 1901.
* C. 2 in Clem. de privil. V, 7. — E. 0. d. notwendige bischöfl. Erlaubnis v.
e. Priester vorgenomm. Weihe wäre unerlaubt, ab. nicht ungültig.
' Vgl. ob. S. 484 f.
® D. Rit. Rom. sagt nur, daß sie a sacerdote vorzunehmen sei. Tit. Vll, c. 3.
Anderwärts wird sie als Pfarrrecht erklärt. C. S. Rit. 10. Dez. 1703. Dageg.
ß4 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. I.Kap : Die Sakramente.
Die Benediktionen müssen stattfinden nach den Formeln des
römischen oder des Diözesanrituals, und wenn dort keine solchen
sich finden, nach ähnlichen oder neuen, von der Kongregation der
Riten approbierten.
Berechtigte Empfänger der Sakramentalien sind nur die Ange-
hörigen der katholischen Kirche, also nicht Häretiker, Schismatiker
und Exkommunizierte, soweit nicht etwa die Kirche aus guten Gründen
eine Änderung eintreten lälst ; so bei gemischten Ehen mit katholischer
Kindererziehung.
Die Sachen, die durch eine benedictio constitutiva oder durch
consecratio dem Profangebrauch entzogen sind, sollen demselben auch
entzogen bleiben ^
§ 121.
Das Begräbnis.
Decr. Grat. C. XIII, q. 1 2. Decr. Greg. IX. 1. III, t. 28 de sepult. ; t. 49 de
immun, eccles. coeraet. etc. Lib. sext. III, 12 23. Const. dem. III, 7 17. Extrav.
comm. III, 6 13.
Thomassin P. III, 1. 1, c. 65 ff. Weit. alt. Lit. : Scherer, KR. II 601 f;
Silbernagl, KR* 627. — J. A. Baudri, D. christl. Begräbnis i. gesch., liturg.
u. kirchenrechtl. Beziehung (Kath. Z. f. Wiss. u. Kunst II [1845] 65 fF). F. Probst,
D. Exsequien i. d. kath. Kirche, 1856. S. Ai ebner, D. kirchl. Begräbnis u.
d. Cömeterien (A. f. k. KR. I [1857] 25 ff ). F. J. Moulart, De sepultura et
coemeteriis, 1862. J. Simor, De funeribus et exsequiis defunctorum (A. f. k. KR.
XIV [1865] 52 ff). Th. Kliefoth, D. Begräbnis (Liturg. Abhdl. Bd P, Abt. 2).
1869. K. Greith, D. Begräbnisfrage n. d. Satzung u. Ordnung d. kath. K.,
1870. P. R., Des funerailles (Rev. d. scienc. eccles. XLVIl [1883] 424 flf). E. Hörn-
st ein, Les sepultures devant l'histoire etc., 1893. 0. Drößler, D.Begräbnisstätten
u. d. Bestattung d. Leichname einst u. jetzt, 1899. W. H. Meunier, D. kirchl.
Begräbniswesen m. besond. Berücksichtigung d. Erzdiöz. Köln, 1900. L. Ruland,
D. Gesch. d. kirchl. Leichenfeier, 1901. J. Alber ti. De sepultura ecclesiastica
deque jure sepeliendi, 1901. L. M. Zema, Quaestiones canonico-liturgicae de
sepultura religiosa, 1903. S. M. Brand i, 11 cadavere umano ^, 1904. P. Lex,
S. C. Conc. 20. Juni 1620; 7. Dez. 1720: 13. Juni 1893; 17. Jan. 1896. Nur d. ehel.
Mutter hat e. Recht a. Aussegnung, a. wenn d. Kind ohne Taufe gestorben ist.
C. S. Rit. 8. Juni 1894 (A. f. k. KR LXXVl [1896] 298). D. unehel. kann bzw.
muß zurückgewiesen werden. S. C. Conc. 18. Juli 1859. Coli. Lac. V 348 493 1406.
Frauen, d. i. gemischter Ehe leben u. ihre Kinder nicht kathol. werden lassen,
sind a. nicht auszusegnen, außer sie seien ganz unschuldig. Coli. Lac. V 2S 348
493. S. C. Inq. 18. Juni 1878. Swientek, D. Aussegnung d. Wöchnerinnen u.
ihre Grenzen (A. f. k. KR. XLl [1879] 217 ff). J. Gföllner. D. Hervorsegnung
d. Wöchnerinnen (Theol-prakt. Q.sch. LXVI \l9lc\ 586 ff). Th al h o f er- E ise n-
hofer, Ilandb. d. kath. Liturgik II 456 tt".
' Reg. jur. in VI'" 51.
§ 121. Das Begräbnis. 65
D. kirchl. Begräbnisrecht hist.-kan. dargestellt, 1904. [Fehlerhaft.] S. Many,
Praelectiones canon. de locis sacris, nimirum de eccles., orator., altar., coemet. et
sepulturis, 1904. L. Baratt e, Rapports de l'autorite civile et de Tautorite
religieiise en niatiere de sepulture, 1904. ü. Pranzataro, II diritto di sepolcro
nella sua evoluzione storica etc , 1905. P. Pieper, D. Entwicklung d. Be-
erdigungswesens d. Stadt Köln, 1905. D. A. P etr akakos, D. Toten i. Recht
n. d. Lehre u. d. Normen d. orthod. morgenl. KRs u. d. Gesetzgebung Griechen-
lands, 1905. A.Körner, D. kirchl. Beerdigungsrecht, 1906. Ricca-Barberis,
Funerali, 1906. F. R. de Velasco y Martinez, Defensa de los cementerios
catölicos, 1907. Thalhofer-Eisenhofer, Handb. d. kath. Liturgik II (1912)
463 ff. Kirchenlexikon "^ u. vStaatslexikon * s. v. Begräbnis , Begräbniswesen u.
Kirchhof. Viel Lit. b. Friedberg, KU.' 534 ff.
Die ältesten Völker und die Juden begruben ihre Tötend Bei
den Griechen und Römern war Begraben und Verbrennen der Leichen
nebeneinander im Gebrauch 2. Die Christen aber begruben ihre Toten
im Anschluß an den Gebrauch der Juden, im Hinblick auf das Vor-
bildliche des Grabes des Erlösers, im Gedanken, daß der Leib des
Christen ein Tempel des Heiligen Geistes und ein Saatkorn zur künf-
tigen Auferstehung ist*'^. So ist die Beerdigung bei allen modernen
Kulturvölkern herkömmlich, in die religiös-christliche Anschauung und
den religiös-christlichen Ritus übergegangen und durch das kanonische
Recht angeordnet*.
Unter diesen Umständen verletzt die zuerst wieder in der fran-
zösischen Revolution erscheinende, neuestens stark befürwortete und
um sich greifende Leichenverbrennung zwar kein Dogma, aber sie
steht im Widerspruch mit der allgemein-christlichen Sitte, der kirch-
lichen Übung und den kanonischen Gesetzen ^. Ihre Begründung findet
sie nicht aus ästhetischen, psychologischen, hygienischen, national-
ökonomischen oder noch andern Gesichtspunkten, sondern sie ent-
stammt wesentlich einer materialistischen, dem Christentum als solchem
feindselig oder wenigstens indifferent gegenüberstehenden Weltan-
schauung. Im Notfalle aber würde das kirchliche Gesetz zessieren.
1 Gn 23, 19 usw.
- E. Satz d. Zwöiftafelgesetzes hieß: Hominem mortuum in urbe ne sepelito
neve urito.
3 1 Kor 6, 19: 15, 42 ff. Min. Felix, Octavius c. 11 34. Tertull., De
anima c. 55. August. , De civit. Dei 1. I, c. 18. V. Schnitze, De christianorum
veter. reb. sepulcralibus, 1879. H. Leclercq, La sepulture dans l'antiquite
chr^tienne (Rev. cath. d. inst, et d. droit, 2« ser. XXVIll [1902] 222 ff). Achelis,
D. Christentum i. d. erst, drei Jhdten II 113 ff.
* E. Warmann sdorff, D. relig. Motive d. Totenbestattung f. d. verschied.
Völker, 1884.
^ Capit. de partib. Saxoniae a. 775—790. C. 7. Ed. Bor et ius I 69. S. C. Inq.
19. Mai 1886; 15. Dez. 1886; 27. Juli 1892. Vgl. unt. S. 72, A. 5.
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. II. 3. Aufl. 5
66 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. I.Kap.: Die Sakramente.
Daher ist es nicht unmöglich, daß die Kirche hierin sich im Laufe
der Zeit noch etwas nachgiebiger erweisen muß, was sie auch kann,
weil, wie erwähnt, kein Dogma in Frage steht ^
* Linsenmann, Lehrb. d. Moraltheol. 487 ff. Koch, Lehrb. d. Moraltheol.^
517 ff. Schindler, Lehrb. d. Moraltheol. II 2 (1910), 503 fif. Staatslexikon ^
s. V. Begräbniswesen. I. gleich. Sinne u. a. : J. Creus, Leichenbeerdigung u.
Leichenverbrennung. A. d. Span, übers, v. L. Schütz, 1879. L. Schütz, D.
Leichenverbr. unt. d. Gesichtspunkt d. volkswirtschaftl. u. öffentl. Gesundheitspflege,
1882. A. Wer n her, D. Bestattung d. Toten, 1880. G. F. Fuchs, Grab od. ürne?
1886. K. Sartorius, D, Leichenverbr. innerh. d. christl. Kirche, 1886. R. Marty,
D. moderne Leichenverbrennungsfrage i. Lichte ihr. eig. Gesch. (Stimmen a. M.-L.
XXXII [1887] 381 ff). Ders., D. Leichenverbr. i. Italien (1870—1886) (Ebd. XXXIII
[1887] 133 ff). A. Besi, D. Beerdigung u. Verbrennung. A. d. Ital. übers, v.
E.Holzingerv. Weidich, 1889. Th. Qsch. LXXIII (1891) 171 ff. F. Greiffen-
rath, D. Leichenverbr,, 1894. Ders., D. Hygiene u. d. Leichenverbr. (A. f. k.
KR. LXXVI [1896] 308 f). G. Lasson, D. kirchl. Begräbnis u. d. Leichenverbr.,
1899. H. Möller, Warum begraben wir unsere Toten? 1899. A Neuberg, D.
Leichenverbr. u. d. evang. Kirche (Preufä. Jbb. Gl [1900] 193 ff). [M. reicher Lit ]
H. Swoboda, Neue Wendungen i. d. Leichenverbrennungsfrage (Kultur II [1901]
337 ff"; [a. sep.]). [Sw. geht gut davon a. , daß d. Mensch kein unbedingtes
Verfügungsrecht üb. s. Leichnam hat, daß vielmehr d. Bestattungsart bestimmt
wird d. d. Rücksicht a. d. Allgemeinheit.] Ruhm er, Leichenverbr. v. Christen.
Zeugnisse wid. dieselbe, 1901. H. Moreau, Cremation et inhumation (Rev. d.
scienc. ecclös., janv. 1902, 5 ff). E. Berardi, De crematione cadaverum, 1904.
Fakultative Feuerbestatt. i. d. Petitionskommissioo d. preuß. Abgeordnetenhauses
(A. f. k. KR. LXXXIV [1904] 636 ff). J. Ch. Gspann, Sarg od. Urne? (Theol.-
prakt. Qsch. LIX [1906] 320 ff.) Ders., Sarg od. Urne? 1912. A. Freybe,
Erdbestatt. u. Leichenverbr., 1908. L. Ruland, D.. Leichenverbr. v. Standpunkt d.
christl. Weltanschauung, 1910. Th. Beyer, Erdbestatt. u. Leichenverbr. 1. Lichte
d. Wortes Gottes u. d. Gschte ^ 1910. A. HeUwig, Gerichtl. Medizin u. Feuer-
bestatt., 1910. Ders., Feuerbestatt. u. Rechtspflege, i911. H. Bock, Leichenverbr.
od. Leichenbestatt. Was ist Christenrecht u. Christenpflicht? 1911. — Für Leichen-
verbr.: J Grimm, Üb. d. Verbrennen d. Leichen (Kleinere Schriften II [1865] 211 ft)»
Küchenmeister, Üb. d. Leichenverbr., 1874. Ders., D. Feuerbestatt., 1875.
Ders., D. Totenbestattungen d. Bibel, 1893. E. Br ach en ho e f t, D. Zulassung
d. Feuerbestatt. e. Konsequenz d. Rechts u. e. Gebot d. Toleranz, 1894. Ders., D.
Beisetzung d. Aschenreste Feuerbestatteter, 1904. E. Vix, D Totenbestatt. i.
vorgesch. u. gesch. Zeit, i. Gegenw. u. Zukunft, 1896. W. Bahnsen, D. Stellung
d. evang. Kirche z. Feuerbestatt., 1898. H. Ortloff, Kirchl. u. staatl. (soziale)
Bedenken geg. Leichenverbr. u. Aschebeisetzung (sog. Feuerbestatt.) (D. Z. f KR.
IX [1900J 303 ff). Ders., Gleichberechtigung d. Feuer- u. Erdbestatt, 1907. Ders.,
Leichenverbr. u. Aschebeisetzung („Feuerbestattung") gegenüb. d. Kirchen-Staats
recht (D. Z. f. KR. XX [1910] 69 ff). Ders., Z. Feuerbestattungsfrage D. Sarg-
versenkung z. Krematorium i. Jena, Eisenach u. Weimar u. d. amtl. Beteiligung d.
Geistlichen, 1910. H. Roth, D.Verbreitung d. Feuerbestatt. i. Deutschi. (Annalen
d. Deutsch. ReicliH 1904, 218 ff). 0. Schrador, Begraben u. Verbrennen i. Lichte
(1. Religion.s- u. Kulturgschte, 1910. F. Müllendorf, Feuerbestatt. u. Freiheit,
§ 121. Das Begräbnis. 67
Der Begriff des kirchlichen Begräbnisses ist ein engerer und ein
weiterer. Im vollen Sinn versteht man darunter die Aussegnung des
Leichnams, dessen Beisetzung in geweihtem Boden unter Gebeten und
Segnungen, die Abhaltung des Totenoffiziums und des Requiems.
Alles das zusammen wird als Exsequien bezeichnet. Im engeren
Sinn aber versteht man darunter bloß die Aussegnung und das Be-
gräbnis der Leiche in geweihtem Boden unter Gebeten und Seg-
nungen 1.
Die Begräbnisstätten mußten bei den Juden und Römern außerhalb der
menschlichen Wohnorte liegen. Abweichend hiervon weisen die Katakomben
eine sehr enge Verbindung der Kult- und Begräbnisstätten auf. Und auch
nachher ließen sich die Gläubigen mit Vorliebe in den Kirchen selbst beerdigen.
Aus guten Gründen aber sahen sich die Synoden bald genötigt, solches zu
verbieten. Sie verwiesen die Leichen der Gläubigen in den Umkreis (area)
der Kirchen ^. So entstand der Kirchhof (Friedhof, Gottesacker — coeme-
teriura, dormitorium, campus sanctus). In den Kirchen selbst durften nur
noch Bischöfe, Äbte, würdige Priester und vornehme, um die Kirche ver-
diente Laien (Patrone) beigesetzt werden, jedoch nicht in der unmittelbaren
Nähe des Altares ^.
Nach gemeinem Recht steht es jedem frei, den Kirchhof, auf
dem er beerdigt sein will, selbst zu wählen*. Dieser Wille braucht
1911. E. Beutinge r, Handb. d. Feuerbestatt. u. ihr. gesch. Entwickl. v. d. Urzeit
b. z. Gegenwart, 1911. J.Breuer, Friedhof u. Feuerbestatt., 1912. K.Johnson,
D. Frivatrecht d. Leiche, 1912. Weit. Lit. b. : Scherer, KR. IT 602.
* E. H u s z ä r , Gehört d. Messe f. d. Verstorbenen z. vollen Begriff d. kirchl.
Begräbnisses? (A. f. k. KR. XCl [1911] 482 ff.) [Ja.]
' L. 2, C. de sacros. ecci. I, 2. Conc. Bracar. I a. 563, c. 18. Bruns,
Canones II 35 f. C. 15 (Syn. v. Nantes a. 658? 895; vgl. Bd, L S. 257, A. 5),
C. XIII, q. 2.
3 C. 18 (Syn. v. Mainz a. 813, c. 52), C. XIII, q. 2. Syn. v. Meaux a. 845,
c. 72. Harduin, Acta conc. IV 1496. Capitula Riculfi a. 889, c. 19. Harduin
a. a 0. VI 1, 419. — Begräbnisstätten müssen v. Altar mindestens e. Meter entfernt
sein. C. S. Rit. 5. Aug. 1898; 19. Juni 1908 (Acta S. Sedis XLI [1908] 550 f).
D. Herzen v. Bischöfen u. Priestern sollen nicht i. Glasgefäfsen a. heil. Orte sichtbar
aufbewahrt werden. C. S. Rit. 11 Febr. 189S (A. f. k. KR. LXXXllI [1903] 502). —
L. Dolberg, D. mittelalterl. Begräbnis (Katholik 1887, I 271 ff). J. Sauer, Z.
OTesch. d. Friedhofs u. d. Totenbestattung (A. f. k. KR. LXXVIIl [1898] 171 ff).
* C. 1 8 6 8 10, X h. t. III, 28. C. 1 2 in VI»» h. t. III, 42. A. d. Frau
kann wählen : c. 7, X h. t. III, 28. Hat sie nicht gewählt, so wird sie, wenn sie
mehrere Männer gehabt, i. d. Begräbnisstätte d. letzten beerdigt: c. 8, § 1 in VI**'
h. t. III, 12. F. d. unmündige Kind wählt n. Gewohnheit d. Vater bzw. d. Mutter:
c. 7, X h. t. III, 28; c. 4 in VI*° h. t. III, 12. S. C. Conc. 20. Jan. 1640; 20. März
1643; 22. Febr. 1666: 31. März 1770. Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 461,
n. 1 4—7. Innoz. X., ,Ex injuncto" v. 22. Febr. 1646. § 6. — Es kann a. e.
5*
68 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
nicht in bestimmter Form geäußert, sondern nur rechtlich erweisbar
zu sein ^ Hat keine Wahl stattgefunden, so ist der Verstorbene in
einem etwaigen Familien- oder Erbbegräbnis zu bestatten 2. Besteht
kein Wahl- oder Erbbegräbnis, so ist der Leichnam in der Pfarrei
zu beerdigen, welcher der Verstorbene durch Domizil oder Quasidomizil
angehörte 3. Privilegien von Stifts- und Klosterkirchen, bei denen
man sich wegen der größeren religiösen Wohltaten gern beisetzen
ließ, sind weggefallen^. Stirbt aber jemand in einer fremden Pfarrei,
so soll er in die eigene verbracht werden, falls dies nicht aus sani-
tätspolizeilichen oder andern Gründen unterbleiben muß, in welchem
Fall der parochus loci beerdigt^. Bei der Verbringung hat der
locus minus religiosus gewählt werden, ab. doch nicht e. vollständig profaner.
So c. 2, § 1 in Vr» h. t. III, 12 entgeg. c. 8, X h. t. III, 28. — A. d. amputierten
Glieder d. Gläubigen sollen a. d. Kirchhof beigesetzt werden. S. C. Inq. 3. Aug.
1897 (A. f. k. KR. LXXVIII [1898] 525). — Üb. d. Auskochen d. Leichname: C. 1,
Extrav. comm. h. t. III, 6. Scherer, KR. II 602 ^ Linsenmann, Lehrb. d.
Moraltheol. 491. Koch, Lehrb. d. Moraltheol.^ 521. K. Wenck, Philipp d. Seh.
V. Frankr,, s. Persönlichkeit u. d. Urteil d. Zeitgenossen (1905) 43^. — G. Castel-
lano, Diritto di scelta del sepolcro in particolare nei rapporti dei coniugi, 1903.
C. Rosso, II jus in se ipsum e il diritto dcl proprio corpo, 1906.
» S. C. Conc. 13. Febr. 1666 : 24. April 1723; 19. Dez. 1739. Rieht er- Schulte,
Conc. Trid. p. 461, n. 8 9. E. Zeuge genügt ; a. d. Beichtvater. S. C. Conc. 24. März
1871.
2 C. 1 3, X h. t. III, 28. C. 3 in VI*» h. t. III, 12. Richter-Schulte
a. a. 0. p. 461 f, n. 1 10 11. B. e. Familienbegräbnisstätte erhalten auswärtige
Erben kein Anrecht. S. C. Ep. et Reg. 17. Sept. 1867. Üb. Beisetzung c. Aschen-
urne darin: A. f. k. KR. LXXXII (1902) 580 ff. G. Jung, D. Recht d. Erbbegräb-
nisse m. bes. Berücksicht. d. i. Bayern gelt. Rechts, 1906. K. Johanny, D. Rechts-
verhältnisse a. Grabstätten n. röm., kanon. u. d. gelt. bayr. Rechte, 1911. Fried-
berg, KR.« 535'°.
3 C. 1 6 8 10, X h. t. III, 28. C. 1 2 3 in VI»" h. t. 111, 12. S. C. Conc.
22. Dez. 1866; 12. März 1881. Dah. hat d. Spitalgeistl. kein Recht z. Beerdigung,
auß. d. Spital sei excmt. S. C. Conc. 19. Mai 1888; 11. April 1891. Doch kommt
hier alles a. Observanz od. Statut a. S. C. Conc. 20. Dez. 1884. Ausnahmen
bestehen b. Papst, Kard., Bisch., vielf. a. b. Kanoniker. D. Pfarrer sind v. d. Dekan
z. bestatten. Vgl. Bd I, S. 478. Hat jemand e. Klosterbegräbnis od. anderweitiges
Begräbnis gewählt, so ist s. Pfarrer z. Aussegnung u. z. Begleitung d. Leiche b. z.
Klosterschwelle bzw. Begräbnisort berechtigt. Ri ch tor-Sch ul te a. a. 0. p. 462.
n. 20 ff.
* C. 10, X h. t. III, 28. C. 2 Extrav. comm. h. t. JII, 6. G. Schreiber,
Kurie u. Kloster i. 12. Jhdt (1910) II 105 ff.
^ C. 3 in VI"* h. t. 111, 12. So könnten etwa d. Erben d. Kosten d. Über-
führung nicht tragen wollen. Es kann ab. a. partikularrechtl. Abweichungen ]
geben. S. C. Conc. 27. Aug. 1904 (Acta S. Sedis XXXVII [1904/05] 455 ff);
Wenn a. d. Orte e. Krankenhauses mehrere Pfarreien sind, so verbleiben bezügl.
d. ortsansässig. Plleglinge sänitl. Pfarrrechte d. Pfarrern d. Domizile od. Quasi-
I
§ 121. Das Begräbnis. 69
Pfarrer, in dessen Pfarrei der Todesfall eintrat, das Recht, den
Leichnam bis zum Begräbnisort zu geleiten ^ Die Beerdigung ist
also ein pfarrliches Recht. Der Pfarrer hat auch alle Sterbefälle
in seiner Pfarrei in das Totenregister einzutragen bzw. dem parochus
proprius entsprechende Mitteilung zu machen 2.
Für die Beerdigung als geistliche Leistung konnte ursprünglich ohne
Simonie nichts gefordert werden ^, Es war aber namentlich bei den germa-
nischen Völkern Sitte, der betreffenden Kirche für Mühewaltung und zum
Heile der Seele des Verstorbenen Geschenke zu geben. Solches galt für eine
löbliche Gewohnheit, und die Bischöfe sollten für deren Aufrechterhaltung
wachen *. So wurden solche Geschenke allgemein gebräuchlich und galten
als Stolgebühren für eine ständige Einnahme des Pfarrers ; nur durfte das
Begräbnis nicht von der vorausgegangenen Bezahlung derselben abhängig
gemacht werden. Nachher aber stand dem Pfarrer die gerichtliche Klage
hierauf zu. Doch sollten arme Verstorbene umsonst beerdigt werden ^ Damit
aber, wenn das Begräbnis bei der freien Wahl hierin an einer andern als
der Pfarrkirche stattfand, diese nicht zu Schaden kam, so mußte sie durch
Ausfolgung eines aliquoten, meist des vierten Teils des vom Verstorbenen
oder dessen Erben der Begräbniskirche Entrichteten schadlos gehalten werden ^.
domizile d. Pflegliüge. Eil. d. Erzbischöfl. Ord. Freiburg v. 12. Okt. 1905 (A. f.
k. KR. LXXXVI [1906] 153 f). Ord.-Erl. f. Fulda v. 19. Dez. 1907 (Ebd. LXXXVIII
[1908] 352 f).
^ S. C. Conc. 22. Dez. 1866. Lingen-Reuß, Causae selectae Nr 479. C. S.
Rit. 23. April 1895. S. C. Conc. 22. Juli 1899. C. S. Rit. 1. Dez. 1903 (A. f. k.
KR. LXXXIV [1904] 353 f). Acta S. Sedis XXXVII (1904/05) 463.
^ Rit. Rom. t. X, c. 7. — Üb. d. Begräbnisrecht b. Angehörigen v. Orden u.
Kongregationen vgl. Bd I, S. 485. Stirbt e. Religiöse außerh. d. Klosters u. kann er
ohne große Schwierigkeiten i. dieses gebracht werden, so hat d. Pfarrer kein
Begräbnisrecht. D. i. weiter Entfernung v. Kloster sterbende Mönch kann sein
Grab selber wählen u. wird v. Ortspfarrer beerdigt. C. 5 in Vr° h. t. III, 12.
S. C. Ep. et Reg. 26. Febr. 1864. Dieses Begräbnisrechtes gehen a. staatl. auf-
gehobene Klöster nicht verlustig. S. C. Ep. et Reg. 6. Mai 1870; 7. Mai 1880.
Wenn sie ab. keine eigene Begräbnisstätte haben dürfen, so haben sie ihre Toten
o. feierl. Gepränge, geradeswegs u. unt. Begleitung allein d. Klosterfamilie a.
d. öffentl. Kirchhof z. bringen. S. C. Conc. 24. Jan. 1846; 24. Febr. 1872; 14. Aug.
1875. S. C. Ep. et Reg. 17. Sept. 1880; 21. März 1884; 5. Mai 1905 (Acta S. Sedis
XXXVIII [1905/06] 203 ff). L.Wagner, D. Begräbnisrecht d. Regularen (A. f.
k. KR. XXXIX [1873] 385 ff).
» C. 12 (Greg. I. a. 598), C. XIII, q. 2. C. 8 9, X de sim. V, 3.
* C. 42, X de sim. V, 3.
' Rit. Rom. t. VI, c. 1, n. 2 6 8. Innoz. XI. v. 1. Okt. 1678. § 7 (Taxa
Innocentiana). D. Klage ist d. actio funeraria L. 12, § 2; 14, § 6, D. de relig.
et sumpt. fun. XI, 7.
« C. 1-4 8 10, X h. t. III, 28. C. 2 in Clem. h. t. III, 7. C. 2 Extrav. comm.
h. t. IIT, 6. N. kanon. Recht muß es nicht gerade d. vierte Teil sein.
70 IV. Buch. Die Verfassung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
Waren auf Grund des Domizils etwa mehrere Pfarrer zur Beerdigung be-
rechtigt, so hatten sie die Quart unter sich zu teilen ^ Das Tridentinum
bestimmte, dafs, wo die Quart (Quarta funeralium) seit vierzig Jahren be-
standen habe, sie auch fernerhin bestehen solle '^.
Heute wird die Quart in der iiegel berechnet nicht aus etwaigen
Vermächtnissen, sondern als Gebühr für die Beerdigung 3. Wählt also
jemand sein Begräbnis anderswo als am Domizil oder Quasidomizil,
so hat auch der Pfarrer des Domizils oder Quasidomizils ein Recht
auf die Quart oder richtiger die Stolgebühr*. Sodann hat der Pfarrer
ein Hecht auf die Stolgebühr für alle in seiner Pfarrei stattfindenden
Begräbnisse. Dagegen besteht kein solches Recht, wenn ein in einer
Pfarrei verstorbener Nichtparochiane in seine Pfarrei zurückgebracht
wird, wenn eine Leiche bloß durch die Pfarrei transportiert wird, wenn
ein eigener, in einer fremden Pfarrei verstorbener Parochiane nicht
zurückgebracht werden kann^.
Nur Getaufte können kirchlich beerdigt werden^; sie müssen es
aber auch'^. Ein Recht darauf haben jedoch nur jene Getauften,
welche in der vollen Gemeinschaft der Kirche gestorben sind, nach dem
Satz: „Quibus viventibus non communicavimus, mortuis communicare
non possumus." ^ Da sodann das kirchliche Begräbnis eine Ehre ist,
können es auch diejenigen nicht erhalten, welche sich durch ihr Leben
» C. 2 in Vl"^ h. t. III, 12. V. d. Quart selbst wieder mußte d. Bischof e.
Quart gegeben werden. C. 16, X de off. jud. ordin. I, 31. C. 14 15, X de testam.
III, 26. Schreiber, Kurie u. Kloster i. 12. Jhdt II 122 ff.
2 Sess. XXV de ref. c. 13.
3 Ben ed. XIII., „Romanus Pontifex" v. 28. April 1725. §§ 3 4. S. C. Ep. et
Reg. 19. Jan. 1866. S. C. Conc. 16. Febr. 1889.
* C. 3 in VP° h. t. III, 12. S. C. Conc. 31. März 1770. Ricbter-Schulte,
Conc. Trid. p. 461, n. 7. S. C. Conc. 26. Nov. 1864. A. wenn d. Begräbnismesse
a. anderem als a. Pfarrort gelesen wird, hat d. Pfarrer e. Recht a. d. Quart. S. C.
Conc. 29. Juli 1905; 24. Febr. 1907 (Acta S. Sedis XXXVIII [1905/06] 283 ff; XL
[1907] 228 ff). B. Melata, De jure parochorum quoad missam funeralem, 1906.
«^ S. C. Conc. 28. Nov. 1671, bestät. v. Innoz. XI. 2. Dez. 1676. S. C. Ep. et
Reg. 24. Nov. 1713. Hätte jemand ganz widerrechtl. beerdigt, so könnte er z.
Herausgabe aller Eniolumente gerichtlich gezwungen werden. C. 6 10, X h. t. III, 28.
C. 1 in VP" h. t. III, 12. S. C. Conc. 28. JuH 1731. Richter-Schul te a. a. 0.
p. 462, n. 19.
* Rit. Rom. t. VI, c. 2. Also a. nicht d. Katechumenen. W. E. v. Ketteier,
Über d. Verweigerung d. kirchl. Begräbnissos (A. f. k. KR. XVI [1866] 323 ff).
W. Thümmel, D. Versagung d. kirchl, Bestattungsfeier, 1902.
' Da d. Tote e. Recht darauf hat, dürfen ihn d. Hinterbliebenen desselben nicht
willkürlicli beraul)en. C. 14, X h. t. III, 28. D. kirchl. Beerdigung ist ab. a. e.
aolatium vivorum. C. 22, § 1 (Aug.V), C. XIII, q. 2.
" C. 1 (Leo I. a. 458), C. XXIV, q. 2. C. 12, X h. t. 111, 28.
§ 121. Das Begräbnis. 71
derselben unwürdig gemacht haben. Aus dem einen oder andern
Grunde sind daher vom kirchlichen Begräbnis ausgeschlossen : die
Heiden, Juden und Ungläubigen ^ die Häretiker samt ihren Be-
günstigern 2, die Schismatiker und Apostaten 3, die Exkommunizierten
und namentlich Interdizierten ^. Wenn namentlich Exkommunizierte
(excommunicati vitandi) in einer Kirche oder auf einem geweihten
Kirchhof beerdigt werden, so sind diese dadurch polluiert. Die
Leiche soll, wenn möglich, wieder ausgegraben werden^. Weiterhin
ist das kirchliche Begräbnis zu verweigern den Selbstmördern, außer
sie hätten die Tat im notorischen Wahnsinn begangen oder vor dem
Tode noch Zeichen der Reue gegeben, wo wie gewöhnlich beerdigt
wird ^, den Duellanten, auch wenn sie vor dem Tode noch Zeichen
1 C. 28 (Poenit. The od. § 148), D. I de cons. Rit. Rom. t. VI, c. 2.
2 C. 8; 13, § 5, X de haeret. V, 7. C. 2 in VP° de haeret. V, 2. Rit. Rom.
t. YI, c. 2. A. plötzlich verstorb. Katholiken m. akath. Trauung u. Kindererziehung :
C. S. Off. 8. Mai 1907 (A. f. k. KR. LXXXVIII [1908] 351).
3 C. 3 (ürb. II. a. 1088—1093), C. XXIV, q. 2. Rit. Rom. t. VI, c. 2.
* C. 12, X h. t. III, 28. C. 1 in Giern, h. t. III, 7. Martin V., „Ad vitanda
■scandala" a. 1418. Rit. Rom. t. VI, c. 2. Ab. nicht bloß d. excommunicati vitandi,
sondern a. d. exe. tolerati sind v. kirchl. Begräbnis ausgeschlossen. K 0 b e r , D.
Kirchenbann^ (1863) 330 ff. Hollweck, D. kirchl. Strafgesetze (1899) 153 213 339.
Üb. etwaige Privatmesse f. Akatholiken vgl. Bd I, S. 83 u. Haring, KR. 562.
5 C. 12, X h. t. III, 28. C. 7, X de cons. ecci. III, 40. C. 2 in Yl'^ de haeret.
V, 2. Üb. Strafen b. Verfehlungen hiergeg. vgl. Bd. I, S. 84. Gut macht ab. a.
«taatl. Schwierigkeiten geg. Exhumation e. excommunicatus vitandus aufmerksam
Haring, KR. 563.
6 C. 11, X h. t. III, 28. Rit. Rom. t. VI, c. 2. I. Betracht kommt v. allem
<i. Gutachten d. Arztes; ist ab. nicht durchweg u. allein entscheidend. Ist ab. a. d.
Zurechnungsfähigkeit, also a. Selbstmord i. strengen Sinne z. zweifeln, so soll kirchl.
Beerdigung, ab. ohne alle Feierlichkeit, namentl. a. ohne Geläute, erfolgen.
S. C. Inq. 16. Mai 1866 (A. f. k. KR. LI [1884] 131 f). Linsenmann, Lehrb.
xl. Moraltheol. 257. F. d. Diöz. Rottenburg ist f. d. Zweifelsfall vorgeschrieben,
wo möglich d. Bischof z. befragen, andernfalls wo möglich in mitius (Reg. jur. in
VP° 30 49) z. entscheiden. Pf af f - Spr oll, Gesetzeskunde I 380 ff. Vgh a.:
Ord.-Erl. f. d. Diöz. Seckau (A. f. k. KR. LXXXVI [1906] 154 ff) ; Ord.-Erl. f. d.
Diöz. Freiburg (Ebd. LXXXIX [1909] 354 f). Hol 1 weck a. a. 0. 253. —
M. Kl äsen, Kann u. soll d. Leiche e. Selbstmörders d. kirchl. Begräbnis ver-
weigert werden? 1830. E. Berrisch, D. Ausschließung d. Selbstmörder, öffentl.
Sünder u. Sakramentsverschmäher v. kirchl. Begräbnis, 1866. J. Kolkmann, D.
christl. Begräbnis, 1874. [Geg. Verweigerung.] M. Inhofer, D. Selbstmord, 1886.
A. Geiger, D. Selbstm. i. KR. (A. f. k. KR. LXI [1889] 225 ff). Ders., D.
Selbstm. i. franz. Recht (Ebd. LXII [1889] 385 ff). Ders., D. Selbstm. i. deutsch.
R. (Ebd. LXV [1891] 8 ff). Ders., Kritische Bemerkungen üb. d. Gesetze betr. d.
Selbstm. (Ebd. 201 ff). Dürckheim, Le suicide, 1897. 0. Nöldeke, D. kirchL
Beerdigung d. Selbstmörder, 1903. [Geg. Verweigerung.] P. Lex, Selbstm. u. kirchl.
72 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 1. Kap.: Die Sakramente.
der Reue gegeben oder gebeichtet haben i, den öffentlichen Sündern,
die ohne Buße gestorben sind -, den Sakramentsverächtern, d. i. solchen,
welche notorisch ihre österliche Pflicht versäumten und ohne Zeichen
der Reue starben ^, den Mönchen und Nonnen , welche Eigentum be-
saßen*, endlich jenen, welche die Verbrennung ihres Leichnams ver-
fügt haben ^.
Straf bestimmungen (Theol.-prakt. Monatsschrift XIV [1904] 144 ff). H. Rost, D.
Selbstm. als sozialstatist. Erscheinung, 1905. Ders., D. Selbstm. i. d. deutsch.
Städten, 1912. Ders., Beiträge z. Moralstatistik (1913) 109 ff. H. A. Krose,
D. Selbstm. i. 19. Jhdt, 1905. Ders., D. Ursachen d. Selbstraordhäufigkeit, 1906.
Ders., Kirch]. Handb. f. d. kath. Deutschi. I (1908) 207 fif; II (1909) 313 ff ; III
(1911) 294ff; IV (1913) 264 f. De'Luna, II suicidio nel diritto e nella vita sociale,
1907. R.Hirzel, D. Selbstm. (A. f. Religionswiss. XI [1908] 75 ff). W. Spark, D.
Selbstm., s. Folgen u. s. Verhütung, 1909. G. Mayr, Statistik u. Gesellschafts-
lehre III, 1910. R. Gaupp, Üb. d. Selbstm. 2, 1910. [Z. milde.] H. Kuttelwascher,
Üb. Selbstm. u. Selbstmordstatistik i. Österreich, 1912. H.Pfeiffer, D. Selbstm.,
1912. F.M.Olpe, Selbstm. u. Seelsorge, 1913. M. Unger, D. Selbstm. i. d.
Beurteilung d. geltend, deutsch, bürgerl. Rs, 1913. E. Rupp, D. Recht a. d. Tod,
1913. [F. Euthanasie od. Sterbehilfe!] Staatslexikon ^ s. v. Selbstmord. Weit. Lit.
b. Scherer, KR. II 622 '^
' C. 1 2, X de torneam. V, 13. Trid. sess. XXV de ref. c. 19 („si in ipso con-
flictu decesserint"). Strenger i. Sinne d. Textes Ben ed. XIV., „Detestabilem" v.
10. Nov. 1752. § 9. Rit. Rom. t. VI, c. 2. Gewohnheitsrechtl. wird da u. dort,
wenn noch Sakramentsempfang stattgefunden, weniger streng verfahren. Coli. Lac.
V 190 480. H oll weck, D. kirchl. Strafgesetze 256. Üb. Duell unt. § 183.
2 C. 2, X de maledic. V, 26. C. 19, X de decim. III, 30. C. 2 5, X de raptor.
V, 17. Rit. Rom. t. VI, c. 2. Namentl. sind hier z. nennen d. i. bloßer Zivilehe
Lebenden. Rottenb. Ord.-Erl. v. 22. Nov. 1875. Vogt, Sammlung 773. Z. d. öffentL
Sündern gehören a. d. notor. Mitglieder unkirchl. geheim. Gesellschaften. S. C. Inq.
5. Dez. 1840. S. C. de Prop. Fide 5. Juli 1878; 10. Mai 1898. Hingerichtete Ver-
brecher sollen kirchl., ab. i. d. Stille beerdigt werden. C. 30 (Syn. v. Mainz a. 847),
C. XIII, q. 2. StPO. § 486.
3 C. 12, X de poenit. V, 38. Rit. Rom. t. VI, c. 2. A. hier weist d. Rottenb.
Ord.-Erl. v. 22. Febr. 1853 d. Seelsorger a., i. zweifelhaft. Fällen d. Ordinär, z.
befragen, u. wo dies nicht geschehen kann, wo mögl. s. d. milderen Ansicht zu-
zuwenden. Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde 258. Vgl. ob. S. 39.
^ C. 2 6, X de statu monach. III, 35. Anders, wenn d. Regularen d. Besitz v.
c. kleinen Peculium gestattet ist.
^ Es ist e. Katholiken nicht erlaubt, e. Leichenverbrennungsverein beizutreten
od. d. Verbrennung d. eigenen od. e. fremden Leichnams zu verfügen. S. C. Inq.
19. Mai 1886. N. Dekret ders. Kongr. v. 15. Dez. 1886 steht d. Vornahme d. kirchl.
Ritus u. d. Suffragien i. Hause u. i. d. Kirche, nur nicht b. Krematorium, nichts i.
Wege, wenn d. Verbrennung nicht v. Verstorbenen, sondern bekanntermaßen v.
andern bestimmt wurde. Wer aber s. Verbrennung notorisch selbst verfügte, kann
keine kirchl. Exsequien erhalten. Immerhin könnte d. Bischof i. einz. Fällen, etwa
b. bona fide ignorantes, d. Einsegnung gestatten. Nach S. C. Inq. 27. Juli 1892
kann, wer s. Verbrennung angeordnet hat u. a. Malinung nicht davon abstellt, d.
§ 121. Das Begräbnis. 73
Praktisch besteht besonders auch die Frage, ob ein Akatholik auf
einem katholischen Friedhof, d. i. einem solchen, der Eigentum der
kirchlichen, nicht der politischen Gemeinde ist, unter Geläute auf der
katholischen Kirche beerdigt werden dürfe, und ob auf solchem Fried-
hof der akatholische Kirchendiener eigentliche Amtsfunktionen vor-
nehmen könne. Die erste Frage ist an sich ohne jeden Zweifel zu
verneinen; denn alle Häretiker sind vom kirchlichen Begräbnis aus-
geschlossen, und der geweihte Friedhof ist locus sacer, wie auch die
geweihten Glocken res sacrae sind ^. Allein wo der geweihte Kirchhof
der herkömmliche und einzige Begräbnisplatz für die Bewohner des
Ortes ist, da zwingt die Not zur Toleranz. So verordnete der West-
fälische Friede, daß Katholiken und Protestanten nirgends von den
öffentlichen Friedhöfen und der Ehre des Begräbnisses ausgeschlossen
werden dürften 2. Auch von Rom wurde die Übung, Katholiken und
Protestanten im Notfall im gleichen Kirchhof zu bestatten, nicht ver-
worfen ^. In\merhin ist dann in manchen Diözesen für die Akatholiken
ein eigener Teil auszuscheiden*. Ein prinzipielles Recht aber der
Akatholiken auf Begräbnis in einem katholischen Kirchhof kann, wie
bemerkt, in keinem Falle bestehen. Was die andere Frage betrifft,
so dürfen auf solchem Friedhof akatholische Amtsfunktionen ohne Er-
laubnis des zuständigen Pfarrers nicht vorgenommen werden^. Im
Sterbsakramente nicht empfangen ; doch könnte unt. Umständen — ^habita prae-
sertim ratione scandali vitandi" — v. d. Mahnung abgesehen werden. F. d. 0. s.
Zutun Verbrannten kann öffentlich u. feierlich (publice), für d, m. Zutun geheim
u. still (privatim) Messe gelesen werden. Materielle Mitwirkung z. Verbrennung^
kann geduldet werden. D. Wortlaut d. Dekrete b. : Denzinger-Bannwart,
Enchiridion »2 ^j. i863 1864; A. f. k. KR. LXXIII (1895) 182 f: LXXXVIII (1908)
515 f; XCI (1911) 734 ff; Kirchl. Amtsbl. d. Diöz. Rottenburg 1911, Nr 18.
' I. DöUinger, Pflicht u. Recht d. Kirche geg. Verstorbene e. fremd. Be-
kenntnisses, 1852. Th. Kohn, Utrum locus, in quo sepeliuntur fideles, pertineat
ad notionem sepulturae ecclesiasticae etc. ? (A. f. k. KR. XL [1878] 20 ff). La
chiesa cattolica e le eseguie degli acattolici (Civilta catt. 1901, I 561 ff).
2 I. P. 0. Art. V, § .35.
' S. C. Inq. 23. Juli 1609. Erl. ders. Kongr. v. 30. März 1859; 25. April 1860 i
4. Jan. 1888 erklären d. Beerdigung e. Akatholiken i. e. Familiengrab f. zulässig
(A. f. k. KR. XL [1878] 91 ff).
* Lämmer, KR.^ 476. Haring, KR. 560 ''. D. Compendium veteris Ritualis-
Constantiensis d. Diöz. Rottenb. (1881) bemerkt S. 140, daß solche Ausscheidung
geschehen solle, „quantum fieri potest".
^ Ohne Genehmigung d. Pfarrers bzw. Kirchenstiftungsrats darf a. d. konfes-
sionell-kath. Kirchhof a. Grabe niemand reden (A. f. k. KR. XLVII [1882] 351 :
LXXXVII [1907] 738; XCH [1912] 343 ff). Wo es 0. solche Erlaubnis geschieht,
zieht s. d. Geistl. n. Verrichtung s. Funktion ruhig zurück. Anders etwa d. staatl.
74 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. I.Kap.: Die Sakramente.
Notfalle könnte auch der katholische Geistliche die Beerdigung eines
Akatholiken vornehmen, aber ohne irgend welche Handlung mit
spezitisch katholischem Gepräge ^
Von den kirchlichen Bestimmungen über das Begräbnis weichen die
modernen Staatsgesetze vielfach ab^ Aus den für das Deutsche Reich, ein-
zelne Staaten und vor allem für Württemberg geltenden Gesetzen sei folgendes
ausgehoben : In Kirchen, abgesehen von den Schloßkirchen regierender Häuser
und fürstlicher Standesherrschaften, dürfen höchstens noch Bischöfe beerdigt
werden ^. Die neuen Friedhöfe sind außerhalb der Wohnorte anzulegen *. Die
Anlage untersteht der Genehmigung der politischen Behörden ^ Die Kirchhöfe
können im Eigentum einer Kirche — konfessioneller Kirchhof — oder einer
politischen Gemeinde — kommunaler Friedhof — stehen ^. Ein kommunaler
Gesetze. Vgl. ab. a. §§ 9 19 24 d. Vereinsgesetzes v. 19. April 1908. Ausg. Hieber-
Ba Zilie (1908) 113 ff 169 ff 180 ff. A. f. k. KR. XCII (1912) 343.
* C. S. Off. 26. Aug. 1885; 10. Jan. 1886. Anders etwa b. getauften, ab.
noch nicht konfirmierten Kindern v. Akatholiken. — Vgl. a. Hinschius, KR.
V 510».
^ E. einläßl. Darstellung d. hierin innerh. Deutschi. gelt. Gesetze b.: Thu-
dichum, Deutsch. KR. I 92 ff ; Friedberg, KR.^ 536 ff; E. K a h 1 , D. Friedhofs-
u. Begräbnisrecht i. Preußen, 1908. F. Österr. Seh er er, KR. II 618 ff. Ebd.
S. 601 f reiche Lit. üb. d. weltl. Begräbnisrecht. Vgl. daz. : Haring, KR. 565 ff.
Weit.: L. V. H amm erstei n, D. Angriffe a. d. konfess. Charakter d. Kirchhöfe
(Stimmen a. M.-L. 1876, I 47 ff). Gabba, Intorno alla competenza della autoritk
municipale in materia dei riti funebri, 1894. J. Ch. Jod er, D. konfess. Kirchhof
n. d. kirchl. Regeln u. d. f. Elsaß-Lothringen gelt. Zivilgesetzen, 1897. F. X. Heiner,
D. Famecker Friedhofsstreit (A. f. k. KR. LXXXIV [1904] 299 ff). F. Seil,
Lothringer Friedhofsgeschichten, 1904. E. Gös, D. Friedhofsfrage, 1905. Ders.,
Frieden f. d. Friedhof, 1909. Ders., Z. Rechtslage d. Konfessionen a. d. Fried-
höfen (D. Z. f. KR. XX [1910/11] 372 ff). J. Niedner, Z. Frage d. kirchl. Kom-
petenz a. d. Gebiet d. Begräbniswesens i. Preuß. (Ebd. XVllI [1908] 161 ff).
Staatslexikon * s. v. Begräbniswesen u. Kirchhof.
3 Preuß. Kab.-Ordre v. 3. April 1834. Königl. Bayr. Reskript v. 3. Okt. 1826.
Württ. Reskript v. 5. P'ebr. 1700. — Ebenso sind d. Exsequien praesente cadavere
polizeil. verboten. — Üb. Beerdigung außerh. d. Kirchhofs Friedberg, KR.*
53732 33
* Königl. Württ. Verordn. V. 6. Okt. 1808. Vogt, Sammlung 198 f. Preuß. Ges.
V. 3. Juni 1876. F. Bayern: S ilb ernagl, Verfassung* 380.
^ Württ. Verordn. v. 23. Aug. 1825. § 10. Vogt, Sammlung 379. A. f. k. KR.
LXXXIII (1903) 733 f. Pfaf f-Sproll, Gesetzoskunde 1 375. Königl. Preuß.
Verordn. v. 7. Juni 1870. 4;§ 2 6. Schneider, D. part. KRsquellen 289. A. f.
k. KR. LXXXIII (190;^.) 289. F. Bayern: Silbernagl, Verfassung* 380.
^ Württ. Ges. betr. d. Vertretung d. evang. Kirchengemeinden u. d. Verwaltung
ihrer Vermögensangclegenheiten v. 14. Juni 1887. Art. 46. Landauer 182 ff.
Preuß. ALR. II 1 1. §§183 190. F. Bayern : Silbernagl, Verfassung * 38 f 880 f.
F. Österr.: Vering, KR.' 980. Daselbst ist a. verzeichnet d. reiche Lit. üb. d.
§ 121. Das Begräbnis. 75
Friedhof kann etwa nach Konfessionen abgeteilt werden K Ein unehrliches Be-
gräbnis (sepultura asinina, Jer 22, 19), wozu Versagen des Kirchhofs, Aus-
sonderung eines bestimmten Platzes, Beerdigung außerhalb der Reihe, Ver-
weisung an die Kirchhofmauer usw. gehört , ist größtenteils unerlaubt ^. Die
Dissentierenden sind, wenn nichts anderes gewünscht wird, in der Regel auf
dem Kirchhof ihres Wohnortes zu beerdigen und haben vielfach, so in Württem-
berg, auf Ansuchen auch ein Anrecht auf Grabgeläute in der Kirche der
herrschenden Konfession ^ Die Feuerbestattung ist schon in einer Reihe
von deutschen Staaten gesetzlich erlaubt^. Ohne Genehmigung der Ortspolizei-
behörde darf keine Beerdigung vor Eintrag des Sterbefalls in das Sterbregister
stattfinden (Ges. üb. Beurkundung d. Personenstandes § 60). Wer ohne Vor-
w^ssen der Behörde einen Leichnam beerdigt oder den polizeilichen Anord-
nungen über vorzeitige Beerdigungen entgegenhandelt, wird mit Geldstrafe
Eigentumsrecht a. d. Kirchhöfen a. d. deutsch, link. Rheinufer. Vgl. noch : W. H.
Meunier, D. kirclil. Begräbniswesen m. besond. Berücksichtigung d. Erzdiöz.
Köln (1900) 24 ff. W. D. Klein, Linksrhein. Kirchhofsfrage, 1902. A. f. k. KR.
LXXXV (1905) 597 ff. J. B. Seber, D. Eigentumsstreit weg. d. Kirchhöfe a. d.
linken Rheinseite. Gegenwärt. Stand d. Frage, 1910. Friedberg, KR.^ 589.
' A. f. k. KR. LXXXVII (1907) 348 f. Silbernagl, Verfassung* 40 380 f.
Friedberg, KR. '^ 537^^. Hier kann dann Benediktion d. konfess. Teiles statt-
finden, a. jeden Fall ab. b. einzeln. Grab. C. S. Off. 13. Febr. 1862; 8. Febr. 1882.
Acta et decreta conc. plen. Americae Latinae (1889) Nr 929. Staatslexikon* s. v.
Kirchhof n. III.
2 Württ. Verordn. v. 6. April 1814. Generalvik.-Erl. v. 16. Mai 1814. Dekr.
d. Geistl. Rats v. 26. Okt. 1811. D. Plätze d. Kinder u. Erwachs, sind z. trennen.
Vogt, Sammlung 58 f 199. Pf af f -SproU, Gesetzeskunde I 376. F. Bayern:
Silbernagl, Verfassung* 375 420 ff. F. Preuß.: ALR. II 11. § 188. A. f. k.
KR. LXXXVI (1906) 368 ff. Selbstmörder haben kein Recht a. Beerdigung i. d.
Reihe (A. f. k. KR. LXXXVII [1907] 736 f; Deutsche Juristenzeitung XII [1907]
1308 f ). D. Sprüche d preuß. Gerichte widersprechen s. ab. (A. f. k. KR. LXXXVIII
[1908] 377 ff). J.Vogt, D. kirchl. Vermögensrecht ^ (1910) 92 2.
3 Württ. Verordn. v. 12. Sept. 1818. §§ 3 4. Ges. v. 14. Juni 1887. Art. 47.
Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde I 306 f. Bayr. Ed v. 26. Mai 1818. § 100 ff. D.
Geläute kath. Glocken b. Beerdigung v. Protestanten i. Bayern (A. f. k. KR. LIX
[1888] 28 ff 386 ff). Silbernagl, Verfassung* 38 f. Preuß. ALR. 11 11. §§ 189
191. A. f. k. KR. LXXXVIII (1908) 172 ff; LXXXIX (1909) 139 ff. F. Österr.
vgl. Scherer, KR. II 623 f. F. d. Schweiz: U. Lampert, D. Glockengeläute d.
kath. Kirchen u. d. „schickliche" Zivilbestattung n. Schweiz. Bundesrecht (A. f. k.
KR. LXXIX [1899] 484 ff i.
* F.Württ: Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde I 387 ff. F. Preuß.: Deutsche Juristen-
zeitung XIII (1908) 839 ff. A. f. k. KR. XCI (1911) 732 ff. E. Hochstädter,
D. preuß. Feuerbestattungsgesetz u. s. Klippen, 1912. W. Loh mann, Gesetz betr.
d. Feuerbestattung, 1912. L. Schultz, D. preuß. Feuerbestattungsrecht, 1912.
Staatslexikon*. Nachträge s. v. Begräbniswesen. F. Bayern: G.Auf hauser, D.
Feuerbestattung u. d. i. Bayern gelt, öffentl. staatl. u. kirchl. Recht, 1912. K. H.
Fischer, D. bayr. Feuerbestattungsrecht, 1913.
70 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
bis zu 150 Mark oder Haft bestraft ' (StGB. § 367). — Natürlich bleibt es
der Kirche frei, in allen solchen Fällen ihre Mitwirkung zu versagen -.
Zweites Kapitel.
Das l^akrament der £he.
§ 122.
Die natürliche Ehe.
I. Geschichte d. Eherechts: J. P. Gibert, Histoire ou traditiou de l'Eglise sur
le sacrement de raariage, Paris 1725. J. M. Göschl, Versuch e. histor. Darstellung
d. kirchl.-christl. Ehegesetze v. Christus b, a. d. neuesten Zeiten, 1832. K. K. E.
V. Moy, Gesch. d. christl. ERs. Teil I: D. ER. d. Christen i. d. morgen- u, abendl.
K. b. z. Zeit Karls d. Gr., 1833. J. Preisen, Gesch. d. kanon. ERs b. z. Verfall
d. Glossenliteratur, 1888; 2. Ausg. 1893. A. Es mein, Etudes sur l'histoiro du
droit canonique prive. Le mariage en droit canonique, 1891. Ch. Lefebvre,
Le9ons d'introduction generale a l'histoire du droit matrimonial fran^ais, 1899 ff.
E. Philippe, Etüde historique sur les origines et le developpement du droit matri-
monial dans l'Eglise (Canoniste cont. XXV [1902] 205 ff). E. Stocquart, Apercu
de l'evolution juridique du mariage, 1905 ff.
II. Allgemeine Darstellungen d. ERs: Bernard us Papiensis, Summula de
matrimonio. Ed. F. Kunstmann , 1861. Tancredus, Summa de sponsalibus et
matr. Ed. A. Wunder lieh , 1841. Robertus Flamesburiensis, Summa
de matr. etc. Ed. J. F. S chulte, 1861. RaymundusdePennaforte, Summa.
Lib. IV: De matr., Rom. 1603. Joannes Andreae, Summa de sponsal. et matri-
moniis, Nuremb. 1507. Th. Sanchez, De s. matr. sacramento, Antw. 1607.
B. Pontius de Leone, De sacr. matr., Salaraant. 1624. J. Clericatus,
Decisiones de matr. sacramentales, theol., canon. et legales, Venet. 1708. Mehr
alt. Lit. b.: Scherer, KR. II 84 f 86; Bartmann, Lehrb. d. Dogm. ^ 813.
Po hie, Lehrb. d. Dogm.^ III 648. — F. Stapf, Vollständiger Pastoralunteir.
üb. d. Ehe, 1820; ^847. K. K. E. v. Moy, V. d. Ehe usw., 1830; erweit. i. A.
f. k. KR. I (1857) 513 ff. A. F. S. Rost, Relig.wiss. Darstellung d. Ehe, 1834.
J. H. Pabst, Adam u. Christus. Z. Theorie d. Ehe, 1835. H. Klee, D. Ehe«,
1835. D. Gualco, Tractatus de matr., 1837. J. Carriere, Praelectiones theolog.
de matr., 1837. A. Roskoväny, De matr. in eccles. cathol., 1837 ff. J. P.Mar-
tin, De matr. etc., 1844. N. Knopp, Vollständiges kath. ER., 1850; M873.
J. N. P. 0 ischin ger, D. christl. Ehe, 1852. M. Haringer, D. Sakr. d. Ehe,
1854. A. J. Uhrig, System d. ERs, 1854. J. F. Schulte, Ilandb. d. kath.
ERs usw., 1855. .L B. Kutschker, D. ER. d. kath. K. usw., 1856 f. J. Per-
rone, De matr, christiano, 1858. J. H. Bangen, Instructio practica de sponsal.
et matr., 1858 ff. J. Zhishman, D. ER. d. oricnt. K, 1864. G. S chne tMn a n n
' F. Porsch, Wer nimmt i. Sinne d. deutschen Reichsstrafgesetzbuches e.
Beerdigung vor? (A. f. k. KR. LXXV [1896] 3 ff). A. Rösch, D. Klerus u. d.
StGB. (1902) 139 ff.
* Gut fassen angesichts d. gegeb. Sachlage d. kirchl. Vorschriften üb. Begräbnis
zusamm.: Acta et decreta conc. plen. Americao Jiatinae (1899) Nr 913 ff.
§ 122. Die natürliche Ehe. 77
D. Iirtümer üb. d. Ehe^ 1866. S. M. Vecchiotti, Tractatus canon. de matr.
1868. B. Rive, D. Ehe i. dogmat. , moral. u. sozial. Beziehung, 1876. D. Pal
mieri, Tractatus de matr. Christiane, 1880; ^1897. Ch. G. A. Seh e url, D
gemeine deutsche ER., 1882. J. Bai er, D. Naturehe i. ihr. Verhältnis z. paradies.
vorchristl. u. christl. sakramental. Ehe, 1886. F. X. Heiner, Grundriß d. kath. ERs
1889; M910. J. Ch. Jod er, Formulaire matrimoniaP, 1891. F. Laurin, In
troductio in jus matrimoniale, 1895. M. Rosset, De sacr. matr,, 1895 f. J. de
Becker, De sponsal. et matr. praelectiones can., 1896; ^1903. A. Schilling,
Ehe u. Eheschließung i. Lichte d. Offenbarung, 1897. J. Schnitzer, Kathol.
ER. Fünfte, vollständig neu bearb. Aufl. d. Werkes: .1. Weber, D. kanon. Ehe-
hindernisse, 1898. J. A. Englmann, Kath. ER.; bearb. u. hgg. v. L. St in gl,
1901. M. Leitner, Lehrb. d. kath. ERs, 1902; 21912. F. X. Wernz, Jus
decretalium. Tom. IV: Jus matrimoniale, 1904; ed. II cur. J. Laurentius, 1911 f.
Ben ed. XIV., Opera inedita. Ed. Heiner (1904) 415 ff. P. Gasparri, Trac-
tatus can. de matr.^ 1904. L. Wahr m und. Ehe u. ER., 1906. [Unt. alL Kritik.]
P. Pacati, Tractatus dogmat., moral. et canon. de matr. christ., 1906. Burgt-
Schaepmann, Tractatus de matr. 3, 1908 ff. J. Vogt, D. kircM. ER.^, 1910.
A. De Smet, De sponsal. et matr.^ 1910.
ni. Partikularrechth Lit. : Württ. : J. B. Hafen, Behandlung d. Ehesachen i.
Bist. Rottenburg, 1853; ^1868. G. A. Süskind u. G.Werner, Handb. d. württ.
Ehegesetze n. prot. u. kath. R., 1854 ff. G. Kreuzer, Kath. ER. m. Berück-
sichtigung d. württ. Zivilgesetze, 1869. J.Weber, D. staatl. ER. i. Württ., 1877. —
Baden: Theorie d. Ehe- u. Erbrechts, 1818. — Hessen: Rühl, D. ehel. Verhältnisse,
1831. — Hannover: R. Lauen stein, Hannover. ER., 1869. E. Bartels, Ehe
u. Verlöbnis n. gem. R. u. n. d. R. d. Prov. Hannover, 1871. — Sachsen: A. K. H.
H a r t i t z s c h , D. i. Königr. Sachs, gelt. ER., 1836. — Bayern : H. Sicherer,
Üb. Ehe u. Ehegerichtsbarkeit i. Bayern, 1875. A. Pfirstinger, D. bayr. Ehe-
schließungs- u. Ehescheidungsrecht, 1883. — Preußen: L. Gitzler, Handb. d.
gem. u. preuß. Kirchen- u. ERs d. Kathol. u. Evang., 1840 ff. P. Vogt, Kirchen- u.
ER. d. Kathol. u. Evang. i. d. k. preuß. Staaten, 1856 ff. P. Hinschius, D. preuß.
Ges. üb. Beurkund. d. Personenstandes u. d. Eheschließung, 1874; ^1890. — Deutsches
Reich: Unt. § 157. — Österr. : Th. Do Hin er, Handb. d. i. Österr. geltenden ERs,
1835ff; 21848. M.J.Binder,Prakt.Handb.d. kath. ERs, I857f; ''v. J. Scheicher,
1891. J. 0. V. Rauscher, D. Ehe u. d. zweite Hauptstück d. bürgerl. Gesetzbuch.,
1868. E. Rittner, Österr. ER., 1876. A. Grieß 1, Kirchl. Vorschriften u. österr.
Oesetze u. Verordnungen i. Eheangelegenheiten ^ 1910. R. Neumann-Etten-
reich, D. österr. ER., 1912. — Schweiz: J. Winkler, Lehrb. d. KRs m. bes.
Rücksicht a. d. Schweiz, 1862; 2 1868. — F. Frankr., ItaL, Span., Engl., Amerika usw.
u. üb. Internat. ER. vgl: Scher er, KR. II 93 f; Friedberg, KR.^ 412.
Das ursprüngliche Verhältnis der Geschlechter war keineswegs eine
schrankenlose Geschlechtsgemeinschaft (Promiskuität, Hetärismus, Hor-
-den- oder Gruppenehe, Polyandrie [Matriarchat, Mutterrecht], Polygynie)!,
* Daß d. b. d. Wilden u. unkultivierten Völkern heutiger u. früherer Zeit an-
getroffenen Ausschweifungen d. Ursprüngliche waren, ist nicht bewiesen. Z. früher.
Lit. hierüb. vgl W. Schneider, D. Naturvölker II (1885 ff) 415. Weiter a. d.
reich. Lit.: J. J. Bachofen, D. Mutterrecht, 1861; 2 1897. C. N. Starcke, D.
primit. Familie i. ihr. Entsteh, u. Entwicklung, 1888. F. v. Hell wald, D. menschh
78 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
sondern die Ehe^ Die Ehe ist aber die von Gott im Paradies
eingesetzte Verbindung eines Mannes und eines Weibes zur Fort-
pflanzung des Menschengeschlechts durch Erzeugung von Kindern
Familie n. ihr. Entsteh, u. natürl. Entwickl., 1889. B. Delbrück, D. indogerman.
Verwandtschaftsnamen, 1889. W. B. Leist, Altarisches jus gentium, 1889. Ders.,
Altar, jus civile, 1892 ff A. H. Post, Studien z. Entwicklungsgschte d. Familien-
rechts, 1889. L.H.Morgan, D. Urgesellschaft. A. d. Engl, übers, v. Eich hoff
u. Kautsky, 1891. L.Dargun, Mutterrecht u. Vaterrecht, 1892. Th. Achelis,
D. Entwicklung d. Ehe, 1893. H. M. Luckock, The history of marriage 2, 1895.
J. R. Mucke, Horde u. Familie i. ihr. urgesch. Entwickl., 1895. R. Hildebrand,
Recht u. Sitte n. d. verschied, wirtschaftl. Stufen, 1896. E. Grosse, D. Formen
d. Familie u. d. Formen d. Wirtschaft, 1896. J. Kohler, D. Naturgschte d. Ehe,
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heimer, System d. Rechts- u. Wirtschaftsgschte IV (1907) 166 ff. E. Hahn, D.
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1911. F. Stier-Somlo, Politik« (1911) 84 ff. — Z. Kritik dies, vielfach ni.
lückenhaft. Material, fehlerhaft Methode u. evolutionist. Tendenzen geschaft'. Lit.
vgl: G. v. Below, Hist. Z. LXXl (1893) 463 ff. G. Schnür er, Hist. Jb. XVIU
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II (1911) 395 ff. Scherer, KR,. 1188^ Schnitzer, Kath. ER. 2 ff. Loitner,
Lehrb d. kath. ERs '^ 35 ff Staatslexikon* s. v. Ehe u. Familie. E. vermittelnde
Stellung nimmt e. F. Stier-Somlo, Politik« (1911) 84 ff.
' Üb. d. Wort: Tswa, 0 = ato}>, aevum ^^ Band, Bund, Gesetz: Grimm,
Deutsches Wörterbuch lll 39. H. Fischer, Schwab. Wörterbuch s. v. E.
§ 122. Die natürliche Ehe. 79
und deren Auferziehung im Schoß der Familie^. Doch schließt die
Fortpflanzung des Menschengeschlechts als Hauptzweck der Ehe
andere Zwecke nicht aus; so die menschenwürdige Befriedigung de&
Geschlechtstriebes 2, die gegenseitige Hilfe und Unterstützung der
Ehegatten in materieller und geistiger Hinsicht 3. Auch um dieser
Nebenzwecke willen kann eine Ehe eingegangen werden, wofern nur
der zur Fortpflanzung des Menschengeschlechts notwendige Akt
möglich ist und wenigstens das Recht dazu an sich nicht ausdrücklich
ausgeschlossen wird. Übereinstimmend hiermit definierte das römische
Recht in erhabener Idealität, der freilich die Praxis vielfach wenig
entsprach, die Ehe dahin: „Nuptiae autem sive matrimonium est viri et
mulieris conjunctio, individuam vitae consuetudinem continens"*; oder:
„Nuptiae sunt conjunctio maris et feminae, consortium omnis vitae, di-
vini et humani juris communicatio" ^. Die römisch-rechtliche Definition
wiederholt das kanonische Recht ^. So kann man definieren: Die
natürliche Ehe ist die vom Recht anerkannte, mit Rechtsfolgen aus-
gestattete unauflösliche Verbindung von einem Mann und einem Weib
zur völligen und ausschließlichen körperlichen und geistigen Lebens-
gemeinschaft'^.
Aus dem natürlichen Wesen der Ehe sowohl als aus dem Bericht
der Heiligen Schrift über ihre Einsetzung ergeben sich als wesentliche,
wenn auch nicht als absolut wesentliche Eigenschaften derselben ihre
Einheit oder ihr monogamischer Charakter und ihre ünauflöslichkeit ^
Dem Zweck der Ehe widerspricht es durchaus, daß eine Frau mehrere
Männer habe (Vielmännerei, Polyandrie). Dabei ist die Erhaltung
' Gn 1, 27 28; 2, 18 ff. Mt 19, 4 ff . Gn 1, 28 enthält e. Befehl f. d. Menschen-
geschlecht, nicht f. d. einz. Individuum.
« 1 Kor 7, 2 9.
^ Gn 2, 18. Als Motive können unterliegen: Gründung e. Hausstandes, Herbei-
führung privatrechtl. Folgen f. Stand u. Vermögen, leibl. Unterstützung u. Pflege,,
sittl. Veredelung u. Heiligung. Z, mindesten mißverständl. ist es, d. Hauptzweck d^
Ehe i. d. ungeteilte Lebensgemeinschaft v. Mann u. Weib z. setzen.
* § 1, I. de patr. potest. I, 9.
* L. 1, D. de ritu nupt. XXIII, 2. „Matrimonium" weist a. d. Erzeugung u.
Erziehung d. Kinder hin. „Conjugium" hebt d. Gemeinsamkeit d. Lebensführung
hervor. „Nuptiae", „connubium" kommt v. d. Sollennitäten b. Eheabschluß.
« C. 3, C. XXVII, q. 2. C. 11, X de praesumpt. II, 23. Catech. Rom. P. IL
c. 8, q. 3.
"^ Unwürdig definiert Kant d. Ehe als Verbindung zweier Personen verschied.
Geschlechts z. lebenswierigen wechselseitigen Besitz ihrer Geschlechtseigenschatten
(Metaphysik d. Sitten. Allg. Rechtslehre § 24). Scher er, KR. II 92'°. Diese u.
ähnliche Definitionen, namentl. v, Fichte u. Hegel b. Friedberg, KR.^ 413'.
=^ Syll. Nr 67. Heiner, D. Syllabus 305 ff.
30 IV. Bach. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
und Erziehung des Menschengeschlechts auf das schwerste bedroht.
Nicht ganz das gleiche gilt von der Vielweiberei (Polygamie oder
richtiger Polygynie). Daher sagt Thomas von Aquin mit Recht,
daß sie nur gegen den finis secundarius der Ehe gehe^ So ist es
erklärlich, daß auch bei den Gerechten des Alten Bundes, den
Patriarchen, eine Verdunklung des vollkommenen Begriffs der Ehe
hierin eintreten konnte 2. Aber auch die der Ehe naturrechtlich an-
haftende Unauflöslichkeit ist keine unbedingte; sonst hätte Moses den
Juden nicht „um ihrer Herzenshärtigkeit willen" erlauben können, den
Scheidebrief zu geben ^.
Geschlossen wird die Ehe durch Vertrag, durch gegenwärtige,
gegenseitige, wohlüberlegte, freiwillige, nach außen kundgegebene
Willenserklärung, deren Inhalt ist, „quod (vir) eam (feminam) ab
«0 tempore pro conjuge teneret et ei siciit uxori suae fidem ser-
varet" * und vice versa, oder durch Erklärung des consensus mari-
talis^. Daher gilt sowohl im römischen als im kanonischen Recht
der Satz: Consensus facit nuptias 6. Das Recht bezeichnet demgemäß
den Akt, in welchem die Brautleute ihre Einwilligung in die Ehe
erklären, als Vertrag (pactio, contractus) und die Brautleute als die
Paziszenten oder Kontrahenten^. Doch ist die Ehe kein rein privat-
rechtliches Übereinkommen. Sie unterliegt nämlich hinsichtlich ihres
Inhalts und ihrer Dauer nicht dem Willen der Paziszenten; vielmehr
^ Summa theol. Suppl. q. 65, a. 1.
' Man braucht also nicht z. d. v. Vätern u. a. v. Innozenz III. (c. 8, X de
«divort. IV, 19) angenommenen göttl, Dispens s. Zuflucht z. nehmen. Schanz, D.
Lehre v. d. heil. Sakr. 700. Bartmann, Lehrb. d. Dogm. 2 821. Pohle, Lehrb.
d. Dogm. ^ III 670. W. Stockums, D. Unveränderlichkeit d. natürl. Sittengesetzes
i. d. scholast. Ethik (1911) 91 ff. Daß a. d. verheiratete Bruder z. Leviratsehe
verpflichtet gewesen sei, kann nicht als ganz sicher behauptet werden. Anders:
Schnitzer, ER. 13^; Wer n z- Lau r entius, Jus decretalium IV 2 (1912),
164 '0 281'^'.
' Dt 24, 1 ff. Mt 5, 31; 19, 7 f. Thom. Aq., Summa theol. Suppl. q. 67, a. 3.
Schanz a. a. 0. 700. Bartmann a. a. 0. 823 f. Pohle a. a. 0. 676 f. Mehr
■darüb. unt. b. d. Eheauflösung § 154.
* C. 9, X de sponsal. IV, 1. C. 11, X de praesumpt. II, 28.
^ J. Hartmann, De contractu matrimonial', 1871. P. Renard, Le mariage
civil est-il un contratV 1901. Ch. Lefobvre, Le mariage n'est-il qu'un contrat?
(Nouv. Rev. bist, de droit fran(?. et Strang. XXVI [1902] 300 ff). Alt. Lit. b.
Seh er er, KR. II 161. E. bloße Simulation müßte bewiesen werden.
« L. 30, D. de divers, reg. jur. L. 17. C. 2 (Nikol. I. a. 866), C. XXVII, q. 2.
C. 14 23 25 31, X de sponsal. IV, 1. (J. Rossi, De consensu matrimoniali, 1912.
' C. 5 (Ambr.), C. XXVII, q. 2. C 2 3, X de clandest. desponsat. IV, 3.
€. 7, X de condic. appos. IV, 5. Trid. scss. XXI V^ de ref. matr. c. 1. Leo XIII.,
^Arcanum" v. 10. Febr. 1880 (Acta [Brugisj I 117 ff».
§ 123. Die sakramentale Ehe. 81
ist sie ein sittlich-religiöses Institut mit einem genau umschriebenen
unabänderlichen Inhalte Daher untersteht sie der Kognition der
religiösen Gesellschaft, der Kirche. Weil die Ehe aber auch ein soziales
Institut und daher von der größten Bedeutung ist für die Familie,
für die bürgerliche Gesellschaft und den Staat, so hat auch dieser an
ihr großes Interesse und bestimmte Rechte.
§ 123.
Die sakramentale Ehe.
Sanchez 1. IL disp. 4 fi'. Z. d. § 122 verzeiclin. Lit. : J. Müll endorf, Üb.
d. patrlst. Beweis f. d. Ehe als Sakrament (Z. f. k. Theol. II [1878] 633 ff).
Ch. Sommer, D. Ehe n. d. Lehre d. röm. Katechismus, 1901. [Voll Unrichtig-
keiten." O. Pelka, Altchristi. Ehedenkraäler , 1901. 0. Marucchi, La santitä
del matrimonio confermata dagli antichi monumenti cristiani , 1902. F. Gill-
mann, D. Siebenzahl d. Sakr. b. d. Glossatoren d. Gratian. Dekrets (1909) 38 f.
J, Schrijnen, La couronne niiptiale dans l'antiqnite chretienne (Melanges d'arch.
et d'hist. XXXI [1911] 309 ff). K. Böckenhof f, Reformehe u. christL Ehe, 1912.
Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr. 713 ff. Pesch, Praelectiones dogmaticae
VII 3 347 ff. B a r t m a n n , Lehrb. d. Dogm. ^ 813 ff. P o h 1 e , Lehrb. d. Dogm. ^ III
652 ff.
Die im Paradies von Gott eingesetzte Ehe hat sich infolge der
Sünde der Stammeltern und der hierdurch verwirkten Folgen in ihrer
Reinheit nicht halten können; vielmehr trat im Laufe der Zeit ein
tiefer Verfall derselben ein durch Vielweiberei und Eheauflösung sowohl
bei den Heiden- als auch bei den Juden ^. Da hat Christus die Ehe
in ihrer ursprünglichen Reinheit als monogame und unauflösliche
wiederhergestellt und sie zum Sakrament erhoben, d. h. mit sakra-
• Man sagt, d. Ehe sei e. Vertrag nur in fieri, nicht aber in facto esse. I. letzterer
Hinsicht ist sie e. conjunctio stabilis.
- Vgl. ob. S. 77, A. 1. Üb. d. Ehe b. d. Griechen u. Römern: A. Rofsbach,
D. römische Ehe, 1853. 0. Kariowa, D.Formen d. römisch. Ehe u. manus, 1868.
E. Holder, D. röm. Ehe, 1879. P. Mever, D. röm. Konkubinat, 1895.
3 J. L. Saalschätz. D. mos. Recht I (1848) 725 ff. Z. Frankel, Grund-
linien d. mos.-talmud. ERs, 1860. Ch. Stubbe, D. Ehe i. A. T., 1886. Faure,
Le mariage en Judee et en Egj-pte, 1897. F. Cöln, Hammurabi u. Moses i. ihr.
Ehegesetzgebung (Pastor bonus XVI [1903/04] 1 ff). L. G. Levy, La famille dans
l'antiquite israelite, 1905. Th. Engert, Ehe- u. Familienrecht d. Hebräer, 1905.
L. de Feis, Del libello del repudio nella legge mosaica, 1906. S. Rauh. Hebr.
Familienrecht i. vorprophet. Zeit, 1907. E. Weill, La femme juive, sa condition
legale d'apres la Bible et le Talmud 2, 1907. H. J. Nord in, D. ehel. Ethik d.
Juden z. Zeit Jesu, 1911. L. Blau, D. jüd. Ehescheidung u. d. jüd. Scheidungs-
brief, 1911 f. A. Eberharter, Was bedeutet MoharV (Th. Qsch. XCV [1913]
489 ff). Kirchenlexikon 2 .s. v. Ehe. jüdische. Realenzykl. f. prot. Theol. u. K.^
s. V. Familie u. Ehe b. d. Hebräern.
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. H. 3. Aufl. 6
32 IV- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
mentaler Gnade verknüpft ^ Die sakramentale Ehe ist daher zu definieren
als die unauflösliche Verbindung von einem Mann und einem Weib
zur völligen und ausschließlichen körperlichen und geistigen Lebens-
gemeinschaft, welche nach der Einsetzung durch Jesus Christus die
Gruade zu einträchtigem Leben, gegenseitiger Heiligung und christ-
licher Erziehung der Kinder mitteilt 2. Wo immer unter Christen eine
wahre und wirkliche Ehe besteht, da besteht auch das Sakrament
der Ehe als die notwendige, infolge der Taufe von selbst eintretende
Heiligung des zwischen ihnen bestehenden Verhältnisses 2.
Die sakramentale Beschaffenheit der Ehe oder das Bonum sacra-
menti bildet eines der sogenannten Güter (bona) der christlichen Ehe.
Dazu gehört nach Augustinus das bonum prolis, die Fortpflanzung
des Menschengeschlechts; das b. fidei, die eheliche Treue, und das
b. sacramenti, die Unauflöslichkeit der Lebensgemeinschaft*. Das
b. sacramenti läßt aber eine Steigerung zu. Die durch Leistung
der ehelichen Pflicht (officium naturae, debitum conjugale^, copula
carnalis) vollzogene Ehe (matrimonium consummatum^), wodurch die
' Mt 5, 31 f; 19, 4 ff. 1 Kor 7, 14. Eph 5, 22 ff. J. E. Belser, D. Ephesei-
biief (1908) 168 ff. F-. Gillmann, D. Siebenzahl d. Sakr. b. d. Glossatoren d.
Gratian. Dekrets (1909) 37 f. Eugen IV., Ad Armenos. D e n z i n g e r - B a n n-
wart, Enchiridion '2 Nr 702. Trid. sess. XXIV de sacr. matr. can. 125678.
Syll. Nr 65-67. Heiner, D. Syllabus 295 ff. Leo XIII., .Arcanum" v. 10. Febr.
1880 (Acta [Brugis] 120 ff). I. Dekret J.amentabili sane" v. 3. .Juli 1907, Nr 51
ist verworfen d. Behauptung, dafs d. Ehe erst spät. e. Sakr. geworden sei. Heiner,
D. neue Syllabus Pius' X.'« 224 ff. Michelitsch, D. bibl.-dogm. Syllabus» 203 f.
Friedberg, KR.« 415. »
2 Trid, sess. XXIV doctr. de sacr. matr. Schanz, D. Lehre v. d. heil.
Sakr. 699.
^ Pius IX.: Litt, ad Sardin. regem v. 19. Sept. 1852: Allocutio v. 27. Sept.
1852; Syll. Nr 66 73. Leo XHI., „Arcanum'' v. 10. Febr. 1880 (Acta [Brugis] 127).
Lämmer, Z. Kodif. d. kan. Rs 60 f. — Wenn bisweilen a. d. Ehen d. Ungläubigen
Sakrament genannt werden, z. B. c. 8, X de divort. IV, 19, so ist das sensu latiori
gemeint. D. Ehe d. Ungläubigen wird d. Empfang d. Taufe z. wirkl. Sakrament. —
Bestritten ist, daß e. .solche Ehe schon d. d. Taufe e. Teiles sakramental wird. D.
bejahende Antwort hat wohl mehr f. s. 1 Kor 7, 14. Daf. : Pesch, Praelectiones
dogmaticae VII* 363 f : Bartmann, Lehrb. d. Dogm. ^ 817. Dageg. : C.Bo ecken-
hoff. De individuitate matrimonii (1901) 46 ff ; Leitner, Lehrb. d. kath. ERs-
66 f; Wernz- Lau r on t i US, Jus decretalium IV 1 (1911), 57 ff: Pohlc, Lehrh.
d. Dogm.-' III 661.
' De bono conjug. J. 1, c. 11. C. 10, C. XXVIl, q. 2. Dict. Grat, ad c. 2,
C. XXXII, q. 2. Eugen IV. a. a. 0. De nz inger-Ban n wart , Enchiridion '-
Nr 702. .1. Mausbach, D. Ethik d. hl. Augustinus I (1909) 314 ff. 0. S r h i 1 1 i n g,
I). Staats- II. Soziallehre d. hl. Auuustinus (1910) 189 ff.
• 1 Kor 7, 3. '^ C. 7, X de convcrs. conjug. 111, 32.
§ 123. Die sakramentale Ehe. 83
Eheleute mm caro^ werden, ist als das vollendete Abbild der Ver-
einigung Christi mit seiner Kirche ^ unter Christen absolut unauflös-
lich 3. Dagegen kann die nicht konsumierte Ehe noch aufgelöst werden
durch professio religiosa und Dispens des Papstes^. Deswegen darf
aber nicht gesagt werden, daß die nicht vollzogene Ehe, weil unter
Umständen noch auflöslich, das b. sacramenti überhaupt nicht habe,
also kein Sakrament sei; vielmehr ist auch sie sakramental, wenn
nur die Auflöslichkeit und der Verzicht wenigstens auf das Recht der
copula carnalis, also auf das Recht des primären Zweckes der Ehe,
der Fortpflanzung des Menschengeschlechts, nicht ausbedungen wurde.
Die Theorie, daß die Abgabe des Ehekonsenses nur ein Sponsale be-
wirke, daß die Ehe erst durch die copula carnalis perfekt, sakramental und
unauflöslich werde , wird als Kopulatheorie bezeichnet im Gegensatz zur
Konsenstheorie '". Die Kopulatheorie hat aber keinen Anhalt in der kirch-
lichen Praxis und Lehre über die Ehe. In Rom hielt man im Anschluß an
das römische Recht stets daran fest, daß die Ehe durch den bloßen Konsens
zu stände komme und daß auch die nicht vollzogene Ehe sakramental und im
' Gn 2, 24. Mt 19, 5 f. 1 Kor 6, 16.
2 C. 5, X de bigam. non ordin. I, 21.
"' D. Privil. Paulin. (1 Kor 7, 15) betrifft d. Ehe e. z, Christentum übergetret.
Gatten u. e. ungläubig gebliebenen.
* Trid. sess. XXIV de sacr. matr. can. 6.
^ Aufgestellt wurde d. ' Theorie v. Preisen, Gesch. d. kan. ERs, namentl.
S. 15 1 ff. Veranlaßt wurde F. d. d. vermeintl. unlösbaren Widerspruch, won. d. Ehe
d. d. Konsens z. stände kommen u. wesentl. unlösbar sein solle, ab., solange sie un-
vollzogen ist, doch gelöst werden könne. Ihm stimmten mehr od. weniger z. u. a. :
J. Ficker, Üb. d. Entstehungsverhältnisse d. Exceptiones legum Romanorum (Mitt.
d. Inst. f. österr. Gfschg, Ergänzgsbd II [1886] 71 ff) ; C h. M e u r e r , D. Eheschließung
n. gelt. kath. KR. (Z. f. KR. XXI [1886] 232ff); W. v. Hör mann, D. desponsatio
impuberum (1891) 3 ff; anders i. Quasiaffinität 11 1 (1906), 590. Entschieden er-
klärten s. dageg. : E. S e h 1 i n g , D. Wirkungen d. Geschlechtsgemeinschaft a. d.
Ehe, 1885; Ders. . D. Unterscheidung d. Verlöbnisse i. kan. R., 1887; Schanz,
D. sakram. Charakter d. E. (Th. Qsch. LXXII [1890] 3 ff ) ; Ders., D. Lehre v.
d. heil. Sakr. 712 731 ff 740ff: Sägmüller i. Th. Qsch. LXX (1890) 503tf:
Scherer, Z. Gesch. d. kanon. ERs CA. f. k. KR. LXV [1891] 353ff): „Freisen
hat keinen einzigen Kanon u. keine einzige Dekretale nachgewiesen, welche d.
Rechtssatz ausspricht , daß d. eheschließende Moment i. d. Copula gelegen ist
(S. 361 1"'. Pesch, Praelectiones dogmaticae VII ^ 365 ff'. Unt. dies. Umständen nahm
zunächst M eurer seine Zustimmung zurück (Kritische Vicrteljahresschrift f. Ge-
setzgeb. u. Rswiss. XXXIl [1890] 591 ff). Zuletzt gab Preisen selber d. Kopula-
theorie als gänzlich verfehlt a. i. d. Artikel: Zur Gesch. d. kan. ERs (A. f. k. KR.
LXVII [1892] 369 ffi. Derselbe ist a. i. d. 2. Ausg. s. Gesch. d. kan. ERs auf-
genommen. E. gute Widerlegung v. F r e i s e n s Tiieorie hat a. L e i t n e r , Lehrb.
d. kath. ERs 2 7 ff-.
6*
81: IV. }jiuli. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
allgemeinen unauflöslich &ei ^ Hinkmar von Keims aber äußert sich,
wenn auch niclit gleichmäßig, dahin, daß die sakramentale Ehe mit der
copula beginne -. Dabei ging er von germanischen Rechtsanschauungen aus,
welche die Ehe durch das Beilager entstehen ließen. Den so vorhandenen
Gegensatz suchte die französische Schule zu vermitteln, indem sie lehrte"
consensu conjugium initiatur, copula perficitur^ Dieser Ansicht schloß sich
Gratian an. Auch nach ihm ist die unvollzogene Ehe löslich ^ Die
Schule von Bologna fixierte dann näherhin die Fälle, in denen eine solche
Ehe löslich sei, nämlich bei votum sollemne, geschlechtlicher Impotenz.
Krankheit, Wahnsinn, geistlicher Verwandtschaft, affinitas superveniens, Raub,
Gefangenschaft, nachfolgender konsumierter Ehe •'. Diese Theorie verwarfen
jedoch Hugo von St Viktor und Petrus Lombardus. Sie stellten
den Unterschied von sponsalia de praesenti und de futuro, Ehe und Ver-
löbnis, auf. Nach ihnen gibt es nur eine sakramentale und unauflösliche
Ehe, die geschlossen wird durch consensus per verba expressus de praesenti
und ohne copula unauflöslich ist ^. Die Kirche aber nahm eine Mittelstellung
ein. Unter Bezugnahme auf den Satz, daß der Konsens die Ehe schließe,
erklärte Alexander III., daß eine nachfolgende vollzogene Ehe eine nicht
konsumierte nicht auflöse '. Das gleiche statuierte Innozenz III. bei der
affinitas superveniens ^ So blieb schließlich als Auflösungsgrund der nicht
vollzogenen Ehe nur noch das votum sollemne ^. Überdies hielt man daran
' C. 17 (Leo I. Ad Rustic. Ep. 167, a. 458 od. 459), C. XXVII, q. 2: ,Cum
societas nuptiarum ita a principio sit instituta, ut praeter commixtionem sexuum
non haboat in se nuptiae Christi et ecclesiae sacramentum, non dubium est, illam
mulierem non pertinere ad matrimonium, in qua docetur non fuisse nuptiale mysterium".
D. erste ,,non'' ist später eingeschoben, u. d. Kanon i. Interesse d. Kopulatheorie
d. Gegenteil v. d. v. Leo Ausgesprochenen besagen z. lassen. C. 2 (Nikol. 1.
a. 866), C. XXVII, q. 2. C. 14 23 25 31, X de spons. IV. 1. Esmein, Le mariage
en droit canonique I 97 ff.
^ Epistola ad Rodulfum et Frotarium archiep. de nuptiis Stephani c. o. Migne,
Patr. Lat. CXXVl 145. Anders i. : Ad regem de coercendo raptu viduaruni c. 6.
Migne a. a. 0. CXXV 1021.
3 An sei m. Laudun. Enarr. in Matth. c. 5. Migne a. a. 0. CLXII 1298 ff.
* Dict. ad c. o4, C. XXVII, q. 2. Daß ab. d. consensus d. Ehe schheße, i.
Dict. ad C. XXVII, q. 2.
^ Rufinus, Summa decretorum. Ed. Singer 443. Summa Coloniensis b.
Ch. G. A. Scheu rl , D.Entwicklung d. kirchl. Eheschließungsrechts (1877) 165 ff'.
J. Fahrner, Gesch. d. Ehescheidung i. kan. R. I (1903) 128 ff 169 ff.
« Petr. Lomb.. Sent. 1. IV, d. 26 27. Schling, D. Unterscheidung d. Ver-
löbnisse 00 ff". Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr. 734 f. So a. schon vor Hugo
V. St. Vikt. u. Petr. Lomb. Wilhelm v. Champeaux. Fahruer a. a. 0. 131 f.
■^ C. :>, X de spons. duor. IV, 4. Vgl. a. ebd. c. 5. 1. d. alte Auffassung fiel
zurück JiUcius III. Vgl. Friedberg, Quinque compilationes antiquae 206.
** C. 10, X de eo qui cognovit IV, 13.
'•' C. 2 14, X de convers. conjug. III, 32. Trid. .sess. XXIV de sacr. matr. cau. 6.
Bart mann. Lehrb. d. Donm.^'lH 824. Pohle. Lelirb. d. Dogm. "" III 686 ff
§ 123. Die sakramentale Ehe. 35
fest, daß der Papst aus Gründen von der nicht vollzogenen Ehe dispensieren
könne, eine Meinung, die seit dem 15. Jahrhundert auch durch die Praxis
stärker zum Ausdruck kam ^
Aus dem Vorangegangenen ergibt sich von selbst die Beant-
wortung der Frage nach Materie, Form und Spender des Sakraments
der Ehe 2. Ist der natürliche Ehevertrag zugleich das Sakrament der
Ehe, so sind die Spender des Sakraments diejenigen, welche den
Vertrag schließen, und zwar dadurch, daß sie den mutuus consensus
ausdrücken. Die Form des Sakraments ist die Erklärung des Ehe-
konsenses durch Worte oder Zeichen. Die niateria remota sind die
Brautleute. Die materia proxima ist die wechselseitige Hingabe in
die eheliche Lebensgemeinschaft, Die intentio faciendi quod facit
ecclesia ist dann vorhanden, wenn die Brautleute eine erlaubte, gültige
und christliche Ehe schließen wollen, was im Zweifelsfalle zu präsu-
mieren ist. Die priesterliche Benediktion aber hat den Zweck, den
Segen Gottes auf die Verbindung herabzurufen, und bildet so, wie
Thomas sagt, ein quoddam sacramentale^.
Dieser bis zum 16. Jahrhundert herrschenden Anschauung trat vor allem
Melchior Canus (f 1560) gegenüber mit der Behauptung, der Priester
sei der Spender des Ehesakraments, die Benediktion die Form und der
Kontrakt die Materie. Er glaubte so die Saki-amentalität der Ehe den Neue-
rern gegenüber besser begründen zu können *. Im 17. Jahrhundert wurde
diese Theorie namentlich in Frankreich von Marcus Antonius de
Dominis^ und Johann Launoi^ verteidigt, um so Sakrament und Kon-
trakt trennen und der weltlichen Macht den Kontrakt überantworten zu
können. Allein unrichtig. Aus der Menge der Gegengründe seien nur einige
angeführt. Die vor dem Konzil von Trient eingegangenen klandestinen Ehen
wurden von diesem als matrimonia rata et vera anerkannt, und geheime
Ehen waren auch nachher noch da gültig, wo das tridentinische Dekret über
die Eheschließung nicht verkündigt war. Auch verlangte das Tridentinum
zur Gültigkeit der Ehe nur die Gegenwart des Pfarrers und zweier Zeugen.
' Scherer, KR. II 556. Fohle a. a. 0. 685 f.
2 Schanz a. a. 0. 7.38 ff. Pesch, Praelect. dogmat. VIP .323 ff 376 ff.
Bart mann a. a. 0. 817 ff. Pohle a. a. 0. 662 ff 693 ff. Es ist nicht berechtigt,
dieser Frage i. KR. auszuweichen, wie Hergenrüther-Hollweck, KR. 694 f.
^ Summa tbeol. Suppl. q. 42, a. 1. Eugen IV. Ad Arraenos. Denzinger-
Bannwart, Enchiridion ^" Nr 702. Syll. Nr 66 verwirft, daß d. Sakrament i. d.
priesterl. Benediktion bestehe. Heiner, D. Syllabus 802 ff.
* Loci theol. 1. VIII, c. 5, n. 6 ff.
^ De republica ecclesiastica libri X, Lond. 1617 ff. Pars II, 1. V, c. 11.
* Regia in matr. potestas vel tract. de jure saecal. principum Christian, in
sanciendis impediraentis matr. dirim., Col. Allobr. 1731. Opp. Tom. I, pars 2.
86 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
Der Pfarrer brauchte nicht einmal Priester zu sein. Derselbe war bzw. ist
nicht mehr als testis, freilich testis qualificatus. Es genügte seine assistentia
passiva. Auch die Ehe coram parocho reluctante war gültig. Wäre die
Benediktion die Form, so hätte die Kirche sicher Mie bei den andern Sakra-
menten für eine einheitliche Form gesorgt; aber noch das Tridentinum ge-
stattet den CTebrauch abweichender herkömmlicher Formeln '. Bei manchen
Ehen hat die Benediktion zu unterbleiben usw. -
§ 124.
Die weiteren Arten der Ehe.
Man unterscheidet außer der natürlichen und sakramentalen Ehe
noch folgende Arten der Ehe:
a) Matrimonium legitimum. Darunter verstand man zunächst eine
nach den bürgerlichen Gesetzen (leges) gültige Ehe. Dann wurde
auch die nach den kirchlichen Gesetzen (canones) kirchlich gültige
Ehe der Christen so bezeichnet. Dafür kam aber der Ausdruck m. ratum
auf. So versteht man heute unter matrimonia legitima die Ehen
der Ungetauften, geschlossen nach dem natürlichen und bürgerlichen
Rechte.
b) M. ratum. So wird heute durchweg die nach dem kirchlichen
Gesetz geschlossene, unvollzogene sakramentale Ehe der Christen
bezeichnet ^.
c) M. consummatum. Eine solche Ehe entsteht durch die copula
carnalis.
d) M. verum, eine wirkliche, wahre Ehe der Christen und Nicht-
christen .
e) M. praesumptum, wenn vom Hecht unter gewissen Umständen
die Existenz einer gültigen Ehe auch ohne förmliche Eheschließung
angenommen wird.
Vor dem Konzil zu Trient war die gegenseitige Konsensabgabe zum Ehe-
abschluß genügend und war es auch nachher noch bis zum Dekret .,Ne fernere *"
da, wo das tridentinische Ehedekret, d. h. die Vorschrift, daß die Ehe vor
^ Sess. XXIV de ref. nuitr. c. 1.
^ G. D. Berg, Ib. d. Erforderlich k ei t d. priesterl. Eheeinsegnung z. Sakr. d.
Ehe, 1836. Th. M. Filser, Dogniatisch-kanon. Untersuchung üb. d. Ausspender
d. Ehesakraments 2, 1844. A.Fischer, D.Spender d. Sakrament. Gnade b. d. nnt.
Christen gcschloss. Kliebündnisscn , 1845, v. Sulerzyski. Wer ist Minister
b. (I. Sakr. d. Ehe? 1881. Heichl. iilt. Lit. b. : Phillips, Lehrb. d. KHs- 592«':
Permuneder-.Silhernagl, Lehrh. d. KRs 640 '\- Scherer, KK. II 162'.
' f;b. d. Ent\vicklung d. Ausdrucks Errisen, <Jesch. d. kan. EHs 71 ff.
< C. 7. X dr divort. IV, 19.
§ 124. Die weiteren Arten der Ehe. 87
dem Pfarrer und zwei Zeugen einzugehen sei. weil nicht verkündigt, nicht
galt. Da vermutete nun das Eecht mit einer praesumptio juris et de jure
in der zwischen zwei Verlobten stattgehabten copula carnalis den wirk-
samen Konsens zur Herstellung der Ehe. Doch wurde diese Art von Ehe
schon durch Dekret der Inquisition vom 15. Februar 1892 so gut wie gänz-
lich beseitigt \
i) M. piitativum, die vermeintliche oder Scheinehe. Darunter ver-
steht man eine Ehe, die in facie ecclesiae eingegangen wurde und
von den beiden Gatten selbst oder wenigstens von einem derselben
in gutem Glauben für gültig gehalten wird, es aber wegen eines un-
bekannten trennenden Ehehindernisses nicht ist 2.
g) M. validum, invalidum, gültige oder ungültige Ehe^.
h) M. licitum, illicitum: letzteres bei aufschiebendem Ehehindernis.
i) M. publicum, clandestinum. M. publicum ist die nach Aufgebot
in Form Rechtens geschlossene Ehe. M. clandestinum ist die ohne
Aufgebot unter Vernachlässigung der Rechtsform attentierte Ehe.
Vor dem Dekret „Ne temere" war eine öffentliche Ehe eine solche, die
in facie ecclesiae, auf tridentinischem Boden vor dem Pfarrer und zwei Zeugen
nach stattgehabtem Aufgebot eingegangen wurde. Eine geheime oder richtiger
formlose Ehe war eine kirchlich gültige, wenn auch unerlaubte Ehe, die auf
vor- oder nichttridentinischem Boden ohne Aufgebot und ohne priesterliche
Assistenz geschlossen wurde.
k) M. conscientiae, secretum, occultum ist die in Form Rechtens
geschlossene Ehe, wobei aber die Tatsache des Eheabschlusses geheim
gehalten wird, weswegen auch keine Proklamation stattfindet.
1) M. morganaticum, morganatische Ehe, salische Ehe, Ehe zur
linken Hand. Das ist eine zwar kirchlich gültige Ehe, aber vertrags-
mäßig nehmen in ihr die Frau und die Kinder an den Standes- und
Vermögensrechten des Mannes und Vaters nicht teiH.
> C. 15 30, X de sponsal. IV, 1. A. f. k. KR. LXVII (1892) 467 f. M. Leitner,
Üb. d. matrimonia praesumpta (A. f. k. KR. LXXVI [1896] 251 ff).
- Wo d. trident. Dekret nicht galt, mußte d. Ehe wenigstens proklamiert worden
sein. C. 3, § 1, X de clandest. despons. IV, 3. Vgl: C. 2 8 10 14, X qui filii
sint iegitimi IV, 17: C. 19, X de sponsal. IV, 1. Alt. Lit. üb. d. Putativehe
b.: Scherer, KR. II 109": Silbernagl, KR." 522 ^ 0. H. Mankiewicz.
D. Voraussetzungen d. Putativehe i. d. Rechtsquellen d. gem. Rechts u. n. heutiger
Doktrin, 1895. P. Carteron, Du mariage putatif et des effets de la nuUite en
genäral en matierc de mariage, 1907. G. Hörn, D. Rechtsstellung; d. Putativ-
kinder, 1912. R. Morel, Etüde historique sur le mariage putatif, 1913.
* Nicht begründet ist d. Unterscheidung: m. invalidum — weg. e. trennenden
Ehehindernisses, u. m. imllum — ^eg. Mangels d. gesetzl. Form.
* Morganatische Ehe, Ebe ad (legem) moiganaticam heißt diese etwa desweg.,
weil d. Mann d. Frau a. d. d. Hochzeit folgenden Morgen d. e. Morgengabe ent-
38 I^ • Bucli. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kup. : Die Ehe.
m) Eine MilUieirat, m. inaequale, disparagium. liegt dann vor,
wenn eine Ehe ohne die bei der morganatischen Ehe bemerkten
Folgen zwischen Personen hohen und niederen Standes eingegangen
wird (Mesalliance) ^
n) Die Zivilehe (m. civile) ist die nach den Staatsgesetzen vor der
weltlichen Obrigkeit geschlossene Ehe.
S 125.
Die Jurisdiktion über die Ehe.
Z. Gescliiclitl. vgl. d. § 122 angeg. Lit. üb. Gesch. d. ERs: ferner: E. Fried-
berg, D. Recht d. Eheschließung i. s. geschichtl. Entwicklung, 1865: P. Schön,
Beziehungen zw. Staat u. Kirche a. d. Gebiet d. Eherechts, 1901. — Alt. Lit. b.
Scher er, KR. II 93 106^% Silbernagl, KR." 525. J. A. Theiuer, Variae
doctoram cathol. opiniones de jure statuendi impedimcnta matrim. dirimentia, 1825.
[Josephincr.] N. München, De jure eccles. cathol. statuendi imped. matr. dirim.,
1827. [Hermesianer.] J. B. Rosentritt, De terminis civil, et eccles. potestatis
sup. cathol. matr., 1842. Cb. d. Recht d. Sts u. d. K. i. Betreff d. E. (Z. f.
Philos. u. k. Theol. N. F. IV [1843], Hft 3, S. 1 ff). A. Heuser, Dissertatio
theol.-canon. de potest. statuendi imped. dirim. pro fidel, matr. soli ecclesiae propria,
1853. G. Schur er, D. Grenze zwisch. d. kirchl. u. staatl. Gesetzgebung u. Ge-
richtsbarkeit i. Ehesachen m. besond. Beziehung a. Württ. (A. f. k. KR. VII
schädigte. Salische Ehe vielleicht desweg., entweder weil sie b. d. Salfranken
hauptsächl. i. Übung war, oder weil sie v. ihnen z. andern Stämmen überging.
Ehe z. linken Hand, weil d. Frau d. Mann nur a. d. linke oder schwächere Hand
angetraut wird. Sie ist b. d. Mitgliedern souveräner Fürstenhäuser u. d. deutschen
reichsständ. Adels a. heute noch gesotzl. möglich (EG. Art. 57 58). B. de Ni eb ei-
se liütz, De matr. ad morganaticam, 1851. 0. Klein, Beiträge z. Lehre v. d.
morganat. Ehe, 1897. 0. v. Dungern, D. Problem d. Ebenbürtigkeit, 1905.
Alt. Lit. b.: Scherer, KR. II lOP": Silbernagl, KR." 522«. Vgl. a. Staats-
lexikon * s. V. Ebenbürtigkeit.
' C. F. Dieck, D. Gewissensehe u. Mißheirat, 1838. H. Zöpfl, Cb. Miß-
lieiraten, 1853. Alt. Lit. b. Si 1 b er n a g 1 , KR.* 523". — N. gemeiner Lehre liegt
d. Unterschied zwisch. morganat. Ehe u. Mißheirat darin, daß b. ersterer d. miß-
lichen Folgen f. Frau u. Kinder a. privat. Abmachung, b. letzterer a. d. objekt.
Recht beruhen. Seh er er, KR. II lOP'. Vgl. a. Staatslexikon* s. v. Eben-
bürtigkeit. — E. matr. inaequale war a. d. i. d. römisch. Kaiserzoit anerkannte
Konkubinat, e. d. Ehe ähnliclie, m. Rechtsfolgen ausgestattete monogame Verbindung.
Diesen monogamen Konkul)inat anerkannte a. d. Kirche; doch verlor er s. nach u.
nach s. d. 5. .Thdt. Freisoi. Gesch. d. kan. KRs 45 ff. Seh er er, KR. II
'.Hf 98. P. Meyer, D. röm. Konkubinat, 1895. | Anhang: D. christl. Kirche d.
Aljfndlandcs u. d. christl. -gerni. Staat i. ihr. Verh. z. Konkubinat.] Costa, II con-
(ubinato in Roma (Bull, drll' Inst, di diritto rom. XI [1900] 233 ff). l*'b. Fortbestand
i. d. germ. Länderii : H. Brunn er, D. unehel. Vaterschaft i. d. «lt. germ. Rechten
CA. d. Savigny-Stiftung f. Rsgschte, Germ. Abt. XVII [189Ö] 1 ff). Anders Scherer,
Kl;. II 95 9Sf.
§ 125. Die Jurisdiktion über die Ehe. 39
[1862] Iff). G. Pfizer, Ehe, St. u. K. (Deutsche Zeit- u. Streitfragen, 72. Hft),
1890. J. Bieder lack, Weltl. Ehegesetze ii. ihre Geltung (Z. f. k. Theol. XVII
[1893] 645 ff). Fisichella, Chiesa e stato nel matrimonio, 1897. E. Huszär,
De potestate eccles. circa niatr. et de jure matrjm. Hungarico, 1900. B. Melata,
De potestate, qua matr. regitur et de jure matr. apud praecipuas nationes, 1903.
F. Brandileone, Saggi suUa storia della celebrazione del matrimonio in Italia,
1906. G i 0 b b i 0 , Lezioni di diplomazia ecclesiastica III 32 ff 503 ff. P o h I e , Lehrb.
d. Dogm. ^ III 697 ff.
Der Kirche allein ist von Gott die Gewalt gegeben, die Sakramente
zu verwalten und daher salva substantia der gottgeordneten Form
und Materie auch die Bedingungen für deren gültigen und erlaubten
Empfang festzustellen. Deshalb kommt ihr auch ursprünglich und aus-
schließlich die Jurisdiktion über das Sakrament der Ehe zu ^ Von
dieser prinzipiellen Berechtigung in Ehesachen hat die Kirche auch
jederzeit ausgiebigen Gebrauch gemacht.
Nach dem Beispiel Jesu Christi - hat schon der Apostel Paulus Ehe-
gesetze gegeben '. Nicht weniger übte die älteste Kirche ihre Jurisdiktion
hierin aus. So verlangte sie vor allem, daß die Ehen unter ihrer Mitwirkung
eingegangen werden sollten *. Auch stellte sie schon frühe Ehehindernisse
auf^. Im übrigen schlössen die Christen ihre Ehen nach den staatlichen
Gesetzen, soweit dieselben den kirchlichen nicht widersprachen (matrimonium
legitimum) ^. Wenn dann je von Christen nach den staatlichen Gesetzen eine
kirchlich unerlaubte oder ungültige Ehe geschlossen wurde, so machte die
Kirche von ihren Strafmitteln gegen solche Gebrauch'.
Als das Römerreich christlich geworden war, beharrten die römischen
Kaiser in ihrer selbständigen und unbeschränkten Ehegesetzgebung ^. Soweit
'Leo XIII., .Arcanum" v. 10. Febr. 1880.
2 Mt 5, B2: 19, 4 ff. M Kor 5, 1 ff: 7, 12 ff. 2 Kor 6, 14 f.
* Ignat., Ad Polyc. c. 5: ll(ji-zi. ok zolg yaiio'jat /.at Talg ya/j.ou/j.i^aig /j.szä
y>oj/j.rjg ro'j i~t(T/.Ö7:o'j r^v sxoffiv TtoiBiai^kjA. v>a o yd-ixog ^ y.ard li'jpio'^ y.al fiy) '/.o.r
ino'f^Di'j.ia,'. TertuU., De pudicitia c. 4: „Tdeo penes nos occultae quoque conjunc-
tiones, id est non prius apud ecclesiam professae, juxta moechiam et fornicationem
judicari periclitantur." Ders. , De monogamia c. 11. I. e. Papyrus a. d. 4. -Jhdt
wird d. Klage e. christl. Frau geg. ihr. Mann verhandelt i-l T.apo'jcria roy^ inKT/.ö-or^
y.a\ rJiv a<?c/eJiv aozo^j (Z. f. k. Thool. XXXV [1911] 414 ff). Achelis, D.
Christentum i. d. erst, drei Jhdten II 99.
^ So verbot schon d. Synode v. Elvira ca a. 300, c. 15 — ^17, d. Ehe zw. Christen
u. Heiden. Lauchert, D. Kanones usw. 16.
« Ob. S. 86.
" Just. Mart. , Apol. I, c. 15. Umgekehrt erklärte Papst Kallistus (217 — 222)
d. n. röm. Recht ungültigen Ehen zwisch. vornehm. Römerinnen u. Sklaven od.
Freigelassenen f. gültig. Hippolyt. , Philosoph. 1. IX, c. 12. Migne, Patr.
Graec. XVI 3386. I. Döllinger, Hippolyt u. Kallistus (1852) 158 ff'.
® Selbständig: Nov. 22, pracf. Unbeschränkt: L. 26, C. de nupt. V, 4. Schnee-
mann (D. Irrtümer üb. d. Ehe' 93 f) u. a. lassen d. Kaiser hierin nur i. Auftrag
90 1^- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
dieselbe den kirchlichen Forderungen entsprach, richtete sich die Kirche
danacli ' und nahm , wo sie jetzt selbständig namentlich auf Synoden eine
reiche ehegesetzgeberische Tätigkeit entfaltete-, staatliche Gesetze geradezu
in ihr Eherecht auf ^ Umgekehrt verbesserten die Kaiser das weltliche Ehe-
recht durch Aufnahme kirchlicher Bestimmungen \ Wo aber noch ein Gegen-
satz bestand, da hat die Kirche eventuell staatlich gültige Ehen für ungültig
und staatlich ungültige für gültig erklärt '".
Nur mühsam konnte die Kirche ihr Eherecht in den germanischen Staaten
zur Geltung bringen gegenüber den alten Yolksrechten und den ungezügelten
Leidenschaften der Deutschen, namentlich auch einzelner ihrer Herrscher, wie
Lothars II., Heinrichs IT., Philipp Augusts IL von Frankreich*. Aber seit
der Mitte des 12. Jahrhunderts hatte sie definitiv die Jurisdiktion des Staates
in Ehesachen so ausgeschlossen, daß demselben nur noch die Entscheidung
über die bürgerlichen Rechtsfolgen der Ehe zustand ". Die kirchlichen Ge-
richte aber entschieden nach kirchlichem Gesetz über die Gültigkeit der Spon-
a. Kirche handeln, ab. unrichtig. C. 1 (Nikol. I. a. 863), D. X. C. 2 (Nikol. L
a. 866), C. XXVII, q. 2. C. 1 (Nikol. I. a. 866), C. XXX, q. 3. Wernz-
Laurentius, Jus decretalium IV 1 (1911), 78^*^. J. Fahrner, Gesch. d. Ehe-
scheidung i. kan. K. I (1903) 25 ff.
^ Ambr., Ep. 60 Ad Patern, c. 8. Migne, Patr. Lat. XVI 1236. August.. De
civ. Dei 1. XV, c. 16. Migne a. a. 0. XLI 459. C. 12 (Leo I. a. 458 od. 459),
C. XXXII, q. 2.
^ Elvira ca a. 300, c. 8 ff. Arles a. 314, c. 10 11. Aucyra a. 314, c. 11 ff usw.
Hefele,KonziliengschteM 158ff 210f 230ff. LeoXIIL, „Arcanum'' v. 10. Febr. 1880.
^ Z. B. d. Ehehindernis d. geistl. u. gesetzl. Verwandtschaft.
* L. 6, C. de Jud. I, 9.
•'' Hier., Ep. 77 Ad Ocean. : „Aliae sunt leges Caesaruni. aliae Christi: aliud
Papianus, aliud Paulus noster praecipit". C. 4 (Ambr.), C. XXXII, q. 4. C. 2
(Ambr. ), C. XXXIII. q. 2. G. Stanghellini, II diritto matrimoniale uelU'
opere dei padri della cliiesa (Arch, giuridico LXXXIV [1910] 77 ff). Ch. Boucaud,
La premit'^re ebauchc d'un droit chretien dans l'antiquite romaine (Extrait de l'Uni-
versite catholique), 1912.
6 C. 2 (Alex. IL a. 1061—1073), C. XXXV, q. 5. C. 1 (Urban IL a. 1088—1099).
C. XXXI, q. 2. C. 5 (Paschalis II. a. 1100-1115), C. XXX, q. 3. R. Sohm.
D. geistl. Gerichtsbarkeit i. fränk. Heicii (Z. t KU. IX [1870] 193 ff, bes. 242 ff).
Ders. a. a. 0. XVII (lS82j 177 ff. Lüning, Gesch. d. deutsch. KRs II 540 ff.
bes. 627 ff'. M. Sdralek, Hinkmars v. Reims kanonist. Gutachten üb. d. Ehe-
scheidung d. König.s Lothar II. (1884) 86 ff. Dageg. Scherer i. A. f. k. KR. XLV
(1881) 467 ff. H.Schrörs, Hinkmar. Erzb. v. Keims (1884) 193 ff 499 ff E.Soh-
ling, D. Unterscheidung d. Verlöbnisse (1887) 44. Freisen. Gesch. d. kan. EK.>>
865 ff. Esmein, Le mariage en droit canonique I 10 ff. Fahrner, Ge.sch. d.
Ehescheidung I G7 ff.
■ Dict. Grat, ad c. 7, C. II. <i. 8: „. . . cum matrimonia liodic regantur jure
poli, non jure fori". Vsl. a. d. Änl.u-run;^^ Huguccios i Schulte, Gesch. d.
(Quellen usw. I 167 '•.
§ 125. Die Jurisdiktion über die Ehe. 91
salien, Gültigkeit oder Ungültigkeit der Ehe, Ehelichkeit der Kinder, Scheidung
oder Auflösung der Ehe \
Vereinzelte Versuche, die Jurisdiktion der Kirche in Ehesachen zu durch-
brechen, waren vergebens ; so der Ludwigs des Bayern, der eigenmächtig die
Ehe der Margarete Maultasch mit Heinrich, dem Sohne Johanns von Böhmen,
löste und zum Zweck deren Verehelichung mit seinem Sohne Ludwig von
einem verbotenen Grad der Blutsverwandtschaft dispensierte -. Als aber
Luther in die Ehe entwürdigender Weise erklärte, „daß die Ehe ein äußerlich
weltlich Ding ist, wie Kleider und Speise, Haus und Hof, weltlicher Obrigkeit
unterworfen, wie das beweisen so viel kaiserliche Rechte darüber gestellet" ^,
und ihm folgend auch andere Neuerer die Sakramentalität der Ehe leugneten, da
ging in den protestantisch gewordenen Staaten die Ehegerichtsbarkeit an diese
über, wenn auch zunächst noch geistlichen Behörden (Konsistorien) überlassen *.
Demgegenüber definierte die Kirche auf dem Konzil zu Trient, daß die
Ehe ein Sakrament sei, daß demgemäß die Kirche das Recht habe, Ehe-
hindernisse aufzustellen und in Ehesachen zu entscheiden ^.
Nichtsdestoweniger begannen auch die katholischen Staaten, die Ehe mehr
und mehr in den Bereich ihrer Jurisdiktion hineinzuziehen. Den Weg hierzu
bahnte die vor allem von Marcus Antonius de Dominis und Johann
Launoi vertretene Ansicht, daß in der Ehe Vertrag und Sakrament zu
trennen seien, daß es der weltlichen Obrigkeit zukomme, Ehegesetze zu
geben, Ehehindernisse aufzustellen, der Kirche aber nur mit Genehmigung
des Staates **. Diesen folgten die gallikanischen . febronianischen, josephini-
schen und aufklärerischen Kirchenrechtslehrer'. Im gleichen Sinne sprach
sich auch die Synode von Pistoja 1786 aus.
Die Sätze der letzteren wurden aber von Pius VI. in der Bulle „Auc-
torem fidei" verworfen^ und von demselben und folgenden Päpsten erklärt,
^ D. Beweis liegt je i. vierten, d. ER. behandelnd. Buch d. offiziell. Teile d.
Corpus jur. canonici.
2 Unterstützt wurde Ludwig hierb. d. W. Occam (De jurisdict. imperatoris
in causis matrimonial, a. 1342; Goldast, Monarchia I 21 ff ) n. Marsilius v.
Padua (Tractatus consultationis super divortio etc.: Goldast a. a. 0. II 1886
[richtig 1282] ff; doch ist d. Abfassung d. letzt. Schrift d. Marsilius fraglich.
S. Riezler, D. liter. Widersacher d. Päpste z. Zeit Ludwigs d. B. [1874] 234ff).
Neues A. d. Ges. f. ä. d. Geschichtskunde XXXI (1905) 735.
« I. d. Schrift: V.Ehesachen, Wittenb. 1530. H. L v. Strampff, Dr Martin
Luther: Üb. d. Ehe. A. Dr Martin Luthers Schriften zusammengetragen (1857)
423. W. Kawerau, D. Reformation u. d. Ehe, 1892. F. Falk, D. Ehe a. Aus-
gang d. MAs (1908) 71 ff. H. Grisar, Luther I» (1911) 356f; II « (1911) 30 ff
199 ff 216 ff 491 ff; IIP (1912) 151 ff'. Realenzykl. f. prot. Thcol. u. K. =^ V 192 ff.
* Friedberg, D. Recht d. Ehescbl. 169 ff". Ders., KR. »^ 417f.
^ Sess. XXIV de sacr. matr. can. 1 4 12. ^ sjehe ob. S. 85.
' Z. Lit. vgL Seh er er, KR. II 102 ^^ ^t 104*1 1Q542
* Prop. damn. 58 59 60. D enz in ge r -Bann wart , Enchiridion ^^ Nr 1558 ff'.
U. Lampert, Z. Gesch. d. eherechtl. Sätze i. d. Bulle ,Auctorem fidei" (Compte
rendu du Congres internal, des cathol. [Fribourg 1897] sect. IV, 178 ff).
92 I^ • Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
daß sämtliche das Wesen der Ehe von Christen betreffenden Verhältnisse
allein der kirchlichen Jurisdiktion unterstellen '.
Jedoch hatte man staatlicherseits die verworfenen Anschauungen in
Frankreich-, Osterreich und Preufäen bereits mehr oder weniger in das Leben
eingeführt. Joseph II. erklärte in seinem Ehepatent vom 16. Januar 1783
die Ehe als einen bürgerhchen Vertrag, für den die Landesgesetze maß-
gebend seien ^. Ebenso ist das Eherecht des Allgemeinen Landrechts für die
preußischen Staaten vom 4. Februar 1794 auf der reinen Vertragstheorie
aufgebaut *. Doch sind diese und andere deutsche staatlichen Eherechte * in
der Hauptsache immer noch konfes.sionell gehalten gewesen und deckten sich
1 Plus' VL Ep. ad episc. Motulensem v. 16. Sept. 1788. Pius' VII. Ep. ad
archiep. Mogunt. v. 8. Okt. 1803. Syll. Nr 68 69 70 73 74. Heiner, D. Sylla-
bus 307 ff. Leo XIII., „Arcanum" v. 10. Febr. 1880.
2 Schulte, Handb. d. k. ERs 496 ff. Friedberg, D. R. d. Eheschi. 499 ff.
P. F. Stalin, D. Form d. Eheschließung u. d. neuer. Gesetzgebungen (Z. f. KR.
IV [1864] 350 ff; [a. sep.]). J. Basdevant, Des rapports de l'Eglise et de l'Etat
dans la legislation du mariage du Concil de Trente au Code civil, 1900. Weit.
Lit. üb. d. neuere franz. ER.: Seh er er, KR. 11 93 ; Friedberg, KR.« 412.
Vgl. a. ob. S. 77.
3 Schulte a. a. 0. 485 ff. Friedberg, D. R. d. Eheschi. 140ff. Stalin.
D. Form d. Eheschließ, usw. (Z. f. KR. V [1865] 154 ff). C. Wolfs grub er, Kar-
dinal Migazzi (1892) 645 ff. Bei dtel-Huber , Gesch. d. österr. Staatsverwaltung
1740—1848 I (1896) 259ff. Scherer, KR. II 113ft'. A. Rösch, D. KR. i. ZA.
d. Aufklärung (A. f. k. KR. LXXXV [1905] 29 ff). Haring, KR. 392 f. H. Bast-
gen, D. Ehepatent v. 13. April 1808 f. Salzburg u. Berchtesgaden (A. f. k. KR.
XCII [1912] 425 ff). Weit. Lit. üb. d. neuere österr. ER.; Scherer, KR. II 93;
Friedberg, KR. «^ 411. Vgl. a. ob. S. 77.
* Schulte, Handb. d. k. ERs 493 ff. Friedberg, D. R. d. Eheschi. 690 ff'.
Stalin, D. Form d. Eheschi. usw. (Z. f. KR. V [1865] 177 ff ). Rieh ter-Do ve-
Kahl, KR. 1035 ff. Lämmer, KR.^ 488 ff. Weit. Lit. üb. d. neuere preufs. ER.:
Scherer, KR. H 93; Friedberg, KR.« 411. Vgl. a. ob. S. 77.
^ I. Württemberg wurden d. kath. Einwohner derjenigen Landesteile, i. welchen
b. dahin noch d. ehemal. vorderösterr. Ehegesetzgebung gegolten hatte, f. d. Zukunft
i. Ehesachen d. gemein. Recht d. kath. Kirche u. d. bischöfl. Gerichtsbarkeit unt.
d. gleichen Bestinmiungen wie d. ührigen kath. Staatsangehörigen unterworfen (Ges.
v. 30. Jan. 1862, Art. 8). Vogt, Sammlung 256. Art. 9 d. gen. Ges. reserviert d.
Staat d. Recht , supplementär trennende Ehehindernisse aufzustellen , u. dem-
entsprcchende Ehegerichtsbarkeit. Friedberg, D. K*. d. Eheschi. 680f. It. Schurer,
1). Grenze zw. d. kirchl. u. staatl. Gesetzgebung u. Gerichtsbarkeit i. Ehesachen
m. besond. Beziehung a. Württ. (A. f. k. KR. VII [18621 1 ff). A. Hauber.
D. kirchenrechtl. Verhandlungen a. d. württ. Landtag 1861 (Z. f. KR. II [1862]
357 ff, bes. 402 ff), (iolther, D. St. u. d. k. K. i. Württ. 337 ff. Gaupp-Göz.
I>. Staatsr. d. Künigr. Württ. ^ 420. Fleiner, Staatsrecht!. Gesetze Württ. 486 f.
Art. 8 u. 9 sind natürlich s. d. BGB. veraltet. P f af f -Sprol 1 , Gesetzeskunde I
35'. Weit. Lit. üb. d, neuere württ. KR. ob. S. 77. — F. Bayern vgl.: Fried-
berg a. a. O. 148 ff; Schnitzer, Kath. ER. 59: ob. S. 77. — F. Baden vgl.:
Friedber« a. a. 0. 684 ff : R i ch t er- Do v e - K a h 1 , KR. 1035 3"; ob. S. 77.
§ 126. Die Zivilehe. 93
in vielen Stücken mit dem katholischen Eherecht. Namentlich funktionierten
gerade und nur die Pfarrer als Staatsbeamte hierin. Wesentlich anders
wurde es bei Einführung der Zivilehe.
Nach den angeführten Erklärungen des Tridentinums und der Päpste
kommt es der Kirche allein zu, Ehehindernisse aufzustellen und in
Ehesachen zu entscheiden; näherhin stehen sämtliche das Wesen der
Ehe von Christen betreffende Verhältnisse unter der kirchlichen Juris-
diktion allein. Die Befugnis, allgemeine Ehehindernisse aufzustellen,
kommt nur dem Papst und den allgemeinen Konzilien zu. Doch könnte
auch durch eine allgemeine Gewohnheit ein Ehehindernis eingeführt
werden. Der Bischof kann aus bestimmtem Grunde die Eingehung
einer einzelnen Ehe verbieten.
Da die Ehe aber auch von großer Bedeutung ist für die Gesell-
schaft und den Staat, so ist naturgemäß auch der Staat berechtigt,
Gesetze zu erlassen über die mit der Ehe verknüpften bürgerlichen
Rechte und Pflichten ^
Ob der Staat Ehegesetze für Ungetaufte aufstellen könne, ist
kontrovers. Für die heute prävalierende bejahende Meinung sprechen
vor allem die Bedürfnisse des Lebens und die kirchliche Praxis 2.
§ 126.
Die Zivilelle.
A. d. überreich. Lit. : W. Bachmann, Zivilehe od. Priestersegen, 1860.
A. Schröder, D. ZE., d. Wiederverheiratung Geschiedener u. d. geistl. Gewissen,
1860. G. Rühl, D. obligat. ZE. E. Zeugnis a. d. K. wid. d. ZE., 1862. Dageg. :
E. Zeugnis a. d. K. f. d. ZE., 1862. E. Friedberg, D.Recht d. Eheschi. (1865)
309 ff. Ders., Verlobung u. Trauung, 1876. Ders., D. Gesch. d. ZE. 2, 1877.
J. Schumann, D. Institut d. ZE., 1869. K. Hilse, Zivil- u. Mischehe, 1869.
1 Leo XIII., „Arcanum" v. 10. Febr. 1880. Nicht ist d. Staat berechtigt, solchen,
d. keine materielle Gewähr f. d. unterhalt e. Familie bieten, d. Eheabschluß z.
versagen. Es wird dad., ganz abgesehen v. d. Verletzung d. naturrechtl. fundierten
persönl. Freiheit a. vorwiegend materiellen Gründen, schliefsl. nur erreicht, daß a.
Stelle d. ehel. Kinder d. unehel. treten. So: L. v. Hämmerst ein, K. u. St.
(1883) 148ff. Soziale Rev. V (1905) 317 f. Anders: Linsenmann, Lelirb. d.
MoraltheoL 628 f. Koch, Lehrb. d. Moraltheol. ^ 637. Nicht als Eheversagung
sind z. bezeichnen gewisse Verbote d. Staates, daß d. i, s. Dienst Befindlichen nicht
od. nur unt. bestimmten Bedingungen heiraten dürfen.
* F. Bejahung namentl. : A. Resemans, De competentia civili in vinculum
conjugale infidelium^, 1899: Schnitzer, Kath. KR. 26 ff. Vogt, ER. » 9. Wernz-
Laurentius, Jus decretahum IV 1 (1911), 102 ff". Fohle, Lehrb. d. Dogm. MII
709 f. Mehr dageg.: Leitner, Lehrb. d. k. ERs 26 ff. D. Lit. b. Seh er er, KR.
II 106^0.
94 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2, Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
R. Gneist, D. bürgerl. Ehe:schl., 1869. M. Lingg, D. ZE. v. Standpunkt d. Rs,
1870. Gutachten v. Friedberg u. Wasser sc hl eben üb. ZE. u. Connubium
zw. Christen u. Nichtchristen i. Z. f. KR. IX (1870) 272 ft': v. Dove ebd. 429 tf.
P h. H e r g e n r ö t h e r , D. ZE., 1870. Schulte, D. Statthaftigkeit d. ZE. n. kath.
Grundsätzen (Z. f. KR. XI [1872] 18 ff). Vering, Gesch. u. Wesen d. ZE. (A. f.
k. KR. XXIX [1873] 148 ff). P. Sauzet, D. ZE. u. d. kirchl. E. A. d. Französ.,
1873. J. J. Hirschel, D. Gesch. d. ZE. i. Frankreich, 1873. Ders., Drei Fragen
üb. d. ZE, 1878. K. Martin, D. christl. E. u. d. ZE , 1874. R. Sohm, D. R.
d. Eheschi.. 1875. Dors. , Trauung u. Verlobung, 1876. Ders., Z. Trauungsfrage
(Zeitfragen d. christl. Volkslebens, Bd IV), 1879. Ders., D. obligat. ZE. u. ihre
Aufhebung, 1880. K. J. Greith, D. christl. E. u. d. ZE., 1876. Ch. G. A. Scheurl,
D. Entwicklung d. kirchl. EheschliefBungsrechts, 1877. Ders., Bürgerl. Eheschi,
u. Trauung, 1878. Ders., Z. Gesch. d. kirchl. Eheschließungsrechts (Z. f. KR.
XV [1880] 65 ff). W. Di eck hoff, D. kirchl. Trauung, ihre Gesch. i. Zusammen-
hang m. d. Entwickl. d. EheschlielBungsrechts u. ihr Verhältnis z. ZE., 1878. Ders.,
ZE. u. kirchl. Trauung, 1880. M. Glasson, Le mariage civile et le divorce -,
1880. A. V. Öttingen, Obligat, u. fakult. ZE. n. d. Ergebnissen d. Moralstatistik,
1881. A. Swientek, D. Folgen d. ZE. i. neuen Deutsch. Reich (A. f. k. KR.
XLV [1881] 812 ff). V. Örtzen-Leppin, Zeugnisse wid. d. obligat. ZE. f. d.
Freiheit d. christl. Eheschi., 1882. W. Kahl, ZE. u. kirchl. Gewissen (Z. f. KR.
XVIII [1883] 295 ff). L. v. Hammerstein, D. ER. i. Entwurf d. BGB. f. d.
Deutsche Reich (Stimmen a. M.-L. XXXIV [1888] 493 ff). Ders., Vorschläge z.
Regelung d. ehel. Personenrechts f. Deutschi. (Ebd. XXXV [188 j] 1 ff ). Ders.,
Nochmals d. ER. i. Entwurf usw. (Ebd. XXXIX [1890] 459 ff ). Spahn, Uhr ig,
V. Salis, Forsch i, Ergänzungsheft I d. Jurist. Rundschau f. d. kath. Deutschi.,
1890. F. Fl einer, D. rechtl. Stellung d. kath. Kirche z. obligat. ZE., 1891.
Denkschrift d. ungar. Episkopats a. d. Regierung (1893) (A. f. k. KR. LXIX [1893]
338 ff). D. Ungar. Gesetzentwürfe üb. ZE. u. relig. Erziehung d. Kinder u. d.
Denkschrift d. Kard. Schlauch (Ebd. LXXI [1894] 185 ff). D. gemeins. Hirtenbrief
d. Ungar. Bischöfe üb. d. Ehegesetzentwurf (Ebd. 305 ff). Hirtenbrief ders. (1895)
(Ebd. LXXIV[1895] 463 ff). H. Dernburg, D. Phantasie i. Recht « (1894) 24 ff
L, Bendix, D. deutsche Rechtseinheit u. d. zukünft. bürgerl. Gesetzbuch f. d.
Deutsche Reich (1896) 123 ff. D. Kehrseite d. neuen BGB. (Hist.-pol. Blätter CXVIi
[1896] 845 ff). .J. C, Dies u. das z. BGB. (Ebd. 726 ff). A. Lehm kühl, D. neue
BGB. d. Deutschen Reiches u. d. bürgerl. Eheschi. (Stimmen a. M.-L. LI [1896]
125 ff). Der.s. i. Stimmen a. M.-L. LX (1900) 458 ff". Ders., D. BGB." (1911)
343 ff H. V. Schubert, Obligat, u. fakult. ZE. (Z. f. prakt. Th. XVH [1896]
244 ff). K. A. Geiger, ZE. u. Zivileherecht i. Deutschi. 1872—1896 (A. f. k. KR.
LXXVll [1897] 499ff). J. Hollweck, D. Zivileherecht d. BGB., 1900. Ders.,
D. neue Zivileherecht (Hist.-pol. Blätter CXXVII [1901] 145 ff). Sägmüller,
D. Zivileherecht d. BGB. (Ebd. CXXVI [1900] 330 ff"). J. Schwering, D. riim.
R., d. deutsche R. u. d. BGB., 1900. U. Lampert. Z. Beurteilung d. persünl.
HRs i. Vorentwurf e. scliweiz. Zivilgesetzbuches, 1901. 0. Martin, La crise du
mariage dans la legislation intermädiairo (1789—1804), 1902. R. Lemaire, Le
mariage civiP, 1905. L. Wahrmund, F.lie u. ER, 1906. Ders., Dokumente
z. Gesch. d. Eheiechtsrcform i. Osteir. 1908. .V. v. di Pauli, D. «isterr. Eherechts-
reformbewegung (A. f. k. KR. LXXXVl |1906| 715 ff). E. Eichmann, Kherechts-
reform i. ().sterr. (Kultur VII |190b| 120 ff). A. J. Peters, Heirat a. Probe*,
1906. Hirtenbrief .1. österr. Epi.skopats (.\. f. I<. KR. LXXXVII [1907] 121 ff).
§ 126. Die Zivilehe. 95
D. östeiT. Eherechtsrefoim i. Lichte ci. kath. ERs (Tiankf. zeitgem. Broschüren XXYI
[1907] 713 fi). Giobbio, Lezzioni cli diploraazia ecclesiastica III 32 f. Weit. Lit.
Friedberg, KR. «^ 411ff 485 ff.
Die Zivilehe ist die nach den Staatsgesetzen vor der weltlichen
Obrigkeit geschlossene Verbindung von Mann und Weib. Man unter-
scheidet vier Arten von Zivilehe: die obligatorische oder Zwangs-
zivilehe, die fakultative Zivilehe, die absolute und die relative Not-
zivilehe. Die obligatorische Zivilehe besteht darin, daß die Ehe, um
bürgerliche Gültigkeit zu erhalten, in jedem Fall vor der kompetenten
Zivilbehörde eingegangen werden muß. Fakultative Zivilehe ist vor-
handen, wenn es den Brautleuten frei steht, ihre Eheerklärung ent-
weder vor dem staatlichen Beamten oder dem kirchlichen Vertreter
abzugeben, und zwar beidemal mit den gleichen bürgerlichen Rechts-
folgen. Die absolute Xotzivilehe tritt ein, wenn die kirchliche Trauung
vom Religionsdiener verweigert wird wegen eines kirchlichen, aber
staatlicli nicht anerkannten Ehehindernisses; die relative Notzivilehe,
wenn der Staat Brautleuten, die keiner Konfession angehören, die
bürgerliche Eheschließung möglich macht.
Zuerst wurde die fakultative bzw. die Notzivilehe 1580 in den Provinzen
Holland und Westfriesland eingeführt in der Art, daß die Ehe gültig vor
dem Magistrat oder dem reformierten Prediger geschlossen werden konnte.
Im Jahre 165(3 wurde dieses auf alle Generalstaaten ausgedehnt und 1795
in den französisch gewordenen Niederlanden die obligatorische Zivilehe ein-
geführt. In Großbritannien wurde die Zivilehe 1653 durch Cromwell obligat.
Von 1765 ab wurde wenigstens in England die Trauung durch einen angli-
kanischen Geistlichen gefordert. Seit 1836 kann die Ehe von allen Eng-
ländern geschlossen werden entweder vor dem Registerbeamten oder dem
anglikanischen Geistlichen in Gegenwart des Registerbeamten. Es haben aber
auch bürgerliche Geltung die von den Katholiken in den von der Regierung
dazu berechtigten Kirchen und Kapellen, vor dem katholischen PfaiTer oder
dessen Stellvertreter und in Gegenwart eines Delegierten des Standesamtes
geschlossenen Ehen. In Nordamerika kann die Ehe vor dem Friedensrichter
oder dem mit einer Traulizenz vom Standesbeamten versehenen Geistlichen
abgeschlossen werden. In Frankreich bestand seit 1787 für die Dissidenten
fakultative Zivilehe vor dem königlichen Richter oder Eheabschluß vor dem
katholischen Pfarrer (wie bisher). Die Revolution aber hat 1792 die obliga-
torische Zivilehe eingeführt, und diese besteht bis heute. Die französische
Herrschaft brachte dieselbe auch in die eroberten Länder, nach Belgien und
Holland, in die Rheinlande, nach Italien und einem Teile der Schweiz. In
Belgien besteht die obligatorische Zivilehe seitdem. In Italien wurde sie
1865 und in der Schweiz 1875 wieder eingeführt, nachdem sie in beiden
Ländern zugleich mit der französischen Herrschaft verschwunden war. In
Deutschland kam im Verlaufe des 19. Jahrhunderts zunächst in einer Reihe
96 IV. J3acli. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
von Staaten die Notzivilehe auf^; die obligatorische aber wurde bereits in
die „Grundrechte des deutschen A^olkes'' 1841» aufgenommen, dann seit
1850 in einzehien Ländern und durch Gesetz über die Beurkundung des
Personenstandes und die Eheschließung vom (i. Februar 1875 im ganzen
Deutschen Reiche eingeführt. Zuletzt, 1894, nahm sie Ungarn an. Not-
zivilehe besteht in Österreich, Spanien, Dänemark, Skandinavien und
Rußland.
Was die Beurteilung der Zivilehe betrifft, so kann die Notzivilelie
in einzelnen Fällen unumgänglich sein. Aber um dieser Fälle willen
darf nicht die große Mehrheit des katholischen Volkes durch die
obligatorische Zivilehe einem unnötigen Zwang unterworfen werden,
der die Gewissensfreiheit verletzt 2. Die fakultative Zivilehe ist ein
Produkt des Indifferentismus, stellt die staatliche und kirchliche Ehe
einander vollständig gleich und verschafft den Indifferenten die Möglich-
keit, sich jeder religiösen Pflicht in der Eheschließung zu entschlagen,
während sie sonst gerade dadurch wieder religiösen Halt bekommen
könnten. Um dieser subjektiven Gefahr willen wird von manchen die
fakultative Zivilehe für ein größeres Übel angesehen als die obligato-
rische ^. Es kann aber kaum zweifelhaft sein, daß noch verwerflicher als
die fakultative Zivilehe die obligatorische ist wegen der objektiven und
vollständigen Verachtung der ganzen kirchlichen Lehre über die Ehe,
daß die Ehe ein Sakrament ist, und daß es daher der Kirche allein
zukommt, Bedingungen über Gültigkeit und Ungültigkeit des Ehe-
abschlusses festzusetzen, wegen der vollständigen Trennung von Kirche
und Staat in diesem Punkt, sowie wegen der Heruntersetzung der
kirchlichen Ehe in den Augen des Volkes. Neben diesem unberech-
tigten Eingriff des Staates in das Eherecht der Kirche und in die
Gewissensfreiheit seiner Untertanen spricht gegen die wesentlich prote-
stantische Zivilehe auch die Verletzung der Parität. Fast noch
' In Württ. l''*;o5. H. Dove, Neue Gesetze üb. d. bürgerl. Eheschi. d. Dissi-
denten (Z. f. KR. VIII [1869] 359 ff).
2 Um d. staatlichen Zivilstandslisten willen, d. h. 11. d. staatl. Beurkunduim
V. Eheschlieliungeu, Geburten u. Todesfällea willen, kann d. Zivilehe nicht i^orecht-
fertigt werden, ß. Geburts- u. Todesfällen hat s. d. Staat a. m. d. blofseu Anzeige
z. begnügen u. begnügt s. a. damit. Schneemann. 1). Irrtümer üb. d. Ehe' 115.
Daß d. Institut d. Notzivilelie s. als ausreichend gezeigt hat, d. !?taatl. Interessen z.
wahren, bemerkt L. Golther, D. St. u. d. k. K. i. Württ. (1874) 353. — Un-
berechtigt wäre ('S. wenn, wie d. i. Preußen n. Anweisung d. Minist, d. .lustiz u. d.
Kirchen- u. Scludwesens z. gescbelien hat. d. Standesbeamte d. v. ihm Getrauten
auffordern würde, s. a. kirchlicli trauen z. lassen.
^ Vgl. Schnitzer, Kath. EH. S. 66, A. 3. — K. Urteil üb. d. verscliiod. Arten
V. Zivilehe siehe a. b. Ftiedberg, D. liecht d. Eheschi. 75511.
§ 126. Die Zivilehe. 97
schlimmer ist die mit der Zivilehe gewährte weitgehende Möglich-
keit der EheauflösLing ^ die Erleichterung des Abschlusses der ge-
mischten Ehe mit all ihren Mißständen- und die Vernachlässigung der
kirchlichen Trauung.
Daher haben sich auch die Päpste öfter in der schärfsten Weise
über die Zivilehe, speziell über die obligatorische, ausgesprochen und
sie in genere wiederholt als Konkubinat bezeichnet-^. Das. gibt aber
dem Geistlichen keine Berechtigung, die Zivilehe so zu bezeichnen. Der
Staat läßt seine Einrichtungen von seinen Untertanen nicht ungestraft
beschimpfen^. Sodann wird die Zivilehe doch möglicherweise ein-
gegangen mit der Intention, eine Ehe zu schließen (cum afifectu maritali).
Der Konkubinat aber ist stets eine Verbindung nur zum Zweck der
sinnlichen Lust. In Übereinstimmung mit den päpstlichen Aussprüchen
hat die Congregatio Concilii unter dem 13. März 1879 erklärt, daß
die Zivilehe an tridentinischen Orten auch nicht eine putative Ehe
oder ein Ehe Verlöbnis sei^. Das gilt infolge des Dekrets Pius' X. .Xe
temere" vom 2. August 1907 für die ganze Kirche, soweit dasselbe
nicht Ausnahmen enthält.
Allein bei der nun einmal bestehenden Sachlage sind für das praktische
Verhalten im einzelnen Fall gewisse Richtungslinien aufzustellen. Ent-
weder verlangt der Staat zum Zustandekommen einer Ehe mehr als
die Kirche: Da wird die Kirche zu keiner Ehe mitwirken, wo die
staatlichen Erfordernisse nicht erfüllt sind. Wenn aber die Kirche aus
' A. f. k. KR. LXIX (1893) 347 f. Schnitzer a. a. 0. S. 72, A. 1.
F. Buomberger , D. schweizer. Ehegesetzgebnng i. Lichte d. Statistik-, 1901.
Stimmen a. M.-L. LXIV (1903) 118 ff: LXXI (1906) 298 f. H.A. Krose, Kirclil.
Handb. f. d. kath. Deutschi. I (1908) 208: II (1909) 314 ff; III (1911) 266 f; IV
(1913) 265 ff. F. Sc ha üb, D. neuesten Bestimmungen a. d. Gebiet d. kath. ERs
(1911) 31 ff. H. Rost, Beiträge z. Moralstatistik (1913) 93 ff.
2 Vgl. unt. § 149.
^ Pius IX. i. d. Allocutio v. 27. Sept. 1852 („turpis atque exitialis concubinatus").
Syll. Nr 71 73. Heiner, D. Syllabus 314 ff. L e o XIII., Enzyklika : Jnscrutabili"
V. 21. April 1878 („legalis concubinatus"); „Arcanum" v. 10. Febr. 1880 (,.pluris
esse non posse quam ritum aut morem jure civili introductum" ). Pius X.: A. f.
k. KR. LXXXVI (1906) 374. Vgl. a. ebd. LXXXIX (1909) 476. — ,D. Kirche kann
schon a. dogmatischen Gründen nie darauf eingehen, daß d. Zivilehe a. Stelle d.
kirchlichen Trauung trete" (Linsenmann, Lehrb. d. Moraltheol. 693). So a.
Leitner, Lehrb. d. kath. ERs^ 83 f. Anders, ab. unrichtig Schnitzer a. a. 0.
83 f. E. kategorische Absage a. solche Velleitäten bedeutet d. Dekret Pius' X. -Ne
temere" üb. d. EheabschlufB. Vgl. § 129.
* A. Rösch, D. Klerus u. d. StGB. (1902) 71 2.
*A. Beilesheim, D. Zivilehe u. d. trennende Ehehindernis d. öffentl. Ehr-
barkeit (A. f. k. KR. XLII [1879] 431 ff): geg. Kohn (Ebd. XLI [1879] 360 ff).
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts, n. 3. Aufl. 7
98 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
Unkenntnis oder Gewissens halber eine Ehe gegen die staatlichen Vor-
schriften schließen half oder auflöste, da soll der Staat ihr gestatten,
diese Ehe wenigstens vor ihrem Forum als solche zu behandeln ^ Die
Gläubigen müssen aber pro forma die staatlichen Verpflichtungen er-
füllen, wenigstens aus jener Gewissenspflicht heraus, um für sich und
ihre Kinder die üblen Folgen zu vermeiden , welche mit der Nicht-
beachtung der staatlichen Gesetze verbunden sind '-. Oder aber der Staat
verlangt weniger als die Kirche: Da muß der Staat seinen Untertanen
die volle Möglichkeit belassen, den kirchlichen Gesetzen Folge zu leisten.
Wer dies nicht tut, dessen Ehe mag der Staat als gültig anerkennen ;
der Kirche aber muß es unbenommen bleiben, ihr die Gültigkeit
abzusprechen und sie als sündhaftes, unsittliches Verhältnis zu be-
zeichnen und mit geistlichen Mitteln zu bestrafen 3.
Xäherhin sind da, wo nach kirchlichem Gesetz eine gültige Ehe
regelmäßig nur vor dem Pfarrer oder dem Ortsordinarius und zwei
Zeugen eingegangen w^erden kann, die Zivilehen keine kirchlich gül-
tigen Ehen, sondern sündhafte Verhältnisse. Ist, was die Regel ist, die
bürgerliche Trauung vor der kirchlichen obligat ^, so sollen die Braut-
leute die Zivilehe nicht eher schließen, als bis etwaige kirchliche Ehe-
hindernisse gehoben sind, nur in der Absicht, ihrer Ehe die bürger-
lichen Wirkungen zu verschaffen, mit dem Vorsatz, der bürgerlichen
Eheschließung alsbald die kirchliche folgen zu lassen, und mit dem
Entschluß, sich bis dorthin jeden ehelichen Verkehrs zu enthalten.
Zuwiderhandelnde sind als öffentliche Sünder zu behandeln, können
1 N. Art. 46 III, d. EG. z. BGB. od. § 67, Abs. 2 d. Ges. üb. Beurk. d. Personen-
standes ist e. strafbare Handlung nicht mehr vorhanden, wenn d. Geistl. od. d.
Religionsdiener i. Falle e, lebeusgefährl., e. Aufschub nicht gestattenden Erkrankung
e. Verlobten z. d. religiösen Feierlichkeiten d. Eheschließung schreitet.
2 Leo XIII., .Arcanum" v. 10. Febr. 1880. Pius X.: A. f. k. KR. LXXXVl
(1906) 374. J. Biederlack, Weltl. Ehegesetze u. ihre Geltung (Z. f. k. Theo].
XVII [1893] 645 ff). Nouv. Rev. theol. XXXV (1903) 79 tt".
^ H. Geffcken, D. heutige rcichsrechtl. Geltung d. kan. Rechts v. d. Auf-
lösung d. matr. ratum non consummatum d. päpstl. Dispens u. P^intritt i. d. Kloster
(D. Z. f. KR. VII [L^97] 190 ff). G. Köpke, Findet i. d. Teilen d. deutsch. Reichs-
gebiets, i. welcli. gem. kath. ER. gilt, noch heute e. Eheaufhisung statt kraft d.
sog. privil. Paulin. od. per profess. religiös, od. per dispens. Summi Pontificis?
1900. Friedberg, KR.« 504»".
* Selbst i. Frankr. trotz Trennuni,- v. K. u. St. H. Delassus, L'anteriorite
des formalites civiles sur le sacrement dans les mariages, 1906. Rev. du clerge
fran^. XLVIII (1906) 334: LI (1907) 222 flf. A. Bond in hon, Faut-il poursuivre
l'abrogation de I'Art. 199 du Code penalV [Nein 1] (Canoniste cont. XXIX [1906]
641 ff). A. Smot, Uno nouvelle controverse. li'anteriorite du mariage civil et le
decret „Ne temere" (Nouv. Rev. theol. XLV |19131 133 0).
§ 126. Die Zivilehe. 99
also nicht absolviert werden, überhaupt kein Sakrament empfangen,
keine Paten-, Tauf- oder Trauzeugenstelle übernehmen, nicht zur
benedictio mulieris post partum und zum kirchlichen Begräbnis zu-
gelassen werden und sind zuletzt durch den Bischof öffentlich zu
exkommunizieren i. Inwieweit aber solches kirchliche Gesetz über Ehe-
abschluß vor einem Pfarrer und zwei Zeugen nicht besteht, da ist die
Zivilehe wie jede andere formlos eingegangene Ehe gültig, aber un-
erlaubt. Daher schrieb die Pönitentiarie vor, daß für den Fall, wo
der bürgerliche Akt dem kirchlichen vorangehe, die Gläubigen darauf
aufmerksam gemacht werden müßten, daß ihre Absicht sein solle, in
der Zivilehe eine reine Formalität zu beobachten, nicht aber eine
wahre Ehe zu schließen 2. Für die Absicht, eine wahre Ehe vor dem
Zivilstandesbeamten eingehen zu wollen, steht jedoch die Rechtsver-
mutung (praesumptio juris) bei gemischten und protestantischen Ehen.
Diese praesumptio juris läßt aber einen Gegenbeweis zu, und gelingt
es den zivil Getrauten, darzutun, daß sie vor dem Standesamt nur
der bürgerlichen Form genügen, nachher aber in der Kirche die Ehe
wirklich schließen wollten, so ist ihre standesamtlich geschlossene
Ehe kirchlich ungültig 3.
Bei den hier sich anschließenden Fragen, wie weit ein Katholik als
Zivilstandesbeamter funktionieren könne, ob Gläubige, bevor sie das geist-
liche Gericht um Entscheidung angegangen, beim weltlichen Gericht eine
hierauf gehende Klage stellen dürfen, ob katholische Richter und Ad-
' Ben ed. XIV., .Redditae sunt Nobis" v. 17. Sept. 1746. Beer. Poenit. v.
15, Jan. 1866. Danach d. Instruktionen u. Verfügungen d, Bischöfe. Vgl. Erlaß
d. Ordin. Rottenburg v. 12. Nov. 1875. Vogt, Sammlung 774 ff. Pf äff, Gesetzes-
kunde 438 ff. Andere bischöfl. Verfügungen notieren: Vering, KR. ^ 874*:
Lämmer, KR.2 491V: A. f. k. KR. LXXXIX (1909) 477 f. Vgl. ob. S. 28 33 38
59 64 71.
- Dekret v. 15. Jan. 1866.
3 S. C. Inq. 2. Dez. 1866: 6. Sept. 1876; 3. April 1878 (A. f. k. KR. XLI
[1879] 178 ff); 2. Juli 1892 (A. f. k. KR. LXIX [1893] 359). Kard.-Staatssekretär
V. 31. Aug. 1897 (A. f. k. KR. LXXXIV [1904] 160 ff). Hirschel, Drei Fragen
üb. d. Zivilehe: Sind d. Zivilehen als kirchl. gültige Ehen z. betrachten? (A. f. k.
KR. XL [1878] 220 ff.) [Nein!] Richtig Bellesheim, Üb. d. Gültigkeit d. nur
bürgerl. geschloss. gemischten Ehen (A. f. k. KR. XLI [1879] 292 ff). Braun
statuiert e. d. Gegenbeweis z. entkräftende Vermutung für d. Gültigkeit (Theol.-
prakt. Qsch. XLIII [1880] 111 ff). Vgl. weiter: F. Heiner, Gültigkeit od. Un-
gültigkeit d. Zivilehen m. besond. Rücksicht a. Deutschland ( A. f. k. KR. LXXXIX
[1909] 471 ff). Entscheidung d. Rota : Causa Coloniensis v. 27. Aug. 1910 (Acta
Ap. Sedis II [1910] 917 ff ) ; Causa Argentinensis v. 23. Febr. 1912 (Ebd. IV [1912]
377 ff); Causa Colon, v. 10. Juni 1912 (Ebd. 629 ff). [B. gut unterr., praktizierenden
Katholiken ist f. Ungültigkeit z. präsumieren] Vgl. a. §§ 129 149.
100 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
vokaten an der Rechtsi)rechung in Eheprozessen teihielimen können, ist
wenigstens im ersten und dritten Fall avo möglich die mildere Meinung zu
bevorzugen ^
§ 127.
Das Verlöbnis.
Decr. Grat. C. XXVII, q. 2. Decr. Greg. IX. 1. IV, t. 1 de sponsal. et matr. ;
t. 2 de desponsat. impub. ; t. 5 de condic. appos. in desponsat. Lib, sext. VI, 1 2.
Z. alt. Lit. vgl. Scherer, KR. II 117 f. Sanchez 1. I. — J. Ph. Gregel,
V. d. Eheverlübnissen, 1801. Weber, De vera inter sponsalia de praesenti et de
futuro diffcrentia, 1825. H. L. Lippert, Üb. d. Erfordernisse z. Gültigkeit e.
Verlohn, n. d. heut, deutsch. KR. (Aunaleu d. kath., prot. u. jüd. KRs [1831 ff]
3. Hft, 90 ffj. E. Schling, D. Unterscheidung d. Verlöbnisse i. kan. R., 1887.
Fr eisen, Gesch. d. kan. ERs 123 ff. Esmeiu, Le mariage en droit canonique
I 139 ff. W. V. Hörmann, D. desponsatio impuberum, 1892. Ders. , Quasi-
affinität, 1897 ff. St. Kekule v. Stradonitz, C. 1, X, IV, 2. E. Beitrag z. d.
Lehre v. d. desponsatio impub. (A. f. k. KR. LXXIII [1895] 369 ff). 13. Peluso, Gli
sponsali nel diritto canonico, 1898. J. Lafourcade, Etüde histor. des fiancailles,
1902. J. Jacomet, Des fiancailles et des promesses de mariage. Etüde d'histoire
de droit et de jurisprudence moderne, 1902. Weit. Lit. §§ 126 u. 129.
1. Eine sachgemäße Vorbereitung auf die Ehe ist das Verlöbnis
(sponsalia de futuro oder kurz sponsalia) 2. Darunter versteht das
kanonische Recht im Anschluß an das römische das von zwei Personen
einander gegebene Versprechen der künftigen Ehe^. Damit aber
wirklich ein Verlöbnis besteht, muß das Versprechen sein : wohl über-
legt, ernstlich gemeint*, freiwillig^, klar und deutlich persönlich oder
durch einen Vertreter kundgegeben^, gegenseitig", zwischen zwei be-
» S. C. Off. 27. Mai 188C. D enzingcr- Bann wart , Enchiridion »^ Nr 1865.
Zeininger, Darf e. kath. Richter a. Ehescheidungen erkennen, d. n. d. bürgerl.
Gesetzen als Scheidungen quoad vinculum gelten? (Theol.-prakt, Qsch. XXXVII
[1884] 851 ff). Scherer, KR. II 112^8 225 268 568". Santi -Leituer.
Praelect. jur. can. IV 3 431 ff. Schnitzer. Kath. ER. 77 ff. J. Haring, D.
Rechts- u. Gesetzesbegriff i. d. kath. Ethik u. modernen Jurisprudenz (1899) 48 '^^
H 0 1 1 w e c k , D. Zivileherecht d. BGB. 78 ff. L 0 h m k u hl , Theol. moral. '' II 530 »!
Ders., D. BGB.' 422 fi'. Wernz -Laurentius, Jus decretalium IV 1 (1911),
337 ff; IV 2 (1912), 696 ff Leitner, Lehrb. d. kath. ER.s= 616 ff. Ferraris
Biblioth. can. Ed. J. Bucceroni IX 229 ff. Staatslexikon ^ I 18951".
2 Andere Namen: fides (c. 2, X de sponsal. IV, 1); votum (c. 5, X h. t. IV, I).
3 L. 1, D. de sponsal. XXIII, 1. C. 3 (Nikol. I. a. 866), C. XXX, q. 5.
* D. Tatsache d. Fiktion ist pro foro externo z. bewei-scn. C. 26, X h. t. IV, 1.
'' E. gewaltsam erzwungenes Verlöbnis wäre ungültig, e. a. Furcht eingegangenes
anfechtbar. Wer nz-Lauren t i us. Jus decretalium IV 1 (1011), 130.
^ A. d. Stelle v. Wort od. Schrift können a. konkludente Handlungen treten.
" D. Ehe\ ersj)rechen d. e. Teils muß v. andern z. mindesten angenommen sein.
E. solche Annahme liegt niclit i. hloßon Scliwciiren. wohl ab. i. entsprechenden
Handlungen.
§ 127. Das Verlöbnis. 101
stimmten Personen ^ die in dem Augenblick eine gültige oder eine
erlaubte Ehe schließen können -. Ihrem Wesen nach sind die Ver-
löbnisse Verträge. Sie fallen aber deswegen nicht durchweg in die
Kompetenz des Staates ; vielmehr gehören sie, soweit sie ein actus
ad sacramentum disponens, folglich eine res spiritualis sind, vor das
kirchliche Forum •^.
2. Da zum Abschluß eines Verlöbnisses der volle Vernunftgebrauch
erforderlich ist, so können kein Verlöbnis schließen total Betrunkene,
durchaus Irr- und Wahnsinnige sowie Kinder vor vollendetem siebten
Lebensjahr^. Haben letztere aber das siebte Lebensjahr überschritten,
den Vernunftgebrauch und ein Verständnis der Ehe wirklich erlangt,
so sind sie an ihr Verlöbnis bis zum Eintritt der Ehemündigkeit
(pubertas) — beim Knaben das vollendete vierzehnte, beim Mädchen
das vollendete zwölfte Lebensjahr — gebunden. Ist die Ehemündig-
keit erreicht, so kann jeder Teil ohne weiteres von dem Verlöbnis
zurücktretend Anders, wenn dasselbe eidlich bekräftigt oder durch
copula carnalis vollzogen worden ist*^.
Bis zum Dekret „Ne temere'' konnten auch die Eltern für die Kinder
die Sponsalien schließen; nur mußten diese ihre Zustimmung ausdrücklich
oder stillschweigend erklären und abwesende Kinder das Verlöbnis ausdrück-
' Kein Verlöbnis läge vor, wenn e. zwei Schwestern verspräche, e. v. ihnen z.
heiraten. „Certis" c. un. in VP° h. t. IV, 1.
2 Natürlich kommen hier nur d. kirchl. Ehehindernisse i. Betracht. Da d.
Verlöbnis a. d. Zukunft geht, so sind Verlöbnisse gültig, wenn d. entgegenstehende
Hindernis m. d. Zeit v. selbst wegfällt. Richter -Schulte, Conc. Trid. p. 222,
n. 17. Andernfalls ab. entsteht kein Verlöbnis, selbst wenn d. Spondenten d. Zusatz
gemacht: Wenn wir v. Hindernis Dispens erhalten. S. C. Conc. 2. Okt. 1857.
Immerhin wären sie sittlich verpflichtet, u. Dispens einzukommen. — Ging d. Ver-
sprechen nicht a. d. künftige Ehe, sondern a. d. gegenwärtige (sponsalia de prae-
senti), so war v. d. Tridentinum u. nachher a. nichttrident. Boden d. Ehe geschlossen.
B. z. Dekret v. 15. Febr. 1892 sah man i. sponsalia de futuro m. nachgefolgter
copula carnalis sponsalia de praesenti. Vgl. ob. S. 86, litt. e.
' PiusVI., „Auctorem fidei" v. 28. Aug. 1794. Prop. daran. 58. Denzing er-
Bann wart, Enchiridion 12 Nr 1558. Syll. Nr 74. Heiner, D. Syllabus 326 ff.
* C. 4 13, X de desponsat. impub. IV, 2. C. un in VI^^ de desponsat. impub.
IV, 2.
^ C. 7, X de desponsat. impub. IV, 2. — Wenn e. Person v. üb. sieben Jahren
m. e. solchen v. unt. sieben e. Verlöbnis schließt, so ist dasselbe nichtig. C. un.
in YV^ de desponsat. impub. IV, 2.
• E. eidlich bekräftigtes Verlöbnis könnte nur d. gegenseitiges Einvernehmen
od. a. e. genügenden Grunde gelöst werden. C. 10, X h. t. IV, 1. D. copula carnalis
ginge zwar heute d. Verlöbnis nicht i. Ehe üb., ab. es fände Ratihabition desselben
statt. Wernz-Laurentius,.Jus'*<lecretälium IV 1 (1911), 155 ff.
102 IV. Ijuch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
lieh gutheißen. Aber auch in diesem Fall konnten die Verlobten nacli er-
reichter Ehemündigkeit zurücktreten '.
Die vom kanonischen Kecht unentschieden gelassene Frage, ob
die von minderjährigen Kindern ohne oder gegen den Willen der
Eltern geschlossenen Sponsalien nach dem kirchlichen Recht gültig
seien, ist sicher zu bejahen, da nach diesem Recht solche Ein-
willigung nicht einmal zur Eingehung der Ehe notwendig ist 2. Immer-
hin kann entsprechend den weltlichen Rechten der Richter nach
kirchlicher Praxis die von Minderjährigen geschlossenen Verlöbnisse
auf wohlbegründete Einrede von Eltern oder Vormündern hin auf-
heben s.
3. Eine bestimmte Form für den Abschluß der Sponsalien bestand gemein-
rechtlich nicht. Jedoch konnte partikularrechtlich vorgeschrieben sein, daß
sie vor dem Pfarrer eingegangen werden sollten : sponsalia sollemnia seu
publica, im Unterschied von den sponsalia privata seu clandestina , wie die
vor Privaten oder ohne jeden Zeugen geschlossenen Verlöbnisse heißen. In
keinem Falle aber durften die Bischöfe die Gültigkeit der Sponsalien von
einer bestimmten Form abhängig machen ; genügend war vielmehr das ein-
fache, Avirklich abgegebene gegenseitige Versprechen \
Wegen der mit den formlosen Sponsalien verbundenen Mißstände
und entsprechend 'den deswegen um Änderung gestellten Bitten der
^ D. schweigende od. ausdrückliche Gutheißung konnte erst eintreten, wenn d.
Kinder infantia majores geworden. C. 29, X h. t. IV, 1. C. 4, X de desponsat.
impub. IV, 2. C. un. in Vl'<^ de desponsat. irapub. IV, 2. Vor d. Erlaß Bonifaz" VIII.
waren d. Kinder wenigstens moralisch z. Erfüllung d. Verlöbnisses d. d. Eltern ver-
pflichtet. C. 1, X de desponsat. impub. IV, 2.
2 C. 2 (Nikol. I. a. 866), C. XXVil, q. 2. C. 23, X h. t. IV, 1. Alt. Lit. h.
Seh er er, KR. II 129".
3 Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 22n, n. 22 23.
* So wurde d. Konstanzer Bistumsverweser v. Wessenberg v. Kard. Consalvi,
16. Okt. 1817, streng getadelt, weil er unt. Überschreitung d. bischöfl. Gewalt d.
Gültigkeit d. Sponsalien dav. abhängig machen wollte, daß sie coram parocho et
duobus saltem testibus eingegangen würden. Schulte, Handb. d. kath. ERs 286"'.
.1. Longner, Beiträge z. Gesch. d. oberrh. Kirchenprovinz (1863) 181 tl. D.Klage
üb. d. geheim. Sponsalien war e, alte. J. Friedrich, Beiträge z. Kgschte d.
18. Jhdts (A. d. Abli. (1. Königl. Bayr. Akad. d. Wiss., III. Kl., 13. Bd, 2. Abt.)
(1876) 127. Ähnliche Entscheidungen: S. C. Conc. 27. Juli 1863: 8. Juli 1865:
23. März 1878: 14. Mai 1898. I. d. letzt. Entscheidung sind noch weitere angeführt.
Vgl. Canoniste cont. XXI (1898) 489. Anders war es i. Spanien. A. d. Bischöfe
d. lat. Amerika erhielten d. f. Spanien eigan,ü;ene Entscheiduni; d. S. C. Conc. v.
31. Jan. 1880 u. 11. April 1891, won. weg. besteh, staatl. Normen Verlöbnisse, d.
ohne publica scriptura eingegangen wurden , keine kirchenrcchtl. Geltung hatten,
a. ihr Gebiet ausgedehnt (Acta et decreta Conr. plen Americae Latinae [1899 1
Nr 592).
§ 127. Das Verlöbnis. 108
Bischöfe von überallher verordnete die S. Congregatio Concilii im
Auftrag Pius" X. im Dekret „Ne temere'' vom 2. August 1907 be-
züglich der Sponsalien für die ganze Kirche mit Wirkung von Ostern,
19. April 1908 ab: Nur jene Verlöbnisse werden für gültig angesehen
und haben die kanonischen Wirkungen, die von katholischen oder ge-
mischten Paaren abgeschlossen wurden durch ein von den Parteien
und vom Pfarrer oder Ordinarius des Ortes innerhalb der Grenzen
seines Amtsbezirkes ^ oder wenigstens zwei Zeugen gleichzeitig unter-
schriebenes datiertes Schriftstück. Wenn eines oder beide Verlobende
nicht schreiben können, so muß das in der Urkunde angemerkt und
ein weiterer beliebiger Zeuge beigezogen werden, der mit dem Pfarrer
oder dem Ordinarius des Ortes oder den beiden erwähnten Zeugen
unterzeichnet 2. Unter dem Pfarrer ist nicht bloß zu verstehen der
rechtmälsige Vorstand einer kanonisch errichteten Pfarrei, sondern in
Gegenden ohne solche Pfarreien auch jeder Priester, dem in einem
umgrenzten Bezirk die Seelsorge anvertraut ist und der dem Pfarrer
gleichsteht^. In den Missionen, wo die Bezirke noch nicht voll-
ständig ausgesondert sind, ist dies jeder Priester, der vom Vorstand
der Mission durchweg zur Seelsorge auf einer Station aufgestellt ist^.
4. Wie andern Verträgen, so können auch den Verlöbnissen Be-
din.2;un2:en beio:efü2;t werden. Diese können sich beziehen auf Ver-
' Unt. d. Ordinarius loci ist z. verstehen auß. d. Papst d. Bischof, d. xA.postoliscue
Administrator od. Vikar, d. praelatus od. praefectus nullius cum territorio separato.
d. Generalvikar od. Offizial, d. Kapitularvikar, d. Administrator. — D. Pfarrer d.
Ortes muß nicht d. d. Domizils od. d. einmonatig. Aufenthalts sein. Da ab. n. d.
Dekr. „Ne temere" d. Ehe wo mögl. v, d. Pfarrer d. Braut geschlossen werden sollte,
gilt d. a. f. d. Sponsalien. -- E. Delegation gibt es nicht. — C. S. Ott'. 20. Febr.
1888; 20. April 1898. S. C. Conc. 28. März 1908, Nr 6 7 (Acta S. Sedis XLI
[1908] 288 f).
^ Daß es genügt, e. weiteren Zeugen beizuziehen, u. a. f. d. Fall, daß beide
Brautleute nicht schreiben können, nicht etwa zwei beizuziehen sind, sagt d. Dekret
deutlich. — Z. Sicherheit wird d. Pfarrer etwa a. e. Verlöbnisregister führen. I. d.
Diöz. Rottenb. kann dav. abgesehen werden (Kirchl, Amtsbl. 1908, Nr 8). — Üb.
gleichzeitige Unterschrift (unico contextu) u. Datum S. C. Conc. 27. Juli 1908, Nr 1 2
(Acta S. Sedis XLI [1908] 510 ffj. — D. Qualität d. Zeugen ist gleichgültig. S. C.
de diso. Sacr. 12. März 1910, Nr 4 (Acta Ap. Sedis II [1910] 192 ff).
* Solche d. kanonischen Pfarrer Gleichstehende sind : Sukkursalpfarrer, Pfarr-
verweser, Pfarrrektoren, Pfarrvikare. D. Kompetenz d. Militär-, Personal- u.
Anstaltspfarrer wird nicht d. d. Bezirk, sondern d. d. ihnen unterstehenden Personen
umschrieben. S. C. Conc. 1. Febr. 1908, Nr 7 9 10 (Acta S. Sedis XLI [1908] 108 ff).
* Nr I IL Acta S. Sedis XL (1907) 627. — M. Leitner, D. Verlobungs- u.
Eheschließungsform n. d. Dekret ,Ne temere"'^ (1910) 19 ff. A. Knecht. D. neuen
eherechtl. Dekrete (1909) 61 ff'. Wernz- Laurent i us . Jus decretalium IV 1
(1911), 134 ff.
104 ^^- Bucli. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abscliuitt. 2. Kap.: Die Ehe.
gangeiiheit oder Gegenwart oder Zukunft (condicio de praeterito, prae-
senti, futuro). Bei einer Bedingung de praeterito oder de praesenti
ist das Verlöbnis sofort gültig oder ungültig. Die zukünftigen Be-
dingungen können sein notwendige oder zufällige (condiciones neces-
sariae [certae], contingentes), mögliche oder unmögliche (c. possibiles,
impossibiles), ehrbare oder schändliche (c. licitae [honestae], illicitae
[turpes]), aufschiebende (c. suspensivae) oder auflösende (c. resolutivae).
Ein Verlöbnis mit einer notwendigen suspensiv gefaßten Bedingung
ist sofort gültig, mit einer notwendigen resolutiv gefaßten Bedingung
sofort ungültig. Unmögliche und schändliche Bedingungen lassen gar
kein Verlöbnis zu stände kommen nach dem Satz: „Pactum turpe vel
rei turpis aut impossibilis de jure vel de facto nullam obligationem
inducit" ^ Solange eine zulässige Bedingung schwebt, liegt zwar noch
kein perfektes Verlöbnis vor, aber es darf auch kein Teil eigen-
mächtig zurücktreten. Wohl aber können beide Teile auf die Be-
dingung verzichten. Einen solchen Verzicht sieht das kanonische Recht
in der stattgehabten copula carnalis^. Mit Eintritt der Suspensiv-
bedingung tritt das Verlöbnis ohne weiteres in Kraft. Bei Xichteintritt
derselben ist es so, als wäre das Verlöbnis nie geschlossen worden. Bei
einer Resolutivbedingung besteht das Verlöbnis, solange die Bedingung
schwebt. Verwirklicht sich die auflösende Bedingung, so ist von da
ab kein Verlöbnis und keine Wirkung desselben mehr vorhanden ^.
5. Gleich andern Verträgen können auch die Sponsalien mit einer
Frist oder Auflage abgeschlossen, mit einem Eid oder Unterpfand
bekräftigt werden. Unter einer Auflage (modus) versteht man eine
auf Grund Übereinkommens dem Verlöbnis beigefügte Bestimmung,
durch welche ein Teil zu einer gewissen Leistung verpflichtet wird.
Durch den Eid wird die Natur des Verlöbnisses nicht verändert, aber
seine Verbindlichkeit erhöht^. Die Sponsalien können auch bekräftigt
werden durch ein Unterpfand (Mahlschatz, arrha sponsalicia), welches
in der Regel vom Bräutigam der Braut gegeben wird mit der Be-
stimmung, daß bei unberechtigtem Rücktritt dasselbe verloren sein
solle 5. Unstatthaft aber ist die Festsetzung einer Konventionalstrafe
' C. 8, X de pactis I, 35.
'^ C. 6, X de condic. appos. IV, 'k
» Alt. Lit. üb. d. bedingt. Sponsal. b. Scherer, KR. II 128 2".
* Z. alt. Lit. vgl. Seh er er, KR. 11 125 ^c.
* C. 3 (Nikol. I. a. 866), C. XXX, q. 5. Subarrharc uxorem ist — desponsare
uxorem. C. 14 (Greg. I.?) 15 (.lulius I.?), C. XXVII, q. 2. D. arrha kann a.
beiderseits gegeben Averden, event. m. d. Bestimmung, dafi d, schuldige Teil d. v.
ihm gegebene Pfand u. d. erhaltene i. zwei- od. drei- od. imhrfach. Betrag vei-
lieren solle. Z. iilt. Lit. Scherer, KR. II 125 '^
§ 127. Das Verlöbnis. 105
für den mit oder ohne Grund zurückzutretenden Teil ^ Sind Braut-
geschenke (largitas s. dona sponsalicia, jocalicia) gegeben worden,
so kann gegen den schuldigen Teil auf Zurückgabe derselben geklagt
werden -.
6. Was die Wirkungen von kanonisch gültigen und perfekt ge-
wordenen Sponsalien betrifft, so sind die Verlobten rechtlich vor allem
verpflichtet zur gegenseitigen Verlöbnistreue (fides sponsalicia) ^. Die-
selbe wird verletzt durch verdächtigen oder geschlechtlichen Verkehr
eines Verlobten mit einer dritten Person, durch versuchten Abschluß
neuer Sponsalien und durch die unerlaubte Eingehung einer andern
Ehe. Sodann sind die Brautleute verpflichtet, die Ehe nach Ab-
machung und, wo eine solche nicht besteht, möglichst bald zu schließen^.
Weigert sich ein Teil dessen ohne Grund, so soll er vom kirchlichen
Richter zunächst ermahnt, weiterhin, namentlich nach stattgehabter
copula, mit Zensuren bedroht, schließlich auch mit solchen belegt
werden ^. Bleibt derselbe aber doch bei seiner Weigerung, so muß die
Zensur wieder aufgehoben und auf jeden weiteren Zwang verzichtet
werden, „cum libera debeant esse matrimonia . . . (et) coactiones
(hujusmodi) difficiles soleant exitus frequenter habere" ^. Immerhin
kann auf Schadloshaltung des unschuldigen Teiles erkannt werden'.
Die trotz anderweitigen Verlöbnisses eingegangene Ehe wäre in jedem
Fall gültig, aber unerlaubt. So bildet drittens das Verlöbnis ein
aufschiebendes Ehehindernis. Dagegen bewirkt viertens ein gültiges
Verlöbnis, daß jedes von einem Verlobten mit einer dritten Person
eingegangene Verlöbnis ungültig ist^. Fünftens entsteht aus Spon-
' C. 29, X h. t. IV, 1.
' L. 15 16 C. de donat. ante nuptias vel propter uupt. et de sponsal. V, 3.
Alt. Lit. b. Sc her er, KR. II 126 ^^
' A. geheimen Sponsalien ergeben s. seit d. Dekret ,Ne temere" nur noch
naturrechtl. od. sittl. Pflichten , ab. keine kirchenrechtl. Wirkungen. Daß sittl.
Verpflichtung eintritt, sollte u. E. nicht bestritten werden, wie es v. e. Reihe v.
Kommentatoren z, Dekret „Ne temere" geschieht. Vgl. M. Prümmer, Verpflich-
tung d. formlosen Eheverlöbnisse (Theol.-prakt. Qsch. LXVII [1914] 140 0"). Dies,
uns. Auffassung sind u. a: De Smet, De sponsalibus et matrimonio- (1910) 8 f.
Lehm kühl, Theol. raoral.'* II 484. F. Sc hau b, D. neuest. Bestimmungen a. d.
Gebiet d. kath. ERs (1911) 4. W c r n z - L a u r e n t i u s , Jus decretalium IV 1 (1911),
137 f.
* Weg. d. Gefahr d. Inkontinenz. ^ C. 10, X h. t. IV, 1.
•^ C. 17, X h. t. IV, 1. S. C. Conc. 27. Febr. 1836; 19. Sept. 1841. Lingen-
Reuß, Causae selectae Nr 516.
" S. C. Conc. 19. Sept. 1841 : 7. Juni 1856. L i n g e n - R e u ß a. a. 0, Nr 516 517.
* C. 22, X h. t. IV, 1. D. Eidschwur od. d. copula carnalis kann d. a. 8.
nichtigen zweiten Sponsalien keine Kraft geben. D. röm. Recht bestrafte e. doppeltes
lOG IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. S.Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
salien ein trennendes Eliehindernis in der Weise, daß kein Verlobter
mit den zum andern Verlobten im ersten Grade blutsverwandten Per-
sonen eine gültige Ehe schließen kann. Und dieses Ehehindernis
(impedimentum publicae honestatis) besteht noch fort, auch wenn das
Verlöbnis auf irgend welche Weise aufgehört hat ^
7. Aufgelöst werden Sponsalien ipso jure: durch Nichteintritt einer
Suspensivbedingung-, Eintritt einer Resolutivbedingung, Ablauf einer
bestimmten Frist ^, Tod eines Verlobten, Widerruf eines nunmehr ehe-
mündig Gewordenen, Eintritt eines trennenden oder aufschiebenden
Ehehindernisses, Abschluß einer anderweitigen gültigen Ehe**, Eintritt
in einen Orden ^, Empfang der höheren Weihen, päpstliche Dispens
und beiderseitigen freiwilligen Kücktritt^.
Es gibt aber auch einen berechtigten einseitigen Rücktritt (jus
repudii). So bei Bruch der Verlöbnistreue, Nichtbeachtung gemachter
Bedingungen, unbegründeter Verzögerung des Eheabschlusses, un-
motivierter Änderung des Domizils". Berechtigt ist der einseitige
Rücktritt auch dann, w^enn bei einem Verlobten solche Tatsachen zur
Kenntnis kommen oder Verhältnisse eintreten, daß man begründeter-
weise annehmen darf, das Verlöbnis würde nie zu stände gekommen
sein, wenn sie anfänglich bekannt oder vorhanden gewesen wären.
Dabei ist der Teil zum Rücktritt berechtigt, dessen Verhältnisse sich
nicht geändert haben. Diese Veränderungen können sich beziehen
auf das körperliche oder geistige Befinden, auf Vermögen, Stand,
Familie, auf die sittliche und religiöse Verfassung. Im einzelnen
werden als Gründe für den Rücktritt angesehen: ekelhafte oder an-
Verlöbnis m. Infamie (L. 1, D. de his qui notantur infam, lll, 2). d. kaii. m,
Kirchenbuße (c. 22 cit.).
» C. 4, X h. t. IV, 1. C. 4, X de desponsat. impub. IV, 2. C. un. in Vl'°
h. t. IV, 1. Trid. sess. XXIX de ref, matr. c. ?.. S. C. Conc. 23. April 1701.
Richter-.Schulte, Conc. Trid. p. 266, n. 104.
^ Nur ist z. beachten, daß hier tatsächlich keine perfekten Sponsalien existierten.
Z. alt. Lit. vgl. Sc her er, KR. 11 181 "^
3 C. 22, X h. t. IV, 1.
* C. 31, X h. t. IV, 1. Nicht d. Zivilehe. S. C. Conc. 24. Juli 1867. N. Auf-
hören d. Ehe lebt d. veraltete Verlöbnis nicht wieder a.
^ C. 7, X de convers. conjug. III, 32. N. Anschauung einiger erfolgt Auflösung
a. d. e. einfaches Gelübde d. Keuschheit. Seh er er, KR. II 133"'^. Weruz-
Laurentius, Jus decrctalium IV 1 (1911), 159 f. Immerhin erklärte d. S. C. Ep.
et Reg. 4. Juli 1877, daß d. d. professio vot. simpl., welche d. prof. rclig. voran-
zugehen hat, e. Verlohn, nicht aufgelöst wird. Vgl. unt. § 187, 3.
^ C. 2. X ii. t. IV. 1. .\. n. Eid u. copula carnalis.
' C. :>, X li. t. [V. 1. S. C. Conc 2. Okt. 172:i R ic h te r- Seh u 1 te a. a. 0.
p. 223, n. 20.
§ 127. Das Verlöbnis. 107
steckende Krankheit ^ Verstümmelung oder sonst auffallende Ent-
stellung 2, Geistesstörung 3, Verarmung, Verschwendung*. Trunk- und
Spielsucht, Verübung eines Verbrechens^, Gottlosigkeit. Ja es kann
gesagt werden, daß der einseitige Rücktritt berechtigt ist auf Grund
jeder Veränderung bei sich oder dem andern Teil, jeder besseren Ein-
sicht in die eigenen oder fremden Verhältnisse, die keine glückliche
Ehe versprechen, weil niemand zu einer unglücklichen Ehe gezwungen
werden soll^. Das Recht des einseitigen Rücktritts geht aber ver-
loren durch ausdrücklichen oder stillschweigenden Verzicht, wie letzterer
namentlich in der copula carnalis liegt. Dabei ist der Teil, durch
dessen Schuld ein Verlöbnis ipso facto aufgelöst wird oder für den
andern Berechtigung zum Rücktritt eintritt, zum Schadenersatz
verpflichtet.
8. Verlöbnisklagen konnten vor dem Dekret „Xe temere* vor den kirch-
hchen Eichter kommen, vreil es fraglich war, ob ein Verlöbnis bestand, so-
dann weil der eine Teil mit dem einseitigen Rücktritt des andern sich nicht
zufrieden geben wollte. Heute ist nur noch der letztere Fall rechtlich prak-
tisch "'. In specie kann besonders leicht eine Verlöbnisklage entstehen durch
Einsprache eines Verlobten gegen eine beabsichtigte anderweitige Ehe seitens
des andern Verlobten. Bei dem einseitigen Rücktritt hat der zurücktretende
Teil den genügenden Kündigungsgrund nachzuweisen ^. Bei Einsprache gegen
anderweitige Verehelichung wird der Pfarrer oder der kirchliche Eichter
(Bischof) zu Erfüllung, Eücktritt oder Ausgleich ermuntern. Wenn das nicht
gelingt, so wird das Ehegericht zwar den bisherigen Bestand des Verlöb-
nisses anerkennen, aber die anderweitige Ehe gestatten, nachdem die Spon-
salien wegen Gefahr unglücklicher Ehe als hinfällig erklärt worden sind.
Ein etwaiger Anspruch auf Entschädigung ist heute beim weltlichen Gericht
anzubringen ^
' C. 3, X de conjug. lepros. IV, 8.
« C. 25, X de jurejur. II, 24.
"' S. C. Conc. 14. Mai 1729. Rieht er-Schulte a. a. 0. p. 224, d. 26.
* S. C. Conc. 17. April 1728. Richter-Schulte a. a. 0. p. 224, n. 25.
^ S. C. Conc. 29. Mai 1852. Lingeu-Reufs, Causae selectae Nr 517. — Z.
alt. Lit. Seh er er, KR. II 134 8°.
« C. 10, X h t. IV, 1.
^ D. frühere kanon. Recht verlangte d. Intervention d. kirchl. Richters i. jedem
Fall. C. 5 7, X de desponsat. impub. IV, 2. Doch sollte a. n. d. Dekret „Ne temere"'
d. Auflösung d. kanon. Verlöbnisses v. d. Pfarrer irgend konstatiert werden.
« S. C. Conc. 28. Febr. 1738. Richter-Schulte a. a. 0. p. 223, n. 24.
^ Näheres namentl. üb. frühere A'erhältnisse : Bangen, De sponsalibus I 64 ff.
Rottenb. Ord.-Erl. v. 11. Nov. 1887. Pf äff, Gesetzeskunde 371 ff. ünt. d. an-
geführten Umständen wird selten päpstl. Dispens nötig werden. Leitner, Lehrb.
d. kath. ERs 2 336 f.
108 I^'- Buch. Die Veivs-altnng der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
S 128.
Das Brautexameii. Das Elieauf^ebot.
Decr. Grat. C. XXX, q. 5. Decr. Greg. IX. 1. IV, t. o de claudest. desponsat.
Alt. Lit. b.: Seh er er, KR. II 143. Sanchez 1. III, disp. 5 ff . — Üb. d.
Brautexaraen : Bangen. De sponsalibus IV 123 ff. Rituale Constantiense ... denuo
impress. cum licentia Josephi episc. Rottenb. (1863) 256 ff. Vgl. Pf äff, Gesetzes-
kunde 332 ff. J. Schmitz, D. dreifache Segen d. Ehe. Grundlage z. Brautex.,
1864. C. B. Her t lein, D. kirchl. ßrautex., 1883. L. H. Krick, D. Brautex..
1883. D. 2. Aufl. erschien unt. d. Titel: D. kirchl. Brautunterricht, 1893; ebenso
d. 3. Aufl. 1904. J. Forsch, D. prakt. Brautex.^. 1884. J. Lauterborn, D.
kii-chl. Brautex., 1887. J. Riedle, Sponsalienaufnahme usw. 2. 1895. W. Färber,
Kurzgefaßter Brautunterr.^, 1904. E. wichtiger Teil d. Brautunterr. (Pastor bonus
XVIl [1904 05] 360 ff 549 ff). D. Brautex. (Köln. Pastoralblatt 1906, 65 ff). J. Hößle,
D. Brautex.2, 1907. A. Hortmanns, D. Brautex., 1907. G. Sali er. E. Standes-
belehrung f. Brautleute, 1907. A. Nibler, Brautunterr.^ 1908. L. Glöckl, Braut-
unterr.5, 1909. P runer, Lehrb. d. Pastoraltheol. 2 II .392 ff'. Schüch-Polz,
Handb. d. Pastoraltheol.^^ 773 ff. — Üb. d. Eheaufgebot bzw. Domizil u. Quasi-
domizil: J. H eifert, Üb. d. Einfluß d. Domizils a. d. kirchl. Jurisdiktion (A. d.
KRswiss. V [1835] 19 ff). K. K. E. v. Moy. V. d. kirchl. Aufgebot d. Ehe (A. f.
k. KR. I [1857] 129 ff). J. M. Binder, V. kirchl. Aufgebot d. Ehe, 1857. Hofmann,
Üb. Domizil i. Hinsicht a. A^erkündigung u. Trauung (A. f. k. KR. II [1857] 546 ff).
D e r s. , Üb. d. Ort d. Eheaufgebots (Ebd. IV [1859] 391 ff). H. L ä m m e r , Urbans VIII.
Breve „Exponi Nobis' u. Bened. XIV. Konstitution .Paucis" (Ebd. XH [1864] 23 ff).
F. L aurin, Wesen u. Bedeutung d. Domiz. i. Rücksicht a. d. Eheschließ. (Ebd.
XXVI [1871] 165 ff). J. Schödrey, D. Domiz. b. Eheschließungen (Ebd. XXX
[1873] 3 ff). F. M. Schindler, D. Notwendigkeit u. d. Umstände d. Eheaufgebots.
1884. H. J. Schmitz, D. Zuständigkeit d. Pfarrers b. Proklamation u. Trauung
(A. f. k. KR. LXIV [1890] 233 ff). A. Boudinhon, Quelques reflexions sur le
domicile et le quasidomicile (Canoniste cont. XXII [1899] 204 ft'). P. Fourneret,
Le domicile matrimonial, 1906. J.Ernst, Eheproklamationen betreft\ (Theol. -prakt.
Monatsschrift XVI [1906] 563 ff). P. Gast i Hon, Le quasidomicile dans le droit
matrimonial (Nouv. Rev. theol. XXXIX [1907] 513 ff). J. Alberti, De domicilio
ecclesiastico acquirendo et amittendo deque ejus effectibus relate ad leges, sacra-
menta etc., 190S.
I. Bei dem altchristlichen Gebrauch, das Ehevorhaben beim Bischof oder
bei der Kirche anzumelden \ war es leicht möglich, unerlaubte oder ungültige
Ehen zu verhindern. Nach Ausbildung des Pfarramts wurde in der Karolinger-
zeit den Pfarrern aufgetragen, sich hierüber zu vergewissern. Dabei sollten
sie sich der Hilfe ehrenwerter Männer bedienen -. Noch besser ließ sich der
Zweck erreichen, wenn, wie hernach in Frankreich, die beabsichtigte Verehe-
lichung der ganzen Gemeinde in der Kirche mitgeteilt wurde ^. Im Anschluß
daran schrieb das vierte Laterankonzil l'Jl.") unter schweren Strafen vor, daß
' Vgl. ob. S. 89.
' Capit. Caroli a. 802, c. :15. Ed. Boretius I 98.
» C. 27, X de .sponsal. IV, 1. C. 6. X de divort. IV. 1^.
§ 128. Das Brautexamen. Das Eheaiifgebot. 109
die beabsichtigte Ehe in der Pfarrkirche aufgeboten werden müsse ^ Nach-
folgende Partikularsynoden gaben noch nähere Bestimmungen. So forderten
sie vielfach dreimaliges Aufgebot (bannus, edictum, proclamatio, denuntiatio
sc. matrimonialis). Nicht aufgebotene Ehen aber wurden trotz sonstiger Öffent-
lichkeit als matrimonia clandestina bezeichnet-.
Demgemäi^ hat das Tridentinum verordnet, daß an drei auf-
einanderfolgenden dies festivi (Sonn- oder Festtage) in der Kirche
während der Messe von dem eigenen Pfarrer der Brautleute öffent-
lich bekannt gemacht werde, zwischen welchen Personen eine Ehe
eingegangen werden solle 2.
IL Entsprechend früheren Verordnungen hat der Pfarrer bzw. sein
Vertreter auch heute noch mit den Brautleuten eine vorgängige
Untersuchung darüber anzustellen, ob ihre Ehe den kirchlichen Ge-
setzen entspreche (Brautexamen) ^. Näherhin ist zu untersuchen, ob
sämtliche für eine erlaubte Eheschließung notwendigen Erfordernisse
vorhanden: ob die erforderlichen Dokumente, wie Geburts-, Tauf-^,
eventuell Toten-, Ledigscheiu, staatliche Heiratslizenz zur Stelle, ob
keine Ehehindernisse zu beseitigen, ob die Brautleute in den Grund-
wahrheiten des Christentums*^ unterrichtet seien. Auch sind dieselben
— eine sehr wichtige Sache — angemessen über ihre Standespflichten
zu unterweisen. Da nach dem Dekret „Xe temere", wo nicht gute
Gründe entschuldigen, der Pfarrer der Braut die Trauung vornehmen
soll, so wird ihm auch für die Regel die Vornahme des Brautexamens
zukommen '^. Es können also auch fernerhin partikularrechtliche Ver-
schiedenheiten hierin bestehen s.
» C. 51. Ist c. 3, X h. t. IV, 3.
« So i. Mainz (Kathohk 1905, II 157); i. Köln (J. Löhr, D.Verwaltung d.
köln. Großarchidiakonats Xanten [1909] 210 f; Vogt, ER.MSf). Siehe d. weiteren:
Schulte, Handb. d. kath. ERs 40 ff. Esmein, Le mariage en droit canonique
I 178 ff. Hinschius, KR. Y 206. Schnitzer, Kath. ER. 156.
5 Sess. XXIV de ref. matr. c. 1. Rit. Rom. tit. VII, c. 1, n. 7.
^ Rit. Rom. tit. VII, c. 1, n. 1. D. e. od. a. Punkt ist noch besser schon b.
kan. Verlöbnis z. erledigen.
^ S. C. de Sacr. 6. März 1911 (Acta Ap. Sechs III [1911] 102 f).
« Rit. Rom. a. a. 0. ßened. XIV., De syn. dioec. L VIII, c. 14, n. 3.
" Nr V, § 5 (Acta S. Sedis XL [1907] 528).
® Vielfach war bish. il. Pfarrer berechtigt, i. dessen Pfarrei d. künftigen Ehe-
leute z. wohnen beabsichtigen ; anderwärts d. trauende Pfarrer : noch anderwärts d.
Pfarrer d. Braut n. d. Satz : Ubi sponsa, ibi sponsaha. So i. d. Diöz. Rottenburg.
Ord.-Erl. v. 15. Febr. 1876. Vogt, Sammlung 761. Pfaff, Gesetzeskunde 831 ff.'
Üb. d. stattgehabte Brautexamen ist e. Protokoll i. d. Liber examinis sponsorum, i.
d. etwa vorgeschrieb, Trauungsrapulare (richtig Trauungsrapolare), einzutragen. —
Sehr eingehend handelt üb. d. Brautexamen Haring, KR. 404 ff.
110 IV. Jiucli. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
III. Nach dem Tridentinum ist die Proklamation vorzunehmen
„a proprio contrahentium parocho" ^. Damit ist der Ort der Proklama-
tion gegeben. Parochus proprins nämlicli ist der Pfarrer, in dessen
Pfarrei die Nupturienten oder einer derselben Domizil oder Quasi-
domizil haben.
Unter dem Domizil oder dem eigentlichen AVohnsitz (domicilium
verum) versteht man den Ort, an welchem sich jemand häuslich
niedergelassen hat (habitatio, incolatus) mit dem Willen, dort definitiv
zu bleiben (animus manendi)-. Trifft beides zusammen, so ist das
Domizil begründet, auch wenn der Aufenthalt ein erst ganz kurzer
ist, und geht nicht verloren, auch wenn es auf einige Zeit verlassen
wird, wenn nur die Absicht besteht, wieder zurückzukehren. Daraus
folgt, daß jemand auch mehrere Domizile haben kann 3. Das Quasi-
domizil oder der uneigentliche Wohnsitz wird wie für anderes, so auch
für den Eheabschluß dadurch begründet, daß jemand sich an einem
Orte niedergelassen hatte mit der Absicht, dort längere Zeit, näherhin
den größeren Teil des Jahres, zu verbleiben *. Ein Quasidomizil haben
also namentlich die Soldaten, Studierenden, Dienstboten und in ähn-
lichen Verhältnissen sich Befindenden. Diese Absicht wird wie für
anderes, so auch für den Eheabschluß nach römischer Praxis als vor-
handen angenommen, wenn der tatsächliche Aufenthalt bereits einen
Monat gedauert hatte ^. Bei den Schwierigkeiten, die sich bei der
heute so stark fluktuierenden Bevölkerung hieraus ergeben, ist sogar
für ganze Länder wie für große Städte erwirkt worden, daß das Quasi-
domizil zwecks gültigen Eheabschlusses schon durch einmonatigen
Aufenthalt erworben wird^. Das Dekret „Ne temere" bestimmt
» P. a Langonio, De parocho proprio (Acta S. Sedis XXXVlll [1905/06] 244 ff).
2 L. 203: 239, § 2, D. de V. S. L. 16. L. 7, C. de incolis etc. X, 39. Triltt
origo u. domicilium zusammen, so besteht e. originale.
^ L. 27, § 2, D. ad municip. et de incolis L. 1. C. 2 in VP° de sepult. III, 12.
D. römisch-rechtl. Siitze u. d. Bestimmungen modern. Gesetzbücher üb. d. gesetzliche
(notwendige) Domizil d. Personen, welche unt. d. Gewalt v. andern stehen, sind b.
d. kirchenrechtl. Bestimmungen üb. Dom. u. Quasidoni., d. it. d. tatsächl. Wohnen
beruhen, entbehrlich. Schorc^r, KR. II 151. Vgl. ab. Wer nz- Lau r en t i u s , Jus
decretalium IV 1 (1911), 187^^ 256 tt'.
' C. S. OflP. 7. Juni 1867; 2. Mai 1877: 15. Sept. 1898; 9. Nov. 1898 (A. f. k.
KR. LXXVIII [1898J 547 ff: LXXIX [1899] 546 f).
■' S. C. Conc. 9. Juli 1725. Richter-S chul te, Conc. Trid. p. 227, n. 42.
Bened. XIV., „Paucis" v. 19. März 1758. S. C. Conc. 3. April 1841. Richter-
Schulte a. a. 0. ).. 226, n. 37. S. C. Inq. 7. Juni 1867 (A. f. k. KR. LXXVIII
11898] 547 ff).
'' F. Amerika: S. C. Inq. 6. Mai 1886: f. Paris u. Berlin: .S. C. Conc. 20. Mai
1905 (Acta S. Sedis XXXVIIl [1905 06| 208 ff; XXXIX [190G| 245 ff).
§ 128. Das Brautexamen. Das Eheaufgebot. 111
allgemein , daß zuständiger Pfarrer für den erlaubten Eheabschluß
der Pfarrer des Domizils oder desjenigen Ortes sei, an dem sich einer
der Ehekontrahenten bereits einen Monat aufgehalten habe. Daraus
dürfte zu schließen sein, daß der betreffende Pfarrer auch für die
Proklamation zuständig ist^ Diejenigen Personen, welche weder ein
Domizil noch ein Quasidomizil bzw. einmonatigen Aufenthalt haben
sind Vagi, vagabundi^.
Haben nun die Brautleute ihr Domizil oder Quasidomizil bzw.
einmonatigen Aufenthalt in der gleichen Pfarrei, so werden sie nur
in dieser proklamiert. Gehören sie verschiedenen Pfarreien an, so
hat das Aufgebot in beiden zu geschehen. Wenn eines der Brautleute
oder beide ein Domizil und Quasidomizil bzw. einmonatigen Aufenthalt
oder mehrere Domizile haben, so sind sie an allen diesen Orten zu
verkünden. Filialisten sind in der Pfarr- und Filialkirche aufzubieten,
wenn in der Filiale regelmäßiger sonntäglicher Gottesdienst statt-
findet^. Wenn die Brautleute ihr Domizil oder Quasidomizil bzw.
einmonatigen Aufenthalt aufgeben und sich bereits einen Monat an
einem andern Ort niedergelassen haben, so sind sie rechtlich nur an
diesem zu proklamieren. Wenn aber der Aufenthalt an dem neuen
Ort erst ein kurzer ist, so sind sie aus gutem Grunde auch noch
am früheren Orte zu proklamieren. Im einzelnen entscheidet hierüber
das partikulare Recht*. Den Ehen der vagi im strengen Sinn kann
der Pfarrer des Ortes, wo sie sich gerade auflialten, nicht ohne
bischöfliche Erlaubnis assistieren. Der Bischof hat auch "zu bestimmen,
wie weit Proklamation stattzufinden hat. In der Regel geschieht das
' Nr V, § 2 (Acta S. Sedis XL [1907] 528). S. C. Conc. 28. März 1908, Nr 5
(Ebd. XLI [1908] 288 f). Haring, KR. 414 2. Laurentius, Institutiones jur.
eccles. 3 (1914) 482. Es fehlt ab. nicht a. gewichtig. Stimmen dafür, daß d. d.
Dekret „Ne temere" a. d. Bestimmungen üb. Domizil u. Quasidomizil hinsichtl, d. Pro-
klamation nichts geändert sei. A. B 0 u d i n h 0 n , La publication des bans et le decret
,Ne temere" (Rev. du clerge fran^. LVII [1909] 353 ff). De Smet, De sponsalibus
et matrimonio^ 39 2. Wernz-Laurentius, Jus decretalium IV 1 (1911), 180.
^ Unt. d. vagi sind z. unterscheiden jene, d. es nur vorübergehend, u. jene, d.
es bleibend sind. Letztere sind vagi, vagabundi i. strengen Sinn. S. C. Conc.
12. März 1910, Nr 5 (Acta Ap. Sedis II [1910] 193 ff). — Üb. Domizil usw.
vgl. a. : Sanchez 1. III, disp. 23 ff : Esmein, Le mariage en droit canonique
II 177 ff.
' I. großen Stadtpfarreien, innerhalb deren s. Filialkirchen befinden, genügt d.
Proklamation i. letzteren. S. C. Conc. 23. Febr. 1901. [Zunächst f. d. Erzdiöz. Köln;
ab. doch a. sonst. Vogt, ER/'' 33.]
* S. C. Conc. 29. Jan. 1864. C. S. Off. 29. Aug. 1890 (A. f. k. KR. LXV [1891]
335 ff). VgL z. B. Rottenb. Ord.-Erl. v. 31. Okt. 1871. Vogt, Sammlung 167 ff.
Pfaff. Gesetzeskunde 344 ff.
112 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
an dem gegenwärtigen Aufenthaltsort und etwa noch am Ort der
Geburt 1.
Die Zeit betreffend hat das Aufgebot an drei aufeinanderfolgenden
Sonn- oder gebotenen Feiertagen während des vormittägigen Gottes-
dienstes zu geschehen. Doch kann dasselbe mit bischöflicher Er-
laubnis auch an abgeschafften Feiertagen und beim nachmittägigen
Gottesdienst erfolgen. Es soll aber die Kirche in beiden Fällen ordent-
lich besucht sein 2. Partikularrechtlich ist auch bestimmt, dafa nicht
an zwei unmittelbar aufeinanderfolgenden Tagen proklamiert wird^.
Gemeinrechtlich steht nichts im Wege, daß noch am Tage der letzten
Verkündigung die Trauung stattfindet. Doch ist das bisweilen auch
partikularrechtlich untersagt ^. Anderseits soll mit der Trauung nicht
zu lange gewartet werden, sonst müssen die Proklamationen wieder-
holt werden. Den Zeitpunkt für Neuproklamation anzugeben, ist
Sache des Bischofs^.
Um den Zweck der Verkündigung möglichst zu erreichen, soll die
im Verkündbuch einzuschreibende Form der Sache entsprechen. An-
zugeben ist Tauf- und Geschlechtsname der Brautleute, ihr Stand, der
Name der Eltern, Geburts- oder Wohnort, ob ledig oder verwitwet.
Im letzteren Fall ist bei der Braut der Name des früheren Gatten zu
bemerken ^. Dagegen muß alles wegbleiben, was die Verlobten kränken
oder die Würde der Sache schädigen könnte. Bei Mischehen darf die
^ Tricl. sess. XXIV de ref. matr. c. 7. Rit. Rom. t. VlI, c. 1, n. 6. D. Bischof
kann d. Pfarrer z. Abnahme d. juramentum de statu libero delegieren. S. C. Inq.
8. Aug. 1900. E. solcher Eid niimlich vrird i. d. Regel abzunehmen sein. Daran
hat d. Dekret „Ne temere" nichts geändert. S. C. Conc. 1. Febr. 1908, Nr 11
(Acta S. Sedis XLI [1908] 109 tt). W e r n z - L a u r e n t i u s , Jus decretalium IV 1
(1911), 178 f.
2 S. C. Conc. 25. Okt. ir)86; 17. Juni 1780. Richter-Sch ulte, Conc. Trid.
p. 225, n. 29; p. 226, n. 30.
3 Z. B. Rottenb. Ord.-Erl. v. 31. Okt. 1871. Vogt, Sammlung 170. Ff äff,
Gesetzeskunde 350. Daselbst ist wie i. andern Diözesen d. Proklamation a. "Weih-
nachten, Ostern, Pfingsten verboten. — B. d. Verzögerung d. Gottesdienstes d. viele
Proklamationen ist es erklär]., daß z. B. f. Paris i. Pfarreien m. mehr als 10 000
Seelen Proklamation d. Anschlag erlaubt ist. S. C. Conc. 28. März 1908 (Acta
S. Sedis XU [1908] 246 ft).
* Namentlich wenn nur e. Verkündigung stattfaiul.
'' D. Rit. Rom. statuiert zwei Monate, überläl.'it jedoch d. Bischof anderweitige
Verfügung. Tit. \'II, c. 1, n. 11. D. Fristen schwanken zw. sechs Wochen u. sechs
Monaten (vier Monate i. d. Diöz. Rottenb. Vogt a. a. 0. 171. Pfaff a. a. 0. 350.
Ord.-Frl. v. 12. April 1913 (Kirchl. Amtsbl. 1913, Nr 9).
'• Rit. Rom. t. VII. c. 1, n. 13. Doch ist a. d. Herkommen /,. beachten.
§ 128. Das Brautexamen. Das Eheaufgebot. 1X3
Konfession des akatholischen Teiles nicht genannt werden ^ Endlich
ist anzugeben, wievielmal bereits verkündet worden und ob etwa
Dispens von weiteren Proklamationen gegeben sei oder werde, sowie
aufzufordern zur Angabe bewußter Ehehindernisse.
Wer immer um ein Ehehindernis weiß, hat entsprechend der
Wichtigkeit der Sache die schwere Pflicht, dem zuständigen Pfarrer
davon Anzeige zu machen-. Dieser wird dann der Sachlage ent-
sprechend handeln, je nachdem die Anzeige glaubwürdig oder zweifel-
haft oder unglaubwürdig, das Hindernis dispensabel oder indispensabel
ist^. Frei von der Anzeigepflicht sind jene, welche in Ausübung ihres
Amtes oder Berufes von dem Hindernis Kenntnis erhielten, wie Beicht-
väter, Ärzte, Hebammen: ferner jene, welche aus der Anzeige für sich
oder ihre Angehörigen schwere Nachteile zu befürchten haben, endlich
etwa jene, die sich keinen Erfolg von ihrer Anzeige versprechen
können, ihrer Sache nicht sicher sind oder wissen, daß die Brautleute
das Hindernis bereits selbst geoffenbart haben. Wer die Proklamation
vorübergehen läßt, ohne die schuldige Anzeige zu machen, braucht
nachher nicht mehr gehört zu werden, außer er beweise, daß er am
Vorbringen gehindert war, oder er bekräftige eidlich, daß er erst
später das Hindernis erfahren habe *. Das Pfarramt, welches durch
Sponsalienscheine andere Pfarrämter zur Mitproklamation zu veran-
lassen hatte, hat von diesen eine Rückäußerung darüber zu erwarten,
daß verkündigt worden und was das Resultat hiervon gewesen sei
(Verkünd-, Ledigschein, litterae testimoniales s, dimissoriales) ^.
Die teilweise Unterlassung der Proklamation ist vom Bischof arbiträr
zu ahnden. Die völlige Unterlassung derselben aber macht die Ehe zu
einer klandestinen und ist mit gesetzlichen Strafen bedroht. Die Ehe-
leute sollen wie die Zeugen vom Bischof arbiträr bestraft werden.
Sodann sollen sie, wenn sich nachher ein auch bisher unbekanntes
Hindernis ergibt, keine Dispens erhalten, nicht als Putativeheleute
und ihre Kinder nicht als ehelich gelten. Der schuldbare Pfarrer aber
* Instr. Greg. XVI. ad episc. Bavar. v. 12. Sept. 1834.
' C. 27, X de sponsal. IV, 1. C. 13, X de desponsat. impub. IV, 2. C. 3, X
h. t. IV, 3. Beruht d. Hindernis a. e. Verbrechen, so sollen d. Brautleute zunächst
selbst z. Erfüllung ihr. Pflicht ermahnt werden. Wenn d. Mahnung erfolglos wäre,
wäre Anzeige z. machen.
' Eventuell müßte d, Denunzianten od. d. Nupturienten e. Eid auferlegt werden.
* C. 6, X qui matrim. accus, possunt IV, '18.
* Scherer, KR. II 149^", bezeichnet es als ziemlich lax, wenn i. d. Diöz.
Rottenburg erlaubt sei, ohne Vorlage d. fremden, v. weiter her z, erwartenden Ver-
kündigungsscheins z. trauen, da anzunehmen, daß b. Anständen e. telegraph. Mel-
dung erfolgt wäre. Siehe: Vogt, Sammlung 171; Pfatf, Gesetzeskunde 353.
SägmüUer, Lehrbuch des kathol. Kirchenrecbts. II. 3. Aufl. 8
114 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
ist mit dreijähriger suspensio ab officio zu bestrafen ^ Ungültig sind
aber solche klandestine Ehen nicht.
So großen Nachdruck auch die Kirche auf die Proklamation legt, so
hat doch das Tridentinum dem Bischof gestattet, aus guten Gründen
von derselben ganz oder teilweise zu dispensieren 2. Diese Befugnis
steht auch den Prälaten mit Quasiepiskopalgewalt, sowie dem General-
und Kapitularvikar zu 3. Gehören die Brautleute verschiedenen Diö-
zesen an, so genügt nach der weitaus probableren Meinung die Dispens
des Bischofs, wo die Eheschließung stattfindet*. Zur Dispens von
einem Aufgebot ist eine causa justa, von zweien eine causa gravis,
von allen eine causa urgentissima gefordert ^. Als Gründe, aus welchen
in mehr oder weniger umfassender Weise dispensiert werden kann,
ja muß, lassen sich anführen : Befürchtung, die Ehe möchte böswillig
hintertrieben werden ^ oder die Brautleute möchten sich bei Verzögerung
versündigen, sodann große Beschämung der Nupturienten bei hohem
Alter oder bei großer Alters- sowie Standesdifferenz, ferner Not-
wendigkeit einer baldigen Eheschließung bei Nähe der geschlossenen
Zeit oder impraegnatio sponsae oder baldiger Abreise des Bräutigams,
endlich jeder beträchtliche zeitliche oder geistliche Nutzen oder Schaden,
der aus der Gewährung oder Versagung der Dispens erwachsen kann.
Gar nicht proklamiert wird bei fürstlichen Personen. Außerdem muß
von sämtlichen Aufgeboten abgesehen werden bei Ke- oder richtiger
Konvalidation einer Ehe, bei einer Ehe, die bisher den Schein einer
solchen trug, aber ein Konkubinat war, bei Ehe auf dem Todbett
behufs Legitimation der Hinterbliebenen. Wo immer aber von allen
Aufgeboten abgesehen w^erden muß, w^ird von den Brautleuten auf
Anordnung des Bischofs in der Regel eine eidliche Versicherung ge-
' C. 3, X h. t. IV, 3. Trid. sess. XXIV de ref. matr. c. 5. Ben ed. XIV.,
De syn. dioec. 1. XII, c. 5, n. 4 ; c. 6, n. 2.
2 Sess. XXIV de ref. matr. c. 1. Rit. Rom. t. VII, c. 1, n. 9.
ä D. Bischof kann d. Fakultät a. d. Dekan u. Pfarrer f. e. od. zwei Proklama-
tionen überlassen. So dispensiert i. d. Diöz. Rottenburg d. Dekan v. zwei Proklama-
tionen, d. Pfarrer, v. e. Vogt a. a. 0. 270. Pfaff a a. 0. 34«. Ord.-Erl. v. 12. April
1913 (Kirchl. Amtsbl. 1913, Nr 9).
* F. d. gegenteil. Ansicht spricht freil. S. C. Conc. 29. April 1606. B. d. Ein-
heitlichkeit d. Ehekontrakts ab. ist unt. Berufung a. Alfons v. Liguori u. Gasparri
f. obige Meinung L e li m k u h 1 , Thcol. moral." 11495. Vielfacli haben a. d. Bischöfe
unt. s. e. Übereinkommen getroffen, daß d. Ordinarius d. Trauungsortes dispen-
sieren solle. •
"> X. f. k. KR. LXXXIX (1909) 738 f.
'' Trid. sess XXIV de ref. matr. c, I verlangt i. solch. Fall nachträgl. Prokla-
mation. So a. Rit. Rom. t. VII, c. 1, n. 9. Es wurde ab. nicht gebriiuchl.
§ 129. Die Eheschließung. 115
fordert, daß ihnen von einem Ehehindernis nichts bekannt sei (jura-
mentum de statu libero sive integritatis) ^
Ein letzter Fall, in dem keine Proklamation stattfindet, ist die
Gewissensehe (matrimonium conscientiae, secretum, occultum). Aus
den dringendsten Gründen nämlich kann der Bischof, eventuell auch
unter Abforderung eines juramentum de statu libero gestatten, daß
die Ehe eingegangen werde in der Form Rechtens, aber sonst in aller
Heimlichkeit, in der Kirche bei geschlossenen Türen oder an einem
andern Ort. Eine solche Ehe wird auch nicht in das gewöhnliche
Trauungsbuch eingetragen, sondern auf Grund einer vom betreffenden
Pfarrer überschickten Urkunde in ein in der bischöflichen Kanzlei
aufzubewahrendes Eheregister. Dort sind auch die Taufen der Kinder
zu vermerken. Auf diese Weise soll der Bestand der Ehe und die
Legitimität der Kinder, wenn notwendig, bewiesen werden können ^
solange die Eheleute die Geheimhaltung ihrer Ehe wünschen 2.
§ 129.
Die Eheschließung.
Decr. Grat. C. XXX, q. 5. Decr, Greg. IX. 1. IV, t. 3 de clandest. desponsat.
Z. Gesch. d. Eheschließ, b. z. Tridentinum: A. J. B i nter im , D. vorzügl. Denk-
würdigkeiten d. kath. Kirche VI 1 (1830), 385 ff. E. Meier, Jus, quod de forma
ineundi matrim. valet, quomodo ex pristina juris condicione profectum sit, 1856.
P. F. Stalin, D. Lehre v. d. Form d. Eheschließ, n. d. kirchl. R vor d. Abfass.
d. Gratian. Dekrets, 1864. D. einschläg. Schriften v. Friedberg, S o h m,
Scheurl, Dieckhoff siehe ob. §§ 125 126, wo noch weitere Lit. Löning,
Gesch. d. deutsch. KRs II 569 ff. F. Wyß, D. Eheschließ, i. ihr. geschichtl.
Entwickl. n. d. Rechten d. Schweiz (Z. f. Schweiz R. XX [1878] 85 ff). F. Thaner,
Venezian. Fürsprecher (Z. f. KR. XVI [1881] 209 ff). E. R. Bierling, Kleine
Beiträge z. Lehre üb. Eheschließ, u. Trauung (Ebd. 288 ff). K. Lehmann, Ver-
lobung u. Hochzeit u. d. nord.-german. Rechten d. früher. MAs, 1882. J. Ficker,
Üb. d. Entstehungsverhältnisse d. Exceptiones leg. Romanorum (Mitt. d. Inst. f. österr.
Gfschg, Ergänzgsbd II [18^6] 71 ff). Ders. , Üb. nähere Verwandtschaft zw. gotisch-
spanisch, u. norwegisch-isländisch. Recht (Ebd. 455 ff). E. Sehling, D. Unterschei-
dung d. Verlohn, i. kanon. Recht, 1887. Ders., D. Summen d. Paucapalea u.
Steph. V. Tournai sowie d. Sentenzen d. Rolandus u. ihr Eheschließungsrecht (D. Z.
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eo droit rom. et en droit fran9., 1887. Freisen, Gesch. d. kanon. ERs 91 ö".
Ders., Nordisches kirchl. Eheschließungsrecht i. MA. (A. f. k. KU. LXXVII [1898J
485 ff). Ders., D. kath. Ritualbücher d. nordisch. Kirche u. ihre Bedeutung f. d.
»Bangen, De sponsalibus 11 60 f. Rottenb. Ord.-Erl. v. 12. April 1913
(Kirchl. Amtsbl. 1913, Nr 9). Vgl. ob. S. 112, A. 1.
* Ben ed. XIV., „Satis vobis" v. 17. Nov. 1741. Richter-Schulte, Conc.
Trid. 546 ff. Esmein, Le mariage en droit canonique II 198 ff.
8* .
11(3 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
german. Rsgschte (Beyerle, Deutschrechtl. Beiträge [1909] 135 ff). H.Schu-
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1898. J. B. Fe rr er es, El impedimento de clandestinidad, 1903. R. Bassibey,
De la clandestinite dans le mariage, 1904. Giobbio, Lezioni di diplomazia ecclesia-
.stica III 249 ff. Wern z - Lauren tius, Jus decretalium IV 1 (1911), 198 ff. —
Z. „Ne temere" u. „Provida" (u. v. d. vielen Art. i. Zeitschriften abzusehen) u. a. :
K. Bosch, D. Reform d. kirchl. Eheschließungsrechts d. Papstes Pius X., 1907.
.1. B. Haring, D. neue Ehedekret, 1907. F. X. Heiner, D. neue Verlöbnis- u.
Eheschließungsrecht i. d. kath. K., 1908. A. Seh möger, Form d. Ehekonsens-
erklärung u. Verlöbnisse n. d. röm. Dekret ,,Ne fernere" v. 2. Aug. 1907, 1908
J. Karst, Kommentar z. d Dekret üb. d. Form d. Verlohn, u. d. Eheschließung
v. 2. Aug. 1907', 1908. F.Speiser, D. kirchl. Form d. Verlohn, u. d. Ehe-
abschlusses n. d. Dekret „Ne temere" usw., 1908. Gennari (Kard.), Breve com-
mento della nuova legge sugli sponsali e sul matrimonio*, 1908. B. Ojetti, In
jus Antopianum et Pianum ex decreto „Ne temere" S. C. Conc. 2. Aug. 1907 de
forma celebrationis sponsal. et matrim. commentarii, 1908. G. Detzel, Kurze
ßystem. Erklärung d. Dekrete „Ne temere" u. „Provida" v. 2. Aug. 1907 u. 18. Jan,
§ 129. Die Eheschließung. 117
1906, 1908. A. Arndt, D. Eheschließung n. neuest. R., 1908. J. de Becker,
Legislatio nova de forma substantiali quoad sponsal. et matrim. catholicorum, 1909.
A. V. di Pauli, Kommentar z. Dekret „Ne temere** m. besond. Berücksichtigung
d. österr. Ehegesetzgebung, 1909. A. G. Arendt, Analysis theologico-canonica
decreti „Ne temere" de sponsal. et de matrim., 1909. A. Knecht, D. neu. ehe-
rechtl. Dekrete ,Ne temere" v. 2. Aug. 1907 u. „Provida" v. 18. Jan. 1906, 7. u.
8. Taus., 1909. M. Leitner, D. Verlobungs- u. Eheschließungsform n. d. Dekret
,Ne temere"' u. d. Konstitution „Provida" ^, 1910. F. CappeUo, Nuova legis-
lazione canonica circa gli sponsali ed il matrimonio ^ 1910. K. Kiefer, Nova
decreta de sponsal. et matrim., 1910. H. Noldin, Decretum de sponsal. et matrim. ^
1911. L. Choupin, Les fian^ailles et le mariage 2, 1911. J. B. Ferreres, Los
esponsales y el matrimonio segiin la novisima disciplina^ 1911. F. Schaub, D.
neuest. Bestimmungen a. d. Gebiete d. kath. ERs, 1911. L. Wouters, Commen-
tarius in decretum „Ne temere" ad usum scholarum ■•, 1912. A. Boudinhon, Le
raariage et les fian^ailles ^ 1912. A. Vermeersch, De forma sponsal. ac matrim.
post decretum ^Ne temere" ^, 1912.
I. Entsprechend den religiösen Handlungen, von welchen die Ehe der
besseren Form bei den Juden, Griechen und Römern umgeben war S wurde
dieselbe auch bei den Christen von Anfang an mit kirchlichen Feierlichkeiten
umgeben. Das Ehevorhaben sollte beim Bisehof bzw. Priester (Pfarrer) an-
gemeldet und die Ehe von diesem eingesegnet w^erden -. Diese altchristliche pro-
fessio apud ecclesiam und die kirchliche Einsegnung forderte auch Karl d. Gr. ^
Wie sehr aber auch die Kirche die Eingehung der Ehe unter ihrer Mit-
wirkung wünschte, so hat sie doch deren Gültigkeit nicht hiervon abhängig
gemacht. Als eheschließend betrachtete sie vielmehr, wie das römische Recht,
allein den Konsens der Brautleute *. Dagegen hat in der griechischen Kirche
Kaiser Leo der* Philosoph durch eine Novelle vom Jahre 893 die kirchliche
Einsegnung der Ehe zur Bedingung für deren Gültigkeit gemacht ^
Wie die Kirche sich gegenüber dem römischen Eherecht äußerst nach-
giebig erwies, so auch gegenüber dem germanischen, um es allmählich zu
verchristlichen. Nach deutschem Recht, das übrigens keineswegs durchweg
ein gleiches war, bestand zunächst Brautkauf®. Dieser schwächte sich ab zu
einem Kauf der Rechtsgewalt (mundium) über die künftige Frau von deren
Muntwalt. Die Eheschließung war also die Übergabe der Munt seitens des
> Z. Lit. vgl. ob. S. 81, A. 2 u. 3.
- Vgl. ob. S. 89. TertulL, Ad uxorera l II, c. 8. E. Reihe weit. Stellen
b. Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr. 727 ff 739 ff. Üb. d. velatio nuptialis d. Braut:
F. Probst, D. ältest. römisch. Sakramentarien u. Ordines (1892) 128 ff.
» Vgl. ob. S. 108.
* C. 2 (NicoL L a. 866), C. XXX, q. 2. Ob. S. 80 83.
^ Zhishman, D. ER. d. oriental. Kirche 158 f. J. Schnitzer, D.Trauung
i. d. griech.-schismat. Kirche (Kultur II [1900] 102 ff). G.Ferrari, Diritto matri-
moniale secondo le Novelle di Leone il Filosofo (Byzant. Z. XVIIl [1909] 159 ff).
K. Lübeck, D. Eheschließung i. d. orthod.-griech. Kirche ( Wissenschaf tl. Beilage
2. Germania 1912, Nr 20 ff).
® D. Brautkauf hat s. a. d. Frauenraub entwickelt.
118 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
Muntwaltes und Zahlung des Kaufpreises dafür seitens des Bräutigams. Ihr
ging als wesentlich voraus ein Vertrag, die Verlobung ^ Im weiteren Verlauf
aber trat das mundium zurück und der auch schon bisher nicht ganz irrelevante
Wille der Braut in den Vordergrund. Die Zustimmung der Braut wurde
entscheidend, nicht mehr der Erwerb der Munt. So hatte sich auch das
deutsche Recht dem römisch-kirchlichen Rechtssatz anbequemt: Consensus
facit nuptias. Immerhin hielt man an der Tradition der Braut durch den
Muntwalt oder einen Stellvertreter fest. Die Trauung, soweit sie ein welt-
liches Geschäft war, geschah auf einem freien Platz vor der Kirche, in facie
ecclesiae. Hierauf nahm der Pfarrer den Brautleuten vor der Kirchtüre (Braut-
türe) den Konsens ab und weihte den Brautring, den der Bräutigam der Braut
ansteckte -. Danach wurden die Neuvermählten in die Kirche eingeführt und
empfingen während der Messe den Brautsegen und die Kommunion. Daran
schloß sich Mahl und Beilager der Eheleute^.
Doch ist die kirchliche Eheschließung durchaus nicht allgemein üblich
geworden, so sehr auch die Synoden darauf drangen. Vielmehr genügte vielen
der bloße irgend formlos kundgegebene Konsens *. Aber mit diesen matri-
monia clandestina waren die schwersten Übelstände verbunden. Leicht wurden
vorhandene Ehehindernisse übersehen. Unschwer konnte auch der Bestand
der Ehe geleugnet und dementgegen schwer bewiesen werden, wenn die Ehe-
leute sich trennten, oder ein Teil eine neue Ehe einging oder ins Kloster trat
oder die höheren Weihen nahm ^ Unter diesen Umständen war der Wunsch
nach Abhilfe ein allgemeiner. In einer gewissen Übereinstimmung mit den Forde-
rungen französischer und spanischer Prälaten verlangten auch die Oratoren des
' Sohm behauptete geg. Friedberg, daß d. Verlobung schon d. Eheschließung
war. Ab. sicher unrichtig. A. kürzesten u. besten orientiert hierüb. Fr ie db erg,
Lehrb. d. KRs ^ 475 ff. Verlobung, Dotierung u kirchl. Trauung verlangten a. d.
Päpste i. Interesse d. Rechtsbeständigkeit d. deutschen Ehen. C. 4 (Leo I. a. ?),
C. XXX, q. 5. C. 4 (Nicol. I. a. 863), C. XXXL q. 2.
^ Falsch ist es, d. Priester durchweg a. d. Stelle d. zurücktretenden Vormundes
(So hm) od. Fürsprechers (Fried berg) treten z. lassen. D. kirchl. Mitwirkung
ging v. Anfang a. nebenher. Was ursprüngl. Vormund u. Fürsprecher getan, kam
i. wesentl. i. d. Hände d. Brautleute.
^ A. Hanauer, Coutumes matrimoniales au moyen-äge, 1892. Schnitzer,
Kath. ER. 153 f. F. Falk, D. Ehe a. Ausgang d. MAs (1908) 1 ff . Hauck,
Kgschte Deutschi. V 1^ (1911), 369 f. Z. Ganzen vgl. a. Schröder, Lehrb. d.
deutsch. Rsgschte^ (1907) 69 ff 309 ff 753 ff.
* Schulte, Handb. d. kath. ERs 42 ff. Schnitzer a. a. 0. 154ff.
^ E. Einblick i. diese schlimmen Verhältnisse gewährt u. a. F. Frensdorff,
E. Urteilsbuch d. geistl. Gerichts z. Augsburg a. d. 14. Jhdt (Z. f. KR. X [1871]
1 ff). A. Czerny, A. d. geistl. Geschäftsleben i. Oberösterreich i. 15. Jhdt, 1882.
J. Löhr, D. Verwaltung d. kölnischen Großarchidiakonats Xanten a. Ausgang d.
MAr (1909) 213 ff. Vgl. a.: Westdeutsche Z. f. Gesch. u. Kunst Vll 35 ff ; Annalen
d Hist. Vereins f. d. Niederrhein LXV 151 ff; Esmoin, Lc mariage en droit
canonique I 189 ff; II 127 f; Wem z - Laur e nt i u s, Jus decretalium IV 1 (1911),
279 ff.
§ 129. Die Eheschließung. 119
französischen Königs auf dem Tridentinum, daß die Gültigkeit der Ehe von
deren öffentlicher Eingehung bzw. der Zustimmung des Vaters abhängig ge-
macht werden solle. Allein es erhoben sich schwere Bedenken hiergegen, weniger
weil die formlosen Ehen trotz ihrer Mängel immer für gültig gehalten worden
waren, als weil man glaubte, die Kirche könne an der Form der Ehe-
schließung keine wesentliche Änderung treffen, da Form und Materie der
Sakramente durch göttliche Einsetzung bestimmt seien. Schließlich aber er-
klärte das Konzil in einem disziplinaren Dekret die Brautleute für unfähig,
anders als in der von ihm vorgeschriebenen Weise eine Ehe zu schließen
(„ad sie contrahendum omnino inhabiles reddit"), irritierte also näherhin den
Ehevertrag und dadurch, unbeschadet der Form und Materie, das Ehe-
sakrament K Eine gegen das Dekret versuchte Ehe war keine Ehe, nicht
einmal ein Eheverlöbnis ^. Und die Kontrahenten waren samt den Mit-
schuldigen, Pfarrer und Zeugen, vom Bischof arbiträr zu bestrafen ^
II. Näherhin lautete das tridentinische Ehedekret in seinen Hauptstellen,
von denen es Tametsi- oder Qui-aliter-Dekret heißt, also: „Tametsi dubitandum
non est, clandestina matrimonia, libero contrahentium consensu facta, rata
et Vera esse matrimonia, quamdiu ecclesia ea irrita non fecit . . . : nihilominus
sancta Dei ecclesia ex justissimis causis illa semper detestata est atque
prohibuit. . . . Qui aliter, quam praesente parocho vel alio sacerdote de
ipsius parochi seu ordinarii licentia et duobus vel tribus testibus matrimonium
contrahere attentabunt, eos sancta synodus ad sie contrahendum omnino
inhabiles reddit et hujusmodi contractus irritos et nullos esse decernit. . . .
Ke vero haec tam salubria praecepta quemquam lateant, ordinariis omnibus
praecipit, ut cum primum potuerint, curent hoc decretum populo publicari
ac explicari in singulis suarum dioecesum parochialibus ecclesiis idque in
primo anno quam saepissime fiat, deinde vero quoties expedire viderint.
Decernit insuper, ut hujusmodi decretum in unaquaque parochia suum robur
post triginta dies habere incipiat a die primae publicationis in eadem parochia
factae numerandos."
Damit also das tridentinische Dekret an einem bestimmten Orte galt,
war nötig, daß es vor dreißig Tagen in vorschriftsmäßiger Weise publiziert
worden war. Es mußte publiziert sein materiell, d. h, nach seinem Inhalt,
' Sess. XXIV de ref. matr. c. 1. Üb. d. Verhandlungen v. 5. Febr. b. 11. Nov.
1563: Theiner, Acta genuina Conc. Trid. I 694; II 314 ff. Ehses-Merkle,
Concilium Tridentinum, Index s. v. Matrimonium. — Pallavicini, Storia del
Conc. d. Trento 1. XXII, c. 1 ff. Sarpi, Storia del Conc. di Trento (Ed. Genev.
1629) 679 ff. — Anal. jur. pontif. II (1857) 1861 ff. A. f. k. KR. II (1857) 449 ff.
Priedberg, D. Recht d. Eheschi. 107 ft'. Salis, D. Publikation a. trident. Rechts
d. Eheschi. 9 ff. Maurer, D. rechtl. Natur d. trident. Matrimonialdekrets (Z. f.
KR. XXII [1889] 97ff). Esmein a. a. 0. I 137 ff. Wem z-Laurentius a. a. 0.
IV 1 (1911), 207 ff.
' S. C. Conc. 1573 1587 1589; 1. Juni 1595.
» Sess. XXIV de ref. matr. c. 1.
120 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap : Die Ehe.
sodann formell, d. i. als Dekret des Tridentinums oder mindestens des Aposto-
lischen Stuhles und nicht etwa nur des Bischofs oder einer Partikularsynode K
Weiterhin mußte es verkündigt sein auf Veranlassung des Bischofs ^, in den
einzelnen Pfarrkirchen der Diözese^, in der Landessprache*. Nicht genügte
daher eine Verkündigung in der Kathedrale, auf der Diözesansynode, im
kirchlichen Amtsblatte. Die Publikation konnte auch geschehen in Pfarreien
im weniger strengen Sinne, so in Missionspfarreien '\ Eine Veränderung in
der Pfarrei hatte keinen Einfluß auf die Geltung des Dekrets in deren Um-
fang ^ Ob das Dekret an einem bestimmten Orte verpflichtete, entschied
sich einzig durch die Tatsache der Publikation '. Ob dasselbe auch durch
Observanz an einem Orte Geltung erhalten konnte, ist kontrovers; aber
die Frage ist doch wohl zu verneinen. Das Tridentinum wollte ganz be-
stimmt Publikation in dem von ihm ausgeführten Modus, nicht aber Einfüh-
rung durch Observanz. Wurde jedoch das Dekret als Erlaß des Tridenti-
nums an einem Orte seit längerer Zeit beobachtet, so begründete das
1 S. C. Conc. 2. Dez. 1628; 2. Dez. 1634. Bened. XIV., De syn. dioec. 1. XII,
C.5, n. 7ff. Wernz-Laurentius, Jus decretalium IV 1 (1911), 214 ^°^ So
genügte es a. z. Einführung d. Dekrets, wenn es i. d. alljährlich i. d. Pfarrkirchen
d. Diöz. Rottenburg z. verlesenden Eheunterricht hieß : ^Die Kirche hat angeordnet,
daß diejenigen Personen , welche miteinander i. d. Ehestand treten wollen , ihre
gegenseitige Willenserklärung z. ehel. Zusammenleben v. ihrem eigen., rechtmäß.
Pfarrer u. i. Gegenwart v. wenigst, zwei Zeugen abzugeben haben." Vogt, Samm-
lung 148.
2 N. d. Wortlaut d. Dekrets brauchte d. Bischof daz. keine päpstl. Ermächtigung.
Wernz i. A. f. k. KR. LXIII (1890) 155 f. Wernz-Laurentius a. a. 0. IV
1 (1911), 213 3^
3 S. C. Conc. 2. März 1580.
* S. C. Conc. 30. März 1669. Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 291, n. 162.
Konnten d. Gläubigen lesen, so genügte d. Anschlag (A. f. k. KR. LXIII [1890] 160).
=• S. C. Inq. 14. Nov. 1883.
<= S. C. Conc. 19. Jan. 1889. N. Dekret ders. Kongregation v. 23. Nov. 1898
bedurfte es, wenn i. e. Diöz. d. Tametsidekret publiziert worden war, keiner neuen
Verkündigung i. Pfarreien, welche innerhalb d. Grenzen derselben errichtet worden
waren. Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 1 (1911), 212»^
' Verzeichnisse d. Länder, i. welchen d. Verkündigung stattfand, b. : Perron e,
De matr. christ. II 255 fl"; Zitelli, Apparatus jur. eccles. 394 ft'; Leinz, Ehe-
vorschrift 80 ff 92 fi"; J 0 d e r , Formulaire matrimonial 316 ff. F. d. Gebiet d. Deutsch.
Reiches: Leitner, D. Verlobungs- u. Eheschließungsform ^ 78 ff". Ders., Lehrb.
d. kath. ERs« 322 ff. Üb. Publik, i. einz. Diözesen: Z. Publik, d. Trident. Ehedekrots
(i. Mainz) (Katholik 1883, II 551 ff). F. Falk, Wann wurde d. Trient. Ehedekr.
^Tametsi" i. d. Erzdiözese Mainz rechtsgültig verkündigt? (Ebd. 1903, I 168 fl).
A. L.Veit, D. Trient. Ehedekr. „Tanietsi" u. S.Promulgation i. d. Erzstift Mainz
(Ebd. 1903, II 141 ff). Ders., Z. Gesch. d. Caput Tametsi i. d. alt. Erzdiöz. Mainz
(Ebd. 1008, II 196 ff). Ders., Kirchl. Reformbestiebungen i. ehemal. Erzstift
Mainz unt. Erzbischof .loh. Philipp v. Schönborn (1647—1673) (1910) 76. Vogt,
ER. 3 47 \
§ 129. Die Eheschließung. 121
immerhin eine Präsumtion für die Publikation und damit für die Verbind-
lichkeit desselben \
Nicht aber galt das Dekret, wo es nie publiziert worden war, oder zwar
publiziert, aber nicht rezipiert wurde, oder nach Rezeption wieder ganz außer
Übung gekommen war 2. Auch dann galt dasselbe nicht, wenn es wegen
Mangels des Pfarrers oder dessen kompetenten Stellvertreters oder wegen
großer Schwierigkeit, den Pfarrer anzugehen, unmöglich befolgt werden konnte.
Hier aber mußte der Konsens wenigstens vor zwei Zeugen abgegeben werden
und sollten sich die Eheleute später ihrem ordentlichen Seelsorger als solche
vorstellen ^. Außerdem hatte das Dekret keine Geltung in jenen Gegenden, in
welchen es kraft päpstlicher Deklaration keine Anwendung fand, oder in
welchen der Papst Dispens davon gegeben hatte. So erklärte Benedikt XIY.
unter dem 4. November 1741 die in den holländischen Generalstaaten von
Akatholiken unter sich und mit Katholiken „Tridentina forma non servata"
geschlossenen Ehen für gültig, wogegen die Katholiken nach wie vor an die
tridentinische Form gebunden blieben *. Diese Erklärung '" (Benedictina sc.
declaratio) wurde nachher auch auf andere Gebiete mit ähnlichen Verhält-
' S. C. Conc. 26. Sept. 1602 ; 2. Dez. 1634 (R i c h t e r - S c h u 1 1 e a. a. 0. p. 313,
n. 9); 80. März 1669 (Ebd. p. 291, n. 162). Ben ed. XIV., De syn. dioec. 1. XII,
c. 5, n. 7. Gerlach-Schulte, Lehrb. d. kath. KRs 257 ff. Fleiner, D. trident.
Ehevorschrift 16 ff. Anders: K. Braun, Üb. d. Pubhkation d. trident. Ehedekr. d.
dess. observanzmäß. Beobachtung (A. f. k. KR. XXXVIII [1877] 161 ff; LXIII [1890]
157ff); Wernz ebd. LXIII (1890) 143ff; Wernz -Laur entius a. a. 0. IV 1
(1911), 216 ff. Diese sehen d. Observanz i. wesentl. a. als Pnblikationsmodus a.
Ab. Ausdrücke d. Kongregation wie: „publicatum vel observatum", „aut publicatum
aut observatum", „sive vi publicationis sive vi observantiae" wollen i. Übereinstimmung
m. d. andern Erklärungen nur besagen, daß d. Observanz e. Präsumtion f. d. tat-
sächl. Publikation bilde. Vgl. a. : Seh er er, KR. 11207 2^°. Esmein, Le mariage
en droit canonique II 191.
« Pius VII. V. 8. Okt. 1803. S. C. Inq. 6. Juli 1892. Nicht ab. seitens d.
Häretiker.
3 S. C. Conc. 19. Jan. 1605; 30. März 1669 (Richter-Schulte a. a. 0.
p. 227, n. 41; p. 291, n. 162). Pius VI. v. 28. Mai 1793; v. 5. Okt. 1793. D.
Kardinallegat Caprara 26. Mai 1803. S. C. Inq. 14. Nov. 1883. Ben ed. XIV.
a. a. 0. 1. XII, c. 5, n. 5. — Üb. d. Ehen Napoleons I. Schnitzer, Kath. ER.
646 ff. Geg. Gültigkeit d. ersten m. gewichtigen Gründen : Civiltä catt. 1903,
II 156 ff. J. Rinieri, Napoleone e Pio VII. (1804—1813) (1906) v. II, c. 26.
*Cavalchini, De matrimoniis inter haeret. et cathol. in foeder. Belgii pro-
vinciis, Rom. 1741. Ben ed. XIV. a. a. 0. 1. VI, c. 6, n. 7 ff. Schulte, Handb. d.
kath. ER. 235 ff. Richter-Schulte a. a. 0. 298 ff. Vgl. a. Esmein a. a. 0.
II 224 ff. Unt. d. Häretikern sind d. Akathohken gemeint. C. S. Off. 17. Nov.
1835; 6. April 1859.
* Als Erklärung, nicht als Dispens bezeichneten sie d. Päpste selbst ; so B e n e-
dikt XIV., Pius VII. Richter-Schulte a. a. 0. p. 554, § 17. Sie haben s.
ab. deren Ausdehnung ausdrücklich vorbehalten; so Pius VII. v. 23. April 1817;
Kutschker, ER. I 516 ff.
122 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 2. Kap. : Die Ehe.
nissen ausgedehnt'; so in Deutschland auf die Diözesen Breslau 2, Kulm',
auf die Stadt Ulm (?) * und das Herzogtum Cleve ^ Dispens für künftige
formlos geschlossene Mischehen wurde gewährt für die Diözese Köln, Trier,
Münster, Paderborn^, Gnesen-Posen ', Ermeland * und Limburg^. Dagegen
wurde die Bitte der Bischöfe der oberrheinischen Kirchenprovinz, die anderswo
bestehende Dispensation auch auf ihre Diözesen auszudehnen, abschlägig
beschieden '^
Was die Anwendung des Tametsidekrets betraf, so war zu beachten,
daß dasselbe eine lex localis et personalis war '^ Als lokales Gesetz in-
härierte es dem Orte, wo es verkündet war. Also hatten in erster Linie alle
Katholiken, die an dem Orte, wo es galt, die Ehe eingingen, dieselbe in der
tridentinischen Form zu schließen, auch wenn sie daselbst ihr Domizil und
Quasidomizil nicht hatten, sondern an einem nichttridentinischen Orte. Als
personales Gesetz sodann folgte es den Nupturienten. Wenn daher die Braut-
leute, die auf tridentinischem Boden ihr Domizil oder Quasidomizil hatten,
in fraudem legis sich an einen nichttridentinischen Ort begaben und dort,
ohne sich ein Domizil oder Quasidomizil erworben zu haben, die Ehe schlössen,
so war dieselbe ungültig. Wenn aber auch nur ein Teil sich am exemten
Ort ein Domizil oder Quasidomizil erworben hatte, so war die Ehe gültig,
auch wenn die Wanderung in fraudem legis geschah '^. Überhaupt hatte sich
^ E. Verzeichn. dies. Gebiete b. : Perrone, De matr. christ. II 268 ff; Zitelli,
Apparatus jur. eccles. 401ff; Leinz, Ehevorschrift 54ff: Knecht, D. neuen ehe-
rechtl. Dekrete 58; Leitner, D. Verlobungs- u. Eheschließungsform ^ 62 f.
2 Klem. XIII. V. 2L Febr. 1765 zunächst nur f. d. damalig. Umfang. Üb. weit.
Ausdehnung namentl. a. d. Delegaturbezirk Brandenburg u. Pommern 1882: Vering,
KR. 3 871^8; Lämmer, Institutionen 2 547 f.
3 Klem. XIV. v. 5. Mai 1774.
* Ebders. (?). Perrone a. a. 0. 269.
^ S. C. Conc. 15. Juni 1793.
^ Pius VIII., „Litteris altero abhinc" v. 25. März 1830. Instruktion d. Kard.
Albani v. 27. März 1830.
7 Gregor XVL v. 22. Mai 1841.
8 S. C. Inq. 80. Nov. 1853. ^ S. C. Inq. 15. März 1854.
'« S. C. Inq. 17. März 1865 (A. f. k. KR. XVII [1867] 325 ff). J. Weber,
D. kanon. Ehehindernisse n. d. gelt. gem. KR. ^ (1883) 341 ff. Wernz-Laurentius,
Jus decretalium IV 1 (1911), 227. — Seit 1. Juli 1890 galt d. Beuedictina od. rich-
tiger d. Dispens a. f. d. Bistum Basel (A. f. k. KR. LXXVIII [18981 177).
" „Legem Tridentinam localem et personalem esse in confesso est apud omnes."
C. S. Off. 14. Dez. 1859. Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 1 (1911), 241 ff.
»» Lrban VIII., ,Exponi Nobis" v. 14. Aug. 1627. Bened. XIV., „Paucis
abliinc" v. 19. März 1758. H.Lämmer, Urbans Vlll. Brcve „Exponi Nobis" usw.
(A. f. k. KR. XII [1864J 23 ff). S. C. Inq. 14. Dez. 1859; 7. Juni 1867. In fraudem
legis handelten d. Kontrahenten, wenn sie s. a. d. exemten Ort begaben allein od.
hauptsäclil. i. d. Absicht, u. dort d. Ehe zu schließen. Wenn ab. e. od. beide Teile
a. 0. and. (inind s. dortinn begaben, so war d. Ehe wolil gültig. M. Leitner,
Was heißt in fraudem legis Tridentinae (c. 1 de ref. matr.) handeln? (A. f. k. KR.
§ 129. Die Eheschließung. 123
gewohnheitsrechtlich der Satz herausgebildet, daß, wenn einer der Nupturienten
vom tridentinischen Gesetz frei war, dieser dem andern Teil um der Unteil-
barkeit des Ehekontraktes willen seine Freiheit mitteilte, wenn die Ehe am
exemten Ort eingegangen wurde ^
Was sodann die Ehen der Protestanten betraf, so kamen hier natürlich
auch nur jene protestantischen Ehen in Betracht, welche an Orten ein-
gegangen wurden, an welchen das Tridentinische Dekret Geltung hatte, wo es
also verkündigt und nicht etwa durch nachträgliche päpstliche Erklärung für
die Akatholiken außer Kraft gesetzt worden war^ An solchen tridentinischen
Orten waren prinzipiell alle von Getauften nicht in der tridentinischen Form
eingegangenen Ehen null und nichtig. Allein tatsächlich lagen die Dinge
doch wohl anders. Zwar läßt sich eine ausdrückliche Befreiung der Protestanten
vom Tametsidekret nicht nachweisen ^, vielmehr haben sich die römischen
Tribunale in einzelnen Fällen wiederholt für die Nichtigkeit protestantischer
und gemischter Ehen wegen Klandestinität ausgesprochen*; aber durch diese
Einzelurteile ist die Frage nicht allgemein gelöst. Das Tridentinum wollte
offenbar den Protestanten die Möglichkeit gültiger Eheabschließung trotz seines
Dekrets im weitesten Umfang belassen. Es bemerkte nämlich der gelehrte und
scharfsinnige Jesuit Lainez, daß durch unbeschränkte Gültigkeit des Ehe-
dekrets alle künftigen Ehen der Protestanten ungültig würden ^. Daraufhin
machte das Konzil in ganz singulärer Weise die Gültigkeit des Dekrets ab-
hängig von der Publikation in der einzelnen Pfarrei und vom Verlauf weiterer
dreißig Tage nach der Publikation. Von den protestantischen Ländern und
Pfarreien ^ ließ sich voraussetzen, daß das Dekret nicht werde publiziert
LXXI [1894] 54 ff). W. Arendt, De conjugio clandestine inito in loco exemto
a peregrinis, qui in patria decrelo Tridentino (cap. Tametsi) subiciuntur, 1900.
* K. Böckenhoff, D. Unteilbarkeit d. gegenseit. Vertrags u. ihre Bedeutung
f. d. ER. (A. f. k. KR. LXXX [1900] 469 ff). Ders., De individuitate matrimonii,
1901. Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 1 (1911), 47 fif. Dieser Lehre gegenüb.
macht Scher er geltend, daß a. d. Unteilbarkeit d. Ehekontrakts n. streng juridischer
Auffassung d. Gegenteil folgen würde (KR. II 209 fif). Allein daß d. Gewohnheit
e. anderes Recht s. gebildet hat, kann nicht bezweifelt werden.
* N. Knopp, Anwendbarkeit d. Vorschrift d. Konzils v, Trient üb. d. wesentl.
Form d. Eheschließ, a. Akatholiken, 1855. A. J. Uhrig, Z. Frage üb. d. Aus-
dehnung d. trident. Trauungsform a. d. prot. u. gem. Ehen, 1855. Knopp, Üb.
d. Wahre i. d. Schrift d. H. Dr Uhrig: „Z. Frage" usw., 1855. Uhrig, Sieg d.
Wahrheit i. d. Frage usw., 1855. H. J. Schmitz, D. klandest. Ehen i. d. ober-
rhein. Kirchenprovinz (A. f. k. KR. XVII [1S67] 315 ff).
' Solche nahmen ältere Kanonisten a, z. B. Pirhing, Jus can. 1. IV, t. 3,
n. 12. Vgl. Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 1 (1911), 94 >9».
* Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 291 ff, namentlich n. 173 174. CS.
Off. 24. Jan. 1858; 6. Juli 1892: 23. Nov. 1898. Scherer, KR. II 215 f. A. f.
k. KR. LXXVII (1907) 552 f. Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 1 (1911), 230.
" Pallavicini, Storia del Conc. di Trento 1. XXII, c. 4 8.
* Zwar will man sagen, d. Konzil kenne nicht protest. Pfarreien, sondern nur
solche Länder; ab. es spricht v. kath. Pfarreien. Damit ist der Gegensatz ge-
124 IV". Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 2. Kap. : Die Ehe.
werden. So wurden tatsächlich die Protestanten, die zur Zeit der Publikation
des Dekrets an einem Orte schon ihre Pfarrei hatten, durch dasselbe nicht
gebunden ^ Schwieriger war die Frage da, wo die Protestanten an triden-
tinischem Orte erst nachher eine Pfarrei begründeten -. Allein selbst in diesem
Falle durfte die Tendenz des Konzils, die Protestanten nach Möglichkeit dem
Dekret entrinnen zu lassen, betont werden ^ Und konnten denn überhaupt
die Protestanten an solchem Ort vor dem katholischen Pfarrer sich zum
Eheabschluß stellen?* Eher war das möglich, wo einzelne Protestanten in
katholischen Gemeinden lebten. Allein da war es anderseits dem katholischen
Geistlichen verboten, deren Eheerklärung entgegenzunehmen ^ Unter diesen
Umständen wurden solche protestantische Ehen vom Apostolischen Stuhle
dissimuliert, d. h. es wurde die Frage nach ihrer Gültigkeit oder Ungültigkeit
nur von Fall zu Fall behandelt. Auch die Bischöfe waren zu solcher
Dissimulation aufgefordert^. Am allerwenigsten durfte sich daher der einzelne
Geistliche ein Urteil erlauben ''. Zur Not konnte man auch eine Putativehe
annehmen ^.
Für die Mischehen ergab sich, da&, wo die klandestinen Ehen der Häre-
tiker gültig waren, es auch die formlos eingegangenen gemischten Ehen waren ^
geben, wie er a. historisch bestand u. i. viel, späteren röm. Entscheidungen be-
rücksichtigt wurde. R. Mittermüller, Z. Lehre v. Ehehindernis d. Klande-
stinität (A. f. k. KR. XLVII [1882] 109 ff). I. Silbernagl, Z. Interpretation
d. Trienter Konzildekrets „Tametsi" (Ebd. 216). Scherer, KR. II 218 2*3.
Schnitzer, Kath. ER. 167^. Wernz-Laurentius, Jus decretalium IV I
(1911), 237 1*6.
1 D. ist allgemein anerkannt. Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 1 (1911),
23P35 237 "^
2 D. umgekehrte Fall war, wenn e. kath. Pfarrei a. früher rein prot. Boden
entstand u. wenn d. Tametsidekret publiziert wurde. Hier wurden nur d. Katholiken
v. ihm betroffen. Pius VII. v. 27. Juni 1805. S. C. de Prop. Fide v. 17. Jan. 1817.
Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 1 (1911), 229»3i.
^ Vgl. freil. dageg. d. Entscheidungen S. 123, A. 4.
* D. Gewicht dies. Arguments anerkennt a. Perron e. De matr. christ. II 241.
^ S. C. Conc. 22. Juni 1624; 6. März 1694. Scher er, KR. II 217. Schnitzer,
Kath. ER. 164 3. Dageg. bemerkt Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 1 (1911),
234 '*^, daß wenigstens zwei Zeugen beigezogen werden konnten. Daß diese Un-
möglichkeit, s. V. d. kath. Pfarrer z. stellen, nicht ebenso f. d. Mischehen bestand,
liegt a. d. Hand.
6 S. C. Conc. 20. Aug. 1780 a. d. Bischof v. Rosenau i. Ungarn. Denzinger,
Enchiridion ^ Nr 1348 ff. Geg. z. weitgehende Dissimulation Wernz-Laurentius
a. a. 0. IV 1 (1911), 234'*^. V. e. ausnahmslosen Ungültigkeitserklärung war man
gerade i. Rom a. weitesten entfernt. Schcrer, KR. II 216 f. Schnitzer
a. a. 0. 171.
' S. C. Conc. 17. Aug. 1737. Rieht er- Seh ul te, Conc. Trid. 303. Eventuell
konnte ohne Wissen d. Eheleute u. sanatio in radice nachgesucht werden. Seh er er,
KR. 2182*«. Schnitzer a. a. 0. 172 f. » Scherer, KR. II 217.
" A. d. Insel Malta ab. waren n. neuer. Erklärungen d. formlosen Ehen d.
Akatholiken gültig, nicht ab. solche Mischehen. S. C. sup. negot. Eccles. extraord.
§ 129. Die Eheschließung. 125
Nach dem Tridentinum konnte eine gültige Ehe da, wo sein Ehedekret
galt, nur gültig geschlossen werden .praesente parocho vel alio sacerdote
de ipsius parochi seu ordinarii licentia'". Als Pfarrer galten hier auch alle
jene Geistlichen, welchen von der kirchlichen Behörde die selbständige Aus-
übung der Seelsorge über einen gewissen örtlich begrenzten Kreis oder be-
stimmte Personen für immer oder widerruflich übertragen war, also die
Missionspriester, die Desservants , die Pfarrprovisoren oder Pfarrverweser.
Nicht notwendig war, daß der Pfarrer Priester war K Nicht aber konnte
gültig assistieren der intrusus. Dagegen traute gültig derjenige, der tat-
sächlich nicht Pfarrer war, aber doch auf Grund eines Titels allgemein dafür
gehalten wurde (parochus putativus cum titulo colorato) -. Ebenso assistierte
gültig der suspendierte , interdizierte, exkommunizierte, irreguläre Pfarrer ^
nicht aber der abgesetzte, resignierte oder infolge öffentlicher Häresie seiner
Pfründe ipso jure verlustig gegangene Pfarrer.
Näherhin war die Ehe einzugehen vor dem parochus proprius der beiden
oder eines der beiden Brautleute, d. h. vor dem Pfarrer, in dessen Pfarrei
die Nupturienten Domizil oder Quasidomizil hatten oder als vagi sich gerade
aufhielten*. Gehörten die Brautleute also verschiedenen Pfarreien an oder
hatten sie verschiedene eigentliche oder uneigentliche Wohnsitze, so war
jeder ihrer Pfarrer berechtigt. Vielfach aber bestand die Praxis, daß zur
erlaubten Assistenz nur einer dieser mehreren Pfarrer, in der Regel jener
der Braut, kompetent war und daß dann jeder der andern von diesem
Dimissorien brauchte '". Zuständiger Pfarrer für jene Personen, die weder
Domizil noch Quasidomizil hatten, war jener, in dessen Pfarrei sie sich gerade
12. Jan. 1890. C. S. Off. 3. Juni 1892. — Üb. d. Eben d. Altkatholiken L aurin
i. d. Theol.-prakt. Qsch. XXXV (1882) 713 ff. — Üb. d. Ehen zw. Angehörigen d.
lat. u. griech. Kirche Lämmer i. A. f. k. KR. XI (1864) 363 ff u. Institutionen^
508*. — A. d. Vatic. beantragten Bischöfe, es möge künftighin nur als sündhaft
erklärt u. m. Zensuren bestraft werden, wenn nicht d. parochus proprius od. e. v.
diesem delegierter Priester d. Trauung vornehme, jedoch solle nicht mehr d. Gültig-
keit d. Ehe dav. abhängig sein : a. möge man b. d. zahlreichen Häretikern u.
Schismatikern v. d. Klandestinität absehen. Lämmer, Z. Kodif. d. kan Rs 141 ff.
Granderath-Kirch, Gesch. d. Vatik. Konz. I 442. I. d. Hauptsache entspricht
jetzt dies. Verlangen d. alsbald z. behand. Dekret „Ne temere' v. 2. Aug. 1907.
' D. Pfarrer funktionierte nur als Zeuge, wenn a. als testis auctorizabilis.
« S. C. Conc. 10. März 1770. R ichter- S chulte a. a. 0. p. 229, n. 51.
P. George, De parocho putativo, 1859.
^ Kober, D. Kirchenbann « (1863) 300 ff.
* Üb. Domizil u. Quasidomizil vgl ob. S. 110 ff. Weil d. Assistenz reine Zeugen-
tätigkeit war, so konnte sie d. Pfarrer a. außerh. seiner Pfarrei leisten Viele Mühe
gibt s.u. a. Boudinhon, Le mariage et les fian^ailles ' 23 ff, u. z. beweisen, daß
d. Tridentin. nicht d. parochus „proprius" verlangt habe. Es steht ab. doch aus-
drücklich i. Passus üb. d. Proklamation u. so i. Kopf d. Dekrets. Vgl. a. ob.
S. 110, A. 1.
* Ubi sponsa, ibi sponsalia. Coli. Lac. IV 518; V 841; VI 521.
126 IV". Buch, Die Verwaltung der KircKe. 2. Abschn. 2. Kap.: Die Ehe.
aufhielten. Bei den vagi im strengen Sinn konnte der betreffende Pfarrer
nur mit Erlaubnis des Bischofs assistieren '. Außer dem Pfarrer konnten
dem Eheabschluß gültig assistieren: der Papst für die ganze Kirche, der
Kardinal an seiner Titelkirche ^, der Legat in seinem Legationsbezirk, der
Bischof in seiner Diözese', der exemte Prälat mit jurisdictio quasiepiscopalis,
der Kapitularvikar und der Generalvikar \
Die Tätigkeit des Pfarrers beim Eheabschlufs war weder Weihe- noch
richterliche, sondern reine Zeugentätigkeit, wenn er auch qualifizierter Zeuge,
testis spectabilis ^ t. auctorizabilis ^, war. Immerhin wurde die Ehe erst durch
seine Anwesenheit rechtskräftig'. Gleichgültig war, ob der Pfarrer geladen
oder zufällig, gezwungen, überlistet oder freiwillig da war ^ Freilich genügte-
rein physische Gegenwart auch nicht ; der Pfarrer mußte wenigstens moralisch
gegenwärtig sein, d. h. die Eheerklärung zweier bestimmter Personen ver~
nommen und erfaßt haben ^. Daher war die Ehe auch gültig, wenn er die
Erklärung absichtlich nicht wahrnehmen wollte oder wenn er überlistet da-
gegen protestierte ^^.
Nach dem Tridentinum konnte die Ehe auch eingegangen werden vor
einem vom zuständigen Pfarrer oder Bischof zur Assistenz ermächtigten
Priester''. Solcher Delegation oder richtiger Deputation oder Substitution
bedurften nicht die vom Bischof für alle Pfarrverrichtungen und die ganze.
Seelsorge kommittierten Koadjutoren der Pfarrer'-; sicher aber alle andern
Hilfsgeistlichen, welche die Seelsorge innerhalb der vom Pfarrer zu be-
' Trid. sess. XXIV de ref. matr. c. 7. Vgl. ob. S. 111.
^ Anders Wernz- Laurent i us, Jus decretalium IV 1 (1911), 254'"^.
^ D. Erzbisch, i. d. Sprengein d. Suffraganbischöfe nur, wenn letztere d. Trauung
ohne Grund verweigerten u. Appellation erfolgte.
^ S. C. Conc. 4. Juli 1602; 7. Sept. 1776. R ich ter-Schult e a. a. 0.
p. 230, n. 56.
^ S. C. Conc. 31. Juli 1751. Ri chter-S eh ulte, Conc. Trid. p. 229, n. 49.
« Ben ed. XIV., De syn. dioec. 1. XIII, c. 23, n. 6.
" E. Antrag a. d. Trident. a. d. Anwesenheit entw. d. Pfarrers od. Notars od.
dreier Zeugen ging nicht durch. Th einer, Acta II 320 367.
^ Ben ed. XIV. a. a. 0. I. XIII, c. 23, n. 1.
^ .,. . . oorum mutuo consensu intellecto." Trid. sess. XXIV de ref. matr. c. 1.
Ric htcr -Seh ulte a. a. 0. p. 235, n. 65 66 67.
'° „. . . nisi tarnen affectasset non intelligere." Bencd. XIV. a. a. 0. I. XIII,
c. 23, n. 1. Rieh ter-Sch ulte a. a. 0. p. 235, n. 64. E. vermittelst Über-
raschung d. Pfarrers abgeschloss. Ehe wurde bezeichnet als mariage ii la Gaulniine.
" E. Deschanips, Des delögations pour Tassistancc au mariage (Canonisto
cont. XXIII [1900] 534ff). Wernz- Laurentius a. a. 0. IV 1 (1911), 267 ff
I). delegierto Priostor konnte s. a. i. e. Zensur befinden od. presbyter putativus
cum titulo colorato sein.
'^ Selbst d. facultas generalis administrandi oninia sacramenta genügte nicht.
S. C. Inq. 7. Sept. 1898 (A. f. k. KR. LXXIX [1899] 337 f). Anders noch Schnitzer,
Kath. ER. 18G» 189'.
§ 129. Die Eheschließung. 127
stimmenden Grenzen übten ^ Bei der in den großen Städten stark fluk-
tuierenden Bevölkerung taten die Stadtpfarrer gut daran, wenn sie sich und
ihre Hilfsgeistlichen gegenseitig allgemein zur Vornahme aller Trauungen
delegierten. Noch besser war es, wenn der Bischof den Pfarrern einer größeren
Stadt ein für allemal die Erlaubnis zur gültigen Trauung der in ihren Pfarreien
etwa nicht irgend domizilierten Gläubigen mit der Befugnis zur Subdelegation
erteilte^. Die Delegation konnte geschehen mündlich oder schriftich^, per-
sönlich oder durch einen Dritten, für einen einzelnen Fall oder für eine Reihe
von Fällen. Sie mußte vor der Trauung erfolgt sein. Eine bloß vermutete
Delegation war ungültig * ; ebenso eine nachträgliche Gutheißung. Ein die
Identität des Delegierten oder der Brautleute betreff^ender Irrtum berührte
die Gültigkeit der Delegation und damit die der Ehe ^ Bezüglich der
Endigung der Delegation und Subdelegation fanden die Grundsätze über die
Delegation überhaupt Anwendung^, obgleich hier eine Delegation im eigent-
lichen Sinne nicht vorlag ^
Endlich mußten nach dem Tridentinum außer dem Pfarrer noch zwei
oder drei Zeugen bei der Eheschließung gegenwärtig sein ; und zwar mußten
sie gleichzeitig mit dem Pfarrer da sein. Daher war eine sukzessive Kon-
senserklärung oder eine solche nur vor dem Pfarrer und einem Zeugen un-
gültig ^ Um wirklich Zeuge sein zu können und zu sein, mußten sie die
Eheerklärung wahrnehmen und konstatieren können. Gleichgültig aber war,
ob sie minderjährig oder großjährig, Männer oder Frauen, Kleriker oder
Laien , Verwandte der Nupturienten oder Unbekannte , Exkommunizierte,
Häretiker ^ oder Ungläubige waren. Ebenso war es auch indifferent, ob sie
geladen oder zufällig, freiwillig oder gezwungen da waren.
' G. Kreuzer, Kath, ER. 184, machte nicht unnötig darauf aufmerksam, daß
a. d. Kapläne d. Delegation bedurften.
■" A. f. k. KR. LXXVI (1896) 125 ff ; LXXVII (1897) 790 ff. S anti-Leitner,
Praelect. jur. can. ^ IV 151 ff. D. Bischof v. Münster delegierte einige Stadtpfarrer
f. weitere sechzig Tage z. Assistenz, wenn a. d. Brautleute ihr Domizil od. Quasi-
domizil i. d. betreff. Pfarrei aufgegeben hatten (A. f. k. KR. LXXIX [1899] 749 fj.
^ I. manch. Diözesen war telegraph. Delegation verboten. E. bloß stillschweigende
Delegation genügte nicht. S. C. Conc. 14. Dez. 1889.
* V. d. rein vermuteten Delegation war z. unterscheiden d. zweifelhafte.
Sprachen d. Ver.mutungen f. d. Existenz e. Delegation, dann konnte d. Ehe weg.
Klandestinität nicht f. ungültig erklärt werden. S. C. Conc. 1. Febr. 1868. Vgl.
ab. Theol.-prakt. Qsch. LXIV (1911) 126 ff. Dageg. : Acta Ap. Sedis III (1911) 284 ff.
^ S. C. Conc. 19. Sept. 1744 (Richter-Schulte a. a. 0. p. 230, n. 57);
22. Mai 1875. Mehr Detail üb. etwaige Eventualitäten b. : S c h e r e r , KR. II 205 ^^s .
Schnitzer a. a. 0. 185 ff.
« Vgl. Bd. I S. 281 ff.
' B. Delegation a. d. Pfarrer galt d. Befugnis z. Subdelegation als gewährt, da
sie hier nicht so fast persönlich war. Scherer, KR. II 205 '^^
» S. C. Conc. 14. Jan. 1673. S. C. de Prop. Fide 2. Juli 1827.
• D. Zeugen auszuwählen war Sache d. Brautleute. Sie sollten ab. wo möglich
katholisch sein. S. C. Conc. 29. Nov. 1672. C. S. Off. 19. Aug. 1891.
128 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 2. Kap. : Die Ehe.
Zuletzt schrieb das Tridentinum vor, daß der Pfarrer die Namen der
Eheleute und Zeugen, den Ort und Tag der Trauung in ein Eheregister ein-
trage, das sorgfältig aufbewahrt werden sollte ^
Der Pfarrer oder Priester, welcher nur mit einem Zeugen oder ohne
Zeugen der Eheschließung assistierte, sowie Zeugen und Brautleute, die solches
taten ohne den zuständigen Priester, sollten nach dem Tridentinum vom
Bischof arbiträr bestraft werden. Ebenso verfielen Geistliche, welche wissent-
lich unberechtigt eine Trauung oder Eheeinsegnung vornahmen, der suspensio
ab officio, bis sie vom Bischof des zur Trennung zuständigen Pfarrers ab-
solviert wurden ^.
III. Die tridentinische Eheschließungsform war im Laufe der Zeit,
wie aus dem Vorhergehenden leicht ersichtlich ist, mit vielen Miß-
ständen verknüpft. Pius X. gibt in dem alsbald näher zu behandelnden
Dekret ,,Ne temere" als solche ausdrücklich an: die Ungleichheit des
Rechtszustandes an tridentinischen und nichttridentinischen Orten
infolge der eigentümlichen Publikationsweise des Tametsidekrets ;
sodann die Fortdauer der alten Übelstände der klandestinen Ehe
da, wo das Dekret nicht publiziert war; weiter die Ungewißheit über
das Quasidomizil und den parochus proprius namentlich bei der
heute so stark fluktuierenden Bevölkerung; endlich war nicht der
geringste Mißstand — und dieser wird von Pius X. in der hernach
zu erklärenden Konstitution „Provida" angeführt — der, daß bezüg-
lich der Gültigkeit der gemischten und akatholischen Ehen viele Un-
sicherheit, Verwirrung und Härten bestanden; allenthalben wünsche
man Änderung^.
Aus diesen Gründen gab die S. Congregatio Concilii im Auftrag
Pius' X. im Dekret „Ne temere" vom 2. August 1907 durch Über-
sendung desselben an die Ortsordinarien unter prinzipiellem Festhalten
am Tametsidekret eine fast ganz neue Eheschließungsform für die
ganze lateinische Kirche mit Wirkung von Ostern 19. April 1908 ab
ohne rückwirkende Kraft ^.
Der Inhalt des Dekrets „Ne temere" ist:
' Sess. XXIV de ref. matr. c. 1.
2 Ebd. Daß d. v. Trid. angedrohten Strafen infolge d. Dekrets „Ne temere"
nicht antiquiert sind, Vogt, EK.' 712.
» Vgl. ob. S. 124, A. 9.
* Acta S. Sedis XL (1907) 525 ff". — D. Dekret gilt nicht a. f. d. Katholiken
d. Orient. Riten unt. s., wohl ah. f. Katholiken, d. ni. Angehörigen solch. Riten
s. verehlichon. S. C. Conc. 1. Febr. 1908, Nr 1—3 12; 28. März 1908. Nr 1 (Acta
S. Sedis XLl [1908] 108 ff" 287 f). Üb. Ausdehnung a. d. griech.-kath. Ruthenen i.
üalizien A. f. k. KR. XCil (1912) 484.
§ 129. Die Eheschließung. 129
Xr III. 1 Nur jene Ehen sind gültig, die abgeschlossen werden vor
dem Pfarrer 2 oder dem Ordinarius des Ortes ^ oder einem von einem
dieser beiden delegierten Priester und vor wenigstens zwei Zeugen-^
nach den folgenden Regeln oder Ausnahmen.
Nr IV. Der Pfarrer und der Ordinarius des Ortes assistieren
der Ehe gültig:
§ 1. von dem Tage der Besitzergreifung des Benefiziums oder
des Antritts des Amtes ^ an, vorausgesetzt, daß sie nicht durch ein
öffentliches Dekret namentlich exkommuniziert oder vom Amte sus-
pendiert sind;
§ 2. nur innerhalb der Grenzen ihres Bezirks ; in diesem aber
assistieren sie gültig nicht bloß den Ehen ihrer Untergebenen, sondern
auch der Nichtuntergebenen ;
§ 3. unter der Bedingung, daß sie eingeladen und gebeten worden
sind und weder aus Zwang noch aus schwerer Furcht den Konsens
der Nupturienten erforschen und entgegennehmen^.
Nr V. Der Pfarrer und der Ordinarius des Ortes assistieren der
Ehe erlaubt:
§ 1. wenn sie sich gesetzmäßig über den freien Stand der Kon-
trahenten unter Einhaltung der bestehenden Bestimmungen verge-
wissert haben ^;
* Nr I u. II handeln v. Verlöbnis. Siehe ob. S. 102 ff.
^ Üb. d. Pfarrer ob. S. 103. Üb. d, parochus putativus ob. S. 125. D.
Militär-, Garnisons-, Personalpfarrer usw. assistieren d. Ehen ihr. Untergebenen
überall gültig. S. C. Conc. 1. Febr. 1908, Nr 7—10 (Acta S. Sedis XLI [1908]
108 ff).
3 Üb. d. Ordinarius ob. S. 103.
* Üb. d. Qualität d. Zeugen ob. S. 127.
^ Kann e. Pfarrer, d. noch nicht investitiert, ab. i. sein, neuen Pfarrei amtiert,
e. Ehe gültig assistieren? (A. f. k. KR. LXXXVIII [1908] 768 f). 7a!] A. v. di Pauli,
Z. Interpretation d. Art. IV, § 1 „Ne temere" (Ebd. LXXXIX [1909] 75 ff). Ebd.
LXXXIX (1909) 327 f.
® E. invitatio et rogatio implicita genügt. S. C. Conc. 28. März 1908, Nr 4
»Acta S. Sedis XLI [1908] 288 ff). — A. da, wo d. Pfarrer nur passive Assistenz
leistet, hat er z. fragen. S. C. Conc. 27. Juli 1908, Nr 3 (Acta S. Sedis XLI [1908]
510 ff). Anders C. S. Off 21. Juni 1912 (Acta S. Sedis IV [1912] 443 f). Siehe
unt. § 149.
" (Vgl. ob. S. 111 f 125 f.) A. d. modus d. Erforschung d. Status liber besond.
d. Vagi ist nichts geändert. S. C. Conc. 1. Febr. 1908, Nr 11 (Acta S. Sedis XLI
[1908] 109 ff). S. C. de disc. Sacr. 6. März 1911 (Acta Ap. Sedis III [1911]
102 f).
SägmüUer. Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. U. 3. Aufl. 9
130 i^- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 2. Kap. : Die Ehe.
§ 2. wenn sie sich auch vergewissert haben über das Domizil oder
wenigstens über den einmonatigen Aufenthalt ^ eines der Kontrahenten
am Orte der Eheschließung.
J5 3. Fehlen diese Requisite, so bedürfen der Pfarrer und der
Ordinarius des Ortes, um erlaubt assistieren zu können, der Erlaubnis
des eigenen Pfarrers oder Ordinarius eines der Kontrahenten, den
Fall schwerer Not ausgenommen*'^.
§ 4. Was die vagi^ betrifft, so soll, den Notfall ausgenommen,
dem Pfarrer nicht erlaubt sein, deren Ehen zu assistieren, außer er
habe nach Berichterstattung an den Ordinarius oder den von diesem
delegierten Priester die Erlaubnis dazu erhalten.
§ 5. In jedem Fall soll als Regel gelten, daß die Ehe vor dem
Pfarrer der Braut geschlossen werde, wenn nicht ein rechtmäßiger
Grund entschuldigt.
Nr VI. Der Pfarrer und der Ordinarius des Ortes können einem
andern bestimmten und gewissen Priester die Erlaubnis geben, Ehen
innerhalb der Grenzen ihres Bezirks zu assistieren. Der Delegat muß
aber, um gültiger- und erlaubterweise zu assistieren, die Grenzen
seines Auftrags und die für den Pfarrer und den Ordinarius des Ortes
in Nr IV und V aufgestellten Regeln einhalten*.
Nr VII. Bei Todesgefahr kann, wenn der Pfarrer oder der Ordi-
narius des Ortes oder ein von einem dieser beiden delegierter Priester
nicht zu haben ist, zur Beruhigung des Gewissens und allenfalsiger
Legitimierung von Kindern eine Ehe gültig und erlaubt vor jedem
beliebigen Priester und zwei Zeugen geschlossen werdend
Nr VIII. Sollte in einer Gegend der Pfarrer oder der Ordinarius
des Ortes oder ein von ihnen delegierter Priester, vor welchem die
Eheschließung stattfinden könnte, nicht zu haben sein und dieser
Zustand schon einen Monat dauern, so kann die Ehe gültiger- und
erlaubterweise eingegangen werden durch die förmliche Konsensabgabe
vor zwei Zeugen ß.
' Nicht nötig ist Quasidomizil, d. f. d. Eheabschluß nicht mehr i. Betracht
kommt. S. C. Conc. 28. März lüOS, Nr 5 (Acta S. Sedis XLl [1908J 288 f). Vgl.
ob. S. 110 f.
2 D. Stadtpfarrer e. Stadt tun a. heute noch gut, s. gegenseitig d. Erlaubnis
z. Trauung z. geben. ' Üb. d. Begriff d. vagi vgl. ob. S. 111.
' ri). Delegation u. Subdelegation Bd I, S. 281 ff u. ob. S. 126 f. Betr. d. Hilfsgeistl.
ibt nichts geändert. S. C. Conc. 12. März 1910, Nr 6 (Acta Ap. Sedis II [1910] 193 ff;.
* Also a. V. d. namcntl. exkomni. u. d. suspend. Priester. Hierb. bestehen a.
a. unt. § 150 näber z. bemerkende Dispensfakultäten f. d. oheschließ. Priester.
« Nähere Erklärungen S. C. Conc. 27. Juli 1908, Nr 5 6; 12. März 1910,
Nr 1 2 3 (Acta S. Sedis XLl [1908] 310 f; Acta Ap. Sedis II [1910] 193 ff).
§ 129. Die Eheschließung. 131
Nr IX. § 1. Nach der Eheschließung soll der Pfarrer oder sein
Stellvertreter sogleich in das Eheregister eintragen die Namen der
Eheleute und der Zeugen, Ort und Tag des Eheabschlusses und
anderes nach Vorschrift des Rituales oder des Ordinarius, und das
auch, wenn ein vom Pfarrer oder Ordinarius delegierter Priester der
Eheschließung assistiert hat^.
§ 2. Außerdem soll auch der Pfarrer im Taufregister verzeichnen,
daß ein Ehegatte am betreffenden Tage in seiner Pfarrei die Ehe
geschlossen hat. Ist ein Gatte anderswo getauft worden, so soll der
Pfarrer den Eheabschluß, sei es direkt sei es durch die bischöfliche
Kurie, an den Pfarrer des Tauforts melden behufs Eintragung in das
Taufregister.
§ 3. So oft eine Ehe nach den Normen von Nr VII oder VIII
geschlossen wird, muß im ersten Fall der betreffende Priester, im
zweiten die Zeugen samt den Eheleuten besorgt sein, daß der Ehe-
abschluß so bald als möglich in die vorgeschriebenen Register ein-
getragen wird'^.
Nr X. Pfarrer, welche diese Vorschriften verletzen, sollen vom
Ordinarius nach Art und Schwere der Schuld bestraft werden. Über-
dies dürfen sie für eine entgegen der Vorschrift in Nr V, § 2 und 3
geleistete Assistenz keine Stolgebühr behalten, sondern haben sie dem
eigenen Pfarrer der Kontrahenten zu überschicken.
Nr XL § 1. An die vorstehenden Gesetze sind gebunden alle
in der katholischen Kirche Getauften und alle zu ihr von der Häresie
oder dem Schisma Übergetretenen (gleichviel ob diese oder jene später
von ihr wieder abgefallen sind 2), so oft sie unter sich ein Verlöbnis
oder eine Ehe eingehen.
§ 2. Für die genannten Katholiken gelten diese Gesetze auch
dann, wenn sie mit getauften oder ungetauften Akatholiken ein Ver-
löbnis oder eine Ehe schließen, selbst wenn sie Dispens vom impedi-
mentum mixtae religionis oder disparitatis cultus erhalten haben,
> S. C. Conc. 12. März 1910, Nr 9 (Acta Ap. Sedis II [1910] 193 ff).
' D. solche genaue Registrierung will Bigamie verhindert werden. Solches ist
u. so mehr ermöglicht, als man v. d. Nupturienten d. Taufschein z, fordern hat.
S. C. de disc. Sacr. 6. März 1911 (Acta Ap. Sedis III [1911] 102f). Ob. S. 109.
' N. S. C. Conc. 1. Febr. 1908, Nr 5 sind z. Einhaltung d. i. Dekret vorgeschrie-
benen Form verpflichtet d. Katholiken, welche z. e. häret. od. schism. Sekte über-
getreten od. n. ihr. Konversion z. kathol. Glauben später wieder v. diesem abgefallen
sind, a. wenn dies i. jugendl. u. kindl. Alter geschah. Acta S. Sedis XLI (1908)
108 fl\ AVenn Kinder akath. Eltern i. d. kath. Kirche getauft u. hernach akatho-
lisch od. glaubenslos erzogen wurden, so ist i. einz. Fall a. d. Apost. Stuhl z. re-
kurrieren. C. S. Off. 31. März 1911 (Acta Ap. Sedis IV [1911] 163 f).
9*
132 I^ • Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 2. Kap. : Die Ehe.
soweit nicht für einen besondern Ort oder eine einzelne Gegend vom
Heiligen Stuhl anders bestimmt ist'.
i^ 3. Die Akatholiken, die getauften wie die nichtgetauften, sind,
wenn sie unter sich eine Ehe schließen, nirgends zur Einhaltung der
katholischen Verlöbnis- oder Eheschließungsform verpflichtet.
IV. In Nr XI, § 2 des Dekrets „Ne temere" ist gesagt, daß die
in der katholischen Kirche Getauften an dieses Dekret auch dann
gebunden sind, wenn sie mit getauften oder ungetauften Akatholiken
ein Verlöbnis oder eine Ehe schließen, soweit nicht für einen besondern
Ort oder eine einzelne Gegend vom Heiligen Stuhl anders bestimmt
ist. Eine solche andere Bestimmung war durch Pius X. in der
Konstitution „Provida" vom 18. Januar 1906 für Deutschland ^ ge-
troffen worden. Dieses Dekret hob von Ostern 15. April 1906 an
den Unterschied von tridentinischen und nichttridentinischen Orten auf
und bestimm.te, daß alle rein katholischen Ehen in der tridentinischen
Form einzugehen seien ^. Sodann werden gemischte Ehen, d. h. Ehen
zwischen Katholiken und Häretikern oder Schismatikern auch ohne
die tridentinische Form ^ gültig, wenn auch nicht erlaubt geschlossen,
und diese Befreiung der gemischten Eheschließungen wirkt auch nach
rückwärts. Drittens sind alle christlichen Akatholiken — ebenfalls
mit rückwirkender Kraft — von der tridentinischen Form frei^.
^ Gilt a. f. d. Ehen d. Katholiken m. Angehörigen d. uniert. Orient. Kirchen.
S. C. Conc. 28. März 1908, Nr 1 (Acta S. Sedis XLI [1908] 287 ff).
'^ Acta S. Sedis XXXIX (1906) 81 ff. Unt. ^in universo hodierno imperio Gerraaniae"
sind wohl nicht a. d. deutschen Kolonien verstanden. Daß nur d. f. d. Deutsche
Reich i. d. Konstitution „Provida" gewährte Ausnahme u. nicht a. etwa andere,
wie d. Benedictina, weiter bestehen, sagt S. C. Conc. 1. Febr. 1908, Nr 4 (Acta
S. Sedis XLI [1908] 108 ff). D. Grund f. diesen Unterschied liege z. Teil darin,
daß f. Deutschland schon bisher viele Konzessionen bestanden : N. H i 1 1 i u g , D.
Reformen d. Papstes Pius' X. I (1909) 109 ff. Bosch, D. Reform usw. 49. — Dekret
d. C. de disc. Sacr. v. 19. Febr. u. 18. Juni 1909 dehnt d. Konstitution „Provida** i.
gleichen Sinne a. Ungarn i. s. ganz. Umfang a. (Acta Ap. Sedis 11 [1909] 516 f).
A. f. k. KR. LXXXVIII (1908) 763 f; LXXXIX (1909) 716 ff Nicht ab. wurde
d. Vergünstigung f. Rußland u. Polen gewährt; ebd. 724 f. Vgl. a. Canoniste cont.
XXXII (1909) 385 ff 580 ff. — F. Aufhebung d. Konstitution .Provida" Heiner
i. A. f. k. KR. LXXXVIII (1908) 480 ff. Entschieden dageg. : N. Hilling, D. Re-
formen d. Papstes Pius' X. (1909) 120 ff; U. Stutz, D. neueste Stand d. deutsch, j
Bischofswahlrechtes (1909) 100. (|
^ D. Dekret „Ne temere" ist i. d. trid. Form e. Modifikation eingetreten.
* Statt d. trident. kommt jetzt d. Form d. Dekrets „Ne temere" i, Betracht.
D. Vergünstigung gilt ab. als privil. localo u. personale nur f. Ehen i. Deutschi,
v. i. Deutschi, selbst Gebornen geschlossen. S. C. Conc. 28. März 1908, Nr 3
(Acta S. Sedis XLI [1908] 288 ff). Analog f. Ungarn.
' Z. Ganzen vgl. f. d. Diöz. Rotten!».: Kirchl. Amtsblatt 1908, Nr 5 6. Vgl.
a. A. f. k. KR. LXXXIX (1909) 542 ff
129. Die Eheschließung. 133
V. Vor der Trauung selber sollen nach Mahnung des Triden-
tinums die Brautleute die Sakramente der Buße und des Altars emp-
fangen. Und sollten die Nupturienten den Sakramentsempfang vor
der Trauung nicht für nötig erachten, so sollen sie sich wenigstens
auf die Konsumation der Ehe durch drei Tage vorher geschehene
Beicht und Kommunion vorbereitend In manchen Diözesen ist der
Sakramentsempfang ausdrücklich vorgeschrieben. Aber selbst in diesem
Falle dürfte die Trauung nicht versagt werden, falls beide oder ein
Teil die Erfüllung dieser Pflicht verweigerten 2. Wären jedoch die
Brautleute oder eines derselben ein öffentlicher Sünder oder ein Ex-
kommunizierter oder ein erklärter Freimaurer, so wäre an den Bischof
zu berichten, der nach bewährten Autoren das ihm Gutdünkende ver-
fügen wird 3.
An sich genügt es nach dem Tridentinum, daß die Ehe ein-
gegangen wird in Gegenwart des Pfarrers und zweier Zeugen : passive
Assistenz. Das Konzil will aber, daß der Pfarrer auch handelnd ein-
greife, daß er die Brautleute feierlich traue, kirchlich kopuliere:
aktive Assistenz (celebratio nuptiarum). Die katholischen Brautleute
haben ein Recht auf die kirchliche Trauung wie eine Pflicht dazu,
wie anderseits die Trauung ein Recht und eine Pflicht des betreffenden
Pfarrers ist'*.
Die Form der Trauung ist in der Regel durch das Diözesanrituale
näher vorgeschrieben^. Das Rituale Romanum ordnet in Überein-
stimmung mit dem Konzil von Trient nur an, daß die Kontrahenten
' Sess. XXIV de ref. matr. c. 1 („hortatur'').
^ S. C. Conc. 28. Mai 1852. A. f. k. KR. LX (1888) 246 ff. Rev. du clerge
fraiK?. L (1907) 745 ff.
' S. C. Off. 25. Mai 1897 faßt e. Reihe früh. Erlasse hierüb. zusammen (A.
f. k. KR. LXXVIIl [1898] 523 ff). Mehr üb. d. früher. Entscheidungen : Seh er er,
KR. 11 2393*; Schnitzer, Kath. ER. 222 2. Könnte d. Bischof nicht mehr an-
gegangen werden, so könnte dann getraut werden, wenn sonst große Nachteile f.
d. Priester od. d. Seelenheil d. Kontrahenten od. d. Gemeinde z. befürchten wären.
Decr. Poenit. V. 10. Dez. 1860. Vgl. noch Pfaff, Gesetzeskunde 412. Vgl. a. Acta
et decreta conc. plen. Americae latinae (1899) Nr 175. F. Stephinsky, Können
Konkubinarier, welche s. weigern, v. d. Trauung z. beichten u. z. kommunizieren,
z. Eheschließung zugelassen werden? (Köln. Pastoralblatt XLIII [1909] 144 ff ).
A. Lehmkuhl, Eheschließung o. Beicht u. Kommunion (Theol.-prakt. Qsch. LXIV
[1911] 811 ff). [Strenger!! P. Th. Ott, Darf d. Pfarrer e. öffentl. Sünder, welcher
nicht beichten will, trauen? (Pastor bonus XXIV [1911/12] 286 ff). [Milde !] K. Nega,
Verweigerung d. Sakramentsempfangs v. Eheabschluß (Theol.-prakt. Qsch. LXVI
[1913] 862 ff). [Milde!]
♦ S. C. de Prop. Fide 21. Juli 1841.
^Thalhofer-Eisenhofer, Handb. d. kath. Liturgik II 449 ff.
134 I^ • Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 2. Kap.: Die Ehe.
in der Kirche erscheinen sollen, daß der Pfarrer sie einzeln über ihren
Konsens befrage und dann „eorum mutuo consensu intellecto" spreche:
„Ego vos in matrimonium conjungo in nomine Patris et Filii et Spi-
ritus Sancti ; vel aliis utatur verbis juxta receptum uniuscujusque pro-
vinciae ritum" ^ Außerdem wünscht das Konzil sehr, daß, wenn am
betreffenden Orte noch andere lobenswerte Gewohnheiten und Zere-
monien gebräuchlich seien, dieselben beibehalten werden sollten 2.
Ebenso wünscht das Tridentinum, daß sich die Brautleute auch den
Brautsegen erteilen lassen ^. Von der Trauung (celebratio nuptiarum) ist
nämlich wohl zu unterscheiden die Einsegnung der Braut oder der Ehe
(benedictio nuptiarum). Darunter versteht man die drei Orationen, welche
in der Brautmesse (missa pro sponso et sponsa) über die Neuvermählten
verrichtet werden *. Dieser feierliche Segen ist geradezu ein Bestand-
teil der Brautmesse und darf keines von beiden ohne das andere
stattfinden; vielmehr darf der Brautsegen nur erteilt werden, wenn
die Brautmesse gelesen oder wenigstens kommemoriert wird ^, welche
zu diesem Zwecke sich großer Privilegien erfreut^. Anderseits darf
die Brautmesse nicht gehalten oder kommemoriert werden, wenn
die Erteilung des Brautsegens nicht stattfindet. Dieser aber wird
nicht erteilt, wenn die Braut Witwe ist und ihn schon erhalten hat ",
in der geschlossenen Zeit^ und bei Mischehen^. Vor Empfang des
Brautsegens sollen nach dem Tridentinum die Gatten nicht bei-
einander wohnen ^^.
' Sess. XXIV de ref. matr. c. 1. Rit. Rom. t. VII, c. 2.
2 A. a. 0. 3 A. a. 0.
* Nicht z. verwechseln ist m. d. Brautsegen d. i. Rituale Rom. n. d. Trauung
folgende Segensgebet, d. b, all. Trauungen d. ganze Jahr über z. verrichten ist.
S. C. de Prop. Fidc 21. Juli 1841. S. C. Conc. 10. Jan. 1866. Wernz-Laur entius,
Jus decretalium IV 1 (1911), 14^*.
^ Also nie außerhalb d. Brautmesse. C. S. Rit. 7. Sept. 1850; 23. Juni 1853;
14. Aug. 1858; 26. März 1859; 3. Dez. 1892; 12. Febr. 1909 (Acta Ap. Sedis I
[1909] 255). ünt. diesen Umständen wird schwerlich e. gegenteilige Gewohnheit
bestehen können. Lehm kühl, Theol. raoral. '^ II 522 f. Anders m. sehr be-
achtenswerten Gründen S c h e r e r , KR. II 243 *^ 244 ". D. spezielle Applikation f.
d. Brautleute ist nicht notwendig u. können mehrere Paare zugleich d. feierl. Braut-
segen erhalten.
« Pruner, Lehrb. d. Pastoraltheol. « I 405 ff. Schüch-Polz, Handb. d.
Pastoraltheol. »^ 464 f. Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 1 (1911), 316 ff.
^ C. 1 3, X de secund. nupt. IV, 21. Rit. Rom. t. VII, c. 1, n. 15. C. S. Off.
31. Aug. 1881. Scherer a. a. 0. II 243*^ Schnitzer, Kath. ER. 218 «.
" A. wenn d. Ehe m. bischöfl. Erlaubnis eingegangen wird. C. S. Rit. 14. Aug. 1858.
» Weitere Fälle b. Scheror a. a. 0. II 243.
'» Sess. XXIV de ref. matr. c. 1. Rit. Rom. t. VII, c. 1, n. 14. - N. Tob 6, 18
bestand i. MA. da od. dort e. Gebot d. Enthaltsamkoit i. d. erst, drei Nächten
§ 130. Die Ehebintlernisse. 135
Was die Zeit und den Ort der Trauung betrifft, so soll sie, Notfälle
natürlich ausgenommen, vormittags^ und in der Pfarrkirche ^ stattfinden.
Mit Erlaubnis des Bischofs kann eine Ehe auch durch einen Stell-
vertreter, Prokurator, eingegangen werden. Das Mandat muß aber
auf eine bestimmte Person lauten und darf bei der Ausführung nicht
bereits widerrufen sein 3.
§ 130.
Die Ehehiudernisse.
Alt. Lit. b. Scherer, KR. 11 257 f. Sanchez 1. VII, disp. 1 ff. — K. K. E.
V. Moy, Comparatio critica legislationis canonicae de irapediraentis matrimonii diri-
mentibus etc., 1827. M. J. Binder, D. Lehre v. d. Ehehindernissen, 1858.
G. Allegre, Impedimentorum matrimonii Synopsis, 1885. H. J. Feije, De im-
pedimentis et dispensationibus matrimonii, *1893. A. Villi en, L'empechement de
mariage. Sa notion juridique d'apres l'histoire (Canoniste cont. XXVI [1903] 420 ff).
Oiobbio, Lezioni di diplomazia ecclesiastica III 122 ff. Weit. Lit. § 125.
Die Ehe kommt zu stände durch den Konsens. Es können aber
demselben oder dessen Abgabe natürliche oder gesetzliche Umstände
entgegenstehen, so daß die betreffenden Personen überhaupt keinen
gültigen oder wenigstens keinen erlaubten Konsens erklären können,
daß keine Ehe zu stände kommen kann oder wenigstens zu stände
kommen soll, daß die versuchte Ehe ungültig oder wenigstens un-
erlaubt ist. Ein solcher Umstand heißt Ehehindernis (impedimentum
matrimonii*). Man versteht also unter einem Ehehindernis einen
(Tobiasnächte). Wollten d. Gatten hierv. frei sein (jus primae noctis) , so hatten
sie e. Taxe z. erlegen. K. Schmidt, Jus primae noctis, 1881. Ders. , D. Streit
üb. d. jus primae noctis, 1884. A. Hanauer, Coutumes matrimoniales au moyen-äge,
1892. Z. f. k. Theol. XIX (1896) 191 f. P. Wilutzky, D. jus primae noctis (Recht
VI [1902] Nr 20). A. Wahl, Droit de cuissage i. Jahre 1744? (Vierteljahrschrift
f. Sozial- u. Wirtschaftsgschte V [1907] 559 ff). L e i t n e r , Lehrb. d. kath. ERs « 49 ff".
^ D. Bischof kann nachmittägige Trauungen untersagen. Leitner a. a. 0.
521* u. Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 1 (1911), 278.
"^ Rit. Rom. t. VII, c. 1, n. 16. D. Bischof kann f. Trauung außerh. d. Pfarr-
kirche Einholung s. Erlaubnis vorschreiben. Th. Kohn, Üb. d. Ort d. Ehe-
schließung (A, f. k. KR. XLV [1881] 193 ff).
=» C. 14, X de convers. conjug. III, 82. C. 9 in VI^« de procurat. I, 19. S. C.
Conc. .5. Juli 1727. Richter -Schulte, Conc. Trid. p. 238, n. 69. Es mein,
Le mariage en droit canonique II 212 ff. De matrimonio per procuratorem, nuntium,
Interpretern, litteras, telegraphum et telephonium. Acta S. Sedis XXXVII (1904/05)
410ff. Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 1 (1911), 60 ff. Z. Lit: Scherer,
KR. II 192 2*. — Kritik übt a. d. Ehe per procurat. Thaner. Vgl. unt. S. 140, A. 2.
* 1. d. alt. Zeit fehlten hierfür noch bestimmte termini. Man sagte etwa: Solche
Personen dürfen keine Ehe schließen, sollen auseinandergehen usw. Preisen,
Gesch. d. kan. ERs 221 f. Esmein, Le mariage en droit canonique I 204 f.
136 1^- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 2. Kap.: Die Ehe.
Umstand, der eine Ehe gültiger- oder wenigstens erlaubterweise nicht
zu stände kommen läßt.
a) Mit Rücksicht auf die Quelle sind die Ehehindernisse entweder
solche, die nach göttlichem Willen im Wesen und in der Natur der
Ehe an sich begründet sind : impedimenta juris divini naturalis', oder
solche, die auf einem positiven göttlichen Gesetz beruhen : imp. j.
divini positivi^, oder solche, die auf kirchlichem Gesetze beruhen:
imp. j. humani, ecclesiastici, positivi.
b) Mit dieser Unterscheidung hängt aufs engste zusammen die von
indispensabeln und dispensabeln Ehehindernissen.
c) Der Wirkung nach sind die Ehehindernisse teils solche, die gar
keine Ehe zu stände kommen lassen, so daß die dennoch versuchte
Verbindung getrennt werden muß (matrimonium irritum, invalidum,
nulluni) : trennende Ehehindernisse , impedimenta dirimentia ^ : teils
solche, die den Abschluß der Ehe bis zu ihrer Beseitigung verbieten,
so daß die dennoch geschlossene Ehe zwar gültig, aber unerlaubt und
strafbar ist (matrimonium illicitum): aufschiebende Ehehindernisse,
imp. impedientia*, prohibentia, Eheverbote.
d) Hinsichtlich des Zweckes und der Geltendmachung der Ehe-
hindernisse spricht man von impedimenta juris publici und imp. j.
privati, je nachdem die Geltendmachung des Hindernisses im öffent-
lichen Interesse liegt, so daß der kirchliche Richter ex officio ein-
schreiten und auch jeder Dritte dasselbe anzeigen muß, oder es im
Belieben der Parteien liegt, ob sie das Hindernis geltend machen
und die Ehe anfechten wollen ''^. Diese Einteilung deckt sich so ziem-
^ Inwieweit e. naturrechtl. Ehehindernis vorhegt, hat schhoßl. a. d. Kirche z.
entscheiden.
- D. Kirche wahrte s. gegenüb. d. mosaisch. Eheverboten ihre Selbständigkeit.
Trid. sess. XXIV de sacr. matr. can. 3; de ref. matr. c. 4, Scherer, KR. 11
301^» 329^ 344''« 4613° ^K
^ D. Ausdruck: imp. dirimcns ist s. Bernhard v. Pavia stehend. Fr eisen,
(jJesch. d. kan. ERs 223. Ab. schon Bernhard erkannte d. Inkongruente desselben.
D. Trid. sess. XXIV de sacr. matr. c. 4 ist derselbe sanktioniert. Etwas besser
ist d. einmal v. Tankred gebrauchte terminus : imp. irritans.
^ D. Ausdruck: imp. impediens od. prohibens ist, weil z. unbestimmt, a. nicht beson-
ders glücklich. E. aufschiebendes Ehehindernis ab. ist eigentl. nur d. geschlossene Zeit.
^ Geg. diese Einteilung sprach s. besonders a. Henner i. Prag i. e. leider
nur tschechi.sch geschriebenen Abhandlung. Ebenso Kreutzwald i. Lit. Rundschau
1887, Nr 8. Richtig bemorkto ab. Groß, Lehrb. d. kath. ERs« 286 >. daß zwar
d. Konstituierung v. Ehehindernissen d. Privatrechts a. i. öfFentl. Interesse u. d,
Aufstellung v. Ehehindernissen d. oifentl. Rechts a. i. privaten Interesse erfolge,
daß ab. d. angeführte Unterschied begründet werde d. d. Frage, welches d. beid.
Interessen i. Vordergrund stehe.
§ 131. Das fehlende Bewußtsein. 137
lieh mit den Gründen, welche ex natura oder ex lege den Konsens
ausschließen oder mit der Einteilung in Ehehindernisse aus einem
natürlichen oder gesetzlichen Mangel im Konsens.
e) Der Kenntnis nach unterscheidet man geheime und öffentliche
Ehehindernisse: impedimenta occulta, imp. publica. Die Unterscheidung
ist namentlich von Bedeutung bei Dispensgesuchen und bei Konvali-
dation von Ehen. Bei der Pönitentiarie gilt als ganz geheimes Ehe-
hindernis (imp. omnino occultum) jenes, welches nicht durch zwei
Zeugen bewiesen werden kann, als geheimes (occultum) jenes, welches
in einem kleineren Ort nur fünf bis sechs, in einer Stadt sieben bis
acht Personen bekannt ist, und zwar solchen, auf deren Verschwiegen-
heit gerechnet werden kann^
fj Weiterhin unterscheidet man: impedimenta absoluta und rela-
tiva, je nachdem sie die Ehe überhaupt oder nur mit bestimmten
Personen hindern: imp. perpetua und temporanea; imp. antecedentia
und subsequentia -.
g) Endlich lassen sich die Ehehindernisse einteilen in solche, die
alle Menschen verpflichten, weil auf dem Xaturrecht beruhend, und
in solche, die nur die Getauften verpflichten.
I. Die trennenden Ehehindernisse.
A. Trennende Ehehindernisse ans einem natürlichen Mangel
im Konsens ^
§ 131.
Das fehlende Bewußtsein.
Die Ehe wird geschlossen durch den Konsens, näherhin durch die
Abgabe desselben. Daher sind unfähig zum Abschluß der Ehe alle
^ E. Hindernis gilt als geheim, wenn zwar d. dasselbe begründ. Tatsache bekannt
ist, nicht ab. d. Hindernis, d. hieraus entsprang. S. C. Conc. 29. Jan. 1881. —
Wird d. e. Ehehindernis begründ. Verbrechen v. Gericht gezogen, erfolgt ab. Frei-
sprechung, so ist d. doch begangene Verbrechen u. d. Ehehindernis geheim. —
Gewisse Ehehindernisse, wie Verwandtschaft, Schwägerschaft i. nahen Graden usw.,
gelten ihrer Natur n. schon als öffentl. u. werden durchweg als solche i. Rom be-
handelt. Leitner, Lehrb. d. kath. ERs^ 397 f. Wernz-Laurentius, Jus
decretalium IV 2 (1912), 4 f. J. H. Harin g, D. seelsorgerl. Behandlung geheim.
EhehindeiTiisse (Theol.-prakt. Qsch. LVIII [1904] 67 ff).
' Es gibt ab. heute nur noch e. imp. dirim. subsequens, nämlich d. professio
religiosa b. matr. ratum sed non consummatum.
'üb. andere Einteilungen Wernz-Laurentius, Jus decretalium IV 2
(1912), 6 f.
138 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe,
jene, welche des Gebrauchs der Vernunft beraubt sind: die Kinder
unter sieben Jahren^, die Schlafenden, die sinnlos Betrunkenen ^ und
die Geisteskranken. Doch sind die letzteren nicht gleichmäßig ehe-
unfähig. So können eine Ehe schließen die mit einer fixen Idee Be-
hafteten, wenn dieselbe mit der Ehe in keinem Zusammenhange steht.
Bei andern Geistesschwachen und Geisteskranken ist die Frage, ob
das Verständnis der Ehe und die Fähigkeit zum Ehekonsens ganz
oder nur teilweise fehlen. Im Zweifelsfall ist an den Bischof zu be-
richten, der auf Grund einer sachverständigen Untersuchung entscheiden
wird 3. Ganz unfähig zum Eheabschluß sind jedenfalls die Rasenden.
Haben sie aber lucida intervalla, so können sie während dieser eine
Ehe kontrahieren*. Blinde, Taube und Stumme sind fähig, eine Ehe
zu schließen, wenn sie das nötige Verständnis davon haben; denn
zur Kenntnis des andern Individuums ist weder das Sehen nötig noch
zur Konsensabgabe das Sprechen 5.
§ 132.
Der Irrtum.
Decr. Grat. C. XXIX. Decr. Greg. IX. 1. IV, t. 1 de sponsal. ; 1. 9 de conjug. serv.
Alt. Lit. b. Scherer, KR. II 179«". Sanchez 1. VII, disp. 18 ff. —
N. München, Üb. Irrtum als Ehehindernis (Z. f. Philos. u. kath. Theol. 31. Hft
[1839], 37 ff). F.J.Stahl, De matr. ob errorem rescindendo, 1841. Schilling,
Inwieweit kann n. kan. R. . . . e. Ehe wegen Irrtums i. d. Person angefochten
werden? (Scherings Arch. f. rechtswiss. Abhandl. I [1861] 91 ff). B. Dali er,
D. Irrtum als trennendes Ehehindern., 1861. H. Halfes, De imped. erroris,
1861. F. Zimmermann, Üb. d. Einfluß d. Irrtums u. d. Betrugs a. d. Gültig-
keit d. Ehe (Z. f. KR. VIII [1869] 37 ff). R. Leonhard, D. Irrtum b. nichtigen
Verträgen II (1883) 398ff; vgl. Z. f. KR. XVIII (1883) 283 f. E. Sehling, Z.
Lehre v. Irrtum i. d. Person (D. Z. f. KR. I [1891] 51 ff). Ders., Z. d. Lehre
V. d. Willensmängeln i. kan. R. (Festschrift d. Univ. Erlangen z. 80. Geburtstag
d. Prinzregenten Luitp. v. Bayern [1901] II 79ff; [a. sep.]). H. Andreae, Üb. d.
Einfl. d. Irrtums a. d. Gültigkeit d. Ehe, 1893. L. Mastelloni, L'errore nella
persona e come causa di nullitä del matrimonio, 1898. H. Gerigk, Irrtum u. Be-
trug als Ehehindernisse n. kirchl. u, staatl. R., 1898. Ders., D. Irrtum b. Ehe-
vertrag ü. d. Naturrecht, 1902. L. Gaugus ch, D. Irrtum als Ehehindern., 1899.
' C. 13, X de desponsat. impub. IV, 2. C. 25, X de sponsal. IV, 1. C. un. § 1
in YV-" de desponsat. impub. IV, 1.
' V. ihnen gilt: Nesciunt quid loquantur. C. 7, § 1 (Ambr.), C. XV, q. 1.
•' Bürgerl. Entmündigung i. solchen Fällen ist f. d. kirchl. Forum nicht schon
entscheidend.
* C. 26 (Pscudo-Fab.), C. XXXII, q. 7. C. 24, X de sponsal. IV, 1.
^ C. 23 25, X de sponsal. IV, 1. Z. Gesciiichtl. vgl. Esmein, Le mariage on
droit canonique I 302 ff.
§ 132. Der Irrtum. 139
E. Holder, D. Anfechtung d. Ehe weg. Irrtums i. d. Person (Jbb. f. d. Dog-
matik d. bürgerl. Rs XLII [1901] 1 ffj. Graf v. Pestalozza, D. Begriff d. Mental-
reservation i. Sinne d. § 116 BGB., 1904. A. Hobza, Betrug b. d. Eheschliefsung
(A. f. k. KR. LXXXVIII [1908] 66 ff). [M. viel. Lit.]
Wie bei jedem Vertrag, so kann aucli beim Ehe vertrag ein Irr-
tum mit unterlaufen. Wie aber nicht jeder Irrtum einen Vertrag
ungültig macht, so bei der Ehe nur jener, welcher den zur Ehe-
schließung erforderlichen Konsens aufhebt : impedimentum erroris.
Dies ist dann der Fall, wenn sich der Irrtum auf Dinge bezieht,
welche die notwendige Grundlage des Konsenses bilden. Der Irrtum
kann nämlich gehen auf die Person selbst oder nur auf Eigenschaften
derselben. Gratian unterscheidet einen error personae, fortunae,
condicionis und qualitatis ^. Diese Einteilung hat sich als sachgemäß
bis heute erhalten, nur daß begründeterweise der error fortunae unter
den error qualitatis subsumiert wird.
a) Der error personae ist dann vorhanden, wenn jemand infolge
von Verwechslung eine andere Person ehelicht als diejenige, welche
er ehelichen will. Hier ist der Wille des Kontrahenten auf eine ganz
andere Person gerichtet als auf diejenige, mit welcher er faktisch
den Ehekontrakt schließt. Es fehlt also gegenüber der letzteren die
Einwilligung, und es kommt daher bei solchem error substantialis
keine Ehe zu stände^.
b) Dagegen bildet der Irrtum über eine bloße Eigenschaft einer
Person, der error qualitatis oder accidentalis, kein trennendes Ehe-
hindernis, und wäre die Eigenschaft noch so begehrenswert, wie Jung-
fräulichkeit, Reichtum usw.^; ebensowenig der Irrtum oder vielmehr
nur die Unwissenheit über die mit der Ehe verbundenen Rechte und
Pflichten, z. B. die copula carnalis. Der auf die Person als solche
gerichtete Konsens kann durch ]\Iotive zu dessen Abgabe nicht im
Wesen alteriert werden. Wäre das der Fall, dann müßten viele
Ehen wegen nachfolgender Enttäuschung als ungültig betrachtet werden.
' Dict. ad C. XXIX, q. 1. Z. Geschichtl. vgl.: Preisen, Gesch. d. kan. ERs
276 ff; Esmein a. a. O. I 311 ff.
2 C. XXIX, q. 1. Entscheidung d. Rota v. 16. April 1913 (Acta Ap. Sedis V
[1913] 372 ff).
' Irrelevant ist selbst Schwangerschaft v. e. Dritten. Entscheidung d. Rota v.
2. Jan. 1913 (Acta Ap. Sedis V [1913] 44 ff). Anders früher manche Kanonisten
u. heute noch d. prot. u. staatl. ER. Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 245, n. 87.
B. Berg, Bildet d. Unkenntnis d. Bräutig. v. d. vorehel. Schwangerschaft d. Braut
d. e. andern e. Ehehindernis? (A. f. k. KR. XI [1864] 148 ff). Friedberg, Error
virginitatis u. Schwangerschaft d. Braut v. e. Dritten (Z. f. KR. V [1865] 316 ff).
Ders. , KR.^ 430 ff. Roberti, L' error virginitatis nel matrimonio, 1905.
140 IV- Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
Grund genug, sich vorher zu prüfen, wie es die Kirche wünscht. Es
ist nach kanonischem Recht auch gleichgültig, ob dolus oder Betrug
im Spiele war. Die fehlende Qualität würde den Konsens nur dann
irritieren, wenn sie von den Paziszenten ausdrücklich als Bedingung
festgesetzt worden wäre, in welchem Falle das bald nachher zu er-
wähnende impedimentum condicionis deficientis vorläge, oder wenn das
positive Recht den Irrtum über eine bestimmte Eigenschaft als wesent-
lichen erklären würde, wie das beim error condicionis liberae s. ser-
vilis geschehen ist ^
c) Ein trennendes Ehehindernis aber bildet der error qualitatis in
personam redundans. Es gibt unzweifelhaft Eigenschaften, welche eine
Person von einer andern individuell unterscheiden, die betreffende
Person als solche geradezu mit konstituieren. Eine solche Eigenschaft
nennt man qualitas in personam redundans. Wenn nun eine solche
bestimmte Eigenschaft bei der Person, mit welcher die Ehe geschlossen
wird, irrtümlich als vorhanden angenommen wird, so liegt auch ein
error personae vor, und der Ehevertrag ist nichtig. Doch ist ein
zweites Requisit nötig. Es muß gerade diese Eigenschaft wie Objekt
so Motiv des Ehewillens im irrenden Teile bilden (error antecedens
et causam dans contractui). Ein solcher error qualitatis in personam
redundans (auch error . . . redundantis) ist namentlich dann möglich,
wenn die Kontrahenten sich vor dem Eheabschluß nicht gekannt
haben, daher gegenseitig nur ein Personenbild in Gedanken herstellten,
in welchem diese bestimmte Eigenschaft die Hauptrolle spielte. Doch
kann ein solcher Irrtum auch bei persönlicher Bekanntschaft vor-
kommen. Im immer schwer zu beurteilenden Einzelfall sind die Um-
stände entscheidend-.
d) Die Kirche hat nur in einem Fall den einfachen error qualitatis
zu einem trennenden Ehehindernis gemacht. Wenn nämlich eine freie
Person mit einer unfreien, näherhin mit einem Sklaven oder einer
Sklavin (servus, serva) eine Ehe schließt in der Meinung, dieselbe
sei auch frei, so bildet dieser error condicionis liberae s. servilis ein
trennendes Ehehindernis. Doch hat nur die Sklaverei diese Wirkung,
nicht auch die Leibeigenschaft oder Hörigkeit.
* „Quod autem" C. XXIX, q. 1 sagt m. Recht, daß d. Papst a. d. error quali-
tatis z. e. trennenden Ehehindernis machen könnte,
2 Thom. Aq. , Summa theol. Suppl. q. 51, a. 1. Richter-Schulte, Conc.
Trid. p. 244, n. 84. F. Thaner, Abälard u. d. kan. K. D. Persönlichkeit i. d.
Khoschließung (1900) 37 ff. Ders. , D. litorargeschichtl. Entwicklung v. error
qualitatis redundans in personam u. v. err. condicionis (Sitzungsber. d. Kais. Akad.
d. Wis.s., phil.-hist. Kl., CXLII [Wien 1900], Nr 2). Thaner meint unrichtig, daß
d. crr, quäl, in pers. rcdund. kein anderer sei als d. err. qualitatis überhaupt.
§ 132. Der Irrtum. 141
Nach römischem Rechte konnten die Sklaven weder unter sich noch viel
weniger mit einer freien Person eine rechtmäßige Ehe schließen '. Nach
germanischen Rechten konnten sich Sklaven mit Zustimmung ihres Herrn
heiraten, jedoch konnte dieser die Ehe immer wieder trennen. Verbindungen
zwischen Freien und Sklaven aber wurden mit Verknechtung, ja mit dem
Tode bestraft -. Entsprechend ihrem allgemeinen Bestreben , das Los und
die Rechtslage der Sklaven allmählich zu verbessern, suchte die Kirche aber
bald den Sklaven die Fähigkeit zur Ehe zu verschaffen -. Aber erst später
gelang es ihr, die Gültigkeit wenigstens derjenigen Sklavenehen durchzusetzen,
welche mit dem Willen des Herrn geschlossen worden waren ^ Zuletzt er-
klärte sie die Ehe zwischen Sklaven überhaupt für gültig ^ Für die Gültig-
keit der Ehen zwischen Freien und Unfreien trat die Kirche seit Papst
Kallistus ein, wenn sie dieselben auch angesichts der Standesunterschiede
und der Staatsgesetze mißbilligte ^. Den letzteren kam sie schließlich in der
Weise entgegen, daß sie eine Ehe für ungültig erklärte, welche eine freie
Person mit einer für frei gehaltenen einging, von der es sich aber nach-
träglich herausstellte, daß sie dem Sklavenstande angehörte. Wer aber um
die Unfreiheit wußte, konnte den andern Teil nicht mehr entlassen '^.
Der Irrtum ist, soweit er ein Ehehindernis bildet, ein impedi-
mentum juris privati. Wer also nach dessen Erkenntnis die Ehe fort-
setzt, hat auf seine Geltendmachung verzichtet ^. Nur bei Notorietät
des Impediments wäre Erneuerung des Konsenses vor dem Pfarrer
und zwei Zeugen nötig.
' L. 3, C. de incest. et inutil. nupt. V, 5.
^ K. Köhne, D. Geschlechtsverbindungen d. Unfreien i. fränk. R. (1888)
13 fe 32.
^ Üb. d. hier jedoch leicht s. ergebenden Mißstände Schnitzer, Kath. ER.
311 f.
' Syn. III V. Orleans a. 541, c. 24. Ed. Maaßen 92. Syn. II v. Chalons
a. 813, c. 30. Ist c. 8, C. XXIX, q. 2.
^ C. 1, X de conjug. serv. IV, 9.
« Vgl. ob. S. 89, A. 7. C. 11 12 (Leo I. a. 458 od. 459), C. XXXII, q. 2.
" C. 4 (Syn. v. Verberie a. 756, c. 6 13) 5 (Syn. v. Compiegne a. 757, c. 6),
C. XXIX, q. 2. C. 2 4, X de conjug. serv. IV, 9. — S anchez 1. VII, disp. 19 ff.
N. München, Üb. Knechtschaft (servitus) als Ehehindern. (Z. f. Philos. u. kath.
Theol., N. F. I [1840], Hft 1, S. 44 ff). J. Stolze, Quaenam fuit ratio, cur ecclesia
matrimonium, quod ingenuus homo cum ancilla (vice versa), hberam eam putans.
contraxerat, nullum esse dixerit? 1859. Preisen, Gesch. d. kan. ERs 279 ff.
Es mein, Le mariage en droit canonique 1 317 ff. R Flügel, D. kan. Ehehindern,
d. Irrtums bezügl. d. Unfreiheit d. Mitkontrahenten, 1897. — A. d. Ausgeführten
ergibt s. , daß d. imp. erroris condicionis servilis rein a. kirchl. Rechte beruht u.
nicht V. selbst s. a. d. Wesen d. Ehe ergibt, wie einige Kanonisten (Walter,
Da Her, Schulte) meinen.
® C. 2 4, X de conjug. serv. IV, 9.
142 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 2 Kap : Die Ehe.
§ 133.
Der Zwang und die Furcht.
Decr. Grat. C. XXXI, q. 2 3. Decr. Greg IX. 1. 1, t. 40 de his quae vi; L. IV,
t. 1 de sponsal.
Ält. Lit. b. Scherer, KR. II 173*'. Sanchez 1. IV. — N. München,
Üb. Gewalt u. Furcht als Ehehindernis (Z. f. Philos. u. kath. Theol. 31. Hft [1839]
34 ff). J. Ploch, De matr. vi ac metu contracto, 1853.
Da die Ehe durch Konsens geschlossen wird, so ist der Abschluß
derselben nichtig, wenn er durch Anwendung physischer Gewalt, durch
psychischen Zwang (vis coactiva, absoluta) abgenötigt wird ^ Durch
bloße Androhung eines Übels (vis compulsiva, condicionata) aber,
durch psychischen Zwang und daraus hervorgehende Furcht (metus)
wird der freie Wille nicht aufgehoben, sondern nur beeinträchtigt.
Also ist der Eheabschluß in solchem Zustand an sich nicht unmöglich.
Das römische Recht sah unter Zwang und Furcht geschlossene Rechts-
geschäfte für gültig an, ließ jedoch eine Anfechtungsklage zu ^. Dem schloß
sich zunächst auch das kirchliche Eherecht an. Da aber die Ehe, wenn
einmal gültig geschlossen, durch keinen Richterspruch mehr aufgelöst werden
kann, so fing die Kirche seit dem 12. Jahrhundert an, der unter Zwang und
Furcht abgegebenen Konsenserklärung a priori jede rechtliche Wirkung zu
versagen, eine solche Ehe von vornherein für ungültig zu erklären: im-
pedimentum vis et metus ^.
Doch ist klar, daß nicht jeder Zwang und jede Furcht ein trennendes
Ehehindernis bildet, sondern nur qualifizierte Furcht.
Die Furcht muß sein metus gravis, „qui posset in virum constantem
cadere" *. Maßstab für die Schwere derselben ist die Größe des an-
gedrohten "Übels. Als große Übel gelten nach kanonischem Recht, ohne
dabei erschöpfend sein zu wollen, die Furcht vor dem Tode und körper-
licher Pein^, vor Freiheitsentziehung und Gefängnis^, vor Vergewalti-
gung''. Sind diese Übel geeignet, durchweg große Furcht (m. absolute
gravis) hervorzurufen, so kommt bei Beurteilung, ob ein großes Übel
' C. 13, X de sponsal. IV, 1.
^ „Coactus volui." L. 21, § 5, D. quod metus causa gestum erit IV, 2.
3 Dict. Grat, ad C. XXXI, q. 2. C. 13 14 15, X de sponsal. IV, 1. Üb. d.
Motive f. d. Kirche: Preisen, Gesch. d. kan. ERs 273 ff ; üb. d. Geschichtl. über-
haupt 257 ff; Esmein, Le niariage en droit canonique I 309 ff. !
* C. 15 28, X de sponsal. IV, 1. T. F. Tout, A thirteonth-century phrase |i
(English bist Rev. XVIIl [1903] 482 f).
^ C. 6, X h. t. I, 40.
" C. 2, X de eo qui duxit in matr. IV, 7.
' „Metum mortis" c. 6, X h. t. 1, 40.
,
§ 133. Der Zwang und die Furcht. 143
angedroht worden sei, aber auch in Betracht die Individualität des
Bedrohten, Geschlecht, Alter, Konstitution u.a. (m. relative gravis)^.
Sodann muß der Drohende wenigstens nach der Meinung des Bedrohten
in der physischen und moralischen Lage sein, seine Drohung auch aus-
zuführen, der Bedrohte selbst aber nicht im stände sein, sie abzuwenden.
Ferner ist notwendig, daß die Furcht von außen her komme und nicht
ihren Grund habe in bloßer Einbildung oder innerer Seelenstimmung:
m. ab extrinseco incussus, extrinsecus. Weiterhin muß der m. injuste
incussus sein, d, h. der Bedrohte darf die Drohung nicht durch eigenes
Verschulden, etwa durch unerlaubten Umgang, hervorgerufen haben,
so daß der Drohende zu seiner Drohung berechtigt ist -. Zuletzt muß
die Drohung geschehen, um dadurch die Eheschließung herbeizuführen:
m. in ordine ad matrimonium illatus^. Sind alle diese Bedingungen
vorhanden, so liegt das impedimentum vis et metus vor, und ist
die Ehe ungültig, auch wenn sie eidlich bekräftigt worden wäre^.
Gleichgültig ist auch, ob das Übel dem Kontrahenten selbst oder einer
ihm nahestehenden Person angedroht wurde, ob die Drohung vom
andern Kontrahenten oder einer dritten Person ausging ^.
Ob auch der metus reverentialis, d. h. die Furcht des Kindes oder
Mündels vor den Eltern oder dem Vormünder, eine schwere und daher
ein trennendes Ehehindernis sein kann, hängt von den Umständen
ab. Vielfach kann solche Furcht nicht als eine schwere bezeichnet
werden. Anderseits aber stehen die Betroffenen den von solchen Per-
sonen kommenden Drohungen oft wehrloser gegenüber als solchen von
dritten Personen, so daß auch der metus reverentialis gravis und
daher impedimentum dirimens sein kann 6.
* , Minor tarnen metus magis excusat feminam quam virum." „Metus" c. 14,
X de sponsal IV, 1. S. C. Conc. 10. Juni 1865 u. sonst oft.
^ So liegt keine ungerecht eingejagte Furcht vor, wenn d. kirchl. Richter a.
Erfüllung V. rechtmäßigen Sponsalien dringt. N. röm. Praxis liegt kein metus
injuste incuss. vor, solange d. geg. d. Verführer angewandten Gewaltmaßregeln nicht
allz. maßlos sind. Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 239 241, n. 73 75.
' Nicht ungültig wird e. Ehe dad., daß sie unt. Ausnützung e. Notlage d. and.
Teils bewerkstelligt wurde. S c h e r e r , KR. II 176 ^3, Schnitzer, Kath. ER. 328 *.
* C. 2, X de eo qui duxit in matr. IV, 7.
* N. Analogie v. c. 12 in Vr° de elect. I, 6 ; c. 11 in VI'" de sent. excomm.
V, 11. Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 239, n. 73. Es ist sicher nicht be-
rechtigt, d. Impediment nur b. Bedrohung v. Aszendenten u. Deszendenten annehmen
z. wollen. Anderseits erweitern Seh er er, KR. II 175^", u. Schnitzer, Kath.
ER. 329 *, d. Kreis z. sehr.
*> C. 21, X de sponsal. IV, 1. Richter-Schulte a. a. 0. p. 242, n. 78.
E. Reihe v. röm., hierin besond. häufig. Entscheidungen b. Scherer, KR. II 177'*.
Neuere Beispiele : Acta Ap. Sedis II (1910) 886 ff : IV ( 1912) 108 if 646 ff 670 ff 708 ff.
144 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
Die königlichen Ehebefehle sind längst verschwunden K Doch bedrohte
noch das Tridentinum Grundherren und Magistrate, die zur Ehe zwingen
würden, mit ipso facto eintretender Exkommunikation '-.
Soweit Zwang und Furcht den Ehekonsens aufheben, ist das
hieraus hervorgehende Impediment ein solches juris naturalis und gilt
auch für die Nichtchristen 3. Weiterhin liegt hier ein impedimentum
juris privati vor. Seine Geltendmachung liegt im Belieben dessen,
der Zwang und Furcht erlitten hat^. Die Entscheidung aber liegt in
jedem Falle beim kirchlichen Richter 5. Das Klagerecht geht jedoch
verloren, wenn der gezwungene Teil, obgleich der Nichtigkeit seiner
Ehe bewußt geworden, ungezwungen in dem ehelichen Verhältnisse
verharrt^. Wäre die Ungültigkeit offenkundig geworden, so müßte
die Konsenserneuerung öffentlich, d. h. vor dem Pfarrer und zwei
Zeugen, erfolgen'.
§ 134.
Der Nichteiutritt der beigefügten Bediuguug.
Decr. Greg. IX. 1. IV, t. 5 de condic. appos. in desponsat. vel in aliis contract.
Alt. Lit. b. Scherer, KR. II ISe^^. Sanchez 1. V. — R. Janke, De
condicionibus matr. appos., 1851. G. J. Phillips, Quid jus cathol. et protest.
statuerint de impedimento, quod vocatur deficientis condicionis, 1864. Ders., D.
Ehehindernis d. beigefügt. Bedingung n. kath. u. s. spätere Entwicklung i. prot. KR.
(Z. f. KR. V [1865] 369 ff). A. Scheurl, Bemerkungen üb. d. kan. Ehehindern,
d. beigefügt. Bedingung (Ebd. XIV [1879] 279 ff). F. J. Riedler, Bedingte Ehe-
schließung, 1892. M. Hussarek v. Heinlein, D. bedingte Eheschließ., 1892.
G ränge, Les mariages sous condition (Rev. d. scienc. eccles., janv. 1905).
' Vgl. darüb. Seh er er, KR. II 177 ^^^
2 Sess. XXIV de ref matr. c. 9.
3 So a, d. Natur d. Sache heraus: Schulte, Handb. d. kath. ERs 130 f;
Seh er er, KR. II 174 *^ Anders, ab. unrichtig, Schnitzer, Kath. ER. 231. Kr
meint, daß unt. Ungetauften d. kompulsive Zwang nur dann e. trennendes Ehehind.
bilde, wenn d. weltl. Gesetze dies bestimmten. Ähnlich A. De Smet, De sponsal.
et matr.2 (1910) 360.
* E. schuldiger Teil kann nicht klagen. C. 1, X de eo qui duxit in matr. IV, 7.
^ C. 28, X de sponsal. IV, 1. E Anweisung z. entsprechend, richterl. Ver-
fahren gab d. C. S. Off. ad episcop. Orient, unt. d. 20. Juni 1883. Acta S. Sedis
XVIII 357 ff.
« C. 6 21, X de sponsal. IV, 1. C. 9, X de dcsponsnt. impub. IV, 2. C. 4,
X qui matr. accus, possunt IV, 18. Daß d. freiwilj. Zusammenleben anderthalb
Jahre gedauert haben müsse, läßt sich a. c. 21 cit. nicht folgern.
' Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 243, n. 80 81. Weit. Fälle b. Scherer,
KR II 179««. Neuere Fälle: S. C. Conc. 26. Aug. 1905 (Acta S. Sedis XXXVIII
[1905/OG] 387 ff). Ent.sclieidung d. Rota v. 2. Juni 1911 (Act;i Ap. Sedis IV
[1912] 115).
§ 134. Der Nichteintritt der beigefügten Bedingung. 145
An sich soll die Ehe unbedingt eingegangen werden. Um aber
der persönlichen Freiheit bei diesem wichtigen Akt möglichsten Spiel-
raum zu lassen, um bei Abschluß dieses für das ganze Leben ent-
scheidenden Kontraktes vor Betrug und Irrtum über persönliche
Eigenschaften größte Sicherheit zu gewähren, ward es seit Ende des
12. Jahrhunderts zunächst durch die Doktrin und hernach auch durch
die kirchliche Gesetzgebung gestattet, die Ehe unter einer Bedingung
abzuschließen, deren Nichteintritt ein trennendes Ehehindernis bildet:
impedimentum condicionis (appositae) deficientis^
Soll eine bedingte Ehe geschlossen werden, so muß die Bedingung
vor Zeugen ausdrücklich beiderseits erklärt werden oder erklärt und
nicht zurückgenommen worden sein -. Auf gemeinrechtlichem Boden muß
die bedingte Ehe vor dem Pfarrer und Zeugen eingegangen werden. Daß
aber der Pfarrer und die Zeugen auch von der Bedingung unterrichtet
werden, ist nicht notwendig. Auf jeden Fall jedoch gehört wegen
leicht sich damit verknüpfender Mißstände bischöfliche Erlaubnis dazu^.
Die beim Eheabschluß gemachten Bedingungen können sein de
praeterito, de praesenti und de futuro. Die Bedingungen de prae-
terito und de praesenti sind in Wirklichkeit keine. Das Bedingte ist
hier entweder bereits Tatsache oder nicht. Dann ist die betreffende
Ehe in Wirklichkeit sofort entweder gültig oder ungültig. Die Be-
dingungen de futuro sind entweder suspensive oder resolutive. Da
aber die einmal gültig geschlossene Ehe ihrer Natur nach unauflöslich
ist, so kann keine resolutive Bedingung statthaben, außer dieselbe
entspreche einem gesetzlich anerkannten Auflösungsgrund, wie ein
solcher ist die Ablegung der feierlichen Ordensgelübde vor Vollzug
der Ehe. So bleibt nur die Suspensivbedingung de futuro. Diese
kann möglich oder unmöglich sein. Die physisch und moralisch un-
möglichen Bedingungen werden in favorem matrimonii als nicht bei-
gefügt betrachtet*. Werden dem Ehevertrag Bedingungen beigegeben,
' Üb. d. geschieht!. Entwicklung: Freisen, Gesch. d. kan. ERs 232 flf; Hus-
sarek a. a. 0. 22 ff ; Esmein, Le mariage en droit canonique I 171 ff.
2 Richter- Schulte a. a. 0. p. 245, n. 85 87; p. 250, n. 89. Entscheidung d.
Rota V. 1. März 1913 (Acta Ap. Sedis V [1913] 312 ff). Ist d. Bedingung nicht
ausdrücklich ausgesprochen worden, so kommt d. Ehe in foro externo z. stände, nicht
ab. in foro interno. S. C. Conc. 81. Jan. 1891. Cit. Entscheidung d. Rota v.
1. März 1913.
^ Österr. Instrukt. (v. Kard. Rausch er) § 55. Instr. pastor. Eystett. (a. 1768)
267. Dad. mindern s i. etwas d. Bedenken, d. verschiedentl. u nicht ohne Grund
geg. d. bedingte Eheschließung geäußert werden. Vgl. ob. S. 140, A. 2.
* C. 7, X h. t. IV, 5. Condiciones physice impossibiles gelten unt. allen Um-
ständen als non adjectae, seien sie de praeterito, de praesenti od. de futuro. Con-
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kircbenrechts. U. 3. Aufl. 10
146 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 2 Kap.: Die Ehe.
die gegen das Wesen der Ehe selber gehen, so ist zu unterscheiden,
ob diese Bedingungen gestellt werden in der Absicht, die wesentlichen
Verpflichtungen der Ehe überhaupt gar nicht auf sich zu nehmen
oder sie nur nicht zu erfüllen. Im ersteren Falle kommt keine Ehe
zu stände, wohl aber im letzteren, freilich unter schwerer Sünde.
Solche Bedingung contra substantiam matrimonii kann gehen gegen
das donum prolis: „Contraho tecum, si generationem prolis evites"^;
oder sie kann gerichtet sein gegen das bonum fidei: „Contraho tecum,
si pro quaestu adulterandam te tradas"^; oder sie kann gehen gegen
das bonum sacramenti, d. i. die Unauflöslichkeit der Ehe: „Contraho
tecum, donec inveniam aliam honore vel facultatibus digniorem"^.
Wird jedoch die Auflösbarkeit der Ehe nicht ausdrücklich erklärt,
sondern nur von einem oder beiden Kontrahenten irrtümlich voraus-
gesetzt, so schadet das der Gültigkeit der Ehe nicht; vielmehr wird
präsumiert, daß jeder Christ eine christliche und daher unauflösliche
Ehe schließen wolle ^.
Kontrovers ist, ob eine Ehe zu stände komme, wenn immerwährende
Enthaltsamkeit oder vollständiger Verzicht auf den ehelichen Umgang aus-
bedungen wird (Josephsehe). Die verneinende Ansicht geht davon aus, daß
das Recht auf die Geschlechtsgemeinschaft (jus in corpus) auch die Ver-
pflichtung zur wirklichen Leistung des debitum conjugale enthalte. Allein es
läßt sich doch wohl das Kecht auf die copula carnalis und das Recht des
Gebrauchs voneinander trennen, wie das bei andern Eigentumsrechten auch
der Fall ist. Auch ist — doch hat das in der Entscheidung der Frage nur
untergeordnete Bedeutung — die Ehe nicht durch die copula carnalis erschöpft '\
diciones turpes gelten nur dann als nicht beigefügt, wenn sie de futuro sind. Sind
sie ab. de praesenti od. praeterito u. erfüllt, so besteht d. Ehe. We r nz- Lauren-
tius, Jus decretalium IV 2 (1912), 91 ff.
' C. 7 cit. Geg. d. bonum prolis verstößt nicht d. Stipulation d. protest. Kinder-
erziehung. Solcher Vertrag ist ab. schwer sündhaft u. daher i. Gewissen unverbindl.
Ebenso kann d. Ehe a. nicht angefochten werden weg. Nichteinhaltung d. ver-
sprochen, kathol. Kindererziehung. S. C. Conc. 20. März 1880.
2 C. 7 cit.
3 Ebd. Entscheidung d. Rota v. 1. März 1913 (Acta Ap. Sedis V [1913] 312 flf).
' C. 7, X de divort. IV, 19. Denzinger, Enchiridion ^ Nr 1485. S. C.
Inq. 18. Mai 1892; 25. Mai 1898. Cit. Entscheidung d. Rota v. 1. März 1913.
Bened. XIV., De syn. diocc. 1. XIII, c. 22, ii. 4. Anders, wenn d. betroff, häret.
Rituale selbst a. d. Auflösbarkeit d. Ehe hinweisen u. danach d. Konsens erklärt]/
würde. Bened. XIV. a. a. 0. n. 8 9. Wem z-Laur en t i us a. a. 0. IV 2 (1912),(l
18 f. Hergenröther-Hollweck, KR. 749\
^ So nanientl. L eh m k uh 1 , Theol. moral." II 505. Mehr Autoreu b. Schnitzer,
Kath. ER. 317\ Anders: Scheror, KR. 11 92 187'°»; Schnitzer a. a. 0. 317flf
(d. f. s. Meinung a. bedeutende Kanonisten u. Theologen, z. H. a. Bened. XIV., ver-
§ 134. Der Nichteintritt der beigefügten Bedingung. 147
Der Hinweis auf die Ehe zwischen der allerseligsten Jungfrau und dem
hl. Joseph entscheidet freilich nicht, weil wir nicht wissen, ob sie ihre Ehe
unter dieser ausdrücklichen Bedingung geschlossen habend
Solange die Bedingung schwebt, besteht noch keine wirkliche Ehe.
Es findet daher geziemenderweise auch keine Trauung und gar nie
eine Einsegnung statt. Die Kontrahenten sind verpflichtet abzuwarten,
ob sich die Bedingung erfülle, und dürfen nicht eigenmächtig zurück-
treten 2. Würde jedoch einer derselben pendente condicione eine
anderweitige Ehe schließen, so wäre diese gültig, wenn auch unerlaubt.
Ist die Bedingung erfüllt, so ist die Ehe perfekt geworden, auch
wenn die Eheleute vom Eintritt der Bedingung keine Kenntnis haben.
Würde jemand mehrere bedingte Ehen eingehen, so wäre diejenige
perfekt, deren Bedingung sich zuerst erfüllen würde, und erfüllten
sich die Bedingungen gleichzeitig, so bestände überhaupt keine Ehe.
Einer Konsenserneuerung bedarf es nach Erfüllung der Bedingung
nicht und daher auch nicht einer solchen vor Pfarrer und Zeugen.
Doch soll dem Pfarrer Mitteilung von der Perfektion der Ehe wie
umgekehrt von deren Defizienz gemacht werden 3. Jederzeit können
weisen kann); Leitner, Lehrb. d. kath. ERs ^ 128 ff. Ab. d. hauptsächl. angeführte
Fall, wonach e. Ehe, d. geschlossen wurde unt. d. Bedingung, daß d. and. Teil alsbald
i. d. Kloster gehe, als ungültig erklärt wurde (Richter-Schulte, Conc. Trid.
p. 246, n. 88), ist doch nicht gleich d., wo wirklich ehel. Leben, abgesehen v. d. cop.
carnal., intendiert ist. Entschieden ist a. geg. d. Möglichkeit e. Josephsehe Wernz-
Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912), 94 ff, ab. unt. Betonung, daß i. d. Ehe überhaupt
kein dominium üb. d. Körper d. andern Ehegatten übertragen werde, sondern nur
ein „jus ad usuni in ordine ad generationem, non ad qualemcuuque usum". Vgl.
noch Z. f. k. Theol. XXII (1898) 723 ff; XXV (1901) 763 ff; XXVII (1903) 719 ff;
Theol.-prakt. Monatsschrift XVI (1906) 130; Theol.-prakt. Qsch. LX (1907) 319 ff;
Böckenhoff, Reformehe u. christl. Ehe 84. Bartmann, Lehrb. d. Dogra. ^ 392.
Pohle, Lehrb. d. Dogm. ^ III 649 f.
^ Ob d. Ehe zw. Maria u. Joseph e. wirkliche Ehe war, ist viel verhandelt.
N. d. Vorgang v. Augustinus (C. 3 9 10, C. XXVII, q. 2) sprechen s. ab.
fast alle Theologen daf. a. : Thom. Aq., In libr. IV Sent, d. 30, q. 2, a. 1.
Ben ed. XIV. a. a. 0. 1. XIII, c. 22, n. 13. M. J. Sehe eben, Handb. d. kath.
Dograatik III (1882) 479 ff. M. Flunk, D.Vermählung Maria m. Joseph (Z. f. k.
Theol. XII [1888] 656 ff). 0. Bardenhewer, Maria Verkündigung (1905) 130 f.
Ph. Friedrich, D. Mariologie d. hl. Augustinus (1907) 114 ff. H. Rett, D.
Josephsehe i. ihr. Original u. i. ihr. Nachahmung (Z. f. k. Theol. XXXII [1908]
590 ff). J. Seitz, D. Verehr, d. hl. Joseph i. ihr. geschichtl. Entwickl. (1908) 29 ff.
J. Ni essen, D. 'Mariologie d. hl. Hieronyraus (1913) 88 ff. Schanz, D. Lehre
v. d. heil. Sakr. 716 732 ff. Pesch, Praelectiones dogmaticae VII ^ .366 ff. Bart-
mann a. a. 0. 392. Pohle a. a. 0. 649 f. Anders Freisen, Gesch. d. kan.
ERs 83 ff
'' C. 1, X h. t. IV, 5.
' Esraein, Le mariage en droit canonique II 216 ff
10*
148 IV. Buch. Die Verfassung d. Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
natürlich die Kontrahenten ihren bedingten Konsens zu einem un-
bedingten machen. Vollzug der copula carnalis vor Erfüllung der
Bedingung gilt als Verzicht auf dieselbe ^
Wohl zu unterscheiden von der Bedingung ist die Auflage einer
bestimmten Leistung oder Verpflichtung, der modus. Ist wirklich nur
eine Auflage da und nicht etwa eine versteckte Bedingung, so hat
sie auf die Gültigkeit der Ehe keinen Einfluß, auch wenn sie un-
möglich oder unsittlich wäre 2.
'ü'
§ 135.
Die Elieuumiindigkeit.
Decr. Greg. IX. 1. IV, t. 2 de desponsat. impub. Lib. sext. I, 2.
Sanchez 1. VII, disp. 104. — N. München, Üb. Unvermögen als Ehehindernis
(Z. f. Philos. u. kath. Theol. N. F. I [1840], Hft 2, S. 67 ff; Hft 3, S. 86 ff üb. d.
imped, aetatis). W. v. Hörmann, D. desponsatio impuberum, 1891. R. Köstler,
D. väterl. Ehebewilligung, 1908.
Können Kinder unter sieben Jahren wegen mangelnder geistiger
Reife keine Ehe schließen, so wären an sich Kinder über diesem
Alter zum Eheschluß fähig, da naturrechtlich ein gewisses Ver-
ständnis und die auch noch entferntere körperliche Reife genügt.
Sachgemäß aber- fordert die Kirche als Bedingung des gültigen
ehelichen Konsenses auch das entsprechende Verständnis und die
gegenwärtige geschlechtliche Reife, die Mannbarkeit, die Pubertät,
und erklärt deren Mangel als ein trennendes Ehehindernis: impedi-
mentum aetatis 3. Dem römischen Recht ^ folgend präsumiert das
kanonische Recht, daß die Pubertät oder die Ehemündigkeit beim
Knaben nach vollendetem vierzehnten, beim Mädchen nach vollendetem
zwölften Lebensjahr eintrete^. Also können Jünglinge vor zurück-
gelegtem vierzehnten, Jungfrauen vor zurückgelegtem zwölften Lebens-
jahr keine gültige Ehe schließen ^. Während aber das römische Recht
' C. 3 5 6, X h. t. IV, 5.
2 Schnitzer, Kath. ER. 320 ^ meint wohl richtig, daß i. Zwoifolsfall d.
Vermutung f. d. Auflage u. d. Gültigkeit d. Ehe stehe. Tatsiichl. wissen d. (J lau-
bigen höchst selten, daß sie e. bedingte Ehe schließen können.
3 C. 25, X de sponsal. IV, 1.
* Pr. 1. quibus modis tutela finitur I, 22.
^ C. 3 6 10 14, X ii. t. IV, 2. N. d. röm. Rcchtsregel habetur dies ultimus |)i
cocptus pro completo. Schercr, KR. II 288'°^. Anders Schnitzer a. a. 0.
370*. Z. Gcschichtl. vgl.: Preisen, Gesch. d. kan. ERs 323 flf; Esinein, Le jl
mariuge v.n (hoit canonique I 211 ff.
* N. Dekrctalenrccht warcMi d. v. Ehounnuindigon vorher oingegang. oder d. d.
Eltern f. sie abgeschloss. Ehen Verlöbnisse (sponsalia de futuro), welche v. d. ehe-
§ 135. Die Eheunmündigkeit. 149
von diesen Altersterminen gar keine Ausnahme zuließ, ist nach
kanonischem Recht eine vorher geschlossene Ehe dann gültig, wenn
die Pubertät tatsächlich schon vorhanden ist: prudentia sive malitia
supplet aetatem ^ Immerhin streitet vor dem gesetzlichen Alter die
Präsumtion gegen die Gültigkeit der Ehe. Will also jemand trotz
der Eheunmündigkeit eine Ehe schließen, so hat er den Nachweis zu
liefern, daß die Geschlechtsreife vorhanden ist, und kann dann auf
Grund einer bischöflichen Erklärung zur Eheschließung zugelassen
werden 2, Eine Dispens aber von diesem auf kirchlichem Rechte be-
ruhenden Impediment kann nur der Papst gewähren 3. Das im-
pedimentum aetatis ist ein Ehehindernis des öffentlichen Rechts. Daher
muß der kirchliche Richter gegen eine trotz desselben versuchte Ehe
von Amts wegen einschreiten. Ist aber die Mündigkeit eingetreten,
so kann der Richter nur auf Klage hin tätig werden. Das Recht
auf Klage selbst geht verloren durch Fortsetzung des ehelichen Lebens
nach erreichter Mündigkeit"^.
Hier ist auch der Ort für die Frage, inwieweit der elterliche
Konsens für die Ehen der Kinder nötig ist.
Nach römischem Recht konnten die unter der väterlichen Gewalt stehen-
den Kinder ohne Genehmigung des pater familias keine gültige Ehe schließen ^
Nach germanischem Recht, das übrigens keineswegs durchw^eg ein gleiches war,
bedurfte der minderjährige Sohn und die Tochter, auch wenn sie großjährig
geworden war, der Genehmigung der Familie ^. Die Kirche schloß sich zu-
nächst an das weltliche Recht an, jedoch nicht durchweg so weit, daß sie
die ohne elterlichen Konsens eingegangenen Ehen für nichtig gehalten hätte "'.
Ganz entschieden erklärt jedenfalls Nikolaus I., daß die Ehe durch den
Konsens der Brautleute allein geschlossen werde ^ Dahin entscheiden sich
mündig Gewordenen wieder aufgelöst werden konnten. C. 14, X h. t. IV, 2. C. un. § 1 in
Yj[to jy^ 2. Ist s. d. Dekret „Ne temere" üb. d. Verlöbnis vollständig weggefallen.
' C. 6 8 9 14, X h. t. IV, 2. Geistige u. geschlechtl. Reife kommen i. Betracht.
S. C. Inq. 18. März 1903 (A. f. k. KR. LXXXIV [1904] 132).
2 Ben ed. XIV., „Magnae" v. 29. Juni 1748.
' Weil nur a. kirchl. Recht beruhend, besteht d. Impediment f. d. Ungetauften
nicht, C. S. Off. 10. Dez. 1885.
* C. 10, X h. t. IV, 2. C. 4, X qui matr. accus, possunt IV, 18.
* Pr. I. de nupt. I, 10. L. 2 18 35, D. de ritu uupt. XXIII, 2.
«Schröder, Lehrb. d. deutsch. Rsgschte=* (1907) 65 ff 331 ff. Köstler
a. a. 0. 82 ff. Vgl. a. ob. S. 117 f.
" T e r t u 1 1. , Ad uxorem I. II, c. 8. B a s i 1. , Ad Amphiloch c. 40. C. 12 (L e o I.
a. 458 od. 459) 13 (Ambr.), C. XXXII, q. 2. Solche Ehen waren zwar nicht legitim,
ab. gültig. C. 3, X qui matr. accus, possunt IV, 18.
» C. 2, C. XXVII, q. 2. Demgemäß ist c. 3, C. XXX, q. 5, ebenfalls e. Ausspr.
V. Nik. I., z. erklären. Üb. d. Schwankungen vgl. ab. Köstler a. a. 0. 80 ff.
150 I^^- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.; Die Ehe.
auch Gratian^ und das Dekretalenrecht -. Das Tridentinum sprach gegen-
über der Lehre der Reformatoren^ und der Forderung der Gesandten des
Königs von Frankreich, die Gültigkeit der Ehen der Hauskinder von der Zu-
stimmung des Vaters abhängig zu macheu*, das Anathem über jene aus, die
fälschlich behaupten, daß die von den Kindern ohne die elterliche Erlaubnis
eingegangenen Ehen nichtig seien, fügt aber bei, daß die Kirche solche Ehen
immer verabscheut und untersagt habe ^
Daher bildet der Mangel der elterlichen Einwilligung zur Ehe-
schließung auch des minderjährigen Kindes weder ein trennendes noch
auch ein aufschiebendes Ehehindernis. Pflicht der Pietät aber ist es,
daß die Kinder ihre Ehen nicht gegen den begründeten Willen der
Eltern schließen <5.
§ 136.
Die Impotenz.
Decr. Grat. C. XXXIII, q. 1. Decr. Greg. IX. 1. IV, t. 15 de frigid, et malefic.
et de impot. coeundi.
Alt. Lit. b. Seh er er, KR. 11265. San che z 1. VII, disp. 92 ff. — N. München,
Üb. Unvermögen als Ehehindernis (Z. f. Philos. u. kath. Theol. N. F. I [1840], Hft 2,
S. 67 ff). Bangen, De sponsalibus II 106 ff; JII 177 ff. E. Sehling, D. Wir-
kungen d. Geschlechtsgemeinschaft a. d. Ehe, 1885. J. AntoneUi, De conceptu
impotentiae et sterilitatis relate ad raatrimonium, 1900. Ders. , Pro conceptu impot.
et steril, relate ad matr., 1901. Ders., De mulieris excisae impot. ad matr., 1903.
Ders., Medicina pastoralis^ II (1906) 15 ff. A. Eschbach, Casus de feminea
impot., 1898. Ders., De novo quodam steril, conceptu (Anal, eccles. X [1902] 84 ff;
[a. sep.]). Ders., De essentia imped. impot. (Ebd. XI [1903] 269 ff). Ders., Dispu-
tationes physiol.-theolog. de humanae generationis oeconomia^ 1912. N. Casacca,
De carentia ovariorum relate ad matr., 1903. F. Topai, De necessitate uteri in
generatione et in matr. In linguam Latinam vertit J. Sestili^, 1903. G. Rossi,
De imped. impot. (Anal, eccles. XVII [1909] 293 ff). Ders., De imped. impot. et
» Dict. ad c. 9, C. XXX, q. 5.
'^ C. 6, X de condic. appos. IV, 5. Üb. d. Schwankungen a. noch z. Z. Gratians
u. d. Dekretalenrcchts : Sägmüller, E. Dispens päpstl. Legaten z. Verehelichung
e. Siebenjährigen m. e. Dreijährigen i. Jahre 1160 (Th. Qsch. LXXXVI [1904] 556 ff').
F. Lenz, E. Quellenbeitrag z. frülikirchl. Eheschließungsrecht (C. 1, X h. t. IV, 2 u.|
C. 2, C. XXXI, q. 2) (D. Z. f. KR. XX [1910] 272 ff).
3 A.Scheurl,D. gem. deutsche ER. 165 ff H. Grisar, Luther 11 ^ (1911) 30ff.|
* Vgl. ob. S. 118 f. ^ Sess. XXIV de ref. matr. c. 1.
^ D. alt. Lit. b. Seh er er, KR. II 429. G. Hey er. De consensu parentum iD|
matr. liber. contrah. necessario, 1863. F. Scaduto, 11 consenso ncUe nozze etc.jp
(1885) 12 ff 85 ff. Kreisen, Gesch. d. kan. ERs 307 ff. R. Laennec, Du droH;^
des patres-famiiias ii Rome sur le mariage de leurs enfants, 1899. A. Dumontji
Etüde sur le consentement des paronts au mariage de leurs enfants, 1903. Reich«!)
Lit. h. Köstler a. a. 0. XIX ff'.
§ 136. Die Impotenz. 151
de processu judiciali in causis de matrimonii nullitate ex capite impot. et in causis
de matrimonii rati et non consummati diremptione, 1910. A. Schmidt, Vasectomia.
E. neue Operation u. ihre Erlaubtheit (Z. f. k. Tlieol. XXXV [1911] 66 ff 759 ff;
XXXVII [1913] 912ff). J. ß. Ferreres, De vasectomia duplici necnon de matri-
monio mulieris excisae^, 1913. G. Arendt, Relectio analytica super controversia
de impot. feminae ad generandum (Ex ephem. Acta Pontificia), 1913.
Die Ehe ist von Gott eingesetzt zur Fortpflanzung des IVIensclien-
geschlechts und zur erlaubten Befriedigung des Geschleclitstriebes.
IVIittel zur Erreichung dieser Zwecke ist die fleischliche Vereinigung,
die Herstellung der una caro, die copula carnalis. Daß daraus wirk-
liche Erzeugung von Kindern erfolge, liegt allein in Gottes Hand.
Daher ist die Ehe gültig, auch wenn der Kindersegen fehlt, bei Un-
fruchtbarkeit oder Sterilität, oder impotentia ad generandum ^ Keine
Ehe aber existiert, wo die geschlechtliche Vereinigung gar nicht möglich
ist, wo wegen Defekts in den geschlechtlichen Organen die impotentia
coeundi sive perficiendi copulam carnalem besteht. Es ist also das
geschlechtliche Unvermögen in diesem Sinn ein naturrechtliches Ehe-
hindernis: impedimentum impotentiae 2.
1 C. 18 (August.), C. XXXII, q 5. C. 27 (August.), C. XXXII, q. 7. Hohes
Alter ist kein Ehehindernis.
2 Nicht impotent sind Frauen, b. d. d. Operation d. Ovarien entfernt worden
sind. C. S. Off. 3. Febr. 1887. Ebensowenig jene, d. infolge Operation d. uterus
fehlt. C. S. Off. 23. Juli 1890. I. Sinne d. Entscheidung d. C. S. Off. v. 3. Febr.
1887 e. solche a. v. d. S. C. Conc. 16. Dez. 1905 (Köln. Pastoralblatt XLI [1907],
19 ff; Anzeiger f. d. kath. Geistlichkeit 1907, Nr 20). E. Frau, welcher d. matrix
u. d. Ovarien exstirpiert wurden, kann heiraten. S. C. de disc. Sacr. 2. April
1909 (Ptazön y Fe XXVI [1910] 101 ff. Canoniste cont. XXXIII [1910] 334 ff).
Geg. diese althergebrachte Auffassung wenden s, unt. Berufung ebenfalls a. Kon-
gregationsentscheidungen m. d. Forderung, daß d. copula de se ad generandum capax
sein müsse, neuestens e. Reihe v. Autoren, z B. : Santi-Leitner, Praelect. jur.
can.3 IV 256*; Leitner, Lehrb. d. kath. ERs^, 145 ff ; Schnitzer, Kath. ER.
355 ' (m. besond. Hinweis, daß Sixtus V. d. Ehe d. Kastraten f. ungültig erklärt
habe); W er n z- L aur ent ins, Jus decretalium IV 2 (1912), 147^* (immerhin
sehr vorsichtig: „dummodo de perfecta carentia illorum organorum mulieris certo
constet"); Casacca; Topai; besond. ab. Antonelli i. d. gen. Schriften. F. d.
alte Auffassung treten u. a. e. : Seh er er, KR. II 271 [unt. Anerkennung d. formalen
Konsequenz d. and. Meinung sagt er, daß d. Stellung d. Geschlechter bez. d. Im-
potenz keine gleiche sei ; b. Weibe genüge e. äußere od. mechanische Beischlafs-
fähigkeit, b. Manne müsse Zeugungsfähigkeit vorhanden sein]; A. Boudinhon,
Canoniste cont. XXVI (1903) 611 ff; Eschbach i. d. bem. Schriften; De Smedt,
De sponsal. et matr. ^ (1910) 372 ff; Rossi ; Ar en dt. E. reservierte Haltung nimmt
u. a. e. : Lehmkuhl, sowohl i. Theol. moral. '* II 561 als i. e. Artikel i. American
ecclesiastical Review (vgl. Theol. Rev. 1903, 453); Melata i. Acta S. Sedis XXXVII
(1904/05) 730 *. Es ist kein Zweifel, daß s. alsbald noch weit. , ganz nahelieg.,
schwer z. entscheidende Momente z. Berücksichtigung aufdrängen werden, wenn
152 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
Die Impotenz kann sein eine angeborne, natürliche (impotentia
naturalis, intrinseca), auf einem organischen Fehler beruhend, oder
eine zufällige (i. accidentalis , extrinseca), infolge von Krankheit
Operation, Verstümmelung. Sodann kann sie sein eine dauernde
(i. perpetua, incurabilis), die sich durch kein natürliches oder sittlich
erlaubtes Mittel oder wenigstens nicht ohne Lebensgefahr beseitigen
läßt, und eine zeitweilige (i. temporalis, curabilis), die sich durch
natürliche Mittel ohne Lebensgefahr heben läßt. Weiterhin teilt man
die Impotenz ein in eine absolute und in eine relative. Erstere besteht
gegenüber jeder andern Person, letztere nur gegenüber gewissen Per-
sonen i. Endlich gibt es eine der Ehe vorausgehende und eine ihr
nachfolgende Impotenz (i. antecedens, subsequens).
Nach römischem Recht konnten die Kastraten keine Ehe eingehen - ;
bei Impotenz aber stand das Recht der Ehescheidungsklage zu ^. Die Kirche
schloß sich zunächst wohl dem römischen Recht an ; wenigstens erscheint in
Gesetzen namentlich aus dem fränkischen Reich die Impotenz als Eheauf-
lösungsgrund, so daß der ehefähige Teil sich wieder verheiraten konnte *.
Dagegen ließ man später in der römischen Kirche wegen Impotenz keine Ehe-
man d. alten Begriff z. Schaden a. d. Moral verläfst, wo doch d. Ehe a. z. Be-
friedigung d. Konkupiszenz dienen darf. — Küüstliche Befruchtung ist unerlaubt.
C. S. Off. 26. März 1897 (A. f. k. KR. LXXVII [1897] 761).
* B. d. alten Kanonisten spielte, wie a. d. cit. Titel X IV, 15 beweist, d.
malelicium, d. Impotenz gegenüb. e. bestimmt. Person infolge v. dämon. Einwir-
kung, e. große Rolle. D. a. i. d. Heil. Schrift (Tob 6, 14) angedeutete Möglich-
keit u. Wirklichkeit dessen sollte a. christl. Standpunkt nicht geleugnet werden.
Thoni. Aq. , Summa theol. Suppl. q. 58, a. 2. Anderseits liegt d. Grund i. d.
meisten Fällen, wo d. Alten maleficiura annahmen, i. körperlich krankhafter Dis-
position, namentl. Nervosität. So weit hat recht Seh er er, KR. II 269 -^ Vgl.
ab. a. Wernz-Laurentius, Jus decretalium IV 2 (1912), 140^. Siehe a.
.J. Beßmer, Störungen i. Seelenleben 2, 1906.
2 L. 39, D. de jur. dotium XXIII, 3. Anders Sehling, D.Wirkungen usw. 1 ff.
=» L. 14 §3 7 D. de aedil. edicto XXI, 1. L. 10, C. de repud V. 17. Nov. 22,
c. 6; 117, c. 12.
' C. 18 (Greg. 11. a. 726), C. XXXII, q. 7. C. 3 (Syn. v. Compiegne a. 757,|
c. 20), C. XXXIII, q. 1. C. 29 (Hrab. Maur. a. 853), C. XXVIl, q. 2. C. 4
(Hin cm. Rem. a. 860), C. XXXIII, q. 1. Vgl. ab. a. Wernz-Laurentius
a. a. 0. IV 2 (1912), 143 «. Sägmüllor, D. Ehe Heinr. II., d. Heil., m. Kunigundej
(Th. Qsch. LXXXVIi [1905] 78 ff ; LXXXIX [1907] 563 ff). Ders., D. impedimentumji
impotentiae b. d. Frau vor Alex. III. (Ebd. XCIII [1911] 90 ff). Ders., Nochmals'
d. iinp. impot. b. d. Frau v. Alex. III. (Ebd. XCV [1913] 565 ff). H. Koch, D.
Ehe Kaiser Heinr. II. m. Kunigunde, 1908. Ders., Kaiser Heinr. II. kinderlose;
Ehe m. Kunigunde (D. Z. f. KR. XXII [1912] 222 ff). [D. hier i. Anschluß aj'
Fr eisen versuchte Beweis, daß man v. Alex. III. d. Impotenz b. d. Frau nichi
gekannt habe, ist gänzl. niifülungen.]
I
i
§ 136. Die Impotenz. 153
auflösung zu, sondern verpflichtete die Eheleute zu geschwisterlichem Zu-
sammenleben ^ Schließlich aber fing, nach dem Vorgang der gallischen, die
römische Kirche und damit beim Übergewicht derselben die ganze Kirche an,
die Impotenz als ein trennendes Ehehindernis zu betrachten, was sie seitdem
geblieben ist ^.
Ein trennendes Ehehindernis bildet nur die dem Eheabschluß voraus-
gehende, bleibende und unheilbare Impotenz, sei sie eine absolute oder
relative. Kein Hindernis aber bildet die nachfolgende und die blofs
zeitweilige Impotenz. Eine einmal gültig eingegangene Ehe kann nicht
mehr aufgelöst werden, und über den Moment des Ehevollzugs besteht
keine Vorschrift. Eine Pflicht zur Beseitigung der Impotenz besteht
ein- oder beiderseitig dann, wenn sie ohne Lebensgefahr, obgleich
nicht ohne große Beschwerlichkeit, gehoben werden kann; denn der
andere Eheteil hat ein Recht auf den Vollzug der Ehe, wenn auch
kein unbeschränktes 2. Ist aber die Impotenz im angegebenen Sinne
vorhanden, so bildet sie bei den Kastraten oder Eunuchen utroque teste
carentes ein öffentlich-rechtliches Hindernis und ist von Amts wegen
geltend zu machen * ; in allen andern Fällen dagegen ist sie ein privat-
rechtliches Impediment, so daß eine Klage nur den Eheleuten selbst
zusteht. Gleichgültig ist, ob die Kontrahenten schon vor Abschluß
der Ehe von dem Impediment wußten oder nicht; denn durch dieses
vorangehende Wissen wurde der impotente Teil nicht fähig, den
Inhalt des Vertrags zu leisten^. Nach früherer Praxis durften die
impotenten Eheleute wie Bruder und Schwester zusammenwohnen ^. Seit
Sixtus V. wurde dies wegen der Gefahr der Inkontinenz verboten'^.
' C. 4, X h. t. IV. 15.
2 C. 2 3, X h. t. IV, 15. SehÜDg a. a. 0. 25 ff. Vgl.: Preisen, Gesch.
d. kan. ERs 330 ff; Esmein, Le mariage en droit canonique I 232 ff; II 275 ff.
So war a. d. Lehre d. Schule v. Bologna beseitigt, daß e. noch nicht konsu-
mierte Ehe weg. e. n. ihr. Abschluß eingetret. Impotenz getrennt werden könne.
Siehe ob. S. 84.
3 C. 3 6, X h. t IV, 15.
* Sixtus V.. „Cum frequenter" v. 22. Juni 1587. Rieh ter-S chu Itc, Conc.
Trid. 555 f.
^ Protestant. Kanonisten namentl. behaupteten f. d. ersteren Fall Gültigkeit d.
Ehe, ab. unrichtig. Sixtus V. a. a. 0.: „sive ignorantibus sive etiam scientibus".
Nur soll d. doJose Teil d. Ehe nicht einklagen dürfen. Scher er, KR. II
269''^ 277 «2.
« C. 4, X h. t. IV, 15.
^ „Cum frequenter". Nur wenn d. Eheleute i. e. Alter sind, d. keine Inkon-
tinenz mehr befürchten läßt, können sie wie Bruder u. Schwester zusammenwohnen.
S. C. Conc. 15. Dez. 1877. Üb. etwaiges Verhalten d. Beichtvaters Schnitzer,
Kath. ER. 257 f.
154 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
Doch dürfen dieselben nicht eigenmächtig auseinandergehen, sondern
erst auf Grund einer richterlichen Sentenz, die sie zu beantragen
haben ^
Bei solcher Klage auf Nichtigkeit einer Ehe ex capite impotentiae werden
aber nicht die gewöhnlichen Eheprozeßformen angewendet, sondern eigen-
tümliche, die auch neuestens wieder genau normiert wurden ^. Ungenügend
ist vor allem die bloße, selbst eidlich erhärtete Aussage der Eheleute, die
Partei sind und leicht im Einverständnis miteinander stehen können ^. Viel-
mehr ist notwendig das Gutachten von mindestens zwei glaubhaften, be-
eidigten Sachverständigen auf Grund eines Augenscheins *. Dabei ist eine
dreifache Eventualität möglich: Nach dem übereinstimmenden Gutachten der
Sachverständigen ist die Impotenz aus äußeren Merkmalen unzweifelhaft
schon vor der Ehe dagewesen und unheilbar. In diesem Falle hat der Richter
die Nullitätssentenz alsbald auszusprechen ^. Oder die Sachverständigen
sprechen sich übereinstimmend dahin aus, daß die Impotenz zwar nicht aus
äußeren, aber aus inneren Gründen sicher sei. Hier haben die Eheleute
bzw. der klagende Teil die Impotenz zu beschwören. Dieser Eid ist durch
den Eid von je sieben, im Notfall auch von nur zwei Verwandten oder
Freunden der Parteien zu stützen (juramentum septimae manus propinquorum"),
d. h. die Eideshelfer haben zu beschwören, daß sie von der Wahrheit des
' C. 3, X de divort. IV, 19.
'^ Instructio edita a S. C. Codc. die 22. Augusti 1840 pro confectione Pro-
cessus in causis matrimonialibus. Instr. C. S. Off. (1858) pro conficiendo processu
super viri impot. et non secuta matrim. consummatione accedente Pontificis dispen-
satione ab accurata observantia praescriptionum bullae Benedicti XIV. „Dei misera-
tione". Instr, C. S. Off. 20. Junii 1883 ad patriarchas etc. rituum Orientalium
in causis matrim. § 4-5 — 50. Instr. S. C. de Prop. Fide (1883) de judiciis eccle-
siasticis circa causas matrim. § 46. Obgleich letztere f. d. Ver. Staat. NAs erlassen
ist, darf sie doch n. Erklärung d. Inq. v. 16. Sept. 1891 a. v. d. Bischöfen Preußens
befolgt werden. K. L. Braun, D. Vorverfahren d. bischöfl. Kurien b. Auflösung
d. nicht vollzogenen Ehen d. d. Heil. Stuhl (A. f. k. KR. LXXVI [1896] 217).
C. Sagnori, Exemplar actorum forensium, quibus inquirendum est de nullitate
matrim. ex capite impot. etc. ^ 1902. Rossi, De impcd. impot. vgl. ob. S. 150 f.
' C. 7, X h. t. IV, 15. C. 5, X de co. qui cognov. IV, 13.
* C. 4 14, X de probat. II, 19. C. 6 7, X h. t. IV, 15. B. Männern erfolgt d.
Untersuchung d. fünf bzw. zwei Ärzte, b. Frauen d. ebenso viele ehrbare u. erfahrene
Matronen, Hebammen. Letztere sind zuvor d. ebenfalls beeidigte Arzte üb. d. i. Be-
tracht kommenden Momente z. belehren. Üb. ihre Aussagen haben die Arzte selbst
wieder c. Gutachten abzugeben. Wären keine erfahrenen Frauen z. finden od. d.
Fall besonders schwierig, so wäre d. Untersuchung v. bejahrten Ärzten i. Beisein
o. beeidigten Frau vorzunehmen. D. beizuzioh. Sachverständigen sollen wo mögl.
katholisch, jedenfalls geg. d. kath. Religion nicht foindl. gesinnt sein.
^ I. d. Sentenz ist wegen etwaig. Wiederverhoiratung z. bemerken, ob d. Im-
potenz e. absolute od. relative ist. D. absolut impotenten Teil wird d. Eingehung
e. neuen Ehe ausdrückl. untersagt. S. C. Conc. 10. Okt. 1898.
§ 136. Die Impotenz. 155
ersteren Eides überzeugt seien. Hierauf wird auf Grund der moralischen
Gewißheit die Nichtigkeit der Ehe erklärt K Oder drittens lauten die Gut-
achten unentschieden bzw. weichen voneinander ab. Dann ist, bevor ein
definitives Urteil gefällt werden kann, auf die sogenannte Triennalprobe zu
erkennen (experimentum cohabitationis triennalis). Die Eheleute haben vom
Tage des richterlichen Dekrets an noch drei Jahre oder auch länger oder
kürzer ehelich zusammenzuleben. Stellen sie dann aufs neue den Annullations-
antrag, so haben sie nach wiederholtem Augenschein durch Sachverständige
den NichtVollzug der Ehe mit je sieben Eideshelfern zu beschwören. Darauf
erfolgt die Nullitätssentenz ^
Bei der Schwierigkeit dieses ganzen Verfahrens, bei der nur selten
zu erreichenden Gewißheit über die vorhandene Impotenz, namentlich
wenn eine Partei die Untersuchung oder den Eid oder die ohnedies
veraltete Triennalprobe verweigert, und bei der Gemeinrechtlichkeit des
Impediments bleibt nur der Ausweg, sich an den Apostolischen Stuhl
zu wenden mit der Bitte um dispensatio a matrimonio rato et non
consummato. Die Congregatio de disciplina Sacramentorum, die den
Prozeß durchzuführen hat, beauftragt dann den Bischof mit den not-
wendigen Untersuchungen 3. Zu dieser Dispensation genügt eine wahr-
scheinliche Impotenz, und überdies ergibt sich der Vorteil, daß, wenn
der Gatte, wegen dessen Impotenz von der ersten Ehe dispensiert
wurde, sich in der zweiten Ehe als fähig zur copula carnalis erweist,
nicht die zweite Ehe aufgelöst und die erste wiederhergestellt
werden muß.
Ist nämlich eine Ehe irrtümlich wegen Impotenz für nichtig er-
klärt worden, indem der für impotent erklärte Ehegatte sich nachher
» C. 2 (Pseudo-Greg.), C. XXXIII, q. 1. C. 5 7, X h. t. IV, 15. Vgl. noch:
flSeptima" c. 2 cit. : ^Uterque" c. 5 cit. Weigert s. e. Teil , d. Eid z. leisten, so
könnte d. Apost. Stuhl angegangen werden, d. Prozeß fortsetzen z. dürfen. S. C.
Conc. 24. Jan. 1871.
2 C. 1 5 7, X h. t. IV, 15. N. c. 5 7 cit. ist d. dies a quo d. Tag d. Ehe-
schlusses, nach röm. Praxis d. d. richterl. Dekrets. S. C. Conc. 4. Mai 1771.
Richter -Schulte, Conc. Trid. p. 260, n. 97. A. hier steht d. Weigerung e.
Teils, d. Triennalprobe m. d. Eidesleistung s. z, unterziehen, d. Nullitätssentenz
nicht i. Wege. Vielfach kommt d. Eid d. Siebenhänder nicht mehr z. Anwendung.
Scherer, KR. II 282". Schnitzer, Kath. ER. 359'".
^ Früher war es d. C. Concilii. Ohne spezielle Bevollmächtigung seit. d. Congr.
darf d. Bischof e. Gesuch um Einleitung d. Verfahrens behufs Dispens v. matr. ratum
non consummatum nicht entgegennehmen od. Z.Ausführung bringen. Bened. XIV.
,Dei miseratione" v. 3. Nov. 1741. § 15. S. C. Conc. 16. Juni 1894. Braun,
D. Vorverfahren d. bischöfl. Kurien usw. (A. f. k. KR. LXXVI [1896] 212 ff) ;
Scherer a. a. 0. 11 284 ff 555 ff ; Schnitzer a. a. 0. 362 ff. Vogt, ER. ^ 203.
Wernz-Laurentius, Jus decretalium IV 2 (1912), 619*'.
156 I^- Blich. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
als zum Vollzug der Ehe fähig erweist, so muß die erste Ehe wieder-
hergestellt werden, auch wenn der andere Teil sich unterdessen ver-
heiratet hätte ^ Wenn aber die Durchführung des Gesetzes als zu
hart und als untunlich erscheint, so könnte an den Apostolischen
Stuhl die Bitte gestellt werden, für die erste Ehe dispensatio a matri-
monio rato et non consummato und für die zweite sanatio in radice
zu gewähren.
Die Ehe eines Hermaphroditen ist gültig, wenn er nicht impotent
ist in Bezug auf das Geschlecht, nach welchem er die Ehe geschlossen
hat. Ein solcher hat nämlich vor dem kirchlichen Richter sich eidlich
zu verpflichten, sich in der Ehe nach einem bestimmten Geschlechte
verhalten zu wollen 2.
B. Trennende Ehehindernisse aus einem gesetzlichen Mangel
im Konsens.
§ 137.
Das bestehende ELebaud.
Decr. Grat. C. XXXIV. Decr. Greg IX. 1. IV, t. 4 de sponsa duor. ; t. 19 de
divort. ; t. 21 de secund. nupt.
Alt. Lit. b. Scherer, KR. II 351. Sanchez I. VII, disp. 80 ff. — G. Wanner,
D. Ehehindernis d. Ehebandes b. Justinian (A. f. k. KR. XXXI [1874] 396 ff).
A. V. di Pauli, D. iraped. catholicismi n. österr. u. kanon. Recht (A. f. k. KR.
LXXXVIII [1908] 273 ff).
Da die Ehe monogam und unauflöslich ist*'^, so kann, wer bereits
in einer gültigen Ehe lebt, keine andere gültige Ehe eingehen. Dem-
gemäß ist das bestehende Eheband ein trennendes Ehehindernis:
impedimentum ligaminis^. Entscheidend für das Vorhandensein des
' C. 1 5 6, X h. t. IV, 15. Hat ab. d. andere Gatte unterdessen d. professio
religiosa abgelegt, so ist dad. d. matr. ratuni aufgelöst worden. D. Kinder a. d.
zweiten Ehe gelten als putative. Wäre d. Ehefähigkeit fornicario modo erwiesen
worden, so könnte d. andere Teil wenigstens d. ehel. Zusammenleben verweigern.
Ji. Annullierung e. Ehe wegen relativer Impotenz lebt diese nur dann wieder a.,
wenn d. beiden Personen nachher verbotenei weise d copula carnalis miteinander
vollziehen.
« 8. C. Conc. 18. Aug. 1880; 18. März 1893. ' Vgl. ob. S. 79 f.
* D. kath. Kirche hielt stets m. unorbittl. Strenge hieran fest. D. Fabelhafte
V. angebl. kirclil. konzedierten Doppelehen erwies.: I. Dölliuger, D. Papstfabeln
d. MAs (1863) 34 ff; F. Schauerte, D. Doppelehe e. Grafen v. Gleichen, 1883;
K. Reineck, D. Sage v. d. Doppelehe e. Grafen v. Gleichen, 1892. F. Haun,
D. Entstehung d. Sage v. d. Doppelehe e. Grafen v. Gleichen, 1908. Dageg. sticht
§ 137. Das bestehende Eheband. 157
Ehehindernisses ist allein die Existenz einer gültigen Ehe im Momente
der Konsenserklärung. Gleichgültig ist, ob die erste Ehe konsumiert
wurde oder nicht, ob die Kontrahenten um deren Existenz wußten
oder nicht ^
Wer also bereits eine Ehe geschlossen hat, muß, um zu einer
neuen Ehe schreiten zu können, nachweisen, daß das Band der ersten
Ehe nicht mehr besteht. Da die Auflösung der Ehen in der Regel
durch den Tod erfolgt, so ist in allen diesen Fällen der Nachweis
des eingetretenen Todes des früheren Ehegatten zu führen 2, Der
sichere Beweis des Todes wird erbracht durch einen Totenschein, aus-
gestellt vom Pfarrer oder Seelsorgsgeistlichen, von Zivilstandesbeamten,
Vorstehern von Krankenhäusern, militärischen Befehlshabern, oder
durch andere öffentliche Urkunden 3, oder durch zwei glaubwürdige
beeidigte Zeugen, ja selbst durch einen klassischen, und endlich auch
durch testes de auditu, falls ihre Mitteilungen von unverdächtigen
Personen stammen. Wäre aber ein solch direkter Beweis vom Pfarr-
amt nicht zu gewinnen, so müßte das Ordinariat auf Grund von In-
dizien w^enigstens moralische Gewißheit zu gewinnen suchen"^. Es
wäre in Betracht zu ziehen das frühere eheliche Verhältnis, die
Religiosität des Verschollenen, der eheliche Vermögensstand, das Alter,
grell A. d. Verhalten d. Reformatoren i. d. Doppelehe d. Landgrafen Philipp v. Hessen
u. d. Stellungnahme prot. Kirchenbehörden i. and. Fällen. Vgl. Fr i ed b er g. KR.^
436', wo a. Lit. hierüb. Vgl. weit.: W. Rockwell, D. Doppelehe d. Landgr.
Ph. V, Hess., 1904. N. Paulus, Cajetan u. Luther üb. d. Polygamie (Hist.-pol.
Blätter CXXXV [1905] 81 ffj. Ders., D. Beichtgeheimnis u. d. Doppelehe d. Landgr.
Ph. V. Hess. (Ebd. 317 ff). Ders. , Duns Scotus u. d. Vielweiberei d. Münster.
Wiedertäufer (Ebd. CXXXVI [1905] 775 ff). Ders., D. hess. Doppelehe i. Urteile
d. Protest. Zeitgenossen (Ebd. CXLVII [1911] 508 ff). W. Köhler, D. Doppel-
ehe d. Landgr. Ph. v. Hess. (Hist. Z. XCIV [190">] 385 ff). Th. Brieger, Luther
u. d. Nebenehe d. Landgr. Ph. v. Hess. (Z. f. Kgschte XXIX [1908] 174 ff; Preuß.
Jbb. CXXXV [1909] 35 ff). H. Grisar, Luther IP (1911) 213 ff 221 374 ff 387 ff
897 411 ff 425.
* C. 3 5, X de spons. duor. IV, 4. — I. Konsequenz hierv. wird i. Osterr. d.
Bestimmung, daß k. geschied, prot. Ehegatte s. b. Lebzeiten d. a. Teils m. e. kath.
Person verheiraten kann, als „Hindernis d. Katholizismus" bezeichnet.
* C. 19, X de sponsal. IV, 1.
^ D. Erkenntnis e. weltl. Richters ist nicht eo ipso entscheidend f. d. kirchl.
Richter; es hindert ab. nichts, s. desselben z. bedienen. Th. Kohn, D. bürgerl.
Todeserklärung behufs Wiederverehelichung u. d. kirchenrechtl. Doktrin hierüb.
(A. f. k. KR. XLVHl [1882] 53 ff).
* C. 2, X de secund. nupt IV, 21. S. C. Inq. 18. Juli 1900 (A. f. k. KR. LXXXI
[1901] 345 ff). Üb. d. Kompetenz d. Ordinariats: Wernz-Laurentius, Jus
decretalium IV 2 (1912), 179 ff.
158 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
die Gesundheit des Vermißten usw. Und wäre auch moralische Ge-
wißheit nicht zu erreichen, so könnte man an den Apostolischen Stuhl
rekurrieren i.
Wer trotz Bestandes einer Ehe schuldhafterweise eine zweite ein-
zugehen versucht, setzt eine nichtige Handlung, sündigt schwer durch
das Verbrechen der Bigamie oder richtiger der Polygamie und zieht
sich die hierauf stehenden kirchlichen Strafen zu 2. Wäre jedoch die
erste Ehe beim Abschluß der zweiten wirklich gelöst, so wäre die
zweite trotz der mala fides gültig. Wurde aber die zweite Ehe,
wenn auch nur von einem Teile, bona fide eingegangen und es zeigt
sich nachher, daß der erste Gatte noch lebt, so ist die zweite Ehe
ungültig, vom kirchlichen Richter zu trennen und die erste Ehe wieder
herzustellen; doch würde die zweite Ehe die Vorteile einer Putativ-
ehe genießen^. Würde es sich ergeben, daß der erste Gatte zur
Zeit der zweiten Eheschließung noch am Leben war, inzwischen aber
gestorben ist, so könnten die Scheingatten ihre bisherige nichtige
Verbindung durch Konsenserneuerung zu einer gültigen machen*.
Bei begründetem Zweifel über die Gültigkeit der zweiten Ehe ist
deren Gebrauch unerlaubt 5.
Da die Einheit und Unauflöslichkeit der Ehe auf dem natürlichen
Rechte beruht, so besteht das impedimentum ligaminis auch für die
^ Klem. X. V. 21. Aug. 1670. C. S. Off. 12. Juli 1822; 13. Mai 1868 (In-
structio ad probandum obitum alicujus conjugis; A. f. k. KR. XC [1910] 526 ff) ;
20. Juni 1883; 27. April 1887; 20. März 1890; 29. Aug. 1890; 6. Mai 1891 (A. f.
k. KR. LXVII [1892] 336 ff). S. C. de disc. Sacr. 12. März 1910 (Acta Ap. Sedis
II [1910] 196 ff). Vgl. a. ob. S. 154, A. 2. D. Beiziehung e. defensor matrimonii
ist nicht vorgeschrieben. S. C. Conc. 14. Dez. 1889.
2 Er verfällt d. Infamie (c. 4, X de bigam. non ordin. I, 21), wird b. vollzogener
zweiter Verbindung irregulär ex defectu sacramenti (vgl. Bd I, S. 220 ff), ist d. Häresie
verdächtig (UrbanVIII., „Magnum" v. 20. Juni 1637), a. d. Kirchengemeinschaft
auszuschließen u., wenn er unbußfertig stirbt, nicht kirchl. z. beerdigen. — Weg. dies,
offiz. Einschreitens d. kirchl. Richters kann dies. Ehehindernis wohl hierher bezogen
werden. Es könnte a. s. eingestellt werden unt. d. Ehehindernisse a. e. natürl. Mangel
i. Konsens.
3 C. 8, X qui filii sint legit. IV, 17.
* War d. Hindernis öffentl. bekannt, so muß d. Konsenserklärung v. Pfarrer u.
Zeugenerfolgen, andernfalls genügt, wenn d. zweite Verbindung kirchl. eingegangen
wurde, Konsensernouerung i. geheimen. Natürl. können d. Betreffenden a. aus-
einandergehen. Dageg. muß d. schuldige Teil, falls d. bona fide befindliche jetzt
d. Ehe fordert, diese schließen; c. 1, X de eo qui duxit in matr. IV, 7.
"^ C. 2, X de sccund. nupt. IV, 21. D. bona fide befindl. Teil darf d. debitum
conjugale fordern u. leisten, d. böswillige nur leisten. W e r n z- L aur en t ius, ;
Jus decretalium IV 2 (1912), 579 f.
§ 138. Die höhere Weihe. 159
Akatholiken^ und die Ungetauften. Tritt ein Uiigetaufter, der in der
Polygamie lebte, zum Christentum über, so muß er die zuerst gehei-
ratete Frau behalten, alle andern aber entlassen, falls dieselbe mit
ihm sich bekehren will ; andernfalls kann derselbe auf Grund des Privi-
legium Paulinum jene seiner Frauen auswählen, die sich taufen läßt 2.
§ 138.
Die höhere Weihe.
Z. QueU. u. Lit. vgl. BJ I, S. 264 flf. Sanchez 1. VIT, disp. 27 ff. — L. Gau-
gusch, D. Ehehindernis d. höheren Weihe, 1902. G. Dujon, De Tempechement au
manage qui resulte des ordres sacres dans Thist. du droit, 1902. A. Schar nagl,
D. feierl. Gelübde als Ehehindernis (1908) 25 ff 83 ff 203 ff.
In der orientalischen Kirche statuierte Justinian im Jahre o30, daß
die Ehe eines höheren Klerikers, nach der Ordination geschlossen,
null und nichtig sei^. Im Abendlande sprach erst das zweite Lateran-
konzil 1139 ganz bestimmt die Nichtigkeit der Majoristenehe aus. Und
das Tridentinum hat diejenigen, welche behaupten, daß Majoristen
eine gültige Ehe eingehen könnten, mit dem Banne belegt. So bildet
der gültige und freiwillige Empfang der höheren Weihen ex lege
ecclesiastica ein trennendes öffentlich-rechtliches Ehehindernis: im-
pedimentum ordinis sacri. Eine trotzdem eingegangene Ehe ist nichtig
und zieht die Irregularität und die ipso facto eintretende, dem Bischof
reservierte Exkommunikation nach sich. Dagegen tritt die Pflicht
zum Zölibat und damit das Ehehindernis der höheren Weihen nicht
ein bei unwissentlichem, erzwungenem oder vorzeitigem Empfang der
Weihe. Es müssen aber die als Kinder, geistesabwesend, oder aus
Furcht Ordinierten nach erreichter Pubertät oder alsbald nach der
Ordination ihre Freiheit zurückfordern. Die Möglichkeit einer Dispens
im öffentlichen Interesse liegt beim Papst*.
' Pius VII. a. d. Erzbisch. Dalberg v. Mainz v. 8. Okt. 1803. Gregor XVI.
a. d. bayr. Bischöfe v. 27. Mai 1882.
2 C. 8, X de divort. IV, 19. Pius V., „Romani Pontificis" v. 2. Aug. 1671.
Greg. XIII., „Populis ac nationibus* v. 25. Jan. 1585. C. S. Off. 5. Aug. 1759;
28. März 1860; 20. Juni 1866; 10. Dez. 1903. Canoniste cont. XXVII (1904) 406 ff.
Daß d. Frage hier nur a. d. Bekehrung z. gehen hat, ist Vergünstigung. Wernz-
Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912), 645 ff. Üb. d. Privilegium Paulinum § 140.
^ Wenn manche Kanonisten d. ordo als Ehehindernis hint, d. professio religiosa
z. Darstellung bringen, so wollen sie vielleicht dad. z. Ausdruck bringen, daß a. b
ordo d. impedimentum a. e. votum beruhe. E. solches votum ist ab. niemals ge-
meingesetzl. vorgeschrieben gewesen. Vgl. ßd I, S. 269 f.
♦ Vgl. d. näheren Bd I, S. 208 264 ff. Vgl. a noch H. Lämmer, D. iraped.
ordinis u. s. Anwendung a. d. Klerus d. oriental. Riten (A. f. k. KR. X [1863] 242 ff).
160 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
§ 139.
Das feierliche Gelübde.
Decr. Grat. C. XVII, q. 1 2. C. XXVH. C. XXXIII, q. 5. Decr. Greg. IX.
1. IV, t. 6 qui der. vel. vov. matr. contrah. possunt; L. III, t. 32 de convers. conjug.
SanchezI. VII, disp. 25ff; I. II, disp. 18ff. ThomassinP. I, 1. 3, c. 42 ff. —
Preisen, Gesch. d. kan. ERs 676 fif. p]smein, Le mariage en droit canoniquc
I 269 ff. J. Wilpert, D. gottgeweihten Jungfrauen i. d. erst. Jhdten d. K., 1892.
P. Weckesser, D. feierl. Keuschheitsgelübde d. gottgew. Jungfrauen i. d. alt.
K. (v. 1. b. Ende d. 5. Jhdts) (A. f. k. KR. LXXVI [1896] 83 ff). St. Schie-
witz, Vorgschte d. Mönchtums od. d. Aszetentum d. drei erst, christl. Jhdte (A. f.
k. KR. LXXVIII [1898] Iff). Ders., D. raorgenländ. Mönchtum I (1904) 19 ff.
R. Souarn, La profession religieuse empechement canonique du mariage chez les
Grecs (Echos d'Orient VII [1904] 194 ffj. H. Koch, Virgines Christi (Texte u.
Unters. XXXI, 2), 1907. Scharnagls. § 138.
I. Wer ein Keuschheitsgelübde abgelegt hatte, wurde schon in der alten
Kirche als mit Christus selbst vermählt angesehen. Daher erblickte man in
einer nachfolgenden Ehe einen Ehebruch und einen großen Frevel, der mit
schwerer, oft lebenslänglicher Buße gesühnt werden mußte, besonders dann,
wenn das Gelübde in feierlicher Weise abgelegt worden war. Ob die alte
Kirche solche Ehen geradezu für ungültig ansah, darüber hat man keine
unzweideutigen, jedenfalls keine die ganze Kirche verpflichtenden Aussprüche.
Sicher aber wurden diese Ehen getrennt und bestraft \ Klar und bestimmt
wurde die Nichtigkeit der Ehen der Mönche und JS^onnen erst auf dem zweiten
Laterankonzil 1139 ausgesprochen-. Es war damit aber nicht entschieden,
ob auch das Gelübde der Keuschheit, mit dem nicht zugleich der Eintritt in
einen Orden verknüpft war, solche ehevernichtende Wirkung habe. Seit
Gratian fing man an, bestimmt zu unterscheiden zwischen feierlichen oder
öffentlichen und einfachen oder privaten Gelübden, und erklärte, daß erstere
eine gültige Ehe nicht mehr zu stände kommen ließen'. Aber es war
damit noch nicht entschieden, welche Gelübde zu den feierlichen gehörten
und welche. zu den einfachen. Um dieser Unsicherheit ein Ende zu machen,
erklärte Bonifaz VIIL, daß die Feierlichkeit eines Gelübdes von der Kirche
selbst abhänge und daß nur jenes Gelübde als feierliches zu gelten habe und
eine Ehe ungültig mache, welches durch ausdrückliche oder stillschweigende
Profeßablegung in einem vom Apostolischen Stuhl approbierten Orden be-
kräftigt worden sei \ Das Tridentinum gab die gleiche Erklärung ab ^
' C. XXVII, q. 1. So a. Wernz-Laurontius, Jus decrotalium IV 2 (1912),
188 ff. Z. viel folgert a. d. betr. Aussprüchen H erge n r ö th e r - Ho 11 w eck,
KR. 760.
2 C. 7 8. Ist c. 40, C. XXVII, q. 1.
" Dict. ad c. 8, D. XXVII. C. 4 6, X qui clor vel vov. IV, 6.
* C. un. in VP" de voto III, 15. * Sess. XXIV de sacr. matr. can. 9.
§ 125. Das feierliche Gelübde. 161
Es bildet also der Eintritt in einen vom Apostolischen Stuhl
approbierten Orden, die professio religiosa, ein trennendes öffentliches
Ehehindernis: impedimentum voti sollemnis. Der Papst könnte aber
auch einfachen Ordensgelübden eine solche Wirkung beilegen. Dies
ist der Fall bei den einfachen Gelübden der Jesuiten, solange sie der
Gesellschaft Jesu angehörend Diejenigen, welche trotz des votum
sollemne eine Ehe zu schließen versuchen, verfallen samt dem mit-
schuldigen Teil der ipso facto eintretenden, dem Bischof reservierten
Exkommunikation bzw. der Irregularität 2.
II. Das feierliche Gelübde läßt aber nicht nur keine gültige Ehe zu
stände kommen, es löst sogar nach dem geltenden, auf der zeitweiligen
mittelalterlichen Unterscheidung von matrimonium initiatum und per-
fectum^ beruhenden kirchlichen Rechte eine schon vor der professio
religiosa geschlossene, aber nicht vollzogene Ehe auf, so daß der in der
Welt zurückbleibende Teil eine neue Ehe schließen kann*. Bei ihrer
Hochschätzung der Jungfräulichkeit hat die Kirche den Gatten geradezu
eine vom Zeitpunkt der Eheschließung an zu berechnende Frist von
zwei Monaten (bimestre), die vom kirchlichen Richter aber auch ver-
kürzt oder verlängert werden kann, eingeräumt, innerhalb deren sie
den Ehevollzug verweigern und sich für den Ordensstand entscheiden
können^. Nach Ablauf dieser Frist kann der sich w^eigernde Gatte
durch den kirchlichen Richter angehalten werden, die Ehe zu voll-
ziehen oder sich für das Kloster zu entscheiden ß. Gelöst wird die
* Greg. XIII., ^Quanto fructuosius" v. 1. Febr. 1583; „Ascendente Domino"
V. 25. Mai 1584. § 22. Nicht bilden e. trennendes Ehehindernis d. i. allen Orden
d. professio religiosa vorangehenden vota simplicia perpetua. S. C. Ep. et Reg.
3. Mai 1902 (A. f. k. KR. LXXXII [1902] 541 ffj. Vgl. unt. § 187, 3.
* C. un. in Clem. de consang. IV, 1. „Apostolicae Sedis moderationi" v.
12. Okt. 1869. III 1. Üb. d. Irregularität Bd I, S. 226. Üb. etwaige Dispensation
unt. § 189, 2.
' Vgl. ob. S. 84. D. röm. Recht statuierte, daß d. d. Eintritt e. Gatten i.
e. Kloster d. Ehe wie d, d. Tod gelöst werde. Demgegenüb. erklärte Greg. I. d.
Unauflösbarkeit d. Ehe. C. 1, § 1, D. X. C. 19 21 25, C. XXVII, q. 2.
* C. 2 7 14, X de convers. conjug. III, 32. Trid. sess. XXIV de sacr. matr.
can. 6. — D. einfach. Gelübde d. Jesuiten bilden n. Austritt a. d. Orden keinen
Ehetrennungsgrund. — E. v. d. Verehelichuug gepflogene copula kommt nicht i.
Betracht. Wer nz-L a ur enti us a. a. 0. IV 2 (1912), 615»« 619*^. — Üb. d.
Dogmatische d. Frage vgl.: Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr. 709 ff; Pesch,
Praelectiones dogmaticae VIP 403 ff; Bartmann, Lehrb. d. Dogm.^ 824; Fohle,
Lehrb. d. Dogm. ^ III 686 ff. Wernz-, Laur enti us a. a. 0. IV 2 (1912), 621 ff.
— Üb. d. Geschichtl. ob. S. 84; Fahrner, Gesch. d. Ehescheid, i. kan. R. I (1903)
291 ff; Wernz- Laurentius a. a. 0.
' C. 7, X de convers. conjug. III, 32. Rieh t e r- Sc h ul t e, Conc. Trid.
p. 284, n. 148. « C. 7 cit. Ri chter-Schulte a. a. 0.
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. II. 3. Anfl. 11
162 IV. Buch. Die Vervraltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
Ehe aber erst durch die tatsächliche Ablegung der Gelübde. Da je-
doch nach moderner Praxis nach dem Noviziatsjahr nur einfache Ge-
lübde und erst nach drei weiteren Jahren feierliche abgelegt werden
dürfen, so kann der in der Welt zurückbleibende Teil den Apostolischen
Stuhl um Erlaß oder Kürzung des Trienniums ersuchen i. Wäre der
Vollzug der Ehe während des bimestre erzwungen worden, so dürfte
der unschuldige Teil doch mit gutem Recht in einen Orden treten 2.
Wurde aber die Ehe beiderseitig freiwillig konsumiert, so kann ein
Teil nur mit Einwilligung des andern ins Kloster treten, außer dieser
hätte sich eines Ehebruchs schuldig gemacht und es sei auf Scheidung
von Tisch und Bett erkannt worden 3. Ist ein Gatte mit Einwilligung
des andern ins Kloster gegangen, so muß auch der andere, wenn er
noch jung und Unenthaltsamkeit zu befürchten ist, Profeß ablegen.
Ist er aber schon bejahrt, so genügt ein einfaches Gelübde der Keusch-
heit oder die Übernahme der höheren Weihen*^.
§ 140.
Die Religioiisverschiedenheit.
Decr. Grat. C. XXVIII. Decr. Greg. IX. 1. IV, t. 19 de divort.
Sanchez 1. VII, disp. 71 ff. — F. Wiesehahn, De imped. disparitatis cultus,
1865. — Z. Privilegium Paulinum : Alt. Lit. b. Seh er er, KR. II 561 ". — A. J.
B int erim. De libertate conjugis infidelis factae fidelis etc., 1834, F. J. G.Werner,
D. Auflöslichkeit e. ursprüngl. ungemischt nichtchristl., später ab. d. d. Bekehrung
e. Gatten gemischt geword. Ehe usw. (Z. f. KRs- u. Pastoralwschft. II, 1. Hft
[1843], 3 ff). K. L. Braun, D. Privilegium d. hl. Paulus, 1 Kor 7, z. Auflösung
d. V. Ungläubigen abgeschloss. Ehe u. dessen Geltung f. Akatholiken (A. f. k. KR.
XLVI [1881] 385 ffj. Ders., Z. Lehre v. d. Natur d. Paulin. Privil. 1 Kor 7
(Ebd. LI [1884] 209 ff). J. Bieder lack, Üb. d. sog. Paulin. Privilegium
(Z. f. k. Theol. VII [1883] 304 ff). F. Hergenröther, D. Auflösung d. Ehe d.
Ungläubigen b. d. Bekehrung d. e. Teils d. d. Privil. Paulin. (Katholik 1883, I
258ff). A. Verme ersch, De Casu Apostoli seu fidei privilegio, 1911. J.Besson,
Empßchements matrimoniaux de disparit^ de culte et de religion mixte (Nouv. Rev.
thäol. XLV [1913] 5 ff).
I. Da die Ehe als die engste Verknüpfung aller Interessen der Gatten
vor allem auch die Einheit des religiösen Bekenntnisses fordert, so hat schon
das mosaische Kecht den Juden die eheliche Verbindung mit Heiden ver-|
• S. C. sup. statu Regul. 25. Jan. 1861. Vgl. unt. § 187, 3.
' Nicht 80 entgeg. d. gemein. Lehre Seh er er, KR. II 555" 799".
» C. 3 8 15 16, X de convers. conjug. III, 32.
* C. 4 8 13 18, X h. t. III, 32. — Üb. d. Stellung d. Staates z. d. Eheaufl. d.[
d. prof. reiig. handeln Geffcken u. Köpke. Siehe ob. S. 98, A. 3.
§ 140. Die Religionsverschiedenheit. 163
boten K Ebenso warnen Paulus -, Synoden ^ und Väter * die Christen vor
Ehen mit Heiden. Die römischen christlichen Kaiser erklärten die Ehen
zwischen Christen und Juden als Kriminalverbrechen ^ Anderseits durfte die
Kirche gegen solche Ehen auch nicht allzu strenge sein ; sonst hätte sie sich
eines der besten Mittel zur Ausbreitung des Christentums beraubt. So finden
sich denn auch bekannte Beispiele von Ehen zwischen Christen und Heiden,
z. B. die hl. Cäcilia, Monika. Als aber das Christentum zur Herrschaft ge-
langt war, da häuften sich die Verbote der Synoden gegen die Ehen zwischen
Christen und ungläubigen, speziell Juden ^ Gratian hat eine Reihe dieser
Verbote in sein Dekret aufgenommen '' und stellt die Ehe zwischen Gläubigen
und Ungläubigen auf die gleiche Stufe mit der Ehe der Blutsverwandten ^
woraus hervorgeht, daß er die Religionsverschiedenheit als impedimentum
dirimens ansaht Die Glossatoren haben seine Anschauung noch weiter ent-
wickelt ^°. So hat sich die Religionsverschiedenheit durch Gewohnheitsrecht
zu einem trennenden Ehehindernis in der Kirche entwickelt ^\
Es kann also eine getaufte Person mit einer ungetauften keine
Ehe schließen: impedimentum cultus disparitatis. Entscheidend ist
der gültige Empfang der Taufe allein, nicht aber die Verschieden-
heit oder die Fortdauer des christlichen Bekenntnisses. Ungültig ist
also die Ehe eines Christen und Nichtchristen, mag dann der Christ
von Anfang oder seit später Akatholik oder hernach zum Judentum
oder Heidentum oder Atheismus abgefallen sein. Bestehen Zweifel
über die Tatsache oder über die Gültigkeit der Taufe, so steht so-
wohl hinsichtlich einer erst zu schließenden als auch einer bereits
geschlossenen Ehe die Präsumtion für die Taufe und ihre Gültigkeit ^^.
' Ex 34, 16. Dt 7, IfF. Jos 23, 12. Rieht 3, 6. Esr 9, 10. Neh 13, 23 fif.
A. Tänzer, D. Mischehe i. Religion, Geschichte u. Statistik d. Juden, 1913.
2 2 Kor 6, 14. Vgl. ab. 1 Kor 7, 14.
^ Syn. V. Elvira ca a. 300, c. 15 — 17. Laudiert, D. Kanones usw. 16.
* Cypr. , De lapsis c. 6. Er folgt dab. d. montanist. Strenge Tertullians:
De monogam, c. 11; De Corona c. 13; Ad uxor. 1. II, c. 3. C. 15 (Ambr.),
C. XXVIII, q. 1. Milder urteilt angesichts seiner Eltern begreifl. Augustinus,
De fide et operibus c. 19. Migne, Patr. Lat. XL 221. Achelis, D. Christen-
tum i. d. drei erst. Jhdten I 203.
^ L. 6, C. de Jud. I, 9.
« Aufgeführt b. Schulte, Handb. d. kath. ERs 223 ^ • C. XXVIIL
» Dict. ad c. 14, C. XXVIII, q. 1 ; ad C. XXXI, q. 2.
3 Anders Preisen, Gesch. d. kan. ERs 640, u. Schnitzer, Kath. ER. 475.
'" Preisen a. a. 0. 641 ff. Esmein, Le mariage en droit canonique I 216 ff.
"So Ben ed. XIV., „Singulari Nobis" v. 9. Pebr. 1749. § 10. Richter-
Schulte, Conc. Trid. 550 ff.
'' S. C. Inq. 17. Nov. Ib30; 20. Juh 1840; 5 Pebr. 1851 ; 9. Sept. 1868; 18. Sept.
1872: 3. April 1878; 20. März 1880: 7. JuH 1880; 1. Aug. 1883; 18. Sept. Ib90
(A. f. k. KR. LXV [1891] 338 f). Scherer, KR. II 374. Wernz-Laurentius,
Jus decretalium IV 2 (1912), 380 ff.
11*
164 ^^' Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
Also existiert das Ehehindernis der Religionsverschiedenheit nur, wenn
die Taufe sicher gar nicht oder sicher nicht gültig gespendet wurde.
Zeigt es sich aber später, daß die Präsumtion der Taufe unrichtig
war, so besteht bis dorthin eine Putativehe ^ Das impedimentum
cultus disparitatis ist ein öffentlich-rechtliches und daher die trotz
desselben eingegangene Ehe vom kirchlichen Richter aufzulösen. Es
kann aber von demselben, weil nur auf kirchlichem Gewohnheitsrecht
beruhend, durch den Papst aus wichtigen Gründen dispensiert werden.
Bedingung ist, daß keine contumelia Creatoris, keine Verführung des
christlichen Gatten zum Abfall zu befürchten ist, daß der katholische
Teil verspricht, alles tun zu wollen, um den nichtchristlichen für den
katholischen Glauben zu gewinnen, und daß die Kinder katholisch
werden 2. In Missionsländern verleiht der Papst die Fakultät hierzu
auch an die Bischöfe, ja selbst an die Missionäre ^.
Wenn die Staaten heutzutage fast allgemein mit Einführung der Zivil-
ehe auch das Ehehindernis der Religionsverschiedenheit haben fallen lassen,
so trägt das nur zu sehr zum Überhandnehmen des religiösen Indifferen-
tismus , zur Entchristlichung der Ehe und damit zur Zersetzung des
Staates bei *.
II. Wenn ein nichtchristliches Ehepaar sich taufen läßt, so wird
ihre bisher naturrechtlich gültige Ehe ohne weiteres zu einem Sakra-
ment, und wenn sie vollzogen wurde, durchaus unauflösliche Wenn
jedoch nur einer der nichtchristlichen Gatten sich taufen läßt, der
andere aber ungläubig bleibt und die eheliche Gemeinschaft nicht mehr
' S. C. Inq. 17. Nov. 1830; 5. Febr. 1851; 18. Sept. 1890. I. e. Schreiben a.
d. Kard. Gibbons v. 2. Aug. 1901 tadelt d. Kard. Ledochowski, Präfekt d. Pro-
paganda, d. amerik. Praxis, üb. d. Gültigkeit d. Taufe i. ordine ad matr. gar keine
nähere Untersuchung anzustellen, sondern s. m. d. einfach. Bejahung d. Frage
n. d. empfang. Taufe seit. d. Nupturienten z. begnügen (A. f. k. KR. LXXXII
[1902] 348).
2 S. C. Inq. 23. Febr. 1889; 22. Sept. 1890 (A. f. k. KR. LXUI [1890] 118 f;
LXIV [1890] 478 f). C. S. Off. 21. Juni 1912 (Acta Ap. Sedis IV [1912] 442). Wie
diese Bedingungen ähnlich sind jenen b, d. gemischten Ehen, so findet ebenfalls |
kein Aufgebot statt u. wird nur passive Assistenz gewährt. S. C. Inq. 22. Sept. 1890. |
Vgl. ob. S. 112f u. unt. § 149.
^ So gewährte Greg. XIII. d. Japan. Mission, allgemeine Dispensfakultät.J
Ben ed. XIV., „Singulari Nobis". § 19. Solche Fakultäten haben u. a. a. d. amcrik.j
Bischöfe. In artic. mortis kann a. d Pfarrer dispensieren. S. C. Inq. 20. Febr. 1888;|
18. März 1891.
* D. scharfe Verurteilung solch. Ehen, wie sie i. d. früheren Auflagen vJ
Richters KR. stand, ist a. d. 8. Aufl. (S. 1110) leider so gut wie verschwundenj
" Vgl. ob. S. 82, A. 3. C. S. Off. 14. Dez. 1848.
§ 140. Die Religionsverschiedenheit. 165
fortsetzen will („quodsi infidelis discedit")^, oder das zwar will, „non
tarnen absque contumelia Creatoris vel ut eum pertrahat ad mortale
peccatum" ^^ go hat der christlich gewordene Teil das Recht, eine
neue Ehe mit einer christlichen Person zu schließen. Dieses vom
Apostel Paulus verkündete Recht wird als Privilegium Paulinum,
Privilegium fidei, Casus Apostoli bezeichnet ^. Doch darf die Trennung
nicht ohne weiteres vorgenommen werden ; vielmehr hat der christ-
lich gewordene Teil an den ungläubig gebliebenen entweder selbst
oder durch den kirchlichen Richter die Anfrage (interpellatio) zu
richten, ob er die Ehe friedlich und ohne Beschimpfung des Christen-
tums fortsetzen wolle oder nicht*. Wird die Frage nicht oder ver-
neinend beantwortet, so ist der Christ frei 5. Wenn aber eine Inter-
pellation physisch oder moralisch unmöglich ist — was durch ein
M Kor 7, 12 ff. Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr. 708 f. Pesch, Praelec-
tiones dogmaticae VIP 394 ff. Bartmann, Lehrb. d. Dogm. ^ 824. Pohle,
Lehrb. d. Dogm. ^ JII 689 ff; Wernz-Laurentius , Jus decretalium IV 2 (1912),
631 ff. Falsch interpret, d. Stelle i. 1. Korintherbrief v. bloßer Aufhebung d. Lebens-
gemeinschaft, nicht d. Ehebandes L. Stampf 1, D. Mischehenfrage i. 1. Korinther-
brief (Weidenauer Studien I [1906] 57 ff).
2 C. 8, X de divort. IV, 19. Noch ausführlicher c. 7, X h. t. IV, 19 : „. . . altero
vel nullo modo, vel non sine blasphemia divini nominis, vel ut eum pertrahat ad
mortale peccatura, ei cohabitare volonte", üut. d. contumelia Creatoris etc. fallen
d. verschiedensten Fälle. Beispiele b. Schnitzer, Kath. ER. 480 2. — Üb. d.
geschichtl. Entwicklung d. Privilegs: Freisen, Gesch. d. kan. ERs 806 ff; Esmein,
Le mariage en droit canonique I 220 ff ; 11 267 ff ; J. Fahrner, Gesch. d. Ehe-
scheid, i. kan. R. I (1903) 146 ff 271 ff ; Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 2
(1912), 633^'.
^ D. z. Christentum übergetret. Teil darf ab. kein. Grund z. Verlassung ge-
geben haben. C. S. Off. 5. Aug. 1759. — D. Privileg besteht a. dann, wenn d.
1 nichtchristl. Gatte zunächst friedl. Zusammenwohnen versprach , nachh. ab. d.
I Versprechen bricht. C. S. Off. 5. Aug. 1759; 20. Sept. 1848. — D. Auslegung d.
Privilegs geht z. weit, wenn allgem. schon d. Weigerung, s. z. bekehren, genügen
soll. C. S. Off. 23. Jan. 1603. S. C. de Prep. Fide 5. März 1816. Doch genügt diese
Frage b. Polygamen; ob. S. 159. — D. Privil. Paulin. erfreuen s. alle Christen,
! ! nicht bloß d. Katholiken. So begründeterweise d. überwiegende Meinung. Tarquini
iUKard.), Üb. d. Paulin. Privileg (1 Kor 7, 15) (A. f. k. KR. L [1883] 224 ff).
). I Scherer, KR. II 565. Keine Anwendung findet d. PriviL, wenn v. zwei christl.
" Gatten e. v. Glauben abfällt. C. 7, X de divort. IV, 19. Wenn Cölestin III. i. e.
einz. Fall anders entschied als Innozenz III., so hat d. m. d. Unfehlbarkeit nichts
z. tun. Seh er er, KR. II 588". Schnitzer a. a. 0. 595 =. Leitner, Lehrb.
d. kath. ERs» 578. Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912), 166 =<> 394 ^0.
* D. Interpellation darf erst n. d. Taufe erfolgen. C. S. Off. 23. Juni 1847;
13. April 1859; 20. Juni 1866.
^ Ab. a. d. Ungläubige, d. heiraten kann, sobald s. d. Christ verheiratet hat.
C. S. Off 16. Sept. 1824.
166 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
summarisches Verfahren festgestellt werden muß ^ — , so ist beim
Apostolischen Stuhl bzw. dem Heiligen Offizium, in dessen Bereich
das Privilegium Paulinum gehört, um Dispens von der Interpellation
nachzusuchen 2. Gelöst wird die Ehe aber erst durch Schließung einer
neuen seitens des Christen^.
Kontrovers ist, ob das Privilegium Paulinum von Christus selbst stammt,
also göttlichen Rechtes, oder vom Apostel Paulus, also juris humani ist, ob
die Interpellation durchaus notwendig ist zur Gültigkeit der neuen Ehe oder
nicht, ob der Papst von derselben wirklich dispensieren kann oder nur er-
klären, sie sei unmöglich. Damit hängt zusammen die Kontroverse, ob der
Papst von sich aus die Macht habe, im Unglauben geschlossene und kon-
sumierte Ehen durch Dispens zu lösen. Es dürfte richtiger sein , das
Privilegium Paulinum nicht auf streng göttlichem Rechte, sondern auf apo-
stolischer Einsetzung beruhen zu lassen. Paulus selbst sagt: „Ego dico, non
Dominus." Auch steht die Macht des Papstes, selbst vollzogene Ehen nicht
getaufter Personen zu trennen, durch Theorie und Praxis fest *.
§ 141.
Die Entführung.
Decr. Grat. C. XXXVI. Decr. Greg. ]X. 1. V, t. 17 de raptor., incend. et
violator. eccl.
Alt. Lit. b. Scherer, KR. II 376. Sanchez l.Vil, disp. 12ff. — N. München,
Üb. d. Entführung überh. u. insbesond. als Ehehindernis (Z. f. Philos. u. kath. Theol.
1 C. S. Off. 16. Juli 1866; 4. Febr. 1891.
2 C. S. Off. 5. Aug. 1759; 11. Juli 1865; 28. Nov. 1894. A. f. k. KR. LXXVI
(1896) 294 ff. H. Lämmer, D. interpellatio conjugis infidelis u. d. päpstl. Dispens
V. derselb. (A. f. k. KR. XI [1864] 245 ff). Wernz-Laur entius, Jus decretalium
IV 2 (1912), 640 ff.
3 S. C. Inq. 17. Jan. 1900 (A. f. k. KR. XC [1900] 579 ff). D. neue Ehe ist
gültig, a. wenn d. Ungläubige s. z. Zeit d. zweit. Eheschließung bekehrt hatte u.
z. Fortsetzung d. erst. Ehe bereit war. Greg. XIII. , „Populis ac nationibus" v.
25. Jan. 1585. C. S. Off. 4. Febr. 1891. Üb. diese u. and. Eventualitäten Wernz-
Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912), 638 ff.
* Pius V. „Romani Pontificis" v. 2. Aug. 1571, erlaul)te d. christl. geword.
Indern, o. Rücksicht a. d. Zeitfolge d. geschloss. Ehen m. jener a. ihren Frauenp
zusammenzuleben , welche s. m. ihnen taufen lasse. Vgl. ob. S. 159. I. Sinne d.j
Textes : S c h e r e r , KR. II 560 562 «^ B i 0 d e r 1 a c k a. a. 0. ; L e h m k u h 1 , ThooL
moral. ■ ' II 536 ; H e r g e n r ü t h e r - H 0 1 1 w e c k , KR. 753 ' ; L a u r e n t i u s , In-
stitutiones » 567 ; Fohle, Lehrb. d. Dogm. ^ III 692 ff. Anders : Schanz, D. Lehre
V. d. heil. Sakr. 709; Lämmer a. a. 0.; Braun a. a. 0.; Wernz, Z. f. k. Theolj
XVI (1892) 158 ff; Wem z-Lau ro n ti u s a. a. 0. IV 2 (1912). 631«0; vgl. ab]
a. S. 647 ff. Schnitzer, Kath. ER. 478; Leitner, Lehrb. d. kath. ERs ^ 591 ffl
Bart mann, Lehrb. d. Dogm. * 824. B. d. Angeführten ist noch mehr Lit. hierüb-
verzeichnet. — Üb. d. Stellung d. Staates z. Privil. Paulin. vgl. Köpke. Siehe ofc
S. 98, A. 3; 8. 162, A. 4. '
§ 141. Die Entführung. 167
N. F. II [1841], Htt 1, S. 67 ff). M. Kaiser, Üb. d. imped. raptus n. kan. R.
(A. f. k. KR. III [1858] 170ff; [a. sep.]). J. Feßler, E. Beitrag z. rieht. Ver-
ständnis d. kirchl. Ehehindern, d. Entführ, (raptus) (A. f. k. KR. VII [1862] 109 ff).
H. Kolberg, Üb. d. Ehehindern, d. Entführ., 1869. R. Köstler, D. väterl. Ehe-
bewilligung, 1908.
Die gewaltsame Entführung einer Frauensperson zum Zweck der Ehe ist
ein so schweres Verbrechen gegen die Freiheit der Entführten, den Frieden
ihrer Familie und das Wohl des Staates, daß das römische Recht sie mit
dem Tode bedrohte und als bleibendes Ehehindernis erklärte trotz der Zu-
stimmung der Entführten und deren Eltern \ Milder war das germanische
Recht. Es bestrafte nur die Verletzung der Rechte dessen, der das Mundium
über die Entführte hatte, verbot aber nicht die Verehelichung des Entführers
und der Entführten ^. Milder als das römische Recht war hierin auch die
älteste Kirche. Sie bedrohte den Entführer mit Kirchenbuße und Exkom-
munikation, verbot aber nicht nach deren Beendigung die Verehelichung mit
der Entführten ^. Als aber die merovingische und karolingische Gesetzgebung
in Anlehnung an das römische Recht die Ehe zwischen dem Entführer und
der Entführten absolut verbot ^ da mußte auch die Kirche bei der infolge
des Zerfalls des Karolingerreichs w^achsenden Verwilderung der Sitten eine
solche Ehe durchaus verbieten ^. Seit dem Aufblühen der Rechtswissenschaft
im 12. Jahrhundert wurde der Nachdruck auf den mangelnden freien Willen
der Entführten und die Einwilligung der Eltern gelegt, also auf die privat-
rechtliche Seite, so daß der raptus nur mehr ein impedimentum juris privati
war. So verlangte Gratian zum Zustandekommen der Ehe in solchem Fall
nur noch die Einwilligung der Entführten und ihres Vaters ^. Innozenz III.
forderte bei der rechtlichen Bedeutungslosigkeit des Konsenses der Eltern
zu den Ehen der Kinder nur die freie Einwilligung der Entführten '^. Das
Tridentinum aber verordnete, daß zwischen dem Entführer und der Entführten
keine Ehe geschlossen werden könne, solange letztere sich in der Gewalt
von ersterem befinde, wohl aber, wenn die Entführte vom Entführer getrennt,
an einen sichern und freien Ort gebracht worden sei und so frei in die Ehe
einwillige. Damit war das Impediment wieder zu einem vom Belieben der
Parteien unabhängigen und einem solchen des öffentlichen Rechts gemacht
worden. Auch erklärte das Konzil den Entführten und seine Helfershelfer für
^ L. un. C. de rapt. virg. IX, 13.
2 Schröder, Lehrb. d. deutsch. Rsgschte'^ (1907) 69ff 315 368. Köstler
a. a. 0. 32 ff. Üb. d. Grund vgl. ob. S. 117, A. 6.
' C. 1 (Syn. v. Chalced. a. 451, c. 27) 2 (Symm. a. 513) 5 (Greg. IL a. 721)
6 (Conc. Paris, a. 556-573, c. 6), C. XXXVl, q. 2.
* Childeberti IL decretio a. 596, c. 4. Hludovici Capitulare ecclesiast. a. 818 f,
819, c. 23. Ed. Boretius 1 16 278. Köstler a. a. 0. 80 ff.
^ Syn. V. Meaux a. 845, c. 66. Syn. v. Pavia a. 850, c. 10. Harduin, Acta
conc. IV 1495; V 28. Üb. d. s. widersprech. Kanonen v. Meaux: Fr eisen, Gesch.
d. kan. ERs 598 ff; Wer nz- Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912), 66 f.
« Dict. ad c. 7, C. XXXVl, q. 2. ' c. 7. X h. t. V, 17.
168 1^- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
eo ipso der niemand reservierten Exkommunikation verfallen , ehrlos , aller
Würden unfähig und, falls sie Kleriker seien, für degradiert K
Damit wirklich das impedimentum raptus vorliegt, muß eine
Frauensperson mit Gewalt wider ihren Willen von ihrem gewöhnlichen
oder zufälligen Aufenthaltsort an einen andern Ort gebracht worden
sein und dort festgehalten w^erden in der Absicht, dadurch die Ehe
zwischen ihr und dem Entführer herbeizuführen, mag dies der Ent-
führer selbst oder durch andere getan haben. Nach dem Gesetz, das
nur von einem raptor und einer rapta spricht, nicht aber de raptrice
et rapto, muß die Entführung durch einen Mann an einer Frauens-
person geschehen sein. Bei einem Mann könnte unter ähnlichen Ver-
hältnissen höchstens vom impedimentum vis et metus die Rede sein.
Auf die Qualität der entführten Frauensperson kommt es nicht an,
ob sie Jungfrau, Verheiratete oder Witwe, von gutem oder schlechtem
Rufe ist. Es kann auch an der Braut selber Entführung stattfinden.
Sodann muß die Entführung mit Gewalt geschehen, sei es mit An-
wendung physischer Zwangsmittel oder durch Einflößung großer Furcht
(raptus violentiae). Nicht liegt das Impediment vor, wenn die Ent-
führung mit Willen oder gar auf Vorschlag der Frauensperson
hin stattfand, und zwar auch dann nicht, wenn dieselbe, durch
Schmeicheleien und Versprechungen bewogen, in die Entführung willigte
(raptus seductionis) -. Weiterhin muß eine Entfernung der Person von
ihrem gewöhnlichen Aufenthaltsort an einen andern, dem Entführer
^ Sess. XXIV de ref. matr. c. 6. Doch ist nur d. Exkommunikation lafae
sententiae, nicht a. d. andern Strafen. Fr eisen, Gesch. d. kan. ERs 615, meint
a. Schluß s. Darstellung d. geschichtl. Entwicklung d. imped. raptus, d. raptus sei als
solcher z. keiner Zeit e. Ehehindernis gewesen, vielmehr sei es z. ein. Zeit d. m.
d. raptus verbundene Buße gewesen, z. and. d. b. raptus vorliegende Freiheits-
beschränkung, welche d. Ehe verhinderte. D. ist ab. nicht richtig. Vgl. a. Es mein,
Le mariage en droit canonique II 249 ff.
2 Jedoch läge d. Impediment v., wenn d. Frauensperson zunächst freiwillig a.
e. bestimmten Ort s. begäbe, dann ab. dort m. Gewalt festgehalten od. v. dort m. Gewalt
a. e. andern Ort gebracht würde. Wernz-Laurentius, Jus decretalium IV 2
(1912), 70. — Bezügl. d. Braut vgl. Scherer, KR. II 381 f. I. seinem Sinne a.
Hörmann, Quasiaffinität II 1 (1906), 106'. Anders, i. Sinne d. Textes: Schnitzer,
Kath. ER. 343: Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912), 71 ". — Nicht weniger
kontrovers ist d. Frage, ob, wenn a. e. noch nicht verlobten minderjährigen Mädchen
Entführung m. dessen Zustimmung, ab. geg. d. Willen d. Eltern od. Vormünder ge-
schieht, b. sog. raptus in parentes, e. trennendes Ehehindernis vorliege. I. be-
jahenden Sinne Scherer, KR. II 382 f. Vogt, ER. ^ 141. Dagcg. m. guten
Gründen Schnitzer, Kath. ER.*343f, u. Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912),
74 ff. Vgl. a. : R.Salm an, Interpretation d. C. 6 (Cum causam), X de raptoribus
V, 17 (A. f. k. KR. LXVI [1891] 108 ff); W. Dilloo, Interpretation d. C. 6, X de
rapt. V, 17 (Ebd. LXXV [1896] 329 ff). Köstler a. a. 0. 109 f 132 f 153 f 158 ff.
§ 142. Das Verbrechen. 169
zugänglichen Ort stattgefunden haben. Zuletzt muß die Entführung
geschehen sein mit der Absicht, die Ehe mit der Entführten zu er-
zwingen, nicht aber aus einem andern Motiv. Das Ehehindernis dauert
fort, solange die Entführte in der Gewalt des Entführers ist. Sobald
sie aber aus dessen Gewalt entlassen und an einen sichern und freien
Ort gebracht ist, kann sie mit dem Entführer die Ehe schließend
Hätte die Entführte während ihres unfreien Zustandes in die Ehe ein-
gewilligt, so müßte sie dieselbe gleich nach Erlangung ihrer Freiheit
bestreiten; andernfalls würde sie durch Fortsetzung des ehelichen
Zusammlebens ihres Bestreitungsrechts verlustig gehen 2.
§ 142.
Das Verbrechen.
Decr. Grat. C. XXXI, q. 1. Decr. Greg. IX. 1. III, t. 83 de convers. infid.;
1. rV, t. 7 de eo, qui duxit in matr., quam polluit per adulterium.
Alt. Lit. b. Scher er, KR. II 385. Sanchez 1. VII, disp. 78 f. — Uihlei d,
Üb. d. Verbr. d. Ehebruchs i. Beziehung a. Eingehung e. Ehe (A. d. KRswiss. V
[1835] 249 ff). N. München, Üb. Verbr. als Ehehindernis (Z. f. Philos. u. kath.
Theol. N. F. III [1842], Hft 1, S. 91ff). L. Schultz, De adulterio matrimonii
imped., 1857. E. Hermann, Üb. d. Ehebr. als Ehehindern, besonders n. evang.
KR. (Jbb. f. deutsch. Theol. V [1860] 254 ff). J. Pejska, D. Rückversprechen
(repromissio) b. Ehehindern, d. Verbr. (Z. f. k. Th. XXVI [1902] 131 ff).
Der Ehebruch ist ein so schweres Verbrechen gegen die sittlich-
religiöse Ordnung und gegen das Wesen der Ehe, daß nicht zu er-
warten ist, daß zwei Personen, welche sich so sehr gegen die Heilig-
keit der Ehe verfehlt haben, nach dem Tode des oder der unschuldigen
Gatten eine ihrem Wesen entsprechende Ehe führen werden. Noch
größer ist das Verbrechen, wenn sich die beiden Ehebrecher überdies
das Versprechen der künftigen Ehe gegeben, oder w^enn sie gar den
andern oder die andern Gatten zwecks Ermöglichung der Ehe getötet
haben.
Nach griechischem, römischem und germanischem Recht bestand eine
Verpflichtung zur ehelichen Treue nur für die Frau, nicht auch für den
* Daß d. Bischof d. wirkl. Freiheit konstatiere, ist etwa partikularrechtl. ge-
fordert. Seh er er, KR. II 380.
^ Wollte d. Entführer d. Entführte heiraten, ohne sie a. sein. Gewalt z. ent-
lassen, so könnte zwar Dispens gegeben werden, namentl. wenn d. Entführte ihr.
nunmehr freien Willen eidl. bezeugte. C. S. Off. 15. Febr. 1901 (A. f. k. KR. LXXXI
[1901] 527 ff). Ab. solche Dispens erfolgt selten u. immer mit d. Klausel : Quodsi
dictus N. praefatae N. supervixerit, perpetuo absque spe conjugii maneat. E.
dennoch geschloss. weitere Ehe wäre gültig, ab. unerlaubt. — B. allen Dispens-
gesuchen muß e. etwaige Entführung („dummodo mulier propter hoc rapta non
fuerit") unt. Strafe d. Nichtigkeit d. Dispens angegeben werden.
170 ^^- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap: Die Ehe.
Mann. Das römische Recht bestrafte die Ehefrau, die einen gerichtlich kon-
statierten Ehebruch begangen hatte, und denjenigen, mit welchem sie die Ehe
gebrochen hatte, indem sie den beiden die Ehe miteinander untersagte. Dagegen
beging der Mann durch geschlechtlichen Verkehr mit einer Unverheirateten
keinen Ehebruch \ Die Kirche aber machte hierin zwischen Mann und Weib
keinen Unterschied; sie sah vielmehr in jedem außerehelichen Geschlechts-
verkehr der Verehelichten Ehebruch ^. Ein solcher zog gemäß dem kirchlichen
Recht öifentliche Bufse nach sich ^. Diese schloß wie den ehelichen Umgang
so noch viel mehr die Eingehung einer neuen Ehe, etwa gar mit dem mit-
schuldigen Teile, aus *. War aber die Bußzeit vorüber, so stand nach dem Tode
des oder der unschuldigen Gatten der Eheschließung nichts mehr im Wege ^
Allein nach Aufhören der öffentlichen Buße und der dadurch verschwundenen
Möglichkeit, so gegen die Ehebrecher einzuschreiten, fing man an, den Ehe-
bruch an sich schon für ein Ehehindernis zu erklären, wenn er unter er-
schwerenden Umständen begangen worden war. So verordnete die Synode
von Meaux 845, daß die beiden ehebrecherischen Personen einander sollten
nicht heiraten können, wenn sie den hintergangenen Teil getötet hätten ^
Die Synode von Tribur 895 verbot die Ehe, wenn zum Ehebruch noch das
Versprechen der künftigen Ehe gekommen war "'. Außerdem war jede Ehe
demjenigen verboten, der dem schuldlosen Gatten nach dem Leben getrachtet
hatte ^ Diese drei Fälle bilden auch bei G r a t i a n ein trennendes Ehe-
hindernis ^
Auch nach Dekretalen- und geltendem Recht bildet ein trennendes
Ehehindernis der qualifizierte Ehebruch, d. h. jener, zu dem ein Ehe-
^ Nov. 134, c. 12. F. Triebs, Studien z. Lex Dei II (1907) 24 ff. J. Zhish-
man, D. ER. d. Orient. K. 580 f 585 ff. Z. germ. R. vgl. H. Geffcken, Z.
Gesch. d. Ehescheidung vor Gratian (1894) 32 ff.
2 1 Kor 7, 4. C. 4 (Ambr.), C. XXXII, q. 4. C. 16 (August.) 23 (Innoz. 1.
a. 405), C. XXXII, q. 5.
3 D. Syn. v. Elvira ca 300, c. 69, setzte a. einmaligen Ehebruch fünf, d. v.
Ancyra 314, c. 20, sieben Jahre Bufse. Lauche rt, D. Kanones usw. 24 34.
* F. Frank, D. Bußdisziplin d. Kirche v. d. Apostelzeiten b. z. 7. Jhdt (1867)
679 ff. Löning, Gesch. d. deutsch. KRs II 567 ff".
^ C. 2 (August.), C. XXXI, q. 1. Es fehlt ab. nicht a. noch strengeren
Bestimmungen, daß d., welche öffcntl. Kirchenbuße leisten mußten, überhaupt
d. Ehe nicht mehr sollten fortsetzen u. noch weniger e. neue schließen können.
C. 12 (Siric. a. 385), C. XXXIII, q. 2. Sc her er, KR. II 387^ 388 »^
« C. 5, C. XXXI, q. 1. Wernz-Laurontius, Jus decretalium IV 2 (1912).
399, meint, daß i. dies, u. ähnl. Kanonen noch kein iuiped. dirim. enthalten war.
' C. 4, C. XXXI, q. 1.
* C. 8 (Paulin. Forojul. a. 794), C. XXXIII. q. 2.
" Dict. ad c. 2 3, C. XXXI, q. 1; ad c. 9, C. XXXUI, q. 2. Freiaen, Gesch.
d. kan. ERs 561 ff 615 ff, hat besonders eindringend a. d. Zusammenhang dieses
u. anderer Ehehindernisse m. d. Bußpraxis hingewiesen. Vgl. a. Esmein, Le
mariage en droit cauonique 1 384 ff.
§ 142. Das Verbreclien. 171
versprechen oder tatsächlich versuchter Eheabschluß oder der Mord
des oder der unschuldigen Gatten hinzukam, sowie der verabredete
Gattenmord allein: impedimentum criminis.
Damit aber das Impediment wirklich vorliege, ist hinsichtlich des
Ehebruchs erfordert, daß die Ehe v/enigstens eines Teiles eine w^irk-
liche, wenn auch nicht vollzogene ist ^. Sodann muß der Ehebruch
ein formeller und materieller sein, d. h. vollzogen mit beiderseitigem
vollem und freiem Bewußtsein von der entgegenstehenden Ehe^ und
durch copula carnalis^. Das Eheversprechen muß freiwillig, ernst-
haft gegeben und angenommen ^, ursprünglich unbedingt gewiesen oder
unbedingt ge^vorden und darf nicht vor dem Ehebruch widerrufen
worden sein. Endlich müssen Ehebruch und Eheversprechen oder
der Versuch des Eheabschlusses oder der Mord während derselben
Ehe stattgefunden haben 5.
Unter diesen Voraussetzungen bildet ein trennendes Ehehindernis :
a) der Ehebruch mit Eheversprechen (adulterium cum sponsalibus
de futuro bzw. promissione matrimonii)^;
b) der Ehebruch mit dem Versuch, eine Ehe zu schließen (adul-
terium cum sponsalibus de praesenti)'^;
c) der Ehebruch mit Ermordung des unschuldigen Gatten auch
nur durch einen ehebrecherischen Teil (adulterium cum conjugicidio uno
machinante) ^. Notwendig ist, daß Tötung erfolgte ^ und daß der
Mord in der Absicht geschah, den andern Teil heiraten zu können ^^.
Nicht notwendig ist, daß der andere Teil um den Mord weiß oder
ihn billigt;
d) der Gattenmord allein, wenn er von dem einen Gatten im Ein-
verständnis mit einer andern Person verübt worden ist in der Absicht,
» C. 2, X h. t. IV, 7. 2 c. 1 7, X h. t. IV, 7.
3 C. 8, X h. t. IV, 7.
* E. Rückversprechen ist nicht notwendig. Vgl. ab. W e r n z - L a u r e n t i u s
a. a. 0. IV 2 (1912), 405 ^s.
^ C. 8, X h. t. IV. 7. 6 C. 8 cit.
" C. 1 2 8, X h. t. IV, 7. A. d. bloßen Konkubinat entsteht d. Hindernis
nicht, wohl ab. a. d. Zivilehe. S. C. de Prop. Fide 14. Jan. 1844. D. Dispens v.
dies. Ehehindernis ist enthalten i. d. v. Rom gegebeneu dispensatio super matri-
monio rato et non consummato u. i. d. permissio transitus ad alias nuptias. Etwaige
vorher so ungültig eingeg. Ehen sind saniert. S. C. de disc. Sacr. 3. Juni 1912
(Acta S. Sedis IV [1912] 403).
» C. 1 3 6 7, X h. t. IV, 7.
" A. s. bedeutet „machinari" d. bloßen Versuch. Allein d. Glosse daz. i. c. 3
cit. sagt: „i. e. cum efifectu", u. d. ist herrsch. Meinung.
"* Daf. steht d. Präsumtion.
172 I^- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 2. Kap. : Die Ehe.
einander ehelichen zu können (conjugicidium utroque machinante oder
patrante)^ Es genügt, wenn ein Teil den Mord vollbringt, der andere
dabei aber wenigstens moralisch beteiligt war. Bloße nachträgliche
Gutheißung ist ungenügend. Ebenso genügt es, wenn nur ein Teil
die Absicht hatte, auf solche Weise die Ehe zu ermöglichen-.
Das impedimentum criminis ist ein Ehehindernis des öffentlichen
Rechts. Als im Interesse der Ehe aufgestellt, ist es unabhängig
von der Unwissenheit der Betreffenden^. Weil nur im kirchlichen
Recht begründet, berührt es nur die Getauften"^. Aus dem genannten
Grunde ist es auch dispensabel. Leichter wird bei Ehebruch mit
Eheversprechen oder Eheschließungsversuch dispensiert, selten bei
geheimem Gattenmord mit oder ohne Ehebruch, gar nie bei öffentlich
bekanntem ^.
§ 143.
Die leibllclie Verwaudtscliaft.
Decr. Grat. C. XXXY. Decr. Greg. IX. 1. lY, t. 14 de consang. et affin. Const.
Clem. IV, 1.
Alt. Lit. b. Scherer, KR. II 291 f. Sanchez 1. VII, disp. oOff. — K. G. M.
Schlegel, Kritische u. System. Darstell, d. verbot. Grade d. Verwandtsch. u.
Schwägersch., 1802. M. Spöndlin, Üb. d. Eheverbot weg. Verwandtsch. u. d.
Verbrech. d. Inzests, 1844. Ch. Moufang, D. Verbot d. Ehen zw. nah. Ver-
wandten, 1863. H. W. J. Tili er seh, D.Verbot d. E. innerh. d. nah. Verwandtsch,,
1869. H. Eichborn, D. Ehehindern, d. Blutsverwandtsch. u. d. kan. R., 1872.
G. Ph. E. Huschke, D. Lehre v. d. verboten. Verwandtschaftsgraden, 1877.
1. Das bedeutendste trennende Ehehindernis ist das der Verwandt-
schaft (cognatio). Darunter versteht man ein engeres Verhältnis
zwischen zwei Personen , das auf der Zeugung beruht. Nach der
' C. 1, X de convers. infidel. III, 33.
^ A. daf. steht d. Präsumtion.
^ Weniger beweisend ist es, wenn Schnitzer, Kath. ER. 493', hierf. a. d.
früheren Zusammenhang dies. Imped. m. d. Kirchenbuße s. bezieht. A. Pruner
erklärt d. Existenz d, Imped. als unabhängig v. Wissen d. Betreffenden, u. zwar a. i.
Interesse d. Ehe (Theol.-prakt. Monatsschrift II [1892] 450 ff; Lehrb. d. Pastoraltheoi.s
I 370). Ebenso Wer nz -Lauren ti US, Jus decretalium IV 2 (1912), 402 f. Dageg.
meint Lehmkuhl, Theol. moral.** II 581 f, dies, schwere kirchl. Strafe trete wenigstens
in foro conscientiae nicht e., „dummodo neuter complex legem ecclesiasticam sciverit*.
* Wohl ab. besteht d. Imp., wenn e. Teil ungläubig, d. and. Christ ist. S. C.
de Prop. Eide 23. Aug. 1852.
* In artic. mort. kann i. allen vier Fällen dispensiert werden. S. C. Inq.
20. Febr. 1888. — A. d. Vatic. wurde postulii>rt, d. qualifizierten Ehebruch o.
Gattenmord od. o. machiriatio conjugicidii als Ehehindernis aufzuheben. Lämmer,
Z. Kodif. d. kan. Rs 138.
§ 143. Die leibliche Verwandtschaft. 173
Verschiedenheit der Zeugung unterscheidet man eine dreifache Ver-
wandtschaft, eine natürliche oder leibliche oder Blutsverwandtschaft
(cogn. naturalis, corporalis; consanguinitas), die aus der natürlichen
Zeugung, eine geistliche (cogn. spiritualis), die aus der Wiedergeburt
in der Taufe und Firmung, und eine gesetzliche (cogn. legalis), die
aus der gesetzlichen Adoption entsteht. Die beiden letzteren Arten
von Verwandtschaft nennt man auch nachgebildete Verwandtschaft.
2. Unter der Blutsverwandtschaft^ versteht man das durch die
Abstammung von derselben Person oder durch die Einheit des Blutes
begründete nähere Verhältnis zwischen zwei Personen. Hierbei können
durch eheliche oder uneheliche Zeugung (consanguinitas legitima —
illegitima) die Personen unmittelbar oder mittelbar voneinander oder
von einer dritten Person abstammen.
Zur näheren Bestimmung der Blutsverwandtschaft kommen drei
Momente in Betracht: der Stammt (stirps, stipes, truncus, radix), die
Linie (hnea) und der Grad^ (gradus).
a) Unter dem Stamm versteht man diejenige Person, von welcher
alle jene, um deren Verwandtschaft es sich handelt, direkt oder in-
direkt durch Zeugung herkommen.
b) Die Linie ist die geordnete Reihenfolge der Verwandten. Sie
zerfällt in eine gerade (1. recta) und in eine Seitenlinie (1. obliqua,
collateralis, transversa). Die gerade Linie ist die Reihenfolge der
direkt oder indirekt voneinander Abstammenden. Sie wird eingeteilt
in die Linie der Aszendenten (1. ascendentium, ascendens, superior) und
in die der Deszendenten (1. descendentium, descendens, inferior), je
nachdem man vom Erzeugten zum Erzeuger aufwärts oder vom Er-
zeuger zum Erzeugten herabsteigt. Die Seitenlinie ist die Reihenfolge
derjenigen Personen, welche nicht voneinander, sondern von einer
gemeinsamen dritten Person, einem gemeinsamen Stamm herkommen.
Sie zerfällt in eine gleiche (1. aequalis) und in eine ungleiche (1. in-
aequalis), je nachdem die betreffenden Verwandten vom gemeinsamen
Stamm gleich oder verschieden weit entfernt sind. Geschwister, die
denselben Vater und dieselbe Mutter haben, nennt man vollbürtige
(einbändige, germani), jene, die denselben Vater oder dieselbe Mutter
' Auß. consanguinitas finden s. d. termini : cognatio, parentela. progenies,
affinitas, propinquitas, proximitas. Deutsche Bezeichnungen t". d. Blutsverwandtschaft
sind: Magschaft, Sippe, Freundschaft.
* D. Verwandtschaft wird hierbei unt. d. Bilde e. Baumes gedacht; so namentl.
i. kan. Recht.
^ D. Römer gebrauchten z. Darstellung d. Verwandtschaft v. allem d. Bild e.
Stiege.
174 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
haben, halbbürtige ^ (zweibändige, unilaterales). Sie sind consanguinei,
wenn sie denselben Vater, uterini, wenn sie dieselbe Mutter haben.
Seitenverw^andte, welche von einem gemeinsamen männlichen Stamm
durch den Vater herkommen, heißen Agnaten, solche, welche einen
gemeinsamen weiblichen Stamm durch die Mutter haben, Kognaten.
c) Der Grad ist der Abstand der verwandten Personen von-
einander, näherhin vom gemeinsamen Stamm durch die Zeugungen.
Was das Verfahren bei Berechnung der Grade betrifft, so stellte sich das
römische Recht das Verwandtschaftsverhältnis unter dem Bilde einer Stiege
vor. Zur Berechnung des Grades stieg man in der geraden Linie vom Er-
zeugten zum Erzeuger Stufe um Stufe (gradus) aufwärts oder vom Erzeuger
zum Erzeugten herab, in der Seitenlinie von dem einen Verwandten zum
gemeinsamen Stamm hinauf und von diesem zum andern Verwandten herab,
zählte dann die stattgehabten Zeugungen zusammen und erhielt so die Zahl
der Grade nach dem Satz : tot sunt gradus, quot generationes, oder : tot sunt
gradus, quot personae una dempta, nämlich die des gemeinsamen Stammes -.
Verschieden von der römischen Komputation war die germanische ^ Die
Deutschen veranschaulichten sich die Verwandtschaft durch das Bild des
Menschen, der vom Haupt bis zu den Fingerspitzen sieben Gelenke oder Knie
(articulus, genu, geniculum) habe. Gezählt aber wurden die Grade nach
Generationen oder Parentelen. Die von einem Mann erzeugten Kinder sind
eine Generation, deren Nachkommen die zweite usf. So waren die Ge-
schwister in der ersten Generation, ersten Parentel, im ersten Gelenk, ersten
Knie oder ersten Grad verwandt, Geschwisterkinder im zweiten usf. * Um
daher den Grad der Verwandtschaft auch von zwei Seitenverwandten zu
bestimmen, zählte man nur vom gemeinsamen Stamm auf einer Seite bis zu
einem dieser Verwandten herunter. War der Abstand der Verwandten vom
Stammvater gleich groß, so wurde er nur einmal, war er verschieden, beide-
mal angegeben.
' Unrichtig ist es, solche Stiefgeschwister z. heifsen. Diese, zusammengebrachte
Kinder, sind gar nicht miteinander verwandt.
« L. 1 3 10, D. de grad. et affin, et nomin. eor. XXXVIIl, 10.
^ Doch sind üb. d. deutsche Verwandtschaftsberechnung d. Ansichten noch viel-
fach geteilt. Üb. d. viel, hier vorband. Kontroversen u. d. reiche Lit. : H. Rosin,
Beiträge z. d. Lehre v. d. Parentelenordnung u. Verwandtschaftsberechnung i.
deutsch., österr., jüd. u. kan. R., 1901; Scher er, KR. II 296 tf; Schröder,
Lehrb. d. deutsch. Rsgschte«* (1907) 342 if 768 ff.
* Zunächst bestand ab. d. Unterscheidung v. Verwandten d. engeren u. weit.
Kreises. Z. erstereu gehörten als i. Kopf u. Hals sitzend Eltern u. Kinder;
letztere wurden noch nicht als Grad gezählt. D. Zählung begann also erst m. d.
Schultergelenk, u. waren Geschwisterkinder i. erst. Grad verwandt. Später drang
d. Zählung d. Kinder als erster Grad durch. Synode v. Seligenstadt 1022, c. 11.
Hartzheim, Conc. Germ. III, 56. C. 2 (Alex. II. a. 1061-1073), C. XXXV,
q. 5. Dict. Grat, ad c. 21, C. XXXV, q. 2.
§ 143. Die leibliche Verwandtschaft. 175
Die Kirche hat sich in ihrer Verwandtschaftsberechnung (computatio
canonica) ursprünglich an das römische Recht (comp, civilis) angelehnt;
doch drang die germanische Zählung (comp. Germanica) mehr und mehr
ein K Zu endgültiger Annahme verhalf ihr Alexander II., indem er die hart-
näckige Verteidigung der römischen Berechnung, wie sie sich mit dem neu
auflebenden römischen Recht auftat, mit dem Anathem bedrohte^. Ähnlich
Innozenz III. ^
Entsprechend der geschichtlichen Entwicklung lauten die Regeln
für die kanonische Berechnung der Grade : In der geraden Linie sind
Personen im sovielten Grade verwandt, als Zeugungen oder als Per-
sonen mit Weglassung des gemeinsamen Stammes vorhanden sind
(tot sunt gradus, quot generationes, oder: tot sunt gradus, quod per-
sonae una dempta). In der gleichen Seitenlinie sind Personen in dem
Grade verwandt, in w^elchem sie mit dem gemeinsamen Stamm ver-
wandt sind oder von ihm abstehen (quot gradibus personae distant
a communi stipite, tot gradibus distant inter se). In der ungleichen
Seitenlinie sind Personen im sovielten Grade verwandt, in welchem
diejenige von ihnen mit dem gemeinschaftlichen Stamm verwandt ist,
welche von ihm die entferntere ist (quot gratibus remotior pars distat
a communi stipite, tot gradibus distant inter se) *. Doch fügt man zu
dem entfernteren den näheren Grad hinzu oder läßt den entfernteren
durch den näheren Grad berührt werden ^.
Es kann auch eine mehrfache Verwandtschaft bestehen, so wenn
miteinander blutsverwandte Personen Nachkommenschaft erzeugen,
^ M. Unrecht bestreitet Fr eisen, Gesch. d. kan. ERs 436 ff, d. materielle
Rezeption d. deutsch. Berechnung seit, d, Kirche.
2 C. 2, C. XXXV, q. 5. Einschlägige Schreiben v. Gregor I. a. Augustin i.
England u. a. Felix v. Messina (c. 20, C. XXXV, q. 2 3 ; c. 2, C. XXXV, q. 5)
sind i. ihr. Echtheit sehr bezweifelt: Scherer, KR. II 297-". Hörmann, Quasi-
affinität II 1 (1906), 258 ff. Wernz-Laurentius, Jus decretalium IV 2 (1912),
251*". Namentl. trug Pseudoisidor z. Verbreitung d. german. Komputation b.
(Seh er er a. a. 0.). F. d. germ.-kanon. Komputation trat besond. a. Petrus Da-
miani e. i. d. Schrift: De parentelae gradibus. Migne, Patr. Lat. CXLV 191 ff.
3 C. 7, X h. t. IV, 14. Z. geschichtl. Entwicklung vgl. noch: E. A. Th.
Laspeyres, Dissertatio inauguralis canonicae computationis et nuptiarum propter
sanguinis propinquitatem ab ecclesia christiana prohibitarum sistens historiam, 1824.
Sägmüller, E. Dekretale d. Papstes Paschalis II. v. 12. Mai fllOl b. 03) üb. d.
Verbot d. Ehe innerhalb d. siebten Grades u. d. Berechnung d. Verwandtschafts-
grade (Th. Qsch. XCV [1913] 56 ff). Preisen a. a. 0. 406 ff. Esmein, Le
mariage en droit canonique 1 335 ff. S c h e r e r , KR. II 296 ff.
* C. 9, X h. t. IV, 14.
* Man kann dies d. e. unechten Bruch ausdrücken, z. B. %> d« h. verwandt i.
dritten Grad, berührend d. zweiten.
176 I^- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 2. Kap. : Die Ehe.
oder wenn jemand mit mehreren mit ihm blutsverwandten Personen
Kinder zeugt, oder wenn Personen, die unter sich verwandt sind,
andere, ebenfalls untereinander verwandte ehelichen ^. Zur übersicht-
lichen Darstellung der Verwandtschaftsverhältnisse bedient man sich
seit dem Mittelalter des Stammbaumes 2.
3. Der Gründe, warum die Blutsverwandtschaft ein trennendes
Ehehindernis des öffentlichen Rechtes ist, sind mehrere. Nicht ist
ausschlaggebend das mosaische Recht mit seinen Eheverboten; denn
die Kirche wahrt sich demselben gegenüber ihre Selbständigkeit^.
Vielmehr ist einmal dem Menschen eine natürliche Scheu angeboren
vor fleischlicher Vermischung mit den Blutsverwandten, die sich auch
bei den rohesten Völkern zeigt*. Sodann ist es eine Erfahrungstat-
sache, daß aus Verwandtenehen unverhältnismäßig oft entweder gar
keine oder körperlich und geistig verkrüppelte Kinder hervorgehen 5.
Ferner würde sich bei Erlaubtheit der Verwandtenehe leicht sündhafte
Begierlichkeit unter die Familienglieder einschleichen^. Der wichtigste
Grund ist der soziale. Es soll nämlich, wie Augustinus^ sagt,
durch das Verbot der Ehe unter Blutsverwandten dem Egoismus ge-
steuert und das Band der Liebe um möglichst viele Familien ge-
schlungen werden.
4. Was den Umfang des Ehehindernisses der Blutsverwandtschaft be-
trifft, so war im mosaischen Recht ausdrücklich verboten die Ehe mit
^ J. Müllendorf, Methode z. Auffindung d. Ehehindern, b. mehrfacher Bluts-
verwandtschaft, 1888.
2 C. 2, § 7, C. XXXV, q. 5: „pictura arboris". 0. Lorenz, Lehrb. d. ge-
schichtswiss. Genealogie (1898) 77 ff. M. Conrat (Colin), Arbor juris d. früheren
MAs m. eigenartiger Komputation (A. d, Anhang z. d. Abh. d. königl. Preuß. Akad.
d. Wiss. V. Jahre 1909), 1909. Üb. Verfasser v. Arbores consanguinitatis et affinitatis
vgl. a. Schulte, Gesch. d. Quell, u. Lit. d. kau. Rs II (1877) 508.
8 Vgl. ob. S. 136, A. 2.
* L. 14, § 2, D. de rit. nupt. XXIII, 2. A. Scheurl, D. gem. deutsch. ER.
(1882) 184 ff. E. Wester mark, Gesch. d. menschl. Ehe. A. d. Engl, übers.
(1893) 289 ff. F. Ratzel, Völkerkunde P (1894) 110 f.
^ C. 20 (Greg. I.?), C. XXXV, q. 2 3. Thom. A q. , Summa theol. Suppl.
q. 54, a. 3. Reiche Lit. f. u. geg. b.: Schere r, KR. II 301 <^ Schnitzer,
Kath. ER. 376». Vgl. a. : S chi 1 1 er- Ti e tz , Folgen, Bedeutung u. Wesen d.
Blutsverwandtschaft (Inzucht) i. Menschen-, Tier- u. Pfianzenleben * (1892) 64 ff
[Entschieden f. Schädlichkeit]. F. P ei pars, Konsanguinität i. d. Ehe u. der. Folgen
f. d. Deszendenz, 1902. E. Fe er, D. Einfluß d. Blutsverwandtschaft d. Eltern a.
d. Kinder, 1907. [F. d. Schädlichkeit. M. reich. Liter.J Lit. f. Unschädlichkeit
Friedberg, KR.'' 446^*. D. Volksmund sagt: Nahes Blut tut nicht gut.
^ Thom. Aq., Summa theol. 2, 2, q. 154, a. 9. Suppl. q. 54, a. 3.
' De civitatc Dei 1. XV, c. 16. Ist c. un. C. XXXV, q. 1. Thom. Aq. a. a. 0.
Haring, KR. 470, unterschätzt dies. Grund.
§ 143. Die leibliche Verwandtschaft. 177
der Mutter , Schwester , Enkelin und Tante ^ Doch sind die Verwandten-
ehen allgemein verboten ^. Bei den Griechen war sogar die Ehe mit der
Schwester erlaubt, falls sie nicht von der gleichen Mutter stammte. Im
römischen Recht war verboten die Ehe zwischen Aszendenten und Deszen-
denten ^, zwischen den Geschwistern *, zwischen Personen, bei welchen ein
respectus parentelae bestand, wie zwaschen Onkel und Nichte, Tante und
Neffe ^ Die Ehen zwischen Geschwisterkindern, die vorher erlaubt gewesen,
hat Theodosius d. Gr. verboten. Justinian aber erlaubte sie wieder nach
dem Vorgang von Arcadius und Honorius ^. Die Kirche schloß sich zunächst
an das mosaische und das römische Eecht an, suchte aber bald die Ver-
wandtenehen noch mehr einzuschränken. Schon im 6. Jahrhundert wurden
die Ehen zwischen Geschwisterkindern und Geschwisterenkeln verboten ", ja
die Ehe unter Verwandten überhaupt ^ Damit war die Ehe innerhalb von
sieben Graden verboten; bis zum siebten Grade nämlich berechneten die Ver-
wandtschaft das römische Eecht für die Erbfolge ^ und eine Reihe germanischer
Rechte ^°. Das ließ sich aber bei den Germanen schwer durchführen, weil
sie mit Vorliebe innerhalb der Sippe heirateten und bei ihrer Komputation in
der Seitenlinie sich die Zahl der verbotenen Grade verdoppelte. Daher war
in Deutschland bis in das 9. Jahrhundert herein der vierte Grad in der Regel
die Grenze des Eheverbots ^ '. Allein in Rom hielt man entschieden und mit
endgültigem Erfolg daran fest, daß sich Verwandte nicht ehelichen dürften '-.
> Lv 18, 7 ff; 20, 17 ff. Dt 27, 22 ff. D. analogen Verbote f. d. Frauen er-
geben s. V. selbst.
2 Lv 18, 6. 3 L 53, D. de rit. nupt. XXIII. 2.
* L. 8, D. de rit. nupt. XXIII, 2.
" L. 39, D. de rit. nupt. XXIII, 2. F.Triebs. Studien z. Lex Dei II (1907) llOff.
« L. 19, C. de nupt. V, 4. § 4, I. de nupt. I, 10.
" Syn. V. Epao a. 517, c. 30. Ist c. 8, C. XXXV, q. 2 3. Syn. v. Clermont
8. 535, c. 12. Syn. v. Orleans a. 538, c. 11. Ed. Maaßen 26 68 76.
« Syn. II V. Toledo a. 527, c. 5. Bruns, Canones I 209.
^ L. 10, D. de gradib. et affin. XXXVIII, 10. L. 1, § 3, D. unde cognati
XXXVIII, 8. § 5, I. de success. cognat. III, 5.
" Lex Bajuw. t. 15, c. 10. Lex Langob. II, 14, 1 (Edict. Rotharis 153). Lex
Visig. 1. IV, t. 2, c. 11.
** Syn. V. Verberie a. 756, c. 1. Ed. Boretius I 40. Syn. v. Mainz a. 813.
c. 54 (c. 21. C. XXXV, q. 2 3); a. 847, c. 30. Harduin, Acta Conc. IV 1016; V 14.
'* Gregor I. soll d. Angelsachsen d. Ehe unt. Geschwisterenkeln erlaubt haben.
C. 20, C. XXXV, q. 2 3. C. 2, C. XXXV, q. 5. Vgl. ab. ob. S. 175, A. 2 üb. d.
Verdächtigkeit dies. Briefe. Gregor II. antwortete 726 d. hl. Bonifatius, daß d.
Deutschen s. post quartam generationem ehelichen dürften. Jaffe, Mon, Mogunt.
88. Dageg. verbieten d. Ehe unt. allen Verwandten: Gregor II. a. d. Syn. v. Rom
a. 721, c. 9 (Harduin a. a. 0. III 1865): Gregor IIL a. 782 (c. 16, C. XXXV,
q. 2 3); Zacharias a. d. Syn. v. Rom a. 743, c. 6 (A, J. Nürnberger, D. röm.
Syn. V. Jahre 743 [1898] 10) ; Leo III. a. 800 a. d. bayr. Bischöfe unt. Berufung
a. d. Sabbatruhe (Th. Kleinmayern, Nachrichten v. Juvavia, Salzb. 1784, Anh.
59); Nikol. L Ad Bulgar. c. 39. a. 866 (Harduin a. a. 0. V 366); Nikol. IL a.
SägmüUer, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. II. 'S. Aufl. 12
178 IV. Buch. Die VerwaltuDg der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
Aber die Durchführung des Verbots war besonders wegen des Beweises der
Verwandtschaft in den entfernteren Graden so gut wie unmöglich ^ Daher
beschränkte Innozenz III. das Ehehindernis der Blutsverwandtschaft auf den
vierten Grad einschließlich '^. Das Tridentinum hielt hieran fest ^.
Nach geltendem Recht bildet die Blutsverwandtschaft in gerader
Linie ein trennendes öffentlich-rechtliches Ehehindernis in infinitum,
auf der Seitenlinie bis zum vierten Grad einschließlich. Wenn aber
in der ungleichen Seitenlinie der eine Teil vom gemeinsamen Stamm
weiter als vier Grade entfernt ist, so hindert der Umstand, daß der
andere Teil in irgend einem der verbotenen Grade sich befindet, die
Ehe nicht*. Da das Impediment ein öffentlich-rechtliches ist, so hat
der kirchliche Richter von Amts wegen einzuschreiten. Die excom-
municatio latae sententiae, die auf der bewußten Schließung einer Ehe
innerhalb der verbotenen Grade lag, ist aufgehoben 5.
5. Das Ehehindernis der Blutsverwandtschaft beruht im ersten
Grad der geraden Linie, also zwischen Vater und Tochter, Mutter
und Sohn, sicher auf dem Naturrecht. Auf den weiteren Graden der
geraden Linie ist das Verbot nicht ebenso bestimmt ein naturrecht-
liches. Noch mehr bestritten ist unter Hinweis auf die ursprüngliche
Notwendigkeit der Verehelichung von Bruder und Schwester, daß das
Ehehindernis im ersten Grad der Seitenlinie, also zwischen den Ge-
d. Syn. V. Rom a. 1059, c. 11 (Ebd. VI 1, 1063); Lateransyn. 1 a. 1123, c. 5; a.
1139, c. 17 (Ebd. VI 2, 1111 1211; lies: 2011 2111). Z. Durchführung d. Imped.
i. dies. Umfang trug namentl. wied. b. Pseudoisidor. Scher er, KR. II 294*'.
Vgl. ob. S. 175, A. 2. Es scheint nicht begründet z. sein, Gregor IL u. Gregor III.
i. Gegensatz z. Zacharias z. bringen, wie z. B. Weruz -Lauren tiu s, Jus decre-
talium IV 2 (1912), 254 f, es tut.
' D. kirchl. Richter mußte b. d. Nichtbeweisbarkeit vielfach dissimulieren ;
einzelnen Völkern wurden allgemeine Dispensen v. einigen Graden gewährt: d. ent-
fernteren Grade wurden nur als verbietend betrachtet. Seh er er, KR. II 295 f.
- C. 8, X h. t. IV, 14. Innoz. beruft s. a. d. quatuor humores i. menschl.
Körper, entsprechend d. vier Elementen.
^ Sess. XXIV de ref. matr. c. 5. Schon a. d. Trid. wurde Reduktion gewünscht.
Th einer, Acta genuina Conc. Trid. II 336 f 842 ff. — Z. ganz. Entwicklung:
Kreisen, Gesch. d. kan. ERs 374 ff; Esmein, Lo mariage en droit canonique
1 335 ff; Scherer, KR. II 292 ff.
* C. 9, X h. t. IV, 14. Greg. IX. gestattete d. Ehe zunächst f. d. Fall, daß
e. Teil i. fünften, d. andere i. vierten Grad v. gemeinsamen Stamm absteht. D.
Praxis hat d. i, angegeb. Sinne ausgedehnt.
^ D. Bulle „Apostolicae Scdis moderationi" v. 12. Okt. 1869 tut d. Exkomm.
keine Erwähnung mehr. Es sollen ab. diejenigen , d. bewußterweise innerli. d.
verbot, (irade e. Ehe schließen od. gar konsummieren, keine Hoffnung a. Dispens
haben. Trid. sess. XXIV de ref. matr. c. 5.
§ 144. Die geistliche Verwandtschaft. 179
schwistern, auf dem Naturrecht beruhet Jedenfalls hat die Kirche
nie davon, selbst bei Halbgeschwistern, dispensiert 2. In den weiteren
Graden beruht das Hindernis sicher auf kirchlichem Recht. Die Kirche
machte hier auch stets von ihrer Dispensationsgewalt ausgedehnten
Gebrauch. Nach dem Tridentinum soll jedoch im zweiten Grad nie dis-
pensiert werden, außer bei Fürsten und im öffentlichen Interesse ^. Im
dritten und vierten Grad wird aber heutzutage so häufig dispensiert,
daß die Stimmen, welche für eine Reduktion des Impediments auch
mit Rücksicht auf die hierin sehr weitgehende moderne Zivilgesetz-
gebung plädieren, sicher sehr beachtenswert sind*.
§ 144.
Die geistliche Verwaudtschaft.
Decr. Grat. C. XXX, q. 1 — 4. Decr. Greg. ]X. 1. IV, t. 11 de cognat. spirit.
Lib. sext. IV, 3.
Alt. Lit.b. Scherer, KR. II 313. Sanchez 1. VlI, disp. 54 ff. — F. La ur in,
D. geistl. Vei-wandtsch. i. ihr. geschichtl. Entwicklung b. z. Rechte d. Gegenwart
(A. f. k. KR. XV [1866] 216 ffj.
Durch die Taufe wird der Mensch zu einem übernatürlichen Leben
wiedergeboren». Daraus ergab sich leicht die Anschauung, daß alle
bei Spendung der Taufe in besonderer Weise Beteiligten die geist-
lichen Eltern des Täuflings, dieser aber ihr geistliches Kind sei^,
daß daher zwischen diesen Personen eine geistliche Verwandtschaft
(cognatio spiritualis) bestehe und daß zwischen den geistlichen Eltern
» Scheier, KR. II 301*'. Schnitzer, Kath. ER. 395 f. San ti-Lei tner,
Praelectiones jur. can. ^ IV 243 f. Leitner, Lehrb. d. kath. ERs^ 204. Fesch,
Praelectiones dogmaticae VII ' 425 f. Lehm kühl, Theo!, moral. ** II 570 f. Vgl.
a. H. d' A rbois de JubainviUe, Le mariage avec la soeur consanguine (Nouv.
Rev. bist, de droit fran?. et etrang. XXVIII [1904] 91 ffj.
2 C. 8, X de divort. IV, 19. S. C. Conc. 14. Dez. 1793. Richter-Schulte,
Conc. Trid. p. 261, n. 98. ' Sess. XXIV de ref. matr. c. 5.
* Üb. Vorschläge a. d. Vatic. : H. Gerlach, De rebus quibiisdam ad Concilium
generale pertinentibus (A. f. k. KR. XXUI [1870] 169 flf). Ders., D. allgem.
Konzil u. d. kath. ER. (Ebd. 317 ff). Ders., Revision d. kath. Ehegesetzgebung
(Katholik 1872, II 667 ff), geg. Hirse hei, D. Vorschläge z. Verbess. d. kirchl.
Ehegesetzgeb. d. d. allgem. Konzil (Ebd. 50 ff). A. Villi en, Les reforraes du
droit canonique et les Postulata du Concile du Vatican (Canoniste cont. XXIX
[1906] 65 ff). Scher er, KR. II 97^'. Lämmer, Z. Kodif. d. kan. Rs 137 ff.
Granderat h -Kirch, Gesch. d. Vatik. Konzils I 436 ö". — A. Rösch, Z. be-
absichtigten Reduktion d. Ehehindernisse d. Blutsverwandtschaft u. Schwägerschaft
a. d. näher. Grade (A. f. k. KR. XC [1910] 323 ffj.
* Jo 3, 5, . 6 1 Kor 4, 14 ff'.
12*
180 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
und dem geistlichen Kinde eine Ehe geradeso ausgeschlossen sei
wie zwischen den leiblichen Eltern und leiblichen Kindern: Ehe-
hindernis der geistlichen Verwandtschaft, impedimentum cognationis
spiritualis.
Solange und soweit die Taufe ursprünglich nur den Erwachsenen ge-
spendet wurde, waren Paten andern Geschlechts ausgeschlossen. Seitdem
aber die Kindertaufe mehr in Gebrauch kam und auch Paten andern Ge-
schlechts hierbei zugezogen wurden, wurde es Sitte, die Ehe zwischen dem
Täufer und den Paten einer- und dem Täufling anderseits zu vermeiden.
Dementsprechend verbot Justinian 530 die Ehe zwischen dem Paten und dem
Täufling \ Das Trullanum 692 untersagte die Ehe zwischen dem Paten und
den Eltern des Täuflings ^. Im weiteren erhielt das Impediment in der
orientalischen Kirche die gleiche Ausdehnung wie das aus der Blutsverwandt-
schaft, entstand aber nicht aus der Firmung, da dort Taufe und Firmung
zugleich gespendet werden. Im Abendland erscheint das Impediment im
8. Jahrhundert, und zwar auch aus der Firmung ^ Dasselbe nahm in der
Folge daselbst ebenfalls eine große Ausdehnung an*. Vergebens suchten
Partikularsynoden dasselbe einzuschränken ^. Erst das Tridentinum nahm
» L. 26, C. de nupt. V, 4.
2 C. 53. Lauchert, D. Kanones usw. 123.
3 Syn. V. Rom a. 721, c. 4; a. 743, c. 5. Harduin, Acta Conc. III 1865 1928.
Stephan! II. Ep. ad monach. a. 754, c. 4. Harduin a. a. 0. 111 1986.
* Weg. paternitas spiritualis war d. Ehe verboten zwisch. d. Täufling u. d.
Täufer, zwisch. d. Täufling od. Firmling u. d. Paten. Ja man sprach a. v. paternitas
indirecta zw. d. Täufling od. Firmling u. d. Gatten d. Täufers od. d. Paten, falls diese
i. vollzog. Ehe lebten (c. 1 in VP° h. t. IV, 3). Weg. compaternitas, commaternitas
spiritualis war d. Ehe verboten zw. d. Täufer u. d. Paten einer- u. d. leibl. Eltern
d. Täuflings anderseits. U. a. hier redete man v. e. compaternitas indirecta, e,
Ehehindern, zw. d. Gatten d. Täufers od. d. Paten u. d. Eltern d. Pateukindes (c. 4,
X h. t. IV, 11). Endlich war weg. fraternitas spiritualis d. Ehe verboten zw. d.
Täufling bzw. Firmling u. d. Kindern d. Täufers u. d. Paten (c. 8, X h. t. IV, 11;
c. 1 in Vr^ h. t. IV, 3). D. Schwierigkeiten wurden noch gesteigert d. d. Ge-
brauch, viele Paten beizuziehen. Immerhin wurden d. Paten nicht untereinander
selber verwandt. D. Zweifel, ob d. Hindernis nicht a. a. d. d. Taufe vorangehenden
Zeremonien, namentl. ab. a. d. Unterweisung d. Katechumenen i. d. Heilswahrheiten
entstehe, wurde d. Bonif. VIII. gehoben: es solle nur e. aufschiebend. Hindern,
entstehen (c. 2 in VI*" h. t. IV, 3). — Z. geschichtl. Entwicklung vgl.: Schulte,
Handb. d. kath. ERs 188 ff : Fraisen, Gesch. d. kan. ERs 507 ff ; Esniein, Le
mariage en droit canonique I 3G2 ff; II 261 ff ; Seh er er, KR. II 313 ff. F. GiU-
mann, D. Ehehindernis d. gegenseit. geistl. Verwandtschaft d. Paten (A. f. k. KK.
LXXXVl [1906] 688 ff). Ders. , D. Ehehindern, d. gegenseit. geistl. Verwandtschaft
d. Paten b. Simon de Bisiniano (Ebd. LXXXVllI [1908] 556; [a. sep.]). Der.s..
D. Khehindern. d. geistl. Verwandtschaft a. d. Buße (Ebd. XC [1910] 236 tf:
[a. sep ]).
* Namentl. d. Verbot v. vielen Baten. Schulte a. a. 0. 192.
§ 144. Die geistliche Verwandtschafc. 181
weitgehende Beschränkungen vor, und auf seinen Verordnungen beruht das
heutige Recht ^
Danach tritt das Impediment der geistlichen Verwandtschaft nur
mehr ein zwischen dem Taufenden und dem Taufpaten, dem Firmenden
und dem Firmpaten einer-, dem Täufling und Firmling sowie deren
Eltern anderseits 2. Es kann auch eine mehrfache geistliche Ver-
wandtschaft entstehen, wenn jemand bei demselben Kinde zugleich
Tauf- und Firmpate ist, wenn jemand bei einem Kinde Tauf- und
bei einem andern Kinde derselben Eltern Firmpate ist, endlich w^enn
zwei Elternpaare einander gegenseitig zu Gevatter stehen. Dagegen
entsteht keine mehrfache geistliche Verwandtschaft, wenn jemand
in derselben Familie wiederholt Tauf- oder wiederholt Firmpate ist ^.
Um der Ausdehnung des Impediments zu steuern, hat das Tridentinum
auch bestimmt, daß nur ein Pate, und zwar wo möglich vom Geschlechte
des Täuflings, oder höchstens zwei verschiedenen Geschlechts beige-
zogen werden sollen*. Das Hindernis der geistlichen Verwandtschaft
ist ein öffentlich-rechtliches. Daher hat der kirchliche Richter von
Amts wegen einzuschreiten. Es ist ferner juris ecclesiastici und könnte
daher noch mehr beschränkt oder auch ganz aufgehoben werden^.
Ungetaufte werden davon nicht berührt.
Soll aber das Hindernis der geistlichen Verwandtschaft wirklich
eintreten, so muß der Tauf- und Firmpate selbst getauft und gefirmt
sein ß. Sodann muß der Pate von den hierzu Berechtigten, den Eltern,
eventuell dem Pfarrer ausdrücklich als solcher bezeichnet sein, muß
Pate sein wollen und als solcher irgendwie bei der Taufe tätig sein ''.
Nicht wird verwandt der bloße Taufzeuge "^ oder der bloße Stellver-
' Sess. XXIV de ref. matr. c. 2.
2 D. ist ausgedrückt i. d. Memorialversen :
Baptizans : baptizatus baptizatique parentes ;
Levans : levatus levatique parentes.
Confirmans : confirmatus confirmatique parentes ;
Ligans : ligatus ligatique parentes.
' C. S. Off. 29. April 1894.
* Sess. XXIV de ref. matr. c. 2. Wenn trotzdem mehrere Paten zugezogen
würden, würden sie alle d. geistl. Verwandtschaft inkurrieren.
^ Üb. weitgehende Anträge a. d. V^atic. : Lämmer, Z. Kodif. d. kan. Rs 137.
« S. C. Conc. 13. Juni 1654.
' Daß er d. Berührung gerade während d. Begießung vornelune, ist nicht ver-
langt. S. C. Conc. 20. Dez. 1653. Vgl. ob. S. 27. Wernz-Lauren tius, Jus
decretalium IV 2 (1912), 368««.
' S. C. Conc. 5. März 1597.
182 I^ • Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt, 2. Kap. : Die Ehe.
treter des Taufpaten oder Firmpaten ^ Ferner muß die Taufe wirk-
lich gespendet werden. Kein Impediment entsteht aus bloßer Nach-
holung der Zeremonien 2; dagegen wohl immer bei bedingter Taufe,
denn hier steht die Präsumtion für wirkliche Spendung der Taufe,
w^eil sonst doch keine Wiederholung stattfände^. Würden Paten bei
einer Nottaufe beigezogen, so entstände das Hindernis^. Die Kon-
troverse, ob dasselbe zwischen ehelichen Eltern eintrete, die ihr eigenes
Kind taufen, sei es aus Not oder Unwissenheit oder Bosheit, hat
Alexander III. im verneinenden Sinn entschieden °. Dagegen entsteht
die geistliche Verw^andtschaft aus der Taufe oder Patenschaft bei un-
ehelichen Eltern 6.
§ 145.
Die gesetzliche Verwandtschaft.
Decr. Grat. C. XXX, q. 3. Decr. Greg. IX. 1. IV, t. 12 de cognat. legal.
Alt. Lit. b. Seh er er, KR. II 321. Sanchez I. VII, disp. 63. — J. J. Lang,
Üb. d. Ehehindernis d. sog. bürgerl. od. gesetzl. Verwandtsch. ( A. f. Zivilist. Praxis
XXI [1838] 288 flf). H. Lämmer, Üb. d. Ehehindern, d. gesetzl. Verwandtsch.
u. d. Dispensation v. demselben (A. f. k. KR. X [1863] 363 ff). F. Laurin, D.
Ehehindern, d. bürgerl. od. gesetzl. Verwandtsch. (A. f. k. KR. XIX [1868] 193 ffj.
A. M. Bondini, De adoptionibus, quatenus libertatem nuptiarum adimunt, 1905.
Das römische Recht kannte eine doppelte Art von Annahme an Kindes
Statt, von Adoption (adoptio). In der Arrogation (arrogatio) wurde eine
bereits der väterlichen Gewalt entwachsene, selbständige Person, ein homo
sui juris, mit allen Rechten und Pflichten eines ehelichen Kindes in die
Familie des Adoptierenden, der nur ein Mann sein konnte, aufgenommen, so
daß er gesetzlicher Noterbe des Adoptierenden ab intestato wie Erbe ex
testamento wurde. AVar in solcher Weise der an Kindes Statt Angenommene
eine noch unter väterlicher Gewalt stehende Person, ein filius familias, so
hieß der Akt adoptio plena (perfecta). In der adoptio minus plena (imper-
fecta) wurde jemand, der sich noch in väterlicher Gewalt befand (tilius
* S. C. Conc. 15. März 1631. R i ch t er-S chu 1 te, Conc. Trid. p. 266, n. 105.
S. C. Conc. 11. Juni 1881.
' S. C. Conc. 18. April 1669; 16. Mai 1711. R i ch ter- Sc hn 1 1 o a. a. 0.
p. 266, n. 106.
3 Aiph. Liguori, Theol. moral. 1. V, n. 151. L e h m k ii h 1 , Theol. moral. •*
II 572.
* S. C. Conc. 17. April 1603; 29. Mai 1677; 5. März 1678. F. Laurin, D.
gei.stl. Verwandtsch. u. d. Privattaufe (A. f. k. KR. LV [1886] 369 0).
* C. 2, X h. t. IV, II. ("b. (i. Kontroverse: Sancliez I. IX., disp. 26;
Scherer, KR. 11 319 f.
•^ l b. richtige Interpretation d. biscIiöH. DispensfakuUäten : W e rn z - L a u r e n-
tius, .Jus decrotalium IV 2 (1912). 3711.
§ 145. Die gesetzliche Verwandtschaft. 183
familias), zwar auch an Kindes Statt angenommen, aber so, daß er nicht in
die Familie des Adoptierenden überging und nur gesetzlicher Intestaterbe,
aber nicht Noterbe des Adoptierenden wurde \ Eine ganz natürliche Folge
dieser gesetzlichen Annahme an Kindes Statt war die gesetzliche Verwandt-
schaft als trennendes und öffentliches Ehehindernis : impedimentum cognationis
legalis. Der Adoptierte konnte mit allen jenen Personen keine Ehe schließen,
mit welchen er keine solche hätte schließen können, wenn er in die be-
treifende Familie wäre hineingeboren worden, in welche er tatsächlich nur
adoptiert worden war-.
Bei der Bedeutung des römischen Rechts für das kanonische akzeptierte
die Kirche nachweisbar seit Nikolaus I. das zivilrechtliche Ehehindernis der
gesetzlichen Verwandtschaft ebenfalls als ein trennendes und öffentlich-recht-
liches ^ Das tat sie aber nur im allgemeinen \ Daher ist hier das meiste
der Doktrin überlassen und vieles recht unsicher. So besteht auch hier die
Frage, ob die adoptio minus plena ein Impediment sei. Sie dürfte zu bejahen
sein ^ Sodann ist fraglich , ob das Impediment in seinem ganzen Umfang
aus dem römischen in das kirchliche Recht überging. Es herrschte hierin
stets eine beschränkende Tendenz, und die Kanonisten statuierten nach-
folgenden Umfang. Die Ehe ist verboten zwischen dem Adoptierenden einer-
seits und dem Adoptierten samt dessen zur Zeit der Adoption unter seiner
väterlichen Gewalt befindlichen Deszendenz anderseits (paternitas legalis) ^,
sodann zwischen dem Adoptierten einerseits und den ehelichen, zur Zeit der
Adoption unter der väterlichen Gewalt des Adoptierenden stehenden Kindern
anderseits (fraternitas legalis) '', endlich zwischen dem Adoptierenden und der
Frau des Adoptierten und dem Adoptierten und der Frau des Adoptierenden
(affinitas legalis) ^ Die Adoption erlischt durch den Tod eines Teiles sowie
durch Emanzipation des Adoptierten ^ Ist dieselbe durch den Tod des
^ F. Vering, Gesch. u. Pandekten d. röm. u. heutig. Privatrechts ^ (1887)
692 ff. L. Arndts, Lehrb. d. Pandekten»* (1893) 820 ff.
2 E. genaue Aufzählung d. verbotenen Ehen b. Schulte, Handb. d. kath.
ERs 184 ff: Laurin a. a. 0. 197 ff. E. Frage ist, ob d. Impediment a. a. d. adoptio
minus plena entstand. Daf, sind u. a. : Lang a. a. 0. 419 ff; Ri chter-Do ve-
Kahl, KR. 1098^ Scherer, KR. II 323 f. Dageg. u. a. : Laurin a. a. 0.
208ff; Groß, Lehrb. d. kath. KRs^ 309.— Üb. Adoption i. germ. Recht: Schröder,
Lehrb. d. deutsch. Rsgschte^ (1907) 337 497 765.
^ Üb. d. Geschichtl. : Fr eisen, Gesch. d. kan. ERs 555 ff; Esmein, Le
raariage en droit canonique I 357 ff; We rnz -Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912),
333 ff.
* C. 1 (Nikol. I. a. 866), C. XXX, q. 3. C. un. X h. t. IV, 12.
^ M. Rücksicht a. d. üb. d. röm. R. Gesagte. So Scher er, KR. II 323 f ; Wernz-
Laurentius a.a.O. IV 2 (1912), 340^°. Anders Schnitzer, Kath. ER. 432 f;
Laurentius, Institutiones ^ 535 f.
« § 1, I. de nupt. L 10. L. 55, D. de rit. nupt. XXIIl, 2.
' § 2, I. de nupt. I, 10. L. 17, D. de rit. nupt. XXIII, 2.
» L. 23, D. de adopt. I. 7. L. 14, D. de rit. nupt. XXIH, 2.
••' L. 9, C. de adopt. VIK. 48.
184 IV- Jöucb. Die Verwaltung der Kirche, 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
Adoptierenden oder Emanzipation des Adoptierten gelöst, so erlischt auch
die fraternitas legalis \
Nach dem Gesagten hat das impedimentum cognationis legalis im kano-
nischen Recht keine selbständige Existenz, sondern besteht nur im Anschluß
an das römische Recht. Dieses hat zwar seine Geltung auf weiten Gebieten
verloren, aber die Landesgesetzgebungen kennen doch fast alle das Institut
der Adoption nach Art des römischen Rechts. Wo nun immer das bürger-
liche Recht eine Adoption kennt, dergestalt, daß der Adoptierte der väter-
lichen Gewalt des Adoptierenden unterworfen oder in dessen Hausgenossen-
schaft aufgenommen wird , da tritt das kirchenrechtliche Ehehindernis der
gesetzlichen Verwandtschaft im angegebenen Umfange ein, selbst wenn die
betreffende Landesgesetzgebung ein solches Ehehindernis nicht oder nur in
beschränkterer Weise kennen würde -. Wo aber die zivile Adoption nicht
besteht, da besteht auch kein kirchliches Ehehindernis daraus. Im Zweifels-
falle wäre der Apostolische Stuhl zu befragen ^.
Kein kirchliches Ehehindernis entsteht aus der Pflegkindschaft (alumnatusi,
d. i. der Annahme eines fremden Kindes zur Pflege und Erziehung, sodann
aus der Einkindschaft (unio prolium), d. i. der Übereinkunft zweier sich hei-
ratenden verwitweten Personen , daß ihre zusammengebrachten Kinder mit
denen aus der jetzigen Ehe gleiches Erbrecht haben sollen, und aus der
adoptio per testamentum, d. i. der Einsetzung eines Erben unter der Be-
dingung, daß dieser den Namen des Erblassers annehme.
s< 146.
Die Schwägerschaft.
Decr. Grat. C. XXXV, q. 2 3. Decr. Greg. IX. 1. IV, t. 13 de eo, qui coguov.
consang. uxor. suae vel spons. ; t. 14 de consang. et aftin. Const. Clem. IV, 1.
Alt. Lit. b. Scherer, KR. II 328. Sanchez 1. VII, disp. 64 ff. - W. v. H ö r
mann, Quasiaffinität, 1897 ff. L. Caron, De l'alliance ou affinite, 1901. J. Words-
wortli, The law of the church as to the marriage of a man vrith his deceased
wife's sister, 1908.
I. Entsprechend dem durch die Ehe um die Gatten und deren
beiderseitigen Blutsverwandten geschlungenen Band bildete die Schwä-
gerschaft (affinitas) wie bei andern Völkern, so auch bei den Juden*
' § 2, I. de nupt. I, 10. L. 17, D. de rit. nupt. XXIII, 2.
^ Bened. XIV., De syn. dioec. I. IX., c. 10, n. 3 fl'. Laiiriu, D. geistl. Ver-
wandtschaft u. (1. Privattaufe (A. f. k. KK. LV [1886] 244 ff.
BGB. handelt v. d. Adoption § 1741 ft'. H. Samson, D. kirchl. Ehehindern, d.
gesetzl. Verwandtsch. u. d. neue BGB. (Pastor bonus X [1897 98] 321 ff).
» S. C. Poenit. 17. iMai 1826. C. S. Off. 23. Febr. 1853. Üb. Antrüge a. gänzl.
Aufhebung a. d. Vatic. : Lämmer, Z. Kodif. d. kan. Rs 139.
* 1. mosaischen Recht war verboten: d. Ehe ni. d. Stiefmutter, Stieftochter,
SticfenkeHn. m. d. Schwiegermutter, Schwiegertochter, m. d. Witwe d. väterl. od.
mütterl. Onkels. M. d. Schwester d. Frau war d. Ehe nur b. der. Lel)zeitcn ver-
L
§ 146. Die Schwägerschaft. 185
und Römern ^ ein öffentlich-rechtliches trennendes Ehehindernis. Wäh-
rend aber nach dem römischen Recht die Schwägerschaft schon aus
der Tatsache der gültigen Ehe entstand, mochte sie vollzogen sein
oder nicht, entsteht dieselbe im kirchlichen Recht erst durch den
Vollzug der copula, wodurch die beiden Personen nach den Worten
der Schrift una caro werden 2. Dadurch nämlich tritt jeder der Ehe-
gatten zu den Blutsverwandten des andern in ein ähnliches Verhältnis,
in welchem der andere zu diesen steht. Dieses Verhältnis ist die
Schwägerschaft im kirchenrechtlichen Sinn. Daraus folgt, daß die-
jenige Person, die der eine Gatte wegen Blutsverwandtschaft nicht
ehelichen kann, der andere wegen Schwägerschaft nicht ehelichen
kann: impedimentum affinitatis.
Aus dem Begriff der Schwägerschaft ergibt sich, daß wie bei Ehe-
gatten durch die copula carnalis eine eheliche, rechtmäßige, gesetz-
liche Schwägerschaft (affinitas legitima) entsteht, so bei außerehelicher
Geschlechtsgemein Schaft eine uneheliche, unrechtmäßige, ungesetzliche
Schwägerschaft (äff. illegitima) eintritt. Sodann kann die Schwäger-
schaft sein vorausgehend (äff. antecedens), aus einer der Ehe voran-
gegangenen Geschlechtsgemeinschaft, oder nachfolgend (äff. subsequens,
superveniens), aus einer solchen nach eingegangener Ehe. Ferner gibt
es eine mehrfache Schwägerschaft, so etwa, w^enn der eine Teil mit
mehreren Blutsverwandten des andern Teils die copula vollzogen hat,
boten, nicht n. ihr. Tode. D. Witwe d. Bruders z. heiraten war verboten, wenn er
Kinder hinterlassen hatte, dageg. Pflicht, wenn er kinderlos gestorben war (Levirats-
ehe). Lv 18, Uff; 20, 11 12 20 21. Üb. d. Leviratsehe Dt 25, 5 ff . Vgl. a.
Mt 2?, 24. Lit. üb. d. Leviratsehe b. Scher er, KR. II 329«. Vgl. ob. S. 80, A. 2.
' D. alt. röm. Recht verbot d. Ehe m. d. Schwiegermutter u. Schwiegertochter,
d. Stiefmutter u. Stieftochter. § 6 ff, L de nupt. I, 10. L. 12, § 3; 14, § 4;
15, D. de rit. nupt. XXllI, 2. L. 4, § 5 7, D. de gradib. et affin. XXXVIII, 10.
L. 17, C. de rit. nupt. V, 4. Bereits unt. christl. Einfluß kam hinz. d. Eheverbot
ni. d. Frau d. verstorb. Bruders u. m. d. Schwester d. verstorb. Frau. L. 2 4,
C. Theod. de incest. nupt. III, 12. L. 5 8 9, C. h. t. V, 5.
3 Gn 2, 24. Mt 19, 5 f. 1 Kor 6, 16. C. 18 (Beued.?), C. XXVII, q. 2.
C. 7 (Pseudo-Jul.) 11 (ürban II. a. 1088—1099) 14 (Syn. v. Chälons a. 813,
c. 29) 15 (August.). C. XXXV, q. 2 3. Fand d. copula statt, so wird sie b.
Ehemündigen als perfecta präsumiert. Daß sie stattfand, muß bewiesen, z. min-
desten wahrscheinl. sein, wenn es s. u. e. z. schließende Ehe handelt. Gleichgültig
i.st, ob sie m. od. ohne Willen d. andern Teils erfolgte. — Daß a. i. mosaischen Recht
d. Schwägersch. a. d. vollzogenen Ehe hervorging, bestreitet Hör mann, Quasi-
affinität II 1 (1906), 231 ff, ab. ohne genügende Begründung. Ders. behauptet a.
S. 287 ff, daß ursprüngl. a. d. kirchl. Recht a. romanischem Boden b. d. engen An-
schluß a. d. römische R. d. copula f. d. Zustandekommen d. Affinität nicht als wesentl.
angesehen habe, daß dies dort erst seit d. 11. Jhdt aufgekommen sei. Ab. a. das ist
nicht genügend begründet. Man vgl. c. 15 (August.), C. XXXV, q. 2.
186 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
oder wenn derselbe die copula vollzog mit jemand, der mit dem
andern Teil mehrfach blutsverwandt war^ Endlich folgt aus dem
Begriff der Schwägerschaft, daß auch sie Stamm, Linien und Grade
hat. Hier gilt auf Grund davon, daß die betreffenden Personen durch
die Geschlechtsgemeinschaft una caro werden, der Satz: der eine Ehe-
gatte wird mit den Blutsverwandten des andern in derselben Linie
und demselben Grade verschwägert, in welcher Linie und welchem
Grad der andere Ehegatte mit diesen blutsverwandt ist 2.
Was den L^mfang des Impediments betrifft, so ist begreiflich, daß bei dem
engen Zusammenhang zwischen der Schwägerschaft und der Blutsverwandt-
schaft die Entwicklung des Impediments der consanguinitas für die des
Hindernisses der affinitas maßgebend wurde. Im Anschluß an das mosaische
und römische Recht war zunächst die Ehe von in der geraden Linie
Verschwägerten, zwischen Schwiegereltern und Schwiegerkindern, Stiefeltern
und Stiefkindern verboten. Hernach wurde verboten die Ehe mit der Schwe-
ster der verstorbenen Frau ^ , dem Bruder des verstorbenen Mannes * , der
Frau des verstorbenen Oheims *. Wie dann die Kirche alle Ehen unter
Blutsverwandten verbot , so verbot sie auch die aller Verschwägerten ^.
Freilich fand sie hierin den gleichen Widerstand bei den germanischen
Völkern wie bei der Durchführung des Impediments der Blutsverwandtschaft ".
Aber auch hier blieb ihr zuletzt der Sieg ^ und die Schwägerschaft bildete
ein Ehehindernis bis zum siebten Grad einschließlich. Doch wurde das
Impediment noch weiter ausgedehnt. Zwar wurden nie allgemein die Bluts-
verwandten der Ehegatten unter sich verschwägert (affinitas non parit affini-
tatem) ^, aber man ließ eine affinitas secundi und tertii generis entstehen,
d. h. der eine Ehegatte wurde verschwägert mit den affines primi et secundi
generis des andern '^. Um den aus der allzu großen Ausdehnung des Im-
* Nicht entstehe mehrfache Schwägersch. d. Wiederholung d. copula m. der-
selben Person. 2 C. 3 (Greg. I.?), C. XXXV, q. 5.
^ Syn. V. Elvira ca a. 300, c. 61. Lauchert, D. Kanones usw. 23.
* Syn. V. Neocaesarea a. 314 — 325, c. 2. Lauchert a. a. 0. 35.
^ Syn. V. Rom a. 402, c. 9. Bruns, Canones II 279.
•^ Vgl. ob. S. 177, A. 12.
" Üb. d. vierten Grad d. Schwägersch. ging man wie b. d. Blutsverwandtscb.
i. d. Regel nicht hinaus. Vgl. ob. S. 177, A. 11.
" A. hier trug Pseudoisidor viel z. Durchdringen d. kanon. Gesetze b.
Scherer, KR. II 331". Vgl. ob. S. 177, A. 12.
' C. 8, X h. t. IV, 14. Immerhin wurde a. für unmöglich erklärt d. Ehe zw.
d. Kindern e. Frau a. zweiter Ehe u. d. Vorwandten d. Mannes erster Ehe b. z.
vierten Grad; c. 4 (Pse udo - Hy gi n.) , C. XXXV, q. 10. Scherer, KR. II
336 ^^ »8 8» F. G i 1 1 ni a n n , D. ehemals zwisch. d. soboles ex secundis nuptiis
u. d. Blutsverwandten d. verstorb. Eheteils bestehende Ehehindern. (A. f. k. KR.
LXXXIX 11909) 447 ff).
'« C. 12 (P.seudo-Jul.) 22 (Paschalis II. a. 1099-lllS). C. XXXV, q. 2 3.
§ 146. Die Schwägerschaft. 187
pediments resultierenden Mißständen abzuhelfen, hob Innozenz III. das Ehe-
hindernis der Schwägerschaft zweiter und dritter Art auf und beschränkte
das aus der ersten Art auf den vierten Grad einschließlich \
Nach geltendem Recht wird also der Ehegatte mit den Blutsver-
wandten des andern verschwägert und ist die Ehe in der geraden
Linie in allen Graden verboten, in der Seitenlinie bis zum vierten
Grad der Schwägerschaft einschließlich. Dabei findet auch hier wie bei
der Blutsverwandtschaft die Regel Anwendung, daß der entferntere
Grad den näheren an sich zieht und entscheidet 2.
II. Wie die affinitas legitima, so hat auch die affinitas illegitinia ihre
Entwicklung. Die ersten Spuren vom Hindernis der unehelichen Schwäger-
schaft linden sich um die Mitte des 8. Jahrhunderts^. Im 12. Jahrhundert
hatte dasselbe die gleiche Ausdehnung erreicht wie das aus der affinitas
legitima *. Durch Innozenz IIL wurde es ebenfalls auf den vierten Grad be-
schränkt \
Nach dem geltenden Recht ist die aus einem früheren außerehe-
lichen Umgang entstandene Schwägerschaft ein trennendes Ehehindernis
bis zum zweiten Grad einschließlich ^. Auch hier zieht der entferntere
Grad den näheren an und entscheidet"^.
III. Eine besondere Entwicklung hat die affinitas superveniens. Nach
fränkischem lürchenrecht fand hier geradezu eine Eheauflösung statt, so daß
sich der unschuldige Ehegatte andersveitig verheiraten konnte ^. Dem wider-
' C. 5 8, X h. t. ly, 14. A. d. S. 186, A. 9 erwähnte Impediment wurde be-
seitigt. — Z. geschieht!. Entwicklung vgl.: Fr eisen, Gesch. d. kan. ERs 439 ff;
Esmein, Le mariage en droit canonique I 374ff; Scherer, KR. II 329 ff.
2 Vgl. ob. S. 178.
^ Üb. d. Auslegung d. hierh. gehörigen Kanonen d. Synoden v. Verberie a.
756 n. Compiegne a. 757 besteht e. Kontroverse zw. Scher er, KR. II 333 2", u.
Preisen a. a. 0. 449 ff. Letzterer dürfte recht haben.
* C. 2, X de eo, qui cognov. IV, 13. C. 2, X h. t. IV, 14. A. hier trug
Pseudoisidor viel Z.Entwicklung b. Scherer, KR. II 333. Doch ist daselbst
dess. Einfluß wohl z. hoch eingeschätzt.
^ C. 8, X h. t. IV, 14. — Z. geschieht!. Entwicklung vgl.: Preisen a. a. 0. :
Scherer, KR. II 333 f.
* Trid. sess. XXIV de ref. matr. c. 4.
" S. C. Conc. 81. März 1597. Affinitas illegitima entsteht a. aus d. Zivilehe, wenn
sie konsumiert wurde. S. C. Conc. 7. April 1879. Kontrovers ist, ob. a. e. voll-
zogenen, ab. weg. entgegenstehenden Ehehindernisses nichtigen Ehe d. Hindern,
d. Schwägerschaft b. z. vierten od. zweiten Grad geht : b. Putativehe sicher b. z.
vierten Grad. S. C. Conc. 15. April 1752. Richter -Schulte, Conc. Trid. p. 264,
n. 102.
* C. 19 (Syn. v. Compiegne a. 757, c. 11) 20 (Syn. v. Mainz a. 813. c. 56:
a. 847, c. 29) 21 (Syn. v. Verberie a. 756, c. 11), C. XXXII, q. 7.
188 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
strebte die römische Kirche '. Innozenz IIL hat die Sache dahin geordnet,
daß die Ehe durch die affinitas superveniens nicht mehr gelöst werde, daß
der unschuldige Teil in nichts in seinen Gattenrechten solle geschmälert
sein, sondern, wenn er die Ehe trotzdem fortsetzen wolle, das debitum con-
jugale solle fordern und leisten dürfen, daß dagegen der schuldige Teil es
nur leisten, nicht aber fordern dürfe -. Das Tridentinum hat das Impediment
auf den zweiten Grad beschränkt ^
Die Bestimmungen von Innozenz III. und dem Tridentinum sind
noch heute geltendes Recht. Damit aber die Strafe des Verlustes des
jus petendi debitum für den schuldigen Gatten eintrete, ist nötig, daß
der materiell perfekte Ehebruch ein freiwilliger war, daß er geschah
cum scientia facti, juris et poenae, d. h. der materiell und formell
Schuldige mußte wissen um die Verschwägerung, das Verbot und die
darauf gesetzte Strafe"*. Will er das jus petendi debitum wieder er-
halten, so braucht er bischöfliche Dispens, die aber nur das verlorene
Recht gibt, nicht auch die affinitas superveniens hebt^.
IV. Da das impedimentum affinitatis ein öffentlich-rechtliches ist,
so hat der kirchliche Richter bei Notorietät desselben offiziell ein-
zuschreiten. Die excommunicatio latae sententiae, die auf bewußter
Schließung der Ehe trotz der Schwägerschaft innerhalb der verbotenen
Grade lag, ist aufgehoben ß. Weil das Hindernis sowohl auf der ge-
raden als auf der Seitenlinie und in allen Graden nur auf dem kirch-
lichen Recht beruht, so kann der Apostolische Stuhl auch in allen
Fällen dispensieren*^. Daraus ergibt sich auch, daß dasselbe auf die
1 Ob. S. 84.
~ C. 6 10, X de eo, qiü cognov. IV, 13. - Z. geschichtl. Entwicklung: Preisen,
Gesch. d. kan. RSs 462 ff; Es mein, i^e mariage en droit canouique I 382 ff;
Scherer, KR. II 331 f 334 f 338 f.
3 Sess. XXIV de ref. matr. c. 4.
* C. 1, X de 60, qui cognov, IV, 13.
^ Sanchez 1. IX, disp. 27 ff. Schneider, Fontes jur. noviss. p. 96, n. 10.
G. Österle, D. Dispensgewalt d. Regularen b. nachfolgender Schwägerschaft
(Thcol. u. Glaube IV [1912] 32 ff'). « Vgl. ob. S. 178.
' Ben ed. XIV., De syn. dioec. 1. IX, c. 13, n. 4. Lämmer, D. Hindern,
d. Affin, i. erst. Grad d. geraden Linie (A. f. k. KR. XLIX |1883] 22 ff). (Uit
orientiert üb. d. Kontroverse Lehm kühl, Theol. moral. " II 575 f. B. i. uns.
Tage hat d. Apost. Stuhl nie dispensiert v. d. Ehehindern, d. legit. Schwägersch. i.
d. erst, (jlrad d. geraden Linie. Vgl. ab. : Une dispense d'affinitö au premier degre
<;n ligne diiecte (Entscheid, d. Pönit. v. 2. Dez. 1911) (Canoniste cont. XXXV
|1912| 659 ff). B. illegit. Schwägersch. wird i. dies. Fall bloli dispensiert, wenn
d. Tochter z. Zeit d. gesclilechtl. Umgangs m. d. Mutter bereits geboren wai*. —
B. i. d. 16. Jlidt bestand e. Kontroverse, ob d. Papst geg. d. mosaische Gesetz
d. Ehe m. d. Witwe d. Bruders gestatten künn(' (Fall Heinr. VIII. v. Engl.). S. d.
Tridentinum ist d. Frage genorell entschieden. Siehe ob. S. 136, A. 2 ; S. 176.
k
§ 147. Die öffentliche Ehrbarkeit. 189
Eheschließungen der Christen beschränkt ist. Da aber auch durch
den im Judentum und Heidentum stattgehabten Vollzug der copula ein
natürliches Band mit den Blutsverwandten des andern Teils eintritt,
so ist die Grundlage für das kirchliche Impediment gegeben. Wenn
daher ein Jude oder Heide sich taufen läßt und nunmehr eine schon
Verschwägerte heiraten will, so wird solche Schwägerschaft zum Im-
pediment und ist Dispens nötigt Nicht gehoben wird entsprechend
seinem Wesen das Hindernis der Schwägerschaft durch den Tod
des andern Gatten-. Auch hier ist Reduktion des Impediments
wünschenswert ^.
Die öffentliche Ehrbarkeit.
Decr. Greg. IX. 1. IV, t. 4 de spons. duor.
Sanchez 1. VII, disp. 68 ff. — W. v. Hörmann, Quasiaffinität, 1897 ff.
I. W^ie es eine nachgebildete Verwandtschaft gibt, so gibt es auch
eine nachgebildete Schwägerschaft, Quasiaffinität, die ebenfalls ein
trennendes Ehehindernis des öffentlichen Rechts ist. Dieses Impedi-
ment geht hervor aus dem matrimonium ratum sed non consummatum
(sponsalia de praesenti) und aus dem kanonisch gültigen Verlöbnis
(spons. de futuro). Es tritt zwar, solange die Ehe noch nicht ge-
schlossen ist, sondern nur erst ein Verlöbnis besteht, oder wenn die
Ehe, obgleich geschlossen, noch nicht konsumiert ist, eine w^irkliche
Schwägerschaft nicht ein. Aber es besteht doch bereits ein gewisses
engeres Verhältnis zwischen dem Verlobten bzw\ Gatten und den Bluts-
verwandten des andern Teils. Es verletzt daher die öffentliche Wohl-
anständigkeit, wenn nach Auflösung des Verlöbnisses oder der nicht
vollzogenen Ehe der Verlobte oder Gatte sich ohne weiteres mit einem
nahen Blutsverwandten des ihm verlobten oder angetrauten Teils ver-
ehelicht. Das Gesetz nahm deshalb auch in diesen Fällen eine Art
Schwägerschaft, Quasiaffinität, an. Man nennt das hierdurch ent-
A. 3. Lit. verz. Scher er, KR. II 329 ^ 461 3'. Ferner: A. Beilesheim, Neues
Eherecht d. englisch. Staatskirche (A. f. k. KR. LXXXVIil [1908] 649 ff). St
Ehses, Z. Ehescheidung Heinrichs VIII. v. England (Dritte Vereinsschrift d
Görres-Gesellschaft [1909] 7 ff).
• S. C. Inq. 16. Sept. 1824; 3. März 1825. S. C. de Prop. Fide 23. Aug. 1852
S. C. Inq. 26. Aug. 1891 ; 14. Dez. 1898 (A. f. k. KR. LXXIX [1899] 542 f l
Lämmer, Affinitas nata in infidelitate als Ehehindern. (A. f. k. KR. XI [1864] 150 ff)
• C. 1 (Greg. I.?), C. XXXV, q. 10.
^ Üb. Anträge a. d. Vatic. vgl. ob. S. 179, A, 4. F. d. Neger u. Indianer Nord
amerikas besteht Einschränkung a. d. zweiten Grad. Leo XIII., ^Trans oceanum'
V. 18. April 1897.
190 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
standene Ehehindernis seit dem 12. Jahrhundert^ impedimentum
IDublicae honestatis.
IL Schon das römische Recht kannte ein Ehehindernis aus dem Ver-
löbnis '. Aus diesem entnahm es zunächst die griechische Kirche ^, dann
aber auch vom 11. Jahrhundert ab die lateinische, und zwar gab sie ihm
den gleichen Umfang wie der eigentlichen Schwägerschaft. Was vom Ver-
löbnis galt, das galt noch mehr vom matrimonium ratum sed non consum-
matum *. Innozenz III. beschränkte durch die Verfügung, daß die eigentliche
Schwägerschaft ein Ehehindernis nur bis zum vierten Grad bilden solle,
indirekt auch die Quasiaffinität auf die gleichen Grade ^. Bonifaz VIII. be-
stimmte, daß das Hindernis selbst aus ungültigen Verlöbnissen entstehen
solle, außer der Grund der Nichtigkeit liege im Mangel des Konsenses ^
Dagegen verordnete das Tridentinum, daß ein ungültiges Verlöbnis über-
haupt kein Ehehindernis und ein gültiges ein solches nur im ersten Grad be
wirke '^. Über die Quasiaffinität aus dem matrimonium ratum sed non con-
summatum bestimmte das Konzil nichts, und Pius V. erklärte ausdrücklich,
daß es hierin beim vortridentinischen Recht zu verbleiben habe ^.
III. Nach geltendem Recht entspringt aus dem Verlöbnis ein
trennendes Ehehindernis bis zum ersten Grad der geraden und der
Seitenlinie, aber nur, wenn es in kanonisch gültiger Form abge-
schlossen ist^. Bei bedingten Sponsalien bleibt das Eintreten des
Impediments bis zum Eintreten der Bedingung suspendiert^^. Wird
' Scher er, KR. II 346' 347 2. A. d. Namen folgt ab. nicht, daß d. Hindern,
nur besteht, wenn d. Tatbestand öffentl. bekannt ist. Scher er, KR. II 347 ^
* Es verbot d. Ehe zw. d. Sohn u. d. Braut d. Vaters, d. Vater u. d. Braut
d. Sohnes, d. Bräutigam u. d. Mutter d. Braut. §9,1. de nupt. I, 10. L. 12,
§ 1 2: 14, § 4, D. de rit. nupt. XXIII, 2. L. 6, § 1; 8, D. de grad. et affin.
XXXVIII, 10.
* Hörmann, Quasiaffinität 97 ff.
* C. 11 (incerti auctoris) 14 (Pse udo -G reg.) 15 (Pseu do- J u ).), C. XXVII,
q. 2. C. 3 8, X de sponsal. IV, 1. C. 4 6, X de desponsat. impub. IV, 2. D.
Beweis f. d. späte Aufkommen d. Hindern, führt Fraisen, Gesch. d. kan. EKs
497 ff, bezweifelt ab. wohl m. Unrecht d. Anlehnung a. d. röm. Recht.
^ C. 8, X de consang. et affin. IV, 14. Vgl. ob. S. 187, A. 1. Scherer,
KK. 11 349 '\
^ C. un. in Vl^" de sponsal. IV, 1.
' Sess. XXIV de ref. matr. c. 3.
' „Ad Komanum" v. I.Juli 1568. — Z. geschichtl. Entwicklung vgl.: Freisen
a. a. 0. 497 ff; Esmein, Lc mariage en droit canonique I 145 f.
» Vgl. ob. S. 103 105 f.
'" C. un. § 1 in VI*" de sponsal. IV, 1. Naturgemäß entstünde d. Imped. alsbald
a. Sponsalien m. Re.solutivl)edingung. Ab. c. un. cit. setzt sponsalia pura et certa
voraus. S c h e r e r , KR. II 348 '*. Anders W e r n z - L a u r e n t i u s , Jus decretaliuni
IV 2 (1912), 3318«. Vgl. ob. S. 104.
1
1
§ 147. Die öffentliche Elirbarkeit. 191
ein kanonisch gültiges und unbedingtes Verlöbnis aus einem gerechten
Grunde aufgelöst, so bleibt doch das Ehehindernis in Kräfte
IV. Das Ehehindernis der öffentlichen Ehrbarkeit aus dem matri-
monium ratum sed non consummatum erstreckt sich auf alle Grade
der geraden und bis zum vierten Grad der Seitenlinie, wobei der ent-
ferntere wieder den näheren Grad anzieht und entscheidet. Das Ehe-
hindernis entsteht auch aus einer ungültigen unvollzogenen Ehe, wenn
die Ungültigkeit nur nicht auf dem Mangel des Konsenses beruht 2.
Ob das Impediment da eintritt, wo die Ehe wegen Nichtbeobachtung
der gemeinrechtlichen Form ungültig ist, ist strittig; die bejahende
Anschauung hat mehr für sich 2. Gar kein Hindernis entsteht aus
der Zivilehe an Orten, wo das tridentinische Ehedekret bzw. die
gemeinrechtliche Eheschließungsform gilt*. Wie beim Verlöbnis, so
dauert das Hindernis auch aus der unvollzogenen Ehe fort, obgleich
sie bereits aus einem bestimmten Grunde gelöst ist. Aber ebenso-
wenig wie beim Verlöbnis wirkt das Hindernis aus dem ungültigen
matrimonium ratum sed non consummatum rückwärts auf Spon-
salien, die gültig abgeschlossen wurden s. Da das Ehehindernis der
öffentlichen Ehrbarkeit kirchlichen Rechts ist, so berührt es die Un-
getauften nicht, entsteht aber auch aus vor der Taufe geschlossenen,
nicht vollzogenen Ehen 6. Weil kirchlichen Ursprungs, ist dasselbe
dispensabel.
» S. C. Conc. 6. Juli 1658; 23. April 1701 (Richter-Schulte, Conc. Trid.
p. 266, n. 104) ; 28. Febr. 1885. Vgl. ob. S. 106. Wenn ab. d. Sponsalien v. d.
Geburt d. Sohnes od. Bruders d. Bräutigams od. d. Tochter od. Schwester d. Braut
aufgelöst worden wären , würde n. d. Meinung einiger d. Ehehinderu. nicht ein-
treten. Anders u. wohl m. Recht Seh er er, KR. II 349 '*. Man denke a. d. wirkl.
Schwägerschaft.
2 C. 3, X. de sponsal. IV, 1. C. un. in Vl**^ de sponsal. IV, 1.
' S. C. Conc. 6. Dez. 1722. Richter-Schulte a. a. 0. 262 ff. Scherer,
KR. II 350". Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912), 320 ff.
* S. C. Conc. 13. März 1879. Vgl. ob. S. 97. Genauer als Scher er, KR.
II 351", d. e. etwaig, maritalen Konsens überhaupt betont, unterscheidet Lehm-
kuhl, Theo], moral. »^ II 578 f, d. Zivilehen d. Kathol. u. Akathol. Vgl. ob. S. 99.
' C. un. in VP de sponsal. IV, 1.
^ Vgl. ob. S. 189. D. Sponsalien kommen hier nicht mehr i. Betracht. — Üb.
begründete Anträge a. Reduktion a. d. Vatic. : Lämmer, Z. Kodif. d. kan. Ks 137.
Vgl. ob S. 179, A. 4.
192 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
II. Die aufschiebenden Ehehindernisse.
§ 148.
Die geschlossene Zeit. Das einfache (jelübde. Das kircliliche Verbot.
Decr. Grat. C. XXXIII, q. 4. Decr. Greg. IX. 1. IJ, t. 9 de feriis; I. III, t. 84
de voto; 1. IV, t. 6 qui der. vel vov. matr. contrah. possunt; t. 16 de matr. con-
tractu contra interdict. eccles.
Ält. Lit. b Scherer, KR. II 398 899 402. Sanchez 1. VII, disp. 12 7 11.—
E. Seitz, Üb. d. Feier d. Sonn- u. Festtage u. d. geschloss. Zeit (Z. f. KRs- u.
Pastoraiwschft II, 3. Hft [1842] 346 ff).
I. Im weiteren Sinn ist ein aufschiebendes Ehehindernis alles, was
eine Ehe unerlaubt macht, so die Todsünde ^, die Exkommunikation 2,
der Mangel der nötigen Religionskenntnisse ^ das Fehlen des Kon-
senses der Eltern und Vormünder ^ die Unterlassung des Aufgebots^,
die Nichterfüllung berechtigter staatlicher Vorschriften ^. Im engeren
und eigentlichen Sinn aber sind aufschiebende Ehehindernisse die ge-
schlossene Zeit, die kanonisch gültigen Sponsalien^, das einfache Ge-
lübde, das kirchliche Verbot und die Verschiedenheit des christlichen
Bekenntnisses (gemischte Ehe)^,
II. Im Anschluß an den Rat des Apostels Paulus, daß die Eheleute um
des Gebetes willen sich zeitweilig des ehelichen Umgangs enthalten ^, und
an die Mahnungen der Väter, daß dieselben an den Kommunion-, Fest-.
Fast- und Prozessionstagen solcher Enthaltsamkeit sich befleißigen möchten ***.
haben die Synoden seit dem 4. Jahrhundert angefangen , auch die Ehe-
schließung zu bestimmten Zeiten zu verbieten ^\ Doch bestand keine ein-
heitliche Praxis weder hinsichtlich der Zeit '^ noch darin, ob der Eheab-
schluß überhaupt oder nur die feierlichen Hochzeiten verboten waren '\
Erst das Tridentinum hat allgemein verordnet, daß vom ersten Advents-
sonntag bis Epiphanie und vom Aschermittwoch bis zur Oktav von Ostern
' Ob. S. 133. 2 Ob. S. 133. » Ob. S. 109. * Ob. S. 149 f.
^ Ob. S. 110 ff « Ob. S. 98. " Ob. S. 105.
•* D. alte Kirche kannte mehr aufschiebende Ehehindernisse, so namentl. a. d.
ötfentl. Buße. Vgl. ob. 8. 167 170
' Kor 7, 5. '0 0. 1—7, C. XXXIII, q. 4.
" C. 8 (Syn. v. Laodicea ca a. 348-381, c. 52) 10 (Syn. v. Lerida a. 524?).
C. XXXIII, q. 4.
'^ C. 4, X de feriis II, 9 gibt d. l'raxis d. röni. K. a.. ohne sie vorzuschreiben.
Dah. variierten d. Zeiten a. noch später. Schulte, Handb. d. kath. ERs 318".
Scherer, KR. 11 400-.
'* Jünc" c. 7, C. XXXIII, q. 4. N. c. 4 cit. war nur d. feierl. Hochzeit ver-
boten. Schulte a. a. O. Scherer, KR. II 4(iO*.
l
§ 128. Die geschlossene Zeit. Das einfache Gelübde. Das kirchl. Verbot. 198
je inklusive gemäß den alten Verboten keine feierliche Hochzeit gehalten
werden dürfe ^
Nach dem geltenden gemeinen Recht ist also während der ge-
schlossenen Zeit (tempus clausum , vetitum , sacratum , feriatum,
feriarum) nicht die Proklamation und die Eheschließung überhaupt,
sondern nur die feierliche Eheschließung verboten. Zu den sollemnitates
nuptiarum aber gehört der Brautsegen innerhalb der Brautmesse, das
Hochzeitsmahl mit Sang und Klang und Tanz, die pomphafte Über-
führung der Braut in das Haus des Bräutigams 2. Nichts aber hindert
die im Diözesanrituale enthaltene Benediktion ^, ein einfaches Mahl
und stille Überführung der Braut. Weil jedoch die Eheschließung
mit der geschlossenen Zeit, als dem Gebet und der Abtötung gewidmet,
an sich nicht recht zusammenpaßt, so ist vielfach partikularrechtlich
bestimmt, daß in dieser Zeit ohne bischöfliche Erlaubnis überhaupt
keine Eheschließung stattfinden darf^.
HL Das einfache Gelübde kann zum Gegenstand haben : Beständige
Keuschheit (votum perpetuae castitatis) ; Ehelosigkeit (v. non nubendi
s. caelibatus); Jungfräulichkeit (v. virginitatis); Eintritt in einen Orden
(v. ingrediendi religionem) : Empfang der höheren Weihen (v. sus-
cipiendi ordines sacros). Wer trotz solchen Gelübdes eine Ehe ein-
geht, schließt zwar keine ungültige Ehe, sündigt aber schwer ^. Daher
steht das Gelübde der erlaubten Ehe hindernd im Wege. Um also
erlaubterweise heiraten zu können, ist Dispens nötig. Diese erteilt
für das Gelübde der beständigen Keuschheit und des Eintritts in einen
Orden der Papst ^, sonst der Bischof.
' Sess. XXIV de ref. matr. c. 10; can. 11. — Z. geschichtl. Entwicklung : Fr eisen,
Gesch. d. kan. ERs 643 ff ; Esmein, Le mariage en droit canonique 1 396 ff. — ün-
begründeterweise sucht F r e i s e n a. dies. Verbot ebenfalls s. Kopulatheorie z. erhärten.
^ „. . . nuptias benedicere, sponsam traducere, nuptialia celebrare convivia ;
matrimonium autem omni tempore contrahi potest." Kit. Rom. tit. VII, c. 1, n. 18.
Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 270, n. 114.
•■' S. C. de Prep. Fide 21. Juli 1841. C. S. Rit. 14. Aug. 1858. S. C. Conc.
10. Jan. 1866. Vgl. ob. S. 134, A. 4. D. Ausdruck „tempus clausum" ist also
nur halb richtig.
* Rottenb. Ord-Erl. v. 28. März 1854. Vogt, Sammlung 162 f. Pf äff, Ge-
setzeskunde 377 f. D. gehört z. d. v. Trid. anerkannt, partikul consuetudines
laudabiles. I. d. Diöz. Rottenb. neuestens aufgehoben: Ord.-Erl. v. 12. April 1918
(Kirchl. Amtsbl. 1913, Nr 9).
* C. 3-0, X qui der. vel vov. IV, 6. C. un. in VI^ de voto III, 15.
^ C. 5, Extrav. coram. de sent. excomm. V, 9. I. Notfall dispens. a. hier d.
Bischof; ebenso b. nicht ganz bestimmten u. unsichern, bedingten u alternativen
Gelübden. Santi-Leitner, Praelect. jur. can.' III 329. Üb. Dispensbefugnisse
d. Mönche unt § 166.
Sägtnüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. U. 3. Aufl. 13
i
194 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
Je nach dem Inhalt des Gelübdes ist die Rechtslage des Voventen, der
ohne Dispens heiratet, eine verschiedene.
a) Wer heiratet trotz des Gelübdes immerwährender Keuschheit, darf
das debitum conjugale nicht fordern, muß es aber leisten '. Sehr geraten
ist es daher, um Dispens zu bitten, um das debitum auch fordern zu dürfen.
Stirbt der andere Gatte, so lebt das Gelübde wieder auf, außer es wäre
durch Dispens ganz beseitigt.
b) Wenn jemand trotz des Gelübdes, ehelos zu bleiben, geheiratet hat,
so darf er die eheliche Pflicht leisten und fordern. Stirbt der Gatte, so lebt
das Gelübde wieder auf.
c) Der durch das Gelübde der Jungfräulichkeit Verpflichtete darf zu-
nächst das debitum conjugale nicht fordern, erleidet aber nach stattgehabter
copula keine Beschränkung mehr.
d) Beim Gelübde des Eintritts in einen Orden besteht die Verpflichtung
und das Recht hierzu, solange als die Ehe noch nicht vollzogen ist. Nach
deren Vollzug kann der Gelobende die eheliche Pflicht leisten und fordern.
Ergibt sich die Möglichkeit, das Gelübde zu erfüllen, aufs neue, etwa durch
den Tod des Gatten, so lebt die Pflicht wieder auf, außer es sei Dispens
erfolgt oder vollständige Unmöglichkeit der Erfüllung eingetreten.
e) Wer gelobt hat, die höheren Weihen zu empfangen, muß zunächst
den andern Gatten um Einwilligung dazu bitten -. Kann er sie nicht er-
halten, so besteht keine Beschränkung mehr für ihn. Nach erlangter Frei-
heit aber ist das Gelübde zu erfüllen, außer es sei Dispens oder Unmöglich-
keit der Erfüllung eingetreten \
IV. Jedes Ehehindernis ist ein generelles Eheverbot. Es kann
aber auch im einzelnen Falle der zuständige kirchliche Obere eine
Ehe speziell verbieten*. Der Papst könnte die beabsichtigte Ehe
geradezu irritieren. Der Pfarrer kann wenigstens vorläufig seine
Assistenz verweigern. Gründe zu solch kirchlichem Eheverbot sind
etwa Anforderungen aus einem kanonisch bestehenden und nicht er-
ledigten Verlöbnis, der Verdacht eines vorhandenen Ehehindernisses,
die Furcht schweren Ärgernisses oder Unheils aus der zu schließen-
den Ehe.
' Während d. erst, zwei Monate ist d. Gelobende berechtigt, ja verpflichtet, d.
Leistung d. debitum z. vorweigern; geht er ab. unterdessen nicht i. d. Kloster, so
ist er z. Leistung verpflichtet. Vgl. ob. S. 161 f. Kraft d. Quinquennaifakultäten
gewährt d. Bischof d. Voventen d. Befugnis, d. debitum conjugale fordern z. dürfeo.
.Schneider, Fontes jiir. noviss. p. 96, n. 9.
2 Vgl. Bd 1, 8. 222.
^ Z. Nilhern üb. d. verschiedene Rechtslage d. Voventen vgl.: Sanchoz 1. IX,
disp. 33 ff; Lehmkuhl, Theol. moral. " II 544 ft'; Pfaff, Gesetzeskundo 374 flF.
^ C. 1 2, X de matr. contracto contra interd. ecclos. IV, 16. Vgl. ob S. 93. —
Z. GescliicliM. vgl.: Kreisen, Ciescli. d. kan. ERs 651 ff; Esmein. Le mariage
en droit canonique i 394 ff.
§ 149. Die gemischte Ehe. 195
§ 149.
Die gemischte Ehe.
Z. alt. Lit. : S c h e r e r , KR. II 406 f. Neuere Lit. verz. Schulte, Handb. d.
kath. ERs (1855) 226 f. — V. protest., bzw. staatl. Standpunkt a. schrieben u. a. :
K. A. Zum -Bach, Üb. d. Ehen zw. Kath. u. Protest., 1819. J. Ch. Multer,
Rechtfertigung d. gem. Ehen, bevorwortet v. L. van Eß, 1821. J. K. L. Gi eseler,
Zwei x4.bhandlungen üb. kirchl. Gegenstände, 1824. K. Klien, Commentarius de
matr. mixtis, 1838. Ch K. J. Bunsen, Üb. gem. Ehen, 1838. H.F.Jacobson,
Üb. d. gem. Ehen i, Deutschi, 1838. K. A. Grund 1er, Üb. d. Rechtmäßigkeit
d. gem. Ehen, 1838. Ch. F. Ammon, D. gem. Ehen, 1839. G. L. Semmler,
D. Rechtsverhältnis d. gem. Ehen, 1852. F. H. J. Thesraar, D. Stellung d.
Staates u. d. evang. Kirche gegenüb. d. röm. Kurie i. Sachen d. gem. Ehen, 1853.
B. Hübler, Eheschließung u. gem. Ehen i. Preußen, 1883. H. Meydenbauer,
Z. Frage d gem. Ehen i. Schlesien i. d. Jahren 1740—1750, 1900. — A. kath.
Standpunkt stehen u. a. : L. A. Nellessen, Richtige Ansicht d. christl. Ehevertrags
u. d. gesetzgeb. Gewalt d. K., 1820. [Geg. Zum- Bach.] Ders. , Was ist Katho-
lizismus? 1820. [Geg. L. van Eß u. Multer.] J. Gör res, Athanasius, 1838.
J. B. Kastner, D. große Streit üb. d. gem. Ehen, 1838. I. Döllinger, Üb.
gem. Ehen, 1838. J. B. Kutschker, D. gem. Ehen v. kath.-kirchl. Standpunkt
betrachtet, 1838. F. Kunstmann, D. gem. Ehen unt. d. christl. Konfessionen
Deutschlds geschichtl. betr., 1839. J. M. Düx, Principia cathol. circa matr., quae
mixta vocantur, 1839. W. v. Schütz, Üb. d. preuß. Rechtsansicht weg. d.
gem. Ehen, 1839. M. J. Mack, Üb. d. Einsegnung d. gem. Ehen, 1839. J. Per-
rone, Üb. d. gem Ehen. Übers, v. Axing er , 1841. A. Roskoväny, De matr.
mixtis, 1842 ff. J. Th. B. v. Linde, Üb. Abschließung u. Auflösung d. Ehe i. allg. u.
insbes. üb. gem. Ehen, 1846. H. J. Feije, De matr. mixtis, 1847. F. H. Reiner-
ding, D. Prinzipien d. kirchl. Rs i. Ansehung d. Mischehen, 1853. Bangen, De
sponsalibus IV (1860) 3 ff. J. Feßler, Z. Orientierung üb. d. gem. Ehen, 1861.
J. F. Schulte, Üb. gem. Ehen v. Standpunkt d. Parität, 1862. A. Franz, D.
gem. Ehen i. Schlesien, 1878. Hirtenbrief d. hochwürd. H. Bischofs v. Trier, M. F.
Kor um, üb. d. gem. Ehen, v. 26. Jan. 1893. H. Krueckemeyer, D. Misch-
ehe i. Theorie u. Praxis, spez. i. Preußen, 1904. Metzer Hirtenbrief u. Evangel.
Bund. E. Wort d. Aufklärung f. Katholiken u. Nichtkatholiken v. W. Ben zier,
Bischof V. Metz, 1909.
I. Das bedeutendste aufschiebende Ehehindernis ist das der Ver-
schiedenheit des christlichen Bekenntnisses: impedimentum mixtae
religionis^ oder die gemischte Ehe. Eine solche ist dann vorhanden,
wenn der eine Eheteil der katholischen Kirche angehört, der andere
aber einer in Glauben oder Disziplin vom Apostolischen Stuhle ab-
weichenden christlichen Sekte, Religionsgesellschaft oder Kirche 2.
Die mit solcher Ehe verbundenen Mißstände sind von allen Seiten
gleichmäßig anerkannt: Zwiespalt und Indifferentismus in religiösen
' I. Kurialstil heißt es a. imp. cultus disparitatis.
- Nicht kommt i. Betracht d. rein persönl. Stelluog z, Kirche. C. S. Off.
30. Jan. 1867.
13*
196 i^^- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap : Die Ehe.
Dingen, Abfall der Eheleute vom Glauben, Konflikte in der religiösen
Erziehung der Kinder, die wie die Eltern auch gar leicht dem IndifFe-
rentismus und dem Irrglauben verfallen. Ebenso kommt in Betracht
die rechtliche Benachteiligung des katholischen Eheteils, für den die
Ehe eine sakramentale Verbindung auf Lebensdauer ist, während der
andersgläubige Teil Eheauflösung beantragen und sich anderweitig
verheiraten kann ^ Die tria bona matrimonii sind so alle gleich ge-
fährdet.
Aus diesen Gründen haben Väter ^, Synoden ' und Päpste * zu jeder Zeit
gegen die Ehen zwischen Katholiken und Häretikern oder Schismatikern ge-
eifert und sie für unerlaubt erklärt. Die orientalische Kirche ging auf dem
Trullanum 692 so weit, sie für ungültig zu erklären, ein Standpunkt, auf
dem sie im wesentlichen heute noch steht ^ Demgegenüber hält die abend-
ländische Kirche die gemischten Ehen nur für unerlaubt^.
Damit also eine gemischte Ehe eingegangen werden kann, ist
Dispens nötig, und zwar von selten des Papstes bzw. der Congregatio
^ Besonders eindringl. schildert diese nur z. klar vorliegenden Mißstände alle
Leo Xlll. i. d. Enzykl. „Arcanum divinae" v. 10. Febr. 1880. Hingewiesen wird
hier besond. a. a. d. Gefahr d. communicatio in sacris. — Üb. d. tatsächl. Miß-
stände namentl. a. betr. d. relig. Erziehung d. Kinder vgl. u. a. : F. B uom berger,
D. Schweiz. Ehegesetzgebung i. Lichte d. Statistik ^ 1901. H. A. Krose, Kirchl.
Handb. f. d. kath. Deutschi. I (1908) 133 ff; II (1909) 227 ff ; III (1911) 221 ff:
IV (1913) ISOff. — Üb. Mittel, u. d. gemischten Ehen vorzubeugen u. a. : Pfaff,
Gesetzeskunde 378 ff; protestantischerseits: Splittgerber, D. evang. Geistl. u.
d. gem. Ehe, 1898. Reinhardt, D. Mischehengefahr u. ihre Bekämpfung, 1899.
Immer noch unübertroffen ist A. Stolz, D. verbotene Baum f. Katholiken u. Pro-
testanten«, 1909.
2 C. 15 (Ambr ), C. XXVIII, q. 1.
^ Syn. V. Elvira ca a. ;]00, c. 16. Lauchert, D. Kanones usw. 16. Syn. v.
Laodicea ca a. 343—381, c. 10 31. Lauchert a. a. 0 73 75. Syn. v. Chal-
cedon a. 451, c. 14; ist c. 15, D. XXXII. Syn. v. Agde a. 506, c. 67; ist c. 16,
C. XXVIII, q. 1.
* Kutsch ker, D. gem. Ehen 190 ff.
* C. 72. Lauchert a. a 0. 129. Doch waren i. Rußland s. Peter d. Gr.
gem. Ehen zulässig, mußten ab. v. d. orthod. Geistl. u. m. orthod. Kindererziehung
geschlossen werden. S. Alex. II. konnten d Knaben i. d. Religion d. Vaters, d.
Mädchen i. d. d. Mutter erzogen werden. Nikol. II. hat 1905 Religionsfreiheit ge-
geben u. dürfen Mischehen m. kath. Kindererziehung geschlossen werden (A. f.
k KR. LXXXV fI906] 376 ff) Tatsächl. wird ab. d. kaiserl. Manifest v. d. Be-
amten n. Möglichkeit brutal umgangen. Vgl : A. f. k. KR. LXXXVIIl (1908)
756 ff; Kirchl. Handb. f. d. kath. DeutschL II (1909) 166 ff; Civiltä catt. 1911, IV
385ff; 1912, 111 129ff. Petrusblätter 1911/12 259 f.
'^ C. 14 in VI'" de haoret. V, 2. Einige Glossatoren erklärten d. gem. Ehe f.
ungültig. Freisen, Gesch. d. kan. ERs 635 11". (Jillmann i A. f. k. KR. XCII
(1912) 194.
l
§ 149. Die gemischte Ehe. 197
S. Officii als von einem gemeinrechtlichen Ehehindernis ^ Die Bischöfe
bedürfen daher, um dispensieren zu können, päpstlicher Bevoll-
mächtigung, die sie in der Regel für bestimmte Zeit oder für eine
gewisse Zahl von Fällen erhalten'^.
Soll aber Dispens erteilt werden können, so muß vor allem alles
wegfallen, was die gemischte Ehe zu einer schon naturrechtlich un-
erlaubten macht. Ursprünglich verlangten die Päpste, daß der akatho-
lische Teil die Häresie abschwöre und katholisch werde ^. Allein diese
strenge Praxis konnte nicht aufrecht erhalten werden, und man be-
gnügte sich hernach und besonders heute mit nachfolgenden Kautelen
oder Kautionen, welche die mit der gemischten Ehe verbundenen Ge-
fahren paralysieren sollen. Der akatholische Teil hat zu versprechen,
daß er den katholischen Teil in keiner Weise hindern w^olle, seinen
Glauben zu bekennen und seine religiösen Pflichten zu erfüllen; der
katholische Teil aber, daß er den akatholischen durch Wort und Beispiel
zur Erkenntnis und Annahme der katholischen Religion bewegen werde.
Beide Teile sodann haben sich zu verpflichten, daß sie ihre sämtlichen
Kinder in der katholischen Religion werden erziehen lassen *. Über
die Form dieser Versprechungen bestehen einheitliche allgemeine Vor-
schriften nicht. Römische Verlautbarungen fordern bald einen Eid^
bald begnügen sie sich mit bloßer moralischer Gewißheit für den die
' Bened. XIV, De syn. dioec. 1. IX, c. 3, n. 2. Pius VII. a. d. Erzbisch, v.
Mainz v. 8. Okt. 1803; a. d. franz. Bischöfe v. 17. Febr. 1809. Pius VIII., .Litteris
altero abhinc" v. 25. März 1830. Greg. XVI. a. d. bayr. Bischöfe v. 27. Mai 1832.
Instr. d. Kard. Antonelli v. 15. Nov. 1858 (Coli. Lac. III 558 ff; A. f. k. KR LXXXI
[1901] 341 ff). Bd I, S. 422.
2 F. d. Diöz. Rottenburg Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde I 49 f. Ord.-Erl. v.
12. April 1913 (Kirchl. Amtsbl. 1913, Nr 9). [A. 5 Jahre.] — D. Befugnis bezieht s.
nur a. haeretici tolerati, nicht a. abgefall. Katholiken. — Besonderer Vollmacht bedarf
es, wenn m. d. imped. mixt, relig. noch e. anderes konkurriert. C. S. Off. 12. Sept.
1866. Scherer, KR. II 422'*. - I. Deutschi. u. Österr. wurden s. Ende d. 17. Jhdts
d. gem. Ehen vielfach ohne päpstl. od. a. ohne bischöfl. Dispens u. ohne Leistung d. vor-
geschrieb. Kautionen bezügl. d. kath. Kindererziehung u a. b. etwaig, prot. Nach-
trauung kirchl. eingesegnet. Schulte, Handb. d. kath. ERs 246 f. Sc her er,
KR. II 409. Schnitzer, Kath ER. 242 f.
' Bened. XIV., „Magnae Nobis" v. 29. Juni 1748. Richter-Schulte, Conc.
Trid. 558 ff. E. Reihe v. Beispielen b. Kunstmann, D. gem. Ehen 141 ff. In
praxi begnügte man s. bisweilen a. m. d. eidlich. Versprechen d. Konversion.
* Bened. XIV., „Magnae" etc. Pius VL a. d. Erzbisch, v. Mecheln v. 13. Juli
1782. Pius VIII, „Litteris altero abhinc" v. 25. März 1830. Greg. XVI. a. d.
bayr. Bischöfe v. 27. Mai 1832. D. Schriftstücke finden s. u. a. b. Seh ul te a. a. 0
254 ff. Instr. d. Kard. Antonelli v. 15. Nov. 1858. Vgl. A. 1.
* Pius VI. V. 13. Juli 1782.
198 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
Dispens erteilenden Bischof ^ So ist es dessen Sache, Bestimmungen
hierüber zu erlassen-.
Ist die gemischte Ehe durch solche Kautelen auch naturrechtlich
erlaubt geworden, so ist sie wegen der damit immer noch verknüpften
Gefahren und Unzukömmlichkeiten für den katholischen Teil doch
noch kirchenrechtlich unerlaubt und ist demgemäß über die Bürg-
schaften hinaus ein Dispensgrund nötig. Ein solcher soll im öffent-
lichen Interesse gelegen sein^. Doch genügt heute ein wichtiger
privater und damit indirekt auch öffentlicher Grund, so namentlich die
Gefahr der akatholischen Trauung oder der Zivilehe^.
Aber trotz der durch die Dispens eingetretenen kirchenrechtlichen
Erlaubtheit der Ehe kann der Pfarrer bei deren Eingehung gemein-
rechtlich doch nur die passive Assistenz leisten. Daher darf keine
Proklamation, keine Brautmesse, keine Benediktion und keine rituelle
Zeremonie stattfinden. Vielmehr hat der Pfarrer aufäerhalh der Kirche,
an ehrbarem Orte, ohne liturgische Gewandung und ohne liturgische
Betätigung, in Gegenwart der Zeugen den Ehekonsens der Nupturienten
entgegenzunehmen und den Abschluß in das Eheregister einzutragen^.
Indessen hat sich für Deutschland, Österreich und die Schweiz, um
größere Nachteile zu vermeiden , die auch vom Apostolischen Stuhle
anerkannte Gewohnheit gebildet, daß in solchen Fällen die aktive
Assistenz geleistet wird. Es wird also proklamiert, aber ohne Er-
wähnung der Konfession, die Konsenserklärung in der Kirche durch
den Pfarrer entgegengenommen und die Ehe nach dem Diözesanrituale
eingesegnet. Dagegen hat die Brautmesse mit der während derselben
zu erteilenden feierlichen Benediktion wie jede als zum Trauungsritus
» C. S. Off. 30. Juni 1842; 17. Febr. 1875; 29. Juli 1880; 24. Nov. 1899;
10. Dez. 1902. Kard. Rampolla a. Kard. Simor v. 26. Sept. 1890 (A. f. k. KR.
LXV [1891] 184 ff; LXXXl [1901] 840 ff; LXXXIII [1903] 489 ff).
' I. d. Diöz. Rottenburg z. H. haben d. Brautleute e. Revers üb. d. kath. Kiudor-
erziehung z. unterschreiben u. ist dieser m. pfarramtl. Beglaubigung z. d. Akten z.
legen. Ord.-Erl. v. 12. Nov. 1875. Vogt. Sammlung 776. Pf äff, Gesetzes-
kunde 888. Üb. Verfaliren : i. Bayern Schnitzer, Kath. ER. 256*; anderwärts
Scherer, KR. II 414=«« " 428^\
3 Bened. XIV., „Magnae Nobis" v. 29. Juni 1748; De syn. dioec. 1. IX,
c. 3, n. 5.
* Wernz Laurentius, Jus decretalium IV 2 (1912), 441 ff.
■^ P ins VI. a. d. Erzbisch, v. Mecheln v. 13. Juli 1782. Instr. d. Kard. Antonelli
V. 15. Nov. 1858. Vgl. S. 197, A. 1. Z Kirche gehört hier nicht d. Sakristei. C. S.
Off. 17. Jan. 1877. D. Bischof ist es tiberlassen, ob er e. Rede erlauben will. C. S.
Off 16. Juli 188Ö. Wernz-Laurontius a a. 0. IV 2 (1912), 452 ff. — Üb.
früh. Militärmischohen i. Preußen: Staatslexikon IP 128 f. [Fohlt i. d. 3. u. 4. Aufl-l
i
§ 149. Die gemischte Ehe. 199
gehörig erscheinende Messe zu unterbleiben i. Wo aber die Kautionen
nicht gegeben werden und eine Dispensation daher nicht stattfinden
kann, da darf der Pfarrer auch die passive Assistenz nicht leisten 2.
Doch haben die Päpste, um größere Übelstände zu vermeiden, auch
für solche Fälle und für bestimmte Gegenden die passive Assistenz
gestattet ^.
Für den Fall, daß der akatholische Religionsdiener lediglich als
staatlicher Trauungsbeamter funktionieren würde, wäre es erlaubt,
sich pro forma vor demselben zu stellen ^. In allen andern Fällen
aber darf sich ein Katholik niemals von dem minister acatholicus als
dem Religionsdiener trauen lassen, sei es, daß er sich mit dieser
Trauung begnügt oder dieselbe der katholischen vorangehen oder
nachfolgen läßt. Andernfalls sündigt er schwer, macht sich der
communicatio in sacris activa schuldig und verfällt wegen favor hae-
resis ipso facto der dem Papste speciali modo reservierten Zensur.
Das gleiche gilt, wenn jemand nach akatholischer oder katholischer
Trauung seine Kinder akatholisch erziehen läßt. Pro foro externo
tritt die Zensur ein, auch wenn man die kirchliche Strafe nicht
kannte 5. Doch kann der Bischof kraft der Quinquennalfakultäten von
* Ben ed. XIV., De syn. dioec. 1. VI, c. 5, n. 4 f. Greg. XVI. a. d. Erzbisch.
V. Freiburg v. 23. Mai 1846. Instr. d. Kard. Antonelli v. 15. Nov. 1858. Vgl. S. 197,
A. 1. C. S. Off. 17. Jan. 1872; 17. Jan. 1877. Vgl. ob. S. 112 f.
2 S. C. Conc. 2. Febr. 1590; 22. Juli 1624. S. C. Inq. 17. Juni 1829. Greg. XVI.
a. d. bayr. Bischöfe v. 27. Mai 1832.
3 Fi US VIII., „Litteris altero abhinc" v. 25. März 1830. [Köln, Trier, Münster,
Paderborn.] Instr. d. Kard. Bernetti v. 12. Sept. 1834. [Bayern.] Breve Greg. XVI.
V. 30. April 1841; Instr. d. Kard. Lambruschini v. 30. April 1841 [Ungarn.]; v.
22. Mai 1841. [Deutsch-Österreich.] Wo solche Konzession nicht besteht, ist jeden-
falls zuvor d. Bischof i. d. Sache anzugehen. Sehr gut darüb. Seh er er, KR.
II 423 ff. Lehmkuhl, Theol. moral. '• II 524. — Infolge d. Dekrets ,Ne fernere"
hat d. Pfarrer a. b. d. passiven Assistenz d. Konsens d. Nupturienten z. erforschen.
Ob. S. 129, A. 6. F. d. alten Modus plädierte: A. f. k. KR. LXXXIX (1909) 568 f.
D. früheren Zugeständnisse sind tatsächl. erneuert i. Dekret d. C. S. Officii v. 21. Juni
1912 (Acta Ap. Sedis IV [1912] 443 fj.
* Ben ed. XIV, „Redditae sunt Nobis" v. 17. Sept. 1746. Richter -Schulte,
Conc. Trid. 570 ff.
^ C. S. Off. 9. März 1842. „Apostolicae Sedis moderationi" v. 12. Okt. 1869.
I 1. Instr. ad episcopos regni Hannoverani v. 17. Febr. 1864. C. S. Off. 23. Aug.
1877; 27. März 1878; 22. März 1879; 29. Aug. 1888; 10. Febr. 1892; 11. Mai 1892.
N. letzt. Entscheidung sind Pönitenten, d. vor d. 12. Mai 1892 „nulla praevia a
censuris absolutione" absolviert worden sind, nicht z. beunruhigen. Hollweck,
D. kirchl. Strafgesetze (1899j 95 ' 100 ^64^. Knecht, D. neu. eherechtl. Dekrete
(1909) 94 f. Hilling, D. Reformen d. Papstes Pius X. 1 (1909) 107». Wernz-
Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912), 448". Ganz z. Unrecht beharrt Leitner,
200 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
der durch akatholische Trauung inkurrierten Zensur absolvieren und
die Befugnis hierzu pro utroque foro subdelegieren ^ Hat der Pfarrer
Gewißheit, daß ein gemischtes Brautpaar sich von dem akatholischen
Keligionsdiener trauen lassen will, oder wird er darüber befragt, so
darf er nicht schweigen, sondern hat den katholischen Teil über die
Größe seiner Sünde und die eintretenden Zensuren zu belehren. Hat
der Pfarrer aber keine Gewißheit hierüber, wird er auch nicht befragt,
sieht er aber voraus, daß akatholische Trauung werde nachgesucht
werden und daß seine Belehrung hierüber nichts fruchten, daß er
vielmehr nur die materielle Sünde zu einer formellen machen würde,
so wird er, vorausgesetzt, daß die erforderlichen Kautelen geleistet
sind, schweigen und die erforderliche Assistenz leisten, falls es ohne
Ärgernis geschehen kann. Ist es notorisch, daß die akatholische
Trauung bereits stattgefunden hat, oder erklären es die Brautleute
dem Pfarrer selbst, so darf er nur assistieren oder benedizieren, w^enn
der katholische Teil das Geschehene aufrichtig bereut und von Sünde
und Zensur losgesprochen worden ist ^.
n. Mit den kirchlichen Gesetzen über die gemischten Ehen standen viel-
fach in schreiendem Widerspruch die staatlichen. Solange es noch keine
Zivilehe gab, die Ehe vielmehr auch staatlich in der Regel nur durch die
kirchliche Trauung zu stände kommen konnte, glaubte der absolutistische,
josephinische, aufklärerische Polizeistaat für solche sorgen zu müssen gerade
da, wo die kirchliche Trauung verweigert wurde, weil die geforderten
Kautionen nicht geleistet worden waren, und demgemäß auch keine Dispens
Lehrb. d. kath. ERs^ 360 f b. s. Meinung, daß d. Betreffend, nicht weg. fav. haer.,
sondern als credentes haereticis exkommuniziert seien, u. daß a. d, protest. Kinder-
erziehung allein keine Zensur gesetzt sei. Ders. , Einheitskatechismus u. akathol.
Kindererziehung (Tlicol.-prakt. Monatsschrift XXIII [1913] 34 ff).
• C. S. Off. 11. Mai 1892. Decr. Poenit. ad epp. Bavariae 27. Juni 1893.
Rottenb Ord.-Erl. v. 1. Febr. 1895. Pf äff, Gesetzeskunde 390 ff. Kirchl. Amtsbl.
1913, Nr 9. D. absolutio b. akath. Kindererziehung allein ist hierin nicht enthalten.
'■^ Instr. ad epp. regn. Hannov. 17. Febr. 1864. A. f. k. KR. LXXXllI (1903)
259 f. Vgl. z. Ganzen a. d. Instrukt. d österr. Bischöfe üb. d. Eheschlieli m. sog.
passiv. Assistenz (A. f. k. KR. LXXXIII [1903] 350 ffj. — A. d. reich. Lit :
Kath. Seelsorger 1889, 163 ff; 1892, Uff; 1893, Stf. Theol.-prakt. Monatsschrift
1891, 701ff; 1892, 609ff 759ff; 1893, 716ff. Theol.-prakt. Qsch. 1892, 107 ff;
1893, 19ff Köln. Pastoraiblatt 1^92, 107 ff ; 1893, 19ff: 1901, 6ff: 1907, Iff —
Scherer, KR. II 415 ff hat starke Bedenken geg. diese neuerl. Praxis. — A. d.
Vatic. wurde d. Antrag gestellt, d. Praxis bozügl. d. gem. Ehen einheitl. z regeln.
L ü m m e r , Z. Kodif. d. kan. Rs 142 ff. G r a n d e r a t h - K i r c h , Gesch. d. Vatik.
Konzils I 449 f. Ist d. d. Deutschi. u. Ungarn gemachten Konzessionen, vgl. ob.
S. 132, aufs neue i. d. Ferne gerückt. Vielloiclit: ])ringt ah. d. Neukodifikation d.
wünschenswerte Kinhoitlichkeit.
§ 149. Die gemischte Ehe. 201
gegeben worden war. In diesem Falle zwang dann der Staat vielfach den
Geistlichen des katholischen Teils, vor allem den des Bräutigams, zur Trauung
oder berief den Pfarrer der andern Konfession dazu. Solchen Zwang ließen
sich die Josephiner und Aufklärer auch gefallen, nicht aber die gegen die
Mitte des 19. Jahrhunderts wieder erwachenden und wieder erstarkenden
Katholiken. Folge war der Mischehenstreit, der auf der ganzen Linie mit
dem Rückzug des Staates zu Gunsten der Gewissensfreiheit endete. Als Aus-
kunftsmittel diente die Notzivilehe. Nicht weniger schwierig war die Frage,
nach welchem Rechte die Behandlung der gemischten Ehen zu geschehen
habe. Seitdem die Zivilehe allgemein eingeführt ist, sind diese Kämpfe über-
haupt beendet K
Dagegen weichen auch heute noch die staatlichen Gesetze von den
kirchlichen Vorschriften vielfach ab hinsichtlich der religiösen Erziehung der
Kinder aus gemischten Ehen. Entweder hat der Vater allein zu entscheiden,
in welcher Konfession seine Kinder erzogen w^erden sollen, oder es können
die Eltern darüber ein Übereinkommen treffen. Im Gegensatz hierzu geben
andere Gesetze absolute Vorschriften, die nicht durch den Willen von Vater
oder Eltern geändert werden dürfen, so daß die Kinder entweder alle in der
Religion des Vaters erzogen werden müssen, oder nach dem Geschlecht geteilt,
Knaben in der Religion des Vaters, die Mädchen in der der Mutter. Für
das Übereinkommen der Eltern lassen manche Gesetzgebungen einen rechts-
verbindlichen Vertrag zu, andere erklären ihn für wirkungslos. Und dieser
Vertrag selbst kann bald formlos eingegangen werden, bald in gesetzlich
bestimmter Form, bald nur vor der Eheschließung, bald auch nachher, bald
vor- und nachher. Weiterhin beziehen sich diese Gesetze auf den Religions-
wechsel der Eltern, namentlich noch auf dem Todbett, und auf den Todes-
fall. In letzterem sind die bestehenden Verträge in der Regel unabänderlich
geworden. Wo dagegen ein Vertrag fehlt, ist entweder der bisher kund-
gewordene Wille des verstorbenen Vaters entscheidend, oder die Mutter, die
nunmehr die Erziehung allein zu besorgen hat, kann bestimmen, oder es tritt
Trennung der Kinder nach dem Geschlecht ein ^ Das Bürgerliche Gesetzbuch
' Friedberg, KR.« 459 ff. Z. Gesch. u. Lit. d Mischehenstreits vgl. auß.
d. eingangs vermerkt. Lit.: F. Preuß. d. (nicht unbefangenen) Artikel v. Mirbt
üb. Klem. Aug. v. Droste-Vischering i. Realenzykl. f. prot. Theol. u. K. ^ V 23 ff
u. P. Vogel, Beitrüge z. Gesch. d. Köln. Kirchenstreits (1912) [M. reich. Lit];
f. Bayern: Schnitzer, Kath. ER. 248 ff; f. Württ. : A. Aich, Üb. d. gem. Ehen
m. besond. Rücksicht a. d. Verhältnisse i. Württ. (A. f. k. KR. XIV [1865] 321 ff)
u. AVttrtt. Kgschte (1893) 667 ff [Einseitig.]; f. Baden: H. Maas, Gesch. d. kath.
Kirche i. Baden (1891) 108ff; f. Österr. : Scherer, KR. II 419 f. Siehe a.:
Scherer a. a. 0. II 417 ff; Knöpfler, Kgschte^ 736ff; Funk- Bihim ey er,
Kgschte 6 751 f. — Vgl. a. üb. d. staatl. Recht ob. S. 92 f 95 f.
^ Preußen: Allg. Landrecht, 2. Tl, Tit. 2, § 76 ; Deklaration v. 21. Nov. 1803;
Kabinettsordre v. 17. Aug. 1825. Schneider, ü. pari KRsquellen 294 ff. —
Hannover: Verordn. v. 31. Juli 1826. Schneider a. a. 0. 297 f. — Kurhessen:
Ges. V. 29. Okt. 1848. § 3; Verordn. v. 13. April 1853. § 4. S chneid er a. a. 0.
202 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap.: Die Ehe.
ließ die landesgesetzlichen Vorschriften über die religiöse Erziehung der Kinder
299 f. — Nassau: Edikt v. 22. u. 26. März 1808. Schneider a. a. 0. 300 f. —
Bayern: Religionsedikt 1818. 1. Abschn., 3. Kap., § 12 ff. Schneider a. a. 0.
205 f. — Sachsen : Ges. v. 1. Nov. 1836. § 6 ff . S c h n e i d e r a. a. 0. 425 ff. — Baden :
Ges. V. 9. Okt. 1860. S c h n e i d e r a. a. 0. 337 f 370 f. — Hessen : Ges. v. 27. Febr.
1826. Schneider a. a. 0. 402. — Mecklenburg-Schwerin: Verordn. v. 30. März
1821. Schneider a. a. 0. 342 f. — Sachsen-Weimar: Ges. v. 10. April 1895.
Vgl. Ortloff, D. Z. f. KR. VI (1896) 51 ff. Schneider a. a. 0. 438 ff. — Braun-
schweig: Ges. V. 29. Dez. 1902. § 1. — Oldenburg: Revid. Staatsgrundges. v. 22. Nov.
1852. Schneider a. a. 0. 447. — Sachsen-Gotha : Ges. v. 15. Aug. 1834. § 18.
Schneider a. a 0. 466 \ [Unrichtig.] — Sachsen-Meiningen: Ges. v. 18. Aug. 1899
(D. Z. f. KR. XII [1902] 138ff). — Waldeck-Pyrmont: Ges. v. 28. März 1827. § 1.
Schneider a. a. 0. 475 f. — Lippe-Detmold: Edikt v. 9. März 1854. Art. 7.
Schneider a. a. 0. 481 ff. — Österr. : Ges. v. 25. Mai 1868. S c h n e i d e r a. a. 0.
523 ff. — D. Gesetze d. einz. Staaten üb. d. relig. Erziehung d. Kinder besond. a.
gem. Ehen finden s. zusammengestellt b. : K. A. Geiger, D. kirchenrechtl.
Inhalt d. bundesstaatl. Ausführungsgesetze z. BGB. (A. f. k. KR. LXXXI [1901]
113 ff). Ders., D. relig. Erzieh, d. Kinder i. deutsch. Rechte (1903) 83 ff.
F. X. Heiner, D. sog. Toleranzantrag (1902) 250 ff. W. Güttier, D. relig.
Erzieh, d. Kinder i. Deutsch. Reich (1908) 58 ff. Vgl. a. ob. S. 29 ff. — Allg.
Lit. : J. T h. B. V. Linde, Üb. relig. Kindererziehung i. gem. Ehen , 1847.
E. Win ekler, Üb. d. relig. Erzieh, d. Kinder a. gem. Ehen, 1886. Ganz aus-
gezeichnet ist: K. Schmidt, D. Konfession d. Kinder n. d. Landesrechten i.
Deutsch. Reich, 1890. E. Reihe v. Nachträgen daz. v. Schmidt i. A. f. k. KR.
LXVIl 189; LXVHI 218; LXIX 498; LXX 105; LXXI 64 usw. F. Andre, Ver-
träge zwisch. Eltern üb. Erzieh, d. Kinder, 1905. Vgl. a. : Richter-Dove-
Kahl, Lehrb. d. kath. u. evang. KRs (1886) 1015 ff. Schulte, Lehrb. d. kath.
u evang. KRs* (1886) 403 ^^ S eher er, KR. II 37 ff. Schnitzer, Kath. ER.
266 ff. Friedberg, KR. « 286 ff. [Stellt d. verschied. Modalitäten sehr über-
sichtl. zusammen, so daß s. d. Text ob. i. wesentl. a. ihn anschließt; e. ähnlich
gute Zusammenstellung findet s. b. Güttier, D. relig. Erzieh, d. Kinder 52 f.]
A. d. reich. Lit. f. einzelne Länder sei bemerkt: Preußen: B. Hüb 1er, D. relig.
Erzieh, d. Kinder a, gem. Ehen i. Gebiet d. preuß. Landrechts, 1888. Bröse, D.
relig. Erzieh, v. Kindern a. Mischehen (Beiträge z. Erläuterung d. preuß. Rs, be-
gründ. V. J. A. Gruchot, XXXVII [1893] 853 ff). Laßberg, Üb. d. relig.
Erzieh, d. Kinder i. Geltungsbereich d. Kabinettsordre v. 1803 (Pastor bonus XIV
[1901/02] 21 ff). M. Herrmann, D. gesetzl. Bestimmungen üb. d. relig. Erzieh,
d. Kinder i. Mischehen . . . i. d. neun alt. preuß. Provinzen, 1907. — Hannover;
A. Bortram, Üb. d. relig. Erzieh, d. Kinder a. gem. Ehen i. Hannoverischen
(Theol.-prakt. Qsch. XLV [1892] 39 ff). — Bayern: K. Sartorius, D. relig. Erzich.
d. Kinder a. gem. Ehen n. bayr. R., 1887. K. A. Geiger, D. relig. Kindererzich.
i. gem. Ehen n. bayr. R., 1894. A. Hof mann, D. relig. Erzieh, d. Kinder a.
gem. Eiion i. Bayern, 1906. L. Krapp, D. relig. Erzieh, unehel. Kinder n. bayr.
Staatskirchenrecht (A. f. k. KR. LXXXiX [1909] 54ff; [a. sep.]). H.Hellmuth.
D. Rechtsverhältnisse d. rolig. Kindererzich. n. bayr. Staatskirchenrecht (Theol.-
prakt. Monatsschrift XXII [1912] 270 ff). W. Bärthlein, D. relig. Kindererzich.
i. Bayern, 1912. 0. K oll mann, D. Rcligionsverhältnisso d. Kinder i. Bayern,
1913. — Baden: M. Keller, Rolig. Kindererzich. n. bad. Hecht, 1913. [M. viel.
§ 149. Die gemischte Ehe. 203
unberührt. Wo aber keine solchen bestehen, gelten die einschlägigen Para-
graphen des BGB. über die elterliche Gewalt \
In Württemberg werden „Kinder aus gemischten Ehen in der Regel bis zu
den Unterscheidungsjahren in der Religion des Vaters erzogen. Es ist jedoch den
Eheleuten erlaubt, durch (im Todesfall unveränderliche) Verträge eine nach
dem Geschlecht der Kinder geteilte Erziehung oder jede andere Bestimmung
diesfalls festzusetzen. . . . Jene Verträge sind aber nur dann gültig, wenn sie
zu Protokoll vor der Obrigkeit des Gatten (Schultheißenamt, Amtsgericht)
abgeschlossen worden sind. Nach erreichten Unterscheidungsjahren steht es
den aus solchen Ehen erzeugten Kindern frei, sich nach eigener Wahl zu
einer oder der andern christlichen Kirche zu bekennen." -
Liter.] — Großherz. Hessen: Zeller, Relig. Kindererzieh., Austritt u. Übertritt i. Reli-
gionsgemeinschaften n. d. Großherz. hess. Gesetzgebung (A. f. öffentl. R. XI [1896]
552 ff). J. Seitz, D. relig. Erzieh, d. Kinder i. Hessen (A. f. k. KR. LXXX [1900]
709 ff). — Sachsen: J. Alethes, D. Konfessionsänderung u. d. relig. Kindererzieh.
i Königr. Sachsen, 1909. A. Graf v. Montgelas, D. relig. Erzieh, d. Kinder a.
gem. Ehen i. Köuigr. Sachsen, 1911. E. Jacobi, Relig. Kindererzieh. n. sächs. R.
(D. Z. f. KR. XXIII [1913] 277 ff). — Sachsen-Weimar: H. Ortloff, D. Konfession
d. Kinder a. gem. Ehen zwisch. Evangel. u. Kathol. u. der Konfessionswechsel i. Bes.
n. d. Landesrechte d. Großherz. Sachsen- Weimar-Eisenach (D. Z. f. KR. VI [1896 97]
51 ff). — Osterr. : M. Hussarek, D. relig. Erzieh, d. Kinder n. österr. R. (Z. f. d.
Privat- u. öffentl. R. d. Gegenwart XXUI [1896] 601 ff). Scherer, KR. 11 37 f.
' EG. § 134. BGB. § 1626 ff. K. A. Geiger, D. relig. Erzieh, d. Kinder i.
deutsch. Rechte, 83 ff. R. Drache, D. relig. Erzieh, d. Kinder n. d. Entwurf d. BGB.
f. d. Deutsche Reich, 1889. L. v. Hammer st ein , D. Wahl d. Religion n. d.
Entwurf d. BGB. f. d. D. R. (Stimmen a. M.-L. 1890, II 158ff). E. Sehling, D.
rehg. Erzieh, d. Kinder u. d. Entwurf d. BGB. f. d. D. R., 1891. A. Scheurl,
D. Staatsgesetzgebung üb. d. relig. Kindererzieh. (D. Z. f. KR. 1 [1892] 5 ff).
W. Kahl, D. Konfess. d. Kinder a. gem. Ehe, 1895. K. A. Geiger, D. reichs-
gesetzl. Regelung d. relig. Kindererzieh. i. Deutschland (A. f. k. KR. LXXIII [1895]
257 ff). G. Habermann, D. Konfess. d. Kinder a. gem. Ehen, 1895. — E. Vormund
kann nicht entlassen werden, weil er s. weigert, i. d. Adoption s. Mündels d.
evangel. Eheleute einzuwilligen (A. f. k. KR XCIII [1913] 336 ff: Kirchl. Amtsbl.
f. d. Diöz. Rottenburg 1913, Nr 16). — Während d. kath. Autoren i. d. Regel
m. best, natttrl. begründ. Recht daf. plädieren , daß man d. Entscheid, üb. d.
konfess. Erzieh, d. Kinder d. Gewissen d. Eltern überlassen solle — verz. b. Geiger,
D. relig. Erzieh, d. Kinder 28 ff — , sind d. meisten prot. Autoren f. gesetzl. Rege-
lung d. Konfess. v. Standpunkt d. öffentl. Rs a. unt. Betonung d. väterl. Gewalt
u. d. väterl. Entscheidungsrechts. D. Toleranzautrag d. Zentrums bzw. d. Kom-
missionsentwurf fordert dah. i. § 2, daß f. d. Bestimmung d. relig. Bekenntnisses,
i. welchem e. Kind erzogen werden soll, d Vereinbarung d. Eltern v. od. n. Ein-
gehung d. Ehe maßgebend sein solle. Vgl. weit. § 2a 2b 2c. Heiner, D. sog.
Toleranzantrag 840 f. H. Roeren, D. Toleranzantrag d. Zentrums, 1901. 0. Schwaab,
Z. Frage d. relig. Kindererzieh. unt. bes. Berücks. d. Toleranzantrags, 1907. F. d.
freie elterl. Vertragsrecht tritt a. gut e.: Güttier a. a. 0. 294 ff".
^ Religionsedikt v. 15. Okt. 1806. Geh.-Rats-Erlaß v. 14. März 1817. E. aus-
gezeichn. Kommentar z. d. vielen hier einschlägig. Fragen gibt Schmidt, D.
204 iV. Blieb. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
8 150.
Die Dispensation von den Eheliiudernissen.
Alt. Lit. b. Scberer, KR. II 453. Sanchez 1. VIII. — IVI. J. Binder, D.
Behebung d Ehebindernisse u. d. Ehekonvalidation, 1863. Z. Zitelli, De dis-
pensationibus matrimonialibus''^, 1887. H. J Fei je, De impedimentis et dispen-
sationibus matrimonii *, 1893. J. Riedle, Sponsalienaufnabme u. Behandlung d.
Ehedispensgesuche ^ 1895. J. Pompen, Tractatus de dispensationibus et de re-
validatione matrimonii ', 1897. P. Durieux, Les dispenses matrimoniales, 1913.
1. Ist ein Ehehindernis vorhanden, so muß, damit eine Ehe
gültiger- oder erlaubterweise eingegangen werden kann , dieses ge-
hoben werden. Diese Hebung erfolgt zum Teil ganz von selbst, so
bei tempus clausum, bei impedimentum aetatis, ligaminis usw.; oder
sie geschieht durch den Willen der Beteiligten, so namentlich bei den
impedimenta juris privati: Irrtum, Zwang und Furcht, beigefügte Be-
dingung; oder sie erfolgt bei den impedimenta juris publici durch den
Willen des zuständigen kirchlichen Obern : Dispensation. Solche kann
aber nicht eintreten bei denjenigen Ehehindernissen, die auf dem
göttlichen Rechte beruhen, so bei bestehendem Eheband, Impotenz,
Blutsverwandtschaft in der linea recta ascendentium et descendentium
und wohl auch im ersten Grade der Seitenlinie. Man unterscheidet
dispensatio: in matrimonio contrahendo und in matrimonio contracto
(Konvalidation der Ehe), pro foro externe und pro foro interne ^
2. Die Dispensation kann nur durch den kirchlichen Obern er-
folgen, der das trennende oder aufschiebende Ehehindernis aufgestellt
hat, also vor allem durch den Papst 2. Doch macht derselbe von
seinem Rechte nicht vollen Gebrauch insofern, als von bestimmten,
auf kirchlichem Gesetze beruhenden Ehehindernissen entweder nie^
oder selten'* dispensiert wird.
Konfess. d. Kinder n. d. Landesrechten i. Deutsch. Reich 368—390. Vgl. a. Pf äff,
Gesetzeskunde 397 ff ; Gaupp-Göz, D. Staatsr. d. Königr. Württ. ' 415; Kiene,
Kath. Pfarrgemeindegesetz v. 14. Juni 1887 u. 22. Juli 1906 167 if; Fleiner,
Staatsrecht!. Gesetze Württ. 14 f. K. Fauser, D. Konfession d. Kinder i. Württ.
n. d. gegenwärt. Stand d. Gesetzgebung u, Rechtsprechung, 1911. Üb. d. Untcr-
scheidungsjahre ob. S. 30, A. 2. — Vgl. z. Ganzen a. ob. § 114.
' Weit. Unterscheidungen ergeben s. a. d. Folgenden.
'^ D. unbestrittene Befugnis d. allg. Konzilien kommt tatsächl. nicht weiter i.
Betracht. Vgl. ob. S. 93.
^ Nie wurde dispensiert i. erst. Grad d, Blutsverwandtschaft i. d. Seitenlinie,
V. impod. criminis, wenn Gattenmor<l u. P^hebruch (»ffentl bekannt sind, v. imped.
clandestinitati.s. wo d trident. Dekret galt, unt. normal. Verhilltnissen.
* Selten wird dispensiert b. matr. ratum sed non consummatum, v. d. Impubertät,
V. Hindernis d. ohel. Schwägerschaft i. d. gerad. Linie, v. notorisch. Hindern, d
M
§ 150. Die Dispensation von den Ehehindernissen. 205
Was die geschichtliche Entwicklung des kirchlichen Dispenswesens in
Ehesachen betrifft, so ging dieselbe im allgemeinen mit der Entwicklung des
Dispenswesens überhaupt parallel K Die alte Kirche gewährte in Ehesachen
keine Dispens, ein Standpunkt, den die orientalische Kirche bis heute im
wesentlichen festhält. Dagegen trug die abendländische Kirche seit dem
11. Jahrhundert den Bedürfnissen mehr und mehr Rechnung und dispensierte
zunächst in matrimoniis contractis, dann aber auch in matrimoniis contra-
hendis. Da die Entwicklung dieser Praxis mit der Entwicklung der das
kirchliche Eherecht ausbauenden Papstgewalt zusammenfiel, so ist erklärlich,
daß die mittelalterlichen Kanonisten von Anfang an die Befugnis, von Ehe-
hindernissen zu dispensieren, fast ausschließlich dem Papste zuschrieben.
Doch ging den Bischöfen hierin nicht alles Recht vollständig ab. Versuche
aber, diese Befugnisse zu erweitern, waren vergeblich -.
Der Papst übte seine Dispensgewalt aus durch die Datarie, die Pöniten-
tiarie, die Inquisition, die Propaganda, die Sekretarie der Breven und die
Kongregation für außerordenthche kirchliche Angelegenheiten'. Die Datarie
dispensierte bei öffentlichen Ehehindernissen und solchen geheimen, die leicht
offenbar werden konnten *. Die Pönitentiarie gab Dispens bei geheimen
Ehehindernissen und bei öffentlichen, wenn die Petenten kanonisch arm
waren.. Die Congregatio Inquisitionis erteilte Dispens bei mixta religio, cultus
disparitas , crimen publicum, bigamia. Die Propaganda dispensierte für die
ihr unterstellten Länder durchaus, auch in geheimen Fällen, unbeschadet der
Pönitentiarie. Die Sekretarie der Breven gewährte fürstlichen Persönlich-
keiten Dispens und die Kongregation für außerordentliche Angelegenheiten
solche für Rußland, Südamerika und die portugiesischen Kolonien.
Heute dispensiert die Pönitentiarie bei geheimen Ehehindernissen,
die Congregatio S. Officii bei cultus disparitas und mixta religio, in
unehel. Schwägerschaft i. erst. Grad d. gerad. Linie, v. cultus disparitas (auß. i.
Missionsländern), v. geheim. Gattenmord, v. d. Entführung, v. d. höheren Weihe u.
d. feierl. Gelübde. — I. allen and. Fällen wird heute häufig dispensiert, so namentl.
Si. b. zweit. Grad d. Blutsverwandtschaft i. d. Seitenlinie, betreffs dess. noch d.
Trident. (Sess. XXIV de ref. matr. c. 5) forderte, daß niemals, außer b. Fürsten
u. a. e. öffentl. Grunde, dispensiert werden solle. Gerade a. weg. d. Häufigkeit
dies. Dispensen, d. vulnera legis sind, wurden d. wiederholt erAvähnten Forderungen
ja. Reduktion d. Ehehindernisse überhaupt gestellt. Vgl. ob. S. 179 189.
' Vgl. Bd I, S. 140.
2 M. A. Stiegler, Dispensation (1901) 229 ff. Preisen, Gesch. d. kan. ERs
891 ff E s m e i n , Le mariage en droit canonique II 3 15 ff. S c h e r e r , KR. II 453 ff.
Schnitzer, Kath. ER. 497 ff. W e r nz- jj aur en t ius , Jus decretalium IV 2
(1912), 462 ff 491 «^
' M. Leitner, D. kirchl. Dispensbehörden i. Ehesachen (A. f. k. KR. LXX
[1893] 418ff). Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912), 482 ff.
* So b. zweit. Grad d. Blutsverwandtschaft u. Schwägerschaft, weil dies, obgleich
etwa noch geheim, leicht offenbar werden kann. Wernz-Laurentius a. a. 0.
iV 2 (1912), 483». Vgl. ob. S. 137, A. 1.
206 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
allen andern Fällen und für alle Gebiete der Kirche die S. Congre-
gatio de disciplina Sacramentorum ^
Der Bischof dispensiert kraft eigenen Rechts von einem etwaigen
in seiner Diözese bestehenden kirchlichen Eheverbot, so dem des Ehe-
abschlusses in der geschlossenen Zeit, kraft gemeinen Rechtes vom
Aufgebot, von den einfachen Gelübden mit Ausnahme der dem Papste
reservierten Gelübde der immerwährenden Keuschheit und des Ein-
tritts in einen Orden 2. Jurisdictione quasioi-dinaria dispensiert der
Bischof pro foro interno von trennenden Ehehindernissen im Falle
Zweifels ^, sodann im Falle der Not, wenn eine Ehe in gutem Glauben
w^enigstens von einem Teile und in facie ecclesiae geschlossen wurde,
sich aber nachher ein geheimes trennendes Ehehindernis herausstellt,
um dessen Behebung der Apostolische Stuhl nicht leicht angegangen
werden kann, während anderseits die Eheleute nicht ohne großes
Ärgernis oder Gefahr der Unenthaltsamkeit getrennt werden können*.
Ob der Bischof sich solcher Dispensationsbefugnis unter ähnlichen
Umständen auch schon vor der Eheabschließung erfreue, ist fraglich,
wird aber doch meistenteils bejaht". Von allen geheimen und öffent-
lichen trennenden Ehehindernissen 6, ausgenommen den Presby terat '^
und die eheliche Schwägerschaft in der geraden Linie, kann der
Bischof unter legitimatio prolis bei Personen dispensieren, welche in
der Zivilehe oder im Konkubinat^ leben, wenn eine derselben in Todes-
* Vgl. Bd I, S. 417 ff. Ehedispensen f. königl. u. fürstl. Personen v. königl.
Stamm sind d. Apost. Stuhl i. besond. Weise reserviert. S. C. de disc. Sacr. 7. März
1910 (Acta Ap. Sedis II [1910] 147). — K. A. G eiger , D. Behandlung d. Ehe-
dispensen b. d. römischen Kurie (Theol.-prakt. Monatsschrift XIX [1909] 675 ff).
2 Vgl. ob. S. 114 193 ff. Ob er a. v. d. Verbot d. feierl. Hochzeit dispens. könne,
ist fraglich. Seh er er, KR. 11 457^'. Doch wohl nicht. Wernz-Laurentius,
Jus decretalium IV 2 (1912), 472.
^ De potestate episcopi dispensandi circa dubia impedimenta (Nouv. Rev. theol.
XXXVl [1904] 374 ff). Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912), 500 ff.
* Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 271, n. 120—122. Bened. XIV., De
syn. dioec. 1. IX, c. 2, n 1. Dafs d. Ehe konsumiert sei, ist nicht nötig. Wernz-
Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912), 494 ff.
^ Unentschieden Bened. XIV. a.a.O. n. 2 3. Wernz-L au r e n tius a. a. 0.
IV 2 (1912), 497 ff.
^' Nicht V. aufschiebenden, etwa v. religio mixta. C. S. Off. 18. März 1891;
12. April 1899 (A. f k. KR. LXXIX [1899] 338 f). Doch wurden a. hier schon Kon-
zessionen gegeben, z. B. f. Strafiburg (A. f. k. KR. LXXXIV [1904] 367 f).
■^ Wäre e. Majorist od. Professe dispensiert worden, so soll a. d. C. S. Off. hc
richtet u. d. etwaige Ärgernis n. Möglichkeit verhindert worden. C. S. Off. 20. Febr.
1888. E. Legitimierung d. Kinder würde nicht erfolgen. C. S. Off. 8. Juli 1903
(A. f. k. KR. LXXXIV [1904] 129 f).
« Nur b. die.scn. C. S. Off 17. Sept. 1890: 3. Mai 1899. Nicht b. jenen, d. i.
ungültig geschloss. Ehe leben. D. Tnuiung kann ohne Zeugen geschehen. Als»
§ 150. Die Dispensation von den Ehehindernissen. 207
gefahr schwebt und Gefahr im Verzuge ist^ damit so eine kirchlich
gültige Ehe hergestellt werde 2. Der Bischof kann diese Vollmacht
auch an Pfarrer und Seelsorgs-, nicht aber an Hilfspriester habituell
subdelegieren^. Ebenso kann in drohender Lebensgefahr entsprechend
Nr. VII des Dekrets „Ne temere", jeder Priester zur Beruhigung des
Gewissens oder, wenn die Umstände dies erfordern, auch zur Legiti-
mation etwa vorhandener Kinder von allen geheimen und öffentlichen
trennenden Ehehindernissen dispensieren, ausgenommen die eheliche
Schwägerschaft in der geraden Linie und den Presbyterat, auch wenn
die betreffenden Personen nicht in der Zivilehe oder im Konkubinate
leben*. Auf Grund endlich von Annal-, Triennal-, Quinquennal- und
Dezennalfakultäten (facultates ad tempus) oder von Fakultäten für
eine bestimmte Zahl von Fällen (fac. ad numerum) können die Bischöfe
unbeschränkt oder nur in casibus urgentioribus von fast allen trennen-
den und aufschiebenden Ehehindernissen pro foro externe und interno
dispensieren ^.
kann a. v. imped. clandestinitatis dispensiert werden. C. S. Off. 13. Dez. 1899
(A. f. k. KR. LXXX [1900J 577 f). D. Dekret „Ne temere" Nr VI[ verlangt zwei
Zeugen. Vgl. ob. S. 130. Vogt, ER.» 158.
^ D. Fakultät gilt, a. wenn d. nicht m. d. Hindernis behaftete Person krank
ist. C. S. Off. 1. Juli 1891 (A. f. k. KR. LXYII [1892] 189 f).
2 C. S. Off 20. Febr. 1888 (A. f. k. KR. LIX [1888] 473 f).
3 C. S. Off. 9. Jan. 1889; 23. April 1890 (A. f. k. KR. LXII [1889] 367 f; LXV
[1891] 334 f). Rottenb. Ord.-Erl. v. 18. Jan. 1889. Pf äff, Gesetzeskunde 363 f
Grd.-Erlaß v. 12. April (Kirchl. Amtsbl. 1913, Nr 9). I. spez. Fällen könnte d. Bischof
d. Vollmacht doch a. einfache Hilfspriester delegieren. C. S. Off. 17. Febr. 1892;
25. Mai 1898 (A. f. k. KR. LXXIX [1899] 109 f). Diese Fakultäten werden i. aUgem.
nicht berührt d. d. Dekret „Ne temere". — J. Bressoles, Les mariages in ex-
tremis, 1905. Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912), 491 ff\
* S. C. de disc. Sacr. 14. Mai 1909; 16. Aug. 1909; 29. Juli 1910 (Acta Ap.
Sedis I [1909] 468 656; II [1910] 650). M. Leitner, Zwei Bitten a. d. Hoch-
würdigsten Ordinarien (Theol.-prakt. Monatsschrift XIX [1909] 739 ff). Ders., Zwei
wichtige Neugestaltungen i. kirchl. Ehedispenswesen. A. EhedispensvoUmachten i.
dringender Todesgefahr (Ebd. XX [1910] 753 ffj. Ders., Lehrb. d. kath. ERs ^ 481 ff.
A. B(oudinhon) i. Canoniste cont. XXXII (1909) 497 ff. G. Detzel, E. neue Ent-
scheidung i. Ehesachen (Theol.-prakt. Monatsschrift XX [1910] 168 ffj.
^ E. Verzeichnis d. Fakultäten, welche d. C. de Prop. Eide u. C. S. Off. sowie
d. Pönitentiarie d. deutsch. Bischöfen gewähren, b. Schneider, Fontes jur. noviss.
83ff. N. Hilling, D. röm. Kurie (1906) 307 ff. Wernz-Laurentius a. a. 0.
rV 2 (1912), 509 ff. Z. Kommentar vgl.: Scherer, KR. 11 457 ff; Schnitzer,
iKath. ER. 507 ff; Leitner, Lehrb. d. kath. ERs 2 468 ff; Wernz-Laurentius
a. a. 0. IV 2 (1912), 509 ff. — F. d. Diözese Rottenburg vgl.: Pfaff a. a. 0. 365ff;
Pfaff-Sproll a. a. 0. I 49 ff. Ordin.-Erl. v. 12. April 1913 (Kirchl. Amtsbl.
1913, Nr 9). — Üb. Anträge a. d. Vatic. betr. weit. Ausdehnung d. bischöfl. Fakul-
täten: Lämmer, Z. Kodif. d. kan. Rs 145 f; Gran der ath-Kirch, Gesch. d.
208 IV^ Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
Dabei hat sich der Bischof genau an den Wortlaut der Fakultäten
zu halten. Er kann von ihnen nur gegenüber seinen Untergebenen,
aber auch außerhalb seiner Diözese weilend Gebrauch machen ^ Nicht
kann der Bischof an sich dispensieren, wenn zwei oder mehrere
Hindernisse zusammentreffen, auch wenn er von jedem derselben ein-
zeln dispensieren kann 2. Wenn das Hindernis beiden Brautleuten
gemeinsam ist, genügt die Dispens eines Bischofs, auch wenn die
Petenten verschiedenen Diözesen angehören. Berührt das Hindernis
aber nur einen Teil oder sind die Brautleute gemischter Konfession,
so hat der Bischof des vom Hindernis Betroffenen zu dispensieren^.
Als Delegat kann der Bischof wieder subdelegieren, so den General-
vikar, aber auch andere Priester für einzelne Fälle oder auch allgemein :
ganz sicher aber nur dann, wenn es in der Fakultät steht ^.
Solche allgemeine Subdelegation wird in der Regel allen Beichtvätern
gewährt für den sogenannten Casus perplexus. Derselbe liegt dann vor,
wenn der Pfarrer oder Beichtvater unmittelbar vor der Trauung ein trennendes
Ehehindernis entdeckt und es nicht möglich ist, sich noch an den Bischof
zu wenden, die Trauung aber ohne großes Aufsehen oder Ärgernis nicht
mehr verschoben werden kann ^
Vat. Konzils I 442 ff. Es ist seitdem manches gewährt worden. — Üb. d. Dispensvoll-
machten d. regulären Beichtväter: Theol.-prakt. Qsch. LVIII (1904) 810 ff. Vgl. a.
unt. § 166. — Üb. Fakultäten d. Beichtväter b. Volksmissionen i. d. Diöz. Rotten-
burg Ord.-Erl. v. 12. April 1918 (Kirchl. Amtsbl. 1913, Nr 9).
1 S. C. Jnq. 22. Nov. 1865; 2. Mai 1877; 19. Jan. 1881. Schneider, Fontes
jur. noviss. S. 91, A. 2.
2 S. C. Inq. 12. Sept. 1866; 18. Mai 1869: 2. Juli 1884. Wohl ab. kann d.
Bischof v, mehrfach. Blutsverwandtschaft od. Schwägerschaft dispensieren. Decr.
Poenit. V. 30. Juli 1873. S. C. Inq. 15. Juni 1875. S. C. de disc Sacr. 12. Febr.
1909 (A. f. k. KR. LXXXIX[1909] 541f). Weit, kumul. Vollmachten : Schneider
a. a. 0. 90f: Pf af f - Spr ol 1, Gesetzeskunde I 49. Rottenb Kirchl. Amtsbl. 1913,
Nr 9. — J. M. Raich, Üb. d. Anwendung d. Quinquennalfakultäten a. konkurrierende
Ehehindernisse (A. f k. KR. XXXVlll [1877] 126 ff); Leitner, Lehrb. d. kath ERs'
474 ff ; Wem z Laurent! US, Jus decretalium IV 2 (1912), 506 '"».
' S. C. Conc. 2. Dez. 1679. Decr Poenit. v. 13. März 1806; 4. vSept. 1839. 1.
d. Regel erteilt d. Bischof d. Braut d. Dispens. Wern z - Lau r e n t i u s a. a. 0.
IV 2 (1912), 504'»*'Nriv
* Scherer, KR. II 476 f. Schnitzer, Kath. ER. 512 f. Wernz-Laur en tius
a. a. 0. IV 2 (1912), 504'»*' ^'^ " 512 ff'.
* Schneider a. a. 0. 97. Decr. Poenit. v. 17. Juli 1901 (A. f. k. KR. LXXXIf
[1902] 344 ff). Üb. d. allgom. Grundsätze f. dies. Fall: Schnitzer a. a. 0. 1271:
Lcitner a. a 0. 487 ff. W er n z - L a u r on t i u s a. a. 0. IV 2 (1912), 510.
Seh er er, KR. II 239^', taxiert dies, leicht s. ergeh. Paytoralfall z. niedrig.
D. Ordinariate haben a., entsprech. d. Wichtigkeit u. Schwiorigkoit d. Sache, viel-
fach Inbtruktion. hierüb. erlas.sen. Vgl. z. B. KoLtenb. Ord.-Krlalj v. 16. Nov. 1875:
§ 150. Die Dispensation von den Eheliindernissen. 209
Die von Rom stammenden Fakultäten erlöschen nicht durch den
Tod des Bischofs, sondern durch Ablauf der Zeit oder der Zahl. Daher
kann der Bischof die Subdelegation über seinen Tod hinaus ausdehnen ^
Der Kapitularvikar erhält für die Zeit seiner Amtsführung sämtliche
Fakultäten des verstorbenen Bischofs-.
3. Dispensen sind vulnera legis und sollen daher, wie das Triden-
tinum sagt, nur auf guten Grund hin gegeben werden ^. So auch bei
den Ehehindernissen. Die Dispensgründe werden eingeteilt in haupt-
und nebensächliche (causae motivae oder finales und c. impellentes),
in ehrbare (c. honestae) und ehrenrührige (c. infamantes, turpes, fa-
mosae), in kanonische (c. canonicae) und nichtkanonische (c. non
canonicae). Kanonische Dispensgründe sind solche, die nach Gebrauch
und Herkommen des Apostolischen Stuhles als zulässige gelten und
als solche ausdrücklich anerkannt sind. Als hauptsächlichste Dispens-
gründe gibt die Instruktion der Congi'egatio de Propaganda Fide vom
9. Mai 1877 die nachfolgenden an: Angustia loci, die Kleinheit des
Ortes, so daß die Braut eine standesgemäße Ehe nur unter ihren
Verwandten finden kann^; aetas feminae superadulta, das vollendete
10. Dez. 1895; 12. April 1913; Vogt, Sammlung 765 ff. Pfaff a. a. 0. 369 f.
Kirchl. Amtsbl. 1913, Nr 9. M. Leitner, Zwei wichtige Neugestaltungen i. kirclil.
Ehedispenswesen. B. Dispensvollmachten i. d. ,, verwickelten Falle" (Theol.-prakt.
Monatsschrift XXI [1911] 49 ff). — D. telegraph. Weg soll ab. a. b. Gesuchen a. d.
Bischof nicht mehr benützt werden. S. C. Conc. 15. Juni 1875; 14. Aug. 1892.
Kard. Ledochowski a. d. Kard. Gibbons v. 2. Aug. 1901 (A. f. k. KR. LXXXII
[1902] 348). AVemz-Laurentius a, a. 0. IV 2 (1912), 533 f. Vgl. Bd I,
S. 142.
* D. Bischof soll daf. sorgen, ^ut sede vacante sit, qui possit supplere, donec
Sedes Apostolica certior facta . . . alio modo provideat". Schneider a. a. 0. 90.
2 A. besten wird d. Bischof anordnen, dafs diese Fakultäten a. d. künft. Kapitular-
vikar übergehen sollen. S. C. de Prop. Fide 22. Jan. 1759. N. d. neuest. Dekreten
gehen diese Fakultäten ganz v. selbst üb. Bd l, S. 459. Vgl. a. Dekret d. Inq.
v. 20. Febr. 1888; ob. S. 206 f. Wer n z- L aur e n t i us a. a. 0. IV 2 (1912),
509 512 ff.
3 Sess. XXIV de ref. matr. c. 5. Sess. XXV de ref. c. 18. Bd I, S. 142.
* Z. angustia loci gehört, daß d. Wohnort d. Braut 300 Haushaltungen od.
1500 Einwohner nicht überschreite; b. Adeligen, daß nicht mehr als zehn solcher
Familien i. Orte seien. Schreiben Pius' IX. v. 30. Aug. 1847. T h. Kohn, Wann
kann man s. i. e. Ehedispensgesuch a. d. angustia loci berufen? (A. f. k. KR.
LXIII [1880] 185 ff.) Als zweites Moment kommt i. Betracht d. Entfernung d. Ortes
V. andern Orten. N. römisch. Praxis liegt d. angustia 1. v., wenn d. (a. d. gleich.
Pfarrei od. polit. Gemeinde angehörigen) Orte e. röm. Meile od. 1500 Meter von-
einander entfernt sind. S. C. Conc. 8. Juli u. 16. Dez. 1876: 8. März 1884. Decr.
Poenit. 2. Mai 1907 (Acta S. Sedis XL [1907] 583 ff).
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. If. 3. Aufl. 14
210 i^ • Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 2. Kap : Die Ehe.
vieriindzwanzigste Lebensjahr bei der ledigen Braut ^i deficientia aut
incompetentia dotis ; lites super successione bonorum jam exortae vel
earundem grave aut imminens periculum, wenn der Bräutigam der
verwandten Braut zu ihrem Rechte verhelfen will; paupertas viduae,
quae numerosa prole sit onerata ; bonum paeis ; nimia, suspecta, peri-
culosa familiaritas necnon cohabitatio sub eodem teeto, quae facile
impediri non possit; copula cum consanguinea vel affine vel alia per-
sona impedimento laborante praehabita et praegnantia ideoque legi-
timatio prolis; infamia mulieris aus zu vertrautem Verkehr mit dem
verwandten oder verschwägerten Bräutigam; revalidatio matrimonii.
quod bona fide et publice, servata Tridentini forma, contractum est;
periculum matrimonii mixti vel coram acatholico ministro celebrandi:
periculum incestuosi concubinatus ; periculum matrimonii civilis ; re-
motio gravium scandalorum; cessatio publici concubinatus; excellentia
meritorum -. Wenn mehrere Dispensgründe vorhanden sind, brauchen
nicht alle angegeben zu werden. Anderseits können neben den causae
canonicae auch causae non canonicae angeführt werden. Bei vor-
nehmen Familien wird auch ex certis specialibus rationabilibus causis
dispensiert, und man sagt, die Dispens sei ohne causa sc. canonica
erteilt worden. Dafür wird aber den Petenten ein reichlicheres
Almosen, eine größere Geldbuße (compositio pecuniaria largior) auf-
erlegt, so daß der hierdurch erreichte Vorteil der Kirche den Dispens-
grund bildet^.
4. Die Dispens kann von den Gläubigen selber persönlich eingeholt
werden. In der Regel geschieht das aber schriftlich, in einem Dispens-
gesuch. Dieses wird bei geheimen Fällen der Beichtvater, eventuell
* Gilt nicht f. e. Witwe, F. sie wird umgekehrt (1 Tim 5, 14 f) i. Rom e. ^uoch
jugendliches Alter" als Dispensgrund erachtet. Daß d. Braut bisher keinen „vir
paris condicionis, cui nubere posset" gefunden habe, ist z. Dispens nicht nötig.
Decr. Poenit. v. 5. April 1902 (A. f. k. KR. LXXXII [1902] 544).
2 Schneider, Fontes jur. noviss. 120 ff. Ders. gibt zugleich e. Kommentar.
Ebenso: Scherer, KR. II 464ff; Schni tzer , Kath. ER. 513 ff; L ei t ne r , Lehrb.
d. kath. ERs - 409 ff. A. neue sind d. Dispensgründe zusammengefaßt i. d. Formula«^
Datariae Apostolicae pro matrimonialibus dispensationihus jussu Em. Card.-Prodat.
C. A. Masella reformatae, 1901 (A. f. k. KR. LXXXll [1902] 102 ff). Gute Exegese
a. dieser b. Leitner a. a. 0. 409 ff. Vgl. a. Rottenb. Kirchl. Amtsbl. 1913, Nr 9.
Siehe noch L e i t n e r , Welche Veränderungen i. Ehedispensweson haben d. neuest.
Formulae Datariae Apostolicae m. s. gebracht? (Theol.-prakt. Monatsschrift XU
11902] 519 ff.)
' Daß es s. i. solchen Fällen a. u. d. bonum publicum liandeln kann , sollte
nicht so leichthin i. Abrede gestellt werden. — D»^ causis dispensationum matri-
monialium fNouv. Rev. theol. XXXVI [1904] 194 ff). W e r n z- T. a u r »>n t i us, Jus
decretalium IV 2 (1912), 515 ff.
i
§ 150. Die Dispensation von den Ehehindernissen. 211
der Pfarrer, bei öffentlichen der Pfarrer der Brautleute, und zwar in
erster Linie der der Braut, anzufertigen haben. Von wem immer das
Gesuch gefertigt wird, ist es an den Bischof zu schickend Dieser
wird entweder selbst dispensieren oder bei mangelnder Fakultät sich
nach Rom wenden. Das Dispensgesuch ist immer im Namen der
Petenten zu fertigen, und diese werden bei öffentlichen Ehehinder-
nissen wirklich, bei geheimen tecto nomine genannt. Bei Gesuchen
an die Pönitentiarie ist die Anrede an den Kardinal-Groispönitentiar
(Eminentissime Princeps) zu richten. Nach der bereits genannten
Instruktion der Congregatio de Propaganda Fide vom 9. Mai 1877
hat das Gesuch zu enthalten: den Tauf- und Geschlechtsnamen der
Petenten, Alter, Stand, Religion, die Diözese ihres Geburtsortes oder
gegenwärtigen Domizils bzw. Aufenthalts, die genaueste Bezeichnung
des Hindernisses nach seiner Art, ob Verwandtschaft, Schwägerschaft,
öffentliche Ehrbarkeit usw., die Linie und den Grad der Verwandtschaft,
Schwägerschaft (je mit Stammbaum) oder öffentlichen Ehrbarkeit, die
Zahl der Hindernisse, ob mehrfache Verwandtschaft oder Schwäger-
schaft 2, ob neben der Verwandtschaft auch Schwägerschaft, ob neben
trennendem Ehehindernis auch aufschiebendes, endlich die begleitenden
Umstände: ob die Ehe erst zu schließen oder bereits geschlossen sei,
ob sie in letzterem Falle wenigstens von einem Teile bona fide ge-
schlossen wurde, ob sie in der tridentinischen bzw. gemeinrechtlichen
Form eingegangen wurde, ob sie bereits vollzogen, welches der Dispens-
grund sei^. Ist sowohl ein öffentliches als geheimes Ehehindernis da,
so ist zuerst das öffentliche der Congregatio de disciplina Sacramento-
rum bzw. S. Officii, dann das geheime der Pönitentiarie zu unterbreiten
und bei letzterer anzugeben, daß wegen des öffentlichen Hindernisses
die betreffende Stelle bereits angegangen wurde. Wurde das Dis-
pensgesuch vom Bischof abschlägig beschieden, so kann der Petent
sich an den Apostolischen Stuhl wenden, nicht aber umgekehrt, jeden-
falls bei einem öffentlichen Ehehindernis. Wäre in dem Gesuch irgend
* D. Ordinarien erließen vielfach Instruktionen f. ihr. Klerus z. Behandlung v.
Dispensgesuchen; so a. d. Ord. Rottenburg v. 15. Febr. 1876; 12. April 1913 (Vogt,
Sammlung 761 ff. Pf äff, Gesetzeskunde 356 flf. Kirchl. Amtsbl. 1913, Nr 9).
Weit. Beispiele : Scherer, KR. II 469 '^ Englmann - S tingl , Kath. ER. 167 ff;
Vogt, ER.^ 158 ff. A. f. k. KR. XCII (1912) 491 ff.
2 C. S. Off 22. Febr. 1899 (A. f. k. KR. LXXIX [1899] 737 ff).
^ Früher mußte i. Zusammenhang m. d. alt. Bußdisziplin unt. Gefahr d. Un-
gültigkeit d. Dispens e. etwaige copula incestuosa unt. d. Brautleuten angegeben
werden u. ob sie statthatte i. d. Absicht, dad. leichter Dispens z. erhalten. D. ist
). weggefallen. S. C. Inq. 25. Juni 1885; 12. März 1891. Wernz- La ur en ti us
a. a. 0. IV 2 (1912), 529 ''°.
14*
212 I^ • Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 2. Kap.: Die Ehe.
ein zu erwähnender wesentlicher Umstand verschuldet oder unver-
schuldet verschwiegen (subreptio) oder etwas Unwahres hinzugefügt
worden (obreptio), so wäre die Dispens ungültig. So wenn in Angabe
des Namens ein wesentlicher Verstoß vorläge, wenn ein unrichtiges
Ehehindernis, eine unrichtige Linie, ein entfernterer Grad statt des
näheren genannt wmrde. Nicht weniger müssen die angeführten
Dispensgründe wahr sein, wenigstens die causa motiva oder, wenn
mehrere solche vorhanden sind, eine derselben^.
5. Die römischen Behörden erteilen die nachgesuchte Dispens ent-
weder unmittelbar oder mittelbar durch den Diözesanbischof oder eine
andere geistliche Person. Im letzteren Fall soll der Bischof nach
seinem Ermessen als executor voluntarius die Gnade bewilligen, nach-
dem er zuvor den im Bittgesuch enthaltenen Tatbestand geprüft hat
und über die Opportunität bzw. NichtOpportunität der Gewährung
schlüssig geworden ist. Werden dagegen die Dispensen unmittelbar,
ohne Mittelsperson, gewährt, so kann dies geschehen entweder in
forma gratiosa oder in forma commissoria. Die ersteren bedürfen
keiner Exekution. Die Dispens ist durch Ausfertigung des Reskriptes
gewährt. Dagegen erlangen die in forma commissoria erteilten Dis-
pensreskripte erst nach der Exekution Wirkung. Der Bischof dürfte
aber als executor necessarius die Durchführung nur verweigern bei
wesentlicher obreptio oder subreptio seitens des Bittstellers oder bei
notorischer Unwürdigkeit des Petenten, so daß der Gnadenerweis
öffentliches Ärgernis erregen würde, in welchen Fällen der Bischof
an den Apostolischen Stuhl zu berichten hätte-. Das Kommissorium
^ Schneider, Fontes jur. noviss. 126 ff. Ders. gibt zugleich e. Kommentar.
Ebenso: Scherer, KR. 468 ff ; Schnitzer, Kath. ER. 522 ff; Leitner, Lehrb.
d. kath. ERs2 403ff; W ernz-Laurenti us, Jus decretalium IV 2 (1912), 520 ff.
Vgl. a. Bd I, S. 104. A. d. Vatic. wurde gefordert, daß weg. bestimmt. Irrtümer d. Dispens
nicht mehr ungültig sein sollte (Lämmer, Z. Kodif. d. kan. Rs 148. Granderath-
Kirch, Gesch. d. Vatik. Konzils I 442 ff). D. entspricht, dafs d. Ordo servandus
in sacris Congregationibus, Tribuiialibus, Officiis Romanae Curiae ; Normae peculiares
c. VII, art. 3, n. 19 ff', unterscheidet dispensationes majoris u. minoris gradus. Z.
letzt, gehören diejenigen v. d. Hindernissen d. Blutsverwandschaft od. Schwiiger-
schaft i, dritt. u. viert. Grad d. gleich, u. ungleich. Seitenlinie, d. h. i. viert. Grad
gemischt m. d. dritt. u. i. viert, u. dritt. gemischt m. d. zweit., v. d. Hindernis d.
affinitas e copula illicita i. erst. u. zweit. Grad d. gerad. u. gleich, od. ungleich.
Seitenlinie, v. d. cognatio spiritualis cujusvis generis u. v. d. öffentl. Ehrbarkeit a.
Sponsalien od. matrimonium ratum. Diese Dispensationen minoris gradus gelten
als ex motu proprio et ex certa scientia gewährt u. können dah. ex titulo ob-
reptionis vcl subrcptioni.s nicht angefochten werden (Acta Ap. Sedis I [1909] 91 f).
' Ordo servandus etc. Normae peculiares c. 111, art. 1. n. 3ff (Acta Ap. Sedia
I [1909] 68 f). Vgl. Bd 1, S. 104.
§ 150. Die Dispensation von den Ehehinjiernissen. 213
zur Erteilung der Dispens wird dem Ordinarius oratorum oder loci
erteilte Die Exekution darf nur dann erfolgen, wenn die wesent-
lichen Angaben des Dispensreskriptes der Wahrheit entsprechen. Dar-
über soll sich der Ordinarius vergewissern 2. Ergäbe sich hierbei ein
wesentlicher Mangel, so müßte von der Exekution abgesehen und ein
Perindevalere-Reskript beim Apostolischen Stuhle nachgesucht werden.
Andernfalls wird die Dispens schriftlich ausgefertigt und erlangt mit
der Ausfertigung der Urkunde ihre Wirkung. Die Dispensurkunde
wird im Pfarrarchiv aufbewahrt. Die bereits vorhandenen außer-
ehelichen Kinder werden durch die Dispens nur dann legitimiert, wenn
im Kommissorium die Legitimation ausdrücklich erwähnt ist^.
Bei einem geheimen Ehehindernis erfolgt die Dispens nach gegen-
wärtiger Praxis stets in forma commissoria. Die Dispensvollmacht
wird in der Regel demjenigen Beichtvater, welcher die Dispens be-
antragt hat, erteilt und von ihm die Dispens exekutiert^. Vor der
1 N. (1. Dekret d. S. C. Inq. v. 20. Febr. 1888 gelten als ordinarii d. Bischof,
d. Apostel. Administratoren od. Vikare, d. m. d. Jurisdiktion üb. e. gesond. Gebiet
betrauten Prälaten od. Präfekten, d. Generalvikare od. Offiziale d. Genannten u.
sede vacante d. Kapitularvikar od. sonstige legitime Administrator. D. letzteren
sollen a. d. Dispensen ausführen können, welche v. d. vorangegang. Bischof od.
Generalvikar unausgeführt blieben; ebenso d. Bischof d. v. vorangegang. Kapitular-
vikar nicht exekutierten. D. Ordinarius d. Bittsteller, d. d. Dispens auszuführen
hat, ist jener Ordinarius, d, d. Dispensgesuch i. Rom einbrachte, ob er nun d.
Ordinarius beid. od. nur e. d. Petenten ist ratione orginis od. domicilii, selbst wenn
d. Brautleute unterdessen a. d. Diözese verzogen sind. Nur soll er, wenn er es
f. gut findet, d. Ordinarius d. Eheschliefsungsortes dav. i. Kenntnis setzen. A. steht
es d. Ordinarius d. Petenten frei, d. Exekution d. Dispens e. and. Ordinarius, insbes.
d. Ortes, wo d. Petenten jetzt wohnen, z. übertragen. — Handelt es s. u. e. gratia
data, so daß d. Ordinarius nur d. Minister ist, so kann er nur d. Generalvikar sub-
delegieren. C. S. Off. 1. Juni 1904 (Acta S. Sedis XXXVII [1904/05] 163 ff.
A. f. k. KR. LXXXV [1905] 129).
^ Z. dies. Zweck wird e, informatio simplex od. sollemnis angestellt. Letztere
erfolgt d. richterl. Abhörung zuverläss. Zeugen u. Beeidigung derselb. Früher
vernichtete e. inzwisch. eingetr. copula carnalis d. Gültigkeit d. gewährten Dispens.
Doch ist a. d. s. 1885 aufgehoben. Vgl. ob. S. 211, A. 3. J. M. Raich, Üb. d.
Inform. b. Ausführung d. Ehedispensbreven d. Apost. Datarie (A. f. k. KR. XVIII
[1867] 485 ff; XX [1868] 251).
5 Decr. Poenit. v. 21. April 1908 (Canoniste cont. XXI [1908] 741 ff). S. C. de
disc. Sacr. 29. Jan. 1909 (Acta Ap. Sedis I [1909] 214). Vogt, ER. ^ 191 ff.
Rottenb. Kirchl. Amtsbl. 1913, Nr 9.
* Würde d. Pönitent z. d. betreff. Beichtvater nicht zurückkehren können, so
müßte dies i. Gesuch bemerkt werden. 1. dies. Fall wird d. Vollmacht erteilt :
confessario a poenitente eligendo. D. Beichtvater hätte ab. f. zuverlässige Über-
mittlung d. Dispensreskripts a. d. Pönitenten Sorge z. tragen. F. d. Fall, daß d.
Brautleute verschiedene Beichtväter hätten, händigt d. erste Beichtvater n. Vollzug
214 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 2 Kap. : Die Ehe.
Exekution müssen die im Reskript enthaltenen Klauseln genau be-
achtet werden ^ Die pro foro interno gegebenen Dispensen werden
in der Regel im Beichtstuhl erteilt nach der sakramentalen Absolution,
ohne daß eine allgemeine Formel hierfür vorgeschrieben wäre 2. Die
Dispensurkunde aber wird natürlich hier vernichtet.
6. Nach Forderung des Tridentinums sollen die Dispensen gratis
gegeben werden s. Nichtsdestoweniger bestehen bis heute für Ehe-
dispensen von Rom Taxen ^. Ihre Rechtfertigung finden dieselben,
als Sühne (redemtio) für die dem Gesetze geschlagene Wunde, als
Buße (compositio) für etwaige Vergehen, die das Hindernis im Ge-
folge hatten, als Abschreckungsmittel gegen zu häufige Dispensgesuche,
als Almosen zu guten Zwecken und als Kanzleigebühren ^. Um
aber allzu große Beschwerung zu vermeiden, legen die römischen
Behörden ihre Taxen in verschiedener Höhe auf oder verzichten ganz
darauf. Man unterscheidet dispensatio in forma nobilium, communi,
pauperum.
In forma nobilium \v\vd dispensiert bei vornehmen und reichen Leuten,
wo Dispens auch ohne bestimmte Dispensgründe erfolgt ^. Dispens in forma
communi wird gegeben, wenn die Petenten von ihren Renten leben und Dis-
pensgründe angeben können. Hier wird aufser der Taxe auch noch eine ent-
sprechende compositio erhoben. Die pauperes sind entweder pauperes mise-
rabiles oder vere pauperes oder fere pauperes. Die pauperes miserabiles
oder vollständig Mittellosen haben höchstens die Postgebühr zu entrichten.
Vere pauperes sind diejenigen, welche rein von ihrer Arbeit leben müssen
d. Dispens d. Pönitenten d. Fieskript e. z. L'bermittlung a. d. Beichtvater d. and.
Teils. Decr. Poenit. v. 15. Nov. 1748. A. s. wäre d. Dispens e. Teils d. Impedimont
f. beide Teile gehoben ; allein eventuell ist beiden Buße aufzulegen. Decr. Poenit.
V. 7. Febr. 1832.
' Üb. d. Klauseln: Scherer, KR. II 484 ff; Schnitzer, Kath. ER. 534 ff:
Leitner, Lehrb. d. kath. ERs 437 f 446 f 452 f; Wernz-La urentius, Jus
decretalium IV 2 (1912), 537 ff. E Reform dies. Klauseln wurde a. d. Vatic. verlangt.
Lämmer, Z. Kodif. d. kan. Rs 146 f. Grande rath -Kirch, Gesch. d. Vatik.
Konzils I 442 ff. Es wurde seitd. hierin manches gebessert. Vering, KR. ^ 932-*.
Scherer, KR. II 484 '^^ '*\ Wernz- La urentius a. a. 0. IV 2 (1912). 509 ff.
2 Doch enthalten d. Diüzesanritualicn vielfach e. solche, z. B. d. Compcndiuin
veteris Ritualis Constantiensis f. d. Diöz. Rottenburg (1881) 57. Rottenb. Kirchl.
Amtsbl. 1913, Nr 9.
3 Sess. XXIV de ref. matr. c. 5. Sess. XXV de ref. c. 18. Vgl. Bd I, S. 141 f.
■* Pius X. hat dar. vorläufig nichts geändert. Ordo servandus etc. Normae
communes c. XI, n. 12 (Acta Ap. Sedis I [1909] 57 f).
^ Dali (1. Taxforderung d. Häufigkeit d. Gesuche entgegenwirkt, betont a.
S chorer, KR. II 492 '»^ Pallavicini, Storia del Conc. di Treuto 1. XX III.
c. 8, u. llff. Wcrnz-Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912), 522"«' '^'^ ".
« Ob. S. 210.
j
§ 151. Die Konvalidation ungültiger Ehen. 215
oder nur einen Besitz im Wert von nicht mehr als 3000 Franken oder
2400 Mark haben. Sie haben keine compositio, sondern nur eine kleine Taxe
zu bezahlen. Fere pauperes sind diejenigen, welche einen Besitz von nicht
mehr als 10 000 Franken oder 8000 Mark haben. Sie bezahlen außer der
kleinen Taxe auch eine kleine Buße '.
Die Pönitentiarie, die für den Gewissensbereicb dispensiert, erhebt
keine Taxen 2. Bei Berechnung des Vermögens ist das Vermögen
beider Teile zusammenzunehmen, außer der eine Teil sei nicht katho-
lisch, in welchem Falle sein Vermögen nicht in Anschlag kommt.
Den Vermögensstand hat der Bischof auf Grund entsprechender In-
formationen zu bezeugen. Doch wird bei uns in Deutschland in der
Regel von den Bittstellern eine ihren Verhältnissen entsprechende
Summe als Gesamttaxe offeriert^. Wäre der Vermögensstand un-
richtig angegeben worden, so wäre die erwirkte Dispens nicht un-
gültig*. Der Bischof darf keine Taxe nehmen^.
§ 151.
Die Kouvalidation ungültiger Ehen.
Alt. Lit. b. Scherer, KR. II 499. Sanchez 1. 11, disp. 35 ff; 1. YlII, disp.
7 (üb. d. sanatio matrimonii in radice). — J. E. P ru n e r , Revalidatiou ungültiger
Ehen (Theol.-prakt. Monatsschrift VI [1896] 274 ffj. J. de Barbieri, De validitatis
extensione quoad matrimonium ^ 1904. De sanatione matrimonii in radice (Nouv.
Rev. theol. XXXVn [1905] 242 ffj. Sur la sanatio in radice (Canoniste cont. XXX
[1907] 96 ff). Tgl. a. d. Lit. z. § 150.
^ C. S. Off. 26. Sept. 1754. F. Italien gelten niedrigere Sätze. Billig ist es,
daß nicht bloß d. Besitz, sondern a. d. Einkommen berechnet wird. Dageg. soll
künftige Erbschaft nicht angeschlagen werden. Leitner, D. kirchl. Dispens-
behörden i. Ehesachen (A. f. k. KR. LXX [1893] 418 ff). Ders., Lehrb. d. kath.
ERs2 418 ff. Wernz-Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912), 522 ff.
^ Ordo servandus etc. Normae peculiares c. VIII, art. 1, n. 3 (Acta Ap. Sed. I
[1909] 102). Dispensierte d. Pönitentiarie früh. b. kanon. Armen a. pro foro externo,
so erhob sie, n. d. Vermögen berechnet, bescheidene Taxen, d. b. d. ganz Armen b. a.
d. Porto wegfielen.
3 Decr. Poenit. v. 5. Febr. 1900 (A. f. k. KR. LXXX [1900] 581 f).
* S. C. Conc. 9. Sept. 1679. Ordo servandus etc. Normae communes c. XI,
n. 3 (Acta Ap. Sedis I [1909] 56). B. d. Pönitentiarie war d. ab. nicht ganz
sicher: Scher er, KR. II 481 '3^; Schnitzer a. a. 0. 504'. Wernz-Lau-
rentius a a. 0. IV 2 (1912), 485". — A. d. Vatic. wurde Aufhebung d. Taxen
beantragt. Lämmer a. a. 0. 150. Granderat h -Kirch a. a. 0. I 442 ff.
* Gebühren f. d. Kanzlei sind natürl. erlaubt. A. könnte v. Apost. Stuhl d.
Erhebung e. mäßigen Taxe gestattet werden. Trid. se.ss. XXI de ref. c. 1. S. C.
Conc. 18. April 1885. Wernz-Laurentius a.a.O. IV 2 (1912), 537»«\ Vogt.
ER. 3 168. — Rottenb. Ord -Erl. v. 12. April 1913 (Kirchl. Amtsbl. 1913, Nr 9).
216 IV. Bucli. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
I. Ist eine Ehe infolge trennenden Ehehindernisses irgend welcher
Art ungültig, so ist dieselbe wo möglich durch Hebung des Hinder-
nisses (dispensatio in matrimonio contracto) zu einer gültigen zu
machen: revalidatio oder immerhin besser convalidatio matrimonii ^
Ist das Hindernis aber indispensabel, so muß zur Nichtigkeits-
erklärung der Ehe geschritten werden. Doch könnte hiervon ab-
gesehen werden, wenn das auch den Eheleuten bewußt gewordene
Impediment sonst ganz geheim wäre, wenn die Eheleute nicht ohne
großen Anstoß nach außen getrennt werden könnten, wenn sie auch
schon bei Jahren und keine Gefahr der ünenthaltsamkeit vorhanden
wäre. Auch könnte weiteres eheliches Zusammenleben der putativen
Ehegatten gestattet werden, wenn das Impediment diesen selbst un-
bekannt und nicht sicher beweisbar wäre. Sind sich aber sonst beide
Teile der Nichtigkeit der Ehe bewußt, so dürfen sie nicht w^eiter
ehelich zusammenleben, und bestände dieses Bewußtsein von Anfang
an, so Avären die Kinder illegitim. Wäre aber auch nur ein Teil
bona fide, so bestände eine Putativehe, und die Kinder ^^ären legitim 2.
Je nach dem Grunde, aus welchem die Ehe ungültig ist, ist auch
die Art der Konvalidation verschieden. Die Ehe kann ungültig ein-
gegangen worden sein wegen mangelnden Konsenses, wegen mangeln-
der Eheschließungsform, wegen anderer trennender Ehehindernisse.
Ist die Ehe nichtig wegen beiderseitigen Mangels des Konsenses,
so muß derselbe nachträglich beiderseitig erklärt werden. Hat der
Konsens nur bei einem Teile gefehlt, so genügt es, daß dieser, den
fortdauernden Ehekonsens des andern Teils vorausgesetzt, seinen Ehe-
vvillen auf irgend welche Weise äußert, durch Worte oder konkludente
Handlungen, z. B. Fortsetzung des Zusammenlebens, copula carnalis.
Wäre der Defekt des Konsenses ein öffentlich bekannter, so müßte
derselbe öffentlich vor dem Pfarrer und zwei Zeugen erklärt werden.
So bei Irrtum, Zwang und Furcht "'^.
Ist die Ehe nichtig wegen Mangels der vorgeschriebenen Form,
so müssen die vermeintlichen Gatten, falls der Mangel geheim ge-
blieben ist, geheim vor dem Pfarrer und zwei Zeugen getraut werden.
Ist aber dieser Defekt im Eheschluß öffentlich bekannt, so muß öffent-
liche Trauung erfolgen *.
' J^esonders unrichtig ist d. Ausdruck : revahdatio niatr., weil noch keine
gültige Ehe bestand, dah. a. nicht revalidiert werden kan)). Ab. a. d. J3ezeichnung;
convalidatio niatr. ist nicht zutreffend, weil keine Ehe besteht, dah. a. nicht kon-
validiert werden kann. - Vgl. ob. S. 87, litt. f. ^ Vgl. ob. S. 141 144.
* Wollten d. Betreffenden nicht v. Pfarrer u. Zeugen erscheinen , so könnte
nichts weiter geschehen. Dageg. könnte sanatio niatrinionii in radice erbeten werden.
§ 151. Die Kon Validation ungültiger Eben. 217
Ist die Ehe nichtig wegen eines andern trennenden Ehehinder-
nisses, so muß zunächst um Dispens nachgesucht werden, falls das
Impediment nicht mit der Zeit von selbst wegfällt. Ist das Hindernis
ein öffentlich bekanntes, so muß die Ehe aufs neue vor dem Pfarrer
und zwei Zeugen, wenn auch sonst in aller Stille eingegangen werden.
Ist das Hindernis aber geheim, so genügt es, wenn die Kontrahenten
ihrerseits ohne Pfarrer und Zeugen den Konsens erneuernd Die
Kirche kann hier auf die nochmalige öffentliche Eheschließung ver-
zichten, weil die Publizität des Konsenses von der früheren öffent-
lichen, wenn auch ungültigen Eheschließung her gesichert ist 2. Die
Konsenserneuerung, die auch in konkludenten Handlungen bestehen
kann, z. B. in der copula carnalis, hat im allgemeinen gar keine
Schwierigkeit, wenn beide Teile das Hindernis kennen oder dasselbe
ohne Bedenken dem nichtwissenden Teile mitgeteilt werden kann.
Schwieriger aber kann die Konsenserneuerung werden, wenn das
Hindernis in einem Vergehen des einen Teiles seinen Grund hat und
Gefahr besteht, daß der andere Teil den Konsens nicht mehr gibt.
Nichtsdestoweniger tragen die Dispensreskripte dem wissenden Teile
die Mitteilung von der bisherigen Nichtigkeit der Ehe an den andern
Teil auf und fordern die Konsenserneuerung. Doch soll die Mitteilung
so behutsam erfolgen, daß das Verbrechen des schuldigen Teiles nicht
entdeckt werde ^. Die Kanonisten und Moralisten geben denn auch
verschiedene AVeisen an, wie die Konsenserneuerung hier stattfinden
könne*. Und es darf hierin bewährten Autoren gefolgt werdend
Schließlich ist es aber in einem Falle, wo die vorhandenen Schwierig-
keiten kaum oder nicht überwunden werden können , besser , um
^ Ben ed. XIV., Institutiones LXXXVII 58 ff.
^ Schulte, Handb. d. k. ERs 339 f. Esmein, Le mariage en droit canonique
II 221 ff.
^ ^. . . monito poenitente de necessaria secreta renovatione consensus cum
8ua putata uxore aut suo putato marito, certiorato seu certiorata de nuliitate
prioris consensus, sed ita caute, ut ipsius poenitentis delictum nusquam detegatur"
heißt es i. Nr 11 d. v. d. Ponitentiarie a. d. Bischöfe verliehenen Quinquennal-
fakultäten betreff, d. affinitas ex illicita carnali copula. Schneider, Fontes jur.
noviss. 96.
* So Bened. XIV. a. a. 0. 66 ff. A 1 p h. Liguori, Theol. moial. 1. V,
n. 1117.
'" Denn so heißt es i. d. A. 3 angeführt. Nr 11 d. Fakultäten unmittelbar
weiter: „et quatenus haec certioratio absque gravi periculo fieri nequeat, renovato
consensu juxta regulas a probatis auctoribus traditas". Solche Regeln sind: Mit-
teilung d. Zweifels üb. d. Gültigkeit d. Ehe u. Aufforderung z. Erklärung d. Bereit-
willigkeit, d. Ehe nochmals z. schließen, Veranlassung z. copula carnalis cum aff'ectu
niaritali usw.
218 1^- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 2. Kap.: Die Ehe.
Dispens von der Konsenserklärung und um sanatio matrimonii in radice
zu bitten ^
II. Unter der sanatio matrimonii in radice versteht man die durch
den Papst 2 erfolgende Beseitigung eines der Gültigkeit des vorhandenen
Konsenses entgegenstehenden Ehehindernisses mit der Folge, daß die
bisherige ungültige Ehe von jetzt ab (ex nunc) auch ohne Konsens-
erneuerung gültig wird und alle mit einer gültigen Ehe verbundenen
Rechtswirkungen von Anfang (ex tunc) an hat.
Über das Wesen der sanatio matrimonii in radice gehen die Meinungen
sehr auseinander. Nach den einen wird die Ehe als solche infolge der rück-
wirkenden Dispens von Anfang an (ex tunc) gültig und nicht erst vom Mo-
ment der sanatio ab ^ Nach andern hätte der Gesetzgeber von vornherein
bei Erlaß des betreffenden Ehehindernisses den Willen gehabt, es solle in
einem so gearteten Falle, wie der vorliegende sei, das Hindernis der gültigen
Eheschließung nicht im Wege stehen *. Allein war die Ehe einmal von
Anfang an ungültig, so kann niemand ihre Gültigkeit bis dorthin zurück-
erstrecken. Sodann ist von einem solchen angenommenen Willen des Gesetz-
gebers nirgends eine Spur. Vielmehr wird nach andern Vorgängen im Rechts-
leben die Wirkung des Aktes nur hinsichtlich der rechtlichen Verhältnisse
nach rückwärts erstreckt und die Erneuerung des Konsenses, der von An-
fang an, wenn auch zunächst unwirksam, dasein muß, nach Hebung des
Hindernisses erlassen ^
Die ersten Spuren von der sanatio matrimonii in radice finden sich unter
Bonifaz VIII. Später mehrten sich die Sanationen. Und in neuerer Zeit
kamen sie namentlich auch da vor, wo eine ganze Kategorie von ungültig
eingegangenen Ehen vorhanden war. So gewährte Pius VII. wiederholt den
französischen Bischöfen die Fakultät, die während der französischen Revo-
lution eingegangenen Zivilehen zu sanieren. Pius VIII. gab 1 830 dem rheinisch-
* Daß d. Zertiorationsklausel abgeschwächt werden möchte, wurde a. d. Vatic.
gefordert. Lämmer, Z. Kodif. d. kan. Rs 148 f. Gut bemerkt Wernz-Laurontius,
Jus decretalium IV 2 (1912), 551 ^ daß d. Forderung d. renovatio consensus nur a.
d. Rechte d. Kirche beruhe, wov. sie a. dispensieren könne, wie dies b. d. sanatio
matrimonii in radice geschehe.
2 D. Papat könnte d. Fakultät d. sanatio matrimonii in radice a. a. Bischöfe
delegieren. Solches geschali z. B. a. d. Bischöfe d. Vereinigten Staaten Nordamerikas.
Vgl. Canoniste cont. XXXIII (1910) 737 ft".
3 So Scher er, KK. II 506 ff; Schnitzer, Kath. ER. 547 unt. Bezug a. d.
Ausdruck „sanatio matrimonii in radice".
* So J. Müllendorf, Kanonistische Begründung d. sanatio matrimonii in
radice (Z. f. k. Theo). III [1879| 473 ff ). Dcrs.. Wiederum d. Begründung d.
sanatio matrimonii in radice (Pastor bonus XXII [1909 10] 412 ff). Dageg. K. Braun,
Z Lehre v. d. Natur d. dispensatio matrimonii in radice (A. f. k. KR. XLIII [1880] 3 ff).
* Ben od. XIV.. De syn. dioec. l. XIII, c. 21, n. 7. Leitner, Lehrb. d. kath.
ERs2 460 f. Worn/-Laurentius a. a. O. IV 2 (1912), 553" 558" 570 *^
§ 151. Die KoDvalidation ungültiger Ehen. 219
westfälischen Episkopat die Vollmacht, alle bis dahin abgeschlossenen, aber
wegen Nichtbeobachtung der tridentinischen Form und wegen anderer Ehe-
hindernisse ungültigen gemischten Ehen in radice zu sanieren K Ähnlich hat
Pius X. die in Deutschland vor dem 15. April 1906 geschlossenen und etwa
wegen Mangels der tridentinischen Form ungültigen Mischehen saniei*t -.
Damit aber eine sanatio matrimonii in radice möglich sei. ist er-
fordert, daß das entgegenstehende Ehehindernis juris ecclesiastici, also
dispensabel ist, daß sodann von Anfang an ein -wirklicher Ehewille da
war, daß also eine eheliche Verbindung gewollt war, nicht etwa nur
ein Konkubinat. Daher ist eine sanatio eventuell auch möglich bei der
Zivilehe^. Weiterhin muß dieser Ehekonsens noch fortbestehen, darf
also jedenfalls nicht ausdrücklich zurückgenommen sein. Endlich muß
ein guter Grund für die sanatio bestehen. Solcher Grund ist vor-
handen, ■svenn einer oder beide Teile sich weigern, ihren Konsens in
der vorgeschriebenen Form zu erneuern, wenn nur einem Teil die
Ungültigkeit der Ehe bekannt ist und sie dem andern nicht ohne
Gefahr mitgeteilt werden kann, wenn beide Teile im guten Glauben
sind und nicht wohl über die Ungültigkeit ihrer Ehe aufgeklärt
werden können, wenn viele ungültige Ehen zugleich gültig gemacht
werden sollen, Avenn die Ehe nichtig ist wegen Fehlers im Dispens-
reskript oder in der Dispensexekution, endlich wenn Kinder toter
iiltern legitimiert w^erden sollen^.
Das Gesuch um sanatio matrimonii in radice ist an den Papst zu
stilisieren, ist aber durch den Bischof an die jeweils zuständige römische
Behörde, an die Congregatio de disciplina Sacramentorum oder an die
Dongregatio S. Officii oder an die Pönitentiarie einzureichen. Auch
diese Fakultät -wird in forma commissoria gewährt. Ist die Nichtig-
keit der Ehe beiden Teilen verborgen, und soll sie das bleiben, so
ist keine Eröffnung von der Heilung zu machen. Wüßte aber ein
Teil davon und ist auf seine Bitte um sanatio nachgesucht worden,
so ist er von deren Gewährung zu benachrichtigen, am besten bei der
Beicht in einer etwa im Diözesanrituale enthaltenen Form. Ist die
Nichtigkeit beiden Teilen bekannt, so sind beide in Kenntnis zu setzen.
1 ^Litteris altero abhinc^ Vgl. ob. S. 122, A. 6.
« U. a. d. V. Christi. Akatholiken. Ob. S. 132. — Scherer, KR. II 454«
K)9'^ Esmein, Le mariage en droit canonique 11 353 ff. H. M. Gietl, Z.
esch. d. dispensatio in radice matrimonii (Akten d. 5. internat, Kongress. kath.
»^lehrten z. München [1900] 259 ff).
2 Decr. Poenit. v. 25. April 1890. C. S. Off. 6. April 1892. Vgl. ob. S. 97.
■• D. sanatio wird legitimatio plenissima d. Kinder hergestellt, so dafs sie z.
rhalt aller kirchl. Ehren u. Würden fähia; sind.
920 IV. Bach. Die Verwaltimg der Kirche. 2. Abschn. 2. Kap. : Die Ehe.
Bei einer pro foro externe gewährten Dispens ist das Dispensschreiben
aufzubewahren und im Eheregister ein entsprechender Vermerk zu
machen. Auch ist in diesem Falle der Gemeinde zur Beseitigung des
Ärgernisses in kluger Weise von der nunmehrigen kirchlichen Gültig-
keit der betreffenden Ehe Kenntnis zu geben.
g 152.
Die Amnillatiou ungültiger Ehen.
Decr. Grat. C. XXXII, q. 6; C. XXXV, q. 6. Decr. Greg. IX. 1. IV, t. 18, qui
matr. accus, possimt : t. 19 de divort.
\lt Lit. b.: J. F. Schulte, Gesch. d. Quell, u. Lit. d. kan. Rs III 2, 368 f;
Seh er er KR II 541 578. - Schulte, Darstellung d. Prozesses v. d. kath.
^eistl. Ehegerichten Österr. (A. f. k. KR. I [1857] 145 ff; [a. sep. 1858]) F. A.
Loberschiner, Prakt. Anleitung z. gesetzmäß. Verfahren i. Eheangelegenheiten*,
1859 D Mitwirkung d. Pfarrer u. bischöü. Untersuchungskommissäre z. d. ehe-
gerichtl. Amtshandlungen i. Österr. (A. f. k. KR. XII [1864] 240 ff). Üb d. Ver-
fahren i. Ehesachen (Ebd. XV [1866] 126 ff). Instractio edita ^•^^- C^^^^^^^^^'^f;^^
'>2 \uc^ 1840 pro confectione processus in causis matrimonialibus (Ebd. XVl [löbb]
467 ff)'' V Oberkamp, D. Prozeßverfahren b. d. kath. Ehegerichten zweiter u.
dritter Instanz i. Bayern (Ebd. XVIII [1867] 294 f). Ders., Entwjirf e ^^^^^^^^^^^^^^^
d. pfarramtl. Tätigkeit i. eherechtl. Angelegenheiten betreffend (Ebd. XXVIU
[18721 128 ff) Instructio de judiciis ecclesiasticis circa causas matrimoniales edita
a S C de Prop. Fide a. 1883 (Ebd. LIV [1885] 45 ff). [Zunächst f. Amerika erlassen,
kann ;ie a. anderwärts angewandt werden. C. S. Off. 16 Sept. 1891 (Ebd. LXVIl
[1892] 197).] Acta et decreta conc. plen. Americae Latinae (lb9y) JNr \föi n.
G Peries, Code de la procedure canonique dans les causes matrimoniales, 1893.
R Bassib'ey, Le mariage devant les tribunaux ecclesiastiques. Procedure matri-
moniale generale, 1899. A. Boudinhon, Le mariage religieux et les proces en
nullite 1900 P. P i er an tonelli , Ordo judiciarius in praxim traductus matn-
monialium causarum speciminibus, 1906. J.Mansella, De causis matrimonialibus.
Cur. F. Soli er i^ 1906. Vgl. a. ob. S. 154, A. 2 ; S. 158, A. 1.
Ist eine Ehe, welcher ein privatrechtliches oder öffentlich-recht-
liches trennendes Ehehindernis entgegenstand, dennoch eingegangen
worden und laut sich das Impediment wegen Indispensabilität oder
weo-en Verweigerung der Konsenserneuerung nicht heben, so ist diese
nichtige Ehe durch richterliche Sentenz als solche zu erklären (Vinkular-
klage, Nullitätsprozeß, Annullation der Ehe) K Niemals dürfen die
vermeintlichen Gatten willkürlich auseinandergehen. ^ le die Ehe
' D Annullation d. Ehe ist wohl z. unterscheiden v. d. Eheauflösung «.Ehe-
Scheidung. Terminus technicus i. Dekretalenrecht f. d. Annullation ist .d.vortmm .
Doch bezeichnet „divortium^ a. Eheauflösung u. Ehescheidung. ^^ ^^;,^^^""' ^"^
II 552 3* 578'. 'Wernz- Laurent! US, Jus decretalium I\ - (1912), 603 . Meui
hat ^divortium'' besond. d. Sinn v. Ehescheidung.
§ 152. Die Annullation ungültiger Eiien. 091
unter Autorität der Kirche wenigstens äußerlich zu stände kam, so
kann sie nur durch ihren Spruch als nichtig erklärt werden, und
sollten sich die Gatten eigenmächtig getrennt haben, so wären sie
durch den kirchlichen Richter wieder zusammenzubringen!.
Zur Klage berechtigt ist bei einem privatrechthchen Hindernis nur der
benachieihgte Gatte l Bei einem öffentHch-rechtlichen Ehehindernis kann
jeder klagen, der unverdächtig ist, was er aber nicht ist, wenn er um zeit-
hchen Gewinnes Anllen klagt ^ wenn er nur schriftlich klagt, sich aber nicht
auch mündlich vernehmen lassen will \ wenn er während des öffentlichen
Aufgebotes geschwiegen hat, obgleich ihm ein Hindernis bekannt und er an
dessen Offenbarung nicht gehindert war ^ Der kirchhche Richter aber muß
sobald er glaubhafte ^'achricht von der Nichtigkeit der Ehe wegen öffenthch-
rechthchen Hmdernisses erhalten hat, von Amts wegen einschreiten«.
Richter in erster Instanz ist der Bischof oder sein Offizial oder das
bischöfliche Ehegericht. Während nämlich im Mittelalter die Archidiakone
die Archipresbyter und selbst die Pfarrer sich Ehegerichtsbarkeit anmaßten
hat das Tndentmum nur den Bischof als kompetent hierzu erklärt \ Zuständig
ist näherhin der Bischof, in dessen Diözese der Mann sein Domizil oder Quasi-
domizil hat. Bei Mischehen hat der Bischof die Gerichtsbarkeit da, wo der
kathohsche Eheteil sein Domizil hat l Das Ehegericht ist ein stänchges, oder
es wird ad hoc zusammengesetzt. Es besteht aus dem Torsitzenden, dem
Bischof oder Generalvikar oder sonst einem erfahrenen GeistHchen. aus
mehreren Räten, dem Sekretär und dem defensor matrimonii ^ Leitender
Grundsatz ist nämlich, stets für die Gültigkeit der Ehe zu präsumieren. Es
r^\.^^.i^^r- "• '• l^'ßl-lö'^)' C. XXXV, q. 6. C. 10 13, X de restitat.
spol.at. II, 13. C 2 X ut lite pend. nil innov. 11, 16. C. 12, X de desponsat. impub.
IV, 2. C. 3, X de divort. IV, 19. Doch könnte d. Richter d. provisor. Trenuims
verft^gen. wenn d. Nichtigkeit d. Ehe offen vorläge. C. 13. X de restitut. spoliat
• ' ^'tt^'o^ ^^ ^'^^'''^' ^^ • ^^- ^' ^' ^' ^' ^''-'^- '^ "^^l^f- I^'' 15- C. 23, X de
^^^"'"tt' "oV ^' ^ ^'J^^^^""°S ^- Klagerechtes gibt es hier i. allgem. nicht. Scherer,
Ä.K. 11 o30 'K
^ C. 5, X qui matr. accus, possunt IV. 18. Ob. S. 136
^ C. 2, X h. t. IV. 18. 5 C. 6, X h. t. IV,' 18. Ob. S. 113
' C. 7, X de cognat. spirit. IV. 11. C. 3. X de divort. IV, 19. Ob S 136
' Sess. XXn de ref. matr. c. 20. Bd 1, S. 469. D. Generalvikar bedarf hierz.
keiner besondern Bevollmächtigung. Sede vacante ist d. Kapitel bzw. d. Kapitular-
rSoff;1l'29o"^.'" '''''''''''''■ ^^'' -^ Esmein, Le mariage en droit canonique
_ ' ^- ^^^- 2- J"^^ ^^92: 23. Juni 1903 (A. f. k. KR. LXXXIV [1904] 1^6 ff)
Wäre ab. d. prot. Gatte z. Kirche zurückgekehrt, so wäre d. Domizil d. Ehemarn.
haßgebend. B. Wohnsitzlosen ist d. Bischof zuständig, i. dess. Diöz d GatTen "
?^rade aufhalten. Vogt, ER.3 204. ^
esteht
» Doch genügt es, wenn d. Gericht a. Richter, Sekretär „. defensor matr.
222 IV. Buch. Die Verfassung d. Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
ilarf daher nichts unversucht bleiben, um diese Gültigkeit zu erweisen. Aus
diesem Grunde mu& der Bischof einen durch Rechtschaftenheit und Rechts-
kenntnis ausgezeichneten Mann, am besten einen Geistlichen, als Verteidiger
des Ehebandes aufstellen. Dieser ist beim Antritt seines Amtes und bei
jedem neuen Vinkularprozeß zu vereidigen und zu jedem richterlichen Akt
und Zeugenverhör beizuziehen. Andernfalls wäre die Verhandlung null und
nichtig '.
Ehe in den Vinkularprozeß eingetreten wird, soll der Richter den Kläger
ermahnen, von seiner Klage abzustehen, und ihm wenn möglich Dispensation
oder sanatio matrimonii in radice antragen. Ist das aber umsonst oder nicht
angängig, so beginnt der Prozeß. Die eigentümliche Natur desselben bringt
es mit sich, daß hier Beweismittel, die bei andern Prozessen zulässig sind,
keine Stelle finden können , so das Geständnis der Ehegatten selbst - und
der Schieds- oder Haupteid der Parteien "\ Jedoch kann ein Ergänzungseid
zur Vervollständigung des Beweises vom Richter auferlegt werden, z. B. bei
Impotenz *. Dagegen ist zulässig der Beweis durch Sachverständige, amtliche
Urkunden und Zeugen, die den gemeinrechtlichen Anforderungen entsprechen.
Während sonst aus guten Gründen Blutsverwandte und Hausgenossen von
der Zeugenschaft ausgeschlossen sind, werden diese bei den Hindernissen
der Blutsverwandtschaft, ehelichen Schwägerschaft und öffentlichen Ehrbarkeit
als Hauptzeugen betrachtet, falls sie nicht aus besondern Gründen beanstandet
werden müssen ^.
Das Urteil auf Nichtigkeit der Ehe kann erst gefällt werden, wenn der
volle Beweis für die Nichtigkeit erbracht ist. Ist das Urteil für die Gültig-
keit der Ehe ausgefallen, so kann die Partei, welche auf Ungültigkeit geklagt
hat, appellieren, muß sich aber, wenn das Urteil in der zweiten Instanz
ebenso lautet, beruhigen ^. Lautet das Urteil aber auf Ungültigkeit der Ehe,
so muß der defensor matrimonii ex officio dagegen sobald als möglich
appellieren "'. Auch bei den Verhandlungen in der zweiten Instanz hat ein
' B e n e d. XIV., „Dei raiseratione" v. 3. Nov. 1741 . § 5 ff. B i c h t e r - S c h u It e,
Conc. Trid. 565 ff. Bassibey, Le defenseur du lien matrimonial (Rev. d. scienc.
eccles., mai-juin 1899).
2 C. 5, X de eo. qui cognov. IV, 13. C. 7, X de frigid, et malef. IV, 15. ,
^ C. 11, X de transact. I, 36. 1
* Lippert, Üb. d. Zulässigkeit d. Ergänzungseides i. Ehesachen (Annalen d.
kath., prot. u. jüd. ERs [1831] 2. Hft, 97 ff). Vgl. ob. S. 154 f.
^ C. 2 (Cölest. Iir. a. 1191—1198?), C. XXXV, q. 6. C. 5, X de test. et attost.
II, 20. C. 3, X qui matr. accus, possunt IV, 18.
• D. Rechtsmittel d. Wiedereinsetzung i. d. vorig. Stand ist nur dann zulässig,
wenn bewiesen würde, daß d. f. Gültigkeit d. Ehe lautende Urteil a. e. irrigen
Voraussetzung beruht. C. 4, X de in integr. restit. 1, 41.
' Ben ed. XIV., „Si datam" v. 4. März 1748. D. zweite Instanz ist d. Metro-
politangericht. D. dritte Instanz ist d. Apoat. Stuhl, näherhin d. Rota. A. diesen
ist immer z. appellieren, wenn d. Urteile d. beiden ersten Instanzen auseinander- i
gehen. Doch können d. Parteien ihre Sache a. gleich a. d. Apost. Stuhl bringen.
§ 153. Die Rechtswirkimgen der Ehe für die Eltern und die Kinder. 99Q
defensor matrimonii nntzuwirken. Wi.-d die Ungflltigkeit in der zweiten
Instanz bestätigt, so kann der Verteidiger des Ehebandes an die drUet
lorsi'ndf "' """ '" ^^^"'^.^'"'- ''' ^'"»""'«S»^-* "-'■' S-^ -eiJel-
Die Notwendigkeit, konforme Ehenichtigkeitsurteile zweier Instanzen her-
vorzurufen wurde aufgehoben für den Fall, daß es sieh um die auf Grund
SSst'de^tr^ oder sonsfger sicherer Beweismitte. feststSh"
Schaft d!. J',.^f «■""^^"■^'^h.edenhe.t, des Ehebandes, der Blutsverwandt-
KulJ It ^\ '^'^'"^Sersohaü, der geistlichen Verwandtschaft der
Klandestinitat an tndentinischen Orten handelt =.
Ist in erster und zweiter Instanz auf Ungültigkeit der Ehe er-
kann worden und will weder der unterlegene Gatte „od der d -
fensor matnmonu weiter appellieren, so können die Gatten zu einer
Xr. f %^^''r*-- Es haben aber die Erkenntn sse über da
Eheband das Pr.v.leg, daß sie nie volle Rechtskraft erlangen' So
bald s,ch v.eln,ehr neue Beweismittel für die Gültigke^deJ annu -"
harten Ehe ergeben, ist der Prozeß wieder aufzunehmen, und prechen
die 'Gatten aufV /f Tl'"'"' ""'^ '''"^" ^''^'^ ^"'^h ""^rdessen
Nur täte dl lett lT^^^':='^*'g>^-t«--teiIe anderweitig verheiratet.
Jxui ^^are die letztere Ehe ein matrimonium putativum und die ihr
entsprossenen Kinder legitim. '-'ii^um und die ihr
§ 153.
Die RechtswirknnÄei. ,1er Ehe für die Elfern „„d die Kinder
-"rL^b^;. ti•ere•r*■KR^rM3 1"^"^ ' ''' -' «'" '^^ '-""''■
T , ^*-iit.iei, ivK. II 513: SanchezlTY ppr»- ^
r^^Ui^^. Legitimation d. nachfolgende Ebe.'ssl R. Hi^HeUse:;
»tanz d.Ehe f u„4ui'' ! '!> '?""' ""^ "*'"^"- ^^"■'' '• -ster u. dritter
erhandlung erwirket '' " ' '"'"' ^*'*'*' ^'' '""« "■ D^ensor e. vierte
erster Instanz muß 1 def!L . "' ^'^ "''•=''• Ehenichtigkeitsurteilen
910] 826 ff.) Es istwohMsT TT," "PP«'"«"«" '^ (Theol. u. Glaube II
»decretalium IV2 ri912) 694« v ' . ''*™'' «"■ Weriiz-Laurentius,
mer Partelen gewäh te a Ersuchir, R Tr'i';''''"'"""« v. Vinkularprozessen
).i^ miseratione-. §14 ' ''■ ^""^'- ^™'"''- ß^ned. XIV.,
C. 7 n, X de sent. et re judic. JI, 27.
224 IV. Bucli. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap: Die Ehe,
D Legitim d nachfolg. Ehe i. Internat. Privatrecht m. bcsond. Rücksicht a. <1.
hont ^em. röm. Recht, 1894. P.Vogels, Z. gemcinrechtl. Lehre v. d. Legitim,
d n-jchtol- Ehe, 1897. K.Koch, Legitimatio per suhsequens matrimomum, IbJ..
M Cornil Du contrat de mariage et des droits respectifs des epoux, 1899.
r' Bartsch, D. Rechtsstellung d. Frau als Gattin «. Mutter, 1903. F. Kogler.
d' legitimatio per rescriptum v. Justinian b. z. Tode Karls IV., 1904. Ders., Be.-
träge z. Gesch. d. Rezeption u. d. Symbolik d. legitimatio per suhsequens matn-
monium (Sonderabdr. a. d. Z. d. Savigny-Stiftung f. Rsgschte, Germ. Abt XXV)
1904 B Pitzorno, La legittimazione nella storia delle istituzioni familiari del
medio evo 1905. R. Genestal, Histoire de la legitimation des enfants naturels
0« droit canonique, 190.5. H. Fehr, D. Rechtsstellung d. Frau u. d. Kiuder .. d.
Weistümern, 1912.
Aus der Ehe entstehen eine Reihe von Rechtswirkungen für die
Eltern und die Kinder. Hier kann nur von den kirchenrechtlichen >
die Rede sein, und nur soweit das nicht schon im vorausgehenden
geschehen ist. • i, ti
1 Die Gatten treten in die innigste Lebensgemeinschaft zu-
einander Der Mann ist der Eheherr der Frau. Er hat sie zu unter-
halten, zu schützen und ihr Recht zu vertreten K Die Frau hat ihm
als Gefährtin Gehorsam zu erweisen und zu helfen, namentlich das
Hauswesen mit zu besorgen 3. Der Mann bestimmt das Domizil und
die Frau hat ihm dorthin zu folgen ; es müßte nur sein, dafa der Mann
durch eine schändliche Handlung zu dessen Änderung gezwungen
wäre^ Ebenso teilt die Frau Namen, Rang und Stand des Mannes,
die morganatische Ehe ausgenommen ^ Besonders aber schulden sich
die Gatten die eheliche Treue und die Leistung der ehelichen Pflicht.
Die eheliche Treue wird gebrochen durch geschlechtlichen Verkehr
mit einer andern Persona Ein Gelübde der Keuschheit, ohne Zu-
stimmung des andern Gatten abgelegt, ist nichtig; und selbst weiin
ein Gatte solchem Gelübde zugestimmt hätte und nun trotzdem die
eheliche Pflicht forderte, müßte der Gelobende sie leisten '. V erloren
"T^^l^^irchl. Richter i. Konkurrenz n, d. weltl. a. üb. d. -"««gensrechtl
Verhältnisse entschied, haben d. Kanonisten a. h.erüb. gehandelt, z. B. ^.u,clMZ
'. Gn 3, 16. 1 Kor 11, 3. Eph 5, 23 ff. Kol 3, 19. ^Jf^^'''
3 Gn 2. 18. 1 Kor 7, 39. Eph .5, 22. Kol 3, 18. 1 Petr 3, 1. C. 12-19,
C. XXXUl, q. •>. ^ vvviv «12. 0. 9 11, X de sponsal. l
' C. 4 (Conc. Vormer. a. io6, c. 9), C. aa.mv, q. ^.
IV 1 C 8 10 13. X de restit. spoliat. II, 13. C. 8 9, X de voto III, So.
' ' C 3 «! 1 in VI'« de sepult. 111, 12. Vgl. ob. S. 87, litt 1.
. C. 4 (Vmbr.,, C. XX.KH, q. 4. C. 23 (Innoz. L a 405) a XXXII, q. ^■
li. d. R.-,mern war nur d. Ehebruch d. Frau e. Vergehen. V gl. ob. S 169
T 1 Kor 7, 3 ff. C. XXXUl, q. 5. X de convers. con,|Ug. 111. 3-. \gl. M ■
■S. 222; c.b. S. 162. Siiiichez 1. IX, disp. 39 ff.
1. VI.
§ 153. Die Rechtswirkungen der Ehe für die Eltern und die Kinder. 225
aber geht das Recht der Forderung durch verschuldete affinitas
superveniens 1 und durch Ablegung des Gelübdes der Keuschheit 2.
Eine Pflicht zur Leistung des debitum conjugale besteht auch nicht,
wenn der andere Teil ohne jedes Verschulden des einen sich eines
Ehebruchs schuldig gemacht hat^, sodann während der zwei ersten
Monate nach geschlossener, aber noch nicht konsumierter Ehe, falls
ein Gatte sich mit der Absicht trägt, ins Kloster zu gehen ^; endlich
bei begründeten moralischen oder gesundheitlichen Rücksichten 5.
2. Was die Kinder betrifft, so sind alle in der Ehe von den
Gatten gezeugten und geborenen Kinder ehelich oder legitim. Nach
dem römischen Rechtssatz: „Pater is est, quem nuptiae demonstrant",
wird bei Gericht präsumiert, daß der Ehemann der Vater derjenigen
Kinder sei, die ihm von seiner Ehefrau nach Verlauf von sechs
Monaten (vollendete 181 Tage) seit der geschlossenen und vor Ablauf
von zehn Monaten nach gelöster Ehe geboren werden ^. Diese Rechts-
vermutung kann durch gar nichts anderes als durch den Beweis der
Unmöglichkeit der Vaterschaft des Ehemannes entkräftigt werden'.
Als legitim gelten auch die Kinder aus Putativehen §. Aber nicht
' Vgl. ob. S. 188.
' Vgl. Bd I, S. 222; ob. S. 162 193 f. Vgl. a. Scherer, KR. II 515 >« ^K
^ C, 15 16 19, X de conv. conjug. III, 32. Vgl. unt. § 155
' Vgl. ob. S. 161 f.
' C. 1—5, C. XXXIII, q. 4. D. Nähere üb. d. ehel. Pflicht gehört i. d. Moral.
D. Lehr- u. Handbücher ders. können, wenn sie sein wollen, was sie sollen, d.
Kasuistik wie sonst so a. hier absolut nicht entbehren. Vgl. etwa: Alph. Liguori
Theol. moral. 1. VI, n. 900 ff; Lehm kuh 1, TheoL moral. ^> II 615 ff; Schin dler'
Lehrb. d. Moraltheol. II 2 (1910), 741 ff; M. B. Nardi, Dissertatio de sanctitate
matrimonii vindicata contra onanismum 3, 1907; A. Verm eersch, Pour l'honetete
conjugale», 1909; Mercier (Kard.), Les devoirs de la vie conjugale, 1909. [A i
d. Deutsche übers, unt. d. Titel: D. Pflichten d. Ehelebens v. P. Bahlmannl-
Th. Wilhelm, D. Eheleben^ (1910) 96 ff: Berrenrath, D. Onanie i. Beicht-
stuhl (Köln. Pastoralbl. XLVI [1912] 2^9ff); Aug. K noch, L'onanisme conjugal et
le tribunal de la pönitence % 1912. [I. d. Deutsche übers, v. Ad. Knoch unt d
ritel: Geburtenrückgang u. prakt. Seelsorge 2, 1913J; J. Alberti, De sexto et nono
lecalogi praecepto et de usu matrimonii, 1913. F. Renz, D. kath. Moralsätze bezügl.
1. Rationalisierung d. Geburten, 1913. Hirtenbrief d. deutsch. Bischöfe v. 20 Au-
1913 (Kirchl. Amtsbl. f. d. Diöz. Rottenb. 1913, Nr 26). - A. wenigsten kann d.
iraktische Jurist — v. Arzt ganz z. schweigen — d. s. immer wiederholenden, a. v.
Mnigen, glücklicherweise wenigen kath. Moralisten unterstützten Angriffe Böswilliger
i. d. Kasuistik verstehen.
' L. 5, D. de in jus vocando 11, 4. L. 12, D. de statu hom. I, 5. L. 3, §§ 11 19
' de suis et legit. haered. XXXVllI, 16. L. 29, D. de liber. et posthum haered'
vXVIII, 2.
" Selbst nicht d. d. gegenteil. Versicherung d. Mutter. S. C. Conc 9 Aucr 1884
' Vgl. ob. S. 87, litt. f. ' "■
öägniniler, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. U. 3. Aufl. 15
226 I^' • ß^i^'^- I^ie Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
bloß die in der Ehe geborenen Kinder sind legitim, sondern es werden
durch die nachfolgende Ehe auch legitimiert die von den Gatten schon
vorher miteinander erzeugten natürlichen Kinder, wenn nur die Eltern
in der zwischen Empfängnis und Geburt des Kindes gelegenen Zeit
sich hätten, wenn etwa auch nur mit Dispens, ehelichen können. Da
aber das Eheband ein indispensables Ehehindernis ist, so werden
liberi adulterini auch durch die nachfolgende Ehe der Eltern nicht
legitimiert ^. Ob auch die Putativehe solche legitimierende Kraft habe,
ist bestritten, aber die bejahende Anschauung hat die Billigkeit für
sich 2. Um die notwendige Sicherheit zu haben, soll der Pfarrer die
Brautleute vor der Trauung zur ausdrücklichen Anerkennung der un-
ehelichen, durch die Ehe zu legitimierenden Kinder veranlassen 3. Eine
kirchliche Legitimation unehelicher Kinder kann auch durch den Papst
erfolgen, nur ist das bürgerlich ohne Wirkung, wie umgekehrt die
bürgerliche Legitimation durch den Landesherrn kirchenrechtlich be-
deutungslos ist"^. Endlich ist es Pflicht und Recht der Eltern, ihre
Kinder christlich zu erziehen, und zwar vor allem des Vaters, des
Inhabers der patria potestas^.
§ 154.
Die Eheauflösuug.
Decr. Grat. C. XXVII, q. 2. C. XXVIII, q. 1 2. C. XXXII. Decr. Greg. IX.
1. IV, t. 8 de conjug. lepros.; t. 19 de divort. ; t. 20 de donat. int. vir. et uxor. ;
1. V, t. 16 de adulter. et stupro.
Alt. Lit. b.: J. F. Schulte, Gesch. d. Quell, u. Lit. d. kan. Rs III 2, 368 f;
Scherer, KR. II 541 578. Viele, v. all. aufklärer. Lit. a. d. Anfang d. 19. Jhdts b. :
K.Werner, Gesch. d. kath. Theol. s. d. Trienter Konzil b. z. Gegenwart ^ (1889)
371 ff. — A. J. Binterim, CoUectio dissertationum elegantiorum de matr. vinculo in
' C. 1 6, X qui filii sint legit. IV, 17. Seh er er, KR. II 521", bestreitet d.
Beweiskraft v. c. 6 cit. daf. , daß d. adulterini d. nachfolg. Ehe nicht legitimiert
würden. Allein entschieden ist d. Sache d. Sixtus V., „Postquam" v. 3. Dez.
1586 u. Ben ed. XIV., „Redditae Nobis" v. 5. Dez. 1744. C. S. Off. 8. Juli 1903
(A. f. k. KR. LXXXIV [1904] 1'29 f). Daß ab. i. all. and. Fällen i. Dispensgesuch
u. legitimatio prolis nachgesucht werden muß, ob. S. 213. Wcrnz-Laur en t ins,
Jus decretalium IV 2 (1912), 595^». Üb. d. röm. Recht Scherer, KR. II 520 f.
2 Scherer, KR. II 522 30. Wernz-Laur en tius a. a. 0. IV 2 (1912), 594 «».
^ Meldeten s. nacheinander mehrere Väter, so wäre d. als Vater d. Kindes
anzuerkennen, welch, d. Mutter ehelicht. Scherer, KR. II 522". Schjiitzer,
Kath. ER. 578.
* C. 13, X qui filii sint legitimi IV, 17. Vgl. Bd I, S. 228.
' üb. d. patria potestas c. 2, X de convers. infidel. III, 33. — Z. Lit. üb. christL
Erziehung vgl. 4j 111 149. — Z. Geschieh tl. vgl. noch: F reisen, Gesch. d. kan.
ERs 847 ff; Esmein, Le mariage en droit canonique II 3 ff.
§ 154. Die Eheauflösung. 297
casu adulteiii, 1807; a. deutsch unt. d. Titel : Sammlung usw., 1807. J.B.Fuchs,
D. Ehescheidungsprozeß, 1838. A. Roskoväny, De indissolubilitate matr., 1840 ff!
J. W. Eberl, Ehescheidung u. Ehescheidungsprozeß, 1854. K. F. Bräu'nig D
Recht d. Ehescheid, a. Grund d. Schrift u. Gesch., 1861. E. Hus chke. Was lehrt
Gottes Wort üb. d. Ehescheid.? 1860. Ders.. Beleuchtung d. Einwürfe geg m
Schrift: Was lehrt usw.? G. Gh. A. Harleß, D. Ehescheidungsfrage, 1861
J. We b e r , D. Ehescheid, n. d. gelt. gem. KR., 1875. R ö d e n b e c k , D. Ehe i besond
Beziehung a. Ehescheid. (Theol. Stud. u. Krit. [1881] 205 ff ; [a. sep. 1882]). F. Sca-
duto, Ildivorzio e il cristianesimo, 1882. J. Cauviere, Le lien conjugal et le di-
vorce, 1890 ff E. H u b r i c h , D. R. d. Ehescheid, i. Deutschi., 1891. H. D i d o n In-
d]sso lubilite et divorce, 1892; übers, v. C. Schneider, 1893. G. Allegre,' De
la cel^bration du mariage relig. et civile. Du divorce, 1893. H. Geffken Z Gesch
d. Ehescheid, v. Gratian, 1894. A. Cigoi, D. Unauflösbarkeit d. christl ' Ehe u
d Ehescheid, n. Schrift u. Tradition, 1895. P. Quinque t de Mon jo ur, Histoire
de l'mdissolubihte du mariage en France depuis le Y« siecle jusqu'au Concile de
Trente, 1901. L. de Mattheis, Matrimonio e divorzio secondo natura e religione
tradizione e storia, diritto e civilta, 1902. Giobbio, Lezioni di diplomazia ecclesia-
stica 111 384 ff. J. Fahr n er, Gesch. d. Ehescheid, i. kan. R. 1. Tl : D. Gesch
d. ünauflöslichkeitsprinzipes u. d. vollkomm. Scheid, d. Ehe, 1903 Ebelin-
Ehescheid., Eheschließ, u. kirchl. Trauung. N. d. Schrift u. d. Gesetzgebung I9O4'
P. Pisani, L'Eglise et le divorce, 1904. G. Fonsegrive, Mariage et union
libre, 1904. E. Eichmann, Eherechtsreform i. Österr. (Kultur VIII [1906] 129ffj.
A. V. di Pauli, D. österr. Eherechtsieformbewegung (A. f. k. KR. LXXXVI [1906]
715 ff). K. Böckenhoff, D. ünauflöslichkeit d. Ehe, 1908. BlainviUain
Histoire de l'influence du christianisme sur le divorce en Occident et en France eu
particulier, 1911. H. Breitgoff, Ehescheid, u. Ehenichtigkeit i. kanon R u i
deutsch. Reichsrecht, 1912. E. Menge v. Arbeiten üb. Ehescheid, rufen jedesmal
hervor etwaige neue Gesetze hierüb. i. einzel. Ländern; vgl.: Seh er er KR II
541; Friedberg, KR.« 502 508 ff 512.
Wohl zu unterscheiden ist die Auflösung der Ehe und die Auf-
lösung der ehelichen Lebensgemeinschaft. Bei der letzteren wird nur
die Gemeinschaft in Bezug auf Wohnung, Tisch und Bett aufgehoben,
während das Eheband fortbesteht. Bei der ersteren wird das Ehe-
band selbst gelöst. Der Ausdruck „Ehescheidung" und auch „Ehe-
trennung'' hat bald den weiteren bald den engeren Sinn. Klar ist der
Sinn von „Ehescheidung", wenn ihr „Eheauflösung" gegenübersteht.
Ihrem Zweck und Wesen nach ist die Ehe unauflöslich 1. Das
wierkannten wenigstens der Idee nach die hervorragendsten alten
Kulturvölker, so namentlich die Juden und die Römer. In Wirklich-
keit aber wurde den Juden von IVIoses „um ihrer Herzenshärtigkeit
willen'' erlaubt, der Frau den Scheidebrief zu geben, und bei den
Kömern war schließlich die Ehescheidung infolge beiderseitiger Über-
einkunft (divortium) oder einseitiger Kündigung (repudium) etwas All-
* Vgl. ob. S. 79 f.
15*
228 ^V. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
tägliches 1. Demgegenüber stellte Christus die Ehe in ihrer Reinheit
als unauflöslich wieder her 2. Das bonum sacramenti ist gerade die Un-
auflöslichkeit der Ehe^. Auch die Apostel verkündigten die gleiche
Lehre*. Die Väter sprachen sich mit wenigen Ausnahmen für die
Unauflöslichkeit der Ehe aus*^; vor allem aber immer die Päpste*'.
Aber nur langsam konnte die Kirche ihre Forderungen durchsetzen.
Neben der allgemeinen Sittenlosigkeit standen besonders auch die Staats-
gesetze entgegen. Sogar das divortium ex consensu gestatteten noch die
christlichen Kaiser". Diese Art der Ehescheidung hat immerhin die orien-
talische Kirche zurückgewiesen ^ Im übrigen aber nahm dieselbe mit Wirkung
bis heute das staatliche Ehescheidungsrecht an , nach welchem wegen einer
Reihe von Verbrechen, namentlich wegen gerichtlich erwiesenen Ehebruchs,
die Ehescheidung und den geschiedenen Gatten die Eingehung einer neuen
^ J, Lhomer, Histoire de la repudiation en droit romain, 1902. L. de Feis.
Del libello del ripudio nella legge mosaica, 1906. F.Triebs, Studien z. Lex Dei
II (1907) 2 ff. Vgl. z. Lit. a. ob. S. 81.
2 Mt 5, 31 f; 19, 4 ff. Mk 10, 11 f. Lk 16, 18. Vgl. ob. S. 81 f. Schanz,
D. Lehre v. d. heil. Sakr. 700 ff. P e s c h , Praelectiones dogmaticae VII ^ 379 ff.
Bartmann, Lehrb. d. Dogm. « 822 f. Pohle, Lehrb. d. Dogm.MII 675 ff. E.Lyt-
telton, The teaching of Christ about divorce (Journal of theol. stud. V [1904]
621 ff). F. C. Burkitt, St. Marc and divorce (Ebd. 628 ö). M. Gspann, D.
Bergpredigt u. d. Unauflösliclikeit d. Ehe (Katholik 1906, II 301). M. Denn er.
D. Ehescheidung i. N. T., 1910. A. Ott, D. Auslegung d, neutest. Texte üb. d.
Ehescheid., 1911. K. Lake, The earlist Christian teaching on divorce (Expositor,
7. Ser. X [1911] 416 ff). C. W. Emmet, The teaching of Hermas and tlie first
Gospel on divorce (Ebd., 8. Ser. I [1911] 68 ff). F. G. Gigot, Clirisfs teaching con-
cerning divorce in the N. T., 1912.
3 Vgl. ob. S. 82 f.
' 1 Kor 7, 10 ff 39. Rom 7, 2 f.
^ Schanz a. a. 0. 704 ff. P esch a. a. 0. 390 ff. Bart mann a. a. 0.823.
Po hie a. a. 0. 682 f. Besonders entschieden trat d. hl. Augustinus f. d. Un-
auflöslichkeit d. Ehe e. (C. 1 2 4 6 10 27 28, C. XXXII, q. 7). D. unsichere Haltung
einiger griech. Väter, wie Basilius, Chrysostomus, Epiphanius, erklärt
s. a. z. starker Rücksichtnahme a. d. staatl. Gesetze üb. d. Ehescheidung. Wie
sonst, so war a. hier. d. Abendland entschiedener. A. Condaniin, St Epiphane
a-t-il admis la lögitimite du divorce pour adultere? (Bulletin de litt, eccl^s. [1900]
16 ff). [NeinI Gog. e. Art. v. Souarn i. Echos d'Orient, avril-mai 1899.] So
nimmt a. Wernz-Laurentius, Jus decretalium IV 2 (1912), 607'", d. Orien-
talen i. Schutz. Etwas anders, u. zwar m. Recht Fahruer, Gesch. d. Ehescheid,
i. kan. R. I 31 ff.
« C. 2 (Innoz. L a. 402), C. XXXIV, q. 1 2. C. 19 21 28 (Greg. I. a. 590
bis 604), C. XXVIl, q. 2. Syll. Nr 67. Heiner, D. Syllabus 305 ft\ Leo XIII.,
„Arcanum" v. 10. Febr. 1880.
^ Novella 117 140. Fahrnrr a. a. 0. I 25 ff.
* Trullanum a. 692, c. 87. Lauch ort, D. Kanoncs u.sw. 133 f.
§ 154. Die Eheauflösung. 229
Ehe gestattet ist \ Nicht geringere Schwierigkeiten fand die Kirche hierin
bei den germanischen Völkern. Sowohl die germanischen Volksrechte als die
leges Romanae barbarorum gestatteten Ehescheidung im weitesten Umfang-.
So gewährten noch der karolingischen Zeit angehörige Gesetze aus der Mitte
des 8. Jahrhunderts Ehescheidung auf Grund von Übereinkunft und darauf-
folgende Wiederverheii'atung und anerkannten Ehebruch der Frau. Lebens-
nachstellung und Verweigerung der ehelichen Pflicht als einseitige Eheschei-
dungsgründe ^ Nachdem aber die Kirche seit der Mitte des 12. Jahrhunderts
die ausschließliche Gerichtsbarkeit in Ehescheidungssachen erlangt hatte,
konnte sie die bisher noch tolerierten laxeren Bestimmungen endgültig beseitigen.
Jetzt galt hinsichtlich der vollzogenen Ehe, daß sie nur mehr durch den Tod
und auf Grund des Privilegium Paulinum getrennt werden könne *. Und sah
man noch in der Schule von Bologna die unvollzogene Ehe in einer Eeihe von
Fällen für auflösbar an, so durch votum sollemne, geschlechtliche Impotenz,
Krankheit, Wahnsinn, geistliche Verwandtschaft, affinitas superveniens, Raub,
Gefangenschaft, nachfolgende konsumierte Ehe, so blieb als Auflösungsgrund
der nicht vollzogenen Ehe nur noch das votum sollemne ^. Überdies hielt
man daran fest, daß auch der Papst aus Gründen von der nicht vollzogenen
Ehe dispensieren könne, eine Meinung, die seit dem 15. Jahrhundert auch
durch die Praxis stärker zur Geltung kam ®.
Dementsprechend werden auf dem Konzil von Trient diejenigen
mit dem Banne bedroht, welche im Gefolge der Reformatoren be-
haupten, daß das Band der Ehe gelöst werden könne durch Abfall
vom Glauben oder durch lästiges Zusammenwohnen oder durch bösliche
Verfassung^. Die gleiche Drohung wurde ausgesprochen gegen die-
jenigen, welche leugnen, daß die nicht vollzogene Ehe durch die
professio religiosa eines Gatten gelöst werde ^. Gegen die griechische
Kirche hatte man bereits einen Kanon vorbereitet des Inhalts, daß
diejenigen dem Banne verfallen sollten, welche behaupteten, die Ehe
' Zhishman, D. ER. d. Orient. K. 104fl". Vering, KR.^ 939 ff. N. Milasch,
D. KR. d. raorgenländ. K. Übers, v. A. R. v. Pessic^ (1905) 629 ff. Fahrner
a. a. 0. 1 33 ff. K. Lübeck, D. Ehescheid, i. d. orthod.-griech. K. (Wissenschaftl.
Beil. z. Germania [1912] Nr 39).
^ Schröder, Lehrb. d. deutsch. Rsgschte^ 67 316 f.
^ Decr. Vermeriense (Verberie) a. 756, c. 5 6 9 17. Decr. Compendiense (Com-
piegne) a. 757, c. 9 16 19. Ed. Boretius I 40 38. Fahrner a. a. 0. I 71 ff.
Vgl. a. ob. S. 152 187.
* Vgl. ob. S. 157 f 164 ff\ ^ Vgl. ob. S. 84 161 f.
* Vgl. ob. S. 84 f. — H i n s c h i u s . D. Ehescheidungsrecht n. d. angelsächs. u.
fränk. Bußordnungen (Z. f. deutsch. R. XX [1861] 66 ff). R. D 0 v e , Vorreformatorisches
Ehescheidungsr. (Z. f. KR. XIX [1884] 377 ff). Preisen, Gesch. d. kan. ERs 769 ff.
Esmein, Le mariage en droit canonique II 45 ff.
' Sess. XXIV de sacr. raatr. can. 5. Fahrner a. a. 0. I 243 ff.
' Sess. XXIV de sacr. matr. can. 6.
230 1^'- B"cli. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
könne wegen Ehebruch eines Gatten gelöst werden, und es stehe
beiden Gatten oder wenigstens dem unschuldigen frei, eine neue Ehe
zu schließen. Allein auf Vorstellung des venezianischen Gesandten
gab man dem Kanon die mildere Fassung: „Wenn jemand sagt, die
Kirche irre, wenn sie lehrte und lehrt, es könne der evangelischen
und apostolischen Lehre gemäß das Eheband um des Ehebruchs eines
Gatten willen nicht gelöst werden . . . der sei im Banne." ^
So ist eine Auflösung der vollzogenen Ehe außer durch den Tod
nur möglich auf Grund des Privilegium Paulinum, eine Auflösung der
unvollzogenen durch professio religiosa und päpstliche Dispens. Die
früher vielfach bestrittene 2 Befugnis des Papstes, vom matrimonmm
ratum sed non consummatum dispensieren zu können, ist, schon früher
geübt, seit Martin V. stehend geworden, so daß gegenüber der viel-
hunde'rtjährigen Praxis jeder Zweifel an deren Begründung verstummen
muß. Damit aber von dieser Befugnis Gebrauch gemacht werden
kann, ist notwendig, daß ein guter Grund vorhanden sei K übrigens
wird das Recht nur in verhältnismäßig seltenen Fällen* ausgeübt, und
zwar in der Regel dann, wenn die moralische Überzeugung vor-
handen ist, daß die Ehe aus einem im Rechte anerkannten Grunde,
der sich aber in foro externo nicht genau erweisen läßt, nichtig ist,
so bei Impotenz, Irrtum, Zwang, fehlender Bedingung, voraussichtlich
unglücklicher Ehe^.
1 Sess. XXIV de sacr. matr. can. 7. F ahm er, Gesch. d. Ehescheid, i. kan^R
I 257 ff - Z Gesch. d. Kanons: The in er, Acta genuina Conc. Trid. II 313 332 33.
340 358 f. Pallavicini, Storia del Conc. di Trento 1. XXII, c. 4 i. f. - D. Kanon
darf nicht f. rein disziplinar angesehen werden. S ch er er, KR. H 553 3«. F. duixi-
weg dogmat. erklärte ihn Perron e. Vgl. Cigoi, D. Unauflösbarkeit d.chnstl.
Ehe 149 ff Daß er indirekt d. Dogma d. K. enthalte, bemerkt Pesch, Praelec^-
tiones dogmaticae VIP 393. Vgl. a. : Th. Specht, D. ^l^^'^^f ^Jragwei^^^^^^^
d 24 Sitzung d. Konz. v. Trient (Theol.-prakt. Monatsschrift XII [1902] /30 ff) ;
Pohle, Lehrb. d. Dogm. ^ III 679; Wernz-Laur eutius, Jus decretalmm IV.
(1912) 661"^ Vgl. noch Syll. Nr 67. Heiner, D. Syllabus 304 ff
^ Sanchez 1. II. disp. Uff. Schanz, D. Lehre v. d. l^eiL Sakr 711 f.
Pesch a a 0 VIP 407 ff. Pohle a. a. 0. 685 f. Scherer, KR. II 55b .
Schnitzer, Kath. ER. 596^ Fah r ner a. a. 0. I 316 ff Wernz-Laurentius
a. a. 0. IV 2 (1912), 617*°.
3 Ob d Papst a. o. Grund dispensieren könne, ist bestritten. V\ e r n z-
Laurentius a. a. 0. IV 2 (1912), 616 ^^ Daß d. Ausdruck „Dispens^ hier nicht
ganz passend ist: Scher er, KR. II 557*^.
* .led. .Jahrgang d. Acta S. (bzw. Ap.) Sedis enthält einige Fälle.
» D.Verfahren hat Bencd. XIV. i. d. Bulle J)ei misenitione v. 3^Nov. 1.41
geordnet. §15. Ri chter- Sc h u l to , Conc. Trid. 569. «^^'^^V- 1 A Vn
Schnitzer, Kath. ER. 362 ff. K. Braun, D.Vorverfahren d. bischöfl. Kurien
§ 155. Die Ehescheidung. 231
§ 155.
Die Ehesclieiduiig.
Z. Lit. vgl. §§ 152 154. Sanchez 1. X, disp. 2 ff.
1. Wenn die Ehe ihrer Natur nach auch unauflöslich ist, so schließt
das doch nicht aus, daß den Eheleuten unter Umständen die Pflicht
des ehelichen Zusammenlebens erlassen , daß ihnen ein divortium ^
(particulare), eine separatio, eine Scheidung oder Trennung gestattet
wird; und zwar kann diese separatio sein eine solche quoad torum
et mensam oder nur eine solche quoad torum. Sodann kann dieselbe
nach einer in der zweiten Hälfte des Mittelalters aufgekommenen
Unterscheidung sein eine beständige, bleibende (perpetua) und eine
vorübergehende, zeitweilige (temporaria). In Übereinstimmung hier-
mit hat das Tridentinum diejenigen mit dem Banne belegt, welche
die Kirche des Irrtums zeihen , weil sie aus vielen Gründen eine
Scheidung der Eheleute von Bett oder Wohnung auf bestimmte oder
unbestimmte Zeit zuläßt 2.
Schon in der Schrift findet sich die beständige Scheidung wegen Ehe-
bruchs der Frau ausgesprochen ^. Dem Ehebruch wurden hierin dann auch
andere Vergehen gleich geachtet*. Bei all diesen schweren Sünden ergab
sich schon wegen der damit verknüpften öffentlichen Buße Ehescheidung, die
aber mit derselben etwa auch wieder endigte. Noch später erkannte man
neben der Gefahr für die Moralität auch solche für die zeitliche Wohlfahrt
als Ehescheidungsgrund an ^.
2. Eine beständige Scheidung von Tisch und Bett kann erfolgen
für den Fall, daß die Eheleute sich vereinbaren, in einen Orden zu
treten, oder daß der Mann mit Einverständnis der Frau die höheren
b. Auflösung d. nicht voUzogenen Ehen d. d. Heil. Stuhl (A. f. k. KR. LXXVI
[1896] 212 ff). Wernz-Laurentiusa. a. 0. IV 2 (1912), 619^^ Vgl. ob. S. 154,
A. 2. — Üb. d. Stellung d. Zivilgesetzgebung z. d. kirchl. Auflösung d. Ehe d. PrivlI.
Paulin., profess. lelig. u. Dispeus d. Papstes vgl. d. ob., S. 98, A. 3; S. 162. A. 4;
S. 166, A. 4, erwähnt. Arbeiten v. Geffcken u. Köpke: ferner : Richte r-Dove-
Kahl,KR. 1172; Scheurl,D. gem. deutsche ER. 279ff: Scherer, KR. II 572'*;
Friedberg, KR ^ 504.
^ Üb. d. Ausdruck „divortium" ob. S. 220, A. 1. D. Theologen v. heute ge-
brauchen dens. besonders i. Sinn v. Ehescheidung.
* Sess. XXIV de sacr. matr. can. 8.
» Mt 5, 31 f; 19, 9. Mk 10, 11. Lk 16, 18. Vgl. ob. S. 228, A. 2.
* C. 6 (August., tatsächl. Pastor Herrn. Mand. IV, c. 1, n. 9), C. XXVIII,
q. 1.
^ Preisen, Gesch. d. kan. ERs 802 ff. Es mein, Le raariage en droit cano-
nique I 85 ff ; II 295 ff. Wernz-Laur entius a. a. 0. IV 2 (1912), 656 ^^^
232 IV. Buch. Die Verwciltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
Weihen nimmt. Sind nämlich die Gatten noch jung, so darf kein
Teil für sich allein ins Kloster gehen. Wäre aber ein Teil bereits
in vorgerückteren Jahren und Unenthaltsamkeit nicht zu befürchten,
so würde bei ihm, falls er in der Welt bleiben wollte, das einfache
Gelübde der Keuschheit genügen. Ebenso müßte die Frau, welche zur
Ordination ihres Mannes die Einwilligung gibt, entweder ins Kloster
gehen oder, wenn sie bereits älter ist, ein einfaches Gelübde der
Keuschheit ablegen ^
Besonders aber bildet einen Rechtsgrund für lebenslängliche Ehe-
scheidung der Ehebruch eines Gatten 2. Der Ehebruch muß aber ein
materieller sein, begangen durch copula carnalis^. Sodann muß er
sein ein formaler, mit Bewußtsein und freiem Willen begangen'^.
Ferner darf er nicht vom andern Gatten gebilligt oder mit verschuldet
sein^. Weiterhin darf dieser nicht selbst eines Ehebruchs schuldig
sein (compensatio delicti) ^. Endlich darf er dem schuldigen Teil nicht
ausdrücklich oder stillschweigend verziehen haben, so namentlich
durch Fortsetzung des ehelichen Umgangs (condonatio delicti)". Wo
das Verbrechen, wie gewöhnlich, nicht stringent erwiesen w^erden
kann, da genügt moralische Gewißheit auf Grund hinlänglich starker
Indizien ^. Es dürfen sich aber in der Regel die Gatten nicht eigen-
mächtig trennen 9; vielmehr muß die Scheidung durch den zuständigen
kirchlichen Richter ausgesprochen werden ^^. Eine eigenmächtige
1 Vgl. Bd I, S. 222; ob. S. 162. 2 c. 4 5 8, X de divort. IV, 19.
' Widernatürl. Unzucht wurde d. Ehebruch gleich geachtet. C. 7 (Hier.) 11
13 (August.), C. XXXIl, q. 7.
* C. 3—7 9 12 (August.) 14 (Leo I. a. 446?), C. XXXII, q. 5. C. 5 (Au-
gust.) 6 (Syn. V. Tribur a. 895), C. XXXIV, q. 1 2. C. 6, X de eo, qui cognov. con-
sang. IV, 13.
^ C. 6, X de eo, qui cognov. consang. IV, 13. D. Verschuldung d. and. Teils
mufs e. direkte sein ; c. 4, X de divort. IV, 19.
« C. 1 (August.), C. XXXir, q. 6. C. 6 7, X de adulter. V, 16. v. Ober-
kamp, Üb. d. Einreden d. Mitschuld u. d. gleich. Schuld b. e. Ehebruchsstreitsache
(A. f. k. KR. XXI [1869] 82 ff).
' C. 9, X de sponsal. IV, 1. C. 19, X de convers. conjug. III, 32. Uihlein,
Üb. d. stillschweigende Erlassung d. Schuld i. Ehescheidungsprozesse (A. d. KRswiss.
IV [1833] 39 ff; dageg. Weiß ebd. 299 ff).
» C. 4 (Cypr.), C. XXVII, q. 1. C. 2 (Hier.), C. XXXII, q. 1. C. 12 13, X
de praesumpt. II, 23. C. 27, X de tost, et attest. II, 20. C. 6. X de adulter. V, 16.
^ K. Dworzack, D. Wiederherstellung d. ehcl. Gemeinschaft zw. abgesondert
lebenden Ehegatten (A. f. k. KR. XVIII [1867] 3 ff). Vgl. a. A. f. k. KR. XXXVI
(1876j 406 ff.
'« C. 10 (Alex. II. a. 1061—107:)), C. XXXV, q. 6. C. 2, X ut lite pcnd. nil
innov. 11, 16.
§ 155. Die Ehescheidung. 900
Scheidung könnte provisorisch nur dann stattfinden, wenn der Ehe-
bruch gewifB und notorisch, weiteres Zusammenleben gefährlich wäre,
oder aus andern wichtigen Gründen. Ist aber der Ehebruch geheim!
so kann der unschuldige Gatte sich nicht öffentlich trennen, wolil aber
den usus matrimonii versagen 1. Der unschuldige Gatte kann nicht
verpflichtet werden, die eheliche Gemeinschaft je wieder aufzunehmen
Er darf m das Kloster gehen oder die höheren Weihen sich geben
lassen 2. Er kann aber auch mit dem schuldigen Teil sich wieder
aussöhnen 3. Und er müßte das eheliche Zusammenleben wieder her-
stellen, wenn er sich unterdessen selbst eines Ehebruchs schuldig
gemacht hätte*.
Der gegen das Wesen der Ehe verstoßende Ehebruch ist der
emzige Grund, aus dem auf fortwährende Ehescheidung erkannt werden
kann. Aus andern Gründen kann der Richter nur auf zeitweilige
erkennen. Zu diesen gehören, ohne daß deren Zahl im kanonischen Recht
genau umschrieben wäre: Abfall vom christlichen oder katholischen
Glaubens, Verführung zu Verbrechen «, Bedrohung des Lebens ^
schwere Beleidigungen und Mißhandlungen (Sävitien)«, bösliche Ver-
lassung 9, Lästigkeit des ehelichen Zusammenlebens, Rücksichten auf
Gesundheit, Ehre und Vermögen des einen Gatten. Doch ist körper-
liche Krankheit für die Regel kein Scheidungsgrund; vielmehr soll
gerade da sich die eheliche Liebe und Treue bewähren. Dasselbe
' C. 4 6, X de divort. IV, 19.
^ C. 21 (Greg. I. a. 601), C. XXVII, q. 2. C. 15, X de convers. conjug. III, 32
Üb. S. 220. D. schuldige Teil kann solches nur, wenn d. gekränkte d. zuvor selbst
getan. Anders S. C. Conc. 14. Nov. 1682; 2. Mai 1693; 2. Mai 1722. Dageg gut
fio^o^''.';,™' " ^^'^"' ^^^- "• Wernz-Laurentius, Jus decretalium IV 2
' D. schuld. Teil ist verpflichtet, a. Wunsch d. Unschuld, d. ehel. Zusammenleben
wieder aufzunehmen.
* C. 4 0, X de divort. IV, 19. C. 6, X de adulter. V, 16.
QU •.^' ^' ^"^^ ^''''''^' ^^' ^^- ^- ^- ^' ^ ^' *• IV, 19 konnte lebenslängl.
Scheidung u. Eintritt i. e. Orden erfolgen. Daß d. Ehe d. Apostasie e. Gatten
gelost werde, wie Cölestin III. i. e. Fall entschieden hatte, wies Innozenz III , c 7
X b. t. IV, 19, ab. Ob. S. 165, A. 3.
« C. 4 (August.), C. XXVIII, q. 1. C. 2, X de divort. IV, 19.
' C. 1, X de divort. IV, 19.
' C; 8 13, X de restit. spoliat. II, 13. Natürl. kommt es b. d. Beurteilung a
«. Stand d. Eheleute a. '
' I. MA. konnte man b. desertio malitiosa nur a. Wiederherstellung d ehel
Znsammenlebens klagen: c. 6, X de eo. qui cognov. consang. IV, 13; c is'x de
Ss) Wlf "' ^^" ^'' ^' ^' ^^' ^" ^^^^^^ ^^^^' ^" (^^^4) ^2 ff; XXXIV
234 iV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
gilt von der Geisteskrankheit. Diese könnte einen Ehescheidungs-
grund nur dann bilden, wenn sie mit Lebensgefahr für den andern
Teil verbunden wäre^
Im Ehescheidungsprozeß, der viele Ähnlichkeit mit dem Nullitätsprozeß
hat - und über den wegen seiner Häufigkeit in den einzelnen Diözesen meist
spezielle Vorschriften bestehen ', hat der in der Eegel zuerst angegangene
Pfarrer zunächst mehrere Sühneversuche zu machen. Gelingt das nicht, so
hat derselbe die Sache an das bischöfliche Ehegericht zu bringen, das
übrigens die Eheleute auch unmittelbar angehen können *. Vor Eröffnung
des Prozesses wird das Ehegericht selbst noch einen Sühneversuch machen.
Das Verfahren ist ein summarisches. Hier hat auch das Geständnis Platz,
vorausgesetzt, daß keine Kollusion der Parteien stattfindet * ; ebenso der
Eeinigungs- oder Erfüllungseid ^. Nach abgeschlossenem Prozeßverfahren und
nochmaligem vergeblichem Sühneversuch wird das Urteil verkündigt auf
lebenslängliche oder zeitweilige Ehescheidung oder auch auf Abweisung. Der
Gatte, der sich durch das Urteil beschwert glaubt, kann appellieren. Aber
gegen zwei gleichlautende Urteile findet keine weitere Appellation Raum. Im
Mittelalter entschied bei lebenslänglicher Ehescheidung der kirchliche Richter
auch über die Vermögensrechte der getrennten Gatten ". Heute gehören alle
solche Fräsen bei der Ehescheidung vor das weltliche Gerichte
■•o
§ 156.
Die zweite Ehe.
Decr. Greg. IX. 1. IV, t. 21 de secund. nupt.
Alt. Lit. b.: Seh er er, KR. 11 352. — H. Klee, De seeundis nuptiis, 1830.
Di Marzo, Le seconde nozze nella storia, 1895. Jolly, Des secondes raariages,
1896. L. Gaugusch, D. secundae nuptiae (Theol.-prakt. Monatsschrift XV [1905]
763 ff).
' C. 1 2, X de conjug. lepros. IV, 8. Anders, wenn b. körperl. Erkrankung
gerade d. Leistung d. ehel. Pflicht Ansteckung brächte : so b. lues venerea. S. C.
Conc. 11. März 1786. Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 290, n. 158.
2 Ob. § 152, wo a. Lit.
3 Rottenb. Ord.-Erl. v. 27. Dez. 1887. Pf äff, Gesetzeskunde 420 ff.
* B. bereits Getrennten ist zuständig d. Bischof d. Wohnsitzes d. Beklagten, b.
desertio malitiosa d. Bischof d. Wohnsitzes d. Verlassenen. Vogt, ER.' 204.
=^ C. 6, X de adulter. V, 16.
« C. 36, X de jurejur. II, 24. A. f. k. KR. XLIX (1883) 295 ff.
• C. 10. X de consuet. I, 4. C. 2 3 8, X de donat. IV, 20.
^ Üb. Verhalten d. Pfarrers gegenüb. v. Eheleuten, welche s. nur gerichtl. schei-
den ließen, od. welche eigenmächtig auseinandergingen: Schnitzer, Kath. Eli.
614 f. Wenn a. e. eingehenden Prozeßverfahren nur Verschlimmerung d. Verhält-
nisses z. gewärtigen wäre, kann d. Ordinariat a. kurzem Wege Scheidung a. be-
stimmte od. unbestimmte Zeit gestatten: decretum tolerantiae od. in forma ,Per-
mittimus". Seh er er, KR. II 591. D. ist namentl. praktisch, wenn bereits zivil-
gcrichtl. Scheidung vorausgegangen ist.
§ 157. Die bürgerliche Ehe des Bürgerlichen Gesetzbuches. 235
Der Apostel Paulus gestattet nicht bloß die zweite Ehe nach dem Tode
des ersten Gatten ■ (nuptiae secundae, bigamia oder richtiger polygamia suc
cessiva), sondern fordert unter Umständen geradezu dazu auf^ Strenger
dachten über dieselbe einige Väter. So nennt sie Athenagoras eine ,^i.o^.
^v^^ K Die Kirche aber blieb im wesentlichen immer bei der Anschauung
tl7l {r^t.f"'^ T' ^''™''"' ™ ^"^«"«inen wenigstens moralisch
begründeten Mißbilligung der Wiederverheiratung dadurch Ausdruck, daß sie
die bigam, mit zeitweiliger Kirchenbuße belegte ^ sie wegen der dadurch in
etwas zu Tage tretenden Inkontinenz und des defectus sacramenti für irregulär
erklarte» und den Priestern ausdrücklich verbot, bei solcher Hochzeitsfeier
anwesend zu sein'. Sodann wurde aus demselben Grunde, aber auch um eine
W lederholung zu vermeiden, solchen Ehen die Benediktion verweigert ».
Die Irregularität und die Verweigerung der feierlichen Einsegnun-
ist noch heute geltendes Recht, Näherhin wird diese Benediktion nicht
gegeben wenn sie schon einem der beiden Eheleute erteilt wurde
jedenfalls nicht, wenn bereits der Witwe. Dagegen kann die Ge-
wohnheit bestehen, daß bei einem bereits eingesegneten Witwer dem
andern Teil die Benediktion gegeben wird^'.
§ 157.
Die bürgerliche Ehe des Bürgerlichen Gesetzbuches.
A. d. reich Lit.: F. Hinschius, D. RG. üb. d. Beurkundung d. Personen-
75 4 ". ;• '^''-^.'■'f -S - 6. Febr. ,875. M. Kommentar i. Anmerkungen ust.
1875 4. Aufl. V. W Boschan, 1909. K. Sartori us, Kommentar z. Personen:
Standsgesetz i. d. v. 1. Jan, 1900 a. gelt. Fassung, 1902, - E. Holder, F. Scholl-
' Rom 7. 2. 1 Kor 7, 39: vgl. ab. a. Vers 40.
Titnl a907Vn9Y- '' '^ ^'''''' ''^ ^"''' "^ ^P»^*' '^^"^^ «■ ^"^"^'^'^^ "•
» Legatio pro christianis c. 33, Migne, Patr. Gr. VI 965. I, ähnl scharf
Verurteilung schrieb d. Montanist gewordene Tertullian e, ganzes Buch De
monogamia, P de Labriolle, Un episode de l'histoire de la morale chretienne
c ?2 /r TVVi' ^^''"f°'™ '• ^-^-i erst,Jhdten I 1.54, Richtig August
c. 12 13, C. XXXI, q, 1 ; c, 1, C. XXXII, q, 4. Pohle, Lehrb, d. Dog„°= lü 671ff
Syn. V. Nicaea a, 325, c, 8. Lanchert, D. Kanones usw, 39
Preisen, Gesch, d, kan, ERs 667 ff
« Bd I, S. 220 ff.
' ^- 8 (fy°- ■>■• I^'«»caes. a, 314-325, c, 3 7), C. XXXI, q. 1, C. 24 fSyn v
Ancyra a. 314, c, 19), C, XXVII, q, 1 ^ •* '
' C, 1 3, X h, t, IV 21,
stJl^rel'^V' ~ ^''f'f"'" '■ '''""■ ^- «l- Vorschriften d. röm, u, modern.
Staat!. Gesetzgebungen üb. d. Trauerjahr d. Witwe. C, 4 5, X h t IV 21
236 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
meyer u. a., Kommentar z. BGB. nebst d. EG. 1900—1907. Bd IV v. A. B. Schmidt
(1907): Familienrecht. J. Hollweck, D. Zivileherecht. 1900. G.Planck, BGB.
u. EG. Bd IV 3 (1906): Familienrecht. H. Dernburg, D. bürgerl. R. d. D. Reiches
U.V.Preußen. BdlV* (1908): Familienrecht. F. Endemann, Lehrb. d. bürgerl.
Rs. Bd II, Abt. 2 9 (1908): Familienrecht. E. Heilfron, D. bürgerl. R. d. D.
Reiches. Tl II, Abt. 4» (1908): Familien- u. Erbrecht. K. Sauer, D. deutsche
Eheschließungs- u. Ehescheidungsrecht unt. Berücksichtigung d. Haager Internat.
Privatrechtsabkommens V. 12. Juli 1902, 1909. Enneccerus-Kipp-Wolff, Lehrb.
d. bürgerl. Rs. Bd II, Abt. 2 ^ (1912) : Familienrecht. K. Cosack, Lehrb. d. deutsch,
bürgerl. Rs. Bd IP (1913): Sachenrecht, Familien- u. Erbrecht. A. Lehmkuhl,
D. BGB. d. Deutsch. Reichs nebst EG.', 1911. Viele Lit. namentl. z. Detailfragen
b. Friedberg, KR.« 411 ff. Weit. Lit. b. : 0. Mühlbrecht, Wegweiser d. d.
neuere Lit. d. Rechts- u. Staatswissenschaften Bd I^ (1893) 57 ff ; Bd II (1901)
53 ff u. i. d. 1902 ff folgend. Jahresübersichten: G. Maas, Bibliographie d. bürgerl.
Rs 1888—1898, 1899; S. 200 ff m. Nachträgen. — Z. württ. Ausführungsgesetz:
Nieder, D. AfG. z. BGB. u. z. dessen Nebengesetzen. Ergzbd II (1900) 866 ff.
Vgl. a. § 126.
Die Zivilehe-Gesetzgebung des Deutschen Reiches ist enthalten
im „Gesetz über die Beurkundung des Personenstandes und die Ehe-
schließung vom 6. Februar 1875", namentlich aber im vierten Buche
des seit dem 1. Januar 1900 gültigen „Bürgerlichen Gesetzbuches",
dessen erster Abschnitt (§ 1297 ff) die Aufschrift „Bürgerliche Ehe"
trägt. Im folgenden sei das Wichtigste ausgehoben.
I. Aus einem Verlöbnis kann nicht auf Eingehung der Ehe geklagt
werden. Das Versprechen einer Strafe für den Fall, daß die Eingehung der
Ehe unterbleibt, ist nichtig (§ 1297). Der ungerechtfertigte Verlöbnisbruch
begründet eine Schadenersatzpflicht (§§ 1198, Abs. 1 2; 1299; 1300). Die
Ersatzpflicht tritt aber nicht ein, wenn ein wichtiger Grund zum Rücktritt
vorliegt (1298, Abs. 3). Unterbleibt die Eheschließung, so kann jeder Ver-
lobte von dem andern die Herausgabe desjenigen, was er ihm geschenkt oder
zum Zeichen des Verlöbnisses gegeben hat, zurückfordern (§ 1301).
II. Der Eheschließung soll ein Aufgebot vorhergehend Das Aufgebot
verliert seine Kraft, wenn die Ehe nicht binnen sechs Monaten nach der
Vollziehung des Aufgebots geschlossen wird (§ 1316, Abs. 1). Das Aufgebot
darf unterbleiben, wenn die lebensgefährliche Erkrankung eines der V^erlobten
den Aufschub der Eheschließung nicht gestattet (§ 1316, Abs. 2). Von dem
Aufgebot kann Befreiung bewilligt werden (§ 1316, Abs. 3)'^ Für die An-
' Schon i. d. Aufgebot zeigt s. d. vielfache Anschluß d. bürgerl. Rs a. d.
klrchl. Vgl. F. Holldack, D. kanon.-rechtl. Einflüsse i. ER. d. BGB., 1903. um-
gekehrt läf3t s. i. Ehedekret Pius' X. „Ne fernere " d. Einflufs d. staatl. Ehegesetz-
gebung wohl erkennen. Knecht, D. neuen eherechtl. Dekrete (1909) 103.
* Zuständig, d. Befreiung z. bewilligen, ist d. d. Landesrecht berufene Behörde
d. Bundesstaates, i. dessen Gebiet d. Ehe geschlossen werden soll. 1. Württ. z. B.
ist dies d. Amtsgericht, i. dessen Bezirk d. zuständige u. b. mehrer. zuständigen
Standesbeamten d. v. d. Verlobten gewählte Standesbeamte seinen Amtssitz hat.
§ 157. Die bürgerliche Ehe des Bürgerlichen Gesetzbuches 9Q7
Ordnung des vor der Eheschließung zu erlassenden Aufgebots ist jeder Standes-
beamte zuständig, vor dem nach § 1320 des BGB. die Ehe geschlossen werden
soll (Ges üb. Beurk. d. Personenst. § 44). Zuständig zur Eheschließung ist
der Standesbeamte, in dessen Bezirk einer der Verlobten seinen Wohnsitz
oder seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat. . . . Unter mehreren zuständigen
Standesbeamten haben die Verlobten die Wahl (§ 1320). Vor Anordnun- des
Aufgebots sind dem Standesbeamten die zur Eheschließung gesetzlich°not-
wendigen Erfordernisse als vorhanden nachzuweisen. . . . Geburtsurkunden usw
<Ges. üb. Beurk. d. Personenst. § 45). Das Aufgebot ist bekannt zu machen-
1 . m der Gememde oder in den Gemeinden, woselbst die Verlobten ihren
Wohnsitz haben : 2. wenn einer der Verlobten seinen gewöhnlichen Aufenthalt
außerhalb seines gegenwärtigen Wohnsitzes hat, auch in der Gemeinde seines
jetzigen Aufenthalts ; 3. wenn einer der Verlobten seinen Wohnsitz innerhalb
der letzten sechs Monate gewechselt hat, auch in der Gemeinde seines früheren
Wohnsitzes. Die Bekanntmachung hat die Vor- und Familiennamen, den
btand oder das Gewerbe und den Wohnort der Verlobten und ihrer Eltern
zu enthalten. Sie ist während zweier Wochen an dem Rats- oder Gemeinde-
haus oder an der sonstigen zu Bekanntmachungen der Gemeindebehörden
bestimmten Stelle auszuhängen (Ges. üb. Beurk. d. Personenst. § 46) Kommen
Ehehindernisse zur Kenntnis des Standesbeamten, so hat er die Eheschließung
abzulehnen (Ges. üb. Beurk. d. Personenst. § 48). Soll die Ehe vor einem
andern Standesbeamten als demjenigen geschlossen werden, welcher das
Aufgebot angeordnet hat, so hat der letztere eine Bescheinigung dahin aus-
zustellen, daß und wann das Aufgebot vorschriftsmäßig erfolgt ist und daß
Ehehmdernisse nicht zu seiner Kenntnis gekommen sind (Ges. üb Beurk
d. Personenst. § 49). Der Standesbeamte soll ohne Aufgebot die Eheschließung
nur vornehmen, wenn ihm ärztlich bescheinigt wird, daß die lebensgefähr-
liche Erkrankung eines der Verlobten den Aufschub der Eheschließung nicht
gestattet (Ges. üb. Beurk. d, Personenst. § 50). "^
III. Die Eheschließung findet in der Weise statt, daß die Verlobten
vor einem Standesbeamten persönlich und bei gleichzeitiger Anwesenheit er-
klaren, die Ehe miteinander eingehen zu wollen K Der Standesbeamte muß
zur Entgegennahme der Erklärungen bereit sein ^ Die Erklärungen können
nicht unter emer Bedingung oder einer Zeitbestimmung abgegeben werden
<b 1317). Der Standesbeamte soll bei der Eheschließung in Gegenwart von
Sartorius, Kommentar z. Personenstandsgesetz usw. 308. E. ohne Auf-ebot
vorgenommene Trauung ist nicht nichtig. *
' N. § 52 d. Ges. üb. Beurk. d. Personenst. mußte d. Standesbeamte d Ver-
lobten ,kraft des Gesetzes^ f. rechtmäßig verbünd. Eheleute .erklären" Jetzt
ab. ist d. Ehe n. d. Erklärung d. Eheschiießungswillens seit. d. Verlobten bereits
geschlossen. D. Ausspruch d. Standesbeamten bedeutet also nur noch Feststellung
e. bereits vollzog. Tatsache. «^^uu^
Will' \ -^'"'f °' d^ Standesbeamten soll nicht e. rein passive sein. Geg. seinen
Willen käme keine Ehe z. stände.
238 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
zwei Zeugen an die Verlobten einzeln und nacheinander die Frage richten,
ob sie die Ehe miteinander eingehen wollen und , nachdem die Verlobten
die Frage bejaht haben, aussprechen, daß sie kraft dieses ' Gesetzes nun-
mehr rechtmäßig verbundene Eheleute seien. Als Zeugen sollen Personen,
die der bürgerlichen Ehrenrechte für verlustig erklärt sind, während der Zeit,
für welche die Aberkennung der Ehrenrechte erfolgt ist, sowie Minderjährige
nicht zugezogen werden. Personen, die mit einem der Verlobten, mit dem
Standesbeamten oder miteinander verwandt oder verschwägert sind, dürfen
als Zeugen zugezogen werden -. Der Standesbeamte soll die Eheschließung
in das Heiratsregister eintragen (§ 1318)^. Als Standesbeamter im Sinne
des § 1317 gilt auch derjenige, welcher, ohne Standesbeamter zu sein, das
Amt eines Standesbeamten öffentlich ausübt, es sei denn, daß die Verlobten
den Mangel der amtlichen Befugnis bei der Eheschließung kennen (§ 1319)*.
Auf Grund einer schriftlichen Ermächtigung des zuständigen Standesbeamten
darf die Ehe vor dem Standesbeamten eines andern Bezirks geschlossen
werden (§ 1321) ^
IV. Die Eheverbote sind teils aufschiebende teils trennende. Letztere
sind solche, welche die Nichtigkeit oder Anfechtbarkeit der Ehe im Gefolge
haben. Nichtig heißt die Ehe, welche von Anfang an nie gültig war. Da-
mit sie aber als nichtig gilt, ist ein Richterspruch erforderlich. Dann
gilt sie als von Anfang an nichtig. Anfechtbar heißt die Ehe, wenn sie
auf Grund einer Anfechtungsklage durch richterlichen Spruch nichtig ge-
macht werden kann. Bis zum Spruch gilt die Ehe als gültig. Nach dem
Spruch gilt die Ehe als solche, die von Anfang an nichtig gewesen
(§ 1343, Abs. 1).
Ehenichtigkeitsgründe sind: 1. Nichtbeachtung der in § 1317 vor-
geschriebenen wesentlichen Eheschließungsformalitäten (§ 1324); 2. Geschäfts-
unfähigkeit oder vorübergehende Handlungsunfähigkeit zur Zeit der Ehe-
schließung (^ 1325)«; 3. Bestehendes Eheband (§ 1309 1326); 4. Verwandt-
^ D. d, Worte „dieses Gesetz" soll d. bürgerlich-rechtl. Grundlage d. Gültigkeit
d. Eheschließung hervorgehoben werden. Sartorius, Kommentar z. Personen-
btandesgesetz 340.
^ D. Frage d. Standesbeamten u. d. Anwesenheit d. Zeugen ist f. d. Zustande-
kommen d. Ehe nicht notwendig.
3 D. Nähere üb. d. Eintrag regelt § 54 d. Ges. üb. Beurk. d. Personenst. Ist
d. Ehe i. d. Heiratsregister eingetragen worden u. haben d. Ehegatten n. d. Ehe-
schließung zehn Jahre oder, falls e, v. ihnen vorher gestorb. ist, b. z. dessen Tod,
jedoch mindest, drei Jahre, als Ehegatten miteinander gelebt, so ist d. Ehe als v.
Anfang a. gültig anzusehen (§ 1324, Abs. 2).
* Gutgläubige Verlobte sollen so v. d. Gefuhr e. nichtigen Eheschließung be-
wahrt werden.
' D. Ehe ist nicht deswegen nichtig, weil d. Standesbeamte, d. sie schloß,
nicht zuständig war {§ 1320).
•^ Geschäftsunfähig ist, wer d. siebte Lebensjahr noch nicht vollendet hat, wer
8. i. e. d. freie Willensbestimniung ausschließenden Zustand krankhafter Störung
§ 157. Die bürgerliche Ehe des Bürgerlichen Gesetzbuches. 239
Schaft oder Schwägerschaft innerhalb der gesetzlich verbotenen Grade (§ 1310
1327) ^ Eine Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen Verwandten in
gerader Linie, zwischen voll- und halbbürtigen Geschwistern sowie zwischen
Verschwägerten in gerader Linie (§ 1310, Abs. 1)K 5. Ehebruch. Eine
Ehe darf nicht geschlossen werden zwischen einem wegen Ehebruchs ge-
schiedenen Gatten und demjenigen, mit welchem der geschiedene Ehegatte
den Ehebruch begangen hat, wenn dieser Ehebruch in dem Scheidungsurteil
als Grund der Scheidung festgestellt ist (§ 1312 1328). Die Nichtigkeit
einer nichtigen Ehe kann nur im Wege der Nichtigkeitsklage geltend ge-
macht werden (§ 1329). Nach Gesetz vom 17. Mai 1898 (ZPO. § 632) kann
die Nichtigkeitsklage von jedem der Ehegatten sowie von dem Staatsanwalt
und im Falle des § 1326 auch von dem Dritten erhoben werden, mit dem die
frühere Ehe geschlossen war.
Eheanfechtungsgründe sind: 1. Mangel der Einwilligung des ge-
setzlichen Vertreters bei beschränkter Geschäftsfähigkeit ^ (§ 1304 1331);
2. Mangel der Übereinstimmung des wirklichen Willens mit dem erklärten Willen
(§ 1332); 3. L-rtum in der Person des andern Ehegatten oder über solche
persönliche Eigenschaften desselben, die bei Kenntnis der Sachlage und bei
verständiger Würdigung des Wesens der Ehe von deren Eingehung würden
abgehalten haben (§ 1333); 4. Arglistige Täuschung über solche Umstände, die
bei Kenntnis der Sachlage und verständiger Würdigung des Wesens der Ehe
von deren Eingehung würden abgehalten haben, Täuschung über Vermögens-
verhältnisse ausgenommen (§ 1334)^; 5. Widerrechtliche Drohung (§ 1335);
d. Geistestätigkeit befindet, sofern nicht d. Zustand s. Natur n. e. vorübergehender
ist (Blöde, Irrsinnige usw.), wer weg. Geisteskrankheit entmündigt ist. Nichtig
ist a. d. Willenserklärung d. i. Zustand d. Bewußtlosigkeit od. vorübergehend. Störung
; d. Geistestätigkeit Befindl. (§ 104 105). - D. Ehe ist als v. Anfang a. gültig an-
zusehen, wenn d. Ehegatte sie n. d. Wegfall d. Geschäftsunfähigkeit, d. Bewußtlosig-
keit od. d. Störung d. Geistestätigkeit bestätigt, bevor sie f. nichtig erklärt od.
aufgelöst worden ist. D. Bestätigung bedarf nicht d. f. d. Eheschließung vor-
geschrieb. Form (§ 1,325, Abs. 2).
' D. Verwandtschaft u. Schwägerschaft berechnet d. BGB. n. d. röm. Kom-
putation f§ 1589, Abs. 1). Voraussetzung d. Schwägerschaft ist d. Vorhandensein e.
[gültig. Ehe (§ 1.590).
2 Ehe ist a. nicht möglich zw. e. uneh. Kind u. dess. Abkömml. einer- u. d.
Vater u. dess. Verwandt, anderseits (§ 1310, Abs. 3).
^ I. d. Geschäftsfähigkeit beschränkt ist: d. Minderjährige, welcher d. 7. Lebens-
jahr vollendet hat; d. weg. Geistesschwäche, Verschwendung od. Trunksucht Ent-
mündigte (§ 106 114).
* Täuschung liegt a. v. u. ist Anfechtungsklage berechtigt, wenn d. kath. Teil
kiichl. Trauung versprochen wurde, solche aber n. d. zivilen „Trauung" verweigert
wird; um so mehr b. etwaiger Stipulation. Ho 11 weck, D. Zivileherecht d BGB
(1900) 1242 222 262=. Lehmkuhl, D. DBG. d. Deutsch. Reichs nebst EG. ^ 362
430 f. Anders A. Heucke, D. Bedeutung d. kirchl. Trauung n. d. BGB. (D. Z.
f. KR. IX [1900] 404 ff). Geg. Heucke Bonin (Ebd. XHI [1903] 365 ff). I. Sinne
240 ^^ ■ Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. : Die Ehe.
6. Bestehendes Eheband bei irrtümlich erfolgter Todeserklärung (§ 1350).
Die Anfechtung der Ehe kann nur durch den anfechtungsberechtigten Ehe-
gatten, bei beschränkter Geschäftsfähigkeit im Sinne des § 1331 auch durch
den gesetzlichen Vertreter erfolgen (§ 1336). Die Anfechtung ist aus-
geschlossen, wenn die Ehe nachträglich von dem anfechtungsberechtigten
Ehegatten bestätigt, eventuell von dem gesetzlichen Vertreter genehmigt wird
(§ 1337). Die Anfechtung erfolgt, solange nicht die Ehe aufgelöst ist, durch
die Erhebung der Anfechtungsklage. Wird die Klage zurückgenommen, so
ist die Anfechtung als nicht erfolgt anzusehen (§ 1341) ^
Eheaufschiebungsgründe sind: 1. Mangelnde Ehemündigkeit
(§ 1303); 2. Mangel der Einwilligung der Eltern oder des Adoptierenden
(§ 1305 1306 1311 1771); 3. affinitas illegitima (§ 1310, Abs. 2); 4. Ad-
option (§ 1311); 5. Wartezeit von zehn Monaten bei Witwen und geschie-
denen Frauen (§ 1313); 6. Auseinandersetzung der Vermögensverhältnisse
für Kinder aus früherer Ehe (§ 1314); 7. mangelnde dienstliche Bewilligung
für Militärpersonen und Landesbeamte (§ 1315, Abs. 1); 8. mangelnde Er-
laubnis für Ausländer (§ 1315, Abs. 2j ; 9. unerledigter Prozeß bei Verschollen-
heit eines Ehegatten (§ 1349).
Was die Ehemündigkeit betrifft, so darf ein Mann nicht vor dem
Eintritt der Volljährigkeit, eine Frau nicht vor Vollendung des sechzehnten
Lebensjahres eine Ehe eingehen. Einer Frau kann Befreiung hiervon bewilligt
werden (§ 1303) Will ein Mann vor vollendetem einundzwanzigsten Lebens-
jahr heiraten, so kann er um Volljährigkeitserklärung nachsuchen, die schon
nach vollendetem achtzehnten Lebensjahr zulässig ist (§ 3).
Hinsichtlich der elterlichen Einwilligung ist bestimmt : Wer in der
Geschäftsfähigkeit beschränkt ist (der Minderjährige, der das siebte Lebensjahr
vollendet hat, § 106 ff), bedarf zur Eingehung einer Ehe der Einwilligung
seines gesetzlichen Vertreters. Ist der gesetzliche Vertreter ein Vormund,
so kann und muß die Einwilligung, wenn sie von ihm verweigert wird und
die Eingehung der Ehe im Interesse des Mündels liegt, durch das Vormund-
schaftsgericht ersetzt werden (§ 1304). Ein eheliches Kind bedarf bis zur
Vollendung des einundzwanzigsten Lebensjahres zur Eingehung einer Ehe
der Einwilligung des Vaters, ein uneheliches bedarf bis zum gleichen Lebens-
alter der Einwilligung der Mutter. An die Stelle des Vaters tritt die Mutter,
wenn der Vater gestorben ist, oder wenn ihm die sich aus der Vaterschaft
d. Textes a. K. A. Geiger, D. Bedeutung d. kirchl. Trauung u. der. Verweigerung
n. d. BGB. (Theol.-prakt. Monatsschrift XII [1902] 7 ff). Vgl. a. : G. Bollert,
Welche Rechte begründet b. besteh, oblig. Zivilehe f. d. e. Gatten d. Weigerung
d. a., d. kirchlichersoits vorgeschrieb. Kheforni z. erfüllen? N. gem. preuß u.
franz. Hecht, 1892. F. Neumann, D. V^erweigerung d. kirchl. Trauung d. e.
Ehegatten, 1908. Friedberg, KR. *^ 494 »'•>.
* D. Anfechtungsfrist beträgt 6 Monate. Vh. d. Wirkung d. Anfechtung handelt
Jj 1343-1347.
§ 157. Die bürgerliche Ehe des Bürgerlichen Gesetzbuches. 241
ergebenden Rechte nach § 1701 (Kenntnis der Nichtigkeit der Ehe bei der
Eheschließung) nicht zustehen (§ 1305) \
Dispens kann gewährt werden bei mangelnder Ehemündigkeit der Frau
(§ 1303, Abs. 2), bei Wartezeit der Witwen und geschiedenen Frauen (§ 1313),
beim Ehebruch (§ 1312) und vom Aufgebot (§ 1316). Die Dispensbefugnis
steht dem betreffenden Bundesstaat zu, und die Landesregierung hat das
Nähere hierüber zu bestimmen (§ 1322) 2.
V. Bei Wiederverheiratung im Falle der Todeserklärung
ist die neue Ehe nicht deshalb nichtig, weü der für tot erklärte Ehegatte
noch lebt, es sei denn, daß beide Ehegatten bei der Eheschließung wissen,
daß er die Todeserklärung überlebt hat; vielmehr wird mit der Schließung
der neuen Ehe die frühere Ehe aufgelöst (§ 1348). Jeder Ehegatte der
neuen Ehe kann, wenn der für tot erklärte Ehegatte noch lebt, binnen
sechs Monaten nach erlangter Kenntnis hiervon die neue Ehe anfechten, es
sei denn, daß er bei der Eheschließung von dessen Leben Kenntnis hatte
(§ 1350).
VL Was die Wirkungen der Ehe angeht so sind die Ehegatten
einander zur ehelichen Lebensgemeinschaft verpflichtet, außer bei Mißbrauch
des Rechtes (§ 1353). Dem Manne steht die Entscheidung in allen das
gemeinschaftliche eheliche Leben betreffenden Angelegenheiten zu; er be-
stimmt insbesondere Wohnort und Wohnung. Die Frau ist aber bei Miß-
brauch des Rechtes nicht verpflichtet, der Entscheidung des Mannes Folge
zu leisten (§ 1354). Die Frau erhält den Familiennamen des Mannes (§ 1355).
Morganatische Ehe ist zulässig bei den Fürsten und dem ehemals reichs-
ständischen Adel (EG. Art. 57 58) \ Die Frau ist berechtigt und verpflichtet,
das gemeinschaftliche Hauswesen zu leiten (Schlüsselgewalt) (§ 1356) \ Der
' E. f. ehelich erklärtes Kind bedarf d. Einwilligung d. Mutter a. dann nicht,
wenn d. Vater gestorben ist. D. Tode d. Vaters od. d. Mutter steht es gleich!
wenn sie z. Abgabe e. Erklärung dauernd außer stände sind, od. wenn ihr Aufenthalt
dauernd unbekannt ist (§ 1305). E. a. Kindes Statt angenomm. Kinde gegenüb
steht d. Einwilligung z. Eingehung e. Ehe a. Stelle d. leibl. Eltern demjenigen z
welcher d. Kind angenommen hat (§ 1306). D. elterl. Einwilligung kann nicht
d. e. Vertreter erteilt werden. Ist d. Vater od. d. Mutter i. d. Geschäftsfähigkeit
beschränkt, so ist d. Zustimmung d. gesetzl. Vertreters nicht erforderlich (§ 1307).
Wird d. elterl. Einwilligung e. volljährigen Kinde verweigert, so kann sie a. dessen
Antrag d. d. Vormundschaftsgericht ersetzt werden. D. Vormundschaftsgericht hat
d. Einwilligung z. ersetzen, wenn sie ohne wichtigen Grund verweigert wird. V. d.
Entscheidung soll d. Vormundschaftsgericht Verwandte od. Verschwägerte d. Kindes
hören, wenn es ohne erliebl. Verzögerung u. ohne unverhältnismäß. Kosten geschehen
kann (§ 1808).
2 I. Württ. dispensiert v. d. mangelnden Ehemündigkeit d. Frau d. Landesherr.
V. d. Wartezeit d. Amtsgericht, v. Ehebruch d. Landesherr, v. d. Aufgebot d. Amts-
gericht. Sartori US, Kommentar z. Personenstandsgesetz usw. 214 264 261 308
Z. Aufgebot a. ob. S. 236, A. 2.
' Staatslexikon ^ s. v. Ebenbürtigkeit.
* § 1857 ff behandelt d. Geschäftsfähigkeit d. Frau u. deren Beschränkung.
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. IL 3. Aufl. 16
242 IV. Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschnitt. 2. Kap. ; Die Ehe.
Mann hat seiner Frau nach Maßgabe seiner Lebensstellung, seines Vermögens
und seiner Erwerbsfähigkeit Unterhalt zu gewähren. Die Frau hat dem
Manne, wenn er außer stände ist, sich selbst zu unterhalten, den seiner
Lebensstellung entsprechenden Unterhalt nach Maßgabe ihres Vermögens und
ihrer Erwerbsfähigkeit zu gewähren (§ 1360 ff)*.
Ein Kind, das nach der Eingehung der Ehe geboren wird, ist ehelich,
wenn die Frau es vor oder während der Ehe empfangen und der Mann
innerhalb der Empfängniszeit der Frau beigewohnt hat. Das Kind ist nicht
ehelich, wenn es den Umständen nach offenbar unmöglich ist, daß die Frau
das Kind von dem Manne empfangen hat (§ 1591)-. Ein uneheliches Kind
erlangt dadurch, daß sich der Vater mit der Mutter verheiratet, mit der
Eheschließung die rechtliche Stellung eines ehelichen Kindes (§ 1719) ^ Ein
uneheliches Kind kann auf Antrag seines Vaters durch eine Verfügung der
Staatsgewalt für ehelich erklärt werden (§ 1723) ^ Ein Kind aus einer
nichtigen Ehe, das im Falle der Gültigkeit der Ehe ehelich sein würde, gilt
als ehelich, sofern nicht beide Ehegatten die Nichtigkeit der Ehe bei der
Eheschließung gekannt haben (§ 1699) ^
VII. Ehescheidung kann nur aus den im BGB. vorgesehenen Gründen
und nur durch Urteil erfolgen, und zwar tritt die Auflösung der Ehe mit der
Rechtskraft des Urteils ein {§ 1564). Absolute Scheidungsgründe sind: Ehe-
bruch ^ und die gemäß §§ 171, 175 des StGB, strafbaren Handlungen (Doppelehe
und widernatürliche Unzucht unter männlichen Personen) (§ 1565), Lebens-
nachstellungen (§ 1566) und bösliche A'erlassung (§ 1567) ''. Die relativen
Scheidungsgründe sind nicht einzeln aufgeführt, sondern mit Rücksicht auf
die vielen hier möglichen Fälle in dem allgemeinen Satz zusammengefaßt:
Ein Ehegatte kann auf Scheidung klagen, wenn der andere Ehegatte durch
schwere Verletzung der durch die Ehe begründeten Pflichten oder durch ehr-
loses oder unsittliches Verhalten eine so tiefe Zerrüttung des ehelichen Ver-
hältnisses verschuldet hat, daß dem Ehegatten die Fortsetzung der Ehe nicht
^ § 1363 ff kommt d. ehel. Güterrecht z, Darstellung.
2 Behandelt wird: Ehel. Abstammung § 1591 ff; Unterhaltspflicht § 1601 ff:
Rechtl. Stellung d ehel. Kinder § 1616 ff; Elterl. Gewalt § 1626 ff. Als Empfängnis-
zeit gilt n. § 1592 1717, Abs. 2 d. Zeit v. d. 181. b. z. 302. Tag v. d. Geburt d.
Kindes, d. 181. u. 302. Tag je eingeschlossen.
'^ D. rechtl. Stellung d. unehel. Kinder behandelt § 1705 ff, d. Legitimation
unehel. Kinder § 1719 ff.
* L Württ. d. Justizministerium. G. Pfizer, D. württ. AfG. z. BGB. (1900) 146 f.
^ § 1699 ff handelt üb. d. rechtl. Stellung d. Kinder a. nichtigen Ehen.
* D. Rocht d. Ehegatten a. Scheidung ist ausgeschlossen, wenn er d. Ehebr.
od. d. strafb. Handlung zustimmt od. s. d. Teilnahme schuldig macht (§ 1565,
Abs. 2).
^ Bösl. Verlassung als Ehescheidungsgrund liegt i. allg. v., wenn e. Ehegatte
e. Jahr lang gog. d Willen d. and. (Jatten i. bösl. .Absicht v. d. liänsl. Gemeinschaft
8. ferngehalten hat (§ 1567, Abs. 2).
§ 157. Die bürgerliche Ehe des Bürgerlichen Gesetzbuches. 243
zugemutet werden kann \ Als schwere Verletzung der Pflichten gilt auch
grobe Mifshandlung (§ 1568). Endlich kann ein Ehegatte auf Scheidung
klagen, wenn der andere Ehegatte in Geisteskrankheit verfallen ist, die
Krankheit während der Ehe mindestens drei Jahre gedauert und einen
solchen Grad erreicht hat, daß die geistige Gemeinschaft zwischen den Ehe-
gatten aufgehoben, auch jede Aussicht auf Wiederherstellung dieser Gemein-
schaft ausgeschlossen ist (§ 1569)-. Das Kecht auf Scheidung erlischt in
den Fällen der §§ 1565 — 1568 durch Verzeihung und Zeitablauf (sechs
Monate) (§§ 1570 1571) ^
Der Ehegatte, der auf Scheidung zu klagen berechtigt ist, kann statt
auf Scheidung auf Aufhebung der ehelichen Gemeinschaft klagen \ Beantragt
der andere Ehegatte, daß die Ehe, falls die Klage begründet ist, geschieden
wird, so ist auf Scheidung zu erkennen (§ 1575, Abs. 1). Ist auf Aufhebung
der ehelichen Gemeinschaft erkannt, so kann jeder der Ehegatten auf Grund
des Urteils die Scheidung beantragen, es sei denn, daß nach der Erlassung
des Urteils die eheliche Gemeinschaft wiederhergestellt worden ist (§ 1576,
Abs. 1). Wird nach § 1575 die eheliche Gemeinschaft aufgehoben, so treten
die mit der Scheidung verbundenen Wirkungen (§ 1577 flP) ein; die Eingehung
einer neuen Ehe ist jedoch ausgeschlossen (§ 1586). Wird die eheliche Ge-
meinschaft nach der AuWiebung wiederhergestellt, so fallen die mit der Auf-
hebung verbundenen Wirkungen weg (§ 1587).
Zuständig für alle Eheklagen ist ausschließlich das Landgericht, bei welchem
der Ehemann seinen allgemeinen Gerichtsstand hat (ZPO. § 606, Abs. 1) ^
VIII. Die kirchlichen Verpflichtungen in Ansehung der
Ehe werden durch die Vorschriften des die bürgerliche Ehe be-
handelnden Abschnittes des BGB. laut § 1588 nicht berührt^. Ein
* N. reichsgerichtl. Entscheidung berechtigt d. spätere Nichteinhaltung e. urkundl.
Zusage a. d. Frau, d. Kinder i. ihr. Bekenntnis erziehen z. lassen, diese, s. m. ihr.
Kindern v. Manne z. trennen. Kiene, Kath. Pfarrgemeindegesetz v. 14. Juni 1887
u. 22. Juli 1906 173 f.
- A. Scheidung weg. Geisteskrankheit darf nicht erkannt werden, bev. d. Ge-
richt e. od. mehrere Sachverständige üb. d. Geisteszustand d. Beklagten gehört hat
(ZPO. § 623).
^ § lö71 if behandelt d. Geltendmachung d. Klagegründe innerhalb v. sechs
Monaten bzw. zehn Jahren ; § 1577 ff d. Wirkungen d. Scheidung.
* D. § 77 d. Ges. üb. Beurk. d. Personenst hatte bestimmt: Wenn n. d. bis-
herig. Rechte a. beständige Trennung d. Ehegatten v. Tisch u. Bett z. erkennen
sein würde, ist fortan d. Auflösung d. Ehe auszusprechen.
^ Üb. d. Verfahren i. Ehesachen siehe ZPO. § 606 ff. E. geistl. Gerichtsbarkeit
in. bürgerl. Wirkung findet nicht mehr statt. RG. v. 6. Febr. 1875. § 76. Ger.-Verf.-
Ges., Fassung v. 20. Mai 1898. § 15, Abs. 3. — Üb. Internat. ER.: Scher er,
KR. II 444 ff; Haring, KR. 517 ff. Sauer vgl. d. Lit. eingangs d. Paragr.
* D. Paragraph entspricht d. § 82 d. Ges. üb. Beurk. d. Personenst. (Kaiser-
paragraph). Er ist n. d. Vorausgegangenen nicht durchweg zutreffend. Staats-
lexikon* I 1393.
16*
244 I^'- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2, Abschnitt. 3. Kap. : D. Kultus.
geistlicher oder anderer Religionsdiener, welcher zu den religiösen
Feierlichkeiten einer Eheschließung schreitet, bevor ihm nachgewiesen
worden ist, daß die Ehe vor dem Standesbeamten geschlossen sei,
wird mit Geldstrafe bis zu 600 Mark oder mit Gefängnis bis zu drei
Monaten bestraft (§ 67 d. Ges. üb. Beurk. d. Personenst.) '. Eine straf-
bare Handlung ist nicht vorhanden, wenn der Geistliche oder Religions-
diener im Falle einer lebensgefährlichen, einen Aufschub nicht ge-
stattenden Erkrankung eines der Verlobten zu den religiösen Feier-
lichkeiten der Eheschließung schreitet (g 67, Abs. 2 d. Ges. üb. Beurk.
d. Personenst., eingefügt durch EG. Art. 46, III).
Drittes Kapitel.
Der Kultus.
§ 158.
Die Liturgie.
A. d. reich. Quell, u. Lit. : J. Mabillon, De likirgia Gallicana libri tres,
Paris. 1685. Ders., Museum Italicum, Paris. 1687 ff. E. Martene, De antiquis
occlesiae ritibus, Rothom. 1700 ff. E. Renaudot, Collectio liturgiarum Orientalium,
Paris. 1716. L. Muratori, Liturgia Romana vetus, Venet. 1748. J. A. Asse m a ni,
Codex liturgicus ecclesiae universae, Rom. 1749 ff. M. Gerbert, Vetus liturgia
Alemannica, S. Blas. 1776. Ders., Monumenta vet. liturg. Alem., S. Blas. 1779.
F. A. Zaccaria, Bibliotheca ritualis, Rom. 1776 ff. H. A. Daniel, Codex liturgicus
ecclesiae universae 1847 ff. H. Denzinger, Ritus Orientalium, Coptorum etc , 1863 f.
CA. S w a i n s 0 n , The greek liturgies, 1884. U. Chevalier, Bibliotheca liturgica,
1893 ff. F. E. ßrightm an, Liturgies eastern and western etc., 1896 ff. H. Ehrens-
b erger, Libri liturgici bibliothecae Apostolicae Vaticanae, 1897. F. Cabrol u.
H. Leclercq, Monumenta ecclesiae liturgica, 1900 ff. — Bona (Kard.), Rerum
liturgicarum libri duo, Rom 1671. F. X. Schmid, Liturgik d. christkath. Religion,
1832 (31840 ff: Kultus d. christkath. Kirche). J. Mahrzohl u. J. Schneller,
Liturgia Sacra od. d. Gebräuche u. Altertümer d. kath. Kirche, 1884 ff. P. Gu oranger,
Institutions liturgiqnes, 1840 ff. J. B. Lü ft, Liturgik, 1844 ff. J. Fluck, Katholische
Liturgik, 1853 ff. M. D. Bouix, Tractatus de jure liturgico, 1853. V. Thalhofer,
Handb. d. kath. Liturgik, 1883 ff; 2. Aufl., L Bd, 1. Abt, boarb. v. A. Ebner,
' A. d. Wesen d. Zivilehe läßt s. e. Begründung f. dies. Paragraphen nicht
orfinden. Vgl. ob. S. 98. D. Nachweis f. d. stattgehabte bürgerl. Eheschliefjimg
wird a. besten d. d. v. Standesamt sofort auszufertigende Bescheinigung hierüb.
(Ges. üb. Beurk. d. Personenst. § 54, Abs. 2) erbracht, kann ab. a. d. mündl. Ver-
sicherung glaubwürdiger Personen geliefert werden. Pfaff, Gesetzeskunde 435 *.|
A. Arndt, Zivil- u. kirchl. Trauung i. ihr. strafrcchtl. Beziehungen (A. f. k. KH.
LXXI [1894] 45 ff). E. Balog, D. Eheformvorschriften d. Dekrete /rametsi' u.
„Ne temere" u. d. Bestrafung d. Rcligionsdiener weg. Vollzug d. Trauung v. d.
Nachweis d. Zivilehe, 1910.
§ 158. Die Liturgie. 9^r
1894, wo S. 32 ff u. 67 ff reiche primäre u. sekundäre Lit. verzeichnet ist; 2. völh>
umgearb. u. vervoUständ. Aufl. v. L. Eisenhof er, 1912, wo I 63 ff 103 ff 177 ff
ebenfalls reiche prim. u. sek. Lit. s. findet. F. Cabrol, Le livre de la priere
antique, 1900. L Deutsche übers, v. G. Pletl, 1906. Ders., Les origines liturgiques,
1906. Ders., Dictionnaire d'archeologie et de liturgie chretienne, 1907 ff. Ders.
Introduction aux etudes liturgiques, 1907. L. Duchesne, Origines du cult'e
chretienS 1908. Maximilianus princ. Saxon., Praelectiones de liturgiis
orientalibus, 1908 ff. M. Festugiere, La liturgie catholique, 1913. Literatur geben
a. a. d. Pastoraltheologien, so v. Amberger, Benger, Re nning er- G opfert
Pruner,Schüch-Polz, Schubert. Vgl. a. Kirchenlexikon « s. v. Liturgien u.'
Realenzykl. f. prot. Theol. u. K. ^ s. v. Messe.
1. Die Gesamtheit aller heiligen Handlungen, welche vom Kleriker
als Amtsperson im Interesse des christlichen Volkes bei der Feier der
heiligen Messe und des übrigen Gottesdienstes vorgenommen werden,
heißt Liturgie (/£?rov Ipyov, htToufyyia, officium oder ministerium
divinum oder ecclesiasticum). Unter Liturgie im engeren Sinne aber
versteht man das heilige Meßopfer i.
Da Christus nur das Wesentlichste der heiligen Messe angeordnet hat,
das übrige aber der Anordnung der Apostel überHeß ^ so entmckelten sich
nach Wort und Zeit verschiedene Liturgien \ Die hervorragendsten waren
im Morgenlande die Liturgie der Kirche von Jerusalem oder die des hl. Ja-
kobus, sodann die Liturgie der Kirche von Antiochien, ferner die der Kirche
von Alexandrien oder die des hl. Markus, weiterhin die der Kirche von
Konstantinopel, die nach Basilius und Chrysostomus benannt wurden. Älter
als diese Liturgien ist die klementinische, die in den Apostolischen Kon-
stitutionen enthalten ist. Im Abendlande gab es vor allem eine römisches
' Wernz, Jus decretalium III 2^ (1908), Iff Thalh of er- Eisenhof er
Handb. d. kath. Liturgik^ I 4 ff ; II 1 ff.
2 Mt 26, 20 ff. Mk 14, 22 ff Lk 22, 19 f. 1 Kor 11, 23 ff
^ Thalh of er- Eisen hof er a. a. 0. I 63 ff; II 8 ff.
* A. d. Lit. üb. d. ältest. Liturgien u. d. röm. Liturgie: Th. Harnack, D.
christL Gemeindegottesdienst i. apostol. u. altkath. ZA., 1854. F. Probst D
Liturgie d. drei erst, christl. Jhdte, 1870. Ders., Lehre u. Gebet i. d. drei Lrst*
christL Jhdten, 1871. Ders., D. Ultest. röm. Sakramentarien u. Ordines, 1892.
Ders., D. Liturgie d. 4. Jhdts u. der. Reform, 1893. Ders., D. abendländ. Messe
v. 5. b. 8. Jhdt, 1896. G. ßickell, Messe u. Pascha, 1872. F. Magani,
L'antica liturgia romana, 1897 ff P. Drews, Z. Entstehungsgschte d. Kanons
1. d. röm. Messe, 1902. Ders., Untersuchungen üb. d. sog. klementin. Liturgie i.
8. Buch d. Apostol. Konstitutionen. I. D. klement. Liturgie i. Rom, 1906. Vgl.
daz. Funk, Üb. d. Kanon d. röm. Messe (Abh. u. Unters. 111 [1907] 8ö ff). G. Mer-
cati, Antiche reliquie liturgiche ambrosiane e romane, 1902. A. Baumstark
Liturgia romana e liturgia dell' Esarcato, 1904. Ders , D. Messe i. Morgenland.
1907. Der.s., Festbrevier u. Kirchenjahr d. syr. Jakobiten, 1910. E.v.d. Goltz
Tischgebete u. Abendmahlsgebete i. d. altchristl. u. i. d. giiech. K., 1905. F. Savio!
I dittici del canone ambrosiano e del canone romano, 1906. L. Duchesne, Ori-
246 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 8. Kap.: D. Kultus.
dann eine mailändische oder ambrosianische, eine gotische oder mozarabische
in Spanien, eine gallische und eine irische. Aber entsprechend der Ent-
wicklung des Primats gelangte die römische Liturgie im Abendlande zur
Alleinherrschaft. Die Synode von Cloveshove im Jahre 747 schrieb sie
allen Kirchen Englands vor '. Im Frankenreiche wurde sie unter Pippin
und Karl d. Gr. eingeführt ^ In Spanien fand sie durch Alexander II. und
Gregor VII. Eingang^. Nur die ambrosianische Liturgie behauptete sich
mit mehr Erfolg in Mailand ^
gines du culte chretien*, 1908. Th. Seh er mann, Griech. Zauberpapyri u. d.
Gemeinde- u. Dankgebet i. 1. Klemensbrief , 1909. Ders. , D. liturg. Papyrus v.
Der-Balyzeh, 1910. Ders., Griech. Liturgien m. Einleitungen, 1910. Ders.,Ägypt.
Abendmahlsliturgien d. 1. Jahrtausends, 1912. G. Pierse, The mass in the infant
church, 1909. F. E. Warren, The liturgy and ritual of the ante-nicene church ^,
1912. A. Fortescue, The mass; a study of the roman liturgy, 1912. P. Cagin,
L'eucharistia. Canon primitif de la messe, 1912. Mehr Lit. i. Realenzykl. f. prot.
Theol. u. K. ^ s. v. Messe. Reiche Angaben üb. Quell, u. Lit. i. Thalhofer-
Eisenhofer a. a. 0. I 63 f!" 177 If; II 8 ff . Üb. d. röm. Ordines u. Sakramen-
tarien vgl. a. Bd I, S. 154 ff.
' C. 13. Harduin, Acta conc. III 1956. F. E. Warren, Irish Missal, 1879.
Ders., Stowe Missal, 1881. AV, Mas kell, The ancient liturgy of the church of
England, 1882ff. Realenzykl. a. a. 0. Thalhof er-Eisenhof er a.a.O. I 66 f
178 f.
2 Admonitio generalis Caroli M. a. 789, c. 80. Capitulare de examinandis eccle-
siasticis (802?), c. 2. Ed. Bor e tius I 61 110. Walaf rid Strabo, Liber de ex-
ordiis et incrementis etc. c. 23. Ed. Knöpfler (1890) 54 ff. — Marchesi, La liturgie
gallicane dans les huit premiers siecles de l'Eglise, 1869. F. Probst, D. gallik.
Messe v. 4. b. z. 8. Jhdt (Katholik 1886, I 73 ff). K. K r i e g , D. liturg.
Bestrebungen i. karol. ZA., 1888. R. Buchwald, De liturgia Gallic, 1890.
R. Mönche nieier, Amalar v. Metz, 1893. L. Duchesne, Sur Forigine de la
liturgie gallic. (Rev. d'hist. et de litt, relig. V [1900] 31 ff). R. Stapper, Karls
d. Gr. Röm. Meßbuch, 1908. C. Mohlberg, D. neueste Studie üb. d. „Gallikanischc
Missale" v. Bobbio (Katholik 1909, II 266 ff). H. Netz er, L'introduction de la
messe roniaine en France sous les Caroliugiens, 1910. Realenzykl. a. a. 0.
Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. I 66 179f; II 26 ff.
3 Gregorii VII. Registrum. L. I, n 63; L. VIII, n. 25. Jaffe, Bibl. rer.
Germ. II 82 470. — K. J. Hefele, D. Kard. Ximenes^ (1851) 150ff. F. Probst,
D span. Messe v. ihren Anfängen b. z. 8. Jhdt (Z. f. k. Theol. XII [1888] 1 ff).
M. Ferotin, Le liber ordinum en usage dans l'Eglise wisigothique et mozarabe
d'Espagne du V« au XI^ siecle, 1904. F. Cabrol, Le liber ordinum et la liturgie
mozarabe (Rev. d. quest. bist. LXXVII [19U5] 173 ff). J. Moraleda y Esteban,
El rito mozarabe, 1904. Üb. Arbeiten v. Fita vgl. Rev. d'hist. ecciös. VIII (1907)
212. Realenzykl. a. a. 0. Th a 1 ho f e r- Ei senhof er a. a. 0. I 67 180; 11 2ö ff. -
Heute besteht d. niozarab. Liturgie nur noch i Toledo.
* Siehe S. 245, A. 4. Weiter: M. Magistretti, Cenni sul rito ambrosiauo,
1895. Ders., Monumenta veter. liturg. Ambros., 18i^7 ff. Ders., La liturgia della
chicsa milan. nel secolo IV, 1899. Realenzykl. a. a. 0. Thalhofer-Eisenhofer
a. a. 0. I 67 ""; II 32 ff. — B. Plaine, Do vera aetate liturgiarum Ambros., Gall
§ 158. Die Liturgie. 947
2. Oberster Gesetzgeber in der ganzen Kirche in Sachen der Liturgie
ist der Papst. Er übt diese Gewalt besonders durch die Congregatio
Rituum aus \ Den Bischöfen steht hierin innerhalb ihrer Diözesen
Gesetzgebungsrecht insoweit zu, als sie nicht durch allgemein kirchliche
Bestimmungen oder durch solche von ihnen übergeordneten Lokalobern,
z. B. der Provinzialsynode, beschränkt sind. Nicht ohne Bedeutung
ist auf diesem Gebiete die Gewohnheit 2.
3. Die allgemein-kirchlichen liturgischen Vorschriften sind nament-
hch enthalten in den liturgischen Büchern 3.
Da in den Sakramentarien der alten Kirche nicht der vollständige Ritus
der heiligen Messe niedergelegt war, sondern bloß das, was der Priester zu
beten hatte, so waren noch weitere liturgische Bücher notwendig, so nament-
lich das Antiphonariiim, Lectionarium, der Comes und das Evangeharium
Jedes dieser Bücher wurde, weil bei der Messe verwendet, auch als Liber
missahs", .Meßbuch«, bezeichnet. Später wurden sie dem Bedürfnil ent-
sprechend in em Buch vereinigt, das dann „Missale plenarium" oder einfach
Missale*' hieß. Solcher MissaHen gab es gegen Ende des Mittelalters viele
i^benso gab es die verschiedenartigsten Ritualien und Agenden zur Abhaltung
des sonstigen Gottesdienstes ^ Daher beauftragte das Konzil von Trient da
es die Redaktion vor allem des Missale nicht mehr selbst besorgen konnte
den Papst mit der Reform desselben, wie auch des Breviers \
et Goth. (Stud. u. Mitt. d. Bened.- u. Zisterz.-Ordens XY [1894] 554 ff) - KnÖDfler
^2?fft46l''' ''''' '''^ '''' '''■ ^"°k-ßi^l-«y-, Kgschte'TSff
' Bd I, S. 424.
^ Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. I 31 ff.
* Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. 63 ff 71 ff.
' :^; ^' ^^i^^- Lit.: J. Fr eisen, Manuale curatorum secundum usum ecclesiae
Rosck.ldens.s, 1898. Ders., Liber agendarum eccl. et dioc. Sleszwicensis 1898
i)ers., Manuale Lmcopense. Breviarium Scarense. Manuale Aboen.e , 1904
foo. V' ^"""""^ ""• ■^'''''^'- '• ^'^'^- "• Kunstgschte d. Missale Rom. i. MA
. ,0 .f/"""'' ^-^^'^^^ i. deutsch. MA., 1902. Ders. , D. Rituale v. St Florian
a^ d. 12. Jhdt, 1904. Ders., D. Rituale d. Bischofs Heinrich I. v. Breslau 1912
p,^?"n^'r^?'*^°^'° "• ^"^Saben d. liturg. Forschung i. Deutschi. (Hist.-pol.
Blatter CXLI [1908] 84ff). A. Kolberg, Agenda communis. D. älteste Agende
1. d Diöz. Ermeland, 1903. A. Schönfelder, Liturgische Bibliothek. Sammlung
gottesdienstl. Bücher a. d. deutsch. MA., 1904 ff. R. Stapper, D. älteste Agende
.'^f' ^iT^'"' ^^^'- St. Beissel, Gesch. d. Evangelienbücher i. d. 1. Hälfte
d. MAS, 1906. Ders., Entstehung d. Perikopen d. Rom. Meßbuches, 1907. F Arens
D. Liber Ordinarius d. Essener Stiftskirche, 1908. Rieh t er- Schön f eider'
Sacramentarium Fuldense saecuh X., 1912. üb. engl., franz., ital. Arbeiten'
Ihalhofer-Eisenhofer a. a. 0. I 178ff Z. Brevier vgl. Bd I, S. 266.
^ Sess. XXV cont. decr. de ind. libr. et catech. brev. et missaU.
248 i^ • Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschu. 3. Kap. : D. Kultus.
Dementsprechend sind alle heutigen liturgischen Bücher ^ von den
Päpsten publiziert worden, und zwar — von späteren Verbesserungen
und Vermehrungen abgesehen — das Breviarium Romanum von Pius V.
1568 ^ das Missale Romanum von demselben Papst 1570 3, das Pon-
tificale Romanum von Klemens VIII. 1596^, das Caerimoniale Epi-
scoporum von demselben Papst 1600^, das Rituale Romanum von
Paul V. 1614^. Das Pontificale und das Caerimoniale sind für die ganze
Kirche vorgeschrieben. Das Missale und das Breviarium sollten eben-
falls allgemein verpflichtend sein, diejenigen Kirchen ausgenommen,
welche sich eines eigenen Meßbuches oder Breviers seit mehr als
200 Jahren oder eines päpstlichen Indultes erfreuten ". Das Rituale Ro-
manum wurde nicht ausschließlich und obligatorisch vorgeschrieben^.
4. Die Einheit in der Liturgie hatte auch eine einheitliche liturgische
Sprache im Gefolge.
Ursprünglich waren, entsprechend den verschiedenen Liturgien, ver-
schiedene lebende Sprachen hierbei im Gebrauch. Als aber diese Liturgien
der römischen weichen mußten, da trat an ihre Stelle die lateinische Sprache.
Diese einheitliche liturgische Sprache hat mehr oder weniger ihre Begrün-
dung in dem Wesen der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche.
Daher antwortete auch das Tridentinum auf die Forderung, die Messe in der
Landessprache feiern zu dürfen, .,non expedire", ordnete aber an, daß den
Gläubigen das in der Messe Gelesene und deren Geheimnisse häufig aus-
einandergesetzt werden sollten ^. Nicht weniger energisch hat die Kirche
» Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. 1 90 ff.
2 ,Quod a Nohis" v. 9. Juli 1568.
' „Quo primum" v. 14. Juli 1570.
* ^Ex quo in ecclesia" v. 10. Febr. 1596.
^ „Cum novissime" v. 14. Juli 1600.
« „Apostolicae Sedi" v. 17. Juni 1614.
' Wenn d. bisherige Missale od. Brevier v. Bischof unt. Konsens d. Kapitels
abgeschafft u. d. römische eingeführt wird, so hat es dabei f. immer sein Bewenden.
Pius V., „Quo priraum" cit. C. S. Rit. 15. März u. 10. Mai 1608. Z. Brevier
vgl. Bd I, S. 271 f.
® Der Papst ermahnt d. Ordinarien nur („hortamur"), d. röm. Rituale einzuführen.
Doch sollen d. Diözesanritualien d. römischen konform sein. C. S. Kit. 7. April
1832. D. neu herausgeg. Diözesanritualien bedürfen wohl keiner päpstl. Approbation.
So Scherer, KR. II 595 \ Sie bekommen sie ab. a. nicht. Gestattet wird nur, daß
sie als Anhang d. Rituale Rom. angefügt werden. Vgl. Wernz, Jus decretaliuni
III 2 2 (1908), 23. Wo einmal d. röm. Rituale eingeführt ist, darf ohne Zustimmung
d. Apost. Stuhles keine Änderung mehr erfolgen. Ben ed. XIV., .,Inter omnigenas*
V. 2. Febr. 1744. § 18. — Üb. Wünsche a. d. Vatic. Grandera th - K i rch , Gesch.
d. Vatik. KonziKs I 445.
•' Sess. XXII de sacrif. niiss. c. 8, can. 9 : Sess. XXIV do rof. c. 7.
§ 158. Die Liturgie. 249
ähnliche Forderungen der Jansenisten , Josephiner und Aufklärer zurück-
gewiesen ^ Heutzutage sind dieselben so gut wie verstummt -.
Trotz dieses energischen Strebens nach Einheit in der Liturgie ist
die Kirche doch von starrem Rigorismus hierin weit entfernt. So
gestatteten Hadrian IL, Johann VilL und nachfolgende Päpste bis heute
in beschränktem Umfang den Gebrauch der slawischen Sprache beim
Gottesdienst^. Ebenso erfreuen sich die unierten orientalischen Riten
wie ihrer eigenen Liturgien so auch ihrer eigenen Sprachen hierbei"^.
' Klem. XL, „ünigenitus" v. 8. Sept. 1713. Pius VI., „Auctorem fiilei'' v.
28. Aug. 1794. Prop. damn. 33 66. Denzinger -Bannwart, Enchiridion '^ 1436
1533 1566.
' J. B. Schwinghai mb, Üb. Kirchensprache u. Landessprache i. d. Liturgie,
1839. F. Hettinger, D. Liturgie d. Kirche u. d. lat. Sprache, 1856. Bartak,
Versuch, d. liturg. Sprache d. Kirche v. dogmat., histor. u. pastoreil. Standpunkt
z. beleuchten, 1875. W. Fei er feil, D. liturg. Sprache d. kathoL K, 1904.
J. Felder, D. latein. Kirchensprache n. ihr. geschieht!. Entwicklung (Programm,
Feldkirch), 1905. F. Cumont, Pourquoi le latin fut la seule langue liturgique
de rOccident? (Melanges P. Fredericq [1904] 63 ff). Thalhofer-Eisenhofer
a. a. 0. I 225 ff.
3 Neuere Dekrete: C. S. Rit. 13. Febr. 1892; 5. Aug. 1898; 18. Nov. 1898:
14. Aug. 1900; 14. März 1902; 18. Dez. 1906 (Acta S. Sedis XL [1907] 54 ff; Acta
Ap. Sedis I [1909] 577 ff). — D. slawisch-latein. Ritus u. d. glagoht. Frage (A. f. k.
KR. LXX [1893] 406 ff). F. Salata, L' antica diocesi di Ossero e la liturgia slava,
1897. N. Nilles, Innozenz IV. u. d. slawische Liturgie, 1899. W. Feierfeil,
D. hjstor. Entwicklung d. glagolit. Kirchensprache b. d. kath. Südslawen (Th.
Qscli"' LXXXVIIl [1906] 61 ff). L. Jelic, Fontes historici liturgiae Glagolito-
Rom/nae a XIII. ad XIX. saeculum, 1906 ff. L. Petrovic, Disquisitio historica
in originera usus slavici idiomatis in liturgia apud Slavos ac praecipue Croatos,
1908. V. Jagic, D. Entstehungsgschte d. kirchenslaw. Sprache*, 1918.
* Ben ed. XIV., „Etsi pastoralis' v. 26. Mai 1742; .Demandatam" v. 24. Dez.
1743; ,Allatae".v. 26. Juli 1755. Pius IX., Jn suprema" v. 6 Jan. 1848; „Romani
Pontifices^ v. 6. Jan. 1862; .Amantissimus" v. 8. April 1862. Leo XIII. , ,Orien-
talium" V. 30. Nov. 1894. D. betreff, päpstl. Verfügungen sind gesammelt i. Coli.
Lac. II 481 ff. — Streng genommen ist zw. Liturgie u. Ritus z. unterscheiden. D.
Ritus enthält nicht bloß Abweichungen i. Gottesdienst, sondern a. i. d. Disziplin. —
Strengstens verboten ist jede permixtio rituum. C. 9 11, X de temp. ordin. I, 11.
C. 14, X de off. jud. ordin. I, 31. Pius X. gewährte a. 14. Sept. 1912 große
Milderungen bezügl. d. Empfangs d. Kommunion (Acta Ap. Sedis IV [1912] 609 ff).
Üb. d. Ruthenen i. Nordamerika u. Kanada (Acta S. Sedis XLI [1908] 3 ff; Acta
Ap. Sedis V [1913] .393 ff). — Ben ed. XIV., Opera inedita. Ed. Heiner (1904)
1 ff. J. Hergen röther, D. Rechtsverhältnisse d. verschied. Riten innerh. d. kath.
K. (A. f. k KR. VII [1862] 169 ff). A. f. k. KR. IX (1863) 196 ff; XIV (1865) 3 ff.
J. Papp-Szilägyi, Enchiridion jur. eccles. Orient, catholicae, 1862. Jus eccles.
circa conrelationes utriusque ritus in Galicia, 1865. A.Arndt, D. gegenseit. Rechts-
verhältnisse d. Riten i. d. kath. Kirche (A. f. k. KR. LXXI [1894] 193 ff). Ders., D.
gegenseit. Rechtsverhältnisse d. Riten i. d. Lemberger Kirchenprovinz (Theol.-prakt.
250 I^"- Buch. Die Verwaltung der Kirche, 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus.
Ebenso ist, abgesehen von den streng liturgischen Akten, der Ge-
brauch der Landessprache bei den Volksandachten zulässig ^
§ 159.
Die heilige Messe.
Decr. Grat. D. I II de cons. Decr. Greg. IX. 1. III, t. 41 de celebr. miss. et
sacr. euchar. ; t. 44 de custod. euchar. Const. Clem. III, 14. Extrav. comm. III, 11.
Z. alt. Lit. vgl.: Seh er er, KR. II 648; Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr.
318 f; Bart mann, Lehrb. d. Dogm. « 729 fF; Pohle, Lehrb. d. Dogm. ^ III 343 ff.
— F. X. Schmid, Meßopfer, Meßapplikation u. Meßstipendien, 1834. M. Ver-
h o e V e n , Dissertatio canonica de sacrificio missae, 1842, F. Probst, D. Verwaltung
d, Eucharistie als Opfer 2, 1857. F. Kössing, Liturg, Vorlesungen üb. d. heil.
Messe ^ 1869. N. Gihr, D. heil. Meßopfer dogmat., liturg. u. aszet. erklärt, 1877;
''1912. A. Franz, D. Messe i. deutsch. MA., 1902. S. Many, Praelectiones
canon. de missa cum appendice de ss. euchar. sacr., 1903. Schanz a. a. 0. 432 ff.
Pesch, Praelectiones dogmaticae VI ^ 358 ff. B artman n a. a. 0. 729 ff. Pohlo
a. a. 0. 343 ff. Tbalh of er-Eisenhof er a. a. 0. II 1 ff . Vgl. a. d. Lit. z. § 116.
1. Die Eucharistie ist nicht nur Sakrament, sondern auch das
immerwährende Opfer des Neuen Bundes 2. Das eucharistische Opfer,
das den Mittelpunkt des ganzen katholischen Gottesdienstes bildet,
hat den Namen missa, Messe, erhalten^.
Qsch. XLVII [1894] 795 ff). De rituum relatione juridica ad invicem (Analecta eccies.
II [1894] 416 ff; sep. 1895). A. Frey, D. Riten d. kath. K. i. ihr. Verhältn. zu-
einander (Katholik 1903, I 506 ff), E. Likowski, Union de l'Eglise grecque-
ruthene en Pologne avec l'Eglise romaine conclue ä Brest en Lithuanie en 1596,
1903. I. Silberna gl, Verfassung u. gegenw. Bestand sämtl. Kirchen d. Orients,
-hgg. V. J. Schnitzer, 1904. J, Roth, Z Frage d. gegenseitig. Rechtsverhält-
nisses zwisch. Lateinern u, Ruthenen (Theol.-prakt. Qsch. LXllI [1910] 720 ff).
Schulte, Lehrb. d. kath. u. evung. KRs^ (1886) 455 ff. Hinschius, KR. IV
(1888) 426 ff. Lämmer, KR. ^ (1892) 196 ff. Vering, KR. ^ (1893) 834 ff.
Seh er er, KR. II (1898) 651 f. Laurentius, Institutiones ^ 607 f.
^ T h a 1 h 0 f e r - E i s e n h 0 f e r a. a. 0. I 247 ff. Vgl. ab. a. W e r n z , Jus decrc-
taliura III 22 (1908), 122 f. — Vgl. noch: J. Mast, Rom u. d. Kultus (Th. Qsch.
XXVI [1844] 575 ff). Ders. , D. Humanität d. Kirche a. d. Gebiete d. Kultus
(Ebd. XXVUI [1846] 405 ff ). — Üb. Wünsche a. d. Vatic. Granderath-Kirch,
Gesch. d. Vatik. Konzils I 445.
2 Trid. sess. XXII de sacrif. miss. c. 1.
^ Missa ist gleich missio, dimissio. I. d. alt. Liturgie gab es e. doppelte missa
{■= missio), e. m. catechumenorum n. d. Evangelium u. 0. m. üdelium n. d. Segen.
Per Synekdochen Avunlcn d. beiden Teile d, Gottesdienstes später als m. catochumeno-
rum u. m. fidelium bezeichnet. D. Bezeichnung missa f. d. ganze eucharist. Feier
i. Sinne uns. heutigen „Mefsopfer" findet s. wohl zuerst b. Ambrosius. 0. Rott-
manner, Üb. neu. u. alt. Deutungen d. VV^ortes missa (Th. Qsch. LXXI [1889]53lff;
a. i. R. .lud. Od, Rottm. , Geistesfrüchte a. d. Klosterzelle |1908] 135 ff). K. A.
H. Kellner, Wo u. seit wann wurde missa stehende Bezeichnung f. d. Meßopfer?
§ 159. Die heilige Messe. 251
2. Die Messe war ursprünglich immer Gemeindegottesdienst. Die Geist-
lichen und die Laien empfingen die Kommunion aus der Hand des zelebrierenden
Bischofs oder Priesters ^ Seit dem 7. Jahrhundert aber trat neben die missa
publica die missa privata, bei der nur der zelebrierende Geistliche kom-
munizierte. Manche lasen auch Messe, ohne daß irgend jemand anwesend
war, missa soiitaria. Das letztere wurde aber bald verboten und die An-
wesenheit wenigstens von Ministranten gefordert 2.
Aus den heutigen, keineswegs ganz reinlich durchzuführenden
Unterscheidungen der Messen in missae de tempore bzw. de sanctis
und m. votivae, missae publicae und m. privatae ist für das Recht
namentlich die erstere Unterscheidung von Bedeutung, indem die
missae de tempore und de sanctis in der Regel an den Tagen, auf
die sie festgesetzt sind, gefeiert werden müssen, während die Votiv-
messen nicht an bestimmte Tage gebunden sind, aber doch auch ge-
setzlich vorgeschrieben sein können 3.
3. In den ersten christlichen Jahrhunderten wurde die Eucharistie durch
den Bischof unter Assistenz der Priester und des übrigen Klerus gefeiert.
Ein Priester konnte nur im Auftrag oder wenigstens nur mit Zustimmung
des Bischofs zelebrieren. Von der bischöflichen Kirche wurde dann z. B. in
Rom die Eucharistie durch die Akoluthen andern Kirchen gebracht. Seit dem
7. Jahrhundert aber fingen die Priester an, selbständig Messe zu lesen*.
Fähig zum Zelebrieren sind die gültig geweihten Priester^. Be-
rechtigt dazu sind solche Priester, wenn sie sich in keiner Irregula-
(Ebd. LXXXIII [1901] 427 ff). Funk, D. Anfänge v. missa =^ Messe (Abh. u.
Unters. III 134 ff). Zuletzt H. Koch, Missa b. hl. Ambrosius u. d. Ursprung d.
Wortes (Katholik 1908, I 114ff). Th alhof er-Eisenhof er a. a. 0. II 2 flF.
' Ob. S. 34 f 38.
2 Syn. V. Mainz a. 813, c. 43. Harduin, Acta conc. IV 1051. Knöpf 1er,
Kgschte^ 114 f 215 277. Funk-Bihlmey er, Kgschte« 78 ff 230 347.
^ Missale Rom. Ruhr, gener. pr. Thalhof er-Eisenhof er a. a. 0. II 244ff.
D. Unterscheidung zw. m. privata u. publica bezieht s. entweder darauf, ob d. Priester
allein kommuniziert oder a. andere, oder darauf, ob d. Messe m. öffentl. kund-
gegebener Intention, unt. Anwesenheit d. Gemeinde oder nur i. Gegenwart einiger
Personen zelebriert wird, oder darauf, ob d. Messe m. Gesang u. Musik (m. can-
tata), unt. Assistenz v. Leviten (m. sollemnis), oder ganz still gefeiert wird. So
Scherer, KR. II 660. Vgl. a. üb. d. Arten d. Messe: Hinschius, KR. IV
194 ff; Wernz, Jus decretalium 111 2 2 (1908), 160. D. Tridentinuin nahm d.
Privatmesse, i. welcher d. Priester allein kommuniziert, geg. d. Angriffe d. Refor-
matoren a. dieselbe als „Winkelmesse *" i. Schutz. Sess. XXII de sacrif. miss. c. 6;
can. 8. H. Grisar, Luther II 2 (1911) 804 ff 812 ff. D. Meinung v. K. Müller,
Kirche, Gemeinde u. Obrigkeit n. Luther (1910) 89 ', daß z. Zeit Luthers d. Unter-
scheidung V. missa publica u. m. privata noch ganz eindeutig gewesen sei , ist
sicher unrichtig. "* Vgl. A. 2.
^ C. 1, § 3, X de summa Trinit. I, 1, Trid. sess. XXll de sacrif. miss. c. 1 ;
can. 2.
252 I^ • Buch. Die Vcrwaltimg der Kirche. 2. Abschii. 3. Kap : D. Kultus.
rität oder Zensur befinden und von ihrem Obern die Erlaubnis zum
Messelesen erhalten haben ^ Fremde Geistliche sollen nicht ohne
die erforderlichen litterae commendaticiae zum Zelebrieren zugelassen
werden 2.
4. Vom 5. bis zum 10. Jahrhundert war die täglich öftere Zelebration
in voller Übung. Wegen der damit verbundenen Mißstände mußten aber Be-
schränkungen eintreten. So verbot die Synode von Seligenstadt im Jahre
1022 dem Priester, täglich mehr wie drei Messen zu lesen ^. Das Dekretalen-
recht gestattet entsprechend früheren Verordnungen nur eine tägliche Messe,
außer an Weihnachten und im Notfall *. Anderseits sollen nach ihm die Prie-
ster wenigstens viermal im Jahre zelebrieren ^
Nach Maßgabe des Amtes sind diejenigen zum Zelebrieren ver-
pflichtet, welche ein solches innehaben, namentlich die Seelsorge-
priester <^. Die übrigen Geistlichen soll und kann der Bischof anhalten,
wenigstens an Sonn- und Feiertagen Messe zu lesen '^. Übrigens
kann jeder Priester, mit Ausnahme des Gründonnerstags, Karfreitags
und Karsamstags, an welchen Tagen die Privatmessen verboten sind ^,
jeden Tag zelebrieren. Öfteres Zelebrieren an einem Tag ist nur
noch an Weihnachten erlaubt '•^. Außerdem kann der Bischof in Not-
fällen Bination siestatten lo. Für die zweite Messe darf aber ohne
' Trid. sess. XXII decr. de observand. et evitand. in celebr. miss. ; Sess. XX III
de sacr. ord. can. 7.
2 C. 1 2 3, X de der. peregr. I, 22. Trid. sess. XXII decr. de observ. etc.:
Sess. XXIII de ref. c. 16. Vgl. Bd I, S 242. Üb. Gnadenstand u. Nüchternheit
ob. S. 38 42. Wernz, Jus decretalium III 2 2 (1908), 166 f.
3 C. 5. Harduin, Acta conc. VI 829.
' C. 53 (Alex. II. a. 1061-1073), D. I de cons. C. 3 12, X de celebr. miss.
III, 41.
•^ C. 9, X h. t. III, 41. Knöpfler, Kgschte^ 277 329 462. Funk-Bihl-
raeyer, Kgschte ^ 347 453. Thalhof er-Eisenhof er a. a. 0. II 259 ff.
« Trid. sess. XXIII de ref. c. 14. Üb. d. Applikationspflicht Bd I, S. 482 f.
"' Trid. a. a. 0. Üb. e. a. göttl. Recht beruhende Verpflichtung W e r n z a-
a. 0. 167.
" C. S. Rit. 20. April 1707; 12. Sept. 1716; 27. Mai 1895. A.Gründonnerstag
könnte d. Bischof private Messe erlauben. C. S. Rit. 15. März 1712.
^ C. 3, X de celebr. miss. III, 41. D. spau., portug. 11. siidamerik. Pricstoi
dürfen a. a. Allerseelen dreimal zelebrieren. Ben ed. XIV., „Quod expensis" v.
26. Aug. 1748. Acta et decreta conc. plen. Americae Latinae (1899) Nr 348.
'° Bencd. XIV., „Declarasti" v. 16. März 1746 u. „Quod expensis" v. 26. Aug.
1748. A. d. Quinqueniuilfakultäten pro foro externo n. 15 entluilten diese Befugnis.
.Schneider, Fontes jui-. noviss. 89. Doch .soll d. Bischof nur a. d. gewichtigsten
Gründen d. Bination gestatten. E. solcher ist namentl., wenn d. Gläubigen sonst
ihrer sonntägl. Pflicht nicht genügen könnten. E. Spezifikation d. Notfälle b. •
Hinscbius, KR. IV186f; Sc h erer , KR. II 658 " ; Leb m k u b 1 , Thool. moral."
§ 159. Die heilige Messe. 253
päpstliches Indult kein Stipendium genommen werden, höchstens mit
bischöflicher Erlaubnis eine Remuneration für die äußere Mühe^
5. Der eucharistische Gottesdienst wurde zunächst in Privathäusern ab-
gehalten. Seit dem 3. Jahrhundert hatten die Christen aber nachweisbar
kirchliche Gebäude. Das Gedächtnis der Märtyrer wurde in den Katakomben
in der Nähe der Gräber gefeiert 2.
Nach geltendem Recht ist der Ort der Zelebration eine konsekrierte
oder benedizierte Kirche, die nicht exsekriert, polluiert oder interdiziert
sein darf, oder ein konsekriertes oder benediziertes öffentliches oder
halböffentliches Oratorium, näherhin der konsekrierte Altar ■^. In einem
Privathaus darf nicht Messe gelesen werden*. In Privatoratorien darf
mit päpstlicher Erlaubnis nur eine tägliche Messe, aber nicht an den
höchsten Festtagen zelebriert werden 5. Nur die Kardinäle und Bischöfe
II 170 ff. Üb. d. Rituelle b. d. Bination: C. S. Kit. 11. März 1858: S. C. de Prop.
Fide 24. Mai 1870 (A. f. k. KR. LXXIV [1895] 138 ffj. V. Rom ist e. zusammen-
fass. Erlaß üb. d. Bination z. erwarten (Acta S. Sedis XLI [19C8] 54 ff ; A. f. k.
KR. LXXXVIII [1908] 514 ff). — St. J. Neher, D. Bination n. ihr. geschichtl.
Entwicklung u. n. d. heut. Recht, 1874. K. E. Sehr od, D. Bination (Katholik 1878,
II 365 ff). Tachy, Etüde canonique et liturgique sur le binage (Rev. d. scienc.
eccles. XLVII [1883] 125 ff). R. Scherer, Üb. d. Bination (Theol.-prakt. Qsch.
XXXVIII [1858] 272 ff). A. Rösch, D. Bination i. alt. Zeit u. n. d. jetzt geltenden
Rechte (A. f. k. KR. LXXVII [1897] 43 ff). F. S. Renz, D. Bination i. ihr. disciplina
vigens (Theol.-prakt. Monatsschrift VIII [1898] 635 ffj. Thalhofer-Eisenhofer
a. a. 0. II 261 f. — I. d. Diöz. Rottenburg kann i. unerwarteten Notfällen d. Dekan
ßinationsbefugnis erteilen. Ord.-Erl. y. 9. Febr. 1872. Vogt, Sammlung 69 f.
Pfaff-SproU, Gesetzeskunde I 240 f.
' Wie anderwärts, so dürfen m. päpstl. Indult a. i. d. Diöz. Rottenburg a. Sonn-
u. Festtagen binierende Priester f. d. zweite Messe e. Stipendium annehmen, welch,
ab. d. Bischof f. d. Diaspora abzuliefern ist. Ord.-Erl. v. 14. April 1913 (Kirchl.
Amtsbl. 1913, Nr 8). — F. d. drei Messen a. "Weihnachten dürfen, weil i. d. kirchl.
Liturgie begründet, drei Stipendien angenommen werden.
2 F. Wieland, Mensa u. Confessio. Studien üb. d. Altar d. altchristl. Liturgie.
I: D. Altar d. vorkonstant. K., 1906, lehnt f. diese früheste Zeit d. Altargrab ab
(S. 156). Ders., Altar u. Altargrab d. christl. Kirchen i. 4. Jhdt, 1912. Achelis,
D. Christentum i. d. erst, drei Jhdten I 155 ff; II 55 ff.
3 C. 1 (Pseudo-Felix) 11 (Ders.) 12 (Syn. v. Mainz a. 888, c. 9i 14
(Pseudo-Clem.) 15 (Pseudo-S ilvest.) 30 (Syn. v. Mainz a. 888, c. 9), D. I
de cons. Trid. sess. XXII decr. de observ. etc. Üb. Kirchen, Oratorien, Altäre
unt. § 167.
* Trid. a. a. 0. beseitigte a d. Vorrechte d. Orden hierin (c. 30, X de priviL
V, 33).
^ S. C. Conc. 10. März 1615. R i chter-Schul t e, Conc. Trid. p. 132, n. 13.
Bened. XIV., „Magno cum" v, 2. Juni 1751. Richter-Schulte a. a. 0. 510 ff.
Weit. Erklärungen d. C. Conc. b. : Seh er er, KR. II 6602". Alle üb. d. privaten
Oratorien geltend. Bestimmungen faßt zusammen S. C. de disc. Sacr. 7. Febr. 1909
254 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap.: D. Kultus.
haben das Recht, auf Reisen in ihrer jeweiligen Wohnung zelebrieren
zu dürfen ^ Im Notfalle kann an jedem anständigen Ort die Messe
gelesen werden 2. Auch können die Bischöfe die Erlaubnis hierzu auf
Grund der Quinquennalfakultäten geben 2.
G. Entsprechend der Zeit des Abendmahles fand die eucharistische Feier
ursprünglich am Abend statt. Sie wurde aber schon bald auf den Morgen
verlegt. Tage der Feier waren der Sonntag, die Stationstage, überhaupt jeder
Tag, wie schon in der Urkirche zu Jerusalem ein tägliches Brotbrechen
stattfand *.
Dementsprechend darf die Messe an allen Tagen gelesen werden
mit Ausnahme des Karfreitags, an welchem die sogenannte missa
praesanctificatorum stattfindet^. Und zwar darf zelebriert werden „ab
aurora usque ad meridiem", von Tagesanbruch bis zwölf Uhr mittags^.
Doch darf man so früh beginnen, daß die Messe schon mit Eintritt
der Morgendämmerung beendigt ist, und so spät anfangen, daß sie
(A. f. k. KR. XCI [1910] 161 ff; Canoniste cont. XXXIII [1910] 500 ff). — N. e.
Entscheidung ders. Kongregation v. 23. Dez. 1912 kann d. Bischof a. gut. Gründen
per modum actus, d. h. vorübergehend gestatten, „ut sacrosancta missa extra locum
sacrum privatis in domibus celebretur non tarnen in cubiculo scd in loco decenti
servatisque aliis de jure servandis et gratis omnino quocunque titulo" (Acta Ap. Sedis
IV [1912] 725; Canoniste cont. XXXVI [1913] 94 ff). So kann d. Bischof Kranken
d. Anhören d. hl. Messe ermöglichen. — Üb. Antrag a. d. Vatic. : Lämmer, Z.
Kodif. d. kan. Rs 158.
» C. 12 in Vi*° de privil. V, 7. Klem. XI. v. 15. Dez. 1703. Richter-
Schulte a. a. 0. p. 131, n. 12. Innoz. XIII., „Apostolici ministerii" v. 23. Mai
1723. § 24. Bened. XIV., „Magno cum" cit. §§ 4—7. Scherer, KR. II 632.
Vgl. Bd I, S. 413 444.
2 C. 1 11 (Pseudo-Felix) 30 (Syn. v. Mainz a. 888, c. 9), D. I de cons.
„Necessitas legem non habet" sagt c. 11 cit.
' Facultates pro foro externo n. 15. Schneider, Fontes jur. noviss. 89. —
I. 10 Fällen können d. Bischöfe kranken Priestern d. Hausinesse gestatten. S. C.
de di.sc. Sacr. 7. Febr. 1909; vgl. S. 253, A. 5. Vgl. a. Scherer, KR. II 660". -
A. d. Schiff darf zelebriert werden, u. zwar ohne priesterl. Assistenz, wenn d. Meer
ruhig ist, a. anstand. Ort. C. S. Rit. 4. März 1901. S. C. de Prop. Fide 1. März
1902; 13. Aug. 1902 (A. f. k. KR. LXXXII [1902] 361: LXXXIII [1903] 255).
C. S. Rit. 30. Juni 1908 (Acta S. Sedis XLI [190^] 593).
* Knöpfler, Kgschte'^ 115. Funk -B i h 1 m ey er , Kgschte« 78 f 230. Ache-
lis, D.Christentum i. d. erst, drei Jhdten I 172ff; II 66 ff. Thalhof er-E isen-
hofer a. a. 0. II 255 ff. Geg. d. urspriingl. tägl. eucharist. P'eier Bastien, De
frequenti quotidianaquc; communione etc (1907) 6 ff. Vgl. ob. S. 40, A. 2.
' C. 13 (Innoz. 1. a. 416), D. III de cons. C. 72 (Syn. v. Chalons a. 818
c. 39), D. I de cons. Missale Rom. Ruhr, gener. pr. - F. Raible, Üb. Urspr.,
Alter u. Entwickl. d. missa praesanctific. (Katholik 1901, I 148 ff).
" C. 51 (Leo I. a. 445), D. I de cons. Trid. sess. XXII decr. de observ. etc.
Mis.sale Rom. Ruhr, gener. XV, 1. Pius V., „A<1 cujus" v. 29. März 1566.
§ 159. Die heilige Messe. 255
erst nach der Mittagsstunde beendigt wird i. Nachts darf nur an
Weihnachten zelebriert werden, und nur eine Messe -. über die Dauer
der einzelnen Messe ist nichts bestimmt.
7. Was die Materie und die Form des eucharistischen Opfers be-
trifft, so ist nach göttlichem Recht die Materie Brot aus Weizenmehl
und Wein aus der Traube, die Form aber sind die von Christus bei
Einsetzung des Abendmahls gesprochenen Worte ^. Noch näher be-
stimmte das kirchliche Gesetz im Abendlande seit dem 8. Jahrhundert,
daß ungesäuertes Brot benützt werde, während die Orientalen ge-
säuertes gebrauchen*, und daß dem Wein etwas Wasser beigemischt
werde '\
8. Endlich ist die Messe zu lesen, entsprechend den Rubriken
des Missale namentlich auch über die liturgischen Gewänder, Kelch,
* Ben ed. XIII. v. 20. Dez. 1724 erklärte, daß zelebriert werden könne ,a tertia
horae parte ante auroram ad tertiam horae partera post meridiem". Bened. XIV.,
Institutiones LXVJII, 11. A. s. sollte d. Zeit matheraatisch bestimmt werden.
Doch darf zelebriert werden, wann d. Leute s. z. Arbeit erheben. C. S. Rit. 18. Sept.
1634. A. Grund d. Quinquennalfakultäten gewähren d. Bischöfe, Messe z. lesen
„per unam horam ante auroram et aliani post meridiem". Facultates pro foro
externo n. 15. Schneider a. a. 0. Dab. darf man s. a. d. Orts- od. mittel-
europäische Zeit halten. Vgl. Bd I, S. 273, A. 2; ob. S. 42, A. 5.
2 Missale Rom. Ruhr, gener. XV, 4. C. S. Rit. 11. Juni 1878; 2. Juni 1883.
D. and. Messen dürfen also nicht ante auroram begonnen werden. Üb. Konzessionen
f. Klöster usw. vgl. ob. S. 42 , A. 4. 1. d. päpstl. Kapelle wird schon etwas v.
Mittemacht angefangen. Bened. XIV., De syn. dioec. 1. VI, c. 8, n. 13 ff. Thal-
hofer-Eisenhofer a. a. 0. II 265 f.
' Mt 26, 26 ff. Mk 14, 22 ff'. Lk 22, 19 f. 1 Kor 11, 23 ff. C. 1—5, D. II
de cons. C. 6, § 1 ; 7 8 13, X de celebr. miss. III, 41. Eugen IV., Ad Armenos.
Denzinger-Bannwart, Enchiridion '^ Nr 698. Trid. sess. XllI de sacr. euchar.
c. 1 3: Sess. XXII de sacrif. miss. c. 1. Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr. 377 ff.
Pesch, Praelectiones dogmaticae VP 326 ff. Bartmann, Lehrb. d. Dogm. ^ 719 ff.
Pohle, Lehrb. d. Dogm. ^ III 299 ff.
* C. 14, X de celebr. miss. III, 41. Eugen IV., Decr. unionis Graecor.
Denzinger-Bannwart a. a. 0. Nr 692. Missale Rom. De defect. i. celebr.
miss. occurr. III, 3. Bened. XIV., „Etsi pastoralis'* v. 26. Mai 1742. § 6;
.Allatae^ v. 26. Juli 1755. § 34.
^ C. 2 (Cypr. a. 254) 83 (Ambr.?), D. II de cons. C. 6, § 1 ; 13 14, X de
celebr. miss. III, 41. Eugen IV., Ad Armenos. Denzinger-Bannwart
a. a. 0. Nr 698. Trid. sess. XXII de sacrif. miss. c. 7 ; can. 9. — I. e. Reihe v.
Entscheidungen d. C. Inq. : v. 4. März 18^7; 30. Juli 1890; 19. April u. 25. Juni 1891 ;
5. Aug. 1896; 22. Mai 1901 wurde z. Weine e. Zusatz v. Alkohol b. z. 18 Prozent
gestattet (A. f. k. KR. LXVI [1892] 190: LXXVII [1897] 134 569 f). Nicht ab.
darf alkoholfreier Wein verwendet werden. Köln. Pastoralbl. XLV (1911) 86 183 f.
Es darf a. künstl. Wasser verwendet werden. S. C. Inq. 11. Aug. 1904 (Canoniste
cont. XXVII [1904] 672). Thalhof er-Eisenhof er a. a. 0. II 109 ff.
256 I^- Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus.
Patene und Altar, mit wenigstens einem Ministranten und ohne Unter-
brechung außer wegen gesetzlichen Grundes K
g 160.
Die Meßstipendieii und 3Ießstiftniigeii.
Thomassin P. III, 1. 1, c. 70 ff. Bened. XIV., De syn. dioec. 1. V, c. 8 9. —
F. X. Schniid, Meßopfer, Meßapplikation u. Meßstipendien, 1834. G. Geyer.
De missarum stipendiis, 1864. Tachy, Les honoraires des messes (Rev. d. scienc.
eccles. XLVIII [1884] 470 ff). Seng er, D. kirchl. Grundsätze üb. Meßstipendien
u. Meßreduktionen (Theol.-prakt. Monatsschrift I [1891] 502 ff). D. kirchl. Bestim-
mungen üb. d. Meßstipendien (A. f. k. KR. LXVIII [1892] 265 ff). J. Ch. Joder,
Üb. Meßstipendien, 1893. 0. Link, Meßstipendien, 1901. [Unkritisch.] B. Dol-
hagaray, Le trafic des honoraires des messes (Rev. d, scienc. eccles. sept., 1901 ff).
A. B. (ou d inhon), Le nouveau decret sur les honoraires des messes (Canoniste cont.
XXVII [1904] 449 ff). L. van Ruymbeke, Des honoraires des messes (Nouv.
Rev. theol. XXXVI [1904] 438 ff). A. Geiger, D. Meßstipendienrecht d. kath.
Priester (Theol.-prakt. Monatsschrift XV [1905] 455 ff 702 ff). M. Bargilliat,
Les honoraires de messe, 1905. J. B. Ferr er es, Lo que debe hacerse y lo que
hay que evitar en la celebraciön de las misas manuales^ 1906. Bayle, Pr^cis
canonique sur l'application du saint sacrifice de la messe, 1907. A. Arndt, Meß-
stipeudien (Kath. Seelsorger XIX [1907] 401 ff). G. Euzet, Nature juriilique de
la fondation des messes, 1907. F. Dejust, Des fondations des messes, 1908.
A. Blalse, Des fondations des messes envisagees specialement en face du regime
actuel de Separation des eglises et de l'etat, 1909. G. Regnier, Fondation des
messes. Nature juridiquc. Action en reprise et en rcvendication. Loi du 9 d^c.
' Eingehend darüb. z. handeln ist Sache d. Pastoraltheol. bzw. d. Liturgik.
Vgl. z. B. Pruner, Lehrb. d. Pastoraltheol.^ I 17 ff; Schüch-Polz, Handb.
d. Pastoraltheol. '5 306 ff; T h alh of er-Eise nhof er a. a. 0. I 404 ö". Einläßl.
Jiandeln darüb. a. manche Moraltheologen, z. B. : Lehm kühl, Theol. moral.'* II
130 ff". — Üb. liturg. Gewänder, Kelch, Patene u. Altar unt. § 167. — D. Syn. v.
Mainz a. 813 (vgl. ob. S. 251, A. 2) hatte noch zwei Kleriker als Ministranten
gefordert. Später begnügte man s. f. d. Privatmesse m. e., d. a. Laie sein kann.
C. 6 15, X de filiis presbyt. I, 17. Trid. sess. XXII decr. de observ. etc.; Sess. XXIII
de ref. c. 17. I. d. Privatmesse darf nicht mehr als e. Ministrant sein. C. S. Rit.
7. Aug. 1627; 12, Sept. 1857. E. Frauensperson darf nur i. Notfall u. v. außerhalb
d. Altarschranken respondieren. C. 1, X de cohab. der. et mul. III, 2. C. S. Rit.
27. Aug. 1836; 4. Aug. 1893; 12. Jan. 1S94; 18. März 1899. A. Arndt, Darf e.
Frau z. Messe ministrieren? (A. f. k. KR. LXXXI [1901] 162 ff). 1. Notfall könnte
a. ohne Ministranten zelebriert werden, so v. Missionär. A, können d. Bischöfe
.solches kraft d. Quinqucnnalfakultäten gestatten. Facultates pro foro externe n. 15.
Schneider, Fontes jur. noviss. 89. — üb. Unterbrechung d. Messe: Miss. Rom.
De defect. etc. VIII, 5; X, 2 3. Wer d. Messe ohne Grund unterbricht, soll sus-
pendiert werden. C. 57 (Syn. v. Rom a. 743, c. 18 14), D. 1 de cons. S. C. Conc
3. Dez. 1735. Richter-Scliulte, Conc. Trid. p. 129, n. 1. — E. gute Zusammen-
.steihmg d. Vorschriften fib. d. Meßopfer i. Acta et decreta conc. plen. Americae
Latinae (1899) Nr 338 II.
§ 160. Die Meßstipendien und Meßstiftungen. 257
1905, 1909. J.Vogt, D. kirchl. Vermögensrecht 3 (1910) 101 ff. F. Brandileone,
I lasciti per 1' anima e la loro trasforraazione (Estr. delle Memorie del Real Istit.
Veneto di scienze, lettere ed arti), 1911. M. Falco, Le disposizioni -pro
anima", 1911 ff.
1. Die Messe kann für bestimmte Personen in bestimmter Absicht
gelesen werden, oder es kann der fructus medius (ministerialis) be-
stimmten Personen zugewendet oder appliziert werdend Die Pflicht
der Applikation beruht zum Teil auf kirchlichem Gesetz'^, zum Teil
auf privatim eingegangener Verbindlichkeit: auf der Annahme eines
Meßstipendiums (eleemosyna manualis, Stipendium manuale sc. missae,
Manualmesse). Die freiwillige, gewohnheitlich oder gesetzlich normierte
Gabe nämlich, welche vor allem zum Unterhalt des Priesters gereicht
wird mit der Auflage, eine Messe in besonderer Intention zu lesen,
heißt Meßstipendium. Ihre Begründung haben die Meßstipendien in
dem naturrechtlichen Satz, daß derjenige, welcher dem Altare dient,
auch vom Altare leben solle ^. Daher hat die Kirche ihre Erlaubt-
heit gegenüber dem Vorwurf einer darin liegenden Simonie immer
verteidigt ^.
Die Meßstipendien sind entstanden aus den ursprünglichen Oblationen
der Gläubigen bei der Messe ^ Dafür wurden dann die iS^amen der lebenden
und verstorbenen Wohltäter während der Messe aus den Diptychen verlesen ^.
Diese Naturalleistungen scheinen sich aber ziemlich bald in Geldbeiträge
umgewandelt zu haben ''. Und während zunächst die Gabe der Kirche zu-
kam, fing man seit dem 8. Jahrhundert an, dieselbe dem Priester zukommen
^ Üb. d. Früchte d. Meßopfers: Schanz, D. Lehre v. d. heil. Sakr. 491 f;
Bart mann, Lehrb. d. Dogm. 2 756 f; Po hie, Lehrb. d. Dogm. = III 410 flf. Gut
üb. d. verschied. Einteilung bzw. Benennung derselben Lehm kühl, Theol. moral.^'
II 132 ff. Üb. d. Personen, f. welche appliziert werden kann, Bd I, S. 83.
2 Vgl. Bd I, S. 444 447 482 f. I. Kathedral-, KoUegiat- u. Klosterkirchen ist
tägl. d. Konventualmesse f. d. Wohltäter z. lesen. Ben ed. XIV., „Cum semper"
V. 19. Aug. 1744. § 1. Vgl. Bd I, S. 454.
3 Mt 10, 10. 1 Kor 9, 13.
* So Martin V., Jnter cunctas" v. 22. Febr. 1418, Nr 19. Pius VL, .Auctorem
fidei" V. 28. Aug. 1794. Prop. damn. 30 54. Denzinger-Bannwart, Enchi-
ridion^^ Nr 1530 1554. D. naturrechtl. Begründung vermag allein d. Meßstipendien
V. d. Vorwurf d. Simonie z. retten , nicht irgend welche Jurist. Qualifizierung d.
darin liegenden Rechtsgeschäftes, welches n. Hinschius, KR. IV 209 ff, e. donatio
8ub modo ist. Seh er er, KR. II 654**. Gut Wernz, Jus decretalium III 2-
(1908), 173.
^ Knöpf ler, Kgschte^ 71 277. Funk-Bihlmeyer, Kgschte " 70 207 f.
ThalhoferEisenhofer a. a. 0. II 119.
« C. 73 (Innoz. I. a. 416), D. I de cons.
" Syn. V. Merida a. 666, c. 14. Bruns, Canones II 90.
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. II. 3. Aufl. 17
258 IV- Buch. Die Verwaltung d. Kirche. 2. Abschii. 3. Kap.: D. Kultus.
zu lassen, der die gewünschte Messe las K Das wurde nach und nach all-
gemeine Übung ^. Wegen der dabei aber leicht sich einschleichenden und
tatsächlich auch vielfach vorkommenden simonistischen Mißbrauche^ mußte
die kirchliche Gesetzgebung sich der Sache entschieden annehmen.
IL Außer auf einem Manualstipendium kann die Verpflichtung zur
Applikation auch auf einer Meßstiftung, fundatio missarum, beruhen.
Meßstiftungen sind bleibende Zuwendungen an eine bestimmte Kirche
oder ein bestimmtes Benefizium, damit aus deren Erträgnissen eine
oder mehrere Messen in dieser Kirche in bestimmter Absicht, in der
Regel für die Seelenruhe des Stifters, gelesen werden (Stiftungs-
messen) ^. Häufig werden dadurch mit Konsens des Bischofs eigene
Benefizien konstituiert, welche dann zu den beneficia simplicia gehören
(Benefizialmessen) 5. Meßstiftungen können nur mit Genehmigung des
Bischofs gemacht werden, der vor allem darauf zu sehen hat, ob die
Verpflichtung am betreffenden Ort erfüllt werden kann und ob das
Vermächtnis genügend ist^. Wenn fundationsmäßig nicht anders be-
stimmt ist, so ist die Verpflichtung zur Applikation eine dauernde,
die keiner Verjährung unterliegt '^. Geht aber das Stiftungskapital zu
Grunde, so erlischt jede Verpflichtung s. Verringert sich der Grund-
stock und sind die Rechtsnachfolger des Stifters zur Ergänzung un-
fähig, oder verändern sich die Preis- und Geldverhältnisse, so daß
wegen des geringen Stipendiums niemand mehr die Applikation voll-
ziehen will, oder häufen sich die Stiftungen, oder tritt dauernder
^ Regula Chrodegangi c. 32. Walter, Fontes 43.
2 C. 42, X de Simon. V, 3.
^ Hier ist namentl. z. nennen d. missa sicca u. d. m. bifaciata, trifaciata.
Ben ed. XIV., Do syn. dioec. 1. V, c. 8, n. 8 ; c. 9, n. 4. Michael, Gesch. d.
deutsch. Volkes v. 13. Jhdt b. z. Ausg. d. MAs ^ II (1899) 47. A. Franz, D. Messe
i. deutsch. MA. (1902) 73 ff. Thalhof er-Eisenhof er a. a. 0. II 262.
* Wenn nichts üb. d. Willen d. Stifters bekannt u. nichts üb. d. Applikation
angeordnet wäre, so wäre doch f. d. Stifter z. applizieren. S. C. Conc. 18. Aug.
1668; 27. Aprü 1700; 23. Juni 1725. Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 136,
n. 49 51 54.
^ E. Benefiziat, welchem stiftungsgemäß tägl. Applikation aufliegt, darf bis-
weilen d. Zelebration unterlassen u. einigemal i. Jahre f. s. od. andere applizieren.
Nur wenn absolut a. jedem Tag appliziert werden müfite, müßte i. solchem Falle
durch e. andern appliziert werden. S. C. Conc. 18. Sept. 1683. I. Erkrankungsfallo
ist d. Benefiziat nicht verpflichtet, d. e. andern zelebrieren z. lassen, wenn d.
Krankheit nicht länger (üb. 14 Tage) dauert. C. 11, X de praeb. III, 5. S. C. Conc.
4. Juni 1689; 17. Nov. 1695; 2. Okt. 1721.
« Urban VIII., „Cum saepe contingat" v. 21. Juni 1625. § 7.
' S. C. Conc. 17. Dez. 1718; 30. Juli 1768. Richter-Schulte a. a. 0.
p. 138 139, n. 75 76.
» S. C. Conc. 7. Juni 1686; 8. Juni 1705.
§ 160. Die Meßstipendien und Meßstiftungen. 259
Priestermangel ein, so kann Reduktion der Stiftungsmessen eintreten i.
Das Tridentinum hatte die Befugnis hierzu den Bischöfen eingeräumt 2.
Aber bereits Urban VIII. hat die Reduktion dem Apostolischen Stuhle
reserviert^. Ebendasselbe gilt auch von der Kommutation, wenn
z. B. statt einer missa cantata künftighin nur noch eine Privatmesse
gelesen werden soll. Ebenso bedarf der Bischof päpstlicher Bevoll-
mächtigung bei Translation von gestifteten Messen, wenn Messen, die
an einer Kirche persolviert werden sollen, dort nicht mehr gelesen
werden, aber auch nicht reduziert werden können, und daher behufs
Persolvierung an eine andere Kirche derselben oder einer fremden
Diözese als Manualstipendien (missae ad instar manualium*) über-
geben werden.
IIL Entsprechend dem Willen des Tridentinums ^ fixieren die
Bischöfe mit oder ohne Diözesansynode die Höhe des Meßstipendiums :
Synodal- oder Diözesantaxe. Alle neueren Gesetze zusammenfassend,
verordnete die Congregatio Concilii in Decretum de observandis et vi-
tandis in missarum manualium satisfactione vom 11. Mai 1904 ß, be-
ginnend: „üt debita", über die Manualstipendien nach vorausgegangener
Charakterisierung derselben das Nachstehende:
1. Niemand darf sich mehr Messen verschaifen oder annehmen, als er
voraussichtlich innerhalb der alsbald näher bezeichneten Fristen lesen kann,
und zwar entweder selbst oder durch die ihm untergebenen Priester; so der
Bischof oder der Ordensobere.
2. Als Zeitraum (tempus utile), innerhalb dessen die Zelebration geschehen
muß, gilt ein Monat für eine Messe, ein halbes Jahr für hundert Messen
und dementsprechend eine längere oder kürzere Frist je nach der größeren
oder geringeren Zahl von Messen '^.
^ E. Reihe v. Entscheidungen b. Richter- S eh ulte a. a. 0. p. 139, n. 82.
Maßstab f. d. Reduktion ist d. f. Manualmessen übliche Stipendium. 1. jeder d.
Messen ist dann sämtlicher Stifter z. gedenken. Trid. sess. XXV de ref. c. 4.
Wird d. herkömral. Stipendium v. Bischof erhöht, so dürfen deswegen d. Meßstif-
tungen noch nicht reduziert werden. S. C. Conc. 30. März 1867. A. findet nur e.
einmalige Reduktion derselb. Stiftung statt. Richter -Schulte a. a. 0. Anders
b. Reduktion a. bestimmte Zeit.
2 Sess. XXV de ref. c. 4.
^ „Cum saepe contingat" v. 21. Juni 1625. § 3. Die C. Conc. pflegt d.
Fakultät z. Reduktion usw. d. Bischöfen a. drei bzw. zehn Jahre z. erteilen. Rottenb.
Ord.-Erl. v. 13. Nov. 1910 (Kirchl. Amtsbl. 1913, Nr 23).
* So bezeichnet sie d. alsbald näh. z. erwähnende Dekret v. 11. Mai 1904.
^ Sess. XXII decr. de observ. et evit. i. celebr. missae.
« Acta S. Sedis XXXVI (1904) 672 ff; A. f. k. KR. LXXXIV (1904) 586 ff.
' Diese Termine gelten f. d. einzeln. Stipendiengeber bzw. Stipendiennehmer.
F. Stipendien ab., d. e. Priester v. Bischof erhält, läuft d. Frist v. Tage d, Zu-
17*
260 I^ • Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus.
3. Niemand darf so viele Messen annehmen, daß er sie voraussichtlich
innerhalb eines Jahres nach Übernahme der Verpflichtung nicht lesen kann,
abgesehen von anderweitiger Bestimmung der Stipendiengeber, welche aus-
drücklich oder stillschweigend eine kürzere Frist für die Zelebration wegen
eines dringenden Anliegens wünschen oder eine längere Frist gewähren oder
eine größere Zahl von Stipendien aus eigenem Antriebe geben.
4. In dem Dekret „Vigilanti" vom 25. Mai 1893 ist verordnet worden,
daß in Zuljunft sämtliche Benefiziaten, Stiftungsverwalter und andere, welchen
in sonstiger Weise die Sorge für Persolvierung der Messen obliegt, am Ende
eines jeden Jahres die rückständigen Meßverpflichtungen an ihre Bischöfe
in der von diesen näher zu bezeichnenden Weise abzuliefern haben. Diese
Zeit ist so zu verstehen , daß für die Stiftungs- und Benefizialmessen die
Pflicht der Ablieferung eintritt mit dem Schluß des Jahres, in welchem sie
hätten persolviert werden müssen, daß aber für die Manualraessen die Pflicht
hierzu beginnt nach Ablauf eines Jahres seit dem Tage der Übernahme der
Messen, wenn deren eine große Zahl ist. Anders bei geringerer Zahl von
Manualmessen oder anderweitiger Bestimmung der Stipendiengeber. Die bis-
her genannten Verpflichtungen sind schwere.
5. Wer überflüssige Meßstipendien hat, über welche er frei, aber ent-
sprechend dem Willen der Stifter oder Spender hinsichtlich Zeit und Ort der
Zelebration verfügen darf, kann dieselben an seinen Ordinarius oder den
Heiligen Stuhl oder auch an beliebige Priester der eigenen Diözese abgeben,
vorausgesetzt, daß sie ihm persönlich bekannt und durchaus zuverlässig sind ^
6. Wer Messen mit dem zugehörigen Stipendium an seinen Ordinarius
oder an den Heiligen Stuhl abgegeben hat, ist von jeder weiteren Verant-
weisung a. S. C. Conc. 27. Febr. 1905 (Acta S. Sedis XXXVII [1904/05] 525 f).
Üb. terap. utile Bd I, S. 325.
» D. Dekret d. S. C. Conc. v. 22. Mai 1907 (Acta S. Sedis XL [1907] 344 ff)
wurde bestimmt, daß wer i. Zukunft Meßintentionen a. Priester außerh. d. eig.
Diözese verschicken will, dies d. d. Ordinarius d. letzteren tun soll u. daß Bischöfe
u. Priester, welche Meßintentionen a. Bischöfe od. Priester d. oriental. Kirche schicken
wollen, s. daz. d. Vermittlung d. Propaganda bedienen sollen. N. Dekret v. 9. Sept.
1907 (Acta S. Sedis XLl [1908] 145 f) kann d. Zusendung d. d. Apostel. Delegaten
i. Orient u. d. d relig. Genossenschaften a. ihre Mitglieder direkt geschehen.
Laut Dekret v. 18. März 1908 u. 15. Juli 1908 (ebd. 640 f) können Stipendien d.
Bischöfen d. oriental. Kirche, d. ordentl. Jurisdiktion besitzen, direkt übersandt
werden; es muß ab. d. Apostel. Delegat d. betreff. Sprengeis zwecks Lberwachung
benachrichtigt werden. N. Erklärung d. Propaganda handelt es s. u. Kirchen d.
oriental. Riten (Canoniste cont. XXXIV [1911] 243). E. Verzeichn. d. Unifangs d.
betrefi". Apostol. Delcgaturen i. Canoniste cont. XXXll (1909) 111 f. Kollektanten
oriental. Riten dürfen n. Dekr. d. Prop. pro ncgot. Rit. Orient, v. 1. Jan. 1912 i.
nichts angenommen werden, wenn sie nicht e. authentisches Reskript neuer. Datums
V. d. Propaganda i. Rom vorweisen können (Acta Ap. Sedis IV [1912] 532 f).
Ebenso nicht ohne neuer, bischöfl. Autorisation. Rottenb, Ord.-Erl. v. 1. Mai 1912
(Kirchl. Amtsbl. 1912, Nr 12).
§ 160. Die Meßstipendien und Meßstiftungen. 261
wortung frei. Wer aber Messen, die er von den Gläubigen erhalten hat,
oder die ihm sonstwie anvertraut sind, behufs Zelebration an andere abgibt,
bleibt verantwortlich, bis er Gewißheit über die Zelebration erlangt hat, muß
also, falls die Persolvierung aus irgend einem Grunde unterbleibt, aus seinem
Vermögen Ersatz leisten oder für die Zelebration haften.
7. Die Diözesanbischöfe werden die nach dem Vorausgegangenen zu-
sammengekommenen Messen der Reihe nach samt den Stipendien in ein Buch
eintragen und für möglichst baldige Persolvierung vor allem durch ihre Diö-
zesangeistlichen sorgen.
8. Niemand darf Messen und Meßstipendien, die er von den Gläubigen
oder aus Stiftungen erhalten hat, abgeben an Buchhändler oder Kaufleute,
an Verleger von Tagesblättern oder Zeitungen . an Devotions- oder Para-
mentengeschäfte und überhaupt nicht an kirchliche oder andere Personen,
welche Messen sammeln, nicht um sie selbst oder durch untergebene Priester
zu zelebrieren, sondern zu irgend einem andern noch so guten Zwecke. Denn
das kann nicht geschehen ohne irgend eine Art Handel mit Meßstipendien
oder Verringerung derselben. Daher soll jeder, der diese Vorschrift verletzt,
abgesehen von der schweren Sünde, den noch näher angegebenen Strafen
unterliegen.
9. In Gemäßheit hiervon wird angeordnet, daß bei den Manualmessen
das von den Gläubigen gegebene Stipendium und bei den Stiftungs- und
Benefizialmessen, die „ad instar manualium" zu lesen sind, das zukommende
Stipendium niemals von der Zelebration der Messe getrennt, auch nicht mit
andern Dingen vertauscht oder vermindert werden darf, sondern dem Zele-
branten „ex integro et in specie sua" abgeliefert werden muß. Alle ent-
gegenstehenden Indulte sind aufgehoben ^
10. Demnach ist es durchaus untersagt, Bücher, heilige Geräte und andere
Sachen zu verkaufen oder zu kaufen und auf Zeitungen und Zeitschriften zu
abonnieren durch Vermittlung von Messen.
11. Ohne spezielle Erlaubnis des Apostolischen Stuhles ist es nicht ge-
stattet, von den Meßstipendien, welche die Gläubigen bei berühmten Wall-
fahrtsorten geben, etwas für die Zierde und Ausschmückung desselben
zurückzubehalten.
12. Wer die Bestimmungen der Artikel 8 — 11 übertritt, verfällt, wenn
er Priester ist, ipso facto der dem Heiligen Stuhle reservierten suspensio a
divinis ; ist er Kleriker, aber noch nicht Priester, der suspensio ab ordinibus
' D. Bischof darf d. Annahme e. freiwillig gereichten höheren Stipendiums nicht
verbieten. S. C. Conc. 16. Jan. 1649, — D. Bischof könnte ab. verbieten, s. we-
niger als d. Taxe entrichten z. lassen. S. C. Conc. 16. Juh 1689; 8. Mai 1905. —
Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 138, n. 70; p. 138, n. 73. Acta S. Sedis XXXVIII
(1905 06) 14 f. — Natürl. darf d. schenkungsweise gegebene Plus b. Weitergabe d.
Stipendiums behalten werden. — G. Arendt, De laesione justitiae commutativae
in missae manualis stipendio alteri celebranti diminuto, 1914.
262 IV. Buch. Die Verfassung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap : D Kultus.
susceptis und der Unfähigkeit, zu weiteren Weihen aufzusteigen ^ ; ist er Laie,
der excommunicatio latae sententiae episcopo reservata.
13. Beibehalten wird die schon in der Konstitution „Apostolicae Sedis
moderationi" - verhängte excommunicatio latae sententiae Summo Pontifici
reservata gegen diejenigen, welche Meßstipendien von höherer Taxe sammeln,
um sie in ge^s-innsüchtiger Weise an Orten, wo eine geringere Taxe besteht,
persolvieren zu lassen.
14. Bei Benefizialmessen (missae beneficiis annexae) darf, so oft sie andern
Priestern zum Zelebrieren übergeben werden, das Stipendium kein anderes
sein als das Diözesanstipendium des Ortes, wo die Benefizien errichtet sind.
Für die Messen dagegen, welche an Pfarr- und andern Kirchen gestiftet
sind, darf das abgegebene Stipendium kein anderes sein, als das in der
Stiftung oder einem etwaigen späteren Reduktionsindult für immer festgesetzte,
unter Berücksichtigung jedoch der etwa vorhandenen als legitim anerkannten
Rechtsansprüche der Fabriken oder Rektoren der Kirchen^.
15. In den einzelnen Kirchen sollen Verzeichnisse der Stiftungen und
der Manualmessen samt ihrer Stipendien sowie der vollzogenen Zelebration
der Stiftungs- und Manualmessen vorhanden sein \
' Vgl. Bd I, S. 225. 2 V. 12. Okt. 1869. 11 12.
' Verwiesen wird a. e. Entscheidung f. Münch. v. 25. Juli 1874 u. Hildesh. v.
21. Jan. 1898: „In Monac. enim, ,attento, quod eleemosynae missarum quorundam
legatorum pro parte locum tenerent congruae parochialis, E™' Patres censuerunt
licitum esse parocho, si per se satisfacere non possit, eas missas alteri sacerdoti
coramittere, attributa eleemosyna ordinaria loci sive pro missis lectis sive cantatis*.
Et in Hildes, declaratum est, ,in legatis missarum aliqua in ecclesia fundatis retineri
posse favore ministrorum et ecclesiarum inservientium eam redituum portionem,
quae in limine fundationis vel alio legitimo modo ipsis assignata fuit independenter
ab opere speciali praestando pro legati adimplemento'." Vgl. a. S. C. Conc. 26. Febr.
1910 (Acta Ap. Sedis II [1910] 203 f). — Es ist nicht verboten, daß d. Pfarrer d.
Vikar, d. v. ihm d. Unterhalt erhält, daf. Messen z. persolvieren aufträgt.
S. C. Conc. 25. Febr. 1905 (Acta S. Sedis XXXVIII [1905/06] 15 ff). Vgl. a. Köln.
Pastoralbl. 1905 , Nr 9 , wo e. Reihe d. neuer. Entscheidungen üb. d. Manual-
stipendien zusammengestellt ist.
* Wurden Meßstipendien nicht persolviert, od. ist d. Erfüllung d. Pflicht zweifel-
haft u. ist keine Möglichkeit vorhanden, d. Pflicht noch nachträgl. z. genügen, so
kann e. Gesuch a. d. Heil. Stuhl gerichtet werden u. Erlaß o. weitere Verpflichtung
(condonatio) od. unt. Auflage e. andern Leistung (compositio). Ben ed. XIV., De
syn. dioec. 1. XIII, c. 25, n. 15. — Üb. Meß- bzw. Jahrtagsstiftungen i. d. Diöz.
Rottenburg: Ord.-Erl. v. 14. Mai 1869; 18. April 1876; 9. Dez. 1901. Vogt, Samm-
lung 210 ff 780 ff. Kirchl. Amtsbl. 1901, Nr 18. Üb. Translation v. Stiftungsmessen
ebd.: Ord.-Erl. v. 19. Dez. 1893; 4. Febr. 1902 (Kirchl. Amtsbl. 1902, Nr 3). Üb.
Meüreduktionen ebd.: Ord.-Erl. v. 5. Sept. 1902; 11. Nov. 1904; 29. Nov. 1907
(Ebd. 1902, Nr 12; 1904, Nr 16; 1907, Nr 20). P f a f f-Spro 1 1 , Gesetzeskunde
I 241 ff. — Üb. Wünsche a. d. Vatic. : Lümm er, Z. Kodif. d. kau. Rs 88 f.
§ 161. Die öffentlichen Gebete und Andachten. 263
§ 161.
Die öffentlichen Gebete und Andachten. Die Kirchenmusik.
Die Prozessionen, Wallfahrten und Volksmissionen.
Decr. Grat. D. XCIT. Decr. Greg. IX. 1. III, t. 41 de celebr. miss. et sacr.
euchar. et divin. offic. ; t. 44 de custod. euchar. Const. Clem. III, 14. Extrav. comm.
III, 1 de vita et honest, der.
Z. geschichtl. Lit. üb. Kirchengesang u. Kirchenmusik vgl. : Kirchenlexikon ^
s. V. Kirchenlied; Musik, kirchl. ; Realenzykl. f. prot. Theol. u. K.' s. v. Kirchenlied,
Kirchenmusik; E. Michael, Gesch. d. deutsch. Volkes v. 13. Jhdt b. z. Ausgang
d. MAs^ IV 321 ff. P. Wagner, Gesch. d. Messe, 1913 ff. Z. sachl. Lit. u. a. : F. X.
Haberl, Magister choralis, 1864; >2 1899. B. Sauter, Choral u. Liturgie, 1865.
Ders., D. liturg. Choral, 1903. U. Kornmüller, D. kath. Kirchenchor, 1868-
A. Kienle, Choralschule, 1884; ^1899. Ders., Maß u. Milde i. kirchenmusik.
Dingen, 1901. J. Mitterer, D. wichtigsten kirchl. Vorschriften f. kath. Kirchen-
musik, 1885; M905. P. Krutscheck, D.Kirchenmusik n. d. Willen d. K., 1890;
^1901. Ders., Rechtes Maß u. rechte Milde i. kirchenmusik. Dingen, 1901. B.Schäfer,
Einheit i. Liturgie u. Disziplin f. d. kath. Deutschi., 1891. J. A u e r , D. Entscheidungen
d. heil. Ritenkongregation i. Bezug a. Kirchenmusik, 1901. J. Renner, Moderne
Kirchenmusik u. Choral, 1902. S. Birkle, Katechismus d. Choralgesangs, 1903.
Ders., D. Choral d. Ideal d. kath. Kirchenmusik, 1906. R. Molitor, E. Wort z.
Choralfrage i. Deutschi. n. d. neuest. Kundgebungen Pius' X. u. d. Kongr. d. heil.
Riten, 1904. A. Duclos, Sa Saintete Pie X et la musique religieuse, 1905.
K. Wiltberger, Kurzer Leitfaden f. d. kirchenmusik. Unterr., 1908. A. Möhler,
Ästhetik d. kath. Kirchenmusik, 1910. [Z. viel Kritik.] Möhler-Gauß, Kom-
pendium d. kath. Kirchenmusik', 1911. D. John er, Neue Schule d. Gregor.
Chorals^, 1911. G. Erlemann, D. Einheit i. kath. deutsch. Kirchenlied, 1911 ff.
Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. I 249 ff. — Z. d. Prozessionen : Kirchenlexikon *
s. h. v. — Z. d. Wallfahrten: J. Gretser, De sacr. et religiös, peregrinationibus
libri IV, Ingoist. 1606. J. Stalenius, Vindiciae sacr. peregrinat., Col. 1649.
J. Marx, D. Wallfahren i. d. kath. K., hist.-krit. darg., 1842. G. Patiß, D.
Wallfahrten i. ihr. provident. Bedeutung, 1875. K. Häbler, D. Wallfahrtsbuch
d. H. Künig v. Vach u. d. Pilgerreisen d. Deutschen n. Santiago de Comp., 1899.
J. Zettinger, D. Berichte üb. Rompilger a. d. Frankenreiche b. z. Jahre 800,
1900. C. Bern ab ei, II pellegrinaggio a traverso la storia, 1901. L. Legrand,
Les peleriuages en Terre Sainte au moyen-äge (Rev. d. quest. bist. LXXV [1904]
383 ff). A. Baumstark, Abendländische Palästinapilger d. 1. Jahrtaus. u. ihre
Berichte, 1906. J. Schmitz, Sühnewallfahrten i. MA., 1910. -- Z. d. Volks-
missionen: F. J. Büß, D. Volksmissionen, 1851. Gapp, Observations pratiques
sur les missions dans les paroisses (Rev. d. scienc. eccles. XLII [1880] 491 ff).
H. Aebischer, D. Volksmission, 1895. B. Duhr, Aktenstücke üb. d. Jesuiten-
missionen i. Deutschi. 1848—1872, 1903. K. Röhr ig, D. röra .Volksmissionen, 1905.
M. Kassiepe, D. Volksmission, 1 909.
I. Das Gebet ist für die Menschen nötig necessitate medii, aber
auch necessitate praecepti^. Hierbei können sie sich ihrer eigenen
' Linsenmann, Lehrb. d. Moraltheol. 315 ff. Koch, Lehrb. d. Moraltheol.'
342 ff Lehmkuhl. Theol. mor." I 269 f.
264 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap.: D. Kultus.
Worte bedienen. In der Regel aber gebrauchen sie die Gebetsformel,
welche Christus gelehrt, das Vaterunser i, oder auch solche, welche
in der Kirche zum Teil im Anschluß an die Heilige Schrift entstanden,
wie das Ave Maria 2, den Angelus Domini -^j das Salve Regina ^ das
Apostolische Glaubensbekenntnis ^ usw. Diese Formeln kann jeder
Gläubige ohne weiteres gebrauchen. Dagegen bedürfen Sammlungen
von Gebeten, die von Privatpersonen gemacht sind, die Gebet- und
Andachtsbücher der bischöflichen Approbation^.
Der Gebetsgeist drängt aber nicht bloß zum privaten, sondern auch
zum Gebet in der Gemeinschaft, zum öffentlichen Gebet. Diese öffent-
lichen Gebete regelt und ordnet die Kirche, der Papst und die Bischöfe".
Sie finden statt unter Leitung ihrer Vertreter, der Priester, als öffent-
liche Andachten und bilden so einen Teil der Liturgie. Zu diesen
öffentlichen Andachten werden neben den bereits genannten Gebeten
u. a. vornehmlich verwendet das Rosenkranzgebet ^, die Litaneien^, die
' Knöpfler, Kgschte5 122 539. Funk-Bihlmey er , Kgschte « 80 224 455.
Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. 1 303 ff.
2 Knöpfler a. a. 0. 539. Funk-Bihlmey er a. a. 0. 455. Thalhofer-
Eisenhofer a. a. 0. I 306 ff.
^ Knöpfler a. a. 0. 539f. Funk-Bihlm ey er a. a. 0. 559 f. Thalhofer-
Eisenhofer a. a. 0. I 309 ff.
* G. Meier, D. Salve Regina. S. Ursprung u. s. Verbreitung (Akten d.
5. internat. Kongress. kath. Gelehrten z. München [1900] 160 f). E. Krebs, D.
Salve Regina als marian. Schlußantiphon (Theol. Qsch. LXXXVIII [1906] 74 ff).
P. Godet, L'origine liturgique du „Salve Regina" (Rev. du clerge fran9. LXIII
[1910] 471 ff). E. Vacandard, Les origines litter. music. et liturg. du „Salve
Regina" (Ebd. LXXI [1912] 137 ff). J. deValois, En marge d'une antienne: Le
„Salve Regina", 1913. F un k -Bi h 1 m ey er a. a 0. 455.
^ S. Bäum er, D. Apostol. Glaubensbekenntnis. S. Gesch. u. s. Inhalt, 1898.
K. Blume, D. Apostol. Glaubensbek., 1893. V. Ermoni, Histoire du Credo.
Le Symbole des Apotres, 1903. F. Wiegand, D. Apostol. Symbol, i. MA., 1904.
F u n k - B i h 1 m e y e r a. a. 0. 77 224. Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. I 297 ff.
Weit. Lit. i. Kirchenlexikon ^ s. h. v. u. Realenzykl. f. prot. Theol. u. K.' s. v.
Apostol. Symbolum u. Symbole. Vgl. a. ob. S. 8, A. 4. '' Ob. S. 11 f.
' D. Kirche war nie eine Freundin v. Konventikelwesen. C. 11 (Syn. v. Gangra
a. 343, c. 6), D. XXX. C. 5 (Ebd. c. 21), D. XLl. C. 15 (Syn. v. Saragossa a. 380,
c. 2), D. III de cons.
8 Knöpf 1 er a. a. 0. 539. Funk-Bihlmey er a. a. 0. 455. Thalhofer-
Eisenhofer a. a. 0. I 707. Vgl. noch D. Mozard, Etudes sur les origines du
Rosaire, 1912.
'-' B. liturg. Andachten dürfen nur gebraucht werden d. Allerheiligcnlitanei, d.
Lauret. Lit , d. Lit. v. hlgst. Namen Jesu, z. hlgst. Herzen Jesu u. z. hl. Joseph.
C. S. Rit. 16. Juni 1880; 6. März 1894; 11. Febr. 1898; 27. Juni 1898; 2. April
1899; 18. März 1909 (Acta Ap. Sedis I [1909] 290 ff). Thalhofer-Eisenhofer
a. a. 0. II 629 ff. Knöpf 1er a. a. 0. 690. Vtfl. a. ob. S. 12. litt. o.
§ 161. Die öffentlichen Gebete und Andachten. 265
Kreuzwegandacht 1 , besonders aber die Anbetung des ausgesetzten
allerheiligsten Sakramentes-, der Segen mit demselben ^ und das Vierzig-
stündige Gebet*. Solche öffentliche Andachten anzuordnen, ist allein
Sache der Kirche-''.
Die staatliche Gewalt kann nur darum ersuchen ^ Die Kirche wird aber
dem Wunsche der Regierung, bei glücklichen Ereignissen für die Gesamtheit
oder allgemeinen Kalamitäten öffentliche Dank- oder Bittgebete anzuordnen,
stets gern entsprechen, wie auch nach jedem sonn- und festtäglichen Gottes-
dienst im „Allgemeinen Gebet" für den Landesherrn gebetet wird''.
II. Entsprechend der menschlichen Natur und in Nachahmung des
alttestamentlichen Gottesdienstes entstand der Kirchengesang in der
christlichen Kirche alsbald ganz von selbst^. Die Kirche akzeptierte
1 P r u n e r , Lehrb. d. Pastoraltheol. « II 239 ff. S c h ü c h - P o 1 z , Handb. d.
Pastoraltheol.^^378ff. P. Keppler, D. XIV Stationen d. heil. Kreuzwegs S 1904.
Thurston-Boudinhon, Etüde historique s. le Chemin de la croix, 1907. K. A.
Kneller, Gesch. d. Kreuzwegandacht, 1908. J. Beaufays, Expose historique
et pratique de la devotion du Chemin de la croix, 1908. Knöpf 1er a. a. 0. 540.
Funk-Bihlmeyer a a. 0. 560.
- Trid. sess. XlII de sacr. euchar. c. 5 ; can. 6. D. Aussetzung ist entw. e.
öffentl. od. e. private. Pruner a. a. 0. I 142 ff. Schüch-Polz a. a. 0. 528 ff.
Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. 11 363 ff.
' Pruner a. a. 0. I 149 f. Schüch-Polz a. a. 0. 530 f.
* C. S. Rit. 27. Mai 1911 (Acta Ap. Sedis III [1911] 279 f). Knöpfler a. a. 0.
643 690. Pruner a. a. 0. I 147; II 222. Schüch-Polz a. a. 0. 532 ff. -
A. Bendel, Üb. d. Adorationskultus d. Eucharistie (Th. Qsch. XXXIV [1852] 244 ff).
J. Hoff mann, D.Verehrung u. Anbetung d. allerheil. Sakraments, geschichtl.
dargest., 1897. Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. 363 ff.
^ Ben ed. XIV., „Quemadmodum" v. 23. März 1743. Acta et decreta conc. plen.
Americae Latinae (1899) Nr 451 ff.
^ Anders d. Josephinismus; vgl. Seh er er, KR. II 678 '^ Noch heute be-
ansprucht u. a. e. direktes staatl. Recht hierin d. sächs. Ges. v. 23. Aug. 1876. § 6.
Schneider, D. part. KRsquellen 419. I. Bayern kann solches b. feierl. Anlässen
d. Regent d. d. kirchl. Behörden anordnen Relig -Edikt 1818. § 55. Schneider
a. a. 0. 210. Hinschius, KR. IV 219 ff. Scherer, KR. 11 679 "^
• F. Württ. vgl.: Vogt, Sammlung 308 ff; Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde I
253. I. Osterr. darf d. Name d. Kaisers i. Kanon d. gesung. Messe eingelegt werden.
C. S. Rit. 6. Febr. 1892 (A. f. k. KR. LXVII [lf^92] 472 f). — B int er im, V. Gebete
f. d. Könige u. Fürsten i. d. Liturgie (Denkwürdigkeiten IV 2 [1827], Anh. 1 ff).
De l'expression du nom du roi au canon de la messe (Anal. jur. pontif. II [1857]
2106 ff). Hefele, Beiträge z. Kgschte usw. II (1864) 299 ff. Z. Gesch. d. Allg.
Kirchengebets u. d. Predigt (Köln. Pastoralbl. 1898, Nr 3). E. W., D. Kaisertitel
i. d. Liturgie (Z. f. Schweiz. Kgschte II [1908] 50 f). Thalhofer-Eisenhofer
a. a. 0. II 165 f. Weiteres: Hinschius, KR. IV 221; Scher er, KR. II 667*'
679'*.
8 Eph 5, 19. Kol 3, 16.
266 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus.
denselben, vervollkommnete und regelte dann die Kirchenmusik durch
ihre Gesetze ^ Aus diesen Gesetzen sei als wesentlich herausgehoben :
Als Chorsänger sollen vor allem Kleriker, jedenfalls nur rechtschaffene
Personen funktionieren 2. Bei der missa sollemnis, missa cantata und
feierlichen Vesper 3, bei feierlicher Aussetzung des Allerheiligsten * und
theophorischen Prozessionen ^ darf nur in lateinischer Sprache gesungen
werden. Beim übrigen Gottesdienst, so namentlich bei der stillen
Messe, ist der Volksgesang nach dem vom Bischof approbierten Ge-
sangbuch erlaubt^. Bei der missa cantata darf nur der liturgische
Text gebraucht und muß er ganz und unverändert gesungen werden".
Der eigentliche Gesang der Kirche ist der Gregorianische Choral ^.
Doch ist auch würdiger polyphoner Gesang zulässig ^. Das eigentliche
' Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. II 365 f. Knöpfler, Kgschte ^ 217
276 546 689 764 778. Funk-Bihlmey er, Kgschte« 79 218 231 349 705 f
749.
2 Trid. sess. XXIII de ref. c. 18. Coli. Lac. V 33 183 863. S. C. de Prop. Fide
6. Juli 1874. Frauen sollten streng genommen nicht i. Kirchenchor mitsingen.
C. S. Rit. 17. Sept. 1897 ; 19. Febr. 1903. Anders b. d. Klosterfrauen od. wo Männer
u. Knaben fehlen. C. S. Rit. 17. Jan. 1908 (Acta S. Sedis XLI [1908] 114 ff).
N. 6. milderen Antwort (Ad mentem) d. Congr. Rit. v. 18. Dez. 1908 (Acta Ap.
Sedis I [1909] 175) sollen b. gemischt. Chor Männer u. Frauen nur vollständig ge-
trennt sein (omnino sint separati). Vgl.: Dürfen Frauen a. d. Kirchenchor singen?
(A. f. k. KR. XC [1910] 762 ff).
^ Trid. sess. XXIT de sacrif. miss. c. 8. Pius V., ^Quo primum" v. 14. Juli
1570. C. S. Rit. 22. März 1862; 10. Dez. 1870: 21. Juni 1879; 22. März 1894;
31. Jan. 1896; 25. Juni 1898; 29. Jan. 1904.
* C. S. Rit. 3. Aug. 1839.
^ C. S. Rit. 14. Jan. 1898. Doch kann d. Gebrauch, v. ausgesetzt. AUerhoiligsten
u. b. Prozessionen m. demselben i. d. Volkssprache z. singen, toleriert werden.
C. S. Rit. 21. Sept. 1864; 2. Aug. 1872; 27. Febr. 1882. A. Boudinhon, Des
chants en langue vulgaire devant le St. Sacrement expose (Rev. du clerge franc,'.
LVIII [1909] 607).
« C. S. Rit. 9. Juli 1894; 31. Jan. 1896; 25. Juni 1898.
' C. S. Rit. 21. Febr. 1643. Alex. VII., „Piae soUicitudinis" v. 23. April 1657.
Innoz. XII. Dekr. v. 20. Aug. 1692. C. S. Rit. 14. April 1753; 11. Sept. 1847:
22. Mai 1894; 25. Juni 1898.
8 Ben ed. XIV., „Annus" v. 19. Febr. 1749. D. Editio Medicaea d. röm. Choral-
buches V. 1614 wurde v. Pustet 1872 ff neu ausgegeben u. v. Rom privilegiert.
A. jeden Fall wollte ab. dad. d. Form d. kirchl. Chorals nicht f. immer fixiert sein,
wie a. Leo XIII. i. s. Breve a. d. Abt v. Solesmcs v. 17. Mai 1901 d. geschichtl.
Studium d. Chorals belobte u. Pius X. neue Editionen d. Gregor. Gesangs veranlaßte
u. f. typisch erklärte. J. Besson, Les öditions typiques du chant gr^gorien
(Nouv. Rev. thüol. XL [1908] 129 ff).
' Caerim. episc. 1. I, c. 28, n. 13. Boued. XIV. a. n. 0.
§ 161. Die öffentlichen Gebete und Andachten. 267
kirchliche Musikinstrument ist die Orgel K Wenn noch andere In-
strumente gebraucht werden sollen, so haben sie den Gesang zu
stützen, nicht zu unterdrücken 2.
III. Einen weiteren naturgemäßen Teil des Gottesdienstes bilden
die Prozessionen und Bittgänge. Dieselben wurden eingeteilt in
öffentliche (processiones publicae, generales), welche vom gesamten
Klerus und Volk aller Kirchen des betreffenden Ortes, und in private
(pr. privatae, particulares), welche bloß bei einer Kirche gehalten
werden; sodann in ordentliche (ordinariae), welche nach gemeinem
oder partikularem Recht an bestimmten Tagen des Jahres, und in
außerordentliche (extraordinariae), welche aus besondern Anlässen
stattfinden 3; endlich in feierliche (sollemnes) und weniger feierliche
(minus sollemnes). Zu den feierlichen gehören die theophorischen
Prozessionen, unter welchen seit dem Anfang des 14. Jahrhunderts
die Fronleichnamsprozession die erste Stelle einnimmt^, und die ur-
alten Bittgänge am Markustage (litaniae majores) und in der Bitt-
woche (lit. minores) 5. Das Recht, öffentliche Prozessionen, die nicht
schon durch gemeines Recht bestehen, anzuordnen oder zu verbieten,
hat der Papst, und unter dem Beirat des Kapitels der Bischof. Der
Pfarrer kann ohne Erlaubnis des Bischofs hierin keine Neuerung
treffen*^. Zu den öffentlichen allgemeinen Prozessionen, deren in der
^ Trid, sess. XXII decr. de observ, etc. Caerim. episc. 1. I, c. 28, n. 1 ff.
D. Trid. will a. a. 0. v. Gesang u. Orgelspiel ausgeschlossen wissen „alles Laszive
u. Unreine".
2 C. S. Rit. 21. Febr. 1643; 15. April 1905. Caerim. episc. 1. I, c. 28, n. 11.
Ben ed. XIY. a. a. 0. C. S. Rit.: Regolumento per la musica sacra v. 7. Juli 1894.
Leo XIII. Dekr. v. 7. Juli 1894. — Alle f. Kirchengesang u. Kirchenmusik geltend,
wesentl. Normen U.Vorschriften faßte zusammen Pius X. i. Motuproprio v. 22. Nov.
1903 (Acta S. Sedis XXXV [1903/04] 387 ff). Vgl. a. d. f. Rom ergang. Zirkular
d. Kardinalvikars v. 2. Febr. 1912 (Canoniste cont. XXXVI [1913] 611 ff). — Z.
Ganzen vgl.: Wernz, Jus decretalium III 2 2 (1908), 123 ff ; Pruner, Lehrb. d.
Pastoraltheol. 2 I 72ff; II 232 f; Schüch-Polz, Handb d. Pastoraltheol. »^ 389ff;
Thalhofer-Eisenhofer a.a.O. I 249 ff. — F. d. Diözese Rottenb. vgl.: Ord.-
Erl. V. 20. Febr. u. 24. April 1900 (Kirchh Amtsbl. 1900, Nr 3 5). Ord.-Erl. v. 3. Mai
1907 (Ebd. 1907, Nr 7). Pf af f-SproU, Gesetzeskunde I 325 ff.
3 Rit. Rom. t. IX. c. 1, n. 8 9.
* Trid. sess. XIII de sacr. euchar. c. 5; can. 6. Knöpf 1er a. a. 0. 465.
Funk-Bihlmeyer a. a. 0. 456. Schüch-Polz a. a. 0. 541 ff. Thalhofer-
Eisenhofer a. a. 0. I 666 f.
^ C. 3 (Syn. v. Orleans a. 511, c. 27), D. III de cons. Knöpf 1er a. a. 0.
223 278. Funk-Bihlmeyer a.a.O. 236 f. Schüch-Polz a.a.O. 538 ff.
Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. I 659 ff.
« C. S. Rit. 14. Nov. 1615; 28. Sept. 1630; 21. Jan. 1690; 3. Sept. 1695;
6. Juli 1889.
268 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3 Kap. : D. Kultus.
Regel und so namentlich am Fronleichnamstag nicht zwei zusammen
am gleichen Orte stattfinden ^ und die von der Hauptkirche ausgehen
sollen -, haben sich einzufinden alle mit Benefizium oder Amt an Ort
und Stelle versehenen Säkular- und die Regularkleriker, auch die ex-
emten, außer sie hätten strenge Klausur oder ein nachtridentinisches
Privileg^. Ebenso haben sich die Kleriker einer Kirche einer bei
derselben stattfindenden Prozession anzuschließen •*.
Wie über die Prozessionen, so kommt dem Bischof auch über die
ebenso in der menschlichen Natur begründeten, eine parallele Ent-
wicklung^ mit den Prozessionen aufweisenden Wallfahrten die Juris-
diktion zu. Daher haben die Kontrolle über die Wallfahrten und
Wallfahrer die Bischöfe, von deren Diözese sie ausgehen, durch deren
Diözese sie ziehen, in deren Diözese sie kommen ^.
Endlich ist zur Abhaltung der so nützlichen Volksmissionen die
Erlaubnis des Bischofs einzuholen''.
An sich wären Prozessionen, Bittgänge, Wallfahrten und Volksmissionen
überall da frei von staatlicher und polizeilicher Beaufsichtigung oder Be-
schränkung, wo der Kirche staatlicherseits als öffentlich-rechtlicher Korpo-
ration öifentlicher Gottesdienst eingeräumt ist. Tatsächlich aber finden auch
heute noch vielfach über das richtige Maß hinausgehende staatUch-polizeiliche
Beschränkungen statt ^.
' C. S. Rit. 2. Mai 1626; 24. Jan. 1643. * C. S. Rit. 18. Nov. 1606.
3 Trid. sess. XXV de regul. c. 13. Pius V., .Etsi** v. 16. Mai 1567. S. C.
Conc. 26. März 1678; 6. Aug. 1689. Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 415,
n. 1 ff. S. C. Ep. et Reg. 18. Jan. 1907 (Acta S. Sedis XL [1907] 480 ffj. S. C. Conc.
11. Juni 1910 (Acta Ap. Sedis II [1910] 515 ffj. Geg. Widerspenstige kann d.
Bischof m. Zensuren vorgehen. Rieh t er - Seh ulte a. a. 0. n. 5 9. Innerh. ihres
Klosters od. i. unmittelb. Nähe desselb. können d. Regularen o. bischöfl. Erlaubnis Pro-
zessionen veranstalten. C. S. Rit. 27. Juli 1628.
* S. C. Conc. 21. März 1602; 26. März 1678. Z. Ganzen vgl.: Hinschius,
KR. IV224ff; Wernz, Jus decretalium III 2^ (1908), 565 ff; Schüch-Polz
a. a. 0. 535 ff; Pruner a. a. 0. I 322 ff; II 223 ff.
^ Knöpf ler, Kgschte ^ 226 280. F unk- B i hl m ey er, Kgschte^ 243 355 571.
« Rit. Rom. tit. VIII, c. 11 12. Vgl. Rottenb. Grd.-Erl. v. 11. Sept. 1896.
Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde 1 284 f.
^ Vgl. Vogt, Sammlung 374 f. Pfaff-Sproll a.a.O. I 283 f. F. Freib.
A. f. k. KR. LXXXVII (1907) 740 ff.
** I. Preußen ist ortspolizeil. Genehmigung nicht erforderl., wenn d. kirchl. Pro-
zessionen, Bittgänge u. Wallfahrten i. herkömml. Weise erfolgen. Ges. v. 11. Mürz
1850. § 10 — I. Bayern ist z. Abhaltung nicht gewöhnl. Feierlichkeiten vorgängige
Anzeige erforderl., b. Abhaltung unt. freiem Himmel Genehmigung d. Distrikts-
polizeibehörde. Ges. V. 26. Febr. 1850 u. 15. Juni 1898. — I. Hessen sind öffeutl.
Wege u. Plätze nur m. obrigkoitl. Genehmigung z. benutzen. Ges. v. 23. April
1875. Art. 4. — I. Württ. hat d. Pfarrer, i. dcss. Pfarrei e. Mission d. auswärt.
§ 162. Die Verehrung der Heiligen, Reliquien und Bilder. 269
§ 162.
Die Vereliruiig der Heiligen, Reliquien und Bilder.
Decr. Greg. IX. 1. III, t. 45 de reliqu. et venerat. sanct. Lib. sext. III, t. 22.
Const. Clem. III, 16. Extrav. comm. III, 12.
Z. geschichtl. Lit. vgl. : Knöpfler, Kgschte^ 223ff 290ff 466; Funk-Bihl-
meyer, Egschte^ 240 ff 320 ff 354 f 416 571. Außerdem: F. Pf ist er, D. Reliquien-
kult i. Altertum, 1909ff. H. Delehaye, Les origines du culte des martyrs, 1912
E. Vacandard, Les origines du culte des saints (Etudes de critique et d'histoire
religieuse III [1912] 59 ff). P. Dörfler, D. Anfänge d. Heiligenverehrung n. d.
röm. Inschriften u. Bildwerken, 1913. — G. Palaeottus, De sacris imaginibus,
Ingoist. 1594. D. Anfossius, De sacr. reliquiarum cultu et veneratione, Brix.
1610. P. Lambertini s. Ben ed. XIV., De servorum Dei beatificatione et beat.
canonisatione, Bonon. 1734 ff. [E. klass. Darstell, d. Beatif.- u. Kanonisationsprozesses.]
M. Sailer, Ecclesiae cathol. de cultu sanctorum doctrina, Monach. 1797. P. Bru-
der, D. Reliquienverehrung i. d. kath. K., 1881. Instructio ad condendum aucto-
ritate ordinaria processum super imraemorabili cultu (A. f. k. KR. XLVII [1882]
114 ff). N. Scheid, D. Unfehlbarkeit d. Papstes b. d. Heiligsprechung (Z. f. k.
Theol. XIV [1890] 599 ff). D. ikonograph. Vorschriften d. K. (Köln. Pastoralbl.
1903, Nr 7). S. Trama, Manuale theorico-practicum pro conficiendis processibus
sive ordinariis sive Apostolicis in causis beatificaiionis et canonisat. servorum
Dei etc.2, 1904. J. Gföllner, Kirchl. Bildervorschriften (Theol.-prakt. Qsch. LVIII
[1905] 99 ff). A. Boudinhon, Les proces de beatification et canonisation, 1905.
U. M i 0 n i , II culto delle reliquie nella chiesa cattolica, 1908. Steinhuber (Kard.),
D. schwebend. Selig- u. Heiligsprechungsprozesse (Stimmen a. M.-L, LXVIII [1905]
Iff). Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. I 427 ff 433 f 448 f 690 ff ; II 481 ff.
I. Die in der menschlichen Natur ebenso wie im christlichen Glauben
begründete Verehrung der Heiligen (cultus duliae), ihrer Reliquien
und Bilder wurde vom Tridentinum als gut und nützlich erklärte
Missionäre abgehalten werden soll, spätestens vier Wochen v. Abhaltung ders. d.
Oberamt u. Dekanat v. dies. Vorhaben unt. namentl. Bezeichnung d. z. berufen-
den Missionäre Anzeige z. erstatten u. s. zugleich üb. erlangte bischöfl. Er-
laubnis auszuweisen. Dasselbe gilt v. allen d. Miss. ähnl. außerordentl. Anlässen,
z. welchen auswärtige Ordensgeistliche berufen werden, wie Triduen, Predigtzyklen,
erweiterte Feier v. Kirchenpatrozinien u. Pfarreijubiläen. Nachh. ist v. Oberamt u.
Dekanat Bericht a. d. Kirchenrat z. erstatten. Kirchenrats-Erl. v. 24. Juni 1853;
17. Mai 1886. Pfaff-Sproll a a. 0. I 284 f. — Nähere Angaben üb. d. einschläg.
staatl. Gesetze b.: Hinschius, KR. IV 231 ff 239 489 f; Scherer, KR. II 680 f;
ebd. 678 ■'^ üb. d. österr. Verhältnisse ; Friedberg, KR.^ 403. Aufhebung solcher
Beschränkungen fordert m. Recht d. sog. Toleranzantrag. Heiner, D. sog. Toleranz-
antrag (1902) 205. Daselbst S. 410 ff d. einschläg. Gesetze. D. Vereinsgesetz f. d.
Deutsche Reich v. 19. April 1908, § 24, Z. 1 beläßt d. landesrechtl. Vorschriften
hierin. Ausg. Hieb er- B azi Ue (1908) 180. Ph. Hille, Taschenbuch z. Vereins-
U.Versammlungsrecht Deutschi. 1912. — L. Kerrand, Les ceremonies religieuses
en dehors des edifices consacres au culte, 1902.
^ Sess. XXV decr. de invocat. venerat. et reliqu. sanctor. et sacr. imaginum.
Bartmann, Lehrb. d. Dogm. ^ 614 ff. Linsen mann, Lehrb. d. Moraltheol. 309 ff:
270 IV''. Buch. Die Verwaltung der Kirche, 2. Abschn. 3. Kap.: D. Kultus.
Zuerst kam das Urteil darüber, wer innerhalb der Diözesangrenzen als
Heiliger und wessen Reliquien und Bilder verehrt werden dürften , dem
Bischof zu. Über weiteren Umkreis entschied eine größere Synode, etwa
eine Provinzialsynode. Sollte die Heiligsprechung Geltung für die ganze
Kirche haben, so mußte sie vom Papste ausgehen. Die erste Kanonisation
durch Rom ist die des Bischofs Ulrich von Augsburg 993 '. Die Päpste
nahmen die Heiligsprechungen zunächst auch auf größeren Synoden vor, so
auf Generalsynoden. Zuletzt aber erklärte Alexander III., daß sie in jedem
Fall nur durch den Papst zu erfolgen hätten 2. Hierbei bedient sich der
Papst heute der Congregatio Rituum^.
Demgemäl^ steht das Recht der Beatifikation und Kanonisation
heute dem Papste allein zu. Man unterscheidet zwischen Selig- und
Heiligsprechung. Die erste hat der letzteren voranzugehen ^ Der Selig-
gesprochene (beatus) darf in der Regel nur innerhalb eines bestimmten
Kreises der Kirche, in einer Diözese, einem Lande, selten schon in
der ganzen Kirche verehrt werden. Ohne spezielle päpstliche Erlaubnis
dürfen seine Reliquien und Bilder nicht öffentlich in Kirchen und
Kapellen und bei Prozessionen ausgestellt, ihm zu Ehren keine Kirchen
und Altäre errichtet und keine Messe gelesen werden. Der Kanoni-
sierte (sanctus) dagegen ist, weil nach kirchlicher Definitivsentenz der
triumphierenden Kirche angehörig, in der ganzen Kirche zu verehren,
seine Reliquien dürfen in Kirchen, Kapellen und bei Prozessionen aus-
gestellt, seine Bilder mit dem Zeichen der Heiligkeit^ öffentlich an-
gebracht, ihm zu Ehren Kirchen und Altäre errichtet, Feste gefeiert
und Messen gelesen werden. Auch können nur kanonisierte Heilige
Koch, Lehrb. d. Moraltheol.^ 328 ff. Schindler, Lehrb. d. Moraltheol. II 1
(1909), 122 ff.
1 Jaffö, Regesta« Nr 3848.
2 C. 1, X de reliqu. et venerat. sanct. III, 45. ürban VIII., „Sanctissimus**
V. 13. März 1624; „Coelestis Hierusalem" v. 5. Juli 1634.
^ Vgl. Bd I, S. 424. Wie früher d. Synoden, so gebrauchten naclih. d. Päpste d.
Kardinäle z. Kanonisationsprozeß. S ä g m ü 1 1 e r , D. Tätigk. u. Stell, d. Kard. 50 f.
A. Brack mann, Z. Kanonisation d. Erzbisch. Anno v. Köln (Neues A. d. Ges. f. ä.
d. Geschichtskunde XXXII [1907] 151 ff). J. H. H. Sassen, Hugo v. St. Cher.
S. Tätigkeit als Kardinal 1244-1263 (1908) 14.
* Decretum de aliquorum locorum disciplina in initio causarum servorum Dei
emendenda et de historicis documeutis ad ipsas causas recte adhibendis (Acta Ap.
Sedis V [1913] 436 fi).
■• C. S. Rit. 5. Juni 1899. K. Andrassy, D. Nimbus i. d. christl. Kunst
(Compte rendu du Congres internat. d. cathol. ii Fribourg [1897] sect. X, 38 flf).
H. M endelsohn, D. Heiligenschein i. d. ital. Malerei s. Giotto, 1903. A.Krücke,
D. Nimbus u. verwandte Attribute i. d. frühchristl. Kunst, 1905. J. Wilpert,
Le nimbe carrö (Melanges d'arch. et d'hist. XXVI [1906] 3 ff). Vgl. a. Archivio
della sociotä romaua di stör. patr. XXIX (1906) 85 ff 229 ff 534 ff.
§ 162. Die Verehrung der Heiligen, Reliquien und Bilder. 271
ZU Patronen für Kirchen, Ortschaften, Diözesen, Provinzen und Länder
gewählt werden^. Nicht kanonisierten bzw. beatifizierten Heiligen
darf öffentlicher Kult nur auf Grund unordentlicher Gewohnheit er-
wiesen werden.
IL Sollen Reliquien^ öffentlich verehrt werden dürfen, so müssen
sie von kirchlich anerkannten Seligen oder Heiligen stammen. Über
die Echtheit der Reliquien hat der Bischof zu kognoszieren auf Grund
der Authentik. In schwierigeren Fällen wird er sich an den Aposto-
lischen Stuhl wenden, der die Angelegenheit früher durch die Con-
gregatio Indulgentiarum et S. Reliquiarum, jetzt durch die C. Rituum
behandeln läßt 2. Wo es sich um Reliquien von Personen handelt,
die zwar im Rufe der Heiligkeit gestorben, aber weder heilig noch
selig gesprochen sind, hat allein der Apostolische Stuhl zu erkennen *.
Heilige Leiber oder größere Teile von solchen dürfen in der Regel
nur in Kirchen, nicht in einem Privathause aufbewahrt werden. Appro-
bierte Reliquien von Heiligen können auf den Altären zur Verehrung
* S. Recoscura, Was ist „Kirche", was „Kapelle" ? (Theol.-prakt. Monatsschrift
XI [1901] 7 ff). K. Gauss, D. Heiligen d. Gotteshäuser v. Baselland (Basler Z.
f. Gesch. u. Altertumskunde 11 [1902] 102 ff). F. A. Forster, Studies in church
dedications; or England's patron saints, 1903. L. Kor th , D. Patrozinien d. Kirchen
u. Kapellen i. Erzbist. Köln, 1904. H. Ochsler, D. Kirchenpatrone i. d. Erzdiöz.
Freiburg (Freib. Diöz.-Arch. N. F. VIII [1907] 162 ff). E. A. Stückelberg,
Heiligengeographie (A. f. Kulturgschte VIII [1910] 42 ff). F. X. Buchner, Üb.
Patroziniumstatistiken (Theol.-prakt. Monatsschrift XXII [1912] 148 ff). — Nur kon-
sekrierte od. wenigstens feierl. benediz. Kirchen od. öffentl. Oratorien feiern d.
Titularfest. C. S. Rit. 5. Juni 1899 (A. f. k. KR. LXXX [1900] 571 f). Hinschius,
KR. IV 259ff. Scherer, KR. H 670 f.
- Man unterscheidet reliquiae insignes, notabiles, exiguae. Z. d. reliqu. insign.
werden gerechnet d. ganze Körper od. e. größer. Teil desselben : Haupt, Fuß, Arm,
ab. a. e. kleiner., nur nicht ganz kleines Glied, a. welchem d. Märtyrer gelitten hat.
C. S. Rit. 13. Jan. 1631; 3. Juni 1662; 13. Febr. 1666; 27. Juni 1899. Z. d. Reli-
quien gehören a. Gegenstände, welche z. d. Heiligen i. Beziehung standen.
3 Trid. sess. XXV decr. de invoc. etc. Bd I, 422, A. 2; S. 424; ob. S. 57, A. 3.
Wo e. Authentik fehlt, ist — sichere Unechtheit ausgenommen — d. Kultus bei-
zubehalten, welcher seit unvordenkl. Zeiten stattgefunden hat. S. C. Indulg. et
Reliq. 20. Jan. 1896 (A. f. k. KR. LXXVI [1896] 124). Acta et decreta conc. plen.
Americae Latinae (1899) Nr 410.
* C. 2, X h. t. III, 45. A. b. d. v. Papst approb. Reliquien hat d. Bischof d.
Echtheit wenigstens d. Approbationsurkunde z. prüfen. C. S. Rit. 19. Okt. 1691.
Seh er er, KR. II 670^^. Pius X. erneuerte d. besteh. Normen üb. d. Reliquien-
verehrung i. d, Enzykl. ,Pascendi Dominici gregis" v. 8. Sept. 1907 (Acta S. Sedis
XL [1907] 648). D. Papst wendet s. daselbst a. geg. d. a. i. kath. Kreisen über-
hand nehmende Kritisiersucht üb. fromme Überlieferungen. Wiederholt i. Motu-
proprio „Sacrorum Antistitum" v. 1. Sept. 1910 (Acta Ap. Sedis II [1910] 664).
272 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap.: D. Kultus.
ausgestellt ^ den Gläubigen zur Verehrung, zum Küssen, aber ohne
Entgelt, dargereicht, in Prozession herumgetragen, und zum Schluß
kann mit ihnen der Segen erteilt werden 2. Zur Translation von
Reliquien von einem Ort an einen andern derselben Kirche ist bischöf-
liche Erlaubnis nötig; zu einer solchen an einen ganz andern Ort aber
päpstliche^. Naturgemäß können die Reliquien nicht Gegenstand des
Handels werden, wohl aber können sie durch Geschenk oder Um-
tausch gegen eine res spiritualis in jemands Besitz übergehen. Ver-
kauf derselben ist als Simonie zu bestrafen*.
III. Verboten sind Bilder, welche gegen den Glauben und die guten
Sitten verstoßen. Daher dürfen keine Bilder aufgestellt werden, welche
falsche dogmatische Anschauungen bekunden oder welche Ungebildeten
zu gefährlichen Irrtümern Anlaß geben könnten. Sodann sind ver-
boten anstößige und lüsterne Bilder. Die Gestalten Christi und der
Heiligen sollen nicht anders als in der seit alter Zeit in der katho-
lischen Kirche herkömmlichen Weise dargestellt werden. Daher dürfen
außergewöhnliche Bilder nirgends und so namentlich nicht in den
Kirchen ohne Erlaubnis des Bischofs aufgestellt werden^.
§ 163.
Die Sonn- und Festtage.
Beer. Grat. C. XV, q. 4. D. III de cons. Beer. Greg. IX. 1. II, t. 9 de feriis;
L. III, t. 45 de reliqu. et venerat. sanct. Lib. sext. 111, t. 22. Const. Giern. III, 16.
Extrav. comm. III, 12.
' F. gewöhnl. sollen s. d. heil. Leiber unt. d. Altar befinden.
2 C. 2, X h. t. III, 45. Trid. sess. XXV decr. de invoc. etc. C. S. Kit. 11. Aug.
u. 19. Okt. 1691. Reliquien v. bloß Beatifizierten dürfen wohl z. Verehrung aus-
gestellt, ab. nicht i. Prozession umhergetragen werden.
3 S. C. Indulg. et Reliqu. 17. Nov. 1676.
* L. 3, C. de sacros. eccl. I, 2. C. 2, X h. t. III, 45. D. Erlaß d. Kardinal-
vikars V. 17. Jan. 18H1 ist jed. Kauf v. Reliquien verboten. Reliquien ab. a. un-
rechten Händen z. kaufen , ist nicht verboten u. nicht Simonie. Wer Reliquien
a. d. Katakomben wegnimmt, verfällt d. d. Papst simpliciter reserv. Exkomm.
„Apostolicae Sedis moderationi" v. 12. Okt. 1869. II 15. B. Dolhagaray, La vio-
lation des catacombes ou cimetieres du territoire romain (Rev. d. scienc. eccl^s.
1902, 326 ff).
"* Trid. sess. XXV decr. de invoc. etc. Urban VIII., „Sacrosancta" v. 15. März
1642. Leo Xlll., „Officiorum ac munorum" v. 25. Jan. 1897. Nr 15. Oben S. 12,
litt. 1. Acta et decreta conc. plen. Americae Latinae (1899) Nr 399 ff. — Z. reich.
Lit. üb. d. kirchl. Ikonographie: Scherer, KR. II 683". H. Detzel, Christliche
Ikonographie, 1894ff. R. Pflciderer, D.Attribute d. Heiligen, 1898. Weit. Lit.
i. Rez. üb. Pfl. i. Hist. Jb. XIX (1898) 694. M. Liefmann, Kunst u. Heilige,
1912. — Z. Detail üb. Verehrung d. Reliquien u. Bilder vgl.: P runer, Lehrb. d.
Paatoraltheol. « II 233 ff. Schüch-Polz, Handb. d. Pastoraltheol. «^ 372 ff.
.;. § 163. Die Sonn- und Festtage. 273
L. Thomassinus, Historia festorum, Par. 1682. J. Gretser, De festis
christianorum libri duo, Ingoist. 1612. P. Lambertini s. Bened. XIV., De Jesu
Christi matrisque ejus festis, Patav. 1751. Mehr alt. Lit. b. Scherer, KR. II
681. — J. Ch. W. Augusti, D. Feste d. alt. Christen (Denkwürdigkeiten a. d.
Christi. Archäologie Bd I— III), 1817 ff. M. A. Nickel, D. heil. Zeiten u. Feste
n. ihr. Gesch. u. Feier i. d. kath. K., 1827ff; 21844. J. Binterim, Denkwürdig-
keiten V 1 (1829), 119 ff. N. Nilles, De rationibus fest, mobil, utriusque ecclesiae
Orient, et Occident., 1868. Ders., Calendarium manuale utr. eccl. etc. 2, 1896.
Duchesne, Origines du culte chretien*, 1908. N. Noguer, Despues el des-
canso dominical (Razön j Fe X [1904] 339 ff). P. Bomfleur, Sonntag u. Gottes-
dienst, 1904. A. Barry, Christian sunday, its history, its sacredness and its
blessing, 1904. A. Villien, Histoire des commandements de l'Eglise (1909) 21 ff
105 ff. K. A. H. Kellner, Heortologie 3, 1911. D. Wilson, The divin authority
and perpetual Obligation of the Lords day, 1913. Thalhofer-Eisenhofera. a. 0.
I 579 ff. — Viele Lit. üb. d. verschied. Seiten d. Sonn- u. Festtagsfeier i. Realenzykl.
f. prot. Theol. u. K. ^ s. v. Sonntagsfeier.
I. Die Feier der Sonn- und Festtage ist aufs tiefste in der körper-
lich-geistigen Natur des Menschen, in seiner Stellung als Individuum
und als Glied der religiösen und bürgerlichen Gemeinschaft, der Kirche
und des Staates begründete Auf diesem naturrechtlichen Untergrund
beruhen die positiven göttlichen, kirchlichen und staatlichen Gesetze
über die Feier von Sonn- und Festtagen.
IL Bei den Christen trat schon in der Zeit der Apostel an Stelle des
jüdischen Sabbats der Sonntag, xopiax?) Y)[J.spa, dies dominica, als der Auf-
erstehungstag des Herrn ^, Von den Jahresfesten des Alten Bundes wurden
auch alsbald im Neuen Bund gefeiert Pascha zur Erinnerung an die x^tuf-
erstehung des Heilandes und Pfingsten als Tag der Sendung des Heiligen
Geistes. Zu diesen beiden Festen kam im Orient in Bälde das Fest Epiphanie.
Es galt dasselbe der Offenbarung der Gottheit Christi bei der Taufe im Jordan
und bei der Hochzeit zu Kana, hernach auch der Geburt Christi. Doch er-
scheint zur Erinnerung an die letztere im Abendlande wohl schon in der
ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts das Weihnachtsfest. Das Fest Epiphanie,
welches jetzt auch im Abendlande gefeiert wurde, galt nunmehr der An-
betung der Weisen aus dem Morgenlande und damit der Berufung der Heiden,
der Taufe Christi und der Hochzeit zu Kana. Mit dem Eintritt des Weih-
nachtsfestes war die Einteilung des Kirchenjahres in die drei großen Fest-
zyklen von Weihnachten, Ostern und Pfingsten gegeben, in welche sich alle
weiteren Feste des Herrn, der allerseligsten Jungfrau und der Heiligen
einreihten. Neben den Festen des Herrn wurden nämlich schon in der älte-
sten Zeit die Todestage der Märtyrer zunächst an den Stätten ihres Mar-
tyriums gefeiert^. Sie erhielten hernach eine größere örtliche Verbreitung,
* Linsen mann, Lehrb. d. Moraltheol. 370 ff. Koch, Lehrb. d. Moraltheol. ^
413 ff. Schindler, Lehrb. d. Moraltheol. II 1 (1909), 143 ff.
2 Apg 20, 7. 1 Kor 1, 62. Offb 1, 10. Belser, D. Apostelgschte (1905) 250 f.
* H. Delehaye, Les origines du culte des martyrs, 1912.
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. II. 3. Aufl. 18
274 ^^' Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus.
und bald gesellten sich ihnen auch Feste von Heiligen bei, die keine Mär-
tyrer waren. Als erstes Marienfest erscheint seit Ende des -4. Jahrhunderts
Maria Lichtmeß, dem sich in der Folge andere zu Ehren der allerseligsten
Jungfrau anreihten. Manche Feste entstanden zunächst durch Ü^bung und
Gewohnheit des christlichen Volkes, wurden dann aber wie andere Feste durch
Bischöfe und Partikularsynoden zu feiern geboten und eingeführt. Seit dem
11. Jahrhundert war die Einführung eines allgemeinen Kirchenfestes Sache
des Papstes, Deren Zahl mehrte sich im Laufe der Zeit so sehr, daß die
Klage über damit verbundene Mißstände seit dem 14. Jahrhundert nicht
mehr verstummte. Daher setzte Urban VII [. in der Konstitution „Universa
per orbem" vom 13. September 1642 die Zahl der in der ganzen Kirche zu
feiernden Feste auf einunddreißig fest K Doch haben spätere Päpste , zum
Teil auch gezwungen durch das Drängen der Regierungen ^ für einzelne
Länder weitere Reduktionen vorgenommen, so daß die Festpraxis nach Län-
dern äußerst verschieden w^ar ^ Veranlaßt durch diese Verschiedenheit, die
infolge der leichten Verkehrsverhältnisse immer lästiger empfunden wurde,
sodann durch die wirtschaftliche und industrielle Lage der Gegenwart, end-
lich durch vielseitige Bitten hat Pius X. im Motuproprio „Supremi disci-
plinae" vom 2. Juli 1911 die Zahl der allgemein in der Kirche zu feiernden
Festtage auf acht herabgesetzt: Weihnachten, Beschneidung Christi, Epiphanie,
Christi Himmelfahrt , Maria unbefleckte Empfängnis , Maria Himmelfahrt,
Peter und Paul und Allerheiligen. Es sind aber einige der aufgehobenen
Feste an einem darauffolgenden Sonntag zu feiern. Die Feste der Patrone
unterliegen nicht der allgemeinen Reduktion, Doch können die Bischöfe die
^ Klemens XI. erhob 1708 d. Fest d. Unbefleckten Empfängnis Maria z. e. all-
gemeinen, so daß es 32 Feste waren.
' M. Gerbert, De festorum dierum numero minuendo, celebratione amplianda,
S. Blas, 1765,
^ Maßgebend war: f. d. rechtsrhein. Preußen d, zunächst f. Breslau v. Kleni.XlV.
erlass. Breve v, 24. Juni 1772 u, d. Breve Pius' Vf. v, 19, April 1788; f, d.
linksrhein. d. z, französ. Konkordat gehörige Indult v, 9. April 1802 u. d, Breve
Leos XII. V. 2, Dez, 1828 u, Pius' Vlli. v. 7. Aug. 1829; f. Bayern rechts d.
Rheins d. Breve Klem. XIV. v. 16. Mai 1772 u. links d. Rheins u, f. Elsaß-
Lothringen d. franz. Konkordat bzw. d. Indult v. 9. April 1802; f, Sachsen d,
Breve Pius' Vlll. v, 14, Nov. 1830; f. Hessen d. Breve Greg. XVL v. 19. Dez.
1836. F. Württ. u. Baden waren maßgebend d. f. Üsterr. geltend. Breven Bened.XlV.
v, 1. Sept. 1753 u, Klem, XIV. v. 22, Juni 1771, Vgl. Rottenb. Grd.-Erl. v. 12. Jan.
1872 u. 18. Juni 1895. Vogt, Sammlung 618 ff. P f äff- S prell, Gesetzeskunde I
212 f, Gut stellen d. vormaligen Stand n, Ländern dar d. Art.: Traitö des fOtos
i. Anal, jur, pontif. VI (1863) 1349ff, bes. 1388 ff. u. K. A, H. Kellner, Heorto-
logie^ (1911) 25 ff. Vgl, a,: Hinschius, KR. IV 283ff; Scherer, KR. H 686 '".
Vgl. weit.: E. Vacandard, Les fötes de Noel et de l'Epiphanie — Les origines
de la fßte et du dogme de Tlmmaculäe Conception (Etudes de critiquo et d'histoire
roli;,'i('usc 111 [1912] 3ff 215 ff). Knöpfler, Kgschtc =* 116ff 221 ff 278 329 465 f
540 f 690 f. F u n k - B i h 1 m e y e r , Kgschto « 86 ff 234 ff 352 ff 456 f 559 680 ff 793 f.
Thalhofer-Eisonhofer a. a. 0. I 579 ff.
§ 163. Die Sonn- und Festtage. 275
äußere Sollemnität derselben auf den folgenden Sonntag verlegen. Auch war
den Bischöfen die Erlaubnis gegeben, den Papst um Beibehaltung des einen
oder andern der abgeschafften Feiertage zu bitten ^ Das haben dieselben
zum Teil getan, so daß die Praxis doch wieder nicht ganz gleich ist-.
Nach dem Bemerkten steht die Befugnis, Feste für die ganze
Kirche einzuführen, zu verlegen, zu ändern und aufzuheben, nur dem
Papste zu. Aber auch innerhalb ihrer Diözese können die Bischöfe
heutzutage kein Fest ohne päpstliche Erlaubnis einführen oder auf-
heben. Urban VIII. nämlich ermahnt in der angeführten Konstitution
die Bischöfe, keine weiteren Feste einzuführen, und die Congregatio
Rituum hat denselben auf eine ergangene Anfrage die Befugnis hierzu
ausdrücklich abgesprochen ^.
Aus der Einteilung der Feste in festa universalia und particularia,
immobilia und mobilia, sollemnia und non sollemnia, duplicia, semi-
duplicia und simplicia, ordinaria und extraordinaria (repentina) kommt
für das Kirchenrecht besonders in Betracht der Unterschied von festa
chori und festa fori*. Erstere werden nur vom Klerus liturgisch
gefeiert, letztere auch vom christlichen Volke im täglichen Leben von
Mitternacht bis Mitternacht^.
Die Pflichten der Gläubigen an Sonn- und Feiertagen sind teils
positive teils negative.
1 Acta Ap. Sedis III (1911) 305 ff. Weit. röm. Erlasse: Hilling, D. Reformen
d. Papstes Pius' X. II (1912) 203 ff. Acta Ap. Sedis IV (1912) 57 ff 840 f ; VI
(1914) 9. — A. Boudinbon, La reduction des fetes d'obligation (Canoniste cont.
XXXIV [19111 402 ff). Ders., Encore les fetes supprimees (Ebd. 505 ff ). Ebd.
XXXV (1912) 398 ff. J. B. Ferreres, Motuproprio de S. S. Pio X.: Supresiön
de las fiestas (Razön y Fe XXXI [1911] 103 ff). M. de Ar quer, Los dias festivos
segün la novisima disciplina, 1912. F. X. Hecht, D.Verminderung d. gebotenen
Feiertage (A. f. k. KR. XCII [1912] 63 ff). De religiosis etc. Periodica VI
(1912) 84 ff. Weit. Lit. b. H. A. Krose, Kirchl. Handb. f. d. kath. Deutschi.
IV (1913) 40.
* Üb. d. i. Bayern, Württ. u. Baden n. Übereinkunft d. Bischöfe dies. Länder
z. feiernden Feste: Rottenb. Ord.-Erl. v. 9. Juli 1912 (Kirchl. Amtsbl. 1912, Nr 17).
^ Declaratio v. 23. Juni 1703. Ebenso P ins X., „Supremi disciplinae" v. 2. Juli
1911. Anders Scherer, KR. II 684^ u. Hergenrö ther-HoU wec k, KR.
626 •'. L Sinne d. Textes: Hinschius, KR. IV 286 ff ; Wernz, Jus decretalium
III 22 (1908), 61 ff.
* D. b. Reduktion v. Festtagen v. Päpsten d. 18. Jhdts beliebte Einführung v.
Halbfeiertagen i. d. Sinne, daß d. Volk d. Messe besuchen mußte, dann arbeiten
durfte, erwies s. als verfehlt. — Regino v. Prüm, De synodal, causis etc. 1. I,
c. 389, weiß v. Feiertagen, wo d. Volk bis z. Messe arbeiten durfte.
' D. kirchl. Berechnung geht v. Vesper z. Vesper; d. bürgerl. folgt d. röm.
Recht. L. 8, D. de feriis II, 12. C. 1 2, X h. t. II, 9.
18*
276 I^- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap.: D. Kultus.
Positiv sind dieselben durch göttliches und kirchliches Gesetz unter
schwerer Sünde verpflichtet \ an diesen Tagen der heiligen Messe ^
entweder in der Pfarrkirche ^ oder in einer andern Kirche oder in
einem Oratorium publicum oder semipublicum * andächtig anzuwohnen,
ausgenommen den Fall der physischen oder moralischen Unmöglichkeit
oder der Dispens^.
In negativer Hinsicht haben sich die Gläubigen an den Sonn-
und Festtagen unter schwerer Sünde aller knechtlichen Arbeiten
^ A. d. Festtagen beruht d. Pflicht a. kirchl. Gebot, a. d. Sonntagen i. d. Sinn
a. göttl. , daß der. Erfüllung überhaupt a. e. d. sieben Wochentage z. geschehen
hat. F. Schmid, Worin gründet d. Pflicht d. Sonntagsruhe? (Theol.-prakt. Qsch.
LIII [1900] 12 ff). Ders., D. Gewalt d. Kirche üb. d. Sonntagsruhe (Z. f. k. Theol.
XXV [1901] 436 ff). A. Lehmkuhl, Göttl. od. menschl. Gebot d. Sonntagsheiligung
(Theol.-prakt. Monatsschrift XII [1902] 1 ff). J. Ch. Gspann, D. Sonntagsheiligung
e. Naturgebot (Theol.-prakt. Qsch. LX [1907] 128 ff). A. Preseren, D. Be-
ziehungen d. Sonntagsfeier z. dritt, Gebot d. Dekalogs (Z. f. k. Theol. XXXVII
[1913] 563 ff).
2 U. zwar e. ganzen Messe, jedenfalls d. drei Hauptteilen dieser Messe. C. 62
(Can. Apost. n. 10?; richtiger Syn, v. Antiochien a. 341, c. 2) 64 (Syn. v. Agde
a. 506, c. 47) 65 (Syn. v. Orleans I a. 511, c. 26), D. I de cons. C. 2, X de
paroch. III, 29. C. 2, Extrav. comm. de treuga I, 9. Dekr. Innoz. XL v. 2. März
1679. Propos. damn. n. 53. Denzinger-Ban n wart, Enchiridion '^ Nr 1203.
Pius VI., „Auctorem fidei" v. 28. Aug. 1794. Prop. damn. n. 74. Denzinger
a. a. 0. Nr 1574.
' I. MA. war man gehalten, d. sonntägl. Pflicht i. d. Pfarrkirche z. genügen.
Vgl. Bd I, S. 482. M. Wegfall dies. Verpflichtung ist geg. Ende d. MAs a. d. andere
damit verknüpfte, d. Anhörung d. Predigt, überhaupt weggefallen. Trid. sess. XXIV
de ref. c. 4. Es ist dah. unrichtig, f. d. ausgeh. MA. d. Verpflichtung, e. Predigt
anzuwohnen, noch als allgemeine anzusehen. A. Hüfncr, D. Rechtsinstitut d.
klösterl. Exemtion i. d. abendländ. K. (1907) 121. Ben ed. XIV., De syn. dioec.
1. XI, c. 14, n. 12 f.
* C. S. Rit. 23. Jan. 1899 (3. Aug. 1901); 18. Okt. 1901 (A. f. k. KR. LXXIX
[1899] 530 f; LXXXII [1902] 364). 1. e. Privatoratorium genügen d. Pflicht, e.
Messe z. hören, nur d. Personen, welche e. päpstl. Privileg haben, a. Sonntagen u.
nicht ausgenomm. Festen. Diese ausgenomm. Feste sind: Weihnachten, Epiphanie,
Ostern, Christi Himmelfahrt, Pfingsten, Maria unbefleckte Empfängnis, Maria Himmel-
fahrt, Peter u. Paul, Allerheiligen, d. Titularfest d. Pfarrkirche. Bened. XIV.,
.Magno cum" v. 2. Juni 1751. S. C. Conc. 27. Febr. 1864. C. S. Rit. 10. April
1896. Pius X., „Supremi disciplinae" v. 2. Juli 1911. A. abrog. Festen ist Messe
i. Privatoratorien erlaubt. S. C. de Sacr. 11. April 1913 (Acta Ap. Sedis V [1913]
183 f). Üb. Kirchen, Oratorien unt. § 167.
' Lb. d. hier einschlägig, moraltheol. Fragen siehe: Linsenmann, Lehrb.
d. Moraltheol. 371 f; Kocii, Lehrb. d. Moraltheol. » 419: bes. eingehend ab.:
Schindler, Lehrb. d. Moraltheol. 11 1 (1909), 152 ff ; Lehmkuhl, Theol. morai. »'
I 391 ff.
§ 163. Die Sonn- und Festtage. 277
(opera servilia) ^ der gerichtlichen Verhandlungen (op. forensia) ^ und
des Kaufes und Verkaufes auf Märkten (nundinae)^ zu enthalten.
Auch sollen sie alle lärmenden und sündhaften Vergnügungen ver-
meiden^. Doch dürfen knechtliche Arbeiten und andere verbotene
Geschäfte vorgenommen werden im Notfalle °, im Dienste der Nächsten-
liebe oder wenn es die kompetente geistliche Behörde erlaubt. Solche
Dispens kann der Papst für die ganze Kirche ^, der Bischof für seine
Diözese^ und der Pfarrer für seine Pfarrei geben ^, aber es muß un-
entgeltlich geschehen ^.
III. Was das Verhältnis des Staates zur Feier der Sonn- und Fest-
tage betrifft, so ist diese Feier an sich eine rein kirchliche Sache.
Dem Staat steht es also nicht zu, solche kirchliche Feier anzuordnen
oder zu untersagen ^^. Dagegen kann der Staat an und für sich
bürgerliche Feiertage festsetzen oder kirchlichen Feiertagen die bürger-
liche Feier versagen ^^; nur darf er im letzteren Fall bei der gewährten
Gewissensfreiheit die Kirche und die Gläubigen nicht an der Erfüllung
> C. 1 3, X h. t. II, 9.
2 C. 1 (Syn. V. Tarragona a. 516, c. 4) 2 (Syn. v. Erfurt a. 932, c. 2), C. XV,
q. 4. C. 1 5, X h. t. II, 9. D. Ausübung d. freiwill. Gerichtsbarkeit steht nichts
i. Wege.
^ C. 1, X h. t. If, 9. Doch gibt es a. berechtigte unvordenkl. Gewohnheiten
hierin, u. gewisse Kaufläden u. Geschäfte müssen notwendig wenigstens einige Zeit
offen stehen. B e n e d. XIV., „Ab eo tempore" v. 5. Nov. 1745. Richter-
Schulte, Conc. Trid. p. 469, n. 3 ff.
* C. 66 (Stat. eccl. ant. c. 33), D. I de cons. C. 2 (Syn. v. Toledo III a. 589,
c. 23), D. III de cons. Trid. sess. XXV decr. de invoc. etc. So verbot Bened. XIV.,
„Nihil profecto" v. 12. Aug. 1742, gymnast. Spiele. N. heutig. Praxis ab. sind
öffentl. Unterhaltungen a. Sonn- u. Festtagen erlaubt. S. C. Conc. 2. Mai 1868.
D. Kirche ist heute durchweg v. jüdisch. Sabbatismus weit entfernt. Noch mehr
war d. begreiflicherweise d. älteste Kirche.
^ C. 1 8 5, X h. t. II, 9. Üb. etwaig. Gewohnheitsrecht vgl. A. 3.
6 C. 3, X h. t. II, 9. Bened. XIV., „Non multa" v. 14. Nov. 1748.
" Urban VIII, „Cum sicut" v. 30. Juni 1631. Coli. Lac. I 361; VI 78.
8 Bd I, S. 141. Coli. Lac. I 177; III 938; V 155.
^ Üb. d. hier einschlägig, moraltheol. Fragen siehe: Linsenmann a. a. 0.
372 ff; Koch a. a. 0. 416 ff; bes. eingehend: Schindler a. a. 0. 148 ff; Lehm-
kuhl a. a. 0. I 385 ff.
'0 Inno z. X., „Cum nuper" v. 6. Okt. 1653. J. Merkel, Üb. d. Recht d. An-
ordnung außerordentl. kirchl. Feiertage (D. Z. f. KR. IX [1900] 231 ff, bes. 235 f).
'* Üb. d. Problem d. staatl. Feier d. Karfreitags u. Fronleichnamsfestes i. parität.
Staaten: Kahl, KR. 401. D. Ges. v. 2. Sept. 1899 ist d. Karfreitag i. Preußen
z. allg. bürgerl. Feiertag gemacht, d. Katholiken ab. i. Gemeinden, wo sie über-
wiegen, d. herkömml. Werktagstätigkeit auß. i. d. Nähe gottesdienstl. Gebäude nicht
untersagt. A. f. k. KR. LXXX (1900) 158.
278 I^'- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus.
ihrer Christenpflichten hindern ^ Da aber die Christenpflicht an Sonn-
und Feiertagen tief in das bürgerlich -staatliche Leben eingreift, da
sodann die Kirche eine entsprechende Feier ohne Mitwirkung des
Staates nicht erreichen wird, da ferner der Staat als solcher die Pflicht
hat, die Religion, von der die Sonn- und Feiertage ein wichtiger
Teil sind, zu schützen und zu fördern, da endlich auch die bürger-
liche Ruhe ohne religiöse Erhebung ihren Zweck nicht erreicht, so
wird die Feier der Sonn- und Festtage mit Recht als res mixta be-
zeichnet 2. Kirche und Staat tun also gut, w^enn sie bei Sorge für
die Sonntagsheiligung, bei Neueinführung, Änderung und Abschaffung
von Festtagen gemeinsam vorgehen. Der Staat soll der Kirche zur
Erzielung einer würdigen Sonn- und Festtagsfeier auch im bürger-
lichen Leben das brachium saeculare leihen. Die Kirche aber möge,
wenn der Staat bürgerliche Feiertage auch mit kirchlicher Feier um-
kleidet wissen will, den Wünschen des Staates wo möglich entgegen-
kommen. Im allgemeinen ist das Verhältnis von Kirche und Staat
hierin seit dem 4. Jahrhundert ein entsprechendes gewiesen, ist es
aber heute nicht mehr ganz ebenso.
Schon Konstantin d. Gr. und die folgenden christlichen römischen Kaiser
haben an Sonn- und Festtagen Gerichtsverhandlungen und öffentliche Arbeiten
sowie Zirkusvorstellungen und Schauspiele verboten ^. Ihnen folgten hierin
die Könige des Merovinger- und Karolingerreiches *. Im weiteren Verlaufe
des Mittelalters sah man die Anordnung und Durchführung der Sonn- und
Festtagsfeier als eine rein kirchliche Sache an, so daß die staatliche Gesetz-
gebung hierin so gut wie ganz ruhte ^ Dagegen begannen die neueren Staats-
gesetzgebungen sich auch auf die bürgerliche Feier der Sonn- und Festtage
auszudehnen, ja sie fixieren die bürgerlichen Feiertage und normieren deren
Feier ganz selbständig. Vielfach wollen diese staatlichen Vorschriften aber
^ D. Befürchtung v. Hinschius, KR. IV 298, es könnte d. Kirche d. An-
drohung V. kirchl. Strafen a. solchen Tagen d. Erfüllung notwendiger staatl.
Leistungen unmöglich machen od. d. bürgerl. Erwerbsleben i. unzulässiger Weise
hemmen, ist unbegründet, weil d. Kirche solche Strafen nicht kennt. Seh er er.
KR. II 697 *^ Üb. d. Möglichkeit u. leidige Wirklichkeit ab. v. Gewissenskontlikteu,
wenn d. kirchl. u. staatl. Gesetzgebung hierin nicht zusammenstimmen: Linsen-
mann, Lehrb. d. Moraltheol. 374 f.
* Als res mixta führt d. fragl. Punkte a. d. bayr. Religionsedikt v. 1818,
§ 75 flf. Schneider, D. part. KRsquellen 213 f.
» L. 1 18—21 23—25, Cod. Theod. h. t. II, 8. L. 5, Cod. Theod. de spectac.
XV, 5. L. 3 7 12, Cod. Just. h. t. III, 12. G. Förster. Röm.-rechtl. Grundlagen
d. Sonntagsruhe (D. Z. f. KR. XX [1910] 211 ff).
* Guntchramni reg. edictnm a. 585. Childcberti II. reg. decretio a. 596, c. 14.
Caroli M. admonitio generalis a. 789, c. 81. Ed. Bor et i u s 1 11 17 61.
' Gut i. Healenzykl. f. prot. Theol. u. K. ' s. v. Sonntagsfeier.
§ 163. Die Sonn- und Festtage. ' 279
auch die kirchliche Feier sichern. Sie verfolgen dabei einen doppelten Zweck,
dem arbeitenden Volke die notwendige physische Ruhe zu verschaffen, sodann
der religiösen Erhebung und dem entsprechenden Kultus zu dienen. So ver-
bieten die Gesetze die Verrichtung aller Arbeiten des land- und forstwirtschaft-
Kchen, des Gewerbe- und Fabrikbetriebes, den Handel auf öffentlichen Straßen
und Plätzen, Jahrmärkte, öffentliche Versteigerungen, Treibjagden. Ferner
ist während des Gottesdienstes am Vor- und Nachmittag oder wenigstens am
Vormittag verboten das Offenhalten der Magazine und Läden der Handels-
und Gewerbsleute, die Veranstaltung von öffentlichen Aufzügen und Versamm-
lungen, die Vornahme von Waffen-, Feuerwehr- und ähnlichen Übungen,
geräuschvolle Belustigung, die Veranstaltung von Schauspielen und Vor-
stellungen. Besonders geregelt sind weiterhin die öffentlichen Tanzbelusti-
gungen sowie Theatervorstellungen. Spezielle Bestimmungen werden noch
getroffen für konfessionell gemischte Orte. Natürlich sind auch Ausnahmen
zugelassen, soweit solche zur Befriedigung der Lebensbedürfnisse, zum land-
wirtschaftlichen und gewerblichen Betrieb und zu dem der öffentlichen Ver-
kehrsanstalten unumgänglich gemacht werden müssen. Für Notfälle besteht
an sich kein Gesetz ^
» F. d. Deutsche Reich kommt hauptsächl. i. Betracht: ZPO. §§ 188 216 222
761 ; StPO. §§ 37 43; BGB. § 193; Handelsgesetzbuch § 329 f: namentl. ab. d. RG.
v. 1. .Juni 1891 betreff. Abänderung d. Gewerbeordaung v. 21. Juni 1869: §§ 41*''
'55 55* 105 »ff samt d. einschläg. Novellen. Es sichert § 366, Z. 1 d. StGB. d.
landesgesetzl. Bestimmungen üb. d. Sonntagsfeier d. Androhung e. Geldstrafe b. z.
60 Mark od. Haft b. z. 14 Tagen f. d. Fall, daß jemand d. geg. d. Störung d. Feier
d. Sonn- u. Festtage erlass. Anordnungen zuwiderhandelt. N. § 146 * d. Gewerbe-
ordnung V. 26. Juli 1900 wird m. Geldstrafe b. z. 600 Mark od. i. ünverraögens-
falle m. Haft bestraft, wer d. gen. §§ 41 ff übertritt. — A. d. Landesgesetzen
kommen neb. d. Ausführungsbestimmungen z. d. Reichsgesetzen bes. i. Betracht f.
Preußen: Provinzial- u. Polizeiverordnungen (A. f. k. KR. LXXXIII [1903] 313 ff);
f. Bayern: Kgl. Verordnung v. 30. Juli 1862 u. d. Revision ders. d. Kgl. Verordn.
v. 21. Mai 1897; f. Sachsen: Ges. v. 10. Sept. 1870 u. Minist.-Verordn. v. 15. u.
16. März 1895; f. Württ. : Kgl. Verordn. v. 27. Dez. 1871 u. 22. Mai 1895;
f. Baden: Großherz. Verordn. v. 8. Nov. 1865; 28. Jan. 1869; 20. Nov. 1879 u.
d. Revision ders. d. Verordn. v. 18. Juni 1892; f. Hessen: Polizeistrafgesetz v.
10. Okt. 1871 u. Anweis. v. 8. März 1895; f. Elsaß-Lothringen: Ges. v. 18. Nov.
1814; f. Österr.: Ges. v. 25. Mai 1868, Art. 13; v. 16. Jan. 1895 (A. f. k. KR.
LXXV [1896] 85 ff). — A. d. reich. Lit. betreff. Sonntagsfeier u. Sonntagsruhe:
Allgemein f. d. Reich u. zugl. f. einz. Staaten: J. K. Irmischer, Staats- u.
Kirchenverordnungen üb. d. christl. Sonntagsfeier, 1839 f. Zusammenstellung d. i. d.
deutsch. Bundesstaaten geltend. Gesetze u. Verordnungen betr. d. Ruhe a. Sonn- u.
Feiertagen (Z. f. KR. XXI [1886] 341 ff). M. Rieger, Staat u. Sonntag, 1887.
K. Büttner, D. Sonntagsruhe i. Gewerbebetrieb u. Handelsgewerbe (Leipziger
Jurist. Handbibliothek Bd LIV), 1895. M. Werner, D. Sonntagsruhe i. Industrie
u. Handwerk, 1895. A. Rauck, D. gesetzl. Bestimmungen üb. d. Sonntagsruhe
i. Handelsgewerbe u. i. d. Industrie, 1895. R. v. Land mann, D. Gewerbeordnung f.
d. D. Reich, 3. Aufl. unt. Mitwirkung d. Verf. bearb. v. G. Rohm er, 1897. A. Kotz,
280 I^- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus.
§ 164.
Die Fasteuzeiten und Fasttage.
Decr. Grat. D. LXXVI. Decr. Greg. IX. 1. III, t. 46 de observat. jejun.
L. Thomassin, Traite des jeünes de l'Eglise, Par. 1680. P. Gaßmann,
Vetus circa jejun. eccles. disciplina, Aquisgr. 1782. J. Schallmayer, Dissertatio
de jejun. in eccles. orig. atque relaxatione, Col. 1783. Vgl. Scherer, KK. il 681. —
Binterim, Denkwürdigkeiten II 2 (1826), 589ff; VI (1829),3ff. E. Sei tz, D. Fasten-
gebot u. s. Disziplin i. d, alt. u. heut. Kirche (Z. f. KRs- u. Pastoral wschft I, 1. Hft
[1842], 1 ff). H. Liemke, D. Quadragesimalfasten d, Kirche, 1853. A. Linsen-
mayer, Entwicklung d. kirchl. Fastendisziplin b. z. Konzil v. Nicaea, 1877. Funk, D.
Entwicklung d. Osterfastens (Abh. u. Unters. I [1897] 241 ff). J. A 1 b e r t i , De jejunio
ecclesiastico, 1903. K. Böckenhof f, D. apostol. Speisegesetz i. d. erst, fünf
Jhdtn, 1903. Ders. , Speisesatzungen mosaisch. Art i. d. mittelalterl. KRsquellen,
1907. A. Villi en, Histoire des commendements de l'Eglise (1909) 215 ff.
jN^icht aus irgend welchem naturrechtlichen oder alttestamentlichen Grunde,
sondern gemäß der Lehre und dem Beispiele Christi ^ und der Apostel - hat
man schon früh in der Kirche begonnen, zu gewissen Zeiten und Tagen zu
fasten. Unter den Fastenzeiten reicht am weitesten hinauf das Osterfasten.
D. deutsche u. badische Sonntagsrecht, 1900. Staatslexikon* s. v. Sonntagsruhe.
Handwörterbuch d. Staatswschften v. J. Conrad, L. Elster usw., VII' (1911),
s. V. Sonntagsarbeit. — F. d. einz. Staaten seien auß, d. einschlägig. Passus i.
d. Sammlungen u. Darstellungen d. kirchenpoht. Gesetze einzeln. Länder (vgl. Bd I,
S. 191 ff) noch angemerkt: Preußen: K. Haberland, D, Feier d. Sonn- u. Fest-
tage n. preuß. -deutsch. Recht, 1907; Bayern: K. A. Geiger, D. Arbeitsruhe
u. weltl. Feier d. Sonn- u. Festtage i. Bayern (A. f. k. KR. LXXV [1896] 28 ff).
Ders., Ganze u. halbe Feiertage i. Bayern (Ebd. 197 ff). Ders., D. konfess.
Eigenschaft e. Ortes u. der. Einfluß a. d. Sonntagsfeier i. Bayern (Ebd. LXXVI
[1896] 161 ff). Ch. Roth, Sonntagsfeier u. Sonntagsruhe i. Bayern, 1899; Sachsen:
K. Dost, Bestimmungen betreff, d. Sonntagsruhe i. S., 1895; Württ.: Gaupp-Göz,
D. Staatsr. d. Königr. Württ. ' 383 f; Vogt, Sammlung 612ff; Pfaff-Sproll,
Gesetzeskunde I 197 ff ; Baden : F e 1 1 m e t h , D. staatl. Sonntagsvorschriften i.
Großherz. Baden, 1893; A. Rösch, D. staatl. Schutz d. Sonn- u. Festtage m. be-
sond. Berücksichtigung Badens u. Hohenzollerns (Oberrhein. Pastoralblatt IV [1902]
241 ff); Österreich: D. Sonn- u. Feiertagsruhe i. Österr. (A. f. k. KR. LXXV [1896]
85 ff). — K. A. Geiger, D. kirchenrechtl. Inhalt d. bundesstaatl. Ausführuugs-
gesetze z. BGB. (A. f. k. KR. LXXXI [1901] 309 ff). — R. d' Harcourt, Le
repos hebdomadaire en France, 1905. Üb. d. Ges. v. 13. Juli 1906: Rev. du clerge
franc?. XLVII (1906) 549 ff; A. Revillion, Le repos hebdomadaire, 1908.— Vgl.
noch: Hinschius, KR. IV 295 ff; Scherer, KR. II 695 ff; Friodberg,
KR.« 403.
' Mt 4, 1 ff; 9, 14 f ; 17, 20. Lk 5, 33 f.
« Apg 13, 2f; 14, 22. 2 Kor 6, 5; 11, 27. — Li nsen mann, Lehrb. d. Moral-
theol. 381 ff. Koch, Lehrb. d. Moralthcol. '' 420 tf. Schindler, Lehrb. d. Moral-
theol. n 1 (1909), 329 ff.
§ 164. Die Fastenzeiten und Fasttage. 281
Dasselbe erscheint auf der Synode von Nicaea als Quadrages K Des Quatember-
fastens geschieht Erwähnung in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts -.
Fasttage (dies stationis) waren schon sehr früh der Mittwoch und Freitag,
zu denen sich im Abendlande der Samstag gesellte, wofür daselbst der Mitt-
woch als Fasttag ausfiel ^ Weiterhin fastete man an den Vigiltagen, d. h.
den Tagen vor hohen Festen ^ Nur partikuläre Verbreitung fand das Advent-
fasten ^.
Das kirchliche Fasten ist entweder ein strenges oder eigentliches
Fasten, Kontinenz- oder Abbruchsfasten (jejunium plenum), wozu gehört
Enthaltung vom Fleisch warmblütiger Tiere, Eiern und Laktizinien ^ und
nur einmalige Sättigung um die Mittagszeit ", oder ein Abstinenzfasten,
» C. 5. Ist c. 3, D. XVIII. 2 c. 6 (Leo I.) 7 (Hier.), D. LXXVI.
3 C. 13 (Innoz. I. a. 416) 16 (Ruf in), D. III de cons. C. 31 (Greg. VII.
a. 1078), D. V de cons.
^ C. 1 2, X h. t. III, 46. C. 14, X de V. S. V, 40.
^ C. 2, X h. t. III, 46. —Vgl. z. geschiebt]. Entwicklung samt Lit. : Knöpf 1er,
Kgschte^ 118 221 329 f 469 779. Funk-Bihlmey e r, Kgschte« 86 89 289 f
353 f 558 f 682 794. A. d e Waal, Geist u. Gesch. d. Quatember (Katholik 1911
2, 401 ff).
^ A. Grund v. Gewohnheit od. Dispens ist d. Genuß v. Fleisch (m. Ausnahme
d. Aschermittwochs u. d. drei letzten Tage d. Karwoche), Eiern u. Laktizinien
namentl. i. d. nördl. Gegenden erlaubt. Nur sollte dann b. d. Kollation a. Abend
kein Fleisch genossen werden. Ben ed. XIV., „Libentissime'' v. 10. Juni 1745;
Klem. XIIL, „Appetente" v. 20. Dez. 1759. Jedoch hat s. a. hierin vielfach e.
entgegenges. Gewohnheit gebildet, d. z. folgen nicht unerlaubt ist. Decr. Poenit. v.
16. März 1882; 9. Jan. 1899. Üb. e. gegenteil. Wunsch Pius' X. hierin betr. Kle-
riker u. Ordensleute Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde I 279. Streng verboten ist,
a. d. Fasttagen u. a. d. Sonntagen d. Quadrages, nicht ab. b. Dispens v. d. Abstinenz
a. d. Freitagen u. Samstagen d. Jahres, Fleisch u. Fische miteinander z. genießen.
Ben ed. XIV., „Non ambigimus" v. 80. Mai 1741 ; „In suprema" v. 22. Aug. 1741;
„Si Fraternitas" v. 8. Juli 1744; „Libentissime" v. 10. Juni 1745. Decr. Poenit. v.
15. Febr. 1834. S. C. Conc. 21. Nov. 1912 (Pastor bonus XXV [1912/13] 685).
Üb. part. Disp. i. Diöz. Rottenburg: Kirchl. Amtsbl. 191, Nr 6. A. Otten, Genuß
V. Fisch- u. Fleischspeisen b. derselb. Mahlzeit (Kath. Seelsorger 1 [1889] 222 ff).
' D. nur einmalige Sättigung fand früher a. Abend statt. Sie rückte ab. b.
uns a. d. Mittagszeit vor. Jetzt ist e. abendliche Kollation erlaubt. Üb. der. Maß :
H. Noldin, Z. Erklärung d. Fastengebots (Z. f. k. Theol. XXVII [1903] 565 ff)
A. Koch, Z. kasuistischen Behandlung d. Fastengebots (Th. Qsch. LXXXVl [1904]
80 ff). Lehm kühl, Theol. moral. ^' I 845 f. Wenn kasuistische Erörterungen
üb. d. Quantität d. Erlaubten nicht als gesetzl. Normen, sondern nur als Belehrungen
auftreten, ist geg^ dieselben — weil sicherlich nützlich — nichts z. sagen. — Es
könnte a. e. Inversion v. Kollation u. Mahlzeit vorgenommen werden. Decr. Poenit.
V. 10. Jan. 1834. — A. e. Frühstück (jentaculum) darf genommen werden. Decr.
Poenit. V. 21. Nov. 1843. — D. reinen Getränke brechen d. Fasten nicht (liquidum
non frangit jejunium) ; anders b. d. Halbgetränken (semiliquida). Z. Trunk e. Bissen
Brot z. nehmen — ne noceat haustus — gilt nicht f. verboten.
282 1^ • Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus.
Enthaltungsfasten (jejunium semipleniim), d. i. Meidung von Fleisch-
speisen.
Eigentliche Fastenzeiten und Fasttage sind die Quadrages, das sind
die Tage vom Aschermittwoch bis Karsamstag ^ die Sonntage ausge-
nommen, sodann die Mittwoche, Freitage und Samstage der Quatember'^,
ferner die Vigiltage vor den hauptsächlichsten Festen, so namentlich
vor Weihnachten, Ostern, Pfingsten, Peter und Paul, Maria Himmel-
fahrt und Allerheiligen^, da und dort auch das Adventfasten am
Mittwoch und Freitag in der Adventszeit, welches an Stelle der Vigil-
fasten vor abgeschafften Feiertagen getreten ist*.
Verpflichtet zum eigentlichen Fasten sind alle Gläubigen, welche
das einundzwanzigste Lebensjahr zurückgelegt haben, sofern sie nicht
einen gesetzlichen Entschuldigungsgrund haben, wie Krankheit^, Alter ^,
Armut, schwere Arbeit, Dispens.
Abstinenztage sind alle Freitage" und, wenn auch bei weitem
nicht mehr allgemein, alle Samstage des Jahres,
Verpflichtet zur Abstinenz sind alle Gläubigen, welche das siebte
Lebensjahr zurückgelegt haben, außer sie seien durch physische oder
moralische Unmöglichkeit entschuldigt oder dispensiert.
Die Dispensbefugnis kommt dem Papst für die ganze Kirche zu,
den Bischöfen gegenüber allgemeinen Fastengesetzen, soweit sie ihnen
* A. 27. März 1912 hat d. S. C. Couc. d. Wiener u. Prager Kirchenprovinz d.
Fakultät erteilt, jährl. v. d. Abstinenzpflicht a. Karsamstagabend z. dispensieren
(A. f. k. KR. XCIII [1913J 167 f). Ähnl. Fakultäten sind a. n. anderwärts z. B.
n. Bayern ergangen (Ebd. 540).
2 D. näheren Termine d. Quattuor tempora gibt a. d. Memorialvers:
Post Luciam, Cineres, post sanctum Pneuma Cruceraque
Tempora dat quattuor feria quarta sequens.
M. d. Worte Fron = Herr = Christus hat d. Bezeichnung Fronfasten nichts z, tun.
D. beweist d. lat. Ausdruck dafür: angariae.
^ Fällt d. Yigil e. solchen Festes a. e. Sonntag, so ist d, vorausgehende Samstag
e. Fasttag. C. 1, X h. t. III, 46.
* C. S. Off. 5. Febr. 1890; 15. Dez. 1897. I. d. oberrhein. Kirchenprovinz
wurde es 1900 aufgehoben. Vgl. Rottenb. Ord.-Erl. v. 17. Nov. 1900 (Kirchl. Amtsbl.
1900, Nr 15).
^ C. 31 (Greg. VII. a. 1078), D. V do cons. C. 2, X h. t. III, 46.
^ D. angetretene 60. Lebensjahr entschuldigt.
' D. Abstinenzgebot zessiert, wenn d. Christtag a. e. Freitag od. Samstag fällt.
C. 3, X h. t. III, 46. D. gilt heute beziigl. Fasten u. Abstinenz f. alle bestehenden
Feste a. Grund v. Dispens. S. C. Inq. 5. Dez. 1894. Pins X., „Supremi disciplinae"
V. 2. Juli 1911 (Acta Ap. Sedis III [1911] 305 ff ). Kieffer, D. neue Fasten- u.
Abstinenzdisziplin (Pastor bonus XXV [1912 13] 665 ff). So schon früher: vgl.
c. 31 (Greg. VII.), D. V de cons. Ganz abgekommen ist d. Abstinenzpflicht a. d.
Sonntagen d. Fastenzeit.
§ 165. Der Eid. 283
durch den Papst eingeräumt wird ^ den Seelsorgern und Beichtvätern
auf Grund bischöflicher Einräumung.
Da aber die Fastenpraxis in den einzelnen Diözesen auf Grund
historischer Entwicklung äußerst verschieden ist, so sind die bischöf-
lichen Fastenbriefe oder Fastenmandate maßgebend 2.
Endlich gehört zum Fasten, daß sich die Gläubigen aller welt-
lichen lärmenden und rauschenden Vergnügungen und Lustbarkeiten
enthalten^, Almosen geben und Werke der Frömmigkeit verrichten.
§ 165.
Der Eid.
Decr. Grat. C. XXII. Decr. Greg. IX. 1. II, t. 24 de jurejur. Lib. sext. II, 11.
Const. Clem. II, 9.
Z. ält. Lit. vgl. Scherer, KR. II 698. — K. F. Stäudlin, Gesch. d. Vor-
stellungen u. Lehren v. Eide, 1824. G. Riegler, D. Eid i. gesch.-exeg.-moral.
Beziehung-. 1825. F. Bayer, Betrachtungen üb. d. Eid, 1829. F. J. Müller,
Dissei-tatio de jurejurando canonico speciatim promissorio, 1831. F. G. Leue, V. d.
Natur d. Eides, 1836. J. Süß, D. Eid, 1836. K. F. Göschel, D. Eid n. s. Prinzip,
Begriff u. Gebrauch, 1837. G. L. Strippelmann, D. christl. Eid überhaupt n.
Entstehung, Entwickl., Verfall u. Restauration, 1855. P. J. Marx, D. Eid u. d.
jetzige Eidespraxis, 1855. L. Krummel, D. Eid. E. kirchenrechtl. Abhandl.,
1869. F. A. Göpfert, D. Eid, 1883. B. Bauer, D. Eid, 1884. Joppen,
D. sittl. Erlaubtheit d. Eides (Katholik 1887, II 356 ff). A. Esmein, Le serment
promissoire dans le droit canonique (Nouv. Rev. hist. de droit franc. et etrang. XII
[1888] 248 ff). Kade, D. Eid u. d. Recht a. Wahrheit, 1894. E. Hubrich, Kon-
fessioneller Eid od. religionslose Beteuerung? 1900. R. Hirzel, D. Eid. E. Beitrag
z. s. Gschte, 1902. W. Kulemann, D. Eidesfrage, 1904. R. Lasch, D.Eid. E.
ethnolog. Studie, 1908. F. Thudichum, Gesch. d. Eides, 1911. [Konfus.] M. Fischer,
D. Abschaffung d. Eidzwanges, 1913. Staatslexikon* s. h. v.
Der Eid (jusjurandum, juramentum, sacramentum, fides) ist die
direkte (jur. explicitum) oder indirekte (jur. implicitum) Anrufung
* A. Grund d. Quinquennalfakultäten haben d. Bischöfe i. Deutschi. d. Recht,
a. Gründen z. dispensieren , super esu carnium, ovorum et lacticiniorum tempore
jejuniorum et praesertim Quadragesimae, non tamen per generale indultum, sed in
casibus particularibus" . Schneider, Fontes jur. noviss. 90. Weit. Befugnisse sind
gegeben v. d. S. C. Inq. 5. Dez. 1894; 18. März 1896; 15. Dez. 1897.
2 F. d. Bist. Rottenburg vgl. Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde I 278 ff. — Z.
Fastenordnung i. Italien: Dekr. d. C. S. Off. 5. Sept. 1906 (Acta S. Sedis XXXIX
[1906] 455 f) ; i. Südamerika: Acta et decreta conc. plen. Americae Latinae (1899)
Nr 423 ff. Indultum circa abstinentiam et jejunium pro America Latina et insulis
Philippinis (Acta Ap. Sedis II [1910] 215 ff). — Üb. Wünsche e. gemeinsamen
Normierung a. d. Vatic. : Lämmer, Z. Kodif. d. kan. Rs 120; Granderat h-
Kirch, Gesch. d. Vatik. Konz. I 41 51 f.
' P. Brude r, D. Bannfasten od. jejun. bannitum (Pastor bonus XIII [1900/01] 550).
284 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus.
Gottes als Zeugen für die Wahrheit einer Aussage (jur. assertorium,
purgatorium) oder als Bürgen für die Aufrichtigkeit eines Versprechens
(jur. promissorium) bzw. die Verwirklichung einer Drohung (jur. commi-
natorium). An sich sollte kein Eid geschworen w^erden ^ Allein der-
selbe findet seine Begründung und Erlaubtheit in den Bedürfnissen
der menschlichen Gesellschaft 2. Voraussetzung desselben ist der Gottes-
glaube dessen, der ihn schwört. So ist er eine Übung dieses Glaubens
und wesentlich ein Akt der Gottesverehrung. Dem entspricht, daß er
in feierlicher V^eise (jur. sollemne) ^ unter bestimmten Worten, Formeln
und Handlungen (jur. corporale)* und persönlich ^ geschworen werde.
Zum erlaubten Eid müssen die sogenannten comites juramenti vor-
handen sein, nämlich Judicium in jurante, veritas in mente und justitia
in objecto ^. Aus dem erstem Grunde ist erforderlich, daß der Eid
mit entsprechender Einsicht und Willensfreiheit geleistet werde ^. Da-
' Mt 5, 34 ff. Jak 5, 12. B eiser, D. Epistel d. hl. Jakobus (1909) 192 f.
2 Mt 26, 63 f. Hebr 6, 16. C. 2 4 5 6 15 (August.), C. XXII, q. 1. Martin V.
Seg. Wiclif a. 1418. Art. 43. Klem. XV. geg. Quesnel a. 1713. Nr 101. Pius VI.,
„Auctorem fidei" v. 28. Aug. 1794. Propos. damn. 75. Denzinger-Bann wart,
Enchiridion^i Nr 623 662 f 1451 1575. Vgl.: Linsenmann, Lehrb. d. Moraltheol.
446 ff. Koch, Lehrb. d. Moraltheol. ^ 389 ff. Schindler, Lehrb. d. Moraltheol. II
1 (1909), 159 ff. Lehmkuhl, Theol. moral. '' I 308 ff. E. Rietschel, D.Verbot
d. Eides i. d. Bergpredigt (Theol. Studien u. Kritiken 1906, 393; 1907, 609 ff).
0. Procksch, D. Eidesverbot Jesu Christi Mt 5, 33—37 (Thüringer kirchl. Jb.
XII [1907] 15 ff). J. Ch. Gspann. D. Eid i. d. Bergpredigt (Katholik 1907, I 32 ff).
W. Ender, Läfst s. d. Eid rechtfertigen? (Z. f. Th. u. K. XX [1910] 197 ff ).
H. Müller, Z. Eidesverbot d. Bergpredigt, 1913.
3 C. 2 (Pseud. -Egbert), C. XXII, q. 5. C. 16 (Admonitio generalis a. 789,
c. 64), C. XXII, q. 5. D. Gegenteil ist d. jur. simplex od. privatum.
* C. 9 (Greg. I), C. I, q. 7. C. 4, X de jurejur. II, 24. C. 10, X de M. et
0. I, 33. C. 4 in VP» de elect. I, 6. C. 1 in Clem. de haeret. V, 3. E. Eid ohne
Handlungen heißt jur. verbale; m. Handlungen allein jur. reale; e. solcher m. Worten
u. Handlungen a. jur. mixtum. Üb. weitere Arten unt. b. Darsteli. d. Prozesses.
D. Formeln i. deutsch. Straf- u. Zivilprozeß: StPO. § 61 ff; ZPO. i? 481 ff.
* AbleguDg d. e. Prokurator ist nur b. Kalumnieneid zulässig. C. 1 6 7, X de
jur, calumn. II, 7. C. 3 in VI*** de jur. calumn. II, 4.
« Jr 4, 2. C. 7 (Hier. i. Jr. c. 4, v. 2), C. XXO, q. 1. C. 2 (Hier.), C. XXII,
([. 2. C. 26, X h. t. II, 24.
' C. 8 15 21 28 29, X h. t. II, 24. D. Forderung, nüchtern z. schwören (c. 16
[Admon. goner. a. 789, c. 64], C. XXII, q. 5), ist veraltet. D. i. Furcht od. Lciden-
scliaft ge.schworeno Eid i.st niclit ungültig; anders b. absohiter Gewalt. — Üb. d.
Kid Glaubensloser u. Sektierer: Linsenm ann a. a. 0. 449 f ; Koch a. a. 0. 393;
Schindler a. a. 0. 164; Scherer, KR. II 707 f. Staatslexikon* I 1436 1442
1464 ff. Vgl. a. d. ob. zit. Werke v. Hubrich, K ul em ann , Fisch er u. H.Weiz-
säcker, T). Vorentwurf z. neu. deutsch. StGB. u. d. Eidesfrago (Deutsch-Evange-
lisch V. Kahl u. Schian [1911] 43:3 ff).
§ 165. Der Eid. 285
her darf namentlich niemand zum Eid zugelassen werden, ehe er die
Eidesmündigkeit erreicht, d. h. das vierzehnte Lebensjahr vollendet
hat^. Entsprechend der veritas in mente muß der Schwörende den
Willen haben, die Wahrheit ohne jede Mentalreservation zu sagen
oder sein Versprechen gewissenhaft zu erfüllen 2. Aus dem dritten
Grunde endlich darf nichts beschworen werden gegen die Religion,
das Wohl der Kirche, die gute Sitte und die Rechte Dritter 3.
Die Wirkung des gültigen assertorischen Eides ist, daß die be-
schworene Tatsache bis zum Beweis des Gegenteiles als wahr gilt, die
des promissorischen Eides, daß eine Verpflichtung zur Erfüllung besteht.
Doch ändert die aus dem Eide als solchem kommende Verpflichtung
als Akzessorium am Bestände und Umfang der prinzipalen Verbind-
lichkeit nichts. Wenn daher diese anfechtbar oder nichtig ist, so ist
sie solches trotz Eides*. Immerhin ist die Verpflichtung aus einem
promissorischen Eid so stark, daß sogar ein sonst ungültiges Rechts-
geschäft, wenn es nur nicht etwas an sich Unsittliches oder Beein-
trächtigung der Rechte Dritter enthält, durch den Eid verbindlich wird ^.
Ein Eid, dem es an justitia in objecto fehlt, ist also zwar unverbind-
lich*'; allein die Kirche präsumiert zunächst in jedem Falle für die
Verbindlichkeit des Eides und verlangt, daß sie bei Aufhebung einer
auch nur scheinbaren Eidesverbindlichkeit um ihre Mitwirkung an-
gegangen werde '^. Näherhin entfaltet sie je nach den Umständen eine
verschiedene Tätigkeit. Sie interpretiert den Eid^, sie gewährt ihre Hilfe
zur Durchführung desselben^, sie nimmt eine irritatio oder endlich
eine relaxatio (absolutio) juramenti vor. Ist nämlich durch ein jura-
mentum promissorium etwas Unerlaubtes oder Unsittliches versprochen
worden, so ist eine Nichtigkeitserklärung (irritatio) desselben durch
die kirchliche Obrigkeit einzuholend^. Hat man aber einen durch
Irrtum, Gewalt oder sonstige Ungerechtigkeit erzwungenen, sonst aber
• C. 15 16, C. XXII, q. 5. D. deutsche StPO. § 56, Z. 1 u. ZPO. § 393, Z. 1
verlaDgen d. zurückgelegte 16. Lebensjahr.
2 Dict. Grat, ad c. 13, C. XXII, q. 5.
' C. 2 11 13 16 18 19 21 23 24 25 27 31, X h. t. II, 24.
* Reg. jur. in Vr° 42.
^ C. 6 20 28, X h. t. II, 24. C. 2 in VI*« h. t. II, 11. C. 2 in Yl'^ de pact.
I, 18. Gut darüb. Schindler, Lehrb. d. Moraltheol. II 1, 165 ff.
« Reg. jur. in VP« 58.
"^ Gut darüb. Linsenmann, Lehrb. d. Moraltheol. 452 f.
« C. 21 25, X h. t. II, 24. C. 19, X de V. S. V, 40. Reg. jur. in VP° 15.
^ C. 6 7 20 28, V h. t. II, 24. C. 2 in VI'» h. t. II, 11.
'° C. 12 18, X h. t. II, 24. Weg. Mißbrauchs d. Eides soll Buße auferlegt
werden.
286 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus.
gültigen Eid geschworen, so hat man die relaxatio juramenti beim
kompetenten geistlichen Richter nachzusuchen ^
Sowohl der wissentlich oder unwissentlich falsche Versicherungseid
(der Meineid und falsche Eid) als die Verletzung des Versprechungs-
eides (der Eidbruch) werden vom kanonischen Recht als perjurium
(pejeratio, dejeratio) bezeichnet 2. Laien, die einen Meineid geschworen
haben, sollen öffentlicher KirchenbuMe unterworfen und bei Weigerung
exkommuniziert werden 3. Meineidige oder eidbrüchige Kleriker sind
mit lebenslänglicher Suspension von Amt und Pfründe zu bestrafen*.
Auch sind Meineidige und Eidbrüchige infam und für immer zu ge-
richtlichem Zeugnis und Eid unfähig^.
§ 166.
Das Gelübde.
Decr. Grat. D. XXVII-XXXII. C. XVII, q. 1. C. XXVII, q. 1. Decr. Greg. IX.
1. III, t. 34 de voto et voti redemt. Lib. sext. III, 15. Extrav. Joann. XXII. t. VI.
Z. alt. Lit. vgl. S oberer, KR. II 698. — Tb. Menden, Doctrinae de voto
explicatio et refutatio argumentorum adversariorum, 1868. K. Kirchberg, De
voti natura, obligatione, honestate, 1897. A. Schulze, D. Gelübde i. d. neuer,
tbeol. Ethik, 1906. Weit. Lit. unt. § 186 188.
Das Gelübde (votum) läßt sich definieren als: promissio Deo facta
de bono meliori^. Aus den Arten der Gelübde kommen für das kano-
nische Recht besonders in Betracht: das votum absolutum und con-
» C. 2 8 15 18 27 29, X h. t. II, 24. — I. Silbern agl, D. Eidesentbindung
n. kan. Recht, 1860. — Üb. d. Untertaneneid : Linsenmann, Lehrb. d. Moral-
theol. 452; Scher er, KR. II 702^3; Vering, KR. » 343 tf; Lämmer, KR.«
415 f; Staatslexikon* I 1454 f. — Üb. d. Satz: „Haeretico nulla servanda est fides" :
Linsenmann a. a. 0. 443 f; Seh er er, KR II 702^3. ^ Müller, Sigismunds
Geleit f. Huß (Hist. Vierteljahrschrift I [1898] 41 ff). F. Bartos, Z. Geleitsfrage
i. MA. (Z. f. Kgschte XXXIV [1913] 414 ff).
2 C. 1 (August.), C. XXII, q. 2. C. 6 (Beda Venerab.), C. XXII, q. 4.
' C. 17 (Cap. Theodulfi c. 26), C. XXII, q. 1. C. 7 (Syn. v. Macon a. 581.
c. 17), C. XXII, q. 5. C. 20 (Syn. v. Agde a. 506, c. 37), C. XXIV, q. 2.
* C. 10, X h. t. II, 24. C. 2, X de fidejuss. IH, 22.
^ C. 17 (Pseud.-Steph.) 18 (Poenit. Halitg. IV, 28), C. VI, q. 1. C. 7
(Syn. V. Macon a. 581, c. 17), C. XXII, q. 5. C. 54, X de test. et attest. 11, 20. —
Üb. d. Eidesdolikte i. deutschen Recht StGB. § 153 fr.
« Dict. Grat, ad C. XVII, q. 1 i. f. C. 3, X de voto III, 34. Thom. Aq..
Summa thool. 2, 2, q. 88. Linsen mann, Lehrb. d, Moraltheol. 329 fr. Koch,
Lehrb. d. Moraltheol. ' 375 fr. Schindler, Lehrb. d. Moraltheol. II 1, 168 IT.
L«; hm kühl, Theol. moral. " I 321 fr. Stepiiinsky, Betriff d. Gelübdes (Katholik
1876, II 56nr). Bh. Huppcrt, D. Begrifi" d. (ielübdos (Theol.-prakt. Qsch. XLIX
[1896] 40 ff).
§ 166. Das Gelübde. 287
dicionatum ; das v. privatum und publicum, welch letzteres vom kirch-
lichen Obern entgegengenommen wird: das v. simplex und sollemne,
dessen Feierlichkeit darin besteht, daß es als absolutes und lebens-
längliches im Namen der Kirche von dem kirchlichen Obern in der
Weise entgegengenommen wird, daß nach kirchlichem Recht jeder
entgegengesetzte Akt null und nichtig ist und daß nur der Papst
davon dispensieren kann^; das v. expressum und tacitum; das v. per-
sonale, reale und mixtum ; im ersteren wird die Vornahme oder Unter-
lassung einer Handlung, im zweiten die Widmung einer Sache, im
letzteren beides zugleich gelobt. Endlich unterscheidet man v. re-
servatum und non reservatum, wobei das erstere vom kirchlichen
Obern der Verfügung des untergeordneten Inhabers kirchlicher Juris-
diktion entzogen ist.
Damit eine Gelübde gültig ist, muß auf selten des Gelobenden
vorhanden sein die Absicht, sich durch ein Gelübde zu verpflichten,
volles Bewußtsein und Verständnis des Gelobten und freier Wille.
Ein substantieller Irrtum ^ und absoluter Zwang ^ lassen kein Gelübde
zu stände kommen. Dagegen macht schwere Furcht ein solches noch
nicht ungültig, außer die Kirche habe das ausdrücklich erklärt, so
bei der professio religiosa*. Hinsichtlich des Gelobten ist nötig, daß
es möglich, in der Gewalt des Gelobenden und moralisch gut sei^
Für einen andern kann niemand geloben 0.
Ein gültiges Gelübde muß nach Möglichkeit erfüllt werden. Inner-
halb welcher Zeit es erfüllt werden muß, das ist dem vernünftigen
Ermessen überlassen, außer es sei für eine bestimmte Zeit gemacht.
Doch kann aus guten Gründen Aufschub eintreten '^. Persönliche Ge-
lübde sehen in der Regel nicht auf einen Nachfolger über. Dagegen
^ C, un. in VI^ h. t. III, 15. Schönen, D. Wesen d. Gelübdesollemnität
(Th. Qsch. LVI [1874] 195 ff). N. Nilles, De juridica votorum sollemnitate i.
Selectae disput. academ. I (1886) 1 ff u. Z. f. k. Theol. X (1886) 245 ff. Scherer,
KR. II 805. Wernz, Jus decretalium III 2^ (1908), 228 ff 346 ff. Mehr darüb.
unt. b. Oidensrecht § 188.
« C. 7, X h. t. III, 34.
^ C. 20, X de convers. conjug. III, 32.
* C. 1, X de his quae vi I, 40.
^ Wenn gesagt ist, d. Gelübde sei e. promissio de bono meliori, so ist nicht
gemeint, daß sein Inhalt immer e. evangel. Rat sein müsse, sondern nur, daß er
besser sein müsse als d. kontradiktorische Gegenteil, d. a. noch gut sein muß. Doch
kommt es b. Beurteilung d. bonum melius a. a. d. persönl. Verhältnisse an. — Es
kann a. etwas Gebotenes gelobt werden.
« Üb. d. oblati Bd I, S. 200 f u. unt. § 187.
• C. 5 8, X h. t. III, 34.
288 IV". Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus,
haftet die Verbindlichkeit bei einem votum reale auf dem Vermögen
. 1
des Gelobenden und geht ex justitia auf den Rechtsnachfolger über
Richter in Sachen der Gelübde ist gemäLj der Natur der Dinge
die Kirche 2. Sie betätigt diese Gerichtsbarkeit einerseits durch Er-
zwingung der Erfüllung von Gelübden selbst vermittelst Strafen 3,
anderseits durch Irritation, Dispensation und Kommutation derselben*.
Von selbst erlöschen Gelübde (cessatio) oder treten nicht in Kraft,
wenn die Voraussetzungen aufhören, unter welchen sie gemacht
worden sind, so wenn für die Erfüllung ein bestimmter Termin als
wesentlich gesetzt wurde und nun vorüber ist^, oder wenn die Materie
des Gelübdes sich so verändert hat, daß sie physisch oder moralisch
unmöglich geworden ist^, oder wenn die Bedingung sich nicht erfüllt,
unter welcher das Gelübde gemacht wurde '^, oder wenn der Haupt-
zweck aufgehört hat, mn dessentwillen man gelobte^.
Die Irritation , d. h. die vernichtende Einsprache eines höheren
Willens, von dem der Gelobende abhängig ist, ist entweder eine
direkte oder eine indirekte. Eine direkte Irritation findet dann statt,
wenn der Gelobende gar keinen selbständigen Willen hat, sondern
zu einem rechtlichen Willensakt natur- oder kirchenrechtlich an einen
andern Willen gebunden ist. Ein solches Recht der direkten Irritation
haben die Träger der väterlichen Gewalt hinsichtlich der Gelübde der
Unmündigen (impuberes) '^, die Obern der Ordenspersonen i^, die Gatten,
soweit die Gelübde das eheliche Leben als solches berühren i'. Eine
' C. 18, X de cens. IIl, 39. C. 6, X de testam. III, 26.
2 Gut darüb. Linsenmann, Lehrb. d. Moraltheol. 330 f.
3 C. 6, X h. t. III, 34. C. 9, X de convers. conjug. IH, 32.
* D. kan. Recht bezeichnet diese Handlungen als voti redemtio. I. strengen
Sinn versteht man ab. darunt. d. Ablösung e. persönl. Leistung d. Geld.
' C. 5 8, X h. t. III, 34.
^ C. 8 10, X h. t. III, 34. Ist e. Leistung wenigstens noch teilweise mög-
lich, so ist sie teilweise z. erfüllen. Üb. etwaige Fälle, so namentl. hinsichtl. d.
Keuschheit, hat eingehend d. Moral z handeln. Vgl. z. B. L e h m k u h 1 , Theol. nioral."
II 544 ff. Vgl. a. ob. 8. 193 f.
'' S. C. Ep. et Reg. 19. März 1857. » C. 7, X h. t. III, 34.
« C. 2 (Syn. v. Tribur a. 895. c. 24), C. XX, q. 2. C. 14 (Nm 80, 4 ff), C. XXXII,
q. 2. C. 15 (Syn. Hibern.), C. XXII, q. 5. C. 2, X h. t. 111, 34.
'" C. 11, X h. t. III, 34. C. 27 in Vl^'' de elect. I. 6. Nicht ab. kann d. Obere
d, Gelübde, i. e, strengeren Orden überzutreten, irritieren. C. 18, X de rcgul.
HI, 31.
•' C. 1 ff, C. XXIII, q. 5. C. 9 12 16 17, X de convers. conjug. HI, 32. Vgl.
ab.: Wernz, Jus decrctalium III 2 = (1908), 239; Mau sbach i. Theo). Rev. (1903)
410. Es ist z. unterscheiden zw. Gelübden, welche s. a. d. ehel. Leben als solches
beziehen, u. andern. Anders b. noch nicht vollzog. Ehe, während d. zwei ersten
Monate. Ob. S. 84 161 f 229.
§ 166. Das Gelübde. 289
indirekte Irritation kann eintreten, wenn und solange jemand anderer
als der Gelobende die Jurisdiktion oder richtiger die Herrschaft über
die Materie des Votums hat, so durch den Vater bei Gelübden mündiger
Kinder , den Hausherrn bei solchen der Hausfrau usw. , soweit da-
durch die Ordnung des Hauses und die Sicherheit des Vermögens ge-
stört wird^
Die Dispensation ist die Xachlassung der durch das Gelübde ent-
standenen Verpflichtung durch den kirchlichen Obern kraft seiner von
Gott verliehenen Jurisdiktion aus einem guten Grunde-. Der Papst
hat die Dispensationsgewalt für die ganze Kirche, für alle Gläubigen,
bei allen Gelübden ^. Der Bischof hat dieselbe für seine Diözese, so-
weit sich der Papst die Dispensation nicht vorbehalten hat. Tat-
sächlich haben sich die Päpste zur Dispensation vorbehalten die vota
sollemnia, sodann die nachfolgenden fünf: das Gelübde ewiger und
vollkommener Keuschheit; das Gelübde des Eintritts in einen von der
Kirche approbierten Orden; das Gelübde einer Wallfahrt nach Jerusalem
zum Heiligen Grabe oder nach Rom zu den Gräbern der Apostel-
fürsten oder nach Compostela an das Grab des Apostels Jakobus*.
Abgesehen von diesen päpstlichen Vorbehalten dispensieren auch die
Ordensobern ihre Untergebenen. Pfarrer und Beichtväter aber be-
dürfen, um von Gelübden dispensieren zu können, besonderer päpst-
licher bzw. bischöflicher Erlaubnis 5.
^ Doch hebt d. indirekte Irritation d. Gelübde nicht a., sondern suspendiert es
nur, solange d. Verhältnisse so liegen.
2 D. Dispensation d. kirchl. Obern darf nicht als bloße autoritative Erklärung,
daß d. Gelübde unt. d. obwalt. Umständen v. Gott bereits nicht mehr bestehe, auf-
gefaßt werden. Vgl. Mt 16, 19. Thom. Aq., Summa theol. 2, 2, q. 88, a. 10 12.
Scher er, KR. II 706 ^i. Wernz a. a. 0. III 2- (1908), 240. Dah. nicht ganz zu-
treffend Linsenmann, Lehrb. d. Moraltheol. 336. — Gründe z. Dispens sind:
Wohl V. Kirche u. Staat, Seelenheil d. Voventen, unterlaufene Mängel b. Ab-
legung usw. C. 1 2, X h. t. III, 34.
' Wohlerworbene Rechte Dritter a. e. Gelübde soll a. d. Papst respektieren,
jedoch kann er a. hier dispensieren.
* C. 2 7 9, X h. t. III, 34. C. 5, Extrav. comm. de sent. excomm. V, 9.
Ben ed. XIV., „Inter praeteritos" v. 3. Dez. 1749. § 42. Doch dispensiert d. Bischof
V. d. angef. vota simplicia i. Notfall. A. kraft d. Quinquennalfakultäten dispensiert
d. Bischof V. denselb. m. Ausnahme d. votum castitatis u. religionis. Schneider,
Fontes jur. noviss. p. 87, n. 9. Da weiterh. diese Reservation d. einf, Gelübde e.
Beschränkung d. biscböfl. Gewalt enthält, so ist sie strikte z. interpretieren. N. d.
Praxis dispensiert dah. d. Bischof a. , wenn diese vota simpl. bedingt, befristet,
unbestimmt, alternativ, sub levi abgelegt wurden. Lehrakuhl, Theol. moral.^*
II 476 f. Vgl. ob. S. 193, A. 6.
^ Kraft besond. Privilegien können d. Beichtväter a. d. Mendikantenorden
in foro interno so weit als d. Bischöfe dispensieren. Scherer, KR. II 706".
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchonrechts. II. 3. Aufl. 19
290 I^^- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus.
Unter der Kommutation eines Gelübdes versteht man die Sub-
stitution eines andern frommen Werkes von größerem oder geringerem
Werte an Stelle des früheren Gelübdes. Ein Gelübde in ein unzweifel-
haft besseres Werk umzuwandeln, steht dem Gelobenden jederzeit frei^.
Dagegen nähert sich die commutatio in aequale und in minus der Dis-
pensation und hat daher nach den hierüber angeführten Grundsätzen
zu geschehen, nur daß hier schon ein geringerer Grund genügt. W^er
also dispensieren kann, kann auch kommutieren, aber nicht umgekehrt-.
Es ist angezeigt, daß den Beichtvätern die Gewalt zu kommutieren
eingeräumt werde ^.
§ 167.
Die heiligen Orte und Sachen.
Decr. Grat D. I de cons. Decr. Greg. IX. 1. Ill, t. 37 de capell. monach. ; t. 40
de consecr. eccles. vel altar. ; t. 44 de custod. euchar. ; t. 48 de eccles. aedific. ; t. 49
de immun, eccles., coemet. ; 1. V, t. 32 de novi oper. nuntiat. Lib. sext. III, 18 21 23.
Const. Clem. III, 17. Extrav. comm. III, 13.
Üb. Kirchen u, Oratorien: Alt. Lit. b. : Seh er er, KR. II 624 f; Thom assin
P. I, 1. 2, c. 92 ff. — J. Helfert, Darstellung d. Rechte, welche i. Ansehung d.
heil. Handlungen u. relig. Sachen sowohl n. kirchl. als österr.bürgerl. Gesetzen
stattfinden, 1826; ^1843. Van Gameren, De oratoriis publicis et privatis, 1861.
F. P. van de Bürgt, De ecclesiis^ 1874. A. J. Uhrig, D. öffentl. Oratorium
(Th. Qsch. LXII [1880] 179 fr). D. Craisson, Oratoires prives ou chapelles
domestiques (Rev. d. scienc. eccles. XLIV [1881] 81 ff). A. Arndt, D. Rechts-
verhältnisse d. Oratorien (A. f. k. KR. LXXII [1894] 63 ff). R. Parayre, Des
chapelles domestiques (Canoniste cont. XX [1897] 517 ff). K. Mayer, Sind d.
Kapellen i. d. bischöfl. Konvikten oratoria publica od. privata? (Theol.-prakt. Qsch.
LIl [1899] 63 ff). A. Galante, La condizione giuridica delle cose sacre, 1903 ff.
S. Many, Praelectiones canonicae de locis sacris, nimirum de eccles., orator., altar.,
coemet. et sepulturis, 1904. J. Vogt, D. kirchl. Vermögensrecht ^ (1910) 53 ff".
Thalhofer-Eisenhof er a. a. 0. 1 404 ff. Lit. z. Altären, Kelchen, Patenen,
liturg. Kleidung, Glocken, Kirchhöfen, immunitas localis, Simultaneen, Asylrecht
unt. gegeb. Orts.
B. Zugh, Können d. Beichtväter d. Mcndikantenorden v. d. einfachen Gelübde
dispensieren? (Pastor bonus XXllI [1910/11] 39 ff). [Nein!] F.X.Hecht, Können
d. Ordensbeichtväter v. d. einf. Gel. dispensieren? (Ebd. 289 ff'). [Ja!] F. Rett,
D. Gewalt d. Regularbeichtväter üb. Gel. (Z. f. k. Theol. XXXIV [1910] 641 ff).
[Nein!] G. Österle, D. Dispensgewalt d. Regulären b. einf. Gel. (Theol. u. Glaube
ill [1911] 389 ff'). De religiosis etc. (l'eriodica V [1911] 52 ff).
' C. 4, X h. t. Iir, 34. Doch nicht b. Gelübden, deren Dispensation d. Apost.
Stuhl reserviert ist.
' Rog. jur. in VI'- 53.
^ Dalj d. Beichtväter gewolinheit.sreclitl \i)Ui simplicia kommutieren können,
ist nicht begründet. Anders z. B. noch Zenner, Instructio pract. confess.^ § 343.
§ 167. Die heiligen Orte und Sachen. 291
I. Alle kirchlichen Zwecken dienenden Sachen werden als res ec-
clesiasticae im weiteren Sinne bezeichnet. Die res ecclesiasticae im
weiteren Sinne zerfallen wieder in die res ecclesiasticae im engeren
Sinne und in die res sacrae. Die res ecclesiasticae im engeren Sinne
oder das kirchliche Vermögen (patrimonium oder peculium ecclesiasti-
cum) dienen mittelbar dem Gottesdienst. Dazu zählen einmal alle
der Kirche gehörigen Gebäude und Grundstücke, ausgenommen die
Kirchen und Kirchhöfe, sodann die Fonds zur Unterhaltung der Kirchen-
beamten und Kirchendiener (bona mensae, b. beneficii) und der kirch-
lichen Gebäude (b. fabricae), weiter die Güter zu wohltätigen Zwecken,
die frommen Stiftungen (res religiosae, causae piae). Die res sacrae
dienen unmittelbar zum Gottesdienst und sind deswegen durch einen
Kultakt, Konsekration (r. consecratae) oder Benediktion (r. benedictae),
von allen andern Dingen ausgesonderte Zu den res consecratae ge-
hören die Kirchen, Altäre, Kelche und Patenen, zu den r. benedictae
eine Reihe von Kirchengerätschaften und die Kirchhöfe.
II. Res consecratae sind:
1. Die Kirchen (ecclesiae).
Aus dem über die geschichtliche Entwicklung der Kirchenämter
Bemerkten ergibt sich der Unterschied von Kathedral-, Kollegiat-
und Pfarrkirchen. Weiter besteht der Unterschied von öffentlichen
Kirchen und Oratorien und privaten Oratorien. Die öffentlichen Kirchen
und öffentlichen Oratorien sind durch die kirchliche Obrigkeit bleibend
für den öffentlichen Gottesdienst bestimmt und haben für alle Gläu-
bigen einen Zugang, der nicht durch privaten Willen verwehrt
w^erden kann 2.
Zur Errichtung von Kathedral- und Kollegiatkirchen ist päpst-
liche Erlaubnis notwendig ^. Zur Errichtung sowie zu jeder nennens-
werten Veränderung von Pfarr- und andern Kirchen, auch Kloster-
kirchen, ist bischöfliche Erlaubnis nötig*. Dieselbe darf nur erteilt,
• Üb. d. Unterschied v. consecratio u. benedictio vgl. ob. S. 61. Ch. M eurer,
D. Begriff u. Eigentümer d. heil. Sachen I (1885) 212 f, will keine grundwesentl.
Verschiedenheit zw. consecratio u. benedictio anerkennen : d. consecratio sei nur e.
benedictio sacratior et magis soUeranis.
^ I. d. Regel findet d. Zugang unmittelbar v. d. Straße a. statt, doch ist d.
nicht notwendig. C. S. Kit. 21. Juli 1855. S. C. Ep. et Reg. 1. Mai 1874.
3 Bd. J, S. 302. C. 4 5 6 (Gelas. I.), D. I de cons., d. weiter gehen, erklären
s. wohl a. d. Metropolitanrechten d. Papstes. Vgl.: Hinschius, KR. IV 319^;
Scherer, KR. 11 630". Anders Jaffe, Regesta« Nr 2787. Vgl. a. D. Stiefen-
hofer, D. Gesch. d. Kirchweihe v. 1. b 7. Jhdt (1909) 45 ff.
* C. 10 (Conc. Chalced. a. 451, c. 4), C. XVIII, q. 2. C. 9 (Xov. 61, c. 1),
D. I de cons. Üb. c. 4 in VI»« de privil. V, 7 vgl. Scherer, KR. II 628 ^'>. Acta
19*
292 1^- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus.
aber auch nicht verweigert werden, wenn Notwendigkeit oder
wenigstens Nützlichkeit für den Bau spricht ^ die genügende dos
vorhanden ist ^ und die Rechte Dritter nicht beeinträchtigt werden ^.
Außer der kirchlichen ist eventuell auch staatliche Erlaubnis not-
wendig*. Ist die Kirche nach stattgehabter feierlicher Grundstein-
legung erbaut, so muß sie vom Bischof konsekriert werden s. Doch
kann der Bischof vorläufig einen Priester mit der Benediktion be-
st decreta conc. plen. Americae Latinae (1899) Nr 878 ff. Rottenb. Ord.-Erl. v.
15. Sept. 1909 (Kirchl. Amtsbl. 1909, Nr 13). Daß ab. d. Initiative u. Selbständig-
keit d. kirchl, Institute als Eigentümer nicht z. sehr eingeschränkt werden darf,
ist klar. A. steht Rekurs a. d. Apost. Stuhl z.
' C 10 (Syn. V. Braga a. 572, c. 6), D. I de cons. C. 26 (Gelas. 1. a. 495
od. 496), C. XVI, q. 7. C. 3 6, X de eccles. aedific. Ill, 48.
2 C. 1 (Syn. V. Braga a. 572, c. 5), C. I, q. 2. C. 9 (Nov. 61, c. 1), D. I de
cons. C. 8, X de consecr. III, 40.
3 C. 43 (Syn. v. Mainz a. 813, c. 41) 44 (Capit. ad Salz a. 803—804, c. 2),
C. XVI, q. 1. C. 3, X de eccles. aedific. III, 48. C. 1 2, X de nov. oper. nuntiat.
V, 32. Näheres üb. etwaige Einsprache Dritter: Hinschi us, KR. IV 323 f.
Scherer, KR. II 628 '2.
* Preußen: Ges. v. 20. Juni 1875. § 50, Nr 4; v. 7. Juni 1876. § 2, Nr 5;
V. 30. Jan. 1893; Bayern: Religionsedikt 1818. § 64, litt, f; Württ. : Ges. v. 14. Juni
1887 u. 22. Juli 1906, Art. 32, Z. 2, u. Min.-Erl. v. 13. Febr. 1903 (b. e. Bauwesen
v. 6000 u. mehr Mark). Schneider, D. part. KRsquellen 212 285 2S9 322.
F. Württ. a. : A. f. k. KR. LXXXIII (1903) 292 f. Elsaß-Lothringen: A. f. k. KR.
XCllI (1913) 661 ff. — Loh mann, D. Staatsgenehmigung z. Errichtung v. Kirchen-
gebäuden i. Preußen (D. Z. f. KR. X [1901] 341 ff). Kiene, Kath. Pfarrgemeinde-
gesetz V. 14. Juni 1887 u. 22. Juli 1906 91. Schmedding, Rechte d. Polizei-
behörden b. baulich. Veränderungen a. Kirchen i. Preußen (A. f. k. KR. LXXXVIII
[1908] 296 ff). L. Jakowski, D. Verfahren b. kirchl. Bauten n. d. f. d. Diözese
Breslau gelt, staatl. u. kirchl. Bestimmungen (Ebd. XCI [1911] 115 ff). Hinschius,
KR. IV 324 ff. Scherer, KR. II 643 f. Vering, KR.^ 777. Friedberg,
KR.« 586 f.
* Üb. d. Grundsteinlegung: C. 9 (Nov. 61, c. 1), D. I de cons.; Pontif. Rom.
P. II, tit. De bened. et impos. prim. lap. ; Rit. Rom. tit. VII, c. 26. A. f. k. KR.
LXXVIII (1898) 184 f. — C. 4 (Pseudo-Leo), D. LXVIII. C. 28 (Syn. v. Orleans
a. 538, c. 15), C. VII, q. 1. C. 26 (Gelas. I. a. 495 od. 496), C. XVI, q. 7. C. 1,
X de relig. dorn. III, 36. C. 2, X h. t. III, 40. Pontif. Rom. P. II, tit. De ecci. dedic.
s. consecr. Zugleich soll e. Altar, gleichgültig ob altare majus od. minus , konse-
kriert werden ; doch wäre Konsekration o. solches bloß unerlaubt. C. S. Rit. 19. Mai
1896; 24. Mai 1901 (Acta Ap. Sedis I [1909] 259). E. fremder Bischof kann nur
i. Auftrag konsekrieren. Trid. sess. VI de ref. c. 5. Bened. XIV., „Jam inde"
v. 12. Mai 1756. A. Ordensleutc könnten e. fremden Bischof berufen, wenn s.
d. eigene weigerte. Leo X., „Dum iutra" v. 19. Dez. 1516. D. Papst könnte a.
einfach. Priester m. Konsekration beauftragen. Bened. XIV., „Ex tuis precibus"
v. 16. Nov. 1748. E. ungültige Konsekration, d. s. nicht leicht wiederholen ließe,
könnte d. Papst sanieren. C. S. Rit. 22. April 1891 (A. f. k. KR. LXVllI [1892J
280). Könnte wegen staatl. Verbots d. Konsekr. v. auß. nicht vorgenommen werden,
§ 167. Die heiligen Orte und Sachen. 293
auftragen ^ Zur Erinnerung an die Konsekration wird jedes Jahr ein
eigenes Fest, das Kirchweihfest (dies anniversarius dedicationis ec-
clesiae), gefeiert, welches aber die Synoden und Bischöfe, um Miß-
stände zu beseitigen, seit dem 16. Jahrhundert innerhalb der einzelnen
Diözesen auf ein und denselben Tag, gewöhnlich auf den der Kathedral-
kirchweihe, verlegt haben 2.
Zu den öffentlichen Kirchen gehören auch die dem Umfang nach
im allgemeinen kleineren, zu feierlicherem Gottesdienst vor größeren
Volksmengen weniger geeigneten oratoria publica, die öffentlichen
Oratorien oder öffentlichen Kapellen^. Auch sie können nur mit Er-
laubnis des Bischofs errichtet werden ^. Auch sie müssen konsekriert
oder benediziert sein ^. Sie dürfen eine Glocke haben ^. In ihnen
dürfen Messen gelesen, darf die Kommunion gespendet werden und
genügt man seiner sonntäglichen Pflicht^. Das ist auch der Fall in
den Kapellen der Kardinäle und Bischöfe s, sodann in den sogenannten
oratoria semipublica, den mit bischöflicher Erlaubnis errichteten kon-
sekrierten oder benedizierten Kapellen der Kongregationshäuser, Semi-
so wäre dies. Teil derselb. i. d. Sakristei vorzunehmen. C. S. Rit. 27. März 1879. —
Üb. d. Ritus d. Kirchweihe Schüch-Polz, Handb. d. PastoraltheoL^^ 749 ff. —
Z. Geschichtl. üb. d. Kirchweihe: Götz, D. Alter d. Kirchweihformeln X — XXXI d.
Liber diurnus (D. Z. f. KR. V [1895] 1 ff). Theol. Rev. 1903, 299. Köln. Pastoralbl.
1903, Nr 11. P. dePuniet, La consecration des eglises (Rev. d. quest. hist.LXXVII
[1905] 596 ff). D. Stiefenhofer, D. Gesch. d. Kirchweihe v. 1. b. 7. Jhdt, 1909.
K. M. y^dXXT)^ Ihpi xfjg xwf^tzpcixrtwq roiv vawv xard zo dcxacou zrjg dp&odo^O'j A>a-
ro/.txTjg ixxÄr^tnag. 1913. Thalhof e r- E is enhof er a. a. 0. II 480 ff.
^ Rit. Rom. tit. VIII, c. 27. Überhaupt ist nur f. Kathedral- u. Pfarrkirchen
d. Konsekr. notwendig. F. d. andern Kirchen genügt Benediktion. C. S. Rit. 7. Aug.
1875.
» C. 16 17 (Pseudo-Felix), D. I de cons. C. 14, X de poenit. V, 38. Syn.
V. Köln a. 1536. P. IX, c. 11. Harduin, Acta conc. IX 2015. So verlegte a.
d. Ord. München-Freising a. 28. Dez. 1866 m. päpstl. Indult, d. hierzu nötig ist, —
vgl. ob. S. 275 — d. Kirchweihfest a. d. 3. Sonntag i. Okt. (A. f. k. KR. XYII
[1867] 339 ff). C. S. Rit. 9. Juli 1895. — Üb. d. Patron ob. S. 271.
' S. Recoscum, Was ist „Kirche", was „Kapelle"? (Theol.-prakt. Monats-
schrift XI [1901] 7 ff.) Üb. d. Ursprung d. Wortes Kapelle: Hinschius, KR. IV
311*. Scher er, KR. II 626 ^ W. Lüders, Oapella. D. Hofkapelle d. Karo-
linger, 1908. Ders. , Capella. D. Hofkapelle d. Karolinger b. z. Mitte d. 9. Jhdts.
Capellae a. Königs- u. Privatgut (A. f. Urkundenforsch. II [1909] 1 ff). Weitere
Namen Bd I, S. 475 u. Thalhof er-Eisenhof er a. a. 0. I 404 ff.
* C. 10 (Conc. Chalced. a. 451, c. 4), C. XVllI, q. 2. C. 4 in VI^ de privil. V, 7.
* Rit. Rom. tit. VIII, c. 27. C. S. Rit. 29. Nov. 1877; 27. Juli 1888; 23. Jan.
1899 (Konsekration).
« C. 16, X de excess. praelat. V, 31. C. 10, X de privil. V, 33.
■ Ob. S. 41 253 276. » ßj i g^ 413 444
294 1^- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap.: D. Kultus.
narien, Exerzitienhäuser, Konvikte, Spitäler, Waisenhäuser, Erziehungs-
anstalten und Gefangenenhäuser ^
Dagegen ist zur Errichtung eines Betraumes innerhalb eines Privat-
hauses, einer Hauskapelle oder eines Privatoratoriums, zu welchem
nur bestimmte Personen Zutritt haben, bischöfliche Erlaubnis nicht
nötigt. Ein solches Oratorium wird daher nicht benediziert, hat keine
Glocke, und es wird in ihm nicht Messe gelesen 3. Soll darin täglich
wenigstens eine Messe zelebriert und der sonntäglichen Pflicht mit
Ausnahme bestimmter Feste von bestimmten Personen genügt werden
können, so ist päpstliches Indult nötig*.
Eine konsekrierte oder benedizierte Kirche oder Kapelle darf, so-
lange die Wirkungen der Konsekration oder Benediktion vorhanden
sind, nicht wieder konsekriert oder benediziert werden 0. Anders bei
eingetretener Exsekration (Entheiligung) oder Pollution ^ (Violation*^,
Befleckung, Entweihung) derselben.
Die Exsekration einer Kirche oder Kapelle ist der vollständige
Verlust jener Heiligkeit, die ihr durch die Konsekration oder Bene-
diktion verliehen wurde. Dieselbe tritt ein, wenn die ganze Kirche
oder der größere Teil ihrer Mauern zerstört oder erneuert, oder wenn
' C. S. Rit. 23. Jan. 1899; 18. Okt. 1901 (A. f. k. KR. LXXIX [1899] 530 f;
LXXXII [1902] 364). Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde I 50.
2 Nov. 58. C. 33 (Syn. v. Orleans?), D. I de cons.
^ Trid. sess. XXII decr. de observ. etc. Ben ed. XIV., „Magno cum" v. 2, Juni
1751. Schulte, Conc. Trid. p. 510. Üb. frühere Mißbräuche Wernz, Jus decre-
taliura III 2 2 (1908), 103 '-»^
* Bened. XIV. a. a. 0. Vgl. ob. S. 253; 276, A. 4. Üb. Spend. d. Komm.
ob. S. 42, A. 1. Solchem Oratorium wird dann d. gewöhnl. benedictio loci vel
domus novae erteilt. C. S. Rit. 5. Juni 1899: ad VI. Soll i. e. privat. Oratorium
zelebriert werden dürfen , so darf o. päpstl. Privileg kein Fenster a. e. Zimmer
^ dasselbe gehen, dürfen keine Schlafgemächer üb. od. unt. dems. sein. C. S. Rit.
11. Mai 1641; 19. Febr. 1738; 12. Sept. 1840; 31. Aug. 1867; 23. Nov. 1S80;
4. Mai 1882; 24. Jan. 1908. Lingen-Reuß, Causae selectae Nr 503 ff. Acta
et decreta conc. plen. Americae Latinae (1899) Nr 897. — Üb. Wünsche a. d. Vatic,
daß a. d. Bischof solle Zelebration i. Privatoratorien erlauben können : L ä m m e r,
Z. Kodif. d. kan. Rs 158; G rand er at h - Ki r c h , Gesch. d. Vatik. Konzils I 446.
B. causa magna et urgens könnte d. Bischof vorübergehend (per modum actus)
Erlaubnis geben. Many, Praelect. de locis sacris 149 ff. Vgl. ob. S. 253, A. 5;
254, A. 3.
^ C. 16 (Psoudo-Felix) 18 (Syn. v. Mcaux a. 845, c. 8?) 20 (Syn. v. Nicaea
a. 325?), D. I de cons. Ben cd. XIV., „Jam inde" v. 12. Mai 1756.
" C. 20 (Nicaea?), D. I de cons. C. 10, X de consecr. ecclos. III, 40. C. un.
in VP° h. t. III, 21.
• C. 19 (Pseudo-Hygin.), I). 1 de cons. C. un. in Vi'" h. t. III, 21.
§ 167. Die heiligen Orte und Sachen. 295
sie für immer zu profanem Gebrauche verwendet wird^. In diesen
beiden Fällen ist sie, wenn sie wieder zum Gottesdienst verwendet
werden soll, neu zu konsekrieren oder zu benedizieren.
Die Pollution einer Kirche oder Kapelle hebt die Weihe derselben
zwar nicht auf, aber beeinträchtigt dieselbe moralisch in den Augen
der Gläubigen, so dafs daselbst außer im Notfall nicht mehr Gottes-
dienst gehalten werden darf, ehe die Makel beseitigt, Rekonziliation
eingetreten ist. Polluiert aber wird eine Kirche durch freiwilligen
Mord oder Selbstmord 2, durch freiwilliges und schwer sündhaftes
Blutvergießen ^, durch freiwillige und schwer sündhafte effusio seminis
humani*, durch Begräbnis eines Ungläubigen ^ oder eines excommuni-
catus vitandus^ innerhalb derselben. Der Natur der Sache nach muß
der betreffende Akt gewiß und bekannt geworden sein^. Eine pol-
luierte konsekierte Kirche muß durch den Bischof rekonziliiert werden s.
Doch kann der Bischof mit päpstlichem Indult einen Priester damit be-
auftragen^. Bei einer bloß benedizierten Kirche kann die Rekon-
ziliation durch einen Priester in bischöflichem Auftrag erfolgen ^ö.
2. Zu den res consecratae gehören sodann die Altäre ^1.
» C. S. Rit. 4. Sept. 1875; 5. Mai 1882; 16. Jan. 1886; 11. Jan. 1892; 26. Juni
1894; 8. Juni 1896; 9. Aug. 1897 i. Übereinstimmung m. c. 6, X h. t. III, 40 (A. f.
k. KR. LIX [1888] 124 f; LXXX [1900] 771 f). M. Gatt er er, Üb. d. Exsekration
e. Kirche (Z. f. k. Theol. XX [1896] 341 ff). Also tritt Exsekration nicht schon e.
d. Verlust d. Bewurfes d. inneren Wände, wie m. vielen and. noch Seh er er, KR.
II 631, u. Hergenröther -Holl weck, KR. 635 ^^ meinten. A. tritt d. Exsekr.
nicht e. d. Einsturz d. Daches od, Gewölbes, d. mäßige Erweiterung od. Restauration.
2 C. 19 20, D. I de cons. C. 4, X h. t. III, 40. Vgl. S. 294, A. 5 6 7.
3 C. 4 10, X h. t. III, 40. C. un. in VP« h. t. III, 21.
* C. 10, X h. t. III, 40. C. un. in VI*" h. t. III, 21.
5 C. S. Rit. 23. April 1875.
6 C. 7, X h. t. III, 40. C. 12, X de sepult. III, 28. Vgl. ob. S. 71. — Z.
Kasuistik Hergen röther-Hollweck, KR. 634 f.
' ^Pollui" c. un. in VP° h. t. III, 21.
^ C. 4 9, X h. t. III, 40. Früher fand a. b. Pollution Konsekration statt.
C. 19 20, D. I de cons. Pontif. Rom. P. II, tit. De eccles. et coem. reconc.
9 C. 9, X h. t. III, 40. Rit. Rom. tit. VIII, c. 28, n. 9. Schneider, Fontes
jur. noviss. p. 88, n. 11. I. Notfall a. ohne d. v. Bischof z. segnende Wasser.
^° C. 10, X h. t. III, 40. Rit. Rom. tit. VllI, c. 28, n. 1. C. S. Rit. 8. Juli 1904.
Z. Lit. vgl. Scher er, KR. 630^2 631".
" C. 25 (Hormisdas?) 26 (Syn. Carthag. V a. 401, c. 48) 31 (Syn. v. Epao
a. 517, c. 26 27) 32 (Syn. v. Agde a. 506, c. 14), D. I de cons. C. un. § 8, X de
sacr. unct. I, 15. C. 1 3 5, X de consecr. eccles. III, 40. C. S. Rit. 6. Okt. 1837.
Pontif. Rom. P. II, tit. De consecr. altar. A. i. e. nur benediz. Kirche muß d. Altar
konsekriert werden. C. S. Rit. 12. Sept. 1857. E. Priester kann nur m. päpstl. Er-
laubnis e. Altar konsekrieren, so Kardinäle i. ihr. Titel-, Äbte i. ihr. Klosterkirchen.
296 IV- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap.: D. Kultus.
Ursprünglich wurde das eucharistische Opfer anf Tischen dargebracht K
Durch den späteren Gebrauch, an oder über Märtyrergräbern zu zelebrieren,
ergab sich, daß zunächst die Altarplatte, die mensa, und dann der ganze
Altar vielfach aus Stein war und die Form des Altares die des Sarkophages
wurdet Daher verlangte die Synode von Epao a. 517 überhaupt steinerne
Altäre ^ "Weitere Folge aus der Zelebration über Märtyrergräbern war die
Vorschrift, daß Reliquien von Märtyrern oder kanonisierten Heiligen im
Altare sich befinden müßten ^ Ursprünglich genügte ein Altar in einer Kirche.
Aber bei der häufiger werdenden Zelebration ^ erscheinen etwa seit dem
4. Jahrhundert mehrere Altäre. Daraus ergab sich der Unterschied z^vischen
Haupt- und Nebenaltar. Seit dem 7. Jahrhundert ungefähr kommen neben
den bisherigen festen Altären auch bewegliche, tragbare vor^.
Entsprechend dieser geschichtlichen Entwicklung gibt es altaria
fixa (stabilia, imniobilia) und a. portatilia (gestatoria, viatica)"^. Ein
a. fixum ist ein solches, bei welchem der Altartisch (mensa) auf einem
steinernen Unterbau (stipes) unzertrennlich befestigt ist^. Das a.
F. Ballay, Quid juris abbatibus regulär, circa consecrationem altarium? (A. f. k.
KR. XV [1866] 101 ff.) — J. Thiers, Sur les principaux autels des eglises.
Paris 1688. G. Slevogt, Dissertatio de juribus altarium, Jen. 1716; erweit. i. :
Kurtze Abhandlung v. denen Rechten d. Altäre, Jena 1727, u. i. : Gründliche Unter-
suchung V. d. Rechten d. Altäre usw., Jena 1732. Mehr alt. Lit. b. : F. Laib u.
F. J. Schwarz, Studien üb. d. Gesch. d. christl. Altars, 1857. — F. J. Schwarz,
D. Altar (A. f. christl. Kunst I [1880] 2 ff). A. Schmid, D. christl. Altar u. s.
Schmuck, 1871. J. Raffauf, D. kirchenrechtl. Bestimmungen üb. d. Altar.
Heimann, D. Entwicklung d. christl. Altars (Theol. u. Glaube VI [1914] 1 flf).
Pruner, Lehrb. d. Pastoraltheol.^ I 58 flf. Schüch-Polz, Haudb. d. Pastoral-
theol.'^ 310 ff. Lehmkuhl, Theol. moral.'MI179 ff. Thalhof er-Eisenhof er
a. a. 0. I 424 ff.
» Apg 6, 2. 1 Kor 10, 21.
^ F. Wieland, Mensa u. Confessio. Studien üb. d. Altar d. altchristl. Liturgie.
I: Der Altar d. vorkonstant. K., 1906, lehnt wenigstens f. diese Zeit d. Altargrab ab
(S. 156). Vgl. ob. S. 253, A. 2. Ders. , Altar u. Altargrab d. christl. Kirchen i.
4. Jhdt, 1912.
» C. 26 27. Ist c. 31, D. I de cons.
* C. 26 (Syn. Carthag. V a. 401, c. 48), D. I de cons.
* Vgl. ob. S. 251 ff'.
« C. 30 (Syn. v. Mainz a. 888, c. 9), D. I de cons. — Knöpfler, Kgschte* 277.
Funk-Bihlmeyer, Kgschte« 246 f.
' C. 30, X de privil. V, 33. C. 12 in Vt^« de privil. V, 7.
8 E. altare fixum soll a. Hausteinen sein. S. C. Rit. 14. Dez. 1888. Wäre d.
stipes a. Ziegelsteinen, so sollen doch d. vier Säulen a. d. Ecken a. Haustein sein.
5. C. Rit. 7. Aug. 1875. Doch genügen a. d. Säulen allein. C. S. Rit. 16. Jan. 1880
(A. f. k. KR. LXII [1889] 372). D. mensa muf3 a. Haustein sein, u. zwar soll sie
e. Platte sein. Doch genügt es, wenn nur i. d. Mitte d. mensa o. hinreichend große
Platte unbewegl. angebracht ist, • S. ' C. Indulg. 20. Dez. 1864. D. Haupt- oder
4
§ 167. Die heiligen Orte und Sachen. 297
portatile besteht aus einem einzigen Stein, der aber so groß sein muß,
daß Kelch und Patene darauf Platz haben ^ Beide Arten von Altären
müssen Reliquien von Märtyrern und kanonisierten Heiligen enthalten
(sepulchrum) 2. Endlich darf in einer Kirche nur ein Hauptaltar
(altare majus, summum, principale, Hochaltar) sein 3.
Ein Altar wird exsekriert durch Zerstörung, durch bedeutenden
Bruch der Altarplatte ^, durch Lösung der Verbindung der Altar-
platte mit dem Altarkörper überhaupt oder an einer der vom Bischof
bei der Konsekration gesalbten Stellen^, durch Zerbrechen von se-
pulchrum oder sigillum, durch Entfernung der Reliquien aus dem-
selben 6. Mutatis mutandis gilt das auch vom altare portatile. Wird
die Kirche exsekriert, wird es nicht auch der Altar und umgekehrt".
Polluiert wird der Altar durch dieselben Vergehen wie die Kirche.
Wird die Kirche polluiert, so ist es auch das altare fixum, nicht aber
das altare portatile^. Eine Pollution des Altars aber hat eo ipso die
der Kirche im Gefolge.
3. Zu den res consecratae gehören auch Kelch und Patene^.
Dieselben müssen aus Gold oder Silber sein ^^. Im Falle der Armut
Hochaltar muß e. altare fixura sein. — Üb. Konsekration vgl. C. S. Rit. 6. Nov.
1908; 5. Juli 1901 (stein. Säulen a. d. a. Hausteinen besteh, stipes) ; 14. Jan.
1910 (Acta Ap. Sedis I [1909] 158 f 260 f; H [1910] 117 f).
' C. 30, X de privil. V, 33. C. 12 in VP«' de privil. V, 7. C. S. Rit. 13. Juni 1899
(A. f. k. KR. LXXX [1900] 573).
^ Jedenfalls müssen Reliquien v. Märtyrern i. d. Altar sein. C. S. Rit. 23. Sept.
1837; 6. Okt. 1837; 13. Juni 1899 (A. f. k. KR. LXXX [1900] 573). D. Reliquien
müss, V. kanonisierten Heiligen sein. C. S. Rit. 13. Sept. 1593. Ob. S. 270 f.
D. Ort, wo d. Reliquien s. befinden, wird a. confessio genannt. D. confessio kann,
i. stipes od. i. d. mensa sein. D. sie verschließende Stein heißt sigillum. D. a
portatile muß d. sepulchrum i. d. Mitte haben. C. S. Rit. 13. Juli 1899 (A. f. k. KR
LXXX [1900] 573).
^ C. 5, X de consecr. eccles. HI, 40.
* C. 1 3 6, X h. t. III, 40. 5 c. 3, X h. t. III, 40.
« C. 1, X h. t. III, 40. A. Stelle viel, einschläg. Entscheidungen d. C. S. Rit.
sei verwiesen a. ihre zusammenfass. Instruktion v. 6. Okt. 1837.
■^ C. 1 6, X h. t. III, 40.
^ Sobald e. altare portatile a. d. poUuierten Kirche entfernt ist, ruht keine Makel
mehr a. ihm.
* C. un. § 8, X de sacr. unct. I, 15. Pontif. Rom. F. II, tit. De paten. et calic.
consecr. E. Priester kann sie m. päpstl. Indult konsekrieren. — Z. Geschichtl. vgl. :
Funk-Bihlmeyer, Kgschte* 247; B. Kleinschmidt, Kelch u. Patene i.
Christi. Altert. (Theol.-prakt. Qsch. LHI [1900] 809 ff). Vgl. noch: Pruner, Lehrb.
d. Pastoraltheol.s I 63 ff; Schüch-Polz, Handb. d. Pastoraltheol.'^ 367 f; Lehm-
kuhl, Theol. moral." II 182 f; Thalh of er-Eisenhof er a. a. 0. I 480 ff.
*" Missale Rom. : Rit. servand. in celebr. miss. I, 1 ; De defect. in celebr. miss.
occurr. X, 1.
298 i^ • Buch. Die Verwaltung der Kirche. 3. Abschn. B. Kap. : D. Kultus.
dürfte auch ein Kelch mit einer cuppa aus Zinn benützt werden;
doch müijte auch sie innerhalb vergoldet sein^ Alle andern Mate-
rialien sind für die cuppa verboten 2. Was vom Kelch gilt, gilt auch
von der Patene. Exsekriert werden Kelch und Patene durch be-
deutenden Bruch, Verlust der Form oder inneren Vergoldung und
durch Neuvergoldung 3.
III. lies benedictae sind: die liturgische Kleidung^, die Altar-
tücher (mappae, tobaleae, linteamina) 5, das Korporale, die Palla^,
der Tabernakel, die Gefäße zur Aufbewahrung der Eucharistie, also
das Ziborium, die Monstranz, die Lunula'^, die Gefäße zur Auf-
bewahrung der heiligen Öle, endlich die Glocken und die Kirchhöfe.
Berechtigt zur Vornahme dieser Benediktionen ist der Bischof, der einen
Priester damit beauftragen kann^. Exsekriert werden diese Gegen-
stände, wenn sie in ihrer Form so verändert werden, daß sie nicht mehr
die alte Sache sind, oder wenn sie ganz unbrauchbar geworden sind,
oder wenn sie bei einer Reparatur zum größten Teil erneuert werden ^.
Die Glocken (signa, campanae, nolae, cloccae, tintinnabula) haben
sich seit dem 6. Jahrhundert über das christliche Abendland ver-
breitet ^0. Das Recht, Glocken zu haben, kommt nur den öffentlichen
* C. 45 (Conc. Rem. ?), D. I de cons. Missale Rom. a. a. 0. B e n e d, XIV.,
^Etsi pastoralis" v. 26. Mai 1742. § 6, n. 19; „Imposito" v. 29. März 1751. § 3.
' C. S. Rit. 18. März 1876. So naraentl. Blei u. Kupfer. Kelche v. Aluminium
sind erlaubt, wenn d. cuppa vergoldet ist. C. S. Rit. 1. Sept., 6. Dez. 1866. Galvan.
Vergoldung ist jetzt allgem. gestattet, Rottenb. Ord.-Erl. v. 10. Jan. 1902. Pfaff-
Sproll, Gesetzeskunde I 269.
3 C. S. Rit. 14. Juni 1845 (Neuvcrgoldung).
* Üb. d. liturg. Kleidung m. d. ganzen Lit. : J. Braun, D. liturg. Gewandung
i. Okzident u. Orient n. Urspr. u. Entwickl., Verwend. u. Symbolik, 1907. Ders.,
Handb. d. Paramentik, 1912. Thalh of er- Eisenhof er a. a. 0. I 493 ff.
^ Thalhof er-E isenhof er a. a. 0. I 435 ff. Daselbst ist d. ganze Aus-
stattung d. Altares behandelt.
«B. Kleinschmidt, Korporale u. Palla (Pastor bonus XI [1899] 454 ff).
Thalhofer-Eisenhofer a. a. 0. I 438 ff.
' T h a 1 h o f e r - E i s e n h 0 f 0 r a. a. 0. I 452 ff 487 ff. Vgl. z. Tabernakel a.
ob. S. 41.
^ Schneider, Fontes jur. noviss. p. 88, n. 11. Vgl. ob. S. 63, A. 2.
'•' C. 39 (Pseudo-Clem.), D. I de cons. Z. Detail vgl.: Missale Rom.: Ruhr,
gener. ; Rit. servand. in celebr. miss. ; De defect. in celebr. miss. occurr. Pontif.
Rom. P. 11 unt. d. einschlug. Titeln. Rit. Rom. tit. VllI, c. 20 ff. Vgl. a. : Acta et
decreta conc. plcn. Americao Latinao (1899) Nr 898 ff; P runer, Lehrb. d. Pastoral-
theol.« 1 68ff; Schüch-Polz, Handb. d. Pastoraltheol.»* 348 ff; Lohmkuhl,
Theol. moral." II 181 ff.
'0 H. Otte, Glockcnkunde«, 1884. H. Samson, Z. Gesch. u. Symbolik d.
Glocken, 1897. E. Vacandard, Notes sur l'origine des cloches (Rev. du clergö
§ 167. Die heiligen Orte und Sachen. 299
Kirchen und Oratorien zu. Doch ist die Praxis viel mildert Auch die
Weihe der Glocken mit Chrisam ist ein Recht des Bischofs, das er
aber mit päpstlicher Erlaubnis an einen Priester übertragen kann 2;
doch kann er von sich aus einen Priester mit der Glockentaufe mit
Weihwasser beauftragen ^.
Die Kirchhöfe werden vom Bischof oder in dessen Auftrag von
einem Priester benediziert *. Der Kirchhof wird durch dieselben Ver-
gehen polluiert wie die Kirche ^. Liegt der Kirchhof in der unmittel-
baren Umgebung der Kirche, so hat deren Pollution auch die seinige
im Gefolge, nicht aber die des Kirchhofs auch eine solche der Kirche;
denn: accessorium sequitur principale, nicht umgekehrt^. Der pol-
luierte Kirchhof ist zu rekonziliieren ".
franc. XXIX [1902] 387 ff). Ders., La .bapterae" des cloches (Ebd. LIV [190S]
257 ff). Rev. d'hist. eccles. VIII (1907) 199 f 860. J. B. Ferreres, Las cara-
panas^, 1910. A. M. J^d?.Ärj, llspl rwv i/.xXr^/naTr/.io^ -/.üjocü-^uj'^ xard ru dixaio> rf^q
opd^odu^ou WvaroAixTiq ix/.lrjaiag, 1913. Thalhofer-Eisenhofera. a. 0. I 472 ff.
* C. 10, X de privil. V, 33. D. Mendikanten sollen b. ihr. Kirchen nur eine
Glocke haben. C. un. Extrav. comm. de off. ciistod. I, 5. Öffentl. Oratorien sollen eine,
Pfarrkirchen zwei b. drei, Kollegiatkirchen drei u. Kathedralkirchen mindestens fünf
Glocken haben. A. d. halböffentl. Oratorien dürfen e. Glocke haben.
^ Pontif. Rom. P. II, tit. De bened. signi vel camp. S. C. Ep. et Reg. 17. Jan.
1614. C. S. Rit. 5. Juli 1614. Vgl. ob. S. 63, A. 2.
3 C. S. Rit. 22. Jan. 1908 (Acta S. Sedis XLI [1908] 118 ff). D. Bischof kann
d. Gebrauch unbened. Glocken z. kirchl. Funktionen verbieten. C. S. Rit. 5. Juli
1614.
^ Pontif. Rom. P. II, tit. De coemet. bened. ; de eccles. et coem. reconc. ; de
reconc. coem. sine eccles. reconc. Rit. Rom. t. VIII , c. 29 ff. Vgl. ob. S. 67 ;
S. 75, A. 1. Thalhof er-Eisenhofer a. a. 0.- It 499 ff.
^ C. 7, X de consecr. eccl. III, 40.
« C. un. in VP<> h. t. III, 21.
"' Vgl. A. 4. — Neb. d. res consecr. u. bened. gibt es noch e. Menge v. z.
Gottesdienst benützten, i. od. b. d. Kirche befindl. Dingen. A. dies, bieten namentl.
d. Kirchenstühle u. deren Benützung e. Jurist. Seite dar. F. Uib el eisen, D.
Rechtsverhältnisse d. Kirchenstühle n. kath. u. prot., insbes. bayr. KR. (D. Z. f. KR.
VIII [189S] 294 ff. [M. viel. Lit.]). N. dies, ist d. Recht a."^ d. Kirchenstuhl je
n. d. Umständen e. öffentl. od. e. privates. So a. Scherer, KR. II 638, d. ab. m.
Recht mehr d. öftentl.-rechtl. Charakter hervorhebt. Vgl. a. EG. z. BGB., Art. 133.
E. Verordnung d. Gurker Ordinariats betr. d. Kirchenstühle v. 3. Jan. 1897 i. A. f.
k. KR. LXXVIII (1898) 538 ff. L. Crouzil, De la location des sieges d'eglise,
1903. A. f. k. KR. LXXXIII (1903) 294 ff 734 ff; D. Z. f. KR. XIII (1903) 258 ff.
Kiene, Kath. Pfarrgemeindegesetz v. 14. Juni 1887 u. 22. Juli 1906 64 ff. Kath.
Seelsorger XIX (1907) 35 f. Vogt, D. kirchl. Vermögensrecht ^ 80 f. H. A. Krose,
Kirchl. Handb. f. d. kath. Deutschi. III (1911) 81 f. F. Fleiner, Institutionen d.
Verwaltungsrechtes (1911) 293 f. [D. 3. Aufl. (1913) stand nicht z. Gebot!] Fried-
berg, Lehrb. d. KRs « 588 f.
300 i^ • Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus.
IV. Die dem Gottesdienst geweihten Orte und Sachen sind von
profanierendem Gebrauch sowie von gewissen gemeinen Pflichten und
Lasten befreit: immunitas localis, realis. Es können daher auch keine
Hechtsverhältnisse, die einen solchen profanen Gebrauch bedingen,
an diesen Sachen begründet werden, und kommt ihnen wenigstens
in diesem Sinne Extrakommerzialität zu. Sonst aber können sie im
Unterschied zu den res sacrae bei den Römern und auch in den
ersten christlichen Jahrhunderten infolge des germanischen Eigen-
kirchenbegriflfs im Privateigentum und bürgerlichen Verkehr sich
befinden ^.
In den Kirchen dürfen keine Gerichtsverhandlungen, politischen
Versammlungen, Märkte, Mahlzeiten, Schauspiele, weltlichen Konzerte,
Tänze usw. stattfinden. Eine sonstige außergottesdienstliche Benützung
muß vom Bischof gestattet werden 2.
Katholische Kirchen dürfen Akatholiken nicht zum Mitgebrauch
eingeräumt werden. Allein in Deutschland besteht auf Grund der
' H. Wappäus, Z. Lehre v. d. d. Rechtsverkehr entzogenen Sachen (1867) 49 ff.
T. A. Müller, D. Privateigentum a. kath. Kirchengebäuden, 1884. Ch. Maurer,
D. Begriff u, Eigentümer d. heil. Sachen, 1885 ff. G. Dattino, La commerciabilita
delle chiese, 1892. Ratti, Commerciabilita e espropriabilitä delle chiese nel diritto
italiano, 1896. Alzeri, Le chiese possono essere soggetto di proprieta? 1896.
Ders. , Sulla commerciabilita delle chiese, 1903. A. Galante, La condizione
giuridica delle cose sacre, 1903 ff. A. Knecht, System d. Justinian. Kircheu-
vermögensrechts (1905) 68 ff. P. Klein, Welche Bedeutung kommt d, n. kath.
KR. besteh. Beschränkungen d. Veräußerung v. res ecclesiasticae n. deutsch, bürgerl.
Rechte z.? (A. f. k. KR. LXXXV [1905] 242 ff). K. Kormann, D. kirchenrechtl.
Veräußerungsbeschränkungen b. kath, Kirchengut n. d. bürgerl. Recht, 1907.
S. M. Brandi, Di chi sono le chiese?^ 1908. T. Santachiar a, L'incommercia-
bilitä delle chiese destinate al culto pubblico, 1909. G. v. Hertling, Konsekration
u. res sacrae i. röm. Sakralrecht, 1912. Hinschius, KR. IV 163 ff 337 ff.
Scherer, KR. II 644. Vering, KR.^ 769 ff. H ergenr öth er-Hol 1 w eck,
KR. 857 ff. Friedberg, KR.« 583 ff, wo d. heute geltende bürgerl. Recht hierüb..
so namentl. a. üb. Zwangsvollstreckung, eingehend, ab. u. E. nicht i. allweg richtig
dargestellt ist.
2 C. 4 (Syn. v. Laodic. ca a. 343—381, c. 28) 5 (Syn. Carthag. III a. 397, c. 30)
D. XLII. C. 1 5 9, X de immun, eccles. III, 49. C. 12, X de vita et honest, der.
III, 1. C. 2 in VP° de immun, eccles. III, 23. Pius IX. a. d. Erzb. v. Lemberg
17. März 1862. Freib. Ord.-Erl. v. 13. Jan. 1887. F. Heiner, D. kirchl. Er-
lasse usw.« (1898) 334 f. A. f. k. KR. XCII (1912) 340 f; XCIII (1913) 660. —
Dah. dürfen a. keine kinemat. Vorstellungen i. Kirchen stattfinden. C. Consist.
10. Dez. 1912 (Acta Ap. Scdis IV [1912] 724). — Cb. Bestrafung v. Unfug, Liirm,
Unordnung u. Störung i. d. Kirche u. währ. d. Gottesdienstes StGB. §§ 166 167. Es
kann etwa a. weg. Hausfriedensbruchs (§ 123 d. StGBs) geklagt werden. Rösch,
D. Klerus u. d. StGB. 72 ff. A. f. k. KR. LXXXIX (1909) 554 ff. Theol.-prakt.
Monats.schrift XX (1910) 367 ff.
§ 167. Die heiligen Orte und Sachen. 301
geschichtlichen Entwicklung vielfach ein sogenanntes Simultaneum i.
In diesem Fall muß ein solcher gemeinsamer Gebrauch toleriert
werden; auf jeden Fall aber soll kein neues Simultaneum begründet
werden 2.
Jede schwer sündhafte profanierende Behandlung nicht bloß der
res consecratae und benedictae, sondern überhaupt der dem Gottes-
dienste gewidmeten Gegenstände ist ein schweres kirchliches Ver-
brechen: sacrilegium locale, reale ''^.
Was den Gebrauch der Glocken betrifft, so dürfen sie als heilige
Sache und als in der Regel im Eigentum der Kirche stehend nur zu
kirchlichen Zw^ecken verwendet werden ^. Doch steht ihrem Gebrauch
in Notfällen, z. B. bei Feuers- oder Wassergefahr, nichts entgegen.
Sollen sie auch zu andern weltlichen Zwecken verwendet werden, so
ist bischöfliche Erlaubnis notwendig, die aber auf Grund einmaligen
* J, Hirschel, D. Rechtsverhältnisse b. Simultankirchen (A. f. k. KR. XXV
[1871] Iff; XLVI [1881] 329 ff). K. Köhler, D. Simultankirchen i. Großh. Hessen,
ihre Gesch. u. ihre Rechtsverhältnisse, 1889. W, Krais, Kirchliche Simultan-
verhältnisse, insbes. n. bayr. Rechte, 1890. E. Sehling, üb. kirchl. Simultan-
verhältnisse, 1891. Th. Lauter, D. Entstehung d. kirchl. Simultaneen, 1894.
K. G. Neckermann, Gesch. d. simultan, relig. exercitium i. vormal. Herzogt.
Sulzbach, 1897. U. Lampert, Aufhebung d. Simultaneums a. einseitigen Antrag
n. Schweiz. Staatskirchenrecht (A. f. k. KR. LXXXV [1905] 275 ff). Waller, Beitrag
z. Rechte d. Simultaneen m. bes. Berücksichtigung d. Verhältnisse i. d. Stadt Weiden,
1905. J. Schöbi, D. kirchl. Simultanverhältnisse i. d. Schweiz, 1906. F. X.
Bu ebner, D. Kirchensimultaneum u. s. Auflösung (Theol.-prakt. Monatsschrift
XVII [1907] 258 ff). J. Schmitt, Simultankirchenrecht i. Großherzogt. Baden
(einschließl. d. Altkatholikenrechts) unt. d. Herrschaft d. BGBs, 1909. Vogt, D.
kirchl. Vermögensrecht 2 77 ff. K. Mirbt, D. Kampf u. d. Elisabethenkirche z.
Marburg. E. Beitrag z. Gesch. d. kirchl. Simultanverhältnisse, 1912. A. S c h m i d 1 i n,
D. Simultaneum i. Elsaß (Straßburg. Diözesanbl. 1913, 217 ff). Hinschius, KR.
IV 358 ff. Scherer, KR. n 638f 646 ff. Kahl, KR. 405 ff. Friedberg, KR.«
587 f. Üb. d. Rechtsverhältnisse solcher Kirchen entscheidet d. weltl. Gericht n.
d. Normen d. öffentl. Rechts. F. F 1 e i n e r , Institutionen d. Verwaltungsrechts
(1911) 293. [D. 3. Aufl. (1913) stand nicht z. Gebot!]
2 Bd I, S. 83. Nichts steht i. Weg, daß i. Notfall d. Kath. (d. nicht geweihten)
Kirchen Andersgläubiger m. der. Erlaubnis benützen.
8 C. 3 (Bened. Levita II, 405), C. XII, q. 2. C. 12 (Pseud o-P ins) 21
(Joh. VIII. a. 878), C. XVII, q. 4. C. 22, X de sent. excomm. V, 39. H. Wesen-
berg, D. strafrechtl. Schutz d. geheiligten Gegenstände (1912) 12ff. Hinschius,
KR. IV 269 f 755 ff. Vgl. ob. S. 61. — Als qualifizierte Vergehen bzw. Verbrechen
gelten Kirchendiebstahl, rechtswidrige Beschädigung od. Zerstörung v. d. Gottesdienst
gewidmeten Sachen, Brandstiftung a. Kultusgebäuden. StGB. §§ 243, 1; 304 306, 1.
Rösch a. a. 0. 129 ft'. Friedberg, KR.^ 582 f.
* Gut faßt d. geltend. Grundsätze zusamm. d. Erl. d. bischöfl. Offizialats Trier
V. 11. Febr. 1853 ( A. f. k. KR. IV [1859] 236 f).
302 IV- Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus.
Vorgangs als für immer gegeben angesehen werden darf ^ Das kirch-
liche Geläute darf auch bei Beerdigung von Akatholiken gewährt
werden, wofern es nur nicht als Recht beansprucht wird 2.
Auf den Kirchhöfen darf ohne kirchliche Erlaubnis keine Ex-
humation stattfinden -^ Auch dürfen dieselben nicht zu weltlichen
Zwecken verwendet werden '^.
V. Zur kirchlichen immunitas localis gehört auch das Asylrecht
der christlichen Kirchen ^
' S. C. Ep. et Reg. 31. Jan. 1589; 8. Juni 1592. C. S. Rit. 10. Juli 1638;
19. Febr. 1639.
^ Doch ist solches Geläute mehrfach staatl. geboten. Siehe ob. S. 75. — I.
Gebiete d. franz. Rechts haben s. n. § 48 d. Organ. Art. v. Jahre 1802 d.
Bischof u. Präfekt üb. d. Geläute z. vereinbaren, u. d. Gemeindebehörden können
s. b. außerordentl. Anlässen d. Glocken selbst bedienen. Schneider, D. part.
KRsquellen 495. G ei gel, Französ. KR. 39 ff. — I. Rheinpreußen steht d. bürgerl.
Gemeindebehörden d. Benutzung d. Kirchenglocken b. feierl. Gelegenheiten, b. Un-
glücksfällen od. ähnl. Veranlassungen, z. B. Geläute a. Sedanstag, zu. Ges. v. 14. März
1880. § 4 (A. f. k. KR. XLIV 186 f ; XLVI 300 f). — Üb. d. erzwung. Geläute m.
kath. Kirchenglocken z. protest. Begräbnis z. Rheinbrohl 1882: Ebd. LXIII 267 f. —
Üb. d. Eigentum a. Kirchenglocken, d. Pflicht, sie anzuschafi'en u. d. Verfügungs-
gewalt i. Betreff derselben: Ebd. VIII (1862) 83 ff. U. Lampert, D. Glocken-
geläute d. kath. Kirchen u. d. „schickliche" Zivilbestattung n. schweizer. Bundes-
recht (Ebd. LXXIX [1899] 484ff). Belotti, Le campane, 1901. Ders., II diritto
dei comuni di servirsi delle campane per usi profani , 1902. A. f. k. KR. LXXXl
(1901) 740 ff. G. Sailer, Simultangebrauch d. Friedhofglocken (Theol.-prakt.
Monatsschrift XII [1902] 204 f). J. Gerhardy, D. Kirchenglocken (Kath. Seel-
sorger XVII [1905] 33 ff). A. f. k. KR. LXXXVII (1907) 755 ff. Vogt, D. kirchl.
Vermögensrecht ^ 82 ff. A. v. K i r c h e n h e i m , Lehrb. d. KRs 2 74 ff. T h a 1 h 0 f e r-
Eisenhofer a. a. 0. I 479 f. Hinschiu s, KR. IV 416 ff. Seh er er, KR. II
625 ff 634 f 645 ff. Friedberg, KR.« 590.
3 S. C. Immun. 22. Mai 1629; 19. Nov. 1849; 13. Aug. 1850. D. Erlaubnis
kann d. Bischof, da hier d. gemeinrechtl. Immunität d. Kirche verletzt wird, nur
geben a. Grund päpstl. Fakultät. Doch dürfte n. d. i. Rom gefaßten Beschluß d.
Conc. plen. Amer. Lat. (1899) Nr 927 d. Bischöfen d. Fakultät a. s. zustehen, wo
schließl. a. d. Dekan od. Pfarrer entscheiden kann od. muß. Seh er er, KR. II
609 f. Z. nachgiebig Hergenröther-Hollweck, KR. 640. Vgl. ob. S. 71.
' C. 2 in VP° de immun, eccl. III, 23. — Geg. Störung d. Grab- u. Kirchhof-
friedens StGB. §§ 168 304 367, 1. Rösch, D. Klerus u. d. StGB. 88 ff 130 ff".
^ Alt. Lit. b.: Thomassin P. II, 1.3, c. 95 ff. ; Hinschius, KR. IV b80 :
Seh er er, KR. II 624 f. — J. T h. He 1fr echt, Histor. Abhandlung v. d.
Asylen, 1801. Dann, Üb. d. Ursprung d. Asylrechts u. dess. Schicksale u. Über-
reste i. Europa (Z. f. deutsch. R. III [1840] 327 ff). E. Seitz, Recht d. Pfarramts
1 (1840) 165 ff. A. H II I m eri neq, D. Asylreeht i. sein, geschichtl. Entwickl. u.
d. Ausli(!ferung flucht. Verbrecher, 1853. 0. Grashof, D. Gesetze d. röm. Kaiser
üb. d. Asylrecht d. K. (A. f. k. KR. XXXVU [1877J 3 ff). A. Widder, Kirchl.
u. weit!. Asylrecht u. d. Auslieferung flucht. Verbrecher (Ebd. LXXVIII [1898] 24 ff).
[M. viel Lit.] M. Ochsner, D. Stift Einsiedeln als Freistätte (D. Geschichtsfreund
§ 167. Die heiligen Orte und Sachen. 303
Schon im Gesetz des Alten Bundes war bestimmt, daß der Mörder bzw.
Totschläger an gewissen Orten vor der Blutrache gesichert sein sollte, bis
die Gemeinde über seine Auslieferung entschieden haben würde '. Bei den
Griechen und namentlich bei den Römern waren die Tempel und Altäre und
später die Statuen der Kaiser Freistätten -. Als dann das Christentum Staats-
religion geworden war, war es nur eine selbstverständliche Konsequenz, daß die
Kaiser die Kirchen und ihre Yorhöfe ebenfalls zu Freistätten erhoben ^ In den
germanischen Reichen war es die Kirche, die gegenüber der rohen Rechts-
pflege und wilden Blutrache das kirchliche xA.sylrecht begründete, indem sie mit
staatlicher Zustimmung im Zusammenhang mit der sich immer mehr ent-
wickelnden kirchlichen Immunität anordnete, daß der in die Kirche oder ihre
nächste Nähe geflüchtete Verbrecher erst ausgeliefert werden dürfe, nach-
dem er kirchliche Buße geleistet, der weltliche Richter aber versprochen
habe, daß keine Todesstrafe oder Verstümmelung verhängt werde *. Das so
entstandene Asylrecht haben namentlich die Päpste aufrecht erhalten, wenn
sie auch eine Reihe der schwersten Verbrechen ausnehmen mußten ^ Seit
Ausgang des Mittelalters hat aber die staatliche Gesetzgebung demselben
LVII [1902J 275 ff). A. Hellwig, D. Asylrecht d. Naturvölker, 1903. R. G.
Bindschedler, Kirchl. Asylrecht (Immunitas ecclesiarum localis) u, Freistätten
i. d. Schweiz, 1906. Vogt, D. kirchl. Vermögensrecht ^ 74 ff. J. Groll, D. Ele-
mente d. kirchl. Freiungsrechts, 1911. K. M/Ful/rrj , fJspl äa'JAiaq xazd zu dixato'/
Tf^q dpf^odü^ou\hazokr/.r^Q i/./j.r^maq. 1911. We r m in gh of f , Gesch. d. Kverfassung
Deutschi. i. MA. I 18. Staatslexikon* s. h. v. Französ. Lit. b. Hinschius u.
Scherer a. a. 0.
1 Ex 21, 13. Nm 35, 6 ff. Dt 19, 2 ff.
^ Cod. Theod. de his, qui ad statuas confug. IX, 44. Cod. Just. h. t. I, 25.
^ Cod. Theod. de his, qui ad eccles. confug. IX, 45. Cod. Just. h. t. I, 12.
Nov. 17 117 128. Doch war d. kirchl. Asylrecht sehr beschränkt. Dah. bat d.
Syn. V. Karthago a. 399 d. Kaiser, diese ' Beschränkungen aufzuheben. Bruns,
Canones I 168. F. A. K. Krauß, I. Kerker v. u. n. Christus (1895) 109 ff, leitet
d. christl. Asylrecht nicht v. d. jüd. u. heidn. Vorbild her, sondern v. d. Sitte d.
Bischöfe, b. d. Kaisern s. d. Verbrecher z. interzedieren. D. ist ab. nur z. Teil richtig,
jedenfalls hinsieht!, d. v. d. christl. Kaisern gewährten Asylrechts.
* C. 10 (Gelas. I. a. 492—496) 19 (Syn. v. Lerida a. 524—546, c. 8) 32 33
(Gelas. I. a. 492—496) 36 (Syn. v. Orleans I a. 511, c. 1 2 3), C. XVII, q. 4. —
Lex Burgund. tit. 2, §§ 5 6. Lex Visig. 1. VI, t. 5, c. 16. Lex Baiuw. t. 1, c. 7.
Lex Alam. t. 3. Pactus Childeberti I et Chlotarii I a. 511 — 558, c. 14 15. Childe-
berti II. decretio a. 596, c. 4. Capit. de part. Saxon. a. 775 — 790, c. 2. Cap. legib.
add. a. 803, c. 3. Ed. ßoretius I 6 16 68 113. Gesetzgebung, Doktrin u Praxis
erstreckten d. Asylrecht a. d. Kirchhöfe, Wohnung d. Bischöfe u. Pfarrer, Klöster,
Spitäler usw. Hinschius, KR IV 388. Scherer, KR. II 642. Friedberg,
KR.« 590. Groll a. a. 0. 148 ff.
^ C. 6 (Syn. Rom. a. 1059), C. XVII, q. 4. C. 6, X de immun, eccl. III, 49
(publici latrones et nocturni depopulatores agrorum). C. 10, X h. t. III, 49 (die-
jenigen, welche absichtl. gerade d. Kirche od. d. Kirchhof z. ihr. Untat benutzen).
C. 1, X de homic. V, 12 (Mörder).
304 IV. Buch. Die Verwaltung der Kirche. 2. Abschn. 3. Kap. : D. Kultus.
entgegengewirkt ', so daß die Päpste seit Ende des 16. Jahrhunderts dasselbe
mehr und mehr beschränken mußten^.
Die moderne Strafrechtspflege erkennt kein Asylrecht mehr an 3.
Die Kirche kann sich damit zufrieden geben, da die heutige staatliche
Strafgesetzgebung und Rechtspflege human und geordnet ist. Doch
verfallen auch heute noch der dem Papste in einfacher Weise reser-
vierten excommunicatio latae sententiae jene, welche das kirchliche
Asylrecht „ausu temerario" verletzen*.
VI. Sollen die res sacrae wieder dem profanen Gebrauch über-
lassen werden, so ist zwar kein besonderer ritueller Entweihungs- oder
Profanationsakt nötig, wohl aber eine Untersuchung und Feststellung
des Grundes und entsprechende Verfijgung des kompetenten kirch-
lichen Obern, des Bischofs: decretum de alienando, de profanando^.
Die so profanierte Kirche soll zu anständigen weltlichen Zwecken ver-
wendet oder auch abgebrochen und an der Stelle ein Kreuz errichtet
werden ^. Die Reliquien eines profanierten Altares sollen in eine
andere Kirche gebracht und daselbst womöglich ein Altar unter dem
gleichen Titel errichtet werden"^. Kelche, Patenen, Paramente usw.
dürfen, wenn sie auch liturgischen Zwecken nicht mehr dienen können,
jedenfalls nicht zu weltlichem Gebrauch bestimmt werden^.
1 E. Friedberg, D. Grenzen zw. St. u. K. (1872) 133 f 149 248 274 412
547 562 589 ff 686 694 711 tf. Hinschius, KR. IV 393 ff. Groll a. a. 0. 225 ff.
2 Greg. XIV., „Cum alias" v. 24. Mai 1591. Bened. XIII., „Ex quo divina" v.
8. Juni 1735. Klein. XII., „In supremo justitiae" v. 1. Febr. 1734. Bened. XIV.,
.Officii Nostri" v. 15. März 1750.
3 I. Preußen ist es aufgehoben d. d. ALR., 2. Tl, Tit. 11, § 175: i. Bayern
stillschweigend; i. Sachsen d. Mandat v. 19. Febr. 1827; i. Württ. d. Verordnung
V. 28. Mai 1804. Reyscher, Sammlung d. württ. Ges. X (Lang) 76. Vgl. Fried-
berg, KR.« 590".
* „Apostolicae Sedis moderationi" v, 12. Okt. 1869. II 5. D. besten Kommentar
daz. gibt wohl Art, 15 d. Osterr. Konkord. 1855: „. , . sacrorum templorum im-
munitas servabitur, in quantum id publica securitas et ea, quae justitia exigit,
fieri sinant". Schneider, D. part. KRsquellen 173. Gut u. zeitgemäß Wernz,
Jus decretalium III 2 ' (1908), 97 ff. Vgl. a. Bd 1, S. 248 ff. Z. weit geht i. d. Negation
A. Ott i. Lit. Rundschau 1905, Nr 7, Sp. 250.
^ A. J. Uhr ig, Unt. welcher Form werden d. geweihten Sachen d. weltl.
Verkehr zurückgegeben? Gibt es hierz. e. kirchl. Entweihungsritus? (A. f. k. KR.
XL [1878] 3 ff).
« Trid. scss. XXI de ref. c. 7. S. C. Conc. 27. Febr. 1864. Vgl. Bd I, S. 312.
' Vgl. ob. S. 272.
' Anderseits brauchen sie a. nicht vernichtet z. worden. Dageg. spricht oft
schon ihr Kunstwert. Hinschius, KR. IV 170'. Scherer, KR. II 596 '^
Vgl. a. Vogt, D. kirchl. Vermögensrecht « 73 f 98.
§ 168. Die xA.ufsicht des Papstes, der Erzbischüfe und Bischöfe. 305
Dritter Abschnitt.
Die Verwaltung der potestas iurisdictionis.
Erstes Kapitel.
Die kirchliche Aufsicht.
§ 168.
Die Aufsicht des Papstes, der Erzbischöfe und Bischöfe.
Decr. Greg. IX. 1. III, t. 39 de censib. exact. et procurat. Lib. sext. III, 20.
Const. Clem. III, 13. Extrav. comm. III, 10.
B. Gavantus, Enchiridion s. manuale episc. pro decretis in visitatione et
synodo, Rom. 1631 u. noch oft. Ders., Praxis visitat. episc, Venet. 1634. A. Lu-
cidi, De visitat. sacrorum liminum etc., Rom. 1666; ^1878; ^v. J. Schneider,
1883; *v. L. Lugari, 1899. Thomassin P. II, 1. 3, c. 40 ff 77 ff. Ben ed. XIV.,
De syn. dioec. I. XIII, c. 6 ff. F. Minocki, Quaestio juridica de visitat. eccles.,
1763. — Phillips, KR. II (1846) 182 ff ; V (1854) 34 ff : VII (1869) 123 ff.
J. Auerbach, De visitat. eccles. progressu a. prim. tempor. usque ad Conc. Trid.,
1862. M. Rampf, D. bischöfl. Visitationen (A. f. k. KR. XXXI [1874] 385 ff).
Hinschius, KR. III (1881) 199ff; V (1888) 425 ff. M. Lingg, Gesch. d. Instituts
d. Pfarrvisitation i. Deutschi., Ib88. Ders., Kulturgschte d. Diöz. u. Erzdiöz.
Bamberg a. Grund d. Pfarrvisitationsberichte, 1900. E. Depeyre, Visites du
diocese de Cahors par Simon de Beaulieu, archevöque de Bourges (1285 — 1286;
1290— 1291), 1901. P.Melchers, De canon. dioeces. visitat.^, 1901. J. Jungnitz,
Visitationsberichte d. Diöz. Breslau, 1902 ff. Ch. Holder, Üb. Kirchen Visitation
u. Visitationsprotokolle i. d. Diöz. Lausanue b. Ende d. 16. Jhdts (A. Kath. Schweizer-
blätter), 1902. Ders., Les visites pastorales dans le diocese de Lausanne depuis
la fin du XVP siecle jusqu'a vers le milieu du XIX^ siecle, 1903. J. Simeoni,
Tractatus de canon. dioeces. visitat.^, 1904. Ph. Den gel, Berichte v. Bischöfen
üb. d. Stand ihr. Diözesen (Relationes status ecclesiarum). E. Beitrag z. Kgschte
Österr. i. 16. u. 17. Jhdt (Forsch, u. Mitt. z. Gesch. Tirols u. Vorarlbergs IV [1907]
95 ff). J. Schmidlin, D. kirchl. Zustände i. Deutschi, vor d. Dreißigjähr. Kriege
n. d. bischöfl. Diözesanberichten a. d. Heil. Stuhl, 1908 ff. A. JA 'PakÄTi , lUpi rtüv
irztcrxoTztxwv 7Z£rjtodstut\> xard ro düatnv ZTjg opi^/odo^oo W'^azoAixrjq ixxÄTjaiag, 1909.
V. Carriere, Une visite synodale dans l'ancien archidiacone de Garden (diocese
de Treves) au moyen-äge (Rev. d. quest. bist. XCII [1912] 117 ffj. W. E. Seh warz,
Akten d. Visitation d. Bistums Münster a. d. Zeit Johanns v. Hoya (1571 — 1573), 1913.
1. Contrasty, Cinq visites „ad liniina", XVl^ et XVII* siecles, 1913.
I. Als Oberhaupt der Kirche hat der Papst das Recht der obersten
kirchlichen Aufsicht. Er übt dasselbe aus durch Absendung und Auf-
stellung von Gesandten \ namentlich aber auch durch Einforderung
1 Bd I, S. 426 ff.
SägmüUer, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. II. .3. Aufl. 20
30Ö IV. Buch. Die Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 1. Kap. : D. kirchl. Aufsicht.
von periodischen mündlichen oder schriftlichen Berichten seitens der
Bischöfe über den Zustand ihrer Diözesen : visitatio liminum ss. Apo-
stolorum ; relatio status.
Zunächst hatten die dem Papst als ihrem Metropoliten unterstellten
Bischöfe Italiens sich von Zeit zu Zeit in Rom einzufinden und Rechenschaft
von ihrer Amtsführung und dem Stande ihrer Diözesen namentlich auf der
Provinzialsynode abzulegen. Überdies kamen von früh an viele wallfahrende
Bischöfe nach Rom, die dem Papst ihre Verehrung bezeigten und Bericht
über ihre Amtsführung und ihre Diözesen erstatteten. Seit Paschalis II.
mußten auch die Erzbischöfe bei Empfang des Palliums sich eidlich zu
periodischer visitatio liminum verpflichten \ Nach dem Dekretalenrecht mußten
dieselbe Verpflichtung eidlich auf sich nehmen auch alle vom Papste selber
oder auch in dessen Auftrag an seiner Stelle vom Metropoliten geweihten
Bischöfe ^. Als seit dem 15. Jahrhundert die Konfirmation und Konsekration
aller Bischöfe ein Reservatrecht des Papstes geworden war, da hatten auch
alle Bischöfe im Obedienzeid periodisch wiederkehrende visitatio liminum zu
geloben ^. Die ausgangs des Mittelalters und in der Zeit der Refoi-mation
zerfallene Institution hat Sixtus V. neu geordnet und zu neuem Leben er-
hoben \
Die heutige Praxis aber beruht auf dem Dekret der seit der Kon-
stitution Pius' X. „Sapienti consilio" vom 29. Juni 1908 hierfür zu-
ständigen^ Congregatio Consistorialis „A remotissima" vom 31. Dezem-
ber 1909. Danach haben sämtliche Diözesanbischöfe alle fünf Jahre
einen Diözesanbericht nach Rom einzusenden. Die Quinquennalperioden
beginnen mit dem 1. Januar 1911. Im ersten Jahre sind die Bischöfe
Italiens und der benachbarten Inseln, im zweiten die von Spanien,
Portugal, Frankreich, Belgien, Holland, Großbritannien und den benach-
barten Inseln, im dritten die von Österreich-Ungarn, Deutschland
und den übrigen Ländern Europas mit den umliegenden Inseln, im
vierten die Bischöfe von Amerika und den umliegenden Inseln,
> C. 4, X de elect. I, 6.
2 C. 13, X de M. et 0. I, 83. C. 4, X de jurcjur. II, 24. Sägmüller, D.
visitatio lim. ss. Apost. b. Bonifaz Vlil. (Theol. Qsch. LXXXII [1900J 69 ff). Üb.
d. weit. Entwicklung i. d. neuer. Zeit: Scbmidlin, D. kircbl. Zustände i. Deutscbl.
1(1908) XVI ff. Göllcr, D. Einnabmen d. Apost. Kammer unt. Job. XXII. (1910)
52* ff.
» Bd I, S. 286 332.
* „Romanus Pontifex" v. 20. Dez. 1585. Bened. XIII. bat 1725 e. Instruktion
z. Abfassung d. Bericbts erlassen. R i cli ter- S c b u 1 te , Conc. Trid. 641 ff. D. d.
Propaganda unterstellten Biscböfe taten d. n. e. Instruktion v. 1. Juni 1877.
^ B. dabin war d. Beriebt d. C. Conc, näberbin d. C. particularis super statu
ecclesiarum od. d. C. Visitationis lim. (Concilietto) z. erstatten. Vgl. ob. S. 422,
A. 5.
§ 168. Die Aufsicht des Papstes, der Erzbischöfe und Bischöfe. 307
im fünften die von Afrika, Asien, Australien und den umliegenden
Inseln zur Berichterstattung verpflichtet. In der ersten Relation,
die jeder Bischof nach seinem Amtsantritt abzufassen hat, sind alle
Fragen des Ordo servandus in relatione de statu ecclesiarum zu be-
antworten. Für die späteren Berichte genügt die Angabe der in-
zwischen eingetretenen Veränderungen. Im Jahre der fälligen Be-
richterstattung müssen die Bischöfe auch die visitatio ad limina
machen. Für die außereuropäischen Bischöfe ist jedoch nur für alle
zehn Jahre der Rombesuch obligatorisch. Fällt das Berichtsjahr ganz
oder teilweise in die beiden ersten bischöflichen Amtsjahre, so ist der
Bischof von Berichterstattung und Romreise befreit. Der Bischof
kann seiner Verpflichtung persönlich oder durch den Koadjutor oder
Weihbischof 1 oder aus guten Gründen durch einen Diözesanpriester
genügen-. — Außer diesen regelmäßigen Berichten haben die Bischöfe
den Papst auch sonst von allen wichtigen Ereignissen in ihren Diö-
zesen zu benachrichtigen^.
IL Was die Erzbischöfe betrifft, so übten sie anfänglich das Visitations-
recht innerhalb ihi'er Provinz völlig unbeschränkt aus. Aber mit dem Sinken
der Metropolitangewalt wurde auch die erzbischöfliche Visitation seltener,
und im 11. Jahrhundert findet sich keine Spur mehr von ihr. Das Dekre-
talenrecht legte wieder großes Gewicht auf dieses Visitationsrecht. Jedoch
knüpfte es seine Ausübung an die Bedingung, daß der Erzbischof zuvor
seinen eigenen Sprengel visitiert haben müsse und daß eine bereits visitierte
^ Ob d. Weihbischöfe als solche z. visitatio liminum verpflichtet seien , ist
strittig. Wernz, Jus decretalium II 2 ^ (1906), 557, verneint es. Andere, wie
Seh er er, KR. I 556 u. Vering, KR. ^ 588, bejahen es. Es dürfte schließl. a.
d. Konfirmationsbulle ankommen. So a. Seh midiin , D. religiös. Zustände Deutsch-
lands I (1908) XXV ^ Vgl. a. Bd I, S. 466, A. 3.
2 Acta Ap. Sedis II (1910) 13 ff. A. Bo udinhon, La visite ad limina et le
rapport sur l'etat du diocese (Canoniste cont. XXXIII [1910] 129 ff). G. Schmidt,
D. neue Dekret üb. d. bischöfl. visitatio liminum u. d. Diözesanbericht b. d. röm.
Konsistorialkongregation (Theol.-prakt. Qsch. LIV [1911] 97 ff ). F. M. Capp ello,
De visitatione ss. liminum et dioeceseon ac de relatione S. Sedi exhibenda, 1912 ff.
[Mehr Materialiensammlung.] — A. Unterlassung d. Verpflichtung war früher Sus-
pension V. Amt u. Einkommen gesetzt. Dieser Strafe geschieht i. d. Bulle Pius' IX.
,Apostolicae Sedis moderationi" v. 12. Okt. 1869 keine Erwähnung mehr. A. Pius X.
setzt keine Strafe fest. — Üb. Vorschläge a. d. Vatic. : Lämmer, Z, Kodif. d. kan.
Rs 43 64 f; Granderath-K irch, Gesch. d. Vatik. Konzils II 161.
' N. d. Enzykl, „Pascendi Dominici gregis" v. 8. Sept. 1907 u. d. Motuproprio
„Sacrorum antistitum'' v. 1. Sept. 1910 haben d. Bischöfe alle drei Jahre d. Apost.
Stuhl Bericht z. erstatten üb. d. Durchführung d. i. d. Enzykl. u. d. Motuproprio
geg. d. Modernismus enthalt. Maßregeln. N. Dekret d. S. C. Consist. v. 25. Jan.
1912 genügt d. Bericht i. d. relatio status (Acta S. Sedis XL [1907] 649 f; Acta
Ap. Sedis II [1910] 665; IV [1912] 101 f).
20*
308 IV. Buch. Die Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 1. Kap.: D. kirchl. Aufsicht.
Suffragandiözese erst dann einer neuen Visitation unterworfen werden dürfe,
wenn die Visitation aller übrigen vollendet und zur Wiederholung der Rat
der Provinzialbischöfe eingeholt worden sei ^ Das Tridentinum ging noch
weiter, indem es bestimmte, da& die Visitation der Suffragandiözesen auch
das erste Mal schon erst nach Visitation der eigenen Diözese und mit Zu-
stimmung des Provinzialkonzils stattfinden dürfe ^. Da aber diese Synoden
bald nirgends mehr regelmäßig gehalten wurden, so kam auch die erzbischöf-
liche Visitation ganz außer Übung.
Heute geht das Aufsichtsrecht des Metropoliten nur noch auf
zwei Punkte: auf die Residenz der Suffraganbischöfe ^ und auf die
Errichtung bischöflicher Knabenseminare entsprechend den triden-
tinischen Bestimmungen innerhalb der Provinz*.
III. Die Bischöfe übten ihr Aufsichtsrecht in der orientalischen Kirche
schon im 4. Jahrhundert entweder selber aus, oder sie visitierten die Diözese
durch Abgeordnete (TTcpioocurai, circuitores) \ In der abendländischen Kirche
wird die jährliche bischöfliche Visitation schon am Anfang des 6. Jahr-
hunderts als „antiqua consuetudo" bezeichnet. Der Bischof untersuchte
hierbei die Amtsführung des Klerus, den Zustand der kirchlichen Gebäude,
die Verwaltung des kirchlichen Vermögens, soweit solches schon bei den
Einzelkirchen war, spendete das Sakrament der Firmung, unterrichtete das
Volk im Glauben, forschte über seine Sitten nach und schritt strafend gegen
kirchliche Vergehen und Verbrechen ein. Dabei hatte er Anspruch auf Unter-
halt von Seiten des Klerus ''. Einen schönen Aufschwung nahm die bischöf-
liche Visitation im Reiche der Karolinger. Diese gesellten dem visitierenden
Bischof den Grafen zu Schutz und Hilfe wie zur Kontrolle bei ^ Be-
sonderer Nachdruck wurde jetzt auf die Eruierung und Bestrafung der Ver-
brechen gelegt, und so verband sich mit der bischöflichen Visitation zu-
gleich das Sendgericht, der Send (synodus). Dieser selbst wieder erhielt
gegen die Mitte des 9. Jahrhunderts eine bedeutende Erweiterung. Während
nämlich bisher der visitierende Bischof nur gegen offenkundige Verbrechen
eingeschritten war, dehnte er jetzt seine Untersuchung auch auf die geheimen
aus. Zu diesem Zwecke wurden in den einzelnen Pfarreien vom Bischof in
der Regel sieben glaubhafte und unbescholtene Männer (juratores synodi.
' C. 14 22 25, X de cens. 111, 39. C. 1 5 in Vl^« de cons. III, 20. Bd 1, S. 437.
2 Sess. XXIV de ref. c. 3. Bd I, S. 437.
3 Trid. sess. VI de ref. c. 1 ; Sess. XXIII de ref. c. 1. Bd 1, S. 296 437.
< Trid. sess. XXIII de ref. c. 18. Bd I, S. 437. — Üb. Vorschläge a. d. Vatic. :
Lämmer, Z. Kodif. d. kan. Rs 125.
"> C. 5 (Syn. v. Laodicea ca a. 343-381, c. 57), D. LXXX.
•^ C. 10 (Syn. V. Tarragona a. 516, c. 8), C. X, q. 1.
' C. 11 (Syn. V. Toledo IV a. 633, c. 35) 12 (Syn. Bracar. II a. 572. c. 1),
C. X, q. 1.
* Karlm. capit. a. 742, c. 3 5. Pipp. capit. a. 744, c. 4. Carol. Magn. capit.
a. 769, c. 6 7. Admouitio generahs a. 789, c. 70. Ed. Boretius 1 21 29 45 59.
§ 168. Die Aufsicht des Papstes, der Erzbischöfe und Bischöfe. 309
testes synodales, Sendgeschworne, Sendzeugen) eidlich verpflichtet, alle Wahr-
genommenen Vergehen auf dem Send anzuzeigend Wurden die Bischöfe
hierbei besonders durch die Archidiakone unterstützt^, so überließen sie,
nachdem sie mehr und mehr Landesherren geworden und in die Reichs-
regierung hineingezogen waren, den Send vielfach den Archidiakonen. Diese
brachten zuletzt, entsprechend der ganzen Entwicklung des Archidiakonats,
das Visitationsrecht und den Send als ein jus ordinarium an sich und schlössen
den Bischof so gut wie vollständig hiervon aus. Wie sich aber seit dem
13. Jahrhundert eine allgemeine bischöfliche Opposition gegen die Archi-
diakonen überhaupt erhob ^ so auch gegen deren Visitationsrecht. Dazu kam,
daß ganze Stände, so die Adeligen, Klöster und Stifte, dem manchmal auch
zu Bedrückungen mißbrauchten Send des Archidiakons sich entzogen, daß
auch Archipresbyter und Pfarrer entweder im Auftrag des Archidiakons oder
selbständig Sendgericht hielten. Endlich hat auch der Staat sein Strafrecht
seit Ausgang des Mittelalters verbessert*.
Um daher dem verfallenen Institut der Diözesanvisitation aufzu-
helfen, hat das Tridentinum erklärt, daß die Visitation der Diözese
vor allem Recht und Pflicht des Bischofs sei, und daß die Archi-
diakonen und andere künftighin nur mit Erlaubnis des Bischofs sollten
visitieren können^. Der Bischof soll die Visitation alljährlich vor-
nehmen und auch vollenden ; nur bei sehr großem Umfang der Diözese
ist ihm eine zweijährige Frist gewährt. Im Falle gesetzlicher Ver-
hinderung kann er auch den Generalvikar oder jemand anders mit
der Visitation beauftragen. Wieviel Zeit er an Ort und Stelle auf
* A. eingehendsten berichtet hierüb. Regino v. Prüm , De synodal, causis
etc. 1. II, c. 2 ff. A. M. Königer, D. Sendgerichte i. Deutschi., 1907 ff. [M. d.
ganz. Lit.] Ders. , Quell, z. Gesch. d. Sendgerichte i. Deutschi., 1910. Ders.,
V. Send insbes. i. d. Diöz. Bamberg (Separatabdr. a. d. 70. Bericht d. Eist. Ver,
z. Bamberg), 1912.
2 D. Archidiakon sagte d. Sendgericht a., lud daz. e. u. schlichtete i. Auftrag
d. Bischofs d. leichteren Sachen. Regino a. a. 0. c. 2.
3 Vgl. Bd I, S. 469 f.
* Richter-Dove-Kahl, KR. 600'^. — D. Entwicklung d. Sendgerichte v.
11. Jhdt a. wird König er i. II. Bd schildern. Doch findet s. schon i. 1. Bd
Lit. a. f. d. spätere Zeit. Vgl. z. Lit. a. Bd 1, S. 467 f. Weit. Lit. u. eigene treffl.
Forschung b.: Hinschius, KR. V 431 ff; Hauck, KgschtelV* (1913) 15f;V12
(1911), 226 ff; Ders., Realenzykl. f. prot. Theol. u. K. '' s. h. v. ; Ph. Heck, D.
Sachsenspiegel u. d. Stände d. Freien (1905) 380 ff; L. Frohn, D. Sendgericht
Z.Aachen b. z. Mitte d, 17. Jhdts, 1913; Werminghoff, Gesch. d. Kverfassung
I 291. Ders., Verfassungsgschte^ 106. — F. französ. Verhältnisse vgl. noch:
M. J. Alliot, Visites archidiaconales de Josas (1458—1470), 1902. Ch. Petit-
Dutaillis, Le registre des vis. archid. de Josas (Rev. bist. LXXXVllI [1905] 296 ff).
^ Sess. XXIV de ref. c. 3. D. Dekret d. C. Consist. üb. d. relatio status schäift
d. Bischöfen d. Visitation d. Diözese a. neue e.
310 ^^- Buch. Die Verwalt. d. Kirche. 3. Ahschn. 1. Kap : D. kirchl. Aufsicht.
die Visitation verwenden will, hängt von seinem Ermessen ab. Nur
soll er durch die Inanspruchnahme der procuratio canonica, soweit er
solche nach den Kanonen oder dem Herkommen zu fordern hat ^ nicht
lästig fallen. Der Visitation unterliegt die ganze Diözese, soweit
nicht ein päpstliches Privileg besteht. Als apostolische Delegaten
visitieren die Bischöfe aber auch die exemten Säkularkirchen, Kapitel
und Klöster hinsichtlich der über die eigene Familie hinausgehenden
Seelsorge 2 und die exemten Frauenklöster bezüglich der Klausur 3.
Unter den piae causae, Spitälern, Schulen usw\ soll der Bischof ohne
Erlaubnis des Protektors diejenigen nicht visitieren, die unter der
unmittelbaren landesherrlichen Protektion stehen^. Die Art und Weise
der Visitation soll mehr eine väterliche als eine richterliche sein^.
Daher sollen auch keine Vindikativ-, sondern nur Korrektivstrafen
verhängt werden. Gegen diese gibt es aber keine suspensive Appel-
lation, sondern nur eine devolutive, außer der Visitator wäre streng
richterlich vorgegangen ^.
Gegenwärtig geht die Visitation der Diözesen im größten Teile Deutsch-
lands in der Weise vor sich, daß die Dekane im Auftrag des Bischofs die
Kirchen ihres Sprengeis visitieren auf Grund bischöflicher Instruktion und
einer vorausgegangenen Pfarrrelation über den Zustand ihrer Pfarrei. Über
die Resultate der Visitation hat dann der Dekan eingehenden Bericht an
den Bischof zu erstatten. Der Dekan selbst wird als Pfarrer und Kapitels-
vorstand von einem speziellen bischöflichen Visitator visitiert".
1 C. 6 23, X de cens. III, 39. C. 1 2 3 in VP« h. t. III, 20. C. 2 in Clem.
h. t. III, 13. C. un. Extrav. comm. h. t. III, 10. Trid. sess. XXIV de ref. c. 3.
Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 332, n. 5 ff .
2 Trid. sess. VI de ref. c. 4; Sess. VII de ref. c. 7 8; Sess. XXI de ref. c. 8;
Sess. XXII de ref. c. 8; Sess. XXIV de ref. c. 9 10; Sess. XXV de ref. c. 6 11.
Vgl. Bd I, S. 281. Üb. d. Visitation d. Klosterkirchen, d. zugl. Pfarrkirchen sind,
Ben ed. XIV., „Firmandis" v. 6. Nov. 1744.
3 Trid. sess. XXV de regul. c. 5 9. * Trid. sess. XXII de ref. c. 8.
^ C. 17, X de off. jud. ordin. I, 31. Trid. sess. Xlil de ref. c. 1; Sess. XXIV
de ref. c. 3.
« C. 13, X de off. jud. ordin. I, 31. C. 1, § 4; 5 in VI'» de cens. III. 20.
Trid. sess. Xlll de ref. c. 1. Richter-Schulte, Conc. Trid. 71 f. Ben ed. XIV.,
„Ad militantis" v. 30. März 1742. § 5 f.
'' Vgl.: Rottenb. Ord.-Erl. v. 5. Mai 18G3, 6. Okt. 1868 u. 19. Jan. 1912.
Vogt, Sammlung 114ff 446 ff. Pf af f-SprolI, Gesotzeskunde I 68 ff. Kirchl.
Amtsbl. 1912, Nr 4. Freib. Ord.-Erl. v. 2. Aug. 1887. Heiner, D. kirchl. Er-
lasse usw.« (1898) 356 ff. Visitationsordnung: f. Rom: Acta S. Sedis XXXVI (1903/04)
532ff; XXXVII (1904/05) 202 ff 275ff 403ff; XXXVIII (1905/06) 172ff; XXXIX
(1906) 174 ff: f. Gurk: A. f. k. KK. LXXXV (1905) 350 ff; f. Brixen : Ebd. 749 ff. —
üb. Vorschläge a. d. Vatic. (alle drei od. fünf Jahre): Lämmer, Z. Kodif. d. kan.
Rs 64 125; Gran dorath- Kirch, Gesch. d. Vatik. Konzils II 161.
§ 169. Die Gerichtsbarkeit. 311
Zweites Kapitel.
Die kirchliche €rerichtsharkeit.
§ 169.
Die Gerichtsbarkeit.
Decr. Grat. C. IT-VI. Decr. Greg. IX. 1. II, t. 1 de judic. ; t. 2 de foro compet.
Lib. sext. II, 1 2. Const. Clem. II, 1 2. Extrav. comm. II, 1.
Z. mittelalterl. Lit. üb. d. kirchl. Gerichtsbarkeit, i. d. hinsichtl. d. Prozesses
d. Speculum juris d. Wilhelm Durantis d. erste Stelle einnimmt, vgl.: Schulte.
Gesch. d. Quell, u. Lit. d. kan. Rs I 233f; II 508f. Vering, KR. ^ 75 f.
M. A. Bethmann-HoUweg, D. Zivilprozeß d. gem. Rs, 1864 ff. L. Wahr-
mund, ,Actor et reus" (A. f. k. ER. LXXIX [1899] 403 ff). Ders., D. ,Parvus
Ordinarius" (Ebd. LXXXI [1901] 1 ff). Ders., Quellen z. Gesch. d. röm.-kan. Pro-
zesses i. MA., 1905 ff. — Alt. Lit.: Schulte a. a. 0. III 2, 372. A. Cardoso
de Amaral, Summa s. praxis judicum et advocatorum, Olisipon. 1610. F. de Vega,
Relectiones can. in secund. decr. libr.. Lim. 1633. F. Zypaeus, De jurisdict.
eccles. et civili. Leod. 1649. G. Müntzer, Fructus jur. can. de judic, Bamb.
1653. J. Gibalinus, Disquisitiones can. et theol. de sacra jurisdict., Lugd.
1655. H. Coccejus, De jurisdict. eccles., Heidelb. 1677. F. Florent, Ad Grat.
C. XI, q. 1 tract. de jurisdict. eccles. (Opp., Par. 1679, II 1 ff). J. Ch, Schambogen,
Dissertationes jurid.-can.-polit. de jurisdict., jud. et appell., Prag. 1687. Thomas sin
P. II, 1. 3, c. 101 ff. V. D ah 1 mann, Disputatio jurid. de potest. cleric. in saecul.,
Hai. 1700. A. ü. de Alteserra, Eccles. jurisdict. vindiciae, Paris. 1703. J. S.
Stryck, De oiig. et usu jurisdict. eccles., Hai. 1710. G. Bayo, Praxis eccles.
et saecul., Lugd. 1729. H. W. Hebenstreit, Historia jurisdict. eccles., Lips.
1773. F. G. A. Lobethau, Versuch z. e. syst. Entwickl. d. ganz. Lehre v. d.
Gerichtsbarkeit, Halle 1775. — Neuere Lit: Schulte a. a. 0. HI 2, 372 ff. K. F.
A. Jungk, De originibus et progressu episc. jud. in caus. civil, laic. usque ad
Justinianum, 1832. S. Turk, De jurisdict. civil, per med. aev. cum eccles. conjunct.
orig. et progressu, 1832. J. Scheill, D. geistl. Gerichtsbarkeit i. streit, u. straf-
rechtl, Angel., philos.-histor. n. d. posit. gem. KR. entworfen, 1833. [Nur e. Teil.]
M. D. Bouix, Tractatus de judic. eccles., 1854 f. R. G. Dove, De jurisd. eccles.
apud Germ. Gallosque progressu, 1855. W. Molitor, Üb. kan. Gerichtsverfahren
geg. Kleriker, 1856. K. A. H. Kelln er, D. Büß- u. Strafverfahr, geg. Kleriker i.
d. sechs erst, cliristl. Jhdten, 1863. E. Friedberg, De finium inter ecclesiam et
civitatem regundorum judicio (1861) 87 ff. Ders., D. Grenzen zw. St. u. K., 1872
R. Sohra, D. geistl. Gerichtsbarkeit i. fränk. Reich (Z. f. KR. IX [1870] 193 ff)
Th. Muther, Z. Gesch. d. röm.-kan. Prozesses i. Deutschi. währ. d. 14. u. z
Anfang d. 15. Jhdts, 1872. N. München, D. kan. Gerichtsverfahren u. Straf
recht 2, 1874. E. Ott, Beiträge z. Rezeptionsgesch. d. röm.-kan. Prozesses i. d
böhm. Landen, 1875. Ders., Kirchliche Gerichtsbarkeit^ (Sep.-Abdr. a. d. 2. Aufl
d, Osterr. Staatswörterbuchs), 1906. Löning, Gesch. d. deutsch. KRs I 252 ff;
II 448 ff. [Höchst wertvoll.] P. Fournier, Les officialit^s au moyen-äge ... de
1180 au 1328, 1880. [E. Werk erst. Ranges] E. Katz, Grundriß d. kan. Straf-
312 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. S.Abschn. 2. Kap.: D. klrchl. Gerichtsbarkeit.
rechts, 1881. A. Nißl, D. Gerichtsstand d. Klerus i. fränk. Reich, 1886. Vgl. Bd I,
S. 247, A. 8. Hinschius, KR. IV (1888) 788 ff 843 ff; V (1895) 303 ff 373 ff; VI 1
(1897), 40 ff 184 ff. Tadra, Acta judiciaria consistorii Pragensis 1893 ff. Ula-
nowski. Acta capitulorum necnon judiciorum ecclesiast. selecta (f. Gnesen-Posen),
1894 ff. G. V. Below, Z. Gesch. d. geistl. Gerichtsbarkeit a. Ausgang d. MAs (D.
Z. f. KR. IV [1894] 121 ff). L. S chücking, D. Gericht d. westfäl. Kirchenvogts,
1897. L. Siciliano- Vill anue va, Studi sulle vicende della giurisdizione eccles.
nelle cause dei laici . . ., 1898. A. van Hove, Etüde sur les conflits de Juris-
diction dans le diocese de Liege . . . 1506—1538, 1900 ff. K. Ried er, D. geistl.
Gericht d. Hochstifts Konstanz i. Zürich (A. f. k. KR. LXXXIII [1903] 193 ff).
R. Scholz, D. Publizistik z. Zeit Phil. d. Seh. u. Bonif. VIII. (1903) 417 ff. U. Ro-
bert, Testaments de l'officialite de Besan^on (1265 — 1500), 1908 ff. M. Lega,
Praelectiones in textum jur. can. de jud. ecclesiasticis^, 1906 ff. G. Sebastia-
nelli, De judiciis ecclesiasticis, 1906 ff. K. M. 'Pd/.krj, Iloi^ud^ dixatov zrjg 6pi/o-
dü^ou ^A'^aTohxrji ixxÄrjaiaQ, 1907. Dageg. : J. .J. UzT/yaxaxos, Zufißo/.ai dg tu
Tcoti^txov duaiou r^g dp^^odo-o'j^A^arohxrjg ixxÄXjmag, 1909. 0. Riedner, D. Speierer
Offizialatsgericht i. 13. Jhdt (A. Mitt. d. Hist. Ver. d. Pfalz 29./30. Hft), 1907.
R. Maschke, A. d. Urteilsbuch d. geistl. Gerichts Augsburg (Kieler Festgabe
f. A. Hänel [1907] 217 ff). R. Krebs, Z. Frage d. Zuständigkeit d. geistl. Gerichte
(Z. f. Gesch. d. Oberrheins, N. S. XXIII [1908] 361 f). M. Gilow, D. Dalminer
Fehde v. 1444. Beitrag z. Gesch. Friedr. d. Eis. u. z. Gesch. d. geistl. Gerichts-
barkeit i. d. Mark Brandenburg i. 15. Jhdt (Forsch, z. brandenburg. u. preuß. Gesch.
XXI [1908] 39 ff). 0. Martin, L'assemblee de Vincennes de 1329 et ses con-
sequences. Etüde sur les conflits entre la Jurisdiction la'ique et la jurisd. eccle-
siastique au XIV^ siecle, 1909. J. Feld kämm, D. bischöfl. geistl. Gericht z.
Erfurt (Mitt. d. Ver. f. Gesch. u. Altertumskunde v. Erfurt XXX [1909] 17 ff).
P. Delannoy, La Jurisdiction ecclesiastique en matiere beneficiale sous Tancien
regime en France, 1910 ff. L. Ober, D. Rezeption d. kanon. Zivilprozeßformen
u. d. Schriftlichkeitsprinzips i. geistl. Gericht z. Straßburg (A. f. k. KR. XC [1910]
599 ff; [a. sep.]). A. Mazzetti, Manuale juris poenalis canonici, 1912 ff. F. X.
Wernz-Vidal, Jus decretalium. Tom. VI: Jus poenale ecclesiae cath. , 1913.
A. Wolff, Gerichtsverfassung u. Prozeß i. Hochstift Augsburg i. d. Rezeptionszeit
(A. f. d. Gesch. d. Hochstifts Augsb. IV [1913] 129 ff). E. Jacobi, D. Prozeß i.
Decretum Gratiani u. b. d. ältest. Dekretisten (Z. d. Savignv-Stiftung f. Rsgschte,
Kanonist. Abt. III [1913] 223 ff). Werminghof f , GesclJ d. Kverfassung I 18
56ff 265ff 286 ff. Ders., Verfassungsgschte ^ 13 f 95 ff 104ft'. Üb. d. kirchl.
Gerichtsbarkeit i. MA. handeln a. mehr od. weniger ausfuhr], d. Lehr- u. Hand-
bücher üb. Strafrecht, Strafprozeß, Zivilprozeß; z. B. : J. Glaser, Handb. d. Straf-
prozeßrechts, 1883 ff. A. Engclmann, D. Zivilprozeß. Gesch. u. System Bd II:
Gesch. d. Zivilpr. 3. Hft: D. romanisch-kan. Prozeß usw , 1896. F. Liszt, Lehrb.
d. Strafrechts '^, 1912. H. Meyer, Lehrb. d. deutsch. Strafrechts", bearb. v. Ph.
Allfeld, 1912. Vgl. a. Staatslexikon* s. v. Gerichtsbarkeit, kirchliche; Straf-
prozeß, Strafrecht, Zivilprozeß.
I. Als vollkommene, unabhängige, mit allen Mitteln zur Erreichung
ihres Zweckes ausgerüstete Gesellschaft hat die Kirche das Recht,
die über ihre inneren Angelegenheiten, namentlich die kirchlichen
Rechte ihrer Glieder entstandenen Streitigkeiten nach ihren Gesetzen
zu entscheiden und die Entscheidung durch entsprechende Zwangsmittel
§ 169. Die Gerichtsbarkeit. 313
durchzuführen : jurisdictio necessaria ^ contentiosa, streitige oder Zivil-
gerichtsbarkeit 2.
Sodann hat sie auch das Recht, ihre Glieder, Kleriker und Laien,
welche sich gegen ihre Gesetze verfehlen, zu mahnen, zu warnen
und nötigenfalls auch deren äußere Vergehen oder Verbrechen (de-
licta, crimina) im Unterschied von den geheim gebliebenen, nicht mit
bestimmter äußerer Strafe bedrohten, im Bußgericht zu behandelnden
Sünden 2 mit physischen Mitteln zu strafen: jurisdictio necessaria
coercitiva, Straf- oder Kriminalgerichtsbarkeit-*. Solch richterliche
Gewalt hat Christus seiner Kirche gegeben, haben die Apostel geübt
und auf ihre Nachfolger übertragen^.
II. a) Von Anfang an wurden strittige Rechtsfälle, welche sich auf rein
kirchliche Dinge bezogen, die causae mere ecclesiasticae, vom kirchlichen
Richter, dem Bischof, entschieden. Und diese Verwaltungsgerichtsbarkeit der
Kirche wurde auch von der christlich gewordenen weltlichen Gewalt an-
erkannt ^.
Aber der fromme Geist der ersten christlichen Zeiten hat der kirchlichen
Kognition auch Dinge unterstellt, die an sich vor das bürgerliche Forum
gehörten. Der Apostel Paulus tadelt, daß die Christen vor heidnischen Obrig-
keiten haderten. Sie sollten sich entweder selbst friedlich vergleichen oder
einen Schiedsrichter aus ihrer Mitte bestellend Entsprechend Mt 18, 15 ff
wandten sich die Christen demgemäß an den Bischofs Solange nun das
' V. d. jurisdictio necessaria, b. d. Nötigung stattfindet, ist z. unterscheiden d.
jurisd. voluntaria b. Rechtsgeschäften, welche u. d. freien AVillen d. Berechtigten
V. s. gehen, ab. z. Erreichung d. rechtl. Erfolgs a. d. Mitwirkung e. offiz. kirchl.
Organs gebunden sind, z, B. b. notariellen Akten , Testamenten. Z. ihr. Ausübung
sind namentl. d. kirchl. Notare bestellt. Vering, KR. ^ 673 f. Hergenröther-
Hollweck, KR, 491 f. Kirchenlexikon- s. v. Instrumentum u. Protonotarius.
Staatslexikon* s. v. Gerichtsbarkeit, freiwillige.
* D. Ausdruck : Zivilgericbtsbarkeit ist b. d. Nichtexistenz e. privaten KRs
(vgl. Bd I, S. 10 f) nicht besonders passend.
' L. 1, D. de leg. I, 3. L. 13, D. de off. praesid. I, 18. Dict. Grat, ad c. 4,
D. XXV. C. 1 (August.), D. LXXXI. München, D. kan. Gerichtsverfahren usw.
II (1874) 18ff. Hinschius, KR. IV 744 f 831; V 270 ff 905 ff Hollweck,
D. kirchl. Strafgesetze (1889) 65 ff. H er gen r öth er-Hol 1 w ec k, KR. 548 f.
* C. un. Extrav. comm. de jud. II, 1.
5 Mt 18, 15 ff. 1 Kor 4, 21; 5, 1 ff ; 6, 1 ff ; 2 Kor 13, 1 10. 1 Tim 1, 20;
5, 19 f. Tit 2, 15. J. E. Belser, D. Briefe d. Apost. Paulus a. Timotheus u. Titus
(1907) 49 f 123 f 272 f. Ders., D. zweite Brief d. Apost. Paulus a. d. Korinther
(1910) 364 ff 373. Pius VI., „Auctorem fidei'' v. 28. Aug. 1794. Prop. damn. n. 5.
Denzinger-Bannwart, Enchiridion »* Nr 1505. Syll. Nr 24. Vgl. Bd I, S. 7.
Hergenröther -Holl weck, KR. 540 f.
« L. 1, Cod. Theod. de relig. XVI, 11. ' 1 Kor 6, 1 ff.
8 Didache c. 14 15. Const. Apost. 1. II, c. 11 44 46 ff 52.
314 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
Christentum vom Staate noch nicht anerkannt war, blieb es dem Gewissen
des einzelnen überlassen, ob er sich dem Spruche des Bischofs unterwerfen
wollte oder nicht. Nachdem aber dasselbe staatliche Anerkennung erhalten
liatte, erhob Konstantin d. Gr. die bisherige private Übung in das Gebiet
des üftentlichen Hechts. Nach einer Konstitution vom Jahre 321 konnten
die streitenden Parteien in beiderseitigem Einverständnis die Sache vor den
Bischof bringen, auch wenn sie bereits beim weltlichen Richter anhängig war,
und dieser hatte den Spruch des Bischofs zu vollstrecken. Nach einer
weiteren Konstitution von 331 (333) konnte jede Partei in jedem Stadium
auch gegen den Widerspruch der andern an den Bischof provozieren *. Doch
beschränkten Arkadius 398 und Honorius 408 die Kompetenz des Bischofs
wieder auf den Fall, daß beide Parteien an ihn sich wandten '^. In den
germanischen Reichen aber konnte sich diese schiedsrichterliche Tätigkeit
des Bischofs nicht einbürgern^.
Im Frankenreiche unterstanden die strittigen rein kirchlichen Sachen
ebenfalls der Gerichtsbarkeit des Bischofs. Sachen aber, welche auch welt-
liche Verhältnisse zugleich berührten, wie Eheangelegenheiten, Streitigkeiten
über das Kirchenvermögen usw., gehören vor das weltliche Gericht*. Im
Laufe des Mittelalters jedoch gelang es der Kirche, alle Rechtsstreitigkeiten,
welche ein kirchliches und ein bürgerliches Moment zugleich in sich bargen,
die causae spirituali annexae, vor ihr Forum zu bringen. Danach gehörten
vor den kirchlichen Richter alle Ehestreitigkeiten, selbst die über die dos %
Begräbnissachen '^, die Testamente", die mit einem Eid bekräftigten Verträge ^
Benefizial- ^ und Patron atsf ragen ^", Streitigkeiten über kirchliches Vermögen
und Zehnten ^^ Weiterhinkonnten alle Zivilstreitigkeiten, bei denen das Un-
' D. viel bestrittene Echtheit d. beiden Konstant. Konstitutionen erwies G. Hänel,
De constitutionibus, quas J. Sirinondus Paris, a. MDCXXXI edidit, 1840. Ders.,
XVIII Constitutiones, quas J. Sirmondus ex codd. Lugdun. atque Anitiens. Paris,
a. 1631 divulgavit (1844) 433 ff. D. beste Text d. Konstitution v. 331 (333) findet
s. b. Schulte, Constitutio Const. ad Ablavium, 1888. D. Verhältn. d. beid.
Konstit. behandelt B, Matthias, D. Entwicklung d. rüm. Schiedsgerichts (Fest-
schrift d. Rostock. Juristenfak. f. B. Windscheid [1888] 130 ff).
^ L. 10, Cod. Theod. de jurisd. II, 1. L. 7, C. Just, de episc. audientia I, 4.
Nov. 123, c. 2L
^ Üb. e. Versuch, diese Konstit. Konstantins a. i. fränk. Reich einzuführen,
dess. Spuren noch i. Gratians Dekret, c. 35 — 37, C. XI, q. 1: Vering, KR.'
(J75«, u. Richter-Dove-Kahl, KR. 745'='.
* Vgl. Bd I, S. 247.
«^ C. 7, X qui filii sint legit. IV, 17. C. 7, X de donat. IV, 20. Ob. S. 90 f.
'• X de sepult. 111, 28. Ob. S. 64 ff. 'X de testam. 111, 26.
« C. 3 ia VI«" de foro compet. II, 2. Ob. S. 285 f.
" C. 2, X de snppl. neglig. praelat. I, 10. C. 3, X de institut. III, 7. C. 11.
X de excess. praelat. V, 31. Bd 1, S. 274 ff.
'» X de jur. patron. III, 38. Bd I, S. 355 ff.
" X de dccim. III, 30.
§ 169. Die Gerichtsbarkeit. 315
recht einer Partei als Sünde in Betracht kam, „ratione peccati*^ vor das
kirchliche Gericht gezogen werden ^ Vor dieses gehörten ferner die Sachen
der Kleriker, Mönche und Nonnen -, der Armen, Witwen und Waisen als der
sogenannten personae miserabiles ^ und endlich die aller Personen, denen der
w^eltliche Eichter seine Rechtshilfe verweigerte \
Wenn nun auch diese weitausgedehnte Gerichtsbarkeit der Kirche bei
der nach vielen Seiten hin ungenügenden Rechtspflege des mittelalterlichen
Staates als eine Wohltat empfunden wurde, so war damit doch weit über die
natürlichen Grenzen zwischen Kirche und Staat hinausgegangen ; auch wurde
der Klerus dadurch zu sehr in die weltlichen Rechtsstreitigkeiten hinein-
gezogen und seinem Beruf entfremdet ^ Aus diesen berechtigten, aber auch
aus weniger edeln, selbstsüchtigen Gründen erhob sich eine staatliche Reaktion
hiergegen in England schon im 12. Jahrhundert. Dieselbe pflanzte sich auf
Frankreich und Deutschland fort. Sie wurde um so wirkungsvoller, je mehr
sich die staatliche Rechtspflege bessertet Ende des lang andauernden,
wechselvollen Kampfes war, daß die Kirche trotz der Forderungen des Tri-
dentinums ' ihre Jurisdiktion in allen rebus spirituali annexis verlor , aber
auch das Privilegium fori der Kleriker und zuletzt auch die Gerichtsbarkeit in
Ehesachen, soweit dieselbe bürgerliche Wirkung hat ^.
Gegenstände der streitigen kirchlichen Gerichtsbarkeit sind also
heute nur noch die Fragen des Glaubens, die Sakramentsspendung, die
Abhaltung des Gottesdienstes, die Errichtung und Veränderung von
Benefizien, die Besetzung und Erledigung der Kirchenämter, die Rechte
der Benefiziaten als solcher, die geistlichen Rechte und Pflichten der
Patrone, die kirchlichen Rechte und Pflichten der Religiösen und die
Verwaltung des Kirchenvermögens ^. Doch findet sich selbst hierin
1 8 C. 13, X de judic. II, 1. Bd 1, S. 47.
* Üb. d. privil. fori Bd I, S. 246 if. A. d. Kreuzfahrer hatten als Beklagte d.
kirchl. Gerichtsstand. Phillips, Lehrb. d. KKs'-^ (1871) 364 '2. Bride y, La
condition juridique des croises, 1900.
3 C. 11 15, X de foro compet. 11, 2. C. 26, X de V. S. V, 40. Vgl. Bd I, S. 262 f.
K. Sprickniann-Kerkerinck, De orig. ac progress. jur. paupor. in process.
civil, jur. canon. praesertim ratione habita , 1869. D e r s. , Üb. d. UrspruDg d.
Armenrechts i. Zivilprozeß (A. f. k. KR. XXV [1871] 145 ff).
* C. 6 10 11, X de foro compet. II, 2.
^ Wie d. Kirche d. dam. verbünd. Mißständen steuern wollte, vgl. Bd 1, S. 262 ff.
^ Dove, De jurisd. eccles. . . . progressu 119 ff, Friedberg, De finium inter
eccl. etc., 87 ff. Ders., D. Grenzen zw. St. u. K. 52 ff. Ders., KR. « 808.
Werminghoff, Verfassungsgschte ^ 95 104 ff. Vgl. a. Bd I, S. 67 ff 248.
' Z. B. Sess. XXIII de ref. c. 6; Sess. XXIV de sacr. matr. can. 12; Sess.
XXV de ref. c. 20.
*> Vgl. Bd I, S. 248 358; ob. S. 91 ff; S. 243, A. 5.
^ D. weltl. Richter könnte ab. unbedenkl. Requisitionen v. seit. d. geistl. Rich-
ters, z. B. Zeugenvernehmung, erledigen.
316 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. S.Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
mannigfache Einmischung des Staates, eventuell Notwendigkeit der
kirchlichen Inanspruchnahme der staatlichen Hilfe, wo der Kirche An-
wendung physischer Gewalt verboten ist.
b) Solange die Kirche vom Staat noch nicht anerkannt war, richtete sie
nur über die rein kirchlichen Vergehen und hatten ihre Strafen einen rein
geistlichen Charakter, bestehend in der durch den Bischof verhängten Ver-
sagung der Teilnahme am Gottesdienst oder in der gänzlichen Ausstoßung
aus der Kirche. Bei Klerikern kam als Strafe neben der Exkommunikation
auch die Absetzung vor. Diese Strafen hatten keine bürgerliche Wirkung,
und ihre Beachtung mußte dem Gewissen der einzelnen überlassen bleiben.
Das Mittel zu ihrer Beseitigung war vor allem die Kirchenbuße ^
Nachdem aber die Kirche die staatliche Anerkennung erhalten hatte, rief
sie im Notfall zur Durchführung ihrer für den größer werdenden Kreis der
kirchlichen Strafvergehen sich weiter ausbildenden Strafen den weltlichen
Arm zu Hilfe, der auch bereitwillig gewährt wurde. Ja einzelne kirchliche
Straf vergehen, so namentlich die Abweichung von dem katholischen Glauben
oder die Häresie, wurden vom Staate auch zu staatlichen Verbrechen gemacht
und auf sie wie auf bestimmte Disziplinarvergehen der Kleriker weltliche
Strafen gesetzt 2.
Im Mittelalter dehnte umgekehrt die Kirche ihre Strafgerichtsbarkeit auch
auf das weltliche Gebiet aus unter Anwendung der verschiedenartigsten
Strafen, auch rein weltlicher Art. Im Send brachte sie nicht nur die Be-
strafung der Vergehen an sich, welche zwar weltlicher Natur waren, aber ganz
besonders das Moment der Sünde an sich trugen und so Staat und Kirche
gleichmäßig berührten, sondern sie bestrafte auch rein bürgerliche Verbrechen
als solche ^. So umfaßte die kirchliche Strafgerichtsbarkeit des Mittelalters
die delicta mere ecclesiastica , wie Häresie, Schisma, Apostasie u. a., die
delicta mere civilia und die delicta mixta, so die Fleischessünden, Sakrileg,
Blasphemie, Zauberei, Meineid, Fälschung, Wucher u. a. Des näheren ist
zu bemerken:
Die rein kirchlichen Vergehen, d. h. die gegen Glauben und Disziplin
gerichteten, sowohl der Kleriker als der Laien, gehörten ihrer Natur ent-
sprechend stets vor das kirchliche Forum. Besonders war dies der Fall bei
den Amts- und Disziplinarvergehen der Geistlichen. Dabei erfreute sich die
Kirche zur Durchführung der Strafe der Hilfe des Staates im weitesten
Maße *.
Was die bürgerlichen Vergehen betrifft, so ist wohl zu unterscheiden
zwischen Klerikern und Laien. Vermöge des Privilegium fori kamen auch
die bürgerlichen Verbrechen der Kleriker nur vor dem geistlichen Gericht zur
> Hinschius, KR. IV 693 ff 715ff. Vgl. ob. S. 44, A. 5.
« C. 19 (Syn. v. Karthag. a. 397, c. 38), C. X[, q. 1. Vgl. Bd J, S. 51 85 247. —
Üb. d. i. Anwendung kommend. Strafen iint. § 177 ff,
' Vgl. ob. S. 308 f. * Vh. d. Strafen unt. § 177 ff.
§ 169. Die Gerichtsbarkeit. 317
Aburteilung ^ Der Bischof zog jedoch auf dem Send auch die rein bürger-
lichen Vergehen der Laien vor sein Forum. Die Strafe (Buße) vollzog aber
in der Regel die staatliche Gewalt durch den Grafen -. Später galt aber
der Grundsatz, daß ein Verbrechen, welches der weltliche Richter bereits be-
straft habe, vom kirchlichen Richter nicht mehr gerügt werden dürfe ^
Für die gemischten Verbrechen endlich waren seit dem Zurücktreten
des Sendes sowohl der kirchliche als der weltliche Richter zuständig. Ent-
scheidend war die Prävention \ Wurde die Sache an den kirchlichen Richter
gebracht, so verhängte er zugleich die bürgerliche Strafe, falls sie nicht
Leibes- oder Lebensstrafe war. Ging aber die Klage an den weltlichen
Richter, so erfolgte die bürgerliche Bestrafung, und die Tätigkeit der Kirche
beschränkte sich auf den Beichtstuhl \
Es hat jedoch die Kirche aus den gleichen Gründen und im gleichen
Verlauf, in welchem sie seit Ende des Mittelalters die streitige Gerichts-
barkeit größtenteils verlor, auch die strafende zum weitaus größten Teile
eingebüßt ^ Dazu kam in den romanischen Ländern, vor allem in Frankreich,
seit dem 15. Jahrhundert der sogenannte recursus ab abusu (appel comme
d'abus) auf.
So ist die Kirche heute gegenüber den Laien nur zur Verhängung
kirchlicher Strafen und nur für delicta mere ecclesiastica berechtigt.
1 Vgl. Bd I, S. 247 f.
^ P. K n o k e , Historisch-dogmat. Untersuchung d. Verwendung weit. Strafen . . .
i. kirchl. Strafrecht d. kath. K. währ. d. vorgrat. Zeit, 1895. Üb. d. i. Anwendung
kommend. Strafen unt. § 177 ff.
3 C. 2 in Vr° de except. II, 12. * C. 8, X de foro compet. II, 2.
^ Es muß übrigens bemerkt werden, daß d. Kompetenz bezügl. d. delicta mixta
zw. Staat u. Kirche nach Gebieten recht verschieden war. Hinschius, KR. V
311 ff. — Üb. d. i. Anwendung kommend. Strafen unt. § 177 ff.
« Ob. S. 315.
"^ Vgl. Bd I, S. 67 73. 1. Preußen war i. Kulturkampf z. dies. Zweck d.
Gerichtshof f. kirchl. Angelegenheiten geschaffen worden (Ges. v. 12. Mai 1873.
§ 10 ff), wurde ab. d. Ges. v. 21. Mai 1886, § 9, wieder aufgehoben. Dageg. be-
steht e. solches Rekursrecht noch heute i. Bayern (Religionsedikt § 52 ff), Sachsen
(Ges. V. 23. Aug. 1876. § 9), Baden (Ges. v. 9. Okt. 1860. § 16 u. v. 19. Febr.
1874. § 16 b), Hessen (Ges. v. 23. April 1875. Art. 1) u. Österr. (Ges. v. 7. Mai
1874. § 28). Schneider, D. part. KRsquellen 210 252 273 338 340 377 419
532. F. Württ. vgl.: Golther, D. St. u. d. kath. K. i. Württ. 323 ff 509ff;
Gaupp-Göz, D. Staatsr. d. Königr. Württ. ^ 422. — Hinschius, KR. VI 1,
209 ff 266 ff. M. Lesur, Les questions prejudicielles d'abus dans les poursuites
contra les ecclesiastiques, 1902. E. Eichraann, D. recursus ab abusu n. deutsch.
Recht, 1903. F. Collavet, Du recours pour abus envisage comme survivance
dans la justice retenue, 1904. M. Cagnac, De l'appel comme d'abus dans l'ancien
droit fran^'., 1906. H. Teicher, D. recursus ab abusu n. d. R. d. Königr. Bayern,
1906. M. Bares, D. Mißbrauch d. geistl. Amtsgewalt, 1907 ff. F. Wodtka, D.
recours pour exces da pouvoir. E. Studie a. d. französ. Staats- u. Verwaltungsrecht,
1912.
318 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
Wenn diese je bürgerliche Folgen nach sich ziehen sollten, so könnte
auf solche nur durch die staatliche Gewalt erkannt werden. Was
sodann die Geistlichen betrifft, so ist die kirchliche Strafgewalt über
deren Amts- und Disziplinarvergehen staatlich allenthalben anerkannt,
und es wird zur Untersuchung derselben wie zur Ausführung des
Urteils auch staatliche Hilfe geleistet, wofern nur die kanonischen
Prozeßformen eingehalten wurden i. Bezüglich der bürgerlichen Ver-
gehen der Geistlichen gibt es keine kirchliche Gerichtsbarkeit mit
weltlichen Folgen-. Dagegen kann die Kirche ihrerseits auch hier
mit kirchlichen Strafen vorgehen^.
Nach der Bulle „Apostolicae Sedis moderationi" vom 12. Oktober
1869 verfallen der dem Papste speciali modo reservierten Exkommuni-
kation diejenigen, w^elche die Ausübung der kirchlichen Jurisdiktion
in foro interne oder externe direkt oder indirekt hindern, sowie die-
jenigen, welche vom kirchlichen an das weltliche Gericht rekurrieren,
endlich jene Gesetzgeber und Obrigkeiten, welche die Richter direkt
oder indirekt zwingen, geistliche Personen vor das weltliche Forum
zu ziehen*.
§ 170.
Das Gericht.
Decr. Grat. C. II — VI. Decr. Greg. IX. 1. II, t. 1 de judic. ; t. 2 de foro compet.
Lib. sext. II, 1 2. Const. Clem. II, 1 2. Extrav. comm. II, 1. Andere Titel sind
gehörigen Ortes notiert.
Lit. § 169. Weit.: Ch. Törring, De foro competenti, Salzb. 1640. L. Engel,
Forum competens., Salzb. 1663, M. Frie d eri ch, Forum competens, Ingoist. 1709.
J. G. Körner, De provocatione ad Sedem Romanam, Lips. 1785. — K. Dziatzko.
Doctrina jur. can. de notario ejusque in communi processu civili auctoritas, 1S72.
München, D. kan. Gerichtsverfahren usw. ^ I (1874) 33 ff. Hinschius, KR.
» Preußen: Ges. v. 12. Mai 1873. § 9; 21. Mai 1886. Art. 7 ; 29. April 1887.
Art. 3. — Bayern: Konkordat Art. 12, litt, d; Religionsedikt § 38 51 71; Erl. v.
S.April 1852. § 5 fif. — Sachsen : Ges. v. 23. Aug. 1876. § 11. — Württ.: Ges. v.
30. Jan. 1862. Art. 6 7. — Baden: Ges. v. 9. Okt. 1860. § 16. — Hessen: Ges.
V. 23. April 1875. Art. 4 5 10. — Österr. : Ges. v. 7. Mai 1874. § 27 28 60.
Schneider, D. part. KRsquellen 8 208 210 213 252 272 274 311 338 377 ff 419
531 ff. Golther, D. St. u. d. kath. K. i. Württ. 311 ff. Gaupp-Göz, D. Staatsr.
d. Königr. Württ. » 420. Fleiner, Staatsrecht!. Gesetze Württ. 485. Pfafl-
Sproll, Ge.setzcskundo I 41. E. Eich mann, D. Strafrecht d. öffuntl. Religions-
gesellschaften i. Bayern, 1910. Hinschius, KU. VI 1, 262 ff 279 ff. Fried-
berg, KR.« 327 f.
« Ob. S. 315, A. 8.
' Üb. etwaig, staatl. Schulz geg. kirchl. Strafen unt. § 176 a. Schluß.
M, 6 7 8. Vgl. I'.d I, S. 249 390.
§ 170. Das Gericht. 319
IV (1888) 757 ff 837 ff; V (1895) 278 ff 827 ff 334 ff; VI 1 (1897), 1 ff 51 ff 60 ff.
F. X.Heiner, D. kirchl. Zivilprozeß (1910) 18 ff. Ders. , D. kirchl. Strafprozeß
(1912) 11 ff.
I. Diejenige Person, welche richterliche Gewalt, Jurisdiktion, hat
und übt, wird Richter (judex) genannt. Die Behörde aber, welche von
der berechtigten Gewalt zum Zweck der Rechtspflege eingesetzt ist,
heißt Gericht (Judicium). Doch bezeichnet Gericht auch die Durch-
führung des Rechtsstreites, und so spricht man von einem Judicium
personale, reale, ordinarium, summarium. Weiterhin bedeutet Gericht
auch den Ort, wo es gehalten wird (tribunal, auditorium). Jedes
kirchliche Gericht besteht mindestens aus zwei beeidigten Personen,
dem Richter, der Recht spricht, und dem Aktuar (scriba, secretarius,
scriniarius, notarius, cancellarius), der die Verhandlungen und das
Urteil zu protokollieren hat^ In der Regel aber bestehen die geist-
lichen Gerichte in einem Kollegium, dessen Glieder als (delegierte)
Richter entweder mit entscheiden (auditores, assessores) oder nur als
Räte (consultores, consiliarii) mit beraten-. Außerdem sind bei den
Gerichten tätig Advokaten und Prokuratoren ^, Defensoren, Auditoren,
Promotoren*, Konservatoren 5, Syndici^, Apparitoren, Kursoren usw.
Der Richter muß, abgesehen davon, daß er die notwendige Juris-
diktion, die entweder ordinaria oder quasiordinaria oder delegata ist "^j
besitzen muß, auch die notwendigen physischen und moralischen Eigen-
schaften haben. Dazu gehören der volle Gebrauch der Sinne und
des Verstandes, die notwendigen Kenntnisse, ein Alter von zwanzig
' C. 13, X de praescript. II, 26. C. 11, X de probat. II, 19. C. 28, X de
test. et attest. II, 20. Üb. d. Erfordernisse e. Protokolls Kirchenlexikon ^ s. v.
Prozeßverfahren II, 2.
2 C. 16 21 22 23, X de off. et pot. jud. deleg. I, 29. C. 9 in VI*-^ eod. tit.
1,14. Gut Lämmer, KR.2 317.
3 X de postul. I, 37. X de procurat. I, 38. Lib. sext. I, 19. Const. Clem. I,
10. Üb. Advokaten u. Prokuratoren vgl.: Bd I, S. 416; A. Weißler, Gesch. d.
Rechtsanwaltschaft, 1905; München a. a. 0. I (1874) 79 f 290 f; Hergen-
röther-HoUweck, KR. 502 ; Heiner, KR. II ^ 15. — A. d. neuer. Lehrbüchern
d. KRs gehen Hergenröther-Hollweck, Heiner, Vering besond. ein-
läßlich a. d. kirchl. Gerichtsbarkeit bzw. d. kirchl. Prozeß e., wesweg. i. folgenden
da u. dort a. sie verwiesen werden wird; i. erster Linie a. H ergen r ö ther-
Hollweck.
^ Üb. d. promotor (fiscalis = d. modern. Staatsanwalt): G. Peries, Le pro-
cureur fiscal ou promoteur, 1897; Lega, Praelect. de jud. eccles. I 144 ff; Hin-
schius, KR. VI 1, 12 2; Kirchenlexikon* s. v. Prozeßverfahren II, 2.
'^ C. 1 15 in VP° de off. et pot. jud. deleg. I, 14.
^ X de syndic. I, 39. So heißen besond. d. Jurist. Vertreter d. Kommunitäten.
' X de off. jud. deleg. I, 29. X de off. legati I, 30. X de off. jud. ord. I, 31.
X de off jud. I, 32. Vgl. a. Bd I, S. 280 ff
320 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. S.Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
bzw. achtzehn Jahren ^, der Klerikalstand -, guter Ruf und kirchlicher
Rechtsstand 3. Besonders aber muß der Richter unparteiisch sein.
Der Parteilichkeit verdächtig ist und kann daher von dem Angeklagten
oder den Parteien als befangen (suspectus) abgelehnt (recusari) werden
der Richter, welcher persönlich interessiert'^, mit einer der Parteien
innerhalb des vierten Grades blutsverwandt oder verschwägert ist^,
in Haus- oder Tischgenossenschaft oder sonstiger Freundschaft oder
auch Feindschaft steht ^. Wird ein Richter als verdächtig rekusiert
(exceptio judicis suspecti), was schriftlich und womöglich schon vor
der Streiteinlassung geschehen solF, so haben über die Ablehnung
Schiedsrichter oder der nächsthöhere Richter zu entscheiden s. Ist
die Rekusation als begründet erkannt, so überträgt der Richter mit
Zustimmung des Rekusanten die Sache einem andern, oder aber über-
gibt er sie einem höheren Richter^. Der Mangel der notwendigen
Requisite am Richter macht das Urteil ungültig, außer es sei geheim
und juris positivi. Dann suppliert die Kirche.
II. Außer der Jurisdiktion muß der Richter auch die Kompetenz
haben, d. h. die Befugnis, über die bestimmte Person in der be-
stimmten Sache zu richten; sonst ist das Verhandelte null und nichtig.
Die Personen, welche der Jurisdiktion eines bestimmten Richters unter-
worfen sind, haben bei ihm ihren Gerichtsstand oder ihr Forum ^^. Der
Gerichtsstand ist entweder ein durch die Parteien frei gewählter,
willkürlicher (f. prorogatum)^^, oder ein durch das Gesetz bestimmter
(f. legale). Das forum legale ist entweder ordinarium, wenn der
> Vgl. Bd I, S. 282. 2 Ebd. S. 282.
^ Infamierte, Exkommunizierte, ab officio Suspendierte, Interdizierte sind aus-
geschlossen. C. 24, X de sent. et re judic. II, 27.
* C. 36, X de appellat. II, 28. C. 18, X de judic. II, 1.
^ C. 4, X ut lite non cont. non proced. II, 6. C. 36, X de appellat. II, 28.
•^ C. 25, X de oft. jud. deleg. I, 29. Alle Gründe, d. z. Rekusation e. Richters
berechtigen, faßt zusammen „Cum sint" c. 35, X de off. jud. deleg. I, 29.
' C. 20, X de sent. et re judic. II, 27. „Coram" c. 41, § 1, X de appellat. II, 28.
Doch könnte a. Gründen a. n. d. litis contestatio noch rekusiert werden. C. 25,
X de off. iud. deleg. I, 29.
« C. 39, X de off. jud. deleg. I, 29. C. 10, X de foro compet. II, 2. B. Zu-
rückweisung d. bischöfl. Delegaten prüft d. Bischof. C. 4, X de foro compet. II, 2.
Hergenröth er-IIol 1 weck , KR. 500: überhaupt d. Bischof od. d nächsthöhere
Richter; d. Entscheidung d. Schiedsrichter sei obsolet.
« C. 61, X de appellat. II, 28. Näheres b. Silbernagl, KR * 398 f.
'° De foro compet. II, 2; Lib. sext. h. t. II, 2; Const. Clem. h. t. II, 2.
" I. Straf- u. Eiieprozefs gibt es kein for. prorogatum. C. 9, X de in integr.
restit. I, 41. Kleriker können nur m. Erlaubnis d. Bischofs a. e. tuuleru u. nur a.
e. geistl. Richter prorogieren. C. 12 18, X h. t. II, 2.
§ 170. Das Gericht. 321
richtige Instanzenzug eingehalten wird, oder extraordinarium, wenn
eine Instanz aus gesetzlichem Grunde übergangen wird. Weiter ist
das forum legale entweder commune, das dem allgemein gültigen
Rechte entspricht, oder speciale s. privilegiatum, das auf Vergünstigung
beruht, wie bei den Klerikern, die nicht darauf verzichten können i. Da
die Gerichtsbarkeit in der Regel für einen bestimmten Bezirk erteilt
wird, so wird das forum commune fast durchweg durch das Domizil oder
Quasidomizil des Angeklagten bestimmt (f. domicilii) 2. Hat derselbe
kein Domizil, so ist der Richter seines gegenw^ärtigen Aufenthaltes
kompetent. Neben diesem forum generale gibt es noch das sächliche
(f. rei sitae) ^ das kontraktliche (f. contractus) ^, das des Delikts
(f. delicti)^ und das des Zusammenhangs der Sachen (f. connexitatis s.
continentiae causarum)^. Mit diesem verwandt ist das forum recon-
ventionis (reaccusationis), d. h. der Widerklage ". Will der Richter
selbst klagen, so bestimmt der Obere den Richter s. Das Urteil eines
inkompetenten Richters ist dann gültig, wenn er durch allgemeinen
Irrtum für zuständig gehalten wird.
Durch Kompromiß können die Parteien in privatrechtlichen Streitig-
keiten die Entscheidung auch einem Schiedsrichter (arbiter) übertragen ^.
III. Gegen die Entscheidung eines Gerichtes kann Berufung an
das nächsthöhere Gericht eingelegt werden. Dieses Verhältnis der
Gerichte zueinander nennt man Instanz und das Verfahren hierbei In-
stanzenzug ^^. Der Instanzenzug geht nach der hierarchischen Ordnung.
Von Anfang an bildeten der Bischof ^^ oder sein Stellvertreter '- die erste
Instanz für alle in der Diözese oder dem betreffenden Bezirke vorliegenden
Rechtssachen streitiger oder kriminaler Natur, soweit ihnen solche nicht
» Bd I, S. 244.
* „Actor sequitur forum rei." C. 5 8, X h. t. II, 2. E. Domizüwechsel hat
keine anderweitige Folge, wenn d. Zitation bereits erfolgt ist. C. 19, X h. t. II, 2.
D. nur zufällig i. Rom anwesende Kleriker kann dort belangt werden. C. 20, X
h. t. II, 2.
» C. 3, X h. t. ir, 2. * C 17, X h. t. II, 2.
5 C. 14, X li. t. II, 2.
® C. 1, X de caus. possess. II, 12. C. 3, X de donat inter vir. et uxor. IV, 20.
" C. 1 2, X de mut. petit. II, 4. C. 3 in VF«^ de rescript. I, 3.
" C. 1 (Conc. Carthag. a. 418), C. XVI, q. 6.
' X de arbitr. I, 43. Lib.sext.de arbitr. I, 22. Hergenröther-Hollweck,
KR. 510 ff. Heiner, D. kirchl. Zivilprozeß 47 ff. — Auß. d. Schiedsgericht kann
e. privatrechtl. Streitigkeit a. d. gütl, Vergleich (transactioj beigelegt werden. X de
transact. I. 36. Hergenröther-Hollweck a. a. 0. 510. Heiner a. a. 0.
44 ff.
»» C. 10, X de probat. II, 19. " Vgl. Bd I, S. 444.
'2 Vgl. Bd 1, S. 459 ff.
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. 11. 3. Aud. 21
322 IV. Buch. D.Verwalt.d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap.: D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
durch das gemeine Recht entzogen waren. Die zweite Instanz war zuerst
die Provinzialsynode, dann der Metropolit '. Die dritte Instanz bildete der
Papst. Für die Bischöfe waren die Provinzialsynode, der Metropolit, der
etwaige Exarch oder Patriarch die erste, der Papst die zweite Instanz 2. Für
die Exarchen und Patriarchen konnte nur ein allgemeines Konzil oder der
Papst die erste Instanz sein. Seit dem Mittelalter ist der Papst die erste
Instanz auch für die bedeutenderen bischöflichen Sachen ^
Demgemäß ist heute im allgemeinen der Bischof oder sein Stell-
vertreter die erste Instanz, soweit ihnen nicht durch das gemeine
Recht die Jurisdiktion entzogen ist. Sede vacante ist der Kapitular-
vikar die erste Instanz. Die zweite Instanz bildet der Erzbischof oder
richtiger der Metropolit^. Die Erzdiözesen selber und die exemten
Bistümer haben entweder ein einheimisches besonderes Gericht als
zweite Instanz ^, oder es ist ihnen vom Papst ein bischöfliches Oftizialat
dazu bestellt^. Die dritte Instanz ist der Apostolische Stuhl.
Da jedoch der Papst judex Ordinarius omnium ist, so können alle
kirchlichen Rechtssachen schon in erster Instanz vor das päpstliche
Forum gebracht oder dorthin gezogen werden"^.
Im Mittelalter wurden die niedern Instanzen oft ganz umgangen; oder
haben die Päpste auch ohne weiteres die Prozesse alsbald vor ihr Forum ge-
zogen ^ Obwohl das bei der höheren Bildung und größeren Unparteilichkeit
des päpstlichen Gerichtes gewisse A^orteile hatte, so wurde dadurch doch die
Rechtspflege bei der Maxime des persönlichen Betriebs verzögert und bei der
nicht immer vorhandenen Unbestechlichkeit der päpstlichen Richter verteuert,
» C. 3 (Syn. v. Nicaea a. 325, c. 5) 4 (Syn. v. Antioch. a. 341, c. 20), D. XVIII.
C. 2 (Syn. v. Antioch. a. 341, c. 6), C. XI, q. 3. C. 35 (Syn. v. Mileve a. 402
c. 22), C. II, q. 6. Bd I, S. 436 f.
2 C. 3—7 d. Syn. v. Sardika a. 343. C. 36 (ist c. 7 v. Sardika) , C. II, q. 6.
Daß d. sardicens. Kanonen e. Fälschung seien, hat Friedrich b. jetzt wohl
behauptet, ab. nicht bewiesen. Z. Lit. vgl. Bd I, S. 29 f. Vgl. Bd I, S. 247 389 f.
■' Vgl. Bd I, S. 890 502.
* C. 66, X de appellat. II, 28. C. 1 in VP° de off. ordin. I, 16. C. 3 in VF«
de appellat. II, 15.
* So früher i. Köln (Erzbischöfl. Bekanntmachung v. 26. Dez. 1848. Walter,
Fontes 532 tf ) u. noch heute i. exemten Bistum Breslau. Breve Pius' IX. v.
12. Jan. 1855. Lämmer, KR. 2 317 ff. Heute ab. ist f. Köln d. Bischof v. Münster
zweite Instanz. J. Müller, D. bischöfl. Diözesanbohördon (1905) 86 ff.
' So ist Augsburg zweite Instanz f. München u. Würzburg f. Bamberg. Silber-
nagl, KR.* 391». Rottenburg ist zweite Instanz f. Freiburg (A. f. k. KR. LXXXIV
[1904] 5s4ff). I. Österr. ist Prag zweite Instanz f. Wien u. f. Salzburg, Olmütz
f. Prag usw. Vering, KR.» 683»'. Harinj;, KK. 111 789'-'.
' Vgl. Bd 1, S. 389. Werminghoff, Verfassungsgschte « 198 f.
* C. bC>, X de appelhit. II, 28.
§ 170. Das Gericht. 323
und, was noch schlimmer war, die Autorität der niedern Instanzen ungebührlich
geschmälert. Um die fortwährenden Klagen hierüber verstummen zu machen,
bestimmte schon das Dekretalenrecht, daß künftighin niemand vor definitiver
Entscheidung an das höhere Gericht appellieren dürfe, ohne dem judex a quo
einen ausreichenden Grund angegeben zu haben, und daß der judex ad quem
die Berufung erst annehmen könne, nachdem er sich von der Triftigkeit des
Grundes überzeugt habe ^ Sodann müßten Rechtssachen , welche an den
Apostolischen Stuhl gebracht worden seien, durch einheimische, vom Papste
speziell delegierte Richter erledigt werden ^. Auch wurden den Landesherren
für ihre Länder vielfach päpstliche privilegia de non evocando verliehen,
wie sie auch selber die Berufungen außer Lands da oder dort verboten ^.
Nach dem Vorgang von Konstanz^ und Basel ^ hat das Triden-
tinum verordnet: Die erste Instanz bildet das bischöfliche Gericht.
Jeder Prozeß ist mindestens innerhalb zweier Jahre zu Ende zu führen.
Während dieser Zeit darf keine Appellation stattfinden, auch der
höhere Richter die Sache nicht vor sein Forum ziehen. Während des
Bienniums sind Berufungen nur dann zulässig, wenn eine Definitiv-
sentenz erfolgt ist. Im Fall der Appellation an den Apostolischen
Stuhl, oder wenn dieser eine Sache aus guten Gründen gleich von
Anfang an vor sein Forum zieht, ist dieselbe entweder in Rom oder
durch delegierte Richter an Ort und Stelle, judices in partibus, zu
entscheiden. Weil aber bei der großen Entfernung und der daraus
folgenden LTnkenntnis der Personen vom Papst bisweilen untaugliche
Richter bestellt wurden, so haben die Bischöfe auf den Provinzial-
oder Diözesansynoden mindestens je vier mit den entsprechenden
Eigenschaften^ ausgerüstete Männer, judices synodales, zu bezeichnen
und deren Namen dem Papste bekannt zu geben, der an sie in der
Weise gebunden sein soll, daß die Delegation eines andern der Gültig-
keit ermangle '^. Seitdem jedoch diese Synoden nicht mehr regelmäßig
gehalten werden, ist dem Bischof gestattet, diese Bestellung unter
dem Beirat des Kapitels vorzunehmen: judices prosynodales s. Tat-
' C. 7 59, X de appellat. II, 28.
2 C. 28, X de lescript. I, 3. C. 11 in VP° de rescript. I, 3.
' Werminghoff, Gesch. d. Kverfassung I 391. D e r s. , Verfassungs-
gschte« 106.
* Martini V. pap. et Germ. nat. concordata, c. 4. Harduin, Acta conc.
VIII 891.
^ Sess. XXXI, c. 1. Harduin a. a. 0. VIII 1245.
6 C. 11 in Vr« de rescript. I, 3. C. 2 in Clem. de rescript. I, 3.
' Sess. XXIV de ref. c. 20. Sess. XXV de ref. c. 10.
» Bened. XIV., „Quamvis paternae" v. 26. Aug. 1741. Pfaff-Sproll, Ge-
setzeskunde I 50.
21*
324 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap.: D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
sächlich jedoch stellt der Apostolische Stuhl seinen Stellvertreter wieder
selbständig auf. So werden in Deutschland solche Delegationen meist
auf zehn Jahre an Erzbischöfe und Bischöfe erteilt ^
Das ist um so notwendiger, da einzelne Staaten, z. B. Württemberg, be-
stimmte kirchliche Gerichtssachen, wie Disziplinarstraf- und Ehesachen, auch
im Instanzenzug nicht vor ein au&erdeutsches kirchliches Gericht ziehen
lassen -.
§ 171.
Der streitige Prozeß.
Decr. Grat. C. II — VI. D. verschied, einschläg. Titel d. Dekretalenrechts sind
gehörigen Orts notiert.
Lit. § 169 170. Weit.: Aeg. Rambeck, Bivium fori contentiosi , Augsb.
1647. A. Soll, De judiciis causarum civilium etc., Dill. 1720. Felsecker, Disser-
tatio cont. brevissim. delineatiouem eorum, quae per decretales in processu Roma-
normn civili mutata novaque introducta sunt, 1808. — H. Rothe, Historia exceptio-
num litis ingress. imped. ex jm". canon. descripta, 1858. F. Goecke, De exceptione
spolii, 1858. J. Feßler, D. kanon. Prozeß n. s. positiv. Grundlagen u. s. ältest.
bistor. Entwickl. i. d. vorjustinian. Periode, 1860. A. Teich mann, De litis con-
testatione jur. canon. indole, 1867. K. Groß, D. Beweistheorie i. kan. Prozeß i
(1867) 7 ff. H. Müchel, Üb. d. Litiskontestat. i. kanon. Zivilprozeß, 1868. Ders.,
D. Verfahren b. z. Litiskontestat. i. ordentl. kanon. Zivilprozeß, 1870. E. Hupertz.
Quaestiones histor. de litis contest. jur. canon. indole et natura, 1870. München,
D. kan. Gerichtsverfahren usw. 2 I (1874) 82 ff 203 ff". L. Ober, D. Rezeption d.
kan. Zivilprozeßformen u. d. Schriftlichkeitsprinzipes i. geistl. Gericht z. Straß-
burg (A. f. k. KR. XC [1910] 599 ff; [a. sep.]). Heiner, D. kirchl. Zivilprozeß
43 ff. Weit. Lit. unt. je a. a. einschlägigen Ort.
Anfänglich war das Verfahren im streitigen Prozeß äußerst einfach.
Der Bischof entschied unter dem Beirat des Presbyteriums ohne bestimmte
Formen und Normen. Hernach nahm die Kirche römische und germanische
Elemente in ihr streitiges Prozeßverfahren auf. Seit dem 12. Jahrhundert
aber hat sie ihren streitigen Prozeß selbständig ausgestaltet, und zwar ver-
' So ist f. München Bamberg, f. Bamberg München, f. Rottenburg Augsburg.
f. Freiburg Köln d. dritte Instanz. Vogt, Sammlung 256^. R i ch ter-Do v e-
Kahl, KR. 764 'V Silbernagl, KR.* 891 ^ A. f. k. KR. LXXXIV (1904) 584 ff.
Friedberg, KR.' 310 f. — Üb. Vorschläge a. d. Vatic. vgl. Lämmer, Z. Kodif.
d. kan. Rs 119.
» Ges. V. m. Jan. 1862, Art. 10. Vogt a. a. 0. 256. Golther, D. St. u.
d. kath. K. i. Württ. 816 f. Gaupp-Göz, D. Staatsr. d. Königr. Württ. » 420.
Fleiner, Staatsrechtl. Gesetze Württ. 487 f. Th. K. Hartleben, t'b. d. Recht
d. Papstes, d. deutsch. Synodalrichter d. dritt. Instanz f. jede geistl. Sache z. be-
vollmächtigen, 1^05. Hinschi US, KR. VI 1. 255 f. D. v. H i n s c h i us a. a. 0.
Vi 1, 256' angegeb. Zweck dies. Maßregel — d. Möglichkeit d. Kinmischuug d.
.Staates — ist illusorisch.
§ 171. Der streitige Prozeß. 325
hältnismäßig so vollkommen, daß der moderne Zivilprozeß in vielen Stücken
danach ausgebildet wurde.
I. Der Prozefs im allgemeinen. Unter einem Prozeß (processus)
versteht man das gesetzmäßige Verfahren, nach welchem eine Rechtssache
(causa) vor Gericht verhandelt und entschieden wird.
Die Parteien sind der Kläger (actor) und der Beklagte (reus). Der Kläger
muß prozeßfähig ^ und prozeßherechtigt sein. In letzterer Hinsicht muß er
beweisen, daß ihm ein wirklicher Anspruch auf die betreffende Sache zusteht
(Aktivlegitimation), und zwar gegen die Person, gegen w-elche er denselben
verfolgt (Passivlegitimation). Nicht prozeßfähig sind die Minderjährigen und
Geisteskranken. Diese müssen durch einen Tutor oder Kurator vertreten
werden -. Die Religiösen bedürfen, um vor Gericht auftreten zu können, der
Erlaubnis des Obern ^. Prozeßunfähig sind auch die namentlich Exkommuni-
zierten *, Häretiker, Apostaten, Juden und Infame '\
Die Prozesse werden eingeteilt in ordentliche (pr. Ordinarius, sollemnis)
und in summarische (pr. extraordinarius, summarius, oeconomicus), je nach-
dem alle gesetzlichen Förmlichkeiten oder nur die absolut notwendigen ein-
gehalten werden.
Als Hauptgrundsätze gelten die Schriftlichkeit des Verfahrens und die
sogenannte Verhandlungsmaxime. Xach dem ersteren Prinzip sind alle
wesentlichen Akte schriftlich zu formulieren ^ Xach dem letzteren sind
die Parteien berechtigt, alles vorzubringen, was sie zur Geltendmachung
ihres Rechts oder zur Abwehr des Angriffs auf dasselbe für nötig halten.
Der Richter hat nur das formale Recht zu wahren und zu applizieren :
Prozeßleitung. Der Prozeß verläuft in drei Etappen: Vernehmung der
Parteien oder Schriftenwechsel ; Beweis- oder Hauptverfahren : Urteil samt
Vollzug.
II. Der ordentliche streitige Prozeß, a) Der Prozeß oder die
Klage (actio) beginnt mit der Einreichung der Klageschrift (libellus) beim
^ C. 1, X de aceusat. V, 1.
2 C. 14 (1. 3, D. XLVIII, t. 2), C. II, q. 1. Doch können Minderjährige i. Ehe-,
Pfründen- u. Patronatssachen selbständig auftreten, wenn s. d. Pubertät erreicht
haben. C. 3 in VF» de judic. II, 1. Vgl. Bd I, S. 361 370; ob. S. 101 148 f.
3 C. 12 (Syn. v. Chalced. a. 451, c. 4), C. XVI, q. 1. Doch können d. Reh-
giosen f. s. selbst Prozesse geg. d. Orden führen od. f. denselben, wenn d. Obere
verhindert ist. Nonnen sollen nicht v. Gericht erscheinen, sondern s. d. e. Pro-
kurator vertreten lassen. — D. Abt — wie überhaupt d. Vorstände v. Korpora-
tionen — bedürfen i. wichtigen Sachen z. Prozeßführung d. Zustimmung d. Ge-
meinschaft.
* C. 12, X de except. II, 25. Dageg. müssen sie als Beklagte erscheinen. C. 7,
X de judic. II, 1. Doch kann e. Exkomni. klagen, wenn er d. Nichtigkeit seiner
Strafe dartun will, wo es s. u. Gewissens- u. Ehesachen handelt.
^ C. 25 (Pseudo-Gaius), C. II, q. 7. C. 11, X de liaeret. V, 7. C. 14 (1. S,
D. XLVIII, t. 2), C. II, q. 1.
« 0. 11, X de probat. II, 19.
326 i^ • Buch. D. Verwalt. d Kirche. 3.. Abschn. 2. Kap : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
Gericht '. Diese muß den rechtlichen und faktischen Klagegrund (funda-
mentum, demonstratio) und das Klagebegehren (petitum, intentio) - enthalten.
Wenn die Klage den materiellen und formellen Anforderungen entspricht \
so erfolgt die Ladung (citatio) * des Beklagten des Inhalts, sich innerhalb
einer bestimmten Frist über Berechtigung oder Nichtberechtigung der Klage
auszusprechen. Die Ladung begründet die Litispendenz \ Die Antwort des
Beklagten, dahingehend, daß er die Klage bestreite und sich auf die pro-
zessuale Entscheidung einlasse, bildet die Streiteinlassung oder Streitbefestigung
(litis contestatio) ^. Die Litiskontestation hat die Wirkung, daß der Kläger
seine Klage nicht mehr ändern, sondern nur auf sie verzichten kann "'. Jetzt
haben die Parteien etwa auch den sogenannten Kalumnieneid zu leisten ^.
Bei der Streiteinlassung hat der Beklagte näherhin anzugeben, was er an
der Klage bejahe oder bestreite, und seine etwaigen Einreden (exceptiones) '^
geltend zu machen, auf welche hin er die Abweisung der Klage beantrage.
Er kann auch eine Gegen- oder Widerklage (reconventio) erheben ^^ Auf
die Replik des Klägers kann eine Duplik seitens des Beklagten und dieser
wieder eine Triplik von Seiten des Klägers folgen. So ergeben sich nach
' X de libelli oblat. II, 3. D. Klagen sind entw. dingliche (actio in rem) od.
persönliche (actio in personam). D. dinglichen selbst sind entw. possessorische
(X de causa possess. 11, 12; Const. Clem. II, 3) od. Spolienklagen (C. II, q. 2;
C. III, q. 1 ; X de restitut. spoliat. II, 13: Lib. sext. 11, 5) od. vindikatorische od.
petitorische.
^ D, Petitum kann a. z. weit gehen, u. zwar: re, tempore, loco, causa. X de
plus petit. II, 11.
^ Dies ist namentl. nicht d. Fall b. eingetr. Verjährung. Üb. Verjährungsfristen
Bd I, S. 113f 290 314 363 f 366 481. Vgl. Hergenröther-Holl weck, KR.
515, unt. Bezugnahme a. d. BGB.
* D. Zitation ist entw. e. dreimalige dilatorische od. e. einmalige peremtorische.
D. nicht Erscheinende ist contumax.
^ X ut lite pend. nil innov. II, 16. Lib. sext. II. 8. Const. Clem. II, 5. D.
Litispendenz verhindert jede weitere Veränderung i. d. strittigen Sache, z. B. d.
Eintreten d. Verjährung.
^ X de litis contest. II, 5. Lib. sext. II , 3. X ut lite non contest. non
proced. etc. II, 6.
■^ Üb. d. Wirkungen d. Litiskontestation: München, D. kau. Gerichtsverfahren
usw. 2 1 248 ff 257 f: He r ge n r ö t h er- H o 11 we c k , KK. 517f; Heiner, KR.
II« 25.
^ X de juram. calumn. II, 7. Lib. sext. II. 4. D. Parteien schwören, a. d.
(rerechtigkeit ilir. Sache z. glauben, wissentl. nichts Falsches vorbringen u. d.
Prozeß nicht unnötig i. d. Länge ziehen z. wollen. Immer findet d. Kalumnieneid
statt i. Boatifikations- u. KanonisationsprozeL'..
» X de except. II, 25. Lib. sext. II. 12. Const. Clem. II, 10. Dieselben sind
entw. streit verzögernde (exe. dihitoriae) od. streitvernichtonde (exe. peremtoriae).
Z. letzteren gehört d. except. rei judicatao. rei transactae u. rei linitae.
'" X de mut petit. II, 4.
§ 171. Der streitige Prozeß. 327
und nach eine Reihe von bestrittenen und daher zu beweisenden Tatsachen
(articuli probatorii)^
b) Daher beginnt jetzt das Haupt- oder Beweisverfahren. Hierbei sind
von vornherein auszuscheiden Tatsachen, die rechtlich gewiß sind durch
gerichtliches Geständnis (confessio) ^, oder die an sich notorisch sind ^, oder
für welche eine Rechtsvermutung * vorliegt. Alle andern Positionen aber be-
dürfen des Beweises ^ Die hierbei entwickelte Tätigkeit heißt Beweisführung.
Das Material, aus welchem die Beweise genommen werden, sind die Beweis-
mittel^. Der Kläger hat die Pflicht der Beweisantretung, indem er dem
Richter zunächst die Beweismittel für den vom Richter fixierten Beweissatz
(thema probandum) angibt. Der Richter teilt diese der Gegenpartei mit und
setzt zur Lieferung des Beweises einen Termin an. Hier legt der Erst-
beweispflichtige sein Beweismaterial für den Hauptbeweis dem Richter vor
(Beweisproduktion), das dieser aufnimmt (Beweisaufnahme). Nach erfolgter
Beweisaufnahme kann der Gegner das Resultat durch Gegenbeweis auch in
einer Impugnationsschrift bekämpfen, w^orauf die erste Partei in einer
Salvationsschrift usw. antworten kann. Ist der ganze Beweisstoff erschöpft,
so findet Schluß des Verfahrens statt durch Aktenschlußdekret (conlusio in
causa) und Rotulierung der Akten, d. h. Sammlung der aufgelaufenen Partei-
schriften und Protokolle. Doch könnte neues Beweismaterial immer noch
aufgenommen werden.
Wenn eine der Parteien trotz peremtorischer richterlicher Aufforderung
ihre Einreden oder Beweise nicht oder nicht rechtzeitig vorbringt, so zieht
diese contumacia die Ausschließung der nicht oder nicht rechtzeitig vor-
gebrachten Einreden und die Fortführung des Prozesses auf Grund der ein-
seitigen Beweisführung nach sich. Auf der dolosen contumacia, d. h. der
gänzlichen Verweigerung der Einlassung, steht die Strafe des fingierten Ge-
' Es wird s. selten schon i. d. erst. Etappe f. d. Richter solche Klarheit üb. d.
Tatbestand ergeben , daß Aktenschluß (conclusio in causa) u. Endurteil (sententia
definitiva) erfolgen kann, vielmehr wird hier i. d. Regel nur d. Interlokut (sent.
interlocutoria), daß d. Beweisführung nunmehr anzutreten sei, erfolgen können.
2 X de confess. II, 18. Lib. sext. II, 9. D. Geständnis kann sein e. gerichtl.
u. außergerichtl. (conf. judicialis, extrajudic), e. unumwundenes od. e. eingeschränktes
(conf. pura, qualificata). Nur d. gerichtl., unurawund. Geständnis, persönlich v. d.
kompet. Richter u. d. Gegenpartei abgelegt, macht res judicata. C. 4, X de judic,
II, 1. C. S, X de confess. II, 18.
3 C. 8, X de cohab. der. et mul. HI, 2. D. Notorietät ist entwed. e. tatsächl.
(not. facti) od. e. gerichtl. (not. juris). D. Dziatzko, Doctrina jur. canon. de
notorio, 1872. Ders. , D. Notorietät i. kan. Beweisverfahren (A. f. k. KR. XL VIII
[1882] 225 ff). F. X. Heiner, Urteile i. notorio (Ebd. XC [1910] 700 f).
^ X de praesumt. II , 23. D. praes. ist entw. pr. hominis s. judicis od. pr.
juris. Letztere ist e. v. objekt. Rechte aufgestellte u. bewirkt d. rechtl. Gewißheit
e. Tatsache. Sie zerfällt selbst wieder i. d. pr, juris (tantum) u. i. d. pr. juris et
de jure. Erstere läßt noch e. Gegenbeweis z., letztere nicht.
^ X de probat. II, 19. Const. Clem. II, 7. <^ Darüb. § 173.
328 I^'- t^ucli- ^- Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kiichl. Gerichtsbarkeit.
ständnisses und auch auf der kulposen, wenn eine peremtorische Nachladung
vorausgegangen, die contumacia von der Gegenpartei angeschuldigt und durch
Interlokut oder Zwischenurteil gerichtlich erklärt ist. Der wegen Litisdesertion
Verurteilte ist von der Appellation ausgeschlossen, nicht aber von der resti-
tutio in integrum '.
c) Nach Abschluß des Beweisverfahrens erfolgt der Entscheid oder das
Endurteil (sententia definitiva) und der Vollzug desselben -. Das Urteil hat
innerhalb zweier Jahre, vom Tage der Litiskontestation an gerechnet, zu er-
folgen, andernfalls steht den Parteien das Recht der Appellation an den
höheren Richter zu ^ Es muß gerecht, bestimmt und sachgemäß sein. Formell
ist es schriftlich abzufassen, vom Richter in Gegenwart der geladenen Par-
teien oder ihrer Vertreter zu verlesen und sodann den Parteien in Abschrift
binnen Monatsfrist mitzuteilen *. In nichtappellabeln Sachen wird das Urteil
sofort, in den andern erst nach Ablauf der Berufungsfrist von zehn Tagen
rechtskräftig oder zur res judicata '". Nach erlangter Rechtskraft ist das
Urteil durch den ordentlichen Richter vollstreckbar und kann mit Anwendung
von kirchlichen Zwangsmitteln, eventuell mit Unterstützung des brachium
saeculare ^ exekutiert werden. Gegen Überschreitungen in der Exekution
steht Appellation zu '.
III. Der summarische streitige Prozeß. Das summarische
Prozeßverfahren wurde von den Päpsten schon seit Ende des 12. Jahr-
hunderts, namentlich seit Alexander IIL, vorbereitet, durch Klemens V. aber
definitiv festgestellt ^ Dasselbe ist gestattet bef Ehestreitigkeiten, bei Streitig-
keiten über die Besetzung kirchlicher Ämter, über den Zehnten, zwischen
Ordens- und Weltklerus betreffs ihrer Jurisdiktion und schließlich bei den
meisten strittigen Rechtssachen. Das summarische Verfahren besteht in
möglichster Beschleunigung des Prozesses, jedoch so, daß alles Wesentliche
in der Hauptsache beibehalten wird, also die Vernehmung der Parteien, das
Beweisverfahren und das Urteil. Dagegen kann statt der Klageschrift die
Klage mündlich zu Protokoll gegeben und können überhaupt statt der schrift-
^ X de dolo et contum. II, 14. Lib. sext, II, 6. Const. Clem. II, 14. Extrav.
comm. II, 3. X de eo, qui mitt. in possess. II, 15. Lib. sext. II, 7. München,
D. kan. Gerichtsverfahren usw. ^ I 225 ff 320 ff.
2 X de sent. et rc judic. II, 27. Lib. sext. II, 14. Const. Clem. II, 11.
3 Vgl. ob. S. 323.
* C 1 in VP° de sent. excomni. V, 11. N. d. heutig. Praxis erfolgt d. Publi-
kation meist nicht unmittelbar v. d. Richter a. d. Parteien, sondern d. d. v. Gericht
beauftragte Dekanat od. Pfarramt. A. werden i. d. Regel d. Entscheidungsgründe
beigefügt.
^ Daß ab. Ehesachen ni(; i. rem judicatam übergehen, vgl. ob. 8. 223.
« Ob. S. 318.
' C. 5, X de sent. et re judic. II, 27. D. Kosten bezahlt i. d. Regel d. Unter-
legene. Heiner, D. kirchl. Zivilprozeß 122 f.
•* C. 2 in Clem. de judic. II, 1. C. 2 in Clom. de V. S. V, 11. C. un. Extrav.
comm. de judic. II, 1.
§ 172. Der Strafprozeß. 329
liehen Vorträge der Parteien mündliche zu Protokoll genommen werden. An
Stelle der formellen Litiskontestation kann einfache Streiteinlassung, d. h,
entsprechende Erklärung auf die hierauf gehende Frage des Richters treten.
Die Fristen und Termine sollen abgekürzt, das Beweismaterial womöglich
auf einmal, namentlich durch entsprechende Fragen des Richters und Aus-
schluß überflüssiger Zeugen, beigeschafft werden. Aber nichtsdestoweniger
muß die Verhandlungsmaxime oberster Gesichtspunkt bleiben, so daß die
Parteien sich voll erklären und verteidigen können, wie auch durch schrift-
liche Aufzeichnung der mündlichen Parteivorträge das schriftliche Verfahren
vollständig einzuhalten ist '.
§ 172.
Der Strafprozeß.
Decr. Grat. C. II — VI. Decr. Greg. IX. 1. V, t. 1 de accusat., inquisit. et de-
nuntiat. ; t. 2 de calumniat. ; t. 22 de collus. deteg. ; t. 34 de purgat. canon. ; t. 35
de purgat. civili. Lib. sext. V, 1. Andere Titel sind gehörigen Orts notiert.
Lit. § 169 170. Weit.: J. B. Diaz de Lugo, Practica criminal. canon., Lugd.
1554. A.Villa gut, Practica canon. criminal., Bergam. 1585. I. L. de Salsedo,
Practica criminal. canon., Antv. 1593. L. de Mi ran da, Liber ord. judic. et de
modo proced. in caus. criminal., Salmant. 1601. — F. A. Biener, Beiträge z. Gesch.
d. Inquisitionsproz. u. d. Geschworenengerichte, 1827. K. Hildenbrand, D.
purgatio canon. u. vulgaris, 1841. W. H. Puchta, D. Inquisitionsproz., 1844.
\V. Molitor, Üb. kan. Gerichtsverfahren geg. Kleriker, 1856. Ders. , Üb. d.
strafrechtl. Procedere b. d. bischofl. Offizialaten (A. f. k. KR. V [1860] 344 ff i.
J. P. Marx, De denuntiat. jur. canon., 1859. J. Feßler, D. kan. Proz. usw.;
vgl. ob. S. 824. K. A. H. Kellner, D. Büß- u. Strafverfahr, geg. Kleriker usw.;
vgl. ob. S. 311. K. Groß, D. Beweistheorie i. kan. Proz. I (1867) 7 ff . München,
D. kan. Gerichtsverfahren usw2. I (1874) 363 ff. E. Katz, Grundriß d. kan.
Strafrechts, 1881. F. Droste, Kirchl. Disziplinar- u. Kriminalverfahr, geg. Geist-
liche, 1882. P. Pierantonelli, Praxis fori ecclesiast. ad praesent. eccles.
condic. accommodata, 1883. Hinschius, KR. IV (1888) 758 ff 770ff 839 ff; V
(1895) 337 ff; VI 1 (1897), 65 ff. G. Per i es, La procedure canon. moderne dans
les causes disciplinaires et criminelles, 1898. F. Ehr mann, D. kan. Proz. u. d.
Collectio Dacheriana (A. f. k. KR. LXXVII [1897] 260 ff). R. Schmidt, D.
Herkunft d. Inquisitionsproz (Festschrift d. Univ. Freib. z. fünfzigjähr. Regierungsjub.
d. Großherzogs), 1902. H. Mariotte, Le principe inquisitoire. Ses origines, sa
nature, son evolution dans le droit fran9ais, 1902. Gennari (Kard.), Sulla priva-
zione del beneficio ecclesiastico e sul processo criminale dei chierici ^, 1905, H. U.
Kantorowicz, Albertus Gandinus u. d. Strafrecht d. Scholastik, 1907. F. Zech-
bauer, Üb. Herkunft u. Wesen d. sizil. Inquisitionsverfahrens, 1908. F. Boriero,
Manuale teoretico-practico per processo canonico criminale e disciplinare, 1909.
Heiner, D. kirchl. Strafprozeß 34 ff. Weit. Lit. unt. einschläg. Orts.
* Üb. Anträge a. d. Vatic. : Lämmer, Z. Kodif. d. kan. Rs 129. — Anders
ist d. streitige Prozeßverfahren i. Ehesachen; vgl. ob. S. 153 ff 220 ff 226 ff 231 ff.
— Wieder anders ist d. Verfahren v. d. röm. Kongregationen; vgl. Bangen, D.
röm. Kurie 10 ff. Congr. Ep. et Reg. 20. Juli 1900. Bd I, S. 415 ff.
330 IV. Bucli. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap.: D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
I. Der ordentliche Strafprozeß ^ 1. a) Die Form des kirchlichen
Strafprozesses war ursprünglich eine sehr einfache. Nach erfolgter Anklage
hörte der Bischof samt Presbyterium den Ankläger, den Beschuldigten und
die Zeugen und sprach nach Befund die Strafe aus ^. Gefordert Avar aber,
daß wer seinen Mitbruder beim Bischof anzeigen wollte, ihn zuvor unter
vier Augen , dann in Gegenwart von Zeugen gemahnt hatte und erst, wenn
das vergeblich war, die Anzeige machte (denuntiatio evangelica) ^. Bei
notorischen Sündern jedoch mußte der Bischof mit oder ohne vorhergehende
Mahnung von Amts wegen einschreiten *. Bei geheimen Vergehen war das
Verfahren des Bischofs ein geheimes '". Bei Hartnäckigkeit wurde der Schuldige
aus der Kirche ausgeschlossen; andernfalls übernahm er die Kirchenbuße.
b) Seit dem 4. Jahrhundert rezipierte die Kirche den weltlichen römischen
Anklageprozeß ^. Danach reicht der Kläger, der eine geeignete Persönlichkeit
sein muß \ die Anklageschrift (libellus accusatorius) ein, bekennt, den Straf-
antrag gestellt zu haben (libellus inscriptionis), und macht sich verbindlich,
die Anklage beweisen, andernfalls die auf das betreffende Verbrechen ge-
setzlich statuierte Strafe (poena talionis) auf sich nehmen zu wollen ^.
c) Unter dem Einfluß des germanischen Rechts entstand ein neues
Prozeßverfahren, die purgatio canonica. War der Angeklagte, namentlich
der angeklagte Geistliche, zwar nicht überführt worden, aber verdächtig ge-
blieben, so mußte er sich durch einen Eid von dem auf ihm ruhenden Ver-
dachte reinigen. In der karolingischen Zeit hatte der Angeklagte das Recht,
sich durch einen mit Eideshelfern geschworenen Eid von der Anklage oder
dem Verdachte zu befreien. Konnte der Eid aber mit Eideshelfern nicht
geschworen werden, so galt die Schuld für bewiesen. Hernach kombinierte
man das römisch -rechtliche Anklage- und das germanische Reinigungs-
verfahren in der Weise, daß bei Erbringung des Schuldbeweises durch den
Ankläger die Verurteilung des Angeklagten ohne Reinigungseid erfolgte,
daß aber bei nicht voll geführtem Schuldbeweis der Angeklagte berechtigt
und verpflichtet war, den Reinigungseid mit Eideshelfern zu schwören. Seit
dem Ende des 11. Jahrhunderts war der Reinigungseid mit den Eideshelfern
' Z. Allgem. üb. d. Prozefs ob. S. 325.
2 Tertull. , Apolog. c. 39. Constit. Apost. 1. II, c. 46 ff.
3 Mt 18, 15 ft". C. 18 19 (August.), C. II, q. 1. H. Schmidt, Do denuntia-
tiono cvangelica, Giss. 1673. Ch. F. .Jan, Tractatus jur.-theol.-pract. de denuntiat.
evangel., Wittenb. 1673. J. V. B ech man n , Dissertatio jur.-canon. ad c. Novit .. .,
cuiiis occasione denuntiat. evangel. exarainatur etc., Jen. 1674.
* C. 15 (Ambr.?), C. II, q. 1.
* C. 19 (August, ca a. 400), C. II, q. 1.
« C. 1 (Syn. Carthag. 111 a. 391, c. 7), C. IV, q. 5. C. 7 (Greg. I. a. 603),
C. II, q. 1. Namentl. bemühte s. Pse u d o i s i dor u. Einführung d. Akkusations-
veifalirens. C. 4, C. 11, q. 1. C. 5, C. II, q. 3. C. 5, C. III, q. 6.
^ Vgl. Ol). 8. 325. C. 1 10 13 19 20, X de accusat. V, 1.
» C. 14 21 24, X de accusat. V, 1. Üb. d. poena talionis: C. V, q. 6: C. 14,
X de accusat. V, 1 ; C. 5, X de pro( iiiat. I, 38.
§ 172. Der Strafprozeß. 331
ein gemeinrechtliches Institut geworden, das als purgatio canonica ^ der im ger-
manischen Rechte üblichen, von der Kirche aber ungern gesehenen Reinigung
durch Zweikampfund Gottesurteil (Ordale),derpurgatio vulgaris, gegenüberstand-.
2. Den ganzen mangelhaften Strafprozeß reformierte Innozenz III. Neben das
bisherige Verfahren per accusationem und das Einschreiten im Falle der Noto-
rietät'trat jetzt noch das Verfahren per inquisitionem und per denuntiationem *.
> C. 5 (Greg. II. a. 726) 6 7 8 9 (Greg. 1. a. 592-602), C. II, q. 5. C. 12
(Syn. V. Mainz a. 851, c. 8) 16 (Capit. Hincm. a. 852, c. 22), C. II, q. 5. H. Hahn,
De purgat. canon. et civili, Heimst. 1658. J. F. Böckelmann, Dissertatio de
purg. canon. et vulgari, Heidelb. 1667. Neb. d. ob. gen., grundleg. Schrift v.
K. Hildenbrand seien weit, angef. : Gemeiner, Üb. d. Eideshilfe u. d. Eides-
helfer, 1849. G. L. Strippelman, D. Gerichtseid, 8. Abt. (1857) 202 ff. H. Brun-
ner, Zeugen- u. Inquisitionseid d. karol. Zeit, 1866. Löning, Gesch. d. deutsch.
KRs II 499 ff. E. Beaudouin, Remarques sur la preuve par le serment du defen-
deur dans le droit francais (Annales de l'Universite de Grenoble VIII [1896] 407 ffj.
A. Esmein, Le serment des inculpes en droit canon. Etudes de crit. et d'bist.
(Bibl. de l'Ecole d. haut. Etud. Scienc. relig. VII [1896] 231 ff). Schröder,
Lehrb. d. deutsch. Rsgschte (1907)' 84 ff 369 ff 785.
2 Üb. d. Ordalien: G. Phillips, Ordalien b. d. Germanen, 1847. F. Dahn,
Studien z. Gesch. d. germ. Gottesurteile, 1857. F. Pfalz, D. german. Ordalien,
1866. B. Hilse, D. Gottesurteil d. Abendmahlsprobe, 1867. Patetta, Le or-
dalie, 1890. Ch. de Smedt, Les origines du duel judiciaire (Etudes relig. LXIII
[1893] 337 ff). Ders., Le duel judiciaire et l'Eglise (Ebd. LXIV [1895] 49 ff).
H. Nostitz-Rieneck, Hat Papst Eugen IL d. Kaltwasserprobe bestätigt? (Z. f.
k. TheoL XX [1896] 710 ff ). Ebd. 719 ff gute Bemerkungen v. E. Michael üb.
Duell u. Ordalien. Ders., Gesch. d. deutsch. Volkes v. 13. Jhdt b. z. Ausgang
d. MAs^ I (1897) 320 f. M. Hof mann, D. Stellung d. Kirche z. Zweikampf b.
z. Trienter Konzil \Z f. k. Theol. XXII [1898] 455 ff). Vgl. a. Stimmen a. M.-L.
1896, II 569 ff. A. Esmein, Les ordalies dans l'Eglise gallicane au IX® siecle,
1898. Matthias, Beiträge z. Erklärung d. germ. Gottesurteile, 1900. A. Saplay-
r oll es, Recherches sur le duel judiciaire et la doctrine ecclesiastique , 1902.
L. Jordan, D. fränk. Gottesgericht (A. f. Kulturgschte VI [1908] 265 ff). E. Va-
candard, L'Eglise et les ordalies (Etudes de crit, et d'hist. relig. I* [1909] 189ff).
A. Franz, D. kircM. Benediktionen (1909) II 307 ff. J. Melzer, D. Gottes-
urteile u. d, Stellung d. Christentums z. ihnen, 1910. R. Köstler, D. Anteil d.
Christentums a. d. Ordalien (Z. d. Savigny-Stiftung f. Rsgschte, Kanonist. Abt. II
[1912] 208 ff). Hauck, Kgschte Deutschi. 11^ (1912) 767 ff. Schröder a. a. 0.
88 f 376 ff 793 L
» C. 23, X de elect. I, 6. C. 3, X de test. cogend. II, 21. C. 21, X de jurejur.
II, 24. C. 8 10, X de cohab. der. et mul. III, 2. D. Verfahren per notorietatem
kann nicht als e. besonderes neb. d. drei andern (per accusat., inquisit., denuntiat.)
gestellt werden. D. Notorietät überhebt nur d. Beweises. — Ebensowenig ist d.
Verfahren per exceptionem e. besonderes. E. solche exceptio besteht dar. , daß
jemand d. Ankläger od. d. Bewerber u. d. Ordination od. u. e, Kirchenamt d. Einwand
e, begangenen Verbrechens entgegenstellt. C. 2, § 1 , X de ordine cognit. II, 9.
C. 1, X de except. II, 25. C. 16 23, X de accusat. V, 1.
* C. 16 21 24, X de accusat. V, 1. C. 31, X de simon. V, 3. E. mehr
summarisches Verfahren a. Grund v. Denunziation gab es schon längst. Daß
332 IV. Buch. D. Verwalt. il. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kiichl. Gerichtsbarkeit.
(1) Das Inquisitionsverfahren soll von Amts wegen eintreten auf Grund
einer clamosa insinuatio, d. h. von sich wiederholenden Anzeigen gegen einen
Geistlichen, oder auf Grund einer publica fama von einem Vergehen irgend
einer Person. Vor allem hat hier der kirchliche Obere zu entscheiden, ob
eine genügend begründete diffamatio vorliege : inquisitio generalis oder
famae K Ist dies der Fall , so wird der Beschuldigte vorgeladen, die An-
gelegenheit untersucht (inquisitio specialis) und dem Angeklagten Gelegen-
heit zur Verteidigung gegeben-. Bleibt Schuld oder Unschuld unentschieden,
so kann dem Beschuldigten der Reinigungseid auferlegt werden '. Wird der-
selbe verweigert, so gilt der Inquisit für überführt. Doch darf dann nicht
auf die strengste Strafe erkannt werden, sondern auf eine mildere, so z. B.
beim Kleriker auf depositio statt auf degradatio *.
e) Bei dem Verfahren per denuntiationem hat zunächst entsprechend
Mt 18, 15 ff die correctio charitativa voranzugehen. Ist diese von Erfolg,
so unterbleibt die Anzeige beim Obern (denuntiatio judicialis). Mehr noch
als beim Inquisitionsverfahren ist es hier nur auf Besserung, nicht auf Be-
strafung im strengen Sinne abgesehen. Daher trifft den Überführten nicht
die Strafe des Gesetzes, sondern nur die Anwendung eines Zuchtmittels.
Mißlingt der Beweis vollständig, so soll den Angeber die Strafe des Ka-
lumnianten treffen ^
o. Die Gesetzgebung der folgenden Jahrhunderte ließ die drei angeführten
Formen des Strafprozesses unverändert fortbestehen. Noch das Tridentinum
führt sie sämtlich auf*. Tatsächlich aber vollzog sich eine Änderung durch
den Gerichtsgebrauch. Zunächst verschwand der Anklageprozeß als unnötig,
übrigens d. K. hier Vorgängen i. staatl. Recht folgte, vgl. A. f. k. KR. LXXXIV
(1904) 552 ff.
» C. 19 21 24, X de accusat. V, 1.
^ C. 24, X de accusat. V, 1. D. Inquirierenden sind d. Inquisitionspuukte, d.
Urkunden, Zeugenaussagen u. Zeugen bekannt z. geben. E. Ausnahme v. letzterem
findet b. d. inquisitio haereticae pravitatis statt, Avenn dad. d. Zeugen i. Gefahr
kämen. C. 20 in Yi'" de haeret. V, 2.
3 C. 19, X de accusat. V, 1. C. 10 12, X de purgat. canon. V, 34. B. dem d.
Häresie Verdächtigen findet i. dies. Falle Abschwörung statt. C 8 in VI'"* de haeret.
V, 2. A. Jordan sky, De haeresi abjuranda quid statuat eccl. cath., 1822. E.
weit. Eigentümlichkeit d. process. inquis. haeret. pravit. war d. Anwendung tl.
Tortur. R. Quanter, D. Tortur i. d. deutsch. Rechtspflege, 1900. F. Holbiug,
D. Folter. Gesch. d. Folter i. Kriminalverfahren aller Völker u. Zeiten'*, 1913.
Hinschius, KR. V 481 ff; VI 1, 346 ff 371 ff. Heiner, D. kirchl. Strafprozeß
154 ff. Weit. Lit. üb. d. Inquisitionsprozeß weg. Häresie § 17 u. 181.
♦ C. 21, X de accusat. V, 1. C. 30 o2, X de simou. V, 3. I. diesem Sinne
bezeichnete Innoz. III. d. Verfahren per inquisitionem als quaestio civilis^ i. Gegen-
satz z. quaestio criminalis d. Akkusation. C. 32 cit.
' C. 14 16 21 24, X de accusat. V, 1. C. 31, X de sinion. V, 3. C. 2, X de
calumniat. V, 2. A. hier gab es e. Rcinigungseid.
« Sess. XIII do ref. c. 6.
§ 172. Der Strafprozeß. 333
nachdem man seit dem 15. Jahrhundert angefangen hatte, durch den pro-
motor oder procurator fiscalis nach etwa begangenen Vergehen forschen
und bei dem Gerichte anzeigen zu lassen ^ Aus dem gleichen Grunde hörte
das nunmehr auch überflüssige Denunziationsverfahren auf. Im Inquisitions-
verfahren aber, das allein noch blieb, vollzogen sich ebenfalls durch das
Institut des promotor fiscalis bedingte Veränderungen. So fiel die insinuatio
clamosa oder die infamia als wesentliche Vorbedingung und die ganze pur-
gatio canonica, d. h. der Reinigungseid mit den Eideshelfern, heraus. In
Wirklichkeit war dann das Inquisitionsverfahren, da von Rom keine all-
gemeine Neuregelung erfolgte, sehr verschieden ^. Schließlich konnte man
bei den seit der Säkularisation mangelnden Organen und Mitteln an den
Ordinariaten ein vollständiges Inquisitionsverfahren gar nicht mehr durch-
führen, sondern nur noch das Wesentliche daraus beibehalten.
Daher hat der Apostolische Stuhl, entsprechend den Wünschen der Bi-
schöfe ^ nach verschiedenen kleineren hierauf bezüglichen Verordnungen *
unter dem 11. Juni 1880 eine Anweisung erlassen, worin unter Beibehaltung
der wesentlichen Grundsätze des kanonischen Inquisitionsprozesses, so
namentlich der Schriftlichkeit, ein summarisches Prozeßverfahren in Dis-
ziplinar- und Strafsachen der Geistlichen vorgeschrieben wird^ Doch kann
<lasselbe auch Anwendung finden gegen Laien und will dadurch dem ordent-
lichen Inquisitionsverfahren, wo es noch durchgeführt werden kann, nicht
derogiert werden^.
IL Der summarische Strafprozeß'. Vor allem unterscheidet die
Instruktion außergerichtliches und gerichtliches Verfahren. Zum ersteren
gehören die monitio patema und die suspensio ex informata conscientia;
zum letzteren die monitio canonica und das gerichtliche , wenn auch sum-
marische Strafverfahren.
a) Die Obern sollen nach Möglichkeit bemüht sein, dem Übel vorzubeugen.
Mittel hierzu sind geistliche Übungen, väterliche Ermahnungen (monitio pa-
' Üb. d. promotor fiscalis vgl. ob. S. 319, A. 4.
2 E. Darstellung d. sollennen Inquisitionsprozesses siehe i. Kircheulexikon -
s. V. Prozeßverfahren 111, B. Vgl. a. Vering, KRJ 745 ff.
* So a. d. Vatic. L ämmer, Z. Kodif. d. kan. Rs 129.
* S. C. de Prop. Fide 21. April 1851; 4. Aug. 1853; 20. Juli 1878.
* Näherhin erließ d. C. Ep. et Reg. : Istruzione alle curie ecclesiastiche sulle
forme di procedimento economico nelle cause disciplinari e criminali dei chierici
(Anal. jur. pontif. 1881, ser. 20, p. 611 ff). Lateinisch i. : Acta S. Sedis XIII,
324 ff; D roste, Kirchl. Disziplinar- u. Kriminalverfahr, geg. GeistHche 186 ff':
Peries, La procedure canon. moderne 327 ff; Heiner, D. kirchl. Strafprozeß
201 ff. Deutsch i. A. f. k. KR. XLVI (1881) 3 ff .
^ § 9 10 d. Instruktion. D. Instrukt. ist zwar zunächst nur f. Italien erlassen,
kann ab. ohne Bedenken d. d. ganze Kirche hin angewandt werden. D, Dekret
ders. Kongregation v. 14. Jan. 1882 wurde sie ausdrückl. a. f. Frankreich kon-
zediert.
^ Heiner a. a. 0. 90 ff.
334 I^^- Bi^ch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
terna) und Anweisungen. Diesen Maßnahmen , gegen welche dem An-
geschuldigten die Verteidigung zusteht, muß eine summarische, jedoch außer-
gerichtliche Feststellung des Tatbestandes vorausgehen K
b) Außerdem gesteht die Instruktion - nach älteren Vorgängen unter Be-
rufung auf das Tridentinum ^ dem Bischof das Recht zu, strafwürdige Kleriker
bei schweren *, geheimen ^ Vergehen, für welche einen gerichtlichen Beweis
zu erbringen physisch oder moralisch unmöglich ist, ohne förmliche Unter-
suchung und ohne richterliche Sentenz auf wohlbegründete moralische Über-
zeugung hin ab ordine oder ab officio, nicht aber a beneficio ^ auf bestimmte
Zeit (nicht über sechs Monate) ' schriftlich, aber ohne Einregistrierung auf
der bischöflichen Kanzlei ® zu suspendieren : suspensio ex informata con-
scientia. Der Bischof muß sich aber von der Schuld in verläßlicher Weise
überzeugt haben ; denn dem Suspendierten steht der Rekurs an den Aposto-
lischen Stuhl zu, welcher Rekurs jedoch keinen Suspensiveö'ekt hat ^
^ § 1 — 5. D. monitio paterna darf dah. nicht a. d. bischöfl. Kanzlei einregistriert
werden. S. C. Ep. et Reg. 7. Sept. 1881. Dageg. wird s. d. Bischof e. privaten
Vermerk machen.
' § 9.
3 C. 5, X de temp. ordinal. I, 11, Trid. sess. XIV de ref. c. 3. Pius VI.,
„Auctorem fidei" v. 28. Aug. 1794, Prop. damn. n. 49 50. D enzinger- Bann-
wart, Enchiridion '2 Nr 1549 1550. Vgl. Bd I, S. 229.
* Nicht ist sie erlaubt b. leicht, od. bürgerl. Vergehen. S. C. Conc. 9. Mai 1744;
13. März 1753; 3. Dez. 1757; 13. Sept. 1800.
^ N. S. C. Conc. 27. Febr. 1875 u. S. C. de Prop. Fide 20. Okt. 1884 kann
diese Suspension a, Anwendung finden, wenn öffentl. Vergehen ni. geheimen kon-
kurrieren. D. Instruktion redet nur v. geheimen.
« S. C. Conc. 9. April 1892 (A. f. k. KR. LXX [1893] 415 fl").
■^ S. C. Conc. 28. Mai 1853; 20. Dez. 1873. S. C. de Prop. Fide 20. Okt. 1884.
^ S. C. Conc. 11. Aug. 1758.
^ Ü. etwaige Verantwortung d. Bischofs: S. C. Conc. 23. Juli 1803; 26. Febr.
1853. S. C. de Prop. Fide 20. Okt. 1884. — F. Roth, Üb. d. sententia ex in-
formata conscientia i. Strafverfahr, geg. Kleriker, 1856. W. Molitor, Üb. d. sent.
ex inform, consc, 1856. Roth, Antwort a. d. Erwiderung d. H. W. Molitor be-
treffs d. sent. ex infonn. consc, 1856. S. Palottini, Pugna jur. pontif. statuentis
Susp, extrajudicialiter s. «'X inform, consc. etc., 1863. Vgl. a. dess. Abhandlungen
i. Anal. jur. pontif. 1864, 563 ff ; 1867, 449 ff. K Braun, De susp. ex inform,
coosc. etc., 1868. A. Arndt, D. susp. ex inform, consc. (A. f. k. KR. LXXIll
[1895] 141 ff). Ders., D. susp. ex inform, consc. (Pastor bonus XVI [1903/04]
481 ff). G. M. Fioronza, Le sospensioni ex inform, consc, 1906. [Will beweisen,
daß d. Strafe a. b. öffentl. Vergehen f. s. allein angewandt werden dürfe. D. Beweia
ist nicht gelungen.] F. Bourret, Des sentences ecclesiastiques dites „de con-
science inform^c" , 1909. Vgl. noch : Molitor, Üb. kan. Gerichtsverf. 221 ff ;
Kober, D. Suspension (1862) 65 0": Drostc, Kirchl. Disziplinar- u. Kriminal-
verfahr, geg. Geistliche 81 ff ; P i eran ton c 1 1 i , Praxis fori ecclesiastici 234 ff ;
P^ries, La procodure canon. moderne 156 ff: Heiner, D. kirchl. Strafprozeß
96 ff. — B. d. staatl. Vorschriften üb. geordn. prozessual. Vorfahren (vgl. ob.
§ 172, Der Strafprozeß. 335
c) Die monitio canonica erfolgt nach amtlicher Untersuchung entweder
in väterlicher und geheimer oder in gerichtlicher Form. Damit sie auf jeden
Fall bewiesen werden kann, ist darüber eine Urkunde aufzunehmen. Bleibt
nämlich die väterliche Ermahnung fruchtlos, so läßt der Bischof dem Delin-
quenten durch den Gerichtshof eine entsprechende Weisung unter Androhung
von Kirchenstrafe zugehen. Diese Weisung ist dem Betreffenden durch
den kirchlichen Notar in Gegenwart de^ Generalvikars oder zweier Zeugen
mitzuteilen. Über den Vorgang wird ein von den Gegenwärtigen zu unter-
zeichnendes Protokoll aufgenommen. Auch kann der Generalvikar, wenn
nötig, die Zeugen eidlich zur Wahrung des Geheimnisses verpflichtend
d) Sind die angefühi'ten Arten von Verfahren aus irgend welchem Grunde
unzulänglich, so tritt der summarische Strafprozeß ein. Derselbe wird in-
struiert entweder von Amts wegen oder infolge einer Beschwerdeschrift oder
Klage oder sonstwie erhaltener Kunde ^. Die Führung des Prozesses kann
vom Bischof einem tüchtigen und geeigneten Geistlichen, dem ein Aktuar
beigegeben wird, übertragen werden ^. Zum Schutze des Gesetzes muß am
Gerichtshof ein promotor fiscalis sein *. Hat man keine Gerichtsboten, so
macht man die Zustellungen in der Weise, die am meisten Sicherheit bietet '\
Die Wirklichkeit des Verbrechens w^rd konstatiert durch authentische Er-
kundigungen oder außergerichtliche Geständnisse oder Zeugenaussagen '.
Damit aber der Angeschuldigte für wirklich schuldig gehalten werden kann,
bedarf es einer Evidenz der Tatsachen oder wenigstens einer moralischen
Gewißheit ^ Die Belastungs- wie die Verteichgungszeugen müssen einzeln
und unter einem Eid vernommen werden, welcher Eid auch auf die Geheim-
haltung erstreckt werden kann ^. Abwesende oder in einer andern Diözese
befindliche Zeugen sollen an Ort und Stelle vernommen werden ^ Wenn
notwendige Zeugen nicht verhört werden können, soll dies in den Akten
bemerkt und der Mangel womöglich durch Beiziehung anderer Zeugen aus-
geglichen werden ***. Ist alles genügend gesammelt, um die Tat und Schuld
festzustellen, so wird der Beschuldigte zum Verhör vorgeladen ^^ In der
Vorladung werden, soweit das klugerweise geschehen kann, die vorliegenden
Beschuldigungen angegeben , andernfalls folgt bloße Ladung wegen vor-
handener Anklage ^-, Weigert sich der Vorgeladene, sich zu stellen, so wird
er nochmals , und zwar peremtorisch zitiert, und wenn er wieder nicht er-
scheint, als contumax behandelt, außer er weise ein gesetzliches Hindernis
S. 318) dürfte f. d. susp. ex inform, consc. b. uns kaum staatl. Hilfe gewährt
werden. Also ist sie nicht praktisch brauchbar. Friedberg, KR. ^ 326,
* § 6 — 8. K. Mendelssohn-Barthold y, De monitione canonica, 1860.
5 § 11. M 12. * § 13. ^ §"^14.
• § 15. Es gibt ab. e. Verjährung gewiss. Vergehen u. Verbrechen a. b.
kirchl. Gericht. Instructio S. C. Ep. et Reg. v. 22. März 1898 (A. f. k. KR.
LXXXVIII [1898] 516 ff).
^ § 16. « § 17 18. "" § 19. '"^ § 20. " § 21.
»' § 22 23.
336 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
nach '. Erscheint er aber und macht Angaben , so müssen auch diese noch
untersucht werden-. Nun wird zur „contestatio facti criminosi'' , zur Kon-
statierung des Vergehens durcli soweit möglich persönliche Zeugenkonfronta-
tion, geschritten ^ Hierbei kann sich der Angeklagte auch verteidigen, ja er
kann einen neuen Termin fordern zur weiteren mündlichen Verteidigung und
zur Einreichung einer schriftlichen Verteidigung *. Nach Beendigung der
Untersuchung fertigt der Aktuar eine Zusammenstellung (compendium, re-
strictus) der wesentlichen Ergebnisse derselben '\ In der bevojstehenden
Schlußverhandlung kann der Beschuldigte sich selbst verteidigen oder sich
verteidigen lassen durch einen Kleriker oder Laien, der aber vom Bischof
zugelassen sein muß^. Wäre kein Verteidiger da, so würde ein solcher von
Amts wegen gestellt \ Der Verteidiger ist berechtigt, aus den Akten voll-
ständige Kenntnis des Falles sich zu verschalten, kann aber vom Bischof
eidlich zur Geheimhaltung verpflichtet werden ^ Die Untersuchungsakten mit
dem Auszug werden ebenso dem promotor fiscalis und dem Bischof übergeben,
welch letzterer den Tag für die Schlußverhandlung festsetzt, wovon auch
der Angeklagte in Kenntnis zu setzen ist^ Diese Verhandlung findet vor
dem Generalvikar in Gegenwart des promotor fiscalis, des Verteidigers und
Aktuars statt. Nach den Auseinandersetzungen des promotor fiscalis und
der Rede des Verteidigers verkündigt der Generalvikar das Urteil, welches
dem Sekretär diktiert wird mit ausdrücklicher Erwähnung des zur Anwendung
kommenden Strafgesetzes '^. Dem Verurteilten steht die Appellation frei.
§ 173.
Die Beweismittel.
Decr. Grat. C. 111, q. 5. Decr. Greg. IX. 1. II, t. 19 de probat; t. 20 de test.
et attest, ; t. 21 de test. cogend. vel non; t. 22 de fide instrum. ; t. 23 de praesumpt. ;
t. 24 de jurejur. Lib. sext. 11, 10 II. Const. Clem. II, 7 8 9.
Lit. § 169 171 172. Weit.: A. Hammer, De eo, quod jure caDoii. . . .circa
probationes generatiin et in specie circa probat, per testes justum est, Bamb. 1741. —
P. Hinschius, Beiträge z. Lehre v. d. Eidesdelation, 1860. K. Groß, D. Beweis-
theorie i. kan. Prozeß I (1867) 99 ff; II (1880) I ff. [Vortrefflich.] München.
D. kan. Gerichtsverfahr. usw. ^ I (1874) 98 ft". F. Porsch, Die Bedeutung d. Be-
weises d. Indizien i. kirchl. Gerichtsverfahren, inshes. i. Strafverfahren, 1876. Hin-
schius, KR. VI 1 (1897), 95 ff". Heiner, D. kirchl. Zivilprozeß 82 ff. Der.^.,
D. kirchl. Strafprozeß 61 ff.
' § 24. 2 § 26.
^ § 26. Diese Zeugenkonfroutatiou ist wesentl. Sollemnität.
* § 27 28. Damit beginnt d. Defensivprozeß gegenüb. d. Offensivprozeß.
^ i? 29. « § 30. • § 31. » § 32. » § 33.
'" § 34 35. D. Schluß d. Instruktion, § 48, nimmt a. d. Fall Bezuic. daß e.
Geistl. weg. gemeinen Verbrechens bereits v. d. weltl. Gericht gezogen wurde, u.
weist i. § 44 d. Bischöfe a., i. zweifelhaften Fällen s. a. d C. Ep. et Reg. z. wen-
«len. Ib. event. staatl. Mitwirkung z. Ausführung d. Urteils vgl. oh. »S. 318.
§ 173. Die Beweismittel. 337
Parteibehauptungen, die nicht an sich rechtlich gewiß sind , bedürfen
des gerichtlichen Beweises. Das Material, aus welchem die Beweise ordent-
licherweise genommen werden , sind die Beweismittel. Als solche dienen
Zeugen, Urkunden, Eid, richterlicher Augenschein, Gutachten Sachverständiger
und Indizien.
1. Die Zeugen sind entweder testes de visu oder de auditu oder de
credulitate. Die ersteren haben ihr Wissen aus eigener Wahrnehmung, die
zweiten vom Hörensagen. Die dritten bekunden bloß ihr subjektives Für-
wahrhalten einer Tatsache K Das Hörensagen ist, wo es sich um nichts
anderes handelt als um die Konstatierung dessen, was andere gesagt haben,
so bei Verjährung, bei Verwandtschaft und Schwägerschaft, ein vollgültiger
Beweis '^. Das Zeugnis der testes de credulitate hat keine Beweiskraft ; doch
können solche Aussagen eventuell zu einem Beweise führen, indem sie eine
Präsumption bewirken ^
Hinsichtlich der Eigenschaften unterscheidet man klassische, unfähige
und verdächtige Zeugen. Ein klassischer Zeuge (testis omni exceptione major)
ist ein solcher, der den Inhalt seiner Aussage selbst wahrgenommen hat und
das Wahrgenommene getreu mitteilen will. Unfähige Zeugen sind schon aus
natürlichem Grunde (ex natura) Blinde für Gesehenes, Taube für Gehörtes,
Stumme, Easende, Wahnsinnige *, Blödsinnige. Ex lege sind unfähig : Un-
mündige bis zum vollendeten vierzehnten Lebensjahr ^, Geistliche hinsichtlich
des in der Beicht Mitgeteilten ^, Sklaven ', Infame ^ Exkommunizierte^ Ketzer,
Juden und Ungläubige gegenüber von Christen ^°, Meineidige ^S diejenigen,
welche wegen eines Verbrechens in Untersuchung stehen oder verurteilt wur-
den ^-, jene, welche sich haben bestechen lassen ^^ Verdächtige Zeugen sind :
die Parteien selbst samt ihren Advokaten, Kuratoren und Tutoren ^^, die
Mitschuldigen und alle, welche sich in ähnlichen Streitverhältnissen be-
finden ^^ die Verwandten und Verschwägerten, und zwar sind die Aszendenten
und Deszendenten unfähig zimi Zeugnis gegeneinander, verdächtig im Zeugnis
füreinander'^, die Hausgenossen und Dienstboten'", die schweren Feinde '^
^ C. 7, § 3 (Greg. 1. a. 603), C. II, q. 1. C. 15 (Pseudo- C alixt.), C. III,
q. 9. C. 27 33 47, X de test. et attest. II, 20.
2 C. 5 27 47, X h. t. II, 20. ^ c. 13, X de probat. II, 19.
* Anders b. lucida intervalla. ^ C. 14—16, C. XXII, q. 5.
6 Vgl. ob. S. 51 ff. " C. 10, X de V. S. V, 40.
8 C. 54, X h. t. II, 20. ■* C. 8 in Vr° de sent. exeomm. V 11.
'0 C. 1, X de haeret. V. 7. Vgl. ob. S. 286, A. 1. '' C. 9, X h. t. II, 20.
'^ C. 13, X h. t, II, 20. '3 C. 9, X h. t. II, 20.
'* C. 6, X h. t. II, 20. C. 3 in VP^ h. t. II, 10. Doch ist e. Mitglied e. Kor-
poration, e, Geistl. e. Kirche nicht schon desweg. suspekt . weil s. Korporation, s.
Kirche i. d. Prozeß verwickelt ist. C. 6 cit.
>5 C. 10. 20, X h. t. II, 20.
'« C. 3, § 34 (Dict. Grat), C. IV, q. 2 3. C. 22, X h. t. II, 20. Anders i.
-Ehesachen; vgl. ob. S. 222.
»' C. 24, X h. t. II, 20. '^ C. 32. X de simon. V, 3.
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. II.. 3. Aufl. 22
338 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
tue Laien gegen Kleriker im Akkusationsprozeß *. Doch kann der Richter
auch testes suspecti vernehmen und in sehr schweren Fällen sonst unfähige
Zeugen zulassen -.
Wer Zeugnis ablegen kann und darf, der ist im öffentlichen Interesse
auch dazu verpflichtet, und der Richter kann ihn unter Androhung von Zen-
suren dazu zwingen ^, Zwei exzeptionsfreie oder klassische Zeugen machen
einen vollen Beweis (probatio plena) \ Ein klassischer Zeuge macht nur
einen halben Beweis (pr. semiplena), außer die Parteien seien dahin über-
eingekommen, oder es bezeuge eine Amtsperson etwas, was sie in ihrer amt-
lichen Eigenschaft wahrgenommen hat (testis qualificatus) ^ Das kanonische
Recht gestattet eine dreimalige, ja unter Ablegung eines Kalumnieneides
eine viermalige Zeugenproduktion. Doch sollen nicht über vierzig Zeugen
produziert werden. Immerhin könnte der Richter über diese Zahl zulassen,
wie er umgekehrt eine übermäßige unnötige Zeugenproduktion zurückweisen
kann, und zwar schon bei der zweiten Aufführung derselben ^ Auf die
productio testium folgt deren receptio, bestehend in Beeidigung und Verhör.
Die Beeidigung der Zeugen ist wesentlich ''. Das Verhör wird mit jedem
Zeugen abgesondert und in Abwesenheit der Parteien vorgenommen ^ Dabei
hat der Richter auch nach dem Wissensgrund zu forschen, d. h. danach, woher
der Zeuge sein Wissen habe ^ Die Zeugenaussagen werden zu Protokoll ge-
nommen. Nach dem Zeugenverhör folgt die Publikation der Zeugenaussagen
an die Parteien. Folge derselben ist wenigstens für die Regel, daß gegen
die vernommenen Zeugen keine Exzeptionen mehr gemacht werden können ^^,
daß über die Punkte, in welchen sie vernommen wurden, keine neuen Zeugen
mehr vorgeschlagen werden dürfen, wohl aber für andere Punkte^*. Zum
Abschluß folgt die Würdigung der Zeugenaussagen. Lauten die Aussagen
verschieden, so gilt als Hauptregel, daß die Zeugen nicht zu zählen, sondern
zu wägen sind.
2. Die schriftlichen Urkunden (instrumenta, documenta) sind entweder
öffentliche (publica) oder private (privata), je nachdem sie mit den not-
' C. 14, X h. t. 11, 20. Vgl. Bd I, S. 248.
2 C. 1, X de confess. II, 18. C. 5 in VP° de haeret. V, 2.
5 C. 1 3 5 9 10, X de test. cogend. II, 21. F. entstandene Auslagen ist Eut-
schädiguDg z. leisten. C. 11, § 8 in Vl*° de rescr. I, 3.
* Mt 18, 16. 2 Kor 13, 1. C. 23, X h. t. 11, 20.
■• C. 28, X h. t. II, 20. C. 23, X de elect. I, 6.
'' C. 15 37 55, X h. t. II, 20. S. C. Conc. 27. Jan. 1866. F. gewisse Fälle
war e. bestimmte Zahl v. Zeugen vorgeschrieben, so h. Verurteilung v. Kardinälen,
Bischöfen, Priestern. Vgl. SUgmüUer, D. Tätigk. u. Stell, d. Kard. 151.
' C. 51, X h. t II, 20. Jedoch konnte m. Einverständnis d. Parteien i. Streit-
sachen d. Beeidigung unterlassen werden. C. 39, X h. t. II, 20.
" C. 52, X h. t. K, 20. « C. 3, § 32 (Dict. Grat.l, C. IV, q. 2 3.
•« C. 31, X h. t. II, 20.
" C. 19 25, X h. t. II, 20. C. 2 in Clem. h. t. II, 8. Ausnahmen sind ab. zu-
gestanden: C. 9 48, X li. t. II, 20; c. 15, X de probat. II, 19.
§ 173. Die Beweismittel. 339
wendigen Formalitäten von einem öffentlichen Beamten oder einer privaten
Person verfaßt sind S oder sie sind an sich nur Privaturkunden, werden aber,
weil von drei Zeugen unterzeichnet, zu documenta quasi publica ^. Eine Ur-
kunde kann Original oder Kopie sein, und letztere selbst kann von einer
zuständigen Behörde als mit dem Original gleichlautend beglaubigt oder
bloße Abschrift sein ^. Die öffentliche Urkunde macht, wenn sie echt ist,
vollen Beweis für und gegen jedermann *, ohne aber einen Gegenbeweis
auszuschließen ^. Dabei ist gleichgültig, ob sie im Original oder in gehörig
beglaubigter Abschrift vorliegt ^. Die Echtheit von Privaturkunden muß,
wenn sie angefochten wird, vom Produzenten entweder durch Schrift-
vergleichung oder durch Zeugen bewiesen werden. Der Inhalt von verloren
gegangenen oder vernichteten Urkunden kann durch Zeugen oder andere
Mittel erwiesen w^erden \ Zur Vorlage der Instrumente ist der Kläger zum
Zwecke der Begründung seines Rechtsanspruches gehalten \ Der Beklagte
dagegen ist nicht verpflichtet, das bei ihm befindliche Urkundenmaterial dem
Kläger auszuliefern ^ ; doch könnte dessen Herausgabe vom Gericht erzwungen
werden, wenn es beiden Parteien gleichmäßig gehören würde ^^
3. Die gerichtlichen Eide sind entweder Haupteide (Schiedseid, frei-
williger Eid, juramentum decisorium, voluntarium) oder Xebeneide (Er-
gänzungseid, Reinigungseid, jur. suppletorium, purgatorium, necessarium).
Der Haupteid soll eine gar nicht versuchte oder ganz mißlungene Be-
weisführung ersetzen. Es kann nämlich der beweispflichtige Kläger anstatt
des Beweises dem Beklagten den Eid zuschieben (jur. delatum) in dem
Sinne, daß, weiin der Delat ihn schwöre, der Anspruch des Deferenten als
unbegründet erwiesen sein, umgekehrt aber die Weigerung zu schwören einem
Geständnis gleich sein solle, so daß die zuschiebende Partei der Beweispflicht
enthoben ist. Anstatt aber den zugeschobenen Eid zu leisten, kann der Be-
klagte dem Kläger ein juramentum relatum abverlangen, d. h. den Eid zurück-
schieben , so daß der Kläger die Klage als rechtlich begründet beschwören
muß. Weigert er sich dessen, so hat er den Prozeß verloren ^\ Doch war
» Nov. 44; 73, c. 5. C. 3 in YP" de sent. et re judic. II, 14. C. 2 9 15, X
de fide instrum. II, 22.
2 L. 11, C. qui potior, in pign. habeantur Till, 18.
' D. Beglaubigung d. Richtigkeit d. Abschrift ist noch nicht d. Echtheit d.
Originals erwiesen. Zöpfl, Üb. d. richtige Lesart (ad exemplaria, nicht aut exem-
plaria) v. c. 1, X h. t. II, 22. E. Beitrag z. Lehre v. d. Beweiskraft d. Abschriften
u. Urkunden (Arch. f. zivilrechtl. Praxis XLII [1860] 386 ff). Vgl. Bd I, S. 137.
* C. 7, X de probat. II, 19. C. 11, X de praesumpt. II, 23.
5 C. 10, X h. t. II, 22. « C. 16, X h. t. II, 22.
" L, 1, C. de fide instrum. IV, 21. C. 7, X de in integr. restitut. I, 40.
8 C. 5, X h. t. II, 22. » C. 1, X de probat. II, 19.
»0 C. 12, X h. t. II, 22.
*' C. 36, X de jurejur, II, 24. D. Delat ist berechtigt, v. d. Deferenten zuv. e.
Kalumnieneid z. verlangen. C. 1 ; 2, § 2 in YV° de juram. calumn. II, 4. Ist ab.
heute nicht mehr üblich.
22*
340 I^ • Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap.: D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
es nach mittelalterlicher Praxis erlaubt, anstatt den zugeschobenen Haupteid
zu leisten oder zurückzuschieben, den Beweis mit andern Mitteln zu führen
(Gewissensvertretung, probatio pro exoneranda conscientia), jedoch auch nach
Mißlingen dieses Beweises den Eid zu leisten.
Zu den Nebeneiden gehört der Ergänzungs- und der Reinigungseid. Das
juramentum suppletorium legt der Richter zur Vervollständigung eines un-
vollständigen, mehr als halben Beweises, das juramentum purgatorium in
Kriminalsachen zur Entkräftung eines unvollständigen, weniger als halben
Beweises auf ^
4. Ein Hauptbeweismittel 'bildet für den Richter der Augenschein (in-
spectio ocularis, accessus), d. h. die unmittelbare sinnliche Wahrnehmung
des Richters selber über den zu erweisenden Tatbestand.
5. Bei Fragen, die außerhalb des näheren Verständnisses des Richters
liegen, zieht er am besten Sachverständige (artis periti) bei, d. h. Zeugen,
die, auf Grund ihrer Kenntnisse, Tatbestände spezieller Natur zu beurteilen
und zu bekunden vermögen. Dieselben sind entweder amtlich für immer
aufgestellt und beeidigt, oder es muß dies für den bestimmten Fall geschehen.
Über ihre Zahl entscheidet der Richter. Sie geben ihr Gutachten entweder
schriftlich ab oder vor Gericht zu Protokoll.
6. Indizien sind Umstände, die mit einer Tatsache in solcher Verbindung
stehen, daß man aus ihnen nach Vernunft und Erfahrung auf die Existenz
oder Nichtexistenz der Tatsache selbst schließen kann. Da aber immerhin
zwischen dem Tatumstand und der Tatsache kein absolut notwendiger Zu-
sammenhang besteht, so sind die Indizien nur ein unterstützendes Moment
für die sonstige Beweisführung, und der Indizienbeweis ist ein bloßer Wahr-
scheinlichkeitsbeweis. Derselbe gewinnt um so mehr an Kraft, je mehr
Indizien zusammentreffen. Schließlich entsteht eine moralische Überzeugung,
auf Grund welcher der Richter z. B. in bestimmten Ehesachen entscheiden
darf^
§ 174.
Die Rechtsmittel.
Decr. Grat. C. II, q. 6. Decr. Greg. IX. 1. I, t. 41 de in integr. restitut. ; 1. II,
t. 28 de appellat., recusat. et relat. Lib. sext. I, 21; II, 15. Const. Clem. I. 11:
II, 12.
Lit. § 169 ff. Weit.: G. Manfred i, Liber sup. attentatis appeUatione pen-
dente etc., Bonon. 1573. P. Gregoire, Tractatus de appellat. libri octo etc..
Ursell. 1599. J. Wamosius, Recitationes ad tit. decretal. de appellat., Lovan. 1G04.
S. Scaccia, Tractatus de appellat, Veiiot. 1667. — München, D. kan. Gerichts-
verfahren usw. 2 I (1874) 512 ff. Ph. Her genröt her, D. Appellationen n. d.
Dekretalenrccht, 1875. Hinschius, KR. VI 1 (1897), 119 ff". H ein er, D. kirchl.
Zivilprozeß 141 ff". Dors., D. kirchl. Strafprozeß 130 ff".
> Siehe Ol). S. 330 f. '' Vgl. ob. S. 157 f.
§ 174. Die Rechtsmittel. 341
Die Mittel, wodurch sich jemand, der sich durch ein Urteil entweder
schon im Verlaufe des Prozesses oder am Ende desselben in seinem Rechte
verletzt glaubt, Hilfe zu verschaffen vermag, heißen Rechtsmittel (remedia
juris). Dieselben sind entweder ordentliche (ordinaria), welche innerhalb der
absolut vorgeschriebenen Frist von zehn Tagen (fatale absolutum) ergriffen
werden müssen, oder außerordentliche (extraordinaria), welche nicht an diese
Notfrist gebunden sind; ferner devolutive (devolutiva), bei weichen die Sache
an eine höhere Instanz übergeht, und nichtdevolutive, bei welchen der frühere
Richter bleibt; weiter suspensive (suspensiva), bei welchen die Exekution
des Urteils sistiert wird, und nichtsuspensive. Gegen ein ungerechtes, aber
noch nicht rechtskräftig gewordenes Urteil bildet das ordentliche Rechts-
mittel die Appellation. Ein außerordentliches Rechtsmittel gegen ein un-
gültiges Urteil ist die Nichtigkeitsbeschwerde. Außerordentliche Rechtsmittel
gegen bereits rechtskräftig gewordene Urteile sind die restitutio in integrum
und die Revision.
I. Wird ein Prozeß in erster Instanz nicht innerhalb zweier Jahre be-
endigt, so darf die Sache an den höheren kirchlichen Richter gebracht
werden : Appellation K Sodann kann jeder , der sich durch ein Endurteil
ungerechterweise benachteiligt sieht, innerhalb Frist von zehn Tagen sich an
den nächsthöheren Richter wenden, an ihn appellieren (appellatio, provocatio) -.
Doch kann nicht bloß gegen Endurteile appelliert werden, sondern auch
gegen Interlokute oder Zwischenurteile ^ Das Tridentinum hat aber be-
stimmt, daß gegen Interlokute nur dann appelliert werden dürfe, wenn sie
die Kraft eines Dezisivurteils hätten, oder wenn die im Interlokut enthaltene
Beschwerung derart wäre, daß derselben durch Appellation vom Endurteil
aus nicht mehr abgeholfen oder gegen das Endurteil nicht mehr appelliert
werden könnte *. In bestimmten Fällen kann überhaupt nicht mehr appelliert
werden ^.
Die Wirkungen der Appellation sind teils suspensive teils devolutive. Der
Suspensiveffekt besteht darin, daß bei Berufung von einem Dezisivurteil der
judex a quo alsbald mit der Exekution des Urteils einhalten muß ^. Weitere
Schritte desselben wären auf Anzeige hin vom judex ad quem alsbald zu
» Trid. sess. XXIV de ref. c. 20; Sess. XXV de ref. c. 10. Vgl. ob. S. 323.
2 C. 30 (1. 1, D. de recip. appellat. XLIX, t. 5), C. II, q. 6. I. gar keinem Fall
darf v. d. kirchl. a. d. weltl. Richter appelliert werden unt. Strafe d. ipso jure
eintret., d. Papste speciali modo reserv. Exkommunikation. „Apostolicae Sedis mode-
rationi" v. 12. Okt. 1869. I 6. Vgl. Bd I, S. 390; ob. S. 318.
3 C. 12, X de appellat. II, 28.
* Sess. XIII de ref. c. 1.
'" Z. B. : Geg. d. Urteil d. Papstes: ob. A. 2; geg. Entscheidungen d. Kardinals-
kongregationen : Bd I, S. 425 ; wenn bereits drei gleichlautende Urteile ergangen
sind: c. 65, X h. t. II, 28; wenn d. Urteil a. Notorietät beruht: c. 13 14 61, X h. t.
II, 28 ; vgl. ob. S. 327 331 ; wenn jemand in contumaciam verurteilt wurde : ob.
S. 327f, usw. Hergenröther-HoUweck, KR. 529 f. Heiner. KR.^ II 69 f.
« C. 7 in Vl^o h. t. II, 15.
342 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
kassieren K Bei Berufung von einem Interlokut ist dies erst dann der Fall,
wenn der Oberrichter die Appellation als begründet anerkannt oder gegen
den Unterrichter ein Inhibitorium erlassen hat-. Doch tritt der Suspensiv-
effekt nicht ein, wenn das Recht eine Appellation überhaupt nicht zuläßt ^
oder das Urteil keiner Exekution bedarf, diese vielmehr unmittelbar selbst
nach sich zieht , so bei den Zensuren \ Der Devolutiveffekt besteht darin,
daß bei Berufung von einem Endurteil die Jurisdiktion des judex a quo
alsbald erlischt und die Sache an den judex ad quem übergeht^. Bei Inter-
lokuten aber hat der Oberrichter zuvor zu untersuchen, ob die Appellation
begründet sei oder nicht. Nur im ersteren Falle tritt sofortige Devolution
ein ; im letzteren ist die Sache wieder an den Unterrichter zu verweisen *.
Pendente appellatione muß alles in dem Stand bleiben wie bei Einlegung
derselben. Eine letzte Wirkung der Appellation ist, daß der Appellat sich
der Appellation des Appellanten anschließen darf (jus adhaesionis), wenn er
sich durch den Richterspruch ebenfalls benachteiligt glaubt".
Die Appellation verläuft in drei Stadien : Einlegung oder Anmeldung,
Einführung, Ausführung oder Rechtfertigung.
Behufs Einlegung (interpositio app.) hat der Appellant seine Absicht
beim judex a quo innerhalb zehn Tagen nach Publikation oder schriftlicher
Insinuation des Urteils zu erklären. Die Versäumung der Frist hätte den
Verlust des Appellationsrechtes zur Folge (fatale absolutum) ^. Die Erklärung
kann mündlich unmittelbar nach Verkündigung des Urteils oder später schrift-
lich abgegeben werden '•*. Bei der Appellation von einem reinen Interlokut
müssen die Gründe schriftlich angegeben werden, damit der judex a quo
weiß, worüber sich die Partei beschwert, und er eventuell den Fehler selbst
korrigieren kann ^®. Innerhalb dreißig Tagen nach eingelegter Appellation
hat der Appellant vom judex a quo inständig und öfters, wenn auch „uno
contextu", die litterae dimissoriae oder die „apostoli** zu erbitten, durch
welche die Sache an den judex ad quem übergeben wird. Die Nichtbeachtung
des Termins hätte wiederum den Verlust des Appellationsrechtes zur Folge ^'.
Der Unterrichter selbst wieder ist gehalten, die „Apostel** innerhalb weiterer
> C. 49 55, X h. t. 11, 28. C. 7 in VI*" h. t. II, 15.
2 C. 7 in VP" h. t. II, 15. =' Vgl. ob. S. 342, A. 5 ; S. 310.
' C. 37 53, § 1, X h. t. II, 28. C. 3, § 9 in W- h. t. II, 15.
«^ C. 55, X h. t. II, 28. C. 3 5 in VP" h. t. II, 15.
« C. 59, X h. t. II, 28. C. 3 5 in VI'«' h. t. II, 15.
' C. 72, X h. t. II. 28.
« C. 28 (Nov. 23), C. II, q. 6. C. 15, X de sent. et re judic. II, 27.
'•^ Anstatt V. d. Richter kann sie a. Gründen a. v. rcclitschaff. Männern als
Zeugen abgegeben werden. C. 7o, X h, t. 11, 28.
'« C. 5 in Clem. h. t. II, 12. Erscheint d. Appellant geg. e. Interlokut nicht
n. Zitation seit. d. Richters, so kann dies. i. Prozel.'i weiter schreiten. C. 10 in VI'"
li. t. II, 15.
'' L. un., i? 2, D. de liboll. dimiss. XLIX. 6. C. 6 in \V^ h. t. II, 15. C. 2 in
C'l.'m. h. t. II, 12.
§ 174. Die Rechtsmittel. 343
dreißig Tage auszustellen, sonst nimmt die Appellation ohne dies ihren
Gang ^ Näherhin spricht sich der judex a quo hierin aus über die recht-
zeitig erfolgte Einlegung der Appellation, ob er sie für begründet oder für
unbegründet halte („apostoli refutatorii'') -. Doch sind die „Apostel" heute
meistens außer Gebrauch gekommen ; vielmehr werden die Akten nach ein-
gelegter Appellation innerhalb dreißig Tagen von selbst an das höhere Ge-
richt überschickt ^.
Nunmehr erfolgt die Einführung der Appellation (introductio app.). Die
Appellation soll innerhalb eines Jahres oder aus gutem Grunde wenigstens
innerhalb zweier Jahre durchgeführt werden ^ Doch kann der judex a quo
für die Einführung einen Termin peremtorisch festsetzen '". Die Einführung
selbst besteht in einem Schreiben (Introduktionslibell), enthaltend den Nach-
weis der Beobachtung der Fatalien, die Beschwerdegründe gegen das er-
gangene Urteil und die Bitte um anderweitige Entscheidung ^.
Die Ausführung oder Rechtfertigung der Appellation (prosecutio s. justi-
licatio app.) besteht im Hauptverfahren zunächst in der etwa noch nötigen
näheren Ausführung der Beschwerdegründe. Je nach Sachlage wird dann auf
Appellationsprozeß erkannt oder die Appellation verworfen, worauf die Sache
an den judex a quo zurückkehrt. Im Hauptverfahren können noch neue
Beweise vorgebracht werden". Die Entscheidung selbst kann eventuell auch
eine Verbesserung zu Gunsten des Appellaten enthalten ^. War die Appel-
lation nur gegen ein Interlokut gerichtet, so bleibt, wenn dasselbe bestätigt
wird, der Prozeß beim Unterrichter, andernfalls geht der ganze Prozeß an den
Oberrichter über ^
Über das summarische Verfahren bei der Appellation verordnet die be-
merkte Instruktion vom Jahre 1880 '", daß der Verurteilte innerhalb von
^ Trid. sess. XIII de ref. c. 3; Sess. XXIV de ref. c. 20.
3 C. 1 in Vt'° h. t. II, 15.
' Doch werden d. „Apostel" noch heute i. d. Diöz. Rottenburg, Breslau u. Köln
verlangt (A. f. k. KR. XXIII [1870] 308 466; XLIII [1880] 348).
* C. 5 8 69, X h. t. II, 28. C. 3 4 in Clem. h. t. II, 12. Trid. sess. XXIV
de ref. c. 20.
^ C. 33 44 50 61, X h. t. II, 28. V. d. Ordinariaten Rottenburg u. Breslau
ist e. Frist v. 30 Tagen bestimmt. Vgl. A. 3. D. Parteien können selbst e. Frist
festsetzen. C. 57, X h. t. II, 28. C. 4 in Clem. h. t. II, 12.
^ N. geschehener Einführung kann d. Appellant o. bestimmte Nachteile nicht
mehr a. d. Appellation verzichten. C. 70, § 2, X h. t. II, 28.
" C. 17, X de test. et attest. II, 20. C. 10, X de fide instrum. II, 22. Ab. die-
selben Zeugen od. andere üb. d. alten Tatsachen dürfen nicht mehr produziert werden.
C. 2 in Clem. de test. et attest. II, 8.
^ Dageg. soll d. Appellation i. allgem. keine reformatio in pejus geg. d. Appel-
lanten bewirken, da sie e. Rechtswohltat ist. Vgl. jedoch Hergen röther-
Hollweck, KR. 531 f.
^ C. 38 59, X h. t. II, 28. C. 5 in VP" h. t. II, 15. Näheres b. Silber na gl,
KR.* 409 ff. '° Ob. S. 333.
344 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap.: D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
zehn Tagen nach Zustellung des Urteils zu appellieren habe. Die , Apostel"
sind innerhalb dreißig Tagen zu erwirken. Das bischöfliche Gericht hat
dann unverzüglich alle Originalakten an das Appellationsgericht zu schicken.
Der Appellationsrichter muß den Appellanten auffordern, innerhalb zwanzig
Tagen einen Verteidiger zu stellen, der vom Richter approbiert werden muß,
andernfalls wird angenommen, der Appellant habe auf die Appellation ver-
zichtet. Armen wird der Verteidiger ex officio bestellt. Für das Verfahren
selbst gelten die angegebenen ]S^ormen '.
Neben der gerichtlichen gibt es noch eine außergerichtliche Appellation
(app. extrajudicialis, extraJudicium, provocatio ad causam) oder den Rekurs -.
Derselbe will Abhilfe schaffen in einer Beschwerde nicht gegen eine gericht-
liche, sondern gegen eine außergerichtliche Sentenz, gegen eine Jurisdiktionelle
Handlung auf dem Verwaltungsw^ege. Er hat gleichfalls Devolutiv- und meist
auch Suspensiveffekt, letzteren jedoch nicht, wo es sich handelt um Voll-
zug von Verordnungen des Tridentinums, deren Ausführung den Bischöfen
übertragen ist „appellatione aut inhibitione quacumque postposita'' ^, oder
bei Anordnungen auf Visitationen * oder bei bloßen Korrektionssachen '\
Für die prozessuale Einlegung und Durchführung gilt dasselbe wie für die
Appellation gegen Interlokute. Innerhalb Jahresfrist aber soll die Sache
erledigt sein ^.
II. Ein außerordentliches Rechtsmittel gegen ein ungültiges Urteil ist die
Nichtigkeitsbeschwerde (oppositio s. querela nullitatis). Die Gründe, welche ein
Urteil ungültig machen können, liegen entw^eder in der Person des Richters ~'
oder in der Person der streitenden Teile ^ oder im Prozeßverfahren ^ oder im
Inhalt des Urteils ^" selbst. Je nach Umständen ist die Nichtigkeit des Ur-
teils eine heilbare oder eine unheilbare. Heilbar ist sie bei Außerachtlassung
oder Verfehlung gegen eine zwar gesetzlich vorgeschriebene, aber doch nicht
unerläßliche Form des Verfahrens. Unheilbar aber ist sie bei Mangel einer
absolut wesentlichen Form oder bei wesentlichem Defekt in der Person des
Richters oder der Parteien ^^ Ursprünglich war die Nichtigkeitsklage kein
' § 38 ff. D. Normen ob. S. 335 f. Besondere Normen bestehen b. d. C. Ep.
et Reg. bzw. d. C. de Relig. Dekr. v. 18. Dez. 1835; 1. Aug. 1851 ; 26. März 1886.
Silbernagl, KR.* 411 f.
2 c, 5, X h. t. II, 28. C. 1 in Vr<^ h. t. II, 15.
3 Z. B.: Sess. VI de ref. c. 2; Sess. VII de ref. c. 5 7 13 15 etc.
* Vgl. ob. S. 310.
^ C. 13, X de off. jud. ord. I, 31. Trid. sess. VII de ref. c. 8; Sess. XIII de
ref. c. 1 usw. Alle Fälle sind aufgezählt v. Ken ed. XIV,, „Ad militantis ecclesiae'*
v. 30. März 1742. § 5 ff. Walter, Fontes 519.
*= C. 1 8 in VP° h. t. II, 15. C. 3 5 in Ciem. II, 12. Vgl. ob. S. 342.
' C. 24, X de sent. et re judic. II, 27.
« C. 1, X de procurat. I, 38. C. 7, X de judic. II. 1. C. 3 in VI"^ de judic. II, 1.
•* C. 5, X ut Ute non contest. II, 6. C. 5, X de feriis II, 9.
'° C. 1, X de sent. et re judic. II, 27.
" C. 2 in Clem. de sent. et re judic. II, 11. C. 2 in Clem. de V. S. V, 11.
§ 174. Die Rechtsmittel. 345
selbständiges Rechtsmittel, sondern wurde nur unter Wiederholung der Klage
in Form einer Einrede oder Exzeption eingebracht. Seit dem 14. Jahr-
hundert aber ist sie ein selbständiges Rechtsmittel geworden \ das bei heil-
barer Nullität innerhalb zehn Tagen, bei unheilbarer während dreißig Jahren
gewöhnlich beim höheren Richter, aber auch beim gleichen eingebracht
werden kann, außer er habe nur delegierte Gerichtsbarkeit besessen - oder
leide an einem persönlichen Mangel. Demgemäß hat die Xullitätsquerel
nicht notwendig Devolutiveffekt, wohl aber Suspensiveffekt, wenn sie be-
gründet ist durch defectus citationis, jurisdictionis oder mandati^. Liegen
aber bereits drei gleichlautende Urteile vor, so wird dasselbe vollzogen, ohne
daß jedoch das Recht zur Xullitätsbeschwerde aufhörte ^ Der Erfolg der
Querel ist entweder Abweisung derselben oder Kassierung oder teilweise Auf-
hebung des Urteils, worauf die Sache an den früheren Richter zurückkommt,
falls er kompetent ist.
III. Ausnahmsweise und aus Gründen der Billigkeit kann in vom Gesetz
bestimmten Fällen auch ein gültiges und rechtskräftig gewordenes Urteil
wieder aufgehoben werden : Wiedereinsetzung in den vorigen Stand (resti-
tutio in integrum). Voraussetzung hierfür aber ist laesio enormis und justa
causa. Gesetzlich erfreuen sich dieser Rechtswohltat gehörig vertretene
Minderjährige '% kirchliche Anstalten *', großjährige Abwesende bei kondem-
natorischen Urteilen, wenn die Ladung in der rechten Weise geschehen, die
Absenz aber genügend entschuldigt worden war ''. solche, die verurteilt wurden
auf Grund bestochener Zeugen, angewandten Betrugs oder verfälschter Ur-
teile, oder die neue relevante Tatsachen vorbringen können ^ Die Zeit, inner-
halb welcher die Minderjährigen und die kirchlichen Anstalten die Wieder-
einsetzung nachsuchen müssen, beträgt vier Jahre, und zwar ist sie beim
Minderjährigen von der eingetretenen Großjährigkeit , bei der kirchlichen
Anstalt von der Entdeckung des Schadens und bei den Abwesenden von
der Wegräumung des Hindernisses an zu berechnen ^. Bei Verurteilung auf
Grund verfälschter Beweismittel kann die Wiedereinsetzung innerhalb zwanzig
Jahren nachgesucht werden ^\ Auch kann in ein und derselben Sache öfters
restitutio in integrum verlangt werden, wenn sich wieder neue Gründe hier-
' C. 1 in Clem. de sent. et re judic. II, 11.
2 C. 9, X de off. jud. deleg. I, 29.
^ Pius IV., „Cum ab ipso'* v. 30. Juni 1562, verordnete, daß d. Exekution
nur dann d. d. Nichtigkeitsbeschwerde gehemmt werden solle, wenn d. Nullität ex
defectu citat., jurisd. et mandati komme.
* C. 1 in Clem. de sent. et re judic, II, 11.
^ C. 8, X de in integr. restitut. I. 41.
^ C. 1—3 5 7, X h. t. I, 41. I. Württ. d. Ges. v. 28. Febr. 1873 beseitigt.
" C. 2, X de procurat. I, 38.
^ C. 9, X de test. et attest. 11, 20. C. 4, X h. t. I, 41. C. 6, X de except.
II, 25.
» C. 1 2 in Vr^ h. t. I, 21. C. un. in Clem. h. t. I, 11.
1° C. 6, X de except. II, 25.
346 iV. Buch. D. Vern-alt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap.: D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
für ergeben ^ Der delegierte Richter kann eine restitutio in integrum nach
erfolgtem Endurteil nur vornehmen, wenn er ein Mandat dazu hat -. Wird
die Wiedereinsetzung verlangt, so ist die Exekution des Urteils auszusetzen.
Zur Verhandlung ist die Gegenpartei zu laden, und es findet litis contestatio
statt ^ Ist die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand gewährt, so ist damit
das frühere Urteil aufgehoben.
IV. Als außerordentliches Rechtsmittel gegen ein inappellables Urteil
besteht die supplicatio oder retractatio oder revisio, d. i. die an den Papst
gerichtete Bitte, eine Sache, in der nicht mehr appelliert werden kann,
nochmals verhandeln zu lassen. Die Vollmacht zu solcher Revision gewährt
der Apostolische Stuhl („aperitio oris Papae") aus sehr gewichtigen Gründen
bei Urteilen der römischen Kongregationen und Kurialbehörden oder anderer
kirchlicher Gerichte, niemals aber bei seinen eigenen unmittelbaren Ent-
scheidungen *.
§ 175.
Wesen und Arten der kirchlichen Strafe.
Decr. Greg. IX. 1. V, t. 37 de poenis ; t. 38 de poenit. et remiss. : t. 39 de sent.
excomm. Lib. sext. V, 9—11. Const. Clem. V, 8—10. Extrav. Joann. XXII. t. XII
XIII. Extrav. comm. V, 8—10.
Z. alt. Lit. vgl.: Hinschius, KR. V 493 ^ 494 ^ 654 ^ Hervorgehoben sei:
F. Suarez, Disputationes de censuris in communi: excomm., suspens. et interdicto
itemque de irregularitate, Conimbr. 1603. St. de Avila, De censur. ecclesiast.
traetatus, Lugd. 1608. M. Altieri, De censur. eccles. etc., Rom. 1618. J. Giba-
linus, Disquisitiones canon. et theol. de sacra jurisdict. in ferendis poenis etc., Lugd.
1655. Z. B. van Espen, Traetatus hist.can. de censur. eccles. Opp. P. VI, Colon.
1748. — Neuere Lit.: F. Q. Kober, D. Kirchenbann, 1857; ^ (unverändert) 1863.
Ders. , D. Suspension d. Kirchendiener, 1862. Ders. , D. Deposition u. Degradation,
1867. Ders., D.Interdikt (A. f. k. KR. XXI [1869] 3 ff). B. Schilling, D.Kirchen-
bann n. kanon. Recht, 1859. E. Eck, De natura poen. secund. jus canon., 1860.
J. Stremler, Traite des peines eccles., 1861. J. Fefsler, D.Kirchenbann u. s.
Folgen ^ 1862. J. F. Schulte, D. Kirchenstrafen, 1872. München. D. kan.
Gerichtsverfahren usw. « II (1874) 1 ff . E. Katz, Grundriß d. kan. Strafrechts, 1881.
J. Pennacchi, Commentaria in constitut. „Apostolicae Sedis moderationi", 1883.
F. X. Heiner, D. kirchl. Zensuren, 1884. Hinschius, KR. IV (1888) 747 ff: V
(1895) 123 ff 639 ff 916 ff. B. Dolhagara y, Commentaire sur la bulle „Apostolicao
Sedis modcrationi" (Rev. d. scienc. eccles. 1890, 227 ff). E. Gonella, De censur.
latae sententiae juxta hodiern. eccles. discipl, 1893. J. Ch. Joder, Index casuum et
censur. in univers. eccles. jure novissirao vigentium (A. f. k. KR. LXXIV [1895] 18 ff).
' C. 10, X h. t. I, 41.
' C. 9, X h. t. I, 41. F. gewöhnl. hört s. Befugnis n. d. Endurteil a.
^ C. 2, X do off. jud. I, 32. Erscheint d. Gegenpartei nicht n. dreimaliger
Ladung od. n. einmal, percmtorischer, so wird i. d. Untersuchung doch weiter ge-
fahren. C. 5, X h. t. I, 41.
* S. C. Ep. et Reg. 18. Dez. 1835. Vgl. Bd I, S. 425. Cl). Kota u. Signatura
Apostolica Bd I, S. 417 f.
§ 175. Wesen und Arten der kirchlichen Strafe. 347
A. Bonacina, Censurae lat. sent. nunc vigentes, 1897, Hilarius a Sexten,
Tractatus de cens. eccles., 1898. L. Kahn, Etüde sur le delit et la peine en droit
can., 1898. J. Hollweck, D. kirchl. Strafgesetze, 1899. Olcese, Coramentarius
in constit. .Apostolicae Sedis moderationi", 1899. J. Köck, D. kirchl. Zensuren
lat. sent., 1902. Paschalis de Siena, Commentarius in constit. „Apostolicae
Sedis moderationi" ^ 1902. S. Galea, De constit. „Apostolicae Sedis moderationi""
comment. ex opp. graviss. doctor. excerptus, 1903. Tanquerey-Cimtier, De
cens. eccles. secuudum recentissima S. Sedis decreta, 1909. H. Noldin, De poenis
eccles. ^ 1911. P. Cerato, Censurae hodie vigentes earumque declaratio practice
certa collatis auctoribus et SS. RR. CG. decretis^ 1912. Wernz-Vidal, Jus
decretalium. Tom. VI : Jus poenale, 1913. Vgl. a. d. Lit. z. § 169.
I. Das römische Recht definiert das Wesen der Strafe: „Poena
est noxae vindicta** K Die Strafe ist ein durch ein Vergehen ver-
wirktes Übel zur Sühne für die verletzte Rechtsordnung. Doch
verfolgt die weltliche Strafe noch weitere Zwecke, so die Besserung
des Schuldigen. Um so mehr nimmt die kirchliche Strafe dieses
letztere Moment in sich auf. Modernen Strafrechtstheorien, die mehr
oder weniger auf der Willensunfreiheit des Menschen aufgebaut sind,
kann die Kirche nicht beipflichten. Für sie steht die menschliche
Willensfreiheit als solche dogmatisch fest. Im einzelnen Fall berück-
sichtigt sie jedoch auch die Strafausschließungs- und Strafmilderungs-
gründe: Notwehr, Notstand, Zwang, mangelndes Alter, mangelndes
Bewußtsein, Unkenntnis des Gesetzes usw. ^
II. Als Strafarten unterscheidet man gemäß dem Wesen der Strafe
vor allem poenae vindicativae oder poenae einfachhin, welche in erster
Linie die verletzte Rechtsordnung durch Zufügung eines Übels sühnen
wollen, ohne indessen den Zweck der Besserung auszuschließen, und
poenae medicinales oder Zensuren, welche wegen eines mit notorischer
Halsstarrigkeit (contumacia) verbundenen Vergehens oder Verbrechens
in erster Linie zum Zwecke der Besserung und sodann auch der Sühne
verhängt und, dem Hauptzweck entsprechend, nach eingetretener
Besserung wieder aufgehoben werden 2. Solcher Zensuren gibt es drei:
• L. 131, D. de V. S. L, 16.
2 Linsenmann, Lehrb. d. Moraltheol. 38ffl34ff233f 419 ff. Ders., D.
eth. Problem d. Strafe (Th. Qsch. LXXI [1889] 3 ff ). [Tiefdringend.] Koch, Lehrb.
d. Moraltheol.3 33 fi" 116 ff 437 f. Hollweck, D. kirchl. Strafgesetze 83 f.
Hergenröther-Hollweck, KR. 542 ff 552 ff. V. Cathrein, D. Grundbegriffe
d. Strafrechts, 1905. Ders., Moralphilosophie ^ I 436 ff; II 663 ff. [Orientiert
eingeh. üb. d. vorlieg. Probleme u. d. vorband. Lit.] Schindler, Lehrb. d. Moral-
theol. 12 (1913) 69ff 131 ff; II 1 (1909), llOff 393 ff. Staatslexikon* s.v. Strafe.
3 C. 18 (August.), C. II, q. 1. C. 20. X de V. S. V, 40. C. 1 in VI'° de sent.
excomm. V, 11. Ursprüngl. hatte d. Ausdruck ,.censura'' e. ganz allg. Bedeutung.
C. 13 (Syn. Tolet. XI a. 675, c. 3), D. XII. C. 10 (Nikol. I. a. 858-867), C. IL
348 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
Exkommunikation, Interdikt und Suspension ^ Alle übrigen Strafen
sind vindikative. Werden aber die drei genannten Zensuren auf be-
stimmte Zeit oder lebenslänglich verhängt, so sind auch sie wesentlich
Vindikativstrafen. Von diesen pro foro externo verhängten Strafen
sind wohl zu unterscheiden die vom Sünder pro foro interno freiwillig
übernommenen Pönitenzen oder Bußen 2.
Ist die Strafe bereits im Gesetz genau bestimmt, so ist sie poena
oder censura juris oder canonis oder ordinaria. Ist sie aber vom
Richter im einzelnen Falle noch näher zu bestimmen, so ist sie poena
judicis oder hominis oder arbitraria oder extraordinaria 3.
Die poenae vindicativae treten erst nach gerichtlicher Untersuchung
und Urteil ein. Dagegen können Zensuren auch ohne richterliches Urteil
sogleich mit der Tat von selbst („ipso jure", „ipso facto", „eo ipso")
eintreten. Ihre Begründung findet diese der Kirche allein angehörige
Art von Strafen in der vorherrschend auf das Gewissen gehenden
Innerlichkeit des kirchlichen Strafrechts. Daher unterscheidet man
censurae ferendae und censurae latae sententiae^. Damit aber ein
Vergehen oder Verbrechen eine Zensur verdient, müssen gewisse
Voraussetzungen erfüllt sein. Das betreffende Vergehen muß wenig-
stens bei schweren Zensuren in foro externo ein peccatum grave, in
foro interno ein peccatum mortale sein^. Sodann muß das Delikt in
q. 1. Hinschius, KR. IV 7483; V 125*. D. Meinung v. Hinschius, KR. IV
747 ff, daß d. Kirche geg. d. Laien anfängl. nur Vindikativstrafen gehabt habe, ist
schon angesichts 1 Kor 5, 5; 2 Kor 2, 5 ff (J. E. Bei s er, Einleitung i. d. N. Test.^
[1901] 448 f 455 462. Ders., D. zweite Brief d. Apost. Paulus a. d. Korinther
[1910] 78 ff) u. 1 Tim 1, 20 (Ders., D. Briefe d. Apost. Paulus a. Timotheus u.
Titus [1907] 49 f) unhaltbar. — D. diese Strafart d. poenae medicinales war d. K. d.
weltl. Strafrecht lange u. weit voraus, welches jetzt erst i. d. bedingten Begnadigung
u. a. ähnl. Gedanken Raum gibt. Staatslexikon I* 669 ff.
' C. 20, X de V. S. V, 40.
2 Anders d. Zwangsbufse. C. 5, X de poenit. V, 38. Trid. sess. XXIV de ref.
c. 8. Ch. M eurer, D. rechtl. Natur d. Pönitenzen d. kath. K. i. bist. Entwicklung
(A. f. k. KR. XLIX [1883] 177 ff). Vgl. a. ob. S. 313.
^ C. un. in VI*'' de M. et 0. I, 17. C. 22 in Vr° de sent. excomm. V, 11.
* N. Hinschius, KR. IV 761 841 ; V 130 ff finden s. cens. lat. sent. v. d.
8. .Jhdt nicht. Anders Kober, D. Kirchenbann 55 ff, d. m. Recht a. Jo 3, 18;
c. 1 2 d. Syn. v. Elvira ca a. 300; c. 1 d. Syn. v. Antiochien a. 341 usw. verweist.
Vgl. a. Kobei-, D. Suspension 45 ff, u. Hergenrö th e r- H ol 1 wec k, KR. 546*
561 '. B. d. Häufung d. Zensuren war man ab. vielf. i. Zweifel, ob e. Zensur jeweils
lat. od. fer. sent. war. Da wurde d. ausdrückl. Unterscheidung a. i. d. Kanonen
gemacht. C. 26, X de appellat. II, 28. C. 19 29 (p. decisa), X de sent. excomm.
V, :59.
"> C. 41 (Syn. v. Meaux a. 845, c. 56), C. XI, q. 3.
§ 175. Wesen und Arten der kirchlichen Strafe. 349
die äußere Erscheinung hervorgetreten sein (p. externum) i. Ferner
muß es in suo genere completum sein, als vollendete Tatsache vor-
liegen 2. Weiterhin muß es sein conjunctum cum contumacia. Die
censura ferendae sententiae darf unter Gefahr der Nichtigkeit erst
verhängt werden nach vorausgegangener drei- oder zwei- eventuell
einmaliger, im letzteren Falle aber peremtorischer monitio canonica^.
Eine censura latae sententiae aber tritt wenigstens pro foro interne
nicht ein bei ignorantia juris et facti. Nur darf die ignorantia keine
crassa, affectata vel supina sein ^. Auch mangelnde Vernunft oder
metus gravis hindert das Eintreten der Zensur 5. Daher soll der
Richter keine Zensur gegen noch nicht sieben Jahre alte^ und auch
nicht gegen juristische Personen verhängen". Die Bischöfe und die
noch höheren Prälaten werden von einer Zensur nur dann betroffen,
wenn ihrer darin ausdrücklich Erwähnung geschieht^.
Weiter unterscheidet man poenae spirituales und poenae temporales.
* C. 14, D. I de poenit. Doch ist Notorietät nicht nötig. D. Schiappoli.
L'elemento esterno deir azione materia dei reato nel diritto penale canouico (Fest-
schrift f. Friedberg [1908] 141 ff).
^ C. 7 in yi*° de elect. I, 6. Also unterliegt nicht schon d. Versuch d. Strafe,
außer es sei i. Gesetz so bestimmt. Üb. d. Begriff d. Versuchs : H er genröth er-
Hollweck, KR. 550.
3 C. 26, X de appellat. II, 28. C. 6, X de cohab. der. et mul. III, 2. C. 48,
X de sent. excomm.V, 39. C. 5 9 in VP° de sent. excomra. V, 11. Trid. sess. XXV
de ref. c. 3. Zwisch. d. einz. Mahnungen soll e. Zeitraum liegen. Ist d. Vergehen
notorisch, so fällt d. monitio weg. K. M e n d e 1 s s 0 h n - B a r t h o 1 d y, De monitione
canonica, 1860.
* C. 9, X de cleric. excomm. V, 27. C. 2 in Vr° de constit. I, 2. S. C. Inq.
13. Jan. 1892. Aber a. b. ignor. crassa od. affectata würde d. Zensur nicht ein-
treten, wenn d. Gesetz d. Beisatz hätte: ^qui hoc fecerit scienter (consulto, fernere) ".
D. Eintritt pro foro externo hindert d. Ignoranz nicht. S. C. Inq. 28. Aug. 1888.
Hollweck, D. kirchl. Strafgesetze 100'. Ob. S. 199.
^ C. 5, X de his, quae vi I, 40.
^ C. 1 60, X de sent. excomm. V, 39. M. Recht wendet s. Hol! we ck a. a. 0.
74 geg. d. Behauptung, daß d. Strafmiindigkeit erst m. d. Pubertät beginne. Doch
ist hier i. einzel. Fall z. unterscheiden. Am wenigsten wird d. impubes d. excomm.
lat. sent. verfallen. Vgl. a. ob. S. 31, A. 3. C, 5 in VP" de sent, excomm, V, 11,
■^ Immerhin können Kollegien d. Suspension u, d, Interdikt verfallen. Pius IX.,
„Apostolicae Sedis moderationi" v. 12. Okt. 1869. V 1 ; VI 1.
^ C. 4 in VP° de sent. excomm. V, 11. Doch gilt dies b. d. Bischöfen nicht
bezügl. d. Exkommunikation. Vgl. Bd I, S. 413 444. — De culpa requisita ad in-
currendam censuram (Analecta eccies, XIII [1905] 185 ff). De contumacia requisita
ad incurrendam cens. (Ebd. 227 ff). N. Hilling, D. Bedeutung d. justa causa f.
d. Gültigkeit d. Exkommunikationssentenz (A. f. k. KR. LXXXV [1905] 246 ff).
L. van Ruymbeke, De ignorantia a cens. excusante (Nouv. Rev. th^ol. XXXVII
[1905] 637 ff).
350 IV. Buch. D.Verwalt.d. Kirche. S.Abschn. 2. Kap.: D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
Kirchenstrafen, welche Laien wie Kleriker treffen können, be-
zeichnet man als poenae communes, und solche, welche bloß über
Geistliche oder Laien verhängt werden können, als poenae parti-
culares. Zu letzteren gehören namentlich die Disziplinarstrafen der
Kleriker.
Da die Zahl der censurae latae sententiae sehr angewachsen war
und demgemäß viele Unsicherheit hierin bestand, so hat Pius IX. in
der Bulle „Apostolicae Sedis moderationi" vom 12. Oktober 1869
dieselben eingeschränkt und genau umschrieben ^
§ 176.
Die Verhäiigung und Aufhebung der kirchlicheu Strafen.
Lit. §§ 169 175. Kober, D. Kirchenbann^ (1863) 64 ff 447 ff. Ders., D.
Suspension (1862) 29 ff 127 ff. Ders., D. Deposition (1867) 286 ff. München,
D. kan. Gerichtsverfahren usw. 2 IJ (1874) 75 ff 241 ff: Hinschius, KR. IV
(1888) 757 ff 837 ff: V (1895) 144 ff 278 ff 327 ff 360 ff 667 ff 905 ff: VI 1 (1897),
Iff 145 ff. Wernz-Vidal, Jus decretalium VI (1913) 65 ff 90ff.
L Die Verhängung von Kirchenstrafen ist Sache der Inhaber von
jurisdictio ecclesiastica pro foro externo^. Verhängen können sie die-
selben aber nur über Getaufte und ihre Untergebenen, d. h. über die-
jenigen, die ihr Domizil oder Quasidomizil innerhalb ihres Territoriums
haben 3. So werden die vom Bischof angedrohten poenae latae sen-
tentiae nur von seinen Diözesanangehörigen und von diesen nur inner-
halb der Diözese inkurriert*. Diözesanangehörige , welche sich in
einer fremden Diözese eines Vergehens schuldig machen, das dort mit
censura latae sententiae bedroht ist, kann der dortige oder der eigene
Bischof per sententiam ferendam bestrafen 0. Da der Pfarrer keine
jurisdictio in foro externo hat, so kann er auch keine Kirchenstrafen
' Außerd. beließ Pius IX. d. Zensuren, welclie d. Trident. verhängt hat, u. d.
Strafen, welche f. d. Papstwahl (Bd I, S. 401 ff) u. innerh, d. Ordenskongregationen u.
kirchl. Kollegien aufgestellt sind. Seitd. sind einige neue hinzugekommen. Vgl. Bd 1,
S. 339; ob. S. 261 f. — Üb. Wünsche a. d. Vatic. u. sonst: Lämmer, Z. Kodif. d.
kan. Rs 119 f; Grand er ath-K i rch, Gesch. d. Vatik. Konzils I 51 441 444;
R. Mittermüller, Üb. d. Reformen d. kirchl. Zensuren (A. f. k. KR. XXVI
[1871] 153 ff). — Alle Geltung hat verloren d. Bulle „In coena Domini". Üb. sie
vgl. Kirchenlexikon 2 s. h. v. ; Hinschius, KR. V 646 ff; E. Göller, D. päpstl.
Pönitontiarie 1 (1907) 242 ff: II (1911) 190 ff. [Grundlegend.]
2 Bd I, S. 278 f. « Bd I, S. 133 f.
* C. 4, X de poenit. V, 38. C. 21, X de sent. excomm. V, 39. C. 2 in VI**»
de constit. I, 2. Trid. sess. XIV de sacr. poenit. c. 2.
' P. Castillon, De episcopo intligcnte censuram alienae dioecesis subdito
(Nouv. Rev. theol. XXIX [1907] 131 tfj.
§ 176. Die Verhängung und Aufhebung der kirchlichen Strafen. 351
in foro externo verhängen ^ Wohl aber hat er, wenn er auf Grund
eines öffentlichen Vergehens den Eintritt einer Zensur annehmen muß,
danach zu handeln, z. B. durch Verweigerung der Sakramente oder
des kirchlichen Begräbnisses.
Ist die Straftat und der Schuldige sicher, so hat der Richter die
vom Gesetz bestimmte Strafe zu dessen Schutz genau zur Anwendung
zu bringen 2. Doch darf er unter Berücksichtigung der obwaltenden
Verhältnisse nach dem Satz: „Odia restringi et favores convenit
ampliari" an Stelle der streng gesetzlichen Strafe aus Gründen auch
eine mildere verhängen ^. Milder zu strafen ist der Richter namentlich
dann berechtigt, wenn das Gesetz selbst die Strafe unbestimmt ge-
lassen hat^ oder wenn er in begründetem Zweifel ist, ob er volle
Strenge üben oder Milde walten lassen solle 5.
Nach der eben berührten Rechtsregel dürfen, wenn das Gesetz
ausdrücklich nur die eigentlichen Täter bestraft wissen will, nicht
auch die Mittäter, Anstifter, Berater und Helfershelfer bestraft werden.
Doch trifft in der Regel den Mittäter und Anstifter die gleiche Strafe
wie den Angestifteten ^. Den auf irgend welche Weise die Straftat
Begünstigenden aber trifft nur in den Fällen die gleiche Strafe wie
den Täter, wo dies ausdrücklich vom Gesetz bestimmt ist''.
IL Der Erlaß der Vindikativstrafe heißt Dispensation oder Be-
gnadigung oder Indulgenz, der Erlaß der Zensur Absolution^.
Gemäß dem Zwecke der Zensur muß dieselbe aufgehoben wer-
den, sobald die beabsichtigte Besserung eingetreten ist oder solche
ernsthaft versprochen wird^. Doch wäre im letzteren Falle bei Ab-
solution wenigstens pro foro externo namentlich nach schweren
Verbrechen Garantie zu fordern etwa durch Eid oder Handgelübde ^^.
» Bd I, S. 481 f.
2 C. 1, X de constit. I, 2. C. 4, § 1, X de off. jud. deleg. I, 29.
3 C. 24 (Greg. I. a. 598), D. LXXXVL C. 4, X de der. excomm. Y, 27.
Reg. jur. in VP° 15. Trid. sess. XIII de ref. c. 1.
* C. 18 (1. 42, D. de poenis XLVIII, t. 19), D. I de poenit.
^ C. 2, X de reg. jur. V, 41. Reg. jur. in VP° 15 30 49.
^ C. 3 in VI*<* de homic. V, 4. A. Engelm ann, D. geistige Urheber d. Ver-
brechens n. d. ital. Recht d. MAs (Festschrift f. K. Binding II [1911] 386 ff).
" C. 6, §§ 1—4, X de homic. V, 12. Hinschius, KK. Y 932 ff! Ygl. ab. a. :
H 0 1 1 w e c k , D. kirchl. Strafgesetze 70 f;Hergenröt her -Hollweck, KR. 550 ff.
Wernz-Yidal, Jus decretalium VI (1913) 52 ff.
8 Hinschius, KR. Y 145 f 667f; VI 1, 167 ff 180 ff. K. Beyerle, V. d.
Gnade i. deutsch. Recht, 1910.
^ C. 11, X de constit. I, 2. C. 25, X de appellat. 11, 28.
^° C. 9, X de haeret. Y, 7. C. 10 51, X de sent. excomm. V, 39. Hollweck
a. a. 0. 98 \
352 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap : D, kirchl. Gerichtsbarkeit.
Eine Absolution ohne erfolgte oder gewährleistete Besserung ist
nichtig^.
Von der excommunicatio ferendae sententiae absolviert derjenige
Obere, der sie verhängt hat-. Hieran ändert der Wechsel im Domizil
nichts^. Doch absolviert der Papst von allen solchen Zensuren*. In
articulo mortis absolviert der Beichtvater nach Versprechen, sich dem
kirchlichen Obern zu stellend Von der excommunicatio latae sen-
tentiae kann an sich auch nur deren Urheber lossprechen. Von der
excommunicatio latae sententiae nemini reservata absolviert der Beicht-
vater pro foro interne^. Von den reservierten Zensuren latae sen-
tentiae aber, die seit dem 12. Jahrhundert aufkamen, spricht der-
jenige Gesetzgeber los, welcher sich die Lossprechung reserviert hat".
Doch absolvieren gemäß gemeinem Rechte die Bischöfe in allen Fällen,
in welchen sich der Gesetzgeber die Absolution nicht ausdrücklich
vorbehielt, und gemäß tridentinischer Bestimmung von der excom-
municatio latae sententiae Papae reservata bei allen geheimen Ver-
gehen^. Um aber von den seit der Bulle „Apostolicae Sedis mode-
rationi" aufgekommenen, dem Papste speciali oder specialissimo modo
reservierten Exkommunikationen absolvieren zu können, ist eine spezielle
Vollmacht notwendig^. In articulo mortis hören alle Reservationen auf.
In solchem Falle ist jeder Priester befugt, in utroque foro zu absol-
vieren i^. Dies gilt auch in allen casibus vere urgentioribus, so vor
* Ebenso ist e. erzwung. Absolution ungültig. C. un. in VP° de iis, quae vi I, 20.
2 C. 51 (Ambr.), D. I, de poenit. C. 40 (Syn. v. Epao a. 517, c. 28), C. XI,
q. 3. C. 8 11, X de off. jud. deleg. I, 31. A. Stelle d. Verhängenden absolviert
a. d. Delegat u. d. Amtsnachfolger.
3 C. 19, X de foro compet. II, 2. C. 29, X de sent. excomm. V, 39. II oll-
weck, D. kirchl. Strafgesetze 105 f. Vgl. ab. ob. S. 50, A. 1, u. S. 51, A. 1.
* D. Metropolit wäre z. Absolution nur berechtigt n. erfolgter Appellation.
C. 8, X de off. jud. ord. T, 31. Hier wäre, weil m. e. Exkommunizierten gerichtl.
nicht verhandelt werden soll, v. Beginn d. Untersuchung e. absolutio ad cautelam
z. erteilen. C. 7 in Vl*° de sent. excomm. V, 11.
' Trid. sess. XIV de ref. c. 7.
^ C. 29, X de sent. excomm. V, 39. Ob diese Absolution a. pro foro extcrno
gelte, ist kontrovers. Lehmkuhl, Theol. moral." II, n. 1120. Milder Holl w cc k
a. a. 0. 100'. Hergenröther-Hollweck, KR. 566.
"^ Üb. d. Ursprung d. Reservationen vgl. ob. S. 48.
8 C. 29, X h. t. V, 39. Sess. XXIV de rcf. c. 6. Da d. Bulle .Apostolicae
Sedis moderationi" dieses Recht nur d. Bischöfen bestätigt, so haben es d. Ordens-
obern verloren. Decr. Poenit. v. 5. Dez. 1873. Lehmkuhl, Theol. moral." 11. n. 1123.
"Solche erhalten d. Bischöfe i. d. h'egei. Schneider, Fontes jur. noviss.
p. 88, n. 10. A. hier ist d. absolutio coniplicis ausgenommen. Ob. S. 48.
'° C. 5 in VI'" de poenit. V, 9. C. 3 in Clem. h. t. V. 8. Trid. sess. XIV de
ref. c. 7. Ausgenommen ist d. interdictum locale u. d. interd. personale communi-
§ 176. Die "Verbängung und Aufhebung der kircblicben Strafen. 353
allem, wenn aus der Verweigerung der Absolution Ärgernis oder
Infamie zu befürchten wäre^, ja selbst schon dann, wenn für den
Pönitenten das weitere Verbleiben in der Todsünde etwas sehr Hartes
(durissimum) hätte -. Doch erfolgt in allen diesen Fällen nur eine ab-
solutio ad reincidentiam 2. Demgemäß hat sich derjenige, welcher in
articulo mortis von einer dem Papst speciali modo reservierten Zensur
absolviert wurde, im Falle der Wiedergenesung unter Strafe des Rück-
falles in die gleiche Zensur innerhalb dreißig Tagen persönlich dem
zuständigen Kirchenobern zu stellen. Ist das nicht möglich, so hat
der so Absolvierte sich in jedem Falle entweder selbst oder durch den
Beichtvater schriftlich innerhalb derselben Frist an den Kardinal-
Großpönitentiar oder an den Bischof zu wenden •*. Ist jemand in einem
sonstigen Notfalle von einer dem Papste speziell oder einfach reser-
vierten Zensur von einem an sich hierzu nicht kompetenten Beicht-
vater absolviert worden, so hat sich ein solcher ebenfalls innerhalb
eines Monats entweder persönlich oder schriftlich entweder selbst oder
durch den Beichtvater unter Strafe der Reinzidenz in die gleiche
Zensur nach Rom oder an den Bischof zu wenden^. Wenn aber
weder der Pönitent noch der Beichtvater sich brieflich nach Rom
wenden könnte und es dem Pönitenten schwer fallen würde, einen
andern Beichtvater zu suchen, so kann der Beichtvater auch ohne
diesen Rekurs absolvieren ß. Wenn jemand im Notfalle von einer
tatis. ü. zwar kann jed. Priester absolvieren, a. wenn e. approbierter Beichtvater
da wäre. S. C. Inq. 29. Juli 1891. Vgl. ob. S. 47.
» C. 11 29 58, X de sent. excomra. V, 39. C. 22 in VF«' h. t. V, 11. S. C. Inq.
23. Juni 1886.
2 S. C. Inq. 16. Juni 1897 (A. f. k. KR. LXXVIII [1898] 132 f).
'' C. 11 13 26, X de sent. excomm. V, 39.
* S. C. Inq. 23. Juni 1886; 16. Juni 1897. Wenn d. Bischof d. Fakultät hat.
V. d. Papst speciali modo reserv. Zensuren z. absolvieren, genügt d. Rekurs a.
ihn. S. C. Inq. 19. Dez. 1900 (A. f. k. KR. LXXXl [1901] 531 f). Acta et decreta
conc. plen. Americae Latinae (1899) Nr 558.
^ S. C. Inq. 23. Juni 1886; 7. Nov. 1888; 16. Juni 1897. A. hier genügt
eventuell d. Rekurs a. d. Bischof. S. C. Inq. 19. Dez. 1900 (A. f. k. KR. LXXXI
[1901] 531 f).
« S. C. Inq. 9. Nov. 1898; 5. Sept. 1900: 16. Nov. 1900 (A. f. k. KR. LXXXI
[1901] 344). Ausgenommen ist nur d. excomm. propter absolutionem complicis.
S. C. Inq. 9. Nov. 1898; 7. Juni 1899 (A. f. k. KR. LXXX [1900] 143 f). —
Th. Friedle, Üb. d. absolutio a censuris in articulo mortis (Ebd. XXX [1873]
185 ff). J. Becker, Altes u. neues Recht bezügl. d. Absolution v. päpstl. Reservat-
fällen (Katholik 1899, II 20 ff). L. van Ruy mbeke, De absolutione a censuris
reservatis Rom. Pontif. (Nouv. Rev. theol. XXXVIII [1906] 428 ff). Ders., De
absol. a. cens. Rom. Pontif. reserv. in articulo mortis (Ebd. 465 ff).
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. II. 3. Aufl. 23
354 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
dem Bischof reservierten Zensur durch einen Beichtvater, der nicht
die volle Fakultät besaß, absolviert wurde, so hat er sich ebenfalls
innerhalb eines Monats entweder selbst oder durch den Beichtvater
persönlich oder schriftlich an den Bischof zu wenden , außer der
Bischof hätte anders bestimmt. Wenn jemand in mehreren Zensuren
sich befindet, so muß er von jeder speziell absolviert werden ^
Pro foro externe kann die Absolution von einer Zensur auch
einem Abwesenden und schriftlich erteilt werden 2. Eine bestimmte
Form ist für die Lossprechung im allgemeinen nicht vorgeschrieben;
es genügt vielmehr, wenn der Wille des Absolvierenden in irgend
welcher Weise zum Ausdruck kommt. Doch bedient man sich hierbei
am besten der in dem Rituale enthaltenen Formel. Auch für das
forum internum kann die Absolution außerhalb des Beichtstuhles vor-
genommen werden^.
Eine absolutio ad cautelam wird erteilt in zweifelhaften Fällen
zur Beruhigung der Gewissen und bei gerichtlichen Verhandlungen
mit Exkommunizierten ^.
Wie Tote um der äußeren Wirkungen der Exkommunikation willen
noch exkommuniziert werden können 5, so können sie pro foro externe
auch noch von der Exkommunikation absolviert werden, um die
äußeren Wirkungen derselben zu heben. Doch darf das nur geschehen,
wenn sie vor ihrem Ende unzweideutige Zeichen der Reue gegeben
haben ^.
Eine Staatsregierung, welche die Verhängung von Zensuren verbieten
oder deren Zurücknahme befehlen wollte, würde weit über den Rayon ihrer
Berechtigung hinausgehen ^
1 C. 27 42, X de sent. excomm. V, 39.
2 C. 8 (Greg. I. a. 599), C. II, q. 5.
^ Nur wenn v. Obern verlangt würde, daß man s. e. bestimmten Formel z.
bedienen od. d. Exkomm. b. Erteilung d. sakram. Lossprechung z. heben habe, müßte
man solches einhalten. E. Formel z. sollennen Absolution enthält d. Pontif. Rom.
P. III, tit. Ordo excommunicandi et absolvendi. D. gewöhnl. Formel steht i. Kit.
Rom. tit. III, c. 3. Daselbst ist n. 8 bemerkt, daß man f. d. for. intern, d. d.
sakram. Absolution vorangehende Formel anwenden solle. Danach a. d. Diözesan-
ritualien.
* Ob. S. 352, A. 4.
' C. 1-6. C. XXIV, q. 2. C. 5, X de haerot. V, 7.
» C. 28 38, X de sent. excomm. V, 39. D. Formel steht i. Rit. Rom. tit. III, c. 4.
' Tatsächlich glaubten einige Staaten, ihre Untertanen i, Schutz nehmen z.
sollen geg. kirchl. Straf- u. Zuchtmittel, d. ihre Untertanen i. Ausübung ihr. Staats-
bürger!, Rechte od, Pflichten behindern od. beeinflussen od. ihre Ehre erheblich
verletzen könnten. Preuß. Ges. v. 13. Mai 1873. § 1 ; 29. April 1887. Art. 4.
Sachs. Ges. v. 23. Aug. 187G. § 8. Bad. Ges. v. 19. Febr. 1874. Art. 3, § 16b.
§ 177. Die Exkommunikation. 355
§ 177.
Die Exkommunikation.
Decr. Grat. C. XI, q. 3; C. XXIV. Decr. Greg. IX. l.V, t. 27 de der. excomm.;
t. 39 de sent. excomm. Lib. sext. V, 11. Const. Clem. V, 10. Extrav. Joann. XXII.
t. XIII. Extrav. comm. V, 10.
Z. Lit. vgl. §§ 169 175 176. Weit.: J. G. Pertsch, D. Recht d. Kirchen-
bannes, Halle 1728.— Kober, D. Kirchenbann 2, 1863; W. Molitor, Üb. d. Folgen
d. excomm. major (A. f. k. KR. IX [1863] 1 ff ) ; München, D. kan. Gerichts-
verfahren USW.2 II (1874) 156 ff; Hinschius, KR. IV (1888) 691 ff 699 ff 738 ff
748 ff 797 ff 812 ff; V (1895) 3 ff 75 ff 493 ff 616 ff. E. Vernay, Le „Liber de
excommunicatione" du cardinal Berenger Fredol prec^de d'une introduction historique
sur Fexcommunication et l'interdit en droit canonique de Gratien ä la fin du
XIIP siecle, 1912. Wernz-Vidal, Jus decretalium VI (1913) 187 ff.
Entsprechend der Heiligen Schrift ^ schloß die Kirche von Anfang an
schwere Sünder entweder für immer aus ihrer Gemeinschaft aus oder bis
zur Todesstunde oder wenigstens auf so lange, bis sie durch Buße ihr Ver-
gehen gesühnt hatten: Exkommunikation. Daneben gab es seit Ende des
4. Jahrhunderts auch einen nur teilweisen Ausschluß aus der Kirche, näm-
lich von Gottesdienst und Abendmahl. Anfangs wurde solche Buße auch
für geheime Sünden zuerkannt, seit dem 5. Jahrhundert aber nur noch wegen
öffentlicher Sünden. Bei den germanischen Völkern konnte aber auch die
Buße für öffentliche Sünden und der deswegen erfolgende Ausschluß aus der
Kirche keinen rechten Boden finden. So wurde sowohl der teilweise Ausschluß
aus der Kirche, der Ausschluß vom Empfang der Sakramente und dem Erhalt
von Kirchenämtern — excommunicatio minor, kleiner Bann — , als der voll-
ständige Ausschluß aus derselben, der Ausschluß von sämtlichen kirchlichen
Gnaden und Segnungen — excommunicatio major, großer Bann — eine
selbständige kirchliche Strafe^.
Die Exkommunikation, eine auf alle Glieder der Kirche anwend-
bare poena medicinalis, ist entweder excommunicatio minor oder major,
kleiner oder großer Kirchenbann. Die excommunicatio minor schließt
nur vom Empfange der Sakramente und dem Erhalte eines kirch-
lichen Amtes aus^. Die excommunicatio major aber ist, wenn auch
Hess. Ges. v. 23. April 1875. Art. 9 12; 7. Sept. 1889. Schneider, D. part.
KRsquellen 256 275 340 378 f. Hinschius, KR. VI 1, 235 ff. Friedberg,
KR.« 324 ff. Abweichend v. Hinschius betont Golther, D. St. u. d. kath. K.
i. Württ. 328 f, richtig, daß d. Staat s. hier nicht einzumischen habe. A. Lif-
schütz, D. strafrechtl. Bekämpfung geistl. Übergriffe i. weltl. Gebiet, 1913. Vgl-
a. ob. S. 317 f.
^ Ob. S. 313, A. 5. J. Doli er, D. Bann (Herem) i. A. T. u. i. später. Judentum
(Z, f. k. Theol. XXXVII [1913] 1 ff). « Z. Lit. üb. d. Buße ob. S. 44, A. 5.
» C. 2, X de except. II, 25. C. 10, X de der. excomm. V, 27. C. 3 in VI*"
de sent. excomm. V, 11.
23*
356 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
nicht der vollständige Verlust der durch die Taufe erhaltenen kirch-
lichen Mitgliedschaft ^ so doch die Ausstoßung aus der sichtbaren
Gemeinschaft der Gläubigen, so daß der in ihr Befindliche keinen
Anteil mehr hat am Gottesdienst, ausgenommen die Predigt, an dem
heiligen Meßopfer und an den Gebeten der Kirche (suffragia ecclesiae
communia) '-^j an den Sakramenten und Sakramentalien ^ und am kirch-
lichen Begräbnis^. Ebensowenig darf ein exkommunizierter Kleriker
die Sakramente spenden, und zwar unter Strafe der Irregularität^.
Ursprünglich waren die excommunicatio major und das Anathema gleich-
bedeutend ^. Doch bekam, nachdem Gregor IX. erklärt hatte, daß die Ex-
kommunikation schlechthin den größeren Bann bedeute, die Ausschließung,
wenn sie in besonders feierlicher Weise und unter Anwendung von Symbolen
vorgenommen wurde, im Mittelalter den Namen „Anathem" ^ Der Zusatz
„Maran Atha" ^ ist keine besondere Form der Exkommunikation, sondern
nur eine Drohung mit dem künftigen Gericht.
Nach der Mahnung des Apostels soll mit den notorisch aus der
Kirche Ausgeschlossenen nicht bloß der kirchliche, sondern auch der
bürgerliche Lebensverkehr abgebrochen werden^.
^ Vgl. Bd I, S. 81. R. Mühlbauer, Gehört e. Exkommunizierter noch z. kath.
K.? (Theol.-prakt. Monatsschrift XII [1902] 198 ff ). [Nein.] P. Minges, Gehören
Exkommunizierte u. Häretiker noch z. kath. K. ? (Ebd. XII [1902] 339 ff). [Ja]
2 C. 28 38 (43 üb. Predigt), X h. t. V, 39. C. 2 in Clem. h. t. V, 10. Üb.
private Zuwendung d. Meßopfers vgl. Bd I, S. 83; ob. S. 257, A. 1.
3 C. 32 59, X h. t. V, 39. Ob. IS. 33 36 59 64. Üb. d. Assistenz b. d. Ehe
e. Zensurierten od. haereticus toleratus vgl. ob. S. 123 f 133 198 f.
* Vgl. ob. S. 71 ff.
5 C. 3—6, X de der. excomm. V, 27. Üb. etwaige Notfälle ob. S. 47 130 206
352. Daß i. d. Notlage a. keine Irregularität eintritt, Bd I, S. 225.
^ Wenn ab. „excommunicatio" u. „anathema" i. gleich. Gesetz vorkamen, bedeutete
letzt, d. große, erst. d. kleine Exkommunikation. C. 12 (J oh. VIII. a. 878), CHI,
q. 4. Dict. Grat, ad c. 24, C. XI, q. 3. — D. Ausdruck „Anathema" : Rom 9, 3:
1 Kor 12, 3; 16, 22; Gal 1, 8. A. Deißmann, Licht v. Osten ^ (1909) 63 f.
A. Seitz, D. Heilsnotwcndigkeit d. K. n. d. altchristl. Lit. b. z. Zeit d. hl. Augu-
stinus (1903) 120 ff. Realenzykl. f. prot. Theol. u. K. » s. h. v.
' C. 106 (Regino v. Prüm 1. II, c. 473), C. XI, q. 3. C. 59, X h. t. V, 39.
C. 5 in VP° de poen. V, 9. C. 1 in Clem. de poon. V, 8. Pontif. Rom. P. III. tit.
Ordo excommunicandi et absolvendi.
8 1 Kor 16, 22. Kober, D. Kirchenbann 40 flF. — E. spezielle Art v. Ex-
komm. ist d. Ausschluß e. Bischofs v. Verkehr m. seinen Kollegen, weil er d. Pflicht
d. Besuchs d. Provinzialsynode nicht nachgekommen. Bd I, S. 501 f. K o h o r
a. a. O. 43 ff.
^ 1 Kor 5, 11. Rom 16, 17. 2 Thess 3, 14. 2 Jo 10, 11. J. E. Belser,
D. Briefe d. hl. Johannes (1906) 147 f.
§ 177. Die Exkommunikation. ^ 357
Demgemäß hatte der freiwillige Umgang mit den notorisch Exkommuni-
zierten zuerst die gleiche Strafe \ später wenigstens die excommunicatio
minor im Gefolge^. Näherhin war verboten jeder Gedankenaustausch durch
Wort, Zeichen oder Schrift, jede Bezeigung freundschaftlicher Gesinnung,
jeder Verkehr in Handel und Wandel, jedes gemeinsame Zusammenleben und
jede Tischgenossenschaft ^. Weil jedoch die Durchführung dieser Maßregel
zu vielen Gewissenskonflikten führte und überhaupt unmöglich war, so haben
schon Gregor VII. und Urban II. * und hernach das Dekretalenrecht ^ mehr-
fache Ausnahmen hierin gestattet. Danach war der Verkehr erlaubt, wenn
andernfalls ein Recht oder Vorteil verloren ging, bei Eheleuten, Kindern
und Dienstboten, bei Unkenntnis von der vorhandenen Exkommunikation
(ignorantia facti) oder von dem solchen Umgang verbietenden Gesetz (ign.
juris), endlich im Falle der Not ^
Bei der engen Verbindung zwischen Kirche und Staat im Mittelalter
hatte der kirchliche Bann auch staatliche und bürgerliche Folgen. So be-
stimmte Friedrich IL in seinem Privilegium für die geistlichen Fürsten vom
Jahre 1220, daß gegen denjenigen, der sechs Wochen im kirchlichen Banne
verbleibe, die Reichsacht ausgesprochen werden solle "'.
Aber trotz der seit Gregor VII. erlassenen Gesetze zum Zwecke der
Erleichterung des Verkehrs mit den Exkommunizierten ergaben sich bei der
» C. 16 (Pseudo-Fab.) 17 (Pseudo- Calixt.) 24 (Chrys.) 26 (Conc. Tolet.
I a. 400, c. 15), C. XI, q. 3.
2 C. 2, X de except. II, 25. C. 3 in VP« h. t. V, 11.
3 „Aliis" c. 3 inVP'» h. t. V, 11:
Os, orare, vale, communio, mensa negatur.
; C. 103 110, C. XI, q. 3. ^ c. 31 34, X h. t. V, 39.
^ „ExcommunicatioDis" c. 15, X h. t. V, 39:
Utile, lex, humile, res ignorata, necesse.
"^ C. 6 7. Mon. Germ. LL. II, 236. Constitutiones et acta publica imperii et
regni (Mon. Germ. LL.) II (1896) 90. M. d. üb. Jahr u. Tag dauernden Acht ver-
band d. Sachsenspiegel a. d. Amtsverlust. Ed. Homeyer II, 2. Tl, 184. Daß
ab. d. Untertanen e. gebannt. Herrschers a. v. Eid d. Treue entbunden seien u.
dieser seiner Herrschaft verlustig gehe, ist i. kan. Recht nirgends als wesentl. Folge
d. Bannes aufgestellt, bedurfte vielmehr e. neuen Spruchs. K o b e r , D. Kirchen-
bann'Tf? 402 f. J. Hergenröther, Kath. Kirche u. christl. Staat (1872) 48 ff.
K. Mirbt, D. Absetzung Heinr. IV., 1890. Ders., D. Publizistik i. ZA. Gre-
gors VII. (1894) 201 ff. H i n s c h i u s , KR. V 43 ff 392 ff. Vgl. a. Nachträge 974 f.
Scher er, KR. II 702 '^ V. Domeier, D. Päpste als Richter üb. d. deutsch. Könige
V. d. Mitte d. 11. b. z. Ausgang d. 13. Jhdts (1897) 34 ff. E. Eichmann, Acht u.
Bann i. Reichsrecht d. MAs (1909) 100 ff. Ders., Kirchenbann u. Königswahlrecht
i. Sachsenspiegel (Hist. Jb. XXXI [1910] 323 ff). Ders., D. Exkoramunikations-
privileg d, deutsch. Kaisers i. MA. (Z. d. Savigny-Stiftung f. Rsgschte, Kanonist.
Abt. I [1911] 160ff). J. Pötsch, D. Reichsacht i. MA. u. bes. i. d. neueren Zeit,
(1911) 36 ff. K. Böckenhoff, Kath. K. u. modern. St. (1911) 17 ff. Vgl. a.
Bd L S. 61.
358 IV. Buch. D. Yerwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
häufig von selbst eintretenden oder sehr häufig verhängten Exkommunikation
immer noch genug Gewissenskonflikte. Daher bestimmte Martin V. auf dem
Konzil zu Konstanz 1418 im siebten Kapitel des auf fünf Jahre mit der
deutschen Nation geschlossenen Konkordats, beginnend mit den Worten :
„Insuper ad vitanda", daß künftighin der kirchliche und weltliche Verkehr
nur mit jenen Exkommunizierten zu meiden sei, welche vom kirchlichen
Richter speziell und ausdrücklich („specialiter et expresse") exkommuniziert
und als solche öffentlich bekannt gemacht worden seien, sowie mit den
notorii clericorum percussores '. Dieses Indult hatte nach seiner Stellung in
dem deutschen Konkordat nur partikuläre Bedeutung. Allein auf Grund der
Fassung: „omnibus Christi fidelibus indulgemus" kam ihm universale Geltung
und für immer zu. Es wurde dann zwar durch ein abweichendes schärferes
Dekret des Basler Konzils aufgehoben - ; aber letzteres konnte als unpraktisch
nicht durchdringen , abgesehen von der zweifelhaften Geltung des Basler
Konzils ; vielmehr derogierte ihm das Indult Martins Y. durch Gewohnheit
und erhielt sich in Geltung durch die ganze Kirche ^
Auf Grund der Bulle Martins V. „Ad vitanda" unterscheidet man
excommunicati vitandi und excommunicati tolerati. Mit den letzteren ist
den Gläubigen in ihrem Interesse, nicht in dem der Exkommunizierten,
der Verkehr in äußeren kirchlichen Dingen, im Amt und im bürger-
lichen Leben erlaubt. Dagegen darf kein Geistlicher einen excom-
municatus vitandus zum Gottesdienst (mit Ausnahme der Predigt), zu
den Sakramenten und zum kirchlichen Begräbnis zulassen unter
Strafe des ipso jure eintretenden Interdikts ab ingressu ecclesiae*.
Erscheint ein excommunicatus vitandus zur Messe, so hat ihn der
Priester aufzufordern, die Kirche zu verlassen, und kann ihn even-
tuell entfernen lassen. Leistet derselbe Widerstand, so hat der Priester
die Messe vor dem Kanon oder nach der Kommunion abzubrechen,
und die Gläubigen haben sich zu entfernen 5. Geistliche, welche mit
vom Papste selbst namentlich Exkommunizierten wissentlich und frei-
' Man zitiert d. Kapitel gewöhnl. als Bulle od. Konstitution „Ad vitanda" od.
„Ad evitanda". D. beste Text b. B. Hübler, D. Konstanzer Reformation n. d.
Konkordate v. 1418 (1867) 164 ff bzw. 186 ff, wo a. and. Textausgaben angeführt
sind. Siehe a. : Walter, Fontes 95.
2 Sess. XX, c. 2. Mar dum, Acta conc. VIII 1194 f.
» Kobera. a. 0. 24Sff. Hübler a. a O. 333 ff. Hinschius, KR. V 505 ff. —
Dcmentsprcch. wurden i. ausgeh. MA. d. excomm. vitandi d. Gemeinde b. jed.
sonn- od. festtägl. Gottesdienst verkündigt. Vgl. Th. Qsch. LXXXI (1899) 218.
^ C. 8 in VP" de i)rivil. V, 7. „Apostolicae Sedis niodorationi" v. 12. Okt. 1869.
VI 2. D. gilt ft, 1). V. Hischof namentl. Exkommunizierten.
'' C. 2 in Clem. h. t. V, 10. D. Exkommunikation d. Widerspenstigen wurde
e d. Papst reservierte ; d. ist ab. weggefallen. D. Rost d. Gebete hat d. Geistl.
i. d. Sakristei z. verrichten.
§ 177. Die Exkommunikation. 359
willig in divinis verkehren und sie zum Gottesdienste zulassen, ver-
fallen der dem Papste simpliciter reservierten excommunicatio latae
sententiae i. Der niemand reservierten Exkommunikation verfallen
jene, welche das kirchliche Begräbnis eines namentlich Exkommuni-
zierten erzwingen 2. Jene endlich, welche mit einem vom Papste
namentlich Exkommunizierten in der Weise verkehren, daß sie da-
durch sein Verbrechen begünstigen, verfallen der dem Papste simpli-
citer reservierten Exkommunikation^. Weggefallen ist die Strafe
der von selbst eintretenden excommunicatio minor wegen bürgerlichen
Verkehrs mit einem excommunicatus vitandus, nicht aber das Verbot
solchen Umganges^.
Außerdem kann der excommunicatus vitandus nicht lehren, keine
Gesetze geben, keine Zensuren verhängen^'', keine Benefizien verleihen,
nicht wählen ß, nicht präsentieren^. Der excommunicatus toleratus
tut das alles gültig, aber unerlaubt^.
Ferner sind alle Exkommunizierten unfähig, kirchliche Ämter
und Würden zu erhalten. Eine trotzdem vorgenommene Verleihung
wäre nichtig^. Wer aber bereits ein Amt besitzt, geht desselben
durch die Exkommunikation nicht verlustig ^^ ; wohl aber ist ihm der
Bezug der Einkünfte untersagt ^^ Und wer über ein Jahr in der Ex-
kommunikation verharrt, kann seines Amtes entsetzt werden ^^^
' C. 18, X h. t. Y, 39. ^Apostolicae Sedis moderationi". II 17.
' „Apostolicae Sedis moderationi". IV 1.
' C. 29 55, X h. t. V, 39. ^Apostolicae Sedis moderationi". II 16. I. beiden
Fällen muß d. Strafe v. Papst selbst verhängt sein, nicht etwa v. e. Kongregation.
C. S. Off. 16. Juni 1897. Holl weck, D. kirchl. Strafgesetze 169. Vgl. Bd I, S. 84.
* Infolge d. Bulle ^Apostolicae Sedis moderationi". C. S. Off. 5. Dez. 1883;
9. Jan. 1884; 2. Aug. 1893 (A. f. k. KR. LXXIX [1899] 539 ff). — B. Do 1ha gar ay,
Communication criminelle avec les personnes nommement excommuniees par le
Souverain Pontife (Rev. d. scienc. eccles. 1902, 419 ff). Ders. , Interdiction des
rapports religieux avec les excommunies (Ebd. 1903, 39 ff).
5 C. 4 (Alex. IL a. 1C61— 1069) 36 37 (Nikol. I. a. 865), C. XXIV, q. 1.
« C. 23, X de appellat. II, 28. C. un. in VP<> ne sede vac. III, 8. Vgl. Bd I.
S. 337. Anders b. d. Papstwahl: Bd I, S. 402.
■ Vgl. Bd I, S. 361.
* Weg. d. sonst leicht entsteh. Unsicherheit i. Rechtsleben wird diese Aus-
nahme a. Grund d. Bulle „Ad vitanda" angenommen. Kober a. a. 0. 365. Wernz,
Jus decretalium II 2^ (1906), 130 136.
3 C. 7 8, X de der. excomm. V, 27. Vgl. Bd I, S. 318.
'0 Folgerung a. c. 13, § 5, X de haeret. V 7 u. c. 7 in Vl*° h. t. V, 2.
" C. 53, X de appellat. II, 28.
'2 C. 13, § 5, X de haeret. V, 7. C. 7 in VP^ h. t. V, 2. Trid. sess. XXV de
ref. c. 3.
360 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
Endlich geht durch die Exkommunikation die communicatio forensis
verloren ^ Der excommunicatus vitandus kann nicht Richter 2, Pro-
kurator, Advokat^, Notar S Ankläger^ oder Zeuge ^ sein. Doch
hat das heute nur noch Bedeutung für das kirchliche Forum". Wohl
aber hat ein Exkommunizierter als Beklagter vor Gericht zu erscheinen,
;_. ^' darf aber auch dabei von allen erlaubten Mitteln der Verteidigung
•Gebrauch machen^.
Die Exkommunikation ist eine schwere Kirchenstrafe. Sie soll daher
auch nur-^ür schwere Vergehen verhängt werden. Dementgegen wurde
von ihr im späteren Mittelalter ein viel zu häufiger Gebrauch ge-
macht. Sie diente überdies teils als Verwaltungsmittel teils als ge-
richtliches Zwangsmittel ^. Mit Recht forderte daher das Tridentinum,
sie solle nur selten verhängt werden: wegen schwerer Vergehen, mit
größter Vorsicht und unter Beobachtung der vorgeschriebenen Formali-
täten 1^. Insbesondere hat die vorgeschriebene monitio canonica voran-
zugehen, außer das Vergehen sei notorisch ^^ Bleibt die monitio
unbeachtet, so hat der Richter den Widerspenstigen vorzuladen, je-
^ Eich mann, Acht u. Bann 88 ff.
2 C. 24, X de sent. et re judic. II, 27. C. 8 in VP° h. t. V, 11. C. 1 in VP»
de off. jud. vicar. I, 13. C. 10 in VP° de off. jud. deleg. I, 14.
3 C. 7, X de probat. II, 19. C. 8 in VP° h. t. V, 11.
' C. 6 (Pseudo-Steph.), C. III, q. 4.
^ C. 12, X de except. II, 25. C. 1 in Vr» h. t. II, 12. C. 8 in VI*« h. t. V,
11. Ob. S. 325.
«^ C. 38, X de test. et attest. II, 20. C. 8 in VP° h. t. V, 11. Ob. S. 337.
^ Üb. d. einschlug. Verhältnisse d. excomm. tolerati K 0 b e r a. a. 0. 418
420 424.
8 C. 7, X de judic. II, 1. C. 5, X de except. II, 25.
•* C. 20, X de jurejur. II, 24. C. un. Extrav. comm. de furtis V, 5. C. 25,
X de rescr. I, 3. Ben ed. XIV., De syn. dioec. 1. X, c. 1, n. 3. Kober a. a. 0. 140.
Hinschius, KR. V 273 f 298 ff 643 910f; VI 1, 26 ff. [Z. weitgehend.] J.P.Kirsch,
D. Finanzverwaltung d. Kardinalkollegiums i. 13. u. 14. Jhdt (1895) 55. P. M.
Baumgarten, Untersuchungen u. Urkunden üb. d. Camera collegii Cardinalium
V. Jahre 1295—1437 (1898) CLXXVIII ff'. Ders. i. Rom. Qsch. XXII (190S) 47 ff.
J. Löhr, D, Verwaltung d. köln. Großarchidiakonats Xanten a. Ausgang d. MAs
(1909) 115 f. L. Febvre, L'application du Concile de Trente et Texcommunication
pour dettes en Franche-Comte (Rev. hist. CHI [19101 226 ff). E. Göller, D. Ein-
nahmen d. Apost. Kammer unt. Joh. XXII. (1910) 43 * ff. -- Es soll nicht i. Abrede
gestellt werden, daß v. d. Exkomm. i. MA. e. z. häufiger Gebrauch gemacht wurde.
Allein übertrieb., z. T. übelwoll. Ausstellungen ist entgegenzuhalten : Gebraucht d.
Kirche weltl. Strafen, so wird ihr gerade v. solcher Seite d. Kompetenz hierz.
abgesprochen; gebraucht sie geistl., so wird dies als Mißbrauch u. ( Jewissenszwang
perhorresziert.
>o Sess. XXV de ref. c. 3. " Vgl. ob. S. 349.
§ 178. Das Interdikt. 361
doch bei der Verhandlung alle Mittel der Verteidigung zu gewähren ^
Ist das Verbrechen dann gerichtlich bewiesen, so wird die Sentenz
gefällt, schriftlich ausgefertigt und dem Verurteilten auf Verlangen
binnen Monatsfrist eine Abschrift eingehändigt 2.
§ 178.
Das Interdikt.
Z. d. Quellenstellen siehe § 175 177.
Lit. § 169 175 176 177. Weit.: Kober, D. Interdikt (A. f. k.
3 ff). J. Goldschmidt, D. charakterist. Unterscheidungsmerkmale d. allg. u.
besond. örtl. Interdikts (Ebd. LXXVI [1876] 3 ff). München, D. kan. Gerichts-
verfahren USW.2 II (1874) 208 ff. Hinschius, KR. IV (1888) 804 ff ; V (1895)
13 ff 516 ff. E. B. Krehbiel, The interdict: Its history and its Operation. With
especial attention of the time of Pope Innocent III. (1198—1216), 1909. Wernz-
Vidal, Jus decretalium VI (1913) 222 ff.
I. Das Interdikt (interdictum sc. officiorum divinorum) ist die Ein-
stellung des öffentlichen Gottesdienstes und die Sistierung aller kirch-
lichen Funktionen zum Zweck der Strafe.
Die Anfänge dieser Kirchenstrafe reichen, wenn auch noch etwas un-
bestimmt, bis in das 6. Jahrhundert zurück, indem für Untaten nicht selten
die Kirchen einer Stadt seit dieser Zeit geschlossen wurden ^ Seit dem
9. Jahrhundert wurde dieselbe über Diözesen und Kirchenprovinzen und seit
dem 12. Jahrhundert über ganze Länder verhängt. Seit dem 10. Jahrhundert
wurde das Interdikt von der Exkommunikation begrifflich strenger geschieden
und durchweg als selbständige Strafe behandelt ^.
Man unterscheidet interdictum locale und personale, je nachdem dasselbe
auf einen Ort oder auf eine Person gelegt ist '". Eine Mischung von beiden
ist das interdictum mixtum s. deambulatorium, das zwar an einer bestimmten
Person haftet, aber in der Weise, daß auch jeder Ort, an den sie kommt.
1 C. 2 4 11 12, C. III, q. 9.
2 C. 1 in VP° h. t. V, 11. Vgl. ob. S. 328. — Üb. Aufhebung od. Endigung
d. Exkomm. vgl. ob. S. 351 ff. — D. Fälle, i. welchen excomm, latae sent. eintritt,
sind schon da u. dort i. Texte aufgeführt, z. B. Bd I, S. 84 130 244 ff usw. Sie
brauchen also nicht hier alle aufgezählt z. werden.
' A. Beer, D. Kirche gegenüb. Gewalttaten v. Laien (Merowinger-, Karolinger-
u. Ottonenzeit), 1913.
* C. 20, Xde V. S. V, 40. D. Versuche v. Hinschius, KR. IV 804 f u. V 19 ff,
geg. Kober stringent z. beweisen, daß d. Interdikt als selbständige Kirchenstrafe
8. erst seit d. 10. Jhdt finde, sind nicht gelungen. Vgl. a. : H. Schrörs, Hinkmar,
Erzb. V. R. (1884) 328 ff; H ergenröther-HoUweck, KR. 546=. Funk-
Bihlmeyer, Kgschte ^ 352.
^ Hinschius, KR. V 30 f , bemerkt, daß d. interd. personale begriff 1. v.
interd. locale verschieden ist u. ihm nicht entstammt.
362 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
interdiziert ist. Beide Arten von interdictum können wieder sein generale
oder speciale, je nachdem ein ganzes Land, Provinz, Diözese, Stadt inter-
diziert ist oder nur eine oder mehrere Kirchen , und je nachdem sich das
Interdikt auf eine Kommunität oder nur auf eine einzelne Person erstreckt ^
AYeiter unterscheidet man interdictum totale und partiale, je nachdem es alle
mit dem Interdikt verbundenen Rechtswirkungen äußert oder nur einen Teil
derselben. Ein interdictum partiale ist namentlich das interdictum ab in-
gressu ecclesiae.
Der Umfang der Wirkungen des Interdikts kann im einzelnen Falle durch
den Gesetzgeber bestimmt werden ; andernfalls entscheidet das gemeine Recht.
Nach diesem ist im allgemeinen Lokalinterdikt inbegriffen :
a) das Aufhören des Gottesdienstes. Allein bei der unter Umständen doch
vorliegenden Härte des allgemeinen Interdikts und seinen schwerwiegenden
Schäden für das religiöse und sittliche Leben sind eine Reihe von gesetzlichen
Ausnahmen gemacht worden. So durfte selbst in speziell interdizierten Kirchen,
in welchen die Eucharistie zur Spendung des Viatikums aufbewahrt wurde, ein-
mal in der Woche zum Zwecke der Konsekration in möglichster Stille, ohne
Glockengeläute und bei verschlossenen Türen Messen gelesen werden 2. So-
dann konnte in allen nicht speziell interdizierten Kirchen täglich zelebriert,
das Chorgebet und der sonstige Gottesdienst abgehalten werden, aber wieder
in möglichster Stille, bei verschlossenen Türen, ohne Glockengeläute, unter
Fernhaltung der Exkommunizierten und Interdizierten '. Weiter war es ge-
stattet, am Weihnachts-, Oster- und Pfingsttag, am Fronleichnamstag ein-
schließlich der Oktav und am Feste Maria Himmelfahrt feierlichen Gottes-
dienst unter Glockengeläute zu halten ^ ;
b) die Versagung der Sakramente. Doch durften gespendet werden die
Taufe und die Firmung ^ die Buße , doch nicht denjenigen, welche die Ver-
' C. 17, X de V. S. V, 40. D. üb. e. Stadt verhängte Interdikt erstreckt s.
a. üb. d. Kirchen d. Vorstädte u. alle so nahen Kirchen , daß sie 0. Mühe v.
d. Stadtbewohnern besucht werden können. Ebenso trifft c. a. e. Kirche gelegtes
Interdikt alle ni. ihr zusammenhäng. Kapellen u. d. umgeb. Friedhof. C. 17 in
VP° h. t. V, 11. Wird d. Interdikt üb. d. Klerus verhängt, so berührt es d, Volk
nicht, u. umgekehrt. C. 16 in VI'" h. t. V, 11. D. Regularen sind i. e. üb. d.
Klerus verhängt. Interdikt nur dann inbegriffen, wenn dieselben Säkularbenefizien
haben, oder wenn es ganz allgemein iieißt „personae ecclesiasticae''. Lb. d. Interdikt
geg. Bischöfe vgl. Bd I, S. 444; ob. S. 349.
2 C. 57, X h. t. V, 39.
8 C. 25, X de privil. V, 33. C. 24 in VP° h. t. V, 11. D. Läuten z. Ave
Maria, b. Krankenprovi.sionen u. z. d. nicht untersagten Predigt (c. 43, X h. t. V,
39) war nicht verboten.
* C. 24 inVPMi. t. V, 11. Martin V., Jncffabile" v. 26. Mai 1429. Eugen IV.,
„Excellentissinnnn" v. 26. Mai 1433.
^ C. 11, X de sponsal. IV. 1. C. 19 in VI'" h. t. V, 11. C. 43, X b. t. V, 39.
Desweg. war a. erlaubt d. Weihe d. Taufwassers u. Chrisams.
§ 178. Das Interdikt. 36
o
hängung des Interdikts verursacht hatten ^ , und die Wegzehrung an die
Sterbenden - ;
c) die Verweigerung des kirchlichen Begräbnisses. Doch konnten Kleriker,
welche das Interdikt beobachtet hatten, ohne Geläute und kirchliche Feier-
lichkeiten beerdigt werden *.
Bei den offenkundigen Schäden, an denen unter Umständen vor
allem das interdictum locale generale krankt, ist der Widerstand
erklärlich, den es mehr und mehr seitens der staatlichen Gewalt
fand^. Dagegen ist noch mehr gebräuchlich das interdictum locale
particulare ^ , das interdictum personale generale^ und particulare,
und zwar letzteres als interdictum ingressus ecclesiae '^. Ein so
Interdizierter darf in keiner Kirche und keinem Oratorium publicum
Gottesdienst halten oder daselbst demselben beiwohnen, wohl aber
darf er in einem Privatoratorium Messe lesen und beten. Auch darf
er zu einer Zeit, wo kein Gottesdienst in einer Kirche oder einem
öffentlichen Oratorium stattfindet, daselbst beten oder die Sakramente
empfangen. Des kirchlichen Begräbnisses geht er nur verlustig, wenn
er ausdrücklich als Interdizierter bekannt gegeben wurde und ohne
Reue gestorben ist^.
Das Recht der Aufhebung des Interdikts steht demjenigen zu, der
es verhängt hat, oder dessen Obern. Von einem persönlichen oder
partikularen nicht reservierten interdictum latae sententiae befreit der
Beichtvater.
' C. 11, X de poenit. V, 38. C. 24 in Vr° h. t. V, 11.
2 C. 11, X de sponsal. IV, 1. C. 11, X de poenit. V, 38. C. 24 in VF" h. t.
V, 11. D. letzte Ölung durfte nur denjenigen Kranken gespendet werden, d. nicht
mehr beichten konnten.
^ C. 11, X de poenit. V, 38. — Üb. Modifikationen b. generellen u. parti-
kularen Personalinterdikt : Hinschi US, KR. V 516; H oll weck, D. kirchl. Straf-
gesetze 128 ff.
* E. d. letzten Beispiele e. interdict. locale generale ist d. v. Paul V. 1606 üb.
Venedig u. sein Gebiet verbängte Interdikt. A. Nürnberger, Papst Paul V. u.
d. venez. Interdikt (Hist. Jb. IV [1883] 189ff). A. Gadaleta, Paolo V. e l'inter-
detto di Venezia, 1900 ff. C. P. de Magistris, Primordi della contesa fra la
repubblica Veneta e Paolo V., 1907.
^ „Apostolicae Sedis moderationi". VI 2.
6 Ebd. VI 1. Trid. sess. VII de ref. c. 10. A. 30. Sept. 1909 verhängte d.
C. Consist. d. interdictum generale locale u. personale a. 15 Tage üb. d. Stadt Adria
weg. Insulten geg. d. Bischof (Acta Ap. Sedis I [1909] 765 f). E. zweit. Fall ebd. V
(1913) 517 f.
"^ Trid. sess. VI de ref. c. 1. Vgl. Bd I, S. 296 437. E. neueres Interdikt,
Bd I, S. 343, b. Einmischung d. gewählten, ab. noch nicht konfirm. Bischofs i. d.
Regierung d. Diözese. Hinschius a. a. 0. V 585.
8 C. 20 in Vl*° h. t. V, 11.
364 1^ • Buch. D.Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
AVas die Strafen für Verletzung des Interdikts betrifft, so ist ge-
mäß Martins V. Bestimmung „Ad vitanda" Fernhaltung vom Gottes-
dienste nur Pflicht beim öffentlich verkündeten interdictum locale und
bei nominatim et publice Interdizierten i. Laien, welche das kirch-
liche Begräbnis eines namentlich Interdizierten erzwingen, verfallen
ipso facto der niemand reservierten Exkommunikation 2. Kleriker,
welche an einem interdizierten Orte liturgische Funktionen vornehmen,
verfallen dem ipso facto eintretenden interdictum ab ingressu eccle-
siae^. Ebendieselben werden irregulär, wenn sie, obgleich persönlich
interdiziert, einen Weiheakt freventlich vornehmen, oder wenn sie
dies tun an einem interdizierten Orte*. Endlich verlieren dieselben
das aktive und passive Wahlrecht^.
II, Nur äußere Ähnlichkeit hat mit dem Interdikt die im Mittelalter ge-
bräuchliche cessatio a divinis , die Einstellung des Gottesdienstes. Dieselbe
war aber dem Wesen nach keine Strafe, sondern der Ausdruck der Trauer
über eine der Kirche oder dem Klerus zugefügte Unbill, ein Mittel, um den
oder die Missetäter durch die Mißstimmung des Volkes zur Umkehr oder Ge-
nugtuung zu veranlassen ^.
§ 179.
Die Suspension.
Z. d. Quellenstellen vgl. § 175 177.
Lit. § 169 175 176 177. Weit.: G. de Villadiego, De irregulär., suspens. et
interdicto ecclesiastico, Salam. 1519. — Kober, D. Suspension d. Kirchendiener,
1862. München, D. kan. Gerichtsverfahren usw. 2 II (1874) 229 ff. Hinschius,
KR. IV (1888) 731 ff 754 ff 810 ff ; V (1895) 66 ff 589 ff. Wernz-Vidal, Jus
decretalium VI (1913) 206 ff.
Eine nur bei den Klerikern anwendbare Zensur ist die Suspension.
Durch sie wird die Ausübung der Weihe- oder aller Amtsrechte oder
der Bezug der Amtseinkünfte oder die Ausübung all dieser Rechte
zusammen untersagt.
Ursprünglich gab es nur eine Suspension vom geistlichen Amte. Dafür
finden sich seit dem 6. Jahrhundert die Bezeichnungen: suspendi ab honore
' Hinschius, KR. V 518 521 533.
2 „Apostolicae Sedis moderationi\ IV 1. Vgl. Bd I, S. 84; ob. S. 71 359.
•' Ebd. VI 2. Vgl. Bd I, S. 84.
* Bd I, S. 225; ob. S. 356.
^ C. 18 in VP° h. t. V, 11. Bd I, S. 337.
« C. 13, X de off. jud. ord. I, 31. C. 2 8 in VI^° de off jnd. ord. I, 16. C. 1
in Clem. h. t. V, 10. Vgl. z. Interpretation Hinschius, KR. V 539 ^ Wernz-
Vidal, Jus decretalium VI (1913) 241 ff.
§ 179. Die Suspension. 365
et officio, suspendi ab officio und schlechthin suspendi ^ Bei der damaligen
engen Verbindung der Ausübung des ordo mit der fixen Anstellung an einer
Kirche war '-' das unzweifelhaft die Enthebung von allen Amtsfunktionen, auch
von denen des ordo. Doch verblieb dem Suspendierten, weil damit das Amt
als solches nicht verloren ging, der Bezug der Amtseinkünfte ^. Erst seit
Ende des 12. Jahrhunderts ist die Rede von suspensio ab officio et beneficio^
Dabei bildete der Verlust der Einkünfte zunächst eine Verschärfung der
suspensio ab officio. Seit eben dieser Zeit aber tritt die suspensio a bene-
ficio auch selbständig auf^ Als dritte Art der Suspension erscheint, und
zwar wiederum gegen Ende des 12. Jahrhunderts, die suspensio ab ordine^.
Das verhältnismäßig späte Auftreten dieser Art von Suspension erklärt sich
daraus, daß erst nach dem Aufkommen der absoluten Ordinationen " die
Möglichkeit und Notwendigkeit solcher Strafe sich ergab, indem die absolut
Geweihten nur der Ausübung der kirchlichen Funktionen beraubt werden
konnten.
Demgemäß unterscheidet man die suspensio ab ordine, durch welche
die Ausübung der Weiherechte untersagt wird, während die der Juris-
diktion intakt bleibt mit Ausnahme der Akte, welche den ordo vor-
aussetzen s, sodann die suspensio ab officio, enthaltend den Verlust der
Weiherechte und der Jurisdiktion 9, drittens die suspensio a beneficio,
das Verbot der Administration der Pfründe und des Bezugs von deren
Einkünften '^^. Umfaßt die Suspension die Weiherechte, die Jurisdiktions-
gewalt und die Amtseinkünfte, so wird sie bezeichnet als suspensio
ab officio et beneficio oder kurzweg als suspensio ^^ Solche Suspension
ist generalis. Andernfalls ist die Suspension specialis. Die suspensio
specialis kann wieder sein totalis oder partialis, je nachdem sämtliche
> Conc. Aurel. V a. 549, c. 5. Conc. Aurel. IV a. 541, c. 10. Ed. Maaßen 89 102.
2 Vgl. Bd I, S. 197 230 241.
» CoDC. Aurel. III a. 538, c. 22. Ed. Maaßen 80. E. partielle Suspension
findet s, seit d. 6. Jhdt als zeitweiliges Verbot, d. Messe z. lesen. Conc. Arelat. IV
a. 524, 0. 3. Conc. Aurel. III a. 538, c. 6 16 29. Ed. Maaßen 37 75 78 81.
* C. 2, X de test. cogend. II, 21. C. 7, X de usur. V, 19.
^ C. 7, § 3, X de elect. I, 6.
« C. 1, X de schismat. V, 8. "^ Vgl. A. 2
^ C. 45, X de magistr. V, 3 ; Trid. sess. VI do ref. c. 5. Nicht inbegriffen sind
d. ord. minores.
3 C. 3, X de usur. V, 19. C. 2 in V?-^ de off. jud. deleg. I, 14. C. 1 in V?»
de sent. et re judic. II, 14.
'° C. 7, § 3 ; 44, X de elect. I, 6.
" C. 2, X de calumn. V, 2. C. 10, X de purgat. canon. V, 34. N. Hinschius,
KR. V 607, hat man unt. suspensio schlechthin i. MA. nur d. siispens. ab off. ver-
standen. Heute i. Sinn d. Textes n. c. 59, X de sent. excomm. V, 39. Hollvreck,
D. kirchl. Strafgesetze 1361
366 IV. Buch. D.Verwalt d. Kirche. S.Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
Weihe- oder Jurisdiktionsrechte oder Amtseinkünfte oder nur ein Teil
derselben davon betroffen wird^
Die Suspension, die Kardinäle und Bischöfe nur trifft, wenn sie
ausdrücklich erwähnt sind 2, und die auch über ganze Genossenschaften
verhängt werden kann 3, ist entweder latae^ oder ferendae sententiae.
Im letzteren Falle ist das für die Verhängung von Zensuren vor-
geschriebene Verfahren genau einzuhalten: dreimalige oder einmalige
peremtorische Mahnung, Vorladung des Schuldigen, unbeschränkte
Möglichkeit der Verteidigung, öffentliche Urteilsverkündigung und
schriftliche Einhändigung des Spruches 5. Eine Ausnahme macht die
bereits erwähnte suspensio ex informata conscientia ^.
Was die Wirkungen der Suspension betrifft, so sind dem ab ordine
Suspendierten alle Weihefunktionen untersagt. Wenn er trotzdem
wissentlich und vorsätzlich und ohne Not Weihehandlungen vornimmt,
so begeht er eine schwere Sünde und verfällt in die Irregularität"^.
Dem ab officio Suspendierten sind unter schwerer Sünde die Weihe-
und Jurisdiktionsakte verboten. Ist ein Kleriker öffentlich und nament-
lich suspendiert, so übt er seine Jurisdiktion ungültig aus; unerlaubt
nur tut dies der nicht öffentlich und namentlich Suspendierte. Daher
würde dieser die Absolution in der Beicht, die ein wesentlich gericht-
licher Akt ist, immerhin gültig erteilen 8; ungültig dagegen der öffent-
lich und namentlich Suspendierte, außer es bestünde ein error com-
munis, in welchem Falle die Kirche supplieren würde. Dagegen sind
nichtig alle Wahlhandlungen der Suspendierten *\ Endlich kann der
ab officio Suspendierte weder einen höheren ordo noch ein anderes
Kirchenamt erhalten ^^. Der a beneficio Suspendierte verliert zwar
nicht seine Pfründe, wohl aber das Recht, die Einkünfte derselben zu
' C. 13 14, X de temp. ordin. I, 11.
2 C. 4 in VP° de sent. excomm. V, 11. Vgl. Bd I, S. 413 444; ob. S. 362, A. 1.
8 C. 40 in Vl^° de elect. L 6. C. 1, Extra v. comm. de elect. I, 3. Vgl. ob.
S. 349, A. 7.
* D. Bulle „Apostolicae Sedis moderationi" hat d. trident. Suspensionen lat. sen-
sentiae, elf a. d. Zahl, beibehalten u. enthält selbst acht solcher. Üb. einige neuere
Bd I, S. 343; ob. S. 261. Hinschi us, KR. V 660 u. Nachträge 977 f. Vgl. z.
Suspensionen i. bestimmten Fällen Bd I, 201 206 f 237 240 usw. Sie alle hier auf-
zuführen, ist nicht nötig. Vgl. ob. S. 361, A. 2.
'" Vgl. ob. S. 360 f. ß Ob. S. 334.
' Vgl. Bd I, S. 225. D. gilt a. v. d. rein vindikativen Suspension. Gut Lau-
rentius, Institutiones^ 353 f.
» Vgl. ob. S. 359, A. 8; S. 360, A. 7. D. Assistenz b. d. Ehe ist kein gerichtl.
Akt. Ob. S. 126.
» C. 16, X de elect. I, 6. Ob. S. 359, A. 6.
•" C. 2, X de der. non ordin. V, 28.
§ 179. Die Suspension. 367
beziehen. Tut er das doch, so hat er Restitution zu leisten und tritt
eo ipso privatio beneficii ein^. Auch kann der Suspendierte die
Pfründgüter nicht verwalten. Darum wird, wenn nötig, vom kirch-
lichen Obern hierzu ein eigener Administrator ernannt. Natürlich
ist der Suspendierte auch unfähig, ein anderes kirchliches Amt zu
erwerben 2.
Was die Aufhebung der Suspension als Zensur betrifft, so ab-
solviert der Beichtvater in foro interno und externo von jeder nicht
reservierten suspensio latae sententiae. Ist solche reserviert, so sind
die Bischöfe auch für die dem Papste einfach vorbehaltenen — und
andere gibt es nicht — zuständig, entweder weil sie auf geheimen
Vergehen beruhen, oder weil dieselben kraft der Quinquennalfakultäten
dazu berechtigt sind. In articulo mortis kann jeder Beichtvater von
allen reservierten Suspensionen lossprechen. Ebenso von den sonst dem
Papste reservierten, wenn das weitere Verbleiben in der Suspension
dem Pönitenten allzu lästig wäre. Aber der Losgesprochene hat sich
nachher dem Obern zu stellen 3. Ist die Suspension aber als Strafe
verhängt worden, so endigt sie entweder durch Zeitablauf oder Dis-
pensation von Seiten dessen, der sie verhängt hat. Ist die Dispensation
dem Papste reserviert, so kann hier der Bischof nur kraft besonderer
Vollmacht lossprechen.
Die Suspension ist in der Regel Zensur. Sie kann aber auch
poena mere vindicativa sein. Diesen Strafcharakter hat sie in der
Regel, w^enn sie verhängt wird in perpetuum oder ad certum et de-
finitum tempus oder ad arbitrium seu beneplacitum judicis oder münd-
lich, da sie als Zensur schriftlich zu erfolgen hat, oder etwa für ein
längst begangenes Verbrechen'*. Hierher gehört besonders auch die
suspensio ex informata conscientia 5.
Bisweilen ist die Suspension bloße provisorische Administrativmaß-
regel, wenn der Bischof einen Geistlichen, der in eine gerichtliche Unter-
suchung verwickelt ist, nach genauer Erwägung der Verdachtsgründe
von der Vornahme der Amtsfunktionen für die Dauer des Prozesses
* C. 1 in Vr° de elect. I, 6. Ob ebenso d. Einkünfte a. d. Staatskasse aufhören,
ist strittig, ab. doch wohl z. bejahen. Holl weck, D. kirchl. Strafgesetze 135 2.
Immer ab. muß d. sustentatio congrua bleiben. Anders i. letzter. Punkt Kober,
D. Suspension 121 f, u. Hinschius, KR. V 593.
» C. 26, X de elect. I, 6.
' Ob. S. 353 f. J. Laurent i US, D. vorbehaltene Suspension n. d. Dekret
d. heil. Offic. V. 23. Juni 1886 (A. f. k. KR. LXXIX [18991 79 ff)-
* C. 1, X de der. venat. V, 24. C. 2 3, X de der. percuss. X, 25. Trid. sess.
XXIII de ref. c. 8 10. Vgl. ob. S. 348. ^ Ob. S. 334.
368 IV. Buch. D. Veiwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
enthebt, um jedes Ärgernis zu vermeiden. Wird der Inkulpat frei-
gesprochen, so bleibt die Maßregel ohne alle Nachwirkung; wird er
verurteilt, so ist eventuell auch mit kirchlichen Strafen gegen ihn
vorzugehen ^
§ 180.
Die Disziplinar- und vindikativeii Strafen.
Decr. Greg. IX. de poenis V, 37. Lib. sext. V, 9. Const. Clera. V, 8.
Lit. § 169 175 176 177. Weit: J. A. Christ, Dissertatio de degradatione, Jen.
1672. J. Ch. Stahlkopff, De jure degrad. canon., Wittenb. 1724. A. G. Mirus,
De poenis clericor. earumque praescriptione, Wittenb. 1729. J. F. Kayser, De
poena degrad. tarn eccles. quam civilis, Giess. 1755. — Kober, D. Deposition u.
Degradation, 1867. Ders. , D. körperl. Züchtigung als kirchl. Strafmittel geg.
Kleriker u. Mönche (Th. Qsch. LVII [1875] 3 fF). Ders., D.Gefängnisstrafe geg.
Kleriker u. Mönche (Ebd. LIX [1877J 3 ff). Ders., D. Geldstrafen i. KR. (Ebd.
LXIII [1881] 3ff). München, D. kan. Gerichtsverfahren usw. ^ II (1874) 116ff
139 ff. J. Schmitz, D. Gefängnisstrafe i. ihr. Beziehung z. Bußdisziplin (Katholik
1884, I 484 ff). F. A. K. Kraufs, I. Kerker v. u. n. Christus (1895) 192 ff 251 ff
314ff. Hinschius, KR. IV (1888) 698 726 ff 803 ff; V (1895) 32 ff 116ff 541 ff ;
VI 1 (1897), 194ff. Wernz-Vidal, Jus decretalium VI (1913) 97 ff.
I. Die Disziplinar- und vindikativen Strafen für Kleriker und
Laien. Die Kirche brachte bis in die neuere Zeit hinein eine reiche Menge
solcher Strafen zur Anwendung wie : Rügen und Verweise ^ Zwangsfasten ^,
Zwangsbuße \ körperliche Züchtigung ^, Verweisung in ein Kloster ^ Gefängnis ',
' C. 13 (Syn. v. Lerida a. 524?), C. II, q. 5. C. 10, X de purgat. canon. V, 34.
^ C. 64 (Syn. v. Agde a. 506, c. 47), D. I de cons. R. Kö stier, Huldentzug
als Strafe, 1910.
3 Syn. Tület. VIII a. 653, c. 9. Bruns, Canones I 282.
* Trid. sess. XXIV de ref. c. 8. Vgl. ob. S. 348, A. 2. Hinschius, KR.
IV 816 ff; V 85 ff 633 ff.
^ C. 9 (Syn. v. Agde a. 506, c. 41), D. XXXV. C. 6 (Syn. v. Macon I a. 581,
c. 8), C. XI, q. 1. C. 11 (Greg. 1. a. 601), C. XII, q. 2. C. 1 (August), C. XXUI,
q. 5. C. 2, X de adult. V, 16. C. 4, X de raptor. V, 17. D. Forderung, dafs nur
Miüoristen u. nicht m. üb. neununddreißig Streichen (2 Kor 11, 24) körperl, ge-
züchtigt werden sollten, wurde nicht eingehalten.
6 C. 7 (Syn. v. Epao a. 517, c. 22), D. L. C. 10 (Syn. v. Orleans a. 538,
c. 7), D. LXXXI. C. 2 (Conc. Hispal. a. 619, c. 3), C. XXI, q. 2. C. 28 (Greg. I.
a. 593), C. XXVII, q. 1. C. 2, X de adult. V, 16. C 24, X de regul. 111, 31.
C. 10, X de purgat. canon. V, 34. C. 8, § 8 in Vl''^ de haeret. V, 2 (immuratio).
Daß immuratio nur gleich Gefängnisstrafe ist, vgl. N. Paulus, Hexenwahn u.
Hexenprozeß vornehmlich i. 16. Jhdt (1910) 248 ff.
"^ C. 30 (Conc. Tolet. XI a. 675, c. 6), C. XXIII, q. 8. C. 15, X de haeret.
V, 7. C. 5, X de upostat. V, 9. C. 3 in VI»» de poenis V, 9. C. 15 in VP" de scnt.
excomm. V, 11. Daß d. sog. „decanica" od. „diaconica" kein Gefängnis f. Geistl.
war, sondern e. Art Sakristei, vgl. II i n sc li i us , KR. IV 737*.
§ 180. Die Disziplinar- und vindikativen Strafen. 369
Verbannung ^ , Infamie - , Geldbußen ^ , Vermögenskonfiskation * , Acht und
Bann ^, Verlust weltlicher Amter ^, Verknechtung ", Verweigerung des kirch-
lichen Begräbnisses ^. Verstümmelnde Körperstrafen aber und die Todes-
strafe hat die Kirche nicht angedroht und verhängt entsprechend dem Satz:
Ecclesia non sitit sanguinem. Sie übergab vielmehr zu solchem Zwecke den
Verbrecher dem weltlichen Gerichte mit der wenigstens formalen Bitte, seines
Lebens zu schonen, das nach staatlichem Gesetz verwirkt war^.
Von dem größten Teil dieser Strafen kann die Kirche bei dem
veränderten Verhältnis zwischen Kirche und Staat heute keinen Ge-
brauch mehr machen.
Gegen Laien kann sie noch einschreiten mit Rüge, Zwangsbuße ^^,
Entziehung kirchlicher Ehrenrechte, wie Patenschaft, Verweigerung
der Kommunion und des kirchlichen Begräbnisses, Verhängung von
Infamie in dem Sinne, daß die Betreffenden irregulär sind^i.
' C. 13 (Pseudo-Urbaii.), C.XVII, q. 4. C. 32 (Pseudo-Liber.), C. XXIY,
q. 1. C. 13 (Syn. Tolet. XIIl a. 683, c. 7). C. XXVI, q. 5. C. 1, X de calunm.
V, 2. C. 3, X de crim. falsi V, 20.
2 Bd I, S. 223 ff.
3 C. 3 (Conc. Carthag. V a. 401, c. 6), C. XXI, q. 5. C. 41, X de siinon.
V, 3. C. 2, X de maled. V, 26. Trid. sess. XXIll de ref. c. 1 ; Sess. XXV de
ref. c. 3 14.
* C. 22 (Bened. Levita II 115 117), C. XXTV, q. 3. C. 10 13, X de haeret.
V, 7. ^ Üb. Acht u. Bann ob. S. 357.
6 C. 21 (Syn.
Tolet. XII a. 681, c. 8), C. XXXII,
q. 5. C. 9, X de haeret.
V, 7. Trid. sess.
XXV de ref. c. 19. Über Lösung
d. Treueides d. Untertanen
ob. S. 357, A. 7.
' C. 10 (Syn.
V. Melfi a. 1089, c. 12), D. XXXII.
Bd I, S. 268. C. 6, X de
Jud. V, 6.
^ Vgl. ob. S. 70 ff.
9 C. 1—3 (August.), C. XXIII, q. 5. C. 9, X de haeret. V, 7. C. 4, X de
raptor. V, 17. C. 3, X de crim. falsi V, 20. Kober, D. Deposition 250 ff. Hin-
schius, KR. V 50 f. Hergenröther - Hollweck, KR. 541 f 546 ^ Üb.
Anwendung d. Tortur i. process. inquis. haeret. pravit. vgl. ob. S. 332, A. 3. —
F. Knoke, Histor.-dogmat. Untersuchung d. Verwendung weltl. Strafen geg.
Leben, Leib, Vermögen, Freiheit u. bürgerl. Ehre i. kirchl. Strafrecht d. kath. Kirche
währ. d. vorgrat. Zeit, 1895. R. Quanter, D. Leibes- u. Lebensstrafen b. all.
Völkern u. z. all. Zeiten, 1901. R. Wrede, D. Körperstrafe b. z, Gegenwart,
1898 ff.
'° Trid. sess XXIV de ref. c. 8.
!• Bd I, S. 223 f; ob. S. 28 38 70 ff. — [. Wiirtt. können Verfügungen u. Er-
kenntnisse d. Kirchengewalt geg. d. Person od. d. Vermögen e. Angehörigen d. kath.
Kirche wid. dessen Willen nur v. d. Staatsgewalt vollzogen werden. Württ. Konkord.
Art. 5. Ges. v. 30. Jan. 1862, Art. 7. Vogt, Sammlung 255. Schneider, D.
part. KRsquellen 147. Golther, D. St. u. d. kath. K. i. Württ. 317 ff. Gaupp-
G ö z , D. Staatsr. d. Königr. Württ. ^ 420. F 1 e i n e r , Staatsrechtl. Gesetze Württ.
486. — Preuß. Ges. v. 13. Mai 1873. §§ 1—5; 29. April 1887. Art. 4. Schneider
Sägmüller. Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. H. 3. Auf! 24
370 I^^- Buch. D. V'erwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Ka]» : D. kirchl. Gerichtsbaikeit.
Bei Geistlichen kann sie auf Geldstrafen und Freiheitsentziehung
in Gestalt der Einweisung in ein Korrektionshaus, Kloster oder in
eine Demeritenanstalt erkennen, aber nur innerhalb der vom Staate
erlaubten Grenzen.
In Württemberg ist von jedem bischötlichen Straferkenntnis gegen Geist-
liche, welches dreißig Mark übersteigt oder die Daner von vierzehn Tagen
Einberufung in das Korrektionshaus, der Staatsbehörde Mitteilung zu machen.
Den Betrag von achtzig Mark oder die Dauer von sechs Wochen Einberufung
in das Korrektionshaus darf die Strafe überhaupt nicht überschreiten \
II. Die vindikativen Strafen für Kleriker. Dazu ge-
hören die Strafversetzung, die Amtsentsetzung, die Deposition und die
Degradation.
1. Die dem neueren Kirchenrechte angehörige Strafversetzung
(translocatio) ist die aus Gründen nach stattgehabtem kanonischem
Prozeß erfolgende Versetzung eines Klerikers auf ein weniger gutes
Benefizium -.
2. Die Amtsentsetzung (privatio beneficii) ist die definitive Ent-
ziehung der Pfründe auf Grund eines notorischen oder gerichtlich
eingestandenen oder prozessualisch erwiesenen, vom Rechte mit dieser
Strafe bedrohten Vergehens. Jedoch wird dadurch der Betreffende
nicht unfähig, ein anderes Benefiz zu erhalten, wofern er sich ge-
bessert hat. Immerhin könnte der kirchliche Richter zugleich mit der
a a. 0. 256 f 275. Sachs. Ges. v. 23. Aug. 1876. § 7 10. Schneider a. a. O.
419. Bad. Ges. v. 9. Okt. 1860. § 16; 19. Febr. 1874. Art. 3, § 16 a, Z. 3.
Schneider a. a. 0. 338 340. Hess. Ges. v. 23. April 1875. Art. 3 4; 7. Sept.
1889. Art. 3. Schneider a. a. 0. 377 390. Hinschi us, KR. VI 1, 221 ff.
Friedberg, KR.e 327 f. Vgl. a. ob. S. 354, A. 7.
1 Württ. Konkord. Art. 5. Schneider a. a. 0. 146. Ges. v. 30. Jan.
1862. Art. 6; 18. Juni 1875. Vogt a. a. 0. 255. P f af f-Sp r oll , Gesetzes-
kunde I 41. Michel, D. rechtl. Stellung d. Geistl. i. Württ. 103 f. Golther
a. a. 0. 31 1 fl". G a u p p - G ö z a. a. 0. 419 f. F 1 e i n e r a. a. 0. 485 f. - Preußen :
Ges. V. 12. Mai 1873. § 1—9; 21. Mai 1886. Art. 8; 29. April 1887. Art. 3.
Schneider a. a. 0. 251 f 272 f 275. F. Bayern vgl. Silbernagl, KR.* 471 f.
Sachsen: Ges. v. 23. Aug. 1876. § 7 ff. Schneider a. a. 0. 419. Baden: Ges.
V. 9. Okt. 1860. § 16; 19. Febr. 1874. Art. 3. Schneider a. a. 0. 338. Hessen:
Ges. V. 23. April 1875. Art. 3—8; 7. Sept. 1889. Art. 3. Seh n eider a. a. 0.
377 f 390. Ö.sterr. Konkord. Art. 12. Ges. v. 7. Mai 1874. §19 27. Schneider
a. a. 0. 172 531 f. Hinschius, KR. VI 1, 245 ff. Friedberg, KR.« 328. —
V'h. Verfahren geg. Kirchenbedienstete : V e r i n g , KR. ^ 708 " ; Hinschius. K ir
VI 1, 249 ff. Vgl. Bd I, S. 278, A. 2; S. 349, A. 3; S. 384, A. 1.
^ Ob. d. V. Benefiziaten selbst luichgesuchte Versetzung u. d. Versetzung a.
administrativen rh'linden vgl. Bd I, S. 383. Dali b. d. letzteren Verwaltungsnialiregel
u. Strafe a. nicht immer leicht trennen lassen, i.9t a. d. Lage d. Dinge verständlich.
§ 180. Die Disziplinar- und vindikativen Strafen. 371
privatio beneficii die ünfähigkeitserklärung zur Erwerbung eines
andern Amtes verknüpfen^.
3. Die schwersten poenae vindicativae für den Kleriker aber sind
die depositio und die degradatio.
Ursprünglich waren die Ausdrücke depositio und degradatio gleich-
bedeutend und bezeichneten die Strafe der Absetzung, so daß der Verurteilte
Amt und Pfründe samt der Fähigkeit, einen andern Kirchendienst zu erlangen,
für immer verlor^. Auch wurde ein solcher Kleriker gemäß der engen Ver-
bindung von ordo und Amt äußerlich aus dem Klerus verstoßen und ge-
zwungen, die Kommunion mit den Laien zu empfangen — reductio ad com-
munionem laicam — , ohne übrigens des inneren Weihecharakters verlustig
zu gehen ^ Solch schwere Strafe konnte der kirchliche Richter nicht allein,
sondern nur im Verein mit andern Bischöfen verhängen. Zur Absetzung
eines Bischofs waren zwölf, eines Presbyters sechs und eines Diakons drei
Bischöfe nötigt Dem Deponierten verblieben aber noch die privilegia cleri-
corum, so namentlich das Privilegium canonis und fori, so daß er nur von
dem kirchlichen Richter abgeurteilt werden konnte. Da jedoch die Staats-
gewalt, ohne das Privilegium fori zu respektieren, verbrecherische Kleriker
vor ihr Forum zog, so mußten diese zuerst vom kirchlichen Richter ihrer
klerikalen Privilegien entkleidet werden, um dem weltlichen Richter über-
' C. 18 (Alex. II. a. 1061— 1073?), D. LXXX[. C. 7, X de restit. spoliat. II, 13.
C. 13, X de vita et honest, der. III, 1. Trid. sess. XIV de ref. c. 6; Sess. XXI
de ref. c. 6; Sess. XXill de ref. c. 1 usw. — Doch kann d. Bischof a. d.
Strafe erkennen a. o. Festsetzung i. Rechte, u. so ist i. neuerer Zeit gerade d.
privatio beneficii a. Stelle d. Deposition getreten. S. C. Conc. 31. März 1860;
26. Jan. 1861. Lingen-Reuß, Causae selectae Nr 492. — E. solche privatio ist
a. denkbar, wenn e. Geistl. zivilgerichtl. verurteilt u. dad. z. Bekleidung öffentl.
Ämter unfähig geworden ist. Preuß. Ges. v. 11. Mai 1873. § 21 24; 29. April
1887. Art. 2, § 4. Sachs. Ges. v. 23. Aug. § 13. Bad. Ges. v. 5. Juli 1888.
Art. 3. Hess. Ges. v. 5. Juli 1887. Art. 13. S chn e i der a. a. 0. 254 274 344
39ü 420. Hinschius, KR. VI 1, 287 ff. Friedberg, KR.« 332 f. Vgl. a.
Schulte, Lehrb. d. kath, u. evang. KRs* 216 ff. — Ohne kanon. Prozeß darf d.
privatio nicht erfolgen. Doch kann d. Bischof, u. Skandal z. vermeiden, v. d. C. Ep.
et Reg. d. Erlaubnis z. geheimer Untersuchung erhalt,, u. dann d. Papst a. Grund
d. eingeschickten Akten d. Erledigung erklären. S. C. Ep. et Reg. 1. Mai 1840;
11. Jan. 1841. — Daß ab. staatl. Hilfe nur geleistet wird n. Nachweis d. ordentl.
kanon. Prozeßverfahrens, vgl. ob. S. 318. — Üb. etwaigen Entzug einzeln. Amts
rechte Hinschius, KR. V 581. — Gennari (Kard.), Sulla privazione del bene-
ficio ecclesiastico e sul processo criminale dei chierici -, 1905.
2 Üb. d. Ausdrücke: Kober, D. Deposition 3 ff; Hinschius, KR. V 51^.
^ Vgl. Bd I, S. 243. Daß a. d, Ver^veisung z. communio peregrina d. Charakter
d. Deposition gehabt habe, behauptet Hinschius, KR. IV 743*, geg. Kober, d.
sie nur f. temporäre Amtsentsetzung od. Suspension hält.
* C. 8 (Syn. Carthag. I a. 348, c. 11) 5 (Syn. Carthag. III a. 397, c. 8),
C. XV q. 7.
24*
372 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
lassen werden zu können. So unterschied man seit Ende des 12. Jahrhunderts
die Degradation von der Deposition, die blieb, was sie bisher gewesen. Die
Degradation aber entkleidete überdies den geistlichen Verbrecher auch der
privilegia clericorum und unterstellte ihn der Kompetenz des weltlichen
Richters *.
Die Deposition besteht in der bleibenden Entziehung der Weihe-
und Amtsrechte und in der Unfähigkeit, je wieder ein Kirchenamt zu
erwerben. Nur die klerikalen Privilegien verbleiben dem Deponierten -.
Die Deposition eines Bischofs kommt dem Papste zu, die eines Priesters
nimmt der Bischof unter Beirat des Kapitels vor, und die eines Mino-
risten kann der Bischof allein vollziehen 3. Dieselbe erfolgt in der
Regel nur bei besonders schweren und ärgerniserregenden Fällen ^.
Nach den Kanonen sollte der Deponierte zur Buße für immer in
ein Kloster verwiesen werden^. Doch kann diese detrusio in mona-
sterium heute nicht mehr stattfinden^. Auch kann bei eingetretener
Besserung die Deposition durch den Bischof wieder aufgehoben werden ' .
Die Degradation, die nur in gesetzlich genau bestimmten Fällen
vorgenommen werden darf^, vollzieht sich in zwei Akten als degra-
datio verbalis und degradatio actualis (realis, sollemnis).
Die degradatio verbalis besteht in der gerichtlichen Untersuchung
und Konstatierung der Schuld, der Absetzung vom Amt und der Er-
klärung der Unfähigkeit, wieder ein anderes zu erhalten oder über-
haupt Jurisdiktionsrechte auszuüben, und in dem Urteil, daß der
Verbrecher die Degradation und die Auslieferung an die weltliche
^ C. 10, X de judic. II, 1. C. 7, X de crim. falsi V, 20. C. 27, X de V. S.
V, 40. C. 2 in VP» de poenis V, 9.
^ C. 1, § 2 in VI*** de homic. V, 4. D. Deponierte bleibt z. Breviergebet u.
Zölibat verpflichtet.
3 Vgl. Bd I, S. 331 353 390 456.
* Weil viele alt. einschläg. Stellen i, Corp. jur. can. ebenso a. d. Deposition als
d. Degradation gehen, können sie seit d. Trennung beider nicht mehr ohne weiteres
f. d. Deposition od. Degradation allein verwendet werden. Hinschius, KR.
V 575 f.
* C. 6, § 7, X de homic. V, 12. C. 10, X de purgat. canon. V, 34. C. 12, X de
poenit. V, 38. C. un. Extrav. comm. de poenis V, 8.
« Vgl. ob. S. 370. "^ C. 14 ff, D. L.
^^ 8 So b. : Hcäresie (c. 9 13, X de haeret. V^ 7) j^ Fälschung päpstl. Sclireiben
(c. 7, X de crim. falsi V, 20): Abtreibung d. beseelten Leibesfrucht (Sixtus V.,
„Effrenatam" v. 29. Okt. 1588. § 1): Sodomie (Pius V., .Horrendum" v. 30. Aug.
1568. § 3); soUicitatio ad turpia in confessione unt. erschwerenden Umständen
(vgl. ob. S. 53 f) ; Messelesen u. Beichthören o. Priesterweihe (Kleni. Vlll., .Etsi
alias" V. 1. Dez. 1601. § 3) ; Entwendung konsekr. Hostien (Innoz. XL. „Ad Nostri"
v. 12. Mürz 1677. § 3); Vorsunkenlieit i. d. Verbrechertum (c. 10. X de judic. IL 1).
Ben ed. XIV., De syn. dioec. 1. IX, c. 6, n. 7.
§ 180. Die Disziplinar- und viudikativen Strafen. 373
Gewalt verdiene. Gerade durch das letztere Moment unterscheidet
sich die degradatio verbalis von der depositio. Anderseits bewirkt
die degradatio verbalis noch nicht den wirklichen Verlust der geist-
lichen Standesrechte , und dadurch unterscheidet sie sich von der
degradatio actualis^ Die degradatio verbalis ist ein Akt der Juris-
diktion und kann daher vom Bischof schon vor seiner Konsekration
bzw. in dessen Auftrag durch den Generalvikar oder den Kapitular-
vikar vorgenommen werden 2. Bei der Degradation eines Priesters
müssen sechs , bei der eines Majoristen drei Bischöfe beigezogen
werden. Die Beigezogenen sind aber nicht bloß Zeugen, sondern
selbständige Richter^. Um übrigens dem Vorwurf zu begegnen, als
ob durch diese Vorschrift die degradatio unmöglich gemacht werden
wolle, wurde bestimmt, daß es genüge, wenn ebensoviel infulierte
Äbte oder Prälaten der Diözese beigezogen würden^.
Der zweite Akt ist die degradatio actualis oder realis. Hierbei
wird der Verurteilte feierlich der Insignien seines ordo entkleidet und
dem weltlichen Richter übergeben mit der wenigstens formalen Bitte,
seines Lebens zu schonen ^. Die degradatio actualis, welche nach dem
im Pontificale Romanum vorgeschriebenen Ritus geschieht, ist Ausfluß
der Weihegewalt und kann nur von dem konsekrierten Bischof vor-
genommen werden ^. Dabei sollen auch, obgleich nicht notwendig, jene
Prälaten anwesend sein, die bei der degradatio verbalis mitwirkten"^.
Übrigens verliert auch der Degradierte die spirituelle Befähigung und
den character indelebilis nicht. Er könnte also im Notfalle geistliche
Handlungen vollziehen. Der Papst könnte eine komplete Degradation
wieder aufheben, und der Bischof wenigstens die degradatio verbalis ^.
Im Mittelalter konnte der weltliche Richter gegen einen Kleriker nicht
vorgehen, ehe die Degradation geschehen war. In der neueren Zeit aber
erfolgt die Verhaftung der Geistlichen durch die staatliche Gewalt, die Ver-
urteilung und Strafvollstreckung ohne vorausgegangene kirchliche Degrada-
tion. Diese sollte der Kirche aber möglich gemacht werden ^ Doch ist ihr
» C. 27, X de V. S. V, 40. Kober, D. Deposition 180 ff. Hinschius, KR.
V 565'°. Anders Hollweck, D. kirchl. Strafgesetze § 92, A. 2.
2 Trid. sess. XIII de ref. c. 4.
=^ C. 2 in VP» de poenis V, 9.
* C. 1 in Vl*o de haeret. V, 2. Trid. sess. XllI de ref. c. 4.
^ Ob. S. 369.
« C. 1 in Vr° de haeret. V, 2. C. 2 in VP de poenis V, 9. Trid. sess. XllI
de ref. c. 4. Pontif. Rom. F. III, tit. Degradationis forma.
" Pontif. Rom. a. a. 0.
* Pontif. Rom. P. III, tit. Ordo restitutionis sacr. ordinum.
' Vgl. ob. S. 336, A. 10.
374 ^^'- Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3, Abschn. 2. Kap.: D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
auch heute noch die Vornahme der Degradation möglich, wenn nicht sofort
ein Eingreifen der staatlichen Gewalt erfolgt oder das Verbrechen zwar nach
dem kirchlichen Gesetz mit Degradation zu bestrafen ist , staatlicherseits
aber nicht bestraft wird, z. B. die Häresie.
§ 181.
Die Verbrechen! gegen Gott: Apostasie. Schisma. H-äresie.
Blasphemie. Aberglaube.
Decr. Grat. XXIll. q. 4 ff. C. XXIV XXVI, q. 1—4 5. Decr. Greg. IX. 1. V,
t. 7 de haeret. ; t. 8 de schismat. : t. 9 de apostat. ; t. 21 de sortileg. : t. 26 de
maledic. Lib. sext. V, 2 3. Const. Clem. V, 3. Extrav. comm. V, 3 4.
Amthor, De apostasia liber singularis, 1833. G. Fejer, Jus eccl. cath. advers.
apostatas, 1847. — K. Braun, De haereticis et schismat. in genere, Mog. 154S.
D. de Simancas, Institutiones cath., quibiis tractatur quidquid ad praecavendas et
exstirpandas haereses necessarium est, Vallad. 1552. J. de Roxas, Tractatus de haere-
ticis, Ven. 1585. P. Farinaccius, Tractatus de haeresi, Antv. 1616. A. Santa-
reUi, Tractatus moral. de haeresi etc., Rom. 1625. Ch Thomasius, An haeresis
sit crimen? Hai. 1697. K. 0. Rechenberg, De crimine haeretificii, Witt. 1724.
Weit. Lit. Bd T, S. 81. Besonders ab. gehört hierh. d. reiche Lit. üb. d. Inquisition.
Vgl.: Schulte, Gesch. d. Quell, u. Lit. d. kan. Rs III 2, 374; Hinschi us, KR.
V (1895) 378 ff 449 ff u. Nachträge S. 976; VI 1 (1897), 328 ff 348 ff; Kirchen-
lexikon ^ s. V. Inquisition: Realenzj^kl. f. prot. Theol. u. K.^ s. h. v. ; Staatslexikon*
s. h. V.; Friedberg, KR.« 58'" 329^ 335 ^ A. d. neuest. Lit sei noch bemerkt:
P. Fl ade, D. röm. Inquisitionsverfahren i. Deutschi. b. z. d. Hexenprozessen, 1902.
[Ebenfalls m. reich. Lit.] E.Schäfer, Beiträge z. Gesch. d. span. Protestantismus
u. d. Inquis. i. 16. Jhdt, 1902. [Ist a. f. d. zugleich kirchl. Charakter ders. ; anders,
ab. unrichtig Knöpf 1er, Kgschte-^ 425 f.] Ders., Sevilla u. ValJadolid, d. evang.
Gemeinden Spaniens i. Reformationszeitalter, 1903. G. Brunn er, Ketzer u.
Inquisition i. d. Mark Brandenburg i. ausgeh. MA., 1904. J. M. Vi dal, BulJaire
de rinquisition fran^aise au XIV® siecle, 1913. R. Sabatini, Torquemada and
the spanish inquisition , 1913. Vgl. z. Lit. a. Bd I, S. 84 ff. — H. Tb. Simar,
D. Aberglaube^ 1893. F. Walter, Aberglaube u. Seelsorge, 1904: 2 1911.
W. Fischer, Aberglaube aller Zeiten, 1906. R. Hennig, D. moderne Spuk- u.
Geisterglaube, 1906. A. Lehmann, Aberglaube u. Zauberei v. d. ältest. Zeiten
a. b. i. d. Gegenwart. Übers, v. Petersen 2, 1908. W. Schneider, D. neuere
Geisterglaube, 1882; ^v. F.Walter, 1913. Hierh. gehört a. d. reiche Lit. üb. d.
Hexerei u. d. Hexenprozesse. Vgl.: Schulte a. a. 0. 375; Hinschius, KR.
VI 1, 397 ff: Kirchenlexikon* s. v. Hexen, Hexenprozeß; Realenzykl. f. prot. Thcol.
u. K.' 8. li. V. A. d. neuest. Lit. sei noch erwähnt: B. Duhr, D. Stellung d.
Jesuiten i. d. deutsch. Hexenprozessen, 1900. Ders., Gesch. d. Jesuiten i. d. Liindern
' Es sollen i. folgenden nicht alle kirchl. Vergehen u. \'erbrcchen einzeln dar-
gestellt werden, sondern nur besond. wichtige od. bish. noch nicht erwähnte od. i.
weit. a. nicht z. näher. Besprechung kommende. So kommen hier nicht z. Dar-
stellung d. Vorgehen u. Verbrechen geg. d. kirchl. I*ersonen. der. Autorität, Juris-
diktion, Reclite, Freiheiten, Privilegien usw. Vgl. z. H. Bd I, S. 242 ff.
§ 181. Die Verbrechen gegen Gott. 375
deutsch. Zunge I (1907) 731 ff ; JI 2 (1913), 481 ff. Diel-Duhr, Friedrich
Spe^ 1901. J. Hansen, Zauberwahn, Inquisition u. Hexenprozeis i. MA., 1900 ff.
[Weist hin a. d. Zusammenhang zw. d. Häresie u. d. Hexerei, d. Inquisition u. d.
Hexenprozessen,] F. Byloff, D.Verbrechen d. Zauberei, 1902. Janssen-Pastor,
Gesch. d. deutsch. Volkes s. d. Ausgang d. MAs VHP* (1903) 531 ff. E.Michael,
Gesch. d. deutsch. Volkes v. 13. Jhdt b. z. Ausgang d. MAs ^ HI (1903) 442 ff.
Malleus maleficarum. D. Hexenhammer v. J. Sprenger u. H. Institoris. Z.
erstenmal i. Deutsche [schlecht!] Übertrag, u, [ebenso schlecht] eingeleit. v. J. "VV.
R. Schmidt, 1906. N. Paulus, Hexenwahn u. Hexenprozeß vornehml. i.
16. Jhdt, 1910. [Fafst e. Reihe v. s. Aufsätzen zus.] Soldan-Heppe, Gesch.
d. Hexenprozesse: neu bearb. u. hgg. v. M. B auer, 1912. J. Dumcke, Zauberei
u. Hexenprozeß, 1912. Z. Lit. üb. Aberglauben, Hypnotismus, Magnetismus, Magie,
Somnambulismus, Spiritismus, Wahrsagerei, Zauberei vgl.: Linsen mann, Lehrb.
d. Moraltheol. 339 ff; Koch, Lehrb. d. Moraltheol.^ 399ff; Schindler, Lehrb. d.
Moraltheol. II 1 (1909), 186 ff; Le hmku hl, Theol. moral.^' I 275 ff; Kircheu-
lexikon^ u. Realenzykl. f, prot. Theol. u. K.^ s. hh. vv. — München, D. kan.
Gerichtsverfahren usw. 2 H (1874) 315 ff 560 ff 670 ff. E. Katz, Grundriß d. kan.
Strafrechts (1881) 57 ff. Hinschius, KR. IV (1888) 743 ff 830 f 843ff; V 157ff
679 ff. Hollweck, D. kirchl. Strafgesetze (1899) 162 ff. Wer nz- Vi dal, Jus
decretaliura VI (1913) 269 ff.
1. Die Apostasie (apostasia fidei, ap. perfidiae) ist der gänzliche
Abfall vom christlichen Glauben und der auch äußerliche Übergang
zum Judentum, IMohammedanismus, Heidentum, Indifferentismus, Atheis-
mus. Die kirchlichen Strafen sind, nachdem die weltlichen für sie
geradeso wie für die Häresie aufgehört haben ^, die gleichen wie für
diese, nämlich die dem Papste speciali modo reservierte excommuni-
catio latae sententiae 2, die Verweigerung des kirchlichen Begräbnisses ^
und die Irregularität*. Bei Klerikern trifft überdies Verlust der
Benefizien, Unfähigkeit, solche zu erhalten^, und erforderlichenfalls
Degradation 6 ein.
2. Das Schisma ist die Lostrennung von dem Papst oder Bischof
als kirchlichem Mittelpunkt unter Konstituierung einer eigenen Kirchen-
gemeinschaft". Ist die Trennung eine Lossagung vom Papst, so ist
das Schisma ein allgemeines. Ist sie eine solche vom Bischof, so ist
das Schisma ein partikulares s. In der Regel ist mit dem Schisma
' Vgl. Bd I, S. 51 85 f.
^ „Apostolicae Sedis moderationi". I 1. Dieselbe Strafe trifft d. credentes,
receptores, fautores, defensores d. Häretiker bzw. Apostaten.
3 Ob. S. 71. * Bd I, S. 226.
* C. 32 (Conc. Ancyr. a. 314, c. 1), D. L.
« C. 9 13 15, X de haeret. V, 7. C. 12 13 in VP« de haeret. V, 2. Vgl. ob.
S. 372, A. 8.
" C.42(Pelag. I. a. 558— 560), C. XXIII, q. 5. C. 34 (Pelag. I.), C. XXIV, q. 1.
8 C. 6 7 9 (Cypr.), C. VII, q. 1.
376 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschii. 2. Kap : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
Häresie verknüpft : schisma mixtum sive conjunctum cum haeresi ^
Im letzteren Falle treten die auf die Häresie gesetzten Strafen ein-.
Das partikulare Schisma wird mit Exkommunikation und beim Kleriker
überdies mit Amtsverlust bestraft^. Auf das schisma universale ist
die dem Papste speziell reservierte excommunicatio latae sententiae
gesetzt"* sowie die Verweigerung des kirchlichen Begräbnisses^ und
die Irregularität^. Die Geistlichen verlieren ihre Kirchenämter "^ und
können nach Wiederaufnahme in die Kirche ohne Dispens kein solches
erhalten ^.
3. Die Häresie oder Ketzerei ist das wissentliche Fürwahrhalten
eines von der Kirche als häretisch verworfenen Satzes, die bewußte
Leugnung eines kirchlichen Dogmas seitens eines Getauften. Von der
formellen Häresie ist wohl zu unterscheiden die materielle, die auf
unbewußtem Irrtum beruht und die namentlich bei solchen vorhanden
ist, die keine Emsicht in die Lehren der Kirche haben, was be-
sonders leicht bei jenen der Fall ist, welche von häretischen Eltern
abstammen ^. Daher treffen auch die auf die Häresie gesetzten Strafen
nur die haeretici formales, und man unterscheidet also haeretici recepti
oder tolerati und haeretici proscripti. Pro foro externe aber sind auch
die öffentlichen materiellen Häretiker als diesen Strafen verfallen zu
betrachtend^. Besonders aber treffen diese Strafen die sogenannten
haeretici formales dogmatizantes, Katholiken, welche häretische Lehren
angenommen haben und zu verbreiten suchen i^. Richter über die
Häretiker ist der Diözesanbischof ^^ Neben diesem können aber noch
eigene, vom Papste bestellte Inquisitoren funktionieren ^^. Die Strafen
' C. 26 (Hier.), C. XXIV, q. 3. '' C. un. in VP« h. t. V, 3.
3 C. 5 (Syn. Carthag. II a. 390, c. 8), C. XI, q. 3.
* „Apostolicae Sedis moderationi". I 3. Derselben Strafe verfallen jene, welche
d. Papst d. Gehorsam hartnäckig verweigern.
■' Ob. S. 71. « Bd I, S. 226. " C. un. in VI'" h. t. V, 3.
« C. 5, X de elect. I, 6. C. 2, X h. t. V, 8. E. bürgerl. Strafe besteht nicht mehr.
9 C. 27 (Hier.) 28 29 31 (Aug.), C. XXIV, q. 3. Vgl. Bd I, S. 81.
'° Denn : De internis non judicat praetor.
" Diese sind d. Bischof anzuzeigen. Decr. Poenit. v. 10. Febr. 1871; 3. März 1880.
Ob. S. 8.
'2 C. 9; 13, § 8, X h. t. V, 7.
" Sie können gemeinsam m. d. Bischof od. f, s. allein vorgehen. C. 17 in
VP' h. t. V, 2. Ab. d. liochnotpeinliche Verfahren u. d. Urteil muß gemeinsam sein.
C. 1, § 1 in Clem. h. t. V, 3. Hinscliius. KR. V 473 ff : VI 1, 345 ff 368 ff.
Üb. Eigentümlichkeiten d. Ketzerprozesses vgl. ob. S. 332, A. 3. A. n. d. Tode
noch kann Verurteilung weg. Häresie erfolgen. C. 6 (Conc. oocum. V a. 553, sess. V),
C. XXIV, q. 2. Üb. d. Inquisition überh. a. eingehend.sten Hinscliius, KR. V
378 ff 449 H'; VI 1, 328 ff 348 fl'.
§ 181. Die Verbrechen gegen Gott. 377
für die Häresie sind die dem Papste speciali modo reservierte ex-
communicatio latae sententiae^ die Verweigerung des kirchlichen
Begräbnisses 2 und die Irregularität^. Den häretischen Kleriker trifft
ipso facto der Verlust der kirchlichen Ämter, die Unfähigkeit, solche
wiederzuerlangen, und zuletzt die Degradation ^. Von diesen Strafen
werden auch diejenigen betroffen, welche im Verdachte der Häresie
stehen und von diesem sich nicht reinigen wollen. Über sie wird zu-
nächst die Exkommunikation verhängt, und wenn sie ein Jahr in
dieser beharren, folgen die auf die Häresie gesetzten Strafen 5. Der
dem Papste speciali modo reservierten Exkommunikation verfallen
auch die credentes, receptores, fautores et defensores haereticorum ^.
Die Freimaurer und die Mitglieder anderer offen oder geheim gegen
die Kirche oder die rechtmäßige Staatsgewalt arbeitenden Gesell-
schaften, deren Begünstiger und Hehler, d. h. diejenigen, welche ihre
Häupter nicht beim Bischof angeben, verfallen der in einfacher Weise
dem Apostolischen Stuhle zur Absolution reservierten excommunicatio
latae sententiae". Die im Mittelalter üblich gewesenen weltlichen
Strafen, wie Vermögenskonfiskation, Einkerkerung, Verbannung, Feuer-
tod, sind in Wegfall gekommen, seitdem die Häresie kein bürgerliches
Verbrechen mehr ist^.
4. Die Blasphemie oder Gotteslästerung ist eine Gott, die Heiligen
oder heilige Sachen beschimpfende Äußerung oder Handlung. Werden
dadurch Gott unsittliche Eigenschaften beigelegt oder sittliche Eigen-
schaften abgesprochen, so streift die Blasphemie an Häresie, ist blas-
phemia haereticalis, zum Unterschied von der blasphemia simplex, und
zieht die auf die Häresie gesetzten Strafen nach sich. Der einfache
Gotteslästerer soll der öffentlichen Kirchenbuße unterworfen, und w^enn
^ C. 7 8 9 13, X h. t. V, 7. „Apostolicae Sedis moderationi". I 1. N. Motu-
proprio Pius' X. v. 18. Nov. 1907 verfallen d. excomra. lat. sent. Rom. Pontif.
simpliciter reservatae d. Verteidiger d. Modernismus (Acta S. Sedis XL [1907] 723 ff).
Ob. S. 8, A. 6.
^ Vgl. ob. S. 71. 3 ßd i^ g 226.
\* C. 12 in Vr- h. t. V, 2. Vgl. ob. S. 372, A. 8.
^ C. 9; 13, § 2, X h. t. V, 7. C. 7 8 in VP«^ h. t. V, 2.
« C. 9 10 11 13 15, X h. t. V, 7. C. 2 in VI^'' li. t. V, 2. .Apostolicae Sedis
moderationi". I 1.
" „Apostolicae Sedis moderatioui". K 4. Leo XIIL, „Humanuni genus"' v.
20. April 1884. C. S. Off. 20. Aug. 1894. Acta et decreta conc. plen. Americae
Latinae (1899) Nr 166 ff. D. kirclil. Verordnungen u. Strafgesetze geg. d. Freimaurerei
(A. f. k. KR. LXXIX [1899] 389 ft). Lehmkulil, Theol. moral.'« 11 702 ff. —
Nicht gehören hierher d. Sozialdemokraten. H o 1 1 w e c k , D. kirchl. Strafgesetze
S. 170, A. 2. Lehmkuhl a. a. 0. 11 703. Anders Köln. Pastoralbl. 1899, 228 ff.
8 Vgl. ob. S. 375, A. 1.
378 1^^- B»cli. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschii. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
er sich deren weigert, mit dem Interdikt ab ingressu ecclesiae und
Versagung des kirchlichen Begräbnisses bestraft werden. Schließlich
könnte gegen Laien auch mit Exkommunikation und gegen Kleriker
mit Deposition eingeschritten werdend
5. Der Aberglaube (superstitio) umfaßt eine Menge von aus dem
Heidentum überkommenen, dem christlichen Glauben widersprechenden
Vorstellungen und Gebräuchen. Dieselben lassen sich zusammenfassen
unter den beiden Hauptbegriffen Wahrsagerei und Zauberei. Sowohl
die Wahrsagerei, divinatio (necromantia , astrologia, chiromantia,
oniromantia, sortilegium usw.), als die Zauberei, magia (incantatio,
maleficium, Hexerei), ziehen die Infamie nach sich. Daher können
Wahrsager und Zauberer sowie diejenigen, welche ihre Hilfe in An-
spruch nahmen, bei Gericht weder Ankläger noch Zeugen sein-.
Weiterhin sollen Wahrsager und Zauberer exkommuniziert^, Kleriker
überdies deponiert und in ein Kloster verwiesen werden*.
§ 182.
Die Verbrechen gegen göttliche Dinge: Sakrileg und Simonie.
Decr. Grat. C. I. Decr. Greg. IX. 1. V, t. 3 de simon.: t. 4 ne prael. vices
suas vel eccies, sub annuo censu concedant ; t. 5 de magistr. et ne aliquid exigatur
pro licentia docendi. Const. Clem. V, 1. Extra v. comm. V, 1.
J. N. Gerlach, De sacrilegio, Giess. 1681. J. S. F. Böhmer, De variis
sacrilegii speciebus, Hai. 1726 f. A. Ludwig, Gesch. d. Sakrilegs n. d. Quellen
d. katb. KRs (A. f. k. KR. LXIX [1893] 169 ff ; [a. sep.]). H. Speimann, The
history and fate of sacrilege^ 1896. N. Hachez, Essai sur le delit de sacrilege
1 C. 10 (Pius?), C. XXII, q. 1. C. 2, X de maled. V, 26. Leo X., .Superuae"
V. 15. Mai 1514. Pius V., ,Cum primum" v. 1. April 1566. Üb. StGB. § 166
vgl. Bd I, S. 91, A. 1.
2 C. 9 (Pseudo-Euseb.), C. III, q. 5. C. 12 (incerti auct.), C. XXVI, q. 5.
3 C. 6 (Syn. v. Agde a. 506, c. 38) 9 (Syn. v. Orleans I a. 511, c. 32) 11
(Stat. eccl. ant. c. 83), C. XXVI, q. 5.
' C. 1 (Syn. Rom. a. 721, c. 12) 6 (Syn. v. Agde a. 506, c. 38), C. XXVI, q. 5.
B. d. Identifizierung d. Hexerei m. d. Ketzerei unterlag d. Vergehen d. Inquisition
u. wurde zunächst i. gleich. Strafverfahren u. m. d. gleich. Strafen wie d. Ketzerei
geahndet. H i n s c h i u s , KR. V 699 ; VI 1, 397 ff; besonders ab. H a n s e n , Zauber-
wahn usw.; vgl. ob. d. Literaturübersicht. Vgl. a. : H. Gerlach, D. kan. Recht
wider d. Aberglauben (A. f. k. KR. XIV [1865] 161 ff). Inwieweit Magnetismus,
Spiritismus, Hypnotismus usw. sündiiaft sind, siehe: Linsenmann, Lehrb. d.
Moraltheol. 339 ff: Koch, Lehrb. d. Moraltheol.» 399 ff: Schindler, Lehrb. d.
Moraltheol. II 1 (1909), 186 ff; Lehmkuhl, Theol. moral.»» 1 275 ff". Inwieweit
gesctzl. verboten: S. C. Inq. 28. Juli 1847 (A. f. k. KR. II [1857] 80 f). C. S.
Off. 4. Aug. 1856. D e n z i n g (M- - B a n n w a r t , Enchiridion '« Nr 1653. Weit. Ent-
scheidungen b. Lehmkuhl a.a.O. Köln. Pastoralbl. 1913, 299 ff.
§ 182. Die Verbrechen gegen göttliche Dinge. 379
en droit franc. jusqu'ä la fin du XV^ siecle. 1910. E. Wesenberg, D. straf-
rüchtl. Schutz d. geheiligten Gegenstände (1912) 12 ff. — Thoma ssin P. III, 1. 1,
c. 49 ff. F. Pari s ins, De confidentia beneficiali prohibita tractatus, Venet. 1619.
J. G. Pertsch, Commentariiis de simoniae crimine, Hai. 1719. A. Staudinger,
Disputatio de simonia, Heidelb. 1739. J. L. Pape, De siraonia, Heimst. 1749.
Weit. alt. Lit. b. Schulte, Gesch. d. Quell, u. Lit. d. kan. Rs III 2, 374.
Ch. J. V. Kettwick, Disputatio theol. inaug. de simonia, 1845. A. Leinz, Z.
Begriffsbestimmung d. Simonie (A. f. k. KR. LXXVII [1897] 267 ff). Ders., D.
Simonie, 1902. H. Schrörs, Leo X., d. Mainz. Erzbischofswahl, d. deutsche Ablaß
f. St Peter (Z. f. k. Theol. XXXI [1907] 267 ff). N. A.Weber, A history of
simony in the Christian church. From the beginning to the death of Charlemagne,
1909. — München, D. kan. Gerichtsverfahren usw. 2 II (1874) 274 ff. Katz,
Grundriß d. kan. Strafrechts (1881) 63 ff. H i ns chi us, KR. V (1895) 161 ff 226 ff
7ü3ff 755ff. Hollweck, D. kirchl. Strafgesetze (1899) 178ff. Wernz-Vidal,
Jus decretalium \1 (1918) 327 ff.
1. Unter einem Sakrileg versteht man eine sündhafte entehrende
Handlung gegen das Gott und seinem Dienste Geweihte. Je nachdem
eine solche Handlung gerichtet ist gegen gottgeheiligte Personen oder
Orte oder Sachen, unterscheidet man sacrilegium personale, locale,
reale. Ein sacrilegium personale wird begangen durch gewalttätige
Verletzung des Privilegium canonis, fori und immunitatis (personalis) ^
sowie durch eine Sünde der Unzucht mit einer durch eine höhere
Weihe oder ein Gelübde der Keuschheit verpflichteten Person: sacri-
legium carnale^. Ein örtliches Sakrileg wird verschuldet durch sünd-
hafte Exsekration oder Pollution einer Kirche oder eines geweihten
Ortes ^, durch schuldhafte Benutzung zu profanierenden Zwecken ^,
durch sündhafte Verletzung des kirchlichen Asylrechtes 5. Ein sacri-
legium reale wird begangen durch Mißbrauch der Sakramente ^, durch
Mißbrauch oder Zerstörung der dem Gottesdienste geweihten Gegen-
stände '^, durch Diebstahl oder Raub von solchen (Gottesraub) ^, durch
» Vgl. Bd I, S. 244 ff 412 445.
2 C. 37 (Bened. Levita II 414), C. XXVII, q. 1. N. c. 28 (Greg. I. a. 593),
C. XXVII, q. 1 sollen Laien, d. s. m. e. Ordensperson versündigen, exkommuniziert,
Geistliche deponiert u. i. e. Kloster verwiesen werden. Üb. d. Strafe v. Majoristen
(u. a. Ordenspersonen), welche e. Ehe z. schließen versuchen, Bd I, S. 226 269 ; ob.
S. 159; üb. konkubinar. u. fornikator. Kleriker Bd I, S. 258.
3 Ob. S. 294 f. * Ob. S. 300 f.
^ Vgl. ob. S. 302 f. — Gut bemerkt Linsenmann, Lehrb. d. Moraltheol. 337,
daß z. Begriff d. Sakrilegs gehöre, daß d. e. Profanation begründende Handlung a.
s. e, unerlaubte, sündhafte sei, nicht etwa e. solche a. Not.
^ C. 118 (Felix in. a. 487), D. IV de cons. C. 2, X de apostat. V, 9. D.
Mißbrauch d. heil. Altarssakrameuts ist e. sacr. immediatum.
^ C. 3 (Bened. Levita II 405), C. XII, q. 2. Ob. S. 300 f.
8 Kirchenräuber sollen exkomm. werden. C. 21 (J oh. VIII. a. 878), C. XVII,
q. 4. C. 22, X de sent. excomm. V, 39. V. d. Raub u. Diebstahl heil. Gegenstände
380 I^^- Buch. D. Veiwalt. d. Kirche. 3. Abscliu. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
MitBbraiich der Aussprüche der Heiligen Schrift zu irreligiösen oder
unsittlichen Zwecken ^ durch Entziehung kirchlicher Rechte und Güter
(Säkularisation) und Verweigerung kirchlicher Abgaben 2.
2. Die Simonie 3 ist der sündhafte Handel mit geistlichen Gaben
und Gütern (spiritualia) und solchen, welche mit diesen in engem
Zusammenhang stehen (spiritualibus annexa), gegen zeitlichen Vorteil
(temporalia) ^.
Zunächst verstand man unter Simonie die Spendung der Sakramente und
Sakramentalien und die Verleihung kirchlicher Ämter gegen Entgelt oder
weltlichen Vorteil. In der karolingischen Zeit begriff man darunter auch
die Einwirkung auf Besetzung von Kirchenstellen durch Geldgaben und Auf-
nahme von Professen gegen Geld. Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts be-
trachtete man als Simonie weiterhin die bisher bei Vergebung der Bistümer
herkömmlichen Geschenke. In der Hitze des Investiturstreites bezeichneten
a. heil. Orten ist z. unterscheiden d. Raub u. Diebstahl and. Gegenstände a. solch.
Orten. D. ist e. sacr. locale. — Vgl. üb. d. i. weltl. Recht hierauf gesetzten Strafen
ob. S. 300, A. 2; S. 301, A. 3; S. 302, A. 4.
* Trid. sess. IV decr. de ed. et usu sacror. librorum.
2 C. 9 (Stat. eccl. ant. c. 95), C. XIII, q. 2. C. 16, X de foro compet. II, 2.
C. 32, X de decim. III, 30. Trid. sess. XXII de ref. c. 11; Sess. XXV de ref. c. 12.
Wer Rechte, Güter u. Einkünfte, d. kirchl. Personen weg. ihrer Kirchen od. Bene-
fizien zustehen, usurpiert od. sequestriert, verfällt ipso facto d. d. Papste speciali
modo reserviert. Exkommunikation. „Apostolicae Sedis moderationi". I 11. Holl-
weck, D. kirchl. Strafgesetze 236 tf. Viele einschläg. Entscheidungen i. Sachen
d. frauzös. Kirchengüter n. Trennung v. K. u. St. i. Frankreich b. A. Boudinhon,
Biens d'Eglise et peines canoniques (1910) 139 ff. Außerd. Decr. Poenit. v. 8. Febr.
1911 (Canoniste cont. XXXIV [1911] 491 f). Vgl. a. ebd. XXXVl (1913) 368 ff.
P. Bastien, Des censures qui atteignent la liquidation des biens ecclesiastiques
et des congregations en France, 1905. J. Besson, La liquidation des biens des
congregations en France (Nouv. Rev. th^ol. XXXIX [1907] 289 ff). Ch. Demen thon,
Rapports de l'Eglise et de l'Etat. Censures contre les violateurs des droits de
l'Eglise, 1907.
3 Apg 8, 18 ff. J. E. Belser, D. Apostelgschte (1905) 111 f.
* Herkömmlich ist d Definition : „Simonia est studiosa voluntas emendi vel
vendendi aliquid spirituale vel spirituali aunexnni." Dict. Grat, ad C. I.
Thom. A q. , Summa theol. 2, 2, q. 100, a. 1. A. Stelle dieser formell äußerst
konzisen , a. Apg 8 , 18 ff" basierten , wenn a. materiell nicht ganz erschöpf.
Definition will Leinz d. andere setzen: „D. Verbrechen d. Simonie ist d. geäußerte
Absicht, üb. e. bonum supernatnrale resp. solch, annexes naturale entwed. f. 0. natürl.
(iut od. il. Kirchengesetz zuwider rechtsverbindl. verfügen z. wollen" (A. f. k. KR.
LXXVII [1897] 268; D. Simonie 40). Daß diese Definition umfassender ist. ist
richtig. Ab. abgesehen v. ihrer W^eitschweifigkeit ist neb. anderem d. Ausdruck
„supernaturale" resp. solch, „annexes naturale" nicht besser als d. Ausdruck
, spirituale". A. genügt nicht schon d. einseitig geäußerte Absicht z. , Verbrechen"
d. Simonie.
§ 182. Die Verbrechen gegen göttliche Dinge. 381
einzelne die Laieninvestitur selbst als Simonie \ Allein seit Ende desselben
Jahrhunderts war der Begriif der Simonie in dem obigen Sinne geprägt,
und in diesem erscheint er im Dekret Gratians und in den Dekretalen der
Päpste -.
Als spiritualia kommen hier in Frage: Äußerungen der potestas
ordinis wie: die Weihen, die kirchlichen Funktionen, die Sakramente
und Sakramentalien, die Reliquien und Gebete, der Eintritt in einen
Orden, heilige Orte und Sachen; sodann Ausflüsse der potestas juris-
dictionis als: die kirchliche Gesetzgebung, die Privilegien und Dis-
pensen, die Absolution, die Ablässe, die Errichtung und Verleihung
der Kirchenämter, die Ausübung der Gerichtsbarkeit ; weiter die Äuße-
rungen der potestas magisterii: Predigt und Katechese^.
Was das temporale betrifft, so kann es in Geld und Geldeswert
(munus a manu) oder in Empfehlung und Fürsprache (munus a lingua)
oder in Gefälligkeiten und Dienstleistungen (munus ab obsequio) be-
stehen ^.
Damit das Verbrechen der Simonie vorliegt, ist nötig, daß zwischen
den Betreffenden eine Übereinkunft darüber getroffen wurde, ein spiri-
tuale gegen ein temporale umzutauschen oder daß wenigstens beider-
seits die Absicht offen zu Tage trat, das temporale gegen das spiri-
tuale zu bieten und zu nehmen. Fehlt es an solcher Absicht oder
wird sie von dem andern Teil wenigstens nicht beachtet, so ist im
ersten Falle gar keine Simonie vorhanden und im zweiten auf einer
Seite nur die Sünde der simonia interna oder mentalis. Simonie ist
auch nicht vorhanden, wenn die eine Leistung nicht das bestimmende
Moment für die andere ist, so bei Meßstipendien, Stolgebühren, Taxen ^.
Simonie liegt weiterhin nicht vor, wenn nicht ein temporale und ein
^ Anders E. Hirsch, D, Simoniebegriff u. e. angebl. Erweiterung desselb.
i. IL Jhdt (A. f. k. KR. LXXXVI [1906] 3 ff). Ders., Kardinal Deusdedits
Stellung z. Laieninvestitur (Ebd. LXXXVIII [1908] 34 ff). Daß ab. tatsächl. solche
Äußerungen gefallen sind, vgl.: K. Mirbt, D. Publizistik i. ZA. Gregors VIT.
(1894) 464 508 510 f 526 529. F. X. Barth, Hildebert v. Lavardin (1056—1133)
(1906) 348. J. Drehmann, Papst Leo IX. u. d. Simonie (1908) 4 ff. A. Schar-
nagl, D. Begriff d. Investitur i. d. Quell, u. d. Lit. d. Tnvestiturstreites (1908)
107 f 114 ff.
2 Hinschius, KR. V 161 ff. P. Im hart de la Tour, Les elections episco-
pales dans l'Eglise de France du IX« au XP siecle (1891) 378 ff. Mirbt a. a. 0.
343 ff. L e i n z , D. Simonie 1 ff.
* Beispiele : X de simon. V, 3.
* C. 114 (Greg. I.), C. I, q. 1. X h. t. V, 3. D. Geringfügigkeit d. Leistung
kommt begriffl. nicht i. Betracht. C. 20, X h. t. V, 3.
^ Vgl. Bd I, S. 142 440 481 : ob. S. 69 f 214 f 256 ff.
382 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. S.Absclin, 2. Kap.: D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
spirituale gegeneinander vertauscht werden, sondern ein spirituale
gegen ein anderes oder ein annexum spirituali ^.
Man unterscheidet simonia mentalis oder interna, d. i. die Über-
tragung einer res spiritualis oder temporalis in der Absicht, dafür
eine Leistung von zeitlichem oder geistlichem Werte zu erhalten 2;
sodann s. Conventionalis, wenn die Übereinkunft über den verbotenen
Austausch erfolgt ist. Diese selber ist entweder mixta oder pura
(incompleta, mera, simplex), je nachdem die vereinbarte Leistung
bereits geschehen ist oder nicht. Simonia realis ist dann vorhanden,
wenn Leistung und Gegenleistung bereits vollständig oder wenigstens
zur Hälfte erfolgt ist. Weiterhin unterscheidet man s. juris divini
und s. juris ecclesiastici, je nachdem es sich um göttliche Gaben und
Dinge handelt oder um solche kirchlicher Natur, näherhin um ein
durch positive kirchliche Rechtsbestimmung für simonistisch erklärtes
Geschäft 2. Dazu gehört unter anderem die simonia confidentialis, die
begangen wird z. B. durch resignatio cum reservatione pensionis oder
cum reservatione regressus, ingressus oder accessus *.
Jeder simonistische Vertrag ist ungültig^. Ungültig sind also die
durch simonistischen Handel versuchten Übertragungen von Hechten
und Amtern. Daher können von Simonisten auch keine rechtsgültigen
Amtshandlungen verrichtet und keine Rechte auf das Amtseinkommen
erworben werden^.
Als Delikt kommt vor dem kirchlichen Forum die simonia realis
und confidentialis in Betracht. Besonders strenge Strafen bestehen
für die Simonie bei Erteilung der Weihen, bei Verleihung von Bene-
fizien und bei Aufnahme in einen Orden. Der Ordinator soll in die
Suspension von allen Weiherechten und Pontifikalhandlungen sowie
in das interdictum ingressus in ecclesiam fallen und exkommuniziert
werden. Der Ordinierte aber ist vom empfangenen ordo suspendiert,
unfähig zum Empfange eines höheren und soll ebenfalls exkommu-
niziert werden"^. Diejenigen, welche sich bei Verleihung der Bene-
1 Vgl. z. B. Bd 1, 365 f.
2 C. 34 46, X h. t. V, 3. Tnnoz. XI. 2. März 1679. Prop. dainii. n. 45 46.
Dcnzinger -Bann wart, Enchiridion '' Nr 1195 1196.
^ „Dimittere" c. 12, X de off. et potest. jud. dcleg. I, 29.
* Vgl. Bd 1, S. 380 f. '" C. 8, X de pact. I, 35.
« C. 1-10, C. I, q. 1. C. 11 19 23, X h. t. V, 3. C. 2, Extrav. comm.
h. t V, 1.
' C. 37 45, X li. t. V, 3. C. 2, Extrav. cüinm. h. t. V, 1. Trid. sess. XXI de
rcl". c. 1. Sixtus V., „Sanctum et saliitare" v. 5. Jan. 1588. Diese früher ipso
jure eintret. Strafen sind nicht i. d. Konstit. „Apostolicae Sedis nioderationi" auf-
§ 183. Die Verbrechen gegen sich selbst und gegen den Nächsten. 383
fizien einer Real- oder Konfidentialsimonie schuldig machen, trifft die
dem Papste einfach reservierte Exkommunikation ^ und Inhabilität
wenigstens für das betreffende Amt 2. Simonistische Synodalexamina-
toren verlieren ihre Ämter und sind unfähig, andere zu erwerben^.
Die dem Papste simpliciter reservierte Exkommunikation trifft jene,
welche sich bei Aufnahme und Eintritt in ein Kloster der Simonie
schuldig gemacht haben'*. Dagegen ist zulässig eine Mitgift bei
Frauen und eine Gabe für Sustentation bei Männern wenigstens für
die Zeit des Noviziats. Der dem Papste einfach reservierten Ex-
kommunikation verfallen jene, welche aus Ablässen Gewinn ziehen^,
mit Meßstipendien gewinnsüchtig Handel treiben ß. Laien, welche
sich bei sakramentalen Handlungen auf simonistische Weise beteiligen,
ebenso Geistliche, welche Sakramente und Sakramentalien simonistisch
spenden, sollen exkommuniziert werden '^. Jeder wegen Simonie Ver-
urteilte wird infam ^. Bei andern, hier nicht genannten simonistischen
Handlungen hat der Richter mit arbiträren Strafen einzuschreiten.
Wer immer Kunde hat von simonistischer Weihe oder Ämterverleihung,
ist zur Anzeige verpflichtet, und jeder katholische Christ kann hierin
Zeugnis geben, ausgenommen die Feinde und Verschwörer '\
§ 183.
Die Verbrechen gegen sich selbst und gegen den Nächsten.
D. einschläg. Titel d. Corp. jur. can. u. d. Lit. werden a. betreff. Ort angegeben.
München, D. kan. Gerichtsverfahren usw. 2 H (1874) 364 ff. Katz, Grundriß d.
kan. Strafrechts (1881) 79 ff. Hinschius, KR V (1895) 169 ff 793 ff. Holl weck,
D. kirchl. Strafgesetze (1899) 247 ff. Wernz-Vidal, Jus decretalium VI (1913)
362 ff
genommen, treten also nicht mehr ipso facto e., da d. v. Trid. nur indirekt ver-
hängten Zensuren nicht mehr als latae z. gelten haben (Acta S. Sedis V, app. VII,
389 ff). Hinschius, KR. V 710 ff.
^ „Apostolicae Sedis moderationi". II 8 9.
- ßd I, S. 319. Pius V, „Cum primum^ v. 1. April 1566. D. Inhabilität z.
allen Amtern muß v. kirchl. Richter speziell ausgesprochen sein. Pius IV., „Ro-
manum Pontificem'' v. 17. Okt. 1564: Pius V., „Intolerabilis multorum" v. 1. Jan.
1569. — Es war s. d. MA. kontrovers, ob s. d. Papst b. Pfründenverleihung d. Simonie
schuldig machen könne. J. Hall er, Papsttum u. Kirchenreform I (1903) 176 ff.
3 Bd I, S. 321. * „Apostolicae Sedis moderationi"*. II 10.
^ Ob. S. 57. « Ob. S. 261 f, wo noch weit. Strafen.
" C. 8 (Syn. v. Chalced. a. 451, c. 2) 11 (Ep. Tharas.), C. I, q. 1. C. 9,
X h. t. V, 3.
« C. 15 (Syn. Later. II a. 1139, c. 2), C. I, q. 3. C. 1, Extrav. comm. h. t.
V. 1.
^ C. 3 7 32 33, X h. t. V, 3. C. 1 2, Extrav. comm. h. t. V, 1.
384 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
An der Hand des Dekalogs hat das kanonische Recht über eine
Keihe von Vergehen und Verbrechen gegen sich selbst und gegen den
Nächsten bestimmte Strafen verhängt, und zwar näherhin über Ver-
brechen gegen Leib und Leben, über Fleischesvergehen und über Ver-
brechen gegen die Ehre und das Vermögen des Nächsten.
L Das kirchhche Recht bestraft die kulpose ^ und dolose - Tötung, den
Lohn- oder Banditenmord ^ den qualifizierten Mord an Eltern, Gatten, Kindern
und Verwandten*, die Aussetzung von Kindern und Gebrechlichen % die
Unfruchtbarmachung ^, die Verstümmelung eines andern und die Selbst-
verstümmelung ''.
Die Abtreibung der Leibesfrucht wird mit ipso facto eintretender,
dem Bischof reservierter Exkommunikation bestrafte
' C. 37 ff, D. L.
2 C. 37 ff, D. L. C. 20 (Syn. v. Agde a. 506, c. 37), C. XXIV, q. 3. C. 6,
X de homic. volunt. vel casuali V, 12. Trid. sess. XIV de ref. c. 7. • — D. Ausdruck
„homicidium casuale" begreift i. s. i. Sinne d. heutig. Strafi-echts a. d. fahrlässige
Tötung. Hinschius, KR. V 795. Scherer, KR. I 350^'. F. Triebs, Studien
z. Lex Dei, 1. Hft (1905), 92 ff. Gleiche Strafe wie d. Täter trifft a. d. Helfers-
helfer. — Straffrei ist Tötung a. Notwehr (ex necessitate) od. i. d. Rechtspflege
(ex justitia). — Vgl. Bd I, S. 226.
' C. 1, § 1 2 in VP'^ h. t. V, 4.
* C. 8 (Paul in. Forojul. a. 794), C. XXXIII, q. 2. C. 1 2, X de his, qui
filios occid. V, 10.
" C. 9 (Syn. v. Arles a. 443 od. 450, c. 51), D. LXXXVII. X de infant. et
languid. expos. V, 11.
6 C. 5, X h. t. V, 12. Sixtus V., .Effrenatam" v. 29. Okt. 158S. § 5.
" Vgl. Bd I, S. 227.
« C. 7—10, C. XXXIl, q. 2. C. 20, X h. t. V, 12. Sixtus V. a. a. O.
Greg. XIV., ,Sedes Apostolica" v. 31. Mai 1591. Innoz. XI. v. 2. März 1679.
Prop. damn. n. 34. Denzinger-Bannwart, Enchiridion '^ Nr 1 ] 84. „ Apostolicae
Sedis moderationi". III 2, — D. "Wortlaut „Procurantes abortum effectu subsecuto''
a. letzt. Ort läßt v. d. Unterscheidung d. foetus animatus u. inanimatus absehen.
Vgl. Bd I. S. 227, A. 2. — Ob a. d. d. Abortus a. s. besorg. Mutter d. Exkonim.
verfalle, ist strittig. Daf . : Hinschius, KR. V 799 ' ; Hol 1 weck, D. kirchl.
Strafgesetze 250 2. namentl. m. Rücksicht a. d. Wortlaut v. „Apostolicae Sedis
moderationi"; u. m. e. gewiss. Recht. Dageg., ab. nicht bestimmt: Linsen mann,
Lehrb. d. Moraltheol. 232; bestimmter: Lehmkuhl, Theol. moral." II 713;
weniger bestimmt: Laurentius, Institutiones ' 389; ähnl. Schindler, Lehrb.
d. Moraltheol. II 2 (1910), 466*. — Anwendung v. Arzneien od. Operationen z.
Erleichterung od. früh. Herbeiführung e. lebensfähigen Geburt begründen nicht d.
Verbrechen d. procuratio abortus. — Üb. d. i. Notfall währ. d. Aktes d. Geburt
selbst — andernfalls ist sie procuratio abortus — vorgenommene Kraniotomie usw. er-
klärte d. C. Inq, unt. d. 28. Mai 1884: „Craniotoniiam tuto doceri non posse*.
D.Wortlaut dies. u. d. weiter, einschläg. ?]nts(heidungen b. Lehmkuhl a.a.O. I
561 ff. N. Dekr. d. Pönit. v. 7. Juli 1911 brauchen d. Schwestern d. anzustellenden
Arzt hierauf nicht z. fragen (Pastor bonus XXIV [191112] 103). K. C a p e 1 1 m a n n . De
§ 183. Die Yerbrechen gegen sich selbst und gegen den Nächsten. 385
Sehr streng lauten die kirchlichen Bestimmungen über den Zwei-
kampf oder das Duell. Das Duell ist ein privatim verabredeter Kampf
zwischen zwei oder mehreren Personen zu gleichen Paaren, mit Voraus-
bestimmung der Art der Waffen, der Kampfregeln, der Zeit, des
Ortes und mit Gefahr des Todes, der Verstümmelung oder Ver-
wundung ^ Seinen Ursprung hat es wohl nicht in dem gerichtlichen
germanischen Zw^eikampf oder in den Ordalien, sondern stammt aus
Spanien und Frankreich seit dem ausgehenden Mittelalter 2. Die
Duellanten und deren Sekundanten trifft ipso facto die dem Papste
einfach reservierte Exkommunikation, Infamie^, Vermögenskonfis-
kation und Verlust des kirchlichen Begräbnisses, auch wenn sie vor
dem Tode noch Zeichen der Reue gegeben oder gebeichtet haben ^.
Der gleichen Exkommunikation verfallen auch diejenigen, welche zum
Duell herausfordern oder ein solches annehmen, alle Mits^;huldigen
und Hilfeleistenden, alle geflissentlichen Zuschauer, endlich alle jene,
welche die Abhaltung eines Duells gestatten oder es nicht verhindern.
occisione foetus, quam abortu provocato, perforatione, cephalotripsia medici audent,
1875. J. Pennacchi, De abortu et embryotomia s. comment. in c. 2, sect. 111
const. „Apostolicae Sedis moderationi", 1884. J. Heidenreich, Dissertatio in
cas. alter, const. Pii IX. etc. „Procurantes abortum effectu secuto" [lies: subsecuto]
(A. f. k. KR. LXIII [1890] 289 ff). B. M. Berg er voor t , Direkter Abortus u.
Kraniotomie u. deren Erlaubtheit, 1896. A. Eschbach, Disputationes physiol.-
theolog. de hum, gener. oeconomia, de embryol. sacra, de abortu medicali, de colenda
castitate^, 1901; ^1912. F. Sippel, Üb, d. Berechtigung d. Vernichtung d. kindl.
Lebens z. Rettung d. Mutter v. geburtshilfl., gerichtl.-medizin. u. ethisch. Stand-
punkt, 1902. B. D olhagar ay, Le crime d'avortement (Rev. d. scienc. eccles.
1905, 155 ff). A. Klarmann, The crux of pastoral medicine. The perils of
embryonic man; abortion; craniotomy and the cesarean section; mioma and the
porro section^ 1909. J. Antonelli, Medicina pastoralis IP (1909) 52 ff.
E h i n g e r - K i m m i g , Ursprung u. Entwicklungsgschte d. Bestrafung d. Frucht-
abtreibuDg u. der. gegenwärt. Stand i. d. Gesetzgebung d. Völker, 1910. F. Ahl-
feldt, Konfession u. Geburtshilfe (Preuß. Jbb. CXLVl [1911] 54 ff). J. Besson,
Le feticide et Tavortement therapeutique et les decisions du St-Siege (Nouv. Rev.
th^ol. XLV [1913] 154 ff). F. Renz, D. kath. Moralsätze bezügh d. Rationali-
sierung d. Geburten (1913) 22 ff. Linsenmann a. a. 0. 491 ff. Koch, Lehrb.
d. Moraltheol.3 525 ff. S c h i n d 1 e r a. a. 0. II 2 (1910), 465 ff. Gute, weisende Be-
merkungen V. Mausbach i. Theol. Rev. 1903, 416 f.
^ D. Moment d. Wiederherstellung d. Ehre od. d. Rache gehört nicht z. Begriff
d. Duells. Nicht gehört hierher d. verabredete Zweikampf i. Krieg.
' So V. allem G. v. Below, D. Ursprung d. Duells (D. Z. f. Gwschft, Monats-
blätter II [1897/98] 321 ffj. Dageg. f. mittelalt. Ursprung H. Geffcken, D. germ.
Ehrbegriff (Ebd. I [1896/97] 321 ffj. Ders., Fehde u. Duell, 1899. — Üb. d. Stellung
d. Kirche z. d. Ordalien ob. S. 331, A. 2.
' Bd I, S. 224. Daß d. Studentenmensur e. Duell ist, ist begriffl. selbst-
verständlich. Deutsche Juristenzeitung XVI (1911) 438 ff. * Ob. S. 71 f.
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. H. 3. Aufl. 25
386 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap.: D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
obgleich sie die Macht dazu haben. Geistliche, welche sich als Täter
oder Gehilfen am Duell beteiligen, verlieren ipso facto ihr Amt und
werden unfähig zum Erwerb von Benefizien ^
Der freiwillige Selbstmord wird durch Verweigerung des kirch-
lichen Begräbnisses und des heiligen Opfers bestraft 2.
II. Kirchliche Strafen stehen auch auf den verschiedenen Vergehen
gegen das sechste Gebot: Schwächung (stuprum non violentum)^, Not-
zucht (stuprum violentum) \ Fornikation oder Hurerei ^, Konkubinat *, In-
' C. 22 (Nikol, I. a. 867), C. 11, q. 5. C. 1 2, X de der. pugn. in duello V. 14.
Trid. sess. XXV de ref. c. 19. Pius IV., ,Ea quae" v. 13. Nov. 1560. Greg. XIIL,
^Ad tollendum" v. 5. Dez. 1582. Klem. VIII., ,Illius vices" v. 17. Aug. 1592.
Bened. XIV, ^Detestabilem" v. 10. Nov. 1752. „Apostolicae Sedis moderationi".
II 3. S. C. Conc. 9. Aug. 1890. Leo XIII. v. 12. Sept. 1891 (A. f. k. KR. LXVII
[1892] 191 ff). D. Exkommunikation trifft a. d. Arzt u. Beichtvater, d. s. i d. Nähe
aufhält z. Zweck etwaiger Hilfeleistung. C. S. Off. 31. Mai 1884 (A. f. k. KR. LIV
[1885] 346). Hollweck, D. kirchl. Strafgesetze 254 ff. Linsenmann, Lehrb.
d. Moraltheol. 498 ff. Koch, Lehrb. d. Moraltheol.^ 530 ff. I^ehrakuhl, Theol.
moral.»' I 569 ff. Schindler, Lehrb. d. Moraltheol. 11 2 (1910), 470 ff. Weit. Lit.
üb. d. Duell: W. Fürich, D. Duell, 1886. A. Wiesinger, D. Duell v. d.
Richterstuhl d. Religion, Moral, d. Rechts u. d. Geschichte, 1895. A. Erichson,
D. Duell i. alt. Straßburg, 1897. [A. selten Belows] A. Vorberg, D. Zweikampf
i. Frankreich, 1899. [A. Seiten Geffckens] Ders. , D. Zweikampf i. StGB. d.
Deutsch. Reichs, 1902. H. Krueckemeyer, Beiträge z. Antiduellbewegung, 1901.
A. S ap 1 ayr olles, Recherches sur le duel judiciaire et la doctrine ecclesiastique,
1902. M. Liepmann, Duell u. Ehre, 1904. K. Bin ding, D. Zweikampf u. d.
Gesetz, 1905. J. Griepenkerl, D. Duell i. Lichte d. Ethik (Festschrift d.
Priesterseminars i. Trier z. Bischofsjubiläum [1906] 287 ff). A. Coulin, D. gerichtl.
Zweikampf i. altfranzös. Prozeß u. s. Übergang z. modern. Privatzweikampf, 1906.
Ders., Verfall d. offiz. u. Entstehung d. privat. Zweikampfs i. Frankreich, 1909.
H. Fehr, D. Zweikampf, 1908. [Mehr a. selten Geffckens.] A. v. Bourbon, Kurz-
gefaßte Gesch. d. Ligen wid. d. Zweikampf u. z. Schutz d. Ehre, 1909. Krön er,
D. Zweikampf, 1910. H. Naendrup, Duell u. Ehrenschutz, 1912. M. Erz berger,
Duell u. Ehre, 1913. Cathrein, Moralphilosophie ^ II 113 ff. Staatslexikon*
s. V. Zweikampf. Weit. Lit.: Hist. Jb. XXX (1909) 704. — Verboten sind a. d.
Turniere, d. Gebrauch allz. mörderischer Kriegswaffen u. d. Stiergefechte. X de
torneamentis V, 13. X de sagittariis V, 14. Z. d. Verbot d. Stiergefechte vgl.:
Hinschius, KR. V 805^ Stimmen a. M.-L. 1903, 11 244 ff. D. Darbietungen i.
Zirkus sind bisweil. m. ihr. lebensgefährl. Vorführungen nicht weniger roh u. i. d.
Regel gemeiner. * Vgl. ob. S. 71.
3 Dict. Grat. § 2 ad c. 2, C. XXXVI, q. 1. C. 1 2, X de adulter. et stupr.
V, 16. " C. 3-7 9 (August.), C. XXXII, q. 5.
" C. 17 (Cap. Theodulfi c. 26), C. XXll, q. 1. C. 20 (August.?), C. XXVll,
q. 1. Üb. Fornikation v. Majoristen u. Ordenspersouen vgl. ob. S. 379, A. 2. E.
l)iRchüfl. Verordn. i. d. Diözese Passau geg. wiederholt gefall. Mädchen: A. f. k. KR.
LXXXVl (1906) 357 f. [Nachahmenswert!]
« Trid. sess. XXIV de ref. c. 8. Cb. i. Konkub. lebende Geistl. vgl. ob. S. 379, A. 2.
§ 183. Die Verbrechen gegen sich selbst und gegen den Nächsten. 387
zest ' , Ehebruch (adulteriiim) - , Bigamie ^ » Sodomie und Bestialität ^ Ent-
führung '".
III. Unter den Verbrechen gegen die Ehre und das Vermögen des Nächsten
bestraft das kanonische Recht die Beleidigung und die Schmähung ^, den
Diebstahl", den Raub ^ die Brandstiftung^, Betrug und Fälschung von Maß,
Gewicht und Münzen ^".
Wer päpstliche Schreiben selbst oder durch andere fälscht, verfällt ipso
jure der dem Papste speciali modo reservierten Exkommunikation ^^ Kleriker,
welche sich solchen A'ergehens schuldig machen, sollen deponiert und de-
gradiert und zur Bestrafung der weltHchen Obrigkeit ausgeliefert werden ^'-.
Wer wissentlich von gefälschten päpstlichen Schreiben Gebrauch macht, ver-
fällt ipso facto der dem Bischof reservierten Exkommunikation ^^.
Aufs strengste verboten die älteren Kanonen und die mittelalter-
lichen Dekretalen das Zinsnehmen aus Darlehen i*. Dieses Verbot
» C. 2 (incerti auct.), C. XXX, q. 4. C. 8 (Syn. v. Agde a. 506, c. 61), C. XXXV,
q. 2 3. C. 15, X de purgat. canon. V, 34. C. un. in Clem. de consang. IV, 1.
Vgl. ob. S. 176 ff.
2 C. 17 (Cap. Theo d Ulf i c. 26), C. XXII, q. 1. C. 4 (incerti auct.), C. XXXII,
q. 1. C. 6, X h. t. V, 16. C. 19, X de convers. conjug. III, 32 Vgl. ob. S. 169 ff 232 ff.
3 C. 19 (Nikol. I. a. 863). C. XXiV, q. 3. Vgl. ob. S. 158.
* C. 13 (August.), C. XXXII, q. 7. C. 4, X de excess. prael. V, 31. Pius V.,
,Cum primum" v. 1. April 1566: .Horrendum" v. 30. Aug. 1568. Vgl. ob. S. 372, A. 8,
^ Wo d. Entführung nicht i. d. Absicht d. Verehelichung erfolgt, bestehen d.
mittelalterl. Strafen. C. 1 (Syn. v. Chalced. a. 451, c. 27) 2 (Symm. a. 513) 5
(Syn. v. Rom a. 721, c. 11), C. XXXVI, q. 2. Geg. Entführ, z. Zweck d. Ehe Trid.
sess. XXIV de ref. c. 6. Vgl. ob. S. 166 ff.
6 C. 7 (Isid. reg. monach.), C. V, q. 6. C. 2 (Greg. I. a. 596), C. V. q. 1.
C. 23, X de sent. et re judic. II, 27.
' C. 12 (Can. Apost. n. 25), D. LXXXI. C. 9 (Pseudo- Euseb.), C. III, q. 5.
C. 12 13 (August.), C. XIV, q. 5. C. 17 (Poenit. Rom), C. XVII, q. 4. X de fürt. V,
18. D. gleich. Strafen treffen d. Helfershelfer. Üb. d. Kirchendiebstahl vgl. ob. S. 379.
^ C. 5 (Conc in Vernis a. 884, c. 6), C. VI, q. 3. X de raptor.V, 17. — Hierher
gehört a. d. Ausübung d. Strandrechts, a. welche i. d. Bulle „In coena Domini"
d. d. Papst reserv. Exkomm. gesetzt war. — Üb. d. Sklaverei: Hinschius, KR.
V 807 ff; Kirchenlexikon 2 s. h. v. ; Realenzykl. f. prot. Theol. u. K.^ s. h. v. : Staats-
lexikon * s. h. V.
» C. 81 (Syn. v. Ravenna a. 877, c. 7) 32 (Conc. Lateran, a. 1139, c. 18—20),
C. XXllI, q. 8. C. 6, X de injur. V, 36. C. 19, X de sent. excomm. V, 39. X de
raptor., incend. et violat. eccl. V, 17.
'° C. 2, X de emt. et vendit. III, 17. C. un. Extrav. Joann. XX de crim. falsi X.
C. un. Extrav. comm. h. t. V, 6.
" C. 4 5 7, X de crim. fals. V, 20. „Apostolicae Sedis moderationi"*. I 9. Es
gilt a. v. d. Schreiben d. Kongregationen. C. S. Off. 16. Jan. 1892.
'* C. 7 cit. Innoz. X., ,In supremo" v. 8. April 1653. Vgl. ob. S. 372, A. 8.
" C. 7 cit. „Apostolicae Sedis moderationi". III 3.
" C. 1 (Can. Apost. n. 44) 2 (Syn. v. Nicaea a. 325, c. 16), D. XLVH. C. 11 (Opus
imperf.), D. LXXXVllI. C. XIV, q. 4. X de usur. V, 19. C. 1 2 in VI^ h. t. V, 5.
25*
388 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 2. Kap. : D. kirchl. Gerichtsbarkeit.
beruhte neben biblischen Gründen auf ganz andern wirtschaftlichen
Verhältnissen, als wir sie heute haben, auf der reinen Naturalwirt- J
Schaft. Man sah das Geld als unfruchtbare Sache an und glaubte,
man dürfe aus der Not des Geld entlehnenden Nächsten keinen Nutzen
ziehen. Als sich aber die wirtschaftlichen Verhältnisse durch den auf-
kommenden Handel und die aufblühende Industrie änderten, da wurde
das Verbot allmählich durch Gewohnheitsrecht beseitigte Daher ist
heute kirchenrechtlich anerkannt, daß der Darleiher mit Rücksicht auf
lucrum cessans und damnum emergens Zins fordern darf 2. Wie hoch
der Zinsfuß sein darf, das läßt sich nicht allgemein bestimmen, sondern
reguliert sich nach den Verhältnissen, wie auch die Staatsgesetze auf
der Basis des üblichen Zinsfußes gegen Wucher einschreiten 3. j
* D. Päpste selbst zahlten Zins b. ihr. Geldaufnahmen. A. Gottlob, Päpstliche
Darlehensschulden d. 13. Jhdts (Hist. Jb. XX [1899] 712 ff). F. Schneider, D.
kirchl. Zinsverbot u. d. kuriale Praxis i. 13. Jhdt (Festgabe f. H. Finke [1904]
129 if). Üb. d. päpstliche Finanzwesen ßd I, S. 418 u. unt. § 195. VI. D.
Päpste erlaubten d. Rentenkauf (c. 1 2, Extrav. comm, de emt. et vendit. III, 5),
welcher allmähl. ablösbar u. dad. mehr e. verzinsl. Darlehen m. Pfand ähnl. wurde.
D. V. d. Päpsten privileg. Montes pietatis nahmen a. Zins. D, Tamilia, II sacro
Monte di pietä di Roma, 1900. L. de Besse, Le bienh. Bernardin de Feltre,
1902. G. Debrouwer, Des Monts de piete en France, 1902. H. Holzapfel,
D.Anfänge d. Montes pietatis (1462 — 1515), 1903. 0. Salvanti, 11 Mons pietatis
di Perugia, 1903.
' Bened. XIV., ,Vix pervenit" v. 1. Nov. 1745. E. Reihe v. Entscheidungen
röm. Kongregationen d. Inhalts, daß d. Gläubigen nicht z. beunruhigen seien, weun
sie Zins nehmen: i. Coli. Lac. VI 677 ff ; D e nzin ger-Bann war t , Enchiridion '-
Nr 1609—1612. Üb. Anträge a. d. Vatic. : Lämmer, Z. Kodif. d. kan. Rs 130:
Granderat h -Kirch, Gesch. d. Vatik. Konzils I 450.
3 BGB. §§ 138 246. StGB. § 302a. — Linsenmann, Lehrb. d. MoraltheoL
553 ff. Koch, Lehrb. d. Moralthcol.' 560 ff. Th. Meyer, Institutiones jur. natu-
ralis II (1900) 227 ff. Schindler, Lehrb. d. MoraltheoL II 2 (1910), 626 ff.
Lehmkuhl, Theol. moraL^' 1 744 ff. Cathrcin, Moralphilosophie ^ II .359 ff. —
Es ist ab. angesichts d. modern, sozialen Verhältnisse kein Zweifel mögl., dafj be-
sonnene Nationalökonomen, Moralisten u. Kanonisten m. Recht i. d. heutigen Geld-
wirtschaft schwere soziale Gefahren erblicken, u. zwar nicht bloß i. solcher m.
Wucherzinsen. F. Kempel, Göttl. Sittengesetz u. neuzeitl. Erwerbsleben, 1902.
G. Ruh 1 and, System d. polit. Ökonomie III (1908) 156 ff. — A. d. überreich. Lit. :
M. Neu mann, De vicissitudinibu.s, quas can. juris de usurae pravitate placita i.
Germania inde a saec. XIII usque ad med. saec. XVII subierunt, 1850. Ders.,
Gesch. d. Wuchers i. Deutschi. b. z. Jahre 1654, 1865. W. Endemann, D.
nationalökon. Grundsätze d. kanonist. Lehre, 1863. F. X. Funk, Zins u. Wucher,
1868. Ders., (iesch. d. kirchl. Zinsverbots, 1876. Ders., Scipio Maffoi u. d. r
kirchl. Zinsverbot (Th. Qsch. LXI [1879] 3 ff). Dorn.. Z. Gesch. d. Wucherstreites
(A. Festgabe f. A. Schäffle), 1901. A. Lehmkuhl, Zins u. Wucher v. d. Richter-
stuhl d. Kirche u. d. Vernunft (Stimmen a. M.-L. XVI |1879] 225 ff ). Ders., Deutung
od. Mifideutiing d. kirchl. Vorscliritton üb. Zins u. Wucher (Ebd. XVIII [1885] 1 ff).
§ 184. Die Disziplinarvergehen der Kleriker. 389
§ 184.
Die Disziplinarvergehen der Kleriker.
Decr. Greg. IX. 1. V, t. 3 1 de excess. praelat. et subdit. ; t. 33 de privil et
excess. privilegiat. Lib. sext. V, 6 7. Const. Giern. Y, 6 7.
München, D. kau. Gerichtsverfahren usw.* II (1874) 664 ff. Katz, Grundriß
d. kan. Strafrechts (1881) 158 ff. Hinschius, KR. IV (1888) 752 ff 833 ff; V
(1895) 237 ff 854 ff. Holl weck, D. kirchl. Strafgesetze (1899) 286 ff. Wernz-
Vidal, Jus decretalium VI (1913) 424 ff\
Die Kleriker stehen, auiserdem daß sie auch Glieder der Kirche
und daher den allgemeinen Kirchengesetzen unterworfen sind, zu der
Kirche noch in einem besondern, näheren Verhältnis. Aus diesem
Grunde haben sie noch spezielle Standes- und Amtspflichten. Deren
Verletzung bildet daher eine besondere Art von Vergehen oder Ver-
brechen, im kanonischen Recht Exzesse genannt. Gemeiniglich aber
werden dieselben als Disziplinarvergehen bezeichnet, die dann näher-
hin Standes- oder Amtsvergehen sind.
Hierher gehören: Vergehen bei Erteilung und Empfang der Weihen,
gegen die klerikalen Standespflichten, gegen die allgemeinen kirch-
lichen Amtspflichten : Reverenz, Obedienz, Residenz, bei Besetzung und
Erwerbung der kirchlichen Ämter, bei Erledigung und Verzicht auf
dieselben. Ferner gehören hierher: die Vergehen bei Spendung der
Sakramente und Sakramentalien, bei Abhaltung des Gottesdienstes,
bei Ausübung der kirchlichen Gerichtsbarkeit, bei Verwaltung des
Kirchenvermögens und der dem Gottesdienste geweihten Sachen i.
K. Vogelsang, Zins u. Wucher, 1884. [M. viel Lit.] J. ßiederlack, D. Dar-
lehenszins, 1898. H. Hay, De mutuo et usura, 1902. F. Schaub, D. Kampf geg.
d. Zinswucher, 1905. K. Lessei, D. Entwicklungsgschte d. kanonist.-scholast.
Wucherlehre i. 13. Jhdt, 1905. J. Seipel, D. wirtschaftseth. Lehren d. Kirchen-
väter (1907) 162 ff. J. Hejcl, D. alttestam. Zinsverbot, 1907. 0. Schilling,
Reichtum u. Eigentum i. d. altkirchl. Literatur (1908) 2 ff . W. Ho hoff, D. Be-
deutung d. Marxschen Kapitalkritik, 1908. [Antikapital.] F. Keller, Unternehmung
u. Mehrwert, 1912. [Kapital.] Weit. Lit. i. : Kirchenlexikon* s. v. Zins u. Wucher :
Staatslexikon* s. v. Wucher u. Zins ; Kapital U.Kapitalismus.
* Es ist ab. nicht nötig, d. zahlreich. Fälle v. Disziplinarvergehen d. Kleriker
hier einzeln anzuführen. D. ist bereits je a. einschlägig. Ort geschehen od. wird
noch geschehen. Vgl. Bd I, S. 206 f 230 237 254 ff 274 ff 312 ff 378 ff; ob. S. 20 ff
244 ff usw.
390 ^^ • Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 3. Kap.: D. Orden u. Kongregationen.
Drittes Kapitel.
Die Orden und Kongregationen.
§ 185.
Gescliichtliclier Überblick.
A. d. übergroß. Lit. üb. d. Gesch. d. Mönchtums i. allg. u. d. Gesch. d. einz.
Orden: Thom assin P. I, 1. 3, c. 12 ff. A. Miraeus, Originum monast. libri
IV, Col. 1620. F. Aiteserra, Asceticon s. orig. rei monast. libri X, Par. 1674.
E. Martene, De antiqu. monach. ritibus, Lugd. 1690. P. Helyot, Histoire d.
ordres monast. relig. et railit. et des congregations seculieres, Par. 1714 ff; deutsch
Leipz. 1753 ff. E. Amort, Vetus disciplina canonic. regul. et saeculariuni, Venet.
1748. F. Harter, Gesch. Papst Innoz. III. u. s. Zeitgenossen IIP (1843) 459ff;
IV ^ (1844) Iff. Henrion, Histoire des ordres relig., 1835. J. A. M ö h 1 e r , Gesch.
d. Mönchtums i. d. Zeit s. Entstehung (Schriften u. Aufsätze, hgg. v. I. Döllinger.
II [1840] 165 ff). Henrion-Fehr, Allgera. Gesch. d. Mönchsorden, 1845.
Ch. Montalembert, Les meines de l'Occident, 1860 ff; deutsch, v. B ran des-
Müll er, 1860 ff; M880. 0. Gierke, D. deutsche Genossenschaftsrecht (1868 ff) I
290 ff 427 ff 852 ff; II 534 ff 558. F. v. Eckstein, Geschichtl. üb. d. Askesis d.
altheidn. u. alt-jüd. Welt, 1862. H. "Weingarten, D. Ursprung d. Mönchtums
i. nachkonst. ZA., 1877. J. Wilpert, D. gottgeweihten Jungfrauen i. d. erst.
Jhdten d. Kirche, 1893. E. Spreitzen hofer, D.Entwicklung d. alt. Mönchtums
i. Italien v. s. erst. Anfängen b. z. Auftreten d. hl. Benedikt, 1894. K.J. Mayer.
D. christl. Aszese, ihr Wesen u. ihre hist. Entfaltung, 1894. G. Grützm ach er,
Pachomius u. d. älteste Klosterleben, 1896. 0. Zöckler, Aszese u. Mönchtum.
Zweite, gänzl. neu bearb. u. stark verm. Aufl. d. „Krit. Gesch. d. Aszese" (1863).
1897. P. Ladeuze, Etüde sur le cenobitisme pakhomien pendant le IV^ siecle,
1898. E. Preuschen, Mönchtum u. Sarapiskult, 1899; «1903. Vgl. daz.: Knöpf 1er.
Kgschte^ 207 •; Funk-Bihlmey er , Kgschte^ 254 f. Ebd. S. 31 f bzw. 27 üb.
d. Essener u. Therapeuten. D. Volt er, D. Ursprung d. Mönchtums, 1900. J. M.
Besse, Les moines d'Orient anterieurs au concile de Chalcedoine, 1900. Ders..
Les moines de l'Afrique romaine, 1903. Ders., Les moines de Tancienne France,
1906. 0. Braunsberger, Rückblick a. d. kath. Ordenswesen i. 19. Jhdt, 1901.
St. Schi wietz, D. morgenländ. Mönchtum, 1904 ff. A. Harnack, D. Mönchtum,
8. Ideale u. s. Gschte'^, 1907. H. Koch, Virgines Christi (Texte u. Unters. XXXI.
2), 1907. M. Heimbucher, D. Orden u. Kongregationen d. kath. K.^ 1907 f.
R. Genier, Vie de St Euthyme le Grand (377—473). Les moines et l'Eglise en
Palestine au V« siecle, 1909. Schreiber, Kurie u. Kloster i. 12. Jhdt II (1910)
291 ff. U. Borliere, L'ordre monastiquo des origines au XII* siecle, 1912.
Ders., L'ideal monastiquo et la vie chretienne des premiers jours , 1914
M. V. Dmitrewski, D. christl. freiwill. Armut v. Ursprung d. Kirche b. z
12. Jhdt, 1913. H. B. Workman, The evolution of the monastical ideal, 1913.
F. Martinez, L'a8C(3tismo chretien pendant les trois premiers siöcles de l'Eglise.
1913. Viel. Lit. z. d. (iesch. d. Ord. i allg. u. bes. b. Knöpf 1er a. a. 0. 207 ff
330 ff 397 ff 432 ff 526 ff 644 ff 682 ff 774 ff; Funk-Bi hlm ey er a. a. 0.
249 ff 356 ff 437 ff 533 ff 648 ff 689 ff 797 ff; Kirchenlexikon ' s. v. Mönchtum, Orden :
§ 185. Geschichtlicher Überblick. 391
Realenzykl. f. prot. Theol. u. K. ^ s. v. Mönchtum ; Richter-Do ve-Kahl, KR.
1225jBe; Scherer, KR. 11708ff; Friedberg, KR.« 257 ff; Werminghoff,
Gesch. d. KverfassuDg 87 ff u. ganz besond. i. Verfassungsgschte - 25 ff 168 ff,
Seit den frühesten Zeiten der christlichen Kirche haben viele ihrer Glieder
beiderlei Geschlechts durch Befolgung der evangelischen Räte ^ eine höhere
christliche Vollkommenheit angestrebt: Aszeten.
Aus damit gegebener Weltflucht und auch um der Verfolgung zu ent-
gehen, zogen sich manche Christen in die Einsamkeit zurück: Anachoreten
oder Einsiedler. Die berühmtesten aus denselben sind der hl. Paul von
Theben (f 341) und der hl. Antonius (f 356).
Das Beispiel des letzteren zog Jünger an, und indem diese Zellen in
seiner Nähe errichteten, entstanden Anachoretenvereinigungen, Lauren.
Ihren Abschluß erhielt die Entwicklung in dem sogenannten Zusammen-
leben, im Cönobitentum (xoivo? ß<^o?). Dessen Begründer und zugleich der
Gesetzgeber für das Mönchtum wurde der hl. Pachomius (f 346) durch Er-
richtung eines Klosters zu Tabennisi am Nil und durch Abfassung einer
Regel. Das so entstandene Mönchtum verbreitete sich rasch durch das
ganze christliche Morgenland hin. Besonders trug hierzu bei der hl. Basilius
(t 379), dessen Ordensregel und Orden, der Basilianerorden, der herrschende
in der orientalischen Kirche wurde und ist ^.
In das Abendland verbreitete sich das Mönchtum namentlich durch den
dorthin geflohenen hl. Athanasius. Durch die Wirksamkeit vieler ausgezeich-
neter und heiliger Männer, wie Ambrosius, Paulinus von Nola, Augustinus,
Honorat, Cassian , Martinus u. a., entstanden Klöster in Italien, Afrika,
Spanien, Gallien und Britannien. Der eigentliche Begründer des abend-
ländischen Mönchtums aber wurde der hl. Benedikt von Nursia. Er baute
im Jahre 529 das Kloster Monte Cassino. Zugleich verfaßte er eine neue
Regel. Danach besteht jedes Kloster für sich, und der Mönch gelobt, zeit-
lebens in dem gleichen Kloster zu bleiben (stabilitas loci) ^ Zu der bisherigen
Handarbeit und dem Gebete fügte Cassiodor (f ca 580) die wissenschaftliche
Beschäftigung. Einer der größten Beförderer des Benediktinerordens wurde
Papst Gregor d. Gr. Er gründete aus seinem Besitz in Sizilien sechs Klöster
und verpflanzte die Benediktiner nach England. Von dort kamen sie nach
Frankreich und durch Bonifatius nach Deutschland. So verdrängte die
Benediktinerregel nach und nach fast alle andern und wurde zu der im
Abendlande so gut wie alleinherrschenden.
Im weiteren Verlaufe erhielt diese Regel verschiedene Modifizierungen,
so durch Benedikt von Aniane und die Reformsynode von Aachen 817 \ durch
Vermehrung der Priester, besonders aber dadurch, daß seit dem 10. Jahr-
» Vgl. Bd I, S. 266.
' E. F. Morison , St ßasil and his rule, A study in early monasticism, 1913.
' M. Rothenhäusler. Gregor I. u. d. Stabilität d. Mönches (Z. d. Savigny-
Stiftung f. Rsgschte, Kanonist. Abt. III (1918) 141 ff.
* Vgl. Bd I, S. 449.
392 IV- Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationen,
hundert mehrere Klöster zu einem Verband, Kongregation, zusammentraten.
So entstand noch im 10. Jahrhundert die Kongregation von Clugny, die für
die Reform der Kirche von der größten Bedeutung wurde, und im Anfang
des 11. Jahrhunderts die der Kamaldulenser und Vallombrosaner. Ende des
11. Jahrhunderts kam der Orden der Kartäuser (1084) und Zisterzienser
(1098) auf. Zu ebendieser Zeit nahmen auch manche Dom- und Kollegiat-
kapitel die vita canonica nach der sogenannten Regel des hl. Augustinus an
und traten zu Kongregationen zusammen : canonici reguläres im Gegensatz
zu den canonici saeculares ^ Die bedeutendste unter diesen Kongregationen
wurde die der Prämonstratenser oder Norbertiner, gegründet von dem hl. Nor-
bert 1120. Ihre weite Verbreitung verschaffte derselben die Stellung und Be-
deutung eines Ordens. Als Beförderer des Mönchtums, ihrer besten Stütze,
erwiesen sich besonders die Päpste durch Erteilung der Exemtion 2.
Die Kreuzzüge, überhaupt der Kampf gegen Islam und Heidentum zeitigte
die Ritterorden, eine Verbindung von Mönch- und Rittertum. Zu den drei ge-
wöhnlichen Gelübden kam hier als viertes das votum der militia Christi. Der
Natur der Sache gemäß waren sie von Anfang an monarchisch angelegt, so
daß alle Klöster unter einem General oder Großmeister und die eines Landes
oder einer Provinz unter einem Provinzial oder Landmeister standen. Die
drei bedeutendsten dieser Orden sind die Johanniter, kirchlich anerkannt 1113,
die Templer, entstanden 1119, und die Deutschritter oder Deutschherren, ent-
standen 1190.
Neben den angeführten Orden waren noch viele andere aufgekommen,
so daß die Kirche auf dem vierten Laterankonzil und der zweiten S}Tiode
von Lyon die Gründung weiterer verbot bzw. die päpstliche Approbation für
dieselben fordertet Aber gerade seit Anfang des 13. Jahrhunderts ent-
standen die für die Kirche überaus wichtigen Bettel- oder Mendikantenorden,
deren bedeutendste die Dominikaner oder Predigerbrüder, die Franziskaner
oder Minoriten, die Karmeliter und Augustinereremiten sind. Auch diese
Orden sind zentralistisch angelegt, stehen als Ganzes unter einem General
und die einzelnen Provinzen unter einem Provinzial. Sie pflegen neben dem
kontemplativen Leben auch die Seelsorge, die Tätigkeit im Dienste des
Nächsten und die Wissenschaft, was bei den späteren Orden noch mehr
hervortritt.
Das ausgehende Mittelalter brachte für das Ordensleben schweren Ver-
fall, namentlich infolge der zwar schon sehr alten, aber mehr und mehr zu-
nehmenden Beschränkung auf Adelige * und der Teilung des Klostergutes unter
' Vgl. Bd I, S, 450, Üb. d. Kanonissen Seh er er, KR. II 714 1' 859, be-
sonders ab, H. Schäfer, D. Kanonissenstifter i. deutsch. MA., 1907.
" Vgl. Hd I, S. 287 ff. E. Tomek, Studien z. Reform d, deutsch. Klöster
1, 11, Jhdt, 1910 ft.
3 C. 9, X de relig. dorn. III 36. C. un, in Vl'° h, t. III 17.
* Viele Lit, üb, d. adelig, Klöster b. A. Werminghoff, Ständische Probleme
i. d. Gesch, d, deutsch. Kirche d. MAs (Z. d, Savigny-Stiftung f. Rgschte, Kanonist,
Abt, I [1911] 33fr). Ders., Verfassungsgschte« lUfT. Außerdem: G.Wagner.
§ 185. Geschichtlicher Überblick. 393
die Glieder in manchen Klöstern. Für einzelne Orden brachte diese Periode
aber auch wieder Reform und schuf sogar neue, wenn auch kleinere Orden.
Seit dem 16. Jahrhundert entstand eine Reihe neuer Orden, Kongregationen
und religiöser Institute, so die Theatiner, Kapuziner, Barnabiten, Redemp-
toristen, Oratorianer usw. Die allerwichtigste Gründung aber war die der
Gesellschaft Jesu 1540, in welcher unbedingter Gehorsam gegen den Papst
in Sachen der Mission ein weiteres Gelübde ist und welcher sich die Ver-
teidigung der Kirche gegen religiöse Neuerungen besonders angelegen sein
läßt. Auch an der Spitze der Jesuiten steht ein General, und den einzelnen
Provinzen sind Provinziale vorgesetzt.
Neben den Männerorden und Männerkongregationen entwickelten sich die
Frauenorden und Frauenkongregationen. Schon in der frühesten Zeit legten
Jungfrauen das Gelübde der Keuschheit ab und nahmen, sicher seit dem
4. Jahrhundert, den Schleier aus der Hand des Bischofs \ Dann entstanden
auch Frauenklöster, und zwar nicht selten in engster Verbindung mit den
Männerklöstern oder doch in deren Nähe wegen Abhaltung des Gottesdienstes,
der geistlichen Leitung und des physischen Schutzes. Da aber diese Doppel-
klöster nicht ohne sittliche Gefahren waren, so wurden dieselben verboten^
und die Frauenklöster fast durchweg der bischöflichen Jurisdiktion unterstellt.
Anfänglich folgten diese Klöster der Regel des Pachomius oder einer solchen
von Augustinus oder der von Cäsarius von Arles. Hernach wurde von ihnen
meist die Regel Benedikts mit einigen Änderungen beobachtet. Später er-
standen viele Nonnenorden mit mehr oder weniger Exemtion vom Bischof
in unmittelbarer Nachbildung von Männerorden, z. B. die Klarissinnen in
Verbindung mit dem Franziskanerorden. Daneben mehrten sich aus sozialen
Gründen im ausgehenden Mittelalter auch die Frauengenossenschaften ohne
professio religiosa und ohne strenge Klausur (Beginen) ^. Wegen der damit
leicht sich verbindenden Mißstände verbot Pius V. in der Konstitution „Circa
pastoralis" vom 29. Mai 1566 Frauenkongregationen. Nichtsdestoweniger
entstand seit dem 17. Jahrhundert eine Menge von solchen im Dienste der
christlichen Caritas und der weiblichen Jugenderziehung. Aus ihnen seien
die vom hl. Vinzenz von Paul 1633 begründeten Barmherzigen Schwestern %
diese Engel der christlichen Liebe, als Prototyp hervorgehoben.
Abgesehen von der unter Karl Martell stattgehabten Säkularisation '"
war der mittelalterliche Staat den Klöstern fast durchweg freundlich ge-
Untersuchungen üb. d. Standesverhältnisse elsäss Klöster, 1911. P. Henke, D.
stand. Verfassung d. alt. Stifte u. Klöster i. d. Diözese Paderborn (auü. Corvey)
(A. Z. f. vaterl. Gesch. Westfalens LXX), 1912. Vgl. a. ob. S. 450, A. 6.
1 Vgl. ob. S. 160.
« L. 44, C. de episc. I, 3. C. 21 (Conc. oecum. Vll a. 787, c. 20) 23 (Synode
v. Agde a. 506, c. 28), C. XVIII, q. 2.
^ J. Greven, D. Anfänge d. Beginen, 1912. Ders. , D. Ursprung d Beginen-
wesens (Eist. Jb. XXXV [1914] 26 ff). Werminghoff, Verfassungsgschte ^ 193 f.
* Kl. Brentano, D. Barmh. Schwestern i. Bezug a. Armen- u. Krankenpflege,
1831. Weit. Lit. b. Knöpfler, Kgschte ^ 652. ^ Bd I, S. 53.
394 I^^- Buch. D. Vcrwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationen.
sinnt '. Dagegen vernichteten die protestantisch gewordenen Fürsten dieselben,
nicht bloß wegen der mit dem Protestantismus unverträglichen evangelischen
Räte, sondern noch vielmehr wegen der hieraus zu gewinnenden gewaltigen
materiellen Vorteile -. Der öde Josephinismus und die blöde Aufklärung ^ so-
dann haben auch katholischerseits zunächst jenen Klöstern ein Ende gemacht, die
dem beschaulichen Leben geweiht \varen. Die französische Revolution und die
Säkularisation aber haben in schreiendem Rechtsbruch so gut wie alle Klöster
in Frankreich, Deutschland und auch anderwärts aufgehoben und das Kloster-
gut der Kirche w^eggenommen *. Aber in der katholischen Restauration des
19. Jahrhunderts blühten Orden und Kongregationen in allen Ländern aufs
neue auf, freilich von der staatlichen Gewalt von Zeit zu Zeit da und dort
schwer bedrückt, ja tyrannisch unterdrückt ^
§ 186.
Begriff und Arten der Orden. Gründung von Orden und Klöstern.
Decr. Grat. C. XVI— XX XXVII, q. 1. Decr. Greg. IX. 1. III, t. 31 de regul.
et transeunt. ad relig. ; t. 32 de convers. conjug. ; t. 34 de voto; t. 35 de stat.
monach. et canon. regul. ; t. 36 de relig. dem. : t. 37 de capell. monach. et alior.
religiös.; 1. V, t, 31 de excess. prael. ; t. 33 de privil. Lib. sext. III, 14 — 18;
V, 6 7. Const. Clem. III, 9—11; V, 6 7. Extrav. Joann. XXII. t. VI VII XL
Extrav. comm. III, 8 9; L. V, 7. Trid. sess. XXV de regul. et monial.
Z. d. primär. Quellen gehören v. allem d. Ordensregeln. Allg. Sammlungen
solcher: P. Stella rtius, Fundamina et regulae omn. ordin. monast. et milit.,
Duac. 1626. A. Miraeus, Codex regulär, et constitut. clerical. , Antv. 1638.
L, Holstenius, Codex regul. monast. et canonic, Rom. 1661; Paris. 1663; contin.
M. Brockie, Aug.Vind. 1759 f. A. Bizzarri, Acta Congreg. sup. stat. Regul., 1862.
Vgl. A. f. k. KR. XVI (1866) 332 ff. Ders. , Collectanea in usum Secretariae
S. C. Ep. et Reg. 1863. Viel Material enthält: A. Vermeersch, De religiosis
institutis ac personis. ßd II: Supplementa et monumental 1909. Daz. erscheinen
s. 1905 Periodica; b. jetzt 6 Bde. — Z. d. allg. Sammlungen kommen d. einzel.
Orden. Vgl. S ch er er , KR. II 708 ff. Friedberg, KR.« 259 ff. — Z. reich.
Lit. üb. d. Benediktinerregel : Friedberg, KR. ^ 260 ^ Knöpfler, Kgschte '
214 ^ Werminghoff, Verfassungsgschte ^ 26. Außerdem: B. Albers, Con-
suetudines monasticae, 1900 ff. Ders., Untersuchungen z. d. ältesten Mönchs-
gewohnheiten, 1905. H. Plenkers, Untersuchungen z. Überlieferungsgschte d.
ältesten lat. Mönchsregeln, 1906. J. Herwegen, D. Pactum d. hl. Fructuosus
V. Braga, 1907. Studien z. benedikt. Profefi: I. M. Ro thenh ä usle r, Z. Auf-
nahmeordnung d. Regula S. Benedicti. II. J. Herwegen, Gesch. d. Benedikt.
Prozeßformel (Beiträge z. Gesch. d. alt. Mönchtums. 3. Heft), 1912. C. Butler,
»Hauck, Kgschte Deutschlands IP (1912) 578 ff; IIP (1906) 343 ff 443 ff
864ff; IV« (1913) 325 ff'. P. OpIadon, D. Stellung d. deutsch. Könige z. d.
Orden i. 13. Jhdt, 1908.
« Bd I, S. 68 f. « Bd I, S. 71 ff. * Bd 1, S. 74.
» Bd I, S. 77 f.
§ 186. Begriff und Arten der Orden. Gründung von Orden und Klöstern. 395
S. Benedicti regula monachorum, 1912. — Üb. d. Franziskanerregel Knöpfler:
Theol. Rev. 1903, Nr 16 ff ; Kgschte^ 438 f.
A. d. sehr reich. Lit. üb. d. Ordensrecht, namentlich b. Seh er er, KR. II
729 f 753. sei hervorgehoben: Thom. Aq.,, Summa theol. 2, 2, q. 179 ff. R. Bel-
la r m i n u s , De controv. fid. t. II , secunda controv. 1. II : De monachis.
M. Rodriguez, Quaestiones regul. et canon., Antv. 1616. R. Choppini, Mo-
nasticon s. de jure coenobitarum, Par. 1624. F. Suarez, De virtute et statu
religionis, Mogunt. 1626. A. Tamburini, De jure et privil. abbat,, praelat., ab-
batiss. et monial., Colon. 1691. F. M. Pitt onus, Constitutiones Pontif. ad
regul. spectantes, Venet. 1719. — M. Yerhoeven, De regulär, et saecular. clericor.
jurib. et offic, 1846. M. D. Bouix, De jure regularium, 1857. Y. de Bück, De
exemtione regul. conservanda et confirmanda, 1869. J. Bieder lack, De jure regu-
larium 1893. L. V. Hamm erst ein, D. kath. Ordens^veseu, 1896. Angelus aSS.
Corde lesu, Manuale juris communis regularium, 1899. J. Nervegna, De jure
practico regularium, 1900. Theodorus a Ried-Brig, Manuale practic. juris
discipl. et crimin. regularium, 1902. A. Bachofen, Compendium juris regu-
larium, 1903. A. Arndt, D. kirchl. u. weltl. Rechtsbestimmungen f. Orden
u. Kongregationen, 1904. Piatus Montanus, Praelectiones juris regularis ^
1907. D. M. Plummer, Manuale juris eccles. Bd II: Jus regularium speciale.
1907. J. A. Uszpa/.a/.uc, Ol ;j.O'^a'/r/.ol fitoßol iv zf^ ^.ha-oh/.r^ iz-xAr^ffia, 1907 ö\
Vermeersch a. a. 0. J. B. Ferreres, Las religiosas segün la disciplina
vigente*, 1908. R. Molitor, Religiös! juris capita selecta, 1909. J. Jansen,
Kurze Zusammenstellung d. gelt, kirchenrechtl. Bestimmungen f. d. Orden u. relig.
Kongregationen, 1911. Victorius ab Appeltern, Compendium praelect. juris
regularis Piati Montani^, 1913.
I. Die Orden (religio, ordo i, ordo religiosus) sind freiwillige Ver-
eine von Personen einerlei Geschlechts (Religiösen, Mönche, Nonnen),
welche durch das dreifache, für das ganze Leben bindende, feierliche ^
Gelübde der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams ^ und das ge-
meinsame Leben nach bestimmten, vom Papst approbierten Satzungen
(regula, daher reguläres*) in eigens hierfür bestehenden Häusern
(domus religiosae, claustra, coenobia, monasteria, Klöster usw.) und
unter Leitung eines Obern nach der christlichen Vollkommenheit
» C. 69 (Syn. Arelat. II a. 443-452, c. 25), D. L. C. 6 (Syn. v. Agde a. 506,
c. 16), D. LXXVII. C. 3 in VP^ de regul. III, 14. C. un. in VI" de vot. III, 15.
2 übrigens müssen d. Gelübde nicht unumgängl. notwendig feierliche sein.
Gregor XIII. („Quanto fructuosius" v. 1. Febr. 1583 u. ^Ascendente Domino" v.
25. Mai 1584) erklärte, daß a. diejenigen wahre u. wirkliche Religiösen seien,
welche vota simplicia u. Art d. Jesuiten ablegten. Vgl. ob. S. 161. Doch ist d.
Feierlichkeit d. Gelübde d. Regelmäßige i. d. Orden. W. Kratz, Ist d. Gesell-
schaft Jesu e. eigentl. Orden? (A. f. k. KR. XCII [1912] 92 ff.)
^ Es kann z. d. drei vota substantialia a. noch etwa e. votum accidentale
kommen , so b. d. Jesuiten d. unbedingten Gehorsams geg. d. Apost. Stuhl.
W. Kratz, D. vierte Gelübde i. d. Gesellschaft Jesu (Z. f. kath. Theol. XXXVII
[1913] 538 tf).
* Vgl, Titelrubrik 31 35 X 1. III.
396 I^ • Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationen.
streben ^ Die für immer abgelegten Gelübde geben dem Ordensleben
den Charakter eines Standes: status perfectionis acquirendae^. Um
diesen kirchlichen Stand zu schützen, normiert die Kirche dessen Ver-
hältnisse insgemein. Außerdem gelten für jeden Orden besondere
Normen und erfreuen sich die Orden der Autonomie in weitgehendem
Maße.
Weil das gemeinsame Zusammenleben heute zum Begriff des Ordens
gehört, kann man nicht von Eremitenorden reden. Nach den Mit-
gliedern unterscheidet man Männer-, Frauen-, Mönchs-, Nonnen-,
Kleriker-, Kanoniker-, Laien- und Ritterorden. Nach der vorherrschen-
den Tätigkeit sind die Orden entweder beschauliche oder tätige oder
solche, welche die beschauliche (vita contemplativa) und tätige Lebens-
weise (v. activa) miteinander vereinigen (v. mixta). Die Orden, die
kein Eigentum haben, heißen Mendikanten- oder Bettelorden.
IL Ein Orden kann nur mit päpstlicher Approbation gestiftet
werden 2. Soll nach Stiftung des Ordens ein Mendikanten- oder ein
exemtes Kloster errichtet werden, so ist päpstliche*, andernfalls
bischöfliche ^ Erlaubnis notw^endig. Doch wird heutzutage in der Regel
bei jeder Klostergründung noch nachträglich päpstliche Erlaubnis ein-
geholt^. Solche Erlaubnis kann aber nur gegeben werden, wenn die
Gründung im Interesse der Diözese ist und wenn die dabei Inter-
essierten, wie Pfarrer und Einwohner des Orts und namentlich die
Mönche, welche im Umkreis von 4000 Schritten wohnen, wegen
» C. 1 in Clem. de relig. dorn. III, 11.
2 Thomas Aq., Summa theol. 2, 2, q. 183 ff. J. Zahn, D. christl. Voll-
kommenheitsideal (Moralprobleme. Vorträge a. d. III. theolog. Hochschulkursus z.
Freiburg i. Breisg. i. Okt. 1910 [1911] 133 ff).
3 C. 9, X de relig. dorn. III, 36. C. un. in VP° h. t. III, 17. C. 1 in Clem.
h. t. III, 11. C. un. Extrav. Joann. XXII h. t. VII. Bened. XIV., „Quamvis
justo" V. 30. April 1749. § 13.
* C. un. in VP" de relig. dom. III, 17. C. un. in Vl*° de excess. prael. V, 6.
C. 3 in Clem. de poen. V, 8.
' Trid. sess. XXV de regul. c. 3. Klem. VIll., „Quoniam" v. 23. Juli 1603.
Gregor XV., „Cum alias" v. 17. Aug. 1622. Urban VIII., „Romanus Pontifex"
V. 28. Aug. 1624. Schon d. alten Kanonen verlangten z. Gründung e. Klosters d.
Konsens d. Bischofs. C. 10 (Conc. Chalccd. a. 451, c. 4), C. XVllI, q. 2. C. 4
Conc. Chalced. c. 24), C. XIX, q. 3.
' Innoz. X. verlangte i. d. Konst. „Instaurandae" v. 15. Okt. 1652 d. päpstl.
Konsens f. alle Klostergründungon i. Italien u. a. d. anlieg. Inseln. Daß d. heute
f. d. ganze Kirche gelte, Bon ed. XIV., De syn. dioec. 1. IX, c. 1, n. 9. Leo XIII.,
„Romanos Pontifices" v. 8. Mai 1881. Speziell bedürfen Bischöfe, d. unt. d. Propag.
stehen, der. Erlaubnis. S. C. do Prop. Fide 7. Dez. 1901. Canoniste cont. XXV
(1902) 328.
§ 186. Begriff und Arten der Orden. Gründung von Orden und Klöstern. 397
ZU befürchtenden materiellen Nachteils keine Einsprache erheben.
Auch müssen zwölf Religiösen aus der Dotation des zu gründenden
Klosters entsprechend leben können 1. Bei Nonnenklöstern, welche um
ihrer Sicherheit willen nur in Städten oder größeren Ortschaften und
immer nur mit päpstlicher Erlaubnis errichtet werden sollen, können
andere Klöster keine Einsprache erheben. Werden diese kanonischen
Formalitäten nicht eingehalten, so ist die Errichtung des betreffenden
Klosters null und nichtig. Der Klosterobere und seine Religiösen ver-
lieren ihre Ämter, das aktive und passive Wahlrecht und verfallen
der Exkommunikation 2. Zu bloßer Verlegung eines Klosters in loco
aber sind diese Formalitäten nicht nötigt.
Aufheben oder verändern kann den Bestand eines Ordens oder
Klosters auch nur der Papst, der in diesem Fall zugleich das Weitere
betreffend die Exregularen und das Vermögen zu verfügen hat**. Hebt
der Staat Orden und Klöster auf, wozu er kein Recht hat^, so wird
der Apostolische Stuhl ebenfalls das Erforderliche anordnen^.
^ Dekr. d. S. C. de Relig. v. 21. Nov. 1908 üb. d. Kollekten wesen d. männl.
Orden (Acta Ap. Sedis I [1909] 15.3 ff). Schon a. 27. März 1896 hatte d. C. Ep.
et Reg. d. Dekr. „Singular! quidem" d. Kollektenwesen d. weibl. Orden m. einf.
Gelübden geregelt. Es darf kein Kloster gegründet, erweitert od. verändert werden
unt. Kontrahierung v. Schulden. S. C. de Relig. 30. Juli 1909 (Acta Ap. Sedis I
[1909] 695 ff). J. ßesson, L'instruction „Inter ea"* et l'administration temporelle
des communautes religieuses. 1912.
2 C. 1. X de institut. III, 7. C. un. § 1 in \T<^ de stat. regul. III, 16. Trid.
sess. XXV de regul. c. 8 5. Klera. VIII., „Quoniam" v. 23. Juli 1608. Greg. XV.,
,Cum alias" v. 17. Aug. 1622. Urban VIII., Romanus Pontifex" v. 28. Aug. 1624.
B. Einsprache hat d. S. C. de Relig, z. entscheiden. Sind i. e. Mönchskloster nicht
zwölf Mönche, so untersteht es ganz d. Jurisdiktion d. Bischofs. S. C. Conc. 21. Juni
1625; 23. Dez. 1697. Namentl. wird d. Zwölfzahl b. z. gründenden Frauenklöstern
gefordert. S. C. Ep. et Reg. 6. Juni 1605; 5. Mai 1690; 27. April 1855.
3 S. C. Ep. et Reg. 14. Dez. 1685; 9. Mai 1642.
* C. un. in VP<> de relig. dorn. III, 17. C. 1 in Cleni. h. t. III. 11. Leo Xlll..
„Romanos Pontifices" v. 8. Mai 1881. Beispiele solch. Aufhebungen: Klemens V.
u. d. Templer ; Klemens XIV. u. d. Jesuiten.
^ Syll. Nr 53. Heiner, D. Syllabus 251 ff.
^ E. Reihe solch. Verfügungen mußte Rom erlassen b. d. neuer, staatl.
Klosterschließungen, so v. allem i. Italien u. Frankreich. Decr. Poenit. v. 28. Juni
1866; 18. April 1867: 12. Sept. 1872: 21. Juni 1880. S. C. Ep. et Reg. 14. Dez.
1855; 30. Juli 1881. S. C. Conc. 8. Jan. 1867; 21. Aug. 1869. Neueste römische
Entscheidungen f. d. französ. Ordensleute i. Nouv. Rev. theol. XXXV (1903) 145 ff
393 ff, H. Grub er, D. französ Vereinsgesetz v. 1. Juli 1901 (Stimmen a. M,-L.
LXII [1902] 477 ff j. Ders. , D. öffentl.-rechtl. Stellung d. franz, Ordensgenossen-
schaften (Ebd, LXIII [1902] 147 ff). Ders., D, vermögensrechtl. Stellung d. französ.
Ordensgenossenschaften (Ebd. LXIII [1902] 3^31 ff). Ders., Rechtsfragen u. d.
vermögensrechtl. Stellung d. französ. Ordensgenossenschaften (Ebd. LXIII [1902]
398 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationen.
Was das Verhältnis des Staates zu den Orden betrifft, so sind die
evangelischen Käte jure divino begründet'. Deren Befolgung ist aber in
vollkommenster Weise nur in einem Orden oder einer Kongregation möglich.
Daher muß die Gründung von solchen und die Errichtung von Klöstern als
eine res mere ecclesiastica bezeichnet werden ^. Aber die Staaten anerkennen
das heute in den allerseltensten Fällen ; vielmehr ist die Einführung und
Gründung von Orden und Klöstern ^ und die Zuerkennung der juristischen
517 ff). Ders. , D. ungerechte Verfolgung d. kath. Ordensgenossenschaften i. Frank-
reich, 1902. Hebrard, Du sort des bicna d'une association en cas de dis-
solution, 1902. Perouse, Les biens des associations et congregations dissoutes
sont-ils des biens sans maitre? 1903. Marchai, Le livret spirituel, petit manuel
de la vie spirituelle, specialement destine aux religieuses dispersees, 1912. Ders.,
Le livret de la religieuse secularisee ; ses principales obligations, 1912. Weit. Lit. :
A. f. k. KR. LXXXV (1905) 392f; Friedberg, KR. « 268 u. Nachträge; unt.
§ -189 u. ob. S. 380, A. 2.
1 Mt 19, 11 ff. 1 Kor 7, 25 ff.
2 Vgl. Bd 1, S. 44. Als res mixta bezeichnet sie Hergen röther-Hol 1-
weck, KR. 394 f. Nicht so entschieden Seh er er, KR. II 746 f.
^ RG. V. 4. Juli 1872 schließt d. Jesuiten u. verwandte Orden a. d. Gebiete d.
Deutsch. Reiches a. D. Bundesratsbeschluß v. 18. Juli 1894 sind d. Redemp-
toristen u. Priester v. Heil. Geist wieder zugelassen. A. ist § 2 d. Jesuitengesetzes
d. Ges. v. 8. März 1904 aufgehoben, won. jed. einzel. inländ. Jesuiten d. Aufent
halt i. bestimmt. Orten od. Bezirken versagt od. angewiesen werden konnte
Schneider, D. part. KRsquellen 197 ff. A. f. k. KR. LXXXIV (1904) 373
Gramm, Dürfen n. Aufhebung d. deutsch. Jesuitengesetzes v. 4. Juli 1872 d
Einzelstaaten Jesuitenverbote erlassen? 1898. Eichhorn, D. Aufhebung d. RG
V. 4. Juli 1872 betr. d. Orden d. Gesellsch. Jesu, 1904. Schreiber, Geg. d
Jesuitengesetz, 1906. Scholl er, D. Verhältn. d. Reichsjesuitengesetzes z. Landes
gesetzgebung, 1907. K. Falck, D.Rückwirkung e. Aufhebung d. Jesuitengesetzes
a. d. i. d. deutsch. Einzelstaaten schon früh, bestanden. Verbotsgesetze üb. d. Orden
d. Gesellsch. Jesu, 1909. Ders. , D. Rechtswirkung e. Aufhebung d. Jesuitengesetzes,
1913. M. Donath, D. Reichsjesuitengesetz, s. Entstehung u. gegenwärt. Geltung,
1911. M. Leitner, Dokumente betr. d. Jesuitengesetz v. 4. Juli 1872 (Theol.-prakt.
Monatsschrift XXII [1912] 495 ff). Ch. M eurer, D. kath. Ordenswesen n. d. Recht
d. deutschen Bundesstaaten, 1912. B. v. Bonin, Reichsrecht u. Landrecht i. d.
Jesuitenfrage, 1913. A. Kääb, Üb. d. Rückwirkung e. etwaig. Aufhebung d.
Jesuitengesetzes a. d. Landrecht, 1913. Viele Lit. üb. d. Jesuiten i. D. Z. f. KR.
XXIII (1913) 244 ff. A. f. k. KR. XCIII (1913) 195 375 f 561 f. — Preufsen: Ges. v.
31. Mai 1875. § 1-5; 14. Juli 1880. Art. 6; 21. Mai 1886. Art. 13; 29. April 1887.
Art. 5. Schneider a. a. 0. 266 f 268 f 273 275. P. H i n s c h i u s , D. Orden u. Kon-
gregationen d. kath. K. i. Preußen, 1874. F. Giese, D. kath. Ordenswesen n. d.
gelt, preuß. Staatskirchonrocht (Annalen d. D. Reiches XLI [1908] 161 ff). —
Bayern: Konkord. Art. 7 17. Rcligionsedikt § 76c 77 78. Schneider a. a. 0.
6 9 213. H. Dürrschmidt, D. klöstori. (Jenossenschaften i. B, 1874. A. Grauer.
I). katli. Ordenswesen n. bayor. Staatskirchenrecht, 1910. — Sachsen: Verf.-Urk.
V. 4. Sept. 1831. § 56; Ges. v. 23. Aug. 1876. § 30 f. Schneider a. a. 0.
422. — Baden: Goh. v. 9. Okt. 1860. § 11; 2. April 1872. Seh n o i d e r a. a. O.
§ 186. Begriff und Arten der Orden. Gründung von Orden und Klöstern. 399
Persönlichkeit, welche die Orden bzw. Klöster nach kanonischem Rechte eo
ipso haben *, in der Regel von der staatlichen Gewalt abhängig ^
In Württemberg können geistliche Orden und Kongregationen vom Bischof
nm' mit ausdrücklicher Genehmigung der Staatsregierung eingeführt werden.
Diese ist auch erforderlich, so oft ein im Lande zugelassener Orden eine
neue Niederlassung gründen will. Die Staatsregierung ist jedoch keinesfalls
befugt, ohne besondere Ermächtigung durch Gesetz den Jesuitenorden oder ihm
verwandte Orden und Kongregationen im Lande zuzulassen. In der Zu-
lassung eines Ordens ist nicht schon die Erteilung der juristischen Persön-
lichkeit enthalten ; vielmehr bedarf es hierzu eines besondern Aktes : Ver-
leihung durch den König auf Antrag des Ministers des Innern ^
338. — Hessen: Ges. v. 23. April 1875; 1. Juni 1895. Schneider a. a. 0.
384 ff. F. Müller, D. röm.-kath. Orden u. ordensähnl. Kongregationen i. Groß-
herzogtum Hessen u. d. hess. Ordensgesetzgebung, 1914. — F. Elsaß-Lothringen vgl. :
Geigel, D. franz. u. reichsländ, Staatskirchenrecht 334 ff. Ders. , Frauenklöster
i. franz. Rechtsgebiet (A. f. k. KR. LXXV [1896] 185 ff). — Alle diese Gesetze
sind zusammengestellt b. Heiner, D. sog. Toleranzantrag (1902) 487 ff. — Österr. :
Österr. Konkordat. Art. 28. Ges. v. 7. Mai 1874. § 31. S chn ei d er a. a. 0. 175
532. — Üb. Italien, Frankr. usw.: Giobbio, Lezioni di diplomazia ecclesiastica II
390 ff ; A. Galante, Element! di diritto ecclesiastico (1909) 469 ff; Friedberg,
KR.« 268; ob. S. 398, A. 5.
1 C. 3 (Greg. I. a. 595), C. XII, q. 5. C. 5 (Greg. I. a. 598), C. XVIII, q. 2. C. 2.
X de postul. I, 37. C. 3, X de stat. monach. 111, 35. Trid. sess. XXV de reg. c. 2 3.
^ BGB. § 21 gewährt e. Verein, dess. Zweck nicht a. wirtschaftl. Geschäfts-
betrieb gerichtet ist, Rechtsfähigkeit d. Eintrag i. d. Vereinsregister d. zustand.
Amtsgerichts. Doch kann d. Eintrag a. verweigert, d. Rechtsfähigkeit zurück-
gezogen werden. BGB. § 43 ff 60 ff. EG. z. BGB. Art. 84 läßt d. landesgesetzl.
Vorschriften unberührt, n. welchen e. Religionsgesellschaft od. e. geistl. Gesell-
schaft Rechtsfähigkeit nur i. Wege d. Gesetzgebung erlangen kann. Hierüb. u. d. i.
d. einz. Staaten Deutschlands geltend. Gesetze: K. A. Geiger, D, Stellung d.
Klöster u. Ordenspersonen i. BGB. f. d. Deutsche Reich (A. f. k. KR. LXXX [1900]
493 ff). W. Kahl, D. Errichtung v. Handelsgesellschaften d. Religiöse, 1900.
Ch. Meurer, D. Jurist. Personen n. deutsch. Reichsrecht (1901) 12 f 343 ff.
E. Löning, D. Rechtsstellung d. Orden u. ordensähnl. Kongregationen d. kath.
K. n. staatl. R. Denkschrift i. amtl. Auftrag verf. Bd I als Handschrift gedruckt,
1903. L. Cuno, D. Erwerb d. Jurist. Persönlichkeit seit. d. Orden u. ordensähnl.
Genossenschaften d. kath. K. n. d. i. Deutsch. Reiche gelt. Recht, 190S. Meurer
D. kath. Ordenswesen 30 ff. Weit. Lit. unt. § 188.
3 Ges. v. 30. Jan. 1862. Art. 15. Vogt, Sammlung 258. Pf äff -Sp roll,
Gesetzeskunde I 43. Gol th e r , D. St. u. d kath. K. i. Württ. 386 ff. Gaupp-
Göz, D. Staatsr. d. Königr. Württ. ^ 420 f. Fl einer, Staatsrechtl. Gesetze Württ.
490 f. — F. X. Linsenmann, Denkschrift üb. d. Frage d. Männerorden i. Württ.,
1892. Th. Brecht, D. Klosterfrage i. Württ., 1896. R. Kallee, D. Entwicklung
d. Frauenklöster i. Württ. 1864 — 1910 u. d. m. ihr. Wachstum verbünd. Gefahr d.
Ausbreitung d. röm.-kath. Ordenswesens ^ 1911.
i
400 I^ • ßucli. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 3. Kap : D. Orden u. Kongregationen.
§ 187.
Die Erfordernisse zur gültigen professio religiosa.
Quellenstellen u. Lit. § 186. Weit. Lit. b. Sc her er, KR. II 794. K. Keiter,
Eintrittsbedingungen f. d. relig. Frauenorden u. Frauengenossenschaften Deutschi..
Österr. u. d. Schweiz. Neu bearb. u. hgg. v. A. Saltzgeber*, 1912. Ders..
Eintrittsbedingungen f. d. relig. Männerorden u. Männergenossenschaften Deutschi.,
Österr. u. d. Schweiz ^ Neu bearb. u. hgg. v. A. Saltzgeber M913.
1. Der professio religiosa hat immer ^ vorauszugeben das Noviziat,
d. h. eine mindestens ein volles Jahr dauernde 2, ununterbrochene^, im
Ordenshause, näherhin Novizenhause •*, unter einem Novizenmeister ^
im Ordensgewande ^ zugebrachte Probezeit (tempus probationis, Probe-
jahr). Durch dasselbe soll sowohl dem Novizen als dem Ordensobern
die Möglichkeit der Prüfung, des Rücktritts und der Entlassung ge-
geben werden''.
Die Aufnahme in das Noviziat kann nur erfolgen, wenn der Po-
stulant das nötige Alter von wenigstens vollendeten fünfzehn Lebens-
^ A. b. Übertritt v. e. Orden i. e. and. Trid, sess. XXV de regul. c. 15.
S. C. Ep. et Reg. 26. Juni 1817; 11. Nov. 1836. I. d. weibl. Orden geht d. Noviziat
e. Postulat voran. S. C. de Relig. 15. Aug. 1912 (Acta Ap. Sedis IV [1912] 565 f).
2 C. 1 (Alex. II. a. 1061—1073), C. XVII, q. 2. C. 16 17, X de regul. III, 31.
C. 2 3 in VI*" h. t. III. 14. Trid. sess. XXV de regul. c. 15. S. C. Conc. 21. Jan.
1617; 21. Aug. 1623; 8. Jan. 1886. S. C. Indulg. et Reliqu. 30. März 1897 (A. f.
k. KR. LXXVII [1897] 574). Andernfalls ist d. professio nichtig. Dispensieren
kann d. Papst. D. Noviziat dauert i. manch. Orden länger als e. Jahr. Z. be-
rechnen ist es V. Moment d. Aufnahme, näherhin d. Einkleidung. I. Todesgefahr
darf n. begonn. Noviziat od. Postulat d. prof. relig. abgelegt werden, ist ab. b.
Wiedergenesung o. Wirkung. S. C. de Relig. 10. Sept. 1912 (Acta Ap. Sedis IV
[1912] 589 f).
3 S. C. Conc. 21. Juli 1663; 26. Juni 1700. S. C. Ep. et Reg. 19. Nov. 1678;
8. März 1816. S. C. Indulg. et Reliqu. 4. März 1903. Unterbrochen wird d. Noviz.
V. allem d. jede Entfernung a. d. Kloster i. d. Absicht, dasselbe definitiv z. ver-
lassen. A. Pucher, Unterbrechung d. Noviziates (A. f. k. KR. LV [1886] 443 flF).
Vermeersch, De religiosis etc.: Periodica II (1907) 8 ff .
* C. 1 in VP° de regul. 111, 14. Trid. sess. XXV de regul. c. 15. Klem. VIII.,
„Cum ad regulärem" v. 19. März 1603. D. weiter geh. Forderungen b. Scherer,
KR. II 807, sind unbegründet. Wernz, Jus decretalium III 2« (1908), 309.
'^ C. 1, i? 2 in Clom. de stat. regul. III, 10. Klem. Vlll. a. a. 0. S. C. Ep.
et Reg. 8. Sept. 1896; 5. Febr., 23. Aug. 1897.
<> C. 1 in VP" de regul. III, 14. Trid. sess. XXV de regul. c. 15. S. C. Ep.
et Reg. 17. April, 25. Okt. 1602. Dam. erhalten sie d. privil. can. Bd I, S. 245.
' C. 23, X de regul. III, 31. C. 1 2 in VI'° h. t. III, 14. Geg. vermeintl.
unberecht. Entlassung stünde Rekurs a. d. Apost. Stuhl z. S. C. Ep. et Heg.
15. Dez. 1826.
§ 187. Die Erfordernisse zur gültigen professio religiosa. 401
jähren hat ^ körperlich fähig, von guten Sitten, gutem Kufe, nicht
rechnungsablagepflichtig, nicht mit Schulden belastet, frei von Irregu-
laritäten und mit den notwendigen Kenntnissen oder wenigstens er-
forderlichen geistigen Anlagen ausgerüstet ist 2. Nötig sind zur er-
laubten Aufnahme für das Noviziat in Mönchsorden auch litterae
testimoniales vom Ordinarius des Geburtsortes und jener Diözese, in
welcher der Postulant nach vollendetem fünfzehnten Lebensjahr ein
Jahr gelebt hat^. Weiter ist zur Aufnahme in das Noviziat not-
wendig das Votum consultativum des Konvents oder wenigstens eines
Teiles desselben. Die hiergegen handelnden Obern sind aller Ämter
sowie des aktiven und passiven Wahlrechts beraubt^.
2. Ein anderes Requisit zur Profeßablegung ist das vorgeschriebene
Alter. Früher war den Eltern gestattet, ihre noch völlig unmündigen
Kinder dem Kloster darzubringen, und diese oblati oder donati mufaten
auch, wenn mündig geworden, im Kloster bleiben. Es galt der Satz :
^ D. Trid. (Sess. XXV de regul. c. 15) verlangt d. vollendete 16. Lebensjahr
f. d. professio u. e. ganzes Jahr f. d. Noviziat. Weruz a. a. 0. 111 2, 29S f :
anders Seh er er. KR. II 808 f. Laienbrüder sollen nicht v, angetret. 21. Lebens-
jahr z. Noviziat zugelassen werden. K lern. VIII., „In suprenia" v. 19. März 1603.
§ 22. Vgl. C. Adams, Üb. d. Gesetzeskraft d. allgem. Dekrete Clementis VIII.
de reformatione regularium u. de receptione et educatione novitiorum (A. f. k. KR.
XCI [1911] 696 ff). S. C. sup. stat. Reg. 16. Mai 1675; 19. März 1857. S. C. de
Relig. 1. Jan. 1911 (Acta Ap. Sedis III [1911] 29 ff).
- C. 1 (Greg. L a. 598), D. LIII. SixtusV., „Cum de omnibus" v. 26. Nov.
1587: „Ad Romanum" v. 21. Okt. 1588. Greg. XIV., -Circumspecta" v. 15. März
1591. K 1 6 m. VIII., .In suprema" v. 2. April 1602; „Cum ad regulärem'' v.
19. März 1603. S. C. Ep. et Reg. 1. Mai 1851. — Anderswo entlassene Alumnen
u. Ordensleute dürfen nicht i. männliche u. weibl. Orden u. Kongregationen auf-
genommen werden. S. C. de Relig 7. Sept. 1909; 4. Jan. 1910: 5. April 1910;
31. Mai 1910 (Acta Ap. Sedis I [1909] 700 f: II 63 f 231 f 449 f). — D. Militär-
pflicht muß Genüge geleistet sein. S. C. de Relig. 1. Jan. 1911 : 1. Febr. 1912
(Acta Ap. Sed. III [1911] 37 ff; IV [1912] 246 ff). Hilling, D. Reformen d. Papstes
Pius X. II (1912) 118 fT. — Bezügl. d. Unehelichen gilt gemeinrechtl. nur, daß d.
unehel. Sohn nicht i. dasselbe Kloster wie d. noch lebende Vater aufgenommen
werde. Vgl. Bd I, S. 316. Ab. manche Orden, namentlich Frauenorden, schließen
d. Unehel. a. T h. Kohn, Dürfen unehel. geborene Frauenspersonen z. Profeß-
ablegung i. e. Kloster od. i. e. Kongregation o. päpstl. Dispens zugelassen werden V
(A. f. k. KR. XLVI [1S81] 265 ff).
3 S. C sup. stat. Reg. 25. Jan. 1848; 25 Febr. 1863. S. C. Ep. et Reg. 29. Mai
1857. S. C. de Prep. Fide 15. Juni 1912 (Acta Ap. Sedis IV [1912] 534 f).
* Sixtus V.. «Cum de omnibus" v. 26. Nov. 1587; „Ad Romanum" v. 21. Okt
1588. S. C. sup. stat. Reg. 25. Jan. 1S48. Wernz a. a. 0. III 2-. (1908j, 301 f.
D. Novizenmeister darf nicht mitstimmen. S. C. Ep. et Reg. v. 14. Juni 1904 (A. f. k.
KR. LXXXV 1905] 124).
Sägmüller, Lehrbuch des katliol. Kirrhenrechts. If. A. Auri. 26
402 IV'. Buch. D. Verwalt. il. Kiiclie. 3. Absclin. 3. Kap.: D. Orden ii. Kongregationen.
^Monaclium aut paterna devotio aut propria professio facit" ^ Das
änderte Cölestin III., indem er solchen, wenn sie, in die Jahre der
Pubertät eingetreten, niclit im Kloster bleiben wollten, gestattete, das
Kloster zu verlassen -. Das Tridentinum erhöhte die auf das vierzehnte
respektive zwölfte Lebensjahr festgesetzte Eintrittszeit auf das voll-
endete sechzehnte^. Es gestattete jedoch, daß Mädchen ausnahms-
weise auch schon nach dem zwölften Lebensjahr aufgenommen werden
könnten^. Pins IX. hat, mn den staatlichen Forderungen entgegen-
zukommen, bestimmt, daf?, in den Mönchsorden nach erreichtem ge-
setzmäßigem Alter zunächst nur vota simplicia und erst nach Ablauf
von drei weiteren Jahren seit Ablegung der einfachen Gelübde die
vota sollemnia gültig abgelegt werden können. Somit kann heute die
professio religiosa vom Mönch erst nach vollendetem neunzehnten
Lebensjahr abgelegt werden. Übrigens dürfte der Ordensobere die
Profeisablegung auch dann noch, jedoch ohne päpstliches Indult nicht
über das fünfundzwanzigste Lebensjahr hinaus aufschieben. Ohne
solche vota simplicia ist die Profeßleistung nichtig. Doch sind diese
vota für den Gelobenden selbst perpetua; nur der Papst kann davon
dispensieren. Aber auch der Orden kann den einfachen Professen
ohne weiteren Prozeß entlassen, womit die einfachen Gelübde weg-
fallen-^. Solche Professen sind an die Regel gebunden, haben in
w^eniger wichtigen Dingen Stimmrecht im Kapitel ^, das sein votum
decisivum zur Aufnahme zu geben hatte, sind aber nicht passiv
wählbar und können nur die Tonsur und die niedern Weihen erhalten.
Sie behalten auch das Eigentumsrecht (dominium radicale) über ihr
' C. 3 (Conc. Tolet. IV a. 633, c. 49) 6 (Syn. v. Tribur a. 89j, c. 27), C. XX,
([. 1. Vgl. Bd I, S. 200. Hrabanus Maurus schrieb i. Sachen Gottschalks, d.
unglückseligen Oblaten : De oblatione puerorum contra eos, qui repugnant institutis
b. P. Benodicti (Migne, Patr. Lat. CVII419tt'). P. G all ade, Puer religioni oblatus,
Hoidell». 1759. .T. N. Seid], D. Gottverlobung v. Kindern i. Mönchs- u. Nonnen-
klöstern od. de pueris oblatis, 1871. J. M. Hesse, Du (h-oit d'oblat dans les anciens
monasteres fran^ais (Rev. Mabillon III |1907] 1 ff). E. Tillieux, Les oblats secu-
liers de TOrdre de S. Benoit, 1911. [Diese Oblaten waren Laien, v. französ. König d.
Klöstern z. Unterhalt überwiesen.] ,1. Herwegen, D. hl. Hildegard v. Hingen u.
(I. Oblateninstitut (Stud. u. Mitt z. Gesch. d. Bened. -Ordens u. s. Zweige. N. F. II
[1912] 543 ff).
2 G. 6, X de vita et honest, der. 111, 1. G. 8 11 12 14, X de regul. III, 31.
^ Sess. XXV de regul. c. 15. ^ Sess. XXV de regul. c. 17.
•' I'ius IX.. „Neminem latef v. 19. xMärz 1857 u. „Ad universalis" v. 7. Febr.
1>;62. S. G. sup. stat. Reg. 17. Juli 1857; 12. .luni 185S. S. G. Ep. et Keg.
27. April. 19. Aug. 18C6. S. G. sup. stat. Heg. 15. Dez. 1^93; 4. Dez. 1905 (Acta
S. .Sedis XXXVIII |1905,00| 384 ff).
'' S. G. Kp. rt Keg. 20. Febr. 190j (Acta S. Sedis XXXVII .1904.05] 773 f).
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§ 187. Die Erfordernisse zur gültigen professio religiosa. 403
Vermögen, dessen Verwaltung und Nutznießung sie für die Dauer der
einfachen professio einem Dritten oder auch dem Orden zu über-
tragen habend Das gleiche gilt auch für die Nonnen^.
In Österreich dürfen nach Hofdekret vom 17. Oktober 1770, nach Mi-
nisterialerlaß vom 25. Juni 1856 und 27. Juli 1859 bindende und feierliche
Gelübde nur von Personen entgegengenommen werden, welche das 24. Lebens-
jahr vollendet haben oder das 21., wenn dreijähriger Aufenthalt im gleichen
Kloster vorausging. In Preußen sind verlangt: 25 Jahre für Männer, 21 für
Frauen^. In Bayern sind nötig: für Männer 25 bzw. 21 Jahre nach drei-
jähriger Probezeit; für Frauen 33 Jahre für feierliche Gelübde; vorher sind
nur Vota simplicia erlaubt, aber nicht vor vollendetem 21. Lebensjahr*. In
Württemberg ist das Aufnahmealter für die Barmherzigen Schwestern zwischen
1 8 und 24 Jahren festgesetzt '".
3. Weiter ist zur gültigen Profeßablegung volle Besinnung und
Willensfreiheit nötig. Ein Gelübde, welches aus Zwang oder Furcht
gemacht wurde, ist nichtig^. Um die Freiheit der Ordenskandidatin
zu prüfen, hat der Bischof entweder selbst oder durch einen Stell-
vertreter sich darüber vor der Einkleidung zum Noviziat, vor der Ab-
legung der Vota simplicia und vor jener der vota sollemnia zu ver-
gewissern ''. Das Tridentinum hat über diejenigen, welche eine Frauens-
^ S. C. sup. stat. Reg. 15. Dez. 1893. Nachd. üb. d. Verwaltimg d. Vermögens
bestimmt ist, soll v. d. Professen nichts mehr geändert werden. S. C. Ep. et Reg.
29. Nov. 1902 (A. f. k. KR. LXXXIV ^1904] 603; Canoniste cont. XXVIl [1904]
88 ff). N. d. Tode fällt d. Vermögen a. d. Kloster. S. C. Ep. et Reg. 26. März
1904 (A. f. k. KR. LXXXIV [1904] 604). Daf3 diese Gelübde kein trennendes Ehe-
hindernis, ob. S. 161, A. 1. — F. Ballay, Quaestiones quaedam de votis simplicibus,
praesertim quae votis sollemnibus praemittuntur (A. f. k. KR. XVII [1867] 3 if).
2 S. C. Ep. et Reg. 3. Mai 1902; 28. Juli 1902; 13. Jan. 1903 (A. f. k. KR.
LXXXII [1902j 541 ff; LXXXIII [1903] 119 ff 495 ff). S. C. de Relig. 30. Juli 1909
(Acta Ap. Sedis I [1909] 699 f).
3 ALR. 2. Tl, Tit. IL § 1162.
* Königl. Entschl. v. 9. Juli 1831; Erl. v. 8. April 1852.
^ Vogt, Sammlung 392. — Syll. Nr 52 wendet s. geg. d. staatl. Anspruch,
d. Alter f. d. Eintritt i. Orden bestimmen z. dürfen. Heiner, D. Syllabus 244 ff. —
E. Kaisergesetz v. 458 bestimmte, daß d. Schleier nicht v. vollendetem 40. Lebens-
jahr genommen werden dürfe. Th. Mommsen, D. Nonnenalter (N. A. d. Ges. f.
ä. d. Geschichtskunde XXII [1897] 545 ff). Diese neuer, staatl. Beschränkungen
sind schwer verständl. angesichts d. staatl. fixierten niedern Alters z. erlaubten
Abschlufs d. Zivilehe.
« C. 1 6, X de his, quae vi I, 40. Vgl. ob. S. 287.
■ Trid. sess. XXV de regul. c. 17 18. S. C. Ep. et Reg. 14. März 1841;
29. Juli 1896. S. C. de Relig. 19. Jan. 1909 (Acta Ap. Sedis 1 [1909] 232 f). Es gilt
d. a. V. d. Klöstern, welche unt. männl. Ordensobern stehen od. exemt sind. Richter-
Schulte, Conc. Trid. p. 421, n. 1 2. A. anderes als a. d. Freiheit geht d.
Prüfung nicht. Scherer, KR. II 810.
26*
404 IV. IJuch. D. Veiwalt. d. Kirche. 3. Absclin. 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationeu.
person zum Eintritt in ein Kloster nötigen, die niemand reservierte,
ipso facto eintretende Exkommunikation verhängt, aber ebenso über
jene, welche eine solche ohne gerechten Grund am Eintritt hindern K
Auch hat dasselbe Konzil um der Freiheit willen verordnet, daß
kein vermögensrechtlicher Verzicht und keine selbst eidlich bekräftigte
Verpflichtung eines Novizen zu Gunsten eines frommen Zweckes
gültig sein solle, außer wenn sie mit bischöflicher Erlaubnis und
innerhalb der zwei letzten Monate vor der professio geschah, die
hernach wirklich abgelegt wurde 2. Auch wird die resignatio auf ein
innegehabtes, mit Residenzpflicht verbundenes Benefizium erst mit der
professio religiosa rechtsgültig^. Endlich ist dem Austretenden alles
Eingebrachte zurückzugeben mit Ausnahme der für ihn gemachten
Ausgaben ^.
4. Ein ferneres Erfordernis für die Profeßablegung ist die Mög-
lichkeit, frei über seine Person verfügen zu können. Ein Ehegatte
bedarf hierzu der Einwilligung des andern, und diese ist nur dann
gültig, wenn auch der andere Gatte in das Kloster geht oder bei vor-
gerückterem Alter wenigstens ein einfaches Gelübde der Keuschheit
ablegt. Der nicht zustimmende Teil kann den in das Kloster ge-
tretenen auch nach dem Eintritt noch reklamieren. Einseitig aber
kann ein Gatte in das Kloster gehen, wenn der andere sich eines
Ehebruchs schuldig gemacht hat, oder innerhalb der zwei ersten
Monate nach Abschluß eines matrimonium ratum sed non consum-
matum^. Ein Bischof darf nur mit Erlaubnis des Papstes in das
Kloster gehen 6. Und wenn Kinder, welche für altersschwache, hilfs-
bedürftige Eltern zu sorgen haben, nicht in das Kloster gehen sollen,
* Sess. XXV de regul. c. 18.
« Sess. XXV de regul. c. 16. S. C. siip. stat. Reg. 1. Aug. 1862 bestimmt solch.
a. f. d. professi votorum simplicium. A. d. Eltern, Verwandten u. Kuratoren dürfen
unt. Strafe d. Anathenis unt. kein. Vorwand d. Kloster e. Zuwendung a. d. Vormiiiren
d. Novizen machen. Lit. b. Seh er er, KR. 11 813"^.
* C. 4 in VI'" de regul. III, 14. Bened. XIV., „Ex quo dilectus" v. 14. Jan.
1747. S. C. Ep. et Reg. 30. März 1908 (Acta S. Sedis XL ^1908] 304 f). D. Bischof
wird dali., u. e. z. lange Vakanz d. Bonef. z. vermeiden, d. Professon d. einfach. (ie-
liihde veranlassen, jetzt schon ausdrückl. a, s. Benef. z. verzichten. D. vota sini-
plicia haben nur ilann d. Erledigung d. Benef. z. Folge, wenn sie als ewige i. e.
Kongregation abgelegt werden. S. C. Ep. et Reg. 25. Aug. 1903 (Acta S. Sedis XXXVI
11903/04] 287). Vgl. Bd I, S. 242 378.
* Trid. sess. XXV de regul. c. 16.
*Vgl. i:d I. S. 222: ob. S. 84 161 f 224 f 229 f 232 f. Doch bat nur d. pi. -
fpssio sollenniis, nicht schon d. prof. vot. sini])l. eheaufbisende Wirkung.
" C. 10 11, X de ronuntiat. I. 9. Vgl. IUI 1. S. 379. Brziigl. d. Priesters vgl.
IJd 1, 8. 241 f.
§ 183. Die professio religiosa und ihre Wirkungen. 405
SO gilt solches noch viel mehr für Eltern, welche für unerwachsene
Kinder zu sorgen habend
5. Auch ist bei Aufnahme in einen Orden jede Simonie zu ver-
meiden. Die Schuldigen insgesamt trifft die dem Papst reservierte
Exkommunikation-. Doch ist in den Frauenklöstern das Mitbringen
einer dos statthaft^.
§ 188.
Die professio religiosa und ihre AVirkiiiigeii.
Quellenstellen u. Lit. § 186. Weit. Lit. h. Sc her er, KR. II 794. M. Gros-
pietsch, De regularium ticta morte sive de vi et effectu profess. relig. in causis
privatis, 1370. F. Hell mann, D. gem. Erbrecht d. Religiösen, 1874. Schönen,
D. Wesen d. Gelübdesollemnität (Th. Qsch. LVI [1874] 195 ff). H. Singer, D.
Behebung d. f. Ordenspersonen besteh. Beschränkungen im commercium mortis
causa, 1880. B är enrei ther, D. Vermögensrecht d. geistl. Orden u. ihrer Mit-
glieder, 1882. N. Nilles, De juridica votor. sollemnitate (Z. f. k. Theol. X [1886]
245 ff; a. i. Selectae disput. academ. I [1886] 1 ff). G. Gengier, D. Wirkungen
d. Votum paupertatis f. d. kan. u. bayr. Recht, 1893. A. Mayer, D. professio relig.
i. kan., gem. u. geltenden deutschen Reichsrecht, 1895. E. Seydel, D. Privatrechts-
fähigkeit d. Ordensgeistl. u. d. Zulassung ders. z. Eintrag i. d. Genossenschafts-
register (A. f. k. KR. LXXV [1895] 100 ff). E. Louis, Des effets de la pro-
fessio monastica quant aux droits du patrimoine, 1896. Ch. Landry, La mort
civile des religieux dans Tancien droit fran^ais, 1900. .\ txo AaiofjC , Ih/A rrig
jxo-^ayt'/.ijq d'/.zrjij.oa'ryrjq i> rw /.oi'^iu y.al rtu 7v./Tyv«tj} i/./.Airj(na(TZt/.<jj di/.aUo. Icropi/.r^ xoX
ooY!J.azixrj Ipz'r^a. 1901. A. Fare, Les voeux monastiques et leurs effets civils
dans l'ancien droit et le droit moderne, 1902. S. v. Hob e- Gel tin g , D.Rechts-
fähigkeit d. Mitglieder relig. Orden u. ordensähnl. Kongregationen n. d. kan. u.
deutschen Recht, 1903. R. Goupil, De la consideration de la mort des personnes
dans les actes juridiques, 1905. A. Ver m eersch, Le Beige et la personne civile,
1 908. E. D u r t e 1 1 e de S a i n t - S a u v e u r , Recherches sur l'histoire de la theorie
de la mort civile des religieux des origines au XVl^ siöcle, 1910. Sag m eiste r,
' C. 1 (Syn. V. Gangra a. 343, c. 15), D. XXX. Klem. VIII., „Cum ad regu-
lärem" V. 19. März 1603. § 22. — D. Erlaubnis d. Eltern ist f. Kinder z. Eintritt i.
d. Kloster nicht nötig. C. 12, X de regul. III, 31.
2 C. 8 19 25 30 40, X de simon. V, 3. C. 2, X de stat. monach. III, 35. C. 1,
Extrav. comm. de simon. V, 1. ^Apostolicae Sedis moderationi'' v. 12. Okt. 1869.
II 10. Ob. S. 888. Ausgenommen v. dies. Bestimmung ist d. gelegentl. d. Ein-
tritts gemachte Zuwendung vollkomm, freier Gaben. C. 30, X h. t. V, 3. C. 1,
Extrav. comm. V, 1.
^ S. C. Conc. 26. Nov. 1650; 18. Sept. 1683. Richter -Schulte, Conc.
Trid. p. 417, n. 5 6. Ben ed. XIV., De syn. dioec. 1. IX, c. 6, n. 1 7 8. Vgl. ob.
S. 383. Seh er er, KR. 812"'. D. dos ist schon v. Ablegung d. vota simplicia
beizubringen. S. C. Ep, et Reg. 3. Mai 1902. B. Dolhagaray, De la simonie
reelle k l'occasion de Fentree en religion (Rev. d. scienc. eccles., Dec. 1900). S. le
Prado, Des aumOnes dotales. Etüde jurid, sur le contrat d'entree en religion, 1908.
C. LoyseJ, Des aumOnes dotales ou dots moniales avant 1789, 1909.
406 1^ • l->L»cli. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Absclm. 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationen
D. vermögensreclitl. Stellung d. Ordensprofessen i. österr. Recht (Korrespondenzbl.
f. d. kath. Klerus Österreichs XXXll [1913] 13 if). Weit. Lit. ob. S. 397. A. 6;
S. 898, A. 3; S. 399, A. 2.
I. Ist das Noviziat und das Triennium der piofessio votoruin sim-
plicium vorüber, so ist der Novize, wenn tauglich, zur professio religiosa
zuzulassen, andernfalls unter Mitgabe seines Vermögens nach Abzug
der Aufwendungen zu entlassen ^ Die professio religiosa besteht in
der Ablegung der drei feierlichen Gelübde der Armut, der Keusch-
heit und des Gehorsams innerhalb eines Ordens und der Übernahme
der lebenslänglichen Verpflichtung zur Beobachtung der Ordensregel -.
Sie geschieht vor dem je nach Ordensstatut kompetenten Obern unter
Votum consultativum des Konvents ^. Eine bestimmte Form besteht
hierfür gemeinrechtlich nicht. In der ßegel wird die professio per-
sönlich'*, ausdrücklich ^ im Anschluß an bestimmte Formeln mündlich
oder schriftlich ^ abgelegt. Aber nicht in den Zeremonien oder in der
größeren oder geringeren Feierlichkeit bei der Ablegung der Gelübde
oder in einer Konsekration der Person besteht die Sollemnität der Ge-
lübde, sondern in der kirchlichen Satzung, d. h. darin, daß sie abgelegt
werden in einem vom Apostolischen Stuhle zur Entgegennahme der
drei Gelübde autorisierten Orden mit der Wirkung, daß jede einem
derselben zuwiderlaufende Handlung rechtlich null und nichtig ist '.
^ Trid. sess. XXV de regul. c. 16. Krankheit ist kein Entlassungsgrund. S. C.
Ep. et Reg. 13. Mai 1904.
2 C. 13 16, X de regul. III, 31. C. un. in \T- de voto III. 15. Trid. sess. XXV
de regul. c. 16. Ben ed. XIV., ,.Quamvis justo" v. 30. April 1749.
3 C. 4 7, X qui der. vel vov. IV, G. C. 6 in VP« de regul. III. 14. Trid.
sess. XXV de regul. c. 16 Vgl. ob. S. 401, A. 4. Wenn d. Ordensobere u.
Kürzung d. Tiienniums b. Apost. Stuhl einkommt, bedarf er a. d. votuni con-
sultativum d. Konvents. S. C. Ep. et Reg. 26. Jan. 1903 (A. f. k. KK. LXXXIII
[1903] 715 f). Nicht ist neues votum nötig n. Aufschub d. prof. sollemuis üb. d.
Triennium. S. C. Ep. et Reg. 18. Aug. 1905 (Acta S. Sedis XXXVIII [1905 06: 71 f).
Nicht stimmt m. d. Professe votorum simplicium. S. C. sup. stat. Reg. 20. Mai
1904 (Acta S. Sedis XXXVII [1904,05] 773 f). I. d. Regel geschieht d. prof.'s>i.'
i. d. Kloster, wo d. Noviziat zugebracht wurde.
* Sie könnte ab. a. d. e. Stellvertreter gemacht werden. Heg. Jur. in VI'" 68 72.
^ S. C. de stat. Reg. 12. ,Iuni 1858. — Frülior gab es a. e. professio tacita d.
konkludente Handlungen, so d. Tragen d. Habits. C. 8 22, X de regul. 111. 31.
C. 1 in A^P" h. t III, 14. C. 21 in VI'° de sent. excomm. V, 11. Sixtus V..
,A(I Romanum'' v. 21. Okt. 1588. Bened. XIV., .Anno'' v. 19. Juni 1750. §9 10.
'' C. 23, X de regul. III, 31. K 1 e m. Vlll.. .Regularis disciplinae'' v. 12. Miirz
1596. § 35. C. S. Rit. 5. Juni 1896 (A. f. k. KR. LXXVI [1896] 301 f). S. C. Y.y.
et Reg. 13. Jan. 1903 (Canoniste cont. XXVI [1903] 724 ft).
"^ Worin d. innerste Wesen d. Sollemnität d. Gelübde Itesteht, ist strittij:.
Thomas A<i , Summa theol. 2. 2, q. 88, a. 7, sieht dassell»e i. e. Konsekration
§ 188. Die professio religiosa und ihre Wirkungen. 407
II. Die Wirkungen der professio religiosa sind eine Keihe von
Rechten und Pflichten.
Der Professe wird Reguläre und in bleibender Weise mit dem
Kloster oder Orden verbunden mit allen dessen Rechten, namentlich
dem aktiven und passiven Wahlrecht ^ Er erhält Anspruch auf lebens-
länglichen Unterhalt-. Er erwirbt das Privilegium canonis et fori^.
Jedes Votum simplex^, kanonisch gültige Sponsale^ und matrimonium
ratum sed non consummatum ^ wird aufgelöst. Der defectus natalium
wird hinsichtlich des Erhaltes der Weihen getilgt '. Der Professe ist
der väterlichen Gewalt und der bischöflichen Jurisdiktion entnommen^.
Ein von dem Professen bisher innegehabtes Benefizium wird ipso jure
vakant^. Auch ist der Reguläre unfähig zum Erwerb eines bene-
ficium saeculare mit Ausnahme der päpstlichen, kardinalizischen und
bischöflichen Würde ^^.
Aus den Pflichten ist vor allem zu nennen die zum gemeinsamen
Leben ^', zum Chorgebet'- und zum Tragen des Ordensgewandes i^.
d. Person. Suarez, De religione tr. VJI, 1. 2, c. 6 ft, betont d. Moment d. ab-
soluten Tradition d. Gelobenden a. d. Orden. Entscheidend ist c. un. in VI-'' de
voto III, 15: „. . . Nos igitur, attendentes, quod voti solleninitas ex sola con-
stitutione ecclesiae est inventa . . . declarandum duximus . . . illud soluni votum
debere dici sollemne .... quod sollemnizatum fuerit . . . per professionem expressani
vel tacitam, factam alicui de religionibus per Sedeni Apostolicani approbatis.^
Scherer, KR. II 800 ff 804 ff. Wernz, Jus decretalium III 22 (190Sj, 314 ä'
346 ff. Lehm kühl, Theol. rnoral. ^' I Sooft". R. Molitor, Religiosi juris capita
selecta (1909) 82 ff. Vgl. Bd I, S. 269 f; ob. S. 287.
' C. 13 16, X de regul, 111, 31. D. abbas primas d. Benediktiner kann trotz
Stabilität e. Möncli m. Zustimmung d. betreff. Äbte v. e. Kloster i. e. anderes ver-
setzen. S. C. Ep. et Reg. 21. Dez. 1907 (A. f. k. KR. LXXXVIII [1908] 350).
2 Trid. sess. XXV de regul. c. 2 8.
3 Vgl. Bd I, S. 244 ff. D. priv. can. hatte schon d. Novize. Ob. S. 400, A. 6.
D. Mönch erwirbt a. alle übrigen Rechte u. Privilegien s. Ordens, soweit sie d.
einzeln, zukommen können.
* C. 4, X de voto III, 34. C. 5 in Vl^'> de regul. III, 14.
'' C. 16, X de sponsal. IV. 1. Vgl. ob. S. 106.
« Vgl. ob. S. 161 f 229 f. ' Vgl. Bd I, S. 228 816
^ So n. gem. Gewohnheitsrecht. D. BGB. kennt diese Wirkung nicht. D.
außerhalb d. Klosters lebend. Regularen unterstehen d. .Jurisdiktion d. Bischofs
Trid. sess. VI de ref. c. 3: Sess. Vll de ref. c. 14.
» Vgl. ob. S. 404.
'" Vgl. Bd I, S. 279 311 319 402 410.
'i C. 14 (Syn. v. Orleans a. 511, c. 22), C. XVIII, q. 2.
'2 Vgl. Bd I, S. 272. Wernz a. a. 0. III 2^ (1908). 362 ff.
'3 C. 24 (Stat. eccl. ant. c. 99), D. XXIII. C. IC (Syn. Tolet. X a. 656, c. 4).
C. XX, q. 1. C. 15, X de vita et honest, der. III. 1. C. 4. X de regul. III. Sl.
C. 2 in VI'" ne der. vel mon. III. 24. Trid. sess. XXV de regul. c. V.K
408 ^^'- Buch. D. Vei walt. d. Kirche, o. Abschn. 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationen.
Besonders aber gehört dazu die Beobachtung der drei Gelübde.
Das Votum paupertatis enthält, daß der Mönch oder die Nonne
nichts zu eigen haben oder besitzen kann. Ihr Vermögen geht an
das Kloster über'. Der Prof esse ist daher für sich auch nicht er-
werbs- oder erbfähig, wohl aber für das Kloster-, mit Ausnahme der
Klöster der Franziskaner der strengen Obervanz und der Kapuziner,
die kein Vermögen haben ^. Endlich ist der Mönch auch nicht testier-
fähig*. Wer sich gegen das Gelübde der Armut verfehlte, sollte ex-
kommuniziert und bei Unverbesserlichkeit aus dem Kloster oder Orden
verstoßen und des kirchlichen Begräbnisses beraubt werden^. Heute
tritt Verlust des aktiven und passiven Wahlrechts und sonstige
statutarische Strafe ein*^.
1 Novella 5, c. 4-6; 76. C. 7 (Greg. 1. a. 598) 8 (Ders. a. 59o) 9 (Nov.
123, 38: Authent. „Si qua mulier" hint. 1, 3, C. de sacros. eccl. 1, 2; Authent.
.Nunc autem" hint. l. 20, C. de episc. I, 3), C. XIX, q. 3. C. 11 ( A u gus t. a. 423),
C. XII, q. 1. C. 16 (Syn. Aurel. l a. 511, c. 19), C. XVllI, q. 2. C. 2, X de
testam. 111, 26. C. 2 4 6, X de stat. monach. III, 35. C. 3 in VI^" de Y. S. V, 12.
C. 1 in Clem. de V. S. V, 11. Trid. sess. XXV de regul. c. 2. A. d. Manuskripte
gehören niclit d. Mönche. S. C. de Relig. 13. Juli 1913 (Acta Ap. Sedis V [1913]
366). — Dah. sind letztwillige Verfügungen, welche d. angehende Professe v. Ablegung
d. Vota soUeninia gemacht hat, unwirksam. Ab. Ehegatte u. Kinder können d. Pflicht-
teil fordern. Novella 5, c. 5, C. 14, X de regul. III, 31. A. Knecht, System d.
.Tustinian. Kirchenvermögensrechts (1905) 60 ft'. — Weil Universalsukzessor, habe d.
Kloster d. Gläubiger d. Professen z. befriedigen: Friedberg, KR,^ 276. Anders u.
richtiger Scherer, KR. II 822 '"^ a. Wernz, Jus decretalium III 2« (1908),
331. — Üb. etwaiges peculium Scherer, KR. II 820 if. M. d. Gelübde d. Armut
u. Trid. sess. XXV de regul. c. 2 ist e. pec. perfectum nicht vereinbar. So B i e d o i-
lack i. A. f. k. KR. XXXIX (1899) 179. Wernz a. a. 0. 333 ff anerkennt ab.
richtig e. etwaiges Gewohnheitsrecht hinsichtl. d. pec. imperfectum. L. K o b e r , De
peculio religiosorum (Stud. u. Mitt. a. d. Bened.- u. Zisterz.-Orden XXVIII [1907]
3 ff). — Üb. d. schädliche Sondervermögen i. MA. : Scherer a. a 0.: Z. f. k.
Theol. XXXIII (1909) 156 ff; J. Zell er, D. Umwandlung d. Benediktinerklosters
Ellwangen i. e. Chorherrenstift (1460) u. d. kirchl. Verfassung d. Stifts (1910) 296 ff.
Vgl. ob. S. 892.
2 C. 10 (Novella 123. c. 41), C. XIX, q. 3. C. 7, X de off jud. ord. I, 31.
C. 8, X de probat. II, 19. C. 5, X de regul. III, 31. C. 2 4 6, X de stat. monach.
Hl, 35. Trid. se.ss. XXV de regul. c. 2. Z. d. n. weltl. Recht erforderl. persönl.
p]rbantrittserklärung ist päpstl. Erlaubnis nötig. S. C. Ep. et Reg. 15. Jan. 1897.
3 Trid. sess. XXV de regul. c. 3. Näheres: Seh er er, KR. II 737 f; Wernz
a. a. C). III 2, 336 f. I. dies. Fall ist d. Wirkung d. professio i. Vermögensrecht!.
Hinsicht d. gleiche wie i. Todesfall. K. Balthasar, Gesch. d. Armutsstreites i.
Franziskanerordon b. z. Konzil v. Vicnne, 1911.
* Novella 5, c. 5; 76. C. 10 (August.), C. XII, q. 1. C. 7 (Greg. I. a. 598),
C. XIX, .1.3. C. 2, X de testam. III, 26. V.Wolf v. (Manvcll. D. letztwilligen
Verfügungen n. gem. kirchl. Hecht (1900) 60 ff 257 ff".
' C. 2 4 f',, X de stat. monach 111, 35. ^ Trid. ^ess. XXV de regul. c. 2.
§ 188. Die professio religiosa und ihre AVirkungen. 409
Infolge des Gelübdes der Keuschheit ist jede Verfehlung gegen
das sechste Gebot nicht bloß Sünde bzw. Sakrileg (sacrilegium carnale),
sondern auch strafbar. Jedes Eheverlöbnis und jede Eheeingehung
ist null und nichtig. Der Versuch zur Eheschließung zieht ipso facto
die dem Bischof reservierte Exkommunikation und unter Umständen
die Irregularität nach sich^.
Zum Schutze dieses Gelübdes dient besonders die Klausur. Bei
Männerorden besteht dieselbe darin, daß der Mönch nur aus triftigem
Grunde, mit Erlaubnis des Obern und in Begleitung eines Genossen
das Kloster verlassen -, sodann daß eine Frau gar nicht und ein Mann
nur aus gutem Grunde und nicht zu lang das Kloster oder bestimmte
Käume desselben (Klausur im engeren Sinne) betreten darf. Außer
arbiträren Strafen hat der Eintritt und die Zulassung von Personen
weiblichen Geschlechts die dem Papste reservierte Exkommunikation
der Schuldigen im Gefolge 3. Viel strenger ist begründeterweise die
Klausur in den Frauenklöstern. Nonnen dürfen ihre Klausur nur in
den dringendsten Fällen und wo möglich nur mit schriftlicher Erlaubnis
des Bischofs verlassen ; andernfalls verfallen sie der dem Papste re-
servierten Exkommunikation. Die gleiche Strafe trifft alle Personen,
wessen Standes oder Geschlechtes sie seien, die ohne schriftliche Er-
laubnis des Bischofs die Klausur eines Nonnenklosters betreten oder
betreten lassen *, ausgenommen den Bischof oder Ordensprälaten samt
^ C. im. in VI*" de voto III, 15. „Apostolicae Sedis moderationi" v. 12. Okt.
1869. HI 1. Vgl. Bd I, S. 226 269: ob. S. 161.
2 Trid. sess. XXV de regul. c. 4. Klem. VIIL, „Nullus omnino" v. 25. Juli
1599. § 17 ff.
' C. 1-2 (Conc. Chalced. a. 451, c. 4), C. XVI, q. 1. C. 7, X de off. jud. ord.
I, öl. C. 1, § 5 in Clem. de stat. monach. III, 10. Pias V., „Regularium" v.
24. Okt. 1566; ,Decet" v. 16. Juli 1570. Greg. XIII., „Ubi giatiae" v. 13. Juni
1575. Bened XIV., „Regularis disciplinae'' v. 3. Jan. 1742. „Apostolicae Sedis
moderationi'* v. 12. Okt. 1869. II 7. S. C. de Relig. 29. Dez. 1909 (Acta Ap. Sedis
II [lOlOj 62ffj. Alt. Lit. b. Scherer, KR. II 772". Gewohnheitsrechtl. gilt
d. Verbot nicht f. d. Landesherrin u. große Wohltäterinnen. B. Dolhagaray, La loi
de la cloture dans les couvents d'hommes (Rev. d. scienc. eccles. LXXV [1897] 230 ff).
* C. 8, X de vita et honest, der. III, 1. C. im. in VI'« de .stat. regul. III, 16.
0. 2 in Clem. de stat. monach. III, 10. Trid. sess. XXV de regul. c. 5. Pius V.,
.Circa" v. 29. Mai 1566; „Decori" v. 1. Febr. 1570. Greg. XIII., „Ubi gratiae"
V. 13. Juni 1575; „Dubiis" v. 23. Dez. 1581. Paul V., .Monialium" v. 10. Juli
1612. Bened. XIV., „Cum .sacrarunr v. I.Juni 1741; ^Salutare" v. 3. Jan. 1742.
„Apostolicae Sedis moderationi'* v. 12. Okt. 1869. II 6. Diese u. andere einschläg.
päpstl. Konstitutionen sind zusammengestellt b. Richter -Seh u Ite , Conc. Trid.
590 f. Als Notfälle, i. den. d. Nonnen a. o. bischöfl. Erlaubnis d. Kloster ver-
lassen dürfen, gibt Pins V. i. ^Decori" an: Brand, Aussatz u. Epidemie. D. darf
410 ^V- Ijiicli. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationen.
ihrer Begleitung zum Zwecke der Visitation oder der Wahl der
Klostervorsteherin i, den Beichtvater oder einen andern Geistlichen be-
hufs Spendung der Krankenkommunion und des Viatikums -, den Arzt
und die Handwerksleute ^. Soll in dem Kloster Unterricht erteilt oder
sollen Zöglinge aufgenommen werden, so ist päpstliche Erlaubnis nötigt.
Das Sprechen mit einer Nonne am Sprachgitter kann auch nur nach
den Ordensstatuten geschehen, und Mönche dürfen ohne schriftliche
Erlaubnis des Bischofs überhaupt mit keiner Nonne sprechen^.
Was dann das schwerste Gelübde, das des Gehorsams, betrifft,
so besteht dasselbe in der vollständigen Unterordnung des eigenen
Willens unter den des Obern. Doch ist der Gehorsam kein absoluter.
Er ist nicht zu leisten gegen die Gesetze der Moral ^ und die all-
gemeinen Kirchengesetze, auch nicht gegen die Ordensregel ; vielmehr
hat der Professe dieselbe pflichtmäfaig zu befolgen. Die Regeln be-
zeichnen aber vielfach im Interesse der Ruhe der Gewissen und zur
Vermeiduns; eines unerträislichen und schädlichen Risorismus eine Über-
docli wohl a. analoge Fälle ausgedehnt werden. Weg. d. päpstl. Erlasse hierüb.
nennt man diese Klausur d. päpstliche z, Unterschied v. d. bischöfl. i. d. Kon-
gregationen. La cloture papale (Anal. jur. pontif. III [1858] 423 ff; V [1S61]
f.l3ff). Üb. d. Klausur d. Nonnen (A. f. k. KR. XLVH [1882J 218 ff). B. Dol-
hagaray, La cloture religieuse (Rev. d. scienc. eccles. LXXIV [1896] 2cS9 ff).
J. B. ^erreres, La clausura de las religiosas (Razon y Fe Xll [1905] 102 ff).
K. M. Rhallis, D. Klosterklausur n. griech. KR. (Festschrift f. Friedberg [1908]
115 ff). A. M.'J'fJ. /. /.r^ . llzpl ro'3 6.ßdzn'i z(7)> /j.o'yo.rrzr^oiw^ xara ro fjr/.on» r/^c ooi'fo-
oo^O'J Ai'aro/.iy./^^ i/.y.hr^aia.z. 1908.
' C. 2 in Clem. de stat. monach. 111, 10. S. C. Conc. 29. Nov. 1710. Richter-
Schulte, Conc. Trid. p. 404, n. 8. S. C. Ep. et Reg. 6. Juni 1601: 2. März 1855.
Es dürfen d. Bischof od. Ordensprälaten zwei alt. Geistliche als 8krutatoren be-
gleiten. S. C. de Relig. 27. Aug. 1910 (Acta Ap. Sedis II [1910] 7">2).
2 S. C. Ep. et Reg. 10. März 1577; 4. Sept. 1590: 26. Nov. 1906. Alex. VII.,
„Felici" V. 20. Okt. 1064. Ebenso zwecks Spendung d Kommunion a. kranke
Schwestern devotionis causa. S. C. de Relig. 1. Sept. 1912 (Acta Ap. Sedis IV
[1912] 625 f).
^ Wie Handwerksleute z. Zweck d. Beerdigung, so dürfen a. mehrere (.ieistliche
z. Abhaltung d. Totenoftiz. d. Klausur betreten. S. C. Ep. et Reg. 24. April 1903
(A. f. k. KR. LXXXIV [1904] 133 11): 12. Nov. 1904 (Acta S. Sedis XXXVII
[1904/05] 441 f). Üb. d. Landesfürsten vgl. S. 409, A. 3.
* S. C. de Prop. Fide 16. Nov. 1870. S. C. Ep. et Reg. IG. Juli lb84. Anders,
wenn d. Orden schon stiftungsgemäfs f. Unterricht u. Erziehung d. weibl. Jugend
bestimmt ist. Dekret d. Kardinalvikars v. 17. Aug. 1906 (.\cta S. Sedis XXXIX
[19061 577 f).
^ S. C. Ep. et Reg. 20. Nov. 1623. Die Erlaubnis soll nur viernuil i. .'alire
u. nur Verwandten innerh. d. zweiten Grades gogobon werden.
*■' Ib. (1. Sinn V. „obljgare ad peccatnm" : B. Duhr, .lesuitenfabeln * (1904) 51.'>ff.
§ 188. Die professio religiosa und ihre Wirkungen. 411
tretung in leichteren Dingen nicht als Verletzung des Grehorsams-
gelübdes selbst, verpflichten also nicht unter Sünde, sondern nur zur
Übernahme einer dadurch verwirkten Strafe, aber hierzu im Gewissen :
leges mere poenales ^ '
Wie in andern bereits bemerkten Punkten -, so stimmen auch hinsichtlich
der professio religiosa und ihrer Wirkungen die staatlichen Gesetze vielfach
nicht mit den kirchlichen überein, ja stehen zum Teil im geraden Gegensatz
zu ihnen. So anerkennen sie vielfach gar keine professio religiosa für ihr Ge-
biet, sondern nur einfache Gelübde. Daher hat die Kirche in manchen Ländern
wenigstens für einzelne Orden und Länder die Ablegung von nur einfachen
Gelübden angeordnet ^ Was die einzelnen Gelübde betrifft, so hat das votum
obedientiae keine zivilrechtliche Wirkung. Das votum sollemne castitatis bildet
nach dem BGB. kein trennendes Ehehindernis, löst auch kein matrimonium
ratum sed non consummatum auf*. Ganz besonders aber sind die beiderseitigen
Bestimmungen verschieden hinsichtlich des votum paupertatis. Hier bestehen
vielfach für den Orden und dessen Glieder staatliche Amortisationsgesetze,
wonach dieselben das Vermögen des Professen gar nicht oder nur zum Teil
erhalten, der Professe als tot gilt, so daß er nichts, weder für sich noch für
das Kloster, erwerben oder erben kann '". Oder aber wird — was heute das Ge-
wöhnliche ist und so auch nach dem BGB. — der Professe vermögensrechtlich
ganz wie ein anderer Staatsbürger behandelt. Da gewährt dann die Kirche
dem Professen trotz des votum sollemne paupertatis wenigstens pro foro externo
den Erwerb und die Verwaltung des Vermögens entsprechend dem bürger-
lichen Gesetze ^.
Nach Art. 86 des EG. zum BGB. bleiben unberührt die landesgesetz-
lichen Vorschriften, welche den Erwerb von Rechten durch juristische Per-
sonen beschränken oder von staatlicher Genehmigung abhängig machen,
soweit diese Vorschriften Gegenstände im Werte von mehr als fünftausend
Mark betreffen. Ebenso bleiben nach Art. 87 unberührt die landesgesetz-
lichen Vorschriften, welche die Wirksamkeit von Schenkungen an Mitglieder
religiöser Orden oder ordensähnlicher Kongregationen von staatlicher Ge-
nehmigung abhängig machen. Unberührt bleiben die landesgesetzhchen Vor-
' Vgl. Bd I, S. 182 f. T. Haiusa. D. Schuldkapitel d. Ordenspersonen ^ 1912.
- Vgl. ob. S. 398 u. 403.
•^ So f. d. Nonnen i. Frankreich (S. C. Ep. et Reg. 31. Juli 1861). Belgien
(Ebd. 23. Aug. 1867). Vereinigte Staaten v. Nordamerika (Ehd. 30. Sept. 1S64;.
Friedberg, KR.^ 275'*. L'b. Württ.. wo d. Gelübde nur als widerruft, behandelt
werden: Vogt, Sammlung 258 394 f; Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde I 43.
* Vgl. ob. S. 98, A. 3: S. 162, A. 4: S. 230, A. 5.
^ So n. d. alten franz. u. deutsch. Recht u. n. d. preufi. Landrecht. Schwaben-
spiegel §§ 27 28. Sachsenspiegel I, Ai-t. 25. ALR. 2. Tl. Tit. 11, §§ 1199—1205.
« S. C. sup. neg. eccl. extraord. 31. Juli 1878. S. C. Ep. et Reg. 7. Mai 1883.
A. f. k. KR. LVII (1887» 195 f. Vgl. ob. S. 408, A. 2. F. Württ. vgl. Vogt a. a. 0.
9.bS 394 f.
412 I^ • Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationen.
schritten, nach welchen Mitglieder religiöser Orden oder ordensähnlicher Kon-
gregationen nur mit staatlicher Genehmigung von Todes wegen erwerben
können. Mitglieder solcher religiöser Orden, bei denen die Gelübde auf Lebens-
zeit oder auf unbestimmte Zeit nicht abgelegt werden, unterliegen diesen
Vorschriften nicht K
Der Austritt aus dem Orden.
Quellenstellen ii. Lit. § 186. Weit. Lit. b. Scherer, KR. II 838. F. Ballay,
De transitu regularium (A. f k. KR. XXXV [1876J 896 ffj. B. Schmid, Wirkungen
d. Säkularisierung (Stud. u. Mitt, a. d. Bened.- u. Zisterz. -Orden Jahrg. VI [1835].
Bd II 233 fi'). Ders., Laisierung d. Ordenspersonen (Ebd. Jahrg VII [1886],
Bdl 304 ffj. Ders., Ausschheßung a. d. Ordensstande (Ebd. Jahrg. VII [1886],
Bd II 255ff). Ders., Übertritt i. e. and. Orden (Ebd. Jahrg. VIII [1887] 18 ff).
N. Nilles, De dispensationibus in sollenmi religiöse castitatis voto concessis (A. f.
k. KR. LXI [IS89] 329 ff). Alojsius v. Parma, De saecularizatis et saeculari-
zandis instructio (Anal.eccles.il [1894] 412 ff). A. Pille t, Une question actuelle :
De la secularisation des religieux (Rev. d. scienc. eccles., dec. 1901). M. Touche t,
La secularisation des congreganistes devant le droit canon.. 1903. A. Achard,
La secularisation des religieux d'apres la loi et la jurisprudence ^, 1907. Weit. Lit.
ob. S. 897, A. 6.
Der Austritt aus dem Orden kann geschehen:
1. durch Annullation der Gelübde. Wenn eine der im gemeinen
Kecht oder in der speziellen Ordensregel vorgeschriebenen wesent-
lichen Bedingungen beim Eintritt in den Orden nicht erfüllt war, so
kann der Professe oder dessen Eltern oder das Kloster eine Annulla-
tion der Gelübde beantragen beim Obern und beim Diözesanbischof
innerhalb von fünf Jahren, vom Tage der feierlichen Profelsleistung
an gerechnet 2. Nach Ablauf von fünf Jahren kann der Professe die
Annullation nur noch beantragen, wenn er restitutio in integrum er-
langt hat, und diese kann vom Apostolischen Stuhle nur gewährt
' Z. d. eingangs vermerkt. Lit. üb. d. i. d. einz. Staaten hierüb. besteh,
(lesetze vgl. noch: F. Sentis, D. Stellung d. religiös. Orden unt. d. Herrschaft
d. franz. u. and. verwandten Gesetzgebungen (A. f. k. KR. XIV [1866] 344 ff).
W. Kahl, D. deutschen Aniortisationsgesctze, 1879. F. Forsch, D. Rechtsfähigkeit
d. Ordensleute n. preuß. Landreclit b. feierl. u. einfach. Ordensgelübden (A. f. k.
KR. LXIll [1^90J 465 ff). F. Württ. vgl. Vogt a. a. 0. 258 394 f. Vgl. a. unt.
Jj 193. F. Österr. siehe: Vering, KR.» 959 f; Seh er er, KR. II 833. Z. Ganzen
vd. noch: R i c h ter- Do ve- K a h 1 , KH. 1241 f; Friedberg. KR.« 277 ff.
^ Trid. sess. XXV de regul. c. 19. li. Nonnen ist <1 Klage b. I5is*hof allein,
wenn sie ab. exemt sind, b. Orden.sobern anzubringen. — D. Professe, welch, d. Kloster
willkürl. verläfit, kann erst n. Rückkehr i. d. Kloster d. Antrag a. Annullation
stellen.
§ 189. Der Austritt aus dem Orden. 413
werden, wenn nachgewiesen wird, dat; während der fünf Jahre aus
gesetzmäßigem Grunde nicht reklamiert werden konnte und die Nul-
lität der Gelübde klar vorliegt 1. Das Verfahren ist ganz ähnlich dem
bei der Annullation der Ehe, indem hier ein defensor professionis
funktioniert-. Mit der Xichtigkeitssentenz fallen alle Wirkungen der
professio weg"^:
2. durch Dispensation. Aus gewichtigen, namentlich im Interesse
des öffentlichen Wohles gelegenen Gründen kann durch den Papst
Dispens vom Gelübde erfolgen gegen Auferlegung von frommen Werken
und mit der Bedingung, daß das Gelübde der Keuschheit beim Tode
des Gatten wieder auflebt*. Solche Dispens pflegt auch dann ein-
geholt zu werden, wenn die Gründe, die für Nichtigkeit der professio
sprechen, nicht ganz unzweifelhaft sind^:
3. durch Übertritt in einen andern Orden. In einen strengeren
Orden kann der Professe an sich licite und valide ohne Beschränkung
treten^. Allein sachgemäß hat er doch den Obern um Erlaubnis zu
bitten, welche dieser nur geben kann, wenn er weiß, daß der andere
Orden den Petenten aufnimmt'. W^ürde die Erlaubnis verweigert,
so könnte der Übertritt auch so geschehen, wenn der andere Orden
entschieden strenger ist. Da dies aber zweifelhaft sein kann, so hat
hier der Obere oder Bischof zu entscheiden. Aus diesem und aus andern
Gründen hat sich die Praxis gebildet, daß bei jedem Übertritt der
Apostolische Stuhl angegangen wird^. In jedem Fall muß dies beim
Übertritt von Nonnen in ein anderes Kloster geschehen wegen Aus-
tritts aus der Klausur ^. Der Übertritt in einen gleich strengen Orden
• S. C. Ep. et Reg. 15. Nov. 1653; 16. Jan. 1683; 22. Mai 1687. Richter-
Schulte, Conc. Trid. 423 ff.
- Ben ed. XIV., ,Si datam" v. 4. März 174S. R i c hter-Scliul t e a. a. 0.
6oD ff. A. hier sind zwei gleichförm. Erkenntnisse notwendig. Wenn s. d. Sentenz
d. Bischofs u. d. Ordensobern widersprechen, devolviert d. Sache n. Rom : überhaupt
werden derartige Angelegenheiten heute vielfach i. d ersten Instanz schon n. Rom
gebracht.
'^ Reg. jur. in VI^- 42.
• C. 5, Extrav. comm. de poenit. V, 9.
^ S. C. Ep. et Reg. 23. Jan. 1864: 6. Febr. 1874. M. Priimmer. Kann d.
Papst i. d. feierl. Ordensgelübden dispensieren? (Jb. f. Phil. u. spekul. Theol. XXII
[1907] 55 ff).
" C. 18, X de regul. Ilh 31. Ob. S. 290.
• S. C. Conc. 21. Sept. 1624. § 3. Richter-Sch ul te a. a. 0. 4:^3.
"* S. C. Ep. et Reg. 22. April 1796. S. C. sup. stat. Reg. 29. Mai 1857.
^ Pius V., „Decori" v. 1. Febr. 1570. Bened. XIV., „Pastor bonus'' v.
13. April 1744. § 36. Päpstl. Erlaubnis ist o. weiteres nötig b. Übertritt e.
414: ^^^- Buch. D. Veiwalt. d. Kirche. 3. Abschn 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationen.
darf nur mit Genehmigung des Obern geschehen. Auch hier pflegt
lieute der Papst um Erlaubnis ersucht zu werden ^ In einen leichteren
Orden überzutreten, ist vom Tridentinum verboten worden, kann aber
vom Papst gestattet werden 2;
4. durch Säkularisation. Diese besteht darin, daß dem Professen
vom Apostolischen Stuhle aus guten Gründen für immer oder zeit-
weilig Befreiung von den Pflichten gegen den Orden als solchen, die
Ablegung der Ordensgewandung und das Leben in der Welt gestattet
wird , daü aber die wesentlichen Profeßpflichten , die drei Gelübde
bleiben. Anstatt dem Ordensobern hat der Profeß nunmehr dem
Bischof vi voti Gehorsam zu leisten^. Ohne päpstlichen Indult kann
derselbe kein Vermögen besitzen, über Erworbenes nicht testieren*,
kein Säkularbenefiz erhaltend Für den Unterhalt muß in der Weise
gesorgt sein, daß der Professe nachweist, daß sich ein Bischof bereit
erklärt hat, ihn in seinen Klerus aufzunehmen, und daß die sustentatio
congrua durch Gewährung eines Ordinationstitels sichergestellt ist.
Andernfalls hat ihm das Kloster ein peculium oder eine Pension zu
gewähren <^. Ehe solches sichergestellt ist, darf der Ordensmann sein
Kloster unter Strafe der Suspension nicht verlassen"^;
Ordensprälaten (c. 18, X de reguJ. III, 31) u. e. ganz. Konvents (c. 3, X de stat.
monach. III, 35).
' Bened. XIV., .Pastor bonus'' v. 13. April 1744. § 34ff.
2 Sess. XXV de regul. c. 19. Bened. XIV. a. a. 0. § 34 tl". Jeder Über-
getretene muß d. Noviziat durchinaclien u. dann o. d. vota simpl. d. Profeß ab-
legen, woz. er Dimissorien u. Testimonialien s. bisherigen Ordensobern beizubringen
liat. S. C. Ep. et Pi,eg. 25. Jan. 1884. Ob. S. 402. Wenn es nicht z. professio
kommt, so hat d. Übergetretene wieder z. seinem Orden zurückzukehren u. v. diesem
aufgenommen z. werden. — A. manchen Orden darf nur i. bestimmte andere über-
getreten werden, so a. d. Mendikantenorden nur z, d. Kartäusern. C. 1, Extra v.
comm. de regul. III, 8. — D. Jesuitengeneral kann unbeschränkt d. Übertritt i. was
immer f. e. Orden gestatten. Greg. XIII., „Cum alias" v. 22. Sept. 1582.
5 S. C. sup. discipl. Kegul. 16. Aug. 1898 (A. f. k. KR. LXXXI [1901] 132 fi.
D. a. b. nur vorübergeh. Aufenthalt außerh. d. Klosters. S. C. de Relig. 1. Sept. 1912
(Acta Ap. Sedis IV [1912] 627 f).
* Greg. XIII., „Officii"' v. 21. Jan. 1577. S. C. Ep. et Reg. 4. Jan. 1862.
D. Erworbene fällt a. d. Orden od. d. Camera Apostolica. D. Einforderung ist ab
heute staatl. unzulässig.
* S. C. Ep. et Reg. 2. Sept. 1870. S. C. sup. discipl. Regul. 31. Jan. 1899;
21. Febr. 1899 (A. f. k. KR. LXXXI [1901] 133 f ). S. C. de Relig. 15. Juni 1909
(Acta Ap. Sedis 1 [1909] 523). I. lotztangef. Dekret «ind noch weit. Inhabilitäten^
aufgeführt, z. B. z. Lehramt u. z. Visitation i. Orden.
« S. C. Ep. et Reg. 20. März 1868.
' S. C. Ep. et Reg. 4. Nov. 1892; 20. Nov. 1895. S. C. sup. discipl. Regul.
16. Aug. 1898 (A. f. k. KR. LXXXI [1901] 132 f). — F. Nonnen m. feierl. Gclübd<"n
dürfte schwer Säkularisation gewährt werden.
§ 189. Der Austritt aus dem Orden. 415
5. durch Ausstoßung. Sie kann nur stattfinden bei beharrlicher
Unverbesserlichkeit nach genau normiertem Verfahren^. Der Aus-
gestoßene hat die geistliche Kleidung zu tragen, ist aber von der
Ausübung des Ordo ipso facto suspendiert, bis der Apostolische Stuhl
ihn dispensiert, nachdem er einen Bischof gefunden hat, der ihn auf-
nimmt und für seinen Unterhalt sorgt-. Auch bleibt er an seine
Gelübde gebunden. Doch kann er die zu seinem Unterhalt nötigen
zeitlichen Güter erwerben und verwalten, nicht aber über sie letzt-
willig verfügen '^. Gehorsam hat er dem Bischof zu leisten ^. Wenn
dieser die Besserung durch litterae testimoniales bezeugt, so hat das
Kloster den Ausgestoßenen, wofern er darum nachsucht, wieder auf-
zunehmen ^.
6. Wer willkürlich aus dem Kloster entweicht, um nimmer wieder-
zukehren, ist Apostat (apostasia a religione). Von diesem unter-
scheidet sich der fugitivus durch die Absicht, zurückkommen zu wollen.
Der Apostat verliert, abgesehen von andern in der Regel bestimmten
Strafen, falls er das Ordenskleid ablegt, die Ordensprivilegien 0, auch
ist er nach den meisten Ordensregeln ipso facto exkommuniziert''.
' C. 10, X de M. et 0. 1, 33. C. 8, X de stat. monach. III, 35. C. 7, X ne
der. vel. mon. III, 50. S. C. Conc. 21. Sept. 1624. § 6 ff (Richter-Schulte,
Conc. Trid. 433 f) ; 24. Juli 1694. Leo XIIL, .Audis" v. 4. Nov. 1892. D. Verfahren
ist neu geregelt d. Dekret d. S. C. de Relig. v. 16. Mai 1911 (Acta Ap. Sedis II
[1910] 141 ff). J. Linneborn, D. Ausweisung u. Entlassung d. Ordenspersonen
a. d. Orden n. d. Dekr. d. S. C. de Relig. „Quum singulae-* v. 16. Mai 1911 (Theol.
U.Glaube III [1911] 489 ff). F.Heiner, D. Prozefsverfahren bezügl. d. Ausstoßung
od. Entlassung d. Religiösen a. d. Orden u. d. religiösen Instituten (A. f. k. KR.
XCI [1911] 681 ff). A. Villien, La procedure canonique pour l'expulsiou des
religieux (Canoniste cont. XXXV [1912] 537 ff).
2 S. C. Conc. 2L Sept. 1624. § 10. .Apostolicae Sedis moderationi" v. 12. Okt.
1869. V 5. Leo XIII, „Auctis** v. 4. Nov. 1892. S. C. Ep. et Reg. 20. Nov. 1895.
^ Klösterlicherseits besteht keine Alimentationspflicht. Alinientationsklage e.
eutlass. Nonne geg. d. Kloster (A. f. k. KR. LXXXVIII [1908] 488 ff). — Üb. d.
Erworbene ob. S. 414, A. 4.
* S. C. Conc. 21. Sept. 1624. § 7.
^ C. 24, X de regul. III, 31. S. C. Conc. 21. Sept. 1624. § 11. Es soll ab. d.
C. Conc. daz. d. Erlaubnis geben. Dekret ders. v. 25. April 1895. — Nonnen werden
nicht ausgestoßen, sondern strafweise versetzt. Was d. mittelalterl. Recht (c. 40,
X de simon. V, 3) üb. d. immuratio ((iefangensetzung) schuldiger Nonnen verordnete,
läßt s. b. d. heute gelt. Staatsgesetzen nicht mehr durchführen. S. C. Ep. et Reg.
29. März 1889: Ad 18. Vgl. ob. S. 368, A. 6.
^' Trid. sess. XXV de regul. c. 19. Üb. etwaiges Vermögen desselben: Greg. XIII.
a. a. 0 ; Pius IX. v. 4. Jan. 1862.
" C. 2 in Vl^'' ne der. vel. mon. III, 24. Ben ed. XIV., „Pastor bonus" v.
13. April 1744. § 33.
416 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschu. 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationen.
Für die fugitivi bestehen ebenfalls Strafbestimmungen in den einzelnen
Ordensregeln. Auch sie verfallen unter besonders schweren Umständen
der Exkommunikation ^
§ 190.
Die Verfassung und Verwaltung der Orden.
Quellenstellen u. Lit. § 186. Weit. Lit. b. Seh er er, KR. 11 753. A. Tam-
burini, De jure abbatum et praelatorum tarn regul. quam saecul., Rom. 1629.
Erschien später unt. d. Titel: De jure et privil. abbatum, praelat., abbatiss. et
monial., Colon. 1691. K. Würzfeld, De jure et jurisdict. abbatum, Wirceb. 1736.
Janitsch, Abhandlung üb. d. Pflichten u. Rechte d. Äbte, St Polten 179'-5.
2. Aufl.: De jurib. abbatum, Vienn. 1820. — A. M. Micheletti, De superiore
communitatum religiosarum, 1911. Th. Kl in da, Tract.de abbatibus et praepositis
titularibus, 1911.
I. In den selbständigen Klöstern der alten Orden steht an der
Spitze der Abt (abbas) oder die Äbtissin (abbatissa) 2. Seit dem 10. Jahr-
hundert traten die einzeln zu sehr isolierten Klöster zu Kongrega-
tionen zusammen, und es wurde ihnen und allen Orden vorgeschrieben,
daß sich die Abte und Prioren (priores conventuales) alle drei Jahre
nach Provinzen und Ländern zu einem Generalkapitel versammeln
sollten, um über die gemeinsamen Angelegenheiten zu beraten und
Präsidenten oder Visitatoren zu wählen^. Über den Benediktinern
insgesamt stand früher der Abt des Stammklosters Monte Cassino als
abbas abbatum. Heute ist abbas primas der schwarzen Benediktiner
der Abt des Collegium Anselmianum in Rom*.
i
' C. 2 in VP" ne der. vel. mon. 111, 24. C. 1. )$ -^ in Clem. de stat. monach.
III, 10. C. 2, Extrav. comm. de regul. III. 8. — Kerkerstrafen (c. 5. X de apost.
V, 9) sind heute d. d. Staatsgesetze verboten. Vgl. ob. S. 869 f. I. Silbernagl,
D. Strafverfahren b. d. bayr, Benediktinerkongregation (A. f. k. KR LXXVII 1887]
273 fl"). A. Sasse, D. Straf- od. Kriminalprozeß i. Franziskanerorden (D. Z. f. KR.
XXIIl [1913] 212 ff). — A. d. Vermögensrecht!. Stellung d. a. d. Kloster irgendwie
Ausgeschiedenen ist staatl. anders. Vgl: S. 415, A. 3 6: Scherer, KR. 11 8ö^". ;
M e u r e r , D. kath. Ordenswesen 43 ff.
2 C. 2 3 5 (fJreg. L), C. XVIII, q. 2. V. d. abbates reguläres sind z. unter-
scheiden d. abbates saeculares, commendatarii, laici. F. Chamard, Les abbes au
moyen-äge (Rev. d. qucst. bist. XXXVIll [1885] 71 tf). Hergen röth er- Ho 1 1-
weck, KR. 377'-'.
' C. 7, X de stat. monach. III, 35. Trid. sess. XXV de regul. c. ^^. Ablu'V,
De capitulo generali, 189G. U. lierliöre, Les chapitres generaux de l'ordre de
St B^noit au moyen-age (Rev. bened. XVIIl [19(il| 364 ff). Werrainghoff.
Verfassungsgschte « 27=«. Vgl. ob. S. 391.
* Leo XIIL, .Summum" v. 12. Juli 1893. S. C. Ep. et Reg. 16. Sept. l>9o
(A. f k. KR. LXX [1893] 304 ff). Lnt. e. Erzabt versteht man d Abt. d. s. als
Vorstand d. Mutterkloster.s iib, d. Tocliterklöstcr gewisse Rechte gewahrt hat.
§ 190. Die Verfassung und Verwaltung der Orden. 4X7
Bei den Mendikanten, den verwandten Orden und den Jesuiten
steht an der Spitze jedes Klosters ein Oberer (prior, praepositus,
rector, guardianus, superior, praesidens). Mehrere Klöster selbst wieder
sind zu einer Provinz vereinigt, an deren Spitze ein minister pro-
vincialis, der Provinzial, steht. Das Ganze aber untersteht dem General
(minister generalis), der meist in Rom residierte Die Kapitel sind
hier die Versammlungen der Lokalsuperioren und ausgewählter, her-
vorragender Professen, welche vom Provinzial oder General als Pro-
vinzial- und Generalkapitel periodisch oder nach Bedürfnis zusammen-
gerufen werden -. Der Ordensdisziplin dienen auch hier die Visitationen
durch den Provinzial und General 3.
Alle Orden sollen in Rom zur Vertretung ihrer Interessen neben
dem General noch Generalprokuratoren haben*. Überdies ernennt
der Papst schon seit dem Mittelalter Kardinäle zu Protektoren der
einzelnen Orden, damit sie die allgemeinen Interessen des ihnen an-
vertrauten Ordens wahrnehmen ^.
In den alten Orden geschieht die Wahl ^ des Klostervorstandes oder
des Abtes durch die Professen ^, die wenigstens Subdiakone sein müssen ^,
in kanonischer Weise, d. h. geheim und mit absoluter Stimmenmehr-
heit^, entweder auf Lebensdauer oder nur auf bestimmte Zeit. Bei
Klöstern, deren Einkommen die Summe von zweihundert Goldgulden
übersteigt, steht die Ernennung der Ordensobern dem Papste zu ^^^
* „Minister" als Ausdruck d. Demut.
2 Vgl. z. B. B. M. Reichert, Acta capitulorum generalium Ord. Praedicatorum,
1838 ff.
3 Trid. sess. XXV de regul. c. 18 20.
* D. einzelnen Orden sollen i. Rom a. e. Prokuraturliaus, z, mindesten e. Hospiz
haben. Pius VII. v. 22. Aug. 1814.
^ Sägmüller, D. Tätigk. u. Stell, d. Kard. 112.
ö C. 2 3 (Greg. I.) , C. XVIII , q. 2. Ursprüngl. setzte d. Bischof d. Abt e.
Nov. 9, c. 9. Ab. schon Justinian ordnete Wahl a. Nov. 123, c. 34.
" C. 1 47, X de elect. I, 6. Nachd. es allmähl. Gebrauch geworden war, daß d.
Mehrzahl d. Mönche d. Priesterweihe empfing, unterschied man zw. professi (Kleriker)
u. conversi (Laien). A. i. d. Frauenorden u. Frauenkongregationen unterscheidet
man vielfach Chor- u. Laienschwestern. Scher er, KR. II 829 '^^
^ C. 2 in Clem. de aet. et qualit. 1, 6. Trid. sess. XXII de ref. c. 4.
^ C. 42, X de elect. I, 6. Trid. sess. XXV de regul. c. 6. Statutar. kann a.
e Zweidrittelmajorität gefordert sein , namentl. b. e. Wiederwahl. Z. solcher ist,
wenn d. päpstl. approb. Regel nicht anders bestimmt, päpstl. Dispens nötig.
Greg. XIII., „Exposcit" v. 1. Jan. 1583. S. C. Ep. et Reg. 22. Mai 1896; 4. Mai
1901. Vgl. Bd I, S. 336 ff.
^° Reg. Cancell. n. 2. Diese Kanzleiregel fand ab. i. d. meist. Ländern keine
Aufnahme. A. deren Stelle trat vielfach d, landesherrl. Nomination. Vgl. Bd I,
S. 332 ff.
Sägiuüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts, n. 3. Aufl. 27
418 I^ • Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationen.
Wählbar ist nur, wer ehelicher Geburt ^ volle vierundzwanzig Jahre
alt-, Priester und Professe^, nicht irregulär, exkommuniziert, suspen-
diert, interdiziert oder sonst wegen Vergehens durch das Recht aus-
geschlossen ist*.
Die Vorsteherinnen der weiblichen Klöster oder die Äbtissinnen
werden unter Intervention des Bischofs, oder des Ordensobern, von
den Professen in geheimer Abstimmung mit Zweidrittelmajorität auf
drei oder sechs oder mehr Jahre oder auf Lebensdauer gewählt
Die Gewählte muß professa, ehelicher Herkunft, gänzlich ehelos und
mindestens vierzig Jahre alt sowie wenigstens seit acht Jahren in
dem betreffenden Orden sein. Ist keine solche Klostierfrau da, oder
kann solche aus keinem andern Kloster genommen werden, so ge-
nügen auch dreißig Lebens- und fünf Klosterjahre ^.
Der oder die Gewählte wird dann vom Bischof oder Erzabt oder
Generalabt oder bei exemten Klöstern vom Papst konfirmiert und
vom Bischof binnen Jahresfrist benediziert 6.
1 C. 20, X de elect. I, 6. C. 1, X de filiis presbyt. I, 17. Vgl. Bd I, S. 316:
ob. S. 401, A. 2.
2 C. 7, X de elect. I, 6. C. 1, § 7 in Clem. de stat. monach. III, 10.
3 C. 1, X de aet. et qualit. I, 14. C. 13 27 37 38 49, X de elect. I, 6. Trid.
sess. XXV de regul. c. 21.
* C. 8, X de consuet. I, 4. C. 16, X de elect. I, 6. Vgl. a. Bd I, S. 336 ; ob. S. 359. —
Würde d. Gewählten e. d. erforderl. Eigenschaften abgehen, so müßte Postulation
eintreten. C. 13 27, X de elect. I, 6. C. un. Extrav. comm. de postiil. I, 2. Vgl. Bd 1,
S. 340. — I. Österr. ist, u. d. landesherrl. Veto geg. e. persona minus grata auszuüben,
etwa a. e. staatl. Kommissär b. d. Walil anwesend. Verordnung v. 3. Aug. 1857.
Seh er er, KR. II 793 i"^. Haring, KR. 745. — F. Bayern vgl. Hergenr ö ther-
Hollweck, KR. 395 M Ph- Schneider, D. Mettener Abtswahl (A. f. k. KR.
LXXX VI [1906] 429 ff 798 ff). H. Le vy-Bruh 1, Etudes sur las ölections abbatiales
en France, 1914 ff. Üb. Abtswahlen vor u. währ. d. Investiturstreites Bd I, S. 328,
A. 2; S. 329, A. 3. H. Claus, Untersuchung d. Wahlprivilegien d. deutsch.
Könige u. Kaiser f. d. Klöster v. ihr. erstmal. Verleihung b z. Jahre 1024, 1911.
•'• C. 43, § 1 in Vit" de elect. I, 6. Trid. sess. XXV de regul. c. 7. S. C. Conc.
25. März 1616; 27. April 1830. S. C. Ep. et Reg. 29. Jan. 1585; 26. Aug. 1616.
Richter- Schulte, Conc. Trid. 409 f. Greg. XIU., „Exposcit debitum" v.
1. Jan. 1583. Greg. XV., Jnscrutabili" v. 5. Febr. 1622. S. C. de Relig. 3. Juni
1910 (Acta Ap. Sedis 11 [1910] 483). D. Zweidrittelmajorität kann a. d. Akzeü
liergestellt werden. Kommt keine Wahl z. stände, so ernennt d. Bischof bzw. d.
Ordensobere d. Äbtissin. Üb. Wiederwahl ob. S. 417, A. 9. S. C Ep. et Reg.
4. Mai 1901 (A. f. k. KR. LXXXU [1902] 346).
« C. 7, X de consuet 1, 4. C. 1, X de suppl. neglig. prael. I, 10. C. 44, X
de elect. I, 6. C. 14, X de M. et 0. I, 33. C. 2 in Clem. de stat. monach. III. 10.
l^ntif. Rom. tit. De bened. abbatis. Ben ed. XIII., „Commissi Nobis" v. 6. Mai
1725. Schneider, D. Mettener Abtswahl a. a. 0. 434 ff 798 ff. — üb. Gelobung
d. Obedienz Bd I, S. 286. Üb. Benediktion Bd I, S. 443; ob. S. 62.
§ 190. Die Verfassung und Verwaltung der Orden. 419
Bei den neueren Orden geschieht die Bestellung der Lokalobern
laut Ordensregel meist durch die Provinzialkapitel. Der Ordens-
pro vinzial sodann wird vom Provinzialkapitel und der Ordensgeneral
vom Generalkapitel in der Regel auf eine bestimmte Zahl von Jahren
gewählt. Bei den Jesuiten erfolgt die Bestellung aller Obern durch
den General. Dieser selber aber wird vom Generalkapitel auf Lebens-
dauer gewählt.
IL Der Klostervorstand ist Inhaber der Familiär- und Regierungs-
gewalt, wacht, unterstützt von selbstgewählten Gehilfen, namentlich
vom Prior 1, über die Disziplin, übt jure ordinario die Seelsorge über
alle Klosterinsassen aus 2, verhängt Strafen und Zensuren, wobei er
aber das Maß nicht überschreiten soll 2, bestimmt über Aufnahme von
^ C. 2, X de stat. monach. III, 35. V. prior claustralis ist z. unterscheiden d.
p. conventualis od. major, d. d, Abte rechtl. gleichstehende Vorstand e. z. Stamm-
kloster gehörigen Niederlassung ; sodann d. p. obedientialis, d. Vorst. e. z. Kloster
gehörigen Hofes. Auß. d. Prior kann d. Abt noch ernennen e. Subprior, Dekane,
e. cellerarius, oeconomus usw.
2 C. 16, X de regul. V, 31. C. 6, X de stat. monach. Ill, 85. C. 16, X de
excess. prael. V, 31. C. 1 in Clem. de privil. V, 7. C. 1, Extrav. comm. de
privil. V, 7. Trid. sess. XXV de regul. c. 11. Namentl. bestellen s. d. Beicht-
väter f. d. Klosterinsassen. Klem. VIII. 14. März 1608. C. S. Off. 5. Juli,
28. Aug. 1899. — D. Klostervorstände selbst sollen nicht beichthören auß. i. casibus
reservatis. — Ohne Not sollen d. Klosterinsassen e. Weltgeistl. nicht beichten.
S. C. Conc. 23. Sept. 1881. Decr. Poenit. v. U. Mai 1902 (A. f. k. KR. LXXXIII
[1903] 117 f). Ab. d. außerh. d. Klosters befindl. Ordenspersonen hört — d. Reser-
vate ausgenommen — jeder approb. Beichtvater gültig Beicht. Ben ed. XIV.,
„Quod communi" v. 30. März 1742. S. C. Ep. et Reg. 16. Sept. 1769; 27. Aug.
1852; 22. April 1872 (A. f. k. KR. LXXVIl [1897] 578j. Decr, Poenit. v. 7. Febr.
1901; 14. Mai 1902 (Ebd. LXXXIII [1903] 117f). G. Österle, Sind exemte
Ordensleute a. Reisen verpflichtet, b. ihr. sie begleitenden Mitbruder z. beichten?
(Theol.-prakt. Qsch. LXV [1912] 55 ffj. [Nein!] N. Dekret d. S. C. de Relig. v.
5. Aug. 1918 absolvieren alle approb. Beichtväter d. Ordensleute v. all. Sünden u.
Reservatfällen (Acta Ap. Sedis V [1913] 431). J. Linneborn, D. neue Ab-
solutionsbefugnis d. Beichtväter gegenüb. d. Ordensleuten (Theol. u. Glaube V
[1913] 799). M. Leitner, Üb. d. sakram. Absolution d. Ordenaleute (Theol.-
prakt. Monatsschrift XXIV [1913/14] 150 ff). — D. Äbte können a. Reservatfälle
aufstellen; ab. 0. Konsens d. Generalkapitels nicht mehr als elf herkömmliche.
Klem. VIIL, „Sanctissimus" v. 26. Mai 1593. Vgl. ob. S. 48 ff. St. Feichter,
D. Absolutions- u. Dispensationsgewalt d. prael. regul. (Theol.-prakt. Qsch. LIV
[1901] 770 ff).
3 C. 16 (Syn. v. Orleans a. 511, c. 21), C. XVIII, q. 2. C. 3 (Syn. v. Agde
a. 506, c. 27), C. XX, q. 4. C. 10, X de M. et 0. I, 33. C. 8, X de stat. monach.
lU, 35. Trid. sess. XXV de regul. c. 14. Geg. Übermaß i. d, Bestrafung steht
d. Recht d. Appellation z. C. 3 26, X de appellat. II, 28. S. C. Ep. et Reg.
29. März 1889 will keine Kerkerstrafen mehr angewandt wissen. VgL ob. S. 369f;
S. 415, A. 5; S. 416, A. 1.
27*
420 I^ • Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationen.
Novizen und Ordensmitgliedern sowie über das Klostervermögen, wo-
bei er aber an die Zustimmung des Konvents, d. h. der Professen,
gebunden ist ^. Auch kommen dem Abte gewisse Weihe- und Ehren-
rechte zu 2. Abte und andere Regularprälaten mit quasiepiskopaler
Jurisdiktion sind durch die Pontifikalinsignien ausgezeichnet^.
Die Frauenklöster standen naturgemäß von Anfang an unter der
Jurisdiktion des Bischofs *. Und darunter verblieben sie. Dieselbe ist
dann beschränkt, wenn das Frauenkloster etwa unter der Leitung
eines nach derselben oder ähnlicher Regel lebenden Männerklosters
sich befindet. Aber selbst in diesem Fall hat der Bischof die Klausur^
und die Vermögensverwaltung zu überwachen^. Der Bischof bestellt
auch für jedes Nonnenkloster den ordentlichen Beichtvater, und zwar
zunächst für drei Jahre ^, Soll dessen Befugnis auf weitere drei Jahre
prorogiert werden, so müssen zwei Drittel der Nonnen, und bei einem
weiteren Triennium alle zustimmen und die Erlaubnis der Congre-
^ C. 2, X de solut. III, 23. C. 1 in Clem. de reb. eccl. non alien. III, 4. D.
Schuldenmachen seit. d. Klöster u. d. Übernahme größerer Vermögensrecht!. Ver-
pflichtungen M-ill steuern d. Instruktion d. S. C. de Relig. v. 30. Juli 1909 (Acta
Ap. Sedis I [1909] 695 ff). Vgl. ob. S. 397, A. 1. Bezügl. Aufnahme v. Novizen u.
Ordensmitgliedern vgl. ob. S. 402 406. A. Leinz, D. Supernumerarier i. d. Klöstern
(A. f. k. KR. LXXIX [1899] 55 ff).
2 Üb. d. Ordinationsrechte vgl. Bd I, S. 202 ff. Üb. d. Präzedenz siehe Bd I,
S. 284. Ihr Titel ist „Reverendissimus". Nicht so b. d. Äbtissin. S. C. Ep. et
Reg. 30. Juli 1897.
^ Sie tragen Rin^ u. Brustkreuz u. haben a. d. Festtagen b. feierl. Zelebration
i. ihr. Klosterkirchen e. einf. Mitra (c. 6 in VI*° de privil. V, 7) u. e. Hirtenstab
m. velum. Dageg. kommt ihnen e. cathedra u. d. siebte Leuchter nicht z. C. S. Rit.
27. Sept. 1659; 20. Juli 1660. Th. Kl in da, Tractatus de abbatibus et praepositis
titularibus, quem agitata de usu pontificalium adumbravit etc., 1909. Üb. mittel-
alterl. Auszeichnungen d. Äbte vgl.: Seh er er, KR. II 735'^; Chamard, Les
abb^s usw. siehe ob. S. 416, A. 2; G. Schreiber, Kurie u. Kloster i. 12. Jhdt
I (1910) 152 ff.
* C. 11 (Stat. eccl. ant. c. 39), C. XVIIl, q. 2.
» Ob. S. 409 f.
«Greg. XV., .Inscrutabili" v. 5. Febr. 1622. §5. R i cht er-Schulte, Conc.
Trid. p. 539 f; p. 401, n. 13 ff.
7 Trid. sess. XXV de regul. c. 10. Greg. XV. a. a. 0. Klem. X., .Superna''
v. 21. Juni 1670. Ben ed. XIV., „Pastoralis" v. 5. Aug. 1748. Üb. d. drei Jahro :
S. C. Ep. et Reg. 4. März 1591; S. C. sup. stat. Reg. 29. Jan. 1847: 14. Febr.
1851. S. C. Ep. et Reg. 30. Sept. 1903 (A. f. k. KR. LXXXIV [1904] 137 f). D.
etwa V. Ordensobern aufgestellte Beichtvater bedarf jedenfalls d. bischöfl. Approbation.
Trid. sess. XXV de regul. c. 10. Greg. XV. a. a. 0. Vgl. ob. S. 45 ff. A. d. Nonnen
könn. jetzt v. jedem approb. Beichtvater absolviert worden. Ob. S. 419, A. 2. D. Beicht-
vater d. Nonnen soll ab. kein Mönch sein. S. C. Ep. et Reg. 1. Sept. 1905 (A. f.
k. KR. LXXXVl [1906] 150 fj.
§ 190. Die Verfassung und Verwaltung der Orden. 421
gatio negotiis Religiosorum Sodalium praeposita dazukommen ^ Außer-
dem ist den Nonnen für zwei- oder dreimal und noch öfter im Jahre
der auiserordentliche oder ein sonst gewünschter Beichtvater zuzuweisen
oder zu gestatten 2.
III. Trotz der weitgehenden Gewalt des Klostervorstandes stehen
die Klöster und deren Insassen, soweit sie nicht exemt sind, noch
in mancherlei Hinsicht unter dem Diözesanbischof, so z. B. bezüglich
der Feier der Sonn-, Fest- und Fasttage 3, der Prozessionen^, der
Approbation zum Beichthören der Weltleute ^, der Predigt außerhalb
* Klem. X., ^Superna" v. 21. Juni 1670. Ben ed. XIV., „Pastoralis" v.
5. Aug. 1748. S. C. Ep. et Reg. 29. Jan. 1847; 2. Sept. 1853; 6. Febr. 1872.
2 Trid. sess. XXV de regul. c. 10. Ben ed. XIV. a. a. 0. S. C. Ep. et Reg.
17. Dez. 1890; 17. Aug. 1891; 7. Dez. 1906. Es sollen ab. d. Nonnen d. ordentl.
u. außerordentl. Beichtvater nicht fortwährend willkürl. übergehen. S. C. Ep. et
Reg. 1. Febr. 1892 (A. f. k. KR. LXIX [1893] 133 f 1. Anderseits darf d. Oberin d.
Nonne d. geford. außerordentl. Beichtvater nicht verweigern. S. C. Ep. et Reg.
5. Aug. 1904 (Acta S. Sedis XXXVII [1904/05] 87 f). Alle diese Normen faßt zu-
sammen S. C. de Relig. 3. Febr. 1913 (Acta Ap. Sedis V [1913] 62 ff 243 ff). —
D. sog. Gewissensrechenschaft v. d. Oberin, ist i. allen Orden aufgehoben. S. C.
Ep. et Reg. 17. Dez. 1890. Dekret: .Quemadmodum" (A. f. k. KR. LIV [1891]
448 ff; LXIX [1893] 133 i). — D. hier zunächst v. d. Frauenorden Bemerkte gut
entsprech. a. v. d. Frauenkongregationen. Vgl. a. Bd I, S. 485. — F. Schuppe,
D. neueren relig. Frauengenossenschaften i. ihr. Beziehungen z. Ortspfarrer u. z.
Beichtvater (A. f. k. KR. XIX [1868] 353 ff). Th. Kohn, De monialium et recent.
congreg. mulierum confessario (Ebd. XLII [1879] 241 ff). Th. Bauer, Üb. Ordens-
privilegien (Stud. u. Mitt. a. d. Bened.- u. Zisterz.-Orden IX [1888] 21 ff: bes. 189 ff).
A. Arndt, D, Dekret „Quemadmodum" (17. Dez. 1890) f. Ordensfrauen u. Laien-
genossenschaften (A. f. k. KR. LXXVI [1896] 227 ff). Franco-Huber, D. päpsti
Dekret ^Quemadmodum" v. 17. Dez, 1892; '^1902. K. M. Rechenauer, Seelen-
leitung. Beicht u. Kommunionempfang i. Frauenklöstem u. d. übrig, religiös.
Genossenschaften m. Laienobern. N. d. 2. Aufl. v. Franco-Huber: Dekret
„Quemadmodum" usw., 1909. J. Ch. Joder, D. Beichtvateramt i. Frauenklöstern
(A. f. k. KR. LXXVII [1898] 668 ff). J. Viteau, Les lois de l'Eglise sur la con-
fession et la communion des religieuses, 1902. L. Lejeune, La confession et la
communion des religieux et des religieuses, 1903. A. Josephus, De ss. com-
raunionis frequentia in familiis religiosis, 1905. A. Vermeersch, De unitate
confessarii ordinarii apud moniales et sorores (De religiosis etc.: Periodica V [1911]
(l)ff). Bastien-Elfner, Kirchenrechtl. Handb. f. d. religiös. Genossenschaften
m. einfach. Gelübden (1911) 213 ff. Fe li cien- Souar n , De confessdriis religio-
sarum, 1912. A. Boudinhon, Les lois canoniques sur les confesseurs de reli-
gieuses (Canoniste cont. XXXVI [1913] 267 ff). A. Lehmkuhl, D. neue Dekret
üb. d. Beicht d. Ordensfrauen u. d. Schwestern relig. Genossenschaften (Theol.-prakt.
Qsch. LVI [1913] 506 ff). Weit. Lit. ob. S. 40, A. 2.
3 Ob. S. 272 ff 280 ff. ^ Ob. S. 267 f.
'^ Ob. S. 45 ff.
422 I^- ßuch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Absclm. 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationen.
der Ordenskirchen ^ der cura animarum in den mit dem Kloster ver-
bundenen Pfarreien 2.
§ 191.
Die Kongregationen.
A. Bizzarri, Collectanea usw.; siehe ob. S. 394. Ders. , Methodus, qiiae a
S. C. Ep. et Reg. servatur in approb. novis institutis vot. simpl. (A. f. k. KR. XV
[1866] 412 ff). Leo XIIT., .Conditae a Christo" v. 8. Dez. 1900. Normae, secundum
quas S. C. Ep. et Reg. procedere solet in approb. novis institutis vot. simpl. v.
28. Juni 1901. B. Seh eis. D. neuer, relig. Frauengenossenschaften n. ihr.
rechtl. Verhältnissen dargestellt, 1857. Traite des congrägations seculieres (Anal,
jur. pontif. V [1861] 52 ff ; XXIV [1885] 383 ff ; XXVI [1886] 954 ff). Instituts
seculiers (Ebd. XXVII [1887] 689 ff). Instituts modernes (Ebd. XXVII [1887] 164 ff).
F. Schuppe, Studien üb. d. relig. neuer. Frauengenossensch. (A f. k. KR. XII
[1864] 205 ff). Ders., D. Selbstverwaltung d. neuer, relig. Frauengenossensch.
u. ihr. Verhältn. z. Diözesanbischof (Ebd. XIV [1865] 167 ff). Ders., D. neuer,
relig. Frauengenossensch. i. ihr. Beziehungen z. Ortspfarrer u. z. Beichtvater (Ebd.
XIX [1868] 353 ff). Zusammengefaßt hat Schuppe d. Aufsätze i. : D. AVeson u.
d. Rechtsverhältnisse d. neuer, relig. Frauengenossensch., 1868. Craisson, Des
communautes relig. k voeux simples. Legislation can. et civile, 1S69. Meynard,
Reponses can. et pratiques sur le gouvernement et les principaux devoirs des
religieuses ä voeux simples, 1879. A. Arndt. D. kirchl. Rechtsbestimmungen f.
d. Frauenkongregationen, 1901. Ders., D. kirchl. u. weltl. Rechtsbestimmungen
f. Orden u. Kongregationen, 1904. Siehe ob. S. 395. V. Nardelli, Le con-
gregazioni religiöse di voti semplici nei rapporti con i vescovi secondo la Bolla
„Conditae" di Leone XllI, 1901. [A. i. d. Franz. übers.]. A. Boudinhon, Les
congregations religieuses ä vceux simples (Canoniste cont. XXV" [1902] 353 ff).
P. Bastian, Constitution ^Conditae a Christo" de Leon XIII sur les Instituts ä
voeux simples et leur relation avec l'autorite diocesaine. 1902. Ders., Directoire
can. ä Tusage des congregations a voeux simples, 1904; ^1911. Bastien-Elfner,
Kirchenrechtl. Handb. f. d. religiös. Genossenschaften m. einfach. Gelübden, 1911.
J. Nervegna, De institutis votorum simplicium et religiosorum et monialium,
1904. A. Battandier, Guide can. pour les constitutions des inst, ä vceux simples ^
1908. M. Felix, Congregations religieuses, 1908 ff. F. V i v e n t e , Manual canonico
sobre institutos de votos simplices, 1910. M. Mic h elet ti, De superiore com-
munitatum religiosarum, 1911. E. Thevenot, Manuel de la vie religieuse ä l'usago
des congregations ä voeux simples, 1912.
I. Kongregationen (congregatio religiosa, institutio) sind freiwillige
Vereine von Personen desselben Geschlechts (quasi-regulares), welche
' Ob. S. 2.
« Ob. S. 310. Weit. Punkte gut b. H e r g e n r ü t h o r - H o 1 1 w e c k . KR. 365 ff. —
Üb. Dinge, i. welchen a. d. exeniteu Klöster d. Bischof unterworfen sind, Bd I, S. 281
289. Vgl. Wernz, Jus decretalium III 2» (1908), 411 f. Vgl. a. Acta et decreta
conc. plen. Amoricae Latinae (1899) Nr 289 ff. — Z. d. Orden betroff. Anträgen a.
d. Vatic: Lämmer, Z. Kodif. d. kan. Rs 91 ff 154 ff. G r a n d o r at h -K ir cli,
Gesch. d. Vatik. Konzils I 42 50 f 439 f.
§ 191. Die Kongregationen. 423
durch die drei einfachen Gelübde der Armut, Keuschheit und des Ge-
horsams und durch das gemeinsame Leben nach bestimmten, kirchlich
approbierten Satzungen (constitutiones) in eigens hierfür bestimmten
Häusern unter Leitung eines Obern nach der christlichen Voll-
kommenheit streben. Dieselben können rein beschaulich sein, stehen
aber in der Regel im Dienste werktätiger christlicher Nächstenliebe.
IL Will eine Kongregation innerhalb einer Diözese sich auftun,
so bedarf sie hierzu nach der jetzt das Grundgesetz für die Kongre-
gationen bildenden, dieselben in bischöfliche und päpstliche unter-
scheidenden Konstitution Leos XIIL „Conditae" vom 8. Dezember 1900
der bischöflichen Genehmigung ^ Bei fortschreitender Entwicklung
und Ausdehnung über mehrere Diözesen ^ suchen die Kongregationen
naturgemäß die päpstliche Approbation zu erhalten. Diese wird ihnen
aber nur zu teil, wenn sie vom Bischof anerkannt sind und sich er-
probt haben ^. Aufgehoben kann eine bischöflich approbierte Genossen-
schaft werden durch den Bischof oder die Bischöfe und eine päpst-
lich approbierte durch den Papst ■^.
Zur Errichtung einer Niederlassung (Haus, Station, Filiale) inner-
halb einer bischöflich oder päpstlich approbierten Kongregation ist
nur bischöfliche Erlaubnis nötigt. Die Errichtung aber von Novizen-
und Mutterhäusern kann vielfach statutengemäß und allgemein her-
kömmlich nur mit päpstlicher Genehmigung erfolgen. Soll der Bischof
seine Zustimmung zur Errichtung einer Niederlassung geben, so müssen
im wesentlichen die auch bei Errichtung eines Klosters innerhalb
eines Ordens geforderten Requisite ^ vorhanden sein. Wie zur Er-
richtung, so ist der Bischof auch zur Unterdrückung einer einzelnen
Niederlassung berechtigt ^.
in. Die Bedingungen für die Aufnahme betreffend Alter, Gesund-
heit, guten Ruf usw. sind durch die Konstitutionen näher bestimmt.
Die in Männerkongregationen eintretenden Novizen bedürfen auch der
' „Conditae" I, 1. D. Bischof soll zuvor genaue Nachforschungen anstellen üb.
d. Persönlichkeit d. Gründer, ihre Absichten, ihre Klugheit, Subsistenzmittel usw.
(Ebd. I, 2 ff). Doch hat d. Bischof n. neuer. Bestimmung s. zuvor u. Erlaubnis a. d.
Apost. Stuhl z. wenden. Pius X. v. 16. Juli 1906 (Acta S. Sedis XXXIX [1906] 344 ff).
" Diözesankongregationen dürfen i. e. andere Diözese nur m. Genehmigung beider
Bischöfe übergreifen. „Conditae" I, 4 5.
^ D. Genehmigung seit. d. Papstes bzw. d. C. Ep. et Reg. — jetzt C. de Relig. —
erfolgt stufenweise : zuerst per decretura laudis et commendationis, dann p. decr.
confirmationis, hern. p. decr. approbationis per mod. experimenti, endl. p. decr.
definitivae approbationis.
* „Conditae" I, 5 6; II, 2. ^ Ebd. I, 2; II, 3.
« Ebd. I, 3. Vgl. ob. S. 396 f. "^ .Conditae^ I, 6.
424 I^ • Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationen.
litterae testimoniales ^. Ebenso ist ein Noviziat von einem vollen
Jahre nötigt. In den weiblichen Genossenschaften geht dem Noviziat
das Postulat von einigen, mindestens sechs bis neun Monaten voraus,
und die in demselben Befindlichen werden als Aspirantinnen oder
Postulantinnen bezeichnet^. In das Postulat dürfen Personen, die das
fünfundzwanzigste Lebensjahr bereits überschritten: haben * , die un-
ehelich^ oder verwitwet^ sind oder schon einem andern religiösen
Institut angehört haben "^j ohne Erlaubnis des Apostolischen Stuhles
nicht aufgenommen werden. Auf das Postulat folgt die Einkleidung^
und ein verschieden langes Noviziat ^ endlich die Ablegung der vota
simplicia oder die Profeß. In den vom Bischof approbierten Genossen-
schaften hängt die Aufnahme, Einkleidung und Gelübdeablegung vom
Bischof ab ^^. In den päpstlich approbierten steht die Aufnahme, Ein-
kleidung und Profeßablegung dem Obern der Kongregation zu mit
Wahrung der nach dem Tridentinum den Bischöfen zukommenden
Rechte betreffend die Prüfung der freien Entschließung bei Jungfrauen ^^
IV. Die Gelübde werden in der Regel zunächst als zeitlich be-
schränkte, hernach als lebenslängliche abgelegt: vota simplicia per-
petua^^^
V. Was die Wirkungen der in den Kongregationen abgelegten
Gelübde betrifft, so zeigt sich gerade hierin der Unterschied zwischen
I
* Vgl. ob. S. 401.
2 Vgl. ob. S. 400. Scher er, KR. II 862 22, behauptet entgeg. d. röm. Praxis,
daß i. d. Kongregationen kein volles Jahr vorgeschrieben sei. W e r n z , Jus decre-
talium III 2 2 (1908), 306.
3 S. C. Ep. et Reg. 14. Mai 1841; 1. Jan. 1862; 22. Mai 1896; 17. Dez. 1897.
Vgl. ob. S. 400, A. 1.
* S. C. Ep. et Reg. 22. Sept. 1896. Doch gewähren einige Konstitutionen
30 Jahre. Wo üb. d. Alter nichts bestimmt ist, gelten d. Vorschriften d. Trident.
Vgl. ob. S. 401 f.
^ S. C. Ep. et Reg. 10. Febr. 1895. Vgl. ob. S. 401, A. 2.
^ Arndt, D. kirchl. Rechtsbestimmungen f. d. Frauenkongregationen 93 f.
' Vgl. ob. S. 401, A. 2. Arndt a. a. 0. 94 ff.
8 S. C. Ep. et Reg. 27. Sept. 1861 ; 5. Juni 1865.
'•* Ein b. drei Jahre. Hieran kann d. Obere i. einz. Fall o. päpstl. Erlaubnis
nichts ändern. S. C. Ep. et Reg. 9. Mai 1860; 16. Nov. 1888.
>o .Conditae" I, 7.
" Ebd. U, 1. Vgl. ob. S. 403. D. austret. Novizen ist alles Eingebrachte
zurückzugeben m. Ausnahme d. gemachten Auslagen. S. C. Ep. et Reg. 5. Mai 1891.
*' Wo d. Gelübde nicht z. Händen d. Obern abgelegt wird, besteht a. keine
eigentl. professio ; so b. d. Lazariston (coni;. saecularis). — D. Eintritt kann a.
o. auadrückl. Ablegung v. Gelübden, d. bloüen Vertrag od. cidl. erhärtetes Ver-
.sprechon geschehen, so b. d. Oratorianern, Sulpizianern, Pallottinern. D. sind ab. streng
genommen keine Kongregationen, sondern nur religiöse Institute; vgl. unt. § 192.
§ 191. Die Kongregationeu. 425
Orden und Kongregation. Andere Gelübde werden durch diese nicht
aufgehoben, sondern nur, soweit sie mit dem neuen Gelübde unver-
träglich, für die Zeit der Zugehörigkeit zur Kongregation suspendiert ^
Ein innegehabtes Benefizium wird nicht erledigt, sondern der Bischof
wird den Benefiziaten zur Resignation innerhalb bestimmter Frist auf-
fordern und nach deren Ablauf die Stelle besetzen 2. Das Gelübde
der Keuschheit bildet nur ein aufschiebendes, kein trennendes Ehe-
hindernis ^. Das Votum obedientiae verpflichtet zur strikten Befolgung
der Statuten und Befehle der Vorgesetzten innerhalb der Konstitu-
tionen •^. Unmoralischem Befehl ist nicht zu gehorchen. Was das
Gelübde der Armut betrifft, so behalten die Angehörigen einer Kon-
gregation das Eigentum (dominium radicale) über ihr Vermögen, aber
Verwaltung, Gebrauch und Nutznießung ist ihnen untersagt; viel-
mehr müssen sie vor der Ablegung der Gelübde Verwaltung, Ge-
brauch und Nutznießung an Dritte, etwa an die Kongregation, ab-
treten 5. Sie können aber dieser Zession die Bedingung beifügen, daß
sie jederzeit widerrufbar sei, dürfen jedoch von derselben nur Ge-
brauch machen mit Erlaubnis des Apostolischen Stuhles. Auch können
dieselben für sich erwerben. Zwar gehört das, was sie durch Ai^beit
verdienen, der Kongregation; aber für sich können sie erwerben
durch Schenkung und Erbschaft. Über all ihr Eigentum können die
Kongregationsangehörigen durch Testament und mit Erlaubnis des
zuständigen Obern auch durch negotia inter vivos verfügen. Um so
mehr dürfen sie mit Erlaubnis der Obern die durch das bürgerliche
Gesetz vorgeschriebenen Rechtsgeschäfte mit ihrem Vermögen vor-
nehmen^. Über die beim Eintritt in die Frauenkongregation mit-
gebrachte dos steht der Schwester kein Verfügungsrecht zu. Was mit
ihr bei Austritt, Entlassung und Tod zu geschehen hat, bestimmen
die Statuten. Jedenfalls darf die Kongregation ihre etwaigen Aus-
lagen hiervon abziehen^.
^ F. Ballay, Quaestiones quaedam de votis simplicibus (A. f. k. KR. XVII
[1867] 3 ff, bes. 29).
2 Bened. XIV., „Ex quo dilectus" v. 14. Jan. 1747. S. C. Conc. 14. Dez. 1833.
Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 37, n. 2. Vgl. ob. S. 404, A. 3.
^ Haben Häuser solcher Institute „bischöfliche" Klausur, so stehen d. Bischof
alle Rechte hierin z. Haben sie ab. nur „partielle'' Klausur, so hat d. Bischof z.
wachen, daß s. keine Mißbräuche einschleichen. „Conditae" II, 4. Ob. S. 409 f.
* A. hier gibt es laut Konstitutionen leges mere poenales. Ob. S. 410 f.
^ S. C. sup. stat. Regul. 12. Juni 1858. Nr IX.
6 S. C. Ep. et Reg. 15. Juni 1860. Vgl. ob. S. 411 f.
' S. C. Ep. et Reg. 23. Juli 1860; 1. Aprü 1861. Vgl. z. B. d. f. d. Barm-
herzigen Schwestern i. Württ. besteh. Bestimmungen, enthalten i. Hirtenbrief d.
Bisch. V. Rottenburg v. 10. Juni 1855. § 32 ff. Vogt, Sammlung 394 f.
426 IV- Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 3. Kap. : D. Orden u. Kongregationen.
VI. Der Austritt steht den Gliedern der Kongregation dann frei,
wenn die Gelübde nur auf bestimmte Zeit abgelegt wurden und die
Zeit abgelaufen ist. In den bischöflich genehmigten Kongregationen
kommt mit Ausnahme des Gelübdes der ewigen Keuschheit dem Bischof
die Dispens von den Gelübden und die Entlassung aus der Genossen-
schaft zu ^ In den päpstlich approbierten Genossenschaften steht die
Dispens von den Gelübden, seien es ewige oder zeitliche, dem Papste
zu 2. Die Dispens wird aber nicht gegeben ohne Kommutation in
gute Werke. Eine Entlassung seitens der Kongregation wegen Ge-
brechlichkeit oder Krankheit ist nicht erlaubt 3. Eine Ausstoßung
kann nur bei ünverbesserlichkeit stattfinden und nach genau nor-
miertem Verfahren wie in den Orden*.
VII. Was die Organisation der Männerkongregationen betrifft, so
haben sie, wenn sie über mehrere Diözesen ausgebreitet sind, einen
Generalobern, über dem wohl noch ein Kardinalprotektor steht. Der
Generalobere sowie einige Assistenten werden vom Generalkapitel
entweder für eine bestimmte Zahl von Jahren oder für immer ge-
wählt^. Der Generalobere bestellt die Provinziale und diese die
Vorsteher der einzelnen Häuser. Wo aber die Provinziale fehlen, be-
sorgt dieses der General, der auch über die Verwendung der ein-
zelnen Kongregationsmitglieder entscheidet*^. An sich unterstehen die
Männerkongregationen der Jurisdiktion des Bischofs, nur erstreckt
sich dieselbe nicht auf die Angelegenheiten der Kongregation ^. Aber
dieselben sind in der Regel der bischöflichen Jurisdiktion mehr oder
weniger entnommen, so z. B. die Redemptoristen, und ebenso das ein-
zelne Kloster dem Pfarrverband s.
' „Conditae" I, 8. Dieselbe darf ab. nicht o. Wissen u. Willen d. Obern ge-
geben werden.
^ Ebd. II, 2. B. d. leichter z. erhaltenden Dispens kommt d. Annullation d.
Gelübde od. d. Säkularisation i. d. Kongr. seltener vor. Wenn je, so hat sie analog
d. Annullation d. Ordensgeliibde od. d. Säkularisation i. Orden z. geschehen. Vgl.
ob. S. 412 f 414.
3 S. C. Ep. et Reg. 13. Dez. 1859; 24. Sept. 1860.
* Vgl. ob. S. 415. - A. d. a. ihre Bitte od. n. Ablauf ihr. Gelübde od. a.
Grund v. Dispens entlass. Geistlichen dürfen d. Kongregationshaus nicht verlassen,
ehe sie e. Bischof gefunden haben, d. s. aufnimmt u. f. ihr. Unterhalt sorgt; sonst
trifft sie ebenfalls d. Suspension. Leo XllL, „Auctis" v. 4. Nov. 1892, Nr 9 10.
^ D. Bestätigung gibt d. C. de Relig. Üb. etwaige Wiederwahl siehe ob.
S. 417, A. 9.
'' Alle drei Jahre ist v. d. Generalobern Bericht a. d. Apost. Stuhl n. bestimmt.
Formular z. erstatten. D. Formular i. Acta S. Sedis XXXIX (1906) 348 ff.
' „Conditae" I, 10 11; II, 3 5 8 10 11.
* R. v. Sametana, D. Exemtion d. Kongreg. d. Allerheil. Erlösers (A. f. k.
KR. XVII [1867] 462 ff). Vgl. Bd I, S. 485.
§ 191. Die Kongregationen. 427
Auch die Frauenkongregationen haben in der Regel eine zentrali-
sierte Regierung. An ihrer Spitze steht die Generaloberin (moderatrix
s. superiorissa generalis). Dieselbe wird gemäß den Konstitutionen auf
bestimmte Zeit von den berechtigten Wählerinnen, den Schwestern
oder einem bestimmten Teil derselben, etwa den Lokaloberinnen, ge-
wählt, bei den bischöflich approbierten Genossenschaften unter Autori-
tät des Bischofs, bei den päpstlich approbierten auf dem Generalkapitel
unter Intervention des betreffenden Diözesanbischofs als Apostolischen
Delegaten ^ Ihr werden auch vom Generalkapitel drei bis sechs Assi-
stentinnen (consilium generale, Ratsschwestern) beigegeben, welche
in wichtigen Angelegenheiten Dezisivvotum haben. Die Generaloberin
ernennt u. a. die Novizenmeisterinnen, bestätigt die gewählten Oberinnen
der Provinzialmutterhäuser, visitiert die Häuser, leitet die V^erhand-
lungen mit den Bischöfen wegen Gründung neuer und Schließung alter
Häuser 2. Sie hat aber in allen wichtigen, die ganze Kongregation
betreffenden Angelegenheiten die Genehmigung des Kardinalprotektors
nachzusuchen ^. Im übrigen sind die Frauenkongregationen der bischöf-
lichen Jurisdiktion unterstellt. Der Bischof hat das Visitations- und
Inspektionsrecht. Er bestimmt die Seelsorger, Beichtväter und Fre-
diger. Er überwacht alle Spiritualien, die Disziplinarsachen, wozu
auch die Klausur gehört, und die Vermögensverwaltung"^. Nicht aber
hat er das Recht, Rechenschaft über das Vermögen der päpstlich an-
erkannten Kongregation oder einzelner Häuser derselben zu fordern ^.
Reicht die Kongregation nicht über die Diözese hinaus, so ernennt
der Bischof in der Regel einen Superior, der die allgemeine Aufsicht
führt, als geistlicher Ratgeber der Generaloberin die Novizen prüft,
die Gelübde abnimmt, die Wahlen leitet^. Die pfarrlichen Rechte
über die einzelnen Niederlassungen bestehen unbeschränkt 7.
» .Conditae" I, 9; II, 1. ^ g q gp. et Reg. 9. Juni 1860.
' D. Kardinalprotektor erhält jährl. Bericht üb. d. Genossenschaft, vermittelt
b. Differenzen zw. d. Generaloberin u. d. Bischof od. d. Assistentinnen, ernennt b.
Tode d. Generaloberin e. Stellvertreterin, vertritt d. Kongregation i. Rom usw.
Üb. Berichte a. d. Apost. Stuhl ob. S. 426, A. 6.
* „Conditae" I, 10 11; II, 3 4 5 8 10 11. Üb. Klausur u. Beichtvater vgl.
ob, S. 425, A. 3; S. 420 f. Bemerkt sei noch, daß d. Urteil üb. d. Empfang d.
Kommunion nur b, Beichtvater, nicht b. d. Klostervorsteher od. d. Klostervor-
steherin liegt. S. C. Ep. et Reg. 17. Dez. 1890; 17. Aug. 1891. Exemtionen v.
d. bischüfl. Jurisdiktion gibt es.
^ „Conditae" II, 9. Handelt es s. ab. u. f. Gottesdienste od. wohltätige Zwecke
bestimmte Stiftungen od. Legate, so hat d. Bischof d. Oberaufsicht.
^ Vgl. z. B. d. f. d. Superior d. Barmh. Schwestern i. d. Diöz. Rottenb. geltend.
Bestimmungen. Vogt, Sammlung 389 ff.
' Bd I, S. 485. Exemtion gibt es.
428 IV- Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 3. Kap.: D. Orden u. Kongregationen.
Von selten der Staaten gelten für die Kongregationen so ziemlich die
gleichen Gesetze wie für die Orden \
§ 192.
Die religiösen Institute und Bruderschaften.
Decr. Greg. IX. 1. III, t. 36 de relig. domib. Lib. sext. III, 17. Const. Clem.
III, 11. Extrav. Joann. XXII. t. VII. Extrav. comm. III, 9.
Alt. Lit. b. Scher er, KR. 11 871. L. Muratori, De piis laicorum con-
fraternitatibus. Diss. LXXV (Antiquitates Ital. VI [Mediol. 1742] 447 ff ). Tho-
massin P. I, 1. 3, c. 42 f 51 63 f. Bouvier, D. Ablaß, d. Bruderschaften u. d.
Jubiläum, 1844. Les confreries (Anal. jur. pontif. XXIV [1885] 1081 ff). Tarn assi a,
L'affratellamento, 1886. Th. Kolde, D. kirchl. Bruderschaften u. d. relig. Leben
i. modern. Katholizismus, 1895. [Gehässig.] Tachy, Traite des confräries, 1896.
Maurel-Beringer, D. Ablässe, ihr Wesen u. Gebrauch ^'\ 1906. J. B. F e r r e r e s,
Las cofradias y congregaciones eclesiasticas^, 1907. [A. i. d. Ital. übers.] E. Stolz,
Schwab. Bruderschaftsleben (Hist.-pol. Blätter CXLVIII [1911] 759 ff). [Gibt e.
treffl. Überblick üb. d. Entwickl. d. Bruderschaften überh.] Ders. , D. Urbans-
bruderschaft i. Rottenburg a. N., 1913. Werminghof f , Verfassungsgschte ^ 192 ff.
I. Religiöse Institute sind Vereinigungen von Personen einerlei
Geschlechts zum Zweck gemeinsamen Zusammenlebens nach einer
kirchlich anerkannten Regel unter einem Obern, aber ohne ausdrück-
liche Gelübde, behufs Erreichung besonderer religiöser Zwecke. Auch
bei ihnen geht dem Eintritt ein Noviziat voran. Eine Entlassung
kann ohne besondern Grund durch beiderseitige Übereinkunft zwischen
dem Obern und dem betreffenden ]\Iitglied erfolgen. Ein gerechter
Grund zum Austritt müßte dann vorhanden sein, wenn das IVIitglied
versprochen hätte, im Institut zu bleiben und dieses Versprechen im
Namen des Instituts vom Obern wäre angenommen worden 2.
II. Bruderschaften (confraternitates, sodalitates) sind von der Kirche
anerkannte, unter ihrer Aufsicht stehende, also kanonisch instituierte
Vereinigungen von in der Welt Lebenden zur Übung besonderer guter
Werke oder zur Erreichung bestimmter kirchlicher Zwecke, aber ohne
Ablegung von Gelübden, ohne Regel, ohne vita communis, mit freiem
Ein- und Austritt.
Vereine zur Übung guter Werke bildeten sich in der Kirche sehr bald,
so in Konstantinopel die Asketerien für Totenbestattung ', in Alexandrien
die Parobolani zur Krankenpflege *. Seit der Karolingerzeit entstanden Gebets-
' Ob. S. 398 f; S. 403 411 f. — Üb. Wünsche u. Anträge a. d. Vatic. : Lämmer,
Kodif. d. kan. lis 156; G r an d er atli - K ir ch , Gesch. d. Vatik. Konzils I 440.
2 Ob. S. 424, A. 12. ^ Kirchenloxikon ^ s. h. v.
* Realcnzykl. d. christl. Altertümer s. h. v.
§ 192. Die religiösen Institute und Bruderschaften. 429
Verbrüderungen zwischen den Klöstern, den Mitgliedern von Provinzial- und
Diözesansynoden, den Geistlichen eines Dekanats. In diese Verbrüderungen
wurden auch Laien aufgenommen. A^ereinszweck war Stiftung und Lesung
von Messen, Schenkungen an Kirchen, Gebet für geistliche und weltliche
Obrigkeit, Almosengeben und namentlich Sorge für das Begräbnis und das
Seelenheil verstorbener Mitglieder ^ Wieder andere geistliche Verbrüderungen
entstanden dadurch, daß Gilden, Innungen, Zünfte und Kaiandgesellschaften
sich zum Teil als rein geistliche, zum Teil als bereits bestehende Berufs-
genossenschaften zu gemeinsamen religiösen und kirchlichen Übungen ver-
pflichteten -. Die Bruderschaften im heutigen Sinne entstanden aber mehr
im Anschluß an die Bettelorden, um auch den Nichtmitgliedern auf Grund
besonderer Andachtsübungen und guter Werke Anteil an den guten Werken
und Privilegien des Klosters und des Ordens zu verschaffen. Typisch hierfür
ist der Dritte Orden des hl. Franziskus ^ In neuerer Zeit haben trotz Hem-
mung durch die flache Aufklärung die Bruderschaften einen großen Aufschwung
genommen *. Hervorgehoben seien die Marianischen Kongregationen ^
Errichtet kann eine Bruderschaft nur werden durch den Bischof,
außer der Apostolische Stuhl habe sich die Errichtung reserviert oder
^ A. Ebner, D. klösterl. Gebetsverbrüderungen b. z. Ausgang d. karol. Zeit-
alters, 1890. [M. reich. Lit.] 0. Hafner, Verbrüderungsvertrag zw. Hirsau,
St Blasien u. Muri (Stud. u. Mitt. a. d. Bened.- u. Zisterz.-Orden XVII [1896] 3f).
Sägmüller, D. Entwicklung d. Archipresbyterats u. Dekanats b. z, Ende d.
Karohngerreichs (1898) 63 f. E. Michael, Gesch. d. deutsch. Volkes v. 13. Jhdt
b. Z.Ausgang d. MAs ^ II (1899) 58. G. Ferri, La Romana Fraternitas (Archivio
della societa rom. di stör. patr. XXVI [1903] 453 ff). E. Möller, D. Elenden-
brüderschaften, 1906. Scherer, KR. II 876 '^
2 Wilda, D. Gildenwesen i. MA. (1831) 344 ff. 0. Gierke. D. deutsche
Genossenschaftsrecht I (1868) 220 ff. J. Rautenstrauch, D. Kaiandbrüder-
schaften, 1903. J. Sommer, Westfäl. Gildenwesen m. Ausschluß d. geistl, Brüder-
schaften u. d. Gewerbsgilden (A. f. Kulturgschte VJI [1909] 493 ff). A.Meister,
D. Anfänge d. Gildenwesens (Festgabe f. H. Grauert [1910] 30 ff). Scherer, KR.
II 872".
* Nikolaus IV., „Supra montem" v. 17. Aug. 1289. Leo XIII., „Auspicato"
V. 17. Sept. 1882; .Misericors" v. 30. Mai 1883. Manche Dritte Orden sind wirkl.
Kongregationen. Knöpf 1er, Kgschte * 438. Funk-Bihlmeyer, Kgschte^ 444.
Hauck, Kgschte Deutschlands V P (1911), 416ff. Scherer, KR. II 878«^
Friedberg, KR.« 284.
* Diözesanarchiv v. Schwaben XXXII (1905) 1 ff. Schwäbisches Archiv XXVI
(1908) 97ft\ Vgl. Stolz a. a. 0. 831 S.
^ M. V. Sattler, Gesch. d. Marian. Kongregationen i. Bayern, 1864. Ph.
Löffler, D. Marian. Kongregationen od. Sodalitäten (Stimmen a. M.-L. 1884, II
230 ff). Ders , D. Marian. Kongregationen i. ihr. Wesen u. i. ihr. Gesch.', 1911.
Congregatio Mariana academica z. Freib. i. Br. ', 1908. F. Beringer, De congre-
gationibus Marianis documenta et leges, 1909. J. B. Mehler, Kurze Gesch. d.
Marian. Kongregation Regensburg 1592 — 1908, 1909. B. Duhr, Z. Gesch. d. Marian.
Kongregationen i. Deutschi. (St. a. M.-L. 1910, I 157 S).
430 IV. Buch. D. Yerwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 3. Kap : D. Orden u. Kongregationen.
einen Ordensgeneral delegierte Will der Ordensgeneral selber eine
Bruderschaft errichten, so bedarf er der Zustimmung des Bischofs 2.
Ebenso ist bischöfliche Erlaubnis notwendig, wenn eine bereits be-
stehende Bruderschaft einer Erzbruderschaft, d. h. einer solchen, die
andere in sich aufnimmt, aggregiert werden soll, damit sie an deren
Privilegien und Ablässen Anteil habe^. Wie die Errichtung einer
Bruderschaft im allgemeinen dem Bischof zusteht, so auch die Prüfung
und Verbesserung ihrer Statuten*. Dem Bischof kommt auch deren
Visitation selbst an exemten Kirchen zu ^. Endlich kann derselbe eine
Bruderschaft aus gutem Grunde aufheben ß.
Bedingungen für Errichtung einer Bruderschaft sind, dafs sie um-
sonst geschieht"^, dala an demselben Ort nur eine Bruderschaft der-
selben Art und desselben Namens ist^, daß Bruderschaften im strengen
' Klem, VIIL, .Quaecuraque" v. 7. Dez. 1604. S. C. Indulg. 28. Aug. 1752. —
Üb. Reserv. f. d. Apost. Stuhl: S. C. Indulg. 22. Dez. 1710; 17. Febr. 1718;
16. Sept. 1723; 29. Febr. 1864. — Pius X. hat d. Angelegenheiten d. Bruderschaften
d. S. C. Concihi überwiesen. Siehe Bd I, S. 423. — Z. Delegation: S. C. Indulg.
16. Juli, 17. Sept., 19. Nov. 1887; 22. Febr. 1888; 18. Juni 1892. — D. General-
vikar kann e. Bruderschaft nur m. bischöfl. Spezialmandat errichten. S. C Indulg.
18. Aug. 1868. — D. Kapitularvikar soll s. d. Errichtung enthalten. S. C. Indulg.
23. Nov. 1878.
2 S. C. Indulg. 1. Sept. 1747; 5. Febr. 1841; 8. Jan. 1861; 31. Jan. 1893;
25. Aug. 1897. Wenn d. Bischof d. Errichtung i. s. Diözese verweigert, steht d.
Rekurs n. Rom a. d. Cong. Conc. frei. S. C. Conc. 20. Mai 1882.
3 S. C. Indulg. 8. Jan. 1861; 19. Okt. 1866.
* Klem. VIII. a. a. 0. § 5. S. C. Indulg. 22. Aug. 1842; 12. Mai 1843.
^ Trid. sess. XXII de ref. c. 8. S. C. Conc. 23. Juni 1719; 16. Sept. 1722;
3. Sept. 1730; 7. April 1731. Wäre ab. d. Bruderschaft d. Landesherrn unterstellt,
so bedürfte d. Bischof dess. Erlaubnis z. Visitation. Trid. sess. XXII de ref. c. 8.
Ob. S. 810. D. Bischof hat d. Bruderschaft Rechenschaft üb. d. Vermögen abzu-
legen. Trid. sess. XXII de ref. c. 9; Sess. XV de ref. c. 8. Richter- Schulte,
Conc. Trid. 167 ff. D. Bischof ordnet a. d. Art d. Sammeins v. Almosen u. dess.
Verwendung a. Klem. VIII. a. a. 0. § 8.
•^ S. C. Ep. et Reg. 6. März, 15. Mai 1888; 25. Jan. 1890; 7. Sept. 1895. Da
d. Bruderschaften n. kirchl. Rechte Jurist. Persönlichkeiten sind, so können sie als
solche a. 0. Glieder weiterbestehen. D. Willen d. Mehrzahl d. Bruderschaftsmit-
glieder u. m. Zustimmung d. Bischofs kann e. Bruderschaft a. transferiert werden.
S. C. Conc. 5. Juni 1734; 22. März 1760.
' Klem. VIII. a. a. 0. § 11. S. C. Indulg. 8. Jan. 1861. D. Schreibgebülir
darf 30 Franken nicht übersteigen.
' Klem. Vi II. a. a. 0. § 2. D. neuere Erlasse ist es ab. gestattet, i. größeren
Städten a. d. verschied. Stadtpfarrkirchen gleichnamige Bruderschafton z. errichten.
S. C. Indulg. 31. Jan. 1893; 20. Mai 1896. D. Sakraments-, Rosenkranz- u. Herz-
Jesu-Bruderschaft können neb. jeder andern bestehen. S. C. Indulg. 7. Febr. 1607.
S. C. Ep. et Reg. 3. Febr. 1610.
§ 192. Die religiösen Institute und Bruderschaften. 431
Sinne nicht an Kirchen von Nonnenklöstern oder Frauenkongregationen
errichtet werden ^ endlich daß an ihrer Spitze ein vom Bisehof be-
stellter Priester steht, der nicht der Pfarrer zu sein braucht, außer
es sei an dem Orte nur ein Pfarrer 2.
Die Aufnahme geschieht durch den Lokalvorstand der Bruder-
schaft bei denjenigen, welche aus dem Territorium der Bruderschaft
stammen, persönlich darum bitten und nicht unwürdig sind^. Die
Aufgenommenen werden der Rechte und Gnaden der Bruderschaft
teilhaftig, haben aber auch deren Pflichten zu erfüllen. Doch ist die
Pflicht keine rechtliche und stehen keine Strafen auf deren Ver-
säumnis.
Kanonisch errichtete Bruderschaften sind, wie bemerkt \ kirchliche Kor-
porationen mit dem Recht, Vermögen zu besitzen. Sollen sie auch staatliche
Korporationsrechte haben, so müssen sie vom Staate als Korporationen an-
erkannt sein ^ Als Vereine unterstellt sie der Staat den innerhalb seiner
Grenzen geltenden Gesetzen über die Vereine ^.
1 S. C. Indulg. 9. Nov. 1595; 29. Febr. 1864; S. C. Ep. et Reg. 22. Aug. 1891;
18. Jan. 1907 (Acta S. Sedis XL [1907] 141 ffj. Indulte: Pius IX. 26. Nov. 1861;
Leo XIII. 7. Juli 1883. B. Melata, De erectione fraternitatura in monialium
monasteriis, 1906.
2 S. C. Indulg. 7. Juni 1842; 8. Jan. 1861; 16. Juli 1887. Jedenfalls sind d.
Bruderschaften i. d. Pfarrkirchen bezügl. ihr. kirchl. Feiern v. Pfarrer abhängig,
nicht ab. i. and. Kirchen. C. S. Rit. 10. Dez. 1703. Lingen-Reuß, Causae
selectae Nr 488 ff.
» S. C. Indulg. 26. Jan. 1871; 18. April 1878; 26. Nov. 1880. Doch gilt d.
Beschränkung a. d. Territorium nur f. lokal umschrieb. Bruderschaften, nicht f.
universale. S. C. Indulg. 26. Nov. 1880; 16. Juli 1887. — Üb. i. d. Diözese Rotten-
burg, besteh. Bruderschaften Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde 1 363 ff.
* S. 430, A. 6.
^ Partizipiert e. Bruderschaft a. d. Jurist. Persönlichkeit d. Kirche, welcher sie
s. angeschlossen hat? (A. f. k. KR. III [1858] 48 ff). Schiappoli, Condizione
giuridica delle confraternitä ecclesiastiche (Giurisprudenza ital. IV 241 ffj. C 0 r t i n e,
Le confraternitä e lo stato, 1903. F. Triebs, D. Rechtsfähigkeit d. Liebfrauen-
gilde i. Ratibor (A. f. k. KR. LXXXVIII [1908] 50 ff).
« BGB. § 21 ff. Preuß. Vereinsges. 11. März 1850. § 2. Bayr. Vereinsges.
26. Febr. 1850. § 12. Sachs. Vereinsges. 22. Nov. 1850. § 19. Bad. Ges. 9. Okt.
1860. § 3; 21. Nov. 1867. D. Vereinsgesetz f. d. D. Reich v. 19. April 1908,
§ 24, hat hier, keine Änderung gebracht. Österr. Ges. v. 15. Nov. 1867. —
I. Preußen waren unbegreiflicherweise relig. Verbindungen a. höheren ünterrichts-
anstalten d. Ministerialreskript v. 3. Juli 1872 verboten. Einige Erleichterung
brachte d. Ministerialerl. v. 23. Jan. 1904 (A. f. k. KR. LXXXIV [1904] 375 f).
< D. Marian. Kongregationen u. d. Ministerialerl. v. 23. Jan. 1904. V. e. Priester
d. Diöz. Breslau, 1904. E. unbeschränktes Verbot besteht noch i. Hessen v, 8. Febr.
1892. M. Nath, Schülerverbinduugen u. Schülervereine, 1906. Vgl. a. Staats-
lexikon* s. V. Vereins- u. Versammlungsrecht. Frei ab. ist d. „Wandervogel"' u. a. !
432 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4, Kap.: D kirchl. Vermögen.
Viertes Kapitel.
Das kirchliche Vermögen.
§ 193.
Die Enverl)sfäliigkeit der Kirche.
J. de Lacoste, Historia originis et progressus reddituum ecclesiasticoruiii, Ven.
1768. Th. M. Mamachi, Del diritto della chiesa di acquistare e di possedere
beni temporali, Rom. 1769. — D. A. Affre, Traitä de la propriete des biens ecclesi-
astiques, 1837. J. Hei fort, V. d. Kirchenvermögen ^ 1834. J. Evelt, D. Kirche
u. ihre Institute a. d. Gebiet d. Vermögensrechtes, 1845. W. Mattes, Einwirkungs-
rechte d. Staatsgewalt a. d. Kirchenvermögen (Theol. Qsch. XXVII [1845] 235 ff).
M. Joch am, Unwandelbares u. Wandelbares i. d. Kirche Gottes m. spez. Bezieh,
a. d. zeitl. Güter d. Kirche (A. f. k. KR. I [1857] 162 ff). J. F. Schulte, D.
Erwerbs- u. Besitzfähigkeit d. deutsch, kath. Bistümer u. Bischöfe, 1860. Ders.,
D. Jurist. Persönlichkeit d. kath. Kirche, ihr. Institute u. Stiftungen sowie der.
Erwerbsfähigkeit, 1869. G. Schneemann, D. Freiheit u. Unabhängigkeit d. Kirche -
(1867) 99 ff. Hirschel, Sind d. bischöfl. Ordinariate erbfähig? (A. f. k. KR.
XXVII [1872] 1 ff). K. Scheys, De jure eccles. acquirendi et possidendi bona
temporalia, 1892. J. Bi e d erlack, De bonis eccles. temporalibus, 1892. F.Christi,
D. rechtl. Natur d. Dotationen d. Bischöfe u. Domkapitel n. bayr. R., 1895. U. Stutz,
Gesch. d. kirchl. Benefizialwesens v. s. Anfängen b. a. d. Zeit Alex. 111., 1895 ff.
J. Marx, D. Kirchenvermögensrecht, 1897. Buvee, Le droit de propriete eccle-
siastique, 1897. H. Revue e, Le droit de propriete de l'Eglise, 1898. F. Guyot
dePreignan, Le droit de propriete et le temporel de l'Eglise au XIX' siede,
1901. J. Vogt, D. kirchl. Vermögensrecht-, 1910. A. Fellmeth, D. kirchl.
Finanzwesen i. Deutschi., 1910. M. Falco, II riordinamento della proprieta eccle-
siastica. Progetti italiani e sistemi germanici, 1910. Staatslexikon * s. v. Kirchengut.
I. Die Fähigkeit und das Recht der Kirche, Vermögen zu erwerben
und zu besitzen, ergibt sich aus ihrer Bestimmung. Von Christus
gestiftet, um die Menschen zur ewigen Seligkeit zu führen, ist sie
eine sichtbare Gesellschaft mit Gottesdienst, Priestern und Gotteshäusern.
Dazu bedarf sie als zugleich vollkommene Gesellschaft Vermögen. Sie
hat also ein gottverliehenes Recht, als juristische Person Vermögen zu
erwerben und zu besitzen i. Daher verwirft auch der Syllabus die gegen-
teilige Behauptung, daß die Kirche kein ursprüngliches und legitimes
Recht habe, zu erwerben und zu besitzen 2. Und dieses Vermögen kann
sie nach Gutdünken verwalten, verwenden und veräuLiern. Sie hat
' Mt 10, 10; 27, 35. Lk 8, 3; 10, 7. .To 12, G : 13, 29. Apg 2, 44; 4. 34;
6, Iff; 11, 29. Rom 15, 26. 1 Kor 9, 13. 1 Tim 5. 18.
2 Nr 26. Heiner, D. Syllabus 141 flf. D. Wnldenser, Marsilius v. Padua.
VViclif u. Huß, haben d. Kirche d. Vermögensrecht abgesprochen. Denzinger-
Bannwart, Enchiridion '^ Nr 495 596 598 612 619 684 685 686.
§ 193. Die Erwerbsfähigkeit der Kirche. 433
auch das Recht, Bedingungen festzusetzen, unter welchen Kirchengut
in Abweichung von den geltenden zivilrechtlichen Formen, an welche
sich die Kirche aber regelmäßig anschließt, rechtmäßig erworben und
veräußert wird. Das muß prinzipiell auch der Staat anerkennen. Ihm
kommt an sich keinerlei Recht über das Kirchenvermögen zu, aus-
genommen die Schutzpflicht. Hat und übt der Staat weitere Rechte
über das Kirchenvermögen, so kann er das nur mit Zustimmung oder
wenigstens Tolerierung seitens der Kirche ^
IL Dieser prinzipiellen Sachlage entsprach keineswegs immer die
Wirklichkeit und entspricht ihr auch heute nicht durchweg.
In den ersten christlichen Jahrhunderten hat die Kirche hauptsächlicli
durch die Oblationen der Gläubigen Vermögen erworben-. Es konnte aber nur
in Mobilien bestehen, die im rechtlichen Besitz bestimmter Personen, vor
allem der Bischöfe, waren. Immobilien konnte die Kirche, die als solche zu
den collegia illicita gehörte, nicht besitzen. Nichtsdestoweniger hat sie deren
besessen, wie aus römischen Kaisergesetzen, besonders aber aus dem Mai-
länder Edikt vom Jahre 313 hervorgeht^. Wahrscheinlich haben die Christen
sich als collegia funeraticia oder collegia tenuiorum konstituiert*.
' Wernz, Jus decretaliurn III 1^ (1908), 155. Acta et decreta conc. plen.
Americae Latinae (1899) Nr 824 ff. D. Deduktionen, welche d. Kirche bezügl. d.
Vermögens prinzipiell v. Staate abhängen lassen, sind irrig. Vgl. solche b. Richter-
Dove-Kahl, KR. 1-265 ^ Dageg. a. Hergenr Öther-Hollweck, KR 834 ff.
Ganz unrichtig bezeichnet A. Ott Sätze wie d. obigen als hierokrat. Herrschafts-
anspruch. Staatslexikon* V 416 f. Richtig J. Bieder lack ebd. III 170 f.
2 Apg 4, 34; 6, 1 ff; 11, 29. Didache c. 13. Just. Mart. , Apol. I, c. 67.
Iren., Adv. haeres. 1. 4, c. 31. TertuU. , Apolog. c. 39. Const. Apost. 1. II,
c. 25 ff; 1. in, c. 4; 1. IV, c. 6 ff. Can. Apost. n. 3 4.
3 Euseb., Hist. ecclesiast. 1. VII, c. 13 30; 1. Vlll, c. 17 ; 1. X, c. 5. Lactant.,
De mort. persecutorum c. 48.
* L. 1 8, D. de coli, et corp. XL VII, 22. Rost eil, De bonis ecclesiast. ante
Const. M. , 1825. Th. Mommsen, De collegiis et sodaliciis Romanorum (1843)
87. H. Helle, D. kirchl. Vermögen v. d. ältest. Zeit b. a. Konst. d. Gr., 1876.
Löning, Gesch. d. deutsch. KRs I 208 ff. Realenzykl. d. christl. Altert. II
(1888) 107 f. K. J. Neumann, D. röm. St. u. d. allg. K. b. a. Diokl. (1890j
102 ff. W. Liebenam, Z. Gesch. u. Organisation d. röm. Vereinswesens (1890)
267. J. E. Weis, D. altchristl. Familienbegräbnisgenossenschaften (A. f. k. KR.
LXXVII [1897] 670ffj. Friedberg, KR.« 553 f. Geg. diese, a. noch v. and. ver-
trat. Ansicht: V. Schnitze, De Christian, veter, reb. sepulcralibus (1879) 7 ff ;
R. Sohm, KR. 75 -^ J. P. Waltzin g, Les corporations de l'anc. Rome et la
charite (Compte rendu du Congres internat. d. Cathol. [Bruxelles 1894] sect. V.
p. 170 ff); Ders., Etüde historique sur les corporations professionnelles chez les
Romains, 1895 ff Ders., La these de J. B. de Rossi sur les Colleges funeraires
chr^tiens (Academie royale de Belgique [1912] 387 ff). A. Galante, La condizione
giuridica delle cose sacre (1903) 28 ff. A. Picard, Histoire de la propriete des
4difices du culte, 1908. P. Batif f ol, L'Eglise naissante^ ( 1909) 42 ff. Vgl. a. Bd I,
S. 48 f.
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. IL 3. Aufl. 28
434 ^^- Bucli. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Absclin. 4. Kap. : D. kirchl. Vermögen.
Seit Konstantin d. Gr. und vollends seit der Erhebung der christlichen
Religion zur Staatsreligion gestalteten sich die kirchlichen Vermögensverhält-
nisse auf das beste. Die Kirchen wurden nicht bloß durch private Schen-
kungen und staatliche Zuschüsse reichlich bedacht, sondern sie erhielten
auch vom Staate die juristische Persönlichkeit und gesetzliche Freiheit im
Erwerb von Vermögen namentlich durch Testamente und Vermächtnisse K
Noch größerer Vermehrung und Begünstigung erfreute sich das Kirchen-
gut in den germanischen Reichen des Mittelalters ^. Außer durch fromme
Schenkungen wuchs es namentlich durch den Zehnten. Gesetzlich konnte
die Kirche auch durch formlose Testamente erwerben ^ und erfreute sich des
Privilegs der in integrum restitutio * sowie der weitest gehenden Immunität ^
Anderseits erlitt sie schwere Einbußen durch das germanische Eigenkirchen-
recht *, durch Übergang von Zehnten und Gebühren an die Laien ", durch
^ L. 1 13 19 23 24 26, C. de sacros. eccl. I, 2. L. 20 24 25 28 46 49, C. de
episc. I, 3. Nov. 111; 131, c. 6 11 12. — J. B. Braun, D. kirchl. Vermögen
V. d. ältest. Zeiten b. a. Justinian I., 1860. 0. Grashof, D. Gesetzgebung d.
röm. Kaiser üb. d. Güter u. Immunitäten d. Kirche u. d. Klerus nebst der. Motiven
u. Prinzipien (A. f. k. KR. XXXVI [1876] 3 ff). Ders., D. Gesetze d. röm. Kaiser
üb. d. Verwaltung u. Veräußerung d. kirchl. Vermögens (Ebd. 193 ff). Ders., D.
Ges. d. röm. Kaiser üb. d. Immunitäten d. K. hinsichtl. ihres Vermögens (Ebd. 321 ffj.
ü. Stutz, D. Verwaltung u. Nutzung d. kirchl. Vermög. i. d. Gebieten d. west-
röm. Reiches b. z. Eintritt d. germ. Stämme i. d. kath. K., 1892. P. Sokolov^
D. kirchl. Eigentumsrecht i. griech -röm. Reiche, 1896. C. Carassai, La politica
religiosa di Costantino il Gr. e la proprietä della chiesa (Archivio della societa rom.
di stör. patr. XXIV [1901] 95 ffj. P. Fourneret, Les biens de l'Eglise apres les
edits de pacilication, 1902. Ders., Ressources dont l'Eglise disposa pour recon-
stituer son patrimome , 1902. A. Knecht, System d. Justinianischen Kirchen-
vermögensrechtes, 1905. P. Delarue, Meines et clerge seculier. Etüde critique
et historique sur l'origine et la destinee des biens ecclesiastiques, 1907. F. Mar-
troye. St Augustin et le droit d'heritage des eglises et des monasteres, 1909.
Vgl. daz. A. Egg er, D. hl. Augustinus (1904) 86 u. 0. Schilling, D. Staats-
u. Soziallehre d. hl. Augustinus (1910) 208. H. S. Alivisatos, D. kirchl. Gesetz-
gebung d. Kais. Justiman I (1913) 84 ff. Vgl. a. Bd 1, S. 49 f 274 ff".
2 A. Bondroit, De capacitate possidendi ecclesiae necnou de regio proprietatis
vel dispositionis dominio in Patrimonium ecclesiasticum aetate Merovingica (a. 481
ad 751), 1900 ff. E. Lesno, Histoire de la propriete ecciesiastique en France-
Tom. I. Epoques romaine et merovingienne, 1910.
3 C. 11, X de testam. Ill, 26. K. Thoraas, D. kanon. Testament, 1897.
V. Wolf v. Glanvell, D. letztwill. Verfügungen (1900) 105 ff 124 ff.
* X h. t. J, 41. Ob. S. 345 f.
'" Darüb. unt. § 194.
«Vgl. l'.d I, S. 276 f.
■^ Syn. v. Diedenliofen a. 844, c. 3 5. Syn. v. Beauvais a. 845, c. 3 6. C. 1
(Greg. VIT. a. 1078), C. XVI, q. 7. C. 9, X de rer. permutat. III, 19. C. 15 17
19 25, X de decim. III, 30. C. 2 in Vr° h. t. III, 13. Stutz, Gesch. d. kirchl.
Benefizialwescns usw. (1895) 1 ff.
§ 193. Die Erwerbsfälligkeit der Kirche. 435
Mißachtung des Privilegium immunitatis ^, durch Eingriffe seitens der Vögte -
und durch Beraubungen seitens der Fürsten und Adeligen, so vor allem durch
die Säkularisation unter Karl MartelP. Seit dem 13. Jahrhundert kamen die
sogenannten Amortisationsgesetze auf, durch welche der kirchliche Erwerb
unter staatliche Aufsicht gestellt wurde, um so dem allzu starken Anwachsen
des von Abgaben freien, für Handel und Verkehr toten (manus mortua)
Kirchenvermögens zu wehren ^. ^Nichtsdestoweniger hatte das kirchliche Ver-
mögen durch das ganze Mittelalter einen sehr bedeutenden Umfang, wenn
es auch durch die kirchlichen Bedürfnisse selbst, durch den Unterhalt der
Schulen, durch die Armenpflege — denn um solches kümmerte sich der mittel-
alterliche Staat so gut wie nicht — , durch alle möglichen Leistungen an
die Schutz- und Landesherrn oder durch Halten von Schutztruppen so gut wie
vollständig in Anspruch genommen w^ar.
In der Reformation entrissen die protestantisch gewordenen Fürsten in
ihren Gebieten der Kirohe allen Besitz, indem sie ihn zum Teil in persön-
liches, zum Teil in Staatseigentum überführten \ Um diesen wenigstens in
» Darüb. unt. § 194.
2 Capit. ca a. 790, c. 3. Ed. Boretius I 201. Happ, De advocatia eccle-
siastica, 1870. F. Wicke de, D. Vogtei i. d. geistl. Stiften d, fränk. Reiches. . .
b. z. Aussterben d. Karolinger i. Deutschi., 1886. H. Geffcken, D. Krone u. d.
niedere deutsche Kirchengut unt. Kais. Friedr. IL, 1890. G. Schmitt, D. Vogtei-
wesen i. MA. (Theol.-prakt. Monatsschrift III [1893] 245 ff). Werminghoff,
Verfassungsgschte 2 93. Weit. Lit. i. A. f. k. KR. LXXXV (1905) 408 f. Vgl. a.
z. Lit. Bd I, S. 53, A. 1.
2 K. Ribbeck, D. sog. divisio d. fränk. Kirchenguts i. ihr. Verlauf unt. Karl
Martell u. s. Söhnen, 1883. A. Pöschl, Bischofsgut u. mensa episcopalis I (1908)
114 ff. Einläßl. wird darüb. handeln: Bondroit i. 2. Bande sein. S. 434, A. 2 angef.
Werkes. Vgl. a. Bd I, S. 53, A. 1.
* Z. Gesch. d. Amortisationsgesetze vgl. v. allem W. Kahl, D. deutsch.
Amortisationsgesetze, 1879, wo S. 6, A. 5 reiche Lit. verzeichnet ist. H. C. L e a,
The dead band, 1900. K. Holder, D. kirchl. Vermögensrecht d. Kantons Freiburg
i. s. bist. Entwickl. u. heutig. Geltung, 1902. Ders. , Beiträge z. Gesch. d.
Amortisationsgesetzgebung unt. d. Regierung d. Kaiserin Maria Theresia (1740 — 1780)
(A. f. k. KR. LXXXIV [1904] 283 ff). D. ganze neuere Lit. üb. d. Amortisations-
gesetze verzeichnet Holder, D. neueren Forschungen z. Gesch. d. staatl. Aniorti-
sationsgesetzgebung (Ebd. 22 ff). A. Sanchez, El derecho de propiedad de la
iglesia j la desamortizaciön espanola, 1910. H. Büchi, E. Menschenalter Reform
d. Toten Hand i. Toskana (1751—1790), 1912. J. Tournyol du Glos, Les
amortissements de la propriete ecclesiastique sous Louis XIII (1639 — 1640), 1912.
Werminghoff, Verfassungsgschte - 93 103. Weit. Lit. b. Friedberg, KR. ^
556 '\ Vgl. a. Bd I, S. 67 ff.
^ Bd 1, S. 68 f. Dageg. beweist nicht d. formale Weiterbezeichnung ,,Kirchen-
vermögen". K. Pestalozzi, D. Zürcher. Kirchengut u. s. Entwicklung z. Staats-
gut, 1903. V. Ernst, D. Entstehung d. württ. Kirchenguts (Sond.-Abdr. a. d. Württ
Jbb. f. Statistik u. Landeskunde), 1911. W. Wolff, D. Säkularisierung u. Ver-
wendung d. Stifts- u. Klostergüter i. Hessen-Kassel unt. Philipp d. Grofsmütigen u.
28*
436 I^ • Biit:b. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap. : D. kirclil. Vermögen.
den katholisch gebliebenen Ländern zu wahren, bedrohte das Tridentinum
jede Verletzung des Kirchenguts mit Exkommunikation und forderte Kaiser
und Fürsten auf, dasselbe gegen gewaltsame Eingriffe zu schützen '. Für
Deutscliland hat der Westfälische Friede den ungeschmälerten Fortbestand
des der katholischen Kirche verbliebenen Vermögens völkerrechtlich garantiert -.
Ungeheure Verluste brachte der Kirche die neuere Zeit durch Aus-
führung älterer Säkularisationspläne ^ In der französischen Revolution
wurden durch Gesetz vom 4. bis 11. April und vom 2. bis 4. November
1789 alle Zehnten und das gesamte Kirchenvermögen, selbst die Fabrik-
güter und Meßstiftungen, zum Nationaleigentum erklärt, und dabei ist es,
wenn auch Restitutionen stattfanden , im wesentlichen geblieben \ Etwas
milder und etwas verständiger hat der Reichsdeputationshauptschluß vom
25. Februar 1803 die Säkularisation in Deutschland durchgeführt. Die
Dotationen der Pfarreien, die Schulfonds und die frommen Stiftungen blieben
erhalten. Dagegen wurden alle geistlichen Territorien, Abteien, Stifte und
Klöster zur freien und vollen Disposition den betreffenden weltlichen Landes-
herrn überlassen, sowohl zum Behufe des Aufwandes für Kultus, Schulen
und gemeinnützige Anstalten als zur Erleichterung der Finanzen. Nur mußten
sie die Domkirchen bleibend ausstatten und Pensionen für die säkularisierten
Geistlichen auswerfen ^. Die neueren Verfassungsurkunden garantierten zwar
Wilhelm IV., 1913. K. Körb er, Kirchengüterfrage u. Schmalkaldischer Bund, 1913.
Friedberg, KR.« 558 ^2 5629.
1 Sess. XXII de ref. c. 11; Sess. XXV de ref. c. 20. Vgl. Bd L S. 69.
2 Vgl. Bd I, S. 88 f.
^ B. Pacca, Histor. Denkwürdigkeiten üb. s. Aufenthalt i. Deutschi. i. d. Jahren
1786—1794 (1832) 85 ff. E. Friedberg, D. Grenzen zwisch. K. u. St. (1872)
300. 0. Mejer, Z. Gesch. d. röm.-deutsch. Frage M (1885) 137 ff. Th. Volbehr.
D. Ursprung d. Säkularisationsprojekte i. d. Jahren 1742 u. 1743 (Forsch, z. deutsch.
Gesch. XXVI [1886] 262 ff). P. Beck, Aktenstücke z. Vorgschte d. Säkulari-
.sation (Diözesanarchiv v. Schwaben V [1888] 79 ff). G. v. Hertling, Säkulari-
sationsprojekte a. d. Jahre 1798 (Hist. Jb. XIII [1892] 503 ff). H. Brück, Gesch.
d. kath. K. i. Deutschi. i. 19. Jhdt« I (1902) 23 ff. W. v. Hofmann, D. Säku-
larisationsprojekt V. 1743, Kaiser Karl VII. u. d. röm. Kurie (Festschrift f. Riezler
1913, 213 ff).
* K n ö p f 1 e r , Kgschte =• 716 ff. F u n k - B i h 1 m e y e r , Kgschte « 733 ff. — Üb.
d. V. d. franz. Revolution i. d. linksrhein. Deutschland geschaffenen kircbl. Eigentums-
verhältnisse eingehend unt. Angabo vieler Lit. : V e r i n g , KR. ^ 765 ff; Friedberg.
KR.« 580 30. Vgl. a. Bd I, S. 74 f.
"> §§ 34 ff 62 f. Walter, Fontes 163 171. J. Niedner. D. Ausgaben d.
preuß. Staates f. d. ovangel. Landeskirche d. alt. Provinzen (1904) 143 ff. Säg-
niüller, D. Rechtsanspruch d. k. Kirche i. üeutschl. a. linanz. Leistungen seit. d.
Staates (Th. Qsch. XCV [1913] 204ff; als Schrift [1913]). — Lit. b. SchiUte, Gesch.
d. Quell, u. Lit. d. kan. Rs III 2, 372. F. 13 erg. D. Unrechtmäftigkeit d Säkulari-
«iorungen , 1800. J. H. K. v. Wessenberg, Üb. d. Folgen d. Säkularisation.
1801. J. R. v. Roth, Wem gehört d. a. d. recht. Rheinseito bofindl. Vonnögeii
d. a. d. link. Rheinseite aufgeliob. Stiftungen? 1804. K. F. Häberlin, Üb. Auf
§ 193. Die Erwerbsfähigkeit der Kirche. 437
die ünverletzlichkeit des noch vorhandenen kirchlichen Vermögens ^ ; aber
in den Sturmjahren 1848 und 1849 wurden die Zehnten nicht ohne neuen
Verlust für die Kirchen abgelöst. Zuletzt hat die Trennung von Kirche und
Staat in Frankreich und anderwärts ihr neue ungeheuere Verluste gebracht
und wird ihr weitere Trennung noch weitere bringen -.
III. Heute nimmt der Staat gegenüber dem Erwerb von Vermögen durch
die einzelnen Kirchen die Stellung ein, daß er ihnen die juristische Persön-
lichkeit verleiht oder versagt^, daß er sie an die innerhalb seines Gebietes
für Vermögenserwerb überhaupt vorgeschriebenen Xormen bindet und daß
er durch Amortisationsgesetze den kirchlichen Erwerb von Vermögen in be-
stimmtem Umfang von seiner Genehmigung abhängig macht *.
hebung mediatis. Stifte, Abteien u. Klöster i. Deutschi., 1805. J. Emele, Abhand-
lung üb. erlaubte u. unerl. Säkularisation d. Kirchengüter, 1817. R. F. Krabbe,
Wem steht d. Eigentum d. vormal. Jesuitengiiter bzw. d. Recht z., sie z. ver-
walten usw.? 1855. L. König, Pius VI. u. d. Säkularisation, 1901. M. Erz-
berger, D. Säkularisation i. Württ. 1802—1810, 1902. A. M. Scheglraano,
Gesch. d. Säkularisation i. rechtsrhein. Bayern, 1903 ff. W. Richter, Preußen
u. d. Paderborner Klöster u. Stifte (1802—1806), 1905. M. Pfeiffer, Beiträge
z. Gesch. d. Säkularisation i. Bamberg, 1907. F. Kör holz, D. Säkularisation u.
Organisation i. d. preuß. Entschädigungsländern Essen, Werden u. Elten (1802 — 1806),
1907. Vgl. a. Bd I, S. 74 f.
1 PreufB. Verf.-ürk. Art. 15. Bayr. Verf.-Urk. § 9. Württ. Verf.-Urk. § 70 ff
77 82. Bad. Verf.-Urk. § 20. Hess.-Darrast. Verf.-Urk. § 43 ff. Schneider, D.
part. KRsquellen 202 241 308 f 336 372.
2 Vgl. Bd I, S. 92 ff.
^ So kommt i. Preuß. d. Jurist. Persönlichkeit z. d. Bistümern, Kapiteln, kirchl.
Anstalten u. d. v. Staat genehmigten Stiftungen. „De salute animarum" v. 16. Juli
1821. — I. Bayern sind Jurist. Persönlichkeiten d. Bistümer, Kapitel, Seminarien,
Pfarreien, d. Klöster u. Konvente u. d. staatl. anerkannten Stiftungen u. Bruder-
schaften. Konk.-Art. 4 5 8. K. A. Geiger, D. Jurist. Persönlichkeit u. Steuer-
pflicht d. Landkapitel (Theol.-prakt. Monatsschrift XV [1905] 232 ff). — N. § 21
d. BGB. erlangt e, Verein, dessen Zweck nicht a. e. wirtschaftl. Geschäftsbetrieb
gerichtet ist, Rechtsfähigkeit d. Eintragung i. d. Vereinsregister d. zuständig.
Amtsgerichts. Vgl. ab. a. BGB. § 43 ff 60 ff. — Z. d. v. Ri ch ter-Do v e -Kahl.
KR. 1273 ff, u. Friedberg, KR. ^ 555'^, angeg., hauptsächl. a. Frankr. u.
Ital. bezügl. Lit. sei beigefügt: Ch. Meurer, D. Begriff u. Eigentümer d. heil.
Sachen, 1885; Ders. , D. Jurist. Personen n. deutsch. Reichsrecht (1901), bes. 326 ff.
F. Forsch, Üb. d. Jurist. Persönlichkeit u. rechtl. Vertretung d. Domkirchen i.
Preußen (A. f. k. KR. LXVII [1892] 243 ff ). Seh., Sicherstellung d. Vermögens
f. Vereine, Kongregationen, Wohltätigkeitsanstalteu u. dgl. n. d. BGB. f. d. deutsche
Reich (A. f. k. KR. LXXVIII [1898] 108 ff). U. Lampert, D. kirchl. Stiftungen,
Anstalten u. Körperschaften n. schweizer. Recht, 1912. Vgl. a. Bd I, S. 453 u.
ob. S. 398 f.
* Preuß. Ges. v. 23. Febr. 1870; 26. Juni 1875; 1. Okt. 1876. Schneider, D.
part. KRsquellen 277 ff. Kahl, D. Amortisationsgesetze 63 ff. A. Borries, D.
Erwerbsbeschränkung d. manus mortua i. Preuß., b. z. Durchführung d. Bestimmungen
d. BGB. 1904. J. Vogt, D. kirchl. Vermögensrecht « (1910) 17 ff. — Bayr. Konk.
438 I^ • Buch. P. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap.: D. kirchl. Vermögen.
In "Württemberg sind die meisten kirchlichen Institute juristische Persön-
lichkeiten, so namentlich das Ordinariat, der Interkalarfonds und die Pfarr-
gemeinden, und ist zum Erwerb von Liegenschaften durch die tote Hand
im Werte von über 5000 Mark eine von der Kreisregierung zu erteilende
Genehmigung nötig K
§ 194.
Die Immunität des kirchlichen Vermögens.
Decr. Greg. IX. 1. III. t. 49 de immun, eccles. Lib. sext. III, 23. Const. Clem.
I[I, 17. Extrav. comrn. III, 13.
Thomassin P. III, 1. 1, c. 33 fF. G. J. Wagner, De immunitate ecclesia-
stica, Mog. 1714. G. C.Fat oll i, Theatrum immunitatis et libertatis ecclesiasticae.
Rom. 1714 ff. J. A. St. V. Riegger, Y. d. Rechte d. Landesfiirsten, geistl. Personen
u. Güter z. besteuern, Freib. 1769. Mehr alt. Lit. b. Schulte, Gesch. d. Quell,
u. Lit. d. kan. Rs III 2, 370, u. Scherer, KR. I 394. — Mattes u. Grashoff,
vgl. § 193. Siehe a. Bd I, S. 250 S u. ob. S. 290 ff.
Da das Kirchenvermögen an sich schon dem allgemeinen Besten dient,
so wurde es nach vorübergehender Total befreiung von allen staatlichen
Lasten durch Konstantin d. Gr. ^ von den folgenden römischen Kaisern zwar
Art. 8. Rel.-Edikt § 44. Erl. v. 17. Dez. 1825. § 34. Schneider a. a. 0. 6 208 f.
A. Widder, D. Amortisationsgesetzgebung i. B., 1873. Kahl a. a. 0. 190 fi".
Ch. Meurer, D. bayr. Amortisationsrecht u. s. Reform, 1899. K. A. Geiger.
D. Neugestaltung d. bayr. Amortisationsvorschriften d. d. BGB. (A. f. k. KR. LXXX
[1900] 259 ff). — F. Bad., Hess., Els.-Lothr. vgl. Kahl a. a. 0. 265 ff 273 ff 279 ff. -
D. Art. 86 u. 87 d. EG. z. BGB. sind d. i. d. einz. Ländern besteh. Amortisations-
gesetze aufrecht erhalten. Doch bedürfen Zuwendungen v. nicht mehr als 5000 M.
keiner staatl. Genehmigung. D. hierd. modifiz. gegenwärtigen Stand d. Aniorti-
sationsgesetze i. d. einz. Staaten Deutschi, stellt dar: K. A. Geiger, D. kirchen-
rechtl. Inhalt d. bundesstaatl. Ausführungsgesetze z. BGB. (A. f. k. KR. LXXXl
[1901] 650 ff). G. A. E. Bogeng, Erwerbsbeschräokungen Jurist. Personen.
1908. Vgl. daz. : Friedberg, KR.« 557 f. — I. Österr. bestehen seit d. Konkordat
keine Amortisationsgesetze mehr. — I. Zeitalter d. unbeschränktesten Kapitalismus
sind solche Amortisationsgesetze ganz unverständlich.
' Ges. v. 13. Nov. 1855. Art. 25. Minist.- Verf. v. 28. Juni 1859. Ges. v.
30. Jan. 1862. Art. 18 19. Ges. v. 14. Juni 1887 u. v. 22. Juli 1906. Ausführ.-Ges.
z. BGB. Art. 140. K. St an gel , D. kirchenstaatsrechtl. Verhältnisse d. kath. u. prot.
Ortskirchengemeinden i. Württ. (1863) bes. 56 ff. Golther, D. St. u. d. kath. K.
i. Württ. 409 ff. Kahl a. a. 0. 258 ff. Landauer, D. Ges. betr. d. Vertretung
d. kath. Pfarrgemeinden u. d. Verwaltung ihr. Vermögensangelegenheiten v. 14. Juni
1887 76. Nieder, D. AfG. z. BGB. u. z. dess. Nebengesetzen (1900) 313 ff. Gaupp-
Göz, D. Staatsr. d. Königr. Württ. ^ 421 f. Kiene, Kath. Pfarrgemeindegesetz
V. 14. Juni 1887 u. v. 22. Juli 1906, 179 ff. [M. berecht. Vorschlägen z. Auf-
hebung d. Amortisationsgesetze S. 186 ff.] Fleiner, D. staatsrochtl. Gesetze Württ.
492 f. Pfaff-Sproll, Gesetzeskunde I 213 ff. — Ganz frei ist d. Erwerb z. Zweck
d. Erbauung e. Kirche.
» L. 1, Cod. Theod. de annon. XI, 1.
§ 194. Die Immunität des kirchlichen Vermögens. 439
von den niedrigen Lasten (munera sordida) und von außerordentlichen Auf-
lagen \ nicht aber von den regelmäßigen Abgaben - befreit. Dementsprechend
bestand auch im Frankenreich keine allgemeine Immunität des Kirchengutes;
vielmehr waren nur jene Kirchengüter von Lasten frei, welche der König-
ausdrücklich mit der Immunität beschenkt hatte ^, sowie der mit jeder Pfarr-
kirche verbundene mansus *. Im übrigen ruhten auf denselben alle ordent-
lichen öffentlichen Lasten. Dazu kamen noch viele außerordentliche, so die
dona gratuita der Bistümer und Klöster an den König, dessen Beherbergung
auf Reisen, die Hof- und Kriegsdienste wegen der Reichslehen und mannig-
fache willkürliche Bedrückungen. Daher erfreute sich die Kirche bis weit in
das Mittelalter hinein durchaus keiner vollen immunitas realis °.
Demgegenüber forderte die Kirche seit dem Lateranense III a. 1179
vollständige Steuerfreiheit für die kirchlichen Güter, und nur in Fällen öffent-
licher Not sollten dieselben mit Genehmigung der Bischöfe bzw. des Papstes
zu Leistungen herangezogen werden ^. Friedrich IL hat dem Kirchengut
Freiheit von jeder Auflage gewährt ''. Aber auch im ausgehenden Mittelalter
haben die weltlichen Machthaber das Kirchenvermögen vielfach zu staatlichen
Leistungen herangezogen ^ Daher ermahnte das Tridentinum aufs neue zur
Beachtung der kirchlichen Immunität ^ ; aber ohne Erfolg. Gerade in der
neueren und neuesten Zeit wurde das Kirchengut meist ohne vorherige Rück-
sprache mit dem Papst und ohne dessen Erlaubnis besteuert ^^. Demgegenüber
hat Pius IX. die Verneinung des Privilegium immunitatis für irrig erklärt ^^
» L. 15 16 18 21 22, Cod. Theod. de extr. sive sord. muner. XI, 16. L. 8 10
14 15 40, C. Just, de episc. I 3. Nov. 131, c. 5.
2 L. 15 40, Cod. Theod. de episc. XVI, 2. L. 3, Cod. Just. h. t. I, 3.
^ Conc. Aurel. I (a. 511), c. 5. Ed. Maaßen 4.
•» Capit. Ludov. a. 818 819, c. 10. Ed. Bor et ins I 277. C. 24 (Conc. Meld,
a. 845, c. 63) 25 (Conc. Wormat. a. 858, c. 50), C. XXIII, q. 8.
* Werminghoff, Gesch. d. Kverfassung I 61 ff 183 ff. D e r s. , Verfassungs-
geschte^ 14 ff 59 f.
ß X h. t. III, 49. Lib. sext. h. t. III, 23. Const. Clera. h. t. III, 17. Extrav.
comra. III, 13. Bes. c. 4 7, X h. t. III, 49.
■^ Authent. „Item nulla" hint. c. 2, C. de episc. I, 3.
* Friedberg, De finium inter civitatem et ecclesiam etc. 183 ff. K. Zeumer,
D. deutsch. Städtesteuern (1878) 72 ff. A. Dop seh, Steuerpfiicht u. Immunität i.
Herzogtum Österr. (Z. d. Savigny-Stiftung f. Rsgschte, Germ. Abt. XXVI [1905] 1 ff).
G. Liebe, D. Herbergspflicht d. mittelalt. Klöster m. besond. Bezieh, a. d. Land-
schaften d. Provinz Sachsen (Z. d. Ver. f. Kgschte d. Provinz Sachsen I [1906] 192 ff).
Werminghoff, Gesch. d. Kverfassung I 263 ff 278 ff. D e r s. , Verfassungsgschte ^
95 102 f. Vgl. a. Bd I, S. 69 f 251.
9 Sess. XXV de ref. c. 20.
^0 Solche Erlaubnis gab d. Papst z. B. f. Lucca 1802, f. Sardinien 1822. Fried-
berg, KR.« 560 ^^
»' Syll. Nr 30 32. Heiner, D. Syllabus 155 ff. Daß d. Recht d. Immunität
nicht e. göttl. i. strengen Sinn ist, Bd I, S. 250. Wernz, Jus decretalium III 1-
(1908), 169 ff.
440 ^^^- Buch. D. Verwalt. il. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap. : D. kirchl. Vermögen.
Immerhin gewähren die modernen Gesetze dem kirclilichen Vermögen
wenigstens teilweise Steuerfreiheit ^
§ 195.
Die Quellen des kirchlichen Vermögens.
Decr. Grat. C. X, q. 3. C. XIII. C. XXV. Decr. Greg. IX. 1. III, t. 26 de
testam. et iiltim. volunt. ; t. 30 de decim., primit. et oblat. ; t. 39 de cens., exact.
et prociirat. Lib. sext. III, 11 13 20. Const. Clem. III, 6 8 13. Extrav. comm.
TU, 7 10.
Wernz, Jus decretalium III 1 ^ (1908), 214fie. Hergenröther-Holl weck,
KR. 867 ff. Spezielle Lit. je a. einschläg. Ort.
Das kirchliche Vermögen kam und kommt aus verschiedenen Quellen,
aus allen im Rechtsleben bestehenden Erwerbsarten.
I, Nach dem Vorbild des Alten Testaments- haben die Gläubigen vor
allem die Erstlinge der Feldfrüchte, die Primitien, geopfert'. Außerdem
brachten dieselben freiwiUige Gaben, Oblationen, die sie entweder auf den
Altar niederlegten oder in hierzu aufgestellte Behälter oder in der Wohnung
des Bischofs *. Viel auch erhielt die Kirche durch Schenkungen inter vivos
et mortis causa ^
^ F. Preußen, Bayern, Sachsen, Baden usw. vgl. Friedberg, KR.® 560'^.
F. Preußen außerd. : A. Drießen, Sind d. Dientsgrundstücke u. Dienstwohnungen
d. Geistl. u. Lehrer i. d. Rheinprovinz d. Kommunalgrundsteuer resp. Gebäudesteuer
. . . unterworfen? 1900. J. Vogt, D. kirchl. Vermögensrecht ^ (1910) 21 ff. A. f.
k. KR. LXXXI (1901) 544 ff; LXXXII (1902) 379 f 390 ff; LXXXIII (1903) 150 ff;
LXXXV (1905) 64 ff 601 : LXXXVII (1907) 526 ff; XCIII (1913) 525 f. — F. Bayern
vgl. a. : S i 1 b e r n a g 1 , KR. * 698 ^. — F. Württ. : Kiene, Kath. Pfarrgemeinde-
gesetz V. 14. Juni 1887 u. 22. Juli 1906 191 ff ; Fl einer, D. staatsrechtl. Gesetze
Württ. 492 ; Kirchl. Amtsblatt 1907, Nr 3, enthaltend d. einschläg. Bestimmungen
d. Reichserbschafts- u. Schenkungssteuergesetzes v. 3. Juni 1906. Ebd. 1912, Nr 21
üb. Einkommen- u. Kapitalsteuerpflicht d. ortskirchl. Fonds u. d. Dotation d. orts-
kirchl. Stellen d. kath. Kirche. K. Göz, D. Württ. Einkommensteuergesetz v.
8. Aug. 1903 2 (1908) 34 ff 82 ff. — Bemerkt sei noch, daß i. württ. u. bad. Kon-
kordat d. Besteuerung d. Kirchengüter i. Art. 10 u. 12 zugestanden ist. Schneider.
D. part. KRsquellen 149 159.
= Ex 23, 19.
3 Const. Apost. 1. VIII, c. 30 40.
* Gal 6, 6. Apg 4, 34 f: 6, 1 ff; 11, 29 f. Can. Apost. n. 3 4. Tertull..
Apolog. c. 39. Tliomassin P. III, I. 1, c. 12 ff. Schreiber, Kurie u, Kloster
II (1910) 92 ff. D ers. , Untersuchungen z. Sprachgebrauch d. mittelalterl. Oblationcn-
wesens, 1913. Th al h o f er- Ei sen h of e r, Ilandb. d. kath. Liturgik II (1912)
120 ff*.
* R«"»misch-rochtl. Bestimmungen üb. solch, Schenkungen: L. 19 23, C. de sacros.
eccl. I, 2. C. 34 35, C. de donat. VIII, 54. ^^-^-TTT
§ 195. Die Quellen des kirchlichen Vermögens. 441
Auch heute noch fließen der Kirche Einkünfte zu aus Schenkungen i,
Stiftungen 2, dem Opferstock (Klingelbeutel), aus Gebühren für Glocken-
geläute, Leichentücher, Begräbnisstellen und Kirchenstühle 3, aus
Kirchenkollekten * und Kirchensteuern ^.
II. Wie andere, so können auch die Kirchen innerhalb der ge-
setzlichen Verjährungsfristen erwerben. Ihnen gegenüber besteht aber
hinsichtlich der Immobilien eine vierzigjährige und der römischen
Kirche gegenüber eine hundertjährige Verjährungsfrist^.
StaatHch erfreuen sich dieselben heute nach dieser Seite hin keiner
wesentlichen Begünstigung ''.
III. Viel Vermögen floß und fließt der Kirche aus Testamenten
und Vermächtnissen (Legaten) zu, welche kirchlich gültig sind, auch
wenn sie formlos sind^.
1 BGB. § 516 ff. Vgl. ob. S. 440, A. 5.
2 Üb. e. hauptsächliche Art v. Stiftungen, d. Meßstiftungen, vgl. ob. S. 256 ff.
Vgl. a. unt. § 204 üb. d. frommen Stiftungen. J. L. Fenelon, Les fondations et
les etablissements ecclesiastiques, 1902. Hergen röther-Hollweck, KR. 875 ff.
3 Vgl. ob. S. 299, A. 7.
•* D. Kirchenkollekten u. noch häufiger d. Hauskollekten bedürfen vielfach
staatl. Genehmigung. Preußen: Ges. v. 20. Juni 1875. § 50, Z. 7. Schneider
a. a. 0. 285. Erl. d. Kult.-Minist. v. 17. Juli 1875. F. Bayfern vgl. : A. f. k. KR.
XI (1864) 463 f. F. Württ.: Kiene a a. 0. 98 f. Pf äff -SproU, Gesetzes-
künde I 225 ff. F. Österr. : Vering, KR. ^ 790 ^ Z. Ganzen vgl. Friedberg,
KR.« 5613.
5 Preußen: Ges. v. 20. Juni 1875. § 21, Z. 8: Ges. v. 14. Juli 1905; Ges. v.
21. März 1906. A. f. k. KR. LXXXV (1905) 770 ff ; LXXXVI fl906) 551 ff.
Schmedding-Tourneau, Kommentar z. d. Ges. betreff, d. Erhebung v. Kirchen-
steuern, 1905. Württ.: Ges. v. 14. Juni 1887 u. 22. Juli 1906. § 38 ff. Kiene
a. a. 0. 103 ff. Baden: Ges. v. 18. Juni 1892; Verordn. v. 5. Jan. 1900. A. f. k.
KR. LXXX (1900) 386 ff. Hessen: Ges. v. 23. April 1875. Bekanntm. v. 16. Nov.
1899. F. X. H e i n e r , D. Besteuerungsrecht d. K. (A. f. k. KR. LXXVII [1897] 340 ff).
A. Halb an, Üb. d. Verwendung v. Gemeindevermögen f. kirchl. Zwecke (A. f. k.
KR. LXXX [1900] 34 ff). K. K. Frey er, D. Staat u. d. Kirchensteuer i. Deutschi.
(A. f. k. KR. LXXXVn [1907] 407 ff). Ganz vortrefflich: F. Giese, Deutsch.
Kirchensteuerrecht, 1910. H. Bühlmann, D.Verbot d. Kultussteuern [i. d. Schweiz],
1913. Vgl. a.: Friedberg, KR.« 570. Vgl. a. Staatslexikon ^ s. h. v.
6 L. 23, C. de sacros. eccl. I, 2. Nov. 9; 111, c. 1; 131, c. 6. C. 17 (Job. VIII.
a. 874), C. XVI, q. 3. C. 4 6 8 9 13 14 17, X de praescr. 11, 26. C. 2 in Vr°
h. t. III, 13. Knecht, System d. Justinian. Kirchenvermögensrechtes (1905) 131 ff.
" BGB. § 937. Als Titel, unt. welch, e. Ersitzung a. Grundstücken mögl. ist,
besteht n. d. BGB. nur noch d. Eintragung i. d. Grundbuch. D. Frist ist 30 Jahre.
§ 900 927. N. d. Konkursordnung v. 17. Mai 1898, § 61, Z. 3, stehen d. Forde-
rungen d. Kirche weg. gesetzl. Abgaben u. Leistungen unt. d. Privilegierten a. d.
dritten Stelle.
3 C. 4 10 11 13, X de te.stam. 26. A. d. röm. Recht vgl.: C. 1 13 19 26,
C. de sacros. eocl. L 2; C. 24 28 46 49, C. de episc. I, 3; Nov. 131, c. 12. — Z.
442 I^ • Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap. : D. kirchl. Vermögen.
Staatlich genießen solche Testamente heute keine Vergünstigung mehr,
und Erwerbungen aus ihnen unterliegen vielfach den Amortisationsgesetzen \
IV. Als Abgaben an den Pfarrer haben sich herausgebildet die
Stolgebühren und der Zehnt.
Die Stolgebühren (Stolrechte, jura oder taxa stolae) waren anfänglich
freiwillige Reichnisse zum Unterhalt der Pfarrgeistlichkeit. Dann aber
wurden sie zu stehenden Abgaben, und die Kirche legte ihre Persolvierung
den Gläubigen als Pflicht auf; nur sollten sie nicht von den Armen ein-
gefordert w^erden -.
Der Zehnt kam von den Juden ^ zu den Christen. Zunächst wurden diese
zu dessen Entrichtung nur ermahnt ■*. Allein seit dem 6. Jahrhundert wurde
derselbe nicht bloß von den kirchlichen, sondern auch den staatlichen Ge-
setzen namentlich der Karolinger vorgeschrieben, um die durch ihre Säkulari-
sationen verarmten Kirchen zu unterstützen, und zwar war er im wesentlichen
nicht an den Bischof, sondern an den Pfarrer zu entrichten ^ Gegen die Ent-
fremdung desselben von der Kirche und den Übergang in Laienhände hat sich
die kirchliche Gesetzgebung fortwährend auf das entschiedenste ausgesprochen,
mußte sich aber zuletzt mit der Erklärung begnügen, daß nur Neuerwerbungen
von Zehnten durch Laien verboten seien, daß aber die bereits von ihnen
I
d. ob. S. 434, A. 3 bemerkt. Lit. füge b. : Thomassin P. III, 1. 1, c. 16ff. Coli.
El testam. canön. 2, 1900. H. Auffroy, L'evolution du testament en France des
origines au XIII'' siecle, 1901. Oriol, El testam. ante el pärroco, 1901. Knecht.
System d. Justinian. Kirchenvermögensrechtes 73 ff. Friedberg, KR.* 561.
1 BGB. § 2231 ff. Üb. Erbschaftssteuer ob. S. 440, A. 5.
2 C. 42, X de Simon. V 3. H. M. G. Grell mann. Kurze Gesch. d. Stol-
gebühren. Gott. 1785. Schreiber, Kurie u. Kloster i. MA. II (1910) 149 ff.
Stutz, KR. 2 304. Ders. i. Realenzykl. f. prot. Theol. u. K. ' s. h. [Betont z.
sehr d. Zusammenhang d. Stolgebühren m. d. Eigenkirche.] R. Kment, D. Stol-
ordnung f. d. Land d. Abtei Passau v. Jahre 1650 (A. f. k. KR. XCIII [1913] 613 ff).
Kirchenlexikon s, h. v. Vgl. a. ob. S. 69 f. '^^H
^ Lv 27, 30 ff. Dt 14, 22 ff. V|
* C. 5 (Ambr.?), C. XVI, q. 2. C. 65 (Hier.) 66 (Aug.?), C. XVI, q. 1. \
5 Conc. Matisc. a. 585, c. 5. Ed. Maaßen 167. Conc. Cabill. a. 813, c. 19.
Conc. Mogunt. a. 813, c. 38 (C. 2, C. XVI, q. 2). Conc. Ticin. a. 850, c. 17.
Harduin, Acta Conc. IV 1015 1035; V 29. — Capit. Heristal. a. 779, c. 7. Capit.
de part. Saxon. a. 770—790, c. 17. Syn. Francof. a. 794, c. 25. Capit. eccles. ad
Salz data a. 803—804, c. 2. Cap. eccles.? a. 810—813, c. 10. Ed. Boretius 1
48 49 69 76 119 178. — D. Nachweis, daß d. v. d. Karolingern staatl. eingeführte
Zehnt e. F]rsatz f. der. Säkularisationen sein sollte, hat U. Stutz, D. karolingische
Zehntgebot. Zugleich e. Beitrag z. Erklärung v. c. 7 u. 13 d. Kapitulars Karl d. Gr.
V. llnristall (Sonderabdruck a. d. Z. d. Savigny-Stiftung f. Ksgschte, Germ. Abt.
IM XXIX), 1908, erbracht. Anders Pereis vgl. S. 444, A. 1. — E. Teil d. Zehnten.
e. Viertel, verblieb übrigens d. Bischof. Fried her g, KR.« 593'". Fuuk-Üihl-
meyer, Kgschte « 343.
\
§ 195. Die Quellen des kirchlichen Vermögens. 443
innegehabten ihnen verbleiben sollten K So erhielten sich neben den kirch-
lichen eine Menge von Laienzehnten, welche nach weltlichem Eechte und
vom weltlichen Gerichte beurteilt wurden. Der Westfälische Friede hat den
Zehnten der Kirche, soweit er noch bestand, garantiert ^. Aber die fran-
zösische Revolution^ und die Sturmjahre 1848 und 1849* haben demselben
im Zusammenhang mit den veränderten wirtschaftlichen Verhältnissen in
Prankreich und Deutschland ein Ende gemacht. Die noch übrigen Länder
folgten nach '".
Das Zehntrecht war in Rücksicht auf den Besitzer entweder ein geist-
liches (jus decimandi clericale s. ecclesiasticum), wenn es einer Kirche oder
kirchlichen Person als solcher zustand, oder ein weltliches (j. dec. laicale
s. saeculare), wenn es einem Laien zukam. Der Zehnt wurde entweder vom
persönlichen Erwerb (decimae personales) ^ oder von den Erzeugnissen frucht-
tragender Sachen (dec. reales) gegeben. Der dingliche Zehnt wurde ent-
richtet entweder vom Ertrag eines Grundstückes, Peldzehnt (dec. praediales),
oder von Tieren, Tiefzehnt (dec. animalium). Der Peldzehnt kam entweder
von alten Ländereien, Altfeldzehnt (dec. praed. veteres), oder vom Neubfuch-
land, Neubruchzehnt (dec. praed. novales). Der Tierzehnt wurde gegeben
entweder von den Tieren selbst, Blutzehnt (dec. sanguinales), oder von deren
Produkten. Seltener bestand ein Holz- oder Bergzehnt. Von den ver-
schiedenen Pruchtarten rechnete man in der Regel die Halmfrüchte samt
Wein und Öl zum großen Zehnten (dec. majores), die übrigen Prüchte zum
kleinen (dec. minores s. minutae) ^ Auch der Blutzehnt wurde wohl in den
kleinen und großen eingeteilt. Der Zehnt von den Halmfrüchten war ent-
weder Garbenzehnt (dec. mergitum) oder Sackzehnt (dec. saccariae). Wurde
der Zehnt in Prüchten, Tieren oder Sachen geleistet, so hieß er eigentlicher
» C. 1 (Greg. VII. a. 1078), C. XVI, q. 7. C. 7 14 15 17 19 25 30 34, X
de decim. 111, 30. C. 2 in Vr° h. t. III, 13. Trid. sess. XXV de ref. c. 12.
Ob. S. 434, A. 7.
2 L P. 0. Art. V, § 46 f. ^ q^s. v. 4. April 1789.
* Preuß. Ges. v. 2. März 1850; 15. April 1857; 27. April 1872; 15. März 1879.
Bayr. Ges. v. 4. Juni 1848; 28. April 1872; 2. Febr. 1898. Württ. Ges. v. 17. Juni
u. 27. Juli 1849. Bad. Ges. v. 28. Dez. 1831 ; 15. Nov. 1883. Hess. Ges. v. 29. Jan.,
7. Juni, 9. Aug. 1836. Österr. Ges. v. 7. Sept. 1848; 4. März 1849; Eonk. Art. 33.
5 Friedberg, KR. ^ 575 '-^^
^ D. Personalzehnt (C. 20, X h. t. 111, 30) ist z. Teil bald i. Abgang gekommen.
A. dess. Stelle kam d. Mortuarium a. , wov. d. Bischof e. Viertel bekam. C. 16,
X de off. jud. ordin. I, 31. P. Lex, D. Mortuarium (Theol.-prakt. Monatsschrift
XII [1902] 214 ff). Ders., D. kirchl. Begräbnisrecht hist.-kanonist. dargestellt
(1904) 211 ff. [Ungenügend.] C h. Greiz, Z. Gesch. d. Seelenrechts od. d.
Pönfalls (Theol.-prakt. Qsch. LVI [1903] 296 ff). F. Kogler, Seelenrecht u.
Pönfall in Salzburg u. Tirol (Sonderabdruck a. d. Festschrift f. H. Brunner), 1910.
P. Hansel, D. mittelalter. Erbschaftssteuern i. England (D. Z. f. KR. XIX [1909]
171 ff; bes. 379 ft'J.
' C. 30, X h. t. III, 30.
444 I^ • Blich. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap : D. kirchl. Vermögen.
oder Xaturalzehnt (dec. propriae s. naturales). Wenn aber in Geld Zehnt-
gilt gegeben wurde, hiefs er uneigentlicher Zehnt (dec. impropriae).
Nach kanonischem Recht stand die Kechtsvermutung für das volle und
universale Zehntrecht des Pfarrers, und jede Ausnahme war zu beweisen K
Die Verpflichtung zur Leistung des Prädialzehnten haftete als Reallast auf
dem zehntpflichtigen Grundstück ^, die jedesmalige Leistung aber billigerweise
auf dem jeweiligen Ertrag des Grundstücks ^. Der Zehnt zur Pfarrkirche war
von jedem Grundeigentümer oder Nutznießer in der Pfarrei zu geben. Be-
freit waren nur Beneßzialgüter von Seelsorgsgeistlichen in derselben Pfarrei:
clericus clericum non decimat *. Zehntstreitigkeiten der Pfründen und Stif-
tungen gehörten nach kanonischem Recht vor die geistlichen Gerichte; aber
die staatlichen Gesetze wiesen sie meist vor das zivile Gericht \
1 C. 18 20 29 30, X h. t. III, 30.
2 C. 1 4 16 33, X h. t. III, 30.
3 C. 21 24 28 33, X h. t. III, 30.
^ C. 4 16 24 26, X h. t. III, 30.
'' C. 2 3, X de judic. II, 1. C. 7, X de praescr. II, 26. — Th om ass in F. III,
1. 1, c. 1 ff . — "Weit. Lit. verz. : Schulte, Gesch. d. Quell, u. Lit. d. kan. Rs
III 2, 370. — G. S. Wagner, D. Zehntrecht i. sein. ganz. Umfang m. Rücksicht
a. d. preuß. R., 1815. Ph. 0. v. Ottenthai, D. Zehnt n. kanon. u. österr. R.,
1823. J. W. Gh. Steiner, Üb. d. Zehnd-Recht i. Lippe rts Annalen d. KRs,
1. Hft (1831), 69 if. Zachariä, Aufhebung, Ablösung u. Umwandlung d. Zehnts,
1831. J. M. F. Birnbaum, D. rechtl. Natur d. Zehnten a. d. Grundeigentums-
verhältnissen d. röm. u. fränk. Reichs bist, entwickelt, 1831. J. M. Göschl, Üb.
d. Ursprung d. kirchl. Zehnts, 1837. Kühlenthal, D. Gesch. d. kirchl. Zehntens,
1837. H. Sicherer, D. Zehnt n. gem. deutsch, u. bayr. R., 1845. C as s a n i, Origini
giuridiche delle decime ecclesiastiche, 1894. U.Stutz, Gesch. d. kirchl. Benefizial-
wesens usw. I (1895) 240 ff. Ders., KR. ^ 304 f 456. [M. Lit] Ders., D. karo-
lingische Zehntgebot, vgl. ob. S. 442, A. 5. L. Durand, La dime eccles, au XVIIl*
siecle, 1898. Ch. Meurer, D. Zehnt- u. Bodenzinsrecht i. Bayern, 1898. Kopp,
Zehntrecht u. Zehntablösung i. Baden, 1899. E. P e r e 1 s , D. kirchl. Zehnten i. karoling.
Reiche, 1904. Ders., D.Ursprünge d. karoling. Zehntrechts (A. f. Urkundenforsch.
III [1911] 233 ff). [Geg. Stutz.] A. Pöschl, Bischofsgut u. mensa episcopalis.
Teil I (1908) 142 f. H. Vill em onte de 1 a der ger i e, La dime dans notre ancien
droit fran9ais et son abolition, 1908. P. Viard, Histoire de la dime eccläsiastique
principalement en France jusqu'au D^cret de Gratien, 1909. Ders., Philippe le Bei
et la dime insolite, 1911. Ders., La dime eccles. dans le royaume d'Arles et de
Vienne au XIP et XIII« siecles (Z. d. Savigny-Stiftung f. Rgschte, Kanonist. Abt.
I [1911] 126 ff). Dors. , Histoire de la dime eccles. dans le royaume de France
(1150—1313), 1912. Ders., L'^volufion de la dime eccles. en France au XIV»
et XV« siecles fZ. d. Savigny-Stiftung f. Rsgschte, Kanonist. Abt. III [1913]
107 ff). A. V i 1 1 i e n , Histoire des commandoments de l'Eglise (1909) 309 f.
G. Loy, D. kircli). Zehnt i. Bistum Lübeck v. d. ersten Anfänij;en b. z. Jahre
1340, 1909. P. Gagnol, Les decimos et dons gratuits, 1911. D o r s. , La
dime eccles. en France, 1911. H. Marion, La dimo eccles. en France an
XVIII" .siecle et sa suppression , 1912. E. Iloffmann, D. Stellungnahme <1.
Zisterzienser z. kirchl. Zchntrecht i. 12. Jhdt (Stud. u. Mitt. z. Gesell, d. Hened.-
§ 195. Die Quellen des kirchlichen Vermögens. 445
Heute bestehen nur noch die Stolgebühren, die entweder einen
Bestandteil des Pfarreinkommens, der in den Pfarrgehalt eingerechnet
wird, oder bloße Nebenbezüge bilden. Die Art und Höhe der einzelnen
Stolgebühren ist durch Herkommen oder Diözesangesetz bestimmt^.
Sollen dieselben auch staatlichen Schutzes sich erfreuen, so müssen sie
staatlich anerkannt sein ^
V. Zu mehrfachen Abgaben an den Bischof waren die Diözesangeist-
lichen verpflichtet, so zum Cathedraticum, d. i. einer jährlichen Huldigungs-
gabe an den^ bischöflichen Stuhl, die, weil sie in der Regel bei Gelegenheit
des Sends oder auch auf der Diözesansynode gereicht wurde , auch Sjm-
odaticum hieß^. Sodann forderte der Bischof für sein Diözesanseminar ein
Seminaristicum oder Alumnaticum ein '*. Bei der Diözesanvisitation hatte
derselbe das Anrecht auf die procuratio canonica ^ Mehrfach war den
Bischöfen von den Päpsten des Mittelalters eingeräumt, die Früchte des
Ordens u. s. Zweige, N. F. II [1912] 421 ff). F. Philippi, Zehnten u. Zehnt-
streitigkeiten (Mitt, d. Inst. f. österr. Gfschg XXXIII [1912] 393 fp). E. Lesne.
La dinie des biens eccl^s. aux IX^ et X® siecles (Rev d'hist. eccles. XIII [1912]
477 ff). Schreiber, Kurien. Kloster i. 12. Jhdt I (1910) 247 ff. Werminghoff,
Gesch. d. Kverfassung 1 63 ff. D e r s. , Yerfassungsgschte ^ 14 ff. Viele Lit. üb. d.
z. Teil noch besteh. Zehnten i. außerdeutsch. Ländern b. Fri edb er g, KR. '^ 575 -°.
Z. Ganz. ebd. 573 ff.
' S. C. Conc. 17. Dez. 1904 (Acta S. Sedis XXXYII [1904/05] 696 ff). Acta
et decreta conc. plen. Americae Latinae (1899) Nr 831. Kirchenlexikon ^ s. h, v.
Realenzykl. f. prot. Theol. u. K. ^ s. h. v. J. Riedle, D. pfarrl. Recht d. Stol-
gebühren, 1897. F. W. Woker, Recht d. preuß. Bischöfe, f. ihre Diözesen d.
Höhe d. Stolgebühren z. bestimmen (A. f. k. KR. XCII [1912] 435 ff). Daz. Heiner
(Ebd. 630 ff).
2 Preußen: Ges. v. 20. Juni 1875. § 21, Z. 9; v. 7. Juni 1876. § 2, Z. 7.
Schneider, D. part. KRsquellen 280 289. F. Forsch, Z. d. §§ 539 u. 423 d.
Preuß. ALR. 2. Tl, Tit. 11 (A. f. k. KR. LXVIII [1892] 87 ff). Ders., D. Bezug
V. Stolgebühren d. e. and. Geistlichen als d. zuständigen Pfarrer (Ebd. LXXIV
[1895] 3 ff). D. preuß. Episkopat hat s. a. 19. Okt. 1892 m. Recht geg. Aufhebung d.
Stolgebühren ausgesprochen (A. f. k. KR. LXXII [1894] 150 f). Bayern: Religions-
edikt. § 64 b. Schneider a. a. 0. 212. C. Benario, D. Stolgebühren n. bayr.
Staatskirchenrecht, 1894. V. Karl, Grandzüge d. bayr, Stolrechts, 1894. —
Österr.: Ges. v. 7. Mai 1874. § 23 ff. S chneider a. a. 0. 531. A. f. k. KR.
LXXXII (1902) 382 ff; LXXXV (1905) 137. — Neuerdings geht d. Bestreben a.
Aufhebung d. Stolgebühren. So sind sie i. Anschluß a. d. f. d. Protest, gelt. Ge-
setze a. f. d. Kathol. aufgehoben i. Sachsen, Braunschweig, Mecklenburg-Schwerin,
Meiningen, Anhalt. Friedberg, KR.* 563'. Realenzykl. f. prot. Theol. u. K. ^ s.
h. V. Z. Ganz. Friedberg, KR. ^ 563 u. Realenzykl. f. prot. Theol. u. K.^ s. h. v.
» C. 1 (Syn. V. Braga 11 a. 572, c. 2) 8 (Syn. v. Toledo VIII a. 646, c. 4).
C. X, q. 3. C. 20, X de cens. III, 39. C. 16, X de off. jud. ordin. I, 31. Richter-
-Schulte, Conc. Trid. p. 335, n. 8. K. Müller, D. Eßlinger Pfarrkirche i. MA.
(Württ. Vierteljahrshefte f. Landesgschte N. F. XVI [1907] 295 ff; [a. sep.]).
* Trid. sess. XXOI de ref. c. 18. ^ Ob. S. 310.
446 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. . 3. Abschn. 4. Kap.: D. kirchl. Vermögen.
ersten Jahres der von ihnen verliehenen Stellen zu fordern (fructus primi
anni, Annaten) K In Notfällen verlangten die Bischöfe wohl auch ein sub-
sidium caritativum von ihrer Diözesangeistlichkeit -. Dazu kamen die quarta
decimarum, ein Viertel des Pfarrzehnten ", die quarta legatorum, ein Viertel
von den Pfarrkirchen ohne besondere Bestimmung überwiesenen Legaten,
die quarta mortuariorum, ein Viertel von dem an die Kirche fallenden Nachlaß,
eines Geistlichen \ die Kommenden- und Absenzgelder ^, die Entrata ^, die
Kanzleigebühren ''.
Heute bestehen noch Kanzleigebühren und etwaige andere Lei-
stungen s.
VL Zu den Abgaben ^ an den Papst gehörten der Peterspfennig (denarius
s. Petri), der in den englischen, skandinavischen, polnischen und ungarischen
Ländern auf jedes Haus gelegt war, sonst aber nirgends bestand *°. Einen
» C. 32, X de V. S. V, 40. C. 10 in Vl^« de rescr. I, 3.
2 C. 6, X de cens. III, 39. C. 1 in Vl^» de poenit. V, 10. C. un. Extrav.
comra. de cens. III, 10. F.Zell u. M. Burger, Registra subsidii caritativi (i. d.
Diözese Konstanz) a. Ende d. 15. u. z. Anfang d. 16. Jhdts (Freib. Diöz.-Arch. XXIV
[1895] 183 ff). K. Ried er, D. Registrum subs. carit. d. Diöz. Konstanz a. d.
Jahre 1508 (Ebd. XXXV [1907] 1 ff). A. Ott, D. Abgaben a. d. Bischof bzw.
Archidiakon i. d. Diöz. Konstanz b, z. 14. Jhdt, 1907. [M. viel Lit.] H. Baier,.
D. subsidium caritativum f. Bischof Hugo v. Konstanz v. Jahre 1500 (Z. f. Gesch.
d. Oberrheins. N. F. XXIV [1909] 83 ff).
3 Vgl. ob. S. 442, A. 5.
* Hierüb. wie üb. d. nummus vicesimus unt. § 200.
^ Unt. Kommendgeldern versteht man d. Abgabe, welche b. Vergebung e. Kom-
mende alljährl. entrichtet werden mußte. Absenzgelder sind d. Taxen f. Dispensation
v. d. Residenzpflicht. J. Löhr, D. Verwaltung d. köln. Großarchidiakonats Xanten
a. Ausgang d. MAs (1909) 94 ff.
^ E. Abgabe a. d. Bischof b. erst. Eintritt i. d. Bischofsstadt, dah. a. Ingressu»
genannt.
' Trid. sess. XXI de ref. c. 1 ; Sess. XXV de ref. c. 18. Norm bildete d. Taxa
Innocentiana v. Innoz. XI. 1678. Seitdem ab. vielfach geändert. S. C. Conc.
10. Juni 1896. — Üb. diese n. Ort u. Zeit sehr verschied, u. verschied, benannten
Abgaben: F. Curschmann, D. Diözese Brandenburg (1906) 271 ff. Löhr
a. a. 0. 94ff 181 ff. Schreiber, Kurie u. Kloster i. 12. Jhdt I (1910) 225ff;
II 166 ff 210 ff. R. Starke, D. Einkünfte d. Bischöfe v. Meißen i. MA., 191L
Werminghoff, Verfassungsgschte ^ 141 ft'. Phillips, KR. VII 872 tt". Hergen>
röther-Hollweck, KR. 880 f. Friedberg, KR. «^ 564 ff. — Üb. d. bischöti.
Spolienrecht u. d. Bezug d. Interkalargefälle (fructus medii temporis) seit, d-
Bischofs unt. i^ 200 201.
•* Z. entscheid, hat hierüb. d. S. C. Conc. S. C. Consist. 21. April 1910 (Act«.
Ap. Sedis II [1910] 329 f).
■* E. gute Zusammenfassung b. Werminghoff, Verfassungsgsclite ' 202 ff.
=° Vgl. Hd I. S. 389, A. 2. P. Fahre, Etudo s. le Liber censuum de rKglise ro-
raaine (1892) 129 ff. J. P. Kirsch, D. Finanzverwaltung d. Kardinalkollegiumft
i. 13. u. 14. .Ihdt (1895) 35 f. P. M. Baumgarten, Untersuchungen u. Ür-
§ 195. Die Quellen des kirchlichen Vermögens. 447
Zins bezahlten die Klöster, welche sich in den Schutz des Apostolischen Stuhles
begeben hatten ^ Zur Entrichtung eines Zensus waren auch verpflichtet die
Fürsten , deren Länder dem Papst lehenspflichtig geworden waren 2. Eine
Reihe von Abgaben wurde von den Päpsten bei Verleihung der kirchlichen
Benefizien erhoben: so die Palliengelder von den Erzbischöfen ^ ; die servitia
communia (Annaten im weiteren Sinn), d. h. ein Drittel der Früchte des
ersten Jahres (fructus primi anni), samt den s. minuta für Papst, Kardinäle
und Kanzleipersonal seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bei Verleihung von
Bistümern und Abteien im Konsistorium * ; die Annaten (annatae Bonifatianae ^)
oder die Früchte des ersten Jahres (fructus primi anni) respektive deren
Hälfte (fructus medii temporis) oder eine bestimmte Taxe bei den niedern
Benefizien, die auch vom Papst, aber nicht im Konsistorium vergeben wurden*^;
künden üb. d. Camera collegii Cardinalium v. 1295 b. 1437 (1898) CXLIX f.
E. G öl 1er, D. Einnahmen d. Apost. Kammer unt. Joh. XXII (1910) 59* ff. Fried-
berg, KR.«^ 566.
1 Vgl. Bd I, S. 289. Göller a. a. 0. 56* ff. Schreiber a. a. 0. I 32 ff.
Friedberg, KR.« 567.
2 Vgl. Bd I, S. 60. Fahre a. a. 0. 116 ff. Kirsch a. a. 0. 31 ff. Baum-
garten a. a. 0. CXXVIff. Göller a. a. 0. 62* ff. Friedberg, KR. ^ 567.
» Vgl. Bd I, S. 440. Göller a. a. 0. 27 ff. Friedberg, KR. ^ 569.
^ Nov. 123, c. 3 16. C. 4 (Greg. d. Gr.), C. 1, q. 2. — Bd I, S. 389, A. 2
u. S. 418, A. 6. Sägmüller, D. Tätigk. u. Stell, d. Kard. 190 f. Kirsch a. a. 0.
5 ff . Bau mg arten a. a. 0. CXVII ff. H. V. S au er 1 and, Trier. Taxen u.
Trinkgelder a. d. päpstl, Kurie währ. d. später. MAs (Westdeutsche Z. XVI [1897]
78 ff). K. H. Karlson, D. Berechnungsart d. minuta servitia (Mitt. d. Inst. f.
österr. Gfschg XVIII [1897] 582 ff j. J. Hai 1er, D.Verteilung d. serv. min. u. d.
Obligation d. Prälaten i, 13. u. 14. Jhdt (Quell, u. Forsch, a, ital. Arch. u. Bibl. I
[1898] 281 ff). Ders. , Papsttum u. Kirchenreform (1903) 39 143. A. Gott-
lob, D. Servitientaxe i. 13. Jhdt, 1903. U. Berliere, Inventaire analytique
des Libri obligationum et solutionum . . . des dioceses de Cambrai usw., 1904.
E. Göller, D. Liber taxarum d. päpstl. Kammer (A. Quell, u. Forsch, a. ital.
Arch. u. Bibl. VIII), 1905. Ders;, D. Einnahmen d. Apost. Kammer unt. Joh. XXII
(1910) 20* ff. K. Rieder, Rom. Quellen z. Konstanz. Bistumsgschte z. Zeit d.
Päpste i. Avignon 1305—1378 (1908) XLIX ff. B. Clergeac, La Curie et les
ben^ficiers consistoriaux. Etüde sur les communes et menus Services 1300 — 1600,
1911. A. Eckstein, Z. Finanzlage Felix' V. u. d. Basler Konzils, 1912. Fried-
berg, KR.« 568 f.
^ Daß d. Ausdruck nicht ganz zutrifft: Hai 1er, Papsttum usw. 129. Sie be-
standen schon v. Bonifaz IX., seit Klemens V. Göller, Die Einnahmen usw. 85*.
Kirsch, D. Annatenbulle Klem. V. f. Engl., Schottl. u. Irl. v. 1. Febr. 1306
(Rom. Qsch. XXVII [1913] 202* ff).
* C. 2, Extrav. Joann. XXII. de elect. I. C. 11, Extrav. comm. de praeb. III, 2.
N. d. Konst. Konzil sollten v. dieser Abgabe frei sein alle Pfründen, d. i. d. Apost.
Kammer unt. 24 Goldgulden taxiert waren. D. Basler Konzil schaffte diese Annaten
ganz ab. Harduin, Acta Conc. VIII 891. B. Hübler, D. Konst. Reformation
u. d. Konkordate v. 1418 (1867) 181. Harduin a. a. 0. 1196. Es blieb ab. b.
d. Konst. Abmachung. Tatsächl. waren jedoch alle niedern deutsch. Pfründen i. d.
448 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap. : D. kirchl. Vermügeii.
die Quindennia seit Paul IL für solche Pfründen, die für immer mit geist-
lichen Kori)orationen uniert waren, die daher nie frei wurden, keine Annaten
zu bezahlen, dafür aber alle fünfzehn Jahre eine Abgabe zu entrichten hatten ^
Außerdem haben die Päpste auch außerordentliche Steuern erhoben, wie
Kreuzzugssteuern, Zehnten usw.- Zuletzt sind zu nennen die Geschenke
bei der visitatio liminum Apostolorum ^ und die Taxen namentlich für Dis-
pensationen *.
Heute noch sind im Gebrauch die Servitia oder Annaten für die
im Konsistorium vergebenen Benefizien^, die Palliengelder und die
Taxen für Dispensen und Schriftstücke aus der päpstlichen Kanzlei,
so vor allem für Ehedispensen ^.
§ 196.
Der Eigentümer des kirchlichen Vermögens.
Thomassin P, III, 1. 3, c. 26 ff. Schulte, De rerum ecclesiasticarum do-
minio, 1851. Mehr alt. Lit. : Schulte, Gesch. d. Quell, u. Lit. d. kan. Rs III 2,
369. — H. Maas, Üb. d. Reclitssubjekt, d. Vertretung, Verwaltung u. Verwendung d.
Kirchen-, Schul- u. Stiftungsvermögens usw. (A. f. k. KR. IV [1859] 588 ff). Ders.,
päpstl. Kammer unt. 24 Goldgulden taxiert. Diese Annaten fielen also hier weg.
Und es hießen v. da a. d. vorgenannten Servitien i. d. Regel Annaten. Thomassin
P. III, 1. 2, c. 58ff. Kirsch, D. Annaten u. ihre Verwaltung i. d. zweit. Hälfte
d. 15. Jhdts (Hist. Jb. IX [1888] 300 ff). Ders., D. Verwaltung d. Annaten unt.
Klem. VI. (Rom. Qsch. XVI [1902] 125 ff). Ders., D. päpstl. Annaten i. Deutschi,
währ. d. 14. Jhdts, 1903. B. Beß, D. Annatenverhandlungen d. natio Gallicana
d. Konst. Konz. (Z. f. Kgschte XXII [1901] 48 ff). J. Schmitz, Z. Vorgesch. d.
Konkord. v. Bourges 1438. D. kirchl. Kollations- u. Besteuerungsfrage i. Frankr.
i. d. Jahren 1417 — 1426, 1902. Costello-Coleman, De annatis Hiberniae,
1910 ff. G ö 1 1 e r , D. Einnahmen usw. 79 =^ ff. F r i e d b e r g , KR. « 569 f.
1 Phillips, KR. V 581 f. Paul II., „Decet Rom. Pontificem" v. 6. Jan. 1469.
- Vgl. Bd I, S. 389, A. 2. A. Gar telli er i, Päpstl. Steuern i. Bist. Konstanz
(Z. f. Gesch. d. Oberrheins. N. F. X [1895] 287 ff"). R. Schwemer, D. päpstl.
Kreuzzugssteuern (Berichte d. deutsch. Hochstifts i. Frankf. N. F. Bd XIV, 2. Hft).
Göller, D. Einnahmen usw. 97* ff 103 * ff. Friedberg, KR.« 570'.
* Vgl. Bd I, S. 305 ff. Kirsch, D. Finanzverwaltung d. Kardinalkollegiums usw.
22 ff. Baum garten, Untersuchungen u. Urkunden üb. d. Camera coli. Card. usw.
C XXI ff. Göller, D. Einnahmen 52 * ff'.
* Vgl. VA I, 8. 141 f 419; ob. S. 214 f. M. Tangl, D. Taxwesen d. Apost. Kanzlei
v. 13. b. z. Mitted. 15 Jhdts (Mitt. d. Inst. f. österr. Gfschg Xlll [1892] 1 ft'j. Göller,
D. Einnahmen u.sw. 71 *ff 117 *ff. Friedberg, KU.« 570.— Üb. d. Bezug d. Spolien
u. Interkalargef'älle (fructus medii temporis) d. d. Päpste vgl. unt. § 200 201.
^ F. d. deutsch. Bistümer wurden dieselben i. d. Zirkumskriptionsbullcn neu
normiert. Schneider, D. part. KRsquellen 35 67 95 120 f. Doch wird heute
.statt d. genau fixierten e. n. oben aufgerundete Pauschalsumme geleistet. Hergen-
röther-Hollweck, KR. 879 3. Friedberg, KU.« 568 f.
« üb. S. 215.
§ 196. Der Eigentümer des kirchlichen Vermögens. 449
Üb. d. Rechtssubjekt d. kath. Schul- u.. mild. Stiftungen (Ebd. XVIII [1867] 34 ff).
P. Ch. Sternberg, Versuche e. Jurist. Theorie v. Eigentum d. röm. -kath. Kirche.
1860. A. J. Uhr ig, D. Kirchengut. E. Versuch z. Lösung der Frage, wem d. Eigentum
zustehe a. d. Kirchen usw., 1867. Ders. , D. Germanismus i. d. kirchenrechtl. Lehre
V. Eigentum a. Kirchengut (Th. Qsch. LX [1878] 391 ffj. B. Hübler, D. Eigentümer
d. Kirchenguts. E. Zivilist. Antwort a. e. kanonist. Frage, 1868. H. P es chinger,
D. Eigentum a. Kirchenvermögen , 1871. 0. Gierke, D. deutsche Genossen-
schaftsrecht II (1875) 526 ff. A. Lehmkuh 1, D. Kirchengut u. s. Rechtsträger
(Stimmen a. M.-L. VIII [1875] 258 ffj. J. J. Hirschel, D. Eigentum a. kath.
Kirchengut (A. f. k. KR. XXXIV [1875] 32 ffj. Ch. Meurer, D. Begriff u.
Eigentümer d. heil. Sachen I (1885) 257 ff. R. Winter st ein , D. BegriÖ d. K.
i. kirchl. Vermögensrecht, 1888. P. W e i 1 b ä c h e r , Wer ist Eigentümer d. Kirchen-
verraögens n gem. Recht? 1888. H.J.Schmitz. D. Eigentumsfrage a. Kirchen-
vermögen u. d. neuere staatl. Gesetzgebung (A. f. k. KR. LXI [1889] 255 ffj.
Stucky, D. Eigentum a. Kirchengut, 1893. Fe vre, De la propriete des biens
ecclösiastiques ^ 1893. P. Sokolov, D. kirchl. Eigentumsrecht i. griech.-röm.
Reiche, 1896. Francese, Personalitk giuridica della chiesa cattolica , 1904.
U. Lampert, Z. rechtl. Behandlung d. kirchl. Eigentums i. d. Schweiz (A. Monats-
schrift f. christl. Sozialreform}, 1904. Ders., De criterio juridico qualitatis ecclesia-
sticae bonorum in definiendo patrimonio ecclesiae (Estr, dalla Rassegna giurid. eccles.),
1905. U. Stutz, D. Preuß. Allg. Landrecht u. d. Eigentümer d. Kirchenguts (Sonder-
abdrack a. d. Festgabe f. B. Hübler), 1905. L. Crouzil, Du droit des catholiques ä
la propriete de leurs eglises, 1905. A. Boudinhon, Sur la propriete des biens
d'Eglise (Rev. du clerge franc. XLVIIl [1906] 315 ffj. J. ß. Verdi er, A qui iip-
partiennent les eglises et autres biens ecclesiastiques ? 1907. S. M. B r a n di, Di chi
sono le chiese?^ 1908. E. Castellari, Intorno alla proprietä degli edifici con-
secrati al culto cattolico, 1907. A. Picard, Histoire de la propriete des edifices
du culte, 1908. G. Osten, D. Subjekt d. Eigentumsrechts a. Kirchen vermögen, 1909.
N. Cotlarciuc, Subjekt d, Kirchenvermögens i. d. morgenländ. K. (D. Z. f. KR.
XIX [1909] 1 ff). E. Call 1 et, La propriete des edifices du culte catholique, 19U9.
J. Fahrner, D. Eigentums- u. Nutznießungsrecht a. Straßburg. Münster, 1911.
A. Catteau, De natura juris proprietatis theoria catholica, 1911. Üb. d Eigentum
a. Kirchengut i. linksrhein. Deutschi.: Vering, Lehrb, d. KRs ^ 765 ff: Fried-
berg, KR.« 580 »ö. VgL a. d. Lit. z. § 193.
Da im kanonischen Recht nirgends direkt erklärt ist, wer der
Eigentümer des Kirchenvermögens sei, so bestehen hierüber verschie-
dene Anschauungen.
Eine Meinung geht dahin, daß das Eigentumsrecht am Kirchengut in
letzter Instanz Gott oder Christus zukomme, daß die kirchlichen Obern als
Stellvertreter Gottes nur ein Dispositionsrecht über dasselbe hätten. Man
beruft sich dafür auf Äußerungen wie: Christi pecuniae ', Patrimonium
Christi -, res Dei ^ Aber solche Ansicht ist Gottes und Christi unwürdig,
indem dieselben dadurch , wenn möglich , in die menschliche Rechtssphäre
' C. 1 (Pseudo-Steph.), C. XII, q. 2.
« C. 16, X de praeb. III, 5. C. 34 in VI^ de elect. I, 6.
^ Trid. sess. XXV de ref. c. 1.
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. IL 3. Aufl. 29
450 IV. Blich. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap. : D. kirchl. Vermögen.
herabgezogen und den bürgerlichen Gesetzen unterworfen würden. Die an-
geführten Ausdrücke wollen die Frage nach dem Eigentümer des Kirchen-
vermögens nicht entscheiden , sondern nur dessen hauptsächlichsten Zweck
angeben : die Verherrlichung Gottes.
Eine andere Anschauung ist, dais die katholische Kirche als solche der
rechtliche und gesetzliche Eigentümer vom kirchlichen V^ermögen im ganzen
und einzelnen sei. Allein auch diese Anschauung ist historisch und juristiscli
unhaltbar. Historisch verdankt das Kirchenvermögen seine Entstehung ganz
besonders Vergabungen. Diese aber wurden und werden nie der allgemeinen
Kirche, sondern einer bestimmten Kirche, oder einem bestimmten kirchlichen
Institut vermacht. Sodann betrachten wieder das römische noch das kanonische
Recht die Gesamtkirche als juristische Person. So hat Justinian für den Fall,
daß Christus testamentarisch bedacht werde, nicht die allgemeine Kirche für
den Erben erklärt und das Vermächtnis irgend einem Bischof auszuhändigen
befohlen, sondern bestimmt, daß dasselbe der Kirche des betreffenden Ortes,
wo der Testator gestorben sei, zufallen solle ^ Das kanonische Recht so-
dann kennt kein dominium reciprocum am Kirchengut. Ohne päpstliche
Erlaubnis darf kein Vermögen von einer reichen an eine arme Kirche der
Diözese übertragen werden und noch weniger von einer Diözese in eine
andere ^. Auch können die einzelnen Kircjien, Klöster usw. Rechtsgeschäfte
miteinander abschließen , Eigentum voneinander erwerben. Das wäre alles
beim Eigentum der Gesamtkirche nicht nötig, bzw. nicht möglich.
Ebensowenig stichhaltig ist die Aufstellung, daß das Eigentum an dem
kirchlichen Vermögen dem Papste zustehe. Das kanonische Recht spricht
ihm nur ein oberstes Aufsichts- und Verwaltungs-, nicht aber das Eigentums-
recht zu^
Eine weitere Meinung hält die Armen für die Eigentümer des kirchlichen
Vermögens mit Berufung auf Ausdrücke wie : patrimonia pauperum *, oder :
egentium substantia '". Allein damit ist wiederum nicht die Frage nach dem
Eigentümer des kirchlichen Vermögens entschieden, sondern nur einer der
Hauptzwecke desselben angegeben worden. Auch sind die Armen personae
incertae, bilden keine Korporation, können daher als solche kein Vermögen
haben. Endlich wird heute die Armenpflege im wesentlichen als Sache de^
Staates und der Gemeinden angesehen, und es wäre diesen durch eine solclie
Theorie das Rechtsmittel an die Hand gegeben, sich des Kirchenvermögens
zu bemächtigen.
Von größerer Bedeutung ist die Lehre, daß die Kirchen- oder Pfarr-
gemeinde Eigentümerin des in loco befindlichen kirchlichen Vermögens sei,
und das um so mehr, weil verschiedene staatliche Gesetzgebungen vom
• Nov. 131, c. 9.
2 Trid. sess. XIV de ref. c. 9.
^ ' C. un. Extrav. comni» de reb. ecci. iion alion. HI, 4. Vgl. IUI 1, S. 388.
* C. 59 (Capit. Ludov. I. a. 817), C. XVI, q. 1.
' C. 2, X de reb. eccl. nun alien. III, 13.
§ 196, Der Eigentümer des kirchlichen Vermögens. 451
protestantischen Standpunkt aus diese Theorie zum Teil praktisch vertreten *.
Aber sie ist historisch und juristisch nicht haltbar. Historisch nicht, weil
bei vielen mit Vermögen ausgestatteten kirchlichen Instituten anfänglich keine
Pfarrgemeinde sich befand und auch heute noch nicht sich befindet. Da ist
nicht abzusehen, wie etwa die später hinzugekommene Kirchen- oder Pfarr-
gemeinde Eigentümerin des betreffenden kirchlichen Vermögens geworden
sein soll. Juristisch aber kann die Kirchen- oder Pfarrgemeinde mit der
Pfarrkirche, können verschiedene kirchliche Institute innerhalb derselben
Kirchen- oder Pfarrgeraeinde Rechtsgeschäfte miteinander abschließen oder
in Rechtsstreitigkeiten eintreten. Das wäre nicht möglich, wenn dieselbe
Eigentümerin des kirchlichen Vermögens wäre. Auch hat die kirchliche
Gesetzgebung den Parochianen und den Laien überhaupt prinzipiell kein
Verwaltungs- oder Verfügungsrecht über das Kirchengut eingeräumt. Daher
können sie noch weniger als Eigentümer desselben angesehen werden, da
jene Rechte nur die natürliche Folge des Eigentums sind. Doch ist es nicht
unmöglich, daß die Kirche den Laien wenigstens faktisch Anteil an der Ver-
waltung des kirchlichen Vermögens einräumt, oder daß sie ihr aufgedrungene
staatliche Gesetze hierüber toleriert, wofern sie nicht allzu schädlich oder
allzu gefährlich sind-.
Unter diesen L^mständen muß schließlich die einzelne Kirche oder
das einzelne kirchliche Institut: Römische Kirche, Diözese, Kapitel,
Benefizium, Kirche, Kloster usw., als Eigentümer des bei ihm befind-
lichen kirchlichen Vermögens angesehen werden. Das ergibt sich
ebensosehr aus dem weltlichen als aus dem kirchlichen Rechte.
Das römische Recht hat die juristische Persönlichkeit der einzelnen
Kirchen und kirchlichen Institute und das Eigentumsrecht derselben
durchweg anerkannt. Es spricht ihnen das weitest gehende Erbrecht
zu 3. Es gibt die genauesten Bestimmungen über Rechtsgeschäfte be-
treffend Kirchengüter*. Es spricht, wo immer vom Kirchengut die
' D. Preuß. ALR., 2. Tl, Tit. II, § 160, bezeichnet i. allgem. d. Kirchen-
gemeinde als Eigentümerin d. kirchl. Vermögens. Friedberg, KR. ^579. Anders
Stutz, D. Preuß. Allg. Landrecht usw. 6 ff . A. d. gleich. Gedanken ist d. preuß.
,Ges. üb. d. Vermögensverwaltung i. d. kath. Kirchengemeinden" v. 2U. Juni 1875 er-
wachsen. Unzweifelhaft beruht a. d. württ. kath. Pfarrgemeindegesetz v. 14. Juni
1887 u. 22. Juli 1906 i. letzten Grunde a. solcher Auffassung. Kiene, Kath. Pfarr-
gemeindegesetz usw. 14 ff. Dageg. verschlägt nichts dessen Bemerkung S. 8, daß
d. alte Streitfrage üb. d. Eigentumsrecht a. d. Kirchenvermögen außerh. d. Kreises d.
Gesetzes bleibe.
2 Vgl. Bd I, S. 486. Enzykl. Pius' X. , Vehementer Nos" v. 11. Febr. 1906
(Acta S. Sedis XXXIX [1906] 3 ff) ; „Gravissimo officii" v. 6. Aug. 1906. Enzykl.
V. 6. Jan. 1907 (Ebd. 385 ff; XL [1907] 3 ff). Vgl. unt. § 198 202.
' L. 13, C. de sacros. eccl. 1, 2. L. 41 55 56. C. de episc. I, 3. Nov. 5, c. 5 ;
123, c. 37 38. Vgl. ob. S. 434 441.
* L. 11 14 17 22 25, C. de sacros. eccl. I, 2. Nov. 7, c. 4; 54, c. 2 : 120,
c. 5 7 9 10; 131, 9. Knecht, System d. Justinian. Kirchenvermögensrechtes (1905) 1 ff.
29*
452 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschii. 4. Kap.: D. kirchl. Vermögen.
Rede ist, von: res ad ecclesias, domos sanctas, monasteria per-
tinentes — res juris ecclesiarum — res ad jura ecclesiarum perti-
nentes — possessiones ad ecclesias pertinentes ^ Auf dem gleichen
Standpunkte stehen durchweg die fränkischen Kapitularien und die
späteren Reichsgesetze.
Auch nach dem kanonischen Recht sind die Kirchen und kirch-
lichen Institute juristische Personen. Den einzelnen Kirchen wird pos-
sessio und quasipossessio zugeschrieben 2. Sie können durch Verjährung
voneinander erwerben 3. Die einzelne Kirche kann reale Gerichtsbar-
keit besitzen*, sich mit andern in einen Rechtsstreit einlassen-^, in
integrum restituiert werden^. Das kanonische Recht spricht wie das
römische von : proprietas ecclesiae, res propriae ecclesiae, res ad jus
et Proprietäten! ecclesiae spectantes '^. Diese Anschauung kommt auch
in all den unzähligen Schenkungsurkunden, in den Bestimmungen des
Tridentinums und in den neueren Zirkumskriptionsbullen gleicherweise
zum Ausdruck.
So erklärt es sich auch, warum die Ortskirche und die Kirchen- oder
Pfarrgemeinde in Rechtsgeschäfte miteinander treten können, warum
die Pfarrgemeinde kein Verwaltungs- und Dispositionsrecht über das
Vermögen der Kirche hat, warum die Überschüsse einer reichen Kirche
nicht ohne weiteres zur Deckung der Bedürfnisse einer armen ver-
wendet werden dürfen.
Überdies lassen sich nur so die dem einzelnen kirchlichen Institute
inhärierenden Zwecke rasch und sicher erreichen, nicht aber bei der
Gesamtkirchentheorie. Nur mit dieser Theorie ist auch gegenüber den
staatlichen Gesetzen auszukommen, wenn sie nur die einzelnen Kirchen
und kirchlichen Institute innerhalb des betreffenden Staates als ver-
mögensrechtliche Rechtssubjekte anerkennen s.
Indessen sind die einzelnen Kirchen und kirchlichen Institute doch
nicht vollständig für sich bestehende, absolut unabhängige Rechts-
subjekte; vielmehr beruht ihre Fähigkeit, kirchliches Eigentum zu
' Vgl. d. angef. Stelleu. 2 c. 17, X de praescr. IL 26.
3 C. 6 8 9, X de praescr. II, 26. " C. 16, X de foro compet. II, 2.
^ C. 9, X de probat. II, 19. ^ C. 5, X de in integr. restit. I, 41.
' C. 13 (Pclag. I. a. 555—560), D. XXVIIl. C. 2 (Syn. v. Toledo XI a. 655.
c. 4j, C. XII, q. 3. C. 3 (Greg. I. a. 595) 5 (Syn. v. Agde a. 506, c. 41), C XII.
q. 5. C. 1, X de in integr. restit. I, 41. Acta et decreta conc. plen. Ainericae Latinae
<1899) Nr 828.
* D. hauptsächlichste Verteidiger d. Instituteiithcorie ist ►Schulte. Vgl. u. a.
s. System d. kath. KRs II (1856) 477 ff. Unmögl. kann s. d. Staat einlassen a.
Walters Antidominialtheorie, welche d. Begritt" d. Eigentums a. d. Kirchenvermögen
überhaupt nichl f. anwendbar erklärt. KH. '* 563 ff.
§ 196. Der Eigentümer des kirchlichen Vermögens. 453
besitzen, auf ihrer Verbindung mit der allgemeinen Kirche. Nur so-
weit sie Glieder der Gesamtkirche sind, können sie kirchliches Ver-
mögen erwerben und besitzen. Hieraus ergibt sich, daß die einzelnen
Kirchen und kirchlichen Institute bzw. deren Verwalter zwar Eigen-
tumsrecht und Verwaltungsbefugnis über das jeweilige Vermögen
haben, daß sie dabei aber unter der Kontrolle der hierarchischen
Obern, des Bischofs und Papstes, stehen. Wenn dann kirchliches
Vermögen an einem bestimmten Orte seinem Zweck nicht mehr ent-
spricht oder dem Interesse der Gesamtkirche nachteilig wird, so
können die kompetenten Obern die gebotenen Veränderungen vor-
nehmen. Hierauf beruht die Zulässigkeit der innovatio beneficiorum,
der Reduktion , Kommutation und Translation von Stiftungen usw.
Hört eine Kirche oder kirchliche Anstalt zu existieren auf, so wird
ihr Vermögen nicht herrenloses Gut, sondern es fällt an die Ge-
samtkirche zurück, damit es wieder zu kirchlichen Zwecken, vor
allem für den etwa vom Stifter selbst angegebenen Eventualzweck,
verwendet werde ^. Wird von einer Pfarrgemeinde ein Teil abgetrennt
und als selbständige Pfarrgemeinde konstituiert, so bleibt das Ver-
mögen bei der bisherigen Kirche. Es ist ihr Eigentum. Aber bei
Notwendigkeit kann der Bischof doch mit päpstlicher Erlaubnis einen
entsprechenden Teil des Vermögens der alten Kirche der neuen zu-
wenden 2. Fällt ein Teil einer Kirchen gemeinde vom katholischen
Glauben ab, so wird dadurch das Vermögen der Ortskirche oder der
daselbst befindlichen kirchlichen Stiftungen nicht im geringsten be-
rührt ^. Fällt eine ganze Pfarrgemeinde vom katholischen Glauben
ab, so kommt nach kirchlichem Recht ihr kirchliches Vermögen an
die Gesamtkirche.
Nach alledem kann man zum Schluß die Lehre, daß die politische
Gemeinde oder daß der Staat der Eigentümer oder Obereigentümer
des kirchlichen Vermögens sei, nur abweisen^. Auf einem recht-
lichen Grund beruht solche Theorie nicht, sondern auf der Gewalt.
* Daß d. Güter anfgehob. Klöster usw. a. d. päpstl. Stuhl fallen: C. Conc. in
Causa Toletana. Thesaur. resolut. I, 54. Innoz. X., „Instaurandae" v. 15. Okt.
1652. § 4. So entschied a. d. Reichshofrat üb. d. Jesuitengüter (A. f. k. KR. IV
[18591 655). Üb. d. Jesuitengüter: Vering, KR. ^ 774 s'; Friedberg, KR.*'-
577'. Vgl. a. ob. S. 436, A. 5.
2 Trid. sess. XXI de ref. c. 4. S. C. Conc. 22. Aug. 1908 (Acta S. Sedis XLl
[1908] 793 f). Vgl. Bd I, S. 306.
^ J. Bossi, Vermögensrecht!. Anstände b. d. Trennung v. Religionsgenossen-
schaften, 1901. In hülsen, D. Kirchenvermögen i. Falle d. Lostrennung e. Majorität
V. d. Einheit d. Kirche (A. f. öff. R. XIX [1904] 382 ff). Friedberg, KR.« 578 »2.
* Vgl. a. Bd I, S. 73.
454 ^^ • Ijiitli. D. VeiTvalt d. Kirche. 3. Absclin, 4. Kap.: D. kirchl. Vermögen.
Sie wurde auch nur zu dem Zweck aufgestellt, um die Säkularisation
zu rechtfertigen. Da wäre der Staat auch berechtigt, das Vermögen
der Privaten zu nehmen. Ebensowenig gibt es ein staatliches Heim-
fallsrecht ^ Die Kirche hat daher zu jeder Zeit die Eingriffe in kirch-
liches Vermögen als Sakrilegium gebrandmarkt ^ und die schwersten
kirchlichen Strafen, vor allem die Exkommunikation, darauf gesetzt 2.
Die Inhaber solch säkularisierten kirchlichen Gutes können sich also
in ihrem Gewissen erst beruhigen, wenn sie vom Apostolischen Stuhle
die Erlaubnis bekommen haben, so erworbenes Kirchengut zu be-
halten •*.
§ 197.
Die Arten des kirchlichen Vermögens.
Lit. ob. § 58 167 193 u. unt. § 193 ff.
Ursprünglich, und zwar zunächst in der römischen Kirche, wurden die
in die Hand des Bischofs zusammengeflossenen kirchlichen Einkünfte in vier
Teile zerlegt, von denen einer für den Bischof, der zweite für den Klerus,
der dritte für die Armen und der vierte zur Bestreitung der kirchlichen
Kult- und Baukosten (fabrica ecclesiae) bestimmt war '". In Spanien war
eine Dreiteilung in Übung ^ In Frankreich wurden die kirchlichen Einkünfte
in verschiedener AVeise verteilt "'.
Bald aber kam die Einheit im Diözesanvermögen ins Wanken. Die Ob-
lationen und Stiftungen wurden den Einzelkirchen vermacht ^ Da konnten
die Erträgnisse von den immer zahlreicher werdenden Landkirchen schließ-
lich nicht mehr an den Bischof abgeführt und von diesem nicht wieder an
' Vgl. ob. S. 436, A. 5.
2 C. 3 (Bened. Levita II 405), C. XII, q. 2.
3 C. 21 (Job. VIII. a. 878), C. XVII. q. 4. C. 22, X de sent. excomm. V, 39.
Trid. sess. XXII de ref. c. 11; Sess. XXV de ref. c. 12. „Apostolicae Sedis mode-
rationi" v. 12. Okt. 186^. I 11 12; IV, 3. Enzykl. Pius' X. .Vehementer Nos^
V. 11. Febr. 1906 (Acta S. Sedis XXXIX [1906] 3 ff ). Hinschius, KR. V 749 tt".
Hol I weck, D. kirchl. Strafgesetze 230 ff. Vgl. ob. S. 380.
* E. solche Konzession macht z. B.Art. 13 d. franz. Konkordats v, Jahre 1801.
Vgl. a. A. f. k. KR. LXVIII (1892) 166 ff 438 ff; LXXIII (1895) 184 f u. ob. S. 380,
A. 2 i, Sachen d. Trennung v. K. u. iSt. i. Frankreich.
" C. 23-27 (Gelas. I. a. 492-496) 28 (Simplic. a. 475) 29 30 (Greg. I.
a. 593, 601), C. XII, q. 2. Daselbst d. Ausdruck: fabricae occlesiasticae.
'• C. 10 (Syn. Tarrac. a. 516, c. 8), C. X, q. 1. C. 1 (Syn. Bracnr. II a. 572.
c. 2) 2 (Conc. Emerit. 660, c. 16) 3 (Syn. Tolot. XVI a. 693, c. 5), C. X, q. 3.
^ C. 7 8 (Syn. I v. Orleans a. 511, c. 14 15), C. X, q. I. Syn. III v. Orlöans
a. 538, c. 5. Ed. Maaßen 6 74. Capit. a sacerdot. propos. a. 802, c. 7. Capit.
Ludov. a. 818 819, c. 10. Kd. Boretius I 106 277. Friedberg. KR.« 592»''.
» C. 7 (Syn. v. Orleans a. 511, c. 16), C. X, q. 1.
§ 198. Die Verwaltung des kirchlichen Vermögens. 455
den immer zahlreicher werdenden Landklerus verteilt werden. Die Bischöfe
selber verliehen seit dem 5. Jahrhundert in Form von Prekarien Grundstücke
an Geistliche zum Zwecke ihres Cnterhalts, die sie schon nach den Gesetzen
des 6. Jahrhunderts nicht mehr willkürlich zurücknehmen durften. Die
natürliche Folge war, daß diese Güter in das Eigentum der Einzelkirche
übergingen K Nach der karolingischen Gesetzgebung mußte jede Pfarrkirche
mit einem mansus ausgestattet sein -. Aus diesen Gütern bezog der an der
betreffenden Kirche durch die Ordination angestellte Geistliche seinen Unter-
halt. Und dieses gesamte geistliche Einkommen, dessen Hauptstock in Grund-
stücken bestand, wurde mit dem bei den germanischen Völkern gebräuch-
lichen Ausdruck beneficium bezeichnet ; das um so mehr, als die zahlreichen
germanischen Eigenkirchen wie weltliche Benefizien oder Lehen verliehen
wurden.
Eine ähnliche Entwicklung machte auch das kirchliche Vermögen bei der
Kathedrale durch. Bei Auflösung des gemeinsamen Lebens seit Ende des
9. Jahrhunderts wurde es zwischen dem Bischof (mensa episcopalis) und dem
Kapitel geteilt. Jeder Kanoniker erhielt seinen jährlichen Anteil aus der
Masse des Kapitelsvermögens : praebenda ^.
Als weitere Bestandteile des Kirchenvermögens bilden sich dann noch
in Fortbildung der alten Quarten zur Bestreitung der kirchlichen Kult- und
Baukosten und der Armenpflege die Kirchenfabrik (bona fabricae) und die
frommen Stiftungen zu wohltätigen Zwecken (res religiosae, causae piae).
Die Fonds zur Unterhaltung der Kirchenbeamten (bona mensae
episcopalis, b. beneficii) und der kirchlichen Gebäude (b. fabricae)
sowie die frommen Stiftungen (res religiosae, causae piae) bilden das
Kirchenvermögen (res ecclesiasticae) im engeren Sinne. Dazu kommen
noch die res sacrae ^. Alle diese kirchlichen Zwecken dienenden Sachen
sind das Kirchenvermögen (res ecclesiasticae) im weiteren Sinn^.
§ 198.
Die Verwaltung" des kirchlichen Vermögens.
Decr. Greg. IX. 1. IlT, t. 13 de reb. eccl. alien. ; t. 14 de precar. ; t. 15 de
commod. ; t. 16 de depos. ; t. 18 de locat. et conduct. : t. 19 de rer. perraut. : t. 20
de feud. ; t. 22 de fidejuss. ; t. 23 de solut. ; t. 24 de donat. Lib. sext. III, 9 10.
Const. Clem. III, 4 5. Extrav. comm. III, 4.
Thomassin P. III, 1. 2, c. 1 ff. — F. Probst, D. Verwaltung d. Kirchen-
vermögens i. d. drei erst. Jhdten (Th. Qsch. LIV [1872] 803 flF). 0. Grashof,
» C. 11 (Syn. V. Agde a. 506, c. 59), C. XVI, q. 3. C. 61 (Symm. a. 502),
C. XVI, q. 1. Precaria hieß ursprüngl. d. Beleihungsgesuch, d. Beleihungsurkunde
ab. hieß Praestaria. Geg. d. Prekarie als Entwicklungstufe Stutz, Gesch. d.
kirchl. Benefizialwesens 79 ff 298 ff. Z. ganzen Entwicklung Bd I, S. 276 f.
2 Ob. S. 439. 3 Bd i^ .^ 276 f 449 f.
* Üb. d. res. sacrae ob. S. 291 ff. ^ Ob. S. 291.
456 ^^^- Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap. : D. kirchl. Vermögen.
D. Gesetze d. rüm. Kaiser üb. d. Verwalt. u. Veriiuß. d. kirchl. Vermögens (A. f.
k. KR. XXXVI [1876] 193 ff). Knecht, System d. Jiistinian. Kirchenvermögens-
rechtes (1905) 108 ff. K. Körb er, D. kirchenrechtl. Theorie v. d. Verwaltung u.
Verwendung d. Kirchengüter u. d. mittelalterl. Praxis, 1912.
Die Verwaltung des Kirchenvermögens führte zunächst der Bischof allein
mit Hilfe von Klerikern, namentlich mit Hilfe der Diakonen*. Bei den
steigenden Einkünften und dem wachsenden Vermögen der Kirche sowie den
sich mehrenden bischöflichen Geschäften hörte die persönliche Beteiligung des
Bischofs an der Verwaltung des Diözesanvermögens aber mehr und mehr auf.
Die Synode von Chalcedon 451 machte zur allgemeinen Regel, daß der Bischof
aus der Zahl seiner Kleriker einen besondern Ökonomen des kirchlichen Ver-
mögens bestellte, welcher unter seiner Aufsicht dasselbe zu verwalten hatte -.
Als dann die Einheit im Diözesanvermögen aufgehört hatte, mußte auch die
vom bischöflichen Ökonomen geführte einheitliche Administration desselben
aufhören. Die bischöflichen Mensalgüter wurden von einem eigenen Beamten
(vicedominus), das Vermögen der Kathedralkirche vom Bischof oder Dom-
kapitel oder beiden gemeinsam, das Vermögen des Domkapitels von einem
der Kapitularen, in der Regel dem Archidiakon oder Dompropst ^, das Pfründ-
vermögen der einzelnen Benefizien von dem jeweiligen Inhaber derselben *
und die Kirchenfabrik von dem Pfarrer zunächst allein, seit dem späteren
Mittelalter aber unter Zuziehung von Pfarrkindern ^ verwaltet.
Über die rechtliche Stellung dieser Verwalter gilt im allgemeinen
das Folgende. Gegenüber dem von ihnen verwalteten kirchlichen
Vermögen haben sie die Stelle eines Vormunds 6. Sie werden daher
wie dieser beeidigt, haben ein Inventar aufzunehmen, den Weisungen
des Bischofs zu gehorchen und demselben jährlich Rechenschaft ab-
zulegen'^. Zu jeder Prozeßführung und zu allen Akten von Ver-
äußerung bedürfen sie der bischöflichen Erlaubnis^. Für den Schaden,
welcher aus ihrer Verwaltung der Kirche erwächst, sind sie zur
Schadloshaltung mit ihrem eigenen Vermögen verpflichtet^. Für ein
Kapital, welches sie ohne höhere Ermächtigung aufnehmen, ist die
Kirche nur dann tenent, wenn eine in rem versio, d. h. eine Ver-
' C. 5 (Syn. v. Antioch. a. 341, c. 24), C. X, q. 1. C. 23 (Syn. v. Antiocli
c. 2oj, C. XII, q. 1. A. Leder, D. Diakonen d. Bischöfe u. Presbyter (1905) 134 tl.
2 C. 26. Ist c. 21, C. XVI, q. 7. C. 22 (Syn. v. Sevilla II a. 619, c. 9i.
C. XVI, q. 7.
•' Vgl. Bd I, S. 451.
* Vgl. unt. sj 200 üb. d. Pfründvermögen.
• Vgl. unt. § 202 üb. d. Kirchenfabrik.
'•• C. 3, X de in integr. restit. I, 41. C. 2, § 1 in Clem. de relig. dorn. III, 11.
' a 2, § 1 in Clem. de rolig. dorn. III, 11. Conc. Trid. sess. XXII de rcf. c. 9.
» C. 6 12, X de reb. eccl. aiion. HI, 13. C. im. Extrav. comm. h. t. III, 4.
» C. 2, X de .solut. III, 22.
§ 199. Die Veräußerung des kirchlichen Vermögens. 457
Wendung zum Nutzen der betreffenden Kirche, nachgewiesen werden
kann^
Was die Beteiligung des Staates an der Verwaltung des Kirehenvermögens
betrifft, so steht ihm eine solche prinzipiell nicht zu, noch viel weniger die
selbständige Administration desselben. Immerhin hat die Kirche in An-
betracht der oft bedeutenden Zuschüsse seitens des Staates zu kirchlichen
Zwecken eine Mitwirkung der staatlichen Behörden bei Verwaltung des
Kirehenvermögens wiederholt ausdrücklich anerkannt -.
§ 199.
Die Yeränßerniig des kirchliclieu Vermögens.
Z. d. Quellenstelleu vgl. § 198, besond. ab.: Decr. Greg. IX. 1. III, t. IB de
reb. eccl. alien. Lib. sext. III, 9. Coust. Clem. III, 4. Extrav. comm, III, 4.
A. Villagut, De rebus ecclesiasticis non alienandis etc., Neapol. 1603. G. Turi-
celli, De reb. eccl. non alien. etc., Ferr. 1674. J. Wi estner, Alienatio canon. rer.
eccl. temporal., Ingoist. 1692. F. R. v. Haren, Dissertatio de reb. eccl. alien. vel
non, Mog. 1709. G. J. Wagner, De reb. eccl. non alien., Mog. 1711. J. K. Bart hei,
De reb. eccl. non alien., Bamb. u. Würzb. 1749. — J. Biederlack, Z. Veräußerung
V. Kirchengütern (Z. f. k. Theol. XXI [1897] 878 ff). V. Wolf v. GlanveU.
D. c. 2, X de rer. permut. III, 19 (D. Z. f. KR. XXX [1898] 338 ff ). K. .V.
Fdk/.Tj, Tu a.\'a-aXXozrjiw70)/ Tr^q zy./.Ärf(na(m/:rjg —sptouotag xaza zö oixaioy TT^q dpi^>o-
do^ooW'^azohxr^q i/.x/.T]<Tiaq^, 1903. Knecht. System d. Justinian. Kirchenvermögens-
rechtes (1905) 133 ff. P. Klein, Welche Bedeutung kommt d. n. kath. Kirchen-
recht bestellend. Beschränkungen d. Veräußerung v. res ecclesiasticae n. deutsch.
bürgerl. Rechte zu? (A. f. k. KR. LXXXV [1905] 242 ff). K. Kormann. D.
kirchenrechtl. Veräußerungsbeschränkungen b. kath. Kirchengut u. d. bürgerl. Recht,
1907. H. Heimberger, D. Veränderungen d. Stiftungszweckes, 1913. Vgl.
a. § 198.
Was für kirchliche Zwecke bestimmt ist, soll denselben nicht
wieder entzogen werden. Daher sind seit dem 5. Jahrhundert so-
wohl die Synoden als die Päpste der willkürlichen Veräußerung des
Kirchengutes nachdrücklich entgegengetreten 3. Den Gesetzen der
» C. 1, X de depos. III, 16. C. 4, X de fidejuss. III, 22. — D. genaueren
Vorschriften üb. Stellung u. Tätigkeit d. kirchl. Verwalter sind i. d. Diözesan-
verordnungen enthalten. Vgl. unt. b. Pfründvermögen, Früchte erledigter Pfründen,
Kirchenfabrik, Kirchenbaulast, Stiftungen,
^ Vgl. auß. d. Zirkumskriptionsbullen d. österr. Konkordat Art. 30 , d. württ.
Konk. Art. 10, d. bad. Konk. Art. 12 ff. Schneider, D. part. KRsquellen 149
159 f 176. — D. Nähere üb. d. staatliche Beteiligung i. d. Verwaltung d. Kirehen-
vermögens siehe wied. unt. b. Pfründvermögen, Früchte erledigter Pfründen.
Kirchenfabrik, Kirchenbaulast, Stiftungen.
3 C. 20 (Symm. a. 502) 41 (Syn. v. Orleans III a. 538, c. 23) 52 (Leo I. a. 446),
C. XII, q. 2. A. dies. Unbeweglichkeit d. kirchl. Vermögens entstand d. Ausdruck
^Tote Hand^ Vgl. ob. S. 435.
458 1^ • t'iicli. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap. : D. kirchl. Vermögen.
christlich gewordenen römischen Kaiser folgend, hat die Kirche den
Begriff der Veränßerung zu Gunsten des Kirchengutes dahin erweitert,
daß darunter nicht nur wirkliche Weggabe des Eigentums durch Ver-
kauf, Schenkung, Tausch, sondern jedes liechtsgeschäft zu verstehen
ist, durch welches das kirchliche Vermögen irgendwie beschwert oder
in seinem Bestände verringert wird. Es fallen also unter den Begriff
der Veräußerung auch die Vergabung zu Lehen ^, die Bestellung einer
Erbpacht 2, die Belastung mit einem Servitut^, die Ausstellung einer
Spezialhypothek *.
Unveräußerliche Gegenstände sind vor allem die Immobilien^, so-
dann alle nutzbaren Rechte der Kirche ^, ferner die heiligen Gefäße ''.
endlich auch alle im Eigentum der Kirche befindlichen Sachen von
hohem materiellem oder künstlerischem Wert.
Indessen hat die kirchliche Gesetzgebung vom allgemeinen Prinzip
der ünveräußerlichkeit auch Ausnahmen vorgesehen unter der Voraus-
setzung, daß ein hinreichender Grund vorliege und die gesetzlichen
Sollennitäten beobachtet werden s.
Als justae causae sind bezeichnet: urgens necessitas, wenn kein
anderes Mittel ausfindig gemacht w^erden kann, um einem dringenden
Bedürfnis abzuhelfen ^; evidens utilitas, wenn durch die Veräußerung
ein augenscheinlicher Nutzen der Kirche erzielt wird^^; christiana
Caritas , Werke der christlichen Nächstenliebe , z. B. Unterhalt der
Armen zur Zeit einer Hungersnot, Loskaufung von Gefangenen. Zu
solchem Zwecke dürften selbst die heiligen Gefäße veräußert wer-
den 11.
Zu den gesetzlichen Sollennitäten gehört erstens die genaue L^nter-
suchung seitens des zuständigen Obern, ob eine justa causa alienandi
vorhanden sei; sodann die Vernehmung aller derer, welche je nach
Sachlage bei der Veräußerung rechtlich interessiert sind, so des
' C. 2, X de locat. III, 18. C. 2, X de feud. III, 20.
- Nov. 7, c. 1 3 7; 120, c. 1 5 6. C. 5 9, X h. t. III, 18. C. 2 in YV'' h. t.
II], 9. Trid. sess. XXV de ref. c. 11.
^ L. 7, C. de reb. allen. IV, 51.
* C. 3, X de pign. III, 21.
•■• C. 5, X h. t. III, 13.
'^ C. 2 in VI*" de conccss. praeb. III, 9.
^ C. 13 (Syn. oecuni. a. 869, c. 15), C. XII, 4. 2. Vgl. a. ob. S. 300.
" C. 1 in VI'" h. t. III, 9.
« C. 2 (L. 14, C. de sacios. eccl. I, 2), C. X. q. 2. C. 6, X de eccles. aediOc.
111, 48. C. 1 in IV'" h. t. III, 9.
'" C. 52 (Leo I. a. 447), C. XII, q. 2. C. 7 8, X li. t. III. l:>.
'« C. 70 (Anibr.), C. XII, q. 2. Vgl. a. ob. S. 300.
§ 199. Die Veräußerung des kirchlichen Vermögens. 459
Domkapitels ^ des Ordeiiskonventes^, des Pfarrers, eventuell des De-
fensors der Pfarrei^, des Patrons*. Zuletzt ist nötig die Zustimmung
des Bischofs, die durch ein förmliches decretum de alienando aus-
gesprochen werden muß 5. Der Kapitularvikar hat sich der Ver-
äuiserung von bischöflichem Mensalgut zu enthalten 6. Der Generalvikai-
bedarf zu einem decretum de alienando einer bischöflichen Spezialvoll-
macht. Auch die Prälaten mit quasiepiskopaler Jurisdiktion, mit Aus-
nahme der praelati nullius, bedürfen der bischöflichen Zustimmung.
Der Bischof schwört bei der Konsekration, bischöfliches Mensalgut
nur nach Befragen des Papstes veräußern zu wollen, und dasselbe
beschwören auch die Äbte bei der Benediktion hinsichtlich des Kloster-
vermögens'.
Die Bulle Pauls IL „Ambitiosae" vom 1. März 1468 fordert, daß
zu allen Veräußerungen von kirchlichen Immobilien und wertvollen
Mobilien der päpstliche Konsens eingeholt werde , und zwar unter
Strafe der niemand reservierten Exkommunikation s. Daß aber diesem
Gesetz durch Gewohnheit in Deutschland derogiert war, wird wohl
gesagt werden können. Freilich hielt man in Rom stets daran fest^.
und durch die Bulle „Apostolicae Sedis moderationi" vom 12. Oktober
1869 ist diese excommunicatio aufs neue als latae sententiae nemini
reservata bezeichnete^. So dürfte die Derogation doch beseitigt sein.
Übrigens erteilt der Apostolische Stuhl den Bischöfen auf Ansuchen
in der Regel auf zehn Jahre die Vollmacht, kirchliches Vermögen
innerhalb einer bestimmten Wertgrenze veräußern zu dürfen ^^ Und
für kleinere Beträge oder bei Erneuerung alter Veräußerungsver-
hältnisse, wie von Erbpacht, oder bei Übergang kirchlichen Gutes
' Bd I, S. 456. 2 Ob. S. 420.
^ Bd I, S. 306.
* Bd I, S. 375.
" C. 52 (Leo I. a. 447), C. XII. q. 2. C. 8, X de his. quae fiunt IIL 10.
« Bd I, S. 459.
" Pontif. Rom. tit. De consecr. electi i. episc. ; tit. De beued. abbatis.
» C. un. Extrav. comm. h. t. III, 4. Vgl. a. c. 2 inVI*" h. t. III, 9.
* Ben ed. XIV., De syn. dioec. 1. XII, c. 8, n. 9 ff. Vgl. österr. Konk.
Art. 80. Schneider, D. part. KRsquellen 176.
'* IV 8. Acta et decreta conc. plen. Americae Latinae (1899) Nr 869. S. C.
de Prop. Fide 15. Jan. 1903 (A. f. k. KR. LXXXIII [1903] 497 f). S. C. Conc.
17. Febr. 1908 (Acta S. Sedis XXXIX [1906] 156 ffj. Z. Interpretation Nouv. Rev.
th^ol. XXXIX (1907) 423 ff.
" Vgl. z. B. d. erneute Fakultät f. d. österr. Bischöfe v. 9. Mai 1900: 8. Nov.
1911; 30. März 1912 (A. f. k. KR. LXXX [1900] 763 ff; XCII [1912] 481 ff 712 ff).
J.Vogt, D. kirchl. Vermögensrecht 2 (1910) 44.
460 ^^' Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap. : D. kirchl. Vermögen.
von einem kirchlichen Institut an ein anderes ist der Bischof teils
gesetzlich ^ teils durch Derogation - frei ^.
Fehlt es der Veräußerung an einem der notwendigen Requisite,
so ist sie null und nichtig*, und die Nichtigkeit kann von jedem
Interessierten, ja selbst von jeder persona ecclesiastica beregt werden^.
Die Revokatorienklage muß aber, bona fides auf Seiten des Besitzers
vorausgesetzt , innerhalb vierzig Jahren , als der Verjährungsfrist
für Kirchengut, angestellt werden ß. Auch besitzt die Kirche bei
Veräußerungen, welche zwar den gesetzlichen Anforderungen ent-
sprechen, ihr aber zum großen Nachteil gereichen, die Rechtswohltat
der restitutio in integrum. Nur muß dieselbe innerhalb der vier
ersten Jahre nachgesucht und dem Restitutionspflichtigen Schaden-
ersatz geleistet werden^.
Wie in die Verwaltung, so greifen die neueren staatlichen Gesetze auch
vielfach in die Veräußerung des kirchlichen Vermögens ein, was an sich
ebenso unberechtigt ist, doch von der Kirche vielfach toleriert wird ^.
' C. 53 (Syn. v. Agde a. 506, c. 45), C. XII, q. 2. C. 7, X h. t. III, 13. C. 2,
X de feud. 111, 20. C. un. Extrav. comra. h. t. III, 4.
2 So Bieder lack bezügl. Übergangs v, e. kirchl, Institut a. e. anderes. (Z.
f. k. Theol. XXI [1897] 378 ff.)
•* B. gerichtl. Veräußerung fällt d. Sollennität weg. Vgl. noch Ho 11 weck,
D. kirchl. Strafgesetze 241 ff.
* C. 20 (Symm. a. 502) 42 (Syn. v. Ancyr. a. 314, c. 15), C. XII, q. 2, L. 14
22, C. de sacros. ecci. I, 2. C. 6 12, X h. t. III, 13. C. un, Extrav. comm. h. t.
III, 4.
» C. 6, X h. t. Ill, 13. C. 9, X de douat. III, 24.
6 C. 9, X de donat. III, 24. Ob. S. 441. N. BGB. sind d. Verjährungszeiten
für Kirchenvermögen d. gewöhnlichen. Vgl. ob. S. 441. Friedberg, KR. ^ 619.
" C. 1, X de in integr. restit. I, 41. C. 11, X h. t. III, 13. C. 1 2 in VP'' de
rcstit. in integr. I, 21. BGB. kennt d. nicht. Ob. S. 345 f. Friedberg, KR.« 619.
^ P, Wein hold, D. Veräufserung v, Kirchengut n. d, gegenwärtig f. d. kath,
K. i, Preuß. gelt. Rechte, 1896. Veräußerung u. Erwerbung v. Kirchengnt i.
Preuß. (A. f. k. KR. LXXVII [1897] 179 ff). D. Nähere siehe a. einschläg. Ort b.
d. noch folg. §§. Vgl. a. ob. S. 457, A. 2. Namentl. ist staatl. Genehmigung notig
b. Veräußerungen v. Realwerten i. bestimmter Höhe, so i. Württ. v. mehr als
500 Mark, od. v. Gegenständen v. geschichtl., wissenschaftl. od. künstler. Wert.
Kiene, Kath. Pfarrgemeindegesetz v. 14. Juni 1887 u. 22. Juli 1906 91 ff 95 f. -
Solche staatl. Einschränkung kommt wie anderwärts so a. i. Deutschland eventuell
a. d. staatl. Denkmalpflege : J. L a u r e n t i u .s , Denkmalspflege u. kirchl. Eigentums-
recht (Stimmen a. M.-L. LXV [1903] 273 ff). Staatskuratel u. kirchl. Kunst (A. 1". k.
KR. LXXXVIII [1908] 752 f). K. Hey er, Denkmalpflege u. Heimatschutz i. deuUch.
Recht, 1912. J. Linneboru, D. kirchl. Denkmalpfiego i. Gosetz u. i. d. Ver-
waltung (Theol. u. Glaube VI [1914] 31 ff). Friedl)erg, KR.« 619 ff.
§200. D. Pfründvermögen. D. Testierfreiheit d. Geistlichen. D.Spolienrecht. 461
§ 200.
Das Pfrüiidvermögeu. Die Testierfreilieit der Geistlichen.
Das Spolienrecht.
Decr. Grat. C. XII. Decr. Greg. IX. 1. III, t. 25 de pecul. cleric : t. 26 de te-
sfcam.; t. 27 de success. ab intest. Lib. sext. III, 11. Const. Clem. III, 6.
Z. Pfründvermögen: Z*Lit. vgl. §§ 58 193 195 196 197. M. de Azp ilc ue t a
(Navarrus), De redditibus benef. ecciesiast. , Rom. 1568. F. Sarmiento de
Mendoza,Dereddit. ecclesiast, Rom. 1569. M. da Perray. Traite des portions
congrues des eures et vicaires perpetuels, Paris 1682. Ders., Traite des moyens
canoniques pour acquerir et conserver les benefices et biens ecclesiastiques, Paris
1726. J. H. Wintzer, De bonis parochial., Jen. 1687. A. Dies b ach, Dominium
clenc. Xlldialogis examinatum, Dill. 1729. Gh. G. Hommel, Disputatio de clerico
rar. parochial. locatore et laico conductore, Witt. 1772. Mehr alt Lit • Schulte
Gesch. d. Quell, u. Lit. d. kan. Rs III 2. 370 f. - D. A. Affre, Traite' de I'admini-
stration temporelle des paroisses usw., 1827, ^'1890. E. L. Hagen, D. pfarramtl
Besoldung usw., 1844. M. Joch am, V. Besitztum d. Geistlichen, 1845.* H. Maas.
üb. d. Rechtssubjekt, d. Vertretung, Verwaltung u. Verwendung d. Kirch.-, Schul- u
Stiftungsvermögens usw. (A. f. k. KR. IV [1859] 583 ff; spez. V [I06OJ 23'ffj. F. A^
Loberschiner, D. Kirchenvermögen od. d. gesetzl. Art d. Erwerbung u. Ver-
waltung d. Gotteshaus- u. Pfründvermögens a. Grundlage d. österr. Konkordats, 1862.
Ch. Lingen, Üb. d. Umfang d. Rechte e. Benefiziaten a. d. z. s. Benefizium' gehör
Grundstücke (A. f. k. KR. XX [1868] 79ffj. J. J. Hirschel, D. Staats- u. Ge-
memdeeinkommen d. Geistl. n. kanon. u. franz. Recht, 1868. W. Brand is, D.
^Nutzungsrecht d. Pfarrers a. d. Grundstücken d. Pfründe (A. f. k. KR. XLI [1889]
285 ff). Keuth, Rechte u- Pflichten d. Pfarrers a. Pfarrgut i. Gebiet d. preuß
XRs, 1897. A. Brock el mann. D. Verwaltung d. Kirchen- u Pfründevermögens
i. d. kath. Kirchengemeinden Preufsens. 1898. F. Geigel, Pfründennießbrauch zu-
folge d. BGB. (D. Z. f. KR. VllI [1898] 266 ff: [a. sep. 1899]). Ch. M eurer.
Bayrisches Pfründerecht (Bayr. Kirchenvermögensrecht Bd II), 1901. J. B. G r i f f e ]
Pfründenutzgenuß u. Baufallschätzung n. d. staatl. Bestimmungen i. d altbayr
•Gebietsteilen, 1902. L. H. Krick, Handb. d. Verwaltung d. kath. Pfarramts m.
Rücksicht a. d. i. Königr. Bayern gelt, kirchl. u. staatl. Bestimmungen ^ 1903 ff
Ders., Handb. d. kath. Pfründewesens*, 1905. K. Seidl, D. Verwaltung d
Kirchen- u. Pfründevermögens i. Österr., 1905. E. Stingl, Bestimmungen d. bayr
Staats üb. d. Verwaltung d. kath. Pfarramts ^ 1908. M. B randen bu^r g, D Ge-
schäftsverwaltung d. kath. Pfarramtes i. Gebiete d. preuß. Landrechts"*' 1911
W. Gruber, D. Recht d. pfälz. Pfarrpfründestiftung beid. Konfessionen' I913'
üb. d. linksrhein. Verhältnisse Lit. b. Vering, KR. ^ 765 ff - Z. Testierfreiheit
•d. Geisth: Thomassin P. HI, 1. 2, c. 38 ff J. V. St raus, De modo testandi
mmus sollemni inter clericos, 1731. C h. G. B u d er , De testamentis episcoporum
1745. F. A. Dürr, De manufidelibus in spec. ecclesiasticorum tum principum tum
Iprivat. in Germ., Mog. 1762. [A. b. A. Schmidt, Thesaurus jur. eccles VI
üeidelb. 1777, 328 ff.] G. Ch. Neiler, De episcoporum testamenti factione activa etc '
Trevir. 1761. [Ebd. 382 ff.] Ders., De clericorum saecul. testam. fact. act etc*
Trevir. 1761. [Ebd. 402 ff.] Ders., De testam. clerici Trevir., Trevir. 176L
Ebd. 424 ff.] G. J. Wedekind, Dissertatio in testam. clericorum praecipue
:anon., Heidelb. 1780. [A. b. A. Mayer, Thesaurus nov. jur. eccles. III, Ratisb.
462 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap.: D. kirchl. Vermögen.
1793, 579 ff.] — F. Lo reu back, Lb. d. kanon. Bestimmungen f. d. Errichtung d.
Testamente d. Geistl., 1857. K. K. E. v. Moy, Üb. d. Verlassenschaften d. Geistl.
insb. i. Österr. (A. f. k. KR. 11 [1S57] 429 ff). J. F. Schulte, Üb. d. Recht d.
Geistl. i. Österr. z. testieren. [Ebd. lil (1858) 284 ff.] F. Sentis, De jure
testamentorum a clericis saecul. ordinand., 1862. H. Singer, Histor. Studien üb.
d. Erbfolge n. kath. Weltgeistlichen i. Österr.-Ungarn, 1883. F. W.(endels tein),
D. Testierrecht d. Kleriker einst u. jetzt (Hist.-pol. Blätter CIV [1889] 909 ff). Üb.
d. portio canonica i. Bist. Eichstätt (A. f. k. KR. LXX [1^93] 115 ff). A. Amrhein,
Histor. Entwicklung d. Rechte d. Geistl. i. d. Verfügung üb. sein Vermögen (Theol.-
prakt. Qsch. XLVIII :1895] 267 ff). J. Sauer, Z. Gesch. d. bischöfl. Erbrechts i.
d. Diözese Straßburg ( A. f. k. KR. LXXVIII [1898] 373 ff). V. W o 1 f v. G 1 a n v e 1 1
D. letztwilligen Verfügungen n. gem. kirchl. Recht (1900) 34 ff. J. Hollweck,.
D. Testament d. Geistl. u. kirchl. u. bürgerl. Recht, 1901. [M. reich. Lit.] L. Veit,
D. Testament d. Geistl. (Pastor bonus XXV [1912/13] 655 ff). — Z. Spolienrecht:
Thomassin P. 111, 1. 2, c. 51 ff. — Sugenheim, Staatsleben d. Klerus i.
MA. (1839) 267 ff. Friedberg, De finium inter civitatem et eccles. etc. (1861)
222 ff. P. Scheffer-Boichorst, Kaiser Friedr, 1. letzter Streit m. d. Kurie
(1866) 189 ff. J. F. Ficker, Üb. d. Eigentum d. Reiches a. Reichskirchengut
(Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. Wiss. , phil.-hist. Klasse, LXXII [Wien 1872]^
377 ff). G. Waitz, D. Ursprung d. sogen. Spolienrechts (Forsch, z. deutsch. Gesch.
XIII [1873] 494 ff). H. Geffcken, D. Krone u. d. nied. deutsche Kirchengut
unt. Friedr. II. (1890) 35. L'. Stutz, Gesch. d. kirchl. Benefizialwesens usw.,
1895 ff. Ders., D. Eigenkirche (1895) 26 ff. Ders., KR. ^ 304. Eisenberg,
D. Spolienrecht b. Friedr. I[., 1896. [Ungenügend.] C. Samaran, La jurisprudence
pontificale en matiere de droit de depouille (jus spolii) dans la secondc moitie du
XIV« siecle (Melanges d'arch. et d'hist. XXII [1902] 141 ff). M. Tangl, D. vita
Bennonis u. d. Regalien- u. Spolienrecht (Neues A. d. Ges. f. ä. d. Gschtskundo
XXXIII [1908] 77 ff). Göller, D. Einnahmen d. Apost. Kammer unt. Joh. XXIL
(1910) 106* ff. G. Baril, Lo droit de l'eveque aux meubles des intestats. Etudie
en Normandie au moyenäge, 1911. Werminghoff, Gesch. d. Kverfassung I
186. Ders., Verfassungsgschte^ 57 f 94. Kirchenlexikon- s. h. v. Realenzykl.
f. prot. Th. u. K. 3 s. h. v.
I. i\Iit jedem officium muß ein beneficium verbunden sein, mit
jedem Kirchenamt ein ständiges Amtseinkommen ^ Dasselbe kann aus
nur einer der verschiedenen Quellen des Kirchenvermügens kommen
oder, was die Regel ist, aus mehreren derselben: Wohnung, Güter-
ertrag, Realitäten, Kapitalzinsen, Geldbezüge auch vom Staat-, Ab-
gaben der Gläubigen. Am liebsten ist der Kirche die Dotation in
Grundstücken oder Renten. Das Amtseinkommen muß genügend sein
und darf nicht unter einen bestimmten, vom Bischof unter Berück-
sichtigung von Ort und Zeit zu fixierenden Satz heruntersinken: portio
congrua, sustentatio congrua oder competens oder kurzweg dieKongrua*^.
' Bd I, S. 275 ff. Z. Goschichtl. vgl. a. ob. S. 454 f.
' Bd I, S. 277, A. 3. Laurent! us, Institutioncs ^ 704.
3 C. 4 12 16 23, X de praeb. III, :>. C. III, X de eccles. aedific. III, 48. C. l
in VI'" de prar-b. III, 4. C. 2 in VI'" de decim. III. 13. C. 4 in VI"* de rogul.
§ 200. D. Pfründvermögen. D. Testierfreiheit d. Geistlichen. D. Spolienrecht. 463
Das Benefizium ist im Laufe der Zeit zu einer eigenen juristischen
Person geworden i und ist von den meisten deutschen Landesgesetzen
als solche anerkannt^.
Die Rechte des Benefiziaten auf das Pfr und vermögen werden er-
worben durch die institutio corporalis oder investitura 3, sind aber je
nach den Bestandteilen desselben sehr verschieden^. Gegenüber der
Substanz des Pfründevermögens ist der Benefiziat bloßer Administrator
mit den Rechten eines Vormunds ^ An den Grundstücken hat er
unbeschränkte Nutznießung. Er darf die Oberfläche derselben auch
verändern ö. Doch ist er für Deteriorationen haftbar, oder auch der
Erbe \ Dagegen soll ihm für Meliorationen aus dem Pfründvermögen
oder vom Nachfolger eine angemessene Entschädigung gereicht werden §.
lir, 14. Trid. sess. XX[ de ref. c. 4; Sess. XXIV de ref. c. 13. - I. Preußen i=^t
d. Kongrua f. d. Pfarrer 1800 M. D. Pensionskongrua ist 1200 M. Tourneau, D.
preuß. Ges. betr. d. Diensteinkommen d. kath. Pfarrer v. 26 Mai 1909 (1 f k KR
XC [1910] 87 ffj. Ch. M eurer, D. Gehaltsrecht d. Pfarrer i. Preuß. n. d. Gesetzgebung
V. 26. Mai 1909, 1910. - I. Bayern ist d. Kongrua f. d. Pfarrer 2400 M. D Pension-
kongrua ist 1800 M. Minist.-Entschließ. v. 29. Nov. 1908 (A. f. k. KR. XC [1910]
152 ff). - I. Württemberg ist d. Kongrua f. d. Pfarrer 2500 M. D. Pensionskon-rua
ist 1600 M. Ord.-Erl. V. 1. Okt. 1909 (Kirchl. Amtsbl. 1909, Nr 16). K. MiUer
Gehaltsordnung, Pensions- u. Stellvertretungsstatut d. kath. Geistlichen d. Diöz. Rotten-
burg, 1910. K. Klein, D. ßesoldungsverhältnisse d. Staatsbeamten, Lehrer u
Geistlichen i. Württ., 1911. - L Baden ist d. Kongrua d. Pfarrers ab 1909 v
Erzbischof a. 2200 M. fixiert. ~ I. Elsaß-Lothfingen ist d. Kongrua f. d Pfarrer
2100 M. (A. f. k. KR. XC [1910] 365 ff). - F. Österr , wo d. Gehalte d. Geist!
schreiend ungenügend waren, vgl. Vering, KR. ^ 793^ Doch ist neuerdings auf-
gebessert worden. B. Fritsch, D. Ges. v. 19. Sept. 1898 betr. d. Dotation d
kath. Seelsorgegeistlichkeit, 1901. A. f. k. KR. LXXXVII (1907) 336 f. — Z. Ganzen:
M. Er zb erger, D. Klerus u. d. Gehaltsfrage, 1908. H. A. Krose, Kirchl
Handb. f. d. kath. Deutschi. II (1909) 263 ff; iil (1911) 253 ff. Ch. JVI eurer, D
Problem d. Gehaltsaufbesserung a. d. Pfründegebiet (A. Festschrift f. H. v. Burck-
hard), 1910. A. Fellmeth, D. kirchl. Finanzwesen i. Deutschi. (1910) 53 ff
Friedberg, KR.« 596 3.
^ 0. Gierke, D. deutsche Genossenschaftsrecht III (1881) 273 ff Fried ber-^
KR. 6 596^. ^"
2 Vgl. ob. S. 437 f. Friedberg, KR. ^ 596 9.
' Bd I, S. 348.
' Hierüb. bes. K. Groß, D. Recht a. d. Pfründe, 1887.
" C. 2, X de donat. 111, 24. C. 1, X de in integr. restit. 1, 41 C 4 X de
fidejuss. III, 22. C. 21, X de rescript. I, 3. Er ist z. Führung d. notwend. Pro-
zesse berechtigt, ab. m. Konsens d. Bischofs. Ob. S. 456 f.
•^ C. 5, X de pecul. der. III, 25.
' C. 2, X. de donat. III, 24.
' C. 1 (byn. v. Toledo IX a. 655, c. 4), C. XII, q. 4. N. Analogie a. v. c 1
X de in integr. restit. I, 41 u. v. c. 2, X de donat. III, 24. Doch nicht f. gewöhnl'
Amehorationen. S. C. Ep. et Regul. 26. Juni 1903. L. H. Kr ick Anspruch d
464 1^ • Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap.: D. kirchl. Vermögen.
Die Güter kann er selber bewirtschaften oder verpachten, letzteres
aber nur für die Zeit seiner Amtsdauer, weshalb der Nachfolger an
den Pachtvertrag nicht gebunden ist ^ Anders, wenn die Verpachtung
auf noch längere Frist vom Bischof genehmigt ist^. Zu den Pfründ-
gebäuden steht der Benefiziat ebenfalls im Verhältnis des usufruc-
tuarius. Er kann daher auch einen Teil derselben vermieten, wo es
nicht etwa partikularrechtlich verboten ist. Kleinere Reparaturen hat
er selbst zu leisten. Auf die Prästationen Dritter hat er ein gericht-
lich klagbares Forderungsrecht ^.
Da die Erträgnisse der Pfründe in das Eigentum des Benefiziaten
übergehen^, so hat er über sie an sich ein völlig freies Verfügungs-
recht. Aber streng genommen sind sie nur bestimmt, ihm einen an-
ständigen Lebensunterhalt zu gewähren. Daher soll er sich auf die
nötigen Ausgaben beschränken und jeden Luxus vermeiden. Was er
dann erübrigt (peculium clericale), soll er zu opera pia, namentlich
zur Unterstützung der Armen verwenden. Mit besonderem Nach-
druck hat das Tridentinum verboten, mit den Überschüssen die Ver-
wandten zu bereichern. Nur im Falle der Armut sollen sie so weit
als nötig unterstützt werden, um ihre gedrückte Lage einigermaßen
zu erleichtern^.
II. Was die Testierfreiheit der Geistlichen betrifft, so konnten sie von
Anfang an über das Vermögen nichtkirchlichen Ursprungs (peculium patri-
abgetret. Pfriindebesitzers a. Ersatz d. Kosten d. ßestelhing d. Widdumsgrund-
stücke (Theol.-prakt. Monatsschrift XXI [1911] 511 ff). F. Wimmer. D. Ent-
schädigungspflicht d. Pfründenachfolgers u. d. Rechtsprechung d. bajr. Verwaltungs-
gerichtshofes (Ebd. 660 ff).
^ Trid. sess. XXV de ref. c. 11. Ben ed. XIV., , Universalis" v. 29. Aug. 1741.
2 Pfaff, Gesetzeskunde 108. A. f. k. KR. LXXV (1896) 353, litt. g. Seher,
Steht d. Pfarrern i. bisherig. Gebiete d. französ. Rechtes a. heute noch d. Befugnis
z., d. z. Pfarrwittum gehör. Immobilien üb. ihre Dienstzeit hinaus z. vermieten od.
z. verpachten (A. f. k. KR. LXXX [1900] 725 ff). Kirchl. Amtsbl. f. d. Diöz. Rotten-
burg 1912, Nr 9.
* Üb. Temporaliensperre : W. Kahl, D. Temporaliensperre, 1876; Friedberg.
KR. ^ 598. Warum, wie Fried berg a. a. 0. meint, nicht soll geklagt werden
können b. Verweigerung v. Leistungen, z. den. d. Staat völkerrechtl. (a. Konkordat,
Zirkumskriptionsbullcn) verpflichtet ist, ist nicht einzusehen. Vgl. a. Richter-
Dove-Kahl, Lehrb. d. KRs 1330 f. J. Niedner, D.Ausgaben d. preufj. Staales
f. d. evang. Landeskirche d. älter. Provinzen (1904) 14 ff. — EG. z. BGB. Art. 80
.sagt: Unberührt bleiben d landesgesetzl. Vorschriften üb. d. Pfründenrecht, l b.
.solche Vorschriften: Friedborg, KR. « 597 " ; Silbernagl, KR.« 737«.
* C. un. in VI'" de der. non rosid. III, 3. Trid. sess. XXIII de ref. c. 1;
Sess. XXIV de ref. c. 12 („. . . fructuum , (pios ratione etiam praebendae ac resi-
dentiae fecit suos"); Sess. XXV de ref. c 1.
* Trid. sess. XXV de ref. c. 1.
§ 200. D. Pfründverraögen. D. Testierfreiheit d. Geistlichen. D. Spolienrecht. 465
moniale, p. industriale) frei verfügen '. Dagegen sollten sie alles, was sie
aus kirchlichen Einkünften erübrigt hatten (bona superflua), im Todesfall an
die Kirche vermachen \ Hatte der Bischof oder Kleriker kein Testament
gemacht und hatten sie keine Intestaterben, so fiel alles an die Kirche ^ Was
im römischen Reiche galt, fand auch Eingang in die germanischen, so vor
allem in das fränkische ^ Als aber das Prinzip des persönlichen Rechts in
den germanischen Reichen aufhörte und die Kleriker für ihre bürgerlichen
Beziehungen dem Landesrecht unterworfen wurden, da galten für ihre Testa-
mente dieselben Bestimmungen wie für die Laien. Das Dekretalenrecht ver-
ordnete, daß die Kleriker ihr Benefizialvermögen (bona beneficialia) der Kirche
zu hinterlassen hätten, dagegen über ihr Patrimonialvermögen und, wo es
üblich sei, über alle bewegliche Habe zu Gunsten von milden Stiftungen,
Armen und Dienstboten, ob verwandt oder nicht, frei verfügen könnten K Die
weitere Entwicklung war keineswegs eine gleichmäßige. In den einen Diö-
zesen konnten die Geistlichen, entsprechend dem Dekretalenrecht, nur über
ihr eigenes Vermögen frei verfügen, über das Benefizialvermögen dagegen nur
zu Gunsten von piae causae, Dienstboten und armen Verwandten. In andern
aber konnten sie zwecks Beseitigung des Spolienrechts und bei der Unmöglich-
keit einer genauen Scheidung der Bestandteile des Vermögens frei über all
ihr Vermögen verfügen, aus welchen Quellen immer es stammte. Nur mußte
in diesem Fall ein Legat oder eine bestimmte Summe der Kirche hinterlassen
oder eine Abgabe an den Bischof entrichtet werden, Ferdo oder Ferto (V^ von
einer Mark) genannt. Das Testament mußte dann noch durch den Bischof
oder dessen Offizial oder den Landdekan bestätigt werden, wofür meist eine
Erbschaftssteuer, nummus vicesimus oder quinquagesimus, erhoben wurde. Starb
ein Geistlicher ohne Testament, so fielen die Erbgüter an die Verwandten,
das übrige an den Bischof ^ Seit dem 17. Jahrhundert kamen mit dem zu-
nehmenden Verschwinden des Privilegium fori die Hinterlassenschaftssachen
der Geistlichen mehr und mehr an die Zivilgerichte l
» Doch verlangte Conc. Caith. VI a. 401, c. 15, daß sie fremde Personen d. Kirche
nicht vorziehen sollten. Harduin, Acta conc. 1907. Bezügl. d. Bischöfe bestimmte
Justinian, daß a. d, was sie währ, ihres Amtes a. Schenkung od. letztwilliger Ver-
fügung erhalten hätten, a. ihre Kirche fallen solle, auß. wenn es v. d. nächsten
Verwandten stamme. L. 42, § 5, C. de episc. 1, 3. Nov. 131, c. 13.
2 C. 21 (Can. Apost. n. 40), C. XII, q. 1. C. 1 (Conc. Carth. III a. 397, c. 49),
C. XII, q. 3. 3 Nov. 131, c. 13.
* C. 1 (Syn. V. Toledo IX a. 655, c. 4), C. XII, q. 4. C. 4 (Conc. Paris, a 829,
c. 16), C. XII, q. 5. C. 2, X de success. ab intest. III, 27.
' C. 1 7 9 12, X de testam. III, 26. Trid. sess. XXV de ref. c. 1. Was v.
d. peculium patrimoniale galt, galt a. v. d. bona parsimonialia, d. h. d. infolge frei-
willig vereinfachter Lebensweise Ersparten.
^ Nachweise a. i. Kirchenlexikon = s. v. Testierfreiheit d. Geistlichen. Vgl a
Th. Qsch. II (1820) 235 ff.
' Vgl. z. B. F. Geier, D. Durchführung d. kirchlichen Reformen Jos. II i
vorderösterr. Breisgau (1905) 49 ff H. Bastgen, D. Verhandlungen z. österr."
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. II. 3. Aufl. 30
466 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap. : D. kirchl. Vermögen.
Heutigentags gilt für die Testierbefugnis der Kleriker, für die ge-
setzliche Erbfolge und für die Form ihrer Testamente in allen Staaten
das bürgerliche Recht ^ Dies ist auch wiederholt vom Apostolischen
Stuhl anerkannt worden-. Bei der so entstandenen vollen Testier-
freiheit der Kleriker schärfen aber neuere Synoden unter Verweis auf
Tridentinum sessio XXV de ref. c. 1 den Geistlichen ein, wenigstens
die bona superflua aus dem kirchlichen Einkommen der Kirche oder
den Armen zu vermachen •^.
III. Die Anordnungen über die Testamente der Kleriker wurden sehr
beeinträchtigt durch das Spolienrecht (jus spolii, j. exuviaruni, auch ,Rapite
Capite" oder „Rips Raps" genannt). Zunächst waren es vielfach gerade cüq
Kleriker, welche die Hinterlassenschaft ihrer Mitbrüder, vor allem die des
Bischofs, an sich rissen *. Auch die Metropoliten scheinen sich Eingriffe in
das Vermögen der ihnen untergeordneten Bischöfe erlaubt zu haben '\ Bald
Intestaterbfolgegesetz v. 1807 u. s. Ausdehnung a. Salzburg (A. f. k. KR. XCll
[1912] 625 ff).
^ So hat n. d. BGB. keine besondern Bestimmungen üb. d. Testamente od. In-
testaterbfolge d. Geistlichen. N. BGB. § 1986 ist d. Fiskus gesetzl. Erbe, wenn
z. Z. d. Erbfalles wed. e. Verwandter noch e. Ehegatte d. Erblass. vorhanden ist.
Laut Art. 138 d. EG. bleiben d. landesgesetzl. Vorschriften unberührt, n. welch.
i. Falle d. § 1936 a Stelle d. Fiskus e. Körperschaft, Stiftung od. Anstalt d. öffentL
Rechts gesetzl. Erbe ist. N. österr. Recht wird d. Intestatnachlaß geteilt zw. d.
Kirche, d. Armen n. d. gesetzl. Erben. I. einzeln. Diözesen hatten d. Geistl. immer
noch d. Recht d. formlosen Testamente. Vering, KR. ^ 796'" *'.
'' Bayr. Konk. Art. 12, litt. c. Österr. Konk. Art. 18 21. Württ. Konk. Art. 5.
Bad. Konk. Art. 5. Schneider, D. part. KRsquellen 8 147 156 172 174.
3 Conc. Vienn. a. 1858, t. 7, c. 5. Conc. Prag. a. J8t0, t. 8, B, c. 4. ColL
Lac. V 217 593. Daß diese Pflicht nicht ex justitia komme, sondern nur ex lege
ecclesiastica, also v. allem e. gesetzliche sei, betont richtig Wernz, Jus decretalium
III 1 '-^ (1908), 198 ff, gegenüb. strengeren Anschauungen, welch, a. Hollweck, D.
Testament d. Geistl. 16 ff, zuneigt. 1. Sinne v. Wernz a. Schindler, Lehrb. d.
Moraltheol. II 2 (1910), 578. — Wiederholt haben d. Bischöfe neuestens ihr. Klerus
z. rechtzeit. notar. testamenti factio u. Angabe d. Testamentsexekutors ermahnt,
z. B. d. Fürstbischof v. Breslau, 29. Sept. 1899; 13. Aug. 19U0 (A. f. k. KR LXXX
[1900] 156; LXXXI [1901] 136 fj. — Daß d. Erben, falls d. Geistliche unglück-
licherweise o. Testament stirbt, ganz frei v. jed. Verpflichtung wären, kann nicht
gesagt werden. D. verlangt, abgesehen schon v. Anstand, d. Pietät geg. d. Toten. —
Üb. 8. Sacra utensilia kann d. Bischof testamcntar. nicht verfügen, auß. es wären
Schulden da. Dann dürften sie veräußert werden. Nicht gehören daz. Ring u.
Brustkreuz, wenn nicht i. letzt. Kreuzpartikel sind. Pins V, „Romani Pontiticis"
V. 30. Aug. 1567. Innoz. Xll., „Inscrutabili" v. 29. Jan. 1694. S. C. Conc. 29. Mai
1683. Pius IX. v. 1. Juni 1847. Leo XIII. v. 25. März 1889. Laurentius. in-
stitutiones * 707 f.
* C. 43 (Syn. v. Chalccdon a. 451, c. 22), C. Xll, q. 2. C. 6 (Syn. v. Tarrn-
gona a. 516, c. 12), C-iXll, q. 5. C. 38 (Syn. v. Lerida a. 546, c. 16), C. XII, q. 2.
* C. 48 (Conc. Trull. a. 692, c. 35), C. XII, q. 2.
§ 200. D. Pfriindvermögen. D. Testierfreilieit d. Geistlichen. D. Spolienrecht. 467
aber wurden die Kleriker hierin von den Laien abgelöst. Es nahmen die
Grundherren, Patrone und Vögte den Nachlaß der niedern Kleriker an sich,
wobei sie sich zum Teil auf das Eigenkirchenrecht stützten '. Bei den
Bischöfen verfuhren die Landesherren, Könige und Kaiser als Lehensherren in
ähnlicher Weise. Die Synoden erhoben freilich gegen diesen unbegründeten
Anspruch der Laien fortwährend ihre Stimme 2. Besonders aber machten die
Päpste ihre Einsprache gegen das königliche und kaiserliche Spolienrecht
geltend, und in Bedrängnissen verzichteten dann wenigstens deutsche Könige
und Kaiser darauf, so Otto IV. 1198 und 1209, Philipp von Schwaben 1203
und Friedrich IL 1213, 1216, 1219 und 1220 ^ Dem Beispiele der größeren
Fürsten und Herren hierin folgten aber nicht die kleineren; vielmehr
dauerte die Ausübung des Spolienrechts ihrerseits bis in das 16. Jahrhundert,
wie die fortwährenden Klagen der Synoden beweisen. Daneben bestand auch
unter den Geistlichen selbst die Gier nach der Verlassenschaft der Brüder
weiter. Die Äbte beanspruchten den Nachlaß der Frieren und Regularen,
diese umgekehrt den der Äbte \ Die Bischöfe forderten die Hinterlassen-
schaft der Kapitularen, Pfarrer und Benefiziaten, die Domkapitel die der
Bischöfe. Die päpstlichen Verbote nützten wenige Ja die Päpste selbst
begannen in der zweiten Hälfte des Mittelalters das Spolienrecht auszuüben,
wohl im Zusammenhang mit den von ihnen geübten Reservationen«. Den
Höhepunkt erreichte das päpstliche Spolienrecht während des Schismas.
Am schärfsten trat man diesem Recht in Frankreich entgegen". In den
andern Ländern verlor es sich erst mit der zunehmenden Testierfreiheit des
Klerus ^
' Geg. d. V. Stutz a. hier z. sehr betonte Eigenkirchentheorie Friedbere
KR. 6 600^8. ^'
2 Conc. Clippiac. c. 626 od. 627, c. 18. Conc. Rem. a. 627—630, c. 16. Ed
Maaßen 199 205. C. 46 (Syn. v. Clermont a. 1095, c. 31) 47 (Later. II a 1139
c. 4), C. XII, q. 2. V . ,
3 Constitutiones et acta publica imperii et regni (Mon. Germ. LL ) II 8 21 36
08 68 78 89.
* Üb. d getrennte Vermögen i. d. Klöstern ob. S. 392; S. 408, A. 1.
' C. 40 in Vl'o de elect. I, 6. C. 9 in VP" de off. ordin. I, lö'.
« Vgl. a. F. Ehrle, Historia biblioth. Rom. Pontif. I (1890) 186 193.ff. J. P,
Kirsch, D. päpstl. Kollektorien i. Deutschi. währ. d. 14. Jhdts (1894) XXIX 392
394 403. J. Haller, D.Papsttum u. d. Kirchenreforra (1908l 131. Friedbere
KR.« 601 '^
' Karl VI. a. 1385. Ludwig XI. a 1463. Preuves des libertez de l'Egl. gallic.'^
(Paris 1651) II 8 36. Friedberg, KR.« 601 ^^
8 Noch Pms IV. verbot i. d. Konstitution „Grave Nobis" v. Jahre 1560 allen
Geistlichen, 0. Erlaubn. d. päpstl. Stuhles üb. d. a kirchl. Einkünften stammende
Vermögen z. testieren, ind. er solches d. Apost. Kammer reservierte. Ähnlich:
Pius V., „Romani Pontificis Providentia" v. 30. Aug. 1567; Greg. XIIL Officii
Nostri- a. 1577. Pius VII., .Spolii jura^ v. 19. Juni 1817, übertrug d. Recht d.
Bezugs a. d. Propaganda.
30*
408 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap. : D. kirchl. Vermögen.
§ 201.
Die Früchte der erledigten Pfrüiideu.
Thomassin P. III, 1. 2, c. 37. J. H. Böhmer, De anno deservito, Hai.
1715. M. du Perray, Traite de la regale, Paris 1724. F. A. Dürr, De annis
gratiae usw., Mog. 1770. [A. b. A. Schmidt, Thesaurus jur. eccles. VI, Heidelb.
1777, 166 fF] Ders., De annis carentiae usw., Mog. 1772. [Ebd. 204 ff.] — Dal m er,
D. Pfarrablieferungen, 1861, Üb. Frie d berg, S ch effe r- B o ic hörst, Ficker,
Waitz, Geffcken, Stutz, Tangl siehe d. Lit. z. § 200 a. Ende. G. J. Phil-
lips, D. Regalienrecht i. Frankreich, 1873. L. H. Kr ick, Anleitung z. Berechnung
d. Interkalarfrüchte d. erledigten kath. Pfarrsitze, 1896. E.Mi che 11 et, Du droit
de regale, 1900. Stutz, KR.^ 304 313. Wer mingh of f , Gesch. d. Kverfassung
I 185 f. Ders., Verfassungsgschte ^ 57 f 94. Kirchenlexikon'- s. v. Regalien u.
Regalienstreit. Realenzykl. f. prot. Theol. u. K. ' s. v. Regalie.
Die Erträgnisse der Pfründe vom Tage ihrer Erledigung an bis
zum Tag der Investitur des neuen Pfründners heißen Interkalarfrüchte
oder Interkalargefälle.
Nach den Bestimmungen des kanonischen Rechts sollten dieselben bei
den Kathedralkirchen von einem eigens hierfür aufgestellten Ökonomen in
Verwaltung genommen und entweder für die betreffende Kirche oder für den
Nachfolger aufbewahrt werden '. Aber es bildete sich eine hiervon vollständig
abweichende Übung. In den germanischen Staaten waren mit den Bischofs-
stühlen immer auch Reichslehen verbunden. Wie nun der Kaiser oder König
nach dem Tode der weltlichen Vasallen die Interkalargefälle bezog, so nahm
er auch die während der Erledigung der Kathedralkirche fließenden Einkünfte
ohne Rücksicht auf ihre Provenienz für sich in Anspruch : jus regaliae,
j. deportus. Ja in Frankreich vergab der König auch die der Kollation des
erledigten, nunmehr der Regalie unterworfenen Bistums unterstehenden Bene-
fizien. Erst im 13. Jahrhundert haben die deutschen Könige und Kaiser wie
auf das Spolien- so auf das Regalienrecht verzichtet -, während es in Frank-
reich fortbestand und unter Ludwig XIV. deswegen die schwersten Konflikte
mit Rom entstanden ^ Aber wo die Fürsten verzichtet hatten . rissen die
Kapitel, die benachbarten Klöster, oder wer sonst konnte, die Interkalar-
früchte .der Kathedralen an sich *. Daher verordnete das Tridentinuni im
Geiste des ursprünglichen Rechts, daß das Kapitel nach eingetretener Sedis-
vakanz für Verwaltung der Interkalargefälle einen oder mehrere Ökonomen
zu bestellen habe *.
• C. 19 (Greg. I. a. 594), D. LXI. C. 2 (Syn. v. Chalcedon a. 451, c. 25).
i). LXXV. C. 45 (Greg. I. a. 593), C. XII, q. 2*
' Ob. 8. 467.
' M. Dubruel, Innocent XI et roxtension de la rögale (Rev. d. quest. bist.
LXXXI [1<«07] 101 flj. Mehr Lit. b. K n ö i> f h- r , Kgschte • 6()9 ff u. Funk-
Jiihlineyer, Kgschte« 075 ff.
* C. 40 in VI»" de e!ect. 1, 6. ^ Se.ss. XXIV de ref. c. 16.
§ 201. Die Früchte der erledigten Pfründen. 459
Eine ähnliche Entwicklung wie mit den InterkalargefäUen der höheren
nahm es mit denen der niedern Benefizien. Hier zogen die Grundherren
Patrone und Vögte zum Teil auf Grund des Eigenkirchenrechts ' die Inter-
kalargefäUe an sich. Nachdem solches das Konzil von Lyon 1274 strengstens
verboten hatte ^ nahmen die Bischöfe, Äbte und Arehidiakone dieselben in
Beschlag, bald auf Gewohnheitsrecht bald auf päpstliche Privilegien = sich
stützend Wiewohl dann die Päpste dagegen einsehritten ^ so haben sie
doch selbst seit Johann XXII. in den Bedrängnissen der Periode von Avignon
und des Schismas durch ihre Kollektoren die fructus medii temporis ein-
sammeln lassen % bis Martin V. auf dem Konzil von Konstanz darauf ver-
zichtete ^.
Die heutige Praxis hinsichtlich der Interkalargefälle ist eine sehr
verschiedene. So kommen die Interkalarfrüchte der bischöflichen Mensa
m Preußen an den Nachfolger', in Bayern an die Kathedralkirche «
in Osterreich m den Religionsfonds O; die der Kapitelsstellen an die
Kathedrale^« oder an die Erben ii oder in einen Fonds 12. Die der niedern
Benefizien kommen nach dem Vorgang Josephs II. i3 in der Re-el
nach Abzug der Kosten vor allem für den Amtsverweser in einten
fonds: Rehgions- oder Interkalarfonds 1^. Nicht weniger mannigfaltig
^ A. hier wie b. Spolienrecht wendet s. Fri e dberg, KR. ^ 605^ ee- über
treibungen d. Eigenkirchenrechts. Vgl. ebd. S 595 2^
2 C. 13 in VPo de elect. I, 6 ^
S. 447? A^V^^' ^ ^' ^' ^' ^' ^^' ^' ^^ '"^ ^^" ^' ''''''^^- ^' ^' ^-'- ^^•
* C. 9 in VI^*^ de off. ord. I, 16.
.,../, ^^^'j^\^- ^^^' ^' ^' ^' Haller, Papsttum u. Kirchenreform (1903) 129.
Breuer, D. Lmnahmen d. Apost. Kammer unt. Job. XXII. (1910) 113* ff
« Sess. XLin. Harduin, Acta conc. VIII 874. B. Hübler. D. Konst
Kelormation u. d. Konkordate v. 1418 (1867) 96 160
^ ALR. 2. Tl, Tifc. 11, § 978. So a. i. Chur u. St Gallen.
Konk. Art. 4. Schneider, D. part. KRsquellen 4f
' Ges. V. 7. Mai 1874. § 59. Schneider a. a. 0. 536.
'° Bayern a. a. 0.
" St Gallen drei Monate lang.
[l l n '* ^^'"''^"'^' Ba"iberg, Speyer a. d. Emeritenfonds.
i^. Geier, D. Durchführung d. kirchl. Reformen Jos. IL i vorderösterr
Breisgau (1905) 107 ff H. Franz, Studien z. kirchl. Reform Jos. II (190^ 24;^
217ff Pf.^f r' !"i" f'''"' '''"^"- - ^' '^"^"- '^'''- ^'^^'^ Sammlung
l]ll' P ' ^^^^^^^^^""^^^ ^27 ff; Golther, D. St. u. d. kath. K. i. Württ
Pp! W .? lo^ . ' . f '''''• ^ ^''"'^'- ^^"^**' ^ 421 ; F 1 e i n e r , D. Staatsrecht!.
Ges. Wurtt 493 f - F. Baden: Heiner, D. kirchl. Erlasse usw. ^ 507 ff - A
rechtf " p' w ?/ t^'"' d. Verwaltung«, od. wenigstens d. Oberaufsichts:
Kn.l V /* . ' 7" '"'^''^- ~ ^'"^ ^^"^ ^' J^terkalar- u. Religionsfonds i. d.
Konkordatsverhandhmgen anerkannt. S ch n e i d er a. a: 0. 149 160 176 f Vgl
Fried berg, KR. « 606. ^
470 IV- Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap. : D. kirchl. Vermögen.
sind die Bestimmungen über die Verwalter der Interkalargefälle ^
Die in einen Fonds fließenden Interkalarfrüchte werden wie zur Be-
streitung anderer kirchlicher Bedürfnisse so namentlich auch zum
Unterhalt der Hilfsgeistlichen und pensionierten Pfründner verwendet,
soweit nicht anderweitig für letztere gesorgt ist oder gesorgt werden
kann 2. Etwaige verdiente, aber noch nicht erhaltene Früchte des
letzten Dienstjahres (annus deservitus) kommen an die Erben. Da
und dort erhalten diese auch noch Früchte, die der Verstorbene noch
nicht verdient hatte: Sterbequartal, Sterbemonat '^.
§ 202.
Die Kircheiifabrik.
Z. d. Quellenstellen vgl. § 198.
Z. d. dort u. § 200 verzeichn. Lit. vgl. weit. : A u c o c , Des obligations respectives
des fabriques, 1858. Soenens, Des fahr, d'eglise usw., 1862. P. Wo 11 mann.
De provisoribus ecclesiast. secundura jus can., 1863. Pinel-Beaufin, Legislation
generale des fahr, des eglises cathol. de France, 1894. M.Clement, Recherches
sur les paroisses et les fahr, au commencenient du XlIP siecle d'apres les registres
desPapes (Melanges d'arch. et d'hist. XV [1895] 387 ff). Köhler, Erhaltung u.
Verwaltung d. kirchl. Immobilienbesitzes, 1896. P. Meyer, Kirchen vorstände u.
Kirchenrecht (Separatabdr. a. d. Schweiz. Kirchenzeitung), 1897. F. Fan ton,
Traite des fabr. et du culte cath. d'apres les lois civiles, 1898. Galuski, I)e9>
fahr. , 1898. C h. M e u r e r , Bayrisches Kirchenstiftungsrecht (Bayr. Kirchen-
vermögensrecht Bd I), 1899. Moulart, Des fabr. d'eglise, 1900. Serrier,
Code pratique des fabr. paroissiales, 1900. K. Uhlirz, D.Rechnungen d. Kirchen-
meisteramts v. St Stephan z. Wien, 1902. A. Tilloy, Nouveau traite pratique et
' Gut darüb.: Vering, Lehrb. d. KRs ^ 802; Friedberg, KR. ^ 566 1-. —
I. Württ. ist d. Kammerer Verwalter unt. Kontrolle d. Dekans, d. dafür c. Re-
muneration erhalten. Pf af f- Spr oll , Gesetzeskunde I 55 67 f. A. Swientek.
D. Erlaß d. Herrn Fürstbischofs v. Breslau v. 19. März 1883 üb. d. Interkalare a.
d. Kirchenvorstände (A. f. k. KR. L [1883] 291 ff). F. Italien vgl.: Wernz, Jus
decrctalium III H (1908). 204; Friedberg, KR.« 606'«; A. Fontana, La
parrocchia in sede vacante nei riguardi dell* economo spirituale, 1911.
2 Üb. d. Pensionsverhältnisse i. Württ. ob. S. 462, A. 3. — Üb. d. unterhalt
d. Hilfsgeistl. i. Württ. ab. Bd I, S. 488, A. 8. — Üb. d. Pensionsverhältnisse i.
and. deutsch. Ländern : Schulte, Lehrb. d. KRs* 495 f; R i c h te r-D o v e-K ah 1,
KR. 736 ff 1324 f u. ob. S. 462, A. 3.
3 E. Sterbequartal besteht z. B. i. Paderborn u. d. rechtsrhein. Teilen v. Köln,
Trier u. Münster. J. Vogt, D. kirchl. Vermögensrecht- (1910) 181. Verordn.
V. 3. Juli 1843. B. d. Kanonikern u. Pfarrern kam früher vielfach e. ganz. Gnaden-
jahr (annus gratiao) v. Daf. war da od. dort d erste Jahr weg. d. zu entrichtenden
Annaton e. annus carentiae gewesen. Vgl. ob. S. 445 ff. W. Brünneck, Z. Gesch.
u. Dogmatik d. Gnadenzeit, 1905. Vgl. d. Rez. v. GiUmann i. Theol. Rev. 1906.
Nr 6, 8p. 286 ff. Friedberg, KR.« 604 2.
§ 202. Die Eirchenfabrik. in,
«suel de ladministration des fahr, et de la police du culte, 1903. K Hoffer Vor
schlage z. Ausgestaltung d. Kirchenvermögenswirtschaft, 1903. C. Corswa'rem
De la legislation civile des cultes et spec. de Tadministr. des fabr. d'egl, I904'
V.eeL.t brachte a. d. franz. Trennungsgesetz; ob. S. 437, A. 2. Lit üb d'
58Ö»606 ■^^^''«""'^^^ l-- Gering, KR. ^ 765 ff, u. Friedberg, KR.«
Nachdem die Einheit im Diözesanvermögen und dessen Verwaltung ins
Wanken gekommen war, bildete sich jene Quart, welche zur Bestreitung der
kirchlichen Kult- und Baukosten ausgeschieden worden war, ebenfalls zu
einem selbständigen kirchlichen Vermögenskomplex mit juristischer Persön-
lichkeit aus: Kirchenfabrik, Kirchenkasten, Kirchenärar'. Wie die andern
kirchlichen \ ermögensmassen, so erlitten aber auch die Kirchenfabriken im
Laufe der Zeit durch Entzug von Grundstücken und Zehnten schwere Ein-
büßen und waren dann hauptsächlich auf Schenkungen, Sammlungen Ge-
buhren und Abgaben angewiesen.
Heute bestehen die Einkünfte der Kirchenfabrik in der Re-el aus
den Erträgnissen von Immobilien, den Zinsen von Kapitalien, frei-
willigen Gaben, den Abgaben und Gebühren für Geläute, Grabstellen
und Kirchenstühle, den Kirchensteuern usw. 2 Noch andere Bezü-e
bestehen für die Kirchenfabriken der Kathedralen. So wurden nameift-
lich durch die Konkordate und Zirkumskriptionsbullen hierfür be-
stimmte Fonds begründet^.
Die Verwaltung der Kirchenfabriken wurde bei den Kathedralen durch
den Bischof oder das Kapitel oder durch beide gemeinsam, bei den Kollegiat-
kirchen durch das Kapitel, bei den Pfarr- und andern Kirchen durch den Pfarrer
oder Benefiziaten unter jeglichem Ausschluß der Laien geführt« Allein m-
folge von Dotation der Kirchen seitens einzelner oder sämtlicher Gemeinde-
mitglieder, ganz besonders auch in Rücksicht auf die Haftpflicht der Kirchen-
gemeinde im Falle der Unzulänglichkeit der Kirchenfabrik, bildete sich im
Laufe des Mittelalters der Gebrauch aus, daß auch die Kirchengemeinde an
der Verwaltung der Kirchenfabrik sich beteiligte. Es war neben dem Pfarrer
und unter dessen Vorsitz eine Anzahl von Pfarrkindern die das Kirchen-
vermögen verwaltende Behörde unter den verschiedensten ICamen • provisores
procuratores, jurati, vitrici, altirmanni, magistri, operarii fabricae; Kirchen-
vater, Kirchenmeister, Kirchengeschworne, Kirchenvorsteher, Kirchenpröpste,
' Vgl. ob. S. 454 f.
^Eingehend darüb. : Rieh ter- Do ve-Kah 1, KR. 1343 f. Vgl a Fried-
berg, KR. • 606 f. Ob. S. 440 ff. »gl. a. iried
! Schneider, D. part, KRsquellen 5 66 166fr. Friedberg. KR « 607
C XVl' a 7 /ll' V 'f '• "*• ''^^'"''- *'• '^ <^>°- " - Sevilla a. 619, c.' 9),
C. XVI, q 7. C. 10, X de constit. I, 2. C. 3, X de consuet. I, 4. A. Ca oire
SSTo" ff) '""'" '"' '* ^''''""' ^"^ '"^"^ '''^'-' ('^^'■"^ 'i'OHent xi
472 IV. Buch. D. Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap.: D. kirchl. Vermögen.
Kirchenpfleger, Kirchengemeinderat, Kirchenstiftungsrat, Kirchenfabrikrat \ Sie
waren aber nicht selbstberechtigte Repräsentanten der Gemeinde, sondern bald
vom Pfarrer bald von der Pfarrgemeinde gewählte, in jedem Fall vom Bischof
zu bestätigende und jederzeit entlaßbare Gehilfen des Pfarrers ^ Das Tri-
dentinum hat die Teilnahme der Laien an der Verwaltung des kirchlichen
Vermögens anerkannt^. Für die Verwaltung selbst bestanden die bereits
ausgeführten allgemeinen Rechtssätze ^
Diese Art der Verwaltung der Kirch enfabrik besteht innerhalb der
Kirche bis heute.
Aber die Staaten haben schon im 18. Jahrhundert angefangen, eine Ober-
aufsicht über die Verwaltung auch des Vermögens der Kirchenfabrik zu üben,
der staatlich konstituierten Kirchengemeinde eine mehr selbstrechtliche Be-
teiligung an der Verwaltung des kirchlichen Vermögens zu gewähren und den
Organen derselben eine gewisse Selbständigkeit gegenüber den Kirchen-
behörden einzuräumen ■\
' C. 2, § 1 in Clem. de relig. dorn. III, 11. Noch andere Namen : Zechpröpste^
Kastenvögte, Heiligenpfleger, Heiligenmeister, Alterleute, Altermänner.
2 Ob. S. 451. 3 sess. XXII de ref. c. 9.
* Ob. S. 456 f. — B. d. Kathedralkirchen waren immer d. Bischof u. d. Dom-
kapitel allein Verwalter. — Th. Wolters dorf, D. Rechtsverhältnisse d. Greifs-
walder Pfarrkirchen i. MA., 1888. W. Brünneck, Beiträge z. Gesch. d. KRs i.
d. deutsch. Kolonisationslanden II: Z. Gesch. d. mark. Provinzialkirchenrechts.
I. D. Kirchenpatronat. 2. D. Verwaltung d. Pfarr- u. Kirchenguts, 1904. F. X.
Künstle, D. deutsche Pfarrei u. ihr Recht z. Ausgang d. MAs (1905) 75 ff.
Korrespondenzblatt d. Gesamtvereins d. deutsch. Geschichts- u. Altertumsvereine
LX (1912) 375. Werminghoff, Verfassungsgschte ^ 165 f.
^ Vgl. Bdl, S. 73; ob. S. 457. Friedberg, KR.«613fl\ — Preußen: H. Ludolf,
D.Verwaltung d. Kirchenvermögens, 1876. Vandenesch, Handb, d. ges. Vermögens-
verw. i. d. kath. Kirchengemeinden, 1876. F. X. Heiner, D. kath. Kirchenvorstäude
u. Gemeindevertretungen I. Preuß. 2, 1886. L. H. Hermes, D. Verw, d. Kirchen-
verm. i. d. kath. ' Kirchengem. Preuß. n. d. Ges. v. 20. Juni 1875-, 1891.
F. V. Schi Igen, D. kirchl. Vermögensrecht u. d. Vermögensverw. i. d. kath.
Kirchengem, d. gesamten preuß. Monarchie ^ 1891 ff. L. H ei nri ch, D. Verw. il.
Kirchenverm., 1896. J. Marx, D. Kirchenvermögensrecht m. bes. Berücksichtig,
d. Diöz. Trier, 1897. A. Bröckelmann, D. Verw. d. Kirchen- u. Pfründeverm.
i. d. kath. Kirchengem. Preuß., 1898. D. z. Vertretung d. Pfarrvcrm. berechtigte
Rechtssubjekt (A. f. k. KR. LXXXII [1902] 142 f). Geschäftsanweisung f. d. kath.
Kirchenvorstände u. Gemeindevertretungen i. d. Diöz. Münster v. 15. Aug. 1902
(Ebd. LXXXIII [1903] 272 ff). A. Bertram, Gesamtverband kath. Kirchengcm.
(Kath. Seelsorger XVll [1905] 15 ff). J. Vogt, D. kirchl. Vermögensrecht*, 1910.
M. Brandenburg, D. Geschäftsverwaltung d. kath. Pfarramtes i. Gebiete d.
preuß. Landrochts*, 1911. A. Förster, D. preuß. Gesetzgebung üb. d. Vermögens-
verw. i. d. kath. Kirchengem, u. Diözesen ^ 1913. — Bayern :, Hab erst r um pf, D.
neuon Kirchenverwaltungen n. d. Ges. v. 1. Juli 1834, 1854. Au 11, Handh. üb.
d. Verw. d. Kirchenverm. i. B., 1855. E. Jan icke, D. Rechte d. Staates i. Bezieh
a. d. Verw. u. Verwendung d. Kirchenverm. i. Kgr. Bayern diesseits d. Rh., 1896.
§ 203. Die kirchliche Baupflicht. aho
§ 203.
Die kirchliche Banpflicht.
Decr. Greg. IX. I. III, t. 48 de eccies. aedific.
B ,'^'!' !'1L"' '■ ™'='>«"™«r« ist verzeichD. b. JI. Permanede r. D kirchl
Baulast, 1838; ' v. Eiedle 1890. Tgl. a. d. Lit. z. § 198 200 202. J. Helfert
KR ^' /s4""°!- p' »"""l "• «<'^^.t^""°S -i- kirchl. Gebäude n. gem. u. österr!
,p' /.,«,; ^-J^'-^'^^'-'ät- Üb. kirchl. Baulast n. d. Grundsätzen d. Kath.
u. Protest., 1836. W. Burkhard, Z. Lehre v. d. kirchl. Baupflicht, 18S4. P G
^SSs" H V . l"'n "i"',' "'■ *"'• I^""'=t^i^h«S''»S d. Partikularrechte i. Frauken;
Tnu- ?; ^", t ' ^- J^»>t"^'^^»Pfli'=ht n. d. Bamberger R., 190.5. F. Dessauer
D. Objekt d.k,rchl. Baulast, 1907. E. Mandel, D. primäre Baulast a. d. Pfründ-
gebauden ,. Altbayern, 190S. A. Ämrhein, Kultusbaurecht „. Kultusbauverhält-
L. H. Krick, Handb. d. Verw. d. Kirchenverm. i. B. diess. d. Rh.*, 1904 Meurer
Bayrisches Kirchenstiftungsrecht; siehe ob. Ders., Kirchenstiftung u Kirchen-
gememde, 1910. Ludwigs, D. ministerielle Gesetzentwurf e. Kirchengemeinde-
ordnung, 1905. H. Tretzel, D. Kirchengemeinde n. bayr. R. Z. Verständn d
Ku-chengememdeordnung (A. f. k. KR. LXXXVI [1906] 6.52 ffj. Ders D Kirchen-
gem, n Pfalz. R. (D. Z. f. KR. XVII [1907] 17 ff). A. Dyroff, D.'Entwickl. d
bayr. Staatskirchenrecbts bzw. d. Staatskirchenverm. b. z. Konkordat v 1817
(H.rths Annalen 1905, 641 ffj. Weit. Lit. z. d. geplant. Kirchengemeindeordnung
b. F Giese, Deutsches Eirchensteuerrecht (1910) 145 ^ Lit. z. d. Gesetz geword
Kirchengemeindeordnung: K v. Moreau, D. Wirkungskreis d. bayr. Kirchen-
verwaltung n. gelt. R. u. n. d. Entwürfe. Kirchengemeindeordnung, 1912. E. Lan-
heinrich, D. Kirchengemeindeordnung f. d. Königr. Bayern, 1912. \ Dyrof'f
Bayr. Kirchengemeindeordnung, 1912 ff. J.Frank, D. bayr. Kirchengemeinde-
"'Irii T: *^-. '''■ ■^■'^''Sor,ü. Kirchengemeindeordnung f. d. Königr. Bavern.
Jaiä. K. P teuf er, D. Kirchengemeindeordnung f. d. Königr Ba3-ern (D "z f
^'/?'IJi^f^ ^**^'- H. HePlmuth, D. bayr. Kirchengemeindeordnung' v.'
24. Sept. 1912 (A. f. k. KR. XCIII [1913] 205 ff). Silbernagl, Lelirb. d. KRs<
, ,/• "J^"^^^"' ^"■'"■''"- ^- ^2- Okt. 1841. § 15; Ges. v. 23. Aug. 1876.
§ 32. - ^\ürtt^: Ges. v. 14. Juni 1887 u. 22. Juli 1906. Landauer, Ges. betreff,
d Vertreung d kath Pfarrgem. u. d. Verw. ihrer Vermögensangelegenheiten v.
14 Jum 1887, 1890. L. Genal, Handb. d. Vermögensverw. u. d. Rechnungswes.
d. kath. Pfarrgem. i. Königr Württ., 1894. J. Schmucker, D. Verw. d ort!
Kirchenverm usw.. 1905 ff Kiene. Kath. Pfarrgemeindegesetz v. 14. Juni 1887
n. 22 Juh 1906, 1906. - Baden: Verordn. v. 20. Nov. 1861 ; Ges. v. 26. Juli 1888 •
Verordn V. 12. .Mai 1890; 26. Nov. 1890; Ges. v. 18. Juni 1892. Heiner d'
kirchL Erlasse usw.^ 705 ff J. Schmitt, D.Stellung d. bad.-rechtL Kirchen^
gemeinde gegenüb d. kath. KR. (A. f. k. KR. XCHI [1913] 32 ff). - Hessen: Edikt
'■ l' 1°"" ,oof' '•/■ ^^- -^P"' '*"5' '^''^'"■''°- '•• -^^'°'ä'- d- Justiz u. d. Kultus
V 5 Jan. 1900. - Els.-Lothiingen : Silbernagl a. a. 0. 734 f. [Ders »ibt
überh. S 722-735 e. einläßl. Darstell, d. Verw. d. Kirchenverm. i. d. deutTch
Landern.] A f. k. KR. XCII (1912) 415 ff; XCIII (1913). - Osten-.: K. Seidl
D. Verw. d. Kirchen- u. PfrUndeverm. i. österr., 1905; Vering, KR.> 780 ff, wj
fm'-^"'"'^ °* "''■ '^"•''- ''• Kirchenverm. ebenfalls sehr eingehend dar-
gestellt ist.
474 1^ • Buch. D. Verwalt, d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap.: D. kirchl. Vermögen.
nisse i. Gebiete d. Mainzer Landrechts, 1910. F. Grub er, D. kirchl. Baupflicht
n. Eichstätter Diüzesanobservanz , 1911. P. Wagner, D. Kirchenbaulasteu f.
inkorp. Kirchen i. Mainzer Erzbistum (D. Z. f. KR. XXII [1912] 1 ff). Staatslexikon*
s V. Baulast, kirchliche. Viele Lit. a. b. Friedberg, KR.«^ 606.
Der kirchlichen Baupflicht wurde anfänglich durch den Bischof genügt
aus der Quart, die aus den Oblationen der Gläubigen für Bestreitung der
Kult- und Baukosten ausgesondert worden war. Nachdem diese zu einem
vollständigen Vermögenskomplex, der Kirchen fabrik, geworden war, lag die
kirchliche Baupflicht auf der Kirchenfabrik K Als aber diese, wie die andern
kirchlichen Vermögensmassen, im Laufe der Zeit durch Entzug von Grund-
stücken und Zehnten auch schwere Einbußen erlitten hatte, da wurden die
weltlichen Inhaber solch kirchlichen Vermögens für baupflichtig erklärt -, so-
dann die Benefiziaten, soweit sie aus ihrer Pfründe über die Kongrua hinaus
Einkünfte bezogen ^, im Notfall auch die Parochianen *. Zwar gestaltete sich
die Praxis im einzelnen sehr verschieden ^; aber im allgemeinen blieb es bei
der durch die erwähnten Bestimmungen geschaffenen Reihenfolge der Bau-
pflichtigen : Kirchenfabrik, Nutznießer aus dem betreffenden Kirchenvermögen,
Parochianen.
Auf dieser Grundlage fortbauend, verfügte das Tridentinum^ in
heute noch im großen und ganzen maßgebender Weise für die Pfarr-
kirche das Folgende. Die primäre Baupflicht liegt auf der Kirchen-
fabrik, und zwar auf den Renten derselben. Nur im Falle der äußersten
Not, wenn alle andern gesetzlichen Mittel versagen, könnte auch der
Grundstock angegriffen werden, vorausgesetzt, daß dies nicht durch
stiftungsgemäße Anordnung ausdrücklich verboten ist und daß die
Erträgnisse des restierenden Fonds zur Bestreitung der Kultkosten
hinreichen". Ist aber ein Fabrikvermi^gen nicht vorhanden, dessen
Renten zulänglich wären, oder ist kein Dritter auf Grund von Gesetz
oder Gewohnheit baupflichtig, so sind subsidiär baupflichtig alle Nutz-
nießer aus dem betreffenden Kirchenvermögen. Hierzu gehört der
Patron, der laut Stiftungsurkunde Früchte von der Patronatskirche
bezieht, patronus fructuarius. Doch ist auch unmittelbar nach den
weiteren subsidiär Baupflichtigen der patronus simplex haftbar. Er
' Ob. S. 454 f.
2 Capit. Aquit. a. 768, c. 1. Breviarium niiss. Aquit. a. 789, c. 2. Ed. Ho-
retius I 42 65. Friedberg, KR.« 607 ^
3 C. 22 (Iniioz. II. a. 1130-1143?), C. XVI, q. 1. C. 1 4. X li. t. III. 4S.
Friedberg, KU.« 607«.
* Capit. Olonensc eccles. I a. 825, c. 8. Ed. Boretius 1 327. Friedber«.
KR.« 607". * Friedberg, KR.« 607 f. « Sess. XXI de ref. c. 7.
"^ C. 6, X h. t. III, 48. 8. C. Conc. 18. Dez. 1847. Permaneder, D. kirchl.
Haulast^* 39, glaubt unrichtig, daß d. Fonds schon v. Beiziehung d. subsidiär Ver-
pfiichtoten angegriüen werden dürfe.
§ 203. Die kirchliche Baupflicht.
/ o
ist in diesem Fall vom Bischof aufzufordern „ad reaedificandum vel
ad renuntiandum juri praesentandi" K Zu den Nutznießern und sub-
sidiär Baupflichtigen gehören sodann alle Dezimatoren oder diejenigen,
welche ihr Zehntrecht von der baufälligen Kirche herleiten 2. Im Fall
des Zweifels, ob der betreffende Zehnt Kirchen- oder Laienzehnt sei,
spricht die Präsumtion für ersteres^. In diese Kategorie gehören
geistliche Korporationen, so namentlich Klöster, welche durch In-
korporation in den Besitz von Pfarrzehnten gekommen sind^ die
Regierungen, die durch Säkularisation Zehnten erhalten habend die
Ablösungsfonds beitragspflichtiger Zehnten. Weiterhin gehören zu
den subsidiär Baupflichtigen die Pfarrer und Beneliziaten, wenn sie
über die Kongrua hinaus aus dem Vermögen der betreffenden Kirche
Einkünfte beziehen 6. Aus ebendiesem letzteren Grunde sind bau-
pflichtig auch Klöster und Stifte aus der Inkorporation, die Besitzer
von Kirchenvermögen auf Grund der Säkularisation ". Alle diese sub-
sidiär Baupflichtigen haben gleichzeitig einzutreten, und zwar im Ver-
hältnis des Einkommens, das sie aus den Einkünften der baufälligen
Kirche beziehen. Wenn die gemeinschaftlichen Beiträge der Nutz-
nieiser gleichfalls nicht ausreichen, so kommt die Reihe an die
Parochianen als an die zweite Klasse der subsidiär Baupflichtigen.
Die Frage, ob auch die sogenannten Forensen, d. h. diejenigen bau-
pflichtig seien, welche nicht in der Pfarrei wohnen, aber in derselben
Besitz haben, ist von der Congregatio Concilii bejahend entschieden
worden, ohne Zweifel von dem Gesichtspunkte aus, daß auch deren
Güter an den Gebeten und Segnungen partizipieren, welche in der
betreffenden Kirche für das Gedeihen der Feldfrüchte stattfinden s. Bei
den Filialisten kommt es auf die Art und Weise an, wie sie mit der
baufälligen Kirche verbunden sind. Findet eine unio aeque principalis
statt, so sorgt jede Gemeinde für die eigene Kirche. Ist dagegen die
Einigung eine solche per subjectionem, so sind die Filialisten baupflichtig,
^ S. C. Conc. 3. Aug. 1686. Richter-Schulte, Conc. Trid. p. 121, n. 4.
J. Pözl, Ist d. Patron als solcher baupflichtig? 1843. Vgl. Bd I, S. 376.
2 F. Hummel, D. Verbindlichkeit d. Zehntbesitzer, 1854. Eibe, Kirchenbau
od. Kirchenerweiterung u. Zehntbaupflicht (Theol.-prakt. Monatsschrift XX [1910]
'^OOffj. ä Permaneder a. a. 0.^ 53.
* S. C. Conc. 22. Sept. 1725. Richter-Schulte a. a. 0. p. 121, n. 3.
E. Kries. D. Baulast d. Pfründners n. gem. kath. KR., 1891.
^ Reichsdeputationshauptschluß v. 25. Febr. 1803. § 35 36.
« C. 4, X h. t. III, 48. S. C. Conc. 8. Febr. 1621; 21. März 1657. Richter-
Schulte a. a. 0. p. 120, n. 1 2. Kries, D. Baulast usw.
■ A. f. k. KR. XXXI (1874) 335 ff ; LXXXVII (1907) 529 ff.
^Richter-Schulte a. a. 0. p. 121, n. 8 9.
476 IV. Buch. D. Verwalt. (1. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap.: D. kirchl. Vermögen.
und zwar auch dann, wenn sie einen eigenen Geistlichen und ab-
gesonderten Gottesdienst haben K Die Beiträge der Parochianen sind
nicht nach Köpfen, sondern nach dem Vermögen zu repartieren. Auch
haben dieselben nach einer ziemlich allgemeinen Gewohnheit im Ver-
hältnis des Vermögens Hand- und Spanndienste zu leisten. Zu aller-
letzt könnte, wie eingangs bemerkt, der Grundstock angegriffen werden.
Einen Zwang gegen die Baupflichtigen übt die Kirche durch Zensuren
und gerichtliche Klage.
AVas von der Erbauung, Erweiterung und Renovation der Pfarr-
kirche gilt, gilt auch von der Pfarr- und Mesnerwohnung, vom Kirch-
hof 2, Kirchturm, von Glocken, Orgel, Altären, Kanzel, Beicht- und
Kirchenstühlen, Paramenten und heiligen Gefäßen.
Wenn es aber an all diesen Mitteln zur Bestreitung des Baues
fehlt und auch auf andere Weise nicht geholfen werden kann, etwa
durch Interkalargefälle oder eine Kollekte, so soll der Bischof laut
Tridentinum die Benefizien der zerfallenden Kirche in eine andere
desselben Ortes oder der nächsten Umgebung übertragen und die
Parochianen dorthin einpfarren. Das Gebäude selbst soll nieder-
gerissen, auf der Stelle des Hochaltars ein Kreuz errichtet werden,
und der Platz kann für weltliche, nicht aber entehrende Zwecke Ver-
wendung linden •^.
Auch bei allen übrigen Kirchen und Kapellen ist zunächst die
Kircbenfabrik baupflichtig. Falls diese fehlt oder versagt, sind bei
gewöhnlichen Kapellen und Kirchen etwa anderweitig Verpflichtete
heranzuziehen: bei Kollegiatkirchen die Kanoniker pro rata ihrer
Pfründe, bei Kathedralkirchen der Bischof-^ und das Kapitel^, der
Kathedralklerus, der Diözesanklerus, die Diözesanen ^, bei Kardinal-
kirchen die Kardinäle''.
' A. Kreitner, D. Baulast d. Filialkirche z. Mutterkirche n. kan. u. bayr.
Recht, 1892.
2 A. ßorstorff, D. Unterhaltungspflicht d. Kirchhöfe n. gem. kath. u. prot.
KR. u. D. d. wichtigeren Partikulargesetzen (Z. f. KR. XXI [1886] 258 ff).
3 Vgl. Bd I, S. 305 812 u. ob. S. 304. _
* A. d. Überschüssen d. mensa episcopalis.
" C. 4, X de his, quae fiunt III, 11.
'^ D. d. Reichsdeputationshauptschluß (§ 36) ist f. viele Kathedralen d. Baulast
m. d. Kirchengut a. d. Fiskus übergegangen. Diese Pflicht ist a. d. Konkordate
u. ZirkumskriptionsbuUen anerkannt worden; z.B. f. Preuüeu, Bayern, d. oberrhcin.
Kirchenprovinz. 1. Preußen wurde sie f. d. vier westl. Diözesen ab. wied. v. Fiskus
abgewälzt, ind. d. Königl. Verordn. v. 13. April u. 24. Mai 1824 u. v. 23. März
18:^0 e. V. Pfarrer b. Taufen, Trauungen u. Begräbnissen z. erheb. Kathedralsteuer
eingeführt wurde. Friedberg, KR.'' 610'°.
^ Sixtus V., „Religiosa sanctorum" v. Jahre 1587. ij 12.
§ 204. Die frommen Stiftungen. 47^
Die staatlichen Gesetze treffen über die kirchliche Baulast eingehende
Bestimmungen, die aber von denen des kanonischen Rechts stark abweichen.
Sie alle bestimmen, daß die Baulast zunächst dem obliegt, der aus einem
speziellen Grunde verpflichtet ist. Dann kommt die Kirchenfabrik. Bezüglich
der subsidiär Verpflichteten aber herrscht die größte Verschiedenheit '.
§ 204.
Die frommen Stiftungen.
Decr. Greg. IX. I. lil, t. 36 de relig. domib. Lib. sext. III, 17. Const. Clem.
III, 11. Extrav. Joann. XXII. t. VII. Extrav. comm. III, 9.
P. Rubeo. Resolutiones pract. circa testamenta ahasque dispositiones ad pias
«t non pias causas etc., Lugd. 1676. Thomassin P. I, 1. 2, c. 89 ff. J. A.
Mostazo, Tractatus de caus. piis, Yen. 1698. J. B. Wernher, De eo, quod
in caus. piis impium est, Witt. 1744. — S. Brendel, D. Recht u. d. Veiwaltune
milder Stiftungen, 1814. H. Maas, Üb. d. Rechtssubjekt, d. Vertretung, Verwaltung
u. Verwendung d. Kirchen-, Schul- u. Stiftungsvermögens (A. f. k. KR. IV [1859]
583 ff). J. F. Schulte, D. Jurist. Persönlichkeit d. kath. Kirche, ihr. Institute
u. Stiftungen, 1869. E. Löning, D. Rechtsverhältnisse d. kirchl. Stiftungen (Z.
f. bad. Verwaltung u. Verwaltungsrechtspflege I [1869] 278 ff). K. Sartorius,
D. öffentl. milden Stiftungen z. Frankfurt a. M. u. ihr rechtl, Verhältnis z. Stadt-
» Friedberg, KR 6 610 ff. _ Preußen: Vogt, Kirchen- u. Eherecht usw.
I 555 ff. Kletke, Rechtsverhältnisse b. Kirchen-, Pfarr-, Waisen- u. Schulhaus-
bauten i. d. Provinzen d. preuß. Staates, 1865. Weizsäcker, Wegweiser f.
Kirchenbau- u. Parochialteilung, 1891. .1. Vogt, D. kirchl. Vermögensrecht 2 (lyiO)
«3 ff. A. f. k. KR. LXXXII (1902j 584 ff ; LXXXIII (1903) 145 ff; LXXXV (1905)
599; LXXXVI (1906) 158 f; LXXXVIII (1908) 169 ff; XC (1910) 752 ff -
Bayern: Permaneder, D. kirchl. Baulast^ 89 ff. J. E. Diendorfer, D. Bau-
pflichtsfrage b. d. organisierten Pfarreien i. Bayern (A. f. k. KR. XLVII [1882]
358 ff). L. H. Kr ick, Kirchl. Baupflicht u. kirchl. Bauwesen i. Bayern, 1893.
J. Holl weck, Z. Pfründebaulast i. Bayern (A. f. k. KR. LXXXIX [1909] 360 ff).
Silbernagl, KR.-* 749ff — Württ. : Kübel, Z. Lehre v. d. kirchl. ßaulast usw.
i. Württ. (Arch. v. Sar wey u, Kübe l II [1858] 1 ff). Schurer, D. Parochial-
lasten i. Württ. (A. f. k. KR. IX [1868] 363 ff). Pf äff, Gesetzeskunde 117 ff -
Baden: Heiner, D. kirchl. Erlasse usw. 2 705. J. Schmitt, Kirchenbaupflicht
ü. gem. u. n. bad. Recht, 1912. — Hessen: Schumann, Sammlung d. d. Kirchen-
«. Schulwesen betr. landesherrl. u. bischöfl. Verordn. 99 ff. Schmidt, Kirchen-
xechtliche Quell, usw. 143 ff. - F. Els.-Lothr. u. d. deutsche linke Rheinufer:
L. Ober, Cb. d. Recht d. Kirchenräte z. Ausführung v. kirchl. Bauarbeiten u. d.
Oemeinderäte n. elsäss.-lothring. KR. (D. Z. f. KR. XXIII [1918] 855 ff). Viele
Lit.: Vering, KR.3 803«. - Sachsen: Schreyer, Kodex d. i. Königr. Sachsen
:gelt. Kirchen- u. Schulrechts (1864) 594 ff. — Österr. : Vering, KR.» 806 ff.
{Daselbst findet s. e. eingehend. Darstell, d. staatl. Gesetze a. and. Länder.] Ebenso
iüb. verschied. Länder: Schulte. KR.« 504 ff. Ri ch ter - D 0 ve - Kahl , KR.
1349 ff Silbernagl, KR.« 744ff A. Fellmeth, D. kirchl. Finanzwesen i.
Deutschi. (1910) 90 ff. Staatslexikon« s. v. Baulast, kirchliche.
478 1^- Buch. D.Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap : D. kirchl. Vermögen.
gemeinde. E. Rechtsgutachten, 1899. W. M., D. leitenden Grundsätze d. Stiftungs-
rechtes i. d. verschied., insbes. d. deutsch. Staaten (Z, f. bad, Verwaltung u. Ver-
waltungsrechtspfiege XXIV [1892] 169 flf). Tissier, Traite theorique et pratique
des dons et legs aux etablissements publics ou d'utilite publique, 1900. J. L. Fenelon,
Les fondations et les etablissements eccles., 1902. 0. Gradenwitz, D.Wille d.
Stifters (I. Festschrift z. Erinnerung a. J. Kant), 1904. K. p]hwald, D. Heilig-
geisthospital z. Frankf. a. M. i. MA. E. Beitrag z. Rechtsgesch. d. Stiftung, 1906.
H. Heimberger, D. konfessionell beschränkte weit). Stiftung u. ihre Verwalt.
i. Großh. Baden, 1907. [M. viel Lit] Mitterwieser, Gesch. d. Stiftungen u.
d. Stiftungsrecht i. Bayern, 1907. M. Falco, Le disposizioni „pro anima% 1911 ff.
F. Brandileon e , I lasciti per l'anima e la loro trasformazione, 1911. F. Fleiner,
Institutionen d. deutsch. Verwaltungsrechtes (1911) 93. [D. 3. Aufl. (1913) stand
nicht zu Gebot!] Staatslexikon* s. v. Stiftungen.
Vermogensobjekte, welche der Erreichung eines frommen oder
caritativen Zweclies durch die Kirche bleibend oder wenigstens auf
längere Zeit gewidmet sind, heißen res religiosae, und die Institute^
welchen sie als Eigentum zugewiesen sind, causae piae, fromme
Stiftungen ^ Dahin gehören nach kanonischem Recht die Klöster, die
niedern und höheren Schulen, die Spitäler, die Armen-, Waisen-,
Findol-, Leihhäuser usw.
Die Kirche hat von Anfang an die Armenpflege als eine ihrer Haupt-
aufgaben betrachtet '^ und zu diesem Zweck aus den Oblationen eine Quart
für die Armen und ^Notleidenden ausgesondert ''. Auch hat sie Wohltätigkeits-
anstalten aller Art errichtet. Über sie alle hatte der Bischof die Jurisdiktion *.
Wie dann die für den Bischof, den Klerus, die Kult- und Baukosten bestimmten
Quarten zu selbständigen Vermögenskomplexen geworden sind, so auch die
frommen Stiftungen ^ Jedoch die Leitung des Stiftungswesens stand durch das
ganze Mittelalter der Kirche zu.
* I. weiter. Sinne kann jede e. caritativen Zweck gewidmete Stiftung als causa
pia bezeichnet werden.
^ K. J. V. Hefele, D. Christentum u. d. Wohltätigkeit (Beiträge z. Kgschte,.
Archäol. u. Liturgik I [1864] 175 ff). K. K. E. v. Moy, D. kirchl. Armenpflege
(A. f. k. KR. XII [1864] 175 ff). G. Ratzinger, Gesch. d. kirchl. Armenpflege«.
1884. G. U hl hörn, D. christl. Liebestätigkeit i. d. alt. K. % 1895; i. MA., 1884;
seit d. Reformation, 1890. E. Michael, Gesell, d. deutsch. Volkes v. 13. Jhdt
b. z. Ausgang d. MAs» II (1899) 181 ff. L. Lalle mand, L'histoire de la charite,
1902 ff. A. Harnack, Mission u. Ausbreitung d. Christentums i. d. erst, drei
Jhdtcn 12 (1906) 127 ff. U. Benigni, La storia sociale de la chiesa, 1907 ff.
Nutti ng- Dock, Gesch. d. Krankenpflege. A. d. Engl, übers, v. A. Kar 11 . 1910ff.
» Ob. S. 454 f.
* C. 10 (Syn. V. Chalced. a. 451, c. 4), C. XVllI, q. 2. Knecht, System d.
Justinian. Kirchenvermögensrechtes (1905) 102 ff. ^
* I. Frankenreiche wollte d. Armenpflege d. Gemeinden überwiesen werden
Syn. v. Tours II a. 567, c. 5. Ed. Maaüen 123. Capit. a. 819, c. 4. Ed. Bo-
retius I 276. E.s bildeten s. ab. a. Armenfonds b. d. Kirciien: meusa pauperum»
mensa S. Spiritus. Daneb. entstanden viele Privatstiftungen.
§ 204. Die frommen Stiftungen. 479
Hierin galten und gelten die nachfolgenden kanonischen Grund-
sätze. Damit eine Stiftung zu den eigentlichen causae piae gehört
ist erforderlich, daß der Bischof sie annimmt und bestätigt. Das kann
er aber nur tun, wenn dieselbe weder den allgemeinen Kirchengesetzen
noch den Rechten Dritter zuwiderläuft und ihre Erträgnisse für den
Stiftungszweck hinreichen K Wie die Begründung, so steht auch die
Verwaltung der Stiftung unter bischöflicher Aufsicht. Jede Ausnahme
muß bewiesen werden. So sind von der bischöflichen Visitation aus-
genommen die von dem Landesherrn gemachten Stiftungen oder solche
welche unter dessen Protektorat stehen, ebenso die rein weltlichen
wohltätigen Anstalten 2. Für alle andern aber gelten die für Verwaltung
von kirchlichen Vermögen überhaupt bestehenden Bestimmungen Der
Bischof bestellt, wenn es nicht schon der Fundator getan, die Ad-
mimstratoren, nimmt sie eidlich in Pflicht, läßt sich von ihnen auf
Grund von Inventarien Rechnung ablegen und ordnet das Zweck-
dienliche an 3. Leitender Grundsatz ist, daß der Wille des Stifters
auf das genaueste beobachtet werden muß*. Nur wenn Verhältnisse ein-
treten, welche die Erreichung des Stiftungszweckes unmöglich machen,
ist der Bischof mit zwei von ihm hierzu ausgewählten Gliedern des
Domkapitels berechtigt, eine Kommutation vorzunehmen, vorausgesetzt
daß der Fundator für diesen Fall nicht schon selbst Bestimmungen'
getroffen hat^ Doch untersteht heute jede Kommutation und Reduktion
frommer Stiftungen dem Papst, weswegen der Bischof hierzu einer
Fakultät bedarf. Vollends trifft dies zu bei Suppression solcher
Stiftungen 6. Geht aber das Stiftungsvermögen zu Grunde, so hört
auch jede Verpflichtung auf.
Die kirchliche Leitung des gesamten Stiftungswesens war während des
Mittelalters auch von der staatlichen Gesetzgebung anerkannt. Den frommen
Stiftungen war als solchen auch vom Staate die juristische Persönlichkeit
zuerkannt, und sie konnten demgemäß auch staatlicherseits gültig Ei-entum
erwerben und besitzend Allein seit dem Ende des Mittelalters vollzog sich
^ C. 3 4, X h. t. III, 36.
o 1.' "; ' %v.r/ '"; ^^' ^- ' "^ ^^""- ^- '• ^"' ''' ^^^^^- «^«- VII de ref.
c. 15; Sess. XXII de ref. c. 8 9; Sess. XXV de ref. c. 9. Wie d. Klöster u. Orden
so waren a. vielfach d. b. ihn. befindl. frommen Stiftungen v. d. bischöfl. Jurist
fliktion exemt.
« Vgl. ob. S. 456. ■• C. 2 in Clem. h. t. III, 11.
' Trid. sess. XXV de ref. c. 8. Vgl. Bd I, S. 456.
u S^^"^ '"^ ^^'"'' ^'" ^' ^^^' ^^' ^'''^' ''''• ^^^^ ^' "'^- '• ^' ^-^- "^- S- 259
1.1 ^'.f'^^'t' o^''"' ^' ^- ^' ^°«^bt' System d. Justinian. Kirchenvermögens-
recütes 4d ft. R. Säle 1 11 es, Les „causae piae" dans le droit de Justinien, 1907.
480 ^^ • Buch. D.Verwalt. d. Kirche. 3. Abschn. 4. Kap.: D. kirchl. Vermögen.
hier ein starker Umschwung. Das erwachende Bewußtsein des Staates von
seinen Rechten und Pflichten im ausgehenden Mittelalter, die protestantische
Anschauung, daß die Armenpflege Staatssache sei \ die Entstehung zahl-
reicher rein weltlicher Stiftungen, die mit der Kirche in gar keiner Beziehung
standen, das Unvermögen der Kirche, allen Anforderungen nach dieser Seite
hin zu genügen, so daß der Staat auch die Gemeinden hierfür in Anspruch
nehmen mußte, die Durcheinandermischung der Konfessionen, endlich der der
Kirche abgeneigte Geist der Zeit — all das bewirkte, daß die frommen
Stiftungen der Kirche mehr und mehr entzogen wurden, daß die Armenpflege
heute als Sache des Staates gilt^. Und die der Kirche noch belassenen
Stiftungen sind in ihrer juristischen Persönlichkeit vom Staate abhängig \
Demgegenüber wird die Kirche prinzipiell daran festhalten, daß
das Vermögen der frommen Stiftungen Kirchenvermögen ist, daß die
frommen Stiftungen ihrer Leitung unterstehen, sie wird das ihr ent-
zogene Vermögen und dessen Verwaltung reklamieren oder den Ent-
zug höchstens tolerieren, solche Stiftungen errichten und für sie vom
Staat die juristische Persönlichkeit und selbständige Leitung verlangen,
endlich wo ihre Vertreter in die staatliche Armenpflege als Mitvor-
stände aufgenommen werden, gern davon Gebrauch machen^.
* F. Ehrl e, Beiträge z. Gesch. u. Reform d. Armenpflege, 1881. G. Schmoller,
Entstehung, Wesen u. Bedeutung d. neuer. Armenpflege (Sitzungsber. d. königl.
preuß. Akad. d. Wiss. z. Berlin [1902] 916 ff). L. Fe ucht wan g er , Gesch. d.
sozial. Politik u. d. Armenwesens i. ZA. d. Reformation, 1908.
2 D bad. Ges. v. 5. Mai 1870 erklärt § 5: Künftige Stiftungen sind kirchl,
wenn ihr Vermögen zur Befriedigung kirchl. Bedürfnisse dient. Alle andern Stiftungen
gelten als weltl. Nicht ebenso ausschließl. spricht d. württ. Ges. v. 14. Juni 1887,
Art. 22, Z. 2 ff, alle d. Armenpflege dienenden Stiftungen als weltl. a. D. RG.
V. 6. Juni 1870 bzw. 1. Jan. 1873 u. d. württ. Ausführungsges. v. 17. April 1873,
Art. 11, sind d. Stiftungen, d. ausschließl. d. Zweck d. öffentl. Armenunter-
stützung gewidmet sind, förmlich i. d. Verwaltung d. Ortsarmenbehörde über-
gegangen. Pf äff, Gesetzeskunde 248. Landauer, D. Gesetz betreff', die Ver-
tretung d. kath. Pfarrgemeinden usw. 54 ff. Kiene, Kath. Pfarrgemeindegesetz usw.
80 ff.
3 BGB. § 80 ff. F. X. Behrend, D. Stiftungen n. deutsch, bürgerl. Recht,
1904. Herrnritt, Östcrr. Stiftungsrecht, 1896.
* Württ. Ausführungsgesetz v. 17. April 1873. Art. 8 9. Pfaff a. a. 0. 241 ff.
1
Register.
Aachen I 150; II 391.
Abälard I 172.
abbas : commendataiius ; — laicus ; — pri-
mas; — regularis; — saecularis II 416.
Abbas Siculus I 181.
Abbo V. FJeury I 169.
Abbreviatoren I 420.
Abdeckergewerbe I 259.
Abendgebet I 271.
Abendland I 391 436 464 493 503; II 391.
Abendmahl, protest. I 82 ; II 42.
Aberglaube II 378.
Abgaben I 307 444: 11 441.
Abhandlungen, gesamm., a. d. Kirchenrecht
I 25.
abjuratio haeresis II 31.
Ablaß I 388 422 444 456 502: II 12 54 ff
ablutio 11 25.
abortus I 227; II 384.
abrogatio legis I 135.
Abschwörung II 31.
Absenzgelder II 446.
Absetzung I 384; II 370 ff.
— e. Bischofs I 331 353 437; II 372 ff.
— V. Kaiser u. König I 61 : II 357.
— e. Kardinals I 414.
— d. Papstes I 408.
absolutio: ab haeresi II 31 : — complicis
II 48. ^
Absolution v. Zensuren IT 351 ff.
abstemius I 212.
Abstinenzfasten II 280 ff.
Abt I 202 246 256 279 284 ff 290 ff 441
443 501 505; II 2 62 295 391 ff 410 ff
.. 467.
Äbtissin I 208 443; II 45 62 418 ff.
Äbtissinwahl 11 418.
Abtreibung d. Leibesfrucht I 227 : II 372
384.
Abtswahl II 417 f.
abusus baptismi I 225; II 24; ordinis
I 225.
Academia ecclesiastica I 416.
accessus I 380; II 340.
Ackerbau I 259.
actio II 325 ff.
actor If 325.
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. II. 3. Aufl.
„Ad Dominici gregis custodiam" I 76.
ad nutum amovibilis I 278 384.
„Ad regimen" I 355.
„Ad vitanda scandala" I 83 ; II 358.
Administrator I 461 487; II 103 213.
admissio ad curam animarum I 314 348
487 f; II 45 ff.
Adoption I 122; II 173 182 ff 240.
adoratio I 395; II 265.
adulterini I 223: II 226.
adulterium II 169 ff 232 ff 387.
Adventfasten II 281 f.
Adventszeit I 269; II 3 193.
advocatia I 72 357 376.
Advokat I 261 416: II 319.
aedificatio I 362.
aetas sponsae superadulta II 209.
„Aeterni Patris Filius" I 405.
aevum II 78.
affectio I 353.
affinitas: antecedens; — illegitima; —
legitima; — secundi, tertii generis; —
subsequens; — superveniens II 173
184 ff.
Afrika I 151 436 491 493 f.
Agent I 416.
Ägidius de Colonna I 65.
— de Fuscarariis I 181.
Agnaten I 365; II 174.
Agnus Dei II 62.
Ägypten I 432.
alw'^ II 78.
Akatholiken I 81 ff : II 131 f 159 195 ff.
Akkusationsverfahren II 330 ff
Akoluthat l 39 198 240.
d/.oÄooSoe I 38.
Aktenschluß II 327.
Aktiengesellschaften I 260.
Aktivlegitimation II 325.
Aktuar I 262 505; II 319.
Akzeß I 403: II 418.
Alanus I 176.
Albano I 397 409.
Aldrich v. Le Mans I 165.
Alexander II. I 222 268; II 175 246
— III. I 58 174 f 281 357 400 409: II 84
182 270 328.
31
482
Register.
Alexander IV. I 175 363.
— VI. II 9.
— VII. II 9.
- II. V. Rußland II 196.
Alexandrien 1 432 tf; II 16.
Algerus v. Lüttich 1 170.
Alimentation I 375; 11 415.
Alleinseligmachende Kirche I 27.
Allerseelen II 252.
Allokution I 412.
Altar I 443 ; II 41 63 250 256 270 295 ff
304 476.
altare: fixum ; — gestatorium ; — immo-
bile; — majus; — portatile; — sta-
bile: — summum; — viaticum I 444; II
296 f.
altarista I 489.
Altarprivilegium II 56.
Altartuch. II 64 298.
Alter: f. Äbtissin II 418; — f. Kirchenamt
II 317 ; — f. Eintritt i. Kongregationen
II 423 f; — f. Ordensprofeß \l 401 ft";
— f. Weihe I 211 227 ff.
alteratio beneficii I 305.
Alterleute II 472.
Älteste I 35.
altirmannus II 471.
Altkatholiken I 83 201.
Alumnat I 216; II 184.
Alumnaticum I 444; II 445.
Alvarus Pelagius I 65.
Amalarius v. Metz I 449.
„Ambitiosae" II 459.
Ämbrosius I 52; II 250 391.
Amortisationsgesetze I 67; II 411 435
437.
amotio administrativa, oeconomica I 382.
Amt: königl. ; — priesterl. ; — prophet.
I 28
Amtseid I 285 ff.
Amtsentsetzung I 384 ; II 370.
Amtsstation I 301.
Amtsvergehen II 389.
Anachoreten II 391.
d>a/>o)(Trai I .38.
Analogie I 135.
Anastasius II. I 150.
Anathema I 100; II 356.
Anathematismus I 100.
Anbetung d. hlgst. Sakraments II 265.
Andachten, öffentl. 11 264 f.
Andreas de Barbatia 1 181.
— V. Escobar I 65.
Andrews St I 435.
Angelus Domini II 264.
Angilramn I 162.
angustia loci II 209.
Anhalt I 191 491.
Anklageprozelj II 330 ff.
Ankläger I 219; II 380.
Annalfakultätcn I 141: 11 207.
annalis possessor I 110 314.
annatae Bonifatianac II 447.
Annaten II 447.
Annullation: d. Gelübde II 412 f 426; —
ungültiger Ehen II 220 ff.
annus : carentiae II 470: — decretorius
I 88; deservitus II 470; — gratiae II
470: — normalis I 88.
Ansegisus v. Fontanelle I 158 161.
— V. Sens I 427.
Anselm d. J. v. Lucca I 168.
— IL, Erzb. V. Mailand I 167.
Anstaltsgeistlicher I 348 485 489.
Anstellung I 197 275.
Antica I 105.
Antiochien I 432 f; II 16.
Antiphonarium I 271; II 247.
Antonius, hl. II 391.
— Augustinus I 13 175.
— de ßutrio I 181.
anulus piscatoris I 107 395.
Anwartschaften I 316.
aperitio oris Papae I 425 ; II 346.
apocrisiarii I 426.
Apologetik I 18.
apostasia : a fide I 81 226 : — ab ordine
I 269; — a religione 11 415.
Apostasie I 81; II 29 ff 316 375.
Apostat I 226 361; II 11 71 325 375.
Apostel I 34 ff 326 385 f 436 441 f 493.
.Apostel" II 342.
Apostelschüler I 34 ff 326.
Apostolat I 34 ff.
„Apostolatus officium" I 405.
„apostoli" II 342.
„Apostolicae Sedis moderationi"* II 350.
Apostolischer Stuhl I 394.
Apparatus I 13 173.
Apparitoren II 319.
appel comme d'abus I 73; II 317.
Appellation I 390 425 433 436 ff 469 ff:
II 321 ff 341 ff
— a. e. allgem. Konzil I 390.
Appendix Concilii Lateranensis I 176.
applicatio pro popuio 1 444 447 482 f
489: II 252.
approbatio ad curam animarum s. ad-
missio ad curam animarum.
Approbation d. Beichtvaters s. adm. ad c.
animarum.
— d Bücher I 388 443; II 9f 13.
— d. deutsch. Königs I 61.
Aquileja, Aquileja Grado I 433.
Arbeiten, knechtl. I 141 482; II 276.
arbiter 11 321.
Arbor consanguinitatis 1 183: II 176.
Arcadius II 177 314.
Archäologie I 18.
archidiaconus: civitatis: major; —
minor I 468 f.
Archidiaconus 1 174.
Register,
483
Archidiakon I 39 237 284 318 347 397
407 451 459 465 467 ff 477; II 221
308 f 456.
Archidiakonat I 119 468 477.
äp'/is-((r/.o-og I 436.
äp'/ispsuq ßaotXv'jq I 52.
Archipresbyter I 39 284 397 407 451
474 ff; II 221 309.
Archipresbyterat I 119 476 ff.
Archiv, päpstl. I 103 419.
arctatus de beneficio I 206 318 459.
„Arduum sane" I 186.
Arenga I 106.
Aristokratie I 39.
Arles I 427 434.
Arme I 418; II 450.
Arraeebischof I 117 291.
Armenhäuser II 478.
Armenier I 434.
Armenpflege I 468; II 455.
Armut s. Gelübde.
Arnold v. Brescia I 244.
arrha sponsalicia II 104. i
arrogatio II 182.
Arten d. Kirchenamts I 278 ff.
— d. kirchl. Vermögens II 454 f.
articuli probatorii II 327. i
articulus mortis II 47 130 206 f 352 f
400.
Arzt I 261; II 40 71 113 154 385.
Asien I 434 491.
Asketerien II 428.
aspersio I 374; II 26.
Aspirantin II 424.
assessor II 319.
assignatio beneficii I 313.
Assistent II 426.
assistentia: activa; — passiva I 83 ; II
133 198 f.
Assistentin II 427.
Assistenz b. d. Ehe II 117 ff.
astrologia II 378.
Asylrecht II 302 ff.
Aszeten II 391.
Athalarich I 397.
Athanasius I 52; II 391.
Athenagoras II 235.
Atto I 169.
attritio II 44.
auctoritas: episcopalis I 443; — metro
politana I 437; — pontificalis I 443;
— rerum similiter judicatarum I 115.
auctoritates I 171.
Audientia contradietarum I 420.
Auditor II 319: — Camerae I 418.
Aufenthalt II 103 110 ff 130 ff.
Aufgebot II 108 ff'.
Aufhebung d. ehel. Gemeinschaft II 227
231 ff 243.
— d. Kirchenämter I 312 388 444.
— d. Kirchenstrafen II 351 ff.
Aufklärung I 13 71 ff 110 130 140 215 f
270 278 290 303 313 358 387 480 494-
II 201 226 249 265 274 394.
Auflage b. Verlöbnis u. Ehe II 104 148.
Aufsicht, kirchl. I 389 426 433 437 444
468 f 476 ff 483 ; II 305 ff.
Aufsichtsrat geg. d. Modernismus II 13.
Augenschein II 340.
Augsburg II 47 322 ff.
Augsburger Religionsfriede I 69 86 191.
Augustinereremiten II 392.
Augustinerregel I 450; II 392.
Augustinus I 52 85 195 201 220 448-
II 82 147 176 228 391 f.
; — Triumphus I 65.
! aurora II 254.
Ausbildung d. Klerus I 213 ff.
Aushilfe i. Beichtstuhl II 47.
Ausländer I 319; II 240.
Ausschuß a. Synoden I 498 502.
Aussegnung: d. Leichnams II 67; — d.
Wöchnerin II 63.
Aussetzung d. hlgst. Sakraments II 265.
Ausstoßung : a. d. Kongregation II 426 : —
a. d. Orden II 415.
Australien I 491.
Austritt: a. e. relig. Institut II 428; —
a. d. Kirche II 29 f; — a. e. Kongrega-
tion II 426; — a. e. Orden II 412 ff.
Automobil I 259.
Autonomie I 119 ff.
Ave Maria II 264.
Avellana I 151.
Avers I 105.
Aviguon I 63 353; II 469.
Babylon I 32.
baculus pastoralis I 445.
Baden I 76 78 88 118 191 236 249 252
287 303 323 f 369 441 : II 29 f 92 201
274 279 318 354 370 ff 398 438 ff 463
469 473 477 480.
Baldus de Ubaldis I 181.
Ballerini I 163.
Balsamen I 148.
Bamberg I 190; II 322 324 469.
Bankgeschäfte I 260.
bannus: episcopalis I 468; — matrimo-
nialis II 109.
Baptisterium II 26.
Barbosa I 110 189.
Barmherzige Schwestern II 393 403
422 ff.
Barnabiten II 393.
Bart I 256.
Bartholomäus v. Brescia I 174.
Basel I 94; II 122.
Basilianer II 391.
Basilica I 475.
Basilius I 52 154: II 228 391.
Baupflicht I 376 f ; I[ 473 ff.
31*
484
Register.
Bayern I 75 ff 118 191 f 236 249 252 287
301 303 323 f 833 346 349 351 369
441 446 452 f 478 ff: JI 29 ff 74 f 92
201 f 265 268 274 279 292 f 318 370 ff
398 f 403 411 f 416 437 ff 463.
Bazianus I 174.
Beamte I 221 262; — öffentl. I 278.
Beamtenrecht I 17.
Beatifikation I 388 424 : II 270 f.
beatus H 270.
Beda d. Ehrwürdige I 155.
Bedingungen: b. Eheabschlufs II 144 ff
237: — b. Verlöbnis 11 103 f.
Beerdigung I 485: II 64 ff: — v. Akatho-
liken II 70 ff.
Beginen II 393.
Begierdetaufe 11 22.
Begnadigung II 351.
Begräbnis II 64 ff 369.
V. d. Ehe II 193: —
d. Klosterleute II 48
Beicht II 43 ff:
jährl. II 50 f;
420 f.
Beichtbücher I 154 f.
Beichtsiegel II 51 f.
Beichtstuhl II 44 476.
Beichtvater : d. Bischöfe u. Kardinäle I
413 444: — d. Ordensleute ii 420 f.
Beilager II 118.
Belastung d. Kirchenämter I 307 t.
Beleidigung II 387.
Belgien I 77 93 f 323 333 453; 11 95
306 411.
Bellarmin I 47 : II 4.
Benedictina II 121 132.
benedictio II 61 ff 291 298 ff: — consti-
tutiva II 61 : — in via II 63 ; — in-
vocativa II 61: — mulieris II 63 ; —
nuptiarum II 134: — sollemnis trina
II 63.
„Benedictus Dens" I 187.
Benedikt IX. 1 57 399.
— XL I 175 180 395.
— XII. I 354.
— Xlil. I 110 391: II 255.
— XIV. I 13 110 188 270 380 416 424
433 438 504: II 10 39 ff 121 221 ff 230
248 274 ff 281 f 292 804 413.
— Levita I 161 165 464.
-- V. Aniane II 391.
— V. Nursia 11 391.
Benediktiner II 391 ff 416 f.
Henediktinerregel II 391 ff 416 f.
beneficia: collativa; — collogiata; —
compatibilia; consistorialia ; — cu-
rata; — duplicia; — eloctiva: — incom-
patibilia; incurata: — inferiora; —
majora : manualia; minora: -
monocula; - nominata; patrimonia-
lia ; — patronata : — porpetua : — re-
gularia : — reservat» : — residentialia :
— Sacra communia: sacra in specie:
— saecularia; siraplicia : -- titulata I
278 ff: — uniformia sub eodem tecto
I 300 ; — apud Curiam vacantia I 353 f.
beneficium ecclesiasticum 1 197 231ff 275ff:
II 455 463.
— competentiae I 253 f.
— emigrandi I 86.
Benefiziat I 272 284 286 293 298 489:
II 870 f 475.
Berengar Fredoli I 179.
Berlin II 110.
Bernhard, hl. I 132.
— v. Betone I 181.
— V. Pavia I 176.
Bernold v. Konstanz I 172.
Berufung d. ailgem. Konzilien I 51 100
388 495 f.
Beschimpfung, relig. I 91.
Beschwörung II 61 f.
Besessene 1 212; II 62.
Besetzung: d. bischöti. Stühle I 326 ff:
— d. Kanonikate l 343 ff: — d. Kirchen-
ämter I 312 ff 347 ff 888 444; - d.
niedern Kirchenämter I 346 ff.
Besetzungsfrist I 325.
Bestätigung d. ailgem. Konzilien I 51
101 388 499.
Bestes I 148.
Bestialität II 387.
Betrug II 388.
Betrunkene II 36 101 138.
Bettelorden I 284; II 392.
Beurkundung d. Personenstandes I 483 :
11 96 236''ff.
Beweisaufnahme II 327.
Beweisführung II 327.
Beweismittel 11 327 336 ff".
Beweisproduktion II 327.
Beweissatz 11 327.
Bewufstlose I 2U8: II 36 59 f 137 f.
Bewuf3tsein, mangelndes 11 137 347.
Bibelgesellschaften 11 11.
Bibellesen II 10.
Bibliothek, päpstl. I 419.
bigamia : interpretativa : — similitudi-
naria : — successiva : — vera I 221
226 269; 11 158 f 235 379 386.
Bilder I 502; II 12 63 272.
bimestre 11 161 f.
Bination I 483; II 252 f.
Bischof I 34 ff 115 ff usw., besonders
441 ff; — v. Rom 1 31 391.
Bi.schofskonferenz 1 423 493.
Bischofswahl I 826 ff.
Bistum l 801 ff 441 ff".
Bistümer, suburbik. 1 391 409 ff.
l^jilt^äni;c 11 267.
Blasphemie II 816 377 f.
Blastares I 148.
Blinde I 212; II 138 337.
Hlondel I 168.
Register.
485
Blutsverwandtschaft II 172 ff 239
Bluttaufe II 22.
Bobbio I 289.
Böhmen I 435.
Böhmer J. H. I 175.
Bologna 1 13 171 177 ff 188; II 18 84
229.
bona: beneficii : — fabricae : — mensae;
— parsimonialia II 291 455 465; —
raatrimonii II 82 f.
Bonaventura I 132.
Bonifatius I. I 397.
— II. I 404.
^ VIII. I 60 179 f 251 353 395 402 461 •
II 160 180 190 218.
— IX. I 402.
— hl. I 54 285 436; II 177 391.
Bonizo V. Sutri I 169.
bonum pacis II 210.
Börsengeschäfte I 260.
Bourges I 434.
brachium saeculare I 43; II 318.
Brandenburg I 332 491.
Brandstiftung II 301 387.
Brasilien I 93 f.
Braunschweig I 192 485: II 29 202 445
Braut II 109 130 168 210 f.
Brautexamen II 109.
Brautgeschenke II 105.
Brautkauf II 117.
Brautmesse II 134 235.
Brautring l[ 118. j
Brautsegen II 134 235. '
Brauttüre II 118. '
Breslau I 190 236 291 453 492: II 122
322 343 466.
Breven I 107 421.
Brevetti I 107.
Breviaria I 174.
Breviarium I 169 271.
— Alaricianum I 158.
— extravagantium I 176.
— Romanum I 271 f; II 247.
Breviatio canonum I 151.
Breviergebet I 270 ff: II 407.
Brocard I 168.
Brocarda I 174.
Bruderschaft I 119 423: II 428 ff
Brüssel I 429 431.
Brustkreuz I 395 414 445; II 420 466.
Bücher, liturg. I 388; II 10 12 247 f.
— obszöne II 11.
ßücherzensur I 388 424 443; II 8 ff .
bulla: aurea: — communis; — consisto-
i'ialis ; — de Camera ; — de Curia ; —
dimidia: — non consistorialis; — per
Cancellariam — viara secretam I 105 f
420.
Bullarien I 188.
Bullaticum I 106.
Bullen I 105 f 420.
! Bundesakte, deutsche I 80 89.
Burchard v. Worms I 168.
Bürgerl. Recht I 121 ff 156 ff:
I Bürgschaft 1 261.
iBurgund I 329 331.
Bursen I 218.
Bußbücher I 153 ff".
Buße II 43 ff 313 368 f.
— öffentliche II 44.
Bußpriester H 45.
Caerimoniale Episcoporum II 248.
Camera Apostolica I 418 f.
; Camerlengo I 419.
Cancellarius I 419 f.
Candidian I 498.
canon I 9f 100.
Canones: Apostolorum : — ecclesiastici
Apostolorum I 145 f.
canonici : emancipati : — exspectantes : —
; in fructibus et floribus: — in herbis :
— in pulvere; — integrati : — junio-
res: — reguläres: — saeculares ; —
semipraebendati ; — supranumerarii ; —
tertionarii I 450 ff.
canonicus: curatus: — poenitentiarius ;
— theologus I 317 f 451 ff : II 2.
; Canterbury I 435,
cantor I 451.
Canus, Melchior II 85.
i capita I 101 172 176.
j Capita ordinum I 401 407.
■ Capitula Angilramni I 162.
capitula : aperta : — clausa : — insignia :
— numerata I 450 452.
— concordata I 125.
Capitula episcoporum I 160.
— Hadriani I 162.
— Martini I 153.
capitula ruralia I 477.
Capitularia: ecclesiastica; — mundana I
158.
Capua I 391.
cardinalis I 408.
cardo I 408.
Caritas christiana I 295: II 458.
Carolina I 86.
I Carpentras I 180.
Carpzov I 69.
Cäsarea I 434.
Cäsarius v. Arles I 151 439: II 393
Cassian II 391.
Castel Gandolfo I 393.
Casus I 173.
— Apostoli II 165.
casus perplexus II 208.
— reservat! II 48 ff.
Catechismus Romanus II 4.
cathedra I 445; II 420.
Cathedraticum I 444; II 445.
catholica I 6.
486
Register.
causa : famosa : — finalis : - honesta :
— impulsiva : — infamans ; — motiva ;
— turpis I 104: II 209.
causae : arduae : — difficiliores ; -- gra-
viores: — majores; — minores I 117
389 f 412.
— civiles ; — ecciesiasticae ; — mixtae ; —
spiritualibus annexae I 44 f; II 313 ff.
— piae II 291 310 455 478.
celebratio nuptiarum II 133 f.
Celebration II 250 ff.
Celebret I 242; II 252.
cellerarius I 451.
censura II 347.
census I 307 ; II 447.
Centuriatoren, Magdeburger I 163.
cessatio a divinis II 364.
— voti II 288.
cessio bonorum I 253.
Chaldäer I 434.
Chappuis Johann I 182.
character indelebilis I 28 81 198 201 243;
II 24 33.
Charisma veritatis I 29.
yc.tpoi^/Baia I 196.
yetpoTO'Aa I 196 208.
Chiersy I 161 165.
Childerich IIL I 54.
Chirographa I 107.
chiromantia II 378.
Chlotar IL I 247.
Chorbischof I 161 ff 463 fif 468 476 497.
yü)pz-i(T/.07toq I 464.
Chorgebet I 272 296 f 452 454; II 407.
Chorherren I 450.
Chorschwester II 417.
Chrisam I 441 443; II 33 61.
Christenverfolgungen I 48 f.
Christianität I 476.
Christnacht I 42 ; II 255.
Chrodegang v. Metz I 449.
Chronologie I 20.
Chrysostomus 1 52; II 228.
Chur II 469.
cidara I 445.
cimeliarcha I 451.
„Circa pastoralis" II 393.
citatio II 326.
claustrum II 895.
Clemens Romanus I 32 36.
derlei : absolut! :
281.
clericus I 194 f.
clerus I 194 f.
Cleve 11 122.
clinici I 218.
Clugny I 58 289 399; II 392.
Codex canonum I 150.
— — occlesiao Romanae I 151.
— Justinianous I 157.
— Theodosianus I 157.
coemeterium II 67.
cognatio: II 172 ff ; — legalis II 182 ff:
— naturalis II 172 ff; — spiritualis U
179 ff.
Cölestin III. II 165 233 402.
— V. I 400 407.
collatio beneficii : libera : — necessaria ;
— non libera I 313 ff'.
— votorum I 389.
Collectio Anselmo dedicata I 167.
— Bambergensis I 176.
— Caesaraugusta I 170.
— canonum I 153.
— capitulorum 1 153.
— Casselana I 176.
— Claustroneoburgensis I 175.
— Hispana I 149 153 161 ff.
— Isidoriana I 149 153.
— Itala I 149.
— Lacensis I 147 183.
— Lipsiensis I 176.
— LXXXVII capitulorum I 148.
- Prisca I 149.
— Quesnelliana I 151.
— trium partium I 170.
— XXV capitulorum I 148.
Collection can. poitevine I 167.
collegia : funeraticia ; — tenuiorum II 433.
Collegium: Anglicanum ; — Anselmianum:
— German.-Hungaricum : — Romanum
I 214 232; II 416.
CoUezione can. del reg. di Farfa I 167.
Comarca di Roma I 391.
comites I 164.
— juramenti II 284.
commaternitas II 180.
commatrcs II 27.
commensalitium I 204.
„Commissum Nobis" I 401.
communicatio in sacris I 79 82 ff 375 ; II
8 199.
communio laica I 248.
— peregrina I 242; II 371.
commutatio voti II 290.
compaternitas II 180.
compatres II 27.
compensatio delicti II 232.
competentia ratione : acceptationis : -
beneficii ; — commensalitii : — domi-
cilii : — familiaritatis : — incardinatio-
akephali : — vagi I i nis
originis I 203 f.
Compilatio nova I 178.
— sexta I 178.
Compilationes antiquae I 175 ff.
complox peccati II 53.
compositio I 142: 11 214 262.
computatio : canonica; - civilis; — ger-
manica II 174 f 239.
concessio bonefitii I 313.
concilia mixta 1 494.
conconhUum, concordata I 125.
Register.
487
concordia I 125.
Concordia canonum I 151.
condicio deficiens II 144 ff.
.Conditae" 11 423.
condonatio II 262.
— delicti II 232.
confessio II 44.
confessio: cxtrajudicialis; — judicialis;
— pura; — qualificata II 327.
Confessio S. Petri I 438.
confraternitas II 180 428.
Congregatio Caeremonialis I 424.
— Concilii I 109 119 189 422 f 306.
— Consistoiialis I 296 342 f 422 458 466
472; II 306.
— de discipl. Sacramentorum I 228 422;
II 155 206 219.
— de Prop. Fide I 140 189 423 489 ff:
II 205.
— Indicis I 424; II 8 ff .
— Indulg. et Reliqu. I 189 422: II 57
271.
— Lauretana I 423.
— negotiis Relig. Sodalium praeposita I
228 423 : II 397 426.
— S. Officii I 422 ; II 8 205.
— S. Rituum I 189 424; II 247 271.
— Studiorum I 424.
— sup. negot. Eccl. extraord. I 424.
Ep.. et Reg. I 423.
— sup. resid. Episc. I 296.
— sup. revis. Syn. provinc. I 423.
— sup. Statu eccl. (Visit. lira., Cuncilietto)
I 422; II 306.
Congrua s. Kongrua.
coDJugicidium II 171 f.
conjugium II 79.
connubium II 79.
Cönobitentura II 391.
Consaivi I 75 f; II 102.
consanguinei II 174.
consanguinitas II 172 ff.
consecratio II 61 291 ff.
consensus I 117 455 f; II 80 85 115 ff
137 ff 166 ff 216 ff 287 403 420.
— legislatoris : expressus ; — legalis ; —
praesumptus ; — tacitus I 111.
— patrum I 100.
consilium I 117 455 f: — generale II 427.
constitutio I 101 103 118 158.
constitutiones II 423.
Constitutiones Apostolicae I 145.
— Clementinae 1 181.
— extravagantium Libri sexti I 180.
consuetudo : centenaria ; — contra (prae-
ter, secundum) legem ; — generalis ; —
generalissima; - immemorialis; — legi- .
time (canonice) praescripta; — rationa-
bilis; — specialis; — specialissima; —
universalis I 111 ff.
contemptus I 337.
conticentia mere oeconomica I 111.
contritio II 44.
coutumacia II 327 f 349.
conturaelia Creatoris II 165.
conversi II 417.
conversio beneficii I 305.
copula carnalis II 82 ff.
Corona I 200 395.
Corpus canonum I 150 183.
Corpus Catholicorum ; — Evaneelicorum
I 87. ^
— codicis canonum I 150.
— juris canonici 1 170 ff 183 ff.
civilis I 156 ff.
correctio fraterna II 332.
Corrector I 168.
Correctores Roraani I 175.
Cossart I 147.
craniotomia II 384.
Cresconius I 151.
crimen II 313.
— (Ehehindernis) II 169 ff.
— majestatis I 50 f 412.
Cromwell II 95.
crux gestatoria I 438.
Cujacius I 13.
i culpa I 131 f 226 f.
|cultus disparitas II 162 ff 195 205.
I „Cum pro munere" I 174.
' cumulus beneficiorum t 298 ff.
cura animarum s. admissio ad curam ani-
marum.
cura beneficii I 375 f.
curatus I 480.
curia I 450.
curio I 480.
custos I 451.
— martyrum I 38.
Cyprian I 27 33.
Dacheriana I 152.
D'Achery I 152.
Dalmatien I 470.
Dalmatik I 445.
Damasus I. I 397 432.
— II. I 399.
Dänemark I 402 491; II 96.
Datar I 419.
datare I 419.
Datarie I 419.
De annali possessore I 110 314.
De idiomate I 110 319.
De misericordia et justitia I 170.
„De Salute animarum" I 75.
De Thebes, Vitalis I 182.
De triennali possessore I 110 314.
De viginti I 110 380.
debitum conjugale II 82 188 194 224 f.
decanica II 368.
decimae: animalium; — clericales; — ira-
propriae; — laicales; — majores; —
488
Register.
iiiergitum ; minores ; — novales : —
personales; — praediales; — propriae ;
— reales ; — saccariae ; — sanguinales ;
— veteres II 442 ff.
decreta I 102 109 118 158.
Decretales Clem. VIII. I 185.
Decretales extravagantes I 176.
decretalia constituta I 102.
decretio I 158.
Decretum I 172.
decretum de alienaudo II 304 459.
— de fide : - de reformatione I 101.
— de profanando I 312; II 304.
Decretum Gelasianum II 9.
— Gratiani I 170 ff.
defectus: aetatis I 211 : — animi I 212 f
— corporis I 211 f ; — famae I 223 f
— fidei 1 219 f ; — lenitatis I 219 f
— libertatis I 221 f; — natalium I 222 f
— sacramenti I 220 f ; — scientiae I
213 ff.
defensor I 38 306 375 f ; II 319 336.
- matrimonii II 221.
Defensor pacis I 62.
defensor professionis II 413.
Definitio canonica ss. Apostolorum I 145.
definitor I 479.
Degen, geweihter 11 62.
degradatio : actualis ; — realis : — sol-
lemnis ; — verbalis II 372 ff.
Degradation I 244 253 331 353 384;
II 372 ff.
dejeratio II 286.
Dekan I 39 284 476 ff : II 114 310 419
470.
Dekanat I 119 476.
Deklaration : extensive ; — komprehen-
sive; — korrektive; — restriktive I
109 134.
Dekretale I 102.
Dekretalen Gregors IX. I 177 f.
Dekretalisten I 13 176 181.
Dekrete I 109.
Dekretisten I 13 173.
Delegat, Apost. I 431 491 503.
delegati : tamquam Sed. Apost. ; — etiam
tamquam Sed. Apost. I 281.
delegatio: a canone ; — a jure; — a
lege; — ab homine; — ad pluralitatera
causarum ; — generalis: — mandata 1
281 f.
Delegation I 281 ff; II 126 f 130.
Delegatur, Apost. I 491.
delicta: civilia: ecclesiastica ; — mixta
II 316 ff.
delictum II 313.
Demcritenanstalt II 370.
Domochares I 175.
Demokratie 1 39.
denarius 8. Petri II 446.
Denkmalpflege, kirchl. II 460.
denuntiatio: evangelica II 330: — judi-
cialis II 332.
— raatrimonialis II 109.
Denunziationsprozeß II 331.
Deposition I 331 353 384 ; II 371 ff.
deputatio scrutatorum I 338.
Deputation a. Synoden I 498.
deputatus I 479.
derogatio legis I 135.
desertio malitiosa II 233 242.
Desertion I 241.
designatio personae I 313.
Desservants I 278 384 480: II 125.
detrusio in monasterium II 368.
Deusdedit I 169.
Deutschland I 75 ff 192 215 ff 232 f 236 f
247 ff 250 ff 253 f 301 311 322 ff 327 ff
333 ff 345 f 350 f 355 361 367 ff 430
435 452 466 470 472 479 491 494 500
504; II 5 f Uff 74 ff 92 95 f 121 ff
132 f 198 ff 235 ff 278 f 306 315 391
394 398 f 403 411 f 435 ff 443 447 467.
— linksrhein. I 278 ; II 74 ff 437 473
477.
Deutschritter II 392.
Devolution I 315 331 336 349 ff 353 438
458.
devotio : domestica ; — qualificata ; —
Simplex I 88.
Dezennalfakultäten I 141; II 207.
Dezimator II 475.
Dezisionen I 109.
diaconi : cardinales ; — palatini ; — re-
gionarii I 409.
diaconica II 368.
diadema I 395.
Diakon I 35 ff 197 ff 214 284; II 2 21
35 45 61 456.
Diakonat I 35 ff 197 ff.
Diakonissin I 207 268.
oidxo'^og I 35 ff.
Jiazayal [Jiazd^scc) r. dyiw.' ArzoarÖAw'^
I 145.
fJcaT'JTzwastg I 100.
dicta Gratiani I 172.
Dictatus Papae J 59.
Atoa/r^ r. dw>hxa A-oaröÄu).' 1 144.
Didaskalia I 145.
Diebstahl II 301 387.
Dienstboten II 110.
dies: decretorius; — normalis I 88.
dies dominica II 273.
Dietrich v. Niem I 65.
diffamatio II 332.
Digesten I 157.
Dignität 1 279 282 284 299 f 302 317
318.
diminutio beneficii I 307 f.
Dimissoricn I 205 f 241: II 113 125.
Dinus Mugellanus 1 180.
dioecesanus (judex) I 442.
Resrister.
489
dioecesis I 474.
dioixTjmg I 432 442.
Dionysio-Hadriana I 150.
Dionysius d. Kartäuser I 65.
— Exiguus I 150.
Diotrephes I 36.
Diözesankonferenz I 505.
Diözesanraatrikel I 240.
Diözesanrituale II 248.
Diözesanstatuten I 116 456.
Diözesansynode I 116 190 444 447 459
508 ff.
Diözesantaxe II 259.
Diözesanverband I 240 ff.
Diözesanvermögen I 276; II 454.
Diözese I 442.
Diploraatik I 20.
Diptychen I 856; II 257.
Diskretionsalter II 29 ff 201 ff.
dismembratio beneficii I 805 ff.
disparagium II ^'8.
dispensatio a matrim. rato, sed non con-
summato I 422; II 84 f 155 f 229 f.
— in forma : communi : — nobilium : —
pauperum II 214 f.
— majoris u. minoris gradus II 212.
dispensatio voti II 289.
Dispensation I 189 ff: — y. d. Irregulari-
täten I 227 ff; — V. d. Ehehindernissen
II 204 ff 241.
dispensator I 459. j
Dispensgesuch I 103 ff; II 210 ff. '
Dispensgrund I 103 f 141 ; II 209 f.
Dispensklauseln II 214.
Disputation üb. d. Glauben 11 8.
Dissensiones dominorum I 174.
Dissentierende II 25 75.
distinctio I 171.
Distinctiones I 178.
distributiones quotidianae I 297 454.
Disziplinargerichtsbarkeit I 422 f.
Disziplinarkongregationen I 438.
Disziplinarstrafen II 868 ff.
Disziplinarvergehen II 316 389. j
divinatio II 378. !
divisio beneficii I 805 f.
divortium II 220 227 231.
Doctrina duodecim Apostolorum I 144.
doctrina de fide I 101.
dogmata I 100.
Dogmatik I 18.
Dogmengeschichte I 18.
Doktoren d. Theol
I 256.
,Dolentes^ I 262.
dolus I 226.
Domdekan I 345 f 451 ff',
domicellares I 450 452.
domicilium I 138 203 481
122 ff 129 f 221 237 f .321.
Dominicus Jacobatius I 66.
u. d. kan. Rechts
II 108 110 ff
I Dominikaner I 284: II 892.
i Dominis M. A. de II 85 91.
'dominium: eminens I 73; II 454 f;
radicale II 402 425; — reciprocum
II 450 ; — utile I 366.
Domizil s. domicilium.
Domkapitel I 39 116 f 119 283 277 280
302 804 312 380 ff 843 ff 845 350 423
447 ff 461 469 487 491 501 505 ; II 372
469 476.
Domkaplaneien I 277 344 ff 453.
Dompräbenden s. Domkaplaneien.
Dompropst I 345 f 451 469; II 456.
Domscholastikus I 451 f; II 17.
Domschule I 218 451 f; II 17.
domus religiosa II 395.
Domvikariate s. Domkaplaneien.
dona sponsalicia II 105.
donati I 200: II 401.
donatio beneficii I 318.
Donatio Constantini I 46 60 162 439
Donellus I 13.
Doppelehe II 79 f 156 ff.
Doppelklöster II 393.
dormitorium II 67.
dos I 302 362; II 383 405.
dotatio I 802 806 312 362.
Dreikapitelstreit I 52.
Dritter Orden II 429.
; Drogo V. Metz I 427.
i Drohung II 142 ff 289.
' Duarenus 113.
Duell I 224; II 12 385 f.
Duellanten I 224; II 385.
Du Moulin I 175.
Durantis I 181; II 311.
e 11 78.
Ebo, Erzbischof v. Reims I 165.
ecclesia I 4.
ecclesia : baptismalis I 475 ; — dioecesana
I 474; — filia I 308 ; — mater I 308;
— non numerata I 452 ; — parochitana
I 474: — receptiva I 452; — rusti-
cana I 474.
Ecuador I 94 333.
edictum I 158.
— matrimoniale II 109.
Edikt von Mailand I 49 85.
Editio Medicaea II 266.
Egbert v. York I 155.
Ehe 11 76 ff.
^ akathol. II 132.
— altkathol. II 125.
— Arten d. II 86 ff'.
— auf d. Todbett II 114 130 206 237
244.
— bürgerl., d. BGB. II 96 235 ff.
— durch Stellvertretung II 135.
— formlose II 87 118 ff'.
— gemischte II 124 195 ff".
I
490
Register.
Ehe, morganatische II 87.
— Protestant. 11 123 f.
— Sakrament II 81 ff.
— salische 11 87.
— zur linken Hand II 87.
— zweite II 234 f.
— Zweck u. Wesen II 77 ff.
Eheanfechtungsgründe K 239 f.
Eheaufgebot I 484 ; II 108 ff.
Eheauflösung II 80 226 ff.
Eheaufschiebungsgründe II 240.
Eheband, bestehendes II 156 ff 238.
Ehebefehle II 144.
Ehebrecherin I 221.
Ehebruch I 222: II 169 ff 225 232 f 239
387.
Ehegatten, Rechte u. Pflichten II 224 ff.
Ehegericht II 220 ff 234.
Ehehindernisse I 422; U 135 ff.
— aufschieb. : — dispensable ; — geheime ;
— indisp. ; — öffentl. ; — öffentl.-rechtl. ;
— privatrechtl. : — trennende II 135 ff.
— aufschieb. : gemischte Ehe II 195 ff; —
einfaches Gelübde II 193 f; — kirchl.
Verbot II 194; — geschloss. Zeit II 194.
— trennende : (Nichteintritt d.) beigef.
Bedingung II 144 ff; — fehlend. Be-
wußtsein II 137 f ; — bestehend. Eheband
11 156 ff; — Eheunmüudigkeit II 148 ff;
— öffentl. Ehrbarkeit II 106 189 ff: —
Entführung II 166 ff; — feierl. Gelübde
II 160 ff; ~ Impotenz II 150 ff ; —
Irrtum II 138 ff : — Religionsverschieden-
heit II 162 ff ; — Schwägerschaft 11 184 ff;
— Verbrechen II 169 ff; — Verwandt-
schaft II 172 ff ; — geistl. Verwandt-
schaft II 179 ff : — gesetzl. Verwandt-
schaft II 182 ff :— höhere Weihe I 268 ff ;
II 159 ; — Zwang u. Furcht II 142 ff'.
Eheklagen II 154 ff 220 ff 234 239 f 243.
Ehekonsens II 80 83 ff.
Ehemündigkeit II 101 f 148 ff 240.
Ehenichtigkeitsgründe II 238 f.
Ehenichtigkeitsklage II 239.
Eherecht, germ. II 84 90 117 f 141 149 f
152 167 169 f 174 f 177 228.
— jüd. II 79 f 81 117 136 162 176 184.
- röm. II 79 81 89 f 117 141 f 148 152
167 169 174 177 182 ff 185 190 228 f.
Eheregister I 483; II 128 131 238.
Ehesakrament II 81 ff.
— mangelndes I 220 f 228.
Ehescheidung II 12 227 281 ff 242 f.
Ehescheidungsprozefj II 234 242 f.
Eheschließung II 80 85 115 ff 237 f.
Ehesegen II 85 134.
Ehetroimimg II 227.
Eheverbote II 93 136 192 ff 238.
Ehevertrag II 80.
Khrbarkeit, öffentl. II 106 189 ff.
Khre, mangelnde 1 209 223 f 228.
Ehrenabzeichen I 283.
Ehrendomherren I 453.
Ehrenpaten II 28.
Ehrenprälaten 1 279.
Ehrenrechte 1 243: d. Abtes II 420; — d.
Bischofs I 445 f; — d. Dekans I 478:
— d. Generalvikars 1472; — d. Kapi-
tularvikars 1 459 ; — d. Kardinals 1 4 1 3 f ;
— d. Metropoliten I 438 f ; — d. Papstes
I 394 ff: - d. Patriarchen I 433 : —
d. Patrons I 374 f ; — d. Primas I 435.
Eichhorn I 13.
Eichstätt I 191.
Eid : Ergänzungs- : — Haupt- : — Neben- ;
— Reinigungs-: — Schiedseid II 154
222 283 ff 324 ff 329 ff 339 ff.
Eidbruch II 286.
Eidesdelation II 339.
Eideshelfer II 154 f 330 ff.
Eidesraündigkeit II 284 f.
Eier II 281.
Eigenkirche I 123 276 f 310 328 357 475;
II 455 465 467.
Eigentümer d. kirchl. Vermögens 11 448 ff".
Eingehung d. Ehe coram ministro aca-
tholico I 82 ; II 199 f.
Einkindschaft II 184.
Einkleidung I 443 ; II 424.
Einleitungen i. d. Kirchenrecht I 21,
Einquartierung I 251 f.
Einrede II 326.
Einsiedler II 391 396.
Ekthesis I 52.
elcemosyna manualis II 257.
Elsaß-Lothringen I 192 287 324 333 346
460; II 74 274 279 302 399 438 463
473 477.
Eltern II 101 143 148 ff 167 ff 240 f 401
404.
„Emendationem decretorum" I 174.
Empfang, feierlicher, d. Bischofs 1 445.
Empfänger: d. Taufe II 22 ff ; - d. Fir-
mung II 32 f : — d. Eucharistie II 35 ff:
— d. Buße II 50 ; — d. Ölung II 59 f ; —
d. Priesterweihe I 207 ff; — d. Ehe
II 85 ; — d. Sakramentalien II 64.
Emser Punktationen I 286 387 430.
Endigung d. Gesetzes I 135 f.
— d. Patronatsrechtes I 376 ff.
England I 152 184 232 301 323 333 423
470; II 95 246 306 315 391.
Entführung I 224; II 166 ff 205 387.
Entlassung a. d. Diözese I 241 ff.
Entrata II 446.
Entstehung d. Patronatsrechtes I 356 ff.
Enzvklika^ 1 107.
EpaVchie 1 432 ff.
Ej)hesus I 436.
Ephod 1 440.
k~(!Uz(Ttc r. /zinö» I 190.
Epigraphik 1 21.
Register.
491
Epikie I 135.
i-i;j.zlr-fu I 35.
Epiphanie H 273.
. Epiphanius II 228.
episcopa I 268.
episcopi cardinales I 409.
episcopus: anularis: — auxiliaris: —
comprovincialis ; — in partibus infide-
lium: — nullatensis: — provincialis ;
— suflFraganeus ; — titularis I 436 465
490.
— proprius I 203 f.
— summiis I 69.
Episkopalsystem I 65 386 f.
Episkopalverfassung I 34 ff.
Episkopat I 34 ff 196 ff 441 ff.
äniaxo-og I 34 ff.
— r. äypCb'j I 464.
— r. zy-öq 1 51.
— i~arjytw~rjq I 436.
epistola: a pari; — aparibus; — decre-
talis ; — synodica I 102 f.
Epitome Juliani I 157.
Erbantrittserklärung II 408.
Erbbegräbnis II 68.
Erbfolge I 313 364 f ; II 408 425
Erbpacht I 366 ; II 458 f 464.
Erbschaftssteuer II 440 f.
Erbzins I 366.
erectio (creatio, constitutio) beneficii I
301 ff.
Eremiten II 391 396.
Ergänzungseid II 222 340.
Erhaltung d. Lehre II 7 ff. :
Erklärung d. Gesetzes I 134 f. '
Erledigung d. Kirchenämter I 378 ff
Ermeland I 191 236 291 : II 122.
Ernennung d. Nachfolgers I 316 404.
Errichtung d. Kirchenämter I 801 ff 388
444.
— error: condicionis s. servilis; — per-
sonae; — qualitatis: — in personam
redundans II 139 ff.
Ersitzung I 113 f 139 366: II 441
Erstlinge II 440.
Erwerb d. Patronatsrechts I 362 ff.
Erwerbsfähigkeit d. Kirche II 482 ff. i
Erzabt II 416. '
Erzbischof I 39 280 284 285 f 326 ff 391
435 ff 491 500 ff; II 307 f 321 ff.
Erzbruderschaft II 430.
Erziehung d. Klerus I 213 ff.
Erzpriester I 474 ff.
Erzwingbarkeit : d. Rechtes ; — d. Kirchen-
rechtes I 2 f.
Eucharistie I 422 ; II 34 ff 250 ff.
Euchologien I 156.
Eugen IV. I 232 354 f 411 495.
Eulalius, Gegenpapst I 397.
Eunuchen II 153.
Evangeliarium 11 247.
n 71 ff 356 ff.
- minor II 355 f.
- voluntarius I
Evangelisten I 36.
ewa II 78.
exactio I 307 ; II 439.
examinatores : prosvnodales : — synodales
I 321 456 506; II 383.
Exarch I 39 434; II 322.
— v. Ravenna I 397 f.
exceptio : dilatoria ; — pereratoria II 326.
excommunicati tolerati I 83 361 ; II 71 ff
356 ff.
— vitandi I 83 337 361
excommunicatio : major •
Exeat I 241.
executor : necessarius ;
104; II 212 f.
Exegese I 18.
Exekution II 328.
Exekutor I 222.
Exemte I 133 287 ff 391.
exemtio: activa; — dativa; — localis;
— nativa ; — partialis : — passiva : —
personalis : — praescriptiva : — totalis
I 290.
^ Exemtion I 287 ff; II 421 f 426 f.
I exercitium religionis : privatum : — publi-
I cum I 88.
I Exerzitien I 238.
I Exhuraation II 71 295 299 302
Exil, babyl. I 64.
Exkardination I 204 241.
Exklusive I 324 404 ff.
Exkommunikation II 348 355 ff.
Exkommunizierte I 82 ff 201 318 337 361 •
II 28 34 36 59 64 71 ff 133 320 325
337.
exomis I 433.
i^o/iokiiyr^cnq II 44.
iqop'/.Krrai I 38.
Exorzismus II 62.
Exorzist I 38.
expeditio: de Camera; — de Curia: — per
viam secretam I 106 420.
Expeditionsbehörden, päpstl. I 419 ff.
Expeditor I 416.
expositus I 488 f.
^Exsecrabilis" I 300 354.
Exsekration : d. Altars II 297 : —
d.
Kelches u. d. Patene II 298: — d.
Kirche II 294 f: — and. hl. Dinge
II 298 f.
Exsequatur I 333.
Exsequien II 67.
Exspektanzen I 316 353 461.
exstinctio beneficii I 312.
j Externat 11 16.
I Extra tempora I 239.
Extrakommerzialität II 300.
Extravaganten Johanns XXII. I 182.
Extravagantes communes I 182.
• Exzeptionsverfahren II 331.
I Exzesse II 389.
492
Register,
fabrica ecclesiae II 291 455 470 ff.
Fabrikrat II 472.
facultas promovendi a quocumque I 205.
— spiritualis I 196 243 275.
Fagnani I 110.
Fahnen II 63.
Fakultät, theol. I 215 f; II 5f 20.
faldistorium I 445.
fallentiae I 297.
Fälschung I 104; II 372 387.
familiaritas I 204.
Familie: d. Papstes; — päpstl. I 416.
Familienbegräbnis II 68.
Familienregister I 483.
Farinaccius I 189,
Fastengebot I 141 388 482; II 280 ff.
Fastenzeiten I 388; II 280 ff.
Fasttage 1 423; II 280 ff.
fatale II 341 ff.
Faventinus Joh. I 174.
favor haeresis I 82 ; II 199 377.
Febronianismus I 71 110 130 140 387 480
494- II 91.
Feiertage, abgeschaffte I 482: II 112 247
274 ff'.
Feldbischof: — -propst I 291.
Feldkirch I 470.
Felix If. I 397.
— III. I 397 404.
Ferdinand I. I 86.
Ferdo, Ferto II 465.
Ferien I 295 f.
festa : chori ; — duplicia ; — extraordina-
ria ; — fori ; — immobilia : — ordina-
ria; — particularia: — repentina; —
semiduplicia ; — simplicia; — sollem-
nia; — universalia II 275.
Festtage I 388 423 ; II 272 ff.
Feuerbestattung II 65 72 75.
Fichte II 79.
fidejussores II 27.
fides sponsalicia II 105.
Fiesco, Sinibald v. I 181.
Filialisten I 308; II 111 475.
Filialkirchen I 308.
filii : adulterini; — incestuosi ; — man-
zeres ; — naturales ; — nothi : — sacri-
legi; — spurii I 223; II 226.
Findelhäuser II 478.
Findelkinder I 223 228 ; II 24.
Firmpate II 34.
Firmung 1 219; II 32 ff.
Firmungsregister II 34.
Fisch II 281.
Fischer, Kard. I 44.
Fischerring l 107 395.
Fiskus I 365 367 ; II 466 476.
Fleisch II 281.
Fleischergewerbe I 260.
Fleischesvergehen II 816 386 f.
Florenz I 232.
Flucht I 295.
foetus : animatus ; — inanimatus 1 227 ;
II 384.
Folter II 332 369.
fontes juris: cognoscendi; — essendi I 97.
Forensen II 475.
Form: d. Taufe II 26 : — d. Firmung
II 33: — d. Eucharistie II 255; —
d. Buise 11 44: — d. Ölung II 58; —
d. Priesterweihe I 196; — d. Ehe II 85.
forma: commissoria; — gratiosa I 104;
II 212.
Formelbücher I 153 ff.
Fornikation I 258; II 379 386.
forum: commune; — connexitatis (con-
tinentiae) causarum ; — contractus : —
delicti ; — domicilii : — extraordina
rium ; — generale ; — legale ; — ordi
narium : — privilegiatum ; — proroga
tum; — reconventionis (reaccusationis)
- rei sitae ; — speciale II 320 f.
forum : externum ; — fori ; — internum
— poli I 28 ; II 347 ff.
fossor I 38.
Frankenreich I 52 ff 230 247 327 436 464
494: II 246 278 439 478.
Frankfurt I 453; II 29.
Frankreich I 66 74 f 78 94 232 278 323
334 346 357 405 410 453 469 480; II
85 91 95 108 306 315 317 391 394
397 411 436 f 443 454 467.
Franz I. v. Frankreich I 66 332.
Franz Joseph I. v. Österreich I 77.
Franziskaner II 392 408.
Franziskanerregel II 395,
Frascati I 409.
fraternitas: legalis II 183; — spiritualis
II 180.
Frauenklöster II 393 397 405 409 f 420 ff.
Frauenkongregationen II 393 422 ff.
Frauenorden H 395 ff.
Frauenraub II 117.
Frauenspersonen I 207; II 3.
fraus legis II 50 122.
Freiburg I 191; II 47 322 324.
Freie I 221; II 140 f.
Freiheit, mangelnde I 221; II 403 ff.
Freiheitsentziehung I 245.
Freimaurer II 133 377.
Fremde I 133 f: II46ff68ff 111 125 f 130.
Freundschaft 11 173.
Friedberg I 175.
Friedhof II 67 299 302.
Friedrich II. I 85 251 ; 11 357 439 467.
— 111. I 125,
- Wilhelm IV. V. Preußen I 77.
Fronen I 251 ; II 439.
Fronleichnamsfest II 277.
Fronleichnamsprozesaion II 268.
fructus: medii teniporis II 447: — prinii
anni II 446 f.
Register.
493
Fürsprecher II 118.
Fürstentag : Frankfurter : — Mainzer I 66
Fürstenkonkordate I 66 355.
Fürsterzbischof I 441.
Fürstliche Personen I 395; II 26 74 87
114 179 205 f 409 f.
fugitivus II 415 f.
Fulda I 236.
Fulgentius Ferrandus I 151.
fundatio 1 362.
— missarum II 258 ff.
Funktionen, pfarrl. I 484 f.
Furcht I 208 ; 11 142 ff 287 403
Fußkuß I 395.
Oalizien I 435.
Gallemart I 189.
Gallen, St II 469.
Gallien I 151 268 427.
Gallikanismus I 70 110 130 140 387 480
494; II 85 91.
Garantiegesetz, ital. I 393.
Gattenmord II 169 ff 205 384
Gau I 468 477.
Gebet, Allgeni. II 265,
— f. Akatholiken I 88 ; II 257
— öffentl. JI 265.
— Vierzigstündiges 11 265.
Gebetbücher Hilf 264.
GebetsverbrüderuDg IL 428 f.
Gebrechliche I 212.
Gebühren 1 215 441 446 471.
Geburt, ehel., mangelnde I 222 f 228 316
410; II 401 407 418 424.
Gefallene I 221.
Gefängnis II 368 415 f.
Gefäße, hl. II 63 298.
Gegenklage II 821 326.
Gehalt, staatl. I 277 463.
Gehilfen d. Pfarrers I 486 ff.
Gehorsam s. Gelübde.
— kanon. I 241 285.
Geissei I 460 462.
Geisteskranke I 212; II 36 59 71 101
138 234 238 243 325 887.
Gelasius I. I 150 289 482
Geläute II 75 801 f.
Geldbuße II 869.
Gelobung d. Gehorsams I 284 ff
Gelübde II 286 ff.
— d. Armut; — d. Gehorsams: — d
Keuschheit II 395 406 ff 424 ff".
— einfaches : d. Ehelosigkeit : — d. Ein-
tritts i. e. Orden; — d. Empfangs d
höher. Weihen : — d. Jungfräulichkeit:
— d. beständig. Keuschheit II 198 f 206
^89.
Gemeindeämter I 251.
Gemeindedienste I 252.
Generalabt I 497; II 418.
Generalkapitel II 416 f 419 426.
Generalkongregationen a. Synoden I 498
502.
Generalobere II 426.
Generaloberin II 427.
Generalstaaten, holländ. II 95 121.
Generalsynode I 118 498.
Generalvikar I 89 206 228 f 280 282 284
821 847 372 467 ff 491 505; II 103 126
I ^13 836.
I Generalvikariat I 472.
I Genf I 94
! genu II 174.
Geographie I 20.
Gerechtigkeit I 1.
Gerhoh v. Reichersberg I 450
Gericht II 319 ff.
Gerichtsbarkeit I 28 389 f 417 f 437 f 444
459 468 ff; II 811 ff.
Gerichtsgebrauch I 115.
Gerichtsstand 11 820 f ; — befreiter I 246 ff
Gering I 182.
germani 11 173.
Gesandte, päpstl. I 389 426 ff.
Geschäftsträger, Apostolische I 431.
Geschäftsunfähigkeit H 288 f.
Geschenk v. e. Ordensperson II 49.
Geschichte, Bibl. II 4.
— d. Dogmatik I 18.
— d. Quellen d. Kirchenrechts I 22.
— d. Verfassung d. Kirche I 22.
Geschwister ; einbändige ; — halbbürtige :
— vollbürtige; — zweibändige II 173 f.
Geschworene I 219.
Geschworenendienst I 252
Gesetz I 128 ff
— Kanon., d. hl. Apostel I 145.
Gesetzesrecht I 10.
Gesetzgebung: bischöfl. I 116 f 444- -_
päpstl. I 102 ff 387 f.
Geständnis II 827.
Gewalt : gesetzgeb. ; ~ richterl. : - voll-
ziehende I 28.
— väterl. II 149 407.
Gewänder, liturg. II 63 255 298 804
Gewerbe I 259 f.
Gewissensehe II 87 115.
Gewissensfreiheit I 79 ff.
Gewissensrechenschaft II 421.
Gewissensvertretung II 340.
Gewohnheitsrecht 1 10 111 ff.
Ghibellinen I 62 f.
Gilbertus I 176.
Glatz 1 453.
Glaube, nicht hinlängl. gefestigter I 218 f.
Glaubensbekenntnis, Ablegung I 292 ff;
11 öl .
— Apostel. II 8 264.
Glaubensdekrete I 100 888.
Glocken I 443; II 63 298 f 301 f 476.
glossa: interlinearis; marginalis- —
ordinaria I 173 ff 181.
494
Register.
Glossatoren I 173 ff.
Glosse I 173 ff.
Glücksspiele I 259.
Gnadenbehörden, päpstl. I 419.
Gnadenjahr 11 470.
Gnesen-Posen I 191 236 430 435; II
122.
Goa I 434.
Goffred V. Trani 1 181.
Gottesacker s. Friedhof.
Gottesdienst I 481 ; II 20 244 ff.
— Protest. I 82; — sonntägl. I 484; II
276 293.
Gotteslästerung II 316 377.
Gottesraub II 379 f.
Gottesurteil II 331.
Gottschalk II 402.
Grabgeläute II 71 73 75.
Grade, akadem. I 217 284 293 318; II
5 f.
— d. Schwägerschaft II 186 ff: ~ d. Ver-
wandtschaft II 178 ff".
gradus I 197; II 173 f.
Graf I 164 247; II 317.
Gran I 435 503.
Gratian I 13 112 170 ff; 11 84 139 150
160 163 167 170.
— Kaiser I 33 51.
Graz I 429.
Gregor d. Gr. I 153 162 268 395 432:
II 161 175 177 391.
— II. 1 162; II 177.
- III. II 177.
— VII. I 57 ff 110 156 169 268 328; II
246 357.
— IX. I 46 58 85 112 177 ff 222 285;
II 178.
— X. I 175 179 400.
— XIII. I 174 183 185 228 232 380 423:
II 166 395 414 417 467.
— XV. I 188.
- XVI. I 189 460; II 274.
Gregor Heimburg I 65.
- V. Nazianz I 52.
— V. Nyssa I 52 154.
Gregorianer I 168.
Gregorius, Kard. I 169.
Griechen II 59 65 81 117 125 177 228.
— unierte II 32 58.
Griechenland I 493
Groübritannion s. England.
Großmeister II 392.
Grotius, Hugo I 13 69.
Grundherr I 276 310 357; II 469.
Gründonnerstag II 42 252.
Grundreclite, Deutsche I 77 95; II 96.
Gruppenehe II 77.
guurdianus II 417.
Guelfen I 62 f.
Guido V. Haysio I 181.
Gymnasium I 216: II 11 17.
regularis
Haarpflege b. d. Geistl. I 255
habitus: clericalis I 254 ff: —
II 400 407.
Hadrian I. I 150 162 398 468.
— V. I 400.
— VI. I 363.
Haito V. Basel I 160.
Halbfeiertage II 275.
Halitgar v. Cambrai I 155.
Halsgerichtsordnung Karls V. I ^6.
Handbücher d, Kirchenrechts I 22 ff.
Handel I 260 f.
Handelsgesellschaften I 260 f.
Handkuß I 395 445.
Handschuhe, bischöfl. I 445.
Hannover I 76 335 341 343 350 452; II
29 201.
Hansestädte I 491.
Harduin I 147.
Häresie : formelle :
I 81 ff 407
materielle ; —
422 ; II 8 ff
dogmatizantes ;
recepti ; -
- formales : —
toleratil 81 ff:
; II 11 23 33
private
376 f.
haeretici :
proscripti
II 376 f.
Häretiker I 81 ff 226 361
36 59 64 131 f 325 337.
Hartzheim I 148.
Haupteid II 339.
Hauptverfahren II 327 f.
Hauskapelle d. Kard. u. Bischöfe I 413
444 ; n 293.
Hauskollekte II 441.
Hausmesse II 254 276 294.
Haustaufe II 26.
Haymon I 271.
Hebamme II 22 27 113.
Hebung d, Irregularitäten I 227 ff'.
Hedwig, St, in Berlin I 453 492.
Hegel II 79.
Heilige II 269 ff".
Heiligenmeister II 472.
Heiligenpfleger II 472.
Heiligsprechung II 269 ff.
Heilkunde I 261 ff.
Heinrich II. I 328.
— III. I 328 399.
— IV. I 399; II 90.
— V. I 329.
— Vlll. V. England II 188.
— Bohic I 181.
— V, Langenstein I 65.
— V. Segusia I 181.
Heiratsregister II 131 238.
Henker I 219.
Henotikon I 52.
Heraklea I 434.
Heraklius I 52.
Herard v. Tours I 160.
Hermaphroditen II 156.
Horzen.smilde, mangelnde 1 219 f.
J
Register',
495
29 f
399
Hessen I 78 192 236 287 324- II
202 268 274 279 318 355 370 f
438 440 ff 469 473.
Hetärismus II 77.
Hexerei II 378.
hierarchia: jurisdictionis ; — ordinis I 39.
Hierarchie 1 38 f.
Hieronymus I 85 ff 195: II 90.
Hilarius v. Poitiers I 52.
Hildesheim I 190 286 291.
Hilfsgeistliche I 282 306 486 ff; II 126
Reims I 161 ff 477: II 84.
18 ff
121.
Hiokmar v.
Hinschius I 10.
Hippolj^t I 145.
Hirtenamt I 28.
Hirteubriefe I 116.
Hirtenstab I 445; II 466.
Historia tripartita I 163.
Hochaltar II 41 296.
Hochschule I 216f; II 5f
Hochzeit II 133 ff 192 f.
Hofpfarrei I 480; II 108 129.
Holland I 333 423 491 : II 95
homicidium I 226 f; II 384.
honestas publica II 106 189 ff.
Honorat II 391.
Honorius I. I 289.
— III. I 176f 262.
— IV. I 175.
— (Kaiser) I. 397; II 814.
horae canonicae I 270 ff.
Hordenehe II 77.
Hormisdas I 150.
Hosius V. Korduba I 52 498
Hostien II 41.
Hostiensis I 181.
Hrabanus Maurus I 155 161 ff 464 • II 40"^
Hugo I 13.
— V. St Viktor II 84.
Huguccio I 174.
Hurerei II 386.
Huß 11 432.
Hypnotismus II 378.
Jaffe I 149.
Jagd I 259.
Jakob V. Jüterbogk I 65.
jejunium: naturale: — plenum •
Plenum II 42 280 ff'.
Jerusalem I 482 f.
Jesuiten I 228 235 238
414 419.
Tgnatius von Antiochien I 82 36.
— von Loyola I 214.
ignorantia: aö'ectata
semi-
II 161 395 397
crassa
— juris; —
— facti ;
supina II
— invincibilis
349 357.
illegitim! I 222 f 228 316 f 361 410- II
401 418 424.
lliterati I 213.
:i]yrien I 426; H 249.
I Immantation I 403.
„Immensa aeterni" I 119 421.
immersio II 26.
I Immobilien I 234.
immunitas : localis : — personalis • — rea-
lis I 50 53 67 250 ff; 11 800 ff 485 438 ff
Immunität, kirchl. I 250 ff 423 ; II 300 ff
438 ff",
immuratio H 368 415.
impedimenta matrimonii: absoluta: — ante-
cedentia ; — dirimentia ; — impedientia ;
— juris divini: naturalis, positivi ; —
juris humani: ecclesiastici, positivi- —
juris privati ; — juris publici : — ' oc-
culta; — perpetua; — prohibentia; —
publica; — relativa;-— subsequentia •
— temporanea II 135 ff.
— — dirimentia: aetatis II 148 ff- — af-
fr^'i^Qo!^^ ^^^^* ~ cognationis legalis
\nnie ' ~ ^^S^'^^^Jonis spiritualis II
179 0; — condicionis deficientis II 144 ff-
— consanguinitatis H 179 ff ; — criminis
II 169 ff; — cultus disparitatis II 162 ff-
nT^T"""^ ^^ ^^^ ff- - impotentiae II
loOff: — hgaminis II 156 ff: — ordinis
II 159; ~ publicae honestatis 11 189 ff-
- raptus n 166 ff; - vis et metus 11
142 0; — voti sollemnis II 160 ff.
impedientia: interdictum ecclesiasti-
cum II 194; — mixta religio 11 195 ff-
— tempus clausum II 192 f: — votum'
Simplex II 193 f.
j „Impensa Romanorum Pontificum" I 76
. Impotenz II 150 ff 222.
impuberes II 101 148 ff.
Jn coena Domini" II 350.
„In eligendis" I 401.
in facie ecclesiae II 118.
„In hac sublimi" I 401.
! „In nomine Domini" I 400.
1 in petto I 411.
in rem versio II 456.
in scrinio pectoris I 102.
incardinatio I 204 241.
incardinatus I 408.
incestuosi I 223.
incestus II 177 211.
incompatibilitas beneficiorum I 298 ff.
incorporare I 310.
incorporatio beneficiorum: minus plena;
— non pleno jure; — plena; — plenis-
sima : — plenissimo jure ; — pleno jure;
— quoad temporalia; — quoad tempo-
ralia et spiritualia ; — utroque jure I
incrementum cultus divini I 302.
Index librorum proliibitorum I 388 424;
II Off
Indices I
174.
Indigenat I 319 324 386 345.
Indizien II 340.
496
Register.
indulgentia: partialis ; — perpetua; —
plenaria ; — temporalis II 57.
Industriegesellschaften I 260.
Inlallibilität I 27 387.
infamia: facti; — juris I 223 f.
Infamie 1 223 f ; 11 369.
infamis I 223 f 318 361: II 28 320 325
337.
infantia major II 101.
informatio: siraplex ; — sollemnis II 213.
InfuI 1 445.
infusio 11 26.
ingressus 1 380.
^Injunctum Nobis" I 292.
Injurie I 245 387.
Inkorporation v. - Kirchenämtern I 309 fl
475 487.
innovatio beneficiorum I 304 ff.
Innozenz I. I 268 431.
— 111. 1 58 ff 175 ff 198 238 382; II 80
84 175 178 187 f 190 331 f.
— IV. I 46 58 ff 85 175 179 181 183
400 413.
— VIII. I 363 ; II 9.
— X. I 88 188 413; II 396.
— XI. I 188.
— XII. I 188.
Inquisition I 85; II 374 ff.
Inquisitionsprozeß II 331 ff.
inscriptio I 172 374; II 330.
Insignien: d. Äbte II 420; — d. Bischöfe
I 445 ; — d. Dekane I 478 ; — d. Erz-
bischöfe I 438 ff ; — d. Kanoniker I 454;
— d. Kardinäle I 413 f; — d. Papstes
I 394 ff: — d. Patriarchen 1 433.
insinuatio clamosa II 332.
installatio I 314 346 348.
Instanzenzug I 389 f; II 321 ff.
Institute, religiöse II 428 ff.
Institutentheorie II 451 ff.
institutio : actualis ; — auctorizabilis; —
canonica; — coUativa; — corporalis:
— realis I 197 313 f 342 348 f; 11 463.
Institutionen d. Kirchenrechts I 15 23.
- d. röm. Rechts I 15 157.
Institutiones juris canonici I 15 183.
Instrumentum pacis Osnabrugensis I 87 f.
Integrität d. Beicht 11 44,
intentio faciendi quod facit ecclesia II 22.
intercessor 1 459.
interdictum: ab ingrcssu in ecclesiam ; -
deam})uhitorium ; — generale; — locale;
— mixtum; — partiale; — personale;
— speciale; — totale 1 84 296; II 361 ff.
Interdikt II 361 ff.
Interdizierte I 225; II 28 33 36 71 361 fi".
interessentiae I 297.
Interkalarfonds I 236; II 469.
Interkahufriichto II 468 ff.
Interlokut II 327 341.
Internuntien I 431.
interpellatio conjug. infidelis II 164 ff.
Interpretation d. Gesetzes : authent. ; —
deklarative ; — dogmat. ; — doktrinelle
— extensive; — generelle; — granimat.
— histor. ; — komprehensive ; — log.
— partikuläre; — restriktive; — sy-
stemat. ; — translative ; — usuelle I
134 f.
Interstitien b. d. Weihe I 239 f.
intcrvcntor I 459.
inthronisatio I 314 342.
intitulatus I 231 408.
Intoleranz I 84 92.
intrusus I 313.
Invasion I 313.
Inventar II 456 479.
investitura I 314 348; II 463.
Investiturstreit I 58 328 f 357.
jocalia II 105.
Johann I. I 397.
— VIII. I 56 439; 11 249.
— IX. I 399.
— XII. I 57 399.
— XXI. I 175 400.
— XXII. I 62 110 180 182 300 354; II
469.
— Capistran I 65.
— d. Faster I 395.
— V. Böhmen II 91.
— V. Turrecremata I 163 174.
Johannes ab Imola I 181.
— Andreae I 181 183.
— de Lignano I 181.
— Galensis I 176.
— Gerson I 65.
— Monachus I 181.
— Scholastikus I 148.
— Teutonicus I 174.
Johanniter II 392.
Joseph IL I 233 323 368; II 92 469.
Josephinismus I 13 71 ff HO 130 140
215 f 278 290 303 313 323 358 387
480 494; II 92 201 249 265 274 394.
Josephsehe II 146 f.
ipso facto, ipso jure II 348.
Irenäus I 32,
Irischer Wahlmodus I 335,
Irland I 152 232 335 423 491.
irregularis I 209.
irregularitas : antecedens; — dispensabi-
lis; — ex defectu ; — ex delicto; - in-
dispensabilis; partialis: perpetua:
— subsequens; temporalis; — tota-
lis I 210 ff.
Irregularitäten I 211 ff 422 f.
irregularitas ex defectu: aetatis 1 211:
— animi I 212 f: - corporis I 211 f;
— famae I 223 f; - fidei I 218: -
lenitatis 1 219; libertatis I 221 f;
— natalium 1 222 f: — sacramenti 1
220 f; II 235; — scientiae 1 218 ff.
i
Register.
497
irregularitas ex delicto : abusus baptismi ;
— abusus ordinis; — apostasia; — bi-
garaia similitudinaria ; — censura vio-
lata; — haeresis; — homicidium; —
mercimonium cum stipendiis; — muti-
latio ; — Schisma haereticum I 225 ff.
irritatio : juramenti II 2^5 ; — voti II 288 f.
Irrsinn d. Papstes I 407.
Irrsinnige s. Geisteskranke.
Irrtum II 138 ff 239 287.
T(Ta, rd I 103.
Isidor Mercator (Mercatus, Peccator) 1 162.
— V. Sevilla I 149 153 163.
Italien I 149 ff 323 329 333 391 470- 11
95 215 306 396 399.
Iteration d. Messe II 252.
jubilatio I 297.
Jubiläumsablaß II 56.
Juden I 79 f 361; II 65 81 117 162 176
184 278 325 337 442.
Judenkinder II 211.
judex I 280; II 319 f. |
judices in partibus I 390; II 323 f.
judices: prosynodales; — synodales I 282
' 390 506; II 323.
Judicium II 319.
Julian d. Apostat I 50.
Julius II. I 401.
Jungherrn I 452.
jura: honorifica I 374; — onerosa I 375;
— parochialia I 484; — quaesita I 102
^ 120; - stolae II 442 ff; - utilia I 375.
juramentum: assertorium; — calumniae;
— comminatorium ; — corporale ; — de-
cisorium; — delatum; — explicitum;
— implicitum; — mixtum; — necessa-
rium; — privatum; — promissorium ;
— purgatorium; — reale; — relatum;
— Simplex; — sollemne; — suppleto-
num ; — verbale ; — voluntarium II |
283 ff 326 329 f. '
— de statu libero II 112 115 126 129. I
— fidelitatis I 61.
— septimae manus II 154 f 330 ff.
juratores synodi II 308.
jurisdictio: coercitiva II 313; — coactiva
I 28; — contentiosa II 313; — dele-
gata I 281 ff; - episcopalis I 443; - .,, ,ow ^i. 40U ^
extraordinaria I 281 ; - extrasacramen- Justinus Martyr I 37
1 J-^ ^.^ll ~ J^^^ciaria I 28; - legis- ; justitia 12.
lativa I 28; — mandata I 281 ; — ne-
cessaria II 313; — ordinaria I 280; —
poenitentialis I 28; — quasiordinarla I
280; — sacramentalis I 28 ; — vicaria
I 280; — voluntaria II 313.
Jurisdiktion üb. d. Ehe II 88 ff.
Jurisprudenz I 16 f.
Juristenrecht I 115.
— aquae benedictae s. aspersionis I 374;
— caesareum I 10; — canonicum I 9f';
— canonum I 9; — cavendi I 72; —
cerei s. palmarum I 374; — civile I
10; — commune I 11; — condendi sta-
tuta I 119; — deportus II 468; — di-
vinum I 10 97; — dominii supremi I
73; II 453 f; — ecclesiasticum I 10 97;
— episcopale I 443 ; — eundi in partes
I 87; — exclusivae I 72 324 334 f 404 ff;
— exuviarum II 496: — generale I
11; — humanum I 10 97; — in re I
314 339 ff 347 372; -in solidum I
.^} ~ inscriptionis I 374; — inspec-
tionis I 72 : — intercessionis I 374 ; —
luctus ecclesiastici s. listrae I 374 ;' —
majestaticuni circa sacra (in sacris,' sa-
crorum) I 68 72; - metropoliticum I
437; — naturale I 10 97 ; — novum I
12; — novissimum I 12; — optionis I
344 414; — particulare I 12; — pa-
tronatus (activum — clericale - com-
patronatus — ecclesiasticum — fami-
liäre — gentilicium — haereditarium —
laicale — minus plenum — mixtum —
passivum — personale — personalissi-
mum — plenum — reale — singulare) I
358ff;— placeti I 72 117 388 : - pon-
tificium I 10; - positivum I 10 97- —
praesentandi I 357 370 ff; — precura I
374; — primae noctis II 185; — pri-
marum precum I 344; — privatum I
10; — processionis I 374; — protectio-
nis I 72; — provisionis (minus plenae
— plenae) I 315 ; — publicum I 10-
- reformandi I 82 86 ff ; — regaliae
J^^^96; - repudii II 227; — sacrum
1 10; - scriptum (non scriptum) I 10
97; — sedis I 374; — sepulturae I
ö74; — simultaneae collationis I 344-
— singulare 111; — speciale I 11 • —
spolii II 496; — statuendi I 119 •' —
suffitus I 374; — thuris I 374- —'uni-
versale I 12; — utrumque I 17; —
variandi (cumulativum — privativum)
1 O i a.
Justinian I 52 157 247 267 326- II 159
177 180 417 450 465.
Justizbehörden, päpstl. I 417.
Ivo V. Chartres I 170 450.
57 60 ff 327 ff 396
397
303
Kaiser, deutscher I
399 f 405; II 468.
— römischer I 49 ff 246 f 251 326
426 496 499; II 9 89 f 228 278
''"vottLTlSS'^ l'^^^ 7 ^fl'^'^^^-^^^^ 55 60 f 396; H 62.
vocatiae 1 /2 d76 — antiquum I 12 ; Kaiserparagraph II 243
- appellationis ab abusu I 73; II 317; Kaisertum, christl. I 49 ff.
Sägmüller, Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. II. 3. Aufl. 32
498
Register.
Kaiserwahl I 60 f.
Kalaiulgesellschaften II 429.
Kaienden I 477.
Kalixt I. 11 89 141.
jj i 329.
Kalumnieneid II 326 339.
Kamaldulenser II 329.
Kammer, Apost. I 418 f; II 467.
Kammerer i 479.
Kämmerer d. Kardinalkollegs I 414.
Kanada I 334 423 491.
y.a>w> I 9 100.
Kanonen, Apost. I 145.
Kanonensammlung v. St Genevieve i. Paris
I 167.
— irische I 152
KanonensammluDgen: allgemeine; — au-
thentische ; — besondere ; — chrono-
logische; — öffentliche; — partikuläre;
— private : — systematische : — un-
echte I 142 ff.
Kanoniker I 272 277 282 284 286 292
296 f 317 ff 343 ff 448 ff.
Kanonikerorden II 396.
Kanonisation 1 388; II 270 f
Kanonissen II 392.
Kanonisten I 18.
Kant II 79.
Kanzel II 476.
Kanzlei, päpstl. I 103 106 110 419 f.
Kanzleigebühren I 444; II 215 446.
Kanzleiordnungen I 110.
Kanzleiregeln I 110 .354 419.
Kanzleitaxen I 142; II 214 f 448.
Kapelle II 293.
Kapitelskonferenz I 323 478 506.
Kapitelsstatuten I 119f 458 477.
Kapitelsvermögen I 277 454 477.
Kapitularien I 53 158.
Kapitulariensammlung I 158.
Kapitularvikar I 117 206 228 f 280 347 f
351 372 488 459 ff 490 f 501 504; II
103 126 213.
Kaplan I 489; II 127.
Kappengang I 452.
Kapuziner II 393.
Kardinalbischof I 409 ff.
Kardinaldekan I 414.
Kardinaldiakon I 409 ff.
Kardinäle I 117 202 246 280 283 286 299
400 ff 408 ff 415 ff 428 ff 497: 11 57 126
270.
Kardinalgroßpönitentiar I 418: 11 211.
Kardinalkäinmerer (Camerlengo) I 401 407
412 4V.K
Kardinalkanzler I 419 f.
Kardinalkolleg I 414.
Kardinallegat I 428 430.
Kardmalnepote I 421.
Kardinalpresbyter I 202 408 ff.
Kardinal prokurator 1 405.
Kardinalprotektor I 405; II 417 426 f.
Kardinalseid I 411.
Kardinalsgehalt I 413 f.
Kardinalskleidung I 413 f.
Kardinalskongregationen I 107 189 280
412 421 ff.
Kardinalskreation I 410.
Kardinalspflichten I 411f
Kardinalsrechte I 412 ff.
Kardinalstaatssekretär I 421.
Kardinalstaatssekretariat I 421.
Kardinalstitel I 410.
Kardinalsubdekan I 414.
Kardinalvikariat I 391.
Kardinalvizekanzler I 419.
Karfreitag II 42 252 254 277.
Karl V. 1 86.
— VI. V. Frankr. II 467.
— Borromäus 1 504.
— d. Gr. I 55 60 150 398 436 449; II
117 246.
— Martell II 435.
Karmeliter II 892.
Karolineuinseln I 396.
Karolingerreich I 52 ff 247 268 301 327
898 f 426 475 f: II 278 308.
Karsamstag I 239; II 42 252.
Kartäuser II 392.
Karthago 1 484.
Kastenvogt II 472.
Kastraten II 153.
Kasuistik II 225 281.
Katakomben II 67 253 272.
xardfrraaig 1 197.
Katechese I 448 481 ; II 4.
Katechetenschulen II 16.
Katechismus II 4.
Katechumenat II 22 180.
Katechumenenschulen II 16.
Kathedrale I 238 308 312 343 475; II 42
291 ff 469 471 476.
Kathedralschule s. Domschule.
Kauf I 366.
Kautelen: b. Religionsverschiodenheit II
164;
b. d. gemischt. Ehe 11 197.
Kelch 1 443 ; II 63 255 297 f.
Kenntnisse, mangelnde I 213 ff 320 ff 383
! 487.
Kerkerstrafen II 368 415 f.
Ketzerei s. Häresie.
Ketzergesetze I 51 85 f; II 316 876 f.
Ketzertaufe I 21 f.
Keuschheit I 257 f; s. Gelübde u. Zö-
libat.
Kinder I 208 861 : II 4 21 ff 59 67 101 f
188 148 148 ff 197 ff 225 f 240 ff.
j Kinderbeicht 11 50 f.
1 Kindererziehuni? I 91: II 21 ff 20 ff 146
I 201 ff 226 242.
Kinderkonimunion II 86 f.
Kindertaufe II 21 ff.
Register.
499
Kirche I 3 ff 25 ff 40 fF 79 ff 384 ff: II 63
67 290 ff.
— dän. I 202; - engl. I 202; - fränk
I 52 ff 150; — gaJl. II 246; — griech."
I 201 s. Griechen; — luther. I 6 68 f;
— Orient, s. Griechen; — reformierte
I 6; — röm. I 6 27 385 ; — russ. I
6; — schwed. I 202.
Kirchen I 6 82.
Kirchenamt I 274 ff.
Kirchenärar II 471.
Kirchenbann II 355 ff.
Kirchenbeamte I 275.
Kirchenbücher I 483.
Kirchenbuße I 209 223; II 44 167 170
313 355 368.
Kirchendiebstahl II 301 380.
Kirchendienst I 278 349 384.
Kirchenfabrik II 291 455 470 ff.
Kirchenfabrikrat II 472,
Kirchengebote I 196 423.
Kirchengemeinde I 486; II 450 f 471.
Kirchengemeinderat II 472.
Kirchengesang II 263 ff.
Kirchengeschichte I 18 f.
Kircheugeschworene II 47 J,
Kirchengewalt I 27 ff.
Kirchenhoheit, landesherrl. I 67 ff
— Protest. I 68 f.
Kirchenkasten II 471.
Kirchenkollekte II 441.
Kirchenmeister II 471.
Kirchenmusik II 263 ff.
Kirchenordnung, Apost. I 145.
Kirchenpatron II 271.
Kirchenpfleger II 472.
Kirchenpropst II 471.
Kirchenrat I 72.
Kirchenrecht, kath. I 6 ff .
— Protest. I 12.
— als Wissenschaft I 12 ff.
Kirchenrechtsquellen: formelle 181 142 ff-
— materielle I 81 ff.
Kirchenschatz II 55.
Kirchenstaat I 55 391 ff.
Kirchensteuer II 441.
Kirchenstiftungsrat II 472.
Kircheustühle II 299 441 476.
Kirchenvater II 471.
Kirchenvermögen I 230 f 276 f 388 f 423
444 468 481; 11 291 432 ff.
Kirchenvorsteher II 471.
Kirchenzucht I 481.
Kirchhof s. Friedhof.
Kirchtürme II 476.
Kirchweihfest II 293.
Klage: dingl. ; — persönl. ; - petitor. •
— posessor. ; — Spolien- ; - vindikat!
II 325 f.
Klagebegehren II 326. i
Klagegrund II 326. 1
1 Kläger II 325.
Klageschrift II 326.
i Klasse a. Synoden I 498.
Klauseln I 106 228; II 214.
Klausur II 310 409 f 425 427.
Klei^dung : d. Bischöfe I 445 : — geistl. I
[ 255 f; — d. Kanoniker I 454- — d
Kardinäle I 413 f; - liturg. II 255- -
d. Papstes I 395.
Kleinasien I 35.
Klemens I. I 32 36
— II. I 399.
— IIL I 176.
— IV. I 107 175 353.
— V. I 175 180 f 251 400 465
— VI. I 401.
— VII. I 271 402.
— VIII. I 185 188 272 286 423 • II 9 f
248 396 ff ' ^^
— XL I 274.
— XII. I 301 401 405.
— XIII. II 281.
— XIV. n 274.
Klerikalprivilegien I 200 244
Kleriker I 196 ff 243 ff.
Klerikerorden II 396.
Kleriker vereine I 120.
xkrjpixög I 194.
xÄTjpog I 194.
[Klerus I 31 194.
! Klingelbeutel II 441.
j Kloster I 310 363 456 459 485; II 395
I Klosteraufhebung II 397 ff' 423 f!
I Klostergründung II 396 ff 423 f. '
'Klosterkirchen I 360; II 235 421.
Klosterschule I 213: 11 16.
Klostervermögen II 397 408 ff 425
IKnie II 174.
Koadjutor I 39 280 388 456 460 ff 487
491 501.
' Kodifikation d. Kirchenrechts I 186 f
Kognaten 11 173.
' xotudg ßioq II 391.
Kollation, abendl. II 281.
! Kollegialsystem I 69.
Kollegiatkapitel I 119 302 447 ff 501 505
; KoJlegiatkirche I 302 312 363 471 476 '
I Kollegien I 213.
' Kollegium I 119.
Köln I 190 232 431 449 460- II 9 122
i 322 324. ' ' ^ ^^'^
Kolumban I 155.
Kombattanten 1 220.
Kommende I 277 357.
Kommendengelder II 446.
Kommentare I 13 22.
Kommissariat I 477.
Kommission : histor.-liturg. ; — f. d. Kir-
chengesang ; — liturg. I 424. *
Kommissionen a. Synoden I 498 502.
Kommunalsteuer I 251.
32*
500
Register.
Kommunion: österl. I 480; II 39 f; —
tägl. II 40; — unt. e. Gestalt II 41;
— vor d. Ehe II 133.
Kommutation : d, Stiftungsmessen II 259 ;
— frommer Stiftungen 1 456 ; II 479.
Kompatron I 360 ff.
Kompetenz II 320.
Komplet 1 271.
Kompromiß I 338 403.
Konfession, Augsb. I 86 f.
— reformierte I 87.
Konfirmation d. Bischofs I 314 326 ff 341 ff
388 412.
Kongregationen I 119 485 498 502 ; II 422.
Kongrua I 233 311 ; II 462.
König, deutscher I 57 ff 301 327 ff 398 ff;
II 467.
— langobard. I 398.
— V. Neapel u. Sizilien I 427 f.
— V. Ungarn I 427.
Königskrönung I 435 443; II 62.
Königsparagraph I 400.
Königswahl I 61.
Konklave I 401 ff.
Konklavisten I 401 f.
Konkordat I 123 ff 191 390 424: — bad. 78
249 324 369; II 440 457 466 469; —
bayr. I 76 249 287 301 303 324 333
346 369 452; II 318 487 466 469; —
französ. (1516) I 66 332, (1801) I 75
124 333; — österr. I 77 249 303 333
346 358 369; II 370 399 457 466 469;
— Wormser I 123 ff 329 ; — württ. I 78
117 216 236 249 324 358 361 369 495;
II 5 370 440 457 466 469.
Konkordate : Aschaffenburger I 66 ; —
Frankfurter I 66 : — Fürsten- I 66 ; —
Konstanzer I 66 332 447 ; — Wiener I
66 355.
Konkubinat I 258; II 88 97 114 206 f
210 886.
Konrad v. Gelnhausen I 65.
Konsekration : d. Altars I 397 ; II 68 295 ff;
— d. Bischofs I 239 326 382 343 437;
— d. Kelches I 397 : II 63 297 ; — d.
Kirche I 397; II 63 292 ff; — d. Pa-
tene I 397 ; II 63 297.
Konservator II 319.
Konsistorialabteien I 412.
Konsistorium: außerordentl,; — geheimes;
— öffentl.; — ordentl. I 412.
— (bischöfl. od. staatl. Behörde) I 72
472; II 91.
Konstantin d. Gr. I 49 251; II 278 314
4.34 438.
Konstantinopel I 33 397 426 432 494.
Konstantinus Pogonatus I 398.
Konstantins I. I 897.
Konstitutionen, Apost. I
Konstitutionensammlung ,
158.
145.
Sirmondsche I
Konsultor I 425 497 501.
Konvalidation ungült. Ehen II 114 206
215 ff.
Konventikelwesen II 264.
Konventionalstrafe II 104,
Konventualmesse I 454; II 257.
Konversion II 30 f.
Konvikt I 216 f.
Konzilien, allgem. I 100 f 386 ff 493 495 ff.
Konziliensammlungen I 147 149 188.
Kooperator I 488.
Kopie II 339.
Kopten I 484.
Kopulatheorie 11 83 f.
Korinth I 436.
Kornelius, Papst I 38.
Korporale II 63.
Korporation I 119 f 414 451 f 453 477:
II 398 ff 437 f.
— öffentl. I 42 278.
Korrektionshaus II 370.
Korrupte] I 113.
Kraniotomie II 384.
Kreuzfahrer II 62 315.
Kreuzwegandacht II 265.
Kreuzzugssteuern II 448.
Krieg I 219 f.
— Dreißigjähriger I 87.
Kriegsdienst I 219 f 251 ff.
Kriegswaffen, mörder. II 386.
Kriminalgerichtsbarkeit I 246 ff: II 316 ff
329 ff.
Kronkardinal I 410.
Krönung d. Papstes I 403.
Kulm I 291 ; II 122.
Kulturkampf I 77 f.
Kultus I 388 424 448 f; II 244.
Kultusfreiheit I 85 ff.
Kultusvereine, französ. I 122.
Kummean I 155.
Kuratbenefiziat I 286 292 297 f 317 f.
Kuratbenefizium I 279.
Kuratel I 261.
Kuratkaplan I 489.
Kurator I 262 370; II 325.
Kurfürsten 1 61.
'/.')()ta/.rj. xopia/jh I 5.
Kurialbehorden I 107 ff 189 280 417 ff.
Kurie I 415 ff.
Kursor II 319.
Küster 1 275 384.
I.abbe I 147.
Laborans I 174.
Ladung II 326.
laesio enormis II 345.
Lagus I 15.
laici I 195.
Laien I 31 195 f 497 501 505; II 3 368
471.
Laienbeicht II 45.
Register.
501
Laienbruder I 245; II 401 417.
Laienkommunion I 209 243.
Laienorden II 396.
Laienpatron I 359 ff.
Laienschwester II 417.
Laienzehnten II 443.
Aaixoi I 195.
Lainez II 123.
Laisierung I 243.
Laktanz I 3.
Lambertini, Prosper I 13 110.
-Lamentabili sane exitu" I 5.
Lancelotti I 15 183.
Landesbeamte II 240.
Landesherr I 67 ff 219 233 236 348 351
361 367 ff 462 465; II 310 410 435
Landesherrin II 409.
Landessprache I 319.
Landgeistliche I 276 474; II 455.
Landkapitel I 119 477.
Landkirchen I 276 474 • II 454 f
Xauq I 195.
largitas sponsalicia II 105.
Lateran I 391.
Landes I 271.
Lauenburg I 491.
Launoi Johann II 85 91.
Lauren II 391.
Laurentius, Presbyter I 150.
— Gegenpapst I 397.
Lausitz I 491.
Lavant I 190 333.
Lazaristen II 424.
Lebensnachstellungen I 295; II 233 242
Le Conte I 178.
Lectionarium I 271 ; II 247
lectura I 173.
Ledigschein II 113.
Legaltheorie I 127.
Legat II 441.
Legaten I 117 246 412 426 ff; II 126.
legati a latere I 412 428 ff.
— missi (dati) I 428 430.
— nati I 427 430.
leges I 10.
leges: affirmativae; — interdicentes ; —
irritantes; — raixtae ; — morales'; —
negativae ; — permissivae ; — poenales
(mere poenales) ; — praeceptivae (prae-
cipientes); — prohibentes 1 129 ff; II
410 f.
— canonizatae I 19 122.
Legisten I 13.
Legitimierung unehel. Kinder I 228 316
422; II 213 226 242 407.
Lehen I 248 366; II 458.
Lehensherr II 467 f.
Lehramt: kirchl. I 28 f 387 443; II 1 ff;
— oberstes I 387 ; — theolog. II 5 f!
Lehrbücher d. Kirchenrechts 1 24.
Lehren, falsche I 388 443 ; II 8 ff
Lehrer I 36.
Leibeigene I 221; II HO.
Leichenverbrennung II 65 72 75.
Leihhäuser II 388.
Leihkassen I 260.
äsXto> epyo^^ II 245.
XsiTO'jpyia II 245.
Lektor I 38 ; II 62.
Lektorat I 38.
Lektüre verbot. Bücher I 388 443 • II 9 ff
Le Mans I 164 f.
Lemberg I 435.
Leo I. I 239 268 426 432 496 498
— IIL I 55 60; II 177.
— VIII. I 398 f.
— IX. I 58 268 399.
— X. I 66 272 300; II 10.
— XII. II 274.
— XIII. I 106 188 272 396 401 424-
II 9 ff 33 97 196 423.
— d. Philosoph II 117.
Leodald, Diakon I 165.
Leutpriester I 475.
Leviratsehe II 80 185.
Lex: Alamannorum: — Bajuwariorum ;
— Burgundionum ; — Langobardorum ;
— Ribuaria; — Salica; — Saxonum;
— Visigothorum I 158.
— canonica I 10; — dioecesana, dioece-
sanae jurisdictionis I 443; — Julia u.
Papia-PoppaeaI267; — LutzianallS;
— metropolitana I 437.
— Romana canonice compta I 158.
libellus: accusatorius ; — inscriptionis II
325 330.
Liber diurnus I 110 156.
— examinis sponsorum II 109.
— extra vagantium I 178.
— missalis II 247.
— pontificalis I 163.
— septimus I 183.
— sextus I 179 f.
— Tarraconensis I 167.
Liberius, Papst I 397.
libertas Romana I 289.
Libri duo de synodal, causis I 167.
libri : mysteriorum ; — poenitentiales ; —
sacramentorum I 154 ff.
Libyen I 432.
licentia docendi II 5.
„Licet de vitanda" I 400.
Licht, ewiges I 41.
ligamen II 156 ff.
ligans II 34 181.
Limburg I 236 453; II 122.
limina Apostolorum I 296 389 422 447
466; II 305 ff.
linea: aequalis; — ascendens (ascenden-
tium); — collateralis ; — descendens
(descendentium) ; — inaequalis; — in-
502
Register.
ferior; — obliqua; — recta; — su-
perior ; — transversa II 173.
Lingen-Reuß I 189.
linteamina II 298.
Lippe I 192 491.
Lissabon I 429 431 433.
Litanei II 12 264.
Litisdesertion II 828.
Litiskontestation II 326.
Litispendenz 11 326.
litterae: Apostolicae simplices I 107; —
— commendaticiae I 205 241 f 484;
II 252; — dimissoriae I 205 f 241 f
446 4.59 471; II 113 125 414; - ex-
cardinationis I 241 ; — excorporationis
I 241 ; — executoriae I 353 ; — formatae
I 205 241 f; — monitoriae I 353 ; —
pastorales I 116; — praeceptoriae I
353; — reverendae I 242; — testi
moniales I 205; II 113 401 414 424.
Liturgie : v. Alexandrien ; — ambrosia-
nische ; — v. Antiochien ; • — d. hl. Ba-
silius; — d. hl. Chrysostomus ; — gal-
lische ; — glagolitische ; — gotische ; —
irische ; — d. hl. Jakobus ; — v. Jerusa-
lem ; — klementinische ; — v. Konstan-
tinopel; — mailändische; — d. hl. Mar-
kus ; — mozarabische ; — römische ;
— slavo-lateinische II 245 f 249.
Livland I 465.
locus congruus I 302.
— in capitulo I 346.
Lokalablaß II 57.
Lokalist I 489.
Lorenzo, S. I. 409.
lorum I 439.
Los I 313 338 370.
Lothar I. I 398.
— IL II 90.
Lubich, Nikolaus I 05.
Lucifer v. Calaris I 52.
Lucius III. II 84.
Ludwig d. Bayer I 62 f; II 91.
— d. Fromme I 327 398 449.
— L V. Bayern I 78,
— XIV. V. Frankreich I 256; II 468.
Lund I 435.
Lunula II 298.
Luther I 68 184; II 91.
Luxemburg I 423 491.
Luzern I 429.
Lyon I 427 435.
Lyzeum I 216; II 17.
Waaßen I 148.
machinari II 171.
Madrid I 429 431 434.
Magdeburg I 435; II 10.
magia II 378.
magister fabricae II 471.
raagisterium I 28 f; II 1 ff .
Magnetismus II 378.
Magschaft II 173.
Mahlscbatz II 104.
Mailand II 246.
Mainz I 161 ff 190 f 435; II 10 47.
Majorist I 197 264 ff.
majoritas I 283.
maleficium II 152 378.
malitia II 149.
Malta II 124.
Mandat I 116 353.
Männerkongregationen II 426.
Männerorden II 396.
Mansi I 147.
mansio I 450.
mansionarius I 451.
mansus II 439.
Mantel d. hl. Petrus I 440.
Manualbenefiz I 278.
manualia I 297.
Manualstipendium II 257 ff.
manus mortua II 435.
manzeres I 223.
mappae II 298.
Maran Atha II 356.
Marcian I 52 496.
Marculf I 156.
Margarete Maultasch II 91.
Margaritae I 174.
Maria Maggiore I 409.
mariage ä la Gaulmine II 126.
Marianische Kongregationen II 431.
Maroniten I 434.
Marsilius v. Padua I 62; II 91.
Martin IV. I 175.
— V. I 83 354 411; II 330 469.
Martinsberg I 290.
Martinus, hl. II 391.
— V. Braga I 152 f.
Martyrologium I 271.
martyrium I 475.
Mäßigkeit I 256.
materia legis I 135.
Materie: d. Taufe II 25 f; — d. Firmung
II 33; — d. Eucharistie II 255: — d.
Buße II 44 ; — d. Ölung II 58 ; - d.
Priesterweihe I 196; — d. Ehe II 85.
matricula I 448.
matrimonium : civile; — clandestinum; —
conscientiae ; — consummatum ; — illi-
citum ; — inaequale ; — invalidum ; —
legitimum ; - licitum ; — morganati-
cum ; — occultum ; — praesumptum ;
— publicum; — putativum; - ratum;
— secretum; — validum ; -- verum
II 86 ff.
— civile II 93 ff.
— clandestinum II 118 ff.
— conscientiae 11 115.
— consummatum II 82 ff.
— initiatum 11 84.
Register.
503
matrimoniuin mixtum II 195.
— perfectura II 84.
— putativum I 223 ; II 124 187 216 225
242.
— ratum sed non consummatum II 82 ff
156 161 f 189 ff 229 f 407.
matrinae II 27.
]\Iatthias Döring I 65.
Maturitätsprüfung I 216.
Matutin I 271.
Maximilian IL v. Bayern I 78.
Mecklenburg-Schwerin I 192 491.
Mecklenburg-Strelitz I 192 491.
Mediation I 396.
Medicus I 168.
Medizin I 220 261 ff.
Meineid II 286 316.
Meißen I 491.
Melchiades I 162.
Melchiten I 434.
Mendikanten I 284 : II 392 396.
Mendikantenkloster II 396.
raensa II 296: — episcopalis I 277 449
456 ; II 455 459 ; — pauperura II 478 •
— principis I 233 236; - S. Spiritus II
478.
Mensalgut, biscböfl. s. mensa episcopalis
Mensur I 224; II 385.
mercimonium cum stipendiis I 225- 11
261 f.
Merowingerreich I 52 f 247 268 327 475 •
II 278.
Mesner I 275 384.
Mesnerwohnung II 476.
Meßbuch II 247 f.
Messe I 422; II 250 ff.
Meßstiftung II 256 ff.
Meßstipendium II 256 ff.
Methode d. Kirchenrechtes I 14 f.
!J.T,7p6-ohq I 436.
Metropolit s. Erzbischof.
Metropolitanrechte d. Papstes I 391.
287
— reveren-
I 221 252; —
II 240.
metus I 208; II 142 ff
tialis II 143.
Metz I 291 333 427.
Mexiko I 94 232 333.
Militärpfarrei I 480.
Militärpfarrer II 103 129
Militärpflicht: d. Geistl.
d. Ordensleute II 401
Militärs I 205 219 f 262 :
Militärseelsorge I 291.
militia: Christi II 392'; - coelestis I 253
Minderjährige I 361 : II 101 f 148 ff
240 f 325. A i^ö n
minister: generalis: — provincialis II 417
rainisterium I 197.
Ministrant II 256.
Minorist I 198 f 248 269; II 2.
missa: bifaciata; — cantata; -'- catechu-
menorum ; — de sanctis ; — de tempore ;
— fidelium ; — praesanctificatorum ; —
privata; — publica: — sicca: — soli-
taria; — sollemnis ; — trifaciata; —
votiva II 250 ff 258.
Mißachtung d. Zensur I 225.
Missale Romanum II 248.
Mißbrauch d. Taufe I 225.
— d. Weihegewalt I 225.
Mißgestaltete I 212.
Mißheirat II 88.
missi I 164.
missio: canonica I 28 197 275 314 348-
II 2 ff; — legitima I 275.
Missionär I 232 235 261 490; II 103 125
129 f 164 256.
Missionen I 232 235 388 423 490 ff.
Missionsbischof I 490 f.
Missionsländer I 423 491.
Missionspfarrer s. Missionär
Mitgift II 405.
Mitpatron I 360 ff.
Mitra I 395 413 445; II 420.
Mitschuldige II 351.
Mittelamerika I 338.
Mittelschule II 17 19.
mixta religio I 422; II 195 ff 205.
Mobilien I 234.
moderamen inculpatae tutelae I 226.
moderatrix generalis II 427.
Modernismus I 238 293; II 6 8 11 ff 307
377.
Mohammedanismus II 375.
Monarchia Sicula I 427.
monasterium II 395.
Monate, päpstl. I 345 f 354.
Mönch I 202 204 206 214 235 245 272
279 284 288 ff 319 342 410 423 470
484 f; II 2 28 35 48 50 69 325 391 ff
monitio : canonica : — paterna II 333 ff
Monogamie II 79 f 156 ff.
Monsignore I 416.
Monstranz II 298.
Monteaux I 180.
Monte Cassino I 290; II 391.
Montes pietatis II 388.
Moral I 3.
Moraltheologie I 18.
Mord I 226 f 228 ; II 295 384.
[ Morgengebet I 271.
Moritz, St I 290.
Mortarafall II 24.
Mortuarium II 443 446.
mos: canonicus I 10 ; — judiciorum I 115
Moses II 80 227.
Motuproprio I 107.
Mozarabische Liturgie II 246.
Mozzetta I 395.
mulier subintroducta I 257.
Mummereien I 258.
München; — -Freising I 191 429 431-
II 293 322 324.
504
Register.
mundium II 117 f.
munera sordida I 251 ; II 439.
Munizipalämter I 251.
Münster I 450.
Münster (Bistum) I 190 f 436 453; II 122
127 470.
Munt II 117 f.
Muntwalt II 117 f.
munus: a lingua; — a manu; — ab ob-
sequio II 381.
Münzkunde I 21.
mutatio beneficii I 305.
mutilatio I 227 ; II 384.
Mutterhaus II 423 427.
Mutterkirche I 808.
Mutterrecht II 77.
Nachschlagewerke I 25.
Namensänderung d. Papstes I 403.
Napoleon I. I 75 89 494; II 121.
Narbonne I 434.
Nassau I 78; II 29 202.
Nationalsynode I 118 435 494.
Naturrecht I 2 19 98.
,Ne temere" II 87 103 128 ff.
necessitas urgens I 295 302 304 312 461;
II 458.
necromantia II 378.
neoconversi I 218.
neophyti I 218.
Nepotismus I 222.
Neufundland I 423 491.
Nichtigkeitsbeschwerde II 344 f.
Niederlande s. Holland.
Nikolaus I. I 56 151 165 398; II 83 149
177.
— II. I 268 400 402 409; 11 177.
— III. I 175 179.
— IV. I 175 400 414.
— V. I 125 355 433.
— V. Clemanges I 65.
— V. Cusa I 65 163.
— de Tudeschis I 181.
— II. V. Rußland II 196.
Nobilität I 319.
Nokturn I 271.
Nominalelenchus II 3.
Nomination I 314 332 f 340 ff 345 360;
II 417.
vöjint I 9.
Nomokanonen I 148.
Non I 271.
Nonne I 245 441 443; II 62 325 391 ff.
Nonnenkloster II 397 ff.
Norbert, hl. II 392.
Norbcrtiner II 392.
Normaljahr; — -tag I 88.
Notar 1 202 416 505; II 313 319.
notarii I 38 319.
nothi I 223.
notorietas facti ; — juris II 327.
Notstand II 347.
Nottaufe II 22 27 182.
Notwehr I 226 245; II 347.
Notzivilehe II 95.
Notzucht II 886.
Novae od. Novellae constitutiones I 179.
Novellae I 157.
— Gregorianae I 179.
Novizen I 245 ; II 400 ff 423 f.
Novizenhaus II 400 423.
Novizenmeister II 400.
Novizenmeisterin II 427.
Noviziat II 400 ff 423 f.
Nüchternheit II 42.
Nullitätsprozeß II 220 ff.
numerus clausus I 452.
— sufficiens I 335.
nummus : vicesimus ; — quinquagesimus II
465.
Nuntius I 842 429 ff.
nuptiae II 79.
Nutznießer I 367 ; II 403 425 463 474.
Obedientia: canonica I 285; — debita I
295.
Obedienzeid I 285 ff.
Obedienzgesandtschaft I 396.
Oberrheinische Kirchenprovinz I 76 ff 335 f
341 345 350 452; II 122.
oblati I 300; II 401.
Oblationen I 276; II 257 440.
Obligationen 1 235 261.
obreptio I 104; II 212.
obrogatio legis I 135.
Observanz 1 112.
Occam Wilh. v. I 63; II 91.
oculus canonis I 212.
Odoaker I 397.
officialis : foraneus ; — principalis ; — ur-
bicus I 469 f.
„Officiorum ac munerum" I 424; II 10 ff.
officium: diurnum I 271; — divinum I
271 ; II 245; — ecclesiasticum I 275 ff;
— naturae II 82 ; — nocturnum I 271 ;
— strepae et stratoris I 396.
Officium Sacrum I 422.
Offizial I 469 ff; II 213.
Offizialat I 469 ff.
Ökonom I 459; II 456 468.
Oldenburg I 192; II 29 202.
Öle, hl. 1 443; II 63.
Olmütz I 333.
vjlung, letzte I 485; II 58 ff.
Omnibonus I 174.
loii.oiföputv I 489.
oneiromantia II 378.
onoratio I 307 f.
onus : personale ; — reale I 307.
opera : forensia ; — servilia II 275 f.
Opferstock II 441.
opinio juris s. nccessitatis 1 112 f.
Register.
505
oppositio nullitatis II 344 f.
Optionsrecht I 344 414.
Oratorianer II 424.
Oratorium: halb offen tl. : — öffentl. ; —
privates I 413 444; II 42 253 f' 276
293 f.
Ordale 11 331.
Orden II 390 ff.
— Dritter I 284; II 429.
Ordensaufhebung II 397.
Ordensdisziplin II 419.
Ordensgeistlicher als Bischof I 319.
Ordensgelübde IL 395 405 ff.
Ordensgeneral II 417.
Ordensgründung II 39ß f.
Ordenskapitel 1 280; II 416 f.
Ordenskirchen II 2 35 68 310.
Ordenskleid II 400 407.
Ordensleute I 196 202 ff 232 235 245 272
279 284 287 ff 311 319; II 2 28 35 46
59 69 325 390 ff.
Ordensobere I 202 ff 280 285 ; II 390 ff.
Ordensprivilegien II 407.
Ordensprovinzial II 417.
Ordensregel II 395.
Ordensstand I 196; II 395 f.
Ordinand I 207 ff 287 293.
Ordinariat I 472 f.
Ordinariatserlaß I 115.
Ordinarius (judex) I 442.
— loci II 103 129.
ordinatio I 197.
Ordination I 196 ff 237 ff 422 443 446.
— absolute I 197 203 205 230 239 241
275.
Ordinationstitel I 230 ff.
Ordinator I 200 ff 237 ff.
ordines I 196 ff.
Ordines judiciarii I 174.
ordines: majores I 196 ff 239 f; — mino-
res I 196 ff 202 211 214 228 239 f.
Ordines Romani I 156.
ordo I 196 f; II 395; — canonicus I 10;
— clericalis I 200 ; — hierarchicus ; —
inferior; — major; — minor; — non
sacer; — sacer; — superior I 196 ff.
Ordo poenitentiae 1 155.
Organist I 275 384.
Orgel II 267 476.
Orientalische Kirche s. Kirche.
Orientalisches Mönchtum II 39J.
Originalurkunde II 339.
origo I 203.
opog 1 101.
Vpog y.a'>o>txog r. ayitou \\Tzo<n6/.w\* I 145
Ort d. Ordination I 238.
Orte, heilige II 290 ff.
osculum pacis I 374.
Osnabrück I 236 291 491.
Osterfasten II 280 f.
Osterkommunion I 485; II 39 f.
I Ostern II 273.
I Österreich I 71 ff 88 193 215 f 236 248 ff
270 287 291 303 323 333 f 346 361
368 f 405 410 f 430 441 458 501 • II 25
30 92 96 157 198 202 265 269 274 279
306 318 370 399 403 412 418 438 443
463 466 469 473 477.
Ostgoten I 397.
Ostia I 397 409 414.
Ostiariat I 38 198.
Ostiarier I 38.
Ost-Illyrikum I 426.
Oströmer I 397 f.
Otgar, Erzb. v. Mainz I 161 165
Otto d. Gr. I 57 328 399.
— IV. II 467.
Ottonen I 301.
Pachomius, hl. 11 391.
Pächter I 366 ; II 464.
pactum J 158; — de non petendo I 237;
— de non variando I 372.
Paderborn I 191 236 491 f ; II 122 470.
Paläographie I 21.
Palästina I 432 f.
Palatinalklerus I 415.
Palea I 173.
Palestrina I 409.
Palla II 63 298.
Pallientaxe I 440; II 447.
Pallium I 285 f 388 395 412 433 438 ff-
II 63.
Pallottiner II 424.
Pandekten I 157.
Panorraia I 170.
papa I 394.
Papalsystem I 65 386.
Paphnutius I 267.
Papst I 31 ff 101 ff usw., besonders 384 ff.
Papstbriefe I 102 ff 149 175.
Papstwahl I 396 ff.
Parabolani 11 428.
Paramente I 63 255 298; II 476.
parentela II 173 f.
Paris I 178 179 182 429 431; II 5 18
112.
Parität I 90 ff.
parochia I 442 474 480.
Parochialzwang I 92 485.
Parochianen I 306 309 480 ff; II 21 ^
38 ff 50 59 67 ff 119 ff 129 ff 444 471
474 ff.
Parochianismus I 480.
parochus I 480; — actualis; — habitua-
lis; — primitivus; — priucipalis I 310 f
454; — proprius 11 110 ff 125 ff 129 ff;
— putativus II 125.
Tzufioixia I 442
pars decisa I 178.
— sanior I 329 339 499.
Partikularkongregation I 498 502.
506
Register,
Partikularsynode I 118 ff 190 388 422
500 ff.
„Pascendi Dominici gregis" I 5.
Pascha II 273.
Paschalis II. II 306.
Paschasius Quesnel I 151.
Passau I 191.
Passionssonntag I 239.
Passivlegitimation II 325.
pastor I 480.
^Pastor aeternus" I 187.
Pastoralkonferenz I 323 478 506.
Pastoralmedizin I 263.
Pastoraltheologie I 18.
Paten I 27 f 34; II 179 ff.
Patene I 443 ; II 63 297 f.
paternitas : legalis II 182 ff; — spiritualis
II 179 ff.
Patriarch I 39 279 280 283 391 410 431 ff;
11 320.
— ökumenischer I 395.
patriarchae : majores ; — minores I 433 f.
Patriarchalkirche I 409.
Patriarchalkreuz I 433.
Patriarchalsynode I 118 432 494.
Patriarchen : alttestamentl. II 80; — große
I 433 f; — kleine 1 433 f; — latei-
nische I 433.
patricius Romanorum I 55 399.
Patrimonium I 231 ff 253; II 464; —
Christi II 449 ; — pauperum II 450 ;
— Petri I 391 ff.
patrini II 27 179 ff.
Patriziat I 55 399.
Patrologie I 18.
Patron s, Kirchenpatron.
Patronatsherr I 302 ff 355 ff 378 ff : II 467
474 ff.
Patronatsrecht I 355 ff.
— landesherrliches I 367 ff.
— strittiges I 374.
patronus fructuarius I 375 ; II 474 f.
Paucapalea 1 173 f.
Paul II. I 413; II 459.
— ni. I 421.
— IV. I 183 401 ; II 9.
— V. I 185 405; II 248.
— V. Theben II 391.
Paulinisches Privileg II 164 ff 230.
Paulinus v. Nola II 391.
Paulskirche I 409.
Paulus, hl. I 32 ff 219; II 89 163 ff 192
235 313.
paupores II 214 f 450.
pax I 125.
peccatum II 313 f.
pectoralo I 395 445; II 466.
peculium 11408 414; — clericale; — in-
dustriale; — patrimoniale II 464 f.
pedum : curvum I 445 ; — rectum I 395.
pejeratio II 286.
pensio I 231 ff 277 307; II 414 470.
Pentapolis I 432.
percussores clericorum I 244 ff; II 358.
peregrini I 133; II 350 ff.
IJspl /apia/xdrojv I 145.
periculum mortis s. articulus mortis.
Perinde-valere-Reskript II 213.
-spiods'jzai I 464; II 308.
perjurium II 286.
perraixtio rituum II 249.
permutatio beneficiorum 1 381 f.
perpetuitas: objectiva: — subjectiva I
277 f.
Person, juristische 1 359 ff 453 ; II 398 ff
431 f 437 f 452 f 478.
persona : I 480 ; — complex in peccato
turpi II 48; — digna, dignior, idonea
I 320 : — minus grata I 324 334 f 345 ;
II 418.
personae miserabiles I 222 262; II 214.
Personalablaß II 57.
Personalarrest I 253.
Personalpfarrei I 480.
Personalpfarrer I 480; II 103 129.
Personat I 279 299 f 317 451.
Perücke I 255.
Peter d. Gr. II 196.
Peterskirche I 409.
Peterspfennig II 446.
Petitum II 326.
Petrus, hl. I 31 ff 385 441.
— Collivacinus I 177.
— Damiani I 450; II 175.
— de Ancharano I 181.
— Lombardus II 84.
— Matthäus I 183.
— de Palude I 6.
Pfaff Ch. M. I 69.
Pfalz I 88.
Pfandgläubiger I 367.
Pfändung I 253 f.
Pfarrarchiv I 481.
Pfarrdotation II 436.
Pfarrei I 299 f 302 480 ff ; II 67 ff 119 ff
129 ff.
Pfarrer I 431 ff; II 1 ff 21 ff 103 ff 119 ff
129 ff usw.
Pfarrgemeinde I 486; II 453 456 471 475.
Pfarrhaus I 297: II 476.
Pfarrkinder I 306 312 480 ff; II 21 ff 38ff
50 f 59 63 67 ff 119 ff 129 ff 456 471
475.
Pfarrkirche I 305 ff 473 ff; II 291 ff.
Pfarrkonkurs I 320 ff 370 f 447.
Pfarrkurat I 489.
Pfarrliche Funktionen; — Rechte I 484 f:
11 63.
Pfarrmesse 1 482 f; II 276.
Pfarrregistratur I 481.
Pfarrrektor I 488 f; II 103 125.
Pfarrschule I 213; II 16 ff.
Register.
507
Pfarrsystem I 474 ff.
Pfarrverband I 480 ff.
Pfarrvermögen I 481 486 ; II 455 462 ff.
Pfarr Verwalter I 487; II 103 125.
Pfarrverweser I 487 : II 103 125
Pfarrvikar I 488 f: II 103 125
Pfarrwahl I 313 347 358.
Pfarrzwang I 91 485.
Pfingsten II 273.
Pflegkindschaft II 184.
Pflicht: ehel. II 82 161 185 194 227 ff
231 ff; — österl. II 38 ff : — sonntägl.
I 482 ; II 275 ff 293 f.
Pflichtteil II 408.
Pfründe I 277 ; II 455 462 ff.
Pfründeinkommen II 462 ff.
Pfründgebäude II 463.
Pfründgrundstücke II 462 ff.
Pfründvermögen II 462 ff.
Philipp August II. V. Frankreich II 90.
— V. Hessen II 157.
— V. Schwaben II 467.
Philippi I 36.
Phillips I 13.
Philologie I 21.
Philosophie, scholast. II 4.
Photius I 148
phrygium I 395.
Piatto cardinalizio I 413.
Piccolomini Enea Silvio I 65.
Pierre d'Ailly I 65.
pileolum I 395.
Pippin d. Kl. I 55 398; II 246.
Pisa I 391.
Pithou I 175.
Pius IV. I 109 187 292 401 405 499- II
9 345 383 467.
— V. I 175 188 271 379 393 411 424-
II 40 166 190 248 383 467.
— VI. I 387 401 480 494; II 91 274
— VII. I 75 401 424; II 121 124 218
467.
— VIII. II 218 274.
— IX. I 46 126 188 401 406 411 423
433 445 482; II 97 402 439
— X. 1 44 47 96 106 120 130 186 188
206 215 ff 259 272 293 383 401 ff 406
415 ff 491; II 3 ff 10 ff 37 103 128 ff
212 ff 236 259 ff 271 274
Plazet 1 72 117 388 495.
plebanus I 480.
plebs I 475 481.
Plenarium I 271 ; II 247.
Plenarkonzil I 118 494 503.
plenitudo potestatis I 385.
pluralitas beneficiorum I 298 ff.
plus petitio II 326.
poena : arbitraria ; — canonis : — commu-
nis ; — extraordinaria ; — ferendae sen-
tentiae : — hominis; — judicis : - juris ; j
— latae sententiae ; — medicinalis ; — I
ordinaria; — particularis ; — talionis;
— vindicativa II 347 ff.
Poenitentiale Romanum I 155.
Poenitentialia I 153 ff.
Polen I 435 470.
Politik u. Klerus I 263.
Pollution: d. Altares II 297: — d. Kirche
II 294 f; — d. Kirchhofs II 299.
Polyandrie II 79.
Polycarpus I 169.
[Polygamie I 220 f; II 79 158 235.
Polygynie II 79.
Pommern I 492.
Pöualgesetze I 132 f; II 410 f 425.
Pönitentialkanonen I 154 183.
Pönitentiar I 317f 451 f.
Pönitentiarie I 140 228 418; II 136 205 ff
219.
Pontifex maximus I 51 394. '
Pontificale Romanum II 248.
Pontifikalien I 395 413 445: II 420
Pontus I 432 435.
populus I 481.
portarius I 451.
portio: canonica II 69 f; — conerua II
462.
Portiunkulaablaß II 56.
Porto I 397 409 414.
Portugal I 323 332 f 410: II 252 306.
Possesso I 403.
Postica I 105.
Postulantin II 424.
Postulat II 400.
Postulation I 314 331 340 ff 353.
potestas : directa I 46 ff 60 : — directiva
I 46 ff ; — ecclesiastica I 27 ff 38 f : —
imperii I 28 ; — indirecta I 46 ff 60 ; —
jurisdictionis I 27 ff 38 f 197 275 ; II
305 ff: — magisterii I 28 f; II 1 ff ; —
ministerii I 28 : — ordinaria I 275
280; -- ordinis I 28 196: II 20 ff.
Potthast I 175.
praebenda I 277 450; II 455.
praecepta: caerimonialia; — judicialia;
— moralia I 99.
praeceptio I 158.
praeconisatio I 343.
„Praedecessores Nostri" I 401.
praefectura Apostolica I 490.
praefectus Apostolicus I 490.
praelati: majores; — minores; — nul-
lius cum jurisdictione quasiepiscopali :
— cum territorio separate I 117 278 f
284 286 290 415 f 446 f 497 501 ; II
103 126 129.
praesentare I 357 370.
praesentiae I 297.
praesumptio juris et de jure II 87 327.
Präfekt I 109 425 ; II 213.
Prag I 430 485.
Pragmatische Sanktion v. Bourges I 66.
508
Register.
445
primae (primariae) I
484; II Iff
214
282.
parochitanus
Prälaten s. praelati.
Prämonstratenser I 450; II 392.
Präneste I 409.
Präsentation I 314 357 370 ff.
Präsentationsfrist I 325 373.
Präsentationsrecht I 370 ff.
Präsentationsurkunde I 372.
Präskription I 113 f 139 363 f 366 377
481; II 441.
Prästarie II 455.
Prästimonien I 277.
Prävention II 317.
praxis judiciorum I 115.
Präzedenz I 243 283 f 410 4S5 438
454 459 A6i 466 472 478.
preces I 352
344.
Predigt I 438 443 474 481
276.
— protest. I 82.
Prekarie I 276; II 455.
Presbyter I 35 ff 196 ff
presbyter : dioecesanus
I 475.
presbytera I 268.
Presbyteralkolleg I 35 ff
Presbyterat I 35 ff 196 ff.
presbyteri cardinales I 408 ff.
Presbyterialverfassung I 35 ff.
Presbyterianismus I 480.
Presbyterium (Kollegium)
407 448 459 ; — (Ort)
-fJBffßuTspog I 35 ff.
Presse II 13.
Preußen I 75 ff 118 192 249 252 287 291
324 335 341 345 350 369 441 446 452 ff
466 ; II 25 29 f 74 f 92 95 201 f 268
274 279 292 302 f 318 354 398 403
431 437 440 ff 451 460 463 472 476 f.
Priester I 35 ff 196 ff.
— heidnische I 251.
— V. Heil. Geist II 398.
Priesterseminar I 216.
Priestersühne I 222 316.
Priestertum, allgem. I 195.
Prim I 271.
Primas I 39 164 279 284 391 434 f.
Primat I 31 ff 164 385 ff 493 ff.
primates cleri I 415.
35 ff 237 344
243.
435 494.
I 394 ff; — jurisdictio-
Primatialsynode I
primatus : honoris
nis I 31 385 ff.
primicerius I 451.
Primicerius notariorum I 397 407.
primissariuB I 489.
Primitien II 440.
principalis I 409.
principatus sacer I 39.
prior : claustralis ; — conventual
major; — obedientialis II 419.
privatio beneficii I 384; II 370.
! Privatrecht I 11 17 19.
privilegia : affirmativa ; — conventionalia ;
— favorabilia; — gratiosa; — mixta;
— negativa; — odiosa; — onerosa: —
perpetua; — personalia; — pura; —
realia : — remuneratoria : — temporaria
I 136 ff
privilegia cleri I 244.
Privilegien I 136 ff.
Privilegientheorie I 126.
Privilegium canonis I 244 ff 269 412 445;
II 400 407.
— fori I 246 ff 269 412; 11 313 ff 407.
— immunitatis (personalis) I 250 ff.
— competentiae I 253 f.
— de non evocando II 323.
Privilegium fidei II 164 ff.
probatio II 338.
— pro exoneranda conscientia II 340.
proceres cleri I 415.
Processus : extraordinarius ; — oecumeni-
cus ; — Ordinarius ; — sollemnis ; —
summarius II 325.
— definitivus, informativus I 342 f.
proclamatio matrimonialis II 109.
procuratio abortus I 227 ; II 384.
— canonica II 310.
procurator cleri I 506; — fiscalis II 319
333 335.
procuratores II 471.
-fiosatiog 1 37.
Profangeschichte I 20.
professi II 406 ff.
professio fidei I 292 ff; II 27 31.
— religiosa I 228 232 235 ; II 160 ff 229 f
406 ff.
Professoren d. Theologie I 284 ; II 5 f.
Profuturus v. Braga I 152.
progenies II 173.
TTfjOKTrd/üiSUog I 37.
Proklamation II 110 ff 198.
Prokurator I 222 261 416 479 497 501 ;
II 135 319.
Promiskuität II 77.
promotio per saltum I 240.
Promotionsrecht, akadem. I 6 18.
promotor I 505 : — fiscalis s. procurator
fiscalis.
promulgatio legis I 129 ft".
Pronuntien I 431.
Propaganda s. Congr. de Prop. Fide.
Propheten I 36.
propinquitas II 173.
prorogatio fori 11 321.
Prosynodalexaminatoren I 321 456.
Prosynodalrichter 1 282 390 456 ; II 323.
Protestanten 1 8(5 ff.
Protestantismus 1 68 f 86 ff.
Protokoll II 319.
ProtonotHre I 256 416 420.
«Provida- II 132.
Register.
509
„Provida sollersque" I 76.
Provikar I 490.
provinciae Sedis Apost. I 490.
Provinziai II 417.
Proviuzialkapitel II 417.
Provinzialsynode 1 118 f 190 391 423
486 ff 447 494 500 ff.
provisio: extraordinaria ; — libera; —
minus plena: — necessaria; — ordi-
naria; — plena I 315.
Provisionsrecht, päpstl. I 315 381 351 ff.
Provisor I 487.
provisores II 471.
Provista I 346.
provocatio I 341.
proximitas II 173.
Prozeß, streitiger II 824 ff.
Prozessionen : außerordentl. ; — feierl. ; —
öffentl. ; — ordentl. ; — private ; ' —
theophor. II 267.
Prozeßieitung II 325.
Prozeßrecht I 17.
psalraista I 38.
Psalterium I 271.
Pseudoisidor I 162 ff 248 382 436 464-
II 175 178 186 f 330.
pubertas II 101 148 f.
publicatio scrutinii I 388.
~ urbi facta — orbi facta I 130.
Publikation d. Gesetzes I 109 117 119
129 ff.
Puchta I 13.
Pufendorf I 69.
TjjXwpoi I 38.
punctatoriae I 297.
Punktatoren I 297.
purgatio : canonica ; — vulgaris II 330 f.
Putativehe 1223; II 87 124 187 216 223
226 238 242.
Pyxis II 41.
Quadrages II 281.
quaestio I 172.
quaestio: civilis; — crirainalis II 332.
Quaestiones I 178.
quaestores eleeniosynarii II 57.
•Quart II 442 446 454 f 471 474 478.
Quarta decimarum II 446.
j — funeralium II 70.
— legatorum II 446.
I — mortuariorum II 446.
quasi per inspirationem I 338.
""uasiaffinität II 189 ff.
luasidomizil I 133 481; II llOf 122 ff
130.
luasi-regulares II 422.
^uatember I 289; II 281.
iiuellen d. kirchl. Vermögens II 440 ff.
- d. Kirchenrechts: formelle I 97 142 ff-
— materielle I 97 98 ff.
iuellensammlungen d. Kirchenrechts I 22.
querela nullitatis II 344 ff.
Qui-aliter-Dekret II 119.
Quignonez I 271.
Quindennia II 448.
Quinquennalfakultäten I 140 222 289 246
255 273; II 12 41 63 206 f 252 ff 283
289.
„Quod a Nobis" I 271.
„Quoniam nulla" I 180.
Radfahren d. Geistlichen I 259.
radix II 173.
Raimund v. Pennaforte I 177.
Rangordnung, staatl. I 284.
„Rapite Capite" II 466.
raptus II 166 ff.
Rat I 129.
Räte, evangel. I 266; II 391 394.
ratio legis I 135.
Ratsschwestern II 425.
Raub II 166 ff 380 387.
reaedificatio I 376; II 475
Realablaß 11 57.
Realinjurie I 245.
Realschule II 17.
Rebenediktion I 248.
Recht I 1 ff; — besonderes I 11; — ge-
meines 112; — german. I 17 19 128 158
244 276 357; II 84 117 f 149 152 167
169 174 177 229 300;— jüd. I 19; —
öffentl. I 10 f; — persönl. I 248; II
465; — privates I 10 f; — regelmäßiges
111;— regelwidriges 111; — römisches
I 17 19 67 122 156 ff 281; II 79 89
100 105 117 142 148 f 1.52 167 169
174 177 182 185 189 228 300.
Rechtsfähigkeit, kirchl. I 79 91 ; II 21
Rechtsfälle I 173.
Rechtsfragen I 173.
Rechtsgeschichte I 14.
Rechtsmittel II 340.
Rechtsregeln I 135 180.
Rechtsvermutung II 827.
Rechtswirkungen d. Ehe II 223 ff 241 f.
reconventio II 326.
rector ecclesiae I 480.
recursus ab abusu I 67 73 890; II 317
Redakteur, kath. I 263; II 13.
Redemptoristen II 426.
Redemtion II 214 288.
redotatio I 368.
reductio ad communionem laicam I 243-
II 371.
Reduktion d. Stiftungsmessen II 258 ff
Reformation I 68 f 86 ff; II 394 435.
Reformationsrecht I 78 86.
Reformatoren I 73 86; II 91 150 157 229.
Reform dekrete. Basler I 66.
Reformierte I 87.
Reformkonzilien I 64 ff 386 410 495 497 f.
Reformpäpste I 268 289 299 328 399 428.
510
Register.
Regalien I 53 57 329.
Regalienreclit II 468.
Regeln d. Apost. Kanzlei I 110 314 354.
Regensburg I 191.
Regesten I 129.
Regierung, hl. I 38.
Regierungsgewalt 1 28; II 311 ff.
Regino v. Prüm I 167.
Regionarklerus I 415.
Regiunkel I 479.
regnum I 395.
regressus I 380.
regula I 9; II 395.
regulae Cancell. Apost. : — beneficiales ;
— directivae; — ^ expeditoriae; — judi-
ciales: — reservatoriae I 110.
Regulae juris I 135 180.
Regularäbte I 202 446; II 416 ff.
Regularbenefizien I 279 809 319.
Regularen I 202 ff 245 ff 272 284; II 2
391 ff; s. a. Ordensleute.
Regularkirchen s. Ordenskirchen.
Regularklerus I 284; II 268.
Regularprälaten II 420.
Reich, Deutsches, s. Deutschland.
— römisches I 48 ff 246 ff 326 f 397 f ; II
278 303 313 ff 464.
Reiche, german. I 52 ff 247 ff 301 327 ff:
II 278 303 313 ff 434 439 465 468.
Reichsacht II 357 369.
Reichsangehörigkeit I 324.
Reichsbischof I 53 57 262 327 ff; II 468.
Reichsdeputationshauptschluß 1 89 191;
II 436.
Reichssynode I 494.
Reichsvikariat I 61.
Reims I 161 164 f 435.
Reinigungseid II 330 ff 340.
Reisende I 133 f; II 39; s. a. Fremde.
Rekkared I 153.
Rekonziliation : v. Kirchen I 443 ; II 295 ;
— V. Kirchhöfen II 299.
Rekurs II 344.
relatio Status I 389 422 ; II 305 ff.
relaxatio juramenti II 286.
religio II 395.
Religion I 4.
Religionsedikt, bayr. I 76; s. a. Konkor-
dat, bayr.
Religionsfonds II 469.
Religionsfreiheit I 49 85 ff.
Religionslehrbücher II 4.
Religionslehre 11 4 f.
Religionsunterricht I 443 481 ; II 4 f.
Religionsverbrechen I 91.
Religionsvorschiedenhoit 11 162 ff.
Religiöse Erziehung der Kinder II 24 ff
29 ff 201 ff.
Religiösen II 395 ff.
Reliquien 1 388 424 444 502; JI 201 f
297 304.
Reliquienbehälter 11 63.
Reliquienverehrung I 424; II 271 f.
Rembolt I 182.
remedia juris: devolutiva ; — extraordi-
naria ; — ordinaria; — suspensiva II
341.
Remonstrationsrecht d. Bischofs I 116.
renovatio consensus matrimonialis II 216 ff.
renuntiatio beneficii I 379 ff.
Reordination I 201 245.
Repertorien d. Kirchenrechts I 25.
Repetitiones I 173.
repudium II 227 f.
Requiem I 83; II 67.
res: arduae I 117 390; — benedictae II
61 291 298 ff; — civiles 1 44; — con-
secratae II 61 291 ff: — difficiliores I
117 390; — ecclesiasticae I 44; II 291
455 ; — extra commercium II 300 ; —
graviores I 117 390; — ignorata II 357 ;
— judicata II 223; — mixtae I 44 ; —
religiosae II 291 ; — sacrae II 61 455 ;
— spiritualibus annexae I 357 ; II 314.
rescriptum : contra jus ; — gratiae ; —
justitiae ; — mixtum ; — papae ; — prae-
ter jus ; — secundum jus I 103 ff.
Reservatfälle I 390 444 447 ; II 48 ff 419.
reservatio in petto I 411.
— pensionis 1 307 f 380.
Reservation von Benefizien I 315 331 353 ff
419 328.
Reservatum ecclesiasticum I 86 88.
residentia : activa ; — ficta ; — formalis :
— laboriosa; — ligia; — materialis;
— Passiva ; — perpetua I 294 ff.
Residenzpflicht I 294 ff 437 447 454 502;
II 308.
resignatio beneficii : cum condicione acces-
sus (ingressus, regressus) ; — cum re-
servatione pensionis ; — in favorem tertii
I 379 ff.
Resignation I 331 353 379 ff 407; II 404
407 425.
Reskript I 103 ff.
Resolutionen I 109.
Resolutivbedingung II 104 106 145.
responsales I 426.
restitutio: beneficii I 303; — famae I
224 ; — in integrum II 845 f.
Restitution e. Kardinals I 414.
Restitutionspflicht I 273; II 205 286.
retractatio II 346.
Revalidation ungültiger Ehen II 215 ff.
Reverenz I 243 283.
Rovers I 105.
revisio II 346.
revocatio leü;is I 135.
Revolution, "französ. 1 74 251 430; U 65
95 394 436 443.
„Rex pacificus" I 178.
Rezeption d. röm. Rechts I 123 184.
Register.
511
Rheinbundsakte I 89.
Rheinlande s. Deutschland, linksrhein.
Richard Petroni I 179.
Richter I 219 389 444; II 319 ff.
Richter Am. I 13 175.
Rikulf, Erzb. v. Mainz I 161 165.
Ring I 57 256 328 395 445 ; II 420 466
„Rips Raps" II 466.
Riten, oriental. I 434; II 249.
Ritter II 63.
Ritterorden II 392.
Ritualbücher I 156 ; II 247 ff.
Rituale Romanum II 247.
Ritus II 249.
Roger V. Kalabrien I 428.
Rolandus Bandinellus I 174.
Rom I 32 ff 385 ff 396 ff 408 ff 494.
Rom. Kirche I 6 27 31 ff 385 ff.
— Kirchenprovinz I 391.
— Liturgie II 245 ff.
Rose, goldene II 62.
Rosenkranzbruderschaft II 430.
Rosenkranzgebet II 264.
Rota I 189 417.
Rothad V. Soissons I 165.
Rottenburg I 76 118 191 ff 216 236 242
249 252 259 284 287 298 303 323 335 f
342 345 350 361 368 f 373 375 379 ff
446 452 ff 472 f 478 f 482 ff 488 495 ;
11 4 ff 17 21 ff 29 ff 33 f 37 ff 47 51 63
65 ff 92 99 103 109 ff 119 ff 193 198 ff
206 ff 234 236 ff 252 ff 259 ff 265 ff 274
279 f 281 f 292 ff 310 318 322 ff 343
369 f 399 403 411 425 427 438 440 ff
451 457 460 463 466 469 473 477 480.
Rotulus cardinalicius I 414.
rubrica I 172.
Rücktritt z. Kirche II 30 f.
Rufina, S. I 409.
Rufinus I 140 174.
Rüge II 368.
Ruralkapitel I 119 477.
Rußland I 267 491; 11 196.
Sabina I 409.
sacellanus I 489.
sacerdos I 197; — proprius II 50; — sum-
mus I 442.
sacerdotium I 197.
Sachen, heil. II 61 291.
Sachsen I 193 491 ; II 29 202 274 279
304 318 354 370 398 440 445 477
Sachsen-Gotha I 193; II 202.
Sachsen-Meiningen I 193; II 202.
Sachsen-Weimar I 193; II 29 202.
Sachsenspiegel I 62; II 411.
Sachverständige II 154 f 220 340.
Sacramentarium : Gelasianum : — Grego-
rianum: — Leonianum I 156.
sacrilegium: carnale ; — immediatum ; —
locale; — personale; — reale II 379 f.
sacrista I 451.
^Sacrorum antistitum" I 293.
„Sacrosanctae" I 179.
Sakramentalien I 481; II 60 ff.
Sakraraentarien I 156.
Sakramente I 422 481 ; II 20 ff.
Sakramentsbruderschaft I 284; II 430.
Sakramentshäuschen II 41.
Sakramentsverächter II 72.
Sakrileg II 61 316 378 ff.
Säkularisation I 74 89 233 277 289 311
345 368 451 ; II 394 436.
. — von Ordensleuten II 414 426.
Säkularkirchen I 447 ; II 310.
Säkularklerus I 284 ; II 268. '
I Säkularkorporation I 120.
Salische Ehe II 87.
Salus animarum I 302.
,salva Apost. Sedis auctoritate" I 101.
Salve Regina II 264.
Salzburg I 190 333 430 435; II 322.
sanatio matrimonii in radice I 422- II
218 ff.
sanetio canonica I 9.
I sanctus II 270.
Sandalen I 445.
satisfactio II 44.
Savigny I 13.
Sävitien II 233.
Schanat I 148.
' Schaumburg-Lippe I 491.
Schauspiele I 258.
Schauspielergewerbe I 260.
Scheidebrief II 80 227.
Scheinehe s. Putativehe.
Schenkgewerbe 1 260.
Schenkung I 365 ; II 434 441.
Schiedseid II 339.
Schiedsrichter I 396; II 321.
Schisma: abendländ. I 64 299 353; II
467 469: — formelles, materielles I
81 226 377: II 316 375 f; — morgen-
länd. I 62 433.
Schismatiker I 81 226 361 : II 33 36 64
71 132 375 f.
Schleswig-Holstein 1 491.
Schmähung II 387; — religiöse I 91.
Schmälerung e. Kirchenamtes 1 307 f.
Schneiden u. Brennen I 220 261.
Schöffendienst 1 252.
scholasticus I 451.
Schottland I 423 491.
Schrift, Heil. I 99 144; — Edition, Über-
setzung u. Lektüre II 10 ff.
Schriftenwechsel II 325.
Schriftlichkeit d. Verfahrens II 325.
Schulaufsicht II 16 ff.
Schulen : Hoch- ; — Kathedral- ; -- Kloster- ;
— konfessionelle: — konfessionslose'
— Mittel-; — öffentl.; — Pfarr- : —
private; — Stifts^ — Volksschulen 1
512
Register.
213 388 424 443 452 481; IL 14 ff
478.
Schulfonds II 436.
Schulmonopol II 18.
Schulpflicht II 18.
Schulzwang 11 18.
Schutz, Apostol. I 289.
Schutzrecht I 55 72 357 375 f.
Schwabenspiegel I 60 ; II 411.
Schwächung II 386.
Schwägerschaft : ehel. : — mehrfache : —
nachfolgende : — unehel. II 184 ff.
Schwangerschaft II 114 139 210.
Schweden-Norwegen I 491.
Schweiz I 83 318 334; II 95 198.
scientia I 213 ff.
scriba II 319.
scriniarius II 319.
„scrinium pectoris" I 102.
scrutinium I 338 f.
Seckau I 333.
Secretaria Brevium I 421.
secretarius I 505; II 319.
Sectio beneficii I 305.
sedes I 374 445; — impedita : — plena;
— vacans I 459 ff.
Sedisvakanz I 407 459 ff.
Seelsorge I 279 481 ff; s. a. approbatio
ad curam animarum.
Seelsorgspfründe I 279.
Segen m. d. hlgst. Sakrament II 265.
— päpstl. II 62.
Segnung II 61.
Seitenlinie II 173.
Sekretär b. d. Kardinalkongreg. I 425;
s. a. secretarius.
Sekretarie d. Breven I 421.
Sekte I 6.
Sekundanten I 224; II 385.
Selbstmord II 71 386.
Selbstmörder I 71 75.
Selbstverstümmelung I 227: II 384.
Seligsprechung II 270.
Seminar, trident. I 214 ff 422 437 447
456 502; II 208.
Seminaristicum I 444; II 445.
Send II 308 f.
Sendschöffen II 309.
Sendzeugen II 309.
seniores I 164.
sententia: definitiva; — interlocutoria II
327.
separatio quoad torura et mensam : per-
petua; — - temporaria II 231 ff.
sepulchrum (i. Altar) II 297.
sepultura asinina 11 75.
Secjuester I 367.
Sergius IV. 1 403.
series facti I 104.
Servatus Lupus v. Ferriöres I 165.
servitia communia; — minuta II 447.
Servitut II 458.
„servus servorum Dei" I 395.
sessio publica I 499 502.
Sext I 271.
Sicard v. Cremona I 174.
Sicherheitseid d. Kaisers a. d. Papst I 61.
Sichtbarkeit d. Kirche I 26.
Siegelkunde I 21.
sigillum confessionis II 51 ff.
Signatura: Apostolica: — gratiae ; — ju-
stitiae I 418.
Silva Candida I 409.
Silvester 1 162.
simonia: confidentialis ; — Conventionalis;
— interna ; — mentalis ; — mixta ; —
pura; — realis 11 380 ff.
Simonie I 57 318 321 365 f 373 377 401 f ;
II 61 257 f 272 380 ff 405.
Simplicius, Papst I 409.
Simultaneum I 83 ; II 300 f.
Sippe II 173.
Siricius, Papst I 150 268.
Sirmond I 148 158.
Sittenzeugnis f. d. Ordinanden I 238.
Sitzung, feierl. I 499 502.
Sixtus IV. I 182.
— V. I 108 119 183 185 255 410 ff 421 ff;
II 306.
Sizilien I 332 427.
Skandinavien II 96 446.
Sklaven I 221 ; II 140 f 337.
Sklaverei II 387.
Skrutinien v. d. Weihe I 237 f.
societas : aequalis : — inaequalis I 31
194; — perfecta I 7 194 312.
sodalitas K 428.
Sodomie II 372 387.
Soldaten I 219 f 221; II 110.
Söldner I 220.
solideo I 395.
solium I 445.
sollemnitas voti II 287 406.
Sollemnitäten I 303 304 ; II 458.
sollemnitates nuptiarum II 192 f.
, „Sollicita ac provida" II 9.
I sollicitatio ad turpia II 53 f 372.
Sonntage u. Festtage II 272 ff.
sortilegium II 378.
I Soutanelle I 255.
' Souveränität d. Papstes I 390.
Sozialdemokratie 11 377.
Spanien I 152 f 270 323 332 f 396 405
410 465 470; II 96 246 252 306 454
Sparkassen I 259.
1 species facti I 178.
jSpeculator I 181 ; II 3 ff.
' Spender: d. Taufe II 21 f; — d. Firmung
II 32; — d. Eucharistie II 34 f; — d.
I Buße II 43f; — d. Ölung II 58; -
d. Priesterweihe I 201 ff; — d. Ehe
85; — d. Sakramentalien II 61 f.
Register.
513
Speyer I 190; II 469.
Spiritismus II 378.
Spitäler II 478.
Spolienklage II 326.
Spolienrecht II 466 f.
Sterilität II 151.
Stiefgeschwister II 174.
Stiergefechte II 386.
Stifter I 303.
Stiftsherren I 450.
j, ^ w.v, „„„ t»V»öi., ±± •±'±1.
Stiftungen, fromme I 423: II 291 436
455 477 ff.
stilus Curiae I 110 115.
Stipendium manuale II 257.
sponsalia: clandestina; — de futuro; — Stiftsschule I 213 '450- II 16
de praesenti; — publica; — soUemnia Stiftung I 276 303 362 f; II 441
sponsores II 27.
Sprache, liturg. II 248 f.
Sprachgitter i. Kloster II 410
Staat I 40 ff 48 ff 84 ff 92 ff 121 ff 186 stiperiT"l73
191 ff 215 f 232 f 236 242 244 ff 263 | stirps II 173
270 277 278 284 287 ff 298 301 303 1 Stolgebühren 'l 481- H 70 442 ff
304 323 f 326 ff 343 ff 350 f 355 367 ff Stolrechte I 481 • 11 442 ff
378 ff 396 397 ff 404 ff 410 426 ff 441 Störung d. Gottesdienstes I 91 • II 300
446 454 462 466 472 f 479 483 495 Strafen kirchl. II 346 ff
496; II 3 ff 16 ff 25 29 ff 52 ff 74 ff ! Straferlaß II 351
77 ff 88 ff 93 ff 141 144 148 f 166 169 f
174 ff 182 ff 200 ff 224 ff 228 236 ff 268
273 ff 284 290 ff 312 ff 317 f 324 334
354 357 363 368 ff 390 ff 398 f 403
411 f 415 f 429 432 ff 438 ff 440 ff
448 ff 457 460 462 ff 468 ff 470 ff 473 ff
477 ff.
Staatsämter I 221 262.
Staatsbeamte I 262 278.
Staatskirchenrecht I 20,
Staatsrecht I 20.
Staatssteuer I 251; II 440.
Stab, bischöfl. I 57 328 445.
stabilitas loci II 391.
Stadtpfarrei I 476.
Stadtschulen II 17.
stallum in choro I 346 454.
Stamm II 173.
Stammbaum II 176.
Standesbeamte II 236 ff.
Standespflichten, klerikale I 254 ff.
Standesrechte, klerikale I 242 ff.
Standesvergehen II 389.
Station I 301 ; II 423.
Stationstage II 281.
Statistik I 20.
Status ecclesiasticus : clericalis; — com
munis; — laicalis; — regularis: — spe
Cialis I 194 ff. ^
statuta I 102 119.
Strafgelder II 368 f.
Strafgerichtsbarkeit II 311 ff.
Strafmündigkeit II 349.
Strafprozeß II 329 ff.
Strafprozeßrecht II 17.
Strafrechtstheorien II 347.
Strafversetzung I 384; II 370.
Strandrecht II 387.
Straßburg I 190 291 468.
Streitbefestigung II 326.
Streiteinlassung U 326.
Studienzeugnis I 238.
Studierende II 110.
Studium d. Theologie I 213 ff : II 5 f.
Stumme I 212; II 138.
stuprum II 386.
Suarez I 46.
Subdelegation I 282; II 127.
I Subdiakon I 38 198 214 268.
subditi I 133; II 320 f.
Subjekt: d. Kirchenvermogens II 448 f;
— d. Patronatsrechtes I 360 f.
subreptio I 104; II 212.
subsidium caritativum II 444 ; II 446.
Suburbikarische Bistümer I 391 411.
successio Apostolica I 32 ff 201.
Südamerika I 323 333 503; II 102 205
252.
Suffraganbischof I 284 436 501.
suffragia ecclesiae I 83; II 355.
Statuta ecclesiae antiqua (Stat. eccl. unica; Sühne'versuch II 234.
— Stat. antiq. orientis) I 151.
Staufen I 62 331.
Stellvertreter: d. Bischofs I 459 ff: — d.
Papstes I 407 ff; — d. Pfarrers I 486 ff"
Stephan III. I 398.
— V. Tournay I 174,
Stephani I 69.
Stephanus v. Salona I 150.
Sterbeablaß II 56.
Sterbemonat II 470.
Sterbequartal II 470.
Sterbe register II 75.
Sägmüller. Lehrbuch des kathol. Kirchenrechts. II. 3. Aufl.
Sukkursalpfarrei I 278 480.
Sukkursalpfarrer I 278 384 480; II 125.
Sulpizianer II 424.
summa I 173.
Summae I 13 173.
— confessorum (casuum, conscientiae, de
poenitentia) I 151.
summarium I 172.
Sünder, öffentliche II 28 33 38 59 72
133.
^Super specula" I 262.
superior II 417 427.
38
514
Register.
superiorissa generalis II 427.
superstitio II 378.
supplicatio II 346.
suppressio beneficii 1 312.
susceptores II 27.
suspensio ; a beneficio ; — ab officio ; —
ab ordine ; — ex informata conscientia ;
— generalis ; — partialis ; — specialis ;
— totalis II 334 364 ff.
Suspension d. Bischofs I 331 353.
Suspensivbedingung II 103 106 145.
Suspensiveffekt II 310 341 f.
sustentatio congrua I 234; II 462.
Syllabus I 7 47 74 92 95 250 385 ff; II
16 77 ff 92 432 439.
Symbolik I 18.
Symbolum II 8 264.
Symmachus, Papst I 150 397.
Zü'yaywyr^ y.a'^t'r^a» I 148.
Syndikus I 473; II 319.
a'r^ziffu/.zog I 257.
Synodalexaminatoren I 321 456 506; II
383
Synodalrichter I 282 390 456 506; II
323.
Synodalstatuten I 116 456 506.
Synodaltaxe I 233; II 259.
Synodalzeuge I 479; II 309.
Synodaticum I 444 ; II 445.
Synoden I 492 ff'.
— allgemeine: I 51 58 100 f 388 413
442 492 ff; — Nicaea I 325 : I 100
147 ff 257 267 383 391 432 493 497 ; -
Konstantinopel I 381 : I 33 100 147 ff
432 ff; — Ephesus 431: I 100 147 ff;
— Chalcedon 451 : I 33 52 100 147 ff
432 ff 496 499; II 456; — Konstan-
tinopel II 553 : 1 100 ; — Konstantinopel
III 680-681 : I 100; — Nicaea II 787 :
I 100; — Konstantinopel IV 879—880:
■I 100; — Lateranense I 1123: I 100
178; — Lateranense II 1139: I 100
172 244 268; II 160: — Lateranense III
1179: I 100 175 231 299 400: 11439;
— Lateranense IV 1215: I 100 177
299 330 500 504: II 39 50 108; —
Lyon I 1245: I 100; — Lyon II 1274:
I 100 363; — Vienno 1311—1312: I
100 180; — Konstanz 1414—1418:
I 66 100 187 332 354 386 495 498:
II 323 358; — Basel-Ferrara-Florenz
1431—1445: I 66 100 183 187 332 354
380 498; II 323 358; — Lateranense
V 1512—1517: I 100 183; — Trient
1545-1563 : 1 69 100 183 usw. ; — Vati-
canum 1869—1870: I 74 100 183 usw.
— partikulare: Elvira ca 300: I 268; II
170; — Ancyra 314: I 147 ff 464; II
170; - Neocaesarea 314: I 147 ff; —
Antiochien 341 : I 147 ff 464 ; — Oangra
343: I 147 ff; — Sardika 343: I 29
147 ff 390 464 ; II 322 ; — Laodicea
345-381 : I 147 ff 464 ; — Karthago 397 :
I 257; 398: I 151; 399: II 303; 401:
II 465: 419: I 150; — Orange 441:
I 356; — Konstantinopel 448: I 52;
— Ephesus 449: I 500 ; — Rom 499:
I 397 ; — Agde 506 : II 38 ; — Epao
517: II 296: — Orleans 541: I 468;
— Braga 563: I 152; 572: I 153; —
Auxerre 573—603: I 503; — Toledo
633 : I 153 ; 655 : I 356 ; — Nantes 658 :
1257; — Trullanum 692: I 267; II 180
196; — Konstantinopel 754: I 500 ; —
Rom 769 : I 398 ; — Chrdons s. S. 813 :
I 155; — Mainz 813: II 256: — Tours
813: I 155; — Aachen 817: I 449; II
391 ; 836 : 1 164 ; — Paris 829 : 1 164 464 ;
— Meaux 845: I 164 464; II 170; —
Reims 852 : 1 165 : — Rom 862 : I 398 : —
Metz 888 : I 464 ; — Tribur 895 : II 170 ;
— Seligenstadt 1022: II 174 252: —
Sutri 1046: I 399; — Rom 1059: I
400: — Poitiers 1078: I 222; — Melfi
1089: I 268: — Clermont 1130: I 245:
— Reims 1131: I 245; - Pisa 1135:
I 245; — Toledo 1355: I 132; — Pisa
1409: I 64; — Rom 1724: I 391 ; -
— Pistoja 1786: I 387 503; II 91: —
Gran 1858: 180; - Prag 1858: I 80.
ffuvodog i'^or^ixoijaa I 494.
Syrer I 434.
Syrien I 35.
System d. Kirchenrechts I 15 f.
Tabennisi II 391.
Tabernakel II 41 298.
Talar I 255.
Taraetsi Dekret I 131; II 119 tt\
Tankred I 181.
Tänze I 258.
zaizzv^og I 445.
Taube I 212; II 138 337.
Taufe I 81 474 481 ff; II 21 ff 163 f 179 ff.
- bedingte II 23 f 31 163.
— protest. I 81.
Taufkapelle II 26.
Tauf kirche I 474 f.
Taufname II 28.
Taufort II 26.
Taufpaten II 28 f 179 ff.
Taufregister I 483: II 28 130.
Taufstein II 26.
Taufwasserweihe I 485; II 27 63.
Taufzeit II 27.
Taufzeremonien II 26.
Taufzeugen I 81; II 28.
Tausch l 331 353 365 381.
Täuschung II 139 f.
taxa: Innocentiana I 325; II 69 446; --
stolae II 442.
Taxen I 142; II 214 f 446 ff.
Register,
515
r«,-fc I 197.
Teilung e. Kirchenamtes I 305 f
Telegraph I 142; II 209.
Templer 11 392.
Temporalieusperre II 464.
tempus: clausum (vetitum, sacratum, fe
natura) ; — continuum ; — utile I 325
II 192 f.
tenentes II 27.
Teodoro de' Lelli I 163.
Tema I 371 478.
terrae missionis I 490.
Territorialhoheit, landesherrl. I 67.
Territorialsystem I 69.
territorium separatum I 290.
Tertiarinnen I 245.
Tertullian I 33 49; II 89 235.
Terz I 271.
Teschen I 470.
Testament II 314 408 425 434 441 f- —
d. Klerikers II 461 ff.
Testamentsexekution I 261.
testes synodales II 309.
Testierfreiheit d. Geistlichen II 464 ff.
testis: auctorizabilis ; — spectabilis II 126
Theater I 258.
Theatiner II 393.
Theoderich d. Gr. I 397.
Theodor v. Canterbury I 155.
Theodosius I. I 83 50- II 177
— II. II 52 157 498.
Theodulf v. Orleans I 160.
Theologen a. d. allg. Konzil u. d. Provin-
zialsynode I 497 501.
fheologia: practica: — rectrix I 16 171 I
Theologie I 16 ff ; — scholastische I 171. '
Theologiestudium I 213 ff: II 5 f.
thesaurarius I 451.
thesaurus ecclesiae I 55.
Thesaurus resol. S. Gong. Conc. Trid. I
189.
nzaiwi I 101.
Thessalonich I 426.
Thomas v. Aquin I 128; II 80 85.
— Campeggio I 66.
— de Vio (gen. Cajetanus) I 66.
Thomasius I 69.
Thomassin I 13.
Thrazien I 432 434.
thronus I 445.
Thurifikation I 374.
Tiara I 395.
Timotheus I 34 ff.
Tischtitel I 232 f 235 f.
Titelkirchen I 230 408 ff.
Titularbischof I 465 f.
Titularfest II 270.
Titularpatriarch I 433.
Titulatur I 244 283; — d. Äbte II 420-
— d. Bischöfe I 445; — d. Erzbisch. I
438: — d. Kanoniker I 454: — d. Kar-
I dinäle I 413 ; — d. Nuntien I 431 • —
! d. Papstes I 394.
titulatus I 231 277.
tituli cardinales I 408 ff.
titulus I 231 ; — administrationis; — bene-
ficii; — congregationis; — litteraturae :
raensae; — mensae communis: —
niensae principis ; — missionis: —
j obedientiae; — patrimonii; — pauper-
i tatis; — pensionis; — principis; —
professionis: — seminarii; — servitii
dioeceseos (ecclesiae) I 231 ff.
— coloratus II 47 125.
: — major, minor I 475.
Titus I 36.
tobaleae II 298.
Tobiasnächte II 135.
Tochterkirche I 308.
Todeserklärung II 157 241.
Todesgefahr II 21 ff 30 40*51 59 114 130
207 237 244 352 ff 400.
Todesstrafe II 369.
Toledo II 246.
Toleranz I 84 92.
Toleranzantrag I 90 : II 25 29 ff 203 269
«Tolerari potest" I 111 12^
Tonsur I 199 f.
Torres I 163.
Tortur II 332 376.
Tote Hand II 435.
Totenoffizium II 67.
Totenregister I 483.
I Totenschein II 157.
1 Totschlag I 219 226: II 384
I Tötung I 219 226: II 884.
i Tracht, klerikale I 254 ff
(Tractatus I 13 174.
tractatus praevii I 337.
traditio: Apostolica : — constitutiva : —
divina ; — ecclesiastica : — humana : —
interpretativa I 99 f.
Tradition I 99 f.
transactio II 321.
transformatio beneficii I 305.
translatio beneficii I 305.
Translation: d. Benefiziaten I 333 353
381 ff; — d. gestift. Messen II 259.
translocatio d. Benefiziaten I 384 ; II 370.
Trauergeläute I 374.
Trauerjahr II 235 240.
Trauung I 481: II 117 ff.
— Protest. I 82; II 198 ff.
Trauungsform II 86 134.
Trauungsrapulare II 109.
Trauungsregister s. Eheregister.
Treibjagd I 259.
Trennung v. Kirche u. Staat I 92 ff
Treubruch II 106 224.
Treue, ehel. II 224.
Treueid, staatl. I 287; II 286.
516
Register.
Trident. Ehedekret II 119 ff.
TrienDalfakultäten I 141.
Triennalprobe II 155.
Trier I 190 232 435; II 10 112 470.
Trinkgelage I 258.
triregnum I 395.
truncus II 173.
Trunksucht I 256.
Tuniceila I 445.
Türkei I 491.
Turnier II 386.
Turrecremata I 66 163 174.
Tusculum I 409.
Tutel I 261.
Tutor I 222; II 325.
IJbergang d. Patronatsreclits I 324 ff.
Übertragung e. Kirclienamtes I 305.
Übertritt in e. and. Orden II 413 f.
— z. Kirche I 91 ; II 31.
Ulm II 122.
umbraculum I 445.
Umgang m. d. Akatholiken I 84 ; — m.
d. Exkommunizierten II 356 ff; — m. d.
Ungläubigen I 80.
Umpfarrung I 307.
^Unam sanctam" I 60.
Unauflöslichkeit d. Ehe II 79 f 82 ff 227 ff.
Uneheliche Kinder I 222 f 228 316 f 410;
II 207 213 225 f 242 401 407 418 424.
Unfehlbarkeit I 29 109 387.
Unfreie 1 221 ; II 140 f.
Unfruchtbarmachung I 227; II 384.
Unfug i. d. Kirche II 300.
Ungarn I 60 232 466; II 132 306 446.
Ungetaufte I 79 f 207 361 ; II 144 159
162 ff'.
Ungläubige I 79 f.
Ungültige Ehen II 215 ff.
Unierte oriental. Riten I 434; II 249.
unilaterales II 174.
unio beneficii : accessoria ; — aeque prin-
cipalis; — inaequalis; — per acces-
sionem ; — per aequalitatem ; — per
confusionem ; — per exstinctionem ; —
per inaequalitatem ; — per subjectionem ;
— subjectiva I 308 f.
— prolium II 184.
„üniversa per orbem" II 274.
Universalsukzession II 408.
universitas causarum I 281 f.
Universität I 119 213 ff 311 364 424 460
497 501 ; II 5 f 17 20.
Unkenntnis I 131; II 347.
Unmündige I 361; II 24 f 29 f 67 101
148 ff 282 285.
Unterhaltung d. kirchl. Gebäude II 455
470 ff 47:^ ff.
Unterordnung, hierarch. I 283 ff.
Unterpfand (Mahlschatz) II 104.
Unterschcidungsjahre II 29 ff 200 ff.
Untertanen I 131 ff; II 320 f 350.
Untertaneneid II 286 357.
ünverbesserlichkeit II 415 426.
Unvermögen, geschlechtl. II 150 ff.
Unzucht II 386.
Urban II. I 222 268 427 ; II 357.
— IV. I 175.
— VIII. I 109 188 232 272 296 401 440;
II 259 274.
urbi et orbi I 130 391 403.
Urkunden II 338 f.
Urlaub I 295 ff.
Urpfarrei I 474 f.
Ursinus, Gegenpapst I 397.
Urteil II 328.
usucapio libertatis I 139.
Usurpation I 313.
usus forensis I 115.
— sordidi I 312 ; II 304.
,Ut debita" II 259.
utensilia sacra II 466.
uterini II 174.
utile II 357.
utilitas evidens I 295 302 312 461 ; II
396.
Vacabili I 416.
„Vacante Sede Apostolica" I 401.
vacatio legis I 131.
Vagi, vagabundi I 133 481; II 39 111 126
130.
vale II 357.
Valentinian I. I 397.
— II. I 33 51.
— III. I 33 157.
Vallombrosaner II 392.
variatio : cumulativa ; — privativa I 372.
Vaterunser II 264.
Vatikan I 393.
Vechta I 470.
velatio nuptialis II 117.
Velletri I 409.
venatio I 259.
Venedig I 429 433; II 363.
Veränderung d. Kirchenämter I 304 ff
444 456 459.
Veräußerung d. kirchl. Vermö2:ens I 456
459; II 457 ff".
Verbannung II 369.
Verbrechen I 209 225 ff 228 f 313 374 ff
— als Ehehindernis II 169 ff.
Verein, religiöser I 120; II 428 ff.
Vereinigte Staaten I 93 ff 232 323 333
423 455 491; - II 95 110 411.
Vereinigung v. Kirchenämtern I 308 f.
Vereinsgesetz II 269 431.
Verfassung d. Kirche I 29 ff 194 ff ; -
d. Kapitel I 451 ff; - d. Kongrega-
tionen II 426 f; — d. Orden II 416 ff
Vergehen, geheime I 209 229 246; 11
349.
Register.
517
Vergeltung II 347.
Vergleich, gütl. II 321.
Verhältnis v. Kirche u. Staat I 40 ff.
— V. Papst u. Kaiser I 55 ff.
Verhandlungsmaxime II 325.
Verhängung kirchl. Strafen II 350 ff\
Verjährung I 113 f 139 363 f 366; II
326 335 441.
Verknechtung 11 369.
Verkündschein II 113.
Verleihung d. Kirchenämter I 312 ff.
Verlöbnis II 100 ff.
Verlöbnisklagen II 107.
Verlöbnisregister II 103.
Verlöbnistreue 11 105.
Verlobung II 117 f.
Vermächtnis II 434 441.
Vermögen, kirchl. II 432 ff.
Vermögenskonfiskation I 367; II 369.
Vernunftgebrauch, mangelnder I 212: II
137 f 238.
Verordnung I 129.
Verpachtung d. Pfründgüter II 463 f.
Versammlung d. Geistlichen I 120.
Verschollenheit II 157 f 241.
Versetzung I 381 ff.
Verstümmelung I 219 227 377- II 369
384.
Verträge, völkerrechtl. I 125.
Vertragstheorie I 125 f.
Vertreter, gesetzl. II 240.
Verwaltung d. Kirche II 1 ff: — d. kirchl. '
Vermögens I 195 388 444 481; II
455 ff ; — d. potestas jurisdictionis II
311 ff'; — d. pot. magisterii II 1 ff; —
d. pot. ordinis II 20 ff.
Verwandlung e. Kirchenamtes I 305.
Verwandtschaft: geistl. II 179 ff • — ge-
setzl. II 182 ff; — leibl. II 172 ff; —
mehrfache II 175 f.
Verwandtschaftsberechnung II 173 ff.
Verweigerung d. Ordination I 229.
Verweis II 368.
Verzicht a. d. Kirchenamt I 379 ff; —
a. d. päpstl. Würde I 407 • — a d
Patronat I 376 f.
Vesper I 271.
Veto s. Exklusive.
Viatikum I 485 ; II 35 40.
vicarius I 311 ; — Apostolicus I 426 460;
— capitularis I 459 ; — Christi, Dei
I 394; — generalis I 469; — in pon-
tificalibus 1 465; — Petri I 394; _
spiritualis I 470.
vicedominus II 456.
victualia I 297.
Vielmännerei II 79 f.
Vielweiberei II 79 f.
Vienne I 427 435.
vigens ecclesiae disciplina I 115.
Vigilfasten II 281 f.
Vigilius, Papst I 152.
Vikar I 487 f; — Apostolischer I 117
426 490; II 103 213.
Viktor II. I 399.
— in. I 169.
Vindikativstrafen IL 347 ff 368 ff.
Vinkularklage II 220 ff.
Vinzenz v. Paul II 393.
vis: absoluta; — coactiva ; — compul
siva; — condicionata ; — directiva I
131 f ; II 142.
visitatio liminum I 296 389 422 447 466 •
II 306 f.
Visitation, Apostel. I 422.
— d. Diözese I 437 444 447 459 468 ff 471
502 ; II 308 ff.
I visitator I 459.
I — Apostolicus I 491.
: vita : activa ; — canonica ; — communis :
j — contemplativa ; — mixta I 268 272
! 277 344 449; 11 396.
vitricus II 471.
: Vogt I 247 357 376 ; II 467.
j Vogtei I 357 376.
' Völkerrecht I 20.
Volksraissionen II 268.
Volksschule II 14 ff.
j Vorlesehefte II 6.
[Vormünder I 222 370; II 118 240 325.
Vormundschaft I 222 252 261: II 240.
Vormundschaftsgericht II 240 f
Vorrang I 243 283 f.
Vorschrift I 129.
Vorsitz I 243 283 f 498 502.
Vortritt I 243 283 f.
Vota simplicia : ingrediendi religionem : —
non nubendi (caelibatus) ; — perpetuae
castitatis : — suscipiendi sacros ordines :
— virginitatis II 193 f.
Votum: expressum; — mixtum; — per-
sonale ; — privatum : — publicum ; -
reale ; — reservatum ; ^ simplex ; —
sollemne ; — tacitum II 287 402 f 400
424 f.
i Waffentragen d. Geistlichen I 244 256.
I Wahl I 314 336 ff.
Wahlformen I 338 f.
Wahlkapitulationen I 337.
Wahnsinnige I 212; II 138 234 243.
Wahrsagerei 11 378.
Waisenhäuser II 478.
Waldeck I 192; II 202.
Waldenser II 432.
Wallfahrten II 268.
Walter I 13.
Wappenkunde I 21.
Warschau I 435.
Wartezeit II 240.
Wechselgeschäfte I 260.
Weiber I 207.
518
Register.
Weihbischof 1 284 388 463 ff 497 501 : II
307.
Weihe, höhere I 197 f ; II 159.
Weihegewalt I 28 194 ff ; II 20 ff.
Weiheinterstitien I 239 f.
Weihekompetenz I 202 ff; II 20 ff 291 ff.
Weihen I 196 ff: — häret., schismat., si-
nionist. u. exkomm. Bischöfe I 201.
Weiheort I 238.
Weihetermine I 239.
Weihezeiten I 239.
Weihnachten II 42 252 ff 273.
Weihung II 61.
Wenilo v. Sens I 165.
Wessenberg I 102.
Westfäl. Friede I 87 f 191 361; II 17 73
436 443.
Westfriesland II 95.
Westgotenreich I 53 327.
Wiclif II 432.
Widerklage II 321 326.
Widerstand, passiver I 45.
Wiedereinsetzung i. d. vorig. Stand II 345 f
412 434 460.
Wiedertaufe I 225; II 23 f 31 163 f.
Wien I 429 ff; II 322.
Wilhelm Durantis I 181; II 311.
— de Mandagoto I 179.
— de Monte Lauduno I 182.
Wirtshausbesuch d. Geistl. I 258.
Witwe I 220 f; II 134 210 235 240.
Wöchnerin II 63.
Wohltätigkeit I 256; II 478 ff.
Wohnort I 133 f 203; II 103 110 ff 122 ff;
s. a. Domizil u. Quasidomizil.
Wucher II 388.
Wulfad V. Soissons I 165.
Würfelspiel I 259.
Württemberg I 88 193 : s. a. Rottenburg.
Würzburg I 190; II 47 322.
York I 435.
UTZOOLUXO'^Ot
I 38.
Zabarella I 65 181.
Zacharias, Papst I 54; II 177.
Zählung d. Verwandtschaftsgrade II 174 f.
Zauberei II 178.
Zechpropst II 472.
Zehnt II 442 ff'.
Zeit d. Ordination I 239.
Zeit: geschlossene II 134 192 f 206; —
mitteleurop., natürl. I 273; II 43 255;
— österl. I 482: II 39.
Zeitschriften I 25; II 12.
Zeitungen II 12.
„Zelo domus Dei" I 88.
Zeno, Kaiser I 52.
Zensur: nachfolgende: — vorausgehende
II 88 ff.
Zensuren I 390 413 444; II 347 ff 419.
Zenzelinus de Cassanis I 182.
Zepter I 329.
Zession I 331 353.
Zeugen I 219; II 103 121 127 129 ff 157
238 337 ff.
Zeugeneid II 338.
Zeugenzahl II 338.
Zeugnisse I 214 238.
Ziborium II 298.
Zins II 387 ff.
Zirkumskriptionsbullen I 75 f 124.
Zisterzienser II 392.
Zisterzienseräbte I 202.
Zivilehe II 88 9'3 ff 191 207 210 235 ff
Zivilstandsregister I 483; II 75 96 238.
Zivilstreitigkeiten I 246 ff ; II 313 ff 324 ff.
Zölibat I 264 ff; II 159.
Zonaras I 148.
zucchetto I 395.
Züchtigung, körperl. I 245 ; 368.
Zuschauer b. Hinrichtung od. Duell I 219:
II 385.
Zuständigkeit d. Standesbeamten II 237.
Zwang II 142 ff 287 403 f.
Zwangsbuße II 368.
Zwangsfasten II 368.
Zwangsschule II 18 f.
Zwangszivilehe II 95 f.
Zweikampf s. Duell.
Zweischwertertheorie I 60.
Zwischenurteil II 327 341.
Bericlitigungen und Ergänzungen.
S. 32, Z. 20 V. unt. lies: J. E. B eis er
stinus, ml '' " "' '''' '••' ^- ^^^-^— ^ ^- Bußlehre des hl. Augu-
S. 49, Z 21 V. ob. füge b. : A. de Smedt, Tractatas de casibus reservatis
necnon de soUicitatione et absolutione complicis 1914
(Theo,.':: G.lr^iflotVsi;;'-^- ''• '''''"'' ' -'"''"'^ "• ^*-^-"--^
S 62, Z 4 V. unt. füge b.: Ders. (Ei chm ann) , D. rechtl. u. kirchenpolit
Bedeutung d. Kaisersalbung i. MA. (Festschrift f. Hertling [1913] 263 ff)
Deut;h'\2ri9i3'- ""• '''' '- '• '"'"''• "• ""'''' ' Feuerbestattung i.
S. 91, Z. 7 V. unt. füge b.: S. Barano wski, Luthers Lehre v. d. Ehe. 1913.
r.J.\ , ^\ ^^" b.: J. Chabagno, Le mariage des infideles dans ses
'T^«n"; V"' ":'"' '° ^"'""' ^' '" '»' J'P"-'- - partieulier, 1913.
s 17« V ,. "' '"''■ 'T- -albert i. De jejunio ecclesiastico ^ 1913.
b. 348, Z. 19 V. unt. lies : J. E. B e 1 s e r , Einleitung i. d. N. Test. ^ (190-5) 448 t
S. .374, Z. lo V. unt. füge b. : Ch. MoeUer, Les buchers et les a„to-da-fe de
irnqu,s,t,on depuis le moyen-äge (Rev. d'hist. eccles. XIV [191.S] 720 ff )
Wb'^O /' ^' V: ""''n^"®' b.: H. Voß, D. Erlangung d. Rechtsfähigkeit durch
s^en ml: '• """" "="'""" "■""• "'• '^^'"^ Korporatio^srechte be-
•^; *fV\Vj- "°'- ^"«^ ■*•• H- Hellmuth, D. Umlagen d. bürgerl Ge-
^\ ^ f
Xi 00
•H
O
TH£ INSTITUTE QF MEDIAEVAL STUDIES
59 QUEEN'S PARK CRESCENT
TORONTO - 5, CANADA
r-o^Uriiri. .*:^*J^ «kr\ö*if)^