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Full text of "Lehrbuch der kirchengeschichte"

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1850 

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ROBARTS 


■PfBten  rreisunsatzen : 

<&.  II  |U  *fo  rmtg 

«ttiucnts-,  ISnltquaiuls-*  ^Jcrfaiis&iidjIjanMuiia 

Borlin  C. 

38  Klostepstrasse 


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s 


Presented  to  the 

LIBRARIES  ofthe 

UNIVERSITY  OF  TORONTO 

by 


Simarö  M\)\x  in  ^ 

SHoftcrftraf?c  Sttr.  » 

-vis  dpiii  ftöntgl.  ©Dmnafio  jum  c\ 
iKbtn  kern  ftönijjl.  Gkroerbe  •  3i 

r»fiaget.    @ä)reib»,  3cid)nen»5) 
r^anblutig.  Sitte  ©ovten  Sonf^ 


DR.    OSCAR  SINGER 

AND 

DR.  WILLIAM  SINGER 


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3.  8.  Sacofci, 

a.  0.  35rofej[ot  bcr  Sheofogie  «.  b.  Huimfitüt  gu  3?ev(in 


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fBevlin. 

93crla q  »on  (5.  ®.  £überi£. 

1850. 

£>ie  SJjevanfraüumj  einer  tngltföcn  Ue&evfe$uttö  M;att  fiel)  ber  ©erfnjje?  öor. 


-  f   V 


©etitfn  fldübtcn  $minbfn 


#ettn  Matl  |kmfc, 

f>iiff$}>refejget  an  ber  Domfirdbe 
ju  Berlin, 


St'centiaten  ber  Geologie  unb  *Prti>ntbeceutcn  a.  b.  UnfoerfitSt 
?u  Berlin, 


0ertn  ®irgtenttrafc  SÄatiö, 

StcetUtateit  bev  Üficelogie 


gertnbinet. 


Oid),  meine  treuer«  $rennbe,  mi^t  ify  tiefet  $8uty, 
aU  einen  £>cmf  für  ba$,  \va$  %fyv  mir  bnrrf)  (Snre  Siebe 
nnb  (Snre  geijlige  Sftittjjeilnng  gewefen  feib.  £)nr$  ©ot* 
te$  Sitgnng  üon  öerfdfjiebenen  ©etten  jnfammengefüljrt,  nnb 
in  bem  öerbnnben,  m$  am  fefteften  »erbinbet,  Imben  wir, 
je  na$  (£igentlmmlicj)feit  nnb  25ewf,  bie  tljeülogifcfye  2Sif* 
fenfcfyaft  nnter  nns  geseilt,  nnb  jeber  in  feiner  SBeife, 
bodj)  in  gemeinfamem  ©treben  bearbeitet,  nnb  tuie  fel;r  i$ 
in  meiner  Aufgabe  bnrd)  (£n$  geforbert  hin,  ba$  werbet 
3^r  ans  bem  23ndje  felbft  bentlid;  erlernten.  Sefct,  ba 
wir  anf  nnferem  2SiIbnng$gange  31t  bem  sJ)nnlie  gelangt 
finb,  wo  bie  ©mnbnberjengnngen  firf)  feftjnftelten  pflegen, 
nnb  ba  bie  gtit  mit  ernfter  <S^rac^e  ^nr  (Sntfdjeibnng  brä'ngt, 
bringe  id)  es  (Sacfy  bar  afö  ein  3ei$en  btx  frenbigen  3u* 
üerfi^t,  bap  nnfere  2Bege,  wie  weit  immer  anöeinanber 
geljenb,  boefy  in  (Einem  Qid  jnfammentreffen  werben.  Denn 
womit  fönnte  ify  beffer  be^eiefmen,  m$  nnferer  dmftlidjen 
nnb  wiffenfcfyaftlicjjen  ®emeinfcj)aft  ben  ©temocl  aitfbritcft, 


aU  inbem  id)  Sure  Tanten  einem  Söerfe  borfefce,  m\d)t$ 
ben  Aufbau  ber  $ircf)e  unter  ber  ^oraitSfe^uug  öevfolgr, 
ba$  ba$  (S&rtjfcntjjum  ©efcfn^te  (et,  ©efcfncbte  in  bev  im* 
erfcptterli^en  ^atfacije  bev  Srltffnng,  ©efd)icf)te  aber  and) 
tu  feinem  2Banbel  bnvd)  bie  gütte  ber  formen,  bis  auf 
bie  gropen  SutuncHungen  ber  neuen  3«t.  9tel;met  es  mit 
ber  Siebe  unb  5ftarf)ficbt  auf,  bie  \fy  fonft  öou  (Surf)  erfalj* 
ren  t)abe,  benn  es  ift,  obwohl  mit  geringen  Gräften  gear- 
beitet, bocj)  mit  nicfyt  geringer  Siebe  Sud;  überreizt,  unb 
laffet  es  eine  Erinnerung  an  vergangene  Sage  fein  unb 
eine  S^aljuuug  an  bie  mrunftigen. 
Berlin,  ben  10.  Dctober  1849. 


'Dcv  Rurige 


Siifhiö  ßubnufl  ^acobt. 


SSormort  Dr.  9teani>erS. 

S)?ein  Reuter  Sreunb  uub  GoWege  3acobi  r)at  mid)  aufgefor* 
bert,  ba8  von  if)m  r)erau3gegebene  (Sompenbium  ber  $ircr)en* 
gefegte  mit  einigen  SBorten  ju  begleiten.  Steffen  bebarf  eö 
freitid;  nitfct;  ba$  SBerf  wirb  ftc^>  buref?  ftcr)  fetbft  genugfam  em* 
»fehlen  unb  ftd)  fetbft  Eingang  Mtftyaffcn.  2)a  aber  ber  erfte 
Slnfiofj  |u  bem  Unternehmen,  baö  ()ier  fo  glücfücb  burcr/gefüf)rt 
werben,  »on  mir  ausgegangen  ift,  fo  fer-eint  eö  atlerbingö  ange* 
meffen,   bafj  icf)  Von  bem  Urfprung  beffelben  Sdcc^enfc^aft  gebe. 

3d;  Ijabe,  wie  icb,  bieö  audj  me[)rma(ö  öffentlich  auSgefpro* 
etyen,  fetwn  langft  ben  SBunfö  gehegt,  bafj  nact)  meinem  firmen* 
f)iftovifcben  233er!  unb  uad)  meinen  93or(efungen  über  bie$  ©ebiet 
ein  (Sompenbium  311m  SSeften  ber  ftubirenben  3ugenb  aufgearbeitet 
werben  mochte.  3war  feljlt  e3  nict)t  an  foleben  (Sompenbien,  aber 
ic6  vernüfte  bo$  cin£,  baö  meinem  eigentümlichen  ©tanbpunete 
unb  meinen  c^riftlic^cn  unb  fjiftorifcb/en  @runbanftf;auungen  ent- 
fpratf;e,  unb  geeignet  wäre,  benen  ju  bienen,  weiche  51t  meiner 
tt)eotoßtfc6en  ©runbricr/tung  ftcf)  fjingejogen  fügten. 

3cb  fyatte  fc^on  mit  manchen  meiner  jüngeren  greunbe  biefe 
©act;e  befprocb,en  unb  mancher  batte  fieb  bap  anr)eif$ig  gemacht, 
biefe  Arbeit  $u  übernehmen,  aber  burcr;  bajwiföen  getretene  Um* 
ftänbe  würben  fie  yert)inbert,  bieö  auszuführen. 

^ier  erfct)eint  nun  ein  folc&cö  gompenbium,  wie  ict)  eö  wünfdjte, 
geeignet,  ber  ftubirenben  3ugenb  $ur  Vorbereitung  für  bie  Vor- 
lefungen  unb  jur  2Bieberl)olung  beS  ©efyörten  ju  bienen,  geeignet 
ju  fetbfttfyätigem  ©tubium  unb  eigentl)ümlicr/er  gorfet^ung  bie  geu 
fyigen  anzuregen.  @8  ift  ()ier  etwaö  Slnbereö,  alö  wa$  id)  ju* 
näcbjt  verlangt  t)atte;  3acobi  ift  nic^t  baj«  gemacht,  einen  blo* 
% en  2lu6jug  au3  ben  SBerfen  unb  Sortragen  eineö  anberen  Wla\u 
ne8,  wenn  auet)  eines  ©otogen,  ber  U)tn  bie  gartet  ber  griffen* 
febaft  bargereid)t  f)at,  511  machen.    (Sr  mujü  feinem  @eifte6brangc 


VIII        — 


narf)  felbfttf)ätig,  fd;öpferifd;  arbeiten.  3"  SEBiffenfäaft  unb  Äunji, 
wie  im  tptigen  $anbetn,  ift  eS  freilid;  ctwaö  J?ranfl)afte3,  ori* 
ginetl  fein  31t  wollen,  um  nid;t  aufjuneljmen,  waö  man  von 
Sfabecn  empfangen  l)at.  Sluö  folgen  23eftrebungen  gefjn  bie  3Ki|* 
gcbnrten  fyerr-or,  bie  unö  in  tiefen  Sagen  bcö  ©ctyeinenö  unb1 
be$  Smnfelö  fo  t)äuftg  entgegenfommen;  bie  ivaljre  Originalität 
gicbt  fitf?  öon  felbft  nadj  einem  9?atnrgefefc  ber  ©eifteöentwicfv 
hing,  feie  Surfe  weiß  nic^t  \x>n$  bie  9ted;te  tl)itt.  (So  fann  nicfyt 
fel)(en,  baß  wer  nacfc  innerem  33eruf  ber  2£iffenfd;aft  ficb,  weifyt, 
mit  ganjer  (Seele  arbeitet  unb  forfd;t,  in  bie  £iefe  gräbt,  unb 
in  bie  #öf)e  fc^attt ,  and;  (Sigentljümlic&cö  anö  2td;t  förbern,  alö 
eigentfyümlidje  $Ser|önlid;leit  in  feinen  Slrbeitcn  fid>  bmhfym 
wirb.  (Sin  ©olcfyer  ift  mein  greunb  3aeobi,  unb  felbfttfyätige 
gorfdnmg,  eigentümliche  Verarbeitung  wirb  in  biefem  SÖerf 
einem  ^ebcn  cntgegenleucbjen.  2ßie  eö  au£  bem  Verljältniffe  beö 
93erfaffer3,  beö  mit  mir  im  @eift  innig  verbunbcncn,  l)err>orgef)t, 
ift  biefcö  2Berf  bem  meinigen  nur  burd)  bie  ©rnnbrid;tung  unb 
bie  gemeinfamcn  ©runbanfdiauungen  »erwanbt.  ©d;on  lange 
ift  biefeö  SÖ5erJ  v>crfprod;en  worben;  e3  wirb  ftcfy  aber  bewähren: 
2Ba6  lange  whfjxt,  wirb  gut. 

<S$  bebarf  in  unfrer  3eit  befonberö  folcfyer  ju  allgemeinerer 
Verbreitung  geeigneter  unb  beftimmter  23itcr)er,  bie  ofyne  pomp* 
l)afte  9iebe,  ol)ne  flingenbe  ©gellen,  in  einfachem  Sluöbrucf  ben 
einfachen  ©ebanfen  in  gebrungcner  ÄTirje  auöfpred;en.  9)iöge 
ber  gnäbige  ©ort  biefeö  im  ^inblicf  ju  il)m  gefdjriebene  SSerf 
mit  feinem  reichten  ©egen  begleiten  unb  eö  aucb,  baju  bienen 
laffen,  bem  Vcrfaffer  bie  il)m  gebüfyrenbe  öffentliche  Slnerfennung 
31t  »erraffen,  unb  if)m  eine  23at)n  31t  machen,  mit  ungetrübter 
Suft  fortarbeiten  unb  wirfen  31t  fönnen;  e$  muß  bafür  geforgt 
werben,  baß  wenn  bie  Weiteren  abberufen  werben,  jüngere  in 
frifcfyen  Gräften  »orf)anbcn  feien,  an  il)re  ©teile  ein^ttreten,  bcnn 
ber  sH?enfd;  lebt  nicf)t  allein  Dorn  ©rote,  wie  eö  bie  9}id>- 
tnngen  biefer  3<t\t  oft  31t  meinen  fdjeinen. 

«Berlin,  ben  Uten  ?luguft  1849. 

Dr.  %.  SRcanbcr. 


^Dm  ÜBorten  beö  §erm  Dr.  9?eanber  Ijabe  idj  nur  ßinigeö  ^ur 
(Sinfcfjränfung  unb  ju  näherer  Eingabe  beö  planes,  wonad)  ba3 
SBcrf  gearbeitet  ift,   rnnjujufügen. 

©ein  r-omefymfter  3wä  ift,  ein  |uUf3mittel  $ur  Äenntnijj  ber 
&ir$engefcr/ict)te  für  ©tubirenbe  31t  fein,  welchen  baju  in  ben 
Sorlefungen  feie  (Srgänjung  gegeben  wirb.  3)eö(jalb  ift  im  £ert 
eine  furje  33efcf)reibung  beö  gefd)icr)t(icr)en  Verlaufs  geliefert,  in 
gebrangter  Ueberftcfyt  ber  £r)atfacf)en  nnb  iljreö  3ufamnienr)angeö 
beftefyenb,  nicfjt  nur  ber  9?aumerfparung  wegen,  fonbem  audfj 
weil  mir  fcfjeint,  bajj  wir  üon  bem  tlebermaß  ber  Dtefferion,  in 
Mlti)t$  je£t  bie  ©efcl?icr)tfcr)reibung  aufgelöft  311  werben  bror)t, 
mer)r  ben  Sitten  arjnlict;,  jurücf  (enlen  muffen  jur  objekiveren  feaU 
tung  auet)  in  ber  $orm.  2)ie  Slnmerfungen  unter  bem  £ert  ent* 
galten  litterarifcr)e  9?ac§weifungen,  fo  weit  fte  etwa  für  ben  t>on 
gelang  ftnb,  welker  in  baö  firct)cnl)iftorifcr)e  ©tubium  eingeführt 
werben  foll,  bie  bebeutenbften  35ewei3ftellen,  unb  bei  ben  widf); 
tigften  ftreitigen  ©egenftänben  eine  Slnbeutung  ber  3)i3fuffwn. 
2krmif3t  man  Riebet  an  nic^t  wenigen  Orten  bie  eigne  @ntfct)eü 
bung,  fo  r)abe  i$  barauf  nichts  $u  erwibern,  als  baß  fte  tfjeitö 
mir  felbft  nic^t  feftftefyt,  t^eifö  e6  nict)t  minber  bie  Slbftc^t  war, 
$um  gorfct)en  anzuregen,  aß  fertige  «Kefultate  ju  geben.  3e 
mer)r  ber  gelehrte  Slpparat  f)ier)er  oerwiefen  ift,  um  fo  mefyr  fonnte 
ba6  SBeftveben  barauf  geästet  werben,  ben  3Tert  mögli^ft  einfach 
unb  fliefjenb  31t  geftalten.  3)afj  er  ben  @rab  ber  $erftänblid?feit 
unb  an$ier)enben  Äraft  erreiche,  welchen  ber  gebtlbete,  nid?t  tl)eo^ 


logifcl)e  £efer  »erlangen  barf,  bieö  tonnte  freitid)  nur  bie  unter- 
georbnete  §lbftd?t  fein,  unb  icfy  wage  ntc^t  ju  urteilen,  wie  weit 
fte  realiftrt  fei. 

@$  war  mir  barum  jtt  tl)un,  in  einen  engen  Stammen  ein 
33i(b  ber  @cfcl;icl)te  einjujeidjnen.  3)aju  fcfyien  mir  weber  tyin* 
länglich,  ein  allgemeines  (Scbema  bürftig  mit  f)iftorifd)em  Stoff 
$u  überfleibeu,  nod)  einen  bürren  SluSjug  ber  gafta  31t  machen, 
wie  if)n  ber  ©tubirenbe  ftd)  ebenfo  gut  (eiber  anfertigen  fann, 
wenn  er  Suft  l)at,  grabe  l)ieran  ©ebäcfytnifntbungen  anjuftellen. 
3)ie  tebenbige  Sluffaffung  ber  @efcl;ici;te  wirb  nur  burd)  eine  fotd)e 
compenbiarifefce  iDarftetlung  geförbert  werben,  welche  bie  allge* 
meinen  gefcfyidfotlidjen  Wtääfa  fenntlid)  marl)t,  aber  jugleidj  aud) 
bie  Mannigfaltigkeit  ber  ©lieberung  unb  bie  @igentl)ümlicf;feit 
ber  ^jerfonen  unb  2Hjatfad)en  jur  3lnfct;auung  bringt.  2ßir  meinen, 
ba$  eS  eine  fiebere  2lf)tutng  beS  Steckten  fei,  wenn  bie  3ugenb 
ftd)  mit  Vorliebe  ben  großen  Männern  ber  ©efcfytdjte  juwenbet, 
unb  bajj  wir  feiner  (§ntfd)ulbigung  bebürfen,  wenn  wir  baS 
@lcict)e,  unb  jwav  zuweilen  bis  jus  (Srwäl)nung  dj>arafteriftifc§er 
einzelner  3%'/  getl)an  t)aben. 

Sltterbingö  ift  baju  erforberlict)  jene  billigenbe,  \a  bewunbevnbe 
Slnerfennung  mti)  fet)r  frembartiger  ©eftalten,  weld;e  öon  ber 
iteber$eitguug  auögel)t,  baß  bie  ewige  äüafn()eit,  außer  bem 
(Sinen,  ber  fte  feibft  war,  immer  nur  in  gegenfeitig  ftcfy  beteucf;* 
tenben  <Stral)lenbitbem  jur  (Srfdjeimmg  fommt.  ÜSon  ben  greint-- 
ben  einer  @efit>id>tfct;reibung,  beren  Mufter  (Spiptyaniuö  ift,  bür* 
fen  Wir  bal)er  faum  t)offen,  3uftimmung  ju  erwerben,  muffen 
vielmehr  erwarten,  aud)  gegen  unfere  ©arftellung  il)ren  immer* 
l)in  reblid)en  (Sifer  entbrennen  ju  fel)en. 

Söenn  wir  bem  23ud)  etwas  wunden,  fo  wäre  eS,  baß  von 
Dem  ©eifte  beS  großen  £l)eologen  etwas  barauf  übergegangen 
fei,  mit  beffen  tief  füt)tenber  unb  fd)arf  btiefenber  ©efd;icf;tfctyrei* 
bung  eine  neue  33al)tt  für  bie  $riftlid)e  2luffaffung  ber  ©efclncf?te 
gebrochen  ift.    ©ein  2Berf  bilbet  in  vieler  23e$iet)ung  bie  ©vunb* 


tage  bes  gegenwartigen,  Ws&fjaib  mit  ben  <£>auptgefitf;töpunften 
audj  bie  einfache  unb  auö  bem  Innern  ber  ©acf?e  entfpringenbe 
altgemeine  ©ruppirung  faft  überaß  beibehalten  ift.  dagegen  in 
ber  Orbnnng  ber  fpejiclleren  Steile  t)at  ber  befonbre  3wetf  nnb 
bie  greifet  ber  SSefyanblung,  auf  welche  man  nirfjt  »ersten 
fann,  wenn  bie  grifcbe  titelt  verloren  geljen  fotl,  manche  2lb* 
Weisungen  ju  SÖege  gebraut.  2)af  bie  3eit  ber  apoftolifdjen 
33ätcr  3U  einem  eignen  Slbfctmitt  auögefonbert  ift,  ift  wegen  ber 
SSicfjtigfeit  gefd)e()en,  welche  biefer  %{)z'ü  burtf)  bie  neuefte  Äritif 
ber  erften  beiben  3at)rf)unberte  erhalten  t)at. 

SDcadjft  biefem,  meinem  üerefyrten  Seljrer,  bin  id)  befonberö 
^m  anzeichneten  gorfa>'rn,  £errn  Dr.  ©tefeter  unb  Dr. 
9ciebner  für  baö  2et)rreid;e  it)ver  Seiftungen  31t  2)anfe  öer- 
pflia)tet. 

2)iefer  erfte  33anb  umfaßt  bie  grunblegenbc,  t'lafftfdje  3eit 
ber  $ird;engefdnd)te,  unb  t)at  barum  am  auöfüt)rlict)ften  be()an* 
belt  werben  muffen.  3)er  zweite,  welcher  bn6  SBetf  abfdjliefen 
unb  etwa  breijug  Sogen  umfaffen  wirb,  fott  im  Saufe  be3  näa> 
ften  3af)reö  erfd)einen.  — 

Sßenn  bieö  Sud)  baju  beiträgt,  an  feinem  geringen  £f)eit  bie 
oon  üerfc^iebenen  Seiten  fyer  erftiefte  Siebe  jum  (Stubium  ber 
$ird;engefd;id;te  wieber  anjitfac^en,  wenn  eS  ben  einen  ober  ben 
anbem  gewinnt,  baf  er  mit  neuem  (Sifer  fic^  an  bie  praftifdje 
Aufgabe  beö  d)riftlid)eu  Sebenö  inad)e,  fo  würbe  baö  ber  fcfyönfte 
£of)n  fein,  welcher  it)m  anfallen  fönnte.  Sflöge  ber,  welcher 
bie  ©efc^ide  ber  £ird)e  unb  beö  SaterlanbeS  lenft,  31mg* 
finge  erweefen,  welche  bereit  fmb,  bem  er^abenften  ^Berufe  bie 
frtfd)e  $raft  beö  ©eifteö  ju  wetzen;  möge  er  it)nen  baö  Singe 
öffnen  über  bie  .£jerrUd?feit,  bie  er  über  ben  großen  ©arten  ber 
s2)cenfd;t)eit  ausgebreitet  t)at,  möge  er  fie  aber  aud;  ben  «Sc&jnerj 
erfahren  laffen,  welker  bie  glitte  $wifd)en  bem  ^erjen  beö  9Jfen- 
fd;en  unb  ber  Offenbarung  serreifjt,  unb  fte  bann  mit  ber  S3e- 
geifterung  erfüllen  für  ben,    welcher  alter  2Beu3l)eit  Duell  unb 


—       XII       — 


3tel  ift.  2luf  Bannern,  welche  folc^e  Jünglinge  waren,  mit 
freiem  23litf  tton  bem  fixeren  ©runbe  beS  @t>angetium3,  mit 
23efonnenf)eit  unb  weltüberwinbenbem  SDfutfj,  welche  baS  233ort 
betätigen,  baö  jener  Sitte  in  feieren  Stitm  an  einen  Wirten 
ber  ©emeinbe  richtete:  „Nfjq>B  wg  deov  a&lTjTrjgl",  anf  fol- 
gen wirb  eö  beruften,  ob  unferem  SSotfe  nod)  beffere  Sage  be* 
(Rieben  ftnb. 

21m  lOten  Dctober  1849. 

£5  et  8$  et f äffet. 


SnJjalt 


■CCltl1 


Allgemeine  Einleitung 1—21 

Grfte  spetiobe. 

©efdjidjite  ber  ÄircOe  in  ben  erften  brei  3aljrl)unberten. 

Einleitung.    Der  3ufto"k  fccr  r5mtf$»grfe#if$ctt£Bett  unb  beeStt* 
bentfwmS,  befonbcrS  in  religiöfer  Sejielnutg. 

1.  Dnö  £eibentf>um 22 

2.  Dnö  jitbtfd;c  Sßolf 34 

(Srfter  2lbf$nitt.    2taö  Seitalter  ber  Slpoftef. 

ßrfteö  (Saptte!.    Allgemeine  Entfoitflung  bcr  Ätrt^e. 

1.  Die  petrtntf^e  3ett 43 

2.  Die  paulinifd;e  3eit 47 

3.  Die  jotyamteijc(>e  3"* 56 

3rueite8  Gapitel.    Die  formen  beö  ©emeinlebenö;  Anfänge  ber  2?cr= 
fapng. 

1.  Die  ©emeiufc&aft  ber  (Mter 58 

2.  Die  efwrtemnta 59 

3.  Die  ©emeinbeämter 60 

JDritte6  Kapitel.    Dnö  <$rijtli<$e  2ekn  unb  ber  <$riftlicl>e  Äultw$. 

a.  Dflö  $rtftli($e  Sefcen 64 

b.  Der  <$rifrlic$e  StvXtvß 66 

SSicrtcS  Giapittl.    Die  Entfoicfluug  ber  £ef>re 69 

3 weiter  Slbfdjnitt.  SSom  (§nbe  be6  ctyoftolifd)en 
3eitalterö  bis  jum  (Snbe  ber  biocletianifc^en  93er* 
folöung  (312). 

A.  Die  3eü  ber  apofrolifcljen  «ßäter 72 

B.  Die  golgejeit  biö  Snbe  beö  jtoetten  Abfcljnitts. 

Grfica  (Sapitel.    D<tö  äkrfjaltnijj  bcr  Äird6c  jur  uttc^riftlicfien  SBelt. 

1.  Ausbreitung  beö  SfyrtfrcntfyumS 77 

2.  Die  Verfolgungen  ber  Gfmfrcn 80 


—      XIV 


©che 

3.  Der  $«m|)f  burd)  ©dmften. 

a.  Die  Angriffe  bcr  Reiben  •        •        •     .  •        .        .        .88 

b.  Sic  Styologcten 89 

3wcitea  (Sapitcl,    Die  Äirdjctüierfnfl'ung,  Äirdjenjudjt  unb  $ird>cn* 
fpcdtungen. 

1.  Die  ©efdjid)te  ber  tftrdienücrfaffuug. 

a.  Die  aSerfaffung  bcr  einzelnen  ©cmeinben         ....  93 

b.  Die  23erbinbung3formeu  ber  ©emeinbcn 96 

c.  Die  Äirdjc  a(3  ein  einiges?  ®<in$e3 99 

2.  Die  firddicfie  3»*^*  wnb  ^e  firdjlittyen  ©pciltungcn       .        .        •  103 

a.  Das?  ©djiewa  bes  gelicifftmus? 106 

b.  Daö  ©d)i3ma  bc3  9?o»<itictnues       - 109 

Drittes  (Sapitcl.    Da3  djrifHicfie  Seben  unb  bcr  djriftlidje  Äultuö. 

1.  Daö  djjriftltcbe  Seben    .       .        .       .     " 111 

2.  Der  d>rijilid)e  ÄnltttS           118 

Die  gotteöbicttfilidjcn  Drte 118 

Die  gotteöbienpdjen  3citen 119 

Der  ©treit  über  bie  ^affabjeier 120 

Die  einzelnen  £>mtbluitgen  beö  ©ottetfbicnfreö       ....  122 

Der  ©treit  über  bie  i?e£ertaufe 125 


c  fcer 


*J5iertc§  dapttel.    Die  @ntroidhtng  ber  £et>re. 

I.  Die  aflgemeinen  ©eifie^ridjtungen 

A.  Die  jubend>riftlid)cn  Parteien  ober  (äbioniten 

B.  Die  ©ecten  mit  d)rifrlid;4eibnifc(>cit  ©feinen     . 

1.  Die  gnoftifdjen  ©steine         .        .        . 

a.  ©noftifer,  bie  bas?  Gtlmftcntlnun  mit  feiner  SBorgcfdu'djt 

binben  (jubaiftreube) 

Gterintf) 

23aftlibeö 

3Salentinu$  unb  feine  ©cfeule      .... 
SSarbefaneS 

b.  ©noftifer,  roeldje  baö  Gifmjrentfmm  »on  bcr  früheren  Sntroid» 

hing  losreißen. 
«.  Sintijübifdje,  mit  Hinneigung  junt  f>ewent$u«t. 

Die  Dutten 

/?.  ©noftifer,  toelcbe  bie  Selbftnnbigfeit  bcö  ßfmftcntfmm»? 
mit  Sojjrci&mig  son  bcr  früheren  ©ntwidlung 
bcfyau^tcn. 

©aturnimtsJ 

Sattem 

55?nrcion 

2.  ©nojrifircnbeS  Hcibcnthum. 

Saroocrnteö 

93icini  unb  bie  Wnnicbaer 


130 
130 
136 
140 

141 
141 
142 
146 
152 


152 


154 
154 
155 

158 
159 


—       XV 


C.  Die  £ef)rcntroirf(ung  ber  fatf>oItfdicn  Stirdje 165 

1.  Der  27?Mttattt$mti$                1C9 

2.  Sie  aleranbrinifdjc  ©djule  unb  Geologie        .       .        .       .175 
II.  Die  gjtttotcflimg  ber  einzelnen  Dogmen. 

1.  Parteien,  bie  aus?  ben  Differcnjcn  in  ber  ?cnrc  vett  ©ott  r)cr=< 
vergeben 188 

a.  <£6ioniffrcubc  SOToncirdnaner 190 

b.  Die  ^rttripaffmncr 192 

c.  5)?oiMrd)t<mer  mit  Hinneigung  jum  9)antyeis!tttu$        .       .  193 

2.  £ef>re  öon  ber  ©diöpfung 196 

3rocitc  ^Jeviobe. 

bie  3cit  von  (Sonftantin  b.  ©r.  MS  ju  ©regor  b.  @r. 

312-590. 

@rfre6  (Sapttel.    2?erf)ättm'§  ber  Äirdte  jur  SBelt:'  '  SluSbreituitß  unb 
Sefdjvänfung  bcrfclbcn. 

1.  Verhalten  ber  5tnifer  gegen  bie  ftirdjc 197 

2.  ©diriftlidicr  Mntjsf  stoifdjen  Gfmftcntfmm  unb  £>eibcntf)um   .       .  20« 

3.  Stu^brcitung  bee  Gtyrifrcntfiumö  nu^ert)nlü  bc^  romifckn  J>?cid>c-. 

3m  Dricut 208 

3n  Europa 211 

3ruritc§  ßapttel.        A.  Die  ÄirdjemKrfcifjung. 

1.  33erl)äUnifi  bev  Äirdie  jum  ©trtfit 215 

SRedjte  unb  23orred)te  ber  Äird;c             .  •      .                ■  217 

2.  innere  Drgcmifntion  ber  ftirdjc 

Der  IPriefterftanb.    Gölibnt 222 

Silbungs?  faulen  ber  ©eijrlidien 224 

2B<u)l  ber  ©ciftlidten 225 

Die  einzelnen  Ütird)cnnmtcr 226 

•Drgattifation  ber  fircblidicn  ©prenget              ....  228 

9tom              .               230 

Die  ©tmoben 233 

B.  Die  ftirdicnjud)* 234 

C.  Die  Äirdienfydtungen. 

1.  Die  büitdijKfdjc 235 

2.  Die  meletmnifdjc 239 

3.  Deö  DtrmafuS  unb  Urjtmtö 240 

Drittes  (Sapitel. 

1.  Dct$  d)riftlid;e  geben 241 

Dctö  Wöndjtfmm         .        .    ■ 245 

2.  Der  d;riftlidje  Äuttuö. 

SWgemeinc  efmrafterijtif 253 

Die  gotteebienftlidien  Orte 254 

3ei*en  unb  ȟber 255 


—      XVI      — 

©cite 

Die  gefeiten 257 

Die  3ufammeitfe^ung  b«S  ©otteöbicnftcö 260 

^rebigt 261 

©efang 262 

£nufe 263 

3»«tbma$I 264 

ÜJeiligenfcercfyruttg 267 

aStcrteö  ßopitcl.    Die  finthrirfhmg  ber  Sel;rc 

I.  Die  allgemeine  Gnithncfiimg 272 

II.  Die  [(jcjieHcve  £cf;rgc[c()ic()te. 

A.  Die  Seigre  üon  ber  Dreicinigfcü.    ©er  ajrianiföe  ©treit. 

1.  Die  Anfänge  bei?  ©trcüeS  ini  jur  ©tntobe  t»on  9?icäa      .  285 

2.  SBiS  jut  gluckt  beS  9tt(mn<ifiu3  md)  SUtritma  (325-356)  .  292 

3.  £errfd;nft  ttnb  Unterbritcfuttg  bcö  9tortattiSmu$    .        .        .297 

B.  Die  Seljre  yoit  ber  ^erfou  Sfmfti. 

1.  23i3  jum  Anfang  be£  neftorwnifc|eu  (Streitet    .        .        .  306 

2.  Der  nejrorianifdje  ©treu 319 

3.  Der   eutt;d)iamfcf>e   ©treit.     Die  ©tmobe   tton   ßijrtlcebon 
(451) 332 

4.  Die  mono|%fiHfcf)ett  ©treitigfeiten;  ber  Dreicn)>ite)(frreit    .  339 

C.  Die  origemftifdjcn  ©treitigfeiten 350 

D.  Die  Slntfyro^olcgic  unb  ©oteritdogie. 

1.  ©runbjügc  ber  SnttmcHung.    Die  £tit  vor  Stugufritt         .  359 

2.  Der  pelngianifdjc  ©treit 363 

3.  Der  fcmipclflgicuufck  ©treit 384 

E.  Die  ©ecten 391 

©dilu§ - 392 


Ungemeine  Einleitung. 

§  l. 

-äDie  allgemeine  ,ftird)engefcDid)te  fyat  bie  Slufgabe,  baS 
Seben  ber  üon  (5t)riftuö  gegrünbeten  unb  befeelten  ©emeinfcbaft 
in  feiner  (Sntwitflung  Don  Slnfang  biö  auf  bie  ©egenmart  unb 
nad)  feinen  v-erfci)iebenen  ©eftaltungen  barjuftetlen1)- 

§  2. 

3)ie  ftird;engefcr)id)te  bemächtigt  fid;  ber  seitlichen  ßnüvirflung 
alfeö  beffen,  roaö  innerhalb  ber  Äircfye  jur  (§rfcf;einung  fommt, 
fobalb  e6  su  einem  vorläufigen  Slbfcfyluj?  gelangt  ift,  roelcfyer  einen 
SRuljevunft  für  bie  Betrachtung  barbietet.  £>en  2)urcr/fcr)nitt  ber 
nocf)  fliefienben  ©egenroart  ju  betreiben,  überlast  fie  berSta? 
tiftif,  mit  roefcr/er  jufammen  gefaxt,  fie  bie  f)iftorifd)e  Sljeo- 

logie  ausmacht,  welche  bie  eine  (Seite  ber  gefammten  Geologie  ift. 

* 

§  3. 

2)er  Stoff,  welchen  bie  £ir$engefcfyid)te  311  be^anbcln  l)at, 
gtiebert  fxc^  nad)  ben  |jaupttl)eiten ,  in  welchen  baS  religiöfe  2e- 
ben  überall  feinen  Organismus  baqutegen  pflegt,  in  folgenbe 
©ebiete:  1)  Sluöbreitung  beö  (JljriftentfyumS  2);    2)  bieder* 


1)  33ergl.  ©d;Ieieraacf>er  furje  IDarftetlurtg  beö  t&eol.  (StubiumS.  1830. 
Die  U)eotogif$en  @rtct>f(c^äbteu  &.  ^ofenfranj,  £rtgenba$  u.  <i.  S.  2ö.  Slüggc 
Ginltitung  in  b.  ©tub.  unb  b.  Siüerat.  bev  9?eligtonö-  u.  Ä'irtljcitgcfd).  1801. 
UHntann  bie  ©tettung  beö  &ircf)en()iftorifevo  in  unfrev  3"*-  ©tubien  unb 
Ärittfen.  1829.    4. 

2)  Fabricii  salutaris  lux  evangelii  toti  orbi  exoriens,  s.  notitia  liistor. 
chronolog.  etc.  propagator.  per  tot.  orb.  christ.  sacror.   1731.     ©ratinnuö 

1 


-     2     - 

faffung  ber  ßircfye,  roddje  bie  gönnen  enthalt,  bie  mt«  bem 
Unterfcfyiebe  ber  Seitenben  nnb  ©clcitctcn  nnb  ans  ber  SSerlnü* 
pfung  ber  £t)eügemeinfc§aften  ju  größeren  ©anjen  entfpruujen1); 
3)baö  cfyriftlicfye  geben  im  engeren  ©inne,  b.  f).  feine  itnmittel* 
baren  nnb  fittlitf;en  Steigerungen,  bie  2lrt  nnb  baS  «Diaaj?  feiner 
(Sinigung  mit  ben  öolf$tl)ümUc$en  nnb  Äulturctcmenten*);  bamit 
im  engften  3ufammen()amj  ftefyenb  4)  b  e  r  et;  r  i  ft  t  i  cf;  e  $  u  1 1 u  6 3 ) ; 
5)  bie  8ef)re,  weiche  als  bie  reifere  grudjt  ber  (Sntwitfetung  fpä- 
ter  erft  ber  öorfoiegenbe  ©egenftanb  ber  geiftigen  Sljatigfeit  wirb 4). 


Scvfud)  einer  ©efö.  üb.  b.  Urfprung  u.  b.  Sortyftonj.  b.  <5t>riftentt;umö  in  Sit 
wpa.  £ü&.  1766.  1773.  2. 3&  23tumfHUbt  SBerf.  einer  allgem.  9>?iffton£gefdv 
ber  mxfyt  Gbvifti.    23afct  1828  flg.  3.  35b.  5  21;. 

1)  ft'd'ifb\.-i  Petr.  de  Marea  dissertationes  de  concordia  sacerdotii  et 
imperii  s.  de  libertatib.  ecclesiae  Gallican.  ed.  St.  Baluzius  Par.  1663.  ed. 
Boehmer  Lips,  1708.  L.  Tbomassini  vet.  et  nov.  ecclesiae  diseiplina  circa 
beneficia  et  beneficiarios.  Lucc.  1728.  3  t.  fol.  1787.  SRtjfel  gefdidUl. 
Darjtett.  b.  3Ser|attttiffe3  jfcufd).  JTtrcbe  it.  ©taftt,  Hö  3uftinian.  9)kmj  1836. 
ivoteftant.;  Vtoaä  ©efö.  b.  djriftl.  ©ef e«f#a ftöö*tf äff-  1803-9.  5  23.  - 
©ie  neueren  Sebrbüdjer  u.  ©cfdjicbtsWerfc  beö  tttty.  fRtfyti  ».  SDrtlter,  @i#r 
I;ovn,  3cid)ter  u.  a. 

2)  3k  fteanbcrtf  Dentwitvbigfciten  rtu$  b.  ©cfdj.  beö  Gfmjicntb.  tt.  dmftl. 
Sebcn^.  2?erl.  1823.  2lufl.  3.  1845.  ©tnublin  ©efdi.  b.  ©ittcnlebrc  Seftt. 
1799_1823.  4  23.  (bis  ßnbc  13.  3a&r&.)  ©ejfen  9Jconograpbien  üb.  b.  ©efdi. 
ter  23orjieIluttgen  i\  ©dmuftuel,  ©elbftmorb,  @ib,  <5be  u.  «.). 

3)  Martene  de  antiquis  ecclesiae  ritibus.  Antwp.  1736.  (ed.  3.)  4  t.  fol. 
(fat()ol).  ©djönc  ©efdjidUtfferfdnmgeu  üb.  b.  fircbl.  ©ebniuebe  u.  einrißt,  b. 
ßbrijren.  23er(.  1819.  3  23.  —  Die  gottetfbicnftlid)cn  ©cbraudje  ntacben  einen 
$nuvtn)cil  ber  n<u$  Snbatt  it.  3cit  siemlid;  nnbeftimmten  2Ird;äologie  ani. 
©.  baljcr  Bingham  origines  s.  antiquitates  ecclesiasticae.  Lond.  1708.  9Ut£* 
t».  engl.  itii  8öt.  ö.  Griscbovius.  Hai.  1724.  11t.  4.  2Utgufli  £>enfh>ürbig« 
feiten  au*  b.  d;rifit.  2tvd)äoIog.  Sft'  1817  flg.  12.  23.  keffen  £anbbudj  b. 
ä)riftt.  2lvd>Äol.  Spj.  1836.  3  23.  9tyein»alb  b.  fircbl.  Hrcpclofl.  1830.  23b> 
mer  dniftl.  firdjl.  2lUcrtt;um^n.n|Tenfd)aft.  23veöl.  1836.  2  23.  -  tfatbol.: 
Pellicia  de  ebrist.  eccles.  primae,  mediae  et  novissimae  aetatis  politia. 
1777.  ed.  Ritter  et  Braun  1829  —  38.  3  t.  23earb.  ».  23intevim:  bie  »oqfig* 
Iid)ften  ©cnfnntrbigfeiten  ber  cbriftfAtbol.  ßirdjc  Mi  b.  erften,  mittlem  u.  leg- 
ten Bett.    7.  £b.  1825.  1838. 

4)  ©.  noruebmlid)  bie  £>ogmengefdn'd)tcn,  bn  tiefer  3»eig  ber  Äirdjenge- 
fcbidjte  feiner  großen  23ebeutung  wegen  feit  ©emier  iMelfnd)  felbftänbig  be* 
tjanbeU  Worten  ift.  ÄAtftol.:  D.  Petavius  de  theologicis  dogmatibus  Par. 
1644.  4  t.  Fol.  ed.  Tbeopb.  Alethinus  (Clericus)  1700.  6  l.  f.  £.  Älec 
Sebrb.  b.  Dogmengefdiidte.   Wninv  1837.  2  23.  -  frotefr.t  g.SD.SBald 


_     3      - 

2)ct  bcr  ©eift  (Sfyrifti,  obwohl  einö  in  ficr),  in  bie  mannigfal* 
{igen  gönnen  ber  menfc&Hd&en  9?atur  eingebt,  fo  nehmen  bie  ge- 
nannten ©ebiete  bcS  fird)lid)cn  Sebenö  je  nacr)  bem  fyerrfebenben 
(Sinfluß  bev  ©runbricfytungen  bcö  menfff)lid)en  @eifte$,  welche  in 
ben  (Sinjelnen  unb  in  ben  erweiterten  Snbioibualitäten  ber  9ßoU 
Ux  wirf  [am  werben,  einen  eigentümlichen  @l)arafter  unb  eine 
eigentümliche  ©efcr/idjte  an,  woburd)  fo  große  Slbweicfjungen 
entfielen  fönnen,  baß  barin  für  filtere  ober  längere  3eit,  für 
eines  ober  mehrere  ©ebiete,  ein  £r)ei(ungSgrunb  liegt. 


Um  baö  9?aci)cinanber  unb  9?ebeneinanber  ber  firci)lid)en  (Sr* 
fcfyeinungen  anfer/autirf;  51t  machen,  genügt  Weber  bie  cfjronolo* 
gifcf)e  nod)  jene  fad)lid)e  Orbnung  in  ifjrer  93erein$e(ung. 
2)enn  jene  sertfyeilt  bie  Materien  willfürtidj,  biefe  gewährt  feinen 
Ueberblicf  über  baS  gleichzeitig  3ufammcnger;bvige.  3)aS  Singe* 
meffene  ift  bie  @'intt)ei(ung  naef;  (Sporen,  mit  welcher  bie  ©aefc 
orbnung  oerbunben  wirb.  2)ie  (Sporen  ftnb  bie  fruc^treic^en 
Steinte  neuer  Lebensformen,  weld;e  ben  Verlauf  il)reö  2)a(cinö  in 
ber  Cßeriobe  fyaben,  bie  v>on  ber  (§pocf;e  beljerrfcfyt  wirb.  2)a 
mit  ber  (Spocr/e  baö  unterfeb/eibbare  hervortreten  beS  9?euen  ge* 
gen  baö  SSorfyanbene  gegeben  ift,  fo  liegt  barin  augleid)  bie  £in* 
weifung,  bie  Umgestaltungen  ber  einzelnen  fac^Uc^eu  ©ebiete  ju 
»erfolgen,  biö  in  einer  neuen  ($poct)e  ein  fernerer  3M)epunft  für 
bie  ^Betrachtung  eintritt.  2Bir  nehmen  nad)  ben  am  tiefften  einfcfjnei- 
benben  (Sporen  brei,£)auptperioben  an:  I.  93 on  ber©rünbung 
ber  £ird?e  bis  in  bie  3^it  ©regor  I.  —  590.  ©ie  ift  bie 
grunbtegenbe  3dt,   unb  in  welcber  bie  Äird)e  ein  unmittelbares 


Gntrcurf  einer  boüfKinb.  ©cfdn'djic  ber  ilejjereien  u.  f.  t».  1762-85.  11  33. 
(biö  jum  SBüberjrreü.)  SOtüufcper  2c()rb.  ber  ctyrifH.  ©ogmengefcf).  SBcrtrb.  u. 
fortgef.  bott  b.  GöKn  unb  9?eubccfer.  Gaff.  1832—38.  3  %blt).  (DueHenfamm- 
lung).  a3(iumgarteu  =  Srufiuö  2et;rb.  b.  £>ogmettgc|'4)ic()te.  3en.  1832.  2  2lfcn). 
2)eJTen  Sontpenb.  b.  ODogmengefcJ).  2M;cil.  I.  1840.  2tbU).  II.  1845  fierauSgeg. 
b.  £afe.  Sngel^rbt  Dogmengefcf).  1839.  2  ZI),  Cmgenbndb  Ücfjrb.  b.  £>og* 
mengefefy.  1847  (2te.)  2  23.  g.  9J?eier  dompenbium  ber  ^ogincngefcl).  <33tcf- 
1840.  23aur  £ebrb.  b.  Dogmengefd).  1847.  »ergl.  ÄUefoty  Gmtleü.  in  b.  Dog* 
mengefcf).    QJiirc^im  1839. 

1  * 


$erl)üttnifj  jum  geben  ber  alten,  namentlich  ber  f(afftf<Den  «Bölfcr 
fjat.  II.  2>ie  Seit  6i$  jur  Diefovmation  beö  16.  3al)rl)nnbertö, 
in  welcher  bie  ©tünbung  unb  ßntwicllnng  be$  @t)iijkntljum8 
unter  ben  germanifcfyen  Nationen  unb  bie  ,£>erfteltnng  ber  yabp 
liefen  Univerfalmonarc^ie  am  meiften  beftimmen.  III.  3)ie  3eit 
biö  auf  bie  ©egen wart,  bie  burd?  Deformation  unb  $rote* 
ftantiömuS  bet)errfd)te  ^criobe.  —  3eber  biefer£auvtabf$nittc  wirb 
burefy  SRebenepodjen  in  untergeorbnete  geseilt:  ben  erften  laffen 
wir  in  bie  avoftolifc^e  Seit,  (bie  ßeit  ber  avoftolifc^en  SStttet 
unb)  bie  Seit  bi6  ju  (Sonfiantin  b.  @r.,  unb  bie  3eit  bid  gu 
©regor  I.  jerfaflen  1). 

§  5. 
©oll  bie  #irffH>nl)iftorie  iljreö  9?amenö  (loinQtiv)  würbig  be* 
l)anbelt  fein,  fo  mufj  il)r  3m>ilt  in  3)nrcl;forfäumg  ber  Quel- 
len gewonnen  fein.  Sn  ben  £lnellen  geboren  Urfnnbcn,  33e- 
richte,  Senfmale,  welche  fixeren  21nffci)(njj  über  bie  SBegebenfjeit 
geben,  von  ber  fte  jeugen;  nnb  $war  finb  ftc  Quellen  im  eng* 
ften  ginne,  wenn  ftc  fetbft  unmittelbar  am  ber  Bewegung  fy& 
vorgegangen  ftnb.  Ser  Unterfcfjieb  beö  Unmittelbaren  von  bem 
Mittelbaren,  be6  Deffentltctjen  ober  privaten  cntfd)cibct  nif&t 
burc^anö  über  ben  Sertl)  ber  Quellen. 

Sic  öffentlichen  Urfnnben  ftnb  bie  von  ben  gefeilteren  Dr; 
ganen  ber  bürgerlichen  ober  !ircf;lict)en  ©emeinfebaften  ausgegange- 
nen (Srlaffe.  3enc  ftnben  fid)  in  ben  (Sammlungen  ber  bürgerlichen 
@efct$e;  biefe  finb  vornefymlitf;  Slcten  nnb  Sefcfc-lüffe  ber  (Eon* 
eilien2),  bie  23erorbnungen  ber  *ß  ab  ftc3),  bieOrbenöre; 

1)  2lnbrc  eintyeifonflett}  ©iefelcr:  bfä  ju  Sonftautm;  6iö  ju  ben  Sit» 
berjtmtiflfeitenj  bis  jnr  Reform.  u.f.»i  £afet  bie  alte  Äivdicngcf*id;tc 
bte  jur  ?(ufvict)tung  be$  rBmiföe«  SRettfoS  beutfeber  Nation,  800.  liefen  er; 
baö  d>riftlid)e  ^ttcrtfjum,  bis?  Witte  beS  8.  3abjt>. 

2)  g.  59.  3Baft&  (Snttturf  eine«  »oHfränb.  ©efd).  b.  Äh^enftetfatttttthtttgen. 
£pj.  1759.  —  Conciliorum  oinnium  collectio  regia.  Par.  1644.  37  t.  fol. 
Sacrosancta  concilia  studio  Labbei  et  Cossarti  Par.  1672.  cur.  Coleti.  Ve- 
net.  1728.  23  t.  fol.  Concilior.  coli,  regia  maxim.  stud.  Harduini.  Par. 
1715.  12  t.  fol.  £>ie  bejtc  (Sammlung  Sacror.  concilior.  nova  et  amplis- 
sima  collectio.  Cur.  J.  D.  Mansi.  Flor,  et  Venet.  1759  seq.  31  t.  fol. 
(Mtf  1509.) 

3)  Bullariuni  roman.  Luxemb.  1727.  19  t.  fol.    Bullarum  ampliss.  col- 


—      5      — 

fleht1),  tue  l«tturijiena).  2)ie  lUiöaturf unben  (int)  bte 
£ßerfe  aller  Slutovcn,  fofcvit  fie  fiel;  auf  fircfylidje  ®egenftänbe 
besitzen 3),  »ovnefymltrf;  bei-  £)iftoufev;  bie  meijx  ober  ivenigev 
legenbenavtigcn  S5ioijvapt)icn  unb  9)?ath;rologien  bev  ^eiligen  ftnb 
wichtige  Quellen  fit*  bte  3eit  \i)xcx  (Entfiel)  ung4). 


Iect.  op.  C.  Coquelines.  Rom  1739  seq.  14  t.  (28  Steile)  fol.  Tk  %o\U 
fetjung  ö.  1758—1830  in  Bullar.  magn.  roman.  colleg.  A.  Barbieri.  Rom. 
1835  —  40.  4  t.  fol.  —  Wund;  »ollftänb.  Sammlung  aller  altern  tt.  neuem 
Sencorbate.  £p$.  1830.  2.  33.  —  Corpus  juris  canonici  eil.  J.  II.  Böhmer. 
Hai.  1797.  ed.  Richter.     Lips.  1839.    3  t.   4. 

1)  Luc.  Holstenii  Codex  regulär,  monaslicar.  Rom.  1661.  auet.  a  Mar 
Brockie  Aug.  Vindel.  1759.  6  t.  fol. 

2)  Codex  liturgic.  ecclcs.  univers.  ed.  J.  A.  Assemanni.  Rom.  1749. 
13  t.  4.  L.  A.  Muratorii  Liturgia  remana  velus.  Venet.  1748.  fol.  Li- 
turgiar.  orientalium  collectio.     Ed.  E.  Rcnaudot.     Paris  1716.    2.  t.    4. 

3)  3«v  Sütcvargcfefoicfcte  biefer  Duetten }  El.  du  Pin  nouvelle  bibliothe- 
que  des  auteurs  ecclesiastiques.  Par.  1686—1714.  47.  t.  8.  gortfejjung  tv 
du  Pin:  bte  nidjt  vömtfd)*fatb. Tutoren  beö  16.  u.  17.  Sabrb.  1718.  o.Gou- 
jet:  la  bibl.  des  aut.  eccles.  du  18.  siecle.  1736.  1737.  Critique  de  Ja 
bibl.  de  Msr.  du  Pin  par  Richard  Simon.  Par.  1730.  4.  t.  8.  Ceil- 
lier  histoire  generale  des  auteurs  sacres  et  ecelesiast.  Par.  1729  —  63. 
23  t.  4.  (13.  Sabrb.).  Oudinus  Commentar.  de  scriptorib.  eccles.  anti- 
quis.  Lips.  1722.  3  t.  fol.  (bi3  1460).  Cave  scriptor.  eccles.  histor.  lit- 
teraria.  Oxon.  1740.  Bas.  41.  2  t.  fol.  (bis  jttt  JRcformat.)  J.  A.  Fa- 
bricii  biblioth.  ecclesiastica.  Hamb.  1718.  fol.  Ejusd.  bibl.  latina  med. 
et  infimae  aetat.  Hamb.  1734  — 46.  6  t.  fol  ed.  Mansi.  1754.  6  t.  4. 
SBergl.  aueb  befielt. }  biblioth.  graeca  Hamb.  1705.  cur.  G.  Ch.  Harless. 
Hamb.  1790— 1809.  12  t.  4.;  unb  bibl.  latina.  1721.  cur.  Ernesti  Lips.  1773 
— 74.  3  t.  8.,  evgiinjt  Don  Schönemann  bibl.  hist.  litterar.  patr.  lat  a 
Tertull.  usque  ad  Gregor.  I.  Lips.  1792.  94.  2  t.  8.  J.  G  Walch  bibl. 
patristic.  1770.  ed.  Danz.  1834.  —  J.  S.  Assemanni  biblioth.  orientalis. 
Rom.  1719.  4t.  fol.  —  Nobler  ^atrologte.  1840.  Sammlungen  ftreb« 
lieber  Sdjviftfteu'cv:  Magna  bibliotheca  veter.  patr.  Par.  1654.  17  t.  fol. 
Maxima  bibl.  vet.  Patr.  Lugdun.  1677.  27  t.  fol.  Andr.  Gallandii  bibl. 
vet.  patr.  Venet.  1765  seq.  14.  t.  fol.  —  l£rgiin$enbe:  Combefisius 
bibliothecae  scriptor.  ecelesiast.  auetänum  noviss.  1648.  72.  4  t.  fol. 
d'Achery  spicilegium  vet.  alq.  scriptor.  Par.  1655.  1723.  3  t.  fol.  St. 
Baluze  niiscellanca.  Par.  1678.  ed.  Mansi.  1761.  4  t.  fol.  Marlene 
et  Durand  vet.  scriptor.  et  monumentor.  ampliss.  collect.  Par.  1734. 
9  t.  fol.  Pez  thesaurus  aneedotor.  noviss.  Aug.  Vind.  1721.  6  t  4. 
Canisii  lectiones  antiq.  1601.  Amst.  1725.  4  t.  fol.  Angclo  Mai 
scriptor.  vet.  nov.  collect,  c  vatican.  codd.  edit.     Rom.  1825  seq. 

4)  Acta  sanetor.   quotquot  toto   orbe  coluntur.  (augefang.  D.  b.  Sefttit. 


—    I)    — 

3)ie  Äritif,  welche  üom  gorfcfyen  na$  ber  Sßafyrfyeit  untreue 
bar  ift,  unterfudjt  bie  2ltttf)entie,  Integrität  unb  ©faubnutrbig; 
feit  ber  äfttgfttfj  ablegenben  3)ofumente.  (Sie  ift  pfyUologifcfje 
ober  fyiftorif^e,  mel)r  auf  baS  2leufjere  unb  (Sinjehte,  ober  auf 
baö  innere  unb  ©anje  gefyenbe  Jlritif.  6ie  ift  negatio,  fofem 
fte  ben  angenommenen  gef$id)tlicf)en  3ufammenl)ang  eines  2)o* 
fumenteö  üerneint,  pofttio,  fofem  fte  bie  nürflictye  fyiftorifdpe  (Snt* 
ioicftung  aufweift,  in  bereu  3ufamment)ang  eö  gehört.  2)te  po* 
fttioe  Seftimmung  ju  ermitteln  ift  baö  fyö^fte  3ie(  ber  fritifcfyen 
Äunft1). 

§  6. 

Obivofyl  baö  (£f)rtftentf)um  ntrfjt  auö  bem  gefdj)iit>tlicf?en  3u- 
fammenfjange  erHarlict;  ift,  fo  ift  cö  bod?  eingetreten  in  bie  28elt* 
entuütfhtng,  fe$t  ficfy  in  SÖecfyfchoirfung  mit  oorfyanbenen  Äräf* 
ten  unb  Seiftungen,  unb  fann  baljer  in  feiner  @efd)icf)te  nur  Per* 
ftanben  werben,  wenn  $ugfeid?  jene  33cbingungen  befannt  ftnb. 
2)ie  wiffenfcf;afttict)ert  ÜMfciplinen,  wet^e  ftd)  mit  ifynen  befc^af- 
tigen,  ftnb  bafjer  «£jü(fgmiffenfd)aften  ber  $ird)engefd)id)te. 
Sie  ift  ein  5X£>ett  ber  allgemeinen  2öe(tgef$td)te  unb  sunad)ft 
ber  allgemeinen  9Uligion6gef$icf;te 2);  ifjre  Teilgebiete  roeU 
fen  nod;  beftimmter  auf  getviffe  ©renjunffenfcfHiften  ()in,  mit  be* 
nen  fte  ftcl)  berühren,  oljne  bafj  bie  2Öecf)fe(besief)ung  eine  aus* 
fc^lie^iic^e  untre,  bcnn  ber  3uüimmen[)ang  ift  ein  geiftigcr,  alU 
gemeiner.  5)ie  ©efrt;id;te  ber  Sluöbreitung  ()at  auf  ©eogra* 
Pfyie,  (Stenographie,  auf  ben  yord;riftlicf;en  9leltgion8* 


3. 23oHmrt).   Antwerp.  1643-1794.  53  t.  fol.  (bis  jum  6.  Dctobev.)    gtögl. 
Somter  3eüfct)rift  f.  9?^ttofovl;te  tt.  fatb,.  Sfjcol.  £.  17.  20. 

1)  Ernesti  de  fide  historica  rectc  aestimanda,  opuscul.  theol.-critica. 
1776.  Griesbach  de  fide  Historie,  ex  ipsa  rer.  quae  narrantur  natura  ju- 
dicanda.     Opusc.  acad.  ed.  Gabler.  1824.  Vol.  I. 

2)  Ceremonies  et  coutumes  religieuses  de  tous  les  peuples  du  niondc, 
(mit  3e«tfjHangctt)  par  Picard.  Amsterd.  1723.  Um<ubcit.  ü.  Banier  et  Ma- 
scrier.  1741.  8  t.  fol.  Benj.  Constant  de  la  rcligion,  consideree  dans  sa 
source,  ses  formes  et  ses  developpements.  Par.  1824.  2  t.  9)iehurs 
offgem.  frit.  ©cfd;.  Ux  9tclnjioimt.    £amto».  1806.  2.  23. 


—      7      — 

jnftanb  ber  Söttet  9iiitf|'ia)t  51t  nehmen1).  3)ie  fird?lid;e 
<£eograv()ie  ift  autf;  alö  befonbre,  nod;  verunuibtere  «£ntlf& 
bifciplin  befyaubclt2).  2)ie  @efd;id;te  ber  Ausbreitung  unb  bie 
ber  äkrfaffung  ift  fefyr  abhängig  von  bei  (Staat  engefd;irf;te, 
namentlid;  von  berSlvt  unb  Stellung  bev  volitifd;en  ©ewatten3); 
bie  ©efrf?id)te  beö  vraftifd;  d?riftlid;en  Sßfeerrö  unb  beö  £uttuö 
von  bei-  23efd?affenbeit  bev  altgemeinen  unb  fünftlerifdjen 
23ilbungöftufe4).  2)aö  3ufainmenfUefjen  d?riftlid)er  unb  fjeib* 
nifcfyer  Sbeen  in  ben  £>arftellungcn  ber  fird;lid;en  Äunft  ift  erft 
in  neuefter  3eit  $u  einer  burdjgefüfyrten  fyiftorifcben  ü)ifcivlin  er; 
l)oben5).  3)ie  ©efd;td;te  ber  Seljre  trifft  mit  ber  @efcr/id)te 
ber  ^Ditofovfyie,  weil  biefe  ber  ©ivfel  ber  ^crnunftbilbung 
ber  3eiten  ift,  vielfad;  jufammen6).  —  ßu  Wf^eit  materialen 
^ülfönnffenfdfwften  fommen  bie  met)r  formalen  unb  allgemein 
neu  ber  ©vratfpenfunbe7),    ber  (£t)ronologie8)   unb  ber 


1)  ©t.  bitter  ©rbfnnbc.  2.  2Ut£g.  1832.  Ärufe  m\a4  }ur  ©cfd).  aller 
citrop.  Sänbcr.    6.  Stuög.  1841.    ©|mmer  fyijtovifc^geogr.  £anbatla$. 

2)  Spanhemius  geograph.  sacr.  et  ecclesiast.  Opp.  Lugd.  Bat.  1701. 
T.  I.  Clericus  Atlas  antiquus  sacer  ccclesiastic.  et  profan.  Amst.  1705. 
Wiltsch  Atlas  sac.  s.  eccles.  Goth.  1843.  fol.  Deff.  £anbbttcb  ber  Uvtyt 
©eogv.  u.  ©totifHf  &on  bcit  erften  3ettcn  bev  2lu$bmt.  bed  dfmfkntf).  big  g- 
Anfang  beg  16.  3nW-  1845.   2  23. 

3)  ©cbloffer  2BcItgefd)icbte.  1815  f.  4  33.  Jcbrb.  ber  Uniucrfalgefcb.  ». 
£>.  £eo.  2te.  1839.  23. 1—6.  ©efebitbte  ber  curepäifeb.  (Staaten  i>.  beeren  u 
Ufert.    £amb.  1829  flg. 

4)  ©erfcinug  ©cfdj.  ber  |>cct.  9ktionallittcratur  b.  £)cutfcbcn.  2  t.  1840. 
23ümar  23orIef.  über  b.  ©efeb.  ber  beutfeb-  9fationaUitt.  2te.  1846.  ©ebleiciv 
nnicber  b.  e$rijHtt$e  ©itte,  beraugg.  ö.  Söttrt«.   23erl.  1843.  ©.536  flg. 

5)  g.  $tycr  5D?i;tbologic  u.  ©tjmbolif  ber  ebrifllicben  ihtnft  »on  b.  filteft. 
3eit  biö  16.  Sabrb.   23erl.  I.  23.  1847. 

6)  J.  Brucker  historia  critica  philosophiae.  Lips.  1741 — 767.  6  23-  4. 
Settncmann  ©cf(b.  b.  3tyilof.  Setyj.  1798-820.  11  23.  8.  bitter  ©cfd).  b. 
3>btIof.    2te.  1837.  flg.  6  23be.  5  flg.  cbnftlic|e  9J$ffofö$ 

7)  Du  Fresne  glossarium  ad  scriptores  niediae  et  infimae  graecitalis. 
Lugd.  1688.  2.  t.  du  Fresne,  du  Cange  glossar.  med.  et  infim.  lalinitat,, 
auetum  a  monachis  Ord.  S.  Bened.,  c.  suppleincntis  Carpentcrii  et  addi- 
tament.  Adclungii,  digess.  Hcnschel.  Par.  1840  seq.  4.  Suiccr  thesaurus 
ecclesiast.  c  patrib.  graec.    Amsterd.  1728.  2te.    2  t.  fol. 

8)  Sbeler  £anbb.  ber  matbem.  unb  icebnifeb.  fibronol.  23crl.  1825.  2  23. 
Deffen  Sctyrt.  ber  U&ronol.  1831.    23rinfmeier  mU,  £anbb.  ber  bijtov.  G&ro* 


£)iplomatif,  welche  ein  wichtiges  «£jülf$mittel  für  bie  Äritif  bel- 
auf eren  33efd)affenl)eit  ber  duetten  ift1). 

§  7. 
2Benn  bie  @efcfn'd)tfd}reibung  ber  Äirdje  bie  $tyz  wafjrer 
SBiffenfcfyaft  erreicht,  »otlenbet  fte  ftd)  jugleicr)  aBÄunft2).  3)enn 
fte  ift  2>arftellung  göttlicher  Gräfte  unb  Sbcen  jn  \§m  gefcfyicf^ 
liefen  2öirffamfeit,  9?ac^bi(bimg  ifyreS  SÖefenö  wnb  itjrer  ftnn* 
liefen  (Srfc^einung  burd)  baö  2Bort.  £>iefer  Aufgabe  fann  weber 
bie  d)ronifartige  2)arfteüung  genügen,  weil  fte  nur  beim  (Sin- 
Seinen  ber  ftnnltcfyen  (Srfcfycinung  befyarrt,  nod)  aud)  bie  friti* 
fd)e,  weil,  wenn  bie  Äritif  nid)t  blof  33orauöfefcung,  fonbern 
anftatt  ber  33efcf)reibung  ift,  if)re  attftöfenbe  $[)ätigfeit  ebenfalls 
ba3  3üf aötm enf d^aif en  unb  bie  (Sntwitflttng  ber  Gegebenheiten 
r-erfjinbert.  <5d?on  in  ber  (Sintfyeilung  naefy  (Sporen  liegt,  bafi 
e£  barauf  anfommt,  in  bem  ©efcfyeljenen  einen  inneren  3ufam- 
menl)ang  nad)  Urfad)  unb  SBirfung  aufjuweifen.  2)arin  beftefjt 
baö  SBefen  ber  pragmatifd)en  9)Jetl)obe,  weld)e  beöt)atb  allein 
ttermag ,  ben  Drganiömuö  in  bem  Seben  ber  $ird)e  unb  bie  (Snt- 
wieflung  ber  barin  wattenben  göttlichen  9Jiad)te  barjulegen.  2lber 
nid)t  ber  btoö  pfi;d)ologifd)e  ^Pragmatismus,  welcher  einer 
^Betrachtung  angehört,  bie  baS  ©öttlid)e  äuferlid)  unb  fern  fte* 
f)enb  5ttr  @efd)id;te  auffaßt,  unb  welcher  bafyer  bie  ©efd)id)te 
jum  ÜÖJevf  menfd)lid)er  Q3eredntung  mad)t;  fonbern  ber  religio fe, 
welcher  baS  Sneinanbcr  ber  göttlichen  unb  menfe^ttc^en  SÖirfmv 
gen  unb  baö  (£t)nftentf)um  als  baö  SBewegenbe  ber  &ird)enge* 
fd)id)te  31t  »erfreuen  weif.  Slllein  in  biefer  23et)anbtung  wirb 
richtig  gerieben,  \x>a$  aus  bem  SBefen  beö  (SöangeliumS  fyer- 
öorgel)t,  unb  wa$  ftd)  bemfelben  grembartigeö  jugefetlt.  ©ie 
allein  fann  r)iftorifd?en  23licf  unb  freies  Urtfyeit  üerteifyen,   unb 

nologie.    £pj.  1843.      L'art  de  verifier  les  dates  des  faits  historiques,  par 
un  religieux  Bened.  1750.  nouv.  edit.  p.  St.  Alais.    Par.  1818.  19.   23  t.  8. 

1)  Mabillon  de  re  diplomatica.  Par.  1709.  2tc.  ©c()öncmcmtt  tiollftänb. 
<5t;frem  ber  atlgem.  Diplomat.   £amt>.  1801.  2  23. 

2)  SB.  ü.  £umbdbt  b.  3fufgak  be$  ©efcf)icj>tfc()rciber3.  Stbtmnbl.  b.  23erl. 
Slccib.  b.  SBiJTcttfcfc.  1822.  ©erinnuö  ©umböge  ber  f>iftorif.  1837.  VUtmnnn 
b.  Stellung  b.  Stirc^iftorifc^  in  unfr.  3eit.   ©tub.  tfrit.  1829.  4. 


—     9     — 

mit  fixerem  Xatt  in  ba3  Seben  ber  ©egenwart  eingreifen  teuren. 
2)anad)  ift  aud)  bie  $orberung  ju  würbigen,  ba£  ber  Kirchen; 
fyiftorifer  unpartet ifc^  fein  fotte:  eine  Unparteilicf/feit,  gleich 
bebeutenb  mit  SfyeUnafymfoftgfeit,  ift  in  fyöfjeren  2)ingen  ft&tt* 
tjaupt  weber  möglief;,  notf)  julaffig.  2>ie  rechte  Unparteiüd)feit 
ift  Unterbrücfung  egoiftifcfyer  ^Beurteilung,  unb  nur  mögltct), 
wenn  ba3,  \va$  ber  9J?aafjftab  für  atteö  übrige  ift,  baö  Sr)ri; 
ftent£)um,  in  feinem  2Bert(je  anerfannt  wirb.  (Sin  anbreö  ift 
aber  ein  freier  d)riftlic£;er  Stanb^unft,  »on  welchem  man  feljr 
»erfer/iebenen  (£rfcr)einungen  eine  (Seite  ber  d)riftlid)en  SBafyrfyeit 
3itgeftet)en  fann,  unb  ein  bogmatifdjer,  welcher  baö  Triften-- 
tfyum  mit  bem  3)ogma  r-erwect/fett,  unb  nact)  bogmatiftfpen  3n* 
tereffen  unb  Kategorien  bie  @efd;ict)te  befyanbett.  (Seitbem  bie 
neuere  *p()i(ofopb,ie  bie  wiffenfcl)aftlicr)e  93iet()obe  beftimmt  Ijat,  ift 
eine  pl)Uofopf;ifcr;e  33ei)anbhmg  aud)  ber  &ircf)engeftf;icr;te 
nad)  ifyren  ©runbfäfcen  aufgefommen.  2ßenn  bie  empirifc^e  Sfte- 
ttjobe,  r>on  ben  £f)atfad)en  au3ger)enb,  oljne  53efat)igung  für  bie 
(Srfenntnip  beö  Slttgemeinen,  afterbingS  ©efafjr  läuft,  in  ber 
SWaffe  ber  (SinjeUjeiten  $u  üerfmfen,  fo  ift  biefe  in  it)rer  Sluffap 
fung  unb  2)arfte((ung  burd)  bie  allgemeinen  gönnen,  bie  fte  für 
bie  notljwenbigen  ©efefte  beö  geiftigen  £ebenö  erftärt,  geleitet, 
tfyut  aber  mit  irjrer  formaliftifd;en  ßonftruetion  ber  @efd)irf;te, 
mit  ber  (Sinfeitigfeit  ber  ©efidptetyunr'te  Weber  ber  9Baf)rr)eit  beö 
Slllgemeinen,  uod)  ber  3&irflic§feit  unb  Sebenbigfeit  beö  3nbir>U 
hielten  ©enüge.  2)ie  gorberung  bft  Unparteilicryfeit  ift  r)ier  un* 
ter  ber  2M)auptung  ber  $orauefe£ungö(oftgfett  wieber  eingeführt; 
ba  biefe  aber  im  ©runbe  nur  in  anbern,  bem  28efen  ber  Kirche 
fremben  ^orauSfetjungen  beftefjt,  fo  broljt  bie  23efd?reibung  iljrer 
@efd)id)te  üon  fyier  aus  wieber  in  eine  ÄvitiC  tterwanbett  31t 
werben. 

§  8. 

2)ie  C)au))tfad)(id?ften  @efcr)icr)tfcfyreiber  ber  £ird}e '). 
1.  Sie  3eit   biö   jur   Deformation.     ?ltö   ba$  Seitafter 

1)  ©täublin  ©efdjtdjte  unb  Witml  ber  Siixä)(nQt^.  IjcrauSg.  ».  £emfcn. 

^annou.  1827. 


—     10    - 

bei-  2tyoftet  ftcfc  51t  (Snbe  neigte,  ftellte  8uca$  einige  bebeutenbe 
53vucf)ftücfe  auö  ber  ©efctyictyte  ber  angefel)enften  Slpoftel,  nebft 
Slnbeutungen  itber  bie  inneren  23ert)altniffe  ber  djriftlicfyen  @e- 
meinte,  in  apoftolifer)  einfacher  gorm  jufammen  *).  Site  bie  ape^ 
ftolifcfye  3eit  bereits  in  weitere  gerne  gcrücft  war,  fannueUe  ber 
3ubencfyrift  £egefippuö  (150)  bie  ungewiffen  nnb  im  »Sinne 
feiner  gdit  ibealifirten  Uebedieferungen  ber  itrfircfye  in  (einen 
3)enfuutrbigfeiten2).  Unter  ben  kämpfen  ber  näd?ften  anbertt)a(6 
3af)rl)unberte  erweiterte  bie  &ird;e  il)re  gorfefjungen  mit  ifjren 
4perüorbringungen  befonberö  auf  beut  £el)rgebiet,  aber  baö  apo- 
logctifcl)e  nnb  po(emifd)c  ^ntereffe,  welct;eö  bie  3eit  be()errfcr/te, 
leitete  and)  bie  Banner,  welche  fte  unternahmen,  Sienaue?, 
Sertullian,  bie  SUeranbrinei,  unb  lief  fte,  namentlich  bie 
legten,  jwar  einzelne  t)iftorifd)e  33licfe  tt)un,  gönnte  ifynen  aber 


1)  Die  3tpofteIgcfd;id)te  Würbe  bie  ©laubhntrbigfeit  gan$  einbüßen, 
müfjte  man  ben  SrgebniJTcn  beipflichten  ber  neuejren  Fritifdjen  gorfdnmgcn  v>on 
©djncdenburgeri  Qvctä  ber  3l>ofreIgefd>  33cm  1841.  33aur  SJecenft'on 
bief.  <5d;r.  in  b.  Safjrb.  f.  uuffcitf^aftt-  tfrttif.  1841.  5?.  46,  unb  befonberö 
beffelben  $«uhiö  ber  3U5ofrcI  3efu  ff&rijH.  ©tuttg.  1845.  <5c* weg! er 
ba3  nadjapofrol.  3cttaltcr  in  b.  fmuptmomenten  fetner  @ntwirf(ung.  £übing- 
1846.  2ter£()ci(.  Diefe  üritifer  legen  bem  33erfaffer,  tocldjcr  und;  bem  erfreu 
£üca$,  nad)  ben  beiben  anbevn  ein  paulinifdjcr  Sfyrijr  bei?  jtoeiten  3nt;r^.  ifr, 
bie  3(bficf)t  unter,  bie  jubcndjrifrlidje  gartet  mit  ber  imulüüfd;ctt  burdj  ben 
Sfadwetö  iiX  Sinfrimmtgfeit  itjrcr  pfyrer,  beö  $etru3  unb  $nulu^,  ju  v-er* 
fötmen.  £>aburd)  erhalte  bie  Sbarafteriftif  beö  $etru$  eine  ()eibcnd;riftlid)e, 
bie  be3  ^nuluö  eine  jubaiftifdje  8'ärbung,  n>cld)e  mit  ber  attö  ben  eckten  Brie- 
fen beö  ^nuluö  abjuleitenben  unvereinbar  fei.  3lbcr  biefe  £H;)30tf)efe  trägt 
bie  feinblidje  Trennung  einfeitig  fortgebilbeter  Parteien  olme  ©rtmb  auf  bie 
3Ipoftcl  felbcr  über.  Die  größeren  paulinifdjen  33riefe  (a.  b.  Stirn.  Äor.  ®at.), 
roeldje  aud>  jene  Äritifer  für  cdjt  gelten  laffen,  rinberfprectjeit  bem  S3i(bc,  was 
bie  3tyofteIgefdj.  öon  3fautu$  entwirft,  uidjt,  fonbern  enthalten  3lnbcutungcn, 
weldjc  in  jener  tt)re  3luSfübjuitg  finben.  Ucbcrtjaupt  fdjraubt  bie  £t;))otr;efc 
bie  DarjMtung  ber  Styoficlgcfdj.  ju  einer  3lbfid)tlid;Feit  unb  JtünfHtcfjfett  im 
Sieben  unb  ©djroeigen  fn'nauf,  weldje  üjrcr  nafoen  Sinfacbjjeit  fremb  ifr,  unb 
gegen  weldje  fte  roieberum  plumpe  33erftöfjc  begeben  würbe.  1)a$  Weifte  in 
i(;r  fjat  trotte  2Bat)rfd;einlid;Feit  objeFfecn  ©cfcf>et)en£,  unb  giebt  Fein  9ted)t 
nir  Umfctjrung  in  einen  nur  fubjeftfoen  f  ragmatümus.  Ungcnnuigfciten  unb 
Süden  finb  fcorfmnbett,  «ber  feine  fold;c,  t»eld;e  bie  a3erlä§Iid;feit  ber  ^)aupt= 
fachen  beeinträchtigen. 

2)  lYnofiVi')f.imct  iwv  iax).))OiaaTty.toy  7iQci£t(ai>.  5  33-  bie  Sragmcnte 
bei  Routh  reliquiae  sacrac.  I. 


_   11    _ 

nic^t  bie  9M)e  ju  burcfygefüfyrter  l)iftorifcl)er  ^Betrachtung.  (Stji 
bie  (Spotte  Sonfiantinö  brachte  unter  ben  ©riechen  beu  erften 
©efcfndptfcbreiber  bev  $ird)e  f)eriwr,  (Sufebtuö,  33ifct)of  ».  Sa* 
fatca  in  *}}alaftina ,  ben  gelehrteren  9)?ann  feiner  3«t  (f*-  340). 
9?od)  erfd)üttert  fon  bem  wunb  er  baren  (Siege  ber  &ird)e,  fcfyaut 
er  auf  bie  Vergangenheit  jurücf,  fcfejtbert  bie  Gegebenheiten,  bie 
9)?änner  unb  kämpfe,  tücfenfjaft  freiließ,  ofjne  (Sntwicflung  unb 
mit  geringer  Orbnung.  2)te  großen  SHufler  f(afftfd)er  @efcbid)t 
fcfyreibung  finb  für  if)n  unb  feine  ^acfyfolger  verloren,  wcld)e 
ntdjt  einmal  ben  l)eibnifd)en  «ijptftorifern  unter  ben  ßeirgenoffen 
gleich  fornmen.  2)ie  Duetten  finb  rot),  bod?  befto  nü^lic^cr  für 
un$,  in  ben  3ufammenl)ang  eingereiht.  (Sein  (gh;l  ift  ungleich, 
balb  troefen,  balb  rfyetortfd?  unb  »erfunftclt,  fein  Urteil  baS 
bogmatifefj  befangene  ber  Seit  *).  2)ie  folgenben  250  ^afyre  weifen 
öerijältmfjmättfa,  wenig  ftirctyenfyiftorifer  auf,  welche,  wenn  man 
etwa  bie  fliepenbere  3)arftetlung  aufnimmt,  bie  Shtöfietlungen 
bie  gegen  (Sufebiuö  51t  machen  ftnb,  ebenfalls  treffen.  2)affelbe 
bogmatifcfje  Sntereffe,  waö  baö  Sluffommen  ber  ©efcbjcbtfcfyreibung 
f)inberte,  beengte  it)ven  @eft<$t8frei$,  unb  t)ob  bie  £ritif  auf, 
ober  falfd)te  fte.  2)a  fte  bie  SDogmen  unb  3nftitutionen  ber 
Äircfce,  welcbe  if)nen  wichtig  waren,  als  urfprünglic^eö  unb  um 
wanbelbareö  (Sigentfyum  berfelben  betrachteten,  unb  ifjre  firc6Jicf;e 
Partei  als  bie  allein  wafjre  tirc^e,  fo  fann  öon  einer  gefeilt* 
liefen  (Sntwitflung  nur  in  feljr  untergeorbneter  SQßeife  bie  $ebe 
fein,  unb  alleö  rietet  fttf?  s>ielmef)r  naef?  bem  ©eftctjtöpunft,  baß 
ber  fircfylidje  33eftanb  im  Kampfe  gegen  bie  abweicfyenben  Parteien 
gewahrt  fei  unb  bleibe.  ®en  ©ipfel  ber  2eibenfcb,aft  erreicht 
(S  p  i p  l)  a n  i  it  ö  (33.  ».  (Sonftantia  auf  gtypern  367—403)  in  feU 
nem  InftorifrfHwlemifc^en  SBerfe2).  dagegen  war  eö  Saien  mit* 
unter  leichter,  alö  ben  Geologen,  eine  gewiffe  greift  beö  ite 
tt)ei(ö  ju  behaupten.    3u  if)nen  gehörte  ber  Sachwalter  ©oera* 


1)  ©eine  lzxXr}oucoTiy.r1  laioQia  10  33.  £nnb<ntegat)ctt  t>.  ©troff).  1779. 
3immermann  1822.  £eimct)cn  1827.  28.  tts  zbv  ßiov  tov  Kwvoxavihov 
2  SB.  Moeller  do  fide  Eusebii  Caesar.  Hafn.  1813;  flud;  in  ©täublinö  unb 
Xjf^trnerö  %x§\*  f.  £üd)ctigcfcf).  111,1.  jur  SSertljeibtgung  gegen  ©emlcvu.  «. 

2)  IlaväQiQv,  gegen  80  £äreften  gerichtet.  Opp.  cd.  Pctavius  1622. 


—     12     - 

teö  (gegen  450  in  Äonftantinopel),  weldw  ben  gaben  ber  ©e< 
fd)id)te   aufnahm,   wo   etwa   (Sufebiuö   it)n   Cjattc   fallen   laffen, 
(306  —  439)  unb  ftc$  burd)  würbige  ©elbftbefd;ränfung ,  23efon* 
nenf)eit  unb  (Stnfad;t>eit  in  ber  Sluffaffung  unb  Darftetlung  twr 
anbevn  au^eidjnet.    2tn  (*infad;()eit,  t)iftorifd;em  Sinn  unb  Ob; 
jeftwität  flctjt  fein  3eitgenofj  £ermia£  ©ojomenoö,  aud;  ein 
©ad)walter  in  Äonjiantinopel,  hinter  ißm  jurürf.  (323  —  423). 
5)urc&  ©eift,  @ebanfenreid;t{nim,  Äenntniß,  Äraft  ber  2)arftet(ung 
übertrifft  biefe  alle  ber  eble  SljeoboretuS  23.  y.  Mfyco$  in  SWfc 
fopotamien,  ber  lefcte  große  «Kann  ber  bmd)  gefd;id)ttid;e  S5il* 
bung  t)erDorragenben  antiod;cuifd)en  ©d;u(e.  (322— 429)' )•  tyfyk 
loftorgiuö,    ein   Slrianer,    befyanbelte   »on    feinem   fird;tid)en 
©tanbyunfte  bie  @efd;irf?te   cbenfo  parteiifd;,   aU  bie   ©egner. 
©ein  Söerf  (12  Q3b.  318-425)  ift  m  auf  bie  Fragmente  unb 
(Srcerpte  beö  *}}f)otiu3  »ertoren.    3"  bebauem  ift  aud)  ber  23er; 
tuft  ber  gortfefcung  beö  ©oerateö  (— 518),  welche  £()eoboruS, 
Sector  in  fonftantinopel,  lieferte,  unb  bie  nur  nod)  in  gragmen* 
ten  burd)  9?icep£)oruö  Äaßiftiuö  ermatten  ift.    (Suagriuö  (gegen 
600),  ©ad;wa(ter  in  2lntiod;ia,  führte  bie  @efd?id;te  iwn  431— 
594  fort,  nidjt  ofyne  ©elefyrfamfeit,  in  fd;wülftiger,  in  Neigung 
unb  Slbneigung  maßfofer  ©dn'tberung  2).    9?eben  ber  jufflmmen* 
t)angenben  @cfd;id;töerjä()lung  ging  bie  d;ronifartige  £)arftelfung 
t)er.    3)ie  ßfyronii  (yiQovoyQCHpia ,  lib.  V)  beö  erften  d;riftlid;en 
@t)ronograpl)en,  beö  Julius  Slfvicanuö  (230),  im  apologeti- 
fcfyen  3ntereffe  »erfaßt  unb  twn  ßrfd;affung  ber  SBelt  biö  211 
n.  St).  reid;enb,  ift  nicfyt  met)r  in  urfprünglid;er  gorm  twrt)anben, 
aber  großen  SfyeilS  übergegangen  in  (SufebiuS  ».  (Safar.  Koro* 
nif,  welche  in  ber  Ueberarbeitung  bcö  ^ieronymuö  $uerft  wieber 
befannt  gemad)t  würbe3).    2ßid;tigcr  ift  burd;  feine  2)ata  baö 


1)  V.  A.  Holzhausen  de  fontib.  quib.  Soor.  Sozoin.  Theodor,  usi  sunt. 
Goett.  1825.  4. 

2)  Eusebii  Pamplnli,  Socratis,  Sozom.,  Tbeodoret.  et  Euagr. ,  item 
Philostorg.  et  Thcod.  Leet. ,  quae  exstant  graece  et  lat.  II.  Valesius  (du 
Valois)  emendav.  etc.     G.  Reading  locupletav.  Cantabr.  1720.  3  t.  fol. 

3)  33on  3of-  S«R-  ©taUger  im  thesaur.  teinpor.  160G.  W\i  mefyv  tjvied;. 
gvrtgm.  i).  Angel.  Majus  et  Jo.  Zohrabus.  Mediol.  1818.  %U§  b.  Innern* 
fetten  übevf.  Ü    Jo.  Bapt   Auger  (Ancyranus)  Vcnet.  1818. 


—    18    - 

Chronicon  pasehale  (nid)t  alexandriniim),  ba3  628  abgesof- 
fen ift  >). 

Q3oin  ftejbenten  3a()rb.  biö  jum  Untergange  beö  oftrömifd;en 
9iei$e3  crftrecft  ftcfc  bie  lange  9ieif)e  ber  b  i;  3  a n  t  i  n  i  f cl>  c n  @e* 
f$td?tfd)rciber2),  welche  poütifc£;eö  unb  firc^licöeö .verflechten,  bie 
meiften,  wie  bamatö  9fci#  unb  Ata$t,  innerlid)  bftiftig  unb 
au^erlid;  fftunfijaft,  unlebenbig  unb  or)ne  Sßiirbe;  babei  ber  lerittf 
fef)r  ermangelnb.  9c i c e p () 0 ru ö  ÄallijUuS  (1330),  @eiftlid)er 
an  ber  ®opf)ienfirdt)e ,  machte  bie  ©efcfyicbte  ber  Äird;e  31t  feiner 
Hausaufgabe,  @r  ercervürte  bie  älteren  £iftorifer,  benutzte  aber 
aud?  anberroeitige  Urfunben  feiner  ftird)enbibliotl)ef ,  um  bie  ©e- 
fdjtdjte  in  23  ©tidjern  biö  911  fort$tif«X)ren  3>. 

2)ie  abenblänbifräen  £ird)ent)iftonfcr  finb  viel  geringer  an  3af)l 
unb  an  nnffenfd)aftlid)em  2£ertt)  nidU  bebeutenber.  ©ttlJpicütö 
©ev-cruö,  erft  angefcfycner  Slbvofat,  bann  ^reebtytcr  in  ©allicn, 
fd;rieb  (geg.  403)  eine  fefjr  ungleic^ninjUg  bemäntelte,  aber  tvofjl 
fttyliftrtc  Ueberftdjt  ber  2Beltgefdnd)te 4),  in  welcher  bie  @efd;icf/tc 
ber  j?ird;c  (biö  400)  einen  Sfjeil  beö  jroeiten  33uctyeö  au3mad;t. 
2)er  gelehrte  Oiufinuö  von  Slquileja  machte  burd)  eine  Uebcrar- 
beitung  bie  ©efd;id)te  be6  (Sufcbiuö  feinen  Sanb^leuten  $ugäng(icfy, 
unb  fefctc  fte  fort  (biö  395)  5).  Samit  war  bie  £()ätigFeit  ber 
Sateiner,  wenn  man  einige  Qffjronifcn  aufnimmt"),  auf  biefem 
gelbe  fürerft  erfcfyöpft.  (gafft ofrotuä  (nad;  550)  nutzte  ftd; 
begnügen,  au0  «Socratcei,  (gojomcnoö  unb  Sfyeoboret  ein  Köm* 
penbium  7)  anfertigen  ju  (äffen,  unb  bie  im  ?lbenbtanb  im- 
mer   tiefer  finfenbe  2Öiffenfd;aft   fefjte    bie  Äircbcngefd;ic^tfd;rci' 


1)  Ueb.  f.  entftejmnflgjett  f.  ©iefeler  5?.  ©.  I.  II.  @.  2.  2Iu%  bcö  Chro-, 
nicon  ö.  Dindorf.  Bonn.  1832.  2  t. 

2)  Historiae  byzant.  scriptorcs.  Par.  1645  — 1711.  22  t.  fol.  Corpus 
scriptor.  bist,  byzant.  consil.  Niebuhr.  Bonn.  1828  sq. 

3)  Die  18  noc§  »ortmnbeneu  23t>.  ed.  Fronto  Ducaeus  (Fronton  le  Dur) 
Par.  1630. 

4)  Stuög.  Ilieron.  de  Prato.  Veron.  1741—54. 

5)  Stuög.  Th.  Cacciari.  Rom.  1740. 

6)  Chronica  medii  aevi  res  saec.  IV.  V.  VI.  exponentia  ed.  Px'isler. 
Tübing.  1798.  T.  I.  Cbron.  Prosperi  aquit.  (—455)  Idacii  (—469)  Marcel- 
lini (—534)  contin. 

7)  Ilistoria  tripartita  ed.  Beat.  Rhenan.  Bas.  1523. 


—     14    - 

bung  auf  bie  niebrigften  ©tufen  fyerab;  ftatt  ifyrer  wucherte  bie 
Segenbe.  2)ie  2Biffenfd;aft  ert)ob  ftcf)  bann  wofyt  wieber  ju  einem 
ber  fwcfyfren  ©ipfel,  aber  SSefen  nnb  9)?etfyobe  ber  ©rfwlafrif 
f#fo0  bie  gefc^>ict)tltd;e  Betrachtung  auö:  ifyr  SBefen,  weil  bie 
Unterwerfung  unter  bie  firc^lic^e  Slutoritat  fein  freies  23erf)a(tnifj 
ju  ben  Sfiatfacfyen  gemattete;  i£)re  9J?etf)obe,  weil  bie  3)ia(eftif 
ber  fytftorifd)  genetifcfyen  ©ntwieftung  wiberftrebte.  9?ur  fofern 
r> er fcf;i ebene  5lnftd)ten  babei  gegen  einanber  gefefyrt  würben,  ent* 
()ielt  fte  eine  entfernte  SSorbereitung  für  bie  l)iftorifd)e  Jlritif. 

2.  $on  ber  Deformation  biö  auf  9J?oö!jeim.  Wü 
ber  Deformation  in  engem  3ufammenfyange,  fowofyt  öotan* 
gefyenb,  alö  folgenb,  ftanb  baö  (§rwad)cn  beö  gefd)id)t(ic1)en 
(Sinnet  unb  ber  gefctucfytlicften  gorfdjmng.  ü8oranger)enb,  benn 
fcfyon  ber  einfacheren  Betrachtung  ber  an  f(afftfd)er  Sitteratur 
gebübeten  Männer  erregten  f)errfd)cnbe  SInnafymen,  bie  ben  (Stem- 
pel ber  (Srbicfytung  trugen,  23crbatf;t,  unb  grabe  bie  ernfteren 
unter  ifynen,  wie  Sauren  tili  8  93aUa,  erf fütterten  burd)  it)re 
Äritif  baö  t)ierar$ifd;e  ©ebäube;  noefy  »iel  mefyr  war  aber  in  ber 
Deformation  fetbft  bie  Slufforberung  gegeben,  ben  gefcfyicfytUcfyen 
Datf)wei3  ju  fübren,  bafj  ftd^  ba3  Urfprünglicfyc  ber  Äirc^e  in 
ber  proteftantifcfyen  wieber  finbe,  bagegen  in  ber  romifci;cn  mel)r 
unb  mei)f  gcfälfdjt  fei.  ©c^on  9)?eland)tf;on  tief*  ftrf;  nic&t 
ofyne  ©lürf  auf  beiläufige  f)iftori[d)e  Unterfuc^ungen  ein,  unb 
gab  baburd)  einen  Slnflojj,  ber  in  bem  tapfern  Kämpfer  für  ba6 
£ut()ertf)um ,  ÜJ?att()ia$  glaciuö  (auö  Serien)  fortwirke, 
welcher  erft  einzelne  (Stimmen,  bann  bie  @efrf)i$te  ber  ganzen 
&ird)e  gum  3e«9»^  fä*  baö  Decfyt  ber  Deformation  aufrief.  @r 
tterfafjte  namlicr;  im  ÜBerein  mit  mehreren  anberen  ©elefyrten  bie 
Stfagbeburger  (Senturien  '),  ein  Sßerf,  wie  biö  bat)in  bie 
Äircfye  feineö  aufjuweifen  Ijatte,  an  Deictytfyum  beö  SDfaterialS, 
Änifyeit  ber  tritif,  traft  ber  <5prad)e.  %ft  gleich  bie  Orbnung 
ber  3*iten  unb  (Sachen  uic^t  gans  $werfmäjng,  ber  Stoff  nidjt 


1)  Ecclesiastica  historia,  integram  ecelesiae  cath.  ideam  complectcns, 
congesta  per  aliquot  studiosos  et  pios  viros  in  urbe  Magdeburgica.  Bas. 
1559-74.  13  t.  fol.  (13  3^rt;.).    Ittwoflenbetc  3lu$g.  i\  ©emler  1757  sq.  6  t. 


-     15     — 

()in(ang(irt)  »erarbeitet,  $ritif  unjo  2>arftcHung  burd?  bie  ^o(emif 
bebingt,  immerhin  ift  eö  ein  (§pocl;e  mad)enbe3  Sßerf,  bei  weh 
cf;cm  bie  (ut()eri|"d)e  Ätrd;e  fiel?  lange  beruhigte,  unb  bem  von 
anberen  Parteien  nid)t  leicht  eines  an  bic  ©eite  gefegt  war.  5)a$ 
bebeutcnbfte  ber  alteren  fcfnveijcrifdb  refonnirten  ,ftird)e,  von 
3.  £.  J^ottingcr  (b.  Sleltcr.) ')  fyat  jttxrr  SBerbicnftc  um  bie  @e- 
fcfyidbte  ber  ortentalifcfyen  &ird;e,  reicht  aber  nicfyt  an  bie  (Sentit- 
rien.  Ucbcrljauvt  trugen  bie  refonnirten  ^iftorifer  mebr  burd)  I 
tüchtige  Ginjelarbeitcn,  als  burd;  Univerfa(gcfd)irf)ten  surgorbe-; 
rung  ber  &ird;engefd)id)tfcbreibung  bei 2).  3)ie  römifd;  fatfjo* 
lifcfye  &ird;e  fyatte  bringenben  SInlaß,  ben  gefährlichen  Singriff  ber 
(Senturien  nict)t  bloß  burd)  ätMberlcgung  an  einzelnen  fünften, 
fonbern  burd)  eine  JSarftettung  ber  ganzen  Äird;engefd?id;)te  in 
it)rem  Sntereffe  abjitweljrcit.  93on  biefem  ßmerf  geleitet,  bear* 
beitete  (Säfar  23aroniuö  feine  Safyrbücfyer  ber  ftird)e3),  burd) 
bie  £ülfSmittel  ber  päbft(ict;en  §lrd;ine  jenen  überlegen,  aber 
unjuöertaffig  burd)  ^arteilicfyfeit  in  ber  OueHcnbenu&ung  unb 
ber  DarfteUung.  2In  biefem  SBetf  entwirfelte  ftcf;  ebenfalls  eine 
untergeorbnete  Eitteratur,  tfyeilS  gortfetjungen  (von  SvamtalbuS, 
23$oviu6),  tfyeilS  nnberlegenbe  Äritifen,  von  ben  refonnirten  gor* 
fd;evn  GafaubonuS,  ©.  23aSnage,  g.  ©panfjetm,  beffen 
SBerf  überhaupt  burd;  grünb(id)e  Äenntni(j  unb  genaue  trttif 
ber  Oueflen  hervorragt4),  unb  bem  gran$i6faner  «ßagi  (1705). 
SIber  ba  SBaroniuö  nur  ben  alten  ungcfd;id;tlid;en  ©tanbpunft 
römifd;er  23ctrad)tungSweife  mit  ber  ungeheuren  «»Haffe  beS  9)?a* 
terialö  befeftigte,  fo  fonntc  eine  pofttive  Slnregung  $u  roatyrfjaft 
bebetttenben  Stiftungen  niebt  von  il)m  ausgeben;  er  ivirfte  vie(; 

1)  Histor.  ecclesiae  N.  T.  Tig.  1651—67.  9  t.  23.  9.  ö.  ©.  %  ftottfatyer, 
b.  (Scfyne,  16  3(rt)r(wnbevte. 

2)  3u  jenen  geboren  bie  fc&fufftnntgeit  unb  frcifmm'gcn  Unterfudfrungen 
»on  SBIonbcI,  ©aumtufe,  Daille. 

3)  C.  Baronii  Annales  ecclesiastici  (  —  1198)  1588  —  1607.  12  T.  fol. 
Baronii  Annales,  Raynaldi  continuatio  (— 1565),  Pagi  critica,  al.  ed.  D.  G. 
et  D.  J.  Mansi.  Luc.  1738—59.  38  t.  fol. 

4)  F.  Spanheim  introduetio  ad  chronologiam  et  historiain  saeram,  com 
necessariis  castigationil).  C.  Baronii.  Leyd.  1683  cf.  üpp.  Spanh.  Ejusd. 
summa  historiae  ecclesine.  Lps.  1698. 


—    16    —   „ 

mefyr  erbrücfenb,  unb  nur  in  ben  »ort  9tom  unabhängigeren  ©e- 
bieten  ber  fatl)olifd)en  $ircf;e  blüfjte  bie  @efcr)irf;tfd)retbung  fort. 
S)er  grofie  SSenetianer  $aolo(5arpi,  ber  füt)ne  ©egner  beö 
sßabfttfyumS,  fd)ricb  bie  @efd)id)te  be$  £ribentiner  GtoncUö  mit 
einer  ©eftnnung,  bie  bem  53eften  im  *ßrotefianttemu3  t>ern>anbt, 
unb  mit  einer  £unft,  bie  ber  alten  würbig  war.  ©eine  £iefc 
unb  greifet ,  (einen  ftaatömänniftf;en  23licf  unb  bie  ebte  (Sinfadj* 
r)eit  (einer  3)arftet(ung  r)at  feiner  ber  fotgenben  erreicht.  2Iucfy 
bie  fransö(tfcf;e  £ird)e  tjat  baö  SJerbienji  einer  freieren  Sluffaffung 
innerhalb  ber  fat()oliftf;en  ©reiben  unb  beS  müfyfamften  ©ammter* 
fleipeö.  3n  bie(er  ^inftc^t  ift  ber  ^Dominicaner  9? a tau 6  (9?oe() 
Slteranber  l)  unb  ber  ^anfenift  ©ebaftian  le  9iain  be 
filtern on t 2)  augjujcirfmen,  welcher  mit  ftaunenSwertfyem  gleite 
eine  ©efc^ic^tc  aus  ben  Söorten  ber  Gueften  ^ufammenfügte. 
Weniger  u>iffen(cf;aftlic^en  Sßertf)  r)at  bie  tveit[cf)weifige,  aufd 
(Srbaulicfye  mit  berechnete,  unb  (lie^enb  getriebene  @e(c^ic^te 
»on  Staube  $(euri; 3)  unb  bie  mit  gtänjenber  Difyetorif  unb 
©oipfyiftif  für  ben  Ä'atfyolijiSmuö  unb  gegen  ben  ^rotefiantiömuö 
»erfaßte  beS  53.  33o((uet  v.  9)?eaur4). 

Slflen  bie(en  Bearbeitungen  ber  @efd)id)te,  ben  »or*  wie  ben 
nad)reformatorifcfyen,  haftet  ber  Mangel  an,  bafi  fte  mit  ifyrem 
Begriff  »on  ber  wahren,  fatfyolifcfyen  itird)e  unter  bie  Parteien 
treten,  unb  eine  auSfcryließenbe  Stellung  su  ber  9)M)rsafyt  biefer 
fircf?ücf)en  @emeinfcf;aften  einnehmen j  barum  fonnte  bie  $ir$cn= 
gefcin'cfyte  bie  ©elbftänbigfeit,  bie  t()r  alö  2ßiffenfc£)aft  jufommt, 
noct;  nicfyt  gewinnen.  !Daffe(be  Sßerf ,  welches  ber  proteftantifd)en 
©efdn'cfytfcOreibung  eine  neue  33at)n  brad),  bie  ÜNagbeburger  (Sem 
turien,  führte  fte  bod)  faft  uiwermeibli$  einer  entfd)iebenen  21b* 
fyängigfeit  i>on  ber  iDogmatif  ju.  Sie  folgte  barin  nur  bem 
3uge  beö   in  ber  $ir$e  (iegenben  ©eifteS,    welcher  eö  enblicf; 


1)  Selecta  historiae  capita,  dissertation.  historicae,  chronolog.,  dogmat. 
Par.  1676—1686.  24  t.  4.  (16  3rtf)rb.). 

2)  Memoires  pour  servir  ä  l'histoire  eccles.  des  six  premiers  siecles, 
justiües  par  les  citations  des  auteurs  originaux.  Par.  1693.  16  t.  4. 

3)  Histoire  ecelesiastique.  1691  —  1720.  20  t.  4. 

4)  Discouvs  sur  l'histoire  universelle.  (fci$  gu  Jlarl  b.  ©r.).  Par.  1681. 


-     17     - 

bafyin  brachte,  bafj  bie  @efd)id;te  in  bie  bogmatifd;en  £eii)rbüd;er 
ciugcorbnet  würbe,  nnb  bafj  ee3  fogar  für  ifyre  33ef)anb(ung  met- 
ftenö  $iemlic&;  gleichgültig  war,  ob  fte  innerhalb  ober  außerhalb 
bcrfelben  befd;rieben  warb.  (Svft  a(3  in  ber  httf)erifd)cn 
£ird)e  in  ©eorg  (Salirtuö  (ft.  1656),  bem  füßncn,  fcf;avf 
bürfenbcn  nnb  erfinbcrifd;en  Pfanne,  ber  ©ebanfe  einer  juber  ben 
Parteien  ftefyenbcn,  wafyrbaft  fatr)olifc§en  &ird)e  erwachte,  wie 
nnflar  er  iljn  and)  auöbrürfte  nnb  wie  imgem'igcnb  er  i()n  auö- 
$ufübren  fucfyte,  bracf)  für  bie  @efd)id)tfd?reibung  ber  &ircr)e  ein 
neuer  borgen  an.  (Sc  würbe  in  ber  unabhängigeren  Gattung 
tmrd;  bie  51  r  mini  an  er  nnterftütjt,  aber  öielmeljr  trug  jur  ®zU 
tung  feincö  ©runbgebanfenö  bie  praftifd;e  (Erneuerung  ber^ircf;c 
burd;  ©pener  nnb  bie  beffere  (Srfenntnijj  vom  SBefeu  beS  (Kljri* 
ftentfyumö  bei,  bie  baraiu?  entfprang.  (Sä  ift  bie  aufuTorbentlid)c 
33ebeutung,  welche  bie  nnv>arteiifd;e  Äivc(;en-  nnb  Äe£er()iftorie 
©ottfrieb  l'Irnotbö  ()at,  baß  er  felbftiinbiger  nnb  nnbefd;ränf 
ter,  a(ö  je  einer  vor  i()m,  geigte,  wie  bei  ben  fyäretifdjen  Par- 
teien eine  (ang  v-erfannte  SBabrtjeit  fcMummere,  wenn  gleid)  fein 
©inn  für  ifw  (Sigentf)üm(id;cö  wenig  entwitfeit  war,  nnb  bie 
Brcunblic^feit,  mit  welcher  er  fiel;  an  bie  Äejjer  wenbet,  in  grel? 
lern  Slbftid)  51t  bem  3^rn  gegen  bie  2lnf)änger  ber  r)errfd)cnben 
Geologie  frefu.  $eine  ©d;önf)eit  ber  ©pracbe  milbert  ben  raupen 
2on  feiner  SBorte,  unb  nur  müljfam  finbet  man  fid)  burd)  ba6 
Sabmintt)  ber  wirren,  futifd)  aufgelegten  Waffen,  aber  eö  beburfte 
v>ief(eid;t  grabe  eineö  fo(cr)en  barfd;en  9Utfer3,  nm  bie  ^)iftorifer 
auö  ber  tragen  äjti>et{i$t  fird;lid)er  ©elbftgenügfamfeit  aufeu* 
fd)retfen.  ©ein  9?ad;fo(ger  SÖeiSmann  ')  war  verföfmHd)cr 
gegen  bie  fird)Ud)e  Partei,  weiche  fiel)  von  ba  ab,  ungeaebtet 
beö  Ijeftigften  SBiberfprud^,  beö  2[rnolbfd)en  (Sinfhtffeö  niebt  er? 
wehren  fonntc.  2lud)  in  bie  veformirte  &ird)e  brang  er  ein,  wie 
bie  in  U)ren  Diefultaten  bebeutenben,  nnb  in  befferem,  wenn  aud) 
fran^öfifc^em  ®efd;marf  gefd;riebcnen  Slrbeiten  3faac  33eaufo* 
breö  über  orientatifd)e  ©eften  beweifen. 


1)  Introductio  in  memorabilia  ccclcsiao  nia.ximc  saeoul.  nrimor.  et  no- 
vissimor.  Tubg.  1718.  Hai.  1745   2  f. 

'3 


-    18    — 

3.  93 o n  Wl o ö f) e i  m  6i6  auf  b i  e  @  e g e n n) a  v t.  9J(  o $  - 
l)eimö  yielfeitige  93i(bung  macbte  Um  offen  für  bie  Man* 
nigfactjen  (Sinwirfungen ,  öle  attmalig  einen  Umfdjnntng  ber 
firctyUdjen  3)enfart  ju  Söege  brachten.  Slvnoltö  unb  SSeaufobreö 
Anregung  bewirfte,  ba£  er  fid)  mit  Vorliebe  unb  billigerer  S3e< 
mtt)ei(ung  ben  aufer!irrt)lici;en  Parteien  juwanbte,  bcren  ©efcfücbte 
feine  fd)önften  Oüntbcctungen  angehören.  9Wo3f)eim  befaß,  was 
?lrno(b  fefylte,  bie  ®abi  bc£  %t$ammmföavtäiß  in  ben  biftorifcben 
(Sirfdj  einungen.  3)68  eigentümliche  Salent,  wad  feine  füfynen 
Kombinationen  leitet,  ift  ba3  gennjfcrmafjen  ptäftfteHfiJje  (Clement 
bcr  ©efd)icfytfd)rei&img,  burcl)  JTioination  ben  Urfyrung  unb  in* 
neren  3ufammcnl)ang  ber  Gegebenheiten  ju  enthüllen.  3»  feiner 
£anb  ift  bie  ©efcbjcbtfcfyreibung  ber  ßirc^e  jur  £unft  geworben, 
foit»ot)l  burd)  bie  Slnfänge  eineö  tiefer  bliefenben  *pragmati$mn8, 
als  burd)  bie  Äraft  unb  SÖürbe  feiner  römifc&cn  £iction.  (§$ 
ift  beS  beutfdjen  23olfcs3  würbig,  bajj  juerft  auf  fircf;tict)em  ©e* 
biet  ein  ©eniuö  bie  ©cfdücfytfcbreibung  ju  ber  Stufe  erhoben, 
bie  l)5l)cren  Anforderungen  ber  Äunfi  unb  ÜÖiffenfc&aft  genügt'), 
©leicb^eitig,  jnm  $t)ei(  bureb,  Um  bebingt,  öetfafte  Gramer  mit 
gewohntem  ©efcfyicf  ber  (Schreibart  eine  Ueberfetjung  beö  Goffuet- 
fcf;en  23ud)eö,  unb  burcl)  Cueltcnau^üge  bebeutenbere  gortfetmn* 
gen2).  (£.  333.  %.  233  atd)  lieferte  in  treuer,  befonnener,  grünb* 
lieber  Äritif  ber  Quellen  Vorarbeiten  für  eine  weitere  drtttöuf* 
lung3),  eine  Söürbigung,  welche  in  ber  £aiwtfacb,e  auef)  bie  33e-- 
beutung  ber  £ircbengefcb,i$te  »on23enema  (reform.)  erfcbb>ft4). 
3n  ber  burd;greifenbften  2ßeife  mf)m  %  6.  6 emier  bie  frtti* 
fc&cn  Geftrebungen  2lrnolb6  wieber  auf,  unb  brachte  baS  ol)nebin 


1)  J.  L.  Mosheim  institution.  historiae  antiq.  et  recent.  lib.  IV.  Ucberf. 
».  i>.  Ginem.  1769—78.  9£f>.  8.  ».  ©Riegel  1770—96.  7  33.  2(nfang  einer 
auvfüfyrlicfyeren  Bearbeitung:  Commentarii  de  reb.  Christian,  ante  Constant. 
M.  Helmstad.  1753.  4. 

2)  23ef[ueb3  Ginleif.  in  b.  ©efd).  b.  2£elt  u.  9telig.,  überf. ,  fortgef.,  mit 
SfbbftitW.  ».  Gramer.  1748.  1757.8  58. 

3)  S.  SB.  3\  SBalct)  Cfntrourf  e.  »otlftänb.  ^tftoric  ber  Setzereien,  ©}>ftl* 
Jungen  unb  SWigion^ftreitigr'.  MS  auf  bie  Sfteformar.  2pj.  1762  flg.  11  £t). 

4)  II.  Venema  institution.  histor.  ecclesiast.  Lugd.  Bat.  1777 — 83.  7£t). 
4.  t.  1600. 


—     19     — 

fd;  roäcr;lid;e  unb  fünfllidj  gehaltene  tvtfytfofye  ©tyftem  »oflenbö  ins 
Sd)n>anfen.  3Me  bogmatifd)en  unb  ()iftorifd)en  Slnnafymen,  bie 
richtigen  mit  ben  unrichtigen,  ftüqten  Vor  feinen  unfeinen,  aber 
erfolgreichen  Singriffen  jufammen.  Unter  ben  Krümmern,  mit 
benen  er  ben  35 oben  bebeefte,  rpanbrft  er  mit  irrenbem  ©d;ritt, 
fucf)t  ein  ©anjeö  neu  jufammcnjufügen,  aber  ofyne  ben  crfovber- 
liefen  ©tanbpunft  ju  ftnben,  itnb  ofjne  ben  SBlicf  ju  baben,  mV- 
cfyem  bie  febenbigen  ©eftatten  fieb  wie  »on  felbft  barftellen.  $aum 
bafj  ifnn  bei  feinen  n>eirfd)ic§tig  angelegten  arbeiten  bie  matten 
Umriffe  einer  3bee  r>orfd)roeben,  fie  jerfliejjen  iljm  alöbalb,  er  »er* 
liert  ftet;  in  bie  (Sinjclljeiten,  ober  aud;  baö  Sßerf  bleibt  unfcollenbet l). 
2lber  er  bjatte  Staunt  gemacht  für  anbere,  w?eld)e  nun,  freier  von 
falfd)er  Slutoritiit,  an  ÜRoSljeim  uneber  anfnüpfen  fonnten.  ßttw 
ba6  ^auptverbienft  beS  jwjifd&cn  ber  6cmlerfd)en  unb  ber  fircr)* 
lidjen  9licr)tung  v-crmittelnben,  überaus  fleißigen  28crfeö  üon 
6d;rbfl)2)  beftel)t  in  ber  unter  ben  teueren  unübertroffenen 
SSolIftänbigfeit  beS  Materials,  baö  alterbingS  mit  einer  geroiffen 
Dberfläd;lid;feit  abgefeböpft  ift;  unb  ber  äußerliche  ^ragmatiömuö 
ber  fc^arfftunigen,  unb  obgleich  gelehrten,  bod)  im  Haren  unb 
gemäd;lid;en  ©tt;l  gehaltenen  arbeiten  r>on^3lancf,  war  für  baö 
«£)öd;fte  in  ber  @efd;icr/te  ber  Äircfye  faft  ebenfo  »erfdjtoffen,  als 
bie  auS  ber  23lütf)e  beS  DfationaliSmuS  ftammenben,  übrigens 
»oit  eigener  gorfd;ung  jeugenben,  von  ^enfe  3)  unb  r>on 
©djmibt  4),  unb  baS  rubere,  aber  an  ©eift  überlegene  Sßerf 
von  Spittler5).  —  2lfleS  aber,  was  unferer  3eit  »erliefen  ift, 


1)  Historiac  eccles.  selecta  capita.  Hai.  1767  sq.  3  t.  3?erfuc()  c  frttc&t» 
fcrtt.  SlttäjngS  airt  b.  flin&ettgcfcfc.  #dl.  1773.3  t.  33erfttd;  c^riftl.  3a^r&.  $oI. 
1782.  2  t. 

2)  (gfafil.  tf  ivc(;cngefc(;tc[jte  (b.  $ur  SReformnt.)  1768-1803.  35  33.  2te  21. 
1-13.  1772-1803.  ®ctt  b.  SReform.  1804-10.  10  23b.  9.10  ».  Stjfdbirner. 

3)  £.  9).  E.  £enfe  «llgem.  Q5ef4>.  b.  t^rtftl.  Ä.  gortgef.  j>.  3.  ©.  Sßnter. 
23ratmfcb>.  1788—1820.  Sie  einzelnen  21; eile  in  bevfdjiebenen  netten  SlttSg. 
©.  aßtnev  £anbb.  b.  u)ect.  SMcr.  ©.  537. 

4)  3.  <£.  <£&.  ©dbmtbt  £anb6.  b.  <$r.  £trd;engefc&\  1801-20.  6  33.  2te  ?t. 
1825.  33. 1—4.  gortfe|j.  ».  SRettberg.  1834.  7.  33.  b.  1305. 

5)  ©nmbrtjj  b.  ffJcf*.  b.  $ri|H.  Ä.  1782.  5.  3t.  brvboflftänbigt  ».  »JUand. 
1812. 


-    20    - 

bie  rottife  ^ittcratnr  nnb  Jiitnft,  bie  fie  lieber  erworben,  t>lc 
bentfd;e,  bie  if)r  eigen  ift,  it>vc  Grfenntnifj  bei-  Statur,  iC>re  s}>()i 
lofov()ie,  bie  üfiSitftmgen  aller  tiefer  (Maben  treffen  jnfammen  in 
bw  güf)igfeit,  ficr;  freier  von  ber  SUttorität  bem  ©egenftanbe  t)in- 
gttgebcn,  bae*  9ied;t  bet  ^erfönlid;feit,  t>ct  (Sigentl)ümtid)feit  nnb 
if)r  33est)altflij?  jum  @aiyen  tiefer  ju  w&tMgen,  welcbeö  ©ronb* 
bebingnngen  finb  bcö  ()iftorifd)en  ©innce*,  Ter  in  bem  großen, 
mannigfad)  gcglieberten  DrgamSmuS  ber  SYwtic  bie  (Sinfyeit  be§ 
Sebcnd  nnb  (eine  (Snhvicflnng  verfteben  will.  Unb  nid;t  nmfonft 
ift  iftr  tiefe  ©abe  vertiefen,  ba  jte  mit  ber  91  uf  gäbe  verbnnben 
51t  fein  fcf;eint,  bie  Afr$e  vor  jener  3bealiftif  jtt  retten,  beren 
©cbeingcftalten  einft  fdjon  on  ber  ©eburtftatte  ber  .ft'ircfyo  ifir 
Spiel  trieben,  unb  je£t  von  neuem  ihre  ©rnnblagen  bebrofyen. 
(5d)lciermartm  f)at  buref)  feine  freie  unffenfd;aftlid>c  ^altnng, 
bnrd;  feinen  £Mmveiö  auf  bie  alleö  @rojk  vereinigenbe  ^>ejfrli#-- 
feit  beö  Gl)riftentt)ttm£,  nnb  bnrd;  feine  in  cigentljümlieljem  (Sinn 
etl)ifd)e  ?lnffaf[nng  ber  @efd;icbte  bie  nette  fd;ö>feriffbe  (£pod>e 
eingeleitet  ').  @ö  ift  fein  anfälliges  ßttfantmetttreffeh ,  baß  bie 
für  bie  2Biffenfd)aft  ber  Äird;engefd;id;te  bebentenben  Männer, 
(SaUvtwS,  Sfto&fyejm,  (Sd;(eiermad;er,  jitgteid)  bie  SBif* 
fenfebaft  ber  Wloxal  geförbert  ()aben.  £>enn  welken  SBerlf) 
baö  (Stl)ifd?e  für  bie  &ird)engefrf;id;tc  ()abe,  l)at  fid;  erft  voll-- 
ftänbiger  bjerauSgeftellt,  feitbem  man  mit  größerer  23eftimmt- 
l)cit  baö  SBefen  bc6  (£[)riftentt)nm3  a(ö  Seben  nnb  atö  etnmS 
$raftifd;eö  auffaßte.  2)iefe  (Shnnbanfcbammg  t)errfcr;t  in  ber  @e- 
fd;id;te  ber  d)riftlid;en  Religion  nnb  &ivd)e  von  9?eanbcr2> 
welche  bnrd;  bie  Äunji  nnb  (5infad;l)eit  ber  genetifd;en  (Snhvicf* 
hing  ber  Reiten  ivic  ber  @f)araftere,  bind;  bie  (Sfyrerbietnng  vor 
allem  (5igentl)ümlid)cn,  bimb  bie  reiche  (Erfahrung  beS  inneren 
gebend,  hervorragt,  nid;t  51t  gebenfen  ber  mannigfaltigen  uücbtigen 
Wefnftate,  welche  anö  ber  Unabhängigkeit  ber  Betrachtung  nnb 
aus    bem    felbftänbigften    Oneflenftubium    nett    gewonnen    finb. 


1)  ©eine  öJcfd).  b.  %i0.  St.  (SSorlef.)  (jetmtSg.  0.  Sonne!.  33er!.  1810; 
eine  minbcr  fcebcutenbc  ?(u^fül)riing- 

2)  91.  1.  1825-45,  V,  II  fei$  1294.  2.  91.  1842—47  tuM  590. 


—    21     - 

©iefefetö  Seljr6ud&  unterftityt  einen  trefflichen,  QeDrängkii  Xcrl 
mit  einer  trefflichen  Sluöwaljl  »on  SSelegfteflen,  neb'fi  fritifd)en 
unb  erläuternben  33em«rf ungen ,  wclrf)c  nid;t  feiten  baö  (Siijcntfjum 
be$  gelehrten,  einbringenben ,  ura  bie  @efd;id;te  r)od)»erbienten 
gorfd)er3  finb  ').  #afe  r)at  mit  tuelfeitiget  33ilbiing,  färben 
reifer  Sarfielumg ,  unb  mit  großem  @efcr)icf  c^ a i a f t c v i ft i f cf? c t 
ßufcimmenfaffung  ein  ncabemlfdJVS  £cf)rbnd;  bei  £ircf;engefc£id;te 
gegeben2);  Wogegen  baö  i>on  liefen  er 3),  gleicfyfam  jin  (Srgän- 
jung,  ein  berüunberungSwwbineS,  felbftänbigeS  ©tubium,  unb 
bie  attfeitigfie  £ennerfc$aft  ber  @efd;id;te,  aber  unter  einer  teiber 
etwas  Ijarten  unb  jerftftrften  Jonn  baibietet 4). 


1)  g$irt.  fc  S.  ©ff$.  SBomt  fS24-40.  III,  1  luv  1648.  1.51.  1844-48. 
bis  II,  II. 

2)  Mivd»cn3cfdi-  Seift-  1934.  öle  91.  1844. 

3)  ©efefc.  b.  ä)x.  ftirdie.  8etpj.  184G. 

4)  Slufjerbem  finb  ju  crroätjttcn:  1.  Sott  s# vote  flauten:  Tie  Setyrbücöcr 
»1  fo  3-  ©täublitt  1807.  5.  21.  ».  |>bt$Mifen  1833.  3-  33-  2.  ©ans 
1818  —  26.  2.  33.  fcejf.  Gont|mib.  1824.  $Jarf)cirtccfe  ltnivcrfalfivd;ent)iftcric 
bc3  e&rificntt).  gv(ang.  1806.  —  Gtigclfjavb  CMnbb.  b.  ftivdieugefdi.  Chi 
1833.  4  23.  ©wertete  £attbb.  b.  nlUj.  Jlivdiengefd).  1833-  2  23.  6Jc  21.  1845 
flg.  3  23.  ©fröret  aügem.  üirdjengefd}.  f.  b.  betttfd).  Nation.  ©tttttg.  1841 
323.  2.  23on  ftatfjoUfett:  C.  Saccharelli  historia  ecrlesiastica.  Rom. 
1772—1795.  25.  Vol.  4.  g.  ?.  ».  ©tolberg  ©efd).  b.  Stetig.  Sef».  0<w*' 
1806-1819.  15.23.  8.  görtf.  ».  Äerj.  »toinj  1825  flg.  23.16—28.  Äa- 
terfamp  itiv*cngcfd;.  SHünßer  1819  —  34.  5  23.  (bis  1153).  Sodjcrcv 
©ejty.  b.  djfiftl.  Stetig,  it.  tfivdjc.  SfaKUvbuvg  1824.  92$.  bCö  1073.  £er 
tig  $m\&.  b.  ttirdjcugcfd).  1826.  2  3$.  9?eu  tearö.  &.  £ölUngcr.  1833, 
-  l'clnb.  ».  VUjog  Uuiöcrfalgcfd;.  b.  d>r.  ttirdic.  SJtoittj.  2.21.  1843. 


£>ie  ©ef$icf)te  ber  $ir$e  tn  beit  bvet  elften  3al;vlmnbevtcn; 
(bis  312). 

©«cHen:  Die  firctylidjcn  ©djriftjhu'er  btefev  ^eriobe.  Snöbefonbre  Ux Rix* 
d;en()ijtortfer  Sufebtuö  öon  Säfarcci.  ©eine  Zy-xkrjataaiDo}  laioQia 
in  10  23.  «Hb  ff?  roy  /StW  tov  KtJivoiavxivov  2  23.  ed.  Valesius  Par. 
1659.  Rufini  hist.  eccles.  lib.  XI.  ed.  Cacciari  Rom.  1740.  £ie 
Smgmente  ber  verlorenen  gejammelt  in  ©rabe:  Spicilegium  S.  Patrum 
ut  et  haereticorum  saecul.  I.  II.  III.  T  III.  Oxon.  1700.  1714.  Routh: 
Reliquiae  sacrae  siv.  auctorum  fere  jam  deperditor.  II.  III.  saeculi 
fragmenta.  Oxon.  1814—18.  4.  Tom.  —  Ruinart:  Acta  primorum 
martyrum.  cd.  2.  Amstelod.  1713.  ed.  Galura.  Aug.  Vind.  1803.  Tom. III. 
©teilen  nicljtdjrijHic&er  ©^riftfrelicr,  beö  Josephus,  Sueton., 
Tacit.,  Plinius  b.  3 ,  Dio  Cassius,  Scriptores  Iiistoriae  Augustae  gefrtm* 
meÜ  in  Lardner:  Collection  of  the  Jewish  and  Heathen  testimonies 
of  the  Christian  religion.     Lond.  1764—67.    4  Tom. 

33ertrfceU««gen:  Le  Nain  deTillemont:  Memoires  pour  servir  ä  I'hi- 
stoire  ecclesiastique  des  six  premiers  siecles.  Par.  1693 — 1712.  16  T. 
G.  L.  Moshemii  de  rebus  christianorum  ante  Constant.  3Iagn.  com- 
mentarii.  Heimst.  1753.  J.  S.  Senil  er  i  commentarius  histor.  de  anti- 
quo  christianorum  statu.  Hai.  1771.  72.  T.  2.  Ejusd.  Observaf.  no- 
vae  quibus  historia  christianorum  studiosius  illustratur  usque  ad 
Const.  31.     Hai.  1784. 


(Einleitung. 

£)ev  3»l^Jlb  bev  vömi(d)<i3vicd)t[d)cn  SBelt  mib  bes  3nbcu* 

tfmmö,    bcfonbcai  tu  religtofer  5&vökl)u\\\\,   in  beu  3a$r* 

Inuiberteu  um  GljvijhtS. 

1.    2>aö  ^eibenttjum. 

Sveujer  ©^mbelif  n.  9)tyti)ologie  ber  dien  SSöIfer,  bef.  bev ©riedjen.  l'eipj. 
«nb  £arm|r.  1810.  1819  flg.  mim  »■  SOTofer  1822.  Säur  ©tmtbolif 
«.  Urologie  ober  b.  Ratnmlfflfoii  hei  mitxty.  1825.     Dtfr.  SWüücr 


—    23     - 

^role^omcna  ju  einer  nujfenfrijrtftl.  Wvtfocloflie.  1825.  jm.  s&i&ftö  (&• 
beit  3l,eiigüm$€grijf  tcv  SUtcn.  ©tnb.  u.  Ärttif.  1828.  £  erb  er  >cen 
jur  gj^ttofo^ie  b.  ©efd).  ber  39?erVfd$eit.  1784.  £ege'l  ^«öfo|>t;te  ber 
Steligton.  1833.  Steffen«  d>rijr(.  Sidigion^bUofovfn'e.  1830.  Ib.  I. 
©.283  \iq.  —  2: jfd>tt n er  ber  galt  beö  £eibenü)nmö,  (;ev«ui?g.  ö.  9?iet- 
ner.  fyj.  1829.  2  3Ä.  Kjclncf  üb.  b.  Sßefen  u.  beit  fittlta).  GinfUifc 
bc3  £eibent(;.  in  Steanberö  Tenfwürbigfeiten  am  ber  @ef<$.  bei?  cljriftl. 
Crtet«.  $fo$g!  1.  1822.  fr  3acob£  £eibentb.  n.  ebrifrentb.;  ijermtf^t« 
©cfjriften.   %\.  6. 

%  ©tu^r  bie  3ieligionöfvfteme  ber  Seltenen  in  u)rer  gcföfön'. _  (Sirtteulftwg, 
Serl.1838.  Lobeck  Aglaophamus  sive  de  theologiae  mysticae  Grae- 
coir.  causis.  1829.  2  T.  Dorfmüller  de  Graeciae  primordiis.  ©. 
^evnltiubs)  0>runbri§  ber  gried).  Sitterditr.  £a((e  1836.  gtnteitÄÄg. 
g.  Sacobi?  üb.  b.  grjie()ung  b.  £e(lenen  jnv  ©ittltä)feit,  *erm.  ©Triften, 
21).  3.  ©rüneifen  über  bie  ©ittlidjfeit  ber  biibenben  iiunji  bei  ben 
©riedjcu.   S^pj.  1S33. 

B.  Co  n  st  an  t  du  polylheisme  romain.  Par.  1833.  £civhtng  bie  SÄeKflio« 
ber  Corner.  Sri.  1836.  2  23.  Öernbarbp  ©efcf).  ber  röm.  £ittcratuv 
deiner«  ©efd).  b.  äkrfatteö  ber  ©Uten  b.  ferner.  1782.  1791.  2hn- 
brofeb.  bie  9ielkjion3büd>er  b.  fR'ömcx.    23enn  1843. 

3)ie  gefdjidUlid;  bebeutenberen  Sßölfet*  beö  iömi|"d)en  Dieidjcö 
waren  in  ben  Seiten  C5f)dfti  einer  Erneuerung  nirf;t  nur  beburf* 
119,  [onberu  and;  in  l)o()em  ©rabe  bafiir  empfänglich ,  nnb  bie 
allgemeine  äBeltfage  war  ben  gortfdmtten  beö  (SfyriftenttntnuS  för- 
berlid).  £>40  2lltertl)um  l)at  $roei  reelterobernbe  9Juid?te,  bie  grie* 
d)ifd)e  ©Übung  unb  bie  römifd;en  SBaffen.  3ene  war  burd?  bie 
(Kolonien  ber  Seltenen  bie  Äüjicn  beö  Sttittclmeercä  entlang,  unb 
befonberd  burd;  SHeranberS  3ug  nnb  (eine  folgen  bis  tief  in  ben 
Orient  ljincin  gepflanzt.  2113  barauf  bie  Deiner  ©riecfyenlanb 
nnb  Slften  eroberten,  brang  bie  gried)ifd)e  ©prad)e  in  bem  9J?a^c 
nad)  SBcficn,  nüe  jene  nac§  Cftcn  vor,  nnb  warb  ein  über"  ben 
größten  £t)eil  ber  römifdjen  SBett  rcidjcnbeö  Mittel  ber  Berftän- 
btgung.  £ie  Bereinigung  ju  hinein  9{eid)e  näherte  aud;  bie 
entfernten  Sanber,  nnb  brachte  tu>r$ügtic&  burd;  ben  2jßed)felvei^ 
fefyr  mit  9t  om  eine  (eichte  nnb  lebhafte  SBcrbinbung  Ijeröor,  röeWje 
in  bem  erften  3a()r[)itnbert  bind)  innere  Kriege  feine  bauernbe 
Störung  erlitt.  2>iefe  politifd)  geiftige  (Sinljeit  fotlte  jn>a«  wie; 
ber  untergeben,  bod;  nur  um  ber  ()öi)ercn,  bie  fte  gleid;fam  bor* 
tülblid)  barftetltc,  ber  d)rtftüd)en,  Räum  ju  geben. 

2lm  wirffamften  unirbe  bie  §lufnar)mc  beö  (Sljviftcntljumö  burd) 


-     24    — 

ben  religibfen  3trfianb  beS  .£>eibent()umS  i>ovbeveitet,  tfyeilS  burd; 
baS  Ungenügenbe  beS  93orf)anbenen,  tbeilS  burd)  baS,  was  barin 
bem  (Evangelium  vcnvanbt  war.  2)cr  *ßoh;t()eiSmuS  trägt  in 
ber  ßcrfprengung  beS  religiöfcn  5BewufjtfeinS  jugleid;  eine  ©cljnvä; 
d;ung  beffelben  unb  ben  5teim  beS  Unterganges  in  fiel).  (So  ift 
barin  nidjt  mefyr  ber  l)elle  £ag  beS  ©otteSbewußtfcinS  in  feiner 
33ölligfeit  unb  2öa()r£)eit,  fonbem  eine  Dämmerung,  wafyrcnb 
welcher  bie  in  ber  Sicfe  U)reS  eigenen  2ebenS  burd;  bie  9)cad;t 
ber  9iatur  gefangne  *)3erfönlid;fcit  Weber  fiel)  felbft,  nod;  ben 
pcrfönlid;cn  ©ott  in  feiner  Unenblicfytcit,  ©eiftigfeit  unb  «£jeilig* 
feit  51t  erfennen  vermag.  2)ie  ©ötter  ftnb  bafyer  finnlicl)e,  an 
©ittlic^feit  juffl  $()eil  tief  unter  ben  ebleren  9Jcenfd;en  ftefycnbe 
Sßefcn,  fte  finb  enblid;,  beim  unbebingt  ift  nur,  was  auet;  baS 
llnperfönlid;fte  ift,  baS  über  fte  unb  bie  SÖelt  waltenbe  93ert)äng* 
nijj.  S)od;  werben  bie  ©eftatten,  weld;e  in  bem  im;tl)ologifd;cn 
Sßrojefj  baS  23cwußtfein  einnehmen,  allmalig  lichter  unb  ibealcr. 
2lm  fefteften  in  bie  9ratur  verftrirft  ift  baS  geiftige  Sßefen  in  ben 
ovientalifd;cn  Religionen l):  bie  Starrheit  unb  Monotonie  beS 
fabäifrfjen  .^immelSbienfteS  jeugt  von  ber  Unfreiheit  beS  religio- 
fen  33ewujitfcinS.  5)ie  babylonifcl)e  unb  ppnijifdje  Religion  unb 
bie  riefenfjaftcu  @cbi(be  ber  inbifd;en  9J?tytt)ofopl)ie 2),  mit  if)ren 
wollüftigen  unb  graufamen  itulten,  tragen  ebenfalls  ben  tiefen 
(Sinbrud  einer  übenvältigcnben,  raftloS  erjeugeuben  unb  jerfto* 
renben  9?atur.  3)ie  inbifd;e  l)at,  wie  bie  äg^ptifebe,  ein  ®efüf)l 
ber  Trauer  für  bie  ^ergangtid;feit  alles  SebenS,  unb  eine  ©et)n- 
fucfyt  nad;  (Srlbfung  von  ben  Mängeln  beS  (Sinnlichen,  aber  bie 
(Sdöfung,  bie  fte  fennt,  ift  bie  völlige  Eingabe  ber  vernichteten 
^crfbnlicbfeit  an  baS  2(11.  5)er  ©cl)mer$  eines  in  fid;  gefpattenen 
33cwu(jtfcin8  t)at  nirgenbS  im  £)eibent()um  einen  fo  häftigen 
2luSbrud  gefunben,    als  im  ^arfiSmuS,    ber  Religion,    weldje 


1)  ®i>jveö  bie  WiptytwWfy*  *iX  aflä*-  SBctt-  1810.  ©tutyr  bie  3icli 
giimSfVß'eme  bc^  Oriente.  1836. 

2)  Asiatic  researclics  Loiul.  788.  flrt,.  Transactions  of  the  asiat.  sociely. 
Lond.  1824.  ff.  Colobrookc  cssais  sur  la  philos.  dos  Ilindous,  trad.  \>. 
Paulhier.  Par.  1833.  2  Vol.  Lcs  livics  saercs  de  l'Orient  p.  Paulhici- 
Par.  1840.  tyoü  veltg.  Öilbung,  TOjtfjioI.,  'J-Untcf  b.  fünbuc  2|)j.  1827 
V.  Voltten  taiS  alte  'jmbien.    Äijm'g&i  1830, 


-    25    — 

burcf?  ijjreti  mef)r  et()ifcr)en  (Sfjarafter  unb  burd)  bte  immer  wafy 
fenbe  gütte  »on  ©efcfccn  bem  3ubentl)um  »erwanbt  ift1).  3U(e 
triefe  ü)h)tt)ologien  ftnb  nur  nicbere  ober  f)öf)eve  SBorjtofen  jti  ber 
ber  ©rieben,  welchen  in  bem  jüngeren  r>merifcf?en  ©ötterge* 
fc^tec^t  baö  $eict)  rein  menfcpcfyer  3bea(e  aufgegangen  ift.  Die 
Uebcrgewatt  ber  9?atur  ift  gebanbigt  burd?  ben  ©eift  unb  jum 
@leicr;gewid)t  ber  @d?önl)eit  gemäßigt,  3f)r  ©efeft  »erebelte  bie 
6inn[icb,feit,  aber  v>on  menfcr/lirfjen  2eibenfd;aften  unb  anbcrcn 
©ebrecfcen  fonnte  fie  bie  ©ötter  nirt)t  frei  galten.  Stoßet  neben 
bem  liefen  unb  Slfyncnben,  \v>a$  in  manchen  sJ>h;tl)en  liegt,  unb 
»ietlcicfyt  in  ben  9)tyfterien  am  meiften  31t  einem  y>ropr)etifcr/en 
£>inauöbeuten  über  ben  nn;tl)ologif$en(5tanbpunft  gebieten  war2), 
tie  unfittlid)en  (Sinflüffe  bcrfelben;  neben  einer  bot  anbem  et>ten 
Humanität,  bie  üerwüftenben  Safter  unnatürlicher  (Sinnlirfjfeit. 
3)ie  römifebe  SDh;tl)o(ogie,  weniger  pfyantafteöoU  unb  für  fünft 
weniger  geeignet,  war  bagegen  emfter,  würbenolter,  feufd)cr 3), 
fie  regelte  baö  &bm  bcö  r6mifcr)en  33ürgerö  naef;  einem  umfaffeu; 
ben  geremonietl,  unb  trug  jur  (Spaltung  ber  einfachen,  ftrengen 
(Sitte  unb  31t  ber  2)auerfraft  beö  $olfeö  bei 4). 

SBenn  für  eine  fo  ungeheure  2f)atfa#e,  wie  ba6  §lu6einan- 
fcergeljen  ber  sI>?enfcr;r)cit  in  93ölfer  ift,  ftcf)  feine  au^reic^enbe  Ur* 
fad)  entbeefeu  läjjt,  außer  ber  gleid)  mächtigen  inneren  3ßsm- 
gung,  welche  mit  bem2Int)eben  be6  mi;t()o(ogifc§en  ^roseffcS  eintrat, 
fo  ift  ber  religio f c  *ßarttculariömu$,  in  welchem  wir  alte 
Golfer  ber  alten  2öelt  finben,  jule&t  barauf  surücfjuftUjven.    2)ie 

1)  Zend  Avesta  p.  Anquetil  du  Perron.  Par.  1771.  3  Vol.  Dcut|d)  ü. 
Bleuler.  9H$a  1776.  9tyobe  He  fyett.  <&w  unb  9Wigion3ft)ft.  b.  3cnbi>oIfce. 
1820. 

2)  9?«cf)  Scfteüing^  3tnna|>me. 

3)  Dionys.  Halic.  Antiq.  roman.  II,  18.  ed.  Sylburg.  p.  90,  30  sq.  bau 
b.  jjoUtifc|*re(igiüfctt  Snftttutioncn  bcö  SRomulucs:  nüvm  7«  tokiüuc  xait- 
airjoaio  6/Lioüog  ioTg  y.ncatojotg  iwv  nun  "EXh)Giv  voixivuv ,  roug  6t 
TiccQUiStiSofxefovg  nun  ctvtiav  Livdovg,  tt>  oig  ß).uo<(i}iitca  uvtg  tiaiv  y.cu' 
aviojv  %  xttTTjyoQiai ,  7iovi]QOvg  is  xcu  «voxfikovg  y.cu  aayt\^ovug  vno- 
kaßcov  elf«!,  y.iu  ov%  01t  dtöjVp  clki.'  ot'J'  av9Q(on<av  aya&wv  agiovs, 
ünavictg  l&ßake,  y.cu  naotoxtvetat  iovg  uvOotöaovg  xganaia  nun  0(wv 
kiytiv  Jt  y.cu  if'novtiv. 

4)  B.  Constant  du  polytfaeisme  romain. 


-     26     — 

©riedjen  fd;wacl)ten  bie  Unterfcfyiebe  ab,  intern  fte  il)re  ©btter 
überall  witfoei  ju  erfenncn  fucfytcn;  bie  Diömer,  inbem  fte  23ünb* 
niffe  sugteic^  mit  ben  Golfern  unb  il)ren  ©öttern  fcfytoffen,  mir 
ber  UniüerfaliömuS  bcö  (£t)riftentt)ttmö  vermochte  bie  Srennung 
fo  aufgeben,  baf?  mit  ber  Einigung  jngleid?  eine  (§rl)ebung  ge* 
geben  war.  23iö  bafyin  blieb  ber  fyerrfcf/enbe  ©eftcbtövunft,  baf? 
jebeö  93olf  feine  väterlichen  ©ötter  fyabt,  welche  e3  einerfeitS  von 
ben  übrigen  abfcbieben,  anbrerfeitö  ben  inneren  3»fammeuf)alt 
auSmacbten,  inbetn  bie  votitifcben  unb  religiöfcn  (§inricl;tungen 
größtenteils  au$  bemfelben  CUtellvunft  entfvrangen  unb  fiel)  topft* 
felfeitig  bttrcfybrangen.  3e  met)r  baö  SÜeltbewufjtfein  überwog, 
um  fo  mefyr  nal)m  man  ben  Staat  für  ben  ()öd?ften  &m$  beö 
Äuttitö  unb  für  ben  Inbegriff  ber  ftttlic£;en  ©üter.  2)abei  lag 
wteberttm  mit  ju  ©runbe,  baf  ber  SBertl)  ber  menfcblicfyen  ^3er- 
fönlicfyfeit  nid)t  erfannt  war.  5)er  (Sinjelne  war  naturartig  burd) 
ba<3  ©anje  beftimmt,  er  verfcfymanb  in  ber  9J?affe  ber  Äafte,  be$ 
$olfe6.  2>at)er  war  ber  ©taat  auefc  rürfftcl;töCoö  gegen  Die  Diente 
ganzer  klaffen,  ber  ©flaven  unb  grauen.  CDie  23orjüge,  bie  wir 
am  t)et(eni|  d)en  &bm  bewunbern,  5lbet  unb  greifycit,  Äraft  unb 
Stnmutl),  beruhten  gro#entt)cilö  barauf,  bafj  ber  jat)(reic^e  6tanb 
ber  Selaven  ber  t)öct;ften  gefellfcf)aftlu1)en  Diente  beraubt  war. 
■Die  Sürbe  be£  SSeibeö  verftanb  felbft  s4>tato  nicf;t,  ia  bei  ben 
gebilbetften  griecfyifcfyen  Stämmen  gebiet)  ba3  Familienleben  am 
wenigften  ').  liefen  Unterbrüclten  braute  baö  ßt)riftent()itm  f$on 
eine  irbifcfye  (Srlöfung,  wetcfyeö,  inbem  c3  fiel?  junäcbft  unb  vor 
allem  an  jebe  einzelne  ^erfönlic^feit  wanbte,  bie  Sftenfcbenwürbe 
rettete.  2)a3  greiwerben  ber  *ßerfönli<$feit  ift  bie  eine  Seite  bei- 
ge fammten  @efd;id)te. 

3n  jebem  ber  alten  Golfer  beftct)t  eine  ^riefterfafte,  bereit 
Privilegium  ber  unmittelbare  93erfef)r  mit  ©Ott,  unb  bie  3wi-- 
ftf)enl)anblungen  $wifd)cn  U)m  unb  bem  in  ber  ©otteöferne  befind 
liefen  SSolfe  ftnb.  ^riefter  ftel)en  überall  an  bem  Urfvrung  ber 
retigiöfen  Einrichtungen,  unb  bleiben  im  Seftk  von  s^vfterien, 
welche  bem  verhüllten  (Sntftefyen  jener  cntfvrecben,  unb  worauf  bie 


1)  £ciävctt  gab  e$  novnclmt'ltd)  bei  3tmicnt  «*»*  Sütifcni. 


-     27     — 

früfjcjie  Unterfd;eit>ung  eines  inneren  unb  äußeren  (efoterifrf)en 
unb  eroterifd)en)  religiöfen  ©ebieteS  beutet.  3n  anbrer,  für 
benSBeftanb  toeö  t>otföt()i"unlicf?en  (Siöttevtjlaubcnö  £>ebrof)Ud>evev  2X5cife 

fefyrte  eine  fold)e  Slbftufttng  wieber,  als  bie  erl)öl)te  23erftanbe^ 
bilbttng  über  ben  flnttttfyftt  ©tanbvttnft  ber  aj?t;tl)o(ogic  l)inatt^ 
brängte.  3n  ©ried)en(anb  gefd;a()  eö,  feitbem  baS  ©ttbjeftive 
unb  (gittlic&e  entfd?iebener  jum  ©egenftanb  be3  $rfenmtttt  gei 
maefct  würbe  tmb  man  nun  attd)  einer  geifttQercn  unb  reineren 
sßorjieflung  von  ©Ott  bebttrfte.  SBotjin  bie  gried)ifd)e  Ättltur 
weiter  ifjren  2Beg  na()m,  führte  fte  jenen  SlrijiofrattSmuS  mit  ftd), 
ber  ftd)  um  bie  3«t  (St)rifti  bei  vielen  ©ebilbeten  biö  jitr  &er* 
ad)tttng  ber  nationalen  ©ötter  gefteigert  l)atte. 

Sie  gried;ifci)e  23ilbttng  fyatte,  inbem  fte  ein  alles  aufnehmen* 
beö  23inbemittel  würbe,  etwaö  Shtftöfenbcä  für  bie  Nationalität 
ten;  nod)  tiefer  fanfen  fte,  a(6  bie  Corner  atleö  in  einen  grojjen 
@taat8med)ani8mu6  einigten,  ber  von  bem  eigentümlichen  ©e* 
meinleben  ber  unterworfenen  SSotfer  nur  gewiffe  gönnen  befielen 
lief.  Sei  ber  engen  2}erbinbung  beS  ^olitifd)en  unb  DWigibfen 
wirfte  bie  (Sntfräftttng  ber  volitifd)en  ©elbftänbigfeit  nad;tt)etlig 
auf  bie  3lnl)änglid)feit  an  bie  nationalen  ©öfter.  5)er  ttebergang 
von  ber  9tevublif  jur  9J?onardt)ie  war  nid)t  bloß  an  ftd)  ein  3ei* 
cl)en,  baf?  bie  23lütl)e  9Jom3  vorüber  fei,  e8  fnüvfte  ftet)  baran 
ein  weiterer  Verfall  ber  <Sittlict)feit,  ber  mit  bem  religio' fett  in 
2Becfyfe(wirfung  ftanb.  gür  ben  SSerluft  ber  $reit)eit  entfcl)äbigte 
man  ftet)  burd)  baö  Uebermafj  finnlict)en  ©enuffeö;  9?om,  wo* 
l)in  aller  $eid)tf)ttnt,  alle  Stift,  alles  (Sntfet3lict)e  unb  ©$m#t> 
lid)e  jufammenflof?,  gab  ba6  33erbcrben  in  gefteigertem  ©rabe 
ben  ^roöinjen  jurücf.  2>ie  Äaifer,  jum  £l)eil  nod)  in  ber  33oß- 
l)eit  großartig,  unb  meiftenö  unfähig,  Banner  von  ftttlid)er  SBürbe 
ju  bulben,  würben  unter  bie  ©öfter  aufgenommen,  bie  fte  burd) 
tl)re  @emeinfd)aft  aud)  in  ben  Sittgen  beö  SSolfeö  entehrten. 

2)urd)  baö  ßnfammenwirfett  aller  biefer  Umftänbe  t)atte  bie 
Religion  bie  sJftad)t  über  bie  @emütl)er  fein*  verloren  unb  etf 
t)errfd)te  gegen  bie  Seit  ßjrifti  befonberö  unter  ben  ©ebilbeten 
Unglaube  unb  3weifel[ttd;t.  3)en  Staatsmännern  war  bie  auö 
ber  ®eringfd)ä^ttug  ber  nieberen  ©täube  unb  ihrer  ©ötter  ent* 


—    28    - 

fpringenbe  5lnfid;t  geläufig,  ba£  ber  ©laube  an  fte  unb  ifyre  vet- 
geltenbe  üDiadjt  eine  jttNtfjtt&jjfcge  (Srfintaiitg  gu«  Böflctung  be* 
ÜRflfcn  fei1).  2)iefe  Betrachtung  leitet  jum  Sfjcil  auet;  ben 
SSfltr©!,  einen  übrigenö  ernften  iDiann,  bem  ein  3ug  allgemein 
ner  Dicligiofität  nitf;t  fremb  ift,  bei  (einer  Unterfc(;eibung  einet 
nn;ti)ifd)en ,  v^ilofop^ifc^en  unb  Politiken  ^Xfjcoloßic  -).  (§ö  gilt 
von  ifjm,  unb  nod)  mefjr  von  ben  tieferen  9)ienfcf)cn  na$  U)tu, 
baß  fie  nicfyt  mefyr  auö  ber  Söui^el  leben,  bap  baö  @efül)l,  in 
einer  alternben  3e^  Su  ftcfjen,  mel)r  ober  minber  benutzt,  if)ve 
SBcltanfdjauung  beftimmt.  ^linittö  b<  ÖL  benft  @ott  alt  bie 
(Seele  beö  ewigen,  uncrmejjlicfyen  SBcltaflö.  fit  febeint  il)in  Diel 
ju  ergaben,  alö  bafj  feine  gü'tforge  fiel;  auf  i>e\\  (Sinjclncn  er- 
ftreefen  fonntc,  welker  auö  bein  ?lllleben  auftauet,  um  nüebcv 
barin  ju  vcrfdjUMnbcii.  Gin  unlbebatet  SBiberfprucfy  in  feinet 
9?atur,  bie  größte  ©cl;wacf;e  Vereint  mit  ungemeinen  2Sünfcl;en 
unb  33eftrebungen,  meiert  ben  9)?enfcf)en  jum  tt)ön<1)tftcu  unb  be* 
bauernötvertfycftcn  alfer  äÖefeti;  beffen  SSorgug  nur  in  ber  $h 
fyigfett  bcftefyt,  biefem  elenbeu  Zdm\  felbft  ein  (Snbc  machen  51t 
fönnen3).  W\t  bem  religiöseren  Wut  beö  £)iftorifetö  etfenut 
lacituö  baö  SBalten  einer  göttlichen  sDiacb,t  in  ber  ©cfdjicljtc, 
weld;e  fiel;  alö  baö  $erf)ängnif?  offenbart,  baö  bem  fttt(irf;eu  ^er- 
berben  baö  äußre  3ugefct(t.  £>aö  £ragifcl)c  feineö  ®efcl)idjtfc 
UKifeö,  bcö  legten  äßerfcö  ccl;ter  Diömcrgrüjje,  liegt  in  feinet 
Iraner  über:  ben  Verfall  ber  23ürgertugcnb,  unb  wie  er  al)nenb 
auf  ben  büfteren  «£jovigont  [djaitt,  von  wo  bie  @efd;iefe  beö  ent- 
arteten *Neid)eö  brol)en.     (Sr  ift   ein  s4>rovt)et  beö  llntergangeö, 


1)  Polyb.  6,  56:  ktintiut  jotg  «J>;'Ao/j  qoßoig  xcu  ?;""/  lotuviy  iga- 
yoiJi'a  t«  rikq9ri  avvv/htv. 

2)  Aug.  civ.  Dei.  6,  5:  —  quäle  est,  quod  tria  gencra  tlieologiac  di- 
cit  esse,  i.  c.  rationis  quae  de  diis  explicatur,  coriunque  iiniini  mythieon 
appellari,  alterum  physicon,  tertium  civile?  —  Alythicon  appellant  quo 
maxime  utiuitur  poetae,  physicon  quo  philosophi,  civile  quo  populi.  — 
Tertium  genus  est,  quod  in  urbibus  eives,  maxime  sacerdotes,  nossc  atque 
adminislrarc  debent.  In  quo  est,  quos  Deos  publice  colcre,  quae  Sacra 
et  sacrificia  i'aecre  quemque  par  sit.  —  Prima  llicologia  maxime  aecom- 
modata  est  ad  theatrum ,  seeunda  ad  mühdum,  tcrlia  ad  urbem.  Cf.  4, 
31.  7,  6.    £)ic  ucrtöftnbtcn  Weitjümtnam  fceS  SciH1 da  4,  27. 

3)  Pün.  h.  nat.  II,  1-5.  VII. 


-    29     — 

nid;t  t»eö  neuen  Httfgange*1).  ®aus  entgvgengefrffter  ?lrt  ju 
tiefen  cvnften  Römern  ift  ber  leichtfertige  SucianuS,  ein  ©eift, 
wie  (ie  mtS  einer  einft  großen  unb  reiben,  nunmefyr  aber  jer< 
faftenben  33 i [bitrigc fpf) ä ve  fyeroorjugefyen  ^flcgdi :    gftftt  unb  be- 

weglid;,  glänjcnb  unb  willig,  oberftad;lid)  unb  fatt.  ?l(lenfa(fö 
bie  ftttlidje  SBürbe  unb  baä  Söoblwollen  beS  JSemonar,  beffen 
Seöen  er  befd?reibt,  foeft  ifjm  eine  Slnerfennung  ab;  aber  ba  er 
alle  religiöfen  QSorfiellungSwcifen,  bie  volytljeiftifr&e  wie  bie  pp 
lofopf)i|d;en,  mit  gleicher  ©arire  verfolgt-),  obne  eine  eigne  vor= 
zutragen,  fo  fcfyeint  er  für  baö  religibfe  33ebürfni8  in  fyobem 
©rabe  verfiel  offen  gewefen  ju  fein3). 

3)ic  Äefwfeitc  bee  Unglaubens  ift  ber  21  bergtaube,  ber  in 
großer  2lut?be()nung  aud)  bei  ben  (Debilbeten  fjerrfdjte,  welcbe 
böufig,  wie  *J3tiniu$  b.  21. 4),  junfeben  Ungtauben  unb  Slber* 
glauben  bin  unb  ()er  gebogen  würben;  vorjüglict)  aber  bie  ver- 
bunfelten  ©emütfyer  &fcg  roheren  Softet  eingenommen  blatte.  2)enn 
obne  3^eifel  fpric[;t  ^(utaret)5)  im  (Sinne  »teter  vb/itofopfyifd) 
Slufgeftaften,  wenn  er,  beibe  ?lbirrungen  v>erg(eid)cnb,  ben  9tbcr- 
glaubcn  für  taö  5krad;tlid;cre  erflürt,  weil  nid)t  größere  gröm- 
nugfeit,  fonberu  nur  geringere  (Energie  unb  me()r  üffiibrigcS  barin 
fei,  a(8  im  Unglauben.  3nbeß  fteigerte  ftd;  im  Verlauf  ber  3eit 
unter  ben  ßrfdn'ttterungen  beö  inneren  unb  äußeren  SebenS  baö 
@efü()(  beö  9)iißbel)agen£,  ber  9?id;tbefriebigung  an  ber  ©egeiv 
wart.  Sföan  febnte  ftd)  junuf  nad?  ben  fd)6neren  ßeiten  ber  3>a* 
ter,  il)rem  ©lauben  unb  if)rer  Sitte;  unb  fuebte  ben  verb(id;enen 
©öttcrgeftalten  ein  neues,  aber  bod;  immer  nur  crfünflcUeS  leben 
einsuf;aud;en.  5)en  ^iftorifer  SMontyfiuö  von  ^alifarnaffuö 
erfüllte  bie  fjervlidje  Einfalt  beö  Ijcrotfcljen  3^italter?  unb  feiner 
gottbefreunbeteu  sDienfd;en  mit  ©l)rfurd;t  vor  ben  ©bttern,  bie 
e8  regiert  l)attcn,  unb  bie  er  ftd;  nad;  geläuterteren  Sorftelfitngcu 


1)  S&tHä>et  bftö  gfmfttick  im  Zaiüüt.  Qmk  1840.  2  £(>. 

2)  9?gt.  dial.  Jcaronieiiippus. 

3)  £öfiev  IniÜ  »e«  i&m  Dr.  «nur.  SDttfc  Beitfdir.  1832.  4.  ©,  14(1,  bftrin 
ben  SenterfüHße«  »o«  3«cob  flogen  ^cantcrö  Tarfteftttnoi  frciyflicMcnt>. 

4)  h.  n.  28,  3. 

:>)   Ueai  öuoidetifjtüv(c<g. 


—     30     - 

evflävte;  anbre,  unter  ijjnejn  *)3aufaniaS,  itbertiugen  tie  33ewun- 

berung  ber  ^unftbenfmäter  auf  bie  ©ötter,  benen  fte  geweiljt  waren, 
unb  bieben  ^ünfHer  ^u  füllen  Xijatm  ju  begeiftem  v>ermod;t  Ratten. 
9(immt  man  ju  bem  allen  l)in$u  bie  3ftacr)t,  welche  bie  überlie- 
ferte (Sitte  vovjüglicty  bei  ben  Römern  Jjatte,  baS  jälje  gehalten, 
M0$u  fte  fid?  bei  manchen  patricifcfycn  gamilien  unb  bei  bem  £aiu> 
volle  fteigerte,  bie  Neigung  ju  ber  wilben  Suft  ber  Dvfergelage, 
bie  eigennützigen  Sutercffen  ber  ^rtefter  unb  anbrer,  welche  auö 
bem  ©ötterfult  ©ewinn  jogen,  fo  evflävt  ftd),  wie  bie  93olfS- 
rcligionen,  fo  vielfad)  bebrol)t,  bennocl?  lange  baS  %ebm  fyaben 
friften  formen.  3n  nationaler  9ieinl)eit  freiließ  beftanb  nict/t  ein- 
mal bie  römifdje  fort,  fonbern  bie  Vom  (Senate  ber  Dievublil  oft 
gegebenen,  von  ben  Äaifcm1),  wiewol)l  uid;t  mit  gleichem  (Srnft, 
wieber()olten  Verbote  ber  (Sinfüfyrung  frember,  öpm  Staat  nidjt 
anerkannter  ©ötter,  richteten  je  fpater,  befto  weniger  au$,  am 
wenigften  bei  ben  SBüincfymcn  unb  ben  grauen.  £>ie  überreifen 
unb  beunruhigten  ©emütfyer  gaben  ftd;  befonberS  gern  ben  orien* 
talifd)en  Kulten  ()in,  §.  93.  bem  3|tS*  unb  SDtttljrflSbiertfr,  bereu 
gefyeimnifwotleS  ober  buatiftifd;eS  SÖefen  bie  innere  QßcüfM^t 
ju  l)ei(en  verfvrad).  SDfagier  (©oeten)  beuteten  unter  bem  Vor- 
geben, im  23efi(>  geheimer  SBeiSfjeit,  aftrologifcfyer  unb  iljeuvgt* 
fd;er  Äunft  $u  fein,  mit  balb  feinerem,  balb  gröberem  betrüge2) 
baS  unKare  retigiöfe  SSebürfnifj  auö,  was  il)nen  fo  gut  gelang, 
baß  feine  Maßregel  ber  Äaifer  it)rem  treiben  (Sintjalt  ju  tl)un 
vermod)te3).  2)er  bebeutenbfte  unter  iljnen  mag  2lvoüoniuS 
von  £i;ana  gewefen  fein,  ber  in  l)ol)em  Sllter  gegen  (Snbe  beS 
elften  3al)rl)unbertö  ftarb;  wie  eS  fd;eint,  nach,  2lb$ug  beffen, 
waS  bie  Sage  unb  abfict;tücx>c  Vergrößerung  l)injugebid)tet  f)a- 
ben4),   ein  9)?ann,   in  welchem  jwar  niebt  wenig  (Sitelfcit  unb 


1)  Cf.  Dio  Cass.  1.  52.  »enaes  SRafy  an  Slusuftu*?. 

2)  3t)ve  tR'cinh  unb  Safcljenftnekveicn  (djübert  Üuctan  im  Setcn  bc3  %U* 
vanber  »on  3lt»onoteid>ev. 

3)  Tacit.  h.  1,  22:  genus  hominum  potentibus  inlidum,  sperantibus  fal- 
lax,  quod  in  civitate  nostra  et  vetabitur  semper  et  retinebitur. 

4)  3n  feiner  Stogva|>l;te  ö.  £>mni8,   bie  im  3.  3<tf)rf).  erfebien.    Cf.  Su- 
ch™ a.  a.  C. 


—    31     — 

3Bid)tigmad;erei,  aber  aud)  Humanität  unJD  ein  gewiffer  (Srnft 
beö  SefcenS  war,  unb  welcher  ^ictuvcO  unb  burdj  fein  religionS* 
pfyilofoprn'fc^eö,  aus  nettvr/t()agoreifd;en,  platonifdjen  unb  embem 
(Steinernen  bunt  gemifd;tcö  ©Aftern,  befonberS  feit  bem  brüten 
3al)rl)ttnbert,  ber  W^Qttl  bev  DieligionSmengerei,  gropeö  Sin* 
feljen  gewann  '). 

Sie  2lbgefcr,loffenl)eit  bcö  Unglaubens  ju  überwinden,  fyattc 
für  baö  (prifientljum  bie  größere  ©c^wierigfeit;  im  Aberglauben 
waren  me()r  $efte  Dcö  @öttlid)en,  unb,  wie  immer  »ftifgc* 
ftaltet  in  ben  Sleußerttngen,  f)äufig  eine  religiöfe  ©efynfttdjt,  bie 
bem  6()riftentl)um  entgegen  fam,  aber  freilief;  aud)  3lnt)angfel 
beö  |)eibentf)umö,  je  nad;bem  fte  innerlicher  ober  oberfiäd;; 
lieber  war,  in  geringerer  ober  größerer  Sluöbelmung  ber  $ird;e 
jufüfyrte. 

2)ie  vt)itofopl)ifd)en  ©d;ulen  waren  in  ber  geh  ßfwifti 
nad)  ben  übereinftimmenben  Scripten  tjeibnifdjer2)  unb  (§rifi* 
lidjer  ©ewäfyrSmctnncr3)  in  futlid)er  unb  intelleftuellcr  #inftdbt 
fcl)r  fterabgefommen.  <£)eud)ctei,  ^nbfudit,  SluSfdjweifungcn,  (Sitel- 
feit,  ©cfyeinwiffen,  leere  ©vitjftnbigfett,  gel)äfftge  9?ebenbuf)leret 
werben  if)nen  vorgeworfen.  2)ie  fdwvfcrifdje  (gpocf?e  war  vorüber, 
c8  war  vorijerrfcfycnb  bie  3^  *>cr  Heberlieferung,  bie  ©r/fteme 
md)t  mel)r  in  ber  alten  ©trenge  unb  @efcfi>ioffenf)eit,  fte  löften 
nnb  mifcfyten  ftd),  unb  würben  in  il)ren  ©in^elgebanfen  (Sigen* 
tl)um  ber  ©ebilbeten.  Äeineö  unter  größerem  Seifall,  afö  baS 
evifurifdje,  weld)cS  in  ben  bcgeifterungöiofen  ©eelcn,  bie  im 
©enujj  ermattet,  feincö  idealen  ©trebenö  fa()ig  waren,  eine  »er* 
wanbte  ©timmung  antraf.  2)ie  ©tumvffyeit,  bie  feine  Dvcalitat 
außer  bem  £>ieffeit3  fannte,  weld)e  bie  2öelt  bem  3»fflH  unter- 
warf, unb  bie  göttliche  intelligent  bavon  auöfd;loß,  war  bem 
(5t)viftentr)utn  unzugänglich.  @6  war  ein  furjer  ©cfyritt  von  ber 
cvifurifd)en  jitt  ffevtifd)en  33etractytungöwcife,   benn  beibe  i)a* 


1)  Mosheini  de  existimatione  Apollonii  Tyanei,  conimentat.  rar.  argum. 
ed.  Miller.  23<tur  9)»1L  ».  X.  tt.  S&riftos  ob.  bat  SSer&altnifj  be$  9fyfl|>«§** 
KtSmuS  j.  Syrijhnt!>.  Stw6.  3eüför.  1832.  4.    Qfefefe  Ä.  ©.  L  I.  ©.  43  jlg. 

2)  Seneca.  ep.  29.    Luciani  Nigrinus. 

3)  Justin.  M.  dial.  c.  Tryph.  init. 


QO 

—     oc     — 

ben  tMbex  23ebütfnijj  nod;  Vertrauen  ju  einer  göttlidjen  Slbfnnft 
ber  5Bal)rl)eit.  Slucl)  bie  ©fepftö  fonnte  rat*  in  einer  abgelebten 
3eit  ftarfe  Verbreitung  ftnben,  beim  fie  ift,  wo  fic  nicfyt  3)urd>- 
gangöpunft  inbivibuefler  ßntwitflung,  fonbem  befeftigter  ©tanb* 
vunft  ift,  ein  33efenntnijj  ber  Slbneigung  gegen  baö  ©öttlicfye  unb 
ber  Df)nmad)t  beS  3)enfenö.  3>iefe  ?(rt  beö  ßwcifcfö  ftet)t  mit 
bem  @l)riftentl)um  fo  wenig  in  einem  verwanbtfcfyafttidjen  93er- 
fjältnifj,  ba£  «Pilatus  mit  ber  grage:  2£a3  ift  2Baf)rl)eit?  bic 
v^anb  sttv  Äreujigung  (£t)riftt  bot.  (Sbfere  ©emiitfyer,  welche 
fid;  fetbft  unb  ber  £ugenb  nod)  einen  Qßertf)  beimaßen,  würben 
von  bem  ©toiciömitö  angezogen,  biefer  ftotjen,  tfyatfräftigen, 
ecl;t  romifd;en  ^()itofopl)ie.  9?tir  füfyne  ©eifter  wagten  e8,  iljr 
fittlid;eö  Sbeal  anjuftreben.  2ßcnn  trofc  ber  trefflichen  einzelnen 
3üge,  bic  eS  enthält,  trotj  ber  SJWöglicfjfcit,  an  il)tn  bie  geringe 
Sragfraft  beö  eignen  ftttlidjcn  Vermögend  31t  meffen,  bennod? 
faum  ein  33eifyiel  unmittelbaren  Uebergangö  vom  ©toiciömns 
jum  @f)riftentl)um  vorlmnben  ift r  vielmehr  bic  treffüd;ften  9Jiänner 
biefer  ©djule  in  au8gefyrodt)ener  geinbfd;aft  bagegen  verharrten1), 
fo  ift  bieö  tl)eilö  in  bem  burd)gcfül)rten  *ßantt)ei8inu8 ,  tl)ei(3  in 
bem  vrincipietlen  ©egenfafc  begrünbet,  in  weld&em  bie  felbftbe- 
nui^te  ©efefolic&feit  unb  ftolje  Dteftgnation  ber  ©toifer  jum  Span? 
gelium  ftel)en.  2)en  ^>latoniömuö  hingegen  machte  bie  !S«i* 
binbung  beö  Dietigiöfen  unb  (§tf)ifcl)en,  fein  ibealer  @l)arafter, 
ber  3»g  jum  Uebcrirbiftf;cn,  ©ötttidjen,  ber  il)n  bewegt,  unb  ijjn 
biö  ,mr  §ll)nung  eineö  perfönlicben  ©otteö 2)  unb  jum  Vertrauen 
auf  einen  vollfommeneren  3uftnnb  naefy  bem  £obe  ergebt,  511  einer 
vrovl)etifd;en,  auf  etwaö  43öf)ereö,  alö  fte  fetbft,  l)inwcifenben 
^t)itofovl)ie;  p  berjenigen,  weld;e  bem  @f)rifteutfnim,  aud;  in 
©injelbegriffen,  bie  meifte  Q3erwanbtfd;aft  barbot,  unb  wirflid; 
manchen  eine  Vermittlung^ftufe  geworben  ift 3).  JDcr  s4>latoni£muö 
t)atte  eine  (jifitmfejje  Seite,  mit  weldjer  er  ftdj  ben  vorl)anbncn 
vetigiofen  unb  vf)i(ofo^l)ifd;en  (Srfd;cinungen  juwanbte.  2)iefe  fam* 
melnbe  DftdUung  würbe  in  ber  loferen  ©eftatt  beö  mittleren  Spia* 

1)  SBie  3.  35.  Sofort  Storel.  »gl.  Styotfetfl.  17,  18. 

2)  1 1 1-1-111:111 11  Program.  (Marburg.)  Yindiciae  platonicae.  1840. 

3)  3.  33.  3ujrm  bem  WSrtyr.,  KugnfHn  u.  «. 


-    33    - 

toniömuö  jum  (Sftdtiddmud,  ber  jt$  bie  Aufgabe  [teilte,  mtttelft 
ber  SBerbinbung  be6  bohlten  ©egenfafceS  öon  3bee  unb  (Srfc^eU 
nung,  5Befen  unb  ©tymbol,  bie  mannigfaltigen  formen  be3  reü- 
gibfen  2eben8  unb  2)enfen6  auf  eine  einige,  Ijötjere,  pf/i(ofopf)ifcr/e 
2Bal)rt)eit  jurürfjufüfyren.  .fjiemit  glaubte  man  ben  3)urd)weg 
^wifcr/en  Aberglauben  unb  Unglauben  gefunben  unb  ein  SBeweie* 
mittet  jur  23ertf)eibigung  ber  alten  religiöfen  ^nftitutionen,  auct) 
beö  r>olrM)ümlicr;en  $u(tnö  unb  ber  Drafet,  gewonnen  $u  fjaben, 
welcfjeS  aber  eben  barum  nictyt  ausreichte,  weil  eö  $u  weit  reichte. 
.£)ief)er  gehören  bie  ebelften  ©elfter  beö  fmfenbcn  «§eibentf)um§, 
unter  welken  ^lutarcfy,  ein  für  ba3  ©rofje  empfänglicher, 
frommer,  einftcbtiger  unb  »ietfeitiger  SWann,  in  mancher  £inftd)t 
ein  Vorgänger  ber  freieren  d)rifilicf)en  Geologie1).  Sßeiterf)in 
verlor  ber  *ß(atoni3mu3  immer  mef)r  baö  griec^ifc^e  ÜÖfafj ,  im* 
ter  ben  (Sinwirftmgen  orientatifd)er  £l)eofopl)ie  gewann  baö  pan- 
tf)eiftifd)e  unb  nü;ftifd)e  (Element  barin  baei  Ueb  er  gemixt.  3)er 
geiftöoUe  *)3lotinu8,  welcher  bie  neoplatonifcr/cn  3been  ju  einem 
©Vfteme  fcerbanb2),  unb  feine  ©exilier  fugten  ebenfalls  burd? 
eine  »ergeiftigenbe  Deutung  ben  poh;tl)eiftifd)en  Ä'utt  31t  r>ertf)ei* 
bigen,  nun  aud)  in  feinblicryem  Sntereffe  gegen  baS  (Sfjriftentfyum. 
JDocl)  biefe  Apologie  beö  ©ötterglaubenS  gefd)a(j  unter  ber  93or* 
auSfe^ung",  baj?  ber  *)}f)i(ofopf),  alö  ber  Sßiffenbe,  tjod)  barüber 
ftefye,  fo  baf  au#  fyier  ber  ariftofratifcfye  Unterfd)ieb  wieberfetyrte, 
welcher  ben  SBertt)  ber  Religion  naef;  ber  (Srfenntnijj  mißt,  unb 
welcher  einerfeitö  bie  Abfielt  ber  3Sertl)eibigung  mißlingen  lief, 
anbrerfeitS  bem  @l)rtftentt)um  ben  3"3^"9  erfebmerte.  Diefelbe 
$f)i(ofot>l)ie,  welche  ftd)  bem  (Söangelium  am  meiften  näherte, 
f)at  i()m  auef)  ben  nacftfyaltigften  2ßiberftanb  geteiftet3). 


1)  2?Ctt  f.  ©djriften  Ötrgl.  de  Iside  et  Osiride;  de  Pythiae  oraculis;   de 
defectu  oraculor. ;  de  ef  apud  Delphos  lt.  a. 

2)  £.  SOoigt  ^eoplrttomomutf  unb  Stjriftentlntnt.  £(;(.  I.  9?eot>Iatonigmu3. 
1836. 

3)  Sldermamt  bas?  (Kiriftlicfie  im  $  Mo.   1835.    2?<utr  bnS  StjvtftHdic  bcS 
^Hatont^m.  1837. 


-    34    - 
2.    $aö  jübifcr)e  «Bolf. 

Fl.  Josephi  Opp.  ed.  Havercamp.  1726.  Oberthür  1782.  flg.  Richter  1820. 
—  3oji  ©efö.  ber  ^vaclttcn  feit  b.  3cik  t  «Dtocfob.  1820—1828  «ßic*- 
jkv  Scbrfcucf)  b.  Äirrt;cngcf^.  1816. 

2Benn  cö  feie  Slufgabc  ber  ©vielen  war,  Sfunft  unb  SBiffcn- 
frt;aft  mit  freiem  ©eifie  auSjubilben,  ber  Dtömer,  bie  politifcl^cn 
Ortnungen  burd^ufüfyren ,   fo   t>eftef)t  bie  n^ettf) i ftov t fcf; c  ^Scbcu 

tung  ber  3uben  barin,  baß  ifynen  bie  Dffen&artmg  anvertraut 
würbe.  2)iefe  Nation  feilte  $war  mit  ben  übrigen  bie  33efd)ran 
fung  eineö  ipolitifcr)  religiöfen  unb  fyierardjifcr/en  ^artifutariömuö, 
fte  fyatte  aber  vor  ben  anberen  twrauö  unb  aUi  ©emeingut  bie 
Äenntnijj  beö  über  bie  Sßett  erhabenen,  perfonlidjen  ©otteö,  \\>ih 
efyer-ficfy  in  befonberer  güfyrung  feinet  *auöcrwäij(tcn  93olfe(3  ge=^ 
fcfyicfytlid;  betätige.  3)enn,  obgleid;  £err  ber  2BeÜ,  f)at  bod> 
Scljosat)  mit  il)m  einen  23unb  gemacht,  H)m  baö  @efe£  gegeben, 
unb  cö  jum  SRittctyiinft  ber  9}tcnfd;engefd;id)te  gefegt.  2>a£ 
Sittengcfct),  worin  er  feine  ^eiligfcit  offenbarte,  bewirftc  eine 
baö  ^eibcntljum  übertreffenbe  Läuterung  unb  SÖcüberung  beö  2e* 
benö,  unb  rief  bie  (Srfenntnifj  unb  ben  ©djmcrj  ber  Sünbfyaf- 
ttgfcit  fyerlwr.  ©efefc  unb  ^ropfyetie  bebingten  ftd)  von  Slnfang 
unb  fo  lange  bie  lebcnbtge  Gntwtrftung  bauerte  wed;fc(fettig. 
3enc8,  inbem  cö  bie  ftttlid;en  liefen  ber  ©cefe  erfcfylojj  unb  bie 
Set)nfud;t  nad)  (Erneuerung  unb  Bottenbung  erwetfte,  bereitete 
ber  $rop1)etie  bie  allgemeinere  fubjeftwe  ©runblage;  biefe,  burd; 
welche  bie  ftetige  9Jiitt()eitung  ber  Offenbarung  erfolgte,  »evinner* 
lid)te  baö  ©efefc  unb  fecylofj  bie  jufünftige  Befreiung  üon  feinen 
äußeren  formen  ein.  3)aö  3W  alter  ©e()nfud;t,  wcltf;e  burd) 
bie  innere  9?otr)  genarrt  warb,  bie  Bereinigung  alter  ^offmtn 
gen,  ber  ©ipfel  ber  Sßeiffagungen  war  ber  Siftefftaes,  welcher 
burd)  Seiben  unb  burd)  (§rfd)cinung  feiner  £errlid;feit  feine  grom- 
men,  nad)bem  er  bie  geinbe  befiegt  unb  gerichtet,  erlöfen,  unb 
alö  ein  geiftig  irbifd)cr  £önig  fein  Bolf  ^eiligen  unb  begtürfen 
fotlte. 

CDic  Stimme  ber  *)3nwt)etcn,  bie  nad;  bem  (£rU  immer  feUe- 
ner  ertönte,  war  fange  vor  Gtyrifto  fd)on  ganjfid)  verftummt;  bei 


-    35    - 

cinfeitigcr  gwtöiföung  bcö  ©efcfecö  unb  ber  ©efe&cövoiffenfcf)aft 
cvftavvte  baö  gebe«.  23icte,  aud)  in  ^aläftina  felbft,  machten 
ftd)  von  ber  Saft  beö  ©efe^eö  foö  unb  bunten  mit  l)eibmfd;cr 
©Ute;  aber  bie  Sßc^H^l  ber  tortigen  3uben,  von  ben  f)eibnü 
fcfjen  «Bolfern  bnreb,  wcc&felfeüigen  £aß  gerieben,  von  ben  $ö* 
mern  ftnttt^et.;  gebrütft,  gevtünbert1),  (Stoffen  ftd;  befto  eigen* 
(inniger  in  ibrem  gefefclicfjen  3ubentl)itm  ab,  bte  31t  jener  3&$g« 
fett  nnb  £ärte,  >vetd;e  auef;  bem  Sfjriffcntljum  eine  große  6d)roie* 
rigfeit  rourbe.  9Rti  fyeißcm  Serlangen  wartete  man  anf  ben  53e= 
freier,  aber  bie  meiften  hofften  anf  einen  irbifdjen  Äönig,  ber 
9tactye  an  ben  Unterbrütfern  üben,  baö  SBolf  nnb  fein  @efe£  $ur 
313eltl)errfd;aft  führen,  nnb  e$  mit  all  bem  ftnnlidjen  ©lüct  auö* 
ftatten  fotlte,  roaö  eine  ^(jantafte,  für  bie  eö  feine  Umvat)rfd)etn* 
licf)feit  gab,  fid)  ausmalen  mochte.  9htr  gering  war  um  bie  3eit 
(prifti  bie  3af)t  berjenigen,  welche  baö  ^fttfverfyältnifj  jroifcf;en 
ben  Serfyeijhmgen  nnb  ber  ©egemvart  ju  befto  ernftcrem  %xafy 
ten  nad;  bem  Dveicfye  ©otteö  getrieben  t)atte,  bie  geiftlicf;  Sinnen, 
welche  einen  (Srlöfcr  vor  allem  vom  inneren  (Slenb  C)erbctfec)nten; 
aber  c$  gab  fotebe,  nnb  tiefe  bejeic^nen  bann  bie  ©tufc  ber  al- 
ten SBelt,  welche  mit  bem  ßbriftentl)um  bie  näcfcjte  äkrtvanbt* 
fd;aft  f)atte.    3u  i()nen  gehörte  3of)<tnne$  ber  Säufer,  in  ivel- 


1)  ©er  letzte  macfaKiifcl;c  Surft,  ^taxdi  IL,  mufjte  ftd)  ber  römifetyett 
Dberl;errfctmft  unterwerfen.  9?ad;  feinem  £obc  Um  bie  tbumäifcfje  Styncijtic 
nnf  ben  Sfjroit  (41  im  ©r)r.  —  100  u.  St;.)  buretj  £erobe£  b.  ©r.  (bis  4  öl 
61).  aer.  Dionys.).  Gr  tl;ciltc  bas3  Steierl  unter  feine  brei  ©Stylte:  2lrcf)cl<ui3 
warb  <£#ttftrdj  ».  Subäa,  3bumäci,  ©amaria;  ^(jili^nö  £etrard;  ö.  Satatto«, 
Sturiia,  £ract;enitiö;  £crobeö  Slntipaö  öott  ©nflilaa  unb  herein.  Strcfjelauö 
rcarb  »etWisfMt  (6  u.  6$.)  unb  fein  Sonb  burcl;  röm.  ^rocuratoren  verwaltet; 
($ontiu$  fitaiuS  ü.  20—37  u.  Gl;.).  £erobeö  SlnttyaS  warb  nad;  ©allicn 
» erbannt  (39  n.  Gl;.),  unb  £crcbc$  StgripH  I,  ©objt  bcö  Striftobuluö,  beS 
©ol;ncö  £>crobe$  bee  ©r.,  ben  biefer  l;attc  ermorbcu  laffcn,  burd;  Glaubhis? 
jum  Gültig  ssott  ganj  <PaIäfrina  erhoben  (41-44  u.  Gt;r.).  ©ein  ©of)tt  ae- 
robes 3tßrijJpft  II.  würbe  arrfanattet;  auö  ber  Erbfolge  fcerbrängt,  unb  ba$ 
Sanb  wieber  burd;  ^rocuratoren  verwaltet;  jener  erl;ielt  52  n.  Gl;,  einen  2;(;eÜ, 
bie  £etrard;ic  be3  SPftUfwuS,  mit  bem  Sönig&ttel  unb  beut  $M)t,  ben  Sew-f 
\m\  ju  bcaufl'tctytigen  unb  ben  ^oijcnt-ricjter  ju  ernennen.  2?cim  5tnfjtnub  ber 
3nbcn  blieb  er  «uf  ber  römifdjen  ©cite  unb  ftnrb  100  it.  &).  ®ic  M\tf\\hx<- 
Helleren  9?acl)Weife  f.  Seiner  bibl.  Sienlwörtcrb.    21.  .?>erobe^. 

3  * 


-    36    — 

d)em  noct)  einmal  bie  ,£>ol)eit  unb  ber  ftrafenbe  iDonner  ber  ^jro 
pfyetie  ftcfy  vernefjmen  ließ,  unb  welker  fie  in  bie  unmittelbare, 
lebenbige  SBe3teI)uncj  ju  ifyrer  (Srfüttung  fefcen  fottte.  Seine  2luf- 
forberung  jur  23uße  unb  Verfünbigung  beö  meffianifcfyen  OieicfyeS 
brachte  augenbtitflid)  eine  große  Aufregung  t)ert>ov,  aber  fte  ging 
Herüber  unb  man  überlief  ifjn  ber  Verfolgung.  3)a8  93otf ,  tvcl- 
dpeö  Hon  je  bie  wahren  $ropl)eten  tmffyinafy  fyatte,  fiel  barum 
ben  fallen  anfyeim,  welche  fein  Verberben  befc^lennigten  '). 

3n^?a läftina  Ratten  ftdf>  brei  tfyeologifdje  Parteien  gebilbet, 
bie  burefy  i£>r  inneres  Verfyaltnifj  ba£  ©tabium  ber  2lbgelcbt()eit 
anbeuten,  in  welchem  ftd?  bie  formen  beö  3ubentl)um6  befan- 
ben2).  1)  £>ie  *)3r)arifaer3),  beren  Urfprung  ftd?  bis  in  bie 
3eit  beö  (Srilö  erftretft,  finb  bie  entfcfytebenften  9ievräfcntanten 
ber  im  @efe£  jidj  bef^ränfenben  9iid;tung  beS  fpäteren,  von  ber 
^ropfyetie  vcrlaffenen  3ubentf)ume.  Sie  waren  bie  confervattoe, 
an  ber  Srabition  feftl)attenbe  Partei,  fowofyl  ber  beö  gcfd)viebc; 
nen  ©efe^ee,  als  aurf;  einer  vorgeblichen  münblicfyen ,  woburety 
fie  jenes  auflegten,  vervoflftanbigten  unb  mit  immer  neuen  (g.afcun* 
gen  vermehrten,  ba  fie  eß  fto^  $um  3»ef  flefefet  Ratten,  alle  2leu- 
gerungen  beS  Sebcnö  mit  bem  äußeren  ©efetje  ju  umftricf'en. 
£>ur$  biefen  ßifer  für  baS  ©efefc  Ratten  fte  großes  Slnfefjcn  unb 
(Sinflufj  bei  bem  23olfe,  unb  imvonirten  felbft  ben  dürften,  ju* 
mal  ein  ftarfer  ÄorporationSgeift  in  ifynen  nrnr.  ^)eucb,elei,  f)od;^ 
mütfyigeS  ©enügen  in  äußrer  Beobachtung  beö  ©efe&eS,  ^errfc^- 
fliegt  unb  ($igenmt$  waten  bie  I)er»orftecr/enben  %t$Ux,  bie  fie 


1)  Unter  biefen  ifr  befonberö  berüchtigt  3ub«3  fcon  ©amala,  ber  23or« 
gönger  ber  jetotifcfyett  Partei,  ber  um  14  it.  5t).  unter  bem  Sorronube,  bie 
SBürbe  ber  Sfyeofratie  berjuftellett,  ben  Slufrubr  gegen  bie  römifcfye  ^>errfcbaft 
erregte,  (ci.  Joseph.  Archaeol.  18,  1.  Bell.  Jud.  2,  8.  §.  1).  £er  aflge* 
mein|re  3tuffhinb,  in  toelcfyem  bie  3^°ten  eine  I;  öd;  fr  öerberb(irt;e  Stolle  fpiet- 
ten,  erfolgte  unter  bem  *Procurator  ©effiutf  gforu£  (65  n.  5b.) ,  unb  en- 
bigte  mit  ber  3erfiörung  Scrufnlemö.  (70  n.  @b-) 

2)  J.  Triglandius  trium  scriptor.  illustrium  (Drusii,  J.  Scaligeri,  Serra- 
rii)  de  trib.  Judaeor.  sectis  syntagma.  Delph.  1703.  2  Vol.  23eer  ©efrtt. 
ber  jiib.  ©ecten.  »rünn  1822.  2  23.  SDiner  bibl.  9fertlh>örterb.  u.  b.  21.  |tya- 
rif.,  ©abbur. 

3)  23ef[er  abzuleiten  fcon  töpö  bie  (burd)  grömmigfeit)  2(bgefonberten, 
<[U    ton    aHö  2luSleger  (be£  ©efefte^). 


—    37     - 

ju  geinten  be6  ©tuingeliumö  matten;  bort)  gab  ee  fjin  unb  tvie- 
t>er  ernftere,  bie  nid)t  fern  waren  »om  !Reict>c  ©otteö1). 

2)  2>ie  ©abbueäer2)  (waf)rfd?ein(icb;  bie  ©er eckten  im 
©egenfafc  ju  ben  ^t)ärifaern)  febeinen  ber  pr)arifäifcfc,  conferüatiren 
Üitrtjtimg  gegenüber  ftcf;  gebübet  ju  Ijaben,  inbem  fte  bie  3rabi* 
tion  verwarfen  nnb  nur  ba3  UrjVrünglicfye,  bie  fanonifd)en  ©djttf* 
ten,  a(ö  ©efetj  gelten  liefen3).  2>ie  «sefte  war  weniger  safylreicb, 
unb  f)atte  »orjügtirf;  Slnfyänger  unter  ben  Bannern  beö  ©cnuffeS 
in  »orncljnicn  ©tänben.  3()re  ©runbanfcfyauung  ift  ein  in  Wla> 
tenaltemuö  übcrgefyenber  3)ei8mu§.  2)at)er  einerfeitö  eine  ober? 
fläd)lic^e  Shiffaffung  ber  menfd;üct)en  greifyeit,  anbrerfeitö  Seng* 
nung  ber  gortbauer  ber  ©eefc  nacb,  bem  Xobe  unb  ber  (Sriftenj 
ber  enget.  £ie  ©treitfueb,  t ,  welche  ifmen  Scfc^itö  auftreibt, 
ftinunt  fet)r  gut  51t  ifyrem  fubjeftwen  unb  egoiftifc^en  SBefen. 
X>icfe  im  3)iefjeit3  ftd)  abfty  lie^enbe  3)enfweife  war  in  bem  sDtaf$e, 
alö  fie  ben  ©eift  beljerrfe^te,  ein  £inberni{j  jitin  (Sfyrifteutfyum 4 ), 

3)  5Me  offener5),  eine  im  33erg(eic^  mit  jenen  betten 
mefyr  aufö  3nnerlict)e  gerichtete  Partei.  ©ie  lebten  tfyeilö 
tureb,  <]3aläftina  jcrflreut,    U)r  £ait)?tjt&  aber  fcl;cint  bie  Seftge^ 


1)  Marc.  12,  34.     Joh.  3.     Rom  7.     Act.  15,  5. 

2)  Joseph,  antiq.  18,   1.  4.     Act.  23,  8. 

3)  <£$  ift  fhreitig,  ob  fte  nur  ben  <Pentateud),  ober  <mct>  bie  übrigen  fano« 
tttftyett  Sucher  anerfannten.  Sür  bad  @rjre  ttnvb  angeführt:  1)  baö  3ntereffe 
ber  Sabbucäcr  für  baS  Urfprüngfidje-  2lber  e£  fragt  fitfy,  ob  fie  bis  ju  fol- 
gern ®rabe  confeauent  tuaren.  2)  31)  ve  Seugnung  ber  Unjkrblid/feit  ftimme 
nid)t  ju  ben  probet.  Suchern.  3nbefj  ifore  23ertoerfung  ber  gngeUel)«  ftimmt 
auch,  nidjt  jnm  «Pentateudj.  3u  beiben  gälten  l;alf  bie  SBiUfür  ber  Stillegung 
3)9)fatf).  22,  32.  2lbcr  bie  Stelle  corref|>enbirt  ».  24.  —  Gntfcbiebene  3eug» 
niffe  gegen  feite  5Beft$rarttintß :  1)  Joseph,  c.  Apion.  1, 8.  ba§  alle  3ubeu  bie 
22  23.  bei?  21.  Z.  a\ß  göttliche  annehmen.  Sltlerbingö  fagt  3ofetf)u3  antiq. 
18,  1.  4,  bafs  fie  wegen  befl  21nfef)eiui  beim  23olfe  äußerlich,  ben  5.Hmrtfäerit 
beipflidjteten,  unb  bie$  brauet  fiel)  nid>t  ble3  auf  fülltet)  jübifdje  2?erWal» 
tungsmarimen  (SBincr)  ju  bejieljen;  aber  ba  3'öfe^tt«  b«$  <£hte  ttie  baö  3ln- 
bere  toetf ,  fdjeint  jene  Eingabe  ofme  Seföränfuttfl  öerflanben  »erben  ju  müjTen. 
2)  Die  im  £almub  angeführten  Slrgumentaticnen  jtvifdjett  f  barifaern  unb 
Sabbucäern  au3  vro|>hetifd)cn  ©teilen.  (Watt).  N.  T.  I,  476.) 

4)  Sßiner  urtbeilt  ju  günftig  über  tfjre  ett)ifd)c  Sefd)affenl)eit. 

5)  Jos.  B.  Jud.  2,  8.  2  seq.  Antiq.  18,  1.  4.  Fun.  5,  15.  'Eaaqvol 
walnfdieinlid)  ».  b.  SCnir^el  kc{<  feilen ,  3lerjte. 


—     38    - 

genb  beö  tobten  ÜReereö  gewefen  51t  fein,  ein  ftifler  2lufentl)alt, 
roofjin  (ie  ftd),  um  9M)e  »or  ben  (Stürmen  beö  Öcbenö  31t  ftnben, 
jurücfgejogen  Ritten.  2)enn  cö  war  eine  Neigung  jum  SRtyffc 
ctemuö  in  ifjnen,  aber  51t  einem  fotdjen,  wetd;cr  bie  SBefcfyaftU- 
gung  mit  frieblid)er  Slrbeit,  namentlich  mit  bem  Sanbbau,  jum 
Unterhalt  unb  jum  SDienft  wed)felfeitigcr  Siebe,  \a  (elbft  bieUeber.- 
nal)me  bürgerlicher  Slemter,  nid)t  auöfc^lof.  Slden  leiblichen  ©e- 
nufj  gematteten  fte  nur  ^ur  (Spaltung,  nid)t  um  feiner  felbft 
reißen.  55 ie  meiften  lebten  et)efoör  bod)  bei  einer  9J?inberjal)l  be; 
wirfte  ber  jübifd)e  (Stnflujj,  baß  fte  (Sljen  eingingen. 

3(jre  Slfcetif  Ijatte  bie  tl)eoretifd)e  Unterlage  eineö  ©egenfafjeö 
oon  ©eift  unb  Materie,  ber  auö  bem  ^eibenttjum,  unb  wenn 
man  nad)  ber  Slnalogie  anberer  Elemente  fcc/liefnm  barf,  auc3  bem 
ortentalifeljen,  übergegangen  ift.  (Sbenbafyer  nämlid)  fcr)eint  eine 
2lrt  ©onnenbienft,  unb  eine  tfjeofopl)ifcf;e  ©Refutation,  mit  ber 
fid)  eine  SOfinberjat)!  tton  (§ingewetl)eten  befef/aftigte,  üerbunben 
mit  einer  (§ngel(et)re  unb  mebicinifeber  Sftagie,  31t  i()nen  gelangt 
ju  fein,  ©ie  ftütjten  fic!f>  bei  biefen  Äenntniffen  auf  geheim  ge= 
fjattene  S3iufer,  bie  fte  neben  ben  altteftamentlic^en  t)eilig  gelten, 
allegor tfcl>  auflegten,  unb  auö  welchen  audj  it>al)rfc^ einlief  bie 
SBeiffagungcn  begrünbet  würben,  womit  ftd)  ein  £()eil  Don  ifynen 
befdjäftigte1). 

Slnbrerfeitö  Ratten  fte  große  (Sl)rfurd)t  öor  Sftofeö 2)  unb  ivur* 
ben  burd;  ifyre  Sfttyftif  nicf;t  an  ftrenger  Beobachtung  be$  @efet3eö 
get)inbert.  9?iemanb  erfüllte  baö  ©abbatt)gefe£  mit  peinlicherer 
©orgfalt,  alc3  fte.  Sind)  manche  ©Uten  t»eö  Slnftanbeö  fyatten 
bei  ifyncn  ftreng  gefe£tid)e  gorm  erhalten,  ©ie  bewiefen  bem 
Tempel,  alö  bem  9?ationall)eitigtt)um,  it)re  (*l)rfurd)t  baburdj, 
baf?  fte  ©efc^enfe  l)infanbten ;  bie  Opfer  aber  brachten  fte  nid)t 
bort,  fonbern  für  fid)  bar,  fei  eö,  bafj  fie  ben  Tempel  burd; 
bie  ©ünben  beil  Q3olfeö  für  verunreinigt  t)ieltcn,    ober  unabfyan- 


1)  Jos.  B.  J.  2,  8.  12. 

2)  1.  1.  2,  8.  9.  oißus  ök  ixiyiaiov  ttciq  uiioiq  /Lina  iov  Otov  jo 
oyof.iu  tov  t-'O/LioOttov ,  y.at  civ  ßkuo(fr]turjO>j  rig  tls  ioviov,  xoXi<£toüca 
Oarüioi. 


-    39    - 

gig  bavon  in  bem  JKiUtd  bei  ^ufttationen  abwichen1).  —  (Sitte 
©pur  tieferer  Sluffaffung  beö  81.  Seftamenteö  ift  bie  Verwerfung 
b£|  ©flavcrei,  in  (Erinnerung  ber  gemeinfamen  Slbftammung. 
3)iefelbe  23rüberlid;feit  fotlte  aber  auc^>  bargeftetlt  werben  burd) 
bie  @emeinfd;aft  ber  ©üter.  Söäfjrenb  t)ier  eine  einfeitige  itnb 
übertriebene  2)urd;füfjrung  bcs3  ©{eid;l)eit8principö  war,  warb  e3 
wieber  geftört  burd;  eine  (Sintt)eUung  in  vier  klaffen,  bie  fo  ftreng 
faftenmaiüig  war,  baß  bie  t)öt)even  fid;  burd;  23crüf)rung  ber  nie* 
beten  verunreinigten.  2)em  Eintritt  ging  eine  jal)rige  *ßtüfung& 
Seit  voran;  jäjei  anbre  3at)re  waren  erforberlid;,  cl)e  ber  ßutritt 
51t  ben  getneinfamen  ^eiligen  SRaljljciten  geftattet  unb  bie  9Jty? 
fterien  ber  ©efte  mitgeteilt  würben.  £>iefer  Slft  warb  burd; 
einen  (Eib  bejeidniet,  worin  man  fid;  jum  ©d;weigen  über  bie 
©efyeimniffe,  ^utn  @el)orfam  gegen  Dbrigfeit  unb  31t  fittüdjer 
$üf)rung  verpflichtete.  (E8  war  ber  eitrige  (Sib,  ben  fie  über* 
fyaupt  für  pläfjjg  gelten;  e6  wirb  U)nen  babei  große  3Ba()r()af' 
tigfeit  nachgerühmt.  —  2ße(d;er  ©cftalt  il)re  (Erwartungen  vom 
3Refft$6  gewefen  feien,  wirb  und  niefrt  auöbrürf lief;  berichtet;  bem 
ernft  ftttlid)en  ©eifte  ber  ©efte  gemäß,  welche  aud;  in  politifcfye 
23ejicl)ungcn  wenig  verflochten  war,  barf  man  jebod;  annehmen, 
baß  bie  religiös  ctl)ifd;e  <Seite  nid;t  verloren  gegangen  ift.  2)ie- 
feö  unb  baö  9)ii;ftifd;e  in  ifwer  Gattung  war  etwaö  bem  (Eljru 
ftenttnun  dntgegenfömmenbelj  abweifenb  bagegen  wirfte  ba8  Äa-- 
ftenartige,  ber  Unterfd;icb  beö  (Efoterifcl)cn  unb  (Eroterifd;en,  unb 
ber  barauö  entfpringcnbe  £)od;mutt).  ©d;einbar  venvanbte  c^ttft- 
lid;e  3nftitutionen  au$  bem  (EffeniSmuS  abjufeiten,  ift  nid;t  notl); 
wenbig;  ein  l;iftorifd;er  3ufamment)auö  iß  '"$*  einmal  wal)r- 
fcfyeinlid;  $u  mad;cn;  unb  wenn  babet  ber  große  Unterfdn'eb  beö 
in  beiben  l)errfd)cnben  ©eifteS  übcrfel)cn  wirb,  fo  ift  baö  (jicr, 
wie  in  anberweitiger  ©Icidjfefeung  bcö  (El)riftlid)cn  unb  ^peibnt* 
fd)en,  nur  ein  3eid)en,  baß  weber  baö  (Sine  nod)  baö  Slnbvc 
red;t  verftanben  ift2). 

1)  Jos.  Ant.  18,  1.  5.  Eis  äe  ib  itQOV  (ivad>]ßcaä  ib  OlikXovits, 
Ovaktg  ovx  Zntislouot  öiacfOQÖnjzt  uyvttwv  ctg  vofi(£oi€V ,  xctl  <V  cevio 
ti^yö/uspoi  (WoSfyctm,  ©frörer:  passiv;  9?canbev:  med.)  joD  xoipov  te- 
/Li£PiOf.iKT0S  £<f>'  kmwv  rag  Ouoiag  Ininlovai. 

2)  3n  neuerer  3eit  Imt  ©frörer  (^l;üo  unb  bie  Kfattnbr.  SE&cefoMic  %\).  n ) 


—     40     — 

23ei  ben  3uben,   welche  in  bei*  ättßreuung  außerhalb 
^alaftinaö  lebten,   fanb  eine  ftavfere  SÖed&fefanrfung  jroifcl)en 
3ubentt)um  unb  ^eibentfjum  «Statt.    3n  SUeranbria  befonbcrS, 
tt>o  bie  Suben  t>öc^>ft  3af)treicr)  waren,   v>er(or  bie  Offenbarungß; 
retigion  ifyre  fupranaturaliftifd)e  (Starrheit  unb  ging  einen  23unb 
mit  ber    l)cllenifcf/eu  $t)ilofopl)ie  ein.    ©o  bitbete  ftd)  eine  jü>- 
bifcf^platonifd)e  9teUgionöpl)üofopt)ie '),    welche,   gegenüber  ben 
Reiben  unb  abtrünnigen  3uben  unb  anbrerfeitö  ben  im  buc^ftäb'' 
tieften  23erftanbni{j  beö  3ubentt)umö  2lbgefcf;Ic»ffencn,   ben  über* 
natürlichen   (Efyarafter   unb  bie  Sltlgemeingültigfeit  ber  jübifcrjen 
Religion  bar$utl)un  fucf;te.    2)a3  jübifdje  unb  ba3  pt)Uofopl)tfd)e 
(Slement,   beibe  meift  nur  äußerlich  mit  einanber  »erbunben,   be- 
fummelt ben  ©tanbpunft  beS  (Srfenncnö  unb  SebenS  t)er[d;ieben. 
3Son  bem  ber  ©pcfulation  erfennt  man  ©ott  in  feiner  2öa()rr)eit, 
ol6  baö  reine  über  jebe  (Sinjelbeftimmung  erhabne  ©ein,  (o  wv. 
rb  ov;    bat)er  inoi  rou  oviog)  unb   Weiß  bie  SDarftcllung  ber 
^eiligen  ©c£;rift  burcr;  bie  Slllegorie,    welche  auö  bem  (Sinjetnen 
unb  @efct)ic^t(i(.i;cn  bie  3"Pce  anö  £icf;t  fbrbert,   bamit  in  lieber* 
cinftimmung  ju  bringen;    bagegen  ber  niebere  ©tanbpunft  beö 
»olfginaßigen  ©laubenö  ©ott  nur  in  feiner  Offenbarung  burd; 
ben  Sogoö2)  erlennt  (vwi  zoü  loyov),  unb  in  Betrachtung  ber 
Schrift  mit  bem  33ucfyftäblid)en  unb  ^iftorifc^en,   beffen  2L*af)r* 


bie  2tbftmunuunj  ber  (iffcttev  Mit  ben  Jtjevapcuten,  sunt  weisen  fogleid)  bie 
JRebe  fein  rcirb ,  bciräuHnm  »erfudji.  ©3  finb  aüerbtngö  nnindje  Slcimlidjfcücn, 
aber  nidjt  alle,  wcldje  ©frörer  nngiebt,  «erlauben;  jene  ciliaren  fid)  cittä  ber 
allgemeineren  <&$ave,  ttoriu  beibe  Matteten  liegen,  tviifjrenb  bie  23crfcf)icben* 
Reiten  bei  ben  (Sffencrn  auf  orientalifdjc,  bei  ben  ^crapeuten  auf  betlcnifdu' 
Stnrotrfung  l)iujubcuten  fdicinen.  —  SSgl.  ÜNcauber  St.  ®.  I.  I.  ©.  73  flg. 

1)  Grofsmann  quaestiones  philoneae.  Lips.  1829.  ©frorer  5)l)ilo  uitb 
bie  aleronbr.  ^eofojp^e.  ©tuttgarb  1831.  2  Xtyt.  2t.  g.  SDa&ne  gcfdjidiü. 
3)arftctfung  ber  jiibifd)  =  aleranbr.  ^ccligion^lnlofo^lne.    2  £t)Ic.    £>alle  1834. 

2)  £>b  in  ber  pbilonifdjen  gorm  biefcr  ybilofo|>f)ic  ber  £ogo3  fn^ofraHfcb, 
ttorgejMt  tocrbc,  ift  jtreitig.  ©afür  finb  ©frörcr  W^  «•  f-  »*•  3$.  I  @. 
243  flgb.  Südc  Sommentar  j.  @ü.  Solmmt.  I.  ©.  272  flgb.  23aur  djriftl. 
Cebre  i\  b.  3)rcieiuigfcit.  I.  ©.68.  2>agcgcn  ©icfelcr -fth-djcttgcfd).  I.  (5.60. 
£>orner  ßntwiddingsjgcfdjidjte  ber  Seljre  ö.  b.  Werfen  ß(;rifti.  I.  ©.  23  flgb. 
2(ud;  für  biefe  gragc  fdjcint  ber  Untcrfcfucb  bc$  I)ct(enifd)cn  unb  jübifdjcn 
<Stanbt?unft^  entfd;eibenb. 


—    41     — 

fyeit  itbrigenö  im  ©anjen  nict;t  geleugnet  wirb,  fiel;  begnügt. 
($3  ift  fyeibnifcfyer  (Sinflujj,  bafj  yon  ber  intelleftuetlen  SBefcfyaf* 
fenfyeit  baö  ftttlicfje  ÜBevfyältnijj  ju  @ott  abhängig  gemacht  wirb. 
—  2)er  (Sflefticiömuö,  bei  SJtyfticiömuä,  bie  SogoSibee,  bie  (§r* 
Wartung  ein«  meffianifd)en  3eit  waren  bem  (Sfwiftentfyume  gün- 
ftig;  l)inberlic&  bagcgen  ba6  vationaüftifc^e  (Slement,  bie  QSor- 
nel)ml)eit  be$  p f> i ( o f o ^> t) t f c^ en  ©tanbpunfteS  unb  baö  gehalten 
jübifcfyer  gönnen  1). 

2)ie  Kontemplation  nnb  Slfcefe ,  beren  ©puren  fid)  in  ber 
ateranbrinifcfyen  ^fyilofopfyie  finben,  entwicfelte  ftd)  in  ber  mtyfti- 
fc^en  ©ette  ber  3:  t)erap euten2)  jum  t)errfct)cnt)en  (Sfyarafter.  ©ie 
lebten  am  Ufer  be6  ©ee  9)?areotiö  in  vereinzelten  ßeUen  (oenvela, 
liovaoTiJQia)  in  frommer  Betrachtung  unb  tfyeofopfjii'cfter  £ura> 
forfcr/ung  be$  21.  %,  unb  eigentümlicher  ^eiliger  ©Triften.  2)ie 
ftrengfte  (Sntfyaltfamfeit  foüte  bie  geiftige  Grfyebung  förbern.  £er 
©abbatl)  war  fel)r  l)eilig,  befonberö  ber  fiebente,  ber  burcf;  ein 
geineinfameö  s)J?a()t  unb  feierliche  fv;mboli[ct;e  Xän^e  begangen  warb. 

2)ie  3uben  übten  ifyrerfeitö  eine  nic&t  unbebeutenbe  DKtcf* 
wirfung  auf  bie  Reiben  auö,  wetci;e  burcr;  i^jre  Verbreitung 
über  *J5aläftina  rjinauö  ungemein  erweitert  würbe,  ©ie  waren 
meiftenö  eifrige  ^rofeti;tenmacl;er ,  unb  bie  Reiben,  tf)eil6  burd) 
baö  ©eiftige,  tbeilö  burd)  ba3  9?eue  ifjrer  ©otteötterefyrung  an- 


1)  Die  älteren  ©puren  tiefer  9teligionspl)ilofo)yi)ie  ft'iib  in  ben  ©eptua- 
ginta,  5Xrifr o 6ulu0,  23ucb  ber  SBeiöbeit  JenntKcb  (feit  b.  2.  Safyrf).  uor 
Sf).);  ibr  entfe^tebenfter  9?epräfentant  ift  <Pbilo,  beffett  Selben  eine  3citbefrim* 
mung  babureb,  erljält,  bafj  er  im  %  40  n.  £b.  ai$  ©efanbter  ber  alcranbr. 
juben  in  3totn  war.  Opp.  ed.  Mangey  Lond.  1742.  2  Vol.  fol.  ftonbAUg« 
gäbe  öon  E.  Richter  Lips.  1828—1830.  SSgl.  C.  G.  L.  Grofsmann  quae- 
stiones  Philoneae.  g.  (Sreujer  jur  ftritif  ber  ©djriften  beö  3uben  pbjte. 
Jheol.  ©tub.  Äritifen  1832.  I.  1.  Die  angeführten  ©ebriften  fr.  ©friher  unb 
Döbnc. 

2)  Philo  de  vita  conteinplativa.  cf.  Euseb.  b.  e.  II,  17.  3.  3-  23cl(er* 
mann:  ®efct)id)Micbe  9?ad)rid)ten  a\\$  b.  5Utertb.  über  ©ffiier  u.  £bera|>.  23erl. 
1821.  8.  Jos.  Sauer  de  Essenis  et  Therapeutis  disqu.  Vratislav.  1829.  8. 
©frörer  ybilo  u.  f.  w.  11.  Däbne  gefdjicbtf-  Darfted.  u.  f.  ru.  I.  lieber  ben 
Tanten  Otocunviul  cf.  bie  geiftigen  2?ejic()ungcn  bei  JPtytlo  de  victimas  of- 
lerenlib.  f. 854  ixittti  xcel  Osoanevzai  iov  oviio;  bvios,  cf.  de  iiionarihia 
I  816.     De  decalogo.  f.  760.  • 


—     42    - 

gebogen ,  nahmen  mit  bcn  übrigen  frcmbcn  Butten  aucfy  bcn  il)rU- 
gcn  begierig  auf1).  23ei  v-ieten  tarn  nur  ein  ©emifd)  jubifd;er 
unb  l)eibnifd;er  ©ebräuc^e  ju  ©taube;  anbre  Mannten  fiel;  fe«* 
ftimmt  jum  9)?onotr)eiömuö  unb  ber  Beobachtung  ber  fogenannten 
noacfyifc^en  ©ebote,  bie  ty x o  f e 1 1; t e n  toeö  £  t)  o  r  e  ö  O^n  tj»  nad) 
Exod.  20,  10.  Deut.  5,  14;  im  9?.  ft  oeßofievoi,  q>oßov[tevoi 
zbv  d-eöv);  nod;  anbre  gingen  nolfftanbig  in  baö  jitfctfc&e  ©efetj 
ein,  bie  *ßrofett;ten  ber  @ered)tigfcit  (pn-xn  n*) 2).  gür 
bie  Verbreitung  beö  (StoangeltumS  war  bie  Stöenge  ber  *}3rofeh;ten 
förberlid?,  namentlich  ber  ^rofettyten  beö  £f)ore3;  benn  bie  erfteu 
r)atten  nod)  31t  Diel  öom  ^eibenttjum,  unb  bie  v-otlftänbigen  s4Jroö- 
efyten  fdjon  31t  yiet  r>on  ber  ©ered;tigfeit  beS  3ubentt)iimö  an 
fid;,  um  empfänglich  ju  fein. 

3)ie  ©amariter  waren  Vermöge  U)rer  gemifdjten  Slbfunft3) 
gegen  f)eibnifd)e  (Sinftüffe  offener,  unb  Don  ben  fpateren  Subcn 
unb  iljrem  au6gefüf)rteren  ©a^ungöwefen  burcl)  wed)fel[eitigen 
^ap  gerieben,  ©ie  betrachteten  ÜKofcS  alö  ben  einzigen  wahren 
$ropl)eten  unb  nahmen  baöer  v>on  ber  fanonifdjen  ©ammlung  bcö 
51.  X.  nur  ben  ^entateud;  an,  inö  ©amaritifd)e  überfeijt  unb 
an  Dielen  Stellen  öeränbert.  ©ie  fingen  bem  ftrengften  3Ronö* 
tljciömuS  an,  unb  bewerten  3efjoi>al)  auf  bem  Berge  ©arijin. 
2)a  i()r  ^ationalftolj  nid;t  fo  groß  war,  alö  beriübifc^e,  erwar; 
teten  fie  einen  SDZefftaö  nic^t  in  ©eftatt  eineö  Äönigö,  fonbern 
eincö  *pnwf)eten,  ber  bie  93?enfd;en  ju  ©Ott  befel)ren  werbe 
(anten  conversor).     9)?el)r  a(ö  einen  *]3roüt)eten  in  ifjin  511  flu. 


1)  Jos.  B.  j.  2,  20.  2  baß  in  Damaöhtö  bie  weiften  grauen  baö  3u= 
benU)um  angenommen  hatten.  2,  18.  2.  Sßerbreitung  beö  Subentfyumö  unter 
bcn  @i;rcrn.  Horat.  Sat.  I,  9,  69  sq.  Seneca  de  superstitionib.  bei  Aug. 
civ.  Dei.  II.  G,  11.  Quum  interim  usque  eo  sceleralissiniae  gentis  con- 
suetudo  convaluit,  ut  per  omnes  jam  terras  reeepta  sit,  vidi  victoribus 
leges  dederunt.  Juvcnal.  Sat.  14,  96  sq.  üb.  b.  SScrbreituug  in  9iom  unb 
bem  Slbenblanbe). 

2)  Seiden  de  jure  nat.  et  gent.  juxt.  Hebracos.  1696. 

3)  X)ic  unhaltbare  Meinung,  bafj  fie  ein  ungcmifcfytcö  £cibenüolf  getocfcn, 
welkes  baö  Svcligionötocfcn  ber  Subcn  uadfjgeafomt  (jabc  (£>cngftcnbcrg  23cür. 
\.  diuleit.  ins?  5t.  Z.  II,  I.)  roibcrlegt  SBiitcr  btbt.  Stealto.  u.  b.  21.  Samari 
tcr.    Äalfor  b.  ©amarit.,  ein  «WifcWcIf,  gjclt  tbeot.  fWitartcüm  III,  3. 


-     43     - 

ben,  waren  bie  (Samariter  nad;  itjrem  abgefd;(o[fencn  9Roito$d0« 
nutö  eben  fo  wenig  geneigt,  alö  feie  Sttfceifc  2)ocf;  ber  gciftißcvc 
(Sfjarafter  if)rer  SQ?efftaöf)offnuncj  imb  bie  propere  23erüeglid;feit 
näherte  fie  bem  ($t)viftentt)«m ,  wenn  and;  md)t  teietpt  befyarr; 
tid),  an '). 

ßrjrct  TOföttitt. 

£>aö  Beüaüer  ber  2(pojreL 

•Die  9l|>ofrcujcfc$tc$te,  He  ncutcjramentl.  SSricfc 2),  bie  2x>fdt;|>fc.  Easebii 
histor.  eccles.  lib.  I  —  III. 

93enfott:  ©efibiebte  ber  erft.  ^ftanj.  &«  <$*•  Stetig,  a.  b.@ngl.  ö.  23<unbergcr. 
£<tfle  1768.  -£efh  ©efd).  u.  ©Triften  ber  Styp.  3  23be.  4te3iuff.  3ürid) 
1820 — 22.  Lücke:  Commentat.  de  eccles.  Christ,  apostolka.  Gotlg. 
1813.  4.  «pittttct:  ©efd).  beS  dbrifrentb.  in  b.  f  er.  fr.  ©infübr.  ©üttg. 
1818.  9?e<inber:  ©efd).  ber  SJftonj.  it.  Leitung  ber  d)r.  Ä.  bureb  b.  S^>p. 
2  58.  4te9luft.  1847.  2t.  ©d)weglcr:  £a3  nai$a|)OJroI.  3eitdr.  in  ben 
£auVtmomentcn  fr.  ©ntWicfl.  2  93b.  £üb.  1846.  Anger:  De  tempor.  in 
Actis  Apost.  rationc  Lips.  1833. 

(Erftes  Capitd. 

allgemeine  ßmtrm'cflung  ber  Üirdjc. 

1.    3)te  vetrintfcr)e  3 ei*- 

9?ad)  ber  Slnfcrftcfynng  nnb  £immelfal)rt  Sefn  trat  für  bie 

[)intertaffcnen  jünger  eine  (Spodje  größerer  8et6ftänbtgfcit  ein. 


1)  Joseph,  ant.  XI.  XII.  Philastrius  haer.  c.  7.  Epiphan.  liaer.  9. 
Leontius  de  sectis.  c.  8.  23ricfe  ber  neuem  ©munrücr  in  Gid)born  9?eper= 
tor.  IX.  XIII.  de  Sacy  memoire  sur  l'etat  actuel  des  Samaritains.  1812; 
überf.  in  ©täublin  unb  £sfd)irner  2lrd)iö  für  Ä.  ©.  I,  3;  »otlftänbigcr  in 
Noticcs  et  extraits  des  manuscr.  de  la  biblioth.  roy.  Par.  1829.  Gescnius 
de  Samaritan.  theolog.  Hai.  1822.  (Progr.)  Carolina  Samarit.  c  codic.  Lon- 
dinensib.  et  Gothan.  cd.  Gescnius  1824.    ©icfelcr  St.  ©•  I.  I,  ©•  60  ffg. 

2)  Ucbcr  bie  Angriffe  ber  neueften  flrüif  auf  bie  Sfotljentfe  ber  gtyojtel- 
gefd;.  f.  ©.  10.  9tod)  weniger  genügenb  ift  bie  Uncd)tl)eit  ber  Keinen  paulini 
fct)cn  23riefe  erwiefen.  3)ie  ©riinbe  treffen  mtd)  bie  itocb  übrig  geUiffcncn 
(0töm.  Sor.  ©nl.)  unb  beWeifen  bcO)cr  ju  viel.  3Bfircn  jene  im  jweiten  Sabrlj 
cntfhinbcn,  fo  wäre  för  S3erf;ältnifi  fottdjl  $«  biefeu,  aU  ju  ben  <S ricugntffc« 
bc?  zweiten  Satyity. ,  unbegreiflid). 


—    44     - 

£ie  2lyoftel  erkünstelt  ^unäc^ft  bie  mit  3ubaö  5lbfaU  unb  Sob  eftfr 
ftanbene  Sücfe  burd?  bie  Sßafyl  beö  sD?attf)ia6  unb  blieben  in  enger 
23erbinbung  mit  ben  übrigen  ©enoffen  in  Serufalem,  jitfammen 
120  an  ber  3af)l,  ofjne  eine  fräftigere  Sßirfung  auf  bie  umgc* 
benbe  23evölferung  au^uüben.  Slber  an  bem  ?pftngftfcfte ,  wtU 
cf;eö  jef)n  Sage  na$  ber  (Sntfyebung  3efu  von  ber  (Srbe  Statt 
fanb,  bem  gropen  Sage  ber  ©rimbung  ber  i?ird;e,  nntrbe  bie 
Heine  6d)aar  plö$li$  von  einer  erl)öl)ten  23egeifterung  ergriff 
fe»j  fte  brad)  fyervor  in  überfdjtvenglidjen  Dieben,  welche  ba8 
©taunen  beö  jufammenftrömenben  SSolfeö  erregten  '),  unb 
woran  ftd)  atöbalb  eine  erfolgreiche  QSerfünbiguug  beö  @»an* 
geliumö  fcfytojj.  2)aö  ©emeinlcben  erftarfte  unb  cntuurfelte  ft$, 
bie  jünger  fanben  2lnfef)en  unb  Slnfyang  im  3}olfe,  unterftü^t 
burclj  3ßunbertl)aten ,  bereu  23efäl)igung  3efuö  auf  fte  übergeben 
üep.  *$etruö  ift  in  btefer  früheren  3^it  ber  (jervorragenbfte  unter 
ben  2lvofteln,  ber  güfyrer  ber  ©emeinbe  buref)  SSort  unb  S'fyat. 
(Sine  auf  fein  Sßort  gefd)er)ene  Leitung  eincö  Salinen  erregte 
befonbereö  ?[uffet)en  bei  ber  Stenge ,  sugleid)  aber  ben  feinblicfyen 
^Bibcrftanb  ber  jübtfcfyen  Oberen.  *)]etruö  unb  3of)anncö  würben 
ergriffen  unb  vor  bem  Stynebrium  verlort ;  fte  sengten  mit  einem 
(Seifte  unb  einem  93httl)e  von  @f)rifto,  welcher  bie  SSerfammlung 

1)  Sie  offenbare  Ungenautgfett  in  bem  Script  ber  2(poftclgcfcf>.  üou  bem 
yfingflrounber  einerfeitö,  bie  beftimmten  Eingaben  beö  Styoftel  ^auluö  m-> 
mentltcjj  I.  G>or.  14  anbrerfeitö,  ferner  bie  äkrgleicjntng  mit  anbereu,  alö  »er- 
roanbt  bejeicfyueten  Gürcigniffeu  in  ber  2tyefk(gefd).  fclbfr,  befimberö  10,  44  ffg. 
11,  16. 17,  führen  baju,  ben  23ericf>t  2tyg.  2  »on  bem  gaftum  ju  trennen, 
unb  jratt  beö  aud;  in  fid)  fel;r  auffälligen  SBunberö  »erfdHebener  ©(.»rächen 
baö  ©eroöimlidjcre  beö  3utl9ettrfkenö  alö  baö  eigentliche  beö  2?organgö  an* 
junelmten.  £>ieö  roirb  betätigt  burd;  bie  mit  bem  SBortlaut  öön  2I|ig.  2  aU 
lerbingö  fälfdjlid)  öerbunbene  3luffaffung  ber  .ftirdjeiniäter  biö  Drigeneö.  5Ie(>n- 
lidj  £)■  ©djutj:  ©eijrcögabcn  b.  erften  dbjiftcn,  inöbefenbre  b.  fegen,  ©abe 
b.  «Sprachen.  SBröl.  1836.  £)ic  3bee  in  ber  SBeränberung  ber  Uebevliefcrung 
ift,  bog  ber  l).  ©eift  bie  biöfyerigen  ©djranfcn  burdjbredjenb,  ©emeingut  aftcr 
2BeIt  »erben  fofle.  ©o  ©cfmedenburger  3^ecf  ber  Styg.  ©  201,  rüderer 
aber  a.  a.  D.  »gl.  Seiträge  j.  Ginl.  in  b  9?.  £.  ©.  76  in  ber  Grrjäfjlung 
beö  Zucaü  ein  SBunber  beö  £örenö,  ni($t  beö  3tebcnö  i?crfc(;iebcner  ©|)ra($en 
auögebrürft  ftnbct;  eine  Raffung,  in  roeldjer  ^eben  unb  £5rett  bureftauö  nid)t 
ju  einer  5lufdjauung  ju  bereinigen  ift,  unb  ivclcbe  roegen  i).  4  unb  focgen  beö 
3ufammentjangeö  ».  s?.  7  u.  ö.  8  aueb  bitrci;  bie  Tarftedung  auögefd;Ioffcn  ift. 
Berner  i^g(.  9?canbe-r  ©cfdnclitc  b.  »JJfl.  4te?(ufl.  8.  9  ftg. 


—    45    —  - 

in  (Srftaunen  feftte.    'DJcocf/ten  fie  teö^alb  tun  fo  gefährlicher  er* 

(feinen,  man  entließ  fie  au6  23eforgniß  vor  bem  aufgeregten 
33olfe,  nnv  mit  ber  wiederholten  233arnung,  ben  9?amen  ßfyrifti 
nict;t  ferner  jn  pretrigcn;  21(6  fie  unb  bie  anbem  2lvoftel  ftct) 
ntcf;t  abgalten  ließen,  al£  aud)  in  ber  Umgegenb  f$on  il)r  9iuf 
erfc^otl,  v>erficf;erte  man  ftcf>  it)rer  auf$  neue,  bod)  mit  95orftc^t, 
wegen  ©er  (Stimmung  beö  53olfe3.  Sie  würben  fämmtlid)  vor 
ben  9f?.atr;  geführt,  unb  ba  fie  erflarten,  auf  göttliches  @ef)ciß 
ju  fyanbeln,  erf)ob  ftd)  ein  fo  l)efttgtr  Sturm  in  ber  SSerfammfung, 
baß  bie  jünger  in  SebenSgefafyr  gerieten.  2)ie  fabbucaifd?e 
spartet,  ber  bie  ^?rebigt  von  bem  Sluferftanbenen  r>or$üg(icl?  r-er* 
t)a|jt  war,  übertraf  an  (Erbitterung  bie  vr)arifaifd;e.  2luö  biefer 
erl)ob  ftd;  ©amaliel,  ber  Gnfel  be3  «£)illel,  ein  einflußreicher 
9Kann:,  unb  ber  aucb,  nacfy  ben  eingaben  bcö  '£almub  minber 
befd)ränft  unb  fanatifd)  gewefen  311  fein  fd)eint'),  mit  bem  9tatf)e, 
@ott  baö  @erid)t  über  bie  Sadje  ber  jünger  pi  überlaffen.  9J?an 
folgte  il)m,  geißelte  jwar  bie  jünger,  gab  iljnen  aber  bocfy  bie 
grei()eit  unter  bem  wieberf)olten  Verbot  ber  23erfünbigung. 

(Sine  ftätlatiQ,  gewiß  mehrere  3af)re,  war  bie  junge  ©c- 
meinbe  in  enger  93erbinbung  mit  ber  lübifcfyen.  Sie  waren  3«ben 
von  gewiffenfyaftcr  grömmigfeit,  beren  mefftanifd)e  Hoffnungen 
ßfyriftuö  erfüllt  blatte.  2)aö  neue  ^rinciv,  waö  mit  feiner  2ln* 
erfennung  unb  £ebeu3gemeinfd;aft  in  i()ncn  gegrünbet  war,  war 
nod?  ^u  leiner  äußerlichen  Unterfcf/eibung  entwicfelt.  2)ie  95er- 
fofgung  beS  ©i;nebriumö  trug  nur  entfernt  baju  bei,  eine  £ren* 
nung  vorzubereiten,  benn  ec3  erneute  ftd)  barin  nur  bie  alte  geinb- 
fdjaft  ber  Oberen  gegen  bie  frommen  it)re6  Sßolfeö.  2lbcr  31t 
einem  deutlicheren  23eroußtfein  il)rer  (§igent()ümlicb,fcit  gelangte 
bie  ©emeinbe,  alö  fiel;  bie  vraftifcfye  grage  aufbrängte,  in  wel- 
ches 93erljaltniß  fie  fid?  311  ben  Reiben  ju  feigen  l)abe,  ob  biefen 
ber  ßutritt  in  baö  mefftanifdje  9teid)  unmittelbar,  ober  nur  unter 
Vermittlung  be$  3ubentf;um3  frei  ftefye.  2)er  leife  Slnfang  ber 
Bewegung  begann  mit  einer  Dieibung  beö  ()elleniftifd;en  unb  va* 
läftinifct/en  Sfyeileö  ber  ©emeinbe.    3ene  befeuerten  ftcf;,  fei  eö 


1)  gSgl  Soft  löefdndite  b.  ^x.  feit  fe,  Qtii  fr.  Wncfab.  3$I.  3.  @.  169  fa. 


—    46    — 

mit  9vert;t  ober  Unrecht ,  bafj  ifjre  23cbürftigen  bei  ber  93crt£)ei(itnö 
ber  SUmofen  au$  ©evingfct;ä^iun3  surücfgefetoU  würben.  Um  ben 
Vorwurf  ju  befätigen  würben  fielen  Männer,  welcf;e  »ermöge  ifyrcr 
©eftnnung  unb  Scgabung  baö  Vertrauen  unb  bie  Sichtung  ber 
©emeinbe  befafien,  ju  2)iafonen  ober  Slrmenvflegern  txYo&fyt 
2)er  bebeutcnbfte  unter  iljnen  war  ©tevfyanuö,  welcher,  bureb, 
feine  belleniftifdje  Slbfunft  vorbereitet  für  eine  freiere  SSetracfytungö* 
weife,  in  ber  (Srfenntnifj  beö  geiftigen  Uniwerfaliömuö  beö  (5r)ri- 
ftentfyumö  alten  »oraneilte.  &%m  burd)  bie  «ftraft,  mit  ber  er 
wunberbare  Söirfungen  ju  SBege  braute,  Ijaite  er  bie  Slufmerf* 
famfeit  auf  ftd)  gefenft;  nun  trieb  ifjn  fein  feuriger  (Sifer,  ben 
^elteniften  in  3erufatem  in  bemonftrirenber  SBerfünbigung  baö 
(gvangeliuin  nat)e  ju  bringen.  2)ie  $ü()nt)eit  feiner  SluSfprüdje 
unb  feine  bialeftifcfye  Uebcrlegenljeit  erbitterte  bie  ©egner  töbtltcfj, 
fo  bafj  fte  eine  Verfolgung  hervorriefen.  33iö  bal)tn  war  bie  ©e- 
meinbe  burd)  it)rc  grömmigfeit  unb  it)re  2üol)ltljaten  bei  bem 
SBolfc  in  ©unfl,  unb  fogar  einzelne  auö  bem  ^riefterftanbe  Ijat* 
ten  ftd)  \t)x  jugewanbr.  (Sobalb  aber  burd)  6tevl)anu6  bie  vor* 
übergefyenbe  SBebeutung  beö  SubentfyumS  unb  bie  ewige  unb  alt* 
gemeine  be$  @l)riftentl)umö  ausgebrochen  war,  verbanben  ftd; 
baö  Volf  unb  bie  güfyrer  $ur  Unterbrüchtng  ber  neuen  6efte. 
©tepfyanuS  fyrad)  begeiftert  vor  bem  ©ynebrium  unb  |tarb  ben 
SWärtyrertob  in  feiigem  Schauen  ber  I)immlifcf;en  äJerffärung.  ßu 
feinen  9JJörbcrn  Ijatte  ftd)  ber  ÜÄann  gefeilt,  welcher  bie  3been 
beö  6te#j}anü3  einft  mit  größerer  ^raft  aufnehmen  unb  burd); 
führen  foltte,  ©auluö1).  (Sr  war  auc^  unter  ben  eifrigften  93er* 
folgern  ber  übrigen  ©emeinbe,  welche  jerfprengt  fid)  burd)  bie 
3?acb/barlänbcr  jerftreute,  bi<3  nad)  ?lntiocb,ia  unb  (£t;pnt6.  2)ocf; 
bie  Slpoftel,  alö  ber  ©tamm  ber  ©emeinbe,  l)ietten  c3  für  erfor* 
berli^,  in  ^erufalem  auSsufjarren  unb  blieben  bewahrt.  SBälj* 
renb  ftd)  atlmalig  um  ftc  bie  ©emeinbe  wieber  vcrfammelte, 
grünbete  ein  £t)eil  ber  ©eflüd)tetcn  neue  ©ifcc  be3  (SöangcliitmS. 
2)ie  ^alaftiner  befd)ränften  ftd?  auf  bie  Subcn;  ^fyilivvuö  aber, 


1)  33gl.  Baur:  De  orationis  habitae  a  Stephano  consilio.  Tubing.  1839 
unb  Paulus,  ber  51p.  3.  G&.  @.  41  flgb. 


-     47     — 

einer  bei-  3)iafoncn  unb  wafyrfcfyeinlicf;  ein  «£)ef(cnift,  roanbte  fiel; 
an  bie  ©amariter,  welche  naef;  ifyrcr  oberftäcfylirijcn  (§mpfäng= 
licbjcit  \[)m  in  unerwartet  grof?cr  3^)1  $nficlen ,  freilief;  mit  ber 
gleichen  23ereitmi(ligfeit  fiel;  ben  £äufcl;ungen  eineö  ©oeten  ©i* 
mon1)  fjinga&en.  (Stwaö  fyätcv,  auf  einer  333anbcrung  naef; 
®a$a,  traf  er  mit  einem  9lctf)ioyier,  einem  t)ol)cn  Beamten  bei 
.(lanbace  von  $)?croe,  ber  vermuttjtid;  ^ro[ch;t  war,  aufammen, 
gewann  if)n  burefy  einen  (Srweiö  auö  bem  51.  Seftamente  für  ben 
©tauben  an  @l)riftiiö  unb  taufte  ijjn.  2)ann  sog  er  uorbwärtö 
bie  $üfte  entlang  von  ?löbob  bis  (Safarea,  bie  SRiffton  fortfe^enb.  .{ 
Rubere  ^eUeniften  vcrfct;mat)tcn  cS  nid;t,  93erfu$c  bei  ben  feci* 
ben  31t  machen,  unb  mit  fo  glücklichem  Erfolge,  baß  namentlich 
in  5lntiod)ia  fdjmefl  eine  sal)(reicf;e  ©emeinbe  entftanb.  2)ic 
Slvoftcl  führten  eine  £>berauffict;t  über  bie  Hfyatigfeit  ber  Wi\[io- 
narc,  wcSfyalb  *}Setru$  unb  Soljan  neö  beftätigenb  (Samaria, 
*]3etruö  auef;  bie  Äüfte  bereifte.  (Sr  war  in  S.oppe,  al3  ein  ßu* 
fämmenröirfen  göttlicher  SBeifungen  i()n  über  bie  23ergängtidj>feit 
bcö  jübifcfyen  ©efefteö  aufflärte,  unb  mit  einem  fuc^enben  Reiben, 
bem  (Eenturio  60 melius  in  (Säfarea,  jufammenfüljrte.  2)urd; 
bie  Sljatfacjjen  von  ber  unmittelbaren  23efal)igung  ber  Reiben  für 
taö  Dieicb,  (Sfyrifti  überzeugt,  fam  er  nad;  3erufatem  aurütf,  wo 
ber  Uebertritt  ber  Reiben  unb  feine  3wftfmmuna,  bereits  SBeforg^ 
nijj  erregt  l)atte.  (§r  befd;micf;tigte  fte  burd)  bie  £>arftelfung  ber 
göttlichen  pgung,  unb  inbem  fo  bie  Slpoftet  unb  gewifj  aucl) 
ein  großer  £t)eil  ber  ©emeinbe  piganglicl)er  nuubcn  für  bie  3bee 
beö  eigentfyümlidb,  cf)riftli  et;  en  llniverfaliötnuö,  Warb  einem  ver* 
berblid;cn  3*viefvalt  ber  Slpoftel  unter  einanber  unb  mit  bem  er? 
leuc&teteren  £t)ei(  ber  ©emeinbe  vorgebeugt,  wetd;er  vermöge  ber 
neuen  fielt)  bereitenben  Drbnung  ber  2)inge  unvermeiblicfy  gewefen 
wäre. 

2.    2)ie  vautinifd;e  3^it. 

3.  3:.  $  cm  fett:   bev  9ty.   gteufoS,  IjeivutSgcgcfc.   i>.  £Mc   ©Wittg.  1830. 
tf.  ©dj reibet  b.  %  3>aulu$.  3  Z\).  Svs-  1830  folßb.    g.  et;.  33<tur 


1)  äStetfctdjt  ibentifd;    mit  bem  Joseph.  Archacol.  20,  7.  2  crtViilmtcit. 
SSgl.  9?c<ntber  ©efd>.  b.  «pftonj.  tt.  f.  ft>.  ©.  108. 


—    48    - 

Paulus,  b.  2ty.  3efu  S&rijH.  ©tutig.  1845.  SB  in  er  *  bibt.  $calw.  91rt. 
5P<iuht$.  £.  31.  ©cfiott:  Srörterung  einiger  rcic^tiger  ctyronol.  fünfte  in 
b.  SebenSgefcb.  *>«*  3><uilu$.  3ena  1832.  3.  g.  SBurm  üb.  b.  3eitbe* 
ftimmungen  im  £eb.  b.  «Paulus.  Sübing.  3eitfd>r.  f.  £&eol.  1833.  I.  3. 

Um  biefc  3eit  ivar  ber  grofe  Slpoftel,  ber  ben  Umfctywung  beö 
gefammten  SebenS  bcr  ©emeinbe  ju  2Bege  brachte,  fc^on  jum  @öan* 
gelium  geführt  worben.  *ßaulu$,  mit  (einem  eigentlichen  9?amen 
©auluö,  flammte  aus  einer  jübifc^en  Familie  ih'ÜEarfuft,  bie  ba6 

römi[d)e  ^Bürgerrecht  befafj.  Unberührt  r>on  bem  blüfjenben  litte* 
larifdjen  Zcben  ber  SSaterftabt  unb  ftreng  gefetplid?  erjogen,  ivar 
er  jung1)  nad)  3erufalem  gefommen,  um  ftet)  an  ©amatielS  \Xn> 
terrid;t  weiter  |u  bitten.  Sr  bemühte  ftd;  mit  bem  geroiffenfyaf- 
teften  (gifer,  ©efeft  unb  ©afcungen  ju  erfüllen  -),  unb  als  er 
burd)  ©tcpfyanuS  ben  Untergang  ber  jübifd;en  gönnen  öerfünben 
fyörte,  ging  er  ju  einer  fanatifcl)en  5Berfolgung8fuc§t  ber  neuen 
©efte  über.  9?ad;bem  (ie  in  Serufalem  unterbrücft  febjen,  r>er* 
langte  er  SSolImadjt  vom  ©vnebrium ,  um  baS  @lcicr)e  in  2)a* 
maSfuö  ju  bewürfen,  wo  mit  bem  3ubentf)um  aud)  baS 
6l)riftentl)um  merflic&en  ©ingang  gefunden  l)atte.  2luf  biefem 
SBegc,  in  beffen  (Stille  manche  günftigere  (Sinbrütfc,  bie 
er  von  ber  verfolgten  Partei  empfangen,  ftcf)  lieber  regen  moeb,* 
ten,  offenbarte  ftd)  itjm  Sl)riftuc3  unb  führte  unter  einem  furzen, 
aber  heftigen  Kampfe  feine  S3efet)rung  fyerbet 3).  3Son  £>amaöfu3 
fd)eint   er  ftd>  junaebft  nad;  Slrabien  (cf.  @al.  1,  17),  von  ba 

1)  ©gl.  Sljolucf  ©tub.  fltti   1835.  2. 

2)  cf.  Philip.  3.  Gal.  1. 

3)  £)ie  Sipofrelgefclj.  reber  ton  einer  objeftfoen  Srfc^einung  3efu,  reaö 
Paulus  I.  Sor.  c  9.  c.  15  betätigt.  £ic  ißeridjte  be$  Vorganges  2tpg.  22. 
it.  c.  26  ftnb  unter  ftdt)  überemftimmenber,  aU  mit  ber  auSfütjrHcfijren  Dar»- 
fteüung  c.  9,  rcctd;e  auö  einer  anberen  Quelle  geköpft  $u  fein  fc^eint.  Die 
Slbroeie&mtg  betrifft  nur  Kebenf,acfilM$e$.  Dr.  23aur  bat  buref;  bie  Differenj 
bie  Unr)altbarfeit  aller  barjutbun  geglaubt,  unb  bie  <£r$Sr)W»tg  c.  9  a\\$  bem 
beginn  eineö  mt>tr)ifc§en  ^rojcffeS  erfiärt,  rooju  bie  Begegnung  beö  ^ctruö 
mit  Sc-rneliuö  bie  refleftirte  parallele  bilbe.  Der  bebeutcnbfte  a>crg(cicj)|ninft 
foll  bie  burd;  eine  SSiftou  erfolgenbe  Berufung  jur  £eifccnmiffion  fein.  Slber 
c.  9  roirb  bie  Seftimmung  bc3  Paulus?  für  bie  Reiben  nur  bem  SlnaniaS  mit= 
getbeilt,  unb  eö  roirb  nic^t  gefagt,  ba{j  er  ben  ^auluö  baöon  in  Äenntniß 
gefegt  t)abc.  Der  3Wecf  &**  £rfc$einung  ijr  r.  9  nur  bie  23eFc(nung,  tvouon 
bei  ^etru^  nic^t  bie  9tebe  fein  famt. 


—    49    — 

nadb  2)ama3fuö  juvücf  unb  in  l)eimlic{)er  gluckt  fcor  ben  Suben 
nad)  Scrufalem  begeben  §u  fyaben1).  2luct)  bort  tterweilte  er  nur 
14  Sage,  unb  reifte  bann  nacB  $arfu6,  um  ftd)  ben  9?ad)ftel* 
hingen  ber  3uben  31t  ent$iet)en. 

Ungeachtet  bie  (Spannung  jn>ifc&en  ben  Suben  unb  ber  @e* 
meinbe  fortbauerte,  brachen  bod)  nirf;t  (obalb  ftarfe  Verfolgungen 
aus,  fo  baf  nacb,  unb  naefy  in  Serufalem  wieber  eine  große  3at)l 
.»on  ©laubigen  ftet)  jufammenfanb.  9?ur  ließ  ^crobeö  2lgrippa, 
um  ftd)  bei  bem  23olfe  in  ©unft  ju  feigen,  3acobu$,  ben  Vorüber 
bee  3ol)anneö  Einrieb, ten2).  (£r  warf  «ßetritö  in  ber  gleichen  Slbftd&t 
itrö  ©ef&ttgntf,  worauö  er  jebod),  nacb,  2tyg.  c.  12,  burefy  einen  (Engel 
befreit  warb.  2ln  bie  ©teile  jenes  trat  Sacobuö  ber  jüngere, 
wat)rf$ einlief  ein  leiblicher  53ruber  3efu  3),  ber  alfo  nafy  feiner 
2luferfteE)ung  ftcfy  $u  il)m  befel)rt  t)atte,  aber  üor  ben  anbern  Styofteln 
in  ftrenger  Beobachtung  beö  ©efefceö  bet)arrte4).  3n  2lntioct)ia  // 
bilbete  ftd)  inbeffen  burd)  ben  rafd)en  3utritt  ber  Reiben,  welchen 
man  feine  <2ct)wterigfeiten  mit  bem  jubifdjen  @efe£  bereitete,  eine 
anfef)nUcf)e  ©emeinbe.  -21(6  cö  in  ^erufalem  befannt  würbe,  orb* 
nete  man  ben  Sarnabaö  ah,  um  ftd?  »on  ber  Spaltung  ber  ©lau? 
bigen  in  6amaria,  *)]l)öni$ien  unb  bejonberö  Slntioc^ia  genauer 
ju  unterrichten  5).     @r  war  r>on  tt)rer  S3efc^affent)€tt  befriebigt 


1)  Act.  9,  25  entfortät  2  gor.  11,  32.  9?acf;  ber  jtoeiten  2lngabe  war 
sur  Seit  ber  ghtctjt  5(retaö  in  23eft£  »on  Damaskus,  Wag  foaf)rfcf)einlic&.  nur 
ättnföett  37  it.  39  n.  St>.  möglieb,  toar.  Sagen  jtetföen  ber  Sefeljvung  unb 
erjien  tRücfFerjr  nad)  Serufalcm  (®al.  1,  18.  Act.  9,  26)  3  3<n)re,  fo  faßt 
jene  ettoa  in  bie  £eit  »on  34  fcis  36.  Sucaö  ift  über  bie  Begebenheiten  ahn» 
feljen  ber  23efeb,rung  unb  £f)ätigfeit  be$  gtoulu*  in  Stntiocbia  altem  Sfoföem 
na$  niebj  genau  unterrichtet. 

2)  So  gefcJmf)  furj  »or  £erobe$  £obe  44  naefj  St). 

3)  93gl.  fteanber  ©efeb.  b.  $fl.  u.f.ro.  Zij.U.  ©.  SBiefeter  ©titb.  u.  flrit. 
1842.  1. 

4)  £>er  Bericht  beö  £egeft>|>u3  über  feine  Sebenöamfe  unb  feinen  £ob, 
bei  Euseb.  h.  e.  11,23,  ift  ein  dktoebe  »on  UntoafyrfcfcetnKc&Jfcitcn;  befio  roe* 
niger  ijt  tl)m  ju  glauben,  ba§  Sacobuö  ein  Wufter  ber  jubencbjifrlicbeit  Slfcefe 
beö  jtoeiten  3a$r&.  geroefen  fein  fottte.  ©ct)roegtcr:  9lac$a|>ofrol.  3eitalt.  I. 
<3.  136  flg.  legt  ifmt  ju  großes?  ©ehncfjt  bei. 

5)  Sa  Bantabaö  ein  £ettcniji  unb  ju  freierer  Betrachtung  neigenber  Wann 
war,  barf  man  footjt  ntct)t  auö  feiner  ©enbung  auf  einen  überttuegeubeu  Sin- 
flu§  ber  ftreng  bt;arifäifd)en  Partei  feb, Heften,  wie  ©iefefer Äitt|enfleft|.  1. 1.  ©.93. 

4 


—    50    - 

unb  l)iclt  Sfario($fo  für  einen  fo  günftigen  $ftifitött$#ö| ,  baß  er 
felbft  bie  aSetfünfcigung  fortfefjte,  ja  fogar  ben  ^aulitö  t>on  £ar* 
fu8  l)cr  ftet;  jn  ^lUfc  fyolte.  3)urd;  U)re  $l)ätigfeit  würbe  bie 
©emeinbc  nort)  größer,  unb  fcfjon  erregte  fie  buret;  tt)re  3af)l  unb 
(Sigentfyümlicfyfeit  bie  Slufmcrffamfcit  beö  bcibnifrf)en  93olfee,  wel- 
cl>e6  (ie,  um  fie  r>on  ftcf;  unb  ben  Suben  3U  unterfcr/ciben,  (S.l)xu 
ften  (XQioTiavoi)  nannte.  W\t  ben  jubaifttfcfjcn  ©einernten 
blieb  fte  in  frcunblicr)er  ÜBerbinbung,  unb  bewies  ir)nen  bie  brü- 
beruhe  ©eftnnung,  a(ö  unter  (Slaubiuö  eine  £unger$notij  au6* 
bract),  burd)  äußere  Unterftü£ung. 

3nbem  bie  ©emeinbc  erftarfte,  erwacr/te  ber  Srieb,  baö  @yan- 
gelium  weiter  unter  ben  Reiben  anzubraten.  SBarnabaö  unb 
$aulu$,  alö  bie  geeignetsten,  würben  bazu  auSerfefyen.  $on 
nun  ab  macfyt  ftdt>  bie  geiftige  Ueberlegcnfyeit  beS  *J3auluö  atlma 
üg  immer  mef)r  geltenb,  unb  23amabaß  SInfeljen  (inft  gegen  ba£ 
feinige.  2)ie  gäfyrenben  (Elemente  waren  jefjt  in  U)m  abgeflärt 
unb  an  bie  (Stelle  beö  wilben  geuerö  bie  befonnene  $raft  getre- 
ten. Ü>a$  ift  »orjügüd)  bewunbcrnöwcrtl)  an  Hjm,  bafj  Weber 
©djmerj  nod;  S3egeiftcrung  ib,m  baö  fixere  9J?af?  unb  ben  bemiV 
tl)igcn  ©ebrauef)  feiner  großartigen  unb  »ielfeitigen  Gräfte  raubt. 
Sfyre  üftannigfaltigfeit  macfyt  il)n  geeignet,  baö  (Sljriftentfjum  oon 
ber  jübifcljen  Nationalität  au\  bie  anbern  überzuführen.  (Sin 
3ubc  nad)  ber  Siefe  bcö  fittlicb,  religiöfen  (SrnfteS,  ein  ©rieebe 
in  ber  33eweglicr)feit  bcS  ©etfteö,  l)at  er  gilben  unb  ©riechen  in 
bie  cr-angelifcbe  $reil)eit  eingeführt.  Talente,  welche  bei  ben 
übrigen  5lpofteln  vereinzelt  ftnb,  erfechten  bei  i()iu  yerbunben. 
93tit  berfclben  Scict/tigfeit  bewegt  er  ftd)  auf  ber  praftifdpen  33ar)n, 
nlö  auf  ber  beS  (Srfennenf,  3luf  jener  machen  il)n  feine  Siebe 
unb  ©etbftüerleugnung,  feine  raftlofe  £l)ätigfeit,  feine  33cl)arrli<#* 
feit,  baö  ©efer/irf,  womit  er  bie  serfduebenartigen  $tfenf<$en  unb 
3uftänbe  bel)anbclt,  bie  2Bar)rneljmung  be£  rein  9flenfd;ticr)en  im 
@()riftlid)en,  bie  3ärtlid;feit  gegen  ben  (Einzelnen  neben  ber  feften 
Seitung  beö  Sltlgemeinen,  bie  gleiche  SBürbe  öor^djen  unb  Sfcie? 
bereit,  zum  dufter  aller  Sftifftonäre.  9Son  biefem  irbifdt)en  ©e* 
biet  ergebt  er  ficr)  wofyl  31t  trunfenem  ©d?auen  ber  £errlid)feit 
©ottcS,  häufiger  aber  v-erfnüpft  er  burd>  biafeftifebe  £unft  ben 


—     51     — 

SBcltlauf  mit  ben  göttlichen  ^eitögebnnfcn,  mit  einer  ^errfd^aft 
über  bie  ©egenfafse,  bie  i()n  jum  ©rünber  d)rift(id)er  3Biffenfd;aft 
mad)t,  unb  mit  einer  alle  3eiten  erfd)ütternben  @ema(t  ber 
$rebigt. 

Obgleich  er  c8  befonberö  auf  bie  Reiben  abgefefycn  fjatte, 
befolgte  ^aulug  bod;  gan$  regelmäßig  baö  SBerfafyren,  ftd)  erft 
an  bie  Suben  31t  wenben,  tfyeiiö  um  \fyc  ()iftorifd)eö  33orred)t  an 
baS  mcffianifd)e  Oteid?  nicfyt  ju  beeinträchtigen,  tfyeilö  um  burd) 
^ermittelung  ber  *}3rofeh;ten  an  bie  Reiben  511  fommen  l).  31  m 
t)äufigften  unb  längften  befugte  er  größere  ©täbte,  ofyne  beöfyalb 
baö  Sanb  gan$  ju  verfäitmen.  3)te  erfte  Steife  machte  er  mit  - 
23amabaö  über  Covern,  (von  wo  Sarnabaö  ftammte) ,  nad;  ^am- 
pfyylien,  ^iftbien,  bis  naefy  £>erbe  in  Styfaonien,  unb  jurücf  nad) 
?lnttod;ia,  welche  atö  bie  Metropole  ber  £eibend;riften  betrachtet 
warb  unb  wo  fte  eine  3icmUd)e  3eit  verteilten.  2ßaö  von  bem 
Uebertritt  ber  .^eibencfmften  naefy  ^erufalem  verlautete,  erwerfte 
bie  (Siferfndjt  ber  vt)arifäifd;en  Gifyriften.  3§nen  war  bie  9tad;* 
giebigfeit  beS  23amabaö  nid;t  genehm  gewefen,  unb  fte  fanbten 
jefct  einige  auö  ifyrer  93?itte,  bie,  fid)  für  Beauftragte  berSIvoftel 
unb  ber  ©emeinbe  auSgebenb,  von  ben  Slntiocfyenern  bie  2hinat)me 
ber  23efd;neibung  verlangten,  ©ie  verfemten  baburd?  bie  unbe* 
fangen  lebenben  ,£eibend)riften  in  nidjt  geringe  Unruhe,  unb  wie* 
wof)l  ^audtS  unb  23arnabaö  eifrig  für  bie  greiljeit  berfelben 
ftritten,  erfannte  man  eö  bod;  für  t>a8  9iätf)lid)fte,  baß  beibe 
nad)  3erufalem  reiften,  um  eine  SSerftänbigung  mit  ben  übrigen 
Slpoftctn  ju  bewirf en.  (£6  gelang  ifynen  leicht,  bie  $f)ei(naf)me 
unb  3ujnmnmng  ber  ©emeinben  in  ^f)öni$ien  unb  Setmaria,  bie 
fte  berührten,  ju  gewinnen,   in  ^erufalem   aber   ging   cö  nidjt 


1)  gern  iji  ber  Stpoftelgefdnctjte  bie  £)<u'jretluug,  rockte  Dr.  23<utr  U)x  fcet* 
inifjt,  beiß  Paulus  bie  ©elangung  beö  (hwtgeliums  ju  ben  Reiben  »on  feiner 
3urücfroeifmtg  burc|  bie  3uben  abhängig  gemalt  fmoe.  93gl.  c.  13,  46. 
Sbenfo  fern  ber  ©elujrbrtrfrellung  beö  3>nulu$  bie  a>ovfreUuttg  wn  feinem  23c« 
ruf,  Welche  23nur  für  bie  bem  £eibeti<tpofrel  erttfyretycnbe  frfft;  bnfj  er  fidj 
nuöfc^(iefli(|  an  bie  Reiben  ju  rcenben  t)ak.  SKkö  $aulu3  im  SWmerbricf 
son  bem  23er(;nUni§  ber  brei  Religionen,  rociö  er  I.  Sor.  9, 19  flg.  v>on  feinem 
eignen  23erfmlteu  fagt,  ftimmt  mit  ber  23efcl;reibung  ber  Styojrclgcfcf».  übereilt- 
©ie  giebt  nur  bie  faftifc£)e  £)urcbjül)riutg  ber  bort  mtögefr-rocljencit  yrinct>icit. 

4* 


—     52    — 

ofync  lebhaften  Äampf  ab.  2)enn  bie  ge|~e£licb  ftrengfte  Partei 
wiederholte  fjier  bie  gorberung,  bafj  bie  |>eibencbriften  ganj  in 
ben  ©tanb  bev  *}3rofeli;ten  ber  ©crecfytigfeit  eintreten  müßten. 
9?acbbem  *$etru6  r>or  ber  öerfamtneltcn  ©emeinbe  im  ©innc  beö 
*]3au(u$  unb  33arnabaö  gcfprocben  unb  biefe  nacb  ifim,  erbob 
flu)  ^acobuS,  erfannte  baö  im  göttlichen  Diatfyfcbfufj  begrünbete 
Stecht  ber  Reiben  an  ba3  mefjtanifdjc  $eid)  an,  nur  verlangte 
er,  ba£  fte  um  beö  ftriebenö  bitten  ftcb  beS  ©enuffeö  beö  Opfern 
fleifcfyeS,  erftirfter  Spiere,  beö  35(uteö  unb  ber  Unjuc^t  enthalten 
follten.  ^auluö  lief  eö  gefdjjebjen,  ebenfalls  um  beö  griebenö 
willen;  unb  mit  einem  35riefe,  ber  bie  SBefcbluffe  entlieft,  »et* 
fefyen,  unb  üon  $mei  9)?ttgliebern  ber  ©emeinbe  jur  53eftätigung 
begleitet,  f ehrten  bie  Slbgeorbneten  nacl)  2lntiocbia  juruef ').  Sie 
»erfebiebene  23eruf6art  unb  Neigung  ber  Slpoftet  ließ  eö  ^wed- 
mäßig  erfdjcinen,  bie  ©ebiete  ber  Sbütigfeit  31t  tbeilen;  bafjer 
sßauluö  bie  2lnwcfcnr)cit  in  ^erufalem  ju  ber  Uebereinfunft  be- 
nutzte,  bafj  er,  wie  biSljer,  fifb  ben  fyeibnifcben ,  bie  anberen 
SIpoftet  fiel)  ben  jübifeben  ©egenben  jtnvcnbeten2).  23alb  barauf 
unternahm  er  bie  jiveite  ÜRiffionöreife  (2Ipg.  15,  36—18, 
22),  niebt  in  Serbinbung  mit  Söamabaö,  ber  abermals  Qtypirn 
befugte,  fonbern  inbem  er  ben  ©ila£,  einen  ber  Segleiter  von 
3erufatem  ber,  weld)en  bie  Oiegfamfeit  ber  ©emeinbc  t»on  Slntio- 
$ia  bort  gefeffett  fjatte,  unb  ber  bureb  $raft  ber  9tebe  unb  fon* 
ftige  ©aben  geeignet  festen,  $ur  Unterftütjung  fyinjunafjm.  ßr 
befud)te  feine  früheren  (Stiftungen,  befeftigte  unb  erweiterte  fte. 
3n  Styfaonien  lernte  er  £imotr)eu3  fennen,  wählte  if)n  31t  feU 
nem  @el)ülfen  unb  lief?  i()n  befebneiben,  um  bie  (Sinroirfung  auf 
bie  3ubcn  ntct)t  ju  fyemmen.    Sie  jogen  bureb  ^l)n;gien,  ©ata* 


1)  Sßenn  ©a(.  c.  2,  ftie  fytfdifr  Jvabrfcfcctnticb  tft,  öort  berfelbcn  Steife  na* 
Serufalem  geljanbeti  toirb,  fo  Itegeit  ähnfcfyen  if)r  unb  ber  23efef>rung  nndj  ©nl. 
1,18.  u.  c.  2,1  14-17  3at;re. 

2)  ©in  feinblidjeö  23erl)ältnij3  bcö  ^aulu£  ju  QJerruö  unb  ben  übrigen 
Styofteln,  hrie  eö  na<$  bem  Vorgänge  »on  Dr.  23aur  mehrere  eingenommen 
fyaben,  ftirb  burd)  bie  Teilung  ber  üftiffion^gebiete  feine^wegsS  fcorauögefeftt. 
Unb  ber  ©al.  c.  2  ertoäfmte  «Streit,  tr>elc$em  in  älterer  unb  neufter  $tit  »iel 
ju  große  SDicfytigfeit  beigelegt  toorben  ift,  belveift  grabe  eine  anbertveitig  be- 
fteftenbe  (Sinigfeit. 


—       00      — 

tien,  s)Jh;ften,  £ron8j  von  bort  fingen  fie,  unb  mit  itjncn  8  ucaö, 
C&p'g.  16,  10)  nad;  sJD?acebonien  über,  5ßäüiüö  befugte  flippt, 
'Xfjeffatontcf;  r  2ltl;en,  blieb  18  Monate  in  Äottntjjf,  weil  er  f)ier 
eine  t>or3iicjücl;e  (Smpfänglidjfeit  gewährte,  berührte  auf  bei  9tücf? 
reife  (SpfyefuS,  unb  ging  über  Gäfarea  unb  3erUfä(etti  nad;  Sin- 
tiod;ia.  3)ie  £f)eilna()me  an  bem  ©ebeif;en  feiner  ©emeinben 
lief*  il)n  nid;t  fange  raften;  er  l)atte  ben  (Spbeftem  einen  jweiren 
Scfud;  »erfprocr)en  unb  Verweilte  auf  biefer  brüten  3teife 
2  3af)re  unb  3  Sftonate  unter  ir)nen;  mad;te  von  bort  aus  eine 
ÜBtfttationörcife  burd;  ©rieci)enlanb,  unb  braute  brei  Monate  in 
Äorintt)  ju.  £)enn  biefe  ©emeinbe  erforberte  vor  anbern  feine 
Slufmerffamfeit  wegen  ber  (Spaltungen,  welche  eingeriffen  waren '). 
2)en  Dtücfweg  naljm  er  über  9J?acet>onien,  Sroaö,  lanbete  in 
sJO?ilet,  ließ  bie  *)jre6bi;teren  von  (Spfyefuö  bafyin  fommen,  unb 
fd?ieb  von  ifynen  mit  ber  fd;mer$tid;en  Slfnutng,  baß  man  fid; 
äum  legten  5Ö?ale  fef;e.  3n  Serufalem  angefommen,  erteilte  er 
in  ©egenwart  be6  Sacobuö  unb  ber  *}3re3böteren  23erid;t  über 
feine  (Erfolge.  @r  würbe  mit  freubiger  3uftinmiung  aufgenom* 
men,*unb  jene  vier  ©efefce  von  neuem  alö  genügenb  für  bie 
£eibend;riften  anerfannt.  2llö  $auluö  ^eu  Tempel  befucfyte,  er- 
fannten  u)r  einige  aftatifdje  ^uben  unb  riefen  baö  Soll  auf 
gegen  ben  3«ftöw*  beö  @efe$egbienfte$.  3)er  römifd;e  Tribun 
entriß  ifyn  ber  £obcögefa()r,  unb  fanbte  tt)n  bem  ^rofurator  gelir 
in  (Safarea  ju,  ber  in  ber  Hoffnung,  baß  $autu6  ©elb  für 
feine  Befreiung  anwenben  werbe,  ü)n  2  Safyre  gefangen  fyielt, 
unb  feinem  9?ad;fo(ger  geftuö  unterließ,  geftuö  fd;itfte  ifjn  nad; 
3Jom,  ba  93auluö  an  ben  Urtfyeilfprud;  beö  ^aifcrS  appellirte; 
in  9tom  blieb  er  2  3at)re  in  einer  ©efangenfcfyaft,  bie  frei  genug 
war,  um  3uben  unb  Reiben,  bie  31t  if)m  fameu,  baö  ßvange; 
(tum  ju  verfünben.  23crmutl)lid;  ift  er  enblid;  (o3gefprod;en,  t)at 
nod;  einmal  ben  Orient  unb  aud;  ben  ferneren  £>ccibent,  vielleicht 
Spanien,  bcfud;t,  unb  ift  nad;  einer  sweiten  ©efaugcnfcfyaft  in 
ÜHom  nod;  unter  9?ero  t;ingcrid;tet  worben2). 

1)  cf.  23aur:   bie  Gtmfhtöpartci  in  Äotinty.   Sübing.  3eitfd>v.  1831.  4. 
•Scfyenfeh  De  ecelesia  Corinthia  primaeva.  Bas.  1838. 

2)  Die  ©efangenfdjaft,  i?on  ber  bie  Styofrelg.  fccrictytct,  Frintt  nid)t  itcicfy 


—    54    — 

©egen  baö  (Snbe  bev  paulimfäen  SBirffamfeit  traten  aucr; 
^etruö  unb  3acobuö  ber  jüngere  »om  ©d&aupfafc  ab.  $on 
bem  fpateren  Seben  be3  ^etntö  ift  aufjerbem,  u>a6  2lpg.  15  nnb 
im  ©alaterbrief  c.  2  berichtet  nnrb,  SlutfyentifcbeS  nur  au3  ben 
?Jnbeutungen  beö  erften  SBriefeß,  ber  feinen  Tanten  tragt,  abju* 
nehmen;  baß  er  namütf)  in  ben  öftlidieren  ©egenben,  \vk  in 
23atn;lon,  (I.  ^etr.  5,  13)  tfyätig,  bod)  aueb,  mit  ben  ©emeinben 
üon  Äteinaften  wenigftenö  in  fctyriftltc^er  $krbinbung  gewefen  ift. 


bem  3at)re  64  enbigen;  benn  in  bicfeS  fällt  bie  neronifdte  Verfolgung,  wckfoe 
ben  Paulus  ntebt  »erfc^ont  tjatte,  wäre  er  noü)  in  9t om  gewefen.  ©cj5t  man 
baS  Snbe  fpötefteuS  63—64,  fo  ift  ber  2lnfang  ber  (Siefangenf^aft  in  Säfarea 
fpateficnS  59  —  60.  Die  (Jntfefcung  beS  gelir  giebt  fein  genaueres  Werfmaf, 
als  bafj  fie  nidjt  nad)  62  erfolgt  fein  f'aun,  weil  fein  33ruber  fattat  i(;n 
burdj  gürbitte  bei  9?ero  oor  Weiterer  Scjirafung  rettete,  (Joseph.  Arch.  20, 
8.9)  ber  62  fclbft  öon  9?ero  »ergiftet  warb  (Tacit.  Ann.  14,  65).  ©.  «Rean« 
ber  ©efdj.  b.  ^flanj.  u  f  W.  ©.  493.  Da  bie  neroniferje  Verfolgung  jebeu* 
falls  nid;t  weit  oom  3"tpunft  ber  ©efangcnfdjaft  entfernt  War;  ba  man  üon 
ber  fpüteren  £t)ätigf'eit  beS  Paulus,  bie  fiel)  über  ben  Orient  nnb  ©eeibent 
erfrretft  bjaben,  unb  mit  großen  Bewegungen  in  feinen  ©emeinben  jufammeu* 
getroffen  fein  miifjte,  nicljt  geringe  ©puren  erroarten  barf,  fo  ergeben  ftd} 
gegriinbete  SBcbenfen  gegen  bie  9lnnar)me  einer  SoSfpredjung  unb  ^Weiten  ©e* 
fangenfdjaft.  Slber  anbrerfcitS  finb  bie  Wenn  aud)  bürftigen  3*WjJ,nt|[t  fcflfür 
burdmuS  nid)t  genügenb  befeitigt.  "Denn  ber  jweite  23r.  an  Sttmorfy.  ifi  Weber 
als  unecht  erwiefen  (perfudjt  ».  23aur  Äritif  ber  fogen.  ^aftoralbr.),  noefj 
füglid)  in  bie  bjftorifdmt  23erl)ültniffe  ber  befannten  römifdien  ©cfangenfdjaft 
einzureiben,  ©ben  baljin  führen  bie  SEortc  beS  Siemens  s.  9?om  ad  Cor.  I, 
5:  6  ITavXo; —  sniäxig  öedfAu  (fonsaag,  (pvyadsv&slg ,  Xi&ua&slg,  xfJQvi 
ysvo^iivog  sv  TS  TJJ  civctTolfi  xal  tv  7;"}  övatt ,  —  diy.nioaüvr]v  öiöciiag 
oXov  jov  y.6a/.iov  xa\  in\  ro  tioutt  rr\g  övanog  tX&wv ,  y.cti  fjagivniqoag 
Inl  Tüjv  riyov/.iivoiv ,  ovrwg  Kni]lläyi]  tov  xoötfoy.  jDetUt  ber  3lu^brud 
inl  76  Ts'Qfxa  tfjg  dvoecog  fann  einfacber  Söeifc  niebr  wie  öon  23aur 
a.  D.  ©.  63  in  bem  ©inne:  ba^  Qiü  (beö  Paulus),  btö  im  SBeften  lag, 
aud;  nidjt  (mit  9tiebner  ©efd;.  b.  djr.  Ä.  ©.  105)  ate  *etn  ©tanbpunft  ber 
Äorintl;ier  gefagt  unb  auf  9tont  bejogen,  fonbern  nur  öon  einer  oon  9tom, 
bem  Drte  fceö  Siemens,  weit  gegen  3B.  gelegenen  ©egenb  i>erfianbcn  Werben. 
Die  ©teile  cutfjält  aud)  ju  bc^immte  bifrorifdje  3(ubeutungcn,  aU  bap  man 
fie  (mit  Seiner  33ibl.  9JealWörterb.  ©.  260)  lebiglid;  für  eine  rl)etorifd;e  2lu^- 
fül;rung  ».  fRom.  15,  19  u.  28  anfeilen  bürftc.  3(i  *Pauluö  über  Stalten  l)in= 
ausgenommen,  fo  ifi  er  aufy  aus  ber  £aft  befreit,  bann  abermals  gefangen 
unb  naefj  ber  Ueberlieferung  nod)  unter  9?croS  9lcgierung  in  9?om  Eingerichtet 
worben.  ©.  ben  genannten  ©egneru  ber  jweiten  ©efangeufdiaft  gegenüber 
bie  SJcrtEcibiguug  bef.  ö.  ??canbcr  ©cfd;.  b.  ^flanj.  ©.  531  flg.  ?lud;  ©iefcler 
Ä.  ©.  I.  ©.  99. 


—    55     — 

(Sine  €nige  beö  ^weiten  ^afyrfyunbettö  laßt  ifyn  tuid;  dioin  reifen 
unb  bort  ben  sJDcmh;rtob  leiben.  3f)ve  frühe  unb  große  SSerbreU 
tung  fpvic^>t  für  bie  SBafjrfyeit,  wenngleich  bie  befonberen  Um. 
ftcinbe,  welche  man  mit  il)r  in  3vLfatßm®Sfym%  fefct,  fo  iweifel? 
fyaft  ftnb,  baß  and?  gegen  bie  3uöertäfftgfeü  bei-  ©runbtfyatfacbe 
33ebenfen  entfielen  l). 


1)  (Sternen!  &  9tom.  I,  5  vebct  öom  Wävtyvtübc ,  nber  iitc^t  üom  Drtc; 
bie  Praedicatio  Pauli,  angeführt  im  Lib.  de  non  itcrando  baptisin.,  rebet 
som  3uf(*«tttte.ntre,ffett  teö  $etru£  unb  ^aulta"  in  SBom,  in  iutt)iftovifd)cr  S8e= 
fd^retbung,  unb  ift  ber  Gnttfkfniugtfjcit  naefy  ju  ungeim'jj  (©icfelcr:  riuä  bem 
Wnfrtitg  bed  jtoeit.  Sabrf).).  Dionys.  Corinth.  150—175  im  23r.  n.  b.  9ctfm. 
bei  Euseb.  II,  25  fagt  ü.  $etr.  unb  ^aul. :  Id/Lttpa  xal  th  i^v  r^nj^ap 
KÖqivOou  (fvTevouvitg  fyu«?,  6tuoi(og  iiS.ißct^aVj  duoiws  ös  xal  tig  n}v 
'lialiav  0/.100S  Siäa^ayres ,  t/uatjtuntioav  tig  tov  uviof  Xttipov.  Ircnaeus 
(176  — 177)  adv.  ha  er.  HI,  1:  tov  IIstqov  xal  tov  llavkov  £y  '/'w^ji 
&unyythi£olusvcoi'  xal  Oe^eliovvTwv  ii]v  ixxkrjaiay.  —  Tertullian  pracscr. 
haeretic.  c.  36.  Felix  ecclesia  —  ubi  Petrus  passioni  dominicae  adacqua- 
tur,  ubi  Paulus  Joannis  exitu  coronatur.  Cajus  Rom.  (Euseb.  II,  25)  iäy 
Dikrjajji  üntXSily  tnl  ibv  Bcaixavbv  rj  Inl  itju  odbv  t^v  'Oortav, 
tvoqottg  iä  Toönata  iwv  TaiTi]v  Idovattfiirtav  ixxX.rjGtay  (ber  »typ.  *Pctr. 
U.  $rtltl).  Origen.  (Eus.  III,  1)  IliiQog —  a'ytoxoXoTita&t]  xarit  xs(p«lqs 
ourcos  äiuöoctg  naötiv.  —  Sie  Sntjrcbuna  bev  ©age  ift  niebt  I)tnlängltd) 
erftärt  ctu3  I.  $etr.  5,  13,  too  23abijlon  ctuf  9tom  gebeutet  ttntrbe;  aueb  niebj 
au$  ber  ©age  öon  bem  Slufcntbalt  ©imon  bc£!  9)?agier£  in  dtom  (Justin. 
Apol.  2,  p.  69),  unb  bem  bort  fortgcfcl^ten  Ämnbfe  mit  ü)m;  ebenfo  niebt 
att§'  bem  bjerrtrebifeben  ©treten  ber  römifeben  SBifcböfe,  benn  (ie  ijt  älter,  aiß 
biefe  Seubenj.  Säur  (3: üb.  3eitfcb.  f.  £ß.  1831.  £.4;  ©er  2lp.  SPctr.  in 
3fam)  leitet  fie  ctu3  bem  ^arteiintereffe  ber  remifeben  Subcncbriftcn  <\b.  ©oll 
babei  nber  bie  SiKignng  ber  ^tutliner  erHärlicb  »erben,  fo  muj)  wcuigftenß 
nicCjt  ber  febarfe  ©egeufatj  jtmfcben  beiben  ©tatt  gebabt  baben,  ben  Saux 
»orauSfefct.  Sgl,  ©icfeler  Ä.  63.  I.  ©.103.  9?eaubcr  (©efeb.  b.  QJflans.  II. 
©.600  flg.)  balt  für  möglieb,  bnjj  bie  ©agc  auci  bem  firebtieben  Sntereffc  ent* 
f^rungen  fei,  ben  ÖJegenfnl}  jiiufct)en  beiben  Styoflcln,  ben  bie  ©uoftifer  be 
()fluptetcu,  dö  unl)iftorifdj  barjuftetten.  Wim  mujj  befennen,  bn§  bie  weite 
Verbreitung  febon  im  2ten  Snljrl)-  fiel;  '1in  gcnügenbfleu  burd)  3uflc^cn  tci? 
gaftumö  evltärt.  ä>crtl;cibigt  (jaben  bnffelbe  in  neuerer  3"t  yornel)mliel) 
Srebner  ((£inl.  in  b.  9?.  X.  1.  II.  ©.628).  Stcef  (©tnb.  u.  5lrit.  1836.  4.). 
Dtebflufen  (Sommentar  j.  9tömerbr.  @inl.  ©tub.  u.  Ärit.  1838.  4.).  ©icfclcv 
Ä.©.  I.  ®.103).  Frid.  Wiudiscbinann  (Vindiciae  Pctrinae.  Ratisb.  1836). 
iBeflritten  ifl  eö  »on  Sicbljorn  (@inl.  in  b.  9i.  %.  I.  ©.  554).  23aur  (lübing. 
3citfd).  1831.  f>.4.  1836.  $.3.  Ucber  beu  Urfpr.  beö  @pi^coj>ftte«  ©.43). 
3toeifeInb  äufjern  fiel;  253incr  (3{crt(iuövt.  II.  281)  ^eauber  a.  a.  D.,  hult 
jener  mcl)r  bngegen,  biefer  mebv  bafüv;  unb  ^iebner  (Ä  ©.  ©.  107  fta ) 


-     56     — 

2)er  efyrwürbige,  :patriard)alifci)e3acobuö,  ber ^erufalem  nie 
»erlief,  ftarb  nad)  ber  Slngabe  be6  3ofefc()u6  im  3-  63,  auf  23e* 
feljl  beö  £of)enpriefterg  SlnanuS,  eineö  (SabbucäerS,  gefteinigt l) ; 
nad)  bev  in  ber  SluSmalung  be6  Sobeö  feljr  unjiwerläfftgen  3)ar* 
ftetlung  be6  ,£>egeftpyu$  um  69  n.  G>t)r. 2). 

933a3  Serufalem  für  3acobu$  unb  bie  3ubcncf?riften  war, 
fonnte  eö,  nadjbem  bie  ^eibenc^riften  bie  Ueber,jal)t  geworben 
waren,  nidjt  met)r  für  bie  gauje  $ird)e  fein.  3)ie  3^"ftörung 
ber  ©tabt  unb  beö  Sempelö  (70  n.  (£§.)  fc&lief  t  tiefen  Slbfcfcnitt. 
2)ie  Gtfjriften  f ollen,  burcb  ^ror^etenftimmen  gewarnt,  ftc^>  nad) 
spefla,  öftlid)  üom  Sorban,  geflüchtet  l)aben3),  fpäter  aber,  jum 
Ztjc'ü  wenigftenö,  jurücfgefefyrt  fein.  2luf  ben  Uebertritt  ber  3u* 
ben  t)at  bie  Äataftropfje  feinen  merflid)en  Gnnflufj  gehabt. 

3.    2)ie  Seit  beö  3ot)anne8. 

9?ad;  ber  3wftörung  3erufalem8  ftnb  ^3l)ilippu0  unb  3o- 
fyanneä  bie  einjigen  Slpoftel,  bereu  SBivffamfeit  juverläfftg  be* 
jeugt  ift;  bie  fpateren  6d?icffale  ber  übrigen  ftnb  tton  ber  @e* 
fcfyidpte  tterfd)wiegen ,  öon  ber  (Sage  aber  beßo  mel)r  au6gefd)mücf:t. 
*)3l)tlifcpuö  ftarb  in  ^iercjpoliS  in  ^^rögten  4).  3ol)anneö5) 
fctyeint  bei  ber  legten  befannten  2lnwefent)eit  beS  ^auluö  in  3e= 
rufalem  nidjt  bort  gewefen  ju  fein  6),  unb  Ijiett  ftd?  nad;  ^auluö 
£obe  bauernb  an  ber  fleinaftatifd?en  Äüfte,  in  (SpfyefuS,  auf7). 


1)  23orauggefe£t,  bflfj  Jos.  Ant.  XX.  9,1.  ö  "Avavog  vofxiaccg  ex&iv 
xcttQov  imirjötiov  Jn<  ib  Tt&vcivcu  fitv  cPfjaroy,  *AXßivov  6t  tu  xuiä 
%r\v  bShv  vjiäQ%£iv ,  y.a&i££i  awiÖQiov  xquwu,  xcu  7iaQctyay(av  itg 
ccuiö  [%bv  aSiXtfdv  'Itjgov  rov  Xfyo{j.£vov  Xgiajov  'lüxwßog  ovofttt 
avjcp  x«i]    uvctg  [htQOvg^    (vg    7ictQ<tvoiAT}odtTU)V    y.tariyoQiav   notrjoc'c- 

fjivog,  nuQidwxs  Itvo&qao/nevovg  —  mit  ober  ebne  Snterpolatton  ft'cb.  auf 
Sacobuö  begieße. 

2)  Eus.  h.  e.  II,  23.  »gl.  III,  11. 

3)  Eus.  III,  5.  Epiphan.  de  mensur.  et  ponder.  c.  15. 

4)  Euseb.  3,  31.  5,  24.  bie  Angabe  be$  55olt>frate3  öon  ßpbefuö;  jum 
Xtjcil  eine  23erroccb3lung  mit  bem  ©tafonuö  $b-  cf-  Act.  21,  8. 

5)  ©.  £ücfeö  Kommentar  jum  So.  3ob-  ©tnlett.  §.  2. 

6)  gjfll  Act.  21,  18  flg. 

7)  Iren.  adv.  haer.  2,  39.  3,  1.  3.  Polycrates  1.  1.  3»9e  «wo  feinem 
bertigen  Sieben  ftnb  bie  Begegnung  mit  Scrintb  Iren.  3,  3.  28.  cf.  Euseb. 


-     57    — 

,£>ier  fott  er  bis  jur  9tegierung^eit  beö  Srajan  gelebt  Ijaben  l ). 
(Sc  ift  eines  ruhigen  £obeö  geftorben,  unb  wenn  er  SDtartyr  ge* 
nannt  wirb,  fo  gefc^ie^t  eö  gemeiniglich,  nur  mit  SBejieljung  auf 
eine  Verbannung  nad)  ^atmoö,  t>ie  ein  nicfyt  ftd)er  31t  begrün- 
benbe6  gaftum  bleibt2).  2)er  ©runb,  weöfyalb  SofyanneS  Älein* 
aften  sunt  ©i£  feiner  SBirffamfeit  wählte,  lag  barin,  baß  biefe 
©egenben  bamalö  ben  wichtigsten  Stjeil  ber  Äircfye  ausmachten. 
2)ie  (Sfyriften  waren  f)ier  jaljlreicD,  grie$ifd)e  Sßilbung  unb  9ieg- 
famfett  bee  ©eifteö  jeicfynete  fie  vor  anbern  auö,  fte  waren  aber 
wegen  tfyrer  vielfeitigeren  23ebürfniffe  um  fo  leichter  ben  23erfülj* 
rungen  CJ3ceiö  gegeben,  jumat  benen,  welche  burdb.  93orfviegetung 
tiefer  ©Refutationen  anlocften.  3)ie3  SllTcö  machte  eine  Seitung 
burcty  eine  große  avoftotifd)e  Slutorität  nötf)ig.  Unter  ber  333irf* 
famfett  beö  ^auluö  Ratten  ftd)  bie  ©egenfä^e  biö  $u  (Srtremen 
auögebilbet:  vfyarifäifclpeö  ©a^ungöwcfen  unb  2lnttnomi6mu3, 
S3uc^ftäblicl;feit  unb  ibeatiftifcfje  ©Refutation  ftanben  einanber  ge* 
genübcr.  3of)anne3  war  vermöge  feinet  meljr  auf  baö  Snner* 
lid)e  unb  2BefentUcf)e  fcfyauenben,  gegen  bie  äußeren  formen  ver* 
fyaltnißmäßig  freien  ©eifteS,  unb  burd)  feine  Siebe  vor  anbern 
geeignet,  ©egenfa&e  auf  beut  einigen  ©runbe  ber  2ßaf)rf)eit  31t* 
fammcnjufyatten.  (SS  ift  baö  6f)arafteriftifc^e  für  feine  3eit,  baß 
bie  in  ber  £irct;e  fortwirfenben  (Sigentt)ümlicf;feiten  ber  fyauvt* 
fitcpcOften  Slvoftet  einerfeitö  jwar  ju  (Sinfeitigfeiten  entfteflt  wer* 
ben,  bie  ftd)  auöfcb, ließen,  anbrerfeitö  ftcb;  mefyr  verfeineren. 
3of)anneö  l)at  bie  burd)  innere  ©djwanfungeu  unb  äußeren  iDrutf 
beunruhigten  ©emeinben  burd)  verfönlid)e  23efud)e  befeftigt  unb 


4,  14;  bie  belbenmütfyige  Siebe,  mit  ber  er  einen  Süngling  für  ba$  <5»angc* 
liunt  rettet  Clem.  Alex,  t£g  6  acoCö/uevos  nXovaiog  §.  42.  ed.  Pot.  p.  959; 
bie  Srmatmung  be£  ©reifet  an  bie  ©emeinbe  Hieron.  Comm.  ad  Gal.  6. 

1)  Iren.  haer.  2,  39.  3,  3. 

2)  Iren.  haer.  5,  30.  Euseb.  h.  e.  3,  18  öergl.  Chronic,  beim  14.  dtt- 
gier«ngöjat)r  DomiticutS  »erlegen  bie  3«*  *>*$  @ri(ö  unter  biefen  Änifer; 
anbre  unter  9?ero.  23ießeic|t  ijt  bie  gemje  ©age  »cranial  burd;  bie  2lu£le. 
gung  »on  Apoc.  1,  9.  Slber  biefe  ©eutnng  unb  nod)  mefjr  bie  jel)anucifcf;c 
Slutbentie  ber  2tyofah;pfe  ift  unertm'efen.  2lußgcfd)mücft  erfdjcint  bie  ©age 
bei  £ertutlinn  Praescr.  36  unb  ©pateren;  am  meiflen  in  ben  Act.  Johann. 
Sgl.  Sücfe  Zinkit,  in  b.  Dffcnbnr.  3obnnn.  ©•  404  flg. 


-    58    - 

burci)  ßittjfefcung  bewährter  93orftel)er  georbnet.  2)e6  ^auluö 
©Triften  unb  feine')  fyaben  ben  ©runb  ju  einer  frühen  firctylU 
d?en  Sitteratur  in  $(einaften  gelegt. 

9?eben  ifjm  ift  3ot)anne8  ber  *ßre8bi;tev  ein  angefefyener 
äßann  in  ben  ©emeinben  jener  ©egenb,  bem  Seinamen  nacfy 
einer  ber  &orftef)er,  »ieüeicl;t  in  (Spt)efuö ,  wo  man  fein  nnb  beö 
2lpoftel$  ©rab  geigte2). 


oweiUs  Capitel. 

£5ie  gformcit  bc$  ©cmemlebeitS;  btc  Anfänge  bev  33ev* 

faffung. 

Blattei  ©efcbicl;tc  ber  cbriftl.  ©efellfcbafk^erfaffung.  fcatmoö.  1803-1809. 
5  23be.  58.  I.  9t.  9tot&e  bie  Slnfäuge  ber  cbriftl.  Äircbe  u.  ibrer  33erf. 
SBittenb.  1837. 

1.  2)ie  Oemeinfdjaft  ber  ©üter3).  3n  ber  jungen 
©emeinbe  war  bie  wecfyfelfeitigc  Siebe  fo  eifrig,  bafi  eine  2tu& 
gleicfyung  ber  ^ifwerfyättniffe  beö  33eft£eö  «Statt  fanb,  inbem, 
wie  bie  Slpoftelg.  4,  32  fagt,  niemanb  etwaö  twn  feiner  £abe 
al3  fein  betrachtete,  fonbern  afle£  gemeinfam  war.  ögl.  3}.  34.  35. 
gür  fief;  allein  genommen  fc^einen  biefe  2luöbrürfe  ein  ©emeingut  311 
bejeicb,nen,  welc$e3  jeben^ri»atbeft^  auöf<$liefjtj  aber?lnbeutungen, 
wie  fte  in  5,  4  unb  12,  12  liegen,   beweifen,   bafj  jene  nid)t  in 


1)  Die  Qfcbrbftt  bcö  e»attgeHum$  leugnet  ©traufj;  nacb  ibm  23 <tur: 
über  bie  Sompofitton  unb  ben  £b«r«fter  beö  ia$atutetf$en  Sünngeliumö;  unb 
@  Regler:  baö  n«^a|?o|roI.  3ett«Uer.  IL  «S.350  flg.  Die  Slbleihtng  bef* 
fetten  aus  einem  tton  r)eibencbriftlicbcr  ©ette  au^gebeuben  3Sermütlungö»er* 
fucfye  einer  SWenge  fcon  bof'trinetlen  unb  rituellen  ©egenfeitjen  um  bie  2J?itte 
be3  jtoetten  3al)rb.  fübrt  ju  einer  monfhöfen  SBerfimjrelung  feiner  großarti- 
gen Öinfacbbcit  unb  jur  toülfürltcbjten  23efcitigung  ber  sablreicbcn  <E|ntren, 
welche  bie  frübere  Suttmtflung  beö  2.  3ciljr().  aufweijt. 
J&.itfiftiWj*  2)  ©ueriefe  beitrage  jur  Sinleitmtg  in  b<*6  9t.  £.  bat  beibe  Männer  ju 
ibentifteiren  gefugt,  mit  febr  unerbeblicbctt  ©rünbett.  Sie  Werben  beutlicb 
unterfebieben  bureb  $)a|Hrt$  i(i  Euseb.  h.  e.  III,  39. 

3)  Mosheini   de  vera  natura   communionis  bonor.   in   eccl.  Hieros.   in 
Dissertat.  ad  histor.  eccles.  pertinenl.   II. 


—    59    - 

yotfer  2{(lgemeinf)eit  gelten  fotlen  1).  Ol)ne  ßweifel  beruhte  atfo 
bie  @ütergemeinfd)aft  auf  einer  ©inneinfaffe,  we(cf;e  burd)  reid); 
licfye  sJD?ittl)ei(ung  bei  begüterten  gefüllt  warb,  unb  in  welche 
mand;e,  beren  fpaterer  SBeruf  es  juließ,  ijjr  ganjeö  Vermögen 
einlegten,  ©ie  war  baö  erfte  mtpere  SRcrfmal  bavon,  bafj  bie 
nene  ©emeinbe  fid;  ^u  einer  beförderen  $örperfd;aft  abfd)liefje. 

2.  3)ie  ßf)ari3mata2).  3n  bei*  ©efammtfyeit  ber  erften 
23efenner  unterfd)eibet  fict),  abgefefyeu  üon  ber  alten  gemeinfamen, 
mit  bem  ^rincip  beö  ©taubenö  gegebenen  (Erneuerung  be6  2e* 
benö,  ein  mejjt  probuctiyer  unb  ein  me|r  receptiüer  5Jt)ei[.  3ene 
^robuctwität  beruht  auf  bem  natürlichen  gaftor  eineö  latentes, 
wa6  »om  l)ei(igen  ©eift  burcf;brungen,  juweüen  aud;  burd)  Ujn 
erft  in  £l)ütigfeit  gefegt,  unb  für  ben  2)ienft  ber  ©emeinbe  ge* 
weit)t  ift.  (Sine  auf  foldje  Söeife  bebingte  Sßtrffamfeit  beS  ©ei- 
fteö  wirb  im  9?.  %,  mit  bem  9?amen  be$  (Et)ariöma  be$eid)net. 
2)ie  (Sfyariömen  entftanben  überall,  wo  d)rift(id;e  ©emeinben  ge* 
grünbet  würben,  unter  ben  ©riechen  aber  fd;einen  fie  ttor^üglicl) 
reicfylicf)  unb  mannigfaltig  vorfyanben  gewefen  ju  fein3).  6ie 
laffen  ftd)  am  einfachen  gemäß  il)rer  22irfungöart  auf  bie  @e* 
meinte  in  (Sfyariömen  beö  SBorteS  unb  ber  %[)at  einteilen,  unb 
weiter  in  beiben  klaffen  ftdb  bie  met)r  uiwermütelten  ober  mef)r 
mittelbaren  Offenbarungen  be6  göttlichen  ©eifteö  unterfd;eiben, 
jene  iljn  mel)r  in  feiner  Trennung,  biefe  it)n  in  feiner  öotlftün* 
feigeren  £>urd)bringung  mit  ben  mcnfd)(id)en  Organen  jeigenb; 
jene  an  bie  Slnfänge  unb  heftigeren  (Erregungen  ber  ©eifteSwhv 
hingen  gefnüpft,  biefe  überge()enb  auf  bie  3t\kn  ber  (Sntwicftung 
unb  bauernb. 

a)  £)ie  @[)ari3men  be6  SBorteö  ftnb:  baö  yltöoacug  lalelv 
(ßungenreben),  womit  correfponbirenb  bie  eQ/urjvsia  ylcoaocov;  bie 
7TQoq)?]'C6ia ,  bie  ©abe  erweefenber  9?ebe  unb  ber  anoxaXvipstg; 
tihdiccxoioig  m>ev/-idTcov,\vid(f)t  ben  d;riftüd;en2ßertf)  ber  geiftigeu 


1)  Üfad-  Dr.  23auv  ibtctliffrt  bev  23evf.  bie  uvct-vifHicljc  ©emeinbe,  läßt  afccv 
bie  tt>irfU$  fyifrovifc|)e  ©eftolt  buvcpiicfeu.  £iev  rotivbc  alfo  bev  im  hieben 
unb  3?erfcf»Weigcn  fo  gefönclte  Äünftlev  <ut$  bev  Ototlc  fallen. 

2)  2301.  fteanbev  bev  (ipoftot.  Ätrcf?e  @.  232  flg. 

3)  £AUt>tfte«en  I  Cor.  12.  14. 


-     60     - 

Slenfernngen,  namentlich  beö  3un$ente1bett0  nnb  bei  ^ropfyetie  be* 
ftimmt;  feie  @abe  ber  öida%i),  womit  in  näherer  SBejiefyung  ber 
Xoyog  yj'toGEcog  unb  Äo'yog  ooeptag. 

b)  2>ie  (Sfjariennen  ber  £r)at:  bie  ÜIBunberfräfte,  evzyQi)(.iaxa 
dvw/itetov,  TsyccTiüv  (bernijenb  auf  ber  ©abe  einet  befonberS 
gefteigerten  niong);  bie  'itvßsQvifitig  (i?ird)enleitung) ,•  bie  dia- 
xovia  ober  aviilrjxpig  (©emeinbepfiege). 

(§£  ift,  wie  aus  ben  53ejeict)nungen  t)err>orge[)t,  bie  geiftige 
unb  leibliche  Pflege  ber  ©emeinbe,  worin  bie  ©nabengaben  ffäj 
beteiligen,  unb  ba  fie  auö  freiem  Spalten  beS  ©eifteS,  ber,  burefy 
feine  @d;ranfen  binbenber  ^nftitntionen  gehemmt,  fid)  über  bie 
@emeinfd;aft  ber  ©laubigen  ergoß  (ogl.  3oc(.  6.3),  entfpran- 
gen,  fo  war  bamit  eine  wed)felfcitige  (Srganjnng  unb  ein  tljaU 
fäcfytidjeö  @leid)l)eitewerf)ältnifj  gegeben.  3n  bieö  ©leicfyfyeitewer* 
Ijältnijj  gel)t  auefy  ber  reeeptioere  £l)etl  ber  ©emeinbe  ein,  weil 
ber  probnetioere  feiner  alö  ber  nott)wenbigen  (Ergänzung  bebarf. 
©o  erl)ebt  fid)  bie  @leid?f)eit  ber  9)cenfd)enwürbe  jur  @leicj)l)eit 
ber  @f)riftenwürbe,  bie  mit  bem  ©tauben  gegeben  ift.  2)arin 
liegt  ba$  neue  ^rtneip  beö  c^rtftlic£;en  ©emeinlebenö,  baö  all? 
gemeine  *J3rieftertf)um  ber  ©laubigen,  wejcfyeö  fte  alle  oon 
bem  einen  ^ot)enoriefter  @f)riftu6  abhängig  mad;t,  um  fte  alle 
öon  ber  SBeoormunbung  eines  partifitlaren  *)3rieftertl)itme3,  fei  eö 
leoittfet)  ober  rjeibnifcfy,  ju  befreien;  we(d)eö  fte  in  biefer  Slbljän* 
gigfeit  unb  greifyeit  alle  ju  felbftänbiger  £r)ei(naf)me  am  «£>eil  be* 
fät)igt.  3e  meljr  bie  ©emeinbe  baö  eigentümliche  Sßefen  beö 
St)riftentl)umö  erfannte,  befto  mel)r,  befonberö  ba,  wo  ber  ©eift 
be6  ^auluö  öorleucfytete,  betjerrfc^te  bieö  ^rineip  bie  Drganifa* 
tion  it)reö  3ufammen^üen^/  ll"b  überall,  wo  man  baoon  abwiefy, 
ift  man  alöbalb  in  bie  bebenflicfyften  3rrtl)ümer  geratfjen. 

3.  2)ic  ©emeinbeämter,  bie  inmitten  fotd;er  2lnfd)amin* 
gen  entftanben,  unterfdneben  ftd?  wefentlid)  oon  ben  alttfjeofratU 
fcfyen  baburd;,  bafj  fte  weber  einer  pritülegirten  Äafie  gehörten, 
noefy  bie  Aufgabe  einer  Vermittlung  ber  ©emeinbe  mit  ©ott  Rat- 
ten, fonbem  ber  Drbnung  wegen  eingerichtet  unb  nad?  perfön* 
liebem  33eruf  unb  oijne  dmftlid;e£  93orred?t  übertragen  würben. 
Gfjriftuö  felbft  l)at  fein  bcfonbreS  fircfylicfyeö  Slmt  geftiftet,  er  r)at 


—    61     - 

nur  bie  Slpoftel,  ben  Stamm  ber  ©emeinbe,  31t  ibrer  3luöbrei= 
hing  unb  allgemeinen  33eaufftd)tigung  beftimmt,  fo  baß  in  it)rcr 
2t)ätigfeit  bie  Munitionen  fämmtlicb/er  2lemtcr  bereinigt  tagen,  bie 
von  ber  3u^unf*:  x$u  felbftanbige  ,£err>orbilbung  erwarteten1). 
Sie  gefcr/al),  fobalb  bie  gewad^ne  ßofyl  ber  ©laubigen  burcf) 
bie  Styoftel  allein  nicfyt  mein-  r)inlänglid)  geleitet  unb  tterforgt 
werben  fonnte,  fomit  baS  35ebürfniß  einer  regelmäßigen  Untere 
ftüfcung  empfunben  nntrbe.  9?atür(ic^> ,  baß  man,  wenn  einmal 
Slemter  eingerichtet  würben,  babei  bie  QSerfaffung  ber  jübifcfyen 
Synagoge  tiicfjt  unbeachtet  ließ2).  2)aö  erfte  ift  baö  2(mt  ber 
IDiafonen,  jugleict)  baö  einjige,  ton  beffen  herauf affung  unb 
(Sinfüljrung  wir  ein  jiemlid)  anfc&aultcfyeö  23ilb  erhalten.  (?(ct.  6.) 
2luf  bie  23efcr/werbc  ber  ^elteniften,  baß  fte  bei  ber  Sllmofenr-er- 
tr)eilung  v>ernacr;tafftgt  würben,  werben  fteben  2)iafonen  üon  ber 
gcfammten  ©emeinbe  gewählt  unb  üon  ben  Slpofteln  beftatigt, 
um  in  3itfunft  ^  Armenpflege  auf  fid)  ju  nehmen.  3n  ben 
fyeibenrf)riftlicr)cn  ©emeinben  erfc^einen  fpater  aucr)  2)iafoniffen 
(9Üöm.  16,  1),  für  bie  23err)ältniffe  be6  weiblicben  ©efc&led&teS 
unter  ben  Reiben  befonberö  wichtig. 

5)aS  ?(mt  ber  ©emeinber-orfteljer  t)at  bie  Aufgabe  ber 
^ircbenleitung ,   inSbefonbre  bie  Orbnung  in  ber  ©emeinbe  unt> 

1)  2Bann  bie3  gefeiert,  barüber  ftnb  öon  bebeuienben  gorfcfyern  jtoet  feljr 
entgegengefe^te  Slnftdjten  aufgehellt.  Woöfjeimö  Weinung  ijt  (Commentar. 
d.  reb.  Chr.  p.  113  flg.  118  flg.  121),  ba§  bie  Stpoftel  »ort  Anfang  in  gtuato- 
gie  jur  ©ttnagogaleiitridjtung  einen  Güntrourf  ber  Örganifation  ber  ©emeinbe  gc= 
mad)t  haben;  eine  2lnftct)t,  roelc&e  für  bie  anfange  ber  öntroidlung  ju  tnel  SWc^ 
flerion  öorau£fet)t,  bureb  Act.  5,  6  nidjt  geftüt)t,  aber  burd)  Act.  6,  2  seq.  roiber* 
legt  roirb.  Dr.  23aur  (sPajtoralbriefe  <©.  79)  behauptet  bagegen,  bafi  alte 
©emeinbeämter   erft   nad)    ber   abojiol.  %eH    entftanben,   roabrenb    berfclben 

.  aber  bie  Sebürfniife  ber  ©emeinben  burd)  bie  Sbariemen  ferfcfjen  feien,  ct. 
Rom.  12,  benen  füäter  firddid)e  2lemter  cntfprocJ)en  haben.  6$  mögen  alter* 
bingS  in  ben  früheren  guten  biefer  ^eriobe  bie  gunftionen  ber  2temter  nicht 
fdjarf  umgrenjt  unb  ftcb  ju  ibrer  23eibütfe  bie  entfprechenben  Sharismen  be* 
tbatigt  haben.  Dafj  aber  2lemter  »orbanben  roaren,  erbeut  aus  I  Sor.  16, 15, 
einem  fcon  23aur  nicht  angezweifelten  23riefe;  auö  tftom.  16,  1.  gph.  4,  11. 
$bilio.  1,1.  I  Steffi.  5,  12.  £it.  1,5  unb  sielen  anberen  ©teilen,  na= 
mentlid)  ber  2li>ojrelgefchicbte. 

2)  93gl.  über  biefen  Q?uitFt  befouber^  Camp.  Vitringa;  de  Synagoga  ve- 
tere.    ed.  2.    Lencopetr.  1726  p.  467  seq. 


-    62    — 

bie  ^einfyeit  ber  Sefyre  $u  überwachen.  2)iefelben  Beamten  wer- 
ten mit  bem  9?amen  Der  TZQsoßvzsQOL  (o\ij5#)  ober  Inioxonoi 
be^eiclniet ').  ©ie  bitbeten  nacfy  Slrt  ber  Stynagogeiwerwattung2) 
ein  an  ber  6pi£e  ber  ©emeinbe  ftet)enbeö  ÄoÜegium,  in  beffen 
gemeinfamen  23eratt)itngen  ot)ite  3weifel  Drbnnngö  falber  (Siner 
tim  93orft$  führte,  oljne  nod)  burd)  einen  befonberen  Tanten  auö- 
gc3eidt)net  ju  (ein3).  —  3)aö  53ebürfni|3  beS  Unterrichts  würbe, 
abgefefyen  yon  ber  Sfyätigfeit  ber  Slpoftct,  anfänglich  burcb  bie  freie 
Unterftüfcung  berjenigen  befriebigt,  welche  bie  ©nabengabe  beS 
SefyrenS  befafien.  2I(S  bie  ©emeinbe  ftd)  Vergrößerte  nnb  bie 
Pflege  it)rer  (Srfenntnij?  triebt  fyinreicfyenb  ober  nicr/t  richtig  geübt 
ju  werben  brofytc,  beftettte  man  Männer,  bie  ben  inneren  23ernf 
baju  bewährt  fyatten,  ftd)  bauernb  mit  ber  Aufgabe  beS  Unter- 
ricf/tenS  ju  befaffen.  Unter  benjenigen,  welche  $n  biefem  3wect 
ficr)  ben  §lv»ofteln  ^ugefetlen,  ftnb  bie  (Sinen  Üftifftonarc,  welche 
in  einem  anSgebefynteren  ©ebiete  bie  ÜBerfünbigung  treiben,  bie 
Evccyyeliozai4)',  bie  Slnbcren  bie  didaoxaXoi,  *ve(d)e  in  ber 
2D(itte  einer  beftimmten  ©emeinbe  wirfen.  (Qtpfy.  4,  11.).  2)aS 
Sepram t  beftanb  urfprünglid?  gefdjicben  t>on  bem  ber  £irct)en* 
leitung,    wie  bie  iljnen  51t   ©runbe  liegenben  ©nabengaben  an 


1)  Tit.  1,  5  cf.  7.    I  Tim.  3,  1  cf.  8.     Phil    1,  1.    Act.  20,  17  cf.  28. 

2)  ©.  Luc.  8,  41.  49  cf.  Mrc.  5,  22.  Luc.  13,  14.  — 7,  3.  Act.  13,  15. 
18,  8.  17.    33gl.  aSttrmga  a.  a.  D.    9?eanber  (S5efd;.  b.  gjfl.  @.  55. 

3)  Dr.  Söaur  in  b.  Äritif  ber  $)ajforalbr.  ©.  84  öergl.  über  bett  Urfpr. 
beö  gpieFopatö  £üb.  3citfc^r.  für  Sbeol.  1838.  3.  betreibt  bie  urfprüngttd;c 
©teflung  ber  ©emeinbeborftefycr  fo,  bafj  je  einer  tu  monarctjifcljcr  SBcife  an 
ber  ©ptije  einer  Sbeilgemcinbe  geftanben  babe,  in  ben  grbfjeften  ©emeinten, 
tüte  Serufalem,  mehrere  :Xl)ci(e  unb  23orjtef)cr,  tn  ben  anbern  je  einer.  So- 
fern fte  ibre  Uheilgemeinben  leiten,  Iieifien  ft'c  tnCazonot,  fofem  fte  in  einem 
Joilcgialifcfyen  33crl>iltui§  jtefiett,  nn^ßvrtnoi,  ©iefc  SBcfcfyaffenheit  wirb  tut* 
ivafyrfcfjeinlici),  roenu  mau  bte  ältere  Einrichtung  ber  ©tmagogc  unb  bte  fpä* 
tere  ©ejtaltung  ber  ©emeinberegierung  uergleicbt;  eö  toiberfpreetjen  tbr  aucf> 
bte  ©Jetten  Philip.  1,  1.  Tit.  1,  5.  Act.  14,  23.  20,  17.  ©.  bie  Entgeg* 
nungen  bon  Scott; e  anfange  ber  cbjijtl.  Äircfc.  —  Uebrtgen^  s>erjtef)t  fi$ 
fdjoit  nact)  bem  SDTcmgcI  fon  ©egenbeftimmungen,  baß  bte  $ree<bt>teren  sjon 
Stnfang  an  auf  Sebenöjeit  gewählt  tourben,  tticfit,  rote  Dr.  23un fett  in  feiner 
©cf)r.  üb.  Sgnattuö  roifl,  erfi  für  ganj  unbeftimmte  ßtü,  unb  ttacb;  fpäteren 
33erorbnuugeu  ber  Stpoftel  auf  £eben0$ett. 

4)  II  Tim.  4,  5  cf.  Euseh.  h.  e.  3,  37. 


'      -    63     - 

ftd)  unb  häufig  aud;  in  ben  ^erfonen  getrennt  waren1).  (Srft 
gegen  (Snbe  ber  apoftolifcf)cn  3C^;  wo  frureb  ben  gortfd)ritt  ber 
3vr(ef)re  Verwirrung  in  bie  ©emeinben  einjurcijjen  breite,  war 
man  barauf  bebarf;t,  Vorftefyer  51t  ftnben,  welche  $ugleid)  ber 
Veleljrung  mäffytig  wären2). 

2)ie3öaf)I  ber  Beamten  erfolgte,  [0  öiet  wir  au$  ben  Vor- 
gängen bei  (E'infüfyrung  ber  2)iafonen  feljen  (5Ipg.  6)  inbem  bie 
ganje  ©emeinbe  tterfammelt  bie  5}}erfonen  bezeichnete ,  311  welchen 
fte  Vertrauen  Ijatte,  nnb  bie  Slpoftel,  wenn  fie  niebtö  einjuwenben 
Ratten,  fie  betätigten,  nnb  burcl;  bie  fyerfömmli^e  jübifd^e  Zere- 
monie ber  ^>anbanf(egung  (no^p)  unter  Slnrufung  beö  göttlichen 
Segens  jum  Slmte  weiteten.  5)iefc  tbätige  £t)et(nafjme  ber  ©e* 
meinbe  war  ber  ©elbftänbigfeit,  welche  bie  Styoftet  \l)x  überhaupt 
juerf'ennen,  angemeffen;  boct;  mußte  fte  nact)  bem  ©rabe  ber 
c^riftlic^en  ©ntwicflung  r-erfcbjeben  fein.  (r>g{.  Sit.  1,  5.) 

£>er  3nfammenl)ang  ber  ©emeinben  (iy.xlrjolca)  unter 
einanber  jus  ©efammtfirdpe  (sxxhijola)  blatte  jwar  nocl;  feine  £>r* 
ganifation  erhalten,  in  ber  er  ftcb,  barfteOte,  beruhte  aber  auf 
ber  allgemeinen  Slnerfennung  ber  SIpoftel,  a(3  ber  aut[)entifcf;en 
Sefyrer,  auf  ben  ©riefen  unb  Steifen  berfetben,  befonberö  beö 
Paulus,  auf  ben  Reifen  ifwer  ©eljiUfcn  unb  anbrer  @f)riften, 
auf  ber  gegenfeitigen  Siebe,  befonberS  ber  ©aftfrcunbfcfyaft  unb 
gßo^tt^ätigfeit. 

Sie  Slpoftel  waren  bei  alter  Siebe  ftreng  in  ber  Ueberwad;ung 
berer,  roelcfye  ben  (Sfyriftenberuf  auf  r>orsüglid)  auffällige  ober  ber 
©emeinbe  gefährliche  SBeife  fettesten.  ©0  übte  ^etruö  eine 
febwer  ftrafenbe  3«<^t  am  Slnaniaö  (2lct.  5);  fo  »erlangt  $axu 
tuö  bie  Sluöfcfctiefjung  eineö  (Sünberö  auö  ber  ©emeinbe  unb 
brol)t  ifym  mit  bem  Verberben  beö  Scibeö  (I  Gtor.  5);  fo  fcfyreibt 
er  feinem  jüngeren  greunbe  Situö  vor  (Sit.  3,  10),  Srrlefjrcr, 
welche  in  ber  von  ifynen  erregten  Spaltung  fyartnäcfig  befjarrten, 
fief)   felbft  ju  liberlaffen.    QBäljrenb  ^ctruö  naef;  bem  £rteb  be6 


1)  Sänge  geilt  bie  faffck  Gintbeifung  bev  <Prc$Hteven  in  leitenbe  unb  Iclv 
renbe. 

2)  «ßgl.  I  Tim.  5,  17. 


-     64    — 

©eifteS  rafd)  unb  felbftcinbig  utftytt,  fe£t  4$autuS  als  bie  9^ 
gel  aucb  f)ier  bie  33ett)eiligung  bei  ©emeinbe  voraus.  (I  Clor. 
5,  3.  4.  cf.  9JcattC).  18,  15-17.) 


drittes  Capitel. 

£)aS  clmfHtctye  8eben  unb  bcr  d)riftlid)c  Kultus. 

a.    2)aS  d)rtft(icf)e  geben. 

©.  Slntolb:  bie  erjte  Siebe  b.  i.  wdjre  SJbbübuttg  bev  erjlett  Sänften  (S^rt* 
flett.  1696.  1732. 

2)ie  äujjerlidj  ärmliche  23efcbaffenl)eit  ber  meiften  ©emeinbeu 
t)atte  für  weltlich  ©efinnte  wenig  SocfenbeS,  bafyer  großenteils 
nnr  biejenigen,  welche  ein  eüangetifcbeS  33ebürfni$  trieb,  fid)  auf- 
nehmen  liefen.  Unter  ü)ncn  gebiet)  baS  ftttlicbe  Seben,  burd)  bic 
©eifteSfraft  ber  Styoftet  gelpflegt,  ju  einer  «£)öl)e,  wie  fte  nadjljer 
üon  ber  immer  mel)r  ftd)  mifd;enben  ©emeinfcbaft  nid)t  wieber 
erreicht  ift.  (Einfalt  beS  ©inneS,  Söegeifterung  für  ben  ©lauben, 
©tanbbaftigfeit  oljnc  £a£  in  Verfolgungen  (2lct.  6  flg.  £ebr. 
10,  32  flg.),  fräftiger  ©emeingeift,  Siebe  ju  ben  Styofteln  unb 
unter  einanber,  bie  fid^>  in  ßnrücffteHung  ber  ©tanbeSunterfcbiebe, 
in  bereitwilliger  9Jiitt()eilung  ber  geiftigen  unb  äußerlichen  ©üter 
unb  in  eifriger  gürbitte  bewies,  seiebnen  bie  (Stiften  biefer  ^dt 
aus.  2lber  ba  bie  Sünbe  nur  surütf gebrangt,  nic^t  ausgerottet 
war,  fo  ift  bie  9?eint)eit  niebt  flerfenloS.  2)ie  nationalen  (§igen= 
tl)ümlicf)feiten  laffen  ftd)  aud)  in  ben  gestern  wieber  erlernten: 
bei  ben  Subencbriften  baS  befebränfte  £aften  an  ber  Sleuferlicb- 
feit,  in  bem  Soeben  auf  einen  t^atlofen  ©lauben  (23r.  beS  3a* 
cobuS)  unb  auf  ein  glaubenlofeS  ©efefc;  (33r.  an  b.  ©alat.  unb 
9töm.)  bei  ben  @l)riften  grieebifeber  23ilbung  ber  SSiffenSbünfel 
(23r.  an  bie  Äorintl).)  unb  t)ocC?mütf)ige  SSeracbtung  ber  6rf)Wa* 
eben  (^ömerbr.  I  gor.).  S3ei  jenen  mel)r  £abfucbt  unb  SÖertl) 
beS  OieicbtbumS  (2lct.  5.  3ac.  2.  5.),  bei  biefen  bie  2luSfcbwei* 
fungen  ber  ©innlicbfeit  (I  Gor.  5.  Sit.  1 ,  12.).  3US  bie  £ef* 
tigfeit  ber  Verfolgungen  ftd)  fteigerte,   fanfen  manebe  3ubend)rt' 


—     65    - 

ften  in  baö  3ubentl)um  $md  (£cbr.  6,  4.  10,  25  f|fl.)j  aucty 
fleinaftatifdje  ©cmcinben  traf  um  feie  gleiche  Seit  ber  Vorwurf, 
baß  fte  im  (Sifcr  für  Heiligung  unb  in  ber  giebe  nad?gelaffen 
Ratten  (2lpoc.  2.  3.  I  3olj.  3,  10  flg.).  2>aö  geben  bei-  grauen 
würbe  «erebelt  burd?  bie  (Stellung,  welche  ifmen  baö  @r>angelium 
anwies,  bod)  machen  ftd)  bie  gewöhnlichen  weiblichen  geiler  be* 
mcrflicfc  (II  £im.  3,  6.  I  «ßetr.  3);  in  Gorinty,  wo  überhaupt 
bie  Gl)ari3men  2lnlaß  r>on  «Mißbrauchen  würben  (I  (£or.  14),  af* 
feltirtcn  fte  baS  @f)ariöma  beS  öffentlichen  SefyrenS,  inbem  fic 
nun  bie  ifjnen  jufommcnbe  ©renje  nid)t  $u  wahren  »erftanben, 
(I  (Sor.  11,  5.  14,  34),  tternacfcläfftgten  auc$  in  ber  £rad)t  bie 
©ittigfeit  (I  (Sor.  11,  3  flg.).  —  3)er  ©egenfafc  ju  bem  umge* 
benben  weltlichen  Seben  beförberte  baö  Einbringen  ber  Slfcefe. 
3n  Forinte)  fcfyeint  bie  jubaiftrenbe  Partei  bie  (§f)e  jum  allgemein 
nen  ©efefc,  bagegen  bie  paulinifd)e,  im  SDftßtferftanb  ifjreS  Sipo- 
ftelö,  bie  (Sfyeloftgfeit  sunt  allein  cf)rifttid)en  ©tanb  gemacht  31t 
Ijaben.  JDie  im  Briefe  an  bie  ffoloffer  unb  bie  in  ben  ^aftoraD 
briefen  bekämpften  3rrtef)rer  »erlangten  ein  entfjaltfameö  ^tUn  in 
golge  gewiffer  fpefulatitter  *ßrincipien.  2)ie  Erwartung  ber  bal- 
bigen  SBieberfunft  (Sljrifti,  welche  ben  äußerlichen  (5d)eibungö* 
punft  5it>ifct)en  bem  2J3elt*  unb  Himmelreiche  bilben  fotlte,  war 
ganj  allgemein  »erbreitet,  unb  ließ  jwar  bei  ^3au(uö  ber  SOcög* 
tid)feit  einer  gefd)id()tlic§en  (Sntwicflnng  allmälig  mefjr  «Raum, 
fteigerte  ftcl;  aber  im  2)rang  beS  Kampfes  bei  manchen  Stiften, 
j.  23.  ber  ©emeinbe  r>on  Sfyeffalonicb,  ju  fdjwärmerifd)cr  Hoffnung 
unb  2luömalung ,  woöon  bie  (Sinwirfung  auf  baö  gegenwärtige 
geben  ebenfalls  ju  leiben  fyatte.  2)en  SIpofteln  raubt  jene  SluSftdjt 
nie  bie  Sefonnenljeit  in  ^Beurteilung  ber  umgebenben  93evt)alt^ 
niffe.  <5ie  wollen  baö  gefe^lic^  23eftel)enbe  nur  burd)  allmälig 
üon  innen  rjerauS  reifenbe  33eränberung  umgeftaltet  wiffen.  ©0 
forbern  fte  Unterwerfung  unter  bie  ni$tdj>riftlicl)e  Dbrigfeit 
(9töm.  13).  3)ennod)  weiß^auluö  bie  iljm  suftefyenben  Diente  wol)l 
ju  wahren  (2Ipg.  16,  37.  25,  10),  rätt)  aud),  bie  im  ®ertc$t6»eiv 
fahren  r>or!)anbene  greiljeit,  felbftgewäfylte  6d)ieböri$ter  entfd)ei' 
ben  ju  laffen,  ju  benufcen,  unb  tabelt  es,  baß  (Sljriftcn  »or 
einem  fjeibnifcfyen  Sribunaf  precefftrten  (I  (£or.  6).   2)ie  ©etat-cn 

5 


-     66    - 

empfanden  ben  befreienden  ©eift  beö  (Söangeliumö  befonberö 
(33r.  an  ^3r)ifem.)  unb  würben  in  »ergleid)ung6weife  großer  3a^l 
gewonnen;  bocf)  foflte  bie  (Sclaöerei  nid)t  p(öfclid)  nnb  mit  93er* 
(efcung  ber  bürgerlichen  Crbnungen,  fonbern  burd)  ben  ©ieg  ber 
#riftüd)en  Siebe  »on  ^5rtt>att>err)ä(tniffen  aus  überwunben  werben. 
(I  gor.  7,  20  flg.) 

b.    2)er  #iijH.tc$*  Äuttuö. 

3)er  c§rift(icbe  ÄuItuS  unterfd)eibet  ftd)  burcf)  feine  ©eiftigfeit 
nnb  feine  3)ur$bringung  be3  ganjen  SebenS  ((§».  3of>.  4,  21) 
»on  bem  an  Crt  nnb  >$tit  gehefteten  beö  ^ubentfuimS  nnb  £ei> 
bentljumS.  (Srfi  aUmalig  warb  baS  nene  £eben  aud)  nad)  biefer 
(Seite  fjin  erfannt.  2)ie  jünger  mit  ben  erften  ©laubigen  wci' 
ren  eifrige  33eobadjter  beö  jübtfd)en  ©otteSbienfleö.  6ie  befud)* 
ten  ben  Tempel,  fte  gelten  bie  ©ebetöftunben,  fte  feierten  bie 
gewohnten  2ßod)en*  unb  ^aljjregfefte,  unb  lernten  erft  fpäter  fte 
auf  3bee  unb  ©efe^iebte  ber  (Srlöfung  bejiefyen.  5)a  bem  S3e- 
bürfnifj  gemeinfamer  (Erbauung  bamit  nod)  nidjt  genügt  war, 
fefcte  man  fte  in  *$rwat(ofa(cn  fort,  in  welche  bie  ©emeinbe,  wie 
fte  fta)  t?ermef)rte,  ftcb  »erteilte.  (2lpg.  2.  tneUeidrt  5.  12,  12.) 
©tepfjanuö  fpract)  ben@eban!en  einer  üon  ben  ftnnlid)en  6d?ran- 
fen  befreiten  ©otteSöereljrung  au6  (2lpg.  7,  48),  unb  wa^rfebein- 
lief?  ift  er  ben  öon  flüchtigen  ^eUeniften  befeijrten  ,$peibend)rtften, 
bie  mit  bem  Sempel  in  einer  loferen  QSerbinbung  ftanben,  nid)t 
fremb  geblieben.  Slber  erft  bem  tieferen  S31icf  be$*J3aulu6  ging 
bie  üolle  2ßat)rt)eit  auf  (23r.  an  b.  ©alat.  u.  Äoloff.  ttgt.  33r.  an 
b.  (Sbr.),  unb  feine  ©emeinben  ftnb  e6,  wo  ba6  eüangelifd)e  $rav 
cip  ftdt)  in  ber  freieften  Sßeife  afö  5ht(tu$  geftaltet.  Die  !J?rofe* 
fyten,  welche  baju  gehörten,  festen  gewtf?  nod?  ben  33efud)  ber 
©maagoge  fort,  bte  ein  gan$Ud?er  35rud?  jwifcfyen  ber  jübifdjen 
unb  d;riftlid)en  ©emeinbe  eintrat.  SDie  rfjriftlid)en  93erfammhtng6* 
plätje  waren  *}}rwat(ofa(e,  beren  ©puren  in  ben  ^auögemeinben 
fenntlid?  finb,  2(bt£)ei(ungen  ber  ©tabtgemeinben,  bie  an  einem 
beftimmten  Ort  jufammenjufommen  pflegten1).    93on  einer  geji* 


1)  £evgfeidJcn  IxxXijoiai  y.ai    ohov  waren  in  9tom  (9?Öm.  16,  5);    t'n 


—     67     - 

fcier  bec  £eiben#rijlen   ttnbet  ficfy  fein  über  allen  3n>cifet  exl)a* 

bene3  Seichen.  2)ie  geier  beo  (Sonntags,  a(ö  bee  ©rinne* 
rungöfefteö  an  bie  2luferftel)itng  ($l)riftt,  ift  waljrfcfyeinlicl)1),  bie 
geier  eineö  ^afjreöfefteö  wirb  nirgenbö  im  9?.  Seftament  ev* 
wäönt2).  9?ad)  ber  Seit  be8  *ßaulu6  fyat  baö  3ubend)riftentf)um 
öermutfylid)  fcfyon  nid)t  wenige  ,£>eiben#riften  in  Äleinaften  mitbe* 
f&mmt,  unb  als  3of)anneö  baljin  fam,  fefcte  er  bie  gewohnte 
geier  beö  jübifc^en  ^affaf)fefteö  fort,  roirfte  aber  jugletcfc  für  bie 
33e$ief)ung  beffelben  auf  baö  lefcte  Sftafyl  unb  baö  Seiben  ßfjrifti3): 
2)ie  3ufammenfe£ung  beS  ©otteSbienfteS  war  eine  freie 
«Räumung  be$  Äultuö  ber  ©tniagoge 4).  s3flan  (aö Slbfc^nitte  beS 
21.  Seftamenteö ,  wof)t  in  fortlaufender  golge,  um  $ugleicfy  ben 
Mangel  beö  ©elbftfefen6  ju  erfe^en;  balb  aucf;  bie  apoftolifc^en 
Briefe,  welche  an  bie  ganje  ©emeinbe  gerietet  ju  fein  pflegten 
((Soloff.  4,  16.  I  £f;eff.  5,  27),  fpäter  bie  (Söangclien.  Sin  bie 
SBorlefung  fnüpfte  fid)  Auslegung  unb  paränetifc&e  Slnwenbung; 
anbre  Vortrage  ber  mit  bem  G>t)ari$ma  be$  Seltene  unb  ber 
^ro»t)etie  begabten  »erhielten  ficf;  freier  baju.  2)ie  eigentf)üm* 
ticOe  (Srfdjjeinung  be$  3un8enretenö  würbe  *>lir$  «^ermeneuten 
ber  allgemeinen  (Srbauung  bienftbar  gemacht.  2>a8  ®zbet  war 
gewtf  sum  Sfjcü  feftftet)enbe  gunftion  beö  Seitenben,  tt)ei(3  bem 
freien  triebe  frommer  (Stimmung  überlaffen.  2)er  ©efang  war 
funftloS,  warb  balb  »on  (Sinjelnen  (I  (£or.  14,  26),  balb  üon  ber 
93erfammlung  (Soloff.  3,  16)  angeftimmt,   unb  oenufcte  t>or$üg* 


Äorinty  (I  Gor.  16,  19),  in  Äoloffä  (Phiiem.  2),  in  Saobirca  (ffolojf.  4,  15). 
23  «ur  benft  je  eine  foldje  £tyeilgemeinfc|aft  unter  einem  befonberen  freSbp* 
ter,  roogegen  SRöm.  16,  5  im  23ergletd)  mit  I  Sor.  16,  19  f.  9?eanber  ©efd>. 
b.  9)fl.  @.  262. 

1)  Act.  20,  7.   I  Cor.  16,  2.  Apoc.  1,  10. 

2)  T)oc§  behauptet  noefc  ©iefeler  $.  ©efc$.  ©.  121,  bap  jte  ben  ©abbnttj, 
unb  glaubt,  aus  I  Sor.  5,  6  — 8  fliegen  ju  bürfen,  bap  jie  baö  ^affa^fefl 
begangen  f>aben,  »aß  aber  feineöroegeö  im  3ufammenl)angc  ließt-  231  eef 
23eür.  j.  (Söangelfrit.  ©.  161  folgert  aus?  berfelben  ©tette  baö  ©leicfie  toenig- 
jtenö  für  bie  jtarf  jubettcferiftlicfjert  ©emeinben,  tvoju  er  e^efuö  unb  florintt) 
rennet. 

3)  darauf  füt)vt  bie  Srabition  ber  fteinaftat.  ©emetnben  frei  Eus.  h.  e. 
5,  24). 

4)  93gt.  Vitringa   1.  I.  p.  1011  seq. 

5  * 


-    G8    - 

lieft  bie  Sßfofmett,  neben  bereu  ©ebrauet)  fteft  Salme  cigcntfyümlict; 
djrtfilic&cr  Sichtung  finben.  (I  (Sor.  14,  26.  (Sp(>.  5,  19  tfgt.  14.) 
3#an  grüßte  fteft  in  ben  93crfammlungen  mit  bem  33ruberfufj. 
(mm.  16,  16.  I  Gor.  16,  20  u.  ö.) 

Saufe  uub  2lbenbmat)l,  bie  beiben  »on  ßfyrifto  felbft  ein* 
gefegten  ©emeinfcftaft^eicfyen,  würben  überall  unb  »on  ©emeinben 
iübifcfycr  wie  tjeibnifdjer  Slbfunft  gleichmäßig  begangen.  2>ie 
Saufe,  baS  ßeieften  ber  Ginweilntng,  würbe  gcmeiniglicft  auf 
baö  Sefenntnijj  ju  3efu,  bem  SRefftaS,  erteilt,  unb  bie  görbe* 
rung  in  ber  (Srfenntniß  iwn  ber  gotgejeit  erwartet1).  3)ie  Saufe 
gefebaf)  burd)  Untertauchen,  wobei  ber  Saufenbe  bie  formet:  im 
9lamn  3efu,  wofyl  bie  ältefte,  ober  bie  »on  Glnüfto  felbft  be* 
jeic^nete  (ÜÄattlj.  28,  19)  trinitarifefte  auöfpracft.  CDie  ßinber* 
taufe,  für  welche  man  eine  notdürftige  9J?öglicf;feit  burd)  bic 
Slngaben  twn  ber  Sefefyrung  ganjer  gamilien  (9tyg.  16,  33.  I  Gor. 
16,  15)  $u  retten  gefueftt  f)at,  ift  ber  gefammten  2lnfcfyauung<3* 
weife  ber  Slpoftet  unb  ifyrer  ßeitgenoffen  fremb ,  unb  t)at  an  I  Gor. 
7,  14  ein  beftimmteS 3eugnijj  gegen  fteft2).— 2)a6  Slbenbmat)l 
warb  an  bie  tägtid)  toeranftatteten  £icbe3maf)le,  bieSlgapen,  an* 
gefnüpft,  inbem  ber  9Sorftet)er  baS  JDanf  gebet  über  S3rob  unb 
Sßein  fpract>  (evxaQioxLa),  welche  im  Slngebenfen  an  Gfyrifti  kp 
teö  5D?al)l  genoffen  würben.  2)aljer  war  baö  2l6enbmal)l  ur* 
fprünglicft  nieftt  in  ben  3ufammenf)ang  beS  übrigen  ÄultuS  Ijto* 
eingebogen.  St)eil3  bie  Gntwicflung  ber  3bee,  tljeüS  Unjiemlicft* 
feiten,  wie  fie  bei  ben  Slgapen  ber  Gorintfyer  vorfielen  (I  Gor. 
11,  17  flg.),  bewirfte  atlmälig  bie  Srennung,  welche  am  Gnbe 
beö  apoftolifeften  3citalterö  fefton  gewol)nlicft  gewefen  ju  fein 
fdjeint. 


1)  Sine  5lnbcutung  eines?  abgefragten  Sflufbefenntniffetf  ijr  ftafn-fd)  einliefe. 
in  I  $etr.  3,  21  enthalten.    3Sgl.  I  £im.  6,  12. 

2)  Uekr  baö  33ert>ättni0  ber  cbrijtlic&en  £<tufe  ju  ben  jübifc&en  SereniO' 
inen  »ergl.  ©cfcnecfenbnrger:  lieber  ba*  SlUer  ber  gJwfetytentaufe. 


—    69     - 

m 

Wertes  Capitel. 

Die  (SrtttMcHuug  ber  2el;re. 

2)ie  «ßerfoit  Gfjrijii  unb  bie  Sebeutung,  welche  feinem  (Srlö* 
fungier?  gegenüber  bem  ©efefce  jufomme,  ba«3  ftnb  bie  eng 
verbunbenen  «Jpauptpunfte,  um  welche  eö  fief)  in  ber  Sefyrentroitf* 
hing  biefer  3t'\t  l)anbett.  £>ie  2lpoftet  ftimmen  fämmtlid)  barin 
überein,  bafj  fte  baö  geben  (Jfyrifti  auf  eine  ben  9?aturjufammcn- 
fjang  überfcfyreitenbe  ^ftittbcilung  ©otteö,  unb  bie  £f)ei(nafyme 
am  göttlichen  Öeben  auf  (£t)rifhu3  grünben ,  nneroofyl  fte  ni$t  alle 
in  gleichem  Sflaafje  ber  !X)enfrüeife  be6  3ubentfyunu3  entwarfen 
finb,  3acobu3  unb  *|3etru6  weniger,  atö  Sofyanneö  unb^auluS1). 
£>ie  Ü)?annigfaltig!eit  unter  ben  Styofteln  erleichterte  ben  3«9rtll9 
girot  (5:Mngelium  unb  beförberte  ben  9teid)tl)um  eigentümlicher 

l)3n  jenen  ©runbanfcfwuungcu  ftnb  felbft  Sacobus?  nnb^auluS  einig 
bafyer  roir  ben  tton  »ielen  behaupteten  imncioieUen  SBiberftrucb.  in  ben  33c* 
ftimmungen  über  ben  fubjeftioen  ©runb  be£  ^eilö  nid)t  anerfennen.  SRoty 
weniger  rennen  roir  bie  Behauptung  beS  Dr.  Baur  wnb  feiner  ©cfnile  begrün* 
bet  finben,  bajj  felfcfl  3ot)anncö  bi$  jum  entfcbjebenen  ©egenfafc  gegen  tym* 
luö  greunb  bes3  jübift$en  ©efe£e£  geroefen  fei,  «nb  ba§  aüe  Styojtel,  fogar 
Paulus?  unb  Sobannes?,  in  ber  Betrachtung  ber  $erfon  Styrifti  ben  roefentlicb. 
jübtfct>en  ©tanbimnft  nidjt  »erlaffen  Reiben,  ©iefe  SlnficbJ  beruht  auf  bem 
Snterejfe,  Sbrijtuö  unb  bas?  apoftolifcfie  St)rifrentt)um  meglicbft  in  ben  Schratt- 
fett  jübifctyer  Bctradjtung^roeife  feft  ju  balten,  unb  ben  bari'tber  IjinauS  Iie<= 
genbett  bogntatifc^en  3bcettFreti?,  inslbefonbre  feinen  9)?ittelounft,  bie  böseren 
Borftetfungen  »on  ber  $erfon  Sfjrifti,  aus?  fyeibttifcfjen  Kombinationen  ab^ 
leiten,  bantit  bie  fircb1ic()c  Geologie  bejio  fixerer  ju  einem  ^Jrobuft  ber  ßiiU 
ibeen  gemacht  roerbe.  £ier  trifft  bie  Zfytoxie,  roelc^e  bas?-  £fjrijrent(mm  füv 
bas?  Stefultat  „ber  abftcbts?Ios?  biebjenben  @age"  autfgiebt,  jttfammen  mit  ber 
neueften  abftcbts?ooH  biebtenben  ürittf.  !Tenn  jenes?  Snterejjc  leitet  bie  attgeb* 
lieb  ooraus?fefcungSlofc  unb  nur  auf  gcfcl>td)tltct>e  £batfad;en  fteft,  ftüftenbe  $ri» 
tif,  roenn  fte  bie  übertrieben  jübifcb,  ausgebeutete  Stoofatypfe  him  atttb,entif(|ctt 
Beugnijj  ber  ji>l)a«neifct)eit  Denfroeife  ergebt,  unb  bas?  Soangclittm  bem  3o- 
bannet  abfprid)t;  roenn  fte  bie  Heineren  paulinifcbeu  Briefe  »erwirft  unb  bie 
tt>r  anjtöfjigen  cbrijtologtfcbcn  Sbeen  bes?  Paulus?  bttreb  roiflfürHcpc  Umbcuttutg 
befeitigt  (»gl.  Baur  $auht3  b.  2Jp.  ©.625  ju  I  Sor.  8,  6);  roenn  pc  bie 
tbatfäcpcben  Beroeife  ber  freunblic^en  Bejiclmngcn  bes?  $5ctrus?  jutn  Reiben« 
ebriftentbum  in  Slbrcbe  ftcftt  unb  ben  crjten  Brief  bes?  Petrus,  roeü  er  mit 
pautinifetjer  2et;re  übereinftimmt,  für  bie  apologetifcbe  auf  Oubcndjrijten  bc« 
regnete  giftion  eines?  ^auiinerS  erflart.  (Sc|)roeg(er  nad»atJoft.3citaU.  II.  @.  2. 


—     70    — 

gönnen.    Daritj,  aber  jeigt  ftet)  feie  Äraft  be$  feie  Slpoftet  erfül* 
lenben  ©eifteö,    ba§  er  einigend  über   t>en  Differenzen  waltete 
unb  e$  ju  feiner  grünblid;en  (Störung  be£  gemeinfamen  Sebenö 
unb  ber  SBirffamfeit  fommen  ließ.    Die  weit  überwiegende  3rt^ 
ber  ^eibenc^riften  unb  ein  großer  £f)eil  ber  3ubenci)riften,   bie, 
welche  bie  x>erföf)nltc^e  Haltung  be$  Sacobuö  unb  ^3etru6  an* 
nahmen,  erfannten  ftd^  gegenfeitig  als  cfyriftlicfye  trüber  an  unb 
vereinigten  ftd)  in  ber  2lbl)angigfeit   von  ber  ©ejammtfyeit  ber 
Slpoftel,   als  ben  autfyentifcben  Duellen  ber  4peilelef)re,    Slnbre, 
unter  ftürferer  DZacrpwirhtng   if)rc3   »orcr/riftlicr/cn  ©tanbpunfteS, 
bilbeten  auf  juben*  ober  t)eibencij)riftüd)er  (Seite  ein  (Srtrcm,  tru* 
gen  bie  2lu6fcJ)lie£(icr)feit  ifjreö  6l)arafterS  auf  bie  Slpoftel  über, 
unb  fonberten  ftcfy,   wiewofyl  Äirct/c  unb  Dogma  »on  fel)r  flie* 
#ent>er  S3efct)affent)eit  waren,  allmälig  beftimmter  üon  ber  £aupt* 
Partei  aus.    3ene,  welche  Vorläufer  ber  (Sbioniten  waren,  coorbi* 
nirten  GHjriftum  unb  bae  ©efe$,  unb  befyarrten  bemgemäfj  autfj 
bei  bem  5{eujkrticr)en  unb  5D?enft^üct)en  in  ben  mefftanifcfyen  SSor- 
Stellungen;    fte  gaben  bie  älteren  Slpoftel  für  bie  güfyrer  it)rer 
Partei  auö,    feinbeten  ^auluS  an  unb  fugten  bie  ^eiben^riften 
unter  baS  jübifcfye  ©efefc  ju  bringen1),    <5ie  finb  eS,  welche  bie 
©puren  beö  *]3au(uö  »erfolgen  unb  $u  v>erwifd)en  ftreben.    ©o 
waren  fte  in  ben  galatifc^en  ©emeinben  tfyätig,  machten  auf  bie 


1)  ©emäfj  ber  Wecfifelfcitig  fetnbti^cn  Gattung,  in  welcfje  Dr.  Säur  tyaxu 
lu$  unb  bie  anbeut  2tyojfrl  bringt,  fennt  er  auc|)  nur  eine  iubencfyriftlidje 
Partei,  bie  bon  ber  9?oü)wenbigfeit  beö  ©efe£e$  überzeugt,  entWeber  gleich- 
gültiger, wie  bie  Styoftel  unb  tfjr  näcfjjler  Slnfyang,  ober  aftiöer  gegen  $auluö 
\ity  behält,  wäf)renb  aus?  ber  9catur  ber  ©acfye  f$ott  ju  folgen  fdiiemt,  tt>a$ 
bie  3eugnif[e  beftätigen,  bajj  unter  foldjen  Umftänben  afäbalb  eine  Sermitt* 
lung  entfielen  mufjte.  ^ufolge  ber  23aurfct)en  Slnficljt  I>at  bie  tätigere  Partei 
ba$  Uebergewiäjt  im  Subendmftentimm  unb,  inbem  pe  in  bie  paulinifdien  ©e- 
meinben  attentlmlben  einbrang,  aucfi  auf  ber  fycibcnclriftlictjen  Seite  erlangt,  fo 
bafj  alsbalb  ber  Sf;arafter  ber  ganjen  £irct)e  mit  geringer  5tu^nal>mc  jubeu- 
cfjriftlid)  geworben  ift.  £iebei  iji  bie  9Jcad)t  beö  paulinifcfyen  ©eijteö  Wenig 
gewürbigtj  bie  neuteftamentl.  ©Triften  fcetueifen  nur  bie  XfjöKgfeit ,  nicfjt  ben 
©ieg  ber  Subaifieu;  fyätere  (Spuren  jeigen,  bafj  er  bei  weitem  nicfjt  böllig 
war.  —  Die  Selmuptung  bon  £t;ierfcb.  in  ben  23orIefungen  über  $att)oli* 
jiömuö  unb  $rotejranti£muö,  ba§  bie  ^Ipoftel  jebe  irrtümliche  (Srregung  fo» 
gleid)  unterbrücft  haben,  ift  in  entgegengefefcter  SEeife  ebenfo  unlnftorifdf). 


-    71     - 

weit  ttorfyerrfcfyenb  l)eiben$riftiicfye  ©emeinbe  in  9iom  Verfudje  *) 
unb  Ratten  bereits  ju  Äorinti)  eine  ftarfe  Partei  gewonnen.  2)ie 
bortige  ©emeinbe  war  meljrfact)  gehalten.  (I  (£or.  1,  12.)  2)en 
Subaiften  (ol  tov  Kt]cpa)  gegenüber:  beftanb  eine  cinfeitig  pau* 
linifct)e  gartet  (ol  tov  TLavlov))  anbre  «£>etbend)riften  matten 
ben  Slpoüoö2),  ber  fte  bnrct)  met)r  griect;tfct)e6  2öcfen  feffefte, 
jum  *$arteit)aupt;  nod)  anbre,  biefeö  ^euwfyeben  ber  Slutorität 
einzelner  Sefyrer  »ermeibenb,  fielen  in  baö  anbre  (Srtrem,  inbem 
fte,  bie  apofto(ifct)e  Vermittlung  überfpringenb ,  ein  batton  unab* 
IjängigeS  Verftanbnifj  ber  2ef)re  Gljrifti  ju  befi^en  »ergaben  (ol 
tov  Xqiotov)3).  —  (StwäS  fpäter  tterbinben  ftc6  mit  ben  ge- 
fe^lic^  jübifct)en  üenben^en  jübifct)4)eibnifct)e  ©pefulationen,  unb 
e6  entftetjen  Parteien  tfyeofopfyifct)  afceti(ct)er  2Jrt,  bie  t£)ren  £Uiett; 
punft  in  ^(einaften  311  t)aben  fct)einen.  ^auluö  befampft  ifjre 
Verbreitung  in  Äplpffä  unb  anbem  aftatifct)en  ©emeinben 4).  5Iuf 
.fleinaften  weifen  aud)  bie  ibea(iftifct)en ,  eine  nur  geiftige  3Iuf- 
erftefyung  befyauptenben  ^rrlefyrer  t)in,  bie  im  ^weiten  33rief  an  %u 
motf).  2,  18,  unb  bie  bem  3)ofetu3muö  ant)angenben,   bie  tton 


1)  £>er  SRömerbrief,  auö  Welkem  Dr.  33attr  jufolge  einer  eigentümlichen 
Sonftruftion  feineö  Snbalteö  auf  ba3  Ueberroiegcn  ber  jubendjriftlieben  Partei 
fcfiließt,  jeugt  ijte(mef)r  für  ba3  ©egentbeil. 

2)  Sin  aleranbrinifd;  gebifbeter  3ube,  früher  einer  ber  jünger  Sofyanneö 
be3  Käufers,  welche  fid;  mit  einer  33erfd>me($ung  beS  3nbentf;ums5  unb  fet>t 
bürftiger  Segriffe  fcon  St)rifto  begnügten,  bann  in  bie  dmftlidje  ©emcinfdjaft 
aufgenommen.    Act.  18,  24. 

3)  Sie  Gt)rifrugj>artet  tjalt  ©torr  für  2tnf)änger  beö  3acobu3,  rougegen 
ber  9came;  33aur  ebenfalls*  für  Witglieber  ber  jubaiftifeben  Partei,  roogegen 
bie  befonbre  Sejeidmung  fpricbj.  <Sct) enf el  (De  ecclesia  Corinthia  pri- 
maeva  factionibus  turbata.  Bas.  1838)  finbet  barin  eine  mtjftifdje  Partei, 
bie  ftc$  auf  33ifionen  unb  Dffenbarungen,  h>eld)e  bie  Grfenntnifj  fcon  Sbriflo 
»ermittelten,  berufen  tyabe;  eine  baWofe  ^>9^ott)efe.  ©.  23aur  SJftUütS  b.  2tp. 
©.259  flg.  «Weanber  ©efet).  b.  ^ffartj.  u.  f.  t».  ©.  375  flg.  Slebnlicb  9cieb- 
ner  Ä.  ©•  ©.  200:  (Sie  tjaben  unter  SBetmuptung  ber  SlKgemeinbeit  beS  dirift* 
lieben  ©eifteö  unb  ^repbetie  ftd)  ben  Slpofteln  gteicbgeftellt  (Vorläufer  be3 
Wontani^muS) ;  b.  entfd)etbenbe  ©teile  fei  2.  Gor.  13,  3—7,  biefe  gebt  aber 
auf  alte  Parteien. 

4)  SBr.  a.  b.  Aoloff".  (5pt>ef.  93gl.  ©djneden burger  Seitr.  &.  @inl.  in  b. 
ft.  Seftarn.  ©tuttg.  832.  Säur:  $aulue  b.  ?lp.,  ber  in  ben  Briefen  felbß 
gnoftifdje  unb  montaniftifebe  "sbeen  finbet. 


—     72     — 

3ofjcmnc3  im  elften  23r.  befampft  werben.  (S3  ftnb  bie  93orjeU 
d)en  ber  ©nofiö,  unb  jwctr  ber  iubaiftifct)en;  Vorläufer  ber  an* 
tinomiftifd;  unfittlicfyen  finb  bie  im  33v.  be6  3ubaö  beftrittenen. 
£)b  bie  9?ifotaiten  ber  2lpofah;pfe  bafyin  gehören,  muß  ungewiß 
bleiben,  ba  eine  tfjeoretifcfye  ©runblage  ifyrer  Unfittlicfyfeit  nicfyt 
mit  <5id)erljeit  ju  erweifen  ift *'). 


ßttmtcr  Wbfcfjttitf. 

Sern  (Snbc  be$  apoftoltfcfyett  3«italtcr^  btö  jum  (£nbe  ber 
biolletianifcfjen  Verfolgung  312  «.  dl). 

A.    2)ie  3e it  bei'  apoftolifcfyen  93 ä t e v. 

S.  Patnim  qui  apostolicis  temporib.  floruer.  op.  ed.  Cotelerius.  Par.  1672. 
ed.  2.  cur.  Clericus.  Amst.  1724.  S.  Patr.  apostolicor.  opera  genuina 
ed.  R.  Rüssel.  Lond.  1746.  Patr.  apostolic.  op.  ed.  Hefele.  Tubg. 
1839.  ed.  2.  1843.  —  23aur  ©ef$.  b.  Srinität^re  LS^I.  %i\b.  1841. 
©djUemann:  b.  (Slemcntmen  unb  ber  @üionitigmu$.  £amb.  1844. 
Domer  £ebr.  ».  b.  $erf.  Gf)rifH.  I.  £ft.  1845.  —  ©djtoegler  n«d&* 
rtpoftol.  3eitalter.  1846. 

3)ie  3eit  ber  unmittelbaren  ©cpler  ber  2lpoftel,  welche  man 
mit  bem  tarnen  ber  apoftoüfcfyen  SSater  ju  bejeic^nen  pflegt, 
ift  gleicfyfam  eine  ^aufe,  wo  bie  $ir$e  »on  ben  großen  gitljrem 
yerlaffcn  ift,  unb  bie  neuen  (Sntwicflungen  nod)  in  ben  leifeften 
Anfängen  begriffen  finb,  eine  3^it,  gegen  bereu  Slermlicfyfeit  bie 
pfle  unb  (Erhabenheit  beö  apoftoliftfjen  ©eifteö  gtanjenb  abfticfyt. 
begabtere  Server  Ratten  eine  fcfynetfere  (Sntwicflung  bewirft,  unb 
firf;  erfolgreicher  ben  »erunreinigenben  (Elementen  entgegen  geftetft; 
inbeß,  ba  fte  fehlten,  verbreitete  baö  (Sf)riftentt)um  ftcf;  nun  aucf) 
um  fo  anfprucfjlofer  unb  unanftößiger  im  SSoffe.    £>aö  (griffen* 


1)  Apoc.  2.  2Baf)rfdjctnUcf>  ift  U)x  9?amc  fymbolifd;  unb  cmfpielenb  auf 
bie  (Etymologie  »on  Sileam  oy  y^3  nxciu  iov  Inöv.  Um  fo  weniger  ift  tin 
biftorifd&er  3ufammenl)ang  mit  ben  fyäteren  Scüolaüen,  öon  benen  Smtäutf 
1,  26.  3, 11  unb  Siemens  2Uer.  II.  p.  490.  III.  p.  522  berieten,  anjune(;mcn. 
Die  grunblofcfte  $^ott)efc,  welche  über  tfeve  Sefd;rtffenfteit  aufgefüllt  ift,  ift 
bie  ©cfmcglerfcle,  bajj  ber  93erf.  ber  21|5ofal.  unter  ü)rem  tarnen  bie 
■pdvtei  bc>?  Paulus?  fcefampfe. 


—    73    — 

tfyum  bewahrte  iebocfy  feine  ßraft  in  einer,  wenn  and;  tti#t  burct; 
tjenwrragcnbe  qjerfönlid&feiten  gefüllten,  bo$  ftetigen  Ausbreitung, 
Ute  im  crften  3afyrjeljeirt>  fceö  aweiten  3af)rt)imbertS  im  ©anjen 
ofyne  (Störung  burd)  nac^brürflicfje  Verfolgungen  öor  ft$  gegan* 
gen  ju  fein  fctyeint1).  3)af)er  in  Äleinaften  5-  53-  We  9ttenge  ber 
(Stiften  grof?,  nur  jum  £f)eil  in  ©d&lapeit  »erfaflen  war.  3)o$ 
fehlte  es  ni#t  an  mutagen  23efennern;  unb  Verachtung  irbif^er 
©üter,  £eufcfyl)eit  unb  Siebe  jeicfcnete  bie  @emeinftf)aft  ttor  ben 
Reiben  unb  3uben  aus2).  2lUeS  bieS  waren  ebenfo  »iele  SSWittel 
gewinnender  (Sinwirfung  auf  empfängliche  Seelen.  Ü)ie  Orb* 
nungen  beS  ©emeintebenS  tragen  nodj  ben  Stempel  apoftolifdjer 
(Sinfacfyfjeit.  9J?an  fyat  baS  Verfahren  ber  Slpoftel  bei  ber  (Sin* 
rictytung  berfetben  im  Slnbenfen,  unb  wo  3wiftig!eiten  swifc^en 
©emeinbe  unb  Vorftefyerfctyaft  einreifen,  weifen  angefeilte  Wl an* 
ner,  wie  (£lemenS  oon  9tom,  auf  bie  fyerfömmlicfyen  9ied)te  beiber 
t)in3).  3n  manchen  paulinifdjen  Äircfyen  liegt  bie  Leitung  noct? 
in  ben  £anben  eines  ^reSbtyterfotlegmmS,  fo  in  Forinte)  ((Stern. 
I.  gor.  1)  unb  flippt  (Polycarp.  ad  Philip.  5.  6);  in  anbern 
t)at  (Siner  unter  ben  Vorftefyem  bereits  einen  ausgezeichneten  9f*ang, 
ber  aber  in  ben  fyeibencfyriftticfjen  wenigftenS  »ielmefyr  burd)  bie 
$erfönlid?feit  beS  Cannes,  als  burety  ben  Vorzug  beS  Amtes 
beftimmt  wirb.  3n  Serufalein  nafym  <5tym  eon  bie  ®tetfe  3«cobuS 
beS  jüngeren  ein  4)j  in  ©rm;rna  ftanb  ^ottyfarpuS,  ber  Schüler 
beS  3ot>anneS,  an  ber  ©pi£e,  ftettt  fi$  aber  in  feinem  Briefe 


1)  Sögt.  b.  unten  anjufütyvenben  5Bncf  beö  Ptniuö. 

2)  SBfll.  Epist.  ad  Diognet.  5. 

3)  Clem.  Rom.  I.  Cor.  c.  44.  xal  ol  änöoioloi  rj/.icöy  syvcoaav  Sid 
iov  xvqCov  tj/xtüy  'Irjaov  Xqiotov,  ön  tgig  earca  Int  tov  ovöficcTog  t% 
tnioxonrjg.  zlia  ta{itr\v  ovi>  ir\v  altiav,  nQÖyvwoiv  tlhypöttg  rO-tlar, 
y.ca£oii)0«v  loiig  nQOiiQrj/.tt'povg ,  xcti  [Miagv  Inivonnv  JtJojxctoi,  oncog 
luv  xoi/uti&woiv  diadtiiwvitti  'iitgoi  Jtdoxi/nKgfxevot  avÖQsg  irtv  Xutovq- 
yiav  avuov.  Tovg  qvv  xcaaaiadtVTctg  in'  Ixtiviüf,  t]  f.ieja£u  v(f' 
hsQojv  UXoyi/noiv  avJr>ü>t>,  avyevöox^aäotjg  irjg  h.xh)Oiug  nüarjg,  xnl 
ItiiovQyrioaviag  t(p  noiftvio)  toü  Xqioiov  (ieia  innttyoifQoavytjg,  — 
lovxovg  oi)  dixniwg  yo/Lii'CofJ.ty  crnoßctltoüat  i)jg  Xttiovnyiag. 

4)  ©tavb  nacb  £eöeft>|5.  bei  (£ufcb.  Ä.  ©•  3,  32  unter  Srajcm  120  3o^t 
alt  ben  Sftärttjvertot. 


—    74    — 

ben  *)3re$bt;tern  gteid);  in  9?om  ftanb  (Steinend,  ein  ©cfyüter  beö 
*ßaulu6  (*ßljü.  4,  3),  unter  ätmlidpen  $err)ä(tniffen.  Dtme  be- 
fonbere  amtliche  Berechtigungen  3U  fyaben,  befafen  fol$e  Sttan* 
ner,  »ermöge  beö  altgemeinen  5krtrauend,  einen  ratljenben  ©in- 
fbifj  aud)  auf  andere  ©emeinben,  wie  ^otyfarö  auf  feie  !pJji$R* 
»ifct)e,  (Steinend  auf  bte  forintf)ifd;e,  unb  bienten  ba$u,  ben  ßu* 
famment)ang  ber  &ir$e  ald  ©anjed  ju  ftarfen.  2)a  ed  bei  Be* 
fefcung  ber  ?lemter  f)auptfäd)(id?  auf  bie  innere  Befähigung  an* 
fam,  fo  fyatten  aucf;  ©Hatten  ju  benfelben  Sutritt,  au  beren 
©tanbe  j.  33.  bie  3)iafoniffen  geborten,  bie  ^liniud  erwcifmt. 
2)er  ©ottedbienft  warb  im  ©anjen  mit  ber  urf»rüngli$en  ein* 
facf^eit  gehalten,  unb  unter  tätiger  £C)eünaf;me  ber  ©emeinbe. 
*)}iiniud  rebet  tton  firc^lic^en  ©efängen,  bie  tton  ber  Berfammlung 
3ur  (pre  (SfyrifH  gefungen  würben.  3)er  ©onntag  wirb  atd  ein 
2Bo$enfeft  jum  Slnbenfen  ber  2luferftef)ung  ßfyrifti  üoraudgefefct1)- 
3n  BitfyMtien  tterfammelte  man  ftd)  am  ©onntag  ttor  üagedan* 
brudb  jum  gemeinfamen  ©ottedbienft,  unb  fam  am  SIbenb  jum 
Siebedmafyl  jufammen,  waö  bemnacr)  bort  nic^t  met)r  täglich  ge* 
galten  warb.  2)ie  tton  Xxaian  erneuten  ©efefce  gegen  bie  £etä* 
rien  waren  biefen  SSerfammtungen  fyinberlid) ,  voa$  baju  mitwir* 
fen  mochte,  bad  2Ibenbmat)l  ttom  2iebedmaf)l  ju  trennen  unb  bern 
übrigen  Äultuß  anzufügen.  —  Sie  Stiftungen  biefer  alle  Gräfte 
auf  bie  ttraftifdpe  ©eite  tterwenbenben  Seit  ftnb  für  bie  fird)(itf)c 
Sefyrbitbung  fer)r  bürftig.  3)te  littcrarifcfyen  ^robuftionen  ftnb 
an  3at)l  gering  unb  geigen  mefyr  äußerlicbe  9?atf?at)tnung,  als 
tiefere  (Einfielt  in  bie  btb(ifd;en  2)arftetlungen.  9J?an  fann  in 
ben  auf  und  gefommenen  Dieften  noef)  bie  tterfcfyiebenen  £auttt* 
typen  ber  Slpoftel  unterfc^eiben,  wiewohl  fte  fd)on  mel)r  ju  einer 
gemeinfamen  §Itmofttf)äre  ber  djriftlitfjen  SBorfteüungen  ftd)  mifcfyen. 
Sßorwiegenb  ttautinifdje  Büb'ung  unb  Betracfytungdweife  erfennt 
man  in  bem  erften  Briefe  bed  @  lernend,  unb  wenn  er  im  Do- 
rnen ber  römifd)en  fote^c  (Ermahnungen  an  bie  forintfyifdje  ©e* 
meinbe   erlaffen   burfte,    fo   ift    wofjl   anjunefymen,    baß    beibe 


1)  3n  fcem  fegenannien  3Bavnaba?bv.  c.  15  siedelt  fogar  bei  iubenc^rifi- 
licbm  ©emehtten.    Der  Status  dies  tm  33r.  frc£  yiiniu?  tft  gett>i§  tnffMe. 


—    75    — 

ficfy  nidjt  ju  fefyr  öon  U)rem  urfprünglicfy  paulinifcfyen  Gijarafter 
entfernt  Ratten1).  9?o$  entfd?iebener  paulinifcf),  bis  ju  ftarfer 
Slbneigung  gegen  baö  3ubentt)um,  ift  ber  33rief  eineö  geiftüollen, 
gebilbeten  ^eibenc^viften2)  an  einen  Reiben  £>tognet,  welker 
in  bie  3eit  »or  2lu<3bitbung  ber  @noji$  $u  gehören  fcr)eint.  (Sine 
äl)nlicf?e  @eringfcf;ä&ung  beö  jübifc^en  ©efefceö  fprtc^t  ftc^>  in 
bem  bem  Sßarnabaö  beigelegten  ©riefe  aus,  nnr  bafj  ber  33er* 
faffer  eine  aleranbrinifcr;  jübifc^e  ©Übung,  nnb  bie  ©arftellung 
eine  33errMnbtf$aft,  bocfy  auf  öiel  nieberer  ©tufe,  mit  bem  £e* 
bräerbrief  Ijat3).  3)ie  jptjanneifc^e  «Schute  wirb  öertreten  burd) 
3flnatiu«   35.    »on  'Slntto^ta 4),    unb    *ßoli)farp   53.    »on 

1)  Der  Srief,  an  bcffcn  Slutljentie  im  ©anjeu  fein  gegründeter  3v»eifel 
obwaltet,  fet$t  eine  längere  3eit  feit  be£  tyauluß  £obe  »oraus,  baber  mit  Un- 
recbt  ©cbenfel  ©tub.  «.  JMt.  1841.  I.  ©.65  flg.  um  jttifcben  64  —  70  ent- 
flanben  annimmt.  '  ©egen  ifm  ©cbliemann  ßlemcntin.  nnb  @bioniti$m.  ©. 
409  flg.  Untergebene  ©cbriften:  1)  ein  fogen.  2ter  23r.  a.  b.  £or.  2)  jroei 
f»r.  33r.  t)mter  Söetjtein  9?.  £.  II.  3)  Die  ©ammlung  ber  fogen.  apoftol. 
donflitutionen.    4)  Die  ßtementin.  £omilien  unb  Sfacognitionen. 

2)  ©er  geroi§  nicbt  Suflin  b,  9tfärt»r.  ift;  »gl.  ©emifcb.  Sujrin  I:  ©.  172. 
—  Gab.  11.  12  finb  nt$t  »om  23erf.  ber  c.  1—10. 

3)  Der  33r.  ift  obne  Broeifel  fefjr  alt,  roobl  auö  bem  erjfrn  8tftf.>  «&» 
wegen  beS  SBoblgefatlenö  an  ben  ungereimten  Slflegorien  unmöglich  »on  33ar- 
nabai.  3bm  ^reiben  tt>n  ju  Slem.  511er.  Strom.  II.  p-464  Pot.,  unter  b. 
teueren  D.  E.  Henke  De  epistolae  quae  B.  tribuitur  authentia.  Jen. 
1827.  fßUtt  £ebrbr.  I.  ©.416.  ©iefeler  tf.  ©•  I.  ©•  146.  ©cgner  ber 
(£c|tbeit:  fteanber  Ä.@.  I.  ©•  1133.  £weften  Dogmat.  I.  ©.  104.  Ult- 
mann  ©tub.  Srifc  1827.  II.  £ug  greiburg.  &mT  II.  132  flg.  9)?cbr 
bagegen  al*  bafür  9?iebner  tf .  ©.  ©.196.  Die  nidjt  burcbfübrbare  £»po- 
ttjefe  einer  auögebebnten  Interpolation  burd)  einen  Sberapeuten  ift  eine  (§r- 
finbung  ©eben feie.  ©tub.  Ar.  1837.  III.  ©.652. 

4)  ©oll  unter  Srajan  ben  SMävt&rtob  geftorben  fein,  nacbbein  man  ben 
©reiö  burd)  ßleinaften  nacb  3tom  gefdjleppt  (Euseb.  h.  e.  3,  36),  m$  Wenig 
SEÖabrfcbeinlictjfeit  bat;  unb  unterwegs  7  Briefe  a.  b.  Gpbef-,  ^öm-/  $*!** 
farp,  b.  2J?agnef.,  «Pbifobelpb.,  ©mprnäer,  Sratlianer  getrieben  baben,  um 
ifjnen  bie  btfcbbflidje  2lutcrität  ju  empfebten,  waö  eben  fo  unpaffenb  ift.  einige 
©ebanfen,  befonb«*  bogmatifd)  pclcmifdie,  ftaben  eljer  baö  ©epräge  ber  ©t&t- 
l;eit.  <£ß  giebt  eine  fürjere  unb  eine  interpolirte  längere  Otecenfion.  Drei 
»riefe  a.  b.  ®$tf.,  9iöm.,  ^ol»c,  »on  Sure  ton  1845  in  ft;rif<ber  SRecen- 
fton  befannt  gemalt  unb  »on  i(mt  unb  SSunfen  für  autbentifd;  crflärt,  finb 
nid)tö  a(»  (Srcerpte  au$  ber  fürjeren  gr.  9?ecenfton.  Um  biefe  allein  banbelt 
e^  fieb  noeb  bei  ber  örage  nad)  ber  ßcbtbeit,  benn  8  anbevc  Briefe,  bie  unter 


-    76    — 

©mtyrna1),  baren  ©djriften  einen  ßufammenfhifj  bei-  ^aulinifcfyen 
unb  jol)anneifcr)en  (Elemente  enthalten,  wie  er  befonberö  in  f  lein* 
aften  entfielen  mu§te.  3n  ben  jot)anneifcr)en  ßreiö  gehört  and)  nocfy 
^apia5  53.  K  <£nerapoUS  in  *)3[)rtygien2),  ein  eifriger  23erbreiter 
finnlid)  d)iliaftifcr)er  93örftellungen.  2>ie  etfyifd)  praftiftfje  Stiftung 
ber  3e^  näherte  Diele  ber  33etrad)tung6weife  beö  3acobu3,  nur 
baß  bie  SQtoralleljre,  of)ne  rechte  SBerbinbung  mit  bem  Sebenö* 
Vrincip  beö  ©laubenS,  in  Sleufkrlicfyfeit  31t  verfallen  brobjte. 
©rofjen  S3eifaÜ  fanb  barum  eine  im  ßfyarafter  beö  Sacobuöbriefesj 
gehaltene  ©djrift,  bev  «£)irte  (noiftrjv),  bie  einem  £erma$, 
nact)  ber  gewöhnlichen  2lnftd)t  bem  ©cpler  beg  Paulus  (9v6m. 
16,  4),  nad;  anberen  um  150  n.  (Sf).  lebenb,  beigelegt  wirb3). 
3)ie  Neigung  jur  @efe$licr;feit  machte  bie  Äirc^e  mit  ben  3u- 
baiften  v-cmmnbter4),  unb  fdjaffte  iljnen  Eingang;  uub  je  weni- 


Sgnatiu«  9?amen  iriel  fpäter  erbietet  ft'nb,  fommen  gar  ni$t  in  33etrad)t. 
gür  bie  (Sditbeit  jener  erflären  ftd):  ©iefeler  Heb.  b.  Urfprung  ber  Fanonifdj. 
Mangel,  u.  Ä.@.I.  I.  ©.  138. 142.  JRot&e  anfange  ber  #rtjH.Ä.  2Inf)ang. 
Dorner  ©efd;.  b.  £ebre  b.  b.  Werfen  ^riftt.  I.  147  flg.,  toeil  fte  bie  3been 
üb-  b.  Sfci$fö|5ftt  (worin  uid)t«  fcon  leoittfdjem  ^riefterttjum  enthalten  fei)  für 
bemSgnatiuö  ebenbürtig  galten;  aud>  tvegen  tev  ^eufliriffe  g)olt)c  c.  13.  3ren. 
5, 28.  Die  fatl;o!ifc^e  Äritif  ift  burd>  biefc  3been  beftodjen.  ©egner  ber  @cb> 
f)eit:  Weanber  Ä.  ©.  I.  ©.1140.'  33aur  Äritif  ber  «Paftoralbr.  84.  Urfrr. 
be«  @bi«fo}>ate«.  ©ditoegler  nadjap.  3eit.  II.  ©.  159  «ftiebner  Ä.  ©. 
©.  196  ift  fd)Wan?enb. 

1)  Die  Gdjtljeit  feine«  93r.  a.  b.  ^iliop.  ift  angegriffen  b.  © emier  unb 
©djtoegler  nadmp.  3«*.  H-  ©.  154;  ofyne  au«reid>enben  ©rttnb. 

2)  SSerfaffcr  ü.  5  23.  *u(>/«xai*'  XoyCiov  t$tjyriaus,  beren  Sragmcnte  bei 
Routh  Reliq.  sacr.  I.     Ueber  ifytt  Iren.  5,  33.    Euseb.  3,  36.  39. 

3)  Die  erfte  Slnftdjt  bei  Iren.  4,  20.  2.,  Clem.  AI.,  Orig.,  welche  il;r  ben 
9t«ng  einer  infpirirten  unb  ^eiligen  ©d;rift  geben;  bie  jtoeite  in  bem  grag» 
ment  Muratori  Antiq.  Ital.  III.  p.  853,  bei«  bem  <Prc«b|>tcr  Saju«  »on  fRam 
(um  200  n.  St))  jugefd;vieben  foirb,  ttonad)  £erma«,  ©ruber  be«  33.  $iu« 
von  fRom,  93erfaffer  fein  foß.  —  Q3om  griedjifdjen  Urtert  ber  ©djrift  Frag- 
mente bei  Hotelier  u.  £efele.  SMlftäubig  in  latein.  Ueberfe^ung,  brei  23ücfier: 
Visiones,  Mandata,  Similitudines.  SSgl.  3a ermann  b.  £irt.  b.  £erma«. 
Simig«b.  1835.  ©djweglev  nadjab.  »Jett.  I.  ©.328  giebt  bem  23ud)  cbioniti« 
fdjen  Urfprung,  tt>a«  uncrireielid;  ift,  unb  »ermüdet,  ba§  e«  bem  f5aulinifdien 
•^erma«  in  ber  3£tt  Slrajan«  untergefeboben  fei. 

4)  Die  ©efefclidjFeit,  »e(d;e  übtxaU  bem  9J?enfdjcn,  ber  bie  geiftige  ©e» 
meinfdjaft  mit  Sbrifto  erlalten  lägt ,  nalje  liegt,  ift  wot)l  ju  unterfdjeiben  »on 
bem,  iva«  buvd)  Sitfm  unb  gefd)id;tlid;e  Sßermitttung  au«  bem  3ubcntl;unt 


—     77     — 

9er  ber  fapt  ganj  in  t>ie  *)3rariö  aufgefyenbe  33eftanb  ber  Äirdje 
ben  inteUef titelten  23ebürfniffen  genügte,  nm  fo  ftärfere  $ortfd)ritte 
machen  bie  gnoftifdjen  ©pefulationen,  weUfye  je&t  fd)on  einen 
namhaften  Vertreter  injKerintfj  fyaben1).  3nbeß,  Wie  fliejjenb 
aud)  atteö  war,  unb  wie  bürftig  bie  fetbftanbig  d)riftüd)e  (Sin* 
fttf)t,  man  fefcte  bod)  ben  Äampf  gegen  bie  weiter  greifenben 
frembartigen  Elemente  fort,  wie  bie  23r.  beö  §Barnaba3,  beö 
Sgnatiud  in  ifyren  äd)teften  SfjeUen,  beö  ^oh;farp  nnb  ber  an 
2)iognet  beweifen,  unb  fonberte  ftd)  attmäüg  beftimmter  a\>,  fo 
bafj  gegen  bie  SDZitte  be£  ^weiten  3afjrt)unbertS  aOe  biefe  ^aupt- 
Parteien  mit  einer  großen  unb  nicfyt  unvorbereiteten  ©elbftänbig- 
feit  auftreten. 

B.    2)ie  gotgejeit  biö  (Snbe  beS  ^weiten  SlbfcfynitteS. 

€rfte$  Cajnttl. 

£>a$  S5er^ä(tutß  ber  $ivd)e  jur  unrfjrtjHtdjen  2öelt. 

1.    5lu6breitung  beö  (Styriftenttjumö. 

£)iefelben  ©igenfc^aften,  welche  biöfyer  bie  Sluöbreitung  beS 
(St)riftentf)umö  beförbert  Ratten,  feine  geiftige,  unberfette  S3efd)af* 
fentjcit,  vermöge  welcher  e6  alfen  einen  ßutritt  eröffnete,  bie 
(Sittlicfyfeit  feiner  SBefenner,  bie  wunberbaren  SJÖirfungen  auf  bie 
leibliche  9?atur,  bie  g(eid)  9?ac^f fangen  ber  >$t\t  (Sfyrifti  biö  ins 
britte  Safyrfjunbert  fortbauerten2),  bieS2ltfe0  wirfte  aud;  ietjt  nocf; 
ju  feinen  ©unjien.  SBo  aber  ba3  93orurtf)eU  unb  bie  feinb(id)e 
©eftnnung  ju  r)artnacfig  war,  ba  nahmen  fte  grabe  an  biefen 
93orjügen  einen  5lnftof.  2)enn  feine  ©eiftigfeit  erfd)ien  bem  ftntv 
liefen  ©tanbpunft  beö  Slbergtaubenö  leer  unb  fatt3),  feine  $erab; 


ttt  bie  Jlircjje  »erbflanjt  toirb.  £>ie$  uit$t  ju  U)uu,  atttö  auf  bie  Icltfere 
jurücfjufütivett,  ijt  ein  ©runbfefyler  ber  Slnfcfjauung.  »Ott  ber  alten  Ätrdie,  bie 
Dr.  SSmtr  unb  Dr.  <5$toegIer  »ertragen. 

1)  Ueb.  tfjtt  3rett.  1,26.    SSaJ.  weiter  unten. 

2)  Justin.  Mart.  Apol.  I,  45.     Iren.  adv.  haer.  11,32,4.     Orig.  c.  Cels. 
1,2.  111,24. 

3)  Cf.  Minne.  Fei.  Octav.  10,  2. 


-    78    - 

(affung  ju  ben  veralteten  ©tauben  unb  ben  grauen  beleidigte 
ben  ©totj  ber  t)6C)ev  ©ebilbeten1);  bie  ftttltcfye  (5djrofft)eit,  womit 
viele  bie  ©enüffe  unb  gefttid)feiten  ber  Reiben  von  ftcf?  triefen, 
gab  ifynen  in  ben  Slugen  biefer  bcn  (Sfyarafter  menfd)enfeinbli$er 
©onbertinge;  unb  baS  SSolf  belaftete  fte  befto  lieber  mit  bem 
unheimlichen  Verbackt  unnatürlicher  ^uöfdjweifungen,  bie  fte  in 
ifyren  3ufammen!ünften  vornahmen.  3)ie  ©oeten  ahmten  in  trü* 
gerifdjer  fDfagte  bie  äÖunber  nadj>  unb  reijten  baö  geblenbete  23olf 
gegen  bie  Gfyriften  auf.  ©o  erhielt  ftd)  bie  Slbnetgung  gegen  fte 
unb  fteigerte  ftcl)  bei  beftimmteren  Slnläffen  ju  blutiger  Perfol* 
gung.  Slber  ber  freubige  £ob  ber  in  biefer  3t'\t  befonberö  jafyl- 
reiben  ÜÖiärttyrer  jeugte  nicfyt  of)ne  gru$t  von  ber  SQSaljrfyeit, 
unb  bie  alle  ©ewatt  beftegenbe  Äraft  beö  (£t)riftentf)umö  beftegte 
ineljr  unb  mefyr  aucfy  bie  Ueberjeugung  2). 

3)ie  9)iiffton  befd)ranfte  fic^>  immer  mefyr  auf  bie  Reiben,  ba 
bie  ^uben  in  wacfyfenber  Slbneigung  ftcf)  bagegen  verfcfyloffen. 
(Sie  fcprten  felbft  bie  Verfolgungen  gegen  bie  (Sfyriften  unb  nalj* 
men  tätigen  2lntfjei(  baran3).  £>ie  glimmenbe  ßmvörung  gegen 
bie  Körner  bra#  in  Ijetfe  flammen  auö,  alö  23  ar  $orf)ba 
(Num.  24, 17)  ftd)  gum  SÄcffiaö  aufwarf  (132— 135)  unb  burcfc 
Verweigerung  ber  abgaben,  unterftüfct  vom  9tabbt  Slfiba,  baö 
Volf  auf  feine  (Seite  braute.  .Die  Grüften,  welche  ftcfc  if)m 
nic^t  anfcfyloffen,  fonbern  vielmehr  ifjre  (Sadje  bavon  gu  trennen 
fugten,  würben  fyeftig  von  ifym  verfolgt,  unb  bie  Trennung  von 
ben  3uben  feitbem  nod)  größer4).  ütfad)  blutigem  Kampfe  würbe 
Smtfalem  serftört ,  ben  Suben  bei  SobeSftrafe  verboten,  fte  ju 
betreten,  unb  eine  l)eibnifcf)e  Kolonie,  Aelia  Capitolina,  ange* 
legt,  ba()er  bie  bortige  ©emetnbe  fortan  einen  t)eibcnctmftlid)en 
(Sfyarafter  ()atte. 

9?a#  (Sbeffa,  ber  £auvtftabt  be$  !Reic^eö  €>3rf)oene  tn9)te 


1)  Celsus  Ui  Orig.  III,  55.56. 

2)  £>te  wette  Ausbreitung  beS  S(mfrenU)um$  be&eugen  Justin.  M.  Dial. 
c.  Tr.  c.  117.    Iren.  I,  3.    Ttull.  Apolog.  c.  37. 

3)  Just.  Dial.  c.  Tr.  c.  17.  108.    Euseb.  h.  e.  IV,  15,  11. 

4)  Justin  Apol.  I.  c.  31.   Soft  ©efcfc.  ber  3ör.  IV.    ©cpeniann  Slemen* 
tin.  «S.404. 


—    79    - 

fopotamien,  fam  baö  Gfyriftentfyum  auf  unbefannte  2ßeife,  aber 
früf)$eitig,  unb  war  nafy  ber  SSftitte  be6  2.  3al)rl).  fct)on  fo  ein* 
flufreict),  baf  ber  Äönig  Slbgar  55ar  «Kanu  iljm  angehörte1). 
Um  biefetbe  3eit  breitete  ft$  baS  Gt)riftentl)um  in  $erften,  Ütte* 
bien,  «Partien,  33aftrien  aus2);  gegen  (Snbe  be6  3.  Saljtty. 
waren  bie  (Stiften  im  neuperftfeften  «Reiche  jat)lreic^.  lieber 
bie  gortfe^ritte  ber  £ird)e  in  Arabien  in  ber  3ett  jwifc^en 
$ au luö  unb  Drigeneö  ift  feine  fiebere  9?a$ricr/t  t>orl)anben. 
3)iefer  war  mehrmals  in  Arabien  anwefenb:  einmal,  l)erbeige-' 
rufen  burd)  ben  römifdjen  «Statthalter  3>,  ber  »fünft  über  baö 
(Sf)riftentl)um  »erlangte;  bann,  um  eine  firc^lictje  Streitigfeit  ju 
f#licr)ten,  bei  welker  @etegenl)eit  fd?on  eine  9#ef;rsaf)t  r>on  ara* 
bifc^en  33ifd?ofen  erwäfmt  wirb4).  SSieÜeic^t  ift  ttor  Origeneö 
ein  anberer  aleranbrinifd)er  ßircf;enlet)rer,  ^antänuö,  in  Slra* 
bien  tf)atig  gewefen.  (Sr  fotl  eine  9J?iffton6reife  nacr;  3nbien  un* 
ternommen  fjaben5),  wa$  bei  ber  Unbeftimmtfyeit  be$  9?amenö 
auefy  Arabien  fein  formte.  2)ie  weitere  Angabe,  bafj  er  ein  f)e* 
bräifdjeö  ( aramäifdjeS )  ßöangelium  beS  9Jcattf)auS,  t>on  bem 
2Ipoftel23arti)olomäuS  baf)in  gebraut,  r-orgefunben,  beutet  auf 
3uben$riften  f)in,  unb  ba  in  Arabien  fiel  Suben  wohnten,  fo 
ift  bieS  ein  @runb  bafür,  Slrabien  unter  ^nbien  ju  öerftefjen  6), 
aber  fein  entfd)eibenber.  ^>6cr)ft  rvat)rfcr)einliä?  gab  e6  in  biefer 
«Periobe  fcf)on  Triften  in  3 n bien,  ba  £fjeopf)ilu6  »on  3)iu7), 
jur  3eit  be$  (Sonftantiuö  (350)  tr>attg ,  c^riftlic^e  ©emeinben  in 
mehreren  Steilen  Snbienö  r-orfanb.    3n  Sieget en  machte  ba6 


1)  2In  feinem  £ofe  lebte  um  160—170  SBarbefanes*.  9D?ünjen  mit  ebrift* 
lieben  (Smblemen  um  btefe  3eit.  ©a$  Sttronifon  ö.  Gbeffa  in  Slffemanm 
Biblioth.  oriental.  erfoäfmt  beim  Sab«  202  eine  cfjrifllicbe  Äircfie.  —  Sin 
erbiebjeter  SBrieftoecbJel  iWifc&ett  Sibgar  Ud)omo  unb  (SljrifhtS  bei  Euseb. 
h.  e.  1,13. 

2)  Sgl.  Bardesanes  de  fato  bei  Euseb.  Praepar.  ed.  VI,  10. 

3)  Euseb.  h.  e.  VI,  19. 

4)  1. 1.  c  33.  cf.  37. 

5)  Euseb.  h.  e.  V,  10. 

6)  ©o  Wo<?i)eim  Commentar.  p.  208  unb  ©iefeter  $.  ®.  I.  ©.  161 ,  näm- 
licb,  gjemen. 

7)  ztißovs,  Diu  Zokotara,  insula  Dioscoridis.  Philostorg.  h.  111,4.5. 


-    80    - 

6l)viftentf)um  grofje  gottfdjrüte,  unb  namentlich  warb  211  e  van* 
fcria,  burcfc;  feie  einfyeimifdje  wligionöpljUofoyijiföe  23itbung  »or* 
bereitet,  eine  btüfyenbe  ©emeinbe,  »on  wo  eine  Verbreitung  in 
bie  9?acpargegenben,  j.  33.  (Sirene  ©tatt  fanb.  3n  Dber* 
agtypten  fyemmten  bie  ©pract)e  unb  ber  Mangel  an  ©Übung, 
bennod)  giebt  eö  $ur  3eit  beö  ©eptimiuö  ©eöeruö  fd)on  (Stiften 
in  bet  SfyebaiS1).  Von  «Rom,  welcfyeö  überhaupt  ein  wichtiger 
2lu3gang$punft  für  bie  Verbreitung  im  Dccibent  ift,  tarn  baö 
6f)riftent^um  nad)  bem  ptoconfularifcfcen  Slfrifa,  gewann 
rafd?  (Eingang  unb  fyatte  an  Äartfyago  eine  ber  bebeutenbften 
©emeinben  in  ber  ganjen  Ätrc^e.  £>ie  btüljenben  ©emeinben 
öon  Styon  (Sugbunum)  unb  Vienne  (feit  177  befannt),  fmb 
aber  öon  ßletnaften  m$  gefttftet.  9htr  langfam  brang  baö  (Söan* 
geliunt  weiter  in  ©allien  üor;  bocl)  werben  ©puren  beffetben 
felbft  in  Germania  cisrhenana  fd)on  gegen  (Snbe  bc$  awei* 
ten  3al)rl).  erwähnt 2).  Um  biefelbe  Seit  bemerft  Sertullian 3), 
baf  in  Britannien  Slnfyänger  be$  (EfjriftentfyumS  feien,  welches 
unmittelbar,  ober  über  ©allien,  auö  Äleinajten  bal)tn  verpflanzt  ift. 

2.  2)ie  Verfolgungen  ber  (Sfyriften4). 
2)a  baö  (St)uflentf)um  na$  ben  römifd)en  ©efeijen  eine  nidjt 
geftattete  Religion  (religio  illicita)  war,  unb  nocfy  baju  eine 
folcfje,  welche,  ofme  bur#  $l(ter  unb  nationale  (Sigentfyümlicbfeit 
bie  Sichtung  ber  Körner  ju  erwerben,  leinen  ber  nationalen  Änlte 
neben  ftc$  befielen  laffen  wollte,  fo  festen  ben  burdjauö  in  bem 
politifd)  religiöfen  ©efic^töpunft  befangenen  ©taat6bel)6rben  bie 
«Übung  beffetben  ftrafbar  31t  fein.  £aufig  aber  machte  ft# 
ber  Unwille  beö  VolfeS  felbftftanbig  in  tumuttuarifcfyen  Sluöbnu 
c^enSuft,  wenn^riefter  unb  anbre  if)n  aufftacfc/elten,  ober  irgenb 
ein  Unfall  ben  3orn  ber  ©ötter  über  bie  Verbreitung  jener  gott* 
tofen  ÜRenfäenart  ju  »etfünben  febjen. 


1)  Euseb.  VI,  1. 

2)  Iren.  adv.  haer.  I,  10. 

3)  adv.  Jud.  7. 

4)  SBir  bringen  ber  letzteren  Ueberfic$t  wegen  bie  smtje  3?eil)e  ber  2?er- 
folgungen  bicr  bei. 


-    81     — 

SBäfyrenb  Siberiuö1)  unb  (Staubiuö2)  Dicgicvung  waren 
bie  (Efyriften  noct;  nid)t  satjlvetti^  unb  felbftiinbig  genug  imtcrfc^ic- 
ben,  um  feie  33er}örben  ju  einer  Verfolgung  ju  »eranlaffen.  j$\\i 
3ett  9cero3  würben  fte  in  dlom  als  eine  eigne  Partei  befannt, 
unb  bie  ©efyafftgfeit,  mit  welcher  (ie  baö  SSolf  betrachtete,  gab 
biefem  ^rannen  bie  ©etegenfjeit,  ben  Verbackt,  bie  (Etabt  an* 
gejünbet  31t  t)aben,  auf  fte  51t  wallen,  unb  burct;  eine  mit  ge= 
wotmter  ©raufamfeit  angeftetlte  Verfolgung  ju  öerftärfen,  a.  64 3). 
Veöpafian  l)at  bie  Gttjriften  gewahren  laffen,  bagegen  IDomi- 
tian  baö  (Sfyriftentljum  mit  anbem  Vorwänben  $ur  5Befriebigung 
feiner  öerbre$erifd)en  Neigungen  gebraucht 4).  Ümrd)  @erüct;te  üon 
ben  mefftanifcben  Erwartungen  beunruhigt,  ließ  biefer  Äaifer 
3wet  Verwanbte  (Sljrijtt  »or  ficfy  fuhren,  überzeugte  ftcf;  aber  tton 
it)rer  Unfdjmbticfyfeit 5).  9?eri>a  »erfcfymafjte  eö,  bie  Stnflage 
wegen  beS  (Sl)riftentt)um3  ju  anbem  3wecfen  3U  benu^en,  bafyer 
bie  Sage  ber  Gtfyriften  unter  iljm  noct)  friebticfyer  würbe.  (Sie 
ttermefyrten  ftct;  rafcfy,  fo  bafj  ifjre  große  3a¥,  3-  53-  in  23itf)^ 
nien,  bie  Slufmerffamfeit  beö  (Statthattet^  s4$liniu3  beö  Jüngern, 
erregte,  ber  juerft  ein  regelmäßiges  *)3ro3efwerfaf)ren  gegen  fte 
einleitete,  \va$,  *>on  Srajan  beftätigt,  für  baö  9^eic^>  @efe£e3fraft 
erhielt  (um  110  n.  (Et).)-  6)    -^abrian,  ein  eifriger  Seförberer 


1)  Die  gabel  »01;  einem  Sitttrage  beö  £i&eriuö  an  ben  ©enctt,  Gfm'ftö 
göttliche  S'fyre  ju  erroeifen,  f.  bei  Tertull   Apol.  5.  21. 

2)  @ö  ifi  möglief),  bajü  bie  Gfjriften  in  ber  öon  ©uetott  erroäfmten  33er» 
folgung  ber  Suben  mitgelitten  l;aben:  Suet.  Vit.  Claud.  c.  25.  Judaeos  im- 
pulsore  Chresto  assidue  tumultuantes  Roma  expulit. 

3)  Tacit.  Annal.  XV,  44. 

4)  Dion    Cass.  1.67,14. 

5)  Hegesip.  Euseb.  h.  e.  3,  19.  20. 

6)  Plin.  ep.  X,  97  «.  b.  Äctifer  £rrtjan:  Solemne  est  mihi,  Domine, 
omnia  de  quibus  dubito  ad  te  referre.  Quis  enim  potest  melius  vel  eun- 
etationem  meam  regere  vel  ignorantiam  instruere?  Cognitionibus  de  Chri- 
stianis interfui  nunquam;  ideo  nescio  quid  et  quatenus  aut  puniri  soleat 
aut  quaeri.  Nee  medioeriter  haesitavi,  sit  ne  aliquod  discrimen  aetatum, 
an  quamlibet  teneri  nihil  a  robustioribus  difTerant;  deturne  poenitentiae 
venia,  an  ei  qui  omnino  Christianus  fuit,  desisse  non  prosit;  nomen 
ipsum,  etiamsi  flagitiis  careat,  an  flagitia  cohaerentia  noinini  puniantur. 
Interim  in  iis,  qui  ad  me  tamquam  Christiani  deferebantur,  hunc  sum 
sequutus  modum.     Interrogavi  ipsos,  an  essent  Christiani;  conlitentes  ite- 

ü 


—    82    — 

tocft  a(trdmifcf;cn  ©öttevfultcö,  war  t>ocf;  gerecht  genug,  bic  immer 
häufiger  werbenden  tumultuarifdjen  Singriffe  beö  Sßolfeö  auf  fcie 

rum  ac  terlio  interrogavi ,  supplicium  minatus;  perseverantes  duci  jussi. 
Nequo  cnim  dubitabam,  qualecunque  esset,  quod  faterentur,  pcrvicaciam 
certe  et  inflexibilem  obstinationem  debere  puniri.  Fuerunt  alii  similis 
amentiae;  quos,  quia  civcs  Romani  erant,  adnotavi  in  urbem  remittendos. 
Mox  ipso  tractatu,  ut  fieri  solet,  diffundente  se  crimine,  plures  species 
inciderunt.  Propositus  est  libellus  sine  auctore  multorum  nomina  conti- 
nens,  qui  negarent,  se  esse  Cbristianos,  aut  fuisse,  qtium  praeeunte  nie 
Deos  appellarent,  et  imagini  tuae,  quam  propter  hocjusseram  cum  simu- 
lacris  numinuni  adfcrri,  thure  ac  vino  supplicarent,  praeterea  maledice- 
rent  Christo,  quoruin  nihil  cogi  posse  dicuntur,  qui  sunt  revera  Christiani. 
Er<^o  dimittendos  putavi.  Alii  ab  indice  nominati  esse  se  Christianos 
dixerunt  et  mox  negaverunt;  fuisse  quidem,  sed  desisse,  quidam  ante 
triennium,  quidam  ante  plures  annos,  non  nemo  ante  viginti  quoque. 
Omnes  et  imaginem  tuam  deorumque  simulacra  venerati  sunt;  ii  et  Christo 
maledixerunt.  Adfirmabant  autem,  hanc  fuisse  summam  vel  culpae  suae 
vel  erroris,  quod  essent  soliti  stato  die  ante  lucem  convenire,  carmenque 
Christo  quasi  Deo  dicere  secum  invicem ;  scque  sacramento  non  in  scelus 
aliquod  obstringere,  sednefurta,  ne  latrocinia,  ne  adulteria  committerent, 
n e  fidcm  fallcrent,  ne  depositum  appellati  abnegarent;  quibus  peractis 
morem  sibi  discedendi  fuisse  rursusque  coeundi  ad  capiendum  cibum, 
proiniscuum  tarnen  et  innoxium,  quod  ipsum  facere  desisse  post  edictum 
ineum,  quo  secundum  mandata  tua  hetaerias  esse  vetueram.  Quo  magis 
necessarium  credidi,  ex  duabus  ancillis,  quae  ministrae  dicebantur,  quid 
esset  veri  et  per  tormenta  quaerere.  Sed  nihil  aliud  inveni,  quam  super- 
stitionem  pravani  et  inimodicam,  ideoque  dilata  cognitione  ad  consulendum 
te  decurri.  Visa  est  enim  mihi  res  digna  consultatione,  maxime  propter 
periclitantium  numerum.  Multi  enim  omnis  aetatis,  omnis  ordinis,  utrius- 
que  sexus  ctiam  vocantur  in  periculum  et  vocabuntur.  Keque  enim  civi- 
tates  tantum,  sed  vicos  etiam  atque  agros  superstitionis  istius  contagio 
pervagata  est;  quae  videtur  sisti  et  corrigi  posse.  Certe  satis  constat, 
prope  jam  desolata  templa  coepisse  celebrari  et  sacra  solemnia  diu  inter- 
missa  rcpeli;  passiinque  venire  victimas  quarum  adhuc  rarissimus  emptor 
invcniebatur.  Ex  quo  facile  est  opinari,  quae  turba  hominum  emendari 
possit,  si  fiat  poenitentiae  locus. 

Trajanus  Plinio  S.  Actum  quem  debuisti,  mi  Secunde,  in  excutiendis 
causis  eorum  qui  Christiani  ad  te  delati  fuerant,  sequutus  es.  Neque 
enim  in  Universum  aliquid,  quod  quasi  certam  formam  habeat,  constitui 
potest.  Conquirendi  non  sunt,  si  deferantur  et  arguantur  puniendi  sunt; 
ita  tarnen,  ut  qui  negaverit  se  Christianum  esse,  idque  re  ipsa  manifestum 
fecerit,  id  est  supplicando  diis  nostris,  quamvis  suspectus  in  praeteritum 
fuerit,  veniam  ex  poenitentia  impetret.  Sine  auctore  vero  propositi  libelli 
nullo  crimine  locum  habere  debent;  nam  et  pessimi  exempli  nee  nostri 
seculi  est. 


-    83    - 

(griffen  $u  »erbieten  unb  ein  gcfcijücf>eö  SBerfabren  ein$ufd)är* 
fcn  ').  3)er  menfd)enfrcunb(icf/e  51  n tonin uö  *]3iuö  war  nic^t 
geneigt,  bie  Stiften  $u  »erfolgen.  Oiufye  aber  Ratten  fte  barum 
ntcryt,  fonbern  ba  bie  Regierung  biefeö  Äaiferö  burd)  manche 
Unglücksfälle  be$eict;net  war,  mußten  fte  wieberum  Hon  93olf$* 
aufftänben  leiben  2).  ©ein  9cacf)folger  9ftarcu3  Slureliuö 
geigt,  wie  felbft  bie  ebelfte  örfcb,  einung  be3  £eibentf)um6  in  im* 
r>erföf)nlid)em  ©egenfafc  jum  (5t)riftentt)um  ftefyen  ronnte.  £)enn 
eine  reinere  ^ietät  gegen  ©ötter  unb  9ttenfd)en  unb  eine  aufriß? 
tigere  ©elbftfenntniß,  al$  fte  93?arc  Slurel  in  feinen  Monologen 
(12  SB.)  au6fyricr/t,  ift  faum  in  einem  antilen  $)fenfcl)en  gefunben 
worbcn.  Slber  eingeengt  r>on  ben  3been  beö  <5toici6mu3  unb  ber 
Politiken  Religion,  faf)  er  ba3  @f)riftentl)um  für  einen  unge* 
reimten  23o(f6glauben  unb  ftörrifcryen  ganatiömuö  an,  unb  be- 
fcbjoß  e3  mit  allen  Mitteln  31t  unterbrütfen.  @«  befahl,  bie 
(St)riftcn  aufjufud)en  unb  burd?  harter  unb  £ob  jur  2lnerfennung 
ber  6taat3religion  31t  bringen3).  JDie  SSerfotgung  erftrecfte  ftcp 
fef)r  weit  über  baS  Dieid),  bod)  an  v-erfdnebenen  Orten  unb  ju 
verfcfyiebenen  Seiten  mit  ungleicher  £eftigfeit.  93or$üglic&,  litten 
bie  ©emeinben  t>on  ©mtyrna  (i.  3.167)  4),  »on  £t;on  unb 
«Bienne  (177)  5).  (SnbUcr/  erfcf;ö>fte  ftct)  bie  2öutf),  bie  S3etv 
fotgung  ließ  nad)  6)  unb  erlofc^  mit  (Sommobuö  Sfyronbeftei-- 


1)  3u  einem  9?efcript  auf  ben  Sentit  bee*  ©erentuö  ©ranianuS, 
«Proconf.  ».  Äleinaften,  an  beffen  9?act;foIger  gJHnuciuö  SunbanuS,  bei 
Justin  Apol.  I,  69.  Euseb.  IV,  9.  Rufin.  h.  e.  IV,  9.  Sßcber  bie*?  Sbict 
fpric^t  eine  ^odjfcfuifcung  beS  e&rijtenrr)um3  auö,  noeö.  ift  bafür  bie  falfc^c 
@age  öon  £em|>eln,  bie  ev  Sbrtfto  erbaut  habe,  ju  benu^en  Act.  Lamprid. 
Vit.  Sever.  Alexand.  c.  43.  (Sine  roegroerfenbe  S(nfid)t  »om  Sbriftcntintm 
»ietmebr  in  £abrianö  Sörief  a.  b.  ©ennanuö  f.  bei  Vopisc.  Vit.  Saturnin.  8. 

2)  Sin  erbiebjeteß  Sbift  agbi  jo  xoivbv  rrjg  "Aaiug,  roelctyeS  bie  ©eroalt' 
tfjätigfeüen  »erbietet,  bei  Euseb.  IV,  13  erroäbjtt. 

3)  Ueb.  baS  Sbift  in  b.  actis  Symphoriani  f.  9?  e  au  ber  &.  ©.  I,  ©.184, 
wo  e3  bem  Ware  Sturel  beigelegt,  unb  ©iefeler  Ä.  ©.  1. 1.  ©.  175,  roo  e£ 
itjm  abgebrochen  roirb. 

4)  35er  23erid)t  im  23r.  b.  ©emeinbc  ».  ©mtnna  Euseb.  IV,  15.  Cote- 
ler.  1.  1. 

5)  Der  23erid)t  im  23r.  an  b.  Heinafiat.  ©emeinben  Euscl).  V,  1—3. 

6)  G{>rifH.  (ScbrtftfteKer  feit  Staub.  5tpoUinaris3  bei  Euseb.  V,  5  unb 

6* 


-    84    - 

gung,  ba  biefer,  übcrfyauvt  fern  von  velicjiöfcm  3ntereffe,  auctj 
ber  Sefcbränfung  beö  <Staat6fultu8  burcl)  baS  (Stjvijtentljum  glcw&? 
gültig  sufal).  9?ur  bie  Maßregeln  einjdner  Statthalter ')  erweck 
ten  fie  von  neuem.  3)ie  9tul)e  würbe  in  ber  früheren  Oiegie* 
vungSjett  bcS  SevtimiuS  ©everuö  nia?t  unterbrochen,  wel* 
cfyer  fid)  foga*  anfänglich  ol6  greunb  ber  (5t)riften  benahm*), 
fpäterf)in  iebod)  änberte  er,  unbefannt  aus  wcld;en  ©rünben,  fein 
Verfahren.  3m  3af)re  202  erfd?ien  ein  Strafebict 3),  mäfaß 
baS  Signal  ju  heftigen  Verfolgungen,  namentlich  in  9?.  Slfrica, 
würbe4),  bie  ftcfy  noc&  wäfyrenb  (SaracallaS  Regierung  ()injo- 
gen.  Um  tiefe  3eit  würben  bie  gatle  häufiger,  baß  (Sfyriften 
von  (Staatsbeamten  gegen  eine  (Summe  ©elbcö  ftct;  bie  greibeit 
»errafften,  waö  aber  bei  ben  ernfteren  entfd;iebene  Mißbilligung 
hervorrief5).  2)ie  9MtgionSmengerei  aud)  ber  $aifer  begann  fid) 
im  britten  3at)rl)unbert  auf  baö  6l)riftentb,um  auSjubefynen  unb 
ifym  eine  frieblid;ere  Stellung  im  (Staat  ju  bereiten.  2luö  bie* 
fem  ©runbe  bewies  fta>  £eliogabaluS  (218—222)  bulbfam 
unb  mit  cblerer  ©eftnnung  ber  fromme  SUeranber  (SeveruS 
(222—235).  ©r  fyatte  £ocb,ad)tung  ror  bem  ©tauben6)  unb 
ben  (Einrichtungen 7)  ber  (^riften,  unb  ließ  fte  für  eine  berca> 
tigte  (Korporation  gelten8),  ©eine  Mutter  3ulia  Mammäa  ftanb 
mit  OrigeneS  in  Skrbinbung  9).    Mariminuö  ber  praeter 


Sertudimt  Apol.  5  flcdcn  dir  £nbc  d$  @rfelg  eines  2Bunber3  bar,  »äi  auf 
baö  ©ekt  ber  d;rifrlid>ett  ©olbaten  bem  £eer  roiberfatyren  fei,  trotiüt  audj 
ber  9?ame  ber  legio  fulminea  jufnmmenlKunie.  SSergl.  bagegen  Jul.  Capitolin. 
Vit.  M.  Aurel.  24.  Themistius  Orat.  XV.  Ekhel  numismat.  III,  64.  Dio 
Cass.  LV,  23. 

1)  3£ie  bes*  SlrriuS  3ln  tonümS,   $roconf.  fon  Äleinaften;   TertuII. 
ad  Scapnl.  5. 

2)  Vertun,  ad  Scapul.  4  giefd  aU  ®runb  feine  Teilung  in  einer  ftranf» 
tjeit  burd;  einen  dmftlictyen  ©ffafce«  $roculuö  an. 

3)  Spartian.  vit.  Sever.   c.  17:    Judaeos   fieri   sub   gravi   poena   vetuit. 
Idem  etiam  de  Christianis  sanxit. 

4)  Euseb.  h.  e.  VI,  7. 

5)  2?gt.  Tertull.  de  fuga  in  persecutione. 

6)  Lamprid.  Vit.  Alex.  c.  29.  43. 

7)  Ibid.  c.  45. 
8;  c.  49. 

9)  Euseb.  h.  e.  VI,  21. 


—    85    — 

ftörte  jwar  ben  ^rieben  burd)  Verfolgungen  in  manchen  ©egen* 
ben,  t)pc^  nad)  feiner  fitzen  Regierung  (235  —  238)  trat  wieber 
Oiufye  ein,  unter  ©orbianuS  unb  bem  befonberS  günftigen  *)3f)i* 
lippuS  beut  Araber  (244—249)').  ©cfyon  entfaltete  baS  @r)rt* 
ftentfyum  eine  fo  große  äußere  Wlafyt,  baß  3been  von  einer  933ett* 
fjerrfc^aft  auftauchten,  bie  eS,  abgefefyen  6'öh  ber  ^arufte  (Jfjrijn, 
burcfy  feine  alle  ©egenfäfce  überminbenbe  ftraft  erreichen  würbe2). 
3e  met)r  bem  £eibentf)um  baburd)  23cfd;ränfung  brofyte,  befto 
fanatifc^er  war  ber  Sßiberftanb,  ju  welchem  eS  ftc^  jefct  auf* 
raffte.  2)er  ilaifer  2)  e  c  i  u  6  |  r  a  j  a  n  u  S  (249—251),  ein  Sttann 
von  antifer  ©efinnung,  faßte  ben  (§ntfcl)luß,  baS  @t)riftentl)um 
auszurotten,  unb  veranftaltcte  feeöfjatb  eine  Verfolgung,  V^n* 
mäßiger  unb  allgemeiner,  als  irgcnb  eine  vorljcrgefyenbe3).  ©ie 
richtete  ftcfy  vornel)mti$  gegen  bie  33ifd)öfe,  alte  (Stiften  aber 
follten  fid)  ben  Zeremonien  beS  ©taatSfultuS  unterwerfen.  gfucbt 
roar  ertaubt,  aber  feine  9iütffel)r;  gegen  bie  Vfeibenben  würbe 
auf  harter  unb,  befonberS  bei  ausgezeichneten  ^erfonen,  auf 
5:ob  erfannt.  2)er  lange  grieben  fyatte  bie  ©cmeinben  verweid)* 
liebt,  viele  verleugneten,  bie  einen  in  metjr,  bie  anbern  in  min* 
ber  auffälliger  Sßeife  (sacrificati,  thurificati,  libellatici,  acta 
facientes),  bann  aber  vergrößerte  ftd)  bie  Safyi  ftanb()after  23e* 
fenner.  gtt  bem  Slugenblicf ,  wo  ber  ©türm  ftd;  ju  legen  festen, 
nad)  bem  £obe  beS  iSeciuS,  brauen  ©eueren  unb  ,£jungerSnott) 
auö,  erfüllten  baS  verzweifelnbe  93olf  mit  Sßutt),  unb  bewogen 
ben  Äatfer  ©atluS  jum  (Erlaß  neuer  S5tutbefel)te.  2)od)  ftarb 
er  batb  (253)  unb  bie  Triften  burften  aufatl)men,  benn  Vale* 
rianuS  legte  it)nen  anfangs  feine  £inbemiffe  in  ben  9Beg.  2l(S 
in  golge  beffen  if)re  3at)l  aucr)  in  ben  vornehmen  ©täuben  vafdj 
anwuchs,  würbe  SSalerian  beforgt,  unb  gab  feindlichen  Ml)* 
fd)lägen  @et)ör4).    ©eine  befcfyränfenbcn  Maßregeln  (feit  257) 

1)  Drigene^  23er(nnbung  mit  ihm  unb  feiner  ©cmablin  «Settern  Eus.  VI, 
36.  (ältere  galten  ibn  für  einen  Stiften.  Euscb.  VII,  10.  VI,  34.  Ilic- 
ron.  in  Chronic,  ann.  246. 

2)  Origen.  c.  Cels.  VIII,  68. 

3)  ©.  DiontjfiuS  ».  <Wex<inbrien  bei  Euscb.  VI,  40-42.  e^riattuö  «riefe 
unb  sermo  de  Lapsis. 

4)  Dionsjf.  J>.  Weranb.  bei  Euseb.  VII,  10.  11 


-    86    — 

lichteten  ftd;  c&eftfaQd  vov^ücjlic^  gegen  bie  33 i f cl> o f c  unb  anbre 
angefeilte  SDiitglieber  ber  Äirdje.  3uerf*  würben  bie  @eiftlid;en 
erilirt  unb  bie  Verfammlungen  bev  Stiften  bei  £obe3ftrafe  ver- 
boten. £>a  bie$  nid;t  fruchtete,  becretirte  ber  itaifer  (258)  bie 
Einrichtung  ber  @eiftlid;en  unb  vornehmeren  Säten1)  unb  ent- 
efyrenbe  ©trafen  inöbefonbere  für  feine  ^ofbeamten.  3n  biefer 
gefd)ärften  Sßeife  bauerte  bie  Verfolgung  bis  jttm  3afjre  259, 
wo  Valerian  ben  unglürflid;en  ihieg  gegen  bie  Werfer  unter* 
nar)m.  ©eine  ©efangenfcfyaft  brachte  ben  Triften  bie  greifyeit. 
3)enn  fein  ©olni  ©allienuö,  beut  9tulje  unb  23ec|ttemlid;feit 
über  alleö  ging,  ()emmte  nic^t  nur  bie  gewaltfamen  Maßregeln, 
fonbern  bewirfte  aud;  einen  völligen  Umfd;wung  in  bem  rec^tli- 
d;en  Verfyaltnijj  ber  ftircr)e  $um  (Staat,  inbem  er  ba6  (Sfjriften* 
tf)um  alö  religio  licita  anerfannte2).  Von  ba  ab  erfreute 
ftd;  bie  $ird)e  eineö  vierzigjährigen  griebenö.  2)er  Äaifer  2lu* 
relianuö,  wie  gern  er  aud;  feinen  ^anatiömuö  für  bie  alten 
©otter  burd;  Unterbrücfung  beö  SljrijlentljumeS  beteiligt  f)ütte, 
fal)  ftd;  bod)  tfyetlö  burd;  friegerifcr)e  Unternehmungen,  tt)ei(3 
burd;  baö  (Seiet  beö  ©allienuö  gefyinbert,  unb  als  er  enbl'd;  ber 
21uöfül)rung  naf)e  war,  warb  er  ermorbet  (275).  Sänge  f)ielt 
aud;  ben  2)iocletian  bie  D^ücfftcT;t  auf  ba6  Soleranjebict,  auf 
bie  grofje  3<\l){  ber  C£t)riften  unb  feine  eigenttjümlid;  vorftd)tige 
Cßolitif  jurüd,  feinbtid;  aufzutreten,  fo  fet)r  er  verfönlid;  bem 
,£>eibent()um  ergeben  war,  unb  fo  eifrig  ber  (£afar  ©aleriuS 
Marimianuö,  baö  ,£>auvt  ber  l)eibnifd;en  ganatifer,  ifnt  zur 
2luörottung  ber  (Sfyriften  ju  vermögen  fucfyte.  9?ad;bem  ©alerittS 
298  alle  (Sr)riften  aus  feinem  £eer  entlaffen  f)atte,  brachte  er 
ben  immer  tiefer  in  Melancholie  verftnfenben  3)ioc(etian  303  ba= 
fjin,  bajj  er  bie  gewaltfamen  ©d;ritte  fanftionirte.  ©te  began- 
nen  am  23-.  gebruar  mit  ber  3erftörung  ber  £ird;e  von  9?icome- 
bien,  unb  am  folgenben  £ag  erfdjien  ein  faiferlid;er  23efef)f,  mU 
d)er  mit  Wolter  unb  entefyrenben  ©trafen  alle  bie  bebrofyte,  welche 
vom  @f)riftcntt)itm  nid;t  laffen   wollten.     9?eu  war  baö   ©ebot, 


1)  Cypr.  Ep.  82  ad  Successum.    £>er   Sifd;uf  ©irtuß   unb   vier  Diafi>* 
nen  »on  9tom  unb  Syriern  &on  Anrege  würben  Eingerichtet. 

2)  cf.  Euscl).  VII,  13. 


—    87    — 

t>ie  ^eiligen  ©cfniften  311  confifciren1);  bei  ben  (Stiften  aber  galt 
eö  für  eine  Verleugnung,    fte  auöjuliefern  (traditores).     9Wan 
benujjte  mehrere  Vorwänbe,  um  ben  «Schein  einer  Verfcfywörung 
auf  bie  @l)riften  31t  werfen,  unb  »erfuhr  befto  fd)onungö(ofer  ge* 
gen  fte.    iDie  ^Befctjte  folgten  ftd)  mit  gefteigevter  (strenge ;  alle, 
f)ieß  eö  enblid)  (304),  folltcn  auf  jebe  Sßeife  gum  Opfern  gc< 
3Wungen  werben*).    3m  Safjre  305  legten  2)ioc(etian  unb  fein 
SKitfaifer  bie  £)bert)errfd)aft  nieber,  unb  bie  (Safaren  ©aleriuö 
unb   ßonftantiuö   Gtfyloruö   würben  Slugufti.     (Jonftantiuö 
war  ein  greunb  ber  @[)riften  unb  f)atte  in  feinen  ^romnjen  ©pa* 
nten,   ©atlien,  Britannien  bie  Verfolgung6befel)le   nur  fo  weit 
i>oÜ>gen,  alö  nötfyig  war,   um  ben  ©d;etn  ber  9?icfytad)tung  311 
»ermeiben;  numnel)r  ftetlte  er  in  feinem  ©ebiet  ben  ^rieben  gän^ 
lid;  t)ev.    Slber  ©aleriuö,   in  Verbinbung  mit  bem  neuen  (Säfar 
©alcriuö  9J2ariminuö,   ber  i()m  gleicfygefinnt  war,  fefjte  im 
Orient  bie  Verfolgung   fort.    3uweÜen  ermübete  bie  2ßutfj  in 
ifjren  Slnftrengungen ,  machten  ftd)  aber  alöbalb  bie  Gtfjriften  wie* 
ber  bemerkbarer,   fo  würbe  man  babureb  3U  nod?  heftigerer  33e* 
fämpfung  aufgereiht.     Sttariminuö  befahl  310  alle  ©peifen  auf 
ben  Warften  mit  Dpferwein  31t  befprengen.    £)ocfy  geftanb  ftd; 
ber  Äaifer  ©aleriuS  3ule£t,    bajj   alt  ber  5lufwanb  .tton  ifraft 
einen  unerwartet  geringen  (Erfolg  gehabt  l)abe.   Unter  einer  furcht* 
baren  ivranffyeit  leibenb,    öon  ©ewiffenöbiffen  geplagt,   erlief  er 
311    ein  £oleran3ebict,    weld)eö  ben  Triften  aufö  neue  bie  in 
biefem  legten  (Sntfc^eibungöfampfe  behauptete  greifyeit  3uftd)erte 3). 


1)  Euseb.  h.  e.  VIII.     Lactantius  de  mortib.  persecutor.  c.  7  seq. 

2)  Euseb.  VIII,  6,  10. 

3)  De  mort.  persecutor.  c.  34:  Inter  caetera,  quae  pro  reipublicae 
semper  commodis  atque  utilitate  disponimus,  nos  quidem  volueramus  an- 
tehac  juxta  leges  veteres  et  publicam  disciplinam  Romanorum  euneta 
corrigere  atque  id  providere,  ut  etiam  Christiani,  qui  parentum  suoruin 
reliquerant  seetam,  ad  bonas  mentes  redirent. —  Denique  quum  ejusmodi 
nostra  jussio  exstitisset,  ut  ad  veterum  se  instituta  conferrent,  multi  pe- 
riculo  subjugati,  multi  etiam  deturbati  sunt.  Atque  quum  plurimi  in  pro- 
posito  perseverarent,  ac  viderimus,  nee  Diis  eosdem  cnltum  ac  religio- 
nem  debitum  exhibere,  nee  Christianorum  Deum  observarc,  —  promptis- 
simam  in  his  quoque  iudulgentiam  nostram  credidimus  porrigendam ,  ut 
denuo  sint  Christiani,  et  conventicula  sua  componant,  ita  ut  ne  quid  con- 


3.    2)er  Äampf  burd)  (Schriften. 

a.    £)ie  Angriffe  bev  Reiben. 

Sucianuö  roanbte  feinen  (eilfertigen  ©pott  aud)  gegen  feie 
ßfyriften,  üorjüglic^  in  ber  Schrift  de  morte  Peregrini.  $ere* 
grinuö  ^roteuö,  ein  (Smtifer  ber  öeräd)tHc&j!en  3lrt,  tritt  unter 
anbern  in  bie  ©efte  ber  ©Stiften  ein.  33ei  tiefen  leichtgläubigen, 
befcfyranften,  ttorurtfyeUssou'en  9ftenfcfyen  erlangt  ber  Betrüger  ein?In* 
fefyen,  unb  alö  er  ine  ©efängnij?  geroorfen  roirb,  bie  größte  (Sfyrer* 
bietung,  bis  er  roegen  beS  ©enuffeö  einer  verbotenen  ©peife  wieber 
ausgeflogen  roirb  l).  Um  biefelbe  3^it  lebte  GtelfuS,  ein  platoni* 
fetyer  (Sfleftifer2),  ber  erfte,  roelctjcr  in  einem  auSfüfydicr/eren 
Sßerfe3)  bie  33eftreitung  beö  Sfjjrifientljumeö  jum  «£>aupt$roecf 
machte.  (Sr  f>at  feine  Äenntnifj  r-on  Qtfyrifto  unb  bem  Triften* 
tf)um  aufer  bem,  roaS  U)m  bie  näd)fte  ©egenroart  barbot,  auö 
ben  ©Triften  beö  9?.  SeftamentS  unb  fer)r  entftettten  Ueberlie* 
ferungen,  unb  urteilt  barüber  nic^t  ofyne  Unreblicfyfeit  unb  mit 
felbftgenugfamer  SSorner)mt)ett.  (5r)rtftuö  ifi  iijm  ein  ©oet,  bef* 
fen  Sfyaten  bttref)  bie  ©age  ins  SBunberbare  ausgemalt  ftnb,  ber 
manche  miffyerftanbene  933at)rt)eitert  unb  iüele  eigentIjümlidOe  £ljor* 
Reiten  »erfunbigte ;    ber  ©laube  ber  (Triften  eine  ftnnHcfje,   in 


tra  diseiplinam  agant.  —  Undc  juxta  baue  indulgenliani  nostram  debe- 
bunt  Deum  suum  orare  pro  salute  noslra  et  reipublicae  ac  sua,  ut  undi- 
queversum  respublica  perstet  incolumis,  et  securi  vivere  in  sedibns  suis 
possint. 

1)  ©er  ©iatog  Philopatris,  Welker  tu  manche  Stutfgaben  ber  lucta» 
ntfeljen  2Berfc  aufgenommen  ijt,  flammt  au$  fpäterer  3eit;  nacb.  bev  bjrr« 
fdjenb  geworbenen  Slnftdjt  ©cönerö  auö  ber  £tit  3uIianS;  naclj  Ütfiebutyr  an$ 
ber  3ett  be3  Äaifer  9?tcepl)oruö  $f)ocaS  968, 

2)  Sucian  hatte  einen  greunb  beö  gleiten  Samens?,  bem  er  feine  SMogra« 
Vtjte  bc3  Slleranbcr  tton  Slbonotcicbotf  roibmetc.  9)iit  biefem,  einem  Sjncuraer, 
ibentificiren  i(;n  Ort  geltet,  welcher  meint,  bafs  er  fjäuftg  bie  WlaüU  beö  $(ato» 
ntemuS  »ornchme  (Orig.  c.  Cels.  I.  p.  8.  IV.  p.  163.  219),  äbnlid)  ©tcfeler 
St.  ©.  I.  ©.  162  u.a.  £>urcb  $?oöbcim  ijl  bie  Sinnahme  geläufig  geworben, 
bajj  ber  SelfuS,  welcher  baö  Shrtfkntbum  bcfäm^fic,  ^latonifcr  war. 

3)  Aoyoi  uliiö^s,  2  23b.  bie  3ragmcnte  betannt  aus?  Origen.  c.  Cels. 
Lib.  VIII.  Ueberfejjt  u.  mit  (Einleitung  unb  Slnmcvfungcn  yerfeben  w  Wo£* 
beim.    $amb.  1745.   4. 


-    89     - 

ftd)  nnberfprecfyenbe  unb  boct)  t)ö<^ft  anmapenbc  ^olföreligion. 
(Sbler  unb  geiftttoüer  ift  ein  anbrer  ©egner ,  ber  r>om  Stanbpunft 
beS  9Zeoplatoni3muö  ba$  Gfyriftentfyum  angreift,  ^orpl)«riuö 
auö  ^^önijien,  ber  Sdntler  beö  *J3(otinuS.  3"  feiner  polemi* 
fdfjen  Schrift  (löyoc  xara  Xqigzhxvwv)  fyat  er  SBiberfym"tcr)e 
ber  fy.  (Schrift  aufgebest  nnb  bie  S3(ö§en  ber  ^armoniftif  fcenufct. 
£ocfy  füllte  er  felbft,  bafj  bie  Religion  nid)t  in  ber  $f)ilofovbie, 
fonbern  in  ben  unmittelbaren  göttlichen  ilunbgebungen  it)re  feftefte 
©tü£e  3U  fachen  r)abe;  bal)er  fammelte  er  ältere  unb  neuere  £>ra« 
felfprüd)e  (tcsql  x^g  ex  loyuov  (.piloGocpiag),  unter  berten  einige 
fic§  ac^tungöooll  über  GfyriftuS  auöbrücfen.  3»  ber  Sebenöbe* 
fcfyreibung  beö  Slpotloniuö  t>on  £i;ana,  »on  bem  Difyetor  $  t)  i  l  o  * 
ftratuö  jur  3t\t  beö  (SeptimiuS  ©eberuö  üerfafjt,  fjat  man 
mit  nidjt  au3reict)enben  ©rünben  eine  feinblid)e  parallele  pv'u 
fd)en  (St)riftu6  unb  Slpottoniuö  51t  entbeden  geglaubt.  2)ie  Scbil^ 
berung  beö  Slpoüonittö  fann  et)er  in  bem  fi;nfretiftifd)en  (Sinne  ber 
3eit  entworfen  ju  fein  fcfyeinen x).  2Bof)l  aber  roarb  bie  33iograpl)ie 
ju  jenem  3werfe  benufjt  üon  ^ierofleö  in  feinem  bo6l)aften 
Sßerfe  (loyoi  cpilaXföeig  rcQog  zeig  XQioxiavovg)  gegen  bie 
(Scripten,  voaS  er  unter  £>iocletian3  Diegierung  v-erfafte,  in  einer 
3eit,  ba  er  felbft,  al£  Statthalter  t>on  Summen,  bie  geroattfa* 
men  sD?af regeln  ju  itjrer  Unterbrücfung  beförberte2). 

b.    Die  Apologeten. 

Aufgabe  üütt  Prudentius  Maranus  (am  b.  Qtongregation  Sti  Mauri).—  (i3efc(t. 
ber  Styologctif  ».  Xtffymux.    £b.  -I.    S^j.  1805. 

2)ie  Sinologien  $riftlid)er  ilircbenlefyrer,  hervorgerufen  burd) 
bie  Singriffe  unb  Slnflagen  ber  3uben  unb  Reiben,  finb  tt)ci(3 
für  33el)örben  beftimmt,  tljeÜS  ^riüatfcfyriftcn.  3l)r  Erfolg  be* 
ftanb  liiert  in  ber  (Srreicfyung  beö  beabftd)tigten  3wecfee3,  beim 
bieö  war  nur  burd)  Umgeftaltung  ber  allgemeinen  unb  befonbe* 
ren  3uftl™be  vom  %tbm  auö  möglich,    fonbern  in  ber  eigenen 


1)  Philostrator.  üpp.  cd.  Olcarius.  1709.    (frfdj  unb  ©ntber  (Snct;cIo|>cib. 
unter  b.  Art.  Rotten.  Säur:  Apoflon.  d.  Zyma  unb  G&rijiu«.    lübg.  1832. 

2)  $$r<igmentc  be£  2£erfc?  in  ber  SBiberlegung  bes?  Grufebiuö  y.  Gnfrtren. 


-    90    — 

'ikrftanbigung  übet  bie  atlgemeinften  23ejiel)ungen  beö  d)riftlid)en 
gefyrbegrifftS.  ©ie  tragen  im  ©anjen  baö  ©epräge  ber  SBefan* 
genfyeit  in  t>en  fcfc)roffen  ©egenfä^en,  welche  ftd)  aber  unter  ben 
(Sinflüffen  ber  griecfyifcfyen  Silbung  minbert.  293o  etrt-ad  ^ofttiücö 
in  ben  »orctyriftlic^en  Religionen  gewürbigt  wirb,  gefd)te()t  eö 
nod)  c()ne  flare  (Srfenntnijj  ber  (SntwicHungdftufen,  mit  ju  ftar- 
fer  ©leictjfeijung  jum  (£t)riftentf)um ,  inelfact;  unter  ber  gorm  ber 
3ßeif(agung.  2)aö  3ntereffe,  aucfy  eine  fyeibnifcbe  *J3rop()etie  ju 
fyaben,  auf  bie  man  ftcfy  berufen  fönne,  r-erantafjte  jur  Unter* 
fcfyiebung  berartiger  ©Triften  ober  jur  23enu$ung  untergefcfyobe* 
ner;  baljin  getreu  bie  ©ibi;llinifct)cn  SBeiffagungen1);  bie 
beö  Orpfyeud  unb  anbrer  tm;tfjifcl)er  2)irf)ter5  bie  beö  ^ermeö 
Sridmegiftud,  beö  Sfyotf),  beö  ^> i; ft a ö p e ö.  Anfänge  einer 
bie  ©efdjicl)te  tiefer  verfteljenben  Religionöpfn'lofopfyie  finben  fiel; 
bei  3uftin  bem  Märtyrer  unb  ben  ale.ranbrinifd)en  Sehern. 

2)ie  crften  Apologeten,  r>on  benen  roir  nüffen,  jtnb  Clua- 
bratuö  unb  2lriftibe62),  beibe  in  2(tfjen,  jener  burcr;  bie 
®abi  ber  *propljetie  au3ge$eidjnet,  biefer  im  ©tubium  ber  *}3f)i(o; 
fopfyie  bezaubert,  unb  r>on  feiner  früheren  Sebendroeife  r)er,  wie 
e$  oft  gefcf)at),  ben  ^lulofopfyenmantel  beibehaltend  ©ie  über* 
reichten  bem  Äaifer  Jpabrian  auf  beffen  Reife  nad)  bem  Orient 
ifyre  Slpotogien.  Sßicptiger  für  und  fdjon  barum,  weit  feine  ©d?rif* 
ten  unö  ermatten  fmb,  ift  ber  jüngere  3eitgenoß  biefer  Banner, 
gtar>iuö  Suftinuö,  geboren  in  $laöia  9ieapolu3  (©i$em)  in 
©amaria.  SBon  fyeibnifcljen  ßltem  abftammenb  unb  im  Reiben- 
tfyum  erlogen,  cmpfanb  er  feine  53efriebigung  an  bem,  waö  er 
befaß,  fuc^te  fte  öergeblic^  in  ben  i>erfd)iebenen  pljilofopljifcfyen 
©deuten,  unb  war  im  Segriff,  ftd)  in  bie  ©runbibeen  bed  ^la- 
toniömuö  einweihen  ju  laffen,  als  ein  (Jljrift  tt)it  von  ber  *)3f)ilo* 
fopfyie  auf  bie  alt*  unb  neuteftamentlid)e  Offenbarung  fyinwied. 
3)ie  (Siubrütfe  bie  er  »Ott  bem  ^elbenmutr)  fterbenber  @i)iiften 
empfangen  f)atte,  erhielten  neue  griffe,  er  wiberftanb  nicfyt  lau- 


1)  ©.  23Ieel  in  frer  tfjeot.  3eitf$rift  »„  <&ci)ltiexm<id)tx ,   te  SBette  unb 
Sude  I.  II. 

2)  Euseb.  III,  37.  IV,  3.     Hieron.  Catalog.  vir.  illustr.  19.  20. 


-     91     — 

ger  unb  tvirfte  fortan  mit  unablafftgem  (Sifer  für  ba$  (Svange; 
tium.  SMe  ^Säuberungen,  bie  er  ju  bem  3wecf  machte,  erftrect* 
ten  fid?  bis  nad?  9Jom.  Unter  s3)iarc  Slurel  (etwa  nm  166) 
ftarb  er  ben  9)?ärh;rtob  ! ),  nad?  niefet  lunlangtid)  verbürgtem  S3e^ 
riefet  ((Sufeb.  IV,  16)  auf  Slnflage  beö  g^tftfi  (SrefcewS.  Suftin 
ift  ein  geifttofer,  für  *)}£)ilofovfue  wenig  befähigter,  mefyr  recevtU 
ver,  vraftifdjer  Wa\m.  (Seine  3been  finb  baljer  naefe  feinen  23e* 
rüfyrnngen  unb  (Sinbrüden  wecfc/felnb,  nid;t  burcfygebitbet,  feine 
2)arfteüimg  verworren  unb  fd?lepvenb.  Slber  bie  ungefetnninfte 
(Sinfalt  macfyt  irm  anjiefyenb;  feine  ^enntni^  ber  vt)ilofovl)ifd?en 
unb  rabbinifdjen  £el)ren  unb  feine  23erfud)e,  manche  berfelben 
auf  d;riftli$e  Sbeen  anjuwenben,  machten  il)m  eine  (Sinwirfung 
auf  gebübetere  Reiben  unb  3uben  möglict;,  unb  geben  ifjm  eine 
nirfjt  unbebeutenbe  (Stelle  in  ber  Sluöbilbung  ct)riftlicfeer  SBiffen-- 
fdjaft.—  3)ie  $uvertaffig  eckten  ©Triften  finb:  $wei  ?lvologien, 
eine  an  bie  faifer  unb  eine  an  ben  Senat  gerichtet;  jene,  bie 
längere,  ift  nad)  allgemeiner  2lnnat)tne  unter  Slntoninuö  ^3iuö, 
fpäteftenS  139,  verfaßt;  bie  rubere,  mit  Unrecht  oft  alö  bie  erfte 
be$eid;net,  wirb  von  ben  einen  in  bie  Otegierungöjeit  beö  Sflarc 
2lurel2),  von  anbern  ebenfalls  in  bie  beö  Slntoninuö  gefegt3). 
3)ann  ber  gegen  baö  3ubentl)um  gerichtete  2)ia(og  mit  bem 
3uben  £rtyVl)on4).  —  SatianuS  auö  Slffyrien  nal)m  einen 
äfmlicfyen  (Sntwidlungegang,  wie  fein  M;rer  Suftin.  SDurct)  i^n 
in  9tom  für  baS  6f)riftentt)um  gewonnen,  verfaßte  er  einen  U- 
yog  nQbg"EXlr]vag.  2>iefer  raftlofe  ©eift  verfiel  enbtid)  bem 
ÖnoftictSmuS,    von  welchem  fdwn  bie  genannte  <Sd)rift  vorgän* 

1)  T>ie  9D?artt>rafta  bti  ©tmteon  bem  2)?eta|>b>ajten  unb  Sfumart. 

2)  23on  Gufebiuö  2,  13.  4,  16,  $ogi,  Sitiemont,  Wosjbcim,  ©emifeft, 
Webner. 

3)  25on  a3a(c[iuö  unb  fteanber. 

4)  ©eine  (Scheit  ift  in  gtage  gebellt  »Ott  SBetftein,  ©cmlev  (Weist.  Pro- 
log, in  N.  T.  ed.  Semler)  wnb  Sänge  (©ogmengefd).  I.),  ans  bei  tteitem  nid;t 
jureidjenben  ©rünben.  —  Verlorne  ©griffen:  ovvjuyua  kkim  naaüv  iwv 
ytyt-vr]u4va)i'  aly$fM>v  unb  gegen  Warcion.  —  2fätf$lic(>  beigelegt:  löyog 
ntanuvntxbg  n(jbs  "Ekh]vu$  (Cohortatio) ;  Xöyog  n(>ug  "Ekki\va$;  ntQt 
fj.olccQxius;  umqI  dvuOTc'coetas.  —  2tu$gaben:  »Dtt  Prudcntius  Maranus;  ». 
J.  C.  Th.  Otto."  .Jen.  1842.  ©emifefr,  Suflin  bev  Wiivh;rev.  $w*l.  184Ü 
m  1842.    2  3?. 


-    92    - 

gige  ©puren  trägt1).  JDer  fäfjigfte  unb  gebUbetefte  unter  t>en 
älteren  Slpotogeten  ift  SÜfyenagoraö,  we(d)er  um  177  (eine 
an  9)?arc  Slurel  gerichtete  nQeoßeia  tieqI  XQioriavcöv'1)  unb 
aufjerbem  eine  93ertr)eibigung  ber  leibH^Jcn  Sluferftefyung  gegen 
bie  (Einwürfe  ber  Reiben  (tcbqI  avctoxccoeiog  tcZv  vexqiov)  fct)rieb 3). 
$tycopf)i(u3,  23.  öon  2lntiotf)ia,  welcher  ber  a(eranbrinifd?en 
23ilbungöwetfe  lieber  um  eine  (Stufe  näfjer  ftefyt  a(ö  3uftin,  »er* 
faßte  jur  &'\t  beö  Gtommobuö  feine  brei  23ücf)er  an  ben  Sluto- 
h;fo64).  3n  Jlleinaften,  beffen  $ircr)e  baö  ganje  sweite  ^afyr* 
fyunbert  fymburct;  in  fef)r  lebhafter  Bewegung  war,  bilbete  ftcf; 
unter  folgen  23ebingungen  bie  von  ben  Slpofteht  gegrünbete  8it< 
teratur  mannigfaltig  auö,  welche  auef)  bie  Slpologetif  eifrig  pflegte, 
^ier  wirften  9J?e!ito,  23.  öon  ©arbe$  5),  ein  fefyr  fruchtbarer 
©djriftfteUer,  beffen  2Jpologie  an  SDJarc  2Iuret  voUftänbig  noefy 
nic^t  wieber  befannt  gemalt  ift  j  Slauttiuö  SlpoUinariS,  53. 
von  «gjierapoliS  in  $£)ri;gien6);  wafyrfdjeinlicr;  auet)  9JMltia* 
beö7). —  Unter  ben  a(eranbrinifcr)en  Geologen,  welche  mit  i)'i» 
fyerer  2Biffenfd?aftlicr;feit  ben  ©treit  führten,  gefyört  ziemend, 
wegen  feineö  nQoxQETczixog,  unb  Drigeneö  befonberö  wegen 
beö  erwähnten  S3udr)e5  gegen  (£elfu£  f)iel)er.  Süßäfyrenb  fyier  eine 
richtigere  Sßürbigung  ber  ^ilofopfyie  Don  ir)rer  religiöfen  unb 
wiffenfcfjaftücfyen  ©eite  ©tatt  ftnbet,  fyäit  fiel)  bie  ©ct)rift  beö 
^ermiaö  {diaavQf.idg  iwv  e§oj  yiloGotptov)  ganj  in  ber  uiv 
tergeorbneten  ©pljäre  einer  geiftlofen  23erfpottung  berfelben  3)er 
güfyrcr  ber  Slpologetif  wie  ber  ganzen  Geologie  be$  Dccibentö 
ift  ber  Slfricaner  Sertuüian,  burc^  feinen  Apologeticus,  baö 


1)  Sntianuö  b.  5lpoIogct  i\  Daniel.    $aU.  1837. 

2)  33gl.  bie  Dissertatio  ö.  Wlotyeim  im  1.33b.  ber  £)ijfertationen. 

3)  ©egen  bie  Sefyau^nng,  er  ^nnge  ber  montantjrtfc^fn  £>enfroeife  an,  f. 
ftemtber  Ä.  ©.  I.  ©.  1162. 

4)  ©eine  polemifcfyen  Söerfe  gegen  «Wnreion  nnb  £>ermogeneö  nnb  feine 
eregerifdjen  ftnb  verloren.  Euseb.  IV,  24.    Hieron.  vir.  ill.  25. 

5)  Euseb.  IV,  26.    Hieron.  vir.  ill.  24.     SMelüo  i\  Sie.  3.  $>tyer  ©tltb. 
u.  Stxit.  1838.  I. 

6)  Euseb.  IV,  27.    Hieron.  26   fcergl.  nud)  bie  Äatette   bee    5?icepI;oni(? 
über  ben  Dftateudjuö. 

7)  Eus.  V,  17.     Hieron.  39. 


—    93    - 

23ud)  de  teslimonio  animac  naturaliter  christianae  u.  a.,  üfikrfe, 
fernen  an  &raft  ber  ©eftnnung,  ber  ©ebanfen  imb  beö  2lu6brutfö 
nicfytci,  unb  an  Sieffmn  roenigeö  in  ber  ^dt  gleicDfommt.  93on 
(Styprianö  (Schriften  ftnb  bie  SBüc^er  de  gratia  Dei  unb  de 
idolorum  vanitate,  audj  de  testimoniis  lib.  III.  f)ier)er  ju  jie- 
f)en.  Slufjerbem  gehört  ber  africanifcben  &ird?e  Slrnobiuö  an1), 
n>eld)er  gegen  ben  Anfang  ber  bioclettanifd)en  Verfolgung  ein 
apologetifcfjeö  Söerf  »erfaßte,  ir>etcr)eö  nid)t  oljne  (SigentfyümlicD* 
feit  unb  ©elefyrfamfeit  ift.  2>urd)  @en>anbti)eit  unb  @efd;icf  ber 
33el)anblung  jeid;net  ftcf)  ber  Dialog  Dctamuö  beö  SDMnuciuö 
gelir  auö2),  n>eld)er  ttor  feinem  Uebertritt  jum  Sljriftentfyum 
ftd>  unter  ben  Slbr-ocaten  9iom3  einen  9Utf  erworben  fyatte.  — 

Kumtes  Capitet. 

£)ie  0>3efrf)tcf)te  bev  ^trcfyenöerfaffmig ,  ber  ^ircijen^uc&t  unb 
ber  ^trd^enfpalhtrtgett. 

1.    3)ie  @efcbttf;te  ber  &ird)env>erfaffung. 
yiand  ©efdjidjte  ber  cfcriftl.  ©efeafcfcaftööerfrtitung.    Zi).  I. 

a.  Sic  Sßerfaffung  ber  einzelnen  ©emeinben. 
3)ie  9?cint)eit  unb  (Sinfad;r)eit  ber  apoftoüfdr)en  ©emeinbever* 
faffung  erlitt  in  biefer  ^eriobe  SSeränberungen,  vr>eltf)e  folgen 
t)on  unermeßlicher  Sßidjtigfeit  für  bie  ganje  £ird)e  herbeiführten. 
£)er  ©eftc^punft  be3  brüberlidpen  ©leic|){jeit6ml)ältniffeei  ber 
gefammten  ©emeinbe  öerlor  fic^>  r-or  einem  immer  nac^brücf lieber 
nuftretenben  Slnfefyen  ber  93orfter)erfc^aft.  2Baö  fitf;  fd)on  in  ber 
unmittelbar  auf  bie  SIpoftcl  folgenben  $e'\t  'n  mehreren  ©emein* 


1)  Hieron.  vir.  ill  79.  Arnob.  disputationum  adv.  gentes  libr.  VII  ed. 
Orellius.    Lips.  1816.    Ueberf.  b.  23eönarb.    Sanb^ut  1842. 

2)  Hieron.  c.  58.  9tu£g.  i>.  Lindner.  Longosaliss.  1760.  <S.  ^titaUtx 
ijt  ©egenjianb  ber  Unterfucljung ;  gemeiniglid)  roirb  er  für  einen  jüngeren 
3eitgenof[en  Sertuülanö  gehalten;  r-ielc  neuere  gorfcöcr  »erfefeen  ifyn  in  bie 
3eit  beö  Ware  SWurel. 


-    94    — 

ben  ivabrnefymen  lüfH,    bafj  in  bcn  ^reöbfytercoüegicn  einer  mit 

befonberem  ?lnfer)en  {jerv-orragt,  baö  wirb  jeftt  allgemein  unb  ein 

nurflicf;  amtlicher  Unterfd)ieb ,   ber  and)  buret)  beftimmte  (Sonbc- 

rung  beö  %\tel$  beö  sniononog  tton  bem  ber  nQeoßvveQot  be- 

feftigt  wirb.    2)ie  perfönlidje  33ebeutung  ausgezeichneter  Scanner, 

ber  2)rucf  »on  aufjen  unb  ber  3u>iefpalt  im  Innern  ber  ©emein> 

ben,   ber  (Sinftufj  aud)  jübifcfyer  23orftellungen,    beförberten  ben 

Uebergang  ju  ber  monard)ifct)en  gorm  ber  ©emeinberegierung  '). 

3n  3 renäu§  2lnfid)törc>eife  ift  biefelbe  nod)  nic^t  Aar  fyerauS* 

gebilbet,  ba  er  $reöbi;teren  unb  33 i f c^j ö f e  balb  gleicfy  fefct  (IV,  26), 

balb  trennt  (III,  14);  Sertutltan  ergebt  ben  23ifcbof  febon  be* 

ftimmter,  el)rt  i(ni  aud?  burd?  Sfnwenbung  altteftamentlidier  tyxiv 

bicate,   rechnet  iijn  aber  gleicfwoljt  unter  bie  seniores 2).    9?od) 

entfebiebener  fommt  bie  regierenbe  Slutoritat  beö  33ifd)ofö  in  ben 

ignatianifd?en  Briefen  unb  buret)  (Styprian  jur  ©eltung, 

welcher  unter  heftigen  kämpfen  ben  (Sieg  über  bie  ariftofratifd;e 

sßreöbi;terialr<erfaffung  bat>on  trug.    ®iefe  33eränberung  ber  ur? 

fprünglid;en   93ert)ä(tniffe   würbe  nid)t    fo   tiefgreifenb   für  baö 

©anje  beö  firc^Uc^en  SebenS  geworben  fein,   wäre  fte  nidjt  in 

3Bed?fetwirfung  getreten  mit  einer  anbem  Umgestaltung,   we(d)c 

unmittelbar  bie  d)riftlicr)e  ©runbibee  i>om  allgemeinen  ^riefter- 

tl)um  ber  ©laubigen  traf.    Sftan  r>ermoct)te  ftd)  nid)t  in  ber  33e* 

traebtung  ju  behaupten,   bafj  jeber  burd)  ben  ©fauben  an  (gjjrU 

ftuö  in  unmittelbarer  Sebenöeinfyeit  mit  ifjm  ftefje,  fonbem  ju  bem 

ungeiftigen  ©tanbpunft,  bem  eine  bauernbe  ftnnlid)e  Vermittlung 

23ebürfnifj  ift,  fyerabftnfenb,  gab  man  ber  3bec  eines  partifula* 

ren  ^rieftertfyumeö  unb  abgefonberten  ^riefterftanbeS  Otaum, 

bie  einerfeitö  aus  ber  altteftamentlicben  SorftetfungSweife  herüber 

fam,    anbrerfeitS   felbftänbig  auS  ber  allgemeineren  Veräußert 

cf/ung  fjerr-orging.    sD?an  übertrug  je^t  aud)  bie  altteftamentlicben 

23e$eicr;nungen  ber  Setuten,  ^riefter  unb  beö  l)oben  ^ricfterS  auf 

biefe  *$riefterfd)aft,  unb  prägte  bie  Segriffe  beö  xlrjQog  unb  orclo 


1)  Die  j>äteren  Gnrtnitcrungeit  an  brtö  «vf^rüngltcbc  äkrfiäünifj  f.  (SHefeler 
Ä.  ©.  I.  ©.  115  flg. 

2)  Apolog.  r.  39. 


-    95    — 

im  ©egenfafj  sum  93ol!  (Mg\,  plebs)  in  bem  cntfyred)enben 
(Sinne  um1),  Slllmälig  »erlor  bie  ©cmeinbe  bie  9?ed;te  felbftän* 
biger  9)titwirfung  in  bem  öffentlichen  ©emcinfeben  an  bie  ^rie-- 
fterfctyaft;  bod)  nidjt  ot)ne  Sßiberftanb,  unb  manches,  namentlich 
bie  £f)ei(nal)ine  an  ber  2öaf)l  ber  ©eiftlic^cn,  wo  bie  ©emeinbc 
ein  93eto  fyatte,  ober  aud?  burd;  Slcctamation  eigenmächtiger  6e- 
ftimmte,  blieb  bie  Cßeriot>e  l)inburdj>  allgemein  anerfannte  IBe- 
fugnip. 

©ine  britte  QSeränberung  ber  einfachen  älteren  ©emeinbciier- 
faffung  beftanb  in  ber  SBermefyrung  ber  f  letif  alif$en  5lem- 
ter.  2)ie  2)iafonen  beforgten  ifyrer  nrfprünglic^en  (Smfe&ung 
gemäß  bie  26of)ltt)ätigfeitöofiege  in  ber  ©emeinbe  unb  Ratten  ba- 
r)er  bie  Verwaltung  beö  fircfylicfyen  23ermögenö,  aber  im  9?amen 
beö  SBifc^ofö,  jur  Obliegenheit.  6ie  erhielten  fyieburd)  unb  weil 
fte  ©efyülfen  ber  23ifd;öfe  waren  eine  erfyöljte  23ebeutung  im  Ale- 
rid, weöl)alb  für  bie  nieberen  2)ienftleiftungen  neue  Beamte,  bie 
<5ubbia conen  (vnodidxovoi,  subdiaconi),  angefiellt  würben. 
2)iefc  machten  mit  ben  SBorlefern  ber  ^eiligen  ©d;rift  beim 
©otteöbienfte  (lectores,  avayvioorai,  gegen  200  n.  61).  befannt), 
mit  ben  firdjlicfyen  (Sängern  ((pciXzai),  mit  ben  £r)ürf)utern 
ber  &ird)e  (övqioqoI,  ostiarii),  mit  ben  2lfolutr)en  (axokov- 
&oi),  einem  ©efolge  ber  23ifd)öfe,  in  $om  entftanben,  unb  mit 
ben  im  Dccibent  oorfommenben  (Sxorciften,  welche  burd;  23e* 
fd;wörung6forme(n  bie  in  ber  apoftolifdjen  3^*  burd)  bie  Üttacfyt 
beö  ©cifteö  gefdjefyenen  Teilungen  ber  ISämonifcfyen  erfefcen  feil- 
ten, Älertfer  nieberen  9tangeö  aus2). 

2)en  Unterhalt  belogen  bie  ©eiftlicfjen  au3  ben  ßollcften 
unb  fonftigen  (Spenben  ber  ©emeinbe,  aud?  auö  bem  eigentfyüm- 
ticfyen  23eftk  berÄircfye,  wo  ein  folcfyer  »orfyanben  war.  20cancl;e, 
burd)  Slrmutl)  ober  Habgier  bewogen,  trieben  bürgerliche  S3ef<Jt)äf^ 


1)  KXijnoi  im  neuteftamentl.  ©e6rauc|)  tjl  Slpoflclg.  1,  17  auf  brt<?  Vfmt; 
I  Petr.  5,  3  cf.  Ignat.  ad  Eph.  eil  auf  bie  ©emeinbc  belogen.  Slfttefhtmentl. 
©tetten,  auf  bie  man  bie  lesitif^e  unb  l;ierarcf)if$e  $8etvn4't»«9  ßtünbetc,  finb 
befonbcrS  Num.  18,  20.   Deuter.  18,  1.  2. 

2)  X>iefe  Steintet  finb  um  250  n.  Sf)r.  faß  att^ltt  bev  vömifcljctt  Äirdie 
»orfyanbcn.    23aJ.  b.  23rtef  be>?  23.  Sorncltuö  Euseb.  h.  e.  VI,  43. 


—    96    - 

tigungen.    |>iegegen   erflarte  fic^>  bie  $ircr;e  immer  iiac^bvücfli- 

d;er,  tfyeilö  weil  bie  ^Berufsarbeit  barunter  litt,  tfyeilö  weil  ber 
falfd^e  ©egenfafc  von  geiftlid)em  unb  weltlichem  6tanbe  and)  an 
tem  *ßunft  ©ingang  fanb. 


b.    Die  23erbtttburtgöformen  ber  ©emeinben. 

2)er  ftarfe  ©emeingeift,  welcher  in  ben  (Sljriften  lebte,  erfefete 
auögebilbetere  gönnen  beS  3ufammenf)angeö  ber  ©emeinben,  unb 
wirfte  baju,  fte  r)er$ufteüen.  50? an  lehnte  ftd;,  fobatb  ftd?  baS 
SBebürfniß  berfelben  fühlbar  machte,  an  r>ort)anbene  gefetlfc&aft; 
lict)e  unb  'poltttfcfye  Einrichtungen  an,  bie  in  freier  Sßeife  »on 
ber  $ird)e  nacbgealjmt  würben.  3)ie  53erbinbung  beruhte  tljeitö 
auf  mefyr  jufälligen  Umftanben,  tr)ei(6  auf  bauernben  VßtvfyaiU 
niffen.  3«  jww«  gehörten  bie  Reifen  ber  Triften  jwifdjen  ben 
tterfer/iebenen  ©emeinben,  fyaufig  ju  bem  3wetfe  »eranftaltet,  bie 
23efd)affen£)eit  berfelben  fennen  ju  lernen.  £>ie  fremben  SBrüber 
würben  gaftlid)  aufgenommen,  wenn  fte  fid)  burd?  ein  ©d)reiben 
i()reö  35ifd)of3  beglaubigten  (yQä^^tava  ixxX^oiaozixa ,  xoi- 
vwvixa,  epistolae  ecclesiasticae,  communicatoriae,  yq.  tstv- 
7iiof.iiva,  ep.  formatae).  Sei  (Sreigniffen  r>on  atigemeinerer  33e- 
beutung,  wie,  wenn  eine  Verfolgung  auöbrad;,  ftatteten  bie  ©e- 
meinben  anbern,  mit  benen  fte  in  näherer  Q3erbinbung  ftanben, 
burefy  ifyre  Q}orftet)er  33erid)t  über  bie  Vorgänge  ab-,  aud)  wenn 
eine  $!u6fd)tiejntng  üon  ber  ©emeinbe  (Statt  gefunben,  gefdjaf) 
burci)  ben  SBifdwf  ben  anbern  Stnjeige  baöon. 

(Sin  bauernber  3ufammenf)aug  jWifc^en  ben  ©emeinben  würbe 
burd)  bie  3ufammcnfaffung  unb  ©tieberung  größerer  ®e* 
meinfd)aften  herbeigeführt.  3)ie  Unterorbnung  ber  einen  unter 
bie  anbere  beförberte  bie  Seicfytigfeit  beS  25erf er)rö ,  bie  ©einem- 
famfeit  be£  £anbeln6,  überfyatwt  eine  in  ftürmifc^en  3eiten  befto 
wünfd)enöwertl)ere  Drbnung,  aber  fte  l)emmte  auefc  bie  greifet 
unb  berechtigte  ©elbftänbigfeit  ber  einzelnen  ©emeinben,  nadpbem 
einmal  baö  neu  ftd?  erfjebenbe  <}3rincty  einer  iübifd)  gearteten 
%l)eofratie  ftcfy  ber  Drganifation  bemächtigte  unb  bie  r)ierardn'fc$e 
Senbenj  bartn  burd)füf)rte.     (So  fommt  bei  ber  Umgeftaftung  ber 


—    97    — 

3uftänbe  in  biefem  oinne  weniger  auf  Oiecfynung  fceS  (S^vgei^eö 
einzelner  ^erfonen,   atö  auf  feie  atigemeine,   mit  einer  gereiften 
9?otl)wenbigteit   fortwirfenbe  Neigung   $ur  äkräu£erlid;ung   beö 
fircfclic^en  gebend,   welche  ftcf)  nur  bei  einer  ftnnlic^en  Otepräfen* 
tatton  ber  innem  Ginfyeit  buref;  t)eru>orragenbe  Slemter  unb  burd) 
einen  gesoffenen  ÄreiS  beö  £ircr,entl)itm6  beruhigte.    Verfolgt 
man  ben  l)ierardnfcf?en  Slufbau  Don  unten  auf,   fo  ift  $unäd)ft 
baö  Q3erf)öttnt^  ber  ftabtifc^en  unb  Sanbgemeinben  31t  berücfftc^tt' 
gen.    2)ie  Sanbgemeinben  waren  großen  £r)eilS  burcr)  S3erfer)v 
mit  ben  8täbten  entftanben,  gelten  fi#  in  biefem  galt  auet;  $u 
ben   gotte6bienftlid)en   «Berfammlungen   ber    ©tabtgemeinbe   ober 
empfingen  »on  bem  ©tabtbifc^of  einen  eignen,   »on  it)m  abfyan* 
gigen*]}rc3br/ter,  wenn  fte  |al)trei$  genug  waren,    dagegen  an* 
bre  waren  ben  ©tabtgemeinben  ebenbürtig,   inbem  fte  auo  fefyr 
alter,   manche  wol)(  aus  ber  apoftolifctyen  Seit  fyerntfyrten,   unb 
Ratten  einen  vom  ©tabtbifdwf  unabhängigen  SBifcfyof  (xCÜQS7lio3i°- 
nog,  episcopus  ruralis)  311m  Sorftanbe.    3)iefe  Sanbbif $öfe 
fugten  it)re  6elbftänbig!eit  ju  bewahren,  unb  eö  gelang  manchen, 
fte  biß  inö  inerte  3at)rf)unbert  ju  behaupten;    aber,  ungebilbeter 
unb  einflufjlofer,  wie  ber  Sanbfleruö  war,  »ermoct-ten  fte  bem  3^3^ 
ber  ©uborbination,  ber  in  ber  3eit  lag,  niefct  auf  bie  2)auer  ju 
wiberftefyen,  unb  würben  meifi  fc^on  früher  üon  bem  2fnfer)en  ber 
6tabtbifcr;öfe  überflügelt.    3n  ben  größeren  ©täbten  gab  e$ 
bereits  mehrere  Äirc^en,  bie  bei  r>ollsar;ligerett  SSerfammtungen  ber 
©emeinbe  benufct  würben.    3)er  «Regel  naefc  fcf?emt  ber  ÄteruS  ber 
,£>auptfir$e   bei   folgen  @elegenf)eiten   ben  ©otteSbienft  beforgt 
äu  ^aben,    oljne  bajj  eine  jebe  ber  untergeorbneten  Äircfyen  einen 
beftimmt  il)r  jugewiefenen  ©eiftli^en  tjatte,  m$  eine  frühere  (Sin* 
ric^tung  ju  fein  fcf/eint.    Ueber  bie  Sifc&öfe  ber  ^nwin^ialftäbte 
ergeben  ftc^  bie   ber  £auptftäbte   ber  *)3ror>in$en  (fujT()6uolig, 
^zQonoUT^g),  bie  Metropoliten,  wegen  ifyrer  Politiken  93or* 
net)ml)eit,  unb  ba  »on  ber  £auptftabt  auö  baö  (5t)riftentc)um  oft  erft 
ju  ben  Heineren  Drten  gelangt  war,  ju  einem  Vorrang,  unb  wie  fte 
an  ber<Spi£e  ber£ircr)e  tyrer^roränj  ftanben,  fo  ftanben  bie  33ifcf/öfe 
ber  großen  9teic^6l)auptftabte,  in  benen  ftet;  ©Übung,  $eicf,t£)um, 
Macf)t  vereinigte,  unb  bereit  ©emeinben,  jum  £()eil  buret;  apo* 

7 


ftolifcfye  ©rimbung  au^gejcicbnet  (ccclesiae  s.  sedes  apostoli- 
cae,  matrices  ecclesiae),  für  bie  95ewal)rerinnen  ect>t  a^oftolifc^cv 
Überlieferung  angefefyen  würben,  hU  Primaten  ber  £ird)e  be3 
großen  Sanberbejirfeö  ba,  Wkläffl  tlwe  ,£jauptftabt  umgab.  (Solche 
Metropolen  erften  langes  waren  Slntto^ia,  Slteranbria, 
*ov  allen  9iom.  3m  Orient  gelangte  bie  Metropolitan^erfaffung 
früher  jii  einer  gejligfcit,  a(d  im  Occibent,  weil  bie  ©emeinben 
3af)(reicb,er  waren.  2>ie  $orrec()te  ber  Metropoliten  waren  na* 
mentlid)  in  ber  früheren  3cit  (el)r  unbeftimmt;  bie  (Sitte  gab  Wj* 
nen  ein  gewiffeö  Oberaufftc^uSrecfjt  unb  baö  sRecfyt,  bie  gemein* 
famen  SBerfammhmgen  31t  leiten.  9?ocb,  galt  bie  9}orauSfe£ung, 
bafi  jeber  93ifc$of  in  feinem  Sprenget  unabhängig  fei,  unb  fräf* 
tige  93ifc§öfe  ftrebten  ifyre  33efugniffe  31t  bewahren,  aber  je  län- 
ger, befto  fcb.werer  warb  eS  ifynen,  ben  beengenben  Folgerungen 
auö  bem  einmal  jugeftanbenen  t)ierarc^ifcben  *)]rincip  |u  entgegen. 
(Sine  (Einrichtung  r>on  bofyer  Sßidjtigfeit  ftnb  bie  ©tynoben, 
welche  im  jweiten  Safyrfyunbert  geftiftet  würben,  als  in  ben  fyef* 
tigen  ^arteiungen  ber  @noft6  unb  beö  SRontaniSmuö  baS  23e* 
bürfnif?  gemeinfamer  33eratfumgen  unb  Orbnungen  unb  cineö  fe* 
ften  3ufflmnienf^^tffcö  bringenber  würbe.  3)er  im  politifetyen 
Seben  noeb,  immer  tfjätige  (JonföberationSgetft  ber  ©rieben  unb 
bie  5Refte  ber  Slmpbifüwneiwerfammlnngen  mochten  baju  beitra- 
gen, ba{j  in  ©riecbenlanb  bie  3?nwinu'aIftynoben  juerft  in  2luf* 
nat)me  famen  l)  unb  balb  audb,  an  beftimmten  Orten  unb  in  re* 
gclmäfngcn  3roifcf)enriuimen  abgebalten  würben.  (Sin  2öiber* 
fpruef;,  ber  fid)  bagegen  crf)ob2),  serfhtmmte  balb;  im  Anfang 
beö  brüten  SafyrfntnbertS 3)  ftnbet  ftcf?  baö  Seifpiet  einer  folgen 
SSerfammlung  in  9?orbafrifa,  unb  gegen  bie  Mitte  beffelben  ftnb 
fte  gewö  fynlicb ,   l)ier,    wie  in  bem  fernen  (Jappabocien4).    3)ie 


1)  Tertull.  de  jejun.  c.  13.  Aguntur  per  Graecias  illa  certis  in  locis 
concilia  ex  universis  ecclesiis,  per  quae  et  altiora  qnaeque  in  commnne 
traetantur  et  ipsa  repraesentatio  totius  nominis  Christiani  magna  venera- 
tione  celebratur.     Cf.  Mosheim  Commentar.  de  reb.  Chr.  p.  264  sq. 

2)  Tertull.  1.  ]. 

3)  Cypr.'ep.  71,  4.   73,  3. 

4)  Cypr.  ep.  75. 


-    99    - 

53e(d;(üffe  (xavojv.  canon)  waren  binbenb  für  bic93et()ciügtcn,  unr 
bilbeten  bie  (^hutnbfage  eine?  allgemeineren  fird;lid;cn  sJved)te£. 
9Jtand;em  Hebet  würbe  burd;  folcfyc  Uebereinftimmung  ejeftcuert, 
mauct)ce5  @ute  bureb  bie  verföntid)e  33crüf)rung,  ben  fclmclleren 
Sludtaufd)  bei  3been  unb  burd)  baö  verftarftc  Uebcrgewicbit  ber 
(Sinficb,  tigeren  geförbert;  aber  eö  f)errfd;te  von  2(nfang  baö  flerifali* 
fc^e  (Element  in  ifjnen  bot ,  unb  am  Gnbe  Ratten  gemeiniglicb,  nur 
nod;  SBifc^ofe  barin  einen  berechtigten  Ort,  mit  ganslicbem  9lu8fd)(u|j 
ber  Saien.  3)at)er  bienteu  bie  6tynoben  ben  tyievarc&ifc&en  Sft* 
ftrebungen,  wüt)renb  bie  ?aien  für  i()re  9ced?te  unb  23ebürfniffe 
nicfyt  bie  t)mlänglid;e  Vertretung  fanben.  Unb  ba  bie  6tyno* 
ben  bennoeb,  für  eine  9?evrafentation  tl)rer  fircblid;en  Vejirfe  am 
gefetycn  fein  wollten  unb  ifyre  SluSfttitdje  im  Manien  be6  f)& 
»gen  ©eifteö  erliefen1),  fo  trugen  fte  $ur  SSefeftigttng  von  3rr> 
tfyümern  unb  sD?i|3bräud;en  befto  mel)r  bei. 

c.  £)ie  il t r et) c  teU  ein  einiget  ©anje^. 
2)ie  Äirc^e  war  burd;  ?lbfcb/eibung  vom  ^ubenttjum  unb  £ei* 
bentt)ttm  unb  burd;  fefte  ©eftaltung  tyt&  inneren  ßufammenfyan; 
gee>  31t  einem  erfaßbaren  Organismus  geworben,  ©ie  fcbjcb  aber 
jugteiety  mit  ifyrer  inneren  (Sntwicftung  nacr;  einanber  eine  2fn$al)l 
von  Parteien  von  ftd)  aus,  inbem  fte  baS  frembartige  unb  atletv 
bingS  mangelhaftere  @{)rtftentf;um  berfelben  gar  nid;t  als  ein 
verwanbteS  2Befen  gelten  ließ.  3)iefcn  Heineren  ©emeinfe^aften 
gegenüber  felbft  nur^artei,  trat  fte  bod;  gerabc  je£t  als  fatl)o* 
lifd)e  $ird)e  auf,  unb  behauptete  namentlich  im  famvf  mit  ben 
fubjeftivirenben  unb  f)ocl;mittf)ig  auf  fte  fjerabfcfyenben  ©noftifern 
bie  alleinige  Seherin  ber  2ßal)rt)eit,  beS  £eileS  unb  aller  Gräfte 
beS  (Evangeliums  51t  fein.  3)ieicnigcn,  welche  bie  (Segnungen 
beS  @r)riftentl)umS  unter  ber  Vermittlung  biefer  tat()oIifd;en  £ird;e 
empfingen,  welche  fie  unter  unverkennbarer  göttlicher  Leitung  ftd) 
ftegreid;  unb  su  immer  größerer  äußerer  sJJ(adjt  entwirfetn  fat)en, 
würben  leicht  beftimmt,  baS,  was  auf  ber  SebcnSgemeinfctyaft 
mit  (Sl)riftuS  beruhte,   in  gleichem  ©rabe  von  ber  3u'fhmme|i^^ 


1)  Cf.  Cypr.  ep.  57,  6. 


—     100    — 

rigfeit  mit  tiefem  fircfylictjen  Organismus  herzuleiten.  3cbe  $4sen* 
nung  ba»on  febien  nur  in  fittlid)er  93erirrung  ifyren  ©runb  ju 
fyaben,  unb  alter  @()riftenred;te  yerluftig  ju  machen.  «Bon  tiefer 
(Sinfe&ung  bes  2leufkren  an  bie  ©teile  bes  inneren  finben  fteft, 
fd?on  bei  ^renäuS  beutlid)e  ©puren,  beffen  ©efammtbetrad^ 
tung  bes  ÜBerbjältniffes  ungefähr  in  bem  Slusfpruct)  niebergelegt 
ift:  „2Bo  bie  £ird;e,  ba  ift  bei*  ©eift  ©ottes,  unb  m  ber  ©eift 
©ottes,  ba  bie  Äirdpe"').  2)a  man  in  bem  Klerus  unb  insbe* 
fonbre  in  ben  53ifd)öfen  bie  nacfyften  Organe  beS  ^eiligen  ©ei? 
ftes  erblitfte,  fo  war  eS  unausbleiblich,  bajj  ir)re  9leprafentation 
unb  33ürgfd)aft  in  ben  SJorfieflungen  »on  (Sinfjeit  unb  Sßafjrfyeit 
ber  $ird)e  einen  fyöcbjt  wichtigen  Ort  batte.  2Bie  fet)r  man  im 
Slnfang  bes  britten  SafyrfyunbertS  in  ber  fleinaftatifdjen  Äircbc 
©ewicfyt  auf  biefe  Ijierardjifd&e  23ürgfd;aft  legte,  beweifen  bie 
ignat ianifct)en  Briefe,  beren  für^ere  9iecenjton  etwa  biefer 
3eit  gehören  mag.  Gtttprian  aber,  welcher  überhaupt  baS  alt* 
teftamentlicbe  ^rinety  mit  großer  Otonfequenj  in  ber  $ird)e  burd)- 
führte,  f)at  biefe  3been  juerft  in  größerem  3nfammenli}ange  in 
feinem  Q3ucf?e  «on  ber  (Sinfyeit  berÄircbe,  roetcfyeS  gfeiebfam 
bie  magna  charta  ber  ()ierard)ifd;en  SBerfaffung  ift,  niebergelegt 2). 
($x  fafjt  bie  (Sinfjeü  ibeal  unb  repräfentirt  in  ben  gönnen  ber  fird}- 
liefen  @emeinfd)aft.  (§S  ift  ©in  ©eift,  ber  Don  ßfyrifto  ausgc^ 
benb,  bie  ©in()eit  beS  2lpoftotateS  ausmacht,  welche  in  ^etrus 
repräfentirt  ift3).  £>er  ©eift  get)t  mittelft  ber  Orbination  auf 
bie  33ifd;öfe  über;  fie,  bie  9iacb/fo(ger  berSlpoftel,  ftnb  nneberum 
bie  Präger  ber  3bee  beS  (SpiSfopateS  4).  93on  l)ier  aus  bie  Orb- 
nungen  ber  &irrf;e  yerfolgenb,  erfüllt  unb  »erbinbet  ber  ©eift  il)re 
Steile   ju   einer   untrennbaren  (linl)eit5).    ©o  war  benn  alles 


1)  Ubi  ecclesia,  ibi  Spiritus  Dei,  et  ubi  spiritus  Dei,  illic  ecclesia.  Iren, 
adv.  haer.  III,  24,  1. 

2)  23gf.  Svprianö  £cl)re  »on  b.  Mx^c  »on  3-  G.  fmtber.  1839.  8. 

3)  De  unitate  ecclesiae  c.  4:  Hoc  erant  utique  eeteri  Apostoli,  quod 
fuit  Petrus,  pari  consortio  praediti  et  honoris  et  potestatis,  sed  exordium 
ab  unitate  proficiscitur,  ut  ecclesia  Christi  una  monstretur. 

4)  c.  5:  Episcopatus  unus  est,  cujus  a  singulis  in  solidum  pars  te- 
il et  iir. 

5)  Ecclesia   quoque   una    est,    quae  in  multitudinein  latius  incremento 


-     101     - 

yon  bem  l)ienmt>i|"d?en  Crganiömuei  abhängig  gemacht,  unb  wenn 
etwa  einzelne  mit  reinerem  53erftänbnifj  bcö  (Syangelium6  bebau»-- 
tcten,  ber  @eift  fei  nicfyt  an  tiefe  3nftitutionen  gebunden,  fo 
waren  fte  ber  ci;»rianifcl)en  Partei  fc^on  t>eöt)atb  $erfälf$er  ber 
2Bar)rr)eit '). 

2)oct)  blieb  nocfy  ein  (Schritt  übrig.  2)ie  finnlictje  23etrad); 
tungSweife  beruhigte  ftd)  nid;t  bei  ber  äußerlichen  9te»rafcntation 
ber  fireb,  liefen  (Sinfjeit  in  ben  93ifc$öfen  unb  ©Mioben,  fonbem, 
wie  man  ben  ^etruö  a(ö  einftmaligen  Oiepräfentanten  ber  Sipo- 
ftel  mit  Ueberfd)ä£ung  fetner  SBebeutung  anfal),  fö  »erlangte  man 
eine  gortfeftung  biefer  centralen  2)arftellung  fürbie@efammtl)eit 
ber  Sifdwfe  unb  bie  gan^e  Äircfye  auf  alle  3^iten.  3)ie  Sebeu- 
tung,  welche  $om  in  ber  £'ird)e  gewonnen  ^atte,  fam  biefer 
lenbenj  entgegen.  2)ie  933ettl)au»tftabt  übertrug  etwas  »on  ir)* 
rem  »olitifd;en  @lan$e  auf  bie  cbriftlicbe  ©emeinbe  in  it)r;  bie 
©emeinbe  war  eine  ber  gröften  unb  jaulte  fd)on  früfj  ^erfonen 
auö  »ornefymem  ©tanbe  ß  ben  3f)riBcll>  fw  ivav  re'$  un^ 
wofyltfjätig;  bei  [fjx,  waren  bie  $u»erlafftgften  9?ac^)rid;ten  über 
bebenflid;e  Sftafjnaluuen  ber  Dtegierung  einholen;  fie  war  ju* 
naebft  bebrot)t  unb  legte  »tele  23eweife  auöfyarrenben  9Jcutr)e3 
ab-,  f)ier  entwirfelte  ftcb,,  ungeachtet  beö  3ufflmmenffuiT*$  ^er 
»erfcfyiebenften  fird)licf)en  Parteien,  bie  fatfyolifcb,  fircfylictye 
£>enfweife  in  »orjüglicfy  reiner  (Sonfequenj;  »on  t)ter  au£  waren 
viele  ber  weftlidjen  ©emeinben  gegrünbet;  t)ier  enblid?  Ratten 
naefy  ber  firc^lic^en  Ueberlieferung  ^3etruö  unb  ^auluö  gelehrt 
unb  gelitten  unb  ifjr  ben  SQSertt)  einer  ecclesia  apostolica  gege- 
ben,    beffen   ftcfy   feine   anbre  töircfye   be6  2lbenb(anbe£   rüljmen 


foeeunditatis  extenditur,  quomodo  solis  multi  radii,  sed  lumen  unuin,  et 
rami  arboris  multi,  sed  robur  unum.  —  Avelle  radium  solis  a  corpore, 
divisionem  lucis  unitas  non  capit;  ab  arbore  frange  ranium,  fruetus  ger- 
minare  non  poterit.  —  c.  6  —  nee  perveniet  ad  Christi  praemia,  qui  re- 
linquit  ecclesiam  Christi.  Alienus  est,  profanus  est,  hostis  est.  Habere 
jam  non  potest  Deum  patrem ,  qui  ecclesiam  non  habet  matrem.  —  c.  14. 
Tales  etiamsi  oecisi  in  confessione  nominis  fuerint,  macula  isla  nee  san- 
guine  abluitur.  Esse  martyr  non  potest,  qui  in  ecclesia  non  est.  ~  Oc- 
edi  talis  potest,  coronari  non  potest. 
1)  cf.  c.   12 


-     102     — 

Durfte;  —  aüeö  ©rünbe,  wddje  fcf;on  gegen  (Snbe  t>eö  feiten 
jafyrijunbertö  ber  rcmiifcfyen  ©emeinbe  eine  »orjüfllic$e  ©unft 
von  verriebenen  «Seiten  tjer  (Utwanbten1).  3ene  Ueberlicfeumg 
von  $ctrud  nar)m  um  biefetbe  3^it  bte  ©eftalt  cm,  bajj  ^etvuö 
©riinber  unb  23ifd)of  ber  römifet/en  ©emeinbe  getvefen  fei2),  ©o 
betrachtete  man  9?om  atö  cathedra  Petri,  bie  römifcfyen  23ifcr)öfe 
(\U  9?acfyfo(ger  biefeS  Stvoftelö  in  befonbrer  2Ikife,  unb  i£)r  23i3- 
tt)um  a\$  (Sinf)eit£vunt"t  unb  9ievrafentation  ber  ganzen  Äirc^e 3). 
Statt  verbemb  mit  biefer  SJorfleUung  aber  nur  ©f)renrect)te,  unb 
auet;  biefe  gelangten  im  Orient  niebt  ju  gleicher  9Jc$tung,  tvie  im 
Occibent,  nicfyt  aber  f)iect;te  auöübenber  ©eivalt  über  anbre  SM? 
fd&öfe.  Sie  vömifcr)en  ©ifc&ofe  jetti&nete  Vraftifcbe  Äraft  unb  ©e^ 
fc^irflid&fett,  geftigfeit  bis  $tr  Starrheit,  vor  anbern  auö.  Ver- 
möge biefer  ©aben,  welche  gleicbjam  ein  (Srbtr)eU  beö  alten  $Rq; 


1)  Ircnacus  adv.  haer.  III,  3:  Ad  hanc  ecclesiam  propter  potentioreni 
(Massuet:  potioreni)  principalitatein  necessc  est,  o  in  nein  convenire  eccle- 
siam, h.  c.  eos  qui  sunt  undique  fideles,  in  qua  seinper  ab  his,  qui  sunt 
undique,  conservata  est  ea  quae  est  ab  apostolis  traditio.  —  3lm  l>affenb- 
ften  itberfe^t  ©tefeler  äi  03.  I.  I.  ©.  213:  „ngdg  ictvjr]v  yc<g  ri]v  ix- 
xh]Giav  diu  Ti]i>  ixc<vcdtzqkv  ngcoisiap  äväyxr]  iiiiociv  avt-ißcttviiv  tijv 
IxxlrjOiav ,  r.  e.  rovg  nctVTc<yöxytv  nioiovg,  iv  j]  ätl  joig  7iai>Ta%6ft£p 
avvitrriQrjiai    rj  ano  icov  änoaiölbiV  nctoäJoaig.     ©e)ttt  mit  biefcv  ÄhxflC 

nutf?  foegeu  i$titi  bebetttcitbercit  23orrang$,  ber  9?atur  ber  ©ad)e  nadj,  bte 
ganjc  Äirdje,  b.  I;.  bte  ©laubigen  aller  Orte,  iibereiuftimmen".  9?canber 
it.  ©.  I.  ©.  349  flg.:  „Sßegen  bei?  langes,  ben  biefe  äird;e  a\$  ecclesia  ur- 
bis  bebautet,  muffen  {«vüyx,])  batjin  alle  iitrclien,  b.  fc.  ©laubigen  von  al- 
len ©egettben  fyer  jufammcnftrömcit,  unb  ba  nun  »Ott  Anfang  an  Stiften 
avß  allen  ©egenben  bort  jufammcnfommen  mußten,  fo  ijt  MM  ©cfdiled;t  ju 
©efd;lcd)t  burcl;  bte  ftd;  bort  uereinigenben  ffijrijlen  aller  «Beltgegenbcu  bte 
a|)ofioltfdje  Ueberlteferung  erhalten  worben-  3ebe  Slbfocidnmg  bafon  hntrbc 
Ijicr  gleid;  allen  in  bte  Slugen  gefallen  fein".  2lber  erwartet  man  ntd;t  in  bie- 
fer ©ebanleiU'erbmbuug  jlatt  äväyxr)  einen  3lu£brucf  im  ©ttroe  ftfn  Pfle- 
gen? —  £bterfcb.  ©tub.  unb  Ärit.  1842.  II.  nimmt  omnem  ecclesiam  = 
nclaav  txxXiiotctv  unb  bejiefit  barattf  iv  Jj,  in  beut  ©imu  „jebe  etnjelne 
©emeiubc,  foferu  in  t(;r  bie  a)3oftol.  Ueberlteferung  rein  erhalten  ifi";  gegen 
ben  3nfammenl)ang  ber  35?orte. 

2)  $iiv\  waren  jubcn^riftltclje  Sinflüffe  forberltd;.  93gl.  bie  clcmcntittt* 
fc^eit  ficmiltcn  unb  9Cccognttionen. 

3)  Cypr.  ep.  59,  19:  navigare  audent  et  ad  Petri  cathedram  (cf.  ep. 
55,  7  locus  Petri)  atque  ad  ecclesiam  principalem,  nnde  unitas  sacerdota- 
lis  exorta  est. 


-    103    - 

mertt)um£  ftnb,    l)abeu  fie  jur  «£>ebung  ber  römifd)en  Slutorität 
viel  beigetragen,  aber  aud;  Uebergriffe  begangen,  wetd)e  man  in 
tiefer 3eit  fiel?  nod;  ntc&t  gefallen  lief.    Victor  (190)  verfugte 
t>en  römifcfyen,   nid;t  überall  gebilligten  ©ebrauefy  ber  Dfterfeier 
anbern  ©emeinben  aufzwingen,    erhielt  aber  öon  3renäu6  im 
tarnen  (einer  ©emeinben  eine  naebbrürftiebe  jSmeifytmtfimQ1). 
Sertullian  fpöttclt  barüber,  baß  ber  romifdje  23ifdwf  becretire, 
wie  wenn   er  episcopus   episcoporum  wäre2);    ©tepfyanuö, 
ein  ©eifteesr-erwanbter  beö  Victor,   funbigte  ben  9?orbafrifanem 
bie  £irdjengemeinfdjaft  auf,    weil  fte   eine  anbre  2lnfid)t  vom 
Söertt)  ber  von  ^aretifern  erteilten  Saufe  befolgten;    aber  Gty* 
prian  unb  feine  Sollegen,    wie  fefyr  eö  it)nen  aud)  fonft  um 
ßuftimmung  beö  römifd)en  23ifclwf3  ju  tl)un  war,  ließen  bei  bie* 
fer  ©etegenljeit  baö  Dved^t  ber  23ifd)öfe,  ifyrc  (Sprenget  unabhän- 
gig $u  verwalten,  nid)t  frfinfen3)$  unb  ber  23ifd)of  girmilian 
von  (Eäfarea  in  Sappabocien  fprad;  fid)  mit  ©eringfd)ä£ung  über 
bie  Anmaßungen  beö  ©tepl)anuö  au34)-    (Sbenfo  wenig  vermochte 
biefer  eine  oberrid)terlid)e  (Sntfct;eibung,  bie  er  über  jwei  an  ilm 
appellirenbe  fpanifdje  23ifd;öfe  gefällt,  jur  ©eltung  ju  bringen5). 
Slber  2lnfprüd;e,  bie  je£t  frud;tto6  waren,  brangen  fpäter  burety, 
weil  bie  SSorauöfe^ung,    worauf  bie  rbiuifd)en  33ifcfyöfe  fußten, 
auet;  ben  ©egnem  gemeinfam,  unb  (Sonfequenj  unb  33ei)arrUd)feit 
auf  il)rer  ©eite  war. 

2.    £>ie   fird)üd)e  3u($)t  unb   bie  Hrd?lid)en  ©pal* 

tun  gen. 

Tertull.   de   poenitentia.       Cypriani,    Dionysii  Alex.,     ürcgorii  Thaumat. 
epistolae. 

£>ie  Äird;e  erfannte  bie  Sluöübuug  ber  >$\ubt  als  eine  it)rer 
wicfytigften  Angelegenheiten.  3e  weiter  fic^>  bie  ©emeinfdjaft  auö* 
breitete,   befto  fcfiwieriger  würbe  cö,   bie  auffälligen  2luöwüd;fe 


1)  Eus.  h.  c.  V,  24. 

2)  de  pudic.  1. 

3)  Ep.  72,  4. 

4)  cf.  Cypr.  ep.  75. 

5)  Cypr.  ep^  67. 


-     104     - 

weltlichen  ©inneö   ju   befeitigen,    unb   bocf)  forderte  baju  ntctjt 
btofj  baö  eigne  Sntereffe  für  bie  würbige  SBefdjmffenfyeit  ber  @e- 
meinte  auf,  fonbem  aud)  bie  9iücfftd)t  auf  bie  23efd)ulbigungen 
ber  nicbjcfyriftlictyen  ©egner.    Sltlmältg  ftelften  ftd)  gewiffe  Regeln 
beö  3}erfal)renö  feft.     diejenigen,    welche  $ur  (Strafe   auö  ber 
£ird)engemeinfd)aft  auögefcr/loffen  waren,   würben  atö  eine  be* 
fonbre  klaffe  beljanbelt,  bie  poenitentes.     <Bo  abgefonbert,  folfe 
ten  fte  für  bie  2Bieberaufnaf)me  befähigt  werben.    9J?an  verlangte 
ba$u  aber  tljeilö  innerliche  23uße  unb  23efferung  beS  2ßanbel6, 
tfyeilS  bie  Uebemafyme  gewiffer  53ebingungen,  woburdb  fte  äußer* 
lid?  9\eue  unb  2)emutfj  funb  ju  geben  fyätten.    2)af;in  gehören 
$rauertrad)t,  haften,  ©ünbenbefenntnijj  u.  a.,  welches  je  nad) 
ben  Umftänben  r>on  bem  ©etftftcfjen  jiterfannt  würbe,   bem  aud) 
bie  S3eftimmung  ber  2)aucr  überlaffen  blieb.    2)enn  fo  tuet  räumte 
man  aueb,  m  biefem  £>rte  ber  t)ierardn'fd)en  gorberung  ein,  bafj 
man  bem  €|3riefter  altein  bie  9J?acf;t  $u  binben  unb  ju  löfen,  unb 
bemnacb,    in  richterlicher  gunftton  über  bie  2lrt  unb  2)auer  ber 
©träfe  ju  entfd)etben  jugeftanb.    ($ö  festen  eine  ©Ott  gefällige 
ü)emutl)  gti  fein,  wenn  man  ftcf)  bem  fremben  Urtfyeil  unterwarf; 
ja,  fcfyon  finbet  ftcb,  ber  beutlid)ere  liebergang  jur  2Berff)eiligfeit, 
wenn  bie  23ujje  für   eine  @enugtl)uung  (satisfaclio)   an  (Sott 
ausgegeben  würbe.    2)ie  $ircf;enlel)rer   »erfäumen   iebod)    nid)t, 
auf  bie  wefenttid)en  inneren  (Slrforbermffe  ber  33ufte  Ijinjuweifen, 
unb   ber  geiftlid)e  EHic^terfprucf;  ^ur  2lu6fd)üef3ung  unb  lieber* 
aufnähme  wirb  »on  ben  (Sinftcfytigeren  unter  2>orbef)alt  göttlicher 
5lnerfennung  gegeben1),  unb  anbrerfeitS  bei  ber  2ßieb  er  aufnähme 


1)  Otrmtltan  i>.  Säfarea  in  @a})i)rtbocieu,  üt  Cyprian.  ep.  75,  4:  Qua 
ex  causa  necessario  apud  nos  fit,  ut  per  singulos  annos  seniores  et  prae- 
positi  in  ununi  conveniamus  —  ut  si  qua  graviora  sint,  communi  consi- 
lio  dirigantur,  lapsis  quoque  et  post  lavacruni  salutare  a  diabolo  vulne- 
ratis  per  poenitentiam  medela  quaeralur,  non  quasi  a  nobis  remissionem 
peccatorum  consequantur,  sed  ut  per  nos  ad  intelligentiam  delictorum 
suorum  convertantur  et  domino  plenius  satisfacere  cogantur.  —  Cyprian. 
de  laps.  17:  Nemo  se  fallat,  nemo  se  deeipiat.  Solus  dominus  misereri 
potest,  veniam  peccatis,  quae  in  ipsum  commissa  sunt,  solus  potest  ille 
largiri,  qui  peccata  nostra  portavit.  Ep.  55,  15:  Nequc  enim  praejudica- 
mus  Domino  judicaturo.  quominus  si  poenitentiam  plenam  et  justam  pee- 


—     105    — 

•Die  3uftimmuug  few  ©emeinbe  für  nötbig  erachtet.  6ie  ge|d?al), 
intern  ber  Bifc^of  unb  bie  @eiftltcr;en  feie  £anb  auf  beö  ©efal* 
leiten  £aupt  legten  unb  ben  3utritt  jum  2lbenbmat)l  erlaubten. 

Üttan  unterfctyieb  mit  9*ect)t  in  Be$ug  auf  Slnwenbung  ber 
fircfylicben  3uc$t  leichtere  unb  fctywerere  Vergebungen.   9ftan  teilte 
fte  na$  bem  SluSbrucf  I  3of).  5,  16  in  ©cr;wac£.l)eit$*  ober  (Er* 
laßfünben  (peccata  venialia)  unb  Sobfünben  (peccata  mortalia). 
3u  ben  lederen  regnete  man  3)iebftal)l,  (§l)ebruct;,  üttorb,  be* 
fonberö  bie  Verleugnung  in  ber  Verfolgung,  welche  unmittelbar 
rer  als  bie  übrigen  ein  Vergeben  gegen  ©Ott  ju  fein  fd)ien.  £)er 
Mangel  in  ber  Beurteilung  war,  baß  man  in  äußerlich  juribi* 
fcfc>er  SBeife  bie  gorm  ber  £r)at,    ol)ne  gehörige  Berütffict;tigung 
be$  ganjen  «Wenden,   in  «Betraft  30g.    2)iee  war  um  fo  be* 
benflic^er,  al6  über  bie  folgen  folcf;er  ©ünben  tiefgreifenbe  $ar* 
teiungen  in  ber  £ircf/e  entftanben.    3)ie  Vorftellung  roar  allge* 
mein,    T>a$  burct;  eine  Sobfünbe   bie  im  @»angetium   gewahrte 
©nabe,    welche  man  in  ber  Saufe  unb  jwar  fubjeftir»  wtrffam 
backte,  »erfc^eqt  fei.    3)ie  einen  beirrten  nun  babei,   baß  bie 
Ätrcr/e  feinen  Sluftrag  fyabe,   einem  wegen  einer  Sobfünbe  2luö* 
gefcfjloffenen  bie  Slbfolution  ju  erteilen,  ofyne  barüber  abfpred)en 
ju  wollen,  baß  ©ott  bennocty  bie  Bußfertigen  begnabigen  werbe. 
3>ie  anbern  gelten  feine  ©ünbe  für  fo  fd)n>er,  baß  fte  ntc^t  burc^ 
aufrichtige  Buße  gefüllt  werben  fönnte,   unb  »erlangten  bafyer 
bie  enblic^e  2öieberaufnat)me  in  bie  &ircf)engemeinfcf;aft,   fei  eö 
aucf;  erft  in  ber  Sobeöftunbe.    Beibe  Parteien  begegneten  fict; 
überalt  in   ber  tirc^e,    wo^u  bie  weite  Verbreitung  beö  üfton* 
taniömuS,   welker  baö  rigoriftifct>e  Verfahren  biüigte,   beitrug; 
in  9?orbafrica  unb  $om  fam  eö  junäc^ft  ju  offenen  Spaltungen. 


catoris  invenerit,  tunc  ratum  faciat,  quod  a  nobis  fuerit  hie  statutum.  Si 
vero  nos  aliquis  poenitentiae  simulatione  deluserit,  üeus  qui  non  deridc- 
tur  et  qui  cor  hominis  intuetur,  de  his,  quae  nos  minus  perspeximus,  ju- 
dicet,  et  servorum  suorutn  sententiam  Dominus  emendet. 


—     106    — 

a.    Da$  ©c&töma  beö  geltciffimuö. 

Die  Briefe  (5t;|)virtn3.  —  Moshemii  Commentar.  de  rcb.  Christianor. 
p.  503  sq.  Sßald)  Suthnivf  einer  boflftänb.  £ifrorie  ber  Äejjereien  u.  f.  tv. 
IL  XI).    3$'.  2.  fypttowti  k  9tettberg.    ©ö'ttg.  1831.  " 

2)er  (Streit  nafym  Slnlajj  von  ber  3t)ätigfeit  eines  ber  größ- 
ten Wärmer  beS  3al)r()unbertö,  beö  $Jff(fofg  6i;prian  von  Aar* 
tfyago.  £l)afciu3  ßäcitiuö  ßtyvrianue ')  trat  erft  in  vorgerütf* 
terem  Alfter,  btö  31t  welket  Seit  et  9if)etor  in  tatfyago  $m$* 
fen  war,  burd)  einen  $re8bi;ter  GäciliuS  gewonnen,  jum  (Sfyxu 
ftentt)um  über.  Von  ber  überirbifdpen  £errlid)feit  beffetben  er- 
füllt, verfcfyenfte  er  (eine  ©üter,  unb  wenn  er  aus  eigner  9?ei* 
gnng  ben  ftrengeren  gönnen  beS  ct;riftlid)en  Sebenö  ergeben  war, 
fo  beftärfte  tf)n  barin  baS  Stubium  ber  ©Triften  SertullianS, 
ben  er  in  vieler  £inficr/t  ju  feinem  23orbi(be  machte,  obgleich  er 
ir)m  an  Originalität  unb  gülle  ber  ©ebanfen  fet)r  nacfyftanb.  ©ein 
warmer  cryriftticfyet  (Sifer,  feine  fjervorftecfyenbe  rebnerifefte  unb 
vraftifcfye  Begabung  emvfafylen  ijjn  bei  ber  ©emeinbe  fo  fefyr,  baß 
fie  itm  brängte,  ^reSbtyter  (247)  unb  balb  barauf  (248)  33if#of 
ju  werben.  SSon  ba  ab  verwaltete  er  unter  ben  fcfywierigften 
Q3erf)attniffen  fein  2lmt  mit  rüljmUcfyer  «Sorgfalt  für  bie  ©emeinbe, 
mit  großer  Äraft  unb  Umfielt  unb  meift  weifer  9vücfftd)t  auf  bie 
Umftänbe.  (Sine  3bee  vor  allem  Vertritt  er,  bie  (Sinfyeit  ber 
$ircf)e,  womit  i()m  bie  monarcl)ifd)e  ©cmalt  ber  SSifcpöfe  untrenn- 
bar  jufammenljangtj  fie  t)at  er  geiftvoll,  flug  unb  tl)atlräftig  ju 
einer  @vod)e  mad)enben  ©eftalt  im  %ebm  verwirflid)t,  aber  bei 
^erfteKung  berfelben  aud)  am  meiften  bie  gefyter  ber  £errfcr;fuc()t, 
(Sigenwilligfeit  unb  Seibenfcfyaftlid^eit  bewiefen,  von  welchen  er 
nict/t  frei  gefvrod)en  werben  fann.  9?a$bem  er  $er)n  3ar)re  bie 
©emeinbe  geleitet  f)atte,  ftarb  er  Slngeftcfytö  berfelben  in  ber  va? 
lerianifct)en  Verfolgung  258  mutf)ig  ben  9)Mrttyrtob.  6eine  ©cr)rif* 
ten,  ein  treues  Slbbilb  feines  (SfyarafterS,  bepeljen  ftd)  meift  auf 

vraftifd)e  ©egenftänbe 2). 



1)  Sypvirtnö  teben^bef^reibmtg  ».  f.  £iafonug  ^pntiuö  bor  bett  größeren 
2tu£gab.  b.  SBerfe.  Prudent.  Marani  vita  S.  Cypriani  yor  b.  21u$gflb.  b.  23a- 
(ujiwS.    @t;prian  ö.  3teüberg. 

2)  SSticfc.     De  gratia  Dei  ad  Donatum.     De  idolorum  vanilate.    Testi- 


—     107     - 

2Uö  (^u-ian,  burct;  bie  inftanbtgen  bitten  ber  (Semeinte  bewo; 
Qp&f  taö  S5iöU)um  übernommen  t)atte,  fonbcrtc  ftct)  eine  fleine^artei 
Uiijufriebener,  c\n  bcren  Spi^e  fütifJ3ve£M;teren  ftanben,  ab.  g$* 
priem  fucfyte  fie  "Durd;  9?acf)giebigfett  #t  gewinnen,  bod)  öergeblid); 
e£  blieb  bei  all  (einer  9)?ilbe  nicfjt  verborgen,  wie  ftarf  in  i()m  baö 
*)3rtncip  ber  monard)ifd?en  ©emeinbeleitung  wtrfte,  wäfyrcnb  bie 
©egner  baö  Sntereffe  ber  ariftofratifcr/en  Verfaffung  in  ber  grö* 
fjeren  6etbftanbigfeit  bei*  *}>reSbi)teren  nnb  3)iafonen  verfolgten. 
S)ieö  ift  wenigftenö  baö  vorwiegenbe  Sntereffe  bei  einem  ber  tjaupt* 
facfyltcryftcn  ©egner,  bem  DfovatuS,  ber  jtcf;  wafyrfdjeinlitf;  von 
Anfang  unter  jenen  fünf  befnnb ' ).  (Sin  3Äann  von  äl)nlicr/em 
©eift,  wie  gerinn,  ftofs,  füt)n  unb  tfyätig,  trat  er  biefem  im- 
mer  nacfybrücflic^er  entgegen.  (Sr  orbinirte  an  feiner  Äircrye  einen 
gewiffen  geliciffimuö  eigenmächtig  jum  SDiafonuS,  ber  mit 
bemfetben  (Sifer  in  ben  ©treit  einging.  2)a  (Siwrian  in  ber  be* 
cianifdjen  Verfolgung  ftct;  in  einen  verborgenen  2lufentt)a(t  §u> 
rüa>g,  benu^ten  fie  ben  (Schein  ber  geigfyeit,  ber  anf  ilm  fat* 
len  tonnte,  um  bie  ©emeinbe  it)m  abwenbig  ju  machen.  «Sie 
wirften  ifjm  mit  (Srfotg  entgegen,  unb  wußten  aud?  bei  ber  rö* 
imfd)en  ©emeinbe  Verbaut  ju  erregen2).  (§r  fuc^te  ftd?  $u  rect)t= 
fertigen,  jum  £t)eil  freiließ  mit  fefyr  fubjeftiven  ©rünben3),  unb 
erfeijte  feiner  ©emeinbe  feine  ©egenwart,  bie  fte  an  jwei  3al)re 
entbehrte ,  burd)  läufige  Mitteilungen  unb  aufmerffame  23et)anb; 
tung  alter  2lngetegen()eiten.  Ü)iefelbe  Verfolgung  führte  einen 
neuen  ©treitvunft  l)erbei,  bie  grage  um  baö  Verfahren  gegen 
biejenigen,  wetefee  fieb;  ber  Verleugnung  fc^ulbig  gemacht  Ratten, 
ßtyprian  war  in  ber  näcf/ften  fy\t  natiO  femei'  S3efct)«mg  für  bie 


»wi' 


moniorum  lib.  III.  De  habitu  virginum.  De  unitate  ecclesiae.  De  lapsis. 
De  oratione  doniinica.  De  mortalitate.  De  exbortationc  mavtyrii.  Ad 
Demetrianum.  De  opere  et  eleemosynis.  De  bono  patientiac.  De  zelo 
et  livore.  Stuggabm:  N.  Rigaltius.  Par.  1648.  fol.  St.  Baluzius.  Par. 
1726.  fol.     J.  H.  Goldhorn.    2  tom.  1838.  39.    Lips.  8. 

1)  @.  ep.  52,  2.  (Bai.  49)  59  (Bai.  55).  «WoS&eim  Commentar.  p.  5Ü8 
fitd)t  aflerbingS  nicfyt  otme  ©ewii$t  &A&  r^öcntf)?il  $u  ertveifen;  %\.  trtgegen 
fteanbev  Ä.  ®.  I.  @.385.  116. 

2)  cp.  20  (Bai.  14). 

3)  ep.  66,  10. 


—     108     - 

ftrengften  GJrunbfäfce1),  aber  bie  Slnforberungen  bei  Slmt$»er* 
waltung  milberten  feine  2lnftcf>ten.  (fr  fal)  bie  ßaf)(  ber  ©efalte* 
neu  alfmälig  auf  mehrere  Saufenbe  aimnicbfen,  ungleich  an  ©cbulb, 
aber  alle  mit  bem  größten  Verlangen,  lieber  in  bie  Äirdjc  auf* 
genommen  ju  werben;  eö  beftimmte  if)n  aud?  wol)f  ber  junct)* 
menbe  (Sinfluf  ber  ©egner  jur  9?acf;giebigfeit,  baf)er  »erfprad? 
er  nacf;  33eenbigung  ber  Verfolgung  eine  Unterfiidjung  unb  bei 
aufrichtiger  9?eue  bie  Slbfolution2).  £>enn  bie  feinblic&e  Partei 
machte  wenig  ©cfyroierigfeit  in  ©rtfyeilung  berfelben  unb  v-erftarfte 
fid)  anfet)nlic^ ,  feitbem  eine  3al)(  »on  gonfefforen  bie  tarere  9)?e> 
tljobe  gebilligt  Ratten.  @ö  war  eine  natürliche  gofge  ber  Ver; 
efyrung,  reelle  man  gegen  bie  ftanbfyaften  23efenner  beö  ©lau* 
benS  f)egte,  baf  man  auf  if)r  gürwort  ju  ©unften  ber  ©efatle* 
nen  ein  ©ewidjtt  legte.  Viele  matten  aber  tton  biefer  Autorität 
aus  Unfäl)igfeit,  <S$wacr)e  ober  ^ocb.mutf)  einen  bie  3u$t  unb 
Drbmtng  auffyebenben  ©ebrauet).  @i;prian  bekämpfte  mit  eöan* 
gelifcfyen  ©rünben  bie  Slnmafmng3),  ba  er  jebod?  bie  getjäffigen 
Deutungen  freute,  welche  feine  Steigerung  erleiben  fonnte,  ba 
er  fetbft  nicfjt  frei  war  »on  bem  3*rtf)um,  baf*  bie  gürbitte  ber 
Üftärttyrer  eine  ttermittelnbe  Vebeutung  bei  ©ott  t)abe,  ba  bie 
Verfolgung  anfielt  unb  ber  (Sommer  mit  feinen  peftartigen,  fcfmetl 
fyinraffenben  Ä'ranf'fyeiten  nabele,  unb  er  enblid?  mit  ber  römifd)en 
©emeinbe,  in  welcher  baö  mitbere  Verhalten  angenommen  war, 
in  feiner  fd)wierigen  Sage  uberein$uftimmen  wünfcfyte,  fo  wiety  er 
abermatö  unb  lief  ftet)  ju  ber  falben  Sftafregel  »erteiten,  bajj 
bie,  welche  in  Sebenögefafyr  gerieten,  wenn  fie  ein  (Smpfet>lung6> 
fcfyreiben  öon  einem  ber  Üttärtyrcr  Ratten,  in  bie  Äirct/engemein; 
fer/aft  aufgenommen  werben  follten 4).   2)ie  einen  würben  baburefy 


1)  De  testimon.  3,  28:  non  posse  in  ecclesia  remitti  ei,  qui  in  Deum 
deliquit. 

2)  ep.  18.  19  (Bai.  12.  13). 

3)  cf.  ep.  15.  27. 

4)  ep.  19,  2.  —  ut  qui  Iibellum  a  martyribus  aeeeperunt,  et  auxilio 
eorum  adjuvajri  apud  Dominum  in  delictis  suis  possunt,  si  premi  infirmi- 
tate  aliqua  et  periculo  coeperint,  exomologesi  facta  et  manu  eis  a  nobis 
in  poenitentiam  imposita  cum  pace  a  martyribus  sibi  promissa  ad  Domi- 
num remittantur.    Caeleri  vero,  qui  millo  libello  a  martyribus  aeeepto  in- 


—     109    — 

befcfywictytigt,  bie  anbern  forderten  t>eflo  ungeftüiner,  feer  3vrtl)iun 
würbe  unterftü^t  unb  bie  Verwirrung  vergrößert.  (St;pvian  ort)* 
nete  jur  Unterfudjung  ber  Verwaltung,  namentlich  bei-  Sinnen- 
pflege  in  feiner  ©entehrte  eine  Äommiffion  ab.  2)ie  9J?itglieber 
fliegen  aber  auf  ben  fyeftigften  äßiberftanb  beö  geliciffimue* 
unb  feiner  Partei,  welche  barin  eine  neue  Verlegung  ifyrer  9?ecr/te 
erblicften.  gelicifftmuS  brol)te  jebem,  ber  fid)  ber  2Inorbnung  be$ 
33ifc$ofö  unterwerfen  werbe,  mit  ber  2luöfc$lie{mng  %  <2o  fam 
Oftern  bee  3iaf)re3  251  ()eran,  unb  balb  barauf,  $ur  3*it,  wo 
ein  ©titlftanb  in  ber  Verfolgung  eingetreten  war  unb  ftcfy  bie 
afrifanifcjjen  Vifd)öfe  ju  einer  ©tynobe  31t  verfammeln  pflegten, 
fefyrte  (Si;prian  nac§  Äartljago  jurücf.  Die  ©mtobe  befcfylof,  bie 
Vergeben  ber  (Steinen  31t  prüfen,  unb  tro£  beit  fcf/merften, 
wenn  groben  wahrer  Vuße  r>orl)anben  feien,  bei  töbtlicr)en  Äranf* 
Reiten  bie  Slbfolution  31t  bewilligen;  wenn  aber  jentanb  erft  auf 
bem  Jobtenbette  Verlangen  banacr;  äußere,  fei  fie  il)m  aud)  aU* 
bann  31t  r>erfagen2).  (Stmaö  fpäter,  alt  @attu3  bie  Verfolgung 
erneute,  milberte  man  bie  Verorbnung  bal)in,  1>a$  allen,  bie 
nacl;  aufrichtiger  Vufe  bie  2ßieberaufnal)me  »erlangten,  biefelbe 
3U  gewähren  fei.  lieber  gelicifftmuö  unb  feine  Partei  würbe  bie 
Sluöfcfcliejjung  »errängt.  6ie  war  fel)r  rül)rig  jur  Vergrößerung 
ifyreö  (SinfiuffeS ,  fanb  aber  weber  in  Slfrifa  nod)  in  9?om  au& 
reid)enbe  Unterftüfcung,  unb  jeigt  über  ba$  britte  3ar)rl)itnbert 
t)inau$  feine  ©puren  be$  Gebens  mefyr3). 

b.    'D<t0  @c$t3ma  fceS  9?o»ntt<ut. 
Cyprians  Briefe  44  —  59  (41  —  55  Bai.)    Euseb.  h.  e.  VI,  43  sq.   VIT,  8. 
Socrat.  h.  e.  I,  7.  IV,  28  al.  —  Moshem.  Comm.  p.  512  sq.     2£flfcf) 
<£ntto»rf.  u  f.  tu.  II,  185  flg. 

9?or>atian  (Nooväcog)   war  unter  ben  fyeftigften  inneren 
kämpfen,  bie  @eift  unb  Äörper  ju  jerrütten  brofyten,  junt  Sljri* 


vidiam  faciunt,  quoniam  non  paueorum  nee  ecclesiae  unius  aut  uniu9 
provinciae,  sed  totius  orbis  haec  causa  est,  exspectent  de  Domini  pro- 
tectione  ecclesiae  ipsius  publicam  pacem. 

1)  ep.  41    comminatus   sit   etiam,  —  quod   secum   in   monte  (al.  1.  in 
morte)  non  communicarent,  qui  nobis  obtemperare  voluissent. 

2)  ep.  55,  14.  19.  57. 

3)  Commodian.  Instruct.  66. 


—    HO    - 

ftcntf)um  gefommen.  (Sin  (Srorcift  hatte  il)n  au$  einem  bamoni- 
feben  3»ftanbe  befreit  unb  anf  bem  ^ranfenbett  ()atte  er  bie  Saufe 
erhalten1).  Seine  ©elefyrfamfeit  unb  bogmatifebe  93efät)igung2), 
in  bem  römifcl)en  ÄferuS  feltnere  üBorjiige,  bestimmten  vermittle 
tid)  ben  SBifc^of  gabianuö,  ifyn  juni  *J?reöbi>tcr  31t  machen,  wie* 
wof)l  er  fiel)  bnrrf;  bie  amtliche  £l)ätigfeit  ungern  in  feiner  afee* 
tiftf;en  unb  befcbaulicfyen  ?eben8n>eife  frören  lief3).  SKan  be- 
nutzte if>n  jum  ©efretär  ber  j?irtf;e,  in  beren  Auftrag  er  mehrere 
Briefe  abfaßte,  worin  baö  Sßerfafyren  gegen  bie  ©efatlencn  ent* 
fpred)enb  bem  fpateren  @i;prian<3  feftgeftelft  wirb,  baneben  aber 
aueb,  ©puren  einer  rigoriftifcfyen  33eurtfjeüung  burcfjblicfen4).  2U3 
nact)  längerer  93ern>aijil)cit  be$  römifcfjen  33ifc&offi$e3  (Sorne* 
Ituö  it)n  einnahm,  fcfyeint  9?or>atian  ftd;  mit  beffen  23enefymen 
nict)t  t)aben  »erföfjnen  §u  fonnen,  unb  fcb,Iug  ftcb  ju  ber  ftrengen 
Partei,  welche  in  ber  milben  Scfyanbfung  ber  ©efatlencn  eine 
9?acb,giebigfeit  gegen  bie  SBelt  erblicfte.  3)amalö  war  jener  9?  o* 
»atuS,  ber  in  Äartfyago  bem  (£t;prian  fo  v-iel  ©cljwierigfeiten 
bereitet,  in  SRoin  anwefenb,  unb  ergriff  begierig  bie  ©c(egenl)eit, 
bem  burcfHjreifenben  ^Bitten  beö  römifc^cn  23ifcT;of3  ^»inberniffe 
in  ben  3Beg  31t  legen.  (§r  fdjürte  ben  Söiberftanb  ber  Unjufrie* 
benen  unb  machte,  inbem  er  ob)ne  3weifel  viel  ba$u  beitrug,  baf 
9iottatian  gegen  fein  früheres  S8erfpre<$en  unb,  wie  er  üerfteberte, 
gegen  feinen  SBilten  jum  S3ifct>of  berfelben  gen>eit)t  warb,  bie 
(Spaltung  bauernb.  9?o»atian  unb  feine  2lnf)ünger  wollten  nur 
eine  Äirctye,  bie,  wie  fte  anfangt  behaupteten,  feinen  ÜBerteugner, 
wie  fte  fpater  e6  auöbefynten,  feinen  Sobfünbcr  in  fieb,  fcfylöffe, 
alö  bie  rechte  gelten  laffen  (xad-aQoi))  wogegen  bie  Äatfyolifen 
bie  f)ierard)ifcr)e  Drbnung  unb  ©ueceffton  jum  bejeicOnenben  tÜRtxU 
mal  berfelben  machten.  3)ie,  welche  bureb,  fd)were  ©ünben  ber 
Saufgnabe  verluftig  feien,  follten  juc  93ufe  ermahnt  unb  auf  bie 


1)  £>en  baptismus  clinicus,  ber  snclen  ntd&t  »ottgülHg  ju  fein  fdfjtcn. 

2)  SSor^rttttnc  ©griffen:  de  trinitate;  de  eibis  judaicis:  untre  fi'ttb  fcer* 
loten.     ©.  Hieron.  de  vir.  III.  70.    2Bdcf>  @.  198.  v.  Tertull.  ed.  Rigalt. 

3)  Eus.  VI,  43   tUTj  ycin  hi  nQiaßvrfoos  tivai  f(f>]'  irfarts  yaQ  fh'ai 
(filoooqiag  iQctorrig. 

4)  cf.  Cypr.  ep.  30  (Bai.  31.)  unb  52  (Bai.  55.)  4. 


-    m    - 

entließe  ©mibe  ©otteS  tyingcwiefen ,  aber  nirf)t  hiebet  in  bic  titele 
aufgenommen  werben.  2)er  Q?rnft,  welcher  In  ben  Slnjtc&ten 
fjcrrfctjte,  führte  ben  9?or>atianern  manche  ©unft  ju.  2)er  23ifd)of 
gabiuö  »on  Slntioctyia  unb  ein  Sfyeit  feiner  ©mwbe  neigte  fief; 
ftarf  auf  biefe  Seite  unb  in  AI.  Slften  bienten  bie  SRefte  beö  SRoH* 
tnntömuö  jur  Vorbereitung.  21ber  bie  $ircl;en  öon  Slfrifa  »er- 
banben  ftcb  mit  (Sornetiuö.  d^tidtt  nnrfte  bem  9ior>atian  burd) 
Sßort  unb  £l)at  entgegen,  unb  5)iom;ftu$  &  9l(eranbria  fudjte 
iljn  in  feiner  »erfeljnUcfyen  QBeife  31t  gewinnen,  erflärte  ftd)  bann 
aber,  alö  bieS  nid)t  fruchtete,  fräftig  gegen  ben  Urheber  ber 
©paltung.  2)ie  gartet  bauerte  nun  abgefonbert,  aber  milber  olö 
anbre  r>on  ber  Äirc^e  beurtbeitt 1),  mehrere  3af)rl)unberte  fort. 


Drittel  Capitel. 

£)a£  tf;rifHtc|jc  geben  ttnb  bei*  cfyviftltcfyc  $itlht3. 

9? e o it b e r ö  ©enfttjürbigfeüen  I.    Sommer  bie  ct)viftK$  fivd)tid)c  ?lTtert(;umö- 
ttiffenfe^aft.    SBwMäu  1839. 

1.    3)aö  d)rtftticl)c  Seben. 

2)ie  Äirdbe  gewann  in  biefer  ^eriobe  an  Umfang  unb  fetbftän- 
biger  (Sntwitflung.  2lud)  in  biefer  weiteren  2Itt6bel)nung  unter* 
fcfyieb  fic  i()r  ftttlid)er  (Sljarafter  im  ©anjen  fef)r  »orttjeilfyaft  üon 
bem  ^>eibent[)um,  wa$  fte  umgab.  (£3  erregte  baS  (Srftaunen 
ber  Reiben,  wie  bie  (Stiften  einanber  liebten  unb  für  einanber 
ju  fterben  bereit  waren,  ©aftfreunbfd)aft  unb  2ßof)ltf)ätigfeit 
waren  fefjr  allgemeine  Sugenben.  2)ie  Slufforberung  baju  war- 
um fo  ftarf  er,  ba  ba$  (£l)riftentf)um  jefct  noef?  weit  überwiegenb 
unter  ben  Sinnen  feine  §ortfd)ritte  machte,  unb  bie  Pflege  ber 
dürftigen  @emeinbeangelegenf)eit  war2),  ©ie  würbe  tljeUö  burd) 
gürforge  ber  (Sinjetnen  »erfefjen,  tfoeilS  au$  ben  ©penben  beftrit- 
ten,    welche  bie  TOglieber  ber  ©emeinbe  ben  ©eiftlidjen  bar* 


1)  gSfll.  Concil.  Nieaen.  Can.  8. 

2)  cf.  Cypr.  ep.  2.  5.  12  it.  a. 


—     112    — 

reichten,  unb  tiefe,  befonbers  bie  iSiafonen,  unter  3lufftc&t  be$ 
23ifdwfö  verteilten.  SI>of)ltCjäticje  @eifttid?e  gaben  aucfy  tiw  bem 
ilnten  sufommenben  Steile,  häufig  machten  bie  23efet)rten  im 
erften  geuer  ber  Sßegeifterung  mit  ifyrem  ganzen  Vermögen  ben 
3Jrmen  ein  ©efc^enf.  ßuweilen  fc^afftc  man  tiefen  baburd)  Un* 
terfyalt,  bafi  man  fte  in  bie  niebeven  Orbnungen  beö  Äleruö  auf* 
nafym1).  Slermere  ©emeinben  würben  von  benen  ber  größeren 
©täbte  untcrfiüljt,  in  befonberen  gälten  buret;  aujKrorbentlid)e 
(Sammlungen 2).  ^errlic^er  nod)  geigte  ftd;  bie  Vruberliebe,  wenn 
in  Verfolgungen  ben  Verurteilten,  ol)ne  SBebenfen  um  bie  eigne 
©efafw,  bie  3eugniffe  ber  £t)ei(naf)me  unb  @emeinftf;aft  abge* 
legt;  ober  wenn  bei  anfteefenben  Äranf Reiten  von  ben  ©efunben 
bie  Traufen  gepflegt,  bie  lobten  beftattet  würben,  unb  nirf;t 
bloß  bie  @f>riften,  fonbern  aud?  bie  Reiben3),  gerner  ift  ben 
(Stiften  eine  grofe  ©ewiffenfyaftigfeit  in  ben  gefetligen  unb  vo* 
litifd)en  Verfyättniffen  nad;surül)men.  Sie  beobachteten  biefe 
$flid?ten  treu  bte  ju  bem  ^junft,  wo  ein  göttlid;eö  ©efefc  ba* 
burd?  verlebt  fdn'en.  <&$  l)errfd)te  in  ber  ®emeinfd;aft  eine  tief 
lebenbige,  tfjatfräftige  23egeifterung,  eine  füt)ne  Verachtung  ber 
(Srbe  unb  (5er)nfud;t  naety  bem  Ueberirbifd)en;  baju  würben  felbft 
sjflenfc^en,  welche  fttttid)  verwal)rloft  unb  burd;  bie  ©ünbe  ber 
©efellfdjaft  tief  unterbrücft,  unfähig  für  alteö  ßbte  fdjienen,  em- 
porgehoben. Unb  bieg  wirb  für  bie  fyerrfcfjenbe  Stimmung  gel* 
ten  bürfen,  wie  viel  SCRangeKjaftcS  aud;  be$eid)net  wirb,  von  bem 
felbft  bie  35efferen  nid;t  frei  waren.  2>ie  gel)(er  rührten  sunt 
Xtjtii  von  benen  f)er,  welche,  burd)  äußere  Dtücfftc^t  bewogen, 
auef)  nur  äuferlid?  baö  Sf)riftentf)um  annahmen.  3)od)  war 
Uwe  3n^  verfyältnifhnäfjig  gering,  benn  eö  war  nur  etwa  bie 
SBofjltfjätigfeit  ber  (Stiften,  welche  fte  sunt  Uebertritt  veranlaffen 
fonnte.  2lber  e£  breitete  ftd)  aud;  abgefefjen  von  irrten  neben  ber 
3ßat)vt)eit  ber  3rrtf)um  unb  t>a$  SBöfe  in  ber  &ird)e  au$.  2)a* 
t)in  gehört  vor$üglicfy  eine  gewiffe  2leußcrltd;feit  in  ber  religiöfen 
unb  ftttlid;en  Betrachtung,  von  ber  wir  fonft  fdwn  ©vuren  auf* 

1)  Cypr.  ep.  41. 

2)  Cypr.  ep.  62. 

3)  Euseb.  VII,  22.     Pontius  vit.  Cypr.  c.  9. 


-     113    - 

gewiefen  fyaben.  Sluf  einem  finnlid)en  ©tanbpunfte  befyarrenb, 
crblicften  manche  in  ber  Jtirdj)e  eine  Slnftatt,  welche  ifynen  burd? 
ifyre  2lncrfennung  itnb  bttrd)  i()re  gaubei£)aft ,  nad;  2lrt  ber  Ijeib* 
nifd;en  Suftrationen,  wirfenben  ©ebräucfye  bie  ^ur  ©eiigfeit,  bie 
fie  ftdj  nid?t  minbcr  ju  einem  3uftan^  finnlidjen  ©lücfeö  au6* 
malten,  notfywenbige  23efd)affenl)eit  antt)un  feilte.  2)ie  Äirc^en- 
teurer  machen  bagegen  auf  bie  9?otl)wenbigfeit  einer  entfprec^en* 
ben  ©eftnnung  aufmerffam,  obwol)l  auefy  fte  von  ber  Ucberfcfjät* 
jung  ber  äußerlidjen  fircf;üc^en  «^anblung  nid)t  r>öllig  loöfom* 
men;  fte  ftnb  ebenfalls  uid)t  frei  r>on  ^rrtfium  über  ben  3ufain* 
menfjang  ber  fittlid;en  %fyat  mit  bem  ^3rincip  beS  cfyriftlidjen  2e* 
benö,  tt>eöt)al6  eine  quantitative  23curtf)ei(ung  ber  £ugenb,  eine 
(5d)ä£ung  nad)  ber  äußern  Seiftung  (opus  operatum),  SBerffyei* 
ligfeit  unb  Vertrauen  auf  eignet  QSerbienft  ftrf)  einftnbet1).  SBurbe 
fo  ber  SDltttelpunft  beS  (Sfjrijientljumö  auf  er  Slugen  gefegt,  fo 
barf  man  nid)t  erftaunen,  bei  benfelben  ßeitgeneffen  bie  rufjm> 
»ollfte  Slnerfennung  ber  ftttlid)en  SBirfungen  beS  (§r>angeliumö 2) 
unb  ferner jlic^c  Ätagen  über  weltlichen  Sinn,  jeige  er  ftd)  in 
ber  SlnbadjitSloftgleit  wäfyrenb  beö  ©otteöbienfteö 3),  ober  in  Gntel* 
feit,  Unwafjrfjeit,  «gjabfuctyt,  für  weldje  bie  SSeifpiele  auö  allen 
(Stänben,  aud)  bem  geiftlidjiett,  gefammett  werben4),  anzutreffen. 
—  2)urd)  baö  cljriftlicpe  Familienleben  fel)rte  bie  faft  ent* 
fd?wunbene  Äeufcf;l)eit  in  bie  (£()e  jurücf,  unb  warb  ein  Ouell 
3ttr  ftttlid)en  Verjüngung  beS  allgemeinen  Sebenö  eröffnet.  ($ö 
war  Sitte,  baf  ber  Sunb  jwifdjen  d?riftlid)en  ©atten  un= 
ter  bem  ©egen  be£  ©eiftlic^en,  mit  ©enuf  bcö  2(benbmaf)(ee 
unb  begleitet  von  ber  gürbitte  ber  ©emeinbe  abgefdjloffen 
würbe 5).  2)urd?  bie  23erbinbung  mit  einem  nicfytd)ri  filieren  &aU 
ten  warb  ni$t  nur  bieö  unmöglich,  fonbern  auefy  bem  ferneren 
3ufammenteben  ber  $rift(id)e  @l)arafter  genommen,  unb  bie  fyxifU 


1)  cf.  Cypr.  de  opere  et  eleemosynis. 

2)  Justin.  Apol.  II.     Iren.  adv.  haer.     Orig.  c.  Gels.  I. 

3)  Orig.  bom.  in  Genes.  X,  1.  XIII,  3.     ©.  ©tefefer  ßir#.  ©efrt.  I.  I. 
412. 

4)  Gypr.  de  laps.  6. 

5)  Tert.  ad  uxor.  II,  9.     Ignat.  ad  Polyr.  5. 

8 


-     114    — 

lid)e  Üfyatigfeit  namentlich  ber  grau  fel)r  gehemmt1);  bat)er  bie 
genügten  CSfjen  bei  ber  weit  überwiegenden  sD?el)r$at)t  gemifsbil; 
(igt  würben.  9?acr/  ber  abftofenben  SBeife,  mit  welcher  bie  U> 
tt)olifdje  Äirdje  bie  ^äretifer  bebanbelte,  l)ictt  man  aud)  bie  (Sfye 
mit  folgen  für  ein  93ergel)en2).  2)ie  grauen  würben  in  ber 
^Berechtigung,  in  welche  fte  baS  (Söongefiura  eingefel^t,  immer 
allgemeiner  anerfannt.  Unter  ben  SDfontaniften  genoffen  fte  wegen 
propfyetifcfyer  ®ab?n  befonbre  93erel)rung.  @röf3cre$  l)aben  fte 
burefy  bie  geräufcfclofe  SBirffamfeit  im  cfjriftlicften  ^aufe  unb  burd) 
Pflege  ber  Sinnen  unb  Traufen  in  ber  ©emeinbe  i?o  II  bracht. 

©tifoon  in  biefer  fcrittateften  33ejiel)ung,  nod)  r>iel  me()r  in  ben 
öffentlichen  93ert>ältniffen  beö  ttolitifcl)en  unb  gefelligen  SebenS  be* 
ftimmte  ber  ©egenfaft  jwifc^en  (Sfjriftentljum  unb  £eibentl)itm. 
gaft  überall  gerätl)  beibeö  in  eine  feinbliclje  33erüf)rung;  eö  ift 
bie  Üßeriobe  beö  Ijeifjefien  $  ampfeö  ber  £trcf)e.  ©ie  entbehrt  ba* 
f)er  bie  53ilbung  unb  bie  l)eitere  ©eftalt,  welche  nur  eintritt,  wo 
eine  friebücfyere  Bewegung  ber  mannigfaltigen  Gräfte  »ergönnt 
ift;  il)re  gärbung  ift  büfter  unb  il)re  Haltung  ernft;  aber  bie 
Verfolgung  läutert  fie  unb  fübrt  jur  rechten  SKürbtgung  beö 
SBefcntlic&en  unb  fein  2)rucf  ift  fo  grof,  ba£  er  nidjt  in  tl)r 
eine  noa)  größere  SÖiberftanbSfraft  erwetfe.  2)ie  ®emeinben  \v>a* 
ren  ftolj  auf  bie  mutfn'g  beftanbenen  2>rangfale  unb  öorjüglid) 
auf  bie  Märtyrer,  welche  fte  aufjagen  fonnten,  beren  Sob  frei* 
lid)  babur$  geminbert  wirb ,  bafj  nict)t  wenige  fd)  wärmerifefy  jtd) 
^reiö  gaben,  ober  bie  (Gelegenheit  ergriffen,  bie  Unrüljmltdjfeit 
il)reö  Sebenö  burd?  einen  »erbicnftsollen  £ob  jn  bebetfen,  ba 
fel)r  allgemein  biefe  £obc6art  für  fünbentilgcnb  galt  (opus  ope- 
ratum).  Unter  benen,  welche  in  wab7rl)aft  er>angelifcfyem  ©eifte  baö 
«DNutörtfjum  auffaßten,  unb  bie  Ueberfd&äfcung  beramöften,  ift 
ber  norbafrifanifc^e  3M$ter  (£ommobianu8a).  2)ie  rigoriftt- 
fd)e  Partei  ber  £ird?e,  WOjU  bie  93?el)qa^l  ber  eckten  Triften 
gehörte,   war  bafür,    an   allen  fünften,  wo  eine  religiöfe  (Sin* 


1)  cf.  Tertull.  ad   uxor.  II,  4. 

2)  ©.  ben  16.  (Jan.  be$  Soncila  ».  SÄiBeriö  (@foira)  in  ©pnm'en  (305), 
rceldjeö  iiberlKtubt  für  bie  clndidien  SPevtiftltmffe  roiditige  ^efrimmurtfleu  erließ. 

3)  Sit  feinem  bibaftiidum  ©prudipebid't  Instrurtiones  48.  62. 


-     115    — 

Wtrftwg  be3  ^cibentbumö  cvweiöürf;  fei,  fiel;  ftreng  abjufdjetben 
unb  in  aSermeibung  beö  Slnftoßeö,  ben  baö  (S()riftentt)um  gab, 
nief/t  ängfilicf?  ju  (ein 5  bagegen  anbre  minbev  fc&roff  urteilten, 
nnb  je  mefjr  (ie  fid)  bem  «£>eibentf)iim  anbequemten,  eine  um  fo 
größere  3ai)i  »on  2)ingen  für  erlaubt  (adiäcpoQa)  erflärten. 
9Baren  jene  3U  fyerb  unb  ^»einlief;  in  ©ebräuc&en,  beren  eigentlich 
fyeibnifcfye  Bebeutung  längft  vergeffen  war l),  fo  gefäfjrbeten  biefe 
bie  Sauterfeit  beö  SÖanbelö,  unb  nicfyt  oiele  waren  eö,  welche 
ben  (Srnft  für  göttliche  Singe  mit  ber  freien  Betrachtung  menfd)* 
lieber  Begebungen  ju  bereinigen  wußten.  2)arin  waren  alle 
einftimmig,  baß  man  im  allgemeinen  bem  Äaifer  ju  2)ienften  unb 
abgaben  verpflichtet  fei;  ebenfo  aber,  baß  bie  Uebernarjme  jebeö 
2lmte6,  \x><\$  mit  ©o^enbienft  in  SBerbinbung  bringe,  ein  33erge- 
t)en  gegen  baS  (£f)riftentt)um  fei.  3)ie  ftrenger  ©efinnten  Regten 
überhaupt  Bebenden  gegen  bie  tfyätige  Beteiligung  am  fyeibni* 
fct)en  <5taat  burcr;  ein  obrigf eitlic^eö  21  mt  unb  gegen  bie 
baran  l)aftenbe  äußere  (Sfjre,  welche  ber  erhabenen  Slrmutl)  beö 
(Sr)riftent[)umö  ju  wiberftreben  fcfyien2).  Ü)a6  Bebenfen  fteigerte 
ficr;,  wenn  bie  amtliche  (Stellung  eS  mit  fic^  brachte,  über  £ob 
unb  Seben  abzuurteilen3).  2)enn  vor  bem  Blutvergießen  febraf 
baö  d;rifttic^e  3^tgefül)l  3urücf  unb  man  glaubte  e6  burd)  @f)rifti 
Sßort  unterfagt  («öfattQ.  26,  52).  ®al)er  auc&  manche  3weifel 
gegen  bie  9iecl;tmäßigfeit  be3  Ä'rieg6bienfte3  auffliegen;  bod) 
wirften  bie  neuteftamentlicfjen  Betfviete  gläubiger  Ärieger  felbft 
auf  bie  fd)rofffte  Partei  befcf/wicfytigenb  4).  9Son  ben  bürgerli* 
ct)en  Berufsarten  fotlten  bie  (£l)riften  biejenigen  meiben,  welche 
ben  ©öfcenbienft  untersten5)  ober  mit  üftagie  unb  Slftrologie 
ftcr;  befer/äftigten.  2)ic  (5$  auf  viele  würben  von  ernften  Qfyxte 
ften  verabfd)eut  als  ein  Beftanbtl)eil  beö  6atan6bienftc3  (rco/m?) 


1)  3.  25.  bie  aScfranjung  &ei  ^erfc^iebenert  fefrlic&cn  ©rfegctujMtert;  Ter- 
tull.  de  coron.  militis. 

2)  Tert.  de  idololatr.  18. 

3)  Conc.  Illiberit.  (ö.  3.  305)  can.   56.     Magistrates  vero   uno  anno, 
quo  agit  duumviratum,  prohibendiun  placet,  ut  se  ab  ecclesia  cobibeat. 

4)  De  coron.  mil.  2. 

5)  Tertull.  de  idolol.  6. 

3* 


-     116    — 

diaßolov),  weil  fte  mit  ber  SBercljrung  ber  ©öfter  in  uvfyrüng* 
lieber  33erbinbung  [tauben,  unb  weit  fte  ttjeitö  eine  muffige,  mv- 
jüc&tige  3^ftreuung  bewirften,  tljei(8  in  iljren  Mutigen  ged&ter* 
unb  2t)ierfämvfen  eine  entmenfrt)enbe  Rotytydt  f)errfct)tc.  2)($a 
war  nict)t  bloß  benen  bie  tirc^e  verfct/loffen,  welcbe  ©ä&anfpiefet 
waren  ober  folct)c  auSbilbeten l),  fonbern  auet)  ber  33efuct)  fccö 
5;t)eatcrö  war  veryont2),  unb  wo  bie  Neigung  baju  surücfgeblie* 
ben  war,  t)atte  man  SIrgwofm  gegen  bie  2lufrict)tigfeit  ber  23e* 
fefyrung. 

3e  heftiger  ba$  £eibentr)um  in  alten  (einen  formen  ba3  ($i}x\< 
ftentf)um  befeinbete,  je  ftärfer  in  bem  cbriftlict)en  ©emütl)  bie 
©efynfudjt  nad)  Befreiung  von  ber  Sinnlict)feit  war,  befto  teicf> 
ter  ging  jener  ©egenfafc  in  ben  allgemeineren  von  (Srjiriftenttunn 
unb  Sßelt  über,  unb  bie  ©eftalt  bc6  Sebenö,  welcbe  mit  ber 
äußerften  33efct)ränfung  alter  ftnnlict)cn  SBcbürfniffe  fiel?  ba6  ©ebet 
unb  bie  Betrachtung  ber  göttfidjen  CDingc  jut  Shtfgabe  maebte, 
bie  Slfcefe  (aoxrjcig,  iyxoazEia,  continentia),  würbe  weiter 
auögebitbet  unb  30g  eine  große  3afy  eifriger  Gbriften  an.  S3e- 
förbert  warb  fte  auef;  baburcr),  baß  fte  in  bem  3wttfpalt  unb 
ber  bualiftifct)en  2Beltbctracbtung  beö  morgen  *  unb  abenblänbU 
fct)en  £eibentljum8  vorbereitet  war.  23ielc  *}3t)i(ofovl)en  beftiffen 
ftet)  eines  entbaltfamen  2eben6,  wofür  fct)on  bei  it)nen  bie  Benen- 
nung ber  Stfcefe  gebräuchlich  war3),  unb  behielten  nacb  ibver 
33efet)rung  bie  Lebensart  unb  £ract)t*).  2öa6  für  einzelne,  \c^ 
balb  bie  £iebe  nict)t  fehlte,  angemeffen,  unb  a(6  ein  jeitweiligcö 
£ugenbmittel  für  viele  förberlid?  fein  moebte,  würbe  nacl)tbeilig 
buret)  ben  Srrtfjum,  baß  bie  Sebenöweife  felbft  verbienftlidb  fei, 
weil  fte  eine  r)öt)ere  Sugenb  barftettc,  als  bas  @efe$  von  jcber* 
mann  verlange.    Sttbem  man  baö  Nect) t  unb  bie  *pfli($t  ber  3n- 

1)  Cypr.  ep.  2.  (Bai.  61). 

2)  Tertull.  de  speetaculis. 

3)  cf.  Artemidor.  oneiroerit.  IV,  33.  tuüt  <S£  uviw  (einem  ^tiilofe^fit 
Stleiarttcr)    övit     avSqi    aax^rg    ovit    yüitov  ovn  xotviovictg  ovxe  nXoi- 

tov.  cf.  V,  18.  @.  ©iefeler  £  ©.  L  I.  ©.  239.  2U»d>  bie  praftifefce  33e- 
beutung  sjou  (f-iXoaoifin  ttnr  bafür  im  ©nnge  tinb  fam  ju  ben  Sbrtfkn. 

4)  Den  ^fnlofo^enmantet,  rg(ßwy,  pallium.     ®fl  SujKtt.  b.  OTärtsir.  ©. 
Dial.  c   Tr.  Eingang. 


—     117     - 

bt&ibuaütät  nidbt  richtig  würbigte,  beutete  man  3ttatt(j).  19,  21 
unb  I  (£or.  7,  25,  al$  erreiche  man  burd)  53er$i$tung  auf  irbU 
fcf)en  23eft$  unb  ©enuß  einen  über  bie  ^flid)t  f)inau6gef)enben 
(Stanb  fittlicf)er  s-Bollfommenl)eit.  3)iefe  Slnnafyme  einer  boppetten 
©ittlidjfeit,  wetdje  fcljon  beutlicfy  in  ber  fpäter  fefyr  wichtigen  Un* 
terfcfyeibung  bei-  ^füc^ten  unb  9?att)fd)Iäge  (praeeepta  unb  con- 
silia  evangelica)  ttorfommt1),  beförberte  ben  .Jpodjmutr)  unb  fefcte 
1>a$  praftifdje  Seben  unb  bie  (S$b  ungebührlich  fyerab.  2)ie  Sfton* 
tani  fielt  machten  bereits  Slnftrengungen,  gewiffe  2}orfd)riften 
über  gaften  unb  Monogamie  jum  firdptidjen  ©efe£  ju  ergeben, 
bamalö  aber  wtberftanb  bem  noef;  ber  $reif)eit$geift  ber  $ircf?e. 
($t  lebte  befonberö  in  bem  trefflichen  ale.ranbrinifd)en  Geologen 
(Siemens,  welcher  melfatf;  auf  bie  entfagenbe  ©eftnnung,  auf 
bie  eö  in  jeber  SSerufSweife  anfomme,  aufmerffam  machte2).  9?ur 
ift  fcfyon  er  nicfyt  ganj  folgerecht,  unb  bei  Drigeneö  unb  ben 
späteren  fyat  bie  fa(fd)e  Betrachtung  nod;  größeren  9taum.  2Bie 
ftc  nun  neben  bem  Unterfd)ieb  ber  Säten  unb  beö  Äleruö  fiel? 
entwickelte,  war  eö  natürlich,  baß  man  tton  bem  d)riftlidj>eren 
6tanbe  bie  r)öf)ere  Sittlid)feit  »erlangte.  SSiele  mißbilligten  an 
ben  ©eiftlidjen  eine  zweite  (§l)e,  unb  in  manchen  ©egenben  fcer* 
bot  man  it)ncn  aud)  bie  erfte3).  (Sine  ftttlic^e  Sperrung,  bie 
ftd)  oft  bitter  reichte,  war  ba6  Vertraute  3ufammenleben  afeeti* 
fdjer  ©ei^lic^en  unb  Jungfrauen,  um  in  ber  Ueberwinbung  ber 
ftärfften  93erfud)ung  ben  <5ieg  beö  ©eifteö  §u  feiern.  Sflan  nannte 
biefe  Jungfrauen  owEioanTot,  subintroduetae4).  (5  i? p  c t a tt 
feuerte  bem  üftißbraud)  in  feinem  6prengel  mit  allem  9?act;* 
bruef 5). 


1)  33ei  Origen.  ad  Rom.  lib.  III,  3,  Womit  bie  folgenbe  Stu^entanberfet- 
jung  flucr  trt  gnmbfä$lid)em  SBtberfprud^  fletyt. 

2)  23efonberö  in  bem  33uc^  xts  6  acoCö/ntros  nkovaiog. 

3)  Conc.  Illiberit.  can.  33- 

4)  @.  bariiber  ©iefeler  Ä.  ©.  I.  I.  <B.  406.  ©ie  erjk  ©pur  bei  (Otto- 
ftifem  Iren.  I.  I.  §  12.  3tt  Pastor.  Herrn.  Sim.  IX,  11  ifi  n$i  notfywenbifl 
eine  3(nfpietung  entölten. 

5)  Cypr.  ep.  4.  (Bai.  62). 


118 


2.    2)er  d;r iftlicf? e  ÄultuS. 

£.  21 U:  ©et  cf>riftHi$e  ÄuItttS.    2.  «uff.    23ermt  1847. 

3)aö  geiftige  28efen  unb  bie  greifyeit  beg  d)riftlic$en  ©otteö* 
bienfteS  ift  bei*  $ir$e  biefer  3eit  ni$t  entfd;wunben,  fonbern, 
wenn  aud)  ein  SÄijjöerftänbnifj  jübifdjer  2lrt  ftd)  an  »ergebenen 
fünften  einbrängen  will,  fo  fefyft  e$  bocfy  nid;t  an  bem  SBiber* 
fprudj,  ber  bie  l)öf)ere  Sluffaffung  51t  bewahren  ftrebt1).  3)er 
©otteöbienft  ert)ä(t  jwar  größere  Mittel,  feine  ©runbibeen  wer- 
ben aud)  uotlftänbiger  auögebilbet,  allein  nod;  behält  er  ben  @fja- 
ralter  funftlofer  (§infad)l)eit,  in  welcher  ftcfy  bie  (Sinfatt  unb  ber 
(Srnft  ber  3^*  wiberfyiegelt.  Siturgif  unb  ©mnbolif  ift  ftnn- 
reid?,  aber  wegen  beö  2lrgwol)nö  gegen  bie  Äunft,  in  weichem 
bie  Sbealiften  unb  Diealiften  ubereinftimmen,  befcfjränft.  9J?an 
t)atte  nur  einige  Stypen,  $um  Sfjeil  öon  ber  ©d)rift  entlehnt2). 
<Sel)r  gewöfynlid)  war  baS  Hwitjegjeidjm ,  weites  bei  vielen 
^anbtungen  unb  S3egcgniffcn  bnrd)  ^anbbewegung  nacbgeafymt 
würbe,  um  bie  tf;riftücfye  SBejieljimg  au^ubnttfen,  »on  mannen 
aud)  im  ©inne  eineö  fd)ü£enben  niagifdjen  3eid?en3 3).  (Sigent* 
tid)e  2)arftetutngen  <S£>riftt  unb  anbrer  ^erlernen  ber  beiligen  ©e* 
fd?id)te  r>erfd)mäf)te  man,  um  fte  nitf;t  ju  entweihen.  3)er  afce* 
tifd)e  ©eftd)töpunft  machte  fogar,  bajj  man  in  wörtlicher  3)eu* 
tung  tton  3ef.  53  G()riftu3  alö  ftnnlid)  fyäf licfy  r-orftettte 4).  ^eU 
ben,  wie  Slleranber  (£e»eruö,  unb  gähj  im  «£>eibentf)um  befan* 
gene  ©noftifer,  bie  @arpofratianer,  waren  bie  erften,  welrbe  per* 
fönlicfye  Slbbilbungcn  <S C> r i f t i  befafjen,  unb  fold;e  fjaben  aucl;  wafyr; 
fdj>einlid)  *]3etru3  unb  *ßau(u0  juerft  bilblid)  bargeftellt5).  2lm 
(Snbe  ber  ^eriobe  war  man  im  ©ebraud)  ber  Slbbilbungen  beS 


1)  Sßorjüglid)  frei  ben  aleranbrinifdjen  Geologen. 

2)  Stuf  fingen  unb  Sehern  eine  Xaxibe,  ein  %i\$,  ȧl.  ba3  Slnagramm 
IXQYZ,  ein  «Schiff,  Seier,  Slnfer,  G&rtjtuS  ber  gute  pixt.  ©.  Clem.  AI. 
Paedag.  III,  246  p.  Tertull.  de  pud,  7.  10.  Sauntet  ©innbilber  ber  alten 
Stiften.  $.  I.  g.  $iper  9)tyn)oIogte  u.  ©tmtbolif  ber  $vtjH.  ilunjt.  Weimar 
1847.  I.  ©.  77. 

3)  Tertull.  cor.  mil.  3. 

4)  Clem.  Paedag.  III,  1. 

5)  Euseb.  h.  e.  VII,  18. 


-     119     - 

^eiligen  an  ©ebäuben  freiet  geworben,  baö  (Soncil  »on  Silibene 
»erwarf  il)n  aber  alö  SJlifj brauet) '). 

2Bäf)rent>  ber  Verfolgungen  gelten  bie  (^riften  i()re  gottee* 
bienftlicfyen  3ufammenfunfte  met)r  im  Verborgenen 5  waren  fte 
vorüber,  fo  tterfammelten  fte  jtc$  auf  ben  Ätrc&ljofen,  ben  ©tä* 
bern  ber  Märtyrer;  fte  wagten  ee  auef/,  ©ebäube  ju  errieten, 
bie  bem  ©otteebienft  auöfcblieplid)  gewibmet  roaren.  SRit  folget 
Slbftcfct  traten  fte  j.  23.  in  9tom  unter  SUeranber  ©e»eru6  r)er* 
r>ot2);  um  bie  9Jcitte  bee  britten  3a£)rl)unberte  giebt  es  beren  in 
allen  großen  ©täbten;  im  griebeneebict  bee  ©allienuö  ftnb  bie 
&Q7]ox£V0i(ioi  tönoi  ber  (Sbriften  alö  iljr  berechtigtes  (Sigen- 
tf)um  anerfannt;  unb  in  bem  langen  grieben  bis  ju  2)ioctetiane 
Verfolgung  nahmen  fte  an  ßaljl,  ©rbfe  unb  6cl;önt)eit  unge* 
mein  $u.  6ie  erhielten  bie  9?amcn  sxxhjoia,  xvqkxxov,  ttqoq- 
evxTt'iQiov.  £>fme  Steifet  waren  bie  eigentlichen  ßirdjen  febon 
in  biefer  ^iit  narf?  bem  dufter  beö  Scmpelö  abgeheilt3),  fo 
wenigftene,  bajj  ein  £f)eil  für  bie  ^riefterfc^aft  abgefonbert  würbe 
(aylaa^ta,  ßijuct,  chorus),  wo  ber  2lbenbmal)l3tifcr;  (n>cc7Z£'Qa, 
ara,  altare)  unb  bie  6i£e  für  bie  ©eiftltd)en  waren  (öqSvoi, 
y.c(9-£dQcu);  v-ielleicbt  war  aud)  fc^on  ber  übrige  9laum  in  jwei 
Ifyeite  gctfjeilt:  ber  innere  ,£>aupttf)ei(  (vavg,  navis,  väog,  \eqov), 
wo  ftcfj  bie  ©etauften  unb  bie  Äanjel  jum  Vortefen  ber  «Schrift 
unb  jitr  ^3rebigt  (suggestus,  pulpitum,  a^ßtov)  befanben;  unb 
ben  Vorfyof  (nQovang,  vecQd-rj'Z,  ferula)  für  bie  Ungläubigen, 
Äated)umenen  unb  Vüfenben. 

Sei  ^Beobachtung  ber  gotteöbienftlicben  3ei*en  verfiel 
bie  montaniftifcfje  Partei  in  bie  jübtfdje  2Inftd;t  notf)wenbig  aus- 
gewählter Sage*),  wa$  aber  nief/t  bie  atigemeine  ber  ftird)e  war. 
Ü)er  djriftlicljje  geftcr/ctus  würbe  gemäß  feinem  ©runbgebanfen, 
bae  geben   unb   befonberö   bas  Seiben  unb  bie   Verherrlichung 


1)  can.  36.  Placuit  picturas  in  ecclesia  esse  non  deberc,  ne  quod  co- 
litur  et  adoratur  in  parietibus  depingatur. 

2)  Lamprid.  Vit.  AI.  Sev.  c.  49. 

3)  cf.  Assemanni  Bibl.  Orient.  I.  p.  391.     =öeric|t  ber  (5f)Vünif  ».  (ibeifa 
über  bie  bortige  5itrd;e  um  200  n.  (itjr. 

4)  ©elbji  £ertut(.  ift  baritber  in  SSevtoinun«.  de  jejun.  c.  14 


—     120    — 

l£()rifti  ber  (Erinnerung  u>orjufül)ren,  burd)  Trauer  unb  greubeu* 
fefte  ttermetjrt.  2)en  (Sonntag  seictjnete  man  burd)  2htfrecr/tfte* 
l)en  beim  @ebet  auö;  manche  bezeichneten  i()n  als  einen  9iuf)etag 
in  fabbat£)al)nlicf;er  sffieife').  ^ubendnüftlicr/e  ©emeinben,  nad) 
ifjnen  anbre  orientalifcr)e,  behielten  neben  it)m  bie  Sabbatfyefeier, 
wogegen  bie  Dccibentalen,  befonberö  bie  Diömer,  am  (Sonnabenb 
fafteten,  um  au8jubrütfen,  bajj  baö  Subentfyum  überrounben  (et2). 
QBar  ber  (Sonntag  baö  2Bod)enfeft  bei  2luferftet)ung,  fo  beging 
man  Sftittwod)  unb  gvettag  jum  SInbenfen  beö  Seibenö  (£t)rifti 
burd)  ein  gaften,  \vc\$  bis  brei  Ut)r,  r>on  ben  ftrengften  bMbenb 
fortgefe^t  würbe;  (statio)a). 

3)aö  eifte  allgemein  gebräuchliche  3at)reöfeft  ift  baö  ^af- 
fafyfeft,  baö  bebentfamfte  r>on  alten,  welches  um  160  n.  (£f).  im 
Orient  unb  Occibent  begangen  würbe.  2)ie  jubencl;riftlid)en  @e- 
meinben  beuteten  bie  Sitte  gebliebene  ^afjatjfeier  ju  einem  cr)rift* 
liefen  %c\U  um,  bie  «£u>ibencl;riften  richteten  fte,  (obatb  fte  bei 
il)nen  eingeführt  würbe,  im  d)riftlicf)en  Sinne  ein.  2)ieö  t)atte 
eine  2lbweicl;ung  juc  §olge,  wetd)e,  anfangs  gering  geachtet,  naefj* 
t)er  ben  Streit  über  bie  *ßaffal)feier  »eranlajjte 4),  bie  erfte 


1)  Tertull.  de  orat.  23.  ed.  Murat.  (18  ed.  Leopold).  Nos  vero,  sicut 
aeeepinnis,  solo  die  dominico  resurrectionis  non  ab  isto  (genu  ponendo) 
tan  tum ,  sed  omni  anxietatis  habitu  et  officio  cavere  debemus,  differentes 
etiam  negotia,  ne  quem  diabolo  locum  demus. 

2)  £>ie  superpositio  jejunii,  Stuebebnung  ber  Sreüagöfctften  auf  ©onn- 
abenb.  Tertull.  jejun.  14.  quamquam  vos  etiam  sabbatum  si  quando  con- 
tinuatis,  (quo?)  nunquam  nisi  in  pascha  jejunandum.  ^Dagegen  ©tefeler 
©tub.  ürit.  1833.  4.  Victorinus  Petabiensis  in  Routh.  Reliq.  sacr.  III.  p.237. 
—  Concil.  Illiber.  c.  26.  Errorem  placuit  corrigi,  ut  omni  sabbati  die 
superpositiones  celebremus.  —  ^tppol^tuö  fcfyrteb  über  biefer  ©trcttfrcigc. 

3)  cf.  Past.  Herrn.  III.  Sim.  V. 

4)  Chronicon  pascbale  cd.  Dindorf.  Bon.  1832.  Euseb.  h.  e.  IV,  26. 
V,  23—25.  —  Mosheim  Comm.  p.  435  seq.  9?eanber  im  ifirebenbifror. 
2lrd)iy.  b.  Später  1823.  2  £.  »gl.  9reanberö  Ä.  ©efeb-  I.  @.  511  flg.  2te 
Slufl.  Otettberg  in  SMgeu^  3citfd&rtft  für  bjfror.  SbeoL  II.  2.  ©tefeler 
Ä.  ©.  I.  I.  ©.240  flg.  4rc  Stuft,  g.  £().  23 «ur  fritifebe  Unterfucbuugen 
über  bie  fernem.  Geangelten.  1847.  £übg.  ©.334  flg.  9Bteecf  beitrage  jur 
evangelienfritif.  23erl.  1846.  ©.  156  flg.  SBet^el  bie  ©efdf).  ber  <Mnb« 
feier  ber  bret  erjren  Safyrb-,  suglctd)  ein  23eitrag  jur  ®efcb.  beö  Urcbrifren- 
ttymtö  unb  jur  Stxtngelienfritif.  ^fovjbeint  1848.  23gl.  btigcgen  23aur  Tü- 
binger S^vbitc^er  1848.  2.  unb  wieberum  «S3etttc(  ©tub.  itrit.  1848.  4. 


—    121     — 

®pm  einet  £)ifferen$  $roifd?en  ber  oftüc^en  unb  weftlic&en  jfcircjje. 
3ene  richteten  jic&  mit  ber  fteier  be$  £obe6tageö  ßfyrifti  nad? 
bem  Eintritt  beö  jübifcr/en  $affaf)fefteö  am  Slbenb  beö  14ten  beö 
5)?onat3  Riffln,  tiefe  ahmten  bic  Sßocfyenfeier  in  ber  jäf)rlicr)en 
nacfy ,  inbem  fte  an  einem  grettag  baö  Slnbenfen  be6  £obe3,  am 
folgenben  6onntag  baö  ber.  2luferftet)ung  (Srjrifti  feierten.  3)a 
nun  baö  Srauerfeft  mitgaften  eingeleitet  warb,  bereit.  iDauer  nocij> 
fetjr  ungleich  unb  beliebig  war1),  fo  fonnte  um  fo  leichter  eine 
gegenfeitige  Störung  burcr;  t>ie  entgegengefeftte  geftfeier  entfterjen2). 
21(6  Sßoltyfarp  162  nacf)  9*om  ju  bem  33ifct)of  Slnicetuö 
reifte,   fam  eö  suerft  51t  Erörterungen  über  bie  33erfcfyieben()eit; 

1)  Irenaeus  Bei  Eus.  V,  24. 

2)  Die  SBorte  bes  ?)ol»frate3  öon  (EptyefuS,  roelcber  ber  jubendjriftlicbjn 
Söeife  folgte,  Euseb.  V,  24;  nävjts  (feine  ©eroäfyrSmänner)  liyorjoav  %%>> 
)']/.is'oav  rrjg  iö'  ioü  näa/a  xcna  ib  svctyyeltof  unb?  n.oproie  ii]v  >},««- 
(>«y  ^'«yo»'  ot  or^j'fj^frj  //ou  6t«j>  iwy  'iovdatwv  6  /.ctög  rjovve  it]v 
Cv/uriy,  f&ttttctt  faum  anberö  »erftanben  werben,  alö  mit  9ceanber  $.  ®.  I. 
(£.513  »Ott  ber  geier  be3  £obeötage£  Sfjrijri.  ©ctjrocr  »ereinbar  ijr  bamit 
baS  gragmeut  bc$  Sloollinariö  »on  ^teratoolte  in  ^Ijrygien  im  Chronicon 
pasch.  I.  <®.  14:  etol  toivvv ,  ot  —  Xe'yovotv  ort  7;~j  id'  zo  TiQÖßuioy 
fj-dci  jtijv  /iic(Ot]idjy  Sifayiv  6  xuQiog ,  rjj  fusyctkrj  rjtusoc<  küc  dCüficov 
avibg  i-na&tv,  y.cu  äir\yoivTcu  IWcadcaov  oüiw  XiytiVy  tag  vtvorjxctoiv, 
o&tv  doü,u(ftovog  t£  vo/uo)  r)  vör\aig  ctviiov  y.cu  arccaictCtip  äoxtl  xux 
uvTOvg  7«  eictyyiXta.  —  —  '//  /J'  ib  dkr\0ivbv  rov  xvniov  nc'iaya, 
t}  dvoiu    >;    [Xiyt(Xr\y    o    civil   tov    cuivov  ncitg   &SOÜ  —  y.cu  6  Tttweig  lv 

riixitm  i7j  iov  nüoya.  (cf.  bie  »orange!;.  Sßorte  be3  £>i» » olytug).  9?ean* 
ber  tjalt  eö  für  unecht,  roeil  bannd)  in  ber  ©egenb  »on  £iera»oli$  ber  ju- 
benc^rift(ic()e  ©ebrnuc^  nicfyt  befolgt  ju  fein  fd;eine;  Säur  erfiart  bie  2tu3* 
nannte  für  möglich;  ©iefeler  »erfe^t  ben  StpotfinariS  auf  bie  jubendjriftHcfie 
©eite;  er  oefamtfe  nicbt  bie  geier  beffelbett,  a(ö  bc^  ^affafjtageä,  fonbem 
rooüe  nur  bie  rechte  Sebeutung  beffelben  gegen  irrige  Sluffaffung  geüenb  ma- 
chen. 9lifyt,  roeil  Sfjriftuö  <m  biefem  Jage  baö  »orbilbIicl;e  ^ajjai)  mit  ben 
3uben  gegeffen,  fonbem  roeil  er  felbft,  alg  baö  realere  ^affab,,  fi^  ©ott  bar» 
gebracht  fyabe,  barum  fei  biefer  Sag  alö  c^riftlic^c^  ^affab,  ju  feiern.  @o 
»erjranben,  füfjrt  ba3  Fragment  auf  eine  25erfc^tebcn()eit  innerhalb  ber  juben» 
djriftlidjen  Partei,  roorauS  bie  DuufeUjeit  ber  Streitfrage  ft'cb,  mit  erflären 
lä§t.  SfBieferu  fie,  roie  Dteanber  annimmt,  am  14.  9?ifan  Gijrifti  Jlobe^tag 
begingen,  ftimmten  fte  mit  bem  Göangelium  3ob,anniö  überein;  nacb.  Säur 
aber  foU  »ielmefyr  bie  ftjnoptifc^e  Ueberlieferung  bei  iimen  gegolten  Ijaben,  bie 
gefdjicljtliclje  DarjMung  beö  inerten  6'oangeliumö  bagegen  au£  ber  bogmati- 
feben  3bee  »on  Sljrijto,  bem  roafjren  ^affal),  entfranben  fein;  eine  3(nnabmc, 
bie,  abgefel)eit  »on  il)rcr  inneren  Unttjal^rfcljeinlicbfeit,  noeb,  nidU  für  ben  nacb- 
atoftolifcbeu  Uvfpriutg  bes  (J»angelium^  betveift. 


—     122    — 

fte  warbwebee  aufgehoben,  nod)  ließ  man  fid)  im  ^rieben  ba* 
burd)  ftöven.  3)ie  Sitteratur  ber  fleinaftatifdjen  Äirc^e  fd)eint 
t>en  ©egenftanb  weiter  in  gemäßigter  Slrt  ber)ant>eü  ju  fyaben1); 
biö  il)m  ber  SBifc^of  Victor  von  9tom  (190),  eigenftnnig  unb 
t)errfd)füd)tig ,  eine  unfcerbiente  2Öid)tigfeit  beilegte.  2)er  jubem 
d;riftlid;e  ©ebrattd;  war  auf  bie  aftatifc^en  tircfyen  mit  Sluönafyme 
von  Gtäfarea,  ^erufalem,  £i;ru6  unb  Slleranbria  übergegangen; 
SSictor  »erlangte  bie  Slnbequemung  an  bie  t)eibend)riftlid)e  s)3?e* 
tfyobe,  bie  in  9tom  ftc^  erhalten  fyatte,  unb  brad;,  ba  jene  fic^> 
weigerten,  bie  £ird;engemeinfd;aft  ab.  (Sr  erfuhr  inbefj  felbft 
von  Occibentalen  fo  ftarfe  Mißbilligung,  baß  fein  ©cfyritt  nur 
augenblidlicfye  folgen  t)atte2).  2Me  römifd;e  «Sitte  trug  gleich 
wol)t  allmälig  ben  ©ieg  bavon,  ba$  nicenifcfye  (Soncil  machte  fte 
jum  allgemeinen  $ird;engefe$,  unb  nur  eine  wenig  safylreidje 
gartet  Don  Quartodecimani  ober  TeooaQegxaidexaiiica  er- 
hielt fid)  noeb,  längere  ßeit. 

Sin  ba$  Ofterfeft  fd;loß  fid)  eine  funfjigtägige  gefreit  ber 
93ert)errlid)ung  (St)rifti  (nsvnjxnoit'j),  auö  welcher  fväter  ber 
vierjigfte  (avah'jipewg)  unb  funftigfte  £ag  ausgezeichnet  würben. 
9?eben  biefen  allgemein  gefeierten  geften  verbreiteten  ftd)  gegen 
ßnbe  ber  ^eriobe  zwei  anbre  £auvtfefte  in  entgegengefefcter  Sticfc 
tung:  baö  (Evivfyanienfeft  (&oqv>i  trjg  enupaväug)  jum  Sin* 
benfen  an  bie  Saufe  (Sf)rifti  unb  Offenbarung  feiner  mefftanifd;en 
Sßürbe,  juerft  alö  ©ebraud?  ber  bafilibianifcf;en  ©noftifer  von 
(Element  von  Slleranbria  erwätmt,  wat)rfd)einlid)  jebodb,  ebionU 
tifdjen  Urfprungö,  tarn  vom  Orient  nad?  bem  Occibcnt;  baS 
2öett)nad)tfcft,  welches  bie  f)öt)ere  Slnfdjauung  einer  urfvrüng* 
liefen  Einigung  beS  ©öttlid)en  unb  9Jcenfd)lid;en  in  Gljrifto  ein* 
fcbjießt,  nafym  ben  umgelegten  2Beg. 

2)ie  einzelnen  ^anblungen  beö  ©otteSbienfteS3). 
2)aö  ©ebet  war  ber  ©runbton,  wie  be3  ganzen  d;rift(id;en  2e* 
benö,  fo  aud)  beö  ©otteöbicnftcS.  sDian  blatte  bie  jübifdjett  ©e- 
beizeiten   in   bie  d)riftlid;en  Orbnungen   mit  fyinein  genommen, 

1)  Euseb.  h.  c  IV,  26. 

2)  Euseb.  V,  24. 

3)  Constit.  App.  II,  57. 


—    123    - 

man  weihte  aber  burd)  baS  ©ebet  au$  anbre  2lbfcf)nitte  beö  Saged 
unb  jebe  bebeutenbere  #anblung.    S)ic  gewöhnliche  (Stellung  beim 
«Beten  war  fnienb,  an  ben  greubenfeften,  3-  33-  wafyrenb  ber  ^ftngfc 
fei«,  aufregt.   2>a3  Sefen  ber  ^eiligen  ©ctyrift  war  ein  n>e* 
fentlic^er  33eftanbtt)eil  beS  öffentlichen  Äultu«  unb  um  fo  notr> 
wenbiger,   ate  nur  wenige  im  ©taube  waren,   ftcfy  eines  (Srem* 
plarS  ber  ^eiligen  23ücr)er  für  it)re  sj3ri»atanbacr/t  ju  bebienen. 
3)er  Sector  r>erlaö  beSt)alb  größere  9lbfc6nitte  im  Sufammenfjang; 
wo  bie  3ul)örer  beö  ©riechen  nictjt  funbig  waren,  gebrauchte 
man  Ueberfefcungen,  unb  wo  biefe  festen,  l)alf  man  ftcfy  mit  £er; 
meneuten1).  5luö  ben  (Srflärungen  unb  Ermahnungen,  bie  ftcr; 
an  bie  «öorlefung  fnüpften2),   entwickelte  ftc&  allmalig  bie  $re* 
bigt  unb  jwar  am  felbftänbigftcn  im  Orient.  SDie  aleranbrinifc^en 
Geologen,  unter  itmen  borjüglicf;  DrigencS,  gaben  ber  £omilie 
ba<3  boppelte  ©epräge  ber  ^aranefe  unb  wiffenfcfyaftlic^en  Unterfu* 
c^ung.    2)er  tvctylitye  ©efang  3),  ber  yornet)mlicf/  an  üm^äfc 
men  ft<$  entwicfelte,   würbe  üon  ben  bebeutenbften  gestern,   bie 
in  ifnn  eineö  ber  wirffamften  (Srbauungemittel  erfannten,  geför* 
bert,    unb  blühte  feit  bem  jweiten  3af)rf)unbert  uomeljmlicr;  in 
©i;rien  unb  Slleranbria.    £)em  SgnatiuS  legt  bie  ©age  gro^e 
«Berbienfte  um  ben  Äirc^engefang  bei j  ber  fv;rifcl)e  ©noftifer  23  ar* 
befaneö  »erfaßte  biete  ©efänge,  ju  benen  fein  ©otjn  $armo* 
niuS  SJMobien  erfanb;  $aul  t>.  ©amofata  in  2lntiocf)ia  ber* 
breitete  feine  iDogmen  burcfy  Sieber;  6 lernend  bon  Slleranbria  ift 
ebenfalls  Sinter4).    2)aS  SDZufifaüfc^e  baran  war  f)ö#ft  einfach. 
3)ie  £anbtungen  ber  Saufe  unb  beö  2lbenbma()le6  gaben 
burct)  if)ren  fymbolifctyen  ßt)arafter  befonberen  Slnlaß  ju  ber  23er* 
wed^hmg  beS  ©innigen  unb  ©eiftigen,   bie  aus  ber  warmen, 
aber  nic^t  »on  hinlänglicher  S5efonnenl)ett  geleiteten  ©efüfytöric^ 
tung  entfyrang.    Sugleid;  fuc^te  man  ifyre  53ebeutung  bur$  ein 
feierlicheres  unb  jufammengefe^tereS  Zeremoniell  einbringlid)er  $u 


1)  Epiph.  expos.  fid.  cathol.  21. 

2)  ©.  Sujttrt.  2fl.  größere  Styol.  §  67. 

3)  Äo$  ©cfd)td;tc  bcs?  fiirdjenltcbeS  unb  itir^cngcfanße^.    22t).  ©tutg. 
1847. 

4)  Clement,  hymn.  in  Älvalor.  cd.  F.  Piper.     Gottg.  1835. 


—     124    - 

machen.  JBet  Saufe1)  ging  ein  Unterricht  voraus,  beffen  2)auer 
jidj  nacl)  ber  23efd;affenl)eit  be3  <5d)üler6  unb  bem  ^erfommen 
richtete.  2>ie  in  ber  Vorbereitung  gegriffenen  würben  mit  bem 
gemeinfamen  tarnen  ber  Äatccfyumenen  {'/.mrixav^EvoL,  ccxqocc- 
lai,  auditores)  bejeid)net,  welker  aud),  al6  ber  aleranbrinifcfye 
.ttatedjet  Drigeneö  fte  nad)  bcm  ©rabe  ber  $riftli#cn(Sntwidlung  in 
jwei  illaffen 2)  teilte,  junacfcft  nocfy  beiben  verblieb.  2)aö  unum* 
ganglid;fte  (Srgebnijj,  ju  bem  ber  Unterricht  führen  füllte,  war  bie 
tfenntnif  beö  Inbegriffs  ber  we|>ntliitftenUnterf$eibung$lel)ren  ber 
Äirdpe  (naQadooig  auoacnXixr],  x/jQvyiicc  anoozoXixbv,  sym- 
bolum  apostolicum  b.  i.  (Srfenmmgöjeicfyen),  welche  auöwenbig 
gewußt  unb  abgefragt  würben.  3)iefer  Umftanb,  wie  bie  in  2Ue* 
ranbria  übliche  23ergleid)ung  beö  (5tanbe6  ber  Vorjubcreitenben 
unb  in  bie  ©emeinfdjaft  Slufgenommenen  mit  ben  2Öeil)itng6ftu* 
fen  ber  fyeibnifdjen  93h;fterien,  Jjat  bie  infyaltlofe  QSorftetlung  von 
einer  disciplina  arcani  ber  alten  Jlird)e  r>erantafjt3).  3U- 
gleid;  fagte  man  bem  Teufel  unb  £eibeutt)um  ab*),  eine  03er* 
pftid)tung,  bie  ergänzt  warb,  burd)  ben  (Srorciömuö,  beffen 
juerft  in  einer  norbafrifanifd)en  ©mtobe  256  @rwäl)nung  ge* 
fd;iel)t.  Die  fegnenbe  $an  bau  flegung  (o<pQayig,  signacu- 
lum),  welche  feit  ber  Slpoftel  $üt  mit  allen  perfönlidjen  2ßei-- 
fyungcn  »erbunben  war,  warb  bei  bem  Saufaft  ein  Vorredet 
ber  33ifd;öfe  (nacfy  §lpg.  8);  am  (Snbe  beö  ^weiten  3at)rl)unbertö 
ift  bamit  bie  35efreu$ung  unb  Salbung  Derbunben 5).  2)en  ©d?lujj 
beö  ©anjen  machte  in  9?orbafrifa  unb  anbern  ©egenben  ber  @e< 
nufj  fcon  etwaö  9J?ild;  unb  <£jonig,  ben  (Symbolen  ber  »erfyeifc 
nen  fyimmlifdjen  ©itter,    unb  bie  33egrüj3ung  mit  bem  SBruber- 


1)  cf.  Tert.  de  baptismo. 

2)  SÖbmcr  Slrcbäol.  II.  ©.287  ftnbet  Orig.  c.  Cels.  III.  §51  breiÄtof- 
fen  angegeben;  bfigegen  Hasselbach  de  catechumenor.  ordinibus.  1839. 
Reanbtt  Ä.  ®.  I.  ©.  526. 

3)  cf.  R.  Rothe  de  disciplinae  arcani  origine.  Heidelb.  1841.  Froni- 
niann  de  disciplina  arcani  in  veter.  eccles.     Jen.  1833. 

4)  2)rt£  ((.Toic'<aato9c(i  iji  äictßöltp  y.cd  r»j  no/47iy  xtti  toig  ayyikoii 
'ttviöv» 

5)  Tcrlull.  de  rcsur.  caru.  8. 


—    125    - 

fufj.  —  Süh  ber  fiinbertaufe')  finbet  fieb  bis  nacb  9)Jitte  beS 
^weiten  3<d)vt)unbertS  feine  ©pur.  ^renalis  ift  ber  etfte,  wh 
d?er  entfebieben  bie  begrünbenbe  3bce  unb  walyrfd)einlid)  aud;  bie 
Sf)atfad)e  angiebt  -).  Sevtullian  ift  barin  (ein  ©egner"), 
boeft.  gegen  bie  Witt*  beS  brüten  SafyrfyunbertS  fteljt  man  in  ganj 
9?orbafrifa,  bem  6ftlid)en,  wie  bem  weftticfyen,  bie  Äinbertaufe 
als  (ginfefcung  ber  2lpoftel 4)  unb  alö  notbwenbig  an.  £>aju 
wirfte  bie  tiefere  (Srfenntnifj  »on  ber  ©ünbfyaftigfeit  ber  menfefc 
lid)en  9?atur  unb  bie  SSorftellung  oon  ber  magifdjen  Steinigung^ 
fraft  ber  Saufe  mit.  2)ie  lefcte  Betrachtung  tljat  aber  wieber 
baS  3t)re,  ba£  bie  Saufe  mögliebft  lange  aufgehoben  würbe. 
2)te  ^inbertaufe  gab  waf)rfd;einlicb  ben  Saufvatljen  ober  Sauf-- 
bürgen  (sponsores,  de  bapt.  18)  ifjre  (§ntftef)ung. 

2)er  (Streit  über  bie  $e£ertaufe 5).  3)ie  ftrage,  ob 
bie  in  bie  fatfyolifcbe  £ird;engemeinfcf)aft  $urütffel)renben  £wctifer 
wieberum  getauft  werben  müßten  ober  nid;t,  oerurfad)tc  einen 
©treit  unb  Untermietungen  über  bie  Bebingungen  einer  gültigen 
Saufe.  2)ie  Ä'leinafiaten  beobachteten  bie  (Sitte,  welche  fte 
in  ben  montaniftifcfyen  Bewegungen  gegen  (Snbc  beS  ^weiten  3aljr* 
fyunberts  auf  ben  ©vuwben  ju  Sfonium  unb  ©ijnnaba  jum  ®c- 
fe£  erhoben,  bie  Jveftertaufe  als  ungültig  ju  verwerfen  unb  bie 
fircrylicfye  ju  erteilen.  2)amit  ftimmten  bie  aferanbrinifrt)c 
unb  viele  anbre  &ird;en  beS  Orientes  überein.  Slber  in  9iom 
ließ  man  bie  Saufe  ber  t)äretifcfeen  Parteien  gelten,  bafern  fte 
nur  auf  ben  breieintgen  ®ott  ober  aud)  nur  auf  (Stjriftuö  belo- 
gen war,  unb  begnügte  ftd?,  ben  Slufgenommenen  bie  ^anb  auf* 
anlegen6).    £>cr  römifdje  23ifd;of  ©tepfjanuS  ertrug  eS  niett, 


1)  Wall  historia  baptismi  infantium  I.  1748.  II.  1753.  4. 

2)  adv.  haer.  II.  22,  4 :  Omnes  enim  per  semet  ipsum  venit  salvare, 
omnes,  inquam,  qui  per  cum  renaseuntur  in  Deum,  in  fan  tes  et  par- 
vulos  et  pueros  et  juvenes  et  seniores.  Ideo  per  omnetn  venit  aetatem, 
et  infantibus  infans  factus  sanetificans  infantes  etc. 

3)  De  baptism.  18 

4)  Orig.  Comm.  ad  Rom.  lib.  V.  Cypr.  ad  Fid.  ep.  64.  (Bai.  59). 

5)  cf.  bie  SBrtefe  Spprianö  unb  baS  23ud)  de  rebaptismate  unter  feinen 
SBerfen.    Sßalü)  Sntttmrf  ber  Äefcer&tftor.  £(i.  IL 

6)  Cypr.  ad  Pnnipej.  ep.  74,  5. 


—    126    — 

baß  jener  abweichende  ©ebraud;  neben  bem  feinigen  beftebe,  unb 
ffinbigte  ben  Äleinaftatcn  bie  ©cmeinfcf;aft  auf  (253).  3m  wefc 
lieben  Slfrifa  ftimmte  ber  (jerrfebenbc  @ebraud)  mit  bem  ber 
Äleinaftaten  überein.  ©d;on  um  200  t)atte  ber  23ifd;of  Slgrip* 
pinuö  üon  £artl)ago  mit  einer  ©tynobe  bafür  entfd;ieben  J),  jc£t, 
ba  ber  (Streit  »on  neuem  erwachte,  fanb  fid;  &voax  eine  gerin* 
gere  Partei,  bie  ftc^>  nad;  bem  römifeben  Vorgang  richtete,  jwei 
©Mtoben  aber,  bie  (£i;pri  an  255  berief,  befyarrten  bei  bem  aU 
ten  .^erfommen.  3Me  afrifanifd;en  ©efanbten,  welche  mit  tiefer 
23otfd;aft  nad;  9iom  famen,  fanben  bort  einen  fel)r  unbrüber* 
lieben  (Smpfang2),  woburd;  ßyprian  unb  feine  ftreunbe  beftimmt 
würben,  bem  ©tepfyanuö  gegenüber  befto  felbftanbiger  $u  t;an* 
beln.  ®u\  jablreic&ereö  Goncil,  baö  256  ju  Äartljago  tterfam* 
melt3)  warb,  bestätigte  bie  früheren  23efd;lüffe;  man  yerbanb  fid) 
enger  mit  ben  Slftaten  unb  erhielt  burd;  ben  23ifd)of  girmilian 
t>.  Gtafarea  in  Gappabocicn  bie  3uftd;erung  ber  Uebereinftimmung, 
fo  wol)l,  waö  baö  Urtl;eil  über  bie  l;aretifd;e  Saufe,  alö  ben 
Sßiberftanb  gegen  bie  rbmifd)e  Slnmafhmg  betreffe4).  3)ie  ©pal* 
hing  broljte  l)artnärfig  31t  werben,  bod;  white  ber  milbe  JDio* 
nijfiuö  »on  Slleranbria  burd;  liebeiwlleö  ßnreben  auf  ©tepfya* 
nu3  unb  feinen  9iad;fo(ger  ©irtuö  befd;wid;tigenb5),  unb  bie 
balb  barauf  augbred;enbe  imterianifd;e  Verfolgung  lenfte  bie  21uf* 
merffamfeit  auf  anbre  fünfte.  £)ljne  ©egenftanb  beö  (Streites 
gu  fein,  bauerte  bie  2)ifferenj  fort,  bie  römifdje  ©itte  ()at  aber 
attmalig  baö  Uebergewid)t  bekommen,  ©ie  rul)te  auf  ber  Q3or* 
auöfeljung,  t>a$  bie  Saufe  ifjre  ©ültigfeit  in  ber  objefttoen 
(Sinfeftung  burd;  (St)riftu6  l)abe6)-,  bie  anbern  bagegen  »erfolgten 
mit  Gonfecjuenj  ben  ©runbfafc,   baß  allein  bie  fatl;olifd>e  Jtircfye 


1)  Cypr.  ad  Quint.  ep.  71,  4. 

2)  Cypr.  ep.  75,  25. 

3)  SDfe  2>crlmnt>lungeu  beffflOen  bhücx  (ü^rtfinö  Söerfen. 

4)  Firmil.  ep.  Cypr.  75. 

5)  Euseb.  h.  e.  VII,  5.  7.  9. 

6)  Firmil.  Cypr.  ep.  75,  9:  Illud  quoque  absurdum,  quod  non  putant 
quaerendum  esse,  quis  sit  ille,  qui  baptizaverit,  eo  quod  qui  baptizatus  sit, 
gratiam  consequi  potuerit  iuvocata  trinitate  uominuiu  Patris  et  Filii  el 
Spiritus  saneti. 


-     127     - 

ba$£eil  unb  ben  fyciligen  @eift  vermitteln,  unb  mir  ein  *)3riefter, 
t>er  il)r,  foweit  menfcpdjeö  lirtt)cit  reiche,  angehöre,  eine  wirf; 
fame  Saufe  verrieten  fönne  ').  2)ie  innere  unb  äußere  33cfceu* 
hing  ber  Saufe  für  ben  ©etauften  unterfefneben  weber  biefe,  noci) 
jene  mit -^ tart)cit. 

2)ie  Slgapen  werben  in  biefer  3£i*  9ans  yom  2lbenbmal)l 
gelrennt2),  tfyeilö  weil  bereite  von  *ßauluö  getabelte  Uebelftänbe 
fortbauerten,  tljeilS  wegen  ber  Slnfeinbungcn  ber  Reiben,  t()eilö 
weil  baö  2lbenbmal)l  in  ber  Sichtung  flieg,  wal)renb  bie  Slgape 
fanf.  ©ewip  war  fte  no$  für  manche  ein  Sluöbrurf  echter  Siebe 3), 
unb  ber  21>ibcrftanb  gegen  fte  ging  großenteils  von  ben  93er* 
bädjtigungen  einfettiger  5tfcetif  aus4),  fl&«  fa  W^  wü)  &W 
öoö  ber  urfprünglid?en  (Sinfactyfjeit  verloren5)  unb  paßte  nicfyt 
mefyr  für  bie  veränberten  ßuftanbe  ber  $ird)e.  —  ü)aö  SIbenb* 
mal)f,  nunmehr  bem  übrigen  Äultuö  unmittelbar  angefügt,  warb 
beffen  fyeiligfter  £l)eit,  ben  man,  je  mel)r  ein  priefterlid)  feier- 
liches SQBefen  bie  itrfprünglidje  (Sinfalt  verbrängte,  um  fo  mel)r 
mit  einem  mtyfteriöfen  3)unfel  umfüllte,  inbem  man  ben  Reiben 
unb  Äaterfntmenen  nidjt  bloß  feinen  <5)enuß,  fonbern  aucl;  feinen 
5lnblicf  vorenthielt fi).  (So  erinnerte  noer)  an  ben  3ufammenl)ang 
mit  bem  Siebeömaljle,  baß  bie  311m  Slbenbmat)!  erforberlicben  9ia[)- 
rungömittel  burd)  bie  ©penben  (oblationes,  nQoocpoQul)  ber  jur 
St)eilnal)me  berechtigten  eingefammelt  würben.  Sftan  bebiente 
ftr$  ba$u  in  ber  9?egel  beö  gewöhnlichen  23robeö  unb  mit  SßafJVv 
gemifcfyten   SBetncö 7).      2>er   ©eiftlicfye    fpraco    baö   2)anfgebet 


1)  Cypr.  ep.  71,  t:  Nos  autem  dieimus  eos,  qui  itulc  veniunt,  nön  re- 
baptizari  apud  nos,  sed  baptizari.  Neque  enim  acripiffnt  illic  aliquid,  ubi 
nihil  est,  sed  veniunt  ad  nos,  ut  hie  aeeipiant,  ubi  et  gratia  et  verilas 
oninis  est,  quia  et  gratia  et  veritas  una  est.     Cf.  ep.  70. 

2)  Justin.  M.  Apol.  I,  §  65. 

3)  cf.  Tert.  Apol.  39. 

4)  Tert.  de  jejun.  17. 

5)  Constit.  App.  II,  28. 

6)  lieber  9M<trcion£  2£ibcvfvnid)  gegen  tie  Sdu^'dilicfning  tcv  MiUedtume« 
nett   f.  Hieron.  Gal.  6,  (5. 

7)  ©eteiffe  Ebtontten   genoffrn  ungefütterte^  ©rtb  unfr  äikjjer  Epiph 
haer.  30,  16. 


-    128    — 

(evxaQiozuc),  baS  beut  ©anjen  Den  Hainen  gab,  iDiafonen  reichten 
t>en  Slnwefenben  ba6  23rob  unb  ben  Äe(d)  bar  unb  brachten  fte  bcnen, 
bie  vcrfyinbert  waren,  gegenwärtig  ju  (ein1),  bamit  bae  Slbenb; 
mafyl  für  mögliebft  »iele  ein  93erbrüberungSmat)l  (ei.  5D?an  (d)rieb 
bem  buref;  ©ebet  geweideten  Srob  nnb  2ßein  erfyöfyte  Gräfte  ju, 
tfyeilö  in  unfd?äbtid;er  2Beife,  inbem  man  bie  gan-te  ^anblung 
jufammenfaffenb ,  ben  ©tauben  »orauöfeijte,  tt)ei(3  inbem  man 
ifyre  S3e(cbaffenl)cit  in  äf)nlid?er  2Q3eife  magifcf;  r-eränbert  unb  wir* 
fenb  yorftellte,  wie  baS  ge(egnete  £aufwaf(er.  hieraus  unb  au$ 
bem  9J?ißr>er(tänbniß  von  6».  3ot)ann.  6  erflart  (id?  j.  23.  ber  @e* 
brauch  ber  Äinbercomnutnion,  ber  in  ^torbafrifa  unb  (on(t 
öorlommt.  ©ern  bezeichnete  man  53rob  unb  Söein  alö  ßt)ri(ti 
Seib  unb  5Mut,  ifym  (etbft  (otgenb,  unb  naety  ber  Sfyeorie,  baß 
ber  Sogoö  aufs  neue  irbifd)e  Elemente  $u  (einer  Sßofynung  wät)(e 2). 
2Benn  baö  2lbenbmaf)t  ein  Opfer  genannt  würbe,  fo  gefd;a()  e$ 
in  (i;mbo(i(ct;er  Sßeife,  balb  in  SSejug  auf  bie  burefy  bie  (Srlöfung 
geheiligten  9iaturgaben,  balb  in  33e$ug  au(  bie  ©emeinbe  unb 
U)r  ©ebet;  (päter  er(t  würbe  bie  3bee  einer  fi)mbolifcf)en  2)ar* 
(tellung  bcö  Opfertc-beö  ßbrifti  bamit  »erfnüpft.  2)er  begriff, 
ber  a(3  ©egenfatj  unb  (Srfafc'bcö  altteftamcntücfyen  Opferbegriff e6 
eingeführt  war,  näherte  fiel;  biefem  wieber  burefy  bie  SSerbinbung 
mit  bem  (emtifdjen  ^deftertfyume  be6  cfyriftlicfyen  £(eru6.  —  3)ie 
3eit  be3  ©enuft'ee  war  nad?  ber  ©itte  ungleich.  3n  9iorba(rifa 
unb  anbern  Orten  war  ber  tägliche  ©enuß  ©ebrauefy,  weSljalb 
man  auö  bem  (onntäglicJ;en  ©otteöbienft  geweifyteS  33rob  na$ 
$aufe  nat)m3);  anberwärts  begnügte  man  ji<$  mit  bem  2lbenb~- 
mty,  feaö  ftc^>  bem  fonntäglicr/cn  £ulüu3  anfe^oß4);  noef;  anbre 
folgten  bem  inneren  «Bebürfnip  ofyne  äu^erlid?  feftgefe&te  3eit. 
SlUgemeinc  ©itte  aber  war  e$ ,  ben  bebeutenberen  ?lften  be6  Scbenö 

1)  @.  bie  Sefcdreitmng  Just.  Apol.  I.  §  65. 

2)  Justin.  Ap.  I,  66:  ov  rounov  öiä  Xöyov  Oiov  actoxonniyOils  I.  X. 
ü  aiorijo  >i/Jiuy  xal  aänxcc  y.cd  ai/Jtt  vnka  awrjnCc«;  »;,««»'  'io/tv,  ovtioq 
y.iu  tnv  dC  tv/jg  löyov  iov  nun  cwiov  iiy/coioii^itiGav  iQor/iji>,  £| 
rjg  ctlfi«  xal  ac'cQxes  y.ttia  fistaßökijv  iQS<fOi>Tcti  tjfXtoV,  txtt'vov  tov  auo- 
y.oTioir]!)h'iog  Ir]<iov  xal  oüox«  xal  alfxa  tdidrynyuff  uv«i. 

3)  Tert.  de  orat.  19. 

4)  Just.  Apol.  I,  65  seq. 


-     129     - 

burct;  baö  Slbenbmafyl  cf;riftlid)e  2Bei£)e  511  geben.  3)ie  ©terbe* 
tage  geliebter  Motten  würben  mit  biefer  geier  begangen  5  für  fte, 
bie  man  nocfy  immer  ber  @emetn(ct;aft  $urecf;nete,  braute  man 
eine  ©penbe,  unb  nad)  ber  (Sitte,  bie  ©eber  im  ©ebete  311  er* 
wäfynen,  lic#  man  für  i^re  ©eltgfeit  ein  ©ebet  tfjun1).  Sle^n* 
üc&  feierte  bie  ganje  ©emeinbe  bie  SobeStage  ber  üftärttyrer, 
bie  in  ifyrer  «{Ritte  geftorben  waren,  atö  bie  ©eburtötage  jum 
[)6i)eren  geben  (natalitiae  martyrum),  inbem  fte  fid)  um  biefe 
3eit  auf  tf)ren  ©räbern  verfammelte,  ftcfy  U)rer  2eiben6gefcl)id)te 
erinnerte,  baö  Slbenbmafyt  genoß  unb  ©ipenben  barbrac^te,  beren 
anfangüd;e  33ebeutung  war,  jur  gütbitte  für  bie  9J?ärü;rer  ju 
yeraniaffen.  2)enn  im  ^weiten  3at)rl)unbert  fyerrfdjte  nod?  bie 
unmittelbare  SBejiefyung  auf  (Sfyriftu$  \o  ftarl  in  ben  ©emüt^em, 
bajj  3.  33.  bie  ©emeinbe  öon  ©mtyrna  alles,  wa$  bie  auöfdplie^ 
lid?e  93eref)rung  (Sljrijlt  beeinträchtigte,  a(S  fjeibnifcfyen  Srrtljum 
bezeichnete2).  !Da  aber  bie  23erbicnftUd)feit  beö  SRartyrtljumö 
weit  verbreitete  Meinung  war,  fo  fteigerte  ftd)  im  Sauf  beö  brü- 
ten SafyrfyunbertS  bie  ©d;ä&ung  ber  ÜJUrttyrer,  unb  U)rer  gür* 
fpracfye  bei  ©ott  öor  unb  nad)  tf)rem  £obe  würbe  [elbft  r-on  ben 
angefefyenften  Äird;enlef)rern  ungebüf)r(id)er  Sßertt)  beigelegt3). 


1)  Tert.  de  coron.  mil.  3.  Oblationes  pro  del'unetis,  pro  natalitiis,  an- 
nua  die  faeimus. 

2)  Euseb.  IV,  15.  Toinov  (.uv  yctg  vlov  ovta  tov  &tov  noogxvvoij- 
[itv,  rovg  äh  fiaQTVoag  (og  /na^rjTug  zov  KvqCov  xai  /uitur]Tccg  ayanü- 
uev  äi-icog,  evexu  tivoiag  aPvnioßlrjTOv  rijs  tfg  tbv  Yöiov  ßaoiXea  xat 
Jidüoy.alov.  «Sie  begraben  bie  $lfc^e  beö  ^olt>far|)  unb  tooßen  fiefj  auf  bem 
©rabe  am  Sage  bc$  9J?avtt)rtf)um3  »erfammeln  jur  Grinnevung  unb  9tacb* 
eiferung. 

3)  Cypr.  ep.  76,  6.  (Bai.  77)  Orig.  Conim.  Rom.  II,  4.  ©.  ©iefeler 
f.  ©.  I.  ©.  376  flg. 


—     130    — 

Wertes  Capitel. 

tc  (SnhiMcfütua,  ter  Sebve. 


©alt$  Äe&aty.  Jf).  II -VIII  STOgemethe  ©cfcfn'djte  ber  dniftl.  Religion  unb 
Äirdje  ».  31.  fteanber.  2te  2iufl.  1843.  3Dtc  £el;rbücfcer  ber  Degmert- 
gefcfridite,  namentlicf)  sott  9)?ünfd;er  (fertgefefit  wn-feiGBltn),  93  «um- 
garten*Srufiug,  £agenbacf). 

I.  CD te  allgemeinen  ©eifteöric^tungen. 
3n  ber  ^Begegnung  be6  (SE)riftentf)umeö  mit  bem  3ubentt)um 
unb  £eibentl)um  bilbeten  ftd;  gleic^fam  an  ber  ©renje  be£  cfyrift« 
licr/en  ©ebieteö  SDMfc^ungen,  bereu  Anfänge  in  bic  apoftolifcfye 
3ett  hineinreichen,  unb  bie  in  l)ol)em  ©rabe,  manebe  bis  auf 
bie  cfyriftlictyen  gormen,  »on  bem  ©eift  ber  älteren  Religionen 
beljerrfc&t  werben,  ©o  fyaben  bie  einen  ben  bucfyftäblicfyen,  im 
(Sinnlichen  befangenen  G>f)arafter  be3  gefetjtic^en  3ubentt)uin6,  bie 
anbern  ftnb  »on  bem  ibealiftifcf)en  6d)rr>unge  r)  eilen  ifd;  er  9celü 
gion3pbilofopl)ie  mit  fortgeriffen ,  ober  fallen  bem  noef)  tieferen 
3nnefpalt  ber  Orientalen  anljeim;  alle  setgen  t>on  ber  mächti- 
gen (§rfdn"ttferung,  in  weldje  bie  ©eifter  burd;  bie  (§rfd)einung 
@f)rifti  geraten  ftnb  5  feine  biefer  §luffaf(ungen  aber  bringt  e6  31t 
einer  Harmonie  röeber  be$  @bttlid)cn  unb  5)tenfd)lid)en  in  ßtjrifto, 
nod?  überhaupt  ©otteö  unb  ber  SBelt  ober  beS  ©cifteS  unb  ber 
Materie. 

A.    Ü)ie  juben$riftlid;en  Parteien  ober  (Sbionitcn. 

.lustinus  M.  Dial.  c.  Tryph.  Iren.  adv.  haer.  I,  26.  Origenes.  Hieronym. 
Comm.  ad  Jes.  Ep.  89  ad  Augustin.  Epiphan.  haeres.  30.  • —  ©ie- 
fcler  ö.  b.  9?ajaräern  itnb  Sbieniteu,  in  ©täublinS  «ttb  £äfcf)irners>  2Ir* 
$iö.  IV.  $.2.  Sr ebner  23eitr.  jnr  (Einleitung  in  bie  bibl.  ©cfcrift.  I. 
©djliemann  bie  clementinifcben  £omüien  unb  ber  l£bioniti3mu£. 

3)er  9?ame  ber  (Sbioniten,  nu>ld)cr  juerft  bei  Stenäuö  oor- 
fommt,  ift  roafyrfcfyeinlid)  »on  ben  3uben  ben  (Sfjriften  beigelegt, 
unb  follte  bie  äußerlid;  ärmliche  33efc^affenJ)eit  ber  ©emeinbe  be- 
Äeid)nen  ').    2>er  Unterfdneb  einer  ftrenger  pljarifäifcfyen  unb  einer 

1)  33gl.  3o|).  7,  49.  5Inbre  Ableitungen:  Tertull.  praescr.  haer.  33  re- 
bet  auö  50?angel  an  ^ijrori|'c(jer  ftenntnijj  u.  Sixitit  t>en  einem  Stifter  ©bion. 
Origenes  leitet  ibrt  riefitig  fc.  Stbjeftto  iT^frt  <tb,  beutet  <iber  baS  2Bcrt  fen 


-     131     — 

ben  ^eibencfyriftcn  befreunbeteren  Partei  »flanke  ftc{)  au6  ber  ßeit 
beö  «ßauluö  fort  in  feie  ftolgejett,  unb  voarb  bind;  ßreigniffe, 
bie  eine  @ntf$eibung  forberten,  gefcfyärft.  9?ament(icf)  a(ö  $äbiiätt 
Serufalem  jcrfiörte  unb  ben  3uben  ben  3utritt  ju  ber  fyeibnifcfcen 
?lelia  »erbot,  blieben  jene  fern,  biefe  aber  »ereinigten  ftet;  jum 
Sfyeü  mit  ber  t)eibenc^riftüdt)en  ©emeinbe l).  @tn?a6  fpäter  um 
terfc^eibet  Satjtitt  b.  ffl.  febr  beftimmt  beibe  Dticluungen2),  fte 
machen  ftcfy  auclj  bemDrigeneö  im  brüten  ^afyrfntnbert  bemerk 
lid?  unb  bie  9? aj arder,  welche  ^ieronvjmuö  in  S3eröa  in 
Serien  unb  einigen  öft(id)en  Orten  s43aläftina3  fennen  lernte,  tta* 
ren  ficf;crlic^>  (Sprößlinge  ber  mitberen  Partei,  neben  n>etdt)cr  er 
aud;  bie  gefetjlid)ere  fennt  unb  »orjugöroeife  mit  bem  9?amen  ber 
(Sbioniten  bcjeic&net.  gaffen  wir  baS  $au»tfäc$li(§fie,  n>a$  aus 
ben  9?acf)rid)ten  ber  »ergebenen  ßeiten  für  beibe  klaffen  ()er* 
»orgelt,  jufammen,  fo  beobachteten  beibe  bie  9Sorfcf;riften  beö 
mofaifcfyen  @efe|3e3,  bieSfajavaer  o(S  nationale  (§tgentljümlt<#- 
feit,  ofyne  baffelbe  »on  ^eibendjrifien  ju  forbern;  bie  »fyarifät- 
fcfyen  (Sbioniten  aU  unumgängliche  Sebingung  jur  (Seligfeit3). 


bem  bürftigen  ©tanbjntttft  beS  aufleren  ©efeljeS  (c  Cels.  II,  1)  unb  fcon  ber 
niebrigen  Sfoffafiung  E&rtjH  (ad  Matth.  XVI,  12);  OHefeler  bejie&t  bteSlerm- 
Itdtfeü  auf  bie  lüebrc  ©ejralt,  bie  in  ben  5(ugeu  bev  Sitfcen  ein  gefreujigter 
«OTefftaö  gehabt  unb  auf  Slrmuty  ber  ©emeinbe;  Säur  auf  bie  2trmut(),  bie 
m$  afcetifcfyen  ©runbfäfecn  ^erüorgcgangen,  in  toelcljem  ©inne  ber  9?ante 
»on  ben  Subencfirifreu  felbji  ausgegangen  fei. 

1)  Sulpic.  Sever.  h.  sacr.  II,  45  ed.  Hörn.  Quod  quidem  christianae 
iidei  proficiebat,  quia  tum  paene  omnes  Christum  Deum  sub  legis  obser- 
vatione  credebant.  Nimirum  id  Domino  ordinante  dispositum,  ut  legis 
servitus  a  libertate  fidei  atque  ecclesiae   tolleretur. 

2)  Dial.  c.  Tr.  p.  266  ed.  Colon.  »Ott  ben  pfyrtrifaifdjen:  iay  Je  ot  ano 
iou  ytrovg  rov  i\utT£oov  moitvsiv  Ityovitg  tnl  rouiov  top  Xqiotop, 
tx  navibg  zktk  top  &tct  Miaivoims  SiMccydEviec  vöfiov  avayy.ö.t,ovai  ujp 
toiV  t$  £&pcjp  niOTtvovTcig  rj  firj  y.oivwvtiv  ctvioig  Trjg  tavzrjg  avvdin- 
ycoyrjg  iüqwptcu  . . .;  »Ott  bett  milbcrcit:  aiQov>>TC<t  avC]]P  rolg  XQtaiiKVoTg 
■/au.  nioxoTg,  [ii]  nu&ovvTtg  aviovg  jlr\  ntoiiifxviadai  ofxohog  avroTg, 
/lujts  aaßßctTifciv,  fi^rs  alla  6'cr«  roictvia  tau  ti)qiTp.  £)ic  <2teKe  be» 
»etjt  jugleicf»,  tote  Wenig  Dr.  Er  ebner  *  Sebauttung,  Sujtin  fei  felbft  ©Mo* 
uit  getoefen,  bcgrüubet  tfh 

3)  Iren.  I,  26:  et  cireumeiduntur  et  perseverant  in  bis  consuetudini- 
bus,  quae  sunt  seeundum  legem  et  judaico  rbnractere  vitae,  uti  et  Hie- 
rosylam  adorent,  quasi  sit  domus  Dei. 

9  * 


-     132 

2)ie  leiteten  gelten  aud)  bie  fpater  fyinjngefommenen  (SalUttgöi 
fcft,  welche  iwn  ben  9?ajaväern  at£  btc  Saft  betrachtet  würben, 
von  welcher  @l)riftuö  bie  9J?enfcfc)cn  befreit  ()abe.  CDcmgemafj 
lajfen  biefe  ben  ^auluö  in  ber  SiÄeilje  ber  Sipoftel  befielen,  bie 
anbern  tjaffen  imb  fd)mäf)en  ibn.  2)aö  llrtfyeil  ober  bie  *ßerfon 
nnb  baS  SBcrf  (Sljrifti  jtel)t  bamit  im  engen  3ufflmmenljang. 
23eibe  fyeben  baö  9D?enfc^Uct)e  in  if)m  fefyr  überwiegend  l)eröor, 
bie  p^artfäifcfjen  (o  fefyr,  ba£  fte  (elbft  bie  (Srjeugnng  nid)t  ab* 
weicfyenb  »on  ber  allgemein  menfcfylicfyen  vorteilten,  wogegen  bie 
sJ?ajaräer  einen  übernatürlichen  (Sinftufi  jngaben1).  ^»ierauö  er* 
flärt  ftd?,  bafj  von  ben  beiben  Oiecenfionen  beö  Gsbraerebange* 
linmö,  beren  fte  ftd?  bebienten,  bie  von  jenen  bennijte  bie  beiben 
erften  Äapitel  nid;t  fyatte.  3 ef nö  war  ein  3nbe,  ber  ftdb,  burd? 
gefe£lid;c  grommigfeit  t>or  allen  übrigen  anzeichnete,  obgleidi 
bie  (Sünbe  wenigftenö  bem  £eime  nad?  in  il)m  war2),  ©eine 
grbmmigfeit  machte  if)n  würbig,  ^um  5D?effi<$  auöerfefyen  §u 
werben;  in  (einer  2)emntt)  war  er  ftcb,  aber  beffen  nid;t  bewußt, 
ging,  wie  alle,  jnr  Saufe  beö  3ot)anneö,  unb  warb  t)ier  mit 
fer  Äraft  beö  ^eiligen  ©eiftec*   anSgerüftet3).    9?on  bem  ÜÄo* 


1)  cf.  Orig.  c.  Cels.  V,  61:  ol  <fniol  'EßnovaToi  i'jioi  ix  nctQftivov 
buoloyovvrtg    b/uoiwg  ij/uif  top  '[rjoovr,  t]  oi'%  ovreo  ytytvvf\o!}at ,  all' 

tag  lots  XoinoKQ  ävöocönov;.    ©anad)  richtete  ftd)  <utd>  bie  "Deutung  üon 
3ef.  7,  14. 

2)  Hieron.  c.  Pelag.  III,  2:  In  evangelio  juxla  Hcbraeos  narrat  histo- 
ria:  Ecce  mater  Domini  et  fratres  ejus  dicebant  ei:  Joannes  baptista  ba- 
ptizat  in  remissionem  peccatorum;  eamus  et  baptizemur  ab  eo.  Dixit  autein 
eis:  quid  peceavi  ut  vadam  et  baptizer  ab  eo?  Nisi  forte  lioc  ipsutn  quod 
dixi  ignorantia  est. 

3)  Hieron.  ad  Jes.  XI,  1}  juxta  evangelium  quod  legunt  Nazaraei  — 
haec  scripta  invenimus:  Factum  est  autem,  quum  ascendisset  Dominus  de 
aqua,  descendit  omnis  fons  Spiritus  saneti,  et  requievit  super  eum  et  di- 
xit illi:  Fili  mi,  in  Omnibus  prophetis  exspeetabam  te  ut  venires  et  re- 
quiescerem  in  te.  Dagegen  bie  ^Cecenfton  ber  anbern  Epiphan.  30,  13:  xal 
(ug  avrjld-tv  änb  iou  iöaiog,  i'ivoiyrjoav  ol  ovgecvol  xal  tiöt  ib  nrtv/ua 
tov  öeou  ib  iiyiov  iu  sl'äti  7itQtOT£aäg  xaiiXOoicfyg  xal  tloiX d ovoyg 
tig  avTÖi'.  Kai  (fwi'r]  iyivtio  ix  rov  ouQnvoiJ  leyovocc  ov  fiov  ti  6 
vlbg  b  äyani]jbg ,  iv  aol  tviSoxrjna.  Kai  nähv  iyio  or}/x(nov  ytyiv- 
vt\xä  ae-  Ka)  ei>9ui  7itQiikafX\j)t  rc-r  xönov  tfoig  tifya.  ©.  ©dhfiennittn 
©.  481.  507 


—     133     — 

ment  bei  Saufe  ab,  t?ic  bei  allen  ;3ubaiften  eine  übertriebene  33e; 
beutung  erfjält ,  beginnt  fein  meffianifd?e6  2Bevf.  (Sr  ift  &orjiigö> 
weife  jptopf etiler  &etyret,  tfyeilt  auefy  mit  ben  *propb)eten  bie  ein- 
feinen  Slntncbe  ber  ©egeifterung  1>,  tljut  SBunbet  unb  erweitert 
bag  ©efe$  burd)  neue  ftvengeve  ©ebote.  (Sein  jtreujeötob  war 
ben  Spaniern  einer  ber  wichtigsten  Slfte  in  ber  (Srlbfung,  nic(;t 
fo  ben  anbem,  welche  an  biefer  (Srniebrigung  Slnftoß  nahmen, 
unb  mit  befto  größerem  Verlangen  bem  3tityunft  entgegen  fafyen, 
wo  ber  6orm  £avibö,  mit  föniglict;er  £)err(id?feit  umfleibet,  tote 
beifebjren  würbe,  um  für  ftcfy  unb  feine  ©laubigen,  befonberö  bie 
frommen  Suben,  ein  taufenbjafyrigeö  Oieicf)  ber  ^ertfä^aft  unb 
beö  @enuffe6  aufzurichten'2). 

SSenn  biefe  praftifd&en  Parteien  bem  ^peibencfyriftentfyum  ge* 
genüber  tfyeüö  in  §einbftf;aft,  tljeilö  in  pafft»  er  2)ulbung  betljafci* 
ten,  fo  ging  »on  bevjenigen  ©ette  be3  3ubenti}umö,  wo  6peciu 
lationen  be6  orientalifct;en  unb  aleranbrinifcfyen  ^eibentbumö  Sluf-- 
nafyme  gefunben,  ein  bem  (Sffäiömitä  r>erwanbtc6,  mijftifdj  afee- 
tifcfyeö  3ubencl;riftent()um  auö,  Welc$e$  einen  weiteren 9taum 
für  bie  2lu6gleicfning  bei-  Parteien  barbot.  j$xoax  ift  e3  erft 
(Spilan  iuö  (gegen  Qt\\X>e  beö  inerten  3af)r£)unbertö),  welcher 
vom  SBorJanbenfetn  einer  folgen ©efte  auöbrücflic^eÄunbe  giebt3); 
boct)  fjat  nicfyt  nur  bie  avoftolifcfyc  3eit  an  ben  f  olofftfctyen  Sri-- 
leerem  Vorläufer  berfeiben,  fonbern  auej)  in  berSwifc^en^eit  giebt 
cö  *0?  erfinale  baiwn4).    feinet  ift  merfwürbiger,   ale  bie  foge* 


1)  Orig.  ad  Joann.  II,  6  aus  b.  Surtitgelium  ber  SNajAräer:  agii  eXttßÜ 
fit  i]  1<>']T)](>  /uov,  70  uyiov  nvtvfjut,  Iv  {.nie  itov  iniyüv  /liov  y.cu  änii- 
tyy.i  fxs  t!g  tÖ  opo?  to  /uf'ya  Qußcö(>. 

2)  Hicron.  ad  Jes.  66,  1.  20. 

3)  haer.  30.  33gi.  Sr  ebner,  über  (Sffacv  unb  (Sbionüen  in  9Ü3incxö  3e^*' 
fdmft  für  ttMffenfdjaftl.  Xfytol  I.  6r ebner,  "8 nur  u.  a.  erfennen  neben 
biefem  (Sbienitie!muö  nur  nod;  ben  ber  9?ajnräer  an;  aber  beim  3ubentbum 
Am  ineiften  mu§  man  erröarten,  ba§  feine  berfdnebenen  ©dmttirunßen  fieb. 
Aucb.  nAcb,  £injutrüt  jum  (Sljrijtentljum  roAfyrnefymen  (äffen. 

4)  Drigeneß  bei  Euseb.  VI,  38  unb  Qcpi^rjaniuö  reben  »on  einem 
UXiat  unb  feiner  Partei,  d-pi^baniuö  vermutet,  baf?  er  ftd)  an  bie  Cjffhei 
unb  ßbioniten  Angcfd/loffcn  tjabe.  ©iefeler  leitet,  wie  bie  GHefAÜen 
fclbft,  ben  Tanten  »on  "'öS  ^"n  Svvafjdg,  xty.ulv/xi.i(vt]  ab,  unb  belieb,  t  ihn 
niebi  Auf  ben  Stifter,  fonbern  auf  ibre  >DffenbArunii£lebre  unb  eines*  ibrev 


—     134     - 

nannten  clementtnifd)en  4pomilien,  welche,  bie  gartet  tiotaufe 
fetjenb,  in  eigentt)ümlict)er  Söeife  ben  Sef)rbegriff  entwirfein1). 
,T)ie  ftnnreic^  entworfene  ttnb  burcf;  393ar)r()eit  anjtefyenbe  2)ar^ 
ftellung  eines  innerlich  unb  äußerUcl;  bewegten  Sebenö  "Dient  bem 
33er  f  affer  511111  9ia()men  fite  bie  2lu3ful)rung  feiner  8el)ren.  @r 
läft  fie  ben  *)3etru6  in  ^Disputationen  mit  Simon  bem  Sofia* 
gier  vortragen.  SJiit  ben  Äattjolifem  macfyt  er  gemeinfame  Sacfye 
in  ber  SSefampfung  beS  ^eibentfjumö ,  bee  SMontaniömuä  unb 
befonberS  ber  ©noftö,  beren  Ofepräfentant  Simon  iji;  aber  in 
Simon  wirb  utgleicl;  ^autuS  angegriffen-).  51n  feine  Stelle 
wirb  $etru$  als  wahrer  ^eioemnwftel  gefegt,  beim  cS  fommt 
barauf  an,  bie  immer  beftimmter  auftretende  rat()olifcr)c  jtirct)e 
auf  eine  jubenci)riftlirl)e  ©runblage  i)inüberut3iet)en.  3ubentl)um 
unb  (Sl)riftent()um  follen  ftcl;  in  einer  teeren  gorra.,  ber  f)crge; 
ftellten  Urreligion,  einigen3).  3n  ber  33erfcf)melntng  beS  3uben- 
tfyumö,  @l)riftentl)umö  unb  ber  fjteibmfdjen  SßJjilofopJjie  jeigt  baö 
Styfietn,  *w*  fe^)1'  i*WW  ber  ^erfaffer  fiel;  bemüfyt,  bem  3ubentl)itm 
feine  garten  ju  nehmen,  bennoefy  an  »ergebenen  «gjauptyiinften 
nur  ben  (Sonfiift  beffeiben  mit  ber  r)cibni[d)en  £>enfweife.    äftit 


{»eiligen  33üdier.  ($.  ®.  I.  I.  ©'.  132.)  (fr  ifcentffijtvt  tiefe  Partei  mit  ben 
©amp  feiern  tfjÄttÖ  haer.  53,  2)  unb,  wogegen  aber  manche  SIngaben  bes 
•Drigene^,  mit  beit  (ibioniten  ejfenifdm-  3(vt. 

1)  3tt  Coteler.  Bibl.  patr.  ap.  I.  Clement.  Rom.  quae  feruntur  homil. 
rec.  Alb.  Schwegler.  1847.  Sine  firdVHdjeve  llcberarbeitung  finb  bie  Reco - 
gnitiones,  in  9Jufin$  Ueberfetnutg  erijaltcn;  bei  Coteler.  I.  «nb  #anbau& 
gäbe  Don  Gersdorf  Biblioth.  patr.  Lips.  1838.  Sine  anbre  Umarbeitung 
bie  'Emiofirj  bei  Coteler.  I. 

2)  5? i ebner  Ä.  ©.  <B.  242  iji  ber  Slnjtc&t,  bafc  nidjt  bie  £ebre  bcs>  tyau> 
tu$,  fonbem  nur  ifjv  5)?ifwerftäubni§  htvd)  fpeitere  (wie  TOarcion)  befamoft 
werbe.  ÜKber  fdjon  bie  Uebereinftimmuug  mit  ben  (Sbiouitcn  be£  (Spty&wnittS 
mat$t  jenetf  waf)rfd)cinlid>,  unb  ©teilen,  Wie  hom.  11,  35.  17,  18.  19  unb  in 
bem  angefügten  23rtef  be£>  Petrus  an3flcobuö  finb  nidjt  wot)l  anben?  ju 
uerftefyen.    ©.  ©cfiliemann  ©.  96.  532  flg. 

3)  2)al;cr  S3nur  in  feiner  ©nofte  ober  SWigionSpfyilofoplHe  bieS  ©vftem 
in  eine  guoftifdje  Kategorie  gefegt  l;at.  3tid;tiger  bejeidmet  ©djlie* 
mann  i$  a(3  gnoftifdun  Sbioniti^muö  9Hebuer  ©.243:  „©nofti* 
fdjev  Sbtonittemuä  unb  bod)  feine  gorm  bcö  ÜJnofHjtemuS  ift  ein  Unbing". 
Slbcr  warum  foflte  eine  Uebergang^form  jum  ®nofti$i2mu3  mit  ttorbcrrfdjenb 
ebionitifdicm  ©epräge  itnmeglidi  fein? 


—     135    - 

heftiger  $o(emif  gevjen  ^oh^tfjeiömuö,  CDualietnuö  unb  Xrinitiite- 
let)re  wirb  eine  beiftifcbe  SSorftetlung  von  ©Ott  üertf>eit>tgt 5  gtcic^- 
wof)l  bie  Materie  auö  einer  (Emanation  auö  ©ort  abgeleitet, 
unb  unter  bem  (Sinfhtfj  ber  göttlichen  9ßeiöl)eit  bie  2öelt  gebit* 
bet1).  :Da3  irbifcfye  ÜReicty  mit  feinem  $etm,  ben'  Seufel,  ift 
mit  bem  l)immlifd)en  31t  einem  gegenfä£ticl)en  *ßaarc  (ff  v "Qvyia) 
verlutnben,  eineCrbnung,  weld;e  fid)  burd)  bie  ganje  (Schöpfung 
wieberl)olt.  2lbam,  ber  Urmenfd;,  warb  mit  ben  l)öd)ften  in* 
telleftuelten  unb  ftttlic^en  Gräften  auögerüftet,  unb  it)m  in  einer 
Uroffenbarung,  bie  burcfy  (Sinftral)lung  ber  ©opfjia  erfolgte,  bie 
völlige  Grfenntnifj  ©otteö  mitgeteilt.  ?ßo\\  iljm  aber  ging  baö 
SBeib  auä,  baö  $rincip  ber  <3innlic§feit  unb  ©cfywadje,  ber 
Sünbe  unb  beö  3rrtljum$.  2lbam  §at  nid)t  gefünbigt,  fonbem 
burcb  fie  ift  bie  2Öe(t  atlmälig  mit  ©ünben  unb  ifyren  folgen 
erfüllt  worben.  Um  bie  SBelt  von  bem  immer  lieber  ftc^>  er* 
neuenben  23erberben  ju  befreien,  erfcfyeint  ber  Sater  beö  menfcb* 
liefen  @efd;ted?te0  wieberbolt,  unb  ftellt  bie  urfprüngtiebe  Offen* 
barung  au8  il)rer  Serbunllung  ()er.  (St  ift  in  2lbel,  (Snocfy, 
5>lbral)am,  %\aat,  3acob,  SKofeö  unb  (SJjrijhiö  aufgetreten,  im* 
mer  berfelbe,  biefclbe  3Öaf)rf)eit  unter  wed;felnbem  9?amen  ver* 
fünbenb2).  (Sr  ift  ber  wal)re  ^ropfyet,  bem  vermöge  ber  gött* 
ticken  (Erleuchtung  Vergangenheit,  ©egenwart  unb  3ufunft  in 
immer  gleicher  Älarf)eit  offen  liegt.  2Beber  bebarf  er  ber  S3e* 
reebnung,  um  bie  2ßal)rl)eit  ju  erfennen,  nod)  ift  bie  in  gött* 
lieber  3u»erftct)t  berul)enbe  ©title  feineö  SBewufkfeinS  burd)  jeit* 
weilige  ^mpulfe  &«  3nfpiratton  inö  (5d)wanfen  gebracht,  wie 
bei  ben  *)3ropl)eten  be£  51.  Seftamenteö,  bie  barum  nid)t  bie  re$> 
ten  s4>ropt)eteu  finb.  SÄ  0  f  c  ö  übergab  feine  2et)re  70  weifen 
Männern  gut  münblicfyen  unb  reinen  gortpflanjung ;  nlö  fie  nad) 
500  3ar)ren  gegen  feinen  Auftrag  im  ^entateud?    aufgejeid)net 


1)  hom.  16,  12;  *Hi  dl  aoif-tu  üanto  idiat  n'vsvfiari  aviog  ceti  avvi- 
yuiQtv,  tfvtartti  f.iif  ws  XPV/A  *ty  ü't'i>,  iMttViim  dt  an'  aüioü  cos  /£>(> 
(h]/uiov(>youaci  rö  neiv. 

2)  hom.  3,  20:  oj  an  (<(j/>js  iuojvos  <<'<<<  tois  ovöfiuot  ia$  (.loni/ic, 
ällaOdtoP  tov  uuoi'u  lotyti,  fit/<jii  oit  löiiov  %q6vioi>  ivyisiv  dt«  roig 
tttijxäi-ovi  9töv  tktti  yoio!)t)i  tlg  «ft  ti-ti  ir\v  ttväntwaiv. 


—    136    - 

würbe,  ttercfälfdjte  man  fie.  (5 e> r i ft t  SÜBccf  befteljt  nun  barin, 
ben  gereinigten  5D?ofai8mu6  ju  prebigen  unb  unioerfell  311  ma* 
cfyen.  3«  fee»n  Verwerflichen  gehört  ber  Opferfult,  31t  bem  nic&t 
Unumgänglichen  bie  23efd;neibung,  311  bem  9?ott)Wenbigen  bie 
Saufe.  Ob  jemanb  bann  weiter  buret)  fötofeö  ober  Sljriftuö  jum 
4peite  gelangt,  ift  gleicr)  Diel  wertl),  nur  erfenne  er  beibe  als 
^3ropf)cten  an.  5)er  äußeren  Offenbarung  fommt  im  ÜRenföen 
eine  innere,  rationaliftifcö  mtyfiifd)  aufgefaßte,  entgegen.  2)er 
»ermittelnde  Segriff  ift  ber  ©taube,  aber  ein  ©taube,  beffen  3n* 
l)alt  nur  ©ott  ber  2Beltf<$ö»fer  ift,  ber  im  sufünftigen  geben 
naety  ben  Sßerfen  vergelten  werbe.  2>a8  @erid)t  »oUjiefjt  ßrjri* 
ftitö  bei  feiner  QBiebererfftjeinung;  ct;iliaftifif)e  Vorftellungen  aber 
fyaben  feinen  Ort,  wegen  ber  bualifiifcl;  gearteten  Slnftc&t  tum 
ber  SOfaterie.  3)ie  @tl)if,  au&  ber  Verbinbung  mit  üjrer  ©runb- 
tage,  bem  ©lauben,  geriffen  unb  buref;  bie  oberflächliche  33etracfc 
tung  ber  menfd; liefen  ©ünbfyaftigfeit  beftimmt,  füfyrt  jur  tatfäfo 
benen  2öerff)eiligfeit.  2)ic  Ableitung  ber  6ünbe  auö  ber  Sffia- 
terie  macr)t  afcetifd;eö  &bm  $ur  ^flic^t,;  befonberS  »erfaßt  ift  ber 
©enujj  beö  gleifcr)e3;  aber  bie  (§t)e  wirb  empfohlen,  auö  9üca% 
wirfung  ber  jübifdjen  Betrachtung  unb  weit  Unfeufd)l)eit  vergütet 
werben  foll.  —  Um  baö  gefammte  ©üftem  buret)  93erläfjlicf/feit 
unb  angefcfyene  Autoritäten  31t  empfehlen,  erteilt  ^etruö  fei- 
nein  ©d)ülcr  unb  9?a$folger  ©lernen 8  ben  23efef)l,  eS  bem 
3acobu8,  welcher  a(ö  Dberbifctyof  31t  Serufalem  wofynt,  porju* 
legen.  2)ie  SBeftrebungen  ju  einer  feft  geglieberten  fyierarcbjfcfyen 
Orbnung,  welche  in  ber  3?it  um  ftcb,  greifen,  werben  oon  bem 
Sßerfaffer  nid;t  blofj  aufgenommen,  fonbern  er  gefyt  barin  einen 
Schritt  vorauf. 

B.    2)ie  ©eften  mit  ebrifilidj  *  t)eibnifcl;en  ©tyftemen. 

3n  bem  erften  3afjrf)unbert  be()arrte  bieüircfye,  ba  baei  (Sljru 
ftentt)um  e6  junäcf)ft  mit  ber  Umwanblung  ber  ©efinnung  ju  ttntn 
f)at  unb  von  ben  Legionen  gebitbeterer  ©rfenntnifj  jurücfgcwiefen 
würbe,  in  einer  praftifeften  Haltung,  welcf;e  auf  ber  ebionitifct)en 
Seite  ju  einem  (Srtrem  gefe^licfjer  £l)ätigfeit  neigte.  Ü)ic  fpeau 
latiöen  Äeime  bee3  (5fuiftentr)uniei  würben  in  ber  Unreife  ober  ber 


-     137    - 

Wotl)  ber  3«jianbe,  außer  ben  Slpofteln,  faft  r>on  niemandem 
gepflegt,  alö  von  einigen  Parteien,  mit  benen  wir  fte  unb  i()re 
©dmler  fampfen  fafjen,  weif  burdj  ifyr  jübifd)4)eibnifd)eö  *$t)Uo; 
fopfyiren  ber  c^viftücfpen  (Sinfaft  ©efafw  brofyte.  ©ie  ermatten  je$t 
erft  ilwe  volle  33ebeutung,  wo  fte  als  bie  erften  ©puren  ber  er- 
fd&ütternben  Bewegung  verftanblid)er  werben,  wetd)e  baö  (Sin* 
bringen  ber  ©peculation  in  bie  £ird;e  t)er^orbrac^te.  £)a3  ©e> 
gengewtcfyt,  beffen  bie  empirifd;  praftifd;e  Senbenj  beburfte1), 
würbe  faft  jum  Uebergewid;t ,  fobatb  ben  nad)  2Bat)rt)eit  unb 
Söiffen  burftenben  ©eiftem  allgemeiner  bie  (Sinfidpt  aufging,  bie 
cliriftlidje  Offenbarung  fei  pl)i(ofopl)ifd;>er  (Srfenntnifj  nid)t  abfjolb, 
fte  fönne  bie  ergiebigste  Cluetle  berfelben  werben,  ©ie  bitbete 
nun  ben  9J?ittelpunft,  auf  ben  bie  buret;  einanber  wogenben  (Sie- 
mente  ()öl)erer  (Stfenntmfj  juftrebten.  2lteranbria  unb  in  ©t;rien 
namentlich  2lntiod)ia  waren  bie  Orte,  in  benen  gleicfyfam  ber 
Äreiölauf  vord)rift(id;er  Silbung  fdjlojj,  ber  abcnblänbiftfie  @eift 
ben  orientalifcfyen  berührte.  3n  Slleranbria  überwog  ber  fyetlcni* 
fcfye  (Sfyarafter,  in  ©tyrien  ber  aftatifd;e,  9iom,  eine  2Belt  in 
verjüngtem  W<\${tabe,  t)atte  Vertreter  alter  Stiftungen  in  feiner 
Wüte.  £a6  3ubentf)um,  in  ber  93erfd;met$ung  mit  bem  ^latoniö- 
muö,  wie  fie  31t  Slleranbria  gefd)al),  ober  aud)  äi&  fäabbala, 
bereu  emanatiftifdje  2lnfd;auung  nebft  manchen  (Sinjelbeftimmungeu 
gewiß  bi3  in  biefe  3eit  t)inaufreid)t2),  barf  als  Vorbilbung  ber 
neuen  ©peculation  betrad;tet  werben.  £>em  ^latoniömuS,  ber 
tfjeilö  unter  jener  Vermittlung,  il)ei(s  unmittelbar  einwirf  te,  gc> 
lang  eö  burd)  bie  |>errfd)aft,  bie  er  felbft  in  ber  lofcren  ©eftalt 
feiner  mittleren  3e>r  u^er  eblere  ©eifter  ausübte,  il)re  ftürmenbe 
Bewegung  ju  fünft(cufd)em  (Sbcnma^  31t  milbern,  unb  feiner 
2el)re  von  ber  Materie,  von  ben  3bcen  unb  anbern  tieffinnigen 
©runbgebanfen  (Singang  ju  vcrfd)affen.     ©ein  (Sinfluf?  ift   von 


1)  ©ev  jutuHcijc  3ubat$8tu$  aftcv  unb  neuev  ßtit  fielet  im  ^rintip  einfei.» 
Hg  btefer  ©peculation  gegenüber,  Ijat  fie  bafycr  <uic(j  nie  in  ifjrev  33cbcutung 
uerffrmben  unb  ntmfannt.  9?gl.  Wörter  23crfucb  iibcv  ben  Uvfpvung  bec- 
©nofftjisimuö  unb  befonben"  Sbicvfcb,  £>erjMung  bei?  rechten  ©tcinb^unfte^ 
ber^eörtngel.  itritif. 

2)  £irfcb  ©ra$  über  ©nofKjtemuö  unb  ffVbfcftk.  1813. 


-     138    — 

älteren  gorfcfceru,  bie  burd?  mtixiplte  Analogien  getauft  »nm 
ben,  fogar  biö  bal)in  übertrieben  werben,  baf?  fte  il)n  für  bie 
beinahe  einzige  £luet(e  tiefer  Styfteme  ausgaben,  eine  Sfyeorie  bie 
niemanb  gelehrter  burd?füt)rte,  a(ö  ©hiffuet ').  @g  ift  bat)er 
ein  glanjenbeö  $erbienft  9J?oeU)eim$2),  ben  ©Fleier  m  bem 
Orient  fyimveggenommen  unb  in  iljm  bie  ©eburtöftätte  biefer  (Sr* 
ferjeimmgen  gefugt  51t  §aben.  %ft  aud?  feine  orientalifer/e  *}3b> 
Wfo^ie  nur  eine  Tautologie  mit  bem  ©runbfcfjema  biefer  ©ty< 
fteme,  fo  fyat  i|n  bod;  feine  Slr)mmg  auf  bie  Seite  geroiefen, 
welcher  bie  Slrc^iteftonif  Derfelben  ebenfalls  biete!  »erbanft.  (Sei 
ift  ber  *J}arfi$mu6  in  ber  ftrengften  gorm  bee  ©egenfafceö 
ber  göttlichen  unb  ungbttlid;en  Wlaifyte,  eö  ift  ber  moniftifd;e 
23ubbf)at6muö,  mit  ben  ungeheuren  ^l)afen  feines  r>on  ber 
unterfcb/iebölofen  (Sinrjeit  beö  9?irüana  auögeljenben  unb  burd?  bie 
confequentefte  (§ntivettlid;ung  bat)in  3urücffet)renben  2Beltpro$effe6, 
welche  in  einanber  fpielenb,  bie  ftaunenben  ©eiftcr  bureb,  it)re 
gigantifeben  Silber  bewältigten3).  3nbem  baö  Gfjriftentfyum  bie- 
fer  ringenben  6el)nfucl)t  nad;  ©otteöerfenntnijj  bie  Offenbarung 
©otteö  in  @f)rifio  erfd;to£,  erl)ob  eö  fte  31t  neuer  Hoffnung,  ben 
fpeculatiyen  Srieb  $u  neuer  Spannung,  unb  burcl;brang  bie  £)öcl;ft 
eigentümlichen,  wunberbar  reichen  gönnen,  bie  er  erzeugte,  mit 
feinem  Obern.  2lber  31t  bem  f)eibnifd)en  (§rbtl)eil,  welc&eö  bem 
(*l)riftentf)um  unbefteglirf;  blieb,  gehörte  ber  inteüeftuelle  «Stolj, 
roe(d;er  baö  SBefen  beö  (Sücmgeliumö  in  bie  (Srfenntniü  fefcenb, 
ben  gemeinfamen  ©sunt  d;riftlid;en  £ebenö  jerftorte,  unb  ftatt 
beffen  feinen  pl)ilofopl)ifd;en  Staubpunft  {yviooig)  bem  beö  @lau-- 
benö  (ntovig)  überorbnete  unb  entgegenftellte,  unb  öon  biefen  bie 
fittlicl;e  25efd;affenl)eit  abhängig  machte.  3a,  bie  Äluft  jrotfc&en 
ben  »erfd)iebenen  Älaffen  würbe  ju  einer  unüberfteiglid;en  gemacht, 


1)  3n   [einen  Dissertationes  praeviae  jum  3vcmiits.\ 

2)  Conimentar.  de  reb.  Christ.  ÜBgl;  §.  Steffeln  £cben  unb  Irintcr* 
hilfene  ©Triften,    Serl.  1847.  I.    @.  179  flg. 

3)  ©dnuibt  über  bie  Söevroanbtfc^aft  ber  guoftifiü»  tf)ec|'o)>lH|'d)en  deinen 
mit  ben  SWtgtontffejiemrn  be3  Oriente^,  l^orjüglid)  be3  2?ubbfjrtüMim$.  £ei|5$. 
1828.  4.  -Dejjcn  2lbf;anbhtngcn  in  ben  SKemoiren  ber  yctereOnrgcr  2UVibemie. 
VI  Serie.     Science?  polit.  Histoirc  etc.    Toni.   1    livr.  I!.    Tom    II.  livr.  I. 


—    139    - 

inbem  fte  in  bcr  Statut  beö  menfc^lic^en  ©efd>led)teö  felbft  be> 
grünbet  würben,  weld;eö  bemjufolge  in  ^neumatifer,  «ßftd&ifet, 
unt>  bie,   welche  ben  fatanifc^cn  ©ewalten  angefyörig,   nur  feeh 
niebren  trieben  bleuten,  bie  $$\Uv,   serftel.    SSkrra  föon  fjie* 
burd;  ber  SlUgewalt  ber  (Stlöfung  burd;ge()enb3  von  ber  Statut 
©renken  geftetft  finb,   fo  i(t  in  manchen  ©»(lernen  baS  Vf)i;fifd;e 
^rinciv  beö  ^etbentbumS  fo  fefyr  mafgebenb,   bajj  bie  ftttlid;e 
23etrad;tung6weife  baburd;  aufgetöft  wirb'),  unb  webet  für  (SC)ri* 
ftuö  ben  (grlöfec  eine  9?ott)wenbigfeit  im  3ufammenf)ange  ber  ©e* 
oanfen  ift,  nod;  bie  Ideologie  ben  ewigen  Äreieiauf  beö  Statute 
ptojefieö  jum  2lbfd;luß  bringen  fann,  unb  mithin  baö  (Sfjtijlen* 
tt)um,  von  Sfafang  unb  @nbe  auegefd)(offen ,  nur  wie  eine  fd;wad)e 
2lbftraf)(ung  feine  SluSbrurfSweife  l)eibnifd)en  3been  feifjt.    3)iefe, 
welche  an  ben  äujjerften  Sinien  beö  ©ebieteS  fteljen,  baö  bießir* 
d;engefd;id;te  ju  befd;reiben  t)at -),   werben  mit  ©runb  von  ben 
anbem  gefd;teben,    in  weichen  fedö  dfjrifientljuin  feine  fvejififd;e 
üffiürbe  behauptet,    pflegt  man  biefe  fycvfömmltd?  mit  bem  $la 
men  ber  ©nofiö  31t  bejeidjnen,    fo  mag  man  jene  gnoftifi* 
renbeö  £eibentt)um  nennen.     2)ie  Sftetfwbe,    nad;   wc(d;er 
fid;  bie  21nfd?auungen  entfalten,    ift  überall  bie  t()eofov()ifd;e 
ber  Orientalen,  bie  3ntnition  ber  vfyantafievoUften  äJty{Uf,  weld;e 
©otteS  eigner  (Sntwidlung  jufetyen  will,    unb  weld;e  U)re  Sbeen 
ntc&t  in  einer  (ogifdjen  S3egripreif)e,  nad;  5lrt  ber  alteren  ober 
gar  ber  neueren  Occibentaten,  fonbern  mittelft  lebenbiger  ©ebilbe, 
U;rer   ^anbdmgen   unb  gortvftanjung   barftettt.    (Sie    befd;reift 
einen  ti)eogonifd;en  $ro$e|3,    eine  d;riftltd;e  9Jh)tf)o(ogte  in  ben 
fünften  bie  ©efd;id;te  £immel3  unb  ber  (Srbe  umfaffenben  ©e* 
bid;ten.    SBenn  fie  aud;  bie  23ibel  alö  (Srfenntni^quetle  benutzt, 
fo  legt  fte  bod;  ungleid;  größeres  @emid;t  auf  bie  unter  ben  ©e* 
weiteten   fortgepflanzte  Srabition   biefer   vl)ilofovt)ifd;   voetifd;en 
2lnfd;auungen,  welche  burd)  bie  Äitnft  ber  Allegorie  aud;  ber 

1)  cf.  D.  Erdniiiini  de  notionib.  ethicis  gnoslicoruin.     Berl.  1847. 

2)  2Uö  Sortfetjuug  biefer  Dtcil>e  in  ba»  £cibentf)um  rann  man  Biotin 
tenfen,  ber  bei  manchem  Scrwanbten  at*  ©cgner  ber  ©noftifer  auftvat.  <S. 
Wcanbcr  St.  ©.  I.  674  flg.  lieber  bie  wcltlnftorifcttc  (Stellung  be$  Biotin. 
ttfifamVl;  ber  SBerl  Wcabcmie  bev  SBiff.  1845. 


—     140    — 

^eiligen  <5d;rift  aufgezwungen  werften.  Die  (tetig  wieberfeljreiu 
ben  Hauptfiguren,  bie  jugleid;  bie  fragen  andeuten,  bereu  85, 
fung  man  fucfyte,  finb  ein  verborgner  ©ott,  ber  in  einer  mu 
nal)baren  gerne  von  ber  mitewigen,  balb  Varfifd;,  balt)  platonifcU 
gebauten  ^>i>(e  befinblid),  burd;  eine  Äette  emanirter  ©eiftet 
(2leonen),  welche  jufammen  mit  if)m  baö  9Md?  göttlidjcr  plle, 
baö  7ih'n>co/na ,  ausmachen,  mit  bcrfelben  in  ^erbinbung  tritt. 
(Siner  ber  niebrigften  von  ilmeu,  ber  2)emiurgoö,  bitbet  bie 
Materie  jur  äßelt,  unb  wirb  burd)  (eine  3Üal)l  ©ott  ber3uben; 
ber  l)öcf;fte  von  itynen  vo((jiei)t  bie  (Srlöfung ,  aber  ol)ne  mit  einer 
vollen  men(d}lid;en  9?atur  fid;  jit  einigen  unb  bafyer  ofyne  fte  auf 
alle  klaffen  ber(elben  31t  crftretfen. 

1.    2)te  gno(tifd;en  ©t;fteme. 

irenaeus  adv.  haer.  Clem.  Alex.  Origenes.  Tertull.  de  praescri- 
ptionib  ,  contra  Gnosticos  scorpiaee.  adv.  Valentinian  ,  a!  .  Epi- 
plianius  adv.  haer.  Plotinus  nubc,  ioug  yywaiiy.oug,  Enn.  II.  9. 
ed.  G.  A.  Ileigl.  Ratisb.  1832.  —  —  Massuet  dissertat.  praev.  juin 
Irenaeus.  Isaac  de  Bcausobre  bistoirc  critique  de  Manichee  et  du 
Manicheisine.  Amsterd.  1734.  39.  2  T.  4.  Moshemii  Commentar. 
etc.  p.  333.  2BnId)3  Snttburf  tcr  Äejjer^tfftme.  I.  Lewald  com- 
ment.  de  doctrina  gnostica.  Heidelb.  1818.  9?eanber  genetifdjc  Sttt* 
nncflung  tcv  üovneljmfren  gnoft.  ^ijftcmc.  sßerl.  1818.  £aju  ©iefe. 
IcrS  Sieeenf.  $aU.  9J.  8itt.  ßnt.  1823.  ©.  825  flg.  Stertnbersi  Ä.  ©. 
1843.  I.  II.  ©.  G32  flg.  Blatter  histoire  critique  du  Gnosticismc. 
Par.  1828.  2  T.  23auv  bie  dmft'icbe  ©itoftg  ober  bie  cfcrijH.  9tcIigion^ 
pl)ilofo()l;te.  $üb.  1835.  £.  bitter  ©cfdndjte  ber  djriftl.  gtyilofoMte.  I. 
£amb.  1841.  9?tebncv3  ilivd)cngefcö.  @.  217  flg.  p.  Stoffel  £tf>. 
unb  l)iutcvla|Tene  ©griffen.    %§.  II.   23erl.  1847. 

'Die  (Sintfyeilung  ber  guoftifcb,en  ©tyfteme  unterliegt  wegen 
il)reö  fcfywanfenben  (El)arafterö  nicr/t  geringen  ©dnvierigfeiten.  8fm 
vaffenbften  gel)t  man  babei  von  ber  23efd;affenf)eit  tied  3)emiur« 
go6  auö,  t>a  er  bie  d;arafteriftifd;fte  gigur  ber  ©noftö  ift.  Sc 
nadjbcm  er  in  einer,  wenn  aud?  noer;  fo  fefyr  abgcfd)iväd;ten  s-i3eiv 
ivanbtfd;aft  jitm  fybctjften  ©ott  ftef)t,  fo  bajj  er  ein  befd;ranfte£, 
unfunbigetf  SBcrfjcua,  feiner  glätte  ift,  ober  nic&t  nur  befdjrnnft, 
Jonbern  ami)  feinbtid?  in  fatanifd)em  ©roll  ben  Offenbarungen 
©ottcö  nuberftrebt,  pflegt  baö  @l)riftentl)itm  in  einem  ßufamtrieri* 
hange  ju  ftet)en  mit  ber  Statur  unb  ber  vorangefyenben  @cfd;icr/te, 


—     141     — 

ofeer  bflöort  getrennt  31t  fein.  SDiefe  Unterfcfyeft«mg;  beren  äöid;* 
tigfeit  für  bie  gefammte  Betrachtung  unmittelbar  erhellt,  beftimmt 
auefo  bie  2luffaffung  ber  ^3erfon  (£lmfti  unb  bie  (Stbir'  ber  <5ty> 
fteme,  unb  giebt  einen  2öinf  für  bie  (Sntroicflung  ihrer  ©d)i>y>fer 
jum  (Fr)riftent^iim  fyin1). 

1».     ©noftifer,  bie  ba3  Gtl)riftentl)um  mit  feiner  98 ot* 
gcfd)icl;te  üerbinben  (jubaiftrenbe). 

(S  e r  t n t f)  (KijQivO-og)2),  welcher  um  bie  ßeit  beö  3o()anne8 
in  Äleinaften  tfjatig  war,  gelangte  v>ermutl)lici)  r>on  ber  aleran* 
brinifdHiibifd)en  iBilbung3)  aus  jum  <Sf)vtftcntt)um.  (5r  Deftn* 
bet  fiel?,  wie  feine  Vorläufer  $u  Äoloffä,  noefy  auf  ber  <5\fywzbe 
jwifcfcen  (Sbionittemuö  unb  ©noftijtemuS.  ©ein  Softem  gehört 
alfo  mit  ben  clementinifeben  |)omilien  in  bie  !>? e i t> e  tton  (§rf($et* 


1)  <B.  9ceanbev  a.  a.  £).  ©iefeler  Hjeitt  fte  tu  aleranbriuifcfje 
©noftifer,  bei  betten  Gmanationöletjre,  unb  ft>rifd; e,  bei  betten  ©uftlfötmiö 
porfjerrfcbt.  2lber  bie  9catiottaIitüten  tjabett  nidjt  mef;r  ©elbfränbigfeit  genug, 
um  jum  Jfjeitungeprmctp  ju  bienen  (ögl.  23afi(ibee) ;  unb  Sftarcion  roirb  öon 
bem  Q>rinci^  nid)t  betroffen.  —  23aur  betrachtet  bie  ©noftö  al3  eine  ditli* 
gionSbbilofoetüc,  reelle  ben  23egrijf  ber  ctbfoluten  Sieligton  in  feiner  ©niftnef* 
lung  burefy  feine  Momente,  bie  bifiorifcfjen  iJieiigtonen,  »erfolge.  Demnach 
bie  ©lieberung:  1)  3uf«mmenfaf[ullß  beö  (Sf>rtftentfjumS  mit  3ubettrbum  unb 
§eibentf)um;  2)  öntgegenfeijmtg  beö  ßtjrifrentljumö  gegtn  3ubenti)ttm  unb  $ei» 
benttntm  (Warcion);  3)  Sbcntification  beö  Subentfjumö  unb  (übrifteiittjuiiw 
(Serintb,  bie  clementin.  £omi(.).  ,£>ier  i(i  bie  ©ttoftö  einfeitig  a(3  9ccf(c,rion 
gefafjt  unb  baö  Stiefjjenbe  ifyrer  33orjte(tungen  buref»  ju  ftrettge  begriffliche  3?er« 
feftigttng  verloren  gegangen.  —  9c i ebner  Ä.  &.  <2.  222  f(g.  befolgt  eää 
(iintrjeilungöprittcip  bie  33ergleidjung  ber  JHeligiottcn:  1)  Sinfeijung  teß  Gfyri* 
ftentbumS  in  feinen  2BeUjufantment)aitg  unb  Primat  jugleicö;  Offenbarung^ 
uniocrfali^muö  (33aftlibc£,  Dpfoiten,  au^gebübeter  23a(ctitiituei) ;  2)  Sittgegett' 
fetjung,  £o3reif;uttg  betf  ßb,rificntt;umö  öott  feinem  gefdjictjtlidjen  Sßcltjttfam» 
menbange;  rigoriftifdicr  Stcligioittfpartifutari^miiö;  3)  gnoftifdjer  ©tmfreti^ 
muS,  (GarpofrateS,  bie  ßlemeittincu).  Damit  roirb  ber  anbre  @intbcihittg3« 
grunb  mbunben:  ba€  freunbüctjere  ober  feinblicftere  23crbältttifj  üon  niouq, 
unb  yviüais.  X)ieö  öerroirrt,  inbem  j.  23.  Wareton  unb  'Sarbefanec  in  ber 
jroeiten  ^auptflaffe  jufammenfteben,  ber  OTarcionit  3(^e((c»?  bagegen  von  fei' 
nein  Sebrer  bureb,  eine  Unterabteilung  getrennt  ift. 

2)  Iren.  I,  26.  Cajus  Rom.  unb  Dionys.  Alexandr.  bei  Euseb.  III,  28. 
Epiph.  h.  28.    Mosb.  p.  196. 

3)  Theocloret.  haer.  Fab.  II,  3. 


—     142    — 

nungen,  we(d;e  SlnjteGung  unb  (Eonflift  beider  ©eifteöweifen  W 
jcidjnen,  nur  baß  in  ben  ^omilicn  @bionitiöinu8,  J)icr  ©nofti* 
«6nui8  überwiegt.  3n  feinem  wenig  auögebilbeten  unb  nod) 
weniger  bekannten  ©ebanfenjufammenfjange  war  ©ott  r>on  ber 
(öieuttdjt  ewigen)  SKateric  ganj  jurütfgejogen,  [teilte  aber  bte 
Vermittlung  t)er  burd)  eine  (Stufenfolge  v>on  (Engeln,  bereu  einer 
bie  SBelt  fd^uf1),  ein  tief  ftetjcnber,  ber  ©ott  nicf)t  fannte,  wie* 
worjl  ir)n  ©ott  juin  Dffenbarungöwerfjeug  gebrauchte,  (Er  warf 
ftd)  $um  ©ott  ber  3uben  auf  unb  gab  i[)nen  ein  nur  jitm  £r)eil 
bein  2£il(en  beä  t)öcb,ften  ©otteö  entfprcdjenbeö  ©efefc.  Sofern 
cö  aber  bem  entfprid)t,  ift  eö  auet)  für  baö  (E()riftentl)um  gültig. 
3efu8  ift,  wie  nad;  ebionitifd;er  Vorftellung,  ©otm  3ofepr}8  unb 
ber  SftarUi,  mit  welchem  ftd?  um  feiner  ©erccfytigfeit  willen  bei 
ber  Saufe  ein  l)immlifd;er  ©eift  »erbinbet,  bie  Dollftänbige  gott* 
lid)e  2Bat)rf)eit  offenbart,  beim  33eginn  beö  Seibenei  if)n  aber  wie? 
ber  »erlaßt.  Sefuö  ftirbt,  unb  wirb,  wenn  (Spip[)aniuö  rec^t  be* 
richtet,  erft  bei  ber  allgemeinen  Sluferwctfung  auferftebn.  (£ajuö 
unb  2)iom;ftuö  fd;reiben  bem  (Eerintl)  einen  (Sfiitiaönmö  ber  ftnn> 
lid;ften  5lrt  31t,  ber,  wenn  anberö  feine  Silber  nid)t  «Symbole 
ftnb,  feiner  gnoftifdkn  Senbenj'bivcft  wiberfpred;en  würbe. 

23afilibeö2)  foll  auö  (Sorten  ftammenb  in  Sderanbria  ge? 
lel)rt  t)aben  um  125.  ©ein  ©tyjlem,  in  welkem  fidt)  jübifdt)e 
unb  pavftfc^e  (Elemente  bemerfücfy  mad;en,  ift  ein  Verfud;,  ben 
fcfyroffen  $i|3  beö  SJuattömuS  burd)  eine  reid;e  (Emanation  unb 
ctrjifdje  SBtrfung  ©otte3  ju  überfpannen.  ©ott,  beffen  unnenn- 
bare (Ert)abenf)eit  unb  $üt(e  ftcb,  jebem  begriffe  entjieljt  (anazo- 
vofiaozog,  aQQTjtog),  entläßt  au6  feinem  <5cr)oo{3c  eine  9?eif)e  ber 
rjöcbften  Sleonen,  beftimmt,  feine  ^errticr/feit  ju  offenbaren  unb 
weiter  wirffam  ju  machen:  ben  Novg,  baö  geiftige  Slbbilb  be$ 
VaterS,  ylöyog,  bie  alle  ihmbgebung  r-ermittctnbe  unb  (Dqovtj- 
01g,  bie  benfenbe  Vernunft;  Zoyla,  bie  SBeiöfjeir,  bie  Senfertn 
Der  Äraft,  ber  Jvvaiug;  alle  biefe  in  il)rem  Verfjältnifj  bebtngt 


1)  Iren.  1.  1. .-  Non  a  primo  Deo  factum  esse  mundum  doeuit,  sed  a 
virtute  quadam  valde  separata  et  distante  ab  ea  principalitate,  quae  est 
super  universa,  et  ignorante  euni  qui  est  super  omnia  Deum. 

2)  Iren.  h.  I,  24.   II,  16.    Clem.  AI.  Strom.  Epiph.  h.  24. 


—     143    — 

bmd>  bie  göttliche  £ci(igfeit,  J<y.cuoovv>j,  unb  gefrönt  burd; 
feie  £od;ter  Ut  ^eiligfeit,  Elprjvty  ben  ©cift  beS  ftriebenS.  Siefe 
beilige  ©iebensafyl,  mit  bem  Uröater  eine  Dgboaö  bilbenb,  unb 
wofynenb  m  bcm  l)öcbftcn,  Um  umfreifenben  Fimmel,  ftral)lt  eine 
neue  Dgboag  ab,  unb  (o  wieberl)olt  ftd)  baö  SQSevf  ber  ©eiflev* 
fdwpfung,  bi£  jum  365|icn  unö  ftctytbaren  £immel>),  W,  ob 
wol)t  fein  mit  ginjiernifj  bur^brod^eneö  £id)t  nur  ein  fcf;wacl)eö 
9?ad;bilb  beö  reinen  ©lanjeS  beö  oberften  ^imraetö  ift,  bod>  in 
bem  ftitlen  ©ange  (einer  ©eftirne  ben  ^rieben  beö  ^teroma  unb 
bie  ungefcfywadjte  9?otf)wenbigfeit  ber  göttlichen  ©efet^e  abriegelt. 
£icf  unter  bem  ©eiftcrreirfje  lagert  bie  «£>VIer  *>aö  Gl)flö8  ftn- 
fterer,  burd)  einanber  tobenber  %3laä}U.  2ßie  fte  bie  ©trabten 
beö  ftcb  fyerabfenfenben  Sicijtreic^ö  treffen,  ftürmen  fte  bagegen 
an,  erraffen  Zfytik  beffetben,  unb  feftigen  fte  in  ber  Materie2). 
2)a  nat)t  ber  £errfd)er  beö  benachbarten  $immelö,  ber  §ird)on, 
mit  feinen  fteben  ©terngeiftern  unb  btlbet  aud  bem  ©emifd)  bie 
georbnete  2Be(t3).  2ßaö  er  tfyat,  um  fein  9Md)  ju  erweitern, 
bient  of)ne  fein  SBiffen  bem  plane  ber  93orfet)ung,  bie  (Srlöfung 
einuileitcn,  inbem  nunmehr  auf  ber  2Befen(eiter  ber  ©eppfung 
baö  Sidjt  emporbringt,  biö  eö  ju  bem  menfd)tid)en  93enuijjt[ein, 
bem  Orte  beö  fetbftbewußten ,  freien,  bie  Materie  überwinbenben 
©eifteö  gelangt.  ©o  bewegt  ftd?  aud?  bie  weitere  SBeltentwitf- 
hing  breifad)  bebingt  burd)  ben  Slrcpon,  bie  in  ber  9?atnr  ber 
SBefen  begrünbeten  ©efe^e  unb  bie  menfd)ltcr)e  greifyeit,  weldjeö 
alles  in  ben  Slften  ber  göttlichen  93orfefjung  jufammentrifft 4). 
3ebem  wirb  burd)   it)r  geredjteö   Sßalten  5)  bie  33efat)igttng  für 

1)  2Me  341  365  ift  enthalten  in  bcm  QavkexWTt  ußoa'i«;. 

2)  ©tCS  ber  lancc/o;  y.cu  ni'y/vait;  ttfijfiiiSj,  foeldje  ba$  tivtd'fx'd  erlitten 
Clem.  Str.  II.  p.  408.  ©.  aud)  bni?  8-rngment  ber  l$j.j/»jrt*ß  bcS  SBafttitro 
in  ber  •Diffnttntton  be£  Slrdielaiu"  tv  Äaöfar  mit  9Äattt,  Styptnbfr  jum  Sven. 
ö.  SWdffuet. 

3)  SBenn  man,  wie  bitter,  bie  SBeltfdn^fuihj  ebenfalls  ben  böföt  ffiäfy 
ten  jnfctjrcibt,  ben  ©eift  nur  leibenb  fafjt,  fo  ift  fd)on  Ijicr  ein  Sünflup  bc£ 
23ubbf)ai3muö  anjunerjmen.  9lbcr  cS  ift  unftal)rfd;einlid)  nad)  ber  23efdhiffcn= 
btit  beS  5lrdion  unb  ber  Wilbe  ber  SBeltbetracbtung. 

4)  Clem!  Str.  IV,  509. 

5)  Clcm.  AI.  Strom.  IV.  p.  506:  ■nüvi'  Iqü  yao  ficdkor  tj  xaxo-P  k 
TTOOt'Oth'  ?nw. 


—     144    — 

@ättli$<6  angewiefen,  welche  tfyeilö  nad)  feer  Stufe,  feie  er  im 
s]}leroma  eingenommen  (vnsQy.öo^iog  aidoy-rj) ,  tfjeitö  nad)  fei* 
nem  fittlicfyen  SSerrjalten  in  einem  vorangetjenfeen  irfeifdjen  Seben 
Üjtit  sufommt.  See  Slrc^on  überlief  feie  fyeifenifc^en  93ölfer  fei* 
nen  ßngeln  jur  Leitung,  wafyrenfe  ev  für  fiel)  feie  ^ufeen  erlaS1) 
unfe  feurd;  3)?ofe  unfe  feie  *}3ropl)eten  innert  a&afyrfyeiten  »erfün* 
feen  lieft,  feie,  auö  feem  ^(eroma  ftammenfe,  über  fein  eignes  gaf* 
fungSr-ermögen  fyinauSgingcn.  2)ie  2Bat)rt)ett  war  nicl)t  auf  feie 
lüfeifcfyen  ©renken  befcfyränft,  fonfeern  aud?  unter  ßfyamiten  unfe 
^erfern  gab  eö  Offenbarungen,  unfe  feie  SBeiffagungen  feer  $ro* 
pt)etcn  Sarfopt)  unfe^arctyor  fteljen  feen  jüfeifc^en  gteief).  3n* 
feem  öon  .feen  $rofet)eten  feie  göttlichen  (Srfeiintnijfe  aud)  ju  feen 
®ried?en  geferungen  waren,  erregten  fte  in  feen  t)öt)eren  Naturen 
aller  Nationen  feunfle  ©eljnfuctyt  nad;  feer  ^eimatl),  unfe  warfen 
feen  ©tad)el  feeö  ©c^merseö  in  fie,  feaj?  fie  unter  feem  feumpfen 
2)rucf  feer  feemiurgifd;en  9J?äd?te  il)re  innerliche  |>errlid)feit  nicr/t 
entfalten  fonnten.  9hir  feie  (Srtöfung  war  im  Stanfee,  feiefen 
23ann  unfe  feie  »erwirrenfee  @inmifd;ung  feer  Materie  ju  töfen. 
Sie  warfe  r>oü>gen  feurd?  feen  t)ö$ften  Sleon,  feen  9?ou3  (öid- 
xovos),  welcher  ftd)  mit  feem  frommen  SÖtenfdjcn  Sefuö  bei 
feeffen  Saufe  »erbanfe,  unfe  ^unac^ft  feem  über  feaö  Ungeahnte  er* 
fc^rotfenen,  feann  ehrfürchtig  ftcr;  unterwerfenfeen  2lrd)on  feie  gött- 
liche 2BeiSl)eit  fecö  (Süangeliumö  offenbarte,  welcfreö  feie  Naturen 
feer  s3)ienfd;l)ett  f^eifeet,  um  jefeer  il)r  3ted&t  ju  gewahren,  unfe 
feen  göttlichen  2Bettptan  jur  23o(lenfeung  füf)rt 2),  wo  alle  gefalle* 
neu  ©eifter  gerettet,  unfe  twr  feen  Singriffen  feer  gebanfeigten  @e* 
walten  feer  Materie  gefiebert,  il)rer  Seligfeit  frot)  fein  werfeen. 
2>er  erlöfenfee  Sleon  fc^wingt  fiefy  beim  beginn  feeö  SeifeenS  3efu 
auefeer  jum  £immel  auf;   er  fann  fearan  um  fo  weniger  £f)eil 

1)  Sine  (e^r  breitete,  auf  Deut.  32  nad)  t>.  LXX.  geftü^te  Meinung. 

2)  Clem.  Strom.  II.  p.  375;  Auibv  iuf  unxorra  tncocovaciVTa  ii]v 
tfdatv  tov  dictxovov/ut'vov  nvtvpKTog  txnkctyrjvai  rw  Ötc^ucai  neto  tkni- 
äag  svayyskio/j.e'j'ov,  xal  iqv  exnXrigiP  «uroü  yößov  ykrjfhrji'ctt ,  «(>/>}>' 
yivöfxspoi'  aocpiag  ifvloy.Qivi)Tiy.i]s  te  xcd  öiaxQmx^s  y.cä  -itletoiixtis  xa\ 
unoxKTctOTCtTixrjs'  ov  }'(<()  fiövo!'  rhv  xöo/xoi'  nlla  x«\  Ttjv  {xloyr\v 
Jt«xm't'(tg  6  (RtanUx  I.  j$)  In)  ntiai  nooni-finti. 


-     145    — 

nehmen,  Da  3c\\w  feine  eigne  ©ünben  büßt.  £>enn  jebeö  Seiben 
fefct  eigne  ©ünbe  tforauS/  mag  fte  Sfyatfünbe  ober  nur  fünb()afte 
§ln(age  fein  1).  2)a6  fubjeftiüe  äßefen  beö  (pviftentfyumS  bejeid); 
net  23aftlibe3  alä  nloTig2),  bie  jebod)  faft  au6fd?ließlicf;  al6  (Sr* 
fenntniß ,  a(d  unmittelbare^  überfinntid)e6  «Schauen  ber  2Öal)rl)eir, 
aufgefaßt  wirb.  2)a3  SDfaß  beö  ©laubenö  beftimmt  auf  allen 
(Stufen  bie  ©otteSnäfje3).  daneben  jeigt  fic^>  ftttlidjer  (Sifer  auef; 
in  ber  2lu3bi(bung  ber  (Stljif,  ir>eld)er  fid)  Saftlibeö  unb  fein 
Soljn  3fiboruS  befleißigten4).  (Sä  J>errfcbt  ein  ftarfeö  23enntß U 
fein  ber  greifyeit,  weil  aber  (Stfyifcfyeö  unb  *ßljtyftfc$e$  nicf)t  llar 
gefcl;teben,  fo  ift  bie  greiljeit  31t  ftarl  unb  au$  $u  fcfyroacfy.  2)cr 
9)tenfd?,  $tt  beffen  S)afrin3form  ber  ©eift  enbli$  gefangt,  ift 
$Rifrofo6mu6 ,  fa^t  g(eidj)fam  nod)  einmal  atteö  eng  jufammen. 
(Sinerfeitö  ift  il)m  ein  ©ctyu&engel  beigegeben,  anbrerfeitö  trägt  er 
bie  (§igenfd)aften  niebrer  SebenSftufen,  bie  fid;  ü)m  al$  unüer? 
nünftige  (Seele  angehängt  (jaben  (TTQogaQzrjfxaTa) ,  in  ftcfj5), 
unb  eö  fommt  nun  für  bie  Heiligung  barauf  an,  fiel)  »on  tiefen 
unb  ben  materiellen  (Sinflüffen  überhaupt  ju  befreien.  3lu3  bie- 
fem  2>ualiömu3  folgt  eine  Slfcetif,  bie  aber  bem  gemäßigten 
©eifte  beö  SBafiübeö  entfpricfyt. 

2)ie  ausgearteten  SBaftlibiancr  bagegen,  welche  Srenäuö 
im  Slbenblanbe  fennen  lernte,  festen  ben  2lrcf)on  in  feinblid)en 
©egenfa$  $um  t)bdbften  ©Ott,  unb  machten  ben  fd)ärferen  3)ua- 
liömuö  aud?  in  b  ofetifd) er  Betrachtung  Gtfyriftt  bemerflid).  8ie 
befolgten   ©runbfä^e   beö    unfittlic^ften    Slntinomtömuö,    gelten 


1)  Clem.  Strom,  p.  506.  ed.  Colon. 

2)  9Kc$t  ofme  Sinflufj  beö  Paulus,  beffen  ©griffen  er  ft'c^  bebient. 
9)ief)v  noef)  galt  ifmt  Petrus,  auf  ben  bie  ct^ofr9^>f>tf4icn  <2d)riften  eines 
angebli<$en  £ermeneutcn  GHattfiaS  jurücffütjren  fotten.  2(ud)  »om  2tyoftct 
9J?at t^i «ö  roirb  bie  geheime  Ue&erlieferung  hergeleitet. 

3)  Clem.  Str.  II.  p.  363;  Tliaitv  «,u«  xal  Ixloyrjv  oixetav  tivtet  xk& 
exaOTOf  öiüajr^a,  xcu  inaxokov 3rju.ee  ö'aii  rijg  ?xloy>jg  irjg  vTitny.oOfxlov 
ii]V  xoafiixrjv  (mc'.arjs  ipvotws  owintodai  nioiiy. 

4)  Clem.  Str.  p.  427.  SjtboruS  23ud)  ntnl  nQoarfvovs  tyvxns  (dXoyov) 
ibid.  p.  409. 

5)  93gl.  bie  geröerS  unb  DetoS  ber  Warfen. 

10 


—     146     — 

Verleugnung  be£  ß()riftentf)umö  für  erlaubt,   unb  trieben  aben* 
teuerlid;e  Pagie; 

SBalentuutS  unb  (eine  ©cfyule1). 

SSalentinuS,  ein  aleranbrinifd;  gebilbeter  3ubcnd)rift,  (oll 
biö  gegen  140  in  Slleranbria,  bann  in  9iom  gelehrt  fyaben  unb 
160  in  (Supern  geftorben  (ein.  Q?r  übertraf  bie  anbern  ®no(tifer 
an  ©ebanfenreid;tl)um ,  an  fpeculativ-er  23itbung  unb  ©inn  für 
©d)bnt)eit,  er  war  ein  bem  Ijeflenifcfyen  verwanbter  ©eift,  unb 
metjr  aU  bie  übrigen  fd)öpfte  er  aus  $lato.  3)at)er  burd)  ben 
©runbgebanfen,  baf  bie  überftnntiebe  2ßelt  ba3  Hrbilb  ber  (tnn>- 
lid)cn  (ei,  baö  gro^e  3)rama  feines  StyfieaieS  in  jwei  Slfte  jer* 
fällt,  beren  jeber  eine  @efd;id)te  ber  ©cböpfung,  beS  $a\U&  unb 
ber  (Srlöfung  enthalt. 

3n  «£>öl)en,  welche  fein  2luge  unb  fein  ©ebanfe  erreicht,  thront 
ber  »ollfommene  Sleon,  ber  unerfctyöpfte  Slbgrunb  aUed  Sebenö 
(Bv&bg),  in  erhabener  (Sinfamfeit.  £iefe  ©title  (ar/;))  umgiebt 
if)n  enblofe  (§wigfeiten  binbureb,  in  welchen  er,  nur  ftcr)  (e(b(t 
befannt  {oiyq  =  hvoia),  in  feiigem  5ln(d)auen  (ewoia  =  %<xqi$) 
(einer  eignen  ^errlicbfcit  rut)te.  ©eine  Siebe  (xä{>^)  trieb  iljn, 
aud)  anbern  2öefen  baö  2)a(ein  31t  gönnen,  bamit  (ie  bie  ©elig* 
feit  (einer  33e(d)auung  teilten,  ©einem  2Öe(en  nad)  jurücfgew-- 
gen  von  allein,  tba$  einen  Slnfang  f)at  (tcqotmxtwq ,  nQo&Qfrtf), 
nimmt  er  nun  eine  33e(d)ränfung  an  fiel)  (xazalctfißavEiv  eav- 
xbv),  um  fetbftänbigeö  Seben  neben  ftd)  befteljen  ju  laffen.  2)cr 
erfte  l)ol)e  @enhu3,  weiter  auö  (einem  ©d)oo^e  entfpringt,  ber 
sJDionogene8,  baö  treue  Slbbilb  aller  getftigen  ©röjk  beö  Ur^ 
yaterö  (Novo),  erfennt  itnt,  fo  weit  ein  @e(cr/ö»f  iljn  ju  er(a((en 
vermag,  benn  ber  ewig  bebeefte  Urgrunb  i(t  nur  ©otteö  eigenem 
Sluge  erfd;Io((en.  23eftimmt,  bie  Äräfte  be£  ©einö  unb  @rfen# 
nenö  weiter  ju  leiten,  wirb  er  ber  Vater  ber  ©eifterfdwvfung 
(7iazr}(>,  aQXt)),  unb  ruft  $unäd)fi  bie  233ar)rf)eit  (!Atf&£ia)  in$ 


1)  Iren.  libr.  haer.  I.  II.  Gem.  AI.;  bie  diditaxakla  dvcaolixq  f)intcv 
f.  SBcrfcu.  Tertull.  adv.  Valent.  Origenes.  Odae  gnosticae  thebaice  et 
latin.  ed.  Munter.     Hafn.  1812. 


-     147     — 

geben,  t>ie  fiel;  mit  ifjm  alö  feine  ©enofftn  jur  Zeitigen  ©eifterelu- 

(ov'Qvyicc)  jufammenfctyliefjt,   gemäß  bem  ©efefc  ber  ©efcfylecfyter, 

wel$e$,   in  bev  ©otteSttefe  begrüntet,   ben  23m1)og,   ben  f)ot)en 

bräutltc&en  Sleon ,  nnb  feine  (Snnota  nicfyt  minber,  wie  bie  unter* 

ften  ©tufen  irbifcf?en  Sebenö  betyerrfdjt.     3n  bem  ©yröjjling  bte 

feö  $aareö,  bem  Sog 06,  wirb  ber  ©eift  jflr  mittt)eilenben  93er* 

nunft,  jum  SBorte  ber  (Schöpfung,  bafjer  alöbalb  bie  Zur),  bie 

^Jhttter  be8  Sebenö,   iljm  jugefettt  wirb.    Sluö  bem  allgemeinen 

geben  quillt  baö  lefcte  $aar  ber  2l$tl)eit  ber  großen  ©eifter,   in 

welcher  aller  £>inge  33eftanb  gegrünbet  ift  {ovoraoig  twv  näv- 

aov),  baö  Urbilb  ber  5J?enfd&en  C^vögconog)  unb  baö  ber  ©e* 

meinfc&aft   göttlichen   Sebenö   ^Mx^aia),     (geeint   gleich   ber 

3)$enf#   fern  ab  öon  bem  Urvater  ju  ftefyen,   fo  ift  er  ifjm  boefr 

wieber  nafye,    weil  ber  S3t?tt)oö  felbft  feine  Unermef?tict)feit   jur 

Ütfenfc^engeftalt  befc^ränft  bat.    *8oH  5)anfe6  gegen  it)n  offen* 

baren   bie  ^aare  ber  ^weiten  33ierl)eit  {TexQay.zvg)  in  je  fünf 

unb  feeijö  neuen  Sleonenvaaren ,   bie  ftd)  wie  natürliche  unb  fttt* 

lid?e  formen  be3  ©eifteö  vergalten,  bie  gülle  ber  göttlichen  4perr* 

licfyfeit;  benn  wenn  auefy  in  fiefy  unwanbelbar,  ergießt  ber  23t;ü>ß 

ben  ©trom  feines  Sebenß  burefy  fie  alle,    ©etbft  unbewegt,   be* 

wegt  er  baß  gan^c  $leroma  31t  ftcfy  mit  fanftem  Verlangen.  3)er 

donogenes,    ber  eö  allein  tragen  fann,    in  ben  Slbgrunb   ber 

33ollfommenl)cit  ju  bliefen,   wollte  ben  anbem  Sleonen  an  feiner 

©otteßluft  Slntfyeil  gewahren,   a(3  bie  ©ige  iijm  ©Zweigen  ge* 

bot,  bi6  fte  burd)  nod)  tiefere  ©efmfucfyt  vorbereitet,  im  ©taube 

fein  würben,  bie  (Srfenntnifj  aufzunehmen.    81m  äuperften  JRanbe 

beö  Peroma  ftaub  bie  ©ovl)ia,    weiter  baß  9Rajj  ber  ©ött^ 

liefert  am  färgften  jugemeffen,   unb  welche  bagegen  aud?  wie 

feiner  bie  ©ef)nfud)t  emvfanb ,  ben  Urvater  51t  erfennen.    (Snblid? 

erträgt  fte  bie  ftacfyelnbe  Ungebulb  nic^t  mefyr,  mit  greller  3)iffo* 

nanj  jerreift  fte  bie  Harmonie  beß  ^leroma,   ftürjt  t)inweg  von 

il)rem  ©atten  unb  auf  ben  93ater  §u,  um  in  ber  Umfaffung  beö 

Unenblic&en  ft#  3U  fättigen.     (Sin  maßlofeß,  verwegenes  SBegtn* 

nen!    ©ie  würbe  Verfehlungen  fein  von  bem  Slbgrunb,   in  (Snt* 

jücfung  vernichtet,    wenn  nic&t  ber  Q3ater  ben  |>oro$  C°Q°s) 

gefenbet  l)ätte,  ben  ©eniuö,  ber  \l}\\  unb  alle  Sleonen  begrenjenb 

10* 


—    148    - 

umjiefyt,  unb  afleö  $krfc(inebene  fonbcmb  (dura/mg  dioQiGTiy.r)), 
aflel  (Eigentümliche  befeftigenb  (ö.  edQaazixi],  oravQÖg),  Jebem 
fein  von  ©ott  gewolltes  9D?af3  anweift.  (§r  fcfyrecft  fie  jitrncf  in 
ifjre  ©cljranfen,  unb  feine  reinigende  5)?ad)t  f<i)cibet  Kon  if>v  ba$ 
s43atl)o3  and,  weld)e3  bem  grieben  beö  ^teroma  fremb  ift.  Um 
jebem  neuen  23ru$  ber  göttlichen  Drbnungen  vorzubeugen,  erzeugt 
ber  donogenes  ben  fyimmlifcfyen  GfjtiftuS  unb  ben  ^eiligen  ©eift. 
3ener  belehrt  bie  Leonen  von  ©otteö  Unenblic^feit  unb  ir)rer  23e* 
fcfyranfung,  wie  er  alle  nactj)  ifjrer  (Smvfangttcfyfeit  ausfüllt,  von 
feinem  aber  ganj  erfaßt  werben  fann,  unb  von  bem  ©efefc  ber 
©legten.  3e£t  gleichen  ftd)  bie  Unterfctyebc  unter  ben  in  felu 
ger  9iuf)e  ber  ©ottegbefefmuung  (avanccvoig)  befriebigten  unb 
von  ber  Greift  beö  l)eiligen  ©eifteö  gehobenen  ©enien  auö;  vom 
©eifte  geführt,  umgeben  fie  ben  £()ron  be£  ewigen  Saterö  unb 
ftimmen  in  2£ed?feldwrcn  Rinnen  beS  2)anfeö  an.  3um  9tuljme 
beö  «gmlbvotlen  bringt  feber  baö  23efte,  waö  er  beft^t,  fyarmo* 
nifd)  flechten  fte  barauS  ein  votlenbeteö  ©ebitbe,  3efuS,  ben 
(Srlöfer  (ocottjq),  au6  bem  3)uft  ber  ©cfwnfyeit  gewoben,  ben 
©tern  bcö  ^leroma,  ben  ©ctmren  bienenber  Gmgel  anbetenb 
umgeben. 

Unb  bennod)  fällt  von  fern  l)er  ein  ©chatten  auf  biefe  greube. 
2öa6  ber  £oroö  auö  bem  *}3(croma  auögefcfneben,  wa$  bie  Ijimm* 
lifcbe  ©ovl)ia  alö  eine  inseitige  ©eburt  (exrQco^ict)  auögeborcn, 
ein  fd)wad)e£  SSefen  mit  bämmernbem  23ewufjtfein,  bie  (xdvco) 
©ovljia  ober  2ld)amotl)  (nio^x),  ift  fyinabgefunfen  in  ba$ 
öbe  9?eid)  beS  2)unfel3  unb  ber  Seere  {xivio^cc) x),  weld)eö  il)re 
Sßefenfjcit  aufeulofen  brofyt,  unb  bod)  ift  fte  bem  @btterreid)e  ver* 
wanbt,  unb  biefeö  felbft  muß  leiben,  wenn  nicfyt  gerettet  wirb, 
wa$  il)m  gehört.  S)arum  f)at  fte  baS  liebenbe  SJttge  beS  (Jim«? 
Uferen  (S t) r ifluö  nicfyt  vertaffen,  welcher  it)r  ben  4? or 06  fenbet, 
bafj  er  ifjr  SBefen  geftalte  (/.wQcpcoocg  xecc   ovoiav),   benn  bie 


1)  9?ac^  tiefet  25otftettung  ijt  bie  Watevic  jtoar  nur  baö  /uri  ov,  aber  boefr 
»oit  Anfang  neben  bem  5-Meroma  »orfwnben,  foäfyrenb  übrigens  ber  Sbcaliö* 
mu3  bc3  ©öftemS,  confequent  jum  -iWonitfmuö  fortgefyenb,  bie  9Jcttterie  au£ 
ber  Slcfyflmott)  ableitet.  23<utr  unb  Stifter  berücfßcfjtigen  bie  erfre  25orfteI» 
hing  nicht  limKingticfi- 


-    149    - 

©cböpfung  ift  ber  Slnfang  t>er  (Srlbfung.     (Sine  Slljnung   if)vcv 
Slbfunft  fteigt  in  i£)r  auf,  ©efynfucbt  nad)  bem  Urfyrung  ergreift 
fte,  ftc  bringt  bem  zurücfeilenben  nact),  um  mit  if)in  in  bie  2icr;t* 
f)eimatl)  einzutreten.    2Iber  ni$t  njiß!ütU#>   fonbern  nad)  gött* 
liebem  $at()f$(uß  unb  in  langem  $ro$eß  wirb  bie  Sßieberbruu 
gung  9ojttra$t.    Der  |jovoö  wenbet  ftcr;  gegen  fte  unb  Ijemnit 
mit  bem  9?amcn  beö  Unenbtid)en  (3/ßw)  ir)r  unerfüllbares  SBc^ 
fireben.    ©ie   bebt  jurücf  in  ifyreit  einfamen  Ort,   ©d)auer  beS 
©d)recfen$  überrtefeut  fte,   trauernb  r>crf)ü(lt  fte  fidj,   um' tfyren 
©cfymerz  aufzuweinen,  bi$  fie  wieber  ein  ©trafjl  ber  Erinnerung 
unb  Hoffnung  burc^jueft.    Slber  in  bem  alten  wirb  fie  SJhttter 
ber  2öelt:  Reifen  erftarren,  Quellen  fliegen,  bie  ^eitre  be3  4?im* 
metö  tftut  ftd?  auf,  nad;  bem  2Ged)fel  in  ben  ßuftänben  be6  un* 
ter  ber  £aft  ber  Materie  feufzenben  unb  fefjnenben  ©eifteS.  iDurd) 
bie  itraft  beö  ^oroö  treten  bie  (Elemente  aus  einanber,  bie  fie  in 
ftdj  birgt:  bie  göttliche  2lrt  beö  ^neumattfcfjen,  welche,  unbe* 
zwungen  von  ben  trieben  unb  ©enüffen  ber  ©inntid)feit,    erga- 
ben über  bie  9J?ü()e  gefe|$lid?en  ©trebenö,  öon  feiner  Vermittlung 
ber  Materie  in  ifyre'r  inneren  ^errlic^feit  verteilt,  frei  unter  jebem 
'Srucf,  fid?  felbft  ba3  @efe£,  $um  Slnfc^auen  ©otteö  reift.    3f)m 
gegenüber  baö  ^i;tifd;e  (%ombi),  bie  ©pfyäre  wilber  triebe  unb 
raftlofer  2eibenfd;aften.    Äein  t)öt)ere3  ©efe£  bampft  bie  jerftö* 
renbe  ©lutt)  unb  orbnet  bie  bünbe  Verwirrung   wiberftrebenber 
33egierben,   fonbern  e8  bleibt  bem  ©eifte  feint)  unb  bem  93erber- 
ben  geweit)t.    ßwifd'cn  beiben  fdjnvanft  baö  bewegliche  ^fydji? 
fd)e,    baö  emfig  ntr  £f)at  unb  fäfjig  ift,    unter  ber  3uc^t  ^ 
©efefjcö  fid)  31t  äußrer  Drbmtng  unb  2öo()lfein  zu  ergeben,  aber 
aud;,  von  ber  Materie  befiegt,  ju  il)r  (jinabjujinfen.    2öie  bem 
©eifterreicfye  ber  93i;t£)oö ,  fo  ftet)t  ber  «£>ty(e  ber  ©atan  (xoofio- 
y.QCitioQ)  unb  feine  ^Dämonen  ttor.  2(uö  bem  !pf\?ct;ifc^)en  ©toffe  ba> 
gegen  erweeft  bie  ©opl)ia  ben  2)emiurgoö,   ben  25ifbner  unb 
Imrfdjer  ber  irbifd)en  SBelt.     3l)tn  unbefannt,    nimmt  fte  ben 
mittleren  Ort  (remog  iugotijtoq)  zwifd)en  bem  *pieroma  unb 
ber  Materie  ein,  unb  füljtt  burd?  tt)n  bie  göttlichen,  vom  l)imm= 
lifcf>en  ßfjrifhtö  empfangenen  3been  aus,   welche  bie  ©cfyöpfung 
unb  ©efcr/icfjte  ber  SBett  burcr/watten.    §lu8  einem  vneumaiifc&cn 


—     150     — 

.Keim,  welchen  be«  3)emiurgo6  empfangen  batte,  bildete  er  ben 
s)Jienfcf;en ,  fe^te  i()n  in  ben  brüten  (/raoadtioog)  (einer  fieben 
^immel  unb  gab  ifym  ein  <33cfc^.  Sllö  ber  ÜJtenfd)  cd  übertrat, 
fitiejj  er  ifnt  t)inab  auf  bie  @rbe,  unb  umf leitete  ifnt,  ftatt  beö 
atäjmfäm,  mit  einem  bunften,  fetnveren,  materiellen  Seibe.  JDaö 
@efcr/led)t,  waö  ftd)  l)ier  auebreitete,  beftanb  au£  SWenfdjen  aller 
brei  Älaffen.  2)er  2)emiurgo3  war  ben  £yfifetn,  bie  meift  bem 
^eibentbum  verfallen  waren,  abl)olb,  bie  ^neumatifer  verftanb 
er  nid?t,  er  wählte  ftd?  baö  fübifdje  93olf,  beffen  SÄaffe  au6 
s43fv;cJ>ifern  beftanb,  jum  (Sigent()um,  unb  fudjte  e€  bureb,  ein 
ftrenged  @efe$  jum  ©efwrfam  unb  jiun  £etl  ju  erjieljen.  2)a 
bie  SO^ac^t  beS  göttlichen  gebend  aueb  unbewußt  ib)n  an$og,  fo 
wäfjlte  er  aud  ben  ^neumatifern  bie  ^riefter,  Könige  unb  ^3ro- 
vfyeten  feineö  33olfed.  3)urcb,  bie  ^Jropl)cten  weiffagte  er  von  fei* 
nem  9J?effiad ,  aber  befrembet  vernafym  er  aud?  SBeiffagungen  von 
einem  (Srtöfer  aud  bem  ^jleroma,  welche  iljnen  bie  2lcr)amotr)  ein= 
gab,  unb  welche  er  nicfyt  ju  beuten  roujjte.  9?acb,  ber  Erfüllung 
ber  3^tten  fanbte  er  feinen  SRefjlad.,  an  welchen  er  feine 
l)öd)fte  Äunft  gewanbt  f)atte.  3ener  warb  burd)  äRaria  in 
bie  9J?enfd)cnwelt  hineingeboren,  ofyne  etwaö  Materielles  von 
ifjr  anjunefymen,  fonbem  fein  Seib  aud  vfyd)i feiern  ©toff  befaß 
burd;  bie  göttliche  Äunft  bie  (Srfdjeinung  eineö  materiellen.  (Sr 
begab  ftcb,  jur  Saufe  beö  3ol)anneö,  um  ftd?  für  fein  2Berf  ju 
bereiten,  ba  öffnet  fiel)  ber  ^immel,  unb  61)riftu6  fteigt  auf 
i()n  fyerab,  um  bie  (Srlöfung  ju  vollbringen,  ©taunenb  gewahrt 
ber  2>emiuvgo8  bie  l)el)re  (Srfcbeinung ,  im  @efül)l  feiner  ©d?wäd;e, 
bod)  nid)t  unwillig,  unterwirft  er  fiel?,  um  fortan  mit  33en>ujjt* 
fein  feine  Gräfte  ben  befeligenben  2tbfid)ten  bed  bb%$m  ®otte$ 
31t  weisen.  9?ur  ein  3al)r  lang  bleibt  ber  (Srlöfer  $unäcr;ft  auf 
(Srben  unb  verbreitet  bie  göttliche  Seljre,  wie  fte  ber  gaffung  bed 
s.Mfe3  jugänglid;  ift;  als  burd)  ben  «frnjj  ber  unempfänglichen 
juben  3cfu6  in  Pilatus  £änbe  geliefert  wirb,  entl)ebt  ftc^?  @fni- 
ftuö  von  ii)m  gen  -öimmel.  £)aß  aber  bie  erlöfenbe  äöirfjamfeit 
if)ren  gortgang  ()aben  werbe,  bafür  bürgt  bie  am  j?'reu$e  aueSge^ 
breitete  ©eftalt  3efu,  bie  ein  Symbol  beS  trennenben  unb  ftär* 
fenben  .froroS  (at<xvQ@s)   ift.     9?arb   ber  2tuferftcl)ung   verweilt 


-     151     — 

3cfu8  nod)  18  Monate  in  ber  engeren  ©emeinfcfyaft  feiner  jün- 
ger unb  weifyt  fte  in  feie  ©efyeimlefyre  nnb  bie  Sltlegorie,  welche 
fte  in  ben  Reuigen  (Schriften  erfennen  lefjrt,  tin  3n  bem  Sftafe, 
wie  bie  pneumati[c{;en  9)?enfd)en  biefeö  Söiffenö  tfyeilfyaft  werben, 
[errettet  ber  erföfenbe  nnb  läutembe  ^rojejj  öot.  2ßenn  aüeö 
geiftige  geben  ber  Materie  entzogen  ift,  bann  t)at  ber  äßeltlauf 
(ein  ßi^  erreicht,  nnb  bie  3?it  ber  33ujje  ber  (Sophia  ift  been- 
bigt.  2)er  ©oter,  begleitet  »on  feinen  (Sngeln,  nat)t  ber  .£>ar* 
renben,  in  brautlidjer  ©cfyam  r>erfcf)(eierten  2)ulberin,  bie  geifli- 
gen  Naturen  »erben  braute  ber  (Sngel,  baö  ^leroma  jura  23raut; 
gemad?;  bie  gefte  ber  ewigen  geiftigen  SBermaljlung  beginnen, 
baö  Seben  in  immer  neuer,  t>on  feinem  <5cf)mer$  bebrofyter,  t>on 
feiner  gurd)t  gehemmter  göttlicher  $reube.  2)er  JDemiurgoö,  ber 
nun  üon  bem  muffeligen  5lmt  ber  5öeltleitung  entbunben  wirb, 
geljt  mit  feinen  frommen  in  ben  Ort  ber  üiftitte  ein,  ber  ifjnen 
gutn  Sofyn  beftimmt  ift,  wol)in  ein  ^acr^aft  ber  fyimmtifdjen  geicr- 
Hänge  bringt.  SSenn  fo  alle3  ^neumatifdje  au6  ber  4pt;le  ge* 
rettet,  alleö  ^fycbjfcfye,  n>aö  erlöft  werben  wollte,  mit  bem  3)e* 
niiurgoö  erl)6f)t  ift,  bricht  auö  ben  liefen  ber  entgeifteten  2öelt 
üa$  verborgne  geuer  ^er»or,  öerseljri  fte  unb  ftcfy  felbft,  unb  ju- 
rücf  bleibt  nur  bie  reine  Älarfoeit  be$  ^leroma  unb  unter  $m 
fein  Sßiebcrfcfyein,  bie  feiige  Oiitße  beö  2)emiurgoö.  — 

Qklenttnuö  Anregung  machte ,  bafj  in  feiner  «Schute  fid?  ©etft 
nnb  fpcculatiöe  ©Übung  länger  erhielt.  3"  ben  r)err>orragenben 
Bannern  berfetben  gehören  ber  tieffinnige  ^erafteon  *),  ber 
gciftsolle  gorfcfyer  $tolomäuö,  welcher  burd)  Unterfudmngen 
über  bie  3nfpiration  unb  23cbeutung  be6  alten  Üeftamenteö  wich- 
tig geworben  ift2),  unb  ber  bid;terifd)e  sJ!ttarcuö3),  welker  viel* 
lcid;t  eine  fclbftänbigere  (Stellung  neben  Valentin  einnahm.  6o 
ernft  Valentin  auf  Heiligung  brang,  inbem  er  eine  gemäßigte 
Slfcetif  »orfd;rieb,   fo  rijj  bod;  auef?  balb  in  feine  Partei  Unfttt* 


1)  Somtnent.  jum  <£».  3o$ftmte$,  bcfnmpft  »on  DwgeneS  in  befreit  Sem» 
mcHtav  jum  £ö.  3of)<tmue. 

2)  Ep.  ad  Floram  Epiph    b.  33. 

3)  Irenaeus  I,  13  seq. 


—     152    - 

Ud;fett  ein,    als  bie  33egeifteumg  für  bie  (grfenntnifj  ben  elften 
©c&wung  t-erloren  f)atte. 

Sftit  Valentin  r>erroanbt  ift  aucb  SöarbefaneS  (BarDaizon)1), 
bei-  um  170  am  £ofe  beö  gürften  9E6gai  von  (Sbeffa  lebte,  unfe 
feine  Serien,  mit  betten  er  ber  &ird)c  weniger  fcfjvoff  als  anbre 
©noftifer  gegenüber  trat,  aud;  bnrd;  ©ebictyte  »erbreitete2). 
9?ad)  feinem  ©t)ftem  ftnft  ©ante  beS  5id)tS  in  bie  $\)k  fyinab; 
bie  2ld)amotl),  welche  fo  cntftef)t,  nnb  in  ber  SBctt  gefangen  ift, 
fefmt  ftd?  nacb  (Srlöfung.  3t)te  Steiften  brütft  fic  in  ©efängen 
aus,  bie  aus  ben  ©ußpfalnten  entftanben  finb.  3)ie  ©tern- 
geifter  finb  oon  großer  23ebeutung  bei  SBarbefaneS.  ©egen  fata; 
Xiftifd^e  2lnftrf)ten  (elfiag/ievr})  üon  bem  (Einfluß  ber  ©eftirne 
r-ertfyeibigte  er  im  fttt(icf;en  Sntereffc  bie  greifyeit  nic&t  nur  ber 
^neumatifer,  fonbem  aucb  ber  ^fycbifer  (j.  23.  in  ber  fatfyolü 
fd)en  Äircbc)3).  ©ein  ©ofyn  «£>armoniuS  war  ebenfalls  bureb, 
@ebid)te  befannt. 

b.    ©noftifer,  weldje  baS  (S()riftentt)um  öon  ber  fvti= 

fjeren  (Sntroicflung  losreißen. 

«.    Slntijübifclje  mit  ^fttttefgung  jitm  £cibentbum. 

Sie  £)pl)iten4)  beftanben  tuelleicbt  fcfeon  als  v>ord;riftlid)e 

©efte  in  Slegvpten 5),  weld;e  nad;f)er  d;riftlicbe  3been  aufnahm6). 

3t)r  ©tyftem  ift  in  ber  ?lrcbiteftonif  bem  r-atentinifeben  fet)u  v-er^ 

wanbt,   bod;  weniger  finnig  nnb  gebanfenreid; ;   baS  l)ettenifd)e 

(E'fement  weidjt  bem  orientalifd)en,  baS  d;riftlicbe  bem  ^antl)eifti= 

fd)en,  ber  2)ua(iSmuS  ift  ftärfer,  ber  SbealiSmuS  geringer,   als 

bei  Valentin. 


1)  Ephraim.  Syr.  Üpp.  T.  II.  fol.  552  sq. 

2)  Bardesanes  Syror.  primus  hymnologus,  comnient.  histor.  th.  qu, 
scrips.  A.  Halm.   Lips.  1819. 

3)  Euseb.  praep.  evang.  VI,  10  ein  3vogment  feines?  2BcrfeS. 

4)  3?en.  I,  35.    2)?o3beim  ©efcl).  ber  ©cblangcnbritbcv.  £elmft.  1748. 

5)  Orig.  c.  Cels.  VI,  28  sq. 

6)  SSerßl.  bie  ©efte  bev  .3<ifc icr,  Wcnbäev  obev  3ofynnnc>*  jünger, 
ivelcbc  tn  manchen  SBorfteflungen  auf  cigcntbümlicbc  SBeife  mit  ben  Otiten 
jufammentrifft.  3$*  ^eiltflce  2?ndi  über  Adami  ift  ten  Berbern  ber<ut£?gcgc= 
ben.    Sunfc  1815. 


-     153    - 

9?ur  in  jwei  @uji)gien  entfaltet  fic&  ba£  *})leroma,  welkem 
gegenüber  bie  ebenfalls  auö  vier  (Elementen  befter)enbe  cfyaotifcbe 
<£n;le  liegt.  93on  bem  vierten  2leon,  bem  ^eiligen  ©eift,  welcher 
ftrafjlenb  über  bem  nächtlichen  Dcean  fc^webt,  finft  ein  2itf)ttl)au, 
ein  Uebcrfluß  ber  Befruchtung,  fyinab,  üermifct)t  ftet)  mit  ber  9Jca* 
terie,  unb  wirb  ©oöfyia  (2Icbamoti)) '),  bie  Sßeltfeele.  3fjr 
erfteö  2§erf  ift  ber  Sßeltbilbner  ^albabaotf)  (nspasnS*),  auf 
welchen  §»at  *ßncumatifc$c$  übergebt,  aber  er  Ijat  eö  nid)t  als 
fein  eigen.  (Sr  ift  ein  befäranfteö,  bo£3t)afteö  SBcfen,  voll  tita* 
nifcf;cn  $oc§mut(j$,  muß  aber  bennoeb  bem  göttlichen  SBeltvlan 
gum  SBerfjeug  bienen.  (§r  ift  ber  gürft  ber  fiberifc&en  ©eifter, 
welche  |tcb  in  gleicher  (SmvörungSluft  gegen  ilm  ergeben.  3«^ 
uenb  febaut  er  auf  bie  glutljen  ber  £in*e,  unb  fein  entftetlteö 
©viegelbilb  wirb  (ebenbig,  juin  ©eblangengeift,  Dvljiomor* 
yljoS,  bem  bamonifeben  &bm  in  ber  9catur.  ©efebreeft  bureb 
eine  Offenbarung  feiner  SSttutter,  auf  welche  bie  ©terngetfier  f)ov* 
eben,  fudt>t  er  biefe  burdj  bie  Silbung  beö  9Renfc6en  31t  befebaf* 
tigen.  Snbem  er  ifym  Seben  einfyaucbt,  bamit  er  ftcb  emporrichte, 
gel)en  bie  vneumatifcfcen  Steile  auf  ben  9)cenfcbcn  über.  2)a  er 
aber  vermöge  biefer  traft  ftcb  jum  33i;tl)o3,  bem  Urmenfcbeu,  ju 
ergeben  brol)t,  fuefot  Salbabaott)  ilm  bureb  bae  Sßeib  au  verlocken 
unb  bureb  fein  @efe£  ju  fneebten.  3)ocb  bie  Slcbamott),  fei  e6 
in  ©eftalt  ber  Schlange2),  ober  bureb  bie  ©erlange,  welche  fie 
fenbet,  bewegt  fie  jur  Uebertretung  beö  ©efe&eö  unb  verl)ilft  \{y 
neu  fo  $ur  greifyeit.  3war  ftöfjt  ber  3)emiurg  ben  SDcenfcben  in 
bie  Materie  t)inab  unb  »erfolgt  baS  Siebt,  boeb  bie  ©opfyia  rettet 
eö  vor  it>m  in  einer  Steige  vneumatifeber  äRenfiben,  wie  2lbel, 
<5etl),  9?oal)  u.  a.  3)ie  ^3ropt)eten  gehören  bem  Salbabaotl)  unb 
feinen  ©eiftern,  aber  einige  if)rer  Sßeiffagttngen  rühren  aueb  von 
ber  6ovf)ia  f)er.  3l(ö  fein  vfycbifcber  @f)riftuö  erfebeint,  fteigt 
ber  fyimmlifcbe  Gljrifhtö  auö  bem  ^leroma  l)erab,  bringt  in  bie 
^immel  ber  ©terngeifter  ein,  i()re  ©eftalt  nacbaljmenb,  um  ify 
nen  ben  legten  23eft£  beS  $neuma  ,511  entstehen,   unb  vereinigt 


1)  %\id)  $TütiitQ$  genannt,  nxie  naci>  (£pipl>.  fu  viel  aic-  nä^vy, 

2)  Tal)a  tcv  9?amc  ttr  Dptntcn. 


—     154    — 

ftcl;  mit  bem  nieberen  9)?effta£.  3)er  3)emiurgu3  bemerft  aber- 
ntet fobalb  baö  ifjm  verberblicfye  ^Beftveben,  (o  läßt  et  (einen 
6&rifht6  anö  Äreuj  fd;lagcn.  Dtnte  (Erfolg,  bcnn  bei  fyimmlü 
f$e  Oeniuö  fefct  ftd;  ungefel)eu  $u  feiner  Dienten,  unb  leitet,  iljm 
unbewußt,  alles  geifiige  geben  auö  ber  Materie  ing  *J3teroma  pui 
(Sd  gab  ©djattirungen  ber  Partei  »on  entgegcngefeljter  2lrt, 
3)ie  einen,  bie  ©etl)ianer,  ivanbten  fid;  mel)r  bem  biblifcfyen 
(Seifte  3U,  nnb  Ratten  größere  23eru>anbtfcr)aft  mit  ben  ©noftifem 
ber  erften  £)ain)tabtt)eilung ;  bie  anberen,  bie  Shuniten,  traten 
faft  in  baö  £eibentf)um  jurücf,  inbem  (ie  bie  fatanifd?en  sJJ?en- 
fec/en  beö  alten  £eftament6  für  bie  ^3neumatifer  erflärten. 

ß.     ©noftüer,    Welche    bie   ©dbfräubtgfcü   beö   gfyrißenttyums 
mit  Coörci§ung  »on  ber  früheren  entwicflung  behaupten. 

©aturninuö  ')  lebte  31t  ^abrianö  geit  in  2lntiod;ia. 
3n  feinem  (5t;ftem  fpielen  bie  6terngeifter  eine  gro£e  9volle.  sD?it 
it)reni  güljrer,  bem  ^ubengott,  wollen  fie  ftet)  ein  »on  bem  *J3le* 
roma  unabhängige^  jReid;  ftiften,  unb  erobern  eö  von  bem  %üx< 
ften  ber  £i;(e,  bem  «Satan.  Sie  fd)affen  ben  9ftenfcr;cn  a(6 
sIBäd;ter  beffetben  nadj  einer  aus  unenblid;er  gerne  herüber  bärti* 
mernben  8id;tgeftalt  beö  ^i^roma,  formen  il)m  aber  bie  aufregte 
(Seftalt  nict;t  geben,  biö  @ott  auf  it)re  3Mtte  fiel;  feiner  erbarmt 
unb  üneumatifd;e6  geben  l)inein  fenft.  SDer  ©atan  verfolgt  bie 
^neumatifer  burd;  Ü)ämonen  unb  t)t;lifd)e  9J?cnfd)cn,  bal)er  ber 
Subcngott  barauf  finnt,  feine  *|3fi;d)iier  burd;  einen  9)?effia3  31t 
befreien.  (Sr  r-erfunbet  il)n  burd?  einen  Sljeil  ber  ^ropfyeten, 
ber  anbre  unter  it)nen  bieut  bem  Satan,  pneumatifd;e6  ift  nid;t 
in  il)nen.  @ott  fommt  aber  biefen  §lnfd;lägen  jitöor  unb  fenbet 
Sc\u$  »om  ^immel,  roeldjev,  in  einem  Sdjeinteibe  auftretenb,  bie 
«£)errfd;aft  beiber  nieberen  ©eroatten  bricht.  —  2)ie  §lfcetif  war 
bem  fdjroffen  iDualiönutö  be*3  ©v;ftemö  entfvrecfyenb. 

Satian'2),  \»eld;er  auf  feiner  geiftigen  3u-fal)rt  enblid;  aud) 
in  bie  ©noftö  geriet!),    gehörte  naety  mand;en  Slnbeutungen  tjie? 


1)  Iren.  I,  24.  Epiph.  h.  23 

2)  Iren.  1,  28.  Clem    Str.  III.  föl.  460.  465  Colon.   Tawid  Jntmn  tcr 
flöget.  CftWe  1837. 


—     155     — 

tyttj  nad;  anbern  ju  ben  ©nofttfern  öd«  meljr  l)iftori|d?em  ©inn. 
3l)in  vorjüglid)  fcbjoffen  ficf?  Vereine  fäwhxmtxtffyw  Slfcetc» 
an,  bie  ^EyxQcaixai,  ober  IdnoTaxTixoi ,  cF(5()07ror()«airaTa/. 
(aquarii). 

ÜDiarcion  ')  fofl  ber  ©ofm  eineß  Sifc&ofö  von  ©inope  in 
*)3ontit8  gewefeit  fein,  ©eine  (Sntwicflung  erfolgte  ftoßweife  unb 
burd>  luftigen  3wiefpalt  l)inburd),  wie  tote  beö  $au(u8,  burd? 
beffen  ©Triften  er,  weint  nidpt  überhaupt  jiun  (£t)riftentl)um, 
bodj  gewi£  51t  tieferem  ctyrifilidjen  (Srnfte  geführt  warb.  Unter 
fcfyweren  inneren  nnb  anderen  Äämpfen  warb  ifjm  baß  (Sfwiften- 
tt)itm  ©ad)e  beß  ©emütfyeß  nnb  bcr  ©eftnnung;  baf  er,  eine 
praftifdje,  t>cn  fpecutativen  3ntereffen  wenig  zugängliche  9?atur, 
bennod)  von  ber  gnoftifcben  23etrad;tungßweife  mit  fortgeriffen 
warb,  ift  ein  23eweiß  von  ber  sJD?a$t,  bie  fte  über  baß  ß^italter 
übte.  (Sß  gefcfyal),  alß  er  gegen  150  nad?  9iom  nnb  bort  mit 
bem  ©noftifer  gerton  auß  2httiod)ia  in  33erbinbung  fam,  bef- 
fen 3)ualißmuß  ben  gerben  ©egenfa^en  in  SRawienö  innerem 
einen  Slußbrutf  lief).  SBenn  anbre  ©noftifer  burd)  ifyren  S3licf 
in  ben  religionßgefcb/icfytlidjen  3ufammen^)an9  feeu  3eitgenoffen 
vorangehen,  fo  tt)ut  er  baß  burd)  bie  fd)arfe  ^Bezeichnung  beß 
evangelifdmt  sj)iitte(punfteß,  worin  er  ein  9?ad)fo(ger  beß  *ßauutö 
unb  Vorgänger  Sutberß  ift.  Slber  wa()renb  jene  ©noftifer  bie 
©renken  beß  (S()riftentf)umß  ju  feljr  erweitern,  verengt  er  fte  un* 
gebübrlid?;  er  fucfyt  bie  ©eftalt  beß  urfprünglicfyen,  von  Suben^ 
tfyum  unb  ^)eibe-nt[)um  nicfyt  getrübten  (St)vtftentt)umß;  aber  fein 
fpringenber  ©ang  treibt  ifjn  am  3^  Vorüber  in  Äarrifatur  unb 
3rrtt)um.  Äein  ©noftifer  l)at  ber  Äirc&e  fo  nalj  geftanben,  alß 
er,  unb  bodj  ift  auß  jener  Urfad;  faft  feiner  fo  rauf)  jitrücfge* 
wiefen  werben.  (Sß  gefyt  burd;  fein  vielbewegteß  Seben  unb  bind; 
fein  ©vftem  ein  fd)mer$li$er  31*3/  ein  ©cfüfyl  ber  üBcrlafjenfjeit. 
Unerfannt,  verfd;mal)t,  verfolgt  31t  fein,  glaubt  er,  fei  baß  Sooß 
ber  Äinber  ©otteß  auf  (Srben. 


1)  Tcrtull.  adv.  Marcion.  Iil>.  V.  Iren.  1,  27.  (Pscudo-)  Origenes  de 
reeta  in  Deum  fide.  Sättig  (9lrmenifc(>.  Svjb.  5.  scc.)  M|<utbcn$bcfennimfi 
irre  9)?<uc.  in  3%  Seüfdmft  für  b.  Xhnl  1834.  I. 


—    156    — 

3>aS  <5t;ftem  biefeS  wenig  confequenten  CDenferS  ift  einfacher 
unb  tütfenfyafter,  als  bie  meiften  übrigen.  Sitte  baiin  ttorfommenben 
©eftalten  pflegt  et  nur  unter  (Einem,  bem  moralifcfyen  ©eftcljtsvunft 
3U  be$eid)nen.  3)er  f)ö$fte  ©ott  ift  bie  Siebe  unb  fjeifjt  bnrum  ber 
gute  ©ott1).  3f)m  ftel)t  ber  25emiurgoS  ober  3ubcngott, 
beffen  Sßefen  bie  ftrafenbe  ©ered;tigfeit  ift,  unvereinbar,  unb  ivafyr- 
fcfyeinlid)  als  ebenbürtiges  ^rineip  gegenüber.  2)aS  britte  ©runb* 
roefen,  bie  boshafte,  trügerifc^e  9J?aterie,  auf  bereu  Skftimmung 
ber  *ß(atoniSmuS  (Einfluß  gehabt  ()at,  »erbinbet  ftd?  mit  bem 
2)emiurg  unb  liefert  if)m  (Stoff  jur  SSelt*  unb  ^enfe^enbitbung. 
Seibe  fugten  ben  9J?enfd?en  in  ifyre  auSfd)liej3Üd)e  Sotmäfjigfeit 
gu  bringen;  bie  «£>i;(e  üerlocfte  bie  9J?ef)rjal)l  burd;  3bote,  bem 
3)emiurg  blieb  nur  fein  jübifd)eS  93olf;  ber  gute  ©ott  war  un* 
befannt,  unb  in  ben  9ttcnfd?en  fein  (Element,  baS  iljm  entfproc^en 
Ijätte.  93ergeblid)  fitste  ber  2)emiurg  burd)  fein  ©efe$  bie  «Ken* 
fdjen  ju  gewinnen  unb  31t  fc&retfen,  benn  es  war  feine  Äraft 
barin.  (Erbarmungslos  fcfyleuberte  er  2lbam  unb  bie  fpäteren 
Uebertreter  in  ben  <£>abeS,  »erlief;  aber  feinen  ©erretten  einen 
ÜWefftaS  mit  ftnnticfyer  9)?ad)t  unb  |>errlid)feit,  ber  fte  31p:  4perr* 
fdjaft  über  bie  Reiben  führen  werbe,  unb  ferfpraef;  ifmen  nad; 
bem  £obe  bie  Seligfeit  in  2lbra£)amS  (£d)oo(l  3)er  gute  ©ott 
überholte  jebod;  feine  rad)jud)tigen  kleine,  inbem  er  feinen  ©obn 
fanbte,  welcher  im  löten  3al)r  beS  SiberiuS  ^lö^lic^  unb  ofme 
bureb  *}3roy>l)eten  angefünbigt  ju  fein,  in  ©cbeingcftalt  in  bie 
933elt  eintrat,  ©eine  £f)atigfeit  beftanb  in  Offenbarung  ber  31t; 
»orfommenben  göttlichen  Siebe  an  bie  geiftig  unb  leiblich  üerfüm- 
membe  9D?enfd;l)eit  buret;  5el)ren  unb  äBunber,  31t  welchen  er 
aber  feine  materielle  sDiittel  gebrauchte.  Sa  bie  9J?enfd?en  fieb 
tljin  juwanbten,  sürnte  ber  Semturg  unb  ließ  it)n  freudigen.  Db> 
gteief;  fein  £ob  nur  ©d;ein  war,  tjatte  er  bocl;  roefentlicbe  23e* 
beutung  für  bie  (Srlbfung.  Senn  nun  ftieg  (EfyriftuS  in  bie  S^'ölk, 
erlöfte  bort  bie  (Empfänglichen,  vor^üglic^  bie  Reiben,  unb  führte 


1)  (£#  ift  eine  fcoflige  23erfeitnung  free  itbevtriebenen  ©upvnnniuvnliemitk? 
itttb  fpcjifif4Kn  <St)rijient(ntmö  free  Wnvcion,  in  friefev  9?erf}ettung  ton  ©ott 
roie  Dr.  @ue riefe,  Dei^mu^  51t  erblicfeti. 


—     157     - 

fie  mit  ftd)  in  ben  brüten  £immel.  2M  Unmuts  scrrijj  ber  2)e-- 
miurg  ben  23ort)ang,  ferfinfterte  bic  Sonne,  Quitte  ftd)  nnb  bie 
2ßeft  in  Iraner.  3)arauf  erfcbjen  Hjtn  Gljnfhiö  in  f)immliftf;er 
9J?ajeftat,  richtete  it)n  naeb.  [einem  eigenen  ©efefc  unb  ^wang  iljn, 
ftd?  ju  (einen  frommen  in  bie  $ö(le  ju  begeben.  (Sr  felbft  offenbarte 
fiel;  bann  bem?ßaulu$,  bem  ©uten  nnb  ©ereebjen,  welchem  alle, 
bie  an  it)n  glauben,  übergeben  werben.  2)er  ©taube  im  paulinifd)en 
©inne  wirb  a(6  baö  fubjeftipe  SÖefen  beö  @t)riftentl)um3  erfannt, 
auf  i|m  allein  beruht  bie  5Jt)ei(nar)me  baran.  fDaljer  ift  nad) 
93?arcion3  Styftem  fein  natürlicr),  fonbem  nur  ein  etl)ifcr)  bebing^ 
teS  Q3ert)a(tni{j  jum  (Stfangetium  twrfjanben.  (Sr  wollte  baö  all* 
gemeine  ^rieftcrtl)um  aud)  in  ben  ($imid;tungen  be3  ihtltu6  t)er* 
geftellt  wiffen,  unb  geftattete  fogar  ben  grauen  31t  taufen.  9?ad) 
biefen  ©runbfäijen  öerwarf  er  bie  @ef)eiml)altung  ber  Srabition 
unb  bie  attegorifd;e  Sd;riftaueslegung.  £)en  uiwerföi)nlid)en  ©e- 
genfatj  |Wifd)en  bem  alten  unb  neuen  £eftament  führte  er  in 
einer  eignen  Scbrift,  Sinti  tiefen,  buref?1).  3)ie  älteren  Sipo-- 
ftel  unb  ifyre  ©Triften  ließ  er  nicfyt  gelten,  weil  fie  inö  3uben* 
tl)um  surüergefunfen  feien,  fflux  ©in  (goangeltum,  am  meiften 
einem  r-erftümmelten  Sucaöeyangelium  äfynlid;,  unb  3el)n  paulint* 
fd)e  Briefe,  aber  ebenfalls  nad;  feinen  93orau3fe<3ungen  fritifd) 
bel)anbelt,  betrachtete  er  als  fcfyriftlid^e  9?orm  ber  (Srfenntnifj 2). 
Slucf;  fpäter()in  jeidmeten  fieb,  bie  Sttarcioriiten  burd)  23er>oqu* 
gung  ber  fd;rifttid)en  9?orm  r>or  ber  münblicben  Ueberliefcrung 
auö.  (Sie  ließen  aümälig  r>on  ber  Schroffheit  beö  Stifters  nacb,, 
behaupteten  aber  auf  eine  felbft  i>on  ben  fird)(id)en  ©egnern  am 
erfannte  Sßeife  ben  (Srnft  ber  Sittlid;feit  unb  bie  Strenge  ber 


1)  Aug.  Hahn  Antithcses  Marcionis  Gnostici  Über  deperditus,  nunc 
cjuoad  fieri  potuit  restitutio.  Regiom.  1823. 

1)  2lug.  £al,)tt  bnö  göaugel.  ÜWnrcionS  in  feine):  uvfyrüuglitfjen  ©ejktt, 
nebft  bem  öoflfianbigften  Sctocifc  bargefteftt,  bafj  t€  nietyt  fclbfräubig,  fonbern 
ein  fcerflümmelteö  nnb  toerfälfc^tcö  ÜucaSeöangelium  hmr.  ftöntg^b.  1823. 
£)<igegen  JTtitfdjl  ba3  @t>angel.  Wnrcionö  unb  b.  fanon.  Süang.  bc3  Suciitf 
fritifd)  unterf.  Xüb.  1846,  fudjt  ju  betoeifen,  im  5lnfd)Iu§  an  ©emier  unb 
Sichern,  bajj  baö  @t>.  5D?.  bnö  urfprünglidjc  unb  ba3  8uc  Gb<utg.  eine 
fivd;lic|ierc  Uebemrbcitung  fei,  eine  ifritif,  beten  aSürautffcinmgeu  nnb  Durch- 
führung nicht  »iel  Weniger  tt.uf(fürlich ,  ati  bie  marcionitifdjen  ft'nb. 


—     158    — 

9lfcctif,  feie  ei  yorgefd)rieben  fyatte.  —  3u  ben  meiinntrbigften 
©d;ülcrn  gehört  21  pellet,  ber  bem  9WonoK)ei$mu8  wieber  nä- 
f>er  fatti ' ). 

2.    ©noftifirenbeö  «Jpeibentfyum. 

Äarpofrateö  2)  lebte  unter  «£)abrtan  31t  Slleranbria.  Sein 
Aftern  ift  wefentlid)  auf  ben  imjjjif($*pantf)eifiifc&en  3been  be$ 
9?eop(atoniömu8  unb  S5ubt»f>atömuö  berufyenb,  welche  burd)  d)rift 
tiefte  (linflüffe  nur  formell  geanbert  finb.  2>a6  Urwefen  ift  bic 
Moväg,  bie  unterfd)ieb<Mofe  (Einheit  @otte3.  2)urd;  ©üttfce  finb 
bie  ©eifter  auö  bei  (Einheit  mit  ©ott  in  ein  (Sinjelbafein  getre- 
ten unb  fcroref)  bie  ©ewalt  beö  £emiurg  unb  feiner  (Engel  mit 
90iaterie  befeuert,  fo  ba£  fte  bie  Äenntnifj  @otte6  ttergeffen 
(bf&ij)  unb  bie  greifyeit  Verloren  fyaben.  £>ie  böfen,  weltfyerr* 
fd;enben  ©eifter  fyaben  bie  9Renfd)en  mit  (Erfinbung  ber  SSotfö- 
religionen,  ber  fittlicfyen  unb  politifdjen  ©efe^e  gefnedjtet,  unb 
faum  ba£  in  ber  9?atur  nod)  bie  urfpnmglid)e  2l(lgemeint)eit 
beö  33eft<je6  unb  @efcf/led)t8genuffe6  a(ö  ein  9teft  beö  göttli- 
chen ©tanbeö  »orfyanben  ift.  2)af)er  fommt  eö  barauf  an,  tf)eo- 
retifd;  burd)  bie  yvwaig  /uovadixrj  unb  praftifcb  burd)  lieber- 
tretung  ber  ©ebote,  in  bie  (Einheit  3urücfjufel)ren.  2)a6  ge- 
fammte  9?aturleben  ift  ein  2tu6=<  unb  Oiürfflufj  ber  90?onaes, 
beim  ber  ©eift,  roeld;er  In  menfdjliiter  $orm  nidU  bie  Holle  girei* 
Ijeit  erringt,  wirb  neuen  (Einforderungen  unterworfen.  3efüS 
nun  gehört  ju  ben  SRenfdjen,  weld)e  befonberö  fufjn  ba3  ©efe£ 
ber  S&eltgeifter  übertreten  unb  bie  (Erinnerung  an  bie  (Einheit  am 
fräftigften  bewabrt  l)aben.  2öie  er  unter  ben  3uben,  fo  fyaben 
Drpfyeuö,  ^t;tf)agora3,  $lato  unter  ben  Reiben  ein  Seifpiel  jur 
9?ad)af)mung  gegeben.  2)ie  Äarpofratianer  glaubten  fte  barin  $u 
erreichen,  ja  e3  it)nen  juttorjutljun.  ©leid)  3efu  erwarben  fte 
bamit  bie  Änberfraft,  unb  befliffen  fiel?  bafyer  fel)r  ber  üftcigie. 
©ie  üerel)rten  bie  Söüften  3efu  unb  anbrer  $l)ilofopben  mit  fyeib* 


1)  93gl.  Euseb.  h.  e.  V,  13.  <Sx  fcfyrtcb  avXköyia/iöl,  um  bie  SBibcr^ 
fprüdje  im  31.  %.  rmcl^utimfen;  ipavigdüas,  Stillegungen  ber  Dffen&iuungcn 
einer  £rjeofoprnrt  ^(»ilumene. 

2)  Iren.  I,  25.    Clem.  AI.  Str.  IV,  428—430  Colon. 


—     159    — 

mfdjen  ©ebräucfjen,    unb   bem  ©ofjne  fccö  ftarpofrateö,   ISpi 
p^aneö,    erbauten  (eine  ?htbänger   in  ©ante  auf  (£e$jaflemn 
einen  Tempel ' ). 

21ermlicr)en  ©eifteö  waren  bie  Sintitaften;  ^robicianer; 
9?ifolatten,  meiere  ben  3)iafonu3  9?ifo fattö  unb  bie  9?ifo= 
falten  ber  Slpofafypfe  ju  Vorgängern  fyaben  wollten2);  bie  ©i* 
montaner,  bie  in  ifyren  ganj  fcf/manfenben  ©tyttfretfärauö  aud) 
(amaritanifcfye  (Slemente  aufnahmen  unb  6imon  SJfaguS  alö  eine 
Cffenbarungöform  be3  ertöfenben  ©eifteS  betrachteten ,  ber  per* 
fernebenen  Golfern  auf  t»erfcbiebene  SBeife  erfebienen  fei3). 

3)?ani  unb  bie  93Zanid;äer 4). 
3n  ber  (Spocf;e,  reo  baS  orietttatifcfje  unb  griecr/ifdje  £eibent()um 
bie  frtjminbenben  Gräfte  jum  testen  geiftigen  2luffcr;roung  jufam* 
menraffte,  machte  SWant  (Mavi]g,  Manichaeus)  nod)  einmal  einen 
93erfucf>,  ba£  d()riftentl)um ,  beffen  nicfjt  bloß  auf  erliefe  S3ebeutung 
fief;  nid)t  mefir  verfemten  ließ,  tnö  ^>eibentl)um  r)inüber$u$ief)en. 
(St  fott  auö  einer  perfifetjen  sJ>?agierfamilie  flammen  5)  unb  ermarb 


1)  Clcm.  AI.  Str.  p.  428.     Seine  ©djvift  ntoi  Jiy.aioGvri]s. 

2)  «Bßt.  Iren.  I,  26.   III,  11.     Clem.  Str.  p.  411.  436. 

3)  Iren.  I,  23.  Uekr  bie  ©(ige  üott  ber  (Statue  be3  «Simon  ju  dlem  f. 
Justin.  M.  Apol.  Maj.  c.  26.  56.  ©iefeler  Ä.  ©.  I.  ©.  64.  «tfcanbev 
Ä.  ®.  I.  ©.  783.  Daö  ju  (tarnte  liegenbe  gftfhtm  iji  rtufgeflcirt  biivd;  bie 
1574  aufgefunbenc  23i(bfaule  be»  fatnnifrfjcn  ©otteö  Semo  Sancus. 

4)  Archelai  (35.  i).  ÄnSfar  —  i?tcttcict;t  Äcurfm  in  Sftefopot.)  acta  dispu- 
tationis  cum  Manete  in  Zaccagnii  collectaneis  monumentor.  vet.  eccles. 
Rom.  1698.  hinter  ben  SBerfen  beö  Hippolytus  ed.  Fabric.  Routh  reliq. 
sacr.  Vol.  IV.  Tili  Bostrens.  Iibr.  IV.  contr.  Manich.  in  Canisii  lection. 
antiqu.  ed.  Basnage  T.  I.  Alexandri  Lycopolit.  Xöyog  nnog  tu?  Mnvi- 
Xcdov  $o£«?  in  Combefis.  auetuarium  novissim.  bibliothec.  patr.  T.  II. 
Augustin  lib.  contr.  Epistol.  fundam  ,  contr.  Felicem  et  Fortunat.,  Opus 
imperf.  lt.  a.  mit  SrngmeiUcn  ans  ©faniö  ©djriftett,  im  T.  VIII.  ed.  Bened. 
—  —  Isaac  de  Beausobre  histoire  critique  de  Manichee  et  du  Mani- 
cheisme.  Amsterd.  1734.  39.  2  X.  Mosbem.  Commentar.  de  reb.  Clir. 
p.  728  sq.  SBrtlct)  SnttiUtrf  b.  itetsetfnftor.  £().  I.  Manichaeorum  indulgcn- 
tias  cum  brevi  totius  Älanichaeismi  adumbratione  c  fontib.  descr.  A.  F. 
de  Wegnern.  Lips.  1827.  g.  S(;r.  23anr  ba3  mrtutdjaifcte  SfteltgioitSfp- 
ftem.  £üb.  1831.  Sögt,  bie  JRecenf.  »on  ©dHtecfcnburgcv  in  tteol  ©tttb. 
Ürit.  1833.  III.    «fleanbev  ft.  ©.  I.  ©.824.  2.  Stuft. 

5)  Die  gvied)ifd;en  Stutoven  und)  (Jufebius?  be3  4.  unb  5.  Srtbrti.  f#ö>fen 


— '    160    — 

"Die  unter  ifynen  gangbaren  2ßiffenfd)aften,  50tat£)ematif ,  SRarur* 
funbe  unb  9)?ebicin,  in  bem  9D?afje  eines  an  ©cfyncülgfeit  ber 
2luffaffimg  unb  SStelfelttgfeit  Ijeröorragenben  ©eifteS.  Üöiäcfytiger 
noct>  ergriff  ir)n  bie  religiöfe  33eroegung,  welche  mit  ber  Reform 
beö  $nr|t6muö,  bie  bie  £l)ronbefteigung  ber  ©affaniben  beglei- 
tete, angeregt  würbe.  (£r  überzeugte  ftd?,  baß  ntcr)t  nur  3^toa- 
fterö  Religion  nocl)  fenntlidt)  fei,  fonbern  and)  baö  Gtljriftentijum 
auö  jübifd)en  SBerunftaltungen  fyergeftelft,  eine  Sßafyrijeit,  bie  mit 
bem  wahren  ^arfiömuö  ibentifd)  fei,  enthalte,  unb  bajj  er,  bem 
ber  ©lief  barin  geopet  worben,  ber  »on  (SfyriftuS  i>ert)ei0ene, 
bie  Offenbarung  v>ol(enbcnbe  ^araclet  fei.  93er  bem  SSerbad)* 
unb  9Mb  ber  Magier  flüchtete  er  um  270,  tüeUeid;t  bie  ©puren 
beö  23ubbl)ai6mu3  »erfolgenb,  ber  ftc^>  biß  nad)  Verfielt  verbreitet 
fyatte ' ),  in  beffen  urfr>rünglid)e  <5il$e.  $lad)  biefer  SÖanberung, 
bie  big  ßljjna  gereicht  l)aben  foll,  30g  er  ftcr;,  mit  bubbl)atftifct)en 
3been  befruchtet,  in  eine  ©rotte  in  Surfeftan  jurücf,  roo  er  eine 
3eit  lang  finnenb  unb  burd)  neue  Offenbarungen  erleuchtet,  Der* 
weilte.  2luS  bem  2)unfel  ber  ©rotte  trat  er  mit  feinem  tiefjtn* 
nigen,  gh"tl)enb  prächtigen  9?aturgebict?t  rjerfcor,  worin  er  auf 
eigentümliche  SBeife  baö  (Srjrijtentljum  unb  ben  sparfiömuö 
burd)  bie  Sßubbrjalerjre  ju  »ermitteln  fud)te2).  2Baö  er  tfyeilö 
in  ©emälben3),  tfyeilö  mit  ber  Serebfainteit  be$  @ntr)ufiaömu3 
unb  einer  fülmen,  crftnbungöreic|)en  ^fyantafie  in  ber  glan^enben 
©überfyracfye  feineö  2anbe6  barftetlte,  riß  bie  3ul)örer  l)in,  unb 
geroann  U)iu  ben  <2cr;u§  beö  Äönigö  ^ormiöbaö  (272),   ber 


fümmtlicb,  bie  5?ad;ri^ten  über  SDJamS  Scben  ciuö  bev  Dtj>utation  beö  Stvc^e- 
hm,  welche  btmiber  felbfr  nid)t  juuerläfftg  tjr.  9)?cf»r  Vertrauen  Reiben  bie 
orientnUfdjen  23ericf)terjfotter  bei  Herbelot  bibliotheque  Orientale,  sub  v. 
Mani.  Par.  1697.  50? i  t f  f>  o  u b  ©efd;.  ber  ©affaniben  bei  Silvestre  de  Sacy 
memoires  sur  diverses  antiquites  de  la  Perse.  1793.  Abulpharag.  Pococke 
speeim.  histor.  arab. 

1)  3Sgl.  S.  Stittev  bie  ©tutxt'tf  ober  bie  avc&ttcfton.  ©enfmalc  ber  inbo* 
baf  triften  Könige  jfra§e.    33erl.  1838. 

2)  Sögt,  bnfür  bef.  b.  SBcrf  toott  SBaur;  bagegen  ©dnteefenburgerg 
SRecenf.  ©tub.  ßrit.  1833.  III.  3lud)  ©iefetet  I.  ©.  305  ift  gegen  bie  2ln* 
nannte  be3  23ubbtjai3mu3  aU  Quelle. 

3)  3n  feinem  Sud)  Ertenki  Mani. 


-    161    — 

iQm  in  iDaöferel)  in  ©uftana  einen  fixeren  Slnfentfyalt  anwies. 
Slber  unter  (einem  9(act>fo(ger  Sepram  erlag  9J?ani  ben  Verfol- 
gungen ber  9)?agier,  unb  warb  wegen  feiner  Äefcerei  graufam 
hingerietet  (277).  @r  folgte  ber  ftreng  bualiftifd)en  (magu- 
fäifdpen),  bamafS  nicf)t  für  ortfyobor  geltenben  ^rincipienlefyre. 
Stuf  ber  glänjenben  £id?terbe,  umgeben  öon  ben  $wölf  dürften 
be6  göttlichen  9ieicf)e3,  thront  ber  Vater  beS  Siebtes,  ba3  reine 
Urroefen.  (Sr  burd?ftrömt  atfe6  mit  ©lücf  unb  ©utem  unb  burd> 
teuftet  afleö  mit  2ßaf)rt)eit ;  ja  £id)t,  (Srbe  unb  bie  reinen  ©ei* 
fter  ftnb  wieber  nur  er  felbft,  bie  ^eiligen  ©lieber  bee3  großen, 
unerfrfjöpflid)  reichen  ©otteS.  2Ba§  an  ©eligfeit  »orgeftelU  wer* 
ben  fann,  finbet  ftcf;  in  biefer  ©pf)äre  licfrter  «£)errlid;feit,  aber 
alles,  was  Slbfcfteu  unb  (Sntfe^en  erregt,  Dereinigt  baS  finftere 
Oieic^>  ber  Sftaterie,  bac3  9ieid)  ber  ©ünbe,  ber  tüelgeftatteten  Süge 
unb  ^äfUicfyfeit  unb  alles  Hebels,  namentlich  fein  9D?ittelpunft, 
üon  wo  ber  furchtbare  .fönig  beS  ©cfyrccfenS,  eingefüllt  in  ©türm, 
«Schlamm,  9?ebet,  Clualm  unb  licötlofe  ©lutl),  bie  fünf  unreinen 
(Elemente,  eS  beljerrfcfyt.  ©eine  ©efcfyöpfe,  r>on  ben  eintrieben 
blinber  Sßutt)  geftacfyelt,  ftnb  gegen  if)n  unb  unter  einanber  in  2luf* 
rut)r,  wenn  nidpt  ein  gemeinfamer  $einb  fte  »erbinbet.  2)ieS  ge* 
fd^at),  als  fte,  gegen  einanber  anftürmenb,  ftd)  erhoben,  unb  jum 
erften  ÜHale  ein  ©c£)em  beS  2icf)treid)eS  $u  ifjnen  brang.  ©ie 
befcfyloffen,  ftd)  beffelben  ju  bemächtigen,  ber  Vater  beS  SidjiteS 
aber  ftcllte  Söacpter  jum  ©$u£e  feiner  bebrol)tcn  ©renken  auf. 
!t)er  erfte  ©eniuS,  ben  er  aus  jt$  t)err>orgef)en  ließ,  bie  9J?ut* 
ter  beS  £ebenS  (^rrjQ  rfjg  £wrjg)  war  notf)  51t  ergaben,  um 
unmittelbar  mit  ben  3Rä$ten  ber  ginfternip  gemein  3U  werben, 
©ie  erzeugte  $u  bem  3wecf  baS  ttrbilb  beS  9J?enfi$en,  ben  Ur* 
menfdjen,  (S, ij r i ft u S  (dextra  luminis),  ber  gewappnet  mit  ben 
göttlichen  Gräften  ber  fünf  reinen  Elemente  jum  Äampf  fd)ritt. 
3n  bem  gewaltigen  ©treit  erlag  ber  ^elb  unb  würbe  iwn  ber 
Materie  »erklungen  fein,  wenn  nicf;t  ber  Vater,  $u  bem  er  flehte, 
if)m  jur  <£)ülfe  ben  lebenbigen@eift  (£wv  nvevfia),  gefdjaffen 
unb  gefanbt  fjatte,  welcher  it)n  empor  fyob  unb  it)n  in  ©onne 
unb  Sftonb  »erfefcte,  iwn  wo  er,   beS  SeibenS  überhoben  (Chri- 

11 


—    162    - 

slus  impatibilis,  vibq  ccvD-qmttov  dnaO-^g),  aufö  neue  feine 
©trabjengeffboffe  auf  bie  geinte  richtete.  3)ennocb  war  ein  £beit 
feiner  Lüftung  von  tiefen  feftgefyatten  wovten,  unb  fie  bildeten 
mm,  um  iljn  ^u  behaupten,  an  ber  ©renje  beiber  9teic^e  bie 
2Bclt.  3)ie  Materie  wart  babei  burct;brungen  von  Stc^t  unb  Sc* 
ben  (ipvyj  anävxiov)  nnb  ihre  3öilbt)eit  gefänftigt,  aber  jugleic^ 
baö  2ict;t  von  feiner  (Sinfycit  nnb  9ieinf)eit  fern  gehalten  (Chri- 
stus patibilis,  viog  ccvOqcouov  e/.inaOr)g)',  fo  bafj  im  ganzen 
2BettaU,  von  bem  mit  Siebt  unb  2)unfel  abwecbjetnben  ©ternen- 
t)imme(,  biö  ju  bem  ftiflen  Dringen  beö  ©eifteö  mit  ber  Materie 
in  ber  ^Pflanje,  ©lieber  ©otteö  mit  ©Hebern  bc3  feinbüchen  gür* 
ften  fieb.  gegenfeitig  binben.  Unter  bem  SBeiftanbe  be3  Sonnen* 
geifteö  befreit  fieb  immer  mefyr  von  bem  gefangenen  Siebte,  benn 
wo  nur  ein  Sehen  in  r»er  9iatur  fiel)  vollenbet,  fteigt  eö  aufwärts, 
unb  wirb,  geläutert  bureb  ben  .£>aucb  beö  beiligen,  ben  SIett>ev 
erfütlenben  ©eifteS,  in  bie  £immelöfcfyiffe  ber  Sonne  unb  beö 
SJtonbeö  aufgenommen,  bie  auf*  unb  nieberfteigenb  ober  ftcb,  füh 
(enb  unb  leerenb,  bie  Seelen  ju  bem  9teid?e  beö  Siebtel  fycim* 
führen').  £>cr  gürft  ber  9)?aterie  gewahrte  mit  33eftürjung,  wie 
von  ben  fiegreid)en  Singriffen  beö  Sonnengeifteö  fein  Sieicb  im* 
mer  tiefer  erffbüttert  warb  unb  in  ®efal)r  gerietl),  alteö  Sicf;t  wieber 
ju  verlieren.  2>arum  beftimmte  er  alle  dächte  feiueö  9ceicl;e6, 
baö  in  intern  23efitj  beftnblictye  Sicht  auf  it)n  $u  übertragen,  unb 
erzeugte  ben  -üDcenfcb en,  ber  bureb  bie  (Sonccntration  alter  lymm* 
lifctyen  unb  irbifd;en  Gräfte  jum  ÜÄifrof  o$mu8  warb ,  in  welchem 
üci$  ©efebief  berSSctt  ftdt)  erfüllen  fotl2).  (SS  wohnen  jwei  (Seelen 
in  feiner  23ruft3),  eine  auö  ©Ott,  bie  anbre  auö  ber  Materie4) 


1)  cf.  brttf  grngment  au$  beut  Thesaurus  bc$  9ttflni  frei  Euodius  de 
fide  c.  Manich.  c.  10.  Aug.  Opp.  ed.  Ben.  T.  VIII.  Append.  Viva  aninia, 
quae  earundem  (adversarum  potestatum)  nienibris  tenebatur,  hac  occasione 
laxata  evadit,  et  suo  purissimo  aeri  miscetur;  ubi  penitus  ablutae  animae 
adscendunt  ad  lucidas  naves,  quae  sibi  ad  eveetionem  et  ad  suae  patriae 
Iransfretationem  sunt  praeparatae. 

2)  cf.  Mani  frei  Aug.  de  natur.  boni  c.  46. 

3)  ©cijcit  öaur,  ber  bicä  leugnet,  f.  9?ennbcr  ©.856. 

4)  ögt.  Mani  ad  filiam  Menoch  frei  Aug.  Op.  imperf.  III.  §.  172. 


-    163    - 

(ipvyj  aloyog),  »erwöge  welcher  bie  JDämonen  jf>n  in  ü)rer  ©entölt 
§u  galten  bjofften.  SBenn  fie  erwarteten,  ba6  gefammeltc  £id;t  leichter 
bewachen  ju  formen,  fo  war  bagegen  bae>  $reil)eitftrebcn  beffetben 
befto  mächtiger  5  fte  fudjten  bab)er  ben  9J?enfcr)en  in  bie  9tei$e  ber 
©tnnti^feU  51t  »erfinden,  »erlotften  Unt  burct?  baö  SBeib,  unb 
bewirkten  mit  ber  23enncl)rung  be6  @efcblecf)teö  bie  3erftreuung 
unb  ©cr/Wäcf;ung  beS  Sichte?.  3UV  (Srlöfnng  beö  bebrtingten 
©eifteö  ftieg  enblid)  ber  ©onncngeift  t)erab,  unb  nar)m  ftnnlid) 
menfd)iicr)e  gorm,  bie  aber  aucr)  nur  gönn  unb  <2cf;ein  war,  an, 
um  burct)  biefe  Slnbequemung  ber  Sßafjrijeit  (gingang  ju  oerfcfraf* 
fen.  3n  bem  $reu$e6tobe,  ben  ber  gürft  ber  ginftcrnijj,  feines 
SBefenö  unhtnbig,  über  ir)n  »erlangte,  erbücft  bie  Seele  bie 
©cfnnerjen,  bie  fte  unb  aller  »on  bem  938fen  t-erwunbete  ©eift  er* 
leibet,  unb  bie  ptgleidj  bie  Materie  bezwingen  Reifen1).  2)aö 
3iet  ber  (Srlöfung  wirb  fein,  wenn  alle  ©eeten,  bie  für  bie 
5Bat)r(jeit  offen  finb,  aus  biefem  Slufcntljalt  ber  53u^e  unb  8äu* 
terung  in  baS  9teicr)  beö  93ater32),  auö  ber  (Sinjetljeit  in  bie 
93oUfommenfjeit  unb  (Einheit 3)  aufgenommen  finb.  !2ße(c()e  aber 
geinbe  ber  SBalirfyeit  unb  greunbe  ber  50?aterie  finb,  follen  baö 
SooS  ber  Materie  tfjeiten,  unb  muffen  a!0  2Bäd;ter  berfelben  in 
ber  oben,  jerf  lüfteten ,  nur  nod)  machtlos  wiberftrebenben  SRaffe 
ifyren  unwirttjfamen  2lufentr)alt  nehmen. 

gür  biefe  2ef)ren  waren  3Rani6  2luöfprüct)e  bie  9?orm  ber 
(Srfenntniß,  nad)  welchen  baS  alte  £eftamcnt  ganj  verworfen, 
bie  neuteftamentlic^en  (Schriften  ftarf  geftctjtet  würben,  weit  auefy 


1)  £>ie  ft)m6oItfd;e  23ebeutung  ber  ©eburt  burd)  bie  Sungfrau  unb  btö 
Setbenö  in  ben  SDorten  bcö  9)?<mtctmer£  gauftus  Aug.  c.  Faust,  lib.  XX. 
Spiritus  saneti,  qui  est  majestas  tertia,  aeris  hunc  omnem  ambitum  sedem 
fatemur  ac  diversorium ,  cujus  ex  viribus  ac  spiritali  profusione  terram 
quoque  coneipientem  gignere  patibilem  Jesuni,  qui  est  vita  ac  salus  ho- 
minum  omni  suspensus  ex  ligno.  Quapropter  et  nobis  circa  Universum 
et  vobis  similiter  erga  panem  et  calicem  par  religio  est.  Cf.  bie  neoioöoi 
'Anoaiölmv  Concil.  Nie.  Act.  V.  ed.  Mansi  T.  XIII.  fol.  167. 

2)  £>od;  (aSeint  bie  teleologifcfie  Setrrtdjtung  bie  eiltet  [pmtolifivten  9?<ttur= 
Vrojef[eö  feine^wegeg  ganj  iiberrounben  ju  fjrtbcn. 

3)  2?gl.  bnö  SBerf)äItm§  beö  ©nnf«™  unb  9?tvtvan<\  im  Subbtyafötmtö. 

11* 


—    164    - 

fte  burd?  Slnbequemung  @f)rifti  unb  Umwtlfommenfyeit  ber  jünger 
jitbifc&c  (Sinftüffe  erhalten  fyaben  fofften.  2Bie  bie  ©Triften  ber 
Äirdje,  fo  fotlte  fte  felbft  reformirt,  unb  bie  ganje  3af)t  ber  33e- 
leimet  beö  ^Saractet  in  jroei  Ätaffen,  Auditores  unb  Electi 
(Äatedjumenen  unb  ©foterifer),  geteilt  werben,  je  nad)  ber  (Stufe 
t>er  Stfenntnifj  unb  ^jeiligfeit.  3)ie  (Stecti  waren  in  baS  ©e* 
Ijeimnijj  ber  2löeinf)ett  be6  SebenS  eingeweiht,  unb  r-erletjten  ba* 
fjer  fein  SRaiurwefen;  in  ber  Materie  \djon  frei  tton  ifjr  werbenb, 
lefen  fte  bie  rjöcfyfte  Aufgabe  ber  ©ittltcjjt'eit,  unb  vollbringen 
bie  erlofenbe  33uf?e  für  fic^>  unb  bie  im  SSorbereitungöftanbe  be* 
finblict/en ').  £)enn  inbem  biefe  i^nen  bie  bürftige  ^flanjenna^ 
rung,  welche  bie  93oÜrommnen  genießen-,  barbringen,  vermitteln 
fte,  ein  fyeiliges*  ^rieftergef<f)lecr;t,  bie  Befreiung  beö  9?atur* 
(ebenö  unb  bie  ©ünbenr-ergebung.  ?lues  ben  (Slecti  würben  bie 
SSorftefyer  gewählt:  einer  an  (Sftrißi  unb  9)?aniö  ©teile,  12  ma- 
gistri,  72  2Mfcr/ofe,  unter  tiefen  ^re^btyteren,  2>iafonen  unb 
(Sr-angeliften2).  3l)r  ©ottegbienft  vermieb  ftnnlidjeö  ©erränge, 
unb  jerfiel  in  einen  £l)cil  für  bie  Slubitoren  unb  in  einen  fet)r 
geheimnisvollen  für  bie  (Slecti.  SBie  fte  eö  mit  ber  Saufe  gehalten, 
ift  unftd)er3);  ba6  2lbenbmar)l  feierten  bie  ßlecti  im  geheimen 
©otteäbienft.  2>en  ©onntag  begingen  fte  als  geft  ber  (Sonne; 
baö  .^auptjafyrcöfeft  warb  im  SDMrj  311m  Slnbenfen  an  Sßlamd 
^ärhirtob  gefeiert,  baS  geft  beö  2ef)rfturitö  (ßfact).  2)ie  Slfcefe, 
welche  aber,  wenigftenS  ju  2luguftinö  3^*,  iDecfmantel  grober 
Unftttlicr/feit  war,  unb  iljr  mtjftifcr)  gefyeimeS  SBefen  beförderte 
tie  Verbreitung  ber  9ttanid?äer.  2)iocletian  fd)on  erlief  ein 
graufameS  (Sbict  gegen  9Jcanid;äer  in  9?orbafrila4). 


1)  3dre  Stufgabe  bejeidmet  bnrdj  bau  Siegel  ber  SBeßfemmcn&eit  (rekeio- 
i>;«):  signaculum  oris,  manuum,  sinus. 

2)  Aug.  haer   32. 

3)  9t ad)  Ginigen  reurbe  fte  mit  Cel  erteilt.  9tto6fieim  nimmt  mit  Un= 
redu  eine  £aufe  an,  bie  einem  Z\)tü  ber  ©lecti  erteilt  toarb. 

4)  Lex  Dei  s.  Mosaicar.  et  Romanar.  legum  collatio  ed.  Blume.  Bonn. 
1833.  Slud?  bei  ©tefeler  St.  ©.  I.  ®.  311.  Die  Gcbtbeit  ift  ebne  t)in- 
(anglidien  ©ntnb  bejtoeifelr. 


—    165    — 

2)ie  yefyrentmitfiung  ber  fat^of ifc^en  &ird?e. 

2)ie  2Rifd)linge  be3  3ubent()umö  unb  |>eibentl)umö  mit  bem 
(Sfyriftentfyum  bejeicfynen  bie  ©renken,  $nufd;cn  welchen  fid;  bie 
.^jauptftrömung  beö  firdjlidjen  Sebenö  ergof,  welche  ftd)  burd) 
feftereö  Sefyarren  bei  bem  fcraftifdjcn  unb  gefc^ic^tüd;cu  (££)arafter 
be6  (Sfyriftentbumö  unb  bei  ber  apoftolifd;en  ©efammtlefyre  öon 
jenen  Parteien  unterfcbjeb ,  unb  in  28ed;felmirfung  mit  iljnen  bie 
»erfcfyiebenen  $id}tungen,  bte  fte  felbft  einfcfylof?,  beftimmter  auö- 
prägte.  (§6  tag  in  ber  9?atur  ber  ®ac^e;  bafj  biefe  fird)lid;e 
,£auptpartei,  überrafd;t  burd?  baö  brofyenbe  2Iuftaud;en  bei  ^iv 
refte1),  bie  frembartige  2ßiffenfd)aft  berfelben,  als  Srugbilb  beö 
4peibentl)um6,  anfangt  entfcfyloffen  »ort  fid;  ftiefj,  unb  baft  i£)nen 
gegenüber  bie  praftifd;e  ©eifteötveife  fieb  tfyeitö  ju  einem  bie  2Bif* 
fenfe^aft  tterfd)mät)enben  (Srtrem  fteigerte,  tfjeitö  um  fo  ineljr  ^u 
jübifd)artiger  @efe^lid)feit  neigte2)  3)od)  fo  balb  man  fid?  ein* 
gefyenber  mit  bev  ^olemif  befaßte,  empfanb  man  ba$  23eburfni§ 
einer  d)riftlid;en  9ßiffenfd;aft,  nx1d;e  nic^t  btofj  abwehren,  fon* 
bern  aud)  bie  fernblieben  Seiftungen  erfe^en  tonnte,  unb  faf)  ftd; 
genötigt,  in  ber  geiftigeren  «Gattung  ber  ©efammtbetracfytung 
ben  ©noftifern  nät)er  ju  fommen  unb  in  ber  (Srwägung  ber  gra* 
gen,  bie  fte  erörtert  Ijatten,  ifynen  nadjjugeljen.  Unter  bem  3«- 
fammenmirfen  ber  Slpofogetit  unb  ^olcmif  entftanben  bebeutfame 
Anfänge  einer  bie  allgemeineren  unb  befonberen  SBejie^ungen  beö 
(Sf)riftentf)umö  inö  2Utge  faffenben,  balb  me()r  rcaüftifd)en, 
balb  me()r  ibealiftifd;en  Geologie. 

JUeinafien,   wo  bie  legten  Slpoftel  il)re  gujjftapfcn  einge>- 


t)  A'ujtaig,  tton  ben  \)bi(ofo|>f)ifcf)cn  Parteien  auf  bte  fircfyticfjen  übertra- 
gen, bejetc^itet  bie  fubjeftiöc  Sfßiflfür  unb  ben  ©e^aratt^muß  gegenüber  bev 
einigen,  fatljolifcfycn  Äircfye,  welche  im  23efi$  ber  SBabrfyeit  fei. 

2)  £egefip|>uö,  ein  Subencbrijr,  befugte  (150—160)  SRom  unb  an* 
fcre  ^auptgemeinben,  unb  überzeugte  ftcb,  ba§  überaß  ber  firct?tict;e  23eftanb 
ber  ©emeinben  fei  ws  6  v6(xo$  xr\oünti  xal  ol  7iQo<ffjTcu  v.a\  6  xv~ 
qios  (Euseb.  h.  e.  IV,  22).  £>ie£s  erllärt  fid;  auS  bemDbigen,  unb  nötigt 
niebt,  ber  ganjen  Stircbe  einen  ebionüifcben  Sfyarafter  beijumeffen  (33aur  unb 
Scfcwegler).  £egeft>|nt3  gab  bie  StefuUate  feiner  Steife  in  5  33b.  vna- 
fxvrifiaia  ixxlijaiuaiixwy  ngagtaip. 


-    166    — 

brücft  f)atten,  blieb  aucfy  im  Saufe  beö  jmeiten  SaljrljimbertS  einer 
ber  bewcgteften  Steife  bei  Äirctyc.  Sie  ©nofi6  begegnete  t)ter 
im  SÄontaniömuS  ber  it)r  völlig  abgeivanbten  2lrt  beö  vraftifcfyen 
(Seifte*.  ^Daneben  bilbcte  fid)  eine  aufö  $raftifd)e  gerichtete, 
aber  nüchterne  unb  ciuö  ©$rift  unb  fircfylidjer  Ueberlieferung 
fd)ö>fenbe  Sitteratur,  welche,  befonnen,  einfach  unb  boc^  in 
fid)  mannigfaltig,  am  meiften  bem  entfvrad;,  ivaö  bie  Äivct)e  31t 
bem  3^rigen  ju  machen  fyatte.  Unter  ben  Sehern  biefer  Partei 
ragt  3renäu£  fjervor,  ber  in  *ßotyfarp$  Umgebung  feine  erfte 
Sugenb  verlebte  unb  fväter  ftd;  nad)  bem  füblicfjen  ©allien  begab, 
wclc^cö  mit  Äieinaften  im  lebhaften  $erfe()r  ftanb,  unb  wo  er  nart) 
bem  SRarttyrtobe  beS  *ßotf)inu$  SSifc&of  nutrbe  (177—202),  eines 
ber  nuc^tigften  9J?ittelglieber  in  ber  93erbinbung  beö  Orients  unb 
Occibentö.  3renäuS  t)at  auf  feine  3^it  ebenfo  fet)r  burd)  feinen 
gemäßigten  unb  jugleid)  fraftvollen  (Sfyarafter,  als  buref;  bie 
@rünblid)feit  unb  33efonnenc)eit  feiner  litterarifcf;en  Seiftungen  ge* 
ivirft.  2)en  ©noftifern,  in  bereu  (Sr^eugniffen  er  nur  grevel  unb 
£f)orl)eit  fiel)t,  ift  er  ein  unverföf)ntid;er  ©egner;  benn  obivofyt 
er  manche  tieffinnige,  geiftvolle  unb  einer  fpeculativen  (Entwirf* 
lung  fähige  ©ebanfen  vorbringt,  fo  tfyeilt  er  bod;  il)ren  fveeufa* 
tiven  £)rang  nid?t,  fonbem  tritt  el)rfurd;tSvott  vor  ben  göttlichen 
©ef)eimniffcn  jurücf,  anftatt  mit  unberufener  £anb  ben  (Schleier 
31t  fjcben.  2lber  überall,  wo  er  ben  eignen  6tanbvunft  beS  Sfjrt* 
ftentfjumS,  atö  einer  (Srfafyrung  beö  ^eileö  am  ©emütl),  wieber 
erfennt,  ift  er  offen  für  baS  9led)t  eigentümlicher  £el)re  unb 
©itte,  unb  weiß  bie  (Sinfyeit  ber  £ird)e,  bie  er  mit  23egeiftrung 
liebt,  ungeachtet  ber  §lbweitf;ungen  wol)l  31t  wahren  ').  (Sin  ©d;ü* 


1)  9lad)  einer  ©tetle  feinet  £<JWptt»e]ffe$  elty%os  y.«\  icvaiQonr}  u)g 
vritvd(x)vv/.iov  yvüaecog  lib.  V.  im  üb.  III,  11.9,  wo  er,  bie  3etnbe  ber  mott« 
t<ini(lifc(jen  ^ropljetie  beftrettenb,  ilmen  ttortm'rft:  ut  dc-num  spiritus  frustren- 
tur,  quod  in  novissimis  teinporibus  seeundum  placitum  patris  effusum  est 
in  humanuni  genus,  illam  speciein  non  admittunt,  quae  est  seeundum  Joan- 
nis  evangelium,  in  qua  paraclitum  se  missurum  Dominus  promisit  —  fdjetltt 
er  bem  Wontnni^muö  gmtjrig  getoefen  ju  fein;  boo)  l)at  er  nie  beffen  @e* 
fcfclicbf'eit  u.  ©cparnti^mnö  gebißigt.  9?ad;ricf)ten  über  H)\x  bei  Euseb.  V,  20. 
26  al.  2lu3g.  Ö.  T.  E.  Grabe.  Oxon.  1702.  R.  Massuet.  Par.  1710.  Iren, 
fragmenta  anccdoia  cd.  Pfaff.  1715.  Lib.  III.  c.  1—4  be£  ^au^tto>erfei?  Mtö 


—     167    - 

(er  bees  3renäuö  foÜ  ^ippoftytuö  geroefen  fein,  unb  wie  jener 
im  Orient  unb  Occibent  geroirft  f)abenl). 

3)er  ©egenfafc  beö  ©peculatiöcn  nnb  ^raf tifc^en ,  welcher  in 
Äteinaften  in  einen  engen  9vaum  $ufammengebrangt  n>ar,  (jatte 
Sugleid)  einen  auögeber/nteren  @$aupla|  unb  erhielt  r-ollftänbigere 
Shiöbilbung  in  ber  bur$  9?atur  unb  @efd)icb,te  bcbingten  öer- 
fcfn'ebenartigen  (Sigentfyümlicfyfeit  ber  morgen*  unb  abenblän* 
bifcfyen  Steile  ber  Äircfye,  je  nacfybem  in  biefen  ©ebicten  ber 
griecfyifcfye  ober  römifcbe  @eift  fjerrfcfyte.  SBenn  jener  ben  2Beg 
ber  (Srfenntuif?  »erfolgte,  fo  machte  biefer  bie  Organifation  beö 
fircbjidpen  Sebenö,  baö  (Staatliche  in  ber  £irtf)e,  ju  feiner  2faf* 
gäbe;  wenn  jener  in  fiifyner  Söfung  ber  Probleme  be6  3)enfenö 
©efafyr  tief,  bie  ©runblagen  beö  ßfyriftentfyumö  au$  ben  Singen 
ju  »edieren,  fo  ftanb  biefer  feftgemuqelt  in  ber  Ueberlieferung 
ber  SBafyrfyeit;  jener  ift  feiner,  beweglicher,  mannigfaltiger;  biefer 
au  berber  ©innlidfofeit  fyaftenb,  einförmig,  aber  gerabe  jum  ßW 
ftrcbenb,  fräftig  in  2Bort  unb  %l)at.  ©egeu  (Snbe  beS  ^weiten 
3af)rt)unberiS   30g   ftd)   bie   wiffenfe^afttic^e  Sfyätigfeit   »011   ber 


ber  latein.  Ueberfe^uug  um  ©ricdjifdjc  jurüd  überfefct  »on  3-  Xbtcrfd).  ©tut. 
Ultb  Ärit.  1842,  2  £>.  De  Irenaei  adv.  haer.  operis  fontibus,  indole,  do- 
ctrina  et  dignitate  scr.  A.  Stieren.  Gottg.  1836.  IDunfer:  bie  Sfyrifro* 
logie  bcö  t).  Srenäuö.  ©bttg.  1845.  —  3renäu3  (Schrift  über  bie  £i;perbatrt 
be$  g)auhiö  adv.  h.  III,  4.    9?eaub.  I.  ©.  1174. 

1)  ©eine  ©efdndjte  ift  febr  bunfel.  ©eine  ©Triften  Euseb.  VI,  20.  22; 
Hieron.  vir.  ill.  61;  Ebed  Jesu  (Weftorianer  bc6  13.  3a(jrb.)  in  Assemanni 
Bibl.  Orient.  III.  I;  unb  bag  SSerjeicbmfi  nm  gu§  feiner  ctu3  bem  6.  Sahrh. 
ftammenben,  1551  bei  Stom  gefunbeneu  ©tatuc.  £ienad)  roar  er  ein  fel)r  ge- 
teerter 9)? (tnn,  <utcb.  ber  3lftronomie  htnbig,  unb  beregnete  juerft  einen  16jat; 
rigen  Dfterc^chtö.  $ergl.  Sbelerö  £anbbuch  ber  etjrcnol.  II.  ©.214  flg. 
(Sinen  ©djüler  beö  Srcnäuö  nennt  ü)n  5)l)o tiu^  cod.  121,  boeb,  roirb  bie 
3?id)tigfeit  feiner  Angabe  uon  ©tefeter  bejnmfelt.  9?<idj  (htfcbiuö  ift  er 
33ifct)of ,  bem  Chronic,  paschal.  Jltfoige  in  I'ortus  Ronianus  b.  i.  Ostia,  toaö 
»ort  (Späteren  auf  ?tben  in  Slrabicn  gebeutet  roirb.  P  rüden tius  7n-<jl  are- 
(puvmv  hynm.  11  rebet  tton  einem  noöattanifdKit  9Juirh;rcr  gl.  9?nm.,  tv-o* 
mit  nad)  bem  Vorgänge  Weiterer  ©iefeler  unb  9? t ebner  ihn  itrntifijiren. 
©.  über  j$it  Haenell  de  Ilippolyto.  Gottg.  1838.  .1.  E.  Kimme]  de  Hippol. 
vit.  et  scriptis.  Jen.  1839.  ©ciueefe  in 3l(g.  3eitfd;r.  f.  l)ifr. S(;cot.  1842.  iy. 
»efonberö  ©tefeter  fl.  ©.  I.  I.  ©.341  flg.  —  2lucnj.  bev  SBetfe  »ou  Fa- 
bricius.    Hamb.  1716.    2  Yirl  .^)ji^füra    V   '~  J-'*—^?—  mt' 


—    16b     - 

fleinaftatifcfyen  nacr;  ber  africanifcfyen  Äüfte,  befonberS  nad; 
i^ren  ,£>auptftabten,  2lleranbria,  unb  niri)t  ol)ne  Stenauö  (Sin* 
wirfung,  nad)  Äartfyago,  wo  bie  ftärfften  ©egenfatje  innerhalb 
ber  fatl)otifd)cn  Äircfye  abermals  auf  eine  geograpl}ifct)e  Sinie  ge* 
fefct  waren.  2>enn  in  2lleranbria,  wo  man  bie  (Srinnerung 
an  baö  menfcfylicr)  ©djiöne  unb  (Sble  ber  gricd)ifd)en  Vergangen- 
heit nicr;t  (äffen  mochte,  entftanb  jene  ibealiftifd)e,  ber  ©noft6 
»erwanbtere  2Biffenfcf/aft,  bie  ben  weltburcf;bringenben  Srieb  beö 
G>t)riftentt)um6  in  ftd)  aufnahm,  wogegen  bie  rcaliftifd)e  beS 
weftlid;en  Stfricaö  bie  ©elbftanbigfett  unb  Unabhängigkeit  beö 
(SfwiftentfyumS,  unb  je  weiter  ber  (Einfluß  beö  9)?ontaniömu8 
reichte,  mit  befto  heftigerer  Slbftoßung  ber  (Elemente  fyeibnifdjer 
SSilbung,  ju  bewahren  trachtete.  3n  jenem  ©i^e  einer  alten  unb 
reichen  33ilbung  erhielt  aud)  bie  cryriftlidjje  2Biffenfcf)aft  suerft  in 
einer  ©dntle  eine  bauernbe  sßfianjjtätte,  anftatt  wie  biöfyer  an 
f;eibnifd)e  Spulen  unb  an  serftreute  d)rtft(icf/e  Sefyrer  gebunben 
ju  fein.  ^Dagegen  beruhte  bie  weftafricanifdje  5Xf)eotogie  faft  aU 
lein  auf  bem  gunbament,  baö  ber  originellfte  9J?ann  biefer  3al)r* 
fyunberte,  ber  baju  felbft  erft  ben  33oben  ebnen  mußte,  it)r  gelegt 
fyatte.  (So  war  O.  ©eptimiuö  glorenS  Sertullianuö,  ge* 
boren  um  bie  Sftitte  beö  ^weiten  3a()rt)unbert6  als  ©of)n  eineö 
(Eenturio  in  $artt)ago,  fpater  wafyrfdjeinüdj  $f)etor  ober  Slbr-ocat 
in  9ftomj  nac^bem  er,  iwn  ben  Süften  beg  .£>eibentl)umö  fict)  lo&= 
reißenb,  jum  (5£)rtftentt)um  übergetreten,  5)3reöbt)ter,  r>ermutf)licr) 
in  $artf)ago.  SBeiterfjin  warb  er  ÜJiontamft,  waö  fein  bebeu- 
tenber  (Sprung  für  ifjn  war,  unb  wirb  eö  wof)l  geblieben  fein, 
obgleid)  alte  üftadjricfyten  r>on  einer  9Ktcffer)r  $ur  .^irdje  reben1). 
£ertuttian  ift  ein  füijner,  raftiofer  ©eift,  öon  fo  großer  griffe 
unb  gülle,  baß  in  ber  langen  9?eil)e  feiner  ©Triften  öon  Slnfang 
biß  (Snbe  feine  2lbnaf)me  ber  Äraft  31t  fpüren  ift.  (Er  bellet  leb* 
fyafteö  ©efüf)t,  ftarfe  unb  bewegliche  *$l)antafte ,  eine  fraftige, 
auf  fernigem  9tealiömuö  beruf)enbe  Sluffaffung  beö  Sebenö;  er 
malt  mit  erfeptternber  ©ewalt  beö  @l)riften  ©eligfeit  im  £immel 
unb    auf  (Erben,    unb   baö  33erberben  ber  fünbigen  2Belt;    er 


1)  Aug.  ha  er. '16.     Praedest.  haer.  86. "26. 


-    169    — 

ftrbmt  begeifterte  Siebe  unb  leibenfd)aftli$en  $afj  auö;  aber 
trofc  aßen  23orbebingungen  cineö  SSicfyterg  unb  Oiebnerö  ift  er  ein 
geinb  ber  .fünft  unb  ofyne  9Jtap  unb  gönn.  2)ie  liefen  ber 
SNjnung,  Scharfe  beö  3$erjianbe0,  treffenbe  ©ewalt  beö  2Öorte$, 
entlegene  ©elefyrfamfeit,  ftel)en  i()m  ju  ©ebot,  bod)  bie  Drbnung 
etneö  ©tyfteme«  fommt  [o  wenig,  als  bie  Harmonie  feiner  «Seele 
flar  an«  8ic$t,  unb  oon  einer  (Seite  jur  anbern  gerijjen,  läßt 
er  ungeachtet  feineö  angeftrengten  «Ringen«  Ijauftg  boefy  nur  ben 
unbefriebigenben  (Sinbrucf  ber  SßiUfür  jurücf.  ©eine  ©Triften 
ftnb  faft  alle  »on  polemifc^en  Sejieljungen  burcfybrungen,  fei  e6, 
baß  er  ben  «£>erm  ber  SBelt  bie  ©ruft  entgegenwirft,  ober  bie 
nod?  gefährlichere  $la$t  beö  t)eibnifd)en  Sebenö  unb  SBiffenö  ab- 
mMf  ober  t>a$  er  feine  2)ogmen  unb  bie  ftnftere  ©trenge  feiner 
©ittenlef)re  gefjen  anbre  fircfylicfye  Parteien  bertfjeibigt.  3m  Äamyf 
ift  eö  auet;,  wo  bie  wiberftrebenben  Gräfte  in  ifjm  felber  wad) 
werben.  Sßenn  er  ben  ©egner  im  ©türm  angreift,  il)n  unerbitt* 
licfy  twn  einer  Sonfcquenj  jur  anbern  brängt,  wenn  er  iljn  mit 
Sift  umgarnt,  mit  ©opl)iömen  blenbet,  mit  fyerbem  Sßifc  über; 
fluttet,  überall  wtrfen  großartige  Gräfte,  reine  unb  unreine, 
burd)  einanber.  (Sr  ift  ein  93ulfan,  ber  in  prächtigem  SluSbrud? 
Stammen,  föftli^eS  ©eftein  unb  ©cfytacfen  »on  ftd)  wirft1. 

3)ie  d)arafterifttfd)en  unb  einflußreichen  Stiftungen,  ber  9Jcon; 
taniSmuö  unb  bie  ate.ranbrinifcfye  £t)eologie,  erforbem 
noef)  eine  nähere  23efpre#ung. 

1.    3)er  s3Jcontani3muö. 

3ür  bie  frühere  3eit:  Euseb.  h.  e.  V,  3.  14  - 19.  Epiph.  h.  48.  49.  ftür 
bie  fpatere  3eit:  £ertuUian$  montanifr.  ©Triften,  befonbers  de  ex- 
hortatione  castitatis;  de  monogamia;  depudicitia;  dejejuniis;  de  vir- 
ginib.  velandis.  Acta  Perpetuae  et  Felicitatis  bei  Ruinart  Act.  prim. 
Martyr.  u.  Munter  primordia  ecclesiae  Africanae. —  G.  Wernsdorf 


1)  3lu£gabe  ö.  Rigaltius  1641;  ».  Semler  1770.  £anbau%  ».  L.  Leopold. 
Lips.  1839.  SSfll.  Moshemii  dissert.  ad  histor.  eccles.  pertinentes.  Vol.I. 
J.  A.Noesselt  de  vera  aetate  ac  doctrina  scriptor.  qu.  supers.  Q.  S.  Ter- 
tulliani  dissertat.  III.  in  feilt  Commentat.  ad  histor.  ecc.  pertinent.  Hai. 
1817.  «fleanberö  2(ntignojKcu3,  ©eijt.  besS  Settutttatu  Seil.  1825.  47. 
Sngl.  baju  bie  SReccnf.  »on  Colin  in  bev  £<ifl.  gütexat.  3«*-  1828. 


-     170    — 

de  Montanistis  secul.  secund.  haereticis.  Gedan.  1751.  Mosheini. 
Conimentar.  p.  410  sq.  SBaldj  Äefterliiflor.  I.  ©ctjroegler  ber  9)?on« 
taniömuö  unb  feie  djrijtl.  Äircfye  fceö  2ten  %at)x\.  Sübing.  1841.  £e([en 
nacfjapojiol.  3eitalter  II.  p.  259  sq.  9?eanber  Ä.  ©.  I.  II.  ©. 
877  flg.    ©eff.  3lniignojHeu3. 

9D?ontanu£,  au£  bem  tofyn;gifct)en  ©renjflecfen  Slct>aban 
gebürtig ,  obwohl  ein  SO?ann  Dort  untergeorbnetem  Talent  unb  ge> 
ringer  23ilbung,  gab  bennoef;  balb  naej)  ber  ÜWitte  be6  Reiten 
3af)rJ)unberte  ben  2lnftojj  $u  einer  lang  anfyaltenben  Bewegung  l). 
2)rang  von  stufen  unb  Äamüf  im  Snncrn  erfcf;ütterte  batnalö 
bie  ©emeinben  Äleinaftenö,  legte  bie  grage  naef;  ber  99Bat)vf)eit 
unb  nad)  ber  3wö«läfftgfett  beö  ßvangeliumö  iebem  nafje,  for* 
berte  jum  (Srnft  beö  SebenS  auf,  erregte  ©efül)l  unb  *pi)antafte, 
unb  fcfyien  ben  jroifdjen  gurcryt  unb  greube  ©c^vanfenben  baS 
9?af)en  ßljrifti  jur  Seenbigung  be$  SÖeltlaufeö  »orjubebeuten. 
9Äontanuö  erflarte,  vielleicht  nacfybem  günftiger  (Srfolg  (ein  ©elbft* 
vertrauen  gehoben,  er  fei  ber  ^araflet;  bie  votlenbete  293af)r* 
r)cit  aber,  in  welche  er  einzuführen  fucr)te,  entftanb  iljm  baburef), 
bafj  er  bie  afcetifd)e  unb  gefefctic^e  üenbenj  ber  Sät,  bie  umge* 
fyenben  2lnftd)ten  von  bem  93erfjättnlfl  beö  Natürlichen  unb  lieber* 
natürlichen  in  ben  göttlichen  Offenbarungen  unb  von  ber  (Sec^a* 
tologie  mit  einer  geroiffen  roljen  (Sinfcitigfeit  ergriff,  unb  bie  ein* 
jelnen  Elemente  gleicr/fam  in  bem  geuer  be$  übermannten  ©e* 
füljlS  unb  ber  ftnnlicben  (SinbUbungöfraft,  welche  bem  *ßljri;giet 
eignen,  jüm  ©uffe  f^molj.  %on  feinem  vraftifet;  im;ftifcr)en,  auf 
bem  auefcr/ließlicfc-ften  ©uvranaturaltemuö  genommenen  ©tanbvunft, 
fyattc  er  feine  Slnerfennung  für  bie  Seiftungen  menfcr;licf)er  fünft 
unb  2ßiffenfd?aft,  unb  biefe  vietiftifef/e  Slbneigung  gegen  fte  »er* 


1)  Ueber  bie  3eitbefHmmung  ju  tergl.  Tertull.  adv.  Prax.  c.  1:  ein  ri>= 
mif$er  33ifct;of  t?abe  mit  ben  9J?ontanijten  auf  $rrtrea$  Eintrieb  gebrochen, 
ber  it)in  brtö  23erfat)ren  feinet  Vorgänger  (?lnicct  unb  ©et«)  bnbei  jum  2»u= 
fter  nufgeftcKt  fycibc.  9iad)  ber  gefoB&nltdien  Slnnabme  ift  jener  Stfd)of  25  i* 
clor,  nad)  9?eanber  SleutfyeroS  (170  —  185),  weil  baö  Verbauen  nidjt 
ju  23ictor£  ßbarafier  jtimme  (2üttignoft.  @.  485).  3m  erfien  galt  ift  bie  3eit* 
beftimmung  bei  Eus.  Chronic,  für  «KontanuS  auftreten,  171  n.  Sbr.,  juläffig; 
im  ^weiten  ift  eine  frühere  anjuuehmen,  nad)  fteember  unter  Sinket  ».  9tcm 
(—161),  reoju  SlpoUontuö  bei  Euseb.  h.  c.  V,  18  unb  Gt-ipbaniuö  3<u)r 
171  vajjtc.    ©iefeler  Ä.  ©.  I.  ©.  287  cntfdjcibet  ftd)  für  Victor. 


—    171    — 

blieb  fein«;  9?id)tnng.  Sie  5lbftd)t  babei  war,  bie  ©etbftänbig* 
feit  beö  (Sl)riftentl)um3  gegenüber  bem  3ubent()um  nnb  Reiben* 
tfyum  31t  ftcfyern,  aber  er  erreichte  baö  3'\ü  fo  wenig,  baß  er  mit 
allen  Slnfängen  einer  reiner  dpriftlicljen  ©eftattung  beö  Sebenö 
ftdj>  nur  um  (0  tiefer  in  ein  neueö  3ubentt)um  u>erftritfte 1).  (So 
laffen  fid)  mehrere  2lbfd)nitte  ber  inneren  (Sntwitflung  beö  Sfton* 
taniömuö  unterfd)eiben :  ber  Slnfang,  wo  baö  2lltteftamentlid)e 
aud)  auf  bie  gorm  ber  Offenbarungen  beö  3Äontanu8  unb  feiner 
Begleiter  am  ftärfften  einwirkte2).  2lllmältg  würben  bie  Offenbar 
rungen  meljr  auf  ©fyriftuö  jurücfgefül)rt.  23efonberö  wichtig  ift 
ber  ßutritt  Sertullianö,  ntcfyt  nur  für  bie  äußere  ©efcfyicfyte 
beS  SÄontaniömuö  im  Slbenblanbe3),  fonbem  »oqüglic^  für  bie 
wiffenfcfjaftltcftere  Sluebilbung  beffelben,  weöfyalb  feine  Schriften 
bie  inf)a(treirf)ften  Quellen  finb. 

£>er  9ftontani3mu£  l)ielt  bem  Stabiliömuö  ber  £rabition  eine 
(ebenbigere  Sluffaffung  beö  (S()riftentl)um3  entgegen.  2)a3  Dieid) 
©otteS,  behauptete  er,  fyahe  feine  (Stufenfolge,  unb  fei  mit  ber 
(Srfd&einung  beö  ^jaraflet  in  baö  Sllter  männlicher  Steife  getre* 
ten4).  Slber  ba  bie  SBeiterbilbung  nicfyt  »ermöge  ber  menfcfyli* 
djen  Vernunft  in  2lu3arbeitung  ber  einmal  in  il)r  unb  ber  t)ei(. 
©d)rift  niebergelegten  ctyriftlicfjen  ^rincipien,  fonbem  unorganifd), 


1)  Dr.  ©djtt-egler  betrautet  ben  9)Jotttani£mu6  al£  eine  jofyanneifdje 
ßnttindlungöform  beö  SbiüniH^mu^,  für  toeldje  er  feinen  perfonKdjen  Urljefcer 
nöttjig  r)alt,  nnb  baljer  geneigt  ijr,  Wontamtö  für  eine  mt)tt)ifc|e  $erfon  ju 
erklären.  Sei  jener  £|>potbefe  liegt  bie  früfjer  eemerfte  fcertoirrenbe  Unfee* 
ftimmt^cit  beö  Öegriffeö  beö  (£bioniti3mu3  ju  ©runbe,  tv>e(d;er  jnfotge  aud;  im 
Wontaniömuä  nidpt  gefdueben  tuirb,  roaö  national  jübifd;  nnb  allgemeine  ©e* 
fejjlidjfeit  ifr;  ferner  bie  Wiflfürlidjfre  Äritif  beö  ©uang.  3ohanniö  unb  feiner 
9?ad,)  roirfungen. 

2)  SSgl.  Epiph.  48,  11:  ö  Moviavog  Xeyti'  iya>  xvqiog  6  &tog  6  nav- 
Toy.QMTWQ  xcactyivöi.(£i'os  Iv  c<v0qw7io)'  ovrs  uyytkog,  ouit  nqiaßvg,  «AA.' 
iyco  xvQtog  b  ösög  nai)]Q  rjkOoi'. 

3)  @.  ©iefeler  St.  ©.  @.  288.  289. 

4)  Virg.  vel.  1.  Sic  et  justitia  (nam  idem  Deus  justitiae  et  creaturae) 
primo  fuit  in  rudimentis,  natura  Deum  metuens;  dehinc  per  legem  et 
prophetas  promovit  in  infantiam;  dehinc  per  evangelium  efferbuit  in  ju- 
ventutem;  nunc  per  paracletum  componitur  in  inaturitatem.  Ilic  crit  so- 
lus  a  Christo  magister  et  dicendus  et  verendus.  Hunc  qui  reeeperunt  vc- 
ritatem  consuetudini  anteponunt. 


—    172    — 

burcb,  neue  Sttfpirartonen,  cjefc^efjen  follte,  \o  warb  an  bie  Stelle 
ber  (Sntwicflung  eine  >J3erfectibilitat  beö  (£()riftentt)um6  gefegt. 
2)ie  3nfpiration  auf  ber  fjödpften  Stufe  unb  in  ifyrer  eigent- 
lichen ©eftalt  ift  bem  9)?ontani3mu6  jufolge  s$ropf)etie,  unb  jwar 
wirb  bie  Eingebung  ber  SBafyrljeit,  nad)  ber  unter  ben  aleran- 
brinifcfyen  Suben  unb  ben  älteren  &ird)enlel)rern  bcS  jweiten 
3ar)rf)unbert£  gangbaren  2Öeife,  unter  gänjticfyer  ^affimtät 
»cm  «Seiten  beS  menf  et;  liefen  23cwufjtfein3  gefcf?et)enb  iwrge* 
ftellt1).  (§3  war  bie  ^c'ü,  wo  t>er  ©eift  nicfyt  mel)r  in  ber 
überwaltigenben  unb  fprüfyenben  Steife,  wie  in  bem  alten  Sefta^ 
ment  unb  ben  Slnfängen  feiner  neuteftatnentlid)en  Sluögieflung  auf 
baö  33ewuj3tfein  wtrfte,  wo  er  in  organifd)er  3)urcr/bringung 
@igentl)um  ber  SSemunft  nad)  ben  verftf;iebenen  9iid;tungcn  ber* 
felben  ju  werben  begann,  wo  bafyer  aud)  bie  ftnnlid;en  SBunber 
erftarben,  bie  SBeiffagung  Derftummte,  unb  man  r>or  bem  ftitten 
Sluge  befonnener  gorfcyimg  bie  @$A$e  ber  eüangelifc^en  SÖafjr* 
f)eit  ausbreiten  fud)te.  Slber  grabe  jene  fliefyenben  ©rfc^einun- 
gen  ftrebte  ber  SÄontantömuö  feftjufyalten,  unb  je  gewaltfamer, 
je  mefyr  gegen  bie  ©efefce  gefcfyidjjtlicfyer  (Sntmitflung  er  eö  »er* 
fuef/te,  befto  meljr  wiberfpracf/en  feine  Sftacfyafymungen  bem  GtfyrU 
ftentt)um  unb  ber  gefunben  9fatur.  9)2ancye3  barin  f)at  unzwei- 
felhafte 93erwanbtfcb,aft  mit  bem  ©onnambuliömuö  unb  ben  (Sf- 
ftafen  beö  fyeibnifcryen,  befonberö  be6  pt)tt;gifcr/en  jtultuö2),  unb 
bennoefy  behaupteten  bie  ÜDfontaniften  bamit  über  baö  2D?ajj  beö 
©cifte6  in   ben  Slpofteln   fjinau^ugefyen3).     3)ie  reichere  gülle 


1)  Epiph.  48,  4:  6  Moviccvög  ifyjaiy'  läou  uvöQwnog  wgil  Xvga  y.uyo) 
inia/jcu  wgtl  nlijxTQOV  6  äu&QWTiog  xoifitirat  xayta  yQrjyogw-  idou 
xvgiög  Zotiv  ö  ixaxavtav  xagdiag  kvöqu>71wv,  xal  didovg  xagdiag  av~ 
&Qü>notg.  cf.  (Justin.  Mart.)  Cohort.  ad  Gr.  8.  Tertull.  adv.  Marcion.  IV, 
22:  In  spiritu  homo  constitutus,  praesertim  quum  gloriam  dei  conspicit, 
vel  quum  per  ipsura  deus  loquitur,  necesse  est  excidat  sensu,  obumbra- 
tus  scilicet  virtute  divina.  Die  gorberung  ber  QrfftajtS  rief  3Biberf|mi$  ^er- 
»or;  fo  be3  SffyctorS  59?Utiabe3  in  feiner  Schrift  mgl  toü  ^  falp  tov 
7iQ0(ff\ii]v  tv  IxoTÜati  Xcdiiv.  2Ut<$  bei  ber  aleranbrinifct;en  <5d)iüe 
Clem.  Str.  I.  p.  311.  VI,  p.  647.   Orig.  in  Joan.  VI.  §  2. 

2)  Tertull.  de  anima  c.  9. 

3)  Act.  Perpet.  praef.  Majora  reputanda  novitiora  quaeque  ut  novissi- 
»niora,  seeundum  exuberationem  gratiae  in  ultima  saeculi  spatia  decretam. 


-    173    - 

folttc  firfy  junädjft  in  b«r  allgemeinen  SluSgiefjung  über  bie  *oev 
fc&iebenen  5lttev6ftufen  unb  bette  @efcf?lecf)ter  befunden  (3oel  c.  3.) ; 
bafyer  namentlich  Prophetinnen  ftety  »etnefymen  liefen,  Wa* 
rimilta,  $rifci(la  u.  a.  Sie  Autorität  ber  3nfpirirtcn  fefcte 
man  bem  2lnfef)en  ber  £ierarcr/ie  entgegen,  bie  ©eifteSfirc^e  (spiri- 
tales)berfIeifc$U$en(psychici);  erflarte,  t>aS  allgemeine  $rie* 
ft erregt  gegen  jene  wahren  ju  muffen  nnb  t>erle^te  e<3  felbft  bureb 
neue  Seöorjugung.  £cr  Sntjalt  ber  Offenbarungen1)  läfjt  ben 
traditionellen  Sefyrgrunb  ungeänbert  befielen2),  unb  giebt  nur 
Slnweifung  ju  polemifc^er  2lnwenbung  für  bie  ©egenroart;  ber 
gortfc&ritt,  ben  fte  enthalten,  liegt  für  tiefe  ptaftifc&e  «Richtung, 
ber  baö  GSjjrijtentljum  ein  neues  @efe$  (nova  lex,  Tertull.)  ift, 
»ornefymlid)  auf  ber  «Seite  ber  (Sittenlehre.  (Sin  ftrengeree  ©e- 
fefc,  welchem  bie  3ugenb  ber  ßirdje  noc^  nic^t  geroac^fen  gewe- 
fen  fei,  wirb  in  bem  9flanne6alter  üom  Sebcn  be3  (Ujriften  ge* 
forbert:  bie  wöchentlichen  ^albfaften  unb  sroeimal  im  3a^r  %a> 
ften  »on  ber  3)auer  einer  3Bod)e  (xerophagiae,  mit  SluSnaljme 
be6  Sonnabenb  unb  Sonntag)  fotlen  ©efe$  fein,  bie  (Styeloftg* 
feit  wirb  empfohlen,  bie  zweite  (Stje  verboten j  bie  SBujjbifciplin 
gefefjärft,  fo  baf  bem,  welcfcer  nad)  ber  Saufe  eine  Sobfünbe 
begangen  fyatte,  auf  (Srben  feine  Vergebung  erteilt  warb;  unb 
in  SSerbinbung  bamit  ftanb  bie  fcfjtvärmertfc^e  Sud)t  na  et)  bem 
9ftcirÜ;rtobe,  obwohl  anbrerfeitö  ber  s3ftontani3muö  ber  lieber- 
fd)a£ung  ber  ÜÄarttyrer  entgegen  arbeitete.  2Benn  nun  unter  bie- 
fen  garten  $orfd?riften  bie  $irct)e  für  ben  £imme(  gereift  fein 
werbe,  bann,  fo  fyofften  bie  SDcontaniften,  unb  jwar  in  filtern, 
werbe  (Efyrtftuö  wieberfommen,  feine  frommen  unter  Seberiben 
unb  lobten  fammeln,  in  t>em  treuen  *ßepuja  in  *ßt)rt)gien,  wo 
sJ!Hontanu0  feine  Sßcrfünbigung  begonnen,  fein  9teid?  aufrichten, 
unb  taufenb  3af)re  unter  allen  ©enüffen  bc£  ©eiftees  unb  ber 
Sinne  mit  ben  Seinigen  f)errf$en3). 


1)  Virg.  vel.  1.  Quae  est  ergo  paracleti  administratio,  nisi  haec,  quod 
diseiplina  dirigitur,  quod  scripturae  revelantur,  quod  intellectus  reforma- 
tur,  quod  ad  meliora  proficitur? 

2)  £>«f)er  bie  ^Berufung  Auf  bie  ©loubenöregel  bei  £evtuüian  virg.  vel.  1. 

3)  £>er  finnfiebe  (Jf)iH<tömuö  ift  ein  jübtfcfeeö  QxbfyeU,  unb  ftnbct  fieb 


—     174    — 

2)ie  £ircl)e  v>crl)ielt  ftc^>  ju  ben  Üftontanifteu  gemäß  ifyren  ver* 
fdjüebencn  Od^attirungen.  <5et)r  inele  waren  iljnen  in  bem  praf* 
tifcf)en  ^rincip,  in  Slnerfcnnung  il)rer  ^jropfjetie,  unb  r-ielcr  ein* 
jetnen  öeljauptungen  öcrwanfef,  verwarfen  aber  anbreS,  nament* 
tid)  ifyren  «Separatismus,  wieSWclito  unb^renäuS;  bie  Site* 
ranbriner,  burd)  ir)re  tt)eovctifcf?e  S^tc^tung  grunbfä$tid)er  von 
iljnen  gefdn'cben,  tieften  faft  allen  it)ren  Seftimmungen  entgegen. 
(Sine  flehte  Partei,  burd)  nüchterne  93erftanbigfeit  von  ber  @e* 
fül)lefcbwärmerei  ber  93?ontaniften  unb  ber  ibeaten  ©veculation 
ber  Slleranbriner  ^iemlic^  a,t«#  weit  abftefyenb  l),  öen  (§pivt)aniuö 
Slloger  genannt,  verwarf  bie  2lvofah;pfe  unb  baS  Evangelium 
3ot)anniS,  lefctereS  auefj  im  Sntereffe  imitativer  Vorftellungen 
von  ©ott.  ©obalb  SDtontanuö  ein  2luffet)en  erregte,  verfammelten 
fid)  Simoben  in  ^teinaften,  beren  @ntfd)eibung  auf  (eine  2luS* 
fdjtiefnmg  lautete,  ©eine  gartet  (KaxäffQvyeg,  Pepuzani)  bauerte 
im  Orient  bis  ins  fcdjfte  3at)r()unbert.  3m  Dccibent,  wo  ein 
in  vielen  ©tücfen  venvanbter  ©eift  waltete,  waren  bie  9#onra* 
niften  früf)  witlfommen.  Vor  ben  Verfolgungen,  welche  bie  ^tre^e 
von  Äleinaften  betrafen,  flüchteten  viele  nad)  ©.  ©allien  unb 
$om.  3)er  bortige  23ifcl)of  (Sleutfjeroö,  bem  fie  verbact;tig 
waren,  würbe  burd)  ein  ©^reiben,  welches  ber  ^reSbi;ter  3re* 
näuö  im  tarnen  feiner  ©emeinben  überbrachte,  befd? willigt2), 
aber  bie  günftige  Stimmung  in  9iom  fcfyfug  um,  alö^rareaS, 
ein  angefel)ener  (Sonfeffor  auS  Steinalten,  bie  Haltung  ber  äNon- 
tantften  bem  23ifrt;of ,  fei  eS  nun  (SleuttjeroS  ober  Victor 3),  nad?* 
tl)eitig  fd?i(berte.    (§ö  folgte  ein  Äampf,  in  bem  aucr)  bie  abenb- 


umnentlicj)  in  ^rijgicn ,  wofür  $api<tö  ein  Seifpiel,  tu  fraffer  ©eflnlt;  fo 
ging  er  «uf  3renau$  über.  Da  bie  OTontanifien  grefjeö  ©etoicfyt  barauf 
legten,  Um  er  mit  itmeu  in  3Wijjad>tuttg.  (£ine  geifligcrc  Sluffaffung  bcö  dtjri» 
jrcntlmmö,  roie  fie  in  9tom  Gajuö  (um  200)  unb  befonberö  bie  aleran* 
bringen  Geologen  repräfeutirten,  brüngte  U)\i  jurücf.  Daöon  lianbcltc 
c3  fiel)  j.  SB.  im  Streit  be$  Dionnfius?  ».  SUeranbrien  mit  bem  ögöpt.  23ifcl)of 
tfcrafiou  (um  255)  bei  Euseb.  h.  e.  VII,  24.  Die  2lpofaIt>pfe  Warb  in 
ben  ©treu  gejogen  unb  uon  &aju3  unbDionpftuS  angegriffen. 

1)  Iren.  III,  c.  11.     Epiph.  h.  51. 

2)  Euseb.  h.  e.  V,  3. 

3)  Sgl.  eben  ©.  170. 


—    175    — 

länbifcfce  £ircr;c  ftrf)  einmalig  beftimmter  öoh  U)rer  gartet  lc& 
fagte,  ofyne  Darum  ftd)  Uwem  ßinfluffe  ju  entjiefycn.  £enn  niebj 
wenige  montaniftifcr)e  Sefyrcn  unb  ©afcungen  würben  allgemein 
fircbjid?e  Seftimmung.  2lbgefel)en  batwn,  ba£  ber  and)  fntfyer 
nicr;t  verfanntc  Unterfrf)ieb  beö  Sogoä  unb  $ncuma  genauer  fefc 
gefegt  würbe,  übertrug  man  ben  23efi<3  unb  bie  Slutorität  feeS 
©eifteö  von  ben  *|]ropljcten  auf  bie  ©>;noben;  ben  ^ifionen  lie-jj 
man  einen  fubfeftwen,  burd)  bie  fivcr/lirfjen  formen  befdn-änften 
SÖertfy;  bie  widrige  Untcrfcbefrung  beö  SBanbelbaren  unb  Un-- 
wanbclbaren  in  ber  Uebcvliefentng  nal)m  man  auf;  bie  gaftenge- 
böte  würben  erft  verworfen,  bann  gebilligt;  bie  ©runbfä^e  über 
bie  23uf3bifciplin  machte  wcnigficnS  eine  safylreict/e  Partei  jli  ben 
irrigen. 

2.    3)ie  aleranbrinifd;e  ©d;ute  unb  Sfyeologie. 

QU  ©Triften  tcö  Siemens,  Drtgeneö,  SMsnVffUS,  ©regorius?; 
9?ncbrtrf)tcu  unb  Fragmente  bei  Sufetn'uev  in  Gallandii  bibl.  Patr.  III.  unb 
Routh  Reliq.  sacr.  III.  —  J.  G.  Michaelis  de  scholae  alex.  sie  di- 
etae  catecheticae  origine,  progressu  ac  praeeipuis  doctorib.  Brem. 
745.  II.  E.  F.  Gu  er  icke  de  schola  quae  Alexandriae  floruit  comment. 
histor.  theol  T.  II.  Hai.  1824.  25.  C.  F.  G.  Hasselbach  de  schola 
quae  Alexandriae  floruit  catechetica.  Part.  I.  im  ©tettiuer  ©dmtyrogr. 
1826.  Weouber  Ä.  @.  I.  II.  ©•  908  f(g.  Otitter  ©efdjidjte  b.  W> 
lofo^ie  V. 

3n  SHeranbria,  wo  mdjx  alö  an  anbern  Orten  baö  ßfyri* 
ftentfyum  bie  SJufmerlfamfeit  gebilbeter  Reiben  auf  fiel;  30g,  U* 
buvfte  man,  um  Unterricht  unb  9tec&,enfd;aft  ju  geben,  foldjer  £eb/ 
rer,  benen  bie  $f)ilofopf)ie  niebt  fremb  war.  ©0  entftanb  unter 
ber  Sßirffamfeit  einer  9tcif)e  begabter  $atcd)eten  eine  ©dmle  unb 
Sfßiffenfctyaft,  in  welcher  fieb,  äfynücr;,  wie  in  ber  pfjUouifcfyen  Die* 
ligionSwiffenfcbaft  baö  3ubentt)um,  fo  \s%\  ba3  (Sfyviftcntfyum  mit 
ber  t)eUenifc6en,  inöbefonbere  ber  vlatonifcr)en  ^ilofovfyie  ver- 
fdjmolj1)-    ^«e  M  baö  23erbienft,   befonnener  als  bie  ©nofiö, 


1)  2luf  unflare  SBeife  aufgefagt ,  würbe  U$  23erf>äUnifj  ©eaenftanb  beö 
(Streitet  „über  bm  gUatoniSmuö  ber  Ätrc&ertuäter",  befunber^  feit 
Souverain:  le  Platonisme  devoile.    Amst.  1700.     Ueberf.  Sijffler  1792. 


—     176    — 

unb  auf  d;riftlid)ein  ©runbe  ftcfyenb,  feie  äBafjrfyeit  ber  aufjer* 
cfyriftlidjett  ©ebiete  gewürbigt,  ben  (SmviriSmuS  ber  nur  vrafti* 
fct/en  (Sfyriften  burd)  einen  ibealen,  fvecutirenben  unb  forfd?enben 
©eift  verfeinert  unb  erweitert,  eine  Sfjeologie ,  in  welcher,  wenn 
aud?  verworren,  bie  Meinte  ber  verriebenen  2)ifcivlinen  enthalten 
fmb,  gegrünbet,  unb  ein  ©tyftem  cfyriftticfyer  3)ogmen  gefc&affen 
ju  fyaben.  2)ie  ^auvtbejiefyungen  biefer  5$:f)eoIogtc  waren  avoto* 
getifcfye  unb  volemifd;e,  unb  t)ier  gelangte  fte  nicfyt  nur  JU  be* 
beutfamen  SBlitfen  in  bie  ©efd)id?te  ber  Religion,  fonbern  befd)äf* 
tigte  fid)  aud;  mit  ber  *)}rincipienfrage  über  bas  93erl)altni£  von 
©tauben  unb  SQBiffen.  Sie  war  baju  aufgeforbert,  inbem  fte 
ben  Reiben  bartfyun  mufjte,  baf  baö  ©t)riftentt)um,  bcn  ©nofti* 
fem,  bajj  ber  ©laube  eine  »t)itofovf)ifd;e  (Srfenntnifj  ertrage,  ben 
befdjränttcn,  bud)ftablid;  ©laubigen  ber  ÄircEic,  baß  bie  *)}t)i(o' 
fovfyie  aud)  2Baf)rf)eit  enthalte  unb  bent  ©lauben  befreunbet  fein 
fönne.  2)er  ©runbgebanfe,  burd)  welchen  (Einheit  in  bie  ge* 
fcbjdjtlidje  ^Betrachtung  fommt,  ift  bie  3bee  ber  göttlichen  (§r$ie- 
r)urtg  be6  9ftenfd)engefcf/led;te3.  £>ie  *]3f)i(ofovf)ie  ift  bie  ®aU 
©otteö  an  bie  ©riechen  unb  Barbaren1),  wobttrd)  er  fte  für  bie 
f)öt)eve  Offenbarung  erlogen  f)at,  wie  bie  3uben  burd)  ba6  ©e- 
fefc2).  Sßie  bie  $erftreuten  ©lieber  beö  2)iom;foö  (Sinen  fyerrli* 
cfyen  2eib  au3tnad)en>  fo  weif  ber  itunbige  bie  unter  ©riechen 
unb  Barbaren  jerftreuten  ©lieber  be$  Sogo6  jur  göttlichen  ©e= 
ftalt  ber  2Bar)vt)eit  jtt  vereinigen,  nacfybem  ber  juvor  in  einzelnen 
Strahlen  leud)tenbe  2ogo3  alö  bie  (Sonne  ber  ©eifter  in  (Sfyrifto 
aufgegangen  ift3).    3)er  ©taube,   welker  in  aller  (Srfenntnifj 

Mosheini:  de  turbata  per  recentiores  Platonicos  ecclesia.  Dissert.  II. 
p.  85  sq.  Keil  de  doctorib.  vet.  ecclesiae,  culpa  corruptae  per  plat.  sen- 
tentias  philosophiae,  liberandis.     Opusc.  1821. 

1)  9hir  fn'n  unb  lieber  füllt  SIemenö  in  bie  äu^erticöe  2?etradttuni}  ju 
riief,  ba§  baö  SBaftre  ber  $l)t(ofot>f>ie  von  ben  Suben  entletjnt  fei. 

2)  Clem.  Str.  p.  331:  Incudayojyii  y.cu  avii]  to  'E).li]vixbv  w;  6  vöuos 
toi'?  'Eßnniovg  t?;    X7m(7toV. 

3)  Str.  1.  p.  298:  "Hts  ßänßaoog  yrs  iXkrjmxi)  qi/.oooo;  in  Tyv  aidiQV 
i\).r\dtiav  onuoc<yfj.öi>  rira  ov  rijj  Jiovvaov  [iv&oloytag ,  t>;j  tf£  iov 
f.öyov  jov  ovrog  ad  &to).oy(ag  7ie7io(r)Ttti.  'O  öi  t«  diyaquti'«  ovv&tig 
av^ig  xai  ivonotqoas  -tO.iiov  iov  Xöyov  dxiväiivit);  tv  i'aO-  Ott  xaiö- 
ipacci  ir\v  uU]&tictv.    23gl.  Sufttn  Ttaxt,  3bee  ton  löyog  aniof.iajiy.6g. 


-     177    — 

bag  unmittelbare,  bem  3)i$furft»eti  vorangefycnbe  (Sinöroetben  beö 
©eifteö  mit  bem  Cbjefte  ift ,  ift  auefy  baö  fubjcfttfc  2öefen  bc3 
(Sljriftentfyumö,  bie  unmittelbare  Se&enSeraljeit  mit  ß^rtjio,  bie 
allen  Gljrtfien  gemeinfam,  fttf)  felbft  genug,  in  ftcl)  göttliches  2e* 
ben  ifi ').  Dbjeftto  gefaxt  ift  ber  ©laubc  bie  (Summe  ber  tf;rift* 
liefen  feflvtytißfynn,  bie  allgemeine  n'r$licl)e  Ueberlieferung  n>a* 
ren  unb  $u  wetzen  man  fic^>  bei  ber  Saufe  befannte.  @t  fpricfyt 
in  biefem  (Sinne  bie  notfjivenbtgften,  allen  unentbehrlichen  £l)at- 
fad)en  beö  @l)riftcntl)umö  auö.  JBeibe  (Seiten  l)at  bemnacl)  aud) 
bie  ©nofiö2)  in  ftd)  aufzunehmen,  fte  fü()rt  aber  in  ber  9u'd^ 
tung  bc$  Sßtffenö  eine  «Stufe  bariiber  t)inau$,  inbem  fte  buref) 
pl)itüfopl)i|"c^e  ßrfenntniß  unb  burd)  tiefere  unb  »ollftänbigere 
3)urd)forfd)ung  ber  l).  6cf;rift  ben  3nl)aft  beö  ©taubenö  erwei- 
tert unb  burc§  n>iffenfcl;aftlicf)e  ©eftaltung  befeftigt3).  2öenn  fo 
beibe  (Stufen  bitrcr;  bie  (Sinfjeit  beö  ct;riftlid)en  Sebenö  ferbunben 
erfd)einen,  ift  bamit  ber  @egenfa$  unb  bie  Berichtigung  ber  £>eib- 
nifd;en  Unter|d;eibung  jtt>if$en  ber  Religion  beö  23otfeö  unb  ber 
©ebilbeten,  unb  ber  gnoftifd)en  Trennung  ber  Naturen  gegeben; 
mir  behauptet  jtdj  bie  Betrachtung  ber  aleranbrinifcfyen  £l)co(o= 
gen,  befonberö  beö  ßlemenö,  nic&t  immerfort  auf  biefer  d)riftli* 
d)en  ^ot)e,  fonbem  ftnft  auf  ben  ariftofratifcf;en,  intelteftualiftifc^en 
(Stanbpnnft  ber  alten  SBelt  jurücf,  inbem  fte  in  ben  ©laubigen 
lebiglicf?  Anette  t>c6  ©efefceö,  s3J?enfc^en  i^on  äußerlicher  <Sitt* 
lid)feit,  2)iener  beö  getftlofen  BudOftabenö  erblicft,  nnifyrenb  ber 
©noftifer  göttlicfyeö  Ztbtn  unb  SBiffen  l)abe,  mit  freier  Siebe  baö 
göttliche  ©efe^  voltjiel)e,  ungeirrt  burefy  £eibenftf;aftcn  unb  bie 
9ticf;tigfcit  ber  äußeren  gönnen 4).  Sebotf;  auc£  bei  biefem,  auö 
bem   Uebergang  ber   (Sntuncflungen   erflärlicfyen   $ciptterftänbnifj 

1)  Clem.  Paedag.  I.  c.  6. 

2)  filaffif^e  ©tetfe  3cf.  7,  9.  (nrtd>  b.  LXX.)  iau  ftrj  ma^o^e,  ovJt 
(Ar)  ovvrjze. 

3)  Str.  VII.  c.  10.  p.  732.CoIon.  (866  Pott.)  7/  /.ih  ovv  nCoug  a6viotu6g 
imif,  ujg  tnog  tintiv,  tdv  y.ai&n&iyövnav  yinooig,  1}  yvtöotg  öt  un6- 
dtt£ig  jajy  dm  niGiewg  nuQtiklriu /ntfcou  fa^ugte  xcd  ßeßcuog,  Jici  itjg 
y.vQicey'jg  didaoxcü.iug  inoixodoi.iovuivt]  iT]  niaiei,  eig  ro  d/LtsTcmnoioi' 
y.u\  juti    Zmoirj/Lirig  y.uiuli]ui6i'  nc(QCi7iif.i7iovcia. 

4)  Str.  p.  518.  519.  645. 

12 


—    178    — 

bleibt  untiergeffen,  baß  feer  Unterfc^icb  ber  ©tanbpunfte  nicC;t  mit 
ber  Statut  gefegt,  fonbem  ein  fttt(icf;cr  fei. 

2)er  meijr  f>iftovtfc^e  (^^avafteu  biefer  ale.ranbrinifdjcn  ©nofiö 
im  3$crgleicf)  mit  ber  etfyniftrenben  tterrätf)  ftd)  aud)  barin,  baß 
jene  bie  93üd)er  beiber  £eftamente  für  göttliche  Offenbarung  unb 
für  formen  ber  ßrfenntniß  gelten  (aßt.  (Sie  fyat  meljr,  alö  bie 
frühere  fird)lid)e  Sfyeorie  unb  *ßrari$,  r-on  ber  lleberlieferung  auf 
bie  fycitige  ©cfyrift  Eingeliefert ,  wenn  gleid)  fie  baö  richtige  93er* 
fyältniß  beiber  baburd)  lieber  tterfdwb,  baß  fte  eine  geheime 
lleberlieferung  für  bie  ©foterifer,  welche  bie  ^rineipien  beö  6i;> 
ftemeS  unb  bie  Slnweifung,  fte  auf  bie  Schrift  anjuwenben,  ent* 
b/ielt,  äfynlid)  jenen  ©noftifem,  einfette,  ^iemit  war  ebenfalls 
bie  atlegorifcfye  Sutöfegungöweife  gegeben ,  mittclft  beren  ber  budJM 
ftäblidje  fyiftorifcDe  Sinn  jroar  im  allgemeinen  nic&t  aufgehoben, 
aber  jur  3bee,  feinem  wafyren  2Öertl) ,  vergeiftigt,  r-on  b ein  33 er* 
ftänbniß  beö  ©laubigen  ju  bem  beö  ©noftiferö  gefteigert  werben 
follte.  2>ie  immerhin  bebeutenben  Seiftungen  biefer  ©elefyrten  um 
Äritif  unb  (Sregefe  ber  biblifeften  Sucher  würben  noef;  glütflidjer 
gewefen  fein,  Ratten  fte  fiel;  me()r  burd)  ©rammatif  unb  @efd)i$te 
unb  weniger  bürde)  if)r  vfyilofopfyifd)  bogmatifcfyeö  «Styftem  beflim* 
men  laffen,  bem  ju  Siebe  fte  bie  (Stnfacfyfjeit  ber  ©cfyrift  in  baS 
bunte  garbenfpiel  willfürlidjer  SlHegorie  auflöften. 

2)ie  ausgezeichneten  Männer  ber  ©cbule  ragen  ntcr)t  nur  buret) 
Talent  unb  2ßiffenfcf?aft,  fonbern  aucl?  burefy  cpriftlic^e  (£()araf* 
terftarfe  unb  praftifebe  £üd)tigfeit  bjerttor.  2)ieS  gilt  bereits 
»on  bem  früljefien,  mit  93erlaßtid?teit  erwähnten,  ^antanuS 
( ndvraivog) l )  unb  nod)  fict)erev  r>on  %.  glav>iuS  Stein en$, 
feinem  ©cfyüler2).    (Sr  ftammte  wal)rfc§einlict)  aus  ©riecfyenfanb, 


1)  Euseb.  v,  10. 

2)  ©eine  2öcvfe:  ).6yog  nQOTQsnTtxög  tiqos  "ElXrjVceg^  nmSctyuiyog 
3  23-,  OTQOJiiKTcc  s.  oiQcoiuaTeTg  8  33.  tti  6  aco^o/usuog  nXovaiog;  i?erlorcu 
bt3  auf  Sragm.  vnoTvnaooeig  adumbrationes.  25ie  Ixloynl  Ix  itav  ttqq- 
tprjtistav  gehören  snefleicltt  bnfiin.  2tu3g.  Potter.  II  T.  Oxon.  1715.  #ant>* 
avßq.  R.  Klotz.  IV  T.  8.  33gl.  Euseb.  1.  VI.  @rfd)  unb  ©ruber  ©nc^cl.  b. 
51.  ».  i).  SBIltt.  Daehne  de  yvioau  Clem.  AI.  Lips.  1831.  8.  Alling  in 
©tub.  u.  $rtt.  1841.  4.    9icbe|5entting  DrigcncS  I. 


-     179    - 

unb  genoß  bort  iwb  in  nnbern  ©egenbcn  ben  Unterriebt  angefe^ 
[jener  Server,  welche  (ein  äöiffen^buvft  ifjtt  aufjufudjen  trieb. 
9?acfybem  er  bie  2ßcü)rf)cit  in  ben  pljüofopl)ifc$en  ©tyftemen  r>er= 
geblid;  gefugt,  fanb  er  fte  burd)  eignet  gorfdjen  im  ßfyriften- 
t()um.  2ßie  er  bie  gürjrungen  ©otteö  an  fid)  erfahren  unb  fie 
in  ber  93ö(fererjief)ung  wieber  erfannte,  fo  fteötc  er  fte  in  ben 
auf  unö  gefommenen  £auptfd)riften  bar.  (§r  ftreut  barin  bie 
Slütfyen  feines  ©eifteS  unb  feiner  ©e(er)rfamfeit  mit  »oller  £anb 
auö,  bod)  orbnungöloö,  nacr)  ben  ntfälligften  ©ebanrenv-erbin- 
bungen,  bafyer  nid)t  of)ne  Sßieberfjolungen,  28ibcrfyrücr)e,  luv- 
flarfyeiten  unb  Sängen.  2lber  bie  mannigfaltigen  Söne,  bie  auö 
feinem  ftnnigen  ©emütfye  wieberflingen ,  wa6  er  treffenb  ober  in 
anfprecr)enben  Silbern  fagt,  roaö  er  überrafd)enb  fombinirt,  feine 
()citre  23cwegticr/feit  t)aben  anregenb  weiter  gewirrt  unb  empfang* 
li$e  ©c^üler  »ennoct/t,  ben  in  feiner  2lnfct)auung  verborgen  lie^ 
genben  Organismus  atö  <5t;ftem  ju  Sage  ^u  förbern.  W\t  fei- 
nen 3been  ift  feine  cr)riftüd)e  2Bärme  unb  greir)eit  unb  fein  felbft^ 
ftänbiger  gorfdntngögeift  auf  feine  6d)ule  übergegangen.  —  202 
flücbtete  er  tfor  ber  feptimianifcfyen  Verfolgung  auö  Slleran^ 
bria  l),  unter  Saracaltaö  Regierung  ift  er  ttorübergefjenb  in  3e* 
rufalem  unb  2lntiocJ/ia  anwefenb  unb  »erfrf)winbet  aus  ber  @e* 
fcfyictyte. 

3n  feinem  großen  ©djüfer  Drigeneö  erreicht  bie  (Sntwitf* 
lung  biefer  ©cr)ule  ben  ©ipfelpunft.  (Sr  war  185  inSlleranbria 
geboren,  ber  @ol)n  beö  9ir)etorö  SeonibeS,  ber  ifym  eine  d?rift; 
lid)e  unb  augleict)  flafftfcr)e  «Bilbung  gab.  3n  jener  Verfolgung 
ftarb  Seonibeö  ben  9ttarh;rertob.  3)er  ©ot)n  ermahnte  ilm,  ftd} 
burcr)  bie  9tücfftd?t  auf  feine  gamilic  nid)t  wanfcnb  machen  ju 
(äffen;  er  wäre  gern  mit  ir)m  geftorben,  unb  entging  bem  £obe 
mehrmals  nur  wie  burcr)  ein  Sßunber 2).  Slnfänglict)  fcr)eint  Dri* 
geneö  in  ber  budr)ftäbticr;en  Sluffaffung  beö  (§t>angetium$  befan* 
gen  gewefen3)  unb  fetbft  burd)  ben  unmittelbaren  Unterricht  beö 

1)  Euseb.  h.  e.  VI,  3. 

2)  Epiph.  h.  64. 

3)  (Sr  felbjt  beutet  e$  art  Matth.  T.  XI,  17.  XV,  3.  5tuf  Hefer  Söilbuttgö 
ftufe  mcufrte  er  »ort  Wnttb.  19, 12  rtac|>  t>ud)fräbtt*cm  aSctftäitbntg  bie  flewaUfmne 

12* 


—    180    - 

(Siemens,  bcr  alfo  wofyl  nut  furj  unb  vorbercitenb  war,  ntd;t  51t 
bem  geiftigen  ©tanbpunft  geführt  31t  (ein.  3nbe£  war  ber  53i- 
fdjof  2)emetriu3  auf  ben  talentvollen  3üng(ing  aufmerffam  ge* 
worben,  ber  buret;  ^Privatunterricht  fiel;  9tuf  unb  feiner  Familie 
ben  Unterhalt  verfcf)affte ,  unb  übertrug  tfrtf  bie  erlebigte  Jtate^ 
djetenflcfle.  2)a  er  in  biefem  Slmte  vielfad;  Reiben  unb  ©nofti^ 
fern  9tebe  ftef)en  milfjte,  faf)  er  bie  9?ot()wenbigfett  ein,  ftd)  mit 
ber  griednfcfjen  $()ilofovbie  befannt  31t  macben,  unb  wählte  ben 
Slmmoniuö  ©affaö  ju  feinem  Sefyrer1).  <5o  gelangte  er  ju 
bem  35t(bung6ftanbe  eineö  ©noftiferö  im  6inne  ber  Slleranbriner, 
unb  machte,  tfyeilS  um  namhafte  Sefjrer  fennen  ju  lernen,  tfyeilö 
a(3  wiffenfcfmftlicfje  Slutoritat  herbeigerufen,  Dieifen  nacb,  Suropa 
(211  nacb,  9iom)  unb  2lften.  3mmer  mebr  ©cf)ü(er  fammelten 
ftdj  um  tt)n,  weSfyalb  er  ftc  in  jwm  klaffen  tfyeilte  unb  ben  vor* 
bereitenben  ltnterricbt  feinem  $rcunbe  ,£)eraf(aö  überlief?,  @r 
gewann  baburef;  größere  50titf?c  für  feine  fcfyriftftetferifcben  Slrbei- 
ten,  benen  er  mit  bcwunberungöwürbigem  gleite  oblag-),  ©ein 
greunb  Slmbrofiuö,  ein  ©noftifer,  ben  er  befcfyrt  blatte,  unter- 
ftüfcte  if)n  mit  ben  baju  nötl)igen  äußeren  9Jtitte(n  unb  ftellte  ibm 
ftetS  neue  2lufgabcn.  >$ü  feinen  früheren  2ßerfen  gebort  baö 
25ud)  kzqI  ccqxwv,  in  wetd;cm  ber  ^latoniömuö  nod)  weniger 
von  djmftticben  3been  überwunben  ift  alö  fväter,  unb  baö  2lm* 
broftuö  gegen  be3  33erfafferö  SBillen  befannt  machte.  2)er  33t- 
fdjof  S)emctriu3  fyatte  fd;on  längere  &\t  mit  9?eib  ben  fteigenben 
9iul)in  feineö  £atcd)eten  verfolgt;  er  würbe  ifym  wegen  ieneö  S3u- 


2lutvenbung  auf  jtcfi  fclbfr.  '£ie£  ifi  in  9(brcbc  gejrcflt  i^cn  ©dtnifcer:  £>xu 
geneö  über  bie  ©runMcfjren  bcr  ©Imtbcn^rciffcnfcljaft;  jögl.  23  au  r  3  ^ecenf. 
Satjrb.  für  roifjenfdjafU.  5?rit.  1837.  2?r.  85.  gür  bie  SDirHtcftfcit  bes?  gaftums? 
entfcfieibet  Euseb.  VI,  8.-  Orig.  Matth.  T.  XV,  3.  ©.  $  ebenen  tun  3  £>rt* 
gencö  I.  ©.  445.    9feanbcr  ©.  1202  flg. 

1)  deinen  nnbern  a\v  biefen  tintrbc  er  fcf)Icc()tf>in  6  didüay.alos  %wy  yi- 
loaöipwv  iiaO-r]UKTc»v  nennen;  f.  ben  2?r.  be«  Drtgcnei?  bei  Gufcb.  VI,  19: 
bort  auef)  bie  5Wlage  bc3  ^orpl^rtue1,  baß  Drigenc^  i>cn  ber  Pj$fofo$)ie 
junt  Sfyriftcntfimu  abgefaffen  fei.  £>agegett  ifi  3?itter  ©.467  flg.  ber  9Jict- 
nung,  ba§  Drigcncs?  einen  mtbern  3M;ilefo)>t)Cit  jimt  2e(;rcr  gehabt  (iabc.  2?gl. 
Ärüger:  über  baö  33erf>ärtni§  beS  Drtg.  j.  5tm.  ©acf.  3ttg. 3ett|"d)r.  1843.  1. 

2)  X'iiln'v  er  anrii  '*4dai*avii6s  ober  XcO.y.ivifnoc  gcnmuU  »erben 
fein  foff. 


—    181    - 

ctyeö  nocb,  mer)r  abgeneigt;  enblicb,,  afö  Drigeneö  auf  einet-  »Keife 
nacb,  2lrt;aja,  auf  wclct;er  er  ^jatäftina  berührte,  t>on  $wei  bortU 
gen,  it)m  befreundeten  23ifct)öfen  jurö  SßrsS&tyter  orbinirt  würbe 
(228),  l)ielt  er  nidt)t  länger  jurütf,  fonberu  u-erfammette  eine  ©tytts 
obe  ju  $llcranbria,  wo  er  it)n ,  unter  SBorwanb  feiner  SBerfhutu 
melung,  bei*  ^reöbyterwürbe  unb  beö  £atect;etenamte£  beraubte. 
£>amit  nicfyt  aufrieben,  nötigte  er  burefy  feine  geiubfeligfeiten 
ben  Drigeneö,  bie  ©tabt  $u  v-erlaffen,  unb  wät;renb  biefer  in 
flMäftirta  eine  3llPw^t  gefugt  blatte,  fdjloß  er  it)n  auf  einer 
neuen  ©t;nobe  ^u  SUe.ranbria  auf  ©runb  feiner  ^)ärefien  von  ber 
Äirct;engemeinfcr;aft  auö.  2)er  ©treit  erhielt  baburef;  eine  @rwci> 
terung,  inbem  ftet;  bie  &irct)en  oon  Arabien,  ^ataftina,  $t)öni- 
cien  unb  Sldjaja  für  Drigeneö,  bie  römifcb,e  für  2)emctriu3  er* 
Härte,  ^jaläftina  war  bereits  ber  6i£  mehrerer  wactrer  ©eleljv* 
tat;  tfyeilö  ^ugenbfreunbe  be3  Drigeneö,  tfyeitö  i()m  gleicfygefinnt, 
unter  welct;en  ber  greife  3ultu3  Slfricanuö  burd;  Äenntni|3 
unb  Unbefangenheit  einen  t)eroorragenben  ^(a^  einnahm1).  .Ort- 
geneö  belebte  bie  \r> i ff e ti f et; a f t ü et; e n  23eftrebungen  bort  unb  in  ®$* 
rien  aufö  neue,  inbem  er  ©cbjiler  bitbete  unb  feine  titterartfd;e 
Sfyätigfeit  fortfeiite.  2)ie  Verfolgung  .beö  9)cariminuS  2l)rar  be* 
wog  i()n,  ftep  nact;  (Sa^H^^cien  ju  feinem  $reunbe  girmilian 
von  (Säfarea  surücf  311  gießen;  alö  bie  Sage  ber  (griffen  aud) 
bort  unfict;er  würbe,  gewährte  it)m  eine  d;rtftlicr;e  Jungfrau,  3u- 
liana,  in  itjrem  $au\c  jwei  3atwe  tang  einen  verborgenen  Stuf- 
enthalt,  ben  er  baju  benutzte,  fein  grö^teö  fritifd;eö  2£erf,  bie 
^cx-apla,  eine  äkrgleidjung  beö  l)ebräifd;en  Urterteö  mit  ber 
Ueberfefwng  ber  LXX  unb  anberen,  woran  er  28  3cd)re  arbei- 
tete  unb  wofür  er  a(6  ffflam  nodt;  tjebcäifc^  gelernt,  ju  förbern '). 
9cact)  bem  £obe  beö  9Jiariminuö  fel;rte  er  nact)  (Säfarea  jurüct 
(238),  unb  feljte  feine  SIrbeiten  fort.    3)ie  itircfye  von  ©riedjeu- 


1)  Sr  lebte  in  Gmntauo  ober  9?ifoj>o(i3  unb  ift  SBetfaffe*  bev  etßett  tljrijll 
ilBeUgcfc^icötc  5  23b.  xQop^yQ(c<f'lu-    Euscb.  VI,  31.    ©ein  23vicf  cu\  SSlri- 
(tibcö   über    bie   6k|"4)(cdjt>n-cc\i|h-v  3efu  Euaeb.  I,  7;    an  Dviflcnctf   über  bie 
llncd)t()cit  bc£  SÖui^M  bon  bev  ©u|'anua  u.  Daniel  6ei  Uouth  fteliq.  sacr  I 
roo  fammHicf)c  Svaamcnk.    lieber  tt;n  l'a.1-  Hier.  vir.  ill.  63. 

2)  Ucxaploiuin  Origcnis  quae  supera.  cd.  ÄloiHfaucon.  Par.  1713 


-     182    - 

lanb  ^attc  ifm  fet^on  früher  gilt  <Sd)lid;tung  von  (Streitfragen  be- 
rufen, ebenfo  forderte  man  if)n  jefct  auf,  nad)  33oftra  ju  fom* 
men  (244),  um  bie  abweicfyenbe  £l)eotogie  beö  33ert)llu$,  unb 
ein  jweiteä  SRal,  um  bie  93orftellung  arabifd;er  Gtfyriften,  bafj 
bie  ©eele  mit  bem  Körper  fterbe  unb  auferweeft  werbe,  ju  wiber* 
legen.  3n  ber  becianifd)en  Verfolgung,  welche  ftd)  r-orjüglid) 
gegen  bie  (Stüfcen  unb  Autoritäten  ber  Äirc^e  richtete,  würbe 
aud)  er  in6  ©efängnifj  geworfen.  9)tutl)ig  erbulbete  er  afle  SJtat* 
tern,  warb  aud)  wieber  befreit,  ftarb  aber  (254)  an  ben  folgen 
ber  erlittenen  Setben. 

($6  ift  im  geben  biefeö  grofen  9Jcanneö  bie  fd)licf;te  (Srfyaben* 
l)eit  eineö  burcr)täuterten  d)riftlid)en  (Sfjarafter3.  SBeber  bie  (Stürme 
beö  SRifgefdpicfö  nod)  ber  (Sonnenblid:  be6  $ul)me$  ftören  bie 
9fciU)e  in  ben  liefen  feiner  (Seele  j  fein  Ieibenfd;aftlid)e3  SBort  ent- 
fätjrt  if)m,  fein  (Sfyrgeij  u-erblenbet  if)nj  ftetö  gefaxten  @emütf)eö 
»erfenft  er  ftd;  in  bie  Arbeit  feinet  33erufö,  bie  Sßiberwärtigfei; 
Un  unb  ftd;  fclbft  barüber  fcergeffenb.  SSon  irbifdt)eit  fingen 
forbert  er  faft  nicr/tS  für  ftd);  fein  bem  Sbealen  ^ugewanbter  ©eift 
ftrebt  gewaltfam  auf  auö  biefer  nieberen  (Sphäre,  in  ber  er  nid)t 
fyeimifd;  wirb,  fo  im  Seben,  wie  in  ber  2Btffenfd;aft.  £)enn  )va$ 
er  burd)  gelehrte  gorfd)ung  unb  fritifd)en  Q3erftanb  Sebeutenbeö 
leiftete,  gefd;al)  bod)  sulefct  nur,  um  aus  ben  gefammetten  unb 
gefluteten  (Stoffen  baö  eble  (Srj  ber  ewigen  3been  31t  gewinnen, 
weld;e  er  mit  ber  großen  ®abc  feiner  Anfd)auung  erfaßte.  3« 
biefem  3^ecfe  gel)t  er  ben  Spuren  feiner  ßefyrcr  nad),  atlcntfyaU 
bm  bie  leudjtenben  gunfen  ber  SBafyrfjeit  auffttd;enb,  mit  einem 
©inn ,  ja  aud)  mit  einem  ^erjen  für  bie  oft  fd)wer  v-erftänblid;e 
<5prad)e  ber  fucl)enben  ©eifter,  wie  fein  anbrer  feiner  3eitgenof* 
fen.  2)aj3  er,  ber  baö  Dreier)  feiner  3&iffenfd)aften  nad;  ber  breite 
unb  £iefe  burd;maß,  bod;  nod)  Kraft  unb  griffe  genug  be\a$, 
über  ben  burd)  eine  erperimentirenbe  9)?ett)obe  Verwirrten  unb  ttu 
tifd)  jerftäubten  Staffelt  ben  231itf  auf?  Allgemeine  51t  bewahren, 
bafü  er  eö  wagte ,  einen  fi;ftematifd;en  ©runbrif  ber  pl)tlofopt)ifd)* 
bogmatifd)en  (Srfenntniffe  ju  entwerfen,  b,at  ben  wiffenfd)afttid;en 
Organen  ber  &ird;e  eine  Ausübung  unb  Kräftigung  »erliefen, 
wofür  fte  il)m  banf bater  fein  muß,  als  für  baö  bargebotene  Stta- 


—     183    - 

terial.  SBenn  ev  fu()n  ift,  fo  ift  erö  im  SSertrauen  auf  bie  gött* 
lic^e  Offenbarung,  fctpeint  er  baö  Sflafj  menfci?licj?en  Sßiffenö  $u 
»erfennen,  fo  ift  er  t?oc^  unermüblicb,  im  Stfacfybeffcm  ber  eignen 
Stiftungen,  unb  nie  olnte  bie  ßijrfurcfyt  i?or  ben  fyöcfyften  ©egen* 
ftänben,  welche  bie  2Beil)e  alter  ©ueculation  ift.  33emül)te  er 
ftd),  baö  @t)riftlid)e  ber  v-orcfmftlicben  9ftenfd)t)eit  Ijerau^ufinben, 
fo  gelten  bocb,  su^kicf;  alle  feine  2Berfe  unmittelbar  ober  mittel- 
bar auö  bem  Kampfe  für  baö  @t)riftentl)um  gegen  baö  3uben* 
tl)um  unb  ^)eibentl)um  unb  bie  il)nen  zugeneigten  Parteien  ber 
tfircfye  f)ert>or.  <5o  fcfyroebt  biefer  große  @eniu6  trennenb  unb 
einigenb  über  ber  ©ren^e  jvoeier  Sßeltatter '). 

3m  Segriff,  baö  ©tyftem  feiner  ©runbteljren  bar^uftetlen,  be* 
ftimmt  er  bie  (Srfenntnißquetlen,  unb  fucfyt  einen  »orivurföfreien 
SRaum  für  feine  6peculation  ab^uftecfen.  3öaö  nic^t  burdb,  bie 
r).  @ct)rift  unb  Srabition  alö  geoffenbarte  2Bal)rl)eit  »erbürgt  ift, 
bleibt  ber  freien  gorfcb,ung  anl)eim  gegeben.  Sßenn  bie  öffentliche 
lleberlieferung  ber&ircfye  bie  allgemein  gettenben  l)iftorifd)en  ®runb* 
lagen  beö  ©laubenö  auöfprid)t,  fo  fließt  bie  geheime  gnoftifcfje 
Ueberlieferung  bie  gülle  ber  allgemeinen,  Stit  unb  (Sroigfeit  unb 
alle  9iäume  burd)roaltenben  3been,  unb  bie  Slnleitung,  fte  ju 


1)  ©eine  ©driften  ftnb  £omment<tre  unb  £omilien  ju  ben  Suchern  bei* 
ber  £eftamentc,  jum  £f>eil  im  ©runbtert,  jum  £(>eil,  befonberg  bie  £omifien, 
nur  in  ber  latein.  Ueberfefcung  beö  ^uftnuö  unb  ^ieron^ntuö  erhalten,  gro* 
fjentbeite,  wie  aueb.  feine  aiQÜ/xm«,  ganj  verloren,  gerner  baö  fpftemattfe^e 
SBerf  nt(n  kq%Ü)V  i.  e.  thqi  iiöv  xoQV(f>aioTc'cT(oi>  xul  aQytxwv  doyfidicov 
Tom.  Joan.  X,  13,  toobon  gragmente  unb  bie  JRußnifcbe  Uebertubcitung  bor» 
banben;  2iUi?g.  Origenes  de  prineipiis  ed.  et  annot.  instrux.  E.  R.  Rede- 
penning.  Lips.  1836.  »gl.  $.  S-  ©d)tti£er;  Drigeneö  üb.  bie  ©runbletyren 
ber ©laubenöteiffenfcbaft.  SBieberfterfteu'ungöberfud).  ©tuttg.  1835.  £)a3  apo* 
löget.  ■Oaupttoerf  c.  Gels  um.  ed.  Spencer.  Cantabr.  1658.  4.  tgl.  Wlo$* 
beimes  Ueberfeftung  mit  Slnmerf.  Die  metjr  |5raftifd)ett  ©Triften  negl  bvx^s 
unb  7ii(>i  [auqtvqiov.  Fragmente  in  ber  Philocalia  beö  Basilius  M.  u.  Gre- 
gorius  Nazianz.  2lu£g.  de  la  Rue.  Par.  1740  sq.  4  Voll.  fol.  £<tnbau£g. 
».  Lommatzsch.  Berol.  1831  sq.  Iteber  fein  Seben  unb  ©Triften  Euseb. 
h.  e.  befonberS  1.  VI.  —  Hu  etil  Origeniana  lib.  III.  in  beffen  Stürbe  b. 
Commentarii  1668  unb  bei  de  la  Rue.  Tom.  IV.  ©.  Styomafiuö:  Drige- 
nt&,  ein  SBeitrng  jur  $)ogmengefcf).  9?ürnb.  1837.  Stebepenning:  Drig«- 
ntg,  eine  DarfteH.  feinet  2eben3  unb  feiner  £eb,re.  SBonn.  I.  1841.  II.  1845. 
^ennberö  Ä.  «).  I.  II.  1196  flg. 


—     184    — 

entwickeln,  ein;  3Wifd)en  beißen  aber  liegt  bie  fj.  ©d)rift,  in  ber 
beibe  ftd)  begegnen;  beim  aufs  *J3raftifd)e  unb  @efd)icOtlid)e  an* 
gefefyen,  trifft  fte  mit  jener  jitfammen;  als  Oluelle  ber  ©pecuta* 
tion  benu£t,  füljrt  fte  über  ftd)  fyinauö,  ber  r-ollenbeten  ©noftS 
entgegen,  iwn  ber  fte  nur  ein  Slu^ug  beö  28efentlidj)ften  ift. 
9?ad)  bemfetben  ©efe£  namticl),  wie  ber  Sogoö  überhaupt  jur  ®t? 
fd)cinungöwett  in  33e$ie()img  tritt,  f)at  er  ftd)  aucf;  in  ber  95ibel 
offenbart.  3)em  ©tumpfftnn  beö  befd)ränften,  bu$ftabtidj)en  93er* 
ftünbniffeS  3eigt  er  nur  bie  ftnnlicfje,  »or  ben  Slugen  jerfal* 
lenbe  SjüUz.  2)er  tiefer  33licfenbe  bagegen  ftefjt  bie  ijiftorifdje 
(Srfcfyeinung  byrcfygciftet,  unb  ernennt  hinter  bem  ©tücfwerf  baö 
©an^e  ber  göttlichen  93ot(fommen()cit.  3)ie  2ßtrf(id)feit  beö  £i* 
ftorifc^en  bleibt  aber  neben  biefer  aüegorifc^en  Siuffaffung  als 
eine  ntebere  2ßal)rf)eit,  unb  wirb  gcinjlid?  auSgefcfyl  offen  nur  bann, 
wenn  eö  ©otteö  Unwürbigeö  enthält,  \x>a$  ber  infpirirenbe  ©eift 
(ebiglid?  31t  bem  ßweefe  eingeftreut  fjat,  um  bie  Prüfung  beö 
©noftiferö  wad)  3U  erhalten  (oxdvöcda ,  nQogx6(.i(.La%a).  3)ie 
Slöegorie  fteigert  fic^>  tum  ber  fittlicben  SSebeutung  jur  ftecutati* 
r>en,  bem  eigentlich  anagogifc^en  unb  mvfttfd)en  93erftänbni|3,  wo 
bem  fd)auenben  ©eifte  bie  Sbeenwelt  (xoo/nog  vorzog)  beö  ewi* 
gen  Qyangeliumö  aufgebt ').  SSlan  bemerft  fd)on  l)ier  baö  eigen* 
tf)ümticl)e  SSeftreben,  eine  $olge  »on  ©tufen  burd?  Uebergänge 
üom  ^ofjeren  jum  fieberen  31t  »ermitteln.  £)iefe  ©runbanfefjauung 
geftaltet  aud)  feine  Srtnitäte3lefjre,  wo  fte  a(6  geiftige  ©manation 
auftritt,  ©ott  im  eigentlichen  ©inne  (Avzoü&ng)  ift  nur  ©Ott 
ber33ater,  in  welchem  alle  93otttommen()eit  urfprünglid)  ift,  totetwfy 
aud)  il)m  eigentliche  Unenblid;feit  nidjjt  jufommt.  ©ein  »otlfomme* 
neö  Slbbilb  ift  ber  göttliche  Sogoö  (Aviöloyog),  baö  mit  ©Ott  felbft 
gefegte,  ewige  ^rineip  feiner  Offenbarung,  ba6  in  felbftanbigem 
Sewufjtfein,  wiewofyl  in  allem  abhängig  öon  il)tn,  befteljt.  3l)tn 
untergeordnet  ift  bie  fernere  Offenbarung  ©otteö  im  (^eiligen  ©eifte, 
ber  ebenfalls  ewig  unb  fytypoftatifci;,  bie  ©nabengaben  ber  ©lau* 
bigen  »ermittelt;  fo  bajj  ber  göttlid)en  5)reil)eit  g(eid;fam  concen* 
trifte  Greife  ber  Söirffamfeit  entfprecfyen,   auf  bie  5ßelt  im  all* 

1)  De  Princ.  1.  IV. 


—    185    — 

gemeinen,  auf  bte  vernünftigen  28efen,  unb  auf  bie  ©laubigen. 
2)o  @ott  nur  unwanbelbareö  Seben  unb  Sfjätigfeit  ift,  mithin 
nie  ber  ©egenftänbe,  auf  bie  er  wirft  unb  bie  ifjn  verherrlichen, 
entbehren  fonn,  ergiebt  ftd)  alö  eine  weitere  2lbftral)tung  beö 
Sogoö  bie  ewige  SBelt  ber  reinen  ©eifter,  beren  ©paaren  alle 
in  gleicher  ©d;önl)eit  unb  ©etigfeit  im  ?(etf)er  bcö  göttlichen  £icr> 
teö  fc^weben1).  2l(le  ©eifter  t)abcn  außer  bem  Äern  beö  vneu* 
matifcl)en,  göttlichen  Sebenö,  bie  feelifd)e  2lrt  (tyvyji)  an  ftd), 
unb  mit  il)r  jUQlcicfc  ein  bem  Äörver  analoges,  wenn  glcid)  uip 
enbtid)  feinereö  Sßefen.  (S3  ift  il)nen  ba6  große,  aber  gefährliche 
©efd)enf  ber  greil)eit  verliefen,  vermöge  beffen  fte  ftd?  ju  ©ott 
näl)em  ober  von  il)m  entfernen  fönnen.  2)ie  greil)eit  beS  ver- 
nünftigen  @efd;övfeö  ift  eine  ber  ©runbfäuten  beö  ©yftemeö. 
9?ic^t  olle  ^oben  fte  recfyt  angewanbt;  einer,  ber  Teufel,  §at  ftc^> 
burd)  ,£)od)mutl)  311m  §16 fall  verleiten  laffen  unb  viele  ©eifter 
baju  verführt.  Sarauf  erfaltete  baö  göttliche  &bm  in  il)nen, 
fte  würben  trübe,  träge  unb  fcr/Wer,  wie  eine  Dtinbe  legte  ftd? 
bie  üflaterie  bes  Seibeö  um  fte,  il)r  Slbfall  war  sugleid)  galt  in 
bie  materielle  SBelt.  2Me  irbifd;e,  jeitlid;e  ©d;övfung  ift  atfo 
golge  ber  ©ünbe,  unb  bient  jur  Läuterung  ber  in  bie  9)?aterie 
verftnfenben  ©eelen;  benn  wa$  (Strafe  fcfyeint,  ift  na$  ber  t)ö()e- 
ren,  gnoftifd)en  Betrachtung  erjiel)cnbe  Siebe  ©otteS.  ©ie  r)at 
ber  Sogoö  von  Sin  fang  am  menfd;tid;en  @efd)(ed;te  betätigt,  w 
bem  er  geiftig  unter  bemfelben  venveilenb  (emdrj/iua  w?^/)),  ftd; 
je  nad)  ber  gaffungöfraft  offenbarte,  vollftänbtg  ben  Scannern 
©otteö  im  alten  Seftament.  ^uki^t  ift  er,  um  bie  allgemeine 
SBirfung  ber  Offenbarung  fyerbeijufülwen,  felbft  alö  ätfenfd;  ge* 
boren,  unter  Vermittlung  einer  l)immlifd)en  (Seele,  bie  burd)  Siebe 
ijjm  vor$üglic§  äfynlid?  geworben  war,  unb  mit  beren  $neuma 
er  ftd)  innig  verbanb.  ©eine  ©otteöfraft  wirfte  in  \o  fern  un- 
terfd)eibenb  auf  ben  ©toff  beö  Seibeö  ein,  alö  biefer  burd;ficf)tU 
ger  für  ben  ©eift  würbe,  fo  bafj  eö  auf  bie  (Sm^fängticbjeit  an* 


1)  £)em  cutfmerffmncu  23eobac(;tcv  uurb  mdjt  erftgetyeit,  ttt  tote  luden  a((- 
(jemeinen  unb  t>e[ont>mu  ä3eäte(;unöcit  Drigcttctf  ©eufweife  mit  <Sd;lcicvnnv 
ü)ev$  jufammciUvifft. 


—    186    - 

tarn,  ob  man  ben  {umliefen  ober  ben  uon  ber  3)urd)ftrat)lung  beö 
£ogo£  öevflärtcn  Seib  wafyrnaljm.  Unb  wie  bae  Steuerliche  über- 
haupt nur  (Symbol  beö  ©eifteö  ift,  fo  ift  baö  ftnnlicb,  2Öat)r' 
nefymbare  in  bem  erlöfenben  Seben  (Sfyrifti,  (eine  Sefyre,  feine 
$f)aten,  (eine  SBunber  (inid^^la  aio&iizrj)  nur  geeignet,  ben 
nieberen  ©tanbpunft  be$  bucfyftabticfyen  ©laubenö  ju  beliebigen, 
wäf)renb  ber  ©noftifer  barin  bie  3e'^^  tow  ewigen  unb  allge- 
genwärtigen  S93irffamfeit  erbtieft,  ©ein  ipeilanb  i(t  weniger  ber 
irbifd)e  (£t)riftuö,  a(6  ber,  welcher  »or  unb  nacb,  (einer  menfet;* 
liefen  (Srniebrigung  Äönig  beö  ©otteöreicfjeö  i(t.  2)al)cr  über- 
läft  er  auef)  bie  Betrachtung  beö  Seibenö  bem  Anfänger  im  StjrU 
ftentfyum,  benn  ber  %o\>  (£t)rifti  t)at  eine  fpejififdje  23ebeutung  in 
bem  (Srlöfungöwerf  nur,  (ofem  er  (eine  (Seele  (ipw))  alö  Söfc* 
gelb  bem  teufet  gab,  ber  aber  ntrl;t  -DJfacfyt  t)atte,  bie  l)eilige  in 
ben  33anben  beö  £obe3  ju  galten.  Ü)ie  pofttiüe  (Seite  ber  (Srtö* 
fung,  bie  (Srfyöfjung  ber  sJJ?enfcf;t)eit  in  (Sfyriftuö,  wobureb,  fpäter 
bie  orientalifebe  Geologie  ber  occibentalifdjen  be(timmter  entge* 
gentritt,  welche  bie  negatioe  ©eite,  .^erftetlung  ber  Harmonie 
mit  @ott  auö  it)rer  ©törung,  ftärfer  betont,  i(t  fcfwn  bei  Drige* 
neö  baö  Q3ort)errfd)enbe.  5)er  Sogoö  fefct  (eine  Sftenfcbwerbung 
in  relativer  Sßeife  im  firetjenbitbenben  *)3ro$ef  fort,  unb  (eine 
mannigfaltige  SBirffamfeit  in  ber  Äird)e  ift  es,  wa$  er  mit  (ei* 
ner  SBieberfunft  bejeicfynet  fyat.  (Sinft  wirb  alfeö  burd)  (eine  er* 
lö(enbe  Sftacfyt  beftegt,  unb  in  altgemeiner  2öieberbrin= 
gung  bie  iDiffonanj  beö  SBeltallö  aufgelöft  fein;  bie  gefallenen 
(Seelen  mit  »erflärtein,  ttergeiftigtem  Seibe  gefcfymücft,  fefyren  $u 
©Ott,  unb  bie(e  SBelt,  bie  it)ren  3wetf  erfüllt  t)at,  in  baö 
9?id)tö  jurücf. 

Sei  ben  ©cfyülern  unb  näcbjten  Nachfolgern  beö  Drigeneö 
blieb  feine  geiftige  23etracbtung6weife,  feine  greifyeit  unb  5öeweg* 
lidpfeit,  aber  fte  glichen  if)in  nic^t  an  p[)ilofopt)ifcl)em  Talent.  2)ie 
bebeutenbften  ftnb:  ^eraflaö  (feit  231  Söifcfwf  öon  Slteranbrien), 
ber  eble,  friebliebenbe,  ftanbfyafte  2)ionyfiu6  (Äated;et,  248  33 u 
fcfyof)1);   gegen  (Snbe  beö  britten  3alj>rljunbert6  ^ieriug  unb 


1)  Uebcr  (ein  Sfbcn  unb  ©Triften  mit  Svagmenien  Euscb.  1.  VII.    33ei< 


—    187    — 

JtjeoflUüfht*1).     Sicttei^t   singen   origenifttfcfce  Slnregungen 
aucfc  auf  £ierafaö,  einen  21  fccten  »erwanbter,  wenn  auct)  nicbt 
fo  gebildeter  2)cnfart,  über,  ber  in  ober  bei  SeontovoliS  in  2legtyp; 
teu  lebte2).    DrigeneS  fritifcf?e  (stubien  (feinen  auct;  auf  t>en 
ägi;ptif(^en  23ifcfc>of  £efi;cr,iuö  3),   ber  feinen  gleip  auf  «erbef* 
ferung  ber  (Sobiceö  ber  ©eptuaginta  tferwanbte,   unb  auf  ben 
^reSbtyter  £ucianu$  in  Slntiocfyia,   wo  biefe  35eftrebungen  öor* 
bereitet  waren  unb  nun  geförbert  würben,  eingewirft  ju  ()aben4). 
üBet  feinem  2lufentf;alt  in  ^aläftina  gelang  e6  bem  OrigeneS,  einen 
jungen  9J?ann  »en  indem  Talent  an  fi$  feffetn,   ©regoriu* 
(^av/uccTovQyog),  ber  nacr^er  alö  33if#of  »on  ßäfarea  in  tyo\u 
tue  (242)  öiel  juc  Verbreitung  beö  gfyriftentfyumS  unb  origcni; 
ftifct/er  Sefyre  beigetragen  fyat5).  —  (£o  blieb  Origeneö  in  einem 
fef)r  ausgeteilten  Greife  be6  Orients  ber  güfyrer  ber  Sßiffenfäaft 
eine  lange  3eit  funauö.    ©eine  ©egner  waren  im  ©anjen  unbe* 
beutenb,  wie  bie  Slnfyanger  ber  ftnnlicfyen  Setracr/tungSweife,  be* 
ren  eö  aucr)  in  2leg*Wten  gab,   unb  «ÜtettjobtuS  23ifcr/of  von 
2i;ruö6),  welcher  Don  *pamfct)üuö  in  (Säfarea7)  unb  feinem 
greunbe  (SufebiuS,  beibe  gelehrte  Männer  grope  Verehrer  beö 
OrigeneS,  befamyft  würbe. 

fptet  feiner  nüchternen  ftritif.  VII,  25.    gragnt.  aueb.  frei  Sttftrttafwi  unb  23cu 
filiuei,  gefammett  Routh  reliq.  sacr.  III. 

1)  «Schrieb  ^ppotypofen  ©.  Photius  bibl.  cd.  106. 

2)  Epiph.  haer.  67.    fteember  tf.  @.  I.  1231  flg. 

3)  Hieron.  adv.  Rufin  II.  p.  425  ed.  Martian. 

4)  Hieron.  1.  1.  unb  Praef.  in  IV  Evangel.  ad  Hamas. 

5)  Aöyog  Ticcvrjyvoiy.os  tfs  'llQiyivr\v.  'Entoiolrj  xuvovtxt].  tyaxa- 
ybrafe  beö  $rebiger  ©dorn.  Untergeben  tfl  baä  ©laubenebefenntnijj  über 
bie  £>reietntgfeit.  ©.  Seb.  ö.  Gregorius  Nyssen.  tjt  rbjtorifd)  unb  Mtjtwet* 
läffig.     Opp.  ed.  Vossius  Mogunt.  1604. 

6)  311  5Wartt;rer.  ©egen  Drigeneö:  mQ%  urua-iäotws  (für  2tufcrftel;ung 
beö  Seibee),  nun  iüv  ytvr\iwv.  Gr  fyat  nit^t  überetnftimmenb  über  £)rig. 
geurtfjeüt.  cf.  Euseb.  bei  Hieron.  adv.  Rufin.  I.  p.  359.  Socrat.  h.  e.  VI,  13. 
Cmuptfcfyrift  Symposion  decem  virginum.  Hegt  nvn'iovoi'ov  tft  Jfoeifelbiift. 
@.  Sfteanber  ©.  1245.  Fragmente  Epiph.  haer.  64.  Photius  bibl.  Cod. 
234-236.  Maji  scriptor.  Vett.  Nov.  Coli.  VII,  I.  49.  92.  102.  ©.  @te> 
feiet  ß.  ©.  I.  ©  336.    Opp.  ed.  Combefis.    Par.  1644. 

7)  9ftartt>rer  309.  Apologia  pro  Origene  Lib.  V.  £<tö  feebfte  tum  Qu- 
febiuss.  ©««  erfte  23ucb  tjl  noeb  torbnnben  in  JRufins  Ueberfc&ung.  ©riecb 
Sragm.  in  Orig.  Opp.  de  |a  Rue.  T.  IV.  Append. 


188 


II.    iDie  (Sntroicflung  ber  einzelnen  2)ogmen. 

1.    Parteien,  bie  au$  ben  ^Differenzen  in  ber  ?efyre  von  ©Ott 
f)ervorger)en. 

SBald)  Jte£erI)ijtorie  I.  II.  Martini  ©efd).  beö  Dogma  fcon  ber  ©otÜ)eit 
GlmjK  in  ben  4  erfreu  3at)rf).  ^oflocf  1800.  ©dreier  mac$er:  über 
ben  ©egenfa$  ber  fakfliauifdjen  unb  atijanafianifdjen  23orftel(ung  »on  b. 
XriniKit;  in  ber  3ctrfd;r.  ij.  ©cfyleiermadjcr,  be  SBettc  u,  8u.de.  1822.  3. 
«nb  ©djlctermad;.  fämmtTic^c  Söerfe,  Geologie.  23.  II.  SReanbcr  ff. 
©.  I.  II.  960  flg.  8.  £  <utge  ©efdiidjte  unb  Se^rbegriff  ber  Unitarier 
<oox  b.  nicen.  ©|mobe.  8pj.  1831.  £)erfclbe:  8efyre  ber  Unitarier  »om  I;. 
©eiftc,  in  Stlgen  3citfdjr.  für  l;ifror.  Xl)tol  III,  I.  23aur:  bie  ct;rifilid;c 
8el;re  öon  ber  ©rcieinigfeit  unb  TOcufdjWcrbnng  ©ottc3  in  ü)rcr  gcfd)id;tl. 
SntuncJhing.  %%.!.  Slübtug.  1841.  23gl.  «Rcccnf.  in  friKtfftU  8e6cn 
unb  ()interlaffene  ©Triften.  £(;.  II.  ©.  21.  M  ei  er  bie  8el;re  »on  ber 
Srinität.    £amb.  unb  ©oü).  1844.  I. 

Unter  ben  einzelnen  M)ren  ift  cS  bie  von  ©Ott,  welche  bie 
^atigtett  beö  d;riftlicf;en  2)enfen8  am  ineiften  auf  fic^>  richtete, 
unb  wegen  ber  weit  Verbreiteten  Bewegung,  bie  fte  veranlagte, 
fyier  in  23etracf;t  fommt.  2)ie  neuteftamentlid;en  2Iuöfpvüd;e  über 
©ott  unb  fein  ^erfyültnijj  ju  @l)rifto,  welche  ein  unergrünblicr)eö 
Problem  vor  bie  Singen  rütften,  bie  avotogetifd;en  33ejiel)ungen, 
bie  Senbenj  aller  unb  befonberö  ber  bainalö  l)errfd;enben  ©vecu* 
tatton  auf  baö  Segreifen  beö  göttlichen  SQSefcnö,  sogen  bie  etyrift* 
ücr)e  gorfd)ung  naety  biefem  fünfte.  Sie  große  Sttaffe  ungebiU 
beter  SDiitglieber  ber  Äircfye  entwuc&S  erft  äHtmqtig  ben  ftnnlid)cn, 
tfjeitö  antl)rovomorp()ifcf)cn,  tf)ei(8  rot)  antf)rovopatt)ifct)en  SBorfteU 
hingen  von  ©ott;  waren  bod)  felbft  t)öt)er  ftefyenbe,  wie£ertul* 
üaw,  in  einem,  bei  ber  SImvenbung  auf  göttliche  23ert)ältniffe, 
fefjr  unfeinen  9teafiSmu6  befangen;  aber  bennoer;  lag  in  ber  (Sr- 
t)ebung  beö  @emütl)e6  in  baö  Ueberftnntid;e  ein  Smvulö  jur  er* 
Ijabeneren  Sluffaffung  ©ottcö1),  n>elct)c  befonberö  ba,  wo  vl)ilo- 
fovt)tfd?e  23ilbung  fyinjufam,  wie  bei  ben  Slleranbrinern,  einen 
geiftigen  (Sfyarafter  annahm,  ©ie  freilief;,  um  auefy  ben  2lntl)ro- 
vovatt)iömu3  jvt  vermeiben,  verfielen  in  eine  fubjeftivirenbe,   ber 


1)  Iren.  II,  13.  4.     Dicitur    quidem    seeundum   Jiacc   per   dilecliüiicni, 
sentitur  supra  haec  seeundum  niagiiitudinciu. 


—    189    — 

pl)i(omfd)en  vemmnbte  Shtffaffung ,  befonberö  in  Betrachtung  ber 
göttlichen  ©trafgeredjtigfeifc 

2öae*  bie  trinitartfd&ett^been  betrifft,  fo  fragt  eö  ftd;  meift 
um  ba3  33erfyaftmjj  @otte3  31t  (Sljrifio,  weniger  um  ba6  jum  l). 
©eifte.  3Me  fyerrfdjenbe  2lnftd;t  l)a(t  ben  tiefen  (Sinbrutf  von  ber 
perfMidjen  (Sriflenj  beö  6of)neö  ©otteö  feft,  unb  be()nt,  geleitet 
r>on  $au(uä  unb  3oljamte$,  bie  ©elbftänbigfeit  auf  bie  üorte 
bifebe  ©viftenj  bcö  SogoS  auö.  Sa  inbejj  feie  SBebeutung  beö 
@öttlid)en  in  <5f)iifto  für  bie  begriffliche  (Srfenntni^  nod)  wenig 
ergrünbet,  unb  anbrerfeitö  ganj  allgemein  in  ber  3^it  ein  ftreng 
monotf)eiftifd)e3  3'itereffe  alö  ©egenroirfung  gegen  ben  Cj3oU;tt)eiö# 
muö  feftgefyaltcn  würbe,  fo  pflegte  man  baö  (Sigentlidje  ber  ©ott> 
beit  in  ©ott  ben  $ater  31t  fetten  unb  bem  <5ol)n  unb  ©eift  nict;t 
in  gleichem  Dollen  Sinne  bie  göttlichen  ^räbicate  sujufcfyreiben. 
3n  biefer  fuborbinatianifct)en  Betrachtung  ftimmen  bie  $i& 
ebenerer  beö  Orients  unbCccibentS  jufammen,  nur  baß  bie  abenb- 
lanbifdjen  ber  9lnnal)me  ber  Qüefenöeinlieit  na()er  ftel)en.  3n  ber 
3eit  Vor  Drigcneö,  welcher  burd)  ben  begriff  einet Beugung  bc£ 
©obneö  yon  (Swigfeit  ()er  ber  2lnnal)me  ber  Sßefenöeinljeit  einen 
(Schritt  näf)cr  trat,  trennte  man  ben  Sogoö  von  ©ott  fo  weit, 
baß  man  ibm  einen  Slnfang  ber  felbftanbigen  (Sriftetij  gab.  @e* 
meiniglid)  frt)lo(j  man  fid)  in  ber  Erörterung  biefcö  §BerljMttnfle$ 
an  bie  fdjon  pr)Uoni|'d)e  SJorftcHung  ber  in  ©ott  rufyenben  unb 
wirffam  l)err-ortretenben  Vernunft  an  (Aoyog  hdiä^ttog  unb 

TTQOCfOQlXOg)  l). 


1)  <5o  frei  Justin  Dial.  §  127.  Satimt,  SÜljcitagord^,  £$e0£$Uu0  ad 
Autol.  II,  15- sq.  —  ibv  köyov  rbv  bviu  dicaica'Tug  Ivdtc'iOiTQV  ti>  y.un- 
d't'u  Dfov'  Tino  ycet)  n  yivtaOtu  ioutov  ti/f,  ov/Lißovlot' ,  sc<vtov  vovp 
xa\  (foortjaii'  gjt«,  bnöit  J£  6  Dtbg  rjOski^aa'  notijaut  ooec  IßovXtv- 
fforo,  tovtov  ibv  köyov  tyivvr\cit  nooy  ootzöi'.  Tertull.  adv.  Praxeani.  8. 
Sermo  spiritu  struetus  est,  ergo  et  in  patre  seniper  et  nunquani  separa- 
tes a  patre,  aut  alius  a  patre  est.  Haec  erit  nnoßokr]  veritatis,  custos 
unitatis,  qua  prolatum  dieimus  filium  a  patre  sed  non  separatum.  Pro- 
tulit  enim  Deus  sermonem,  sicut  radix  fruticem  et  fons  fluviiim  et  sol  ra- 
difljn.  Igitur  proliteor  me  duos  dicere  Deum  et  sermonem  ejus,  patrein 
et  filium  ipsius.  —  Tertius  est  spiritus  a  Deo  et  filio,  sicut  tertius  a  ra- 
diee  frurtus   ex  frutice,   et   tertius   a   i'onte  rivus  ex  fluminc,   et  tertius  a 


—     190    — 

9?e&en  biefer  fyerrfc^enben  Sfyeorie  unb  in  wecfcjetfeitiger  5öc- 
fiimmung  entwirfelten  ftdj  bie  fogenannten  monarctyianifdjen 
2lnftcf;ten,  welche  barin  übereinftimmten,  baß  fte  ba3  monottjeifli* 
fc&e  Sßtincip  no$  entfctyiebener  a(ö  jene  unb  mit  Aufopferung  ber 
Sel&flänbigfeit  be3  @ött(icf;en  in  (Sfyrifto  »erfolgten,  übrigens 
aber  auf  fefyr  entgegengefe&tcn  ©runblagen  beruhten1). 

a.  2)ie  ebionifirenben  Sttonarctyianer2). 
3)ie  Slloger3),  bie  Anhänger  beS  Sfyeobotuö  (6  oxvrsvg) 
von  93wanj  unb  beö  Artemon,  jene  in  Slften,  bie  beiben  an- 
bem  in  9?om,  fommen  barin  überein,  bafj  fte  nad)  ifjrer  empiri- 
f#en  unb  nüchternen  Steife  ben  SKittefyunft  beö  üffiefenS  GQriftt 
auf  ber  tnenf<$ltc$en  «Seite  fucfjen4),  baö  ©ottlic^c  hingegen  auf 
eine  Erleuchtung  naefy  Slrt  ber  «ßropljeten  belaufen.  3)ie3  ift 
baö  (§bionitifd)e  bei  ifynen5),  aber  fte  gingen  über  ben  (Sbionitiä* 
muS  baburef?  (jinauä,  bajj  fte  eine  übernatürliche  Erzeugung  an- 
nahmen. 3)ie  SIrtemoniten  befe&äftigten  ftcfy  mit  bem  ©tubium 
beö  2lriftote(e3  unb  £t)eop£)raft,  unb  übten  eine  feljr  tt>iflturlic& 
bogmatifcfye  .fintif  ber  bib(ifrf)en  33üd)er6).  2)ie  Sfyeobotianer 
erhielten  eine  Seittang  eine  6tü|e  an  bem  (Sonfeffor  9?ata(i6, 
würben  jebod)  von  23ictor  auö  ber  Äirc&engemeinfc&aft  auöge- 
flogen  7).    2)en  3(rtcmoniten  gefctmfy  baffelbe  unter  bem  folgenben 

sole  apex  ex  radio.  —  Ita  Trinitas  (Theophilus  Jturjl  Tgtäg)  per  conser- 
tos  et  connexos  gradus  a  patre  decurrens,  et  monarchiae  nihil  obstrepit 
et  olxovouictg  statum  protegit. 

1)  cf.  Orig.  T.  in  Joan.  II,  2:  r'jjoi  anvot/utpoi  /J/ot»jt«  vlov  hiQC<p 
naget  ztjp  iov  ITttTno;,  oixoloyoupreg  (tsop  ttvai  top  fifyQi  opo/acctos 
tikq  avroTg  vlbv  7iQoaayoniv6(.iiPOP ,  ?j  dopovfxtPOi  top  %>iöir\Tu  rov 
viov,  nOipreg  dt  aviov  itjv  1dioit]jct,  y.cu  if\v  ovaittp  xuict  nsoiyncurriP 
jvy/ävovaap  ktiqav  iov  ITaTQOS.     cf.  Novat.  de  trinit.  30. 

2)  Euseb.  h.  e.  V,  28.  Epiph  b.  54.  65.  Theodoret.  h.  fab.  II,  4.  5. 
Heinichen:  De  Alogis,  Theod.  et  Artem.    Lps.  1829. 

3)  Epiph.  h.  51. 

4)  ipiXop  ap&ownop  ilpca. 

5)  SBomit  aber  ntdjt  ein  Sufetltdjet  genetifdjer  3uf«mmenbanc(  mit  bem 
3ubenc§riftentfyum  befetgt  tfr. 

6)  Euseb.  V,  28. 

7)  3m  ^ärefienöerjetdjntg  binter  ben  Praescript.  Tertull.  33.  hnrb  bie 
©efte  mit  ben  9Jield)ifebefiattem  tbentifictrt. 


—     191     - 

äötfdjof  3epfjtyrinu$.  3)a  fte  bie  Meinung  l)atten,  baß  U)re 
Serjre  biö  au  3e^rlmtfl  in  9tom  geljewfc&t  t)abe,  fo  tonnen  fte 
bemna$  nic&t  mit  ben  £l)eobotianern  ftcf)  f)abeu  gleic^fteüen 
tollen '). 

9lm  weiteften  auSgebilbet  liegt  biefe  rationaliftrenbe,  juin  3)ete* 
muS  geneigte  2)enfart  bei  $aulu$  ö.  ©amofata  vor.  (St 
war  SBifcfyof  r>on  2lntiod)ia,  baneben  Procurator  ducenarius,  ein 
eitler,  fjabfüc^tiger  unb  prunffyafter  üRann.  2)er  gelehrte  $«& 
btyter  9U-f$l«it  enthüllte  269  feine  £arefie,  aber  burcty  bie 
©unft  ber  3enobia  gehalten,  behauptete  er  ftcfy  no$  bis  272  im 
2lmt,  wo  Sluvelian,  von  ber  Äirdje  angegangen,  bem  23ifdjof 
von  dlom  bie  (Sntfcfyeibung  überlief2).  (§r  nal)m  ben  begriff 
beö  Sogo3  in  ben  3ufammenl)ang  biefer  2lnfd)auungen  auf,  »er* 
ftanb  aber  barunter  bie  göttliche  Vernunft,  wie  unter  bem  fyeil. 
(Seifte  ben  göttlichen  ©eift ,  nad)  ber  2Beife  ber  menfc&lidjen  9?atur, 
olme  «£)iwoftafte  beS  Sogoö  unb  ©eifteö.  G£f)riftuö  backte  er  unter 
übernatürlicher  (Sinwitfung  erzeugt,  legte  jebod)  9?ad;brucf  bar* 
auf,  if)n  alö  menfd)(id?e,  r>on  ©Ott  erleuchtete  ^erfönlicfyfeit  auf* 
jufajfen3).  Ü)al)er  beim  aucl)  nur  eine  ibeale  *}3räexiften$  beffel* 
ben  im  göttlichen  2)en!en  ©tatt  fanb,  unb  eine  (Srfyebung  jur 
göttlichen  2Bürbe  ingoige  feines  ©eljotfamö  in  biefem  Sieben 4).  £>ie 


1)  Dr.  SB  nur  legt  ber  unfritifdjen  23et>au|>tung  einer  folgen  @e!te  bxc®> 
mal  grojjeä  ©erofetjt  &et,  tun  ben  23eftanb  berfeloen  in  3tom  <ilö  ein  3e'* 
ä)en  bees  bon  it)m  angenommenen  ebionitifcfjen  SbarafterS  ber  röm.  ©emeinbe 
barjttftetten.  Da£  er  pe  befonber^  roegett  ttjrev  Untcrfct)eibung  ber  ©naben* 
roirhmg  im  alten  unb  neuen  Seftament  mit  bem  Wareton  in  3"famment)ang 
bringt  (£et)re  ü.  b.  ©reieinigfeit  I.  ©.  278),  ber  faft  auf  bem  entgegengefe^teu 
öftrem  jtet)t,  fcerroirrt  btefe  l)tftorifct)en  25ert)äUnifj'e  unb  ben  93cgriff  beö  3u» 
benä)riftcnu)um$  ööttig. 

2)  Euseb.  VII,  27—30.  Athanas.  c  Apoll.  II,  §  3.  Epiphan.  haer.  65. 
Fragmente  bei  Leontius  Byzant.  contr.  Nestor,  et  Eutych.  1.  III,  in  Act. 
Concil.  Ephes.  Mansi  V,  393.  Maji:  Vett.  Script,  nov.  collect.  VII,  I.  — 
J.  G.  Ehrlich  dissert.  de  errorib.  Paul.  Samos.  Lips.  1745.  Feuerlin  diss. 
de  haeres.  Paul.  Sam.  Gottg.  1741.  J.  B.  Schwab:  de  Pauli  Sam.  vita 
atq.  doctrin.    Herbipol.  1839. 

3)  Xqiotos  xäja&tv.  Epist.  Synod.  Antioch.  bei  Leont.  ov  avyyt- 
ytvrja&cti  tw  cif&QCOTiiyci)  iou  koyov  ovatcööcog  ukla  xcctcc  TroiÖTrjT«. 

4)  Paul.  Sermon,  ad  Sabinum  bei  Feuerlin  ttnbMajus:  —  xatondMCHct; 
ir\v  uQtJrji'  ovytjtf&rj  rw   &(%>,    /uiav  xal  jt\v  ctvii]V  noog  cwiov  ßovXi]- 


—     192    — 

(Sinfjeit  mit  ©ott  ift  eine  moralifc^e  unb  bte  (Srlöfung  beruht  i>or^ 
nel)m(icf;  auf  Sefyre  unb  Seifpiel1). 

b.    2)ie  *ßatripafftaner. 

£ier  ^errfc^t  ba$  Snteteffe  beS  frommen  d)riftlicfc>en  @efür)tö, 
baS  inteüeftuale  unb  bialeftifdje  ift  gering.  ®aö  95ebürfni£  ift, 
in  Gfyrifto  bte  »oUe  unb  unmittelbar  nafye  ©ottljeit  ju  fyaben, 
roeßfyalb  weber  bie  fuborbinatianifcf;e  Sogoöleijre  ber  £1rd)e,  nod; 
ber  sDconarcf)iani^muö  ber  anbern  2lrt,  ber  in  Slfien  unb  9?om  ge- 
genüber ftanb,  genügte;  fonbem  23ater  unb  ©ot)n  nur  alö  t>er* 
fc^iebene  SBejiefyungen  beffelben  göttüdjen  ©ubjeftö  angefefyen 
würben2).  3u  biefer  Älaffe  gehörte  *ßrareaS,  ber  tum  Ätein* 
aftcn  nad)  dlcm  Um,  bort  günftig  aufgenommen,  nad)  2lfrifa 
überging  unb  t-on  Sertutlian  befämpft  würbe 3).   9?ad?  U)m  machte 


a/r  xal  ivioytiav  icug  löjv  «yaOiov  nQOXonaig  iayiy/.wg'  r\v  aätaioerov 
if>vXä%as  to  övotucc  xlrjQOÜTtoi  vttiq  näv  öpo/ua,  OTOoyrjS  snctO-Xov  ctvito 
ynQiaOsf.    ©.  ©Cef der  I.  302. 

1)  1.  c.  7«  xoaiovfisvtt  zw  koyco  i^g  (jvoecog  ovx  i'yovoty  'incuvov, 
t«  öi  ayioti  yili'ag  xouiovkutva  vntQtttvtTa,'  —  xu'J  ?jV  tw  Oeoi  ovvccif- 
öilg  6  acorrjQ  oiäinois  Jfyircti  f.KQtoiubv  tfg  rovg  alcovag  .  .  . . 

2)  Orig.  in  Matth.  XVII,  14:  Ov  voutmiov  tivcu  vnio  uviov  toi?  rc\ 
rptvdi]  qnoi'ovvTag  nsgl  ctvzoü,  qnviuaiic  iov  tfo£afe«V  ainbv  (cf.  Noe- 
tus  bei  Ilippolyt. :  Ti  ovv  xuxbv  noiui  do'$ä£wv  ibv  Xoioibv;),  bnoioi 
tiair  oi  ovy/JovTfs  nuiobg  xcu  viov  tvyoictv  xcu  ij/  vnooiüan  eya  cft- 
<56vJtg  th'cct  ibv  Tiuiioa  xcu  ibv  vibv,  rjj  Inivoici  fJ-örtj  xcu  ioi~g  bvb- 
jLiccat  ätcuQovintg  ib  tv  vnoxt^itvov.  2)cü)er  ttyncn  tcv  9?  ante  tfom  «Staub* 
punft  be$  «Suborbiuatianivmuö  beigelegt  n>arb.  —  Sie  ©cidjidjkH'imxnrilnna. 
Dr.  23 au rö  feljrt  bas?  äkrtjältnif?  ber  tuottardnanifd)en  unb  ber  firdtltdmt  £o* 
anleine  um.  3«te  fei  t-ie  nrfprünaUd;ere,  unb  tiefe  crjt  entjranbcn,  als 
man  in  bcv  mentauifttfdicn  ßtit  ju  bev  ßinjtdjt  fflitt,  brt§  ber  ©obn  ©otietv 
imc()bem  cv  bcu  ©etji  ctity  ficf)  eutiajfen,  ein  nnbreo  götrltd;cv  ^vincip  in  ftcö 
(jabcn  mü|Tc;  unb  um  ber  monardiiantfdjcn  dcnfeciuenj  au^jutvcidicn,  boj} 
neben  bem  tiinen  Q3ott  dlmfru^  uuv  Wcnfd;  fein  fönue,  eimftuö  ju  einem 
»on  ©ctt  im-idncbcuctt,  für  ft'd)  beftebcnben  gcttüdjen  Subjeftc  madtc.  5)a- 
für  Ijabe  ftd;  in  ber  nteranbrinifd;  jübifd'cn  S^eologie  bie  Sögogibee  bargcbo* 
tcn,  bie  mnt  ber  ilirdje  rtbo^tirt  fei.  Um  fic  ju  beftatigeit,  fei  b«ö  ®»an$t* 
Hunt  3ol;auui^  erbiditet,  bcjfen  (£d}tf)eit  nun  uidit  Leiter  be|i»eifeU  toerbe. 
Sei  roeldjer  Slnnabme  ober  fel;r  fonberbar  ift,  bftfj  fid)  bie  5-\-itripci|ftaner  auf 
baö  ®ö.  3ob«wnig  berufen,   cf.  Tertull.  adv.  Prax.  20. 

3)  Tertull.  adv.  Praxeani. 


—    193    — 

ftd)  in  ÄIcinafien  9?  o  etil«  temxffify,   ber  eine  etwa«  feinere 
gaffung  ber  Set)ve  gehabt  ju  Robert  fcfyeint1). 

c.  9ftonarct)ianer  mit  Hinneigung  jum  fßanttyeiömuö. 
23ebingt  burtf;  biefe  betten  entgegengefefcten  unb  buret)  bie 
firdt)tic^e  ^eovie,-trat  fpäter  at«  jene  eine  brüte  monarct)ia* 
nifct>e  r)ert>or,  welche  einen  93ermittlung«»erfucr)  machte, 
inbem  fte  ben  6$roerpunft  ber  *J3erfon  6t)rifti  nic^t  in  bie  9J?enfct> 
r)eit  »erlegte,  aber  au$  nic^t  bie  ttotfe  @ottf)eit,  fonbern  eine 
fwpoftatifctie  «Jtfanifeftation  ©otte«,  aber  eine  »orübergefyenbe, 
barin  erbtiefte2).  £ie()er  ift  31t  rechnen  «öertyüu«,  S3tfdt>of  üon 
«Boftra,  ein  Sflann,  ber  einen  gewiffen  9ruf  ber  @eler)rfamfeit 
bjatte.  6r  fc^eint  bie  Sßirfungen  ©otte«  auf  r>orüberger)enbe  2lu«* 
ftra^ungen,  unter  benen  bie  in  (Sfyrifto  perfönlict)  warb,  aurücf* 
geführt  ju  t)aben3).  9J?an  r>erfamme(te  $ur  Prüfung  feiner  Se^re 
eine  ©mtobe  unb  berief  baju  Drigene«  (244),  ber  it)n  jur 
einfielt  braute,  ba£  er  geirrt  f)abe.  £ier  würbe  gugletcf;  feft* 
gefegt,  ba£  (Styriftu«  eine  menfcfyltcfye  «Seele  gehabt  r)abe. 
53eri?Uu«  £rinitäti3(er)re  würbe  aufgenommen  unb  ju  einem  weit 
r)ör)eren  ©rabe   bon   fpeculattoer  Sluöbübung   gefüllt   fcon  bem 

1)  Hippolyt.  c.  Noet.  Opp.  T.  II.  Epiph.  h.  57.  Theod.  haer.  Fab.  3,  3. 
ßr  wnterfc&teb  einen  verborgenen  unb  geoffenbarten  ©ott:  %va  yctolv  ilvai 
&eov  töv  ncaiQa  %bv  twc  cUwj'  3r]jxtovQybv ,  <iq>cci>i}  /ufv  oiav  l&ttrj, 
(pcavöfzevov  6k  r^vtxa  eiv  ßovXrjTai.  tyxaxtcid  Sebre  über  biefen  Unter- 
trieb f.  Weanber  Ä.  ©.  I.  @.  1004. 

2)  £)te  bureb,  bie  23ebeutung  ber  Unterfcln'ebe  binlanglid)  gerechtfertigte 
Dreiteilung  hrirb  »on  23aur  beworfen,  Welcher  ben  Scr^IIuö  bei  icn 
50?onard;iflnern  ber  erfren,  ben  ©abeHtuö  bei  beuen  ber  ^weiten  klaffe 
einreibt. 

3)  Eus.  VI,  33:  tbv  atoirJQK  v/uwy  fir)  nQOvcfsatayai  xui  iölctv  ov- 
otas  7ifQiy^a(f^v  7i qo  rrjs  tfg  äv$Q(6novs  iniörj/xiag,  /ujjjf  f.it]V  Osöxriia 
ISCaV  extiv,  all'  ifxnoXntvoi.iivriv  avrcp  /uovrjv  iqv  naiQixtjV.  ©cjjleter- 
mac^er  a.  a.  D.  Uttb  UUmann  de  Beryllo  Bostreno  ejusque  doctrina. 
Hamb.  1835;  berf.  @tub.  Ärit.  1836.  3.  begeben  U(a  ovo.  ntQtyQ.  auf 
23egrenjung  beö  göttlichen  2Befcu^,  wogegen  mit  ^cebt  23  aur  ©.  285  flg.  23gl. 
and)  Orig.  ad  Epist.  ad  Tit.  Opp.  Lommatzsch  V.  Sed  et  eos  qui  hominem 
dieunt  Dominum  Jesum  praecognitum  et  praedestinatum,  qui  ante  advenlum 
carnalem  substantialiter  et  proprio  non  extiterit,  sed  quod  bomo  natus 
solam  patris  in  se  babuerit  deitatem,  ne  illos  quidem  sine  periculo  est 
ecclesiae  numero  adsociari. 

13 


-     194    - 

^reöbtyter  ©abelliuö  in  ^tolemate  (250—260).  @r  wntÄi 
fcfyicb  jroifd)en  ber  (Sinljeit  bc3  göttlichen  Sßefcn^ ,  ber  Sföonaä» 
unb  ber  9Jtef)rr)eit  ber  Dffen&arungen  ©otteS,  unb  bezeichnete 
bie  göttliche  Sb/itigfeit  babei  a(6  ein  Shtobetjnen  unb  3üfammeri* 
jiefycn1).  2)ie  CSrfcfyeinnngen  beS  göttlichen  SBefenö  erfolgen  in 
ben  formen  ober  gleid)fam  DMlen  (jtQoaiana)  beS  ÜBaterS,  <5or)- 
neS  unb  ©eifteö,  welchen  ©abelliuö  mit  in  ba6  (Softem  auf* 
nafym2).  2Baf)rfq)einlicf)  ift  ba$  göttliche  SBefen,  bie  üftonaö, 
mit  bem  SSatcv  ibentifd)3),  wirft  naef;  aufen  afö  £ogoö  (ttqo- 
(poQixbg)  bei  ber  2Mtfcr;bpftmg,  unb  erfct)eint  $ur  intenfiveren 
Söirffamfeit  in  bem  ©of)ne  als  perfönlicfyer  Sogoö4)-  3>en  ©eift 
benft  er  »ermut&lidj  fd)on  fogtetc^  mit  bem  Sogoö  fcom  SSatcr 
ausgegangen,  aber  feine  »orfyerrfcbenbe  £t)atigfeit  beginnenb  erft 
nact)  ber  (Srlöfung  burd)  ben  <Sol)n,  fo  bafj  jebe  ber  brei  gor- 
men  eine  ^eriobe  bel)errfcr)t,  in  reeller  fte  baö  religiöfe  Sebcn 
geftattet5).  3)ie  $erfönli$feit  beö  Sogoö  ift  üorubergefyenb:  ber 
<5trat)l  fefyrt,  wenn  feine  SBirffamfeit  beenbigt  ift,  in  ben  Ur* 
fyrung  jurücf6).    3n  ben  ©rnnbanfcfyammgen  beö  (5t;ftcmö  ift 


1)  7ih(ivvfo&{(t,  fy.Tcioig,  ovotokr\.  cf.  bie  Setjre  ber  Steifer  unb  ber 
ctementinifcfycn  £omilien. 

2)  Epiph.  h.  62,  1.  ws  iety  iy  yjUm  ovti  /.itv  iy  f.aii  vnoaiäaa,  tqiis 
<J*  %%ovii  t«?  IvsQysias ,  </"■>?,"«  ök  ib  tftoriatixbv  xctl  io  &üknov  xctl 
«uro  rrjg  7i(Qi(fsgeü<g  o/rjua.  —  Basil.  M.  Epist.  210:  iby  ccutov  >?f6*' 
'Iva  tw  vnoxttjuiyo)  oyja  ngog  iug  ixüarors  naoctninTovactg  yotiug 
/ueiKfiogifOVfKVoy ,  vvy  /uty  tag  naityct,  viiv  öi  cbg  vlbv,  vvv  dt  ws 
nvtvfin  ccyiov  diaXtysa&ca. 

3)  ©cbjetermadjer  unb  23aur  fuborbiniren  ber  Wonaö  ben  Skter, 
Sogoö  unb  ©eijr;  Säur  unb  naeb,  tfcm  ©tefeler  Ä.  ©.  I.  I.  ©.299  flg. 
fo,  bafj  ber  Sogoö  baö  SSermittelnbe  ättrifdjen  ber  9Hon<t$  unb  ben  bret  nnog- 
tjnoig.  2lber  biefe  ©teKung  beö  £ogo3  oor  bem  SSnter  ift  gegen  jebe  2lna^ 
legte,  unb  paßt  «nbrerfeitS  nid)t  ju  ber  beftimmten  23ejiebung,  bie  ber  üogos 
jum  ©ofme  fyat 

4)  Athanas.  c.  Arian.  Or.  IV.  §  22:  iy  cio/7}  /luv  sivcti  löyog  änhog, 
ors  dt  ifrjyO-QoJnrjas  tote  (uvouäa&cu  vlöv.  cf.  §  8. 

5)  Theod.  haer.  Fab.  II,  9:  xctl  iy  ,uty  rjj  TiccXaia  ibg  nrniQu  vofio- 
Settjoctt,  ly  i7]  xcciyrj  tag  vlbv  iyccv&Qtontjoai,  ibg  nvev/xu  öl  ayiov  roig 
tmooToXotg  inKfonijoai. 

6)  ©treitig  tfi,  ob  bie  3lufKofung  gleich  und;  Gcntftehtng  uon  ber  (Srbe,  ober 
erfr  nm  (£nbe  bee* SBeHfrtufe^,  bnö  nndi  ©noeüiu^  bie  Allgemeine  SDteber- 


—     195    — 

ein  $antfjeiömuö  angelegt'1),  ber  aber  nid;t  bur$gefü£)rt  ift.  6r 
()at  au$  (Sinfluji  auf  bie  SSorfteüungen  über  ben  Urfprung,  aber 
nic^t  auf  bie  über  baö  3ie(  be6  menf^licfcen  ©eiftcö. 

21(6  bie  Seljre  beö  ©abeUiuS  ftcf;  unter  ben  benachbarten  tßu 
fc^ofen  verbreitete,  glaubte  2)ioni;fiu8  von  SUeranbria  U)r  ent* 
gegenarbeiten  ju  muffen,  unb  beftritt  fie  in  einem  S3rief  an  bie 
SMfdjofe  Slmmoniuö  unb  (gup()ranor  mit  fo  ftarfer  .£>eü>or* 
fyebung  ber  ©uborbination  beö  SogoS,  bajj  er  feinen  Unterfcfyieb 
»on  ben  ©efcfyöpfen  gujulajferi,  unb  auf-  ben  vororigeniftifdjen 
©tanbpuntt  $urücf$ugel)en  freien2).  2)er  römifd)e  23ifct;of  3)io* 
nv;fiu3  würbe  Wn  ©egnern  beö  akranbrinifd)en  barauf  auf* 
merffam  gemacht,  unb  gab  in  einer  ©egenfcfyrift  (ävarQonrj)*) 
eine  (Sntmicfiung  ber  S.rinitatö(ef)re,  in  meiner  ber  Unterfd)ieb 
gegen  bie  (Sinfyeit  faft  ganj  »erfcfywanb.  3ener  »ertljeibigte  fid)  4) 
mit  gemeinter  Sßürbigung  be£  9Befentlirt;en  im  (Sfyriftentfntm, 
unb  erflärte  trjeitö,  bafj  er  mij3»erftanben,  tfyeitö,  bafj  er  bereit 
fei,  bie  bogmatifdjen  93eftimmungen  31t  mitbern,  auef;  ben  23e* 
griff  ber  2Befetu3glei$t)eit,  beS  'O^wovoiov,  anjuerfennen,  wie 

bringung  fein  tvirb,  erfolge,  gür  bie  erfte  Sluftdjt  (93rtur  unb  ©iefeler) 
fprec^cn  bie  ©teilen  Epiph.  h.  62,  1:  n^uifötvia  da  ibv  vlov  xchqio  note 
wgnsQ  ttxxlva  xai  ^Qyaad/nsrou  rd  -niivia  Iv  10)  xoo/uo)  tu  jijg  oixovo- 
fiictg  trjs  ivayyt\ixr\g  xai  acäirjQi'ag  iwc  äv&Qcüntov,  avcdriySevTa  <Sh 
avdig  th  oi/oavbv  (og  inb  Tjki'ov  nt^ifOnaau  äxiiva,  xai  nc'div  tig  ibv 
ijhop  avaÖQafxovaav.  Greg.  Nyss.  in  Maji  Coli.  VIII,  II,  4:  Ol  dk  xurd 
Zaßikhov  —  (lg  irjv  /ufyi'arrjv  jtjg  aatßtiag  Ixntriruixaai  nlävr\v,  oio- 
/Lievoi  diä  filv  XanoraZiav  avfrQ(OTiivr}v  7iQOflr}kv!>si'ai  rbv  vlov  ix  iov 
naiQog  nQOgxalycog'  avdig  de  /afid  irti>  dtönOwaiv  iwc  uvOotonivcov 
nlr]ixfi.th]j.ittT(üV  avaXtXvxöxa  ivdüvai  xai  ävafisftix&ai  nfi  najQi.  Sltlja* 
nctfiuö  (nad)  ibm  9?eanbcr)  fdjreibt  iljnt  bagegen  Sauer  M$  an$  @nbe  ju. 

Or.  IV,    12:     dt     q/iiüg    ytyi.wiyiai     xai     (.tttf    rjf.täg    avaiQtyji ,    h'a     y 

wgntQ  r]v.  25:  Trjg  yotiag  n).r]ocoösCar]g.  93iefleid)t  ftnb  beibe  Angaben 
bat)in  ju  vereinigen,  bafj  bie  ^erfönlid)feit  beö  ©oljneß  mit  feiner  ntcnfd)Iicl)en 
SBirffamfeit,  ba3  2)ci|"ein  beö  Ücgoö  au^ert)alb  ber  Tlonciü  mit  bem  SDeltenbe 
aufhöre,  waö  bie  Äirc|enlc^rer  nic^t  gennu  unterfebeiben. 

1)  2)af)er  ftcb  ©abelliuö  nud)  beg  tvayyttiov  xai  Alyvmtovg,  roel* 
§t$  Hntl)cifiifd;e  (Slemente  enthielt,  bebiente.  93 gl  ©c|)nerfenburger  b«ö 
Söangel.  ber  Slegt^tier.  1834. 

2)  cf.  Athanas.  de  sentent.  Dionys. 

3)  23ei  Athanas.  de  decret.  Synod.  Nicen. 

4)  3m  ikfyyog  xai  «nolovta  L.  IV. 

13  * 


—    196    — 

eö  fein  römifdjer  (Sottegc  gefordert  fyatte.  2lber  berfelbe  begriff 
warb  in  Slntiodjia  auf  ber  gegen  tyaui  von  ©amofata  gehaltenen 
©fyttobe  (269)  für  l)aretifd)  erflärt.  Unter  folgen  geftfe&ungen 
ging  bie  $ird;e  ben  großen  Äämvfen  über  bie  5^rinitätötet)ve  im 
vierten  3aljrljunbert  entgegen. 

2.  2)ie  ©cr)övfung  aues  nid)tö  in  bem  (Sinne,  bafj  ©ott 
nnbebingter  ©runb  bcö  2)afetn8  fei,  würbe  von  ben  $ird)en(er> 
rem  Ijeibnifdjen  unb  gnoftifdjen  £l)eoremen  gegenüber  behauptet. 
2)ie  Slvologeten,  weld;c  Don  einer  Materie  reben,  au$  ber  ©ott 
bie  Sßett  gebilbet,  (äffen  tQn  bod;  aucr)  Schöpfer  ber  Materie 
fein,  fo  baß  ber  ?ß(atoni8mii8  mir  bie  $orm  beftimmt.  ©in 
wirflicr)er  3)uaU$mu$,  auö  (Elementen  ber  gricrf;ifd)en  ©pecula* 
tion  l)erVorgel)enb,  finbet  fid)  bagegen  bei  bem  9D?ater  ^>ermo* 
geneS  in  9?orbafrica,  einem  tarnte,  bei  wetdjem  ba£  aftt)eti- 
f$c  nnb  vl)i(ofovt)ifd;e  Sntereffe  bie  cfyriftlid)e  2lnfd)auungöweife 
beeinträchtigte1).  Um  bie  gnoftifdjc  @manation3(el)re  nnb  ju- 
gleich  bie  firdjlictye,  wonacr)  iljm  bie  Ur^cberfd^aft  be£  SBöfen  auf 
@ott  jurücfjufallen  fcfyien,  $u  vermeiben,  nal)in  er  eine  ewige 
Materie  an,  bie  in  d)aotifd)er  ©äf)rung  unb  gormtofigfeit  Von 
einem  wüften  Scbenötriebc,  ber  ungöttlicfyen  Söeltfeele,  bewegt 
war2).  @ott  wirfte  von  je  an  auf  fie,  unb  vor  bem  (Sinbrurf 
feiner  ewigen  ©c^ön^eit  befdnvtcfytigt«  jt$  ba$  Soben  unb  unter* 
warf  ftd)  bem  9J?a$  beö  ©Rotten  unb  ©uten.  2)er  99?enfd), 
von  i()r  genommen,  gel)ört  i(jr  mit  Seib  unb  Seele3),  unb  füllt 
ir)r  im  ^obe  anijeim,  wenn  er  nid)t  bur$  bie  (Srlöfung  mit  bem 
©eifte  (£l)rifti  erfüllt  wirb,  ber  allein  Unfterblid;feit  verleibt. 


1)  Tertull.  adv.  Hennogenem.     Theodoret.  haer.  fab.  I,  19. 

2)  adv.  Herrn.  28.  Unde  ergo  compertus  est  Hermogenes  inforniem 
et  confusam  et  inquietam  fuisse  materiam  ?  —  c.  41 :  Inconditus  et  con- 
fusus  et  turbulentus  fuit  materiae  motus.  —  c.  36:  Corporale  enim  raa- 
teriae  vult  esse,  de  quo  corpora  edantur;  incorporale  vero  inconditum 
motum  ejus.  Si  enim,  ait,  corpus  tantummodo  esset,  nihil  ei  (I.  ejus) 
incorporale  apparet,  id  est  motus;  si  vero  in  totum  incorporalis  fuisset, 
nulluni  corpus  ex  ea  fieret. 

3)  ©egert  bie  3HMeitung  ber  ©eele  <tu3  bem  motus  materiae  uerfo^te 
Sertuttmit  ein  »erlernet  33uc^  de  censu  animae. 


li)7 


ßmitt  ^erioöe, 

£)ic  3^'t  öo«  (Eonftonttn  bcm  ©rogen  biß  $u  dhtgor  bem 
©rogen.  312  —  590. 

Quellen:  Eusebius  historia  eccles.  tmb  vita  Constantin,  u.  bie  «nberen  ÖOU 
du  Valois  fterflutfgegcbenen  gortfe^er  feiner  ©efcbidjte,  in:  Euseb.  Pam- 
pbili,  Socratis  Scholastici  libb.  VII.,  Hermiae  Sozomeni  libb.  IX., 
Theodoreti  libb.  V.  et  Evagrii  libb.  VI.  item  Philostorgii  libb.  XII. 
fragm.  et  Theodori  Lectoris  libb.  IV.  frgm.  quae  exstant  graece  et 
latine.  9hifinö  gorfefcung  bcö  Gufeb.  2  23b.  (-395)  ed.  Cacciari. 
Rom.  1740.  Hieronym.  unb  Gennadius  de  vir.  illustr.  in  Fabricii  bi- 
bliotb.  eccles.  Hamb.  1718.  Die  Chronica  beö  @ufebiu$  (überf.  toOtt 
•Prieron^m.  ed.  Jos.  Scaliger  1606),  Prosper  Aquit.,  Idacius  nnb  Mar- 
cellinus Comes,  jufflmmengefteKt  in  Chronica  medii  aevi  res  saec.  IV. 
V.  VI.  exponentia  ed.  Roesler.  T.  I.  Tüb.  1798.  —  Die  Acta  Concill. 
£«nbau3g.  o.  33run$  (saec.  IV  — VII.)  Berol.  1839.  Die  raiferl.  ©e- 
fejje  in  Codex  Theodosian.  unb  Justinianeus.  —  £eibnif4ie  3lutoren: 
Ammianus  Marcellinus  (lil).  XIV— XXXI,  353 — 378)  ed.  Ernesti.  Lips. 
1773.     Zosimus  iaronia  riet  libb.  VI.  ed.  Reitemeier.   Lips.  1784. 

Gibbon  history  of  the  declinc  and  the  fall  of  the  roman  empire.  Lond. 
1776—1788.  6  Vol.    ©eblofferö  2BeIrgefd;ic§te.    fQ.  2  unb  b.  flg. 


(ErfUs  Capitd. 

Sertyfiltmfl  bev  5Üvd;e  jur  2ßdt.    Siuöbvethutg  unb  23e* 
fcf>ränfiutjj  berfdfceit. 

1.   23etf)alten  ber  römifcfyen  ßaifer  gegen  bieitivdje. 

J.  G.  Hoffmann  ruina  superstitionis  paganae  (saec.  IV.  V.)  Vitemb.  1738.  4. 
Histoire  de  la  destruetion  du  paganisme  en  Occident  par  A.  Beugnot. 

2)aö  (gbict  beö   ©aletiuS,  wetcf;eö  nad)  langem,  blutigem 
Kampfe  ber  $ivd)e  ben  ^rieben  geben  follte ,   würbe  im  Client 


—    198    — 

nicj)t  mit  bei  beabficl;tigtcn  ^Mftänbigfeit  burcfygefüfjrt.  Jpicr 
regierte  ber  rot)e  (®a(eriu3  33a(eriuö)  SRarimtnuö,  welcher 
ben  fanatifcben  Slberglaufcen  eirteö  Sftanneö  ber  nieberen  «Stanbc 
mit  auf  ben  Sfjron  gebracht  ()atte,  unb  ftd)  jum  bereitwilligen 
SBerfjeug  ber  r)eibnifcf;en  *ßrieftertoartei  Vergab.  9?ur  unter  ber 
«£janb  machte  er  ben  faiferlicfien  (§rlaß  in  feinen  ^roDinjen  be* 
fannt,  gewahrte  gern  bie  Sitte  mancher  Statte ,  fei  eö,  baß  fte 
buref;  ganattemuö  ober  ©erötlität  eingegeben  war,  bie  (griffen 
aus?  it)rcn  Tiamtn  vertreiben  ju  bürfen,  unb  eine  ©nabenerwei- 
fung  baju1);  ließ  bie  Acta  Pilati,  eine  boel)afte  Sntjtelfung  beö 
SebenS  @()rifti,  in  (Stobt  unb  Sanb,  aud)  in  ben  23olf3fdntlen, 
verbreiten  unb  fiteste  ben  9tuf  ber  (Scripten  burd)  öffentliche  to 
fdjutbigung  unerwiefener  93erbrecf;en  jtt  beflecfen2),  ja,  er  t)in- 
berte  nicfjt,  baß  an  manchen  Orten  einflußreiche  Stiften  l)inge* 
rietet  würben;  bagegen  verwanbte  er  feinen  (Sinfluß,  um  ben 
@(an$  unb  bie  äußere  Sßürbe  beö  *]3rieftert{)ume6  unb  ©ötjenfut* 
tu6  ju  ert)öt)en.  3nbeß  nötfjigte  il)n  baö  93erfal)ren  feiner  ptiU 
regenten  allmalig  ju  günftigerer  23efjanb(ung  ber  (Efjriften,  unb 
nadb  ber  entfe^eibenbeu  9?ieber(age,  bie  if)tn  Siciniuö  beibrachte, 
erließ  er,  furj  r>or  feinem  £obe,  ein  befriebigenbeö  (Sbift  (313). 
©ebon  nämlich  war  burc!)  (Sonftantinuö  ber  große  Umfcljmntng, 
ein  befreunbetcö  33erbältniß  ber  oberften  Staatsgewalten  $ur&ircf;e, 
eingetreten.  (SonftantinuS 3)  war  ber  Sofm  beö  (Sonftantiuö 
(5 1)  I  «>  r u  ö  unb  ber  Helena,  bie  ftdt)  weiterhin  al6  eifrige  @f)rU 
fiin  jeigt.  Ob  fte  juöor  auf  r>en  Sofyn  in  cf;riftlid)em  Sinne 
gewivft4)  ober  fyäter  buref)  it)n  jum  ttebertritt  beftimmt  fei5), 
muß  bat)in  geftetlt  bleiben;  aber  ansunefymen  ift,  baß  er  nicjjt 
ganj  gegen   religiöfe  (Sinbrücfe  werfet) (offen   war,    $umal   wenn 


1)  Lactantius  de  mortibus  persecutoruin.    c.  36.     Euseb.  IX,  2.  3.  7. 

2)  Euseb.  IX,  5. 

3)  93Unfo  £eben  Gonfrantin*?.  23rc<:(.  1817.  (£ug)  £enf"|"djrift  gur  Qf)< 
rertrettung  Gonjtcmt.  in  ber  ftreiburg.  ßeltfät.  1829.  3.  Wart  int  He  Sin* 
füfjrung  ber  fyffüf  Religion  aU  2taatc<reIigion.  Wund).  1813.  4.  Slrcnbt 
Sonfrant.  unb  fein  Sßerlwftnijj  jum  Sijriftentf).  £üb.  £}uarkilfd)rift.  1834.  3. 
<PIancf  ©efd;.  ber  $rifH.  (i5 cf eff f cf)af ti? v erfa (f-  *.  ®-  231  flg. 

4)  Theodoret.  I,  18. 

5)  Euseb.  v.  Const.  III,  47. 


-     199    - 

eö  erlaubt  freien,  bie  2lbfid;ten  ©otteö  mit  ben  Erfolgen  fcineö 
ßt)rgei$eö  in  Ükrbinbung  31t  fetten.  @c  l)atte  ofyne  S^etfcl  früf) 
bie  Ueberäeugung  erlangt,  bafj  bie  (Stiften  nid?t  ber  fd)(ecr)tefte 
Sfyeil  ber  23etwlferung  feien;  fyatte  bie  ©cfyonung  feincö  33aterö 
unb  am  .gjofe  beö  ©aleriuö  bie  nutjlofen  Slnftrengungen  jur  Un# 
terbrücfung  ber  (£()riften  gefefyen,  unb  fonnte  nic^t  zweifelhaft 
fein,  welcbeö  ba$  3wcrf mäßigere  für  (Staat  unb  Regenten  fei. 
2)a3  unaufl)altfame  gortfcfyreiten  ber  Äirc^e,  unter  fteten  23erfol* 
gütigen,  von  Den  fleinftcn  anfangen  ju  einer  auögebcljnten,  feft 
$ufammcnljaltenben  unb  wofyl  geglieberten  Korporation  mochte  in 
Hjffl  bie  Slfynung  crwctfen,  fte  tonne  jum  einfügen  ©iege  bcftimmt 
fein;  aber  eö  würbe  für  feinen  politifcfyen  6d;arfblicf  31t  türm 
unb  für  feine  Dteligiofität  31t  wenig  fein,  wenn  man  alleö  auf 
9ied)nung  politifcfyer  $orau£fict;t  fe^en  wollte1),  wa$  er  für  ben 
Sieg  ber  Äirctje  getl)an  fyat.  2Me(mel)r  (äffen  ftd;  bie  einzelnen 
SInbeutungen  über  feine  2)enfweife  am  einfachen  baf)in  vereinig 
gen,  bafj  (Jonftantin,  ptatonifct;  gebilbet,  ben  efleftifcfyen  Staub* 
punft  feinet  23aterö  teilte,  auf  welchem  er  ben  ©Ott  ber  Gfötfc 
ften  alö  ein  mäcfytigeö  SSefcn  ben  alten  ©öttern  jugefeflte,  unter 
welchen  er  am  liebften  ben  Slpotfo  »eveljrte  2),  unb  baß  et 
butd;  bie  (Sreigniffe  atlmalig  ?u  auöfd;ließenber  23erel)rung  bef* 
fctbcn  unb  ju  wacbjenber  23egünftigung  feiner  2lnf)änger  gebracht 
würbe.  9Jon  befonberer  Sebeutung  bafür  war  ber  ftegreicfye  ßug 
gegen  üRarentiuä  (312).  SBäfyrenb  biefer  fiel)  eifrig  um  bie 
^ülfe  ber  ©taatögötter  bewarb,  unb  befto  leichter  bem  (Einfluß 
ber  fyeibnifctien  ^riefter  juganglid;  war,  fyaben  tn'rmutfytid)  bie 
33ifd)öfe  il)rerfeite*  ftc^j  bemüht,  ben  Gonfiantin  auf  bie  9)?acf/t 
il)reö  ©otteS  Ijinjuweifen.  6ie  würben  babei  unterftüfct  burd) 
eine  pfytyftfcfcje,  einem  Äreuje  äfjnlic^e  (Srfd)einung,  bie  er  am 
Fimmel  erblicfte  unb  afö  2£unberjeid)en  für  ftd;  beutete3).    Gö 


1)  gjfll.  5)1  and  a.  a.  D.  L  ©.231  (f. 

2)  @.  Eumen.  Panegyr.  c.  21.  (310).  ©iefelev  iT.  ©.  1.  I.  ©.270 
nuidU  (tuf  bie  aSerWftnfctfdjaft  bev  3bee  ucn  2tyotlo  unb  Sf;rtftuö  aupneiffam. 

3)  ©o  Siel  mag  an  ben  unter  etnanbet  nidjt  jufammcnftimmenbeu  unb 
jum  Z\)til  in  fiel)  tuibevj>red;enbcn  33cvtcf)tcn  »on  bev  gtföeimtttg  3BG$tta 
fein.    £actantiuö  de  mort.  pers.  44  rebet  nuv  s>on  einem  im  £raum  ge* 


—     200    — 

3)anfbarfeit  für  ben  r>ertief)enen  @icg,  bafj  er  nodj  im  3af)re  312 
ein  £oteran$ebict  gab  unb  burd)  nac^ttäglic^e  23ergüuftigungen 
bem  ÄleruS  äfjnüc^je  ^rwifegien,  wie  fte  bie  ^rieftercollegien  be* 
fafen,  übertrug,  unb  im  folgenben  Safyre  313  fogar  »eilige  9?e* 
ligionSfreifjeit  gewahrte,  unb  bamit  ben  ©taat,  wieweit  er  noc^ 
öon  religiöfen  3nftitutionen  beö  ^etbent^umö  getragen  war,  prin* 
cipietl  üon  ber  Religion  loetöfte1). 

2)ocfy  jeigeu  ftd)  ©puren  feines  fcfnvanfenben  @f(efticiömu6  nocf) 
langer2),  in  Üölünjen  (o.  3.  317)  mit  f)eibnifcfyen  Emblemen;  in 
bem  Verbot  ber  £>pfer  unb  «£>arufy>icien  in  sßrivatljäufern  (319) 3), 
warjrenb  er  balb  barauf  (321)  in  gewiffen  fallen  bie  Befragung  ber 
£arufytce8  befahl 4).  (Srft  nad)bem  er  Siciniuö  beftegt  f)atte(323), 
unb  burcf)  biefe  neue  @unft  feinet  ©c^u^gotteö  jur  Sllleinrjerr* 
fc^aft  gelangt  war,  trat  er  mit  (Sntfcfnebenljeit  für  bie  &ird)e  auf, 
beobachtete  aber  anc^)  feitbem  weniger  bie  ©renje  it)reö  unb  beö 
Staatsgebiete«?.  3nbeß,  fo  fef)r  e$  fein  2Bunf<#  war,  aucr)  ©leid?* 
mafugfeit  ber  Religion  unter  feinen  Untertanen  ttotrjanben  ju 
feljen,  t>erfufjc  er  bod)  mit  fluger  SRäfHgung  gegen  bie  Reiben, 
forberte  üon  ben  Ijeibnifcljen  «Solbaten  feine  ct?riftli$en  (£eremo* 
nien,  3erftörte  nur  bie  Tempel,  mit  beren  Kultus  2lu3fcf)meifungen 5) 


fernen  Äreuj;  ifjm  folgen  Rufin.  h.  e.  IX,  9.  Sozom.  I,  3.  SufebtuS 
erjagt  $.  ®.  IX,  9  nichts  bainm,  vit.  Const.  I,  28  sq.  mit  Sfuöfdjmücfung. 
£)ie  Reiben  öertoarfen  ba3  ©anjc  alö  eine  gabel.  <3  Moshe  im  Commen- 
tar.  p.  978  sq.  «Keanber  Ä.  ©.  II.  L  ©.  13  flg.  Gonjtantin  lief  jut 
©cfdacfjt  biiö  Lnbarum  mit  bem  Stifytn  ^"  anfertigen  unb  na<$  bem  ©iege 
feine  Sßifbfaule  mit  ber  Areujeöfatme  in  Stent  aufrichten. 

1)  Lact.  mort.  pers.  48.  ©riedjifcfje  Ueeerfefcung  bei  Euseh.  X,  5.  23ei 
Lactant.  fefylt  ber  Gingang.  —  ordinanda  esse  credidimus  — ,  ut  daremus 
et  Christianis  et  omnibus  liberam  potestatem  sequendi  religionem,  quam 
quisque  voluisset,  quo  quidquid  est  divinitatis  (1.  jtatt  quod  quidem  divinitas 
9?  e  a  n  b  e  r  II.  I.  <5. 26.  ©  i  e  f  e  l  e  r  I.  I.  ©.  267)  in  sede  coelesti ,  nobis  atque 
omnibus,  qui  sub  potestate  nostra  sunt  constituti,  placatum  ac  propitium 
possit  existere.  Unentgeltliche  Stürfgabe  ber  conftecirten  gotte^bienftlidjcn  Drte 
an  bie  Stiften;  Privatleute  bie  in  beren  23eft$  gefommen,  feilen  ben  (Staats* 
Wegen  entfcfyäbigt  roerben. 

2)  Ekhel  doctrina  numismat.  Vol.  VIII.  p.  78. 

3)  Cod.  Theod.  L.  IX.  Tit.  XVI.  hl.  2. 

4)  Cod.  Theod.  L.  XVI.  T.  X.  1. 

5)  Vit.  Const.  III,  55. 


*      —    201    — 

ober  ein  befonberö  einflußreicher  Aberglaube  v-erbunben  war l), 
unb  wenn  er  rohflid)  fpiiter  baö  Opfern  unb  baö  Aufrichten  ber 
©öfcenbilber  verboten  fyat2),  (o  r)at  er  wenigftenö  bie  9?acl)ac{j# 
tung  nidjt  ftreng  überwacht.  dagegen  öe'rfc^maljte  er  nid)t  bie 
©ewatt  ber  Socfungen  burd)  23cförberungen,  ©efdjenfe,  %üx* 
fpracfye,  waö  er  für  nötfyig  l)ielt,  weil  auö  Siebe  jur  2Bat)rf)eit 
nur  feiten  23efel)rungen  «Statt  fänben3).  —  Gr  ftarb  337,  nac^ 
bem  er  fur^  $ur>or  im  @efüf)l  beö  nafycnben  Sobcö  fid)  l)atte 
taufen  laffen4). 

3)ie  ©ölme  ßonftantinS,  (Sonftantin  ber  jüngere  (—340) 
(SonftanS,  imOccibent  (—  350)  unb  (SonftantiuS,  im  Orient, 
nad)  (SonftanS  £obe  £err  beö  ganzen  9ieid?eö  (—361),  beob* 
afyktm  nic^t  beö  33aterö  Mäßigung  im  23ert)alten  gegen  baS 
«£mbent()um.  33efonberö  (Sonftantiuö,  ein  reizbarer,  in  allem  was 
feine  ^errfc^aft  betraf  argwöfynifdper  unb  utweijöl)nlid;er  gurft 5), 
fua^te  bae  ^eibentfjum,  welches  ifnn  politifcf;  gefafyrlid;  fd;ien, 
ju  unterbrücfen.  (Sr  erneute  baö  23erbot  ber  Opfer  (341),  unb 
»erfrfmrfte  c3  (346),  inbem  er  £obe£ftrafe  unb  ©ütereinjiefyung 
barauf  fe&te,  audji  bie  (Schließung  ber  Tempel  anorbnete6),  erft 
gemeinfcfyaftlid)  mit  GtonftanS,  bann  aud)  wäl)renb  feiner  Slüein> 
rjerrfcfjaft  (353  unb  356).  9)?ancf?e  fielen  alö  ein  Opfer  feines 
Sßevbact)teö  unb  il)rer  Slnl)änglid?feit  an  bie  alten  ©ötter7).  (Sie 
war  befonberö  ftarf,  weil  mit  großen  (Srinnerungen  r>erbunben 
unb  t>on  bem  ebleren  @efül)l  beö  Patriotismus  gcfiütjt,  bei  ben 
patricifdjen  ©efd;led?tern  DiomS.  Um  biefe  nid)t  ju  feljr  ^u  er* 
bittern,  fronten  bie  Äatfer  bie  Tempel  unb  bie  Diefte  ber  reli* 
giöfen  ^nftitutionen  in  9tom,  wo  benn  baö  ^eibentl)um  nod)  in 
großer  Äraft  blieb.    2Iud)  um  beö  Äunftwertl)eö  willen  würben 


1)  1.  I.  c.  56.    Libanius  de  templis  II.  p.  187. 

2)  Vit.  Const.  II,  44.  45.   IV,  23.    cf.  bat  ©efejj  beö  Gonftanttutf  öom 
3.  341.     Cod.  Theodos.  1.  XVI.  X.  2. 

3)  Vit.  Const.  III,  21. 

4)  (Sin  23eridjt  tton  fcinblt^cv  ©ettc  übev  bie  3?fotiuc  juv  Saufe  Zo- 
sim.  II,  29. 

5)  Amm.  Marcell.  XIV,  9.  2. 

6)  Cod.  Theod.  XVI.  Tit.  X.  1.  4. 

7)  Amm.  Marc.  XIX,  12. 


—     202     — 

Sempc!  gefctyü&t,  anbre  aber  $erftört  unb  geplünbert,  nicfyt  ofyne 
ben  SSeifatl  fanatifdjer  ©ifcfcöfe,  welche  tie  Äaif«  aufforderten, 
baö  Verfahren  ber  Sftaelttat  gegen  bie  Jtananiter  jum  üftufter  gu 
nehmen '). 

SBäljrenb  biefer  Ä'aifer  nad)  feiner  fcf)r  äußerlichen  Sluffaffung 
beö  6l)riftentf)itmö  folc^e  ©eroalt  gur  Unterbrürfung  beö  Reiten* 
tl)umö  unb  jur  Hebung  beö  (Sfjriftenttjumö  anroanbte,  bereitete 
fta),  alte  feine  393ad)fanifeit  betrügenb,  faft  unter  feinen  Slugen 
ein  aSerfu<$,  ber  lefcte  bc3  «£>eibentlutm3,  bie  entriffene  £crrfd?aft 
lieber  ju  erobern.  ^ulianuö2),  ber  Setter  beS  ßonflantiuS, 
war  nebft  feinem  23ruber  ©alluö  öon  biefem  jum  geiftticfyen 
©taube  beftimmt,  um  fte  befto  geroiffer  yon  bem  Srätyten  nad) 
bem  £t)rone  abgalten.  Ott  erroud)3  unter  ber  aufgejroungencn 
Ouälerei  einer  tfmftticfyen  S3efcf)äftigung,  ber  fein  Snnereö  fremb 
roar,  unterrichtet  tton  einem  Dieligionslefyrer,  ber  fletS  baö  23e* 
fenntnifj  ber  £aifer  blatte,  unterbrücft  tron  einem  Äaifer,  ber  baö 
(S^riftentb/itm  jur  <Sd)au  trug,  aber  feine  Familie  blatte  ermorben 
laffen  unb  überhaupt  ein  Derroorfeneö  &bcn  führte.  23on  biefem 
3)rucf  attjmete  er  auf  bei  ber  Seftüre  ber  Sitten,  bie  feine  ©eele 
mit  angenehmeren  Silbern  erfüllten,  unb,  inbem  fte  bie  üSSeltan* 
fcfyauung  ber  Vergangenheit  in  il)m  cntroicfelten,  unu-ermerft  it)n 
ju  ibren  ©Ottern  billigen,  @onftantiu$  erlaubte  it)m  nacb,  tylU 
comebien  ju  geben,  roo  bamalö  autf)  ber  berüfymtefte  t)eibnifdj>e 
Ütebner  feiner  3eit,  Stbaniuö,  ficb,  auffielt,  beffen  hieben  er, 
ba  er  fte  nia)t  tjören  burfte,  in  2lbfd?riften  ftubirte.  5)ort  {Hüpf- 
ten auef)  bie  9?eop(atonifer  mit  ibm  SBerbinbungen  an,  bereu 
einem,  bem  Sljeurgcn  äftarimuö,  cs3  gelang,  iljn  ganj  an  jtc§ 
$u  feffeln.  9cunmet)r  roarb  ber  ^tatontömuö  baS  feine  lieber* 
jeugung  23eftimmcnbe ,  unb  jroar  mit  ^errfeb^aft  berjenigen  @le* 
mente,   welche  ber  (Einfalt  unb  £emutt)  beö  (Sbriftentbumei  ent* 


1)  3-  33-  Julius  Firmic.  Maternus  de  errore  profanar.  religion.  ein 
Sonjianö  unb  ßenfiantiu?  gerichtet,     ed.  Günter.   Hafn.  1826. 

2)  51.  Wtanbeti  ber  Äoif«  3wK«nng  unb  fein  Settotter.  £ctyj.  1812. 
Steffen  £.  ©.  II.  I.  <B.  67  flg.  UUmann:  ©regor  wnftejtftnj.  £>cirmfl 
1825.  C.  H.  v.  Hervverden  de  Juliano  Imperat.  Lugd.  Batav.  1825.  ©.  g, 
2ßtgger<3  in  2>flg.  fytjier.  Qtttföx.  für  fiiftor.  Zfytol.  VII,  1. 


-    203     — 

gcgcnjteben.    2)ocb  »ertyeimliti&te  er  au$  gurcfct  ööt  GonftantiuS 
feine  3)enfweife,   unb  taufte  U)it  fo  gliufltc^,   bajj  er  tfm  ge* 
ftattetc,  an   ber  ©c&ulc  31t  2ltl)en,    beut  btüt)enbften  ©ifce  ber 
Jjetoniföen  Sitteratur,   feine  ©tubien  fortjitfefcen.    £>er  ©ebanfe, 
in  welchem  er  ftc$  gefiel  unb  weichen  bie  tyeibniföe  gartet  ju 
befeftigen  fitste,  baf*  er  auöerfefyen  fei,  bie  23erel)rung  ber  @öt* 
ter  fjeqttfteUen,  fct;ien  SBirflic^feit  werben  ju  follen,  a(6  er  oon 
ben  galligen  Segionen  juni  SluguftuS  aufgerufen  warb  unb  (Jon* 
jtantiuö  £ob  ju  feinen  ©unften  cntfcfneb  (361).     9?un  enbli# 
warf  er  bie  SRaöfe  fort,  unb  leitete,  tro£  oft  »erftctjerter  tttyatt 
teilicfutit,  3ttajjtegetn  jur  atlmäligen  Sluflöfung  fceö  (Sl)riftentl)umö 
ein.    (Er  tonnte  bieö  bei  ber  Sluöbeljnung  unb  allfeitigen  SBefe^ 
ftigung  ber  Äirc&e  für  nichts  Seic&teö  anfe()en,    aber  er  glaubte, 
fte  fei  eine  menfcfylic^e  Stiftung ,  bie  ebenfalls  burefc  awecfmäjngc 
Mittel  jerftört  werben  fönnte;  er  l)ielt  bie  Seljre  ber  Slpoftel  für 
unwürbig  unb  in  ftcfy  wiberfrrecfyenb,  bie  ber  fpateren  Ätrc&e  für 
noc§  reifer  an  anjiöjjtgen  £lwr[)eiten,  unb  fetbft  bie  Se^re  Gljrifti 
jwar  für  entftetlt,  aber  nid)t  für  wefentlid)  barüber  ergaben,  unb 
für  unfähig,  bem  t)inrei£enben  Ginbrucf  ber  flafftfc^en  <5dwnl)eit 
baö  ©egengewic^t  ju  Ratten;   er  l)offte  auf  bie  jerfefcenbe  Grbit* 
terung  ber  cf)riftlid)en  Parteien  unter  einanber,   auf  ben  (Sinflufj 
beö  Äaiferg  unb  £ofe3,   bem  ber  fnectytiföe  Sinn  rridjt  wiber* 
ftanb,  unb  auf  bie  Setriebfamfeit  ber  fanatifcfyen  ^riefterpartei. 
(Sr  fitste  ben  ©otterlutt  ju  l)eben  burd)  äußeren  ©lanj,  unb  in* 
bem  er  öon  ben  ^rieftern  Slnftanb  in  ber  (Srfdjeinung ,  (§l)rbar* 
feit  im  Söanbet  unb  Umgang,   unb  bie  fürforgenbe  2f)ätigfcit 
forberte,  woburd?  bie  djriftlicfyen  ©eiftlid;en  ftd?  bie  Neigung  beS 
gSolfeö  erwarben1).    3"  *>em  3wecf  unterftü^te  er  fte  mit  äuß- 
ren Mitteln,  unb  gemattete  i()ncn  (Sinflujj  burd)  23erwenbungen  für 
Slnbre.    ßerftörte  Tempel   baute  er  wieber  auf,   im  23efilj  ber 
(Stiften  beftnblkbe  würben  ifynen  olme  ©ntfd;äbigung  genommen, 
unb  manche  weitere  ©ewatttl)ätig!eit  ber  Beamten  gegen  (prü- 
ften überfcl)en2).    (Sr  fetbft  vollbrachte  alte  gunftionen  beö  ^on- 

1)  Jul.  Ep.  49  ad  Arsacium.     Greg.  Naz.  Or.  III.  i'ol.  102. 

2)  SSfll.  bie  aSriefe  beSSi&aniuS,    bev  fiel)  baki  fcon  bifliöcm  ©cfm» 
nung  jetgt;    cp.  636.  669.  673.  731.  cd.  Reiskc. 


-     204    — 

tifer  SDcarimuS  mit  großem  Gifer,  befugte  emftg  bie  Üemüel  unb 
bie  Opfer,  l)atf  fte  felbft  verrichten,  t)äitftg  ante«  bem  23eifall 
bei-  Stenge,  l)äufig  aber  aueb,  unter  beut  (Spott  berer,  bie  er  jut 
9?ad)at)mung  »erantaffen  wollte1).  £>ie  ©otbaten,  welche  (einer 
23üfte  bie  93erel)rung  beseligten,  nötigte  er,  inbem  er  ©btter* 
bilber  baju  ftetlte,  jttgleicb.  biefen  bie  «£jutbigung  ju  erWeifen2). 
6ine  feiner  erften  üflajwafymen  war  bie  ^üarufung  ber  33ifct/öfe, 
welche  von  (Sonflanttuö  vertrieben  waren,  eine  Unparteilic^feit, 
bie,  wie  er  fyoffte,  jugleicb,  befto  größere  3wietrac$t  unter  bie 
ßfjuflett  bringen  follte3).  Um  bie  (S£)riften  entweber  ber  Sß\U 
bungömittel  ber  f)eit>nifcf)cn  Sitteratnr  ju  berauben,  ober  fieburd) 
biefelbe  bem  t)eibnifd)en  ©tanbpunft  jujufüljren,  geftattete  er  nur 
fyeibnifdjen  Seljrem  ben  Unterricht  in  ber  flafftfcfyen  Sitteratur 4). 
2)a  ber  Softer  jlanb  ber  (Sb,riften  ben  (Srfolg  feiner  ©dritte  Win- 
terte, würbe  er  je  länger,  befto  erbitterter  unb  t)ärter.  3n  2ln* 
tiod)ia,  wo  er  öielfacf)  gereist  würbe,  »erfaßte  er  fein  mit  ber 
93erblenbung  unb  bem  ©djarfftnn  be£  4?affeS  gefd)riebeneö  Sßerf 
gegen  bie  (priften 6).  Um  biefelbe  3^  verfugte  er  ben  2ßie* 
berauf  bau  beö  £empelö  ju  Serufalem,  tt)eitö  weil  er  baö  3ubetv 
tfutm  al6  eine  uralte  Sßolföreligion  achtete,  tt)eiCö  um  bie  Gtl)ri* 
ften  ju  ärgern;  aber  bie  brol)enben  Sßafjr^etc^en  ber  9?atur  ließen 
ib)n  auef)  biefe  2lbftd)t  nid;t  bureb, führen6).  ®c  war  bamale  auf 
bem  ungtürflic^en  3uöc  9e9en  Me  *J3artl)er,   ber  il)m  ba3  Scben 


1)  Jul.  Misopogon  p.  363. 

2)  Sozom.  V,  17. 

3)  Amm.  Marceil.  XXII,  5. 

4)  Jul.  Ep.  42.  Amm.  Marcell.  XXII,  10.  XXV,  4.  Socr.  III,  12.  16. 
@r  »ollte  bftintt  ben  @infht§  bev  cfiriftH^en  Sebrer  auf  bie  3ugenb  be* 
fctjränfen  unb,  tote  ©iefelcr  $.  G).  I.  II.  ©.  19  bewerft,  f>ictt  er  bie  beib* 
itifcbe  Sittevatur  burd)  3ntev(>retation  ber  Sbviftcn  enttveibt.  Sgl  Ullmann 
©regov  o.  9?<t$ian$.  ®regor  unb  bie  beiben  ^Ipollinart^  &.  Saobicea 
fuebten  bie  Äfafftfer  burd)  eigne  ^robufte  ju  erfe^en.  Socr.  III,  16. 

5)  grrtgmente  in  St;riUuö  bon  SUeranbr.  ©egenfebrift.  Julian.  Opp. 
ed.  Spanhemius.     Lps.  1696.  fol. 

6)  Amm.  31.  XXIII.  1.  Metuendi  globi  flaminarum  prope  fundamenla 
crebris  assultibus  erumpentes,  fecere  locum  exustis  aliquoties  operantibus 
inaccessum,  hoeque  modo  elemento  destinatius  repellente  cessavit  in- 
ceptum. 


-    205    — 

foftete  (363).  60  würbe  er  auö  ber  Wük  feiner  (Entwürfe  ge* 
riffen,  ein  tragifcfycr  Untergang  biefcö  nid;t  gewöhnlichen  9Jcam 
ne$,  ber  erfahren  in  ben  ©efcl)äftcn  beö  ftriebenö  unb  Krieges, 
cmpfänglid)  für  bie  ©röße  beö  §Iftertf)umö,  flug,  tCjätig,  befyarr* 
lief),  feufd;  war;  aber  eitel,  erfüllt  mit  falfd)en  3bea(en,  nnb 
feine  Gräfte  an  ein  Unternehmen  fefcenb,  über  beffen  3wä  bie 
@efcl?ict)te  gerichtet  Ijatte1).  2)ie  23eftür$ung  ber  Reiben  über 
ben  unerwarteten  €>d)tag  würbe  einigermaßen  gemilbert  burd)  bie 
Ümlbfamfeit  ber  nüd)ften  d)rift(ickn  Äaifer.  3  ein  an  u3  (bis 
364)  »erbot  nur  bie  Opfer,  bie  33el)uf3  ber  9)?agie  »eranftaltet 
würben;  fanben  Verfolgungen  ber  Reiben  (Statt,  worunter  *ßt)i* 
lofopfyen  ober  aud)  23efi£er  ehemaliger  £ircbengüter  litten2),  fo 
gefcfyafy  e3  tl)ei(6  nietyt  mit  bem  Eilten  beö  $aifer3  3),  tfyeitö  nicl)t 
ofyne  6d)ulb  ber  Reiben.  33alentinianu6  I.  (biö  375  im 
Occibent),  unb  Valens  (biö  378  im  Orient),  bod)  biefer  wenU 
ger,  bewahrten  im  ©anjen  fOcäßigung.  3ener  proclamirte  fo- 
gldd)  bie  allgemeine  greifyeit  ber  9teligionöübung  öon  neuem 4), 
unb  erft  gegen  (Snbe  foüf  er  burd)  politifct;en  2lrgwof)n  r>erantaßt 
worben  fein,  mit  feinem  53ruber  bie  blutigen  Opfer  ju  verbiet 
ten5).  Um  biefe  3^*  3»g  ftd)  baö  ,£jeibentf)um  fd)on  fo  fe£)r 
au$  ben  gebilbeteren  ©tänben  jurücf,  baß  e6  ben  Tanten  ber 
Vauernretigion,  Paganismus,  befam  6).  33ei  ©ratian  er- 
hielt bie  chriftlirf)e  (Sitte  bereits  fold)e  ©ewalt,  baß  er  bie  3n= 
fignien  beö  ^ontifer  s3)carimu£  ablehnte7),  unb  ben  öon  Julian 
erneuten  Slltar  ber  Victoria   im   (SenatSfaale  wegräumen   ließ. 


1)  Amm.  Marc.  XXV,  4. 

2)  Liban.  Epitaph.  Jul.  Vol.  I.  p.  619.   Socr.  h.  e.  III,  24. 

3)  Themist.  ad  Valenlem  de  hello  victis  ed.  Harduin.  fol.  99  ed.  Din- 
dorf  p.  118. 

4)  Cod.  Theod.  L.  IX.  T.  XVI.  1.  9.   (a.  371). 

5)  Liban.  Or.  pr.  templ.  II.  p.  163. 

6)  Bucrft  Sklentinirtit  Cod.  Theod.  L.  XVI.  Tit.  II.  18  religio  paga- 
norum. 

7)  9?acb  Zosim.  IV,  36.  ©agegen  erbeßt  auö  Ausonii  graiiar.  act.  pr. 
consulat.  unb  ben  Snfcbrtftett  in  Orelli  inscription.  latin.  ampliss.  collect.  I. 
p.  245  bafj  er  toenigfrens?  ben  £ücl  fortgeführt.  Dr.  ©iefder  bereinigt 
beibeö  fo,  baß  ©r<m'nn  erfr  fpäter  ©eroanb  unb  Sitel  abgelegt.  M.  ©cfd>. 
I   II.  ©.  24. 


—    206    — 

(Sr  conftfcirte  bie  liegenben  ©itter  ber  Tempel,  naljm  ben  *ßtie* 
ftem  unb  Söejialinnen  Unterhalt  itnb  Berechtigungen  (382),  unb 
fein  9?ac&folger  Valentinian  II.  betätigte  biefe  Verordnungen, 
gemannt  r>on  bem  23if$of  SlmbrofiuS,  ungeachtet  ber  bringen- 
ben  Vorftellungen ,  welche  bie  «Reiben  in  Rom  burcf)  ben  eblen 
©i;mmad)u0  an  beibe  itaifer  richteten1).  9?oc^>  rücfftcfytelofer 
fyanbelte  Sfjeobofiuö,  fobalb  if)m  feine  «Siege  freie  4panb  ge* 
fd)afft  Ratten,  unb  bewirf  te  bamit  aucl)  ein  gewaltfamereö  Ver* 
fahren  ValentinianS.  £t)eoboftuö  »erbot  bie  Opfer  jum  3wccf 
ber  SBcijfagung  (385)  unb  befahl  bie  «Scfcliefntng  ber  Tempel  im 
öfttic^en  Slftcn  unb  2legi;pten  (386).  %?§t  mehrten  ftd)  auefc  bie 
@ewalttf)aten  be$  tijtäfifkfym  Volfeö,  welches  vornehmlich  burd) 
fanatifdje  9)?öndk  unb  ©eiftlicbe  $ur  ßerftorung  ber  Tempel  an- 
gereiht würbe2).  3n  bem  großenteils  noefy  (jeifeftifSjen  Slferan* 
bria  fam  eS  burd)  bie  ©tfmlb  beS  33ifc$of8  3:r)eopf)iluö  ju 
einem  blutigen  Äampfe,  in  golge  beffen  baö  «Serapeion  3er* 
ftört  würbe3)  (391).  Seit  ber  3?\t  erließ  JEfjeobojiuö  nod) 
ftrengere  ©biete  |itr  Vernichtung  beö  Sempeltnenfteö 4)  unb  nur 
bie  potitifd)e  SBicfytigfeit  9\omö  machte,  bafj  ilm  bie  bortige  «fjei* 
benpartei  juweilen  inö  (Scf)wanfen  braute5).  «Sein  6ol)n  4p  o* 
noriud  befahl  in  feinem  occibentaltfcfyen  Oieid),  bie  Tempel  auf 
bem  ßanbe  31t  jerfiören6),  welche  buref)  ^abfuetjt  ber  ©utöbe* 
ft£er  unb  Slberglaubcn  ber  33auern  gepflegt  würben,  unb  obgleich 
er  im  3ar)re  409  allgemeine  Religionsfreiheit  r-erfünben  lief7), 
fo  würben  botf)  burd)  ein  @efe£  »oin  3a§re  416  bie  Reiben  aus 
ben  ©taatöamtern  auögefcfjloffen.  9?od)  fcfyneller  ging  baö  ^eU 
bentl)um   im   Orient   ber   Vernichtung   entgegen.     SlrcabiuS 


1)  Symra.  Ep.  X,  61.     Ambros.  Ep.  17.  18  ad  Valentin. 

2)  Liban.  orat.  pro  templ.  Opp.  II. 

3)  Rufin.  h.  e.  XI,  22-30.     Socr.  V,  16.     Sozom.  VII,  15.     Eunapii 
vit.  Aedcsii  ed.  Scbott. 

4)  «So  392  ba$  Decret  Cod.  Theod.  XVI.  X.  12,   mtytä  ben  ©Bfcen* 
btenfl  mit  ber  ©träfe  beS  9J?ctjeftcitsi>erbrecben$  bebrobt.    ©iefeler  I.  II.  ©.27. 

5)  Ambros.  Ep.  57. 

6)  Cod.  Theod.  XVI.  X.  16.  a.  399. 

7)  Cod.  Eccles.  Afric.  107.    3n  ben  ^rcnnjcn  fehlte  e£  nidit  nn  fteib» 
nifdien  Staatsbeamten ;  bt«$  lobt  Prudentius  ad  Symmach.  I.  v.  617  sq. 


—    207    — 

(395—408)  würbe  nur  buvcf)  ^ürfftc^ten  ber  niebrigften  Slrt  be* 
wogen,  bie  ©efefce  gegen  baffetbe  nidjt  mit  voller  Strenge  an* 
Sitwenben1);  aber  bie  ©ewalttfyaten  ber  sJJ?önd)e  nnb  93olfd* 
l)aufen,  lief?  er,  wie  fein  9?aa)folger  £l)eobofiuö  II.,  nngeftraft 
gefcr/efyen2).  3m  3at)re  423  formte  wenigflenö  offiziell  üorauöf 
gefegt  werben,  bafj  *$  W  Grient  feine  Reiben  met)r  gebe3). 
2)ie  ^autotftiit)e  beö  im  ©titten  fortgepflanzten  ^eioentt)umö  war 
bie  neoplatonifcfje  ©cfyule  in  2ltt)en,  beren  größter  Sefyrer 
im  fünften  3al)rt)itnbert,  ^rof  tuö  (412—487),  fie  auö  bem  $er* 
fall  ju  neuer  33lütl)e  brachte4).  3"  3uftinianö  3*it  WflM 
©impliciuö  fyeroor  unb  lenfte  bie  Slufmerffamfeit  biefeö  eng* 
t)erjigen  2)e|"poten,  welcher  feine  9?ea)tglaubigfeit  aud)  in  23erfol< 
gung  beö  4peibentl)umö  $u  bewahren  fuci)te5),  auf  jene  «Schule. 
(Sr  »erbot  bie  33or(efungen fi)  (529)  unb  ©impltciuö,  Sfibo- 
ruö,  JDamafciuö  unb  anbere  ^l)Uofopt)en  flüchteten  nad)  Cßer- 
ften  m  bem  Äönige  6f)oöroeö7). 

2)te  Sßölfeqüge  ber  gennanifcr)en  Nationen  erregten  bei  ben 
Reiben  befonberö  beö  abenblänbifct)en  9ieid)eö  Hoffnung  ju  neuer 
©tärfung  ifyrer  ^artei;  aber  Jene  traten  gemeiniglict)  fc&nefl  jutn 
6f)riftentt)um  über,  ©in  gürft  au6  iljrer  Sftitte,  £f)eoboricf;, 
»erbot  bei  Sobeöftrafe  bie  ©öt)enopfer.  3Me  legten  9?efte  beö 
4peibentl)umg  im  weftlicr/en  Oieicfye  finben  ftd)  unter  ben  rotten 
Bergbewohnern  ©icüienö,  6arbinien$  unb  SorftcaS  um  bie  3«t 
©regorö  beö  ©roßen8). 


1)  2Bte  j.  33.  fettt  SBenef)men  gegen  bie  ©tobt  ©<i$a  jcigt.  cf.  Marci 
Diac.  vit.  Porphyrii  Gaz.  Episc.  Galland.  Bibl.  T.  IX.  9?e<tttbev  $.  ©.  II.  1. 
(s.  175. 

2)  £)te  Srmorbung  ber  £9pftttrt.   Socrat.  VII,  15. 

3)  Cod.  Theod.  XVI.  X.  22. 

4)  Marini  vit.  Prodi  ed.  Fabric.  1700 

5)  Theophanis  Chronogr.  ad  an.  522  (531).  Joh.  Malala  bist,  chron. 
lib.  XVIII.  ed.  Dindorf.    Bonn.  1831. 

6)  Joh.  Malal.  II.  p.  187. 

7)  Agathias  de  reb.  Justinian.  II,  30.  ed.  Nicbuhr. 

8)  Gregor.  M.  Epist.  III,  62.     IV,  26.    IX,  65.    V,  41.    VIII,  1. 


—    208    — 

2.  ©cbriftlicber  Äampf  jnnfcben  (£l)rifientt)um  unb 

,£jeibentr)um. 

£>er  «Streit,  fofem  er  ben  allgemeinen  ©egenfafr  beö  (briftli* 
eben  unb  fyeibnifcben  ©tanbpunfteö  betraf,  warb  tfyeilö  in  bem 
2ßerfe  Sultan  8,  tfyeitS  fcon  bem  9?eoplatonifer  ^roftuS1) 
fortgeführt,  rvierooljl  bie  gebilbeten  Reiben  ftcb  beS  (Stnftuffeö  ber 
cbriftlicben  SSorftetlungen  niebt  mebj  fcöliig  erwehren  fonnten.  2)ie 
»eränberte  Sage  ber  Äircbe,  bie  ©irnft  ber^aifer,  bie  fte  erfufjr, 
ifjre  2lbf)ängig?eit  t»on  benfelben  $ogen  iljr  neue  33efcbulbigungen 
$u2).  2)oö  unauffjaltfame  (Sinfen  beö  ©taateS  febien  ben  SqzU 
ben  eine  $olge  beö  SlbfattS  öon  ben  alten  ©öttern,  unb  «^ifto* 
rifer,  nüe  (Sunapiuö  unb  3 <> fimuö,  fugten  ben  gefebiebttieben 
üftacbroeiS  bafür  31t  liefern.  3ur  Überlegung  «erfaßte  ber  Sftei* 
fter  ber  bamaligen  £f)eo(ogie,  2IuguftinuS,  fein  SÖerf  de  ci- 
vitate  Dei  (Hb.  XXII.),  bie  bebeutenbfte  apologetifcbe  Seiftung 
beS  fireblicben  SlltertfyumS ,  unb  fein  (Scbüter  Drofiuö  feine 
Söeltgefcbicbje3). 

3.  Ausbreitung   beö  (Sfyriftentljumö   außerhalb   beö 

römifeben  DteicbeS. 

a.  3m  Orient. 
3n  *J3erfien  gab  cS  bereits  im  brüten  ^afjrfyunbert  eine  an= 
fefynlicbe  3a^  ö0«  ßlnüften  in  organiftrtcr  ©emeinfebaft,  mit 
ber  Metropolis  Ätefipfyon.  2)ie  Äircbe  blieb  bort  in  ftarfem 
3unefjmen;  fetbft  ein  Dbermagier  (9J?obeb)  trat  über,  ö erfaßte 
ein  apologetifcbeS  SBerf  gegen  3°^oafterS  £ef)re,  unb  ftarb  ben 
9Jtärh;rtob  (balb  nacb  300) 4).     Gonftantinuö   empfahl  bie 


1)  ©eine  18  lnixtiQ^,uKl(l  *«"«  Xqiotic(püjv  in  ber  ©egenfefcrift  beö 
SotyrtttttCÖ  5^btIo jjonuö   de  aeternitate  mundi.   Venet.  1535. 

2)  ©.  Theodoret.  graec.  affect.  curat,  disp.  IX.  ©.  935  ed.  Schultz. 
Consultationes  Zachaei  Christiani  et  Apollonii  philosophi  I,  28  in  d'Achery 
Spicil.  I.     De  promiss.  et  praedict.  Dei  in  Prosper.  Aquitan.  Opp.  T.  V. 

3)  Paul.  Orosii  adv.  pagan.  histor.  lib.  VII.  (*.  3-  417)  rec.  Havercamp 
Lugd.  Batav.  1738. 

4)  ©.  eiifauS  ©ef$.  ber  armenifcfjen  S^eligion^riege,  ans  b.  Sinnen, 
englifd)  ton  9?enmann,  £onb.  1830;  üalien.  ö.  ffiappelletti,  93eneb.  1840. 
fteanber  Ä.  ©.  IL  I.  ©.212  flg. 


-     209     - 

(Triften  bem  Könige  6  et;  a  pur  II.1);  aber  ba  t>ic  Werfer  eS 
für  ©otteSläfterung  gelten,  wenn  man,  wie  jene,  feem  guten  @ott 
audt)  baS  ©#äWtd?e  ber  97atur  jufcbrteb;  ba  bie  (Stiften,  weil 
fte  Ormuj  nia)t  btenen  wollten,  baS  9iei$  beS  2lt)riman  ju  förbem 
febienen,  befonberS  bie  untätigen  9J?önct)e;  ba  enblict?  bie  politifdje 
geinbfct)aft  gegen  bie  «Römer  mit  bem  religiöfen  ©egenfafe  gufante 
men  $u  fallen  pflegte,  fo  formten  Verfolgungen,  31t  benen  bie 
^riefterpartei  leicht  geneigt  war,  nkt)t  wor)l  ausbleiben2).  Unter 
jenem  Äönige  breitete  fieb  baS  ßt)riftentl)um  in  einem  @rabe  auS, 
ba§  bie  Magier  für  ben  Veftanb  il)rer  «Religion  fürchteten,  ba^ 
l)er  »iefleicfct  fc^on  wäfyrenb  ber  Seit  SonftantinS  leichtere  Ver- 
folgungen (Statt  gefunben  traben3),  aber  bie  btutigfte  begann 
@ct)apur  im  Satire  343  unb  fe&te  fte  an  40  Satire  fort4).  3u 
ben  erften  Opfern  gehörte  ber  r)oct)f)er$ige  Metropolit  (Syrneon, 
ber  mit  fyunbert  @eiftlia)en  Eingerichtet  warb;  üiele  anbre,  jum 
Sbeil  ju  ben  ttornefymften  Wienern  beS  ftönigS  gehörig,  folgten, 
©nblid)  beS  fruct)tlofen  Sorbens  mübe,  tterfünbete  er  greifjeit 
ber  9ieligionSübung 5).  2)ie  Stiften  t)atten  banact)  «Rufye  unb 
erfuhren  öon  ^ejbegerb  I.  (400—421)  anfänglich  eine  wot> 
wollenbe  Vefyanblung,  ba  ber  23ifct>f  MarutfyaS  üon  Sagrit, 
bem  er  wegen  mancher  2)ienftteiftungen  üerbunben  war,  (Sinfluß 
auf  it>  befaß,  bis  ber  fanatifcr)e  Vifd)of  SlbbaS  »on  <5ufa  ben 
Äönig  burd?3erftörung  eines  geuertempelS  jur Verfolgung  reifte6), 
©ie  bauerte  an  breiig  3al)re,  bis  in  bie  erfte  3eit  VaraneS  V. 
JDiefer  tt)at  if)r  jwar  aisbann  (Sinfyalt  unb  bewies  fta)  ben  Gf)ri* 
ften  als  greunb;  aber  fein  9?act) folger  3 ejbe gerb  II.  erregte  fte 
oon  neuem.    Um  biefe  Seit  trennte  ft$  in  golge  ber  neftoriani* 


1)  Euseb.  vit.  Const.  IV,  9  sq. 

2)  «ßgl.  fcic  froclamatton  beö  gelbbmn  «Wil)r*9?eirfeb  (450)  6ei  <EH- 
f<iu$  ».  5?eumamt  ©.12.    9?eanber  ©.  215  flg. 

3)  St.  Euod.  Assemanni    acta   martyr.   oricntal.   et   occidental.   appen- 
dix  fol.  215. 

4)  Maruthae  Episc.   acta  mart.  in  Assemann,   biblioth.  oriental.   T.  III. 
T.  I.     Sozom.  h.  e.  II.  c.  9—14. 

5)  eiifäuö  ö.  Weltmann  ©.  30. 

6)  Theodoret.  h.  e.  V,  39. 

14 


—    210     - 

fdjen  ©treitigfeiten  bie  vcrftfcr)e  £ird)e  von  ber  ortfyoboren  beS 
gtterfyifcfyen  ^cicfyeö,  unb  bei  fomit  ber  SBerbacfyt  Politiken  93er- 
binbung  mit  bemfelben  feinen  ©cfyein  mefyr  batte,  lief*  man  fte  mebr 
in  grieben. 

3m  Slnfang  beö  feierten  3al)rrmnbert6  warb  baö  (£b,rifteiv 
tr)um  in  Slrmenien  bureb,  ©regoriuö  (o  cpcotiorrjg)  verbrei- 
tet, wetct;cr  ben  Äönig  XiribateS  beerte.  ^>unbcrt  3al)re  fpater 
war  ÜJiieörob,  erft  Sefretär  beö  Äönigö,  bann  (Sinftebter,  in 
ben  Steilen  beö  SanbeS,  welche  noeb,  bem  ^arfiönmö  ergeben 
waren,  tf)ätig,  erfanb  ein  SUpbabct  nnb  überfeine  bie  23ibel  inö 
Slrmenifdje1).  ©egen  bie  Stritte  beö  fünften  3al)rl)itnbertö  tarn 
e6  ju  beftigen  dampfen  jwifcfyen  ber  cljriftlicben  nnb  ber  von  ben 
Werfern  unterftüfjtcn  (jeibntfd)en  Partei  ■). 

JDetÄönig  ber  3 beriet  (©eorgier,  ©rufter)  warb  bureb  ben 
(Sinfhtfi  einer  (Sljriftin ,  bie  alä  ©efangene  in  fein  2anb  gefcbjevvt 
war,  bem  (Süangelium  geneigt  gemacht;  er  unterrichtete  felbft  fein 
SJotf  barin  nnb  ließ  ©ciftUc^e  auö  bem  römifdjen  $et<$e  jut 
Unterftü'^ung  fommen  (um  325) 3).  —  3"  ton  33eruoijnern  von 
8a|jfa  (Äo(cl)iö)  tarn  baö  gfjriftcntljum  mittelft  ber  «ßcebinbun* 
gen,  welche  ber  prft  Sjatljuö  mit  bem  £aifer  3uflimt8  blatte4) 
nnb  ju  ben  Slbaöge-rn  .am  Äaufafuö  bureb  @eift(icf?e,  welche 
Suftinian  bciljin  fanbte 5). 

3n  3nbien  verfnnbigte  5J [) e o p f) i  1  it ö  aus  2)iu,  ber  jur 
Seit  gonfhntinö  in  £onftantinopel  jum  ©eiftlic^en  gebilbet  war, 
baö  6briftent()um,  welcbeö  auf  feiner  3nfet  wa[)rfd)einlicb  febon 
älter  war6).  Slber  aucl;  von  Verfielt  au$  verbreiteten  ^aufleute 
unb  glücfyttinge  jDaS  (SC)viftent[)umr  erft  nörbücb  nact)  ben  ©egen- 
ben  um  baö  faßpifebe  SReer.  unb  üon  biefen  füblicb,  biö  nad)  3n- 
bien  7).    2)affelbe  f feinen  bie  9?a$rid)ten  be3  Äoömaö  vorauf 


1)  Moses  Chorenens.  hist.  Armen.  1.  II.  III. 

2)  Elisaeus  1.  1.  p.  20. 

3)  Rufin.  h.  e.  X,  10.     Mos.  Choren.  II,  83. 

4)  Agathias  III,  12  ed.  Niebuhr. 

5)  Procop.  bell.  Goth.  IV,  3. 

6)  Philostorg.  III,  14. 

7)  Elisaeus  p.  30. 


-    211     - 

jufefcen1),  ber  in  Sflti,  Saprobane  ((Sc^fon),  ®?äTe  (s3)?a(abar) 
unb  Äafliana  (talifut?)  ©cmcinben  pcrfifrber  (Sfwiften  fanb. 

3)er  erwabntc  3f)eopl)i(u3,  »on  GtonftantiuS  ju  bem  Könige 
ber  £am  waren  (Momenten,  ©abaer)  in  fernen  in  Slrabien 
gtffanbt,  belehrte  tiefen,  unb  legte  barauf  in  SSaptjfdr,  Slben  wnb 
$ormuj  Äirc^en  an2).  Stuf  bie  nomabifcfyen  33cwotjner  ber 
SBüfic  wirf ten  Wtctötä)*,  bie  ftd)  an  ben  ©rcnjgegenben  auflebet* 
ten,  wie  ^ilarion,  Stymeon  (fünftes  Sabrf).)3);  (Stfttyty« 
miu8,  we(d;er  ein  ©tammfyaupt  Slöpebctfjoö,  ber  bann  fatä* 
ccnifcfyer  2agerbifd)of  würbe,  jnr  Saufe  bewog  4). 

3n  21fr  üa  ift  bie  ©efeljrung  ber  2lbcffpnier  ba6  wirf;' 
tigfte  2öerf  ber  SOiiffton.  3wei  3ünglinge  au8  StyruS,  gfriU 
menttuö  unb  Slebefiuö,  bie  an  ber  bortigen  Äfijte  (anbeten, 
fielen  in  bie  ©ewatt  be8  prften.  (Sr  benufcte  it>rc  SMlbung, 
unb  machte  $rumentiu6  511m  (Srjieljer  feines  ©of)nc3.  SU6  bie- 
fer  jur  $errfdjaft  fam,  gefiattete  er  iljnen  bie  SRMUfyv.  Tim 
Slebefiuö  machte  ©ebraud)  batton  &),  grumentiuö  blieb,  unb 
wanbte  feinen  (Sinflufj  $ur  Verbreitung  beö  Gfjriftentljumeö  mit 
bem  glütflitfjften  Erfolge  an.  @r  trat  mit  2ltb/anafiu8  in  93er; 
binbung  (326),  ber  ityit  jüni  53ifcl;of  ber  £auptftabt  21  nun 
(Sluruma)  weibte.  3:r)eopt)ilu6  tton'3)iu  begab  ftd)  fpeiter  ju 
ibm,  unb  fte  [feinen,  obg(eid)  £t)eopl)ituö  2lrianer  war,  grie* 
ben  mit  einanber  gehalten  $u  fabelt.  5118  jur  3eit  be6  Sujiiniän 
ber  gürft  2)fuitottag,  ber  bem  Subentfyum  ergeben  war,  bie 
(gfrijien  in  Arabien  »erfolgte,  war  eö  (Sleöbaan  von  Slbeffy* 
nien,  ber  i()nen  bewaffnete  ^ülfe  brachte0). 

3n  (Suropa. 
£>ie    germanifd)en    Nationen.     2)ie   ©otfyen    waren 
fd;on  im  brüten  3al)rf)unbert  auf  i()rcn  Streifigen  unb  buräj 
c^viftüc^c  (gefangene   in  SSerüljrung  mit  bem  ßt)riftentf)um  ge* 

1)  jo7ioyQU(f(ct  Xoiatiavixri.  III.  fol.  178  ed.  Montfauc. 

2)  Philostorg.  II,  6.    III,  4. 

3)  Theodoret.  IV,  23. 

4)  Vita  Euthym.  Coteler.  monuni.  occlcs.  graec.  II.  18.  19.  38.  39. 

5)  Rufin.  h.  e.  I,  9. 

6)  Procop.  bell.  Pers.  I,  20. 

V  14* 


—    212    - 

fommen,  twrjüglid;  mit  ber  Äirc^e  von  ^appabocien  l).  9lu8 
einer  jur  3eit  Valeriana  geraubten  ganulie  jener  ^roiünj,  bie 
aud?  unter  ben  @ott)en  bem  @t)riftentt)um  treu  blieb,  fotl  HU 
pfyilaö,  ber  Sipoftel  ber  Nation,  fyerßorgegangen  (ein2),  ©r 
war  im  3at)re  318  geboren,  bis  jum  brei£igften  Safyre  Scctor, 
bann  23ifd)of;  burd?  (Sifer  unb  ©efebief  braute  er  einen  merftt- 
cfyen  2luffd?wung  ber  d)riftlid)en  ©emeinbe  $u  2Bege,  trug  aber 
baburd)  wieberum  ju  ber  Verfolgung  burd?  ba$  £aupt  beS  ©tarn* 
meS  (ber  £l)ert>ingen),  wal)rfd)einlicb  3ltljanauc§,  bei.  9t a^ 
bem  »iete  ©eweife  beö  @taubenömutl)e6  gegeben  waren,  fucfyte 
Utyf)ila3  mit  einem  Steile  ber  @otl)en  ©td;erl)eit  in  ben  römi* 
fd)en  ©cgenben  im  ©üben  ber  2>onau.  @onftantiu6,  ber  if)n 
wie  einen  jweiten  Wltfcö  efyrte,  na|m  (ie  bereitwillig  auf  (355) 3). 
2)urd)  innere  3wiftigfeiten  unb  baö  QSorrücfen  ber  ^unnen  ge* 
brängt,  gingen  fyäter  nod)  anbre  gotf)ifd)e  Vollaufen  über  bie 
3)onau,  für  beren  23efet)rung  Ulpl)ilaö  tfyätig  war4).  (§r  l)atte 
neben  bem  @ott)tfcben  baö  @ried;i[d;e  unb  Sateinifcfye  fo  weit 
inne,  bajj  er  in  allen  brei  ©prägen  prebigte  unb  fdjrieb.  2)ie 
(Srfmbung  eines  geläufigem  gotl)ifd;en  2ll>t)abetö  unb  bie  Heber* 
fefcung  ber  S3ibel  in  biefe  Sprache6)  legten  ben  @runb  ju  ber 
biblifd;en  unb  wiffenfd;aftlid;en  (Sntwicflung  beö  bcutfdjen  VolfeS. 
33atb  nad)  U(pl)ilaö  Sobe  laffen  fid;  fdjon  beutlid;e  ©puren  ber 
iBibelforfdnmg  erfennen6).  (Sr  war  bem  SlrianiSmuS  3itgetl)an, 
((Sunomianer),  unb  bafyer  bemül)t,  eine  anbre  (5ntfd;eibung,  alö  bie 
©i;nobe  von  (Sonftantinopel  381  gegeben,  ju  2&ege  ^u  bringen.  Um 
fo  tiefer  fd)mer3te  e3  il)n,  ald  £l)eoboftuö  burd;  einen  S3efef)l  bie 

1)  Philostorg.  h.  e.  II,  5.    Basilii  Epp.  114  ad  Ascholium. 

2)  Philostorg.  1.  1.  cf.  über  xi)\X  Socr.  IV,  33.  Sozom.  VI,  37.  Theo- 
doret.  IV,  33.  Jordanes  de  reb.  Getic.  c.  25  (Muratori  Script,  rer.  Ita- 
lic. I.).  ScfonberS  ©.  SBaifc  über  £eben  u.  2ebre  be$  Utyb-  £anno».  1840, 
entbaltenb  eine  23iogra|>bie  beö  UlpbilaS,  i>.  feinem  ©datier  2Inrenttu$  öerfagt. 

3)  Auxent.  bei  2Bai£.  cf.  Philost.  II,  5. 

4)  Socr.  IV,  33. 

5)  Ulphilas.  Vet.  et  Nov.  Testamti  versionis  gothicae  fragmenta  quae 
supersunt  edd.  Gabelentz  et  Loebe.  Vol.  I.  1836.  Vol.  II.  1843.  4.  cf. 
©rimmö  beutfcfje  ©remmmtif. 

6)  cf.  Hieron.  Ep.  106  (98)  ad  Sunniam  et  Fretelam  (ö.  3.  403).  Ep. 
107  ad  Laetam. 


-    213    — 

weiteren  SJerfjanMungen  barüber  abfd;nitt ').  £>er$ummer  befct/leu* 
ntgte  (einen  £ob  (388)5  *m  3«»o«  f)atte  ei*  ein  «"anifc^cö  93e* 
fennhujj  jugleicb  als  SBermäd&tnip  für  feine  ©emeinbe  aufgefegt 2). 

(Sin  «Heft  ber  Stiften  motzte  unter  ber  £auptmaffe  ber  ©o* 
tr)en  jurflrf geblieben  fein,  unb  neue  «üflifftonSöerfucbe  r>on  ber 
Äirc&e  auö,  auef)  üon  ben  2lnl)ängcm  beö  nicenifdjen  S3efennt* 
niffeö,  »erftarften  ir)n.  3)ie  3unal)me  fufjrte  eine  abermalige 
Verfolgung  beä  51 1 1) a n a r i cf?  (feit  370)  gerbet,  in  welcher  um 
ter  anbem  baö  «Wärtyrtrjiun  be3  6aba6  großen  SRuf  erlangt 
f)at3).  GfyttyfoflomuS  überfat)  bie  2öict)tigfeit  ber  «JRiflton 
unter  biefem  Volfe  niebt,  unb  juckte,  inbem  er  als  ^atriareb  öon 
(£onftantinopel  einen  gotf)ifd)en  ©otteSbienft  t)ier  einrichtete  unb 
bureb  gotfyifcbe  ©eiftlicbe  »erhalten  ließ,  äWifjtönare  aus  bem 
Volte  felber  IjeranjubÜben.  ©eine  Verbannung  hemmte  jwar  bic  Un- 
ternehmung, bocl)  ftrebte  er  auet)  im  (Sril  noeb  nacb  Gräften  bafitr. 

S3et  bem  2)ur<$einanberffatr)en  ber  beutfeben  SSölferjüge  brang 
ba«  @f)riftent()um  mit  überrafetyenber  ©rfmelligfeit  ju  ben  anbem 
wanbemben  (Stämmen  cor,  aber  in  ber  ariantfeben  gorm,  welche 
bem  regeren  ©tanbpunfte  bie  angemeffenere  war,  unb  burd)  ben 
ßifer  arianifdjer  ÜKtfftonave ,  wie  bureb  bie  geinbfcf?aft  gegen 
baö  römifebe  9teicr/  befördert  würbe.  3)ie  SBeftgotljen  brachten 
fte  ju  benOftgotben  unb  Vanbalen4)  unb  festere  verfolgten 
in  Spanien  unb  9?orbafrica  (feit  431) 5)  graufam  bie  ortfyobore 
Äirc^e.  Sei  ben  ©ueöen  unb  SBurgunbern,  wo  bureb  23e* 
rüfyrungen  mit  ber  fpanifcfyen  unb  gaflifd&en  Äircbe  im  Slnfang 
beö  fünften  3al)rl)unbert3  baö  fatljolifdje  ©efenntntjj  Eingang  ge* 
funben,  wie!)  eö  »ermöge  be3  (Sinfluffeö  ber  SBeftgotfyen  auf 
eine  %t\t  lang  bem  Slrianiömuö. 

2)ie  dritten,   unter  benen  baö  (Sfyriftentbum  bie  ^errfc^aft 

1)  Cod.  Theod.  XVI.  IV.  2.     2Bat&  p.  23. 

2)  @.  «urenttu*  bei  2Bni£. 

3)  ©.  ben  SSevidfot  ber  ßOtt;ifct;eit  ©emembe  an  bie  fa^rtbocifctjeit  Act. 
Sanct.  T.  II.  April.  Appdx.  fol.  967. 

4)  Jordan,  c.  25.    ©.  ©iefelet  I.  II.  @.  341. 

5)  cf.  Victor.  Episc.  Vitensis  (a.  487)  historia  persecutionis  Africanao 
Genserico  et  Hunnerico  Vandalor.  regib.  in  Ruinart  histor.  persecutionis 
Vandal.    Par.  1694. 


-    214     - 

erlangt  fyatte,  würben  burcb  bie  iRaubjügc  ber  giften  unb  Scoten 
bebrangt,  bann  burd)  bie  Slngelfcrc^fen  untetbrütft  (449),  unb 
auf  3Ba(eö  unb  einige  anbre  gebirgige  JTtjeÜe  befcr)vänft.  2)ie 
9?ationalfeinbfd)aft  trennte  beibe  Nationen  fo  fefyr,  baj  baö  (Stjvi- 
ftentfyum  ftcf;  nid?t  ju  ben  (Siegern  bie  33at)n  bracf).  2lber  bie 
ftammöerwanbten  23ewot)ner  3rtanb£  würben  von  einem  brittifcben 
Mifftonär  bem  (SJjrijkntljum  gewonnen.  (So  war  ?|3 a tri ciuö 
(Succatl))1),  Sofyn  etneä  ©iafonuö  in  SSonnaöen  (Äirf  *ßatrif) 
bei  ©laögow,  ein  Mann  ofyne  genügenbe  tt)eologifc^e  23ilbung, 
aber  einfad)  unb  Do(fött)ümtic^r  unter  fdnverenSdntffaten  im  d)rift> 
ticken  (Srnfte  gereift  unb  atte  Schwierigkeiten  burd;  @ntfd;(offenl)eit 
befiegenb.  Seine  3üngting6jaf)re  Ijatte  er  in  Urlaub  zugebracht, 
wofyin  er  geraubt  unb  »erfauft  war.  Späterhin  brangte  ityn  eine 
unabwetelidje  innere  2DM)mmg,  bort  a(ö  ^erfünber  beö  (Süan* 
geliumö  aufzutreten2),  waö  zwar  furj  juöor  ^]atlabiu6,  ein 
Mifftonar  beö  33ifd)of  ßoeteftinuö  twn  Diom  »erfud?t  fyatte,  aber 
ofnte  rechten  (Srfotg3).  3)efto  beffer  gelang  eö  ^atriciuS,  ber 
baö  Sf)riftentt)um  bauernb  begrünbete.  (§r  führte  eine  53uct)fta^ 
benfdmft  ein,  ftiftete  öiefe  Älöfter,  für  welche  bie  Nation  grojje 
Neigung  zeigte,  unb  bie  in  jenem  jurücfgejogenen,  iwn  ben  Stür- 
men ber  europaifcf)en  QSöiferbewegungen  wenig  berührten  (Süanbe, 
Si&e  ber  grömmigfeit  unb  ber  Stnbien  würben.  Unter  ben  üou 
^atriciuö  befehlen  Farben  begannen  aud)  bie  elften  Spuren 
ebriftlicber  ^oefte.  (Sr  ftavb  nad;  ber  Mitte  beö  fünften  3afyr< 
l)unbert3.  ?lrmaglj  warb  iMeUeicfn  fd;on  zu  feiner  3^'it  Metro- 
pole ber  3nfe(. 


1)  T>a$  2tut(jentifct)fre  über  H)\x  in  feiner  Confessio  ed.  VVaraeus.  Lond. 
1658.  Acta  S.  Marl.  II.  p.  517.  17.  5)färj.  %ud)  in  ben  Irish  antiquarian 
researches  by  Will.  Betham.  T.  II.  1827.  33ie(  Unf)ifrorifdje«i  in  Iocelyni 
(12.  sec.)  vit.  Patric.  Act.  S.  Mart.  II.  p.  540.  cf.  Usserii  britannicar.  ec- 
clesiar.  antiquitates.     Lond.  1687. 

2)  £>ie  ©agc,  bafj  er  juöor  nad)  9t  om  gereift  fei,  nm  Mit  bem  romifcljen 
33ifc^of  bie  SBoUmctc&t  jur  33erfimbtgung  nnb  bie  tu fd;  13 flicke  SBetye  jn  crfyal« 
teit,  ftttbet  ft'cty  Jtfetji  nm  bie  5?fitte  beö  9.  3af)rf>  in  Hericus  vit.  S.  Germani 
I,  12.  Act.  S.  Jul.  VII.  ©.  ©iefefer  ©.  342,  nnb  roiberlegt  ftd)  buref  bie 
frühere  nnb  fpiitcre  23  efcl)affent)cit  ber  britifdjen  nnb  irifdjen  ilirdje. 

3)  Prosper  Aquit.  Chron.  a.  431.  contr.  Collat.  21  fdjreifct  iijin  mcljr 
(Srfofg  ju. 


215 


3wnttö  Cnpitcl. 
A.   £)ie  $trcj>enöerfajfung. 

«Plattcf  ©efcfcidjie  ber  <$rfjff.  ©efeßfc^aftööcrfaffung  I.  ©.256  flg. 

1.    «Berljaltnijj  ber  Äircfye  jutn  (Staat. 

8;  Riffel  gefötefctl.  ©arfletluttg  beS  aMWafffe«  sfotföen  Ätr^e  unb  ©raat. 
1836.    ©tefeler  ff.  ®efö.  I.  IL  ©•  168  flg. 

2>ie  großen  SBeranberungen,  mit  benen  tiefe  ^eriobe  beginnt, 
betrafen  am  unmittelbarften  baö  «Berfyältnifj  »on  Äirdje  unb  (Staat. 
2)ie  Ätrc&e  l)atte  fia)  mäfyrenb  beö  bisherigen  fernblieben  ©egen* 
fa^eö  mit  um  fo  größerer  (Selbftänbigfeit  ju  einer  feften  (Sorpo* 
ration  ausgebildet;  fte  teilte  it)re  Ueberjeugung  »on  ber  göttli* 
eben  (Sinfefcung  unb  9?ott)nxnbigfeit  biefer  Drganifation  unb  *>on 
ber  (§rt)aben()eit  tfyrer  Bpfjhxi  über  bie  weltliche  ben,c§rifilidjen 
Äaifern  mit,  bie  iljrerfeitg  mit  unumfdjränftet  3Kad)t  an  ber 
(Spifte  eines  »on  ben  religiöfen  3nftitutionen  beS  «öeibentfyumS 
burdpbrungenen  (Staates  ftanben.  2)a  ein  flareS  93ewufjtfein  lei- 
tenber  *J3rincipien  auf  beiben  (Seiten  fehlte  (benn  wenn  jtd)  (£on* 
ftantin  aud)  einen  inioxonog  xwv  sxtöq  nennt,  fo  ift  baS  uod) 
fefyr  »ielbeutig) l),  fo  fam  eS  für  bie  Regelung  ber  beiberfeitigen 
$(nfprüd)e  r-ornetjmlid)  auf  ben  £aft  an,  mit  welchem  man  in 
ben  einzelnen  gäüen  bie  (Scfyranfen  ber  eigentümlichen  ©ebtete 
beobachtete,  namentlich  auf  bie  3Bibcrftanb6fat)igfeit  ber  Ütrcbe 
bei  ben  93erfuc$en  ber  (Staatsmacht,  U)re  SBiUfür  auf  bie  Singe* 
legenfyeiten  jener  auszubeuten.  3Me  Äircfye,  meiere  if)r  wegen 
ber  neuen  Haltung,  bie  fte  angenommen,  $u  3)anfe  r>erpfüa> 
tet  war,  weld;e  fo  große  äußere  33egünftigungen  üon  it)v  ein- 
pfangen  tonnte,  weld)e  felbft  burd?  ifjre  attteftamentlid;e  ©eftal* 
tung  ju  Biet  Dorn  politifd;en  Elemente  in  fiel;  aufgenommen,  l)atte 
für  ifyre  greü)eit  üon  ber  greunbfd;aft  ber  ftaifer  faft  mel)r  ju 
beforgen,  als  »on  ifyrer  geinbfc&aft,  bie  iljre  innere  (Sntwicfelung 
weniger  berührte.  5)ie  occibentalifd)e  &ivd)e,  in  welcher  im  allge> 


1)  Vit.  Constant.  IV,  24 


—    216    — 

meinen  meijr  ©ebiegenljeit  beö  (SfyarafterS ,  mefyr  ©icfyerfyeit  be3 
fircr)licr)en  SSewufnfeinö  ju  |>aufe  mar,  bewahrte,  in  fpäterer  3«it 
burrf)  bie  räumliche  (Entfernung  vor  ber  faiferücfyen  (Sinwitfung 
metjr  gefcr)ü$t,  ifyre  ttna&ljängigfeü  glücflic^er;  fte  vermocbte  e3 
aud)  baburcl),  bafj  fidgi  in  if)r  bie  politifct)e  Sfjeofratie  ju  einer 
9ftacl)t  auSgebilbet  r)atte,  bie  ftd)  SInerfennung  erhoben  rennte. 
®ie  ^jäupter  ber  orientalifd;en  £ird)e  bagegen  waren  großenteils 
mit  beftimmt  burcb)  bie  $et)(er,  bie  bem  Orient  in  befonbrem 
50?ofe  eigen  ftnb:  Jperrfcbfucbt  unb  ©Iattjfud)*  war  in  benfelben 
Männern  mit  ©ftaöenftnn  verbunben;  fie  begegneten  ben  Rabat 
len  beS  |wfe3  mit  gleichartigen  ^ntriguen,  bie  unatoäfjtgcn  firdj* 
liefen  Streitigfeiten  r>erwitfetten  fte  in  ein  ©ewebe  oft  f(einlief)er 
unb  unlauterer  sßarteh'nteteffen,  33ebingungen,  nnter  welchen 
felbftanbige  @f)araftere  fiel?  am  wenigften  entwickeln.  2)ie  23eein* 
trücf/tigung ,  welche  bie  $ird)e  bureb/  bie  (Staatsgewalt  erfuhr, 
roar  bat)cr  ni$t  unoerfcf/ulbet.  2)ie  33efe$ung  ber  fyöcbften  bi- 
fd)öflicr/en  ©teilen,  wetcf;e  bie  Äaifer  unbeftritten  ftet)  aneigneten, 
bie  Berufung  ber  beumenifdjen  ©mtoben,  welcbe  in  fird)licr)en 
fragen  üon  allgemeiner  33ebentnng  entfe^ieben,  bie  ^roclama* 
tion  iljrer  23efcblüffe  unter  faiferlicfyer  SBeftätigung,  enblid)  feit 
S3aftU6fuö  (476)  unb  ßeno'S  3t'\t  ber  @rta§  unmittelbar  bogma* 
tifcr)er  3)ecrete,  waren  bie  gebräucr)(icr/ften  2ßege,  auf  welchen 
ber  faiferlidje  Gnnflufj  fid?  ©eltung  in  ber  Äircfye  üerfd)  äffte. 
Sßenn  bei  bem  erften  bie  3Jangfncl;t  ber  33if<$öfe  it)nen  in  bie 
^änbe  arbeitete,  fo  waren  cö  im  übrigen  bie  £el)rftreitigfeiten, 
bie  93erfe£erung6fucr;t  unb  bie  2lbftd)t,  ifyrer  9ied)tglaubigfeit  bie 
3Sortt)ette  eineö  politifd?en  ©iegeS  ju  t-erferjaffen ,  welche  bie  23U 
fet/bfe  vermochten,  Von  ben  Äaifern  bie  legten  (Sntfd;eibungen  ah 
fjängig  ju  machen.  Ratten  fte  boer)  fcfyon  in  ber  vorigen  ^eriobe 
ben  t)eibnifd)en  Slurelian  angerufen,  um  ba6  Urtfyeil  gegen  *ßaul 
von  ©amofata  in  SSoll^ug  ju  fe^en1),  unb  an  (SonftantinuS  in 
ber  bonatiftifcfyen  ©act/e  avpellirt,  alö  biefer  ftcf;  nod?  nid)t  ju 
folgen  (Singriffen  befugt  glaubte  (314) 2);  wie  viel  weiter  mußte 


1)  Eus.  VII,  30. 

2)  Optatus  Milev.  de  schismat.  Donatistar.  p.  184. 


—    217    — 

bie  Verwirrung  ber  «Begriffe  unb  bie  93ermifcr/ung  tec  ©ebtete 
einreiben ,  atö  bie  $riftli$en  Äaifcr  in  ber  Slufrectytfjaltung  ber 
$ed?tgläubigfeit  buteij  tyrt  ©ewalt  i£)re  giömmigfeit  ju  betfyati* 
gen  vermeinten.  2)ie  Jtircf;e  fanl  nun  in  tiefe  Unterbrücfung 
buret,  ben  (Staat  unb  feinen  Sefpoten,  bie  bürgerlichen  «Rechte 
unb  Vorteile  waren  abhängig  »on  ber  ^ecfytglaubigfeit;  9ie#t* 
gläubigfeit  aber  war,  waö  ber  Äaifcr  fanftionirte,  unb  änberte 
für)  niefct  feiten  mit  beut  Sfyronwed? fei,  juweilen  auef)  noct)  unter 
»emfelben  gürften.  £enn  ba  bie  Äaifer  gewötjnlidj  »iel  9tiU 
gung  Ratten,  ein  fir$ltc$e6  Urteil  ju  fallen,  aber  wenig  gäl)ig* 
feit  ftd?  felbftanbig  eineö  $u  bilben,  fo  waren  fte  barin  »on  i^rer 
työftföen  Umgebung  abhängig,  »on  ben  33ifc$öfen,  (Eunuchen, 
Äammerfyerrn  unb  Äücfjenmeiftern  !). 

Sei  ben  9t eckten  unb  Vorreiten,  welche  bie  ßaifer  ber 
£ird)e  unb  inöbefonbere  ben  ©eiftlidjen  einräumten,  r)atte  man 
»ielfatf)  bie  3Serl)ä(tniffe  be6  fyeibnifcben  ^3rieftertl)umeö  »or  Slugen. 
2116  eine  »om  ©taate  anerfannte  Korporation  fyatte  bie  Ätrc^e 
baö  $ecr)t,  33eft^  $u  erwerben,  (Sonftantin  wieö  jebe  $ro* 
»inj  unb  Drtfcbaft  $u  einem  betrage  »on  9?aturallieferungen  an, 
um  bie  ©einliefen  ju  erhalten2),  feine  «Kac&folger  liefen  ber 
£ircr)e  einen  anfef)nlic^en  £f)eil  ber  ©üter  unb  (Einfünfte  ber 
eingebogenen  Tempel  jufliepen3);  ba$  einträgliche  $ecf?t  aber 
war  bie  23efugniß,  Segate  anjuneljmen,  welches  (Sonftanttn  im 
Safyre  321  if)r  jugeftanb,  unb  welcfye^  nebft  ben  übrigen  freiwil* 
ligen  ©penben  ber  ©emeinbe  am  meiften  baju  beitrug,  bem  Ä(e* 
ru8  jum  9?etc^tt)um  $u  »erfyelfen  4).    Senn  aufrichtige  grömmig* 

1)  Wut  bei  ben  leibenben  Parteien  Hernahm  man  bie  gorbenmg,  bafj  ber 
(Staat  unb  bie  ftirc&e  auö  einanber  gehalten  werben  fottten,  am  fdmvfftcn  auöge« 
fprocfyen  »on  ben  Donati jlen:  Quid  est Imperatori  cum  ecclesia?  bagegen 
£)|)tatu$:  Non  respublica  in  ecclesia,  sed  ecclesia  in  republica  est,  i.  e. 
in  imperio  romano.  Quum  super  Imperatorem  non  sit,  nisi  solus  Deus, 
qui  fecit  Imperatorem,  dum  se  Donatus  super  Imperatorem  extollit,  Jana 
quasi  hominum  excesserat  metas,  ut  prope  se  Deum  non  hominem  aesti- 
maret,  non  reverendo  eum,  qui  post  Deum  ab  hominibus  timebatur.  Opt. 
1.  1.  III,  3.    ©iefeter  @.  179. 

2)  Euseb.  X,  6.     cf.  Sozom.  1,  8.  V,  5. 

3)  Cod.  Thcod.  XVI,  X,  20. 

4)  Cod.  Theod.  XVI,  II,  4. 


—    218    — 

feit  unb  abergläubifcfye  Sßerffyeiligfeit  wetteiferten  alöbalb,  ber 
itircfye  burcfy  *ßermacbtniffe  il)re  2Inl)anglicbfeit  ju  beweifen1). 
9iebltd)e  23ifd?öfe  lehnten  fte  ab,  wenn  barunter  bie  jur  (§rbfcfyaft 
^Berechtigten  ju  leiben  Ratten'2),  aber  bei  bem  ÄleruS  namentlich 
ber  großen  ©tabte  war  bie  wibrigfte  (Srbfcfclcicfyerei  im  ©ange. 
Unter  93  a(  entini  an  I.  fyatte  fte  einen  folgen  ©rab  erreicht, 
baß  ber  ^aifer  bie  grauen  unb  Unmiinbigen  f ov  ber  Habgier 
ber  ©eiftlicben  unb  hörnte  burct;  ein  ftrengeö  @efe£  glaubte 
fc&üfcen  ju  muffen3);  unb  bocfr  wußte  bie  Süfternfyeit  berfetben 
aud)  bieö  pt  umgeben 4).  Um  baö  Vermögen  ber  Äirdje  für 
ifyre  eignen  23ebürfniffe  ju  bewahren,  würbe  ben  ©eiftlicben, 
welche  9ht£nießung  baöon  Ratten,  »erboten,  teftamentatifd)  bar* 
über  $u  beftimmen5),  unb  bie  Jlircße  in  (Ermangelung  anbrer 
(Srben  aß  (Srbin  be3  eigentümlichen  Vermögens  ber  ©eiftlicben 
angefefyen  6). 

25aö  ^riüilegium  gewiffer  Immunitäten,  welches  bie  l)eib- 
nifcfcen  ^riefter  unb  fübifcfyen  9Sorftet>er 7)  genoffen,  würbe  fcbon 
t>on  Qonftantin  auf  ben  &(eru3  ausgebest,  unb  jwar  in  fo  all* 
gemeiner  Sßeife,  baß  barin  greifyeit  r>on  fammtlic^en  SWunicipat* 
leiftungen  ju  liegen  fd)ien8).  SSafentinian  I.  unb  II.  fcfyränften 
bie  SSergünftigung  aber  auf  bie  veranließen,  niebt  am  ©üterbeftfj 
fyaftenben  Seiftungen  ein  9).    3Me  gewöhnlichen  abgaben  (tributa 

1)  Amin.  Marcell.  XXVII,  3. 

2)  ©o  SlutelittS  2?ifd)of  9.  Äartyago  unbSIugujHnuS.  Aug.  Senn. 
CCCLVI,5.  Possid.  vife  August,  c.  24. 

3)  Cod.  Theod.  XVI,  II,  20. 

4)  Hieron.  Ep.  34  (2)  ad  Nepotianum.    cf.  Ejusd.  Ep.  ad  Eustochiuin. 

5)  Conc.  Afric.  III,  c.  49.     Can.  Apost.  40. 

6)  Cod.  Theod.  V,  III.  1.  ®efe$  £foeobofiu$  II.  434.  ©.  platte! 
(Ä3efeKfd;aftöüevf.  I.  ©.  287. 

7)  ©.  ©iefeler  Ä.  ®.  I.  I.  ©.272. 

8)  Cod.  TL  XVI.  II.  1.  (313)  2  (319):  qui  Clerici  appellantur  ab  Omni- 
bus omnino  inuneribus  excusentur,  ne  sacrilego  livore  quorundam  a  di- 
vinis  obsequiis  avocentur. 

9)  Cod.  Th.  XII.  I.  e.  49.  SSalentiniatt  I.  öewwbnei  Abtretung  bereiter 
<m  aSevtomtbte,  Wenn  bie  ©eifttidmt  crimirt  (ein  »ollen,  ©o  aud)  bie  fpäieren 
©efefce  SLI; eobofius  I.  »om  3a(;v  390,  unb  beS  Strcabiu^.  $<ilenti  = 
nian  II.  I.  1.  59  befielt  bie  ©tellung  eines  ©ubftituten  (NifÄojten  beö  öer- 
Vflicfctetcn  ©eip^eit. 


-     219     — 

orclinaria)  mujue  aud)  t>te  &ir$e  von  i£)ven  ©ütern  entrichten, 
beim  feie  öon  (SonjfantUl  gewährte  Befreiung  bar-on  würbe  fcbon 
yon  (SonflcinttuS  wieber  aufgehoben  l),  Dagegen  beteiligte  man 
fte  ntc&t  an  ben  außerordentlichen  Seiftungen  (tributa  extraordi- 
naria)2).  ©efonberö  tiefe  äußerlichen  23ortt)etle  waren  eS, 
welche  eine  ÜHenge  jum  £t)ei(  reicher  Seute  »eranlajjte,  ficb  in 
Den  geiftlicfcen  ©tanb,  fön:  welchen  fte  gar  fein  inneres  Sntereffe 
Ratten,  wenn  aucb  nur  in  feine  unteren  Orbnungen,  aufnehmen 
ju  laffen3).  (Sonjianttnuö  fcbon  fal)  ba$  ©efäbrtic^e  beö  Um* 
ftanbeö  für  ben  (Staat,  unt)  fucbte  bttrcf;  (Srfc^werung  be$  (Sin- 
trittö  in  Den  ÄleruS  »orutbettgen.  9?ur  an  Der  ©teile  »erjiorbe* 
ner  ©eiftlicben  fotlten  neue,  unb  $war  nicbt  au6  ben  2)ecurionen* 
unb  begüterten  gamüien,  fonbem  auö  ben  armern,  bem  Staate 
weniger  letftenben,  gewählt  werben4);  eine  unbillige  Sefc&rän* 
fung,  bie  gleich  anberen  ber  9tacbfo(ger  vielfältig  umgangen 
würbe. 

2lu3  ber  firct;Ucf?en  ©Ute,  bei  ©trettigleiten  ber  (St)riften  uns 
ter  einanber  nicbt  ben  l)eibnifcl;en  ©ericbtgfyöfen,  fonbem  ben 
«Borgern ,  jeijt  ben  Sifcfcöfen,  bie  (Sntföeibung  ut  übertragen, 
ging  unter  ben  cbriftlicfyen  Äaifern  eine  ßremption  ber  Älerifer 
»on  ben  bürgerlichen  ©engten  unb  eine  eigne  ^uriöbiction 
ber  SBifcböfe  l)err>or.  3b;r  herfielen  bie  ßiöilfacben  ber  Säten, 
im  galt  fte  bur$  Kompromiß  fte  bem  23ifct)of  ttorlegten.  6on* 
ftantin  gab  51t  biefem  Set)ufe  ben  33ifcb5fen  bie  9\ecbte  ber 
©cf?iebgrtd;ter,  welche  bie  Situation  au6fct;loffen  5).    (Stoiljfrei* 


1)  Cod.  Theod.  de  Episeop.  1.  15. 

2)  9cadj  ben  »on  Sonjrrtntiuö  de  Episc.  1.  8.  10  u.  £onoviuö  l.  40 
ycvttct;enen  $rit>üegien.  <£$  getjoren  bo'^tit  bie  angaria,  parangaria,  cursus 
publicus;  munera  sordida  cf.  Gothofredus  ad  Cod.  Th.  XI,  15.  Slucb  Hefe 
33ettor|Uflunö  würbe  jum  S&eü  öon  Sfesbofitt*  «nb  $onoriu3  juvücfgenommen. 

3)  Athanas.  histor.  Arian.  78.  Basil.  Caesar.  Ep.  54.  Palladii  vita 
Chrysostom. 

4)  Cod.  Th.  XVI,  II,  6.  (320). 

5)  Sozom.  h.  e.  I,  9  £>ocf)  wirb  bie  Stutljentie  biefer  Unflate  bezweifelt 
»on  'planet  ©.300  unb  ©iefeler  I.  II.  ©.  166.  cf.  Euseb.  vit.  Const. 
IV,  27.  ©iefeler  hält  für  b«S  ältefte  «orfyanbene  ©efe^  barübet  Cod.  Ju- 
stin. I,  IV,  1.  8.   Honor.  et  Theodos.  (a.  408). 


-    220    - 

tigfeiten  ber  ©eiftlicfyen  feilten  jwar  auct)  nur  unter  53orauöfe$ung 
be6  GTomvromiffeö  ben  33ifcr)öfcn  jur  ©djlic&tung  übertragen  wer* 
ben1),  aber  bnö  ^erfommen,  bie  tfyeofratifcfye  Betrachtung,  ber 
93ortl)eil  beö  nieberen  unb  bae  2lnfet)en  beö  fyöljeren  Äleruö  mach- 
ten, fcaf  fd)on  im  vierten  3at)tl)unbert  bie  (Sntfctyeibung  $roifcf;en 
geiftlicfyen  Parteien  uneingefcfyranft  bem  ©prttcr)e  be3  Bifdwfö 
jugewiefen,  unb  ben  Älerifern  ©träfe  angebrofyt  warb,  wenn  fte 
ifnt  umgingen 2).  ^Dagegen  in  ßwilproseffen  jwifc$en  ©eiftticfyen 
unb  Saien  waren  jene  gehalten,  tiefen,  wenn  fte  eö  Verlangten, 
vor  baö  bürgerliche  ©ericbt  (judex  Ordinarius)  ju  folgen3),  biö 
3uftinian  bie  ©treitigfeiten  ber  9J?öncr)e  unb  Tonnen,  bann 
auct)  ber  Älerifer,  vor  ben  23ifcr)of  wieg4),  alebalb  aber  auct) 
eine  Slvvellation  an  ben  Drtöric^ter  eröffnete5).  —  2)ie  Gri^ 
minalfac^en  verblieben  ber  ©ericfjtövflege  beS  ©taate6,  unb 
nur  bie  verwanbten,  ber  firdt)licf;en  2)ifcivlin  angefangen 
gäfle  unterlagen  ber  bifcf)öflict)en  Suriöbiction.  (Srft  im  SInfang 
ber  näct)ften  *)3eriobe  (628)  betmte  ^erafliuö  fte  auf  (SrimU 
nalvergefyen  ber  @eiftlicf)en  auö6).  3)ie  9?ed)tsvfl[ege  überhäufte 
bie  23ifct)öfe  mit  @efcr)aften,  welche  ifyrem  eigentlichen  Berufe 
fremb  unb  fyauftg  fef)r  unbanfbar  waren7).  2)ie  orientalifer/en 
übertrugen  fte  aus  (§ifer  für  ir)r  9Imt,  ober  attcr)  auö  weniger 
löblichen  ©rünben,  fyäuftg  $reöbi;teren,  fogar  reblicfyen  Saien8). 
2)ie  Äircfye,  baS  Dieicf;  ber  verföfynenben  unb  rettenben  £iebe, 
linberte  bie  ftrenge  SSoll^icljung  beö  ©efefceö  buret)  9tücfftct)ten 


1)  Valentin.  III.  novell.  de  judicio  episcop.  ed.  Gothofred.  nov.  12. 
(a.  452),  toclcfje  bie  gcmntefkn  23cfrtmmungen  über  biefe  ^cdjteifcerfmttnilje 
gtefct. 

2)  Conc.  Carthag.  III.  c.  9.  (a.  397).  Conc.  Chalcedon.  c.  9.  (a.  451): 
tl  HS  xXriQty.bg  7iqos  xXi]qix6v  TiQ^yfia  f/fi,  juq  xctTaXtunctviTco  iov 
olxtTov    Inioxonov    xccl  £nl   T(i    xoaf.it  xn   öixuajrjQta   xctiatntyiTU).     Äat' 

(er  90?  a  t  c t  rt  n  it  ö  beflatigtc  bie  Söefc^Uiffc  öon  ßljalcebon. 

3)  Valent.  III.  novell.  12. 

4)  Novell.  79.  83.  (a.  539). 

5)  Novell.  123.  c.  21. 

6)  ©.  ©iefeler  I.  II.  ©.  395. 

7)  Augustin.  in  Psalm.  25. 

8)  Socr.  VII,  37. 


—    221     - 

bec  Sitligfeit,  unb  überwachte  bie  SSerartljeütwt,  wie  bie  jKicfyter, 
ja  felbft  bie  r)ö  elften  23ef)örben  beg  (Staates  entgingen  il)rer  33eauf- 
ftcfytigung  nidjt  1).  SBenn  gleid?  bei  bem,  was  fte  l)ier  in  Sin- 
fprucb,  nabm,  bie  Uebcrorbnung  bc8  geiftlicfyen  über  ben  roeltlü 
c^en  Stanb  im  ^intergrnnbe  war,  fo  war  bodj  bie  Slnwenbung 
iljreS  (Stnfluffeö  in  einer  3tit  ber  3BilJfür£)err[d;aft  unb  ©eroalt* 
famfetten  überwiegenb  tjeilfam.  £>ie  23ifd)öfe  betätigten  iljre 
gürforge,  inbetn  fte  bie  unglücf  liebe  Sage  ber  ©efangenen  51t  er* 
leichtern  fitesten 2),  unb  namentlid)  burd?  bie  Snterceff  tonen, 
ÜBerwenbungen,  wie  früher  ber  Reiben  in  angefefyenen  ©teflmt* 
gen,  $u  ©unften  93erurtl)etlter.  ©0  intercebirte  3.  33.  $(aoian 
r>on  2lntiod;ia  bei  SfyeoboftuS  b.  @r.  mit  (Srfolg  für  feine  wegen 
eineö  2lufrul)r8  fef)r  gefafyrbete  ©emeinbe  (387) 3).  <£>auftg  war 
bie  Sobeöftrafe  2ln(a{j  ber  gürbitte,  weil  fte  in  ber  Äircfye  nad; 
ber  Slnnafmte,  baß  biefeg  geben  allein  diaum  jur  23efef)rung 
gebe,  SSiberftanb  erfuhr4)-  3)a  bie  23erwenbungen  ntcfyt  alle- 
mal mit  weifer  33ead)tung  ber  Umftänbe  gefeiten,  erregten  fte 
SBebenfen  aueb,  bei  gewiffenljaften  Beamten6),  unb  ba  93erfud;e 
gemacht  würben,  befonberö  »on  Sftöndjen,  fte  mit  ©ewalt  bind}* 
jufefcen,  fo  erliefen  bie  Äatfer  ©efefce  gegen  ben  Sftifwraud; 6). 
3)iefelbe  religiöfe  9vüdftd?t,  welche  bie  Tempel  unb  Slltäre  be6 
^eibentf)umeö  31t  Sufluc^tftatten  Verfolgter  gemacht  t)atte,  über* 
trug  auf  t>ie  ^eiligen  Drte  beö  (SfwtftentfyumS  baö  2lfi;(red)  t. 
(§3  würbe  jwar  mancher  W\$bxaud)  bamit  getrieben7),  welchen 
gewalttätige  Beamte  jum  Vorwanb  nahmen,  um  biefe  ©d;ranfe 
il)rer  ©rattfamfeit  ju  jerbredjen  8),  aber  bie  ©itte  war  31t  tief 
im  SolfSgemütl)  gewurzelt9),  unb  würbe,  boct)  unter  angemeffe* 


1)  Concil.  Arel.  c.  7.  a.  314.    23etfpiele  bei  ©tefeler  ©.  168. 

2)  Cod.  Th.  IX,  III,  7.     Cod.  Just.  I,  IV,  22.  23. 

3)  Webr  Scifpiele  bei  9?eanber  I.  II.  ©.295. 

4)  Augustin   Ep    153. 

5)  August.  Ep.  152. 

6)  Sbeoboftuö  I.  392.    Slrcabtuö  398.    Cod.  Th.  IX,  XL,  15.  16. 

7)  August.  Ep.  250. 

8)  Cod.  Th.  IX,  XLV,  3.    Synesii  Epp.  58. 

9)  Greg.  Naz.  XX.  orat.  fol.  353. 


-     222    — 

nen   Sefcfyranfungen ,    »on  Sljeoboftiu?  II.  431    jum   ©cfei^    et» 
t)oben  ')• 

2.    innere  Organifation  ber  Äirc^e. 

2)ie  innere  Organifation  ber  £ird)e  befefyranfte  ftd)  faji  nn^ 
fcf;üc^(icf?  barauf,  ben  ^riefterftanb,  welcher  bie  jfteprafentation 
ber  ficfytbaren  $ircr/e  nnb  ben  SRittetyunft  be3  neuen  tt)eofratU 
fer/en  9?cid)eö  auömadjtc,  in  feiner  Slu^eiefynung  »on  bem  weit- 
tt$«n  Staube  barjujteUen ,  nnb  nad)  feinen  Unterfef/ieben  ju  glie* 
bem.  393ar  einmal  bie  (Srf)abcnt)eit  be£  Äleruö  über  ben  Saien* 
ftanb  »orauSgefeijt,  warb  fte  begrünbct  burer;  bie  2lnna(;me  einer 
unmittelbaren  @emeinfd;aft  mit  ©Ott  nnb  »ermittelnben  Stetig-- 
feit,  fo  richtete  man  an  bie  ©eiftlicfyen  immer  beftimmter  jene 
gorberung,  ba§  ber  religiöfen©tufe  aud)  eine  l)6l)ere  gorm  ber6itt* 
Ud)feit  cntfpred)e.  s)J?an  liebte  bal)cr  an  tljnen  nfcetifdjeö  2eben, 
man  mutt;ete  ifynen  »orjüglid)  bie  (§l)eIoftgfeit  ju,  zumal,  feitbem 
bie  5D?öncf)e  U)nen  barin  Vorangingen2).  2)a$  Gioncil  »on  üfteo- 
cäfarea  (314)  fefytoß  bie  »er()eiratl)etcn  ^reöbyteren  &on  il)ren 
©teilen  aus3);  t>aö  von  9lnci;ra  (314)  fd;rieb  ben  3)iaconen 
öot,  fiel;  van-  ber  Orbination  ju  erflären:  erwählten  fte  ben  So- 
libat,  fo  burften  fte  tt)n  bei  ©träfe  ber  Sluöjiojjung  nid;t  bre* 
d;cn4).  2>ie  allgemeine  ©intobe  »on  9<Hcaa  war  im  begriff, 
ben  brei  Ijöfjcren  Orbnungen  beö  Äteruö  ben  Gtblibat  aufzulegen, 
atö  ber  fromme  agi;ptifcfye  23ifd;of  nnb  Gtonfeffor  $apr)nutiu3 
pr  93ertt)eibigung  ber  c^rtftlict;en  greif;eit  unb  ber  ^eiligfeit  ber 
@|e  auftrat.  2)a  er  felbft  ftrenger  Slfcet  war,  fo  machte  fein 
(Smfprud)  um  fo  mel)r  (Stnbrucf,  unb  man  begnügte  fiel),  ben 
bereits  orbinirten  ©eiftlicfyen  f)ol)ercn  langes  bie  @l)e  zu  Der* 
bieten,  im  übrigen  eS  bei  ^erfoinmen  unb  beftet)enbem  ©efetj  ju 
laffen  5).    2)ie  SluSartungen  biefer  ©eifteörictUung   würben  batb 

1)  Cod.  Theod.  IX.  Tit.  XLV.  c.  4. 

2)  G.  Calixtus   de  conjugio    clericali.   ed.  Henke.     5t.  X t) c i n C r   bie 

(Einführung  ber  erjtoungencn  (äljeloftgfeü  bei  ben  cfmftlickn  ©eiftlickn  unb 
if)re  golgen.    1828.    2  93be. 

3)  C.  1. 

4)  C.  10. 

5)  Socr.  I,  11. 


—    223    — 

auffällig.  2)a6  (Soncii  boit  ©angra  in  ^apf)lagonien  (gegen 
350),  welchem  fte  in  bei  afeetife^  ^  fe^aratiftifc^en  ^artei  ber 
(Suftatljiancr  öor  Singen  jianben,  fudbte  ihnen  ju  fteuern  unb 
creommunicirte  diejenigen,  welche  nicf)t  au3  bei  ^anb  eineö  »er* 
t)eiiatl)eten  $ie0br,terö  baö  2lbenbmat)l  annehmen  wollten1). 
lteber£)aupt  machte  ftcf?  in  vielen  einzelnen  gälten  bei  gefunbe 
Sinn  ftetö  öon  neuem  geltenb,  fo  baß  bie  ©efetje  bei  weitem 
nicr)t  burd)gel)enbe  Orariß  waren,  unb  felbft  l)oci)geacr)tete  33i- 
fctwfe,  wie  ©vjtefiuö  von  ^tolemaiö  (gegen  400),  in  bei  (Sfye 
verblieben  2).  3)ie$  gilt  abei  mefyr  vom  Orient  a(8  vom  Occi- 
bent,  wo  man  baö  einmal  aneilannte  Sßrincip  geiftlidleu  Se&enö 
confequentei  anfielt  l)icit.  3n  bei  fpani(ct;en  £ir$e  begegneten 
jtd)  ein  ftieng  afcetifcftei  unb  ein  fieierei  ©eift.  3n  jenem  ©inne 
fyatte  bereite  am  (Snbe  bei  vorigen  ^]eiiobe  (305)  bas  (£oncil 
von  (Slvira  von  ben  biei  oberen  f(erifalifcf)en  klaffen  ben  Zö- 
libat geforbert  (c.  33),  unb  vielleicht  war  cö  fpani[d)er  (Sin- 
flufj,  ber  bae  nicenifcl)e  Sonett  jur  Slufftellung  biefer  SBcbingung 
SU  bewegen  fucfyte;  was  f)iet  nic^t  Völlig  burc&jitfe&en  war,  %& 
lang  vollftänbiger  in  (Spanien  unb  bem  übrigen  Occibent.  21(ß 
©eiftlid)e  in  Spanien  baö  göttliche  Dtecfyt  biefeö  ©efefceö  beftritten, 
unb  ber  SBifcfyof  ^imeriuö  von  Sarraco  barüber  nad)  91  cm 
berichtete,  behauptete  ber  2Mfcr)of  ©iriciuS  in  ber  Qlntwort  bie 
9?otl)wenbigfeit  beö  ßölibatö  für  bie  ©eiftlid)en,  vom  SMaconuö 
aufwärts,  mit  tiefet  £eiabfef3iing  beö  et)eUct)en  Sebenö  (385) 3). 
Die  gleichzeitigen  großen  Slutoiitäten  Slmbtofiuö,  ^icron».-; 
mu3,  SluguftinuS  beförderten  bie  2)urcf;fübrung  ber  QJerorb* 
nungen  mit  il)rem  Slnfefjen,  ^ierom;muö  unter  anbern  in  ber 
S3eftreitung  ber  entgegengefefcten  2Inficf/ten  beS  3 o» int  an  unb 
23igi(antiu3;  unb  Se.o  ber  ©roße  verlangte  (Stjelofigfeü  auef? 
von  ben  ©ubbiaconen  4),    aber  baS  (Srfte  unb  nod)  mefyi  baö 


1)  c.  4. 

2)  Synes.  Ep.  105.  3n  feiner,  ber  ftler«nbrmifd)en  ©iikefe  fdjcint  gleichwohl 
ber  Gotibat  ber  ©etßlt^ea  fefjr  a(tgemein  getoefen  ju  fein,  t»ogu  ba£  Umfiel)' 
greifen  beä  5Wöttd)tl>um3  tt)at.     Hieron.  adv.  Vigilantium. 

3)  Siricii  Ep.  ad  Himer.  Tarracon. 

4)  Ep.  14.  ad  Anastas.  Thessalonic.  (446). 


—     224     — 

Sefcte  traf  bocfy  aud?  im  Slbenblanbe  »ietfadjen  SBiberftanb,  fo 
bafj  (Soncilien  ber  »etf<#iefeenj}*n  ©cgenben  it>ve  gorberungen  unb 
(Strafen  fyerabftimmten  1). 

gür  bie  »orbereitcnbe  23ilbung  jum  geiftlid)en  (Staube  man- 
gelten bie  geeigneten  2Inftalten;  tfyeologifcfye  6d)ulen  gab  eö  nur 
im  Orient  unb  wenige.  S)afjer  namentlich  im  Dccibent  nicr)t  ge* 
ringe  Unwiffenfyeit  unter  ben  @eiftlid)en  f)errfd)te.  SDfancfye  trö- 
fteten  ftc^>  bamit,  bajj  ber  r)eilige  ©eift  iljnen  alle  5üiffenfd?aft 
erfefce2).  6r)rr/foftomues 3)  unb  SluguftinuS  4)  ftelltcn  ein 
fcr/öne3  3beal  »raftifcfyer,  biblifdjer  unb  wiffenfcr)aftlid?er  Sßilbung 
auf,  unb  eö  war  eine  9?ad)wirfnng  fold)er  35emüt)ungen,  ba$  ein 
@efe£  ber  norbafricanifcfyen  ilir#e  auö  bem  5.  3at)rt).  bie  33i* 
fcfyöfe,  el)e  fte  eingefefct  werben,  einer  Prüfung  aud)  über  ifyre  wif* 
fenfcfyaftlicfye  23efät)igung  unterwirft5),  eine  SBeftimmung,  bie  in 
biefer  %ät  «Kein  ftetjt.  ©udjte  man  folgen  2lnfprüd?en  aber  31t 
genügen,  fo  fonnten  bie  Älöfter,  wenigftenö  bie  orientalifd)en,  wot)l 
einiget  leiften  Reifen,  bod;  bie  (Sinfeitigfeit  beö  floftertidpen  SebenS 
verfemte  ben  ©eift  in  eine  «Befangenheit,  welche  ir)n  für  eine  fjar* 
monifc&e  cr)riftlid?e  SBirffamfeit  gemeiniglich  unfähig  machte.  2)ie 
gew6l)nlid}fte  6c^ule  beö  Äleriferö  war  fein  Sluffteigen  »on  ben 
nieberen  Drbnungen  ju  ben  teeren,  unb  bie  (Srfafyrung ,  welche 
er  babei  fammelte.  £atte  er  baö  ©lütf ,  unter  ber  Seitung  eineö 
umftcfytigen  SSifdwfö  auf  biefer  2aufba()n  fort$ufcr)reiten ,  fo  f)atte 
eine  fo(d;e  8lvt  ber  2luöbilbung  große  23or$üge,  unb  man  barf  aud? 
an  biefem  fünfte  nid)t  überfein,  wie  reid)  baö  4.  unb  5. 3af)rr). 
an  Männern  »on  »raftifcfyer  unb  wiffenfcr/afttidjer  £ü$tigfeit 
war.  (Sufebiuö  »on  93ercetli  unb  2luguftinuö  »erbanben 
ifyren  Äteruö  enger  burcr)  gemeinfd)aftlid)e  Sßolmung  unb  Sifd), 
unb  machten  iljn  burcf)  ifyre  3ud)t  unb  33elel)rung  ju  berühmten 
^flan^ftätten  ber  ©eiftlicr/feit 6).     3)a  »tele  wegen  ber  äußeren 

1)  3.  25.  Concil.  Turon.  I.  a.  461.  c.  2. 

2)  Greg.  Nazianz.  de  episc.  fol.  503. 

3)  n(Ql  le(i(oavvi]s. 

4)  De  doctrina  christiana  Üb.  IV, 

5)  Canon.  Concil.  ed.  Bruns  p.  140. 

6)  Maximi  Taurin.  Sermo  IX.  de  S.  Eusebio;  Muratori.  anecd.  IV. 
p.  88.     Possidii  vit.  August. 


—    225    - 

«Bortfyeile  ftd)  in  ben  jfcleruö  einbrängten '),  fo  würbe  feftgefeljt,  um 
ftd)  ifyrer  23efal)igung  ju  verftdjern,  baß  feine  ©tufe  überfvrungen 
unb  auf  jeber  eine  3*itlang  geblieben  werben  fotle2),  inbep  biefe 
SBorfcfyrift  würbe  namentlich  im  Orient  mangelhaft  beobachtet. 

3)a6  ^ecbt,  an  ber  2ßal)l  ber  ©  ei  ft liefen  £f)eil  ju  rtetj* 
men,  war  ben  ©emeinben  jwar  gefdjmalert,  aber  bod),  befon* 
berö  in  ben  beiben  erften  3al)rl)unberten  ber  *}3eriobe,  nid&t  ganj 
veräußert.  2)ie  «Hegel  war  babei ,  bafj  ber  5Mfcf)of  ber  ©emeinbc 
einen  23orfd)lag  jur  SBcfc^ung  bc3  ertebigten  Slmteö  tl)at,  unb 
fte  ftd)  barüber  erflarte,  ob  fte  ben  23orgefcf?(agenen  für  würbig 
t)atte.  Oft  war  biefe  3uftimmnng  leere  gorm,  oft  befehlt  je$t 
aud)  bie  25ifdjöfe  bie  ntebern  fterifatifcfyen  ©teilen  of)ne  2ßeite.< 
reo,  zuweilen  aber  fetjte  bie  ©emeinbe  auö  eigner  Üftacfttvoflfom- 
menfjeit  il)re  2lbftd)t  burd),  unb  baö  grabe  bei  ben  fyöd)ften  2lem* 
tern,  inbem  fte  einen  3Kann,  ber  iljre  Steigung  befaß,  bnrc^ 
Slcctamation  baju  beftimmte.  ©o  würbe  ber  treffliche  23ifcfyof 
Slmbrofiuö  von  Sftailanb  auf  feinen  ©ifc  erhoben,  fo  freilieft 
aucl)  ber  fe()r  ungeeignete  (Sufebiuö  von  ßäfarea  in  Äavvabo* 
den  (361.) 3).  S)ie  unlauteren  Motive,  welche  bei  biefer  etwas 
tumuttuarifd)en  2öaf)lart  met)rma(s3  offen  balagen,  veranlagten 
weitere  SBefdjränhtngen  beö  2Baf)(rccl;te64).  SD.ie  93erfe£ung  ber 
Äterifer  von  einer  Äirc^e  an  bie  anbere  war  gegen  bie  ur- 
fvrünglic^e  ©itte,  unb  warb,  atö  fte  bennod)  eintrat,  unb  bie 
©treitigfeiten,  bie  in  il)rem  ©efofge  waren,  ftd)  seigten,  burd) 
©efefje  verboten5).  3m  Slbenblanbe  behielten  biefe  SSerorbnungen 
im  allgemeinen  if)re  $raftR),  im  Orient  aber  würben  fte  gerabe 
von  ben  53ifcftofen,  für  bie  fte  befonberö  gegeben  waren,  am 
l)äufigften  übertreten.  3)enn  biefe  trachteten  nad)  ben  ©teilen  ber 
größten  ©täbte,  am  meiften  nad)  benen  ber  ^eftben^en,  bei  wel* 
eften  e£  ftdj  im  5.  unb  6.  3at)rl).  fd;on  aiemtid?  beuttid)  um  einen 

1)  Gregor  Naz.  de  episc.  v.  156  seq.     Orat.  XXXII.  f.  526. 

2)  Conc.  Sardic.  c.  10. 

3)  Greg.  Naz.  Orat.  XX.  fol.  342.     cf.  XIX.  fol.  310. 

4)  SBte  ffruf  ftd)  unreine  9J?ottoc  rtud;  in  bie  gefoöfmlicfjeven  2Wen  ber 
23efe£uug  einmieten,   f.  Hieron.  adv.  Jovinian.  I,  19. 

5)  Conc.  Nicen.  c.  15.     Conc.  Antioch.  c.  20.  a.  341. 

6)  Damasi  ep.  IX. 

15 


-    226    - 

Kaufpreis  fyanbelte.  SStelen  war  baö  rjöftfrf;e  geben  fo  ffift  baf; 
fte  mefyr  in  ber  ^auptftabt,  nlö  in  ibrcr  ©entehrte,  lebten,  wo; 
bei  bie  ^erwenbungen  für  t>iefet6e  Slntajj  unb  93orwanb  gaben. 
2)at)er  ba3  (Sonett  pm  3lntioct;ien  341  (eil)  bie  ©rtaubnifj 
beö  Metropoliten  einholen ,  nnb  baö  Pon  6arbica  347  (c.  9), 
bafevn  ber  Äaifer  nicfjt  ben  23ifd)of  beriefe,  einen  £iaconu6  jut 
*8oflbringumj  beö  ©efcfcafteS  ab^ufenben  befahl. 

2)ie   ei nj einen  Äi  r  eben  amter.     9lfle  l)ierarri;ifd)cn  nnb 
repräfentatipen  SBeftrebungen   ber  3e^t ,   alle  ändere  <§ol)eit,    mit 
welcher  bie  £ird)e  fic&  umgab,  wirften  mit  einanber  auf  einen 
$imft:   bie  33ermef)rnng  be3  2lnfef)en3  ber  S3if d?ö fc.     2)itrd) 
eine  befonberö  beitige  Ordination  für  it)r  2lmt  Qtmiffi',  als  9?  ad)* 
folger  ber  ?lpoftel  bie  urfprüngtid;en  Präger  be3  ©eiftcö  für  bie 
©emeinbc,  waren  fte  in  it)rer  ununterbrochenen  9?ei()e  bie  Sauten 
teö  fircfyticfyen  Seftanbeö,   bie  Bürgen  unb  sttgteitf;  wirffamften 
Drgane    für  bie  Ort()oborie.     3(jre    einfüge  Sbentitat  mit  ben 
^reSbptern  fiel  nur  noob  l)ie  unb  ba  einzelnen  unbefangenen  gor* 
fd)crn  bcö  Letten  SeftamenteS  auf1),   olnie  baf}  fte  bie  golge* 
rungen  barauö  sogen.    SSielmefjt  waren  Ü)rem  ©tanbe  bie  t)ocfc 
gehaltenen  23orred)te  ber  Konfirmation  (oyQccyig,  signaculum)2) 
unb  ber  (Sonfecration  bc6  ^eiligen  DetS  eigenttnuntid) ;   nur  in 
ii)rer  2Mmad;t  verrichteten  ^reöbpteren  unb  2)iaconen  bie  geift* 
liefen  ^anblungen3);   fte  führten  ben  23orft§  in  ber  «Berfamm* 
lung  iijrcö  Älerus? ,  unb  l)atten  bie  £)beraufftd)t  über  bie  QSermal- 
tttng   beö    fircblid)en  Sßermögenö.     3)ie  2)iaconen   befet/ränfte 
man   gcwöfynlid)    auf  bie  urfprüngticfyc  <5ieben$al)l -1),   unb  wo 
man  fte  t>ermet)rte,   entfdnttbigte  man  eö  buref)  Umbeutttng  beö 
erften  £)iaconcnamteö 5).     3b)re  gunftion   beftanb   in  £anbrel- 

1)  Chrysostom.  Honiil.  XI.  in  Timoth.  I.  Hieronym.  ad  Tituni.  Ep.  101 
ad  Evangclum. 

2)  58cfonberö  im  Dccibetttc;  Hieron.  adv.  Lncifer.  IV.  fol.  295  ed.  Mar- 
tian:  Qui  in  castellis  aut  in  remotioribus  locis  per  presbyteros  et  dia- 
conos  baptizati  ante  dormierunt,  quam  ab  episcopis  inviserentur. 

3)  Ep.  Innoc.  I.  ad  Dccent.  §.  6.  Ut  sine  chrismate  et  episcopi  jus- 
sione  neque  presbyter  neque  diaconns  jus  babeant  baptizandi.  ~  Cod. 
eccles.  Afrcan.  can.  6.  7. 

4)  Euseb.  VI,  43.    Hieron.  Ep.  101  ad  Evang.  ConciL  Neocaesar.  c.  15. 

5)  Cbrysost.  ITom.  XIV.  ad  Act.  Apost.  —  Concil.  Trnllan.  II.  c.  16. 


-    227     - 

jungen,  bie  fte  ben  beiben  oberen  Älerifern  beim  ©otteSbienft 
traten,  in  ^evfagumj  gewiffer  ©ebete,  23or(efung  bei*  @»angelien, 
Sinnige  ber  Slbfc&nüte  beö  ©otteSbienfteö.  Sie  erften  ber  $re3; 
biUeren  unb  Siaconen  würben  iefct  bestimmter  »on  ben  übrigen 
gefcfyieben,  atö  2lrc()i»re$btyteren,  Slrct/ibi'aconen.  Sie  le^ 
teren  »orjügUcf;,  aber  aud)  bie  Siaconen  überhaupt,  fugten  ftcfy 
ättweUen  einen  Vorrang  t>or  ben  <]3rc3b»teren  anzumaßen'),  in* 
bem  fte  burd)  bienftlidje  Verrichtungen  metjr  in  ber  9?afje  unb 
bem  Vertrauen  ber  93ifd)öfe  waren2).  Sie  Siaconiffen  »er* 
toren  an  23ebeutung,  ba  baS  33ebürfni£,  waö  ifyrem  2lmt  bie 
(Sntftefyung  gegeben,  ni$t  mefyr  in  gleichem  ©rabe  »orljanben 
war.  Sie  fterifaltfc^e  233cif>e,  welche  iljnen  in  ber  vorigen  $e* 
riobe  ertfyeitt  würbe 3),  fd;ien  je&t  ttwad  ju  @rt)abene6  für  fte 4), 
unb  bie  franko  fifcfyen  ©t;noben  beö  6.  Safyrf).  fd;ritten  jur  gan$* 
liefen  2(uf()ebung  beö  3nftitut§5).  3 in  Orient  bagegen,  wo  man 
iljnen  noc|>  immer  einen  d)rifttid)en  Unterricht  ber  grauen  an»er* 
traute6),  unb  bie  grauen  ber  jur  bifd;öflid)en  2ßürbe  erhobenen 
©eiftlic^eu  ba3  £Rcx^jt  Ratten,  Siaconiffen  $u  werben,  bauerten 
fte  bis  jum  12.  3af)rt).  fort.  —  Weit  (jinjufommenbe  firef)* 
lid?e  Slemter  waren  baS  beS  DefonomoS  7),  welcher  baS  93er* 
mögen  ber  Äirdje  31t  »erwarten,  unb  eine  gewiffe  5tufftdjt  itber 
bie  Verwaltung  beffelben  burefy  ben  25ifdjof  ju  führen  Ijattej  beS 
©ad) walte rS  (exdixog,  defensor)  ber  &irct)e8);  ber  <5e* 
cretare  (notarii,  exceptores),  welche  bie  ^rotocoUe  ber  firdj* 
ticken  Verfyanbtungen  (gesta  ecclesiastica)  31t  führen  Ratten; 
ber  jafjlreidjen  Äranfen»f(eger  (Parabolani)  unb  lobten* 
beftatter  (xomaxai,  copiatae,  fossores). 

1)  Conc.  Nicen.  c.  18.     Laodicen.  c.  25. 

2)  Isidor.  Peius.  IV.  p.  Ep.  188. 

3)  Tertull.  ad  uxor.  I,  7  viduam  allegi  in  ordinem.     Constit.  Apostol. 
VIII,  20. 

4)  Conc.  Laodic  c.  11.    cf.  «Reanber.  L  II.  ©.323. 

5)  Concil.  Arausican.  I.  c.  26.  a.  441.     Conc.  Aurelian.  c.  18.  a.  533, 

6)  Pelag.  ad  Rom.  16,  1.    Stebrtlid)  im  Stbenblanb  ttad)  c.  12  beS  fogett. 
Concil.  IV.  Carthag. 

7)  Conc.  Chalcedon.  c.  25. 

8)  Conc.  Carthag.  c.  10.  a.401.     Cod.  eccles.  african.  c.  75.  c.97   de- 
fensores  scholastici.     Cod.  Theod.  XVI,  II,  38. 

15* 


-     228    — 

2)ie   Drganifation  bei   Hrd)ttcr)en   ©torcngct.     2>ie 
ganbbifd;öfe  behaupteten  ftd;  in  biefer  *)3eriobe  nic^t  in  gleichem 
gtflBä  neben  ben  ftabtifet/en.    kräftige  SBtfdj&fe  ber  sproötajtat* 
rjauptfläbte,  wie  SafUiuS  r>on  (Säfarea,  fügten  ftrenge  2luf 
ftc^t  über  fie  unb  U)r  atterbingö   oft  unwürbigeö  SBcncrjmen1), 
unb  in  mehreren  ©tynoben  fee6  vierten  3at)r()unbert3  würbe  itjncn 
t>a3  $e$t   genommen,    in  ttjrem  Sanbfrrenget  (ovfi/toQia)  bie 
©eiftlid;en   r)ör)erer  ©rabe   ot)ne  3u$ief)ung  bcö  ©tabtbifdwfö  ju 
ernennen2);   ja,  baö  (£onei(  von  ©arbica  (347  c.  6)  beftimmte, 
ba£  «ßreS&tyteren,   unb  ba£  laobiccnifd?e,   ba£  «Btfttatoren  ftatt 
itjrer  angeftettt  werben  foflten*).    ©o  verloren  fte  ftd)  benn  na<$ 
unb  nacr),  unb  an  tfyre  ©teile  traten  bie  ben  ©tabtbifeböfen  im- 
tergeorbneten  ^teöbtyteren,  bereit  ©emeinbe,  mit  ober  ofme  (Sin* 
f#luf  ber  £au»tgemeinbe,  eine  ^aroc^ie  genannt  würbe4).— 
3n  ben  größeren  ©täbten  mehrten  ftd?  bie  3tird;en  unb  blieben 
in  einem  SSexljäftmfi  ber  2lbl)ängigfeit  jur  £auptfir$e,  ol)ne  baf 
überalt  bie  gleite  Slrt  it)rer  SBeforgung  gewefen  wäre.    3n  man* 
c^en  verwalteten  bie  ^reebr/tcren  ber  £auptfircr;e  nad)  ber  9ieif)e 
bie  gilialfircf/en5),  in  anbertt  waren  beftimmte  ^reöb^teren  iener 
bei  tiefen  angeftellt6);   ober  jebe  fyatte  il)ren  eignen  $rc6bi)ter, 
t>er  bem  23if$of  untergeorbnet  war 7). 

2)te  SWetrotoolitaitöerfaffung  bilbete  ft$  »ornefymticr) 
nacr;  ben  Politiken  ©renken  unb  nact>  ber  33ebeutung  ber  £aupt* 
ftdbte  ortlid)  weiter  auö.  2)er  «Metropolit  führte  bie  Dberauf; 
ficf)t  über  bie  £ir$e  feiner  ^roiün$,  orbinirte  mit  3u$ietntng  an* 
brer  bie  23ifcr/öfe  berfelben;   berief  bie  ^rotunaialnntoben,   y&* 


1)  Basil.  Ep.  54. 

2)  Conc.  Ancyr.  c.  13.     Conc.  Antioch.  c.  9.     9?ed)  ftveitger  Conc.  Lao- 
dic.  c.  57. 

3)  Conc.  Laodic.  c.  57.    ©.  «JTeattbcr  I.  II.  ©.328  über  bie  nsnioäeüim. 

4)  lieber  ben  ©ebmucfy  ber  SSejeid&mtng  w«(ww*/«  f.  ^(anef  ®.546fljj. 
9ieanber  ©.329. 

5)  ©o  bei  3  gilialfirdjcit  ber  £mt|>tKrcl)e  $u  ÄonftmttinoKl.    Cod.  Jn- 
stinian.  I.  III.  Novell.  III. 

6)  Sffite  in   ^om;    Ep.  Innocent.  I.  ad  Decent.  §.8.  a.  416.     cf.  Atha- 
nas.  Apol.  c.  Arian.  20. 

7)  3n  SUermtbria  Epiph.  h.  Arian.  LXIX,  1. 


-    229    — 

fibirte  ifynen  unb  bilbete  mit  iljnen  bie  erfte  3njlanj  bei  ber 
Slnflage  gegen  einen  33ifd)of.  3nnerl)alb  biefer  ©renken  bet)iel> 
ten  bie  Söifc^jöfe  bie  felbftiinbige  Verwaltung  iljreö  ©prengctö, 
unb  waren,  jur  ©tntobe  »erfammelt,  ein  ©egengeroicr/t  gegen 
bie  ©ewalt  ber  Metropoliten.  3nbem  unter  biefen  wieberum  bie 
Vifcr/öfe  ber  |>auptftabte  politifd)er  2)iöeefen  burcfj  ben  Sitcl 
(Srarcfyen  (t&Q%oi;  aud)  aQyjeTzioxouoi)  unb  burcr;  einen 
Vorrang  ausgezeichnet  würben,  baute  ftd)  baö  fyierarcbjfcfye  @e- 
bäube  immer  fyöfjer  auf.  3)ie  fcornefymften  im  Drient  waren  im 
Seginn  ber  *ßeriobe  ber  •oon  Slteranbria,  welchem  bie  niceni- 
fc^>e  ©tnwbe  ein,  wenn  aud)  noct;  fel)r  unbeftimmteS  Seaufficf^ 
tigung6recr;t  über  bie  benachbarten  $rov>in5en  beließ1),  unb  ber 
üon  Slntioc^ia,  ben  jener  Kanon  ebenfalls  unter  ben  Metropo- 
liten voranfteflt.  3)aS  Sonett  v>on  ßonftantinopet  (381)  fefcte 
biefen  beiben  ben  bortigen  23ifct;of,  weil  ßonftantinopel  ^eurom 
fei,  jur  ©eite,  nact;bem  er  fo  lange  bem  Metropoliten  »on  4?e* 
rallea  in  £f)racien  untergeben  war.  3u9^e^  fflm  bur#  ^^efe 
Verfammlung  ber  ^atrtareb,  entitet  meljr  in  Slufnafjme,  wel* 
cr)er  im  Sauf  be£  fünften  3af)rf)unbertö  auf  bie  größten  Metro* 
politen  befc^ranft  würbe.  2)ie  cfmlcebonifcrje  ©i;nobe  (451)  er- 
tl)ei(te  bem  Patriarchen  i>on  @onftanttnopcl  gleiche  Steckte  mit 
bem  röinifdjen,  auö  Siücfftcfyt  auf  bie  politifcl;e  Stellung  beiber, 
unb  bie  Sefugmjj,  Slppcllationen  aus  bem  ganzen  23ereicr)  ber 
oftrömifcfyen  Ätvct)e  anjunefjmen  2);  unb  ert)ob  ben  SMfcfyof  yon 
Serufalem  gum  Patriarchen  mit  ber  Dberauffic^t  über  ^alä>- 
ftina,  wegen  ber  gefrfpicb, tlic^en  23ebeutung  feiner  (Stabt.  2)iefe 
^äupter  ber  Äirc^e  bilbeten  bie  Mittelpunfte  ber  großen  fte  um* 
gebenben  firc^lid^en  ©ebiete  unb  einen  nict)t  r>eräcf)tlid)en  $alt  in 
ben  ©c^wanfungen  unb  ß^trüttungen  ber  3eit,  bie  freiließ  an* 
brerfeitS  burd)  bie  Verfolgung  if)rer  l)ierarrf)ifcfyen  3ntereffen  »er* 
gröjjcrt  würben.  6te  »ermittelten  ben  3ufammenf)ang  it)rer  fird)* 
liefen  2)iöcefe  mit  ben  übrigen  unb  mit  ber  ©taatöregierung,  or> 
binirten  bie  Metropoliten  unb  machten  mit  ber  2)iöcefanfynobe 


1)  Ca»,  (i. 

2)  Conc.  Chalced.  c.  28. 


—    230    - 

bie  über  bem  9)?ctropolitanat  ftefjenbc  ^nftanj  beö  lircfjlicryen  @e* 
ric^tcö  auö.  —  Unter  ben  23i3tf)ümern  bed  Dccibcnteö  (äffen  ficf) 
nur  sw-ei  mit  ber  fyervorragenben  33ebcutung  ber  genannten  r>er* 
gleichen:  (Sarttyago,  n>elcl;e3  burd)  ben  unabhängigen  @eift  ber 
Umgebung1)  gebunben,  nie  bie  .£jöl)e  ber  oftrömifd)en  *$atriar* 
cf)ate,  gefdjnr>eige  benn  bie  Sebeutung  feiner  alten  9?ebenbuf)lerin 
9tom  erreichte,  roelcl)e  fd)on  in  biefer  ^ertobe  bie  fivct?lid)e  3£elt* 
l)auptftabt  würbe.  2Illeö,  tvaS  in  ber  Vergangenheit  ba^u  ge* 
bient  l)atte,  *Rom  ju  bem  befonberen  2lnfel)en  unb  (Sinfiuf  ju 
verhelfen,  bauerte  vevftärft  in  biefer  $$eh  fort2),  ^wax  unmit* 
telbare  *J3atriard)cnred)tc  in\a$  ber  römifcOc  23ifcl)of  nur  über 
WtitkU,  Unteritalien  unb  bie  unfein3),  jebod)  brängte  ber  S'rieb, 
bie  Dfevrafentation  ber  firdjlicfyen  (Sinljeit  ju  r-otlenben,  3ur  äu* 
£erlicl)en  Sarftellnng  berfetben  in  (Sinem  fünfte,  welchen  bereits 
(£t;prian,  ber  (Jntuntflung  gleid;fam  ben  2Beg  anbeutenb,  in 
bem  römifff;en  S3iötü>unt,  bem  SiStljura  beö^]etruö,  gefugt  l)atte. 
Dptatuö  von  9J?iler>e  (balb  nad)  350) 4)  führte  feine  ©ebanfen 
weiter  au8,  unb  felbft  2htgujHnuö  wußte  fid)  nicfyt  gan$  üon 
ber  allgemeinen  Vorftelfungöwetfe  lo63itmad)en  d).  3)er  <5d)arf* 
blief  ber  romifd)en  Vifcfyöfe  felbft  ließ  fte  ifjren  Vorrang  auf  bie 
9?ad)folge  be6  $etru6  auefcfyließlid)  grünben,  fo  baß  fte  bie  Vor* 


1)  cf.  Can.  eccles.  Afric.  c.  39.  (a.  393.)  Ut  primae  sedis  episcopus 
non  appelletur  prineeps  sacerdotum ,  aut  summus  sacerdos,  aut  aliquid 
hujusmodi,  sed  tan  tum  primae  sedis  episcopus. 

2)  Liber  diurnus  Rom.  Pontific.  ed.  Holstenius.  Rom.  1658.  cf.  Traite 
historique  de  la  Primaute  en  l'eglise  par  D.  Blondel.  Ceneve  1641.  51. 
33 o wer  ©efd;.  b.  x'im.  $äbjre.  21.  b.  gngl  i'iberfe^t  ö.  JKcimbad;.  SDfagbcb. 
1751  flg.    ftcfcr  ®efc$.  be£  «Pcibfttlmmö.   Mm  1801. 

3)  Rufin.  h.  c.  I,  6:  in  urbe  Roma  vetusta  consuetudo  servetur,  ut  — 
hie  suburbicariarum  ecclesiarum  sollicitudinem  gerat,  cf.  Concil. 
Sardic.  epist.  ad  Julium  Ep.  Roman.  §.5.  bei  Slansi  III.  p.  41.  Notitia 
dignitatum  utriusque  Imperii  Rom.  in  Graevii  Tbesaur.  antiq.  Rom.  Vol.  VII. 
Kortholt  comment.  de  ecclesiis  suburbic.    Lips.  1730.  31. 

4)  ©.  SBerf  de  schismate  Donatistarum  üb.  VII.  c.  3.  II,  2. 

5)  de  utilitat.  credendi.  §.  35.  cf.  brtijegen  tract.  in  Evang.  Joann.  124, 
5:  Petra  erat  Christus,  super  quod  fundanientum  etiani  ipse  aedificatus 
est  Petrus.  Ecclesia  ergo,  quae  fundatur  in  Christo,  claves  ab  eo  regni 
coelorum  aeeepit  in  Petro. 


—    231     - 

tiefte  ber  £öUtff#en  SSi^ttgfeit  ify?4t  Statt  jwat  tvot)(  511  be-- 
ntijjen  vetftanben,  fid)  aber  gegen  bie  Seftauptung  eines  pcftW 
(cf;en  Itrfprungö  ifjreö  2lnfef)enö  eifrig  i>erwaf)rten  ')•  3e  un(^ 
ftimmter  bte  SSorftettungen  von  ber  9}epräfentation  ber  firc§Ucf)en 
(Sint)ctt  waren,  befto  leichter  leiteten  bie  Präger  berfelben  9iccr/te 
einer  Obert)ot)ett  barauö  ab,  unterftütjt  von  beut  SBebürfnijj  eineö 
fcfteren  $a(teö  in  ben  (Srfd;ütterungcn,  wc(d)e  bie  Älrctye  erlitt, 
befonberö  bie  orientalifctye,  beren  ftreitenbe  Parteien,  wenn  ftc 
ficf;  um  bie  @unft  $omö  bewarben,  e£  überbieö  ttltyt  genau  mit 
ber  Prüfung  ber  Slnfprücfye  nannten.  2t(ö  int  ariani(ct;en  Streite, 
wo  dlom  mit  ber  nicenifd)en  Partei  im  93ttnbe  war,  ber  25ifd;of 
3uttnö  I.  btegorberung  [teilte,  ftd)  feinem  $id)terfvrud)  511  um 
tenvcrfen,  wie£  alferbingö  eine  ^erfammlung  ber  ©cgner  31t  Sin* 
4iod?ia  bie  3umutf)ttng  mit  (Sntfd;iebcnl)eit  jurücf2),  baö  £oncil 
von  ©arbica  bagegen  (347)  übertrug  ifym  eine  oberrtd;terlid;e 
Slutorität  über  bie  33ifd?öfe,  eine  SBeftimmttng,  welker  mau  fpä* 
tcr()in,  tnbem  man  fte  für  eine  (Srflarung  ber  ntcentfd)en  ©tyttobe 
ausgab,  nod;  größeres  2lnfef)en  verlief)3).  2)er  taifer  @ra* 
ttanuö  ernannte  in  bem  ©d;i3ma  jwifd)en  2)amafuö  unb  Ur* 
finuö  ben  elften  jutri  Düster  ber  @ciftlicf/en  ber  ©egenvartet4), 
tnbem  er,   wie  baö  farbicanifd;e  (SoncU,   bem  römifcfyen  33ifd)of 


1)  Leon.  M.  Ep.78  — 80.  ed.  Quesnel. 

2)  Ep.  Jul.  I.  ad  Synod.  Antioch.  Mansi  II.  p.  1211.  Socr.  h.  e.  II,  15. 
Hilar.  Op.  histor.  fragm.  III.  §  26. 

3)  C.  3:  Quod  si  aliquis  episcoporum  judicatus  fucrit  in  aliqua  causa, 
et  putat  se  bonam  causam  habere,  ut  iterum  concilium  renovelur,  S.  Tetri 
Apostoli  memoriam  honoremus,  ut  scribatur  ab  bis,  qui  causam  examina- 
runt,  Julio  Rom.  episcopo:  et  si  judicaverit  renovandum  esse  Judicium, 
renovetur,  et  detjudices.  Si  autem  probavcrit  talem  causam  esse,  ut  non 
refricentur  ea  quae  acta  sunt,  quae  decreverit  confirmata  erunt.  c.  4:  ad- 
dendum  —  ut  quuin  aliquis  episcopus  depositus  fuerit  eorum  episcopo- 
rum judicio,  qui  in  vicinis  locis  commorantur,  et  proclamaverit  agendum 
sibi  negotium  in  urbe  Roma,  alter  episcopus  in  ejus  cathedra  post  ap- 
pellationem  ejus,  qui  videtur  esse  depositus,  omnino  non  ordinetur,  nisi 
causa  fuerit  in  judicio  episcopi  Rom.  determinata.  c.  5:  ©ajj  ber  rönt. 
sBif4'of  bie  bem  Sl^eUivcnten  tenatparte  ^voiunjialfimobe  juv  SBtebcrauf* 
ualmtc  ber  Uutevfucbung  berufen  unb  ft'cf)  bnbei,  wenn  ev  M  für  gut  acbje, 
butdj  Sesjöömculttgte  «evtretett  Inffen  büvfe. 

4)  Ep.  Concil.  Rom.  ad  üratian.  et  Valentin.  Impp.  Mansi  III.  p.  024. 


—    232    — 

nur  eine  perfönlicfye  33efugniß  ju  ertfjeilen  beabficfytigte,  welche 
batb  v>on  ben  Nachfolgern  als  Sinerfennung  beö  it)nen  gebül)ren= 
bell  Dtecfyteö  aufgelegt  würbe.  3nnocenj  I.  äußerte  ftct;  gegen 
ein  norbafricanifcb,eö  ßoncil  in  bem  Sinne,  baß  bem  Stul)le 
*$etri  bie  richterliche  Slutorität  über  bie  ganje  Äirc^e  jujielje,  weil 
er  ber  Ouellpunft  ber  btfdwfticfyen  QBürbe  unb  aller  2Bat)rt)eit 
fei1).  3nbeß  mußte  fein  Nachfolger  3of»mii8  erfahren,  baß 
grabe  biefe  Slfricaner  unter  ben  Dccittentalen  am  wenigften  ge* 
neigt  waren,  ftcl;  rbmifcfyen  9J?adjtfprüc§en  |«  unterwerfen.  (Sic 
zwangen  il)n  nid)t  nur  jur  9tücfnaljme  eines  bogmattfcfyen  Ur- 
tt)eitö  im  vefagianifd;en  Streite,  fie  verboten  aucfy  (408.  418) 
il)ren  @eiftlici;en  bie  Appellationen  nact;  9rom,  unb  vrotefttvten 
gegen  i()n  unb  SSonifaciuö,  ber  it)m  (419)  folgte,  als  er 
SÖiiene  machte,  biefen  SBefcfyluß  31t  öerie&en.  —  2>ie  größere  ge* 
ftigfeit  beS  römifc^en  ftircf;cntf)um$  ließ  ftct)  nid;t  fo  tief  burcf) 
bie  faiferlicfye  ÜJfac^t  beugen,  als  eö  in  bem  ci)araftcrtofeven  unb 
jerrütteteren  Orient  gcfcf;at)  5  »ielmel)r  befanben  ftcfy  bie  Äaifer 
nicf;t  fetten  in  großer  2lbl)ängigfeit  üon  ben  romifcfyen  SMfti&öfen. 
(Sin  £ir$enregent  öon  fotcfyer  einfielt,  Umfielt  unb  Äraft,  wie 
Seo  ber@roße  (440— 461)2),  ber  aud)  SSalentinian  III.  be* 
f)errfcf?te,  erf)ob  um  fo  leichter  baö  Slnfefyen  feines  2MStt)umö  au 
einer  neuen  «Stufe.  Vermöge  beS  ^rimateS  beö  ^etruö  legte  er 
ftd)  bie  Oberaufftc^t  über  bie  gefammte  Äirc^e  bei3).  Seine 
Slbgefanbten  pväftbirten  ber  Äirdjenöerfammhmg  öon  ßfyaicebon 
(451),  feine  (Srflärungen  würben  ifyren  bogmatifd&en  ©ntfdjei* 
bungen  ju  ©runbe  gelegt,  unb  für  ba£  occibentalifdje  Dieicl)  be* 
faf)l  Valentin  ian,  als  £eo,  fcerrifd)  genug,  baS  obervidt)ter* 
ltdje  9?ect?t  bei  bem  Metropoliten  ber  ^roöence  ^itariuö  üon 
SlrleS  unb  feinen  33ifcpfen  auszuüben  »erfudjte 4),  baß  bie  2kr* 
orbnungen  beö  33ifc$ofS  ber  £auptftabt,  ber  baS  firrf)lid)e  Ober* 
Ijaupt  fei,  für  alte  binbenb,  unb  il)re  $erlefcuug  ein  StaatStter* 

1)  Innoc.   I.   ep.   ad   Concil.  Carthag.  in   Mar.  Mercat.  Opp.  ed.  Gar- 
nier, unb  Aug.  ep.  181. 

2)  sperret  2co  ber  ©r.  3en.  1843. 

3)  Leon.  M.  Ep.  5.  ad  Metropolitanos  Illyriae. 

4)  Honorati  vit.  Hilar.  Act.  S.  ad  5.  Maj.     Leo  Ep.  9.  1U. 


-    233    - 

brechen  (ei1).  2)ie  oftgott)ifcfyen  Könige  fd)mälerten  t>ie  23e* 
fugntffe  ber  Cßäbfte  ntc^t,  unb  obgleich  bei  ßinfiup  tiefer  auf 
ben  Orient  abnahm,  unb  im  2)reifapitelftreit  fetbft  im  Slbenb* 
lanbc  erfc^üttert  würbe,  (o  war  er  bod;  f)ier  fd)on  $u  tief  ge* 
wuselt,  um  bauemb  barunter  ju  leiben,  fo  ba£  ©regor  I.  it)n 
fyerftellte  unb  ben  Supremat  fiegreicty  in  bie  folgenbe  ^eriobc 
l)inüberfüt)rte. 

Sieben  biefen  gortfdjritten  ber  monardjifc^en  9ieprafentationS* 
form  unb  ^acfytr-oulommcnfyeit  entwicfette  ft<$  bie  ariftofratifc^e 
ber  <$ Venoben.  2)ie  ^rolnnjialftynoben  erweiterten  fid?  ju  fo(= 
djen,  bie  baS  ganje  9W$  (oly.ovfisv?])  umfaften,  unb  atsbalb 
für  bie  Vertretung  ber  ©efammtfirdje  galten  (concilia  univer- 
salia).  SBaren  fdwn  jene  innerhalb  it)rer  ^3rot>ins  eine  Slutorität, 
welche  fetbft  bie  päbftlidjen  ßinftüffe  bebingte,  fo  waren  biefe 
bie  f)öd)fte  ber  ganzen  Äircfye,  welcher  ftd?  au$  bie  $abfte  ju 
unterwerfen  Ratten,  wiewofyl  Seo  ftcfy  felw  geringfügig  über 
baS  äweite  (381)  äußerte2).  Sluguftin  unb  93incentiuS  »on 
Serinum3)  betrachteten  bie  allgemeinen  ßoncilien  als  bie  Or- 
gane, welche  ben  2luSbrucf  für  bie  im  (Stillen  reifenbe  Ueber^eu* 
gung  ber  &ird?e  finben  fotlten,  unb  »erlangten  Unterwerfung  beS 
(Einzelnen  unter  ifyre  SScftimmungcn.  3e  mefyr  biefe  2lnftd;t,  welche 
auf  ber  fallen  Sbealifirung  ber  £ierard)ie  unb  ftd)tbaren  Äirdje 
beruht,  ijerrfcfyenb  warb,  befto  mefjr  würbe  unter  bem  3uwa$S 
ber  ©a^ungen  bie  inbi»ibuet(e  ^rei^eit  verengt.  —  (SS  gab  in 
biefen  l)öd;ften  firc^Uct)en  Slutoritäten  wenigftenS  für  bie  abenb* 
lanbifdje  Äircbe  jwei  Quellen  allgemein  gültigen  $ed)teS:  bie 
33efd)lüffe  ber  allgemeinen  (Smwben  unb  bie  entfd)eibenben  2)e* 
crete  (decretales)  ber  $äbfte  feit  ©iriciuS  (385)  würben,  Vf& 
bunben  mit  ben  wicfytigften  (SanoncS  ber  $rotnn3talfv;noben,  oon 
bem  Slbte  3)iotn;fiuS  (S.riguuS  (batb  nad)  500)  31t  einem  ®e- 
fefcbud)  jufammengeftettt;  aud)  bie  grieebifebe  Jtirdje  ertjielt  ein 
fotc^eS  burefy  3ol)anneS  ©c^olaftifuS  (ft.  578). 

1)  Leon.  Ep.  11.  ed.  Ballerin. 

2)  Leon.  Ep.80,  5. 

3)  Comnionitorium   adv.   profanas   liaercticor.   novitates.    (a.  434.)    cd. 
Calixtus.    Heimst.  1629. 


—    234    - 

B.    Die  £ird)en$ucl;t. 

Joan.  Blorinus  de  adininistratioiie  sacramenti  poenitentiae.    Par.  1051. 

3n  $olge  ber  noyattanifd)en  Streitigfeiten  fyatte  man  bie 
Uebereinfuuft  getroffen,  aud?  ben  fcfywerften  Sünbem  auf  bem 
Sobtenbette  bie  2Öieberaufnal)me  tri  bie  ©emeinfcf;aft  ju  geftat- 
ten1),  wobei  man  befyarrte,  mit  2lu3nar)me  einer  geringeren  *ßar* 
tei ,  welche  bie  gefpanntefte  Strenge  tro$  ber  brofycnben  ß^rüt- 
tnngen  anwenbete.  Slber  fogar  bie  2lufre$tl)altung  ber  mi(beren 
*ßrariö  fyatte  S$wierigfeit,  wenn  fte  ^erfonen  iwn  l)ot)em  Oiange 
unb  9J?acl)t  treffen  füllte,  benn  eö  gehörte  ein  fitt(id)er  SDMi) 
baju,  wie  it)n  Slmbrofiuö  gegen  £t)eobofiu62)  unb  §1  tt)a* 
nafiuS3)  unb  Synefittö4)  gegen  Übt)fcf?e  Statthalter  bewie* 
fen,  um  ^ter  fein  2lnfe()en  ber  ^>erfon  gelten  ju  taffen.  Ü)ie  um 
er>angelifcr/e  Verättfwlicfyung  ber  Verwaltung  ber  2)ifciplin,  bie 
juribifcf/e  ^>anbl)abung,  welker  fte  Herfiel,  beftanb  barin,  baß 
ber  Cßriefter  mel)r  unb  mel)r  ftc^>  alö  $id)ter  gebeljrbete,  »on  bef* 
fen  (Srmeffen  bie  £t)eilnal)me  am  ^eil  abfange,  unb  in  ber  33er- 
mefyrung  ber  Strafbeftimmungen,  bie  auf  bie  einzelnen  Vergeben 
belogen  würben.  Selbft  Sluguftin  l)ielt  menigftenö  bei  grobe* 
ren  Sünben  bie  äußere  23uße  für  unerläflicf?  jur  Vergebung5). 
5luö  Schonung  beö  3rtrtgefül)l3  forberte  man  fein  33efenntnifj  ber 
einzelnen  Sünben,  fte  wären  benn  notorifd)  gewefen6);  würbe  eö 
abgelegt,  \va$  bei  geheimen  Sünben  bem  ^riefter  unb  fyeimlicr;  ge* 
fd?ef)en  bttrfte 7),  fo  erleichterte  e$  bie  Strafe.  3U  ^  genaueren 
gefefjlicfyen  Regelung  beö  23ufjwefen3  gehörte  auefy  bie  Stufen* 
orbnung,  welche,  ben  Vorbereitungöftufen  jttr  erfkn  Slufnafyme  in 
bie  $ird)e   burd)    bie  Saufe    entfprecfyenb,    eingeführt  würben: 


1)  cf.  Concil.  Nicen.  c.  13. 

2)  Rufin.  XI,  18.    Theodor.  V,  17. 

3)  Basil.  Ep.  61. 

4)  Ep.  58. 

5)  ©.  ©icfcler  I.  II.  ©.  325   flg.     August.  Sermo.  351.  (de  poenit   I.) 
§.2.     cf.  Leo  ep.  ad  Theodor.  108.  ed.  Ball. 

6)  Chrysost.  honi.  in  fest.  Epiph.  ed.  3Ionlf.  II.  fol  374. 

7)  Leo.  Ep.  168.  Ball. 


—    235    — 

1)  nQogxlalovreg    adflentes,    aTC£iQy6(.ievoL   z/jg  exxhjoiag; 

2)  axQoüiievoi,  audientes;  3)  vnoninxovxeg  substrati,  yovv- 
•Aivovisg  genu  flectentes;  4)  cwiordf-tevoi ,  consistentes. 
2)iefe  Einrichtungen  beö  Sujjwefenö  »ermeljrten  in  ben  großen 
©tabten  bie  ©efcfyäfte  ber  Verwaltung  fo  ferjr,  baß  im  Drient 
ein  befonberer  *ßre8bi;ter  bafür  cmgeftelft  würbe.  3)a  ber  *J3a* 
triard)  9?eftartuS  (390)  in  (Sonftantinopel  eines  unftttlic&en 
Vorganges  wegen  bie  Einrichtung  auff)ob,  würbe  bie  gefammte 
23ufwrbnung  ber  grtecr/ifd)en  $irct)e  umgeftoßen1),  itnb  jeber  (et* 
nem  eignen  Urtl)eil  anheimgegeben.  3n  ber  abenblänbifcfycn 
ßirc&e  erraffte,  trofe  ber  Vermehrung  ber  einzelnen  ©aljungen, 
bie  !Dtfctylin  ebenfalls  bei  bem  allgemeinen  Verfalle. 

C.    2)  t  e   Äird&enfpaltungen. 
f.    2)ie  bonatiftifebe  Spaltung. 

Optatus  Milevitan.  (368)  de  schismat.  Donatistar.  Hb.  VII.  ed.  du  Pin. 
Par.  1700.  cum  monum.  veter.  ad  Donatist.  iiistor.  pertinentib.  et  hi- 
stor.  Donatist.  Augustinus  contr.  epistolam  Parmeniani  lib.III; 
de  baptism.  1.  VII;  c.  literas  Petiliani  lib.III;  c.  Cresconium  lib.IV; 
breviculus  collation.  contr.  Donatist.  Iib.  III.  Opp.  ed.  Bened.  T.  IX. 
—  H.  Norisii  historia  Donatistar.  ed.  P.  et  H.  Ballerini.  Veron. 
1729.  32.  9Bal$  @nüvurf  «.  f.  t».  £(>  IV.  «Reanbet  Ä.  ©.  II.  I. 
©.  366  flg. 

JDie  bioctetianifdije  Verfolgung  erweefte  ben  in  Unebenheiten 
ber  Äird)e  ntcfyt  fo  lebhaften  ©egenfatj  ber  gemäßigten  unb  rigo* 
rifnfcfyen  ^arteten  aufö  neue.  Unter  ben  9t  orbafricanern ,  beren 
glüfyenber  ©eift  für  (Schwärmerei  leicht  empfänglich  war,  würbe 
ber  3wiefyalt  burd)  bie  große  ßltfl  ber  ganatifer  am  fyefttgften 
unb  bauernbften.  Sin  ber  ©pi|e  ber  SSefonnereren  ftanb  ber  23i* 
fdjof  SJcenfuriuS  i>on  £artl)ago,  welcher  jt<#  bemühte,  ber 
fd}warmerifd)en  ©elbftaufopferung  ber  anbern  $u  fteuern,  unb 
um  weber  \iü) ,  nod)  bie  fjeiligen  ©Triften,  bie  er  in  feinem  23eft£ 
fyatte,  ben  l)eibnifcf;en  Beamten  $reiS  ju  geben,  bie  Sift  niebj 
»erfcfytnäfyte,  ftatt  il)rer  l)äretifd)e  in  ber  Jtlrcfye  nieberaulegen. 
2)afür  warb  er  ber  ©egenftanb  beö  bitterften  paffes,   unb  ber 

1)  Socr.  V,  19.     Sozom.VI,  16.     Morin.  VI,  22. 


-    236    - 

Slnfct/Ulbigung,  bafl  er  cht  Srabitor  (ei.  (Sr  ftarb  (312),  unb 
in  bem  53eftreben  ber  Parteien,  ben  wicfytigften  33ifcr)offt£  ftd) 
ju  fiebern,  entbrannte  ber  Äamüf  nod)  allgemeiner  unb  ijeftiger. 
2)ie  Partei  beö  SWenfurtuö  fam  juöov,  beftimmte  beffen  Slrdji* 
biaconuö  Gtäcilianuö  für  bie  Stelle,  unb  ließ  iljn  bureb  gelir 
üon  SlütungiS  orbiniren.  3e$t  Ratten  bie  ©egner  ben  ^orwanb, 
nicfyt  jur  3Bal)l  gugqogen  gu  fein,  für  ftd),  unb  behaupteten  au- 
ßerbem,  $elir  fei  ein  Srabitor  unb  eine  burd)  iljn  erteilte  Dr* 
bination  ungültig.  (Sie  bttrften  auf  ben  größten  £()eU  ber  nu= 
mibifd)en  Sßifc^öfe  reebnen,  bereit  SOtetropolit  ©ecunbuö  üon 
SigifiS  einer  ibrer  güfwer  war,  auf  3u|iimmung  aud)  in  anbern 
©egenben  Slfdcaö,  fetbft  auf  bie  2le(teften  unb  einen  SJjeil  ber 
©emeinbe  öon  Jvartfyago.  (Sine  abergläubifebe,  mit  ifyrer  $röm* 
migleit  üral)lenbe,  burd)  ©ermögen  unb  Sntriguen  einflußreiche 
grau  in  Äartfyago,  Sucitta,  bie  jtcfc  burd)  (Säcilian  üerfönlid) 
üerlefct  füllte,  arbeitete  eifrig  für  biefe  ^artei.  (Sine  Stynobe 
üon  70  numibtfe^en  23ifd?öfen  üerfammelte  ftd)  ju  $artt)ago, 
fcb/loß  (Säcilian  üon  ber  £ird)engemeinfd)aft  au£,  unb  wäblte  ben 
üon  ber  Sucifla  empfofylnen  Sector  Sftajortnuö  gum  35ifd)of 
(pars  Majorini).  3)ie  wirffamfte  ^erfon  unter  ünien  war  aber 
nid)t  er,  fonbern  ber  23ifd;of  3)onatu$  üon  (£afä  nigra  in  9?u* 
mibien.  3)a  ber  Äatfcr  Gonftantin,  burd;  ben  ganatiömuS 
ber  Partei  gegen  fte  eingenommen1),  fte  »on  ■  feinen  Solerang* 
ebicten  atu3gefd;foffen  Ijatte,  richtete  fte,  waf)rfd)einüd)  auf  Se* 
trieb  beö  2)onatu3,  baö  ©efucfj  an  ü)n,  burd)  eine  (Sommiffton 
ifyre  (Sac^e  prüfen  gu  laffen.  (Sie  warb  unter  bem  ^räftbium 
beö  Sifc^ofa  Sftelctyiabeö  üon  $om  niebergefetjt  (313),  unb 
entfebieb  für  ßacilian.  2)ie  anbern,  unbegnügt  bamit,  gingen 
ßonftantin  um  SBieberaufnabme  beö  ^rogeffeö  an;  er  bewilligte 
e@  unb  befahl,  in  Jtartl)ago  fetbft  gu  unterfuc^en,  ob  geli.r  ein 
Srabitor  fei,  übertrug  aber  baS  (Snburtbeil  einer  ©tynobe  gu2lr* 
leö  (314).  3)iefe  betätigte  bie  frühere  (Sntfcfyeibung.  93ergwei* 
felnb,  bei  einem  firctylidjen  @cricb>t  $e$t  31t  erhalten,  traten  jefct 
bie  Slbgeroiefenen  einen  unerhörten,  unb  gerabe  gegen  ifyre  ©runb- 


1)  Euseb.  h.  c.  X,  6. 


—    237     - 

fäfce  aufS  £ärtefte  verfto^enben  ©Cevitt:   fie  awetlirten  an^baö 
Tribunal  bcö  ÄaiferS.    (Sr  war  nic&t  wenig  befremdet  barüber, 
aber  er  nafnn  e6  an;    baö  Urteil  fiel  ju  i£)rem  9to$tyc8  ftU* 
(316),  unb  fte  waren,  wenn  fte  ft<$  nicryt  fügten,  fortan  jugleic& 
(Staatsverbrecher.   (Sonftantin  war  anfange  geneigt,  fte  a(6  fotdje 
31t  befyanbeln;   aber  bie  Partei,   fett  bem  Sobe  beS  «DcajorinuS 
(315)  bttrct)  einen  jweiten  3)onatu6  geführt,   welchen  fte  jum 
35ifcf,of  Don  tfartfjago  wählte,  it)n  mit  bem  Beinamen  beS  @ro* 
fen  eftrte,  unb  ftcr;  na#  ifjm  nannte  (pars  Donati),  burct;  einen 
«Kann  von  großer  £l)atfraft  unb  23et)arrticr/teit,  beffen  geuereifer 
ftcr)  in  leibenfcf,afttid)er  SBerebtfamfeit  ergojj,  jeigte  eine  fo  fana* 
tifct)e   unb   trotzige  (§ntfcr;loffent)eit,    bafi  gonftantin  «Dcajjtgung 
gegen  fte  für  ba3  einzig  erfvriepcrye  Stefanen  erfannte.    2ßä* 
ren  feine  <5b£me  bei  feiner  3urücf Gattung  beirrt,  fo  würbe  ber 
griebe  leichter  l)ergefteltt  worben  fein,  wogegen  fte  unb  ifyre  Statt- 
halter mit  ü)ren  Befleckungen  unb  ©ewatttfyatcn  feine  aufrichtige 
Einigung  mit  ber  latt)olifc^en  £ircf)e,   fonbertt  bie  f)öcf;fte  Erbit- 
terung gegen  fie  unb  bie  ©taat6bef)örben  hervorriefen.    (So  gab 
in  jenen  ©egenben  eine  Slrt  »on  21  feeten,   bie  ftcf;  (£$s|jHt$fäJ*fc 
Vfer  (milites  Christi,  agonistici)  nannten,  wegen  it)veö  #erum* 
bettelnd -Von  ben  ©egnem  Circumcelliones  geljeifjen,   welche  bie 
äußerfte  Schwärmerei  mit  ber  9xot)t)eit  ber  ungebUbetften  Stäube 
verbanben.    3)urcö  bie  unterbaute  Sage  ber  Sauern  unb  ©cla^ 
ven  in  ber  Ueberjeugung  beftärft,  ba£  alle*  33erberben  unb  (Stenb 
von  ben  Befttjenben  unb  3P$tigeti  l)errül)re,    machten  fte  ftet) 
jefct  baran,  bie  ct>riftlicf/e  greifet  unb  Srüberlic^feit  naef)  i£)rem 
SSerftanbe  einzurichten,    Sie  zwangen  bie  #erren,  Stnecfc-tebienfte 
ju  ttntn,  fie  ftetlten  ben  ©laubigem  bie  2öat)l >vtfcr/en  £ob  ober 
Erlaß  ber  Sd)ulb,    fie  $erftörten  Äirc^en  unb  23efttjt£)ümer  ber 
jtatfyolifen,  unb  ba$  al(e<3  31t  Ef)ren  ©otteö  (Deo  laudes!).  Sie 
bonatiftifcfc)en  SBifc^öfe,  namentlich  2)onatu<3  fetbft,    l)atten  ben 
Slufftanb  angefeuert;  fte  fafyen  ft#  nun  außer  Staube,  ben  ©türm 
ju  befyerr  fetten,   ben  fte  herauf  befdjworen,   unb  genötigt,   bie 
«plfe  be$  Staates  anzurufen.     3)er  Äaifer  EonftanS   ergriff 
gern  bie  bargebotene  ©elegenl)eit;  viele  ber  Eircumcetlionen  wur- 
ben  niebergemaefrt,   viele  fuc^ten  freiwilligen  $ob.    Sann  ging 


-    238    - 

man  weiter,  erilirte  bie  Rauptet  ber  Partei,  unb  nötbigte  bie 
übrigen  jum  äußerlichen  ^rieben  mit  ben  Stofljofifern.  Unter 
Gonftantiuö  »erharrten  fte  in  gezwungener  9ftur)e,  big,  als  3u* 
tianö  Neutralität  it)nen  wieber  it)re  9fted)te  sugeftanb,  ber  lang 
verhaltene  ©roll  in  ben  geijäfftgften  Sleußerungen  ftet)  Suft  machte. 
2)  od)  bie  folgenben  Äaifer  unterbrächen  fte  wieber,  unb  fte  felbft 
vermehrten  baö  9?ad)tf)eilige  it)reö  3uftanbe3,  intern  fie  ben  <Se* 
paratiömuö  in  it)rein  eignen  Sager  fortfegten.  Sluguftin,  ber 
mit  Sebauevn  bie  traurigen  folgen  beS  3wtefpalteö  gewahrte, 
unb  ber  fatf)olifd)en  Äird)e  gern  ben  (Sieg  ber  23erföbnung  ge* 
fefiafft  l)atte,  bemühte  ftet)  vielfad),  aber  lange  vergebend,  um 
ein  $eUgion6gefpräd)  jwifd)en  beiben  Parteien  31t  Stanbe  ju 
bringen,  ©nbtid?  (411)  bequemten  ftd)  bie  JDonatiften,  f)atb  ge* 
jwungen  burd)  ben  Äatfer  £onoriu3,  baju1).  3n  tatljago  er* 
f^ienen  279  bonatiftifc^e  unb  286  fatf)olif$e  Sifc^ofe;  ber  £aupt* 
fprecfyer  auf  jener  (Seite  war  *)3etif  ianuö,  auf  biefer  2lugu* 
ft in.  Sftan  einigte  ftcfy  nid)t,  ber  faifertid)e  Sommiffar  9Rar* 
celttnuö  entfd;ieb  aber,  bie  Sonatiften  feien  beftegt,  unb  e3 
folgten  nun  neue  ©emaltfamfeiten  ber  Regierung,  unb  neue  2lu6* 
brücke  be$  ganatiömuS  bei  ben  Verfolgten.  2)ie  Partei,  obwotjl 
fetywadjer,  beftanb  fort,  unb  it)re  ©puren  verlieren  ftet;  bis  in 
bie  3e»t  ©regorS  be6  ©roßen. 

2)er  £auptftreitpunft,  um  ben  ftd;  aud)  baS  fartljagifröe  die* 
tigionögefpräd)  vorjügtid)  breite,  war  bie  bereite  bei  ben  notuv 
tianifc^en  (Streitigfeiten  bel)anbette  gragc  nad)  bem  begriff  ber 
wahren  £trd)e.  Seibe  teilten  bie  irrtt)ümücr;e  Meinung,  baß 
iljre  äußere  £ird>engemeinfd;aft  bie  notfywenbige  SBebingung  beö 
^eileö  fei;  wäfyrenb  aber  bie  £atl)oüfer  ber  irrigen  tiefe  25ebcu* 
tung  beilegten,  weil  if)r  3ufammenl)ang  mit  (Sfjriflo  unb  ben  2lpo* 
fteln  buref)  bie  ©ueceffton  ber  23ifcl;6fe  verbürgt  fei,  vermißten 
jene  an  il)r,  waö  fte  für  baö  vornefjmfte  «Oterfmal  ber  wahren 
£irct)e  gelten,  baß  fte  rein  fei,  wenigftcnS  fo  weit  it)u  Gewußt* 
fein  reiche,  von  ber  ©emetnfct)aft  mit  Sobfünbem.  Die  beiben 
mangelnbe  Unterfd;eibung  ber  ftc^tbaren  unb  unftet/tbaren  £ircr)e, 


1)  Gesta  collation.  Cavth.  ki  du  Pin  unb  Mansi  Coli.  Concil.1V. 


-    239    - 

welche  atfein  gut  «Bcrftänbigung  f>atte  führen  fönnen,  ftnbet  ftcfy 
wenigftenö  af)nung6weife  tm$ftty%tn  M  einem  in  ber  ÜRitte 
ftefyenben  Staunt*;  bem  bonatiftifcfyen  ©rammatifer  üi^oniuö, 
welker  in  ber  Äircfce  einen  jwiefac^en  Seib  ßfyrifti  annahm 
(corpus  Christi  bipartitum) 1),  eine  «orftettung,  welket  ftdj 
SUtguftin  bisweilen  annähert2).  3ener  Unterfcfyieb  in  Sctracfc 
tung  bcv  Äird)c  fcfct  eine  ftarfere  Betonung  t>eö  objeftto  ©bttü* 
cfyen  in  ber  $irc§e  unb  iljren  Snftitutionen  U\  Sluguftin  unb  feU 
nein  Sfafyange  »orauö,  unb  eine  ftarfere  $8ebingtf)eit  ber  Stuftest 
burd)  baS  Subjeftive  bei  ben  £>onatiften;  weö()alb  fie  bie  ©üf- 
tigfeit  ber  firct;(i$en  £anb(ungen  von  ber  Sßürbigfeit  beS  ©eift* 
lic[;en  abhängig  matten.  (Sin  neuer  wichtiger  iSifferenspunft 
m?  baö  Verfyältniß  von  Äirdje  unb  Staat.  2)ie  £)onatiften 
gelten  fte  auöeinanber ,  wie  9ieic§  ©otteö  unb  SBelt,  unb  (ebb- 
ten bafyer  bie  Ginmifd)ung  beö  Staates  in  Äirc^enfac^en  entfette* 
ben  ab.  Slttguftin  erfannte  anfänglich  bie  greifyeit  unb  ©elbflän* 
bigfeit  an,  welche  ber  Staat  ber  religiofen  Ueberjeugung  laffen 
muffe 3).  Slber  ber  fyartnücfige  $arteifompf  führte  ifyn  weiter, 
fo  bafj  er  (etwa  feit  bem  3af)re  400)  bafür  ftimmte,  ber  Staat 
folle  burd)  ßwangömittel  bem  ©(auben  ber  Äirc^e  ben  3Beg 
bahnen 4). 

2.   2)ie  meletianifcfce  Spaltung  5). 
3n  Slcgtjpten  brachte  bie  biocletianifcfye  Verfolgung  einen  Streit 
von  Parteien,   bie  mit  ben  erwähnten  gro^e  25erwanbtfcl;aft  Ijjte 

1)  5Dte  benneneutifdjen  Regeln  beö  SEtdjontuö  Bibl.  Patr.  Lugd.  VI.  fol. 
50:  Qui  ejusdem  corporis  sunt  visibiliter  et  Deo  labiis  quidem  appropin- 
quant,  corde  tarnen  separat!  sunt. 

2)  De  unitate  eccles.  §.  74.  Multi  sunt  in  sacramentorum  communione 
cum  ecclesia  et  tarnen  jam  non  sunt  in  ecclesia. 

3)  Retractat.  II,  5. 

4)  cf.  contr.  Ep.  Parmenian.  I.  c.  Ep.  Petiliani.  Ep.  ad  Vincent.  93. 
ad  Marcellin.  139.  ad  Bonifac.  185,  24:  Hi  qui  inveniuntur  in  viis  et 
sepibus  (Luc.  c.  14.),  i.  e.  in  haeresibus  et  schismatibus,  coguntur  in- 
trare.  In  iliis  qui  leniter  primo  addueti  sunt,  completa  est  prior  obe- 
dientia,  in  istis  autem  qui  coguntur,  inobedientia  coercetur. 

5)  Sc.  Maffei  osservazioni  letterarie  T.  III.  Epiph.  h.  68.  Athanas. 
apolog.  e.  Arian.  59.  Uekr  bie  •Differcnj  jtinfdjcn  ben  Quellen,  kfonbeviS 
2lt$<ut<ijfo$  unb  ben  üWgeti  f.  SBalrt  Zb.  IV.    Sfennber  II.  I.  ©.  433 


—    240    - 

ben,  jum  2Iuöbruct>.  $etru6,  23ifc§of  t>.  2l(eranbria,  leitete  bie 
©emeinben  im  ©eifte  fcine6  grojjen  93organger3  2)iom)ftuö,  mit 
Sefonnenfjeit  itnb  SK enfe^ enf enntntf .  2116  er  in  ber  Verfolgung 
ft#  suvücfjog,  um  fid)  (einer  ©emeinbe  ju  erhalten,  gab  bieö 
einer  ftrengeren  (Gegenpartei  um  fo  meljr  @runb,  feine  oberbi* 
fc&öfüd&e  2lutorität  ju  mif achten.  @ö  roar  ber  33if$of  9JMc* 
tiu6  üon  Styfopolü?  mit  (einem  2lnt)ange,  ein  ©efenner,  ber  be* 
reitö  im  ©efängnif  fcf;onung3(ofe  ©runbfa^e  über  baS  Verfaß 
ren  gegen  bie  (gefallenen  ben  milber  benfenben  gegenüber  vertljei* 
bigt  fjatte.  befreit,  »erfuhr  er  im  felben  ©inne,  erflärte  bie  2ln* 
orbnungen  be6  ^etruö  für  ungültig,  nafym  eigenmächtige  Drbi* 
nationen  öor,  unb  verlebte  überhaupt  bie  firdjlic^e  2)ifciplin  in 
bem  @rabe,  baß  ifyn  *)3etru3  ercommunicirte.  2)ie  Spaltung 
fefcte  ftet?  (ort,  baö  Soncil  »on  9?icfia  (uc^te  SJMetiuS  unb  bie 
©einigen  burdj  ©d)onung  jur  $ücffet>r  $u  belegen1)/  aba  er 
blieb  t)artnä<%,  unb  bie  Trennung  bauerte  bis  inS  fünfte  3al)r* 
l)unbert. 

3.  2)ie  ©paltung  be6  IDamafuö  unb  Urfinuö. 
21(6  ber  ßatfer  (Sonftantiuö  ben  23ifct;of  SiberiuS  von  9tom 
eine  3eit  lang  Verbannte  (355)  unb  ben  getir,  ber  fiefy  jum 
Slrianiömuö  bequemte,  an  bie  ©teile  fefcte,  teilte  ftd)  bie  ®c- 
meinbe  jwif^en  beiben  unb  ein  britter  £l)eil  n>anbte  ftd)  bem 
noefy  (tanb()a(teren  33e!enner  beö  nicenifeljen  ©tymbo(3,  (Sufe* 
biuö,  ju2).  Siberiuö  ftarb  (366),  unb  bie  $artei(eiben(d;a(t 
ivarf  ft$  nun  auf  bie  9?emvat)(.  5)amafu8,  ein  gelicianer3) 
unb  Urfinuö,  ein  Liberianer*),  machten  ftd)  bie  9iecfytmajiigfeit 
ber  Ü83al)l  (treitig.  3t)re  2lnt)änger  fuc&ten  ftd)  bie  Atrien  mit 
©ewalt  au  entreißen,  fte  floffen  öom  33lut  ber  (Srfdjtagenen  5). 
£>amafuö  behauptete  fiefy  mit  £ütfe  beö  Saifet  93alentinicm  I., 


1)  Socr.  i,  9. 

2)  Vit.  Euseb.  Baluzii  Miscellan.  II. 

3)  Rufin.  h.  e.  II,  10.     Hieron.  Chron.  a.  366.    Socr.  IV,  29. 

4)  Fauctini  et  Marcellin.  libell.  precum  ad  Imperat.  Bibl.  Lugd.  V 

5)  Amin    Marcell.  XXVII,  3. 


-    241    — 

würbe   aber   trofc   ber  faiferlicfyen  Unterftü&ung  nicr)t  ^jerr  ber 
(Spaltung. 

Drittel  Capitel. 

1.    2)a6  df)riftltcf)e  Scben. 

SDtc  Sörtcfc  ber  gleichzeitigen  Stutorcn,  befonberö  beS  23afüiuß  u.  gieren?« 
ntuei.  £>ie  Sieben  beö  ©regor  ö.  9?ajianj,  feine  ©ebiebte;  bie  £>omilien 
beS  Sbr9fo|iomuö.  ©alsianuö  (a.  450)  de  avaritia.  Opp.  ed. 
Baluz.  1684.  Die  ©efeb.  ber  ebriftt.  ©iüenlebre  ö.  ©täubfin  93.  3; 
».  be  Söette. 

£>er  ©ieg  ber  $ird)e  übet  baö  £eibentl)um,  bte  ©unft  ber 
efjemalS  fernblieben  SRäd&te,  ber  3uwa#ö  an  auf  erliefen  Mit- 
teln, gab  iljrem  ftttlic^en  Seben  unb  Sßirfen  neue  formen  unb 
$tcl)tungen.  3)te  3eit  beö  fc^roffften  Slbjlojjenö  gegen  baS  £eu 
bentfyum  war  vorüber,  cS  folgte  naturgemäß  ein  frieblid)ereö  $er* 
t)a(tniß,  unb  begann  ein  ruhigeres  Einbringen  ber  d&rtftlid&en 
(Elemente  in  bte  Ijeibnifcbe  Sphäre.  2)tc  Mängel,  welche  an 
bem  überreifen  (£f)riftentf)ume  hafteten,  »ertoren  ftd)  metjr,  unb 
man  nal)m  »orurtfyeilSfreier  manche  Sßortfyeile  ber  b,eibnifd)en  23i(* 
bung  auf.  Slber  je  fdjwercre  5Rad)tr)eUe  baö  Seljarrcn  im  £eU 
bentfjum  brachte,  unb  je  größere  23ortr)eile  jum  Eintritt  in  bie 
£ird)e  aufforderten,  befto  ungleicher  würbe  baö  93erf)ältniß  ber 
wirf(ict)  beerten  Sfyriften  31t  benen,  bie  ben  tarnen  trugen. 
2)tc  auö  äußerlicher  SRM\i$t  Uebertretenben  üerfe^ten  Ijeibni* 
febe  ©Uten  ungeläutert  in  bie  Äircbe,  wenn  fte  nic&t  gar,  weffen 
©atüianuö1)  nod)  um  bie  Witte  be6  fünften  3afjrl)unbertö  bie 
r>omer)men  Slfrifaner  anflagt,  ben  ©ötjenfttlt  neben  bem  $riftli* 
d)en  fortfe^ten.  2)aö  ©djeind)riftentfjum  naljm  baljer  auf  eine 
bie  Einfalt  unb  2Bat)rl)cit  ber  Äirc^e  untergrabenbe  2ßeife  gu, 
eine  tiefe  Unwat)rr)eit,  ber  Sfjarafterjug  einer  an  iteberbilbung 
franfenben  3^it,  brang  befonberö  in  bie  orientatifdje  5vird)c  ein2). 

1)  De  gubernatione  Dei  lib.  VIII. 

2)  Sin  3eicben  berfelbcu  tjt  bie  bort  fo  Weit  verbreitete  23ittigung  ber 
£üge  su  guten  3toecfen,  betfj  felbjt  bie  trepebfren  SWänner,  toie  @brt>fofro  = 
ntuö,  fte  öertbeibigen,  unb  baö  riebtige  Urtbeü  ftcb  nur  rtuSttrtbntgtoeifc 
(bei  bem  Sttihtcb  Sobann  ».  Sipfopolis,  bei  »afUiu«  ».  eäfarect)  flu« 

16 


—    242    — 

(Sic   erftretfte   ftd)   ttom  £ofe  fjerafc;   l)ier  burd)  ®e|>otie  unb 
SBeifpiel  gleichmäßig  gefordert,   burd)  bie  ^erfc^iebenen  ©tanbe. 
@§  gehört  bafyin  feie  (Srfdjeinung  eines  G>  fyriftentfyumö ,  welcfycö 
ftd?  ben  SuruS  unb  bie  nntfte  Suft  beö  £eibentfntmö  nid)t  t>cr- 
fagte,  babei  aber  bie  firdjlicfyen  Zeremonien  beobachtete,  (ei  eS, 
nur  um  ben  Slnftofj  jit  »ermeiben,  (ei  e$,  baß  man  ifjnen,  na* 
mentlid?  ber  Saufe  unb  bem  Äreuje^etcfyen,  eine  jauberfyafte  23ebeu* 
tung  beilegte1 ).    ©ine  anbre  gorm  beö  2D?if3tterl)altniffe3  jwtfäcn 
3nnerem  unb  5Jeu$ercm  i(t  bie  2Bcrfl)eiligfeit,   welche,   wo  baö 
tiefere  Seben  beö  ©laubcnö  und;,   noefe  jurücf  blieb,   unb  burd; 
bie  ©efefcloftgfett,   bie  in  einem  großen  £l)cil  bc<?  93?önd;tl)um3 
f)errfd)te,    be(6rbert  warb.    3)ie  Sefyrftrettigfeiten   ber  fird;lid)cn 
Parteien,   welche  an  bie  Stelle  beö  fampfeö  mit  beut  Reiben* 
tl)itm  traten,  traten  nid?t  wenig  ba$u,  baj  man  bie  9ied;tgläu; 
bigfeit  mit  bem  lebenbigen  ©lauben  verwed)  feite,  wenngteid?  nid;t 
5«  überfefjcn  ift7   bafj  bie  tiefere  (Srfenntnijj,   meld;c  j.  23.  auö 
bem  Äampf  bcö  Slugufttniömuö  unb  ^elagiantömuö  fyeworging, 
ben  retigiö(en  (Srnft  mand;er  crfjoljte;  (ie  veranlagten  tnetc  Unbe- 
rufene jum  2>ogmatiftrcn  unb  £>i6t>utiren2),  erregten  bie  Reiben 
fd)a(tcn  unb  reiften  jur  (§inmifd;ung  niebriger  9)iotir>e    in  bie 
fird)lid;)en  23eftrebungen. 

Ungeachtet  alles  be((en  ift  e3  eine  grofje  3eü,  bie  d;riftli$en 
^been  nod;  in  fraftiger  (Sntroitflung,  vocnigftenö  in  ben  jroet  er* 
ften  3af)rt)imberten,  bie  föirdje  mit  (Ehrerbietung  betrachtet  unb 
barum  baö  (£l)riftentl)um  bie  ()errfd?enbe  9)?ad;t.  Ü)ie  erfte  £älfte 
ber  ^eriobe  ift  reid)  an  auögejcidjneten  Sehern,  bie  mit  »orjita/ 
liefen  ®aUn  auSgerüftet,  in  fdjö'ner  Bereinigung  ber  ^raftifdjen 
unb  roiffenfd;aftlid)en  Q3efal)igung,  unb  mit  mufterljafter  £ingc* 
bung  an  ifyren  geiftlic^en  25cruf  $riftlid;e  (Sitte  unb  33ilbung 
unter  bem  Bolfe,   in  welchem  firf?  Ueberbitbung  mit  ber  äußer* 


bet.  3n  ber  aftenblänbifckn  Rixfye  ifl  baffelfre  gctoöfmlietjer;  fcefonberS  frei 
SlUgujiin  de  mendacio  ad  Consentium.  Cf.  9?crtltber$  l;eüg.  Gf)rt)foft.  I. 
©.  92  flg. 

1)  Dagegen  verlangt  Slugufitn  fide  de  et  operib.,  bnfj  ber  ©laufte  ft'cfi 
in  ber  Heiligung  kfoafjre. 

2)  23gl.  Gregor.  Nyssen.  Orat.  pro  deitatc  fil.  et  spir.  s.  III.  fol.  466. 


—    243    - 

ften  9ioljf)cit  begegnete,  ju  verbreiten  fugten.  3£jre  93eftrebungen 
jur  (Srwecfung  beö  cfyriftlicfyen  (Srnfteö  würben  unterftü^t  burct) 
feie  gewaftfamen  ttmgeftattungen  beö  jufammenbrecrjenben  SBelt* 
retd)e6,  bie  auct)  bie  (S'in^elnen  erfd)ütterten,  aber  ber  freien  Sil* 
bung  waren  biefe  (Sreigniffe  nid)t  günftig.  3n  bem  £(eruö  ftett* 
ten  ftd)  bie  Vorzüge  nnb  Mängel  ber  3eit  in  ber  auggefvrocben* 
ften  Sßetfe  bar.  23on  jenen  fyervorragenben  ©eiftern  gingen  eb* 
lere  Slntriebe  anf  einen  £l)eil  beffetben  über,  vielen  aber,  l)or)cn 
unb  nieberen,  fehlte  bie  djriftlicbe  ©runblage  ober  bie  fyinläng- 
lid)e  (§infid)t  unb  SBübung,  fo  baß  fte,  in  äußerlichen  Sntereffen 
unb  2luffaffungen  befangen,  atlenfallö  bureb  ^anb^abung  ber 
£)ifcivlin  3ucbtmeiftcr  beö  SSolfeö,  aber  nicfyt  fäf)ig  waren,  eö 
jum  evangelifcfyen  ©tanbvunfte  31t  ergeben.  3)er  f)ierarcr;ifcr)e 
äJoi^ug  unb  ber  9teicbtl)um  beö  $leruö  waren  gefährliche  Verfü- 
gungen, unb  für  bie  25efcf;affenl)eit  beö  ©tanbeö  um  fo  verberb< 
lieber,  alö  üiete  nic^t  fein  23eruf,  fonbern  feine  ©enüffe  jum  (Sin* 
tritt  bewogen.  £)af)er  baö  eljrgetjige  ©treben  naef;  t)öt)eren  unb 
einträglicheren  ©teilen,  bie  (£iferfucl)t  ber  @eiftlid)en  unter  ein* 
anber,  baö  ftol^e  23enef)men  ber  l)öl)eren  gegen  bie  nieberen,  bie 
fnecfytifcfye  Unterwürfigfeit  unb  Slugenbienerei  biefer,  bie  vomv* 
rjaften,  um  Seifaü  bul)lenben  *]3rebigten;  bie  $racbt  ber  vornefj* 
men  23ifcr)öfe  in  iljrem  Slufjug,  ber  fürftüc^e  Suruö  ifyrer  Safel, 
unb  bie  fcr)mu$ige  ^abfuc^t  ber  geringeren  Älerifer,  von  welchem 
allem  vorjügtic^  bie  großen  ©täbte  3eu9ni$  ablegten 1).  23i* 
fdjöfe,  benen  baö  3öot)t  ber  ©emeinbe  wertr)  war,  wanbten  hin- 
gegen bie  (Sinfünfte  31t  gemeinnü^igen  3>vecfen  an2),  ©ie  fauf* 
ten  ©efangene  loö,  legten  2lrmenf)äufer  (ntcoxoTQOfpsla),  2ßai* 
fent)äufer  (oQcpavoTQocpeta) ,  ©vitaler  für  Sllte  (yijQoxo/iisia), 
$ranfe  (voooxo/.i£ia)  unb  grembfyerbergen  (^evodoxsla)  an 5  be* 
fonberö  großartig  war  bie  Slnftalt  beö  25aftliuö  von  (Säfarea 
(Baodsidg).  2)ie  233ot)ltfyätigfeit  war  aber  nic^t  bloß  ©acr)e 
beö  Äleruö,  fonbern  aud;  bie  Saien  bewiefen  fte  gegen  23ebürf- 


1)  Hieron.  ad  Nepotian.  Gregor.  Nazianz.  de  se  ipso   et  advers.  epi- 
scopos. 

2)  Theodoret.  ep.  81. 

16* 


—    244    - 

tige,  unb  wenn  fie  vermögend)  waren,  aud)  burd)  äfmlidje  (£tif* 
tungen,  nicf)t  fetten  jum  SSerbruß  eiferfüdjtiger  ©eiftticfjen  l).  2)ie 
greigebigfeit  gegen  £ird)en  unb  2lrme  nafjm  31t  mit  ber  warfen* 
ben  Steigung  3ur  entfagenben  Sebenöweife,  eö  tjeftete  jidj  aber 
gerate  an  fte  ber  gelter  ber  Sßerffyeiligfeit-  an;  Sllmofengcben 
empfahlen  felbjt  »orjüglidje  ftirdjenleljrer  atö  bittet  3ur  ©ünben* 
Vergebung  2).  —  2luS  bem  ©eraufcf)  ber  SBelt  30g  fict)  baö  (5r)ri^ 
ftentfuun  in  bie  fütteren  Greife  beö  $rit>atlebenö  juruef,  nament« 
IicQ>  in  ben  Scü>ooß  ber  gamilien.  2)ie  ßerrüttung  ber  efjetid)en 
93ert)ättniffe  be3  ^eibentt)umö  war  jwar  gegen  bie  ^'ü  fetneö 
Unterganges  fef)r  groß,  unb  eö  war  namentlich  unter  ber  entjttt* 
lichten  SBeöölferung  ber  großen  «Stäbte,  wie  Diomö,  nic^t  mög* 
tief),  bie  eljebrecJjerifcfyen  ©ewofynfyeiten  au$  ber  cfyriftlicfyen  @c* 
meinbe  ju  oerbannen3).  @d  gelang  aud)  nicfyt,  bie  (Sfjcn  3WU 
fd)en  (Stiften  unb  Reiben  ju  t>erl)inbem,  unb  biejenigen,  welche 
im  Sntereffe  beö  cfyriftticfyen  gamiüentebenö  bagegen  fyracfyen, 
würben  aU  ginfterlinge  i>erfct)vieen 4).  2Bo  aber  wirflid)  ein  fol* 
efteö  31t  ©tanbe  fam,  ba  reiften  üieUeidjt  bie  fcfyönften  grüßte 
beö  (SüangeliumS.  (Sie  ftnb  gepflegt  bur#  eine  9?eit)e  trefflicher 
grauen,  welche  if)re  ©öfjne  mit  ber  (Sorgfalt  unb  ben  ©cfymer* 
3en  d)riftlid)er  Mutterliebe  51t  einem  göttlichen  23eruf  erlogen. 
9£onna,  bie  üftutter  beö  ©regor  »on  9?ajianj,  welche  burefy 
ifyr  frommet  Seben  ben  ©atten  belehrte,  unb  ben  <5of)n  r-on  ber 
©eburt  an  ©ott  weihte;   Slntfyufa,  bie  Butter  beö  (Sb^fofto* 


1)  Hieron.  Conimt.  in  Ep.  ad  Tit.  I. 

2)  iJieronpmuö,  2Jmbrofiu3,  ©rtlöiattuö,  öcrgl.  ©iefeler  I.  IL 
©.  303  flg. 

3)  Hieron.  ep.  ad  Gaudentium.  c.  3.  Pudet  dicere  et  tamen  dicen- 
dum  est;  nobiles  feminae,  quae  nobiliores  neglectui  habuere  procos,  vi- 
lissimae  conditionis  hominibus  ac  servulis  copulantur,  ac  sub  nomine  re- 
ligionis  et  umbra  continentiae  interdum  deserunt  viros  Helenae,  sequun- 
tur  Alexandros.  Videntur  haec,  planguntur  et  non  vindicantur,  quia  mul- 
titudo  peccantium  peccandi  licentiam  subministrat. 

4)  Hieron.   adv.  Jovinian.  15.     A'unc  pleraeque  contemnentes  apostoli 

jussionem,   junguntur  gentilibus   et  Christi  templa  idolis  prostituunt 

Licet  in  nie  saevituras  sciam  plurimas  matronarum,  licet  eadem  impuden- 
tia,  qua  Dominum  contempserunt,  in  nie  debacchaturas,  tamen  dicam 
quod  sentio. 


—    245    — 

niitö,  ein  SKufier  ebfer  9Beiblic§feit;  bie  fluge,  feurige,  in  bul; 
benber  Siebe  unermüblicf)e  Konica,  bie  Butter  be3  Sluguftiu, 
werben  unter  benen  genannt,  welche  burcl)  ifyre  ©öfjne  befannt 
geworben  ftnb,  wäljrenb  viele,  nidbt  minber  würbige,  ftd)  ber 
gorfd)ung  endogen  r)aben  mögen. 

3)a  großen  $aty  feei*  ©d)eincr)riften  gegenüber,  würbe  bie 
Strenge  Bieter  aufrichtigen  ©Triften  um  fo  größer,  unb  ber  ©e* 
genfafc  beiber  befto  entfdbiebener,  ba  jene,  welche  nur  fo  viel 
ßfyriftentfyura  gut  t)ießcn,  a(ö  jte  felber  befaßen,  it)re  Slbneigung 
ntd)t  verfallen ' ),  biefe  bagegen  in  abftoßenben  äußerlichen  for- 
men ben  SluSbrucf  it)reö  ©trebenö  fugten.  (Sinjelne  3%*  ^zx 
afcetifcr)en  Sebcnöweife  erhielten  fel)r  allgemeine  Verbreitung,  unb 
ba6  ©anae  berfelbcn,  in  beftimmtere  gorm  gefaßt,  warb  ju  eiuem 
ber  großartigften  3nftitute  ber  £ird?e,  bem  9ftönd)tr)um. 

2)a3  3Jcöncfytf)um. 

Socrat.  IV,  23  sq.  S o z o m  I,  12  sq.  VI,  28  sq.  Palladii  (f  420)  historia 
Lausiaca  ed. Meursius.  1746.  Theodoret.  qilö&iog  IotqqCu  ed. Schulz. 
Hicronym.  Opp.  —  R.  Hospiniani  de  Monachis  h.  e.  de  origine 
et  progressu  monachatus  1.  VI.  1609.  1669.  II.  Helyot  histoire  des 
ordres  monastiques.  Par.  1714  —  19.  t.  VIII.  Luc.  Holstenii  Cod. 
regulär,  monasticar.  auet.  a.  Mar.  Brockie.  1759.  t.  VI.  9J?öbler 
©efet;.  beö  WöncfttbumS  in  bev  2>t\t  [einer  (Sntfrebung,  in  Tt.  (Schriften 
unb  Sluffä^c,  berau^gegeben  i>.  X)oCthiger.  II.  3?eanbcrII.  I.  ©.444  f. 
OJiefcIer  I.  II.  ®.  229  jtg. 

2)ie  erften,  welche  ftd)  au3  bem  23crfer)r  beö  gefeiligen  Se> 
benö  jurücfsiefyenb,  feinen  Aufgaben  unb  ©enüffen  entfagenb, 
einfam,  in  ftitter  Betrachtung  ber  göttlichen  2)inge,  ifyrer  relU 
giöfen  ©et)nfucr)t  $u  genügen  fugten,  ftnb  nid)t  när)er  befannt 
geworben.  Sie  verpflanzen  eine  weit  über  bie  3t\t  unb  bie 
Sitje  beö  6t)riftentl)ume3  hinaus  verbreitete  SebenSform  auf  firefc 
liefen  23oben,    welche,   fobalb  einige  ausgezeichnete  Banner  in 

1)  August,  in  Ps.  90.  Sermo.  I,  4:  Quomodo  inter  paganos,  qui  fue- 
rit  Christianus,  audit  verba  aspera,  sie  inter  Christianos,  qui  voluerint  esse 
diligentiores  et  meliores,  ab  ipsis  Christianis  audituri  sunt  insultationes. 
—  dieunt:  niagnus  tu  justus,  tu  es  Elias,  tu  es  Petrus,  de  coclo  venisti. 
Insultant;  quoeunque  sc  verterit,  audit  hinc  atque  hinc  verbuui  asperum. 
cf.  ©icfeler  I.  II.  @.  324. 


—     246    — 

einer  empfänglichen  3tit  ftct)  iljr  wibmeten,  eine  ber  gefud)teftcn 
unb  einflußreichen  würbe.  9tad)bem  ber  (Sinftebler  *J}auluö  ö. 
Sieben  in  Sleg^ten  weniger  beachtet  »ovübcr  gegangen  war 
(I340)1),  gab  2lntoniu3  ben  erfolgreichen  Slnftof2).  (Sr 
war  geboren  (251)  in  ber  Meinen  Drtfdjaft  Äoma  im  arfenoiti* 
fcfyen  9?omo3  an  ber  @ren$e  Der  Sljebaiö.  «Bon  fopttfe^en  (Stern 
ftammenb,  erfjtelt  er  öon  feiner,  obwohl  begüterten  gamilie,  feine 
Anregung ,  ftd;  mit  ber  gried;ifd;en  9Biffenfd)aft  su  befestigen, 
unb  fein  »on  3ugenb  auf  in  jtdj  gefegter,  finnenber  (Seift  war 
überbieö  ber  religiöfen  (Sinwirtung  faft  au£fd;liefUicf;  äugangtid). 
£>ie  Äircfyen  befud;te  er  fet)v  eifrig,  unb  waö  er  t)ier  an  Schrift* 
ftürfen  Ijörte  unb  welche  er  la6,  faßte  er  fo  fidler  ind  ©ebäc^t- 
niß,  baß  er  fpäterfyin  beö  Sitzes  gar  nid;t  meljr  beburfte.  2113 
er  einft  in  ber  £ir$e  bie  2öorte  (SC)rifti  3itm  reichen  Jüngling 
(Üftattt).  19,  21)  unb  ba(b  barauf  bie  gegen  irbifd&e  ©orge 
(93Zattf).  6,  34)  r-ortefen  l)örte,  tarn  er  $ur  (Sntfc^eibung,  fdjenfte 
fein  Vermögen  feinem  Orte  unb  ben  Sinnen,  übergab  feine  ©cfyme* 
fter  einem  herein  frommer  Jungfrauen  jur  (Srjiefntng  unb  ließ 
ftd),  wie  anbre  Slfceten  getrau,  in  ber  9?ät)e  beö  Ü)orfeö  nieber. 
S)a  aber  bie  ©trenge  feinet  Sebenö  2luffet;en  erregte  unb  33efu* 
c^cr  unb  9?ad)al)mer  um  i|n  v-erfammelte,  jog  er  ftdj  allmälig 
immer  weiter  in  bie  (Sinöbe  jurücf  j  erft  in  bem  flattrigen  2Iufent* 
fjalt  einer  @rabf)öt)te,  bann  lange  3ar)re  in  ben  Ruinen  eineö 
Gtaftetfö  üerweilenb,  biö  er  enblid;  einen  23erg,  eine  Ouelfe,  einige 
5)attelbäume  jur  SBoljnung  unb  9?al)rung  fanb,  wo  er  ftd;  blei* 
benb  anfiebelte.  3)ie  Ueberfpannung,  in  welche  Seib  unb  ©eift 
ftd)  lange  nicr)t  gewönnen  wollten,  warf  if;n  in  jerrüttenbe  kämpfe, 
bie  feine  eigne  !ßt)antafte  fettfam  ausmalte.  ©patetljin  flürtc  fiel; 
fein  ©emütr)  ab ,  unb  bie  liefen  feinet  originellen  ©eifteö  tarnen 
in  Sfaöfprüdjen  »oll  eigentümlicher  ©ebanfen  unb  d)riftlicl;er  @r* 
fafyrung  jum  23orfcf)ein.  23ei  altem  &ijjdrren  war  er  ein  in 
2Ü5at)v£)eit  über  baS  3rbifd)e  erhabener  9J?enfd;.  2)en  $uf  eineö 
2öunbertl)äterö  fud)te  er  nic^t,  unb  wiec3  bie,  welche  Söunber  von 


1)  Hieron.  vita  Pauli. 

2)  Athanas.  vit.  Antonii.  üpp.  II 


-     247    — 

ifwi  v-erlangten,   auf  6l)riftuS;    bem  Äaifer  (Sonftantin,  ber  an 

\i)\\  f  einrieb,  begegnete  er,  raie  ein  cfyriftlidjer  2)iogeneS.  3n  ber 
Verfolgung  beS  SRaviimnuS  (311)  erfebjen  er  in  Slleranbria,  unb 
ermahnte  bie  @l)riften  jur  ©tanbfyaftigfeit,  öffentlich,  trofc  ber 
3)vot)ung  DeS  «Statthalters ;  im  3at)ve  351  abermals,  um  gegen 
ben  SlrtaniSmuS  31t  prebigen.  6clbft  «Reiben  ftaunten  bie  ftrenge 
unb  bod)  milbe  ©rfcb, einung  beS  raunberbaren  ©reifes  an,  Cßrie* 
fter  berfelben  nannten  il)n  einen  ÜRantt  ©otteS,  unb  eine  große 
3al)l  trat  in  ben  wenigen  Sagen  feines  Aufenthaltes  jum  (SfytU 
ficntfjum  über,  ^unbert  unb  fünf  3at)re  alt,  füllte  er  bie  9?äl>e 
beS  £obeS.  (Sr  befahl  ben  it)n  umgebenben  sDibnd)en,  feinen 
Vegräbnipplatj  geheim  ju  galten,  bamit  feine  ©ebeine  nicf;t  51t 
Reliquien  benufct  würben,  unb  ftarb  freubig  unb  mit  üotlem  23e* 
raupt  fein  (356). 

Sin  ton  iud  Ijatte  bie  2Inad)oreten,  raeld)e  an  ben  fcerfd)iebe- 
nen  Orten  feines  Aufenthaltes  jtdj  um  ü)n  tjer  befehlen ,  <;u  einer 
geraiffen  gemeinfamen  Orbnung  unb  jur  Unterorbnung  unter  einen 
Oberen  »ermoebj,  eine  lofere  Verbinbung,  bie  man  lavQcu  nannte; 
raaljrenb  fein  3^itgcnop  *)}ad)omiuS,  unabhängig  tton  ifym, 
bem  9)?önc$tljuin  buref)  eine  umfaffenbere  Siegel  unb  engere  ©e^ 
tneinfc&aft  eine  feftere  ©eftalt  gab1).  (Sr  richtete  baS  itlofter* 
leben  ein,  inbem  er  auf  ber  9?ilinfet  Sabennä  in  ber  SfjebaiS 
bie  9)?önd;e  in  ein  gemeinfameS  £auS  tferfammelte 2),  unb  ifyncn 
beftimmte  Vorfdjriften  beS  ©ebeteS,  ber  33efd)äftigung,  bie  nadj 
bem  23eruf  unb  Sebürfnijj  jiemtidt)  mannigfach  raar,  unb  beS 
gemeinfamen  SttafyleS  gab.  3)er  tteberföuf  beS  (SrwerbeS,  ben 
ein  Verwalter  (oixovnfwg)  leitete,  raarb  ju  SBofyttjjaten  »er* 
raanbt.  Sßer  fi#  jur  Aufnahme  melbete,  mußte  fid)  eine  *)}rü* 
fung  ber  S3eraeggrünbe  unb  eine  *ßrobejeit  gefallen  taffen.  3)em 
Vorftefyer  beS  ÄtofterS,  SlbbaS,  Ard;imanbrit,  raar  man  31t  um 
bebingtem  ©efyorfam  verpflichtet,  unb  aud)  bie  anberen,  nad; 
bem  dufter  ber  SOfutteranftalt  eingerichteten  ßönobien  ftanben 
unter  feiner  Oberauffid;t. 

1)  Vit.  Pacliom.  Act.  S.  S.  Maj.  t.  XIV.     Ilicron.  Regula  Pachom.  mit 
praefat. 

2)  zotvußiov,  (xüt>d(>i<,  (xovuoiriQioy ,  (fQuvuoif'iQiQV,  claustrum. 


-    248    - 

©dt  ber  SÖirffamfeit  biefer  Scanner  ftrömten  bem  Üftöncfc 
tt)um  noc§  weit  mefyr,  a(ö  bem  $(euu3,  $t)eUnet)mer  auö  aßen 
©tauben  $u,  felbft  auö  ben  tfomefjmften,  benn  gerabe  in  itnien 
unb  in  ben  «jpauptfläbten  erwerfte  bcr  ©cgenfafc  fyaufig  bie  Nei- 
gung baju.  3)ie  einen  folgten  bem  met)r  berechtigten  3uge  tt)# 
rer  &efct)auUd)en  9?atur,  fet)r  »iele  aber  bei  t)errfct)enben  6tim= 
mung  ber  ßdt,  oljne  eine  fotct)e  SIngemeffenfyeit  beö  ©eifteö; 
tt)eUö  et)rlid) ,  um  ©ott  mit  i(jm  grömmigfeit  auf  bie  wofytgefat* 
ügfte  Sßeife  j«  bienen ,  tfjeilS  auö  unfittlict)en  23eweggrünben  ber 
(Siteifeit,  $ragt)eit,  ober  um  tterfct)ulbcten  ÜJ?ttwerl)ältniffen  ju  ent* 
gefjen.  2)erfelbe  auö  mannigfachen  trieben  gemifd)te  ganatiö* 
tnuS,  ber  efjematö  gum  freiwilligen  ÜWarttyrtljitm  geführt  Ijatte, 
führte  je&t  bie  ©d)wärmer  bem  ÜJ?önct)tt)um  $u.  2ltteö  wirfte 
Sufammen,  baß  *pact)omiuö  2lnfta(ten  bei  feinem  £obe  7000, 
unb  nact)  f)unbert  3at)ren  nebft  it)ren9Ser$weigungen  50000 sDc  onct)e 
jaulten.  3n  ben  nitrifct)en  Sergen  (Nuylag  oqoq)  grünbete 
2lmun,  unb  in  ber  ffetifc^en  äBüfte  3Waf  ariuö  ber  Steifere  be* 
rüt)mte  3ftönct)ögemeinfct)aften;  Filarien,  ber  6ct)üfer  beö  2ln* 
toniuö,  »erpftanate  baö  Ü9(önct)tl)um  nact)  ^aläftina  unb  <5t;rien, 
Wo  eö  an  @t)rr)foftomuö  einen  berebten  greunb  t)atte,  ber, 
alö  ber  Äaifer  SSalenö  ber  Q3erme£)rung  ber  9ftönct)e  nict)t  ot)ne 
@ewa(ttt)aten  ju  fteuem  fuct)te,  eine  23ertt)eibigungöfct;rift  für  fte 
»erfaßte').  Sßie  er,  faßte  fein  trefftict)er  <2ct)ü(er;3fiboruö  ü. 
^etuftum 2)  ba6  mönct)ifct}e  Seben  mit  ftttlictyer  23egetfterung  auf. 
33  a  fühl  6  »on  (Safarea  in  (Sappabocien  beförberte  eö  buret) 
Stiftungen  unb  Dtegetn,  unb  fein  Sßruber  ©regor  r>on  9?t;ffa 
bur$  eine  9teit)e  tton  Dieben  unb  ©cfjriften.  93on  fo(ct)en  9)ian* 
nern  gepflegt  unb  buret)  ben  großen  93or$ug  ber  ©emeinfamfeit 
unb  ber  SSerbtnbung  beö  S3efct)autict)en  unb  *Praftifct)en  empfot> 
len,  trugen  bie  9ftönct)öt>ereine  in  ber  ©unft  ber  3«t  ben  ©ieg 


1)  IIqos  tovq  7ioli[xoiiVT«q  joTs  Int  to  fiovä&tv  iväyovaiv.  1.  III. 
Stnbre  ©griffen  beffelten  über  baö  Wönd)t^waxi  ba§  baS  3SJ?öttcJ>t().  r;ötyer  alö 
ba3  Äaifern)um  fei;  über  ba$  efyelofe  Seben  ber  Jungfrauen;  %l  an  <Sta* 
giriuS  über  ben  ©elbjtmorb. 

2)  Isidor.  Pelusiot.  Epistol.  lib.  V.  Par.  1638.  Venet.  1745.  Niemeyer 
de  Isid.  Pel.  vit.  Hai.  1825. 


—    249    - 

über  feit,  nact)  älterer  2lrt,  einzeln  in  unb  bei  ben  bewohnten  £5r* 
tetx  lebenben  Slfceten  baoon,  roieroot)t  auefy  tiefe  ftd)  erhielten,  in 
Siegtypten  ©ara  bauten,    in  ©tyrien  Stemobott)  genannt.  — 
2)ie  Vereine  cf;ri(tUcf)er  Sungfrauen  (feinen  alter  als  feie  9#öncr/ö* 
vereine  ju  (ein,   unb  gematteten  fic§  unter  spacyomiuö  Slnregung 
unb  Leitung  $u  9?onnenf"(bftertt  (Nonna,  Monacha,  Casti- 
monialis),  in  ber  Einrichtung  ganj  bem  SDföncl^ftofter  »erroanbt. 
Snbep  entwickelte  ftcf)  fc^on  oor  ben  Slugen  jener  $Befct>ü&er 
beö  9)Z6nc^att)umö  ber  fcbroärmerifcbe  ©eift,   ber  nie  ganj  üon 
ifym  gewichen  ift,    in  Erlernungen  beö  ganattemuS  unb   ber 
©eelenjerrüttung  bis  ju  SBafjnftnn  unb  ©elbftmorb,  ober  in  ben 
roibernatüdicfyften  Äarrifaturen  beö  einfach  großen  3beateö  c^rift* 
lieber  Sugenb.    (Sine  Partei,   (Sudeten  ober  9fta((al  lianer 
(r^ssf)  genannt1),   fteigerte  ftcf/  in  il)rer  nad)  innen  gerichteten 
(Kontemplation  (o  weit,  bajj  fte  in  bem  (©genannten  inneren  @e* 
bet  ba$  einige  a3erbinbung3mittel  mit  ©Ott  $u  fyaben  glaubten, 
unb  jum  £t)eil  in  ifyrer  mtyftifcben  93er(enfung  sunt  ^antt)ei£muö 
lamen.    Dem  ©ebete  allein  (^rieben  fte  bie  Söirfung  ju,  grünb* 
lid)  auö  ber  9J?acr/t  beö  böfen  ©eifteS  ju  befreien.    <5ie  achteten 
bafyer  bie  ©nabenmittet  ber  Äircfye  gering,   bünften  ftd)  ergaben 
über  Unterricht  unb  a(ceti(c^e  ^eiligung^mittel,  aber  aud?  über 
bie  Slrbeit,    unb   erbettelten   ftd)  ben  Unterhalt.    @  u  ft  r)  a  t  i  u  ö , 
23ifct)of  öon  ©ebafte  in  Armenien,   ein  23eförberer  beö  ffllfatifc 
tf)um3,    r>erftel  auf-  oenv-anbte  33orftetlungen.    2)aö  (Sonett  »on 
©angra  in  *papf)Ictgomen  (ungefähr  350),  erflärte  ftd)  gegen  fte2), 


1)  2lud)  Sntfyufiafren,  Streuten,  ober  yoit  einzelnen  Biliarem 
2Jbelpf)iatter,  Samvetianer,  Warciontften  genannt.  Epiph.  h.  80. 
Theodoret.  h.  e.  IV,  10.  haereti  c.  fab.  IV,  11.  Phot.  Cod.  52.  Timotheus 
Presb.  de  reeept.  haeret.  in  Coteler.  Monuni.  eccles.  III.  p.  400.  —  Spi* 
pljaniuö  leitet  fie  Don  mefo|>otomifd;en  Wonnen  ob,  nnb  bringt  mit  iljnen  bie 
%etftUanUttx  in  Sßerbinbung.  Dr.  9H ebner  St.  ©.  ©.  332  ftnbct  bei  ben 
guetjiten  jübifc^en  DeiSmuS,  tt?oö  gonj  gegen  bie  Werfmole  beö  nu/flifcl;eu 
$ontf)ei$muö  ift,  t»eld)e  il/nen  epipljoniuö  unb  SimotfyeuS  beilegen.  Ueber 
if)r  23erbältni&  ju  ben  ©ud/iten  beö  11.  3obrf>.  f.  äBolcb,  Cfi  III.  «Neon* 
ber  II,  I,  468.    IV,  454.    V,  II,  1080. 

2)  Mansi  II,  1095.  Bruns  T.  I.  2Bolct;  Äefcerl/ijr.  3:1;.  III.  Ueber  bie 
3eü  ber  ©tmobe  »gl.  5?eonber  ©.476. 


—     250    — 

unb  bie  23ebcnfen,  wcld)e  foler)c  (Srfcr)einungcn  füv  bie  fird;lict)e 
Drbnung  erregten,  würben  Slnlaß,  bie  9JN>ncfc)e  bev  bifdwflid)en 
Sfufftcbt  31t  untergeben.  3«  ben  Wartungen  ausgefliester  Selbft* 
qttäterei  gehören  bte  ©ttyltten,  beren  erfter,  ©tymeon,  langer 
als  ein  l)atbeö  3at)rl)itnbert  auf  einer  Säule  ftanb  (feit  420), 
unb  bafür  von  Wit*  unb  ^adjwelt  verehrt  warb1). 

3n  ben  Occibent  würbe  ba£  9)föndut)um  burd)  2ltt)ana* 
fiuö  vervflanat,  unb  machte,  wiewofjt  eö  l)ier,  burd)  baö  Älima 
unb  bie  Statur  ber  23evölferung  weniger  begünfttgt,  manchen  2Bt- 
berftanb  erfuhr,  boer;  jiemltcfc)  raffte  gortfef/ritte.  Slinbvofiuä 
unb  ^ieron^mnö,  ber  in  ben  großen  gamilien  Oiomö  bafür 
warb,  brachten  eö  in  Statten  in  2tufnat)tne,  unb  batb  füllten 
fiel)  auet)  bie  benachbarten  unfein  mit  9#önd)en.  Sluguftin 
wirfte  in  9?orbafrifa  bafür,  unb  ber  fromme  unb  fraftvolle  55i- 
fclwf  Sttartinuö  von  Sour3  (375— 400)2)  beförderte  eä  mit 
großem  Erfolg  in  ©atlien,  beffen  fübtiebe  Älöjtcr  auf  ber  3nfet 
Scrina  unb  in  SÄafftlia  in  mel)r  alö  einer  23e$iel)ting  Von  bebeu* 
tenbem  (Sinfluß  würben.  3n  ben  mafftlifef/en  lebte  3or)anneö 
(Saffianuö,  ber  im  Drient  gebilbet,  jur  Einrichtung  ber  Älö* 
fter  naef;  orientatifcfyem  9Jiufier  beitrug3).  2ßätjrenb  beS  fünften 
3al)rl)unbertö  blieb  bennoer;  eine  greiljett  in  "ben  einzelnen  $(0* 
fterverfaffttngen  unb  große  23erfd;iebenl)eit  berfelben  unter  cinan- 
ber.  23enebictu3  feon  -Dturjta  in  Umbrien  (geb.  480)  braefite 
ftrengere  3u$t,  unb  burd)  bie  weite  Verbreitung  feiner  23orfd;rif= 
teu  mel)r  Uebereinftimmung  in  bie  Dtegel4).  <Sct)on  als  3üng- 
ling  faßte  er  baö  @()riftcntl)um  von  ber  ernfteften  (Seite  auf, 
verließ  9com,  wo  er  fiel;  ber  «Stubien  wegen  auffielt,  unb  alles 
wa$  er  liebte,  um  in  einer  ©rotte  bei  ©ubiaco  ein  (Eremiten* 
leben  ju  führen.  (Sntbecft,  würbe  er  ©egenftanb  ber  33ewunbe^ 
rung,  unb  von  feiner  grömmigfeit  angezogen,  übergaben  ftd;  fo 
viele  feiner  Leitung,  ju  ber  er  burefy  (Sntfcbiebenl)cit  unb  Umfielt 


1)  Theodor,  bist,  relig   c.  26  sq. 

2)  Sulpicii  Severi  vita  Martin. 

3)  De  institutis    coenobiorum  üb.  XII.     Collationes  Patr.  XXIV.  Opp. 
ed.  AI.  Gazaeus  1616.  1628. 

4)  (Sein  2(U\x  Gregor.  M.  dialog.  1.  II.    <5tinc  Siegel  ki  Luc.  Holst  I. 


—    251    — 

fet)r  geeignet  war,  baf  er  12  Softer  grünbete.  3utefct  ftebette 
er  ftcfc  in  (Sampanien  auf  einem  33erge  unter  ben  Krümmern  be6 
Castrum  Cassinum  an,  unb  ftiftete  f)ier,  wo  noefy  3flefle  beS 
£eibentl)itm3  ftcr;  frifteten,  an  ber  (Stelle  elftes  SlpoDotempelö 
baö  Softer  Monte  Cassino  (monasterium  cassinense).  (Sr 
feiste  ein  9?o»ijiat  feft,  bie  Slblegung  bes  ©etübbeS  aber  banb 
unüerbviict»ltct)  an  Softer  unb  «Reget.  Strengen  @et)orfam  gegen 
ben  2lbt,  <SelbftOer)err(cf;ung ,  glei£  in  2lnbad>t3übungen  unb 
^mitarbeiten  fd;ärfte  er  ein ,  ba  bie  oeeibentatifeben  3Rön#e  ji$ 
ber  Sragfyeit  ju  ergeben  brofyten ' ),  milberte  aber  bie  Orientalin 
f$en  Seflimmungen  über  SRaljrung  unb  Reibung.  (Saffiobo* 
ruö  (538)  öetänlafc«  bie  9R5nc$e,  benen  er  r-orftanb,  aud)  511 
wiffenfctyaftltcber  ££)atigfeit 2). 

2Ba6  and)  baö  9Jiönc$tfyum  in  (einer  3bee  unb  bur$  bie 
weitre  (Sinmifc&ung  fct)(ert)after  ^enbenjen  für  Mängel  r)atte, 
ber  SBerluji,  ben  ba<3  ©emeinteben  burefy  bie  (gntjiefjung  r-ieler 
Gräfte  erlitt,  bie  23efc$ranftfieit  beö  möndjifcben  ©eftc^töfrcifeö, 
bie  mannigfachen  SSeqerrungen  ber  fttttieben  (§rfd;einung,  ber 
»erberblicbe  Unterfd;ieb  eineö  ©ebieteö  beö  ^flicfytmajuge"  unb 
einer  frei  gelaffenen  t)ö't)eren  gorm  d)riftlid)en  ScbenS,  woburd) 
bei  ben  einen  ftttlicfye  ürägfyeit,  bei  ben  anbern  .£jod)mutl)  unb 
2ßerfl)eiligfeit  genährt  warb:  obgleich  biefe  9?ad)tf)ei(e  alle  t>or* 
Rauben  waren,  erhielten  fte  bocl)  ein  ftarfeS  @egengewid;)t  burd? 
baö  ©rofk,  wa$  nie  getrennt  ift  r-on  (Schöpfungen,  welche  aus 
bem  orange  ernfter  grömmigfeit  entftanben,  ein  ganzes  Spalter 
bet)errfd;en.  (Selbft  bie  r-ereinjelt  ober  in  loferem  33erbanbe  te- 
benben  9J?öncbe  fyatten  eine  SBirffamfeit  burd?  bie  2)arftetlung 
eines  im  (Sr-angeliuin  befriebigten  @emütt)e6  unb  burc^  ben  (Sin* 
fluj?,  ben  ihnen  bie  juftrömenben  23erel)rer  auf  if)r  &Un  geftat 
teten,  jum  £f)eil  aud)  burd)  SOZiffion  unter  ben  Reiben.  2)ie 
£inberniffc ,   welche  bennod?  fyier  ber  mannigfaltigeren  $t)ätigfeit 

1)  Augustin.  de  opere  monachor. 

2)  Cassiodor.  de  institutione  divinar.  litterarum.  1.  II.  De  artib.  ac 
diseiplinis  liberal,  litterar.  —  Histor.  tripartita.  Epistolar.  lib.  XII.  Opp. 
ed.  Garetius.  1679.—  Ste.  Marthe  vie  de  Cassiodorc.  Par.  1694.  ©täub- 
(in:  Snfftotor,  Kw$en$ijl  Slrdjto.  1825. 


—    252    — 

cl)riftlicl?er  Siebe  im  SBege  ftanben,  würben  geminbcrt  bei  beut 
flöfterltcfjen  3ttfammenleben.  2)ie  Älöfter  verbreiteten  il)re  Sßof)l* 
tfyätigfeit  weit  über  il)re  Sftauem  Ijinaud,  fte  erwarben  ftcfy  93er* 
bienfte  um  (Srjieljung  unt)  Xtnterrtc^t  ber  3ugenb,  unb  (eitbem 
fie  ftdt)  mef)r  auf  Befct/äftigung  mit  ben  £anbfcf;riften  gelegt, 
um  bie  2Biffenfc&aft  überhaupt;  beim  fte  retteten  bie  Stummer 
ber  23ilbung  vor  ber  immer  weiter  greifenben  ßerftorung  für  gün* 
ftigere  >$t\kn.  2)ie,  welche  nact)  ben  ©türmen  eineö  bewegten 
gebend  bie  3t\k  wie  einen  £afen  auffitzten,  waren  gemeinig* 
lict)  weniger  von  ber  monct)ifc^en  25efcfyränftl)eit  befangen,  unb 
barum  treffliche  pfwer  fuefcenber  ©eelen,  wie  3.  25.  9?itu3  (5teö 
3at)r().),  benn  if>r  neuer  ©tanb  bot  ifntcn  bur$  bauernbe  ©amm* 
lung  unb  ernfteö  fingen  ©elegenfyeit  §ttr  Bereicherung  unb  3>er* 
tiefung  ber  inneren  (Erfahrung.  2)aljer  ift  ed  ein  cf)arafteriftifc{)er 
3ug  bcö  3)iöncf;tt)itmö  in  feiner  ganjen  (Sntwirflung,  baß  sugletct; 
eine  oberflächliche  unb  bie  tieffte  Sluffaffung  ber  ©ittlicryfeit  ba* 
von  auSgeljt,  fa  eine  reformatorifcfye,  gegen  SRöndfotljum  unb 
^irc^e  anftrebenbe  9ti($tung.  ©0  ftefjt  in  biefer  3eit  neben  einem 
^elagiuö  ein  Sovinianttd  in  Otom1),  ber  felbft  9J?ön$  unb 
im  Üftönc^tfutm  verfjarrenb,  ber  ^roteftant  in  bemfelben  warb. 
93on  ber  2lbfd)afcung  ber  ©itttidjfeit  nad)  ifyren  äußerlichen  gor* 
men  wied  er  surücf  auf  bie  (Sinfyeit  ber  ©eftnnung,  welche  ver* 
fcfyiebenen  Sebenöformen  gleiches  9ced)t  gebe,  unb  auf  bie  ©an$* 
r)eit  beö  ©tanbvunfted.  SDaljer  verwarf  er  bie  Unterfcfyeibung 
jwifd)en  einer  l)bl)ern  unb  niebern  SOZoral,  unb  bie  jwifd;en  £ob* 
unb  (Srtaßfünben,  ba  il)nt  alle  ©ünben  gleich  fcfywer  31t  fein 
fcfyienen.  @r  ließ  nur  ben  ©tanbvunft  ber  ©emeinfe^aft  mit  bem 
erften  ober  mit  bem  jweiten  Slbam  gelten,  in  ibealer  Betrachtung 
ben  voüenbeten  ©egenfafc  auö  bem  jenfettigen  Sebett  in  ba6  £>ieö* 
feitö  fyerübernefjmenb.  2)en  Sßiebergebornen  fd;ütjt,  nact)  feiner 
2lnftdj)t,  (Sfyriftuö,  ber  in  it)m  wor)nt,  vor  jebem  Unterliegen  in 
ber  aSerfuc^ttng ,  fo  baß  eö  für  ifjn  nur  auf  Bewahrung  ber 
empfangenen  ©nabc  anfommt.  2)ie  (Sonfequenj  nad)  ber  anbern 
©eite  tjin,   bie  er  inbeß  fcfywerlidt)  ausgebrochen  l)at,   ift,   baß 


1)  cf.  Hieron.  adv.  Jovinian. 


—    253    — 

vor  ber  SBiebergeburt  ber  9Jcenfct)  nur  fimbtg,  unb  iebe  ©ünbc 
ein  3eugni£  feincö  geiftigen  Sobeö  fei.  3)ad?te  er  fo,  fo  würbe 
er  jlc$  noefy  metyr  bem  SluguftinuS  annahm,  mit  bem  er  baö 
«Berbienft  tt)ei(t,  bie  «Sittenlehre  auf  tt)ve  retigiöfe  ©runblage,  bie 
©emeinfe^aft  mit  Gf)rijtu8,  jurütf geführt  ju  f)aben,  wenn  gleicf) 
er  ftc&  in  ben  ©ebanfen  einer  ftufenmäfngen  (gntroitflung  beö 
c^riftlic^en  Sebenö  ni$t  311  finben  wufjte.  2Iudt>  in  ber  33ettacfc 
tung  ber  Saufe  unb  ber  $ird)e  legte  er  ben  SBertl)  auf  baS  in* 
nere  SBefen.  3)ie  ©eifteötaufe  ift  iljm  bie  waf)re  Saufe;  fte 
vermittelt  baö  geben  in  6t)rifto,  unb  befähigt  für  bie  ©emein* 
fcfyaft  ber  Söiebergebornen,  welche  bie  waf)re  $tr#e  ift.  — 
Wegen  biefer  ©runbfäfce,  bie  nic^t  erfolglos  verfünbet  würben,  ver* 
urteilte  ber  23ifcbof  ©iriciuö  von  9iom  ben  3o»mianu8  (390); 
in  Sttailanb,  wo  fein  fester  bekannter  Sluf  enthalt  war,  bulbete 
itm  Slmbrofiuö  nid)t,  ber  in  feiner  Umgebung  an  ben  Sftön* 
$en  6armatio  unb  SarbatianuS  vielleicht  felbftanbige  @e* 
ftnnungögenoffen  beö  Sovinian  fyatte1).  Slucfj  fte  würben  untere 
brücft,  benn  no$  war  baö  9J?öncr)t()um  ju  ftarf  für  Deformen, 
bie  e$  entwurzelt  t)ätten. 

2.  3)er  d)rtftli$e  Äultu«. 
SDa8  ^erabftnfen  von  bem  evangelifeben  ©tanbvunfte  auf  ben 
attteftamentlicfyen,  vornehmlich  bie  Sßertaufcbung  beS  allgemeinen 
$rieftertf;umö  ber  ©laubigen  mit  bem  befonberen^riefterftanbe,  übte 
auf  bie  Sluffaffung  unb  2)arftellung  ber  d)riftlicf;en  ©otteSveref)* 
rung  wefentlicben  (Einfluß.  3)en  f)eibnifd)en  Elementen,  bie  von 
rofyen  ober  gebildeten  £albd)riften  in  bie  Ä'irc^e  gebraut  wur* 
ben2),  erleichterte  man  baburef)  baö  einbringen.  ©0  wirkten 
innere  unb  äußere  Urfacfyen  bat) in,  bafj  bie  ©eiftigfeit,  Univer* 
fcüität  unb  greifyeit  beö  ©otteöbienfteS  fd)wanb;  vieles,  m$  alö 
freie  Sitte  empfangen  war,   warb  als  binbenbeS  ©efetj  fortge* 

1)  Ambr.  Ep.  63.  Op.  T.  III.  ed.  Bened. 

2)  Mussard  les  conformites  des  ceremonies  modernes  avec  les  an- 
ciennes.  Lond.  1667.  Amsterd.  1744.  J.  Blunt  vestiges  of  ancient  man- 
ners and  customs  discoverable  in  modern  Italy  and  Sicily.  Lond.  1823. 
2>eutfc$.  Üeipj.  unb  £>flrmjr.  1826. 


—    254    — 

pflanzt;  man  fyaftete  an  ben  ßeirfjen,  ben  3^^en  unb  Orten, 
machte  baö  Snnerücfoe  abhängig  *>on  bem  Sleußerlidjen,  ober 
feilte  aud)  ben  ÜDfecbaniSmuS  ber  Jpanbdmgen  nnb  (Symbole  an 
bie  ©teile  bee  inneren  ©otteSbienfteö.  2)ie  ernften  $ircf?enlel)rer 
ftrebten,  bie  SlnbadjtSübungen  wieber  $u  beteben,  aber  wie  ein* 
bringtid)  (ie  aud),  %.  23.  6t)n;foftomu3  nnb  Sluguftin  fcon 
ber  gru^t  beö  rechten  Umganges  mit  ©Ott  prebigen,  (0  ftnb  fie 
bod)  in  mannen  Verkeilungen  r>on  bem  gleichen  gefjler  befan* 
gen,  unb  feiner  floßt  bie  falfdje  93orau£fe$ung  Don  bem  *JMe* 
fterftanbe  um,  welche  juerft  befeitigt  werben  mußte,  um  baö 
eu>angeUfd)e2I>efen  aufteilen.  (So  entging  iljnen  nid)t,  baß  bie  l). 
<Sd)rift  bie  .^auptquelte  d?riftlid)cn  Unterrichte  für  bie  ©emeinbe 
fei  5  bie  genannten  Sefjrer1)  empfahlen  ben  fleißigften  ©ebrauefy, 
^ieront;muö  leitete  bie  3ugenb  in  mettjobiftfjer  Drbnung  baju 
an2) 5  unb  wirflid)  warb  berfetbe  in  ttyt  d?riftlid)en  gamilien 
nic^t  »ermißt.  ^Diejenigen,  welche  nid)t  lefen  fonnten,  mußten 
ftd)  mit  bem  2lnt)ören  ber  fird)lid;en  Sectionen  begnügen.  2)ie 
welttid)  ©efinnten  fragten  freiließ  Weber  nad)  Äirdje,  noefc  nad; 
33tbel,  unb  entfdpulbigten  ftet),  baß  ir)re  anberweitigen  SBerpfudj* 
tungen  fte  ntc^t  jur  23efd?äftigung  bamit  fommen  ließen,  weiche 
©acfye  ber  *)3riefter  unb  9Jcönd)e  fei3).  2)ie  ^anbfebriften  wur* 
ben  öffentlich  feil  geboten4),  aber  il)r  t)ol)er  ^reiS  erfd)werte  ben 
Slermeren  ben  Sejifcj  bod)  boten  bie  in  ©eitengemüdH'vn  ber  itir* 
d;cn  ((pQovTiG-n'iQLCi)  aufgelegten  Bibeln  einigermaßen  einen 
Grfaij. 

2)er  $ultu6  war  biejenige  ©eite  beö  nrtfjlid)en  SebenS,  welche 
am  meiften  fief;  eignete,  mit  ben  fünftlerifcfyen  Seiftungen  be3  4?ei- 
bentl)itmS  in  93erbinbnng  ju  fommen.  ©obalb  ftd)  Gelegenheit 
unb  Mittel  boten,  erwachte  aud)  ber  Sßunfd)  nad)  reicherer  ©aßs 
ftetlung  ber  grömmigfeit  im  ©otteöbienft.  £)ie  $reigebigfeit  ber 
©bnner  unb  bie  23auluft  ber  Hörnernen  IBifc^jöfe  festen  bie  (St)ri= 


1)  Chrysost.  hom.  XXIX  in  Genes.  §.  2.    August.  Serm.  CV,  3. 

2)  cf.  Ep.  ad  Laetam;  ad  Gaudentium. 

3)  Chrysost.  hom.  de  Lazar.  III.  T.  I.  fol.  737. 

4)  Aug.  Serm.  I.  in  ps.  36. 


—    255    — 

ficn  in  ben  Sejife  fcvfl^tvotter  Äir^en').  2>»e  fünften  waren 
ehemalige  Ijeibmfc&e  Scmvel,  von  ben  c$riftlic$cn  Äaifem  itmen 
eingeräumt.  2)ie  innve  (Einrichtung  ber  Atrien  war  bebingt 
burd?  bie  aufgenommenen  jübifcfyen  SSorftctlungen  unb  formen. 
93on  bem  eingefd)(offencn  «Raum,  in  welchem  bie  firc^e  lag 
(cu&qiov,  atrium,  avlrj,  area),  trat  man  in  ben  23orf)of,  bem 
junäc^ft  ber  £auvttt)eü  be6  ©ebäubcS,  baö  <5tf)iff,  lag,  wo  ftdj 
bie  ©etauften,  fofern  fie  niti&t  etwa  baö  Siecfyt  verwirft  Ratten, 
verfammetten.  Q3on  ber  ftier  befinblicfyen  Äangel  warb  bie  ©ct;rift 
abgelefen,  unb  an  manchen  Drten  bie  ^rebigt  gehalten,  bie  man 
an  anbern  von  ben  ©tufen  beö  Slttarö,  ober  bem  SefyrjHtfyl  beS 
SBifc^ofö  (ßrjua)  vortrug.  3)er  britte  £f)eil,  bem  5ltlert)eiligften 
entfvrecljenb  (tcc  ayia  ttov  ayicov,  tu  advTcc,  sanetuarium, 
ßrjfia)  unb  burcl)  ©djranfen  (xiyxUdeg,  cancelli)  unD  93orl)ang 
von  bem  ©ctnff  getrennt,  war  ben  ^rieftem  unb  i()ren  fjeiligften 
gunftionen  beftimmt.  —  3)ie  Jlird)en  würben  ju  bem  gotteöbienft* 
liefen  @ebrauct;c  geweift,  eine  £anbtung,  welche  man  als  ein 
voifötf)ümtid)eöi$reubenfeft  beging,  welcher  aber  bereits  eine  ma* 
gifetye  SBirfung  für  bie  ^eitigfeit  beö  Drteö  beigelegt  warb. 

2>ie  @erätt)fcfyaften ,  beren  man  ju  bem  ©otteöbienft  beburfte, 
würben  jefct  f  oftbarer  unb  bie  Slueftattung  ber  Äircfyen  fctjmucf- 
reicher.  2)aö  einfache  unb  bebeutfamfte  ©tymbot,  baö  £reuj, 
beffen  ©ebrauefy  alt  überliefert  war,  gierte  gewötjnlid)  bie  $ir* 
d)en,  oft  in  ber  vräcfytigften  SUtöfctjmütfung  5  man  bebiente  fic^ 
feiner  aber  aud)  bei  ben  verfcfyiebenartigften  anbern  ©elcgenljei* 
ten2),  trug  eö  fogar  an  6tirn  unb  Leibern,  fet)r  f)auftg  nicl;t 
ot)ne  23eimifcr)ung  beö  Slberglaubenö.  3n  fo  weit  war  ber  2lb^ 
fc^eu  vor  ber  Jhtnft  fdjon  gemitbert,  bajj  man  fid)  feit  (Sonftan? 
tinS  3e^  menfd)tid)e  Slbbitbungen  ofyne  religiöfe  25e$ieljung  all* 
gemein  gefallen  lief.  Slber  an  ber  eigentlichen  (nid)t  fv;mboü# 
fdjen)  JDarftelfung  religiöö  verehrter  ^erfonen,  bie  überwiegenb 
von  einem  weltlicheren  Gt)riftentl)um  gepflegt  warb3),  nahmen  in 


1)  (Stieg U^  (55ef4>id;te  ber  23aitfun[r.     Äuglcr  5hut|tijcfi$icl)te.    1842. 
Eunfen  bie  Snplifen  be$  %xx%  SRoms?.    TO'tncf).  1843. 

2)  Chrysost.  hom.  fiter  bie  ©ottfjeit  Gfmfti.  T.  I.  fo!.  571. 

3)  cf.  Euscb.  vit.  Constaut.  3,  49. 


—    256    — 

ben  früheren  3e^n  ber  ^eriobe  btc  ernfteren  Gtljrifren,  je  ängft* 
lieber  unb  fcr)roffer  fte  waren1),  befto  größeren  Slnftoß,  unb 
wenn  fte  auef)  einen  imifHgen  ©ebraud)  mannet  Silber  jnliefen, 
fo  gematteten  fte  bod),  wie  Slfteriuö  von  2lmafea  in  *)3ontu6 
(350— 400) 2),  nnb  wafyrfdjeinlicf?  aud)  (£r)rr;foftomu6,  barum 
noefy  feine  Slbbilbungen  Gtfjrifti.  2)a$  altteftamentlid)e  SBerbot 
festen  Dielen  nod?  binbenb  31t  fein,  unb  wirfte  bei  (Sufebiuö 
von  däfarea  jufammen  mit  ber  ibealiftifdjen  ©eringfcbäfjung  ber 
Seiblidpfeit3),  bei  anbern  aud)  mit  bem  33ebenfen,  bajj  man  fein 
äc^teö  33 Üb  von  (Sfyrifto  beftfce,  rva&  aber  im  fed)ften  ^afyrbun* 
bert  crlebigt  warb,  ba  man  feitbem  in  (Sbcffa  ein  von  (£l)rifto 
felbft  l)erVorgebrad)teö  jeigte4).  ©egen  (Snbe  be$  vierten  3at)r* 
ljunbertS  ftnb  bie  SBitber  in  ben  Ä1rd)en  fdjon  fe()r  verbreitet, 
namentlich  bie  2)arftellung  ber  9J?arttyrgefdjidjten ,  unb  werben 
von  ben  einfidjtigften  Sehern  alö  ein  geeignete^  Mittel,  ba3  SSolf 
ju  belehren  unb  jur  2lnbad)t  ju  ftimmen,  empfohlen5).  2lber 
bei  ben  Ungebitbeten  ging  bie  fromme  Erinnerung  fdjmell  in  2ln* 
betung  über,  worüber  fcfwn  Sluguftin  flagt6),  beffen  abenblän* 
bifdje  Umgebung  bod)  eine  nüchternere  23etrad)tung6weife  ber  23i(* 
ber  bewahrte,  alö  bie  Orientalen. 

(Schrieb  man  ben  abgebilbeten  Sßerfonen  SSunberfräfte  ju,  fo 
übertrug  man  biefe  fd)on  in  ber  erften  <£ätfte  beö  fünften  %ai)x* 
ljunbertö  aud)  auf  iljre  SSilber,  unb  SÖunbergtaube  unb  aber* 
gläubige  $eref)rung  fteigerten  ftd)  nun  wed)fe(feitig.  3)iefe  (Sr* 
neuung  beS  volfSmä&igen  ^eibentljumö  gab  ben  Singriffen  ber 
3uben  eine  23löj3e,  wogegen  £contiu$  von  9?eavoliö  in  (üy* 


1)  3.  23.  (Epi^antuS,  fcgl.  beffen  23rtef  an  So^amteö  üon  Sevufdem 
bei  £>ieront;muS.  lieber  bie  i§m  untergefefjokttett  23ricfc  f.  9?eanber  II.  I. 
©.  557. 

2)  Hom.  de  divit.  et  Lazar.  ed.  Combefis.  auetar. 

3)  Euseb.  ep.  ad  Constantiam.  ed.  J.  Boivin  adnot.  ad  Nicephor.  Gre- 
gor. Byzant.  histor.     Bonn.  T.  II.  p.  1301. 

4)  Euagr.  h.  e.  IV,  27. 

5)  Nil us  epp.  1.  IV,  61.  ed.  Possinus. 

6)  De  morib.  eccles.  cathol.  I,  74. 


—    257    — 

pem1)  bie  Äird)e,  bie  Silber  unb  it>ve  Üöunber  in  Sd;ut> 
nat)m2). 

2)ie  $ eft feiten3)  mürben,  wie  sjon  Slnfang,  fo  aucf;  je&t, 
»ornefymlicf;  auf  (Sf)riftt  Seiben  imb  93erl)errlid)ung  a(6  SBittefc 
punft  belogen,  unb  ba£  ÜBerjiänbniiJ  berfelben,  alö  eines  §Iuö* 
brutfS  ber  t>erfd)iebenen  (Seiten  beö  cfyriftlicben  SebcnS,  ift  wenig* 
ftenö  ÜWänrtern,  wie  ^ierontymuö4),  noeb,  niebj  entfebwunben. 
SSon  ben  wöchentlichen  geiertagen  würben  sJ>(ittwod;  unb  grei* 
tag  nicr)t  mefyr  allgemein  begangen;  wie  eö  fct)eint,  in  ben  gro* 
pen  ©tobten  noct)  am  längften  buret;  einen  ©otteöbienft  au6ge* 
jeic^net.  £)en  greitag,  welchem  man  bie  größere  23ebeutung 
beilegte,  efyrte  ©onftantin  burd?  Slnorbnung  tton  ©ericfytöferien, 
gleich,  bem  Sonntag5).  3)en  Sonnabenb  feierte  man  im  Orient 
nad)  ünbenc^riftüctper  Ueberlieferung  fabbatfjartig  6),  buret)  ©otteö* 
bienft,  jum  Stjeit  burd;  2lufl)ören  ber  Slrbeit7),  burd;  Verbot 
ber  gaften.  dagegen  erHärte  3nnocenj  I.  r>on  9tom  bie  bort 
b,erfommlicr)e  Sitte  ber  Sabbat()faften  für  allgemein  notfywenbig  8). 
(Sitte  unb  @efe|$  bewirf ten  met)r  unb  meljr,  bafj  am  Sonntag 
öffentliche9)  unb  ^rit>atgefd;äfte ' °)  mieten.  Gonftantin  gab 
bie  ^affenbe  SBerorbnung,  baf*  an  biefem  £agc  bie  greilaffung 
t>on  Sclaöen  erfolgen  fotfte. 

Unter  ben  3at)re6feften  Hieb  ba6  ^affaljfeft  baö  tjaupt* 

1)  Leont.  apolog.  pro  Christian,  adv.  Jud.  fragm.  in  Act.  Concil.  Ni- 
cen.  II.  a.  787.  act.  4.     Harduin.  IV,  194.    Mansi  XIII,  43. 

2)  Ueber  betö  ©anje  ttergl.  Frid.  Spanhemii  historia  imaginum.  Opp.  III. 
Günter  (ginnbüber  unb  ÄunfborjteKungen  ber  alten  G»(;rijten.   Sllton.  1825. 

3j  @.  SlugufK  bie  cf>rifHtd;en  gefte.  (Slrdniologte  Xi)l  1-3.  1817  flg.) 

4)  Commtr.  ad  Ep.  Galat.  c.  4. 

5)  33or  321.  Cod.  Theod.  II.  VIII.  1. 

6)  Constitut.  Apostol.  II,  59.  cf.  VIII,  33.  V,  15.  33gl.  ciud)  ben  im» 
beutltc$ett  can.  16.  Concil.  Laodic. 

7)  Conc.  Laodic.  c.  29. 

8)  Ep.  ad  Decentium.  Sgl.  Slitguftinö  freifinntgere  ^Betrachtung  in  bem 
5Br.  36.  ad  Casulanum.  ep.  54.  ad  Januar. 

9)  Euseb.  vit.  Const.  IV,  18.  19.  20:  Verbot  bev  «Wttitärübunflen.  Cod. 
Theod.  VIII,  VIII,  1.  3.  (a.  386.)  Verbot  aller  bürgerlichen  SBcvfmnblungcn. 
XV,  VII,  1.  5.  (a.  425.)  Verbot  ber  ©dxtufrt'ele. 

10)  Conc.  Laod.  c.  29. 

17 


-    258    — 

fad)licl;ftc.    ©eitbem  baö  (Soncil  von  9?icäa  ben  l)cibend)rift(id)en 

©ebraud)  in  SBefrimnwng  beö  £ageö  ancrfannt,  blieb  ber  juben* 

d)riftlid)e  auf  bie  geviritje  gartet  ber  Quartodecimani  befc^ranft. 

Um  (Svivl)ania3  pflegte  ber  *]3atriard)  von  2l(eranbria  ben  nä# 

ften  Dftertag  befannt  ju  machen,  waö  aber  ftarfe  2Ibweidjungen 

von  9lom  nod)  jur  3e^t  bcö  3)iom;fiu3  (Srigmtö  nid)t  befeitigte. 

2)aö  Dfterfeft  warb  bereits  mit  einem  QtyfluS  von  untergeorb* 

neten  geften  umgeben.    eingeleitet  warb  e6  burd)  eine  3^it  ber 

35u$e  unb  Saften,  (bie  quadragesima,  xEOöaQaxoöxi),)  welche 

an  manchen  Orten  vor  (Snbe  beö  vierten  3af)rf)unbertö  febon  auö 

40  Sagen  beftanb1),   aber  nod)  im  Sauf  beö  fünften  Saljrljun* 

bertö   verfebieben  nad)   2)auer   unb   2lrt  beö  ^aftenö   gehalten 

warb2).     3)en  ©d)lujj   berfelben   machte   bie   grofte   2Bod)e, 

eß&of.tu&  r\  /.teyäh],   in  we(d;er  ber  ^almfonntag,   ?)luqc( 

xiov  ßcctcov,  alö  üag  ber  greube  unb  ©nabe;  ber  2)onnerftag, 

ayia  nevxäg,   quinta  feria  paschae,  burd)  ©enufj  beö  Slbcnb- 

mal)(ce;    ber  ^ v  e  i  t  a  g  rjf.i£Qa  xov  gtcxvqov  ,  Häoya,  unb  ber 

© o nn ab cnb,  xb  fiiya  oaßßaiov.  auf  welchen  man  aud)  bie 

kaufen  ju  verfvaren  pflegte,  ausgezeichnet  würben.    2htö  biefer 

2Bod)e,   bem  Seibenövaffat)  (TLüaya  oxaiiqüai^iov),    bilbete  bie 

glänjcnbc  DftervigiUe,    bereu   feierliche    $rad)t    felbft   auf   bie 

Reiben  white3),    ben  Uebergang  in  bie  folgenbe  be3  Sluferfic* 

t)ungöfefte5  (Tlaoya  avaaxäoi(.iov),  weld)eö  gefcbloffcn  warb  burd) 

bie  Dctave  beö  ^3affat),  dominica  in  albis,  xvyicotr)  ev  Xsvxolg, 

oetava  infantium,  dies  novorum.   iDic  näcbften  50  Sage  nad)  bem 

5ßaffar)  inSgefammt  gelten  für  eine  greubenjeit,  auö  welker  man 

baö  geft  ber  Himmelfahrt  unb  ben  ©d)(u{3tag,  nsvi?]xoax?] ,  jum 

Slnbcnfen  an  bie  ©enbung  beö  ©eifteö  nod)  befonberö  ()ervorf)ob. 

ÜBon  ber  Verbreitung  beö  @p ipt) antaöf efteö  (eoQx?)  xüv 

(pcoTwv,  xä  cpcoia)  nad;  bem  Dccibent  ftnbet  fid)  bie  erfte  fiebere 

6vur  in  bem  Umftanbe,   baß  ber  Äaifer  ^ulianuö  um  360  in 

33ienne  bie  geier  mitmad;te4).    SSKan  vflegte  ifun  in  biefen  weft* 


1)  Chrysost.  adv.  Jud.  Orat.  IH,  4.   T.  I.  fol.  611  Montfauc. 

2)  Socr.  V,  22. 

3)  Gregor.  Nazianz.  Orat.  II  in  Pascha.     Augustin.  Serm.  219. 

4)  Atuniian.  Marc.  XXI,  c.  2. 


-    259    - 

liefen  ©egenben  bie  nid)t  urfprüngliclje,  aber  (innrere  ^iefjung 
auf  Slnbetung  ber  üftagier  unb  Sefefyrung  ber  £eibenwelt  ju 
geben1).  2)aö  2Betr)nac[)tfeft  würbe  befonberS  burefj  bie  23er* 
mitthtng  9?omö  mtf)  bem  Orient  tferfcflcmjf,  bürgerte  ftd)  aber 
fpät  bort  ein,  benu  wäljrenb  e3  ba(b  nadb  Glitte  bcS  inerten 
3a()rfyunbert3  in  9tom  ein  fcfwn  fetjr  angefeljeneö  $e(t  ift2),  fagt 
(SI)n;foftomu3  im  3af)re  386,  baß  e3  in  2Intiod?ia  nodj 
nid;t  sefjn  3a£)re  befannt  (et3).  3n  @f)n)foftomuS  Umgebung 
fyatte  eö  ©egner,  unb  aud)  ©regor  üon  9ttyffa  wußte  eö  gegen 
,£jerabfe$ung  »ertfyeibigen4).  3n  2legt;pten  gab  man,  tfU'Wüfe 
(tan  (agt5),  bem  (S^ipf)anien(e(t  nad)  attcr  (Sitte  bie  boppette 
Deutung  beö  ©eburtS*  unb  SaitffefteS  Gfjrifii  (£uc.  3,  23),  boef) 
fd)on  $u  (einer  3*it  nafjm  man  bort,  waf)rfd)ein(itf)  burdj  93er- 
btnbung  mit  9tom,  eine  felbftänbige  9BeU)nacr/tfeier  für  ben  25ten 
£)ecember  an6).  9J?and)e  orientalifdpe  £irc(?en  feierten  nur  baS 
2ßeit)nad?tfeft  unter  bem  Tanten  smcpavia,  d-sotpana1).  2Iuö 
ben  nafje  liegenben  (Saturnalien  würbe  einiges  in  bie  $eftge* 
brauche  aufgenommen,  unb  bie  Qjergleidutng  mit  ber  SÖinterfon* 
nenwenbe  ift  etwaö  geläufiges ;  aber  e£  ift  nic^t  wafyrfdj einlief, 
Weber  an  fiel),  noefy  nacf>  bem  bamals  gewöhnlichen  93erfa^ren, 
baß  man,  um  bie  (Saturnalten  ju  »erbrangen,  einen  fd)on  an* 
berS  beftimmten  £ag  beö  gefteö  in  ben  25ten  SDecember  »er* 
wanbelt  fyaben,  unb  noef)  weniger,  baß  baö  fttft,  was  in  ber 
@efammtanfd)auung  ber  abenbfänbifcfyen  Äirc^e  feinen  tieferen 
©tunb  hat,   jit  biefem  3wecE  erfunben  fein  foflte;   fonbern  baö 


1)  Maximus  Taurin.  (400—450)  Homil.  VI.  VII.  2(uc&  auf  bie  erjle  £)f= 
fentmrung  ber  SBunberfraft  a\tf  ber  £ocf)5eü  ju  Sana  ttarb  4$  bejogen,  dies 
natalis  virtutum  Domini. 

2)  .3«^  3^t  k^  Sifc^of  Ctberiuö,  Ambros.  de  virgin.  III,  1. 

3)  Homil.  in  dieni  natal.  Christi.  §  1.  T.  II.  23eftättgt  bltrcf)  hom.  in 
Pentecost.  I.  1.   7ia(f  i)fj.wv  koQiij  tj  ngtoirj  ja  iniffävia. 

4)  Gregor.  Nyss.  hom.  in  d.  natal.  Chr.  T.  III.  fol.  352.  ed.  Paris.  1638. 

5)  Collat.  X,  2.  cf.  Cosmas  topogr.  ehr.  ed.  Montfauc.  Collect,  n. 
patr.  II,  5. 

6)  Homil.  Pauli  Emisan.  (a.  432)  in  act.  Concil.  Ephes.  Mansi  IV. 
p.  293.  cf.  Constitut.  Apost.  V,  13. 

7)  Epiphan.  Expos,  fid.  tfjftiga  iwv  int<[ciYiu)v,  oie  {ytvvtiflr}  I»'  aaaxi 
o  y.vniog.     Hieron.  ad  Ezech.  c.  1. 

17  * 


—    260    — 

2)atum  beruht  r>ermutf)lic!)  auf  mi)ftifcr)en  Deutungen  unb  apo* 
frr;pr;ifct)er  Ueberlieferung  *).  —  (Sine  9?eujaf)rSfeier  führte 
man  atterbingS  mit  9iütffid)t  auf  bte  auöfdjmeifenben  gleid^eiti* 
gen  $eftlid)feiten  ber  Reiben  ein,  aber  nid)t,  inbem  man  ein 
greubenfeft  jum  (Srfa^  anorbnete,  fonbern  butcf)  bveitägige  93ufje 
unb  haften  bie  Gfyriften  an  ben  Unterfcfyieb  ber  ©tanbpunfte  er* 
innerte2). 

S)ie  @igentf)ümticl)feit  ber  tteberlieferungen  unb  (Srftnbungen 
brachte  in  ber  3Be()anbIung  beö  ©otteöbienfteS  ber  tterfebiebenen 
&ird)en  eine  grofje  9J?annigfa(tigfeit  t)err>or,  bie  ftd)  aber  baburd) 
mefyr  ausglich,  ba£  bie  ^au^tfirc^en,  beren  Siturgien  je&t  $u  fe* 
fterer  ©eftatt  gebracht  würben,  in  ber  9?cget  dufter  Bieter  un- 
tergeorbneten  würben3). 

3n  ber  3ufammenfe£ung  beö  ©otteSbienftcö  behielt  neben 
bem  ©ebet,  unb  bem  Sefen  ber  fyeüigen  <5d)rift,  melcbeö 
jefct  allgemeiner  nad)  beftimmten  2ibfcf?nitten ,  bie  ficf>  nad)  ber 
geftorbnung  richteten,  erfolgte*),  bje^rebigt  eine  t)au£tfäd;lid?e 
©teile,  wiewohl  bie  jübifcfye  ^rieftertbee  bie  %iVMifymt  beö  Situr* 
gifd)en  unb  ©mnbo(ifd)en,  unb  baö  93orurtf)eit  begünftigte,  alö 
feien  bie  magifd;  roirfenben  gunftionen  be6  ^riefterS  baö  2Befent* 
lidje  be$  ©otteöbtenfteS,  unb  fomme  eö  auf  baö  3)ibaftifd;e  gar 
nid)t  an.  33ie(e  bagegen  brachten  auö  bem  £eibentf)um  ben  @e* 
fd)macf  an  ber  9^t)etorif  mit,  unb  Ratten  £t)eUnaf)me  nur  für  bie 
$rebigt,  gaben  aud;  n>ol)(,  roenn  ftc  ifyren  SInforbcrungen  ge* 


1)  <S.  9?eanber  ©.  588  flg.  Dagegen  bie  ©rünbe  für  bie  abfidjtlicfce 
Verlegung  auf  ba6  fätfc^Iitf^  für  ben  25.  Secemkv  beregnete  SBinterfolftt- 
tium,  ©iefeler  ©.  288.  ©ine  altftmfcfje  (Stimme  bafür  Assemanni  Bibl. 
oriental.  II.  p.  164.  Leo  M.  Serni.  XXI,  6  beWeift  ttid)t.  Joannes  Nicen. 
bei  Cotelier.  Patr.  Apost.  Constit.  Ap.  V,  13.  not.  ift  ganj  untterläpd).  cf. 
Jablonski  de  origine  festi  nativitat.  Chr.  Opusc.  ed.  de  Water.  III.  Cred- 
ner  de  natalitiorum  Christi  et  rituum  etc.  origine  in  SU  gen  B^fö1-  f"r 
Ihifror.  £l>eol.  III,  II. 

2)  Isidor.  Hispal.  de  offieiis  I,  c.  40.     Concil  Turon.  II.  (a.  567)  c.  17. 

3)  Liturgien  ».  3t om,  Sttatlanb,  be3  23aftlius?  »on  Safarea.  Die  St- 
ieße bekannte  Constit.  Ap.  8,  16.    Die  (Sammlungen  f.  ©.  5. 

4)  Chrysost.  Hom.  IV.  in  Act.  App.  T.  III.  August.  Senn.  231.  239. 
cf.  232. 


—    261    - 

nügte,  tyttti  Setfau*  laut  ju  erlernten1).  Sic  alte  Äirctje  treibt 
um  biefe  Seit  bie  fcfyönften  ©lütten  geifttictjer  23erebfamfeit,  be* 
fonberö  iu  ben  griecfufct;  gebilbeten  Steilen.  Sparen  aud)  feie 
$rebigten  nidjt  frei  »on  ber  SSerbilbung  ber  Styetorfc&ulen,  feljlt 
itmen,  ba  fte  tfjeitö  nur  nad)  einem  Entwürfe,  tfyettö  aus  bem 
(Stegreif  gehalten  würben,  aucfy  häufig  ber  fefte  ©ang  be6  ©e* 
banfenö,  ift  aucö  baö  eigentlich  (Srbauitc^e  mit  bogmatifc^er  unb 
polemifcfjer  ©elefyrfamleit  gemixt,  meiere  man  bei  ber33efd)ranft-- 
r)eit  anberroeitiger  93ilbung8gelegenfjeUen  auf  biefem  SSege  ber 
©emeinbe  glaubte  jufüfjren  ju  muffen,  unb  bie  2lu6legung  ber 
23ibel  fo  nntlfürtid;  unb  fpielenb,  wie  e6  nur  bie  Äinbljeit  ber 
eregetif^en  Äunfi  entfcf)iübigt,  fo  fmb  boct;  manche  biefer  Setflun* 
gen  lange,  unb  in  einzuleiten  bauernb  ÜÄufter  geroefen.  93or 
allen  öerbienen  bie  £omilien  beS  (St)ri;foftomu3  ben  ^reie, 
beren  flarer,  »oller  ©trom  ftd)  unerfdjöpft  aus  bem  Cluetl  c^rift- 
lieber  SSegeifterung  ergießt,  in  ber  l)armonifcr;ften  Bereinigung 
beö  Hafftfc^  (Eblen  mit  bem  @l)riftentl)um,  welche  jene  3al)rf;un* 
berte  aufeuweifen  l)aben;  fruchtbar  buref)  ben  bibüfcfyen  Snfyatt 
unb  burefy  gefd)ictte,  erfahrungsreiche  Slnroenbung  beffelben  auf 
bie  fefyr  mannigfaltigen  3uflMbe  ber  S3eüolferung  in  ben  großen 
©labten,  welchen  er  »orftanb.  9M)r  ©dforoung  ber  ©erebfam* 
feit,  große  gütle,  2ebt)aftigfeit  unb  ©eroanbtljeit  jetc^nen  @re* 
gor  üon  ^a^ianj  au$,  ber  iüelleic^t  baS  f)erttorftecf)enbfte  %a* 
tent  befaß,  aber  ben  Strafen  unb  ber  3>ectamation  ber  (Schulen 
aud)  am  meiften  nachgab.  S)ie  Dieben  beö  ©afiliuö  ö.  ßäfa* 
rea  fmb  bebeutenb  burd)  ben  ©ruft,  mit  roeldjem  fte  auf  £eili* 
gung  bringen;  bie  beö  ©regor  üon  9h;ffa  l)aben  »erhält« 
nißmaßig  mefjr  ©ebrungenfyeit  unb  ftrenge  (Sntwicflung  ber 
©ebanfen;  bie  beö  (Syrill  öon  Serufalem  empfehlen  fid;  burd) 
Sßärme,  gluß  unb  gaß(id)feit.  3n  ber  abenblänbifd;en  $ird)e 
ftanb  mit  ber  allgemeinen  93 Übung  aud)  bie  ©erebtfamfeit  ju- 
rücf,  t)atte  aber  im  ©anjen  ben  Borkig  größerer  (§infad)l)eit. 
3lmbrofiu6  »on  9)iai(anb,   «ßetruö  (Gl)rtyfologuö)  »on  $a* 


1)  Gregor.  ISaz.  Orat.  42.  ed.  Bened    cf.  Hieron.  ep.  ad  Nepotian. 


—     262    — 

»enna,  unb  üftavimud  son  allein l)  waren  gefebü^te  9iebner, 
feiner  inbep  erreichte  ben  Slugufiinuö,  welcher  mit  feinen  aus 
ber  JEiefe  ber  Seele  fommenben  SBorten  baö  3nnere  ber  ©emü* 
tfjcr  erfebütterte,  unb  felbft  eine  treppe  Einleitung  $um  $rebi- 
gen  »erfaßt  fyat2). 

£er  £ird)  engefang  würbe  nad)  ber  muftfaliföen  unb  biet)* 
terifd)en  Seite  weiter  auSgebilbet  (S3  würben  faft  überall  jum 
nieberen  SHeruä  gehörige  Äirdjen  fang  er  angefteüt,  benen,  um 
Stttjj&räucfce  31t  öermeiben,  ber  liturgifa)e  Ginjelgefang  auefcpetjlid? 
übertragen  würbe 3).  £ie  ©emeinbe  beteiligte  fta)  beim  ©efange, 
balb  inßinem,  balb  in  abwed)felnbcn  Gieren,  ober  im  2Bed)fe(gefang 
mit  bem  Sanger4).  £ie  großen  Stäbte  bUQmntö,  befonberö 
$[ntiod}ia 5)  traten  öiel  für  bie  funftmätjigere  33efyanb(ung  beö  ©e* 
fanget,  im  Slbenblanbc  white  i?ornel)mli$  SImbrofiuö  bafür. 
Sie  Q3erfcfcönerung,  bie  man  anbrachte,  gefa;al)  aber  nid?t  feiten 
metyr  im  tbeatralifd)en  &tyl,  a^  mit  bem  ©epräge  einfacher 
Sßürbe,  fcaö  ft#  fyier  ziemte6).  —  3u  ben  Pfannen,  3>orolo* 
gien  unb  furjen  t)t;mnifd;en  gpfanuqenffeQungen  aus  Sc^riftwor* 
ten  fcatten  fiel)  fcfwn  tüele  freie  ©rjeugniffe  ber  £ird;enpoefte  ge* 
feilt.  £a  bie  £äretifer  häufig  ben  fdjiwer  ju  »erwifefcenben  (Sin* 
bruef,  weldjen  foltfje  Sieber  aufö  SSolf  machen,  für  Verbreitung 
iljrer  Slnftrtucn  benutzten,  würbe  man  mi^trauifd)  gegen  bie  neu 
^injufommenben  ©efange7),  anbrerfeitö  lag  barin  eine  Sluffor- 
berung,  bura)  Sieber  tit$ti$  rechtgläubigen  3nl)altö  jenem  ©in* 
fhtp  su  begegnen.  £iefe  ©ebic^te8)  fmb  $$WWt  welche  bie 
©nabenerweifungen  ©otteu,  befonberö  bie  Sfyatfa^en  ber  (Srlö* 


1)  Zie  ^rebüjteu  be»  pernio  unb  WUtfMM  berait^.  b.  SRa&ttOttfe  ?uon 
1623.  2.2tuc;g.  1671. 

2)  SDaö  vierte  Sud'  de  doctrina  Christian 

3)  Conc.  Laodic.  c.  15. 

4)  Basil.  M.  Ep.  207. 

5)  £afcn  ber  Gkfancj  in  ber  \<n:  tftre&e.    i\ixim\H)Vcx.  5(rdus.v  1823.  III. 

6)  Isidor.  Peius.  Ep.  I,  90.     Hieron.  Comm.  Eph.  5,  19. 

7)  Concil.  Laodic.  c.  59.  Concil.  Bracar.  (561)  c.  12:  Vt  extra  psal- 
mos  vel  scripturas  canonicas  nihil  poetice  compositum  in  ecclesia  psalla- 
tur.     Cf.  bitgfijen  Concil.  Toletan.   c.  13.  (a.  633). 

8)  $fll.  ScftrSffr  äirc&eiui.  £6.  VII 


—    263    — 

fung,  pfeifen,  gememiglicD  ofyne  poetifcl;eu  goimmertl),  wie  bie 
c^riftlicfye  ^ßoefte  t>er  3eit  überhaupt,  abev  burc^  ßiiüerftcbt,  Straft 
unb  ©ebrungenfyeit  jum  Sljeil  ausgezeichnet,  fo  bajj  einige  in 
Überarbeitungen  bis  auf  unfre  3^it  mit  großer  (Srbauung  ge^ 
brautet  werben.  Ü)ie  bebeujenbften  2)idj)ter  fmb  (Spfyraim  ber 
(Syrer,  Slmbrofiuö,  ^Uaviuö  öon  *)3ictattium,  ©ebuliuö'). 

93on  bem  ©efange,  ber  ^rebigt  unb  gewiffen  ©ebeten  burf; 
ten  alle,  welche  bie  £ird)e  betraten,  3eil9e  fem;  ein  anbrer  £f)cil 
be3  ©otteöbienfte6  aber,  befonberö  bie  2lbenbmat)l6riten,  war  nur 
für  bie  ©etauften2),  unb  bie  9?ict)tgetauften  ober  r-om  Slbenb« 
mat)l  Sluögefcfyloffcnen  würben  »or  feinem  Slnfang  entfaffen.  9cad; 
bem  ßntlaffungöaft  (missa)3)  erhielten  beibe  ^auptabfcl;nitte  beö 
©otteöbienfteö  ben  9?amen  missa  catechumenorum,  XaixovQyia 
tcov  xazr]%ov/iievcov  unb  missa  fidelium,  XeixovQyia  tcov  m- 
oxiov.  2)ie  Orbnung  ber  3wifcbent)anb(ungen  würbe  feftgeftellt 4), 
fte  waren  aber  nicryt  aller  Drtcn  biefelben. 

3)ie  Saufe  unb  baS  2Ibenbmat)l  würben  mit  einem  »oll- 
ftänbigeren  unb  ^um  St)eil  fet)r  finnreicfyen  ©yftem  »on  ©wnbo* 
len  umgeben5).  Sßaö  bie  Saufe  betrifft,  fo  galt  bie  Äinber* 
taufe  jwar  allgemein  für  apoftolifc^e  Stiftung;  febod)  tl)eilö  fttt> 
licl;e  ^eicfytferttgWt,  tt)eÜ3  mifoerftanbne  (§l)rfurct;t,  unterftüljt 
burd?  bie  ^orftellung  »on  ber  magifcb,  reinigenben  Sßirfung  ber 
Saufe  unb  burd;  bie  Unflartjeit  über  il)r  9Sert)äÜni^  juv  ©efammt- 
entwict'lung  beö  cfyriftlicfyen  2ebem3,  Huberten,  fo  bringlicl?  bie  we* 
niger  befangenen  2el)rer  aueb,  baju  ermahnten6),   baß  fte  allge- 


1)  G.  Fabricius:  Poetar.  velt.  christianor.  opera  christiana.  Bas. 
1564.  Mt.  Gcr])ert:  scriptores  ecclesiast.  de  musica  sacra.  1784.  iDcr^ 
feite:  De  cantu  et  musica  sacra  a  prima  eceles.  aetate  usque  ad  praesens 
tempus.  1774,  Äief ewe t tc v  ©cfcl;.  ber  cuvo^ätfd;- otcnblöub.  9J?u(tf.  1834. 
Daniel  thesaur.  liymnolog. 

2)  £)itt)cv  mit  2lufyidun<}  (Ulf  bie  disciplina  arcani  a\$  (Siitgctociljte,  ut- 
f.iyi]f.u'yoi,  kjciclmct. 

3)  Missa  =  missio.  Avit.  Vienri.  Ep.  I:  In  ecelesia  palatioqno  missa 
fieri  pronuntiatur,  quuin  populus  ab  observantia  dimiUitur.    Aug.  Serm.  49. 

4)  Concil.  Laodic.  c.  19.     Bruns  I.  p.  75. 

5)  Ci'.  Cyrill.  Ilicros.  cateebes.  mystagogicae. 

6)  Gregor.  Nazianz.   orat.  40.     Greg.  Nyss.  orat.   i»   eos   qui  diüVrunt 


—    264    — 

mein  eingeführt  würbe.  3)ie  Äatecfyumenen  fonberte  man  in  bret 
Waffen:  1)  cc^Qocüfievoi;  2)  yövv  xXivovTsg;  3)  (fioTity/nevoi 
(competentes) l).  3u  bem  ©rorctemuö  tarn  ba$  (Symbol  be$ 
*)3ofttwen,  ber  ©eifteömittfyeilung,  fytnju  (i/tupvorj^ia,  insuffla- 
tio);  im  23egriff,  bie  Saufe  $u  empfangen,  leiftete  ber  taterfw-' 
men  bie  Slbfage  gegen  ben  Teufel  unb  bie  Sufage  an  (Sf)riftu3, 
worauf  er  in  bie  Sauffapefle  (ßaTiztoT^Qwv)  unb  an  ben  23e* 
fetter  beö  Saufmafferö  (xolv[.tßrjÖQa,  piscina)  geführt  warb. 
3u  ber  überlieferten  Salbung  Würbe  eine  jweite,  bie  ber  Saufe 
voranging,  Zugefügt2);  jene,  bie  »otlftänbigere,  machte  in  man* 
crien  öftlicf?en@egenben  einen  2Seftanbtf)eil  ber  bifcfyöfficr/en  girmelung 
auö3);  in  anbern,  in  9?orbafrifa  $.  33.,  ni$t4);  3nnocen$  I. 
entfcfyieb  aber  aucr)  für  baö  Slbenblanb,  bafj  fte  ein  bifcfyöflicfyeS 
$orre#t  fei5).  3)ie  ©etauften  sogen  weifje  ©ewänber  an,  unb 
pflegten  fte  unb  bie  93erf)ülhtng  beö  ^aupteö  an  ber  £>ctar>e  be$ 
SauftageS  wieber  abzufegen.  Üftacfcft  bem  Dfterfabbatt)  war  in 
ber  orien tauften  £ird)e  baö  (Spipfyanienfeft,  in  ber  oeeibentaü* 
fdjen  baö  ^3ftngftfeft  bie  am  meiften  beliebte  Sattheit,  unb  fcr)on 
machte  ftd)  ba6  ^orurt^eil  geltenb,  e6  bürfe  nicr/t  an  jebem  Sage 
getauft  werben6). 

3)er  einftige  3ufammenl)ang  beS  ?Ibenbmaf)(e3  mit  ben  Sie* 
fceSmaljlen  erhielt  ftcfy  nur  in  fc^wac^en  «Spuren.  £)ie 
urfprünglic^e  ©eftatt    ber  Slgapen    würbe    meiftenS  nid^t   mefyr 


baptism.  Chrysostom.  hom.  18.  in  Joan.  23on  ben  •Hemmungen,  roelcfye 
bem  cfyrifHicfyen  Sinfhtfj  auf  bie  Äinbcr  buref)  ben  2luffd)ut>  Bereitet  fourben, 
homil.  12.  in  Ep.  I.  ad  Corinth.  §.  7.    cf.  Wall  historia  baptism.  infant.  I. 

1)  fKött  t)flt  mit  Unrecht  ciuö  Concil.  Neocaes.  c.  5:  Bruns  I.  p.  71  ge- 
fcMojyen,  bafü  eö  nuty  eine  »ierte  klaffe  ber  üitteclntmcnen,  bie  Uwaov/.ie- 
voi ,  gebe. 

2)  Constit.  Ap.  VII,  22.     Cyr.  catech.  myst.  2,  3. 

3)  Conc.  Laod.  c.  7. 

4)  August,  c.  Donat.  5,  33  läfjt  übertvetenben  •£>äretifent  nur  bie  f>anb' 
Auflegung  erteile«,  worauf  jugleicb  crljettt,  bn§  $u  feiner  ßeü  in  Diorbiifricrt 
bie  Äetsertaufc  nnerfamU  rourbc;  über  bie  oriental.  Slnftcfyt  »on  berfelben  »gl. 
Conc.  Laodic.  c.  7.  8. 

5)  Innoc.  Ep.  ad  Decent.  (a.  416). 

6)  3-  33.  bei  ©iriciuö  »on  9?om  ep.  ad  Himerium  Tarracon.  Chrysost. 
in  Art.  Ap.  hom.  I,  8. 


—    265    - 

tterftanben1),  unb  war  fafi  überall,  wo  fte  ftcfy  im  öierten  3ar> 
fyunbert  nod)  »orfanben,  ju  einer  ©peifung  ber  ©emeinbearmen 
burcl)  bie  9teid;en  au6  2lnfaß  irgenb  einer  geftticfyfeit  geworben 2). 
2ßeil  (ie  in  ben  engeren  S3creic^  beS  ©otteSbienfteS  nicjj)t  get)ör* 
ten,  nnb  burct)  (Sinfluß  ber  ^olföfttte  f)üuftg  in  fyetbnifc^e  6$mau* 
fereien  ausarteten3),  »erroieS  man  fte  aus  ben  ^irc^en4);  als 
aber  bie  @uftl)atianer  fie  ganj  aufgehoben  wiffen  wollten,  er- 
Harte  fi$  baS  Sonett  öon  ©angra  (c  11.)  für  il)re  gortbauer5). 
2)er  SluStl)ei(ung  beS  SlbenbmafyleS  ging  bie  (Erneuerung 
bcS  25ruberbunbe3  unb  ein  feierlicher  SBecfyfefgefang  $wifcf)en  ©eift* 
ticken  unb  ©emeinbe,  ber  bie  ©efüt)(e  bcö  SebürfniffeS  unb  3) an* 
fcö  auöbrütfte,  üoran.  Sann  tljat  ftcfy  ber  23orf)ang  üor  bem 
Slltar  auf,  ber  ^Hefter  erfd^ien  mit  33 r ob  unb  Söein,  unb  fprad) 
bie  (Sinfe#ungSworte  (Sfyrifti,  in  ein  ©ebet  verflochten,  jur  Son* 
fecration  barüber6).  2)arin  ftimmten  alle  überein,  baß  53rob 
unb  Söein  »ermöge  biefer  SBeifje  l)ö§ere  Gräfte  erhalte,  unb  in 
gewiffer  SBeife  (SljrtjH  Seib  unb  23(ut  fei,  unb  baß  ber  ©enuß 
eine  geiftig  leibliche  SSerflärung  wirfe,  aber  jene  23ejci$nung  tft 
mit  fo  ungenauen  Sßorftellungen  r>erbunben7),  baß  fte  batb  nirfjt 
über  bie  fi;mbotifd)e  Sepefjung  f)inauö$ufommen  fdpeinen,  wie  bie 
ber  älteren  Drigeniften8)  unb  beS  SluguftinuS9),  balb  nid)t 


1)  Chrysost.  in  I  Cor.  hom.  27. 

2)  August,  c.  Faust.  20,  20:  Agapes  nostrae  pauperes  paseunt,  sive 
frugibus  sive  carnibus. 

3)  Greg.  Kaz.  carm.  217.     Basil.  Magn.  regul.  maj.  qu.  40. 

4)  Conc.  Laodic.  c.  28.  Canon,  eccl.  Afric.  c.  42.  Coneil.  Trullan. 
II.  c.  74. 

5)  33gl.  Drescher  de  veter.  Christianor.  agape.  Gies.  1824.  (55 1  e f  e=» 
ler  Ä.  ©.  I.  II.  @.  299  fTg. 

6)  Chrysost.  de  prodition.  Judae.  hom.  I,  6.  T.  II.  Ambros.  de  ini- 
tiandis  c.  8.  T.  IV.  Nam  sacramentum  istud  quod  aeeipis  Christi  ser- 
mone  conficitur. 

7)  33gL  9Jeanbev  II.  II.  ©.  1250  flg.  3Rüttf#er,  ».  min,  Dogmen* 
gefd).  I.  @.  498  flg.    (Sbrarb  ©efö.  ber  £e()re  ».  3tbenbmcu)I. 

8)  (Snfebtnö  demonstrat.  evang.  I,  10.  39.  theolog.  eccles.  III,  12. 

9)  Ep.  ad  Bonifac.  98,  9:  Si  sacramenta  quandam  similitudinem  earuin 
reruin,  qua  nun  sacramenta  sunt,  non  haberent,  omnino  sacramenta 
non  essent.     Ex  hac   autem   similitudine   plerumque  ctiam  ipsarum  rerum 


-    266    — 

lunter  einer  uurflicfjen  23eru)anbhmg  in  (Sfyrifti  ßcib  unb  33litt 
surütfsubteiben1).  Slber  ba£  mit  ben  eine  ^erwanbtung  auöfa* 
genben  Benennungen  (/.teraßäUsodai,  (.isTai-ioQffovG&ai,  iie- 
zaoTOL%eiowd-cu)  bennoct?  nid)t  mer)r  gemeint  fei,  atö  bie  2Bir* 
fung  beö  £ogoö  in  unb  mit  ben  2lbenbmaljlöelementen,  gef)t  bar* 
auö  fyeröor,  baf?  biefetben  Jtirc^entefyrer  fte  wieberum  in  uneigent* 
liebem  ©inne  beuten,  ober  mit  Sluöbrütfcn,  bie  ein  nur  fmnbo* 
Ufctyeö  2}ert)ältnif3  angeben,  abwedeln  (äffen 2).  3n  ben  Streitig* 
feiten  über  bie  ^erfon  (Sfjrijii  unterfdjieben  bie  antiod)enifc&cn 
^irc^entct)rer  baö  ©öttlicfye  unb  baö  «Sinnliche  im  ©aframent 
bestimmter 3);  nur  bie  im  Innern  beö  Sftenfcfpen  liegenbe  23ebin* 
gung  würbe  in  ber  ganzen  ^eriobe  öermöge  ber  Neigung  jum 
objefttü  @6ttlid)en  nicfyt  mit  ßlarfyeit  unb  ibrem  (Einfluß  ange* 
meffen  gemürbigt.  2)a$u  trug  bie  immer  mefyr  jübifcfye  Färbung 
ber  Dpferibee  bei,  wonach  man  baö  Slbcnbmaljt  jwar  immer 
nod)  atö  ein  £>anf*  unb  2Bett)eopfer  für  bie  Segnungen  ber  üfta* 
tur,  ober  alö  ehr  erinnembeö  Symbol  beö  Dpfcrtobeö  (Jfyrifti 
faf?te,  ober  mit  Stuguftin  bie  @ott  geweifte  ©emeinbe  alö  Opfer 
barfteltte 4),  wobei  iebocfy  auet;  bie  priefterüd;e  Opferung  beö  Sei* 
beö  unb  SSluteö  (Sfiriftt  fd;on  in  unbeftimmteren  2lnfd)auungen 

nomina  aeeipiunt.  Sicut  ergo  seeundum  quendam  modum  sacramentum 
corporis  Christi  corpus  Christi  est,  sacramentum  sanguinis  Christi  sanguis 
Christi  est,  ita  sacramentum  fidei  fides  est. 

1)  Gregor.  Nyss.  orat.  catech.  magn.  c.  37:  *«A&]if  ovv  xcu  vvv  tov 
reo  Xöym  tov  9sou  äyta^of-iti'ov  uqtov  {ig  owtxa  tov  Osov  Xöyov  [.mtu- 
7ioi£to!tai  niaievoaat.  Kai  yc<Q  txeTvo  ib  aw/uu  ccqtoq  tT;  övvä/nti  tjv, 
ijytäa&r]  öh  tTj  iniaxrjvwon  tov  Xöyov  zov  oxi]vüaaviog  £v  Ttj  oc<qxi. 
Ovxovv  o&sv  6  Iv  Ixtlvm  Tai  atötunji  fxtia7ioii]{}t)g  uQrog  ilg  üsütv  f.ts- 
lioitj  ävva^iiv,  JV  ctviov  xal  vvv  rb  iaov  yivsiai.  ^Extl  yag  r}  tov 
Xöyov  %Üqis  ayiov  irrottiTO  ow/ua,  o'j  ix  tov  uqtov  r]  avaraaig  tjv,  xal 
TPQTiov  Tivci  xal  avio  agiog  tj v ,  tviav&ä  Tt  (bgavzwg  Ü  ICtJTOg  ayiä- 
CtTai  Ji«  Xöyov  &sov  xal  ivuvgtcog  (I  Tim.  4,  5)  —  ov  6ut  ßnaiaecog 
xal  nöauog  nno'itov  ttg  to  ow/ja  tov  Xöyov,  äXX*  fi/^ü?  TTQog  to  oeü/ita 
tov  Xöyov  /it8Tcc7iotov/.tivog,  xaOibg  tiQtjiai  vno  zov  Xöyov,  oti  tovto 
ton  to  aiü/iiä  jliov. 

2)  Cyrill.  Hieros.  cat.  22,  2.  cf.  3  unb  21,  3. 

3)  Theodoret.  ^«woiijf.  dial.  2.   T.  IV.  p.  126. 

4)  Aug.  c.  Faust.  20,  21:  sacrificium  Christi  per  sacramentum  memo- 
riae  celebratur.  cf.  Chrys.  in  Ep.  ad  Hebr.  hom.  17,  3.  —  Aug.  de  ci- 
vitate  Dei  10,  6:  —  in  ea  rc,  quam  offert  (ecelesia),  ipsa  olfertur. 


-    267    — 

»orfctjivebte.  £ier,  roie  in  ber  SBrobverroanblungölefjre,  fyat  bie 
Ot^etonf  unflarer  ©efüfjle  3)ogmen  vorbereitet,  welche  tveber  in 
ber  ©cfyrift,  nocf;  in  bem  befonnenen  2)enfen  eine  ©tü£e  ftnben. 
2)a  nacf)  alter  ©itte  bie  9?amen  berer,  welche  ©efcf;cnfe  brad)* 
ten,  beim  2lbenbmat)l  banfenb  ernannt1),  aud)  ein  @ebet  gefpro- 
djen  würbe  für  bie  Slbgefcfyiebenen  unb  bod?  im  ©eifte  23erbun* 
benen,  namentlich  für  bie,  beren  2Ingef)örige  mit  ©penben  unb 
SIbcnbmaM  grabe  ben  £obeötag  begingen 2),  fo  leiteten  je^t  felbft 
bie  einftd)tigften  Sijeologen  eine  2Btrrung  für  baö  «£jeü  aller  bie* 
fer  von  bem  Opfer  beS  *J3riefler8  ab3). 

2>aS  21benbma()l  war  mit  jebem  ^pauptgotteöbienft  verbunben, 
aber  in  ber  ^Beteiligung  gveifyeit 4).  2)enn  wafyrenb  bie  ©itte 
beS  täglichen  ©enuffeö  in  9iom,  (Spanien 5)  unb  Slleranbria 6) 
noefy  am  (Snbe  be3  vierten  3at)rl)nnbertö  beftanb,  gelten  anbre, 
brum  nicfyt  minber  ehrfürchtig,  ben  jät)rlic§en  ober  äweijäfyriicfycn 
©ebraueb/  für  baö  ©eeignete.  3ene  nahmen,  weil  bie  geier  nic&t 
mefyr  täglicf;  ©tatt  fjatte,  von  bem  geweifjeten  SBrobe  mit  naef) 
£aufe,  boef;  ni$t  ben  SBein,  welken  fte  ju  verhütten  fürchteten. 
S3ei  ber  gemeinfamen  geier  war  ber  allgemeine  @emt£  beö  SrobeS 
unb  SÖetneö  burc^auö  bie  Dfegel 7).  «Kit  ben  Söunberfräften  be$ 
gewetzten  33robeö  warb  aberglüubifd)er  Sftijwraud;  getrieben 8). 

23on  grofem  Einfluß  auf  baS  religiöfe  Solföleben  warb  bie 
£eUtgenr>erel)rung9).     3)ie   fyeröorragenben  9Jctnfd?en  ber 

1)  Concil.  Illiberit.  c.  29.  Hieron.  in  Jerem.  11,  16:  Nunc  publice 
recitantur  offerentium  nomina  et  redemtio  peccatorum  mutatur  in  laudein. 

2)  Chrysost.  in  act.  Ap.  hom.  21,  4:  ovy.  tixTj  tiqos<ioqcu  vniu  rwu 
(\ntX(}övT<tiv  yivovxut,  oiix  elxJj  ly.tir\oiui,  ovx  tfyS]  £?.er]juoauvc(i. 

3)  Aug.  ep.  22,  6.  ad  Aurel.  oblationes  pro  spiritibus  dormientium 
quas  vere  aliquid  adjuvare  credendum  est.  —  Innocent.  ad  Decent.  §.  5. 
Ut  ipsis  mystericis  viam  futuris  preeibus  aperiamus.  Chrysost.  1.  1.  Cyrill. 
Hier.  cat.  myst.  5,  7. 

4)  Aug.  ad  Januar,  ep.  54,  4.     Chrys.  in  Ep.  ad  Hebr.  17,  4. 

5)  Hieron.  ad  Pammach.  §  16.   ad  Lucin.  §  6. 

6)  Basil.  M.  ep.  93. 

7)  Chrys.  in   II  Cor.  hom.  18.     Leo  M.  Serm.  41. 

8)  Ambros.  de  obit.  fratr.  Satyri.  c.  13.  Aug.  Op.  imperf.  c.  162. 
Greg.  Naz.  ep.  240.  3um  23ergletcf;  mit  bem  $etbcutl)um  Lob  eck  Aglao- 
phamus  I.  p.  706  sq.    ©.  ©iefelcr  ©.  298  flg. 

9)  Dallaeus  adv.  Latinor.  de  cultu  sreligiosi  objecto  traditionell!.  Gen. 


—    268    - 

fyeittgen  6d)rift  waren  r>on  allgemeiner  23ebeutung  für  bie  $ird)e, 
tmfyer  bie  ©ebäcfytnißtage  beö  ^etruö  unb  ^auluS  in  weite* 
rer  Verbreitung  unb  mit  erfyöfjter  $eier  begangen  würben;  baö 
9ftartt;rfeft  beS  ©tepljanuö,  fefjr  paffenb  auf  ben  Sag  nacfy 
2Beif)nad?ten  gelegt,  unb  ber  ©eburtstag  ^oijanneö  beö£äu* 
ferö  famen  ba$u.  ©egen  (Snbe  beö  inerten  3af)rr)unbertö  wib* 
mete  man  an  fielen  Orten  ber  9JJ  arta,  ber  ©otteömutter  (#eo- 
roxog),  f$on  befonbre  2ßeret)rung,  welche  ftd)  in  ben  Streitig* 
feiten  über  bie  *J)erfon  Gtljrifti  im  fünften  3a§rfyunbert  fteigerte. 
©ünbloftgfeit  fd)rieb  man  if)r  nod)  nid)t  51t1)/  «^«  mm  glaubte 
fte  mit  ber  afcetifd)en  SBotauöfe&ung  ju  er)ren ,  bafj  fie  nad)3efu 
feine  Älnber  geboren  Ijabe2).  ^eti)ibiuö,  ein  £aie  in  9ftom, 
ein  ©eifteöt-erwanbter  beö  3o»inian,  äußerte  ftc^> ,  burd)  bie  ©c$rift 
eineö  Sefferen  belehrt,  gegen  biefe  2lnnal)me  unb  überhaupt  ge* 
gen  ben  93orjug  beS  efyelofen  SebenS 3).  9?od)  mefyr  2luffer)en 
unb  SBiberftanb  erregte  23onofuö  (Sifdjof  r>.  ©arbica),  eben* 
fatlö  gegen  Gnbe  beS  vierten  3af)rf)unbertö ,  alö  er  ficfy  gleicher* 
maßen  über  bie  Wlaxia  auöfprac^4).  3n  Arabien  öerel)rten  bie 
^olU;ribian  er  innen  bie  sD?aria  mit  ben  Zeremonien  beö  (Se* 
reöbienfteö  5),  itjre  fyeibnifdje  ^Übertreibung  rief  ttermutfyUd)  ben 
©egenfa£  ber  3AvTidnco/.iaQiavlzaL  tjerüor6).  2)ie  Sftärtyrer 
l)atten  sunäcfyft  ifyre  Söebeutung  für  bie  ©emeinben,  in  benen  fte 
gelebt  unb  gelitten  fyatten,  unb  beren  6tolj  fte  waren;  fte  aber 
gaben  bie  rjauptfäcfylicfyfte  ©elegenljeit  allenthalben  jur  (Sntwitf* 


1664.    »offuet«  ©efö-  fortgefe^t  ».  Gramer,  brüte  gortfefc.  ©.285  flg. 
©tefeler  h  IL  ©.262. 

1)  ©ine  £inbeutung  barauf  jeboc^  bei  August,  de  nat.  et  grat.  35. 

2)  Studj  bie  Meinung,  bafj  fte  immer  Sungfrau  geblieben  fei,  fommt  in 
Umlauf,  befonberS  fcom  Slbenblanbe  avß.  Ambros.  ep.  42.  ad  Siric.  Hie- 
ron, adv.  Pelagian.  II.  Leporius  ep.  in  Mar.  Merc.  Opp.  ed.  Garnier.  I. 
p.  224. 

3)  Hieronym.  contr.  Helvidium. 

4)  ©egen  ttjn  (Siricii)  ep.  ad  Anysium  Thessalon,  episc.  Ambros.  de 
institutione  virginis.  c.  5,  35. 

5)  Epiph.  b.  78,  23.  79-  SSgl.  SBald)  Äe&er&iflor.  III.  Munter  rai- 
scellanea  Hafniensia  I.  2.  de  Collyridianis.  ©iefeler  l  1.  »erglei^t  JUr 
(hflcirung  Serem.  44,  19.    Concil.  Quinisext.  c.  79. 

6)  Epiph.  h.  78. 


-    269    — 

lung  beö  ^eiligencultö.  2Benn  baö  SRärtyrtfjum  in  ber  vorigen 
sßeriobe  für  baö  jjödjfle  SSerbtenft  unb  ber  Serütf  jtdjtigung  ©ot* 
teö  unb  ber  sJJ?enfd)en  wertf)  gehalten  war,  fo  f$ien  e6  jefct,  wo 
bie  ©etegenfjeit  baju  fpärud&er,  bie  2Bit>erftanbSfraft  ber  &ir$e 
weniger  geübt,  unb  bie  @d?a#ung  ber  ftttlid)en  Seiftungen  äu* 
fertiger  war,  etwas  noety  viel  (Erhabeneres  unb  SBirfuiigöttotte* 
res  ju  fein;  t)atte  man  in  ber  früheren  3«t;  ja  in  noefy  gebrauch- 
ten Liturgien,  bie  ÜHärtyrer  wie  anbre  6ünber  ind  ©ebet  ein* 
gefcfyloffen1),  fo  rief  man  jie  jefct  um  it)re  gürbitte  an.  2)ie 
&irc$enleljrer,  namentlich  bie,  welche  ftd?  nad)  DrigeneS  gebübet 
Ratten2),  unb  im  Slbenblanbe  SlmbrofiuS,  Ijaben  biefe  23er* 
bunftung  be£  djiriftüdjen  23ewußtfein3  mefyr  geförbert,  olö  getidj* 
tet;  benn  obwohl  fte  von  ben  SDcärtyrew  auf  (SfjrifluS,  a(ö  ber 
duelle  tt)rer  Äraft,  r)intvtefen 3),  rourben  fte  bod)  anbrerfeitS  vom 
3uge  ber  3^it  bewältigt,  unb  gaben  iljm,  inbem  fte  mit  fcfywüt* 
ftiger  9fJf)etortf  fidt)  über  bie  vraftifcf?en  üüftotive  verbreiteten,  einen 
neuen  3mpute.  2)affelbe  ift  von  ben  !t)i$tern  ©t;nefiu3,  ^]ru* 
bentiuö,  *ßauUnu8  Don  9?oIa  ju  fagen4),  welche  für  tt)re 
SluSmalung  bie  23orftetfungen  von  ©djufcgöttera  Ijerbeijogen. 
9?od?  weit  mefjr  brangten  ftd)  biefe  in  bie  ftnn(id)e  grömmigfeit 
beö  ungebilbeten  unb  f/alb  beerten  23olfe3  ein,  fo  baf  beibni- 
fdje  ©egner 5)  nic^t  mit  Unrecht  ben  (Stiften  ben  Vorwurf,  93?en* 
fefoen  au  vergöttern,  jurürf  gaben.  Unter  ben  vielen  Segenben, 
bie  nun  entftanben,  waren  manche,  unb  jwar  einige  ber  tiefftn* 


1)  3.  93.  in  ben  neftorianifdjen  £üurgien  cf.  Renaudot.  T.  II.  p.  620. 
Chrysost.  in  Act.  Ap.  hom.  21,  4.     Epiph.  h.  75,  7. 

2)  Cf.  Origen.  7iQ0TQtmiy.bg  tfg  fianrvQioi'.  c.  50.  iic/k  y.ctl  wgntQ 
ri/uiq)  aificai  'Ttjaou  qyoQuoOrj/uiP,  ovrcog  toj  ri/.(i'q)  aXfJ.au  liöv  /.tamv- 
q(ov  t'<yoQaa9tjaovTr<L  nvsg.  23gl.  Basilius  M.  hom.  19.  in  40.  martyres. 
Greg.  Naz.  or.  3.  18.  19.     Greg.  Nyss.  or.  in  Theodor,  mart. 

3)  Soor  anbem  Sbrtjfoffomu^,  in  Joan.  hom.  33.  in  Matth.  h.  5.  de 
poenit.  h.  4. 

4)  Synesii  Opp.  ed.  Petav.  cf.  hymn.  III.  Prudentii  (geg.  400)  carmin. 
ed.  Cellarius.  Hai.  1703.  14  hymn.  niQl  aie<pavcöv.  cf.  H.  Middeldorpf 
de  Prudentio  ejusqu.  theol.  in  3Kgen3  3eW$r-  H.  W*  Pau''m  Nolani 
(jh  431)  Opp.  in  Bihl.  Patr.  Max.  T.  VI.  natales  Sti  Felicis. 

5)  Julian.  Bei  Cyrill.  1.  10.  p.  335.  Eunapius  vit.  Aedes,  ed.  Genev. 
p.  65.     Maxim.  Madaur.  Aug.  ep.  16.  17. 


'      -    270    — 

nigften,  d)ttftlid)c  Sfttytfyen,  fyie  unb  ba  mit  Ijeibnifc&em  hinter* 
grunbe.  iDerfelbe  (Efyarafter  ber  grömmigfeit  rief  ben  9ieti* 
quienbienft  fyertwr.  3)ie  Gräfte  bei-  Heiligung  unb  bie  SBim- 
berfräfte,  welche  einer  l)ciligen  ©eele  inngewofntt  Ratten,  fc&ie* 
nen  nid)t  nur  auf  ben  Seib,  ber  fte  trug,  übergegangen  $u 
fein,  fonbem  aud)  burdj)  bie  Ueberrefte  beffclben  fortzuwirken. 
SBan  fuct;te  fiel?  batjer  aller  Drten  Reliquien  $u  tterfctmffen,  be* 
ren  ftaty  burcl)  Seicfytgläubigfeit  unb  ^Betrug  inö  Ungeheure  wuc^ö. 
(So  würben  Kapellen  unb  $irtf;en  barüber  gebaut  (memoriae 
martyrum,  (.iccqxvqicz)  ,  bann  aud)  ben  ^eiligen  gemeint,  «£)ier 
wieberfyolte  ftcfy  in  $riftlicl)en  formen,  waö  in  ben  I)cit>nifc$m 
Tempeln  jur  (Srreicfyung  ber  «£)ülfe  ber  ©ötter  ober  jum  B^ugnif 
für  bie  ($;rf)örung  gefct)et)en  war1),  ©eibft  \v>a$  mit  ben  ^eiligen 
in  enger  förderlicher  3Serbinbung  geftanben  Ijatte,  fotlte  bie  "Strafte 
berfelben  ererbt  Ijaben.  S3or  allem  war  ein  gefeierter  ©egenftanb 
ber  2lrt  ba3  Üreuj  (Sfyrifti,  beffen  Sluffinbung  man  feit  bcm 
fünften  3al)rt)unbert  ber  Äaiferin  Helena  jufc^rieb2).  —  2Ba$ 
bem  d)riftlicf)en  ©emütl)  natürlich  ift,  bei  ben  Statten  ber  t)eili< 
gen  ©efcbicOte  mit  wärmerer  £l)eitnaf)me  $u  oerioeilen,  würbe 
unter  bem  (Sinflujj  ber  ftnnlidjen  unb  bie  ©rcn,$e  jtmfcfcen  bem 
inneren  unb  Steueren  tterfcfytenben  $römmigfeit  eine  Neigung 
ju  20  all  fahrten,   inbem   man   nirgenbS    mit    fo  gutem  (Sr* 


1)  33gl  bie  Sucutmtionen  im  Stempel  beS  Stcöcula^;  bie  S5?eif)öefc^enfc. 
Uekr  bie  fcfyüfcenbe  Ätaft  ber  Stcltquien  f.  bie  fyeibnifcfjen  33orftet(nngert  Lo- 
beck Aglaopham.  I.  p.  280  sq.  unb  ©tefeler  a.  a.  £>.  ©.  263,  T>a$ 
93evfat)vett  ber  (griffen  (Gilbert  £(ieoboret  i).).r)vc/.u>v  np&rjjUaT.  ösoan.  dis- 
put.  8.  T.  IV:  —  ol  (Xhv  vyiuivovieg  ahoiiat  t>jg  vyeCug  tjj*'  (jvXccy.r)i', 
oi  de  nvi  vöaio  nukctCovieg  t/jv  twc  pogcop  cmalkayrjv ,  crfiouot  de  xcd 
ayovoi  neudag'  —  xcä  ol  fihfi  eig  nvci  ctnodrifiiav  OTeXkö/uevoi  Xmct- 
Qovai  jovTovg  (r.  püntvoag)  'iwodotnÖQOvg  yeviaOui  xccl  irjg  odov  r\ye- 
fxövctg'  ol  de  t?$jff  Inavödov  xeTvyiy/.öieg  %r\v  rrjg  yctnuog  o/ioXoyiav 
TXQogq^QOvaiv,  ovy  wg  &eoig  ctiaotg  nQogtövTeg^  r?AA'  ojg  Oeiovg  uvOqÜ- 
novg  avußoXovvTeg,  y.cil  yeveaOai  nQtoßtviäg  vntQ  aifwv  7ic<Qcty.c<Xovv- 
rsg'  ort  de  ivyyävovaiv  tbgneQ  ahovoiv  ol  niGTcug  t'nayye'XXovTtg,  avet- 
ifavdbv  [xanivoel  i«  iovtojv  «vadrj/Aca«,  t>)v  fcageiKV  dijXovvuc-  ol 
/ueu  yccQ  6(f>dcd/Licjv,  ol  de  noömv,  uXXoi  de  yeiowv  noogqeQOvoiv  iy.ru- 
nüf-ima.     äSgt.  <i\\i)  Bas.  in  40  martyr.  or. 

2)  tteber  bnö  Un(nftori|cl)c  biefer  Slnmibme  f.  ®iefeler  ©.279. 


—    271     — 

folg  anbeten  ju  fönnen  glaubte,  alö  an  ben  6cfjauplä|en  ber 
göttlichen  Offenbarung,  ober  ber  2Birffamfeit  angefefyener  ^eili- 
gen, ©eitbem  ,£etena,  bie  Butter  (SonftantinS ,  nacl)  Serufatem 
genmflfabjrtet ,  mehrte  ftcfj  bte  j$af)l  ^  9?ac&fotgcr  unb  bte  »er* 
berblid)e  SBtrfung  fcfcnefl.  2>ar)er  befämpfte  £ieroni;muö  *) 
ben  Slbergiauben,  bent  er  in  anberen  ©tütfen,  3.  33.  in  ber  Die- 
(iquietvüereljrung ,  fo  eifrig  fyulbigte,  baß  er  ben  93 i gi t an t\u§ 
fycftig  angriff,  voctc§er  eine  burd)greifenbere  Deformation  »er* 
fucfyte.  2)iefer  roar  auö  bem  gaflifdjen  (SalagurriS  (Caseres  en 
Gascogne)  gebürtig,  bann  ^reöbtyter  in  ^Barcelona  unb  öermutr)» 
lid)  buret;  bie  in  manchen  ©egenben  ©panientS  fet)r  t)arte  Slfcettf, 
tt)ie  3oi)inian,  jimt  ©egenfafj  gegen  fte  gebracht 5  er  ging  aber 
nicfyt  fo  beftimittt,  alö  jener,  r>on  einem  ^rineip  nuö,  raubte 
ftc^>  auefy  i>on  bem  moraÜfct;en  ©ebiet  t)auptfäc^Ucf;  auf  ba6  beö 
©otteöbienfteS,  unb  eröffnete  einen  £ampf  gegen  bie  einzelnen 
9Rif brauche  r)eibnifd)er  2Irt,  inbent  er  baö  Urfprüngltcbere  unb 
(Einfachere  fyequfteUen  ftc^j  bemühte.  (Sinige  23ifd)öfe  gaben  ir)m 
SBeifaU,  inet  roeiter  aber  erftreefte  ftdj)  ber  (Sinflujj  beö  kräftigen, 
frommen,  bod)  ttüffenfcbaftlid)  wenig  gebilbeten  üftanneö  nic^t2). 
3n  bie  Dieifye  biefer  reformatorifeben  Sftänner  gehört  auet;  Störtuö 
(360),  cinft  greunb  unb  $re3bt;ter  beö  Sifc^of  (Sufttjatiuö  u>. 


1)  Ep.  ad  Paulinum.  3(ucf)  Gregor.  Nyss.  ep.  ad  Ambros.  et  Basi- 
lissam. 

2)  Hieron.  ad  Vigilant.  ad  Riparium  (404).  adv.  Vigilant.  (406):  — 
impugnare  virginitatem,  odisse  pudicitiam,  in  convivio  saecularium  contra 
sanetorum  jejunia  proclamare;  dum  inter  phialas  philosophatur  et  ad  pla- 
centas  liguriens,  psalmoriim  modulatione  muleetur.  SUtö  bem  23ud)e  bes? 
2Mgi(antiu£ i  Quid  pulverem  linteamine  circumdatum  adorando  oscularis? 
—  Prope  ritum  gentilium  videmus  sub  praetextu  religionis  introduclum 
in  ecclesias,  sole  adhuc  fulgente  moles  cereorum  accendi  et  ubieunque 
pulvisculum  nescio  quod  in  niodico  vasculo  linteamine  circumdatum  oseu- 
lantes  adorare.  c.  4:  Argumentatur  contra  signa  atque  virtutes,  quae  in 
basilicis  martyrum  fiunt,  et  dicit  eas  incredulis  prodesse,  non  credenti- 
bus.  Steffen  ungeachtet  Ijatte  er  teentgftenö  früficr  fctbjr  eine  2Bnt(fat)vt  md) 
^Jaläfitua  unternommen.  ©.  bitgegen  Mosheim  Institut,  p.  193.  i*crgl. 
2Bald)  Äctjerftifr.  III.  p.  673  flg.  Lindner  de  Joviano  et  Vigilantio  diss. 
Lips.  1839.  @tnc  mittelbare  ^edjtferttgung  ber  9It>ftd>tcn  bev  2Hgtta»Httf 
liegt  in  Augustin.  cp.  ad  Januar,  üb.  II. 


—    272    - 

(Sebafte,  bann  mit  tfjm  jerfalten,  fpatert)in  eine  eigne,  fyart  »er* 
folgte  @emeinfcf;aft  grünbenb.  ©eine  SBeftrebungen  ftetlten  ftet) 
mel)r  bie  Stufgabe,  bie  &1rd)e  r-on  bem  jübifcl)en  (Elemente  ber 
^ierarc^ie  imb  dkfefclicfyfeit  ju  befreien1). 

liiertes  Capitel. 

2)ie  (EntiincHung  ber  Sel;ve. 

I.  3)ie  allgemeine  (SntroicHung. 
Wü  bem  2htff)ören  beö  ßampfeö  gegen  baö  |>eibentt)um  lief* 
aud)  bie  apologetifd)e£l)ätigfeit  ber  SBiffenfcfyaft  nacl)  unb  ging  in  bie 
bpgmatifd)e  unb  polemif^e  über,  rooburd)  ber  d)riftlid)e  2ef)rgel)alt 
ftff;  felbftanbtger  neben  ber  l)cibnifct)en  ^tjitofopfyie  $u  entnücfeln 
begann.  2)od)  fjatte  man  nicfyt  nur,  wo  eS  fünftlerifd)e  Seiftun* 
gen  galt,  unb  reo  man,  nüe  bie  Slpollinariö2),  einen  (Srfa^ 
für  bie  flafftfc^en  dufter  f^affen  sollte,  biefe  r>or  Slugen,  fon* 
bem  eö  blieben  aud)  :pl)itofopt)ifd)e  begriffe  in  ber  bogmatifc^en 
ßntroicflung  in  Slnroenbnng,  unb  wenn  aud)  nic^t  fo  (jäuftg, 
wie  bei  DrigencS,  finb  eigentfyümlid)  (jetbnifcfye  *J3()i(ofopt)eme 
eingefprengt,  j.  33.  bei  ©tynefiuö  unb  9?emcfiuö3),  ber 
gleich  jenem  eine  größere  pl)ilofopf)if$e  3)urdjbitbung  be* 
faf.  3a,  in  bem  £auptnxrf  beö  Soet&iuö  über  ben  Sroft 
ber  $()ilofopf)ie  (de  consolatione  philosophiae),  ift  bie  ra- 
tionale ^Betrachtung  felbftanbiger,  als  je  juttor  in  ber  £ir$e,  fo 
bajj   nur   »on   fern   l)er  bie  (Sinwirfung    d;riftlid;er  3been   be* 

1)  Epiph.  haer.  75, 3 :  \)tt  louv  Intoxonog  nQos  7iQtcßvT(Q0V;  ovStv 
öiakkänu  oviog  tovtov  fiCa  yaQ  tau  lähg,  xa\  fita  itfi>}  xal  ty 
ai-itofia.  2)  %l  lau  70  näaya  othq  nag  v(J.lu  ImitktiTai;  ov  /Qrj  to 
näo/a   InuiXiTv,    70   yctQ  nixo/a   vfxwv   itvOr]   XQtaiog.  (I  Cor.  5,  7). 

3)    JiVl    TCO    ku-yip   /UiTa    ÜÜPttXOV    OVO/LtC(£eT£    OVÖfXaiU    TlÜP)]ÜJTCOV;    4)   OVIS 

vr\öit(a  iotai  itjayfxivr],  laina  yuo  Iovöa'ixä  lau  xal  vnb  t,vybv  Sov- 
ke(ag-  ii  yciQ  öAwj  ßovkofiai  vrjouvtip,  oiixv  tfap  ctiQrjOOfxai  rjfx^av 
an    ifj.aviov  vr\QTi.v<x>  J<a  t^v  tltv&tQiap. 

2)  ©.  ©ofrateS  3,  16.  a3eac$ten$toerfl&  bftö  befonnene  Uvtbeü  biefe«  Qu 
frorifevö  über  ben  SBertb!  ber  gviedbtföen  gJbilofo^fe. 

3)  SBiföof  ».  ®mifa  in  StyBnijien  bii  gegen  400.  @.  SBifdbof  negl  ipi- 
amg  äv&Qiönov  ed.  Matthaei.  Hai.  1802.  Slucb"  Bibl.  Patr.  Paris.  1654. 
T.  XII. 


•   -    273    - 

merHid)  wirb.  ^acfybem  bie  arifto teufte  sßljüofopljie  in  ben 
rationatiftrenben  2)ogmatifem  beö  vierten  3»ar)rljunbert8  Sletiue 
unb  (Sunomiuö  greunbe  gefunben,  waren  cö  in  ber  fpateren 
fixieren  3eit  ber  £ir$e  eben  jener  SBoetljiuö  (ft.  524)  auö 
9tom  unb  ber  fc^arfe  2)ialeftifer  3o()anneö  ^IjilovonuS1), 
fein  jüngerer  3eitgenoß,  in  SUeranbria,  welche  tt)r  (Singang  »er* 
Rafften  unb  i^ren  (Sinfluf?  auf  baö  Mittelalter  überleiteten.  Slber 
im  ©anjen  behauptete  auet)  in  biefer  $eriobe  bie  p(atonifd)e  bie 
«£)errfcr)aft,  am  meiften  in  ben  beiben  erften  Safyrljunberten  ber* 
felben2).  6ie  geleitete  nod?  immer  manchen  bis  jut  ©djwelle 
ber  $ircr)e  unb  in  fte  r/incin.  3«  biefen  gehört  ©tynefiuö, 
einer  ber  an^iefjenbften  SRenfdjm  ber  3t'\t.  @r  brachte  eine 
üebenöwürbige  9?atur  nnb  freiere  Silbung,  welche  er  unter  an* 
bern  ber  geiftr>olfen  unb  unglücf liefen  Jptypatia  öerbanfte,  in$ 
(£r)riftentl)um  mit.  <5<$on  t>or  feinem  Uebertritt  tmaxb  er  ft$ 
burd)  feinen  woljlroollcnben  unb  bod)  freimütigen  unb  fräftigen 
@i)arafter  bie  Sichtung  aller  Parteien  in  feiner  SJaterftabt  (Styrene, 
unb  nact)f)er  überfallen  fetbft  bie  23ifd?öfe  au£  ,£jocfc/fcf)a($ung  feh 
neö  perfönlicl;en  2Bertf)e3  bie  bogmatifcr)en  Slbtueicfyungen,  bie  er 
offen  befannte,  unb  geftatteten  if)m  baö  et)elic6e  93erl)ättnifi,  wel* 
cr)e3  er  nid)t  aufgeben  wotfte,  a(3  er  SBifc^of  werben  feilte,  ©eine 
£i;mnen  fmb  ein  fettfameö  ©emifer)  r)eibnifd)er  formen  unb  cf)rift* 
lict)er  3been,  in  einigen  (Steifen  fc$wungt»ott,  meift  ju  begrifflich 
unb  lef)rr)aft;  feine  übrigen  (Schriften,  befonber6  feine  Briefe, 
tterratrjen  einen  feinen  unb  gewanbten  ©eift  (ft.  412) 3).  3118 
bei  bem  weiteren  2lu3einanbergel)en  ber  (Sntwitflungölimen  bie 
mi;ftifcbe  Stiftung  beftimmter  neben  ber  öerftanb  ermäßigen  unb 
biateftifdjen  il)ren  eigenen  2Öeg  nafjm,  vereinigte  fte  fiel?  mit  bem 
9teop(atoni8mu8,  eine  93erbinbung,  axiß  welcher  im  fünften  3al)r* 

1)  Kommentare  j«  2(riftot.  7740t  äfdiÖTtjTos  xöouov  nndg  Ilyöxkov. 
ed.  Venet.  1535.  in  Hexaemeron;  de  paschate  disp.  Gallandii  biblioth. 
T.  XII,  471.    «Ritter  4>r.  «JJ&Hof.  II. 

2)  2)ie  23enu£ung  fceS  $(atottiömu$  burd;  fmretifer,  toobura)  SSRogbeim 
Institut,  h.  e.  p.  180  bag  ©infett  feiltet  Shtfebcttg  erflärt,  ift  fein  nugret* 
cbenber  ©runb  bafür. 

3)  155  23r.  keqI  ngovoCaq.  Opp.  ed.  Petav.  Par.  1612.  C lausen  de 
Synesio  phiiosopbo.    Hafn.  1831. 

18 


—     274    — 

(junbcrt  eine  Slnjafyl  von  @$riften  hervorging,  bie  bem  2)io* 
ntyfiuö  bem  Slreovagiten  (2l»g.  17)  untergefct)oben  würben, 
unb  wetefce  mit  biefer  ^tyüofovfyie  nid)t  nur  bie  bogmatifeben 
formen,  fenbevn  aud)  bie  vriefterlicf)  magifcfjen  ÜBorftcUungen  ber 
3eit  511  ftüfjen  ftrebten  l).  £)ie  bauernbe  5D?adjt  beö  $fatoni8* 
mite  übet*  bieÄirdje  beruhte,  auf  er  bem  (Smfhijj  bcö  Crigeneö, 
aud)  barauf,  bafj  bie  [)eibni[d)en  6d;u(en  ber  ,£>auvtftäbte  noefc 
immer  für  bie  allgemeine  wiffenfd;aftlicbe  SBitbung  ber  (Sfjftifteri 
Tic  l)auvtfad)litf;ften  CueUen  waren  unb  unter  ifjnen  bie  platorä 
fcfyen  von  Sitten,  we(d)e,  wenn  iud)  mit  fdjnvanfenbem  2lnfeben, 
biß  in6  fechte  3ar)rljunbcrt  ftd;  erhielt,  unb  bie  von  SUeranbria 
hervorragten,  gär  (Mangung  ber  dmftlid;  tfyeotogifdjen  SBiffen* 
fd;aft  war  man  nod)  immer  großenteils  an  einzelne  auSgc^eid)? 
netere  ?e()rer  gewiefen;  rjöljere  ßelwanftalten  waren  bie  wenigen 
in  2lleranbria,  unb  bie  von  ber  f>;ri[d)en  £ircr)e  auSgefyenben  31t 
Sinti od?ia,  (Sbeffa  unb  fpäter  31t  9?ifibiS.  'Die  atcranbrinifd;e 
unb  bie  antiod)enifct)e,  wetd)e  walwfdkinlicb,  ber  roijfenfc^aftHc^cn 
Anregung,  bie  DrigeneS  über  jene  ©egenben  verbreitete,,  mit  i^r 
3)a[ein  verbanfte,  teilten  ftd)  gewiffermafen  in  bie  Sd)ä£c  fei* 
nee!  ©eifteö.  2>cne  behielt,  waö  näljcr  mit  bem  Vermögen  ber 
2lnfd)auung,  mit  bem  ^ntereffe  beß  frommen  @efül)(ö  unb  ber 
Neigung  furo  Hebematürlicfte  jufammenbangt;  biefe  nafnn  ba3 
(£mpirifc£;e,  £riti[cr)e,  überhaupt  bie  vcrftanbeSmafnge,  rationale 
©eite  mit  Vorliebe  auf.  23eibe  entfernten  ftd)  allmälig  von  ein* 
anber,  biß  ftd)  bie  (Srgebniffe  ihrer  23etvact/tung3weife  in  bem 
dmftologifcryen  «Streit    an  einanber  maßen.    2)ie  2Mi"ttf)c$ctt  ber 

1)  3nfoIcje  ber  gch>ö(iniidicn  Slmtaftme  |mb  fic  ju  SUcrantvia  entjknbcn; 
mfy  öiutmgarten^Sruftu*  im  3.  3<tf)rf).,  um  bie  btöft$jffd)eit  Wujrerieit 
in  bie  5?irdie  emjufü&rcn.  Cf.  Ejusd.  Dionys.  Areop.  Jen.  1823.  4.  2\v 
gegen  bitter  ®()d).  ber  ($rijH.  g>$iU>fo$te.  II,  519.  9fa#  9ciebner  @.  330 
ifr  barin  bnö  enblidie  ^ers>crtreten  einer  at(icni|'d)cn  (anticdtenifdien)  ©nfcjfo 
3?ergt  ferner  Joan.  Dallaeus  de  scriptis  quae  sub  Dion.  Areop.  et  Ignat. 
Antioch.  nominib.  circumferuntur.  Genev.  1666.  Engelhard  t  de  Dionysio 
plotinizante.  Erl.  1821.  de  origine  scriptor.  areopagitic.  1822.  £ic  mtgcfr 
liefen  ©cfiriften  be3  Wcotp.  Dionsjf.  überfefct  unb  mit  SlMxtnblungen.  <2u($K 
1823.  —  Xie  üliteh  rregl  ztjs  ovgavtas  ifnuo/ucs.  n.  rfjg  iy.yJ.^aiccarixiji 
hociQ/iaq.  TT.  Otiojy  QVouuTwi'.  7i.  uvoTixijg  ötoloyiag.  2Utf?crbem  2?riefe. 
Opp.  ed.  Corderius.    Par.  1644.    Von    1755.    2  Vol.  fol. 


-     275     - 

ateranbrinifcfyen  war  mit  bem  brüten  3at)rl)unbert  öorübcr;  an 
bem  Minben  SMbymuö  (ft.  395)  fyatte  fte  ben  (elften  bebeutetv 
beren  get)rer,  wltyet  wegen  feiner  ©etefyrfamf'eit,  weniger  frei* 
lid;  wegen  ber  (§igentln"tinlid;Mt  feiner  Seiftungen,  Sichtung  »er* 
bient l).  93ornet)müct)  burd;  ben  (Sinflujj  beö  2ltt)anafius3  warb 
bie  origeniftifcfye  2)enfroetfe  allmatig  in  bie  gönnen  übergeleitet, 
welche  bie  allgemein  fircpcfyen  r>on  ben  fpäteren  $ated;eten  mit 
(Sifer  r>ertf)cibigt  würben. 

(Sufebiuö  üon  Safarea,  welcher  mit  fjingebenber  23ewunbe* 
rung  bem  DrigeneS  folgte,  nnb  fiel;  befonberö  in  ber  eregetifcfyen 
SOZetfjobe  nnb  in  bogmatifd)cn£cuwtpunftcn  ftarl  Don  il)m  befummelt 
lief,  fd;wanft  auf  bem  Uebergange  öom  alteren  3U  bem  neueren  Site* 
ranbriniSmucij  bitbet  aber  aud)  eine  Vermittlung  nad)  ber  anttoc^e^ 
nif$en©eite  fein,  welcher  er  burd)  feine  »erftänbige,  für  baö  ©inline 
geeignete  9?atur  yenvanbt  ift 2).  Slujj erfyalb  SKeranbriaö  gefc^at)  bie 
$erfd)mclsung  origeniftifrf;er  3been  mit  ber  fird)lid)en  Geologie 
»orjüglid;  burd;  bie  brei  großen,  ber  fpäteren  aleranbrinifd)en 
©d?ute  näl)er  v>erwanbten  Geologen  @a}.wabocienö.  ©regor, 
S5ifd;of  öon  9fyffa  (372—394),  »errät!)  in  feiner  fcl)itofopl)irenben 
53el)anblung  ber  2)ogmatif  ba6  meifte  fpeculatiye  Talent  unb 
einen  eigentl)ümtidjen  Sieffinn3);    wogegen  fein  S3ruber  23afi? 


1)  33gl.  © u ctici e  deschola  alexandr.  P.  I,  92.  ©eilte  eveget.SBerfe  fmb 
btö  auf  roemgeö  verloren.  Brevis  enarratio  in  VII  epistol.  canonicas,  cf. 
Lücke  quaestiones  ac  vindiciae  Didymianae.  Gottg.1829 — 32.  4  particul. 
de  trinitate  üb.  III.  ed.  Mingarelli.  Bonon.  1769.  de  Spiritu  S.  (at.  yoit 
•£>ievom)nutö.  adv.  Manichaeos  gr.  et  lat.  in  Coinbefis.  auetar.  graec.  Patr.  II. 

2)  Stufer  bcit  htjionfc|)en  SBcvfen,  rtpolog  ettfdje  unb  polemtfcfie: 
n aoaoy.&vi]  succyyiXr/.i]  praeparatio  evangelica  15  23.  ed.  Vigerus.  Par. 
1628.  Heinichen.  Lips.  1842;  ('<n6dti£tg  siiüy.  demonstratio  evang.  lib. 
1 — 10  (tiOtt  20)  *ed.  Montacut.  Par.  1628.  ed.  Coloniens.  1688.  y.aiä  MaQ- 
y.ikkov;  lib.  2.  tisqi  lyg  lxy.).7]GtaoTiX)]g  Otoloyiag  rwv  tjqos  MäaxO.kov 
ikty/cov.  lib.  3.  cf.  Rettberg  Marcelliana.  Gottg.  1794.  nQog  'isooxltK. 
2tr4)äoIogifd) :  tisqI  twc  jotiixwv  Iv  rjj  Otla  yQttcffi  ed.  Clericus.  Amstd. 
1707.  Gregetifd; :  Somment.  ju  beu  ^falmen,  b.  £ol;cnu'ebe,  Sefatas.  Eclogae 
propheticae  e  codice  Vindob.  priinum  ed.  Th.  Gaisford.   Oxon.  1842. 

3)  Kcaa  Evvof.iCov  lib.  13;  aPTtQQtjJtxos  ttq-  t.  'AnoXliväo.;  imqi 
t.  tiarj/ui'nov ;  löyog  zitttj^ffhÜbg  o  pfyccg  ed.  Krabinger.  1835.  Opp. 
ed.  Morcellius  et  Gretserus.  Par.  1618.  9feue  gvgm.  Maji  Collect,  v.  sept. 
T.  VIII.    Gregors  »ott  SM-  Seben  »ort  Dr.  3-  9tut>j>.    2|>j.  183i- 

18* 


—    276     - 

UuS  r>on  ßäfarea,  ber  ©rojje  genannt,  in  praftiföer  Seaieljung 
»orjügttd)  tüchtig  war.    ©d)on  als  Q}reSbt)ter  erwarb  er  ftcf;  in 
ber  ©emeinbe  burd?  Äraft   unb  2BetSt)eit  baS  größte  Slnfeljen, 
unb  Sßewunbrung  burcfc)  bie  2Öürbe  unb  23erföt)nlicbfeit,  mit  ber 
er  bie  SSeleibigungen  feines  23if$ofS  ljinnar}m,  beffen  ©teile  er 
enblicf)  fetbft  mit  $ut)m  befteibete  (370- 379) J).    ©regor  (o 
Qeoloyog),  33tfc^of  w  9k|iff»j  (\t  391),  trug  eine  grofe  «föan* 
nigfaltigfeit  ber  ®aben  in  fiel? ,  unb  leiftete  SBebeutenbeS  in  »er* 
fc^iebenen  wiffenfcfyaftlicben  unb  im  prafttfcfyen  ©ebiete,  aber  jwi* 
feben  entgegengefetjten  (Seiten  f<$wanfent>,   leicht  angezogen  unb 
abgeflogen,  führte  er  ein  mecl;feIr>otleS  %tim,  unb  »erfolgte  fei* 
nen  S3eruf  nid)t  mit  ber  fixeren  ©tetigfeit,   bie  feinen  greunb 
SaftUuS  auszeichnete,    ©ein  SSater,  33ifd&of  in  SGajianj,  30g  ben 
talentvollen  jungen  $iann  jur  Unterflüfcung  in  feinen  SImtöge* 
festen  t)eran.    3)o$  ©regor  würbe  itjrer  überbrüfftg,  unb  flof) 
in  bie  (Einfamfeit.    2)iefer   nutrbe  er   burefy  SaftliuS  entriffen, 
welcher  it)n  ju  feinem  SSerbruf  nötigte,  baS  unbebeutenbe  23iS* 
tfyum  »on  ©aftma  in  Sappabocien  31t  übernehmen.    9T\ö)t  lange 
BieCt  er  eS  t)icr  aus,  unb  fuetyte  ftcb  ba»on  abermals  in  ber  ©title 
ber  33efc&auli#feit  31t  erholen.    2)ann  aber  »ermoebte  er  bie  gor* 
berung,  feinen  alten  SSater  $u  unterftüfccn,  nicfjt  abjuwetfen,  unb 
blieb   bei  ifym  bis   31t  feinem  Sobe.    ©ine  ßeittang  braute  er 
barauf  wieber  in  ber  (Sinfamfeit  31t,   unb  »erlief  fte,   um  baS 
23iStl)um  ber  £auptftabt  31t  übernehmen,  eine  SSeranbcrung,  bie 
er  unter  ben  ©orgen  fctywerer  Seiten  batb  fcfymerjlicf)  emttfanb, 
unb  bie  it)n  mit  neuer  ©efynfuctyt  nad)  *Ruj)e  erfüllte2). 

3n  2lntiocf?ia  war  ebenfo  alt,  als  bie  ateranbrinifdje  Sfyeo* 
logic,  ein  Seim  beS  eregetifdjen  ©tubiumS,  wobureb  ftcb 
aueb   f»atert)in   bie  bortige  ©d;u(e   auszeichnete,    iväfyrenb   faft 

1)  ©treitfdjriften  gegen  bie  Strimtev:  -hq.  Eivöi-nov;  ntQl  tov  uylov 
Ilyeviu.;  £omifien,  cifcetifdje  ©Triften;  Briefe.  Opp.  ed.  Front.  Ducaeus. 
Par.  1618.  ed.  Garnier.  Par.  1721.  3  t.  fol.  ed.  2.  cur.  L.  de  Sinner.  Par. 
1839.  3  t.  8.  23afiUuS  2eben  unb  £ebje  i?on  Dr.  G.  di.  Älofe.  ©trat- 
[unb.  1835. 

2)  Sieben,  Staublungen,  ©ebiefite,  23riefe;  in  ßSemeinfcbaft  mit  23<ift- 
lins?  bie  tpikoxaMa*.  (ed.  Tarinus).  Opp.  ed.  Clemeneet  et  Caillau.  Par. 
1778.  1840.  2  t.  fol.    UUmann  ©vegov  i>.  9?n$irttt$.   £)<umfr.  1825. 


—    277     - 

überall  bie  biblif^e  Stiftung  bur$  ^3otemif  unb  SSogmatif  jurücf* 
gebrängt  warb1).  3)ie  *)3re3bi)teren  3)orotljeu02)  unb  befon* 
berg  fiucianuä  (ft.  311) 3)  gaben  burd)  bie  grünblidpere  ©e- 
lefjrfamfeit,  burd)  rntifd)e  23ef)anblung  bees  btblifci)en£erte3,  burcf) 
ifjre  freiere  3nfpiraticm6t§eorte  unb  burd)  bie  Sluölegung,  nicljt 
nad)  ber  gewöhnlichen  at(egorifd)en,  fonbern  nad)  ber  2Jiett)obe 
beö  SÜSortr-erftanbee},  ber  ©d)ule  tfjren  beftimmteren  ßijarafter. 
3Bie  ben  Männern  berfelben  baö  93erbienfl  jufommt,  in  ben  gött* 
liefen  Offenbarungen  ben  3nf)alt  üon  ben  formen  beutlictyer  un* 
terfcfyieben  su  fyaben,  fo  »erftanben  audj  fte  eö  eigentlich  allein, 
feftere  Umriffe  für  bie  ©ebtete  ber  2öiffenfd)aft  unb  ber  unmittet* 
baren  grömmigfeit  31t  entwerfen4).  2Moboru3,  fpater  23if$of 
»on  3arfu$  (378  —  394),  beffen  bogmatifcfye  3been  it)r  ein  noef) 
entfe^iebnereö  ©eprüge  aufbrücf ten ,  eröffnet  bie  9teifje  ifyrer  t)er- 
üorragenbften  Sefyrer 5).  3ux  SMütlje  gebeizt  fte  in  beffen  <S$ü* 
lern,  bem  fcfyarfftnnigen  unb  gewanbten  (Sregetcn  SfjeoboruS, 
nacbt)er  23ifd)of  üon  «JRopfuefHa  in  gilicten  (393—428),  welcher 
bie  3been  feineö  2el)rer3  aufnahm  unb  mit  Sigentfyümlicfyfeit  ju 
einem  fmnreid)en  ©tyfteme  entwiefette6);  unb  ^oljanneö  (£f)ri)* 
foftomuö,  ber  größte  üDlann  ber  orientalifd)en  Äird)e  in  biefen 
3af)rl)unberten,  welcher  bie  SÖärme  einer  innigeren  unb  fird)lict;eren 
Stiftung  $u  ber  mer)r  bei  ber  rationalen  unb  menfd&lictyen  ©eite  be* 


1)  g.  Günter  über  bie  mtiiocfiett.  ©$ule  in  ©täub litt 3  unb  £$ fla- 
uer 3  21rd;iti  für  Ätrdjenöefd).  1.  1. 

2)  Euseb.  h.  e.  7,  32. 

3)  Euseb.  h.  e.  9,  6.     Hieron.  vir.  illustr.  77. 

4)  Theodoret.  ep.  151  ed.  Hai.  IV  p.  1304  untevfdjeibet  baS  navr\yv- 
gixms  Myeiv,  v/.ii'ovg  vtpatvsiv,  incci'vovs  dteiievcu  ttnb  bflö  öoyjXMiXttv. 
(£benfo  Alexander  Hierapolit.  frei  Theodoret.  ep.  78.  ©.  9?eanbet  II.  IL 
©.  889. 

5)  ©eine  ßommentitre  finb  öevlomt.  ©.  Assemanni  bibl.  or.  III.  I,  28. 
Socr.  6,  3.    Phot.  Cod.  102.  223. 

6)  A.  Maji  Scriptor.  veter.  nov.  collect.  IL  II.  p.  49—104.  VI.  Com- 
mentar.  j.  JRomerbrief  in  Maji  Spicileg.  Roman.  T.  IV.  Theodori  M.  quae 
supersunt  omnia  ed.  A.  F.  a  Wegnern.  T.  I.  Commentar.  in  XII  pro- 
phetas.  Bcrol.  1834.  Assemanni  bibl.  Orient.  III.  I.  F.  L.  Sieffert  Theo- 
dor. Mops.  V.  Tti.  sobrie  interpretandi  vindex.  Regiom.  1827.  0.  F. 
Fritzsche  de  Theodori  M.  vita  et  septis.    Hai.  1836. 


—    278    — 

rjarrenben  Slnfdpauung  jener  Reiben  rjinjubracf  te 1).  3f)m  folgte  auf 
biefer  mefyr  fircfylidpen  35af)n,  obwohl  fefjr  i>erfe|ert,  ber  inelfei* 
tig  geteerte  £t)eoboret,  23ifcfyof  r-on  f^roS  am  (Supfyrat  (423 
bis  457),  ber  bie  3«f)l  ber  großen  Banner  au$  ber  antio$eni* 
fc^en  «Sdntte  abfließt,  welche  fortan  mefyr  burd)  it>rc  Softer* 
anftatt  511  (Sbeffa  wirfte2).  «Sie  b)atte  bi6  311  ifyrern  Untergange 
burd;  jene  Banner  weit  über  bie  ©renken  <&tydmä  fyinauö  ifyren 
bUbenben  Sinflufj  erftretft,  t>oqüg(id)  aber  mit  Sefyrem  fenvanb* 
ten  ©eifte6  in  ber  näheren  Umgebung  in  fruchtbarer  2ßect;feh»ir* 
fung  geftanben.  Unter  tiefen  nahmen  ber  flafftfcf)  gebilbete,  be* 
rebte  unb  bureb,  feine  <ScJ)riftau6(egung  gefeilte  (Sufebiuö  i>. 
ßmefa  (ft.  360) 3),  &#?iltu$  r-on  Serufalem  (350  —  386), 
unb  Q^fyratm  ber  (Syrer,  auö  9?iftbi6,  3)iaconu3  in  (Sneffa 
(ft.  378),  ein  ^auptgrünber  ber  fyrifcf;  ^ircb,lid)en  Sitteratur  nacb, 
ifyren  Derfcfyiebenen  Steigen  4)/  euie  bebeutenbe  (Stelle  ein. 

5)«ö  Slbenblanb  bewahrte  in  biefer  ^eriobe  feine  überwies 
genb  praftifcb,e  Haltung,  bai)er  bie  Sßiffenfcfyaft  weniger  öerbrei* 
tet  unb  mannigfaltig  war,  alö  in  ber  orientatifcl;en  £irct;e.  2ln 
ber  ©renje  ber  *)}eriobe  ftel)t  SactantiuS  (ft.  gegen  330),  ein 
8cf)ü(er  beö  SlrnobiuS,  9tf)etor  unb  2el)rer  beö  ^rinjen  (EriSpuö, 
bureb,  Schriften  befonberö  apotogetifc&en  3nt)atte3  begannt.  (Sr 
ift  ein  SDtann   Bau   allgemeiner  23Ubung  unb  fyat  bie  flafftfctje 


1)  Opp.  ed.  Montfaucon  (ord.  Bened.)  1718-38.  Par.  13  t.  fol.  ed.  2. 
Paris.  1835—40.  13  t.  4.  mm  ltQ<.uavvi)<;  ed.  J.  A.  Bengel.  1725.  —  Theo- 
doret  h.  e.  5,  27  sq.  Palladii  vit.  Chrysost.  9?eanbev  ber  fyeüige  <&l)X\y 
fojtomuS  uul?  bie  tfiretje  befenbers?  be8  (D*i«W  in  befreit  3eüaUer.  1821.  3tc 
«Hüft.  1848. 

2)  £l;eoboret3  SBcvfet  «ufjer  beit  gefcMäjtlicfjen,  Sommentrtre  ju 
ben  mcijten  dttejtamenrl.  Süc^ent,  ju  ben  ^aulinifdjen  Briefen;  ^qupiot^; 

£lh]Viy.u)V    7iadi]/Lic'aojv    tttQcmtia;    ctiQtnicrjs   y.ay.o/uvOt'ag  ^7j/to,u?j.     181 
©riefe.     Opp.  ed.  Sirmond.  Par.  1642.     Schulze-Nösselt.  Hai.  1769.  5  t.  8. 

3)  Sic  3vcfte  bev  ©dmftcn,  bie  tr)m  beigelegt  roerben,  (icraueg.  ö.  Slugufri. 
etterf.  1829.  tfritifd)  gcftdjtet  s>on  Z\)Uo  über  bie  ©Triften  bc«  Ctufct.  öon 
3Uer<mbr.  vtnb  beö  (Sufcb.  »on  Sir.cfa.  £all.  1832.  rf.  Socr.  2,  9.  Hier, 
vir.  illustr.  91. 

4)  (Jommentare,  £omüicn,  |n;mucu,  bogmat.  unb  nfect.  ©driften.  Opp. 
ed.  Assemanni.  Rom.  1732.  6  t.  fol.—  Lengerke  de  Ephraemo  S-  inter- 
prete.   Hai.  1828.  de  Ephraemi  arte  hermeneutica.   Regioni.  1831. 


-     279     - 

gorm  beö  ©ttylö  mefyr  inne,  ald  irgenb  einer  tiefer  gelogen  j 
bocf;  ift  er  eine  Weit  met)r  praftifd)e  al£  wiffenfcfyaftlidje  9fatur, 
unb  (eine  Seiftungen  in  legerer,  namentlich  in  bogmatifd)er  fem* 
ft$t,  ftnb  unerfyeblicfy.  2)er  £>uali6muö ,  ben  man  i()m  vorwirft, 
gef)t  ebenfalls  von  einer  ungefcfyiciten  .£anbt)abung  moratifd?er 
S3et}riffe  auö  l).  3)ie  freiere,  aucfy  tt)illfürlic&ere  23et)anbtung  ber 
£>ogmen,  weiche  ftd?  nod?  bei  tt)m  ftnbet,  wicl;  mefjr  unb  meljr 
ber  fefteren  fircfylicfyen  Srabition,  bie  im  Slbenblanbe  einftimmiger 
war,  unb  von  Slnfang  an  »orjüglidj  von  ber  römifcfyen  Äirct;e, 
bie  aucfy  barin  großen  Saft  jcigt,  auf  fixerem  üffiege  geleitet 
warb.  Slber  burd)  wiffenfcf?afüicl;e  Seiftungen  ift  bie  rbmifcl)e 
$ird)e  nicfyt  grabe  al$  güt)revtn  aufgetreten,  wenn  man  ausnimmt, 
was  Seo  ber  ©rofe  (440  —  461  23if$of)  getrau  f)af-),  bei 
feine  23eftimmung,  bie  $tit  ju  bel)errfrf;en,  nicl)t  blo£  in  ber  9}er* 
waltung  ber  erften  Äivdje,  fonbern  aucl;  in  bem  @efcfyirf  beuiv 
funbete,  womit  er,  ol)ne  an  Siefe  unb  greifyeit  ber  (Srfenntnif* 
feine3eitgenoffen  311  übertreffen,  bocfy  ben  gemeffencn  SluSbrutf  fanb, 
welcher  bie  gorberung  ber  großen  9)ict)r$at)t  befriebigte.  §lmbro* 
fiuS,  ©oljn  eines  ^räfeften  von  ©atlien,  gehörte  ber  (§rjiel)img 
nadj  9ioin,  ber  SBirffamfcit  nacfy  9)?ailanb  an.  üttacfebem  er, 
nod)  £ated)umenoS,  burd?  ben  3untf  ber  ©emcinbe  gebrängt 
war,  baS  Sunt  beS  ^räfeften  mit  bem  beS  S8ifdE?ofö  ju  vertäu* 
fd;en,  regierte  er  bie  zweite  £ird)e  Italiens  charaktervoll  unb  be* 
fonnen  (374—397),  fo  bajj  er  in  ben  testen  t)eftigen  CSrfc^i'ttte^ 
rungen  beS  arianifcfyen  <5treiteS  ein  fräftiger  Sjait  für  bie  grennbe 
beS  nicenifd;en  (SoncilS  war.  SöaS  in  feinen  ©Triften  23ebcit; 
tung  l)at,  ift  ebenfalls  baS  ^raftifitic  unb  Slfcetifitc3). 


1)  Instüutiones  divinae.  VIT  üb.;  de  iraDei;  de  opifieio  Dei;  de  nior- 
tibus  persecutorum.  Opp.  ed.  Bünemann.  Lips.  1739.  Fritzsehe  1842 
—  1844.   2  t.   8. 

2)  Sermoiics;  Epistolae;  de  voeatione  gentium  (?).    öülfd/licf)  ü)\n  bei 
ßclcijt  bets?  sacramentariuin.     Opp.  ed.  Qucsnel    Lugd.  1700.    Ballerini  Vc- 
net.  1753  — 1757.  3  fol.     Maiin  b  ourg  histoire  du  pontificat  de  S.  Leon. 
l'ar.  1687.    Stveubt  Vco  b.  @r.  unb  (eine  £tit.    Tfoinh  1835.     ycvtfjcl 
2co  b.  ®x.  geben  unb  Seijvcn.    3en.  1843. 

3)  De  offieiis  ininistioruin  lib.  III;  Hexaemeron  lib.  VI;  de  mj$teriis; 
de  fide;    de  Spiritu  S.,    de  incamationis  dominicac  sacrainento ;    92  epi- 


—    280    — 

3m  SUlgemeinen  gemattete  bie  abenbtänbifcfye  SBiffenfc&aft  ber 
morgenlänbifcfyen  bte  in  bie  3eit  2luguftin6  einen  (Einfluß,  ber 
nic&t  511  gering  ansufc^iagen  ift,  nnb  buvct;  la\  arianifc^en  ©treit 
iwrnef)m(icf)  311  ©unften  bei  aleranbrinif$en  Geologie  nod)  er* 
weitert  würbe.  Slucf;  in  ©aülen,  beffen  fiiblidt>e  ©egenben  nocfy 
immer  in  einem  unmittelbaren  unb  lebendigeren  33erfet)r  mit  bem 
Orient  ftanben,  unb  wo  im  vierten  unb  fünften  3af}rrjunbert  näc^ft 
9?orbafrifa  ber  ©ifc  ber  größten  wiffen[a)aft(ictKn  Dtegfamfett  im 
Dccibent  war,  fanb  bie  griecfyifcfce  Sitteratnr  Eingang.  $\{a* 
riuö  r>on  ^ictaöium  (^oitierö),  ber  tieffte  unb  eigentümliche 
3)ogmatifer  ber  occibentalifd)en  Äirdpe  bc$  Dierten  Saijrij.,  ift, 
obwohl  in  felbftanbigcr  (Sntwitffung  ju  einer  ber  atfjanaftfdpen 
Geologie  ganj  perwanbten  23orfteltung3weife  gelangenb,  bocfy 
burd)  bie  3been  beö  Crigeneö  mitbeftimmt  (\t  368) l).  2)ie  grö> 
ten  93erbienfk  um  eine  r-erftärfte  unb  »ertnelfältigte  Ueberteitung 
ber  orientalifc^en  Sitteratnr  fjaben  bie  beiben  fenntnißreid)en  9J?än= 
ner,  DiufinuS,  $)3regbv>ter  »on  Slquileia  (ft.  410), 2)  unb  befrnv 
ber6  £ierom;mu3  (geb.  330—340  ju  ©tribon  in  2)a(matien, 
geft.  420),  ein  9D?ann,  beffen  weitfcfyicfytige  ©efefyrfamfeit  f$on 
an  ben  Umfang  beö  mobernen  ©tubiunu3  erinnert.  2)er  berühmte 
©rammatifer  2)onatuö  31t  Dtoin  führte  ben  Jüngling  in  bie 
flafftfcfye  Sitteratur  ein,  welker  er  mit  bem  inwofynenben  leiben- 
fdjaf  fliegen  (Sifer  ftcf;  Eingab.  (Sine  3^it  lang  feffelten  ifjn  bie 
£)icfyter,  $[)ifofcwl)en  unb  9tebner  ber  9tömer  unb  ©rieben  ganj, 
eö  war  biefelbe  3^it,  wo  aucfy  feine  glüfjenb  finnlidje  9Zatur  bie 
ftttlidjcn  ©tfjranfen  be$  (£l)riftentt)um6  burcfybracfy.  2113  er  jidj 
wieber  ermannte,  regte  ftcfy  fein  ©ewiffen  sugfeiefy  gegen  bie  23er* 

stolae.  Unecht:  de  sacramentis  lib.  VI;  bie  Gtommentare  beö  5lmbvofin-= 
per  (£ffarfuS).  Opp.  ed.  du  Frische  et  le  Nourry.  Par.  1686.  2  fol. 
Gilbert.  Lips.  1839.  (^xutbflU^gabe.)  Paulini  Mediolan.  vit.  Ambrosii  in 
ben  21« 3g. 

1)  ©cfyriften:  de  trinitate  lib  XII;  ad  Constantium ;  de  synodis  adv. 
Arianos. ;  de  synodis  Ariminensi  et  Seleucensi;  Sommcittav.  j«  ben  9)jVilm. 
unb  SMiltU).  Opp.  ed.  Coustant.  1693.  ed.  auet.  cur.  Maffei.  Fragm.  Maji 
Collect   T.  VI. 

2)  ©eine  Äirdjengefd;.  f.  ©.  13.  Ueberfe^.:  bie  üftecognitiinien;  @d)vif< 
ten  be£  Drigenetf   —  Expositio  symboli  apostolici  in  Opp.  Hieron. 


—    2§i    — 

efyrung  fetter  großen  ©djriftftetfer,  unb  burd)  ein  Sraumgeftd^ 
in  welkem  (Sfyriftuö  iljn  beSljalb  i>on  jtd)  ftieß,  gewarnt,  be* 
fd&fof?  er  für  einen  Siugenblirf,  iljnen  31t  entfagen.  2)er  $ampf 
freier  2ßiffenfd)aft  mit  bem  Slfcetifcfyen  bewerte  in  iljm  fort  biö 
in  fein  vorgerücktere^  Sitter.  £>enn  als  er  fpäter  von  9iom,  wo 
ber  ücrwettlid)te  Äleruö  ben  fc^onungSlofen  (Sittenrichter  nic^t 
mef)r  ertrug,  ftd)  nad;  ^alaftina  juvücf^og ,  unb  bie  ftrengfte 
(Sntljaltfamfeit  il)tn  mef)r  eine  Aufregung  ber  Süfte,  af3  eine 
«£jülfe  31t  iljrer  Unterbrütfung  warb,  flüchtete  er  fid;  wieber  in 
bie  wiffenfd)aftlid;e  gorfcfyung,  intern  er  feine  wilbe  ^3f)antafte 
burd)  baö  muljeöoHe  ©tubium  beS  ^ebräifc^en  ju  ^atymen  l)offte, 
bis  er  enblid)  in  ber  unmittelbaren  (Srgreifung  be3  3kk$,  bem 
er  auf  bem  Umwege  ber  ©ntfagung  unb  2Biffenfd)aft  nad^ftrebte, 
in  ber  Eingebung  an  @t)riftuö,  ^rieben  fanb.  ©ein  beweglicher 
tton  ©inn  für  bie  gorm  nicfyt  gan$  öerlaffener,  unb  auf  bie  23er* 
fcfyiebenijeit  berfelben  leicht  eingefjenber  @eift  arbeitete  auf  mefj* 
reren  ©ebietcn  mit  (Srfolg.  21m  meiften  tterbanft  iljm  baö  bibti* 
fc^e  ©tubium,  inbem  er  bie  alte,  wenig  brauchbare  23ibelüber* 
fe^ung  mit  befferen  Mitteln  erneute  (Vulgata),  ard?aotogifd)e 
Untermietungen  aufteilte ')  unb  Kommentare2)  »erfaßte,  in  welchen 
ft$,  neben  einem  ©d)a$  »on  ©elefyrfamfeit,  ein  für  bie  S3efc^äf- 
tigung  mit  bem  einzelnen  glürflictyeS  Talent,  unb  eine  23ef)anb* 
lung  be6  Serteö  jeigt,  bie,  wenn  aud)  of)ne  folgerechte  3)urd;füf)* 
rung,  bie  antioc^enifc^en  ^rineipien  über  Snfyiration  öorauSfefct 3). 
3n  ber  2)ogmatif  ift  er  nic^t  eigentümlich  :probuctw,  unb  in 
ängftlidjer  2lbl)ängigfeit  öon  ber  firepc^en  Dtec^tglaubigfeit.  ©eine 
«Briefe  unb  polemifc^en  ©Triften4)  geftatten  einen  tieferen  ©lief 


1)  SBefonberö  de  interpretatione  nominutn  hebraicor. ;  de  situ  et  nomi- 
nib.  locor.  hebraicor.  n<u$  Sufetuuö  SBerJ. 

2)  3«  ^n  ^vopfjeten,  Sftatüjauö,  ben  SSriefeu  an  bte  ©«tot,  @|>tyef.,  %itu$, 
geilem.  Ueberfe^uugen  fcon  &müim  beö  Dvigeneö  jum  alten  unb  neuen 
Steftament. 

3)  (£v  fdjreibt  bem  Paulus  ad  Galat.  5,  12  einen  |>r<tfitfd)en,  ad  Pamma- 
chiutn  de  optimo  genere  interpretandi  c.  3  einen  tt)covetifd)en  3rrrt)unt 
(33ewecty3(ung  bcö  3eremi<t3  unb  ßatyatfaä)  ju. 

4)  £>ie  ©Triften  gegen  £eU>tbiu$,  33igi(antiu3,  3ot>tnianu3,  Dtufiuw^,  bie 
«Pelrtgwner  (3  23.),  Sueifcrinner. 


—    282    — 

in  feinen  nicfyt  überall  lautem,  grojje  geiler  mit  großen  £ugen>- 
ben  »ereinigcnben  ßl)arafter.  @r  ift  mafjloö,  roo  er  lobt  unb 
wo  er  tabelt,  eitel,  barum  empftnbli$  unb  unwahr.  2lber  bod? 
Ratten  mele  (einer  3eitgenoffen  baö  Vertrauen  ju  il)m,  (eine 
9?atf)fcr;lägc  (ür  ifyr  eigncö  #riftli$e3  Mm  ober  für  bie  (Sr* 
jietjung  an$unel)men.  3n  roiffenf^aftlicfyer  £inftc§t  ift  er  unbe* 
ftritten  neben  Sluguftin  bie  Jjöc^fte  Slutorität  ber  bamaligen  abenb- 
länbifc^en  Äirdje,  unb  ergänzt  biefen,  feinen  tiefer  probuctir-en 
3eitgenoffen  bttrc^  feine  gröfere  Sleceptbität ,  burcfy  feine  auö* 
gebreitetere  Äenntnif  unb  burcf)  bie  ^eran^ieljung  frember  Sßif* 
fenfcfyaft  ju  bem  33tbelftttbiuni.  3n  $erbinbung  mit  il)m  f)at  er 
nicfyt  feiten  fucbenbe  ©eifter  auf  bie  l)eilige  ©ctjrift  geführt,  fo 
baf  »on  beiben  aucf;  in  biefer  SBe^iefyung  bie  Oteformation  sor* 
berettet  worben  ift  ').  Sluguftin,  im  SSaterlanbe  £ertuttiam3 
auftretenb  unb  feine  ©pur  »erfolgenb,  rourbe  auf  mel)r  alö  ein 
3al)rtaufcnb  l)inauö  ber  güljrer  ber  abenbtänbifd)en  Geologie, 
©eitbem  er  bie  liefen  beö  occibenta(ifd)en  ©eifteS  r)ert>orgefeljrt 
unb  i(jm  ben  eigentl)ü'mlicben  (Stempel  aufgebrücft  l)at,  nimmt 
bie  roeftlidje  Äircfye  eine  abgefcfyloffenere,  aber  aud)  felbftiinbigere 
Haltung  gegen  bie  morgenlänbifcfte  ÜJogmatif  an,  fo  bafü  ber 
(Streit  um  bie  auguftinifcfyen  «£)aupttef)ren  sugleid)  ein  Äampf 
ber  atlgemeinften  ©cftaltungen  ift,  unter  meiere  bie  $ircf)e  ftd) 
tf)cilt2). 


1)  2(u§ev  bett  evtt?af;nten  (eine  fitfrorifdjen  SBcvfct  de  viris  illustribus 
siv.  de  scriptorib.  ecclesiastic;  vit.  Pauli;  vit.  Hilarionis;  ügl.  ctuc!)  cfcett 
©.  12.  Opp.  ed.  Martianay.  Par.  1693.  5  t.  fol.  Vallarsi.  Venet.  1746. 
1766.  11  t.  4.  Vita  Hieron.  Acta  Sanct.  t.  VIII.  Sept.  cur.  Vallarsii  in 
opp.  t.  XI. 

2)  Uckr  SUtguftinö  Mcnventhndhmg  f.  unten.  £)ie  fyauptfäcljltcfifren  2öerfe 
ciufjev  ben  genannten  unb  fyaterlnu  ansufüfyrcubcn:  de  utilitate  credendi;  de 
doctrina  christiana  lib.  4;  de  catechizandis  rudibus;  enchiridion;  de  con- 
sensu  evangelistarum.  —  De  moribus  ecclesiae  catholicae  et  Manichaeo- 
runi;  de  libero  arbitrio;  de  vera  religione;  contr.  epistolam  funda- 
menti;  c.  Fauslum.  —  De  genesi  ad  litteram.  Enarratio  in  psalmos; 
exposit.  epist.  ad  Roman.  Galat.;  traetatus  124  in  evangel.  Joann.  — 
Retractationes  lib.  II.  —  Epistolae  270.  —  Opp.  ed.  Bened.  Par.  1679. 
ed.  2.  1836  —  1839.  11  t.  Antverp.  1700  sq.  Venet.  1756.  18  t.  fol.  — 
Possidii  vit.  August.  Clausen:  Augustinus  Script,  s.  interpres.  Hafn. 
1827.    23  in  bemann:  b.  I).  Stugufttmtf  I.  23erf.  1844. 


-    283    - 

2)ie  unmittelbare  Anregung  aus  biefer  23tütf)ejeit  ber  abenb* 
länbifc&en  Sfyeologie  bauert  etwa  bis  450  in  ber  Sitteratur  fort, 
bann  aber  tritt  ein  merf  lieber  ©tiltftanb  ein,  unb  ber  wiffenfd)aft* 
lid)e  ©etft  beginnt  in  beiben  «gjälftcn  ber  Äircfre  ab^ufterben:  im 
Dccibent,  weit  bie  Barbarei  mit  ben  germanifd)en  üßötfern  ein* 
brang,  weld;e  audj  bie  potitifdje  ©djöpfung  bcS  2Utertl)umS  3er* 
trümmerten;  im  Orient,  weil  bie  £>efyotie  ber  (Staatsgewalt  unb 
bie  innere  23efeinbnng  ber  Parteien  bie  (Sntwicf'lung  Ijemmte;  in 
beiben  burd)  bie  Verhärtung  in  bem  lircfylid;  normirten  <St;ftem 
ber  @laubenStet)ren  unb  Sa^ungen,  unb  burd;  bie  befc&ränfte 
SRifjac^tung  ber  2R5nc$e  unb  ^riefter  gegen  bie  flafftfcfyen  <Stu* 
bien.  ©affioboruS  (538  biö  nad)  562  im  Älofter  SBtoarienfe 
bei  6quillace)  fud;te  bie  SOJönt^e  aud)  ju  biefer  33efd;aftigung 
anzuregen1),  nad;bem  er  mit  bem  33ifc§of  Slgapetoö  öon  dioin 
ben  *ßlan  jur  ©rünbung  einer  tl;eologifd;en  2et)ranftatt,  wie  ba* 
matS  noefy  im  Drient  bie  neftortanifcfye  311  9^if ib iö  beftanb,  ent- 
worfen fyatte;  bod)  baS  eine  ganj  unb  baS  anbre  größtenteils, 
fdjeiterte  an  ber  Ungunft  ber  ßeit.  2)ie  3&iffenfd?aft,  bitrd;  feine 
geiftige  ^Bewegung  erfrifcfyt,  öertrotfnete  ju  einer  traditionellen, 
im  Occibent  fet)r  bürftigen  SRaffe. 

2)ie  2luSbilbung  ber  JDogmen  nimmt  bie  £t)atigfeit  biefer  *ße* 
riobe  fo  fel)r  in  Slnfprud; ,  baf  fie  bie  cfyarafteriftifcfyfte  (Seite  ify* 
reS^  geiftigen  SebenS,  jia,  i>a$  baS  fDogma  unb  ber  (Streit  barüber 
nic&t  feiten  ben  4?ebet  ber  politifc^en  Bewegung  ausmacht.  (SS 
finbet  fid;  im  Vergleid;  gegen  bie  frühere  $eriobe  ein  gortfcfyrttt 
som  Slltgemeinen  jum  23efonberen,  unb  ju  größerer  Vertiefung 
in  baS  Sßefen  beS  ctyriftlid;en  2el)rgel)alteS.  2)enn  in  bem  9)cafk, 
als  bie  2et)rentnürf(ung  fid;  von  ben  ©ren^irnen  ber  Äircfye  in 
ifjr  inneres  surücf^og,  »erfammetten  fid;  bie  ©egenfäfce  um  ein* 
Seine  bogmatifcfye  fünfte,  ftatt,  wie  bisher,  fid;  in  ganzen  bog* 
matifeljen  9ieil)en  auSäitfpred;en.  Slber  fobatb  bie  einzelnen  ©lau* 
benSfatje  erörtert  unb  beftimmter  gefaßt  würben,  würbe  sugleid; 
aud)  il)r  3nfamment)ang   tiarer,    unb  baS   fird;licfye  £el)rfyftem 

1)  De  artib.  et  diseiplin.  libcraliuin  litterar.  Couunentar.  ju  Aristotel. 
De  institutione  divinar.  litterar.  Epistolae. 


—    284    — 

met)r  oerüottftänbigt  unb  gegliedert.  2)er  gortfd&ritt  beruhte  tfetfö 
auf  ber  inneren  (Sinfjeit  beö  bogmatifcfyen  SBewußtfeinei,  tfyeilö 
auf  ben  großen  unb  allgemeinen  ©egenfafoen  in  ber  Äirc^e  unb 
iljrer  bisherigen  Entwicklung.  Sßaö  aud)  äußere  SÄottoe  unb 
bie  politifdje  ©ewatt  görberlic^eö  ober  £emmenbe3  Ijinjufügcn 
motten,  bie  Äraft  jener  tiefer  wirfenben  gaftoren  brachte  bort) 
enbtidj  bie  @ntfd)eibung.  2)at)er  bie  it)rer  9?atur  na$  mefyr  me* 
tapf)i;ftfrt)en  unb  fpeculatioen  JDogmen  öon  ber  2)reieinigfeit  unb 
nad)  if>v  »on  ber  Sßerfon  (Sfjrifti  fo  uberwiegenb  ben  ©egenftanb 
beö  2)enfen8  ber  orientalifd)en  Äircfye  ausmachten,  baß  bie  prafti^ 
feieren  barüber  üemacfyläfftgt  würben1),  wogegen  bie  oeeibenta- 
tifdje  3t1rd)e  ftcb,  biefer,  bem  ÜRittelpunfte  beö  d)riftlictjen  33e* 
wußtfeinö  nät)er  liegenben,  inöbefonbre  ber  Seljre  oon  bem  9Ren* 
fd)en  unb  feiner  Gürtöfung,  mit  Vorliebe  bemächtigte.  23on  ben 
langwierigen,  heftigen,  burd;  bie  £ljeitnal)me  ber  ©taatöregie* 
rung  nod)  mefyr  vergifteten  (Streitigfeiten,  in  welchen  man,  je 
erbitterter  man  um  ben  @lauben3fa£  jlritt,  befto  weniger  it)n 
von  bem  ©lauben  unterfcbjeb ,  falten  jenem  ifyrem  3nf)alte  infolge 
bie  arianifcfye,  neftorianifetje  unb  mono pf)ty fit ifcf;e  (Strei* 
tigfeit,  unb  mit  if)nen  bie  origeniftifc^e,  itberwiegenb  bem 
öfttid)en  ©djauplafc,  bie  petagianifetye  aber  meift  ben  weftli* 
c^en  ©egenben  51t.  2)aS  ©emeinfame  in  it)nen  ift,  baß  e$  fiel) 
in  ben  bogmatifd)en  Erörterungen  überall  um  eine  Sergleidjung 
t>er  mefyr  ober  weniger  oollftänbigen  unb  intenftoen  9KittljeUung 
©otteö  unb  ber  größeren  ober  geringeren  ©clbftänbigleit  beö  ©es 
fd)öpfeö  t)anbeft. 


II.    £)ie  fj}e$teßm  Seljvgefdjtdjtc. 

A.    !X)ie  (Sntwicftung  ber  2el)re  oon  ber  ^Dreieinigkeit. 

2)er  arianifcfye  (Streit. 

£>ie  Äirt^cn^i jlorif er  btö  31t  £tyei?boret.    &$aitafitt$  SBerfc.    @pt« 
Vftaniu*   hom.  69.  71-76.    Slusjüge  ki  9tftttf<$«i  (ö.  GSlfo).  I. 


1)  SBßt.  Gregor.  Naz.  Orat.  I.  I.  fol.  15.  XXXlll.  fol.  536. 


-    285    - 

©.  200  flg.  —  2Bafa)  IL  III.  fi.  Saitße  ber  HrfonWmuS  in  feiner 
urfprüngl.  23cbcutung.  SHgenö  |ij|.  3ettfd)r.  IV,  2.  V,  1.  Wetzer 
restitutio  verae  chronologiae  rer.  ex  controv.  arian.  exort.  (325 — 50). 
23aur  bie  Scljrc  »on  ber  IDreieinigfcit.  I.  9Weter  2et)re  sott  ber  £ri- 
nität  in  ib>r  fjiftor.  (Snttüicmtng.  I.  bitter  ©efdjicbte  ber  cfrijH.  W' 
lofoptue.  IL 

1.    2)ic  Slnfänge  be3  Streitet,    bis  jur  6ynobc  von 
9?icäa.  325. 

Drigeneö  t)atte  bie  alte  fuborbinatianifd)e  SSorftettung  vom 
göttlichen  £ogo3  vergeiftigt,  unb  war  mit  bem  33egriff  bei-  ewi- 
gen 3^ngnng  be6  ©ofyneö  ber  Slnnaljme  (einer  (Sinijeit  mit  bem 
SSater  nm  einen  bebeutenben  Schritt  näfjer  getreten.  £>a  er  aber 
baneben  bie  SBefeneinfyeit  entfcfyieben  in  SIbrebe  fteflte,  fo  waren 
feine  3been  ber  SluSganggpunft  ber  9?icf;tungen,  fowofyl  auf  ©üb- 
orbination,  alö  auf  (§inr)eit,  unb  von  ben  Vertretern  beiber  warb 
er  a(ö  eine  Slutorttät  genannt.  Slriuö  war  e6,  welker  xM> 
ftd&tölofer,  alö  bisher  gefdjeljen,  bie  Sonfequcnjen  ber  fuborbina* 
tianifc^en  23etraci?tung6weife  30g1).  (Sr  war  unter  Sucianuö  in 
ber  antiocfyenifdpen  ©c()u(e  gebilbet,  unb  fpater  *ßreöbt;ter  an  ber 
23aufali6fird)e  ju  SUcranbria,  wo  er  buret)  afcetifcfcye  (Strenge 
unb  burdi)  feine  ©etefyrfamfeit  in  9htf  war.  ©ein  meljr  für  baö 
(Smpirtfc^e,  (Einzelne  gemalter  ©eift,  Wetter  aud)  von  jenem 
Setjwr  vermutfylid)  mefyr  baö  Skrftanbeömäfjige,  alö  bie  Sture- 
gung  einer  mefyr  innerlichen  2lrt  aufgenommen  Ijatte,  emvfanb  in 
ftd)  Weber  ein  fveculativeö,  nod)  ein  religiöfeS  23ebürfniß,  welches 
ein  unmittelbares  93er£)ä(tnijß  ©otteö  $u  ben  ©efdpö'vfen  verlangt 
fyatte;  fonbem  ber  geheime  3^3,  bem  er  folgt,  ift  ber  2)ci8muS, 
welcher  erft  fpater  $u  einer  vottftänbigen  Darlegung  in  ber  Äircf;c 
gelangte.  2)a3  3ntereffe,  bie  (Srfjabenfjeit  beS  QSaterö  fejijujjaf* 
ten,  ift  bei  ifjm  ftärfer,  als  baö  fpejififd)  d)riftli$e  3ntereffe  am 
<5of)ne.  2)ic  33eijauvtung  ber  2Befenöetnt)cit  (cO[ioovowv)  beiber 
fd)ien  iljm  unvermeiblid?  ju  2luflöfung   ber  £t;voftafte  unb  su 


1)  Storia  critica  della  vita  di  Arrio  scr.  d.  G.  M.  Travasa.  Venct.  1746. 
33on  feinen  Briefen  übrig:  an  Sufeb.  bon  5?icomeb.  Epiph.  haer.  69,  6; 
Ott  Stlerattber  Ö.  3Uer.  Athanas.  de  Synod.  Arim.  et  Seleuc.  c.  65.  grag* 
ntente  aus  feinen  ^Briefen  wnb  feinem  Suctye  Gcdefa  ebenb. 


-    286    — 

©abetliantemuö  51t  führen;  unb  feie  abfohlte  göttliche  ÜÖSürbe  beö 
Saterö  bualiftifdj  beeinträchtigt  51t  werben,  wenn  man  irgenb 
wie  eine  9Jfttemigfeit  be3  ©otnwö  annahm;  unb  mit  bem  begriff 
ber  Beugung  wanbte  man  nact)  feiner  Meinung  auf  ©ott  bie 
ftnnli^en  Vorftetlungen  ber  ©noftifer  r>on  (Emanation,  Sfyeitbar-- 
feit  unb  äöanbelbarfeit  an.  2)er  «Bater  in  feiner  Slbgefcr/loffen* 
f)ett  war  iljm  allein  ©ort  im  wahren  ©inne,  welchem  auSfcpefc 
li#  bie  ©wigfeit,  ber  23eftanb  im  eignen  SBefcn  unb  bie  Itn- 
wanbelbarfeit  ber  9?atur  jufomme.  93et  biefer  abftracten  23etradj* 
tung  ©otteö  fommt  ber  Sogoö  in  einer  *Reil)c  mit  ben  ©efd;6yfen 
5U  ftet)en  5  er  ()at  nic^t  nur  einen  Slnfang  beö  3)afein<3,  er  f)at 
it)n  aud?,  wie  alte  anbren  Kreaturen,  buret)  einen  Sßitlenöact 
©otteö,  unb  ift  nid?t  burd)  ben  Segriff  ber  3e"9W"9  öon  it)nen 
*>erfd)ieben,  fonbem,  wie  fte,  auö  bem  3?i$tö  hervorgerufen,  ba 
eS  lein  2)rttte3  gwifd&eri  biefer  £erfunft  unb  bem  anfanglofcn 
©ein  ©otteö  giebt.  (Sr  r)at  mit  alten  anbem  gefdmffenen  Ver? 
nunftwefen  in  ber  $reif)eit  bie  50?öglicf}feit,  von  ©ott  abzufallen, 
unb  ift  mithin  unwanbclbar,  nid)t  feiner  SRatur  nad),  fonbem 
burd;  bie  ©tärfe  feines  fittlicben  Söollenö;  er  fte()t  ©ott  fo  fern, 
baf  er  fein  SCßefen  nic^t  völlig  crlennt.  ?lber  wenn  ein  @efd)övf, 
fo  ift  er  boef;  üa$  erfte  unb  bjöcbfte.  2)enn  »or  alter  3eit  fd)uf 
il)n  ©ott,  um  burd;  feine  Vermittlung  ber  SBett  baö  3)afein  ^u 
geben.  Snbem  er  bie  ©ebanfen  ber  göttlichen  Vernunft  unb 
2!>eiSl)eit  in  ber  ©dwvfung  ausführte,  rann  er  felbft  in  übertra> 
gener  SBeife  SogoS  ober  ©opt)ia  genannt  werben,  ©ott  t)at,  in 
ber  93orauöftd)t  feineö  jttwc&'eh  33el)arrenö  »or  unb  wafjrenb  fei* 
ner  SSerbinbung  mit  bem  menfd;lid;en  Seibe,  ifjm  ba3  511m  Vor- 
auö  »erliefen,  \v>a$  er  atö  2of)n  feiner  breite  verbient  f)at,  in* 
bem  er  il)it  jum  Slbbilb  feiner  Vollfomment;eit  unb  jum  <£jerm 
ber  äßett  machte,  fo  bafi  er,  baö  »oltfommene  ©efdwpf,  in  u& 
eigentlichem  ©inne  aucr)  ©ott  genannt  unb  $u  il)m  gebetet  wer* 
ben  barf1). 


1)  Arius  ep.  ad  Euseb.  Nicom.  Epiph.  h.  69,  6.  Theodoret.  1,  5:  öi- 
düoxofXEV  on  6  viös  ovx  low'  ciy&vj'rjTog ,  oväe  /iiggog  uyavvrjiov  y.ai 
olSiva   t^Ötiov,    oi'Si    ?|    vnoxtif-ih'ov    itvbg ,    «AA'    ort    üsly'ificai    y.at 


-    287    — 

2>iefe  Slnftcfyt  trog  Sirius  in  einer  Seit  im,  in  ftetcfjcr  bie 
deranbrinifc^e  £ird)e  bur$  bie  meletianifc&e  unb  anbre  gerot* 
gere  (Spattungen  beunruhigt  war,  in  ber  Ueberjeugung,  bamit 
nur  bie  alte  Äirc&enleljre,  mlty  ber  gorm  nacf?  Hnrffiwf  für  Unt 
war,  nncberjugeben.  2lber  in  SUeranbrta  Ratten  ftdj  feit  bem 
©trcit  ber  beibcn  3)tontyfut8  inelc,  unb  unter  Unten  ber  23i[ct)of 
?llcranber,  roicwoljt  er,  elje  ber  ©egcnfat}  23ebeutung  gewann, 
ftd)  bogmatifd)  ungenauer  auöbrürfte,  ber  abenblänbifd;en  Stuf- 
faffung  zugeneigt,  welche  baburci),  bajj  fie  (£()riftuö  t>on  ben  @e* 
fc^öpfcn  fonberte  unb  ber  2Öefen8eint)ett  juftrebte,  bem  frommen 
@efiU)l  näfyer  jufagte.  Sluf  einer  SSerfammhtng  ber  ateranbrini* 
fcljcn  ©ciftltcftfeit  Um  c6  jwifcfyen  Slriuö  unb  bem  Sifcbof,  wefdje 
beibe  nict)t  otjne  §eibenftf;aft  i()re  23etrad)tung3n>eife  burcbjufe^en 
fugten,  jitm  ^ollftänbtgen  33m<#;  Sltcranber  fd)(ojj  it)n  von  ber 
$irct)engemeinfct;aft  auö,  lief  baö  Urtfyeil  »on  einer  fpatcren 
6i)nobe  von  100  africanif^en  SBifdjb'fen  betätigen,  unb  machte 
eö  burd)  ^unbfrfn-eiben  befannt.    £)oct)  ein  £()etl  ber  ©etftlicf;- 


ßovXTj  vnioxr\  tiqo  %o6vtov  xal  ttqo  aiüvcov  nXr'jnrig  Osbg,  f.tovoyev>jg, 
dvaXXoUoxog,  xal  tiqiv  y$wri&f[,,  iqxoi  xxioOT],  rj  Öqig&T]  ,  »7  &£jAEli(q&rj} 
ovx   rjv    dyivvr\xog   yctQ  ovx  yv.     duoy.6t.ied a  oxi  tl'nautv,    doyJ]i'  £%£t 

6  vlbg,  6  Jf  dsbs  itvctQ^ag  ioxi, xal  bxi  tl'nafitv,    ort  ig  ovx  öv- 

xcdv  lailv.  —  Athanas.  orat.  c.  Arian.  I,  9  rtttö  bev  QaXslax  Ovx  atl  6 
$£0£  necitjQ  r)v,  dXX*  vGxzqov  yiyovsv  ovx  etil  tjv  6  vlbg,  ov  ydo  r\v 
txqIv  ytvvr]&7['  ovx  saxtv  ix  xov  naxcibg,  dXX'  ig  ovx  bvxcov  vntöiij, 
y.cu  avxbg  ovx  iaxiv  l'ötog  x!jg  xov  naxQog  ovoiccg,  xxia/ua  yc'cQ  ioxw 
xal  noirjuu'  xal  ovx  ianv  dXrj&tvbg  özbg  b  Xgtaxbg,  dXXd  fitro/Jj  xal 
avxbg  iStononj&rj'  ovx  oide  top  Tiaxtga  dxotßwg  6  viog,  ovxe  bat] 
6  Xbyog  xbv  naxiga  ztXstcog,  xal  ovxs  ovvist  ovts  yivwaxti  ccxQißwg 
6  Xoyog  xbv  nctTSQCt.  ovx  ianv  b  dkrjdivbg  xal  fxbvog  avibg  rov 
naTQog  Xöyog,  dkl'  bpo^ian  /.tövoi'  Xs'ysTai  Xbyog  xal  ooqi'a,  xal 
yÜQiii  kiytiai  vibg  xal  övfa/iitg.  ovx  ianv  aiQinxog  (ög  b  nairjQ,  äkXd 
iQEnxög  ioxi  ifvaei  cbg  xct  xxio/uaxa,  xal  Xilnu  avxio  tlg  xaxuXyipiy  xov 
yvüjvai  xslsiüjg  xbv  naxiqa.  —  §  5t  rjj  /nev  (fvaei,  wgueQ  nävxsg,  ov- 
xeog  xal  aixbg  0  Xbyog  iaxl  TQsnxög,  tto  Jf  iöi(o  avxe^ovoui)  scog  ßov- 
Xtxai  fXBVH  xaXog'  oxs  (.tivxoi  #£Xn,  dvvaxai  TQinto&ai,  xal  avxbg, 
wgniQ  z«i  tjftitg  xQtnxrjg  tov  (pvoeojg.  Jid  xovxo  yctQ,  (pt]ol,  xal  tiqo- 
yivwaxcov  b  &ebg,  soso&ai  xaXbv  avxbv,  nQoXaßwv  «vxm  xavxrjv  t^v 
db'£av  öldfoxtv,  ?;V  av&Qconog  xal  ix  rrjg  aQixijg  sa/s  /uixd  xavxa. 
(Haxe  ig  eQycov  avxov ,  wv  TTQoiyva  b  &(bg,  roiovxov  avxbv  vvv  ysyo- 
vivui  rrinoi'i]XSP. 


—    288    - 

feit  unb  ©emeinbe  r)ielt  barum  nur  befto  fefter  an  StrhtS,  wel* 
d?er  feine  £er)re  auf  bem  993ege  ber  Unterhaltung  burefy  <5d;riften 
in  $rofa  unb  Verfen,  namentlich  buret)  fein  35ucr)  £f)alia,  wei* 
ter  wirffam  machte,  Ijier  berter  unb  twlfSmäßiger  fic^>  auöfyre* 
eftenb,  gehaltener  aber  in  Briefen  an  einflußreiche  greunbe,  bee- 
ren ©ctntfj  er  in  Slnfprucfc  naf)m.  (Sufebiuö  »on  (Safarea 
trat  als  Vermittler  auf,  mit  befonbrem  (gifer  aber  nar)m  ftd)  fein 
greunb  (EufebiuS  »on  9?icomebien,  ber  einft  mit  iljm  bie 
Vorträge  beö  Suctanuö  gebort  fyatte  (oiMovxiaviairjg) ,  unb 
jefct  alö  S3tfc^of  ber  SReftbenj  (Stnftuß  befaß,  feiner  an,  unb  fachte 
ben  Slleranbcr  ju  bewegen,  baß  er  itjn  wieber  in  fein  2lmt  ein* 
fetzte ;  boci)  aUeö  »ergeblid).  9cun  griff  ber  3wiefya(t  mit  ©ebnet* 
ligfeit  um  ft$,  benn  iwn  lüelen  (Seiten  erlieft  SUeranber  3uftim= 
mung,  aber  niebt  wenige  erflärten  ftd)  für  SIriuS,  bie  einen,  weil 
fte  gleicher  2lnftd;t  waren,  bie  anbern,  weit  fte  jwar  nietjt  gan$ 
mit  2Mu3,  aber  auef;  niefct  mit  SUeranber  unb  feinem  Verfahren 
übereinftimmten.  T)er  (Streit  ert)i£te  bie  ©emütljer  unb  zerrüttete 
Diele  ©entehrten  beö  Drientö  fo  t)eftig,  baß  bie  Reiben  it)n  be* 
reitö  alö  ©egenftanb  beö  ©potteö  auf  bie  23ül)ne  brachten;  fd)on 
würbe  auet;  Gon  flaut  in,  ber  mit  Verbruß  ben  faum  fyergeftett* 
ten  inneren  ^rieben  beö  9teic^>eö  burd)  bie  fircfylid)e  ©Haltung 
aufs  neue  bebrofjt  faf),  jUr  (Sinrebe  veranlaßt,  (Sr  fanbte  ben 
Sifc&of  ^ofiuö  »on  (Sorbuba,  ber  ftd)  in  feiner  9?ät)e  befanb 
unb  fein  Vertrauen  befaß,  mit  einem  23rief  na$  Sileranbria, 
weiter  —  ber  erfte  Schritt  ju  ber  i>erberblid)en  faiferlidjen  (Sin* 
mifcfyung  in  bie  bogmatifd)en  ^änbel  —  in  feltfamer  Sßeife  ben 
tebrenben  £on  mit  bem  alten  ßinwanb  nieberfd)(agenben  Sefefyl 
t-erbinbenb,  beibe  wegen  unbebaa)t[amer  Veröffentlichung  fpl&ftn* 
biger  fragen  tabett,  unb  fte  jur  $ut)e  t-erweift,  ba  fte  ft$  ia 
bei  bem  ©tauben  an  bie  Vorfeljung  über  aüeS  Uebrige  leiebt 
»ertragen  tonnten1).  3)od;  audj  biefer  9ttad)tfprud)  fc^eiterte  an 
ber  geftigfeit  ber  beiben  ^attptftreiter,  bereu  Ueber^eugung  »iet 
Ijartnätfiger  war,  atö  bie  faifertid;e,  welche,  efje  ein  3ar)r  »er* 
ging,  burd;  ^oftuö  unb  anbre  greunbe  Slleranberö  aus  ber  9?eu- 


1)  Euseb.  vit.  Constantin.  II,  G4  sq.  (a.  324). 


-    289    - 

tralität  auf  ifyrc  (Seite  f)inüberge$ogen  war.    3)a  ienet  93erfud) 

mifgtücft  war,   fam  bem  £aifer  ber  ©ebanfe,  eine  allgemeine 

©mtobe  ber  25ifcf)6fe  be$  Sfveic^eö  au  berufen,  welche  mit  btefem 

(Streite  aud?  bie  noct)  fc^webenbe  grage  über  bie  spaffafyfeier  be* 

feitigen  füllten.    3m  3ar)re  325  famen  ju  9cicäa  in  Bitumen 

gegen    300   metft  nur  Orientale  S3ifd^öfe   jufammen1).    3Mc 

angefefyenften  Männer   barunter  waren  ber  burefy  SBiffen   unb 

©unft  bei  (Sonfiantin  einflußreiche  (Sufebtuö  tton  Gafarea, 

welcher,    nid)t  ofjne  Saft   für  baö  2Öefentlid)e  unb  Unwefent* 

tigere  beö  (£t)rtftentf;umö,    aber   ein  empirifetyer  ©eift,  ber  me* 

tapljöftföen  ©peculation  enge  ©renken  fteefte,   unb  bei  ben  \m 

mittelbaren  c§riftlicfyen  Bebürfniffen  unb  ben  biblifdjen  Sluöbrücfen 

ftet)en  31t  bleiben  wünfcfyte.    «Bon  bem  origeniftifdjen  ©tanbpunfte 

au6get)enb,  naljm  er  eine  (Srjeugung  beö  ©otmeS  aus  bem  2Be* 

fen  beö  93ater6  m,  unb  näherte  ft#  bamit,  inbem  er  feine  £er* 

r-orbringung   r-on   ber  aller  übrigen  ©efct>öpfe  unterfdjieb,    ben 

Slnfic^ten  ber  Partei  Slleranberö 2).    Slber  bie  (Swigfeit  in   \>oU 

lern  ©inne  (anlwg  ätdiog)  fdjien  if)m  nur  bem  SSater  $ujufom* 

men,   unb  bie  (§r$eugung  be$  ©ofnteö,   wenn  aud)  vorzeitlich 

unb  »orjeitlic&,   boclj  einen  Sinfang  ber  (Sriftenj   einfließen; 

worin  er  ftet)  nid)t  nur  bem  2lriu6  näherte,   fonbem  auti&  »on 

DrigeneS  entfernte.    SßaS  er  öon  ber  S3efcf;affenf)eit  beö  ©ofyneö 

in  Sßergleia)  mit  bem  Bater  fagte,   er  fei  ber  »otlfotmnene  2lb* 

glanj  beö  Urliri)te3  (ccTcavyaoua  tov  tiqcotov  q>toidg),  fei  bem 

Bater  äfynlid)  in   feinem  SSefen  (bpowg  xaz    ovoiav,    xaxa 

nävia),  baö  Bilb  beö  BaterS,  alle  biefe  Behauptungen  fcfywan* 

fen  jwifdjen  ben  Bezeichnungen  ber  ^arteten,   bie  er  ju  r>ermik 

teln  ftrebte,  unb  fagen  weber  fo  Diel  ©leic&ljeit  au8,  alö  Slte.ran* 


1)  Euseb.  vit.  Constant.  III.  Ejusd.  ep.  ad  Caesariens.  bei  Theodoret. 
I,  11.  Athanas.  de  decretis  synod.  nicen.  Die  Scirjtetfung  beiber  ijt 
nact;  intern  SScrftalhu'g  jum  nicenif^ett  (Symbol  unb  bem  $ofe  abtvcidjenb. 
SUbanaftuS  fül;rt  bie  SRefultate  auf  bie  SBirfung  ber  SBa^eit,  Sufe* 
fciuS  auf  bie  bew  ÄaiferS  juvücf.  —  Gelasii  Cyziceni  (476  23.  öen  £Sf<* 
na  ttt  ^Clliifi.)  aüvjuyfiu  itäv  xari  t$to  lt>  N.  uy.  oiivodov  nQu/Oiv- 
rviv.  3  SBb.  (b.  3.  fcerloren)  bei  Mansi  II.  p.  759.  Verloren  ijt  bie  ©cfd;. 
be$  Goncite  ».  3R<trut$a*  öon  £<njrit  in  3)lefo|>ot.  min  40°- 

2)  Deinonstr.  evang.  IV,  3.    V,  1.  4. 

19 


—    290    — 

bet,  noct)  einen  fo  großen  Slbftanb,  als  if)n  Sltiuö  wollte.    2)er 

bei  weitem  bebeutenbfte  ©eift  auf  bet  Smwbe  war  Sltljana* 

fiuö,   welker  ben  SBtfc&of  Slleranbet  a(ö  fein  Slrc^ibiaconuö  be* 

gleitet  fyatte.    3n  biefem  3ünglinge   war  eine  feltene  3*itigfeit 

ber  (Sntwicflung,  welche  ber  fräftigften  Keife  feinen  Slbbrucf)  tl)at. 

(St  ift  eine  r>on  ben  einfachen  großen  Statuten,  in  welchen  geben 

unb  SDenfen  gleicfyfam  auö  einem  @uß  ftnb;  bie  6id?erl)eit  fei* 

neS  53ewu£tfein£  »erlief)  if)m  eine  Äraft  unb  ÜRäjjigung,  welche 

eö  fdjwer  machte,   feiner  autf;  burd)  bie  äußeren  ©aben  unter* 

ftüfcten  $erfönüd)feit  31t  wiberftefyen.    (Sine  3bee  ift  e3,  bie  ifm 

erfüllt,   fo  weit  man  (ein  Seben  verfolgen  fann,   für  bie  er  mit 

unerfcfyütterlidper  Ueberjeugung  unb  Hoffnung  fämttft,  beren©ieg 

er  nicr)t  um  feinetwitlen,  fonbevn  um  ber  2öat)rt)eit  willen  wünfd)t, 

unb  beren  ÜKärtötet  er  wirb:   bie  3bee  »on  ber  2ßefen6einf)eit 

be$  $aterö  unb  ©ofyneö.    ©ie  füfyrt  er  mit  fd)arfer  !Dialeftif  in 

u>af)r^aft  ttefftnnigen,  unb  barum  einfachen  fpeculatioen  ©eban* 

fen  burd),  wenn  gleich  fd;on  bei  il)m,  bem  SSater  ber  Drtijoboxte, 

bemerflid;  wirb,  baß  bie  garten  unb  feften  formen  ber  fircpdjen 

^Begriffe  ftd)  nid;t  »ötlig  mit  ben  garten  Umriffen  ber  biblifd;en 

SBeftimmungen  beefen.    3Me  ©runbanfd;auung,  worauf  er  immer 

wieber  jurücffommt,   ift,   baß  alle  göttliche  Üftitttjeifong  an  bie 

ÜRenfc$r)eit  jule&t  auf  ben  Sleufjetungen  beö  göttlicben  Sßefenö 

felbft  beruhe,  we6f)alb  ber  alle  (Schöpfung  unb  Offenbarung  »er* 

mittclnbe  <2oljn  ober  Sogoö,   unb  ber  ^eilige  ©eift,   welcher  ber 

Icfrte  ©runb   alter  Heiligung  ift,   felbft  göttlichen  Sßefenö  fein 

muffen.    Sßären  fte  ©efdwofe  unb  nid;t  (SineS  SBefend  mit  ©Ott, 

fo  müßten  fte  felbft  mit  ifym  »ermittelt  werben;  unb  e3  wäre  oon 

©eiten  ©otteö  Weber  eine  wafyrfyafte  Offenbarung,   nod)  burd? 

ben  ©or)n    eine  waljrljafte  (Sinigung  ber  ÜRenfc&en   mit  ©Ott, 

eö  wäre,   t)ier  jeigt  ftd)  ber  ßufammenfyang  beö  2)ogmaö  mit 

bem  unmittelbaren  d;riftlid;en  SBewußtfein  beö  2ltl)anaftu6,  feine 

(Sdöfung  möglich1).  —  2)ie  Partei  be$  Slleranber  unb  SUljana* 

1)  ©.  apologet.  SSerf  c.  gentes  lib.  II,  ein  Sugenbtoerf.  ©treitf^riften 
gegen  bie  Slrianer:  Apologetic.  c.  Arian.  Oration.  IV.  c.  Arian.  Histor. 
Arianor.  ad  Monachos  (358).  De  synodis  Arimini  et  Seleuciae  habit.  — 
Apologia   ad   Constantium  Imperat.    Apologia  de  fuga.     Opp.  ed.  Mont- 


-    291    - 

ftuö,  wie  bie  beö  Slriuö,  bereu  feaupt  (Sufebiuö  üon  9?icome* 
bien  war,  jagten  auf  ber  ©mwbe  lange  nid)t  fo  viel  2lnl)änger, 
atö  bie  beö  anbern  (Sufebiuö,  welche  ben  Stanbpunft  jwifcfcen 
jenen  beiben  einzunehmen  fud)te,  unb  fyäterfyin  bie  femiariant* 
fcfye  genannt  würbe.  (SufeMuö  ».  ©äfarea  entwarf  ein  ©tymbot, 
auf  welches,  ba  e3  aus  biblifcljen  Sluöbrücfen  beftanb,  beibe  *ßar* 
teien  eingeben  wollten;  aber  gerabe  bie  Stimmung  ber  SIrianer 
öerantaßte  bie  (Sntgegenftefyenben,  unterfd^eibenbe  3«frt^e»  öor  a^en 
bie  33eftimmung  ber  2ßefenöemr)ett  CO^oovoiov) ,  31t  forbem. 
£)er  2)ialeltif  beö  2ltt)anaftu3  unb  ber  Sercbfamfeit  feineö  greun* 
beö  -äftarcetluS,  23ifd)of  »on  2hm;ra,  nod)  mcfyr  aber  bem 
3ureben  Sonftantinö,  welker  jefjt  t-on  ber  ©ottloftgfeit  unb 
SBerberblidjfeit  ber  arianifcfyen  Geologie  überzeugt  war,  unb  balb 
freunblicl;er,  balb  ftrenger  bie  SBiberftrebenben  jur  23eiftimmung 
antrieb,  gelang  e3,  eine  ©laubenöformet  in  U)rem  (Sinne  bura> 
jufe^en1).  (Sufebiuö  t>on  ßafarea  wiberftanb  eine  furje  3eit, 
gab  aber  bann  feine  Ueberjeugung  um  beö  ^aiferö  unb  beS  grie- 
benö  willen  *)]reiö,  inbem  er  fiel)  unb  feine  ©emeinbe  bam'tt  $u 
tauften  fuc^te ,  bafj  bie  geftfetjungen  beö  gtymbolö  in  feinem 
(Sinne  beutbar  feien2).  2)ie  Stanbrjafteren ,  2lriu6,  ber  t»on 
ber  (2t;nobe  »erbammt,  unb  ©egenftanb  be6  äuperften  Un* 
willenö  beö  Äaiferö  war,  unb  feine  greunbe,  bie  äg^ti* 
fd)en  23ifd)öfe  £r)eonaö  unb  Secunbuö,  würben  naef)  3ü> 
rien,  unb  (EufebiuS  oon  9iicomebien  unb£l)eogni$  oon  91U 
cäa  bret  5Dionat  fpater  naa;  ©allien  erilirt,  ba  fte  burd)  ifyre 


faueon.  Par.  1698.  13  t.  fol.  —  Cf.  Gregor.  Nazianz.  encomion  Athanas. 
5ttijf)ler  «t$ana|iu$  b.  ©r.  unb  bie  Stirbt  feiner  3eir.  2  23.  SWafoj  1827. 

1)  Symbol.  Nicen. :  Uianvoiiiv  ttg  eva  S-eov ,  nar^Qa  navjoxQäjoQu, 

Kai   tig    'ivu  xvqiov  '/.  X.,    ibv   vlbp   toü  ötoü,   ytvvy)&ivTa  ix 

tov  ncagos  /uovoyei'ij ,  r.  e.  Ix  lijg  ovaiag  tov  naiQog,  &top  ix  &tov, 
(fws  ix  (fcoiös,  dtop  dXrjOivop  ix  &sov  aktjöiyov,  ytvvi]Q£via  ov  noir}- 

ö£viu,    öfioovoiov  im   naiQi. Kai   iig   tb  aytov  nvtvfxa.     Tovg 

<5e  kiyoviag,  bu  r\v  noie  bis  ovx  v\v ,  xal  tiqIv  ytvt>i]&tjvai  ovx  t\v, 
xal  ort  l|f  ovx  bvitav  iyivixo,  yj  i%  iiegag  VTioazäoews  jj  ovoiag  (pa- 
axopias  tlvat)  rgsmbu  rj  äXXoiuibv  xbv  vlbv  tov  9tov,  dya&efi. 

2)  Euseb.  ep.  ad  Caesariens.  ap.   Theodoret.  h.  e.  I,  11. 

19* 


—    292    — 

abweicfyenbe  SWeimmg  ein  93erbred)en  sugteict)  gegen  ivtre^e  unb 
(Staat  begangen  fjatten. 

2.    93on   b er  ©ynobe   von  9>Hcaa   bU  jur  $tud)t  beö 
2ltf)anafiuö  naefy  Sluruma.  356. 

Unter  ber  aufgebrungenen  Einigung  bauerte  ber  3*viefvalt 
ber  Parteien  fort,  benn  bie  eufebianifcl;e,  welche,  attmälig 
bureb  bie  weniger  entfct;iebenen  Slrianer  verftärft,  ftcf;  immer 
beutücr)er  als  bie  jal)treicf;fte  beö  Drientö  barfMte,  befämpfte  bie 
Slnljänger  beö  ^omoufton  atö  6abetlianer,  waljrenb  it)r  von  \ty 
nen  *J3otyrt)ei3muS  vorgeworfen  warb,  unb  gegen  bie  fo  erfd)üt= 
terte  geftfe^ung  beS  nicenifeben  Soncitö  würbe  fei b fi  (Sonftan* 
tin  balb  wieber  fälter.  2)enn  feine  <2d)wefter  Sonftantia, 
welche,  flug  unb  fügfam,  Spift  über  U)n  vermochte,  emvfal)t  it)tn 
auf  il)rem  Sterbebette  iljren  Beichtvater,  einen  arianifdjen  %xt& 
bi;ter,  welcher  ben  ba£  3nteveffe  ungestörter  Drbnung  über 
jebeö  bogmatifc^e  fd)äfcenben  £aifer  auf  bie  iljm  viel  natürlichere 
2lnftc1)t  jurücf führte,  bafj  bie  Streitfrage  an  ftcb  unbebeutenb, 
bem  Slriuö  aber  Unrecht  gefcbeljen  fei.  Slriuö  burfte  it)m  ein 
©taubenSbefenntnif  einreichen,  beffen  allgemeine  gormetn  bie  ftreU 
tigen  fünfte  nid)t  bjervorblicfen  liefen,  unb  balb  nad;bem  er  $u* 
rücfgefel)rt  war  (329),  würben  aueb  feine  greunbe  2^r) eogniö 
unb  (Sufebiuö  ju  bem  früheren  ©ifc  unb  (Sinjutjj  jurücfberu* 
fen.  2)er  (entere,  welcher  brieflieb  erflärt  fjatte,  bafj  er  bie  §u 
9?icaa  verworfenen  3rr(el)ren  mit  verbamme,  aber  fie  bem  Slriuö 
nidbt  jutraue,  würbe  ber  äufjere  güfjrer  S>er  antiatt)anafianifc^en, 
nact;  (bat  (Sufebiancr  genannten  Partei.  2113  nun  aber  ber 
Äaifer  bie  SBiebereinfct^ung  beö  Slriuö  in  fein  *}3reebt;teramt  for* 
berte,  leiftete  ifym  2ltl)anafiu6,  ber  326  Bifcbof  von  Slleran; 
bria  geworben  war,  ben  fefteften  SBiberftanb.  ©eitbem  fafjte 
Gtonfiantin  eine  Abneigung  gegen  it)n,  welche  feine  geinbe  burd) 
33efct;utbigungen  Volitifcber  Slrt  ju  nähren  wußten.  2Bof)l  fd)fug 
bie  Sßürbe  unb  2Bal)rt)aftigfeit,  mit  welcher  ber  Wlann  ©otteö 
bem  Äaifer  bei  einer  3ufammenfunft  in  9?icomebien  (332)  begeg- 
nete, noeb  einmal  alten  SSerbac^t  nieber,  aber  nic^t  lange  banad) 
l)atte  bie  Slbneigung  wieber  fo  weit  bie  Dberljanb,   bajj  eine 


—    293    - 

©Vnobe  3U  £>?tu$  (335)  unter  Sorjtfc  beS  (SufebiuS  »on  GcV 
farea  mit  faifetlid&er  Bewilligung  über  2lt£)anaftuS  richtete,  unb 
wenn  audj  ßonftanttn  eine  toifton  i^red  offenbar  »arteiifd)en 
93erfafyrenS  nid)t  »erfagen  fonnte,  fo  ließ  er  boc^>  baS  betätigte 
2lbfe$ungSurtf)eil  gelten.  2ltt)ana|tu6  würbe  feiner  ©emeinbe, 
für  beren  »erfd)iebene  23ebürfniffe  er  mit  SBriSljeit  unb  liebeüot* 
lein  eingeben  forgte }  entriffcn  unb  nadj  Srier  »erbannt  (336). 
Sirius  bagegen,  welcher  burd)  ein  neues,  biblifd)  auSgebrücfteS 
©laubenSbefenntniß  ftd)  in  (SonftantinS  ©unft  befeftigt  t)atte, 
war  bereite  in  einer  6mwbe  ju  Serufatem  »on  ber  SluSfcpe* 
fung  befreit,  unb  feilte  nodj  feierlicher  31t  £onftantino»et  in  bie 
©emeinfcfyaft  aufgenommen  werben,  als  er  am  Slbenb  jiwor, 
allen  unerwartet,  ftarb  (336).  ©c^on  im  folgenben  3af)re  (337) 
ftarb  auefy  (Sonftanttn,  unb  eS  beginnt  bie  3eit,  wo  feine  ©öljne, 
welche  bie  gleiche  Neigung,  ftc$  in  bie  fir$ticf)en  Singe  $u  mU 
fd)en,  ofyne  feine  »olitifcfye  SHäjjigung,  f)aben,  bie  firc^licf;e  @nt* 
wieflung  ganj  aus  it)rer  23afyn  lenften.  (Sonftantin  b.  3.  be* 
wirfte  bie  $ürffef)r  beS  2ltr)anaftuö.  25odj  faum  angefominen, 
geriet^  er  burd)  fein  fd)arfeS  ©erfahren  gegen  bie  wiberftreben* 
ben  Parteien  in  neue  (Sonflicte,  welche  ben  (Srfolg  f)atten,  baß 
er  auf  einer  ©inwbe  ju  Sinti oc^ia  (341)  aufö  neue  entfefct, 
unb  ein  rot)ec  Sappabocier,  ©regortuS,  ifym  entgegen  gefteltt 
würbe,  unter  beffen  güfyrung  eS  in  Slleranbria  jum  33lut»ergie* 
fjen  jwifd)en  beiben  Parteien  fatn.  Ungeachtet  ber  größte  £f)eil 
ber  ©emeinbe  bem  2ltl)anaftuS  jugetljan  war,  unterste  ber 
Äaifer  (|onftantiuS,  burd)  jenen  23eid)water  ber  Sonftantia 
unb  burd)  feine  ßunuc^en  als  Sßerfjeug  $ur  23eförberung  beS 
SlrianiSmuS  benu^t,  bennod)  ben  ©regoriuS,  unb  nötigte  bamit 
ben  SltfyanaftuS,  welcher  fräftig  gegen  bie  Ungcred)tigfeit  »rote* 
ftirte,  3ur  gluckt.  2)a  bciS  9fteicfy  geteilt  unb  ber  23el)errfd)er 
beS  SlbenbtanbeS ,  GonftanS,  bem  nkenifd)en  SBefenntniß  erge-- 
bm  war,  fo  fanb  er  fyier  eine  greiftätte.  Unb  nic^t  nur  bieS, 
fonbern  ba  bie  occibentalifc^e  2)reietnigfeitSleljre,  bie  (Sinfycit  beS 
23aterS  unb  (2of)neS  ftävler  betonenb,  ber  beS  SUljcmafutS  ent- 
gegen  fam,  fo  war  er  ber  £()eitnal)me  eines  großen  $l)ei(eS  ber 
weftlic^en  $irtf;e  gewiß.     2)cr   römifetye  S3ifcf;of  SutiuS,    ber 


-    294    - 

ganj  im  römifcfyen  ©eifte  badete  unb  Ijanbelte,  entfdjieb  ftd),  von 
beiben  Parteien  um  (eine  3uftimmung  angegangen ,  otme  Soeben- 
fen  für  SltljanaftuS,  feinen  ftreunb,  (üb  tljtt  nad;  9lom  ein,  unb 
fällte  mit  einer  fofort  bafetbft  verfammelten  ©mtobe  e"t  Urteil 
31t  feinen  ©unften  (342).  Um  bie  nun  immer  brofjenber  na* 
fyenbe  (Spaltung  jtt>if<$en  ben  beiben  Rafften  ber  Ä'irc^e  ju  »er* 
meiben,  fteHten  bie  Orientalen  auf  einer  9leit)e  von  ©tmoben  311 
2lntiod?ia  (341—345)  nad)  einanber  fünf  (£i;mbo(e  auf,  worin 
fte  bie  arianifcfje  £t)eorie  verwarfen,  unb  ftcf)  mit  ber  nicenifcfycn 
biö  auf  bie  S3el)auvtung  ber  2öefen3aljnli$feit  (Homoiusion) 
unb  be3  vorzeitlichen  SlnfangS  beö  <5ot)neö  in  einem  einzelnen 
SBittenSaft  be6  SBaterö  verftänbigten1).  2)er  römifc^e  23ifd)of 
fucfyte,  um  ftd)  burd)  eine  allgemeine  ©tynobe  xu  verftarfen,  ben 
Äaifer  Gtonftanö  unb  burd)  ifn  (Sonftantiuö  sur  Berufung 
einer  folgen  xn  bewegen.  Slber  obgleich  man  wirflicfj  eine  93er* 
fammlung  au$  beiben  Parteien  eingeleitet  Ijatte  (347),  war  baö 
gegenfeitige  Mißtrauen  bod)  bereite  fo  grojj ,  bafj  man  getrennte 
3ufammenfünfte  Ijielt,  bie  £>ccibentalen  inSarbica,  bie  Drien* 
talen,  Diel  geringer  an  3^/  in  *)3fjilivvovoliö  in  £l)racien. 
2)iefe  fvradjen  ftd)  aufö  neue  im  6inne  ber  antiocfyenifd)en  gor? 
mein2)  unb  gegen  2Itf)anaftu3  aus,  jene  erflärten  ftc^  für  ifjn, 
bie  nicenifcfyen  unb  römtfd)en  (Sntfd)eibungen.  3)er  S3tfc^af  3u* 
littS,  für  beffen  oberrid)terlid;e  ©eroalt  bie  farbicanifd)en23efd)lüffe 
vorteilhaft  waren,  achtete  bie  Slutorität  berfelben  für  entfd)eibenb, 
unb  (Sonftanö  arbeitete,  um  von  feinem  23ruber  bie  (Srlaubnijj 
3ur  !Rüctfef>r  für  SWjanafmS  xn  erlangen.    Sie  würbe  bewilligt 


1)  Athanas.  de  synod.  Arimin.  et  Seleuc.  §.  22  sq.  Walch  bibliotheca 
symbol.  p.  109  sq.  33efonbers5  bie  fogettannte  formula  /.tay.QÖajtxog  Eom 
3-  343.  toi)?  dt  Xs'yoviag,  i£  ovx  ovtiov  ibv  vlbv ,  r\  1$  iT^Qctg  vnoaxä- 
oecog  xcü  fcri  ix  jov  Qsov ,  xctl  oie  r\v  /qÖvoq  nore  T]  alcbv  ors  [tt]  r\vy 
äXXoTQiovg  oiösv  f\  XK&oXixr\  xat  ccyta  ixxXrjoin'  ofioicog  xcu  rovg  Xi- 
yovrag,  iQtig  sivcti  dsoi/g,  r\  rbv  Xqiotov  ,«?)  tlvai  Otbv,  *)  kqo  jwv 
tdiövwv  nyTS  Xgiarbv  fxrjrs  vlbv  tlvai  jov  &tov ,  rj  ibv  ctitibv  tivca 
nctreQct y  xat  vlbv,  rj  ayiov  nvevfia,  ?J  dys'vvrjjov  vlbv ,  ^  ort  ov  ßov- 
Xr\aii  oiidt  dtXtjoet  iyivvrjas  6  nairjQ  rbv  vlöv. 

2)  23cfonber3  iibereinfitmmcnb  mit  ber  form.  /uaxQÖoi.  cf.  Hilarius  Pi- 
etaviens.  de  synodis  contr.  Arianos  §.  34  bie  Irtteütifdje  Uckrfeftuttg. 


—    295    — 

unb  Sltljanaftuö  30g  jur  greube  feiner  ©emeinbe  in  Slteranbria 
ein  (349).  3)od)  ber  furj  barauf  erfolgenbe  $ob  feinet  faifer* 
liefen  ©önnerS,  woburd)  bem  Sonftantinö  baö  gan$e  9icid)  ju* 
fiel,  belebte  bie  Sljatigfat  ber  ©egner  »on  neuem,  welche  iljn 
aus  ben  ©egenben  $u  entfernen  trachteten,  wo  ifynen  fein  (Sin* 
fiuf  gefäfjrticf;  warb,  ©ie  fugten  auf  Umwegen  jum  >$ul  ju 
fommen,  inbem  fte  ben  Eingriff  juerft  auf  ben  $reunb  beö  Sltfja* 
nafiuö,  SSflarcelluS  s>on  2lna;ra,  unb  auf  ben  *J3ljotinu$, 
23ifcfyof  üon  ©irmium,  wanbten,  woburd?,  wenn  ifynen  bie  93er* 
fe^erung  gelang,  jitgleicl)  auf  jenen  ein  jweibeutigeö  £ict>t  fiel. 
äßarcelluS  war  im  Kampfe  mit  bem  arianifcfyen  9tl>etor  21  fte* 
riuö1)  fo  fel)r  jum  ©egner  ber  Sßerfcfyiebenljeit  be$  SSaterö  unb 
be$  SogoS  geworben,  bafj  tf)m  bie  ^poftafie  beö  £ogo3  in  ber 
göttlichen  <äint)€tt  »erfdjiwanb,  unb  er  eine  ber  fabetlianifcljen  äljn* 
lic^e  Sljeorie  vortrug2).  (Sr  ftetlte  ben  Sogoö  alö  bie  Vernunft 
beS  SSaterö  t>or,  welche  urfprüngtid)  in  ftd)  beljarrenb  war,  bann 
alö  weltfd)öpferifcf)e  Straft  Ijeröortrat3),  in  biefer  ©eftatt  geifl* 
artig,  aber  oljne  .£>t;poftafte,  unb  perfönlid)  erft  burefj  bie  Um* 
fc^reibung  mit  bem  menfd)licben  Seibe  (Sfyrifti.  SWeS,  \va$  ifyn 
über  bie  (Kreatur  erfjebt,  aber  bo$  jugleic^  einen  Unterfc^ieb  »om 
3Sater  auöfagt:  bafj  ber  £ogoö  ber  «Solnt  ©otteö,  fein  Slbbilb, 
ber  (Srftgeborne  ber  ©d)b>fung  fei  (ßof.  1,  15),  bieö  gilt  nur 
»on  ber  seitlichen,  ifjn  nid)t  erfeppfenben  (Srfcfyeinung ,  weSfyalb 
bie  Ijödjifte  ©tufe  ber  (§rl)öf)ung  nacl)  feinem  irbifdjen  &Un  bie 
ift,  wo  er  baö  Dieid),  baö  il)in  ber  SSater  übergeben,  nadjbem 
er  atleö  jur  SSollenbung  geführt,  bem  93ater  wieber  unterwirft, 
bie  menfd;lid)e  ^ülle  abftreift  unb  wieber  eingebt  in  baS  einljeit* 
lic^e  %tbm  mit  bem  SSater4).    6d)on  auf  einer  SSerfammlung 


1)  (£r  fürtet»  negl  t>/£  toü  viov  vaoTayijs  gegen  SlfleriltÖ  oüvittyn«. 
gragmente  in  Rettberg  Marcelliana.  Gottg.  1794. 

2)  S3gl.  23aur  @ef$.  ber  £efire  s>on  ber  ©reieinigfeit  I,  595  flg.  £)or» 
»ur  @ntwicfhmgSgef($.  ber  £ef)re  *on  ber  $)erfon  S^jtt.  I,  III,  ©.864  flg. 

3)  ©egen  33aurö  SJnfitfjt,  bafj  fttf;  ber  23ater  unb  ber  £ogoS  wie  ©eilt 
unb  £)enfen  »ermatte,  f.  'Dorn er  ©.  870.  5D?ü  Unrecht  aber  weift  Der- 
ner  bie  23ergleid)ung  mit  bem  Unierfcfcieb  beg  löyog  tvöiüdnog  unb  tiqo- 
ipoQixös  jurücf. 

4)  Euseb.   c.  Marcell.  II,  41:    Tiioxtvio   rais  oticus  yQ«(fcus}   cn  tig 


—    296    - 

ju  taftantinovet  336  war  Marcel  tu6  von  ben  Orientalen 
verurteilt,  unb  (SufebiuS  ber  $ir$ent)iftorifer  mit  ber  Slbfafc 
fang  einer  ausführlicheren  Söiberlegung  beauftragt  werben1),  ein 
jweibeutig  gehaltenes  ©laubenSbefenntnifj  aber,  baS  er  bem  rö- 
mifc^en  23ifd)of  3uliuS  einreichte,  genügte  biefem  tmb  bem  2ltt)a* 
naftuS,  unb  bie  farbicanifdje  ©mtobe  verwerte  ifm  ber  Slner- 
fennung  ber  Dccibentalen.  ©ein  ©djmler  ^t)ottnuS  (Oiotei- 
vbg)  bitbete,  von  benfetben  $orau3fet;ungen  auögefyenb,  bie  Set)re 
von  ber  $erfon  6t)rifti  weiter  aus.  $Iu$  er  l)ätt  ben  SogoS 
für  bie  göttliche  Vernunft,  unb  giebt  bem  <5or)ne  ©otteö  ein  nur 
ibealeö  SSorfein;  er  erhalte  2£irflicl)feit  unb  ^erföntic^feit,  tnbem 
eine  SluSbreitung  beö  göttlichen  SßefenS  (loyog  nQocpoQtxög) 
ft$  mit  ber  9)?enfc^^eit  St)rifti  umfe^ranfe 2).  2)em  9ieid)e  @f)rifti 
fefct  er  ein  ^\tt,  ber  $erfon  aber  legt  er  unvergängliche  £>auer 
bei3).  2)iefe  2Bieberl)olung  einer  langft  verurteilten  $arefte 
würbe  von  ber  ©miobe  $u  ©irmium  (351)  verbammt,  unb 
baö  §lnat()ema  von  neuem  auf  ^arcetluö  ausgebest.    S)a^ 


üeog  y.ai  6  tovtov  Xöyog  7iQO>jk&e  (.itv  tov  natQog,  iva  ndvTu  Si  ccvtov 
ye'vrjTai'  /ustcc  6t  tov  y.atnbv  rrjg  y.Qiatcog  y.ul  ir\v  tcöv  ändvTcov  tftop- 
&oaGiv,  y.ai  tov  äyavtopbv  rrjg  «VTixti/At'vTjg  7ic'car]g  ivtoytiag,  tote  ai- 
7og  vnoTctyqanKi  rw  vnoTagavTi  avihi  t«  nävia  9ttfi  y.al  nargl,  %v 
ovTiog  ij  iv  irto)  o  /.oyog,  cogntQ  y.ai  ttqotsqov  t]V  7iQO  tov  tov  y.oofj.ov 
tivai.  Ovdtvbg  yag  ovTog  jiqotbqov  ?j  &tov  fxövov,  nävTcov  dt  did  tov 
Xöyov   yiyvtoOai    /utklövTcov ,    7iQ0»jk9tv   6  löyog  dgaotixy  ivfoystec,    u 

Xoyog   ovrog   tov   narobg  wv tiqo  ydn  roi;  tov  y.öa/xov  elvcci  i]V  6 

Xöyog  iv  iw  7iaT(>l'  bis  db  6  dtbg  nctVToy.QcnwQ  nävxa  to.  Iv  ovgavoig 
y.ai  inl  yrjg  nQovOtTO  nottjoai,  ivtnytiag  tj  tov  y.öo/xov  ytvtoig  idttio 
dQaaTixrig.  Cf.  I,  1:  köyov  oqi'Cstcu . .  .  .  .  noTt  (xtv  iv  Si(ö  tjavyä- 
i^ovTtt,  6/ioicog  rw  iv  fj{.uv  ghotkJövti  ,  tiots  dt  ivtQyovvia,  tw  nttQ 
rjfxlv  iv  tm  XaltTv  qiOtyyoj.i4vq)  naoanlrjoicog. 

1)  Contr.  Marccll.  lib.  II.  de  ecclcsiastica  theologia  Iibb.  III. 

2)  cf.  fc>.  Cau.  t>.  7.  Syrm.  Conc. :  tl  ug  nXaTvvofxivrjV  jrjv  ovoiav  tov 
dtov  tov  vlbv  ktyoi  noitTv  rj  tov  nXaTvafibv  Ttjg  ovaiag  avtoii  vibv 
6vof.iäCd,  «•  ('■  ©ie^  ftimmt  mcfjv  ju  einer  f(ikHtanifc|eit  ©enfwctfe,  aU  ju 
einer  fnmof(itenifil;en,  roeldje  i^m  3(eltere  unt>  unter  ben  teueren  Dr.  23aur 
jufc^reibett. 

3)  Alhanas.  de  synod.  26  sq.  Epiph.  h.  70.  Hilar.  de  trinit.  7,  3  sq. 
Fragm.  2,  5.  12.  de  synod.  38.  39.  Mar.  Mercator.  sermon.  Nestor.  IL 
©.80.  Socr.  h.  e.  2,  18.  tflofe  ©efef).  unb  £ef)rc  b,  Wnrce«.  unb  $f)oHn. 
£<unb.  1837.    Säur  a.  D.  ©.  542  ftg. 


-    297    - 

mit  f$Iof(en  bie  verfcr)iebenen  ©cr)attirungen  ber  antinicenifcr)en 
«Partei  ein  Simbnifl  ab,  welc^eö  bie  vereinte  $raft  barauf  x'xfy 
tete,  3tmä$ft  bie  Slbenbtänber  jur  *ßrei6gebung  beS  3ltr)ana* 
fiuö  ju  vermögen.  2)urd)  ein  ©cwcbc  von  Sntriguen  brachten 
fte  eine  Verurteilung  beffelben  ^uSlrleö  imb  9ftaüanb  (355) 
$u3Sege,  welche  (Sonftantiuö  aufrecht  ju  erhalten  fuc^te.  2)ie* 
jenigen  abenblanbifcfyen  23ifd)öfe,  welche  bie  Slbfic^ten  ber  @eg- 
ner  bur$f$auten,  imb  Sflutf)  genug  befafjen,  (elbft  bem  £ai* 
fer  freimütig  Sßiberftanb  ju  leiften,  (Sufebiuö  von  SSercetli, 
Sucifer  von  Gtagliari  ((£alari$),  «Jpilariuö  von  ^oitierö,  enb* 
lid)  aud)  Siberiuö  von  3tom  unb  ^ofiuö  von  Gtorbova,  ben 
nicfyt  (ein  fjunbertjäljrigeS  Sllter  fc^ü^te,  würben  in  bie  23erban* 
nung  gefcfyicft.  9la<fy  folgen  Vorbereitungen  fiel  ber  4?auvtfd)fag : 
31 1  Ij  an  a(  ins,  au6  (einer  £ird)e  von  bewaffneten  vertrieben,  flüfy 
tete  nactj  Sluruma  in  Slbeffynien  (356)  unb  von  bort  $u  (einen 
treuen  üftönc$en.  3)er  2lrianiömu3,  im  borgen ?  unb  Slbenb* 
lanbe  von  bem  Äaifer  geftü^t,  von  (einen  bebeutenb(ten  ©egnern 
befreit,  t)ob  baö  .£jauvt  fyöijer,  benn  je,  empor. 

3.  2)ie  £errfd)aft  unb  Unterbrücfung  beö  Slria* 
niSmuö. 
2)a  ber  <5ieg  über  bie  2lnl)änger  beö  nicenifdjen  <5t;mbolö 
voll(tänbig  erreicht  friert,  Ib(te  (id;  ber  3ufammen!jalt  bet  (treng 
arianifcfcen  unb  ber  mittleren  Partei  wieber.  3ene  gaben,  inbem 
fte  bie  Folgerungen  aus  it)rer  ©runbri^tung  beftimmter  entwicfel* 
ten,  tfyrer  Set)re  eine  ©eftalt,  welche  ben  ^omoiufianern  nid)t 
mefw  ertaubte,  ficr)  baju  $u  Gerennen.  (§8  gcfc&cu)  burcl)  Sietiuö 
von  Slntiod)ien  unb  vorjüglic^  burd)  (einen  ©d)üler  (SunomiuS, 
SBtfct)of  von  S^icuö  in  Soften,  gewanbte  unb  gefürcfytete  3)ia* 
teftifer,  welche  mit  ben  Sffiaffen  ariftotelifdjer  23ilbimg ')  fttf)  ge* 
gen  baö  Unbegreifliche  beö  .gwmouftonö  fetjrten.  (Sunomiuö  fudtjfe 
jutn  Vorteil  ber  @rj)a&cnfjeit  bcd  Vaterö  bie  jwifctje»  il)m  unb 
bem  ©ofjne  liegenbe  Äluft  (o  fefw  au  erweitern,  bafj  (eine  Partei 
bavon  ben  tarnen  ber  Shtomoier  befam.    S)em  ©ofjne  legte 

1)  %(.  jetocf;  fcogegm  bitter  ©efc$.  fc«  f$ri|&.W»ftyW&  H-  ©-65. 


-    298    - 

et  bie  SSBürbe  t>eö  erften ,  bic  anbern  fcfaffenben  ©efcbopfeS  bei; 
er  beftfce  feine  Sßorjüge  nid&t  in  gotge  feines  ftttlicf,en  Serval* 
tenS,  fonbern,  in  fo  weit  gab  (SunomiuS  bem  Sltl)anaftuö  $ec$t, 
fte  feien  eine  urfprüngtic^e  Mitgift  ©ottecB.  Ueber  bie  (Srfennt* 
nif  »on  u)m  unb  feiner  (Sntftefjung  muffe  man  jtc§  p  ©ott  felbft 
ergeben.  W\t  ber  befc^ränften  3m>erftc$t  eine*  ftnnlid)  empiri* 
f$en  ©eifteö  behauptete  er,  ©ott  fo  gut  als  ftc^  felbft,  unb  wie 
wenn  eS  mit  £änben  gefd)al)e,  311  begreifen.  3n  biefe  gewiffe 
unb  bogmatifd)  formulirte  (Srfenntnifj  fefcte  er  baö  SBefen  ber 
Religion  unb  beS  (SfyriftentljumS  inSbefonbre,  unb  fprad;  nidjt 
or)ne  «£jcirte  benientgen  ben  (SOriftennamen  ah,  welche  bie  Uner* 
grünblid)feit  beS  göttlichen  SSefenS  im  3ntereffe  ber  3)emuu),  wie 
einer  tieffmnigeren  9)h)fttf,  nic^t  aufgeben  wollten.  3)er  ratio* 
naliftrenbe  unb  beiftifcfje  Gtfyarafter  ift,  ungeachtet  ber  äußerlich 
bewahrten,  zuweilen  übertrieben  fupranaturaliftifdjen  formen,  fdjon 
au6gebilbeter,  atö  bei  2lriu6.  2)aljer  fcfc)reibt  er  bem  f) eiligen 
©eifte,  welcher  ba£  erfte  ©efcfyöpf  beö  Sogoa  fei,  $war  fyeili* 
genbe  aber  nid)t  f$ö>ferifd)e  Äraft  ju,  fo  bajj  alfo  na$  feiner, 
Wie  nad)  ber  £r)eorie  beö  ^elagiuö,  ber  Cluell  ber  Heiligung 
auf  ©eiten  be£  9ftenfcf)en  liegen  muß l).  Sie  Partei  be$  ($u* 
nomiuö  fanb  in  Slntiod)ia  unter  bem  ©c^u^e  be$  23if$of  (§u* 
bonuö  ifjren  Sflittetpunft.  3e  meljr  nun  bie  fogenannten  ©e# 
miarianer  ftd)  t>on  biefem  (Srtrem  31t  unterfd)eiben  ftrebten, 
befto  mef)r  war  ein  bie  politifdje  .£errfd)aft  ber  Slntinicener  be* 
broljenber  3^iefPatt  ju  fürchten.  2)ie  ^ofbifc^öfe  Urfaciuö 
unb  93aten£,  welche  für  il)r  SBefenntnifj  ben  Politiken  (Sinfiujj 
jur  9iid)tfd?nur  jttt  nehmen  pflegten,  fcfylaue  unb  erftnberifc^e 
SOZenfc^en,  ftrengten  alle  Gräfte  an,  um  bem  23rud?  vorzubeugen, 
unb  befonberö  ben  $aifer  Gtonft  an  ttuö  nietyt  ganj  ber  @in* 
wirfung  ber  femiarianifd)en  ©eite,  woljin  er  ftd)  neigte,  ju 
überlaffen.  6ie  überrebeten  il)n,  aller  (Streit  werbe  aufbö- 
ten,  Wenn  man  ben  bogmatifcfyen  ©ebrauef)  beö  nod;  ba$u  un* 


1)  Eunom.  txxteotg  lijg  Tiiotews  Fabricius  bibl.  gr.  VIII.  p.  253.  ano- 
koyijTtxös.  p.  262.  SSflt-  Älofc  ©efd;tc(;te  unb  £ef»re  be$  @unomtu&  Atel 
1833.    23 «ur  o.  a.  D.  ©.  361  flg. 


—    299    - 

bibtifc^en  SßorteS  ovo  La,  um  baö  er  ftd)  brefye,  »erbiete,  unb 
entwarfen  ju  bem  3wetf  auf  einer  jweiten  ©tmobe  »on  ©irmittm 
(357)  ein  6i;mbol,  weld)e6  feie  ftreitigen  23eftimmungen  tfyeitö 
vermieb,  tljeüö  »erbot,  grabe  barin  aber  bie  arianifcfje  2lbftd)t 
befunbete1).  2)od)  bie  Söeredjmung  fcfylug  in  23e$ug  auf  bie  <3e* 
miarianer  fet)(.  Obgleich  baö  Symbol  burd)  bie  Unterfdjrift  beö 
^ofiuö  unb  ßtberiuö  tterftarft  warb,  natjmen  fte  eö  mijj* 
trauifd)  auf;  ifjre  £äupter,  bie  audj  bei  Sonftantiuö  in  @unft 
waren,  23afi(iuö  üon  2lnct;ra  unb  ©eorgiuö  t>on  Saobicea, 
beriefen  fte  ju  einer  ©tynobe  nad)  Stnctyra  (358)  unb  erliefen 
öon  f)ier  ein  33efenntnijj,  welches  bie  2Befen3ätmüd)feit  gegen 
betbe  ©eitenparteien  r-ertfjeibigte2).  2)ie  Urheber  jenes  ©tymbotö 
arbeiteten  befto  eifriger,  ben  9?if  ju  t-erbeefen;  fie  trafen  mit  ben 
gütjrem  ber  femiarianifd)en  Partei  in  ©irmium  jufammen 
(358),  unb  einigten  fttf)  unter  gegenfeitigen  3ugeftänbniffen  in 
ber  Formel,  bap  ber  ©of)n  bem  Sßater  äfynlid)  fei  in  allem, 
wie  bie  ©d)rift  fage3).  3njwifc$en  Ratten  ftd)  auf  Gtonftantiuß 
©eljeifj,  welcher  feine  ftreube  an  ©mwbawerljanbtungen  fyatte4), 
jWei  GoncUten  31t  ©eteucia  in  3faurien  unb  ju  Criminum 
in  Italien  tterfammelt.  ©ö  fyatte  (Sin  öfumenifdjcö  werben  \oU 
len,  bodt)  WrfaciuS  unb  SSatenö,  wofyl  wiffenb,  bafj  fte  auf  einem 
folgen  fd)werer  ifjre  2lbftd)ten  burd)fe£en  fönnten,  Ratten  eS  öer* 
eitett.  6ie  forberten  beibe  33erfamm(ungen  auf,  33eöou'mäd}tigte 
nad)  ßonftantimwet  $u  fenben,  brauten  biefe,  nad)bem  fte  fte 
mit  ifyren  SRänfen  umgarnt  unb  ermübet,  jur  Unterfcfyrift,  unb 
übertifteten  mit  bem  beitritt  ber  Slbgeorbneten  bie  ©t;noben  (359). 
25a  ber  Äaifer,  ber  ftd)  perfönlid)  um  biee  JRefultat  bemüht  Ijatte, 
entfdptoffen  war,  eö  in  ©ettung  su  erhalten,  fo  fügte  fict)  (§u* 


1)  Hilarius  de  synod.  11.  Quod  vero  quosdam  aut  multos  movebat 
de  substantia,  quae  graece  ovaCa  appellatur,  i.  e.  ut  expressius  intelliga- 
tur  homousion,  aut  quod  dicitur  homoeusion,  nulluni  omnino  fieri 
oportere  mentionem,  nee  quemquam  praedicare,  ea  de  causa  et  ratione, 
quod  nee  in  scriptum  divinis  contineatur,  et  quod  super  hominis  scien- 
tiam  sit,  nee  quisquam  possit  nativitatem  filii  cnarrare  (Jes.  53,  8.). 

2)  Epiph.  h.  73,  2  sq. 

jy    3)'0/.ioiog  iiö  nctTQi  xax(i  nüvza,  ojg  cd  ayitti  ygacfal  Xtyovai. 
4)  Ammian.  21,  16. 


-    300    — 

bort uö,  nunmeljr  23ifcr)of  von  (Sonftantinovel ,  um  baö  lang  er* 
feinte  25iötf)um  ber  9ieftben$  nid)t  wieber  51t  verlieren,  unb  von 
ber  anbem  ©eite  unterftüftte  SlfaciuS,  23ifct)of  von  (Säfarea, 
ber  ©d?ü(er  unb  9?actyfolger  beö  (Sufebiuö,  bie  Bereinigung  mit 
feinem  weit  reidjenben  2lnfel)en.  2lber  bie  djarafte rv olleren,  weld;e 
it)re  2lnftd)t  nid;t  verbergen  wollten,  Slettuö  unb  (Sunomiuö, 
traf  ber  3ovn  beö  ÄaiferS.  (Sunomiuö,  ber  in  ber  Meinung 
ftanb,  um  ber  £reue  willen  gegen  bie  alt  überlieferte  Äircfycn* 
Iel)re  ju  leiben,  ftüdjktt  aus  feinem  SBtetfyum.  3)ocr)  vermochte 
alle  ©ewalt  be$  Äaiferö  nict)t  bie  jteigenbe  Verwirrung  ber  ge* 
taufcr)ten  Parteien  ju  befeitigen,  welct)e  erft  mit  feinem  £obe  unb 
bem  Regierungsantritt  beS  Julian  (361)  bie  erroünfc^te  Söfung 
fanb.  iDenn  biefeö  ivatferS  unparteilichere  «Stellung  geftattete 
enblid)  einmal  ben  fircpcrjen  fingen,  itjrer  eignen  (Entwidmung 
ungel)inbert  nac^ugerjen.  2)ie  verbannten  23ifct)öfe  fel)rten  ju 
irjren  ©emeinben  jurücf,  unter  ir)nen  2ltr)anaftuö  (362),  wel* 
d)er  alSbatb  einen  £r>eil  ber  SSunbeSgenoffen  um  ftcr)  Verfam* 
melte,  um  ©dritte  jur  ^erftetlung  ber  Drbnung  ju  beraten, 
©einem  Qt mäßigten,  rücfftc^tööotlcn  Verfahren  war  eö  ju  bau* 
fen,  baft  an  vielen  Orten  bie  ©ad)e  ber  von  ber  ©egenvartei 
eingefetjten  ober  gewonnenen  ©eiftlidjen  frieblicr)  inö  ©leidje  ge* 
bracht  warb.  9?ur  bei  bem  in  2lntiod;ia  beftel)enben  meletia* 
nifdjen  ©ct)i3ma  war  man  nicr)t  glütflict),  weil  man  nid;t 
unparteilich)  war.  ^)ter  t)iett  ftd)  feit  bem  Safyre  330,  wo  bie 
Slrianer  ben  23ifcr)of  Chiftatfyiuö,  weil  er  Slnfyänger  be$  nice* 
nifd;en  (Eoncilö  war,  auö  bem  Slmte  vertrieben  l)atten,  ber  gleid) 
gefilmte  £fjeil  ber  ©emeinbe  abgefonbert  von  ber  9!)W)r$at)(.  3m 
3at)re  361  machten  bie  Slrianer  ben  Sttetetiuö,  einen  from* 
men,  btbtifcr)  benfenbcn  9Äann,  beffen  9Diäfngung  fie  ftd)  für 
3uftimmung  auflegten,  jum  SSifdwf,  entfetten  il)n  aber  wieber, 
alö  fie  it)rcn  3rrtl)um  gewahrten,  £a  inbefj  audj  bie  nicenifdje 
Partei  lt)m  wegen  ber  ehemaligen  23eförberung  burd;  bie  Slriancr 
mißtraute,  fo  fteltte  fie  einen  anbem,  ben  ^vcöbi;ter  *ßaultnuö, 
an  iljre  ©vifte.  Seite  Vevfamntlung  31t  9lleranbria  bevorzugte 
uitf;t  nur  bie  Partei  beffelben,  fonbevn  il)r  bevollmächtigter,  £u- 
cifer  von  Ctalariö,  machte  il)n  aud)  jum  33ifcfyof  unb  hintertrieb 


—    301    — 

baburd)  unb  burcf)  abftofjenbeS  23enef)men  gegen  bie  anbeut  bie 
Einigung  fcölllig.  25a  bie  aferanbrinifcfye  unb  römifc&e 
Äir$e  eS  mit  *)3aulinuS,  bie  übrigen  Orientalen  nicenifd)en 
23efenntniffeS  eS  mit  9JieletiuS  fetten,  fo  tarn  baburcft  ein 
3erwürfnijj  in  bie  Stoljanger  beS  |jomoufton.  3a,  inbem  Sucifer 
mit  gleicher  £ärte  überall  mit  ben  »on  Slrianern  eingefe£ten  23i* 
fc&öfen  feine  ©emeinfcfyaft  galten  wollte,  fepavirte  er  ft$  mit 
einem  Keinen  §ln()ange  r-on  ber  £ir$e,  unb  warb  Urheber  einer 
neuen  Spaltung,  bie  bis  ins  fünfte  3at)vt)unbert  bauerte'). 

3n$wifd)en  »erfiarfte  ftd)  bie  nicenifdpe  gartet  in  ber  9)?ad?t 
über  bie  Ueberjeugung  unb  an  3a^  in  wer  SBeife,  welche  i£)r 
ben  ©ieg  üerr)ie^.  2)ie  tiefere  Sluffaffung  beS  ©öttlidjen  in  bem 
2)ogma  beS  2ltt)anaftuö  30g  mit  ber  ©cwalt  neuer  (Sntwicffan* 
gen  bie  frieren  Gräfte  ber  3eit  an  jtcfo  bieS  2)ogma,  burefc 
größere  geftigfeit  im  SBorHjeU  gegen  bie  auf  bem  UebergangS; 
punfte  fcfjwanfenben  QSorfteftungen,  fonnte  für  eine  gortbilbung 
ber  alteren  2lnfd)auungen  gelten,  unb  würbe  r<on  bieten,  wie 
üon  ßyritl  r>on  Serufalem  unb  SBafüiuS  üon  (Säfarea  in  all* 
maligem  gortföritt  erreicht.  2)ie  tt)eoretifc§e  Trennung  üon  ben 
ftrengen  Slrianern  würbe  aud)  politifrf),  als  ber  fanatifcfje  23  a-- 
lenS  in  feinem  orientalifcfjen  Dieid)e  bie  <£>omoiuftaner  gteid)  ben 
«£jomouftanem  »erfolgte,  ein  neuer  antrieb  für  jene,  ftd)  mit  ber 
mächtigen  nicenifcfyen  Partei  $u  »erbinben,  welche  im  Dccibent 
unter  bem  (5d)u£e  QSalentinianS  9iut)e  genofj.  2)emt  ber 
2tot)ang,  wetzen  bie  atianifdje  itaiferin  Suftina  um  ftcfy  [am* 
melte,  war  ni$t  ferjr  ftarf,  unb  tl)re  Richte  $unäd)ft  auf  bie 
mailänbifd)e  £ird)e  fcfyeiterten  an  ber  geftigfeit  unb  bem  <5d)arf* 
blicf  beS  StmbrofiuS.  2)a  SltfjanafiuS  neuen  @en)atttl)ä* 
tigfeiten  entgegenfal) ,  begab  er  ft$  freiwillig  aus  Slleranbria 
hinweg,  aber  bie  ©emeinbe  brücfte  iljre  3lnl)änglicfyfeit  an  tyn  fo 
lebhaft  aus,  bafj  23atenS  felbft  iljn  aurüdrief  $  er  blieb  nun  bis 
jum  ©bluffe  feines  biet  bewegten  Gebens  unangefochten  in  2lfe* 
ranbria  (ft.  373).  3n  biefen  fd)weren  3*iten  waren  eS  namens 
lict)  bie  brei  grofen  Geologen  (£appaboäenS,  beffelben  SanbeS, 

1)  Hieron.  adv.  Luciferit.  dialoe. 


—    302    — 

woljer  (gunomhtö  ftammte,  welche  bur$  Talent  unb  geftißfeit 
U)reö  (SljarafterS  bie  güfjrer  unb  ©tü£en  ber  9?icener  würben: 
SBafiliuö  Don  (Safarea,  ber  fetbft  bem  Valens  #o$ad?tung 
abnötigte,  ©regor  Don  9?Dffa  unb  ©regor  Don  ^ajianj. 
2)ic  (Sinwirfung  Vatentinianö  beftimmte  Valens,  im  3af)re 
375  gegen  bie  Verfolgungen  ber  Sifcpfe  biefer  gartet  offiziell 
(ein  SRijjfaHen  31t  erflftren,  unb  bie  nun  eintretenbe  9Utl)e 
würbe  burc§  SfyeobofiuS  b.  @r.  junt  Sieg  beS  nicenifeben  Ve* 
fenntniffeS.  31jn  gelten  nur  politifdje  S5ebenfen  jurücf,  baß  et* 
nid)t  gleich  Don  Slnfang  gewattfam  gegen  bie  Slrianer  »erfuhr. 
3m  Saljre  380  erflärte  er,  baß  er  nur  diejenigen  im  33eft£  ber 
&ird)en  bulben  werbe,  welche  mit  bem  nicenifdjen  <Si;mOol  unb 
ben  £ird)en  Don  9tom  unb  SUeranbria  in  (Sinflang  feien,  unb 
fe|te  bieS  ©biet  nod)  im  fetben  Saljre  in  entfd?eibenbcr  Söeife  ju 
(Sonftantinopet  in  Vollzug,  «^ier  tjatte  ber  arianifcfye  S3ifc^of 
2)emoPt)ilu6  bie  ,£>auptfir$e  inne,  unb  bie  Sftaffe  beS  VolfeS 
auf  feiner  ©eite;  bie  nicenifebe  Partei  bagegen,  unterbrücft  unb 
äerftreut,  f)atte  einen  fStaim  »on  Vebeutung  für  ftdj>  ju  geroin* 
nen  gefugt,  um  meieren  fte  ftd)  fammeln  fönnte.  3£)ve  43off* 
nung  war  auf  ©regor  Don  ^a^ian^  gerietet,  welcher  nad?  feU 
neS  VaterS  £obe  lieber  einen  einfamen  Drt  ber  Betrachtung 
aufgefitzt  Ijatte;  l)ier  traf  if)n  ber  9iuf  ber  ©emeinbe,  ber  i^n  auf 
ben  ©d)aupla£  ber  fyeftigften  Bewegung,  ben  wid?tigften,  aber 
aud?  gcfäl)rlid)ften  *)3(a£  Derfefcte.  2)er  Sßunfd)  5U  wirfen  unb 
bie  Neigung  31t  glänjen  bestimmten  iljn,  ber  Slufforberung  gotge 
3U  teiften.  3n  einer  Vorftabt  fyatte  bie  ©emeinbe  iljren  Betfaat, 
ba,  wo  fpeiter  bie  große  2Inaftaftafird)e  errichtet  warb,  unb  in 
U)tn  fyiett  ©regor  bie  Diel  bewunberten  ^rebigten  über  bie  ©ott* 
tjett  beS  <5ot)neS  (d-eoloyla),  welche  bie  SBiberftanbSfraft  feiner 
©emeinbe  ersten  unb  ifym  ben  9iamen  beS  Sfjeologen  fdjaff* 
ten.  2)icfer  große  Sflann  war  Dietfeicfyt  niemals  größer,  als  ba 
er,  Don  geinben  umgeben,  unb  boef;  gebulbig,  im  fyeftigen  ©treit 
unb  bod)  mäßig  unb  befonnen,  nid)t  nur  baS  Stecht  feiner  ©e- 
meinbe  Dcrtfyeibigte,  fonbem  aud)  ifyre  Vorurteile  befämpfte, 
unb  ber  3^erfid;t  auf  bie  9?ed)tgtaubigfeit  gegenüber  baS  5Be* 
fen  beS  lebenbigen  (£(jriftentl)um6  einfd;arfte.    8116  £l)eobofiuS 


—    303    - 

feinen  (Sinjug  in  bte  £auötftabt  gehalten  fyatte,  fteltte  er  bcm 
ariamf^en  S3tfc^of  bie  Sßaf)I,  ba$  nicenifdje  6t;mbot  anjunelj* 
men,  ober  feine  £irdje  ju  räumen,  3)emopl)itu6,  ein  würbU 
ger  9ttann,  reblid)  in  feiner  Ueberjeugung  unb  cljarafterfeft,  30g 
baö  leiste  öor,  unb  ©regor,  an  ber  ©eite  beö  ÄaiferS,  jwifc&en 
einer  ©djmfcmauer  öon  ©olbaten,  bie  ifm  öon  bem  f)öt)nenben 
93olfe  trennte,  50g  in  bie  Äird)e  ein  als  23ifd)of  öon  (SonftantU 
noöet  (380).  lim  ftd)  einer  fird;licl;en  Autorität  öon  allgemeine* 
rer  SBebeutung  $u  oerftc^eru,  berief  Sfjeoboftuö  einGtoncil  nad) 
(Sonftantinoüet  (381).  (So  Ijat  jwar  ben  tarnen  eines  öcu- 
menifct)en,  beftanb  aber  nicf)t  btoS  auSfdjliefürt;  aus  Orientalin 
fd)en,  fonbern  aucf)  nur  aus  23ifd)öfen,  welche  greunbe  beS  niceni* 
fd)en  waren,  150  an  ber  3^^-  3)a  im  2lnfang  ber  QSerljanblungen 
StteletiuS  öon  2lntiod)ia,  welcher  ben  23orftf$  führte,  ftarb,  fo 
brang  ©regor  mit  (Eifer  barauf,  baf?  man  bie  ©elegenfyeit  jur 
©d)lid)tung  beS  antiod)enifd)en  Sdn'SmaS,  welches  noct;  immer  ben 
^rieben  eineö  großen  feiles  ber  jlircfye  ftörte,  nicljt  vorbei  (äffe; 
aber  alle  5Diül)e  unb  alle  33erebfamfeit  fd)eiterte  an  ber  SBerbit* 
terung  unb  9?ed)tl)aberei  feiner  (Kollegen ,  unb  bie  Spaltung  blieb 
unoerfölmt,  bis  fte  (413)  buref)  bie  ©elbflübcrwinbung  beS  eljr* 
würbigen  23ifcfwf  Slteranber  öon  2lntioct?ia  gehoben  warb1), 
©regor,  öolf  <5d)mer3  unb  23erad)tung  über  baS  fleinlic^e  SreU 
ben  ber  ©tynobalen,  oljne  bie  Slnerfennung  feiner  SSerbienfte,  auf 
Welche  er  3tnfpruc§  machen  fonnte  unb  ungern  r>erju'd)tete,  enblici) 
Von  jenen  felbft  öerbadjtigt  wegen  ber  Uebernal)me  feines  33iS* 
ttjumS,  legte  feine  Stelle  nieber  unb  30g  ftd)  abermals  in  bie 
ßinfamfeit  aurücf ,  öon  wo  er  weniger  beteiligt  ber  Gntwirflung 
ber  2)inge  jufcfjauen  fonnte  (ft.  390).  ©ettbem  machte  @re= 
gor  oon  9h?ffa  fein  überlegenes  fpeculatioeS  latent  unb  feine 
bialeftifcfye  @efd)itflitf;feit  jum  <Stimmfüt)rer  ber  23erfamm(ung. 
SBeftimmungen  über  bie  2Befenöetnt)eit  beS  SSaterS  unb  SoljneS, 
welche  in  golge  beS  nicenifdjien  ßoncilS  oljne  innere  93orbereU 
tung  unb  gewaltfam  ber  ßircfye  aufgebrungen  waren,  r)atten  jtdj 
allmälig  in  Ueberjeugungen  öerwanbelt,   unb  wenn  baS  zweite 


1)  Theodoret.  5,  35. 


—     304    — 

öcumenifdje  ßoncü  fie  wiederholte ,  brücfte  eö  nurfüc^  feie  2luf* 
faffung  ber  weit  Überwiegenben  9M)rt)eit  auö.  2)a6  JDogma 
r>om  aSatec  unb  ©p§«  erweiterte  man  mir  burct)  einige  unwe* 
(entließe  3ufa£e/  ^ie  >£>auytr>eranberung  beftanb  in  ber  Sluöfüf)* 
rung  ber  Set)re  üom  tjeiligen  ©eift 1).  .Denn  in  SBejng  auf  biefe 
tjerrfdjte  grofie  ttnbeftimmtfycit2),  unb  fanb  bie  Stnwenbung  beö 
^omoufton  SBiberftanb  aud)  bei  folgen  ©emiarianem,  bie  pr 
Slnnafjme  beffelben  in  betreff  beö  93ater3  unb  ©oljneä  ftet)  be* 
quemten,  weit  fte  ftd)  r-on  ber  Sßorftetumg,  bafü  ber  r)eitige  ©eift 
ein  ©efdjopf  fei,  nict)t  (oö  machen  fonnten.  ©egen  fte,  bie  $neu* 
matomadjen3)  genannt,  führten  2ltt)anafiu3,  2)ib>;muö 
unb  bie  fappabocifd)en  Geologen  bie  (Sonfequenjen  beö  niceni* 
fd)en  <SywiMä  burct)4).  Stuf  ber  ©tynobe  ju  2lferanbria  v>om 
3at)re  362  t)atte  §ttt)anaftu6  fdjon  entfpredjenbe  23eftimmungen 
burd)gefe£t,  unb  im  Safyre  375  na&men  eine  üttyrifcfye5)  unb 
eine  römtfcf)e  unter  2)amafuö6)  ben  Zeitigen  ©eift  in  bie 
gormel  ber  ®(eid)wefen()eit  auf.  2)iefe  wanDte  jwar  ba$  zweite 
öcumenifct)e  (Soncil  nic^t  auSbritcHid)  auf  it)n  an,  um  nic^t  neuen 
©treit  ju  erregen,  gebrauchte  aber  Stuöbrücfe,  welche  bie  .£jo* 
moufte  beffelben  r>orau6fe£en.  Slber  e3  blieb  in  ber  gefammten 
trinitarifdjen  2tnfd)auung  boct)  eine  ungetöfte  2)ifferen$  jwifc^en 
ber  ortentaUfc^en  unb  occibentalifcf;en  ^irc^e  jurücf,    welche  bie 


1)  IIiaTtvo/xev sfg  ib   'üyiov  tivivjxk,    to  xvqiov,   ib   Ccoonoiov, 

70  Ix  jov  ncitQog  iy.noQ£v6f.ievov,    to  ovv  nctjQi  y.ctl  vho  av/u- 
7inogxvvovf.isvov  xctl  avpdo'icäiöfxtvov ,  tÖ  Xctlrjoccv  diu  rwv  TiQOffrjTÜJv. 

2)  Gregor.  Naz.  orat.  theol.  V.  de  Sp.  S.  Twv  61  xcctf  tj/Liccg  ao- 
(pwv  oi  [ilv  Ivioytiav  jovto  (t.  n.  äy.)  vnikaßov,  oi  df  xiia/uct,  ot  de 
&sov,  oi  öh  ovx  'iyvwoav  bnöxtQov  tovtwv,  ctiäot  rrjs  yQK'frjs,  <Sg  <fcc- 
Giv,  u>s  ovöt?  hsgov  actqiJs  6r\Xcoaäar]g  cf.  Hilar.  Pictav.  de  trinit.  2,  29. 

3)  5tucf)  9}?acebonianer,  nafy  bem  23tf$of  SJcacebontuö  öon  Sott- 
frantinopet,  bev  360  uott  ben  3Wanern  entfefct  Warb.  SSWan  nannte  bte  @e= 
miarianer  baber  SOTacebonianer  nttb  übertrug  tiefe  23ejeicfttuttg  auf  bie  9)neu* 
matotnadjen.    23gl  ©tefeler  I.  I.  ©.  70. 

4)  Athanas.  ad  Serapion.  Thmuitan.  ep.  IV.  (358  —  360).  Basil.  de 
Spir.  S.  ad  Amphilochium  (374).     Gregor.  Naz.  Orat.  37.  44. 

5)  Theodoret.  IV,  8. 

6)  Mansi  III.  p.  482.  Spiritum  S.  cum  patre  et  filio  unius  polestatis 
esse  atque  substantiae. 


—    305    — 

teime  ju  neuen  kämpfen  enthielt.  Senn  wenn  baS  nicenifc&e 
(Soncil  ben  Sater  als  ben  (Sinen  ©ott,  an  ben  wir  glauben,  be* 
seid)nete,  unb  baS  r-on  Sonfiantinopet  if)n  als  bie  alleinige  ttr* 
fac^  alles  ?ebenS,  in  welcher  aud)  ber  ^eilige  ©eift  ben  ©runb 
beS  2)afeinS  l)abe,  sorftetlte ,  ben  <5ol)n  bagegen  als  ben  93er* 
mittler  ber  (Schöpfung,  fo  ftnb  barin  unoerfennbare  $itfU  beS 
alten  SuborbinatianiSmuS ').  3)iefc  finben  ft#  auclj  nocf)  bei 
ben  Dccibentalen  aus  ber  Sftitte  beS  vierten  3al)rl)unbertS,  wie 
bei  £ilariuS  «on  ^oitierS2).  3ebo$  je  länger,  befto  meljr, 
unb  befonberS  nact)  2luguftinS  Vorgang,  würbe  bei  il)nen  bie 
yollftänbige  ©teict)fjeit  unb  numerifd)e  (Sint)ett  ber  trinitarifc^en 
$ypofiafen  geltenb  gemacht.  Sluguftin  t>ergli#  il)r  53erfjältnif$ 
mit  bem  im  menfd)(icf;en  ©eifte  abbilblid)  gegebenen  beS  ©eins, 
2)enfenS  unb  2BotlenS3),  ober,  uod)  allgemeinere  gönnen  wüfj* 
lenb,  mit  bem  allgemeinen  unb  bem  befonberen  Sein  unb  iljrer 
(Sinljeit4).  2>ie  (Stnt)eit  in  ber  göttlichen  Srinität  unb  bie  2lu* 
^erjeitlic^feit  ifyrcr  9Sert)ä(tniffe  festen  if)m  ferner  eine  gleicfyma* 
Inge  SBejietjung  beS  ©eifteS  sunt  ©ofjn  wie  sunt  QSater  ju  erfor* 
bem5).    Diefe  @(eict)fe$ung  warb  baS  unterfdjeibenbe  SfJlzxhml 


1)  Athanas.  ad  Serap.  1,  24.  Basil.  de  Sp.  S.  c.  16:  ber  äkter  fxia 
ciQ/rj,  drj/niovQyovoa  öi    viov  y.ul  itlttovau  $v  nvtvLian. 

2)  Hilar.  de  trinit.  3,  12.  Et  quis  non  patrem  potiorem  confitebitur, 
ut  ingenitum  a  genito,  ut  patrem  a  filio,  ut  eum,  qui  miserit,  ab  eo,  qui 
raissus  sit,  ut  volentem  ab  eo  qui  obediat.  Et  ipse  nobis  erit  testis:  pa- 
ter  major  nie  est. 

3)  Confession.  XIII,  11.  Dico  autem  haec  tria:  esse,  nosse,  velle. 
Sum  enim  et  novi  et  volo;  sum  sciens  et  volens,  et  scio  esse  nie  et 
velle,  et  volo  esse  et  scire.  In  his  igitur  tribus,  quam  sit  inseparabilis 
vita  et  una  vita  et  una  mens  et  una  essentia,  quam  denique  inseparabilis 
distinetio  et  tarnen  distinetio,  videat  qui  polest.  —  de  Trinitat.  IX,  18. 
Est  quaedam  iniago  Trinitatis  ipsa  mens,  et  notitia  ejus,  quod  est  proles 
ejus  ac  de  se  ipsa  verbum  ejus,  et  amor  tertius  et  haec  tria  unum  atque 
una  substantia.  Nee  minor  proles,  dum  tantam  se  novit  mens,  quanta 
est,  nec  minor  amor,  dum  tantum  se  diligit,  quantum  novit  et  quanta  est. 
—  X,  18:  Haec  trja:  memoria,  intelligentia,  voluntas,  quoniam  non  sunt 
tres  vitae,  sed  una  vita;  nec  tres  mentes,  sed  una  mens:  consequenter 
utique  nec  tres  substantiae  sunt,  sed  una  substantia.  —  Civ.  üei  XI,  24  sq. 

4)  Esse,  specics  rei  et  ordo.     Cf.  de  vera  rclig.  13. 

5)  Tract.  in  Evg.  Joann.  99,  9:   Spiritus  S.  non   de  patre  procedit  in 

20 


—    306    - 

ber  abenblänbifcfyen  £rinitätc3fef)re,  unb  burct)  einen  3ufa£  $u 
bem  ©mnbot  *on  ßonftantinovel  firepef)  feftgeftetlt » ) ,  als  im 
3at)tc  589  auf  ber  (3ten)  6ynobe  von  Sotebo  ber  Äönig  9*ec* 
careb  mit  feinen  2Öcftgott)en  twm  glrianiSmuS  jur  fattyoli* 
fcr}cn  £ircr/e  übertrat.  3n  fotcfyer  ©eftalt  ging  baö  Srinität^ 
bogma  aud)  in  baö  fogenannte  att)anaftanifd)e  6t;mbo(ttm  über2). 

B.    Sie  (Sntwicflung  ber2cl)re  von  ber  *ßerfon  <5t)rifti. 

SB  nur  ©efcljidjtc  ber  Se^rc  »on  ber  ©wfefoiajfeü  nnb  2ftenf<$twbunß  (ftottcS." 
£fo.  I.  II.     Dornet  ®nittncfluitg$ßef$ic()tc    ber  Setzte   t>on  ber  $erfon 
Gtmfti.    2te  3lufL  I.  2.  3. 

1.  3)ic  GntroicHung  bis  jum  5lnfang  beö  neftorioni* 
fd)en  (Streites. 
9iad)bcm  bie  unterfuc^ung  über  bie  ©ottfyeit  beö  <5ot)ne3  unb 
U)v  Q3erC)ättni^  311m  SSater  ju  einem  vorläufigen  9tut)evunft  ge* 
langt  war,  trat  naturgemäß  bie  grage  nacr)  bem  23ert)ältni^  beö 
©öttlicfycn  unb  9)ienfcr/Ucr;en  in  (Sfyrifto  unb  U)rer  (Einheit  in  ben 
SSorbergrunb.  2ßenn  baö  nicenifd;e  (Sonett  in  feinem  £omou* 
fion  gleidjfam  baö  Seiten  aufgefterft  Ijatte,  um  ivelcfteS  Don 
verfct;icbenen  Seiten  f)er  bie  ©eifter  fxct>  aflmälig  vereinigten,  fo 
ging  nunmefyr  ber  Srieb  barauf,  bie  2ßat)rr)eit  ber  menfc^lic^en 
9?atur  beö  (Srldferö  ju  retten,  it)n  au3  ivefenSgleid)  mit  it)r  bar- 
aufteilen.  3Me  entgegengefetjten  (S.rtreme  trinitarifd;er  Sluffaffun- 
gen  begegneten  ftcr)  in  ben  bürftigen  unb  äußerlichen  Sorftettun* 
gen  von  bem  9J?enfcr;(icr/cn  in  (?()rifto,  inbem  fte  c8  lebiglicfy  in 
bie  Seiblic^feit  festen:  2triuc33)  unb  2Rarcdlu$  von  Slncv;ra; 

filium,  et  de  filio  procedit  ad  sanetificandam  creaturam,  sed  simul  de 
utraque  procedit,  quamvis  hoc  filio  pater  dederit,  ut  quemadmodum  de 
se,  ita  de  illo  quoque  procedat. 

1)  Spiritus  S.,  qui  procedit  a  patre  filio que. 

2)  SIuö)  Symb.  Quicunque  genannt.  Sie  äSermutftmtßen  über  feine  @nt* 
ftefcuttß  f.  2Rün,f#e*  I.  ©.249. 

3)  Epiph.  h.  69,  19:  Äthan,  c.  Apollin.  2,  4:  "jQeiog  düqxa  ^iivr\v 
tiqüs  anoxQvipiiv  irjs  OtüzrjTos  opakoyn,  uvi).  61  roü  tntodev  tv  r)m> 
uvOqwtiov,  t.  i.  rtjg  ipvxrjs,  iov  Xöyov  Iv  t7j  ouq-A  liyei  ytyovhwi, 
ii]V  joü  nctOovs  vö)]Cfi)',  v.ai  ti)i>  l§  !'«$ov  aräorttotu  Tjj  Störyn  nnog- 
uytiv  loliHov. 


-     307     - 

jener,  weit  er  bem  Sogoö  mit  ber  @efct)6pflicl)feit  aud)  bie  21  f* 
fefte  unb  Seiben  jufcfyreiben  31t  bürfen  glaubte,  bie  eine  menfdj)* 
lidje  ©eele  in  ifym  tforaue^ufeijen  fcfyeincn;  biefer,  »eil  cö  in  fei* 
ner  Slrt  tag,  ben  23licf  ftarr  auf  ben  einen  gragepunft  gerichtet 
ju  galten,  unb  er  bafyer,  gegen  bie  trinitartfc&e  Betrachtung  bie 
ßfyriftologie  Pcrnacfyläfftgenb,  bei  ber  ungebilbetften  Raffung  ber* 
felben  fielen  blieb,  unb  »eil  er  ge»ot)nt  »ar,  bie  menfe^tic^e 
9?atur  nur  als  ©d)ranfe  beö  göttlichen  Sogoö  ju  betrachten.  (St 
gerietfj  bann  »eiter  in  bie  ©d)»ierigfeit,  bafj  er  biefe  9J?enf$* 
t)eit  (Sfjriftt,  ber  er  einerfeitö  für  bie  ?ßerfon  (SCjvifti  unb  für  bie 
(Srlöfung  bie  größte  Bebeutung  gab,  anbrerfeitö  a(8  ba3  ©ott 
grembe  anfel)en  mußte,  baö  nicfyt  mit  bem  Sogoö  in  ©Ott  31t* 
rütffcljren  bürfe,  ein  SBiberfprud),  ben  er  ntc^t  \w  löfen  »agte. 
Sein  ©dritter  S|3 1)  0 1  i  11  u ö  »arb  üon  ben  Späteren  nic^>t  gan$ 
mit  Stecht  für  einen  ©enoffen  beö  $au(u3  öon  ©amofata  gefyal* 
ten,  unb  galt  für  ba$  nad)  ber  ebionitifdjen  ©eite  f)in  ju  mei* 
benbe  (Srtrem.  £)ie  2)ogmatifer  ber  ntcenifd)cn  Partei  befyarrten 
bagegen  in  bem  ^ntereffe,  mit  ber  »ollen  ©ottfyeit  beö  Sogoö  bie 
SSollftänbigfeit  feiner  menfcfylidjen  (§rfd;einung  31t  behaupten. 
2ltf)anafiu3,  $u  beffen  ftetigen  Slnfc^auungen  eS  gehört,  ben 
Sogoö  burd)  bie  'äftenfcfnverbung  mit  ber  menfcfylidjen  9?atur  über* 
f)aupt  geeinigt  \\x  benfen,  fyält  ju  bem  3\ved  bie  äkrbinbung 
mit  allen  »efentlid)en  Beftanbtfyeilen  bevfetben  für  notf)»enbig. 
SQßenn  gleich  in  ber  früheren  3e>t  bec  ©treit  um  bie  ©ottljeit 
<Sf)rifti  feine  Slufmerffamfeit  fo  fet)r  befestigte,  bafj  er  bie  an* 
bre  ©eite  mefyr  in  allgemeineren  unb  ungenaueren  Bezeichnungen 
berührte x),  fo  begriff  er  bod)  fpäterfyin  bie  menfd)(td;;e  ©eete 
auSbrütflid)  mit  ein,  unb  brachte  bieö  2)ogma  jur  2lnerfennung  auf 
ber  ©miobe  Pon  Sllcranbria  im  3aljre  362 2).    3)ie  S&icfytigfeit, 


1)  ©egen  Dr.  23aur,  tvclcl;er  in  ben  ä3cftimmungcn  axi^  ber  3tit  s>or 
Slpottinciriö  auftreten  finbet,  bafs  Stttjanafiuö  bamal£  bie  -iMenfcfctoerbung  nur 
in  bie  Stnnaljme  beö  Seibeö  gefegt  Ixtbe,  f.  Dr.  ©ojrner  ©.956  flg. 

2)  «tfad)  Dr.  23aurg  2tnftd;t  £eljre  öon  ber  ©reieinigf.  I.  @.  582  flg. 
ftnb  bie  Oefrfeftungen  ber  <£t>nobe  gegen  Slpoüinnriö  gerietet.  Slbcr  bann 
wären  feine  2lt>georbneten  nicljt  alü  9)iüglieber  ber  (gtmobe  Aufgenommen 
tvorben  (»gl.  SBrttcf;  III.  ©.  170.  214),   unb   fie  (mttc  ofme  3weifel  feine 

20* 


—    308    - 

welche  in  Origeneö  ©vftem  bie  (Seele  Gtfjrifti  tjat,  machte,  bafi 
bie  bciben  ©regore  um  fo  bestimmter  auf  bie  Slnerfennung 
berfetben  jutücffamen.  3)er  göttliche  Sogoö,  mit  ber  vollftänbi* 
gen  mcnfd;lid)en  9?atur  geeinigt,  burd)bringe  ©eele  unb  Seib  in 
fortfdjreitenber  ©ntwitflung,  fo  baf  felbft  ber  Seib,  vergetftigt 
unb  vergötttidjt,  enblicfy,  wie  ©regor  von  9? a 3 i a n ^  bet)auv= 
tet,  bie  Materialität  vertiere,  wie  ©regor  von  9?i;ffa  ben  ©e- 
bauten  fteigert,  bie  Sllfgcgenwart  beö  Sogoö  tfjeile.  (S6  barf 
mit  ©runb  angenommen  werben,  bafj  aud)  auf  bie  bunfle  unb 
gebanfenreicfye  2)arftettung  beö  £itariu3  »on  ^oitierö,  welker 
fdwn  vor  Slpollinariö  bie  2el)re  von  einer  menfd;lid;en  6ee(e 
(Sfjriftt  in  auSgefüfyrterem  3ufaro»tenf)a"9e  barlegt,  nicf)t  nur 
Sertullian,  fonbem  auef)  Origeneö  (Sinflujj  geübt  f)abe,  ba  feine 
(Sljriftotogie  in  manchem  mit  ber  älteren  aleranbrinifd)en  verwanbt 
ift ' ).  2)ie  9W enfe^ Werbung  ift ,  naefy  feiner  SSorftetlung ,  eine 
Stjat  ber  fyerablaffenben  Siebe  beö  göttlichen  Sogos,  ber  fid?  eine 
©eele  fcfyafft,  unb  fid?  mit  einem  menfd)lid)en  Seibe  umbilbet2). 
3Me  ©otteöfraft  unb  £errtid)feit,  ftd)  in  ftc^>  jurücfu'e^enb,  ver- 
birgt fid)  unter  ber  menfcfytidjen  $ned;t3geftalt3),  um  biefe  ju 
burd;bringen  unb  ju  verflären.  ©eine  ^eilige  Seiblicfyfcit  fonnte 
mit  ber  mangelhaften  S3efd>affent)eit ,  bie  bem  Seibe  beö  gefalle* 
nen  9J?enfd;en  eigen  ift,  nidjt  behaftet  fein,  fonbem  fie  war 
an  ftd)  bem  53ebürfnif,  bem  Seiben  unb  £obe  nic^t  unter* 
worfen,    fie  warb    eö   aber   burd)    bie    freiwillige  Uebernat)me 


M)xc  Hon  bem  5lriants?mus3  gcfc£)ieben ,  tuns?  in  ttjvctt  23efh'mmuttscu  nid;t  se» 
fdjtcfit. 

1)  W$l  Dom  er  I.  III.  ©.  1036  flg. 

2)  De  trinit.  10,  15.  Quod  si  assumta  sibi  per  se  ex  virgine  carne, 
ipse  sibi  et  ex  se  animam  coneepti  per  se  corporis  coaptavit,  seeundum 
animae  corporisque  naturam  necesse  est  et  passionum  fuisse  naturam. 

3)  De  trinit.  11,  48  In  forma  eniin  Dei  manens,  formain  servi  as- 
sumsit,  non  demutatus,  sed  se  ipsum  exinaniens  et  intra  se  latens,  et 
intra  suain  ipse  vacuefactus  potestatem,  dum  se  usque  ad  formam  tem- 
perat  babitus  humani,  ne  potentem  immensamque  naturam  assumtae  bu- 
militatis  non  ferret  infirmitas,  sed  in  tantum  se  virtus  incircumscripta 
moderaretur,  in  quantum  oporteret  cam  usque  ad  palientiam  connexi  sibi 
corporis  obedire. 


—    309    — 

be$  Öogoö,   ber   (eine  ur(Drünglirf;e  2iebe$t()at  in  tiefen  Slcten 

fortfefct1). 

(Ein  geiftDotter,  benfenber  SWann,  SlDoüinarU  ber  Jün- 
gere, ber  burcf?  Dieifeitige  SSitbung  mit  bem  flafftföen  2{Uert()um 
tjettrmtt  war,  unb  au#  in  bem  perfönUcften  Umgang  mit  gebü* 
beten  Reiben  ftd)  weniger  be(d;ränft  ju  tyaben  fd;eint,  ein  Sftann 
benno#  Don  warmem  ct;rift(ic^em  Sntereffe,  braute  eine  (ebt>af= 
tere  «Bewegung  in  bie  (Sntwicffong  biefeö  2>ogma6,  inbem  er 
bewußter  unb  genauer,  a(ö  biöfyer  gefd;e()en,  bie  fird;lid;en  33e* 
ftimmungen  über  ben  Sogoö  in  3ufammenl)ang  fetzte  mit  ber 
mcnfc^(id;en  (Seite  6t)rifti,  unb  bie  grage  nad;  ber  CSin^eit  bcU 
ber  emfilidj  inö  Sluge  fajjte.  (So  ift  nocfy  ein  8lnfjau<$  beö  ori* 
geniftifc^en  unb  anttoc^enif^en  ©eifteS,  wenn  er  ©tauben  unb 
Söiffenfcfyaft,  Uebernatürltd)eö  unb  9?atürli$eö,  nic^t  abgetrennt 
unb  (t$  auö(d?tießenb ,  fonbem  alö  einanber  bebingenb  unb  bc^ 
ftatigenb  angefefyen  wiffen  wuT2),  aber  boct)  finb  cö  gerabe  3becn 
beö  Origeneö  unb  ber  antio$eni($en  Sefyrer,  ju  welchen  er  ftcfy 
im  ©egenfafc  beftnbet3).  £>enn  bie  Sluffaffung  beö  Drigeneö 
unb  (einer  firctyUcfcercn  9?ac§fotger  fc^ien  ifjm  im  2BefentU$eu 
bod)  nur  einen  Don  ©Ott  begei(teten  sH?enfd;en  (avdQionog  ev- 
&sog)  $u  betreiben,  unb  nid;t  Der(rf;iebcn  ju  (ein  Don  ber  beö 
*ßaulu8  Don  ©amofata  unb  ^IjotinuS,   womit  aUcnfaßl  aud> 


1)  De  trinit.  10,  24.  Ncque  enim  tum,  quum  sitivit,  aut  esurivit,  aut 
flcvit,  bibisse  dominus  aut  manducassc,  aut  doluissc  monstratus  est,  sed 
ad  demonstrandam  corporis  veritatcm,  corporis  consuetudo  suscepta  est, 
ita  ut  naturae  nostrae  consuetudine  consuetudini  sit  corporis  satisfactum. 
Vel  quum  et  cibum  suscepit,  non  se  necessitati  corporis,  sed  consuetu- 
dini tribuit.  Hebet  bie  SBitHicbteit  beö  £eiben$  f.  Dornet  ©.  1052  flg. 
Sicbnltti;  Element  »on  9öejranbttor 

2)  Gregor.  Kyss.  Antirrbeticos  contr.  Apoll,  p.  130.  245:  ov  ip&eiQe- 
tui   >)  (fvoig  vno  rov  7ioi>}Oaviog  uuitjr. 

3)  ©.  ©Triften:  tj(q\  o«Qy.wozajg  koyidiov  10  x«id  xstp&laiov  ß<- 
ßliov  tisqI  ävciaTÜosws-  nsfil  nloitwg  koyi'Jtov.  gvagmente  BefOttbetS 
bei  Gregor.  Nysscn.  'Apu^tixos  ed.  Zacagui  iuMonum.  vet.  I.  p.  123— 287. 
Gregor.  Naz.  ep.  ad  Cledon.;  ad  Nectarium.  Atbanas.  contr.  Apollinari- 
stas°libb.  II.  (Ucbet  bie  jtoeifel&afte  edjtljeit  be$  SßerfeS  f.  Saut  a.  a.  £>. 
@.  605  flg.)  Epiph.  h.  62.  Theod.  h.  fab.  4,  8.  Dial.  3.  A.  Maji  Col- 
lect, nov.  VII. 


-    310    — 

Suben  unb  Reiben  aufrieben  feien l).  £)er  gleiche  3rrttjum  festen 
ibm  itbevaü  unoermeiblid),  wo  man  annahm,  baft  ber  göttliche 
SogoS  mit  einer  ooflftänbigen,  ciu8  Seil),  «Seele  unb  Vernunft 
(vovg)  bcftefyenben  menfcl;üd)en  ^erfon  geeinigt  werben  fei;  eö 
müfte  benn  fein,  bafj  ber  menfd)üd)e  ©eift,  ber  greifjeit  beraubt, 
in  ein  pafftoeö  Sßerfjeug  bcö  Sogoö  oerwanbelt  werbe,  wa6  fein 
Sßefen  (baö  avToxivrjTdv)  jerftören  fyiefe.  S)aö  (Sine  ober  baö 
Slnbre  fei  bie  notfywenbige  (Sonfequenj ,  weit  jwei  2ßillen  fd)lect;* 
terbingS  nidjt  $ur  perfönüd)en  ($M)eit  ju  oerbinben  feien 2).  3)aju. 
fomme  ferner  baö  unter  bem  moralifct/en  ©eftcfytCwunft  erhobene 
23ebenfen,  bap  burd)  bie  Sünbe  unb  ifyre  folgen  in  ber  gegenwärtig 
gen  menfd;ücf;en  9?atur  bie  9J?aclj)t  ber  finnigen  23egierben,  be* 
ren  Si£  bie  animalifcfye  Seele  ift,  oerfiärft,  bie  Äraft  be3  9?ou3 
aber,  beffen  53eftimmung  fei,  fte  ju  leiten  (fjyeiiovixöv) ,  ge* 
fdjwäcfrt  feij  unb  baß,  wenn  nun  G>t)rifiuö  biefe,  ben  Segierben 
nidjt  gewad)fene  SSernunft  aufgenommen  l)ätte,  bie  Sünbe  oon 
feiner  menfd)li$en  9?atur  untrennbar  unb  bie  (Srlöfung  nichtig 
gewefen  wäre.  Um  tiefen  Scr)wicrigfeiten  aus  bem  9Bege  ju 
gefyen,  ftellte  er  (Sl)riftu£  ttot  atö  jufammengefcfct  auö  Seib, 
(Seele  (ipv%t)  aloyog)  unb  bem  göttlichen  Sogoö,  welcher  bie 
Stelle  ber  menfcftlicfyen  Vernunft  vertrete,  unb  mit  feiner  ftegrei- 
djen  ©ewalt  bie  ftnnlictjen  Regungen  in  iebem  Moment  auf  gött- 
liche SBeife  beftimme3).  Slber  auet;  bie  (Sintjeit  ber  gottmenfd)* 
liefen  ^erfon  fei  gewahrt,  ba  beibe  Seiten  unlösbar  jufammeu* 
gefügt  feien  5  benn  ber  2ogo3  bebürfe  Seele  unb  Seib  ju  Drga= 
nen  feiner  erlöfcnben  £l)ätigfeit,  biefe  bebürfen  feiner  al3  beö 
(Srfa^eö  für  ben  9?ou6.  SBieberum  ber  SogoS  fei  ifynen  nicfjt 
fremb,  benn  ber  @eift  ober  9?ou3,  welcher  ba$  2öefen  beö  9Ö?eu* 
fd)en  ift,   l)abe  an  it)m  fein  ewigeö  Urbilb,    fo  baf?  in  (Sfyrifto, 


1)  Antirrh.  p.  184. 

2)  Ei  üv&QÜnoi  TiXihp  avvr^Oi]  ütos  ifkt tog,  dub  uv  t]aav.  Antirr. 
p.  224.    Mai  l  c.  p.  70.  ' 

3)  Antirr.:  Ovx  i'tgu  oa>£tiai  to  üv&Quinivov  yivog  SC  üyak^ipscog 
vov  y.cu  oXov  üv&Q(önov,  cüXa  diu  nnoglijijjtcog  aanxbg,  jj  ipvaixbv  fihv 
to  rjye}.ioi>£i!60frcu,  tdtno  dh  caqinxov  vov,  (xr\  vnonimovxog  avxy  6C 
iniaii]iioavv)]g  uodivauv,  alla  ovvKQfxöCovxog  ußiüoxcog  ictvxij}. 


—    311     — 

bem  ()immlifcl;cn  9)ienfcf;en,  baS  ^ewanbtc,  nur  imcnt>lu$  £6* 
%tu,  (eine  ©Ufle  einnehme l).  ©o  eng  fei  nun  bte  2>erbinbung 
Deö  @ötttid)en  unb  SDtenfc&Hti&ett  in  bem  (Sriöfer,  baß  bie  gtt>ev 
yt  bei-  Patinen  flgttjtij  aufgehoben,  unb  tt>a$  ber  einen  eigen* 
tt)ümlic&  (ei,  autf)  ber  anbeut  gehöre  {avTi(.iedioiaaig  tcov  ovo- 
näzcov).  2)a()er  wollte  Slpofltnartö  ben  Äörper  fct)on  auf  (Erben 
in  bie  göttliche  23erel)rung,  bie  bem  ganzen  gfyriftuö  gebül)re, 
einfließen2),  unb  anbrer(eit$  ©eburt,  Seiben  unb  Sob  auet) 
auf  ©Ott  bergen  iuiffen3).  (St  geriet!)  mit  tiefet  Sfyeorie  in 
große  ©ct)u>ierigf  eitert,  welche  fiel)  feinen  ©egnem  ntct)t  »erbar.< 
gen.    S)tn\\  abgefefyen  bat>on,   baß  eine  fola)e  mect)anifci;e  (Son* 


1)  Antir.  p.  255.  tnovQaviog  üpOqwnog.  p.  149.  niio'unuQXtt,  <fi]oty, 
ö  civ&QCünog  XQioxbg,  ov%  (og  §ieqov  oviog  nctQ  ctinbv  iov  nviv^tarog, 
jovx  loxi  rov  &eov,  cUA'  cog  iov  Kvqtov  tv  ij/  xov  ßtuvO-ownov  (fvati 
öaiov  nv£Vfiaiog  oviog.  £>al)cv  cv  ben  Stnfang  betf  mettfd/ltdjcu  ©eins 
nidjt  evft  in  bie  ©ebuvt  burd;  bie  Jungfrau  fetjte;  p.  153:  17  i)tü<  oünxwoig 
ov  TTjv  aQ/jiv  dnb  zfjg  naQ&ävov  to/tv.  25ieÖ  Wivb  fcOtt  ©VCgOV  »OH 
9h;ffa  auf  bie  ^väeriftenj  bev  £eiblid)fcü  gebeutet,  ein  SWifjöevfranb  unb 
Gonfequett$madjerei,  weldje  Dr.  23aur  nidjt  l;ätte  in  <Sdm£  nehmen  fotlcit. 
23ei  biefem  ftorfdjcr  Ijangt  aber  bie  SefcfMjjung  bev  Deutung  mit  bev  weiteren 
23cr)au»tung  $ufamntcu,  bat}  bie  ganjc  Stuftet  btö  Slp  oHtitatt^  ju  ber  f»e* 
tulatwen  3bee  l)infül)rc,  ba(j  ©Ott  Wenfd)  werbe,  „aber  nidjt  in  ber  menfct> 
lidjen  ©eburt  beS  Vitien  einjelnen  3nbi»ibuumö,  fonbem  in  bev  ewigen 
5Dicnfd;werbung  be£  ©efdjledjtev,  bev  @ef«nrmt|ett  bev  3ubi»ibuen".  (I;  p.  609.) 
T)od)  »on  biefev  pattttyfTjHf«$>en  Stuffaffung  tjl  SlpollinariS,  weldjer  benmenfd)» 
lidjen  ©eift  nidjt  einmal  jur  fittlidjen  (£inl;eit  mit  ©ott  fällig  ad)tct,  fo  weit 
entfernt,  ba§  ft'c  il)m  wie  £>cibeutl)um  unb  $0tyt§eiSi8tt3  »ovfommen  würbe. 
Antirr.  p.  237.  a3ielmel)v  t)at  cv  »on  9lnfang  Feine  anbve  ülbfidjt,  als  bie 
9)Jenfcf)Wevbung  ©otteS  allein  in  (Slivifto  begreiflid)  ju  madjen,  unb  wenn  Dr. 
23auv  meint,  bag  er  bie  Anfänge  biefev  ©»eculatiott  gebe,  abev  fie  uid>t  mit 
donfequenj  buvä)füt)ve,  fo  ift  baö  felbftgemad)te  9tott>.  Dr.  ©ovnev  !oevmu- 
tl)et,  ba§  StpoXtinavii?  bei  ben  Seftimmungen  über  ben  £ogoö  aii  Itrbifb  ber 
^icnfdjbcit  »Ott  ^(atojüfd)en  ^riujipien  au^getje;  biefe  aber  fiub  uicl  weniger 
gewiß  bariu,  als  bie  Slubeutungcn  ber  Zeitigen  <£d;rift,  befouberS  beS  %\\ü' 
Iu«;  j.  23.  I  Gov.  15. 

2)  Maji  Coli.  p.  16:  Ov  6vo  c/voeig  top  «V«  vlbv,  f.tcau  nQogxvyn]ir\i' 
xal  (.uav  unQogxvpriiov,  ukka  fiiav  (fvaip  iov  Oiov  loyov  oeaccQxco/Lit- 
vt]V  xcd  7TQogxvvovfx(pi]V  (Atta  xr\g  actoxbg  aviov  (.nä  7TQogxvyi](Jit. 

3)  Mai  p.  301:  r\  G(\q$  avvtT40r\  ngog  to  ovQÜyiov  Tjyi/xopixup, 
iSoixticoOeiaa  uvko  xujk  ib  nuD^uxbv  kavii]i  xiu  kaßovoa  10  ötiop 
oixttwOiy. 


—    312    — 

ftruction  ßfjriftt  fein-perfön{icfc)e3  Seben  abbilben  fonnte,  ift  bie 
bereite  2Se$ief)ung,  bie  er  bem  Sogoö  in  (Stjtifto  gab,  faum  auf 
eine  <Stnf>eit  jurüc^ufüfjren.  (§r  folfte  einmal  ber  Unenbticf)e  fein, 
unbefd)ränft  in  feinem  geiftigen,  göttlichen  SÖefen  unb  23ermö* 
gen,  jeber  (Sntroicflung  unb  jebem  Sßanbel  fremb;  unb  jugleicf;, 
als  erniebrigt  jur  ©innltcfyfeit,  öon  bem  ©ein  foö  SSaterö  ge* 
trennt,  in  ber  SBirffamfeit  befctyranft,  unb  fetbft  bem  Seiben  ber 
fmnlidpen  9?atur  unterworfen1).  2Iber  alle  fic^  attfbrängenben 
33ebenfen  ftetlte  er  jurücf  gegen  baö  ©einigen,  wa£  baö  fromme 
©efüljl  baran  Ijat,  in  (St)rtfto  ©ott  unmittelbar  ju  befifoen.  2)aö 
irbifd)e  £>afein  beS  Sogoö,  be£  nunmehr  mit  ber  9ttenfd)r;eit  in* 
nig  geeinigten,  ift  ber  Slnfang  eineö  neuen  Sebenö  für  fte.  £)er 
Sogoö  r>erbinbet  fid)  in  abgeleiteter  SBeife  mit  ben  ©eelen  ber 
©laubigen,  Ijier  alfo  *>on  einer  ttotlftänbigen  9iftenfct;ennatur  ge* 
tragen,  roeldje  er,  wa§  ber  r}auptfäd;lid)fte  Erfolg  ber  (Srlöfung 
ift,  mit  erf)öl)ten  Gräften  jur  Heiligung  auörüftet2).  5luf  jener 
SSerfammlung  (362)  ju  Slleranbria  blieb  baö  2lbroeic§enbe  ber 
Seljre  beö  Slpollinartö  nod)  unerfannt,  aber  376  »eutrtfjeilten  il)n 
abenblänbifcfye  ©tmoben  unb  381  bie  allgemeine  von  (Sonftan* 
tinopel,  of)ne  ieboeb  eine  pofttiüe  $eftfc£ung  bagegen  ju  machen3). 


1)  Antirr.  194:  (Xoiorbg)  dtaiQwu  /utp  xyv  Ivt^ytiav  xard  aüaxct, 
l'Zioiöv  de  xatä  nvsvfiu,  bntQ  eyei,  ir\v  Iv  dvpnfiti  näkiv  iaöjrjTK,  xal 

T1]V    XC(T(<    GCIQXK     T»]j     lP£Qye(ag     dlttfQSOW      XU$    1]V,    (fTjOtV,     OV    71UPTCIQ 

iCwonoiriotv,  alkä  tiras  ovg  lOelr\Gtv.  2)nö  ©ebet  (Sfmfti  in  ©etfyfemane 
httxafytttt  er  einmal  <tl3  33etoci3  ber  SScfd;räitfung  beö  £ogo$;  Mai  p.  203: 
El  de  tooodevifs  xal  xotvcovbg  ir\g  naTQixijg  ovotag  6  Inl  ro  näOog 
xal  rbv  aiavQov  laxö/Atvog  rjv ,  nüjg  iv  äywvia  yevbjuevog  7iQogr)vyero 
7iaQ£i.9uv  avrbv  rb  norrtfjiov,  xal  fxtj  yev£oOat  airov  rb  Ollrj/Lia,  «AA« 
fxullov  rb  toi!  naTQog;  rl  de  xett  nQoguyoQtveiv  %XQ*iv  T°  T0^  ev/o/ue- 
vov  dtlrjuce,  «AAl  rj  aav{i(fu>i>ov  ötov  xal  Ivüviiov  —  erHärte  al1CV  (lUC^ 
ben  bftfcri  «u^gcbTÜc!tcn  SDitlctt  e^rijri  für  ben  beö  öom  ^ütttncl  ^erabgejtic* 
gelten  ©OttCÖ;  Antirr.  p.  201 ;  "Ou  rö  ü^krjfxa  rovro  Yöiov  tl'Qqzcu  oiix 
ävd-Qwnov  jov  Ix  yrjg,  xa&cog  ccviol  (bie  ©egner)  vo\iil,ovgi  ,  «AA«  ötov 
rov  xaiaßüvxog  t'£  ovqc'cvov. 

2)  Antirr.  p.  220:  "Ev  tjj  kjtqoxivrjKa  xal  vnb  tov  Oitov  voii  htQ- 
yov^iivrf  gciqxI  TiXshca  ib  'iQyov,  b  lau  kvotg  ä/uctQTictg,  (itxalafißdvti 
dt  rijg  IvGHog  6  iv  ^uv  twToxiyr\Tog  vovg,  xa$  ogov  olxuoT  eavibv 
Xqigtio. 

3)  ©egen  bie  5lnftc|t,  bn§  bie  £et)re  »on  Sljrijti  ^inabjieigcn  in  ben  ©*= 


-    313    — 

Styofltaatiö  Sljeorie  mit  ifyren  faft  bofetifdjen  (5on(equenjen 
unb  bie  entgegengefe|ste  ebioniftrenber  2lrt,  bie  (amofateni(c§e, 
ober  !pl)otmiamf<#e,  waren  bie  flippen,  swifdjen  welchen  man 
fortan  eine  2)urd)fat)rt  fud)te,  balb  ber  einen,  balb  ber  anbern 
jufteuernb.  £ie  atexanbrini(d)e  Sljeotogie,  in  mtyftifc^er 
Ueber(d)wänglidf;)feit  bem  Söunberbaren,  ilebematürlicfjen  (rb  vttsq 
löyov),  mit  Vorliebe  jitgewanbt,  weniger  befümmert  um  bie 
Entleerung  beö  9)?en(c^Uct;en  unb  um  bie  IDenfbarfeit  eines  2)a* 
feinö  in  (einem  33creic$,  war  mefjr  bem  Slpollinariömug  »erwanbt; 
bie  nüchterneren  Slntio ebener  bagegen,  tton  ber  anbern  Seite 
auögetjenb,  verweilten  mit  ifyrem  3nteref(e  befonberö  bei  bem 
Natürlichen,  begreiflichen  (tö  xaxa  löyov).  3t)r  empirifd)er, 
fonbember  Serftanb,  fdjieb  bie  Gigentfu'imlicfyfeit  beS  @öttltd)en 
unb  9.ttenfcJ)licf?en  genauer,  unb  betrachtete  biefeö  atö  eine  23or* 
ftufe,  um  ftc^  baö  23er(tanbnif*  beö  Uebernatürlic^en  näfyer  ju 
bringen.  2)ie  93erfd)iebenljeit  ber  ©runbric^tungen  bebingte  bie 
SSorfteflungen  »on  ber  *)3erfon  (Sfyrifti.  9J?an  war  bi$  ba^in  um 
beftimmter  gewefen  in  bem  ©ebraudt)  ber  begriffe  Natur  (yvoig), 
eigentt)ümlicf;er  23eftanb  (vuoGzaoig) ,  (Sein  unb  SBefen  {ovo  La). 
2ttt)ana(iuö  fyatte  »on  (Siner,  bagegen  ©regor  üon  Nt;ffa 
»on  ^wei  Naturen  in  (£f)rifto  gerebet.  SlpoUinariö  richtete 
bat)in  (einen  Stngriff,  benn  er  glaubte  bie  (Sinjjeit  beS  Sebenö 
(SJjttjii  jer(tört,  wenn  man  nict)t  bie  (Sine  Natur  beö  menfe^ge* 
worbenen  Sogoö  gelten  ta((e  Qua  gjvoig  %ov  Xöyov  aeaaQxcij- 
l-isvov,  (.dayvoig  GsaaQxco/Liev?])  unb  in  fofern  (timmtenbie  (pateren 
Slleranbriner  mit  ifjm  überein.  2)en  §lntio ebenem  aber  festen 
bieö  nicf;tö  anberö,  a(6  eine  23ermifd)ung  au  (ein;  fte  behaupteten, 
ßfjriftuö  (ei  (Sine  *perfcm  (ynoovaGig,  nQtögcoTiov) ,  in  ifjr  aber 
beibe  Naturen  j«  unter(cf;eiben.  ©ie  (eien  geeinigt,  aber  nicfyt 
$um  pt)i;ft(d;en  ©umwerben  (woaig  cpvoLxri)  unb  2lufgel)en  in 
einanber,  (onbern  ju  einer  SBerbinbung,  bie  bei  alter  ^nnigfeit 
bie  <5elb(tanbigfeit  beiber  nicfjt  gefäfyrbe  (owücpeia).     ükafyer 

be£  erjt  buref)  (Srfofg  ber  a^ofüncuifttfcfycn  ©treitigfetten  in  ba$  apoftoltj'c&e 
<2t;muohtm  aufgenommen  fei,  f.  9ceanber  ©.834;  welker  barttuf  aufmert- 
fam  mafy,  baf)  ft'e  fetyon  ben  ©noftifern  entgegenjujMen  war,  niept  aber 
bem  9lpoumavi3. 


—     314    — 

Dürften  t>ie  ^rabicate  nic&t,  wie  eö  Slpotlinariö  unb  bie  SHeran* 
briner  traten,  im  »ollen  (Sinne  »ecfcfelfeitig  übertragen  »er* 
ben,  unb  Sluöbrücfe,  wie  „@ott  ift  geboren,  l)at  gelitten", 
feien  nicfrt  nur  unbiblifd),  fonbern  autf;  unwürbig  unb  in  fid^ 
wiberfpredjenb. 

Sfyeoboruö  *on  9)?opfueftta  f)at  bie  antioc^enifc^e  (Sfyrifto- 
logie  in  eigentümlicher  unb  gebanfenreidjer  Stabführung  wieber* 
gegeben.  9ftit  tiefer  Sürbigung  ber  (Srlöfung  benft  er  ben  Sften* 
fcfcen,  ber  ein  Äonig  ber  (Srbe  natf)  @otte$  SBilbe  ift,  in  ben 
9JJitte(punft  ber  SSeltentwtcflung  nad)  alten  ifyren  2)imenfioncn 
gefegt1).  2)enn  ir)m  bienen  bie  Gräfte  ber  irbifd;en  9?atur,  unb 
bie  Iwljeren  ©eifter,  welche  irjncrt  vorfielen,  finb  SBoten  unb 
Söerfjeuge  ©otteö  gu  feinem  $df.  3 u f a m tn en 9 e f ei^ t  auö  bem 
unfid)tbaren  ©eift  unb  bem  auö  ben  (Elementen  beftefyenben  fidt>t- 
baren  Selbe,  ift  er  baö  binbenbe  ©lieb  in  ber  Verbrüberung  ber 
fühlbaren  unb  unftcfjtbaren  SBelt 2).  3»  feine  £anb  ift  ber  ein* 
t)eitlid)e  SSeftanb  ber  geiftigen  SSelt  gelegt,  bafyer  bie  alle  <2pl)ü* 
ren  erfcfyütternbe  ©ewalt  feines  galleö.  Sie  t)immlifcr/en  ©eifter, 
weldje  an  feiner  greubc  unb  feinen  ©c^merjen  £l)eil  nehmen, 
wenben  ftcö  jümenb  ab,  unb  er  bleibt  nun  ben  Verfügungen 
unb  Verfolgungen  ber  ben  £uftfrei$  befjerrfctyenben  Dämonen, 
be£  Scufetö  unb  ber  r-erfüfyrten  Gngel,  *J>reiö  gegeben3).  Unb 
bennoef)  war  fein  galt  nur  l)alb  feine  Scfjutb  unb  Ijalb  9?otfj* 
wenbtgfeit,  beim  wie  gro|3  immer  bie  ivräfte  ber  greifyeit  finb, 


1)  Jonnn.  Philopon.  de  creatione  6,  10.  17.  Theodoret.  quaestion.  in 
Genesin  1 ,  20. 

2)  Mai  Spicileg.  IV.  p.  527.  in  ep.  ad  Rom.  8,  19:  %v  owiiu  i^v 
avunaaav  xxiaiv  (b.  I).  bie  Qcifttgc  5Bclt)  Inoujotv  6  üeog,  odev  xctl 
xöofxog  leyeiai  nüpxa,  ehe  öncau  ehe  itoQaia.  —  ßovlö/ueyog  *?£  & 
jtx  nclvTcc  avvijif&at  nenoiijxe  tov  uv^nionov ,  i'£  oqutqv  iuv  auyxei- 
iievov  lov  G(6u«Tog,  xa\  avyyevovg  ij;  (faiyoue'rij  xtion,  Ix'  yijs  y«(> 
ovyxeiTui  xai  ae'nog  xcu  vJcaog  xai  nvQog,  c\oncaov  df  itjg  ipvxTJg. 
Kcu  df]  nenoi)]xev  ügnen  n  (ft).üeg  iye'/vooy  totg  nüai ,  /nijaiucc  yuij 
ainqj  T«  qcayö^iei'cc,  cog  aitn  zT;  ntina  [xayUäyoutv  tyeoicioi  de  aittoTs 
cd  vor\ict\  (fiiaeig,  nQog  rb  i]/uTy  wqe'hiioy  ccuux  xiyovaai. 

3)  Kai  Toinov  [xüoivg  6  ctnöoiokog  ne^u  ifjg  ivavitag  l-eytov  dvvü- 
fxecog'  (Eph.  2,2),  cog  eh'ai  ijijlov  rjfity,  bri  nno  itjg  ncinaßcioeiog  eis 
Tovg  ^(feaidjicig  ij}  toi)  cle'oog  y.iv>)oei  6  iStüßolog  ovveiilu.  1.  c. 


-    315    — 

bie  ©ott  als  unverlierbares  @ut  ifnn  »erliefen  l)at,  unb  wie 
leidet  eö  festen,  baS  ©efefc  ju  beobachten,  bod?  war  bie  ©ewatt 
ber  gegen  baS  ©efefc  anftürmenben  Suft   nietet  minber  grojj1). 
5>iefe  ü)Zac$t   ber  ©innlidjfeit,   bie  93erfu$barfcit  unb   ftttlic&e 
(Sd)\vad)e,  ift  göttlicher  ^lan  unb  SBitle,  welcher  bie  gefammte 
©eifterwelt  burdj  eine  $eriobe  beS  SBanbel«  unb  Kampfes  t}in* 
burcbfüt)rt  au  einer  ^eriobe  beS  feften  93ef)arren3  im  göttlichen 
geben2),  unb  bie  SRenfd&en  au*  ber  Seit  ber  ©innlicfyfeit  unb 
beS  SobeS  $ur  Unfterblic^leit  unb  greift  »an  ben  ungöttlicben 
trieben  ber  nieberen  SRatttt  geleitet3).     3)en  6$eibe^unft  ber 
beiben  grofen  2lbfd?nitte  mad;t  bie  allgemeine  2luferftef)ung,  unb 
ber  üftenfd)  ift  eö,  an  welkem  bie  göttliche  2lbfid?t  $unad)ft  in 
Erfüllung  gel)t.    3)enn  ber  (Srlöfer,  welcher  eö  altein  vermag, 
bie  ©eifter  ju  bem  fiegreicfyen  Seben  in  ©ott  enwor  ju  f)eben, 
warb  SÄenfcfc,  um  an  ftcfc  utti  bem  9J?enfd>engefctylecf)t  baöSBerf 
ju  üolljie^en.     2)arin  beftetyt  wefentlid)  bie  (Srlöfung,  bajj  er 
innerhalb  ber  üftenfe^eit  baSUrbitb  berfelben  »erwirfücfct.  ©ott 
wof)nt   jSat   in   it)m   nic^t  feinem  SBefen  naety   (*ar   ova/av), 
wetc^eö  allgegenwärtig  ift,  auc$  ift  ©otteS  traft  nic^t  in  ^m 
befcfyloffen  (xav  hsqyeiav),   aber  üon  Slnfang   an   l)at   feine 
©nabe  unb  fein  2Öol)tgefatlen  in  t)öt)erem  «Wafje,  als  bei  irgenb 
einem  anbern  SWenfdjen,   auf  il)m  geruht4).    3)ur$  Übernatur* 
liebe  ©otteSlraft  ift  er  in  ber  Jungfrau  eräugt,  (jat  bur$  treue 
Stnwcnbung  ber  erhabenen  göttlichen  Gräfte  immer  neues  2ßot)t* 
gefallen  beS  93aterS  auf   fid)   gebogen,   erft   unter  bem  ©efeije 
wanbetnb,  bann,  naetybem  bie  ganje  gütfe  beö  ^eiligen  ©eifteS 


1)  Mai  p.516.  in  Rom.  7,  8. 

2)  Excerpt.  Marii  Mercator.  ed.  Garnier.  I,  p.100:  Quod  placuit  Deo, 
hoc  erat,  in  duos  Status  dividere  creaturam,  imum  quidem,  qui  praesens 
est,  in  quo  mutabilia  omnia  fecit,  alterum  autem,  qui  futurus  est,  quum 
renovans  omnia  ad  immutabilitatem  transferet.  Mai  Spicil.  p.  553  sq.  in 
Rom.  11,  15.  » 

3)  Mai  Spicil.  IV.  p.514.  in  Rom,  7,  6:  xcu  htQoi  /luv  ävü-  htQwv 
yeyovoies,  fitiaoidvisi  de  tk  aip&aQTOV  frr,v  ano  toü  nagöviog  ßCov, 
ovätfiiav  ufiuQtrip.ca(üV  ivöylr]aiv  inofxivofxtv. 

4)  (£r  War  in  ü)m  *«'  tidoxtuv  (Luc.  3,  22),  xard  x"Qlv>  xa™ 
dtn&eaiv,  Y.aü>  vloOtoiav,  (seeundum  adoptionem). 


-    316    — 

über  it)n  auögegoffen  n>ar,  baö  9teid^  ber  ©nabe  eröffnend. 
Obgleich  $T)coboru0  mit  ben  fircpdjen  23crftetlungen  »on  bem 
£ogoö  unb  (einer  9Äenfdjn>erbung  übereinftimmt,  pflegt  er  botf) 
(Sfyrifluö  nad)  fetner  9D?cnfrf;t)eit  alö  ben  fraget  »on  epodjemveiö  ju* 
ftrömcnben  Gräften  be3  tjeiligen  ©eifteö  barjuftetlen 1).  2)enn  rote- 
tvofjt  er  it)tn  mit  bem  »otlfommnen  S3c[i^  beffen,  waö  in  ben  l)öcf)ften 
$ropt)eten  nnr  tfycihveis  »orl)anben  war,  fpe$ififd)e  (Erhabenheit  ju* 
fd)reibt,  fo  liegt  bocfy  ber  t)auptfdcfyti$fte  Slcccnt,  bem?lpotlinari8  nnb 
ber  aleranbrinifcfyen  2ef)re  entgegen,  baranf,  bafj  er  ganj  nnb  batjr* 
t)aft  Sftenfcf)  nnb  ba|3  feine  ber  ivefentlidien  menf$lic$en  tkbingun* 
gen  bitrcf;  bie  Bereinigung  mit  ©ott  aufgehoben  fei2).  @r  ging 
ein  in  bie  ©tifon>ä$e  unb  33erfnd)barfeit  unfrer  9?atur,  er  war 
befc^ränft  an  $)lati)t  nnb  SBiffeh  (SlgnoetiSmuö),  er  ent* 
riefelte  ftd),  er  fämpfte,  aber  er  unterlag  nicf;t,  fonbern  blieb 
ftegreic^  bei  allen  Verfügungen,  bie  il)m  befonberS  auö  geiftigen 
(Erregungen  entftanben3).  (Er  litt  ben  £ob,  weil  ber  £ob  als 
ein  9iaturgcfe£  über  atleö  9Jienfcf;Uct;e  in  ber  *ßeriobe  ber  Sterbe 
lid)feit  (dvi]TOTt]g)  waltet,  unb  weil  er  if)n  burd)  feine  Kuffe 
ftefyung  »eruierten  feilte.    SJfit  biefer  ift  ber  SBenbepunft  für  bie 


1)  <5.  baö  ®laubeus?befenntnif5  beö  £beoboruö  bei  Mansi  Collect.  IV. 
p.  1347:  ava  Toivvv  tov  xvqiÖv  (feepsv  xcd  (nicf)t  tuelmcfyr  tov?)   xvqiov 

'ri]GOÜV    XQtOTOV,     (5V     01/    T«    TlUVTCi    iyet'STO,     71 QWTOT  1)71  U>g   /UtP    TOV   {ftbv 

Xbyov  voovvTfg,  top  xaz  ovautv  vlby  &tov  xcd  xvgiov ,  ovvanivoovv- 
reg  de  ib  Xt](fdtv,  TqooOv  tbv  anb  Nc(£ciQt&,  ov  s/giatv  o  &tbg  nvixi- 
fiaxi  xcd  3xj»d(i6i,  wg  iy  tj;  ngbg  tov  üsby  Ibyov  avvacpsiq  viorij- 
jog  if  (.isTz/ovrcc  xai  xvQiön]iog.    <S.  9icanbcr  ©.818. 

2)  Mai  Collect,  nov.  VI.  p.  302:  TC  6i  ioziv  rb-  dg  iy  vhp)  äars 
ivor/.r/oag  okov  /Litv  iccvioj  top  XaLißavö^itvoy  ijycooev ,  nagsaxtvaae 
6h  avfi{.HTc<a/{Ty  ccvtoJ  naoijg  jfjg  Tt/utjg,  rjg  ctinbg  6  ivoixcüv  cfvosi 
vlbg  wv  /nsTe/H  (fo  ifi  ofjue  3^"fel  Patt  itiityiiv  ju  Ufert,  nidjt  aber  ein 
Serbum  Wie  ydafoioev  gu  ergangen,  fcic  Dr.  Säur  öermutt)et),  cog  ovyis- 
X&lv  fxlv  eig  tv  ngögionov  xcad  ye  Jt]V  nQog  avrby  'ircoaiv ,  ndaijg  Jf 
avTio  xoivioVliv  rr\g  dny^g'  ovjcü  da  nctVTct  xaisnyäCsoüai  iy  ccvtm, 
cog  xcu  tt}V  tov  nctyibg  XQioiy  rs  xcd  iiäiuoiy  <SC  aviov  xcd  i^g  c<vroü 
nciQOvGiag  innO.sly ,  jrjg  dicupogug  iy  rotg  xcact  tpvoiy  /aaaxT)]gi±ouo~i 
dijkoy  07t  voov[xivi]g. 

3)  ©egen  5lj>oHittavti?  behauptete  erj  Plus  inquietabatur  Dominus  et  cer- 
tamen  habebat  ad  animae  passiones  quam  corporis.  Concil.  V.  Collat.  4. 
o.  27. 


—     317    — 

äßelt  eingetreten,  bie  Unfterbltdjfeit,  bie  3eit  ber  $inbfd;aft,  ift 
angebrochen;  er  fetbft,  ber  jwcite  9lbam,  ift  ber  2lnfang  unb  baS 
Unterpfaub  bafür.  -äftit  verflärtcm  Seibe  angetl)an,  warb  er  in 
wad;fenber  33ert)errlicr)ung  immer  inniger  mit  bem  üßatev  öerbun* 
ben,  biß  ©ott  if)n,  «nb  in  iljm  bie  'sDienfd;t)cit,  311  fid;  erfyob, 
nnb  ifjm  bie  .£errfd;aft  über  alles  unb  biesD?ad)t  gewahrte,  ben 
heiligen  ©eift  ju  fenben.  ©0  ift  U)tn  bie  ©lorie  31t  £t)ei(  ge* 
korben,  welche  irjm,  in  ber  93orau8ftti&t  feines  ftttlidjcn  33el)ar* 
renS,  von  Slnfang  vom  3Sater  beftimmt  war.  2)ie  ©laubigen,  auf 
altes  biefcS  burd)  baS  ttyvifd; e  (Sterben  unb  2luferftef)en  in  ber  Saufe 
vorbereitet,  erlangen  burd;  ben  ^eiligen  ©eift  bie  (Srfenntnifj  ber 
2Baf)rt)eit,  wenn  auety  il)re  fittlid)en  Gräfte  in  ber  *periobe  ber 
©terblid;feit  baS  vorgeftetf'te  %\d  nief/t  erreichen-  Sßcnn  fie  aber 
nad)  ber  Sluferftefjung  geiftig  unb  mit  ifjtem  vergeiftigten  Seibe 
(£l)rifto  eng,  wie  feine  ©lieber,  angehören,  werben  fie  feines  @e* 
fefceS  mel)r  bebürfen,  fonbern  ir)r  eignes  SSewufjtfein  wirb  i()nen 
Seiter  fein,  feine  fünbigen  Slntriebe  werben  U)re  ©eligfeit  beim- 
rufyigen,  fonbern  famvfloS,  in  reiner  ßntwieflung,  wirb  il)r  üHSefen 
immer  tiefer  in  baS  göttliche  %tbm  einbringen1).  211S  ©ott  ben 
(Engeln  ben  9iatt)fcr/lujj  ber  (Srlb'fung  mitteilte,  nahmen  fie  ()off* 
nungSVctl  wieber  Slntljeil  an  ben  ©efe^iefen  ber  9ften[d;cn.  2l(S 
bie  SSerljeijnmg  jur  £t)at  warb,  verbreitete  ftcr)  iijre  Söirfung 
nod)  mächtiger  in  ifjve  «Regionen,  unb  viele  SOtyriabcn,  welche 
abgefallen  waren,  befehlen  ftd;.  2)ie  allgemeine  §luferftet)ung 
ber  SDlenfc^en  wirb  aud)  für  fie  ben  Uebergang  aus  ber .ßeit  beS 
2Bed)[elS  in  bie  ^eriobe  ber  ^errfd;aft  beS  ©b'ttlic^en  bejeidnien 2), 


1)  Spicil.  IV,  p.  511.  in  Rom.  7,  4.  l4Q%q  /utv  yuQ  rijg  nanovotig 
Cojtjg  6  'Adau  nüaiy  KvOocänotg  tyivtio,  Trjg  de  fitlXovarjg  6  Xgiaiög. 
"Q.gns<)  ovv  Inl  tov  nctQOPiog  ßiov  rrjv  TiQog  iov  IdSa/j,  y.oip6ii]ia  ztjg 
(füaecog  (yo^iv^  ovrcog  £nl  iov  /.likkoviog  Trjf  nQog  rov  Xqigzov  o/xotö- 
ii]ra  la/Ltßäyo/nsv ,  ixiTdev  ii<g  u(fOQf.iag  jtjg  «vctOTÜofcog  iyovieg'  ut'nog 
ovv  rov  aco/Ltaiog  /.tyofitOcc  jou  xvqiov ,  kt§  otj  ii]V  nQog  aviov  y.oi- 
vuiviav  Öexö/Asvoi. 

2)  Mo  certo  constituto,  quo  quemadmodum  nobis  per  resurrectionem 
et  corpus  incorruptum  et  immutabilis  anima  erit,  eodem  modo  et  invisi- 
bilibus  et  rationalibus  naturis  immutabililatem  mereri  continget,  nunc 
quidem  aeeipientibus  conversionem,  sicut  versa  multoties  millia  dacinonum 


-    318    — 

unb  mit  ben  (Sinjclnen  jugleicf)  baö  ©anje  ber  ©eifterwett  bie 
SBoHcnbung  erreichen,  in  welcher  bie  alte  umfaffenbc  SBieber* 
bringung  iljren  2lbfd)(uj3  ftnbet1).  2lu$  ber  irbifcfyen  äufer* 
Ud&cn  9tatur  Ijarrte  nadf)  ben  @runbanfd)auungen  beS  <5i;ftem3 
eine  Slufnafyme  in  bie  Harmonie  be6  göttlichen  Sebenö,  an  Ivel* 
tf;er  ber  auferftanbene  Seib  Shitfjeit  §at,  wenng(eid)  ein  9\eft  ber 
afcctifdjen  ^Betrachtung  ben  £t)eoboru3  Ijinberte,  ben  ©ebanfen 
nad)  biefer  «Seite  tn'n  weiter  $u  »erfolgen. 

2)ie  ftyftematifdjje  23erbinbung  ber  (Sfjriftotogie  mit  ber  2ln* 
tfyropologie,  welche  $U  bem  23ebeutenben  in  Sfyeoboruö  gehört, 
fetjt  bie  9iid)tung  feineö  2)cn!en6  ^ngtetc^  in  einen  tnnerlidjcn 
3ufammcnl)ang  mit  ben  bogmatifcfyen  Aufgaben,  ivetd)e  bie  abenb-- 
länbifc^e  Geologie  »orjüglid)  befestigten;  ja,  eö  läft  ftd)  mit 
»ieler  2Bat)rfcbeinticfyfeit  aucr)  bie  Spur  einer  äufjerlict)  ()iftortf$en 
(Simvirfung  auf  ben  Occibent  »erfolgen.  £)enn  ber  fübgatlifcfye 
9Wöndj>  Seporiuö  fyatte  in  ber  Sefyre  »on  ber  ÜBerbtnbung  bei* 
ber  Staturen  in  Gtf)rifto2),  »on  ber  (Sntnncffung  unb  ber  enblicfjen 
(§rt)51jung  beffetben3)  23orftetfungen  »on  fo  genauer  SSerwanbt* 
fcf;aft  mit  jenen,  baß  fie  ftd)  burd)  bie  äußerliche  Uebertragung 
am  (eic^teften  erftärt.  2)er  (Streit,  in  welchen  er,  nad)  Slfrica 
übergegangen,  mit  SluguftinuS  gerietl),  unb  ber  mit  einem 
Sßiberruf  »eÖ  übertriebener  9cad;giebigfeit  fcfyloß,  tt>ar  ein  Q3or* 
fpiel  beö  Kampfes  jn>ifd;en  ber  antioc^enifcf)en  unb  aleranbrini* 
fc§en  Scbule.  äßenn  (Saffianuö  4)  unb  ©ennabiuö5)  itm 
31t  einem  543elagianer  machen,  fo  fyaben  fte  ujenigftenö  bie  innere 


OStendun t,   tunc  autem  in  immutabilitate[m]    nobiscum  futuris.  Concil.  IV. 
4,  60.     Mar.  Merc.  I.  p.  100. 

1)  ©.  Weonber  6.  1263. 

2)  Sit  (einem  2Bibemtf|'d)Ycibcit  bei  Mar.  Mercat.  ed.  Garnier.  I.  p.  224 
sq.  rainime  attendentes  ad  mysterium  fidei  non  ipsum  Deum  liominem 
natum,  sed  perl'ectum  cum  Deo  natum  hominem  dicebamus,  pertimescen- 
tes  scilicet,  ne  divinitati  conditionem  adsignaremus  humanam. 

3)  fibenbafelbfh  Nee  quasi  per  gradus  et  tempe-ra  proficientem  in  Deum, 
alterius  Status  ante  resurrectionem,  alterius  post  resurrectionem  fuisse 
credamus. 

4)  De  incarn.  Christi.  I,  4. 

5)  Vir.  illustr.  59. 


-    319    — 

Slnlage  feiner  JDenftueife  für  fttf),  unb  cö  fragt  fiel?  nur,  wie 
weit  er  in  ber  Sluöbilbung  ber  antr)uwologifdjen  Betrachtung  unb 
in  ber  äußeren  Skrbinbung  mit  ber  pelagianifd;en  Partei  gegam 
gen  fei,  unb  fo  angefefycn,  fefylt  jener  25efcr)ulbigung  allerbings? 
bie  23eftätigung  in  ber  ßrflarung  bcö  Seporiu^,  wie  in  bem  be- 
glcitenben  ©^reiben  ber  africanifdjen  an  bie  gatfifd)en  23ifcf)6fe 1). 

2.    2)er  neftorianifcfye  (Streit. 

Die  Steten  frei  Mansi  IV.  V.  VII.  Marias  Mercat.  ed.  Garnier,  bcf.  £f).II. 
Liberatus  (9lrc|)ibMC0mt3  in  Äiirttyngo  um  553):  breviarium  causae 
Nestorianor.  et  Eutychianor.  ed.  Garnier.  Par.  1675  unb  Mansi  IX, 
p.  G59.  Socrates  VII,  29  sq.  Euagrius  1,7  sq.  —  SBald)  Äcjjer* 
fyifiorie  V.  33gl.  ebenbafclbft  baö  2lu£fü(;rlicl;ere  über  bie  Quellen.  ©.304 
fffl.  382  ftfl.  9?eanber  IL  II.  ©.856fTg.  Saitv  I.  ®.693flg.  Dor* 
«er  £cl;ve  Wtt  bev  $crfon  61; r.  Slufl.  1. 

3n  2Imiod;ia,  viefleid&t  unter  näherer  ßinwirfung  beö  Sfjeo-- 
boruö,  war  9ieftoriu6  gebilbet,  unb  verwaltete  bort  ein  Sßre$s 
bi;teramt,  geachtet  wegen  feiner  mönd)ifd;en  Slfcefe  unb  feiner 
burd)  aufere  bittet  unterftü^ten  23erebfamfeit.  2113  ber  33if$of* 
fi$  r-on  ©onftantinopet  erlebigt  würbe,  unb  bie  Parteien  ber 
^»auptftabt  fict)  barum  brängteir,  wählte  £t)eobofiuö  IL  biefen 
$regbr,ter  bafür.  Sluö  ber  93efä»ränft&eit  ber  ftöfterüctpen  Seile 
follte  er  nun  auf  ben  fd;li"ipfrigen  SBoben  ber  9iefibenj  treten,  ein 
rebtic^er  (£l)arafter,  aber  ein  jlarreö,  wenig  beweglichem  SiatureU, 
fid)  in  bem  betreibe  ber  l)6ftfct)en  unb  firdjlictyen  Parteien,  bie 
it)n  jum  £()eil  mit  Mißtrauen  empfingen,  jurec&t  ftnben.  S>aö 
SBewußtfein  ber  neuen  großen  Aufgabe  erregte  feinen  befangenen 
©eift  junäc&fl  ju  heftigem  ßifer  gegen  bie  irrgläubigen ,  unb  ju 
©ewaltfamleiten  gegen  bie  Slrianer  unb  9?or>atianer.  Slber  autf) 
unter  bem  rechtgläubigen  £T)eil  bcrSBetwlferung  üon  Gonftantino* 
pel  fat)  er  mit  Unwillen  bie  abcrglaubifdje  SSere^rung  ber  9)iaria 
unb  füllte  ftc^  in  feinen  gewohnten  bogmatifcfyen  9lnftf)auungcn 
»erlebt,  wenn  fte  mit  bem  weit  verbreiteten  9?amen  ber  9)iutter 
©otteö  (O-EOToxog)  be^cidjmet  warb.  6ein  greunb,  ber  ifjn 
»on  2Intiod;ia  nad;  Gtonftantinoüel  begleitet  r)atte,  ber  ^reöln;ter 


1)  3tt  Mar.  Mercat,  Opp.  ed.  Garnier.     ©.  9?c<inbcr  Ä.  ©.  II.  1118  \Uy. 


—    320    — 

Slnaftcifiuö,  tabelte  in  einer  *)3rebigt  tiefen  ©ebraud),  unb 
9?eftoriu3  vertljeibigte  ifjn,  als  er  be6t)alb  angegriffen  würbe, 
©eit  biefer  ^xt  befonberg  nafym  bie  Aufregung  31t,  ba  ängftltd)e 
©emittier  bie  fromm  flingenben  Formeln  nic^t  [äffen  woQten, 
unb  bie  ©egner  beö  Patriarchen  baö  5luffet)en  benu£ten,  um 
ifyn  alö  einen  Erneuerer  ber  famofatenifc^en  Äefcerei  barju* 
fteüen.  QSergeblid)  müljte  er  ftcf?  ab,  um  ju  beweifen,  bafü 
er  bie  ©ottfyeit  ßjjrifti  nic^t  beeinträchtigen  wolle,  bap  eö  aber 
unc^rifttid)  unb  unvernünftig  fei,  bem  göttlichen,  ewigen  Sogoö 
menfc§li$e  ©eburt  unb  Seiben  jujui ^reiben,  \va$  nur  bem  $ur 
^erfon  mit  iljm  verbunbenen  5ftenfd)en  jufomme  *}$  vergeblich 
fd)(ug  er  jur  (Einigung  vor,  bie  Ovaria  mit  ber  23ibel  Butter 
@f)rifti  (XQiGToröxog)  ju  nennen2);  ba6  bogmatifd)e  gieber 
ergriff  alle,  vom  ^of  bis  Ijerab  ju  ben  unterften  (Stauben,  aufs 
neue;  bie  nic^t  minber  jelotifcfye  ©cgenvartei  warb  burd;  feine 
geinbe  unter  ben  ^prieftem  angeftacfyelt,  ein  Slbvocat  unterbrach 
ifm  in  ber  ^rebigt  mit  einer  3wctf;twcifung3),  ein  SHöndfo  ver* 
fud;te  fogar,  ifjn  mit  ©ewalt  von  ber  £anjel  ^urü  cfjut)  alten 4), 
unb  bie  Äircfyen,  wo  bie  3et$en  ^eö  SKifjfallenö  ben  Seifall 
übertonten,  würben  burd;  bie  ärgerlichen  Sluftritte  entweiht. 
Unter  ben  fortwäfjrenben  93erbäd)tigungen,  wcld;e  namentlich  ein 
^rcöbi;ter  *}5toflu$,  ein  Wtüim  von  unlauterem  (Sljarafter,  ber 
felbft  nad)  bem  SBtStljum  ber  ^auvtftabt  getrachtet  fjatte,  gegen 
if)n  in  Umlauf  fetzte,  fatti  cS  bereits  31t  einer  offenen  6valtung 
jwifdjen  9ieftoriuö  unb  mehreren  fetner  Älerifer,  bie  er  auö  ber 
ftrdt)licf;en  ©emeinfd;aft  auöfd)(o$.  £)urd?  bie  ©unft  beö  ÄaiferS 
gehalten,  l)ätte  er  ftd)  aud)  wofyt  behauptet,  wenn  nidjt  neue, 
mäd;tigere  ©egner  aufgeftanben  wären.  2>er  23ifdwf  CttyrilluS 
•von  Sllevanbria,  ber  in  ber  9?ad)fo(gerfd;aft  beö  2ltl)anafiuö  eine 
befonbere  Slufforberung  jum  (Sifer  für  bie  9ted;tgläubigfeit  ju 
tjaben  meinte,  unb  biefe  ©eftnnung  aud)  übrigeng,  in  ber  33c* 


1)  a?(jf.  bie  ^rebigteit  bcö  9teftoviuö  bei  Marius  Mercat.  Opp.  II. 

2)  Mansi  IV.  p.  1197. 

3)  Socr.  7,  32. 

4)  3)ie  £enffcf)rift  freö  5tbtc3  SapttS  an  S^pofcoftuö  ocjjeu  9?eftorfo$, 
im  Mansi  IV.  p.  1101  sq. 


—    321    — 

tampfung  beö  Äaifer  Julian  unb  in  ber  Verfolgung  bev  3uben 
unb  £ef$er  bewährte,  würbe  aufmcrffam  auf  bie  Vorgänge  in 
ßonftantinopel.  2)ie  nic^t  erlogene  (Siferfudjt  beS  alten  aleran* 
brinifdjen  23i6tl)umö  gegen  baö  jüngere,  bet-orjugte  erwachte  in 
biefem  l)errfc|)fücr;tigen  unb  reizbaren  SRenfc&en  ')  }tt  Ijeffen  glam* 
men.  2)a3u  tarn  ein  ^ntereffe,  welches  bem  perforieren  näljer 
lag,  unb  ifjm  üon  Anfang  eine  Abneigung  gegen  9?eftoriuö  ein* 
flößte,  baß  eöSljeopljiluö,  ber  =Dl)eim  unb  Vorgänger  ßtyrifl's, 
gewefen  war,  welcher  ben  3or)anne3  (£l)rtyfoftomu6  gefiurjt 
r)atte,  9?eftoriuö  aber  baju  tijat,  baö  befietfte  Slnbenfen  feinet 
großen  Sanbömanneö  wieber  l)equftel(en.  Bo  l)od)  (£i;ril(u$  bog= 
uiatifc^e  fünfte  anfcfylug,  fo  pflegte  er  bod;  perfb'nlicfje  23e$ie* 
jungen  norf;  Iwljer  $u  galten,  unb  ßwetfe,  bie  bat)in  gehörten, 
mit  allen  Mitteln  pt  »erfolgen.  2Öenn  ifyrn  auef;  ber  Partei* 
ftanbpunft  bie  ©rfenntniß  ber  Sefjre  beö  9?eftoriw3  »errücfte,  fo 
ift  bodj  nur  ju  roafyrfcfyeinlicr; ,  ^a^  er  oon  öorn  herein  ba$  %{\fy 
tige  nid)t  fennen  wollte,  baß  er  wünfcfjte,  ifjn  afö  einen  ^äretifer 
beljanbetn  $u  bürfen.  Unter  bem  Vorwanbe,  ber  Verbreitung 
jener  3rrlel)ren  fteuem  ju  muffen,  befämpfte  er  in  einem  Dfler* 
Programm2)  bie  t>on  9?eftoriu6  vorgetragenen  2)ogmen,  unb 
fucfyte  bie  äg9ptifcf;en  SWöntifoe  bagegen  in  ßifer  ju  fe$en3).  9?od) 
nannte  er  ifyn  nid)t  mit  tarnen,  fm'ipfte  aber  boefy  burd)  feinen 
©efd)äft6träger  (änoxQtoiaQiog)  geheime  Verbtnbungen  mit  ber 
unjufriebencn  Partei  in  Sonftantinopcl  an.  3n  einem  (Schreiben 
an  9?eftoriu3  nal)m  er  ben  Schein  an,  alö  zweifle  er,  ob  9?efto* 
riuö  wirflicl?  baö  il)m  ßwgcf^t'iebene  gelehrt  unb  ftd)  entfcfyulbi* 
genb,  flagte  er  iljn  an4).  3ener  verleite  il)m  in  ber  Slntroort 
nid?t,  wie  er  fiel)  beteibigt  fül)te,  benahm  ftcl;  aber  aufrichtiger, 
gemäßigter,  überhaupt  in  allen  perforieren  2lngetegent)eiten  wür* 
big.  ©inen  Slugenblitf  nod)  fcfyienen  bie  2Bünfd;e  ber  Vielen  auf 
beiben  ©eiten,  welche  bie  neuen  (§rfd)ütterungen  ber  faum  beru* 


1)  Isidor.  Peius.  Ep.  I,  370. 

2)  Opp.  ed.  Joan.  Aubert.  Par.  1638.   T.  VI,  II,  p.  222.  hom.  17.  in 
Pasch. 

3)  Drtö  SBrtvnungöfctjreiben  an  fie  Mansi  IV.  p.  587  sq.;  fntmufcfy  V. p.  447. 

4)  Mansi  IV.  p.  883.  M,  Mercat.  II.  p.  42. 

21 


—    322    - 

legten  Äircfye  mit  ©djmerj  erfüllten, -gehört  ju  werben,  ba  9?c* 

ftoriuö  ^erföfjnung^erfttdben   nifbt   abgeneigt   war;   aß  @tyrill 

i>erna()m,   baj?   einige   feiner   ©eifttieben   ilm   in   ßonftantinopef 

frijwerer  Q3ergef)en  befcfyulbigt  unb  9ieftoriuö  nm  feinen  SSeiftanb 

gebeten  Ratten.    3e£t  war  feine  (Sitelfeit  am  empftnblicfyften  giert 

getroffen;  fein  ©roll  ging  in  9tac^fucl;t,  feine  galfd)f)cit  in  Surfe 

über;  eö  fyanbelte  fiel)  fortan  bei  iljm  nid)t  mefjr  barum,  ob  9?c- 

ftoriuö  geftürjt  werben  fotte,  fonbern  nur  wie  unb  wann.    9?ocb 

rietf)  ber  6cfyu£,  ben  er  beim  i?aifer  fanb,  jur  33orfict)t l),  unb 

auf  alte  gälte  festen  eö  »orttjeilfyaft,   ben  romiffben  3Sifd)of  unb 

mit  tt)m  bie  oceibentalifd)e  £ird)e  junt  9iücft)att  ju  t)aben.     (Sr 

überfanbte   bem   (Sälcftin  burd)    einen    getieften  ltnter()änbler 

eine  2>arftctlung  ber  £el)re  beö  9?cftoriu3,  unb  fügte  bem  Dtömcr, 

ber  fic^>  nicfyt  aufö  ©riecbifcfye,  wot)l  aber  auf  bie  £)crrfd)aft  »8» 

ftanb,  eine  (ateinifcfye  Ueberfefcung  unb  bie  tton  öielen  ©cfmici* 

djeleicn  begleitete  Qlufforberung  bei,  felbft  baö  Itrttjcit  ju  falten 

unb    weitere   ?lnorbmmgen   31t   treffen  2).     3wif#m   9ceftoriuö 

unb  (Säleftin    war   fd)on   ein   fältereö  23erl)ä(tnij?   baburd;   ein* 

getreten,  baß  jener  bie  *)}elagianer,  welche  fiel;  311  it)m  begeben 

t)atten,  nicfyt  otnte  eigene  Prüfung  naef;  bem  Urtfyeil,  welches  bie 

?lbenblänber  über  fte  gefallt,  bet)anbeln  wollte;   er  fcf)rieb  in  ber 

neuen  €treitfact?e  abermalö  an  (Ealefiin,  unb  gab  eine  Sluöein* 

anberfei^ung  ber  3rrtl)ümer   feiner  ©egner;    er   fcfmeb    weniger 

au6fül)rlitf) ,  nur  gviedjifd);  unb  im  £one  eincö  gleicf;  fte()enben 

Kollegen a):  burcl;  alles  biefeö  räumte  er  bem  (Smült  bie  cntfcfyie* 

teuften  SSortf)ei(c  ein.    Sälejlm  yerfufjr  ganj  nlö  oberfter  9iid)ter 

unb  gemäß  ben  eingaben  (Stritte,  berief  eine  <Smiobe  narf;  9tom 

(430),  verurteilte  bie  Sel)ren  beö  9?eftoriu£,  fcfjte  iljm  eine  furje 

grift  jum  Sßiberruf,  machte  ba3  llrtfyeil  ben  Orientalen  25t* 

fcljöfen  befannt,  unb  beauftragte  ben  @»rill  mit  ber  33oflftrecf ung  *). 

1)  Mar.  Mercat.  II.  p.  49.  56.    Mansi  V.  p.  521.   «Brief  unb  Sufhuctiou 
nii  Epttffö  ©cfduiftsttrflßcr  ju  EöttftontinopfJ. 

2)  Cyrill.  ep.  9.    Mansi  IV.  p.  1012. 

3)  £)ic  bvci  23ricfc  bes?  9?cjforiu3  <ut  Siikftiit  Im  Coustant  epist.  Ponti- 
fir.  Rom.  I.  p.  1075.  1147.    Mar.  Merc.  I.  p.  G6.  09.  11,80. 

4)  33r.  .1.  G»ritt  Mansi  IV.  p.  1017.   Coustant  I.  p.  1101;   a.  b.  tffmiö 


—    323     - 

£>er  2Ird)ibiaconu6  8eo,  welcher  wafyrfcfyeinücr;  an  (SälejiinS  Wlap 
regeln  einen  bebeutenben  2lntl)eil  fyatte,  veranlagte  jitgteiti&  (Saf* 
ffanuö  ju  einer  wiffenfd)aftticf;en  SBiberlegung1),  Welcfce  ben 
burefc  bie  pelagianifcf?en  ©treitigfeiten  nalje  gelegten  ©efict^punft 
aufnefymenb,  ben  SRejloriuS  auefc  wegen  (einer  *Berwanbtfcf)aft 
mit  bem  ^elagiuS  angriff.  5)er  ^atriarefr  Joanne*  r>on  2ln* 
tio#ia,  in  äfjntictyer  Sßeife  wie  9?eftoriu6  gebilbet  unb  itmt 
fcerfönlicl)  befreunbet,  neigte  fidj  um  fo  mefyr  auf  feine  ©eite, 
ba  auef)  er  früher  (Erfahrungen  von  Syriltö  Slnmafmng  gemalt 
rjatte2).  2)od)  bat  er  Diefioriuö  in  würbiger  SSeife,  baö  9Wb> 
li$e  jnr  (Spaltung  beö  griebenö  an  t^un,  unb  nafym  baju  bie 
SÜiitwirfnng  anbrer  angefeilter  Männer  in  Slnfprud)3).  @tyrill, 
|e£t  $um  entfdjeibenben  Kampfe  entfcbloffen,  legte  im  £one  feeö 
ftoljeften  9tid;terö  bem  ^eftoriuS  $tt$if  2lbf$wörung6formeut  vor, 
in  welchen  er  ben  ©runbgebanfen  ber  ateranbrinifcfyen  (S£)rifto^ 
logie,  ba£  nur  in  abftrafter  Betrachtung,  nic^t  an  bem  leben* 
bigen  gfyriftuö,  swei  Naturen  31t  unterfc^eiben  feien,  in  ben 
£auptfä£en  burcj;füt)rte ,  worin  bie  gottmenf$licf;e  (Smfyeit  beö 
gteifcfy  geworbenen  Sogoö,  feine  £f)eilnat)tne  an  ben  Bebingungen 
ber  9D?enfc^eit,  unb  ber  (§infcf;tu£  beö  9Wenfcf)Uc^en  in  bie  93er* 
efyrung  bcö  2ogo3  auögefagt  war4).    9?eftoriu6  emüftng  bie  3u* 


unb  ©emembe  üon  Sonftantmo^et  Mansi  IV,  1035.  Coustant  I,  1231;  a.  b. 
ovientcilifdjm  Sifctjofe  Mansi  IV,  1047.   Constant.  I,  1107. 

1)  Joan.  Cassiani  de  incarnatione  Christi  adv.  Nestor,  libb.  VII.  (a.430). 

2)  2?gl.  9?efrortU£?  an  3of)anne3  Mansi  V,  752:  De  consueta  vero  Ae- 
wyptii  praesumtione  maxime  tua  religiositas  non  debet  admirari,  dum 
habes  antiqua  hujus  exempla  perplurima.    ©.  9?eattbcv  ©.886.887. 

3)  Mansi  IV.  p.  1061. 

4)  Die  12  «*'«3fia«rm1uoi  Mansi  V.  p.  1  sq.  50?ünfd;er  I.  ©.  290  flg. 
1.  t'i  WS  ovx  ouoloytl  dtov  tlvai  xcuu  H^idi>  tov  *tip,[taWVr)1i ,  xcd 
öid  tovio  deoröxoy  trju  dyiuv  nc<QCH!vov  yeysyyrjxs  yuq  octQxixüg 
ac'tQxa  yiyovörct  thv  Ix  Oeov  löyov  di'dO-  Zot.  2.  ff  t<?  017  6/.iolo- 
yff  oaQxl  xad-  vnöarctaiv  yvtooOcu  iov  ix  ,Vfou  naiQog  kbyov ,  sua  re 
iivcu  Xo,otov  fisrd  rfjg  Wal  OctQxog,  tbv  ctvrbv  dnlov6n  Otöv  ts  d^iov 
xu\  dvdQwnov,  d.  ?•  3.  ff  t,s  inl  rov  irbg  Xa.arov  S.cuqh  *«ff  vno- 
ordoetg  /aerd  ir\v  sveoatv ,  /.tlvy  Gvvdmwv  avxdg  r;]  avmtyfftt  r;,  xcctk 
jijy  dt-Cav,  nyovv  «vQzrilav,  n  ävvccordav,  xal  oi>X\  J»;  fiallov  avyoJy 
in  xatf  h'WGiv  tpvaixrjv,  d.  f.    4.  er  ng  nQogcönotg  Juolv,  iriyovv  vno- 

21  * 


—    324    — 

mntfjnngen  mit  gebührender  ©eringfcfjä£ung  nnb  [teilte  ben  $er* 
bammnngöfä£en  jvoölf  anbre  in  (einem  Sinne  entgegen,  cmö 
welken  bie  Befangenheit  in  ber  gegenfeitigcn  23enrtf)eilung  nod) 
beutlid;er  erhellt').  (Seinen  fyrifcfjien  grennben  entging  eö  nkfyt, 
bafj  bie  6a|e  beö  aleranbrinifcfjcn  Patriarchen  aud?  auf  fte  ge^ 
jielt  feien,  rt>eöt)alb  Sfjeoboret,  r-on  3of)cmnc3  beauftragt,  eine 
nuffcnfctjaftlicf)  überlegene,  wenngleich  ßntfteflnngen  nidjt  ganj 
ttermeibenbe  Sßiberlegung  tferfafte-).  (So  n>ar  bie  Äird)e  bis 
an  ifyre  fernen  ©renjen  in  ben  (Streit  gebogen,  ßtyritt  bemühte 
ftct)  mit  bemagogifd)er  ©eftf)äftigfeit,  feinen  Stnfyang  ju  r-crgre* 
fjern;  er  fanatifirte  bie  9)?6ncl;e,  »erfcbmüfyte  felbft  nic^t  bie  2luf* 


OTcioeot    Tag   i£    2"   *o7g    tvayyiXixoi's    xai    anooioXixoTg    ovyynd/ufiaot 

Jiavtuti    qioväg,    rj  Inl  XoiotoJ   7iana    iwr   dyiiov  Xtyo/J^ag , 

xai   idg   f.iiv   wg   avifaiönio   TictQu    ibv   tx   &tov  Xbyov  tJixüig  vooufxivtß 

7lO0g<(7lTlt  >    T«?    df    W£    öf  07TQS Tltig   (IQVlp    TW     $X    9  tOV    TJKTQOg   XüyO) ,    «.  f. 

8.  tt  ng  toX/jic  Xiytiv  ibv  aval.r\ip9ivia  av&ntonov  ovf.i7i()ogy.vvi7odat 
Seiv    rw    5aü    Xoyqy ,    xai  ovvöoi-dttaOai    xai    ovy/arjuaTitetv  9iov ,    (og 

'ixtpov  titncp, xai   ov%l   d?j   ftäkXov  fit  et   noogxvvrjott  rtfite  iov 

^Eu/u.,  xai  f.i(av  aii  10  rr)V  äo$oXoyiav  dvant^mti ,  xaöb  ytyove  ff«p|  0 
Xöyog ,  a.  f.  12.  tl  ng  ov%  6/ioXoytT  ibv  iov  ßsou  Xbyov  naObvia 
Odoxl,  xai  tattevQOJfiivov  aanxl ,  xai  Oavciiov  ytuoäfitvov  oaoxl,  ysyo- 
vbia  Jf  noitiiÖTOxov  tx  rwv  vexqiov,  xafrb  Ciorj  li  Ion  xai  {wonotbg, 
tos  »eos,  a.  I.  Die  Slnftcbt,  ba§  baS  Wenfdjlidje  ein  Moment  ber  ©oübeit 
[ei,  vueld;e  Dr.  33 attr  <uicf>  bem  Stritt  jufcjtvcibt,  foat  bei  tiefem  nod)  siel 
weniger  ©runb,  aU  bei  Slpotlinariö,  nnb  bie  von  Dr.  23cutr  angeführten  ©fetten 
betoeifen  ti  ntd)t  einmal  bem  ©djeinc  nadt. 

1)  Mar.  Merc.  II.  p.  116  sq.  SWünfd)er  et.  <i.  D-i  1.  Si  quis  eutn,  qui 
est  Emmanuel,  deum  verbum  esse  dixerit,  et  non  potius  nobiscum  deum, 
hoc  est,  inhabitasse  eam  quae  seeundum  nos  est  naturaiu,  per  id  quod 
unitus  est  massae  nostrae,  quam  de  Maria  virgine  suseepit;  matrem  etiam 
dei  verbi,  et  non  potius  ejus,  qui  Emm.  est,  sanetam  virginem  nuneupa- 
verit,  ipsumque  dei  verbum  in  carnem  versum  esse,  quam  aeeepit  ad 
ostentationem  deitatis  suae,  ut  habitu  inveniretur  ut  homo  (Phil.  2,7), 
a.  s.  3.  Si  quis  non  seeundum  conjunetionem  unum  dixerit  Christum, 
qui  est  etiam  Emm.,  sed  seeundum  naturam,  ex  utroque  etiam  natura 
tarn  dei  verbi  quam  etiam  assumti  ab  eo  hominis  unam  filii  connexionem, 
quam  etiam  nunc  inconfuse  servant,  minime  confiteatur,  a.  s.  12.  Si 
quis  confitens  passiones  carnis,  has  quoque  verbo  dei  et  carni  simul,  in 
qua  factus  est,  sine  discretione  dignitatis  naturarum  tribuerit,  a.  s. 

2)  Theodor,  opp.  IV.  ed.  Hai. 


—    325     — 

toiegelung  ber  ©emeinben  gegen  bie  33 i f db ö f e l);  aber  alle  2in* 
ftrengungen  waren  »erloren,  wenn  e$  il)m  nic^t  gelang,  am  ^>ofe 
(Sinflup  3U  gewinnen,  |>ier  bot  iljm  ein  ÜWißöerJjaltnijj ,  wa$ 
3Wifd?en  9?eftoriuö  unb  ber  mächtigen  Slugufta,  bcr  ©d)wefter 
beö  Äaiferö,  *J3uld)eria,  eingetreten  war,  unb  weldjeö  fie  eine 
3eit(ang  aud?  mit  ifjrem  23rubcr  entzweite,  eine \£>anbf)abe,  bie 
er  f$on  früher  beruht  f)aite,  inbem  er  nid;t  mir  bem  Äaifer, 
fonbem  aucfy  U)r  eine  ©treitfcbrift  gegen  9?eftoriuS  aufteilte.  2>a3 
fyatte  ilnn  aber  bamalö  nur  ben  Unwillen  beö  Äaifcrö  eingetragen, 
ben  er  if)m,  über  feine  IRcmU  unb  Uebergriffe  entrüftet,  aud) 
neuerbingö  31t  erlernten  gab.  äßaö  er  burd;  2Borte  nid;t  erreichte, 
erreichte  er  burd)  glänjenbe  ©efcfyenfe  (evkoylai)  an  bie  tyx'uu 
jcfjtn  unb  bie  Beamten  beö  |jofeö2).  9?ad)bcm  er  fid)  bort 
einer  Partei  r>erficbert,  fat)  er  um  fo  3twerfidi)tltd)er  bem  Qluögange 
eineö  (Soncilö  entgegen,  beffen  Berufung  in  ber  Slbftdjt  aud) 
(einer  ©egner  unb  beö  Äaiferö  lag.  £t)eobofiuö  fd)rieb  e£  auö 
unter  bem  Manien  eines  öhunenifdjien  auf  ^fingften  431  md) 
©pt)efuö3),  nid)t  nad?  (Sonftantinopel,  weit  er  (Styriflö  2lnl)ang 
bort  ben  33eratl)ungen  gefarjrlid)  achtete.  3)ie  beiben  am  meiften 
beteiligten  Patriarchen  erfd;ienen  juerft  in  (SpfyefuS,  bie  (£t;rer 
würben  burd;  Unfälle  in  ber  ^peimatl)  unb  auf  ber  weiten  Sanb- 
reife  langer  jurücfgefyalten.  ©ed^efyn  Sage  l)atte  man  gewartet, 
alö  ein  (Sntf$ulbigung6fd;reiben  Dom  Patriarchen  3ol)anneö 
einlief,  weld?e6  bie  Slnfunft  in  fünf  biö  fec§3  Sagen  »erlief. 
3e£t  aber  war  (£i;rill,  bem  cö  t>ortl)eill)aft  fdjnen,  irgenb  wie 
eine  (Sntfdjeibung  in  feinem  «Sinne  3U  bewerfftctligen,  unb  babei, 
alr  bem  9ted;te,  31t  bel)arrcn,  burcfyauö  gegen  bie  ©ewäfyrung 
ber  grift.    Ungead;tet  ber  ^roteftationen  beö  faiferlicfycn  23er>ol^ 


1)  Säleftinö  ©treiben  an  SiUxuö  unb  23oIf  fron  Sonftantino^et  iMansi  IV. 
p.  1035.  Coustant  I.  p  1231. 

2)  ©.  b.  33vief  feines  Sirctjtbiofonuö  unb  ©tmf'eu'oö  Stn^aniuS  an 
fflaximianuS,  ben  9?fld)foIger  bc£  ^ieftoviuö,  Theodoret.  I.V.  ep.  173. 
ed.  Hai. 

3)  Sine  ©nmmhtng  toicfytigcr  Urfunben  b«3  6cnci(  unb  ben  Streit  be* 
treff cnb ,  im  6.  %at)xl).  inö  Cateinifcfye  überfe^t,  im  Syuodicon  ed.  Chr.  Lu- 
pus. 1682,  bei  Mansi  V,  731.  unb  Theodoret.  opp.  cd.  Hai.  V,  608. 


—     326    — 

mädjtigten  unb  beö  9?eftoriuS,  ben  er  fogleid;  alö  Slngeflagten 
bemäntelte,  eröffnete  er  bie  Sljeilt'erfammlung,  auS  etwa  200 
SStfcpfen  DefteE)enb,  am  22.  3uni  431.  Sie  ägtyütiftf)en  SMfd&öfe 
waren  unfreier,  alö  irgenb  anbre,  gegen  if)ren  Patriarchen, 
unb  bur#  jroetfmäjjtg  angewanbte  Mittel  beßerrfc^te  biefer  bie 
SSerfammlung  fo  öotlftänbig ,  baß  man  mit  ^rojeß  unb  93erur* 
tf)ei(ung  beö  Üfteftoriuö  in  (Sinem  Sage  fertig  warb,  unb  feine 
(Simvirfung  biö  in  bie  ^euc^Icrifc^en  (Srflärungen  ber  ©ynobe 
l)inein  ftcf)tbar  ift1).  3)ie  ©i;rer,  unter  ifynen  ber  auögejeicbnete 
£>ogmatifer,  ber  gelehrte  *]3reöbirtet  3 baS  von  (Sbeffa2),  langten 
3U  ber  bestimmten  3dt  an,  unb  waren  über  (Styrillö  neue  (Eigen* 
mac^ttgfeiten  t)öfbft  erzürnt.  3)er  ^]atriarc^  3of)anne6  beging 
nun  felbft  bie  Ungcfetjlicfyfcit,  fttf)  mit  ber  geringen  3a^  fehlet 
33ifc|)bfe  einfeitig  ju  verfammeln,  unb  baö  Urtl)ei(  über  (5 »rill 
unb  Sftemnon  von  (Spfycfuö,  wetzen  bie  eiferfücbtigetDpvofition 
gegen  9?eftoriu3  mit  @t;rill  »erbanb,  auö$ufvrec{)en.  2)ie  römi* 
fcfyen  25evollmäcfytigten  trafen  furj  barauf  ein,  benahmen 
ftd),  iljren  3"ftntctionen  gemäß,  a(6  ©cfyieböricfyter,  betätigten 
aber  alte  dritte  i()re3  93erbünbeten,  unb  ließen  eö  gefd;ebcn, 
baß  er  über  3ot)anne£  ebenfalls  baS  vorläufige  Slbfefjungö* 
urteil  fällte.  £>er  ^Bevollmächtigte  beö  ^aiferg,  (Sanbibianuö, 
ftattete  if)in  über  bie  Vorgänge  einen  treuen  53ericf)t  ab,  infolge 
beffen  £()eoboftu3  bie  9?icbtigfeit  aller  in  Den  ^aiteiverfammlun- 
gen  gefaßten  23efct)tüffe  erllärte,  unb,  um  bie  Unruhen  nicf)t  ju 
verftärfen,  ben  33if$öfen  »erbot,  von  S"pl)cfu6  naef;  ©onftanttno- 
Vel  311  fommen.  (§S  lebte  ()ier  ein  2lrd)imanbrit  3)almatiu£ 
in  größter  2krel)rung  3),  welchen  felbft  ber  Jtaifer  31t  befugen 
pflegte,  um  ftd^>  feiner  gürbitte  ju  empfehlen.  2ln  il)n  ließ  (Styritl 
l)eim(i$  Einteilungen  über  bie  @efal)r,  in  welcher  bie  Äircbe 


1)  Mansi  IV.  p.  1212.  o  ßl((a(f)]iu}!)s)s  iijivvv  nai)  ctviov  y.votog 
tjutov  'I.  X.  wntos  diu  rrjg  nciQovor\s  ayicoTcarjg  GvvCdov  uD.öioiov  tivai 
tov  avtbv  N.  tov  Inicr/.onixoi)  a'iuö/uctTOS  xccl  navibg  avXlöyov  ItQmiy.ov. 

2)  23erüt)mt  fein  23rief  ct.  b.  OTcirU,  ftcldjcv  jttölcicf)  eine  XHivjWlung 
be£  Streue*  enÜ)rtU;  in  Concil.  Chalcedon.  act.  X,  IVIansi  T.VII.  p.  241. 

3)  Acta  Set.  T.  I.  August,  p.  218.  Tillemont  Menioires  XIV.  p.  322. 
Mansi  IV.  p.  1427. 


-     327    — 

fctywebe,  gelangen.  2ld;t  unb  yieqig  %\l)K  fyatte  i£)atmaüuö 
feine  3^  nic^t  ferfaffcn,  ein  (Srbbeben,  iwr  beut  alles  flol), 
ließ  \i)n  unbewegt,  je^t  f)ieß  iljn  eine  t)immlifct)e  Stimme  auö 
bem  .flofter  gefyen,  twn  einer:  unabfefybaren  ^ro^cfftou  ber  Siebte 
unb  SRöndje  ber  ^auptftabt  begleitet,  umgeben  Don  ben  Waffen 
beö  bejiürjten  SBolfeS,  S<>9  er  unter  Äerjcnglaiij  unb  ^falmgefang 
vox  ben  *)3alaft,  ben  3"tntt  begefyrenb.  <5old)en  (Siubuufen  war 
ber  gute  233itle  bed  Sijeobojiuö  für  parteilofe£  9icd;t  nicfyt  ge> 
warfen,  fonbern  er  gab  eö  nacfy,  baß  (Styrifl  2lbgeorbncte  an 
ben  £of  fcfyicfcn  burfte.  ©eitbem  machte  feine  Partei  in  ben 
t)öd;ften  Greifen  fd;ne(te  gortfcfyritte  unb  bie  greunbc  bcö  9?eftoriuö 
nahmen  ab.  3linäcf;ft  ftimmte  5Xt)eobofiuö  ben  $atl)gcbern  bei, 
wetd;e  ben  ^rieben  Ijer^uftellen  meinten,  wenn  man  bie  i)ier  2ltv 
fef^ungöurtt)ciie,  wetd;e  bie  fird;lid;en  Rauptet-  gcgenfcitig  ge= 
fprodjen  Ratten,  aufrecht  ()aite.  9?eftoriuö,  crmübct  burd;  bie 
©d;led;tigfeit  beö  ^ofeö  unb  bie  3t«nße  (StyriUö,  bem  er  nid;t 
mit  gleichen  2Baffen  begegnen  mochte,  ofyne  Hoffnung,  bei  ber 
Wlsfyciaty  'S**  SMfc&ofe,  böte«  Gtfyaraftcrloftgfeit  nocl)  großer  war, 
atö  ifyre  Unfähigkeit,  burd;3itbringen,  machte  baö  anerbieten,  ftd; 
in  fein  iltofter,  an  beffen  ^rieben  er  fclnifüdjtig  jurütfbadjte,  ju 
begeben,  unb  man  uafym  eö  in  gudbigen  Shiöbrihfeu  an.  2)ocl), 
nad^bem  er  einmal  entfernt  war,  brachen  bie  geinbe  bem  Äaifer 
bie  ungünftigfte  Meinung  über  iljn  bei,  fo  baß  er  weitere  S3e- 
ftrafung  nur  für  9ted)t  l)ielt.  3)cm  antiod;enifd;en  Patriarchen, 
ber  il)m  fpäterl)in  bie  grcunbfd;aft  brad),  war  feine  9cäl)c  ein  Vor- 
wurf unb  bie  £[)ei(na()tne,  weld;e  er  burct)  fein  ©d)itffal  unb  feine 
^rebigten  fanb,  ein  ^inberniß  in  feineu  s4W™en,  «»b  Gtyrillö 
9tact)fud)t  ru()ete  ntct)t,  biö  ber  53erl)aßte  435  aus  feinem  Älofter 
nad)  einer  Cafe  ber  %ßüfte  »erbannt  würbe ' ).  33on  l)ier  fd;le»^ 
ten  il)n  rauberi|'a;e  Sorben  fyinweg,  gaben  Unt  aber,  burct;  fein 
Unglücf  gerührt,  wieber  frei2).  2)er  ägi;ptifd;e  ^rafeft,  c\n 
welchen  er  fid)  um  <Sd;u(j  wanbte,  fyatte  weniger  9Jiitteib,  atö 
fie,   mit  bem  Äefter,  fonbern  ließ  ben  ermatteten  ©reiö  burd; 


1)  Soor.  7,  34. 

2)  Euagr.  1,  7. 


—    328    — 

©olbaten  r>on  Crt  31t  £)rt  fd)le^n.  93ermutt)(idj>  nicr/t  lange 
barauf  fe^te  ber  £ob  feinen  Seiten  ein  3'\d.  (Sr  blieb  unter 
alten  tiefen  9Rifjr)ant>(ungcn  reftgmrt,  aber  ungebeugt,  unb  gab 
ftcfy  »on  bem  (Erlebten  in  einer  ©elbftbiograpfyie  9fed)enfc£;aft. 
3Üor)l  fonnte  er  fte  eine  £ragöbie  nennen1). 

Slnftatt  ©eredjtigfeit  nad)  allen  ©eiten  walten  jai  f äffen ,  lief 
ftd)  ber  ©d)wäcr/ling  Sljeobofiuö  beftimmen,  bie  2Ibfe£ung  ber 
anbern  ^arteil)äuptcr  nid)t  ju  »otljierjen,  fonbern  fud)te  einen 
$ergteid)  jvoifc$en  ifjnen  ju  8tanbe  ju  bringen.  Sänge  wehrten 
fte  ftd)  bagegen,  enblict),  ba  3of)anne6  fatj,  fcaj?  er  ben  9te 
jioriud  nicb,t  retten  unb  StyritfuS,  baß  er  feine  bogmatifci)en  $or* 
men  nid)t  bei  ^ofe  $u  ununmumbener  SIncrfemmng  bringen  fönne, 
in§n>ifd>en  aber  bie  Slufforberungen  be6  Äaiferö  ftd)  roieberfyolten, 
gelang  eö  bem  (Sifer  bee  Don  ftyrifcfjer  ©eite  abgeorbneten 
Unterl)anb(eu3 ,  *ßaulu8  t-on  (Smefa  (432),  einen  23crgleid) 
auf  ©runb  eineö  <5v;mbole6  ju  beroerfftelligen,  voelct)e$  früfjer 
f(J;on  üon  3or)anneS  bem  Äaifer  eingereicht,  r>ermutl)tid)  ben  Sei* 
fall  beffelben  erlangt  l)atte2).    2)er  Slntage  unb  bem  ©ebanfen* 


1)  Diefctt  Tanten  führte  bie  ©cBrift  nocb  ber  Angabe  be£  9Jcflorianer£ 
©bebjefu  (14.  Sabrft.).  Assenianni  biblioth.  Orient.  III.  I,  36  f.  ©ie  ijr 
in  bie  ebenfalls  xoayoßia  genannte  23iogra|>bie  be3  Sfeftoriuö  übergegangen, 
roelcbe  fein  grcitnb,  ber  Gcmeö  SrcnauS,  fyätcr  23ifcbof  von  S^ru*,  m* 
fafite.  23eibe  finb  verloren,  öon  ber  lettfen  aber  gragmcnte  in  bem  Synodi- 
con  enthalten. 

2)  So  ftnbet  fiel)  im  23r.  be3  Stjriü  an  SobanneS  Mansi  V,  305;  fo* 
ieinifcb  im  Synodicon  c.  17.  Mansi  V.  p.  783.  Daf  Sbeoborct  ber  3?cr- 
faffer  fei,  Wirb  t-on  5?eanber  ©.921  bejtoeifelt,  bon  SBalcb  ©.602,  QHe* 
feler  ©.150,  Säur  ©.784  auö  bem  23rief  bes  2Heranber  ö.  £>iera|>oit» 
an  Hbeuboret  Synodic.  c.  96.  Mansi  V.  p. 878  jeboeb  roabrfcbeinlicb  ge* 
maebt,  roieivobl  bie  frembe  2trt,  roie  Sbeoboret  fyäter  feiner  Srroäbnung  tfjut, 
etwaß  ShiffaHigeö  bat.  Die  |>au}>tfteu'ett  beö  ©tnnbolv  finb:  —  tivo  yäij 
ifivonov  tycootg  yiyovi ,  äto  'h'ct  Xotoiov ,  iva  vlov ,  eya  xvqiov  otuolo- 
yovfJitVi  Iiaxä  xaixr^y  xr\v  xrjg  aovvYUiov  ircoaiojg  'ivvoiav  o/jokoyoi/utv 
xyy  ayiav  naQ&tvov  Otoxöxov ,  diu  xo  xov  ötov  Xöyov  oagx(oOrjvai  kal 
Iva vd-Q0)7i r\ oai  j  y.al  tg  avirjs  t»)?  ovXXrjXpnog  tavT<i>  xbv  l'£  aiTtjs  Xrjff- 
Qivia  vaöv.  lag  Jf  tvayythxag  xui  anoaxoliy.ug  nsgt  xov  y.vQiov  ifio- 
vc\g,  1'of.isv  xovg  &soloyovg  arögccg,  xäg  (Atv  y.oivonoiovvxag ,  wj  Iq? 
ivog  noogänov ,  xäg  6t  öiaiQovvxag,  wg  inl  öüo  qvotwi'-,  Kai  xäg  filv 
d&onnmtTg  y.axä  xr\v  Qtöxr\xa  xov  Xotaxov ,  xäg  dt  xanavag  y.axä  xfju 
äyi')QW7iöxt]xa  kvxov  nccQaöiöövxag. 


-    329    - 

aufammenljange   rci$    ganj   antio$enif$,    milbert   c6   bo$   bie 
(Schärfe  bei-  Behauptungen,  inbem  eö  bie  ©egenfäfce  nicfyt  baju 
ftetlt,  unb   fogar  bie  bei  ben  Slleranbrinern  beliebten  SluSbrücf'e 
ber  Einigung  (eVroats)  ber  Naturen  unb  ber  ©otteSmutter  auf* 
nimmt.    (Der  ftyrifc^e  ^atrtar^  bequemte  ftd;  $i»o  93erbammung 
bes?  9teftoriu6    unb  Slnerfennung   feines  SRacfcfolgerö   Sftaxw 
mianuö,    bem    agtyptifc^cn  bagegen  würbe    ber  Sßiberruf  fei- 
ner   2lnatl)ematis3men    er(affen.      2)ie   93erg(eict)6formet,    ob»o^ 
an    ftcb    bem    bamatigen    23ebürfni£    beö    fircpd?en    33ewu^ 
feinö  nicfyt  fern  liegenb,  würbe  bocl),  alö  ein  äußerer  3\vat\Q, 
unwillig  von  ben  aufgeregten  Parteien  aufgenommen.    Sticht  nur 
6t;ria  erfuhr   beöt)alb    fyarte  33efd;ulbigungen   ber  3nconfequen$ 
unb  Verleugnung1),  fonbern  auf  ber  anbern  «Seite  war  ber  2£i* 
berftanb  nod)  weit  nachhaltiger,  unb  3ot)anne6,  ber  eS  für 
erlaubt  gehalten  l)atte,   ben  ©inen  9?eftoriuö  um  be3  griebenS 
willen  ju  opfern,  jemittete  baburd)  feinen  ©prengel.    2)enn  an 
jenem  felben  (£i;mbol  fyatte  ft$  feit  feiner  (Sntftel)ung  ein  Unter* 
fdjieb  unter  ben  Orientalen  bemerkbar  gemacht,  t>on  welchen  bie 
einen,  bie  genauer  unb  eifriger  ben  öon  Sfjeoboruö  auSgeprag* 
ten  antiocfyenifcfyen  £t;pu6  behaupteten ,  gleich  Slnfangö  bamit  unju* 
frieben  waren.    3c£t  würbe  au$  ber  QSerfd)ieben^eit  ein  erbitten 
ter  ©egenfa£,  £t)eoboret  unb  öiete  ber  ©emäfjigten  erflärten  ftc^ 
ebenfalte  gegen  ben  Patriarchen,  weil  fie  nicfyt  bie  £reulofigfeit 
begeben  wollten,  ben  9?eftoriuS  ju  üerbammen.    ©obatb  bie  Dp* 
pofttion,   bie  aucl)  an  anberen  Orten   tl)ei(3   auf  ba3  3)ogma, 


1)  3.23.  ton  SfiboruS  öon  ^cluftum  ep.  I,  324  an  Gtma.  (•  ©te- 
f elcr  ©.  150.  ©egen  bergtett^cn  33orroürfe  »crtbjibigte  fteb.  Gijrill  in  ben 
33rtefeu  an  StcaciuS  ü.  SJMitene,  Opp.  V,  III,  105.  Mansi  V,  310;  an 
9iufu3  ö.  3:t;ejyaIonic^ ,  unb  ben  Diaconuö  2ftarimu3  uon  Stntiocbja  bei 
Mai  Collect,  nov.  VIII,  II,  138.  Dr.  23aur  I  @.  786  fTg.  giebt  ü)m  dicä)t 
gegen  bie  fierrfcbenbe  ältere  unb  neuere  23eurt()cilung;  eö  fann  aber  m'd&t  in 
Slbrebe  gejieiU  iücrben,  bafj  Gtjritl  nur  auf  Soften  bcS  Bufammcntyangeö 
unb  bureb  hineintragen  feiner  23cgriffe  ben  Snfyalt  be3  ©tmtbolei  aunctjmen 
fonute,  unb  bafj  er  eö  früher  gcroiß  nidjt  in  (Sinflang  mit  feinen  Slnatbcma* 
tiönten  gefegt  fyätte.  £>ie  mono^t^ftttfc[;e  gormel,  roeW;e  er  a.  435  im  23r. 
an  ben  Iribunuö  2lrijiotauö  Synodic.  c  194  vorträgt,  fcljeiut  in  abftcb> 
Udjem  ©egenfafc  gegen  jenes*  ©t;mbol  gehaltene  unb  folt  eö  ncutralifirett. 


—    330    - 

tljeilö  auf  baö  93erfar;ren  gegen  9?eftoriu3  jiette,  te@9«en  einen 
feften  ©tü^punft  gefunden  fyatte,  erhielt  fie  eine  brofyenbe  8lü& 
befynung.  2)enn  bie  SBifc^öfe  beö  eup()vatifd)en  (Syriens,  eineö 
SfyeilS  r>on  Gtappabocien,  Gttlicicnö,  23ittwnien6 ,  SljejfalienS  unb 
SWöftenö  öerbanben  ftet;,  unb  fugten  ben  33ifc&of  ©irtuö  II. 
twn  9?om  für  ifwe  ©acfye  31t  gewinnen1)/  utto  felbft  ju  Sonftan* 
tinopel  forberte  nad)  bem  £obe  beö  9J?arimianuö  (433)  ein 
großer  £f)eil  bec*  SSolfeö  ftürmifcl)  bie  SKiebereinfei^ung  beö  9?e= 
ftoriuö.  3ol)amtcö  nuirbc  burcr)  bie  fteigenbe  ^eftigfeit  beö 
©treiteö  31t  benfei  ben  verwerflichen  Mitteln  getrieben,  tt>fe  Qtyt\8, 
er  beftart; ,  er  gebrauchte  bie  geiftlicfyen  Slemtcr  für  (eine  Swtät, 
er  rief  bie  3wangögewatt  be$  ©taatö  51t  -£jü(fe.  2)ie  einen 
wichen  folgen  SBtrfungen,  noer)  anbre,  unter  wetzen  Sfyeo* 
boret,  beruhigten  fiel),  alö  ifynen  baö  2lnatl)ema  über  9ceftoriuö 
erlaffen  würbe2),  aber  bie  geftigfeit  nnbrer  war  ber  vereinten 
Ueberrebungöfunft  Sfyeoboretö  unb  ber  t)ierarct)ifct;en  £ärte 
3of)ann6  gewactyfen,  unb  fie,  jum  £f)eil  »on  il)ren  ©emeinben 
fcl)mer$licf;  vermißt,  würben  aus  il)ren  ©ifccn  vertrieben.  9iad^ 
bem  fo  v-iel  erreicht  war,  fct;ien  cö  ber  antineftorianifd)en  Partei, 
bie  aucl)  weiterhin  ftcfytbar  ober  unfid)tbar  bauptfäc^lic^  ßrytifl 
regierte,  möglich,  einen  ©ctjrttt  vorwärts  jur  ganjltdjen  Unter* 
brücfung  ber  ©egner  31t  tfjun.  3m  Saljve  435,  wo  man  ben 
Äaifer  31t  jener  nenen  ©ewa(tt()at  gegen  9?eftoriuö  veranlagte, 
white  man  bei  U)in  ein  verfrt,wrfte3  2)ecret  gegen  feine 
Seljren  unb  6d;riftcn  unb  bereu  2lnt)änger  auö3),  9ieftorianer 
aber  waren  nad;  GStyrtÖS  feljr  biegfamem  begriff  ton  ber  ©aefoe 
fcfyon  alte  bielenigen,  welche  nid;t  unbebingt  9?eftoriuö  unb  feine 
2lnfid;ten  Verbammen  wollten.  Um  ber  Sefoeret  bie  SBurjel  ab* 
jufdjneiben,  gebaute  er  baö  2lnat()ema  aueb,  auf  2)iobor  unb 
£l)eobor  au^ube()nen,  unb  fanb  bereitwillige  Unterftüljung  bei 
bem  33ifd)of  Diabutaö  Don  (Sbejfa,  welcher,  ein  «Bereiter  £&eo* 
borö  bei  feinem  geben,  jefjt  mit  bem  großen  2lnfef)en,  baö  feine 


1)  Synodicon  c.  117. 

2)  ©.  bie  23ricfe  Sljcoborcte  Synodicon  o.  160—162. 

3)  Cyrill.  ad  Aristolaum  cp.  166,  Synodic.  c.  194.  p.  969. 


—    331    — 

Schriften  in  bcr  <Scbu(e  von  ©beffa  genoffen,  unjufrieben  gewor* 
ben  war.  5>cnn  biefe  2lnftalt,  für  $erften<3  ßircfce  fo  wichtig, 
war  ganj  mit  antiod)enifcb  gebilbeten  Sefyrern  befefct,  an  iC)rev 
©pijje  ber  *J3rc6bi;tcr  3ba6,  ein  gemäßigter  93?ann,  ber  bem 
$irct;enfrieben  beö  Sofyanneö  beigetreten  war.  (gcbon  fyatte  9ia* 
bulaö  baö  Urteil  an  ben  Schriften  3)iobor3,  £r)eobor8  unb 
£t)eoboret3  vollftrecft,  %baö  vertrieben,  bie  ©c&ule  jerfvrengt, 
fct)on  war  (£vrill  wieber  in  votier  Sfyatigfeit  unb  ^}roctuö, 
ber  ^atriarc^  von  Gtonftantinovet,  begünftigte  burd?  Grflävungen 
gegen  bie  fyrtfdjen  ^äreften,  bie  er  an  bie  armenifebe  &ird)c 
richtete  1)/  feine  Unternehmungen,  «16  bie  ©tyrer,  SSolf  unb 
^leruö,  fetbft  3ol)anne$  von  Slntiocbia,  ftcb  einftimmig  jum 
©cf/uije  ber  9Diänner,  bie  fte  aB  bie  ^erolbe  ilweS  ©tanbenS 
etyrten,  erhoben,  unb  ben  ßtytifl  jur  Beilegung  beö  <2treiteö  nö; 
tagten.  £a  er  für  erft  nid)t  mefyr  tt)un  fonnte,  fct)rieb  er  ein 
53ucb  gegen  3Mobor  unb  £t)eobor,  weld)eö  ber  rüftige  Kämpfer 
Sfyeoboret  wibertegte2).  Unb  bennotf;  Chatte  (£t;ri(t  aufö  neue 
verfugt,  feine  ^ülane  gegen  bie  fwjifcbe  &ird)e  inö  SQBerf  ju  fetten, 
wenn  nict)t  ber  £ob  ben  ftreitfücl;tigen  @reiö  sur  9htl)e  gebraut 
fyatte.  (a.  444) 3). 

^Diejenigen  unter  ben  Orientalen,  welche  fyartnüctig  bie  &ir- 
d;cngemeinfcbaft  mit  ßtyriß  verweigerten,  fonberten  fidi  in  golge 
ber  Singriffe  immer  beftimmter  at6  felbftänbige  Partei  ab.  21(3 
bie  Set)rer  von  ßbeffa  jerftreut  würben,  fanben  fte  unter  ben 
@t)riften  in  ^erfien  2lufnal)me  'unb  3uftinutmng.  3b  a  3,  naef; 
ber  9Ktcffet)r  53ifd;of  von  (Sbcffa  (436—457),  wirfte  für  bie  ©e> 
meinfd)aft,  intern  er  bie  «Schriften  beö  SfyeobornS  inS  6t)rifcbe 
überfc^te,  unb  in  feinem  23rief  an  SftariS  von  ,£arbafct)ir  ifjr 
eine  2lrt  ftunbolifcb/en  S3ucbeö  gab.  Sin  anbrer  biefer  Sefyrer, 
23arfuma,  welcher  23ifdwf  von  9?iftbt3  wnrbe  (435—489),  tl)at 


1)  Prodi  tomus  ad  Avmcnos  de  fide;  Mansi  V.  p.  421. 

2)  Sht^iigc  rtuß  beiben  tu  ben  tlcten  beS  5.  öcunmt.  donctl^  ju  (£ou> 
frautinepd  Mansi  IX.  Harduin.  III. 

3)  ©.  b.  23r.  3:(;coboretö  an  Ljo()anncö  ».  Stnttoctj.  T.  IV.  cp.  180.  übev 
b.  Job  Britta.  3uv  ÄtttH  feittcv  3lut(jcntic  *#.  Wen  über  ©.947 flg.,  tvet 
djer  fte  gegen  Stile  mont  »ertljcibigt. 


—    332     - 

nod)  rnelw  für  bie  Drganifation  unb  firdjlid)e  SfcfeftigungJ    (St 

wußte  bie  fernblieben  93evt)ättniffe  beö  tterfifdjen  flönigä  *ßljeroje3 
3um  oftrömifoben  9teid*  31t  benufcen;  bafür  jetjiörte  aber  Äaifer 
3eno  (489)  bie  6cf)u(e  wm  (Sbcffa.  SMeS  war  ein  ©runb 
für  bie  Partei,  ftd?  nod)  tiefer  ittö  tterftfd*e  ©ebiet  jitrücfjujteljeit. 
(geleucia  Ä t e f i p f) o n  am  (Supfjrat  würbe  ber  ©U3  U)reS  %v- 
triardjen,  ber  ben  Site!  3  a  c e  1  i  c^>  (Äat^olifoö)  führte.  2)er 
$atriard)  SSabäusS,  welcher  ftd;  ebenfalls  um  bie  Drganifirung 
ber  ®emetnfd)aft  SBerbtenfte  erwarb,  r-erfammelte  ju  bem  %wtd 
496  in  feiner  ^auptftabt  eine  ©mtobe,  auf  welker  ben  ^reS* 
beeren  unb  felbft  ben  SMfctyöfett  bie  @E)e  geftattet  würbe.  3)ie 
wiffenfd;aftlid)en  Gräfte  bereinigten  ftcf;  in  ber  S$ufe  öon  9?t* 
ftbiS,  welche  langer  als  irgenb  eine  anbre  ber  itirc^e  blühte, 
unb  in  it)rer  @emeinfd;aft  wiffenfd;aftlid)eS  Seben  noefy  3al)rt)un* 
berte  frifdj  t)ielt.  3t)re  33  Übung  wirftc  auf  bie  Slrabcr,  unb 
burd)  fte  auf  ben  Dccibent  jurüef.  3Mefe  Partei,  nad)  ifyrer 
eignen  23ejeid)nung  c^albdifd&e  (£t)riftcn,  t>on  ben  ©egnern 
9?eftorianer  genannt,  et)rwürbig  burcl?  manche  SReftt  beö  Ur* 
fprüngtic^en,  l)at  im  Mittelalter  faft  auöfd?tief3lid)  bie'SDfiffton 
ins  fernere  Slften  beforgt,  ift  bis  nad)  3nbien  Vorgebrungen, 
roo  if)re  ßweiggemeinben  St)omaSdj)riftcn  fyeijien,  unb  et* 
wartet  vielleicht  nur  eine  Belebung  unb  Säuternng,  um  in  unfrei* 
3ufunft  baS  Söerf  wieber  aufzunehmen1). 

3.    3)er  euti-dnanifcfye  Streit.    CD ie  ©tynobe  von 
ßljalcebon.   451. 

©te  $lctnt  bei  Mansi  VI.  VII.  ( Gelasii  Papae?)  breviculus  historiae 
Eutychianistarum  sive  gesta  de  nomine  Acacii  (biö  486),  ed.  Sirmond. 
1631.  aScjt.  2öald)  Äe^cvi-ifrorie  VI.  ©.23  u.  891.  Liberati  brevia- 
rinm.  3)aö  Synodicon.  Euagrius  h.  e.  I,  9  sq.  SBalcfo.  Äe£ev* 
biftorie  VI.    9?  e  a n b  e  v  II.  II.  ©.  949  flg.    35  a u  r  ©.  800  flg. 

£)er  ©egenfafc  ber  Parteien,  welcher  burd)  ben  Sergteid* 
nid*t  auSgeföljnt  war,  braefy  na$  (SytitlS  £obe  in  neue  Kampfe 
auS,   in  Betten  abermalö  alle  Seibenfd?aftcn  it)re  ßwctfe  verfolg; 


1)   3^re  ®efd)icf)tc  bcfonbevS  in   J.  S.  Asscmanni   de  Syris  Nestorianis 
itt  b.  biblioth.  Orient.  III.  II. 


—    333    — 

tew.  2)ie  Suttiocbener  Ijörten  nicfjt  auf,  bie  Sefyre  von  Gincr  9?a- 
tur  mit  beut  2l»ollinari8mu8  unb  2)ofeti3muö  jufammen  31t  wer* 
feil,  unb  bie  Siegelet  far)en  in  bet  25ef)auptung  ber  jwci  9Za= 
turen  9?eftcriani3muö.  2)te  9)?önc§e,  md?t  nur  in  2legt;pten  unb 
(Jonftantinopel,  (onbern  attd)  »tele  in  (Serien,  gelten  ängftlict) 
an  ben  ateranbrinifd)en  gormein  feft.  Sielen  Don  i()nen  war  e$ 
eine  nottjwenbige  93orauöfe£ung  ber  Qfcbawm§,  bie  menfdjlicbc 
9?atur  ßl)rifti  gang  in  bie  göttliche  untergegangen,  oI)ne  allen 
eigentümlichen  S3eftanb  öcn  (einer  ©eburt  m  iwrjufteücn;  fte 
waren  empjtnblicr)  gegen  bie  Sßiffenfcfyaft,  bie  i()nen  bei  il)ren 
grellen  3luöbrucfen  genauer  abgewogene  Unterfcfyeibungen  unb 
Folgerungen  jumutrjetc,  unb  fdjlugen  alle  foIcf)e  Unterfucfyungen 
mit  ben  Entgegnungen  nieber,  bajj  ©ott  allmächtig  fei,  ©ott  eS 
wiffe,  baß  eö  bie  Schrift  fage,  enbtid),  bajj  e3  göttliches  9Jt»fte- 
rium  fei.  3)iefe  ÜHöndje,  mächtig  bvrd)  bie  atigemeine  Ehrer- 
bietung, welche  fte  genoffen,  waren  fortmät)rcnb  bei  ben  33eftrc-- 
bungen  gegen  bie  Slntiodjenev  beseitigt,  bereu  gaben  in  Slleran- 
bria  jufammenliefen.  ©egen  il)re  unabläfftgen  Weiterungen 
unb  2lufrei$ungen  »erfaßte  £t)eoboret  (447)  feinen  (Srani* 
fieö,  in  welchem  er  mit  glücflicber  2IuswaI)I  beö  ßfyarafterifti- 
fc^en,  gemäßigt,  boef;  mit  fcfyarfer  Sialeftif,  auf  ifyren  (Staub- 
punft  einbringt,  unb  it)tn  gegenüber  bie  antiodjenifebe  Sluffaffitng 
von  jwei  in  @r)rifto  ju  einer  Sßerfon  »erbunbenett,  aber  unter* 
fcfyeibbaren  Naturen  bem  Sewujjtfein  ber  Äird;e  möglicbft  nafye 
§u  bringen  fuc^t1).  3)icfe8  2£erf,  welcfyeö  auet)  ben  Qttyriü  nicf?t 
fronte,  unb  äfynlicfye  Sleuperungen  regten  beffen  9iacf? folger  2) toS- 
für 06,  welcher  Den  gleichen  ©ebanfen  wie  (Si;ri(t,  ben  aleran* 
brinifcfyen  Sefyrbegriff  gut  ^errfcfyaft  $u  bringen,  »erfolgte,  ju 
neuen  Angriffen  auf,  unb  £f)eoboret  mnfte  an  einem  faiferlicf)en 


1)  2)er  tnnviojri;  (b.  i.  23ettfer,  Songlomerat  öon  £äreften)  ober  770- 
Xv/uoQqog  beftefjt  aus  brei Dialogen  jttnfcf)ett  bem  igavtai^g  unb  bem  9tedjt* 
gläubigen:  1)  uavy/viog.  2)  caninrog.  3)  ana&r\g.  Opp.  Theod.  T.  IV. 
Stu^jüge  bei  SBalcf)  VI.  ©.  518  flg.  SBenn  man  nicfyt  einen  ber  <£nttoidf* 
lungöftufe  feiner  3«*  fremben  SWajjftab  anlegt,  Wirb  man  bem  SDcrfe  bie  er* 
wähnten  Sßorjüge  niefit  abfpredjcn  tonnen.  %x\\>txi  beurteilt  Ü  Dr.  ^dawx 
©.  806  flg. 


-     334    - 

Verbot,  bie  ©renjcn  feineö  ©vrengelS  $u  überfcr)reiten ,  bie  Wlafyt 
beS  ©egnerö  erfahren.  ©ie  fotlte  ficr)  balb  in  nod)  fühlbarerer 
SBeife  geltenb  mact/en.  Unter  ben  -üflöncfyen  $u  (Sonftantinovet, 
welcbe  mit  ben  Slleranbrinem  im  25unbe  waren,  r>atte  ber  alte 
2lrct)imanbrit  (Suttycfceä  eine  SBebeutung.  2Öot)l  ntcrytö  in  feU 
nein  Scben  l)atte  if)n  in  fol$e  Unruhe  verfefct,  alö  9?eftoriuö  mit 
(einer  Sefyrc.  ©ein  @ifer  bagegen  trieb  ifyn  auf  baö  anbre  (Srtrem, 
welcfyeö  nicfyt  nur  £l)eoboret  in  jener  ©d)rift  beftritten  fyatte,  fon* 
bern  weld)eö  aud)  entfd;iebneren  ©egnern  be6  Sfeftoriuö  bebend 
lid)  vorfam.  2)er  SBifdwf  (Sufebiuö  von  2)on;(enm »)  fragte 
iljn  vor  bem  ^atriard;en  glavianuö  auf  einem  (£oncil  (ovvoöog 
evdttfiovoa)  ju  (Soiiftantinovel  an.  glavian,  welcher  wufjte, 
wie  bebenflid;  eö  für  ben  ^rieben  ber  &ird?e  unb  für  iljn  fetber 
fein  würbe,  mit  biefer  famvf  fertigen,  weit  verzweigten  unb  boct> 
feft  jufammen  l)altenben  9)?önd;3vartei  an$ubiuben,  welche  von 
ber  SSclt  jurücfgejogen,  unb  unbeugfam  burd?  weltliche  ?0Zac^t, 
über  attc  weltlichen  bittet  gebot,  bat  il)n  vergeblid;,  von 
ber  Slnflage  abjuftel)cn:  ©ufebiue  bet)arrte  auf  feinem  SSorfafc, 
unb  (Sutwdjeö  warb  vorgelaben  2).  (Sr  benahm  ftcf;  nid;t  oljne 
£ro£  unb  mit  ber  t)od?mütt)igen  33efd;ranftl)eit,  welche  ein  unter 
feinen  ©enoffen  verbreiteter  2a;vuS  war;  feine  2lu3fagen  jeigten 
baö  Ungefd;icf  eine6  ungeübten  :Denfen33),  welctyeö  ju  beffern 
er  wenig  Sujt  äußerte*);  er  berief  ftd)  auf  bie  ©d?rift,  unb 
ftellte,  um  ben  entgegen  gehaltenen  Slutoritäten  ju  entgegen,  fte 
als  9iorm  ber  (Üfenntmjj  ber  in  fid?  gefpaltenen  Srabition  ber 
Äirdje  voran,  ©eine  Verurteilung  machte  bei  <£ofe  einen  üblen 
ßinbrud  unb  würbe  von  SJioöfuvuS  gar  nid;t  anerfannt.    2)a3 


1)  SJßl.  über  tt)tt  91  ca üb  er  ©.  958. 

2)  Die  Steten  ber  ©pnobe  Mansi  VI.  p.  649  flg. 

3)  Mansi  VI.  p.  744.  'Ofxokoydi  ix  Svo  (füascov  yeytvvrjodiu  iov 
y.vQiov  i]uwr  ittm  zjfs  tvüoitog,  uiic'c  <Jf  ir\v  'ii'wair  {utccv  (füaiy  6/no- 
loyui.  —  'Ertei&ij  yccQ  oü,««  Ötou  civto  OjuoXoydi^  ovx  slnov  ow,«« 
ctv&ownou  jo  iov  &eov  0üjtuc(,  lii'itQwnivov  dt  tu  aeofia,  y.al  ort  ix  rrjg 
nao&gpov  iaaoxcöd)]  6  y.vQiog.  Ei  6k  Ja  ehasii*  ix  t//j  naQÜirov  y.al 
6/.IOOVGIOV  rj/uTf,  xal  roüzo  ksyco. 

4)  @.  727:  ixt]  yivono  tintiv  /ue  ix  ovo  iivamv  zbv  Xqiojöv,  rj 
(pvatohoytTv  iov  &t6t>  fiov. 


-    335    — 

SSetfyMtnijj  beö  aleranbrtnifcfjen  Patriarchen  $u  ben  politifd)  fird)* 
lid;en  Parteien  am  «£>ofe  (jatte  neuerlid)  eine  anbre  $orm  ange- 
nommen. (Sc  t)atte  ftcf;  »ort  ber  *J3ulcr;eria,  ber  ©önnerin  beö 
glatt i an,  abgewanbt ,  unb  ben  Dberfammerfycrm  @l)n;fa* 
plititö,  ber  ben  Äaifer  gangelte,  baö  Jpaiwt  ber  ©egenyartei, 
iraidj  reiche  @efd)enfe  erfanft.  (§3  gelang,  bie  ^rinjeffm  51t 
verbannen,  unb  man  fonnte  nun  ungefyinbcrt  ben  euü;cl;ianifd)en 
$rojcjj  benutzen,  bei-  fi)rifd)en  Partei  einen  heftigen  ©top  ju  r>er* 
fefcen.  ?luei  eignem  antrieb  unb  auf  bie  Stypeflation  beö  (Sitty* 
c^eö  berief  ber  Äaifer  eine  ©ynobe  nact)  (Spljefuö  (449),  wetcl;e 
bie  (§ntfd)eibung  geben  folltc.  3)nö  2lue*fcbreiben,  welcfyeö  juni 
öetäuö  gegen  $lau>ian  Partei  nafjm,  merfen  ließ,  bajj  er  ber 
neftorianifct;en  Äefcerd  angehöre,  31t  bereu  2Uu?rottung  baö  (Son* 
eil  beftimmt  fei,  unb  welcl;cö  £fjeoboret  von  ber  Vcrfammlung 
{Ut0f$(a$$  ber  23efet)t  an  bie  faiferltcfycn  25e^oIfmact;tigten,  alte 
bieienigen  ju  verhaften,  welche  Unruhen  gegen  ben  reefcten  ©tau- 
ben erregen  würben,  bie  Uebertragung  enblid)  be6  S3orft^eö  an 
SDioöfur,  baö  alles  waren  Vorbereitungen,  wetcfye  bie  fcljweren 
Befürchtungen  glaötanö  unb  anbrer  befonnencr  Seute  twn  ber 
©ynobe  rechtfertigten,  unb  benen  fte  fetbft  ganj  entfpraef/,  bie 
unter  bem  tarnen  ber  Siäuberftynobe  berüchtigt  ift1).  3n 
JDioöfuv  war,  wie  in  feinem  Vorgänger,  neben  einem  fer)r 
äuficrtid;  bogmatifd;en  (Sifer  befonberö  perfönlid;er  (§()rgeij  baS 
SBewegenbe;  nur  war  er  nodj  jäf)er  in  feiner  £eibenfrf;aft,  rücf- 
ficfyteUofer  unb  brum  weniger  glürflid;  in  if)rer  ^Befriedigung, 
äöenn  il)n  feine  eignen  @eiftlid;en  fpäter  fc^werer  Vergeben  nadj 
alten  ^auptricl;tungen  ber  ©ünbe  anfragten,  fo  wirb  aus  feinem 
S3enet)men,  fo  weit  cö  offen  batiegt,  wenigftenö  ber  Vorwurf 
ber  Sreulofigfeit,  ^abfuc^t  unb  @ewa(ttf)ätigfeit  beftätigt.  @r 
erfcfyien  auf  ber©ynobe,  nid;t  nur  öon  feinen  23ifd;öfen,  fonbern 
awi)  iwn  einer  anfet)ntid)en  ©d&aar  ftreitbarer  ^jarabofanen  unb 
Sftonc&e  begleitet,   unb  von  (Seiten  beö  faiferS  burd;  ©olbaten 


1)  Leo  M.  ad  Pulcheriam   cp.  95  ed.  Ballerin.  75  Queen.     Epliesiuum 
no)i  Judicium    sed    latrociuium.      Thcophanes    Chronogr.  p.  8ü    ovroJog 


—    336    - 

r-erftarft.  Sr  ließ  vwn  Anfang  feftftelten,  ba£  bei  ben  23eftim* 
mutigen  beö  nicenifcr)en  Sv;mbot3,  welches  feie  erfte  epfjefinifcf/e 
@mtobe  beftatigt  r)abe,  ju  beharren  fei,  unb  fügte  bann  als  au6* 
gemalt  l)in$u,  bajj  g(ar>ian  fte  veranbert  unb  bamit  ba6  93cr* 
bammungöurtfyeil  »erbient  r)abe.  93or  feiner  eignen  gewaltigen 
©timme,  r>or  bem  fanatifd)en  ©efc^rei,  bem  2)rol)en  unb  Soben 
feineö  2lnt)angö  würbe  attd)  ber  2Öiberfpru#  öon  Bannern  twn 
mef)r  fitttict)em  Sftutl),  als  ein  großer  SfjeiC  biefer  23if$öfe  be* 
faf,  tterftummt  fein;  fte  nuirben  auf  cmpörenbe  SBeife  gemifj* 
braucht;  nur  ber  Slbgeorbnete  §eo$  yon  9iom,  ber  2)iafonuö 
4pilaru6,  wagte  eS  ju  ^roteftiren.  (5uU;cbeö  warb  für  rec^t* 
glaubig  crflärt,  allerbingö  mit  mefyr  (Sonfequenj,  a(ö  gta»ian3 
Si;nobe  gehabt  fyatte,  bie  (£t;rill  anerfannte  unb  itm  v-erbammte. 
glaöian  warb  entfe&t,  »erwiefen,  unb  ftarb  fummerr-ofl  balb 
barauf;  bcm  Patriarchen  3)omnuö  iwn  2lntio<$ia  l)alf  nict;t, 
baf$  er  bem  SMoSfuruö  beigeftimmt  t)atter  er  würbe  r>erurtt)eilt, 
mit  if)m  anbre  Orientalen,  befonberö  %ba&  unb  £f)eoboret, 
ber  in  ein  Älofter  getieft  warb  ').  So  festen  bie  ägtyptifd?e 
5)ogmatif  ben  r-otlftanbigften  Sieg  über  bie  fi;rifd)e  bason  getra* 
gen  ju  fyaben.  Slber  et)e  ein  3al)r  »erging,  war  (Sl)rtyfa^iu$ 
geftür^t,  ^3u(c^eria  fefyrte  an  ben  £of  jurücf;  £r)eobofiuö 
ftarb  (450),  unb  fte,  bie  Sfyronerbin,  r>ermal)lte  ftcb  mit  bem 
getbl)errn  Sftarcianuö,  einem  SRanne,  welker  bie  3%*  *« 
Regierung  mit  eigner  £aub  px  führen  feiger  war.  3)er  Stau 
ferin  fam  es3  barauf  an,  baö  ^nbenfen  gtaöianö  l)er5uftei{cn  unb 
ftd?  an  ifyren  gemeinfamen  geinben  31t  rächen,  bem  Äaifer,  ben 
grieben  unter  ben  Parteien  fixerer  ju  begrünbeu,  beiben,  unb 
auet)  bem  neuen  ^3atriavct;en  SlnatotiuS  öon  (Sonftantinopet, 
bie  Billigung  beS  rbmifcfyeu  SBifcbofö  ju  erlangen.  Seo  bem  @ro- 
fjen  eröffnete  ftc§  baburd;  ein  (Sinfiujj  auf  bie  ganje  Äircbe,  wie 
ifyn   nie   jiwov   ein  römiftfjer  S3ifc^of  gehabt  fyatte.     (Sr  f)atte, 

1)  Dr.  SBaur  fuc$t  bie  Stbfcbeulicfcieitett  biefer  ©jwobe  einigermaßen  ju 
nülbern  bureb  ben  geregten  Söibertoitten,  tottyc  fte  gegen  iai  Unbenfbare 
bev  «nttoc^enifc^ett  äSorficüungen  uon  ber  ^Bereinigung  beö  ©öttlieben  nnb 
9J?enf($Ke&ett  Ijait  empfinben  muffen;  aber  iß  in  ber  aleranbrinifcfcen  äSereini* 
gitng  be£  UnenWi<$en  unb  Snblidben  met;r  ©enfbow«? 


-    33?    — 

nacfybem  er  fitf;  über  ©  u 1 1;  cf; e ö  §ef)re  tum  verriebenen  «Seiten 
i)a  unterrichtet,  glatuanö  gartet  ergriffen,  unb  U)m  bieö  in 
einer  brieflichen  2lu3einanberfefcung  über  bie  $erfon  Ebnfti  au& 
gebrücft  •),  weld;e,  intern  fie  befonberö  bei  ber2öecbfe(be$iet)ung  ber 
einzelnen  SebenSäußerungen  Gtwifti  verweilt,  bem  ©öttlicfjen  unb 
genfer/lieben  in  ir)m  gerecht  ju  werben  fuct)t.  2)ie  Vorgänge  ju 
(Spt)efu6 ,  wo  man  ben  gorberungen  feiner  Slbgeorbneten  nict)t  bie 
minbefte  9iecfmung  getragen,  Ratten  u)n  entrüftet,  unb  »ofl  von  ber 
Ueberjeugung,  baß  e$  it)m  $ufomme,  bie  2ßafwt)eit  unb  ben  grieben 
berÄirc^e  gm  überwachen,  ftimmie  er  ganj  barin  mit  bem  Änifcr 
überein,  bajj  ein  neueö  öfumenifdjeö  (£oncil  bie  toifton  beö 
©efeb/er/enen  übernehmen  muffe.  Swax  erlangte  er  niebt,  bafj  eö 
in  Italien  »erfammelt  würbe,  fonbern  cö  warb,  um  bem  Äaifer 
näfyer  ju  fein,  na$  @r)alcebon  (451)  »erlegt,  aber  feine  216* 
gefanbten  übten  einen  bominirenben  Einfluß2).  2)ie  93erurtt)eü 
Inng  beö  JDioöfur,  bei  welcher  man  bie  bogmatifd)en  ©rünbe 
unberücfficbtigt  (äffen  formte,  war  ofyne  große  @ct)wierigfeit  burct> 
3itfe£en,  aber  bie  2lbfict;t  beö  Äaiferö,  burd)  ein  neueö  ©mnbol 
bie  Parteien  ju  einigen,  ftieß  bei  ber  unglaublichen  Erbitterung 
ber  Slegtyfcter  unb  Orientalen  auf  bjeftigen  SBiberftanb.  9<?acf/bem 
bie  Orientalen  bie  Einführung  einer  na$  ber  anbem  ©eite  nei* 
genben  gönnet  vereitelt  bjatten,  brangen  bie  Corner  bei  £ofe  unb 
bann  aueb  im  Eoncil  bamit  bureb,  baß  Seoö  ©rief  an  glainan 
bem  Scfenntniß  ju  ©runbe  gelegt  werbe.  Eö  war  in  jenem 
Schreiben  bie  Einheit  ber  in  if/ren  Eigentf/ümticf/feiten  bef)arren* 
ben  Naturen  in  Einer  ^erfon ,  ganj  cntfprecbenb  ber  gemüßigten 
fv/rifeben  gormel  iwm  3al)re  431,  auögefagt3)  unb  baran  fct;loß 


1)  Leon.  ep.  24.  Quesn.    28.  Ballerin.     Mansi  V.  p.  1359  sq. 

2)  ©leiteten  Mansi  VI.  p.  563  sq. 

3)  Cap.  3:  Salva  igitur  proprietate  utriusque  naturae  et  substantiae  et 
in  unam  coeunte  personam,  suseepta  est  a  majestate  humilitas,  a  virtute 
infirinitas,  ab  aeternitate  mortalitas,  et  ad  resolvendinn  conditionis  nostrae 
debitum,  natura  inviolabilis  naturae  est  unita  passibili;  ut,  quod  nostris 
remediis  congruebat,  unus  atque  idem  mediator  üei  et  hominum,  bonio 
Jesus  Christus,  et  mori  posset  ex  uno  et  mori  non  posset  ex  altero.  In 
integra  ergo  veri  hominis  perfeetaque  natura,  verus  natus  est  Deus,  totus 
in  suis,  totus  in  nostris. 

22 


—    338     — 

ftcr)  baS  neue  ©(aubenöfmnbol  voüig  an').  Unb  bennoefy,  wafy 
renb  man  (Styritl  a(6  rechtgläubig  anerfannte,  roottte  man  XI) eo* 
boret  nief/t  bafür  gelten  (äffen,  er  »erbamme  benn  auöbiücflict) 
ben  üftcftoriuS.  6*  fyatte  bie  Setben,  welche  3Mo3fur6  Sßerfol* 
gungen  i&m  auflegten,  mit  $rtft(ic§em  ^elbcnmutf)  ertragen,  ja 
rmUfornmen  gefyeifjen;  bie  Slnfeinbungen  ber  ©egner  Ratten  ihm 
manchen  23eroeiö  rüfyrenber  Siebe  eingetragen,  aber  er  fanb  feinen 
f)öcr;ften  Sofyn  in  ber  Siebe  $u  (Sfyrifto  felbcr.  2)ie  Hoffnung  auf 
ben  6ieg  ber  Sßafyrljeit  gab  er  nicfyt  auf,  unb  bie  (Stmobe  öon 
6fya(cebon  belebte  fie  f>öt>er.  21(3  er  eintrat  tonte  it>m  ber  23eU 
faü  ber  Orientalen  entgegen,  bie  agt)ptif$e  Partei  aber  fdjrte 
rcütfyenb,  rote  fte  befannte,  buret)  grömmigfeit  gebrungen2): 
„£inau3  mit  bem  3uben,  betn  ßfyriftuSläfterer!"  @r  fefmte 
ft$  na$  grieben  unb  ®emeinfcr)aft  mit  ber  Äirc^e  unb  fachte 
ftcr)  barum  fpäterfyin  buref;  SSerlefung  eineö  ©laubenSbefenntniffeS 
ju  rechtfertigen,  üor  ber  23erfamm(ung  unb  r>or  ftet)  felbft,  inbem 
er  bebingt  ben  -ttfeftoriu^  »erbammen  wollte.  9ftef)rmal6  fyob  er 
an,  aber  baö  roübe  ©etöfe  ber  33ifct)öfe,  bie  nur  baS  2lnatl)ema 


4)  Mansi  VII.  p.  116.  ©3  fyeifjt  barin:  —  ZxdtJciay.of.iii>  —  buoovatov 
T<p  7ic<i{)l  xcitu  rr\v  dtöiTjict,  xai  ofioovoiov  ibv  uvtov  ('/.  X.)  jfily 
xara  it]V  tit>&Qom6triict,  xnret  neonet  o/.toiov  ijfttv  yßoig  ('tpccoTtctg' 
nob  aicövwv  ftiv  ix  toü  nainbg  yivvtjdi'vTK  xcact  ibv  dtbirjia,  in 
io/ctKov  dt  icov  r]Utnwv  ibv  ttvibv  di  ^,acig  arte!  diu  tqv  ipttägär  aco- 
ii\oiav  ix  J\Iai)tag  irjg  nnoöivov  t-pß  Otoioxov  y.aia  irjv  uvdoionöir^cc, 
'iva  y.al  ibv  avibv  Xoioibv,  vibv,  xvqiov,  /uovoysvij,  ix  ovo  (pvottov 
(leg.  iv  dvo  (fiiasaiv)  uovy/viwg,  chpinitog,  adiuiQtuog,  ugwolanog 
yvioQifofitvov,  ovda/Liov  lijg  luv  ifvotiov  dtttqonag  KVijnTjf.tsvr]g  dut  ifjv 
sviootv,  oiü£ofitt>7ig  di  fiükkov  irjg  idtoirjiog  t/.aii(>ag  yvotwg  xul  tlg 
iv  nobgeonov  xcä  fiiuv  vnöaiuoiv  (ivvintyovorig.     £)ie  Schart  ix  dvo  (f., 

bie  ftd)  in  griednfdjen  £anbfcf)riftett  finbet,  hrirb  *on  23num  garte  n»Sru- 
fiuö  £ef>rb.  ©.  341  unb  »on  Säur  ©.  821  att  abft<$tlici;e  3tocibeutigfeit 
unb  als  6onceffton  an  bie  agwttföe  gartet  in  ©dju^  genommen.  816er 
fd)föerlict)  »ürbe  man  gernbe  bie  gormel  concebirt  t)aben,  »elc|e  man  als  bie 
bioefnri|*e  in  einer  früheren  ©iftung  (Mansi  VII.  p.  99)  öemorfen  l)atte. 
Die  &  21  iv  ovo  //.,  in  duabus  naturis,  i(t  bei  ben  Steinern  bie  nßge* 
meine,  unb  bie  Beugniffe  für  fte  t)«t>en  ftd;  in  neuerer  3eit  noej)  gemehrt. 
©.  ©tefeler  I.  II.  ©•  161.  349.  Daf>er  SDrtlcf)  biblioth.  symb.  vet. 
p.  106.  9?eanber  ©.988.  ©tefeler  a.  a.  £).  unb  5?iebner  ©.  369 
fte  nnevfennen. 

2)  dt    ivaißtiav  XQtifafxiv. 


-    339    — 

t)ören  wollten,  unterbrürfte  (eine  (Stimme.  (Sr  faf)  um  fiel);  ittfe 
ter  ben  met)r  al«  600  SBifc&öfen  nur  tobenbe  geinbe  ober  matte 
greunbe:  ba  fanl  ifym  ber  SMutij,  er  fpracf)  ba«  Slnatljema  unb 
ging,    ©o  fcfywer  war  e«  unter  folcfyer  Umgebung  rein  31t  bleiben. 

4.    3)ie  mono^t>i;(itifcf;en  Streitigkeiten.    3)er  3^rei  = 
ca:p  Helft  reit. 

£>te  SJctett  Mansi  VII.  p.  481  sq.  IX.  p.  700.  Breviculus  histor.  Euty- 
chian.  etc.  Liberati  breviarium.  Leontii  Byzant.  (6.  Sctbrb.)  de 
sectis  über,  actiones  X.  ed.  Leunclavius.  Bas.  1578  unb  Galland.  bibl. 
patr.  XII.  p  621  sq.  act.  V  — X.  Ejusd.  contr.  Eutycbian.  et  Nesto- 
rian.  libb.  III.  totem.  Galland.  XII.  p.  658;  grtedjtfcfe  Maji  specileg.  ro- 
man.  X,  II.  Anastasius  Sina'ita.  (2Mfc()0f  ij.  2lntioc|)tfl)  odriyos  adv. 
Akephalos  (a.  564).  Euagrius  II,  5  sq.  Theophan.  chronogr.  ed. 
Paris,  p.  92  sq.  —  2B«Id)  VI.  VII.  VIII.  33«ur  II.  ©tefelev  de 
Monopbysitar.  de  persona  Christi  opinion.  Gottg.  II.  1835.  1838. 

2)ie  Partei,  beren  <Sct)ibolet  bie  (Sine  9?atur  in  @r)rifto  war, 
bie  monopljtyfitifdje,  Fetjrtc  soll  3ngrimm  über  ifyre  lieber* 
läge  öon  bem  cbatcebonifcfyen  ßoncil  aurücf ,  beffen  23eftimmungen 
iijr  für9?eftoriani«mu«  galten.  Smmer  mer)r  würben  oorjügltcr)  Don 
ben  9J?önd)en  bie  9J?affen  be«  93olfe6  in  Bewegung  gefegt,  unb 
in^}aläftina  $uerft,  bann  in  21  eg  typten,  wo  ber  größte  £r)eil 
ber  £ird)e  monopln;fttifd)  war,  fam  e«  ju  blutigem  Slufruljr.  3a, 
alö  457  2eo  bem  9J?arcianu«  folgte,  unb  bie  9J?onopt)tyfiten 
ben  $egierung«we$fel  benujjen  wollten,  bracf)  auf«  neue  offener 
Äampf  jwifäen  ben  Parteien  au«,  in  welchem  ber  ^atriard)  ber 
d)alcebonifd)en  Partei,  *J3roteriu«,  erfragen  unb  ba«  ^aupt 
ber  ©egner,  ber  *}3re3btyter  £imoir)eu«  2Uturo«,  an  feine 
©teile  gefegt  warb.  Seo  (457  —  474),  obwohl  einer  ber  fräfti* 
geren  gürften,  benahm  fid)  anfang«  gemäßigt  in  bem  (Streite, 
unb  forberte,  um  fiel)  »on  ber  wirflidjen  ©ettung  be«  d;a(cebo* 
nifdjen  (Soncilö  31t  unterrichten,  ©machten  oon  ben  einzelnen  9Jte 
tropolitanaten  barüber  ein.  2)ie  meiften  fpracfyen  für  bie  2luf* 
red)tf)altung  ber  d)a(cebonifrf)en  33eftf;lüffe;  feine«  einficr/t«ooller, 
at«  ba«  ber  pam»l)tylifd)cn  23ifct;öfe,  welche  ben  allgemein  d)x\p 
liefen  SBertt)  biefer  bogmatifc^en  2)ifferen$  geringer  auffingen, 
unb  babei  unterfd;ieben,  m$  ber  ©treittfyeologie  unb  wa$  bem 

22* 


—    340    — 

d)riftlicr)en  Sebürfnijj  ber  ©emeinbe  angefyore1).  hierauf  entfc&lojj 
ftd)  Seo,  bei-  3uftimmung  bee  2lbenblanbeö  ofynefyin  germß,  für 
bie  d)atcebonifd)e  gartet  aufzutreten,  eritirte  (460)  ben  Sirno* 
tfyeuö  2liUtro$  unb  machte  Simot&euö  «Salopljaüoluö 
jum  Patriarchen  r>on  2l(eranbria.  3<^°  (474  —  491)  fanb  im 
©anjen  rufyige  ßufttobc  öot,  ba  felbft  baö  monopt)vfitifct)e  SBotf 
ben  friebliebenben  *4>atriard)en  efyrte,  aber  als  33afili3fu6  (47G) 
mit  ^)ü(fe  ber  Söconovljyjitcn  ben  ^a\o  üerbrängte,  mußte  auct) 
JEimotfjeuö  (Satopljafiöluö  feinem  monopfyvfitifcfyen  Vorgänger 
weichen.  SSaftliöfuö  erließ  ein  9iunbfcf;reiben  (eyx vxfaov)  *}f 
baö  erfte,  unmittelbar  »on  einem  Äaifer  gegebene  ©laubenSgefefc, 
welches  ba3  cr)alcebonifct)e  (Soncil  unb  ben  ©rief  8eo$  b.  @r.  »er* 
bammte,  bagegen  bie  ep()eftnif$en  Seftimmungen  einfd)ärfte.  CDie 
SSertvimtng  tjatte  frf;on  einen  r)or)en  ©rab  erreicht,  alö  fid)  3en» 
(477)  wieber  auf  ben  Scroti  fcfyrr-ang.  3n  bemfelben  3ar)re  ftar* 
ben  bie  Patriarchen  beiber  Parteien  in  Slleranbria,  unb  bie  SOco^ 
nopt)Vfiten  wählten  einen  geroanbten  unb  betriebfamen  2Wann, 
ben  2lrcfyibiafonu3  ^etruS  9Jconguö,  bie  Styopljvftten  ben  3o* 
VjanneS  Sataja.  6cr)on  wollte  ber  iiaifcr,  welcher  ber  cr)ak 
cebonifc^en  Partei  ben  2Bieberbeft$  beö  £r)rone6  »erbanfte,  ftclj 
be6  3or)anne6  fraftig  annehmen,  aber  ba  er  felbft  erfahren 
f)atte,  roie  bebeutenb  bie  monopl)tyfttif$e  fei,  fo  war  ifym  weit 
erwünfcfjter  bie  Sluöftcfjt  auf  eine  Bereinigung  beiber  Parteien, 
welche  ftc^  tr)m  barbot.  3)er  *pian  ging  tum  44$etru8  auö.  (Er 
gewann  bafür  juerft  ben  Patriarchen  »on  (Sonftantinopet,  2lca* 


1)  £>tc  ©djm&cn  gebammelt  tm  Codex  encyclins  Mansi  VII,  521  sq. 
cf.  777;  baS  pam^Itfoje  p.  573;  ©tefeter  ©.  354:  Nos  et  Nicaenam 
synodum  debito  honore  veneramur  et  Chalcedonenseni  quoque  suscipi- 
mus,  veluti  scutuni  eam  contra  haereticos  opponentes,  et  non  mathema 
fidei  existentem.  Non  enim  ad  populum  a  Papa  Leone  et  a  S.  Chalcedo- 
nensi  concilio  scripta  est,  ut  ex  hoc  debeant  scandalum  sustinere,  sed 
tantummodo  sacerdotibus,  ut  habeant,  quo  possint  repugnare  contrariis. 
—  Nihil  enim  differt,  sive  duarum  naturarum  unitas  inconfusa  dicatur, 
sive  ex  duabus  eodem  modo  referatur.  Sed  neque  si  una  dicatur  verbi 
natura,  inferatur  autem  incarnata,  aliud  quid  significat,  sed  ideni  hone- 
stiori  sermone  declarat. 

2)  Euagr.  3,  4.    ©iefeler  ©.  355. 


—    341    — 

eins,  unfd)wer,  beim  3ol)anneö  fyatte  if)it  empfinblic^  beleibigt, 
unb  biefer  überzeugte  ben  Äaifer  üon  ber  £refflid)feit  ber  (Stni* 
gungSformel.    ©o  erließ  benn  3eno  (482)  in  gorm  eineö  33e* 
fefylö  ba$  ^enotifon1),  weld)e3  (StyritlS  2lnatl)emati3men  an* 
erfannte,  bagegen  bie  ©mwbe  r-on  ßfyalcebon  mit  fefjr  ungünfti* 
gern  ©eitenblirf  betrachtete,   unb  bie  grage  nad)  ben  Naturen 
burd)  bte  Sßegtaffung  biefeS  23egrtffe3  ju  umgeben  fucfyte.    2)er 
natürliche  (Srfolg  biefer  gormel,  welche  burd;  il)ren  unfeinen  2Iu3* 
brud  jur  Söfung  beö  Problems  ntd;tö  beitrug,  unb  bie  2)v»opf)i)* 
fiten  burd)  3ugeftänbnif(e  an  bie  9)?onopl)V>ftten  tterteijte,   welche 
biefen  nic^t  genügten,  war,  baf  bie  ©paltungen  ficf;  »ermef)rten. 
2)enn  neben  benjenigen,  welche  au6  ©rünben  ber  $rieben3ltebe 
ober  ber  fteigfyeit  fic^  in  bie  raifertidje  Drtfjoborie  fügten,   ftan* 
ben  bie  ftrengen  5ftonopl)t;fiten,  welche,  ba  fte  ftd)  r>on  ben  fircfc 
liefen  -£>auptern    trennten,    bie  lAxicpaloi   genannt  würben, 
unb  ifynen  gegenüber,   auf  ber  anbern  (Seite,   bie  eifrigen  93er* 
tfjeibiger  beS   d)alcebonif<1)eu  (£oncilö,    mit   benen   bte  römifdje 
Ätrc^e,   welche   c6  nod)  befenberS  »erlebte,   bafj  baS  ^enotifon 
SeoS  33rief  mit  ©ti(lfd;weigen  überging,   im  23unbe  war.    2)er 
$aifer  SlnaftafiuS  (491  —  518)   ftetlte  fief,  bie  fc^were  2!uf* 
$aU,  unter  bem  (Sonflift  biefer  Parteien  eine  neutrale  ©tellung 
$u  behaupten;    er  wollte  ba6  ^enotifon  aufrecht  erhalten,   aber 
and)  bie  anbern  Parteien  gewahren  (äffen,  nur  »erlangte  er  um 
ber  politifd)en  9iitf)e  willen,   baß  fte  ftc^>  gegenfeitig  in  ^rieben 
liefen.    2öaö  er  baburd)  erreichte ,  war  nid)t  bie  9\ut)e  beö  ©taa= 
teö,  wof)l  aber  ber  <£)afj  ber  Parteien,  befonberö  ber  d)alceboni* 
fcfyen.    ©ie  unb  bie  ftrengen  9)?oncwt)t;fiten  ftanben  fiel)  bamalö 
um  fo  fc^roffer  gegenüber,  al3  biefe,  unter  ber  $üf)rung  fyertwr* 
ragenber  9J?änner,  i()re  23ebeutung  füllten.    (S8  war  3?en  ajaö 


1)  Euagr.  3,  14.  ©tefeler  ©.  356;  6/uoXoyoi~>(.iti>  —  %'ov  xvqiov 
t)fx<Jüt>  7.  X.,  %bv  Ofioovaiov  no  nctinl  xctra  tr)u  ü-töi^xa  xal  6/uoovOiov 
Tj/uif  iov  ctvTOV  xcaa  Tt\v  (xvOoti)Ti öl  tjtci ,  xcatlü övTit  xal  ouoxwihtvi « 
—  evu  ivyyävziv  y.cd  oii  öüo'  ii'og  yaQ  tivut  (fttfihv  rü  js  9(tv[A(acc 
XCtl  T«  TJttOri,  CtTTfQ  ixovoicüs  vnhiui't  actnxi '  roi>?  yuQ  Siaioovi'ica;  ;/ 
avyxtovxug  ?)  <jnvicta(ctv  tlöclyoi'ictg  ovös  oXwg  öf%6fit &&'  —  nävia  ö\ 
lov  tTtQÖv  ii  (f  oovrjaavTa ,  rj  (fnovoüvia ,  ij  vvv  >j  nbj.ioit,  r\  iv  XaÄ- 
x>]<)ovi,    tj   o'i'rc  di'j.joit  ouvöJw,  dyaOt/.ic(ii£o/Ltti'. 


-     342     - 

ober  ^3f)üovenu3  mt6  Saljal  in  ^erften,  ein  unermüblicber 
Dampfer  gegen  ben  3)i;o}>fwfttiömu3,  berühmter  nod),  als  burrf) 
feine  :polemifd)en  ©Triften,  burcfy  bie  33eranftaltung  einer  Ueber* 
fe&ung  beS  neuen  £eftamentö  inS  ©tyrifcfje1).  (§r  War  93ifcfcof 
»on  SÄabug  ober  £ierapoliö  (488  —  518)  geworben,  burcb,  ben 
^atriarcben  r>on  2lntiocr/ia,  betrug  ben  ©erber  (fullo,  yva- 
(pehg),  benfelben,  welcher  feine  gan^e  Äraft  baran  fe&te,  ben 
3ufat$  ju  bem  2)reimal()eilig:  „©ort  ift  gefreujigt",  in  bie  antio* 
ct)enifcr)e  Siturgie  einzuführen.  3)er  anbrc  güljrer  ber  Partei  war 
©etteruö2),  auö  *ßiftt)im  ftammenb,  erft  t)eibnifcr)er  Slbv-ocar, 
bann  (5t)rift  unb  Wlönd).  3US  er,  aus  ©tyrien  geflüchtet,  fict) 
in  Gtonftantinopet  auffielt,  unb  bort  bie  gönnet  beö  ^3etruö  in 
2lufnar)me  gif  bringen  fucbte,  geriete)  bie  23er>ölferung,  welche 
meift  firr  baö  cb,alcebonifd)e  (Sonett  war,  in  eine  gefährliche  Stuf- 
regung,  bie  fict)  aueb,  gegen  ben  Äaifer  Suft  machte,  weil  man 
tt)n  in  $erbacr)t  t)atte,  bie  monopt)i;jttifct)  flingenben  SBorte  ju 
begünftigen3).  Sfiit  8Rüt)C  be|cr)wicfnigte  SlnajiaftuS  ben  2luf* 
rut)r,  aber  Mißtrauen  unb  2Biberroille  gegen  ir)n  wuebö,  unb 
unterftütjte  bie  Empörung  beö  S3italianu3  (514),  welchem  ber 
bebrängte  Äaifer  verfpreeljen  mujjte,  fiel)  mit  bem  ct)alccbonifct)en 
(Sonett  unb  dlom  wieber  in  (Sinffang  ju  fefcen.  2>ie  gotberun* 
gen  beö  römifcr)en  23ifcr)ofS  waren  aber  fo  mafjloö,  bafj  SInafra* 
ftuS  fte  unerfüllt  ließ.  2>efto  heftiger  brängte  baS  SSolf  ber 
^auptftabt  feinen  9?acb>(ger  Suftinuö  I.  (518—527)  baju. 
@r,  ein  alter  ©olbat,  aller  SBilbung  fremb,  überließ  bergleicr)en 
2)inge  befonberS  feinem  SRinijler  Sufttnian,  einem  eifrigen 
greimbe  ber  cbalcebonifcben  ©ynobe,  su  beren  2lnerfennung  er 
gern  bie  ^omwfyyfton  herübergezogen  fyatte.  ©r  ftellte  alöbalD 
bie  ®emeinfct)aft  mit  ^ormiöbaö  von  Dvom  t)er,  freiließ  unter 
ber  Sebingung,  bafj  bie  £äupter  ber  gartet  beö  £enotifon  unb 
ber  monopt)9fitifct)en,  tebenbe  unb  v-erftorbene,  baö  2lnatt)ema  traf, 


1)  Assemanni  biblioth.  oriental.  II. 

2)  ©eine  ©c$viften  Cave  histor.  litter.  I,  500.  £)ie  neu  entbeeften  Frag- 
mente bei  Mai  classicor.  auetor.  T.  X,  408.  Spicil.  rom.  III,  722.  X,  169. 
Collect,  nov.  VII,  I.    ©.  OH  e fei  er  ©.  360. 

3)  lieber  Hefe  t&eoj>ßfc$üifc$en  ©treüigfeiten  f.  SErtlcf)  VII,  232  flg. 


—    343     - 

unb  bafj  biete  2Mfd)ofe  auö  iljren  Slemtern  bertrieben  würben, 
barunter  £enajaö,  ©eberuö,  ber  fic&  (513)  jum  '.ßatriarcfjen 
bon  Slntiodjia  gemacht  I)atte,  itnb  Julius,  33ifcbof  bon  «£>ali* 
camafj.  Siegtypten,  wo  bie  monopf)t;fttifci)e  gartet  bie  9ftad)t 
fyatte,  bilbete  ben  ©ammefpunft  für  bie  glücfytigen.  3)en  f)öd)* 
ften  @rab  erreichte  bie  93erfd)iebung  unb  ßcnüttung  ber  fir<^- 
liefen  93erf)ältniffe,  alö  Suftinian  Äaifec  warb  (527  —  565), 
welker  ber©ro£e  Ijeijjr,  weit  er  in  politifd)en Unternehmungen  glütf* 
lidji  war;  ein  SOfenfcfc,  ber  bie  fircfyticfyen  Ünnge  ju  berftefyen 
meinte,  wenn  er  fte  naef)  (einem  flcinlid)en,  engherzigen  Urtfteil 
ma§,  beffen  2)ünfel  unb  tt?rannifct)e  Neigung  irjn  trieb,  (eine 
£änbe,  mei(t  jur  Störung,  in  alten  Slngetegenfyeiten  ju  r)aben; 
Welcher,  bon  blinbem  Slrgwoljn  ober  blinber  SSorliebe  gefangen, 
gewöt)nlid)  baö  Sßerfyeug  anbrer  war,  wo  er  am  (etb(tänbig(ten 
ju  r)anbeln  glaubte.  Söäftrenb  er  überaß  bie  Sacbe  beö  cljalce* 
bonifd)en  Soncilö  in  (örbern  meinte,  arbeitete  (eine  @emat)lin 
£r)eobora,  bie  it)re  9?ot(e  bortrepd)  (pielte,  unter  (einen  2lu* 
gen  für  ben  sD?onopt)i;(iti6mu0,  bilbete  Vereine  $u  bem  3^ecf, 
unb  braute  baö  S5i6tt)um  bon  (£on(tantinopel  (535)  an  ben  9Äo* 
nopt)i;fiten  2Intt)irnuö.  21(3  aber  ber  SMfd)of  Slgapetuö  bon 
9iom  (536)  in  bie  Otefibenj  fam,  entlarvte  er  bie  wafyre  23efd?af* 
fenfjeit  beö  Slntljimuö  unb  berljalf  bem  SDZennaö,  einem  greunbe 
beö  cfyalcebonifcfyen  (Soncilö,  jum  ^atriar^iat.  2)odt)  aus  ber 
^Begleitung  beö  Slgapetuö  (etber  gewann  £l)eobora  ben  JDialonuö 
SSigiliuö,  inbem  (ie  iljm  ba3  römifc&c  23i6tf)um  berfpracfy,  bafj 
er  ftd?  verpflichtete ,  alöbann  in  ir)rem  Sinne  ju  wirfen.  2lga* 
petita  ftarb,  (ein  ü)?acfjfolger  ©itberiue<  würbe  berbannt,  unb 
SBigiliuS  an  (eine  ©teile  gefegt  (538).  3n  ßonftantinopel, 
burd;  ben  $of  angezogen,  gelten  fiel;  bamatö  bie  Siebte  iDomi* 
tianuö  unb  £t)eoboruö  Slffibaö  auf,  einer  Sftöncfyöpartei 
in  *J3aläftina  angefyörig,  bie  mit  bem  ßifer,  mit  welchem  man 
einen  wieber  entbeeften  ©cfyaft  l)ebt,  ftd;  bem  Stubium  be^Dri- 
geneö  fyingab ').    Sie  (dienen  baS  wärmfte  3nteref(e  für  baö 


1)  Ueber  biefe  öptfobe  beei  (Streitet   f.  Cyrillus  Scythopolitan.   vita  S 
Sabae,  c.  36  sq.  in  Cotelier  monum.  eccles.  graec.  III. 


-    344    — 

cfyalcebonifdje  (SoncU  ju  tjaben,  weöfyalb  Sufiinimi  ib)nen  einen 
(Einfluß  gemattete,  welchen  man  fürebtete  unb  beneibete.  Um  ftcfj 
beffelben  ju  enttebigen,  wirften  ber  Sßatriardj  ^etruS  »on  3e* 
rufafem,  ber  2lrd)ibiafonuö  getagt u6,  @efct/äft6trager  beö  rö* 
mifdjen  23tfdjof8,  beibe  ©egner  beö  Origencö,  nnb  SDtennaö 
auf  ben  Juüfcr,  iljm  »orftellenb,  welcr)  ein  arger  $&tstffh  ber 
»on  ben  Q3ätern  tängft  üerbammte  Drigeneö  fei.  3ujltnian 
ergriff  mit  gewohnter  Regier  biefe  ©elegenfyeit  $u  einem  geift* 
liefen  ^rojeffe,  befahl  (541)  bem  Patriarchen  ÜWennaS  eine 
©mtobe  ju  galten,  bie  ben  Drigeneö  richte1),  unb  «erlangte  bie 
allgemeine  3ufHmmung  ju  bem  23erbammung6urtl)eit.  3nbcjj  bie 
Slnftifter  beö  Äomplotteö  Ratten  fiel)  »errechnet:  2)  o  mit  tan  unb 
$r)eobor  gaben  ifyre  Unterfct;rift  jura  Slnatbema,  blieben  in 
@unft  unb  fcr)ü£ten  il)re  Partei.  Slber  eö  galt  nun,  ben  $aifer 
auf  eine  anbre  $af)rte  ju  bringen,  unb  baju  entwarfen  fte  einen 
$fan,  ber  mit  £fyeoboraö  2lbftd)ten  jufammentraf.  QStgiltuS  fyatte 
ftc^>  il)r  yerpflicfyten  muffen,  ju  gelegener  3^*  ben  £r)eoboruö 
v>on  Sftcwfueftia,  %ba$  unb  £l)eoboret  jutterbammen;  baburcr) 
war  ben  -äftonopljtyjtten  entgegengefommen,  bie  Autorität  beS  d)aU 
cebonifdj)en  ©oncilö  erfcJntttert,  unb  bem  Äaifer  iüelteicfyt  auf  lange 
3U  tl)un  gegeben.  (§r  war  eben  bamit  befcfjüftigt,  unter  feinem 
Hainen  ein  23ucf)  erfreuten  $u  laffen,  welches  bie  9)?onopt)i;ftten 
mit  jenem  Sonett  auSföfynen  follte:  |e£t  fagten  i()m  Sfyeobora 
unb  bie  Drigeniften,  er  werbe  leichter  sunt  3icle  fommen,  wenn 
er  bie  fi;rifcr/en  Sfjeotogen  öerbamme,  beren  Slnerfennung  burd? 
baö  d)a(ceDonifcr;e  Soncil  ben  äftonopljtyftten  ben  größten  Slnftofj 
gebe.  Suftinian  war  fogteiel)  bereit  ba$u,  unb  fyiemit  entsann 
ftcr)  ber  fogenannte  £)reicapitetftreit2).  (Sr  oerbammte  burcl; 
ein  (Sbict  (544)  bie  brei  2lrtifet,  beren  3nr)a(t  ftcfy  auf  £r)eo* 
boruö,  bie  ©Triften  beö  Sfyeoboret,  welche  gegen  @t;riU  ge* 
richtet  waren,  unb  ben  93rief  beö  %ba$  an  SStfariö  bejog.    2)ie 


1)  Ep.  ad  Mennam  Archiep.  adv.  impium  Origenem.    Mansi  IX,  487. 

2)  Facundus  Hermian.  pro  defensione  trium  capitulorum;  unb  Fulgen- 
tius  Ferrandus  pro  trib.  capitul.  kibe  Galland.  bibl.  XI.  SBfllct)  VIII,  iunt 
Stnfmtiv 


—    345    — 

Patriarchen  beS  Orientes  fügten  ftcr)  nacf;  einigem  SBiberftreben, 
unb  itjnen  folgten  bie  meiften  if)rer  23if$ofe  nacfj;    bagcgcn  im 
Slbenblanbe  weigerte  man  ftd&,   unb  bie  ith;rift$en,  balmatifcfcen 
«nb  befonberS  bie  norbafricanifcf)en  S3ifc^6fe,    in  welken  no# 
etwas  vom  (Seifte  SluguftinS  lebte,    unb  beren  Gt)aracter  unter 
ben  Verfolgungen  ber  23anbalen  geftäl)lt  war,    leifteten  tapferen 
2Btberftanb.    2)er  gelehrte  fartl)agifct;e  3)iafonuS,  gutgentiuS 
gerranbuS,   gab   auf  VigitiuS  Slufforberung  ein  ©uralten 
ab1),    in  welkem  er  freimütig  unb  befonnen,    im  Sinne  bei- 
heften  feiner  Sirene,    fiel?    gegen  baS  faiferlicrye  (Sbict  erflärte, 
weil  eS  bie  Autorität  einer  allgemeinen  Stmobe,   bie  33ittigfeit 
gegen  bie  Verdorbenen,   unb  bie  freie  gorfer/ung  ber  Sebenben 
beeinträchtige.    Um  bie  Option  8«  brechen,  gebaute  3uftinian 
ft#  beS  VigiliuS  §u  bemächtigen,   unb  citirte  it)n  nad)  (Sonftan* 
tinopel  (547).     VigiliuS   war    ein  t)ocfyfaf)reuber  (Schwächling, 
unb  ba  er  burcr;  bie  Süge  ins  2lmt  gekommen  war,    würbe  er 
immer  tiefer  in  fie  »erfindt.    (Srft  fagte  er  fid?  öon  ben  33ifct;ö< 
fen  loS,   welche  in  bie  SSerbammung  ber  brei  Kapitel  gewilligt 
Ratten,   aber  batb   eingeflüstert,   gab  er  eine  geheime  3«ftim^ 
mung,  bann  eine  öffentliche,  baS  Judicatum,  unb  bearbeitete  bie 
einzelnen  Sßifcfyöfe,   eS  $u  untertreiben.    211S  er  nun  »on  bem 
Slfricaner  gacunbuS  r>on  4permiane,  welker  buref;  wiffenfc&aft* 
Hcr)e  ^üc^tigfeit,  mefyr  no$  bur$  SBürbe  beS  (SfyarafterS,  burd) 
tiefe  Äenntnip  ber  @cbred)en  feines  3eitalterS  unb  erhabene  2luf* 
faffung  »on  ben  q]f<id)ten  beS  geiftlic^en  «Berufs  hervorragte2), 
als  VigiliuS  üon  biefem  unb  anbern  bebeutenben  Männern  bie 
entfcfyiebenfte  Stfißbilligung  erfuhr,  würbe  er  »erlegen,  unb  fnct)te 


1)  Pro  trib.  capitul.  ad  Pelagium  et  Anatolium  (546).  «Seine  £>rtUj>t* 
grünbe:  Ut  concilii  Chalcedonensis  vel  similium  nulla  retraetatio  placeat, 
sed  quae  semel  statuta  sunt,  intemerata  serventur.  Ut  pro  mortuis  fratri- 
bus  nulla  generentur  inter  vivos  scandala.  Ut  nullus  libro  suo  per  sub- 
scriptiones  plurimorum  dare  velit  auetoritatem,  quam  solis  canonicis  libris 
ecclesia  catbolica  detulit. •—  Güte  nnfcre  ©dirift:  Qualis  esse  debeat  du\ 
religiosus  in  actibus  militaribus.  Opp.  ed.  Giittlet.  Divione.  1649  Bibl. 
Patr.  Lugd.  IX.    ©    ©tefelet  ©.  370. 

2)  Pro  defensione  trium  capit.  lib.  XII.  (548);  conlr.  Mocianum  scho- 
lasticum.     Opp.  ed.  Sirmond.    Par.  1629.    Galland.  bibl.  XI,  665. 


—    346    — 

ben  itaifer  $ur  ^Berufung  eineö  allgemeinen ,  aud?  t>on  2lbenblän* 
bern  befugten  (Sonate  ju  bewegen,  fyinter  weldbeö  er  ftct?  ju  üer* 
ftecfen  fyoffte.  Suftinian  jeigte  fiel?  willig,  £)ielt  aber  jaf)  an  fei* 
nem  ^3tane  feft.  2)aö  Judicatum  gab  er  bem  33igiliuö  auf  (eine 
Sitte  jurütf,  ließ  ifyn  icbotf)  einen  (Sib  fc^wören,  für  feine  2lb* 
ftcfyt  ju  arbeiten  unb  bie  2ßiberfe£lict)en  ju  Serratien,  ©egen  fie 
würbe  bann  mit  all  ben  33erlotfungen  unb  @ewa(ttl)ätigfeiten  ju 
Söerfe  gegangen,  welche  bamatö  ju  Im  Dtegierungömitteln  ge= 
l)6rtenl).  2)a  bennocfy  ber  3wetf  l)icmit  nur  umwllfommen  er* 
reicht  würbe,  erlief*  ber  Äaifer  551  ein  neues  bogmatifdjeS  ©biet2), 
rechtfertigte  barin  baö  2lnatt)ema  über  bie  brei  Slrtifel,  unb  be* 
fafjl,  barauS  nichts  jum  9?ad)tt)ei(  beö  cfyalcebonifdjen  (Soncilö 
ju  fcpefüen.  (Somit  glaubte  er  ben  9ftonopf)t;ftten  unb  il)ren 
©egnern  genug  getrau  31t  tjaben,  unb  Verlangte  öon  ben  griecfyi* 
fcfyen  SMfdjöfen  unb  bem  römifcfyen  bie  Unterzeichnung.  9?ocf) 
einmal  nafym  23igiliu3  einen  Slntauf  jum  2Biberftanbe,  brofyte 
mit  ber  (Srcommunication,  unb  flüchtete  üor  ber  SButl)  beö  £aU 
ferö  in  eine  &ird)e.  2)iefer  unterfyanbctte  mit  iljm,  unb  yer* 
fprad)  il)tn  ©icfyerbeit,  war  aber  um  fi)  eifriger,  mit  3wjt^ 
f)ung  beö  SBigiüuö  baö  allgemeine  (Sonett  abgalten.  (So 
fam  553  in  ßonftantino^el  jufammen3),  unb  entfebieb  nad? 
faiferticfyer  $orfcf)rift  gegen  SfyeoboruS  unb  bie  erwähnten 
(Schriften  beö  3baö  unb  £[)eoberet 4)    iDocfy  ^tgiliuS  wol)nte 


1)  Victor  Tununensis:  Chronicon  ab  orbe  condito;  (ttorbanben  a.  444 
big  565)  in  Canisius  lectiones  antiquae  (ed.  Basnage)  I.  unb  Galland. 
T.  XII,  221. 

2)  'Ouokoyia  niOT&tot;  '[ovotiviÜpov,  im  Chronicon  Alexandrin.  p.344 
ed.  du  Fresne.    Mansi  IX,  537. 

3)  £)ie  bieten  Mansi  IX,  157  sq.  Norisii  diss.  de  synodo  V.  Patav. 
1673.  Opp.  ed.  Ballerin.  1729.  I,  437.  dagegen  Garnerii  diss.  de  syn- 
odo V.,  in  ed.  Liberati.  Par.  1675  unb  in  Theodoret.  opp.  V,  512.  ed. 
Schultze     ©.  ©iefeler  ©.  371. 

4)  Sßictoobl  (4)on  Gpriü  von  ©c9tfoo|>oIi$  vit.  Sab.  c.  90  unb  Euagr. 
4,  37  berieten,  ba§  bie  V.  ©sjnobe  aueb  Dri£eneg  »erbammt  i)abe,  ijl 
boeb  gewiß,  bcig  fie  ftcb  niebt  mit  ihm  befebäftigt  bat,  unb  bie  SJtacbricbt  auf 
bev  SBerwecbshtng  mit  ber  unter  9J?ennaö  544  gehaltenen,  beren  Sanoneö  biet 
eingetragen  würben,  berubt.  ©.  SB a leb  VIII,  286  flg.  9teanber  1306. 
Riefelet  372. 


-     347    — 

ifjm  nicf)t  bei,  unb  erftärte  ftd)  in  feinem  Constitutum  ad  Im- 
peratorem1)  gegen  feine  9)?af  nahmen,  wofür  ber  faifer  if)n  ju 
ereommunieiven  befahl.  (Sr  war  beö  ©treiteö  unb  ber  Trennung 
öon  feinem  53tött)um  iiberbrftfftg,  faf)  aud),  bafj  er  in  dtom  üor 
ber  @ewa(t  beö  Äaiferö  nidjt  mefj)r  fieser  fein  würoe.  <5o  wid) 
er  benn  wieberum,  unb  beftatigte  bie  <Smiobalbefcfylüffe.  3e£t 
burfte  er  t)eimfc£)ren ,  ftarb  aber,  et)e  er  9\om  erreichte  (555). 
9JJefjrere  SfyeUe  ber  abenbtänbtfcfyen  £ird)e  fagten  ftrf)  »on  bem 
entehrten  Stufte  $etri  lo3;  bie  SBifc&öfe  »on  21  q  it  i  i e ;  a  unb 
3ftrien  behauten  in  ber  Trennung  bis  gegen  ben  (Sc^fajj  bs3 
fiebenten  3abrt)unbert6. 

©egen  baö  (Snbe  feines  Sebcnö  tarn  ^uftinian  auf  ben  @e^ 
banfen,  ben  fogenannten  2lpr)tr)artobofettömuö  jur  firebti* 
d)en  9te$tgläubigfeit  ju  machen,  »ermutblicb  niebt  ofyne  3ut(jun 
"öon  9J?onopf)t;fiten  in  feiner  Umgebung,  welche  biefer  Set)ve  an- 
fingen. <Srf)on  war  (Suttpcfyiuß,  ^atriareb  üon  ßonftantinopei, 
beöt)at£>  entfefct2)  unb  weitere  Verfolgungen  eingeleitet,  aß  3u* 
ftinian  ftarb  unb  biefe  Störung  befeitigt  warb3).  2)ie  SSeftinv 
mungen  beö  dpalcebontfcfjen  (SoncUö,  welche  in  ber  Abwägung 
unb  Kombination  ber  Segriffe  weit  mefjr  genügen,  um  @ren^ 
linien  gegen  bie  (Srtreme  ju  jieljen,  alö  baß  fte  Sluöbrucf  einer 
organifcfyen  2infd)auung  beö  göttlich  menfe^tic^cn  SebenS  Sfyrifti 
wären,  blieben  ber  Söfung  beö  Problems  ju  fern,  um  mit  inne> 
rer  9?otfywenbigfeit  bie  große  monopt)t;fttif$e  Partei  ju  ftd)  fjer* 
über  su  ^ieljenj  unb  bie  Seftrebungen  Suftinianö,  welche  anbogt 
matifeben  3been  nichts  (nnsufügten,  bagegen  ben  unwürbigften 
Sntereffen  bienten,  bewirken,  ftatt  ber  Union,  nur  eine  noeb  be* 
ftimmtere  Stbfcfjeibung  beiber  Steile.  3)ie  £errfd)aft  ber  Araber 
über  bie  ©egenben  ber  9J?onopf)tyftten  riß  jie  nod)  meljr  auö  bem 
3ufamment)ang  mit  ben  |>ain)tt[)ei(en  ber  Äirdje. 

£>ie  9ttono)>f)t;fiten4)   Ratten    ifyren   £aiwtftf}   in   Siegte 

1)  Mansi  IX,  61  sq. 

2)  Eustathius  vita  Eutychii  Act.  S.  Apr.  I.  Appd.  59. 

3)  Euagr.  4,  38-40.    2Bn(ct)  VIII,  578  flg. 

4)  Michael  Le  Quien   Oriens   christianus   in   4  putriarchalus  digestu». 
Far.  1740.  3  T.  fol. 


—    348    - 

pten1),  roo  fte  feit  536  ftd)  bauemb  eigne  ^atriarrf;en  nnifyften, 
unb  Aorten  genannt  roorben  finb.  £>ie  ätljiopif<$e  .ftirdje 
blieb  aud)  in  biefer  «£jinft$t  tfon  bei*  ägi)ptifd?en  abhängig2). 
2>ie  armenifdje  Kirche3)  na()m  auö  politifcfjen  $ucfftd;ten  3^ 
no$  ^enottfon  an,  noa6  bcm  9}Jonopf)i;fttiömu3  ten  3Q3C9  jur 
^errfcfcaft  bahnte.  @f)o3roe6  öon  Werften,  welcher  Armenien 
eroberte,  begünftigte  bie  Trennung  r<on  ber  griecf)ifcr;en  (Staate 
fircfye,  nnb  auf  ber  ©miobe  *>on  Sljiöen  (2or>in)4)  erflärte  man 
ftd)  für  ben  ^onop[)i)fttiömu6.  25ie  Slnfyanger  biefer  ^icfytung, 
in  Syrien  unb  SWefopotamien  bitrcb  .Juftinian  unterbrücft 
unb  ber  @eiftli$en  beraubt,  würben  burd)  bie  unermüblicf-e  £t)a* 
tigfeit  beö  3acob  al  Sarabai  (SanjatuS),  23if$of  545— 578, 
organiftrt  unb  gehoben,  bafyer  fte  i?on  it)m  ben  9?amen  SacobU 
ten  erhalten  fyaben,  welcher  aud)  roof-(  ber  ganjen  ©emeinfcfyaft 
beigelegt  wirb  5).  3n  ben  langen  (Streitigfeiten  mit  ben  anbern 
Parteien  bübete  ftcf)  unter  ben  Sflonopijtyfaen  bie  ^otemif  unb 
3)ialeftif  aus,  unb  inbem  man  burd)  eine  SBal)(yerwanbtfc^aft 
jum  6tubium  beö  2lrifioteie8  geführt  warb,  entftanb  burd) 
bie  53erfd)mel$ung  feiner  unb  ber  fircbüc^en  Segriffe  eine  gorm 
ber  Geologie,  roetcfye  mit  ber  fpäteren  ©d)olaftif  grojk  2lel)nlid)# 
feit  t)at.  ^ofyanneö  Slöfuönageö,  unb  mit  met)r  2tuffct)cn 
3o()anneö  SßljUoponuS,  fud-tcn  bie  Srinitatökfyre  nad?  ari* 
ftotetifct;en  Kategorien  31t  conftruiren,  unb  sogen  ftd?  baburcf;  ben 


1)  Taki- eddin i  Makrizi  (jh  1441)  histor.  Coptorum  Christiänor. 
in  Aegypto.  arab.  et  lat.  ed.  Wetz  er.  1828.  Euseb.  Renaudot.  hist. 
patriarchar.  Alexandrinor.  Jacobitar.    Par.  1713. 

2)  Job.  Ludolf  histor.  Aethiopica.  Francf.  a.  31.  1681.  Appendix 
1693.  M.  V.  la  Croze  histoire  du  Christianisme  d'Ethiopie  et  d'Arme- 
nie.  1739.  8. 

3)  m.  £fdj  am  tfdje  an  (ft.  1823)  ®ef<$.  s>cn  Strmetuen.  2?eneb.  1784. 
3.  33.  4.  Memoires  sur  l'Armenie  p.  St.  Martin.  T.  II.  Par.  1828.  29. 
Hist.  d'Armenie  par  le  patriarche  Jean  VI.  (fh  925),  trad.  de  l'armen.  en 
franc.  pr.  St.  Martin.  1841.  £.  g.  fteumatttt  ©efc§.  ber  armen.  Sitte- 
ratur.  1836.    @.  ©iefeler  @.  375. 

4)  Daö  3af)r  berfelfcen  ift  und;  geteöljnltdier  Slnnafjme  536;  \.  31  e  an  ber 
©.  1043;  nad)  ©iefeler  ®.  376,  tteldjev  Mai  Spicil.  Rom.  X,  II.  p.  450. 
not.  3.  folgt,  595. 

5)  Assemanni  bibl.  Orient.  II     Le  Quien.  II. 


—    349    - 

aSorttJiirf  bcö  £ritl)ci3muö  ju.  ^(jilovonuö  beftritt  mit  ben- 
fetben  aud)  bie  33el)attptung,  baß  bie  (Sine  .£ji;poftajt$  (SCjrtfti  in 
3Wei  9?aturcn  t>eftct)e,  inbem  cv  geigte,  baß,  ba  ber  33egriff  ber 
cpvoig  f)ter  nid)t  in  ber  allgemeinen  (siöog  hvTiöoTaxov,  (pv- 
oig  y.oivrj),  fonbern  in  ber  inbwibuetlen  5Be$iel)ung  (Idinovaua- 
rog  vnaQi-ig,  azofiov)  verftanben  werben  muffe,  er  ibentifd)  fei 
mit  vnooTcioig,  unb  mithin  jwei  Naturen  aud;  jwei  ^voftafen 
barftelten  würben1).  2let)ntid)  ber  fpäteren  Sd;olaftif  ift  biefe 
aud)  barin,  baß  in  il)rcn  Slnfangen  ber  ebenfalls  alö  2ritl)eit 
bezeichnete  ©teüljanuö  ©obaruö2)  eö  wagte3),  burch  ein 
SSerf  ben  3>viefpa(t  ber  bogmatifcfyen  Srabition  nad^uweifen. 
2)ie  monovt)t;fitifdje  Partei  war  barin  reicher  aI6  bie  neftoria- 
nifd)e,  baß  in  il)r  aud;  bie  9)ttyftir"  einen  23oben  fanb,  unb  jwar 
um  fo  entfd)iebencr,  je  fd;ärfer  anbrerfeitö  ber  biateftifcfye  ©eift 
fein  ©epräge  auöbrütfte.  3n  einem  ÄTofter  ju  Qsbeffa  lebte  (ge* 
gen  500)  einer  if)rer  bebeutenbften  Vertreter,  53 ar  ©ubaiti, 
einft  ein  greunb  beS  Btenajaö,  bann  von  iljm  befamvft4),  wel* 
d)er,  metteid;t  nid;t  ol)ne  üant[)etftifd;e  9iüaucirung,  ein  2lue3ge()en 
aller  vernünftigen  SSefen  von  ©Ott  lehrte,  unb  eine  9}ütf'fet)r 
berfelben  in  ©Ott,  bttrd)  bie  (5r(öfung  vermittelt  unb  nad?  einem 
taufenbjafyiigcn  Dieid^e,  auf  welcfyeö -bie  allgemeine  SBieberbrin- 
gung  folge.  3U  *>en  Duetten  feiner  Sefjre  rechnete  er  l)öl)ere  £>f* 
fenbarungen,  bie  i&m  ben  mtyftifd;en  ©inn  ber  ©d)rift  verftänb* 
liefy  machten. 

2ln  bem  2)ogma,  weld;eö  bie  9)?onovl)i;ftten  von  ber  fjerr* 
fd)enben  £ird;e  fd?ieb,  fvalteten  fie  felbft  fid;  wieber  in  Parteien, 
wobei  eö  aud;  ifynen  begegnete,  immer  meljr  fold;e  begriffliche 
©pißftnbigfeiten  $u  Unterfd)eibungtf3cid)en  31t  machen,  wcld;e  für 
ba3  Menbige  beö  ©laubenö  faft  feinen  2ßert()  mel)r  l)atten.  3t e- 
najaö  unb  SulianuS  von  ,£alicarnaß  führten  bie  ßonfequens 


1)  Swgmente  au$  f.  Jmm/i»}?,    ©cfyicböridjter,   bei  Johann.  Damascen. 
de  haeres.  83. 

2)  Phot.  cod.  232.    Söaldj  VIII,  877. 

3)  2Dte  im  12.  3al;v$.  3MIavb. 

4)  Xenaj.  ad  Abraham,   et  Orcstem   Prcsbb.  Asseman.  II,  33.     Abul- 
pharadsch  ibid.  p.  291. 


—    350    — 

ber  5lnnal)mc  (Sinei-  Dom  göttlichen  SogoS  getragenen  9?atur  (Sfyrifti 
balu'n  bttrcr),  baß  fte  itm  leiblich  bebürfnißfoS  backten,  unb  nur 
burd)  bie  freie  Uebernafjme  ber  hänget  un£  gleichartig 
(2lpr)tf)artobofeten);  unb  ©tepfyanuö  Sfiobeö  (550 
biö  600),  bajj  aud)  bie  abftracte  ©Reibung  beiber  (Sigentfyüm* 
licfyfeiten  in  ber  ©inen  9?atur  (Sfjriftt  nidjt  mef)r  anjnerfennen 
(et1).  (Sr  gelangte  gu  biefer  23efjauptung  im  ©egenfaft  gegen  ©e* 
Deru3,  welcher,  inbem  er  in  ber  (Sinen  ütfatur  bie  unDeränberte 
(§igentl)ümticr)feit  ber  ($igenfd)aften  behauptete,  ftd?  fcmm  mefyr, 
alö  im  Sßortlaut,  Don  ben  cr/alcebonifd)en  Segriffen  unterfcf/teb, 
imb  bemgemäf?  aucfe  bie  @(eidjl)eit  ber  menfc^lic^en  9?atur  @()rifti 
mit  unfrer  gegen  3£cnajd8  auöfprad)  (*}3t)tf)artobofeten, 
*pt)tf)artofatrai).  2)af)er  bcnn  Don  biefer  (Seite  bie  bem  an* 
tiod)enifd)en  £t;puö  gan$  entfpre^enbe  Seljauptung  beö  aleran- 
brinifd)en  2)iafonuö  5i;t) emiftiuö '2)  fam,  bafj  (Sf)riftuö  nact; 
feiner  9J?enfcr/l)eit  manches  nicfyt  gewußt  t)abe  (2Ignoetiömu6). 

C.    3)ie  origeniftifdjen  ©treitigfeiten. 
SBnld)  Äe^evt)tftovtc  VII,  427  flg.    «Rcanbet  IL  II,  1264  flg. 

JDiefe  ©treitigfeiten  tjaben,  fotveit  fte  ftd)  nicf)t  gan$  in  ba$ 
©ebiet  perfönlicf;er  Sntereffen  verlieren,  bie  allgemeine  23ebeu* 
tung,  bafj  in  ir)nen  ber  @egenfa§  freier  nnffenfc&aftlidjer  SBeftre- 
bung  unb  ber  SSefdjranftfyeit  trabitionelt  fird;li$er  SBiffenfct/aft 
ober  mönd;ifd)er  «Roheit  wirf  fam  ift.  3)enn  DrigeneS,  ber 
grofe  $epräfentant  freier  gorfdntng,  jog  immer  Don  neuem  »er* 
roanbte  ©eifter  feinen  ©puren  nacfy,  unb  erfüllte  fte  mit  33ewun* 
berung,  roäfyrenb  anbre,  befonberö  feitbem  aud)  bie  Slriancr  ftct) 
auf  il)n  beriefen,  it)n  als  ben  Derberblicfyften  ©erfalfcber  ber  über* 
lieferten  9ted)tglaubigfeit  anfallt.  3n  ben  fpdteren  ^ükn  beS 
Dtertcn  3af)rf)unbert3  l)atte  ftd)  in  23etf)le fyem  ein  herein  Don 
Scannern  jufammengefunben,  welche  bie  Siebe  jum  afcetifct)en 
Seben  unb  jur  26iffenfd?aft  Derbanb,  unb  unter  benen  baö  ©tu* 


1)  aBalcft  VIII,  778  flg. 

2)  Maji  Collect.  VII,  I,  73. 


-    351     — 

Dium  beö  Origcncd  blühte.  3Me  namhafteren  waren  bei:  33ifct)of 
3ol)anne3  »on  Serufalcm,  Stufinuä  unb  ,£>ierotn;muö, 
welcher  bei  einer  früheren  Slnwefenljeit  im  Orient  and)  ©regor 
twn  Sfajianj  in  Sonjianttnopel  (380)  aufgefitzt  t)atte,  unb  btfti 
ifjm  auf  bie  23ebeutung  beß  Drigeneö  aufmerffam  gemacht  war; 
unb  ber  nun,  nac^bem  er  abermals  9?om,  bie  neue  23afo;(on,  »erfäfi 
fen  (384),  fiel)  in  33etf)tet)em  niebergelaffen  t)attc.  (Schott  manche 
fct)one  grüßte  fjatte  ber  23unb  getragen,  als  (394)  ber  alte  23i= 
fcfyof  ©pi^t)aniu^  r>on  (Salamis  (ober  (Sonftantin)  in  Syrern 
fyerüberfam  unb  itm  ftörte.  (Spipfjaniuö  war  im  2)orfe  33efan* 
buf  bei  (SleutfyeropoliS  in  ^atäftina  geboren,  unb  unter  ägv/pti* 
fd)en  SRönd&en  fel)r  befdjränfter  2lrt  gebilbet.  (Sr  fjatte  vieles 
getefen  unb  gefammelt,  auef)  4päretifdj>eö,  aber  nict)t  fowol)(,  um 
eö  ju  r>erfte[)en,  afö  um  e6  $u  wiberlegcn.  geft  gewurzelt  in 
ber  Ueberjeugung  »on  ber  jweifetlofen  9?idE;tigfeit  beffen,  waö  er  für 
fircfyU$e£>rtt)oborie  l)ielt,  unb  weit  über  feinen  SBertf)  ljmau8ger)oben 
buref)  bie  ^utbigungen,  welche  feine  3^itgenoffen  feiner  @e(el)iv 
famfeit  unb  feinem  (Eifer  barbracfyten,  war  er  ftetö  bereit,  wo 
nur  immer  eine  3rrlet)re  auftauchte,  fief)  a(6  2Bäd)ter  ber  SBafjr* 
rjeit  entgegenjuwerfen.  üftit  Unwillen  r>erna()m  er  baö  ©entert, 
bafj  Drigeneö,  ben  er  längft  alö  Sßater  beö  Slrianiömuö  u>er* 
bammt  fjatte,  in  *paläftina  in  großer  Q3erefjrung  ftel)e.  @r  reifte 
bat)in,  unb  prebigte  unb  tjanbelte  in  Serufalem-  unb  55etf)# 
ledern  in  feiner  polternben  unb  rücfftd)tglofen  3lrt  gegen  £>ri= 
gencö  unb  bie  Origeniften.  ©ine  3*"lan9  bulbete  Set) an* 
neö  ifjn  mit  ©elaffenljeit,  ba  er  aber  nicfyt  nur  bie  Wlöntyt  ge* 
gen  ben  23ifcbof  aufljeftte,  fonbem  au<fy  unbefugter  SBetfe  für 
fie  einen  Presbyter  orbinirte,  ber  iljncn  ben  33ifcr)of  entbehrlich 
machte,  fam  eS  jnüfd)en  il)m  unb  3ot)anne6  jum  iwllftänbigen 
23rud).  ^ttfinuö  blieb  auf  3o^anne6  «Seite,  §ieront;muö  ba* 
gegen  ergriff  Partei  gegen  feine  bisherigen  greunbe,  unb  befto 
gereister,  weil  er  ben  23erbact;t,  an  ber  3rrler)re  £t)etl  31t  net)* 
men,  befeitigen  wollte').  SSeibe  ^arteten  forberten  bie  Sifc^ofe 
uon  $om  unb  Slleranbria  jur  Xt)etlnaE)me  auf,  unb  biefem,  bem 


1)  Hicrou.  ad  Pammachium  adv.  Joann.  Hieros.  cp.  38.  ed.  Martianay. 


—    352    - 

£l)eopf)i(u3,  gelang  eö  nad;  manchem  23emül)en,  ben  ^rieben 
Ijersuftetlen ;  «£>ierom;muö  unb  Diuftnuö  t>erföl)nten  fid;  am  2Utar 
(396).  Äurj  barauf  (397)  begab  ftd?  Diufinuö  na#  «Rom  unb 
in  (eine  <£>eimatt)  jurürf,  unb  beging  ben  gefyler ,' baö  33ud)  be3 
OrigeneS  tzeqI  aQ%cuv,  baö  ungeeignetste  »on  allen,  in  einer 
Ueberfetjung  begannt  31t  machen,  unb  ben  grbjjern,  ficfy  in  ber  SSor* 
rebe  auf  ben  23etfall  beö  £ierom;mu8  ju  berufen.  Äaum  Chatte 
biefer  burd)  feine  greunbe  in  $om  eö  vernommen,  fo  begann  er 
ben  fd;riftlid;en  (Streit  mit  Daiftnuö  von  neuem,  in  ber  giftigen 
2Öeife  unb  umvürbigen  gorm,  mit  welcher  er  Singriffe  ju  errcie* 
bern  pflegte,  unb  ber  anbre  gab  il)m  barin  nidjtö  nad)1).  2)er 
23ifd;of  ©triciuS  »on  9iom,  bem  ^ieronmmiö  überhaupt  nid;t 
fel)r  gewogen,  ual)in  Dhtfinuö  in  ©ctyitfc,  fein  9cad;fotger 
Slnaftafiuö  (399)  aber,  ber  melleicbt  bei  biefer  ©elegenfyeit 
jum  erften  Stfat  pon  Drigeneö  l)örte2),  warb  bur$  fektoty*. 
muö  runnefyme  23efanntfd)aft  für  i()n,  unb  gegen  Ortgeneö 
unb  Dtufinuö  eingenommen.  (Sr  forberte  i[)n  vor  fein  Sribu* 
nat,  Oiufinuö  fanbte  ein  ©laubenöbefenntniß  unb  Sinologie  ein, 
ol)ne  baburd)  ben  römifdjen  23ifci)of  von  feinem  $lrgmol)n  ju 
befreien. 

3e  weniger  felbftänbig  Slnaftafiuö  über  ben  ©egenftanb 
ju  urtl)ei(cn  vermochte,  um  fo  me()r  mußte  er  beftimmt  werben 
burd?  bie  ©eftalt,  welche  bie  grage  nad)  ber  9ie$tgläubigreit 
bc3  Drigencö  gleidjjeitig  in  Slegypten  angenommen  t)atte 3).  ^ier 
fanben  fic^>  unter  ben  9J?önd)cn  bie  ertremften  gönnen  ber  gröm* 
miglett:  in  ber  ffetifc^en  Söüfte  bie,  welche  auf  ©ott  bie  grob* 
ften,   ftnnüc^en  Sorftetlungen  übertrugen,   unb  in  ben  nttrifc^en 


1)  Hicron.  ad  Pammach.  et  Oceanum  de  errorib.  Origen.  ep.  41.  Mar- 
tian.  Rulini  apologia  sive  invectivar.  c.  Hieron.  lib.  II.  Ilieronymi  apo- 
logia  adv.  Rufin.  lib.  II.     Hieron.  responsio. 

2)  Anastas.  ep.  ad  Joann.  Hieros.  a.  401.  Mar.  Mercat.  ed.  Garnier. 
StnBrtttg  p.  114:  Origenes  autem,  cujus  in  nostram  linguam  composita 
derivavit,  antea  et  qualis  fuerit  et  in  quae  processerit  verba,  nostrum 
propositum  nescit. 

3)  Palladii  vit.  Chrysost.  in  ed.  Monlfauc.  T.  XIII.  Socr.  VI,  3  —  18. 
Sozom.  VIII,  7—20.    «Reanber  bev  b.Gtwfofr.  II,  121  flg. 


-    353    — 

23ergen  litterarifcb,  nicfyt  ungebilbete  greunbe  beö  ibealiftifcfyen  Ori- 
geneö.  £r)eopt)i(u6  »on  Slleranbria  gehörte  nad)  feiner  23il* 
bung  ben  festere»  näfjer  an,  mit  melden  er  auct)  in  perföntic^ 
befreunbeten  SBejielningen  ftanb,  fo  bajj  er  einige  angefefyene  un* 
ter  ifynen,  befannt  unter  bem  tarnen  ber  langen  Vorüber,  als 
©üteröerroalter  ber  Äirc^e  in  feine  fSienfte  30g.  2)ie  2lnt&,ropo* 
morpfyiömen  ber  anbern  roiberlegte  er  in  bem  gebräuchlichen  Dfter- 
Programm  beS  3ab)re3  399.  3)icö  t>atte  auf  bie  robjen  ©emü* 
tf)er  bie  SÖirfung,  ba£  fte  iljn  für  einen  Reiften  gelten,  in 
roilber  Aufregung  nacT;  feinem  2Öot)nftf}  ftürmten,  unb  unter  ^0* 
be6brof)ungen  ein  2lnatl)ema  über  Drigeneö  erpreßten.  2Baö  ba= 
malö  ein  9?acbgeben  gegen  bie  äußere  ©eroalt  war,  babei  be* 
fjarrte  biefer  ränfe»olte  ßfyarafter  fpäter,  a(6  eö  galt,  geheime 
SSergcfjen  burd)  öffentliche  ©eroaltfamfeit  ju  »erberfen.  ^ene  nu 
triften  9)Zönct)e  ertrugen  e6  nidjt  länger,  3euSe»  (einer  ^>abfuct)t 
unb  93erfd)ivenbung  51t  fein1)  unb  ergriffen  einen  33 orroanb,  um 
in  bie  geliebte  ßetle  jurütfjufefyren.  2Benn  5i;t)eopt)ilu6  ben  eigent* 
liefen  SSeroeggrunb  niefct  gleich  merfte,  fo  mußte  er  iljm  näljer 
fommen,  alö  ber  ctjrroürbige  $re6bi;ter  3ftboru3,  ein  acb^ig* 
jähriger  ©reis,  ansertraute  ©etber  »crfyeimlidjte,  um  fte  r>or  ber 
Sergeubung  be&23ifd)of3  31t  fiebern,  unb  nun,  burcr)  beffen  dtaty* 
fuebt  »erfolgt,  bei  ben  frommen  23eir>ol)nera  ber  nürifeben  3Bilb>- 
nijj  eine  3itfiuc^t  fucf;te.  ©ein  «£afj,  bureb,  baS  35ewuptfein  ber 
(5d;ulb  »erbittert,  roanbte  ftcb,  |e§t  gegen  bie  fyarmlofen  äftönd?e. 
(Sr  Perbanb  ftd)  mit  ben  2lntf)ropomorpl)iten,  mit  (§ptpf;antuö 
unb  £ieronpmuö;  »erbammte  Origeneö  gu  2lleranbria 
(auf  einer  ovvodog  hd^iovoa),  unb  a{$  bie  Sftöndje  fic&,  roei* 
gerten,  bitö  Urteil  an3iinet)men,  überhäufte  er  fte  mit  23cfd;ul* 
bigungen,  serfprengte  iljrc  @emeinfd;aft  burd)  Gruppen,  unb 
fiteste  ben  glüd)tenben  allenthalben  ein  Unterlommen  unmögtieb 
ju  machen.  (Sin  £l)eil  Pon  ifynen  rettete  fidt)  nacb,  (Sonftantinopel, 
um  bort  baS  letjte  Mittel  311m  Diente  31t  »erfucfyen. 

^»ier  war  um  biefe  3tit  3of)anneö,    roef  d;en  bie  benum* 


1)  Isidor.  Peius.  I.  ep.  152:  6  xovao/uco'>)s,  6  h&oläiQig;  ttrtd)  tyüUa* 
fcüt3  roav  er  berüchtigt  al$  dftqakXäi. 

23 


—    354    - 

bernbc  9?a(i)welt  (Jfyrtyfoftomuö  genannt  f)at,  23ifd)of  ber  @e- 
meinbe.  (§r  ftammte  au3  einer  angefefoenen  gamilie  in  2lntio* 
cbta,  unb  »erbanfte,  ba  er  ben  U>ater  balb  nad)  (einer  ©eburt 
»erlor,  bie  (Sv5iet)ung  (einer  ÜRutter,  ber  frommen,  eblen  %n* 
tt)u(a,  welche  ftcfy  gan$  ber  Aufgabe  wibmete,  il)m  bie  6c^ä^e 
mannigfacher  ©Übung,  »orjüglic^  beö  (Soangetiumö,  jitjufüljren. 
(So  fc^eint  etwas  »on  bem  ©inn  ber  Butter  auf  ifjn  »ererbt  ju 
(ein:  baö  warme,  leid)t  bewegliche  @efüt)l,  eine  große  Äraft  ber 
Siebe  unb  bie  (Snergie  beö  ftttlicfyen  (Sntfd?luffe3.  2)ie(er  3of)an* 
nee  ijt  eineö  oon  ben  ©emütfjem,  in  welchen  9?atur  unb  ©nabc 
unmerflid?  in  einanber  fließen,  welche  in  rul)igem,  (tetigem  gort* 
fc&ritt,  $war  fampffog  niebt,  aber  ol)ne  ben  f#merjlif$en  33ruc$, 
ber  baö  geben  jerfyaltet,  it)re  Aufgabe  lofen,  (o  baß  fie  SRufier, 
weniger  ber  neu  fdjaffenben,  alö  ber  fyarmonifcb  »oltenbenben 
Äraft  beö  (Stoangeliumö  ftnb.  2)ie  boppette  (Sinwirfung  beö  %U 
tertljum«  unb  ßfyriftentfyumö  bilbete  ben  jugenblitfcen  @ei(t  in 
wohltätigem  2ßect;(el.  2)a8  reine  SRajj  ber  antuen  gorm  lenfte, 
ungeachtet  ber  33erfün(tetung ,  welche  Öibaniuö  an  iljm  berfdjul* 
bete,  (einen  @ei(t  auf  bie  SBafyn  ber  (Sinfacfyfjeit  unb  2Bat)rl)eit, 
unb  baö  götttiebe  23ilb  be£  (Srloferö,  baS  iljm  (eine  Butter  ein* 
prägte,  wiberftanb  bem  ßauber  ber  jjeibnifc&en  ©djönfjeit  unb  bem 
©pott  bcö  fyeibnifdjen  ©opt)iften.  Sa  er  alö  Jüngling  einen 
23eruf  ju  wählen  t)atte,  griff  er  $um  Slboocatenftanbe;  borf;  bie 
(tttlicfje  SBerberbnijj  in  biefein  ganzen  ©ewerbc  (ebreefte  iljn  ab, 
unb  je  rnelw  ein  tterwanbtcr  ©eift,  ber  milbe,  efyrwürbige  23i(cbof 
SReletiuS,  auf  itm  (Sinflujj  gewann,  befto  fefter  würbe  in  if)tn 
ber  SBorfafc,  ber  SSJeft  abjufagcn  unb  ftcfc  allein  ben  göttlichen 
2)ingen  31t  weisen,  ©ern  t)ätte  er  jtdj  (ogteieb  ben  Sftöncfyen 
um  Slntiocfyia  ange(cf;lof(en,  bereu  grieben  unb  ftitte  Sfyätigfeit 
bidjt  an  bem  branbenben  Seben  ber  ^auptftabt,  itngefiört  unter 
ben  G?r(cJ)ütterungen  ber  allgemeinen  ©efcfnife,  (eine  innerfte  9?ei* 
gung  fe((ette,  aber  bie  ftefyenben  bitten  ber  Butter,  fte  nid)t  ju 
vertagen,  gelten  il)n  ein(twei(en  jurücf,  unb  fyäter  er(t  nafyin  er 
fe$8  3al)re  lang  an  ijjren  Hebungen  Sfyeil.  Qtfto  eifriger  be* 
f^äftigte  er  ftc^  in^wi(ct;en,  unter  ernftem  fingen  nac§  £eili* 
gung,  mit  ber  SBibet,    wobei  e£  51t  ben  gtücflic^ften  gügungen 


~     355    -=- 

gehörte,   baß  ev  ben  großen  Server  SMoboruö  alö  gurret  be* 

nufcen  konnte.    2Bcnn  t>ie  9)?etl)obe  biefeö  «ÖfanneS  burd)  ifjre 

(Schärfe  unb  DTüc^ternfjeit,  bie3ud;t,  wetcr)e  er  burd)  ftrengeUn* 

terwerfung  unter  bie  £l)atfad)en  ausübte,  bem  erregbaren  ©eifie 

beS  (SfjrtyfoftomuS  wiffenfc^aftlic^e  gorm  unb  Gattung  gab,   unb 

(ein  itberwallenbeS  ©efübjl  unter  bie  £errfct)aft  »erftänbiger  23e* 

fonnen()eit  brachte,  unb  fo  mit  einanber  bie  23ibel  unb  ifjr  SluS* 

leger  in  gebeil)titf)er  Söeife  fortbauten  auf  bem  flafftfd)en  gun* 

bament,    fo  Ijat  anbrerfeits  ßljrtyfoftomuS  burd;   fein   warmes, 

veic^eö  ©emütl),  burd)  bie  ßubereitnng  ber  wiffenfd)aftlid)en  9?e* 

futtate  für  bie  SBebürfniffe  ber  unmittelbaren  grömmigfeit,   burd; 

bie  23efäf;igung  unb  Eingebung  für  ben  praftifd;  geiftlid;en  23e* 

ruf,  ber  antiod;enifd;en  £f;eotogie  einen  allgemeiner  anfyred)enben 

(S()arafter  r-erüefyen,  unb  il)r  einen  breiteren  2öeg  su  ben  Sebürf* 

niffen  ber  ©emeinbe  eröffnet,    treffen  in  großen  Männern  jebeS? 

mal  bebeutenbe  Sintert  mannigfachen  geiftigen  SebenS  jufammen, 

fo  warb  biefer  3eit,  wo  bie  bogmatifd)e  ©ntroieflung  bem  £öbe* 

punft  nal)e,   aber  nod;  öon  fräftigem  $ulSfd)(ag  erwärmt  war, 

wo  baS  9ftbnd;tt)um  in  feiner  ©title  bie  freubigen  Söne  beS  ge* 

felligen  3)afeinS  auöjulöfcijen  ftrebte,  aber  grabe  aud)  ein  iSrang 

3ur  fittlicben  %fyat  fetbft  im  Orient   fiel)  ©ettung  Raffte,    wo 

borgen*  unb  2lbenbtanb  in  bie  mögliche  2Becr)felwirrung  tra* 

ten,    eö  warb  bamalS  ber  £ird;e  ein  ebenfo  großartiger  als  lie* 

benSWÜrbiger  ÜRann  gefebenft,  ber  alle  biefe  »erfebiebenen  $id> 

tungen  mit  tiefer  3nnertid;feit  in  ftet)  auffaßte,  fte  eigentfyümlid) 

unb  mit  ct)riftlid;em  Saft  gegen  einanber  temperirte,  unb  barum, 

Wo  fie  als  Sßebürfniß  i|ttl  entgegentraten,  ifynen  gerecht  ju  wer* 

ben  t-erftanb.    2KS  ifm  im  3at)re  386  ber  23ifd)of  glaöianuS 

jum  $reSbt;ter  maebte,   erhielten  feine  Talente,    befonberS  feine 

SBerebfamfeit  unb  i)raftifd)e  Begabung,   9taum  ju  tf)rer  (Sntfal* 

tung.    Saufcbenb  brängten  fid)  bie  3u()örer  um  il)n,   baß  il)nen 

fein  SBort  verloren  get)e,  unb  bie  Slufmerffamfeit,  bie  Bewegung 

ber  ®emütf)er  Wuct)S  mit  ber  Dauer  ber  ^rebigten.    (5ie  jeugen 

t)at>on,  wie  angetegentlid;  er  fiel)  um  bie  33ebürfniffe  ber  ©emeinbe 

im  ©anjen  unb  tt)rer  einzelnen  ©lieber  befümmerte,    wie  er  ein 

offenes  Singe  für  bie  r>erfct)icbenen  9?aturcn,    ©tanbe  unb  3u* 

23* 


—    356    - 

ftänt»e  l)atte  unb  jeben  auf  feine  Steife,  fing,  gefdneft,  fyxfr 
geminnenb  ^iu  befyanbetn  mußte,  alle  aber  mit  bem  gluge  feiner 
Segeifterung  jum  ^>ei(anb  emporheben  trachtete.  JDenn  bafc 
ieber  in  baö  ^evfönüc^e  93ert)ä(tniß  ju  (5t)rifio  trete,  baß  er  in 
biefer  ©elbftanbigfeit  als  ©efyülfe  beö  s43riefterö  unb  ©eelforgeres 
auf  anbre  mirfe,  mar  ein  ^auptjiet  feiner  geifilidjen  £t)atigfeit, 
wfyctä  er  nid)t  nur  unermüblid?  auf  bie  Snnerlicfyfeit  bc£  ©lau* 
benö  hinwies,  fonbem  aud)  baö  ^(\m  ber  3Mbel  unb  ba$  cl)rift- 
lid)e  Familienleben,  bereu  (gegen  er  au6  eigner  @rfaf)rung  j« 
fdnlbern  mußte,  mit  immer  neuem  anbringen  cmpfafyf.  3etyn 
3af)re  fyatte  er  fo  gemittt,  alö  ber  SRinifter  (Sutropiuö  Um  pre= 
bigen  l)brtc,  unb  entwirft  öon  feinem  Talent,  feine  ÜBcrfefcung 
al3  3Sifd)of  nadj  ßonftantinopet  bcmerlftetligte.  Sßaorenb  baS 
SBebürfniß,  für  fein  gefammteö  inneres  ©ein  einen  feften  *ßunft 
ju  finben,  mo  er  fiel)  gefaxt  allem  SBedjfel  gegenüber  behaupten 
fönne,  immer  ftarfer  geworben  mar,  mürbe  er  jeftt  in  baS  mam 
nigfact;fte  ©etriebe  fyincingeftellt.  Sin  ber  Wlafyt  feiner  *J3erfon- 
Ucfyfeit  mußten  ftdj  balb  bie  3D?enfd)cn  fcfyeiben;  arm  unb  einfach, 
wie  früfyer,  lebte  er  auet)  als  ber  erfte  SSifä&offcer  öftlicl;en  $ircj)e; 
maS  er  befaß,  gehörte  ben  Sinnen,  meiere,  unb  tncfjr  nodj  alle 
empfänglichen  ©eeten,  itjin  mit  fettner  Siebe  anfingen.  Slbcr 
unter  ben  SBettlincjcn ,  namentlich  im  ÄleruS,  mit  beffen  ^fu'cfyten 
er  cS  ftreng  nat)m,  unb  am  £ofe,  beffen  Q3erbcrbniß  er  uner- 
fct)rocf"en  ftrafte,  bitbete  fiel)  eine  feinblicfye  Partei;  unb  wenn  Cl- 
in fttttid)er  Gmtrüftung  aufbraufenb  ftarfe  Sporte  brauchte,  buret^ 
greifenb  tterfut)r,  of)ne  fiefy  an  gefe£lict}e  gönnen  311  teuren,  ober 
wenn  er,  mofyfmoltenb  unb  teicfyt  i^ertrauenb,  gemißbraucfyt  mürbe, 
fo  gab  baS  gelegentlich  anmenbbare  Mittel  gegen  Um  an  bie 
^anb.  Sin  biefe  *J3arteiungen  ber  ^auptftabt  fnüpften  bie  ägi)- 
ptifcf)en  an. 

3)ie  9Jcön$e  baten  (Sfyrtyf oftomuS  um  feinen  ©dnt(3.  @r 
na()m  fte  mit  @üte  auf,  aber  nicX;t  fogteic^  in  bie  Äirct)engemein* 
fdjaft,  fonbem  fuctjte  £l)eopt)ituS  umjuftimmen.  £>iefer  mar 
baju  fo  menig  geneigt,  baß  er  fte  fcuref)  SInftager  in  @onftam 
tinopel  verfolgen  ließ,  morauf  fte  UjrerfeitS  eine  23efd)merbefct;rift 
bei  ber  .^aiferin  @uboria  einreichten,  mit  ber  93itte,  ein  geifh 


—    357     — 

lid;es  ©ericbt  unter  bem  *öorftfc  be3  (St)rt;|\>ftomuö  über  ffe  unb 
1l)eopl)ilu3  eiUfd;eit>en  ju  (äffen.  «Sie,  welche  auf  ben  Segen 
öon  ÜRönti&en  in  allen  Stücfen  grojjen  SQBcrtt)  legte,  unb  grabe 
aueb  mit  (Sfyrr/foftomuS  in  gutem  «Berncljmen  war,  tljat  Urnen 
ben  ©efalkn.  2Bar  £l)eopl)iluö  fefcon  »erbriejjlicb,  bajj  fict;  bie 
SÄöncbe  überrjanpt  nacb  (Sonftantinopel  unb  an  ben  33ifcbof  ge* 
wanbt  Ratten,  würbe  er  noeb  meljr  gereift  bureb  übertriebene  93c* 
richte  yon  ber  Srjcilnafjme  beffelben  für  fie,  fo  erfüllte  e8  if)n 
mit  glüfjenber  Stacbfucbt  gegen  (£l)n;foftomuß ,  als  er  bie  fäifer* 
lidje  Slufforbcrung  erl)ielt,  fid;  »or  einer  Stynobe  untei'  beffeu 
SSorfi^  3U  verantworten,  er,  ber  ^atriard;  beö  von  SDcarcuö  ge* 
grünbeten  33iötr)umö.  (Sr  betrieb  e£  emftg,  bie  morgenlänbifcben 
S3ifd&öfe  sur  Ginftimmung  in  bie  3Jerurtl)eilnng  beö  Ortgeneö  31t 
bewegen,  unb  lag  befonberö  bem  (Spiprjaniuö  an,  ber  nid;t 
SÖgerte,  ftc  auf  einer  cpprifd;en  Synobe  (401)  31t  wieberl)oten. 
35a  (Spipl)aniuö  bjiemit  bei  @l)rtyfoftomuö,  welcber,  ol)ne  gegen 
Drigeneö  Mangel  blinb  31t  fein,  boeb  feine  23ebeutung  t&ft& 
bigte,  nidjt  ben  erwünfebten  Slnflang  fanb,  fo  leud;tete  il)m  um 
fo  febnetter  ein,  voaö  it)m  £t)eopl)ilu6  r-orrebete,  er  felbft  muffe 
fid)  nacb  ßonftantinopcl  begeben,  um  bort  mit  rechtgläubigen  23i~ 
fd)öfen  gemeinfam  ber  vom  Patriarchen  befehligten  £e$eret  ent- 
gegen  3U  arbeiten.  So  ehrenvoll  unb  freunbtid)  it)n  (£t)rtyfojto* 
muö  empfing,  fo  abfrofent)  berjanbelte  er  il)nj  wie  früher  in  *ßa* 
laftina  erregte  er  bureb.  Steuerungen,  ^rebigten  unb  unbefugte 
^anblungen  Sännen  unb  Verwirrung,  bis  er  am  (Snbe  etwas 
bavon  fpürte,  bajj  ber  CrtgcniSmuS  nur  93orwanb  unb  er  ein 
Sßerfjcug  beS  £f)eopt)i(uS  für  beffen  perfonlicbe  3ntereffen  fei. 
Qßlvanp,  aber  el)rlicb,  wie  er  war,  maebte  er  fid)  jefct  plö^lid) 
wieber  von  bannen,  unb  »erlief  bie  23ifd)öfe  mit  ben  Porten: 
„3cb  laffe  eueb  bie  .^auptftabt,  ben  £of  unb  bie  £eud)elei." 
3nbejj  t)atte  2t)eopl)iluS  bafür  geforgt,  bajj  er  aud)  ol)ue  (gtyb 
pfyaniuS  feine  Slbftcbten  burd)fül)ren  fonnte,  l)atte  fieb  mit  ben 
©egnern  beS  ©r)ri;fojroimiö  in  (5im>erftänbnifj  gefegt,  unb  bie 
ftaifaht,  welche,  ebenfo  lafterl)aft  als  abergläubifd),  leidjt  gegen 
ben  emften  ^rebiger  3U  erzürnen  war,  auf  feine  Seite  gebrad;t. 
9?un  tarn  er  (403),  aber  um  felbft  über  (Et)n;foftomuS  ©eriebt 


—    358    - 

jii  fjalten.    2lu0  gurcfyt  »or  ber  Söeöölfcrung  üon  (Sonftantinopet 
würbe  bie  6tynobe  auf  einem  Sanbgut  in  ber  üftafje  »on  @f)alce* 
bon,  bie  ßicfye  (d^£?g)  1)/  Derfammett,  unb  (pn;foftomuö  r>or* 
geforbert.    2)ie  treuen  23ifd)ofe  ercommunicirten  SfyeopfyituS  unb 
feinen  2lnf>ang;  er  hingegen  «Hätte  ftcfy  jur  Verantwortung  be* 
reit,  wenn  iüer  23ifd;b'fe,  feine  erf (arten  geinbe,  auö  ber  ©Miobe 
au6ftf;eiben  würben.     Unter  ben  Älagepunften  war  nun  nidjtS 
mefyr  öon  feinem  Drigeniömuö,   wof)t   aber  empfahl  man  bem 
Äaifer,  nad)bem  man  \{)\\  verurteilt,  ii)n  wegen  beö  9J?ajeftät6* 
verbrechend   ju    belangen.     2)  od)  war  er  laum  einige  £agerei* 
fen  entfernt,  um  fiel)  in  fein  (Sril  ju  begeben,  alö  bie  bebend 
lid)e  ©afyrung  im  SSolfc  unb  ein  näd)t(icfye§  (Srbbeben,  welches 
baö  ©ewiffen  ber  Äniferin  aufregte,    fte   antrieb,    von  Sltca* 
biuS  feine  fdjjteunige  Diücfberufung  ju  »erlangen.    (ix  30g  wieber 
ein  unter  bem  lauten  3ubet  ber  ©emeinbe,  boct)  nur  jwei  ?Ü?o* 
nate  bauerte  e3,  fo  würbe  er  \i)x  wieber  entriffen.   £>enn  (Suboria 
war  balb  wieber  empftnbtid)  bcleibigt  burd)  feinen  tücfftd)t3lofen 
greimutt) ,  unb  £t)eop()i(u3  unb  feine  SSerbünbeten  benutzten  if)ren 
£afj,  um  äjrt  ftc&erer  auper  Sßirffamfeit  ju  fe^en.    5)er  ©eroalt 
weiefrenb,  legte  er  fein  2tmt  nieber,  unb  würbe  nad?  bem  oben 
Gucufuö  an  ber  ©renje  von  Slrmenien  unb  3faurien  verbannt. 
Unter  ben  fdjweren  Seiben  befeftigte  ftd)  fein  c^riftlic^er  ©toieiö* 
mu3.     33on  ber  iteberjeugung  burcfybrungen,  baß  nieptö  2Ieuf$er- 
Ud)e6  ein  93er(uft  fei,  unb  niemanb  bem  fcfyaben  fönne,  ber  ftd) 
felbft  nidjt  burd)  feine  ©ünbe  fd)abe,  ertrug  er  t)clbenmütl)ig  bie 
unfäglicfyen  33efd)werben  ber  $eife,    bie  Saft   beö  Älimaö,  bie 
©efaftren   ber  räuberifc&en   9Zacfybarfd)aft ,   bie  Entfernung   i)on 
feiner  ©emeinbe  unb  feinen  $reunben.   3a ,  er  fyatte  felbft  freunb? 
üd;en  Sufprud)  für  biefe,   wenn  fte  von  ber  Trauer  über  itjn 
unb    eignem   Seiben   niebergebrüdt   waren.      2öaö   er   von   ben 
©aben,   bie  ifjm  begüterte  greunbe  juwenbeten,    erübrigte,  ge- 
brauchte er,   um   bie  früher  gepflegten  9J?ifftoncn  unter  Werfern, 
©otljen  unb  anberen  Nationen  in  Sfyätigfeit  51t  erhalten,  unb  bot 
felbft  benen  baju  bie  ^>anb,  welche  ftd?  atö  feine  geinbe  bewiefen 


1)  £>ie  Steten  bei  Photius  cod.  59. 


—    359     — 

fyatten.  2)urd)  afleö  baö,  unb  ba  auc^  Snnocenj  I.  »on  Rom 
ftd)  nadjbrücflid)  feiner  anjunefymen  begann,  würbe  9Mb  unb 
©eforgnijj  (einer  imöerföljnUdjen  ©egner  aufs  neue  erregt,  fo 
baf  fte  ein  nocb,  entlegeneres  (Sri!  für  if)n  M&wteHm,  *ßityu6 
in  ^ontuS.  81(8  fein  fd)macber  nnb  franfet  Körper  in  ber  9?är)e 
»on  (ÜMiana  unter  ben  Slnftrcngungcn  beö  SBcgeö  äufatnmenbrad), 
füllte  er,  baß  bie  ©tunbe  feiner  SSerflärung  gefommen  fei.  (§r 
ließ  ftd?  in  eine  benachbarte  Äirctje  bringen,  unb  neue  Kleiber 
anlegen;  bann  genoß  er  ba3  Ijeilige  2lbenbntat)l,  betete  mit  füllet 
greubtgfett,  unb  nacfybem  er  baß  £ofung3wort  feineö  8ebenö: 
„®ott  fei  ge»riefen  für  alles,  Stuten!"  gef»rod;cn  l)atte,  ging  et 
fyeitn  in  grieben.  (407.)  2)ie  röinifdje  £ird;e  t)ob  bie  ©enteilt; 
fdjaft  mit  £l)eofct)ilui3  unb  bem  ^adjfolger  beö  (Sfjryfojtomuö  auf, 
unb  in  ber  ©emeinbe  »on  (£onftanttno»el  entftanb  eine  (Spaltung, 
in  welche  aud)  auswärtige  S3ifct?öfe  »erflod;ten  würben,  ©ie 
würbe  burd)  bie  Slmneftte,  weldje  ber  ^3atriard;  2ltticue>  in 
©emeinfcfyaft  mit  ^t)eopt)i(uö  über  bie  2lnf)änger  beö  (Sfn'tyfofto; 
muö  erlief,  in  ber  £auptfad)e  beigelegt,  eine  flehte  Partei  »on 
Sofjanniten  l)tett  fid)  inbeß  in  (Sonftantinopel  bis  438,  wo  bie 
©ebeine  beö  großen  Märtyrers  feierlid?  jurüdgebrad;t  würben  ' ). 

D.    2)te  (Sntwtcflung  ber  2el)re  »om  9ttenfd)en  unb 
»on  ber  ^etlSöfonomie. 

(2lnt()ropologie  unb  ©otertologte.) 

1.    ©runbjügc  ber  (Sntwicf  lung.    2)ie  3e*t  ^ox 
Sluguftinuö. 

J.  G.  Walch:    de   Pelagianismo   ante  Pelagium,  Miscellan.    sacr.    Amstel. 
1744.  p.  575. 

SDlit  ber  @efdn'd)te  ber  2lntf)ropotogie  unb  ber  (^otcriotogie 
begeben  wir  itnö  ju  benjenigen  2)ogmen,  burd)  welche  bie  abenb* 
länbifebe  Äirdje  gleicfcfam  ifyre  wiffenfd;aftlid;e  (Srganjung  ju  ben 
(Srjeugniffen  ber  orientalifd;cn  £l)eotogie  lieferte.  JDenn  il)r  33er* 
bienft  ift  e8,  bie  Scbeutung  ber  Sünbe  unb  ber  ©nabe,  unb 


1)  Die  ovtgcnifttfc£>en  ©trcüigfeiten  unter  Suftinintt  f.  oben 


-     360    — 

bamit  bie  wefentlid;fien  Momente  bee  cfyriftlidjen  33cwuf3tfeins, 
tiefer  ergrünbet,  fte  bcgrifflid)  genauer  benimmt,  unb  bie 
^Dogmatil:  einmal  in  organifd;en  3ufammenf)ang  mit  ber  (Stfyif 
gefegt,  anbrerfeitö  bie  Selbftanbigfeit  berfetben  vorbereitet 
ju  Ijaben.  3nbem  baö  abenblanbifcl)e  2)enfen  babei  einen  fefyr 
eigentl)ümlid)en  3Beg  ging,  nutrbc  an  biefem  s$unft  ^  innerlich 
wid;tigfte  Unterfdn'eb  eingeführt,  ber  cS  von  ber  Orientalinnen 
£ird;enlefjre  trennt.  Sri  ber  vorigen  ^eriobe  warb  Ijier,  wie 
bort,  im  gemeinfamen  Äamvf  gegen  bie  naturatiftifdje  SBetracr;* 
tung  beö  ^eibent()umö  unb  ber  ©nofte  bie  greifyeit  beö  Vernunft 
tigen  @efd;övfeö  im  ftttlid;en  3ntereffe  aufö  ftarf'fte  betont;  bie 
Sraft,  mit  welcher  ber  (£t)rift  fiel)  Sieger  fübjlte  über  bie  9catur, 
legte  er  jum  großen  2i)eil  in  biefe  vreiöwürbige  ©ottcSgabe. 
Sßenn  bal)er  auef;  eine  3}erfcbled;terung  ber  natürlichen  unb  fttt* 
liefen  23efd;affent)eit  be§  9)(enfcr/en  in  golge  ber  Sünbe  äitgege* 
ben  würbe,  fo  war  man  bort;  barin  einig,  bajj  baS  Vermögen 
ber  greifjeit  ntd)t  gelitten  l)abe,  unb  lie§  fte  fo  beftimmt  für  bie 
nottjwenbige  SBorauöfeßung  bei  ber  (Srlöfung  beS  (Sin^lnen  gelten, 
baß  man  bie  23el)auptung  einer  unbebingten  ^rabeftination  alö 
einen  Dieft  beö  fjeibnifcfycn  gataliömuö  betrachtet  t)abcn  würbe. 
Selbft  £ertullian,  welcher  bie  unklaren  unb  fdjwanfenbcn  ÜBor* 
ftetlnngen  über  bie  Sebeutung  unb  Verbreitung  ber  Sünbe  juerft 
in  feftere,  wcnngleid;  immer  nod;  roi)e  formen  faßte,  wief;  nid;t 
bavon  ab.  .  28enn  er  bie  Sefyre  von  ber.nicfyt  nur  leiblichen,  fon* 
bem  auet)  geiftigen  (Srjeugung  beö  SJcenfcfyen  (Srabucianiö* 
mu6),  bie  mit  feinem  groben  Diealiömuö  eng  jufammenfjing,  in 
ber  Äircbe  einzubürgern  fucfjte,  fo  leitete  it)n  babei  vornet)mlid) 
aud)  baS  etfyifcl)  fpeculative  9)?otiv,  bie  von  jeber  6rfal)rung  be* 
ftätigte,  fd;on  mit  ber  ©ebnrt  beö  9)tenfd;en  vorfyanbene  2$eiv 
berbniß  311  begreifen.  £>er  Stammvater  beS  ®efd)led)tcö,  beffen 
Seib  jur  Strafe  für  bie  Sünbe  bem  Sobe  verfallen,  beffen  Seele 
au6  ifyrem  einigen  unb  ftetigen  %eben  in  ©ott  gewichen,  von 
einem  zweifachen  3uge,  nad?  oben  unb  uacf>  unten,  wiberfvred;enb 
bewegt  warb,  Ijat  biefe  33efcbaffent)eit  auf  baS  ganje,  potentiell 
in  i()m  vorfyanbene  @efd;lcd)t  übertragen.  2lber  ber  jebem  von 
©ebnrt  aus  anl)aftenbe  fünbige  £ang  l)at  neben  fid;  bie  greifyeit 


—    361    — 

mit  bem  ungebrochenen  Vermögen  iljm  ju  wiberftet)enj  unb  nur 

bie  üerfönlicfyc,  aftuelle  (günbe  ift  e$  aucfy,  für  welche  $krant> 
wortücfyfcit  vor  ©ott  eintritt1).  SertullianS  3been,  nur  nid;t 
bie  £f)eorie  »on  bem  Urfprung  ber  ©eele,  wo  ben  3lnfid)ten 
greifyeit  getaffen  würbe,  nalnn  bie  fpätere  abenblünbifclje  SJjeo* 
logie  auf,  »ermittelt  bHrc&'tEtypnan,  ^itariuö  »on  ^oitierö2) 
unb  mit  entfcl;iebenftein  Sluebrucf  burd?  SJmbrofiuS  3),  welche 
alle  baö  geiftige  £krberben  unb  ben  £ob  auö  bem  natürlichen 
3ufamment)ange  mit  Slbam  ableiteten,  unb  fid^>  bafür  befonberö 
auf  9töm.  5,  12,  gemäß  ber  alten  lateinifdpen  Ueberfe^ung  be; 
riefen4).  Slber  wenn  man  wahrnimmt,  wie  ^ilariuö  in  ben 
3rrt^um  surücf  fällt,  bie  ©innlic^fett  an  ft$  für  fünbig  ju  galten; 
in  welche  UnHarfyeiten  unb  2öiberfprüd)e  über  baö  Vermögen 
ber  greifyeit,  bie  s3J?6glic^leit  ber  ©efefteSerfüllung  unb  bie  ©nabe 
ftd)  felbft  biefer  bünbige  2)enfer  verftrieft 5),  fo  fct?ä^t  man  ben 
gortfcfyritt  in  tieferem  93erftänbniß  beö  ©egenftanbeS  unb  confe- 
quent  wiffenfcfyaftlicfyer  SSefyanblung  beffelben,  welcher  SluguftU 
nuö  »erbanft  wirb,  um  fo  t)öt)er.  —  £)ie  Orientalen  fnüpften 
ifyrerfettö  an  Drigeneö  Set)re  an,  ebenfalls  mit  Uebergeljimg 
feiner  ^3t)t(ofo!pt)eme  über  bie  ^räeriftenj  ber  (Seelen.  5D?and)e 
tonangebenbe  2)en!er,  wie  <£l)ri;foftomu36),  ftellten  Slbam, 
nacfybem  er  ben  parabieftfcfyen ,  reinen ,  unfterblid;en  Seib  verloren, 
mit  einem  folgen  angetfyan  vor,  welcher,  wie  ber  unfrige,  ben 


1)  23at  bef.  bftS  23u$  de  anima. 

2)  Sgl  Commt.  in  Matth.  c.  X.  §.  23.  Ex  peccato  atque  infidelitate 
primi  parentis  sequentibus  generationibus  coepit  esse  corporis  nostri  pater 
peccatum,  mater  animae  infidelitas;  ab  his  enim  ortum  per  transgressio- 
nem  primi  parentis  aeeepimus. 

3)  Exposit.  Evang.  Luc.  VII.  §.  234:  Potest  et  hie  in  uno  aeeipi  spe- 
cies  generis  humani.  Fuit  Adam  et  in  illo  fuimus  omnes;  periit  Adam, 
et  in  illo  omnes  perierunt.  cf.  5Ciünfcf)CV  I.  ©.  355. 

4)  Rom.  5,  12.  i(f'  o)  Tiäi'itg  rj^tapTov  in  quo  (Adamo)  omnes  pec- 
caverunt.  Ambros.  Commtr.  in  Rom.  5,  12.  Manifestum  itaque  in  Adam 
omnes  peccasse,  quasi  in  massa,  ipse  enim  per  peccatum  corruptus  quos 
genuit,  omnes  nati  sunt  sub  peccato.  Ex  eo  igitur  euneti  peccatores, 
quia  ex  ipso  sumus  omnes. 

5)  ««tauber  ©.1054. 

6)  Homil.  X.  in  ep.  ad  Rom.  5,  19.   Opp.  T.  X.  p.  124. 


-    362    — 

Regierten,  bem  Seiben  unb  £obe  tretet  gegeben  fear;  aber  \va$ 
für  Slbam  ©träfe  war,  fönne  eö  für  itn6  nirfjt  fein,  fonbern  nur 
9?ei$mittel  jur  33etüät)rung  unb  jutn  SBactyötljitm  im  ©Uten. 
2)emt  wenngleich  burcl?  ben  natürlichen  3ufammenbang  biefev 
fterblid;e  Seit)  »ererbt  fei,  fo  bocfy  nicfyt  bie  ©ünbe,  unb  fte  Htm 
vermöge  ber  Slnftrengungen  ber  greil)eit,  welche  bie  ©nabe  unter- 
jiüfce,  vermieben  werben.  9?tcmanb  unter  ben  Orientalen  fcfylug 
bie  gotgen  ber  Urfünbe  für  baö  ©efcfyledjn  geringer  an,  als 
Sfyeoboruö  von  9)?ovfucftia ,  ber  3citgenoG  5>luguftinS;  alle 
aber  unterfd)eiben  ftd?  von  ber  9\icl)tung,  welche  biefer  verfolgt, 
baburd?,  ba£  fte,  ol)ne  bie  9?otf)wenbigfeit  unb  innerliche  2Bir* 
fung  ber  ©nabe  ^u  überfefyen,  bod?  überall  il)r  nid)t  bloß  an 
ber  greifyeit  eine  53ebingung  feigen,  fonbern  aud)  in  bem  93?a£e 
ein  Vertrauen  jur  Äraft  biefer  liegen,  al£  fte  oberflad)lid)er  in 
ber  ©d?ät$ung  ber  ©ünbe  finb. 

2)ie  verfcfyiebene  Scbensfüfyrung,  beren  ewge  Vorbilber  bie 
beiben  größten  Slvoftel  finb,  wiebcrlwlt  ftd)  ntc^jt  nur  an  ben 
beiben  au3geseid)netften  Scannern  be£  Orients  unbOccibentS,  f§fyät}s 
foftomuö  unb  Sluguftinuö,  fonbern  an  ber  Qßeife  biefer  beiben  £Mf* 
ten  ber  £ird)e  überhaupt,  unb  ift  begleitet  von  einer  entgegen- 
gefctjt  fc^einenbcn  unb  bennod)  ftd)  crgänjenben  Sluffaffung  beö 
allgemeinen  Q3erf)ältniffee>  von  9iatur  unb  (Evangelium,  üffiie  bie 
mel)r  fpeculativen  ober  befdjauticfyen  ©riechen  unb  Orientalen, 
einem  fanfteren  3«ge  folgenb,  weniger  mit  if)rcr  Vergangenheit 
brechen,  fürjer  gleicfyfam  verweilen  bei  bemScfymerje  berSünbe,  unb 
im  @.f)riftentt)iun  voru'iglid)  bie  Offenbarung  ber  Siebe  unb  ©nabe 
fet)en,  welche  bie  natürlichen  Gräfte  verflarenb  votlenbct,  fo  er* 
fuhren  bie  Occibentatcn,  tiefer  erfcfyüttert  von  bem  SBerüufjtfein 
ber  ©ünbe,  bie  (Srlöfung  alö  eine  tlmfcfyaffung,  afö  Tilgung  ber 
©ünbe  unb  2Bieberl)erftettung  beö  geftörten  griebeng  mit  ©Ott. 

?lllc  biefe  Differenzen  werben  marfirter  in  bem  velagianifcbcn 
(Streit,  in  welkem,  wenn  aud)  weniger  unmittelbar  ber  Orient, 
boct)  bie  verwanbten  ^rineivien  mit  bem  von  Sütguftinuö  gcbiU 
beten  oeeibentalifdjen  ©eift  in  Äampf  geraden  unb  eine  2luö* 
gleid)ung  erftreben. 


363 


2.    2>et  pelagianifc^e  ©treit. 

Die  SBerfe  beö  Augustinus,  Pelagius,  Marius  Mercator.  —  G.  J.  Vossii  bi- 
storia  de  controversiis,  quas  Pelagius  ejusque  reliquiae  moverunt.  libb. 
VII.  Lugd.  Bat.  1618.  auct.  ed.  G.  Vossius.  Anist.  1655.  Opp.  T.  VI. 
H.  Norisii  bist.  Pelagiana.  Patav.  1673.  Opp.  I.  Ver.  1729.  Garnier 
dissert.  VII.  de  Pelagianor.  histor.  in  b,  SXlWljJ.  b.  Mar.  Merc.  2BaId; 
Äcftcrt)iftcrte  IV,  519.  SRünfcfcer  (ö.  <£5tfo)  £ogniengefdjirf)te  I,  371. 
SBtggere  pragmctt.  ©arjteü'ung  tes  SlttgujrimsmuS  unb  $elagtam'$muf 
I.  Serl.  1821.    9?e<xnber  £ir$engefd)tcljte  II,  II,  ©.  1051. 

Slureliuö  ShigujHnuS   toax  am   13.  9?ot>ember  354  jit 
Sagafte  in  Staibien  geboren1).    33iö  311m  fed&S$ei)hiert  3aljre 
erhielt  et  Unterricht  in  (einer  Merftabt  unb  in  bem  benachbarten 
SWabaura,  wobei  er  $war  in  allem,  wa$  na®  (§mjelr)etten  nnb 
gebacrytnifjmaßig  aufgefaßt  (ein  röiff,  wenig  leiftete,  aber  fcr/on 
bamalö  t)atte  er  eine  SBefriebigung  an  ber  (Srfenntmf  ber  Singe2), 
unb  erregte  Erwartungen  öun  (einem  latent  burcf?  fdparfen  93er; 
ftanb  unb  burd)  @efür)t  unb  ^antafte,'  womit  er  ergriff,  m$ 
iljn  burd)  ©et>att  unb  <5d;önt)eit  ber  gorm  anjog.   Seine  ÜRuttet 
SRontca   fucr/te   mit  särtlidjer  £reue,   »or   welcher  ber  <Sot)n 
niemals  bie  ©fjrerbtetung  verloren  t)at,  iljn  im  (Stoangelium  ju 
erjtc^en,  was  ber  Sater,  obgleich  jur  3eit  nod?  £eibe,  gefcr/efjen 
lief?.    3)e((en  ungeachtet  würben  beim  eintritt  in  baö  3üngling& 
alter  bie  fnabenljaften  Neigungen,   in  benen  er  ftd;  fjatte  cjcr)en 
taf(en,  31t  2etbcnfd;aften,  welche  bie  dmftltcfyen  £eime  überwucher- 
ten; im  SSetfebr  mit  wilben  ©cfetTcn  beging   er  9tobfjeiten  unb 
21uöfc&weifungen,  ertog  fte  aud)  wol)l,  um  ni#t  jutücfjufterjen "»). 
9?ad;bem  er  ftc^j  barauf  eine  2Bet(e  im  elterlichen  £au(e  aüfge* 
galten  fyatte,   gewährte  ir)m   bie   greigebigfeit   etneö   begüterten 
greunbeö,  9?omanianuö,  bie  Mittel,   um  in  Äartfjago  (eine 
tr)etorifdje  ShtSbilbung  $u  öollenben.    ^ier  lobertc  (eine  Regier 
jur  l)öcr/ften  glamme  auf 5  ba3  £f)eater  feffefte  it)n  unb  ben  23ed)er 


1)  $ür  feine  23i?gra|>(itc  f.  Aug.  Confessionum  libb.  XIII.  £anbau$g.  ». 
C.  H.  Bruder.  Lips.  1837.  Possidii  vit.  August,  in  ed.  Bened.  T.X.  SB  in- 
bemann  b.  1).  SlugujHn. 

2)  Conf.  1,  20:  in  ipsis  parvis  parvarumque  rerum  cogitationibus  vc- 
ritate  delectabar. 

3)  Conf.  2,  3. 


—    364    — 

ber  Sffiolluft  leerte  er  biö  j«  ben  unterften  $efe«,  fo  bafj  er  (elbft 
in  ber  &"ird;e  bcn  ©ebanfen  ,31t  ijjwt  23efriebigung  nad;t)ing.  (Sc 
warf  ftdj  mit  einem  tföit  (Sijrgeij  geftadj)eltcn  (Sifer  auf  baö  <5tu* 
bium  bev  Sitten,  bie  Scfywierigfeit  berfelben  bewältigte  er  leicht, 
unb  erwarb  burd?  eigne  *J3robuction  ftcb,  glänjenbe  Slnerfennung. 
3)ennotf;  tonten  burd;  tiefen  Sturm  fyinburcb,  aud)  Stimmen 
anbrcr  Slrt  in  feiner  53ruft.  (§r  r)atte  ein  Sebürfniß  nact)  inniger 
greunbfcfyaft,  wenngleich  er  nicfyt  fafjig  war,  fte  rein  3U  bewaf^ 
ren,  unb  aus  ben  Krümmern  feineö  Einblicken  ©laubenö  fyatte 
er  eine  (Sl)vfurct;t  vor  bem  Manien  (Sfjvifti  gerettet,  bie  sugleicb, 
von  ber  Wlaüjt  sengt,  welche  bie  d)riftlid?e  Srabition  über  bie 
©emittier  übte.  $or  ber  ©emeinjjeit  feiner  ©enoffen  tjegte  er 
geheimen  2lbfd)eu,  unb  Von  2Botluft  Ver3el)rt,  füllte  er  ftet)  etenb, 
unb  betete  31t  ©ott,  er  möge  it)n  bavon  befreien,  aber  nocl)  nid)t 
fogleict);  nod;  wollte  er  genießen.  3)a  tym  it)m  im  neunjetjnten 
3al)re  (Sicero'6  £>ortenftuö  in  bie  «jpftnbc,  worin  er  mit 
l)inreipenber  ©pvacbe  toaö  Sob  ber  ^fyitofovtjie  prebigt,  unb,  in* 
bem  er  bem  Jüngling  erhabenere  Probleme  beö  JDenfenä  vor 
bie  Slugen  rücfte,  it)n  über  fein  eignet  üffiefen  verftdnbigte,  bie 
©efjnfudjt  nad)  2ßal)rt)eit  beflügelte,  unb  it)n  in  eine  Bewegung 
verfemte,  von  wetd;er  er  erft  im  @f)riftentf)itm  jur  9M)e  tarn. 
„Seneö  Sud;,  fagt  er,  änberte  meine  Steigung,  änberte  meine 
Sitten  311  2)ir,  «£>err,  unb  mein  2öünfd;en  unb  Segefyren.  9tid;tö 
war  mir  Vlbijlict?  alle  eitle  Hoffnung,  unb  baö  Unvergangltd;c  ber 
9£ei3t)cit  wünfdUe  id)  mit  unglaublicher  ©lutl)  ber  Seele  j  tcb, 
ftanb  auf,  um  31t  2)ir  3iirürf'sufet)ren"  ').  @r  verfugte,  ob  bie 
l)eilige  Sd;rift  il)m  feine  fragen  lofen  tonne,  bod)  vermochte  er  nic&t, 
fid?  mit  if)rer  Einfalt  3U  befreunben.  2)iefe  Unrul)c  entging  ben 
SHanicfyäevn  in  fetner  9?üt)e  nicfyt,  unb  fte  rauften  fte  getieft 
bureb,  (Srregung  neuer  ©dnvierigfeiten  31t  vermehren.  Siefelbe 
grage,  welche  ben  sDiittelvunft  it)rcr  ©veculation  btlbete,  bie  2lb; 
(eitung  beö  Söfen,  befdjaftigte  au$  ifnt  vornefymlicb,.  Senn  baS 
iftö,  waö  il)n  von  üßauluö  unb  Sutfyer  unterfdpeibet,  bajj  bei 
ir)nen   bie  Sbeorie   ber  Umwanbtung  ber  ©efinnung   folgt,    er 

1)  Conf.  3,  4. 


-    365    - 

hingegen  bie  Specutation  auf  bie  etf)ifd)en  SUtfgaben  wcnbct, 
el)e  er  fte  ^vaftifrt?  gelöft  fjat1).  2)af)er  lief  er  ftd)  in  bie  ©ecte 
aufnehmen,  imb  gehörte  iljjcj  fo  lange  er  3Bal)rt)eit  in  il)ren 
ßffjren  51t  ftnben  glaubte,  mit  aufrichtigem  (Sifer  an,  fo  baß  er 
feine  Butter  unb  greunbe  ^tnein^it^te^cn  trachtete.  9?eun  3a()re 
war  er  ?)?itg(ieb  berfelbcn,  würbe  aber  atlmülig  falter  gegen  fte, 
weil  er  bemerfte,  baß  bie  übrigen  feinen  gorfdjungen  unb  33c- 
benfen  nidjt  gcwad;fen  waren,  unb  baß  felbft  gjaufhtö,  auf 
beffen  SBeiöljeit  fte  iijn  lange  r-ertröftet,  nur  ein  gemanbter  9?eb* 
ner  unb  ©op()ift,  lein  wal)rt)aft  tiefer  2)cnfer  unb  ©elefyrter  fei. 
Sluguftimiö  trat  juerft  in  Sagafte  alö  Setter  bei*  9it)etorif  auf, 
ein  SBirfungSfretS,  ber  feinen  Gräften  unb  28ünfd)en  balb  ju 
enge  warb.  ^>ier  ftarb  ir)m  ein  greunb,  ben  er  wie  fein  l)a{be$ 
ßeleit  Hebte,  ben  er  glaubte  im  SKanidjäiSmuö  feft  gemacht  ju 
fyaben,  ber  aber  auf  bem  üobtenbette  fird;lid)  gttauft  warb,  unb 
ben  (Spott  2luguftin6  mit  geftigfeit  gurütfmwö:  Sief  bewegt 
eilte  er  von  Sagafte  l)inweg,  unb  begab  ftd;  nad)  Jvartfyago. 
-Der  (Srfolg,  ben  feine  ©ertrüge  fjatten,  fonnte  i()tu  genügen, 
bod)  e6  war  eine  Otaftloftgfeit  in  il)m,  bie  ifjn  gu  SBeranberungen 
trieb;  nad)  9iom,  wo  er  ftd)  mit  ben  erften  meffen  fonnte,  locfte 
it)n  f)ot)erer  9iut)tn  unb  größerer  ©eminn,  unb  vor  allem  vertrieb 
üjn  von  Äart()ago  bie  9io[)l)cit  ber  Stubirenbcn,  unter  wcld;en 
in  9iom  mef)r  ©eftttung  unb  wiffenfcf)aftlid)cö  Streben  war.  5)a 
feine  sJ>iutter,  neue  SBerirrungen  fürd)tenb,  iljn  abgalten  fud)te, 
cntflol)  er  \i)x  unb  tarn  383  nad)  dlom.  @r  begann  feinen  lln^ 
terrid)t  mit  wenigen  £l)eitnel)mcrn,  aber  balb  würben  feine  £a> 
(ente  aud)  i)ier  gefd)ä£t,  unb  ba  $tt  s)Jcailanb  bie  ©teile  eincö 
vom  (Staat  bcfolbeten  Sel'rerö  ber  9?t)etorif  vacant  würbe,  fo 
fanbte  ii)n  ber  $räfcct  Stymmadjmö  an  biefen  Drt  (384).  SSott 
ben  93?anid)äern,  welche  ben  legten  ÜBerfucty  auf  it)n  gemacht 
bjatten,  atö  fte  il)n  in  einer  Äranffjeit  in  9t  om  pflegten,  war  er 
jefct  ganj  loS,  it)r  Softem  fdjien  il)m  fogar  un^ulänglidicr,  als 
mand)e  anbre  $ßljilofovf)ten,  nur  bie  ftnn(id)en  ©orftcttungcit  von 
©eift  unb  ©Ott,   von  ber  Materialität  ber  ©ünbe,   unb  viele 

1)  Conf.  3,  6. 


-    366    -- 

üöorurtfjeüe  gegen  ©d^rift  unb  $ird?e,  namentlich  twn  ber  Un- 
yereinbarfeit  beß  alten  unb  neuen  Seftamenteß,  hafteten  il)m  nod) 
an.  Um  (o  weniger  mochte  er  fict;  unter  ben  ©lauben  beugen, 
ben  bie  Äirdbe  forberte;  (onbern  er  ließ  feine  ©ewißfyeit  gelten, 
alß  bie  beß  23erftanbeß,  alß  bie  9iefuftate  einer,  gleich  ber  9J?a> 
tfyematif,  jwingenben  2)emonftration.  2)a  fie  in  ben  l)öd)ften 
2)ingen  nidbt  erreichbar  mar,  ba  er  bei  jebem  neuen  Slnlauf  im? 
mer  i)offnungßtofer  ^urütf  geworfen  würbe,  fo  ergriff  if)n  baß 
bittere  @efül)l  geiftiger  Dl)nmad;t.  2)urd)  ben  ftttlid;en  3\vk* 
fpalt  griffen,  ot)ne  Vertrauen  auf  bie  2ßat)rl)eit,  fanf  er  »on 
feinem  titanifd)en  fingen  in  öerjweifelnben  ©fepticißmuß  ju< 
rud  1).  3n  einer  (Stimmung  beß  Sßiberwitlenß  gegen  baß 
gefcfyäftige  Seben  machte  er  ben  batb  wieber  aufgegebenen  $lan, 
mit  ben  greunben  eine  ©emeinfcljaft  beß  Sebenß  unb  ÜBermö* 
genß  $u  ftiften,  in  welcher  fie  ber  Dveil)e  nad)  bie  (Sorge  für 
bie  äußeren  Q3ebürfniffe  eine  ßeMang  übernahmen,  bamit  Wal)* 
renb  beffen  bie  übrigen  ftd)  befto  ungcftörter  iljren  Stubien  Ijin* 
geben  fb' nuten.  3nbeß  befugte  er  bie  ^rebigten  beß  SImbro* 
fiuß,  beffen  33erebfamfeit  il)m  gerühmt  war;  Slnfangß  merfte  er 
nur  auf  bie  gorm,  bann  flößte  iljm  bie  Sßürbe  unb  ©elcfyrfams 
feit  beß  SRanneß  Sichtung  ein,  ben  er  an  perfonlicfycr  Sebeutung 
bem  $auftuß  überlegen  fanb.  ?iad)  unb  nad?  würbe  er  aud; 
tton  bem  3ni)alt  ber  Vorträge  berührt,  ^uerft  mef)r  r-on  ber  Seite 
beß  ffierftanbeß,  fofern  tr)m  nad)  ber  allegoriftrenben  9)?et()obe 
beß  Slmbrofiuß  bie  2Biberfprüd?e  beß  alten  unb  neuen  Seftamen* 
teß  nicbt  unlb'ßbar,  überbauet  bie  Slrgumente  für  bie  2Baf)rf)eit 
ber  Äird)enlel)re  nid;t  mefyr  fo  abfurb  fd)ienen.  2)abei  war  eß 
für  fein  immer  nod;  »orwiegenb  tl)eoretifd;eß  Sntereffe  von  großer 
Söicfytigfeit,  baß  er  ju  ber  üon  SSictorinuß  angefertigten  iateini- 
fd)en  Ueberfe^ung  einiger  (Schriften  auß  ber  :ptatonifd)en  Schule 
fam2).  2)ie  23egeiftenmg  für  bie  (Srfenntniß,  bie  in  biefer  ^f)i= 
lofotot)ie  l)errfd?t,  belebte  fein  Vertrauen  ju  einer  objeftioen,  in 
@ott  gegrünbeten  333al)rt)eit  wieber,  unb  er  ijövte  williger  auf 


1)  Conf.  5,  14. 

2)  Conf.  7,  9. 


-    367    - 

bie  fetywadjen  Klange  d>riftlid;er  3ugenberinnerungen,  unb  auf 
bie  Sporte  beö  Slmbroftuö ,  ja,  er  wagte  ftcfj  an  ernftlid)ere  55e= 
fdjaftigung  mit  ber  SBibel,  feitbem  er  glaubte,  im  *J3lato  »er? 
raubte  ^been  lieber  ju  erfennen.  (Er  afynte,  baf  befonberS 
^>aulu3  baö  gebe,  \va$  (eine  ©eele  beburfte.  £ic  erfd;ütternbc 
unb  gefttnbenbe  Äraft  biefeS  Slpoftelö  bewährte  ftd)  an  itnn  barin, 
bafj  bie  ©el)nfud;t  nad;  ^rieben  beö  ^>eqenö  enbltd;  ben  pr)i(ofo* 
pl)ifd;en  2)rang  überwog.  2)od;  fo  fd;mer$lid;  er  bie  $effeln 
füllte,  welche  bie  SBoÜuft  il)m  anlegte,  fo  war  er  boeb  nid)t 
ftarf  genug,  fie  ju  aerbredjen.  (ix  tf)ei(te  feinen  3uftanfe  tmm 
erfahrnen  (griffen,  bem  ©implicianuö,  mit,  welcher  ifm  mit 
3ßeiö£)cit  ju  befyanbeln  raupte.  2)ie  dpriftticfyen  9fta(mungen  rüt- 
telten immer  ftärfer  an  feinen  Neigungen,  biö  fte  enblid;  entraur- 
jelt  waren.  51(6  einft  ein  Beamter  beö  £ofe6  Iran  bem  Wönty 
SJntoniuö  erjagte,  unb  raie  jraei  Spännet  aus  ber  Umgebung  beg 
Äaiferö,  tran  SSeraunberung  für  il)n  fyingeriffen,  il)ren  Jjoljen 
Slang,  Vermögen,  alle  ÜBerbinbttngen  unb  ©enüffe  aufgegeben 
t)ätten,  um  fic^  in  ber  3urücfgewgenl)eit  @ott  gu  raeifyen,  ging 
fein  ganjeö  geben,  raie  ein  ©erid)t,  an  feinem  inneren  Singe 
öorüber;  niebergefd;mettert,  in  frampffyafter  23eraegung,  rang  er 
im  Giebet  unb  machte  ftej?  in  fjeifkn  £f)ränen  Suft.  2)a  raar  e8 
ifnn,  als  t)örte  er  breimal  bie  SBorte:  „Sftimm  unb  lieS!"  (Sr 
ertyob  ftd),  griff  nad?  einem  (Eober  ber  paulinifd;en  23riefe,  unb 
fein  23ltrf  fiel  auf  Söm.  13,  13.  14.  ^(6§lid)  lehrte  ein  nie 
empfunbener  triebe  unb  greubigfeit  in  feine  ©eele  ein,  fte  raar 
genefen  unb  grünblid;  geseilt  l).  (Sc  sog  ftd?  aunädjfi  gan$  in 
bie  ©title,  auf  baS  Sanbgut  eines  greunbcS  gurücf,  unb  raarb 
in  ber  £>fter»igilie  am  25.  2lpril  387  öon  SlmbroftuS  getauft, 
©eine  9Jhitter  raar  il)m,  ftarf  burd;  ©tauben  unb  Siebe,  über 
üfteer  unb  Sanb  gefolgt,  unb  burfte  3e"9JN  trau  ber  (Erfüllung 
ifjrec  fyeifjen  ©ebete  fein.  (Sr  gab  fein  Sefjramt  auf,  unb  fefyrtc 
nad;  einjährigem  Slufentfyalt  in  9lom  nad;  Hagafte  jurücf,  rao 
er  auf  feinem  (Erbgut  mit  ©leicfygefinnten  in  freier  ÜBerbrüberung 
gu  afcetifd;em  %tbm  unb  tt)eologifd;en  ©tubien  lebte.    3m  3afyre 


1)  Conf.  8,  6  flg. 


—    368    — 

391  -  mitte  er  bei  einem  Slufentfyalt  in  .£nppo  unerwartet  311m 
^re0bi;ter  erwäfytt,  balb  barauf  bem  33ifd)of  SBaleriuö  beigeorb* 
net  nnb  395  (ein  9?ad?folger.  3e  met)r  er  ftd)  mit  feinem  geift- 
liefen  53eruf  unb  bem  Stubium  ber  Schrift  befdjaftigte,  befto 
weiter  brang  er  in  bem  93erftänbnif*  ber  £eil3ortmung  tfor,  befto 
rnetw  freilieb  bilbete  er  aud)  bie  (Sonfeauenj  fetner  ©rnnban- 
febauung  einfeitig  auö.  23on  allen  Bewegungen  in  ber  abenb* 
lanbifeben  £ird)e  berührt,  war  er  U)r  güljrer  unb  gewaltigster 
Kämpfer,  fruchtbar  in  @cf;riften  beS  £erfd)iebenften  Sttfjaltö.  So 
friiftig  er  ftrf)  ber  allgemeinen  Sntercffen  annahm,  blieb  bennodj 
bie  gürforge  für  feinen  bifcfyöflic&cn  Sprengel  fein  ftctcö  Singen- 
merf,  weöbalb  er  fön  fyäuftg  nad?  alten  «Richtungen  burd)rciftc. 
(§r  war  ein  dufter  unauö  gefegter  Setbftpvüfung,  aufrichtig  unb 
wafyrfyeitöliebenb,  wofylbefannt  mit  ben  33cbürfniffen  unb  rütfftcbtS* 
twll  gegen  bie  Sd?wäd)en  ber  @r)riften,  ernft,  boeb  niebt  mür* 
rifcb,  geregt,  füt-forglid)  für  bie  Sinnen,  frcunblicb  gegen  fiebere 
unb  freimütig,  ol)ne  unbefd;eiben  31t  fein,  gegen  QSorncfymc.  21>enn 
er  feine  Sbijtdjten  unb  2lbftci)ten  f)ie  unb  ba  mit  einer  (Sntfcbie* 
bent)cit  3U  Verfolgen  fc^eint,  welche  ber  23itligfcit  (Eintrag  tfyut, 
fo  ift  cö  nid;t  fowofyl  (Sigenfinn,  al3  bie  3«»crfic^t  ber  lieber* 
jeugung ,  welche  ein  mit  ber  ^erfon  ferwadbfeneö  unb  nacb  allen 
Seiten  butd;bacbteö  Softem  ju  begleiten  pflegt,  ^n  feinen  legten 
Sagen  t)atte  er  ben  Scbmerj,  bajj  bie  93anbalen  Slfrtca  öerrofe 
fteten,  unb  alle  &ird;en  biö  auf  itartfyago,  (Sirta  unb  «gnppo  in 
if)re  ©ewalt  fielen.  Gr  litt  nod)  bie  Srangfate  einer  Belage* 
rung,  benen  er  burd?  ben  £ob  entnommen  würbe.  Umgeben 
»on  feinen  greunben  ftarb  er  unter  eifrigem  ®ebet,  am  28.  Slug. 
430,  76  3al)r  alt. 

Gö  barf  nidjt  geleugnet  werben,  fcafj  bie  £errfcbaft,  welche 
Sluguftin  über  feine  ^nt  ausübte,  etwaö  2)rürfenbeö  ^atte  5  fte 
fiatte  eS  auc^)  barum,  weit  baö  Slbenblanb  bamalej  feinen  ü)?ann 
aufwies*,  ber  nur  öon  fern  biefer  impofanten  (Srfcbeinung  »er* 
glid;en  werben  lönnte.  Slber  er  l)at  bafür  aueb  befntd)tcnb  ge* 
wirft,  wie  fein  Sefjrer  ber  itirebe  jwifeben  ber  j$üt  ber  Slpoftel 
unb  Reformatoren.  9öo  er  am  fjeilfamftcn  angeregt  f)at,  ba  war 
eS,  um  cö  mit  (Sinem  SSort  ju  bc^eidmen,  ber  ©eift  beö  *ßaulu$, 


—    369    - 

luderet  fid)  neu  erfyob,  um  baö  im  ©efefc  erftarrenbe  Seben  ber 
Äirc^e  ju  öerjüugert.  @$  ift,  nacktem  (ein  irrender  ©eift  ben 
leuchtenden  $ol  gefunben  Ijat,  ein  fic^ereö  ©rünben  tri  ben  liefen 
beS  Sebenö,  unb  eine  baS  urfprünglidje  (£l)riftent()um  wieber  er* 
fennenbe  Sluffaffung  beö  cl;riftlirf)en  SSefenö  in  feiner  ©an^eit. 
©o  ftreng  (eine  Folgerungen  ju  (ein  pflegen,  (o  feft  er  (ein  &fy 
ftem  ju  ftyüefjen  fucf;t,  fo  ötel  Mittel  ber  Dteflerion  if)m  fein 
bialeftifti&cr  ©cb)arfftnn  jufüfjrt,  fo  l)ä(t  er  ftcf>  boef)  öon  leeren 
Slbftractionen  fern,  unb  feine  bogmatifd)en  3been  (inb,  weil  fte 
ber  Slbbrucf  beö  (elb(t  Erlebten  ftnb ,  erfüllt  mit  fraftiwtt  auf  ba$ 
Zdmi  wirfenben  SKotioen. 

(Sein  Stefftnn  wät)lt  jum  ©egenftanb  ber  Specutation  gern 
ben  Ort,  wo  bie  mcnfcfylicfje  ^er(6n(icf)feit  in  bem  göttlichen 
%tbm  wurzelt.  2lber  wenn  er,  mit  ber  Äüijnljett  beö  2)en= 
fenö  unb  ber  Dieftgnation  bcö  SOSiflenö,  we(d)c  il)m  überalt 
eigen  ftnb,  bieö  bunfle,  tfon  anbem  nur  mit  fcr)ücl)terner  Slljmtng 
berührte  ©ebiet  burc&mtjjt,  fo  öerwifeft  fid)  itnn  wofyt  gerabe  ba, 
wo  er  am  ftd;erften  ju  treten  meint,  bie  ©renje,  welche  bem 
vernünftigen  ©efd;öpf  fein  felbftanbigeö  2)afein  verbürgt.  2)enn 
bie  Steigerungen  ber  göttlichen  Slflmac&t  ftnb  fo  fet)r  bie  ©runb* 
linie,  um  welche  baö  gefammte  ©ewinbe  feineö  ©tyftemg  ange* 
legt  ift,  bafj  bie  Senbenj  uiwerfennbar  burcf)blicft,  alleö  Seben 
nur  alö  ftorm  göttlicher  SSirfung  barjufiellen,  eine  9frd;tung,  bie 
fein  religiöfeö  2)enfen,  wenn  md)t  »on  bem  ftttlic^en  Serouptfein 
au$  föeactionen  erfolgt  wären,  bem  *)3antfjei8muö  bätte  $ufül)rcn 
fönnen.  ©er  breieinige  ©ott  ift  baö  t)ö$fte,  baö  abfolute  ©ein, 
in  reellem  alle  ©efeböpfe,  wie  r>erfd)iebene  ©rabe  beö  (Seins 
iljnen  jugetljeift  fein  mögen,  it)ren  SSeftanb  fabelt1).  Sitte  feine 
(Sigenfdpaften  ftnb  in  iljm  auf  »ottfommene  SÖeife;  er  ift  baf)er 
baö  @ute  einfad),  fdjlec&tljim  unb  unwanbelbar;  er  t)at  c3  nid?t 
bloö,   fonbern  er  ift  e6  felbft ■)•.    3)en  ©efeb/öpfen  aber  f)aftet, 


1)  Civit.  Dei  12,  2.  Quum  Deus  summa  essentia  (avöfa)  sit,  i  c. 
»nmme  sit  (ö  'üvjcog  wr),  et  ideo  immutabilis  sit,  rebus  quas  ex  niliilo 
creavit  esse  dedit,  sed  non  summe  esse,  sicut  ipse  est;  et  aliis  dedit  esse 
amplius,  aliis  minus,  atque  ita  naturas  essciitiarum  gradibus  ordinavit. 

2)  Ibid.  11,  10. 

24 


—    370    - 

weil  fie  anö  bcm  9?irt;t3  gefct)affen  ftnb,  bie  Söanbelbarfeit  an, 
unb  bie  mit  Vernunft  begabten,  welchen  barin  bie  (SbenbÜt>lid)feit 
©ottcö  l>evliet)cn  ift,  fyabcn  in  irn'em  Urfprunge  unb  Üjter  gtei* 
fjett  ben  ©runb  ber  9J?öglu$feHi,  ftet?  »on  ©ott  abjuwenben,  baö 
©ute  51t  verlieren  unb  fid)  ber  -Dftc&tigfeit  Ijutflögeben1).  @8  ift 
23eftimmung  it)rer  9?atur  unb  ifyre  ©eligfeit,  ein  ©efäfj  für  bac* 
ofyne  Unterlaß  einftrömenbe  göttliche  geben  ju  (ein,  unb  wie  fte 
gan$  3vecepthntät,  ol)ne  Äraft  eignen  23eftanbeö  ftnb,  fo  ift  e£ 
bie  gottü^je  ©nabe,  weld)e  von  Slnfang  if)nen  möglich  machte, 
ftd)  über  bem  allen  brol)enben  Slbgrunb  empor  §u  galten2).  2Benn 
nun  weber  alle  @nge(,  110$  ber  erfte  SOtenfcf; ,  ber  mit  iljncn 
Bürger  be3  ©ottcöftaateö  fein  fotlte,  ftc&  in  ber  ©emeinfebaft 
mit  ©ott  behaupteten,  fo  ift  unleugbar,  baß  fte  fielen,  nic§t  nur 
weil  ber  ungöttlidK  QMle  ju  ftarf,  fonbern  aurf),  weil  bie  gött* 
Iicb>  Unterftü^ung  ju  frfjwacfy  war3).  2)ennod)  gcfcb>t)t  eö  im 
ftttlidjen  3ntereffe,  unb  im  Sntereffe  ber  £t)eobice,  baf  2lugu* 
ftinuS  in  ber  Urfünbe  eine  freie  %fyat  anerkannt  wiffen  will,  ©ie 
beftet)e  in  bem  (Sntfölufj,  beffen  SSirflic^feit  niebt  weiter  ju  et* 
Haren  fei,  ©ott  ungel)orfam  unb  für  ftd)  felbft  etwaö  fein  ju 
wollen4).  (§3  gefcl;al)  alfo  bod)  aucl;  burd?  eigne  9Bal)l  unb 
<5d)nH>,  baf  2lbam  bcm  geiftigen  £obe,  ben  it)m  ©ott  angebrol)t, 
unb  bem  leiblichen,   ber  feine  golge  war,   anheimfiel.    Sluöge* 


1)  Ibid.  12,  6:  Quaerat  —  et  inveniet,  voluntatem  malam  non  ex  eo 
esse  ineipere,  quod  natura  est,  sed  ex  eo,  quod  de  nihilo  natura  facta  est. 

2)  Civ.  Dci  12,  9:  Quum  id  egit  eorum  (angelorum)  voluntas  bona, 
ut  non  ad  se  ipsos,  qui  minus  erant,  sed  ad  illum,  qui  summe  est,  con- 
verterentur,  eique  adhaerentes  magis  essent,  ejusque  partieipatione  sa- 
pientes  beateque  viverent;  quid  aliud  ostenditur,  nisi  voluntatem  quam- 
libet  bonani  inopem  fuisse  in  solo  desiderio  remansuram,  nisi  ille-,  qui 
bonam  naturam  ex  nihilo  sui  capacem  fecerat,  ex  se  ipso  faceret  implcndo 
mclioreni,  prius  faciens  excitando  avidiorem? 

3)  SSevgl.  bie  3Intl)vopologie  bc$  £becbovu>?  fcon  «ücopfueftia. 

4)  Ibid.  12,  6.  —  ab  eo  qui  summe  est  aversi,  ad  se  ipsos  con- 
versi  sunt,  qui  non  summe  sunt,  et  hoc  vitium,  quid  aliud  quam  super- 
bia  nuneupatur?  —  llujus  porro  malae  voluntatis  causa  efficiens  si  quae- 
ratur,  nihil  invenitur.  Quid  enim  est  quod  facit  malam  voluntatem,  quum 
ipsa  faciat  opus  malum?  Ac  per  hoc  mala  voluntas  efßciens  est  operis 
mali,  malae  autein  voluntatis  efficiens  est  nihil. 


—     371     - 

fdjteben  tton  bcnt  Se'oen  in  ©ott,  welches  greifjett  ift,  war  et 
nun  ber  ©ünbe  unterworfen,  unb  fein  fieib,  »orf)er  üon  fitnb* 
liefen  Regierten  frei,  allen  Regungen  r)6f)cren  Sebenö  willig  fol* 
genb,  fal)ig,  in  fcfymerjiofer  SBerflärung1)  ju  bem  iwr  bem  Sobe 
ewig  gefiederten ,  unfterblidjen  2)afein2)  über$ugef)en,  trat  mit 
ber  ©eele  in  3wiefpa(t  unb  warb  mit  böfer  Regier  (coneupi- 
scentia)  erfüllt^  unb  ber  9ftaub  ber  ©terblidjfeit.  3n  biefer  23e* 
fct?affenl)eit  ging  bie  9?atur  beö  (gtamnwaterö  auf  feine  9?acf)* 
fommen  über.  2Ba$  feine  eigne  tieffte  (Srfatjrung  ir)n  lehrte,  ba£ 
ber  teufet;  fünbig  fei,  fo  weit  bie  SBaljrneljmung  am  eignen 
SBewufhfetn  unb  am  Seben  anbrer  hinaufreiche,  baö  brachte  er  in 
eine  £l)eorie,  welche,  bei  Sertutlian  anfnüpfenb,  boct?,  wie  ge* 
wötmlicfy,  beffen  berb  ftnnlid)en  gtealiömuö  üerfeinernb,  ba6  pta* 
tonifet)  ^ariftotelifc^e  23erl)alnüf  »cn  ©attung  unb  3nbir>ibuum 
auf  ben  3ufammenl)ang  be3  (Sinselnen  mit  bem  ©efammtleben 
bes  ©efcfylecrjteö  anwanbte,  unb  bemgemajj  bie  ©attung  in  2lbam 
lebenb,  fünbigenb  unb  geftraft  öorftellte3).  2)ie  nähere  Urfacr; 
ber  natürlichen  23erberbnifj  be3  (Steinen  feijte  er  in  bie  auet) 
bie  Beugung  bel)errfcf?enbe  (Soncupifcenj 4),  unb  fanb  ftc  beftätigt 
tl)ei£6  buref)  bie  Söorte  ber  23ibet 5),  t()ei(3  buret)  bie  Äinbertaufe, 


1)  2)flö  posse  non  movi. 

2)  "Das  non  posse  mori. 

3)  Civ.  Dei  13,  14.  Deus  enim  creavit  hominem  rectum,  naturarum 
auetor,  non  utique  vitiorum;  sed  sponte  depravatus  justeque  damnatus, 
depravatos    damnatosque    generavit.      Omnes    enim    fuimus    in    illo    uno, 

quando  omnes  fuimus  ille  unus,  qui  per  feminam  lapsus  est  in  peccatum, 
quae  de  illo  facla  est  ante  peccatum.  Nondum  erat  nobis  singillatim 
creata  et  distributa  forma,  in  qua  singuli  viveremus,  sed  jam  natura  erat 
seminalis,  ex  qua  propagaremur,  quia  scilicet  propter  peccatum  vitiata  et 
vineulo  mortis  obstrieta,  justeque  damnala,  non  alterius  conditionis  homo 
ex  homine  nasceretur. 

4)  Üe  nuptiis  et  coneup.  1,  27:  Ex  carnis  coneupiscentia,  quae  licet 
in  regeneratis  jam  non  deputetur  in  peccatum,  tarnen  naturae  non  acci- 
dit  nisi  de  peccato,  ex  hac,  inquam,  coneupiscentia  carnis,  tamquam  filia 
peccati,  et  quando  illi  ad  turpia  consentitur,  etiam  peccatorum  niatro  mul- 
torum,  quaeeunque  nascitur  proles  originali  est  obligata  peccato,  nisi  in 
illo  renascatur,  quem  sine  isla  coneupiscentia  virgo  comepit. 

5)  Rom.  5,  12.    Eph.  2,  3. 

24* 


-     372     - 

welche  Sünbe  vor  fecn  einzelnen  fündigen  Slcten  Mtaudfefee-1)'. 

(SS  gtcbt  affo  nid;t  bloö  eine  (Sibfünbe  (peccatum  originale,  lie- 
reditarium),  fonbern  fie  ift  auefy  jHfltetd^  (Srbfdnüb,  unb  ber  3«' 
ftanb  ber  Unfreiheit >  ber  ^erbänfföng-,  be6  geizigen  unb  leib* 
liefen  SobeS';  biefeö  baö  ganje  SSSefcn  beö  93?cnfrf;en  erfd^öpfehfee 
®denb>  ift  verbiente  Strafe  für  alle2).  8tefe  ©ott  nur  (eine 
©ered;tigfeit  walten,  fo  würbe  er  alte  ber  SSerbammnifj  ü&erlaf* 
fen,  ba  er  aber  aud)  barmfyerjig  ift,  fo  wenbet  er  ben  frommen 
beö  alten  unb  neuen  SSunbeö  baö  £>eil  $u,  um  mit  iljnen  einft 
bic  3a()l  ber  gefallenen  (Snget  51t  ergänzen.  5llle  übrigen  freiließ 
bleiben  im  Q3erberbcn  (massa  perditionis,  praescili),  alfo  bie 
Reiben  fämmtlid;,  fogar,  wie  er  jögernb  jugejiefit,  bie  cbclften, 
bie  il)n  bem  (Ssangcltum  jitgefüljrt,  unb  bie  öor  ber  Saufe  ftcr* 
benben  Äinber.  2)a{?  bie  anbern  baö  ewige  Seben  erlangen,  fann 
fdjlecfyterbingö  nicfyt  auf  einer  menfd)üd)en  33ebingung  berufen, 
ba  fyierju  febe  gäbigfeit  mangelt,  unb  ber  begriff  ber  ©nabe 
jerftört  werben  würbe,  fobalb  i()in  ein  $erbienft  entfprecbeu  füllte, 
fonbem  bieö  ift  (ebiglid)  abhängig  öon  ber  unbebingten  gMidjen 
$räbeftination,  bem  bunf'eln  9iatl)frt;luf?,  ber  unö  unerforfd)Iicb, 
aber    weife    unb  l)eilig,    ben  (Sinjelnen  pr  Seligfeit  beftimmt. 

1)  De  peccatorum  meritis  et  reinissione  1,  39.  Quin  parvulos  bapti- 
zandos  esse  concedunt,  —  concedere  oportet,  egere  eos  illis  benefieiis 
mediatoris,  ut  abluti  per  sacramentum  caritatemque  fidelium,  ac  sie  incor- 
porati  Christi  corpori,  quod  est  Ecelesia,  reconcilientur  Deo,  ut  in  illo 
vivi,  ut  salvi,  ut  liberati,  ut  red  ein  ti,  ut  illuminati  fiant;  unde,  nisi  a 
morte,  vitiis,  reatu,  subjeetione,  tenebris  peccatorum?  quae  quoniarn  nulla 
in  ea  aetate  per  suain  vitain  propriam  commiserunt,  restat  originale  pec- 
catum. 

2)  1)(i  bie  23etrctd)tung  ber  ©üube  bei  Sluguftiu  bnrifauS  »on  bem  fitt» 
lidjen  3tttetejfc  geleitet  ift,  imb  cv  überbies?  in  ber  nadjfren  3cü  nadj  feiner 
3?efcbrung  in  ben  ©djviftcn  de  moribus  ecclesiae  catholicae  et  Manichaeö- 
rum,  de  libero  arbitrio  u.  a.  gegen  bie  Sttanidiäev  bie  3vci()cit  be3  SBittcns? 
yertljeibigt,  fo  ijt  bie  2(nfidjt,  bafj  er  jene  Sluffaffung  axtö  bem  üSJfcmicbaiä* 
muö  mitgebradjt  habe,  bnrdwus?  nidjt  ju  begrünben,  unb  nuirbe  billig  für 
veraltet  gelten  fonucn,  wenn  nid)t  Dr.  33 nur  fiel;  ihrer  annähme,  toeldjer 
ft'c|)  „ben  fo  tief  wurjelnbcn  §a$  gegen  bne:  Söfe"  feinem  legten  fubjcftiium 
©runbenach  nur  a»8  mantcbiii|'chcr  Söcltanft'dit  51t  crflh'rcn  toeijj.  £e!;rbud) 
ber  £ogmcngcfd)iehte  <£.  109.  Slflevbingö  ift  3(uguftin^  ©tjjrem  in  ben  ethi- 
feften  fünften  fefyv  weit  uon  ber  pcintbeifrifcben  Ausgleichung  beS  2?öfcn  unb 
©uten  entfernt,  n><t$  ftcb  nber  mtc*  feine»  fittlicbeit  Ücbeutfcrfnbvungcn  erflart. 


-    373    — 

säßet  in  feicfen  befaßt  ift,  ben  ergreift  bie  ©nabe  mit  unw'u 
berftel)licl)er  ©enKitt  (gralia  irresislibilis),  alö  bie  in  $orm 
ber  ©nabe  nurfenbe  2lttmacf;t.  dlod)  wenn  er  im  £obe  beö 
natürlichen  JDafetnö  gebunben  ift,  tritt  fte  an  il)n  r)eran,  aU 
len  Regungen  beS  eignen  SBiüenö  $um  ©Uten  juöorfommenb 
(gratia  praeveniens),  berührt  il)n,  roie  ein  jünbenber  33lifc,  madjt 
ifyn  lebenbiß  (gratia  operans)  unb  etjteljt  if)n  $ur  eignen  fittli* 
cfycn  £r)at  (gralia  cooperans)  ').  (Sie  ift  alfo  eine  ftet;  inner- 
liel;  betl)ätigenbe,  nicfyt  bloß  Offenbarung  ber  Sefyre,  fonbem  tyftft 
$üglicl;  (Srroecfung  be3  ©taubenö  unb  Utmuanblung  bcS  SBittens 
jitr  Siebe  ju  ©Ott  unb  feinen  ©eboten,  Tve(cl)e  beö  ©efeijeS  (§r* 
füllung  ift2).  3)er  ©taube,  burd)  welchen  ber  (Smseine  ber  6^ 
löfung  tl)eill)aft  wirb,  ift  bie  ©runblage  bcö  fubieftiven  d;rift^ 
liefen  gebend,  ber  £luell  aller  wahren  Sugenb,  unb  ol)nc  it)n 
alle  Sugenb  nur  ®d?ein  (9iöm.  14,  23).  3n  ben  alteren  6$rif* 
ten,  wo  Sluguftin  ber  greifyeit  nocl)  eine  lüirfiicfce  23ebeutung 
gönnt,  fajjt  er  Den  ^Begriff  beö  ©laubenö  oberfläct;licl)er,  im  ©inne 
be$  Slutoritätöglaubenö,  unb  l)ält  i(jn  für  menfcf/licfye  Sjjatj  mit 
ber  tieferen  (Srfcnntmjj  feines  SBefenö  maebte  er  il)n  burcl;au3  §u 
einem  göttlichen  2lct3).  3e  mel)r  il)m  barauf  anlam,  bie  ©nabc 
alö  eine  baö  innere  beö  SDtenfcfyen  umgcftaltenbe  Äraft  baquftcl^ 
len,  befto  mel)r  blieb  er  babei,  bie  Rechtfertigung  aB  eine  fub* 
jefttoe  ju  beftimmen,  ungeachtet  er  fie  auf  ben  ©lauben  grün- 
bete,  unb   l)at  biefen,   in  feiner  3üt   verbreiteten  Segriff  noef; 


' 


1)  De  natura  et  grat.  e.  35.  Operamur  quidem  et  nos,  sed  illo  one- 
rante  cooperamur,  quia  misericordia  ejus  praevenit  nos.  Praevenit,  ut 
vocemur,  subsequetur,  ut  glorificemur;  praevenit,  ut  pie  vivamus,  subse- 
quetur,  ut  cum  illo  semper  vivamus. 

2)  De  correptiono  et  gratia  3.  Intelligenda  est  gratia  Dei  per  Jesuni 
Christum  Dom,  nostrum,  qua  sola  homines  liberantur  a  malo,  et  sine 
qua  nulluni  prorsus  sive  cogitando,  sive  volendo  et  amando,  sive  agendo 
faciunt  bonum;  non  solum  ut  monstrante  ipsa  quid  faciendum  sit  sciant, 
verum  etiam  ut  praestante  ipsa  faciant  cum  dilectione  quod  sciunt.  Hane 
quippe  inspirationem  bonae  voluntatis  atque  operis  poscebat  Apostolus 
2  Cor.  13,  7.    ©.  «Dtönföer  I,  389. 

3)  Die  a3crant>enmg  fätft  ^vtfdjcn  bie  Scitjrc  394  —  397  unb  jeigt  ftd) 
juevft  itttleugtmv  de  diversis  quaeslionibus  (über  bcit  3ixömcvluicf)  ad  Sim- 
plicianum  libr.  2.  (a.  397).    ©.  9?eanbcr  ©.  1065  flg.  1074. 


—    374     - 

befeftigter  ber  gofgqeit  überliefert,  nur  ()in  unb  wieber  ftct)  t)em 
objeftiyen  (Sinne,  in  welchem  it)n  bie  Reformatoren  tterftetjen, 
annäfyernb  *).  ür;  ber  erft  nad)  feiner  9Wcffef)r  ju  ©tauben 
unb  $ir$e  fiebere  *]3fabe  ber  (grfenntnif?  wanbetn  (ernte,  ber  mit 
großem  (Sinne  bie  ftaunenSwertfye  ©ewatt  waf)rnaf)m,  mit  wel* 
cber  bie  £ird)e  neues  Seben  unb  (Stfenntnijj  über  bie  erfterbenben 
unb  Verirrten  Stationen  ausbreitete,  ftelfte  bie  innere  SBefreunbung 
mit  bem  (Sr)rifteutf)um  als  bie  üöorauöfefcuna,  beS  (M'ennenS  gört* 
lieber  iDinge  t)in,  inbem  er  ben  folgenreichen  <5afc  auSf»ra$, 
bajj  ber  ©taube  ber  (Srfenntnifj  ttorang.ef)e2);  tieffinnig  unb  wat)r, 
fo  weit  ifnn  ber  ©taube  gleicfybebeutenb  mit  bem  $ern  beS  ct;rift* 
liefen  SebenS  ift)  r>erwtrrenb  unb  beengenb,  wo  er  als  Snbatt 
beS  ©laubenS  baS  trabitionelle  fircbtid?e  ©t;ftem  annimmt.  «£>ier* 
buret)  ift  er  üßater  ber  abenbtanbtfct)en  ©cbolaftif  geworben,  be* 
ren  2)ia(eftif  er  bur$  bie  SS  er  fcfc)  tuet  jung  v>l)i(ofoüt)ifcl;er  unb  bog- 
matifcfyer  Begriffe  ebenfalls  vorbereitet  l)at. 

©djon  l)atte2luguftinuS  feine  Sbcen  äiemlict)  confequent  unb  unter 
wa  cfyfenbem  9tut)me  feines  Samens  entwickelt,  unb  bie  Orientalin 
fd)e  £()eologie,  i>on  ber  fte  fo  weit  abwichen,  ()atte  faum  9?oti$ 
ba»on  genommen.  2)er  3Rann,  ber  jum  ©treit  ben  Slnftof  gab, 
*ßetagiuS  (Morgan),  tarn  »on  ber  enttegenften  ©renje  ber  weft* 
liefen  Äirc^e,  aus  Britannien,  unb  war  bennod)  nid)t  ot)ne  (Sin? 
fluf  ber  orientalifd)en  £irc^e  gebilbet,  mit  welcher  feine  .§ei* 
matr)  noct)  immer  in  SSerbinbung  geftanben  ju  f)aben  fcl;eint.  *)3e* 
lagiuS3)  war,  obgleich  bem  befd;au(icl;en  Gtfyarafter  fetjr  fremb, 


1)  £)ieö  J.  23.  de  spiritu  et  littera  26.  Certe  ita  dictum  est:  justifica- 
buntur,  ac  si  diceretur:  justi  habebuntur,  justi  deputabuntur,  sicut  dictum 
est  de  quodam:  Ille  autem  volens  se  justificare  (Luc.  10,  29)  i.  e.  ut 
justus  haberetur  et  deputaretur.  ®eWÖf)nlfcl)  ift  justificatio  tfjm  tbentifcf)  mit 
sanetificatio. 

2)  Fides  praecedit  intellectum. 

3)  3Benn  ber  Wind)  «PeUigiuö,  bejfcn  (Stjr^foftomuö  (405)  gebenft,  bie- 
felbe  $erfon  mit  bem  brittifdjeit  wäre,  fo  roürbe  feine  Äenntnifj  ber  grtedji* 
feiert  ©prcidje  unb  Geologie  auö  einem  früheren  5Iufentf)alt  int  Drient  er* 
flart  werben  fönnen.  3tber  bieSbentität  (t>on  SBtggerS  bebautet  I.  ©.35) 
ift  nidjt  roaljrfdjcmlid).  ^Magiuö  ©diriften  ft'nb:  Expositiones  in  epistolas 
Pauli  (*or  b.  3.  410).  Epistol.  ad  Demetriadem  (a.  413)  ed.  Semler.  Hai. 
1775.    33eibe  (Schriften  in  ben  SBerfen  beg  3)ierom;mu3.    Libellus  fidei  ad 


-    375     — 

r>on  ber  fyerrfcbenbeu  Sßorliebe  für  t>aö  sDlbnd;tl)um  ergriffen  wot* 
ben,  unb  fjatte  ficfy,  angezogen  r>ermutt)lid;  burd)  baö  Ijodjgcprie* 
feite  3beal  d;riftlid;en  Sebenö,  ü)m  mit  allem  (Sifcr  Eingegeben, 
unb  mit  @ewiffen()aftigfeit  ben  befd)werlid)en  Vorfcbriften  biefer 
t)öt)eren  £ugenb  unterzogen;  bod)  Ratten  bei  il)m  biefe  Slnjiren* 
gungen  nid)t  ben  (Sirfolg  einer  Vertiefung  be3  religiöfen  unb  (ttfe 
lid;en  93enntfjtfem8,  fonbern  er  war  »on  ber  Vcrbienftlidpfeit  bef* 
fen,  was  er  geleiftet,  ü&erjeugt,  unb  ber  Solm,  ben  er  fyoffte, 
war  i()m  ein  fteter  ©porn  jum  ©ebraud)  ber  fittlidjen  Äräfte. 
^atte  er  Don  jet)er  gegen  fittlid)e  £rägl)eit  gefämpft,  fo  tarn  itjm, 
atö  er  in  9iom,  bem  ©tfc  ber  Öenüffe  unb  Öafter,  tobten  ©tau- 
ben unb  llnftttlicfyfeit  alter  2lrt  mit  einanber  üerbunben  unb  burd) 
ben  9)rij3braucf;  ber  Sct)re  Dom  völligen  Verberben  beS  9J?enfd;en 
unb  ber  alleö  wirfenben  ©nabe  öertl)eibigt  fanb,  ber  @egenfa£ 
feinet  unb  beö  auguftinifdjen  ©tanbpunfteö  in  greller  SSeife  jum 
SBewujjtfein.  Sie  ,£>immelftrid)e,  unter  welchen  beibe  Scanner 
geboren  finb,  finb  nidpt  tu'rfcfyiebener,  atö  fte  felber.  2luguftin, 
ber  bie  fjarteften  ©egenfä^e  be6  2eben6  in  fiel;  jufammenfajjt, 
beffen  fpecutatwer  Slicf  mit  ©id)erl)eit  ganje  ©ebietc  überfdjtägt, 
beffen  nn;ftifd)er  Sieffinn  überalt  nad;  bem  religiöfen  ©runbe 
ftrebt,  er  gegenüber  bem  ^clagiuö,  einem  engen,  burd)auö  em* 
pirifdjen,  am  (Einzelnen  fyaftenbcn  ©eift,  ber  eigenttid;  aufö  tyvah 
tifd)e  gewiefen,  ftd)  aufö  (Sammeln  gelehrter  Äenntniffe  legte, 
weil  ba6  möncfejfcfye  Seben  feinen  natürlichen  Srieb  fyemmte,  ber 
otnie  bie  großen  Verfügungen,  ofjne  bie  t)cftigen  (Srfd;ütterungcn 
2luguftin6,  aber  auefy  ot)ne  beffen  »olle  9ieftguatton,  auf  bel- 
ehnten Äraft  unb  ©ittlid;feit  rut)te,  unb  nüchtern  im  2)enfen, 
wie  gefe^tid)  im  ^anbeut,  bie  religiöfe  unb  moralifd)c  ©cite  beö 
d)riftlid;en  ßebenö,  um  bereu  3ufammenfd)auung  Stuguftin  grojk 
Verbienfte  l)at,  ganj  auöeinanber  fallen  laft.  ©eine  burd;au$ 
unfvftematifdje  93?etf)obe  ber  2)arftet(ung  v>erfd)u(bet  5at)(reid)e  3n* 


Innocentium  I.  (a.  417)  in  Wall  Historia  baptisni.  inlant.  I.  ©.  372  sq. 
gvagmente  flu»  feinen  23ücbent  tlc  natura,  de  libero  arbitrio  bei  Stugufriii. 
33gf.  Sßiggertf  SluguftinisnnuS  u.  f.  W.  I.  ©.  33  flg.  2sacobi  bie  2el;ve  bea 
IPcicigiuS.  Styj.  1842.  —  Ueber  bie  ®vnnble{;rcn  beö  Stugufrinuö  unb  $eUigiu£ 
vgl.  aud;  3.  TOVKev  bie  Sebvc  t>on  bev  ©iinbe.  3tc  Stuft.  18i9.  Sl;(.  1. 


—     376    — 

confequenjen,  unb  wie  wenn  (eine  ©Triften  eine  Bestimmung 
für  fie  Ritten,  finb  -fie  in  (einen  Kommentaren  turef;  bie  fatljoli* 
firenbe,  aber  ebenfalls  nicfyt  burd)greifcnbe  Ueberarbeitung,  welche 
(SaffioboruS  manftaltet  fyat,  notf;  »ermefyrt  worben.  6ie 
la((en  ftd)  auf  jwei  ©runbelcinentc  jurüdf führen,  über  beren  QBu 
berfrrucfy  er  (elbft  niefct  f'Iar  ift,  einerfeitS  bie  auö  (einem  eignen 
Bewufjtfein  »on  ber  menfcl^licfyen  9?atur  unb  ifyren  Bebürfniffen 
cntfpringenbe  Betrachtung,  anbrerfeitö  bie  it)m  burd?  (Schrift  unb 
firc^licbe  Srabition  jugefüljrten  SBorfteffungen.  3ener  antjjropo* 
logtfc^e  ©tanbpunft,  baS  i()m  (Sigentfyümticfye,  liegt  tfjm  immer 
3imad)ft.  SQSenn  nacl;  Shtguftin  bie  stamme  ber  göttlichen  Siebe 
mit  ifjrer  öerjetjtenben  ÜÄacöt  ben  freien  SSillen  nic&t  nur  läu- 
tert, fontern  auefy  »erntetet,  (o  läfjt  QMagiuS  bei  ber  unbegren^ 
ten  Tragweite,  weld;e  er  ber  ftreifyeit  auftreibt,  ber  ©nabe  nur 
baö  ©efcf;äft,  »on  fern  fyer  leudjtenb  baS  ßiel  31t  beseidmen.  (So 
ift  im  ©runbe  bie  bciftifd;e  SBeltanfdfoauung,  welche  in  ifjm  ent* 
fdjriebner,  als  in  ben  Slriauern  jum  Borfd;ein  fommt1).  3f)m  ergab 
fief;  bie  unmittelbare  tteberseugung,  ba£  jeber,  \va$  er  leiften 
fotle  unb  wolle,  aud)  mit  ben  üjra  ton  Statur  verliehenen  Äräf* 
ten  muffe  leiften  tonnen,  wenn  nicfyt  ©Ott  bie  ©ctjutb  bie(er  Un- 
»ollfommentjeit  tragen  fotle.  SSielme^r  aber  Ijabe  ©ott  bem  Sften* 
fdjen  baS  können  verliefen,  unb  eS  fomme  nur  auf  unö  an,  $u 
wollen  unb  $u  tl)un2).  5)en  Begriff  ber  greifyeit  bog  er  burefc 
aus  nadj  ber  (Seite,  welche  Slugufttn  wenig  Ijevöorfefyitej  wenn 
biefer  fie  al6  ben  iwn  ber  ©ünbe  freien  3ufiant>  auffajjt,  fo  nimmt 


1)  Die»  entging  bett  0egncnt,  }.  23.  tem  |>moni;muö  unb  Snno« 
cetttiuö  I.  tton  9iom  ittdjt  gauj.  23gl.  Ep.  Innoc.  bei  Mar.  Mercat.  ed. 
Garnier,  p.  195.  Quid  tarn  iniquum  potest  esse  — ,  quam  huic  te  negare 
debere,  quidquid  in  quotidiana  gratia  consequeris,  cui  te  ipse  confiteris 
debere,  quod  natus  es?  Ergo  eris  tibi  in  providendo  praestantior,  quam 
potest  in  te  esse,  qui  te  ut  esses  effecit?  Si  huic  putes  debere  quod  vi- 
vis,  quomodo  te  non  putas  debere,  quod  quotidianam  ejus  consequendo 
gratiam  taliter  vivis  ? 

2)  gvrtgmeitt  bei  9IugujHtt  de  gratia  Christi.  5.  Ut  generaliter  universa 
complectar,  quod  possumus  omne  bonum  facere,  dicere,  cogitare,  illius 
est  qui  hoc  posse  donavit,  hoc  posse  adjuvat,  quod  vero  bene  vel  agi- 
mus,  vel  loquimur,  vel  cogitemus,  nostrum  est,  quia  haec  omnia  vertere 
in  malum  etiam  possumus. 


-     377    — 

er  fte  alö  bie  formale,  als  baö  SSermögen,  in  jebem  Moment 
ftcfy  ffir  bao  @ute  ober  baö  23öfe  entfcfceiben  ju  fönnen1).  Sie 
ift  bemnacl;  ein  ©leici)genMcr)t  beö  2Bi(len3,  welcher,  an  fid) 
gleichgültig,  $wifcr/en  beiben  Seiten  ftetjt,  unb  burd)  ben  Slnrei^ 
t>on  außen  jur  £l)at  veranlaßt,  fid)  fogleid;  wieber  in  (eine  in-- 
fyalttofen  3nbifferen$  fjerfteüt.  2)ocr)  e6  ift  einleudjtenb,  ba£i  ein 
fold)  gleichmäßiges  23erl)ältniß  311m  SSöfen,  wie  jum  ©Uten  ftd) 
ni$t  nur  niebt  mit  ber  urfyrünglid;en  Uebereinftimmung  beö 
menfc^licben  2Befen3  mit  ©ott  verträgt,  fonbern  baß  auet;  jebe 
2Irt  von  Organismus,  ßntroitflung,  (St)avafter  baburd;  auöge* 
fc^toffen  ift,  unb  eö  banacr;  nur  eine  Summe  einzelner  (§ntfd)tüffe 
unb  ^anblungcn  geben  fann,  welche  fpurtoö  burd;  bie  Seele 
t)inburd?ge£)cn,  orjne  il)re  farbtofe  Neutralität  $u  veränbem. 

2)en  ^auvtreij  jur  Sünbe,  welc&e  übrigens  auf  freiem  (ir\U 
fcfyluß  berulje,  feijt  *}MagiuS  in  golge  feinet  afcetifd)en  Snter* 
effeS  in  bie  ftnnlid;e  Suft,  welche  auci;  2lbam  jum  Ungefyorfam 
verleitet  l)abe.  2)a  er  nad)  feiner  Sljeorie  von  ber  greiljeit  ge* 
neigt  ift,  bie  Sünbe  nur  in  if)rer  SSereinjehtng  ju  betrachten,  fo 
fd;lägt  er  überhaupt  iljre  23ebeutung  geringer  an,  unb  nament* 
lid)  bie  ber  abamitifcfyen  geringer  al$  Sluguftin,  welcher  barin 
baS  Eintreten  eineö  ungöttlid;en  *j]rincipeS  erfannte.  *|Magiuö 
hingegen  meinte,  baß  nicr)t  einmal  SlbamS  geiftige  33efc$affcnl)eit 
baburd)  verünbert  fei  unb  baß  er  ben  £ob  als  eine  allgemeine 
üftaturbebingung  erlitten,  baß  alfo  eine  9?ad?roirfung  auf  bie 
Nacfyfommen  »ermöge  ber  Slbftammung  nod)  viel  roeniger  Statt 
gehabt  l)abe.  Dfjne  (Stnfic^t  in  bie  Sebenöeinljeit  beS  menfd;tidjen 
©efd;lecr;teS,  bie  3nbt»ibuen  beffelben  atomiftifd;  betrac^tenb  roie 
bie  etb)tfd)en  Vorgänge  in  iljncn,  f)ielt  er  bie  5lnnal)me  einer 
(Srbfünbe  für  eine  Ungereimtheit,  für  eine  Beeinträchtigung  ber 
göttlichen  ©ered)tigfeit,  unb  für  eine  golge  beS  SrabucianiömuS, 
bem  er   ben  (SreatianiSmuS  entgegenfteltte 2).    £)iefe  ^)i;^ott)efe 


1)  Ad  Demetr.  8.  —  quibus  liberum  est,  unum  semper  ex  duobus 
agere,  quum  semper  utrumque  possimus. 

2)  Comm.  ad  Rom.  7,  8.  Si,  quum  lex  non  esscl,  peccatum  mortuum 
est,  insaniunt  qui  de  Adam  per  traducem  asserunt  ad  nos  venire  pecca- 
tum. —  33ci  Mar.  Mercat.  Common. :    Quoniam  si   anima  non  est  ex  tra- 


—    378    — 

benufcte  er  für  bie  Seijauptung,  bat?  jeber  3)2enfd)  in  bei-  reinen 
$8efcE)affenbeit,  wie  2lbam,  in  bie  2Belt  eintrete,  nnb  bafj  bie 
Späteren  nur  baburd?  gegen  il)n  im  9Zad)t§eil  feien,  ba§,  mit 
(einer  ©ünbe  beginnenb,  Setfpiel  unb  @ewof)nt)eit  fortgewirft 
fyaben1).  2Öa<3  fyinbert  alfo,  Dafj  nict)t  ein  9)?cnfd?  bureb,  fräfti* 
gen  ©ebraud)  ber  greifyeit  bie  6ünbloftgfeit  ftcf;  erhalten  ober 
bie  verlorne  wieber  erringen  follte?  Sötrfüct)  glaubte  ^etagiuö 
unter  ben  frommen  be£  neuen  unb  aud)  beö  alten  £eftamente3 
fold)e  ju  erfennen,  ja,  eö  ift  fein  innerer  ©runb  r>ort)anben, 
weöfyatb  er  nict/t  auefc  Reiten  baffelbe  $ugeftet)en  follte,  ober  wo* 
t>urcr)  bie  ()eibnifd)e  Sugenb  wefentlid)  »erfdn'cben  wäre  von  ber 
$riftlid)en.  (§3  ift  unleugbar,  bajj  bie  9ieil)e  biefer  «Borftcltun* 
gen,  welche  in  ber  menfd;licf/en  6clbftgenügfamfeit  enbigt,  nicfyt 
notljwenbig  ju  einer  (Srlöfung  füljrt,  unb  baß  fic$  $elagiuö  ba* 
mit  weiter  r>on  tiefem  Sftittetpunft  beö  (SfjriftentfyumS  »erirrt,  alö 
irgenb  einer  ber  Orientalen. 

5)a  nun  aber  »on  ber  entgegengefe^ten  «Seite  bie  cfyriftlidje 
Ueberlieferung  ifjm  Segriffe  jufüljrt,  fo  lammt  eS  ju  einem  merf* 
würbigen  (Sonflifr.  (Sr  läfjt  ben  firdplidjen  2)ogmen  »on  ber  2>ret* 
einigfeit  unb  ber  ^erfon  @tmfti  i()re  ©eltung,  unb  nimmt  aueb, 
bie  Segriffe  ber  ©nabe  unb  (Srlöfung  auf.  Sener  aber  ift  bei 
itjm  burd?  bie  (Sinwirfung  beö  ©egenfa&eö  fefjr  fd?wanfenb  gc* 
worben.  2)enn  einerfeitö  fcr)retbt  er  ber  ©nabe  wot)t  übernatür* 
liefen  6l)arafter  $u,  befcfjränft  fte  auf  ba8  6l)rifient[)um  unb  er« 
flärt  it)te  Unterftüijung  für  notl)wenbig  jum  ^eiligen  geben2); 
wieberum   verallgemeinert    er   fte   bis  ju   ganzer  (Entleerung 


duce,  sicut  nee  est,  sed  sola  caro  habet  traducem  peccati,  sola  et  poe- 
nam  meretur;  injustum  est  enim,  ut  hodie  nata  anima,  non  ex  massa 
Adae,  tarn  antiquum  peccatum  portet  alienum;  quin  et  rationabile  est,  ut 
Deus,  qui  propria  peccata  dimittit,  non  imputet  alienum. 

1)  Aug.  de  nat.  et  grat.  10:  in  Adam  peccasse  omnes  non  propter 
peccatum  nascendi  origine  attractum,  sed  propter  iinitationem  dictum  est. 
(£>ienact)  »erfhmb  er  9löm.  5,  12  ty  o>  rote  Stoßujita;  nötiger  fein  ©Etiler 
3 Uli rttt  =  propter  quod.  Aug.  contr.  Julian.  VI,  75).  Ep.  ad  Deinetr.  15. 
Consuetudo  est,  quae  aut  vitia  aut  virtutes  alit. 

2)  Adjutorium  gratiae  in  solis  Christianis  cf.  Aug.  de  grat.  Chr.  33. 
39.  40. 


-    379    — 

v>om  frejiftfd)  cbriftlicr)en  ©ebalt,  fo  ba£  er  nid)t  nur  baö  @e* 
fetj,  fonbem  fogar  bie  Ukrleifjung  ber  natürlichen  ©uter  ber  23er* 
nunft  barin  einfc&liejjt,  ober  i()r  ben  untergeordneten  Sßertr)  giebt, 
ju  feiebterer  (Srfüüuitg  beffen  eintragen,  waö  aud)  or)ne  fie  er* 
füllt  werben  fönne1).  Snbem  er  bie  33ebeutung  ber  (Srtbfung  er* 
forfdjt,  fuc^t  er  ifyr  in  ber  Dcfonomie  beö  9ieicbe6  @ottc6  eine 
©teile  ju  geben.  2)at)er  tt)ei(t  er  beffen  iDauer  in  mehrere  *)3e* 
rioben,  in  beren  erfter  naefy  bem  9?aturgefe£  ein  gerechtes*  £eben 
beftanb,  biö  bie  Q3erbunfe(ung  beö  ftttlic^en  ©erouftfeinS  burd) 
bie  ©ünbe  bie  Offenbarung  beö  getriebenen  @efe£eö,  unb  atö 
aud)  biefe  nicfyt  meljr  jureicfyte,  bie  (Srfdjeinung  (Sljrifii  notljroen* 
big  machte2).  5)ie  l)auptfäd)ticbfte  ©ebeutung  beö  (Srlöferö  fei, 
ba£  er  bureb  2e()re  unb  SSeifpiet  fcaö  bjöcfyfte  3beal  ftttticfyen  Sebenö 
aufftelle,  bureb  feine  berablaffenbe  Siebe  (Gegenliebe  erroeefe,  buret; 
bie@rf)abcnl)eit  beö  ÜBorbilDeö  unb  bie  Hoffnung  auf  ©etoljnung  jur 
SfcacJjeiferung  anfporne3).  iSer  eigent()üm(ict;e  SBertb,  iveteber  ber 
(Srlöfung  beigelegt  wirb,  beftef)t  met)r,  ber  orientalifcben  Shtffaffung 
ftd)  näl)ernb,  in  bem  pofttir-en  Üftoment,  in  ber  ©rl)bbung  be$ 
Urfprünglicben,  unb  baö  negative  ift,  ba  ber  ©ünbe  leine  tiefe 
(Sinroirfung  jugefproeben  roirb,  untergeorbnet.    2)a6  üfteue,  >va£ 


1)  De  gestis  Pelagii  22.  T>ex  ShtSfyrucf)  beö  $elrtgiu3:  Dixi  quidem, 
proprio  labore  et  Dei  gratia  posse  hominem  esse  sine  peccato;  sed  quam 
dicam  gratiam  optime  nostis  et  legendo  recolere  potestis,  quod  ea  sit, 
in  qua  creati  sumus  a  Deo  cum  libero  arbitrio.  —  De  grat.  Chr.  8.  Deus 
—  illis  quibus  imperavit  etiam  gratiae  suae  auxilium  subministrat,  ut 
quod  per  liberum  homines  facere  jubentur  arbitrium,  facilius  possent  im- 
plere  per  gratiam. 

2)  Aug.  de  peccato  originali  30.  Non  igitur,  sicut  Pelagius  et  ejus 
diseipuli,  tempora  dividamus,  dicentes:  primum  vixisse  justos  homines  ex 
natura,  deinde  sub  lege,  tertio  sub  gratia.  Ex  natura  scilicet  tarn  longa 
aetate,  qua  lex  nondum  erat  data.  Tunc  enim  ajunt  duce  ratione  cogno- 
scebatur  creator,  et  quemadmodum  esset  vivendum  scriptum  gerebatur 
in  cordibus,  non  lege  littcrae  sed  naturae.  Verum  vitiatis  moribus,  in- 
quiunt,  ubi  coepit  non  sufficere  natura  jam  decolor,  lex  ei  addita  est, 
qua  velut  luna,  fulgore  pristino  detrita  rubigine  redderetur.  Sed  postea 
quam  nimia,  sicut  disputant,  peccandi  consuetudo  praevaluit,  cui  sanan- 
dae  lex  parum  valeret,  Christus  advenit,  et  tamquam  morbo  desperatis- 
simo  non  per  diseipulos,  sed  per  se  ipsum  medicus  ipse  subvenit. 

3)  Comm.  I  Cor.  6,  18. 


—     380    - 

tcu  §utva$c1  auemaetr,    ift  bic  Sebre  bei  Bottfomiuenen  ^eilig* 

feit,  bie  Offenbarung  bei  fnvfücn  £ugento  in  ben  eiw.njeliüteit 
igen.  SIbei  tveter  iü  bei  innerliche  ßufamaiettEjang,  in 
rem  bad  ©efe§  tm\t  feine  temütbia/nte  3chr>ere  mit  tem  (Sran- 
ejelium  ftebt,  erfannt,  ium$  bei  crana,elifcfre  Stantiumft  öoh  ben 
au?erli.t  gefe$ü($en  Gbarafter  befreit,  ba  eine  unmittelbar  ten 
^Bitten  neu  geftaltenbe  ficafl  bei  dniate  nuft  anerfannt  lrirb1), 
rotb  er  tuelmebr,  Tut  neu  aufraffent ,  rem  ihn  gejagten  3teale 
in  eignet  Äraft  nacKn-eben  [oll.  fekrauß  ergab  ficb  Htg(ei$  ein 
cbiernver,  juritif.fer  Sinn  beä  ^eariffcy  bei  Rechtfertigung, 
weiter  intet?  turd>  tie  Serauöfefeung  eigner  ®ere<$tigfeit  von 
tem  rrc-teftantif.f en  reeiter  entfernt  in,  als  bei  augiiftinija)e. 
3>ei  GHaube  ift  tie  eine  9ebingung  bei  fRe^tfetttgimg,  ba  er 
tie  ?lnerfennuna,  ter  d?riftlid?cn  S^arfaa^en  unt  gebren  ift,  unt 
mit  tiefem  intelleftualen  Momente  iü  bau  meralifcbe  ter  guten 
SBerfc  ebne  inneren  ßufammenljang  ecertinirt.  £a  nun  ter 
(Staube  turefcaue  freie  4 bat  beä  3Äenf($en  ift2),  fo  erbeut,  n>ie 
weh  fßefaghtd  Wn  tem  ^eejrijf  einer  abfeluten  -^räteftination 
entfernt,  unt  tote  nnfiöfjig  ibm  tiefe  a1u3uftir.if.te  tebre  fein 
nttl^te.  Gr  fennte  \i±  tie  göttliche  ^erberbeftimmuiu]  niett  an- 
berö  öorfteflen,  oft)  bebingt  burdj  baö  menf$ti<$e  3}erbalten  unt 
taö  vBcrbenviffen  Qotftcö,  unt  beutet«  banadj  tie  bibliften  8e* 
rretc-üeilen  3).  ?iacr>  feiner  8etra$tung  ter  menüf  lieben  ??atur 
müßten  tie  f leinen  hinter,  iveicbe  nngetauft  ft  arten,  felig  veer* 
ten;  er  leugnete  ibre  Q}ertammni?,  aber  ba  er  Don  rcr ^tettMrcutiej- 


1)  Aug.  grat.  Chr.  31.  Istam  quippe  gratiam,  qua  ju^tificainur.  i.  e. 
qua  Caritas  Dei  in  cordibus  nostris  effunditur  per  Spiritum  S.,  qui  datus 
est  nobis,  in  Pelagii  et  Coelestii  scriptis.  quaeeunque  legere  potui,  nun- 
quain  eos  inveui  quemadmodum  conGtenda  est  confiteri. 

2)  Ad  I  Cor.  1.  1:  Voluutate  Dei  vocatur  quisque  ad  fidem.  sed  sua 
sponte  et  sno  arbitrio  credit. 

3)  Ad  Rom.  9,  30.  Quos  praeseivit  credituros,  hos  voeavit.  vocatio 
autem  volentes  colligit,  Don  invitos,  aut  certe  diseretio  uon  in  personis 
sed  in  tempore  est.  Hoc  ideo  dicit  propter  hdei  inimicos,  ne  fortuitam 
Dei  sraliam  judicarent.  Ergo  vocantur  per  praedicationem  ut  credant, 
credentes  justiücentur  per  baptismum.  Ad  5.  29:  Ouos  praevidit  confor- 
incs  futuro;  in  vita.  voluit  ul  flerent  conformes  in  cloria. 


-    381    — 

feit  ber  Saufe  überzeugt  war,  fo  wieö  er  ifjnen  eine  niebere  ©tufc 
ber  ©eligfeit  an,  inbem  er  erflärtc,  er  wiffe  wo()l,  wot)in  fte  nidjt 
eichen,  nid)t  aber,  wol)in  fte  gefyen.  2)ie  2cf)re  von  einem  Säute* 
rungöfeuer  verwarf  er,  bttrd?  ben  SWijjbrauct;  dagegen  eingenommen. 
Die  bemerfen6ivert()eften  ©djüler  beS  ^elagiuS,  ber  jwav 
eine  Partei,  aber  feine  ©eetc  grünbete,  finb  (Söleftiuö1)  itnb 
ber  SBifcfyof  Sulianuö  von  ©elantan,  ein  fd?arfftnniger  9Rann, 
welcher  confequenter  aU  sjMcigiuä  feine  @runbfä£e  cntwicfelte2). 
$efegiud-,  welcher  ftcfy  mehrere  3a()re  in  dlom  aufgehalten  l)atte, 
ging  411  mit  (Söleftmö  nacb,  Slfrica  über  unb  begab  ftd;  von 
ba  naef)  ^alaftina.  ©ein  greunb  bewarb  fiel)  um  eine  $rc8bi;ter* 
ftelle  in  £artl)ago,  warb  aber  beöwegen  ©egenftanb  aufmerffamerer 
23ead;tung,  unb  412  vor  einer  Verfammtung  in  jener  ©tabt 
über  6  (7)  fünfte  angcflagr,  befonberö  beö  3nt)a(t8,  ba£  ?lbamö 
©mibe  nur  U)m  gehabet  l)abe,  bafj  bie  Sftcnfcfycn  rein,  wie 
^Ibam,  geboren  werben,  unb  bie  Äinber  ber  Saufe  ^ur  ©eligfeit 
nict)t  bebürfen3).  Dbgleid)  (Söleftiuö  bie  Verantwortung  baburd; 
ju  umgel)en  fud;tc,  ba£  er  bie  2el)re  von  ber  (Srbfünbe  mit  ber 
trabucianifdmt  S()eorie  in  3ufammenl)ang  brachte  unb  fo  vom 
bogmatifcfyen  Oebiet  l)inwegfd;ob,  würbe  er  bod)  verurteilt,  weil 
er  baö  2lnatb,ema  nicfyt  über  bie  # lagfäi?e  fällen  wollte.  2lugu* 
ftinuö,  weiter  big  bal)in  bie  allgemeine  Sichtung,  in  ber  *]3ela* 
giuö  wegen  feinet  SÖiffenS  unb  feiner  afectifd;en  ©trenge  ftanb, 
geteilt  ()atte,  würbe  in  golge  biefeg  ©treiteö  ju  genauerer  $rit* 
fung  feiner  2lnfid;ten  bewogen,  unb  erflärtc  fiel;  in  mehreren 
©d)rift<m  bagegen4),    anfänglich    iebod;   fc^onungevotl.     3nbe{j 

1)  Fragmente  CiliS  f.  libcllus  fidei  (a.  417)  bei  Augustin  de  peccat.  orig. 
c.  5.  6.  23.    SBfggerS  I,  38  flg. 

2)  grngmente  feiner  ©diriftcit  U\  August,  c.  Julian,  unb  Opus  imperf. 
contr.  Julian.     Söiggcrtf  <5-  43  flg. 

3)  Mar.  Merc.  Common.  I.  1.  Adam  mortalem  factum,  qui  sive  pec- 
caret,  sive  non  peccaret,  fuisset  moriturus.  2.  Quoniam  peccatum  Adac 
ipsum  solum  laesit,  nee  genus  humanuni.  3.  Quoniam  infantes  qui  na- 
secrentur  in  co  statu  sunt,  in  quo  Adam  ante  praevaricationem.  5.  Quon- 
iam infantes,  ctiamsi  non  baptizentur,  habeant  vitam  acternam.  6.  Quon- 
iam lex  sie  mittit  ad  regnum  coelorum,  quomodo  et  evangelium. 

4)  £)<tö  23erjcicl)ttif5  alter  feiner  auf  bot  ©trett  bcjüglicßen  State  f- 
SBtggerö    ©.52.     De  peccatorum  meritis  et  remissione  et  de  baptismo 


—    382    — 

lebte  ^fcfagittG  in  ^alciftina  gern  aufgenommen  unb  unangefochten, 
atö  415  *)3aul  Drofiuö,  ein  junger  SWann,  bem  SUtguftinuö 
mit  fehlerhafter  Slnfyängüdjfeit  ergeben,  öttfam,  um  fid)  bei  .£>ie* 
rontymuS  weiter  ju  unterrichten.  (Sr  war  fyöcbft  befremdet,  ^e* 
lagiuS  in  folgern  2lnfet)en  su  finden,  unb  £ietom;mu8,  ben  *)3e* 
lagiuö  burd)  einen  über  feine  (Schriften  auögefprodjenen  Säbel 
geärgert  t)atte,  ftimmte  if)m  eifrig  bei  unb  bemühte  ftd),  bie  9JM* 
nungen  be6  *)}elagiuö  alö  ©vröflinge  ber  origeniftifd)en  $e£erei, 
bie  er  im  frifd)en  SInbenfen  f>atte,  bar^uftetlen.  2luf  einer  ©im? 
obe  ju  Serufalem,  unter  Q3orft£  beö  23ifd)of  3oljanne$, 
f  tagte  DroftuS  ben  $elagiu6  an,  bocf?  fo  ungefd;icft,  ba§  bie 
Orientalen,  für  reelle  baö  Urteil  §luguftinö  nid)t6  (Sntfd;etben* 
beö  fyatte,  unb  bie  mit  ^elagiuS  unbeftimmten  Steuerungen  über 
ben  begriff  ber  ©nabe  ftd)  begnügten,  nur  gegen  ben  Äläger 
eingenommen  würben,  ^etagiuö  aber  frei  fpraetjen  (415) ').  5D?an 
fam  überein,  baß,  ba  bie  grage  ber  abcnblünbifd)en  $ird)e  ge* 
bore,  bie  (Sntfcfycibung  be3  33 i f et; o f  Snnocentiuö  i.  eingeholt 
werben  fotle.  2)0$  bie  leibenfdjmftlicfyen  ©egner  beö  SßclagiuS  Rat- 
ten uict)t  ©ebutb,  fie  abzuwarten.  <Sie  erhoben  bie  SBefdutlbi* 
gung  aufö  neue  auf  einer  ©tmobe  ju  2)ioöpoliö  (2i;bba)  im* 
ter  bem  Metropoliten  (Sulogiuä  von  (Säfarea.  ?lber  auefy  bier 
()alf  bem  Slngcflagten  feine  Äemttnif  ber  griedu'fd;cn  (Sprache 
unb  bie  Ungenauigfeit  ber  ovicntalifcfjen  £f)eotogie  burd?  (415); 
aud)  benahm  er  fiel?,  bei  feinem  vorgerückten  Slltcr  um  fo  mct)r 
uad)  9?ut)e  begierig,  nidjt  völlig  aufrichtig.  Sluguftin  fritiftrte 
bie  9ßerl)anbtungen  ber  6vnobe  unb  zeigte,  baß  fte  ben  eigene 
ticken  (Sinn  ber  velagiant[d;en  Sluöbrücfe  nid)t  getroffen2)}  fd)on 
in  biefer  ©cf;rift,  ebenfo  in  ben  folgenben,  tritt  er  mit  aller 
©d)ärfe  gegen  ^elagiuö  auf3).    3^ei  africanifd)e  ©mwben  31t 


parvuloram  unb  de  spiritu  et  littera,  bette  ad  Marcellinum  (412).    De  na- 
tura et  gratia  (415)  gegen  -Pelagiu^  de  natura. 

1)  Orosii  apologeticus  c.  Pelag.  de  arbitrii  libertate. 

2)  De  gestis  Pelagii  s.  de  gestis  Palaestinis  (416). 

3)  Contr.  Pelag.  et  Coelest.  libb.  II.  de  gratia  Christi  et  de  peccato 
originali  (418).  de  nuptiis  et  coneupiscentia  libb.  II.  (419).  Contr.  duas 
epistolas  Pelagianor.  libb.  IV.  ad  Bonifac.  ep.  Rom. 


—    383    — 

©Hiebe  unb  $artl)ago,  welcf)e  burcl)  ?(uguftin  geleitet  waren, 
unb  er  nocf)  befonberö  im  herein  mit  vier  23ifd;öfen  erliefen  (£r* 
flärungen  gegen  *ßelagiuS  unb  (Sölefnuö,  unb  fanbten  fie  ju  3n* 
nocenj  (416),  welker  ft<#  in  allem,  \xk\$  fie  an  biefen  Männern 
alö  verwerflid)  bezeichneten,  einverftanben  erflärte 1).  3nbef  r)at* 
ten  aud)  bie  23eflagtcn  ftdj  nad)  9?om  gewanbt,  ^elagiuö  ein 
©laubenöbefenntnif  überfd;icft,  (Soleftiuö  fam,  baö  eigne  fclbft  ju 
überreifen.  6ie  trafen  Snnoceiu,  nict)t  mel)r  am  Seben,  unb  e$ 
festen  eine  günftige  ßeit  für  fte  31t  nal)en,  ba  ber  23ifcf;of  3o* 
fimuö,  ein  ©rieche  vielleicht,  ftd)  befriebigt  äußerte,  unb  in 
einer  3uf<^>rift  an  bie  Slfricaner  mit  f)ol)er  9ftiene  if)re  SRed&rglau* 
bigfeit  in  ©c&ufc  nal)m.  2)ie  Slfricaner  liefen  fiel;  baburd?  nicr/t 
beirren,  betätigten  it)ve  früheren  33efcl;lüffe  auf  einem  (Soncil  ni 
Äartljago  (417)  unb  liefen  3oftmu8  werfen,  baf  er  nid;t  wiffe, 
waö  bie  ^elagianer  mit  ifyrem  Segriffe  öon  ber  ©nabe  fagen 
wollten.  3öfll"uö  fül)lte,  baf  fte  in  fo  weit  9ted?t  l)atten,  unb 
erflärte  feine  3ujtimimmg.  Sluguftin  betrieb  auf  einer  größeren 
SSerfammlung  51t  Äartljago  (418)  bie  nochmalige  23erbammung 
ber  ©egner  unb  wirfte  beim  «gjonoriuö  ein  ©taatöebict  gegen 
fie  auö2).  3e£t  erflärte  fid?  audj  3üftn1^  in  einem  (Sirculflt* 
fcfyreiben  (tractoria) 3)  entfcfyiebener  für  bie  auguftinifd;en  ©runb- 
lefyren  unb  gegen  *ßelagiu3  uns  ßölcftiuö  (418).  2)ieö  ©^rei- 
ben würbe  ben  Stirnen  beS  2lbenbtanbeö  jur  Unterfcfyrift  vorge- 
legt, unb  niebt  wenige  ©eiftlid)e,  welche  ftc&  weigerten,  entfefjt, 
unter  ifjnen  3ulianu$  von  (Sclanum,  welcher  burd?  biefe  ©taub« 
fyaftigfeit  ben  9\uf  feines  würbigen  SfjarafterS  betätigte,  unb 
wafyrfcbeinlicr;  aud)  ber  2)iaconu6  Slnianues  von  Seleba,  fein 
SDtitrampfer4).  9J?and;e  ber  Vertriebenen  begaben  ficf;  nad)  bem 
Orient,  in  ber  Hoffnung,  bort  SBeiftimmung  nnb  Unterftütjung 
ju  ftnben.     Julian    fucfyte  SfyeoboruS    von   9J?ovfueftia   auf, 


1)  £>te  ©d)reifom  bei  Mar.  Merc.  cd.  Garn.  I. 

1)  Aug.  Opp.  Bend.  T.  X.  Appd.  II.  p.  105. 

1)  Ibid.  p.  103. 

1)  Hieron.  ep.  ad  Alypium  et  Augustinuin.  (ix  übcrfdUc  ßcmiftcjl  bec 
St^fofiomuS,  rccnon  hom.  VIII.  in  Matth.  unb  hom.  VII.  de  laudib.  Pauli 
Apost.  vorfmnbcn  finb. 


-    384    — 

welker  in  bei:  £l)at  bie  Sefjre  öom  natürlichen  QSerberben  bed 
9Venfc(fRi  beftritt'),  fitf;  aber  bod)  nidjt  ganj  mit  Sultan  geei* 
nigt  ju  ^aben  fdjeint.  9?eftoriud,  bei  weld;em  bte  ^elagianer 
©d)u<3  fugten,  forberte  jivar  nähere  9lu8funft  über  ifyre  Slnftcfc 
ten  »Ott  6öleftinu6,  erflärte  fid)  aud;  gegen  bie  Seljre,  ba£ 
Slbamö  Sali  feine  nad)tt)eiltgen  folgen  für  baö  menfd)lid)e  ©e* 
fd)(ed>t  gehabt  ijabe,  bel)anbette  aber  bie  Vertriebenen,  an  wel* 
d)en  er  feine  Äefcerci  entbeefte,  wot)lwotlenb.  3nbej3  bie  Serbin- 
bnng  würbe  beiben  uacfytfyeilig ,  jumal  ein  abenblänbifc^er  2aie, 
ÜÄariuö  Sttercator,  ber  fid?  bamalö  in  (Jonftanttnopel  auf* 
fyielt,  fid)  öiel  ÜKüfye  gab,  bie  öftltc^je  Äirc^e  »on  ber  ^eteroborie 
ber  ^elagianer  ju  überzeugen.  2ßie  man  in  91  om  bem  9?efto* 
riuö  »erbaute,  baf  er  fid?  if)rcr  angenommen,  fo  fd)abete  cd  if)- 
nen  im  Orient,  bafj  fie  fid)  ju  il)tn  gelten,  unb  bie  ©tynobe  twn 
(Sptjcfuö  (431),  welche  SRefloriuS  tterurtfyeiltc,  »erbammte  aud) 
fte.  SBciter  würbe  bie  orientalifd)e  &ird)e  nid)t  iwn  biefem  (Streit 
berührt.  Slber  im  Occibent  ftanben  bie  (Srtreme  utwer[ö()nt  ge* 
gen  einanber,   fo  baß  eine  weitere  $liu3gletd;ung  93eburfn»{j  war. 

3.    3)er  femipetagianifd)e  (Streit. 

SDalct)  ZI).  V.    SBtggerß  Sßerfuer)  einer  jmigmnt.  ©nttotdlung  be3  2Utgu* 
jHnt$mu$  unb  9JcIagfaniSmuS  Zi).  II.  1B33.    Neunter  IL  II.  1168  flg. 

S)ie  £el)ie  i?on  ber  unbebingten  ^räbeftination  war  für  2t u* 
guftin  ein  Sluöbrucf  ber  innerften  unb  entfd;iebenften  Eingabe 
feiner  (Seele  an  @ott.  2)arum  war  fte  ifjra  ber  ©runb  ber  ßn* 
»erftdjt,  im  (Staube  beö  «£>eÜS  31t  fein,  weldje  er  nid;t,  nad; 
ben  paulinifd)en  9Btnfen,  aud  bem  Objeftben  ber  9ied)tfertigung 
fdwpftc.  Slber  \va$  feine  Sonfequenj  forberte,  unb  \x>a$  itm  mit 
freubiger  ©ewtjjljett  erfüllte,  fyatte  für  anberd  georbnetc  unb  ge* 
leitete  Sttenfd)en,   welche  feinen  $oraudfe£ungen  niefct  beipflichte* 


1)  ©.  23ltC&  Tioog  JOug  Myovrc«;  (pvGH  xa\  ov  ypü/Lirj  nraitiv  rovg 
avd-Qunovs.  Phot  Cod.  177.  Wad)  gtyottos  Angabe  ift  eö  gegen  £icront)* 
xaVLi  (ben  9D?Bm$r  Sätam) gerietet;  Wtoriuö  SWercatot  fetjeint  meljr  ben  eigent- 
lichen Urheber  ber  befänden  Weinung  im  Sluge  ju  Ijabcn,  wenn  er  betjau^ 
tet,  bcife  Slugujrtn  barin  angegriffen  werbe.    ©.  ^eanber  ©.  1217  flg. 


—    385    — 

ten,  ztwaü  ©eelenbefcritcfenbeö,  unb  nocfc  anbre  würben  baburcfy 
jn  ftttlidjer  (5rfd)(affung  geführt.  2Bie  biefer  ganje  ©treit,  ber 
ftd)  fo  viel  um  eunfdje  Segriffe  breite,  bie  Sftöndje  befonberg  in 
^Bewegung  fefcte,  fo  waren  eö  aud)  SKondje  in  SlugujtinS  9?äl)e, 
in  einem  Softer  bei  Slbrumetum,  welche  burcb  SBebenfen  gegen 
bie  ^räbeftinationöteljre  beunruhigt  unb  varteit  würben.  2Bäf)- 
renb  bie  einen  fid)  mit  SÄäjjigung  unb  unbefcfyabet  ber  ©i(t* 
lid)feit  su  ben  Sefjrcn  Slugufttnö  bekannten,  liefen  $$  anbre 
baburtf)  in  ber  Sfyätigleit  ber  Siebe  fyemmen;  nodfj  anbre  enbtid) 
wollten  eine  geringe  ©eitung  beö  menfd)lid)en  SBerbienfteS  unb 
33ebingtt)eit  ber  ©nabe,  eine  ber  erften  bemerkbaren  Regungen 
ber  fpater  alö  ©emivelagianer  bezeichneten  Partei  im  SIbenb* 
lanbe1).  ©ie  fct;rieben  an  itjn  unb  er,  auf  biefe  SSeranlaffung 
(eine  ^räbeftination6(el)re  unb  ifw  5Bert)äftnt0  jittn  Seben  auSfüfyr; 
lieber  entwidetnb,  richtete  bie  beiben  Söerfe  de  gratia  et  libero 
arbitrio  unb  de  correptione  et  gratia  (426—427)  an  fte.  Sit* 
lein  in  fo  unterwürfigem  £one  bie  9i>?önd)e  Sluguftinö  3uf$rift 
erwiberten,  ifjre  SluöftetUmgen  waren  buref;  feine  Sluöeinanber* 
fejsung  nidjt  entkräftet,  unb  würben  bajjer  alöbatb  von  anbern 
Seiten  wieber  aufgenommen.  9?amentlid;  t)atte  jidj  in  bem  füb* 
liefen  ©allien  ein  ©cgenfafc  jugteicl;  gegen  *)Magiu8  unb  Slu* 
guftmuö  vorbereitet.  3n  biefen  ©egenben,  g(eid)fam  bem  Orient 
ber  weftlid)en  Äirdje,  lebte  SoljanneS  (SaffianuS  (bis  um 
432),  jener  fcijtljifdje  f0?6n<^,  welcher,  nacf)bem  er  bie  Softer 
*ßa(äfiina8  unb  SlegtyVtenS  befud)t,  in  Gonftantinovet  bei  Qfyxty 
foftomuö  verweilt  l)atte,  von  if)m  jum  2)iaconuö  geweift  war, 
unb  ifjm  ftetö  bie  größte  Siebe  unb  2kret)rung  bewahrte,  ©r 
tt)ei(te  mit  üjm  ba6  warme  3ntereffe  für  bie  unmittelbaren  Sejie-' 
jungen  unb  baö  5)3raftifd)e  beö  (priftentfyumS,  ol)ne  ben  fpecutati- 
ven  2)rang  unb  bie  fyftematifd)e  Sonfequenj  2higuftinö  j«  befttjen2). 
©leid)  iijm  gab  er  eine  SSerber-bnijj  bcö  ganzen  menfd;ltcf;en  @e* 
fd)led)t3  51t,  welche,  von  Slbam  beginuenb,  mefyr  unb  mefyr  ange* 
warfen  fei,    aber  bod)  nid)t  jebeS  ©ute  im  ?0?cnf(t>cn  vernichtet 


1)  Aug.  ep.  214—216.     Relractalion.  c.  66.  67. 

2)  ©•  übet  i$n  SBiggevö. 

25 


-     386    — 

fyabe.  2ßir  werben  mit  bem  crbticben  Q3erberben  behaftet  gebo* 
ren,  jcvriittet  burcl;  ben  ßwiefpatt  be6  g(eif$cö  imb  ©eifteö,  aber 
biefer  mß  notfywenbige  Äampf  ift  sugteicfy  jur  -Hebung  unfreie 
ftttlicben  Gräfte  georbnet.  Obwohl  franf,  finb  wir  bod)  nicr/t  tobt; 
obwol)l  unfähig,  auö  unö  ot)ne  8ü'nbe  ju  (eben,  fönnen  wir 
boer)  bie  ©nabe  mit  greifyeit  ju  nnferem  &igentt)um  ermäßen. 
SDenn  (o  allgemein  bie  6ünbc  ift,  erftretft  fiel)  aud)  ber  SBitte 
©otteS  über  alte,  fte  ju  befetigen.  S)en  einen  ergreift  bie 
©nabe,  elje  if)r  feine  @ebnfud;t  entgegenfommt,  bann  ift  fte 
guüorfommenbe  (gralia  praeveniens),  ber  anbre,  wie  (Saffian  biefe 
3bcen  ganj  empirifd;  bel)anbe(t,  ergreift  fte  siworfommenb, 
bann  ift  fte  nad)fo(genbe  ©nabe  (gratia  consequens).  3nbe0 
auef)  in  biefem  gälte  ift  bie  menfc^lirf)e  Xi)at  baö  ©eringfte  unb 
ba£  Sßerbienft  nicb)t  in  2lnfd;lag  31t  bringen  gegen  bie  ©röße  ber 
Sßofyttbjat.  3n  beiben  gälten  aber  ift,  wie  ftet)  twn  fetbft  »er* 
fteljt,  bie  Sßirfnng  ber  ©nabe  nid)t  bio$  (§r(eud;tung ,  fonbern 
neue  ^Belebung  bcö  SBillenö1).  3"  biefer  9iid)tung  gehörte  audi 
ber  merfwürbige  SSftönd)  SMncentiuö  v>on  £erinum2),  ber  *>on 
feiner  f'löfterüd;cn  3ctte  auö,  Wie  cl"  M*  lue  verließ,  burd;  feine 
©Triften  einen  auJ3erorbent(id;en  (Sinftup  gewonnen  l)at.  33alb 
nad;  Sluguftinö  £obe  »erfaßte  er  feine  3)enffd)rift  (434) 3),  in 
welcher  er,  um  bem  (Sinfluf  erftärter  Jparetifer,  ober  aud)  ein* 
Seiner  bebeutenber  £ird)en(ef)rer,  wobei  it)m  befonberö  Shtguftin 
vorfcfywebte4),   ©renken  ju  fefcen,   auf  bie  oberfte  Slutorität  ber 


1)  33gt.  Cassiani  Collationes,  befonber6  coli.  13. 

2)  <&.  über  ifjn  SOBiggerö  <&.  208.  ©ein  ©cmipelagiiiui^mnS  erteilt 
befonbers?  barmte,  bcifj  er  jtvnv  bie  ^eliigianer,  nicht  aber  bie  öon  anbem 
itjncn  ßleicbgcadjtcten  ©enoffen  dnfft'anö  unter  bie  #äretifer  reefmet.  lieber 
biefen  ©treitpuuf't  f.  9?ennbcr  ©.  1190.    SBiggcrtf  212. 

3)  Commonitoriuin  pro  catholicae  fidei  antiquitate  et  universitate  adv. 
profanas  omnium  haereticorum  novitates.  Ed.  Cali.vtus.  Heimst.  1629.  1655. 
Herzog.  Vratislav.  1839.  ©er  jtoeite  £f)eü  bnöon  ift  bis?  auf  ein  HefneS 
gragment  verloren. 

4)  ©.  9icanber  unb  Söiggerß  n.  £>.  3euer  jeigt  bie  ©pur  btcfeö 
<5kgcnfaf;ce  auet)  tn  bem  gragment  beö  jtfetten  3;t)eilc^.  23cmcrfenetr>ert()  ift, 
ba§  febon  ber  3<uifenift  ^afebafitte  Queen  el  in  beiben  £(;ci(cu  bie  $o* 
lemif  gegen  3(itguftin  yennutfjete,  ftic  aiü?  einem  neuerlid;  fyermiegcgcbcncu 
Briefe    befjelben    erhellt.      Sr   befinbet   fielt    in  Correspondence  inedite   de 


-    387    — 

iircl)(id)en  Ueberlieferung  verwieg,  unb  ben  in  ber  fatt)olifd)cn 
$ird)e  angenommenen  (Sanon  bafür  in  ben  SDcerfmalen  ber  Ur* 
fprünglid)feit  (vetustas),  3lflgemeinl)eit  (universalitas)  nnb  3»- 
fammenftimmung  ber  bebeutenbften  Sefjrcr  (consensus)  feftftetfte. 
3n  biefen  ©egenben  fyatte  aber  and)  Sluguftin  greunbe.  2>mi 
von  U)nen,  «£>i(ariu6  unb  *))ro6üer  von  Slquitanien '),  ber 
in  SlugufiinS  2el)re  »on  ber  ©nabe  ben  £ern  beö  (Svange* 
liuinS  sn  l)aben  glaubte,  imb  mit  Siebe  baran  Ijing,  berichteten 
ifjm  liber  bie  (Simvenbungen,  weiche  in  ifyrer  9?ä£)e  Vorgebracht 
würben  2).  (Sr  unterfetpieb  ftc  wol)l  von  ben  eigentlich  velagia* 
nifcf)en,  unb  richtete  bannet)  feine  Sßibcrtegung  ein3).  2)cm  (Sin* 
wurf,  baf  l)ociunutl)ige  <5id)ert)eit  auö  ber  $räbeftination(3lel)re 
folgen  werbe,  begegnete  er  buret)  bie  ^pinweifung,  baf  volle  @e* 
wi|3t)eit  ber  ($;rwäl)(ung  erft  ber  l)aben  fönne,  weiter  bewarft 
t)abe  biö  ans  (Enbe.  3Me  Umgebung  ber  Sefyre  im  SBolfSunter* 
rict)t  verwarf  er,  weil  fte  vraftifd)  wichtig  fei.  @r  wu#te  mit 
gewohntem  ©efcfyicf  Slnflojj  unb  @cfal)r  31t  befeitigen,  gleicfnvoljl 
würben  bie  ©egner  nid)t  umgeftimmt.  $ro6per  fvracl)  feinen 
©dSmerj  unb  Unwillen  barüber  in  einem  ©ebiebt  gegen  bie  93er* 
achter  ber  ©nabe  auö  (de  ingratis),  unb  reifte,  als  Sluguftin 
über  bem  ©treit   l)ingeftorben   war,   mit  $Uariu$  (431)  nad) 


Mabillon  et  de  Montfaucon  ayec  l'Italie,  suivie  des  lettres  inedites  du 
P.  Quesnel.  p.  Mr.  Valery.  Par.  1846.  T.  III.  2Da  bei*  23uc|>  titMfy  nid)t 
überall  äu  ©eI>ote  jtefot,  fo  fixere  iü)  bie  ©teilen,  bereit  9>itttl)ctliing  td>  -Gerrit 
Dr.  9?ccmber  tterbanfe,  roörtlid)  (in:  p.  231.  In  illam  etiam  opinionem  tuam 
pedibus  eo,  Vincentium  L.  commonitorio  suo  doctrinam  augustinianam 
petere  voluisse.  Immo  vero  non  alio  fine  opusculum  istud  a  V.  conscri- 
ptum,  quam  ut  maximum  illum  ecclesiae  doctorem  novitatis  argueret. 
p.233:  Suspicor,  inquam,  alteram  commonitorii  V.  partem ,  quam  excidisse 
dolemus,  Gennadius  vero  suffuratam  queritur,  apertius  Augustini  doctri- 
nam impugnasse.    T>t$i)alb  fei  e6  öuf  irgenb  eine  SSBeife  »ernicfytcr. 

1)  ©t.  gegen  460.  Epistola  ad  Rufinum  de  gratia  et  libero  arbitrio. 
Carmen  de  ingratis.  Epitaphium  Nestorianae  et  Pelagianae  haereseos. 
Pro  Augustino  responsum  ad  capitula  Gallorum.  Pro  Augustino  respon- 
siones  ad  capitula  objeetionum  Vincentianarum  (b.  SBinc.  Ö.  2eritt$).  Con- 
tra collatorem  (daffirttt)  de  gratia  üei  et  libero  arbitrio.  Opp.  ed.  le 
Brun  et  Blangeaut.     Tar.  1711.  Rom.  1758.    ©.  SßiggcrC. 

2)  3n  Aug.  Epp.  226.  225.  (a.  429). 

3)  De  praedestinatione  sanetorum.  de  dono  perseverantiac.  (a.  429.430). 
25* 


9Jom,  um  fiel;  mit  einem  2)ecret  be6  S3ifcC;ofö  (£äleft in uö  gegen 
bie  anbre  Partei  311  bewaffnen.  (Sälcftin  erlief  ein  ©treiben 
an  bie  ©aflifc^en  23ifcf;öfe  '),  tilgte  bie  Neigung  31t  un3iemlicl;en 
fragen  (inäisciplinatae  quaestiones),  verbot  ben  teuerem,  bie 
alte  Sefjre  anzugreifen,  (n'ttcte  ftet;  aber,  entfcfyieben  31t  ©unften 
ber  ftrengen  Sluguftinianer  31t  fvrecfyen,  1V0311  er  felber  nicf)t  ge- 
hörte, unb  fo  rourbc  Sßto&p«,  ba  feie  ©egner,  wie  3.  23.  Situ 
centiuö,  gleitf;  if)m  bie  Sluöbrütfe  beS  (Süleftin  für  ftdj  gcltenb 
machten,  genötigt,  ivieberum  felbft  ben  5?amvf  31t  führen,  ivaö 
er  als  ein  gewanbter  ©ctn'tler  feines  9)ieifterö  tijat.  (Sr  fetzte 
s$räbeftination  unb  Sßräfcienj  cinanber  gleid)  in  ben  £()aten  @ot^ 
tees,  bem  (Sitten,  auf  feaö  93öfe  aber  be3og  er  nur  bie  $ßrafcicn$. 
Um  ben  fdpriftmqftßen  fragen  nacl;  ber  2lllgcmeinl)eit  ber  ©nabe 
©otteö  311  begegnen,  unterliefe  er  einen  verborgenen,  unbebing* 
ten  SBilten  ©otteö,  unb  einen  offenbaren,  bebingten,  bie  ©nabe 
allen  jmvenbenben,  freilirl;  nur  311m  ©ct;ein.  Sin  biefe  gorm 
ber  2)arftcl(ung  fnüvfte  in  geistreicherer  Seife  ber  QSerfaffer  beö 
33u$e3  über  bie  Berufung  ber  Reiben  (de  vocatione  gentium) 
an*)',  inbem  er  ben  ftrengen  Sluguftintömuö  mit  einem  verfolg 
Uferen  Schein  umgab.  SiuSgefenb  von  ber  ivcfentlid?en  Har- 
monie ber  ©nabe  unb  beö  freien  SBiflenö,  unterfrt;eibet  er,  natf;* 
bem  ber  SRcnfd)  gefallen,  eine  breifacf;e  «Stufe  beö  SBillcnö:  ben 
fmnlicben,  fleifcfelictjen,  inö  3i*bifcl;e  fiel;  vertierenben  (voluntas 
sensualis,  carnalis);  ben  verftaubigen,  befonnenen,  aber  nur 
auf  fiel;  beruf)enben,  (voluntas  animalis,  bem  ipvyjxov  entfvre- 
ct;cnb);  ben  geiftigen,  von  ©Ott  regierten  (voluntas  spiritalis). 
CDic  ©nabe  ift  eine  allgemeine,  fofern  ©ott  ftd)  in  ber  (5ct;ö>fung 


1)  Aug.  Opp.  Bened.  T.  X.  Appdx.  131. 

2)  ©er  SSerfaffer  ift  nietjt  mit  ©idjerbeit  ju  ermitteln.  QucSttel  in 
bei  ?lbbanblnng  über  ben  2?crfaffer  in  feiner  Stn^gabe  ber  SBerfe  £co  beö 
ß5r.  Zt).U.  Ifdlt  2eo  bafür,  ber  e$  fcor  feiner  bifeböffietjen  SBürbc  gefctjrieben. 
3}nbei  tviire  mir  auffaflenb,  bnfj  niemnnb  ber  3cttgenof[en  nnb  ber  nöcbfkn 
(Scncraticn  es?  biefem  beriürnttcn  SSerfdffer  beilegt.  Slnbcre  ratben  nuf 
$ro$}>er,  Den  bem  eiber  roetcf>t  eö  burclj  9)?i(bcrnngcn  be£  l'ebrbegriffc  ob, 
bie  ibm  nietjt  jnjutrfluen  finb.  5?  c  nnb  er  r.ermnüjet,  bap  ein  Kenner  ber 
Scbriften  2co3  nnb  ^roc^erS  tß  verfnpt;  SBiggerö:  ein  fotdier,  ber  $vo^er 
gefjeijjett,  biiber  e$  unter  bie  ©ebriften  bc£  $Kquit<mte*$  gefpmmen  fei. 


-    389    - 

offenbart,  fte  ift  eine  befonbere,  fofevn  jte  bu«$  Gifyt ifiu$  tohrffam 

ift1).  3ene  würbe  t)inreicr;en,  wenn  ba$  ©otteöbewufjtfein  ntcfct 
burct)  bie  (Sunbc  oerbunfelt  wäre;  biefe  ift  baö,  \va$  aflein  baS 
,£>eü  »erleiden  unb  ben  geiftigen  SBitten  erzeugen  fann.  (So 
fommt  eö  beim  atfo  bodt)  nur  auf  fte  an,  unb  wenn  bie  (Schrift 
tton  einer  SlUgemeinrjeit  ber  Söefcligung  rebet,  fo  meint  fte  eine 
relatiöe  2ltlgemeinl)eit  (specialis  universitas).  3)ie  Folgerungen, 
welche  man  [)ier  im  ftttlicben  3ntercffe  m  »erbecfen  ftrebte,  wür- 
ben in  einer  (Schrift,  Praedestinatus,  in  ber  oollften  «£ärte  ge- 
sogen unb  oertfyeibigt,  wo  @ute3  unb  336feö,  £ei(  unb  £kr* 
bammnifj  auSfcfyliefjlicr;  auf  ©Ott  jurücfgcfiiljrt  unb  jebe  ftttlicf)e 
Stnftrengung  beö  SSftenfctjen  a(3  unnü£  bargefteüt  würbe  *).  2Öcnn 
aud)  bieö  ein  Oipfet  ber  Uebertreibung  ift,  ber  31t  3weifem  be- 
rechtigt, ob  fte  m'ct)t  bie  greife  Aktion  eineö  oerfel^ernben  ©egnerö 
beö  Sluguftiniömuö  fei3),  fo  trat  bocr)  bie  $rabeftinatioiu3lerjre 
unter  anbern  bei  beut  $re6bi>ter  gucibuö  immerhin  in  einer 
8cfyrofft)eit  auf4),  bie  bem<Semipclagiani9mu3  fo'rberlid)  war.  2)er 
bebeutenbfte  9)?ann  auf  tiefet-  (Seite  war  in  ber  foateren  3eit  gau* 
ftu6,  im  Älofter  SerinS  gebübet  unb  ftetS  ein  greunb  ber  Slfcefe, 
feit  454  23ifd)of  »on  Dieji  (Dtie^)  in  ber  *pror>ence,  ein  frommer, 
mitber,  in  ber  SBibet  (ebenber  Sfyeolog,  ber  feine  bebeutenben 
praftifcf^en  unb  wiffenfcr/aftücfyen  @aben  in  biefen  fct)weren  Seiten 
ber  Äirctye  wetzte 5).  (Sr  nott)igte  ben  Sucibuö  auf  einem  (Joncil 
31t  5lr(e3  475  mm  Sßiberruf,    warb  mit  einer  äßibertegung^ 


1)  Gratia  generalis,  specialis. 

2)  £)er  Praedestinatus  ijl  juerft  tton  ©irmonb  1643  befaunt  geiuadjt. 
<©.  2B i g g e r ö  ©.329.  Xa3  ganje  SBerf  C>eftef>t  au$  3^B\id)tx\\,  unb  ift  bot» 
einem  ©emtyclagianer,  ber  mit  bem  jüngeren  2(rno&iu£  groge  9(e()nUd>fcit 
bev  2(nfiii)teit  fmt,  berfagt.  Gr  fü(;rt  90  Jpäreftctt  auf,  bie  neunsigfte  nennt 
er  ^räbeftinaticincr  unb  gtebt  im  2.  23ucf)  ba^  cvroiifjntc  Xocument  ju  iljrer 
Äetmtntjj. 

3)  @.  Sßalct)  ©.233  flg.    äBti&getg,  (iHefeler  I,  II   ©.379.  Hieb- 
ner  @.  315;  nadj  ©irmonb,  9?eiutber  o.a.  ift  ti  ^luöbntcf  einer  tottflt* 
d)eu  Ueberjeugung,  unb  ba§  l;ie  unb  ba  einer  511  biefer  fcfionungelofcn  riudi 
füfyrung  ber  $rinci|Mcn  gefüinmen  fein  Jenne,  ift  roenigftcni*  nidit  51t  leugnen. 

4)  Fausti  Kcjensis  epist.  ad  Lucidum  unb  beffen  35>ibcmtf  Mansi 
VII ,  1007. 

5)  SÖiggcre  ©.224. 


—    390    — 

fc^rift  beauftragt '),  unb  braute  auf  biefev  ©tmobe  unb  ber  ju 
gtyon  im  felben  3aljre  feineu  Sefjr&egriff  ju  öffentlicher  inerten* 
nung.  Ueberljauvt  gehörten  bama(6  manche  angefcfyene  Sfyeologen 
beö  füblicf)en  ©allienS,  wie  SlrnobiuS  ber  jüngere2)  unt> 
©ennabiuö3)  ju  tiefer  Partei,  ber  eigentliche  *)3elagianiSmu3 
aber  tritt  mit  Offenheit  am  (Snbe  beö  fünften  3af)rfjunbert6  nur 
notf?"  fefyr  vereinzelt  auf,  wie  in  bem  italifd)en  53ifc^jof  ©eneca. 
3ene  ©treitfcl)rift  beö  gauftuS,  welche  ftdj  burcf)  Sftajjigung 
unb  geraubte  23enuftung  ber  im  S3uct;e  de  vocatione  gentium 
gegebenen  formen  auszeichnete,  erlangte  bebeutenben  (Sinfhtfj 
aucfy  über  ©allien  jjinauö,  erregte  aber  um  520  bei  ben  fana* 
tifcr)en  fa;tt)if$en  9)?öncfc;en  in  Gtonjtantinovel  eine  (eibenfd)aftli$e 
Unrul)e.  ©ie  beauftragten  ben  africanif^en  in  ßonftantinovel 
anwefenbcn  33ifc^of  sßoffeffor,  ^ormiöbaö  von  9?om  um 
Sluöfunft  31t  erfuc^en.  2)a  ^ormiöba6  Slntwort,  ehrerbietig 
für  Sluguftin,  aber  aud)  achtungsvoll  für  ftauftuö  lautete4), 
fonnten  bie  9J?önd)e  baö  nicr/t  reimen,  unb  forbertcn  ben  $ul* 
gentiuö  von  9tu3»e  auf,  ber  mit  anbern  africanifd)en  23ifdj>öfett 
vor  ben  93anbaten  nad)  ©arbinien  geflüchtet  war,  ftc^>  gegen  baö 
23ud)  unb  für  fte  zu  erflaren.  $ulgentiuö,  ein  befonnener  5In= 
ganger  ber  auguftinifc^en  Sefjre  trat  baljer  als  Seftreiter  beö 
©emivelagianiömuö  auf 5).  (Sr  unb  feine  ©enoffen  verftärften 
auf  erlief  unb  geiftig  bie  auguftinifcr)e  Partei  in  ©allien,  bereu 
pfyrer  bie  trefflichen  Sifdwfe  Slvituö  Von  SSienne  (490—523) 
unb  befonberö  ber  ebenfalls  in  Serinö  gebitbete  (SäfariuS  von 
SlrleS  (502—542)  waren6),  tiefem  gelang  eö,  auf  ber  in  gort? 
fe^ung  ber  Bewegung  gehaltenen  Smiobe  ju  Orangem  (Siran* 
fio)  ben  (2emipelagianiömu6  zu  beftegen.    £ier  würben  bie  von 


1)  De  gratia  Dei  et  humanae  mentis  libero  arbitrio.  libb.  II.  Bibl.  Patr. 
Lugd.  VIII,  525. 

2)  Commtar.  in  Psalm.  Bibl.  Patr.  Lugd.  VIII,  238. 

3)  De  scriptoribus  ecclesiast.  de  fide  sive  de  dogmatib.  ecclesiasticis. 

4)  Mansi  VIII.  p.  497.  498.  Aug.  Opp.  X.  Appd.  149.  150. 

5)  Adv.  Faustum  Hb.  VII.  (verloren)   de  veritate  praedestinationis   et 
gratia  Dei.  Opp.  ed.  Par.  1684.  Bibl.  Patr.  Lugd.  IX,  16. 

6)  Caesarii  Opp.  Bibl.  Patr.  Lugd.  VIII,  bie  unter  f.  Tanten  befmutten 
£>onvilien  jmb  uocl;  frittfef)  ju  fixten.  Vita  Act.  S.  Aug.  XXVII. 


—    391    — 

einet-  fogfeid?  folgenben  ©t;iwbe  31t  ÜBaUnu  tmb  von  33  0* 
nifaciuöll.  «ort  jJtom  betätigten  (Dntnbfä&e  eott  bcr  (Erbftmbe, 
ber  gdttjti^eö  Unfäfjigfeit  beö  menfd)lid)en  3BiHen$  (c.  8.)  tmb 
ber  jtworfommenben  ©nabe  anetfannt,  bagegen  bie  £el)te  von 
ber  unbedingten  *)}rabeftination  tmb  imwiberftel)lid)cn  ©nabe  \t\lU 
fd)weigenb  $nrücfgewiefen  !).  @6  ift  cht  fefyr  gewöhnliches  ©c$itf* 
fal  beS  Slugufiin  gewefen,  bap  man  feine  ^rinctyien  annahm, 
aber  bie  Folgerungen  verwarf. 

E.    3>ie  ©ecten. 

£>ie  (Sntfteljung  bei-  Keinen  Parteien  in  ber  Äircfje  fyatte  $u* 
weilen  bm  ©umb  in  einer  vraftifcfyen  2)ifferenj,  ber  ftcf;  tfyeore* 
tifetye  Slbweicljutngen  anfcljloffen,  in  ber  Oiegel  aber  waren  biefe 
bie  Urfacfr  ber  Trennung. 

1.  2)aö  erfte  gilt  von  Ubo  (SlubiuS)  tmb  feiner  Partei  in 
ÜRefopotamien.  (4.  3a§rl).)2).  (Sr,  ein  Säte,  getietr)  mit  bent 
Uterus  in  3>vift,  weil  er  ein  ftrengereö  Seben  von  if)in  «erlangte, 
tmb  warb  naefy  ber  Ät'ifte  beö  fc^waqen  9Jieere3  verbannt,  wo 
er  tinter  ben  @ot()en  wirfte.  3)a  er  tmb  bie  ©einen  £ente  au6 
bem  ^otf  tmb  von  geringerer  SBilbung  waren,  Ratten  fte  manche 
attertljitmlid)e  ©ebräucfye  tmb  tot)e  Segriffe,  bie  jübifd)e  9?orm 
ber  ^affafyfeier,  autt)roVomorvl)ifc(;e  SSorftetltmgen  von  ©Ott, 
waö  il)nen  nacfjfyer  jur  Äe^erei  gemacht  warb. 


1)  ©ie  25  Capitula  wnb  ein  ©lauft  ettSfcefenntttif  ber  ©yuebe  MansiVIII, 
711.  Aug.  X.  App.  157.  ©iefeler  381.  fcertfjeibigt  bie  Sefrimmuugen  bcö 
doneifä  gegen  ben  SSortourf  ber  3ncon[equeuj,  weil  eö  im  ©lauftenS&clcmU* 
ni$  fyeijje:  —  credimus  quod  aeeepta  per  baptisnnun  gratia  oranes 
baptizati  Christo  auxiliante  et  cooperante,  quae  ad  salutem  animae  per- 
tinent,  possint  et  debeant,  si  fid eliter  laborare  voluerint, 
adimplere;  „wirb  in  ber  £aufe  eitlen  bie  jureicljcnbc  ©nabe  sjerltcbcn, 
jü  fjäitgt  eö  uom  Wenfcfjcn  ftft,  biefclbc  anzunehmen  ober  snriufjufrefjeu,  nnb 
ecs  gicht  leine  gratia  irresistibilis  nnb  fein  decretum  absolutum."  31  her  ntd>t 
nur  bie  Grrlaugung  ber  £aufe,  foubern  auch  baC  fidekter  laborare  ivirb  sjon 
bem  auxiliuni  gratiae  (tfel^änfltg  gebnehr.  @o  hätte  jt'cf)  nitd)  HuffufHn  äu& 
brücfeu  lernten. 

2)  Epiph.  b.  70.  Ancorat.  14.  Thcodoret  li.  e.  4,  9.  hacret.  lab.  4,  lü. 
SBald)  III,  300.    «Hcanbct  II,  II,  1308. 


—    392    — 

2lu$  ©tyncvetiSmuö  jübifd)er,  l)eibnifd)er,  aucfy  ivofjl  $dfHidjet 
(Elemente,  bie  aber  nüchternen  ©eifteö  unb  mit  beiftifdjer  £enbeii3, 
otjne  gnojiifdje  6pecutation  nnb  ^5£)antafte,  »erbunben  würben, 
entftanben  2.  bie  «£)typfiftarier ')  in  ßappabocien  nnb  3.  bie 
nod)  me()r  jübifd)  gearteten  Coelicolae  (gegen  400)  in  9?orb- 
africa2). 

4.  ©röfiere  $ermanbtfcr)aft  mit  ber  ©nojtö  Ratten  bie  *))rU 
fcitlianiften  in  (Spanien3).  9Jcöglid),  baj?  bie  SftanicMer, 
bie  fidj  btö  t)ief)er  verbreitet  Ijatten,  jnr  Gntftel)itng  beigetragen 
fyaben,  möglief}  and),  bafj  gnoftiftrenbe  (Sinflüffe  aus  bem  Orient 
nod)  tjinjitgefommen  finb  4).  *|3rifcillianu3,  ein  talentvoller, 
nacl)  rfjriftlicfyem  Zehen  unb  Sßtffen  tracfytenbcr  ?aie,  würbe  ber 
näfjerc  Urljeber  ber  <2ecte,  bie  r>on  bualiftifcl;er  ©runbanfdjammg, 
welche  aber  burd)  fir<$li#e  (Sinwirfung  gemilbert  war  unb  j.  33. 
bie  Slutoritat  be£  alten  Seftamenteö  sutief ,  ausging,  eine  ©efan* 
gennerjmung  ber  fjcrabftnfenben  ©eifter  buvd)  bie  Materie  unb 
Befreiung  buret)  einen  immateriell  erfd)einenben  ßrtöfer,  unb  in 
golge  beffen  ftrenge  Slfcefe  (el)rte.  2)a  ^3rifci(lian5)  Slnflang 
fanb,  erwetfte  i(}in  bieö  Verfolgung.  3U  ©aragoffa  (Caesarau- 
gusta)  380  »erurtfjeilt,  erlangte  er  burd)  S3efted;ung  6d)u&  bei 
^ofe.  2Uö  aber  bie  weftlicbften  Sfjeile  beS  $eidj>3  in  bie  ©ewalt 
beö  Äaifer  SRajmnuö  fielen,  wanbten  ftcr)  bie  Slnfläger  3ba* 
ciuS  unb  3tl)aciu6  an  ifm,  unb  er  übertrug  einer  ©mtobe  $u 
SBurbegeta  (SSorbeaur)  bie  Unterfuti&ung  (384).  Q3rifeillian, 
ber  an  ben  Äaifer  appellirte,  warb  Eingerichtet,  nad?  i(}m  anbre, 


1)  Gregor.  Naz.  or.  16(19),  5.  Greg.  Nyss.  c.  Eunoni.  1,  12.  Ullmann 
de  Hypsistariis.  Hdlb.  1823.  (SWifcfMitg  beö  3ub<u3muö  unb  *Parftömu$,  cf. 
Greg.  IVaz.  ti/.iü)Oi  t6  tivq  y.cu  tc<  kü^va).  Böhmer  de  Hypsistariis.  Be- 
rol.  1824.  (comfcinirt  fte  mit  beu  ■OtootßeTs  beö  Sprifl  ö.  Sllerrtnbr.  de  ado- 
rat.  in  spiritu  et  veritate  lib.  III.  ed  Aubert  I.  p.  92,  unb  hält  ü)xt  Wltu 
mutg  für  einen  burdj  ©aMiSimtö  gefällten  5J?onot(}eiömuö).  ©.  GJiefeler  I, 
II.  ©.  16. 

2)  Cod.  Theod.  lib.  XVI,  5,  43.  (a.  408).  8,  19.  (a.  409). 

3)  Leon.  M.  ep.  93.  ad  Turibium  Asturic.  SBatcf)  III,  378.  Üfertttbev 
©.  1319.     Liibkert  de  haeresi  Priscillianistarum.    Ilavn.  1840. 

4)  Sulpic.  Sever.  2,  46.    ©tef  elev  ©.  99. 

5)  Sulpic.  Sever.  2,  46 — 51. 


—    393    — 

unb  nur  mit  9)?ü()e  tfjat  ber  eble  unb  mutfyige  9)?artinu3  bon 
SourS  größerem  231utr>ergiefen  unb  Rauben  (Sinfjatt.  2)ie  legten 
©puren  ber  ©ecte  finben  ftd)  in  ben  Slntitfyefen  ber  ©mtobe  öon 
SSraga  i>om  3.  563. 


2)ie  Äircf;e  ()at  im  Sßerlauf  bicfer  ,3afjr()itnberte  mit  fd)ö>fe; 
rifcf)er  Äraft  unb  bewunbrungöwürbiger  Slnftrengung  ben  ©runb 
ifyrer  Snftitutionen  unb  £efyren  gelegt.  9?icr)t3  23ebeutenbe6  unb 
n>af)r{jaft  (Sfangelifc^eö  taucht  in  ber  golgejeit  auf,  \va$  nid)t 
bereite  fyier  feine  Vorbereitung  tjatte.  Slber  ba  audj  ber  3rrtl)um 
mit  großer  ©ewalt  unb  2Iuöbef)nung  in  fte  eingebrungen  ift  unb 
ftd)  in  ifyrenDrganiömuS  eingelebt  r)at,  fo  ift  aucb  feine  (Sntftelfung, 
bie  nidjt  von  f)ier  it)ren  SluSgang  näfyme.  Xk  Äirdje  erwartet 
bafyer  eben  fowobl  eine  Stßeiterbitbung ,  als  eine  Reform;  aber 
unter  ben  formen  beö  antifen  SebenS,  unter  welchen  fie  fiel)  auf* 
gebaut  Ijatte,  war  eS  nicfyt  meljr  möglid);  fte  foulen  verfallen, 
unb  fdjon  ftrömten  bie  Nationen  mit  frifd)eren  bilbfameren  $räf* 
ten  tjeran,  bie  langfam  »on  il)r  vorbereitet  würben,  bamit  fte 
einft  ftd)  unter  tfynen  in  neuer  ßntmicflung  unb  verflärter  ©eftalt 
erhöbe. 


-    394    - 


9t  e  g  t  ft  e  r. 


5tbaSger  210. 

gibbnö  209. 

SCbgcir,  23nt  9)?<utu  79.  Uctyomo  79  n. 

Manien  211. 

21benbmd)I  68.  127.  128.  265. 

SCcaciuö  b.  GcijVitea  300. 

9tc$cimort>  148.  152.  153. 

Acta  Pilati  198. 

Stbam,  nact)  b.  Statten*.  £omil.  135. 

Wbcftuö  211. 

Aelia  Capitolina  78. 

«eitttö  273.  297.  300. 

Slfrica,  nörbl.  80. 126.  128. 168.  264. 

Stg^e  68.  127.  264. 

2Iga»etuö  283.  343. 

Slgnoeti^musS  316.  350. 

Agonistici  237. 

2tgti>vünu3  126. 

SJeflbbten  79. 

\Ay.£(pu}.oi  341. 

3Hoiutt)en  95. 

SHetftttbet  b.  9Uevanbtta  287. 

Sllexanber  b.  SJntiodna  303. 

SUejcanbet  ©e»etu$  84.  119. 

gUejranbria,  Äircbe  98. 125.  ©»noben 
287.  300.  304.  307.  Geologie,  jübt- 
f$e  40.  137.  cbnjrl.  ©cbule  unb 
£t)eelg.  168.  174. 175.  274.  b.  fra- 
tetc  275.  313.  3Diono|>i)t)fttett  bort 
339  f. 

SWcgotie  139.  178. 

Woget  174.  190. 

Sfoibtojluä,  Dtigenijt  180. 

Slmbtoftu^  23.  ».  3D?flifottb  279.  225. 
unb  £l)cobofiuö  234.  geg.  b.  Reiben 
206.  üb.Gt)eIoftgfeit223.  f.  SWöncbtb. 
250.253.  $tebigtett261.  f.£it#en* 
Ueb  262.  263.  üb.  SJtörtyw  269. 


geg.  tHtianet  301.   üb.  91ntt)to|>olo* 

gie  361.  u.  Slugujtin  367. 
SlmmoniuS  ©acfa»3  180. 
3lmun  248. 

StnaffoftuS,  Äaifet  341. 
SlnaftajmS ,  tbm.  23t(cb.  352. 
JlncitoIiuS  336. 
3tncs;ta  ©smoben  222.  299. 
»manu*  383. 
Slnicetuö  121. 
Slnomoiet  297. 
»nrt)imu«  343. 
3lntt)to»ologie  flnofiif^e  139.  fitcpcfje 

359  f. 
21ntt)uf«  244.  354. 
Slnti)wt>omor|>i)i3ttni$  188.  352  f. 
Slntibifomartantten  268. 
«Kntiocbw  in  b.  abojh  3eü  47.  49.  51. 

Söfettopole  98.  ©önoben  294.  ©ct)ulc 

u.  £l)eoIog.  276.  313  f. 
Slntitaften  159. 
Slntoninuö  g)iu3  83. 
Slntoniuö,  Wöncb  246. 
Sleonen  140. 
5l|)ct(eö  158. 
3i>i)tt)attobofeten  350. 
gtyofalbbfe  174  n. 
Slyofataftojfö  186.  194.  318. 
2l>ouutrttt$,  ßlaub.  83  n.  92. 
Slpoltinatte,  b.  frtobicca  272.  t2t)rtfto- 

logie  309.  313. 
StyoKomuö  9.  %$<ma  30.  89. 
S^odoö  71. 
3l>o(ogcten  89.  208. 
2tyofrel  43.  f.  —  consent  51  f. 
Sfyoftelgefcbicbte  10.  9$te  tfritif  f.  bte 

5?oten  ©.  10.  44.  48.  49.  51. 
Rjwßottfty  Sätet  72  f. 


-    395    - 


Aquileja,  Stet&um  343. 

Arabien,  ffi&vijtenfl&um  in,  79.  211. 

Straitfio ,  (Drangen),  ©yttobe  390. 

Arcabiuö  206.  358. 

Arcbelauö  ».  ÄaSfar  159  n.  160  n. 

5lvd;tbtafonuö  227. 

Strc^imanbrit  247. 

A*j$i|5tt0bblM  227. 

Arcbon  143.  144. 

Criminum,  ©pobe  299. 

AriftibeS  90. 

Ariflobuluö  41  n. 

AriffoteleS  190.  273. 

ArtaniömuS  b.  ©eutföcn  213. 

Arianifcber  ©treit  285  f. 

Ariuö,  £el;re  285  f.  ©cbicffale  291  bis 

293.  Gbrifblogte  306. 
ArleS,  ©tjnob.  236.  297. 
Armagl)  214. 

Armenien,  Sljrijtentfwm  210. 
Armenpflege  61.  111.  243. 
Arminianer  17. 
ArnobiuS  93. 
ArnobiuS  b.  J.  390. 
Arnolb,  ©.  17. 
ArriuS  Antonimtö  84  n. 
Artemou  190. 

Afcefe  65.  116.  136.  145  f.  245. 
AfterhtS  256.  295. 
AfyebetboS  211. 
Slfelwc&t  221. 
Attjanaricl)  212. 
Atljattaftuö,  Sefjre  it.  geben  275.  290  f. 

Sljrijtologie  307.  313. 
Atl;en,  ©ebute  203.  207.  274. 
Attyettagoraö  92. 
AtticuS  359. 
Aubiuö  391. 
Auguftimtö  de  civitate  üei  208.  übet 

Gbeloftgfeit  223.    g»5nc6tbum  250. 

üb.  Silbung  b.  ©eijH.  224.  üb.  3tom 

230.  üb.  eiligem.  Soncilien  233.  geg. 

©onatijren  238.  ^rebigtett  262.  üb. 

Abenbmaljl   265  f.    üb.  £>meüu> 

feit  305.  Seben  it.  ©tjjtem  363  f. 
Aurelianus  86. 


Ausbreitung  b.  Gfmftcnt&umS  1.  yor- 

bereitet  23.  77.  208.  358. 
Auruma  (Arum)  211.  297. 
AöituS  b.  «öientte  390. 

Sabäuö  332. 
Barbatianuö  253. 
SarbefaneS  123.  152. 
23ar  üoebba  78. 
Sarfopl)  144. 

25arnabaS  49  f.  Brief  bejf.  75. 
BarottiuS  15. 
«Bar  ©ubaili  349. 
S3ar  ©um«  331. 
Bartholomäus,  Apoftel  79. 
23afttibeö  142, 
SBftjilibtaner  145. 
«ßaftliScuS  216. 
SBaftltuS  ».  Altena  299. 
SBajittuö  b.  Safarea  228.   Ü6.  mnfy 
tbum  248.  276.   g.  Arianer  301  f. 
Saftleiaö  243. 

23a$nage,  ©am.  15. 
23eaufobre  17. 

Sepram  161. 

Senebictuö  ».  9?urfta  250. 

Bereits  b.  SSofrra  182.  193. 

Silber,  £&rißt  118.  ».  ^eiligen  255  f. 

23ileam  72.  n. 

«Biföof  62.  94.  226. 

23oetljiuS  272. 

BonifaciuS,  röm.  SBifö.  I.  232.  II.  391. 

SonofuS  268. 

Boffuet  16. 

Britanicn,  gfmftentty.  80.  214. 

«Bubb&atSmus  138.  158.  160. 

23urgttnber  213. 

SBujj orbnung  104. 234.  montanijr.  173. 

StjtboS  146. 

SäcilianuS  236. 

GajuS  ö.  9tom  74  n.  142. 

GalirtuS,  ®.  17. 

ßanbibirtnuS  326. 

ßäfaraugitfra,  (©aragoffa)  ©<;nob.  392. 

GäfariuS,  33.  fc  ArlcS  390. 


—    396    — 


liarncaUa  84. 

(Jrtfaubomtö  15. 

GafjiannS  250.  323. 

gftfffoborttS  251.  283.  historia  tripar- 

tita  13. 
(SclfuS  88. 

Gentutten,  magbeburger  14. 
Serbott  155. 
Scriittf)  77.  141. 
Seilen  210. 

d^atcefconifc^e  ©pobe  337.  f. 
(Sfjarfreitag  258. 
(SfKiriSmata,  bcr  apoji.  3*'*  59.    bei 

b.  gRontanijien  172. 
CPattutf  133.  173. 
Stiften,  9?ame  50.  ($<tlbatf#e331. 
G&rijrentfjum,    religio  illicita  80.  rel. 

licita  84. 
S&rijWogte  306.  f.  f.  aud;  SogoS. 
@f)riftu?|><irtei  71. 
®fy*$fa$>iu$  335. 
S^r^fofromuö,  2ebett353f.  ftUÖfe.  an* 

tio$.  ©c$nle  277.  für  SRiffion  213. 

ntQt  teQüXJvvris  224.    üb.  9)Uhtd)= 

tyum  248.    üb.  ©otteSbienft  254. 

259.  Slnt&ropolog.  361. 
Circumcclliones  237. 
Slaubiuö,  Äaifej  81. 
Siemens  ».  SKeranbr.    178.  92.  117. 

123.     . 
Slemenö  ».  9fom  54.  n.  74.  137. 
eiementinifc&e  S>enülicn  134. 
SBIejKnuS  322.  388. 
SBlejKuS  381. 
Gölibnt  f.  e^etofigfetfc 
Coelicolae  392. 
SommobianuS  114. 
fiommobuS  83. 
Goneitien  f.  ©onoben. 
eonciltettjammluttgen  4. 
Gonfeffoten  108. 
Consilia  evangelica  117. 
Gonjton*  201.  293  f. 
Gonfrantinopel,  $atrian$  i\  229.  ©y* 

i»b.  212  f.  296.  303. 
GcnfJmUitutö  b.  ®r.  198.  G&rijl  199. 


«Betören  geg.  Reiben  200.  ©efefce 
für  b.  £ir$e  217.  219.  geg.  £>on<t* 
tiften  236.  im  arian.  ©treu  288. 
291-293. 

GonjiantinuS  b.  jüngere  201.  293. 

ffwftantfaa  Gtylorus  87.  198. 

Gonftttutionen,  apoiiolifc^e  ^5n. 

GorneliuS,  Genturio  47. 

GorneüuS,  röm.  33.  110. 

Kramet  18. 

Gittern  51. 

Gtjprian,  Seben  106.  Apologet.  93.  üb. 
GpißFopat.  94.  103.  de  unitate  ec- 
clesiae  100.  üb.  fRom.  102  n.  230. 

Gt;rene,  Gtmftentfmm  80. 

<£pxWai  ».  Serufolem  261.  278.  300. 

QqxiÜuä  ».  SHejranbr.  320  f.  Slnatbe- 
mattem.  323.  ju  GpfyefuS  325. 
©cbrift  geg.  Swlian  204  n. 

£>atm«tttt$  326. 

Samafcfog  207. 

©amafu*  231.  240.  304. 

SDecittä  £rajanu$  85. 

DetSmu*  285.  376. 

©emerriuä  ».  Slleranbr.  180. 

©emforgu*  140.  149.  156. 

XenuMuiv  29. 

Dtmffltoi  302.  303. 

Descensus  ad  inferos  156.  313  n. 

©iafonen  46.  60.  226. 

SDtafflniffen  61.  227. 

£%mu$  275,  304. 

Dtoboru*  ».  £arfuö  277.  330.  355. 

DtoHeiift»  86.  164. 

Diognet,  33rief  an  75. 

£iont)ftuö  ».  SHerbr.  111.  173  n.  186. 

195. 
£ioni)fiu3  2(reo|>ftgitn  274. 
X)iont)fiuö  ö.  Gorintf)  55  n.  üb.  tynttui 

Steife  imd)  diom. 
riem;jut£  GriguuS  233. 
rioni)(tuS  tv  f)altfarimjj  25  n.  29. 
Dton^finö  ö.  3tom  195. 
©iosfuruS  333.  335. 
DhfyvHiS,  ©tmobe  382. 


-    397    - 


"tfctyltif  f.  £fr$eitp(#t; 

Disciplina  arcani  124. 

£>öJeH8mn$  b.  ©noftifer  71.  145.154. 

156.  ütfanid&aet  163. 
©omnus  336. 
©onntijren  235. 
SDottfthtS  ö.  Casae  nigrae  236. 
©onftiuS  b.  ©rof?c  237. 
Sonatttc*  b.  ©rgntmcitifer  280. 
£>örot$eug  277. 
£>reieimgfcitölet)rc  189.  284.  im  De* 

eibent  304. 
3DfUttü»ft$  211. 

gbion  130  n. 

©Moniten  70.  120.  130. 

Ecclesiae  apostolicae  98. 

iyxQtetttai  155. 

Gbcjfa,  SbVifrentljntn  78.  ©cfmle  274. 

278.  331.  332. 
g&e  113.  ahmte  »erboten  173. 
g|eIof!flfeit,  ber  ®([ener  38.  bev  «Won* 

tantjien  173.  bev  ©eiftlictjen  222. 
ßiebe  (Jqvs),  ©mtobe  <t.  b.  358. 
ixöi/.og,  defensor  227. 
®rtUan  211. 
@leut&ero$  170  n.  174. 
©Ifefai  133  n. 
(Sloira,  ©i?nobe  223. 
©manatton,  bei  b.  ©noftifem  140.  bei 

DrigeneS  184. 
(Engel  38.  151. 
gttßlanb  f.  23rihinnien. 
gntbnftafien  249  n. 
®$>efu$,  ©onobe  325.  335. 
S-^vaim  b.  ©jjrtr  263.  278. 
Gpifuri^muö  31. 
ßüipbatteS  159. 
epip^anienfeft  122.  258. 
(gpty$aniuä  11.  357. 
tofittofiA  f.  »iföof. 
Epistolae  formatae  96. 
(Spocbe  3. 
©ranifreö  333. 

©rbfünbe  361.  371.  386.  391. 
©rlnpnben  105. 


©foteri&mtö,  @jotett$mu$  27.  178. 

©per,  (offener)  37.  ibr  £<mon  37  n. 

(htagrinö  12. 

@nc|iten  249. 

Snbovia  356. 

<Jubojrfo$  298.  300. 

©ulogittS  382. 

(funnm'n^  208. 

(Eunomins  273.  297  f.  300. 

(Sufcbianer  292. 

(Sufebiuö  b.  Säfnrcn,  bev  Ätrdjenbtfro- 
rifer  11.  SScretirer  b.  Drigeneö  187. 
275.  üb.  Silber  256.  f.  Sinologie 
«.  SBirfen  im  <ui<ut.  ©treit  288. 
289.  291. 

Sufebiuö  ».  ©orMeum  384. 

gnfcbiuö  ö.  ©mef«  278. 

SufcbiuS  ö.  Wicomcbien  288.  291.  292. 

©ufebtuS  ö.  9lom  240. 

Sufebiuö  ».  äSerceHt  224.  297. 

©ttjlatbtfttter  223.  265. 

(Suftattnus  ».  ?littiodjia  300. 

guftcttbhui  b.  ©ebctjre  249.  271. 

Gätttttmiinö  211. 

(SutrojnuS  356. 

Sutydjcö,  euti>d)ianifd)cr  ©treit  334  f. 

@utt;dn'uö  347. 

Güixmgelium  beS  3ob<utne3  58  n.  beö 
SDtotty.  79.  ber  ©Moniten  132.  War- 
ctonö  157.  ber  3legt)))tier  195. 

®m%  229. 

gjrowtemttS  125. 

Grorcijten  95. 

gabfonuS  b.  9fom  110. 

gabtuö  b.  31ntiodjia  111. 

gncmtbnö  ö.  £>ermianc  345. 

gaften  117.  120.  257. 

OaujhtS,  Wanidjacr  365. 

ScUcifftmuö  106.  107.  109. 

Seife  ».  Slotnngiö  236. 

Selir  ».  Stom  240. 

gefte  67.  119.  257.  268.    ber  WlmU 

duicr  164. 
gtrmclung  124.  264. 
girattifttt  103.  126.  181. 


-    398    - 


gtociuö,  9K.  14. 

gtoian  fc  5lnttoc^tn  355. 

glaöian  S>.  Sonftantinopel  334  f.  336. 

gleurt»,  6t-  16- 

grauen,  Ijeibnifdje  26. 

grcitag  120.  257. 

grumentiuS  211. 

gulgentiuö  gerranbuö  345. 

gulgeniiuö  W.  StuSpe  390. 

©alcvtug  StortmtMatfi  86.  197. 
©aleriuS  9)?ariminu£  87.  198. 
©atHen,  Gfmfrentfmm  80.  3BifJenfe$flft 

280. 
©aUienuä  86. 
©attuS,  tfaifer  85. 
©atluö  202. 
©atnaliel  44. 

©angra,  <5t;nobe  223.  265. 
©etp,  ^eiliger  299.  304  f. 
©eiftliifce  f.  fifeltt«. 
©ennabiuö  390. 
©eorgicn  210. 
©eorgiuö  S>.  £aobicea  299. 
©ermanicn,  Sbrifkntfyum  80. 
©efang,  fircbjidjer  67.  123.  262. 
©iefeler,  Äirc^cngefc^ic^te  21. 
©laube,  bei  aSrtfilibe«  145.  Sftarcion 

157;  ben  SMeranbrinem  176. 
©nofis  72.  138.  alcranbrinifcbe  176. 
©itojiifc&c  ©tjftcme  140  f. 
©oeten  30. 

©otfjen,  2.  SKtfltim  211. 
©orbiamtö  85. 
©ottcöbicnft  f.  ftttttttS* 
©ratiaiwg  205.  231. 
©regoriuö  S.  Slleranbria  293. 
©regorius?  SKuntinator  210. 
©regoriu^  ».  9?ajians,  ^rebigten  261. 

£eben  276.    23.    ».  Sonjrantino^el 

302  (ö  ÄfoAoyof).  308. 
©regoriuS  b.  Sfyffa,  über  SDJoncfotbum 

248.  259.   ^rebigten  261.  Dogma- 

ttfer  275. 302  f.  2e&« ».  SIbcnbmaM 

266.  eijriftologie  308. 
©regoriuS  I.  s».  9iom  233. 


©regorhtf  £f)aumaturgu£  187. 
©ruften  210. 

©ütergemeinfcfiaft,    epnifdte  39.    ju 
Serufalem  58. 

£abrian  81. 

£>ami)aren  211. 

£anbauf(egung  63.  124. 

$armoniuö  123.  152. 

^arufptcteu,  »erboten  200. 

£afe  21. 

^cgejtyjntS  10.  165  n. 

^eibenttjum,   jur  3eit   ßtmfH  22  f. 

gnoftifirenbeö   158.   in   Rom  201. 

Untergang  206.  207. 
£>eiligentfcref)rung  267. 
Helena  198. 
£eIiogabahtö  84. 
£chubiuö  268. 
£enfe  19. 
$enotifen  341. 
£eraflaö  180.  186. 
£eraf(eon  151. 
$tt*Hni  220. 
■£>crma»  76. 
$criuencutcn  67.  123. 
£erme$  Stri^mcgtfhiö  90. 
£crmiaö  92. 
£ermogene$  196. 
£>erobc3  35  n. 
^efyctnug  187. 
£era|>Ia  181. 
$terafoö  187. 

£ierardn'e  96  f.  100.  216.  226.  228  f. 
£ierofte$  89. 
^ieronpmuö,  Seben  u.  Sfjaraftcr  280  f. 

üb.  e^clofigf.  223 ;  3Jt8n$$m»  250; 

©C&eHefen  254.  geg.  23igüantiuö  271. 
£itarion  211.  248. 
$itortu$  S).  SMeS  232. 
$tforiuS  ö.  «Ptctoötow  263.  280.  im 

2lrianifcf>en  Streit  297.  305.  Htm» 

ftologie  308.  Slntbrot-ologte  361. 
$ilavttä ,  Diafonug  336. 
|)imeriue  223. 
£immclfabrt  122. 


399 


IJippofytuS  167. 
Momenten  211. 

#omiIicn  f.  ^rcbigien. 
£onoriu£  206. 
$ormis?brt3  Äöm'g  159. 
£ormis?baö  »,  9tom  342.  390. 
£oro3  147  f. 
f>oftuö  288.  297.  299. 
•Sottingcr  b.  2(.  14. 
$üIf<?rüiJTcnfcf>aftcn  6. 
ftyle  f.  3)?aterie. 
£W«tta  273. 
$9|>jifh»rier  392. 
$j>|to$piö  90. 

3acclid;  332. 

Sacob  Sarabat  348. 

Sacobüen  348. 

Sflcobu?  b.  ältere  49. 

3acobu3  b.  jüngere  49.  52.  53.  56. 

69.  n.  £>berbifcb>f  136. 
-jalbnlutotr;  153. 
-3ba3  331.  336. 
Sberien  210. 
3baciu3  392. 
Sbcaltömuö  165.  168. 
3crufrtlem,  ,3erftörmtg  56.  78.  ^atri- 

axä)  ü.  229.  ©pnobe  293. 
Sejbegerb  I.  II.  209. 
SgrtaHn*  9.  Slnttodjia  75.  123.  ignat. 

Briefe  75  n.  94.  100. 
Sfltmfc&e  £irc$e  345. 
SnummiKiten  beö  illevu^  218. 
Snbtett,  Gfjrifrenttyum  79.  210. 
Snnocenj  I.  232.  376  n.  382. 
3ntercefft'on  221. 

3nfrirrttion  150. 151. 172. 184. 277. 281 . 
3of,anneö,  b.  StyoiM  47.  in  ffl,  %). 

56.  göangel.  58  n.  69.  n. 
Solwnnes?  b.  $re£bpter  58. 
Soljanne^  b.  Saufer  35.  268. 
3of)flnneö  ü.  SCttttoc^Ca  323  f. 
SotmnneS  fc.  3erufnlem  382. 
3o(mnue3  b.  £t>fopoliö  241.  n. 
SofyanneS  2ißht3ttrtge3  348. 
3oIirtnnev^  9tyttoi>omiS  273.  348. 


3o&nmteö  @<$oto|KFuö  233. 

SofKtnrtccijünger  71  n.  153  n. 

3of)nnniten  359. 

3oötnnuö  205. 

3o»tni<mu3  252.  233. 

3remiu3,  Straft.  166.  üb.  ®|ri$&D«* 

94.  100.  üb.  «Korn.  102.  125.  174. 
3rl<tnb,  Gfm'frentlntm  in  214. 
SfiboruS,  ©noftifev  145. 
Sftborus?,  5?eupIatonifer  207. 
Sftborus?,  nlernnbr  $re$b.  353. 
3ftboru$  9,  3>efojium  248. 
3tfmeiu3  392. 
SubaS,  SBr.  beS,  72. 
SubaS  ».  ©anwfo  36. 
3uben  34  f.   in.  b.  3^frrcmmg  40.  in 

SHeranbr.  40.  femblid;  geg.  b.  Gf)ri= 

fretUfi.  78. 
3ubendjrifren  f.  Sbionitcn. 
3ulia  SStfamma«  84. 
Sulfantt*,  £aifcr,202.  geinb  b.  S(nv 

jien  203.  [treibt  geg.  fie  204.  208. 

238.  300. 
3uli<inuö  ö.  (Sctonum  381. 
SulittS  (3ulifltttt8)  ».  §ftjitfft«tt«f  343. 

349. 
Sultu*  I.  ö.  fftm  231.  293  f. 
3uli»$  SlfricftnuS  12.  181. 
Sungfrauen  117. 
Surtöbictiou  b.  itircfye  219. 
Justificatio  374.  380. 
Suftina  301. 

SuiHntfltt  I.  207.  220.  342  \. 
SujKttuS  I.  210.  342  f. 
SujKnuS  b.  Wäxtyx.  90.  131. 

Änbbala  137. 

KuVaQoi  HO. 

ilainiten  154. 

Äaifer,  33crr;ältntg  j.  5?trd;e  80  f.  215  f. 

Äattiaiirt  210. 

Äarpofrates?  158. 

tfnrtfmgo  80.  230.   9felf0fon«flefj}t8f$ 

Sit,  238.  ©»neben  381.  383. 
itntcdjumcnen  124.  2lii. 
Äefcertoufe  125. 


400    — 


Stinbevcommunion  128. 

tfinbertaufe  68.  125. 

tftrdjc,  «Begriff  bei  b.  ©owttifhn  238. 

bei  Sobintatt  253.    fotboliföc  99. 

morgen-  u.  obenM.  167. 216. 272.278. 
Ätrcfcen,  ©ebnube  119.  254. 
ttirdjcnämtcr  60.  61  n.  S5?at)t  bnju  63. 

95.  225.  226. 
&ircbcitgefcbtc!)te  1  f.  ©efebiebtfebreiber  9f 
Äircbentieb  68.  262. 
Üircfyenrecbt  233. 
Äirebenfüftltnng  f.  ©$i3»ta. 
Äir<&enju«$t  63.  103.  234. 
Äleiwifien,  Äirc&e  ü.  51.  57.  71.  125. 
ÄleruS  94  f.  Unterhalt  95.  3utrttr-  er- 

feiert  219.   ©belojigfett  222.  Sßü- 

bung  224.  ©iWicpit  243. 
Ätöfrer  247. 
StoXtyi  210. 
Sioflsrnbianerinnen  268. 
tfoloffä,  3rrlef;rer  ju  71.  133. 
^Opiaten  227. 
Gopten  348. 
Äorafton  173  n. 
Äortatf,  ©emeiube  71. 
ÄoStwtS  Snbifobleujteö  210. 
Äreuj  118.  255.  270. 
ÄitogSbUttjl  115. 
Stritt!  6. 
ÄuttuS  2.  66.  118.  253. 

SactanituS  278. 

Saien  94. 

SambeHitncr  249. 

Scmbbifcbofe  97. 

Sciubgemcinbcit  97. 

Lapsi  85.  105. 

Saurenttoö  fßaüa  14. 

Sajif«  210. 

«eben,  ($rtjHic&.  2.  64.  111.  241. 

Sector  95. 

Legio  fulininea  83  n. 

Sebre,  ebrifit.  4.  69.  130.  165.  272. 

2eo  b.  @r.  223.  232.  279.  323. 

Seontiuö  b.  9?e«|}oIiö  256. 

Seporiuö  318. 


gibcmiuS  187.  277.  354. 

StbettuS  b.  SRom  240.  297.  299. 

giciniu»  198.  200. 

Liturgien,  ©ammhntg  5.  260. 

Sogoö,  md)  «Pbilo  40.  23<tfilibeö  142. 
Sklentin  146.  b.  rttermtbr.  ©djule 
179.  Drigenes  185. 189.  191.  «HriuS 
286.  (gufebiuö  289.  SItbanaf.  290. 
SEKarcefl.  295.  gJbottn.  296.  i£imo- 
miu$  298. 

2ucä8  10.  53. 

fiueiamt«,  b.  £eibe,  29.  8B. 

2utfotttt$,  $re£bt;ter  187.  277. 

Suctbuö  389. 

Sucifcr  ».  <£(ilari«,  297.  300.  ©<pma 
bes  Sucif.  301. 

Sucitta  236. 

Sußbumtm  (89011)  80.  83. 

SRflceboniuS  304.  n. 

Magier  30. 

SHaifonb,  ©i;ttobe  297. 

5)?ajorinuS  236. 

Wltiaxitä  b.  altere  248. 

«ötolabat  210. 

2M«Icbion  191. 

SJMttf  159.  f.  ©tjftem  161.  drttton  163. 

3Ranii$&«  164.  365. 

gWateeUtnu«  238. 

SWarcrffoS  b.  Stncyra  291.  2.95.  306. 

fötomattuo"  336. 

«Diarciarnften  249. 

SKamott  155  f. 

SWarcionüett  157. 

SSftarcitö  Slureu'uS  174. 

SSRawug,  ©noßifer  151. 

3Rar{ettb'eve$nmfl  268.  319. 

yflaxwt  Wercator  384. 

«OTartinuS  ».  Xonvi  250.  393. 

Wäxtpxex  114.  128.  268. 

9)?<trh;rologten ,  ©amm'l.  5. 

Sötorutba«  209. 

ffltojyaWarter  249. 

gWajfuet  138. 

SDtotfyauS,  (Soangelium  79. 

gtfarentiitf  199. 


401     — 


SÄayimianuS,  äSifcfcof,  329. 

3R»titttfl»tt0,  ©aleriuä  f.  ®alerin& 

FJHarimtua  173. 

SJtorhninuS ,  ©«(crtus  f.  ©aforittS. 

SESajrtmittuei  Zfyxax  84. 

SWarimuS,  tfaifer  392. 

WlftimM,  9?eoi>(atonifer  202. 

SDtojinraS  &•  £nrin  262. 

SOietancljtfjott  14. 

2JW$tftbe$  236. 

3WeIcttuö  ».  epfo^olts  240. 

fWefetinö  S>.  2lutiod)ta  300.  303.  354. 

fÜMito  92.  174. 

SWcmnott  326. 

üOfenbäer  f.  SofyanneSiünßer,  Safeier, 

SWennaö  343. 

«OTenfntht«  235. 

SHeftyotomien  79.  348. 

!OTctf)obin3'187. 

Metropoliten  97.  228. 

SWieörob  210. 

SMtle&e,  ©tmobe  383. 

2Rtnnciug  gelfr  93. 

gWiltfobeS  92. 

Üfliff«  263. 

2Rttt»oj$f«ften  120.  157. 

fJÄoncirdjianer  190. 

üKBnc^^um  245.  211. 

«Konica  245.  363. 

2J?ono|}fajttifc&er  Streit  339  f. 

3»»no|)^jtten  339  f.  in  ^aläftinn  339. 

Siegten  339  f.  348.  Siet&iobien, 

Armenien,  ©|>rten  349. 
«Jfftontaniftcn  117. 
20?ontanümuö  169  f.  171. 
SHontanu«  170. 
«OJofeg,  nn<$  b.  S-flenew  38.  it.  b.  Sie- 

mentin.  £>omü.  135. 
gj?oör,eim  18.  138. 
«JJtyHjoIogie ,  orientalifdjc  24.  inbifcr)e 

24.  griec^ifct)e  25.  römifdje  25. 


Waidti  (9toel),  $Mer<tnber  16. 
«RataüS,  Sonfeffor  190. 
gfajariUr  131. 


Keanber,  ^tirdjcngcj'cbjctjte  bcjj.  20. 

«Reftartu*  234. 

ttemeftuö  272. 

«Reocafcirea,  ©$>nob.  212. 

«Reo|)I«toni«mug  33.  202.  207.  273  f. 

9?ero  81. 

9ter»a  81. 

«Reftortaner  331. 

«Refrorianifcfjer  ©tieft  319  f. 

«Reftoriuö  319  f. 

9?eujat)r^feier  260. 

Sttcoa;  ©tmobe  222.  289. 

«RtceptjornS  ftaKijHttö  13. 

«Ricolntten  72.  159. 

«Richter  21. 

mim  252. 

9NfM*  274.  332. 

«Ritria  248. 

«Rotttta  244. 

«Rönnen  249. 

«Roetuö  193. 

«Roöatian  109. 

SBoöctianei  111. 

«RoöatuS  107.  110. 

Dctafcinö,  Dialog  93. 

Dfonontoö  227.  247. 

Öl,  (jcüigcsS  226. 

'O.uoiovaiov  289.  294. 

'Ofioo6otov  195.  196.  285.  290  f. 

Dpfcr,  »erboten  201.  205.  207. 

£>pfer  im  2i&enbmar)l  f.  5ibetibmaf)l. 

>Dpr)iomorpI;oö  153. 

Dutten  152. 

Dptatuö  230. 

Orben^regeln  5. 

Drigeneö  79.  84.  85  n.  88  n.  92.  123. 
Seben  179  f.  mgl  «o/cöv  180.  in 
©priett  u.  Sa^aboc.  181.  £>erapla 
181.  Stjaraftcrtftif  182.  @$)jrem  183. 
©Triften  183  n.  gJtotoniSmuö  274. 
öcntrtfjcilt  353. 

Drigcniftcn  343,  351.  353. 

Drigcnifrifcr>er  ©treit  343.  350  f. 

Crojm«  208.  382. 

Dr^eu«  90.  158. 

26 


402     — 


Dfrrrfejt  120.  257.  f.  gtoffafc, 
Dftgotyen  213. 

«padjomiuS  247. 

Pagaliismus  205. 

Stoßt  15. 

«Paläftina,  f.  poHtifcfje  £age  35  n. 

«PautobtuS,  in  Srlanb  214. 

Stolmfömttag  258. 

g>atttpt)iUts  187. 

«PantanuS  79.  178. 

«Pa^uutiuö  222. 

3to|>ta$  76. 

«Parabolanen  227. 

Üitgüdooig  unoatokiy.il  124. 

3tor««et,  2»<mi  100.  3Hontonu$  170. 

«Parier  144. 

«j)aroc|ie  228. 

«ParftSmuS  24.  138. 

«ParticuIariSmuö  be£  SWertfwmS  25. 

gtofiabfeier  120.  257. 

9)ajfa^t«t  120.  289. 

«Pallien  125. 

5totriar«$en  229. 

«Patriciuß  214. 

gtotrtyafftatter  192. 

gtoulinuö  ».  2lntiocf)ia  300. 

MM  ».  9Ma  269. 

9touto$,  Styojlel  48  f  erfre  9ftf$m* 
reife  50.  cutf  b.  Stpoftckontient  52. 
jtoeitc  «DJifjionöreife  52.  Dritte  M^ 
fiott^reife  53.  ©efangenfetjaft  53. 
Uttiberfciligm.  66.  Sßerfmltnifj  ju  3a= 
cobuö  69.  70.  bei  ©Moniten  132. 
bei  «Wareton  157.  Beitalter  b.  «p.  47  f. 

Paulus  b.  <£mef«  328. 

ttouitt^  ö.  ©amofata  123.  191. 

«pauhtts  ö.  Rebelt  246. 

«PaufaniaS  30. 

3>el«gianifc$er  Streit  363.  381. 

^elagiuS  374  f.  Sefcre  376. 

«Pcrcgrinuö  Proteus  88. 

SJeriobe  3.  Venoben  3.  4. 

Werften,  SbrifkntJmm  79.  178. 

spettffanus  238. 

«Petrus,  Heftel  44.  fitere  SBirfforn* 


feit  54.  ob  in  gftom  55.  «Bifcf).  V.  9tom 
101.  102.  in  b.  dement.  £omil.  136. 

«Petrus  ».  Slleranbria  240. 

«Petrus  Sb^foIoguS  261. 

«Petrus  fullo  342. 

Petrus  ».  Serufalem  344. 

«Petruö  «WonguS  340. 

9)jtn8ftfefr  44.  122. 

«Pfyarifäer  36. 

«P berojeS  332. 

«PbüippopofiS,  ©miobe  294. 

«P&tltWuß,  Stiftet  56. 

3tyiliWuö  9trabS  83. 

«PlnHp|>uS,  ©iafonuS  46. 

Styilo  41. 

«JHjilopatrtS  88. 

«ptnlofo^cnfcbulen  31. 

gHjüofo^ie  in  b.$ir$e  130. 175.272. 

«PfnlojtorgiuS  12. 

«Pbüoftratus  89. 

«PbüorenuS  f.  SenajaS. 

^ilumette  158  n. 

«J.H)oHuuS  295.  296.  305. 

«Pbtlmrtbobofeten  350. 

9tytbartototrai  350. 

Pancf  14. 

9)totOtti«tttttS  32.  137.  273.  366. 

9Hf»fu*  b.  ä.  28.  29. 

Wbhii  b.  j.  74.  f.  «Brief  81  n. 

«piothutS  33. 

3)iut«rc6  29.  33. 

«Pncumattfer  149. 

«Pneumatomacf)cn  304.  n. 

Voltfaxp  75.  121. 

Stofytyefettut  23.  24. 

«Porträts  89. 

«Poffeffor  390. 

«Potln'nuS  166. 

sprabejKttatiott  372.  380.  384  f. 

«PräbejtmahiS  389. 

«Pragmatismus  8. 

spr<tftifc$e  9tic&timg  im  2.  3af)r().  166. 

«JJrareaS  170.  174  n.  192. 

gjrebiflt  67.  123.  260. 

«Presbyter,  b.  apojr.  3^  61.  nneaß. 
=  Inlaxonos  62.  94.  226. 


403    - 


«Priefterftanb  26.  94. 

flJriejrertfntm ,  allgemeinem  60.  173. 

Primaten,  geiftlidje  98.  229. 

gWfciaa  173. 

friüilegien  218. 

9>*tfct0fa»  392. 

<Prifci(lianijrett  392  f. 

■prübicwuer  159. 

ftrtai,  «Keoplatonifet  207. 

9rotbt0#  SBifc^of  320.  331. 

propljetie,  jübtfcfje  34.   neuteframentf. 

59.  dementht.  135.   gnofHfdje  150. 

153.  montanifl  172. 
9>ro*J>et  387. 
«prcteriuS  339. 
$rubentiuö  269. 

«Pfiffet  149.  bev  «Wontonifien  173. 
«ptolomäu«  151. 
^uldjeria  324.  335  f. 

Duabratus  90. 
•Guabragefimalfaften  258. 
Quartobecimaner  122.  258. 
Quellen  b.  £ird)engefd).  4. 
DueSnel,  p.  386.  n.  388.  n. 

«Rdbuto«  330. 

Stäuberftmobe  335. 

gtealismu*  165.  168. 

3teccareb  306. 

«fteligionSmifdnutg  30.  84. 

3teligions?frei()eit  200.  206. 

«Reliquien  270. 

9temobotl)  249. 

9tom,  ©emeinbe  71.  125.   Wctrovole 

98.  101.  230. 
3tDiuanirtUUö  363. 
«Ruftnuö  13.  280.  351  f. 

®aba$  213. 
©abbatf)  67.  120.  257. 
©abetliuö  194. 
©abbucäcr  37. 
©alötanuö  241. 
©amarüer  42.  47. 
©rtmpfäer  134  n. 


©änger  95. 

©arabaiten  249. 

©arbica,  ©tmobe  226.  231.  294 

©armatio  253. 

©arpt,  p.  16. 

©aturnin  154. 

©djajntr  II.  209. 

©djaufpiel  115. 

©djiöma  106.  109.  235.  300. 

©d)leiermad)er  20. 

©dmubt,  3.  C.  dl).  19. 

©dib>fung,  nad)  Valentin  149.  Dri* 

genes    185.    firdjlidje    &$«  196. 

£ermogene3  196.  Sirius  286. 
©d&rift,  ^eilige  67. 123.  255. 260. 356. 
©djröfl)  19. 

©ecunbuö  ».  ^tolemate  291. 
©ecunbuö  t».  Sigiftö  236. 
Sedes  apostolicae  98. 
©ebuliuö  263. 
©eele,    und)    Drigeneö    Sefyre   185. 

©eele  K&tijK  185.  307  f. 
©cleucia,  ©ijnobe  299. 
©emiarianer  291.  298. 
©emipclngicuter  385  f.  ©.  ©treu  384  f. 
©emier  18. 
Semo  Sancus  159  n. 
©eptimiuS  ©eberuS  84. 
©eptuaginta  41.  n. 
©erapeion  206. 
©etfjmncr  154. 

©eömtS,  Wlow>Mtftt  342,  343. 
©ib^tlinen  90. 
©ifaö  52. 
©ilücrius!  343. 
©imon,  b.  ?Jtogter  47.  134. 
©imontaner  159. 
©im^licianuö  367. 
©implimtS  207. 
©iriciuö  223.  233.  253.  352. 
©irmium,  ©imobe  296.  ©i>mbol299. 
©irtuö  ».  Htm  Märtyrer  86.  III.  330 
»fepticiSnuti?  31. 
©nu;rna  83.  129. 
©ocratee,  ^Jjiorifet  11. 
©onntagfeier  67.  74.  120.  164.  257 
26* 


aoipia,  n.  23afitibe3  142    tt.  latent. 
147.  it.  b.  Otiten  153. 

GCOT^Q  148.  150. 

©oteriologie  359  f. 

©ojomenoö  12. 

©panljeim  15. 

©panien,  Äir«|e  213. 

©mittler  19. 

©pradjettgabe  44. 

©preugel,  fircpltdje  97.  228. 

Stationes  120. 

©tatijlif  1. 

©te^fntue,   ©talon.  46.  66.    f.   geft 

268. 
©tebfmnuö  ©obaruö  349. 
©tepbattuö  9?tobeö  350. 
©tepbanuö  ö.  ^om  103.  125. 
©totctemuS  32. 
©teilten  250. 
©ubbiafottett  95. 
©uborbinatton  184.  189.  305. 
Suburbicariac  ecclesiae  231. 
©ueöen  213. 
©utytetuS  ©eümtS  13. 
Superpositio  120  n. 
©tmtbole,  j$rijll.  118. 
©ijmbolum,  opojtol.  124. 
©9ttteon  ».  Serufd.  73. 
©t;meott,  Wonty  211.  250. 
©tmteou,  perf.  23tf<$.  209. 
©^mmad&us  206. 

owtCsaxroi  117. 

©sjttefittS  223.  234.  269.  272. 

©tmobett  98.  cfumenifäe  233.  I.  289. 

II.  303.  III.  325.  IV.  337.  V.  346. 
©9ttf$e  ilirdjc  tt.  Geologie  f.  emtio* 

c&euif(|e  ©diule,  uejtorlau.  ©tveit. 

Sabemtä  247. 

SacituS  28. 

Saturn  91.  154. 

Saufe,  (E&rijK  132.  144.    c&rijU.  68. 

123.    263.     f.    autf;    Äinbertaufe. 

Sauftage  264. 
Semmel,  ö.  Sevufal.  56.  204.    beibni« 

fcfie  202.  206. 


SertuMan,  (S&arafterijKf  168.  92.  94. 

103.  125.  Sittttyropologte  360. 
S&alia  287. 

siemifKuS,  SHonoj^fit  350. 
Stjeobora  343  f. 
Stjeobovet    12.  278.   324.  329.  330. 

333  f.  336.  338.  346. 
Sf)coborid)  207. 
SE&eoboruS  ^XfHbnö  343. 
SbeobontsS  Sectcr  12. 
Sfjeoboruö  ö.  SWopfuejKa  277.  ©tjftem 

314.  330.  346.  383. 
Sbeoboftuö  b.  ®r.  206.  213.  234.  302. 
Sfjeobofiuö  II.  207.  222.  325.  327  f. 

336. 
S()eobotu<?  190. 
SfteogtttS  291.  292. 
Sbeoflnojhtf  187. 
Sljcottaö  291. 

£beo|>ftföüifj$er  ©treit  342. 
S&eopbihtö  ö.  SHeranbria  206.  353  f. 
Sbco^üuS  ».  5lttttocbm  92. 
Sbco^iluö  ».  5Dht  79.  210.  2*1. 
Sbeofo^ie  139. 
S&erapeuteit  39.  n.  41. 
StjornaScbriftett  332. 
Sf>otb  90. 
StberiuS  81. 
Sidjoniuö  239. 
Sitlemont  16. 

SimotbcuS,  ©ebülfe  b.  ^auluö  52. 
Stmott)cuö  3Iüuro3  339. 
Stmotbeuö  ©alopbafiolos  340. 
Sitten,  ©pnobe  348. 
Sivibateö  210. 
Sobe^rafc  221. 
Sobfünbcn  105. 
Solebo,  ©Duobe  306. 
Traditores  87. 
Srabucifttttömuö  360. 
Srajatt  81.  82  n. 
Srinität  f.  ©«icinigfeit. 
Srt^bon,  Dialog  mit  91. 
ZyxvLi,  ©tmobe  293. 
Sjatbus*  210. 


405 


Ubf(|UttSt  308. 
Ubo  391. 
Wptjüaö  212. 
ttrfactaS  298. 
UrftnuS  240. 

25alenö,  Stföof  298. 
SSaltttS,  Stnifer  205.  301. 
2?alentinian  l  205.  300.  II.  206.  218. 

III.  232. 
SBalentirroS,  b.  ©noftifer  146  f. 
25alerianuö  85. 
25alertuö  368. 
aScinbalett  213.  368. 
25arane3  V.  209. 
25arro  28. 
SSeitcm«  18. 

25erfaf[ung  b.  Äirtfjc  1.  58  73. 93.  215. 
25er folgungen  b.  Gfyrifr.,  im  röm.  S^eicfj 

80.  198.  in  Werften  209. 
25ictor  M.fftm  103.  120.  170  n.  190. 
25ictorittu3  366. 
25ienne  80.  83. 
StflUanttu*  223.  271. 
25igiu'u$  343  f. 


Sincentiu«  Sertnenji*  233.  386  f. 
25üalianu$  342. 
De  vocatione  gentium  388. 
Vulgata  281. 

2Bat)l  b.  ©eiftt.  63.  95.  225. 

SBald},  8.  SB.  g.  18. 

Söallfaljrten  270. 

2Bet&n«c$t  122.  259. 

2Bciviuann  17. 

2Bejtgotl)ett  213.  305. 

2Bi|Tenfdjaft,    Kxtyity    im   4.   5.  6. 

Säfyfr  272  f- 

SBoctjc,  gro&e  258. 

3fenaj«ö  341. 

3abier  152.  n. 

3anjnluö  348. 

3e(oten,  jübifcfie  36. 

3eno,  Ämfcr  216.  332.  340. 

3epf)S)rinu3  191. 

3ofimuö  208.  232.  383. 

3ungenreben  44  n.  59. 


(«cbnicft  tri  fnt  ©rir.  Unger  in  Berlin. 


Berichtigungen. 


©.  23  Bell 

c  6  ö. 

oben  jtatt  2  Ueö  I. 

„    56    „ 

19  „ 

„     fh  £icropoIt3  I.  £tfltftj)0lt4 

„275    „ 

7  „ 

„     hinter  „ftrdjlidjen"  ergänze 

„unb". 

„277    „ 

13  „ 

„     ft.  SerfuS  l.  £arfuö. 

„330    „ 

5  „ 

„     Patt  II.  lie*  III. 

„384    „ 

3  ». 

unten  jl.  (bcn  SftöncI))  &ram  l 

(b.  SD?. 

3lr<un). 


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