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Full text of "Lehrbuch der mineralogie"

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Savöarti  College  ILtlirars 

FROM   THE   BBQ1JEST  OP 

GEORGE   HAYWARD,   M.D., 
Ol«  BOSTON, 
(ClaM  of  180»). 


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LEHRBUCH 


DER 


MINERALOGIE 


BEARBEITET  VON 


D«  F.  KLOCKMANN, 

PROFESSOR  DER  MIKERALOßlE  UND  PETROGRAPHIE  AN  DER  KÖNIGL.  TECHNISCHEN 

HOCHSCHULE  ZU  AACHEN. 


Dritte, 
verbesserte  und  Termehrte  Auflage. 


MIT  522  TEXTFIGUREN. 


STUTTGART. 

VERLAG  VON  FERDINAND  ENKE. 

1903. 


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Druck  der  Union  Deutsche  Verlagsgesellschaft  in  Stuttgart. 


DEM  ANDENKEN 

AN 


D»^  W.  HAUGHEGORNE 

GEH.  OBERBERGRATH,  WEILAND  DIREKTOR  DER  KÖNIGL.  GEOLOGISCHEN 
LANDESANSTALT  UND  BERGAKADEMIE  IN  BERLIN 


GEWIDMET. 


Aus  dem  Vorwort  zur  ersten  Auflage. 


Unsere  deutsche  Litteratur  ist  nicht  arm  an  guten  und  bewährten 
Lehrbüchern  der  Mineralogie.  Es  mag  daher  als  Wagniss  erscheinen, 
wenn  zu  den  vorhandenen  ein  neues  hinzutritt,  das  keine  anderen  Zwecke 
als  jene  erfüllen  will  und  sich  in .  der  Behandlung  wie  Gruppirung  des 
Stoffes  jenen  im  Wesentlichen  anschliesst.  Bei  dem  vorliegenden  Buch, 
das  einen  Bestandtheil  einer  zusammenhängenden  Reihe  naturwissenschaft- 
licher Lehrbücher  des  ENKs^schen  Verlages  darstellt  und  als  solcher  noth- 
wendig  war,  war  der  Grundsatz  maassgebend,  in  möglichst  gedrängter 
Form  und  in  bündiger  Kürze  die  Lehren  und  Thatsachen  der  Mineralogie 
nach  dem  gegenwärtigen  Stande  der  Wissenschaft  vorzutragen.  Für  den 
allgemeinen  Theil,  der  neben  den  üblichen  Abschnitten  über  Erystallo- 
graphie,  Physik  und  Chemie  auch  noch  eine  Uebersicht  über*  Mineral- 
genesis und  über  Minerallagerstätten  bietet,  sind  nur  192  Seiten  verwendet 
und  auch  für  den  speciellen,  reichhaltigen  Theil  sind  nur  207  Seiten 
nöthig  geworden,  und  bei  dieser  Kürze,  die  natürlich  nur  durch  Weg- 
lassung von  allerlei  dem  in  die  Wissenschaft  Einzuführenden  zunächst 
unnöthigem  Beiwerk,  durch  schematische,  darum  aber  übersichtliche 
Schilderung  der  Mineralien,  durch  häufige  Verwendung  von  Abkürzungen 
und  kleinem  Druck  zu  Stande  gekommen  ist,  glaubt  der  Verfasser  doch 
nichts  Wichtiges  ausgelassen  zu  haben,  im  beschreibenden  Theil  sogar 
recht  vollständig  gewesen  zu  sein,  sodass  dieser  zum  Nachschlagen  und 
auch  bei  Sammlungsarbeiten  zu  gebrauchen  sein  dürfte.  Bezüglich  der 
Reichhaltigkeit  dieses  Theiles  sei  nur  auf  das  Register  hingewiesen. 

Um  die  praktische  Brauchbarkeit  des  Buches  zu  erhöhen,  sind  dem- 
selben, was  sonst  nicht  üblich,  zwei  Abschnitte  angehängt,  von  denen  der 
eine  die  nutzbaren  Mineralien  aufzählt,  der  andere  Bestimmungstabellen 
für  die  häufiger  vorkommenden  Mineralien  enthält.  Auch  der  häufige 
Hinweis  auf  ähnliche,  nach  dem  blossen  Aussehen  leicht  verwechselbare 
Mineralien,  der  sich  der  Charakteristik  der  gewöhnlicheren  Mineralien  an- 
gefügt findet,  dürfte  dem  Anfänger  nicht  unwillkommen  sein. 

Wie  erwähnt,  ist  eine  wesentliche  Abweichung  von  der  Behandlung 
und  Anordnung  des  Stoffes   gegenüber  anderen  Lehrbüchern   absichtlich 


VI  Aus  dem  Vorwort  zur  zweiten  Auflaufe. 

vermieden  worden,  weil  der  übliche  Lehrgang  an  den  Universitäten  und 
technischen  Hochschulen  sich  diesen  Büchern  anschliesst  und  darum  jede 
Aenderung  methodische  Unbequemlichkeiten  herbeigeführt  hätte.  Im 
Uebrigen  hätte  wohl  für  den  Verfasser,  der  an  einer  Bergakademie  docirt, 
die  Versuchung  nahe  gelegen,  in  der  Gruppirung  der  Mineralien  eine 
seinen  speciellen  Zwecken  mehr  entsprechende  Eintheilung  eintreten  zu 
lassen.  Aus  gleichem  Grunde  ist  auch  im  krystallographischen  Theil 
verzichtet  worden,  die  Krystallsysteme  durch  ihre  Symmetrieaxen  zu  defi- 
niren  und  die  übliche  Definition  durch  Symmetrieebenen  beibehalten. 
Eine  Absicht  liegt  auch  zu  Grunde  —  nämlich  die,  dem  Gedächtniss  zur 
Hülfe  zu  kommen  — ,  wenn  vielfach  die  chemischen  Formeln  der  Mine* 
ralien  in  alter  Weise  dualistisch  geschrieben  sind. 

Bei  der  Beschreibung  der  einzelnen  Mineralien  wird  es  gewiss  Bei- 
fall finden,  dass  nicht  so  sehr  auf  die  geographischen  Fundorte  als  auf 
geologische  Vorkommen  der  Mineralien  Gewicht  gelegt  wurde.  Die 
kurzen  Bemerkungen  über  das  geologische  Auftreten  des  beschriebenen 
Minerals  wie  auch  die  Angaben  über  charakteristische  Begleitmineralien 
halte  ich  für  sehr  wesentliche  Theile  einer  mineralogischen  Charakteristik. 


Aus  dem  Vorwort  zur  zweiten  Auflage. 


Trotz  mancherlei  dem  Verfasser  nicht  unbekannt  gebliebenen  Mängel 
der  ersten  Auflage  und  trotz  des  Vorhandenseins  mehrerer,  denselben 
Zweck  verfolgenden  Lehrbücher  wurde  für  die  vorliegende  Mineralogie 
in  weniger  als  fünf  Jahren  eine  zweite  Auflage  nöthig,  ein  Beweis,  dass 
das  Buch  brauchbar  war. 

Diese  zweite  Auflage  ist  in  der  Anlage  und  der  allgemeinen  An- 
ordnung des  Stoffs  der  ursprünglichen  treu  geblieben,  dagegen  haben  sich 
im  Einzelnen  so  zahlreiche  Aenderungen  nothwendig  gemacht  und  es  sind 
so  manche  Ungenauigkeiten  verbessert  worden,  dass  sie  den  Anspruch 
auf  die  Bezeichnung  einer  umgearbeiteten  und  verbesserten  Auflage  wohl 
erheben  darf. 

Die  wesentlichen  Abänderungen  des  allgemeinen  Theils  beziehen  sich 
zumeist  auf  die  geometrische  Krystallographie.  An  Stelle  der  früheren 
und  auch  sonst  in  den  Lehrbüchern  üblichen  Darstellung  der  Krystall- 
systeme hat  in  vorliegender  Auflage  die  Eintheilung  der  Erystallformen 
in  32  Symmetrieklassen  die  gebührende  Berücksichtigung  erfahren.   Aller- 


Vorwort  zur  dritten  Auflage.  VII 

dings  erschien  für  deren  Ableitung  dem  Verfasser  eine  Verzichtleistung 
auf  die  Begriffe  der  Hemiedrie  und  eine  Unterdrückung  mancher  über- 
flüssig gewordenen,  aber  durch  die  geschichtliche  Entwicklung  begrün- 
deten sonstigen  Begriffe  zur  Zeit  noch  unthunlich. 

Eine  wesentliche  Aenderung  betrifft  die  krystallographischen  Sym- 
bole. Trat  in  der  vorigen  Auflage  das  MiLLER^sche  Zeichen  hinter  das 
Naumann 'sehe  zurück,  so  verhält  es  sich  nunmehr  umgekehrt.  Immer- 
hin ist  aus  praktischen  Gründen,  d.  h.  wegen  der  offenbaren  Bevorzugung, 
die  Naumann's  Symbol  bei  vielen  Lehrern  und  Lernenden  stetig  noch 
findet,  im  speciellen  Theil  bei  der  Pormbeschreibung  der  einzelnen  Mine- 
ralien dieses  Zeichen  jedes  Mal  dem  MiLLER'schen  hinzugefügt  worden. 

Auch  bei  dieser  Auflage  war  es  das  Bestreben,  die  Beschreibung 
der  einzelnen  Mineralien  auf  das  Wesentlichste  und  Wissenswertheste  zu 
beschränken,  vielfach  nur  diejenigen  Merkmale  zu  erwähnen,  die  für  die 
Erkennung  des  Minerales  in  erster  Linie  in  Betracht  kommen;  das  Buch 
ist  ja  nur  auf  solche  Studirende  berechnet,  die  in  der  Mineralogie  eine 
Hülfswissenschaft  für  ihre  Studien  auf  dem  Gebiet  der  Chemie,  der  Berg- 
bau- und  Hüttenkunde  und  sonstigen  Technik  erblicken. 

Besonderen  Werth  hat  der  Verfasser  auf  die  Darlegung  des  geologischen 
Vorkommens  der  häufigeren  und  technisch  wichtigen  Mineralien  gelegt, 
während  die  Aufzählung  der  mehr  oder  minder  zufälligen  geographischen 
Fundorte  nicht  gerade  eingeschränkt  wurde,  aber  keinen  Anspruch  auf 
Volbtändigkeit  erhebt.  In  der  Hervorhebung  der  geologischen  Seite  in 
der  Mineralogie  glaubt  der  Verfasser  einen  Vorzug  des  Buches  zu  sehen. 


Vorwort  zur  dritten  Auflage. 


In  der  vorliegenden  dritten  Auflage,  deren  Bearbeitung  sich  kaum 
3  Jahre  nach  dem  Erscheinen  der  voraufgehenden  nothwendig  machte, 
ist  die  Anlage  und  Eintheilung  des  Stoffes  dieselbe  geblieben  wie  früher, 
dagegen  sind  im  Einzelnen  mancherlei  redactionelle  Aenderungen,  Ver- 
besserungen und  Ergänzungen  vorgenommen.  So  haben  u.  a.  im  all- 
gemeinen Theil  das  Theodolitgoniometer  und  die  Messung  mit  demselben 
eine  Besprechung  erfahren,  die  schematischen  Projectionsmethoden  sind 
vervollständigt,  ferner  ist  der  Abschnitt  über  die  Erystalloptik  und  die 
optischen  Untersuchungsmethoden  in  manchen  Punkten  umgearbeitet  und 
erweitert.    An  der  zuerst  wohl  in  diesem  Buche  durchgeführten  Herleitung 


VIII Vorwort  zur  dritten  Auflage. 

aller  32  Symmetrieklassen  aus  den  Symmetrieelementen  der  holoedrischen 
Klasse,  ausgehend  von  den  Begriffen  der  Hemiedrie,  Tetartoedrie  etc.,  ist 
nicht  nur  aus  historischen  Gründen,  sondern  auch  der  leichteren  Fasslich- 
keit  halber  festgehalten;  neu  hinzugekommen  ist  aber  die  nunmehr  nöthig 
gewordene  Ableitung  der  Symmetrieelemente  dieser  holoedrischen  Klassen 
selbst  und  der  Nachweis,  dass  man  mit  6  Axenkreuzen  bezw.  6  Krystall- 
Systemen  auszukommen  vermag. 

Im  systematischen  Theil  sind  die  Angaben  über  die  einzelnen  Mine- 
ralien reyidirt,  inzwischen  neu  oder  besser  bekannt  gewordene  Mineralien 
nach  Möglichkeit  berücksichtigt,  zahlreiche  Namen  und  Synonyma  mehr 
oder  minder  ausführlich  gedeutet,  wenn  auch  Vollständigkeit  in  dieser 
ELinsicht  weder  möglich  war,  noch  angestrebt  wurde.  Wie  früher,  so 
haben  auch  dies  Mal  das  geologische  Vorkommen,  die  Paragenesis  und 
die  Entstehung  besondere  Beachtung  erfahren. 

Die  Bestimmungstabellen  sind  vereinfacht  worden  und  dem  Buche 
derart  angehängt,  dass  sie  herausgenommen  und  für  sich  benutzt  werden 
können. 

Von  litterarischen  Hülfsmitteln  waren  mir  ausser  den  in  früherer 
Auflage  genannten  von  grossem  Vortheil  die  in  den  letzten  Jahren  er- 
schienenen Lieferungen  des  HiNxzE'schen  Handbuchs.  Dank  bin  ich 
schuldig  mehreren  Fachgenossen ,  besonders  Herrn  Professor  Scheibe  in 
Berlin  für  mancherlei  Hinweise  auf  Fehler  und  üngenauigkeiten,  ebenso 
Herrn  Professor  Dannenbebg  in  Aachen,  der  sich  an  der  mühsamen 
Arbeit  des  Correcturlesens  betheiligt  hat,  nicht  minder  aber  auch  dem 
Herrn  Verleger,  der  auf  jeden  meiner  Wünsche  bereitwilligst  eingegangen 
ist  und  dem  es  zu  verdanken  ist,  wenn  das  Buch  hinsichtlich  seiner  Aus- 
stattung und  seiner  Figuren  eine  immer  vollkommenere  Gestalt  annimmt. 

Aachen,  den  29.  Juli  1903. 

F.  Klockmann. 


Inhalts-Uebersicht. 


Seite 
Einleitung:  Definition  von  Mineral  und  Mineralogie,  Aufgaben  der  Mineralogie        1 

I.  Thell«    Allgemeine  Mineralogie 3—270 

I.  Abschnitt    Morphologie  oder  die  Lehre  von  den  Mineralfonnen  .    .    .  4—129 

Allgemeines..   Amorph,  krystallisirt.    Krystalle  und  krystalline  Agg^^egate. 

Krystallographie 4 

I.  Die  Erystallformen  (Geometrische  Krystallographie) 6 

Cap.  I.  Gesetz  der  Winkelconstanz.  §  1.  Begrenznngsstücke  der  Erystalle. 
§  2.  Das  Gesetz  und  seine  Folgerungen.  §  8.  Messinstrumente  und 
Messmethoden 7 

Cap.  II.  Gesetz  der  rationalen  Verhältnisse  oder  Azen  abschnitte.  §  1.  Er- 
läuterung des  Gesetzes,  Parameter.  §  2.  Axensystem,  Einheitsfläche, 
Krystallelemente.  §  3.  Coefficienten,  Indices,  Symbolisirung.  Die  Sym- 
bole von  Weiss  und  Miller.  §  4.  Isoparametrische  Fl&chencompleze. 
Naumanh's  Formsymbol.    §  5.  Flächentypen •    .      15 

Cap.  III.    §  1.  Zonen,  Deduction.    §  2.   Zonengesetz 21 

Cap.  IV.  §  1.  Erystallabbildungen.  §  2.  Linearprojection.  §  3.  Eugelprojec- 
tion.    §  4.  Die  Aufgaben  der  Krystallberechnung 24 

Cap.  V.  Das  Symmetriegesetz.  §  1.  Symmetrie  der  Erystallpolyeder,  Deck- 
operationen und  Symmetrieelemente.  §  2.  Symmetriegesetz.  §  8.  Defini- 
tionen. Einfache  Formen  und  Combinationen.  §  4.  Symmetrie  der  Krystall- 
flächen.    §  5.  Erystallographische  und  geometrische  Symmetrie     ...      86 

Cap.  VI.  Die  Symmetrieklassen  und  Krystallsysteme.  §  1.  Symmetrie- 
klassen und  Erystallsysteme.  Ableitung  der  Symmetrieklassen.  §  2.  Ab- 
leitung der  einfachen  Formen  und  der  Zahl  ihrer  Flächen 40 

Cap.  VII.  Zwillinge.  §  1.  Parallelverwachsungen,  Zwillingsverwachsungen. 
§  2.  Zwillinge  mit  parallelem  und  geneigtem  Axenkreuz.  §  8.  Mime- 
tische Erystalle,  Pseudosymmetrie 48 

Cap.  Vni.    Einzelbeschreibung  der  Erystallsysteme       54 

1,  Reguläres  System 54 

2.  Hezagonales  System 69 

8.  Tetragonales  System 92 

4.  Rhombisches  System 108 

5.  Monoklines  System 108 

6.  Triklines  System 113 

Tabellarische  Uebersicht  Über  die  Erystallsysteme,  Symmetrieklassen  und 

einfachen  Formen 116 


X  Inhalts-Üebersicht. 

Seite 
Cap.  IX.    §  1.     Ausbildungsweise  und  §  2.    Art  des  Auftretens  der  Ery- 

Btalle.  —  Combinationsstreifung,  Yicinalflächen,  Polyedrie.  Eingewachsene 

und  aufgewachsene  Krystalle.    Drusen  und  Gruppen 122 

IL  Die  Formen  der  Aggregate 127 

III.  Die  Formen  der  amorphen  Mineralien 128 

n.  Abschnitt.    Physik  der  Mineralien 130-212 

Aufgabe  der  Krystallphysik.  Beziehungen  der  Eigenschaften  zur  Form. 
Zwei  Gruppen  physikalischer  Eigenschaften.    Isotrop  und  anisotrop    .    .     130 

Cap.  I.  §  1.  Das  specifische  Gewicht.  §  2.  Deformation.  §  3.  Elasticität. 
§  4.  Festigkeit.  §  5.  Spaltung.  §  6.  Gleitung.  §  7.  Bruch.  §  8.  Lö- 
sungserscheinungen und  Aetzfiguren 132 

Cap.  IL  Die  optischen  Eigenschaften.  §  1.  Theoretische  Yorerinnerungen. 
§  2.  Strahlenfläche,  Frbsnel's  EUipsoid  ®,  Indexfläche  E.  §  3.  Einthei- 
luQg  der  Krystalle  nach  ihrer  optischen  Indexfläche 145 

Cap.  III.  §  1.  Reflexion.  §  2.  Brechung.  §  3.  Totalreflexion.  §  4.  Me- 
thoden zur  Bestimmung  der  Brechungsindices 149 

Cap.  IV.  §  1.  Polarisation  und  Doppelbrechung.  §  2.  Princip  und  Zweck 
der  Polarisationsinstrumente.  §  3.  Farben  dünner  Blättchen.  §  4.  Her- 
stellung von  Folarisationsapparaten.  Instrumente  fiir  paralleles  und  con- 
vergentes  Licht    §  5.  Stauroskop   und  stauroskopische  Untersuchungen     161 

Cap.  V.  §  1.  Eintheilung  der  Krystalle  in  7  optische  Klassen.  §  2.  Cha- 
rakteristik der  optisch  isotropen  Medien.  §  3.  Charakteristik  der  optisch 
einaxigen  Ki76talle.  §  4.  Charakteristik  der  optisch  zweiaxigen  Krystalle. 
§  5.  Die  circularpolarisirenden  Krystalle.    §  6.  Die  optischen  Anomalien    171 

Cap.  VI.  Anderweitige  optische  Eigenschaften.  §  1.  Glanz,  Schiller,  Farben- 
wandlung, Asterismus,  Lichtfigaren.  §  2.  Durchsichtigkeit.  §  3.  Farbe. 
§  4.  Pleochroismus.    §  5.  Fluorescenz.    §  6.  Phosphorescenz      ....     201 

Cap.  VII.    Thermische,  magnetische  und  elektrische  Eigenschaften    .    .    .    207 

III.  Abschnitt.    Chemie  der  Mineralien 213--238 

Cap.  I.  §  1.  Allgemeine  Constitution.  §  2.  Chemische  Formeln  der  Mine- 
ralien. §  3.  Berechnung  der  Formeln.  §  4.  Isomorphie.  §  5.  Isomorphe 
Mischungen.    §  6.  Heteromorphie 213 

Cap.  IL  Die  chemischen  Kennzeichen  der  Mineralien.  §  1.  Allgemeines, 
LGslichkeit,  Schmelzbarkeit.  §  2.  Das  Löthrohrverfahren.  §  3.  Das  mikro- 
chemische Verfahren 226 

IV.  Abschnitt.    Die  Lehre  von  den  Lagerstätten  der  Minerallen    .    .    .    239—249 
Uebersicht.    §  1.    Mineralgesellschaft,  Mineralgemenge,    Combination  und 

Formation.  —  Faragenesis,  Succession,  Generation.  §  2.  Structur  oder 
Textur.  §  3.  Die  Lagerungsformen.  §  4.  Verbreitung  der  Mineralien. 
§  5.  Eintheilung  der  Lagerstätten 239 

V.  Abschnitt.    Entwicklungslehre  der  Mineralien 250—267 

Cap.  I.  Bildung  der  Mineralien.  —  §  1.  Anhaltspunkte  für  die  Beurthei- 
lung  der  Bildung  der  Mineralien.  I.  Künstliche  Nachbildung.  IL  Jugend- 
liche Mineralbildungen.  III.  Geologisches  Vorkommen.  §  2.  Die  Bildung 
der  Mineralien  in  der  Natur.  I.  Bildung  aus  dem  gasförmigen  Zustand, 
IL  aus  Lösungen,  III.  aus  dem  Schmelzflusse 250 


InhaJts-üebersicht. XI 

Seite 
Cap.  II.    §  1.   Umbildung   der  Mineralien.    I.  Umwandlung  durch  hydro- 

chemische  Frocesse,  II.  durch  pyrochemische  Processe,  III.  Veränderungen 

durch  das  Licht,   IV.  Veränderungen   durch  Druck.  —  §  2.  Pseudomor- 

phosen.    §  3.  Contactmineralien ; 258 

VI.  Absohnitt.    Teehnische  Mineralogie 267 

Cfr.  Anhang  I 568 

Vn.  Abschnitt.    Systematik  nnd  Nomenolatnr 268—270 

II.  TheiL    Specielle  Mineralogie 271—562 

Allgemeines 271 

I.  Klasse.    Elemente 273—288 

1.  Abiheilung.    Nichtmetalle 273 

2.  Abtheilung.    Metalloide  (Sprödmeta)le) 279 

3.  Abtheilung.    Metalle      .    .    .    . 281 

II.  Klasse.    Snlftde  nnd  analoge  Verbindungen 289—839 

1.  Abtheilung.    Sulfide  der  Metalloide  (sogen,  säurebildende  Sulfide)    .    289 

2.  Abtheilung.    Sulfide  der  Metalle  (sogen,  basenbildende  Sulfide)    .    .    294 

3.  Abtheilung.    Sulfosalze  ....'...' 823 

a)  Sulfoferrite 823 

b)  Sulfarsenite,  Sulfantimonite,  Sulfbismutite 826 

c)  Snlfarseniate  und  Sulfantimoniate 837 

d)  Sulfostannate  und  Sulfogermanate .  338 

m.  Klasse.    Oxyde 340-372 

1.  Abtheilung.    Einfache  Oxyde  (Anhydrite  von  Ozysäuren  und  Basen)    340 

2.  Abtheilung.    Hydroxyde 865 

IV.  Klasse.    Haloidsalze 373—382 

1.  Abtheüung.    Einfache  Chloride  etc. 378 

2.  Abtheilung.    Doppel-Chloride  und  -Fluoride 378 

3.  Abtheilung.    Chloride  etc.  in  Verbindung  mit  Oxyden  (Oxychloride  etc.) 

und  Ozysalzen 880 

V.  Klasse.    Alnminate,  Ferrite,  Borate 883—391 

A.  Aluminate  und  Ferrite 383 

B.  Borate       388 

VL  Klasse.    Nitrate,  Garbonate,  Selenlte 392—409 

A.  Nitrate 892 

B.  Carbonate 393 

1.  Abtheilung.    Wasserfreie  Carbonate 898 

2.  Abtheilung.    Basische  und  wasserhaltige  Carbonate     ....    406 

C.  Selenite 409 

YII.  Klasse.    Sulfate,  Chromate,  Molybdate,  Wolframate,  Uranate     .    .    410—432 
A.  Sulfate  einschl.  Selenate  und  Tellurate 410 

1.  Abtheüung.    Wasserfreie  Sulfate 410 

2.  Abtheilung.    Wasserhaltige  Sulfate 417 


XII Inhalte-Üebersicht. 

Seite 

B.  Chromate 427 

C.  Wolframate  und  Molybdate 428 

D.  üranate 481 

Vin.  Klasse.    Niobate,  Tantalate,  Phosphate,  Arseniate,  Antimoniate ,  Ya- 
nadate 433-454 

A.  Niobate  und  Tantalate 433 

B.  Phosphate,  Arseniate,  Antimoniate,  Vanadate 435 

1.  AbtheDung.    Wasserfreie  Phosphate  etc 435 

2.  Abtheüung.    Chlor-  und  fluorhaltige  Phosphate  etc 438 

3.  Abtheilung.  Wasserhaltige  Phosphate  und  Arseniate  ....  443 

4.  Abtheüung.    SOg-haltige  Phosphate  und  Arseniate 454 

IX.  Klasse.    Silicate,  Titanate,  Zirkoniate,  Stannate 455—556 

A.  Silicate 455 

B.  Titanate,  Zirköniate,  Stannate 552 

X.  Klasse.    Organische  Verbindungen 557—562 

1.  Abtheilung.    Salze  organischer  Säuren 557 

2.  Abtheilung.    Kohlenwasserstoffe 557 

3.  Abtheilung.    Harze 559 

4.  Abtheilung.    Kohlen 560 

Anhang  I.    Die  nutzbaren  Mineralien   ......' 563—570 

Register 571-588 

Anhang  n.    Tabellen  zum  Bestimmen  der  250  wichtigsten  Mineralien  1—41 


Einleitung- 


Die  uns  von  der  Natur  dargebotenen  Körper  werden  in  solche  des 
Thierreiches,  des  Pflanzenreiches  und  des  Steinreiches  unterschieden.  Thier- 
und  Pflanzenreich  umfassen  die  mit  Lebensorganen  ausgerüsteten  Wesen 
sammt  den  aus  dem  Lebensprocess  hervorgegangenen  Producten;  dem 
Steinreich  gehören  die  Naturkörper  ohne  solche  Organe  und  ohne  organische 
Herkunft  an;  sie  sind  anorganisch. 

Die  Gegenstände  des  Steinreiches  zerfallen  nach  Ausschluss  aller 
sogen.  Eunstproducte  in  Mineralien  und  Gesteine.  Ein  charakte- 
ristischer Unterschied  beider  besteht  darin,  dass  die  Mineralien,  abgesehen 
von  den  im  elementaren  Zustand  auftretenden,  constante  chemische  Ver- 
bindungen von  Elementen,  die  Gesteine  hingegen  wechselnde  mechanische 
Gemenge  von  Mineralien  darstellen. 

In  der  Folge  haben  wir  es  nur  mit  Mineralien  zu  thun.  Damit  ein 
Naturkörper  die  Bezeichnung  eines  Minerals  verdient,  muss  er  zwei  Be- 
dingungen genügen:  1.  er  muss  einen  unmittelbaren  Bestandtheil  der 
Erdrinde  bilden  und  muss  2.  nach  seiner  Zusammensetzung  sich  charakte- 
risiren  als  eine  constante  chemische  Verbindung  oder  als  chemisches 
Element.     Daraus  ergiebt  sich  die  Definition  des  Begriffs  Mineral. 

Zu  diesen  beiden  wesentlichen  Eigenschaften  kommt  die  aus  Gründen 
der  Zweckmässigkeit  gemachte  und  daher  willkürliche  Beschränkung  der 
Mineralien  auf  Körper  von  festem  oder  flüssigem  Aggregatzustand.  Den 
Sauerstoff  der  Luft,  die  dem  Boden  entströmende  Kohlensäure  etc.  lässt 
man  heute  allgemein  nicht  mehr  als  Mineralien  gelten. 

1.  Durch  die  Beschitokang  der  Mineralien  auf  unmittelbare  Bestandtbeile  der 
Erdrinde  sind  nicht  nur  alle  organischen,  sondern  auch  die  durch  menschliche  Ver- 
mittlung entstandenen  anorganischen  Körper  von  den  Mineralien  ausgeschlossen.  Daher 
gehören  die  sogen,  künstlichen  Substanzen  des  Laboratoriums,  die  zuf&llig  entstandenen 
krystallisirten  Hüttenprodncte,  sowie  die  anorganischen  Ausscheidungen  des  Thier- 
und  Pflanzenkörpers  etc.  nicht  zu  den  Mineralien,  wiewohl  sie  mit  diesen,  abgesehen 
von  ihrem  Ursprung,  völlig  Übereinstimmen  können.  Mithin  sind  auch  die  Ver- 
steinerungen keine  Mineralien.  Dennoch  ist  es  üblich,  Kohle,  Asphalt,  Bernstein, 
Petroleum,  soweit  diese  Stoffe  in  ihrer  äusseren  Erscheinung  jede  Erinnerung  an  ihre 
organische  Herkunft  eingebüsst  haben,  mit  unter  die  Mineralien  zu  zählen,  voraus- 
gesetzt, dass  sie  eine  gleichartige  chemische  Beschaffenheit  erlangt  haben.  Herkömm- 
Klockmann,  Mineralogie,    s.  Aafl.  1 


2  Emleitang. 

licherweiae  werden   die  Gemengibeile   der  Meteoriten,   die   zumeist  mit  irdischen 
Mineralien  übereinstimmen,  als  Mineralien  betrachtet. 

2.  Die  constante  chemische  Verbindnng,  die  f&r  das  Mineral  charakteristisch 
ist,  äussert  sich  in  der  Möglichkeit,  für  dasselbe  eine  chemische  Formel  au&nstellen. 
Das  wird  nur  bei  homogenen  Körpern  der  FaU  sein  können,  daiher  sind  auch  die 
Mineralien  homogene  Körper.  Die  formelmässige  chemische  Zosammensetzimg 
ist  es  auch,  die  den  Mineralien  den  Werth  selbstständiger  Naturkörper  verleiht  und, 
wie  schon  erwähnt,  sie  scharf  yon  anderen  unmittelbaren  Bestandtheilen  der  Erde,  vor 
allen  von  den  Gesteinen  scheidet  Gesteine  —  als  Aggregate  von  schwankender  Zu- 
sammensetzung, deren  Selbstständigkeit  als  Naturkörper  in  ihrem  geologischen  Ver- 
halten liegt  —  bilden  keinen  Gegenstand  der  Mineralogie. 

3.  Fast  sämmtliche  Mineralien  sind  starr;  flüssig  sind  Quecksilber,  Wasser  und 
Petroleum. 

Die  Wissenschaft  der  Mineralogie  hat  zum  Zweck:  die  Erforschung 
und  Beschreibung  der  Mineralien  nach  ihren  gesammten  Eigenschaften, 
nach  der  Art  ihres  Auftretens  in  der  Natur,  nach  ihrem  Entstehen  und 
Vergehen,  nach  ihrem  Nutzen  und  Schaden,  nach  ihren  verwandtschaft- 
lichen Beziehungen  zu  einander. 

Die  Mineralogie,  als  eine  vielfach  beschreibende  Naturwissenschaft, 
zerfallt  naturgemäss  in  zwei  Theile:  einen  Allgemeinen  Theil,  der 
die  gemeinsamen  und  allgemeinen  Eigenschaften  und  Merkmale  der 
Mineralien  behandelt,  daneben  die  EunstausdrOcke  erläutert  und  die  Prin- 
cipien  der  systematischen  Anordnung  des  Materiales  wie  auch  die  Nomen- 
clatur  erörtert,  und  in  einen  Speciellen  Theil,  der  die  Beschreibung 
(Physiographie)  der  einzelnen  Mineralien  in  systematischer  Anordnung 
vorzunehmen  hat. 


L  Theil. 

Allgemeine  Mineralogie. 


Nach  der  vorstehenden  BegriflFserläutening  wird  sich  die  allge- 
meine Mineralogie   über  folgende  Gegenstände  zu  verbreiten  haben: 

1.  über  die  äussere  Gestalt  undForm  der  Mineralien :  Morphologie; 

2.  über  die  physikalischen  Eigenschaften:  Mineralphysik; 

3.  über  die  chemische  Beschaffenheit:  Mineralchemie; 

4.  über  die  Art  des  Vorkommens:  Lagerstättenlehre; 

5.  über  die  Bildung  und  Umwandlung:  genetische  Mineralogie; 

6.  über  den  Nutzen  und  Schaden:  technische  oder  ökonomische 
Mineralogie  (Lithurgik); 

7.  über  die  Namengebung  und  Eintheilung:  Nomenclatur  und 
Systematik. 

Die  Abschnitte  1—3,  welche  die  Mineralien  unter  besonderer  Her- 
vorhebung des  Gesetzmässigen  nach  ihrer  Gestalt,  ihren  Eigenschaften  und 
ihrer  stofflichen  Zusammensetzung  behandeln,  bilden  die  Mineralogie  im 
engern  Sinn.  Sie  betrachten  die  Mineralien  an  sich,  abgesondert  von 
allen  Beziehungen  zu  anderen  Naturkörpem  und  liefern  vor  allen  anderen 
die  zur  Erkennung  und  Unterscheidung  der  Mineralien  wichtigsten  Merk- 
male; sie  sind  daher  Terminologie  und  Eennzeichenlehre. 

Die  Lehre  von  den  natürlichen  Lagerstätten  der  Mineralien,  von 
ihrer  Bildung  und  Umbildung,  femer  die  technische  Mineralogie  nehipen 
ihrerseits  Bezug  auf  ausserhalb  des  isolirten  Minerals  liegende  Verhält- 
nisse und  auf  den  Menschen.  Auf  diesem  weiteren  Gebiet  der  Minera- 
logie finden  sich  auch  die  Berührungspunkte  mit  anderen  anorganischen 
Wissenschaften,  vornehmlich  mit  der  Geologie,  sowie  mit  der  Bergbau- 
und  Hüttenkunde  etc. 

Naturgemäss  ist  die  Mineralogie  im  engem  Sinn  im  vorliegenden 
Allgemeinen  Theil  am  ausführlichsten  behandelt,  doch  baben  auch  die 
übrigen  Abschnitte,  soweit  es  sich  bei  ihnen  um  Dinge  von  specifisch 
mineralogischer  Natur  handelt,  entsprechende  Berücksichtigung  erfahren, 
mit  Ausnahme  der  technischen  Mineralogie,  die  erst  im  beschreibenden 
Theil  bei  den  einzelnen  Mineralien  und  am  Schlüsse  des  Buches  in  einem 
besonderen  Anhang  »Uebersicht  über  die  nutzbaren  Mineralien 
und  deren  Lagerstätten*  nähere  Erwähnung  gefunden  hat.  —  Einen 
mehr  praktischen  Zweck,  nämlich  den  eines  übersichtlichen  und  bequemen 
Hülfsmittels  beim  Bestimmen  der  Mineralien,  verfolgen  endlich  die  dem 
Buch  beigegebenen  , Tabellen  zum  Bestimmen  der  gewöhnlicheren 
Mineralien''.  


I.  Abschnitt. 

Morphologie  oder  die  Lehre  von  den  Mineralformen. 


Allgemeines.  —  Die  Mineralien  gelangen  in  unsere  Hände  als 
ganz,  häufiger  als  nur  theilweise  Yon  ebenen  Flächen  umgrenzte  Körper, 
die  Erystalle  genannt  werden,  oder  als  unregelmässig  gestaltete,  ge- 
rundete und  eckige  Stücke,  als  derbe  Mineralien. 

Damit  sind  aber  nur  rein  äusserliche  Unterschiede  der  Form  aus- 
gedrückt. Zur  Aufstellung  der  wesentlichen  und  durchgreifenden  Unter- 
schiede muss  man  zurückgehen  auf  die  letzte  Ursache  der  Form,  die 
Gruppirung  der  Moleküle  innerhalb  der  Substanz,  die  Molekularstruc- 
tur.  Da  aber  diese  nicht  direct  erkannt  werden  kann,  so  ist  man  an- 
gewiesen auf  deren  Aeusserung  in  Gestalt  des  physikalischen  Verhaltens 
der  Substanzen.  Von  diesem,  das  jederzeit  auch  im  kleinsten  Bruchstück 
wahrnehmbar  ist,  sind  die  nur  unter  günstigen  und  zufälligen  Umständen 
mehr  oder  minder  vollständig  ausgebildeten  Formen  abhängig. 

*  Alle  homogenen  Medien  und  somit  auch  die  Mineralsubstanzen  zer- 
fallen physikalisch  in  zwei  Gruppen,  je  nachdem  mit  einer  Richtungs- 
änderung auch  eine  Veränderung  des  physikalischen  Verhaltens  eintritt 
oder  nicht.  Diejenigen  Medien,  die  in  allen  Richtungen  sich  physikalisch 
gleich  verhalten,  vermögen  unter  keinen  Umständen  in  ebenfiächig  be- 
grenzten Formen  aufzutreten;  sie  heissen  amorph.  Die  zweite  Gruppe 
hingegen  bildet  bei  günstigen  Wachsthumsumständen  stets  ebenflächig 
begrenzte  Körper,  während  selbst  bei  gehindertem  Wachsthum  die  Ten- 
denz zu  polyedrischer  Gestaltung  noch  unverkennbar  bleibt.  Die  hierher 
gehörigen  Medien  heissen  krystallisirt,  und  je  nach  den  Ausbildungs- 
zuständen  treten  sie  als  individualisirte  Krystalle  oder  als  kry- 
stalline  Aggregate  auf. 

Die  meisten  Mineralien  sind  krystallisirt;  nur  wenige  sind  amorph, 
wie  Opal,  Bernstein,  Asphalt. 

1.  Die  Abhängigkeit  des  physikalischen  Verhaltens  krystallisirter  Körper  von 
der  Richtung  zeigt  sich  am  auffallendsten  in  der  Eigenschaft,  nach  ebenen  Flächen 
zu  spalten,  d.  h.  nach  gewissen  Richtungen  ein  Minimum  der  Cohäsion  zu  besitzen. 
Bei  amorphen  Körpern  kann  sich  niemals  ebene  Spaltbarkeit  finden. 


Formale  Erscheinungsweisen  der  Mineralien. 


2.  Obige  Definition  krystallisirter  und  amorpher  Mineralien  gründet  sich  auf 
unmittelbar  wahrzunehmende  Eigenschaften.  Wenn  man  aber  von  bestimmten  theo- 
retischen Anschauungen  über  die  innere  Structur  der  Substanzen,  von  dem  Aufbau 
aus  Molekeln,  ausgeht,  so  kann  die  Definition  noch  allgemeiner  gefasst  werden. 
Alsdann  sind  krystallisirte  Substanzen  solche,  bei  denen  die  Molekeln  eine  gesetz- 
massige  und  regelmässige  (in  Terschiedenen  Richtungen  verschiedene,  in  parallelen 
Richtungen  gleiche)  Anordnung  zeigen,  während  bei  den  amorphen  die  Aneinander- 
reihung der  Molekeln  eine  ganz  regellose  ist. 

Denkt  man  sich,  um  nichts  Näheres  über  die  Natur  und  Gestalt  der  Molekel 
aussagen  zu  müssen,  den  Erystall  einfach  aus  Massenpunkten  aufgebaut,  so  lässt 
sich ,  wie  es  Sohkckb  in  einer  grundlegenden  Arbeit  »Entwicklung  einer  Theorie  der 
Krystallstructur,  Leipzig  1879*  gethan  hat,  fast  das  ganze  Gebäude  der  theoretischen 
Erystallographie  aus  der  einzigen  Annahme  aufführen,  dass  um  jeden  Massen- 
punkt herum  die  Anordnung  der  übrigen  dieselbe  ist,  wie  um  jeden 
anderen  Massenpunkt.  —  Ohne  selbst  dieses  Princip  zum  Ausgang  unserer  kry- 
stallographischen  Darlegungen  zu  nehmen,  werden  wir  doch  öfters  auf  den  engen 
Zusammenhang  zwischen  den  krystallographischen  Gesetzen  und  dieser  Theorie  hin- 
zuweisen haben. 

Der  obigen  Darlegung  entsprechend,  sind  der  Form  nach  drei 
Erscheinungsweisen  der  Mineralien  zu  unterscheiden  und  in  diesem  Ab- 
schnitt der  Reihe  nach  zu  behandeln: 

1.  die  Formen  der  Krystalle; 

2.  die  Formen  der  krystallinen  Aggregate; 

3.  die  Formen  der  amorphen  Mineralien. 

Die  Formen  der  Krystalle  haben  für  die  Mineralien  besondere 
Wichtigkeit.  Sie  sind  die  Individuen  des  Mineralreichs,  ausgezeichnet 
durch  ihre  von  bestimmten  geometrischen  Gesetzen  beherrschte  eben- 
flächige Umgrenzung.  In  ihren  charakteristischen  Polyedern  sind  nicht 
nur  vortreffliche  mineralogische  Kennzeichen  gegeben,  sondern  auch  die 
besonderen  Beziehungen,  in  denen  die  Form  zur  physikalischen  und 
chemischen  Beschaffenheit  wie  zur  Molekularstructur  steht,  verkörpert. 
Daher  wird  die  Lehre  von  der  inneren  Structur,  der  Form,  den  physi- 
kalischen Eigenschaften  und  der  chemischen  Constitution  der  Krystalle 
wohl  als  selbständige  Wissenschaft,  Krystallographie,  behandelt. 

Die  Gestalten  der  krystallinen  Aggregate  und  der  amorphen  Mine- 
ralien sind,  weil  mehr  zufällig,  im  Allgemeinen  wenig  charakteristisch 
und  bieten  daher  später  nur  zu  kurzen  Besprechungen  Anlass.  Sie  sind 
durchweg  gerundet  im  Gegensatz  zu  den  polyedrischen  Krystallen  und 
hängen  in  ihrer  Form  vielfach  ab  von  der  Adhäsion  der  Umgebung,  und 
ihrer  Gegenwirkung,  der  Schwerkraft,  femer  von  der  Menge  vorhandener 
Substanz,  von  der  Gestalt  des  Bildungsraumes  etc. 

1.  Der  Sprachgebrauch  bezeichnet  auch  schon  Bruchstücke  von  Krystallen, 
wenn  nur  ein  Theil  der  Umgrenzung  ebenfiächig  ausgebildet  ist,  als  Krystalle. 
Gewisse  Mineralogen  legen  bei  der  Definition  von  ,Kry stall*  allein  Gewicht  auf  die 
physikalische  Eigenart,   indem  sie  die  Abhängigkeit  der  ebenen  Begrenzung  von 


6         Die  Formen  der  Kiystalle.    Die  8  Gesetze  der  geometrischen  Erystallographie. 

den  physikalischen  Eigenschaften,  bezw.  der  Molekularstructar  betonen.  Nach  diesen 
Autoren  würde  also  jedes  Bruchstück,  jeder  Theil  eines  Erystalles,  auch  wenn  er  nichts 
mehr  von  einer  gesetzmässigen  Gestalt  zeigt,  noch  als  Erystall  zu  bezeichnen  sein. 

2.  Ein  bemerkenswerther  Unterschied  zwischen  den  Erystailen  als  Individuen 
des  Mineralreiches  und  denen  des  Pflanzen-  oder  Thierreiches  liegt  darin,  dass  für 
erstere  die  Dimensionen  kein  Merkmal  sind.  Mineralindividuen  können  in  winzigen, 
nur  mikroskopisch  wahrnehmbaren,  dann  aber  auch  in  meterlangen,  centnerschweren 
Erystallen  auftreten,  wie  es  gelegentlich  Quarz,  Feldspath,  Beryll  etc.  thun. 

8.  Nicht  nur  die  Mineralien  liefern  Erystalle,  sondern  solche  finden  sich  auch 
an  den  im  Laboratorium  und  in  den  Hütten  künstlich  hergestellten  oder  zufällig 
entstandenen  Substanzen.  Die  gesetzmässige  polygonale  Umgrenzung  ist  eine  Eigen- 
schaft, die  fast  allen  Eörpem  mit  einheitlicher  chemischer  Zusammensetzung  zukommt; 
daher  greift  die  Erystallographie  weit  über  die  Mineralogie  hinaus  und  in  yiele 
andere  Wissenschaften  ein. 

I.  Die  Krystallformen. 

(Geometrische  Erystallographie.) 

Literatur.  V.  v.  Lang,  Lehrbuch  der  Erystallographie.  Wien  1866.  — 
Mall  ARD,  Trait^  de  Cristallographie.  Paris  1879 — 1884.  —  Gboth,  Physikalische 
Erystallographie  (zweite  Abtheil.:  Die  geometrischen  Eigenschaften  der  Erystalle). 
3.  Aufl.  Leipzig  1895.  —  Nies,  Allgemeine  Erystallbeschreibung.  Stuttgart  1895.  — 
Liebisch,  Geometrische  Erystallographie.  Leipzig  1881.  —  Liebisgh,  Grundriss  der 
physikalischen  Erystallographie.  Leipzig  1896.  —  Linck,  Grundriss  der  Erystallo- 
graphie. Jena  1896.  —  Groth,  Uebersichtstabelle  der  32  Abtheilungen  der  Erystall- 
formen.  Leipzig  1892.  —  Wülfing,  Tabellarische  Uebersicht  der  einfachen  Formen 
der  82  krystallogr.  Symmetriegruppen.    Stuttgart  1895. 

Für  die  nachfolgenden  Betrachtungen  über  die  Krystallformen  sehen 
wir  von  zufälligen  UnvoUkommenheiten  der  Ausbildung  ab :  wir  deflniren 
die  Krystalle  als  ringum  von  ebenen  Flächen  begrenzte,  homogene  Körper, 
die  sich  in  allen  parallelen  Richtungen  gleich,  in  verschiedenen  Rich- 
tungen im  Allgemeinen  jedoch  physikalisch  verschieden  verhalten. 

Es  ist  nun  eine  auf  den  ersten  Blick  auffallende  Erscheinung,  dass 
ein  und  dieselbe  Mineralspecies  bezw.  chemische  Substanz  in  Elrystallen 
von  verschiedener  Form,  Flächenzahl  und  Flächengestalt  auftreten  kann. 
Innerhalb  der  Mannigfaltigkeit  der  Erscheinungsweise  hat  aber  die  kry- 
stallographische  Forschung  im  Laufe  der  Zeit  einen  geometrischen  Zu- 
sammenhang entdeckt,  der  sich  in  den  drei  Gesetzen  der  Krystallographie 
ausspricht : 

1.  Gesetz  der  Winkelconstanz.  Die  von  entsprechenden  Flächen 
gebildeten  Winkel  an  Krystallen  der  gleichen  Substanz  bleiben  unver- 
ändert, unbekümmert  um  die  Abänderungen,  welche  diese  Flächen  in 
ihrer  Gestalt  und  ihren  Dimensionen  erfahren  können. 

2.  Gesetz  der  rationalen  Verhältnisse.  Die  zahlreichen  an 
Krystallen  derselben  Mineralspecies  auftretenden  oder  möglichen  Flächen 
stehen  in  einer  durch  rationale  Zahlen  ausdrückbaren  geometrischen  Ab- 
hängigkeit von  einander. 


Das  Gesetz  der  Winkelconstanz. 


3.  Gesetz  der  Symmetrie.  Die  einmal  an  einer  Erystallform 
zum  Ausdruck  gelangte  Symmetrie  wird  durch  das  Hinzutreten  neuer 
Flächen  nicht  abgeändert. 

Die  Darlegung  und  Begründung  dieser  drei  Gesetze,  die  den  unter- 
schiedlichen Erystallen  derselben  Mineralspecies  bestimmte  Beschränkungen 
hinsichtlich  der  Richtung,  gegenseitigen  Orientirung  und  Zahl  der  Flachen 
auferlegen,  mit  ihren  Gonsequenzen  für  die  geometrische  Untersuchung 
und  Beschreibung  wie  für  die  Classification  der  Erystalle  bildet  den 
eigentlichen  Gegenstand  der  geometrischen  Krystallographie. 


Capitel  I. 

Das  Gesetz  der  Winkelconstanz. 

§  1.  Begrenzongsstücke  der  Erystalle.    §  2.  Das  Gesetz  und  seine 
Folgerungen.    §  3.  Messinstrumente  und  Messmethoden. 

§  1.     Die  Erystalle  werden  von  Flächen,  Eanten   und  Ecken  be- 
grenzt.    Flächen,    Eanten    und   Ecken    sind    somit    die   Begrenzungs- 
stücke der  Erystallpolyeder,  und   zwischen   ihnen   besteht  nach  einem 
bekannten  Satz  von  Eülbb  bezw.  Dbscartbs  die  Beziehung 
F(lächen)  +  E(cken)  =  K(anten)  +  2. 

An  einem  Erystall  vorhandene  Flächen,  Eanten  und  Ecken  heissen 
krystallographisch  gleichwerthig,  wenn  sie  sich  physikalisch  gleich 
verhalten.  Bei  idealer  Erystallausbildung  sind  krystallographisch  gleich- 
werthige  Begrenzungsstücke  auch  geometrisch  gleich. 

Die  Flächen  eines  Erystalls  können  Dreiecke  (gleichseitige,  gleich- 
schenklige, ungleichseitige),  Vierecke  (Quadrate,  Rechtecke,  Rhomben, 
Parallelogramme,  Deltoide,  Trapeze),  Pentagone,  überhaupt  die  ver- 
schiedenartigsten Polygone  sein. 

Die  Eanten  bezeichnet  man  als  Polkanten,  wenn  dieselben  sich 
in  den  oberen  und  unteren  Enden  des  Erystalls  schneiden,  als  Mittel- 
kanten oder  Seiten,  wenn  sie  dies  nicht  thun  und  zwischen  den  Erystall- 
enden  liegen. 

Bei  den  Ecken  unterscheidet  man  2-f-l-kantige,  3+2-kantige,  4-kan- 
tige  u.  s.  w.  Ecken,  je  nachdem  die  Ecke  von  2  gleichwerthigen  und 
1  ungleichen,  von  3  gleichwerthigen  und  2  davon  verschiedenen  Eanten, 
von  4  gleichen  Eanten  etc.  gebildet  wird. 

Wichtiger  als  die  Begrenzungsstücke  werden  am  Erystall  die  Winkel, 
die  als  Flächen-  und  als  Eantenwinkel  zu  unterscheiden  sind,  je  nachdem 
es  sich  um  Neigung  von  Flächen  oder  von  Eanten  handelt. 

Unter  der  speciellen  Bezeichnung  Polkanten-  und  Seiten-  oder  Mittel- 


8  1.  Bas  Gesetz  der  Winkelconstanz. 

kanienwinkel  versteht  man  jedoch  den  Flächen winkel,  den  die  in  den 
Pol-  resp.  Mittelkanten  zusammenstossenden  Flächen  bilden  und  in  diesem 
Sinne  werden  wir  davon  auch  im  speciellen  Theil  Gebrauch  machen. 

§  2.  Das  Gesetz  der  Winkelconstanz.  Wenn  man  verschie- 
dene mit  einander  auftretende  &y8talle  desselben  Minerales,  etwa  in 
einer  Druse,  betrachtet,  so  weichen  dieselben  gewöhnlich  in  ihrer  Ge- 
sammtform  und  in  dem  Ausmaass  ihrer  Begrenzungsstücke  nicht  unwesent- 
lich von  einander  ab.  Alle  weiteren  Untersuchungen  bestätigen  diese 
Wahrnehmung  und  führen  zu  dem  Erfahrungssatz,  dass  die  Gestalt  und 
die  Dimensionen  der  Flächen,  Kanten  und  Ecken  für  die  geometrische 
Charakteristik  der  Krystalle  einer  Mineralspecies  bedeutungslos  sind. 
Misst  man  nun  aber  auch  die  Winkel,  in  denen  zwei  einander  ent- 
sprechende Kanten  oder  Flächen  verschiedener  Krystalle  desselben  Mine- 
rales sich  schneiden,  so  ergeben  sich  immer  die  gleichen  Winkelgrössen. 

Demnach  ist  die  geometrische  Beschaffenheit  der  Begrenzungsstücke 
für  den  Krystall  unwesentlich,  wohl  aber  sind  es  seine  Winkel,  die  für 
dieselbe  Mineralspecies  constant  sind.  Dieser  Erfahrungssatz  wird  das 
Gesetz  der  Winkelconstanz  genannt  und  ist  deswegen  von  grosser 
Wichtigkeit,  weil  er  das  sicherste  Mittel  zur  Identificirung  und  Unter- 
scheidung krystallisirter  Substanzen  gewährt. 

1.  In  Folge  des  Gesetzes  der  Winkelconstanz  ist  es  für  die  geometrische  Be- 
trachtung der  Krystalle  gleichgültig,  in  welchem  Abstand  die  Flächen  vom  Mittel- 
punkt liegen.  Die  Flächen  können  parallel  mit  sich  selbst  verschoben  werden;  es 
kommt  nur  auf  ihre  Richtung  an,  während  die  Dimensionen  der  Flächen  und  Kanten» 
wie  der  Inhalt  des  Krystalls  unwesentlich  sind.  Daraus  geht  hervor,  dass  die  geo- 
metrische Betrachtung  der  Krystallformen  nicht  im  Sinne  der  Stereometrie  und  nach 
den  Methoden  der  analytischen  Raumgeometrie  zu  erfolgen  hat;  rein  geometrisch 
handelt  es  sich  gar  nicht  um  Körper,  sondern  um  Flächenbündel  und  Büschel  und 
deren  gegenseitige  Neigung. 

2.  Das  Gesetz  der  Winkelconstanz  wurde  von  dem  Dänen  Nicolaus  Steno  bei 
der  Untersuchung  Ton  Quarzkrystallen  aufgefunden  (De  solido  intra  solidum  natnra- 
liter  contento  dissertationis  prodromns.  Florentiae  1669.  ,In  piano  axis  laterum  et 
numerum  et  longitudinem  varie  mutari,  non  mutatis  angulis")  und  durch  die  zahl- 
reichen, etwa  100  Jahre  später  fallenden  Messungen  von  'Roui  de  l'Isle  (Essai  de 
CristaUographie,  1772;  Cristallographie,  ou  description  des  formes  propres  ä  tous  les 
Corps  du  rägne  mineral,  1783)  bestätigt. 

3.  Das  Gesetz  gilt  im  Allgemeinen  jedoch  nur  für  bestimmte  Temperaturen, 
welche  Einschränkung  zuerst  von  Mitsgherlich  1823  gefunden  wurde.  Da  bei  kry- 
stallisirten  Substanzen  beim  Erwärmen  eine  ungleiche  Ausdehnung  nach  verschiedenen 
Richtungen  stattfindet,  so  zeigen  sich  bei  entsprechenden  Winkeln  kleine  Differenzen» 
wenn  sie  bei  verschiedenen  Temperaturen  gemessen  sind.  Meist  sind  diese  Differenzen 
jedoch  von  solcher  Kleinheit,  dass  sie  praktisch  vernachlässigt  werden  können. 

Aus  der  Beständigkeit  der  Erystallwinkel  folgt,  dass  man  für  die 
rein  geometrische  Betrachtung  der  Krystalle  an  Stelle  der  zufälligen«^ 
vom  Wachsthum  abhängigen  Formen  solche  regelmässigen  Polyeder  sub- 


1.  Das  Gesetz  der  Winkelconstanz.    Winkelmessung  und  Instrumente.  9 


Fig.  1. 


stituiren  kann,  bei  denen  alle  gleichwerthigen  Flächen  gleich  weit  von 
einem  gemeinsamen  Mittelpunkt  liegen.  Alsdann  erlangen  alle  gleich- 
werthigen  Flächen,  Kanten  und  Ecken  gleiche  Grösse.  Solchen  Ideal- 
gestalten entsprechen  die  Krystallmodelle  undKrystallabbildungen, 
die  zum  Studium  und  zur  Darstellung  der  geometrischen  Verhältnisse  an 
den  Erjstallen  dienen.  Die  natürlichen  Erystalle  zeigen  nur  ausnahms- 
weise die  ideale  Ausbildung,  zumeist  sind  gleichwerthige  Begrenzungs- 
stücke ganz  oder  theilweise  ungleich,  und  man  bezeichnet  derartige  Kry- 
stalle  wohl  als  verzerrt. 

1.  Die  Fig.  1  u.  2  stellen  zwei  Quarzkiystalle ,  beide  von  denselben  Fl&chen 
begrenzt  dar.  Fig.  1  giebt  die  ideale,  Fig.  2  die  verzerrte,  aber  gewöhnlichere  Aus- 
bildung. —  Während  nun  die  Dimensionen  ent- 
sprechender Flächen  an  beiden  Erystallen  ver- 
schieden sind,  sind  die  Winkel  derselben,  z.  B. 
p'r,  p^z,  r^r  etc.  die  gleichen  geblieben. 

2.  Da  für  die  Erystalle  nicht  die  Zahl  und 
Form  ihrer  Flächen  und  Kanten  sowie  deren  Maasse, 
sondern  allein  deren  Richtungen  wesentlich  sind, 
so  werden  die  Aufgaben  der  geometrischen  Ery- 
stallographie  naturgemäss  nicht  nach  den  Regeln 
der  Stereometrie  oder  der  analytischen  Geometrie 
des  Raumes,  sondern  nach  denen  der  sphärischen 
Trigonometrie  gelöst.  Die  Geometrie  der  Erystalle  ist  eine  solche  der  Eugeloberfläche, 
auf  der  die  allein  wesentlichen  Richtungen  der  Flächen  und  Elanten  als  Seiten  und 
Winkel  sphärischer  Dreiecke  zum  Ausdruck  kommen. 

§  3.  Die  Winkelmessnng  und  Messinstmmente.  Die  Richtung  der  Flächen 
und  Eanten  bezw.  ihre  gegenseitigen  Winkel  sind  die  einzigen  constanten  und 
wesentlichen  Daten  fQr  die  Erystallbeschreibung;  auf  Grund  der  Winkelmessungen 
ist  die  Identification  jeder  Erystallspecies  zu  ermöglichen.  Daher  gehört  die  Winkel- 
messung zu  den  wichtigsten  Aufgaben  des  Mineralogen. 

Da  die  Messung  der  Flächenwinkel  mit  Hülfe  der  gegenwärtig  in  Anwendung 
stehenden  krystaUographischen  Messinstrumente  weit  genauer  durchzuführen  ist  als 
die  der  Eantenwinkel,  so  haben  die  Flächenwinkel  für  die  Erystallographie  die 
grössere  Wichtigkeit.  Es  ist  klar,  dass  sich  auf  dem  Wege  der  Rechnung  aus  den 
gemessenen  Flächenwinkeln  die  Eantenwinkel  herleiten  lassen  müssen,  wie  denn  auch 
weiterhin  die  Flächen winkel  zur  Ableitung  aller  Übrigen,  für  die  geometrische 
Charakteristik  eines  Erystalls  erforderlichen  Daten  dienen  müssen. 

Die  auftretenden  Flächenwinkel  lassen  sich  entweder  direct  messen  oder  man 
kann  sie  durch  einfache  Auflösung  eines  sphärischen  Dreieckes  aus  gemessenen 
Winkelcoordinaten  berechnen.    Danach  sind  zwei  Methoden  zu  unterscheiden. 

Ä.  Directe  Methode.  Messung  der  Flächenwinkel.  Die  hierfür  in 
Betracht  kommenden  Instrumente  sind  zweierlei,  je  nachdem  sie  auf  dem  Contact 
oder  auf  der  Reflexion  beruhen. 

1.  Das  Anlege-  oder  Contactgoniometer.  Dasselbe  wurde  1783  von 
CARAKeEOT,  welcher  für  Roii£  de  l*Isle  Thonmodelle  anzufertigen  hatte,  construirt, 
und  mit  ihm  wurden  die  grundlegenden  Messungen  Haut*s  ausgeführt.  Das  In- 
strument (Fig.  8)  besteht  aus  zwei  scheerenartig  beweglichen  und  gegen  einander 


10  Das  Reflexionsgoniometer. 


Terscbiebbaren  Stahlschenkeln,  die  mit  einem  Transporteur  verbanden  sind.  (Bei  der 
BRONGNiART'schen  Abänderung  können  die  Stahlschenkel  Tom  Transporteur  losgelöst 
werden.)  Die  Schenkel  sind  verschiebbar,  damit  Krystalle  verschiedener  Grösse  be- 
quem zu  messen  sind;  sie  sind  an  ihren  Enden  zugespitzt,  damit  man  auch  an  in 
Drusen  sitzende  Krystalle  herankommen  kann.  —  Durch  einfaches  Anlegen  der  Stahl- 
fichenkel  an  die  den  gesuchten  Winkel  einschliessenden  Flächen  erlangt  man  den 
am  Transporteur  abzulesenden  Winkel.     Das  Instrument  ist  nur  zu  annähernden 


{cB..y%^)  und  Orientirungsmessungen  verwendbar,  giebt  aber  in  geschickter  Hand  ganz 
gute  Resultate. 

Neuerdings  kommen  von  Penfield  aus  Garton  bezw.  Celluloid  construirte,  sehr 
praktische  Contactgoniometer  in  den  Handel,  die  wegen  ihrer  Billigkeit  leicht  von 
jedermann  angeschafft  werden  können. 

2.  Das  Reflexionsgoniometer  (Messung  der  Normalen winkel).  Dasselbe 
wurde  1809  von  Wollaston  erfunden.  Das  Princip  geht  aus  Fig.  4  hervor.  Ein 
Krystall  0  3f  ist  auf  einem  getheilten  Kreis  (Limbus)  derart  befestigt,  dass  die  Kante, 
in  welcher  die  den  zu  messenden  Winkel  a  bildenden  Flächen  zusammenstossen,  genau 
im  Mittelpunkt  0  des  Theilkreises  (Centrirung)  und  parallel  dessen  Umdrehungsaxe 
{Justirung)  steht.  Fällt  durch  das  Rohr  C  ein  Bündel  paralleler  Lichtstrahlen  auf 
eine  der  Krjstallflächen  und  wird  dasselbe  nach  dem  Beobachtungsrohr  F  reflectirt, 
so  bedarf  es,  wie  aus  der  Fig.  4  ersichtlich,  nur  einer  Drehung  des  Theilkreises 
mit  dem  darauf  befestigten  Krystall  um  den  Winkel  ß,  damit  auch  die  andere  Fläche 
das  Licht  nach  derselben  Richtung  reflectirt.  Der  Winkel  ß  ergiebt  sich  aus  der 
Differenz  der  beiden  Ablesungen  am  Nonius  P  vor  und  nach  der  Drehung.  Er  ist 
gleich  180— a,  also  der  Normalenwinkel  der  gesuchten  Neigung.  Die  wesent- 
lichsten Bedingungen,  die  bei  einer  solchen  Winkelmessung  mit  dem  Reflexions- 
goniometer zu  erfüllen  sind,  sind  demnach :  Genaue  Centrirung  und  Justirung,  sowie 
Parallelität  der  auffallenden  Lichtstrahlen.  Auf  diese  Punkte  sind  daher  auch  alle 
Verbesserungsbestrebungen  der  neueren  Goniometer  gerichtet. 

Zur  bequemen  Centrirung  und  Justirung  wird  der  Krystall  nicht  unmittelbar 
auf  dem  Theilkreis,  sondern  auf  einer  Schlittenvorrichtung  befestigt,  die  auf  einer 
durch  den  Mittelpunkt  des  Theilkreises  hindurchgehenden  beweglichen,  aber  jederzeit 
festzustellenden  Axe  sitzt.  Die  Schlittenvorrichtung  rührt  in  ihrer  einfachsten  Gestalt 
von  MiTSCHERLicH  her.  Zwei  rechtwinklig  über  einander  gleitende  Schlitten  gestatten 
-ein  Verschieben  der  Krystallkante  von  rechts  nach  links  und  von  vom  nach  hinten. 
Auf  diesen  Schlitten,  die  die  Centrirung  bewirken,  befinden  sich  zwei  weitere  halb- 
kreisförmig ausgekehlte  Schlitten,  die  unter  Anwendung  von  Schrauben  ein  Auf- 
richten und  Neigen  des  auf  ihnen  befestigten  Krystalles  gestatten,  wodurch  die 
Justirung  ermöglicht  wird. 


Das  Reflexionsgoniometer. 


11 


Fig.  5. 


Die  richtige  Centrirung  und  Jastirang  läset  sich  durch  das  Beobachtungsfemrohr 
mit  Fadenkreuz,  das  durch  die  vorzuschlagende  Lupe  in  ein  schwach  vergrössemdes 
Mikroskop  abgeändert  wird,  controliren. 

Zur  Erlangung  parallel  auffallender  Lichtstrahlen  musste  bei  der  älteren  Con- 
struction  eine  weit  entfernte  Marke,  gewöhnlich  ein  Fensterkreuz,  gewählt  werden. 
Babinet  fahrte  statt  dessen  ein  Collimatorrohr  ein,  bei  dem  ein 
durch  eine  Lampe  beleuchteter  Spalt  sich  im  Brennpunkt  einer 
Linse  befindet,  wodurch  die  austretenden  Lichtstrahlen  parallel 
gemacht  werden.  Der  jetzt  zumeist  gebrauchte  WEBSKY'sche 
Spalt  (Fig.  5)  vereinigt  in  sich  den  Vorzug  eines  engen  und 
weiten  Spaltes.  Zur  Vermeidung  des  parallaktischen  Sehens, 
wodurch  ein  wesentlicher  Fehler  in  die  Ablesungsresultate  ge- 
langen kann,  wurde  von  Neumann  und  Kupffer  ein  Spiegel, 
DE6EN*scher  Spiegel,  dem  WoLLASTON*schen  Goniometer  angefügt, 
bei  den  heutigen  Constjiictionen  bedient  man  sich  eines  von  Malus  zuerst  eingeführten 
Beobachtungsfemrohrs  mit  Fadenkreuz«  das  auf  unendliche  Entfernung  eingestellt 
ist.  Von  Babinet  wurde  dann  noch  statt  des  ursprünglich  verticalen  Theilkreises 
ein  horizontaler  gewählt  (System  Babinet  im  Gegensatz  zum  System  Wollaston), 
wodurch  die  Stabilität  erhöht  wird  und  das  Instrument  auch  bequem  Verwendung 
zur  Bestimmung  von  Brechungsindices  finden  kann. 

Fig.  6  stellt  ein  jüngst  von  der  Firma  R.  Fuess  in  Steglitz  construirtes  ein- 
faches Goniometer  (Modell  4  a)  dar,  das  für  die  meisten  Zwecke  vollständig  ausreicht. 
Der  Theil kreis  ist  in  halbe  Grade  getheilt;   die  Nonien  gestatten  die  Ablesung  von 


Fig.  6. 


Minuten.  Die  Schraube  e  dient  zur  Auf-  und  Abwärtsbewegung  des  Krystallträgers, 
der  in  gewünschter  Höhe  mittelst  der  Schraube  h  mit  dem  Theilkreis  fest  verbunden 
werden  kann.    Der  Theilkreis  kann   durch  die  Speichen  f  in  seiner  Ebene   gedreht 


12  Das  Reflexionegoniometer  und  das  Theodolitgoniometer. 

werden,    a  und  F  dienen  zur  Klemmung  bezw.  Feinbewegung  des  Theilkreises.   J  ist 
eine  Irisblende,  die  durch  j  eingestellt  wird ;  C  ist  der  Träger  des  CoUimators. 

Die  Messung  erfolgt  im  Dunkelzimmer,  wodurch  es  möglich  wird,  auch  Reflexe 
von  schlecht  spiegelnden  und  sehr  kleinen  Flächen  zu  erhalten.  Zur  Ausführung  der 
Messungen  klebt  man  mittelst  Wachs  den  Krystall  auf  das  obere  Ende  der  die 
Schlitten  tragenden  Axe  und  bringt  ihn  in  die  Höhe  des  mit  vorgeschlagener  Lupe 
versehenen  Beobachtungsfemrohrs;  alsdann  centrirt  und  justirt  man  die  betreffende 
Erystallkante  mittelst  der  durch  Schrauben  verstellbaren  Schlitten.  Dass  genügend 
centrirt  und  justirt  ist,  erkennt  man  daran,  dass  bei  einer  Umdrehung  der  den  Kry- 
stall tragenden  Axe  um  einen  Theil  von  860®  die  Krjstallkante  sich  fortwährend 
mit  dem  verticalen  Faden  des  Fadenkreuzes  deckt;  die  geringste  Abweichung  vom 
richtigen  Justiren  wird  in  der  Folge  an  dem  schiefen  Vorbeigleiten  des  Reflexes  vor 
dem  Gesichtsfelde  des  Beobachtungsfernrohrs  wahrgenommen.  Nach  genügender 
Centrirung  und  Justirung  stellt  man  mittelst  Schraube  b  die  bisher  benutzte  Axe 
fest,  so  dass  eine  Drehbewegung  des  Krystalls  nur  noch  bei  gleichzeitiger  Fort- 
bewegung des  Theilkreises  möglich  ist.  Die  bisherigen  Operationen  können  im 
Tageslicht  ausgeführt  werden.  Nunmehr  wird  im  Dunkelraum  der  Spalt  durch  eine 
Lampe  beleuchtet  und  durch  Umdrehung  des  Theilkreises  mit  dem  festgestellten 
Krystall  um  360®  jeder  einzelne  Lichtreflex  im  Fadenkreuz  unter  Anwendung  von 
Feinstellsch rauben  festgehalten  und  jede  Einstellung  am  Nonius  abgelesen. 

Anm.  1.  Bei  einer  vollen  Umdrehung  um  360®  müssen  die  Reflexe  aller 
Flächen,  deren  Durchschnittskanten  parallel  mit  der  centrirten  Kante  sind,  also  alle 
tautozonalen  Flächen  durch  das  Gesichtsfeld  gehen  und  man  kann  somit  durch  eine 
einzige  Centrirung  und  Justirung  sämmtliche  Winkel  einer  Zone  messen.  Der  Fehler, 
dass  alsdann  nur  eine  bestimmte  Kante  centrirt,  die  Durchschnittskanten  der  Übrigen 
Flächen  aber  um  ein  Gei-inges  ausserhalb  des  Centrums  stehen,  kommt  bei  der 
Parallelität  der  durch  den  ColTimator  auffallenden  Lichtstrahlen  gar  nicht  in  Betracht. 

Die  Beobachtung  am  Goniometer  ist,  wie  leicht  einzusehen,  ein  ausgezeichnetes 
Mittel,  um  die  Tautozonalität  (s.  S.  21)  mehrerer  Flächen  zu  prüfen. 

Anm.  2.  Nur  selten  erscheint  der  reflectirte  Spalt  einfach  und  scharf,  meist 
hat  man  es  mit  mehreren  und  verschwommenen  Reflexen  zu  thun.  Das  liegt  an  der 
Beschaffenheit  der  Krystallfläche,  ob  sie  völlig  eben,  oder  gestreift,  geknickt  etc.  ist, 
sowie  an  der  Breite  der  Flächen.  Flächen,  deren  spiegelnde  Breite  0,1  mm  und 
darunter  ist,  geben  lichtschwache  und  doppelte  Reflexe. 

Das  Reflexionsgoniometer  giebt  im  Gegensatz  zum  Anlegegoniometer  bis  auf 
die  Minute  genaue  Resultate,  vorausgesetzt,  dass  die  spiegelnde  Beschaffenheit  der 
Flächen  eine  gute  ist.  Das  wird  im  Allgemeinen  eher  bei  kleinen  als  bei  gössen 
Kiystallcn  der  Fall  sein.  Krystalle  von  wenigen  Millimetern,  ja  von  1  mm  Durch- 
messer gestatten  noch  gut  die  Messung.  —  Will  man  Winkel  ebener,  aber  matter 
Flächen  genauer  messen,  als  es  durch  das  Anlegegoniometer  geschehen  kann,  so  lässt 
sich  dies  erreichen  durch  Bekleben  der  Flächen  mit  Glasplättchen  oder  mittelst  des 
FuEss'schen  Fühlhebelgoniometers. 

Anni.  3.  Wie  erwähnt,  erhält  man  mit  dem  Reflexionsgoniometer  nicht  den 
im  gewöhnlichen  Sinn  verstandenen,  sogen.  Euklidischen  Winkel,  sondern  den  von 
den  Normalen  der  betreffenden  Flächen  eingeschlossenen  Winkel,  also  das  Supple- 
ment des  gewöhnlichen,  und  da  dieser  sogen.  NormaJenwinkel  für  die  Rechnung 
und  die  graphische  Darstellung  sich  praktischer  erweist,  so  findet  man  bei  ein- 
zelnen Autoren  für  die  auftretenden  Flächenneigungen  nur  die  Normalenwinkel 
angegeben.  In  diesem  Buch  sind  bei  allen  Winkelangaben  stets  die  gewöhnlichen, 
inneren,  zu  verstehen. 

Ausführlicheres  Über  Goniometer  und  Methode  des  Messens  siehe:  Kupffer, 
Handbuch  der  rechnenden  Krystallonomie.  1831.  —  Websky,  Zeitschrift  für  Kryst. 
lY,  545  ff.  —  Liebisch,  Bericht  über  die  wissenschaftlichen  Instrumente  der  Berliner 
Gewerbeausstellung  1880.  —  Groth,  Physikalische  Krystallographie.  1895.  III.  Abtb. 

B.  Indirecte  Methode.  Messung  der  Winkelcoordinaten  (Fositions- 
winkel).    Das  hierzu  dienende  Instrument  heisst  Theodolitgoniometer  oder  zwei« 


Theodolit-  oder  zweikreiaiges  Goniometer. 


13 


Fig.  7. 


kreisiges  Goniometer.  Das  Verfahren  beruht  darauf,  dass  man  an  Stelle  der  Kry- 
stallflächen  diejenigen  Punkte  substituirt,  in  denen  die  Fläcbennormalen  eine  um  den 
Erystall  gelegte  Kugel  durchstossen  und  diese,  die  Richtung  der  Krystallflächen  unzwei- 
deutig beatimmended  Punkte  mittelst  der  Theodolitmethode  und  unter  Bezugnahme 
auf  zwei  feste  Kreise  (Aequator  und  Nullmeridian) 
nach  Länge  und  Höhe  einmisst;  es  ist  also  die 
üebertragung  der  Ortsbestimmung  auf  der  Erd- 
oder Himmelskugel  auf  die  Krystallmessung.  Man 
erhält  so  für  jeden  Punkt  zwei  Winkel,  entspre- 
chend der  geographischen  Länge  und  Breite»  und 
kann  durch  Auflösung  eines  sphärischen  Dreiecks 
jedesmal  die  Normalenwinkel  zweier  Kiystallwinkel 
berechnen. 

Für  die  durch  P  dargestellte  Fläche  (Fig.  7) 
erhält  man  durch  Messung  die  beiden  Winkel- 
coordinaten  P  ^  =  9  und  0  9  =  P »  för  Pj  die 
Winkel coordinaten  P\Q\  =  ^1  und  OQi  =  pj,  als- 
dann sind  in  dem  sphärischen  Dreieck  PC Pi  zwei 
Seiten,  nämlich  CP  =  90  —  «p  und  CP^  =  90  —  «pi, 
sowie  der  eingeschlossene  Winkel  C  =  p  —  p] ,  bekannt  und  daraus  berechnet  sich 
die  Seite  PPi,  d.  i.  der  Normalenwinkel  dieser  beiden  Flächen. 

Das  Instrument  besteht  aus  einem  Reflexionsgoniometer  in  fester  Verbindung 
mit  einem  senkrecht  dazu  gestellten  Theilkreis.  In  der  CzAPSKi'schen  Anordnung 
(Fig.  8)  ist  der  durch  Femrohr  F  und  Signalrohr  C  charakterisirte  Goniometerkreis  V 
vertical ;  er  entspricht  dem  Meridiankreis ;  der  horizontale  Aequatorialkreis  H  um- 
schliesst  dagegen  den  zum  Justiren  mit  Schlittenapparat  versehenen  Erystallträger. 

Bei  der  Messung  wird  eine  Fläche  des  Krystalls,  möglichst  eine  herrschende 
Symmetriefläche  dem  Horizontalkreis  parallel  justirt  und  ihr  Reflex  mit  dem  um  die 
Axe  des  Verticalkreises  drehbaren  Femrohr  aufgesucht  und  eingestellt.  Die  Ab- 
lesungen an  beiden  Theilkreisen  geben  die  Nullpositionen.  Durch  Drehung  des  Kry- 
stallträgers  gelingt  es  nun,  alle  übrigen  Flächen  senkrecht  zum  Verticalkreis  zu 
bringen  und  deren  Reflexe  durch  Auf-  und  Niederbewegung  des  Fernrohrs  aufzufangen 
and  im  Fadenkreuz  einzustellen;  es  wird  also  im  Gegensatz  zu  dem  gewöhnlichen 
einkreisigen  Goniometer  nicht  der  Reflex  dem  fixen  Femrohr  zugeführt,  sondem  das 
Femrohr  und  der  mit  ihm  verbundene  CoUimator  zum  Aufsuchen  des  Reflexes  um 
die  Fläche  gedreht.  Die  auf  dem  Horizontalkreis  erforderliche  Drehung  giebt  die 
Ablesung  p  (Länge),  die  Ablesung  auf  dem  Verticalkreis  den  Winkel  <p  (Breite)  für 
eine  jede  Fläche. 

Die  Vorth eile  dieser  Messungsmethode  bestehen  darin,  dass  1.  für  das  ganze 
Durchmessen  eines  Krystalls  nur  eine  einmalige  Justirung  erforderlich  ist,  dass  2. 
jede  Fläche  nur  einmal  zur  Einstellung  gelangt  und  dass  3.  die  Genauigkeit  der 
gemessenen  Winkel  nur  von  der  Ausbildung  der  betreffenden  Flächen,  nicht  auch 
von  der  der  Nachbarn  abhängt.  Dazu  kommt  noch  die  Unzweideutigkeit  der  Flächen- 
position und  eine  Vereinfachung  in  der  Zählung  und  schliesslichen  Rechnung. 

Ausnutzung  der  Messungen.  Die  gemessenen  Flächenpositionen  (Längen 
und  Breiten)  werden  in  ein  stereographisches  Netz  eingetragen,  entweder  nach  Art 
von  Fig.  9  oder  Fig.  10.  In  Fig.  9  fällt  der  Nullmeridian  nach  Belieben  mit  dem 
Ginndkreis  des  Bildes  oder  dessen  verticalen  Durchmesser  zusammen,  der  Aequator 
entspricht  dem  horizontalen  Durchmesser,  die  Zählung  beginnt  bei  0.  In  Fig.  10  wird 
der  Aequator  durch  den  Grundkreis  dargestellt  und  der  Nullmeridian,  von  dem  und 


14 


Theodolit-  oder  zweikreisiges  Goniometer. 


dem  Mittelponkt  ans  die  Zählung  beginnt,   durch   den   horizontalen  Durchmesser 
0— 180^    Ans  den  sphärischen  Coordinaten  ergeben  sich  die  Dreiecke,  aus  [denen 

Fig.  8. 


Pig.  9. 


Fig.  10. 


die  Normalenwinkel  zwischen  den  einzelnen  Flächen  berechnet  werden  können,  und 
diese  dienen  dann  als  Grundlage  für  die  einzelnen  Aufgaben  der  Erystallrechnung, 


Gesetz  der  rationalen  Verhältnisse  oder  Axenabschnitte.  15 

wie  das  in  Cap.  lY,  §  4  näher  ausgeführt  ist.  Man  kann  auch  einen  Theil  der 
numerischen  Rechnungen  durch  graphische  Construction,  durch  eine  der  in  Cap.  IV, 
§  3  erläuterten  Projectionen  ersetzen,  am  einfachsten  durch  die  gnomonische  Pro- 
jection.  —  Im  Anschluss  an  diese  Messnngsmethode  ist  irersucht  worden,  an  Stelle 
der  gewöhnlichen  Winkeltabellen  yon  Eiystallen,  die  sphärischen  Coordinaten  der 
Flächenpositionen  selbst  in  die  Literatur  einzuführen. 

Literatur.  Y.  Goldschmidt,  Goniometer  mit  zwei  Kreisen.  Groth's  Zeitschr. 
f.  Kiyst.  XXL  1893.  S.  210.  —  E.  v.  Fiderow,  Universal- (Theodolit- )Methode  in  der 
Mineralogie  und  Petrographie.  Ibid.  S.  574.  —  C.  Lsiss,  Die  optischen  Instrumente 
der  Firma  Fusss.    Berlin  1899. 

Capitel  IL 

Gesetz  der  rationalen  TerhUtnisse  oder  Axenabschnitte. 

§  1.   Erlftntenmg  des  Gesetzes,  Parameter.    §  2.   Azensystem,  Einheits- 

fl&che,  Erystallelemente.    §  8.   Coefficienten»  Indices«  Symbolisining.    Die 

Symbole  von  Weiss  und  Muleb.    §  4.   Isoparametrische  Fl&chencompleze. 

NAWAiar's  Formsymbol.    §  5.   Flachentypen. 

§  1«  Die  in  der  mannigfaltigen  Lage  von  Flächen  und  Kanten  zu 
Tage  tretende  Verschiedenheit  yon  Erystallen  der  gleichen  Mineralsubstanz 
erleidet  eine  wesentliche  Einschränkung  für  die  Flächen  durch  das  Gesetz 
der  rationalen  Verhältnisse,  für  die  Kanten  durch  das  Zonengesetz.  Beide 
Gesetze  stehen  indessen  in  engster  gegenseitiger  Abhängigkeit,  so  dass 
sie  nur   als  yerschiedener  Ausdruck  desselben  Gesetzes   anzusehen   sind. 

Nach  dem  Gesetz  der  rationalen  Verhältnisse  oder  der  rationalen 
Axenabschnitte  können  an  den  Krystallen  nur  solche  Flächen  auftreten^ 
deren  Axenabschnitte  auf  einem  bestimmten,  zu  Grunde  gelegten  Coordi- 
natensystem  mit  den  Abschnitten  aller  übrigen  Flächen  derselben  Kry- 
stallart  in  rationalem  und  zumeist  sehr  einfachem  Verhaltniss  stehen. 

Bezieht  man  nämlich,  analog  dem  Verfahren  der  analytischen  Geo- 
metrie, die  an  einem  Krystall  vorhandenen  Flächen  auf  ein  Coordinaten* 
System,  welches  jedoch  nicht  beliebig  gewählt  ist,  sondern  aus  drei  durch 
einen  gemeinsamen  Punkt  gelegten,  nicht  parallelen  Ery  stallkanten 
gebildet  wird,  so  ist  erfahrungsgemäss  das  Verhaltniss  der  Abschnitte 
aller  am  selben  Krystall  auftretenden  Flächen  auf  der  gleichen  Coordinaten- 
axe  stet«  ein  rationales. 

Es  ist  üblich,  die  drei  Goordinatenaxen  in  der  Erystallographie  a^ 
b  und  c  zu  nennen,  wobei  der  Brauch  geübt  wird,  dass  die  auf  den  Be- 
schauer zulaufende  Axe  (die  Längsaxe)  mit  a,  die  quer  verlaufende 
(Queraxe)  mit  b  und  die  Verticalaxe  mit  c  bezeichnet  wird.  Die 
Axenabschnitte  selbst  führen  auch  den  Namen  Parameter. 

Seien  die  Goordinatenaxen  a^  b,  c  drei  beliebige  Kry stallkanten, 
hervorgegangen   aus   dem  Durchschnitte  dreier  nicht  paralleler  Flächen, 


lg  Gesetz  der  rationaleD  Verhältnisse  oder  Axenabschnitte. 

seien  femer  H^  Kj  L  ,  .  ,  .  X  Flächen  desselben  Erystalls  und  m^  n^  p\ 

^1,  nj,  i>i,  .  .  .  .  w«^,  w,,  p^  (in  beliebigem  Maass  ausgedrückt)  der  Reihe 

nach  die  Abschnitte  dieser  Fläche  auf  den  drei  Axen,  so  yerhalten  sich 

nach  obigem  Oesetz: 

m  :  mj  :  w^j  .  .  .  .  :  m^    \    wie  rationale  Zahlen,  z.  B.  wie 

n  :  Wj  :  Wg  .  .  .  .  :  w^    l  1    :    2    :    5   :  .  .  .  oder 

p:  Pi'.  Vi '-  Px    \  V«  •   V»  :   V^  etc. 

A  n  m.  Also  nur  die  Abschnitte  auf  denselben  Axen  yerhalten  sich  wie  rationale 
Zahlen ;  das  Verhältniss  der  Axenabschnitte  auf  verschiedenen  Axen ,  also  m  \n  i  p, 
ist  im  Allgemeinen  irrational. 

Die  rationalen  Zahlen  als  solche  lassen  allerdings  noch  einen  sehr 
weiten  Spielraum  zu,  wie  denn  durch  sie  mehr  die  überhaupt  möglichen 
Flächen  getro£fen  werden ;  eine  weitgehende  Einschränkung  erleiden  aber  die 
wirklich  auftretenden  Flächen  durch  den  allgemeinen  Erfahrungssatz, 
dass  diese  rationalen  Verhältnisse  durchweg  durch  die  einfachsten  ganzen 
Zahlen,  zumeist  in  der  Zahlenreihe  1 — 10  liegend,  ausgedrückt  werden. 
Durch  diese  Beschränkung,  wonach  die  Abschnitte  sich  wie  ganze  ein- 
fache Zahlen  yerhalten,  liegt  der  besondere  Werth  fiir  die  praktische 
Erystallographie ;  es  wird  dadurch  ermöglicht,  die  bei  der  Messung  und 
durch  schlechte  Flächenausbildung  entstandenen  Fehler  zu  eliminiren. 

1.  Nach  dem  Gesetz  der  rationalen  Axenabschnitte  erscheinen  die  Krystalle 
als  Polyeder  ganz  besonderer  Art,  die  sich  unter  allen  denkbaren  Körpern  durch  diese 
besondere  Eigenschaft  herausheben.  Nur  polyedrische  Formen,  denen  diese  Eigenschaft 
anhaftet,  können  an  Erystallen  auftreten,  daher  finden  sich  beispielsweise  yon  den 
fünf  regelmässigen  Körpern  Plato's  Tetraeder,  Oktaeder  und  Hexaeder  unter  den 
Krystallformen  wieder,  nicht  aber  das  Dodekaeder  und  Ikosaeder. 

2.  Die  Axen  sind  zum  ersten  Male  im  Jahre  1804  in  die  Krystallographie  ein. 
geführt  worden  durch  Christian  Samuel  Weiss  bei  Gelegenheit  seiner  gemeinsam  mit 
Karsten  vorgenommenen  üebersetzung  des  HAUY'schen  Lehrbuches  der  Mineralogie.  — 
Weil  die  alten  Mineralogen  keine  Fachmathematiker  waren,  so  decken  sich  die 
von  ihnen  in  die  Geometrie  der  Krystalle  eingeführten  Ausdrücke  nicht  immer  mit 
entsprechenden,  in  der  Mathematik  üblichen  Bezeichnungen. 

3.  Das  Grundgesetz  der  rationalen  Verhältnisse  oder  der  rationalen  Axen- 
abschnitte oder  der  rationalen  Kantenschnitte  oder  kurz  das  Parametergesetz,  welches 

die  Krystalle  als  ganz  besondere  Polyeder  erscheinen  lässt, 
^*fi>-  11-  ist  zunächst  ein   reines  Erfahrungsgesetz   und   zuerst   von 

Rena  Just  Haüy  in  den  achtziger  Jahren  des  18.  Jahr- 
hunderts als  eine  Consequenz  seiner  theoretischen  Vorstellung 
über  den  Aufbau  der  Krystalle  ausgesprochen  worden.  Da- 
her auch  Haut's  Gesetz  genannt.  Nach  dieser  auf  die  Beob- 
achtung der  Spaltbarkeit  gegründeten  Vorstellung  bestehen 
die  Krystalle  aus  überaus  kleinen  congruenten  Molekeln  von 
für  jede  krystallisirte  Substanz  bestimmter  Form,  die  zu- 
nächst die  gleichgestaltete  Primitiv  form  aufbauen.  Aus 
dieser  gehen  alle  übrigen  (secundären)  Krystallformen  durch  eine  an  den  Kanten 
oder  Ecken  eintretende  Abnahme  (Decrescenz)  ganzer  Molekelreihen  und  Schichten 


AxensjBtem.    Symbolisirung.    EinheiUfläche.    Erystallelemente.  17 

hervor  (Fig.  11);  daher  muss  auch  das  Yerhältniss  der  Kanten  der  abgeleiteten  Form 
zu  denen  der  urBprtInglichen  ein  rationales  bleiben.  —  Rovi  db  l'Islb  hatte  noch  an- 
genommen, dass  die  Modification  der  Primitivform  in  willkürlicher,  wenn  auch  an  der- 
selben Mineralsnbstanz  in  constant  wiederkehrender  Weise  erfolge.  Die  ZurQckfÜhmng 
der  Flächen  auf  Axen  und  der  dem  entsprechende  Ausdruck  des  Gesetzes  als  das 
der  rationalen  Axenabschnitte  rührt  von  Chr.  S.  Weiss  her. 

Der  Beweis,  dass  dieses  Gesetz  für  jedes  regelmässig  parallelepipedisch  ange- 
ordnete Punktsystem  Gültigkeit  hat,  ist  von  Sohhcke  (Wiedbm ann's  Annalen  der  Physik 
Bd.  16,  S.  489)  geführt  worden. 

§  2.  Zu  Axen  eines  Erystalls  kann  man  jede  beliebigen  3,  unter 
sich  nicht  parallelen  Erjstallkanten ,  welche  man  durch  einen  gemein- 
samen, im  Innern  des  Erystalls  angenommenen  Punkt  legt,  nehmen ;  man 
wird  aber  aus  praktischen  Gründen  stets  ein  solches  Axensystem  wählen, 
welches  bezüglicb  der  Rechnung  und  der  Symbolisirung  (s.  §  3)  be- 
stimmte Vortheile  bietet  und  auch  der  Forderung  des  Symmetriegesetzes 
(Cap.  Y,  §  3),  dass  gleich werthige  Flächen  gleiche  Axenabschnitte  er- 
zeugen, genügt. 

Zur  unzweideutigen  Festlegung  aller  an  einem  Erystall  auftretenden 
oder  möglichen  Flächen  mit  Bezug  auf  ein  so  ausgewähltes  Axensystem 
genügt  es  offenbar,  wenn  man  die  Parameter  einer  einzigen  (Ausgangs-) 
Fläche  und  ausserdem  das  Yerhältniss  kennt,  in  welchem  die  Parameter 
aller  übrigen  Flächen  zu  den  Abschnitten  der  Ausgangsfläche  stehen. 
Auf  diesem  Umstand  beruht  die  Symbolisirung  der  Erystallflächen. 

Nennt  man  beispielsweise  die  Axenabschnitte  einer  Fläche  ABC 
auf  den  3  Axen  der  Reihe  nach  a,  b  und  c  (Fig.  12),  so  lassen  sich  die 
jeder  anderen  Fläche  HKL  in  der  Form 
»«.«,  n.6,  p.c  darstellen,  wobei  die  Coeffi- 
cienten  m,  n  imd  p  nach  dem  Parameterge- 
setz einfache  rationale  Zahlen  (seien  es  nun 
ganze  Zahlen  oder  Brüche)  sein  müssen.  In 
der  Fig.  12  sind  es  Brüche,  da  die  Fläche 
HKL  kleinere  Abschnitte  hat. 

Die  Ausgangsfläche,  welche  die  Parameter 
<<,  b  und  c  geliefert  hat,  heisst  die  Einheits- 
fläche,  weil  ihre  Coefficienten  gleich  1  sind. 

Das  Parameterverhältniss  der  Einheits- 
fläche und  die  von  den  Axen  eingeschlossenen  Winkel,  also  a  :  b  :  c  und 
7/r  =  a,   a>  rr=  ß  ,  ab  =  7  bilden  die  sogen.  Erystallelemente  oder 
geometrischen  Constanten  der  Mineralspecies. 

Zur  Einheitsfläche  kann  jede  beliebige  Erystallfläche,  wenn  sie  nur 
alle  3  Axen  schneidet,  gewählt  werden,  man  wird  aber  aus  Zweck- 
mässigkeitsgründen sie  stets  so  wählen,  dass  die  Coefficienten  m,  n  und  p 
aller  übrigen  Flächen  möglichst  einfach,  d.  h.  klein  werden. 

Klockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  2 


lg  Wsiss'Bcbes  und  MiLLER'scbes  Symbol. 

§  3.  ^  Damit  sind  wir  zur  krystallographischen  Bezeichnungs- 
weise der  Flächen,  zur  Symbolisirung  gelangt,  deren  Grundlage  das 
Parametergesetz  und  die  Bezugnahme  auf  eine  Einheitsfläche  bilden. 

Oiebt  man  das  Zeichen  einer  gewöhnlichen  Fläche  derart  an,  dass 
man  deren  Axenabschnitte  als  Multipla  der  Axenabschnitte  der  Ein- 
heitsfläche darstellt,  gewöhnlich  in  Form  ganzer  Zahlen,  was  durch 
Multipliciren  des  Doppelverhältnisses  immer  zu  erreichen  ist,  so  ist  das 
die  sogen. WKiss'sche  Schreibweise  oder  die'  Coefficientenbezeich- 
nung,  die  ganz  allgemein  die  Form  mainaipc  besitzt,  wobei  w,  n 
und  p  alle  möglichen  einfachen  ganzen  Zahlen,  oo  eingerechnet,  be- 
deuten. Da  es  sich  nur  um  das  Verhältniss  handelt,  so  stellt  auch  die 
kürzere  Form  a  :  mb  :  nc  das  allgemeine  Zeichen  einer  Fläche  dar. 

Durch  Division  des  Doppelverhältnisses  ma  :  nb  :  pc^  was  geome- 
trisch einer  Parallelverschiebung  der  Krystallfläche  entspricht,   lässt  sich 

dasselbe  stets  auf  die  Form  -j-  ai-j-  bi-j-  c  bringen,  d.  h.  auf  eine  Form,. 

bei  der  die  Coefficienten  als  Brüche  mit  dem  Zähler  1  erscheinen. 

Die  solcherart  modificirte  WBiss'sche  Schreibweise  bietet  für  die 
Rechnung  Vortheile,  steht  deshalb  viel  im  Gebrauch,  wird  aber  für  diesen 
Zweck  noch  in  charakteristischer  Weise  abgekürzt.  Man  schreibt  als  das 
Zeichen  einer  Fläche  nur  die  von  einer  Klammer  umschlossenen  sogen. 
Indices  (hkl),  was  zu  keinen  Missverständnissen  Anlass  geben  kann^ 
wenn  man  die  Indices  stets  in  derselben  Reihenfolge  aufführt,  d.  h.  den 
ersten  Index  stets  auf  die  Axe  a,  den  zweiten  Index  stets  auf  b  und  den 
dritten  Index  auf  c  bezieht  und  sich  dabei  erinnert,  dass  es  sich  bei 
diesen  Indices  um  Brüche  mit  dem  Zähler  1  handelt.  Die  Schreibweise 
selbst  heisst  die  Indicesbezeichnung  oder,  weil  zuerst  Mit.lkr  aus- 
giebigen Gebrauch  davon  gemacht  hat,  auch  die  MiLLKR^sche  Schreib- 
weise. 

1.  Die  Indices  h,  k,  l  müssen  ebenso  wie  die  Coefficienten  ni,  ti,  p  einfache 
rationale  Zahlen  sein;  daher  auch  Gesetz  der  rationalen  Coefficienten  oder  der  ratio- 
nalen Indices. 

2.  Coefficienten  und  Indices  verhalten  sich  umgekehrt  proportional,  gestatten 
also  leicht  eine  wechselseitige  Herleitung,  z.  B.  das  WEiss'sche  Symbol  2a  :  36  :  4c 
wird  nach  den  Uebergängen 

2  3,4  11,1 

TXT^^"273:r^  =  TXT'  =  T2"^^8-^^6"' 

zu  dem  MiLLER'schen  Zeichen  (6  4  8);   umgekehrt  wird  aus   den  Indices  (1  2  8)   die 
Coefficientenbezeichnung 

J-fl-Y^iy  r  =  Qa:Sb:2c, 
Für  den  Coefficienten  oo  bei  Weiss   steht  natürlich  bei  Miller  der  Index  0» 
dennoo  =  —;  z.  B.  2a  :  ft  :  oo  c  =  (1  2  0). 


Flächen-  und  Form  Symbole.    Naumann^s  Symbol.  19 

3.  Durch  das  Hinzufügen  der  Richtungsvorzeichen  zu  den  einzelnen  Indices 
und  Coefficienten  wird  die  Lage  der  Flächen  in  den  einzelnen 'Oktanten  bestimmt. 
Dabei  ist  zu  bemerken,  dass  das  Vorzeichen  -\-  nicht  geschrieben  wird  und  das  Vor- 
zeichen —  bei  Weiss  durch  einen  der  betreffenden  Axe  angehängten  Accent  aus- 
gedrückt wird.  So  liegt  die  Fache  2a' :  86  :  c"  =  (3  2  6)  im  rechten  hinteren  Oktanten 
unten,  die  Fläche  a  :  ih* :  2c  =  (il  2)  im  linken,  vorderen  Oktanten  oben  etc. 

4.  Weiss  hat  seine  Art  der  Flächenbezeichnung  zuerst  in  einer  Abhandlung 
über  die  krystallographische  Fundamental  bestimm  ung  des  Feldspaths  (Abhandl.  d. 
Berliner  Akademie  d.  Wissensch.  1816—1817)  vorgeschlagen;  die  Bezeichnung  der 
Flächen  durch  Indices  wurde  von  Whewell  1825,  unabhängig  davon  1829  von  Grass- 
mann und  ebenso  von  Frankenheim  angewendet,  fand  aber  erst  durch  die  krystallo- 
graphischen  Schriften  W.  H.  Miller*s  (A  treatise  on  crystallography.  Cambridge  1839) 
allgemeineren  £ingang. 

Das  WEiss'sche  und  das  MiLLER'sche  Symbol  sind  im  Grunde  ge- 
nommen nur  durch  ihr  äusseres  Ansehen  verschieden.  Das  WEiss'sche 
Zeichen  ist  anschaulicher,  direct  verständlich;  das  MiLLER'sche  Zeichen 
bedarf  erst  einer  Abstraction,  ist  aber  kürzer  und  unmittelbar  für  die 
Rechnung  zu  verwenden.  Letzteres  hat  sich  seiner  Vorzüge  wegen  all- 
mählich Bahn  gebrochen,  scheint  jetzt  aber  in  allen  Literaturen  mit 
Recht  das  herrschende  äu  werden. 

Beide  Schreibweisen  sind  FTächensymbole,  d.h.  sie  liefern  einen 
geometrischen  Ausdruck  für  die  einzelne  Fläche.  Nun  treten  aber  an 
den  Krystallen  Complexe  von  Flächen  auf  und  bilden  die  Kry  st  all- 
formen, und  es  hat  seine  besonderen  Vorzüge,  gleich  eine  ganze  Kry- 
stallform  durch  ein  einziges  Zeichen  auszudrücken.  Ein  solches  Form- 
symbol ist  das  NAUMANN'sche  Zeichen,  das  in  der  deutschen  Literatur 
Jahrzehnte  lang  mit  Vorliebe  benutzt  ist  und  auch  jetzt  noch  viel  ge- 
braucht wird.  Im  Folgenden  soll  soweit  darauf  eingegangen  werden, 
als  zum  allgemeinen  Verständniss  nöthig  ist. 

§  4.  Naumann's  Bezeichnungsweise.  Alle  diejenigen  Flächen  eines  Kry* 
Stalles',  die  bei  gleichen  Parametern  sich  nur  durch  das  Richtungsvorzeichen 
dieser  Parameter  unterscheiden,  bilden  einen  isoparametrischen  Flächen- 
comp  lex.  Das  fahrt  uns  zu  der  NAüMANN'schen  Schreibweise.  Bei  dieser  Sym- 
bolisirung  wird  jeder  isoparametrische  Flächencomplex  —  von  Naumann  selbst  »ein- 
fache Erystallform"  genannt^)  —  durch  ein  einziges  Zeichen  ausgedrückt,  und 
zwar  werden  alle  übrigen  Formen  von  jenem  isoparametrischen  Flächencomplex 
(der  , Grundform*  Naumann's)  hergeleitet,  dessen  Parameter  die  Axenlängen  a,  b  und  c 
selbst  sind.  Indem  Naumann  die  Grundform  mit  P  (im  regulären  System  mit  0)  be- 
zeichnet, werden  die  Symbole  der  übrigen  Formen  desselben  Erystalls  dadurch  er- 
halten, dass  er  dem  Buchstaben  P  (oder  0)  die  sogen.  Ableitungszahlen  in 
bestimmter  Weise  hinzufügt.  Die  Ableitungszahlen  entsprechen  den  Coefficienten 
▼on  Weiss,  wenn  dessen  Zeichen  derart  umgewandelt  wird,  dass  der  Coefficient  einer 
der  beiden  Axen  a  oder  6=1  wird.    Der  Coefficient  der  c- Achse  wird  alsdann  stets 


*)  Wir  werden  weiter  unten  S.  38  eine  andere,  auf  die  Symmetrieverhältnisse 
gegründete  Definition  einer  .einfachen  Krystallform"  zu  geben  haben. 


20  Naumann's  Symbol.    Fl&chentjpen. 

vor  P,   der  andere  hinter  P  gesetzt  und  je  nachdem  er  sich  auf  die  Aze  a  oder  b 
bezieht,  dem  P  noch  ein  Zeichen  v-^  oder  —  zugefügt.    Im  regulären  System,   wo 
a  =  2)  =  c  ist,  steht  stets  der  grössere  Coefficient  vor,  der  kleinere  hinter  O. 
Beispiel.    Der  isoparametrische  Flächencomplez 

o  :&  :c  =  (l  J_  1)  a  :6  :c'  =  (l  l^J) 

rt  :  fc'  :  /!  =  U  J  1)  a  :  fc'  :  c'  =  (1  J.  j_) 

a'  :  6'  :  c  =  U  1  1)  a'  :  6'  :  c'  =  (1  1  ^) 

a'  :b  :c  =  (l  1  1)  a'  :  6  :  c'  =  (1  1   1) 

wird  Yon  Naumann  unter  das  eine  Zeichen  P  zusammengefasst. 

Der  isometrische  Flächen complex ,  der  sich  von  2a:32):4<?  =  (6  4  3)  ableitet, 
erhält  nach  Naumann  das  Zeichen 

2  P  -j-  oder  -y  JP  -y »  denn  es  ist 

2a:3b:U  =  a:^b:2e  =  -^a.b:   ~c. 

Das  NAUMANN*8che  Symbol  (zuerst  von  Naumann  in  seinem  „Qrundriss  der  Kry- 
stallographie ,  Leipzig  1826'  gebraucht)  hat  den  Vortheil  grosser  Anschaulichkeit 
und  Kürze,  und  ist  deshalb  viel  angewendet  worden  und  wird  es  auch  noch.  Seine 
Nachtheile  bestehen  darin:  1.  es  vereinigt  unter  ein  Zeichen  Flächen,  die  morpho- 
logisch völlig  verschieden  sind  (cf.  monoklines  und  triklines  System);  2.  es  ist  nicht 
immer  consequent  gebildet  (skalenoedr.  Bezeichnung)  und  fast  jedes  System  hat  seine, 
das  Gedächtniss  beschwerenden  Besonderheiten ;  3.  es  hat  typographische  Nachtheile. 
Letztere  Nachtheile  sind  durch  die  DANA^sche  Modification,  die  in  der  nordamerikani- 
schen Literatur  Eingang  gefunden  hat,  beseitigt. 

Um  den  Vortheil  der  NAUMANN'schen  Schreibweise,  durch  ein  ein- 
ziges Symbol  einen  ganzen  Flächencomplex  zu  bezeichnen,  auch  auf  die 
WsisB^sche  und  MiLLEB^sche  Bezeichnung  auszudehnen,  schliesst  man  das 
Wsiss^sche  Symbol  in  Klammem  z.  B.  (a  :  36  :  5c),  das  MiLLEii'sche 
Symbol  in  {  ]  ein,  z.  B.  {12  3}  und  versteht  alsdann  diese  Symbole  im 
Sinne  der  NAUMANN'schen  Formbezeichnung. 

Ein  ferneres  Symbol,  das  namentlich  bei  französischen  Mineralogen  in  Gebrauch 
steht,  ist  gleich  dem  NAüMANN'schen  ein  Formsymbol ;  es  ist  die  von  Lbvt  (Description 
d*une  coUection  des  min^raux,  formte  par  M.  Heuland.  London  1837)  vereinfachte 
alte  HAUT*sche  Schreibweise. 

§  5.  Die  Lage  einer  Fläche  mit  Bezug  auf  die  8  Azen  kann  eine  dreifach 
verschiedene  sein ;  die  Fläche  kann  alle  3  Axen  schneiden,  sie  kann  einer  Aze  parallel 
laufen  und  sie  kann  schliesslich  2  Axen  parallel  laufen;  eine  weitere  Möglichkeit 
existirt  nicht.    Danach  kann  man  3  Typen  von  Flächen  unterscheiden: 

1.  Pyramiden-  oder  Oktaidflächen  mit  dem  allgemeinen  Zeichen  ma  :  nb  : pc 
=  (hk l)f  wo  m,  n  und  p  von  oo,  h kl  von  0  verschieden  sind. 

2.  Prismen-  oder  Dodekaidflächen 

ooa:  nb  :  pc  =  {Okt) 
ma  :  (x>b  :  pc  =  (hOl) 
ma  :    nb  :  ooc  =  (hkO). 

3.  Pinakoid-  oder  Hexaidflächen 

aioob  :ooc  =  {100) 
ooa  :  b  :  ooc  =  {010) 
ooaioob:  c       ={0  01). 


Zone,  Zonenaxe,  Zonenindices  und  Zonengleichung.  21 

Capitel  m. 
§  1.   Zonen,  Dednction.     §  2.   Zonengesetz. 

§  1.  Von  Erystallflächen,  die  sich  in  parallelen  Kanten  schneiden, 
sagt  man,  sie  liegen  in  einer  Zone  oder  sie  seien  tautozonal.  Die 
Richtung  der  betreffenden  Kante  heisst  Zonenaze. 

Oanz  allgemein  versteht  man  unter  einer  Zone  den  Complex  aller 
Erystallflächen,  die  einer  und  derselben  Kante  parallel  laufen. 

Durch  2  Flächen  —  ausgedrückt  durch  ihre  Indices  —  ist  die 
Richtung  der  gemeinsamen  Durchschnittskante,  also  einer  Zonenaze  und 
somit  eine  Zone  selbst  bestimmt.  Es  müssen  sich  daher  aus  den  Indices 
dieser  Flächen  Werthe  herleiten  lassen,  die  zur  Fixirung  der  Richtung 
der  gemeinsamen  Durchschnittskante,  der  Zonenaze,  ausreichen.  Diese 
Werthe  heissen  die  Indices  der  Zone;  dieselben  werden  zum  Unter- 
schiede von  den  Flächenindices  in  eckige  Klammem  []  eingeschlossen 
und  müssen  gleich  den  Flächenindices  rational  sein. 

Ebenso  ist  die  Lage  einer  Fläche  bestimmt,  wenn  sie  parallel 
2  Kanten  verläuft,  also  in  2  Zonen  liegt.  Aus  den  Indices  zweier  Zonen 
müssen  sich  demnach  die  Indices  der  in  beiden  Zonen  liegenden  Flächen 
herleiten  lassen.     Flächen  und  Zonen  verhalten  sich  somit  dualistisch. 

Damit  sind  wir  vor  die  Lösung  zweier  häufig  yorkommenden  Aufgaben  gestellt, 
ohne  Zuhülfenahme  von  Winkeln  1.  die  Indices  einer  Zone  aus  zwei  durch  ihre  In- 
dices gegebenen  Flächen,  2.  die  Indices  einer  Fläche  aus  den  Indices  zweier  Zonen, 
in  denen  die  Fläche  liegt,  herzuleiten.  Eine  solche  Herleitung  von  Flächen  aus 
Zonen  und  umgekehrt  ohne  Verwendung  von  Winkeln  heisst  Deduction. 

Die  Lösung  dieser  beiden  Aufgaben  gelingt  am  einfachsten,  wenn  man  die 
Bedingungsgleichung  dafür  aufstellt,  dass  eine  Kante  in  einer  Fläche  liegt  oder,  was 
bei  dem  vorhandenen  Dualismus  ganz  analog  ist,  dass  eine  Fläche  in  einer  be- 
stimmten Zone  liegt. 

Sind  (hkl)  die  Indices  einer  Fläche,  [uvw]  die  Indices  einer  Zone,  so  lautet 
diese  Bedingungsgleichung 

|h.u  +  k.v  +  l.w  =  o.  I Gleich.  I. 

Die  Herleitung  dieser  Gleichung,  der  sogen.  Zonengleichung,  findet  sich 
in  aUen  kiystallographischen  Lehrbüchern. 

Die  geometrische  Bedeutung  von  u,  v,  w  geht  aus  j.«      jq 

Fig.  18  hervor.  Eine  Zonenaxe  ist  nämlich  ihrer  Rich- 
tung nach  vollständig  bestimmt,  sobald  sie  durch  den 
Coordinatenanf  ang  gelegt  und  das  Verhältniss  der  Parallel- 
coordinaten  irgend  eines  beliebigen  Punktes  P  auf  ihr  f " 

bekannt  ist.    Die  Parallelcoordinaten  von  P  sind  Oü,  i 

0  V,  0  W  und  das  Doppelverhältniss  0  ü :  0  V :  0  W  dieser  j 

8  Coordinaten  wird  durch  das  Zonensymbol  [uvw]  aus-  u\^_ 

gedrückt.  —  Die  Ableitung  der  Grössen  u,  v,  w  aus  den        o 


22 


FFächen-  und  Zonengleichung.    Aufgaben. 


Indices  Ton  zwei  sich  in  der  Zonenaze  schneidenden  Flächen  bildet  den  Gegenstand 
der  nachstehenden  Aufgabe  1. 

Obige  Gleichung  I  lässt  sich  nun  zunächst  zur  Prüfung  verwenden,  ob  drei 
Flächen  in  eine  Zone  fallen  oder  was  dasselbe  ist,  ob  eine  Fläche  in  einer  bekannten 
Zone  liegt,  z.  B.  wenn  es  zu  untersuchen  gilt,  ob  die  Fläche  (121)  in  der  Zone 
[2  1  4]  liegt.    Das  ist  der  Fall,  denn  es  ist 

1.2  +  2.1  +  1  .4  =  0. 

Jene  Gleichung  I  lässt  sich  aber  bei  constanten  hkl  auch  als  allgemeine 
Gleichung  einer  Krystall fläche  oder  bei  den  dualistischen  Beziehungen  zwischen 
Fläche  und  Zone,  wenn  uvw  als  constant  gelten,  als  allgemeine  Gleichung 
einer  Zone  betrachten  und  es  lässt  sich  demgemäss  mit  ihr  operiren. 

Aufgabe  1.  Die  Indices  zweier  Flächen  (hkl)  und  (hj  k^  1])  sind  gegeben, 
es  sollen  die  Indices  [u  v  w]  der  Durchschnittskante  gefunden  werden. 

Auflösung: 

Aufgabe  2.  Es  sollen  die  Indices  derjenigen  Fläche  (h  k  I)  bestimmt  werden, 
welche  in  den  beiden  bekannten  Zonen  [u  v  w]  und  [uj  v^  w^]  liegt. 


h  .u  +  k 
hl  ■  u  +  ^gj 

.     tr  -   M  I 


V  +  1  .  w  =  0 

V  -f  1^  .  w  =  0 

=  1  hl  —  h  1| ;  w  = 


=  h  kl  —  k  hl 


Auflösung: 


h. 
h. 


u  +k. 
ut  +  fc. 


h=: 


V   w 

kl  ^il 


=  V  Wj  —  w  Vj ;  k  = 


w   u 
|wiu, 


V   +1. 


w   =0 
W|  =  0 


=  wui  —  u  Wj;   1 


U    V 

m  vil 


U  V|  —  V  U|. 


Beispiel.  Bei  dem  Orthoklaskrystall  (Pig.  14)  liegt  die 
Fläche  n  in  den  beiden  bekannten  Zonen  [P  M]  und  [To],  es  sollen 
die  Indices  Ton  n  bestimmt  werden. 

Die  Indices  von   P  sind  (0  01) 


r  r  »       -W         , 

T 

r  >  ,         »         I 

Daraus  folgt  fOr  die  Zone  [PM]: 


(0  10) 
(110) 
(1  1 1). 


0 

0     10    0 

XXX 

0 

10    0    1 

u  =  0. 


1  .  1, 


V  =  1  .  0  —  0  .  0, 
=       0 


w  =  0 


0.0 


femer  für  die  Zone  [To]; 


1;    1 

10     11 

XXX 

1 

1111 

1.1,      Wi 


1  —  1 

2 


1 

k  =  0 


1     0 
X 

1    1 


ui  =  1  .  1  —  0  .  1,    Vi  =  0  .  j_ 

und  schliesslich  für  die  Fläche  n:     10    0 

X  X 
I     2_ 

h  =  0.2  — O.i;    k  =  0. 1—1.2, 
=       0]  -       2 

Die  Fläche  n  hat  also  die  Indices  (0  2  1).        _ 

Wenn  an  dem  Orthoklas  (Fig.  14)  noch  ä:'  =  (1  0  0)  bekannt  ist,  so  lassen  sich 
in  derselben  Weise  auch  noch  die  Flächen  y,  x,  2',  q  aus  dem  Zonenverbande  dedu- 
ciren:  es  liegt 


1  =  1.1-0.1 
=       1. 


Aufgaben.    Zonengeeetz.  23 


y  in  [PÄ:']^und  [o  «] 
X  in  [Fk']  und  [oo'] 
2' in  [Tlf]  und  [on'] 
qixiiPk']  und  [n«]. 
Aufgabe  8.    Ein  specieller  Fall  der  Aufgabe  2  ist  der,  dass  die  Indices 
«iner  FlÄche  (h  k  1)  gesucht  werden,  welche  die  Kante  zweier  anderen  Flächen  (h^  kj  1|) 
und  (h'2k2l2)  gerade,  d.  h.  unter  gleichen  Winkeln  abstumpft. 
Es  ist  dann  h  =  h|  +  h2;  k  =  ki  -f-  kj;  1  =  li  -|-  l^. 

In  Fig.  15  (Combination  eines  Rhombendodekaeders  mit  einem  Ikositetraeder) 
stumpft  die  Fläche  h  die  Kante  zwischefi  a  =  (1  0  1)  und  c  =  (1  1  0) 
gerade  ab,  folglich  hat  h  das  Zeichen  (2  1  1).  Fig^  15. 

Aufgabe  4.  Aus  obiger  Gleichung  I  lässt  sich  nun  auch 
die  Bedingung  herleiten,  damit  3  Flächen  (hkl),  (h|kili)  und 
(h^k^lj)  in  einer  Zone  liegen.  Dann  müssen  die  Gleichungen 
bestehen : 

h   .u  +  k   .v  +  1   .w-0 

hl  .  u  +  kl  .  V  +  li  .  w  =  0 

h2  .  u  -J-  k2  .  V  +  I2  .  w  =  0 

und  daraus  folgt,  dass  die  aus  den  Flächenindices  gebildete  Determinante  verschwinden 

muss,  also 

h  k  1 

h2  k2  I2 


=  0 


und  aufgelöst,  däss  statthaben  muss: 


I  h  (kl  I2  -  I1  k2)  +  k(li  hQ  -  ht  I2)  +  1  (h,  k2  -  k|  h2)  ^  0.  |     Gleich.  la. 

_ Beispiel.     In   Fig.   14   liegen   die    3    Flächen    n  =  (021),    0  =  (Tl  1)   und 
y  =  (2  0  1)  in  einer  Zone,  folglich ; 

0  (1  .  1  —  1  .  0)  -f  2  (1  .  2  —  1  .  1)  +  1  (1  .  0  —  1  .  2)  =  0 
0—2  +2  =0. 

§  2.  Wenn  man  4  beliebige  an  einem  Krystall  auftretende  Flächen, 
von  denen  nie  je  3  in  einer  Zone  liegen,  zu  Orunde  legt,  so  lassen  sich 
fortwährend  auf  dem  Wege  der  Deduction  aus  den  vorhandenen 
Durchschnittskanten  neue  Flächen  und  aus  deren  Durchschnittskanten 
wiederum  neue  Flächen  u.  s.  f.  herleiten.  Die  so  deducirten  Flächen 
sind  mögliche  Erystallflächen,  denn  ihre  Indices  werden,  wie  die  Art  der 
Herleitung  zeigt,  rationale  sein  müssen.  In  dieser  Weise  wird  man  im 
Stande  sein,  alle  möglichen  Flächen  eines  Erystalls  zu  deduciren,  genau 
80,  als  wenn  man  in  das  allgemeine  Symbol  ma:nh\pc  für  w,  n  und p 
alle  rationalen  Zahlen  einsetzt.  Der  Beweis,  dass  alle  Flächen,  deren 
Indices  rationale  Zahlen  sind,  auch  im  Zonenverbande  stehen,  ist  von 
MöBiüs^)  geführt  worden. 

Diese  Beziehung,  dass  alle  an  einem  Krystall  möglichen  Flächen 
im  Zonenverbande  stehen,  führt  den  Namen  des  „Zonengesetzes*,  das 


^)  Der   baiyoentrische   Calcül,    1827.    Cf.  Liebisch,    Geometrische    Erystallo- 
graphie,  p.  30. 


24  Zonengesetz.    Erystallabbildnngen. 

ersichtlich  nur  ein  anderer  Ausdruck  fOr  das  Oesetz  der  rationalen  In- 
dices  ist  und  das  sich  in  der  einfachsten  Form  so  aussprechen  lässt: 
Flächen,  die  in  2  Zonen  liegen,  sind  auch  krystallographisch 
mögliche  Flächen  und  umgekehrt  sind  auch  Zonen,  die  aus 
dem  Durchschnitt  von  2  Krystallflächen  hervorgehen,  mög- 
liche Kantenrichtungen.  Der  Beweis  fOr  diesen  einfachen  Ausdruck 
des  Zonengesetzes  geht  unmittelbar  aus  der  arithmetischen  Herleitung 
der  Flächen-  und  Zonenindices  hervor.  —  Natürlich  brauchen  die  an 
einem  Erystall  zufällig  vorhandenen  Flächen  nicht  derartig  angeordnet 
zu  sein,  dass  sie  sich  nun  auch  ohne  Weiteres  aus  einander  deduciren 
lassen  und  in  unmittelbarem  Zusammenhang  stehen. 

Da,  wie  Gleichung  la  zeigt,  die  Tautozonalität  dreier  Flächen  allein 
abhängig  ist  von  ihren  Indices  und  nicht  von  den  Axenlängen,  so  kann 
bei  Temperaturänderung  und  jeder  anderen  homogenen  Deformation  an 
der  Tautozonalität  nichts  geändert  werden.  Demnach  bleiben  die  bei 
irgend  welcher  Temperatur  bestehenden  Zonen  auch  bei  jeder  anderen 
Temperatur  als  Zonen  erhalten  (Gesetz   der  Erhaltung  der  Zonen). 

Der  Begriff  einer  Zone  wurde  von  Chr.  S.  Weiss  in  der  oben  erwähnten 
Uebersetznng  des  HAUT^schen  Lehrbuches  1804  zuerst  aufgestellt  und  dabei  nach- 
gewiesen» dass  die  bekannten  Flächen  des  Feldspaths  sich  nach  4  Zonen  gruppiren. 
Am  Epidot  zeigte  dann  Weiss  1806,  dass  aus  2  bekannten  Zonen  sich  das  Symbol 
einer  Fläche  herleiten  lasse. 

Das  Zonengesetz  und  dessen  Zusammenhang  mit  dem  Gesetz  der  rationalen 
Axenabschnitte  wurde  von  F.  E.  Neumann  (De  lege  zonarum.   Dissert.  1826)  erkannt. 

Von  Liebisch  ^)  wurde  darauf  hingewiesen,  dass  die  von  älteren  Autoren  (u.  A. 
von  Naumann)  unter  Benützung  von  Punktcoordinaten  aufgestellte  Gleichung  einer 
Erystallfläche  nicht  naturgemäss  sei,  weil  man  in  Wirklichkeit  zur  Fixirung  von 
Eiystallflächen  nicht  Punkte,  sondern  Zonen,  d.  h.  Kanten  verwende,  und  weil  der 
vorhandene  Daalismus  zwischen  Flächen  und  Kanten  durch  eine  von  Punktcoordinaten 
ausgehende  Gleichung  keinen  entsprechenden  analytischen  Ausdruck  finde.  Denn 
eine  Krystallfläche  werde  durch  eine,  eine  Krystallkante  aber  durch  2  Gleichungen 
dargestellt.  Dagegen  entspricht  die  Gleichung  hu  +  kv-f-lw  =  o  allen  Forderungen, 
auch  der  des  Dualismus;  sie  ist  die  Gleichung  einer  Fläche  bei  constanten  h,  k,  1 
und  die  Gleichung  einer  Zone  bei  constanten  u,  v,  w  und  somit  gelten  alle  Rech- 
nungen mit  ihr  sowohl  für  Flächen  als  für  Kanten. 


Capitel  IV. 

§  1.   Erystallabbildangen.    §  2  und  3.   Linear-  und  Eugelprojection. 
§  4.   Die  Aufgaben  der  Erystallberechnung. 

§  1.     Aus   dem   Vorhergehenden  ergiebt  sich   die  Wichtigkeit  der 
Zonenverhältnisse  für  die  Erystallbeschreibung  und  damit  die  Forderung^ 


')  Groth's  Zeitschr.  f.  Krystallographie,  1877,  Bd.  1,  p.  132  flf. 


Erystallabbilduiigen  und  KxTstallprojectionen.  25 

bei  allen  Erystallabbildungen  dieselben  zum  klaren  Ausdruck  zu  bringen. 
Wenn  es  sich  daher  um  perspectivische,  den  Eindruck  des  Körperlichen 
machende  Zeichnungen  handelt,  so  muss  an  ihnen  der  Zonenverband  er- 
sichtlich sein,  d.  h.  die  am  Erystall  parallelen  Kanten  müssen  auch  in 
der  Abbildung  parallel  erscheinen.  Das  wird  erreicht,  wenn  die  Figuren 
als  parallelperspectiyische  Ansichten  entworfen  werden.  Zur  Aus- 
führung wird  durchgehends  das  „axonometrische  Zeichnen'  gewählt, 
dessen  Princip  kurz  folgendes  ist. 

Die  erste  Aufgabe  ist  die  richtige  Gonstruction  des  Axenkreuzes, 
die  nach  den  Regeln  der  darstellenden  Geometrie  erfolgt  und  bei  der 
man  von  vornherein  Festsetzungen  über  die  Orientirung  der  Krjstalle 
und  der  Sehstrahlen  zur  Bildebene  (siehe  Anmerkung)  zu  treffen  hat. 
Alsdann  trägt  man  der  Reihe  nach  auf  dieses  Axenkreuz  die  durch  das 
Symbol  gegebenen  Abschnitte  der  einzelnen  Krjstallfiächen  auf  und  er- 
halt dadurch  die  Richtung  der  Durchschnittskanten  aller  an  einander 
stossenden  Flächen.  Durch  Parallelyerschiebung  kann  man  nun  den 
Kanten  und  damit  auch  den  Flächen  die  erforderlichen  Abstände  und 
Grössen,  gleichwerthigen  Kanten  die  gleiche  Grösse  geben. 

A  n  m.  Für  die  Gonstruction  des  Axenkreuzes  kommt  es  darauf  an,  ob  irgend 
eine  Axenebene  mit  der  Bildebene  zusammenfallen  soll  oder  nicht,  und  man  unter- 
scheidet danach  Horizontal-,  Vertical-  etc.,  bezw.  schiefe  Projection. 
Eine  weitere  Unterscheidung,  durch  welche  die  Erystallbilder  Terschiedener  Autoren 
grundsätzlich  von  einander  abweichen,  besteht  darin,  ob  die  parallelen  Sehstrahlen 
der  Projection  gerade  oder  schief  auf  die  Bild-(Projections-)Ebene  auffallen  (Ortho- 
gonal- bezw.  klinographische  Projection). 

Für  die  Gonstruction  der  Kantenrichtungen  ersetzt  man  zweckmässig  die 
Einzelauftragung  der  Axenabschnitte  durch  eine  von  vornherein  perspectivisch  ent- 
worfene Linearprojection  (s.  §  2) ;  man  kann  auch  dazu  die  gnomonische  Projection  *) 
oder  auch  nur  quadrirtes  Papier')  benutzen. 

Literatur.  Naumann,  Lehrbuch  d.  reinen  u.  angewandten  Erystallographie. 
1830.  IL  §§  706  u.  707.  —  Weisbach,  Anleitung  zum  azonometrischen  Zeichnen. 
1857.  —  V.  LAUG,  Lehrbuch  der  Krystallographie.  1866.  Gap.  XL  —  C.  Klein,  Ein- 
leitung in  die  Krystallberechnung.  1876.  S.  381—393.  —  Wibskt,  Anwendung  der 
Linearprojection  zum  Berechnen  der  Krystalle.  1887.  S.  32—48.  —  Likbisch,  (Jeom. 
Krystallographie.  1881.  Cap.  IX.  —  Stan.  Jollbs,  Orthogonale  Projection  krystallogr. 
Axensysteme.  Groth's  ZeiUchr.  1894.  XXIL  S.  1  ff.  —  Groth,  Phys.  Krystallo- 
graphie.   3.  Aufl.     1895.    S.  593—601. 

Zum  Zweck  der  Flächen-  und  Zonenübersicht,  namentlich  aber  für 
die  Zwecke  der  Krystallberechnung  sind  jedoch  die  schematischeu 
Krystallprojectionen  viel  angemessener.  Solcher  Projectionen  sind 
wesentlich  zwei  im  Gebrauch: 

1.  die  Linearprojection; 

2.  die  Kugelprojection. 


^)  Goldschmidt,  Ueber  Erystallzeichneu.  Groth's  Zeitschr.  1891.  XIX.  S.  852  ff. 
—  E.  V.  Fbdorow,  üeber  KrystaUieichnen.    Ibid.  1899.  XXX.  S.  9  ff. 

")  NiBs,  Allgemeine  Krystallbeschreibung  auf  Grund  einer  vereinfachten  Methode 
des  Krystallzeichnens  etc.    Stuttgart  1895. 


26 


Linear-  oder  QuENSTEDT^scfae  Projection. 


§  2.  Die  Linearprojection  (syn.:  QüENSTBDT'eche  Projection).  Bei 
dieser  denkt  man  sich  sämmtliche  Flächen  eines  Krystalls  durch  einen 
Punkt  gelegt  und  das  so  gebildete  Fl'achenbündel  von  einer  Ebene,  der 
Projections-  oder  Zeichenebene,  geschnitten.  Die  Spuren  der  Flächen 
liefern  alsdann  die  Projection. 

Eigenschaften  derselben:  1.  Alle  parallelen  Flächen  und  ebenso  alle 
parallelen  Kanten  fallen  zusammen,  somit  wird  jedes  Flächenpaar  durch  eine  ein- 
zige Linie,  jede  Zone  durch  einen  einzigen  Punkt,  den  Zonenpunkt,  dar- 
gestellt. 2.  Demnach  müssen  alle  tautozonalen  Flächen  in  der  Projection  durch 
einen,  den  zugehörigen  Zonenpunkt  laufen. 

Aus  praktischen  OrQnden  wählt  man  gewöhnlich  als  Projections- 
ebene  eine  zur  Yerticalaxe  senkrechte  Ebene,  die  vom  Coordinatenanfang 
des  Axensystems  um  die  Axenlänge  c  entfernt  steht.  Der  Endpunkt  der 
Axe  c  erscheint  dann  in  der  Projection  als  das  Centrum  derselben,  wäh- 
rend die  Axen  a  und  b  als  Linien  in  ihren  richtigen  Verhältnissen  ein- 
gezeichnet werden. 

Die  Linearprojection  eines  Krystalls  ist  eine  sehr  einfache  Aufgabe, 
sobald  dieselbe  aus  gegebenen  Axenabschnitten  der  einzelnen  Flächen 
hergestellt  werden  soll  oder  —  und  dann  ist  sie  besonders  vortheilhaft  — 
wenn  ein  Theil  der  Flächen  aus  den  Zonen  deducirbar  ist.  Alle  Wbiss- 
schen  Flächenzeichen  sind  zu  diesem  Zweck  derart  umzuwandeln,  dass 
der  Factor  von  c=  1  wird,  alsdann  kann  unmittelbar  die  Eintragung 
der  Flächen  auf  den  Projectionsaxen  vorgenommen  werden.  Die  Pro- 
jectionslinien  der  Flächen  von  der  Form  ma  :  nb  :  ooc^  also  parallel  der 
Axe  c  verlaufende  Flächen,  gehen  durch  das  Centrum  parallel  der 
Flächenspur  ma  :  nb  :  c. 

Fig.  17  ist  die  Linearprojection  des  Orthoklaskrystalles  Fig.  16.  Die  Pro- 
jectionsebene  geht  durch  die  Mitte  des  Krystalls  senkrecht  zur  Verticalaxe  TM,  daher 


Fig. 

17. 

M 

Fig.  16. 

.^<^v^ 

yo        »n 

T 

f] 

lA 

h 

;^^ 

y 

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y 

T  l 

t    T 

M 

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f/     h^ 

Jr 

K 

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k^ 

k 

A 

^\ 

\ 

MXx^"  y> 

P    jK 

\ 

^\,      p 

•n^ 

A 

in 

f 

—^7, 

müssen  alle  Flächen ,  die  senkrecht  auf  M  stehen ,  auch  in  der  Projection  senkrecht 
zur  Projection  M  verlaufen,  unter  sich  also  parallel  sein.    Das  gilt  von  den  Flächen 


Kugelprojection  oder  MiLLBR'scbe  Projection.  27 

Pkyx,  —  Alle  übrigen  Flächen,  soweit  sie  in  der  Fig.  16  parallele  Kanten  bilden, 
müssen  in  der  Projection  durch  einen  gemeinsamen  Zonenpunkt  gehen.  Aus  der 
Fig.  17  ist  unmittelbar  ersichtlich,  dass  eine  Reihe  von  Projectionslinien  durch  je 
2  Zonenpunkte  bestimmt  ist. 

Anleitung  zur  Linearprojection:  Qukkstbdt,  Grundriss  der  bestim- 
menden und  rechnenden  Krystallographie.  Tübingen  1873.  —  Werner,  Leitfaden 
zum  Studium  der  Krystallographie.  Hannover  1867.  —  Webskt,  Anwendung  der 
Linearprojection  zum  Berechnen  der  Kiystalle.    Berlin  1887. 

§  3.  Die  Kugelprojection  (sjn.:  stereographische  oder  MiLLER'sche 
Projection,  gnomostereographische  Projection  nach  v.  Fedorow).  Bei  derselben 
sind  2  Operationen  zu  unterscheiden. 

1.  Man  denkt  sich  den  zu  prqjicirenden  Erystall  in  das  Innere  einer 
Kugel  gestellt  und  von  dem  Mittelpunkt  derselben  auf  jede  einzelne 
Fläche  Lothe  gefällt.  Die  Durchstosspunkte  dieser  Lothe  mit  der  Kugel- 
oberfläche, die  sogen.  Flächenpole,  sind  die  Projectionen  der  Flächen. 

Daraus  ergeben  sich  die  Eigenschaften  dieser  Projection.  1.  Alle  Flächen 
werden  durch  Punkte  dargestellt.  2.  Die  Pole  aller  tautozonalen  Flächen  liegen  auf 
einem  grössten  Kreis,  demnach  werden  also  die  Zonen  durch  grösste  Kreise  dar- 
gestellt. 8.  Auf  der  Kugeloberfläche  erscheinen  die  Krystallwinkel  als  deren  Supple- 
mente, in  Gestalt  sogen.  Normalenbögen. 

2.  Die  zweite  Operation  besteht  darin,  das  Bild  der  Kugeloberfläche 
auf  die  Zeichenebene  zu  projiciren.  Von  allen  Projectionsmethoden,  durch 
die  das  Bild  einer  Kugeloberfläche  auf  eine  Ebene  reducirt  werden  kann, 
eignet  sich  fQr  den  vorliegenden  Zweck  am  besten  die  stereographische 
Methode,  weil  nach  dieser  alle  Kreise  der  Kugel  auch  in  der  Projection 
wieder  als  Kreise  erscheinen,  dieselbe  also  mit  Hülfe  des  Zirkels  aus- 
geführt werden  kann.  (Beweis  dieser  Eigenschaft  der  stereogr.  Projection  bei 
V.  Lang  S.  291,  bei  Likbisch,  Geometrische  Krystallographie,  S.  117;  cf.  auch  Henrich, 
Krystallberechnung.    Stuttgart  1886,  S.  16.) 

Zur  Ausführung  der  stereographischen  Projection  denkt  man  sich 
das  Auge  in  einem  Punkt  der  Kugeloberfläche,  die  Zeichenebene  aber 
durch  den  Kugelmittelpunkt  derart  hindurch  gelegt,  dass  sie  auf  der  Ver- 
bindungslinie des  Augpunktes  mit  dem  Kugelcentrum  senkrecht  steht. 
Die  Sehstrahlen  nach  den  einzelnen  Plächenpolen  ergeben  deren  Ort 
(Projection)  auf  der  Zeichenebene.  Alle  Zonenkreise,  die  durch  den 
Augpunkt  gehen,  erscheinen  als  Kreisdurchmesser,  d.  h.  als  Kreise  mit 
unendlich  grossem  Radius.  Diese  Projection  liefert  demnach  gewisser- 
massen  die  Innenansicht  einer  Kugelhälfte. 

Die  Kugelprojection  lässt  sich  einerseits  aus  den  gegebenen  Winkeln, 
den  Flächenwinkeln  (Normalenwinkel)  sowohl  wie  den  sphärischen  Coordi- 
naten  (Positionswinkel),  andererseits  aus  dem  Axenverhältniss  und  den 
Indices  construiren,  wo  in  allen  Fällen  die  Ausnutzung  des  Zonenver- 
bandes die  Aufgabe  erleichtert.     Die  besonderen  Vortheile  liegen  in  der 


28  Kugelprojection.    Aufgaben. 


Möglichkeit,  die  Projection  successive  aus  den  Winkeln  entstehen  zu 
lassen,  wie  diese  sich  bei  der  fortschreitenden  Messung  ergeben. 

Da  die  stereographische  Projection  in  späteren  Gapiteln  Verwendung  findet, 
80  folgen  hier  die  wichtigsten  Regebi  zur  LOsung  der  Constructionsaufgaben  auf 
Grund  der  Normalenwinkel.  Wie  die  Projection  bequem  aus  den  bei  der  zwei- 
kreisigen  Messung  erhaltenen  Positionswinkeln  construirt  wird,  zeigte  Goldschmiot  ^). 
Die  mechanische  Ausführung  geschieht,  wie  schon  bemerkt,  mittelst  Zirkels  und  Lineals 
und  zweckmässig  für  die  Zonenkreise  mit  ihrem  wechselnden  Radius  mittelst  des 
Curvenlineals ;  ausserdem  ist  ein  Transporteur  nöthig. 

Die  Grundlage  für  die  Lösung  der  meisten  Aufgaben  bilden  2  Probleme: 

1.  Den  Pol  eines  Zonenkreises  zu  construiren,  d.  h.  die  Projection  des  Punktes 
zu  finden,  in  dem  das  auf  der  Ebene  des  Zonenkreises  in  dessen  Mittelpunkt  er- 
richtete Loth  die  Kugel  durchstösst. 

Auflösung  (Fig.  18).  Man  zieht  zu  dem  Zonenkreis  AB  den  senkrechten 
Durchmesser  DQP,  verbindet  A  mit  Q  und  verlängert  bis  Q,.  Den  Bogen  Q,P, 
macht  man  gleich  90°  und  verbindet  P,  mit  A.  Dann  ist  P  der  gesuchte  Pol  des 
Zonenkreises  AB, 

2.  Auf  einem  beliebigen  Zonenkreis  einen  gemessenen  Winkel  anzutragen. 
Auflösung  (Fig.  19).    Man  construirt  für  den  Zonenkreis  ABB  den  zuge- 
hörigen Pol  P.    Von  B  aus  soll  der  Winkel  a  angetragen  werden.    Zu  dem  Behuf 

Fig.  18.  Fig.  19. 


zieht  man  PB  und  verlängert  bis  B,.    Der  Bogen  B,C,  wird  gleich  a  gemacht 
C,  verbindet  man  mit  P.    Der  Bogen  B  C  entspricht  dem  gemessenen  Winkel  a. 

Anm.  Die  Beweise  für  die  beiden  eben  gegebenen  Constructionen  sind  ein- 
fach; vgl.  deswegen  v.  Lang,  Krystallographie  §§  83  u.  84,  sowie  Henrich,  Krystall- 
berechnung  S.  18  ff. 

Für  die  specielle  Verzeichnung  der  Zonenkreise  und  Flächenpole  gelten  die 
nunmehr  leicht  verständlichen  Regeln: 

a)   Verzeichnung   der   Zonenkreise. 

1.  Zum  Grundkreis  kann  jede  beliebige  Zone  gewählt  werden ,  zumeist  nimmt 
man  dazu  die  der  Verticalaxe. 

2.  Jeder  Zonenkreis  schneidet  den  Grundkreis  in  den  Enden  eines  Durchmessers 
des  letzteren. 


')  V.  GoLDSCBiiroT,  üeber  stereographische  Projection.    Groth's  Z.  f.  K.  XXX. 
1899.  S.  260  ff. 


Engelprojection.    Aufgaben. 


29 


3.  Alle  Zonenkreise ,  die  senkrecht  auf  dem  Grundkreis  stehen ,  gehen  durch 
dessen  Mittelpunkt  und  werden  zu  Durchmessern. 

4.  Bekanntlich  kann  man  jeden  Kreis  aus  8  auf  ihm  liegenden  Punkten  con- 
stmiren.  Für  die  Construction  eines  Zonenkreises  reichen  im  Allgemeinen  schon 
2  Punkte  (Flächenpole)  aus,  da  ja  der  Zonenkreis  auch  durch  die  diametral  gegen- 
überliegenden Punkte  gehen  muss.  Sind  also  2  Flächenpole  gegeben  und  soll  der 
zugehörige  Zonenkreis  gezeichnet  werden,  so  hat  man  nur  f&r  einen  der  beiden 
Flächenpole  den  entgegengesetzten  Pol  zu  bestimmen,  um  die  8  für  die  Construction 
eines  Kreises  erforderlichen  Punkte  zu  erlangen. 

Am  einfachsten  ist  dies,  wenn  einer  der  beiden  Punkte  auf  dem  Grundkreis 
liegt  Dann  ist  der  dritte  Punkt  der  auf  dem  Grundkreis  diametral  gegenüber- 
liegende. In  allen  anderen  Fällen  wird  die  Aufgabe,  zu  einem  Flächenpol  den  ent- 
gegengesetzten zu  finden,  durch  folgende  Construction  gelöst  (Fig.  20). 

Man  verbindet  P  (den  Flächenpol,  zu  dem  der  entgegengesetzte  gefunden 
werden  soll)  mit  dem  Mittelpunkt  C  des  Grundkreises  und  verlängert  darüber  hinaus. 

Fig.  20. 


Auf  dieser  Linie  errichtet  man  in  C  ein  Loth,  das  den  Grundkreis  in  Ä  schneidet 
A  wird  mit  P  verbunden  und  bis  B  verlängert;  von  B  zieht  man  über  C  nach  D. 
Der  Schnittpunkt  der  Linien  Ä  D  und  P  C  liefert  den  gesuchten  entgegengesetzten 
Pol  P,. 

b)    Verzeichnung   der   Flächenpole. 

Hier  giebt  es  8  Möglichkeiten: 

1.  Die  Fläche  liegt  in  2  bekannten  Zonen;  alsdann  liefert  der  Durchschnitt 
der  beiden  Zonenkreise  den  gesuchten  Flächenpol. 

2.  Die  Fläche  liegt  in  bekannter  Zone  und  bildet  mit  einer  Fläche  dieser  Zone 
den  Winkel  a. 

Sofern  die  bekannte  Zone  der  Grundkreis  ist,  wird  der  Flächenpol  direct  durch 
Eintragen  des  Bogens  a  erhalten;  für  jeden  anderen  Zonenkreis  wird  die  Aufgabe 
durch  Fig.  19  gelöst  indem  man  erst  den  Pol  des  Zonenkreises  construirt  und  mit  Hülfe 
desselben  den  auf  dem  Grundkreis  angetragenen  Winkel  auf  den  Zonenkreis  reducirt. 

3.  Die  Fläche  liegt  in  keiner  bekannten  Zone,  wohl  aber  sind  die  Winkel  a 
und  ß  bekannt,  die  sie  mit  den  beiden  Polen  A  und  B  bildet. 

Die  Aufgabe  wird  dadurch  gelöst,  dass  man  sowohl  durch  A  wie  durch  B 
8  beliebige  grösste  Kreise  legt  und  auf  diesen  von  A  aus  dreimal  den  Winkel  a  und 
ebenso  von  B  aus  dreimal  den  Winkel  ß  abträgt.  Dadurch  erhält  man  zweimal 
3  Punkte,  durch  die  je  ein  Kreis  zu  construiren  ist.  Der  Durchschnitt  beider  Kreise 
liefert  den  gesuchten  Pol. 


30  Sonstige  Projectionsmethoden. 

Fig.  21  giebt  die  Eugelprojection  des  m  Fig.  16  dargestellten  Orthoklaskiystalles 
und  ermöglicht  somit  einen  Vergleich  mit  der  Linearprojection  Fig.  17.  Alle  Zonen 
erscheinen  hier  als  Ereisstücke,  die  Zone  [kPxtf]  wird  zur  geraden  Linie,  weil  sie 
senkrecht  auf  der  Projectionsebene  steht. 

Anm.  Beide  schematische  Erystallprojectionen  haben  für  besondere  Zwecke 
ihre  besonderen  VorzQge.  Die  Linearprojection  ist  leichter  verständlich  und  an- 
schaulicher, und  wenn  einmal  das  Axenverhältniss  gegeben  ist,  leicht  zu  constmiren. 
Man  kann  unmittelbar  die  Flächensymbole  ablesen,  ebenso  lässt  sie  sich 
bequem  als  Ausgang  für  die  Zeichnung  der  im  §  1  erwähnten  Erystallbilder  benutzen 
(indem  man  nämlich  eine  perspectivische  Linearprojection  entwirft).  Die  Eugel- 
projection gewährt  dagegen  den  grossen  Vorzug,  dass  sie  alle  Winkel  enthält 
und  dass  man,  ohne  etwas  von  den  Axenverhältnissen  oder  den  Flächenindices  zu 
wissen,  ja  ohne  Eenntniss  des  Erystallsystems ,  allein  aus  den  gemessenen  Winkeln 
Flächenpol  nach  Flächenpol  construiren  und  aus  der  allmählich  entstehenden  Pro- 
jection  alle  Verhältnisse,  auch  das  Erystallsystem,  ableiten  kann.  Für  die  Erystall- 
berechnung  giebt  sie  unmittelbar  alle  nöthigen  sphärischen  Dreiecke.  Die  Winkel 
dieser  sphärischen  Dreiecke  entsprechen  den  Eantenwinkeln ,  die  Seiten  derselben 
den  Flächenwinkeln  am  Erystall.  Daher  wird  der  messende  und  rechnende  Eiy- 
stallograph  diese  Projectionsmethode  trotz  des  Mangels  direct  ablesbarer  Flächen- 
symbole vorziehen,  während  als  Uebersicht  Über  die  bereits  erkannten  Zonen-  und 
Symmetrieverhältnisse  die  Linearprojection  ihre  Vortheile  hat. 

Der  geistige  Urheber  sowohl  der  Linear-  wie  der  Eugelprojection  ist  F.  E.  Neu- 
MANN  (Beiträge  zur  Erystallonomie,  1823).  Für  krystallographische  Zwecke  wurde  die 
Linearprojection  zuerst  von  G.  Rose  benutzt.  Die  consequente  Entwicklung  und 
systematische  Anwendung  ist  jedoch  auf  Quknstedt  zurückzuführen  (cf.  mehrere 
Schriften,  namentlich  Grundriss  der  bestimmenden  und  rechnenden  Erystallographie. 
Tübingen  1873).  £ine  gleiche  Bedeutung  wie  Quenstedt  hat  Miller  (A  Treatise  on 
Crystallography.    Cambridge  1839)  für  die  Eugelprojection. 

Die  Literatur  über  die  Eugelprojection  ist  zusammengestellt  bei  V.  Goldschmidt, 
üeber  stereographische  Projection.    Groth's  Z.  f.  E.  XXX.  1899.  S.  260  u.  261. 

Ausser  den  beiden  vorstehend  beschriebenen  Projectionen  und  dem  auf  S.  13  u.  14 
erwähnten  stereographischen  Netz  finden  wohl  noch  für  besondere  Zwecke  zwei  weitere 
Methoden  gelegentlich  Anwendung: 

1.  Die  gnomonische  Projection  entspricht  der  stereographischen  Pro- 
jection, nur  werden  die  Flächennormalen  nicht  auf  einer  Eugel,  sondern  auf  einer 
beliebigen,  meist  einer  Erystallfläche  parallelen  Projectionsebene,  die  zugleich  die 
Bildebene  ist,  aufgefangen.  In  Folge  dessen  erscheinen  die  Erystallflächen  durch 
Punkte,  die  Zonen  und  Eanten  aber  durch  gerade  Linien  dargestellt.  Das  Zonen- 
symbol ist  direct  abzulesen,  das  Flächensymbol  wird  in  bekannter  Weise  (S.  22,  Auf- 
gabe 2)  berechnet.  Diese  Methode  hat  neuerdings  Bedeutung  gewonnen,  weil  sie 
sich  der  Messung  mit  dem  zweikreisigen  Goniometer  und  der  Rechnung  mit  Positions- 
winkeln organisch  anschliesst  0. 

2.  Die  grammastereographische  Projection  (v.  Ffdorow,  von  Gold- 
schmidt cy ciographische  Projection  genannt).  Bei  dieser  werden  alle  Erystallflächen 
wie  bei  der  Linearprojection  durch  einen  Punkt  gelegt  und  alsdann,  analog  mit  der 
Eugelprojection,  mit  einer  um  den  Erystall  construirten  Kugel  zum  Durchschnitt 
gebracht.  Die  solchergestalt  erhaltene  Eugel  wird  stereographisch  auf  die  Ebene 
projicirt.  Die  Flächen  stellen  sich  dann  als  grösste  Ereise,  die  Zonen  bezw.  Eanten 
als  Punkte  dar'). 


*)  V.  GoLDSCHMUT,  Krystallographischc  Projectionsbilder.  Berlin  1887.  —  Ders., 
Goniometer  mit  2  Ereisen.  Groth's  Z.  f.  E.  XXI.  1893.  S.  210  ff.  —  Ders.,  Ein  Projections- 
goniometer.  Z.  f.  E.  XXV.  1896.  S.  538  ff.  und  andere  Schriften  desselben  Verfassers. 

')  Bilder  dieser  Projectionsmethode  s.  bei  Elockmann,  Zwillingsverwachsungen 
des  Orthoklases  etc.    Groth's  Z.  f.  K.  VI.  1882.  Taf.  X. 


Krystallberechnung.  31 


Aus  der  gegebenen  Darstellung  geht  hervor,  wie  die  eben  erwähnten  beiden 
Methoden  in  einer  Art  reciproken  Verhältnisses  zu  der  Kugel-  und  Linearprojection 
stehen. 

§  4.  Die  Aufgaben  der  Krystallberechnung.  Die  eben  be- 
sprochenen Projectionen  leiten  über  zur  Krystallberechnung,  für  welche 
sie  unentbehrlich  sind.  Ein  Krystallflächencomplex  ist  vollständig  bekannt, 
wenn  man  die  Winkel,  die  Indices  und  die  Krystallelemente  kennt.  Da- 
durch sind  die  3  Hauptaufgaben  der  rechnenden  Krystallographie  for- 
mulirt,  nämlich: 

1.  Berechnung  der  Winkel  von  Flächen  und  Kanten  aus  gegebenen 
Indices  und  Elemanten; 

2.  Berechnung  der  Indices  der  Flächen  aus  ihren  Neigungen  zu 
bekannten  Flächen  und  aus  gegebenen  Elementen; 

3.  Berechnung  der  Elemente. 

Dazu  treten  dann  noch  als  Nebenaufgaben:  die  Umrechnung  der 
Elemente  und  Indices  bei  Annahme  eines  anderen  Axenkreuzes  (Trans- 
formationsrechnung) und  die  Bestimmung  der  Zwillingsfläche  bezw.  -Axe. 

Alle  diese  Aufgaben  lassen  sich  entweder  numerisch  durch  Rechnung 
oder  graphisch  durch  Construction  lösen.  Die  graphische  Berechnungsart 
bietet  grosse  Yortheile  hinsichtlich  der  Einfachheit  und  geringeren  Zeit- 
aufwandes und  ist  neuerdings  namentlich  in  Anschluss  an  die  Messung  mit 
dem  Theodolitgoniometer  von  v.  Pederow  und  öoldschmidt  ausgebildet  0- 
Für  gewöhnlich  wird  aber  die  Bechnung  numerisch  auf  Grund  gemessener 
Flächenwinkel  durchgeführt.  Man  kann  dabei  in  doppelter  Weise  zu 
Wege  gehen:  entweder  lassen  sich  die  Aufgaben  unter  Zugrundelegung 
eines  Axensystems  (den  krystallographischen  Axen)  auf  solche  der  ana- 
lytischen Geometrie  zurückführen  (daher  analytische  Methode)  oder 
sie  lassen  sich  unabhängig  von  einem  Coordinatensystem  durch  Auf- 
lösung der  sphärischen  Dreiecke,  wie  sie  die  Kugelprojection  giebt,  lösen 
(trigonometrische  Methode).  Beide  Methoden  sind  ausgebaut  worden 
(erstere  von  Naumann,  letztere  von  Millek)  und  haben  ihre  besonderen 
Vorzüge.  Bei  der  praktischen  Durchführung  einer  Krystallberechnung 
wird  man  sie  meist  neben  einander  anwenden.  —  Im  Nachstehenden 
sollen  die  wichtigsten  Sätze  der  Krystallberechnung  mitgetheilt  und  kurz 
der  Weg  angedeutet  werden,  wie  sich  jene  3  Aufgaben  ganz  allgemein 
lösen  lassen. 

Aufg.  1  u.  2.  Die  Lösung  dieser  beiden  Aufgaben  ergiebt  sich  in 
überaus  einfacher  Weise  aus  der  merkwürdigen  Beziehung  der  Winkel 
und  Indices  von  4  in  einer  Zone  gelegenen  Flächen,  die  die  gegenseitige 

')  V.  Pedorow,  ümver8al-(Theodolit-)Methode  in  der  Mineralogie  und  Petro- 
graphie.  Groth'b  Z.  f.  K.  XXI.  1888.  S.  574  ff.  —  V.  Golcschmidt,  üeber  Projection 
und  graphische  Krystallberechnung.    Berlin  1887. 


32  Krystallberechnung. 


Berechnung   von   Winkeln  und  Indices   gestattet,    ohne    dass    man    die 

Axenelemente  nöthig  hätte. 

Dieses    sogen,   zonale  Rechnen    ist   um    so    be- 

^ '  quemer,  als  es  sich  unmittelbar  dem  zonalen  Messen  an- 

schliesst.  Die  genannte  Beziehung  flicsst  aus  dem  Gesetz 
der  rationalen  Indices  oder  ist  geradezu  wie  das  Zonen- 
gesetz nur  ein  anderer  Ausdruck  desselben.  Wie  Gauss  ^) 
zuerst  gefunden  hat,  lässt  sich  als  Consequenz  dieses  Ge- 
setzes das  Doppelverhältniss  (sogen,  anharmonisches  Yer- 

hältniss)  der  Sinusse  der  Winkel  zwischen  4  tautozonalen  Flächen  P,  Q, 

R,  S  (Fig.  22)  unmittelbar  durch  ihre  Indices  ausdrücken 

.    .    Gleich.  II. 


sinPJ^ 

ain  PS 

sin  QS  "" 

\PR] 

IPS] 

sin  QR   ' 

IQS] 

in  welcher  Gleichung  [PR],  [QR],  [PS],  [(?Ä]  die  auf  S.  22  unter 
Aufgabe  1  erläuterte  Bedeutung  haben  und  PR,  QR  etc.  die  Normalen- 
winkel der  betreffenden  Flächen  sind. 

Sind  die  Indices  der  Fläche  P  =  (Pi  P2  Ps)  *  der  Fläche  R  =  (r|  r2  r^ ,  so  kann 
man  für  [PK]  beliebig  einen  der  3  Werthe  P2^z-^?s^2  ^^^^  Ps'^i  —  Pl  "'s  oder 
Pi  ^2  —  P2^l  setzen,  muss  dann  aber  für  [Q B],  [PS],  [QS]  die  entsprechenden  Werthe 
verwenden. 

Daraus  ergiebt  sich  die  Möglichkeit,  1.  aus  den  Indices  von  4  tau- 
tozonalen Flächen  und  3  Winkeln  den  unbekannten  vierten  Winkel  und 
2.  aus  den  Winkeln  zwischen  4  tautozonalen  Flächen  und  den  Indices 
von  3  Flächen  die  unbekannten  Indices  der  vierten  Fläche  zu  berechnen.  — 
In  gleicher  Weise  lässt  sich  bei  dem  Dualismus  zwischen  Flächen  und 
Kanten   eine   Gleichung  für  Eantenwinkel  und  Kantenindices   aufstellen. 

Diese  Beziehung  zwischen  Indices  und  Winkeln  ist  deswegen  be- 
sonders praktisch,  weil  sie  sich  durchaus  der  Art  der  Messung,  die  ja 
zonenweise  erfolgt,  anpasst  und  auch  sonst  wird  man  bei  einer  zusammen- 
hängenden Krystallberechnung  in  der  Lage  sein,  eine  Fläche,  deren 
Winkel  oder  Indices  man  sucht,  als  vierte  in  eine  bekannte  oder  durch 
Rechnung  zu  bestimmende  Zone  zu  bringen. 

Durch  Umformung  lässt  sich  Gleichung  II  auf  eine  fQr  die  Rech- 
nung bequemere  Form  bringen  (Gleichung  III),  wodurch  auch  gleich- 
zeitig, wenn  auch  nur  scheinbar,  ein  Winkel  unterdrückt  wird 

.    Gleich,  m. 


cot  PR  - 

-cot  PS 

~  [Q^ 

[P5] 

cot  PQ - 

-  cot  PR 

•  IQS-] 

oder  noch  zweckmässiger  auf  die  Form: 

*)  Cf.  Liebisch,  Geom.  Kryat.  S.  38. 


ErystaUberechnung. 


33 


cot  *öi  —  cot  <«>,  _  Hl  —  Hj 

V-o-Vs        Vi  -  Vg 

V-C  -\f-i           V,  -  Vj 

Vn-Vs 

cot  «Oj  —  cot  Wg           |li  —  Jlg 

v«-v, 

Gleich.  IV. 


und  (iIq  Vq  1)  die  Indices  sind  von  P 
(l^iVil)    »         «  „        n     ö 

(1^2^2  1)       »  n  n  ^       B 

(l^s^sl)     »  »  „         ^      S 

(Es  sind  demnach  die  Indices  der  Flächen  P,  Q,  B,  S  auf  eine  solche  Form 
gebracht,  dass  der  dritte  Index  =  1  ist.) 

Beispiel  1.  Am  Albit  (Fig._23),  dessen  Kugelprojection  Fig.  24  ist,  liegen 
die  4  Flächen  /  (1 1  0),  «(0  2  1),  v  (111)  und  y  (fi3  V3  1)  in  einer  Zone,  bekannt  die 
Winkel  r«  =  51M8',  Trrr  94^57'  und  Ty  =  134 M5',  es  soUen  die  Indices  von  y 
berechnet  werden.    Es  sind: 

cot  ü>i  =  cot  Z«  =     0,80  11  5  Fig.  24. 

cot  0)2  =  cot  /p  =  —  0, 0 8  6  6  1  ^ 

cot  «03  =  cot  /y  =  -  0, 9  7  4 1  6 


IH>- 

1 
0 

H- 

=   0 

M- 

=  -1 

demnach  nach 

Gleichung 

=  ? 
IV 

0,  8  8  7  7  6 

__  0  +  1 

1,77531 

0  — fi3 

1 
2 

1 

daraus 

=  2,  V3  =  0 

1 

vo  =  ö 

v,=  2 

■AJ=     1 

V3=   ? 


■M 


+  1 


2 

— 

1 

2 

1 

V3 

—  1 


2  — V3 
folglich  y  =  (2  0  1). 

Beispiel  2.    Sind  die  Indices  der  4  Flächen  /,  e^  v,  y  bekannt  und  etwa  die 
beiden  Winkel  Ve  und  /"»,  so  berechnet  sich  der  Winkel  /"y,  wie  folgt: 

0.  8  0  1  1  5  +  0, 0  8  6  6  1        1 
0,801  15  — cot  ry         "2 
und  daraus  cot  Ty  =  —  0,  9  7  4  3  7, 

folglich  ry  =  134<»  1  5,'5. 

Die  Gleichung  IV  vereinfacht  sieb  für  besondere,  aber  häufig  ein- 
tretende Fälle  bedeutend  —  beispielsweise   bei   der  Rechnung   in  recht- 

Klockmann,  Mineralogie.    8.  Aufl.  3 


34 


Krystallberechnung. 


winkligen  Axensystemen  oder  dadurch,  dass  einzelne  Flächen  Pinakoid- 
oder  Prismenflächen  sind.  Als  solche  specielle  Fälle  mögen  hier  an- 
geführt sein: 

1.  Die  Ausgangsfläche  P  fällt  in  die  Zone  des  Verticalprismas,  dann 
ist  P  =  ({i()  Vq  0)  und  Gleichung  IV  geht  über  in : 


Gleich.  V. 


2.  Alle  Flächen  liegen  in  der  Zone  des  Verticalprismas  und  P  und 
R  entsprechen  den  beiden  Pinakoiden  dieser  Zone;  sodass  also 

P=(100),  (?  =  (^v,0),  P  =  (010)  und  S=(|i3V,0) 
sind.    Zur  Herleitung  der  Relation  muss  man  auf  Gleichung  III  zurück- 
greifen.    Es  ergiebt  sich: 


cot  «0,  —  cot  <ö. 

_  V-x  —  \h»  _  V,  —  V, 

cotWj  —  cota>3 

V-i  -  t^s        V,  —  v. 

cot  (Og  —  cot  0)3 


l^s 


COtWg  —  COtWi  (IjVj 


Gleich.  VI. 


3,  Von  besonderem  Interesse  ist  der  Fall,  wo 
P  =  (001),  g  =  (|ii01),  i?  =  (100)  und  S=(^,Ol)  ist. 


Dann  ist 


und  daraus 


cota)^  —  cotcDg 


cot  (Oj  —  cot  (1)3 


> 


C0t(i>2  =   V*   (cot  CO  j  -j-  cot  0)3) 


Gleich.  Vn. 


Gleich.  VIII. 


Gleichung  VIII,  die  sogen.  Basalformel,  findet  praktische  Anwendung 
im  monoklinen  und  triklinen  System  zur  Berechnung  des  Winkels  der 
beiden  Axenebenen  (0  0  1)  und  (1  0  0). 

Die  vorstehenden  Gleichungen  sind,  wie  ersichtlich,  geeignet,  die 
Lösungen  der  Aufgaben  sub  1  und  sub  2  (S.  31)  herbeizuführen.  Bezüglich 
der  Aufgaben  sub  2  (Berechnung  der  Flächenindices)  mag  hier  noch  bemerkt 
werden,  dass  zur  Bestimmung  eines  jeden  einzelnen  Symbols,  das  ja  ein 
Doppelverhältniss  darstellt,  zwei  Angaben  nöthig  sind;  entweder  liegt 
Fiff  25  ^^®   ^^   bestimmende   Fläche   in   2   bekannten   Zonen, 

oder  sie  liegt  in  einer  bekannten  Zone  und  ausserdem 
ist  noch  ein  Winkel  gegeben  oder  es  sind  endlich 
die  Neigungen  der  Flächen  zu  2  anderen,  bekannten 
Flächen  gegeben. 

Zur  Aufg.  3,  Bestimmung  der  Elemente,  ist 

zu  bemerken,  dass  im  allgemeinsten  Fall  dieselben  aus 

5  Grössen  bestehen,  nämlich  aus  den  Axenverhaltnissen 

T-und  den  Axenwinkeln  a''6  =  Y,    b^c  =  0L  und  a^c  =  ^.     Es 

sind  daher  zur  Bestimmung  5  von  einander  unabhängige  Winkelmessungen 
nöthig.  —  Zur  Berechnung  der  Axenwinkel  bedarf  man  der  3  Winkel 


-y-und 


Kiystallberechnung. 


35 


zwischen  den  Axenebenen  A  (1  0  0),  5  (0  1  0)  und  C  (0  0  1),  die  entweder 
direct  gemessen  oder  aus  anderen  Messungen  abgeleitet  werden.  Sind 
in  vorstellender  Projection  (Fig.  2b)  Ä^  B  und  C  die  Pole  der  Axen- 
ebenen, und  a,  6,  c  die  Durchstosspunkte  der  Axen  auf  der  Kugelober- 
ffäche,  also  6c  =  a,  ac  =  ß,  a6  =  Y,  so  ist  Dreieck  ABC  das  Polar- 
dreieck zu  ahc  und  daraus  folgen  die  Bestimmungsgleichungen: 
€08  AC  .  cos  AB  —  cos  B  C 


cos  a  = 


cos  ß  = 


sin  AC  .  aiu  AB 
cos  AB .  cos  BC  ' 


cos  A  C 


cos  7  = 


sin  AB ,  sin  B C 

cos  A  C  .  cos  B  C  —  cos  A  B 

sin  AC  .  sin  BC 


Gleich.  IX. 


Die  Grundlage  für  die  Berechnung  des  Axen- 
yerhältnisses  liefert  die  nachstehende,  auch  sonst 
für  die  Erystallberechnung  wichtige  Relation  (X)  zwi- 
schen den  Axenlängen,  den  Indices  einer  Fläche  (der 
sogen.  Fundamentalfläche)  und  gewissen  Winkeln.  Die 
nebenstehende  Fig.  26  lässt  ohne  Weiteres  erkennen, 
dass ,  wenn  die  Fläche  P  auf  den  Axen  die  Längen  -v-, 
schneidet,  statthat: 


Fig.  26. 


b 
k  ' 


ab- 


-7-  .  cos  Fa  =  -T- 
A  K 


cos  Ph  =  —  .  cos  Fe 


.    Gleich.  X. 


Die  Fläche  F={hkl)  heisst  för  den  Fall,  dass  {h Je l)  =  (111) 
ist,  die  Einheits-  oder  Fundamentalfläche.  An  Stelle  einer  Pyramiden- 
fläche kann  man  zur  Bestimmung  des  Axenverhältnisses  auch  2  nicht 
derselben  Zone  angehörige  Prismenflächen  nehmen. 

Die  Winkel  Pa,  P6,  Pr,  von  denen  jedoch  einer  aus  den  beiden 
anderen  berechnet  werden  kann,  sind  die  Winkel,  welche  die  3  Axen 
mit  der  Normalen  der  Fläche  P  einschliessen.  In  den  rechtwinkligen 
Axensystemen  entsprechen  diese  Winkel  den  Neigungen  der  Fläche  P 
zu  den  3  Pinakoidflächen,  können  also  unter  Umständen  direct  gemessen 
werden.  In  den  schiefwinkligen  Systemen  müssen  diese  Winkel  erst 
durch  Rechnung  gefunden  werden. 

Nur  im  triklinen  System  bestehen  die  Krystallelemente  aus  5  Con- 
stanten, in  den  anderen  Systemen  ist  deren  Zahl  geringer  und  im  regu- 
lären System  sind  alle  Axen  gleich  und  alle  Axenwinkel  gleich  90°, 
wodurch  die  Rechnung  sich  natürlich  sehr  vereinfacht. 

Eingehenderes  über  Krystallberechnung  siehe  in:  C.  Klein,  Einleitung  in  die 
Krystallberechnang,  1876  und  in  den  bereits  citirten  Büchern  von  Qüenstkdt,  v.  Lang, 
LiKBiscH,  Wkbsky,  Groth,  Henrich,  ferner  Hecht,  Anleitung  zur  Krystallberechnung. 
Leipzig  1893. 


36  Symmetrie.    Deckoperationen.    Symmetrieelemente. 


Capitel  V. 

Das  Symmetriegesetz. 

§  1.   Symmetrie  der  Erystallpolyeder,  Deckoperationen  mid  Symmetrie- 
elemente.   §   2.    Symmetriegesetz.    §  3.   Definitionen.    Einfache  Formen 
und  Gombinationen.    §  4.  Symmetrie  der  Erystallflachen.  §  5.  Erystallo- 
graphische  und  geometrische  Symmetrie. 

§  1.  Der  grossen  Mehrzahl  der  Krystallpolyeder  haften  ebenso  wie 
vielen  anderen  Naturkörpem  Symmetrieeigenschaften  an,  d.  h.  es  besteht 
die  Eigenthümlichkeit,  dass  zwei  oder  mehrere  Stücke  des  Polyeders 
durch  sogen.  Deckoperationen  zu  gegenseitiger  Deckung  gebracht  werden 
können. 

Deckung,  d.  h.  die  Parallelstellung  sämmtlicher  Begrenzungsstücke 
des  Krystallpolyeders  lässt  sich  durch  3  Operationen  —  Deckopera- 
tionen —  erzielen: 

1.  durch  Drehung  um  eine  Axe,  die  Deckbewegungs-  oder  Sym- 
metrieaxe; 

2.  durch  Spiegelung  nach  einer  Ebene,   der  Symmetrieebene; 

3.  durch  Drehspiegelung,  d.  h.  Drehung  um  eine  Axe  in  Ver- 
bindung mit  Spiegelung  nach  einer  senkrechten  Ebene. 

Die  Symmetrie  derjenigen  Krystallpolyeder,  deren  Theile  durch 
Drehung  oder  durch  Spiegelung  allein  zur  Deckung  gelangen,  heisst 
einfache  S. ;  sind  Drehung  und  Spiegelung  zugleich  zur  Deckung  er- 
forderlich, so  heisst  die  Symmetrie  zusammengesetzt. 

Symmetrieaxe  (S-A)  und  Symmetrieebene  (S-E)  bilden  die  Sym- 
metrieelemente eines  Erystalls,  zu  denen  als  drittes  Element  noch  das 
Symmetriecentrum  (S-C)  hinzukommt. 

Eine  Symmetrieaxe  heisst  jede  Gerade,  um  die  ein  Krystall  der- 
art gedreht  werden  kann,  dass  seine  sämmtlichen  Begrenzungsstücke  mit 
einander  zur  Deckung  gelangen.  Man  nennt  eine  S-A  n-zählig,  wenn 
bei  einer  vollen  Umdrehung  von  360^  die  Deckung  nMal  erfolgt,  und 
es  lässt  sich  zeigen,  dass  an  Krystallpolyedern  nur  Deckung  möglich 
wird  bei  Drehungen  von  180^  120^,  90^'  und  60^,  dass  es  also  nur 
2-,  3-,  4-  und  6-zählige  S-A  geben  kann. 

Eine  mehr  als  2-zählige  S-A  wird  wohl  Haupt-S-A  genannt.  —  Linien,  die 
aus  dem  Durchschnitt  von  Symmetrieebenen  hervorgehen,  haben  die  Eigenschaft  von 
Symmetrieaxen. 

Eine  Symmetrieebene  eines  Krystalls  theilt  denselben  in  zwei 
gleiche  spiegelbildliche  Hälften;  zu  ihr  sind  sämmtliche  Begrenzungs- 
stticke  paarweise  angeordnet  und  die  von  paarigen  Flächen  und  Kanten 


Symmetrieelemente.    Symmetriegesetz.  37 

gebildeten  Winkel  werden  durch  sie  halbirt.  Des  Gesetzes  der  rationalen 
Verhältnisse  halber  können  die  Symmetrieebenen  sich  nur  unter  Winkeln 
von  60^  und  90^  bezw.  deren  Hälften  schneiden,  und  damit  hängt  es 
zusammen,  dass  die  Zahl  der  Symmetrieebenen  auf  höchstens  9  be- 
schränkt ist. 

1.  Da  nach  dem  Gesetz  der  Winkelconstanz  die  Flächen  eines  Krystalls  parallel 
verschoben  werden  können,  ohne  sein  Wesen  zu  verändern,  so  gilt  die  spiegelbild- 
liche Halbirung  seitens  der  S-E  nnr  von  idealen  Erystallen  (Modellen)v  Für  gewöhn- 
lich wird  die  Eigenschaft  einer  Ebene  als  S-E  sich  darin  äussern,  dass  alle  Flächen 
und  Kanten  paarweise  zu  ihr  erscheinen  und  dass  die  auftretenden  Winkel  von  ihr 
halbirt  werden.    Damit  ist  auch  der  Weg  zur  Ermittlung  von  S-E  angedeutet. 

2.  Da  die  Flächen  paarweise  zu  ihren  S-E  auftreten,  so  liegen  diese  mit  jedem 
Flächenpaar  in  gleicher  Zone ;  die  S-E  sind  ako  in  jedem  Fall  mögliche  Krystallflächen. 

Ein  Symmetriecentrum  ist  ein  Punkt  von  der  Eigenschaft,  dass 
er  alle  durch  ihn  gelegten  und  von  den  Flächen,  Kanten  und  Ecken  des 
Polyeders  begrenzten  Geraden  halbirt.  Gemeinhin  wird  das  nur  der  Fall 
sein  können,  wenn  der  Körper  von  parallelen  Flächen  begrenzt  ist  und 
diese  gleiche  Centraldistanz  haben.  Da  die  Gentraldistanz  für  Krystall- 
polyeder  bedeutungslos  ist,  so  besitzt  eine  Krystallform  ein  Symmetrie- 
centrum, sobald  zu  jeder  einzelnen  Fläche  eine  parallele  Gegenfläche 
vorhanden  ist.     Im  S-C  schneiden   sich   sämmtliche  Symmetrieelemente. 

§  ^.  Das  Symmetriegesetz.  Von  der  Zahl  und  Beschaffenheit 
der  Symmetrieelemente,  die  ein  zu  einem  Krystallpolyeder  zusammen- 
tretender Flächencomplex  aufzuweisen  hat,  hängt  ein  höherer  oder  niederer 
Symmetriegrad  desselben  ab.  Ist  der  Symmetriegrad  eines  Complexes 
aber  einmal  gegeben,  so  wird  erfahrungsgemäss  durch  neu  in  den  Com- 
plex  eintretende  Flächen,  wie  es  beim  Fortwachsen  des  Krystalls  in  seiner 
Lösung  der  Fall  sein  kann,  der  Symmetriegrad  nicht  mehr  geändert, 
d.  h.  alle  in  einen  Complex  von  bestimmtem  Symmetriegrade  eintretenden 
Flächen  müssen  in  ihrer  Zahl  und  Gruppirung  nach  Maassgabe  der  herr- 
schenden Symmetrie  auftreten. 

Dieses  sogen.  Symmetriegesetz,  welches  von  Haut  zuerst  er- 
kannt wurde  (Sur  une  loi  de  cristallisation  appelee  loi  de  sym^trie,  1815.  M^moires 
du  Museum  d'Histoire  naturelle.  T.  I.  „Quand  une  forme  cristalline  se  modifie,  la 
modification  se  räp^te  de  la  meme  maniere  et  produit  le  meme  effet  sur  toutes  les 
parties  exterieures  de  la  forme  [faces,  angles  ou  aretes],  qui  sont  de  mdme  espece 
et  identiques  entre  elles  au  point  de  vue  geometrique") ,  wird  auch  wohl  in 
folgender,  der  ursprünglichen  HAUY'schen  Fassung  entsprechenden  Form 
ausgedrückt:  Gleichartige  Theile  eines  Krystalls  werden  in 
gleicher  Weise,  ungleichartige  Theile  in  ungleicher  Weise 
modificirt,  wobei  man  unter  Modification  das  Auftreten  neuer  Flächen 
an  Stelle  vorhandener  Kanten  und  Ecken  zu  verstehen  hat. 


38       Einfache  Kry stallform.    Combination.    Erystallographisclies  Axensystem. 

Von  einer  Fläche,  die  an  Stelle  einer  Kante  oder  Ecke  tritt,  heisst  es  nach 
Werner,  dass  sie  dieselben  abstumpft.  Die  Abstumpfung  wird  eine  gerade 
genannt,  sobald  die  neue  Fläche  mit  den  die  Kante  resp.  Ecke  bildenden  Flächen 
tautozonal  ist  und  gleiche  Winkel  bildet.  Eine  Kante  oder  Ecke,  auch  Fläche  heisst 
zugeschärft,  wenn  an  ihrer  Stelle  2  gleichartige  Flächen  auftreten,  und  zuge- 
spitzt bei  3  oder  mehreren  Flächen. 

§  3.  Die  Symmetrie  der  Krystalle  giebt  nun  zu  mehreren  wich- 
tigen Definitionen  Anlass. 

Unter  einer  einfachen  Krystallform  versteht  man  den  Complex 
aller  gleichwerthigen  Flächen.  Die  Zahl  der  gleichwerthigen  Flächen 
hängt  von  der  Yorhandenen  Symmetrie  ab. 

Damit  nämlich  der  gegebene  Symmetriegrad  an  der  Krystallform 
zum  Ausdruck  kommt,  erfordert  jede  Fläche  eine  bestimmte  Anzahl  an- 
derer Flächen;  diese  durch  den  gegebenen  Symmetriegrad  von  einander 
abhängigen  Flächen  heissen  gleichwertig  und  bilden  eine  einfache  Kry- 
stallform. 

Beispielsweise  wird  bei  dem  Vorhandensein  einer  einzigen  S-E  nebst  dem  S-C 
eine  solche  einfache  Krystallform  nur  aus  4  Flächen  bestehen  kOnnen ;  denn  das  Auf- 
treten einer  Fläche  zieht  in  dem  Fall  das  Auftreten  einer  symmetrischen  Fläche  nach 
sich,  zu  ^eichen  dann  des  S-C  wegen  noch  die  beiden  parallelen  Gegenflächen  treten 
müssen.  —  Sind  8  auf  einander  senkrecht  stehende  S-E  vorhanden,  so  erfordert  eine 
diese  3  S-E  gleichzeitig  schneidende  Fläche  noch  das  Hinzutreten  von  weiteren 
7  Flächen  auf  Grund  der  Symmetrie.  —  Die  beiden  Beispiele  zeigen  auch,  dass  es 
einfache  Krystallformen  geben  kann,  die  für  sich  allein  den  Raum  nicht  abschliessen, 
und  solche,  die  den  Raum  vollständig  abschliessen.  Danach  unterscheidet  man  offene 
und  geschlossene  Formen. 

A  n  m.  Wenn  alle  Flächen  einer  einfachen  Form  vom  Mittelpunkt  gleich  weit 
entfernt  stehen,  also  bei  idealer  Ausbildung,  dann  sind  dieselben  unter  sich  auch 
congruent. 

Treten  an  einem  Krystall  ungleichwerthige  Flächen  oder,  was  das- 
selbe ist,  mehrere  einfache  Formen  auf,  so  bilden  sie  eine  Combination. 

Wie  früher  erwähnt,  kann  man  zu  krystallographischen  Axen  je  3 
beliebige,  unter  sich  nicht  parallele  Kanten  eines  Krystalls  verwenden; 
man  nennt  aber  vorzugsweise  jenes  ein  krystallographisches  Axen- 
system,  welches  so  ausgewählt  ist,  dass  alle  Flächen  einer  einfachen 
Krystallform  isoparametrische  Axenabschnitte  resp.  Indices  ergeben,  was 
dadurch  geschieht^  dass  die  Durchschnittslinien  vorhandener  S-E  zu  kry- 
stallographischen Axen  gewählt  werden.  Man  kann  somit  auch  sagen: 
sämmtliche  Flächen  einer  einfachen  Krystallform  haben  gleiche  Indices; 
sie  unterscheiden  sich  nur  durch  die  Richtungsvorzeichen  und  im  All- 
gemeinen auch  durch  die  Reihenfolge  der  Indices. 

§  4.  Symmetrie  der  Krystallflächen.  In  analoger  Weise 
wie  den  Krystallpolyedern  kommen  auch  den  Krystallflächen  Symmetrie- 
eigenschaften zu.    Die  Symmetrieeleniente  einer  Fläche,  aus  Symmetrie- 


Symmetrie  der  Kiystallflächen.  Erystallographische  u.  geometrische  Symmetrie.       39 

linien  und  Symmetriepunkt  bestehend,  gehen  aus  dem  Durchschnitt 
der  Fläche  mit  den  am  Polyeder  vorhandenen,  auf  ihr  senkrecht 
stehenden  Symmetrieebenen  und  Symmetrieaxen  hervor.  Wir  unter- 
scheiden die  Flächensymmetrie  als  hexa-,  tetra-,  tri-,  di-,  mono-  und 
asymmetrisch,  je  nachdem  die  Fläche  6,  4,  3,  2,  1  oder  keine  Symmetrie- 
linien besitzt.  Wie  die  Symmetrieebenen  mit  Erystallflächen,  so  können 
die  Symmetrielinien  mit  vorhandenen  Erystallkanten  zusammenfallen. 

Die  Flächensymmetrie  lässt  einen  RUckschluss  zu  auf  die  körper- 
liche Symmetrie  des  ganzen  Erystalls  und  steht  wie  diese  in  engster 
Beziehung  zu  der  physikalischen  Beschaffenheit  der  Fläche.  Bei  Aetz- 
versuchen  und  optischen  Untersuchungen,  wo  man  es  wesentlich  mit 
Flächenuntersuchung  zu  thun  hat,  wird  diese  Beziehung  zwischen  physi- 
kalischem Verhalten  und  Flächensymmetrie  von  praktischer  Bedeutung; 
besonders  gilt  das  bei  den  stauroskopischen  Untersuchungen. 

§  5.  Unterschied  zwischen  krystallographischer  und  geo- 
metrischer Symmetrie.  Wie  schon  in  §  1  bemerkt,  ist  die  krystallo- 
graphische  Symmetrie  mit  der  rein  geometrischen  nicht  ident.  In  Folge 
ungleichen  Wachsthums  (Verzerrung)  ist  die  äusserUch  hervortretende 
Symmetrie  oft  geringer  als  sie  dem  Krystall  wirklich  zukommt.  In 
diesem  Fall  lassen  sich  aber  die  idealen  Formen  auf  Grund  des  Gesetzes 
von  der  Winkelconstanz  leicht  reconstruiren. 

Weitaus  bedeutsamer  ist  aber  der  Unterschied,  der  darin  liegt,  dass 
selbst  geometrisch  gleiche  Formen  und  Flächen  ungleiche  krystallo« 
graphische  Symmetrie  haben  können.  Die  letztere  beruht  auf  der  Mole- 
kularstructur,  die  sich  zwar  vollständig  in  der  physikalischen  Beschaffen- 
heit, aber  nicht  immer  prägnant  in  der  äusseren  Gestalt  ausprägt.  Daher 
genügt  zur  Feststellung  der  vorhandenen  Symmetrie  nicht  bloss  die  geo- 
metrische Betrachtung,  sondern  diese  muss  durch  physikalische  Unter- 
suchung controlirt  werden.  Am  bequemsten  sind  dazu  die  sogen.  Aetzver- 
suche,  von  denen  in  späteren  Abschnitten  ausführlicher  die  Rede  sein  wird. 

Beispiele  für  den  Unterschied  in  der  krystallographischen  und  geometrischen 
Symmetrie  finden  sich  namentlich  unter  den  hemiedrischen  Formen  (cf.  Cap.  VI,  S.  47), 
von  denen  viele  trotz  gleicher  geometrischer  Gestalt  doch  geringere  Symmetrie  auf- 
weisen als  die  entsprechenden  Holoeder. 

Aus  einem  Anhydritkrystall  kann  man  einen  Würfel  herausspalten ,  der  geo- 
metrisch 9  Symmetrieebenen  hat.  Da  aber  die  physikalische  Beschaffenheit  der 
6  Spaltflächen  nur  paarweise  gleich  ist,  so  sind  in  Wirklichkeit  nur  3  Symmetrie- 
ebenen vorhanden. 

Der  Pyrit  tritt  gern  in  Würfeln  auf,  deren  quadratische  Flächen  parallel  einer 
Kante  gestreift  sind.  Wenn  die  Flächen  thatsächlich  die  Symmetrie  eines  Quadrats 
hätten,  müsste  die  Streif ung  auch  parallel  der  andern  Würfelkante  erfolgen.  Damit 
ist  der  Beweis  geliefert,  dass  die  Würfelflächen  des  Pyrits,  im  Gegensatz  zu  den 
Würfelflächen  anderer  Mineralien,  eine  geringere  krystallographische  Symmetrie  be- 
sitzen, als  ihnen  geometrisch  zukommt. 


40  Symmetrieklassen  und  Erystallsysteme. 

Capitel  VI. 
Die  Symmetrieklassen  und  Krystallsysteme. 

§  1.   Symmetrieklassen  und  Erystallsysteme.    §  2.  Ableitung  der 
einfachen  Formen. 

Aus  den  Symmetrieeigenschaften  der  Erystallpolyeder  ergeben  sich 
2  wichtige  Nutzanwendungen: 

1.  da  sich  zeigen  lässt,  dass  nur  eine  beschränkte  und  durch  ihren 
Symmetriegrad  scharf  geschiedene  Zahl  von  Symmetrieklassen  möglich 
ist,  so  liefern  die  Symmetrieeigenschaften  ein  natürliches  Eintheilungs- 
princip  für  die  grosse  Fülle  der  Krystallformen  (s.  §  1); 

2.  aus  der  Symmetrie  einer  jeden  Klasse  lassen  sich  unmittelbar 
die  zugehörigen  einfachen  Formen  herleiten  (s.  §  2). 

§  1.  Symmetrieklassen  und  Erystallsysteme.  unterwirft 
man  alle  möglichen  Polyeder,  deren  Flächen  dem  Gesetz  der  rationalen 
Axenabschnitte  gehorchen,  einer  theoretischen  Untersuchung  auf  die  in 
jedem  Fall  vorhandenen  Symmetrieelemente,  ihre  BeschaflFenheit  und 
Gruppirung,  so  ergiebt  sich,  dass  nur  32  von  einander  verschiedene 
Symmetriemöglichkeiten  vorbanden  sind.  Somit  zerfallen  alle  Kry- 
stallformen nach  ihrer  Symmetrie  in  32  von  einander  unab- 
hängige Klassen.  Zu  einer  Symmetrieklasse  gehören  alle  Formen 
gleichen  Symmetriegrades. 

Wiewohl  der  Beweis  von  der  Beschränkung  der  Symraetriemöglich- 
keiten  der  Krystalle  auf  32  Klassen  schon  1829  von  dem  Marburger 
Mineralogen  J,  F.  Chr.  Hessel^)  geführt  ist,  so  verbreitete  sich  doch 
die  Kenntniss  davon  erst  in  diesem  Jahrzehnt,  nachdem  ausser  der  Schrift 
Hessel's  auch  die  späteren  Arbeiten  von  Beavais  ^)  und  Gadolin  ^)  wieder 
ans  Tageslicht  gezogen  waren  und  der  mathematische  Beweis  durch  die 
Untersuchungen  von  Fedorow  1883^),  Curie  1884  ^),  Minnigbrodk  1886*^) 
und  ScHOENFLifiss  1891 ')  eine  schärfere  bezw.  elegantere  Form  erhalten  hatte. 

')  Gehler's  Physik.  Wörterbucb.    Artikel   Krystall.    Bd.  5.    1830.   S.  1028  ff. 

')  Bravais,  Memoire  sur  les  polyMres  de  forme  symötrique.  Jouiii.  de  math. 
1849  (Ostwald's  Klassiker  Nr.  17) ;  femer  Etudes  cristallographiques.  Joum.  de  T^cole 
polyt.  1851. 

')  Gadolin,  Memoire  sur  la  d^duction  d'un  seul  principe  de  tous  les  syst^mes 
cristallographiques  avec  leurs  subdivisions.  Gelesen  1867,  erschienen  1871  in  den 
„Acta  soc.  scient.  fennicae*,  Helsingfors,  und  übersetzt  von  Groth  (Ostwald's 
Klassiker  Nr.  75). 

*)  Vergl.  Neues  Jahrb.  für  Mineralogie  etc.  1890.  Bd.  I.  S.  235  und  Groth's 
ZeitBchr.  1892.  Bd.  XX.  S.  31. 

»)  Bull,  de  la  soc.  miner.  de  France.  1884.  Nr.  8  u.  8. 

•)  MiNNiGERODK,  Untersuchungen  über  die  Symmetrieverhältnisse  der  Krystalle. 
Neues  Jahrb.  f.  Min.  Beilage-Bd.  5.  1887. 

^  ScHOENFLiEss,  Krystallsystcmc  und  Krystallstructur.     Leipzig  1891. 


Ableitung  der  Krystallsystexne.  41 

Bevor  jedoch  die  Nothwendigkeit  der  32  Symmetrieklassen  mathe- 
matisch bewiesen  bezw.  die  Mineralogen  davon  Kenntniss  genommen 
hatten,  waren  gewisse  geometrische  Beziehungen  von  höher  symmetrischen 
Formen  zu  solchen  geringerer  Symmetrie  aufgefunden  worden  und  hatten 
bereits  zur  Aufstellung  einer  Anzahl  von  Erystallabthäilungen  geführt. 
Die  beregten  Beziehungen  äussern  sich  in  der  Möglichkeit,  durch  Unter- 
drückung der  halben  Flächenzahl  einer  Erystallform  neue  Formen  mit 
verminderter  Symmetrie  ableiten  zu  können,  in  dem  sogen.  Princip  der 
Herleitung  hemiedrischer  oder  halbflächiger  Formen  aus  Holoedern  oder 
Vollflächnem. 

Wir  machen  uns  in  der  folgenden  Darstellung  und  in  der  späteren 
systematischen  Beschreibung  der  einzelnen  Symmetrieklassen  in  Gap.  VIII 
das  Princip  der  hemiedrischen  Ableitung  zu  eigen,  weil  diese  analytische 
Methode  bei  consequenter  Durchführung,  die  in  der  systematischen  Unter- 
drückung vorhandener  Symmetrieebenen  besteht,  zu  denselben  32  Kry- 
stallklassen  führt,  wie  die  von  den  auf  S.  40  unten  genannten  Autoren 
und  sonst  in  der  neueren  Literatur^)  meist  befolgten  synthetischen 
Methoden.  Die  hemiedrische  Herleitung  entspricht  ausserdem  der  histo- 
rischen Entwicklung  der  Erystallographie  und  somit  auch  der  gebräuch- 
lichen Nomenclatur  und  lässt  die  Parallele  zwischen  den  geometrisch 
und  den  physikalisch  zu  begründenden  Abtheilungen  am  auffälligsten 
hervortreten. 

Als  Ausgang  für  den  hier  eingeschlagenen  analytischen  Weg  dei; 
Herleitung  dienen  uns  die  zur  geometrischen  Beschreibung  erforderlichen 
Coordinatensysteme  (Axenkreuze).  Es  lässt  sich  nachweisen,  dass  dafür 
überhaupt  nur  6  oder,  wenn  man  will,  7  Arten  in  Betracht  kommen. 

Diejenigen  Symmetrieklassen  bezw.  Krystallformen ,  die  ungeachtet 
ihres  verschiedenen  Symmetriegrades  doch  auf  analoge  Axenkreuze  be- 
zogen werden  können,  werden  als  demselben  Krystallsystem  angehörig 
bezeichnet,  oder  kurz  bilden  ein  Krystallsystem.  Es  giebt  demnach 
sechs  Erystallsysteme. 

Ableitung  der  Erystallsysteme.  Diese  Beschränkung  auf 
6  Erystallsysteme  sowie  die  BeschaflFenheit  und  Gruppirung  der  jedes- 
maligen Axen  folgt  aus  der  Untersuchung  der  Frage,  welche  Mannig- 
faltigkeit der  symmetrischen  Theilung  (welche  Zahl  von«^ Symmetrieebenen) 
bei  den  durch  3  Axen  gebildeten  Raumoktanten  überhaupt  möglich  ist, 
sobald  für  die  in  den  Oktanten  auftretenden  Flächen  das  Gesetz  der 
rationalen  Axenabschnitte  zu  berücksichtigen  ist. 

Die  Untersuchung  liefert  zunächst  7  mögliche  Fälle: 


0  Vergl.  LiKBiscH,   Grundrißs  der  phyeikal.  Krystallographie.    1896.  —  Groth, 
Physikal.  Krystallographie.  1895. 


42  Ableitung  der  Erystallsysteme. 

1.  Es  fehlt  den  8  Raumoktanten  überhaupt  jegliche  Symmetrie- 
ebene; das  tri£Pb  nur  zu,  wenn  alle  3  Axen  ungleich  und  alle  3  Winkel 
entweder  schief  oder  höchstens  einer  ein  Rechter  ist.  Triklines  (Co- 
ordinaten-  bezw.  Krystall-)  System. 

2.  Es  ist  1  S-E  vorhanden;  alsdann  sind  die  3  Axen  ungleich  und 
von  den  3  Winkeln  sind  2  Rechte.     Monoklines  System. 

Zwei  Symmetrieebenen  wie  überhaupt  jede  symmetrische  Theilung 
des  Axenkreuzes  durch  eine  gerade  Anzahl  von  S-E  sind  nicht  möglich, 
weil  damit  der  gemeinsame  Durchschnittspunkt  der  3  Axen,  der  doch 
zum  Wesen  eines  Coordinatensystems  gehört,  yerloren  gehen  würde. 
Daher  entbehren  auch  Krystallformen  mit  einer  geraden  Zahl  von  S-E 
des  Symmetriecentrums. 

Wir  kommen  daher  sofort  zu  3  S-E;  hier  sind  aber  2  Falle  zu 
unterscheiden,  nämlich : 

3.  Rhomboedrisches  System.  (Trigonales  S.)  3  S-E  vor- 
handen, die  3  Axen  sind  gleich,  die  3  Winkel  sind  ebenfalls  gleich,  aber 
von  90^  verschieden. 

4.  Rhombisches  System.  3  S-E  vorhanden,  die  3  Axen  sind 
ungleich,  dagegen  sind  alle  3  Winkel  Rechte. 

Fortschreitend  erhalten  wir: 

5.  Tetragonales  System.  5  S-E  vorhanden,  2  Axen  sind  gleich 
und  verschieden  von  der  dritten,  alle  3  Winkel  sind  Rechte. 

6.  Hexagonales  System.  7  S-E  vorhanden,  2  Axen  sind  gleich 
und  verschieden  von  der  dritten;  die  beiden  gleichen  Axen  schliessen 
einen  Winkel  von  60®  ein  und  stehen  auf  der  dritten  senkrecht,  sodass 
ein  Winkel  60®  und  zwei  Winkel  90®  betragen. 

7.  Reguläres  System.  9  S-E  vorhanden,  alle  3  Axen  gleich 
und  alle  Winkel  sind  Rechte. 

Mehr  als  9  S-E  können  nicht  vorkommen,  weil  dann  die  auf- 
tretenden Flächen  nicht  mehr  dem  Gesetz  der  rationalen  Axenabschnitte 
gehorchen  würden  (vergl.  Anm.). 

Da  das  rhomboedrische  System  eigenthümliche  geometrische  Be- 
ziehungen zum  hexagonalen  System  zeigt  und  alle  Formen  desselben  auf 
ein  hexagonales  Axenkreuz  und  vice  versa  bezogen  werden  können,  so 
ist  es  üblich  geworden,  beide  zu  einem  einzigen  Krystallsystem  und  zwar 
zumeist  zum  hexagonalen  System  zu  vereinigen,  wodurch  die  Zahl  der 
Krystallsystem e  sich  auf  6  reducirt. 

Anm.  Für  den  speciellen  Beweis  der  6  Krystallsysteme  kommen  zwei  leicht 
einzusehende  Sätze  in  Betracht: 

1.  Sofern  der  Schnittwinkel  von  2  S-E  nicht  einen  aliquoten  Theil  von  360^ 
ausmacht,  erfordern  je  2  S-E  eine  unbegrenzte  Zahl  neuer  S-E,  aber  nur  für  die 
Schnittwinkel  von  30®,  45°,  60°  und  90°  geschieht  dem  Gesetz  der  rationalen  Ver- 
hältnisse Genüge;   bei  den  Schnittwinkeln  30°,  45°  und  60°  sogar  nur  dann,   wenn 


Ableitung  der  Sjmmetrieklassen.  43 

die  S-E  mit  einander  Tertauschbar  sind,   die  entsprechenden  Azenlängen  also  unter 
üch  gleich  werden. 

2.  Wenn  2  S-£  sich  unter  90^  schneiden  und  zugleich  1  S-G  vorhanden  ist, 
ist  auch  immer  noch  die  auf  deren  Durchschnittskante  senkrecht  stehende  Fläche  eine 
dritte  S-E. 

Ableitung  der  Symmetrieklassen.  Die  Formen,  die  auf 
die  gleiche  Art  von  Axenkreuz  sich  beziehen  lassen,  können  hinsichtlich 
ihres  Symmetriegrades  noch  sehr  verschieden  sein.  Haben  sie  den  gleichen 
Symmetriegrad  wie  ihr  zugehöriges  Axenkreuz,  so  heissen  sie  Holoeder 
oder  Vollflächner,  sind  sie  dagegen  von  geringerer  Symmetrie,  so 
werden  sie  als  Theilflä ebner  und  für  besondere  Fälle  als  hemi- 
edrische,  tetartoedrische  und  hemimorphe  Formen  bezeichnet. 

Für  jedes  Coordinatensystem  oder  in  jedem  Erystallsystem  kann 
es  daher  nur  eine  holoedrische,  wohl  aber  mehrere  theilflächige  Sym* 
metrieklassen  geben. 

Aus  der  holoedrischen  Klasse  eines  jeden  Erystallsystems  leiten 
sich  die  möglichen  theilflächigen  Symmetrieklassen  alsdann  dadurch  ab, 
dass  man  systematisch  Gruppen  gleicher  Symmetrieebenen  oder  wo  solche, 
wie  im  triklinen  System,  nicht  vorhanden  sind,  das  Symmetriecentrum 
unterdrückt.  Die  dabei  hervorgehenden  Symmetrieklassen  heissen  hemi- 
edrisch  und  für  den  besonderen  Fall,  dass  die  zu  einer  singulären 
Symmetrieaxe  senkrechte  Symmetrieebene  allein  unterdrückt  wurde,  hemi- 
morph. 

Haben  die  abgeleiteten  hemiedrischen  Symmetrieklassen  noch  wei- 
tere Symmetrieebenen,  so  können  sie  nochmals  hemiedrisch  werden;  es 
gehen  dann  tetartoedrische  Klassen  und  Formen,  eventuell  bei  noch- 
maliger Wiederholung  ogdoedrische  Klassen  und  Formen  hervor. 

In  der  hier  angedeuteten  Weise  —  systematische  Unterdrückung 
der  Symmetrieebenen  in  der  holoedrischen  Klasse  —  sind  in  Cap.  VIII 
sämmtliche  32  Symmetrieklassen  abgeleitet  worden;  der  dabei  befolgte 
Oang  mag  hier  am  Beispiel  des  regulären  Systems  erläutert  werden. 

Im  regulären  System  besitzt  die  holoedrische  Klasse  9  S-E,  die 
sich  auf  2  Gruppen  3  +  6  S-E  vertheilen,  daneben  13  S-A  und  1  S-C. 
Durch  Unterdrückung  der  Gruppe  von  3  S-E  erhält  man  eine  theil- 
flächige (hemiedrische)  Klasse  mit  6  S-E,  was  eine  Verminderung  der 
S-A  auf  7  und  das  Verschwinden  des  S-C  im  Gefolge  hat.  Diese  Klasse 
wird  als  tetraedrische  Hemiedrie  bezeichnet.  Andererseits  wird  durch 
Unterdrückung  der  Gruppe  von  6  S-E  die  pentagonal-hemiedrische  Klasse 
mit  3  S-E,  7  S-A  und  1  S-C  erhalten,  und  ferner  gehen  durch  gleich- 
zeitige Unterdrückung  aller  6  +  3  S-E  die  plagiedrisch-hemiedrischen 
Formen  mit  0  S-E,  13  S-A  und  0  S-C  hervor.  In  der  tetraedrischen  wie 
in  der  pentagonalen  Hemiedrie  sind  jedoch  noch  Symmetrieebenen  vor- 
handen,  sie  können  also   noch  einmal  hemiedrisch  werden,   wobei  dann 


44  Ableitung  der  einfachen  Formen. 

tetartoedrische  (viertelflächige)  Formen  erzeugt  werden.  In  beiden  Fällen 
kommt  aber  das  gleiche  Resultat  zu  Stande,  nämlich  Formen  mit  0  S-E, 
7  S-A,  0  S-C,  sodass  im  regulären  System  einschliesslich  der  holo- 
edrischen Formabtheilung  im  Ganzen  5  Symmetrieklassen  vorhanden  sind. 
Analog  ist  die  Herleitung  der  Symmetrieklassen  in  den  übrigen  Systemen 
und  es  ergiebt  sich  schliessli€h : 

das  reguläre  S.  besitzt  1  vollflächige  und  4  theilflächige  S.-E3assen 
das  hexagonale    S.        ,       1  „  <)     H  n  » 

das  tetragonale    S.        »1  „  ^6„  ^ 

das  rhombische    S.        ^       1  „  „       2  ^  „ 

das  monokline      S.        ^1  ^  ^2^  , 

das  trikline  S.        ^1  „  „1^  , 

insgesammt  sind  also  32  Symmetrieklassen  vorhanden. 

§  2.  Die  möglichen  einfachen  Formen  jeder  Symmetrie- 
klasse und  deren  Flächenzahl.  Die  hier  genannten  beiden  Fest- 
stellungen hängen  von  dem  Symmetriegrad  der  jedesmaligen  Symmetrie- 
klasse ab.  Ist  dieser  gegeben,  so  kann  man  sowohl  die  Zahl  der  Formen 
wie  die  Zahl  der  jeder  Form  angehörigen  Flächen  entweder  graphisch 
durch  die  Symmetriefigur  (s.  unten)  oder  arithmetisch  durch  Specialisirung 
in  Verbindung  mit  Permutation  der  Coefficienten  in  dem  Symbol  der 
allgemeinsten  Fläche  m a  :  nb  : pc  erhalten ;  auch  die  systematische  Ab- 
änderung der  Kantenwinkel  der  allgemeinsten  Form  führt  zum  gleichen  Ziel. 
Von  allen  3  Methoden  ist  in  der  Folge  gelegentlich  Anwendung  gemacht. 

Da  wir  aber  vorerst  nur  die  Symmetrieelemente  der  holoedrischen 
Klasse  kennen,  so  beginnen  wir  die  diesbezügliche  Untersuchung  mit  der 
Feststellung  der  holoedrischen  Formen  sammt  ihrer  Flächenzahl  und 
unterwerfen  erst  in  der  Folge  jede  so  erhaltene  Form  der  hemiedrischen 
Zeriallung.  •  Damit  gewinnen  wir  nicht  nur  alle  Formen  der  theilflächigen 
Symmetrieklassen,  sondern  zugleich  auch  deren  Symmetrieelemente. 

Zur  Herleitung  benutzen  wir  für  jede  holoedrische  Klasse  das 
stereographische  Bild  ihrer  Symmetrieelemente,  die  sogen.  Symmetrie- 
figur, die  dadurch  erhalten  wird,  dass  man  die  Symmetrieebenen  durch 
den  Mittelpunkt  einer  Kugel  legt  und  diese  dann  nach  den  Regeln  der 
stereographischen  Projection  auf  die  Ebene  projicirt  (vergl.  S.  27).  Die 
als  Kreise  und  gerade  Linien  dargestellten  Symmetrieebenen  zerlegen  das 
Bild  der  Kugeloberfläche  in  lauter  gleiche  sphärische  Dreiecke. 

Während  die  Symmetriefigur  die  Symmetrieebenen  als  grösste  Kreise  bezw. 
gerade  Linien  darstellt,  erscheinen  die  Symmetrieaxen  als  deren  Durchschnittsp linkte. 
Die  Zähligkeit  der  SA  kann  dadurch  zum  Ausdruck  gebracht  werden,  dass  man 
deren  Endpunkte  (Pole)  entsprechend  umrahmt,  also  für  die  6-,  4-,  3-  und  2-zähligen 
S-A  der  Reihe  nach  die  Signaturen  O  D  A  o  gebraucht.  —  Falls  ein  Symmetrie- 
centrum vorhanden  ist,  so  fällt  es  mit  dem  Mittelpunkt  des  Grundkreises  zusammen. 


Ableitung  der  einfachen  Formen.  45 

Mit  Rücksicht  auf  jedes  von  den  Symmetrieebenen  gebildete  sphä- 
rische Dreieck    der  Symmetriefigur  kann   ein  Flächenpol  7  verschiedene 
Lagen  einnehmen,  Fig.  27.     Die  Fläche   kann  wie 
Pol  1   zwischen  die  3  Seiten  fallen;   sie  kann  wie  ^  ^^' 

Pol  2,  3  oder  4  auf  den  Dreiecksseiten  oder  wie 
Pol  5,  6  oder  7  im  Durchschnitt  der  Seiten  liegen. 
Dieser  allgemeinste  Fall,  wonach  7  Arten  einfacher 
Formen  möglich  sind,  gilt  vom  regulären  System.  Für 
die  übrigen  Systeme  verringert  sich  die  Zahl  indessen. 

Im  hexagonalen  und  tetragonalen  System  wer- 
den die  beiden  Seiten  aa  und  hh  des  sphärischen 
Dreiecks  gleich ;  in  Folge  dessen  liefern  die  Pole  2 
und  3,  sowie  5  und  6  keine  wesentlich  von  einander 
verschiedene,  sondern  mit  einander  vertauschbare  Formen.  Die  Zahl  der 
einfachen  Formen  reducirt  sich  somit  auf  5. 

Im  rhombischen  System  sind  alle  3  Seiten  des  sphärischen  Drei- 
ecks unter  sich  gleich;  daher  liefern  die  Pole  2,  3  und  4,  sowie  5,  6 
und  7  keine  von  einander  verschiedene  Formen.  Die  Zahl  der  möglichen 
Formen  sinkt  somit  auf  3. 

Im  monoklinen  System  giebt  es  überhaupt  nur  noch  eine  S-E ;  die 
Flächenpole  können  daher  entweder  nur  auf  der  Projection  dieser  S-E 
oder  seitlich  derselben  liegen;  somit  sind  hier  nur  2  Arten  einfacher 
Formen  vorhanden. 

Im  triklinen  System  endlich,  das  ohne  S-E  ist,  kann  nur  1  Art 
einfacher  Formen  existiren. 

Wenn,  wie  eben  erwähnt,  im  hexagonalen  und  tetragonalen  System 
die  Pole  2  und  3,  sowie  5  und  6  auch  keine  ihrer  Gestalt  und  Flächen- 
zahl nach  verschiedene  Erystallformen  darstellen,  so  sind  sie  doch  gegen 
die  Coordinatenaxen  verschieden  orientirt.  Entsprechendes  gilt  für  das 
rhombische,  monokline  und  trikline  System.  Berücksichtigt  man  diese 
verschiedene  Orientirung  zu  den  Axen,  so  ergeben  sich  nicht  nur  für 
das  reguläre  System,  sondern  scheinbar  auch  für  die  holoedrischen  Ab- 
theilungen der  übrigen  Systeme  je  7  einfache  Formen,  wie  das  des  Näheren 
bei  der  Besprechung  der  einzelnen  Systeme  zum  Nachweise  gelangt. 

Nachdem  so  die  Zahl  der  holoedrischen  Formen  festgestellt  ist, 
folgt  die  Zahl  der  zugehörigen  Flächen  aus  dem  unmittelbaren  Anblick 
der  Symmetriefigur:  da  in  derselben  alle  aus  dem  Durchschnitt  von 
Symmetrieebenen  hervorgegangenen  sphärischen  Dreiecke  gleich  sind,  so 
muss  irgend  ein  Flächenpol  eines  Dreieckes  sich  in  gleicher  Weise  in 
allen  vorhandenen  Dreiecken  wiederholen;  man  hat  also  bloss  die  durch 
die  jedesmalige  Symmetrie  bedingten  Wiederholungen  zu  zählen,  um  die 
Gesammtflächenzahl  der  Krystallform  zu  finden. 


46  Eigenschaften  der  hemiedrischen  Formen. 

Von  den  holoedrischen  Formen  gelangen  wir  zu  den  theilfläcbigen 
durch  gruppenweises  Unterdrücken  der  Symmetrieebenen,  was  dadurch 
geschieht,  dass  von  den  zu  den  wegfallenden  Symmetrieebenen  paarweise 
am  Holoeder  auftretenden  Flächen  je  eine  unterdrückt  wird,  während  die 
andere  sich  soweit  ausdehnt,  bis  sie  mit  den  sonst  verbleibenden  Flächen 
zum  Durchschnitt  gelangt.  Diese  Operation,  für  jede  Symmetrieklasse 
an  jeder  holoedrischen  Form  vorgenommen,  liefert  unmittelbar  die  hemi- 
edrischen Formen  mit  ihren  erforderlichen  Flächen.  Für  diese  hemi- 
edrischen Formen  und  ihre  Flächenzahl  ergeben  sich  alsdann  folgende 
besondere  Eigenschaften: 

1.  Jede  Form  zerfallt  bei  der  hemiedrischen  Zerlegung  in  2  corre- 
late  Hemieder,  d.  h.  in  2  Formen,  die  mit  Bezug  auf  jede  verloren 
gegangene  Symmetrieebene  spiegelbildlich  gleich  sind  und  sich  nur  durch 
ihre  verschiedene  Stellung  zu  den  Erystallaxen  unterscheiden.  Besitzen 
die  beiden  correlaten  Formen  selbst  noch  Symmetrieebenen,  so  sind  sie 
zugleich  congruent  und  können  sowohl  durch  Drehung  wie  Spiegelung 
zur  Deckung  gebracht  werden.  Man  kann  sie  alsdann  beliebig  ver- 
tauschen und  unterscheidet  sie  ebenso  beliebig  in  eine  positive  oder 
directe  und  eine  negative  oder  inverse  Form. 

Gewöhnlich  nennt  man  dasjenige  Hemieder  positiv,  das  sich  durch  Vorherrschen 
in  der  Combination  oder  durch  besondere  physikalische  Eigenschaften  (Spaltbarkeit, 
Glanz  etc.)  auszeichnet. 

Besitzen  die  correlaten  Hemieder  keine  Symmetrieebene  und  zu- 
gleich kein  Symmetriecentrum  mehr,  so  sind  sie  zwar  auch  noch  inhalts- 
gleich, können  aber  nur  noch  durch  Spiegelung,  nicht  mehr  durch 
Drehung  zur  Deckung  gebracht  werden.  Sie  verhalten  sich  dann  wie 
rechte  und  linke  Körper  (z.  B.  rechte  und  linke  Handschuhe)  und  werden 
als  enantiomorphe  Formen  bezeichnet.  Enantiomorphe  Erystalle  sind 
zuweilen  durch  Circularpolarisation  ausgezeichnet,  z.  B.  Quarz,  Zinnober. 

Das  Symmetriegesetz  verlangt,  dass  nur  Formen  gleicher  Symmetrie 
mit  einander  in  Combination  treten.  In  Folge  dessen  können  niemals 
Combinationen  von  Hemiedern  mit  Holoedern  erscheinen,  und  ebenso 
können  nur  Hemieder  und  Tetartoeder  derselben  Symmetrieklasse  zu 
Combinationen  zusammentreten.  Zwei  correlate  Hemieder  ergänzen  sich 
zwar  wieder  zu  anscheinend  einfachen  holoedrischen  Formen;  sie  sind 
aber  Combinationen  sowohl  nach  ihrer  krystallographischen  Symmetrie 
wie  nach  ihrem  physikalischen  Verhalten. 

2.  Die  durch  einmalige  Anwendung  der  Hemiedrie  hervorgegangenen 
Formen  haben  im  Allgemeinen  nur  die  halbe  Flächenzahl,  Tetartoeder 
den  vierten  und  Ogdoeder  den  achten  Theil  der  ursprünglichen  holo- 
edrischen Formen.  Eine  Ausnahme  bilden  jedoch  jene  Formen,  deren 
Flächen  senkrecht  auf  den  unterdrückten  S-E  stehen :  bei  ihnen  dehnen 


Eigenschaften  der  hemiedrischen  Formen. 


47 


sich  naturgemäss  die  erhalten  bleibenden  Flächen  in  die  Ebene  der  ver- 
schwindenden aus,  d.  h.  deren  hemiedrische  bezw.  wiederholt  hemi* 
edrische  Formen  haben  dieselbe  Flächenzahl  wie  die  holoedrische  und 
sind  von  diesen  geometrisch  ununterscheidbar.  Erystallographisch  sind 
solche  Hernieder  jedoch  völlig  verschieden  von  den  gleichgestaltigen 
Holoedern,  was  schon  daraus  hervorgeht,  dass  sie  mit  typischen  Halb- 
flächnem  in  Combination  treten. 

Es  offenbaren  sich  demnach  hier  die  Unterschiede  zwischen  kry- 
stallographischer  und  geometrischer  Symmetrie,  von  denen  im  §  5  des 
vorigen  Capitels  die  Rede  war,  Unterschiede,  die  nicht  geometrisch,  wohl 
aber  physikalisch  feststellbar  sind. 

Um  sich  eine  Vorstellung  zu  machen,  wie  der  Unterschied  in  der  krystallo- 
graphischen  Symmetrie  gleichgestalteter  Formen  aus  der  Molekularstructur  theoretisch 
erklärt  werden  kann,  dienen  die  nachstehenden  Figuren. 

Fig.  28  sei  der  Querschnitt  eines  Krystalls  (etwa  eines  Würfels  des  regulfixen 
Systems),  in  welchem  die  in  Reihen  angeordneten  Punkte  die  Gruppirung  der  Erystall- 
moleküle  andeuten  mögen ;  2  Gruppen  senkrecht  zur  Zeichenebene  stehender  Symmetrie- 
ebenen seien  durch  die  Projectionslinien  a  a  und  b  b  angedeutet.  —  Sollen  aus  dieser 
Figur  die  S-E  aa  verschwinden,  so  kann  das  dadurch  geschehen,  dass  entweder  die 
Oktanten  II  und  III,  VI  und  VII  oder  die  Oktanten  I  und  VIII,  IV  und  V  unter- 
drückt werden,  w&hrend  die  jedesmal  übrigbleibenden  sich  ausdehnen.  In  beiden 
Fällen  bleibt  die  äussere  Umgrenzung  erhalten;  die  beiden  correlaten  Hemieder 
Fig.  29  u.  30  unterscheiden  sich   aber  von   einander  wie  vom  Holoeder   durch  die 


Fig.  28. 

r    a    Jt 


i 


/^ 

^1 

>^ 

Fig.  29. 


JT  *  r 


Fig.  30. 


Anordnung  der  Moleküle.  Fig.  29  ist  entstanden  aus  der  Unterdrückung  der 
Oktanten  U,  III,  VI  und  VII,  Fig.  30  aus  der  Unterdrückung  von  I,  VIII,  IV  und  V. 
—  In  analoger  Weise  stellen  Fig.  31  u.  32  je  eines  der  beiden  correlaten  Hernieder 
dar,  welche  hervorgehen,  sobald  aus  dem 


Fig.  31. 
a 


Fig.  32. 


77 


■^M 


C\ 


rvrx 


Holoeder  Fig.  ^8  die  Gruppe  der  S-E  b  b 
oder  sämmtliche  S-E  verschwinden.  Fig.31 
ist  aus  der  Ausdehnung  der  Oktan- 
ten III,  IV,  VII  u.  VIII,  Fig.  32  aus  der 
Ausdehnung  der  Oktanten  I,  III,  V  und 
VII  entstanden.  Die  äussere  Begrenzung 
musste  auch  in  diesen  beiden  Fällen 
erhalten  bleiben. 

Die  vorstehenden  Figuren  lassen  somit  erkennen,  dass  1)  zwei  correlate  Hemi. 
eder,  dass  ferner  2)  die  aus  einem  Holoeder. durch  verschiedene  Hemiedrien  hervor- 


\V  / 


48  Zwillinge.    Zwillingsfläche.    Zwillingaaxe. 


gehenden  Formen  unter  eich  und  mit  dem  Holoeder  gleiche  äussei-e  Gestalt  haben 
können,  dabei  aber  in  ihrer  Molekularstructur  sammtlich  verschieden  sind.  Bei  den 
einzelnen  Systemen  werden  wir  auf  entsprechende  Beispiele  stosaen,  so  bleibt  z.  B.  das 
holoedrische  Hexaeder  und  ebenso  das  Rhomben dodekaeder  des  regulären  Systems  in  den 
3  hemiedrischen  und  der  einen  tetartoedrischen  Abtheilung  dieses  Systems  unverändert. 
Die  vorstehenden  Figuren  eröffnen  aber  auch  das  Verständniss  dafür,  dass  die 
auf  den  Krystallflächen  durch  Einwirkung  ätzender  Flüssigkeiten  erzeugten  Gruben 
und  Aetzhügel,  die  sogen.  Aetzfiguren,  sich  in  ihrer  Symmetrie  der  Symmetrie  der 
Flächen  anschliessen  und  so  zur  Controle  benutzt  werden  können. 


Capitel  VII. 

Zwillinge. 

§  1.  Parallelverwachsungen,  Zwillingsverwachsongen.    §  2.  Zwillinge  mit 
parallelem  nnd  geneigtem  Axenkrenz.     §  3.   Mimetische  Erystalle, 

Pseudosymmetrie. 

§  1.  Wenn  2  Krystallindividuen  derselben  Mineralspecies  irgendwie 
mit  einander  verwachsen,  so  gelingt  es  immer,  sei  es  durch  Spiegelung 
nach  einer  Fläche,  sei  es  durch  Drehung  um  eine  Axe  die  Parallel- 
stellung (Deckung)  des  einen  Individuums  mit  dem  anderen  herbei- 
zuführen. Die  Spiegelungsebene  und  die  Drehaxe  sind  alsdann  Sym- 
metrieelemente der  Verwachsung. 

Für  den  Fall,  dass  beide  Symmetrieelemente  der  Verwachsung  auch 
solche  der  Einzelkrystalle  sind,  befinden  sich  beide  Individuen  schon  in 
Parallelstellung;  es  liegt  dann  eine  Parallelverwachsung  vor. 

Parallelverwachsungen  kommen  nicht  selten  vor  und  liefern  zuweilen  für 
einzelne  Mineralien  ganz  charakteristische  Gestalten  (Markasit,  Boumonit),  deren 
später  noch  bei  den  Aggregationsformen  gedacht  wird.  Bei  einzelnen  Mineralien 
(Quarz,  Kalkspatfa)  laufen  in  der  Hauptsache  einheitlich  erscheinende  Einstalle  an 
der  Spitze  gelegentlich  in  gesonderte,  aber  parallel  gestellte  Individuen  aus. 

Haben  die  Symmetrieelemente  der  Verwachsung  gar  keine  geome- 
trischen Beziehungen  zu  den  Flächen  und  Kanten  der  Einzelkrystalle,  so 
spricht  man  von  einer  regellosen,  zufälligen  Verwachsung.  Da- 
gegen heisst  die  Verwachsung  eine  Zwillingsverwachsung,  kurz  ein 
Zwilling,  sobald  zwischen  ihren  Symmetrieelementen  und  den  Flächen 
bezw.  den  Kanten  der  Individuen  gesetzmässige  Beziehungen  existiren. 
Die  Symmetrieelemente  des  Zwillings  werden  dann  als  Zwillingsfläche 
und  Zwillings  axe  bezeichnet. 

Die  ber.  gesetzmässigen  Beziehungen  bestehen  in  Folgendem: 

Die  Zwillingsfläche  ist  zumeist  eine   am  Einzelkrystall  vorhandene 

oder  doch  mögliche  Fläche,   gewöhnlich  eine  solche  mit  den  einfachsten 

Indices.    Sonst,  was  nur  im  monoklinen  und  triklinen  System  vorkommt, 

steht  sie  wenigstens  auf  einer  Krystallkante  senkrecht  oder  ist  senkrecht 


Zwillinge  und  Parallelverwachsungen.  VerwachBungsfläche.  49 

zu  einer  Erystallfläche  und  gleichzeitig  parallel  zu  einer  in  dieser  liegen- 
den Kante.  Eine  Symmetrieebene  der  einzelnen  Individuen  kann  sie  nur 
bei  ZwillingSYerwachsungen  hemimorpher  Krystalle  sein,  da  andernfalls 
Parallelstellung  vorliegen  würde. 

Die  Zwillingsaxe  ist  entweder  eine  Erystallkante  oder  doch  die 
Normale  einer  möglichen  Krystallfläche.  Sie  ist  mindestens  zweizählig 
und  kann  nur  in  Krystallen  ohne  Symmetriecentrum  zugleich  Symmetrie- 
axe  der  Individuen  sein. 

Im  Allgemeinen  hat  jeder  Zwilling  sowohl  eine  Zwillingsfläche  vne 
eine  Zwillingsaxe;  zwischen  beiden  besteht  die  Beziehung,  dass  sie  zu 
einander  senkrecht  sind.  Nur  bei  Zwillingen  von  je  2  rechten  oder 
je  2  linken  euantiomorphen  Individuen,  die  naturgemäss  nicht  durch 
Spiegelung  zur  Deckung  gebracht  werden  können,  giebt  es  keine  Zwil* 
lingsfi'äche,  sondern  nur  eine  Zwillingsaxe,  und  umgekehrt  existirt  eine 
Zwillingsaxe  nicht  bei  Zwillingen  von  je  einem  rechten  und  einem  linken 
Erystall,  hier  giebt  es  nur  eine  Zwillingsfläche. 

Durch  Angabe  des  Symbols  der  Zwillingsfläche  oder  der  Zwillings- 
axe ist  das  Zwillingsgesetz  bestimmt. 

Da  die  grosse  Mehrzahl  der  Zwillinge  zur  Zwillingsfläche  eine  krystallographisch 
mögliche  Fläche  hat,  so  genügt  fQr  die  meisten  Zwillinge  die  Definition:  Zwillinge 
sind  Verwachsungen  zweier  Erystallindividuen  derselben  Art,  symmetrisch  zu  einer 
Erystallfläche,  die  nicht  Symmetrieebene  ist. 

Die  Symmetrie  eines  Zwillings  mit  Bezug  auf  seine  Zwillingsfläche  tritt  äusser- 
ich  gewöhnlich  ebenso  wenig  hervor,  wie  der  ^Symmetriegrad  des  Individuums. 
Wiederum  liegt  das  Wesen  der  Symmetrie  darin,  dass  die  Winkel  correspondirender 
Flächen  beider  Individuen  durch  die  Zwillingsfläche  halbirt  werden  und  dieser  Um- 
stand zeigt  auch  den  Weg,  wie  durch  Messung  das  Zwillingsgeseiz  festzustellen  ist. 
Ist,  wie  es  häufig  vorkommt,  die  Zwillingsfläche  zugleich  als  Erystallfläche  an  beiden 
Individuen  vorhanden,  so  kann  man  in  vielen  Fällen  das  Zwillingsgesetz  daran  er- 
kennen, dass  man  diejenige  Fläche,  d.  h.  die  Zwillingsfläche,  aufsucht,  die  an  beiden 
Individuen  parallel  ist. 

Von  der  geometrischen  Eigenschaft,  die  Individuen  eines  Zwillings  durch 
Drehung  von  180°  zur  Deckung  bringen  zu  können,  macht  man  Gebrauch  bei  der 
Herstellung  von  Zwillingsmodellen;  man  zerschneidet  ein  Individuum  parallel  seiner 
Zwillingsfläche  und  verdreht  die  eine  Hälfte  gegen  die  andere  um  180°. 

Neben  der  Zwillingsfläche  ist  die  Verwacbsungsfläche  zu  unter- 
scheiden. In  den  meisten  Fällen  ist  die  Zwillingsfläche  zugleich  die  Ver- 
wachsungsfläche, in  anderen,  auch  nicht  seltenen  Fällen  ist  es  irgend  eine 
beliebige,  krystallographisch  mögliche,  oder  willkürliche,  vielfach  auch 
unebene  Fläche.  Gar  nicht  selten  steht  die  Verwacbsungsfläche  senkrecht 
auf  der  Zwillingsebene  und  kann  alsdann  bei  flüchtiger  Betrachtung  für 
diese  gehalten  werden  und  so  zu  Irrthümern  Veranlassung  geben  (Fig.  41). 

Zwillinge,  deren  Individuen  in  einer  einzigen  ebenen  Fläche  zu- 
sammenstossen,  heissen  Berührungs-*  oder  Juxtapositionszwillinge; 

Klockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  4 


50  ZwillingBarten.    Viellinge  und  ihre  Arten. 

solche,  deren  Individuen  in  unregelmässiger  oder  unebener  Fläche  mit 
einander  verwachsen  sind  und  sich  dabei  zum  Theil  oder  ganz  durch- 
dringen, heissen  Durchwachsungs-  oder  Penetrationszwillinge.  — 
Es  können  auch  durch  den  Wachsthumsprocess  die  sonst  die  Zwillinge 
vor  den  einfachen  Erystallen  auszeichnenden  einspringenden  Winkel  ganz 
ausgefallt  sein  und  dann  sind  die  Zwillinge  als  solche  nur  an  der  sogen. 
Zwillingsnaht  oder  bei  vorhandener  Oberflächenzeichnung  (Streifung) 
an  der  Fiederstreifung  der  Flächen  zu  erkennen. 

§  2.  Man  kann  2  Arten  von  Zwillingen  unterscheiden,  je  nach- 
dem die  Axenkreuze  beider  Individuen  sich  in  paralleler  oder  in  ge- 
neigter Stellung  befinden.  Zwillinge  der  ersten  Art  können  nur  bei 
hemiedrischen  und  tetartoedrischen  Formen  vorkommen,  welche  durch 
eine  derartige  Zwillingsverwachsung  bei  gleichzeitiger  Durchdringung  der 
Individuen  die  ihnen  durch  Hemiedrie  oder  Tetartoedrie  verloren  ge- 
gangenen Symmetrieebenen  wieder  erwerben,  sich  somit  also  zur  holo- 
edrischen Symmetrie  ergänzen.  Daher  heisst  diese  Art  Ergänzungs- 
zwillinge. Häufiger  als  diese  Art  sind  Zwillinge  mit  geneigtem 
Axenkreuz  (normale  Zwillinge),  die  sich  in  gleicher  Weise  bei  den 
holo-  wie  hemiedrischen  und  tetartoedrischen  Formen  finden. 

Die  Zwillingsverwachsung  kann  sich  mehrfach  wiederholen;  zu 
einem  zweiten  Individuum  kann  nach  demselben  Gesetz  noch  ein  drittes, 
viertes  etc.  treten.  Man  spricht  dann  von  Drillingen,  Vierlingen  etc. 
und  von  Viellingen. 

Wenn  bei  einer  solchen  wiederholten  Zwillingsbildung,  einem  Zwil- 
lingsstock, dieselbe  Fläche  mit  den  gleichen  Vorzeichen  ihrer  In- 
dices  immer  wieder  von  Neuem  als  Zwiilingsfiäche  auftritt,  so  entstehen 
polysynthetische  Viellinge.  Dabei  befinden  sich  nur  die  an  einander 
stossenden  Individuen  in  Zwillingsstellung,  während  die  abwechselnden 
in  Parallelstellung  liegen  (Fig.  42  u.  43).  Werden  alsdann  die  einzelnen 
Individuen  in  der  Richtung  der  Zwillingsaxe  stark  verkürzt,  so  gehen 
sie  in  Zwillingslamellen  über  und  der  ganze  Vielling  bekommt  eine 
Zwillingsriefung  (Fig.  43),  was  z.  B.  bei  den  Plagioklasen  eine  ganz 
normale  Erscheinung  ist. 

Wechseln  dagegen  die  Vorzeichen  der  Zwillingsfläche  eines 
Zwillingsstockes,  d.  h.  findet  die  wiederholte  Zwillingsverwachsung  nach 
mehreren,  durch  ihr  Vorzeichen  unterschiedenen  Flächen  derselben  einfachen 
Krystallform  statt,  so  entstehen  cyclische  Viellinge  (Wendeviellinge),  bei 
denen  überhaupt  keine  Individuen  mehr  parallel  lagern  (Fig.  44 — 47). 

Es  giebt  auch  Viellinge,  bei  denen  die  Individuen  nach  verschiedenen 
Gesetzen  mit  einander  verbunden  sind;  solche  heissen  Doppelzwillinge; 
sie  werden  nicht  selten  an  den  Orthoklasen  und  Plagioklasen  angetroffen. 


Cyclische  Zwillinge. 


51 


Die  cyclischen  Viellinge  sind  von  besonderem  Interesse.  Ihr  Aussehen  kann 
mannigfacher  Art  sein»  je  nachdem  die  Vorzeichen  der  Zwillingsfläche  wechseln  (cf. 
den  verschiedenen  Habitus  der  Zwillinge  am  Rutil,  die  alle  nach  demselben  Gesetz 
gebildet  sind).  Sind  die  nach  einander  als  Zwillingsflächen  fangirenden  Krystall- 
flächen  tautozonal,  so  gruppiren  sich  bei  sonst  regelmässiger  Ausbildung  die  Indi- 
viduen  um  eine  Axe  (die  Zonenaze  der  Zwillingsflächen),  sind  sie  nicht  tautozonal, 
so  gruppiren  sie  sich  um  einen  Punkt  (den  Punkt,  in  dem  die  verschiedenen  Kanten 
der  Zwillingsflächen  zusammentreffen).  Wachsen  nun  die  Individuen  derartiger  Zwil- 
ling^sstöcke  über  die  gemeinsame  Axe  oder  den  gemeinsamen  Punkt  regelmässig  hinaus 
fort  (Fig.  48  u.  49),  also  gewissermassen  Penetrationsviellinge  bildend,  so  können 
Gruppirungen  von  ausserordentlich  regelmässigem  Aussehen  entstehen.  Solcher  Art 
sind  die  Zwillingsverwachsungen  bei  den  im  folgenden  Paragraphen  besprochenen 
mimetischen  Erystallen. 


1.  Zwillinge  mit  parallelen  Axen. 

Fig.  34. 


Fig.  88. 


(Ergänzungszwillinge.) 


Fig.  85. 


Durchkreuzungs-  Berührungszwilling 

Zwilling  des  Diamants.  des  Kalkspaths. 


Durchkreuzungs- 
zwilling des  Pyrits. 


2.  Zwillinge  mit  geneigten  Axen.   (Normale  Zwillinge.) 
a)   Berührungszwillinge. 


Fig.  36. 


Fig.  37. 


Fig.  38. 


Ealkspath. 


Gyps. 


Adular. 


b)   Durchkreuzungszwillinge. 
Fig.  39.  Fig.  40.  Fig.  41. 


TT 


Flussspath. 


Staurolith. 


^^bJ 


Orthoklas  *). 


M 


^)  Zwillingsfläche  ist  verschieden  von  der  Verwachsungsfläche.    (Zwillingsfläche 
stumpft  die  Kante  TT  ab,  Verwachsungsfläche  M.) 


52 


Verschiedene  Arten  von  Zwillingen. 


9.  Yiellinge. 

a)   PolysynthetiacheViellinge. 

Fig.  43. 

Fig.  42. 


Schema 
(Drilling). 


Aragonit  mit  Zwillingsriefung. 


Fig.  44. 


b)   CyclischeViellinge. 

Fig.  45. 

Fig.  46. 


Fig.  47. 


Schema 
(Drilling). 


Markasit  (Vierling). 


Rutil 
(Drilling). 


Hausmannit 
(Fünfling). 


c)   Mimetische   Krystalle. 
Fig.  48.  Fig.  49. 


Schema. 


Scheinbar  hexagonale  Combination 
des  rhombischen  Chrysoberylls. 

Fig.  52.  Fig.  58. 


Fig.  50. 


Flg.  51. 


Wiederholte  Zwillingsverwachsung  des  Harmotoros;    aus  monosymmetr.  Individuen 
entstehen  nach  und  nach  Formen  vom  Symmetriegrade  des  regulären  Systems. 

§  3.    Vom  geometriscben  Standpunkt  aus  kann  man  jede  Zwillings- 
verwachsung als  ein  Streben  nach  höherer  Symmetrie  bezeichnen. 

Während    durch    einfache    Zwillingsverwachsung    der   resultirende 


Mimetische  Eiystalle.  53 


Zwilling  nur  ausnahmsweise  (monoklines ,  triklines  System;  Ergänzungs- 
zwillinge) einen  höheren  Symmetriegrad  erlangt  (denn  die  S-E  des  In- 
dividuums kommen  zumeist  für  den  Zwilling  wieder  in  Wegfall),  kann 
ein  Zwillingsstock  durch  mehrfache  cyclische  Verwachsung  eine  so 
grosse  Zahl  von  S-E  neu  erwerben,  dass  der  erlangte  Symmetriegrad 
sich  mit  dem  eines  höheren  Systems  deckt.  Kommt  nun  hinzu,  dass  die 
cyclisch  gruppirten  Individuen  über  den  gemeinsamen  Mittelpunkt  regel- 
mässig hinaus  fortgewachsen  sind  und  ferner  —  was  noch  wichtiger  — , 
dass  die  einzelnen  Individuen  Winkelverhältnisse  besitzen,  die  ein  Aus- 
füllen der  für  die  Zwillinge  sonst  charakteristischen  einspringenden  Kanten 
ermöglichen,  so  kann  leicht  eine  Verwechslung  eines  solchen  Zwillings- 
stockes mit  einem  einfachen  Krystall  von  höherem  Symmetriegrade  her- 
beigeführt werden.  Derartige  scheinbar  einfache  Krystalle,  deren  Sym- 
metriegrad auf  vielfache  cyclische  Zwillingsverwachsung  zurückzuführen 
ist,  heissen  mimetische  Krystalle.  Dieselben  sind  in  neuerer  Zeit 
sehr  wichtig  geworden,  nachdem  namentlich  Mallard  auf  sie  aufmerk- 
sam gemacht  und  sie  zur  Erklärung  mancher  optischen  Anomalien  (z.  B. 
am  Boracit,  Chabasit,  Apophyllit  etc.)  herangezogen  hat. 

Die  Vorbedingung  fttr  mimetische  Krystalle  bilden  geeignete  Winkel 
der  Individuen.  Es  ist  nun  recht  häufig,  dass  Krystalle  niederen  Sym- 
metriegrades Winkel  besitzen,  die  den  charakteristischen  Winkeln  von 
Systemen  höheren  Symmetriegrades  sehr  nahe  kommen,  ja  sie  zuweilen 
bis  auf  wenige  Minuten  erreichen  und  bereits  in  ihren  Gombinationen 
eine  höhere  Symmetrie  nachahmen.  Ein  derartiges  Verhalten  der  Kry- 
stalle wird  mit  dem  Namen  „Pseudosymmetrie'^  belegt.  Viele  Krystalle 
des  rhombischen  Systems  liefern  hierher  gehörige  Beispiele,  unter  anderen 
die  Mineralien  der  Aragonitgruppe ,  bei  denen  der  Winkel  des  Vertical- 
prismas  nahe  120^  ist,  d.h.  dem  charakteristischen  Winkel  des  hexa- 
gonalen  Systems  entspricht.  Solche  pseudosymmetrische  Krystalle  lieben 
es,  nicht  nur  in  ihren  Gombinationen  den  Habitus  eines  anderen  Systems 
anzunehmen,  sondern  sie  bilden  auch  häufig  cychsche  Zwillingsstöcke,  in 
welchen  die  den  charakteristischen  Winkel  eines  anderen  Systems  ein- 
schliessenden  Flächen  als  Zwillingsflächen  auftreten,  d.  h.  sie  bilden  gern 
mimetische  Krystalle,  bei  denen  die  einspringenden  Winkel  oft  derartig 
gering  sind,  dass  nur  die  Beachtung  etwaiger  Zwillingsstreifung  oder 
erst  die  optische  Untersuchung  resp.  die  Aetzung  der  Krystallflächen  die 
Zwillingsnatur  nachweist. 

Vergl.  die  Fig.  48—53.  Die  Fig.  50—58  stellen  die  Herausbildung  von  9  Sym- 
metrieebenen aus  moDOsymmetrischen  Individuen  durch  wiederholte  Zwillingsver- 
wachsnng  dar.  Die  monoklinen  Individuen  des  Harmotoms  haben  in  Fig.  50  rhom- 
bische, in  Fig.  51  quadratische  und  in  Fig.  52  reguläre  Symmetrie.  In  Fig.  53  sind 
die  Winkel  ausgefüllt  und  die  Form  gleicht  abgesehen  von  der  Zwillingsstreifung 
einem  regulären  Rhombendodekaeder. 


54 


1.  Reguläres  System.    I.  El.   Holoedrie. 


Capitel  VIII. 
Einzelbeschrelbung  der  Krystallsfsteme. 

1.  Reguläres  System. 

Das  reguläre  System  hegreift  diejenigen  SymmetrieMassen,  dereti 
Formen  auf  S  gleiche  rechtwinklige  Axen  bezogen  tverden  köfincfi. 

Daraus  folgt: 

1.  für  die  Symmetriecharakteristik  des  Axenkreuzes  und  damit  der 
zugehörigen  holoedrischen  Symmetrieklasse 

9S-E,     18S-A,     IS-C    und 

2.  für  die  Axenelemente  des  Systems 

a  :  a  :  a     und     a  =  ß  =  y  =  90  ^ 
Die  Axen  müssen  für  jede   einzelne  Form  so  ausgesucht  werden, 

dass  sie  gleich   sind  und  recktwinklig  auf  einander  stehen;   das  ist  der 

Fall,  wenn  man  sie  aus  dem  Durchschnitt  der 
allen  Symmetrieklassen  des  Systems  gemein- 
samen Hexaederflächen  hervorgehen  lässt.  Man 
stellt  sie  so,  dass  eine  Axe  (a,)  auf  den  Be- 
schauer zuläuft,  die  zweite  (a„)  quer  liegt  und 
die  dritte  («>„)  vertical  steht  (Fig.  54). 

Dem  regulären  System  gehören  5  Sym- 
metrieklassen an.  Aus  der  höchstsymmetri- 
schen Klasse,  der  Holoedrie,  leiten  sich  die 
übrigen  4  Klassen  durch  Hemiedrie  bezw. 
wiederholte  Hemiedrie  (Tetartoedrie)  ab.    Da 

keine  singulare  Zweiseitigkeit  vorhanden  ist,  so  kann  es  in  diesem  System 

eine  Hemimorphie  nicht  geben. 


Fig.  54. 


I.  Klasse.    Holoedrie. 
(Hexakisohtaeärische  Klasse,) 

9  S-E,  von  denen  3  den  Hexaed«rflächen ,  6  den  Rhombendodekaederfl&eheii  ent- 
•prechen.  13  S-A,  nfimllch  3  vierx&hllge  S-A,  senkrecht  auf  den  Hexaederfl&ehen ;  4  drei- 
sAhlige  S-A,  senkrecht  auf  den  OkUederll&chen ;  6  xweixAhlixe  S-A,  tenkreeht  auf  den 
Rhombendodekaederfl&chen.    S-C  vorhanden. 

Die  genannten  Symmetrieelemente  sind  in  der  Symmetriefigur  55  zur 
Anschauung  gebracht,  wo  die  Kreisbögen  S-E,  deren  Durchschnittspunkte 
4-,  3-  und  2-zählige  S-A  bedeuten;  aus  derselben  geht  hervor,  dass  die 
9  S-E  48  gleichwertige  Räume  bezw.  sphärische  Dreiecke  erzeugen. 


1.  Regol&res  System.    I.  Kl.    Holoadrie. 


55 


Der  Forderung,  dass  alle  Flachen  derselben  einfachen  Form  gleiche 
Indices  bekommen,  wird  durch  die  Wahl  der  3  yierzähligen  S-A,  die 
ans  dem  Durchschnitt  der  Hexaederflächen  herrorgehen,  zu  Erystallaxen 
genügt 

Die  einfachen  Formen.  Es  sind  7  verschiedene  holoedrische 
Formen  möglich,  deren  Ableitung  unmittelbar  aus  der  schematischen 
Einzeichnung  der  7  in  jedem  sphärischen  Dreieck  möglichen  Flächen- 
lagen in   die  Symmetriefigur  55  hervorgeht.    In  der  Projection  Fig.  56 


Fig.  55. 


Kg.  56. 


ist  die   Eintragung   der   oberen  Pole   aller    7   Formen   ausgeführt;   der 
grösseren  Deutlichkeit  wegen  ist  in  Fig.  57  einer  der  8  unter  sich  gleichen 

Fig.  57. 


010 


□  Hexaeder 


-HhO 


X  Hexahisohtaeder 

O  Deltoidihosifetraeder 

^%  Tniahisohtaeden 

^^  Ohtaedcn 

O   Rhonibendodehaeden 


Oktanten  in  grösserem  Maassstab  gezeichnet,  worin  die  Pole  der  einzelnen 
Formen  durch  besondere  Zeichen  unterschieden  sind. 

Die  7  einfachen  Formen  können  ausser  wie.  vorstehend  auch   er- 
halten werden  aus  der  Specialisirung  der  Coefficienten  bezw.  der  Indices 


56 


1.  Regttläroe  System.    I.  EL    Holoadrie. 


Fig.  59. 


der  allgameiiiBtea  FKlclie,  also  einer  solchen  Fläche,  die  alle  3  Axen  in 
verschiedenen  Abständen  schneidet  Wir  bedienen  uns  für  diese  Her- 
leitung  der  direct  ablesbaren  WEiss'^schen  Coefficienten. 

!•  Die  allgemeine  Fläche  a:  ma  :  na  muss  der  herrschenden  Sym- 
metrie gemäss  in  jedem  der  48  gleich werthigen  Dreiecke  der  Symmetrie- 
figur einmal  auftreten;  die  volle  Form  wird  demnach  von  48  Flächen 
begrenzt  und  heisst 

Hexakisoktaeder  (a  :  ma  :  na);  [hkl],     Fig.  58. 
Fig.  58.  48  Flächen,  die  asymmetrisch  ßind  (ungleichseitige  Drei- 

ecke). 72  Kanten,  die  zu  je  8  in  den  S-E  liegen.  26  Ecken, 
die  nach  der  Zahl  der  in  ihnen  zusammenstossenden  Kanten  in 
3  Gruppen  zerfallen;  durch  je  2  gegenüberliegende  Ecken  geht 
eine  der  13  SA.    3  Arten  Winkel. 

2.  Die  Fläche  schneidet  2  Axen  in  gleichem, 
aber  grösserem  Abstand  als  die  dritte  Axe,  d.  h. 
m  =  n.  Die  Form  hat  dementsprechend  nur  24  Flächen 
und  heisst 

Deltoidikositetraeder  (a  :  ma  :  ma);  {hll],     Fig.  59. 

24  Flächen,  monosymmetrisch  (Deltoide).  48  Kanten,  die 
zu  je  8  bezw.  4  in  die  3  +  6  S-E  fallen.  26  Ecken,  und  zwar 
6  yierzählige,  12  zwei  -|-  zweizählige,  8  dreizählige;  durch  je 
2  gegenüberliegende  Ecken  geht  eine  der  13  S-A;  in  den  6 
vierzähligen  Ecken  münden  die  Axen.    2  Arten  Winkel. 

3.  Die  Fläche  schneidet  2  Axen  in  gleichem, 
aber  kleinerem  Abstand  als  die  dritte  Axe;  d.  h. 
m  oder  w  =  1 .  Die  Form  hat  wiederum  nur  24  Flächen 
und  heisst 

Triakisoktaeder  (a  :  a  :  ma);  \kkl}.   Fig.  60. 

24  Flächen,  monosymmetrisch  (gleichschenklige  Dreiecke). 
36  Kanten,  die  zu  12  +  24  in  die  3  +  6  S-E  fallen.  12  gleiche 
Kanten  davon  entsprechen  den  Oktaederkanten,  daher  erscheint 
die  Form  wie  ein  Oktaeder  mit  aufgesetzten  3*flächigen  Pyra- 
miden (Pyramidenoktaeder).  6  vier  +  vierzählige  Ecken,  in  denen 
die  Axen  münden,  ausserdem  noch  8  dreizählige  Ecken.  Zwei 
Arten  Winkel. 

4.  Die  Fläche  schneidet  alle  3  Axen  in  gleichem 
Abstand,  d.  h.  m  =  n  =  l.  Die  Zahl  der  Flächen 
reducirt  sich  dadurch  auf  8.     Die  Form  heisst 

Oktaeder  {a  :  a  :  a);  {Uli     Fig.  61. 

8  trisymmetrische  Flächen  (gleichseitige  Dreiecke).  12 
gleiche  Kanten,  die  in  die  3  gleichen  S-E  fallen.  6  vier- 
zählige Ecken,  in  denen  die  Axen  münden,  wUhrend  die  S-A 
die  Ecken  und  die  Mitten  der  Kanten  und  Flächen  verbinden. 
Nur  eine  Art  Winkel  von  109  ^  28'  16",4. 


Fig.  60. 


Fig.  61. 


1.  Reguläres  System.    L  El.    Holoedrie. 


57 


62. 


63. 


Fig.  63. 


5.  Die  Fläche  schneidet  nur  2  Axen,  diese  in  verschiedenem  Ab- 
stand, der  dritten  Axe  läuft  sie  parallel,  d.  h.  m  oder  n  =  oo.  Die  Form 
hat  24  Flächen  und  heisst 

Tetrakishexaeder  (a  :  ma  :  ooa);  {hkO],     Fig. 

24  monosymmetrische  Flächen  (gleichschenklige  Dreiecke). 
36  Kanten,  die  zu  je  6  in  die  6  gleichen  S£  fallen.  12  Kanten 
davon  entsprechen  den  Hexaederkanten,  daher  die  Form  wie  ein 
Hexaeder  ersdieint,  dessen  Flächen  4*8eitige  Pyramiden  aufge- 
setzt sind  (Pyramidenwürfel).  6  vierzählige  Ecken,  in  denen  die 
Axen  münden,  und  8  drei  -f-  dreizählige  Ecken.  2  Arten  Winkel. 

6.  Die  Fläche  schneidet  2  Axen  in  gleichem  Ab- 
stand und  läuft  der  dritten  parallel,  d.  h.  m  =  1  und 
n  =  oo.     Die  Form  hat  nur  12  Flächen  und  heisst 

Rhombendodekaeder  (a:a:ooa);  {110}.     Fig. 

12  disymmetrische  Flächen  (Rhomben),  die  den  6  gleichen 
S-E  entsprechen.  24  gleiche  Kanten.  8  dreizählige  und  6  vier- 
zählige Ecken;  in  letzteren  münden  die  Axen,  während  die 
S-A  die  Ecken  und  die  Mitten  der  Flächen  verbinden.  Zwei 
Arten  Winkel  von  90®  und  120  ^ 

7.  Die  Fläche  schneidet  nur  1  Axe  und  läuft 
den  beiden  anderen  parallel,  d.  h.  m  =  ^  und  w  =  oo. 
Die  Form  hat  nur  noch  6  Flächen  und  heisst 

Hexaeder  (aiooa:  ooa);  {100}.     Fig.  64.  Fig.  64. 

6  tetrasymmetrische  Flächen  (Quadrate),  die  den  3  gleichen 
SE  entsprechen ;  ihre  Durchschnitte  geben  die  Axen.  12  gleiche 
Kanten.  8  gleiche  dreizählige  Ecken.  Die  8-A  verbinden  die 
gegenüberliegenden  Ecken  und  die  Mitten  der  Kanten  und 
Flächen;  die  Axen  münden  in  der  Mitte  der  Flächen.  Nur 
eine  Art  Winkel  von  90  ^ 

Anm.  Weitere  specielle  Fälle  sind  nicht  denkbar;  die  Zahl  der  holoedrischen 
Körper  des  regulären  Systems  ist  somit  auf  7  beschränkt.  Von  diesen  sind  3,  näm- 
lich das  Oktaeder,  das  Hexaeder  und  das  Rhombendodekaeder  nur  von  einer  Art,  d.  h. 
nicht  variable  singulare  Formen ,  auch  wenn  sie  an  verschie- 
denen Substanzen  auftreten,  denn  ihr  Symbol  enthält  keine  unbe- 
stimmten Coefficienten.  Von  den  übrigen  4  Formen  können  jedoch 
mehrere  Arten,  selbst  am  selben  Krys^ll  erscheinen.  Da  m  und  n 
nur  zwischen  1  und  oo  variiren  können,  so  bilden  die  erstgenannten 
3  Formen  mit  den  Coefficienten  1  und  oo  die  Grenzformen  jener  4 
mit  den  variablen  Coefficienten  m  und  n. 

Die  6  Formen  Nr.  2 — 7  können  aufgefasst  werden  als  be- 
sondere, durch  Specialisirung  von  m  und  n  abgeänderte  Hexakis- 
oktaeder,  was  auch  in  anderer  Weise  geometrisch  begründet  werden 
kann.  Am  Hexakisoktaeder  treten  dreierlei  Winkel  auf,  nämlich 
an  den  Kanten  a?,  y  und  z  (Fig.  65);  werden  dieselben  zum  Theil 
gleich  oder  90  ^  120®  resp.  180  ^  so  reeultiren  dieselben  6  speciellen  Fälle  wie  oben, 
wovon  man  sich  leicht  am  Modell  eines  Hexakisoktaedera  überzeugt. 

Naümann's  Bezeichnung.  Naumann  geht  bei  seinen  Formsymbolen  vom  Okta- 
eder, das  als  0  bezeichnet  wird,  aus  und  betrachtet  alle  übrigen  Formen  als  aus 
demselben  hervorgegangen  durch  Modification  der  Axrnlängen.   Diese  Modificationen 


Fig.  65. 


58 


1.  R69«Utei  STstoni.    L  Kl.    fiöloedtie. 


Rg.  «6. 


leq».  die  AJUeitimfnahleB  ent^Hnaohen  utimittellNur  den  WBi88*ichen  CoefSoenten, 
die  BOB  dem  0  in  dar  Weise  rageeeUt  werden,  daes  der  grtaere  Ooeffio^ent  Tor, 
der  kleiaeie  binter  0  iteht  Es  ergeben  aicfa  demnach  für  die  7  einfachen  Formen 
der  Baäe  nach  die  Zeichen: 

mOn,    mOm,    mO^     O,    oo Oni,    ooO,    oo 0 cx>. 

Die  Zonenverhältnisse  der  holoedrischen  Formen  des  regulären 
fljeliifca  ei;gebeD  sich  unmittelbar  aus  dem  Anblick  der  Projectionen 
Flg.  56  u.  57;  die  Flachen  der  3  singulftren  Formen  Oktaeder,  Khomben- 
dodekaeder  und  Hexaeder  stehen  unter  einander  im  Zonenverband  (Fig.  66); 

alle  Deltoidikositetraeder  fallen  in  die  Zone 
Yon  Hexaeder  und  Oktaeder,  alle  Tnakis- 
oktaeder  in  die  Zone  Ton  Oktaeder  und 
Khombendoiekaeder,  und  alle  TefcrakisIieTa- 
eder  in  die  Zone  ron  Rhbmbendodekaeder 
und  Hexaeder.  Nur  die  Flächen  der  Hexa- 
kisoktaeder  liegen  ausserhalb  der  yon  den 
3  singulären  Flächen  gebildeten  Zonen. 

Von  diesem  spedfisehen  ZoneuT^rband 
des  regulären  Systems  macht  man  mit  Vor- 
theil  Oebraudi  bei  Entzifferung  der  flächen- 
reichen und  oft  Terzerrten  Gombinationen. 
Combinationen.     Die  Fig.  67—79  stellen  einige  Gombinationen 
dar.    Der  Würfel  stumpft  die  6  Ecken  des  Oktaeders  (Fig.  67),  ebenso 
die  6  yierzähligen  Ecken  des  Rhombendodekaeders  gerade  ab  (Fig.  68). 
Das  Rhombendodekaeder  stumpft  die  12  Kanten  des  Oktaeders  (Fig.  69) 


Fig.  67. 


Fig.  6& 


Fig.  6d. 


{111],    {HO],    {100]  {110],    {100] 


\111],   {110} 


und  ebenso  des  Würfels  (Fig.  70)  ab.  Das  Oktaeder  erscheint  am 
Würfel  an  dessen  8  Ecken  (Fig.  76),  am  Rhombendodekaeder  an  dessen 
8  dreizähligen  Ecken  (Fig.  71).  Wenn  die  Kanten  eines  Rhomben- 
dodekaeders gerade  abgestumpft  werden  (Fig.  73),  so  gehört  die  Form 
dem  Ikositetraeder  {J211]  an  etc. 

Da  bei  den  4  Formen  (a  :  a  :  wa),  (a  :  ma  :  ma)^  (a  :  ma  :  cx>a) 
und  {a  :  ma  :  na)  die  CoefBcienten  m  und  n  die  vezschiedentten  Werthe 


1.  Reguläres  System.    I.  El.    Holoedrie. 


59 


aDnehmen  können,    so  können   durch   das   Hinzutreten  solcher  Formen 
ausserordentlich    flächenreiche    Comhinationen    entstehen.     Nichtsdesto- 


Fig.  70. 


Fig.  71. 


Fig.  72. 


Fig.  73. 


1110\,  \100U  >11U 
Fig.  75. 


ifS 


M^MW 


illO\,  \211\ 
Fig.  76. 


)  1001  \hll\  \  1001  \hkO\ 

Fig.  77.  Fig.  78.  Fig.  79. 


1 


\100l\lll\  \lll\,\hll\  \100\,\kkl\  \100l\hkl\ 

Fig.  80. 


\jaiooa:ooei) 


(atmatma) 


{a.matooa)  6 


weniger  ist  selbst  bei  verzerrten  Kry- 
stallen  die  Entzifferung  flächenreicher 
Combinationen  leicht,  wenn  man  nur 
den  obigen  Zonenverband  berück- 
sichtigt. 

Man  verfährt  dabei  so,  dass  man 
zunächst  die  Lage  der  Axen  aufsucht 
und  mit  Rücksicht  auf  diese  die  Lage 
der  3  singulären  Formen  gleichviel 
ob  sie  vorhanden  sind  oder  nicht,  fest- 
stellt. Alsdann  sieht  man  zu,  wie  die 
sonst  auftretenden  Flächen  sich  zwi- 
schen diese  singulären  Formen,  also  zwischen  Hexaeder  und  Oktaeder, 
zwischen  Rhombendodekaeder  und  Oktaeder  oder  zwischen  Hexaeder  oder 


(rt:ft:a) 


ywa-ma) 


{a'-a-o^ot) 


60  1*  Reguläres  System.    II.  El.   Tetraedrische  Hemiedrie. 

Rhombendodekaeder  zonenmässig  einpassen.    Was  in  keine  dieser  Zonen 

fallt,  gehört  dem  Hexakisoktaeder  an.    Damit  sind  alle  Flächen  erkannt. 

Die  Fig.  80,   eins  der  48  Dreiecke  der  Projection  Fig.  56  wiedergebend, 

unterstützt  dabei  das  Gedächtniss. 

Zwillinge.     Mit  Ausnahme  der  Hexaeder-  und  Rhombendodeka- 

ederflächen,  die  bereits  S-E  sind,  können  alle  Flächen  der  Holoedrie  zu 

Zwillingsflächen  werden.     Praktisch  kommt  aber  nur  die  Oktaederfläche 

in   Betracht    oder    gleichbedeutend    da- 
^^*      *  *^*  mit  die  Fläche  des  Deltoidikositetraeder 

{^11],  weil  dessen  Flächen  senkrecht 
auf  jenen  des  Oktaeders  stehen.  Nach 
seinem  häufigsten  Vorkommen  wird  diese 
Zwillingsverbindung  als  Spinellgesetz  be- 
zeichnet.   Die  Zwillinge  sind  theils  Be- 

rührungs-,  Fig.  81  (Spinell,   Magnetit),   theils   Durchdringungszwillinge, 

Fig.  82  (Flussspath). 

Beispiele    für   die    holoedrische    Symmetrieklasse    des    regulären 

Systems  liefern  die  Krystalle  der  Mineralien  der  Spinellgruppe  (Spinell, 

Magnetit  etc.),  ferner  Bleiglanz,  Steinsalz,  Flussspath,  Granat  u.  a. 

Hemiedrische  Klassen. 

Es  sind  im  regulären  System  3  Symmetrieklassen  vorhanden,  die 
durch  Hemiedrie  aus  der  holoedrischen  Klasse  abzuleiten  sind.  Sie  gehen 
in  der  Weise  aus  den  Holoedern  hervor,  dass  aus  deren  Formen  ent- 
weder die  Gruppe  der  3  gleichwerthigen  oder  die  Gruppe  der  6  gleich- 
werthigen  oder  endlich  alle  9  S-E  gleichzeitig  austreten.  Dazu  kommt 
noch  1  tetartoedrische  Klasse. 


n.  Klasse.     Tetraedrische  Hemiedrie. 

(Hexahistetraedrische  Klasse,) 

6  S-E,  9  S-A,  davon  3  xwelifthllg  und  4  drelEfthllg.    Kein  S-C.    (Fig.  83.) 

Die  Formen  dieser  hemiediiscben  Elstöse  gehen  aus  den  Holoedern  dadurch 
hervor,  dass  die  3  Hexaederflächen  aufhören,  S-E  zu  sein,  während  die  6  Rhomben- 
dodekaederflächen  als  S-E  erhalten  bleiben. 

Da  die  austretenden  S-E  mit  den  Axenebenen  zusammenfallen,  so 
leiten  sich  die  hemiedrischen  Formen  aus  den  holoedrischen  in  der  Weise 
her,  dass  die  Auswahl  der  sich  ausdehnenden  und  der  unterdrückten 
Flächen  oktantenweise  erfolgt.  In  Fig.  84  sind  die  verbleibenden  Ok- 
tanten  weiss  gelassen,  die  verschwindenden  schraffirt  worden ;  durch  Um- 


1.  Regaläres  System.    IL  KL   Tetraedrische  Hemiedrie. 


61 


Fig.  88. 


Fig.  84. 


--^. 


kehrung  gehen  die  correlaten  Formen  hervor.  Correlate  Formen  weichen 
geometrisch  somit  nur  durch  ihre  Stellung  von  einander  ab;  durch 
Drehung  um  90^  gelangen  sie  mit  einander  zur  Deckung;  physikalisch 
sind  sie  aber  durchaus  verschieden.  Man  unterscheidet  sie  beliebig  als 
positive  (directe)  und  negative  (inverse)  Formen. 

Trägt  man,  wie  dies  ebenfalls  in  Fig.  84  geschehen  ist,  die 
7  Flächenpole  eines  der  48  gleichwerthigen  sphärischen  Dreiecke  in  die 
Projection  ein,  so  lehrt  der  blosse  Anblick,  dass  durch  die  hemiedrische 
Behandlung  die  Flächen  des  Hexaeders  {100],  des  Rhombendodeka- 
eders {110}  und  die  des  Tetrakishexaeders  {hkO}  nicht  betroffen  werden, 
da  ihre  Pole  gleichzeitig  in  die  verschwindenden  wie  in  die  verbleibenden 
Oktanten  fallen.  Sie  liefern  daher  keine  besonderen  geometrischen  Formen, 
wohl  aber  wird  ihre  krystallographische  Symmetrie  entsprechend  ver- 
mindert, was  durch  die  Aetzfiguren  controlirt  werden  kann.  Dagegen 
liefern  die  übrigen  4  Formen  der  Holoedrie  besondere,  durch  halbe 
Flächenzahl  unterschiedene  hemiedrische  Formen. 

Anm.  Zum  gleichen  Resultat  gelangt  man,  wenn  man  die  hemiedrische  Be- 
handlung direct  auf  die  einzelnen  holoedrischen  Formen  anwendet,  wie  in  den 
Fig.  85—91.    Die  Flächen  des  Rhombendodekaeders,   des  Hexaeders  und  des  Tetra- 


Fig.  85. 


Fig.  86. 


Fig.  87. 


Fig.  88. 


Fig.  89. 


Fig.  90. 


Fig.  91. 


62 


1.  Reguläres  System.    II.  EL   Tetraedrische  Hemiedrie. 


Fig.  92. 


Fig.  93. 


kishezaeders  stehen  auf  den  verschwindenden  8-E  senkrecht,  ihre  Formen  bleiben 
also  in  der  vollen  Flächenzahl  erhalten,  während  die  übrigen  4  Formen  nur  mit  der 
halben  Flächenzahl  auftreten. 

Die  einfachen  Formen  der  tetraedrischen  Hemiedrie  sind  somit 
folgende: 

*1.  Hexakistetraeder  p0«{AX;/}  und  iieg\hkl]^  Fig.  92,  aus  dem 
Hexakisoktaeder  in  2  correlaten  Formen,  die  nur  durch 
ihre  um  90  ^  gedrehte  Stellung  von  einander  verschieden 
sind,  hervorgehend. 

24  Flächen,  asymmetrisch  (ungleichseitige  Dreiecke),  36  Kan- 
ten  dreierlei  Art,   die   zu  je  6  in   die   6  S-E   fallen.     14  Ecken 
dreierlei  Art ;  in  den  6  2  -f~  2-kantigen  Ecken  münden  die  Azen, 
3   Arten  Winkel.     Die   Form   gleicht    einem   Tetraeder,    dessen 
Flächen  6-flächige  Pyramiden  aufgesetzt  und  dessen  Kanten  gebrochen  sind. 

*2.  Triakistetraeder  jt)o«{/i  ?n  und  neg\hllU  Fig.  93,  aus  dem 
Deltoidikositetraeder  in  2  correlaten,  nur  stellungsver- 
schiedenen Formen  hervorgehend. 

12  Flächen,  monosymmetrisch  (gleichschenklige  Dreiecke). 
6  +  12  Kanten,  die  zu  je  1  +  2  in  die  S-E  fallen.  Ecken  4  +  4. 
2  Arten  Winkel.  Die  Form  gleicht  einem  Tetraeder,  dessen 
Flächen  dreiseitige  Pyramiden  aufgesetzt  sind,  und  die  daher  auch 
Pyramidentetraeder  genannt  wird. 

"^3.  Deltoiddodekaeder  ;>os{A:X;Z}  und  negikklU 
Fig.  94,  aus  dem  Triakisoktaeder  in  2  correlaten,  nur 
stellungsverschiedenen  Formen  hervorgehend. 

12  Flächen,  monosymmetrisch  (Deltoide).  12+12  Kanten, 
die  zu  je  2  +  2  in  die  S-E  fallen.  14  Ecken  dreierlei  Art;  in 
den  2  +  2-kantigen  münden  die  Azen.    2  Ai*ten  Winkel. 

*4.  Tetraeder  pos\lll]  und 
fieg\lll]^  Fig.  95  u.  96,  aus  dem 
Oktaeder  in  2  correlaten,  stellungs- 
verschiedenen Formen  hervorgehend. 

4  Flächen,  trisymmetrisch  (gleichsei- 
tige Dreiecke).  6  gleiche  Kanten,  in  deren 
Mitten  die  Axen  ausmünden,  und  4  gleiche 
Ecken.    Nur  Winkel  einer  Art:  70*^  81'  43",6. 

5.  Tetrakishexaeder  \hkO],  geometrisch  übereinstimmend  mit 
der  holoedrischen  Form,  aber  krystallographisch  durch  geringere  Sym- 
metrie unterschieden.     Die  Flächen  sind  asymmetrisch. 

6.  ßhombendodekaeder  {iJföJ ,  desgl.,  die  Flächen  sind  mono- 
symmetrisch nach  der  kurzen  Diagonale  des  Rhombus. 


Fig.  94, 


Fig.  95. 


Fig.  96. 


Die  mit  *  hier  und  in  der  Folge  versehenen  Formen  weichen  geometrisch  von 
den  zugehörigen  Holoedern  ab. 


1.  Reguläres  System.    II.  Kl.   Tetraedrische  Hemiedrie. 


63 


7.  Hexaeder  {10 0\,  desgl.,  die  Flächen  sind  disymmetrisch  nach 
den  Diagonalen  des  Quadrats. 

Naumann*8  Bezeichnung.  Die  Formen  erhalten  die  Zeichen  ihrer  Holo- 
eder und,  soweit  sie  sich  geometrisch  davon  unterscheiden,  noch  den  Nenner  2. 
Die  positiven  und  negativen  Formen  werden  durch  die  Vorzeichen  unterschieden. 
Demnach  sind  die  Symbole  der  7  Formen  der  Reihe  nach: 


mOn 

5 


mOm 


mO 
2 


i -— ,     ooOm,    ooO,     ooOoo. 


Tetraedrische  Combinationen.  Nur  hemiedrische  Formen  und 
nur  solche  der  gleichen  Hemiedrie  können  mit  einander  in  Combination 
treten ;  wenn  daher  bei  tetraedrischen  Mineralien  das  Oktaeder  scheinbar 
auftritt,  so  ist  es  als  Combination  zweier  Tetraeder  aufzufassen.  Die 
Fig.  97 — 102  geben  einige  der  gewöhnlicheren  Combinationen.     Femer 


Fig.  97. 


Fig.  98. 


Fig.  99. 


poB\tll\.   \100\  \111U  ini\        l=neg\211l  n=neg\22JU  0=^\110\ 

mag  noch  hervorgehoben  werden,  dass  der  Würfel  die  Kanten  (Fig.  97), 
das  negative   oder   Gegentetraeder  die   Ecken   des  Tetraeders   (Fig.  98) 


Fig.  100. 


Fig.  101. 


Fig.  102. 


n^gilTlU  nfg\3l]\  neg  i  ll  1  U   \  1  2  0  \  \  1  0  0  ^   \  1  1  0  l  po,  i  1 1 1  \ 

gerade  abstumpft,  während  das  Rhombendodekaeder  die  Ecken  des- 
selben gerade  zuschärft.  —  Zur  mechanischen  Entzifferung  der  Com- 
binationen dient  auch  hier  Fig.  80. 

Zwillinge.  Am  häufigsten  sind  Ergänzungszwillinge:  die 
Individuen  verwachsen  symmetrisch  nach  den  Hexaederflächen,  d.  h. 
nach  jenen  Flächen,  die  in  der  tetraedrischen  Hemiedrie  als  S-E  aus- 
gefallen sind. 

Gewöhnlich  sind  solche  Zwillinge  Durchdringungszwillinge,  so  am 
Fahlerz  (Fig.  103).     Am  Diamant  wird  durch  die  Durchdringung  zweier 


34  1-  Regul&res  System.    III.  Kl.   Pentagonale  Hemiedrie. 

Individuen   symmetrisch  zur  Hexaederfläche  eine   Furchung  der  Kanten 
hervorgebracht  (Fig.  104). 

Daneben  kommen  auch  häufig  normale  Zwillinge  vor,  bei  denen 
wohl  ausnahmslos  eine  Tetraederfläche  oder  was  dasselbe  bedeutet,  die 
darauf  senkrechte  Fläche  des  Triakistetraeders  {^11}  die  Zwillings- 
fläche abgiebt.  Ein  Beispiel  liefert  der  Diamant  (vergl.  deswegen  den 
speciellen  Theil).     Im  Fall   der  Zinkblende  jedoch,   wo   die  beiden  In- 


Fig.  103.  Fig.  104.  Fig.  105. 


dividuen  sich  mit  Tetraederflächen  verschiedenen  Vorzeichens  berühren, 
erlaubt  das  Zwillingsgesetz  nicht  die  doppelte  Ausdruckweise;  hier  ist 
allein  {J211}  Zwillingsgesetz  (Fig.  105).  Häuflg  sind  auch  nach  diesem 
Gesetze  Zwillingslamellen  grösseren  Individuen  eingeschaltet,  z.  B.  Zink- 
blende (Fig.  105). 

Die  Flächen  des  Rhombendodekaeders  können,  da  sie  S-E  der 
tetraedrischen  Formen  sind,  als  Zwillingsflächen  nicht  erscheinen. 

Beispiele  der  tetraedrischen  Hemiedrie  liefern  die  Erystalle  von 
Diamant,  Zinkblende,  Fahlerz,  Boracit  etc. 


III.  Klasse.     Pentagonale  Hemiedrie. 

(DyakisdodeTcaedrische  Klasse.) 

Ton  den  9  8-E  der  Holoedrle  wird  die  Gruppe  der  6  glelchworthlgen  8*B  anter- 
drnckt;  et  verbleiben  demnnck  noch  8  glelchwerthlge ,  tenhreekt  auf  einander  stehende 
8-E.  Die  Zahl  der  S-A  vermindert  tieh  gleichzeitig  auf  7,  von  denen  4  drelE&hIif(  und 
3  EwelxAhllg  «Ind.    Das  S-C  bleibt  erhalten.    (Fig.  106.) 

A  n  m.  Somit  hören  die  Rhombendodekaederflächen  auf,  S-E  der  pentagonalen 
Formen  zu  sein,  während  die  Hezaederflächen  S-E  bleiben. 

Damit  die  6  gleichwerthigen  S-E  aus  den  Formen  der  Holoedrie 
verschwinden,  muss  die  Auswahl  der  unterdrückten  und  der  erhalten 
bleibenden  Krystallräume  so  erfolgen,  wie  Fig.  107  veranschaulicht.  Es 
verbleiben  somit  jedes  Mal  24  gleiche  Räume  und  es  gehen  2  Reihen 
correlater  Formen  hervor,  die  geometrisch  nur  durch  ihre  Stellung  ver- 
schieden sind  und  durch  eine  Drehung  um  90  ^  zur  gegenseitigen  Deckung 
gebracht  werden  können.  Die  correlaten  Formen  unterscheidet  man  auch 
hier  wieder  als  positiv  (direct)  und  negativ  (invers). 


1.  Reguläres  System.    III.  El.    Pentagönale  Hemiedrie. 


65 


Aus  der  Eintragung  der  Flächenpole  eines  der  sphärischen  Drei- 
ecke in  die  Symmetriefigur  107  ergiebt  der  blosse  Anblick,  dass  nur  das 
Hexakisoktaeder  und  das  Tetrakishexaeder  besondere,   durch   die  halbe 


Fig.  106. 


Fig.  107. 


Flächenzahl  ausgezeichnete  Formen  zu  liefern  vermögen,  während  die 
Pole  aller  anderen  Flächen  gleichzeitig  in  die  verbleibenden  wie  in  die 
unterdrückten  sphärischen  Dreiecke  entfallen,  somit  bei  diesen  die  äussere 
geometrische  Form  erhalten  bleibt. 

Anm.    Das  gleiche  Resultat  ergiebt  sich  auch,   wenn  man  die  hemiedrische 
Behandlung  direct  auf  die  einzelnen  holoedrischen  Formen  anwendet,  wie  in  den 


Fig.  108. 


Fig.  109. 


Fig.  110. 


Fig.  111. 


Fig.  112. 


Fig.  118. 


Fig.  114. 


Fig.  108—114.  Nur  die  Flachen  des  Hexakisoktaeders  Fig.  108  und  des  Tetra- 
kishezaeders  Fig.  112  stehen  nicht  senkrecht  auf  den  unterdrückten  S-£,  sind  es 
also  allein,  die  besondere  Formen  liefern. 

Die  einfachen  Formen  der  pentagonalen  Hemiedrie  sind  dem- 
nach folgende: 

*1.  Dyakisdodekaeder  ^o«{ÄÄ?}  und  neg{khl]^  Fig.  115  u.  116, 
aus  dem  Hexakisoktaeder  in  2  correlaten  Formen  hervorgehend. 

Klockmann,  Mineralogie,    s.  Aufl.  5 


66 


1.  Reguläres  System.    III.  El.    Pentagonale  Hemiedrie. 


Fig.  11.5. 


Fig.  116. 


Fig.  117. 


24  Flächen  asymmetrisch  (Trapeze).  Kan- 
ten:  12  + 12  +  24 ;  Ecken  6  +  8  +  12.  Dreierlei 
Winkel.  Die  S-A  verbinden  je  2  Würfel-  und 
Oktaederecken;  die  Krystallaxen  münden  in 
den  Würfelecken. 

2.  Deltoidikositetraeder  JÄZ?}, 
die  geometrisch  unveränderte  Form  der 
Holoedrie,  krystallographisch  durch  geringere  Symmetrie  unterschieden, 
die  Flächen  sind  asymmetrisch. 

3.  Triakisoktaeder  {kkl}^  desgl.,  die  Flächen  sind  asymmetrisch, 

4.  Oktaeder   {111] ^  desgl.,  die  Flächen  sind  asymmetrisch. 

*5.  Pentagondodekaeder  po8{hkO]  und  fi€(j{khO\,  Fig.  117. 
aus  dem  Tetrakishezaeder  in  2  correlaten  Formen  hervorgehend. 

12  Flächen,  monosymmetrisch  (Pentagone  mit  4+1  Seiten). 
Von  den  24  +  6  Kanten  fallen  6  Kanten  in  die  Symmetrieebenen : 
sie  heissen  die  charakteristischen  Kanten;  es  sind  das  die  un- 
gleichen Seiten  der  Pentagone.  Ecken  12  +  8;  zweierlei  Winkel. 
Die  Krystallaxen  verbinden  die  Mitten  der  charakteristischen  Kan- 
ten, die  S-A  ausserdem  noch  die  Oktaederecken.  —  Ein  Pentagon- 
dodekaeder mit  gleichseitigen  Pentagonen,  das  regelmässige  Pen- 
tagondodekaeder der  Geometrie,  kann  als  Krystallform  nicht  auf- 
treten, da  alsdann  h  =  1  +  j/ö,  also  irrational  wird. 

6.  Rhombendodekaeder  [110],  die  geometrisch  unveränderte 
Form  der  Holoedrie.  Die  Flächen  sind  monosymmetrisch  nach  der 
längeren  Diagonale  des  Rhombus. 

7.  Hexaeder  {100},  desgl.,  die  Flächen  sind  disymmetrisch  nach 
den  Seiten  des  Quadrats. 

Naümann's  Bezeichnung.  Die  Formen  erhalten  die  Zeichen  ihrer  Holoeder 
und,  soweit  sie  sich  geometrisch  unterscheiden,  noch  den  Nenner  2  und  zum  Unter- 
schied von  den  tetraedriscfaen  Formen  eine  eckige  Klammer.  Demnach  sind  die 
Symbole  der  7  Formen  der  Reihe  nach: 

±[^]'  •"^"''  "•^'  ^'  ±[-^T^]'  ~^'  ~^°°- 

Pentagonale  Combinationen.  In  den  Fig.  118—122  sind  einige 
der   häufigsten   Combinationen,    wie   sie   den   Pyrit  charakterisiren ,    zur 


Fig.  118. 


Fig.  119. 


Fig.  120. 


Fig.  121. 


Fig.  122. 


Darstellung  gebracht.     Es  bedeutet 

e  das  Pentagondodekaeder  {210\, 
s  das  Dyakisdodekaeder  {4^1}, 


1.  Reguläres  System.    IV.  El.   Plagiedrische  Hemiedrie.  67 

f  das  Dyakisdodekaeder  {321\^ 
h  das  Hexaeder  {10  0}^ 
d  das  Oktaeder  {IUI 

Die  charakteristischen  Kanten  des  Pentagondodekaeders  werden  durch 
die  Hexaederflächen  abgestumpft  (Fig.  118);  an  den  sogen.  Oktaeder- 
ecken des  Pentagondodekaeders  (Fig.  119),  wie  des  Dyakisdodekaeders 
tritt  das  Oktaeder,  an  den  Hexaederecken  des  Dyakisdodekaeders  das 
Hexaeder  auf.  Das  Rhombendodekaeder  erscheint  als  Abstumpfung  der 
Rhombendodekaederecken  beider  Formen.  Die  Combination  {^J[^>|,  {111} 
ähnelt  bei  gleich  grosser  Ausbildung  der  Flächen  dem  regelmässigen 
Ikosaeder  der  Stereometrie,  das  selbst  wegen  Irrationalität  der  Axen- 
abschnitte  nicht  auftreten  kann  (Fig.  120).  Tritt  in  diese  Combination, 
wie  das  häufig  am  Pyrit  der  Fall  ist,  noch  das  Dyakisdodekaeder  {3J21}  ein, 
so  bildet  das  letztere  eine  dreiflächige  Umrahmung  der  Oktaederflächen 
(Fig.  122). 

Zur  mechanischen  Entzifferung  flächenreicher  und  verzerrter  Com- 
binationen  ist  das  Dreieck  Fig.  80  gleichfalls  brauchbar. 

Zwillinge.     Die  Zwillinge  der  pentagonalen  Hemiedrie  sind,  wie 
zu  erwarten,  vorzugsweise  Ergänzungszwillinge,  d.  h.  die  Individuen  ver- 
wachsen symmetrisch  zu  den  als  S-E  verloren  gegangenen 
Rhombendodekaederflächen    und    erwerben    dadurch    die  ^^^-  ^^^' 

holoedrische  Symmetrie  wieder.  Charakteristisch  sind 
in  dieser  Beziehung  die  Durchdringungszwillinge  des 
Pyrits  (Fig.  123),  die  sogen.  Zwillinge  des  „eisernen 
Kreuzes*. 

Vereinzelt  kommen  auch  normale  Zwillinge  vor, 
so  nach  {111}  ebenfalls  am  Pyrit.  Nach  den  Hexa- 
ederflächen als  S-E  können  keine  Zwillingsverbindungen  auftreten. 

Beispiele  der  pentagonalen  Hemiedrie  liefern  die  Mineralien  der 
Pyritgruppe:  Pyrit,  Glanzkobalt,  Speiskobalt  etc. 


IV.  Klasse.     Plagiedrische  (gyroedriBche)  Hemiedrie. 

(Pentagonikositetraedrisclie  Klasse,) 

S&mmtlielie  9  S-E  der  ]l«l«edrle  werden  gleichseitig  unterdrückt ,  womit  auch  das 
S-C  verschwindet.  Die  retultlrenden  Formen  enthalten  an  Symmetrieelementen  nur  noch 
18  S-A,  von  denen  8  viera&hllg,  4  dreUAhlig  und  0  swelEAhlig  sind,  und  tlnd  enantio« 
morph.    (Fig.  12i.) 

Trifft  man  die  der  angegebenen  Symmetriecharakteristik  entsprechende 
Auswahl  der  erhalten  bleibenden  und  der  verschwindenden  Krystallräume, 
wie  es  Fig.  125  zeigt,   so  erkennt  man  sogleich,   dass  allein  das  Hexa- 


68 


1.  Reguläres  System.    V.  El.   Tetartoedrie. 


kisoktaeder  besondere  Formen  liefert,  und  zwar  2  correlate,  als  rechts 
und  links  zu  unterscheidende 

*Pentagoniko8itetraeder  Unks{hkl]  und  rechtslkhl},  Fig.  126 
u.  127. 

24  Flächen,  asymmetrisch,  ungleichseitige  Pentagone. 

Die  beiden  correlaten,  durch  Drehung  nicht  mehr  zur  Deckung  zu 
bringenden  Formen  erhält  man  entsprechend  auch  aus  der  Ausdehnung 
und  Unterdrückung  der  Hexakisoktaederflächen  nach  Anleitung  von  Fig.  128. 


Fig.  124. 


Fig.  125. 


Fig.  126. 


Fig.  127. 


Fig.  128. 


Dagegen  liefern  die  übrigen  6  holoedrischen  Formen  keine  geo- 
metrisch verschiedenen  Hemieder,  wohl  aber  ist  deren  krystallographische 
Symmetrie  vermindert:  die  Flächen  aller  plagiedrischen  Formen  sind 
asymmetrisch. 

Diese  Hemiedrie  ist  unter  den  Mineralien  spärlich  vertreten  und 
wird  gewöhnlich  nur  an  den  Aetzeindrücken  erkannt. 

Beispiele  liefern:  Rothkupfererz,  Sylvin,  Salmiak. 


V.  Klasse.     Tetartoedrie. 

(Tctraedrisch'pentagondodeJcaedrische  Klasse,) 

Keine  8-E,  ?  8-A,  von  denen  4  drels&hllg,  3  xwelz&hllg  find;  kein  S-C;  die  Formen 
tind  enanttoraorph.    (Fig.  1S9.) 

Sowohl  die  tetraedrischen  wie  die  pentagonalen  Hemieder  besitzen 
noch  Symmetrieebenen;   sie  können  also  noch  einmal  durch  den  Verlust 


2.  Hexagonales  Syatem. 


derselben  zerfallen.  In  beiden  Fällen  entstehen  aber  dieselben  tetarto- 
edrischen  Formen.  Da  keine  S-E  übrig  bleiben,  auch  das  S-C  ver- 
schwunden ist,  so  können  die  correlaten  Formen  durch  Drehung  nicht 
mehr  zur  Deckung  gebracht  werden. 

Nur  das  Hexakisoktaeder  liefert,  wie  aus  der  Projection,  Fig.  130, 
hervorgeht,  besondere  Tetartoeder,  und  zwar  4  correlate 


Fig.  129.- 


Fig.  180. 


y 


y\ 


-^-—\ ;^; \ ^ 


'^'Tetraedrische  Pentagondodekaeder,  nämlich  2  positive  rechte 
und  linke  Formen  {khll  Fig.  131  und  [hkl],  Fig.  132  und  2  negative 
rechte  und  linke  Formen  [hkl]  und  {khl}  ^  von  denen  die  corre- 
laten positiven,   sowie   die   corre- 


Fig.  131. 


Fig.  132. 


laten    negativen  Formen    enantio- 
morph  sind. 

Die  tetraedrischen  Pentagon- 
dodekaeder werden  von  12  asym- 
metrischen Flächen  begrenzt,  die 
ungleichseitige  Pentagone    bilden. 

Reguläre  tetartoedrische  Mineralien  sind  bisher  nicht  beobachtet; 
dagegen  sind  an  künstlichen  Salzen,  an  den  Nitraten  von  Baryum, 
Strontium  und  Blei,  femer  am  Natriumchlorat  tetartoedrische  Formen 
nachgewiesen. 

2.  Hexagonales  System. 

Des  hexagonale  System  ist  dadurch  charakterisirt ,  ddss  seine 
Formen  sich  auf  Äxen  beziehen  lassen,  von  denen  2  gleich  sind  und  sich 
unter  120^  schneiden,  während  die  dritte  ungleiche  Äxe  darauf  senkrecht  steht 

Daraus  folgt: 

1.  für  die  Symmetriecharakteristik  des  Goordinatensystems  bezw. 
der  holoedrischen  Klasse :  7  S-E,  7  S-A,  1  S-G  und 

2.  für  die  geometrischen  Gonstanten  des  Systems 

a\aic\     a  =  90«,     ß  =  90^     t  =  120«. 


70  2.  Hezagonales  System. 


Die  Azenelemente  enthalten   somit  nur   die   eine  Unbekannte — • 

c 

sodass  zur  Bestimmung  der  Axenelemente  eine  einzige  Winkelmessung 
ausreicht. 

Die  Axen  werden  so  aufgestellt,  dass  die  ungleiche  Aze  c  vertical, 
die  beiden  gleichen  horizontal  stehen.  Die  Orientirung  der  horizontalen 
Axen,  ihre  Unterscheidung  und  ihre  Vorzeichen  gehen  aus  Fig.  133  her- 
vor (BRAVAis'sche  Aufstellung). 

Die  charakteristischen  Winkel-,  resp.  Symmetrieverhältnisse  bringen 
es  mit  sich,  dass  noch  eine  Nebenaxe  a,„  existirt,  deren  Abschnitte  zwar 
für  die  geometrische  Bezeichnung  der  Flächen  überflüssig  sind,  aber  des 
symmetrischen  Aussehens  der  Flächensymbole  wegen  berücksichtigt  werden 
müssen.  Die  einzelnen  Flächen  jeder  Form  bekommen  nämlich  nur  dann 
gleiche  Indices,  wenn  deren  Abschnitte  auf  der  Nebenaxe  mit  in  das 
Symbol,  das  dadurch  viergliedrig  erscheint,  hineingezogen  wird.  Selbst- 
verständlich ist  der  Abschnitt  auf  der  Nebenaxe  a,„  von  denen  auf  den 
Axen  a,  und  a„  abhängig:  der  Index  /  der  Zwischenaxe  a,„  ist  =  A  +  h. 

Fig.  134. 


+  <»// 


Beweis  (Fig.  134).  Die  Abschnitte  einer  beliebigen  Fläche  KH  auf  den 
3  Horizontalazen  a,y  a„  und  a,„  seien  der  Reihe  nach  0 H^  OK,  OJ;  dann  ist 

0H:0K:0J=-4  a:-^a:^a. 

h  k  t 

Es  verhält  sich  nun  OH:  PH=OK:  PJ 
oder  OH:  OH—OJ=OK:OJ. 

das  ist  ~~h^'''h^ ~^^^^~jr  ^''  Y  ^  ^^^^  t  =  A  -|-  A:. 

Da  nach  der  zu  Grunde  gelegten  Axenaufstellung  die  Zwischenaxe  a,,,  nega- 
tives Vorzeichen  erhält,  so  ist  h  -\-k  -\-  i  —  o. 

Werden  statt  der  Indices  die  Goefficienten  benutzt,  schneiden  also  die  beliebigen 
Flächen  die  Axen  a,,  a„  und  a,„  der  Reihe  nach  in  den  Abständen  a,  ma  und  xa, 

so  ergiebt  sich  in  derselben  Weise  x  =  -j^-rrj-^ 

Dem  hexagonalen  System  gehören  12  Symmetrieklassen  an;  aus 
der  holoedrischen  Klasse,  deren  Symmetrieelemente  durch  diejenigen  des 
Axenkreuzes  gegeben  sind,  lassen  sich  die  übrigen  Klassen  herleiten,  und 


2.  Hexagonales  System.    VI.  Kl.   Holoedrie. 


71 


zwar  durch  einmalige  Hemiedrie  5  hemiedrische  Klassen,  durch  Wieder- 
holung der  Hemiedrie  weitere  5  tetartoedrische  Klassen  und  schliesslich 
durch  eine  letzte  hemiedrische  Zerfällung  1  ogdoedrische  Klasse.  Von 
diesen  12  Klassen  besitzen  4  eine  polare  Symmetrieaze ,  sind  somit 
hemimorph. 

In  der  nachfolgenden  Beschreibung  der  einzelnen  Klassen  hat  die 
hemiedrische  Ableitung  den  Eintheilungsgrund  abgegeben.  Sonst  löst 
man  die  12  Klassen  wohl  in  2  besondere  Krystallsysteme  auf,  in  das 
hexagonale  System,  ausgezeichnet  durch  eine  6-zählige  Symmetrieaxe 
und  in  das  trigonale  System,  ausgezeichnet  durch  eine  3-zählige 
Symmetrieaxe.  Diesem  hexagonalen  System  gehören  dann  die  5  nach- 
genannten Klassen  VI,  VII,  X,  XI  und  XIII  an.  Für  das  trigonale 
System,  auf  das  die  übrigen  Symmetrieklassen  entfallen,  die  sich  noch 
wieder  in  2  Gruppen  zusammenfassen  lassen,  je  nachdem  auf  der 
3-zähligen  Symmetrieaxe  eine  Symmetrieebene  senkrecht  steht  oder  nicht, 
wendet  man  gern  ein  Coordinatensystem  an,  das  aus  den  Kanten  des 
Rhomboeders  hervorgeht,  also  „alle  3  Axen  sind  gleich  und  schneiden 
sich  unter  den  gleichen  schiefen  Winkeln". 


VI.  Klasse.     Holoedrie. 
(Dihexagoital'bipyram ida le  Klasse,) 

9  8-E,  davon  1  horlBontal  und  6  unter  30 o  tieh  «ehneidende  vertleal.  9  8-A,  davon 
1  sechtfs&hllg  and  vertlcal  und  6  swelsAhllge  korisontal.    S-C  vorhanden. 

Die  Fig.  135  bringt  die  vorhandenen  Symmetrieebenen  zum  Aus- 
druck, durch  die  die  Kugeloberfläche  in  24  gleichwerthige  Dreiecke 
getheilt    wird.     In    jedem    dieser 


Dreiecke  sind  7  Flächenlagen  mög- 
lich, von  denen  sich  allerdings  die 
Pole  2  und  3,  ferner  5  und  6  nur 
durch  ihre  Orientirung  zum  Axen- 
kreuz  unterscheiden.  Daraus  er- 
giebt  sich  die  Zahl  der  mög- 
lichen einfachen  Formen  und  die 
zu  jeder  Form  erforderliche  Flä- 
chenzahl. 

In  gleicher  Weise  werden  die 
einfachen  Formen  mit  ihren  Flächen 
aus  dem  Symbol  der  allgemeinsten 
Fläche  und  dessen  Specialisirung 
erhalten.     Indem  wir   dieses  Ver- 


Fig.  135. 


72 


2.  Hezaf^onales  System.    VI.  EI.   Holoedrie. 


Fig.  136. 


fahren   einschlagen,    bedienen   wir  uns   wieder    der    direct   abzulesenden 
WEiss'schen  Coefficienten. 

1.  Jedem  der  durch  die  7  Symmetrieebenen  des  Systems  gebildeten 
24  gleichwerthigen  Räume  muss  eine  Fläche  mit  dem  allgemeinen  Zeichen 
a  :  ma  :  xa  :  nc  (Pol  1  in  Fig.  135)  angehören.     Die  volle  Form, 

Dihezagonale  Bipyramiden  (a:ma:  — xa  :  nc);  [hkil]  haben 
demnach  24  Flächen,  Fig.  136. 

Von  den  24  Flächen  schneiden  je  12  das  obere  positive  Ende  der  Verticalaxe,  je  12 
das  untere  negative  Ende  derselben,  die  ganze  Form  erscheint  demnach  als  eine  Doppel- 
pyramide, was  durch  den  Namen  zum  Ausdruck  gebracht  wird. 
Die  Begrenzungsflächen  sind  ungleichseitige  Dreiecke,  also  asym- 
metrisch. Die  36  Kanten  sind  dreierlei  Art:  12  Mittelkanten  z 
liegen  in  der  horizontalen  S-E,  12  Polkanten  x  und  12  Polkanten  y 
liegen  in  den  verticalen  8-E.  Ecken :  2  Polecken,  sowie  6  spitzere 
und  6  stumpfere  Mittelecken.  Winkel  ebenfalls  dreierlei  Art: 
nämlich  solche  an  den  Mittelkanten  z,  solche  an  den  Polkanten  x 
und  solche  an  den  Polkanten  y. 

A  n  m.    Dihexagonale  Bipyramiden,  bei  denen  die  Winkel  x 
und  f/  gleich  sind,  deren  Querschnitt  also  ein  regelmässiges  Zwölf- 
seit  ist,  können  nicht  auftreten,   da  alsdann  die  Axen abschnitte 
irrational  werden.    Es  wird  nämlich  m  ==  1  +  1/^3. 

Durch  Veränderung  der  Coefficienten  von  m  und  n  gehen  spitzere 
und  stumpfere  dihexagonale  Bipyramiden  hervor;  nur  in  den  nach- 
stehenden Fällen  resultiren  besondere  Formen. 

2.  Wird  in  den  dihexagonalen  Bipyramiden  der  Winkel  an  der  Pol- 
kante ^  =  180®,    gleichbedeutend  mit  m  =  oo,    so   fallen  je  2    in   der 

Kante  x  zusammenstossende  Flächen  zusammen: 
Hexagonale  Bipyramiden  I  Art  (a  :  ooa  :  — a  :  nc); 
ihOhl],  Fig.  137,  Pol  2. 

Doppelpyramide  mit  12  Flächen,  von  denen  6  dem  oberen, 
6  dem  unteren  Pol  angehören ;  die  Flächen  bilden  gleichschenklige 
Dreiecke,  sind  also  monosymmetrisch.  Kanten,  Ecken  und  Winkel 
sind  zweierlei.  Die  Horizontalaxen  münden  in  den  horizontalen  Ecken. 

3.  Wird  in  den  dihexagonalen  Bipyramiden  der 
Winkel  an  der  Polkante  y=  180®,  gleichbedeutend  mit 
a^z=ma„j  also  m  =  l^  so  fallen  je  2  in  der  Kante  y 
zusammenstossende  Flächen  zusammen: 
Hexagonale  Bipyramiden  II  Art  (a:a:  —  ^liamc); 
\h.h.2hj},  Fig.  138,  Pol  3. 

Die  Form  hat  wiederum  12  Flächen  und  stimmt  hinsichtlich 
ihrer  Gestalt,  der  Zahl  und  Beschaffenheit  der  Flächen,  Kanten, 
Ecken  und  Winkel  völlig  mit  der  Bipyramide  I  Art  überein;  sie 
unterscheidet  sich  nur  durch  ihre  Orientirung  zu  dem  Axenkreuz, 

indem  sie  um  30°  gedreht  erscheint.    Demnach  münden  die  Horizontalaxen  in   den 

Mitten  der  horizontalen  Kanten. 


Fig.  187. 


Fig.  138. 


2.  Hezagonales  System.    VI.  Kl.   Holoedrie. 


73 


Für  alle  übrigen  zwischen  cx>  und  1  liegenden  Werthe  von  m  bleibt 
die  allgemeine  Gestalt  der  dihexagonalen  Bipyramide  erhalten,  so  dass 
die  Bipyramiden  I  und  II  Art  als  Grenzformen  der  dihexagonalen  Bi- 
pyramide zu  betrachten  sind.  Dagegen  gehen  für  n  =  oo,  gleichbe- 
deutend mit  Winkel  an  den  Mittelkanten  z  =-  180  '^,  aus  den  3  Doppel- 
pyramiden 3  neue  Grenzformen,  nämlich  3  Prismen  hervor. 


4.  Aus  der  dihexagonalen  Bipyramide  resultirt  als 
Grenzformen  für  w  =  oo  das  dihexagonale  Prisma 
{a  i  mal  —  ^  a  :  c»  c) ;  [TikiO]^  Fig.  139,  Pol  4. 

12  der  Verticalaxe  parallele  Flächen  von  monosymmetrischer 
Symmetrie;  zweierlei  Winkel. 

5.  Aus  der  hexagonalen  Bipyramide  I  Art  in  gleicher 
Weise  das  hexagonale  Prisma  I  Art  a  :  ooa  :  — a  :  ooc); 
{hOhO},  Fig.  140,  Pol  5. 

6  der  Verticalaxe  parallele  Flächen  von  disymmetrischer 
Symmetrie;  nur  1  Art  Winkel  von  120®;  die  Axen  münden  in 
den  Mitten  der  Kanten. 

6.  Aus  der  hexagonalen  Bipyramide  II  Art  in  gleicher 
Weise  das  hexagonale  Prisma  II  Art  (a :  a :  — ^jfaicyoc); 
\1120},  Fig.  141,  Pol  6. 

Form  die  gleiche  wie  das  Prisma  I  Art,  nur  um  30  ®  gegen 
das  Axenkreoz  gedreht,  sodass  die  Axen  in  den  Mitten  der  Flächen, 
die  ebenfalls  disymmetrisch  sind,  münden. 

7.  Endlich  geht  für  n  =  0  aus  allen  3  Bipyra- 
miden die  gleiche  Form,  die  hexagonale  Basis 
(co a  :  ooa  :  ooa  :  c);  {0001\  hervor. 

Nur  2  parallele  Flächen  (s.  die  obere  und  untere  Begrenzung 
der  Figuren  139—141)  von  hexasymmetrischer  Symmetrie,  die  der 
horizontalen  Symmetrieebene  parallel  laufen. 

Die  7  einfachen  Formen  der  Holoedrie 
bestehen  demnach  aus  3  Bipyramiden,  aus 
denen  als  Grenzformen  einerseits  3  Prismen, 
andererseits  für  alle  gemeinsam  die  gleiche 
Basis  hervorgehen.  Die  Flächen  der  Prismen . 
I  und  n  Art,  sowie  die  der  Basis  entspre- 
chen den  Symmetrieebenen  dieser  Klasse. 
In  die  Fig.  142,  aus  der  neben  der 
Symmetrie  der  Klasse  auch  die  Lage  der 
Axen  und  der  Zonenverband  hervorgeht, 
sind  die  nachstehenden  Flächen  verzeichnet: 

die  dihexagonale  Bipyramide     .     .     .     .      s=^\hhil] 

2  hexagonale  Bipyramiden  I  Art   .     .     .      r  =  {1011] 

und q  =  {1012} 


Fig.  139. 


^ 


[3 


Fig.  140. 


.{-.-5K^ 


Fig.  141. 



1 

^Z>1 

-•^ 

1 
i 
1 

i 
1 

-' 

- 

74  2.  Hexagonales  System.    VI.  Kl.    Holoedrie. 

die  hexagonale  Bipyramide  II  Art       .     .  p  =  {1121\ 

das  hexagonale  Prisma  I  Art     .     .     .     .  n  =  {1010\ 

das  hexagonale  Prisma  II  Art  .     .     .     .  m^={1120\ 

die  hexagonale  Basis c=={0001\ 

A  n  m.  Die  Formen  I  und  II  Art  lassen  sich,  wenn  sie  einzeln  auftreten,  nicht 
unterscheiden;  nur  in  Combination  oder  mit  Rücksicht  auf  das  festgelegte  Axenkreuz 
wird  das  möglich.  In  Fig.  143  ist  die  Orientirung  der 
Formen  I  Art  (AA),  der  Formen  II  Ait  (BD)  und  der  di- 
hexagonalen  Formen  (C'C)  sowohl  zu  einander,  wie  zu  den 
Horizontalaxen  zur  Anschauung  gebracht.  —  Da  die  3  Pris- 
men und  die  Basis  für  sich  den  Raum  nicht  abschliessend 
so  kann  keine  dieser  4  Formen  allein,  sondern  muss  stets 
in  Combination  mit  anderen  auftreten. 


Naumann's  Bezeichnung.  Die  sogen.  Grundform, 
die  hexagonale  Bipyramide  I  Art  (a  :  oo  a  :  —  a  -.  c)  erhält 
das  Zeichen  P.  Für  alle  Übrigen  durch  m  und  n  modi- 
ficirten  Formen  gilt  die  Vorschrift,  dass  der  Coefficient  der 
Verticalaxe  stets  vor  P,  derjenige  der  Horizontalaxe,  soweit 
er  nicht  1  oder  oo  ist,  die  nicht  geschrieben  werden,  hinter 
P  steht.  Demnach  sind  die  Zeichen  für  die  7  einfachen  Formen  der  Reihe  nach : 
nPm,     nP,     n  P 2,    ooPw,     oo  P,     oo  P 2,     o  P. 

Gombinationen.  Die  Deutung  der  holoedrischen  Combinationen 
ist  sehr  einfach.  Man  stellt  die  Erjstalle  so  auf,  dass  die  6-zähIige 
Sjmmetrieaxe  vertical  steht.  Nachdem  man  sich  beliebig  über  die  Art 
einer  der  auftretenden  hexagonalen  Bipyramiden  oder  Prismen  entschieden 
hat,  gehören  alle  in  der  Zone  der  Mittelkante  irgend  einer  Bipyramide 
I  Art  gelegenen  Flächen  den  Formen  I  Art,  die  in  der  Zone  der  Mittel- 
kante der  Bipyramide  II  Art  liegenden  Flächen  den  Formen 
*^'_  II  Art  an.     Die  Formen,   die  weder   in   die   eine  noch  die 

andere    Zone    fallen,    sind    solche    der    dihexagonalen    Bi- 
pyramiden oder  Prismen.    Wie  ersichtlich  liegen  die  Formen 
jif        II  Art  über  den  Kanten  der  Formen  I  Art  und  umgekehrt, 
während   die   dihexagonalen  Formen  in   beiden   Fällen   den 
^^n^^       Kanten  schief  aufsitzen,   demnach   gehören  also  Formen, 
deren  Flächen    die   Kanten   einer  Art    gerade   abstumpfen, 
der  anderen  Art   an.     Eine   hexagonale  Combination   stellt  Fig.  144   dar 
{Beryll).  _M={10l0\,     u  =  {20'21},    p  =  \1011},     m  =  \0001\, 
s={1121},     k  =  {2l'31l 

Die  Zwillinge  der  holoedrischen  Klasse  bieten  nichts  Besonderes. 
Beispiele   für   die  Holoedrie   des  hexagonalen  Systems  sind  sehr 
selten:  Beryll. 

Hemiedrische  Klassen. 

Die  Formen  der  Holoedrie  können  durch  einmalige  Anwendung  der 
Hemiedrie    in    fünffach    verschiedener    Weise    eine    Verminderung    ihrer 


M 


2.  Hexagonales  System.    YII.  Kl.   Hemimorphie  der  Holoedrie.  75 

Symmetrieebenen  erfahren,  liefern  also  5  hemiedrische  Symmetrieklassen, 
von  denen  eine  die  Eigenschaft  der  Hemimorphie  besitzt. 


YII.  Klasse.    Hemimorphie  der  Holoedrie. 
(Dihexagonal'pyramidale  Klasse,  Hemimorphe  Heiniedrie,) 

3  +  3  S-E,  vertical,  unter  8O0  sich  schneidend,  1  polare  seehtsühllge  S-A;  kein  8-C. 

Da  die  holoedrische  Klasse  eine  zu  einer  singulären  Axe  senkrechte 
S-E  besitzt,  so  kann  diese  für  sich  allein  unterdrückt  werden.  Die  ent- 
stehenden Formen  heissen  nach  Früherem  fS.  43)  hemimorph.  Auch 
ohne  Figur  ist  leicht  einzusehen,  dass  nur  diejenigen  holoedrischen  Formen, 
deren  Flächen  die  singulare  Axe  schneiden,  in  besondere  Halbfl'achner 
zerfallen;  es  gehen  also  aus  den  3  Bipyramiden  correlate  obere  und 
untere  Pyramiden  hervor  und  die  Basis  fallt  in  2  Einzelflächen  aus 
einander.  Dagegen  bleiben  die  Prismen  geometrisch  unverändert.  Die 
Yerticalaxe  wird  einseitig  (polar)  und  damit  hängt  das  pyroelektrische 
Verhalten  zusammen. 

Die  7  einfachen  Formen  dieser  Hemimorphie  bezw.  Hemiedrie 
sind  demnach: 

1*.  Dihexagonale  Pyramiden,  oben{hkil\  und  \Z^^' 

unten{  hkil]^  Fig.  145.     Flächen  asymmetrisch.         _ 

2*.  Hexagonale  Pyramiden  I  Art,  oben{hOhl\ 
und  unten  \hOhl\.     Flächen  monosymmetrisch. 

3*.  Hexagonale  Pyramiden  H  Art, 
oben{h  .h.^h.l]  und  unien{h .h .^h .1].     Flächen  monosymmetrisch. 

4.  Dihexagonale  Prismen  {hkiOl     Flächen  asymmetrisch. 

5.  Hexagonales  PrismalArt  \1010].  Flächen  monosymmetrisch. 

6.  Hexagonales  Priama:lIArt{llJiiO\,  Flächen  monosymmetrisch. 
7*.  Basis,  obtn{0001]  und  unten{0001\.  Flächen  hexasymmetrisch. 
Da  alle  hemimorphen  Formen  offene  sind,  so  können  sie  nie  einzeln, 

sondern  müssen  stets  in  Combination  auftreten. 

Beispiele.     Rothzinkerz,  Wurtzit  und  Oreenockit,  Jodsilber. 

Vni.  Klasse.     Trigonale  Hemiedrie. 

(Ditriganal-blpyramidaJe  Klasse.) 

4  S-E,  davon  1  horisontal  und  3  unter  00<>  sich  sehneldende  vertlenl.  4  S-A,  davon 
1  dreisAhllg  und  vertical,  sowie  3  sweisAhllge  horisontal.    S-G  fehlt. 

Die  trigonale  Hemiedrie  geht  aus  der  Holoedrie  hervor,  indem 
deren  Formen  3  der  verticalen  S-E  verlieren.     Trägt  man  in  die  dieser 


76 


2.  Hexagonales  System.    YIII.  El.   Trigonale  Hemiedrie. 


^«-  146.  verminderten     Symmetrie     entsprechenden 

Symmetriefigur  die  Pole  der  7  möglichen 
Flächenlagen  ein,  so  lehrt  der  Anblick, 
dass  durch  diese  Hemiedrie  die  dihexa- 
gonale  Bipyramide,  die  Bipyramide 
I  Art,  das  dihezagonale  Prisma  und 
das  Prisma  I  Art  in  besondere  Halb- 
flächner  zerfallen,  während  die  Formen 
n  Art  und  die  Basis  geometrisch  unver- 
ändert bleiben,  sich  aber  durch  geringere 
krystallographische  Symmetrie  unterschei- 
den, Fig.  1461). 

Die  7  einfachen  Formen  der  trigonalen  Hemiedrie  sind  dem- 
nach : 

1.  *Ditrigonale  Bipyramiden^o«{ÄÄ;*?|  und  neg{ikhl\, 
Fig.  147. 

12  Flächen,  asymmetrisch  (ungleichseitige  Dreiecke).  Polkanten  und  Polkanten- 
winkel abwechselnd  ungleich.  6  gleiche,  in  einer  Ebene  liegende  Mittelkanten,  in 
deren  Ecken  die  Horizontalazen  münden. 

2.  '"Trigonale  Bipyramiden  I  Art  po8{h0hl]  und  neg{0hhl}, 
Fig.  148. 

6  Flächen,  monosymmetrisch  (gleichschenklige  Dreiecke).  8  gleiche,  in  einer 
Ebene  liegende  Mittelkanten,  in  deren  Ecken  und  Mitten  die  Horisontalaxen  münden. 


Fig.  147. 


Fig.  149. 


Fig.  148. 


Fig.  150. 


kanten. 


3.  Hexagonale  Bipyramiden  II  Art  {h.h/^hJ}. 
6  asymmetrische  Flächen,  sonst  wie  die  holoedrische  Form. 

4.  *Ditrigonale  Prismen  posl  hkiO]  und  neg{ikhO}^    Fig.  149. 
6  monosymmetrische  Flächen   mit   abwechselnden  Winkeln   an   den  Vertical- 


')  In  Fig.  146  sind  die  Flächen  des  Prismas  I  Art  als  S-E  unterdrückt;  im 
Wesen  wird  nichts  geändert,  wenn  statt  ihrer  die  Flächen  des  Prismas  II  Art  als 
S-E  verschwinden.  Die  resultirenden  trigonalen  Hernieder  sind  dann  11  Art»  während 
die  Formen  I  Art  als  hexagonale  erhalten  bleiben. 


2.  Hexagonales  System.    IX.  El.   RhomboedriBche  Hemiedrie. 


77 


5^*Trigonale  Prismen  I  Art  Fig.  151. 

pos{1010}  und  neg{0110],  Fig.  150. 

3  monosymmetrische  Flächen  mit 
gleichen  Winkeln  von  60®  an  den  Veriical- 
kanten. 

6.  Hexagonales  Prisma n  Art 
\1120]. 

6  monosymmetrische  Flächen ,  sonst 
wie  die  holoedrische  Form. 

7.  Basis  \0010l 
2  trisymmetrische  Flächen,  sonst  wie 

die  holoedrische  Form. 

Fig.  151  stellt  die  Orientirung 
der  trigonalhemiedrischen  Formen  zu 
einander  und  zu  den  Axen  dar,   so-  Vi 

wie  das  Zerfallen  der  dihexagonalen 

Formen  in   2  correlate  (±)  ditrigonale   und   der   hexagonalen  Formen 
I  Art  in  2  correlate  (±)  trigonale  Hemieder. 

Beispiele  sind  bisher  nicht  bekannt  geworden. 


Fig.  152. 


IX.  Klasse.    Rhomboedrische  Hemiedrie. 

(BitrigonaUsTcdlenoedrische  Klasse,) 

8  vertleale,  ileb  nntor  60  o  •ebnaidonde  S-E.    4S-A,  davon  1  drcIsAhllg  und  ver- 
tlcal,  soirle  8  awelsAhllge  horisontal.    S->C  Torhnnden. 

Die  rhomboedrische  Hemiedrie  leitet  sich  aus  der  Holoedrie  ab 
durch  Austritt  der  einen  horizontalen  und  von  3  verticalen  S-E.  Trägt 
man  in  die  zugehörige  Symmetriefigur  152 
die  Pole  der  7  möglichen  Flächenlagen 
ein,  so  übersieht  man,  dass  von  den  7  ein- 
fachen Formen  dieser  Klasse  nur  die  Pole 
1  und  2  besonders  gestaltete  Hemieder, 
nämlich  Skalenoeder  und  Rhomboeder 
ergeben,  während  die  übrigen  5  Pole  die- 
selbe Flächenzahl  erfordern  wie  in  der 
Holoedrie,  daher  diese  Formen  den  entspre- 
chenden holoedrischen  geometrisch  gleich 
sind.  Correlate  Formen  sind  nur  stellungs- 
yerschieden  und  durch  Drehung  in  einander 
überzuführen. 


Die  7  einfachen  Formen  sind: 


78 


2.  Hezagonales  System.    IX.  El.   Rhomboedrische  Hemiedrie. 


Fig.  153. 


1.  *Ditrigonale    Skalenoeder   pos{hkiI]    und 
neg{khJll     Fig.  153, 

hervorgehend  aus  der  dihezagonalen  Bipyramide.  12  Flächen, 
asymmetrisch  (angleichseitige  Dreiecke).  6  schärfere  und  6  stumpfere 
Polkanten  wechseln  neben  und  über  einander  ab.  6  auf-  und  ab- 
steigende Mittelkanten,  in  deren  Mitten  die  horizontalen  Axen 
münden.    Dreierlei  Winkel. 

2.  *Rhomboeder  poslhOhl]   und    neg  {Ohhll, 

Fig.  154, 

hervorgehend  aus  der  hexagonalen  Bipyramide  I  Art.  6  rhombische 
Begrenzungsflächen,  monosymmetrisch  (die  verticale  Diagonale  der 
Rhomben  bildet  die  Symmetrielinie).  6  gleiche  Polkanten,  die 
zu  je  3  alternirend  über  oder  unter  einander  liegen. 
6  auf-  und  absteigende  Mittelkanten,  in  deren  Mitten 
die  horizontalen  Axen  münden.  1  Art  Winkel,  da  sich 
die  Winkel  an  den  Pol-  und  Mittelkanten  zu  180*  er- 
gänzen. 

3.    Hexagonale    Bipyramiden    11    Art 
{h.h.JhJl 

Flächen  asymmetrisch,  sonst  wie  die  holoedr.  Form. 

4.  Dihexagonale  Prismen  \hJciO}, 

Flächen  asymmetrisch,  sonst  wie  die  holoedrische  Form. 

5.  Hexagonales  Prisma  I  Art  {1010}. 
Flächen  monosymmetrisch,  sonst  wie  die  holoedrische  Form. 

6.  Hexagonales  Prisma  II  Art  {11J20], 
Flächen  asymmetrisch,  sonst  wie  die  holoedrische  Form. 

7.  Basis  \0001l 

Flächen  trisymmetrisch,  sonst  wie  die  holoedrische  Form. 

Anm.  Dass  in  der  rhomboedrischen  Hemiedrie  nur  die  dihexagonalen  Bi- 
pyramiden und  die  hexagonalen  Biyramiden  I  Art  besonders  gestaltete  Hemieder  liefern, 

lässt  sich  auch  in  der  schon  beim 
regulären  System  angewendeten  Weise 
zeigen,  indem  man  die  hemiedrische 
Zerfällung  an  jeder  einzelnen  holo- 
edrischen Form  ausführt.  Nur  die 
Flächen  der  beiden  genannten  holo- 
edrischen Formen  stehen  nicht  senk- 
recht auf  den  Symmetrieebenen  dieser 
Klasse.  Wählt  man  nach  Maassgabe 
der  hier  vorhandenen  Symmetrie,  wie 
das  in  den  Fig.  155  u.  156  geschehen 
ist,  die  erhalten  bleibenden  und  die 
verschwindenden  Flächen  aus,  so  re- 
sultiren  einerseits  Skalenoeder,  andererseits  Rhomboedcr,  und  man  erkennt  zugleich, 
dass  bei  diesen  Formen  die  Horizontalaxen  nicht  in  den  Ecken,  sondern  in  den  Mitten 
der  Mittelkanten  ausmünden  müssen. 

Combinationen.  Die  Aufstellung  erfolgt  so,  dass  die  3-zählige 
Symmetrieaxe  vertical  steht.  Bei  Deutung  rhomboedrischer  Combinationen 
hat    man    immer    von    einem,    im    Uebrigen    willkürlich    zu    wählenden 


Fig.  155. 


Fig.  156. 


2.  Hexagonales  System.    IX.  Kl.   Rhomboedrische  Hemiedrie. 


79 


Rhomboeder  auszugehen.  Alle  anderen  Rhomboeder  derselben  Gombination 
unterscheiden  sich  nur  durch  die  Länge  des  Abschnittes  auf  der  Vertical- 
axe  und  eventuell  durch  das  Vorzeichen,  d.  h.  die  Stellung  zum  Axen- 
kreuz.  um  diese  Unterschiede  durch  eine  kurze,  aber  geometrisch  aus- 
reichende Bezeichnung  auszudrücken,  bedient  man  sich  mit  dem  Vortheil 
des  von  Naumann  eingeführten  Buchstabens  R  für  dasjenige  Rhomboeder, 
dessen  Flächen  die  Axe  c  im  Abstände  1  schneiden,  und  das  auch  wohl 
Hauptrhomboeder  genannt  wird.  Alle  übrigen  Rhomboeder  werden  dann 
als  +  2JS,  +31?,  +  V^-R»  i  V*^  ^«  8.  w.  unterschieden,  je  nachdem 
sie  die  Verticalaxe  in  2-,  3-,  ^/ä-,  ^/4-  etc.-fachem  Abstand  schneiden. 
Alle  Rhomboeder,  die  ihre  Flächen  nach  derselben  Richtung  wie 
das  Ausgangsrhomboeder  wenden,  haben  das  gleiche,  also  positive  Vor- 
zeichen, die  ihre  Kanten  in  diese  Richtung  wenden,  das  negative  Vor- 
zeichen. —  Dasjenige  Rhomboeder,  das  die  Kanten  eines  anderen,  etwa 
-\-It  gerade  abstumpft,  hat  nur  eine  halb  so  lange  Verticalaxe,  heisst 
daher    erstes    stumpferes    und    hat    entgegengesetztes   Vorzeichen,    also 

2-R  (Fig.  157);  umgekehrt  ist  das  Rhomboeder  -f-B  das  erste  spitzere 

1 


Das  zweite  stumpfere  -r-  R  und  das  zweite 
spitzere  4  R  haben  wieder  dasselbe  Vorzeichen  wie  das  Ausgangsrhombo- 


zu  dem  Rhomboeder  — ^R, 


Fig.  157. 


Fig.  158. 


Fig.  159. 


Fig,  160. 


Fig.  161. 


eder.  —  Stets  giebt  die  Lage  irgend  einer  Rhomboederfläche  die  Stellung 
der  Formen  I  Art  an;  es  muss  also  das  Prisma  I  Art  stets  unter  den 
Rhomboederfläche n  erscheinen,  also  die  Ecken  abstumpfen ,  Fig.  158 
u.  159,  während  das  Prisma  II  Art  die  Mittelkanten  des  Rhomboeders 
abstumpft,  Fig.  160  u.  161  (s.  auch  Fig.  172,  wo  das  Rhomboeder  P  die 
Art  [II  Art]  des  Primas  s  und  der  Bipjramide  r  bestimmt). 

Was  die  Vorzeichen  der  Skalenoeder  anlangt,  so  erhalten  dieselben 
ein  positives  Vorzeichen,  wenn  deren  stumpfere  Polkanten  über  den 
Flächen  eines  positiven  Rhomboeders  liegen,  sie  werden  negativ,  wenn 
ihre  schärferen  Kanten  diese  Lage  haben. 

Jedem  Skalenoeder  lassen  sich  3  Rhomboeder  einschreiben,  welche 
mit  jenem  entweder  die  Mittelkanten  Fig.  162,  oder  die  schärferen  (kürzeren) 
Polkanten  Fig.  163,  oder  die  stumpferen  (längeren)  Polkanten  Fig.  164 
gemeinsam  haben.    Ebenso  sind  2  umschriebene  Rhomboeder,  das  der 


80  2.  Hexagonales  System.    IX.  Kl.   Rhomboedrische  Hemiedrie. 

schärferen  Fig.  165  und  das  der  stumpferen  Kanten  Fig.  166  möglich. 
Die  Indices  dieser  5  Rhomboeder  lassen  sich  durch  Deduction  aus  dem 
Zonenverbande  leicht  herleiten,  da  in  jedem  Fall  eine  Rhomboederfläche 

Fig.  162.  Fig.  163.  Fig.  164.  Fig.  165.  Fig.  166. 


in  die  Zone  zweier  Skalenoederkanten  fällt.  Zwei  der  Rhomboeder,  das 
eingeschriebene  der  stumpferen  Kanten  und  das  umschriebene  der  schärferen 
Polkanten,  unterscheiden  sich  auch  noch  durch  das  Vorzeichen  von  dem 
Skalenoeder  und  den  3  anderen  Rhomboedern. 

Da  zu  jedem  Skalenoeder  ein  Rhomboeder  mit  den  gleichen  Mittel- 
kanten existirt,  so  ist  ein  jedes  Skalenoeder  geometrisch  bestimmt,  sobald 
man  neben  dem  Zeichen  des  zugehörigen  Mittelkanten-Rhomboeders  noch 
das  Yerhältniss  kennt,  in  dem  die  beiderseitigen  Verticalaxen  zu  einander 
stehen.  Auf  diesem  Umstände  beruht  das  wegen  seiner  Kürze  viel  ge- 
brauchte NAUMANN^sche  Symbol  fQr  die  Skalenoeder.  Man  schreibt  das 
Zeichen  des  zugehörigen  Mittelkanten-Rhomboeders  und  setzt  hinter 
dasselbe  den  Quotienten  aus  der  Yerticalaxe  des  Skalenoeders  dividirt 
durch  die  des  Rhomboeders.  So  bedeutet  Jßs  ein  Skalenoeder,  dessen 
Yerticalaxe  dreimal  so  lang  ist  als  die  des  zugehörigen  Mittelkanten- 
Rhomboeders  22. 

Die  Fig.  167 — 173  stellen  rhomboedrische  Combinationen  dar,  und  zwar: 

Fig.  167.    Skalenoeder  mit  Prisma  II  Art. 

Fig.  168.  Rhomboeder  (P)  mit  Rhomboeder  der  Mittelkanten  (r) ;  beide  Formen 
haben  das  gleiche  Vorzeichen. 

Fig.  169.  2  Rhomboeder  (P  und  m)  und  2  Skalenoeder  (r  und  y);  P  ist  für  r 
das  Rhomboeder  der  Mittelkanten,  m  für  y  das  umschriebene  Rhomboeder  der  Pol- 
kanten; alle  Formen  haben  das  gleiche  Vorzeichen. 

Fig.  170.    Positives  Skalenoeder  mit  Prisma  I  Art  und  negativem  Skalenoeder. 

Fig.  171.    Rhomboeder  mit  2  Skalenoedern,  die  verschiedenes  Vorzeichen  haben. 

Fig.  172.    Rhomboeder  (P)  mit  Prisma  II  Art  («)  und  Bipyramide  II  Art  (r). 

Fig.  178.  Rhomboeder  (P)  mit  dem  zweiten  stumpferen  Rhomboeder  («)  und 
Bipyramide  II  Art  («). 

Zwillinge.  Ergänzungszwillinge  nach  dem  Prisma  I  Art,  wobei 
die  gemeinsame  Basis  Verwachsungsfläche  und  die  Symmetrie  der  holo- 
edrischen Formen  wieder  hergestellt  wird,    sind   nicht  selten  (Fig.  174); 


2.  Hexagonales  System.    X.  Kl.   Pyramidale  Hemiedrie. 


81 


nicht  minder  normale  Zwillinge   nach  verschiedenen  Rhomboederflächen 
(Fig.  175).     Für  beides  liefert  der  Kalkspath  Beispiele. 


Fig.  167. 


Fig.  172. 


Fig.  168. 


Fig.  173. 


Fig.  169. 


Fig.  170. 


Fig.   171. 


Fig.  174. 


Fig.  175. 


Beispiele  der  rhomboedrischen  Hemiedrie  sind  sehr  häufig:  Kalk- 
spath, Korund,  Eisenglanz  etc. 


Fig.  176. 


X.  Klasse.     Pyramidale  Hemiedrie. 

(HexagonaUhipyramidale  Klasse.) 

1  horisontale  S-E,  1  verticale  ■cchss&hllffe  S«A.    S-C  vorhanden. 

Die  pyramidale  Hemiedrie  geht  aus  der  Holoedrie  hervor,  indem 
deren  Formen  alle  6  verticalen  S-E  verlieren.  Trägt  man  in  die  dieser 
verminderten  Symmetrie  entsprechende 
Symmetriefigur  die  Pole  der  7  möglichen 
Flächenlagen  ein,  so  lehrt  der  Anblick, 
dass  durch  diese  Hemiedrie  nur  die  di- 
hexagonale  Bipyramide  und  das  di- 
hexagonale  Prisma  in  besondere  Halb- 
flächner  zerfallen,  während  die  übrigen 
Formen  geometrisch  unverändert  bleiben 
(Fig.  176). 

Die  7  einfachen  Formen  der  pyra- 
midalen Hemiedrie  sind  demnach: 


Klockmann,  Mineralogie.    8.  Aufl. 


6 


82 


2.  Hezagonales  System.    X.  KI.   Pyramidale  Hemiedrie. 


1.  *Hexagonale  Bipyramiden  III  Art  pos{hkil]  und  negiikhlU 
gehen  aus  der  dihezagonalen  Bipyramide  hervor  und  gleichen  geometrisch  den  Bi- 
pyramiden  I  und  II  Art,  von  denen  sie  sich  nur  durch  die  Stellung  zu  den  Horizontal- 
axen,  die  weder  in  den  Ecken  noch  in  den  Mitten,  sondern  an  wechselnder  Stelle 
der  Mittelkanten  münden,  und  durch  ihre  asymmetrischen  Flächen  unterscheiden. 

2.  Hexagonale  Bipyramiden  I  Art  {hOhl}. 
Flächen  asymmetrisch,  sonst  wie  die  holoedrische  Form. 

3.  Hexagonale  Bipyramiden  11  Art  [h.h.^.l]. 
Flächen  asymmetrisch,  sonst  wie  die  holoedrische  Form. 

4.  *Hexagonale  Prismen  III  Art  pos{hkiO]  und  neg{ikhO}, 
gehen  aus  dem  dihexagonalen  Prisma  hervor  und  gleichen  geometrisch  den  Prismen 
I  und  II  Art.     Der  Unterschied  liegt  darin,   dass  die  Horizontalaxen  an  wechselnder 
Stelle  der  Flächen,  nur  nicht  in  den  Ecken  und  Mitten  derselben  münden,  und  dass 
die  Flächen  monosymmetrisch  sind. 

5.  Hexagonales  Prisma  I  Art  {1010], 
Flächen  monosymmetrisch,  sonst  wie  die  holoedrische  Form. 

6.  Hexagonales  Prisma  II  Art  {1120\. 
Flächen  monosymmetrisch,  sonst  wie  die  holoedrische  Form. 

7.  Basis  {OOOll 

Flächen  monosymmetrisch,  sonst  wie  die  holoedrische  Form. 

Die  beiden  besonderen  Formen  dieser  Hemiedrie  sind  somit  ausser- 
lieh  nur  durch  ihre  Orientirung  zum  Axenkreuz  von  den  entsprechenden 
Formen  I  und  11  Art  unterschieden,  zwischen  denen  sie 
gewissermassen  liegen.  Sie  heissen  daher  auch  wohl 
Formen  der  Zwischenstellung.  Das  Schema  Fig,  177 
erläutert  diese  Zwischenstellung  der  Bipyramiden 
und  Prismen  III  Art  zwischen  denen  I  und  II  Art. 
Man  versteht  auch  sofort,  dass  die  Formen  IH  Art, 
ebenso  wie  die  I  und  II  Art,  nur  dann  als  solche 
erkannt  werden  können,  sobald  sie  mit  einander  in 
Gombination  auftreten.  Was  dann  im  Uebrigen  als 
Form  I,  II  oder  III  Art  bezeichnet  werden  soll, 
hängt  Yon  dem  Belieben  des  Beschauers  ab. 

Beispiele  der  pyramidalen  Hemiedrie  liefern  die 
Mineralien  der  Apatitgruppe:  Apatit,  Pyromorphit,  Mime- 
tesit  etc.  Fig.  178  stellt  ^ine  gewöhnliche  Gombination 
des  Apatjts  dar:  M  =  {10io},  P  =  {0001},  x  =  \1011\, 
s  =  {llJ21l  u  =  {lJ231]. 


2.  Hezagonales  System.    XL  Kl.   Trapezoedrische  Hemiedrie. 


83 


Fig.  179. 


XI.  Klasse.     Trapezoedrische  Hemiedrie. 

(Hexagonal'trapezoedrische  Klasse,) 

Keine  S-E.    7  A-A,  davon  1  ■echas&hlige  vertfcal  und  0  sweisAhlig e  horlsontal ;  kein 
8-C.     Die  Formen  alnd  daher  enantiomorph. 

Sämmtliche  S-E  der  holoedrischen  Formen  sind  in  der  trapezo- 
edrischen  Hemiederie  verloren  worden.  Aus  der  beistehenden  Symmetrie- 
figur ergiebt  sich  alsdann,  dass  nur  die 
dihexagonalen  Bipyramiden  in  besondere 
Halbflächner  zerfallen,  während  die  übrigen  ' 

holoedrischen  Formen  in  dieser  Symmetrie-  ■         / 

klasse  geometrisch  unverändert  bleiben;  da-  / 

gegen   ist  bei  allen  Formen   die  Flächen- 
symmetrie asymmetrisch. 

Die  besonderen,  aus  der  dihexagonalen 
Bipyramide  hervorgehenden  Formen  heissen 

*  Hexagonale  Trapezoeder,  rechts 
)hkil}  und  link${ikhl\,  Fig.  180  u.  181. 

12  Flächen,  asymmetr.  (Trapeze).  12  gleiche 
Polkanten ,  6  -f-  ^  ^uf-  und  absteigende  Mittel- 
kanten.   Die  Axen  münden  an  wechselnder  Stelle, 

jedoch  nicht  in  der  Mitte  und  nicht  in  den  Ecken        Fig.  180.  Fig.  181. 

der   Mittelkanten.     Die   correlaten    Formen   sind 
als  rechte  und  linke  zu  unterscheiden. 


Beispiele  für  diese  Hemiedrie  kennt 
man  unter  den  Mineralien  noch  nicht ;  nur 
einige  künstliche  Salze  sind  als  hierher 
gehörig  bekannt. 


Tetartoedrische  Klassen. 

Von  den  5  vorstehend  beschriebenen  hemiedrischen  Klassen  be- 
sitzen 4  noch  Symmetrieebenen,  können  also  noch  weiter  hemiedrisch 
werden;  die  dabei  hervorgehenden  Formen  sind  mit  Rücksicht  auf  die 
Holoeder  demnach  tetartoedrisch.  Derartige  tetartoedrische  Klassen  lassen 
sich  im  Ganzen  5  ableiten;  von  diesen  tragen  2  den  Charakter  der 
Hemimorphie,  da  sie  durch  den  Verlust  einer  singulären  Symmetrie- 
ebene, wie  solche  sich  noch  bei  der  trigonalen  und  pyramidalen  Hemi- 
edrie findet,  entstehen.  Diese  beiden  hemimorphen  Klassen  sollen  zu- 
nächst aufgeführt  werden. 


84       2.  Hexagonales  System.   XII.  Kl.  Hemimorphie  der  trigonalen  Hemiedrie. 


XII.  Klasse.    Hemimorphie  der  trigonalen  Hemiedrie. 
(Ditriganal'pyramidale  Klasse.) 

8  verticale  5-E,  die  steh  unter  600  sehnelden.  1  verCfcale  dreisAhllge  polare  S-A. 
Kein  5-C. 

Die  Symmetrieklasse  geht  mit  demselben  Resultat  aus  Klasse  VII 
(Hemimorphie  der  Holoedrie)  hervor,  indem  3  der  verticalen  S-E  unter- 
drückt werden,  wie  aus  Klasse  VIEI  (trigonale  Hemiedrie)  durch  Aus- 
einanderfallen der  Formen  nach  der  horizontalen  S-E.  Legen  wir  die 
letztere  Entstehung  zu  Örunde,  so  erkennen  wir  sofort,  dass  sich  die 
Formen  der  trigonalen  Hemiedrie  wiederholen  mit  dem  unterschied,  dass 
deren  Bipyramiden  in  je  2  correlate  Pyramiden  zerfallen,  die  in  ihrem  Auf- 
treten unabhängig  von  einander  sind.    Die  Basis  zerfällt  in  2  Einzelflächen. 

Die    7    einfachen   Formen   dieser  Hemimorphie   bezw.  Tetarto- 

edrie  sind  demnach:  

1.  *Ditrigonale  Pyramiden,  ö6«/i{ÄA:in  u.{ihklU 

/y\\Ss.  ^  correlate  Formen  mit  asymmetrischen  Flächen  (Fig.  182). 

//'    I  \   >N.  2.  *Trigonale  Pyramiden  lArt,  ohen{hOhl]  u. 

^"""l"'""  Nl     lOhhll   unten{hOhi]  u,{Ohhl}. 

4  correlate  Formen  mit  monosymmetrischen  Flächen. 

3.  *Hexagonale  Pyramiden  II  Art  \h  ,h .^h .  l]u,\h ,h  .  J^h  ,  l i, 
2  correlate  Formen  mit  asymmetrischen  Flächen. 

4.  *Ditrigonale  Prismen,  oben{hkiO]  und  unten  {Ich  iO\. 
2  correlate  Formen  mit  asymmetrischen  Flächen. 

5.  *Trigonale  Prismen  I  Art,  oben{1010}  und  unten{0110U 
2  correlate  Formen  mit  monosymmetrischen  Flächen. 

6.  Hexagonales  Prisma  II  Art  {1120]. 

Geometrisch  unveränderte  Form,  jedoch  mit  asymmetrischen  Flächen. 

7.  *Basis,   oben{0001]   und   unten  {0001}. 

2  correlate  Formen  aus  je  einer  trisymmetrischen  Fläche  bestehend. 

Gombinationen.  Als  hemimorphe Formen  sind  sämmtliche  Formen 
offene,  können  also  niemals  einzeln,  sondern  müssen  stets  in  Combination 
auftreten.  Die  Gombinationen  dieser  wichtigen  Hemimorphie  haben  ge- 
wöhnlich ausgeprägt  rhomboedrischen  Habitus,  zumal  wenn  man  bei 
pyramidaler  Ausbildung  der  Krystalle  nur  einzelne  Enden  derselben  zu 
Öesicht  bekommt.  Es  gleicht  dann  die  häufige  Combination  der  tri- 
gonalen und  ditrigonalen  Pyramide  mit  dem  hexagonalen  Prisma  II  Art 
vollständig  der  rhomboedrischen  Combination  eines  Rhomboeders  mit 
Skalenoeder  und  Prisma  II  Art.    Sobald  aber  auch  das  entgegengesetzte 


2.  Hezagonales  System.   XIJI.  Kl.  Hemimorphie  der  pyramidalen  Hemiedrie.       85 


Ende  des  Krystalles  zu  beobachten  ist  oder  sobald  das  trigonale  Prisma 
I  Art  mit  seinen  3  Flächen  auftritt,  ist  die  Verwechslung  ausgeschlossen. 
Es  wird  dadurch  yerständlich ,  wenn  man  die  hierhergehörigen  Formen 
früher  als  Hemimorphie  der  rhomboedrischen  Hemiedrie  aufgefasst  hat. 
Durch  die  Gombination  des  trigonalen  Prismas  II  Art  mit  dem  Prisma 
I  Art  erlangen  die  Krystalle,  z.  B.  die  des  Turmalins,  einen  charakte- 
ristischen 9-seitigen  Querschnitt. 

Die  bei  der  trigonalen  Hemiedrie  gegebene  Fig.  151  ist  auch  hier 
geeignet,  die  Formen  überhaupt,  sowie  deren  relative  Orientirung  zu 
einander  und  zu  den  Horizontalaxen  zu  erläutern. 

Eine  am  Turmalin  gewöhnliche  Gombination  ist  in  Fig.  183  zur 
Darstellung  gebracht:  P(oben^=  { 1011  \  und  P  (unten)  =  { Olli},  ferner 

0  =  {0211\  und   n  =  {1012}  sind   trigonale  Pyramiden, 

1  ^=  {0110}  ist  ein  trigonales,  s  =  {1120}  das  hexagonale 
Prisma  n  Art. 


Fig.  183. 


l\ 


Zwillinge.  Bei  den  tetartoedrischen  Formen  dieser 
Hemimorphie  wird  maft  von  vornherein  mehrere  Arten  \  ^ 
charakteristischer  Ergänzungszwillinge  zu  erwarten 
haben.  Solche  treten  nach  3  Gesetzen  auf:  1.  durch  sym- 
metrische Verwachsung  zur  Basis  wird  die  Symmetrie  der 
trigonalen  Hemiedrie  (Klasse  VIII)  wieder  erworben ;  2.  durch  Verwachsung 
nach  einem  trigonalen  Prisma  I  Art  erlangen  die  Formen  die  Symmetrie 
der  hemimorphen  Hemiedrie  (Klasse  VH)  und  3.  nach  dem  hexagonalen 
Prisma  II  Art  erlangen  sie  die  Symmetrie  der  rhomboedrischen  Hemi- 
edrie (Klasse  IX).  Zwillinge  der  letzten  Art  sind  sehr  häufig  am 
Pyrargyrit. 

Beispiele:  Pyrargyrit  (Rothgültigerz),  Turmalin. 


XIII.  Klasse.    Hemimorphie  der  pyramidalen  Hemiedrie. 

(Hexagonal-pyramidale  Klasse,) 

Ohne  S-E,  1  verticale  seehis&hllfe  polare  S*A|  keine  S-C.  Die  Formen  ilnd 
eaantlomorph. 

Es  wiederholen  sich  die  Formen  der  pyramidalen  Hemiedrie  mit 
dem  unterschied,  dass  deren  Bipyramiden  in  je  2  selbständige  correlate 
Pyramiden  zerfallen  und  die  Basis  2  Einzelflächen  giebt. 

Die  7  einfachen  Formen  dieser  Hemimorphie 
bezw.  Tetartoedrie  sind  demnach: 

l.*Hexagonale Pyramiden III  Art,  ohen{h'kil} 
\inA{ilchl},  Fig.  184,  unien{hTiil}  und  {ikhl\. 


Fig.  184. 


86  2.  Hexagonales  System.    XIV.  Kl.   Trigonale  Tetartoedrie. 

2.  *Hexagonale  Pyramiden  I  Art,  oben{hOhl}  und  unten{hOhil 

3.  *Hexagonale  Pyramiden  II  Art,  oben{h.h .J^h.l]  und  unten 
{h.h.^hJ}.  _  _ 

4.  *Hexagonale  Prismen  III  Art  {hkiO}  und  [ikhO]. 

5.  Hexagonales  Prisma  I  Art  {1010}, 

6.  Hexagonales  Prisma  II  Art  {1120], 

7.  *Basis,  oben {0001]  und  unten {0001], 
Die  Flächen  aller  Formen  sind  asymmetrisch. 

Da  die  einfachen  Formen  offene  sind,  so  können  nur  Combinationen 
auftreten. 

Erg'änzungszwillinge  nach  den  verloren  gegangenen  Symmetrie- 
ebenen sind  charakteristisch:  1.  durch  symmetrische  Verwachsung  nach 
der  Basis  wird  die  Symmetrie  der  pyramidalen  Hemiedrie,  2.  durch  Ver- 
wachsung symmetrisch  zu  den  Prismenflächen  I  und  II  Art  wird  die 
Symmetrie  der  hemimorph-holoedrischen  Klasse  hergestellt.  Treten  beide 
Gesetze  zugleich  auf  und  sind  dabei  die  Individuen  durch  einander  ge- 
wachsen, so  entstehen  scheinbar  holohexagonale  Krystalle,  wie  das  in 
typischer  Weise  am  Nephelin  der  Fall  ist. 

Beispiele:  Nephelin  und  einige  künstliche  Salze. 


XIV.  Klasse.     Trigonale  Tetartoedrie. 

(Trigonal-bipyramiddle  Klasse,) 

1  horlsontale  S-E,  1  vertlcale  drelsAhlife  S-A.    Kein  8-C. 

Die  trigonale  Tetartoedrie  geht  aus  der  trigonalen  Hemiedrie  her- 
vor,   indem   deren  Formen   die  verbliebenen   3  verticalen  S-E   verlieren, 
p.     .g.  Die  resultirenden  Formen  besitzen  alsdann 

^  noch  eine  horizontale  S-E,   können   somit 

noch   weiter   einer   hemimorphen   Behand- 
lung unterworfen  werden  (s.  Klasse  XVII). 
Trägt  man  in  die  Symmetriefigur  der 
trigonalen  Tetartoedrie  die  Pole  der  7  mög- 
lichen Flächenlagen  ein,    so   ergiebt   sich, 
dass  mit  Ausnahme   der  Basis  sämmtliche 
Holoeder  besondere  tetartoedrische  Formen 
liefern,   die   theils   die  Hälfte,    theils  den 
vierten  Theil    der   holoedrischen   Flächen- 
zahl besitzen  (Fig.  185). 
Die  7  einfachen  Formen   der  trigonalen  Tetartoedrie  sind   der 
Reihe  nach: 


2.  Hezagonales  System.    XV.  Kl.   Trapezoedrische  Tetartoedrie. 


87 


_   l.*TrigonaleBipyramidenIII  Art  lÄÄ:^/}  (eigAS6\  und  [khil] 
{ikhl}  und  [ihkl], 

4  correlate  Formen;  6  asymmetrische  Flächen. 

2.  *Trigonale  Bipyramiden  I  Art  {hOhl]  und  {Ohhl}. 
2  correlate  Formen;  6  asymmetrische  Flächen. 

3.  *Trigonale  Bipyramiden  II  Art  {h.h.J2h.l\ 
und  {^ä.äTÄ.Z}. 

2  correlate  Formen;  6  asymmetrische  Flächen. 

4.  *Trigonale   Prismen  III  Art  [hkiO]  und 
ikhiO],  {ikhO}  und  }ihkO]. 

4  correlate  Formen;  3  monosymmetrische  Flächen. 

5.  *Trigonale  Prismen  I  Art  {1010}  und  {OllOl 
2  correlate  Formen;  3  monosymmetrische  Flächen. 

6.  *Trigonale  Prismen  II  Art  [11^0]  und  {^i7ö}. 
2  correlate  Formen;  8  monosymmetrische  Flächen. 

7.  Basis  ]0001]. 

2  parallele,  asymmetrische  Flächen. 

Die  3  Bipyramiden  und  ebenso  die  3  Prismen  I,  II  und  III  Art 
unterscheiden  sich  nur  durch  ihre  Stellung  zum  Axenkreuz;  man  kann 
sie  also  nur  in  Combinationen  aus  einander  halten. 

Beispiele  dieser  Tetartoedrie  sind  nicht  bekannt. 


XV.  Klasse.     Trapezoedrische  Tetartoedrie. 
(Trigonal'trapezoedrische  Klasse,) 

Keine  S-E.    4  S-A,  davon   1  drelB&hllg  uad  vertical,  sowie  8  tweix&lilige  IkorisonUl 
Kein  S-C.    Die  Formen  sind  enantlomorpli. 

Die    trapezoedrische    Tetartoedrie    geht    aus    der    rhomboedrischen 
Hemiedrie   hervor   durch   erneuerte  Anwendung  der  hemiedrischen   Zer- 
fallung.    Dabei  verlieren   die  Formen  der 
rhomboedrischen  Hemiedrie  die  ihnen  ver-  ^^^-  ^^^• 

bliebenen  3  verticalen  S-E,  womit  gleich- 
zeitig der  Verlust  des  S-Centrums  ver- 
knüpft ist,  was  die  Enantiomorphie  corre- 
later  Formen  bedingt.  Die  Krystalle  dieser 
Symmetrieklasse  zeigen  Circularpolarisation. 

Aus  der  der  Symmetrie  der  trapezo- 
edrischen  Tetartoedrie  entsprechenden  Pol- 
figur ergeben  sich  in  üblicher  Weise  die 
7  einfachen  Formen  mit  der  erforderlichen 
Flächenzahl.    Es  sind  dies  der  Reihe  nach : 


88 


2.  Hezagonales  System.    XV.  E^l.   Trapesoedrische  Tetarioedrie. 


Fig.  188. 


Fig.  189. 


Fig.  190. 


Fig.  191. 


1.  *Trigonale  Trapezoeder,  rechts  po8{hkil]  u.  rechts  neg\kiklU 
links  pos{ikhl]  U.   links  negikhil], 

Tetartoedrische  Formen   der  dihexagonalen  Bipyramiden.     6  Flächen  asym- 
metrisch (Trapeze),  liegen  abwechselnd  über  bezw.  unter  den  6  Polkanten.    6  auf- 

nnd  absteigende  Mittelkanten,  die  abwech- 
selnd gleich  lang  sind.  Die  Horizontalazen 
münden  zwischen  den  Mitten  und  Ecken 
der  Mittelkante.  2  Arten  Winkel.  Gorre- 
late  rechte  und  linke  Formen  werden  durch 
Drehung  nicht  mehr  zur  Deckung  gebracht. 
(Fig.  188  u.  189  sind  2  enantiomorphe  Tra- 
pezoeder.) 

2.  *Rhomboeder  pos{hOhl[ 
und  n€g{Ohhl\, 

Entsprechen  den  Rhomboedem  der 
Hemiedrie,  Flächen  aber  asymmetrisch. 

3.  *Trigonale  Bipyramiden, 
rechts{h.h.2h.l]\xviAlinks{2h.hJiAU 

Die  beiden  correlaten  Formen  gehen 
aus  der  hexagonalen  Bipyramide  11  Art 
hervor.  6  Flächen  asymmetrisch  (gleich- 
schenklige Dreiecke).  6  Polkanten  und  3 
in  einer  Ebene  liegende  Mittelkanten,  in 
deren  Ecken  und  Mitten  die  Horizontal- 
axen  münden.  2  Arten  Winkel  (Fig.  190, 
links  u.  191.  rechts). 

4.  *Ditrigonale  Prismen, 
recht8{hkiO}  und  l%nks{ikhO}. 

Die  beiden  correlaten  Formen  gehen 
aus  dem  dihexagonalen  Prisma  hervor. 
6  tautozonale  asymmetrische  Flächen;  an 
den  Yerücalkanten  2  Arten  Winkel,  die 
abwechselnd  gleich  sind.  Grenzform  der 
trigonalen  Trapezoeder  (Fig.  192,  links 
u.  193,  rechts). 

5.  ^Hexagonales  Prisma 
I  Art  {10l0\. 

geometrisch  übereinstimmend  mit  der  holo> 
edrischen  Form,  aber  mit  asymmetrischen 
Flächen. 

6.*TrigonalePrismenIIArt, 
rechts{1120}  und  Unks{2JiO\. 

Die  beiden  correlaten  Formen  gehen 
aus  dem  hexagonalen  Prisma  II  Art  hervor. 
3  tautozonale  asymmetrische  Flächen,  die 
unter  Winkeln  von  60  **  zusammenstossen 
(Fig.  194,  links  u.  195,  rechts). 


Fig.  192. 


Fig.  193. 


Fig.  194. 


Fig.  195. 


2.  Hezagonales  System.    XV.  Kl.   Trapezoedrische  Tetartoedrie. 


89 


7.  Basis  [0001]. 
stimmt  mit  der  holoedrischen  Form  überein,  die  Flächen  sind  aber  asymmetrisch. 

Anm.  Die  trapezoedrische  Tetartoedrie  enthält  demnach  2  Formen,  Prisma 
I  Art  und  Basis,  die  geometrisch  von  solchen  der  holoedrischen  Abtheilung  und 
3  Formen,  Rhomboeder,  Prisma  I  Art  und  Basis,  die  Ton  solchen  der  rhomboedrischen 
Hemiedrie  nicht  abweichen.  Dagegen  sind  die  Trapezoeder,  trigonalen  Bipyramiden, 
die  ditrigonalen  und  die  trigonalen  Prismen  besondere  Formen  dieser  Tetartoedrie. 

Combinationen.  Die  hierher  gehörigen  Combinationen  werden 
am  besten  an  den  als  Bergkrystall  bezeichneten  Quarzvarietäten  studirt. 
Zwar  haben  die  meisten  Erystalle  desselben  einen  holohexagonalen  oder 
rhomboedrisch-hemiedrischen  Habitus,  sind  aber  als  Combinationen  tetarto- 
edrischer  Formen  stets  durch  ihre  Aetzfiguren  zu  erkennen.  In  vielen  Fällen 
treten  jedoch  auch  äusserlich  als  tetartoedrisch  erkennbare  Flächen  auf, 
namentlich  Trapezoeder  und  trigonale  Bipyramiden  (sogen.  Trapez-  und 
Rhombenflächen).  Die  Unterscheidung,  ob  rechte  oder  linke  Formen, 
lässt  man  davon  abhängen,  wie  ihre  Flächen  zu  denen  des  positiven 
Hauptrhomboeders  liegen:  Flächen  rechts  vom  Hauptrhomboeder  gehören 
rechten  Formen  an,  sonst  linken  Formen.  Die  Fig.  196  u.  197  stellen 
am  Quarz  die  Combinationen:  das  Prisma  I  Art  r  =  {1010} j  das  posi- 
tive Hauptrhomboeder  p  =  [1011]^  das  correlate  negative  Rhomboeder 
z=\0111},  die  trigonale  Bipyramide  (Rhombenfläche)  s={211lU 
Fig.  196  bezw.  s  =^{11J21]^  Fig.  197  unddas  trigonale  Trapezoeder 
(Trapezfläche)  x  =  {6151\,   bezw.  x  =  \5161}  dar.     In  Fig.  196  liegen 


Fig.  196. 


Fig.  197. 


Fig.  198. 


Fig.  199. 


die  Flächen  s  und  x  links  von  p;  sie  gehören  daher  linken  Formen  an 
und  der  Quarzkrystall  wird  entsprechend  als  Linksquarz  bezeichnet. 
Fig.  197  stellt  einen  Rechtsquarz  dar.  Mit  dieser  Gruppirung  rechter 
und  linker  Formen  correspondirt  das  optische  Verhalten;  die  Rechts- 
quarze drehen  die  Polarisationsebene  des  Lichts  nach  rechts,  die  Links- 
quarze nach  links. 

Zwillinge.  Besonderes  Interesse  bieten  die  Ergänzungszwillinge. 
Es  herrscht  dabei  das  Streben  vor,  die  Symmetrie  der  hemiedrischen 
Klassen  zu  erwerben.  Durchdringungszwillinge  eines  rechten  und  linken 
Krystalls  nach  einer  Fläche  des  trigonalen  Prismas  (Fig.  198)  stellen  die 
Symmetrie    der    rhomboedrischen    Hemiedrie    wieder    her,    während    je 


90  2.  Hexagonales  System.    XVI.  Kl.   Rhomboedrische  Tetartoedrie. 

2  rechte  oder  je  2  linke  Krystalle  (Fig.  199),  nach  einer  Fläche  des 
Prismas  I  Art  verwachsen,  die  Symmetrie  der  trapezoedrischen  Uemiedrie 
erlangen.  Verwächst  endlich  ein  rechter  Krystall  mit  einem  linken  nach 
dem  Prisma  I  Art  und  zugleich  nach  der  Basis,  so  haben  die  ZwUlinge 
die  Symmetrie  der  trigonalen  Hemiedrie.  Diese  3  Zwillingsgesetze  finden 
sich  am  Quarz  verwirklicht,  auf  dessen  Beschreibung  im  speciellen  Theil 
hier  verwiesen  sein  mag. 

Beispiele    für    die  trapezoedrische   Hemiedrie   liefern  unter    den 
Mineralien  nur  Quarz  und  Zinnober. 


XYI.  Klasse.     Rhomboedrische  Tetartoedrie. 

(Rhomboedrische  Klasse.) 

Kein  S-E,  1  drels&hlige  S-A,  vertical.    S-C  vorhanden. 

Die  Formen  gehen  aus  der  pyramidalen  Hemiedrie  durch  Verlust 
der  Basis  als  S-E  hervor.  Aus  der  Betrachtung  der  zugehörigen  Sym- 
metriefigur ergeben  sich  die  nachstehenden  7  einfachen  Formen  dieser 
tetartoedrischen  Klasse : 

l.*Rhomboeder  HI  Art  {hkil\  und  {i¥hl\,  \Uhl]\mA\khll\. 

Tetartoedrische  Formen  der  dihexagonalen 
Fig.  200.  Bipyramide ;  unterscheiden  sich  von  den  Rhombo- 

edem  der  Hemiedrie  nur  durch  ihre  Stellung  zu 
den  Horizontalazen,  die  an  wechselnder  Stelle  der 
auf-  und  absteigenden  Mittelkanten  münden,  und 
durch  die  Asymmetrie  der  Flächen. 

2.  *Rhomboeder  I  Art  [höhl]  und 
[Ohhl]. 

Tetartoedrische  Formen  der  hexagonalen 
Bipyramide  I  Art;  von  dem  Rhomboeder  der 
Hemiedrie  nur  durch  Asymmetrie  der  Flachen 
unterschieden. 

3.  *Rhomboeder  II  Art  [h.h.Yh.V. 
und  \2h.h.h.l\. 
Tetartoedrische  Formen  der  hexagonalen  Bipyramide  II  Art;  von  dem  Rhombo- 
eder der  Hemiedrie  durch  Asymmetrie  der  Flächen   und  durch   die  Stellung  zu  den 
Horizontalaxen  unterschieden. 

4.  *Hexagonale  Prismen  III  Art  [hhiO]  und  {1chiO\. 
Tetartoedrische  Formen   der  dihexagonalen  Prismen;   unterscheiden   sich   nur 

durch  die  Asymmetrie  ihrer  Flächen   und   ihre   Stellung  zum  Axenkreuz   von   dem 
Prisma  I  und  II  Art. 

5.  Hexagonales  Prisma  I  Art  \1010}, 
Flächen  asymmetrisch,  sonst  wie  die  holoedrische  Form. 


?w 


2.  Hezagonales  System.     XVII.  Kl.    Ogdoedrische  Klasse.  91 

6.  Hexagonales  Prisma  II  Art  [11^0]. 
Flächen  asymmetrisch,  sonst  wie  die  holoedrische  Form. 

7.  Basis  {0001}. 

Flächen  asymmetrisch,  sonst  wie  die  holoedrische  Form. 

In  der  rhomboedrischen  Tetartoedrie  finden  sich  4  Formen,  die 
geometriscli  von  den  entsprechenden  der  Holoedrie  verschieden  sind ;  die 
Rhomboeder  11  und  III  Art  sind  dieser  Klasse  ganz  eigenthümliche 
Formen.  —  Die  3  Rhomboeder  unter  sich  und  ebenso  die  3  Prismen 
weichen  von  einander  nu^  durch  ihre  Stellung  zu  den  Horizontalaxen  ab 
und  sind  demgemäss  nur  in  Combinationen  unterscheidbar. 

Die  Combinationen  bieten  zu 
Bemerkungen    kaum   Anlass.     Wenn     ^'«'  201.  Fig.  202. 

nicht  die  Rhomboeder  II  oder  III  Art, 
bezw.  das  Prisma  III  Art  vorhanden 
sind,  so  zeigen  die  Combinationen 
durchaus  den  Habitus  der  rhombo- 
edrischen Hemiedrie.  In  Fig.  201, 
einen  Dioptaskrjstall  darstellend,  ist 
m  ein  Prisma  II  Art,  r  ein  Rhomboeder  I  Art  und  s  ein  Rhomboeder 
ni  Art.  An  dem  Titaneisenkrystall  Fig.  202  sind  P  und  d  Rhombo- 
eder I  Art,  n  ein  Rhomboeder  II  Art,  o  die  Basis. 

Zwillinge.  Zu  erwähnen  sind  nur  die  Ergänzungszwillinge. 
Durchkreuzungszwillinge  nach  der  Basis  erwerben  die  Symmetrie  der 
pyramidalen  Hemiedrie ,  während  solche  nach  einer  Fläche  eines  hexa- 
gonalen  Prismas  die  Symmetrie  der  rhomboedrischen  Hemiedrie  erlangen. 

Beispiele.  Dolomit  und  die  Mineralien  der  Phenakitgruppe 
(Phenakit,  Willemit  und  Dioptas),  ferner  Titaneisen. 

Ogdoedrische  Klasse. 

Die  Formen  der  Klassen  XII  und  XIV  besitzen  noch  3  gleich- 
werthige  bezw.  1  singulare  S-E,  können  also  von  neuem  hemiedrisch 
zerfallen  und  liefern  somit  Achtelflächner  oder  Ogdoeder.  Jedoch  ist 
das  Resultat  in  beiden  Fällen  dasselbe,  sodass  nur  eine  einzige  ogdo- 
edrische Klasse  zu  unterscheiden  ist. 

XVn.  Klasse.     Hemimorphie  der  trigonalen  Tetartoedrie. 

(Trlgonal-pgranüdale  Klasse.) 

Ohne  S-E,  1  vertieale  drels&hlige  S-A,  kein  8-C.    Die  Formen  sinA  enantimorph. 

Da  sich  diese  ogdoedrische  Klasse  als  Hemimorphie  aus  der  trigonalen 
Tetartoedrie  Klasse  XIV  durch  Wegfall  der  noch  vorhandenen  S-E  herleiten 


92  3.  TetragoDales  System. 


Fig.  203.  lässt,    so   wiederholen    sich    deren   Formen    mit    dem 

Unterschied,   dass   alle  Bipyramiden  in  selbststandige 
Pyramiden  zerfallen  und  die  Basis  2  Einzelfl'ächen  liefert. 
Die  7  einfachen  Formen  dieser  Hemimorphie 
bezw.  Ogdoedrie   ergeben   sich  daher  unmittelbar  aus 
den  in  jener  Symmetrieklasse  aufgeführten  Formen.    In  Fig.  203  ist  eine 
obere  trigonale  Pyramide,  die  aus  einer  der  trigonalen  Bipyramiden  her- 
vorgeht, dargestellt. 

Beispiele  aus  dem  Mineralreich  sind  nicht  bekannt. 


3.  Tetragonales  System. 

(Quadratisches  System.) 

Das  tetragonale  System  begreift  alle  SymmetrieJclassen,  deren  Formen 
sich  auf  3  rechtwinklige  Axen  beziehen  lassen,  von  denen  2  gleich  gross 
sind,  während  die  dritte  Äxe  davon  verschieden,  grösser  oder  kleiner  ist- 

Daraus  folgt 

1.  für  die  Symmetriecharakteristik  des  Coordinatensystems  bezw. 
der  holoedrischen  Klasse:  5  S-E,  5  S-A,  1  S-C  und 

2.  für  die  geometrischen  Constanten  des  Erystallsystems 

a:a:c\     a  =  90^     ß  =  90«,     7  =  90^. 

Die  Axenelemente   enthalten   somit   nur  die   eine  Unbekannte  - 

%  ...  *^  • 

sodass  zur  Bestimmung   der  Axenelemente   eine   einzige  Winkelmessung 

genügt. 

Die  Axen  werden  so  aufgestellt,  dass  die  ungleiche  Axe  c  vertical, 
die  beiden  gleichen  horizontal  stehen.  Zur  Unterscheidung  nennt  man 
wohl  die  auf  den  Beschauer  gerichtete  Axe  a,,  die  quer  verlaufende  a„. 

Dem  tetragonalen  System  gehören  7  Symmetrieklassen ^)  an,  die 
sich  aus  der  höchstsymmetrischen  Klasse  durch  Hemiedrie  und  Wieder- 
holung der  Hemiedrie  herleiten  lassen.  Aus  der  Holoedrie  gehen  durch 
gruppenweise  Unterdrückung  der  Symmetrieebenen  4  hemiedrische ,  aus 
diesen  2  tetartoedrische  Klassen  hervor.  Je  1  hemiedrische  und  1  tetarto- 
edrische  Klasse  tragen  den  Charakter  der  Hemimorphie. 

Nach  der  Zähligkeit  der  vertical  gestellten,  singulären  Symmetrie- 
axe  zerfallen  die  7  Syrametrieklassen  des  Systems  analog  dem  hexagonalen 


*)  In  consequenter  Durchführung  des  Prineips  der  hemiedrischen  Ableitung 
lassen  sich  aus  der  holoedrischen  Klasse  des  tetragonalen  Systems  geradeso  11  minder 
symmetrische  Klassen  herleiten  wie  im  hexagonalen  System.  Von  diesen  besitzen 
aber  5  Klassen  die  Symmetrieelemente,  welche  für  das  rhombische  und  monokline 
System  charakteristisch  sind  und  wozu  sie  auf  Grund  des  Eintheilungsprincips  nach 
den  Symmetrieelementen  gerechnet  werden  müssen. 


3.  Teiragonales  System.    XVIIL  El.   floloedrie.  93 

System  in  2  Gruppen :  in  die  Klassen  XVIII,  XIX,  XXI,  XXII  und  XXIII, 
bei  denen  diese  Axe  4-zählig  ist  und  in  die  Klassen  XX  und  XXIV  mit 
2-zähliger  S-A. 

Zwischen  den  ßymmetrieklassen  wie  den  Formen  des  hexagonalen  und  des 
teiragonalen  Systems  herrschen  weit  gehende  Analogien.  Die  Unterschiede  der  beider- 
seitigen Formen  sind  darauf  zurückzuführen,  dass  durch  das  Azenkreuz  in  dem  einen 
Fall  der  Raum  in  Dodekanten,  im  anderen  Falle  in  Oktanten  getheilt  wird.  Damit 
hängt  auch  die  geringere  Zahl  Ton  Symmetrieklassen  im  tetragonalen  System  zu- 
sammen :  es  ergeben  sich  wegen  der  Rechtwinkligkeit  der  Azen  gewisse  hemiedrische 
Klassen,  die  der  Symmetrie  des  rhombischen  bezw.  monoklinen  Systems  entsprechen 
und  daher  abgetrennt  werden  müssen. 


Holoedrische  Klasse. 

XVIIL  Klasse,     Holoedrie. 
(Ditetragonal'bipyramidale  Klasse.) 

&  8-E,  davon  I  horizontal  und  4  unter  4&o  •Ich  ««hnoldendo  ▼«rtieal.  ft  8-.%,  davon 
1  vIorsAhllff  vertical  und  4  s'welsAhllge  horisontal.    S-C  vorhanden. 

Die  verticale   vierzählige   und   2  senkrecht  auf  einander  stehende 
horizontale  Sjmmetrieaxen  der  holoedrischen  Abtheilung  bilden  das  Axen- 
kreuz  dieser  und  aller  übrigen  Klassen    des 
tetragonalen  Systems.  Fig.  204. 

Die  5  S-E  der  Holoedrie  erzeugen  in 
der  zugehörigen  Symmetriefigur  16  gleiche 
sphärische  Dreiecke.  Für  eins  der  Dreiecke 
sind  in  Fig.  204  die  7  möglichen  Flächen- 
lagen durch  Einzeichnung  der  Pole  1 — 7  an- 
gegeben. Wenn  somit  wiederum  7  einfache 
Formen  unterschieden  werden  können,  so  ist 
doch  zu  bemerken,  dass  deren  Zahl  in  Wirk- 
lichkeit nur  5  beträgt,  da  die  den  Polen  2 
und  3  entsprechenden  Bipyramiden  und  ebenso 
die  den  Polen  5  und  6  entsprechenden  Prismen  in  Folge  ihrer  Lage  zu 
vertauschbaren  S-E  nur  durch  ihre  Stellung  von  einander  abweichen. 
Die  stellungsverschiedenen  und  vertauschbaren  Formen  werden  wie  im 
hexagonalen  System  als  solche  I  und  II  Art  gekennzeichnet. 

Die  Symmetriefigur  lässt  unmittelbar  das  Symbol  und  die  Flächen- 
zahl jeder  einzelnen  der  7  einfachen  Formen  ablesen;  doch  soll  auch 
hier  ebenso,  wie  es  im  hexagonalen  System  geschehen  ist,  die  Herleitung 
der  7  einfachen  Formen  durch  Specialisirung  des  allgemeinen  Symbols 
a  :  ma  :  nc  bewirkt  werden. 


94 


3.  Tetragonales  System.     XVIII.  Kl.    Holoedrie. 


Fig.  205. 


Fig.  206. 


1.  Jedem  der  durch  die  5  S-E  des  Systems  gebildeten  16  gleich- 
werthigen  Dreiecke  der  Symmetriefigur  gebort  eine  Fläche  mit  dem  all- 
gemeinen Zeichen  a  :  ma  :  nc  an  (Pol  1);  die  volle  Form, 

Ditetragonalen  Bipyramiden  (a  :  7na  :  nc)  [hkl]  haben  dem- 
nach 16  Flächen  (Fig.  205  u.  206). 

Von  den  10  Flächen  schneiden  je  8  das 
obere  und  je  8  das  untere  Ende  der  Verticalaxe, 
die  ganze  Form  erscheint  demnach  als  Doppel- 
pyramide. Die  Begrenzungsflächen  sind  ungleich- 
seitige Dreiecke  und  asymmetrisch.  Die  24  Kanten 
sind  dreierlei  Art:  8  Mittelkanten  ^  liegen  in  der 
horizontalen  S-E;  8  Polkanten  x  wechseln  mit 
8  Polkanten  ij  ab  und  liegen  in  den  verticalen 
S-E.  Ecken:  2  Polecken,  sowie  4  spitzere  and 
4  stumpfere  Mittelecken,  Winkel  ebenfalls  dreierlei 
Art :  nämlich  solche  an  den  Mittelkanten  z,  solche 
an  den  Polkanten  x  und  solche  an  den  Pol  kanten  y. 

Anm.  Ditetragonale  Bipyramiden,  bei  denen  die  Winkel  x  und  y  gleich 
sind,  deren  Querschnitt  also  ein  regelmässiges  Achtseit  ist,  können  nicht  vorkommen, 
da  alsdann  die  Axenabschnitte  irrational  werden. 

Durch  Veränderung  des  Coefficienten  von  m  und  n  gehen  spitzere 
und  stumpfere  ditetragonale  Bipyramiden  hervor;  nur  in  den  nach- 
stehenden Fällen  resultiren  besondere  Formen. 

2.  Wird  in  den  ditetragonalen  Bipyramiden  der  Winkel  an  der  Pol- 
kante y  =  180  ®,  gleichbedeutend  mit  m  =  I,  so  fallen  je  2  in  der  Kante  y 
zusammenstossende  Flächen  zusammen.     Es  entstehen 

Tetragonale  Bipyramiden  I  Art  (a  :  a  :  nc)  {hhl}^    Fig.  207. 
Doppelpyramide  mit  8  Flächen,   von  denen  4  dem  oberen, 
4  dem  unteren  Pol  angehören.    Die  Flächen  bilden  gleichschenklige 
Dreiecke  und  sind  monosymmetrisch.    Kanten,  Ecken  und  Winkel 
sind  zweierlei.    Die  Horizontalazen  mfinden  in  den  Ecken. 

S.Wird  in  den  ditetragonalen  Bipyramiden  der  Winkel 
an  der  Polkante  x  =  180  ®,  gleichbedeutend  mit  m  =  oo, 
so  fallen  je  2  in  der  Kante  x  zusammenstossende  Flächen 
zusammen  und  es  entstehen 

Tetragonale  Bipyramiden  II  Art  (a  :  ooa  :  nc) 

{hOll  Fig.  208. 

Die  Form  hat  wiederum  8  Flächen  und  stimmt  hinsichtlich 
ihrer  Gestalt,  der  Zahl  und  Symmetrie  der  Flächen,  Kanten,  Ecken 
und  Winkel  völlig  mit  der  Bipyramide  I  Art  Oberein;  sie  unter- 
scheidet sich  nur  durch  ihre  Orientirung  zum  Axenkreuz,  in  dem 
sie  um  45  ^  gedreht  erscheint.  Demzufolge  münden  die  Horizontal- 
axen  in  den  Mitten  der  horizontalen  Kanten. 

Für  alle  übrigen  zwischen  1  und  oo  liegenden 
Werthe    von  m    bleibt    die    allgemeine   Oestalt    der    di- 


Fig.  207. 


Fig.  208. 


3.  Tetragonales  System.    XVIII.  Kl.   Holoedrie. 


95 


Fig.  209. 


tetragonalen  Bipyramiden  erhalten,  sodass  die  Bipyramiden  I  und  II  Art 
als  deren  Grenzformen  zu  betrachten  sind.  Dadurch,  dass  in  den  3  Bi- 
pyramiden der  Coefficient  w  =  oo  wird,  gehen  aus  diesen  in  anderer 
Richtung  Grenzformen  hervor,  nämlich  3  Prismen. 

4.  Aus   den   ditetragonalen   Bipyramiden   resultiren   als  Grenzform 
für  n  =  oo 

Ditetragonale  Prismen  (aimaiooc)  \hkO}, 
Fig.  209. 

8  der  Verticalaxe  parallele  Flächen  von  monosymmetrischer 
Symmetrie;  zweierlei  Winkel. 

5.  Aus  den  tetragonalen  Bipyramiden  I  Art  resultirt 
als  Grenzform  für  n  =  oo  das 

Tetragonale  Prisma  I  Art  (aiaiooc)  {110}^ 
Fig.  210. 

4  der  Verticalaxe  parallele  Fl&cfaen  von  disymmetrischer 
Symmetrie;  nur  1  Art  Winkel  von  90^;  die  Axen  münden  in  den 
Mitten  der  Kanten. 


■■■^rM 


Fig.  210. 


Fig.  211. 


6.  Aus  den  tetragonalen  Bipyramiden  II  Art  resul- 
tirt als  Grenzform  für  n  =  oo  das 

Tetragonale  Prisma  II  Art  (a  :  ooa  :  ooc)  {100}^ 
Fig.  211. 

Form  die  gleiche  wie  das  Prisma  I  Art,  nur  um  45  °  gegen 
das  Axenkreuz  gedreht,  sodass  die  Axen  in  den  Mitten  der  Flächen, 
die  ebenfalls  divymmetrisch  sind,  münden. 

7.  Endlich  geht  flXr  n  =  0  aus  allen  3  Bipyramiden 
die  gleiche  Grenzform,  die 

Tetragonale  Basis  (ooa:  ooa  ic)  {001}  hervor. 

Nur  2  parallele  Flächen  von  tetrasymmetrischer  Symmetrie,  die  der  horizontalen 
S-E  parallel  laufen.  Siehe  die  oberen  und  unteren  Begrenzungsflächen  in  den 
Fig.  209—211. 

Die  7  einfachen  Formen  der  Holoedrie  bestehen  demnach  aus 
3  Bipyramiden,  aus  denen  als  Grenzformen  einerseits  3  Prismen,  anderer- 
seits für  alle  die  gleiche  Basis  hervorgehen.  Die 
Flächen  der  Basis  und  der  beiden  Prismen  I  und 
II  Art  entsprechen  den  5  S-E. 

Anm.  Die  Formen  I  und  II  Art  lassen  sich,  wenn 
sie  einzeln  auftreten,  nicht  unterscheiden;  nur  in  Com- 
bination  oder  mit  Rücksicht  auf  das  festgelegte  Axenkreuz 
wird  das  möglich.  In  Fig.  212  ist  die  Orientirung  der 
Formen  I  Art  zu  denen  II  Art  {HB)  und  den  ditetragonalen 
Formen  (CC),  wie  zu  den  Horizontalebenen  (a,a„)  zur  An- 
schauung gebracht. 

NAUMANTf's  Bezeichnung.  Die  Bezeichnung  erfolgt  nach  der  auf  S.  19  ge- 
gebenen Regel.  Die  sogen.  Grundform ,  die  tetragonale  Bipyramide  I  Art  (a  :  a  :  c) 
erhUt  das  Zeichen  P.    Für  alle  Übrigen,  durch  m  oder  n  modificirten  Formen  gilt  die 


Fig.  212. 


96 


3.  TetragODales  System.    XVIII.  El.   Holoedrie. 


Vorschrift,  dass  der  Goefßcient  der  Verticalaxe  stets  vor  P,  derjenige  der  Horizontal- 
aze,  sofern  er  nicht  1   ist  und  als  solcher  nicht  geschrieben  wird,  hinter  P  steht. 
Demnach  sind  die  Zeichen  fQr  die  7  einfachen  Formen  der  Reihe  nach: 
nPm,    nP,     nPoo,    oo  Pm,     ooP,    c»Poo,     o  P. 

Combinationen  (Fig.  213 — 220).  Die  Deutung  der  holoedrischen 
Combinationen  ist  sehr  einfach.  Nachdem  man  sich  beliebig  über  die 
Art  einer  der  auftretenden  tetragonalen  Bipyraraiden  oder  Prismen  ent- 
schieden hat,  gehören  alle  in  der  Zone  der  Mittelkanten  irgend  einer  Bi- 


Fig.  213. 


Fig.  2U. 


Fig.  215. 


Fig.  216. 


a=  \100l 

m  =  ltlO\ 

n  =  \hkO\ 

a  =  ilOOi 

b  =  illl\ 

d  =  ilOli; 

c  =  \001\ 

c  =  \00l\ 

Pyramide  I  Art  gelegenen  Flächen  den  Formen  I  Art,  die  in  der  Zone 
der  Mittelkanten  der  Bipyramiden  II  Art  liegenden  Flächen  den  Formen 
II  Art  an.  Diejenigen  Formen,  die  weder  in  die  eine  noch  in  die  andere 
Zone  fallen,   sind   solche   der  ditetragonalen  Bipyramiden  oder  Prismen. 


Fig.  217. 


Fig.  218. 


Fig.  219. 


Fig.  220. 


b  =  \ll2\ 


b  =  \101\ 


a  =  ItOOi 
b  =  ihkl\ 


b  =  itlll    d  =  yioi\ 
c  =  ioon 

Wie  ersichtlich,  liegen  die  Formen  II  Art  über  den  Kanten  der  Formen 
I  Art  und  umgekehrt,  während  die  ditetragonalen  Formen  in  beiden 
Fällen  den  Kanten  schief  aufsitzen.  —  So  gehören  also  Flächen,  die 
die  Kanten  einer  Form  abstumpfen,  einer  anderen  Ordnung  an  als  diese. 
Die  gerade  Abstumpfung  der  Kanten  des  Prismas  I  Art  erfolgt  durch 
das  Prisma  II  Art  (Fig.  216)  und  umgekehrt;  eine  Bipyramide  I  Art 
{hhl]  wird  durch  die  Bipyramide  II  Art  [hOl]  gerade  abgestumpft 
(Fig.  218)  und  umgekehrt.  —  Da  die  3  Prismen  und  die  Basis  für  sich 


3.  Tetragonales  System.    XIX.  Kl.   Hemimorpfaie  der  Holoedrie. 


97 


Fig.  221. 


den   Raum   nicht  abschliessen ,  so  kann   keine   dieser   4  Formen   allein, 
sondern  muss  stets  in  Combination  mit  anderen  auftreten. 

Zwillinge.  Mit  Ausnahme  der  beiden  tetragonalen  Prismen  und 
der  Basis,  deren  Flächen  ja  S-E  sind,  können  die  Flächen 
aller  übrigen  Formen  zu  Zwillingsebenen  werden.  Gewöhn- 
licli  sind  die  Erystalle  so  aufgestellt,  dass  eine  Fläche  der 
Bipyramide  11  Art  [101]  die  Zwillingsebene  abgiebt.  Einen 
solchen  Zwilling  des  Zinnsteins  (sogen.  Yisirgraupen) 
stellt  Fig.  221  dar.  Zuweilen  wiederholt  sich  das  Ge- 
setz derart,  dass  an  jeder  der  4  Polkanten  der  Bi- 
pyramide I  Art  ein  Individuum  sich  in  Zwillingsstellung 
anlegt.  Fig.  222  stellt  einen  solchen  Fünfling  des  Haus- 
mannits  dar.  Merkwürdige  Zwillingswiederholungen  finden 
sich  beim  Rutil;  yergl.  deshalb  den  speciellen  Theil. 

Beispiele  sind  zahlreich:  die  Mineralien  der 
Rutilgruppe  (Rutil,  Zirkon,  Zinnstein),  Anatas,  Vesu- 
vian  etc. 


Fig.  222. 


Hemiedrische  Klassen. 

Die  holoedrischen  Formen  können  in  vierfacher  Weise  eine  Ver- 
minderung ihrer  S-E  erfahren,  liefern  also  4  hemiedrische  Symmetrieklassen, 
eine  dieser  Klassen  entspricht  einer  Hemimorphie. 


XIX.  Klasse.    Hemimorphie  der  Holoedrie. 

(Ditetragondl-pyramidale  Klasse.) 


2  +  2  Tertleale  S-E,  die  sich  unter  4ftO  In  der  Tertlealaxe  lebnelden. 
verticale  8-A.    Kein  8-€. 


1  TlersAhllffe 


Es  wiederholen  sich  hier  die  Formen 
der  Holoedrie  mit  dem  unterschied,  dass  die 
3  Bipyramiden  und  die  Basis  in  je  2  correlate, 
oben  und  unten  gelegene  Pyramiden  resp. 
Basisflächen  zerfallen,  während  die  Prismen 
geometrisch  unyerändert  bleiben.  Die  Flä- 
chen der  beiden  ditetragonalen  Formen  sind 
asymmetrisch,  die  4  tetragonalen  Formen 
monosymmetrisch  und  die  Basisflächen  sind 
tetrasymmetrisch . 

Beispiele  kennt  man  nur  von  einigen 
künstlichen  Substanzen. 

Klockmann,  Mineralogie.    9.  Aufl. 


Fig.  228. 


98 


3.  Tetragonales  System.    XX.  El.   Spbenoidische  Hemiedrie. 


Fig.  224. 


\ 


/ 


XX.  Klasse.    Sphenoidische  Hemiedrie. 

(Tetragonahshalenoedriscke  Klasse,) 

%  verticale  8-E,  die  ■ich  unter  90  o  tchnelden.    8  swelsAhlige  S-A,  davon  1  verllcnl 
und  Z  horUonCal.    Kein  S-C. 

Die   Formen  der  sphenoidischen  Hemiedrie  gehen  aus   den  holo- 
edrischen  hervor,    sobald    diese    die   horizontale    und    2    der    verticalen 

S-E  verlieren.  Aus  der  dieser  verminder- 
ten Symmetrie  entsprechenden  Symmetrie- 
figur folgt,  dass  von  den  7  möglichen 
Flächenlagen  nur  die  Pole  1  und  2  von 
den  holoedrischen  Formen  abweichend  ge- 
staltete Hemieder  ergeben,  während  die 
sonstigen  Formen  geometrisch  gleich  sind 
und  sich  nur  durch  die  verminderte  kr  jstallo- 
graphische  Symmetrie  unterscheiden.  Zu 
dem  gleichen  Resultat  gelangt  man,  wenn 
man  die  holoedrischen  Formen  einzeln  auf 
j  ihre    hemiedrische    Zerfällung    untersucht. 

Mit  Ausnahme  der  ditetragonalen  und  der 
tetragonalen  Bipyramide  I  Art  stehen  die  Flächen  aller  übrigen  Formen 
auf  den  verschwindenden  S-E  senkrecht,  bleiben  also  geometrisch  unver- 
ändert. 

Die  7  einfachen  Formen  der  sphenoidischen  Hemiedrie  sind  demnach 
♦Tetragonale  Skalenoeder  [hlcl}  und  [hkl],  Fig.  225  u.  226. 

Die  beiden  correlaten,  um  90  ^ 


\  i 


y 


Fig.  225. 


Fig.  226. 


Fig.  227. 


Fig.  228. 


gegen  einander  verschobenen  Formen 
gehen  aas  der  ditetragonalen  Bi- 
pyramide hervor  und  sind  geneigt- 
flächig; sie  werden  von  8  ungleich- 
seitigen (asymmetrischen)  Dreiecken 
begrenzt  und  ihre  4  Mittelkanten, 
in  deren  Mitten  die  Horizontalaxen 
mfinden,  steigen  im  Zickzack  auf  und 
ab.    Dreierlei   Kanten   und  Winkel. 

*Tetragonale  Bisphe- 
n  o  i  d  e  \hhl\  und  \hhl !, 
Fig.  227  u.  228. 

Die  beiden  correlaten  Formen 
gehen  aus  der  tetragonalen  Bipyra- 
mide I  Art  hervor,  sind  geneigtflächig 
und  ihre  4,  gleichschenklige  Dreiecke 
bildenden  Flächen  sind  monosymme- 


3.  Tetragonales  System.    XXI.  El.    Pyramidale  Hemiedrie.  99 

irisch.  4  auf-  und  absteigende  Mittel-  und  2  Polkanten.  In  den  Mitten  der  Kanten 
münden  die  Axen.  Zweierlei  Winkel.  Die  Formen  ähneln  den  Tetraedern  des 
regulären  Systems. 

Von  den  übrigen  5,  den  entsprechenden  Holoedern  äusserlich  gleichen 
Formen  ist  die  Flächensymmetrie 

der  tetragonalen  Bipyramiden  II  Art  {hOl}  asymmetrisch, 

der  ditetragonalen  Prismen  {hkO]  asymmetrisch, 

des  tetragonalen  Prisma  I  Art  {110}  monosymmetrisch, 

des  tetragonalen  Prisma  II  Art  [100]  asymmetrisch, 

der  Basis  [001]  disymmetrisch  -pig.  229. 

Die  sphenoidische  Hemiedrie  ist  sehr  selten;  unter 
den  Mineralien  findet  sie  sich  nur  am  Kupferkies,  von 
welchem  Fig.  229  die  Combination  p=={llll  r={llll 
b  =  {101l     c  =  {201],     a  =  {001}  zeigt. 


XXI.  Klasse.    Pyramidale  Hemiedrie. 

(Tetragonal-bipyramidale  Klasse,) 

1  herixonUüe  S-E,  1  verticale  vlersAhllg«  S-A.    8-C  vorhanden. 

Die  Formen  der  pyramidalen  Hemiedrie  gehen  aus  den  holoedrischen 
hervor,   sofern   diese  ihre  4  verticalen   S-E  verlieren.     Aus   der  zuge- 
hörigen  Symmetriefigur  folgt,   dass   dabei 
nur   die  Pole    1  und  4  neue   Formen   er-  ^^^'  ^^^' 

geben  können,  d.  h.  unter  den  holoedri- 
schen Formen  zerfallen  nur  die  ditetra- 
gonale   Bipyramide  und   das   ditetragonale 

Prisma  in  besonders  gestaltete  Hemieder.      ^^^B  ^  \ 

Wenn    demnach    die    übrigen    5   Holoeder     mKtß  [_ 

geometrisch    unverändert   bleiben,    so    ist 

doch  ihre  verminderte  krystallographische  >  /  J 

Symmetrie  an  der  durch  Aetzfiguren  jeder-  -  \  w 

zeit  nachzuweisenden  erniedrigten  Flächen-  ^— ^ 

Symmetrie  erkennbar.  Die  beiden  beson- 
deren Formen  sind: 

*Tetragonale  Bipyramiden  IH  Art  {hkl\  und  {khl}^ 
hervorgegangen  aus  der  ditetragonalen  Bipyi*amide,  mit  8  asymmetriechen  Flächen,  und 

♦Tetragonale  Prismen  III  Art  {hJcO}  und  {khO}, 
hervorgegangen  aus  dem  ditetragonalen  Prisma,  mit  4  monosymmetrischen  Flächen. 

Die  übrigen  5  in  ihrem  Aeusseren  unverändert  gebliebenen  Formen 
sind  demnach: 


100 


3.  Tetragonales  System.    XXII.  Kl.   Trapezoedrische  Hemiedrie. 


Fig.  231. 


tetragonale  Bipyramiden  I  Art  [hhl].    Flächen  asymmetrisch, 
tetragonale   Bipyramiden  II  Art  {hOl}.     Flächen  asymmetrisch, 
das   tetragonale  Prisma  I  Art  [HO].     Flächen  monosymmetrisch, 
das   tetragonale  Prisma  II  Art  {100],     Flächen  monosymmetrisch, 
die  Basis  {001],     Flächen  asymmetrisch. 

Die  beiden  besonderen  Formen  III  Art  unterscheiden  sich  von  den 
entsprechenden  Formen  I  und  II  Art  nur  durch  ihre  Stellung  zu  den 
Horizontalaxen ;  die  Axen  münden  in  deren  Mittelkanten  an  wechselnder 
Stelle,  nur  nicht  in  den  Ecken  wie  bei  den  Formen  I  Art  oder  in  der 
Mitte  wie  bei  den  Formen  II  Art.  Da  aber  die  Lage  der  Axen  nicht 
Yorgezeichnet  ist,  so  lassen  sich  einzeln  auftretende  Bipjrramiden  und 
Prismen  nach  ihrer  Art  nicht  unterscheiden,  wie  denn  überhaupt  diese 
Hemiedrie  geometrisch  nur  in  Combinationen  erkannt  werden  kann. 

In  dem  Querschnitt  Fig.  231  ist  die  relative 
Lage  der  Formen  III  Art  zu  denen  I  Art  zum  Aus- 
druck gebracht. 

Bezüglich  der  Combinationen  gilt,  dass  bei 
der  gleichen  Symmetrie  der  Bipyramidenfiächen  unter 
sich  und  ebenso  der  Prismenflächen  es  ganz  ins  Be- 
lieben gestellt  ist,  was  man  als  Form  I,  11  oder 
III  Art  bezeichnen  will.  Man  wählt  eine  beliebige, 
durch  Vorherrschen  oder  Spaltbarkeit  ausgezeichnete 
Form  als  solche  I  Art  aus  und  hat  damit  das  Axenkreuz  und  die  Art 
der  übrigen  auftretenden  Formen  festgelegt. 

Fig.  232  giebt  eine  am  Scheelit  nicht  seltene  Com- 
bination.  n  =  {lll],  P={101],  a  und  g  sind  2  Bi- 
pyramiden III  Art:    {131}  und  {313\. 

Yon  Zwillingsbildungen  haben  Interesse  die  Er- 
gänzungszwillinge. Durch  ZwiUingsverwachsung  nach  den 
Flächen  {110}  und  {100}  mit  gegenseitiger  Durchdringung 
der  beiden  Individuen  wird  die  Symmetrie  der  holoedrischen 
Abtheilung  wieder  erworben. 
Beispiele  liefern  die  Mineralien  der  Scheelitgruppe  (Scheelit  und 
Scheelbleierz)  und  der  Skapolithgruppe. 


-A 


Fig.  232. 


XXII.  Klasse.     Trapezoedrische  Hemiedrie. 

(Tetragondl'trapezoedrische  Klasse.) 

Keine  S«E.    5  S-A,   davon  1  viersftbllge  8-A  vertical  und  4  swels&hllge  6-A  horl- 
zanCal.    Kein  S-C.    IHe  Formen  sind  enantiomorph. 

Durch  Verlust  sämmtlicher  S-E,  womit  auch  das  S-C  verschwindet, 
gehen   die   hierhergehörigen  Formen   aus    der  holoedrischen    Abtheilung 


3.  Teiragonales  System.   XXIII.  EI.  Hemimorphie  der  pyramidalen  Hemiedrie.     101 


hervor.  Die  Symmetriefigur  lässt  erkennen, 
dass  Yon  den  7  einfachen  Formen  dieser 
Klasse  nur  die  aus  der  Zerfallung  der 
ditetragonalen  Bipyramiden  resultirenden 
Formen,  die 

*Tetragonalen  Trapezoeder 
[hkl]  und  {khll  Fig.  234  u.  235, 

besondere  Formen  dieser  Hemiedrie 
darstellen. 

Die  übrigen  Formen  unterscheiden 
sich  von  den  Holoedern  nur  durch  ihre 
verminderte  Fl'ächensymmetrie,  die  an  den 
Aetzfiguren  erkennbar  wird.  Alle  Formen 
dieser  Hemiedrie  entbehren  auf  ihren  Flächen 
der  Symmetrielinien,  die  Flächen  sind  also 
ausnahmslos  asymmetrisch. 

Beispiele  sind  unter  den  Mineralien 
nicht  bekannt,  nur  die  Erystalle  einiger  künst- 
licher Salze  wie  Nickelsulfat  und  Strychnin- 
sulfat  gehören  dieser  Symmetrieklasse  an. 


Fig.  233. 


Fig.  234.  Fig.  235. 


Tetartoedrische  Klassen. 

Mit  Ausnahme  der  trapezoedrischen  Hemiedrie  besitzen  die  übrigen 
3  hemiedrischen  Klassen  noch  Symmetrieebenen,  können  also  noch  einer 
weiteren  Hemiedrie  unterliegen.  Dabei  gehen  aber  nur  2  tetartoedrische 
Erlassen  hervor;  da  die  nochmalige  hemiedrische  Zerfallung  der  spheno- 
idischen  und  pyramidalen  Hemiedrie  zu  den  gleichen  Formen  führt. 
Eine  der  beiden  tetartoedrischen  Klassen  ist  hemimorph. 


XXIII.  Klasse.    Hemimorphie  der  pyramidalen  Hemiedrie. 
(Tetragonal-pyramidale   Klasse,   hemimorphe   Tetartoedrie.) 

Keine  S*E;  1  vertlcale  TiersAhllgo  8-A.    Kein  S-€.    Die  Formen  sin«  enantiomerph. 

Die  Formen  leiten  sich  mit  gleichem  Resultat  entweder  aus  der 
pyramidalen  Hemiedrie  (Kl.  XXI.)  her,  die  ja  durch  eine  singulare  S-A 
ausgezeichnet  ist  oder  aus  Klasse  XIX.  durch  Verlust  der  hier  vorhandenen 
S-E.  Mit  Rücksicht  auf  die  Herleitung  aus  der  pyramidalen  Hemiedrie, 
d.  h.  ein  Zerfallen  in  eine  obere  und  eine  untere  Krystallhälfte ,  er- 
geben  sich   sofort  alle  Formen  in   der  Weise,   dass   deren  Bipyramiden 


102 


3.  Tetragonales  System.    XXIV.  El.   Sphenoidische  Tetarioedie. 


Fig.  236. 


Fig.  237. 


Fig.  238. 


III,  I  und  n  Art  und  die  Basis  in  je 
2  correlate,  oben  und  unten  gelegene  Py- 
ramiden resp.  Basisflächen  zerfallen,  wäh- 
rend die  Prismen  geometrisch  unverändert 
bleiben.  Die  Flächen  aller  Formen  sind  asymmetrisch.  Fig.  237  stellt 
die  Combination  einer  oberen  Pyramide  (je  nach  der  Stellung  I,  II  oder 
in  Art)  niit  der  unteren  Basis  dar,  Fig.  2ä8  die  Combination  P  =  {111], 
P"  =  {lllU     r  =  {120\     a  =^{001]. 

Beispiele  sind  unter  den  Mineralien  nur  an  dem  Wulfenit  (Fig.  238) 
bekannt  geworden. 

XXIV.  Klasse.     Sphenoidische  Tetartoedrie. 

(Tetragonal'bisphenoidische  Klasse,) 

Keine  S-E;  1  zweisfthllge  vertleale  S-A.   Kein  8-C.   Die  Formen  sind  enantlomerph. 

Die  hierhergehörigen  Formen  lassen   sich  sowohl   aus  der  pyrami- 
dalen wie  der  sphenoidischen  Hemiedrie  ableiten  durch  die  Unterdrückung 

der   diesen   Klassen  verblie- 
benen   S-E.     Wie    aus    der 
Symmetriefigur  erkannt  wer- 
den   kann,    resultiren    dabei 
die     nachstehenden     7     ein- 
fachen Formen. 
*Tetragonale  Bisphenoide  m  Art 
{hkl],Fig.  240  u.  {khl};  [hkl]  u.  {  khll 
'''Tetragonale  Bisphenoide  I  Art 
{hhl\   und   \hhll 

'^'Tetragonale  Bisphenoide  II  Art 
{hol}   und   {Ohll 
♦Tetragonale  Prismen  III  Art  {hkO]  u.  {khO};  {hkO]  u.  {khOl 
Tetragonales  Prisma  I  Art  {1101 
Tetragonales  Prisma  II  Art  {100}, 
Basis  {001}. 

Es  sind  demnach  hier  Bisphenoide  und  Prismen  dreifacher  Art  zu 
unterscheiden,    die   jedoch    nur    durch    ihre   Stellung  von   einander  ab- 


Fig.  239. 


Fig.  240. 


4.  Rhombisches  System.    XXV.  Kl.   Holoedrie.  103 

weichen.  Die  Bisphenoide  II  und  III  Art  sind  dieser  Symmetrieklasse 
eigenthümliche  Formen,  während  die  übrigen  Formen  wenigstens  geo- 
metrisch auch  anderen  Klassen  des  Systems  angehören. 

Die  Flächen  aller  Formen  sind  asymmetrisch. 

Beispiele  sind  nicht  bekannt. 

4.  Rhombisches  System 

Hierher  gehören  diejenigen  SymmetrieJclassen ,  deren  Formen  sich 
auf  3  rechtwinklige,  unter  sich  ungleiche  Axen  beziehen  lassen. 

Daraus  folgt: 

1.  für  die  Symmetrie  des  Coordinatensystems  bezw.  der  holoedrischen 
Klasse  die  Charakteristik  3  S-E,  3  S-A,  1  S-C  und 

2.  für  die  Axenelemente : 

a:l:c\     a  =  ß  =  Y  =  90^ 

Somit  werden  zur  Bestimmung  der  beiden  Constanten  ~  und  -^- 
2  von  einander  unabhängigeWinkelmessungen  erforderlich.  Dementsprechend 
wird  auch  das  Axenverhältniss  gewöhnlich  in  der  Form  -r-  :  i  :  -~  ge- 
schrieben. 

Die  Aufstellung  der  rhombischen  Krystalle,  d.  h.  die  Wahl  irgend 
einer  der  Axen  zur  a-,  6-  oder  c-Axe  ist,  da  es  keine  ausgezeichnete 
Axe  giebt,  beliebig,  doch  pflegt  man  mit  wenigen  Ausnahmen  (rhom- 
bische Augite)  so  aufzustellen ,  das  die  Grundpyramide  aih  :  c  und 
entsprechend  das  Verticalprisma  a  :h  :  ooc  ihre  stumpfen  Winkel  nach 
vom  wenden.  Dadurch  wird  a  <C  ^i  und  es  versteht  sich  die  früher  ge- 
bräuchliche NAUMANN^sche  Nomenclatur,  wonach  die  Längsaxe  a  als  Brachy- 
axe  oder  Brachydiagonale ,  die  Queraxe  h  als  Makroaxe  oder  Makro- 
diagonale bezeichnet  wird.     Die  (7-Axe  heisst  wie  immer  Verticalaxe. 

Da  die  Wahl  der  Axen  keiner  allgemein  gültigen  Beschränkung 
mehr  unterliegt,  so  sind  die  Krystalle  mancher  rhombischen  Mineralien, 
z.  B.  Schwerspath,  von  verschiedenen  Autoren  verschieden  aufgestellt. 

Im  rhombischen  System  sind  3  Symmetrieklassen:  eine  holoedrische 
und  zwei  hemiedrische  Klassen  möglich,  von  welch'  letzteren  eine  den 
Charakter  der  Hemimorphie  trägt. 

XXV.  Klasse.    Holoedrie. 
(Rhombisch-bipyramidale  Klasse.) 

8  niclit  v«rtaaschbar0  ■enkreelite  S-E,  der«n  DarohMhnltte  8  swels&hlige  S-A 
liefern;  auMerdem  8-C. 

Einfache  Formen.  Durch  die  3  S-£  wird  die  Kugeloberfläche 
in  8  gleiche  sphärische  Dreiecke  zerlegt.    Mit  Rücksicht  auf  die  Coordi- 


104 


4.  Rhombisches  System.    XXV.  Kl.   Holoedrie. 


Fig.  242. 


Fig.  241.  natenaxen   sind   7   Flächenlagen ,    entspre* 

chend  den  Polen  1—7  in  der  Symmefarie- 
figur  241  möglich.  Damit  correspondiren 
7  einfache  Formen,  die  in  Wirklichkeit 
jedoch  nur  3  nach  ihrer  Orientirung  ver- 
schiedene Arten  darstellen. 

Die  einfachen  Formen  sind: 
1.  Rhombische  Bipyramiden 
a:mb  :  nc;   {hkl},  Fig.  242. 

Die   8   begrenzenden  Dreiecksflächen  sind 
ungleichseitig  (asymmetrisch);  die  12  Kanten  bil- 
den 4  +  4  Pol-  und  4  Mittelkanten.  6  zwei  +  »wei- 
zählige  Ecken  von  dreierlei  Art    3  Winkel.    Verschiedene, 
aber  endliche  Werthe  für  h,  k  oder  l  liefern  spitzere  oder 
stumpfere  Bipyramiden. 

h  =  k  =  l=z  1  liefert  die  Gnindpyramide. 
Rhombische  Bipyramiden,  die  2  Indices  gemeinsam 
haben,  besitzen  tautozonale  Flächen. 

Wird   in  dem   Symbol  der  rhombischen   Bi- 
pyramiden [hkl]  einer  der  3  Indices  gleich  0^   so 
gehen  aus  derselben  rhombische  Prismen  hervor,   die  nach  ihrer  Orien- 
tirung zum  Axenkreuz  unterschieden   und  entsprechend  benannt  werden 
können,  als: 

2.  Längsprismen  (Prismen  I  Art),  ooa  :  b  :  nc;   {0kl]; 

3.  Querprismen  (Prismen  11  Art),  a  :  oob  :nc;   {hOl}; 

4.  Verticalprismen  (Prismen  III  Art),  ma  :  nb  :  ooc;   {hkO\. 
Jedes  der  3  Prismen  besteht   aus  4   monosymmetrischen  Flächen, 

die  einer  der  3  Axen  parallel  sind.  Es  sind  somit  offene  Formen,  die 
nur  in  Combinationen  auftreten  können. 

So  stellt  Fig.  243  die  Gombination  eines  Längsprismas  mit  dem 
Querpinakoid,  Fig.  244  Querprisma  mit  dem  Längspinakoid,  Fig.  245  Ver- 
ticalprisma  mit  der  Basis  dar. 

Durch  Abänderung  der  Indices  der  Prismen  ist  eine  grosse  Mannig- 
faltigkeit der  Formen  möglich.   Aus  jeder  rhombischen  Bipyramide  lassen 


Fig.  243. 


Fig.  244. 


Fig.  245. 


sich   daher  nicht  nur  3  Prismen,   sondern   3  Reihen   von  Prismen   her- 
leiten, die  unter  sich  tautozonal  sind. 


4.  Rhombisches  System.    XXV.  Kl.   Holoedrie. 


105 


Werden  in  dem  Symbol  der  rhombischen  Bipyramide  {hkl]  gleich- 
zeitig 2  Indices  gleich  0,  so  gehen  rhombische  Pinakoide  herror,  die 
wiederum  nach  ihrer  Orientirung  zum  Axenkreuz  in  dreifacher  Weise 
unterschieden  werden  können: 

5.  Querpinakoid    (Erstes    Pinakoid,    Querfläche),    a  :  ooh  :  ooc; 
{100]; 

6.  Längspinakoid  (Zweites  Pinakoid,  Längsfläche),  cx>a  :  b  :  ooc; 
{010]; 

7.  Endpinakoid  (Drittes  Pinakoid,  Basis),  ooa  :  oo&  :  tr;   {001], 

Jedes  der  3  Pinakoide  besteht  aus  2  disymmetrischen ,  einander 
parallelen  Flächen,  die  je  2  Axen  oder,  was  dasselbe  ist,  je  einer  Sym- 
metrieebene parallel  sind.  Es  sind  somit  offene  Formen,  die  nur  in 
Combinationen  auftreten  können.  Yergl.  die  Fig.  243 — 245,  wo  die 
3  Pinakoide  in  Gombination  mit  3  Prismen  dargestellt  sind. 

NAüiiANif*B  Beseichnung.  Zur  Herleitnng  des  NAUMANN*schen  Symbols  gilt 
daA  auf  S.  19  u.  20  Gesagte:  der  Coefficient  von  e  wird  stets  vor  P  gestellt,  wäh- 
rend der  Coefficient  tob  a  oder  h  hinter  P  gesetzt  wird,  nachdem  zavor  —  falls 
es  nötbig  —  eine  dieser  Ableitungssahlen  durch  Division  auf  die  Form  1  gebracht 
ist.  Soll  der  hinter  P  stehende  Factor  sich  auf  die  o-(Brachy-)Aze  beziehen,  so  wird 
dem  P  noch  das  Zeichen  w  hinzugefQgt;  soll  er  sich  auf  die  &-(Makro-)Aze  be- 
ziehen, so  erh&lt  P  das  Zeichen  — ,  z.  B.  i632\  =  a  :  2b  :  Sc  =  tP%  und  8a  :  46  :  5<? 
=  ^P^'    Für  ooa  :  cx)6  :  c  steht  o  P. 

Anstatt  des  von  Mors  herrfihrenden  und  von  Naumann  acceptirten  Verfahrens, 
die  Zeichen  —  oder  v-/  fiber  P  zu  steUen,  ist  es  seit  Brsithaupt  auch  im  Gebranch, 
diese  Zeichen  fiber  die  Ableitungszahlen  selbst  zu  setzen,  also  die  obenstehenden 

Symbole  3P2  und  -^P-j"  zu  schreiben,  weil  dasselbe  ffir  den  Druck  bequemer  ist. 

Combinationen.  —  Die  Deutung  derselben  ist  in  allen  Fällen 
sehr  einfach.  —  Die  Verticalprismen  stumpfen  die  Mittelkanten  (Fig.  246), 
die  Querprismen  die  vorderen  (stumpferen,  Fig.  247),  die  Längsprismen 
die  seitlichen  (schärferen)  Polkanten  jeder  rhombischen  Bipyramide  ab. 


Fig.  246. 


Fig.  247. 


Fig.  248. 


Fig.  249. 


Die  3  Pinakoide  erscheinen  als  Abstumpfung  der  Ecken  jeder  Bipyramide, 
z.  B.  die  Basis  als  Abstumpfung  der  Polecken  (Fig.  248) ,  das  Längs- 
pinakoid als  Abstumpfung  der  seitlichen  Ecken  (Fig.  249).  —  Die  Com- 


106 


4.  Rhomboedrisches  System.    XXV.  El.   Holoedrie. 


bination  der  3  Pinakoide  besitzt  rechte  Winkel,  ist  geometrisch  nicht 
vom  regulären  Würfel  oder  von  der  tetragonalen  Gombination  {llOU 
\001]  bezw.  {lOOl  {001}  zu  unterscheiden. 

Einige  rhombische  Combinationen  sind  in  den  Fig.  250 — 252  wieder- 
gegeben. 

^.     «  .  Fig.  252. 

Fig.  251.  '^ 

Fig.  250.  ^^ 


p 


Aragonit 
P=i010\, 


IMM 


^^5> 


I 


Topas 

n  =  \02lU      y  =  {04i|,     P=\OOH 
0  =  11111      8  =  ]S32l 


In  der  Projection  Fig.  253  sind  die  7  rhombischen  Formen  mit  ihren 
Flächen  und  in  ihrem  Zonenzusammenhang  zur  Darstellung  gebracht. 

Zwillinge.     Zwillingsbildung    ist   an   den  holoedrischen  Formen 
des  rhombischen  Systems  recht  häufig,   namentlich  Zwillinge  nach  einer 

Prismenfläche,  die  dann  bei  der  Aufstellung 
der  Krystalle  gern  zum  Verticalprisma  {llOi 
gewählt  wird  (Fig.  254).  Zwillinge  nach  einer 
Pyramidenfläche  sind  viel  seltener  (Fig.  255). 
Pinakoidflächen  können  als  Symmetrieebenen 
nicht  zu  Zwillingsflächen  werden. 

Da  viele  rhombische  Krystalle  Prismen- 
winkel von  nahe  120®  resp.  60®  besitzen,  so 
können  cyclische  Drillinge  nach  solchen  Pris- 
menflächen   hexagonalen  Habitus    annehmen. 
Die  Art  der  Verwachsung  und  Durchkreuzung 
derartiger  cyclischer  Drillinge,   die  sich  übrigens  recht  oft  finden,  kann 
sehr  mannigfach  sein,   z.  B.  wie  in  den  Fig.  256  u.  257.     (Vergl.  auch 
Aragonit,  ferner  Witherit  und  Chrysoberyll  im  speciellen  Theil.) 


Fig.  254. 


M 


MMhh 


Fig.  255. 


M 


J^^-^ 


Fig.  256. 


Fig.  257. 


4.  Rhombisches  System.    XXVI.  Kl.   Hemimorphie. 


107 


Charakteristische  Beispiele  des  rhombischen  Systems  gewähren 
die  Mineralien  der  Aragonit-  und  der  Barytgruppe,  der  Schwefel  und 
viele  andere  Mineralien. 

XXVL  Klasse.    Hemimorphie. 

(Bhombisch-pyramidale  Klasse.) 


8-A. 


S  vertlcal«  8-E,  dl«  ■eakreelit  auf  einMider  ■tehen.    1  sweiBAUIge  (yertical  gestellte) 
Kein  8-C. 


Da  die  S-A  der  holoedrischen  Formen  nicht  yertauschbar  und  senk- 
recht zu  ihnen  S-E  vorhanden  sind,  so  ist  auch  eine  Hemiedrie  mit  dem 
Charakter  der  Hemimorphie  möglich.  Die  Hemimorphie  kann  nach  jeder 
der  3  S-A  eintreten,  die  man  alsdann  zur  Verticalaxe  wählt.  Es  bleiben 
dabei  die  Verticalprismen,  das  Längs-  und  das  Querpinakoid  geometrisch 
unverändert,  während  die  Bipyramiden,  die  Längs-  und  Querprismen, 
sowie  die  Basis  in  obere  und  untere  Halbflächner  zerfallen.  Die  aus  den 
Längs-  und  Querprismen  hervorgehenden  Formen  werden  als  obere  und 
untere  Längs-  bezw.  Querdomen  bezeichnet. 

Die  Fig.  258  stellt  eine  Combination  des  Eieselzinkerzes  dar :  Quer- 
fläche a  =  {100},  Längsfläche  b  =  {010};  obere  Querdomen  p  =  [301] 
und  o  =  {101};  obere  Längsdomen  m={031]  und  r={011};  obere 
Basis   c  =  {001];    untere  Pyramide  s={lJ31].     In  Fig.  259   (Struvit) 


Fig.  259. 


Fig.  260. 


treten  neben  n  =  {010]    die    oberen   Yormena  =  [101],     b  =  [041], 
c=  [011]   und  die  unteren  Formen  m  =  {103}  und  o  =  {OOJ}  auf. 

Die  Zwillinge  dieser  Symmetrieklasse  sind,  wie  zu  erwarten, 
Torzugsweise  Ergänzungszwillinge  nach  der  durch  die  Hemimorphie  als 
S-E  verloren  gegangenen  Basisfläche.  Fig.  260  stellt  einen  solchen 
Zwilling  des  Eieselzinkerzes  dar. 

Beispiele  dieser  Klasse  sind  unter  den  Mineralien:  Struvit,  Kiesel- 
zinkerz, Prehnit.  Alle  Krystalle  sind  durch  pyroelektrische  Eigenschaften 
ausgezeichnet. 


108 


4.  Rhombiscbes  System.    XXVII.   Kl.  Hemiedrie. 


XXVII.  Klasse.    Hemiedrie. 
(Rhomhisch-hisphenoidische  Klasse,) 

Hein«  S-E  und  kein  S-G,  dagegen  8  auf  einander  ■enkrechte,   nickt  verlansckbare 
swelsAklige  S-A,  demnack  enantiomerpke  Formen. 

Aus  der  untenstehenden  Symmetriefigur  261  geht  hervor,  dass  nur 
die  rhombischen  Bipyramiden  besonders  gestaltete  Hernieder  liefern,  näm- 
lich 2  correlate,   als  rechts 
Fig.  262. 


Fig.  261. 


\ 


Fig.  268. 


und  links  zu  unterscheidende 
*Rhombische     Bi- 
sphenoide|ÄÄ:nund{AA/! 
(Fig.  262  u.  263). 

Die  rhombischen  Bispheno- 
ide  werden  von  4  ungleichseitigen 
Dreiecken,  also  asymmetriachen 
Flächen  begrenzt  6  Kanten  von 
dreierlei  Art,  von  denen  2  -f  2 
auf-  und  absteigende  Mittelkanten 
sind,  in  deren  Mitten  die  Axen 
ausmünden. 

Die  übrigen  einfachen  Formen   dieser  Hemiedrie,   die  von  denen 
der  holoedrischen  Abtheilung  geometrisch  nicht  verschieden  sind,  lassen 
sich    als   Grenzformen    des    rhombischen  Bisphenoids    auf- 
fassen:   es  sind  dies  3  nur  nach  ihrer  Lage  unterschiedene 
Prismen  und  3  ebensolche  Pinakoide. 

Combinationen.  Fig.  264  bringt  eine  Combination 
des  Verticalprismas  mit  dem  rechten  rhombischen  Bisphenoid 
zur  Darstellung. 

Beispiele.     Die    Mineralien    der    Bittersalzgruppe: 
Bittersalz,  Zinkvitriol,  Nickel vitriol,  femer  Weinstein. 


Fig.  264. 


"^ 


5.  Monoklines  System. 

Dasselbe  umfasst  diejenigen  Symmetrieklassen ,  deren  Formen  auf 
3  ungleiche  Axen,  die  sich  in  2  rechten  und  einem  schiefen  Winkel 
schneiden,  bezogen  werden  können. 

Daraus  folgt: 

1.  für  die  Symmetrie  des  Coordinatensystems  und  damit  der  holo- 
edrischen Klasse  die  Charakteristik  1  S-E,  1  S-A,  1  S-C  und 

2.  für  die  Axenelemente : 

a:6:c;     a  =  Y  =  90o,     ß>90o. 


5.  Monoklinea  System.    XXVIil.  El.   Holoedrie.  109 

Somit   enthalten   die   Axenelemente   3  Constante  -r-,  -r-  und  ß ,   zu 

deren  Bestimmung  3  von  einander  unabhängige  Winkelmessungen 
nöthig  sind. 

Das  Axenkreuz  wird  so  orientirt,  dass  die  Axe,  die  auf  den  beiden 
anderen  rechtwinklig  steht,  zur  Queraze  (Orthoaze)  b  gewählt  wird. 
Von  den  beiden,  den  schiefen  Winkel  ß  einschliessenden  Axen  kann  man 
beliebig  die  eine  zur  Verticalaxe  c,  die  andere  zur  Längs-  oder  Elino- 
axe  a  nehmen ;  man  stellt  diese  beiden  Axen  aber  so,  dass  a  nach  vorn 
geneigt  auf  den  Beschauer  zulauft,  wodurch  der  stumpfe  Winkel  ß 
vom  oben  zu  liegen  kommt. 

Es  sind  3  Symmetrieklassen  vorhanden,  eine  holoedrische  und  zwei 
hemiedrische,   von   denen   eine  den  Charakter  der  Hemimorphie  besitzt. 


XXVm.  Klasse.    Holoedrie. 
(Prismatische  Klasse.) 

t  S<B|  darauf  ««nkreelit  1  swelsAhllge  8-A.    8-C  vorhanden. 

Zwei  beliebige  in  der  S-E  liegende  Kanten  liefern  die  Klino-  oder 
Längsaxe  a  und  die  Verticalaxe  c,  während  die  auf  der  S-E  senkrecht 
stehende  S-A  stets  die  Quer-  oder  Orthoaxe  b  abgiebt. 

Da  nur  eine  einzige  S-E  vorhanden  ist,  so  ist  zu  jeder  auftretenden 
Fläche  nur  noch  die  mit  Bezug  auf  jene  S-E  symmetrische  nothwendig; 
die  vollständige  Form  wird  daher  mit  Einschluss  der  durch  das  S-C 
erforderten  parallelen  Gegenflächen  im  allgemeinsten  Fall  nur  aus  4  tauto- 
zonalen  Flächen  bestehen  können,  während  in  den  speciellen  Fällen,  dass 
die  auftretende  Fläche  senkrecht  zur  S-E  steht  oder  parallel  mit  ihr 
läuft,  die  vollständige  Form  nur  noch  ein  einziges  Flächenpaar  begreift. 

Im  monoklinen  System  giebt  es  demnach  nur  noch  Prismen  und 
Pinakoide.  Da  beides  offene  Formen  sind,  so  können  sie  nie  allein, 
sondern  nur  in  Gombination  auftreten. 

Mit  Rücksicht  auf  das  an  sich  beliebige,  für  den  besonderen  Fall 
aber  einmal  ausgewählte  Axenkreuz  werden  jedoch  einzelne  der  Prismen- 
flächen alle  3  Axen,  einzelne  Pinakoidflächen  2  Axen  schneiden.  Darauf 
gründet  sich  die  Nomenclatur  der  monoklinen  Formen,  welche  alsdann 
wieder  in  7  einfache  Formen  zerfallen,  von  den  4  zu  den  Pinakoiden, 
3  zu  den  Prismen  gehören. 

a)  Pinakoide. 

1.  Die  Flächen  laufen  der  S-E  parallel:  das  Längs-  oder  Klino- 
pinakoid  (zweites  Pinakoid,  Längsfläche),  ooa  :  b  :  ooc;   {010}. 


110  5.  Monoklinea  Syatem.    XXVIII.  Holoedrie. 

Wenn  die  Flächen  auf  der  S-E  senkrecht  stehen,  mithin  der  Oriho- 
axe  b  parallel  sind,  lassen  sich  3  Fälle  unterscheiden,  je  nachdem  die 
Flächen 

2.  zugleich  der  Yerticalaze  c  parallel  laufen:  das  Quer-  oder 
Orthopinakoid  (erstes  Pinakoid,  Querfläche),  a  :  oob  :  cx5c;   {100]; 

3.  zugleich  der  Elinoaxe  a  parallel  laufen:  das  Endpinakoid 
(Basis,  drittes  Pinakoid,  schiefe  Endfläche),  ooa  :  oob  :  c;   {001} ; 

4.  zugleich  die  Verticalaxe  (?  und  die  Klinoaxe  a  schneiden:  Quer- 
oder Orthopinakoide  (Pinakoide  II  Art)^),  a  :  oo6  :  nc;   {hOl\. 

b)  Prismen. 

5.  Die  Flächen  laufen  allein  der  Elinoaxe  a  parallel  und  schneiden 
die  Axen  c  und  b:  Längs-  oder  Elinoprismen  (Prismen  I  Art), 
ooa  :  b  :  nc;   {Okl}; 

6.  Die  Flächen  laufen  allein  der  Verticalaxe  c  parallel  und 
schneiden  die  Axen  a  und  b:  Verticalprismen  (Prismen  III  Art), 
a  :  7nb  :  ooc;    {hkO]  ; 

7.  Die  Flächen  schneiden  alle  3  Axen:  Prismen  IV  Art*) 
a  :  mb  :  nc;   {hkl]. 

An  m.  1,  Während  das  Klinopinakoid  bei  jeglicher  AzenaafsteUung  als  solches 
bestehen  bleibt,  sind  ersichtlich  durch  Wahl  einer  anderen  Vertical-  bezw.  Klinoaxe 
die  übrigen  Pinakoide  anter  sich,   wie  aach  die  Prismen  mit  einander  vertauschbar. 

Anm.  2.  Bei  den  Formen  sub  4  und  7  giebt  es  solche,  die  vorn  über  dem 
stumpfen  Winkel  ß  oder  hinten  fiber  dem  spitzen  Supplement  von  ß  liegen;  man 
unterscheidet  sie  danach  als  vordere  und  hintere  Orthopinakoide  besw.  Prismen 
IV  Art. 

Naumann 's  Bezeichnung.  Alle  Formen  werden  von  einer  sogen,  vollstän- 
digen monoklinen  Bipyramide  -j^  P*  d.  h.  der  Combination  einer  vorderen  und  einer 
hinteren  Hemipyramide,  d.  h.  zweier  Prismen  IV  Art,  deren  Azenabschnitte  gleich  1 
sind,  abgeleitet.  Weiter  ist  zu  bemerken,  dass  Naumann  allen  jenen  monoklinen 
Formen,  die  Über  dem  spitzen  Winkel  ß  liegen,  also  den  hinteren  das  positive, 
den  vorderen  Formen  das  negative  Vorzeichen  giebt,  weil  sich  für  letztere  bei 
der  Cosinusrechnung  das  negative  Vorzeichen  in  ein  positives  umwandelt  Sonst 
ist  die  Bezeichnung  analog  der  im  rhombischen  System  mit  der  einzigen  Abweichung, 
dass  die  auf  die  Klinoaxe  sich  beziehenden  Ableitungszahlen  durch  einen  schräg 
Über  sie  gestellten  Strich  ausgezeichnet  werden.     So  ist: 

\021\  =  '-2Poi>;     \203\  =  —^ltPöö;     jr24j=+VsPi: 

Gombinationen.  Einfache  Formen  können  nicht  vorkommen.  — 
Die  Zurechnung  der  einzelnen  Formen  zu  den  Prismen  und  Pinakoiden^ 
bezw.  deren  speciellen  Arten  hängt  von  der  Wahl  des  Axensystems  ab, 
ergiebt  sich  aber  nach  getroflFener  Wahl  in  einfachster  Weise.  —  Die 
Fig.  265 — 268  stellen  einige  monokline  Gombinationen  dar. 


')  Nach  Naumann^s  Bezeichnung  Orthodomen. 
')  Nach  Naumann's  Bezeichnung  Hemipyramiden. 


5.  Monoklines  System.    XXVIII.  El.   Holoedrie. 


111 


Die  Symmetrie  des  Systems  und  der  Zonenverband  geht  aus  der  Pro- 

jection  Fig.  5^569  (Projection  des  Orthoklases  Fig.  268)  hervor,  in  welcher 

die  Zeichenebene  senkrecht  zur  Yerticalaxe  steht. 

Fig.  268. 


Fig.  265. 


Fig.  266. 


Im  r   Af 

Aug^t 
M=\110\ 

l  =  10101 

8  =  \01l\ 


^p\ 


Stilbit 
P=\001\ 
N=\100\ 
T=\l01\ 
M=l010i 
Z=  122H 


Fig.  267. 


LiJ 


Titanit 
P=\001\ 
x=ll0l\ 
y  =  \102\ 
n  =  \110\ 
r  =  \011\ 


M 


Orthoklas 
P=\001l    k  =  \100\ 
y  =  \20ll   x=\10l\ 
M=\010l  T=\110\ 
n  =  \021\,    o  =  \lll\ 


Zwillinge.  Die  Zwillingsgesetze  der  monoklin-holoedrischen  Kry- 
stalle  finden  sich  am  besten  am  Orthoklas  verkörpert,  dessen  3  wichtigsten 
Gesetze  solche  nach  h  =  [100]  (Karlsbader 
Gesetz),  Fig.  270  u.  271,  nach  P={001\ 
(Manebacher  Gesetz),  Fig.  273  und  n  =  { 021  \ 
(Bavenoer  Gesetz)  Fig.  272  sind. 

Am  häufigsten  bildet  eine  auf  der  S-E 
senkrechte  Fläche  die  Zwillingsebene ,  die 
dann  gewöhnlich  bei  der  Aufstellung  der 
Erystalle  zum  Orthopinakoid  gewählt  wird, 
z.  B.  beim  Augit,  Epidot  etc. 

Das  Längspinakoid  kann  natürlich  nicht 
Zwillingsfläche  werden,  wohl  aber  ist  sie  öfters 


Fig.  270. 


Fig.  271. 


Fig.  272. 


Fig.  273. 


IT 


U 


I 


M 


Verwachsungsfläche,  so  z.  B.  beim  Karlsbader  Gesetz  des  Orthoklases. 
Weil  mit  Rücksicht  auf  die  einzige  S-E  die  monoklin-holoedrischen 
Erystalle  eine  rechte  und  eine  linke  Seite  unterscheiden  lassen,  können 
die  Individuen  des  Karlsbader  Zwillings  entweder  mit  der  rechten  oder 
mit  der   linken   Seite  verwachsen   sein,   so   dass   man   von   rechten   und 


112     5.  Monoklines  System.    XXIX.  u.  XXX.  Kl.   Hemimorphie  u.  Hemiedrie. 

linken  Earlsbadern  spricht.   Vergl.  Fig.  270,  rechter  Zwillinge  und  Fig.  271, 
Unker  Zwilling. 

Beispiele  sind  recht  häufig:  Oyps,  Orthoklas,  Hornblende,  Augit, 
Epidot  u.  a.  m. 

Hemiedrische  Klassen. 

Die  monoklin-holoedrischen  Formen  können  in  zweifacher  Weise 
hemiedrisch  werden :  einmal  dadurch,  dass  unter  Erhaltung  der  S-E  das 
S-C  zum  Verschwinden  gelangt,  was  durch  Unterdrücken  der  parallelen 
Gegenflächen  aller  Formen  mit  Ausnahme  des  Elinopinakoids  erreicht 
wird.  Ein  ander  Mal  dadurch,  dass  die  Formen  mit  Rücksicht  auf  die 
S-E  in  2  hemimorphe  Hälften  zerfallen;  alsdann  verschwindet  die  S-E 
zugleich  mit  dem  S-C  und  nur  die  S-A  bleibt  erbalten.  Es  giebt  noch 
eine  dritte  Möglichkeit  der  hemiedrischen  Zerfallung,  die  zur  Unter- 
drückung der  S-E  führt,  indem  von  jedem  Flächenpaar  rechts  und  links 
der  S-E  je  eine  Fläche  verschwindet,  während  die  dazu  parallele  Gegen- 
fläche erhalten  bleibt.  Die  hierbei  resultirenden  Formen  haben  jedoch 
die  Symmetrie  der  XXXI.  Klasse  und  müssen  demnach  zum  triklinen 
System  gestellt  werden.  Somit  bleiben  2  hemiedrische  Abtheilungen  übrig, 
von  denen  die  eine  als  Hemimorphie  zu  bezeichnen  ist. 

XXIX.  Klasse.     Hemimorphie. 

(Sphenoidische  Klasse,) 

Heine  S-E,  1  swelsAklige  S-A.    Kein  8-C.    Die  Pormen  sind  enantiemorph. 

Die  holoedrischen  Formen  zerfallen  hemimorph  nach  der  S-E  und 
liefern  damit  hemiedrische  Formen,  von  denen  nur  die  auf  der  ursprüng- 
lichen S-E  senkrechten  Pinakoide  in  ihrer  geometrischen  Form  als 
parallele  Flächenpaare  erhalten  bleiben,  während  das  Klinopinakoid  sich 
in  2  einzelne  Flächen,  die  holoedrischen  Prismen  in  je  2  Sphenoide  auf- 
lösen. Die  correlaten  Formen  sind  enantiomorph  und  daher  als  rechte 
und  linke  zu  unterscheiden. 

Beispiele  sind  unter  den  Mineralien  nicht  bekannt,  finden  sich 
aber  unter  anderen  am  Rohr-  und   am  Milchzucker,   an   der  Weinsäure. 

XXX.  Klasse.     Hemiedrie. 
(Domatische  Klasse.) 

1  S-E)  ohne  S-A  und  ebne  S-C. 

Die  Formen  gehen  aus  den  Holoedern  durch  Unterdrückung  des 
S-C,  aber  unter  Erhaltung  der  S-E  hervor,   was  dadurch  erreicht  wird, 


6.  Triklines  System.    XXXI.  £1.    Holoedrie.  113 

dass  die  parallelen  Oegenflächen  jedesmal  zum  Yerschwinden  gebracht 
werden.  Nur  das  Elinopinakoid ,  dessen  Flächen  der  verbliebenen  S-E 
parallel  sind,  bleibt  in  seiner  ursprünglichen  geometrischen  Form  als 
paralleles  Flächenpaar  erhalten.  Die  yierflächigen  holoedrischen  Prismen 
liefern  dabei  correlate  zweiflächige  Hemiprismen  (Domen),  während  die 
auf  der  S-E  senkrecht  stehenden  Pinakoide  in  correlate  Einzelflächen 
zerfallen. 

Das  einzige  Beispiel  unter  den  Mineralien  bilden  die  Erystalle 
des  Skolezit,  die  jedoch  zumeist  nach  der  Querfläche  verzwillingt  sind, 
wodurch  die  S-C  wieder  erlangt  wird. 

6.  Triklines  System. 

Die  Symmetrieklassen  und  Formen  dieses  Systems  werden  auf 
3  ungleiche  schiefwinklige  Axen  bezogen. 

Daraus  folgt: 

1.  für  die  Symmetrie  des  Coordinatensystems  bezw.  der  holoedrischen 
Klasse  der  Charakteristik  0  S-E,  0  S-A,  1  S-C; 

2.  für  die  geometrischen  Constanten  des  Systems: 

a  :}>  1  c  und  die  3  schiefen  Winkel  a,  ß  und  t. 
Somit  enthalten  die  Erystallelemente  des  triklinen  Systems  5  Un- 
bekannte -7-,  -T-,   a,   ß  und  T,    zu   deren   Bestimmung  5   von   einander 

unabhängige  Winkel  gemessen  sein  müssen. 

Da  alle  triklinen  Erystalle  ohne  S-E  und  ohne  S-A  sind,  so  kann 
man  zu  Axen  jede  3  beliebigen,  unter  sich  nicht  parallelen  Kanten 
wählen,  die  man  ebenso  beliebig  zur  Längsaxe  a,  Queraxe  6  und  Ver- 
ticalaxe  c  bestimmt.  Bei  der  Aufstellung  des  Axenkreuzes  sucht  man 
gern  die  vorhandenen  stumpfen  Winkel  in  den  vorderen,  oberen  rechten 
Oktanten  zu  bekommen. 

Dem  triklinen  System  gehören  2  Symmetrieklassen  an,  von  denen 
die  holoedrische  Abtheilung  noch  1  S-C  hat,  während  die  hemiedrische 
Abtheilung  ganz  ohne  Symmetrieelemente  ist. 

XXXI.  Erlasse.    Holoedrie. 
(Pinakoidale  Klasse.) 

Keine  B-E  and  keine  S-A,  dagegen  S-C  Torhanden. 

Üa  keine  S-E,  wohl  aber  noch  das  S-C  vorhanden  ist,  so  giebt  es 
in  der  holoedrischen  Abtheilung  nur  noch  zwei  flächige  Formen  oder 
parallele  Flächenpaare,  Pinakoide,   welche  jedoch,  je  nachdem  sie  1,  2 

X 1 0  c  k  m  a  n  n ,  Mineralogie.    3.  Aafl.  8 


114 


6.  Triklines  System.    XXXI.  Kl.   Holoedrie. 


5.  Pinakoide  II  Art   {a 

6.  Pinakoide  III  Art  (a 

7.  Pinakoide  IV  Art  (a 


oder  3  der  zu  Grunde  gelegten  Axen  schneiden,  wiederum  in  7  besondere 
Formen  unterschieden  werden  können,  nämlich: 

1.  Erstes  Pinakoid  (a  :  ooft  :  ooc);    \100]^ 

2.  Zweites  Pinakoid  (ooa  :  b  :  ooc);   [OIO], 

3.  Drittes  Pinakoid  (ooa  :  oo6  :  c);   {001}^ 

4.  Pinakoide  I  Art  (ooa  :  6  :  nc);   {Okl}^ 

:  oofc  :  nc);  [hOl]^ 
:  nb  :  ooc);  {hkO\^ 
:  mb  :  nc];   {hkl}. 

Naumann*8  Bezeichnung.  Naumann  geht  bei  seiner  Bezeichnung  von  einer 
▼ollst äxidigen  Bipyramide  aus ,  die  von  den  4  Flächenpaaren  \111U  \ml,  M'^l 
und  \tll\  gebildet  wird,  und  fasst  diese  An  ihrer  Gesammtheit  als  P  zusammen.  Im 
üebrigen  wird  das  NAUMANN'sche  Symbol  ganz  wie  im  rhombischen  System  gebildet 
nur  ist  es  noch  nSthig,  die  Lage  der  einzelnen  Pinakoide  in  den  verschiedenen 
Oktanten  durch  geeignete  Zeichen  auszudrücken.  Dazu  dienen  Accente,  die  dem 
Buchstaben  P  angefügt  werden;  so  bedeutet  P*,  dass  die  Form  im  oberen  rechten 
Oktanten  liegt,  entsprechend  bedeutet  P,  den  rechten  unteren,  'P  den  linken  oberen 
und  ,P  den  linken  unteren  Oktanten.  Beispielsweise  ist  \201\  =  %P'^,  ferner 
9'Po6  =  \0Jl\  u.  s.  w. 

Gombinatiouen.  Alle  holoedrisch-triklinen  Krystalle  stellen  Com- 
binationen   von  Pinakoid  en  dar.     Was  man  von   diesen  Pinakoiden  mit 


Fig. 

274. 

XipK 

M^ 

Ksi  i. 

\ 

J., 

'nT 

N 

11 

's. 

\ 

Fig.  276. 


Fig.  275. 


Mbit 

p  = 

--  \ooii 

n  - 

-.  \Q2i\ 

T  = 

-iim. 

e  - 

--  \02i\ 

/  = 

-um. 

y  = 

■-\iO\\ 

z  = 

--\130i, 

X- 

-.\tOi\ 

f= 

--  \130\, 

V  - 

-um 

Mzz 

--  \010\, 

0  - 

-iJii\ 

Kupfervitriol  Axinit 

P  =  ill]\  r=r{/7i( 

T=\2]0\  P=]llü\ 

M=\110\  u  =  lllO\ 

n  =  \lOO\  l  =  \lOO\ 

8=:\l2l\  8  =  120]^ 
x=\lli\ 

Rücksicht  auf  die  Axenabschnitte  als  erstes,  zweites  und  drittes  Pinakoid 
bezw.  als  solche  I,  11,  III  oder  IV  Art  bezeichnen  will,  hängt  von  der 
ganz  beliebigen  Wahl  der  Axen  ab  und  ändert  sich  mit  veränderter 
Wahl.  Zweckmässig  wird  man  zu  Axen  solche  Kanten  nehmen,  die  aus 
dem  Durchschnitt  von  Spaltflächen ,  von  vorherrschenden  oder  sonst  aus- 
gezeichneten Flächen  hervorgehen,  da  die  Erfahrung  lehrt,  dass  alsdann 
die  Indices  der  Formen  am  einfachsten  werden.  Die  Fig.  274 — 276  stellen 
hierher  gehörige  Gombinationen  dar;  eine  Zonenübersicht  eines  charakte- 
ristischen Minerales  der  Abtheilung,  des  Albits,  giebt  die  Projection  Fig.  277. 


6.  Triklines  System.    XXXII.  Kl.   Hemiedrie.  115 

Zwillinge.  Da  im  triklinen  System  nur  eine  Art  von  Flächen 
vorhanden  ist,  so  tragen  alle  Zwillinge,  deren  Individuen  symmetrisch 
zu  einer  Fläche  verwachsen  sind,  den 
gleichen  Charakter.  Gewöhnlich  sind  die- 
jenigen Flächen  eines  Erystalls,  die  zu 
Zwillingsflächen  werden,  zu  Pinakoiden  ge- 
wählt worden,  so  dass  man  die  Basis,  die 
Quer-  und  die  Längsfläche  am  häufigsten 
als  Zwillingsfläche  verzeichnet  findet.  — 
Für  die  triklinen  Feldspäthe  (Plagioklase) 
sind  polysynthetische  Zwillinge  charakte- 
ristisch. 

In   diesem   System   finden    sich    nun 
auch  Zwillinge,  bei  denen  die  Individuen 

nicht  symmetrisch  zu  einer  möglichen  Krystallfläche,  sondern  symmetrisch 
zu  einer  auf  einer  möglichen  Krystallkante  senkrechten  Ebene  liegen. 
Diese  letztere  Ebene  hat  immer  irrationale  Indices.  (Periklingesetz  des 
Albits,  Zwillinge  nach  den  Axen  b  und  c  am  Cyanit.  Vergl.  Näheres 
im  speciellen  Theil.) 

Beispiele  sind  häufig;  ausgezeichnet  am  Kupfervitriol,  Cyanit, 
Axinit  und  an  den  Plagioklasen. 

XXXn.  Erlasse.    Hemiedrie. 
(Asymmetrische  Grruppe.) 

Ohne  Jedea  Symmetrieelement. 

Dadurch,  dass  den  holoedrischen  Formen  auch  noch  das  S-C  ver- 
loren geht,  d.  h.  dass  jedes  parallele  Flächenpaar  in  2  von  einander 
unabhängige  Einzelflächen  zerfällt,  gehen  die  hierher  gehörigen  Hemieder 
hervor.  Jede  einzelne  der  den  Erystall  begrenzenden  Flächen  stellt  so- 
mit eine  einfache  Erystallform  dar  und  ist  von  jeder  anderen  physikalisch 
unterschieden. 

Beispiele  sind  unter  den  Mineralien  nicht  bekannt;  sonst  gehört 
das  saure  rechtsweinsaure  Strontium  hierher. 


Die  im  Vorstehenden  beschriebenen  6  Krystallsysteme  sind  in  nach- 
folgender Tabelle  mit  ihren  32  Symmetrieklassen,  ihren  Symmetrie- 
elementen und  ihren  einfachen  Formen  übersichtlich  zusammengestellt. 
Dabei  sind  diejenigen  einfachen  Formen  der  Hemiedrie,  Tetartoedrie  und 
Hemimorphie,  die  sich  von  den  holoedrischen  geometrisch  nicht  unter- 
scheiden, nur  durch  einen  Strich  ausgedrückt  worden. 


116 


Tabellariache  üebenicht  flb«r  die  Ktystallaysteme. 


Tabellarische 

Aber  die  6  Krystall-Systeme  und  32  Symmetrie-Klassen  mit  ihrei 

1.  B^nlflreB 


Symmetrie-Elaisen 


Symmetrie -Elemente 

S-E  S-A  S-Ö 


(aimama); 
tnOn 


{a  :  ma  :  ma); 
mOm 


I.  Holoedrie. 

Hexakisoktaedrische  Klasse. 

11.  Tetraedrisohe  Henledrie. 

Hezakistetraedrische  Klasse. 

lil.  Pentagonale  Hemledrie. 

Dyakisdodekaedrische  Klasse. 

IV.  Plagiedrisohe  Henledrie. 

Pentagonikositetraedrische 
Klasse. 

V.  Tetartoedrie. 

Tetraed  risch-pentagon- 
dodekaedrische  Klasse. 


3  +  6 
6 
8 
0 


3iv^4ni^ön 

31^  +  4^  +  6° 
4™  +  3H 


Hexakisoktaeder 

Hexakistetraeder 

Dyakisdodeka- 
eder 

Pentagonikosi- 
tetraeder 

Tetraedrisohe 
Pentagondodeka- 
eder 


Deltoidikosh 
tetraeder 

Triakistetraeder 


Triakiatetraeder 


2.  Hezagonales 


Symmetrie-Klassen 


Symmetrie -Elemente 

S-E  S-A  S-d 


\hkil\ 

(a  imai—xa :  nc); 

nPm 


\hOhl\ 

(q  :ooa:—a:nc): 
nP 


VI.  Holoedrie. 

Dihexagonal-bipyramidale 
Klasse. 

Vli.  Hemimorphie  der  Holo- 
edrie. 

Dihexagonal-pyramidale 
Klasse. 

Vlli.  Trigonale  Henledrie. 

Ditrigonal-  bipyramidale 
Klasse. 

IX.  Rhomboedrisohe  Henl- 

edrie. 

Ditrigonal  skalenoedriscfae 
Klasse. 

X.  Pyramidale  Hemledrie. 

Hezagonal-bipyramidale 
Klasse. 

XI.  Trapezoedrisohe  Heml- 

edrie. 

Hexagonal-trapezoednscbe 
Klasse. 


1+3+3 

3  +  8 
1+8 


1^1  +  6° 

ivi 
l™  +  8° 

ini  +  sö 
ivi 

iVI  +  ßll 


Dihexagonale  Bi- 
Pyramiden 


Dihexagonale 
Pyramiden 

Ditrigonale  Bi- 
pyramiden 


Ditrigonale 
Skalenoeder 


Hexagonale  Bi- 
pyramiden  m  Art 


Hexagonale 
Trapezoeder 


Hexagonale  Bi- 
Pyramiden  1  Art 


Hexagonale 
Pyramiden  1  Art 

Trigonale  Bi- 
pyramiden  I  Art 


Rhomboeder 


Anm.    Die  horizontale  Strich  bedeutet,  dass  die  betreffende  Form  mit  der  holoedrischen  geo- 


Tabellarische  Ueberaicht  fiber  die  ErystaUBTsteme. 


117 


Uebersicht 

Symmetrie-Elementen,  einfachen  Formen  und  deren  Symbole. 
System. 


\kkn 

{aiazma); 
mO 

(a:ai  a); 
0 

\hkO\ 

(aimaiooa); 
ooOm 

{a:a:ooa); 
ooO 

iioo\ 

(a  :ooa:ooo); 
ooOoo 

Triakisoktaeder 

Oktaeder 

Tetrakishezaeder 

Rhombendodeka- 
eder 

Hexaeder 

Deltoiddodekar 
eder 

Tetraeder 

— 

— 

— 

: 

: 

Pentagondodeka- 
eder 

: 

■^~ 

Beltoiddodeka- 
eder 

Tetraeder 

Pentagondodeka- 
eder 

— 

— 

System. 


\h.h.3h.H 

(a:a:--V«o:«<?); 
nPt 


lhkiO\ 

(a:ma:—xa:ooe); 

ocPm 


\t010\ 

(a:ooa:— o:ooc); 

ooP 


\1120\ 

(a:a:— V«a:oof); 

ooPi 


\0001\ 

(ooa:ooa:ocö:c); 

oP 


Hexagonale  Bi- 
pyramiden  II  Art 


Hexagonale 
Pyramiden  II  Art 


Dihexagonale 
Prismen 


Hexagonales 
Prisma  I  Art 


Hexagonales 
Prisma  II  Art 


Hexagonale 
Basis 


Ba8i8-(End-) 
Flächen 


Ditrigonale 
Prismen 


Trigonales 
Prisma  I  Art 


Hexagonale 
Prismen  III  Art 


metrisch  flbereinstimmt.    Die  römischen  Ziffern  geben  die  Z&hligkeit  der  Azen  an. 


118 


Tabellarische  Uebenicht  über  die  Erystallsysteme. 


Symn 

Letrie-Elemente| 

\hkll\ 

\hOhl\ 

Symmetrie- Klassen 

{aitnai'-xaine); 

{a:ooa:  —  a:Hc\: 

S-E 

S-A 

SC 

nPm 

nP 

Xli.  Heminorphie  der  tri- 

gonalen  Henledrie. 

Ditrigonal-pyramidale 

8 

im 

0 

Ditrigonale 

Trigonale 

Klasse. 

Pyramiden 

Pyramiden  1  Art 

XIII.  Heminorphie  der  pyra- 

nidaien  Henledrie. 

HezaffODal-pyramidale 

0 

ivi 

0 

Hezagonale  Py- 

Hezagonale 
Pyramiden  I  Art 

Khb»e. 

ramiden  III  Art 

XIV.  Trigonale  Tetartoedrie. 

Trigonal-bipyramidale 

1 

im 

0 

Trigonale  Bi- 

Trigonale  Bi- 

Klasse. 

pyramidenlll  Art  Pyramiden  I  An 

XV.  Trapezoedriache  Tetarto- 

edrie. 

Triffonal-trapezoedrische 

0 

im  +  gn 

0 

Trigonale 

Rhomboeder 

Klasse. 

Trapezoeder 

XVI.  Rhomboedrlsche  Tetarto- 

edrie. 

Rhomboedrische  Klasse. 

0 

im 

1 

Rhombo- 

Rhombo- 

XVII.  Heninorphie  der  tri- 

eder  III  Art 

eder  I  Art 

gonalen  Tetartoedrie. 

Trigonal-pyramidale  Klasse. 

0 

im 

0 

Trigonale  Py- 
ramiden III  Art 

Trigonale 
Pyramiden  I  Art 

3. 

letragonalee 

Symmetrie -Elemente! 

\hki\ 

\hhn 

Symmetrie-Klassen 

(a  ima  \ne)\ 

(aiainc); 

S-E 

S-A 

S-C 

nPm 

nP 

XVIII.  Holoedrle. 

Ditetragonal-bipyramidale 

1+2+2 

liv  +  ^n 

1 

Ditetragonale 

Tetragonale  Bi- 

Klasse. 

Bipyramiden 

pyramiden  I  Art 

XIX.  Heninorphie  d.Hoioedrie. 

Ditetragonal-pyramidale 

2  +  2 

liv 

0 

Ditetragonale 

Tetragonale 

Klasse. 

Pyramiden 

Pyramiden  I  Art 

XX.  Sphenoidlsohe  Henledrie. 

Tetragonal-skalenoedrische 

2 

1°  +2° 

0 

Tetragonale 

Tetragonale 

Klasse. 

Skalenoeder 

Bisphenoide 

XXI.  Pyramidale  Hemiedrie. 

Tetragonalbipyramidale 

1 

liv 

1 

Tetra^nale  Bi- 

— 

Klasse. 

pyramiden  III  Art 

XXII.  Trapezoedrische  Hemi- 

edrie. 

Tetragonal-trapezoedrische 

0 

IIV4.411 

0 

Tetragonale 

— 

Klasse. 

Trapezoeder 

XXIII.  Hemimorphie  der  pyra- 

midalen Hemiedrie. 

Tetragonal-pyramidale 

0 

liv 

0 

Tetragonale  Py- 

Tetragonale 

Klasse. 

ramiden  III  Art 

Pyramiden  I  Art 

XXIV.  Sphenoldlsche  Tetarto- 

edrie. 

Tetragonal-bisphenoidische 

0 

in 

0 

Tetragonale  Bi- 

Tetragonale  Bi- 

Klasse. 

sphenoide  III  Art 

sphenoide  I  Art 

Tabellarische  üeberaicht  über  die  Krystallsysteme. 


119 


{aia  :— '/larnc); 
«Pf 


ihkiO\ 

{a:ma:—xa:ooc); 

ooPm 


\0001\ 

(ooa.ooaiooaic); 

oP 


Hezagonale 
Pyramiden  II  Art 


He: 


nale 
'en  II  Art 


Trig^onale  Bi- 
pyrainideii  II  Art 


Tri^onale  Bi- 
Pyramiden  II  Art 


Rbombo- 
eder  II  Art 

Trigonale 
Pyramiden  II  Art 


Ditrigonale 
Prismen 


Hexagonale 
Prismen  III  Art 

Trigonale 
Prismen  III  Art 


Ditrigonale 
Prismen 


Hexagonale 
Prismen  III  Art 

Trigonale 
Prismen  III  Art 


Trigonales 
Prisma  I  Art 


Trigonales 
Prisma  I  Art 


Trigonales 
Prisma  I  Art 


Trigonales 
Prisma  II  Art 


Trigonales 
Prisma  II  Art 


Trigonales 
Prisma  II  Art 


Basis-(End-) 
Flächen 


Basis-(End-) 
Flächen 


Basi8-(End-) 
Flächen 


System. 

ihOl\ 

ihkO\ 

\110\ 

\100\ 

iooi\ 

(a  looamc); 

(aimaioocl; 

(aiaiooc); 

{a  :ooa:ooa); 

(ooaiooaie); 

nPoo 

ooPm 

ooP 

cx>Poo 

oP 

Tetragonale  Bi- 

Ditetragonale 

Tetragonales 

Tetragonales 

Basis 

Pyramiden  II  Art 

Prismen 

Prisma  I  Art 

Prisma  II  Art 

Tetragonale 

— . 

._ 



Basis-(End-) 

Pyramiden  II  Art 

Flächen 

Tetragonale 

Prismen  III  Art 

Tetragonale 

Tetragonale 

Basis-(End-) 

Pyramiden  II  Art 

Prismen  III  Art 

Flächen 

Tetragonale  Bi- 

Tetragonale 

_^ 

_ 

.^ 

sphenoide  n  Art 

Prismen  III  Art 

120 


Tabellarigche  Ueberaicht  über  die  Eiystallsysteme. 


4.  Bhombiflckes 


Symmetrie- Klassen 


\hkl\ 

{a:tnb  :ne); 

nPm 


{ooaib  :  nc); 
nPÖ6 


XXV.  Holoedrle. 

Rhombisch-  bipyramidale 
Klasse. 

XXVI.  Hemimorphle. 

Rhombisch- pyramidale 
Klasse. 

XXVII.  Hemledrie. 

Rhombisch-bisphenoidische 
Klasse. 


Sn 


l^ 


8° 


Rhombische 
Bipyramiden 

Rhombische 
Pyramiden 

Rhombische 
Bisphenoide 


Längspriamen 
(Prismen  I  Art) 


(Domen  I  Art) 


5.  Monoklines 


Symmetrie-Elemente 

\hkn 

\0kli 

Symmetrie-Klassen 

8-E 

S-A 

s-c 

(aimbinc); 
nPm 

(ooa  :  6  :  fi  r) ; 
itPoÖ 

XXVIII.  Holoedrle. 

Prismatische  EQasse. 

1 

1« 

1 

Prismen  IV  Art 

L&ngsprisxnen 
(Prismen  I  Art) 

XXIX.  Henlnorphle. 

Sphenoidische  Klasse. 

0 

1° 

0 

• 

Rechte  und  linke 
Sphenoide 

(Sphenoide  lY  Art) 

L&ngssphenoide 
(Sphenoide  I  Art) 

XXX.  Heniedrle. 

DomatiBche  Klasse. 

1 

0 

0 

Vordere  u.hintere 
Domen  (IV  Art) 

L&ngsdomen 
(Domen  I  Art) 

6.  TrikUnes 


Symmetrie -Klassen 


\hkH 

(a  itnbinc); 

nPm 


\OkH 

(ooa:  b  :nc); 

fiPÖ6 


XXXI.  Holoedrle. 

Pinakoidale  Klasse. 

XXXII.  Heniedrle. 

Asymmetrische  Klasse. 


Pinakoide  IV  Art 


Flachen  IV  Art 


Pinakoide  I  Art 


Flächen  I  Art 


Tabellarische  üebenicht  über  die  KrystaUflysteme. 


121 


System. 


{a  :  006:  iir); 
nFöö 


ihkO\ 

{a  :mb:(X>c); 

ooPm 


Uoo\ 

(o  :oo6:oof); 
ooPöo 


\010i 

(ooa  :6:00c); 

oofoo 


ioon 

(ooa:  00b  ic); 
oF 


Querprinneii 
(Prismen  II  Art) 


(Domen  II  Art) 


VerticalprismeD 
(Prismen  III  Art) 


Querpinakoid 
(Erstes  Pinakoid) 


Längspinakoid 
(Zweites  Pinakoid) 


RhombiücheBasis 
(Dritt^sPinakoid) 


Ba8is(End-) 
Flächen 


SyBtcin« 


\hOl\ 

(azoobme); 

hFöö 


\hkO\ 

{a:mb:  ooc); 

ooPm 


\100\ 

{a:cx>b:ooc); 

oopöö 


(ooa  :6:00c); 
ooPoÖ 


\00J\ 

(ooa  :oo6:c); 

oF 


Qnerpinakoide 
(PinakoidellArt) 


Verticalprismen       Querpinakoid 
(Prismen  III  Art)   (Erstes  Pinakoid) 


Vordere  und  hin- 
tere Quer- 
fi&chen  (II  Art) 


Verticalsphenoide 
(Sphenoide  III  Art) 


Verticaldomen 
(Domen  III  Art) 


Längspinakoid 
(Zweites  Pinakoid) 


Rechte  und  linke 
Fläche 


Endpin  akoid 

(Basis,  drittes 

Pinakoid) 


Vordere  u.hintere 
Querfläche 


Obere  und 

untere  Erdfläche 

(Basisfläche) 


System. 


(aiocb^me); 
nFöö 


\hkO\ 

{a  imb  :ooc); 

ooPm 


(a  :oo6  :00c); 
ooPöb 


\010\ 

(ooa:  6:00c); 

00P06 


\001\ 

{ooaioobic); 

oF 


Pinakoide  II  Art 


Flächen  11  Art 


Pinakoide  HI  Art 


Flächen  HI  Art 


Erstes  Pinakoid 


Erste  Fläche 


Zweites  Pinakoid 


Zweite  Fläche 


Drittes  Pinakoid 


Dritte  Fläche 


122  Ausbildungsweise  und  Art  des  Auftretens  der  Krystalle. 

Als  Anhang  an  die  im  Vorstehenden  zum  Abschluss  gebrachte 
9  geometrische  Erystallographie^  mag  hier  noch  kurz  auf  die  zuweilen 
zu  beobachtende  Gesetzmässigkeit  in  der  Verwachsung  von  Erjstallen 
verschiedener  Species  hingewiesen  sein.  Gewöhnlich  ist  bei  solchen 
Verwachsungen  die  Orientirung  derart,  dass  die  Krystalle  nicht  nur  die 
Verwachsungsfläche,  sondern  noch  eine  Zone  gemeinsam  haben.  So  finden 
sich,  um  nur  die  auffälligsten  Beispiele  zu  erwähnen,  die  dem  Paragonit- 
schiefer  von  Faido  im  Tessin  eingewachsenen  Krystalle  des  rhombischen 
Stauroliths  und  des  triklinen  Gyanits  oft  so  verbunden,  dass  beider  Quer- 
flächen bei  gleicher  Richtung  der  Verticalaxen  zusammenfallen.  —  Auf 
der  Basis  der  Eisenglanztafeln  von  Gavradi  im  Tavetsch  haften  Rutil- 
krystalle,  deren  Prismenkanten  die  Richtung  der  Zwischenaxen  des 
rhomboedrischen  Eisenglanzes  innehalten.  —  Bei  Hirschberg  im  Riesen- 
gebirge, bei  Baveno,  auf  Elba  etc.  sitzen  den  Verticalflächen  der  KaU- 
feldspäthe  (Oi*thoklas,  z.  Th.  aber  auch  Mikroklin)  Albitkrystalle  auf, 
sodass  stets  beider  Flächen,  und  die  Verticalaxe  correspondiren.  Ebenso 
flnden  regelmässige  Verwachsungen  statt  zwischen  Pyrit  und  Markasit. 
—  Auch  die  häufigen  Parallelverwachsungen  von  Augit  und  Hornblende 
gehören  hierher  u.  a.  m. 

Capitel  IX. 
§  1.    Aosbildongsweise  und  §  2.  Art  des  Auftretens  der  Krystalle. 

§  1.  Ausbildungsweise,  Unvollkommenheiten.  Die  in  den 
vorhergehenden  Gapiteln  zu  Ende  geführte  geometrische  Betrachtung  der 
Krystalle  geht  von  Idealgestalten  aus,  wie  solche  von  der  Natur  nur 
unter  besonderen  günstigen  Umständen,  d.  h.  in  Ausnahmefällen  gebildet 
werden.  Abweichungen  von  solchen  Idealgestalten  —  gewöhnlich  als 
Unvollkommenheiten  der  Krystallbildung  bezeichnet  —  bilden  die  Regel, 
und  daher  ist  die  die  Ausbildungsweise  überhaupt  und  diese  Abweichungen 
im  Besonderen  erörternde  „Krystallotektonik''  von  hoher  Bedeutung 
für  die  Mineralogie. 

Von  einer  gewissen  Regelmässigkeit  wird  noch  die  sogen.  Habitus- 
ausbildung beherrscht.  —  Einzelne,  oftmals  gleichwertige  Flächen 
walten  in  den  Gombinationen  vor  und  bedingen  einen  pyramidalen, 
prismatischen  (säuligen)  oder  pinakoidalen  (tafligen)  Habitus,  als 
dessen  Grenzformen  nadlige,  haar-  und  blättchenförmige  Krystalle  her- 
vorgehen. Die  Habitusausbildung  ist  in  vielen  Fällen  für  dasselbe  Mineral 
constant,  in  anderen  schwankt  sie  und  hängt  dann  oft  in  bestimmter  Weise 
mit  örtlichen  und  paragenetischen  Verhältnissen  zusammen. 

Die  Abweichungen  von  der  geometrischen  Idealgestalt  und  von  den 
nach   der  Krystalldefinition  zu   erfüllenden   Bedingungen   können   1.  die 


Ausbildungs weise  der  Kryetalle.  123 

äussere  Form    der  Krystalle,    2.   die   Oberfi'ächenbeschaffenheit ,    3.   die 
Oleichartigkeit  der  Mineralsubstanz  betreffen. 

ad  1.  Die  ÜDYollkommenheit  der  äusseren  Form,  abgesehen 
von  der  durch  mechanische  Einflüsse  bewirkten  UnvoUstandigkeit ,  wird 
in  der  Regel  als  Verzerrung  bezeichnet.  Sie  äussert  sich  am  häufigsten 
in  der  ungleichen  Gentraldistanz  gleichwertiger  Flächen,  die  so  weit 
gehen  kann,  dass  einzelne  zu  einer  Erystallform  zusammengehörige  Flächen 
überhaupt  nicht  auftreten  (Meroedrie).  Als  ganz  gewöhnliche  Erschei- 
nung erleidet  das  symmetrische  Aussehen  der  Erystalle  Einbusse,  sodass  nur 
ausnahmsweise  der  Symmetriegrad  aus  dem  blossen  Anblick  hervorgeht. 

Regal&re  Würfel  des  Pyrits  erscheinen  zaweilen  nach  einer  Richtung  lang 
ausgedehnt  und  nehmen  quadratischen  Habitus  an;  reguläre  Oktaeder  von  Magnetit 
erscheinen  als  hexagonale  Combinationen  von  Rhomboeder  und  Basis ;  Quarzkiystalle 
der  Combination ,  Säule  mit  Bipyramide  erscheinen  wie  rhombische  Combinationen. 
—  Reguläre  Rhombendodekaeder  können  das  Aussehen  erlangen  der  Gombination 
Rhomboeder  mit  Prisma  II  Art  im  hezagonalen,  der  Gombination  des  Prismas  mit 
Bipyramide  anderer  Art  im  quadratischen  oder  der  Gombination  der  3  Prismen  mit 
einander  im  rhombischen  System  etc.  Ganz  besonders  häufig  erlangen 
rhombische  Combinationen  das  Aussehen  hexagonaler  Kiystalle. 

Der  beistehende  Erystall  Fig.  278  lässt  nach  dem  blossen 
Aussehen  folgende  Deutungen  zu: 

reguläres  System:  \211\,  \J10\, 
tetragonales  System:  {li^i,  {i^/|,  )nO|,  \20Jl 
rhombisches  System :  8  Bipyramiden  in  Gombination  mit 
8  Prismen. 

Es  bedarf  kaum  des  Hinweises,  dass  in  diesen  und  allen  ähnlichen  Fällen  der 
wahre  Symmetriegrad,  der  sich  in  den  Winkeln  äussert,  nicht  verändert  wird  und 
somit  durch  Messung  leicht  festgestellt  werden  kann. 

Die  Verzerrung  der  Krystalle  ist  zumeist  Folge  des  Wachsthums, 
bei  der  einzelne  Richtungen  besonders  bevorzugt  sind;  in  anderen  sel- 
teneren Fällen  ist  dieselbe  jedoch  auf  mechanische  Vorgänge,  Oebirgs- 
druck  zurückzuführen.  Dabei  erleiden  auch  die  Krystallwinkel  eine  Ver- 
änderung, die  Krystalle  werden  oft  gekrümmt  und  gebogen  und  nicht 
selten  zerbrochen. 

ad  2.  Völlig  ebene  Flächen  gehören  gleichfalls  zu  den  Selten- 
heiten, wovon  man  sich  namentlich  am  Reflexionsgoniometer  überzeugt; 
gewöhnlich  sind  sie  matt,  rauh,  drusig,  gestreift,  facettirt,  gekrümmt  etc. 
Soweit  die  Flächenbeschafifenheit  eine  Wachsthumserscheinung  ist,  zeigt 
sich  das  Symmetriegesetz  bestätigt,  dass  alle  gleichwerthigen  Flächen 
gleiche  physikalische  Beschaffenheit  besitzen,  eine  Beziehung,  von  der  oft 
mit  Vortheil  bei  der  Entzifferung  flächenreicher  Combinationen  Gebrauch 
gemacht  wird. 

Besonders  charakteristisch  ist  eine  parallele  Streifung  oder  Riefung 
der  Flächen,    die   durch   die   oft   wiederholte   (oscillirende)   Gombination 


I 


124  Aasbildungaweise  der  Krystalle. 

zweier  Flächen  hervorgerufen  wird  (daher  Combinationsstreifung); 
zur  Erkennung  der  Zwillinge  wird  sie  als  Fiederstreifung  wichtig. 

Gewöhnliche  Beispiele  der  Combinationsstreifung  sind:  die  Hori- 
zontalstreifung auf  den  Säulenflächen  des  Quarzes,  Streifung  der  WQrfel- 
flächen  des  Pyrits  parallel  einer  Kante,  der  Rhombendodekaederflächen 
des  Magnetits  parallel  der  längeren  Diagonale  etc. 

Verscbieden  von  der  Combinationsstreifung  ist  die  sogen.  Zwillingsstreifnng 
mancher  Mineralien,  z.  B.  der  Plagioklase,  mancher  Kalkspäthe,  die  von  blattartig 
dünnen  Zwillingslamellen  herrührt. 

Sind  die  mit  einander  in  oscillirende  Gombination  tretenden  Flächen 
ungleich  breit,  so  entsteht  durch  die  vielfache  Wiederholung  derselben 
Flächen  eine  Rundung  an  den  Kanten,  eine  Krümmung  (Turmalin,  Beryll, 
Kalkspath  etc.). 

Aber  auch  unabhängig  von  irgend  welcher  Gombination  erscheinen 
gekrümmte  Flächen,  wie  die  für  den  Diamant  charakteristische  convexe 
Krümmung  der  Flächen,  während  am  Spatheisen  häufig  eine  coneave 
Krümmung  (sogen,  sattelförmige  Krümmung)  der  Rhomboederflächen  be- 
merkt wird. 

Baut  sich  der  Krystall  durch  Parallelverwachsung  aus  Subindividuen 
auf,  so  sind  die  Flächen,  wie  sich  dies  oft  am  Flussspath,  auch  am 
Kryolith  zeigt,  parquettirt. 

Grössere  Krystallflächen  erscheinen  zuweilen  unter  sehr  stumpfen 
Winkeln  geknickt ;  die  einzelnen  Facetten  sind  zum  Theil  tautozonal, 
und  auf  ihre  Indices  berechnet,  lassen  sie  oft  ein  Fortschreiten  der  dabei 
resultirenden  hohen  Indiceszahlen  in  arithmetischer  Reihe  erkennen. 
Solche  Facetten  heissen  mit  Bezug  auf  die  Hauptflächen  Yicinalflächen 
(Danburit,  Adular,  Albit  etc.),  während  die  ganze  Erscheinung  der  unter 
sehr  stumpfen  Winkeln  geknickten  Krystallflächen  als  Polyedrie  be- 
zeichnet wird,  ein  Wort,  das  allerdings  auch  wohl  in  etwas  anderem  Sinn 
gebraucht  wird. 

Matte,  rauhe,  drusige  Flächen  können  oft  durch  Corrosion  ent- 
standen sein. 

Auch  treppenförmig  eingefallene  Krystalle,  als  Folge  ungenügender 
Raumerfüllung,  kommen  vor  (Würfelflächen  des  Steinsalzes  und  Blei- 
glanzes, Rhomboederflächen  des  Quarzes,  z.  B.  desjenigen  von  Zinnwald). 
Sie  bilden  den  Uebergang  zu  Krystallskeleten. 

Neben  den  eigentlichen  Krystallflächen  treten  zuweilen  auch  sogen. 
Scheinflächen  (Endfläche  am  Quarz)  auf,  die  nichts  weiter  sind  als 
die  Abformung  ebener  Flächen  anstossender  Mineralien,  mit  denen  der 
wachsende  Krystall  in  Berührung  kam. 

Wie  die  Flächen,  so  können  auch  die  Kanten  deformirt:  ge- 
krümmt, gerundet,  gekerbt  sein.     Werden   die  Kanten  unscharf,   so  er- 


Ausbildnngsweise  der  Erjstalle.  125 

scheinen  die  KrystaUe  wie  angeschmolzen  oder  geflossen:  Apatit,  Augit, 
Granat. 

Besondere  VerunBtaltungen  der  ebenen  Erystalloberflächen  werden  durch  feine, 
oft  staubartige  Ueberzüge  seitens  eines  anderen  Minerales  bewirkt  So  überzieht 
Chlorit  Krystalle  des  Adulars,  Albits,  Granats;  Kupferkies  solche  vom  Fahlei*z,  Pyrit 
solche  vom  Kalkspath.  Bemerkenswerth  ist,  dass  derartige  üeberzQge  sich  zuweilen 
auf  bestimmte  Fl&chen  eines  Erystalls  beschränken,  wie  es  sich  z.  B.  an  den  Chlorit- 
Überzügen  mancher  alpiner  Adulare,  Albite,  Bergkrystalle  etc.  beobachten  lässt. 

Die  überaus  häufige  unvollkommene  Beschaffenheit  der  Erjstall- 
flächen  und  Kanten  erklärt  nun  auch  zur  Genüge,  weshalb  sich  zwischen 
den  gemessenen  und  den  berechneten  Krystall winkeln  ständig  kleine  Ab- 
weichungen ergeben. 

ad  3.  Nicht  homogene  Beschaffenheit  eines  Erystalls,  wie 
sie  sich  in  abweichender  physikalischer  oder  chemischer  Beschaffenheit 
verschiedener  Partien  desselben  äussert,  rührt  entweder  von  mechanischen 
oder  von  chemischen  Beimengungen  her.  Nur  die  auf  erstere  Ursachen 
zurückführbaren  Erscheinungen  können  als  UnvoUkommenheiten  betrachtet 
werden,  während  die  letzteren  das  gesetzmässige  Verhalten  isomorpher 
Mischungen  (s.  späteren  Abschnitt)  zeigen. 

Zu  letzteren  gehören  jene  Krystalle  (Turmalin»  Diopsid,  Alaun  etc.),  die  eine 
zonenartige  Farbenänderung  ihrer  Substanz  zeigen. 

Mechanische  Beimengungen,  sogen.  Einschlüsse  und  Interpositionen, 
sind  überaus  häufig.  Leicht  wahrnehmbare  Beispiele  sind  die  Einschlüsse 
von  Rutilnadeln  in  Bergkrystall ,  Antimonit  in  Schwerspath,  Quarz  in 
Staurolith  etc.  Oft  rühren  die  Einschlüsse  von  winzigen  Krystallen 
(Mikrolithen)  her,  die,  selbst  wenn  ihre  mineralogische  Natur  nicht 
sicher  festzustellen  ist,  unter  Umständen  für  ihren  Wirth  charakteristisch 
sein  können  (augitische  Mikrolithe  im  Leucit,  die  Interpositionen  des 
Hypersthens  etc.).  Häufungen  winziger  Interpositionen  können  die  Fär- 
bung des  umschliessenden  Erystalls  zur  Folge  haben  (Carnallit,  Heulandit). 

Auch  mit  Luft,  Eohlensäure,  Wasser  etc.  erfüllte,  zuweilen  eben* 
flächig  begrenzte  Hohlräume  (negative  Erystalle)  und  Poren  unter- 
brechen die  homogene  Beschaffenheit  eines  Erystalles. 

Sind  die  Einschlüsse,  gleichviel  welcher  Art,  in  regelmässigen 
parallelen  Lagen  angeordnet,  so  geben  sie  Anlass  zu  schaligem  Bau, 
wie  er  besonders  deutlich  am  Eappenquarz,  aber  auch  an  vielen  anderen 
Mineralien:  Baryt,  Wolfram,  Vesuvian  etc.  auftritt.  Bei  grosser  Fein- 
heit und  Vollkommenheit  des  schaligen  Baues  kann  eine  parallel  be- 
stimmten Flächen  verlaufende  Absonderung  erzeugt  werden,  die  einer 
Spaltbarkeit  täuschend  ähnlich  wird  (Bronzit,  Diallag).  In  ganz  analoger 
Weise  kann  auch  die  sich  wiederholende  Einlagerung  sehr  dünner  Zwil- 


126  Art  des  Auftretens  der  Erystalle. 

lingslamellen  schaligen  Aufbau  und  wie  Spaltung  erscheinende  Absonde- 
rung hervorbringen  (Magnetit). 

§  2.  Art  des  Auftretens  der  Krystalle.  —  Es  ist  hier  das 
Vorkommen  und  die  Gruppirung  in  Betracht  zu  ziehen. 

Das  Vorkommen  der  Erystalle  kann,  soweit  es  sich  um  morpho- 
logische Verhältnisse  handelt,  ein  doppeltes  sein,  die  Krystalle  sind  ent- 
weder eingewachsen  (schwebend),  wenn  sie  von  Oesteins-  oder 
Mineralmasse  rings  umschlossen  sind  und  sich  innerhalb  derselben  ge- 
bildet haben,  oder  sie  sind  aufgewachsen  (sitzend),  wenn  sie  nach 
einer  oder  mehreren  Seiten  derartig  fest  mit  ihrer  Unterlage  verwachsen 
sind,  dass  hier  keine  ebenflächige  Ausbildung  stattgefunden  hat,  während 
sie  mit  dem  ausgebildeten  Ende  gewöhnlich  in  Höhlungen,  Drusenräume 
hineinragen.  Beide  Arten  des  Vorkommens  finden  sich  sowohl  bei 
Mineralien,  die  aus  wässeriger  Lösung  wie  aus  dem  Schmelzflusse  aus- 
krystallisirt  sind,  doch  sind  die  eingewachsenen  Krystalle  viel  häufiger 
bei  den  aus  dem  Schmelzflusse  ausgeschiedenen  Mineralien,  also  z.  B. 
bei  den  porphyrartigen  Einsprengliugen  der  Eruptivgesteine,  während  die 
aufgewachsenen  häufiger  bei  aus  wässeriger  Lösung  auskrystallisirten 
Mineralien  auftreten.  Manche  Mineralien  finden  sich  nur  oder  doch  ganz 
vorherrschend  in  eingewachsenen  Krystallen  (Leucit,  Olivin,  Diamant, 
Boracit),  andere  nur  in  aufgewachsenen  Krystallen  (Zeolithe,  Axinit  etc.)i 
die  meisten  in  beiden  Zuständen.  Bei  letzteren  zeigt  sich  häufig  die 
Eigenthümlichkeit,  dass  der  Habitus  der  eingewachsenen  Krystalle  ver- 
schieden von  dem  der  aufgewachsenen  ist  (Orthoklas  und  Adular,  Titanit 
und  Sphen  etc.)  oder  dass  die  aufgewachsenen  Krystalle  reichere  Com- 
binationen  darstellen  (Quarz,  Apatit,  Nephelin). 

Mit  dieser  Unterscheidung  von  auf-  und  eingewachsenen  Krystallen 
hängen  auch  weiter  die  Unterschiede  der  Krystallgruppirung  zusammen, 
d.  h.  die  Art,  wie  neben  einander  vorkommende  Krystalle  unter  sich 
verbunden  sind.  Die  aufgewachsenen  Krystalle  werden  durch  die  gemein- 
same Unterlage,  durch  die  Wände  der  Höhlung,  in  die  sie  hineinragen, 
zusammengehalten;  sie  bilden  mitsammt  einem  Stück  der  gemeinsamen 
Unterlage  eine  Krystalldruse.  Die  schwebenden  Krystalle  dagegen, 
die  sich  in  einer  nachgiebigen  eruptiven  oder  sonstigen  plastischen  Matrix 
gebildet  haben,  sind  unter  einander  verbunden  und  so  gut  wie  unab- 
hängig von  der  umgebenden  Materie ;  sie  liefern  die  Krystallgruppen. 

Das  wesentlich  Unterscheidende  der  beiden  Verwachsungsarten  Druse 
und  Gruppe  wird  man  somit  in  den  entsprechenden  Modalitäten  des 
Aufgewachsenseins  oder  des  Eingewachsenseins  zu  sehen  haben  und  damit 
correspondirt  weiter  der  Entstehungsvorgang:  Drusen  sind  Secretions- 
bildungen,  Gruppen  Concretionsbildungen. 


Formen  der  Aggregate.  127 


Zu  den  Drusen  gehören  die  schönen  Bergkrystallvorkommnisse  aus 
den  „Erystallkellem''  der  Alpen,  die  Mineralien  der  Gangspalten  und 
der  Geoden;  die  Drusen  liefern  überhaupt  die  meisten  Krystalle  unserer 
Sammlungen.  Zu  den  Gruppen  hat  man  u.  a.  die  Feldspath-  und  Augit- 
Torkommnisse  aus  den  Eruptivgesteinen,  die  Gypsknollen  in  Thonen,  die 
kugeligen  Verwachsungen  von  Pyritkrystallen  etc.  zu  rechnen.  Die  Drusen 
wie  die  Gruppen  liefern  fQr  bestimmte  Mineralien  oft  höchst  charakte- 
ristische Gestalten,  wie  die  Hahnenkämme  des  Baryts,  die  Bündel  des 
Desmins,  die  Kugeln  und  Fächer  des  Prehnits,  die  Rosetten  des  Eisen- 
glanzes und  Ealkspaths ;  gewöhnlich  sind  bei  solchen  Verwachsungen  nur 
noch  einzelne  Flächen  scharf  ausgebildet;  sie  bilden  schon  den  üeber- 
gang  zu  den  krystallinischen  Aggregaten. 


II.  Die  Formen  der  Aggregate. 

Die  Formen  der  krystallinen  Aggregate  sind  nicht  wie  die  der 
Krystallindividuen  allein  abhängig  von  der  freien  Entfaltung  der  Kry- 
stallisationskraft,  sondern  bei  ihnen  haben  äussere  und  zufällige  Einflüsse, 
wie  die  Gestalt  des  Bildungsraums,  die  Adhäsion,  gleichzeitige  Entstehung 
vieler  sich  gegenseitig  in  ihrer  Ausbildung  störender  Individuen  das  Ueber- 
gewicht  gehabt  und  die  mannichfaltigsten,  aber  meist  regellosen  Gestalten 
erzeugt.  Da  es  sich  um  Aggregate  handelt,  so  ist  hier  neben  der  äusseren 
Form  auch  das  innere  Geftlge,  die  Structur  zu  betrachten. 

Hängt  die  äussere  Form  allein  ab  von  der  umgebenden  Matrix, 
so  erscheinen  die  Aggregate  in  erborgten  Formen  und  heissen  einge- 
sprengt, derb  oder  auch  plattig.  Bei  ausreichendem  Bildungsraum  er- 
langen sie  freie  Formen,  wobei  sich,  ohne  dass  die  näheren  Gründe 
dafür  immer  ersichtlich  sind,  kugelige  (Oolithe,  Pisolithe,  Sphärolithe), 
halbkugelige,  nierige,  traubige,  stalaktitische  Formen  entwickeln.  Femer 
gehören  hierher  Formen,  die  unter  besonderen  Verhältnissen,  z.  B.  Aus- 
krystallisationen  auf  engen  Gesteinsklüften  und  Schichtenfugen,  ent- 
standen sind  und  als  baumfÖrmig,  gestrickt,  dendritisch,  moosförmig, 
haarförmig  etc.  bezeichnet  werden. 

Die  Structur  der  Aggregate  lässt  sich  am  einfachsten  von  dem 
Gesichtspunkt  aus  übersehen,  ob  die  Individuen  des  Aggregates  eine  Aus- 
dehnung wesentlich  nach  einer,  nach  zweien  oder  nach  allen  Richtungen 
erfahren  haben.  Im  ersten  Fall  spricht  man  von  strahligen  Aggregaten 
(parallel-,  radial-  und  divergent-  oder  verworrenstrahlig)  und  unterscheidet 
darunter  stenglige,  spiessige,  faserige,  nadelige  etc.  Aggregate,  im  zweiten 
Fall  von  blättrigen  (schaligen,  schuppigen),  im  letzten  Fall  endlich  von 
kömigen  Aggregaten.  —  Auch  die  Vereinigung  zweier  derartiger  Structur- 


128  Formen  der  amorphen  Mineralien. 

modificationen ,  eine  , doppelte  Structur*  ist  in  der  sogen.  Glaskopf- 
structur,  bei  der  die  radial-strahlige  und  die  concentrisch- schalige  Strac- 
tur  zusammentreffen,  verwirklicht  (rother  und  brauner  Glaskopf). 

Die  Ablösung  der  einzelnen  Individuen  eines  Aggregates  erfolgt 
zuweilen  nach  ganz  ebenen,  oft  spiegelglatten  Flächen.  Solche  Seh  ei o- 
flächen,  wie  sie  z.  B.  bei  den  Olasköpfen,  bei  strahligen  Aragoniten  eta 
auftreten,   dürfen  nicht  mit  wahren  Erystallflächen  verwechselt  werden. 

Sinken  die  einzelnen  Individuen,  gleichviel  welche  der  oben  er- 
wähnten Structurmodificationen  vorliegt,  zu  solcher  Kleinheit  herab,  dass 
das  Auge  sie  nicht  mehr  unterscheidet,  so  nennt  man  ein  solches  Ag- 
gregat dicht,  oder  man  bezeichnet  es  als  kryptokrystallines  Ag- 
gregat im  Gegensatz  zu  den  phanerokrystallinen,  wird  dasselbe  von 
Hohlräumen  unterbrochen,  so  heisst  es  porös,  schaumig,  schwammig, 
zelb'g;  ist  der  Zusammenhang  gering,  so  zerreiblich,  locker. 

Wohl  die  meisten  Mineralien  liefern  Beispiele  zu  den  krystallinen 
Aggregaten  und  zu  deren  Oberflächengestaltung  wie  Structurmodification. 
sodass  wir  einer  besonderen  Erwähnung  überhoben  sind.  Dagegen  ver- 
dienen als  ganz  besondere  und  charakteristische  krystalline  Aggregate 
die  Pseudomorphosen  auch  an  dieser  Stelle  Erwähnung,  die  bei 
typischer  Aggregatstructur  deutliche,  oft  sehr  scharfe  Krystallbegrenzung 
erkennen  lassen.  Doch  ist  diese  Begrenzung  eine  erborgte,  der  Sub- 
stanz als  solcher  nicht  zukommend.  Eingehenderes  über  die  Pseudo- 
morphosen s.  später. 


III.  Die  Formen  der  amorphen  Mineralien. 

üeber  die  Morphologie  der  amorphen  Mineralien  ist  wenig  zu 
sagen.  Soweit  sie  starr  sind,  gilt  von  ihrer  äusseren  Form  alles  das, 
was  in  dieser  Beziehung  von  den  krystallinen  Aggregaten  erwähnt  ist: 
sie  erscheinen  bei  freier  Ausbildung  kugelig,  halbkugelig,  traubig,  nierig 
und  stalaktitisch.  Auf  dem  Bruch  ist  jedoch  niemals  eine  besondere, 
faserige  oder  körnige  Structur  ausgeprägt,  wie  dies  häufig  bei  den  kry- 
stallinen Aggregaten  der  Fall  ist,  sondern  ihr  Bruch  ist  meist  aus- 
gezeichnet muschlig  mit  pechartigem  oder  glasigem  Glanz.  Auch  fein- 
erdiger Bruch  kommt  vor. 

Im  Allgemeinen  hält  es  nicht  schwer,  nach  dem  äusseren  Ansehen 
amorphe  Mineralien  von  dichten  krystallinen  Aggregaten  zu  unterscheiden; 
wo  Zweifel  bleiben,  liefert  die  optische  Untersuchung  im  polarisirten 
Licht  die  Entscheidung. 

Amorphe  Substanzen  gehen  aus  wässeriger  Lösung  und  aus  dem 
Schmelzfluss  hervor.     Im   ersten  Fall  heissen   sie  porodin,  im   anderen 


Formen  der  amorphen  Mineralien.  129 

hyalin.  Die  in  Betracht  kommenden  hyalinen  Substanzen  schliesst  man 
aber  ihrer  wechselnden  chemischen  Zusammensetzung  wegen  besser  yom 
Mineralreich  aus  und  rechnet  sie,  wohin  sie  ihrer  ganzen  Natur  nach 
auch  gehören,  zu  den  Gesteinen,  wie  z.  B.  den  Obsidian. 

Amorphe  starre  Mineralien  können  sich  bei  längerem  Liegen  in 
krystalline  Aggregate  verwandeln,  was  darauf  beruht,  dass  die  im 
amorphen  Körper  regellos  angeordneten  MolekQle  sich  zu  regelmässig 
angeordneten  Oruppen  umstellen.  Dafür  liefert  mancher  Opal,  der  in 
Chalcedon  überzugehen  vermag,  ein  Beispiel. 


Klockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl. 


n.  Abschnitt. 

Physik  der  Mineralien. 


Literatur.  Schrauf,  Lehrbach  der  physikalischen  Kmialloffraphie.  2  Bde. 
Wien  1866  u.  1868.  —  Liibisch,  Artikel  »Krystallographie"  in  Feblino^  Neaem  Hand- 
wörterbuch der  Chemie.  Bd.  III.  1878.  —  Mallard,  Trait^  de  GristalloKraphie.  Bd.  11. 
Paris  1884.  —  Liebisch,  Physikalische  Krystallographie.  Leipzig  1891.  —  Soret, 
Elements  de  cristallographie  physique.  Paris  1893.  —  Groth,  Physikalische  Krystallo- 
graphie. 8.  Aufl.  Leipzig  1895.  —  Liebisgh,  Grundriss  der  physikalischen  Krystallo- 
graphie. Leipzig  1896.  —  Voigt,  Die  fundamentalen  physikalischen  Eigenschafben  der 
Krystalle  etc.  Leipzig  1896.  —  Ausserdem  die  ausführlichen  Lehrbücher  der  Physik, 
wie  MüLLBR-PouiLLET,  WOllner  etc.  und  Voigt,  Compendium  der  theoretiBchen  Physik. 
Leipzig  1895  u.  1896. 

Wie  im  voraufgehenden  Abschnitt,  so  wäre  auch  hier  eine  getrennte  Dar- 
stellung der  physikalischen  Eigenschaften  der  Krystalle  und  der  der  Aggregate  wie 
der  amorphen  Mineralien  begründet,  doch  hat  eine  solche  Trennung  hier  nicht  die 
Bedeutung  wie  bei  den  morphologischen  Eigenschaften  und  ist  deshalb  nicht  be- 
sonders durchgeführt  worden.  In  den  meisten  Fällen  verhalten  sich  die  Aggregate 
physikalisch  wie  die  sie  aufbauenden  Krystallpartikel ;  wo  Abweichungen  vorkommen 
(z.  B.  Bruch,  Härte,  Farbe  etc.),  ist  deren  anhangsweise  gedacht.  Die  folgenden 
Gapitel  dieses  Abschnittes  beschäftigen  sich  daher  im  Wesentlichen  mit  der  Physik 
der  Krystalle. 

Die  Mineralphysik  sieht  naturgemäss  ihre  Aufgabe  in  der  Er- 
forschung aller  physikalischen  Eigenschaften  der  Mineralien  unter  be- 
sonderer Berücksichtigung  derjenigen,  die  zur  Charakterisirung  und 
Unterscheidung  der  einzelnen  Mineralien  dienen;  die  Krystallphysik 
legt  daneben  noch  besonderes  Gewicht  auf  die  Feststellung  der  Gesetze, 
welche  zwischen  den  physikalischen  Eigenschaften  der  Krystalle  und 
ihrer  Gestalt  wie  ihrer  chemischen  Constitution  herrschen. 

Wie  die  Erfahrung  gelehrt  hat,  stehen  die  physikalischen  Eigen- 
schaften eines  Krystalls  in  engstem  Zusammenhang  mit  denen  der  Ery- 
stallgestalt,  sodass  aus  der  Beobachtung  der  physikalischen  Eigenschaften 
ein  die  geometrische  Untersuchung  in  vielen  Fällen  an  Sicherheit  über- 
treffender Bückschluss  auf  die  krystallographische  Symmetrie  gezogen 
werden  kann. 

Die  enge  Beziehung  zwischen  physikalischer  Eigenschaft  und  Form 
findet  sich  in  dem  Fundamentalsatz  der  physikalischen  Krystallographie 


Fundamentsatz  der  phyBikalischen  Erystallographie.  ]31 

ausgesprochen,  wonach  alle  geometrischen  Sjmmetrieebenen  auch 
physikalische  sind. 

In  Erystallen  sind  nach  Früherem  (S.  6)  die  physikalischen  Eigen- 
schaften in  parallelen  Richtungen  gleich ;  mit  Rücksicht  auf  vorstehenden 
Fundamentalsatz  kann  man  dies  Charakteristikum  dahin  erweitern, 
dass  alle  geometrisch  gleichwerthigen  Richtungen  sich  auch 
physikalisch  gleich  verhalten. 

Die  ümkehrung  dieses  Satzes  gilt  jedoch  nicht  für  sämmtliche 
physikalische  Eigenschaften,  sondern  nur  für  einen  Theil,  sodass  man 
mit  Rücksicht  auf  dieses  verschiedene  Verhalten  und  in  Anschluss  an 
SoHNCKE  ^)  die  physikalischen  Eigenschaften  in  2  Oruppen  theilen  kann, 
je  nachdem  für  sie  eine  ümkehrung  dieses  Satzes  zulässig  ist  oder  nicht. 
Für  die  erste  Gruppe  von  Eigenschaften,  zu  der  die  Gohäsion 
und  die  davon  abhängigen  Eigenschaften  (Härte,  Spaltbarkeit,  Elasticität), 
femer  auch  Pyro-  und  Piezoelektricität  und  vor  allem  die  Vorgänge  des 
Wachsthums  und  der  Auflösung  gehören,  ist  auch  die  ümkehrung  rich- 
tig :  alle  physikalisch  gleichwerthigen  Richtungen  sind  auch  geometrisch 
gleicfawerthig. 

Da  Substanzen,  die  in  verschiedenen  Richtungen  ungleiches  physi- 
kalisches Verhalten  zeigen,  anisotrop  genannt  werden,  so  sind  mit  Be- 
zug auf  diese  erste  Oruppe  physikalischer  Eigenschaften  alle  krystallisirten 
Mineralien  anisotrop  und  unterscheiden  sich  dadurch  grundsätzlich  von 
allen  amorphen  Körpern,  die  isotrop,  d.  h.  in  allen  Richtungen  physi- 
kalisch gleich  sind. 

Bei  den  Eigenschaften  der  zweiten  Gruppe  (Licht,  Wärme, 
strömende  Elektricität  etc.)  sind  die  physikalisch  gleichwerthigen  Rich- 
tungen nicht  durchgängig  auf  geometrisch  gleichwerthige  Richtungen 
beschränkt;  so  verhalten  sich  sämmtliche  Richtungen  in  regulären  Kry- 
stallen  physikalisch  gleich.  In  dieser  Oruppe  kann  man  die  krystallisirten 
Mineralien  in  isotrope  und  anisotrope  unterscheiden. 

Namentlich  die  physikalischen  Eigenschaften  der  ersten  Gruppe, 
bei  denen  jede  geometrisch  verschiedene  Richtung  sich  in  verschiedenem 
physikalischen  Verhalten  ausprägt,  gestatten  bis  ins  Einzelne  die  Ab- 
leitung der  krystallographischen  Symmetrie.  Bei  der  Betrachtung  der 
Krystallformen  ist  wiederholt  darauf  hingewiesen  worden,  wie  die  Aetz- 
figuren,  die  als  Lösungsvorgänge  dieser  Gruppe  angehören,  geeignet  sind, 
die  Symmetrie  eines  Erystalls  da  festzustellen,  wo  die  geometrische  Unter- 
suchung versagt.  Für  die  praktischen  Zwecke  der  Mineralogie  aber,  wo 
es  zumeist  nicht  auf  die  scharfe  Unterscheidung  aller  32  Symmetrie- 
klassen ankommt,  sondern  die  Unterscheidung  des  Erystallsystems  schon 


0  SoHNcu,  Entwicklung  einer  Theorie  der  Kryetalletr.   1879.   S.  211  ff. 


I 


132  ^M  specifische  Gewicht. 


genügt,  bedient  man  sich  mit  Vorliebe  der  bequemer  zu  beobachtenden 
Eigenschaften  der  zweiten  Gruppe,  vor  allen  des  optischen  Verhaltens, 
um  aus  demselben  einen  Schluss  auf  das  Krystallsystem  zu  ziehen. 

Der  erste,  der  einen  Zusammenhang  zwischen  Form  und  Eigen- 
schaft erkannte,  war  Brewsteb,  der  1819  die  Beziehung  zwischen  den 
Spaltungsformen  eines  Minerales  und  dem  optischen  Verhalten  feststellte. 


Capitel  I. 

§  1.   Das  specifische  Gewicht.    §  2.  Deformation.    §  3.  Elasticit&t. 

§  4.   Festigkeit.    §  5.  Spaltung.    §  6.   Gleitung.    §  7.  Bruch. 

§  8.   Lösungserscheinungen  und  Aetzfiguren. 

§  1.  Das  specifische  Gewicht.  —  Unter  specifischem  Gewicht 
oder  Dichtigkeit  versteht  man  bekanntlich  eine  Zahl,  die  ausdrückt,  wie 
viel  schwerer  ein  Körper  ist  als  das  gleiche  Volum  Wasser  (von  4,1°  C); 
es  ist  also  der  Quotient  aus  dem  Gewicht  des  Körpers  dividirt  durch  das 
Gewicht  eines  gleichen  Volum  Wassers.  Das  specifische  Gewicht  ist  bei 
bestimmten  Temperaturen  für  alle  homogenen  Substanzen  und  somit  auch 
für  das  einzelne  Mineral,  soweit  es  chemisch  gleichartig  ist,  eine  con- 
stante  Zahl;  es  liefert  daher  für  die  Mineralien  ein  überaus  wichtiges 
Kennzeichen.  Doch  ist  zu  bemerken,  dass  dieselbe  Mineralsubstanz  im 
natürlichen  krystallisirten  Zustand  durchweg  ein  etwas  höheres  specifisches 
Gewicht  aufweist,  als  wenn  sie  durch  Schmelzen  künstlich  in  den  amorphen 
Zustand  versetzt  ist;  so  hat  beispielsweise  der  krystallisirte  Adular 
vom  St.  Gotthard  das  spec.  Gew.  2,561,  geschmolzen  2,851,  Augit  von 
Guadeloupe  krystallinisch  3,266,  geschmolzen  2,885  etc. 

Eine  systematische  Zusammenstellung  des  specifischen  Gewichts  der  Mineralien 
findet  sich  bei  Websky,  die  Mineralspecies  nach  den  für  dos  specifische  Geiricht  der- 
selben angenommenen  und  gefundenen  Werthen.    Breslau  1868. 

Die  schwersten  Mineralien  sind  die  im  gediegenen  Zustande  yorkommenden 
Schwermetalle,  vor  allem  Iridium  21,57—23,46,  Platin  17—19,  Gold  15,6—19,4,  die 
leichtesten  sind  die  aus  dem  organischen  Reich  stammenden  Mineralien,  wie  Petro- 
leum 0,6—0,9,  Asphalt  1,1—1,2,  Bernstein  1—1,1.  —  Die  Erze  haben  ein  specifisches 
Gewicht  zwischen  4  und  7,5,  während  die  Begleitmineralien  durchweg  zwischen  2 
und  3,5  liegen.  Darauf  beruht  die  Aufbereitung,  d.  h.  die  mechanische  Trennung 
der  Erze  von  ihren  Begleitmineralien.  —  Von  geologischer  Bedeutung  ist  es,  dass 
diejenigen  Mineralien,  die  sich  vor  allen  anderen  am  Aufbau  der  Erdrinde  betheiligen, 
wie  Quarz,  die  Silikate,  Kalkspath,  nur  ein  specifisches  Gewicht  zwischen  2V<  und  3V> 
besitzen,  während  das  specifische  Gewicht  der  gesammten  Erde  5,6  (Potnting  5,49, 
JoLLT  5,69,  WiLSiNG  5,59)  beträgt,  d.  h.  es  ist  etwas  mehr  als  das  des  Magneteisens. 

Als  charakteristisches  und  in  den  meisten  Fällen  relativ  leicht  fest- 
stellbares Merkmal  der  Mineralien,  gehört  die  Bestimmung  des  specifischen 
Gewichts   zu   den  häufigen  Aufgaben   des  Mineralogen.     Auch  kann  das 


Methoden  zur  Bestimmung  des  spec.  Gewichts.  133 

specifische  Gewicht  zur  Controle  der  homogenen  Beschaffenheit  eines 
Minerales  dienen.  Bei  der  Auswahl  des  zu  prüfenden  Minerales  hat  man 
auf  absolute  Reinheit  der  Substanz,  die  frei  von  allen  Beimengungen, 
auch  Yon  eingeschlossener  oder  äusserlich  anhaftender  Luft  sein  muss, 
Gewicht  zu  legen;  man  nimmt  dazu  am  besten  zerkleinerte  Krystalle, 
die  man  mit  der  Lupe  aussucht  und  von  der  anhaftenden  Luft  durch 
Kochen  befreit. 

Die  gebräuchlichsten  Bestimmungsmethoden  sind: 

1.  Bestimmung  mittelst  der  hydrostatischen  Wage. 

Die  Substanz  wird  in  der  Luft  und  sodann  an  einem  Faden  aufgehängt 
(Platindraht)  auch  im  Wasser  gewogen.     Sind  g  und  g,  die  in   beiden  Wägungen 

gefundenen  Gewichte,  so  ist  das  spec.  Gew.  G  —  — ^ — . 

Substanzen,  die  leichter  als  Wasser  sind,  kann  man  mit  einem  specifisch 
schwereren  Körper,  dessen  Gewicht  man  kennt,  verbinden. 

2.  mittelst  des  Pyknometers. 

Dieser  Methode  gebührt  wegen  der  bequemen  Ausführung  und  der  genauen 
Resultate  der  Vorzug. 

Ein  kleines  Glasgefäss  (5—20  ccm  Inhalt)  trägt  einen  eingeschlifTenen ,  nach 
oben  verlängerten  und  von  einem  feinen  Ganal  durchbohrten  Glasstopfen,  wodurch 
eine  genaue  Auffüllung  des  Gefässes  ermöglicht  wird.  Das  Gewicht  des  Pyknometers 
plus  Wasser  wird  ermittelt  oder  ist  ein  für  alle  Mal  genau  bestimmt  (=  p).  Alsdann 
wird  die  gröblich  zerstossene  Substanz ,  deren  absolutes  Gewicht  =  g  sein  möge, 
hineingethan ,   das  Wasser  wieder  bis  oben  hin  eingefüllt  und  nun  das  Pyknometer 

inclusive  Inhalt  gewogen  (=  q) ;  dann  ist  das  spec.  Gew.  G  =  — -^ . 

Nach  dieser  Methode  kann  man  auch  bequem  das  specifische  Gewicht  von 
Mineralien  bestimmen,  die  in  Wasser  löslich  sind.  Man  benutzt  alsdann  statt  Wasser 
eine  entsprechende  nicht  lösende  Flüssigkeit  (Alkohol,  Baumöl)  von  bekanntem 
specifischem  Gewicht. 

3.  mittelst  Suspension  oder  schwerer  Lösungen. 

Die  Methode  beruht  darauf,  dass  die  Bestimmung  des  specifischen  Gewichts 
einer  Mineralsubstanz  zurückgeführt  wird  auf  diejenige  einer  specifisch  gleich  schweren 
Flüssigkeit,  was  ohne  analytische  Wage  und  schneller,  wenn  auch  etwas  weniger 
genau,  ausführbar  ist.  Daneben  hat  sie  noch  mehrere  andere,  gerade  für  Mineralien 
ins  Gewicht  fallende  Vortheile,  aber  sie  ist  zunächst  nur  anwendbar  auf  Mineralien 
Tom  specifischen  Gewicht  unter  3,6. 

Das  Mineral,  in  jeder  Grösse  bis  herunter  zu  der  eines  Sandkorns,  wird  in  die 
betreffende  Flüssigkeit  von  hohem  specifischem  Gewicht  gethan,  sodass  es  auf  der- 
selben schwimmt.  Durch  allmähliche  und  vorsichtige  Verdünnung  kann  man  nun 
den  Zustand  herbeiführen,  dass  das  Mineralfragment  innerhalb  der  Flüssigkeit  in 
jeder  Lage  schwimmt,  d.  h.  die  Flüssigkeit  hat  nunmehr  genau  das  specifische  Ge- 
wicht des  Minerals  und  es  erübrigt  nur  noch,  das  specifische  Gewicht  der  Flüssigkeit 
festzustellen. 

Als  solche  schweren  Lösungen  stehen  in  Anwendung:  Kaliumquecksilberjodid 
(THOULET'sche  Lösung,  zuerst  angegeben  von  Sonstadt  1873)  mit  dem  Maximal- 
gewicht 3,196,  Cadmiumborowolframiat  (KLEiN'sche  Lösung)  mit  3,298  max.,  Baryum- 


134  Metboden  zur  Bestimmung  des  spec.  Gewichts. 

quecksilberjodid  (nach  Rohbbagh)  8,57,  Metbylenjodid  (nach  Feussiter  und  Bbaubs) 
mit  3,3. 

Am  bequemsten  ist  die  Anwendung  der  THOULEr'scben  Losung  und  des  Methjlen- 
jodids.  Entere  kann  direct  mit  Wasser  verdünnt  und  durch  Abdampfen  regeneriit 
werden.  Beim  Metbylenjodid  muss  man  mit  Benzol  oder  Xylol  mischen,  das  sich 
dann  aber  wieder  abdestilliren  lasst;  es  hat  das  höhere  Gewicht,  das  sich  aber  schon 
bei  gewöhnlichen  Temperaturen  in  der  zweiten  Decimale  ändert  (bei  5  ®  =  3,5485, 
bei  16«  =  3,3248). 

Das  mit  dem  Mineral  in  Uebereinstimmung  gebrachte  specifische  Gewicht  der 
Flüssigkeit  wird  dann  in  üblicher  Weise  festgestellt,  mittelst  des  Pyknometers  oder 
am  schnellsten  mit  dem  Aräometer,  besser  (noch  mit  der  Mohr- Wbbtphal*8 eben 
Wage:  einer  ungleicharmigen  Wage,  deren  längerer  Arm  ein  constantes  (jewicht 
trägt,  welches  in  die  Flüssigkeit  taucht.  Die  Wage  ist  so  abgeglichen,  dass  beim 
Hineinhängen  des  Gewichts  in  Wasser  der  am  kürzeren  Arm  befindliche  Zeiger  auf 
Null  einspielt.  Die  durch  den  Auftrieb  in  der  schweren  Lösung  bewirkte  Abweichung 
▼on  der  Nullstellung  wird  mittelst  Reitergewichte,  die  dem  längeren  Arm  aufgesetzt 
werden  und  die  unmittelbar  das  specifische  Gewicht  der  Lösung  ergeben,  wieder 
compensirt. 

Die  Suspensionsmethode  kann  zunächst  nur  Anwendung  auf  solche  Mineralien 
finden,  für  welche  es  specifisch  schwerere  Lösungen  giebt.  Das  gilt  namentlich  fUr 
die  wesentlichen  Gesteinsgemengtheile  und  daher  hat  diese  Methode  in  der  Petro- 
graphie  eine  ausserordentliche  Wichtigkeit  erlangt,  weil  sie  nicht  nur  das  Merkmal 
des  specifischen  Gewichts  bestimmen  lässt,  sondern  auch  eine  Trennung  der  einzelnen 
Gemengtheile  nach  dem  specifischen  Grewicht  gestattet,  und  dadurch  die  chemische 
Untersuchung  der  Gesteinsmineralien  in  hohem  Grade  erleichtert. 

Um  diese  Methode  auch  für  diejenigen  Mineralien  nutzbar  zu  machen,  deren 
specifisches  Gewicht  grösser  ist  als  das  der  bis  jetzt  bekannten  schweren  Lösungen, 
sind  von  Thoulet,  von  Jollt  und  von  Streng  Vorschläge  gemacht,  nach  welchen  das 
Mineral  mit  einem  leichteren  Körper  verbunden  wird  (Schwimmer  von  Wachs,  Paraffin 
und  Glas). 

Fttr  alle  Zwecke,  bei  denen  nur  die  annähernde  Eenntnifts  des 
specifischen  Gewichts  zur  Unterscheidung  von  ähnlichen  Mineralien  ge- 
nügt, kann  man  sich  noch  einfacherer  Verfahren  bedienen,  so  der 
NicHOLSON'schen  Senkwage  und 

4.  mittelst  der  Bürette. 

Der  beliebige  Wasserstand  in  der  Bürette  wird  abgelesen  (-  a  ccm);  durch 
Hineinthun  der  b  g  wiegenden  Mineralsubstanz   steigt  das  Wasser  auf  c  ccm ,   dann 

ist  das  spec.  Gew.  G  = . 

5.  mittelst  Jollt's  Federwage. 

Hier  filUt  jegliche  Wägung  auf  der  Analysenwage  fort.  Das  Verfahren  beruht 
darauf,  dass  die  Verlängerung  einer  Spiralfeder  proportional  den  Aenderungen  der 
spannenden  Gewichte  ist.  An  einem  etwa  meterlangen  graduirten  Stativ  hängt  frei- 
schwebend eine  Spiralfeder,  die  an  ihrem  unteren  Ende  2  zur  Aufnahme  des  Minerals 
bestimmte  Schalen,  ausserdem  eine  Ablesungsmarke  trägt.  Die  obere  Schale  bleibt 
in  der  Luft,  die  untere  ist  während  der  ganzen  Bestimmung  in  einem  Wasserglas, 
das  man  hoch  und  niedrig  stellen  kann,  unter  Wasser  getaucht.  Man  hat  3  Ab- 
lesungen zu  machen :  Ablesung  der  Länge  der  Spiralfeder  ohne  Belastung  durch  das 


Goh&sion.    Homogene  Deformation.    Elasticität  135 

Mineral  =  a;  Ablesung  der  Verlängemng ,  wenn  das  Mineral  in  der  oberen  Schale 
lie^^  =  b,  und  Ablesung,  wenn  das  Mineral  in  der  unteren  Schale,  also  unter  Wasser 
Uegt.    Das  spec.  Gew.  G  =    ^~^  . 


Wichtigere  Literatur:  Eohlraüsch,  Praktische  Regeln  zur  genaueren 
Best.  d.  spec.  Gew.  Marburg  1856.  —  Thoülbt,  Bull.  Soc.  Min.  Bd.  IL  1879.  — 
D.  Klkdt,  BulL  Soc.  Min.  Bd.  IV.  1881.  —  Goldsgrmidt,  Neues  Jahrb.  f.  Min.  etc. 
Beilageband  1.  1881.  —  Kohlraosgh  ,  Leitfaden  der  praktischen  Physik.  Leipzig.  — 
WixDBifANN  u.  Ebkrt,  Physikalisches  Praktikum.  Braunschweig  1899. 

§  2.  Die  Moleküle  eines  jeden  starren  Körpers  sind  bestrebt,  ihren 
gegenseitigen  Abstand  zu  erhalten,  und  setzen  jedem  Versuch,  diesen  Ab- 
stand zu  verändern,  einen  Widerstand  entgegen,  den  man  ganz  allgemein 
als  Cohäsion  bezeichnet.  Als  Folge  des  Eingriffs  in  die  Molekular- 
structur  erleiden  die  Körper  eine  Volum-,  bezw.  Formveränderung,  eine 
Deformation,  die  in  den  Fällen,  wo  die  äussere  Einwirkung  auf  einen 
homogenen  Körper,  einen  Krystall,  eine  allseitig  gleiche  ist,  wie  bei  der 
Ausdehnung  durch  die  Wärme,  die  Homogenität  nicht  aufhebt  und  daher 
homogene  Deformation  genannt  wird. 

Die  homogene  Deformation  wird  zwar  stets  von  einer  Volumver- 
änderung,  jedoch  nicht  immer  von  einer  Formveränderung  begleitet,  da 
die  Symmetrie  des  Krystalls  selbst  keine  Aenderung  erfährt.  Auf  Grund 
der  gesetzmässigen  Formänderung,  die  die  Krystalle  durch  homogene 
Deformation  erleiden,  lassen  sich  die  32  Symmetrieklassen  zu  5  Gruppen 
vereinigen,  die  bei  der  thermischen  Ausdehnung  (vergl.  Cap.  VII),  der 
gewöhnlichsten  Art  homogener  Deformation,  des  Näheren  besprochen 
werden  sollen. 

Die  durch  mechanische  Kräfte,  wie  Druck,  Zug,  Torsion,  bewirkten 
Deformationen  sind  im  Allgemeinen  nicht  homogen;  sie  rufen  in  dem 
molekularen  Abstände  einseitige  oder  ungleichmässige  Veränderungen 
hervor,  die  theils  vorübergehender,  theils  dauernder  Natur  sind. 

Bei  jeder  Deformation  werden  die  Eigenschaften  der  Elasticität 
und  der  Festigkeit  wirksam,  je  nachdem  der  mechanische  Eingriff 
eine  vorübergehende  Formveränderung  oder  eine  völlige  Trennung  her- 
beiführt. 

§  3.  Elasticität  ist  die  Eigenschaft,  vermöge  welcher  ein  Körper, 
ohne  seinen  Zusammenhang  zu  verlieren,  deformirt  werden  kann,  aber 
nach  Aufhören  der  Kraftwirkung  seine  alte  Form  wieder  annimmt.  Wird 
die  sogen.  Elasticitätsgrenze  überschritten,  so  erfolgt  entweder  dauernde 
Deformation  oder  Zerstörung  des  Zusammenhalts.  Innerhalb  der  Elasti- 
citätsgrenze sind  alle  Körper  bezw.  Mineralien  vollkommen  elastisch, 
aber  diese  Grenze  ist  bald  enger,  bald  weiter  gezogen,  so  dass  in  der 
Praxis  nur  wenige  Mineralien  als  elastisch  bezeichnet  werden. 


136  Elasticität.    Debnungscoeffident  und  ElasticitätsmodaL 

Am  bequemsten  prüft  man  die  grössere  oder  geringere  Elasticität 
der  Mineralien  an  dünnen  Erystallplatten  (Spalttafeln  und  Blättchen) 
durch  Biegen  derselben.  An  Glimmertafeln  ist  die  elastische  Biegsam- 
keit ziemlich  gross,  an  Gjps,  Talk  und  Chlorit  ist  sie  geringer.  Manche 
Mineralien  überschreiten  die  Elasticitätsgrenze  plötzlich  und  heissen  dann 
spröde,  wie  gediegenes  Antimon,  Quarz,  Fahlerz,  während  andere  sich 
erst  dauernd  deformiren  lassen  und  allmählich  ihren  Zusammenhalt  auf- 
geben. Diese  heissen  gemeinbiegsam  oder  milde,  und  unter  be- 
sonderen Verhältnissen  dehnbar,  geschmeidig.  Hierher  gehören 
gediegenes  Gold,  Silber,  Kupfer;  ferner  Kupfer-  und  Silberglanz,  Chlor- 
silber, Gyps  u.  a. 

Spröde  und  milde  Beschaffenheit  kann  häufig  ein  wichtiges  ünterscheidangs- 
mittel  von  sonst  ähnlichen  Mineralien  werden.  Kratzt  man  eine  Mineralecke  oder 
Kante  mit  dem  Messer  und  bleiben  dabei  die  sich  loslösenden  Theile  in  Form  feinen 
Pulvers  oder  kurzer  Spähnchen  auf  der  Messerklinge  liegen,  so  ist  das  Mineral  milde; 
springen  dagegen  vom  Mineral  Kömchen  oder  feine  Splitter  ab,  so  ist  es  spröde. 
Man  gewinnt  sehr  bald  Uebung  in  der  Unterscheidung  verschiedener  Grade  von  Milde 
und  Sprödigkeit.  Kupferglanz  und  dunkles  Fahlerz  sind  einander  zuweilen  sehr 
ähnlich,  sind  aber  in  der  angegebenen  Weise  sofort  zu  unterscheiden.  Kupferglanz 
ist  milde,  während  Fahlerz  spröde  ist. 

Hinsichtlich  ihrer  elastischen  Eigenschaften  verhalten  sich  alle  Kry- 
stalle  im  Gegensatz  zu  den  amorphen  Mineralien  anisotrop,  die  Grösse 
der  Elasticität  ändert  sich  also  mit  jeder  geometrisch  yerschiedenen 
Richtung.  Zur  Beurtheilung  der  Gesetzmässigkeit  in  der  Aenderung 
der  Elasticität  mit  der  Richtung  dienen  die  Dehnungscoefficienten  bezw. 
die  aus  denselben  durch  Auftragen  ihrer  relativen  Werthe  auf  die 
Richtungslinien  zu  construirende  Oberfläche  der  Dehnungs- 
coefficienten. Nach  der  Symmetrie  dieser  Oberflächen  zerfallen  die 
Krjstalle  in  9  Klassen. 

Der  Dehnungscoefficient  giebt  die  Verlängerung  eines  1 -Meterstabes 
von  1  qmm  Querschnitt  an,  die  dieser  durch  den  Zug  von  1  kg  erfährt; 
daraus  berechnet  sich  als  reciproker  Werth  der  Dehnungswiderstand 
oder  Elasticitätsmodul,  d.  h.  diejenige  Anzahl  Kilogramm,  durch  die 
der  Stab  auf  2  m,  also  auf  seine  doppelte  Länge  ausgedehnt  wird.  So 
ist  nach  Voigt  für  die  nachstehenden  4  regulären  Krystalle  der  Elasti- 
citätsmodul in  den  Richtungen  senkrecht  zu  den  Oktaeder-,  Rhomben- 
dodekaeder- und  Würfelflächen,  d.  h.  in  der  Richtung  der  3-,  2-  und 
4-zähligen  Symmetrieaxen. 


für  Steinsalz     .     . 

.       3300  kg,       3490  kg, 

4187  kg  pro  qmm 

„    Sylvin     .     .     . 

.       1695    ,        1960    , 

3720  ,      ,       , 

,    Flussspath  .     . 

.       9100    ,      10080    , 

1473   ,      ,       , 

.    Pyrit       .     .     . 

.     23300    ,      25600    , 

35  700  ,      ,       , 

Elastidtät  der  Aggregate.    Festigkeit.    Härte.    MoHS*8che  Härteskala.      137 

Für  den  rhombischen  Baryt  gelten  in  den  Richtungen  der  3  Sjm- 
metrieaxen  die  Werthe  6199  kg,  5403  kg,  9594  kg,  entsprechend  für 
den  rhombischen  Topas  23040  kg,  28900  kg,  26520  kg. 

Dass  die  Elasticität  in  verschiedenen  Richtungen  eines  Krystalls  verschieden 
ist,  hat  zuerst  Savart  1829  durch  Beobachtung  von  Klangfiguren  auf  Platten  von 
Quarz,  Ealkspath  und  Gyps  nachgewiesen.  —  Zur  Bestimmung  des  Elasticitätsmoduls 
wird  die  elastische  Biegung  benutzt.  Ein  Prisma  des  zu  untersuchenden  Minerals 
wird  auf  2  Schneiden  gelegt  und  in  der  Mitte  durch  Gewichte  belastet.  Die  Grösse 
der  Durchbiegung  gestattet  einen  Schluss   auf  die  Grösse  des  Dehnungscoefficienten. 

Ganz  etwas  anderes  als  die  Elasticität  der  Krystalle  eines  Minerals 
ist  die  sogen.  Elasticität  seiner  krystallinischen  Aggregate.  Diese 
hängt  yiel  mehr  von  der  Adhäsion  als  von  der  Cohäsion  ab;  körnige 
oder  faserige,  gross-  und  kleinkörnige  Structur  sprechen  mit,  so  dass 
die  zahlenmässige  Angabe  der  Elasticität  eines  mineralischen  Aggregats 
einen  sehr  schwankenden  Werth  hat.  Für  bestimmte  Structurausbildungen 
hat  aber  die  Feststellung  dieses  Werthes  eine  hohe  technische  Bedeutung, 
z.  B.  bei  Baumaterialien.  Amorphe  homogene  Mineralien  haben  in 
allen  Richtungen  gleiche  Elasticität. 

§4.  Festigkeit  ist  der  Widerstand,  den  ein  Körper  der  Tren- 
nung seiner  Theile  entgegenstellt.  Die  Festigkeit  wird  geprüft  durch 
die  Grösse  des  Druckes,  Zuges  oder  der  Torsion,  die  zur  Trennung  der 
Theile  erforderlich  wird.  An  Erystallen  vorgenommene  Messungen 
lehren,  dass  die  Festigkeit  wiederum  in  engster  Abhängigkeit  von  der 
krystallographischen  Symmetrie  steht.  Für  die  Praxis  der  Mineralogie 
sind  nun  nicht  so  sehr  Angaben  über  die  Zug-  und  Druckfestigkeit  von 
Werth,  als  solche  der  Härte,  worunter  man  die  Festigkeit  versteht,  die 
ein  Mineral  dem  Eindringen  eines  spitzen  Gegenstandes,  insbesondere 
beim  Ritzen  entgegenstellt.  Die  Härte  ist  zwar  keine  einfache  Festig- 
keitsäusserung ,  aber  sie  lässt  eine  bequeme  Vergleichung  und  damit 
Unterscheidung  der  Mineralien  zu,  wie  sie  auch  die  Abhängigkeit  ihrer 
Grösse  von  den  krystallographischen  Richtungen  in  der  auffalligsten 
Weise  zum  Ausdruck  bringt. 

Wo  die  Härte  nur  als  Erkennungsmittel  von  Mineralien  dient,  sieht 
man  von  den  meist  nur  durch  feinere  Messungen  festzustellenden  Härten- 
unterschieden in  verschiedenen  Richtungen  ab  und  begnügt  sich  mit  einer 
mittleren  Härte,  die  jedoch  nicht  durch  absolute,  sondern  durch  relative 
Zahlen,  d.  h.  durch  Vergleich  mit  den  Mineralien  der  MoHs'schen  Härte- 
skala ausgedrückt  wird.     Nach  Mona'  Festsetzung  hat 

Talk den  Härtegrad  oder  die  Härte  1 

Gyps »  n  «        «         «2 

Kalkspath   .     .     .     .       „  „  ^        ,         „       3 

Flussspath   .     .     .     .       ^  „  y,       ^        „4 


138  Härtebestimmungen. 


Apatit den  Härtegrad  oder  die  Härte  5 

Feldspath    .     .     .     .       „  „  «       «        «       6 

Quarz „  „  „       r,         »7 

Topas „  „  r,        m         »8 

Korund  ......  ,  ,       „         «9 

Diamant      .     .     .     .       „  „  ^       ,        ^10 

Alle  übrigen  Mineralien  passen  sich  dieser  Härteskala  ein;  ihre 
Härte  liegt  zwischen  1  und  10  und  lässt  sich  in  folgender  Weise  be- 
stimmen :  Die  zu  untersuchenden  Mineralien  wie  die  der  Härteskala  liegen 
möglichst  in  scharfkantigen  oder  eckigen  und  wenigstens  zum  Theil  in 
ebenflächigen  Stücken  vor.  Sobald  sie  eins  der  Skalamineralien  nicht 
ritzen,  aber  von  diesem  auch  nicht  wieder  geritzt  werden,  haben  beide 
gleiche  Härte.  Ritzt  das  fragliche  Mineral  eins  der  Skala,  wird  aber 
von  dem  nächst  härteren  wieder  geritzt,  so  liegt  seine  Härte  dazwischen, 
z.  B.  da  der  Skapolith  den  Apatit  ritzt,  aber  vom  Feldspath  geritzt 
wird,  so  hat  der  Skapolith  die  Härte  5*/«. 

In  der  mineralogischen  Praxis  kann  man  zur  Bestimmung  des  Härtegrades 
bei  einiger  Uebung  die  Skalamineralien  ganz  entbehren.  Mit  Hülfe  des  Messen 
oder  der  Feile  kann  man  alle  Härtegrade  von  1 — 7  unterscheiden.  Sonst  berück- 
sichtigt man,  dass  Mineralien  bis  H.  2  inclusive  vom  Fingernagel  geritst  werden. 
Eine  Kupfermünze  hat  H.  3,  Fensterglas  5.  Mineralien,  die  vor  dem  Stahl  funken, 
sind  härter  als  6.  —  Bei  Mineralaggregaten  muss  man  den  stärkeren  oder  loseren 
Zusammenhalt  beachten,  wodurch  scheinbar  den  Aggregaten  eines  Minerals  häufig 
eine  weit  geringere  Härte  zukommt  als  seinen  Erystallen. 

Wo  an  die  Härtebestimmung  grössere  Anforderungen,  namentlich 
die  des  Nachweises  der  Abhängigkeit  von  der  krystallographischen  Rich- 
tung gestellt  werden,  bedarf  es  genauerer  Instrumente.  Von  Seebkck 
wurde  1833  ein  Skierometer  construirt,  das  im  Princip  aus  einem 
gleicharmigen  Hebel  besteht,  dessen  eine  Seite  einen  verticalen  Stahl- 
stift (oder  eine  Diamantspitze)  trägt,  welcher  durch  aufgelegte  Gewichte 
belastet  werden  kann.  Unter  dem  Stahlstift  wird  das  auf  einem  Wagen 
befestigte  Mineral  in  der  zu  untersuchenden  Richtung  horizontal  fort- 
geschoben, nachdem  die  Stahlspitze  derart  belastet  ist,  dass  sie  einen 
feinen  Riss  erzeugt.     Die  Gewichte  ergeben  unmittelbar  die  Härte. 

Schon  früher  war  bekannt,  dass  Mineralien  auf  den  Spaltflächen  geringere 
Härte  zeigen  als  auf  anderen  Flächen  (der  Diamant  ist  auf  seiner  Spaltfläche  nach 
dem  Oktaeder  viel  weniger  hart  als  auf  den  Würfelflächen),  ebenso  wusste  man,  dass 
in  verschiedenen  Richtungen  einer  und  derselben  (Krystallfläche  Härteunterschiede 
sich  bemerkbar  machen.  (Der  Disthen  hat  auf  seiner  Spaltfläche  parallel  der  Ver- 
ticaJaze  H.  4^2 ,  senkrecht  dazu  H.  7.)  Durch  die  Untersuchungen  mit  dem  Skiero- 
meter, wie  sie  Seebeck,  Franz,  Grailich,  Pbkarsk  und  femer  Exker  durchführten, 
wurde  dieses  Verhalten  nun  schärfer  erkannt.  Die  wichtigsten  Resultate  sind :  Härte- 
unterschiede zeigen  sich  nur  an  deutlich  spaltbaren  Mineralien ;  auf  den  Spaltflächen 
ist   die  Härte   am  geringsten,   auf  Flächen  senkrecht  zur  Spaltfläche   am  grOssten. 


Härtekurven.    Spalt-  und  Oleitflächen.    Spaltung.  139 

Auf  einer  und  derselben  Fläche  findet  sich  das  Hftrtemaximuin  in  der  Richtung 
senkrecht  zu  einem  durchsetzenden  Spaltriss,  das  Minimum  parallel  dazu. 

Die  auf  einer  und  derselben  Fläche  vorhandenen  Härteunterschiede  hat  man 
durch  Härtekurven,  deren  Radien  proportional  den  zum  Ritzen  erforderlichen 
Gewichten  gemacht  wurden,  graphisch  darzustellen  versucht,  aus  welchen  Kurven 
sich  ergiebt,  dass  deren  Symmetrie  der  der  geritzten  Fläche  entspricht,  im  Uebrigen 
aber  deren  Aussehen  sehr  verschieden  sein  kann  (Kreise,  Ellipsen,  eingebuchtete 
Figuren). 

Die  Festigkeit  ist  somit  in  den  verschiedenen  Richtungen  eines 
KrystaUs  verschieden.  Sind  diese  Richtungsunterschiede  beträchtlich,  so 
muss  die  mechanische  Zertrümmerung  in  einzelnen  Richtungen  wesent- 
lich leichter  vor  sich  gehen  und  als  Folge  der  leichteren  Trennung  der 
Theile  müssen  senkrecht  auf  den  Richtungen  der  geringeren  Cohäsion 
ebene  Trennungsflächen  entstehen.  Sonach  hängt  es  von  den  Cohäsions- 
unterschieden  ab,  ob  ein  Erystall  bei  mechanischen  Eingriffen  sich  nach 
ebenen  Flächen  oder  nach  einer  unebenen  Bruchfläche  trennt. 

Die  ebenen  Trennungsflächen  können  immer  nur  mögliche  Erjstall- 
flächen  sein  und  die  Trennung  muss  in  gleicher  Weise  nach  allen  Flächen 
der  zugehörigen  einfachen  Erystallform  erfolgen.  Dabei  bedingt  aber 
die  Art  des  mechanischen  Eingriffs  einen  merkwürdigen  Unterschied.  Es 
entstehen  andere  Trennungsflächen,  je  nachdem  man  den  Krjstall  durch 
mehr  oder  minder  heftigen  Schlag  oder  durch  langsam  wirkenden  Druck 
zu  trennen  sucht  Die  Trennungsflächen  erster  Art  heissen  Spalt- 
flächen, die  letzterer  Art  Druck-  oder  Gleitflächen  und  man  hat 
die  beiden  Cohäsionsäusserungen  als  Spaltung  und  Gleitung  von 
einander  zu  unterscheiden. 

§  5.  Spaltung.  Ein  Erystall  ist  also  nur  dann  nach  ebenen 
Flächen  spaltbar,  wenn  in  verschiedenen  Richtungen  grosse  Cohäsions- 
unterschiede  vorhanden  sind  und  die  Spaltflächen,  die  man  mittelst  des 
Messers,  Meisseis  oder  Hammers  erzeugt,  sind  um  so  vollkommener,  je 
auffalliger  die  Cohäsionsunterschiede  in  bestimmten  Richtungen  sind.  Die 
Spaltflächen  lassen  sich  nicht  nur  in  allen  gleichwerthigen  Richtungen 
mit  gleicher  Leichtigkeit  und  in  gleicher  Beschaffenheit  erzeugen,  sondern 
die  jedesmal  einer  einfachen  Erystallform  entsprechende  Spaltform  hat 
zugleich  die  einfachsten  Indices,  so  dass  sie  nach  der  Auffassung  der 
älteren  Mineralogen  die  Primitivform  lieferte.  So  nimmt  man  auch  bei 
der  Symbolisirung  der  Erystallflächen  Bedacht  darauf,  dass  man  von 
Tomherein  der  Spaltfläche  einfache  Indices  beilegt. 

Parallel  einer  vorhandenen  Spaltfläche  ist  die  Theilbarkeit  theore- 
tisch unbegrenzt;  doch  lassen  sich  in  der  Praxis  die  Spaltlamellen  nur 
dann  sehr  dünn  erhalten,  wenn  die  Spaltbarkeit  gleichzeitig  eine  sehr 
vollkommene  ist. 


142  Schlagfignren.    AbRonderangsflächen.    Brach. 

feste  Unterlage  stützt,  so  kann  man  durch  gleichm&ssigen  Druck 
mittelst  einer  Messerklinge,  die  man  senkrecht  auf  die  stampfe 
Gegenkante  bei  a  (Fig.  279)  wirken  lässt,  das  ursprünglich  zwi- 
schen a  und  b  liegende  Stück  in  die  Zwillingsstellung  schieben.  Das 
Messer  dringt  ein  wie  in  einen  geschmeidigen  Körper.  Trotz  des 
allmählichen  Entstehens  ist  die  Fläche  edf  vollkommen  glatt. 

Mit  der  Gleitung  hängt  auch  zuweilen  die  wellige  Biegung  mancher 
Erystalle  zusammen.  Oyps,  Antimonit,  Disthen,  Graphit,  Glimmer  liefern 
Beispiele. 

Die  Richtung  der  Spalt-  und  Gleitflächen  kann  man  auch  als  lineare 
Risse  auf  den  Krystallflächen  kenntlich  machen.  Wenn  man  auf  einen 
spitzen,  in  anderen  Fällen  auf  einen  stumpfen  Stahlstift,  der  einer  Kry- 
stallfläche  aufgesetzt  ist,  einen  kurzen  Schlag,  hezw.  einen  Druck  ausübt, 
so  bilden  sich  auf  der  Erystallfläche  Risse,  die  bald  den  Spalt-,  bald 
den  Gleitflächen,  bald  beiden  Trennungsflächen  parallel  laufen.  Diese 
Liniensysteme  heissen  nach  Reusch  Schlag figuren. 

Die  Schlag^gur  auf  der  Würfelfläche  des  Steinsalzes  bildet  einen  vierstrahligen 
Stern  und  entspricht  dem  Rhombendodekaeder,  also  den  Gleitflächen ;  auf  der  Bhom- 
boederfläche  des  Ealkspaths  bilden  sich  2  Risse,  die  den  Rhomboederkanten ,  d.  h. 
den  Spaltflächen  parallel  laufen,  dazwischen  aber  ein  System  feiner  Sprünge  parallel 
den  Gleitflächen.  Auf  Glimmerplatten  sind  die  entstehenden  sechsstrahligen  Sterne 
verschieden  orientirt,  je  nachdem  ein  kurzer  Schlag  ausgeführt  wird  oder  mit  einem 
stumpfen  Stift  gedrückt  wird.  Ueber  die  bemerkenswerthen  Schlagfiguren  des  Glim- 
mers vergleiche  man  den  speciellen  Theil. 

Die  äussere  Unterscheidung  von  Spalt-  und  Gleitflächen  ist  nicht  immer  leicht, 
doch  durch  das  Experiment  zu  entscheiden;  eine  Verwechslung  mit  den  natürlichen 
Erystallfiächen  ist  aber  wegen  anderer  Oberfiächenbeschaffenheit  durchgängig  aus- 
geschlossen. Neben  den  Spalt-  und  Gleitflächen  finden  sich  an  manchen  Erystallen 
(Magnetit,  Diallag  u.  a.)  noch  Absonderungsflächen,  nach  denen  eine  yoU- 
kommene,  durchaus  wie  Spaltbarkeit  erscheinende  glatte  Ablesung  stattfindet.  Die 
Absonderungsflächen  treten  gewöhnlich  nicht  bei  allen  Erystallen  derselben  Mineral- 
species  in  gleicher  Weise  auf  und  haben  ihre  Ursachen  in  schaligem,  durch  Zwil- 
lingslamellen oder  Interpositionen  bedingtem  Aufbau. 

Literatur  über  Gleitflächen  und  Schlagflguren :  Rkusch,  Pogg.  Ann.  Bd.  182 
u.  186.  —  TscHERiUK,  Miner.  u.  petr.  Mitth.  Bd.  4.  1882.  —  MOogk,  N.  Jahrb.  f. 
Min.  1883,  1884,  1886,  1888,  1889,  1894.  —  Libbisch,  Physik.  EiysUllographie.  1891. 

§  7.  Bruch.  Wenn  die  Cohäsion  innerhalb  eines  Erystalls  in 
verschiedenen  Richtungen  nur  wenig  von  einander  abweicht  oder  wenn 
die  Kraft  in  einer  anderen  als  der  Richtung  des  Cohäsionsminimums 
wirkt,  so  treten  bei  dem  Versuch,  einen  Erystall  zu  zerschlagen  oder 
zu  zerbrechen,  statt  der  ebenen  Spaltflächen  irgend  wie  geartete  Bruch- 
flächen auf.  Es  ist  begreiflich,  dass  an  einem  Mineral  mit  ausgezeichneter 
Spaltbarkeit  sich  nur  selten  eine  Bruchfläche  wird  erzeugen  lassen;  doch 
beobachtet  man  zuweilen  an  dem  vollkommen  spaltenden  Ealkspath  einen 
ausgeprägten  muschligen  Bruch.    Aggregate,  soweit  sie  nicht  grobkörnig 


LOsuDgsencbeinQiigen  und  Aetzfigoren. 


143 


sind,  zerbrechen  immer  nach  unregelmässigen  Brachflächen.  —  Nach 
der  Beschaffenheit  der  Bruchflächen  unterscheidet  man  den  Bruch  als: 
muschlig,  eben,  uneben,  glatt,  hakig,  splittrig,  erdig. 

§  8.  Lösungserscheinungen  und  Aetzfiguren.  —  Eine  be- 
sondere, noch  mit  der  Cohäsion  zusammenhängende  Eigenschaft  der 
Krystalle,  insoweit  als  es  sich  ebenfalls  um  die  üeberwindung  eines 
Widerstandes  handelt,  sind  die  Erscheinungen,  die  bei  der  Auflösung  zu 
Tage  treten. 

Die  Auflösung  ist  die  Umkehrung  des  Wachsthumsvorganges  und 
erfolgt  wie  dieser  in  engster  Anlehnung  an  die  krystallographische  Sym- 
metrie, d.  h.  sowohl  die  Art  wie  die  Geschwindigkeit  der  Auflösung  yoU- 
zieht  sich  in  verschiedener  Richtung  verschieden.  Daher  sind  die  Auf- 
lösungsvorgänge, die  sich  am  auffälligsten  in  den  charakteristischen 
Aetzfiguren  äussern,  ein  Oberaus  werth volles  Mittel  zur  Feststellung 
der  krystallographischen  Symmetrie,  wenn  die  rein  geometrische  Unter- 
suchung Zweifel  bestehen  lässt,  und  übertreffen,  was  Exactheit  und 
Bequemlichkeit  anlangt,  alle  übrigen  physikalischen  Methoden  zur  Unter- 
scheidung der  32  Synmietrieklassen. 

Die  Aetzfiguren  sind  gewöhnlich  Aetzgrübchen,  bei  intensiverer 
Einwirkung  des  Lösungsmittels  auch  Aetzhügel;  sie  bilden  sich  auf 
den  Krystallflächen  bei  der  vorsichtigen  Behandlung  mit  corrodirenden 
Flüssigkeiten,  wie  Flusssäure,  Salzsäure,  Aetzkali,  Wasserdampf  und 
anderen  dem  jedesmaligen  Mineral  angepassten  Lösungsmitteln  und  be- 
sitzen in  ihren  eigenen  Formen  wie  auch  in  der  Orientirung  genau  die 
Symmetrie,  die  der  geätzten  Fläche  zukommt. 

So  besitzen  die  Aetzfiguren  auf  den  Würfelflächen  des  holoedrischen 
Steinsalzes  4  Symmetrielinien  wie  die  Würfelfiächen  selbst  und  ihre 
Kanten  laufen  den  Würfelkanten  parallel  (Fig.  280).  Ganz  ähnlich  sind 
die  Aetzfiguren  auf  den  Würfelflächen  des  Sylvins;  sie  sind  aber  schief 
zu  den  Kanten  orientirt  (Fig.  281);  demzufolge  kann  der  Sylvinwürfel 
nicht  holoedrisch  sein,  er  gehört  vielmehr  der  plagiedrischen  Hemiedrie  an. 


Fig.  280. 


V 


Fig.  281. 


Fig.  282. 


Fig.  283. 


Qanz  ähnliche  Unterschiede  machen  sich  geltend  auf  den  Rhombo- 
ederflächen  des  hemiedrischen  Kalkspaths  und  des  tetartoedrischen  Dolo- 
mite (Fig.  282  u.  283).     Auf  den   scheinbar  holoedrischen  Basisflächen 


144  Aetzfi^ren.    Prärosionsflächen. 

des  Apatits  erscheinen  die  Aetzfiguren  gedreht,  daher  muss  der  Apatit 
hemiedrisch  sein. 

Da  eine  Fläche  eines  regulären  Oktaeders  in  der  holoedrischen  Ab- 
theilung 3  Symmetrielinien  hat,  so  muss  eine  auf  ihr  vorhandene  Aetz- 
figur  ebenfalls  3  Symmetrielinien  besitzen,  die  den  Symmetrielinien  der 
Oktaederfläche  parallel  laufen;  anders  ist  es  bei  dem  Oktaeder  der  pen- 
tagonalen  Hemiedrie ;  die  Aetzfiguren  auf  den  Pyramidenflächen  im  tetra- 
gonalen  System  müssen  monosymmetrisch,  im  rhombischen  System  asym- 
metrisch sein.  Zeigen  sich  auf  einer  Fläche  Figuren  mit  4  Symmetrie- 
linien, so  kann  dieselbe  nur  dem  Würfel  des  regulären  oder  der  Basis 
des  tetragonalen  Systems  angehören. 

Die  angeführten  Beispiele  lassen  vor  allem  erkennen,  wie  die  geo- 
metrisch gleichen  Formen  verschiedener  Symmetrieklassen  durch  ihre 
Aetzfiguren  unterschieden  sind;  nicht  minder  deutlich  lässt  sich  aus  den 
Aetzfiguren  die  Zwillingsnatur  bezw.  der  mimetische  Aufbau  eines  schein- 
bar einfachen  Bj-ystalls  erweisen. 

Da  die  Aetzfiguren  nur  bei  vorsicbtiger  und  kurzer  Aetzung  mit  genügender 
Schürfe  hervorgehen ,  so  sind  sie  meist  von  winziger  Grösse  und  bedürfen  za  ihrer 
Betrachtung  der  Lupe  oder  des  Mikroskops.  Dabei  kann  man  entweder  direct  die 
geätzten  Flächen  oder  einen  mittelst  Hausenblase  resp.  Collodium  erzeugten  Abdruck 
untersuchen. 

Natflrliche  Aetzfiguren  sind  an  manchen  Krystallen  beobachtet  worden,  Quarz. 
Ealkspath  etc.  —  Aetzfiguren  sind  es  aucli,  die  beim  Verwittern  gewisser  wasser- 
haltiger Mineralien  auf  den  Krystallflächen  sich  durch  den  stattgehabten  Wasser- 
verlust bilden.     (Verwitterungs-  oder  Verstaubungsfiguren.) 

Behandelt  man  anstatt  einzelner  Flächen  ganze  Erystalle  mit  Aetz- 
mitteln,  so  schreitet  in  gewissen  Richtungen  die  Auflösung  schneller  Tor 
als  in  anderen,  beispielsweise  werden  von  den  Polkanten  einer  Quarz- 
pyramide je  3  abwechselnde  schneller  gelöst  als  die  zwischenliegenden; 
am  Kalkspath  schreitet  die  Auflösung  »auf  den  Rhomboederflächen  rascher 
vor  als  auf  der  Basis. 

Häufig  entstehen  auch  bei  der  Auflösung  ganzer  Erystalle  an  Stelle 
Torhandener  Kanten  neue  Flächen  von  matter,  mehr  oder  minder  gerundeter 
Beschaffenheit.  Solche  Flächen  heissen  Prärosionsflächen;  sie  bilden 
sich  auch  an  Krystallbruchstücken  oder  an  aus  Krystallen  geschliffenen 
Kugeln,  wenn  man  diese  der  Corrosion  unterwirft.  Auch  sie  liefern  den 
Beweis  der  Abhängigkeit  der  Auflösung  von  der  Richtung.  Liegen  mehrere 
Prärosionsflächen  in  einer  Zone,  so  redet  man  von  Hauptätzzonen. 

Am  Quarz  stumpfen  die  Prärosionsflächen  die  abwechselnden  Kanten 

der  sechsseitigen   Bipyramide   ab;   am   Kalkspathrhomboeder   entwickeln 

sich  Skalenoeder  u.  s.  w. 

Literatur.  Neben  vielen  Specialarbeiten  von  LETnoLT,  Baumhauer,  Tschbrmak, 
ExNER.  Becke,  Ebner,  Hamberg,  Molenoraaff  die  zusammenfassende  Schrift:  Baumhaubr, 
Die  Resultate  der  Aetzmethode  in  der  krystallographischen  Forschung.  Leipzig  1894. 


Die  optischen  Eigenschaften.  145 


Capitel  II. 

Die  optischen  Eigenschaften. 

§  1.   Theoretische  Vorerinnenmgen.    §  2.   Strahlenfl&che, 
Fbsshel's  Ellipsoid  d,  Indezflache  E.    §  3.  Eintheünng  der  Erystalle 
nach  ihrer  optischen  Indezflache. 

Von  allen  physikalischen  Eigenschaften  sind  die  optischen  diejenigen,  welche 
ann  bequemsten  za  beobachten  sind  und  den  Zusammenhang  zwischen  Krystallgestalt 
und  physikalischem  Verhalten  am  deutlichsten  erkennen  lassen,  sodass  ihre  Unter- 
suchang  den  Rückschluss  auf  die  geometrische  BescbafiPenheit  am  einfachsten  ge* 
stattet.  Daher  sind  sie  auch  von  allen  andern  am  eingehendsten  studirt,  und  die 
Mineraloptik  stellt  heute  eine  weit  ausgebaute  Wissensdisciplin  dar,  die  fQr  die 
Mineralogie  und  namentlich  auch  für  die  Petrographie  bei  Untersuchung  von  6e- 
steinadünnschlifiPen  von  ausserordentlichem  Nutzen  wird. 

Der  umfangreiche  Stoff  der  Mineraloptik  konnte  naturgemäss  im  vorliegenden 
Buch  nur  in  seinen  Hauptlehren  vorgetragen  werden ;  doch  ist  darin  besonders  Rück- 
sicht genommen  auf  die  wesentlichste  Anwendung,  die  mikroskopischen  Untersuchungs- 
methoden der  Petrographie. 

Ausser  der  auf  S.  130  erw&hnten  Literatur,  im  Besonderen  den  Lehrbüchern 
von  LiBBiscH  und  Groth,  sei  noch  verwiesen  auf  Rosknbusch,  Mikrosk.  Physiographie. 
2.  Aufl.  1885.  Bd.  1  und  auf  Zirkkl,  Lehrbuch  der  Petrographie.  2.  Aufl.  1898.  Bd.  1. 

§  1.  Theoretische  Vorerinnerungen.  Was  wir  als  Licht,  über- 
haupt als  optische  Erscheinungen  wahrnehmen,  sind  nach  der  beute 
geltenden  theoretischen  Anschauung  (MAxwELL^sche  Theorie)  in  schneller 
Folge  sich  wiederholende  elektromagnetische  Erregungen  der  Theilchen 
eines  hesonderen  Stoffes,  des  Licht&thers ,  die  sieb  durch  transversal  zu 
ihren  Fortpflanzungsrichtungen  erfolgende  Schwingungen  wellenförmig 
ausbreiten.  Sobald  ein  Aethertheilchen  von  der  Wellenbewegung  erfasst 
wird,  schwingt  es  je  nach  dem  Maasse  der  Erregung  mehr  oder  minder 
weit  aus.  Die  Weite  der  Ausschwingung  heisst  Amplitude,  imd  von 
ihr,  speciell  vom  Quadrat  der  Amplitude,  hängt  die  Quantität  des  Lichtes, 
d.  h.  dessen  Intensität  ab. 

In  der  Zeit,  die  zu  einer  vollen  Schwingung  (Hin-  und  Hergang 
des  Tbeilchens)  erforderlich  ist,  der  sogen.  Schwingungsdauer,  hat 
sich  die  Wellenbewegung  um  eine  gewisse  Distanz,  Wellenlänge  X 
genannt,  geradlinig  nach  allen  Richtungen  fortgepflanzt.  Von  der 
Schwingungsdauer  bezw.  der  durch  sie  bedingten  Wellenlänge  hängt  die 
Qualität  des  Lichts,  die  Farbe  ab. 

Einer  bestimmten  Schwingungsdauer  oder  Wellenlänge  entspricht 
auch  eine  bestimmte  Farbe  (monochromatisches  oder  homogenes 
Licht);  Wellen  verschiedener  Schwingungsdauer  (oder  Wellenlänge)  ver- 
einigen sich  zu  einer  Mischfarbe,  unter  gewissen  Verhältnissen  zu  weissem 

Klo ck mann,  Mineralogie.    S.  Anfl.  10 


146  Interfereoz.    Polarisirtes  Licht.     Wellen-  oder  Strahlenfläcbe. 

Licht.  Durch  geeignete  Mittel  wird  das  «gemischte,  speciell  das  weisse 
Licht  wieder  in  seine  Componenten  zerlegt  (Dispersion). 

Die  Anzahl  der  Schwingungen  in  einer  Sekunde  wird  als  Schwingung s- 
zahl  bezeichnet.  Diese  liegt  bei  den  vom  Auge  als  Licht  wahrgenommenen  Aetber- 
Schwingungen  zwischen  400 — 800  Billionen,  und  zwar  hat  das  violette  Licht  die 
kürzeste,  das  rothe  Liebt  die  längste  Schwingungsdauer ;  dazwischen  liegen  blau, 
grün,  gelb,  orange.  Das  rothe  Licht  hat  im  Mittel  eine  Wellenlänge  von  0,000683  mm, 
das  violette  von  0,000410  mm. 

Ein  Medium  ist  ein  durchsichtiges,  wenn  es  die  in  ihm  erregte 
Lichtbewegung  als  Lichtwelle  fortpflanzt,  es  ist  ein  undurchsichtiges, 
wenn  die  Wellenbewegung  nach  Amplitude  oder  Schwingungszahl  eine 
solche  Umwandlung  erfährt,  dass  das  Auge  sie  nicht  mehr  als  Licht  zu 
empfinden  vermag  (Absorption,  vergl.  Cap.  VI). 

Lichtwellen,  die  nach  einander  dasselbe  Aethertheilchen  erfassen, 
werden  auf  einander  einwirken  müssen  (interferiren  mit  einander);  sie 
verstärken  oder  schwächen  sich.  Beträgt  der  Gangunterschied,  der  auf 
ein  und  dasselbe  Theilchen  einwirkenden  Wellenbewegungen  ein  gerades 

Vielfaches  von  -^ ,  so  wird  die  Intensität  gleich  der  Summe  der  einzelnen 
Intensitäten,  bei  einem  ungeraden  Vielfachen  von  -^  gleich  der  DiflFerenz, 

also  im  letzteren  Falle,  sobald  2  Wellenbewegungen  gleicher  Intensität 
einwirken,  wird  die  resultirende  Intensität  gleich  Null.  Jede  Interferenz 
setzt  jedoch  voraus,  dass  die  Schwingungen  der  Aethertheilchen  in  der- 
selben Ebene  vor  sich  gehen,  dass  die  Wellen  von  demselben  Punkt  aus- 
gegangen sind  und  denselben  Weg  verfolgen. 

Im  Allgemeinen  ist  das  nicht  der  Fall.  Beim  gewöhnlichen  Licht 
erfolgen  die  Schwingungen  in  allen  Azimuthen  rings  um  die  Fort- 
pflanzungsrichtung als  Axe.  Licht,  das  in  einer  Ebene  schwingt,  heisst 
polarisirt.  Wie  wir  später  sehen  werden,  giebt  es  eine  Reihe  von 
Veranlassungen,  durch  welche  Licht  polarisirt  wird. 

Der  geometrische  Ort  aller  der  Aethertheilchen,  die  nach  einer  be- 
stimmten Zeit  gleichzeitig  in  Bewegung  gesetzt  werden,  wofern  die  Er- 
regung von  einem  gemeinsamen  Punkt  ausgegangen  ist,  führt  den  Namen 
der  Wellen-  oder  Strahlenfläche.  Jede  Linie,  die  irgend  einen 
Punkt  der  Strahlenfläche  mit  dem  gemeinsamen  Ausgangspunkt  verbindet, 
liefert  einen  Lichtstrahl  nach  jenem  Punkt,  während  das  Loth  auf 
der  Tangentialebene,  die  durch  jenen  Punkt  an  die  Wellenfläche  gelegt 
ist,  als  Wellennormale  bezeichnet  wird. 

§  2.  Die  Lichtgeschwindigkeit  in  Krystallen  ist,  wie  die 
Beobachtung  lehrt,  im  Allgemeinen  mit  der  Richtung  veränderlich:  es 
giebt  krystallisirte  Medien,  in  denen  das  Licht  in  allen  Richtungen  sich 


optisch  isotrope  und  anisotrope  Medien.    Bezugsfläcben.  ]47 

mit  gleicher  Geschwindigkeit  fortpflanzt,  und  andere,  in  denen  die 
Fortpflanzungsgeschwindigkeit  mit  der  Richtung  variirt.  Medien  der 
ersten  Art  heissen  optisch  isotrop,  solche  der  zweiten  Art  optisch 
anisotrop. 

Jedoch  erfolgt  selbst  im  allgemeinsten  Fall  optisch  anisotroper 
BCittel  die  Aenderung  der  Lichtgeschwindigkeit  mit  der  Richtung  nicht 
regellos,  sondern  ist  in  bestimmter  Weise  abhängig  von  der  Geschwindig- 
keit in  drei  auf  einander  senkrecht  stehenden  Richtungen. 

Wenn  man  von  einem  Mittelpunkt  aus  die  mit  der  Richtung 
wechselnden  Fortpflanzungsgeschwindigkeiten  eines  Erystalls  als  Radien- 
vectoren  aufträgt,  so  erhält  man  in  deren  Endpunkten  eine  Oberfläche 
(Bezugsfläche),  die  im  allgemeinsten  Fall  ein  dreiaxiges  EUipsoid 
darstellt,  deren  3  auf  einander  senkrecht  stehende  ungleiche  Axen  für 
alle  zwischenliegenden  Richtungen  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  und 
Polarisationsebene  construiren  lassen.  An  Stelle  dieser  Bezugsfläche,  aus 
der  Fresnel  ursprünglich  die  Gesetze  der  Lichtbewegung  in  Erystallen 
herleitete  und  die  daher  auch  das  FRESNEL'sche  EUipsoid  @  genannt 
wird,  bedient  man  sich  zu  demselben  Zweck  neuerdings  mit  Vorliebe 
einer  ganz  analogen  Oberfläche,  der  Indicatrix  oder  der  Index- 
fläche E,  deren  Radienvectoren  nicht  den  directen,  sondern  den  reci- 
proken  Fortpflanzungsgeschwindigkeiten,  d.  h.  den  bequem  zu  messenden 
Brechungsindices  (vergl.  S.  150)  entsprechen. 

Beide  Ellipsoide  @  sowohl  wie  E  lassen  sich  in  gleicher  Weise 
verwenden,  um  aus  ihnen  die  Aenderung  der  Fortpflanzungsgeschwindig- 
keit mit  der  Richtung,  die  Schwingungs-  bezw.  Polarisationsebene,  die 
Richtung  der  Strahlen  und  der  Wellennormale,  die  Wellenfläche  etc. 
abzuleiten  oder  zu  construiren. 

Zu  dem  Zweck  ist  es  nur  nöthig,  dass  man  sich  durch  den  Mittel- 
punkt des  jedesmaligen  Ellipsoids  @  oder  E  einen  Schnitt  gelegt  denkt. 
Jeder  Radius  dieses  Schnitts  ergiebt  die  erforderlichen  Daten  fQr  den- 
jenigen Lichtstrahl,  der  senkrecht  zum  Schnitt  sich  fortpflanzt  und  dessen 
Schwingungen  in  der  Richtung  dieses  Radius  erfolgen. 

Wie  eben  erwähnt  wird  der  allgemeinste  Fall  der  Lichtbewegung 
in  Krystallen  dargestellt  durch  ein  dreiaxiges  EUipsoid,  ausserdem 
sind  nach  der  Theorie,  womit  die  Erfahrung  Obereinstimmt,  nur  noch 
2  Fälle  möglich:  2  Axen  werden  gleich,  dann  entsteht  ein  Rotations- 
ellipsoid oder  alle  3  Axen  werden  gleich  imd  dann  ergiebt  sich  als 
Bezugsfläche  eine  Kugel. 

Die  Schnitte  der  Ellipsoide  @  und  E  sind  im  Allgemeinen  Ellipsen, 
beispielsweise  heisst  das  mit  Bezug  auf  die  Indexfläche  E^  dass  die 
Brechbarkeit  eines  Lichtstrahls  sich  ändert  je  nach  dem  Radiusvector,  in 
dessen  Richtung  die  Schwingungen  vor  sich  gehen.    Sind  solche  Schnitte 


148     Optische  Aze.    Indezfl&che  und  darauf  gegründete  Eintheilung  der  Kryetalle. 

jedoch  Kreise,  so  sind  alle  Radien  gleich  und  die  Brechbarkeit  bleibt 
dieselbe,  gleichviel  in  welcher  Richtung  die  Schwingungen  sich  toU- 
ziehen. 

Die  Richtung  senkrecht  auf  einen  derartigen  Ereisschnitt  des  Ellip- 
soids  E  heisst  optische  Axe.  Rings  um  eine  optische  Axe  herrscht 
demnach  gleiche  Brechbarkeit,  was  zur  Folge  hat,  dass  sich  in  der  Rich- 
tung der  optischen  Axe  immer  die  gleiche,  also  nur  eine  Welle  fort- 
pflanzt, welches  auch  das  Schwingungsazimuth  sein  mag;  es  ist  demnach 
diejenige  Richtung  in  einem  Krystall,  in  der  keine  Doppelbrechung 
(vergl.  Cap.  IV)  stattfinden  kann. 

In  einem  dreiaxigen  Ellipsoid  sind  neben  den  im  Allgemeinen 
elliptischen  Schnitten  2  Ereisschnitte  möglich;  es  sind  somit  2  optische 
Axen  Torhanden.  In  einem  Rotationsellipsoid  liefert  allein  der  Schnitt 
senkrecht  zur  Rotationsaxe  einen  Kreis;  hier  ist  also  nur  eine  optische 
Axe  vorhanden,  die  mit  der  Rotationsaxe  zusammenfällt.  Bei  einer 
Kugel  sind  alle  Schnitte  Kreise,  in  Folge  dessen  giebt  es  bei  ihr  unend- 
lich viele  optische  Axen. 

Im  FRESNSL*8chen  Ellipsoid  @,  dem  dreiaxigen  sowohl  wie  dem  Rotations- 
ellipsoid, lassen  sich  entsprechende  Kreisschnitte  construiren,  deren  Lage  aber  nur 
beim  Rotationsellipsoid  mit  jenen  der  Indezfläche  zusammenföllt.  Die  Richtungen . 
senkrecht  auf  diesen  Ereisschnitten  heissen  secundäre  optische  Azen  oder 
Strahlenaxen,  von  denen  es  2  bezw.  nur  1  giebt.  Sie  sind  die  einzigen  Rich- 
tungen in  einem  Krystall,  in  welchen  ein  Strahl,  gleichviel  welches  sein  Schwingungs- 
azimuth ist,  mit  constanter  Geschwindigkeit  fortschreitet. 

§  3.  Untersucht  man  die  hrystallisirten  Medien  getrennt  nach  den 
Krystallsystemen  auf  die  Gestalt  ihrer  Indexflächen  und  implicite  auf  die 
Anzahl  ihrer  optischen  Axen,  so  ergiebt  sich  folgende  Eintheilung. 


Medium. 

Indezfläche. 

Zahl  der  optischen 
Azen. 

Zugehöriges  Krystall- 
system. 

Isotrop. 

Kugel. 

oo  bezw.  0*). 

Reguläres  System. 

Anisotrop. 

Rotationsellipsoid. 

1 

Hezagonales  und  tetra- 
gonales  System. 

Dreiaxiges  Ellipsoid. 

2 

Rhombisches,  monoklines 
und  triklines  System. 

^)  Da  die  optischen  Azen  ausgezeichnete  Richtungen  in  einem  anisotropen 
Medium  sind  und  da  in  isotropen  Medien  optisch  alle  Richtungen  gleich  sind,  keine 
sich  vor  der  anderen  auszeichnet,  so  sagt  man  von  letzteren  Medien  gewöhnlich, 
dass  sie  ohne  optische  Axen  seien. 


OpÜBcb  einaxige  und  zweiazige  Krystalle.    Reflexion.    Brechung.  149 

Danach  bezeichnet  man  auch  die  hexagonalen  und  tetragonalen 
Krystalle  als  optisch  einaxig,  die  rhombischen,  monoklinen  und 
triklinen  Krystalle  als  optisch  zweiazig.  Die  amorphen  Mineralien, 
bei  denen  die  Lichtgeschwindigkeit  in  allen  Richtungen  als  gleich  an- 
genommen werden  muss,  sind  wie  die  regulär  krystallisirenden  optisch 
isotrop. 

Es  wird  nun  die  Aufgabe  des  Nachstehenden  sein,  alle  die  optischen 
Erscheinungen  an  Krystallen,  wie  sie  sich  als  Folge  ihrer  verschiedenen 
Indexflächen  ergeben,  darzustellen  und  aus  ihnen  die  optische  Charakte- 
ristik der  einzelnen  Ej-ystallsysteme  herzuleiten. 


Capitel  m. 

§  1.   Reflexion.    §  2.  Brechung.    §  3.  Totalreflexion.    §  4.  Methoden  zur 
Bestimmung  der  Brechungsindices. 

§  1.  Reflexion.  Bei  der  Reflexion  des  Lichtes  kommt  das  Ge- 
setz zur  Oeltung,  dass  der  einfallende  und  der  reflectirte  Lichtstrahl  zu- 
sammen mit  dem  Einfallslothe  in  einer  Ebene  liegen  und  mit  letzterem 
gleiche  Winkel  bilden.  Auf  diesem  Gesetz  beruht  die  Anwendung  des 
Reflexionsgoniometers. 

1.  Nar  fflr  den  Fall,  dass  die  reflectirende  Krystallfläche  völlig  eben  ist,  wirft 
sie  das  Bild  des  spiegelnden  EGrpers  in  gleichen  Dimensionen  zurück.  H&ufig  sind 
aber  die  Flächen  gerundet,  geknickt,  gestreift  etc.,  in  Folge  dessen  entstehen  auch 
verzerrte  Lichtrefleze,  wie  man  sie  häufig  am  Gk>niometer  wahrnimmt.  Dieselben 
sind  abhängig  von  der  Beschaffenheit  'der  Flächen  und  heissen,  falls  es  sich  um 
charakteristische,  auf  Beugung  und  Interferenz  zurQckfElhrbare  Erscheinungen  han- 
delt, Lichtfiguren.  ^ 

Auch  durch  Einlagerung  von  Blättchen,  durch  Canäle,  feine  Risse,  Poren  und 
durch  faserige  Structur  können  im  Innern  eigen thQmliche  Reflexe  erzeugt  werden, 
die  zuweilen  für  einzelne  Mineralien  charakteristisch  sind.  Asterismus  des  Sapphirs, 
Schillern  des  Sonnensteins,  des  Bronzits  etc.    Vergl«  Gap.  VI. 

Mit  der  Reflexion  hängen  auch  die  Unterschiede  des  Glanzes  zusammen,  von 
denen  später  die  Rede  sein  wird. 

2.  Durch  Reflexion  wird  Licht  mehr  oder  weniger  polarisirt;  durch  wieder- 
holte Reflexion  lässt  es  sich  vollständig  polarisiren.  Vollständige  Polarisation  tritt 
nach  einmaliger  Reflexion  ein,  wenn  die  Lichtstrahlen  unter  einem  gewissen  Winkel 
(Polarisationswinkel)  auf  die  spiegelnde  Fläche  fallen  (s.  den  §  3). 

§2.  Brechung.  Dringt  ein  Lichtstrahl  unter  schiefem  Winkel 
aus  einem  Medium  in  ein  anderes  ein,  so  erleidet  derselbe  im  zweiten 
Medium   eine  Abweichung  von   der  ursprünglichen  Richtung,   d.  h.  eine 

Brechung,  die  nach  Maassgabe  des  Gesetzes  — : =  — ^  erfolgt,    wo  i 

und  r  die  Richtungswinkel,  gewöhnlich  als  Einfalls-  und  Brechungswinkel 


150  Brechnngsindices. 


bezeichnet,  v,  und  v,,  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  im  ersten  resp. 
zweiten  Medium  bedeuten.  —  Bei  der  gewöhnlichen  einfachen  Brechung 
liegen  stets  der  einfache,  der  gebrochene  Strahl  und  das  Einfallsloth 
in  einer  Ebene,  bei  der  später  zu  besprechenden  Doppelbrechung  ist 
dies  nicht  mehr  allgemein  der  Fall. 

Ist  das  erste  Medium  Luft,  so  bezeichnet  man  den  Quotienten  — 
als  den  Brechungsquotienten  oder  Brechungsindex  n  (Br.-L).  Aus  der 
Relation  n  =  ^.^^  ergiebt  sich  die  Möglichkeit  der  Bestimmung  des 
Br.-L  n. 


Ist  dagegen  das   erste  Medium  der  luftleere  Raum,   so   nennt  man   das  Ver- 

hältniss  — '—  den  absoluten  Br.-L ;    derselbe  wird  aus  dem  gewöhnlichen  d.  h.  aus 

dem  auf  Luft  bezogenen  Br.-L  erhalten,  wenn  man  diesen  mit  1,000294  multipUdri 
1,000294  ist  nämlich  der  Br.J.  der  Luft  bei  0  ^  und  760  mm  Druck  bezogen  auf  den 
leeren  Raum. 

Führt  man  in  die  Gleichung   ^*  ^   =  -~-  für  die  Geschwindigkeiten  v,  und  p„ 

die  entsprechenden  Br.-L  n  (=  -^A  und  N \=  -—\  ein,  so  ergiebt  sich  -^ —  =  -j^ , 

d.  h.  die  Br.-L  zweier  Medien  yerhaltien  sich  umgekehrt  wie  die  Richtungswinkel 
der  Lichtstrahlen. 

Nach   der  Gleichung  n  =  — ^  hängt  der  Br.-L  einer   Substanz  von 

der  Geschwindigkeit  des  Lichtes  innerhalb  derselben  ab.  Daraus  folgt, 
dass  der  Br.-L  in  allen  isotropen  Medien,  deren  Lichtgeschwindigkeit 
ja  in  allen  Richtungen  gleich  ist,  eine  constante  Grösse  sein  muss. 
Isotrope  Medien  besitzen  nur  einen  einzigen  Br.-L  Dagegen  ändert 
sich  in  anisotropen  Medien  der  Br.-I.  mit  der  E^chtung,  in  welcher 
das  Licht  durch  das  Medium  hindurchfällt.  Anisotrope  Substanzen 
haben  daher  unendlich  viele  Brechungsindices.  Die  Indices  in 
gewissen  ausgezeichneten  Richtungen,  nämlich  in  den  Richtungen  der 
Hauptdurchmesser   der  Lidexfläche,   heissen   Hauptbrechungsindices. 

1.  Für  die  verschiedenen  Br.-L  einer  anisotropen  Substanz  hat  die  Geschwin- 
digkeit V  des  eintretenden  Strahls  immer  deuRelben  WeHh,  in  Folge  dessen  verhalten 

sich  dieselben  unter  einander  wie :  —  : :  etc. ,  also  wie  die  reciproken  Fort- 

V,  V,,  V,,,  * 

Pflanzungsgeschwindigkeiten  in  den  verschiedenen  Richtungen  des  anisotropen  Me- 
diums.   Man  kann  daher  für  die  Br.-L   die   reciproken   Geschwindigkeiten  in  den 

einzelnen  Richtungen  n,  —  -^,  n,,  —  -^  etc.  und  andererseits  für  die  Fortpflanzungs- 
geschwindigkeiten die  reciproken  Br.-L ,   also  v,  — ,  v„  — etc.  setzen. 

2.  Da  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  abhängig  ist  von  der  Wellenlänge  \ 
so  wird  der  Br.-L  jeder  isotropen  oder  anisotropen  Substanz  ein  anderer  sein,  je 
nach  der  Wellenlänge  (Farbe)  des  angewandten  Lichtes.  Die  Angabe  des  Br.-I.  bat 
daher  nur  Sinn  für  ein   bestimmtes  X.  —  Der  Br.-L  ist  um  so  grösser,  je   kleiner 


Totalreflexion.     Grenzwinkel.  151 


die  Wellenlänge;  er  erreicht  ein  Maximam  für  violette,  ein  Minimum  für  rothe 
Strahlen. 

8.  Die  Abhängigkeit  des  Br.-I.  von  der  Wellenlänge  wird  angenähert  aus- 
gedrückt durch  die  sogen.  CAucHY'sche   Dispersionsformel  n  =  A  +-^,  wo 

^  und  B  2  Constante  der  Substanz  sind.  Bestimmt  man  die  Br.-Indices  einer  Sub- 
stanz für  2  verschiedene  X,  so  lassen  sich  die  beiden  Constanten  A  und  B  daraus 
herleiten  und  es  wird  nun  möglich,  den  Br.-I.  für  jedes  weitere  X  zu  berechnen. 

4.  Die  Bestimmung  und  Angabe  der  Br.-Indices  geschieht  mit  Beziehung  auf 
das  homogene  Licht  gewisser  glühender  Metalldämpfe  (Na,  Li,  Th),  oder  auf  die 
FRAüNHOFKft'schen  Linien  des  Sonnenspectrums  oder  auf  die  Linien  a,  ß,  y  einer 
GsissLER'schen  Wasserstoffröhre. 

§  3.  Totalreflexion.  Wird  bei  dem  Uebergang  des  Lichtes 
aus  einem  Medium  in  das  andere,  der  Winkel  r<^i,  oder  wird,  wie 
man  sich  ausdrückt,  der  Strahl  im  zweiten  Medium  dem  Lothe  zu- 
gebrochen ,  so  wird  n  ^  i ,  und  man  nennt  das  zweite  Medium  mit 
Bezug  auf  das  erstere  das  optisch  dichtere.  Alle  Mineralien  sind 
optisch  dichter  als  Luft ;  ihr  Br.-L  n,  auf  Luft;  bezogen,  ist  stets  grösser 
als  i. 

Oeht  ein  Lichtstrahl  aus  einem  optisch  dichteren  in  ein  optisch 
dünneres  Medium  über,  so  tritt  bei  einem  bestimmten,  noch  unter  90^ 
liegenden  Incidenzwinkel  i  der  Fall  ein,  dass  der  Brechungswinkel  r  =  90  ^ 
wird.  Für  jeden  grösseren  Werth  von  i  wird  r  >  90  ^,  d.  h.  der  Strahl 
tritt  nicht  mehr  in  das  neue  Medium  ein,  sondern  wird  in  das  alte  zurück 
reflectirt.  Diese  Erscheinung,  die  nur  beim  üebergange  aus  einem 
dichteren  in  ein  dünneres  stattfinden  kann,  heisst  die  Totalreflexion, 
und  der  Winkel  ^,  bei  dem  zuerst  Totalreflexion  auftritt,  wird  als  der 
Grenzwinkel  derselben  bezeichnet.  Da  dieser  Orenzwinkel  i  dem 
Brechungswinkel   90^  entspricht,   so    folgt   fUr   die  Grenze   gegen   Luft 

fin  90  ^  1  , 

=  n  oder  sin  i  =—  und  für  die  Grenze  gegen  ein  anderes  dünneres 


M»  1  n 

sin  QO  ^  M 

Medium  mit  dem  Br.-L  n,  :  — -. — r-  =  —  und  n,  =  n.  sin  i, 

'         8tn  %  n,  ' 

Letztere  Gleichung  eignet  sich,  wie  ersichtlich,  nicht  nur  zur  Be- 
stimmung des  Grenzwinkels  einer  Substanz  aus  dem  Br.-I.  (beispielsweise 
ist  «  für  Wasser  -|-,  folglich  der  Grenzwinkel  =  48  <»  35',  für  Crownglas  41%  für 
Flintglas  38®,  Diamant  24°  etc.)  1  sondern  auch,  und  das  wird  besonders 
wichtig,  zur  Bestimmung  des  Br.-L  aus  dem  Grenzwinkel  der  totalen 
Keflexion.  Diese  weitere  Methode  zur  Bestimmung  des  Br.-L  hat  des- 
halb so  grosse  Bedeutung,  weil  sie  nicht  auf  durchsichtige  Substanzen 
beschränkt  ist.  Jede  Substanz,  durchsichtig  oder  undurchsichtig  (jedoch 
mit  Ausschluss  der  Metalle),  die  mit  einer  spiegelnden  Fläche  versehen 
ist  und  von  einem  optisch  dichteren  Medium  (Flüssigkeit)  umgeben 
werden  kann,  gestattet  die  Beobachtung  des  Eintritts  der  Totalreflexion, 


152  Methoden  zur  Bestdininuiig  der  Brechungsindices. 

somit  die  Messung  des  Ghrenzwinkels  und  die  Berechnung  des  Brechungs- 
index. 

MiDeralien,  deren  Grenzwinkel  relativ  klein  sind,  werden  für  einen  grÖBwres 
Theil  eines  Kreisbogens,  innerhalb  welchen  Lichtstrahlen  auf  eine  Fl&che  aaffallen, 
Totalreflexion  zeigen,  also  zahlreichere  Lichtreflexe  erzeugen,  als  Mineralien  mit 
grosserem  Orenzwinkel.  Der  kleinere  Grenzwinkel  entspricht  aber  einem  grösseren 
Br.-L  und  so  erklären  sich  die  zahlreichen  Lichtreflexe  des  Diamanten,  der  den 
hohen  Br.-I.  2,4195  für  mittlere  Farben  besitzt,  w&hrend  die  Indices  der  meisten 
anderen  Mineralien  unter  2  liegen. 

Durch  wiederholte  Reflexion  wie  durch  wiederholte  Brechung  wird 
das  Licht  allmählich  vollständig  polarisirt.  Wie  Bbewsteb  1815  zuerst 
gefunden,  tritt  vollständige  Polarisation  des  reflectirten  wie  des  ge- 
brochenen Strahles  ein,  wenn  beide  senkrecht  auf  einander  stehen,  wenn 

also  n  =  atn  (90^  —  i)  ~  ^^  ^'  ^®^  Winkel  i  heisst  in  diesem  Fall  der 
Polarisationswinkel  und  die  Tangente  des  Polarisations winkeis  ist 
somit  gleich  dem  Brechungsindex.  Für  den  Br.-I.  des  Glases  =  */»  wird 
der  Polarisationswinkel  i  =  56®19',  das  Licht  muss  also  unter  33^41' 
auf  einen  Spiegel  fallen,  um  als  vollständig  polarisirtes  reflectirt  zu 
werden.  —  Aus  der  Beobachtung  des  Polarisationswinkels  lässt  sich 
somit  auch  der  Brechungsindex  bestimmen. 

Die  Schwingungen  des  reflectirten  und  des  gebrochenen  Strahles, 
soweit  sie  polarisirt  sind,  erfolgen  senkrecht  auf  einander,  und  zwar 
stehen  nach  Fbesnel's  Annahme  die  Schwingungen  des  reflectirten 
Strahles  senkrecht,  die  des  gebrochenen  Strahles  parallel  zur  Einfalls- 
ebene des  Strahles.  Diejenige  Ebene,  zu  welcher  die  Schwingungen  eines 
polarisirten  Lichtstrahls  senkrecht  erfolgen,  wird  dessen  Polarisations- 
ebene genannt. 

Aus  der  Reflexion  und  Brechung  erwachsen  Mittel  zur  Gewinnung 
polarisirten  Lichts. 

§  4.  Methoden  zur  Bestimmung  der  Brechungsindices. 
Die  gebräuchlichsten  und  vollkommensten  Methoden  benutzen  entweder 
die  Brechung  oder  die  Totalreflexion  zum  Bestimmen  der  Brechungs- 
indices. Bei  mineralogischen  Untersuchungen  beschränkt  man  sich  im 
Allgemeinen  auf  die  Feststellung  der  Brechungsindices  für  die  3  Farben 
roth,  gelb  und  grQn,  wie  sie  durch  Verdampfen  von  Lithium-,  Natrium- 
oder Thalliumsalzen  auf  einem  Platinsiebe  in  der  zur  Beleuchtung 
dienenden  Bunsenflamme  erzeugt  werden. 

a)  Aus  der  Brechung 

mittelst  Prismas  und  Einstellung  auf  das  Minimum  der  Ab- 
lenkung. 

Wenn  (Fig.  284)  ein  Lichtstrahl  a  auf  ein  Prisma  ßQlt  und  in  der  Richtung  d 
wieder  austritt,  so  liefern   der  Eintrittswinkel  <p,   der  Austrittswinkel  ^,  sowie  der 


Methoden  zur  Bestimmung  der  Brechungsindices. 


158 


Winkel  der  brechenden  Kante  y  <lio  Daten  für  die  Be-  Fig.  284. 

rechnnng  des  Br.-I.  Messung  und  Berechnung  verein- 
fachen sich,  wenn  man  den  Lichtstrahl  symmetrisch  durch 
das  Prisma  hindurchgehen  lässt,  sodass  f  =  ^  wird.  In 
diesem  Fall  erlangt  die  Ablenkung  a,  deren  Werth 
«  -f-  4»  —  T  übergeht  in  2f  —  y  ^^^  Minimum  und  man 
erreicht  damit  den  doppelten  Vortheil,  dass  der  symme- 
trische Durchgang,  gleich  bedeutend  mit  der  Einstellung 

auf  das  Ablenkungsminimum,  leicht  erkannt  wird  und  dass  sowohl  fQr  die  Messung 
wie  für  die  Berechnung  für  ^  bezw.  'j;  der  bequemer  zu  messende  Winkel  a  sub- 
stituirt  werden  kann.  Man  bat  überhaupt  nur  den  brechenden  Winkel  y  ^^^  P^s* 
mas  und  den  Ablenkungswinkel  a  zu  messen,  um  daraus  nach  der  Gleichung 


«  4-  y 


sin  -j 


Reflexions- 
bedienen 


den  Brechungsindex  zu  berechnen. 

Ausführung.    Als  Instrument,   Spectrometer,   kann  jedes 
goniometer  mit  beweglichem  Beobachtungsfernrohr  benutzt  werden;   wir 
uns  des  auf  S.  11  abgebildeten  Goniometers. 

Wenn  an  dem  auf  seinen  Br.-I.  zu  untersuchenden  Erystall  nicht  bereits  eine 
geeignete  brechende  Kante ')  vorhanden  ist,  wird  eine  solche  angeschliffen.  Das  Krystall- 
prisma  A  BC  in  Fig.  285,  in  welcher  P den  feststehenden  Colli- 
mator  mit  dem  Spalt,  /  und  //  das  Beobachtungsfemrohr  in  2  ver- 
schiedenen Stellungen  bedeuten  soll,  wird  auf  dem  Goniometer 
jostirt  und  centrirt  und  der  Winkel  y  in  üblicher  Weise  gemessen. 

Nunmehr  lockert  man  die  Schraube,  durch  die  das  Fem- 
rohr und  der  mit  diesem  verbundene  Nonienkreis  festgehalten 
ist  und  klemmt  dafür  den  Theilkreis  für  die  Dauer  der  weiteren 
Untersuchung  fest.  Alsdann  wird  durch  das  Femrohr  der  Spalt 
des  Collimators  direct  anvisirt  (Stellung  1)  und  am  Nonius  ab- 
gelesen. Darauf  bringt  man  durch  gleichzeitiges  Drehen  des 
Prismas  und  des  Femrohrs  das  Spectralbild  des  Spaltes  zu- 
nächst in  das  Gesichtsfeld  und  dann  in  die  Minimalstellung,  was  bei  einer  der 
Fig.  285  analogen  Orientirung  erfolgt  und  daran  erkannt  wird,  dass  das  Bild  des 
gebrochenen  Spaltes  umkehrt,  gleichviel,  ob  man  das  Femrobr  nach  rechts  oder 
links  hin  schiebt.  Diese  Stellung  II  giebt  eine  zweite  Ablesung  und  die  Differenz 
beider  Ablesungen  ergiebt  den  Winkel  a. 

Bei  diesem  Verfahren  wird  der  Colli matorspalt  mit  dem  homogenen  Licht  der 
Natrium-,  Rubidium-  oder  Thalliumflamme  beleuchtet;  erleuchtet  man  hingegen  mit 
dem  gewöhnlichen  Licht  einer  Gas-  oder  elektrischen  Lampe,  so  erhält  man  statt 
des  einfarbigen  Spaltes  ein  Spectrum. 

Bei  genügender  Schärfe  desselben  kann  man  hinter  einander  auf  alle  Farben 
einstellen  und  damit  annähernd  die  Brechungsindices  für  die  verschiedenen  Farben 
messen. 

A  n  m.  Es  mag  kurz  erwähnt  sein,  dass  ein  nicht  weniger  bequemes  Verfahren 
zum  Bestimmen  der  Br.-I.  aus  der  Brechung  darin  besteht,  dass  man  statt  des  eben 
geschilderten  symmetrischen  Durchganges  das  Licht  so  durch  das  Prisma  fallen  lässt, 
dass  der  Strahl  senkrecht  zur  Austrittsfläche  aus  dem  Prisma  wieder  herauskommt. 
Die  Beobachtung  und  Controlle  des  senkrechten  Austritts  erfolgt  durch  ein  GAUss'sches 
Ocular  (Methode  von  Meterstbin  1856). 


')  Der  Winkel  der  brechenden  Kante  darf  nur  so  gross  sein,  dass  nicht  Total- 
reflexion beim  Austritt  des  Strahls  aus  dem  Prisma  erfolgt. 


154  Methoden  zur  Bestimmung  der  Brechungsindices. 

Für  alle  Bestimmungsmethoden  der  BrechuDgsindices ,  die  auf  der  Brechung 
und  Prismenbeobacbtung  beruhen,  darf  der  Prismenwinkel  y  eine  bestimmte  GrOase 
nicht  überschreiten,  die  vom  Br.-L  abhängt.  Bei  den  meisten,  von  Krystall-  oder  Spalt- 
flächen gebildeten  natürlichen  Prismen  ist  der  Winkel  zu  gross;  er  muss  dann  ent- 
weder durch  Anschleifen  herabgemindert  werden  oder  man  muss  die  Messung  derart 
ausführen,  dass  das  Prisma  in  ein  geeignetes  Gefäss  mit  einer  stark  brechenden 
Flüssigkeit  (Mohnöl,  Cassiaöl)  getaucht  wird.  (Cf.  Ramsat,  Groth*8  Zeitacbr.  Bd.  XIL 
S.  209.) 

b)  Aus  der  Totalreflexion.  —  Die  hierher  gehörigen  Methoden  erfordern  nur 
eine  einzige  spiegelnde  Fläche,  wie  sie  direct  am  Krystall  sich  findet  oder  doch 
leicht  durch  Anschleifen  und  Poliren  zu  erhalten  ist;  sie  können  auch  bei  undurch- 
sichtigen Mineralien  angewendet  werden,  und  da  die  Genauigkeit  nicht  geringer  ist 
als  bei  dem  auf  Brechung  begründeten  Verfahren ,  so  sind  die  besonders  in  neuerer 
Zeit  ausgebildeten  Totalreflexionsmethoden  für  krystallographische  Untersnchnngra 
allen  anderen  vorzuziehen.  Bedingung  ist  aber,  dass  für  den  zu  untersuchenden 
Krystall  sich  ein  stärker  brechendes  Medium  findet,  damit  überhaupt  Totalreflexion 
eintritt,  und  mit  dem  es  in  unmittelbare  Berührung  gebracht  werden  kann.  Ah 
solche  Media  dienen  theils  Flüssigkeiten,  in  die  der  Krystall  jgetaucht,  theils  starre 
Gläser  mit  hohem  Br.-L,  an  die  der  Krystall  gepresst  wird.  Danach  lassen  sich 
2  Gruppen  von  Verfahren  unterscheiden. 

Verfahren  durch  Eintauchen  in  stark  brechende  Flüssigkeiten, 
mittelst  des  Totalreflectometers  von  Kohlrausch  (1878). 

Princip.  Befindet  sich  eine  Krystallplatte  in  einem  Medium  von  grösserem 
Brechungsvermögen,  so  wird  von  den  bei  diffusem  Licht  in  allen  Richtungen  auf  die- 
selbe fallenden  Lichtstrahlen  ein  Theil  total  reflectirt  werden,  während  der  andere  zum 
Theil  in  das  Medium  eindringt.  Für  ein  an  bestimmter  Stelle  befindliches  Auge,  das 
diese  Erscheinung  betrachtet,  wird  eine  Hälfte  der  Platte  im  spiegelnden  Glänze 
(nämlich  jener  Theil,  wo  die  Strahlen  einen  grösseren  Incidenzwinkel  als  den  der 
totalen  Refiexion  besitzen)  erscheinen  müssen,  während  die  andere  weit  dunkler  ist. 
Die  Grenze  zwischen  diesen  Hälften  ist  bei  Anwendung  homogenen  Lichtes  scharf: 
sie  tritt  dort  auf,  wo  der  unter  dem  Grenzwinkel  der  totalen  Reflexion  auffallende 
Strahl  in  das  Auge  reflectirt  wird. 

Ausführung.  In  ein  weites  Glasgefäss,  dessen  Wandung  mit  Ausnahme  der 
vorderen  Seite  A  A  matt  geätzt  oder  mit  Oelpapier  umklebt  ist  (um  diffuses  Licht 
zu  schaffen)  und  das  mit  einer  stark  brechenden  Flüssigkeit 
z.  B.  Schwefelkohlenstoff,  erfüllt  ist,  Fig.  286  (s.  auch  Fig.  287). 
ragt  von  oben  her,  an  einer  drehbaren  Axe  befestigt,  die 
mit  einer  spiegelnden  Fläche  versehene  Krystallplatte.  Bei 
0  befindet  sich  ein  senkrecht  auf  A  A  gerichtetes  und  auf 
unendlich  eingestelltes*)  Fernrohr,  wodurch  die  Grenze 
zwischen  Hell  und  Dunkel  scharf  gesehen  werden  kann. 
Durch  Drehung  bringt  man  die  Platte  in  eine  solche  Stel- 
lung Pff  dass  der  senkrechte  Faden  des  Beobachtungsfem- 
rohrs zusammenfällt  mit  der  Grenzlinie  zwischen  der  total- 
refiectirenden  glänzenden  und  der  dunkleren  Hälfte,  d.  h. 
in  eine  solche  Stellung ,   in  welcher  der  unter  dem  Winkel 

*)  Die  nothwendige  Einstellung  auf  Unendlich  erfolgt  am  bequemsten  und  für 
den  Zweck  ausreichend  durch  Einstellen  auf  einen  weit  entfernten  Gegenstand,  etwa 
einen  Blitzableiter. 


Methoden  zur  Bestimmung  der  Brechungsindices. 


155 


Fig.  287. 


der  totalen  Reflexion  auffallende  Lichtstrahl  a,  nach  0  reflectirt  wird.  Der  Winkel 
zwischen  auffallendem  und  reflectirtem  Strahl  (OCa,)  entspricht  dem  doppelten 
Grenzwinkel  (=  2  a). 

Zur  bequemen  Bestimmung  von  a  bringt 
man  die  Platte,  indem  man  von  der  anderen 
Seite  beleuchtet,  in  die  symmetrische  Stellung 
F„,  sodass  wiederum  ein  unter  dem  Grenz- 
winkel a  auffallender  Strahl  a„  zum  Auge 
nach  O  reflectirt  wird.  Die  Drehung  von  P, 
nach  P„,  die  an  einem  Über  dem  Glasgefäss 
befindlichen  Theil kreis  abgelesen  werden  kann, 
entspricht  aber  unmittelbar  dem  Winkel  2  a, 
dem  doppelten  Grenz winkel. 

Ist  N  der  Br.-I.  der  Flüssigkeit,  so  er- 
giebt  sich  nunmehr  der  Br.-I.  der  untersuch- 
ten Platte  aus  n  =  N.sin  a,  wie  leicht  ein- 
zusehen; vergl.  die  auf  S.  151  aufgestellte 
Gleichung. 

Als  stark  lichtbrechende  Flüssigkeit  be- 
nutzt man  Schwefelkohlenstoff  mit  dem  Br-I. 
1,6274  bei  20^  C.  oder  a-Bromnaphtalin  mit 
1,66264  bei  8^C.  für  Na-Licht  oder  Methylen- 
jodid  mit  1,7466  ebenfalls  bei  8^  C.  und  Na- 
Licht.  Da  bei  den  genannten  Flüssigkeiten 
der  Br.-I.  sich  mit  der  Temperatur  beträcht- 
lich ändert  (für  jede  Temperaturerhöhung  von 
1  ^  C.  nimmt  der  Br.-I.  des  Schwefelkohlen- 
stoffs um  0,00080,  der  des  Bromnaphtalins  um 
0,00045,  der  des  Methylei^odids  um  0,00071 
ab) ,  so  muss  auch  die  Temperatur  gemessen 
werden,  was  durch  ein  in  die  Flüssigkeit  ge- 
hängtes Thermometer  geschiebt. 

Das  KoHLRAUscH*sche  Totalreflectometer 
(Fig.  287  giebt  die  Ausführung  des  Instrumentes 
durch  Apel  in  Göttingen)  gestattet  namentlich 
wegen  der  Veränderlichkeit  des  Br.-I.  der  Flüs- 
sigkeit nur  eine  Genauigkeit  bis  zur  zweiten 
Decimale,  eine  grössere  Genauigkeit  wird  bei 
dem  folgenden  Verfahren  erreicht. 


Verfahren  durch  Anpressen  an  einen  Glaskörper  von  hohem 
Brechungsindex.     Methode  von  Wollaston. 


Princip.  An  Stelle  der  das  Object  ganz  umgebenden  Flüssigkeit  tritt  ein 
dreiseitiges  Prisma  oder  ein  cylindrischer  oder  halbkugeliger  Rotationskörper,  beide 
aus  stark  brechendem  Flintglas  hergestellt,  an  die  der  Krystall  mit  seiner  gut 
spiegelnden  Fläche  angepresst  wird.  Die  Berührung  zwischen  Object  und  dem  Flint- 
glaskörper wird  durch  eine  dazwischen  gebrachte  Flüssigkeitsschicht  (breitgedrückter 
Tropfen)  vermittelt,  welche  bei  ihrer  Planparallelität  auf  den  Gang  der  an  der  Platte 
reflectirten   Lichtstrahlen  keinen  Einfluss  ausübt.     Nur  muss,   um  demnächst  Total- 


156  Methoden  zur  Bestimmang  der  BrechungsindiceB. 

reflexion  za  erzeugen ,  der  Br.-L  dieser  Flüssigkeit  ebenso  wie  der  des  Glaskörpers 
grösser  sein  als  der  des  Objectes. 

Tritt  nun  von  einer  Seite  her  diffuses  Licht  in  den  GrlaskGrper  hinein  und  an 
die  spiegelnde  Fläche  des  Objectes  heran,  so  wird  für  Strahlen  von  bestimmter 
Richtung  Totalreflexion  erfolgen.  Je  nach  der  Stellung  des  Auges  wird  die  ange- 
presste  Krjrstallfläche  hell  oder  dunkel  erscheinen  und  man  hat  es  alsdann  wieder  so 
einzurichten,  dass  der  senkrechte  Faden  im  Beobachtungsfemrohr,  das  auf  unend- 
lich eingestellt  ist,  mit  der  Grenze  zwischen  Hell  und  Dunkel  zusammen^lt  Ans 
dem  Weg,  den  die  Lichtstrahlen  der  Totalreflexion  im  Prisma  nehmen,  also  aus  den 
Eintritts-  und  Austrittswinkeln  und  dem  Br.-l.  des  Glases  berechnet  ^ich  der  Br.-L 
des  Objectes. 

Der  genaue  Werth  des  Br.-I.  der  Flüssigkeit  kommt   nicht  in  Betracht    Man 
wendet  Cassiaöl  (n  =  1,58— 1,64  für  Na-Licht)   oder  a-Brom naph talin ,   auch  Kalium- 
quecksilberjodid  und   andere  stark  brechende  Substanzen  an.    Die  Temperatur  übt 
hier  einen  weit  geringeren  Einfluss  aus  als  beim  Totalreflectometer. 
Ausführung.    1.  mit  dem  Prisma. 

Als  Instrument  dient  das  Reflexionsgoniometer  und  ein  dreiseitiges  Flintglas- 
prisma von  hohem,  1,6 — 1,9  betragendem  Brechungsindex.  Letzterer  ist  ein-  für  alle  Mal 
bestimmt,  ebenso  der  brechende  Winkel  y  des  Prismas.  Die  zu  untersuchende  KrystaU- 
platte  wird  gegen  eine  der  beiden,  den  brechenden  Winkel  einschliessenden  Pnsmen- 
seiten  angedrückt,  die  unmittelbare  Berührung  durch  Benetzen  mit  einem  Tropfen 
einer  stark  brechenden  Flüssigkeit  bewirkt  und  durch  irgendwelche  Yorriehtung 
(s.  weiter  unten  die  Vorrichtung  von  Likbisch)  in  dieser  Stellung  festgehalten.  Als- 
dann wird  das  Prisma  mit  dem  anhaftenden  Erystall  auf  dem  Goniometertisch 
justirt.  Seitlich  ist  ein  Bunsenbrenner  mit  Einrichtung  zur  Erzeugung  homogenen 
Lichtes  aufgestellt;  um  letzteres  diffus  zumachen,  wird  zwischen  Brenner  und  Gronio- 
meter  noch  ein  Schirm  mit  Oelpapier  oder  eine  Scheibe  matten  Glases  geschoben*). 
Nunmehr  stellt  man  das  Femrohr  des  Goniometers   auf  die  Grenzlinie  der  totalen 

Reflexion  ein,  was  dadurch  geschieht,  dass  man  das 
Prisma   so   lange   gegen    das    feststehende  Femrohr 
dreht,  bis  die  Grenze  des  durch  die  Totalreflexion 
zur  Hälfte  erhellten  Sehfeldes   im  Fadenkreuz  steht. 
Die  Brechung  erfolgt  nach  der  Formel: 
n  =  sin  Y  yN^  —  sin*  a   ^  cos  y  .  sin  a. 
Y  ist  der  brechende  Winkel,  N  der  Br.-I.  des  Flint- 
glasprismas,   a    der   Winkel,    den    der    Grenzstrahl 
zur  Sehlinie   der  Totalreflexion    mit   dem  Loth    zur 
''     *<  Austrittsfläche  des  Prismas  einschliesst  (vergL  Fig.  288). 

.<  Die  Einstellung   auf  das  Loth    wird    am   einfachsten 

mit  dem  GAUss^schen  Ocular  im  Femrohr  bewirkt, 
sonst  muss  man  zur  Erlangung  des  Winkels  a  den  folgenden  umständlicheren  Weg 
mit  Hülfe  des  Gollimators  einschlagen : 

Man  stellt  das  Femrohr  genau  in  Opposition  des  Gollimators,  d.  h.  seines 
erhellten  Spaltes  (Ablesung  1).  Darauf  stellt  man,  wie  oben,  Prisma  und  Fem- 
rohr auf  die  Grenzlinie  der  Totalreflexion  ein  (Ablesung  II).  Aus  I  und  II  folgt 
der  Winkel  zwischen  Collimator  und  Fernrohr  (=  2  k).  Nachdem  das  Femrohr  fest- 
geklemmt ist,  wird  der  Theilkreis  mitsammt  dem  Prisma  gedreht,  bis  der  Signal- 


^)  Die  gleiche  Wirkung  wird  dadurch  erreicht,  dass  man  das  Flintglasprisxna, 
mit  Ausnahme  der  Seite,  auf  der  die  Erystallplatte  zu  liegen  kommt,  matt  schleift 


Methoden  zur  Bestimmung  der  Brechungsindices. 


157 


reflez  im  Fadenkreuz  des  Femrohrs  steht.  Diese  Drehung  ergiebt  den  Winkel,  den  die 
Normale  auf  der  Austrittsfläche  Ä  C  mit  der  Halbirenden  des  Winkels  2  k  bildet  und 
ist  =  ik  +  a,  wenn  wie  in  Fig.  289  die  Normale  links  vom  Fernirohr  liegt  oder  =  ifc  —  a, 
wenn    sie,  wie  in  Fig.  290  rechts  davon  liegt.    Damit  ist  der  Winkel  a  bestimmt. 


Fig.  289. 


Fig.  290. 


Ob  in  der  oben  angegebenen   Rechnungsformel  der  Ausdruck  ^  co«  y  •  ^^'^  & 
positiv  oder  negativ  zu  nehmen  ist,   richtet  sich  danach,   ob  der  auf  die  Grenzlinie 


Fig.  291. 


der  Totalreflexion  eingestellte  Sehstrahl  F  rechts  oder  links  von  der  Normalen  N 
liegt.    In  Fig.  289  ist  a  positiv,  in  Fig.  288  u.  290  ist  a  negativ. 

Um  die  auf  ihren  Br.-I.  zu  untersuchende  Er j stallplatte  fest  an  das  Prisma 
anzuklemmen  und,  wie  es  für  anisotrope  Krystalle  nötbig  wird,  in  ihrer  eigener 


158  Methoden  zur  Bestimmung  der  Brecbungsindices. 

Ebene  zu  drehen,  und  den  Drehungswinkel  mit  Bezug  auf  irgendwelche  charakte- 
ristische Richtung  oder  Kante  zu  messen,  sind  von  Feussner  besondere  Vorrichtungen 
angewendet  und  in  vollkommener  Gestalt  nach  den  Angaben  Liebisch^s  von  Fcess 
construirt. 

Die  LiEBiscH'sche  Vorrichtung  (Fig.  291)  besteht  aus  2  Theilen.  Der  eine  Theil 
ist  im  Wesentlichen  eine  justirbare  horizontale  Drehaxe,  über  deren  eines  Ende  eine 

als  Erystallträger  dienende  Htilse  z  geschoben   wird, 
Flg.  292.  während  das  entgegengesetzte  Ende   mit  einem  Theil- 

kreis  T  verbunden  ist.  Der  andere  Theil  tr&gt  das 
bereits  vom  Mechaniker  in  justirter  Stellung  eingekittete 
Flintglasprisma  P.  Durch  eine  SchlittenfÜhrun^  ef 
lässt  sich  das  Prisma  an  den  Erystallträger  heran- 
schieben und  gegen  die  Krystallplatte  k  glatt  anpressen. 
Dazu  ist  nöthig,  dass  die  Platte  so  montirt  ist,  das« 
ihre  plane  Fläche  parallel  der  Fläche  des  Flintglaspris- 
mas liegt.  Um  diese  umständliche  Orientirung  zu  er- 
sparen, ist  in  der  besonderen  Construction  (Fig.  292)  der  KrystalltHlger  in  sinnreicher 
Weise  in  einem  cardanischen  Ringsystem  aufgehängt,  sodass  die  aufgeklebte  Krystall- 
platte sich  in  jeder  Stellung  glatt  andrückt. 

2.  mit  der  Halbkugel. 

Vorbemerkung.  An  Stelle  des  Prismas,  welches  ein  Anpressen  des  Ob- 
jectes  in  verticaler  Stellung  erfordert,  ist  es  weit  bequemer,  einen  Glaskörper  mit 
horizontaler  Auflagefläche  zu  nehmen.  Dazu  reicht  schon  ein  Würfel  aus,  aber  die 
Messung  und  Brechungsformel  vereinfacht  sich  wesentlich,  wenn  man,  wie  es  von 
PuLFRicH  ursprünglich  geschehen  ist,  einen  am  oberen  Ende  abgeplatteten  Glaa- 
cylinder  benutzt.  Alsdann  tritt  das  totalreflectirte  Licht  ohne  weitere  Brechung  aus. 
Den  gleichen  Zweck  erreicht  man  mit  einer  Halbkugel,  die  noch  den  Vortheil  leich- 
terer und  vollkommener  Herstellung  hat.  Von  Bfrtrand  und  Abbe  ist  daher  die 
Halbkugel  verwendet,  ein  geeignetes  Instrument  ist  von  Czapski  construirt  und  in 
seiner  Neuconstiniction ,  wie  es  nach  manchen  Verbesserungen  durch  Pilfrich  aus 
der  ZEiss'schen  Werkstätte  in  Jena  hervorgegangen  ist,  liegt  es  der  nachfolgenden 
kurzen  Beschreibung  und  der  Messung  zu  Grunde. 

Das  Instrument  (Neuconstruetion  des  AßBB^schen  Krystallrefractometers. 
Zeiss,  Katalog  1899.  S.  52  ff.)  ist  in  Fig.  293  in  halber  Grösse  dargestellt.  Die 
Halbkugel  G  mit  horizontaler  Abplattung  ist  genau  justirt ')  und  ist  durch  Bewegung 
des  geränderten  Theilkreises  um  ihre  Verticalaxe  drehbar.  Der  Verticalkreis  V  und  das 
Beobachtungsfemrohr  besitzen  eine  gemeinsame,  auf  das  optische  Gentrum  der  Halb- 
kugel justirte  Drehaxe,  sodass  bei  der  Herumführung  des  Femrohrs  um  die  Halb- 
kugel zum  Zweck  der  Einstellung  auf  die  Grenzlinie  der  Totalreflexion  dieser  Dreh- 
winkel mit  Hülfe  eines  fixen  Nonius  am  Theilkreis  abgelesen  werden  kann.  Zur 
bequemeren  Beobachtung  ist  das  Fernrohr  gebrochen.  Ein  Spiegel  S  dient  dazu, 
um  das  Licht  der  Beleuchtungseinrichtung  auf  die  Halbkugel  zu  werfen;  dieser 
dreht  sich  ebenfalls  um  die  gemeinsame  Axe  von  Theilkreis  und  Femrohr,  ist  aber 
in  seiner  Bewegung  unabhängig  von  diesen. 

Ausführung.  Das  Object  wird  nach  Befeuchtung  mit  einem  Tropfen  einer 
stärker  brechenden  Flüssigkeit  auf  die  plane  Fläche   der  Halbkugel   gelegt.    In  ge- 


')  Die  Bedingungen  und  die  Ausführung  des  Justirens  siehe  bei  Pulfrich, 
Ueber  die  Anwendbarkeit  der  Methode  der  Totalreflexion  auf  kleine  und  mangel- 
hafte Krystallflächen.     Zeitschr.  f.  Instruroentenkunde.  1899.  Heft  1. 


Methoden  zur  Bestimmung  der  Brechungsindices. 


159 


ringer  Entfernung  von  dem  Instrument  und  in  der  ungeföhren  Verlängerung  der  Fem- 
rohraxe  steht  die  monochromatische  Lichtquelle,  deren  Strahlen  durch  den  Spiegel 
▼on  unten  her  in  den  Glaskörper  geworfen  werden.    Indem  man   nun   das  Femrohr 


Fig.  293 


allmählich  um  die  Halbkugel  führt,  erhält  man  bald  die  Grenze  der  totalen  Reflexion 
im  Gesichtsfelde  und  stellt  diese  (bei  anisotropen  Medien  sind  es  2  Grenzlinien) 
scharf  im  Fadenkreuz  ein.  Bei  der  symmetrischen  Theilung  des  Verticalkreises  ist 
der  abgelesene  Winkel  a  direct  der  gesuchte  Winkel  der  Totalreflexion.    Der  Br.-I.  be- 


160  Methoden  zur  Bestimmang  der  Brechungsindices. 

rechnet  sich  nach  der  Formel  n  =  N.8ina,  wo  N  der  ein-  far  alle  Mal  bekannte 
Br.-I.  der  Glashalbkugel  ist  (bei  den  neuerdings  gelieferten  Instrumenten  ist  y=:  1,9070 
für  Na-Licht). 

Literatur.  Pülfrigb,  Das  Totalreflectometer  etc.  Leipzig  1890.  —  Ders.. 
Ueber  die  Anwendbarkeit  etc.  Cit.  S.  157.  —  Czapski,  Erystallrefractometer  nach 
Abbe.    Neues  Jahrb.  für  Min.  etc.   Beilageband  VIT.  1891.  S.  175  ff. 

Anm.  Für  Dünnschliffe  hat  C.  Klein  das  Verfahren  mit  der  Halbkugel 
nutzbar  gemacht  und  das  ABBE-CzAPSKi*8che  Instrument  entsprechend  abgeändert;  f^ 
den  gleichen  Zweck  ist  das  EoHLRAuscH-LiKBiscH^sche  Prisma  von  Walleraitt  ver- 
werthet.  Siehe  C.  Klein,  Sitzungsberichte  der  preuss.  Akad.  d.  Wissensch.  1898. 
1899  u.  1902 ;  femer  Wallerant,  Bulletin  de  la  Sociäte  fran9aise  de  Mineralogie.  1897. 

c)  Sonstige  Methoden. 

Einfachere,  aber  auch  weniger  genaue  Methoden,  eigentlich  nur  für  isotrope 
Medien  passend  oder  nur  einen  mittleren  Br.J.  liefernd,  gründen  sich  auf  die  Beob- 
achtung 

1.  mittelst  des  Mikroskopes  (Methode  de  Dac  de  Chaulnes  1767). 

Die  Methode  setzt  planparallele  durchsichtige  Platten  voraus,  deren  Dicke  be- 
kannt ist.  Wenn  man  zwischen  einen  im  Mikroskop  scharf  eingestellten  Punkt 
(Staubkorn  auf  Objectträger)  und  das  Objectiv  die  zu  untersuchende  Platte  bringt, 
so  wird  das  Bild  des  Punktes  undeutlich  oder  verschwindet  ganz  und  es  bedarf 
einer  Verschiebung  des  Tubus,  um  den  Punkt  wieder  scharf  zu  sehen.  Die  Grösse  d 
dieser  Verschiebung  hängt  allein  ab  von  der  Dicke  t  der  Platte  und  deren  Br.-I. 
Somit  kann  man  aus  bekanntem  d  und  t  den  Br.-I.  berechnen ,  nämlich  n  =  -j—^ . 

Die  Dicke  der  Platte  wird  mit  dem  Spbärometer,  die  Veränderung  der  Brenn- 
weite (Verschiebung  des  Tubus)  mittelst  der  an  der  Mikrometerschraube  des  Mikro- 
skops angebrachten  Theilung  gemessen. 

(Cf.  Bauer,  Sitzungsbericht  der  Berliner  Akademie  1875.  S.  698.) 

2.  mittelst  Messung  des  Polarisationswinkels. 

Der  Polarisationswinkel,  dessen  Tangente  nach  §  8  dieses  Capitels  gleich 
dem  Br.-I.  ist,  lässt  sich  mit  Hülfe  des  Rellexionsgoniometers  und  eines  dem  Beob- 
achtungsfemrohr desselben  eingefügten  Nicols  leicht  auffinden.  Bei  dieser  Methode, 
die  anwendbar  ist  auf  Platten  isotroper  Krystalle,  werden  die  auf  dem  Goniometer 
justirte  Platte  und  das  Beobachtungsfemrohr  so  lange  gegen  einander  verschoben, 
bis  der  beleuchtete  und  vom  Object  reflectirte  Spalt  vom  Nicol  vollständig  aus- 
gelöscht wird.  Man  stellt  das  Fernrohr  einmal  auf  den  Reflex,  ein  ander  Mal  direct 
auf  den  Spalt  ein.  Wenn  a  der  Winkel  der  totalen  Polarisation  ist ,  so  entspricht 
der  gemessene  Winkel  180  —  2  a.    Der  Br.-I.  n  ist  gleich  tg  a. 

Trotz  der  ihr  anhaftenden  Mängel  erweist  die  Methode  sich  als  praktisch  und 
bei  ihrer  schnellen  Durchführbarkeit  namentlich  geeignet  für  stark  brechende  iso- 
trope Krystalle  wie  Diamant  und  Blende,  sowie  zur  leichten  ünt-erscheidung  ge- 
schliffener Diamanten  und  sonstiger  Edelsteine  von  Glasflüssen  etc. 

3.  mittelst  Eintauchens  in  Flüssigkeiten   von   gleichem  Br.-l. 
Sobald  man  Mineralpartikel  in  Flüssigkeiten  eintaucht,  verlieren  die  umrisse 

an  Schärfe,  und  das  um  so  mehr,  je  näher  der  Br.-I.  der  Flüssigkeit  dem  des 
Minerals  liegt. 

Darauf  gründet  sich  eine  von  Schhoeder  van  der  Kolk  angegebene  Methode, 
die  im  Princip  darin  besteht,  dass  man  den  fraglichen  Mineralsplitter  oder  Dünn- 
schliff  nach  einander  mit  Flüssigkeiten  von  verschiedenem ,  aber  bekanntem  Br.-I. 


Optische  Eigenschaften  anisotroper  Substanzen.  161 

umhüllt,  bis  die  Contouren  verschwinden.  Vergl.  SchbOder  van  der  Kolk,  Kurze 
Anleitung  zur  mikroskopischen  Krystallbestimmung.  Wiesbaden  1898  und  Derselbe, 
Tabellen  zur  mikroskopischen  Bestimmung  der  Mineralien  nach  ihrem  Brechungs- 
index.   Wiesbaden  1900. 

Capitel  IV. 

§  1.    Polarisation  und  Doppelbrechung.    §  2.   Princip  und  Zweck  der 

Polarisationsinstramente.  §  3.  Farben  dünner  Bl&ttchen.  §  4.  Herstellung 

von  Polarisationsapparaten.  Instrumente  für  paralleles  und  convergentes 

Licht.    §  5.  Stauroskop  und  stauroskopische  Untersuchungen. 

§  1.  Wie  wir  S.  150  gesehen  haben,  ist  der  Brechungsindex  in 
isotropen  Krystallen  eine  constante  Zahl,  während  er  in  anisotropen 
Ejrystallen  zwischen  2  Grenzwerthen  je  nach  der  Durchgangsrichtung 
des  Lichtes  alle  möglichen  Werthe  annehmen  kann. 

Wenn  ein  Strahl  gewöhnlichen  Lichtes  auf  einen  anisotropen  Kry- 
stall  föUt,  so  werden  die  bisher  in  allen  Azimuthen  vor  sich  gehenden 
Lichtschwingungen  bei  ihrem  Eintritt  in  das  anisotrope  Medium  auf  ver- 
schiedene Brechbarkeit  stossen.  Wie  die  Erfahrung  und  die  theoretische 
Herleitung  lehren,  setzen  sich  die  Schwingungen  nun  nicht  mehr  in  allen 
Azimuthen  fort,  sondern  beschränken  sich  auf  2  Ebenen,  nämlich  jene 
beiden,  in  welchen  die  Brechbarkeit  senkrecht  zu  der  Fortpflanzung  ihren 
grössten  und  ihren  kleinsten  Werth  hat.  Diese  beiden  Ebenen,  die  die 
engste  Beziehung  zur  geometrischen  Symmetrie  des  Krystalls  aufweisen, 
stehen  senkrecht  auf  einander  und  heissen  optische  Hauptabschnitte. 
Daraus  ergeben  sich  2  fundamentale  Eigenschaften  der  optisch  aniso- 
tropen Substanzen. 

1.  Durch  anisotrope  Substanzen  wird  das  Licht  in  2  auf 
einander  senkrechten  Richtungen  vollständig  polarisirt. 

2.  Anisotrope  Substanzen  erzeugen  Doppelbrechung. 

Denn  weil  die  Schwingungen  in  2  Ebenen  vor  sich  gehen,  in  denen  verschie- 
dene Geschwindigkeit  herrscht,  so  muss  der  Brechungswinkel  r  für  denselben  Strahl 
in  beiden  Schwingnngsrichtungen  verschieden  sein,  d.  h.  der  zu  Anfang  einfache 
ätrahl  zerföllt  im  anisotropen  Medium  in  2  gesonderte. 

Durch  die  beiden  mit  einander  verknüpften  Eigenschaften  der 
Polarisation  und  Doppelbrechung  sind  die  anisotropen  Substanzen  gut 
charakterisirt ;  sie  liefern  das  Mittel  zur  Unterscheidung  der  anisotropen 
von  den  isotropen  Krystallen. 

Am  auffalligsten  zeigt  sich  die  Erscheinung  der  Doppelbrechung 
am  rhomboedrischen  Ealkspath  (daher  auch  Doppelspath  genannt),  an 
welchem  sie  von  Ebasmus  Bartholin  1669  zuerst  entdeckt  wurde  und 
wo  sie  wegen  des  grossen  Unterschiedes  der  Br.-Indices  (für  die  Linie  D 
nach  Sabasin  in  der  Richtung  der  Hauptaxe  «=  1,6583,   in   der  Rich- 

Klockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  11 


162 


Princip  der  Polarisationsapparate. 


Fig.  294. 


tung  senkrecht  zur  Hauptaxe  n  =  1,4864)  ^  ohne  weitere  HQlfsmittel 
erkennbar  wird.  Auch  durchsichtige  Stücke  des  rhombischen  Schwefek 
zeigen  direct  wahrzunehmende  Doppelbrechung. 

Durchweg  ist  jedoch  der  Unterschied  der  Br.-Indices  in  den  ver- 
schiedenen Richtungen  so  unbedeutend,  dass  bei  einer  einmaligen  Brechung 
die  beiden  Strahlen  so  nahe  zusammenfallen,  dass  das  blosse  Auge  sie 
nicht  von  einander  zu  trennen  vermag.  Alsdann  gewährt  aber  die  be- 
gleitende Erscheinung  der  Polarisation  einen  Rückschluss  auf  das  Vor- 
handensein von  Doppelbrechung  und  damit  auch  das  Mittel  zur  Er- 
kennung ansitroper  Medien. 

Allerdings  vermag  auch  das  blosse  Auge  polarisirtes  Licht  nicht 
unmittelbar  zu  erkennen ;  doch  gelingt  dies  leicht  mit  Hülfe  besonderer 
Instrumente,  der  Polarisationsapparate. 

§  2.  Princip  der  Polarisationsapparate. — Wenn  (Fig.  294) 
ein  Lichtstrahl  bezw.  ein  Bündel  paralleler  Strahlen  (in  der  Fig.  294 
durch  den  Eintrittspunkt  o  dargestellt),  dessen  Schwingungsebene  durch 
aa,  und  dessen  Intensität  (Amplitude)  durch  die 
Länge  oÄ  =  Ä  gegeben  sind,  durch  eine  ani- 
sotrope Platte  hindurchgeht,  so  erfolgt,  falls  die 
Platte  nicht  senkrecht  zur  optischen  Axe  geschnit- 
ten ist,  eine  Zerlegung  nach  den  beiden  durch 
den  elliptischen  Schnitt  der  zugehörigen  Index- 
fiäche  gelieferten  Schwingungsebenen  derselben. 
Diese  seien  op  und  og,  von  denen  op  den  Win- 
kel y,  oq  demnach  den  Winkel  90  —  f  mit  oa 
einschliessen  mögen.  Auf  die  Schwingungsebene  op 
entfallt  demnach 

die  Intensität  oP^=  A  ,cos  y,  während  für  o  q 
die  Intensität  oQ  =  Ä  .  sinf  ist. 
Wird  das  nunmehr  in  den  beiden  Ebenen  op  und  o  q  schwingende 
Licht  veranlasst,  durch  eine  zweite  Platte  hindurchzugehen,  die  nur 
Schwingungen  in  der  Richtung  6i,,  welche  senkrecht  auf  aa,  steht, 
hindurchlässt,  so  findet  eine  abermalige  Zerlegung  statt,  und  zwar  ent- 
fällt auf  die  Richtung  o  h 

die  Intensität  oP,^=oP,  sin  f  =  Ä.cosf.sinf 
und  auf  die  Richtung  ob, 

die  Insensität  oQ,  =  oQ.cos<p  =  Ä,sinf.  cos  y, 
d.  h.  nach   dem  Durchgange   durch   die   zweite  Platte  ist  die  Intensität 
beider  Schwingungen   gleich   gross,  aber  die  Schwingungen  erfolgen  in 


.'^ 

/  i 
/      \             l 

"A 

"^^ 

Of 

')  Am  Qaarz  liegen  die  beiden  Br.-Indices  nur  zwischen  1,544—1,553. 


Optisches  Verbalten  isotroper  und  anisotroper  Krjstallplatten.  163 

entgegengesetzten  Richtungen.  Sie  können  also  nunmehr  interferiren  und 
werden  sich  völlig  auslöschen,  wenn  beide  Schwingungen  oP,  und  oQ, 
auf  dem  Wege  durch  die  Platte  eine  Differenz  von  ^'2  X  erlangt  haben. 
Andererseits  zeigt  sich  aus  den  aufgestellten  Gleichungen,  dass  sowohl 
fQr  y  :=  0,  wie  für  y  =  90®  die  Intensität  in  der  Richtung  66,  gleich 
Null  wird,  dass  also  kein  Licht  durch  die  zweite  Platte  hindurchtritt.  — 
Die  unter  den  geschilderten  Verhältnissen  eintretenden  Interferenzerschei- 
nungen anisotroper  Platten  sind  es  nun,  die  deren  Erkennung  als  polari- 
sirende  und  doppelbrechende  Medien  sehr  leicht  machen. 

Vorrichtungen,  durch  die  gewöhnliches  Licht  auf  eine  einzige 
Schwingungsebene  gebracht,  also  polarisirt  wird,  heissen  Polarisations- 
apparate. Dieselben  setzen  sich  aus  2  gleichen  und  gleich  wirkenden 
Theilen,  dem  Polarisator  und  dem  Analysator  zusammen.  Beim  Ge- 
brauch werden  beide  gekreuzt,  d.  h.  ihre  Schwingungsebenen  senkrecht 
zu  einander  gestellt  und  die  zu  untersuchende  Erystallplatte  zwischen  beide 
geschoben.  Der  Polarisator  wandelt  das  in  ihn  eintretende  Licht  in  polari- 
sirtes  um.  Dieses  passirt  die  Erystallplatte,  wobei  sich  seine  Schwingungen 
im  Allgemeinen  nach  2  neuen  Richtungen  zerlegen,  die  alsdann  aber 
durch  den  gekreuzt  stehenden  Analysator  auf  eine  einzige  Schwingungs- 
ebene zurückgeführt  werden  und  somit  zur  Interferenz  gelangen. 

Oehört  die  zu  untersuchende  Erystallplatte  einem  isotropen  Mineral 
an,  so  wird  bei  jeder  beliebigen  Orientirung  der  zwischen  senkrecht  ge- 
kreuzten Polarisator  und  Analysator  geschobenen  Platte  das  aus  dem 
Polarisator  kommende  Licht  mit  derselben  Schwingungsebene  auch  durch 
das  Mineral  hindurchgehen,  nun  aber,  da  f  =  90  ®  geworden,  nicht  mehr 
vom  Analysator  hindurchgelassen.  Ein  isotroper  Erystall  wird  also 
in  jeder  Lage  bei  senkrecht  auf  einander  stehendem  (gekreuz- 
tem) Polarisator  und  Analysator  dunkel  erscheinen. 

Wenn  dagegen  eine  anisotrope  Platte  eingeschoben  war,  so  wird 
nur  für  den  Fall,  dass  deren  Schwingungsrichtungen  so  orientirt  sind, 
dass  y  =  0  oder  y  =  90®  ist,  Auslöschung  stattfinden,  in  allen  anderen 
Stellungen  wird  die  Platte  Licht  hindurchlassen.  Anisotrope  Ery- 
stalle  werden  daher  bei  gekreuztem  Polarisator  und  Analy- 
sator während  einer  vollen  Umdrehung  von  360®  viermal 
dunkel  erscheinen,  dazwischen  aber  hell. 

Die  oben  für  senkrecht  gekreuzte  Polarisator  und  Analysator  abgeleiteten 
Gleichungen  bilden  nur  einen  speciellen,  aber  in  der  Praxis  allgemein  angewendeten 
Fall  des  allgemeineren,  dass  beide  unter  dem  beliebigen  Winkel  (|<  gekreuzt  sind. 
Alsdann  wird  die  Intensität  in  der  Richtung  oh  =  Ä  ,  cos^  ,  coh  (t^  —  (]/)  und  in  der 
entgegengesetzten  Richtung  ob,=  A.8inf.  sin  (9  —  tj')*  ^^^  Interpretation  dieser 
Gleichungen  ergiebt,  dass  für  keinen  anderen  Werth  von  ^  als  90®  die  Intensität 
gleich  Null  wird»  d.  h.  bei  beliebig  gekreuztem  Polarisator  und  Analysator  tritt 
weder  für  isotrope  noch  anisotrope  Medien  jemals  völlige  Dunkelheit  ein. 


154  Farben  dünner  Blättchen. 


§  3.  Farben  dünner  Blättchen  (Interferenzfarben).  Wenn 
an  Stelle  des  bisher  vorausgesetzten  homogenen  Lichtes  weisses  Licht 
bei  gekreuztem  Polarisator  und  Analysator  senkrecht  durch  ein  dünnes 
planparalleles  Mineralblättchen  fällt,  so  wird  zwar  auch  für  y  =  0  °  und 
90  ®  völlige  Dunkelheit  eintreten  müssen,  für  jeden  anderen  Werth  von  s 
aber  erscheint  das  Blättchen  nicht  bloss  hell,  sondern  auch  farbig. 

Denn  die  einzelnen  Farben  des  weissen  Lichtes  werden  bei  ihrem 
Weg  durch  das  Krystallblättchen  mit  der  Doppelbrechung  zugleich  einen 
Oangunterschied  erleiden  müssen,  der  bei  der  Interferenz  im  Analysator 
dazu  führt,  dass  einzelne  Farben  sich  verstärken,  andere  sich  schwächen 
oder  ganz  aufheben.  Erleiden  für  eine  bestimmte  Dicke  der  Platte  etwa 
die  rothen  Strahlen  einen  Gangunterschied  von  einer  ungeraden  Anzahl 
halber  Wellenlängen,  so  werden  dieselben  völlig  ausgelöscht,  die  dem 
Roth  nahe  liegenden  Farben  werden  geschwächt,  während  die  violetten 
Strahlen,  die  mehr  oder  minder  einen  Oangunterschied  von  einer  geraden 

Anzahl  y  erfahren  haben,  sich  verstärken   und   nun   die  Platte   in  einer 

Mischfarbe,  in  der  das  Violette  vorwiegt,  erscli einen  lassen. 

Da  die  Intensität  am  grössten  ist  für  ^  =  45^,  so  wird  dann  auch 
die  Farbe  der  Platte  am  leuchtendsten  sein,  während  fllr  y,  wenn  es 
sich  0  ^  oder  90  ^  nähert ,  eine  Abnahme  in  der  Intensität  der  Färbung 
eintritt  bis  zur  völligen  Verdunklung  bei  0°  und  90  ^ 

Während  durch  Veränderung  von  f  nur  eine  Aenderung  der  In- 
tensität erfolgt,  wechselt  bei  einer  Veränderung  des  Winkels  zwischen 
Polarisator  und  Analysator  auch  die  Farbe  des  Blättchens.  Sind  Polari- 
sator und  Analysator  mit  einander  parallel,  so  weist  das  Blättchen  die 
Complementärfarben  zu  jenen  der  Kreuzstellung  auf,  da  dann  gerade  die 
Farben  verstärkt  werden,  die  zuvor  geschwächt  oder  aufgehoben  wurden. 

Ebenso  ändern  sich  die  Farben  mit  der  Dicke  der  Platte,  da  von 
derselben  der  Gangunterschied  abhängt.  Gypsplättchen  von  0,13  mm 
erscheinen  purpur,  von  0,14  mm  blau,  von  0,16  mm  grün  und  von 
0,18  mm  roth. 

Wenn  demnach  die  zu  untersuchende  dünne  Platte  nicht  von 
parallelen,  sondern  von  convergirenden  Flächen  begrenzt  wird,  also  un- 
gleich dick  ist,  so  müssen  sich  bei  Anwendung  weissen  Lichtes  die 
Interferenzfarben  streifenweise  wiederholen  und  bei  homogenem  Licht 
dunkle  Banden  mit  helleren  abwechseln.  Ist  die  Platte  aber  planconvex 
oder  biconvex,  so  folgen  die  Interferenzfarben  bezw.  die  hellen  und 
dunkleren  Banden  in  concentrischer  Reihenfolge  auf  einander. 

Derselbe  Effect,  der  hervorgebracht  wird,  wenn  parallele  Strahlen 
in  keilförmigen  Platten  verschiedene  Weglängen  zu  durchlaufen  haben, 
lässt  sich  auch  dadurch  erzielen,  dass  durch  ein  Linsensystem  (Condensor) 


Interferenzfiguren.    Herstellung  der  Polarisationsapparate.  165 

stark  convergent  gemachte  polarisirte  Lichtstrahlen  eine  planparallele 
Platte  durchziehen.  Die  dabei  entstehenden  farbigen  Ringe  bei  An- 
wendung weissen  Lichts,  dunklere  und  hellere  Ringe  bei  Anwendung 
homogenen  Lichts  heissen  Interferenzfiguren;  sie  dienen,  wie  wir 
später  sehen  werden,  zur  Unterscheidung  der  optisch  einaxigen  von  den 
optisch  zweiaxigen  Erystallen. 

Der  zur  Auslöschung  einer  Farbe  benöthigte  kleine  Qangunter- 
schied  setzt  entsprechend  dünne  Platten  voraus.  Bei  dickeren  Platten 
tritt  für  Farben  der  verschiedensten  Wellenlängen  Interferenz  bis  zum 
völligen  Auslöschen  ein,  sodass  die  Platte,  deren  Färbung  ja  aus  der 
Vermischung  der  nicht  aufgehobenen  Wellenlängen  hervorgeht,  wieder 
in  weissem  Licht  erscheint,  das  als  Weiss  höherer  Ordnung  be- 
zeichnet wird.  Dieses  Weiss  höherer  Ordnung  tritt  um  so  früher  auf, 
je  stärker  die  Doppelbrechung  in  der  Platte  ist,  doch  auch  schon  beim 
Quarz,  der  relativ  schwach  doppelbrechend  ist,  zeigen  Platten  von  0,5  mm 
Dicke  keine  Farben  mehr. 

Die  Farben  dünner  Plättchen  sind  um  so  intensiver,  jemehr  die  Br.-Indices  in 
den  beiden  Hauptschnitten  derselben  von  einander  abweichen;  es  kann  also  unter 
Umständen  —  und  der  Fall  ereignet  sich  bei  Dannschliffen  häufiger  —  ein  und  das- 
selbe Mineral,  je  nach  der  Lage  des  elliptischen  Schnitts  in  der  Platte,  stark  leuch- 
tende oder  matte  Farben  zeigen.  Im  letzteren  Fall  und  ebenso  bei  jenen  Mineralien, 
die  überhaupt  nur  schwache  Doppelbrechung  besitzen,  vermag  das  Auge  nicht  immer 
den  Unterschied  von  einfach  und  doppelbrechenden  Substanzen  zu  erkennen,  und  es 
bedarf  daher  einer  Verstärkung  des  farbigen  Effectes.  Man  fügt-  dann  noch  eine 
andere  anisotrope  Platte  hinzu,  die  im  Polarisationsapparat  eine  bestimmte  Farbe 
zeigt,  welche  empfindlich  genug  ist,  um  bei  der  geringsten  Aenderung  ihrer  Orien- 
tirung  zu  den  Nicolhauptschnitten  in  eine  andere  Farbe  überzugehen. 

Als  derartige  Platten  werden  benutzt  Gjpsplatten  von  der  Dicke,  dass  das 
Roth  I.  Ordn.  sichtbar  ist,  oder  eine  Quarzplatte,  die  auf  die  Sensitivfarbe  eingestellt 
ist  (8.  Cap.  V,  §  5). 

§  4.  Herstellung  der  Polarisationsapparate.  Durch  die 
in  §  2  im  Princip  und  nach  ihrer  Wirkung  erläuterten  Instrumente  wird 
also  eine  Erkennung  der  doppelbrechenden  Substanzen  herbeigeführt. 
Es  handelt  sich  nunmehr  um  das  Verfahren,  nach  welchem  Polarisatoren, 
d.  h.  Apparate  hergestellt  werden  können,  die  das  eintretende  gewöhn- 
liche Licht  in  polarisirtes  umwandeln. 

Solche  Polarisatoren  können  in  verschiedener  Weise  gewonnen  werden. 

1.  durch  Reflexion. 

Spiegelnde  Flächen,  unter  dem  Polarisationswinkel  gegen  die  einfallenden 
Lichtstrahlen  aufgesteUt,  refiectiren  in  einer  Richtung  senkrecht  auf  der  Einfalls- 
ebene schwingendes  Licht.  (Ursprünglicher  NöRRBiCBiRo'sche  Apparat.)  Gewöhnlich 
bedient  man  sich  dazu  eines  Glasplattensatzes,  der  durch  wiederholte  Reflexion 
an  den  auf  einander  geschichteten  Platten  das  auffallende  Licht  am  sichersten  in 
polarisirtes  überführt. 


166  Herstellong  der  Polarisationsapparate. 

2.  durch  Brechung. 

Das  Licht  fällt  durch  ein  Packet  auf  einander  geschichteter  Glasplatten ,  wo- 
durch es  in  Folge  wiederholter  Brechung  vollständig  polarisirt  wird  und  in  derEin- 
fallsebene  schwingt.    (Sterg^s  Abänderung  des  NOrremberg.) 

3.  durch  Absorption. 

Es  giebt  eine  Reihe  anisotroper  Krystalle,  die  eine  der  beiden  in  ihnen  fort- 
schreitenden Wellen  beträchtlich  stärker  absorbiren  (s.  Cap.  VI,  §  4.  Pleochroismus). 
Am  auffälligsten  ist  dieses  Verhalten  bei  dunkel  gefärbten  Turmalinen.  Eine  Platte 
desselben  parallel  zur  Hauptaze  absorbirt  die  ordentliche  Welle  vollständig,  während 
die  ausserordentliche  ungehindert  hindurchgeht.  Die  austretenden  Schwingungen  er- 
folgen parallel  der  Hauptaze.  Turmalinzange  (2  derartige  Turmalinplatten  sind 
drehbar  in  den  ringförmig  umgebogenen,  sich  gegenüberstehenden  Enden  einer  aiu 
dickem  Draht  federnd  gebogenen  Zange  gefasst). 

4.  durch  Totalreflexion. 

Aus  einem  klaren  Spaltungsrhomboeder  des  Kalkspaths,  bei  dem  jede  Fläche 
mit  der  nicht  in  ihrer  Ebene  liegenden  stumpfen  Kante  einen  Winkel  von  71°  bildet, 
wird  dieser  Winkel  durch  Abschleifen  der  Fläche  auf  68  ®  erniedrigt, 
Fig.  295.  sodass  im  Querschnitt  (Fig.  295)  der  Rhombus  AB  CD  gebildet  wird, 
in  welchem  bei  A  der  Winkel  von  68^  Hegt;  alsdann  wird  das 
Rhomboeder  so  durchschnitten,  dass  die  Schnittlinie  senkrecht  auf 
den  künstlichen  Flächen  AB  und  CD  steht,  die  beiden  Hälften 
werden  aber  in  derselben  Lage  mit  Canadabalsam  wieder  an  einander 
gekittet.  Der  Br.-I.  des  Balsams  (n  =  1,549)  ist  kleiner  als  der  des 
ordentlichen  (u>  =  l,658)i  grösser  als  der  des  ausserordentlichen  Strahls 
(t  =  1,488  für  Strahlen  senkrecht  zur  Hauptaze);  in  Folge  dessen 
wird  beim  Durchgange  des  Lichtes  der  ordentliche  Strahl  an  der 
optisch  dünneren  Balsamschicht  total  reSectirt  und  durch  die  ge- 
schwärzten Seiten  des  Prismas  absorbirt. 

Die  Schwingungen  des  austretenden  ausserordentlichen  Strahls 
liegen  im  Hauptschnitt,  d.  h.  erfolgen  parallel  der  kürzeren  Diagonale 
der   das   Prisma   oben   und   unten   begrenzenden   Rhomben.     Nicol- 
sches  Prisma  oder  Nicol  (1828). 

Die  Vortheile  der  Nicols  vor  allen  übrigen  Polarisatoren  bestehen 
in  der  bequemen  Form  und  im  ungefärbten  Licht,  daher  werden  sie  fQr 
mineraloptische  Untersuchungen  fast  ausschliesslich  angewendet.  Durch 
etwas  veränderte  Constructionen  lassen  sich  auch  die  Mängel  des  kleinen 
Gesichtsfeldes  und  der  schrägen  Stellung  der  Fläche  ÄB^  welche  einen 
Theil  des  einfallenden  Lichtes  von  vornherein  reflectirt,  beseitigen  (Nicol 
von  Habtmann-Pbazmowski). 

Durch  die  Verbindung  zweier  Polarisatoren  mit  einander,  zumeist 
zweier  Nicols,  von  denen  der  eine  als  Polarisator,  der  andere  als  Analy- 
sator wirkt,  wie  in  Fig.  296  oder  durch  Verbindung  eines  reflectirenden 
Olasplattensatzes  als  Polarisator  mit  einem  Nicol  als  Analysator  wie  in 
Fig.  297,  erhält  man  ein  Polarisationsinstrument,  das  neben  der  Fest- 
stellung etwaiger  Doppelbrechung  noch  zu  vielen  anderen  krystalloptischen 
Untersuchungen  dient.    Da  Platten  anisotroper  Mineralien  charaktieristische 


Polarisationsinstramente. 


167 


Interferenzfiguren  erzeugen,  wenn  man  sie  im  convergent  polarisirten 
Licht  betrachtet,  so  werden  neben  Polarisationsapparaten,  in  welchen  die 
Lichtstrahlen  möglichst  parallel  ihren  Weg  durch  das  Instrument  nehmen, 
auch    solche    gebraucht,    in 

welchen     die     Lichtstrahlen  Fig.  296. 

sehr  stark  convergirend  durch 
das  zu  untersuchende  Object 
gehen.  Damit  wird  nämlich, 
wie  schon  S.  164  hervorge- 
hoben wurde,  dasselbe  er- 
reicht, als  wenn  die  Platte  die 
verschiedenste  Dicke  hätte  : 
es  müssen  also  farbige  Gurven 
auftreten.  —  Somit  hat  man 
ein  Polarisationsinstrument 
für  paralleles  und  ein  solches 
für  convergentes  Licht  zu 
unterscheiden. 

1.  Polarisations- 
instrument für  paral- 
leles Licht.  Fig.296j  rechts. 

Das  Stativ  A  trägt  ver- 
mittelst der  beiden  verschiebbaren 
Arme  B  und  C  die  beiden  Messing- 
tuben g  und  y. 

In  g  sitzt  drehbar  eine  wei- 
tere Röhre  f,  in  welcher  sich  die 
beiden  Linsen  e  und  e,  und  zwi- 
schen diesen  in  deren  Brennweite 
das  polarisirende  Prisma  p  be- 
finden, wodurch  die  vom  Spiegel  S 
durch  den  Nicol  fallenden  Licht- 
strahlen polarisirt  und  parallel 
gemacht  werden. 

üeber  den  Rand  des  Rohrs 
bei  h  lässt  sich  eine  Hülse  /  stül- 
pen, deren  gläserne  Deckplatte  als 
Objectträger  dient,  und  deren 
Drehung  um  die  Verticalaxe  auf 
dem  fest  stehenden  Noniuskrois  h 
bei  i  abgelesen  werden  kann. 

In  dem  Tubus  y  befindet  sich  ebenfalls  ein  Einsatzrohr  z,  über  welchem  dreh- 
bar der  analysirende  Nicol  q  steht,  dessen  Orientirung  auf  einer  Rreistheilung  bei  t 
bewirkt  werden  kann.  —  Um  den  einzelnen  in  einander  geschobenen  Röhren  eine 
feste  Stellung  zu  einander  geben  zu  können,  sitzen  an  demselben  Anschlagringe  bei  z' 


I 


168 


PolarisatioQsinstrumeiit  für  convergentes  Licht. 


Fig.  297. 


und  f,,  von  denen  einer  unter  dem  Instrument  besonders  abgebildet  ist.  Die  wei- 
teren Einzelheiten  der  Figur  dienen  für  die  stauroskopische  Untersuchung  und  finden 
dort  ihre  Besprechung. 

2.  Polarisationsinstrument  für  convergentes  Licht 
Flg.  296,  /mite. 

Für  die  Untersuchung  im  convergenten  Licht  dient  dasselbe  Instrument  mit 
der  Abänderung,  dass  dem  unteren  Tubus  oberhalb  der  Linse  e,  ein  System  (Con- 
densorsystem)  von  4  Sammellinsen  (ii)  eingefügt  ist,  während  das  Rohr  Z  durch  das 
Rohr  h  ersetzt  ist,    das   ebenfalls  4  Sammellinsen  (o)   und  ausserdem   in  besonderer 

Fassung  v  die  Ocularlinse  t  tragt  Durch 
die  Linsensysteme  n  und  o  wird  stark  con- 
vergirendes  Licht  erzeugt ;  durch  Abschrau- 
ben einzelner  Linsen  kann  jedoch  auch  die 
Brennweite  vergrössert  werden.  Innerhalb 
der  Brennweite  von  o  befindet  sich  noch 
ein  Glasmikrometer  (unmittelbar  über  o). 
Bei  z  kann  ein  zur  Bestimmung  des  Charak- 
ters der  Doppelbrechung  dienender  Quarz- 
keil oder  ein  Viertelundulationsglimmer- 
blättchen,  von  denen  später  die  Rede  sein 
wird,  eingeführt  werden.  — 

Dem  eben  geschilderten  Instrument 
entspricht  in  der  Hauptsache  das  in  der 
Fig.  297  dargestellte,  das  aber  einige  prak- 
tische Verbesserungen  namentlich  eine  Ver- 
grösserung  des  Gesichtsfeldes  aufweist  Es 
ist  für  convergentes  Licht  eingerichtet;  das 
dazu  erforderliche  Condensorsyatem  befindet 
sich  in  der  in  r  steckenden  Röhre  c,  kann 
aber  durch  Ausschaltung  des  Condensor- 
Systems  für  paralleles  Licht  umgewandelt 
werden.  In  dem  abhebbaren  Rohrstutzen  z 
ist  eine  Linse  gefasst,  welche  dazu  bestimmt 
ist,  das  Sehfeld  möglichst  gleichmässig  zu 
erleuchten.  Die  Fassung  dieser  Linse  ist 
von  derjenigen  des  Condensors  getrennt,  um 
durch  Auflegen  auf  dieselbe  bequem  far^ 
bige  Gläser  oder  sonstige  Lichtfilter  und 
.  femer  Glimmerblättchen  in  den  Strahlen- 
gang einschieben  zu  können.  An  Stelle  des 
unteren  Nicols  fungirt  ein  reflectirender  Glasplattensatz  als  Polarisator. 

Das  petrographischen  Zwecken  dienende  Mikroskop,  das  mit  2  Nicols  aus- 
gerüstet ist,  von  denen  der  Analysator  abnehmbar  ist,  während  der  Polarisator  in  einer 
Hülse  unterhalb  des  drehbaren  und  mit  Th eilkreis  versehenen  Objecttisches  sitzt, 
gestattet  die  Verwendung  als  Instrument  für  paralleles  Licht  ohne  Weiteres.  Um 
es  auch  für  die  Beobachtung  im  convergenten  Licht  gebrauchen  zu  können,  wird 
das  Ocular  entfernt  und  auf  den  unteren  Nicol  eine  Linse  (Condensorlinse)  aufge- 
setzt Zur  Vergrösserung  der  Bilder  dient  eine  über  dem  Objectiv  eingeschaltete 
Linse,  die  BsRTRAND^sche  Linse. 


Stauroskopiscfae  üntersnchongen.    Gerade  und  schiefe  Auslöschung.         169 

§  5.  üeber  die  vielfältige  Anwendung  der  beiden  Polarisations- 
instrumente wird  das  folgende  Capitel  Näheres  bringen,  hier  bei  der 
allgemeinen  Besprechung  der  Instrumente  ist  aber  zuvor  noch  die  An- 
wendung des  Polarisationsapparates  fQr  paralleles  Licht  als  Stauro- 
skop  zu  erörtern. 

Durch  die  Beobachtung  im  parallelen  Licht  wird  es  möglich,  die 
sogen.  Auslöschungsschiefe  zu  bestimmen,  d.  h.  den  Winkel,  den  die 
Hauptschnitte  einer  Erystallplatte  mit  einer  in  derselben  gelegenen  Kante 
machen.  Derartige  Untersuchungen  heissen  stauroskopische  und 
können  unter  anderem  zur  Bestimmung  des  Krystallsystems  dienen  in 
Fällen,  wo  dies  aus  Mangel  geometrischer  Begrenzung  nicht  möglich  ist. 
Das  gilt  namentlich  für  petrographische  Untersuchungen,  bei  welchen 
die  Mineralien  nur  in  Dünnschliffen  vorliegen. 

Nach  §  2  findet  dann  in  einer  Krystallplatte  völlige  Auslöschung 
statt,  sobald  die  Schwingungsrichtungen  der  Nicols,  deren  Lage  durch 
das  Fadenkreuz  markirt  wird,  zusammenfallen  mit  den  Polarisations- 
ebenen in  der  untersuchten  Erystallplatte.  Somit  ist  es  wenigstens  im 
Princip  eine  einfache  Aufgabe,  die  Lage  der  Schwingungsrichtungen 
einer  anisotropen  Erystallplatte  zu  ermitteln  und  diese  durch  Beziehung 
auf  geradlinige  umrisse  der  letzteren  oder  auf  hindurchgehende  Spalt- 
risse zahlenmässig  auszudrücken.  Ist  der  Winkel  0  oder  90^,  den  die 
Nicolfaden  mit  geradlinigen  Umrissen  oder  Spaltrissen  der  Erystallplatte 
in  dem  Augenblick  bilden,  wo  das  Maximum  der  Auslöschung  eintritt, 
80  nennt  man  diese  eine  gerade  Auslöschung,  andernfalls  eine 
schiefe  Auslöschung. 

Die  Bestimmung  des  Auslöschungswinkels  ist  deshalb  von  beson- 
derer Wichtigkeit,  weil  die  Polarisationsebenen  enge  Beziehungen  zu  der 
geometrischen  Symmetrie  des  Erystallsystems  der  Erystallplatte  auf- 
weisen ;  sie  fallen  mit  den  Symmetrielinien  der  Erystallplatte  zusammen. 
Daher  ergiebt  sich  im  Besonderen  die  Möglichkeit,  innerhalb  der  optisch 
2-axigen  Erystallsysteme ,  wo  die  vorhandenen  Symmetrieebenen  ver- 
schiedene Orientirung  zu  den  Polarisationsebenen  haben,  auf  optischem 
Wege  eine  Unterscheidung  zwischen  den  Erystallen  des  rhombischen, 
des  monoklinen  und  des  triklinen  Systems  zu  treffen.  Im  rhombischen 
System  fallen  die  3  Axenebenen  mit  Polarisationsebenen  zusammen,  daher 
wird  auf  allen  Pinakoiden  und  Prismen  die  Auslöschung  eine  gerade 
sein;  im  monoklinen  System  ist  nur  noch  die  Auslöschung  der  in  der 
Zone  der  Orthoaxe  liegenden  Flächen  bezw.  Erystallplatten  eine  gerade 
und  im  triklinen  System  giebt  es  überhaupt  nur  schiefe  Auslöschungen. 

Da  die  schiefe  Auslöschung  auf  correspondirenden  Erystallflächen 
der  gleichen  Mineralspecies  nur  innerhalb  gewisser  Grenzen  zu  schwanken 
pflegt,  so  dient  der  Auslöschungswinkel  nicht  selten  zur  bequemen  Unter- 


170  Bestimmung  des  Auslöschungswinkels.    Halbschattenapparate. 

Scheidung  sonst  ähnlicher  Mineralien ,   wie   es  z.  B.  beim  Augit  und  der 
Hornblende  der  Fall  ist. 

Da  ferner  die  Auslöschungsschiefe  abhängt  von  der  chemischen 
Constitution,  so  findet  sie  auch  mit  Vortheil  Verwendung  bei  der  Er- 
kennung und  Auseinanderhaltung  der  einzelnen  Glieder  isomorpher  Reihen 
im  monoklinen  und  triklinen  System;  den  ausgezeichnetsten  Gebrauch 
macht  man  davon  bei  den  Mineralien  der  Plagioklasgruppe. 

Endlich  dienen  die  genannten  Untersuchungen  auch  zur  sicheren 
und  schnellen  Erkennung  von  Zwillingen  bezw.  des  Zwillingsbaues  aniso- 
troper Erystalle.  Die  einzelnen  Individuen  eines  Zwillings  sind  natur- 
gemäss,  wenn  derselbe  in  Plattenform  zwischen  gekreuzte  Nicols  gebracht 
wird,  gegen  deren  Schwingungsebenen  verschieden  orientirt,  werden 
daher  verschiedene  Interferenzfarben  aufweisen,  oder  bei  Dunkelstellung 
eines  Individuums  wird  das  anstossende  in  Zwillingsstellung  befindliche 
Individuum  mehr  oder  minder  erhellt  erscheinen.  So  erkennt  man  mit 
einem  Blick  die  Zwillingsstructur  der  Plagioklase  und  des  Leucits  u.  a.  M. 
zwischen  gekreuzten  Nicols,  wo  dies  sonst  äusserlich  nicht  immer  leicht  ist. 

Zur  sicheren  Bestimmung  der  geraden  oder  schiefen  Auslöschung 
und  genauen  Messung  des  schiefen  Auslöschungswinkels  kommt  es  wesent- 
lich darauf  an,  dass  der  Eintritt  des  Maximums  der  Dunkelheit  scharf 
erkannt  wird.  Da  die  Lichtintensität  bei  der  Drehung  der  Objectplatte 
allmählich  abnimmt  und  ebenso  wieder  zunimmt,  so  hängt  die  Beurtheilung, 
ob  das  Maximum  der  Dunkelheit  gerade  eingetreten  ist,  viel  vom  sub- 
jectiven  Ermessen  ab.  Um  sich  in  dieser  Beziehung  unabhängig  und 
die  Auslöschung  fUr  das  Auge  deutlich  wahrnehmbar  zu  machen,  hatt« 
V.  KoBKLL  (1855)  dem  Instrumente  eine  senkrecht  zur  optischen  Axe 
geschnittene  Ealkspathplatte  beigegeben,  deren  Interferenzfigur,  ein 
schwarzes  Kreuz  (daher  der  Name  Stauroskop)  zwischen  concentrischen 
Farbenringen,  vollständig  symmetrisch  erschien,  sobald  die  Hauptschnitte 
der  Nicols  mit  denen  der  Platte  genau  zusammenfielen,  aber  bei  einer  Ab- 
weichung in  ihrer  Symmetrie  sofort  gestört  war.  Diese  Vorrichtung  genügt 
aber  nicht  völlig  der  Anforderung,  ebenso  wenig  wie  die  von  Brbzina 
angegebene  Doppelplatte,  bei  der  2  keilförmig  geschliffene  Ealk- 
spathplatten  über  einander  liegen.  Weitaus  sicherer  wirken  die  sogen. 
Halb  Schattenapparate,  die  auf  der  ungleichen  Lichtintensität  nicht 
symmetrisch  zu  den  Schwingungsrichtungen  der  Nicols  gestellter  Zwillinge 
beruhen.  Hierher  gehört  die  GALDERON^sche  Platte,  die  aus  einem 
künstlichen,  plangeschliffenen  Ealkspathzwilling  besteht,  dessen  beide 
Hälften  bei  der  geringsten  Abweichung  der  Nicolhauptschnitte  von  denen 
der  zu  untersuchenden  Objectplatte  deutlich  verschiedene  Lichtintensität 
aufweisen.  Ganz  analog  wirkt  die  BERTRAND^sche  Platte,  ein  künstlicher 
Quarzvierling,  aus  2  rechts-  und  2  linksdrehenden  Individuen  zusammen- 


Optische  EintheiluDg  der  Erystalle.  171 

gesetzt,  bei  der  die  mangelnde  Coincidenz  zwischen  den  Polarisations- 
ebenen der  Nicols  und  der  Objectplatte  sich  durch  verschiedene  Färbung 
der  4  Felder  zu  erkennen  giebt. 

Alle  die  genannten  Apparate  werden  entweder  mit  dem  oberen 
Nicol  des  Oculars  fest  verbunden  oder  sie  werden  einfach  dem  oberen 
Ocular  aufgelegt. 

Bei  dem  auf  S.  167  u.  168  geschilderten  PolarisationsiDstrument  (cf.  Fig.  296, 
rechts)  geschieht  die  Verbindung  der  stauroskopischen  Platten  mittelst  der  Überge- 
schobenen Hülse  h,  m  ist  die  Platte,  a  und  ß  sind  2  Diaphragmen.  Damit  die  Er- 
scheinung gut  sichtbar  ist,  wird  dem  Analysator  noch  eine  besondere  Linse  e  in  der 
Fassung  d  aufgesetzt.  Die  Messung  der  Auslöschungsschiefe  wird  dadurch  erleichtert 
und  genauer,  dass  die  zu  untersuchende  Platte  mit  der  charakteristischen  Kante 
durch  eine  Feder  gegen  eine  auf  dem  Objectträger  befindliche  Leiste  angepresst 
wird  (cf.  den  besonders  abgebildeten  Objectträger  oberhalb  des  Instrumentes  in 
Fig.  296,  rechts).  Steht  diese  Leiste  zuerst  einem  Nicol-Hauptschnitt  parallel  und 
wird  nun  dieselbe  mit  dem  beweglichen  Objectträger  soweit  herumgedreht,  bis  die 
beiden  Hälften  der  CALDERON*schen  oder  sonstigen  stauroskopischen  Platte  gleich- 
massig  gefärbt  sind,  so  entspricht  diese  Drehung  der  Auslöschungsschiefe,  die  nunmehr 
an  dem  feststehenden  Theilkreis  h  abgelesen  werden  kann. 


Capitel  V. 

§  1.  Emtheilung  der  Erystalle  in  7  optische  Klassen.    §  2.  Charakteristik 
der  optisch  isotropen  Medien.    §  8.   Charakteristik  der  optisch  einaxigen 

Erystalle.    §  4.  Charakteristik  der  optisch  zweiaxigen  Erystalle. 
§  5.  Die  circularpolarisirenden  Erystalle.    §  6.  Die  optischen  Anomalien. 

§  1.  Eintheilung  der  Krystalle  in  7  optische  Klassen. 
Während  die  Erystalle  nach  ihrer  geometrischen  Symmetrie  in  32  Klassen 
zerfallen,  lassen  sich  nach  der  Symmetrie  ihrer  optischen  Eigenschaften 
nur  7  Klassen  unterscheiden.  FUr  die  Unterscheidung  und  Charakte- 
risirung  derselben  können  ebenfalls  Symmetrieebenen  und  Symmetrie- 
axen  herangezogen  werden,  zu  denen  sich  die  optischen  Eigenschaften 
symmetrisch  gruppiren.  Ausserdem  kommt  dafür  noch  die  A  x  e  der 
Isotropie  in  Betracht,  das  ist  eine  Richtung  von  der  Eigenschaft, 
dass  alle  durch  sie  gelegten  Ebenen  gleiche  Schnitte  der  Indexfläche 
bezw.  des  PßEsNEL'schen  Ellipsoids  erzeugen. 

Eine  üebersicht  über   die   7  optischen  Klassen   folgt   nachstehend: 

I.  Abtheilung.     Optisch  isotrope  Erystalle. 

Jeder  Durchmesser  der  Indexfläche  ist  eine  Axe  der  Isotropie. 
1.   Klasse.     Jede  Ebene  ist   eine   optische  Symmetrieebene;  jede 
Gerade  ist  eine  optische  Axe.     Ausgezeichnet  durch   einfache  Brechung. 


172  Optische  Eintheiluog  der  Erystalle. 

2.  Klasse.  Keine  optische  Symmetrieebene,  dagegen  ist  jede 
Gerade  eine  optische  Axe.     Ausgezeichnet  durch  Gircularpolarisation. 

n.  Abtheilung.     Optisch  anisotrope  Krystalle. 

A.  Optisch  einaxige  Krjstalle« 

Mit  einer  Axe  der  Isotropie,  die  mit  der  optischen  Axe  zu- 
sammenfällt. 

3.  Klasse.  Jede  durch  die  optische  Axe  hindurchgehende,  sowie 
die  auf  ihr  senkrecht  stehende  Ebene  ist  optische  Symmetrieebene. 

4.  Klasse.  Keine  optische  Symmetrieebene.  Ausgezeichnet  durch 
Gircularpolarisation  in  der  Richtung  der  optischen  Axe. 

B.  Optisch  Kweiaxige  Krystalle. 

Ohne  Axe  der  Isotropie. 

5.  Klasse.  3  senkrecht  auf  einander  stehende  optische  Symmetrie- 
ebenen, deren  Durchschnitte  3  Symmetrieaxen  geben. 

6.  Klasse.  1  optische  Symmetrieebene  und  1  darauf  senkrechte 
Symmetrieaxe. 

7.  Klasse.  Keine  optischen  Symmetrieebenen  und  keine  Sym- 
metrieaxen. 

Die  Bedeutung  der  vorstehend  aufgeführten  7  Klassen,  die  nach 
ihrem  optischen  Verhalten  scharf  unterschieden  sind,  liegt  darin,  dass 
sie  mit  bestimmten  geometrischen  Symmetrieklassen  correspondiren  und 
somit  deren  Erkennung  auf  optischem  Wege  bewirken  lassen.  So  ent- 
sprechen die  optischen  Klassen  1  und  2  dem  regulären  System,  die 
Klassen  3  und  4  entfallen  auf  die  Krystalle  des  hexagonalen  und  tetra- 
gonalen  Systems,  Klasse  5  entspricht  dem  rhombischen,  Klasse  6  dem 
monoklinen  und  Klasse  7  dem  triklinen  System. 

In  der  nachfolgenden  Charakterisirung  der  optischen '  Abtheilungen 
und  Klassen  sind  zunächst  die  5  Klassen  1,  3,  5,  6  und  7  behandelt, 
weil  diese  fast  die  Gesammtheit  der  krystallisirten  Mineralien  umfassen. 
Die  beiden  circularpolarisirenden  Klassen  2  und  4  finden  unter  den 
Mineralien  nur  Vertreter  im  Quarz  und  Zinnober;  sie  erscheinen  daher 
gewissermassen  als  Ausnahmen;  ihre  Besonderheiten  finden  im  §  5 
dieses  Capitels  Besprechung. 

Zur  Beobachtung  und  Untersuchung  der  optischen  Eigenschaften  der  Erystalle 
werden  aus  denselben  durch  Schneiden  und  Schleifen  nach  bestimmten  Richtungen 
orientirte  planparallele  Platten  oder  durch  Ausnützung  der  natürlichen  Spaltflächen 
Spaltblättchen  hergestellt.  An  Stelle  dieser  oft  sehr  umständlichen  HersteUnngs- 
art  ist  unlängst  von  C.  Klein  (Üeber  eine  Methode,  ganze  Erystalle  oder  Bruchstücke 
derselben  zu  Untersuchungen  im  parallelen  und  im  convergenten  polarisirten  Lichte 


I.  Abth.    Optisch  isotrope  Medien.  173 

zu  verwenden.  Sitzungsbericht  d.  kgl.  Pr.  Akad.  d.  Wiss.  1890,  S.  847,  siehe  auch 
ibid.  1890,  S.  703)  ein  weit  allgemeineres  und  bequemeres  Verfahren  in  Vorschlag 
gebracht  und  angewendet  worden,  welches  auf  dem  Princip  beruht,  dass  ganze  Kry- 
stalle  oder  Bruchstücke  derselben  trotz  relativ  beträchtlicher  Dicke  und  des  Vor- 
handenseins verschiedener  Begrenzung^flächen  und  Kanten  die  Wahrnehmung  des 
optischen  Verhaltens  (Auslöschung,  Interferenzfiguren,  Lage  der  optischen  Axen, 
optische  Structur,  Pleochroismus  etc.)  gestatten,  sobald  sie  in  ein  Medium  von  nahezu 
gleichem  Br.-I.  getaucht  sind,  da  dadurch  die  sonst  hinderliche  Totalreflexion  be- 
seitigt wird.  Als  solche  Medien  empfiehlt  Klein  Canadabalsam  (n  =  1,536),  Kalium- 
queeksilbeijodid  (bei  spec.  Gew.  =  3,16  ist  fij>  =  1,726,  durch  Verdünnung  mit  Wasser 
ist  n  zu  erniedrigen),  Methylei\jodid  (bei  16^  C.  ist  tij)  =  1,741;  durch  Benzol  kann  n 
erniedrigt  werden).  —  Zur  Ausführung  wird  der  Krystall,  so  wie  er  ist,  in  der  zu 
untersuchenden  Stellung  mit  Wachs,  zähem  Canadabalsam  etc.  auf  einem  Object- 
träger  fixirt,  darüber  der  Abschnitt  einer  Glasröhre  gestülpt  und  letztere  mit  einem 
passenden  Medium  aufgefüllt. 

§  2.  I.  Abtlieiluug.  Optiseli  isotrope  Medien.  Hierher  gehören 
alle  regulär  krystallisirenden  Mineralien;  ausserdem  weisen  auch  die 
amorphen  Substanzen  das  gleiche  optische  Verhalten  auf. 

Da  die  wenigen  circularpolarisirenden  Substanzen  dieser  Abtheilung 
unter  den  Mineralien  keine  Vertreter  haben,  so  deckt  sich  diese  Ab- 
theilung mit  Klasse  1. 

Die  Indexf lache  ist  eine  Kugel,  d.  h.  die  Brechungsindices  bezw. 
Fortpflanzungsgeschwindigkeiten  des  Lichtes  sind  von  der  Richtung  un- 
abhängig. Ein  eintretender  Lichtstrahl  erleidet  einfache  Brechung,  und 
für  die  Strahlen  fläche  folgt,  dass  dieselbe  ebenfalls  durch  eine  Kugel 
repräsentirt  wird. 

Bei  gekreuzten  Nicols  sowohl  im  parallel  wie  im  convergent  polari- 
sirten  Licht  herrscht  bei  jeder  Orientirung  der  Krystallplatte  Dunkel- 
heit. —  Die  Bestimmung  des  einen  Brechungsindex  erfolgt  nach  den 
auf  S.  152 — 160  beschriebenen  Methoden. 

Für  die  Unterscheidung  amorpher  Mineralien  von  regulär  kry- 
stallisirten  ist  der  Mangel  oder  das  Vorhandensein  krystallographischer 
Begrenzung  und  einer  irgendwie  beschaffenen  Structur  massgebend. 

Brechungsindices  einiger  regulär  krystallisirenden  Mine- 
ralien. Diamant.  »  =  2,407  (roth),  =  2,417  (gelb),  =  2.427  (grün).  Zinkblende. 
«=: 2,341  (roth),  =  2,869  (gelb).  Flussspath.  n  -  1,435  (gelb).  Steinsalz.  «  =  1,5442 
(gelb).  Spinell,  n  =  1 ,72  (gelb).  Alaun.  «  :=  1,4563  (gelb).  Granat  (Pjrop). 
n  =  1,79  (roth). 

§  3.  II.  Abtheilung.  Optisoh  anisotrope  Medien.  Optisch  ein- 
axige  Ery  stalle.  Hierher  gehören  die  Erjstalle  des  hexagonalen 
und  tetragonalen  Systems  oder  die  oben  genannten  Klassen  3  und  4, 
Yon  denen  die  Klasse  4  als  circularpolarisirend  hier  aber  zunächst  ausser 
Betracht  bleibt.  Sie  haben  eine  Axe  der  Isotropie,  die  mit  der  optischen 
Axe  zusammenfällt. 


174         II.  Abth.     Optisch  anisotrope  Medien.     Optisch  einaxige  Krystalle. 

A.  Allgemeine  Eigenschaften. 

In  allen  Richtungen  tritt  Doppelbrechung  ein  mit  Ausnahme  der 
einen  Richtung  der  optischen  Axe. 

Die  Indexfläche  ist  ein  Rotationsellipsoid,  dessen  Rotationsaxe 
mit  der  optischen  Axe,  d.  h.  der  krystallographischen  Vertical-  oder 
Hauptaxe  zusammenfallt.  Nach  S.  148  ist  die  Indexfläche  geeignet  zur 
Bestimmung  der  Brechungsindices  bezw.  der  Geschwindigkeiten  und  der 
Schwingungsrichtungen  eines  in  einem  anisotropen  Medium  sich  fort- 
bewegenden Lichtstrahles.  Alle  in  einem  solchen  EUipsoid  möglichen 
Schnitte  stimmen  darin  überein,  dass  eine  der  beiden  senkrecht  auf  ein- 
ander stehenden  Axen  constant  ist,  während  die  Grösse  der  anderen 
Axen  Yon  der  Lage  des  Schnittes  abhängt,  sich  also  mit  der  Fort- 
pflanzungsrichtung des  Lichtstrahls  ändert. 

Daraus  geht  hervor,  dass  von  den  in  allen  anisotropen  Richtungen 
auftretenden  beiden  Lichtstrahlen  der  eine  parallel  der  allen  Schnitten 
gemeinsamen  Axe  schwingt,  demnach  also  mit  constanter  Geschwindig- 
keit fortschreiten  muss,  während  der  andere  Strahl,  der  senkrecht  zum 
ersten  schwingt,  je  nach  seiner  Richtung  eine  wechselnde  Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit annimmt.  Immer  aber  besitzen  alle  Strahlen,  die  sym- 
metrisch um  die  Hauptaxe  gruppirt  sind,  die  gleiche  Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit. 

Der  erste  der  beiden  Strahlen  heisst  der  ordentliche;  er  besitzt 
einen  Br.-Index,  welcher  von  der  Richtung  unabhängig  ist  und  dem- 
jenigen des  in  der  Richtung  zur  optischen  Axe  fortschreitenden,  also 
senkrecht  dazu  schwingenden  einfachen  Lichtstrahls  entspricht;  der  andere 
heisst  der  ausserordentliche  Strahl ;  die  Grösse  seines  Br.-Index  wechselt 
mit  der  Richtung;  er  erreicht  einen  gi*ö8sten  oder  kleinsten  Werth  in 
der  Fortpflanzungsrichtung  senkrecht  zur  optischen  Axe  und  ist  in  allen 
mit  Bezug  zur  Hauptaxe  symmetrischen  Richtungen  der  gleiche. 

Die  Gestalt  der  Indexfläche  ist  bestimmt,  sobald  o),  der  Br.-Index 
des  ordentlichen  Strahles  und  e,  der  Br.-Index  desjenigen  ausserordent- 
lichen Strahles,  der  sich  in  der  Richtung  senkrecht  zur  optischen  Axe 
fortbewegt,  bekannt  sind.  Alle  zwischen  o)  und  e  liegenden  ausser- 
ordentlichen Br.-Indices  folgen  dann  unmittelbar  aus  der  Betrachtung  der 
zugehörigen  Indexfläche  als  deren  jedesmaligen  Radienvectoren. 

Je  nachdem  die  Geschwindigkeit  des  ordentlichen  Strahles  o  grösser 
oder  kleiner  ist,  als  die  des  ausserordentlichen  Strahles  e,  unterscheidet 
man  2  Klassen  von  optisch  1-axigen  Erystallen: 

optisch  positive  Krystalle    o  ]>  e  und  somit  a>  <^  c  und 
optisch  negative  Krystalle  0  <[  C  und  somit  w  ]>  e 

Da  ein  in  der  Richtung  der  optischen  Axe  sich  fortpflanzender  Strahl  stets  die 
Schwingungsrichtung  und  Geschwindigkeit  ordentlicher  Strahlen   hat,  so   entspricht 


Optische  Eigenschaften  der  einaxigen  Erystalle. 


175 


in  opiiscli  positiven  Krystallen  die  optische  Axe  der  Richtung  der  grössten,  in 
optisch  negativen  Krystallen  der  kleinsten  Geschwindigkeit.  Femer  wird  die  I  n  d  e  x> 
fläche  positiver  Erystalle  ein  in  der  Richtung  der  optischen  Axe  verlängertes,  in 
negativen  Krystallen  ein  in  gleicher  Richtung  verkürztes  Rotationsellipsoid  sein, 
während  es  für  die  Frxsnfl's  Fläche  @  gerade  umgekehrt  ist. 

Die  Angabe,  ob  ein  Erystall  optisch  positiv  oder  negativ  ist,  heisst 
dessen  optische  Charakteristik  oder  sein  Sinn  der  Doppel- 
brechung. Die  Methoden  zur  Bestimmung  der  optischen  Charakteristik 
sind  auf  S.  178  f.  näher  beschrieben.  Optisch  positiv  sind  Quarz,  Zirkon, 
Zinnstein,  Eis  etc.,  negativ  Ealkspath,  Apatit,  Turmalin,  Beryll,  Sap- 
phir  u.  a. 

Strahlen  fläche.  Dieselbe  besteht  aus  2  Schalen,  einer  Kugel, 
der  Oberfläche  der  ordentlichen  Welle,  und  einem  Rotationsellipsoid,  der 
Oberfläche  der  ausserordentUchen  Welle.  In  den  optisch  positiven  Kry- 
stallen umhüllt  die  Kugel  das  Rotationsellipsoid,  in  den  optisch  negativen 
Krystallen  umschliesst  das  Rotationsellipsoid  die  Kugel.  In  den  Enden 
der  Hauptaxe  berühren   sich   beide 


Fig.  298. 


Fig.  299. 


Oberflächen.  Fig.  298  stellt  den 
Querschnitt  eines  positiven,  Fig.  299 
den   eines  negativen  Krystalls   dar. 

Ans  der  Beschaffenheit  der  Index- 
fläche  geht  hervor,  dass  in  jedem  optisch 
einaxigen  Medium  sich  2  Wellen  fortbe- 
wegen, von  denen  der  einen,  welches  auch 

sonst  ihre  Richtung  sein  mag,  eine  constante  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  zu- 
kommt, deren  Oberfläche  also  nach  der  Zeiteinheit  durch  eine  Kugel  dargestellt 
wird.  Das  ist  die  ordentliche  Welle.  Dagegen  muss  die  Oberfläche  der  anderen 
(ausserordentlichen)  Welle  bei  ihrer  variablen,  aber  zur  Hauptaxe  symmetrischen 
Fortpflanzungsgeschwindigkeit  ein  Rotationsellipsoid  sein.  In  der  Richtung  der  opti- 
schen Axe  ist  die  Geschwindigkeit  beider  Wellen  gleich  gross,  an  deren  Enden 
müssen  sich  also  beide  Oberflächen  .berühren.  In  den  optisch  positiven  Krystallen 
ist  die  ordentliche  Welle  die  schnellere,  daher  umschliesst  die  Kugel  das  EUipsoid, 
in  den  optisch  negativen  Krystallen  ist  es  umgekehrt. 

B.   Interferenzerscheinungen    optisch    einaxiger  Kry- 
stalle  bei  gekreuzten  Nicols. 

1.  Erystallplatten  im  parallelen  polariBirten  Licht. 

a)   Platten   senkrecht   zur   optischen   Axe. 

Die  Platte  bleibt  in  jeder  Stellung  während  einer  vollen  Umdrehung 
Yon  360^  dunkel;  sie  verhält  sich  ganz  wie  eine  isotrope  Platte. 

Da  in  der  Richtung  der  optischen  Axe  keine  Zerlegung  stattfindet,  so  setzt 
der  mit  der   Schwingungsrichtung   des  unteren  Nicols   eintretende  Lichtstrahl   mit 


176  Optische  Eigenschaften  der  einaxigen  Krjstalle. 

gleicher  Schwingungsrichtung  seinen  Weg  durch  die  Platte  fort,  muss  also  von  dem 
senkrecht  stehenden  Analysator  ausgelöscht  werden. 

Bei  parallelen  Nicols  herrscht  natürlich  während  der  vollen  ümdrehong 
Helligkeit. 

b)   Platten   schief  zur   optischen    Axe. 

Bei  einer  vollen  Umdrehung  findet  viermalige  Auslöschung  statt 
dazwischen  ist  die  Platte  erhellt  und  bei  Anwendung  weissen  Lichtes 
gefärbt. 

Die  Erklärung  für  diese  Erscheinung  ist  Cap.  IV  §  2  u.  3  auf  S.  163  f. 
gegeben. 

2.  im  convergenten  polarisirten  Licht. 

a)  Platten  senkrecht  zur  optischen   Axe. 

Bei  Anwendung  homogenen  Lichtes  zeigt  sich  ein  System  dunkler 
concentrischer  Ringe,  durchzogen  von  einem  schwarzen  Kreuz,  dessen 
Lage  zusammenfällt  mit  den  beiden  Nicolhauptschnitten  (Fig.  300).  Im 
weissen  Licht  erscheinen  dagegen  concentrische  farbige  Ringe,  die  eben- 
falls von  einem  dunklen  Kreuz  durchzogen  werden. 

Fig.  800.  Fig.  301. 

Ulk 


iir 


4-M 


A' 


//  ^ 


Eine  Drehung  der  Platte  um  360®  verändert  die  Interferenzfigur 
in  keiner  Weise. 

Erklärung.  Das  aus  dem  unteren  Nicol  auf  die  Platte  fallende  Licht  bildet 
in  Folge  seines  Weges  durch  ein  System  von  Zerstreuungslinsen  ein  Bündel  diver- 
girender  Strahlen,  die  unter  verschiedenen  Winkeln  und  in  verschiedener  Orientirung 
zu  der  optischen  Axe  der  Krystall platte  letztere  durchziehen.  —  Der  in  der  Rich- 
tung der  optischen  Axe  verlaufende  Strahl  erleidet  keine  Doppelbrechung;  er  wird 
demnach  vom  oberen  Nicol  ausgelöscht  und  liefert  im  Verein  mit  allen  nahezu 
parallelen  Lichtstrahlen,  die  als  solche  eine  entsprechende  Lichtschwächung  erfahren, 
das  dunkle  Centrum  der  Interferenzfigur.  Alle  übrigen  Strahlen  müssten  sich  nun 
in  der  Platte  in  2  Schwingungscomponenten  zerlegen,  von  denen  —  sobald  man 
sich  die  gesammten  Strahlen  kreisförmig  (in  Kegelmänteln)  auf  die  Platte  auffallend 
denkt  —  die  eine  (ordentliche)  tangential,  die  andere  (ausserordentliche)  radial 
schwingt.    Da  aber  das  Licht  schon  polarisirt  in  die  Platte  tritt,  so   wird  für  die 


Optische  Eigenschaften  der  einaxigen  Xrystalle.  177 

darauf  senkrechte  Schwingnngsrichtung  der  Platte  die  Componcnte  gleich  Null. 
Demnach  entsteht  ein  dunkler  Balken  senkrecht  zur  Schwingungsrichtung  des  unteren 
Nicola.  Aber  ebenso  muss  parallel  dazu  ein  dunkler  Balken  sich  bilden,  weil  die 
Schwin^ngsrichtung  des  unteren  Nicok  sich  in  der  entsprechenden  Richtung  der 
Platte  unzerlegt  fortsetzt  und  somit  vom  gekreuzten  oberen  Nicol  ausgelöscht  wird. 
Die  Arme  des  dunklen  Kreuzes  verlaufen  demnach  in  der  Richtung  der  Nicolhauptschnitte. 

Die  concentrischen  dunklen  Ringe  der  Interferenzfigur  kommen  dadurch  zu 
Stande,  dass  die  beiden  Strahlen,  in  die  ausser  den  bisher  erwähnten  alle  Übrigen 
sich  zerlegen,  einen  verschiedenen  Weg  durch  die  Platte  nehmen  und  demgemäss 
einen  Gangunterschied  erleiden.  Beim  Austritt  aus  der  Platte  werden  aber  jedes 
Mal  Strahlen  verschiedener  Schwingungsrichtung  zusammentreffen,  sodass  sie  ihren 
weiteren  Weg  zum  Polarisator  gemeinsam  fortsetzen  (s.  Fig.  301,  wo  die  Strahlen 
FH  und  DH  nach  ihrem  Austritt  zusammenfallen)  und  im  Analysator  zur  Inter- 
ferenz gelangen.  Darunter  befinden  sich  nun  auch  in  bestimmten  Abständen  und  in 
concentiisch-ringfSrmiger  Anordnung  wiederkehrend  solche  mit  einander  interferirende 
Strahlen,  deren  Gangunterschied  eine  ungerade  Anzahl  halber  Wellenlängen  beträgt, 
die  sich  also  bei  der  Interferenz  ganz  aufheben,  demnach  concentrische  dunkle  Ringe 
erzeugen. 

Bei  Anwendung  weissen  Lichtes  kann  durch  die  Interferenz  niemals 
völlige  ringförmige  Auslöschung  des  Lichtes  eintreten,  denn  wenn  auch  z.  B.  an  be- 
stimmter Stelle  die  violetten  Strahlen  ausgelöscht  werden,  so  ist  es  an  derselben 
Stelle  für  die  übrigen  Farben  des  angewendeten  Lichts  nicht  der  Fall.  Es  müssen 
im  weissen  Licht  also  farbige  Ringe,  sogen,  isochromatische  Curven,  in  der 
Reihenfolge  der  NewTON^schen  Farben  mit  einander  abwechseln.  Das  schwarze  Kreuz 
bleibt  jedoch  erhalten. 

Anm.  1.  Bei  parallelen  Nicols  treten  an  Stelle  des  dunklen  Kreuzes  und  der 
dunklen  EUnge  2  helle  Balken  und  helle  Ringe;  die  farbigen  Ringe  bei  Anwendung 
weissen  Lichtes  erscheinen  in  den  complementären  Farben. 

Anm.  2.  Der  Abstand  der  dunklen  Ringe  ändert  sich  mit  der  Farbe  des  au- 
fgewendeten homogenen  Lichtes ;  er  ist  geringer  bei  blauem  als  bei  rothem  Licht.  — 
Femer  hängt  der  Abstand  der  Ringe  von  der  Dicke  der  Platte  (bei  Platten  unter 
1  mnoL  wird  die  Interferenzfigur  im  Allgemeinen  nicht  sichtbar,  weil  die  Rin^e  zu 
weit  aus  einander  treten)  und  von  der  Stärke  der  Doppelbrechung  ab.  Je  stärker 
die  letztere  ist,  d.  h.  je  grösser  der  Unterschied  zwischen  (u  und  t,  um  so  enger 
werden  die  Ringe. 

Anm.  3.  Die  Interferenzfigur  des  Kalkspaths  wurde  zuerst  von  Brewster, 
WoLLASTON,  BiOT  uud  Sebbbck  (1813—1816)  beobachtet;  die  Erklärung  gab  Airt  1830. 

b)  Platten  parallel  oder  schief  zur  optischen  Axe. 

Die  entstehende  Interfereozfigur  hat  wenig  praktisches  Interesse. 
An  Stelle  der  dunklen  Ringe  treten  hyperbolische  Streifensysteme.  Das 
schwarze  Kreuz  rückt  zur  Seite  und  hinterlässt  nur  einen  einzelnen  Arm. 
Jedoch  sind  diese  Interferenzerscheinungen  nur  in  sehr  dünnen  Platten 
sichtbar;  in  dickeren  erscheint  das  Weiss  höherer  Ordnung. 

C.  Bestimmungsmethoden. 

a)  Bestimmung  der  Brechungs-Indices. 

Dieselbe  erfolgt  nach  den  Gap.  III  §  4  beschriebenen  Methoden 
mit  der  alleinigen  Abänderung,   dass   es   sich  um   die  Bestimmung  von 

Elockmann,  Mineralogie.    S.  Aufl.  12 


178     Bestimm ung  des  Charakters  der  Doppelbrechung  in  einazigen  Erystallen. 

2  Br.-Indices,  o>  und  s  handelt,  dass  also  die  Br.-Indices  in  bestimmten 
Richtungen  gemessen  werden  müssen. 

1.  mittelst  Prismas  und  Beobachtung  des  Minimums  der  Ab- 
lenkung. 

Siehe  S.  152  f.  Die  bequemste  Art,  an  einem  einzigen  Prisma  beide  Br.-Indices 
zu  erhalten,  ist  dann  gegeben,  wenn  die  brechende  Kante  desselben  der  Hauptaxe 
parallel  läuft.  Alsdann  beobachtet  man  im  Spectrometer  unmittelbar  das  doppelte 
Bild  des  Spaltes,  yon  denen  eines  dem  ordentlichen,  das  andere  dem  ausserordent- 
lichen Strahl  angehört.  Die  Unterscheidung  wird  durch  einen,  dem  Ocular  vor- 
gesetzten Nicol  bewirkt.  Steht  die  Schwingungsebene  des  letzteren  (kürzere  Diagonale) 
parallel  der  Prismakante,  so  wird  der  ordentliche,  steht  sie  zu  ihr  senkrecht,  so 
wird  der  ausserordentliche  Strahl  ausgelöscht. 

Ein  einziges  Prisma  reicht  auch  zur  Bestimmung  beider  Indioes  aus,  wenn 
dessen  brechende  Kante  senkrecht  zur  Hauptaxe  steht  und  diese  letztere  den  Winkel 
an  der  brechenden  Kante  halbirt.  Von  den  beiden  Spaltbildem  giebt  daq^ige.  das 
durch  den  vorgehaltenen  Nicol  sichtbar  bleibt,  sobald  dessen  Schwingungsebene 
parallel  der  brechenden  Kante  liegt,  den  Index  o>,  während  bei  senkrechter  Stellung 
des  Nicols  der  Index  t  bestimmt  werden  kann. 

2.  aus  der  Totalreflexion. 

Alle  die  auf  S.  154  f.  beschriebenen  Methoden  und  Instrumente  eignen  sich  zn 
diesem  Zweck.  —  Nur  wenn  die  Platte  derartig  orientirt  ist,  dass  ihre  optische  Axe 
der  reflectirenden  Fläche  parsllel  läuft  und  senkrecht  auf  der  Drehaxe  des  Instru- 
mentes steht,  werden  die  auffallenden  Strahlen  ausschliesslich  als  ordentliche  reflec- 
tirt ;  eine  solche  Platte  gestaltet  somit  nur  die  Bestimmung  von  a> ;  bei  jeder  anderen 
Orientirung  jedoch  lassen  sich  beide  Br.-Indices  tu  und  t  neben  einander  an  derselben 
Platte  bestimmen,  da  die  Strahlen  zur  einen  Hälfte  als  ordentliche,  zur  anderen  als 
ausserordentliche  reflectirt  werden.  Die  Unterscheidung  wird  auch  hier  wieder  wie 
bei  1.  durch  einen  vorgesetzten  Nicol  bewirkt,  sodass  man  nach  einander  beide 
Grenzen  der  totalen  Reflexion  einstellen  kann. 

8.  Auch  die  Methode  des  Herzogs  von  Chaulnes  kann  zur  Bestimmung 
der  beiden  Br.-Indices  nutzbar  gemacht  werden;  es  bedarf  aber  dazu  2  Platten,  die 
eine  parallel,  die  andere  senkrecht  zur  optischen  Axe. 

b)  Bestimmung  des  Charakters  der  Doppelbrechung. 

Durch  den  Charakter  der  Doppelbrechung  eines  optisch  einaxigen 
Krystalls  wird  angegeben,  ob  w  <[  s  (optisch  positiv)  oder  o)  ]>  s  (op- 
tisch negativ)  ist.  Vergl.  S.  175.  Der  Charakter  ist  natürlich  ohne 
Weiteres  gegeben,  sobald  die  Werthe  von  a>  und  e  vorliegen.  Aber  da 
es  sich  nur  um  die  relative  Grösse  von  o>  und  8  handelt,  so  ist  der 
Charakter  schon  bestimmt,  wenn  man  nur  weiss,  in  welcher  Richtung 
der  zu  untersuchenden  Erystallplatte  der  ordentliche  Strahl  schwingt 
und  ob  dies  die  Richtung  der  grösseren  oder  kleineren  Geschwindigkeit 
ist.  Der  ordentliche  Strahl  schwingt  stets  senkrecht  zur  Hauptaxe;  ent- 
spricht diese  Richtung  der  schnelleren  Geschwindigkeit,  so  ist  der  Ery- 
stall  optisch  positiv,  sonst  negativ. 


Bestimmnng  des  Charakters  der  Doppelbrechung  in  einaxigen  Erystallen.     179 

Die  Richtung  der  Hauptaze  folgt  aus  der  Orientirung  der  Platte 
und  gilt  für  die  Folge  als  bekannt.  Die  grössere  oder  geringere  Ge- 
schwindigkeit wird  mit  einer  doppelbrechenden  Hülfsplatte  bestimmt, 
auf  der  die  Richtung  der  grösseren  oder  kleineren  Geschwindigkeit 
irgendwie  markirt  ist  Der  Benutzung  dieser  Hülfsplatte  liegt  folgendes 
Piincip  zu  Grunde. 

Legt  man  eine  solche  Platte  so  auf  die  Objectplatte,  dass  in  beiden 
die  Schwingungsrichtungen  der  grösseren  und  ebenso  der  kleineren  Ge- 
schwmdigkeiten  zusammenfallen,  so  hat  das  die  Wirkung,  als  ob  die 
Objectplatte  dicker,  bezw.  die  Phasendifferenz  ihrer  beiden  Strahlen 
grösser  geworden  sei.  Die  vom  Analysator  erzeugte  Interferenzt'arbe 
wird  nach  dem  rothen  Ende  des  Spectrums  verschoben  oder  von  höherer 
Ordnung  sein  müssen  als  ohne  Hülfsplatte,  und  wenn  Interferenzcurven 
sichtbar  sind,  so  werden  sich  diese  verengern,  umgekehrt  muss  die 
Interferenzfarbe  in  ihrer  Ordnung  sich  vermindern,  wenn  die  Richtung 
der  grössten  Geschwindigkeit  in  der  Hülfsplatte  zusammenfallt  mit  der 
kleinsten  in  der  Objectplatte,  was  bei  Interferenzcurven  einer  Erweiterung 
der  Ringe  entspricht.  Im  Einzelnen  ändert  sich  das  Verfahren,  je  nach- 
dem die  zu  untersuchenden  Platten  dick  oder  dünn  sind. 

1.  Bei  dünnen  Platten  (Dünnschliffen),  die  nur  Farben  niederer 
Ordnung  zwischen  gekreuzten  Nicols  zeigen,  geht  man  am  besten  von 
der  Abänderung  der  Interferenzfarbe  aus,  untersucht  daher  im  parallelen 
Licht  und  bedient  sich  als  Hülfsplatten  Gyps-  oder  Glimmerlamellen. 

a)  mittelst  Gypsplatte  vom  Roth  I.  Ordnung. 

Die  Gypsplatte  ist  so  dünn  gespalten,  dass  sie  das  Roth  I.  Ordnung 
zeigt.  Die  Richtung  ihrer  schnellsten  Schwingung  ist  äusserlich  markirt. 
Die  zu  untersuchende  Krystallplatte  wird  zwischen  gekreuzten  Nicols  so 
auf  den  Objecttisch  orientirt,  dass  sie  am  hellsten  erscheint,  was  dann 
statthat,  wenn  ihre  Schwingungsrichtungen  um  45®  gegen  diejenigen 
der  Nicols  gedreht  sind.  Dann  wird  die  Gypsplatte  in  einen  besonderen 
und  ebenfalls  um  45^  gegen  die  Nicolhauptschnitte  orientirten  Schlitz 
gesteckt.  Dabei  verändert  sich  die  Interferenzfarbe  der  Objectplatte. 
Findet  eine  Erhöhung  der  Ordnung  statt,  ein  Blasserwerden  der  Farben, 
so  correspondiren  gleiche  relative  Geschwindigkeiten  in  den  beiden 
Platten;  sind  die  Farben  in  ihrer  Skala  erniedrigt  oder  sind  sie  lebhafter 
geworden,  so  fallt  die  grösste  Geschwindigkeit  der  Objectplatte  mit  der 
kleinsten  in  der  Hülfsplatte  zusammen.  Dadurch  dass  man  den  Object- 
tisch um  90®  dreht,  wird  die  Erscheinung  gerade  umgekehrt,  was  zur 
Controle  dient.  Unter  Berücksichtigung  der  Lage  der  Schwingungs- 
richtungen in  der  Objectplatte  ergiebt  sich  aus  dieser  Feststellung  der 
Charakter  der  Doppelbrechung. 


180     Bestimmung  des  Charakters  der  Doppelbrechung  in  einazigen  Eiystallen« 

b)  mittelst  des  Yiertelundulations-Glimmerblättchens. 

Wenn  die  Objectplatte  nicht  nur  dünn  ist,  sondern  zugleich  sehr 
schwach  doppelt  bricht,  empfiehlt  sich  die  Anwendung  einer  Glimmer- 
spaltlamelle  von  solcher  Dünne  (etwa  V^o  mm),  dass  die  Phasendifferenz 
ihrer  beiden  Schwingungen  für  mittlere  (gelbe)  Farben  ^/a  X  beträgt 
Diese  Platte  wird  in  den  unter  45®  gegen  das  Fadenkreuz  gewendeten 
Schlitz  des  Instrumentes  eingeführt  und  färbt  für  sich  das  Gesichtsfeld 
blaugrau.  Die  auf  dem  Drehtisch  liegende  Objectplatte  ändert  je  nach 
ihrer  Orientirung  diese  Färbung  in  helleres  Roth  oder  in  dunkleres  Blau 
ab.  Im  ersten  Fall  correspondiren  die  grösseren  und  ebenso  kleineren 
Geschwindigkeiten  der  beiden  Platten  mit  einander.  Die  Richtung  der 
grösseren  Geschwindigkeit  in  der  Glimmerplatte  ist  aber  auf  derselben 
angegeben,  meist  in  der  Weise,  dass  die  längere  Kante  der  rectangulär 
zugeschnittenen  Platte  damit  parallel  ist. 

2.  Bei  dicken  Platten  oder  solchen  mit  starker  Doppelbrechung, 
die  im  parallelen  Licht  keine  Interferenzfarben  mehr  geben,  untersucht 
man  im  convergenten  Licht  und  beobachtet  die  Abänderung  der  Inter- 
ferenzfiguren. 

Als  Vergleichsplatten  kommen  die  nachstehenden  in  Betracht. 

a)  mittelst  einer  senkrecht  zur  optischen  Axe  geschnittenen 
Hülfsplatte  von  bekanntem  Charakter. 

Dieselbe  findet  Anwendung  bei  Objectplatten,  die  selbst  senkrecht 
zur  optischen  Axe  geschnitten  sind.  Besitzen  diese  denselben  Charakter 
wie  die  Hülfsplatte,  so  wirken  sie  auf  einander  gelegt  wie  dickere  Platten, 
die  Interferenzringe  werden  also  enger.  Im  entgegengesetzten  Fall  er- 
weitern sich  die  Ringe.  —  Als  Hülfsplatte  dient  gewöhnlich  der  negative 
Kalkspath. 

b)  mittelst  des  Viertelundalations-Glimmerblättchens. 

Die  Objectplatte  ist  senkrecht  zur  optischen  Axe  geschnitten.  Wird 
über  dieselbe  das  Glimmerblättchen  derart  gelegt,  dass  die  (durch  eine 
Linie  markirte)  Axenebene  des  Glimmers  45^  mit  den  Schwingungs- 
richtungen der  Nicols  bildet,  so  wird  deren  Interferenzbild  entweder  in 
der  Weise  der  Fig.  302  oder  der  Fig.  303  abgeändert.  An  Stelle  des 
dunklen  Kreuzes  bleiben  nur  2  dunkle  Flecken  übrig.  Ist  deren  Ver- 
bindungslinie senkrecht  zu  der  die  optische  Axenebene  markirenden 
Linie,  so  ist  der  Erystall  positiv,  ist  sie  parallel,  so  negativ.  Ferner 
findet  bei  positiven  Krystallen  eine  Erweiterung  der  concentrischen 
Ringe  in  denjenigen  Quadranten  statt,  durch  welche  die  markirte  Linie 
nicht  läuft,  bei  negativen  Krystallen  in  den  Quadranten,  in  denen  jene 
Linie  liegt. 


Beetimmniig  des  Charakters  der  Doppelbrechang  in  einaxigen  Krystallen.     181 


c)  mittelst  eines  Qnarzkeiles  (Biot*s  Compensationsverfahren). 

Wird  angewendet,  wenn  die  zu  untersuchenden  Krystallplatten 
parallel  oder  schief  zur  optischen  Axe  geschnitten  sind.  Man  schiebt 
nahe  unter  dem  Analysator  (bei  e  in  Fig.  296,  links)  einen  langsam  an 
Dicke  zunehmenden  Quarzkeil  (dessen  Längskante  parallel  der  optischen 
Axe  geht  und  der  der  grösseren  Festigkeit  wegen  auf  Olas  geklebt  ist) 
derart  ein,  dass  seine  Längskante  45  ^  mit  den  Nicolhauptschnitten  (dem 


Fig.  303. 


Fadenkreuz)  bildet.  Die  zu  untersuchende  Platte  wird  so  orientirt,  dass 
ihre  beiden  Hauptschwingungsrichtungen  ebenfalls  45^  mit  dem  Faden- 
kreuz bilden;  sie  ist  also  auf  das  Maximum  der  Helligkeit  eingestellt. 
Diese  Orientirung  kann  aber  in  doppelter  Weise  bewirkt  werden,  indem 
man  zunächst  die  eine,  dann  die  andere  Schwingungsrichtung  mit  der 
Längsaxe  des  Keils  zusammenfallen  lässt.  In  einem  dieser  beiden  Fälle 
zeigen  sich  farbige  Literferenzcurven  und  das  ist  die  Richtung  der 
grössten  Geschwindigkeit  in  der  Platte.  Da  die  Richtung  der  optischen 
Axe  (Verticalaxe  des  Krystalls)  in  der  fraglichen  Platte  als  bekannt 
vorausgesetzt  wird,  so  ist  damit  entschieden,  ob  die  grösste  Geschwin- 
digkeit in  der  Richtung  der  optischen  Axe  (positiv)  oder  senkrecht  dazu 
(negativ)  herrscht. 

Es  beruht  diese  Methode  nämlich  darauf,  dass  nur  sehr  dünne  Platten 
parallel  der  optischen  Axe  Interferenzstreifen  erkennen  lassen,  während  in  dickeren, 
wie  es  hier  der  Fall  ist,  das  Weiss  höherer  Ordnung  erscheint.  Der  zwischen 
Object  und  Analysator  eingeschobene  Quarzkeil  wirkt  nun,  wenn  eine  Richtung  der 
kleinsten  Geschwindigkeit  zusammenfällt  mit  derjenigen  der  grössten  Geschwindigkeit 
in  der  Objectplatte,  so,  als  ob  diese  selbst  dünner  sei.  Es  kommen  in  Folge  dessen 
Interferenscurven  zu  Stande.  In  dem  positiven  Quarz  entspricht  aber  die  optische 
Axe,  also  die  Längskante  des  Keiles  der  Richtung  der  grössten  Geschwindigkeit. 

Eine  auf  optische  Merkmale  sich  stützende  Unterscheidung  der 
beiden  in  diese  Abtheilung  gehörenden  Erystallsysteme  ist  nicht  mög- 
lich; es  kann  dieselbe  nur  unter  Berücksichtigung  der  äusseren  Form 
(vier-  oder  sechsseitiger  Querschnitt  etc.)  erfolgen. 


182 


Optische  Eigenachaften  zweiaziger  Krystalle. 


Beispiele  und  BrechnngBindices. 

1.   Hexagonalea  System. 

Zinnober,    opt. +• 

ü>  =  2,854 

»  =  3,201 

(roth) 

Pyrargyrit.     opt.—. 

=  8,084 

=  2,881 

(roth) 

QuarK.    opt. +. 

=  1,54418 

=  1,55328  (Linie  D) 

Korund,    opt.  — . 

=  1,7690 

=  1,7598 

(    .    D) 

Kalkspath.    opt.—. 

=  1,6500 

=  1,4826 

(     .     A) 

(nach  Sarasin) 

=  1,6523 

=  1,4839 

(     .     B) 

=  1,6583 

=  1,4864 

(     .    D) 

=  1,6678 

=  1,4907 

(    «     F) 

=  1,6832 

=  1,4977 

(     ,    H) 

Natronsalpeter,    opt.  — . 

=  1,587 

=  1,336 

(    ,    D) 

Apatit,    opt—. 

=  1,6461 

=  1,6417 

(     ,    D) 

T  u  r  m  a  1  i  n  (farblos),     opt.  — . 

=  1,6366 

=  1.6193 

(    .    D) 

Beryll,     opt.  — . 

=  1,5703 

=  1,5659 

(    .    D) 

2.   Tetragonales  System. 

Rutil,    opt.  +. 

=  2,6168 

=  2,9029 

(gelb) 

Scheelit.    opt.—. 

=  1.918 

=  1,934 

(roth) 

Wulfenit.    opt.  +. 

=  2,402 

=  2,304 

(roth). 

§  4.  II.  Abtheilang.  Optiscli  anisotrope  Medien.  Optisch  zwei- 
axige  Krystalle. 

Hierher  gehören  die  Krystalle  des  rhombischen,  monoklinen  und 
triklinen  Systems. 

A.  Allgemeine  Eigenachaften. 

In  optisch  zweiaxigen  Krystallen  giebt  es  keine  Axe  der  Iso- 
tropie mehr. 

Indexfläche  E  bezw.  Fbesnel's  Ellipsoid  @:  ein  dreiaxiges 
Ellipsoid,  dessen  3  senkrecht  auf  einander  stehende  Axen  Axen  der 
optischen  Symmetrie  heissen,  während  die  durch  sie  gelegten 
Ebenen  als  Hauptschnitte  bezeichnet  werden.  Die  Richtung  und 
Grösse  der  optischen  Symmetrieaxen  bestimmt  ausser  der  Schwingungs- 
richtuDg  noch  die  Grösse  der  Brechungsindices  bezw.  der  Fortpflanzungs- 
geschwindigkeiten in  allen  anderen  Richtungen;  d.  h.  fiir  irgend  einen 
Lichtstrahl  sind  jene  Werthe,  ebenso  wie  die  Schwingungsrichtung,  ge- 
geben durch  die  Hauptdurchmesser  desjenigen  elliptischen  Schnitts,  der 
senkrecht  zum  Strahl   durch   die  zugehörige  Bezugsfläche  construirt  ist. 

Da  sich  die  Brechungsindices  mit  jeder  Richtung  ändern,  so  giebt 
es  in  optisch  zweiaxigen  Medien  keine  ordentlichen  und  ausserordent- 
lichen Strahlen  mehr.  Die  Brechungsindices  deijenigen  Strahlen,  die 
parallel  den  optischen  Symmetrieaxen  schwingen,  heissen  die  3  Haupt- 
brechungsindices  a,  ß  und  7;  sie  genügen  zur  Construction  der 
Indexfläche  und  somit  zur  Berechnung  der  Brechungsindices  in  allen 
übrigen  Richtungen. 


Optische  Eigenschaften  zweiaziger  Erystalle.  183 

Nach  Früherem  (S.  150)  besteht  zwischen  ihnen  und  den  Fort- 
pflanzungsgeschwindigkeiten a,  b  und  c  die  Beziehung 

1         o         1  1 

Bei  optisch  zweiaiigen  Medien  gilt  das  Gesetz,  dass  der  gebrochene  Strahl  in 
der  Einfallsebene  liegt,  nur  noch  für  die  Fälle,  wo  die  Einfallsebene  den  Haupt- 
schnitten  parallel  geht. 

Bei  der  Bezeichnung  optischer  zweiaxiger  Erystalle  wird  stets  die 
Axe  der  grössten  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  mit  a,  die  der  mittleren 
mit  6,  die  der  kleinsten  mit  c  bezeichnet.  Diese  optischen  Symmetrie- 
axen  decken  sich  nicht,  wie  ohne  Weiteres  klar,  mit  den  krystallo- 
graphischen  Axen  a,  h  und  c\  sie  fallen  auch  bezüglich  ihrer  Richtung 
nur  in  soweit  mit  den  krystallographischen  zusammen,  als  diese  Symmetrie- 
ricIituDgen  sind.  Daher  wird  die  Aufsuchung  der  optischen  Symmetriesaxen 
(Anslöschungsbestimmungen)  wichtig  für  die  Feststellung  der  geometrischen 
Symmetrie  und  damit  des  Krystallsystems,  insonderheit  ergeben  sich  aus 
ihnen  wesentliche  Unterschiede  zwischen  den  rhombischen,  monoklinen  und 
triklinen  Erystallen,   d.  h.  zwischen  den  optischen  Klassen  5,   6  und  7. 

Jeder  Schnitt  der  Indexfläche  bestimmt  die  Br.-Indices  und  Schwin- 
gungsrichtung eines  zu  diesem  Schnitt  senkrecht  fortschreitenden  Licht- 
strahles. Im  Allgemeinen  sind  diese  Schnitte  Ellipsen,  d.  h.es  findet 
durchweg  Doppelbrechung  statt,  nur  in  denjenigen  Richtungen,  die  senk- 
recht zu  den  beiden  allein  möglichen  Ereisschnitten  stehen,  kann  sich 
jedesmal  nur  eine  einzige  Wellenebene  fortpflanzen.  Diese  beiden  Rich- 
tungen heissen  die  optischen  Axen,  auch  wohl  Binormalen,  und 
daher  heissen  die  Medien  selbst  optisch  zweiaxig.  Die  beiden  opti- 
schen Axen  haben  keine  Beziehung   mehr   zu   den  geometrischen  Axen. 

Die  optischen  Axen  der  zweiaxigen  Erystalle,  obwohl  die  in  ihnen  sich  fort- 
pflanzenden Strahlen  keine  Doppelbrechung  erfahren,  weichen  doch  darin  von  der 
optischen  Aza  einaxiger  Krystalle  ab,  als  sie  nicht  auch  zugleich  Axen  der  Iso- 
tropie sind. 

Der  Winkel  zwischen  den  beiden  optischen  Axen,  der  optische 
AxenwinkelF,  hängt  allein  ab  von  dem  Verhältniss  der  Fortpflanzungs- 
geschwindigkeiten a,  b  und  c  oder  statt  dessen  von  den  3  Hauptbrechungs- 
indices  a,  ß  und  T.     Er  berechnet  sich  aus  der  Gleichung: 


oo^^  =  \/    -^r-^d)' 


r 

Die  Grösse  des  optischen  Axenwiukels  ist  für  verschiedene  Farben 
verschieden.  Dieses  Verhalten  führt  den  Namen  Dispersion  der  op- 
tischen Axen.    Bei  einigen  Kry stallen  ist  der  Winkel  für  roth  grösser 


184  '       Optische  Eigenschaften  zweiaziger  Krystalle. 

als  für  violett  (p  >  o) ,  bei  anderen  ist  es  umgekehrt  (o  y>  p).  —  Auch 
die  Lage  der  optischen  Axenebene  kann  für  yerscfaiedeue  Farben  ver- 
schieden sein  (Dispersion  der  Axenebenen). 

Ferner  wird  die  Grösse  des  Axenwinkels  und  die  Lage  der  Axen- 
ebenen von  der  Temperatur  und  einer  Aenderung  in  der  chemischen 
Zusammensetzung  beeinflusst. 

Mit  Rücksicht  auf  den  Axenwinkel  wird  diejenige  optische  Sjm- 
metrieaxe,  welche  den  spitzen  Winkel  der  optischen  Axen  halbirt,  Bi- 
sectrix  oder  erste  Mittellinie,  diejenige,  welche  den  stumpfen 
Winkel  halbirt,  zweiteMittellinie  und  schliesslich  diejenige,  welche 
senkrecht  zur  Ebene  der  optischen  Axen  steht,  optische  Normale 
genannt. 

Es  ist  leicht  einzusehen,  dass  die  optischen  Axen  und  beide  Mittel- 
linien in  die  Ebene  ac  fallen,  während  die  optische  Normale  mit  der 
Aixe  der  mittleren  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  coincidirt.  Des  Femeren 
kann  nun  aber  die  erste  Mittellinie  mit  der  Axe  der  grössten,  also 
mit  a,  oder  mit  derjenigen  der  kleinsten  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  c 
zusammenfallen.  Im  ersteren  Fall  heisst  die  zweiaxige  Erystall  optisch 
negativ,  im  anderen  Fall  optisch  positiv. 

In  positiven  Erystallen  liegt  der  Werth  von  b  nfther  an  e,  in  negativen 
näher  an  a. 

Strahlen  fläche.  Da  von  jedem  in  Schwingungen  versetzten 
Punkt  im  Innern  eines  zweiaxigen  Erystalls  im  Allgemeinen  2  Wellen 
ausgehen,  so  wird  auch  die  Wellen-  oder  Strahlenfläche  aus  2  Schalen 
bestehen  müssen.  Da  aber  die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  rings  um 
einen  Punkt  weder  gleich  gross  noch  symmetrisch  ist,  so  können  diese 
Schalen  auch  weder  Kugel  noch  Rotationsellipsoid  sein.  In  der  That 
ist  die  Wellenoberfläche  eine  Fläche  4.  Ordnung,  die  aus  2  einander 
sich  durchdringenden  ellipsoidähnlichen  Schalen  besteht  und  die  durch  die 
nachstehende  Gleichung  dargestellt  wird: 

(x*  +  y^  +  z*)  (a«a;2  +  6«y«  +  c^z^)  —  a«  (6«  -]-c^x^  —  b«  (c«  +  a«)  y* 

Um  sich  eine  Yorstellang  von  dem  Aussehen  dieser  Wellenfläche  zu  machen, 
kann  man  die  Schnitte  untersuchen,  in  denen  dieselbe  von  den  3  durch  die  optischen 
Sjmmetrieaxen  gelegten  Ebenen  geschnitten  wird. 

Setzt  man  in  vorstehender  Gleichung  die  8  Axen  der  Reihe  nach  =  0,  so  erhält 
man  die  Gleichungen  der  gesuchten  Schnitte,  die  sofort  erkennen  lassen,  dass  in 
jedem  Fall  die  Wellenfläche  in  einem  Kreis  und  in  einer  Ellipse  geschnitten  wird, 
denn  für 

Kreis.  Ellipse. 

0  X  =  0,  also  Schnitt  der  y  «-Ebene :  y«  +  «*  =  a'  und  6»  y«  +  c»  «•  -  b*  c« 
OY  =  0,  also  Schnitt  der  x  ;!f-Ebene :  z^  +  x*=:h*  und  c*  z*  +  a*  «*  =  a*  c* 
O  Z=0,  also  Schnitt  der  a:y-Ebene:  x^  +  y^  =  c»  und  a*ar"  -j-  b*y»  =  a'b*. 


Interferenzerscheinnngen  optisch  zweiaxiger  Erystalle. 


185 


In  Fig.  304  sind  diese  8  Schnitte  in  perspectivischer  Zeichnung  dargestellt. 

Von  besonderem  Interesse  ist  der  Schnitt  in  der  Ebene  der  grössten  und 
kleinsten  Fortpflanzungsgeschwindigkeit,  also  in  Fig.  804  der  Schnitt  in  der  Ebene  XZ. 
Während  in  den  beiden  anderen  Schnitten  &eis  und  Ellipse  in  einander  liegen, 
wird  hier  der  Kreis  mit  dem  Radius  h  von  der  Ellipse,  deren  Axen  a  und  c  sind, 
in  4  Punkten  U  V  U  V  geschnitten.  Die  Strahlen 
O  U  und  0  U'  nach  diesen  sich  paarweise  diametral 
gegenüber  liegenden  4  Punkten  heissen  nach  Früherem 
Strahlenazen  oder  secundäre  optische  Axen. 
Es  sind  dies  die  beiden  einzigen  Richtungen  in  einem 
zweiaxigen  Erystall,  in  denen  sich  nur  ein  Licht- 
strahl fortbewegt;  sie  entsprechen  den  Lothen  der 
Kreisschnitte  von  Fresnbl*s  Ellipsoid  ®  (s.  S.  148). 

Während  eine  Tangentialebene  eine  Wellen- 
oberfläche im  Allgemeinen  nur  in  einem  Punkt  be- 
rührt, giebt  es  4  singulare,  paarweise  parallele  Tan- 
gentialebenen,  die,  senkrecht  auf  der  Ebene  XZ 
stehend,  die  Wellenfläche  in  einem  Kreise  be- 
rühren. Die  Fortpflanzungsgeschwindigkeit  aller  der- 
jenigen Strahlen,  welche  sich  vom  Ausgangspunkt  0 
nach    irgend  einem  Punkt   dieses   Kreises   bewegen, 

ist  constant;  femer  ist  dieselbe  gleich  der  mittleren  Geschwindigkeit  b  und  unab- 
hängig von  der  Schwingungsrichtung,  denn  die  Wellennormalen  sind  für  alle  diese 
Strahlen  dieselben.  Diese  Wellennormalen  heissen  die  primären  optischen 
Axen;  sie  entsprechen  den  Lothen  der  Kreisschnitte  im  ludexellipsoid  E, 


B.  Interferenzerscheinungen  optisch  zweiaxiger  Kry- 
stalle  bei  gekreuzten  Nicols. 

1.  Krystallplatten  im  parallel  polarisirten  Licht. 

Das  Verhalten  ist  durchaus  analog  dem  einaxiger  Krystallplatten, 
ausgenommen,  wenn  die  Platten  senkrecht  auf  einer  der  beiden  optischen 
Axen  stehen. 


a)    Platte  senkrecht  zu   einer  der  optischen   Axen. 

Alsdann  geht  das  Licht  parallel  der  optischen  Axe  durch  die  Platte. 
Trotz  gekreuzter  Nicols  bleibt  diese  jedoch  hell  und  auch  bei  jeder  be- 
liebigen Drehung  der  Platte  vermindert  sich  die  Helligkeit  nicht,  sodass 
die  Platte  überhaupt  keine  Auslöschung  zeigt. 

Dieses  eigenthümliche  Verhalten  erklärt  sich  aus  der  sogen,  inneren  coni- 
schen  Refraction.  Als  Folge  der  zweischaligen  Strahlenfläche,  deren  Tangirende 
(die  Strahlenfront)  dieselbe  senkrecht  zur  optischen  Axe  nicht  in  einem  Punkt, 
sondern  in  einem  Kreise  berührt,  divergiren  die  in  der  Richtung  zur  optischen 
Axe  einfallenden  Strahlen  auf  einem  Kegelmantel  und  nehmen  alle  Schwingungs- 
azimuthe  an,  sodass  der  obere  Nicol  immer  nur  einzelne  Componenten,  nicht  aber 
alles  Licht  auszulöschen  vermag. 


186  Interferenzerficbeinungen  optisch  zweiaxiger  Erystalle. 

b)  Platten  schief  oder  parallel  zu  einer  der  optischen  Axen. 

Die  Platte  wird  ebenso  wie  eine  optische  einaxige  4  Mal  dunkel, 
jedes  Mal  dann,  wenn  der  Hauptschnitt  eines  der  beiden  Nicols  mit 
einem  Hauptschnitt  der  Platte  zusammenfällt.  Da  die  Lage  der  opti- 
schen Hauptschnitte  abhängig  ist  von  den  Symmetrieschnitten^  so  können 
durch  stauroskopische  Untersuchungen  die  hierher  gehörigen  Erystall- 
systeme  unterschieden  werden. 

Bei  Anwendung  weissen  Lichtes  erscheint  die  Platte  in  allen  anderen 
Stellungen  als  in  der  der  Ausloschung  gefärbt. 

2.  Erystallplatten  im  convergent  polarisirten  Licht. 

a)  Hier  hat  nur  das  Interferenzbild  besondere  Bedeutung,  welches 
Platten  senkrecht  zu  einer  der  Mittellinien :  erkennen  lassen. 
Im  homogenen  Licht  besteht  dasselbe  aus '  einer  Schaar  hellerer  und 
dunklerer  Ringe,  wie  in  Fig.  305  (bei  dickeren  Platten)  oder  306  (bei 
dünneren  Platten),  die  bei  kleinem  Axenwinkel  angenähert  Lemmiskaten 
sind.  Fällt  die  Ebene  der  optischen  Axen,  resp.  deren  Durchschnitt  auf 
der  Platte ,  in  einen  Nicolhauptschhitt ,  so  werden  diese  Ringe ,  wie  in 
den   Fig.  305   u.  306,    von    einem  dunklen  Kreuz   durchzogen;    ist    die 

Fig.  305.  Fig.  806. 


Ebene  der  optischen  Axen  um  einen  Winkel  geneigt  gegen  die  Nicol- 
hauptschnitte ,  so  entwickeln  sich  aus  dem  Kreuz  2  Parabeläste,  deren 
Scheitelpunkte,  die  sogen.  Axenpunkte,  den  Austrittspunkten  der  opti- 
schen Axen  aus  der  Platte  entsprechen  und  die  scharf  genug  eingestellt 
werden  können,  um  sie  zur  Bestimmung  des  Axenwinkels  benutzen  zu 
können.  Die  Fig.  307  u.  308  stellen  das  Interferenzbild  dar,  wenn  jener 
Winkel  45  ^  beträgt. 

Bei  Anwendung  weissen  Lichtes  werden  die  Lemmiskaten  im  Sinne 
der  NEWTON'schen  Farben  gefärbt,  es  bilden  sich  also  isochromatische 
Curven;  dunkle  Axenpunkte  können  nicht  entstehen,  wohl  aber  bildet 
sich   in  Folge   der  Dispersion   an  Stelle   der   einzelnen  Axenpunkte  eine 


MessDüg  des  optischen  Axenwinkels. 


187 


verschieden  gefärbte  Zone  heraus,   die  mit  einem  Blick  übersehen  lässt, 
ob  p  >  0  oder  o  ]>  p  ist     Die  Aufeinanderfolge   der   Dispersionsfarben 


Fig.  307. 


Fig.  808. 


an    den  Axenpunkten   und  ihre   Orientirung   zu   den   Symmetrieschnitten 
dient  zur  Unterscheidung  der  einzelnen  Krystallsysteme. 

Die  Erklärnng  der  Interferenzfigur  bietet  keine  Schwierigkeit,  eie  ist  ganz 
analog  jener  der  Interferenzfigur  optisch  einaxiger  Erystalle. 

Mit  Aenderung  des  angewendeten  Lichtes  ändern  sich  die  Abstände 
der  Axenpunkte  und  der  Interferenzcurven ;  dagegen  hat  eine  Aenderung 
der  Plattendicke  nur  Einfluss  auf  die  Abstände* der  Lemmiskaten. 

Ist  der  Axenwinkel  sehr  gross,  so  reicht  häufig  das  Gesichtsfeld  des  gewöhn- 
lichen Polarisationsapparates  nicht  aus,  um  beide  Axenpunkte  gleichzeitig  zu  sehen, 
zumeist  deswegen,  weil  die  in  der  Richtung  der  optischen  Axen  verlaufenden  Strahlen 
beim  Austritt  in  die  Luft  eine  weitere  Divergenz  erfahren.  Dies  kann  dadurch  ver- 
mieden werden,  dass  diejenigen  beiden  Linsen,  zwischen  denen  die  Platte  einge- 
schaltet liegt,  kugelförmig  gestaltet  und  scharf  an  die  Platte  angepresst  werden. 
Die  austretenden  Strahlen  gehen  dann  ungebrochen  in  die  obere  Linse  üher.  Eine 
dei-artige  Modification  liegt  dem  ADAu'schen  Polarisationsinstrument  zu  Grunde. 

Das  beschriebene  ckaraktenstische  Interferenzbild  zweiaxiger  Kry- 
stalle  findet  ausser  zur  Erkennung  der  dieser  Abtheilung  angehörigen 
Krystalle  in  der  Hauptsache  Anwendung  zur  Bestimmung  des  Axen- 
winkels  und  der  Lage  der  optischen  Symmetrieaxen. 

b)  Platten  schief  zur  ersten  Mittellinie  geschnitten,  lassen 
das  eben  besprochene  Interferenzbild  mehr  oder  weniger  verzerrt  er- 
scheinen oder  zeigen  bei  einer  gewissen  Dicke  das  Weiss  höherer  Ord- 
nung. Steht  der  Schnitt  senkrecht  zu  einer  optischen  Axe,  so  bilden 
sich  ellipsenähnliche  Ringe  heraus,  die  von  einem  einzigen  Balken  durch- 
kreuzt werden. 

G.  Bestimmungsmethoden. 

a)  Messung  des  optischen  Axenwinkels. 

Princip.  Aus  der  Messung  des  Abstandes  der  beiden  Axenpunkte 
des  im  homogenen  Licht  erzeugten  Interferenzbildes  (Fig.  307  oder  308) 


188 


Messnng  de*  optiwhen  Axenwinkel*. 


Kg.  309. 


\, 


gelingt  es,  die  Grösse  des  Axenwinkels  herzuleiten.  —  Die  Kiystallplatte 
wird  so  befestigt,  dass  sie  sieb  um  die  Normale  zur  optischen  Axen- 
ebene  drehen  lässt  und  so  gestattet,  nach  einander 
beide  Axenpunkte  in  den  Durchschnitt  des  Faden- 
kreuzes zu  bringen.  Der  Drehungswinkel  ist  an  einem 
Theilkreis  ablesbar  und  entspricht  dem  sogen,  schein- 
baren optischen  Axenwinkel.  Da  nämlich  (Fig.  309) 
die  in  der  Richtung  der  optischen  Axen  CD  und  CD, 
die  Platte  durchlaufenden  Lichtstrahlen  beim  Austritt  eine 
i  Brechung  durch  D  F  resp.  2),  F^  erleiden,  so  wird  durch 

obiges  Verfahren  nicht  der  wahre  Winkel  DCD,  =  2x 
sondern  der  Winkel  2e,  d.  h.  der  scheinbare  Axenwinkel  gemessen;  aber 
bei  Eenntniss  des  zugehörigen  Br.-L  lässt  sich  o  aus  e  berechnen.  Dieser 
Br.-L  ist  gleich  dem  mittleren  Haupt-Br.-L  ß,  da  die  Schwingungen  der 
die  Platte  durchlaufenden  Strahlen  mit  der  Geschwindigkeit  b  vor  sich 
gehen  und  demnach  ist 


«nü  =  ^ 


r//;. 


Zur  AusfÜhrong  bedient  man  sich  zweckmässig  des  GR0TR*8chen  ünivenal- 
Instrumentes,  das  zu  diesem  Behuf  eine  Anordnung  wie  Fig.  310  erföhrt  K  ist  der 
Theilkreis  des  Goniometers ;  an  SteUe  des  Erystallträgers  mit  der  Justir-  und  Centrir- 
Vorrichtung  wird  in  die  Hülse  E  eine  metallene  Axe  eingeführt,  die  unten  in  eine 
Pincette  ausläuft  und  hier  die  Platte  p  trägt.  An  letzterer  lässt  sich  an  der  Scheibe  F 
eine  Horizontal-,  innerhalb  der  Hülse  f  unter  Benutzung  der  Schraube  y  eine  Vertical- 

Pig.  310. 


venebiebung  und  mittelst  des  PETZTAL*schen  Trägers  H  die  Justirung  bewirken.  — 
In  die  röhrenartigen  Erweiterungen  des  Stativs  bei  ^1  und  A,  werden  die  beiden 
Hälften  des  Polarisationsapparates  geschoben,  an  denen  Nicols  und  Fadenkreax  so 
orientirt  sind,  dass  die  beiden  Fäden  des  letzteren  parallel  resp.  senkrecht  zum 
Tbeilkreise,  die  Nicolhauptschnitte  aber  45®  dagegen  geneigt  sind.    Das  auf  einen 


Messung  des  optischen  Axenwinkels. 


189 


Axenpunkt  eingestellte  Interferenzbild  der  Platte   wird  sich  wie  in  Fig.  312   dar- 
stellen.   Durch  Drehung  des  Armes  D,  der  an  der  Hülse  B  sitzt,  lassen  sich  nach 

Fig.  311. 


Fig.  312. 


einander   beide   Azenpunkte   in    den   Durchschnitt   des   Fadenkreuzes   bringen;    die 
Differenz  beider  Ablesungen  ergiebt  den  scheinbaren  Axenwinkel. 

Als  besonderes  Instrument  ist  dasselbe  in  Fig.  311  dargestellt. 

Bei  einer  gewissen  Grösse  des  Axenwinkels  wer. 
den  die  in  der  Richtung  der  optischen  Axen  ver- 
laufenden Strahlen  bei  ihrem  Austritt  in  Luft  total 
reflectirt  und  es  entsteht  daher  kein  Interferenzbild. 
Man  erhält  aber  ein  solches,  wenn  man  die  Platte 
mit  Oel  umgiebt ,  das  sich  in  einem  kleinen  Glas- 
gefäss  befindet  Ist  der  Br.-I.  des  Oels  =  n  und  6, 
der  halbe  scheinbare  Axenwinkel  in  Oel,  so  geht  die 
Formel  II  auf  S.  188  aber  in 


1«^ 


ß 


sin  t, ,  da  sin  t  —  n  ,  sin  t,. 


Gelingt  es  mit  Hülfe  von  Oel  bei  einer  zweiten 
Platte  desselben  Minerals,  die  senkrecht  zur  zweiten 


\ 


190  Bestimmang  der  Brechungs-Indices  optisch  zweiaxiger  Erystalie. 

Mittellinie  geschnitten  ist,  auch  noch  den  stumpfen  Winkel  t„  der  optischen  Axen 
zu  messen,  so  wird  zur  Bestimmung  des  wahren  Axenwinkels  die  Eenntnias  von  n 
und  ß  entbehrlich,  denn  aus  der  Messung  des  spitzen  Axenwinkels  folgt: 


sin  0  =  -^  .  sin  9,            (1), 

aus  der  des  stumpfen: 
folglich 

sin  (90  —  o)  =  -^  .  sin  9„            (2), 
^9  0  =  -^^            (3). 

Unter  Benutzung  des  Werthes  für  o  aus  (8),  kann  man  sich  der  Gleichung  (l) 

resp.  (2)  bedienen,  um  die  Grösse  -j-  zu  bestimmen  und  falls  n  bekannt  ist,  ergiebt 

sich  somit  leicht  der  Werth  fOr  den  mittleren  Br.-I.  ß. 

Abges^en  von  der  angeführten  Methode  der  directen  Messung  des  optischen 
Axenwinkels,  I&sst  sich  derselbe  aus  den  3  Haupt-Br.-I.  nach  Formel  I  S.  183  be- 
rechnen. 

b)  Bestimmung  der  Brechungs-Indices. 

Die  BeBtimmungsmethoden  sind  dieselben  wie  die  ftir  die  isotropen 
und  optisch  einaxigen  Erystalle;  nur  handelt  es  sich  hier  um  die  Fest- 
stellung von  3  Haupt-Br.-Indices. 

Unter  Anwendung  der  Methode  des  Prismas  und  der  Minimalstellang 
erlangt  man  jene  3  Br.-Indices  entweder  dadurch,  dass  man  8  Prismen,  deren  brechende 
Kanten  den  optischen  Symmetrieaxen  parallel  sein  müssen,  der  Untersuchung  unter- 
wirft oder  schon  mit  Hülfe  von  2  Prismen.  Im  letzteren  Fall  müssen  die  brechenden 
Kanten  beider  Prismen  ebenfalls  parallel  2  solcher  Axen  verlaufen,  daneben  mnas 
aber  die  Halbirende  des  einen  Prismas  mit  der  dritten  optischen  Symmetrieaxe  xn- 
sammenfallen.  —  Ebenso  genügen  schon  2  Prismen,  wenn  von  deren  Begrenzung«- 
fl&chen  je  eine  einem  Hauptschnitt  des  Krystalls  parallel  geht.  Die  auf  die  Prismen 
auffallenden  Strahlen  müssen  dann  aber  senkrecht  zu  diesen  Flächen  stehen.  Die 
nähere  Erläuterung  dieser  Methode  und  die  zur  Anwendung  kommenden  Rechnnngs- 
formein  finden  sich  bei  Groth  und  bei  Liebisgh. 

Unter  Benutzung  der  auf  der  Totalreflexion  beruhenden  Methoden 
reicht  sogar  eine  einzige  Platte  aus,  um  alle  3  H. -Br.-Indices  zu  bestimmen.  Dabei 
ist  aber  Voraussetzung,  dass  diese  Platte  parallel  einer  optischen  Symmetrieaxe  ist. 
Man  orientirt  die  Platte  in  dem  Instrument*)  so,  dass  die  Einfallsebene  des  Lichtes 
zusammenfällt  mit .  der  in  der  Platte  liegenden  optischen  SymmdlBoaxe.  Sobald 
die  Platte  bis  zur  Grenze  der  totalen  Reflexion  des  Lichtes  gedreht  ist,  erfolgt  die 
Fortpflanzung  desselben  in  der  Richtung  jener  Axe,  die  Schwingungen  desselben  an 
den  beiden  Grenzen  müssen  demnach  parallel  den  beiden  anderen  Axen  vor  Bi<^ 
gehen  und  so  wird  es  müglich ,  sogleich  2.  H.-Br,-Indices  zu  bestimmen.  Wird  als- 
dann die  Platte  um  90*  in  ihrer  eigenen  Ebene  gedreht  und  wieder  auf  die  Grenze 
der  Totalreflexion  eingestellt,  so   schwingt  nunmehr  von  den   beiden  Strahlen  der 


')  Zur  Ausführung  ist  sowohl  das  KoHLRAUscH'sche  wie  das  WoLLASTOif'sche 
Instrument  geeignet  Da  optisch  zweiaxige  Platten  eine  bestimmte  Orientirung  be- 
dürfen, so  sind  beiden  Instrumenten  Apparate  beigegeben,  die  eine  Drehung  der 
Platte  um  einen  bestimmten  Winkel  ermöglichen  und  die  Ablesung  des  Drehungs- 
winkels gestatten. 


BestimiDuiig  des  Charakters  der  Doppelbrechung. 


191 


eine  in  der  Richtung  der  optischen  Symmetrieaze ,  während  die  Schwingungen  des 
anderen  senkrecht  dazu  erfolgen.  Mit  HQlfe  eines  Torgesetzten  Nicols  gelingt  es,  die 
Grenze  der  Totalreflexion  für  die  Schwingungen  parallel  jener  Aze  einzustellen  und 
somit  den  dritten  H.-Br.-I^  zu  erhalten.  Es  ist  klar,  dass  wenn  die  Platte  parallel 
einem  Hauptschnitt  geschnitten  ist,  in  der  geschilderten  Weise  der  eine  der  H.-Br.-I. 
sogar  doppelt  bestimmt  wird. 

Auch  nach  der  Methode  Schrokdsr  van  dbr  Eölk*s  unter  Verwendung  des 
Polarisationsmikroskops  und  gleich  stark  brechenden  Flfissigkeiten  (s.  S.  160)  lassen 
sich  alle  8  H.-Br.-Indices  erhalten. 

Eine  Methode,  den  mittleren  Br.-I.  ß  allein  zu  messen,  unter  Ver- 
werthung  des  optischen  Axenwinkels  ist  auf  vorstehender  Seite  angegeben. 

Zur  Berechnung  des  Br.Indices  fClr  andere  Farben  als  für  die  gemessenen  wird 
die  CAUCHT*sche  Dispersionsformel  (S.  151,  unten)  angewendet. 

c)  Bestimmung  des  Charakters  der  Doppelbrechung. 

Aus  der  Eenntniss  der  3  H.-Br.-Indices  ergiebt  sich  der  Charakter 
unmittelbar.  Fällt  die  erste  Mittellinie  mit  c  zusammen,  so  ist  der  Ery- 
stall  positiv,  fallt  sie  dagegen  mit  a  zusammen,  negativ. 

Ohne  Eenntniss  der  H.-Br.-Indices  gelingt  die  Bestimmung  des 
Charakters 

1.  an  Platten  senkrecht  zur  ersten  Mittellinie  mit  Hülfe 
des  Yiertelundulationsglimmerblättchens. 

Man  schiebt  die  zu  untersuchende  Erystallplatte  so  in  das  Polari- 
sationsinstrument, dass  dessen  optische  Axenebene  parallel  einem  Nicol- 
hauptschnitt  geht,  wodurch  das  normale  Interferenzbild  Fig.  305  erzeugt 
wird.    Wenn  man  dann  ein  Viertelundulationsblättchen  so  hinzufügt,  dass 


Fig.  313. 


Fig.  314. 


die  optische  Axenebene  desselben  45  ^  mit  den  Nicolhauptschnitten  bildet, 
findet  bei  positiven  Erystallen  eine  Abänderung  der  Interferenzfigur  wie 
in  Fig.  313,  bei  negativen  wie  in  Fig.  314  statt.  Diejenigen  Quadranten 
des  Interferenzbildes,  welche  von  der  optischen  Axenebene  des  Glimmers 
(in  beiden  Figuren  durch  eine  gestrichelte  Linie  angedeutet)  durchschnitten 


192  Optische  EigeDschaften  rhombischer  Erystalle. 

werden,  erfahren  bei  positiven  Erystallen  eine  Verengerung,  bei  negativen 
eine  Erweiterung. 

2.  Diese  Veränderung  des  Interferenzbildes  ist  jedoch  nur  deutlich, 
wenn  der  Axenwinkel  klein  ist.  Ist  er  gross,  so  wendet  man  vortheil- 
hafter  den  Quarzkeil  an.  Die  Krystallplatte  wird  in  diagonaler  Stellung 
in  den  Apparat  geschoben,  sodass  die  schwarzen  Hyperbeln  sichtbar 
sind.  Darauf  wird  der  Quarzkeil  einmal  parallel,  ein  zweites  Mal  senk- 
recht zur  Axenebene  des  Erystalls  allmählich  eingeführt.  In  einem  dieser 
Fälle  tritt  eine  Erweiterung  der  Interferenzcurven  ein.  Zeigt  sich  diese 
Erweiterung  dann,  wenn  der  Keil  parallel  der  Axenebene,  also  parallel 
der  zweiten  Mittellinie  eingeschoben  war,  so  ist  diese  Mittellinie  negativ, 
da  der  Quarz  positiv  ist;  demnach  ist  die  erste  Mittellinie  die  Axe  der 
kleinsten  Fortpflanzungsgeschwindigkeit,  d.  h.  die  Platte  ist  positiv. 
Tritt  dagegen  die  Erweiterung  der  Ringe  ein,  wenn  die  Längsaxe  des 
Keils  senkrecht  zur  Axenebene  der  Platte  steht,   so  ist  letztere  negativ. 

3.  Bei  Platten  parallel  der  optischen  Axenebene  bedient 
man  sich  des  Quarzkeils  und  verfährt  dabei  ganz  so,  wie  es  früher 
(S.  181)  bei  optisch  einaxigen  Kry stallen  geschildert  wurde. 

D.  Charakteristische  und  unterscheidende  Merkmale 
der  zur  Abtheilung  der  optischen  zweiaxigen  Krystalle  gehörenden  op- 
tischen Klassen  und  Krystallsysteme. 

1.  Rhombisches  System  (Klasse  5). 

Die  optischen  Symmetrieaxen  fallen  für  alle  Farben  und  Tempe- 
raturen mit  den  Krystallaxen  zusammen  und  somit  auch  die  optischem 
Hauptschnitte  mit  den  Symmetrieebenen. 

Es  muss  daher  eines  der  Pinakoide  das  Interferenzbild  erkennen  lassen. 

Daraus  folgt,  dass  bei  der  stauroskopischen  Untersuchung  auf  allen 
den  Flächen  gerade  Auslöschung  stattfindet,  deren  Begrenzungskanten 
einer  krystallographischen  Axe  parallel  laufen,  also  auf  den  Pinakoid- 
und  Prismenflächen. 

Femer  folgt,  dass  die  Dispersion  der  optischen  Axen  symmetrisch 
ist,  d.  h.  die  verschiedenen  Farben  haben  gleiche  Mittellinien  und  der 
Winkel  beiderseits  der  Mittellinie  ist  für  dieselbe  Farbe  gleich  gross. 

Im  Nachstehenden  bezeichnet  A-E  die  optische  Axen-Ebene ,  2  V  den  wahren 
Axenwinkel,  2  E  den  scheinbaren  Axenwinkel,  M-L  die  erste  Mittellinie. 

Beispiele: 
Schwefel,    opt.  +,  A-E  =  }0 1 0},  Verticalaxe  =  ML. 
Br.I.  für  Na  Licht:  a  =  1,958,    ß  =  2,088,    f  =  2,240. 
2  7  =  69*^  40*. 


Optische  Eigenschaften  monokliner  Krystalle.  193 

Kalisalpeter,    opt  — ,  A-E  =  {100},  Verticalaxe  =  ML. 
Br.-I.  für  Linie  D :  a  =  1,3346,    ß  =  1,5056,    t  =  1,5064. 
2  V  =  7<»  12'. 

A  r  a  g  o  n  i t.    opt.  — -,  A-E  =  }  1 0  0},  Verticalaxe  =  M-L. 
Br.-L  für  Linie  D:  a  =  1,5301,    ß  =  1,6816,    f  1,6859. 
2  V  (berechnet)  =  17  *>  50',  2  E  =  80«  14'. 
2  V  (gemessen)  =  18M1',  2  E  =  30»  52'. 

C  e r n ssi t.    opt.  — ,  A-E  =  }0 1 0},  Verticalaxe  =  M-L. 
Br.-I.  für  Linie  D :  a  =  1,8037,    ß  =  2,0768,    7  =  2,0780. 
2  V  =  8»  14',  2  E  =  17o  8'. 

Schwerspath.    opt.  +»  AvE  =  JOIO},  Brachyaxe  =  M-L. 
Br.-L  für  Linie  D:  a  =  1,6363,    ß  =  1,6375,    f  =  1,6480. 
2  E  =  63<»  12'. 

Goal  est  in.     opt.  +.  AE  =  {010},  Brachyaxe  =  ML. 

Br.-L  für  Linie  D  bei  20«  C:  a  =  1,61958,    ß  =  1,62168,    f  =  1,62790. 
2  E  (bei  16»  C.)  =  88«  38'. 

Angle  Sit.    opt.  +,  A-E  ==  {010},  Brachyaxe  =  M-L. 

Br.-I.  für  Linie  D  bei  20»  C:  a  =  1,87709,    ß  =  1,88226,    t  =  1»89365. 
2  V  bei  gewöhnl.  Temperatur  75»  24',  bei  200»  ==  89»  17'. 

O  l  i V  i  n.    opt.  +,  A-E  =  JO  0 1  {.  Brachyaxe  =  M-L. 
Br.-I.  für  gelb :  a  =  1,661,    ß  =  1,678,    y  =  1»697. 
2  V  =  87»  46'. 

Kieselzinkerz,    opt.  +,  A-E  =  {100},  Verticalaxe  =  ML. 
Br.-I.  für  gelb:  o  =  1,6136,    ß  =  1,6170,    y  =  1»6360. 
2  V  =  46»  9',  2  E  =  78»  39'. 

Topas,    opt.  +,  A-E  =  {010}.  Verticalaxe  =  M-L. 

Br.-L  für  Linie  D :  a  =  1,6116,    ß  =  1,6138,    7  =  1,6211. 
2  V  =  56»  89',  2  E  =  100»  40'. 

2.  Monoklines  System  (Klasse  6). 

Eine  der  optischen  Symmetrieaxen  fällt  für  alle  Farben  und  Tempe- 
raturen mit  der  Orthoaxe  (krystallographische  Symmetrieaxe)  zusammen, 
während  die  beiden  anderen  Axen  ihre  Lage  stets  in  der  Symmetrie- 
ebene haben,  innerhalb  derselben  aber  für  verschiedene  Farben  und 
Temperaturen  verschieden  gelegen  sind. 

Daraus  folgt: 

daSs  bei  der  stauroskopischen  Untersuchung  Auslöschung  dann 
stattfindet,  wenn  eine  der  Orthoaxe  parallele  Kante  mit  einem  Nicol- 
hauptschnitt  zusammenfällt,  d.  h.  also,  die  Auslöschung  ist  auf  den 
Orthodomen  eine  gerade,  auf  allen  übrigen  Flächen  eine  schiefe. 

Bezüglich  der  Lage  der  optischen  Axenebene  und  der  damit  zu- 
sammenhängenden Dispersion  sind  3  Fälle  möglich,  je  nachdem  eine  der 
3  optischen  Symmetrieaxen  a,  b  oder  c  in  die  Orthoaxe  fallen. 

1.  Fällt  die  Axe  der  mittleren  Geschwindigkeit  b  mit  der 
Orthoaxe  zusammen,  so  wird  die  Symmetrieebene  zur  optischen  Axen- 

Klockmann,  Mineralogie.    8.  Anfl.  13 


194 


Optische  Eigenschaften  trikliser  Krystalle. 


Fig.  315. 


Fig.  816. 


Fig.  817. 


s^~'>'  / 


ebene.     Das  äussert   sich   bezüglich   der  Dispersion   in   der  Weise,   da£s 
die  Axenebene   dieselbe  bleibt  für  alle  Farben,   in   derselben   aber  die 

erste  Mittellinie  für  jede  Farbe  eine  besondere 
Lage  hat.  —  Geneigte  Dispersion  (Dispersion 
inclin^e  Dbs-Cloizeaüx).  öyps,  Epidot,  Diopsid. 
Schematische  Darstellung  in  Fig.  315. 

In    den    beiden    anderen  Fällen  steht  die 
optische  Axenebene  senkrecht  auf  der  Symmetrie- 
ebene.     Es  kann  dann  sein 

2.  dass  die  erste  Mittellinie  zur  Ortho- 
axe  wird.  Alsdann  muss  diese  erste  Mittellinie  fBr 
alle  Farben  dieselbe  bleiben,  während  die  Axen- 
ebenen  für  die  einzelnen  Farben  sich  facherartig 
herum  gruppiren.  Gedrehte  Dispersion  (D.  tour- 
nante ou  croisäe  Des-Gl.).  Borax,  Heulandit.  Sche- 
matische Darstellung  in  Fig.  31(5. 

3.  Die  zweite  Mittellinie  wird  zur  Ortho- 
ax e.    Die  optischen  Axenebenen  der  verschiedenen 
Farben   sind  einander  und   der  Orthoaxe  parallel, 
fallen  im  übrigen   aber  aus  einander.  —  Horizon- 
tale Dispersion  (D.  horizontale  Des-Cl.).    Orthoklas.    Schematische  Dar- 
stellung in  Fig.  317. 

Beispiele. 
Gyps.    opt.  — ,   A-E   bei  gewöhn!.   Temperatur  =  JOIO}.     DiBpereion  geneigt. 
M-L  im  stumpfen  Winkel  der  Krystallaxen  und  bildet  mit  a  einen  Winkel 
von  23  <»  43',  dabei  ist  2  V  =  61<>  24'. 
Br.-I.  für  die  Linie  D  bei  16,8  <^  C.    a  =  1,5207,     ß  =  1,5228,    f  =  1,5805. 
Epidot.    opt.  — ,  A-E  =  )010|.    Dispersion  geneigt.     M-L  fast  vertical,  liegt 
im  spitzen  Winkel  und  bildet  mit  c  2<^  56'  für  Roth,  2^  26'  ftXr  Grün. 
Br.-I.  fUr  Roth:     a  =  1,7305,     ß  =  1,7541,    t  =  1,7677.     2  V  =  73«  36'. 
Kaliglimmer,    opt.  +»    A.-E   senkrecht   zur  Symmetrieebene.     M-L   V*"""2'^ 
nach  hinten  gegen  Axe  c  geneigt. 
Br.-I.  für  rothes  Glas:    d  =  1,537,     ß  =  1,541,    f  =  1,574.     2  E  =  60»-70*. 
Angit.     opt.  — ,  A-E  =  {010(.    M-L  liegt  im  stumpfen  Axenwinkel  und  bildet 

mit  c  Winkel  von  39«— 54^  2  V  =  6P— 68^  ß  =  ca.  1.70. 
Hornblende,     opt.  — ,  A-E  :=  {010}.     M-L  liegt  im   spitzen  Axenwinkel  und 

bildet  mit  c  1 «— 18^  2  V  =  80*— 85^  ß  =  ca.  1,64. 
Orthoklas,  opt.  — ,  A-E  meist  senkrecht  jOlOf.  Dispersion  horizontal.  ML 
liegt  im  stumpfen  Axenwinkel,  bildet  mit  c  111*^—112®. 
Br.-I.  für  Gelb  (Adular  vom  St.  Gotthard):  a  =  1,5190,  ß  =  1.5237.  f  =  1,5260. 
2  V  =  69<»  43',  2  E  =  121<»  6'.  (Für  andere  Varietäten  ist  der  Axenwinkel 
zuweilen  sehr  klein,  sodass  für  eine  Farbe  die  Axen  zusammenfallen,  wäh- 
rend sie  für  eine  andere  Farbe  in  JOlOf  aus  einander  gehen.) 


Gircularpolarisirende  Krystalle.  195 

3.  Triklines  System  (Klasse  7). 

Zwischen  den  krystallographischen  und  den  optischen  Symmetrie- 
axen   besteht  gar  keine  Beziehung  mehr. 

Auf  allen  Flächen  hat  schiefe  Auslöschung  statt. 

Für  verschiedene  Farben  ändert  sich  sowohl  die  Lage  der  optischen 
Axenebene  wie  die  der  zugehörigen  Mittellinien,  ohne  dass  irgend  welche 
Symmetrie  hervortritt. 

Beispiele. 
Alb  it.    opt.  -f»  ^'^  schneidet  {010(  in  einer  Geraden,   welche  20*^  mit  der 
Brachyaxe,  96  Vt  °  mit  der  Veriicalaze  bildet.    Dispersion  stark  geneigt,  eine 
andere  nicht  deatlich  erkennbar.    Axenwinkel  in  Oel  für  Roth  80  °  39',  für 
Blau  BV  69'. 

§  5.  Gircularpolarisirende  Krystalle  (Opt.  KL  2  u.  4).  — 
Die  in  den  §§2—4  dieses  Capitels  beschriebenen  optischen  Klassen  be- 
sitzen insgesammt  die  Eigenschaft,  dass  die  in  ihren  Kry stallen  sich 
vollziehenden  Lichtschwingungen  linear  erfolgen.  Nun  giebt  es  jedoch 
noch  eine  kleine  Anzahl  von  Medien  sowohl  optisch  isotrope  wie  aniso- 
trope, die  dadurch  abweichen,  dass  sie  lineare  Schwingungen  eines  ein- 
tretenden Lichtstrahles  in  kreisförmige  abändern,  was  beim  Austritt  des 
Lichtstrahles  eine  Drehung  seiner  ursprünglichen  Schwingungsebene  (Polari- 
satioDsebene)  im  Gefolge  hat.  Das  sind  die  auf  S.  172  unterschiedenen 
optischen  Klassen  2  und  4. 

Diese  Eigenschaft,  als  Circularpolarisation  oder  optisches 
Drehungsvermögen  bezeichnet,  findet  bei  isotropen  Krystallen  in 
allen  Richtungen  statt,  bei  anisotropen  Krystallen  nur  dann,  wenn  der 
Lichtstrahl  sich  in  der  Richtung  einer  optischen  Axe  fortbewegt.  Es 
sind  jedoch  nur  optisch  einaxige  Krystalle,  die  Circularpolarisation  auf- 
weisen, nicht  optisch  zweiaxige  Krystalle.  Stets  ist  die  Erscheinung  der 
Circularpolarisation  an  solche  Krystalle  geknüpft,  die  schon  geometrisch 
durch  gewendete  (enantiomorphe)  Formen  auffallen;  hingegen  giebt  es 
enantiomorphe  Krystalle  (Sylvin  und  Salmiak),  die  die  Circularpolarisation 
nicht  zeigen. 

unter  den  Mineralien  ist  optisches  Drehungsvermögen  nur  am  Quarz 
und  Zinnober  vorhanden.  Beide  Krystalle  gehören  der  trapezoedrischen 
Tetartoedrie  des  hexagonalen  Systems  an  und  daher  treten  an  diesen  die 
betreffenden  Erscheinungen  nur  hervor,  wenn  das  Licht  in  der  Richtung 
der  Yerticalaxe  durch  sie  hindurchgeht,  also  an  parallel  zur  Basisfiäche 
geschliffenen  Platten. 

Anm.  Das  optische  Drehungsvermögen  wurde  1811  von  Abago  am  Quarz  ent- 
deckt und  1817  von  Fbesnxl  aus  der  Circularpolarisation  erklärt. 


1 


196     Circularpolarisation.     Quarzplatte  im  parallelen  und  convergenten  Licht 

Optisches  Verhalten  circularpolarisirender  Krystalle.  — 
Dasselbe  wird  am  besten  im  homogenen  Licht  an  Quarzplatten  studirt 
die,  wie  oben  erwähnt,  senkrecht  zur  optischen  Axe  geschnitten  sein 
müssen. 

a)  Quarzplatte  im  parallelen  Licht. 

Dieselbe  wird  im  homogenen  Licht  bei  gekreuzten  Nicols  nicht 
dunkel,  und  ebenso  ändert  sich  die  Intensität  nicht,  wenn  man  die  Platte 
in  der  eigenen  Ebene  dreht. 

Dunkelheit  tritt  erst  ein,  wenn  man  den  oberen  oder  den  unteren 
Nicol  dreht.  Die  Grösse  des  Drehungswinkels  hängt  ab  von  der  Dicke 
der  Platte  und  von  der  angewendeten  Farbe,  also  von  der  Wellenlänge. 

Der  Drehungswinkel  ist  nach  Biot  proportional  der  Dicke.  —  Bei  Platten  von 
1  mm  Dicke  beträgt  der  Drehwinkel  für  die  nachstehenden  FRAUNHOFER'schen  Linien 
förABCDEFGH 
12,67  «^    15,75  <>    17,32 '^    21,74«    27,54»    32,77°    42,60°    51,20°. 

Bei  Anwendung  weissen  Lichts  kann  überhaupt  in  keiner  Stellung 
der  Nicols  zu  einander  Dunkelheit  eintreten,  sondern  die  Platte  muss 
stets  farbig  erhellt  erscheinen,  und  zwar  bei  jeder  Veränderung  der 
Nicolstellung  in  anderer  Farbe,  vorausgesetzt,  dass  die  Platte  eine  be- 
stimmte Dicke  nicht  überschreitet.  Die  Erscheinung  erklärt  sich  so, 
dass  das  Drehungsvermögen  für  die  verschiedenen  Farben  des  weissen 
Lichis  ein  verschiedenes  ist,  sodass  für  eine  bestimmte  Stellung  der 
Nicols  immer  nur  eine  Farbe  ausgelöscht  wird  und  die  Platte  nunmehr 
die  verbleibende  Mischfarbe  zeigen  muss. 

h)  Quarzplatte  im   convergenten   Licht. 

Das  Interferenzbild  entspricht  dem  der  linearpolarisirenden  optisch 
einaxigen  Medien;  doch  reicht  das  dunkle  Kreuz  nicht  bis  in  das  mitt- 
lere Feld  hinein,  sondern  dieses  erscheint  hell  und  zwar  bei  homogenem 
Licht  in  der  Farbe  des  angewendeten  Lichtes,  bei  weissem  Licht  in  v^er- 
schiedener  Färbung.  In  letzterem  Fall  wechseln  die  Farben  mit  der 
Drehung  der  Nicols  nach  Art  der  Spectralfarben.  Beim  Uebergang  von 
Violett  nach  Roth  tritt  bei  Platten  von  weniger  als  5  mm  Dicke  eine 
neutrale  violettgraue  Färbung  (teinte  de  passage,  teinte  sensible)  auf, 
die  bei  der  geringsten  Drehung  eines  der  beiden  Nicols  oder  einer  hin- 
zugefügten anisotropen  Erystallplatte  in  Roth  oder  in  Violett  umschlägt. 
Daher  kann  eine  solche  auf  die  teinte  sensible  eingestellte  Quarzplatte 
zur  Erkennung  schwacher  Doppelbrechung  verwendet  werden  (cf.  S.  165). 
Bei  einer  Platte  von  3,75  mm  Dicke  tritt  die  teinte  sensible  dann  auf, 
wenn  die  Nicols  parallel  sind;  bei  gekreuzten  Nicols  färbt  sich  das  Ge- 
sichtsfeld gelb. 


Circalarpolarisation.  197 


Erklärang.  Die  aus  dem  Polarisator  in  die  Quarzplatte  eintretenden  linear- 
polarisirten  Lichtstrahlen  zerfallen  in  derselben  in  2  Strahlen  mit  entgegengesetzt 
gerichteten  kreisförmigen  Schwingungen  von  gleicher  Intensität,  aber  verschiedener 
Geschwindigkeit.  Beim  Austritt  aus  der  Quarzplatte  vereinigen  sich  dieselben  wieder 
zu  gemeinsamer  linearer  Schwingung,  aber  da  eine  der  beiden  Kreisschwingungen 
der  anderen  vorausgeeilt  ist,  so  ist  die  resultirende  Schwingungsrichtung  des  aus- 
tretenden Strahls  nicht  jener  des  eintretenden  mehr  parallel.  Es  muss  daher  der 
obere  Nicol  gedreht  werden,  um  AuslOschung  zu  erzeugen,  und  zwar  um  so  mehr, 
je  dicker  die  Platte  und  je  grösser  die  Geschwindigkeit  des  angewandten  homogenen 
Lichtes  ist,  also  mehr  beim  Violett  als  beim  Roth. 

Bei  weissem  Licht  tritt  aus  letzterem  Grunde  Dispersion  ein,  die  jedoch  für 
das  Auge  erst  sichtbar  wird,  wenn  durch  den  oberen  Nicol  einzelne  "k  ausgelöscht 
oder  geschwächt  sind. 

Unter  den  Quarzen  giebt  es  nun  solche,  bei  denen  die  Polarisations- 
ebene nach  rechts,  und  solche,  bei  denen  sie  nach  links  gedreht  werden 
muss,  um  bei  homogenem  Licht  Auslöschung  zu  erzielen.  Danach  unter- 
scheidet man  rechts  und  links  drehende  Quarze.  Dieses  optische  Ver- 
halten steht  in  Uebereinstimmung  mit  der  krystallographischeu  Aus- 
bildung. An  den  Bechtsquarzen  finden  sich  die  positiven  Trapezoeder- 
flächen  rechts,  an  den  Linksquarzen  finden  sich  dieselben  Flächen  links 
von  der  Hauptrhomboederfläche. 

Ob  rechts-  oder  linksdrehende  Quarze  vorliegen,  kann  man  auch  noch  in  an- 
derer Weise  erkennen.  Die  normale  Reihenfolge  der  NBWTON'schen  Farben  vom 
Roth  über  Gelb  zum  Blau  erfolgt  bei  ersteren  durch  Rechtsdrehung,  bei  letzteren 
durch  Linksdrehung  des  oberen  Nicols.  —  Femer:  die  Interferenzringe  eines  Rechts- 
quarzes erweitem  sich  durch  Rechtsdrehung  des  oberen  Nicols,  diejenigen  des  Links- 
qaarzes  durch  eine  Linksdrehung. 

Legt  man  eine  rechts-  und  eine  linksdrehende  Quarzplatte  über 
einander,  so  entsteht  die  Interferenzfigur  der  Aiby 'sehen  Spirale,  eine 
Figur,  die  zuweilen  auch  einzelne  Platten  von  Quarzzwillingen  nach  dem 
Brasilianer  Gesetz  wahrnehmen  lassen. 

In  ganz  gleicher  Weise  wird  die  Circularpolarisation  am  Zinnober 
wahrgenommen,  nur  ist  das  Drehungsvermögen  desselben  15mal  so  stark. 
Weiter  zeigen  eine  Reihe  künstlicher  Krystalle,  wie  Natriumchlorat, 
Strychninsulfat,  ausserdem  auch  einige  Flüssigkeiten  und  Gase  die  Fähig- 
keit, das  Licht  circular  zu  polarisiren.  Soweit  es  sich  um  Krystalle, 
natürliche  wie  künstliche,  handelt,  sind  dieselben  allesammt,  wie  S.  195 
bemerkt,  enantiomorph  entwickelt.  Dennoch  ist  die  Enantiomorphie 
nicht  die  einzige  Bedingung  fUr  Circularpolarisation,  denn  diese  tritt 
nicht  auf  bei  den  isomorphen  Nitraten  des  Bleis,  Strontiums,  Baryums, 
welche  in  typisch  regulär  tetartoedrischen,  also  enantiomorphen  Formen 
krystallisiren. 

Die  Ursache  der  Circularpolarisation  ist  in  der  molekularen  Structur 
des  Mediums  zu  suchen,   was   durch   die  ßEuscH'sche  Combination   von 


198  Optische  Anomalien  und  deren  Ursachen. 

zweiaxigen  Glimmerblättchen,  die  unter  Winkeln  von  120^  auf  einander 
geschichtet,  Circularpolai'isation  zeigen,  sehr  wahrscheinlich  gemacht  wird. 

§  6.  Optische  Anomalien.  Unter  optischen  Anomalien  ver- 
steht man  die  Eigenthümlichkeit  gewisser  Krystalle,  dass  dieselben  op- 
tische Eigenschaften  aufweisen,  die  ihnen  nach  ihrer  rein  geometrischen 
Symmetrie  nicht  zukommen  sollten. 

Namentlich  besteht  eine  Discordanz  zwischen  morphologischer  Be- 
schaffenheit und  optischem  Verhalten  bei  gewissen  Erystallen  des  regu- 
lären Systems,  die  sich  als  anisotrop  erweisen  und  solchen  des  tetra- 
gonalen  und  hexagonalen  Systems,  die  in  der  Richtung  der  Hauptaxe 
doppelbrechend  sind.  Dabei  zeigt  sich  jedoch  vielfach,  dass  nur  gewisse 
Varietäten  eines  und  desselben  Minerals  anomale  Erscheinungen  dar- 
bieten, während  andere  sich  ganz  gesetzmässig  verhalten,  ferner  dass  die 
anomale  Erscheinung  nicht  an  allen  Stellen  derselben  Erystallplatte  die- 
selbe ist  und  dass  häufig  auf  solchen  Platten  bei  der  Betrachtung  zwischen 
gekreuzten  Nicols  eine  Theilung  in  Felder  und  Sectoren  eintritt.  Nach 
den  Untersuchungen  von  C.  Klein  und  Ben-Saudk  können  die  anomalen 
optischen  Erscheinungen  eines  Erystalls  sogar  verschieden  sein,  wenn  die 
aus  ihm  hergestellten  Platten  verschiedenen  Flächen  parallel  gehen. 

Gewöhnliche  Beispiele  anomalen  optischen  Verhaltens  bieten  im 
regulären  System  gewisse  Vorkommnisse  des  Alauns,  Steinsalzes,  Diamants, 
Oranats  und  Flussspaths,  ferner  der  Boracit,  Leucit  und  Perowskit;  im 
tetragonalen  System  Apophyllit,  Zirkon,  Vesuvian,  Mellit,  im  hexagonalen 
System  Turmalin,  Beryll,  Chabasit  etc. 

Die  Erklärung  dieser  Abweichungen  ist  in  verschiedener  Weise 
versucht  worden,  namentlich  sind  3  Anschauungen  hervorzuheben,  die 
zwar  für  gewisse  Fälle  die  zweifellos  richtige  Deutung  geben,  für  andere 
jedoch  nur  als  hypothetisch  gelten  können. 

1.  Die  optischen  Anomalien  sind  die  Folge  von  im  Innern 
des  Erystalls  herrschenden  Spannungen. 

Durch  den  Versuch  lässt  sich  nachweisen,  dass  Glas  und  die  ver- 
schiedensten regulären  Mineralien  durch  Druck  und  Pressung  doppelt 
brechend  werden,  wie  es  am  bequemsten  mit  einem  von  Bücking  con- 
struirten  Apparat  nachgewiesen  werden  kann ,  der  die  Grösse  der  aus- 
geübten Pressung  zu  reguliren  und  messen  gestattet.  Glasstreifen,  die 
mit  der  Hand  gebogen  werden,  hellen  das  Gesichtsfeld  bei  gekreuzten 
Nicols  auf.  In  der  isotropen  Blende  bilden  sich  bei  massigem  Druck 
anisotrope  Banden  parallel  den  Oktaederflächen.  Die  gleiche  Wirkung 
wie  der  Druck  haben  Erwärmung  und  schnelle  Abkühlung. 

Alaun,  aus  einer  stark  mit  COg  geschwängerten  Lösung  auskry- 
stallisirt,  ist  anisotrop,  wenn  dagegen  chemisch  rein  oder  ohne  isomorphe 


Optische  Anomalien  und  deren  Ursachen.  199 

Beimischung,  isotrop.  In  wieweit  einfache  Spannungen  von  Einfluss  sein 
können ,  lässt  sich  aus  dem  Umstand  bemessen ,  dass  Colloidsubstanzen 
(Gelatine)  in  Hohlformen  von  Oktaedern  etc.  erstarrt,  Doppelbrechung  zeigen. 
Analog  können  nun  bei  der  Auskry stall isation  aus  wässriger  Lösung, 
beim  Erstarren  aus  dem  feuerflüssigen  Zustand,  beim  Fort  wachsen  in 
Folge  mechanischer  Einschlüsse  (fremde  Krystalle  und  Gase)  Spannungen 
entstehen,  die  eine  Störung  der  Molekularstruktur  hervorrufen. 

Auf  Spannung  muss  es  auch  nach  Brauns  zurückgeführt  werden, 
wenn  durch  isomorphe  Beimischungen  sonst  reguläre  Krystalle  doppel- 
brechend werden.  Während  die  aus  ungemischten  Lösungen  anschiessen- 
den  Krystalle  von  Alaun,  von  Baryumnitrat  und  Bleinitrat  isotrop  sind« 
erlangen  sie  Doppelbrechung,  sobald  sie  aus  Mischlösungen  auskrystalli- 
siren.  Es  liegt  somit  nahe,  die  gerade  bei  isomorph  gemischten  Mine- 
ralien häufig  zu  beobachtenden  optischen  Anomalien  (z.  B.  Granat,  Hauyn, 
Sodalith,  Chabasit,  Turmalin,  Apatit,  Vesuvian  etc.)  als  Spannungs- 
erscheinungen zu  deuten,  die  durch  die  Mischung  chemisch  verschiedener 
Substanzen  innerhalb  desselben  Krystalls  hervorgebracht  wurden. 

2.  Die  von  Mallard  scharfsinnig  vertheidigte  Ansicht,  dass 
die  optischen  Anomalien  auf  mimetische  Zwilliugsbildungen 
zurückzuführen  sind. 

Die  häufige  Beobachtung,  dass  Zwillinge  die  Symmetrie  höherer 
Systeme  nachahmen,  bringt  auf  die  Vermuthung,  dass  Krystalle  mit 
anomalem  optischen  Verhalten  Sammelformen  darstellen,  welche  sich 
aus  in  cyclischer  Zwillingsverwachsung  befindhchen  Individuen  von  nie- 
derer Symmetrie  aufbauen,  wobei  die  im  convergenten  Licht  an  Platten 
wahrzunehmende  Feldertheilung  einer  solchen  Deutung  entspricht. 

Dazu  kommt  die  experimentelle  Wahrnehmung,  dass  durch  Auf- 
einanderschichtung  von  optisch  zweiaxigen  Glimmer-  und  Penninlamellen 
die  Erscheinungen  optisch  einaxiger  Krystalle  hervorgebracht  werden 
können.  Gleich  dicke  Spaltplatten  von  Kalkspathkrystallen,  die  mit  den 
Spaltflächen  auf  einander  gelegt  und  um  180®  gegen  einander  gedreht 
sind,  die  also  einen  künstlichen  Zwilling  nach  B  bilden,  wirken  wie  eine 
isotrope  Platte.  So  wird  es  verständlich,  wenn  derartige  Beobachtungen 
von  Mallard  verallgemeinert  werden  konnten  und  er  die  optischen 
Anomalien  überhaupt  auf  wiederholte  versteckte  Zwillingsbildung  zurück- 
führte. Nach  ihm  besteht  der  Alaun  aus  8  hexagonalen,  der  Boracit 
und  Flussspath  aus  12  rhombischen,  der  Granat  aus  vielen  triklinen,  der 
Anaicim  aus  12  rhombischen  Individuen  etc. 

3.  Die  Anomalie  ist  nur  eine  scheinbare,  besteht  nur  für 
bestimmte  Temperaturen  und  erklärt  sich  durch  Dimorphie  der 
Krystalle. 


200  Optische  Anomalien  und  deren  Ursachen. 

Jede   der  sub  1  und  2  erläuterten  Anschauungen   ist  geeignet,  in 
bestimmten  Fällen  die  optische  Anomalie  zur  Genüge  aufzuklären.     Für 
das  eigenthümliche   optische  Verhalten  jedoch,   das   gewisse  Mineralien, 
wie  Leucit,  Boracit  u.  a.,  darbieten,  erscheint  eine  anderweitige  Erklärung 
nothwendig,  nämlich  die,  dass  überhaupt  keine  Anomalie  vorliegt,  sondern 
dass  die  Discordanz  zwischen  Form  und  optischem  Verhalten  durch  Di- 
morphie zu  Stande   kommt   in   der  Art,   dass   das  Mineral  unter  Bei- 
behaltung der  Erystallform,  welche  seiner  Molekularstructur  bei  der  Bil- 
dung entsprach,   sich  in  Folge   äusserer  Einwirkungen  (Temperaturver- 
änderung  etc.)  in  eine  dimorphe  Modification  umsetzte,    der  nun  die  op- 
tischen Eigenschaften  entsprechen.    Bei  einer  solchen  Dimorphie  ist  also 
Bedingung,  dass  die  die  zweite  Form  aufbauenden  Individuen  Form-  und 
Winkelverhältnisse   darbieten,   die   die  Beibehaltung   der  ursprünglichen 
Gestalt  innerhalb  sehr  naher  Grenzen  ermöglichen.    So  wurde  von  Mal- 
LABD  nachgewiesen,   dass   der  seiner  Form   nach    typisch   regulär-hemi- 
edrische,   seinem  optischen  Verhalten  nach  rhombische  Boracit  bei  einer 
Temperaturerhöhung  auf  ca.  265  ^  plötzlich  für  alle  Farben  isotrop  wird 
und   dies   auch   bei  weiterer  Temperatursteigerung   bleibt,   dagegen   bei 
sinkender    Temperatur    wieder    anisotrop    wird.    —    Ebenso    wird,    wie 
C.  Klein  dargethan,   eine  das  optische  Verhalten  rhombischer  Erystalle 
darbietende  Platte  von  Leucit,  dessen  charakteristische  Form  das  reguläre 
Ikositetraeder  ist,   bei  beginnender  ßothgluth  isotrop.     Zu  beachten  ist, 
dass   der  Leucit   aus   dem  Schmelzfluss  erstarrt   ist,  die   Krystalle  sich 
also    bei    einer    Temperatur   gebildet   haben,    wo    Form    und    optisclies 
Verhalten    dem    regulären    System    entsprechen.      Aehnliches    gilt    dann 
noch   vom  Tridymit,   dessen   scheinbar  hexagonale  Tafeln  bei   gewöhn- 
licher  Temperatur    sich   optisch    als  Zwillinge    trikliner  Erystalle    aus- 
weisen, bei  einer  Erwärmung  auf  etwa  130  ^  in  der  Richtung  senkrecht 
zu   den   Tafeln   aber   einfach   brechend  werden,    d.  h.   den   Forderungen 
des  hexagonalen  Systems  entsprechen.    Auch  für  den  äusserlich  regulären, 
optisch  rhombischen  Perowskit  dürfte  nach  C.  Klein  eine  entsprechende 
Erklärung  möglich  sein,   wenn  es   auch   bisher  noch  nicht  erwiesen  ist. 

Für  das  Verständniss  und  die  Deutung  der  optischen  Anomalien 
mancher  Mineralien  kommt  dann  aber  weiter  noch  in  Betracht,  dass 
wasserhaltige  Mineralien,  wie  gewisse  Zeolithe  (z.  B.  Chabasit)  nach  den 
Untersuchungen  C.  Klbin's  in  Folge  stattgehabter  Verwitterung  anomale 
optische  Erscheinungen  zeigen,  die  beim  Erwärmen  in  Wasserdampf 
wieder  in  die  normalen  übergehen.  In  einzelnen  Fällen  mag  auch  Biot's 
Polarisation  lamellaire  zur  Erklärung  ausreichen.  Dieselbe  setzt 
lamellären  Aufbau  des  Erystalls  voraus ,  dessen  Lamellen  in  ihrer  Ge- 
sammtheit  wie  ein  polarisirendes  Glaspacket  i^drken. 


Olanz,  Schillern,  Farbenwandlung,  Asterismus.  201 

Von  der  reichen  Literatur  fiber  optische  Anomalien  mag  hier  nur  auf  die 
zusammenfassende  Preisschrift  von  R.  Brauns,  Die  optischen  Anomalien  der  Krystalle, 
Leipzig   1891,  hinge vnesen  sein. 

Capitel  VI. 
Anderweitige  optische  Elgensehaften. 

§  1.  Olanz,  Schiller,  Farbenwandlung,  Asterismus,  Lichtfigaren. 

§  2.  Durchsichtigkeit.   §  3.  Farbe.    §  4.  Pleodhroismus.   §  6.  Fluorescenz. 

§  6.  Phosphorescenz.    §  7.  Lnminescenz. 

§  1.  Glanz.  —  Der  Glanz  zeigt  sich  im  reflectirten  Licht  und 
hängt  von  der  Oberflächenbeschaffenheit,  der  Grösse  der  Brechungsindices, 
von  der  Absorption  imd  anderem  ab.  Nach  der  Qualität  desselben  unter- 
scheidet man: 

Metallglanz,  der  sich  typisch  nur  bei  undurchsichtigen  Mine- 
ralien findet.     Metalle  und  viele  Erze. 

Diamantglanz,  typisch  nur  an  durchsichtigen  Mineralien.  Diamant, 
Weissbleierz  und  andere  Bleisalze.  Eine  Abart  ist  der  diamantartige 
Metallglanz  der  Blende,  des  Rothgültigerzes  etc. 

Glasglanz,  bei  den  meisten  durchsichtigen  MineraUen ;  die  grosse 
Mehrzahl  der  Silicate. 

Fettglanz  bei  gewissen  muschlig  brechenden  Mineralien  wie 
Eläolith,  Gangquarz,  Cordierit. 

Perlmutterglanz  bei  leicht  spaltbaren  durchsichtigen  Mine- 
ralien, veranlasst  durch  Totalrefiexion  an  dttnnen  Luftschichten.  Gyps, 
Glimmer,  Desmin. 

Seidenglanz  bei  durchsichtigen  faserigen  Mineralien  und  durch 
die  Faserstructur  bedingt.  Fasergyps,  Faserkalk,  Faserbaryt,  Katzen- 
auge, Weissbleierz. 

Der  grössere  oder  geringere  Grad  des  Glanzes  wird  bedingt  durch 
die  äussere  Beschaffenheit  der  Erystallflächen ,  durch  die  Structur,  das 
Korn  etc.  Es  lassen  sich  vielerlei  Abstufungen  unterscheiden,  wie  starker, 
schwacher  Glanz,  schimmernd  (Feuerstein),  matt  (Kreide)  etc. 

Die  Vertheilung  der  Art  und  Stärke  des  Glanzes  auf  die  verschie- 
denen Flächen  eines  Krystalls  erfolgt  wiederum  im  Sinne  der  Symmetrie.  — 

Manche  Mineralien  besitzen  die  Eigenthümlichkeit,  dass  sie  auf  ge- 
wissen Flächen  ihrer  Krystalle  oder  in  gewissen  Richtungen  einen  eigen- 
artigen metallischen  Schiller,  einen  milden  Lichtschein  ausstrahlen  bezw. 
ein  buntes  Farbenspiel  zeigen.  So  glitzert  der  Hypersthen  metalhsch, 
beim  Sonnenstein  leuchten  mehr  oder  minder  zahlreiche  Punkte  im 
Innern    auf   (aventurisiren),    mancher   Feldspath,    z.   B.   Albit    von 


202  Farbenwandlung,  Asterismus,  Lichtfiguren.    Absorption. 

Amelia  in  Virginia,  Adular  vom  Zillerihal,  besonders  scliön  aber  die  als 
Mondstein  bezeichnete  Feldspathvarietät  von  Ceylon  erglänzt  in  einem 
milden,  bläulichen  Licht  (glaukisiren);  Farbenspiel  beobachtet  man 
an  manchem  Labrador  (labradorisiren),  vor  allem  aber  am  edlen 
Opal.  Diese  Erscheinungen  des  Schillerns  und  der  Farbenwand- 
lung sind  auf  innere  Reflexe  an  eingelagerten  nadeligen,  blättchen- 
förmigen  oder  unregelmässigen  Interpositionen,  an  Luftporen  und  Haar- 
klüften zurückzuführen.  Sind  solche  Interpositionen  gleichviel  welcher 
Art  regelmässig  angeordnet,  so  kommen  auch  entsprechend  regelmässige 
Reflezbilder  zu  Stande,  die  deutlicher  bald  im  auffallenden,  bald  im 
durchfallenden  Licht  erscheinen.  Bei  einseitig  linearer  Anordnung  der 
Einlagerungen  entsteht  ein  einzelner,  gleitender  Lichtschimmer,  wie  das 
besonders  typisch  an  mugglig  geschliffenen,  faserigen  Mineralien,  den 
Katzenaugen,  sichtbar  wird;  bei  gitterartig  durchkreuzenden  Interposi- 
tionen entstehen  drei-,  sechs-  und  vielstrahlige  Lichtfiguren  oder  Licht- 
reflexe. Diese  sternartigen  Bilder,  die  ausgezeichnet  am  Stemsapphir, 
aber  auch  an  manchem  Glimmer  wahrnehmbar  sind,  haben  den  Namen 
Asterismus  für  diese  Erscheinung  veranlasst. 

Eigenthümliche  Lichtreflexe  werden  auch  bei  fein  gerauhter  Ober- 
fläche der  Erystalle  sichtbar.  Der  Atlasschimmer  mancher  Ealkspath- , 
krystalle  liefert  ein  Beispiel.  Rührt  die  Zeichnung  der  Krystallflächen 
von  orientirter  Streifung  oder  von  zahlreicher  über  die  Fläche  ausge- 
streuten Aetzgrübchen  oder  Hügelchen  her,  so  entstehen  wiederum  im 
reflectirten  Licht  regelmässig  strahlige  Figuren,  die  Lichtfiguren 
im  engern  Sinn.  Dieselben  lassen  sich  auch  durch  künstliche  Anätzung 
von  Erystallflächeu  erzeugen.  — 

Die  in  einen  Körper  eintretenden  Aetherschwingungen  des  Lichtes 
gehen  nicht  völlig  ungehindert  durch  denselben  hindurch,  sondern  theilen 
sich  in  höherem  oder  geringerem  Maasse  den  Körpermolekülen  mit,  sind 
also  in  gewissem  Sinne  mit  Resonanz  zu  vergleichen.  Das  eintretende 
Licht  wird  dadurch  geschwächt. 

Vermehren  durch  die  eintretenden  Lichtstrahlen  die  Körpermoleküle 
ihre  Schwingungszahl  nur  in  solchem  Grade,  dass  diese  noch  nicht  zur 
eigenen  Lichtemission  ausreicht,  so  führt  die  Erscheinung  den  Namen 
Absorption,  wird  die  Schwingungszahl  derart  erhöht,  dass  der  Körper 
selbst  leuchtend  wird,  so  heisst  die  Erscheinung  für  den  Fall,  dass  die- 
selbe mit  der  Bestrahlung  beginnt  und  auf  hört,  Fluorescenz,  dagegen 
Phosphorescenz,  wenn  sie  erst  nach  der  Bestrahlung  beginnt  und 
darüber  hinaus  noch  eine  Zeit  lang  fortdauert. 

Auf  der  Absorption  beruhen  im  Wesentlichen  die  Eigenschaften 
der  Durchsichtigkeit,  der  Körperfarbe  und  des  Pleochroismus. 


Durchsichtigkeit.     Farben  der  Mineralien.    Körperfarbe.  203 

§  2.  Durchsichtigkeit.  —  Wenn  ein  Mineral  alle  eintretenden 
Lichtstrahlen  ganz  oder  nahezu  absorbirt,  gleichviel,  welches  auch  die 
Wellenlängen  sind ,  so  erscheint  dasselbe  im  durchfallenden  Licht  undurch- 
sichtig. Lässt  es  dagegen  Licht  irgend  welcher  Wellenlänge  mehr  oder 
minder  vollständig  hindurch,  so  ist  es  durchsichtig,  und  zwar  farblos  durch* 
sichtig,  wenn  dies  in  gleicher  Weise  für  alle  Wellenlängen,  farbig  durch- 
sichtig, wenn  es  nur  für  bestimmte  Wellenlängen  gilt.  Völlig  homogen 
farhig  durchsichtige  Körper  giebt  es  jedoch  nicht.  Es  ist  verständlich, 
dass  man  eine  ganze  Reihe  von  Abstufungen  zwischen  wasserhell  durch- 
sichtigen, durchscheinenden  und  undurchsichtigen  Mineralien  unterscheiden 
kann  und  dass  es  Körper  und  Mineralien  giebt,  die  für  gewisse  Farben 
durchsichtig,  für  andere  undurchsichtig  sind. 

Die  Durchsichtigkeit  eines  Minerals  hängt  ferner  sehr  wesentlich 
von  dessen  Dicke  ab,  daher  lassen  sich  an  der  Mehrzahl  derselben  die 
verschiedensten  Grade  der  Durchsichtigkeit  wahrnehmen.  Mineralien, 
die  auch  in  ganz  dünnen  Schichten  noch  nicht  durchsichtig  werden, 
heissen  opak.  Dahin  gehören  die  Metalle  und  die  meisten  Erze.  Doch 
wird  u.  A.  auch  der  opake  Magnetit,  wenn  er  zwischen  Glimmerlamellen 
eingewachsen  ist  (z.  B.  der  von  Pensburg),  mit  brauner  Farbe  durch- 
scheinend. 

Neaerdings  ist  auch  die  Durchlässigkeit  der  Mineralien  gegen  Röntgen-(X-)Strah1en 
von  DÖLTER  untersucht  worden,  "wobei  sich  keineswegs  immer  Uebereinstimmung  mit 
Durchsichtigkeit  ergeben  hat.  So  ist  Graphit  für  die  X- Strahlen  völlig  durchlässig, 
wenig  durchlässig  sind  Steinsalz,  Flussspath  und  Muscovit,  fast  oder  ganz  undurch- 
lässig sind  Gyps,  Kalkspatb,  Schwerspath,  Zirkon,  Blende,  Zinnober  etc. 

§  3.  Farbe  der  Mineralien.  —  Die  an  den  Mineralien  zu  beob- 
achtenden Farben  können  verschiedene  Ursache  haben. 

Die  sogen.  Körperfarbe,  das  charakteristische  Merkmal  vieler 
Mineralien,  beruht  auf  dem  ungleichen  Absorptionsvermögen  der  Körper 
für  Licht  verschiedener  Wellenlängen,  wird  aber  im  Gegensatz  zur 
Durchsichtigkeit  im  auffallenden  Licht  beobachtet.  Die  Farbe  des 
Minerals  kommt  zu  Stande  durch  Vermischung  und  Reflexion  der  bei 
der  Absorption  übrig  gebliebenen  Wellenlängen.  Demnach  sind  also 
farblose  Mineralien  solche,  die  alle  Wellenlängen  in  demselben  Maasse 
absorbiren,  wie  sie  in  dem  auffallenden  Licht  gemischt  waren,  farbige 
hingegen  die,  welche  einzelne  Wellenlängen  ganz  oder  zum  grössten 
Theü  absorbiren  und  nun  den  Rest  zurückwerfen.  Die  ausgelöschten 
Farben  lassen  sich  durch  ein  Spektroskop  controliren.  Daraus  folgt 
dann,  dass  die  Körperfarbe  eines  Minerals  abhängt  von  der  Zusammen- 
setzung des  auffallenden  Lichts  und  somit  manche  Mineralien  anders  ge- 
förbt  erscheinen,  ob  sie  vom  auffallenden  Tageslicht,  dem  Licht  der  Gas- 
flamme oder  dem  Licht  der  Grubenlampe  beleuchtet  werden.    Das  nimmt 


204  Farbige  und  gefärbte  Mineralien.    Strichfarbe. 

man  oftmals  in  der  Grube  wahr,  wo  die  Erze  ganz  anders  aussehen 
können ,  als  man  sie  auf  der  Halde  oder  in  den  Sammlungen  zu  sehen 
gewöhnt  ist. 

Man  muss  farbige  (idiochromatische)  und  gefärbte  (allochro- 
matische) Mineralien  unterscheiden,  je  nachdem  die  Farbe  von  der  Sub- 
stanz des  Minerals  selbst  herrührt  oder  bedingt  wird  durch  diejenige 
einer  farbigen  isomorphen  Beimischung  (dilut  gefärbt)  bezw.  durch  ein 
zufällig  eingemengtes  Pigment  (mechanisch  gefärbt).  Zu  den  farbigen 
Mineralien  gehören  die  Metalle,  die  meisten  Erze  etc.,  zu  den  gefärbten 
die  grosse  Mehrzahl  der  Oxy-  und  Haloidsalze. 

Während  die  Farbe  für  die  idio chromatischen  Mineralien  ein  charakteristisches 
Merkmal  abgiebt,  ist  sie  für  die  allochromatischen  ganz  nebensächlich  und  kann  sich 
an  verschiedenen  Stücken  desselben  Minerales,  ja  an  verschiedenen  Stellen  eines  und 
desselben  Stückes  ändern.  —  Die  rothe  Farbe  des  Rothgüliigerzes  ist  idioch romatisch, 
die  rothe  des  Garnallits,  Heulandits,  Apophyllits  allochromatisch.  Die  Substanz  der 
Blende  ZnS  ist  an  und  für  sich  farblos,  erhält  aber  durch  dilute  Beimischung 
von  FeS  den  gewöhnlichen  braanen  oder  schwärzlichen  Farbenton.  AehnKches  gilt 
von  vielen  Magnesiasilicaten.  Die  verschiedenen  Färbungen  des  Quarzes,  Flussspatbes, 
Apatits  etc.  beruhen  auf  Pigmentirung.  Als  gewöhnliche  färbende  Beimengung  fun- 
giren  Metalloxyde  (Fe,  Cr,  Ti  etc.)  und  Kohlenwasserstoffe. 

Die  Mannichfaltigkeit  der  an  den  Mineralien  auftretenden  Farben 
ist  überaus  gross;  in  der  Hauptsache  lassen  sie  sich  aber  auf  die  nach- 
stehenden, schon  von  Werneb  hervorgehobenen  zurückführen:  weiss, 
grau,  schwarz,  roth,  gelb,  braun,  blau,  grün.  Innerhalb  derselben  können 
eine  grosse  Anzahl  von  Schattirungen  und  Abstufungen  unterschieden 
werden,  deren  scharfe  Auffassung  ftir  die  idiochromatischen  Mineralien 
ein  ausgezeichnetes  Merkmal  abgiebt. 

Zur  genauen  Bezeichnung  der  einzelnen  Farben  und  Farbennuancen 
erweist  sich   die  RADDE^sche  „Internationale  Farbenskala''   als  praktisch. 

Durch  Hinzutreten  metallischen  Glanzes  werden  die  Farben  noch 
in  charakteristischer  Weise  modificirt  (metallische  Farben). 

Von  der  Körperfarbe  eines  Minerals  ist  die  Farbe  des  Pulvers  oder 
Striches  (Strichfarbe)  zu  unterscheiden.  Dieselbe  tritt  hervor,  wenn 
man  das  Mineral  pulvert  oder  auf  einer  Feile  resp.  unglasirten  Porzellan- 
platte reibt.  Bei  den  allochromatischen  Mineralien  ist  die  Strichfarbe 
durchweg  weiss,  bei  den  idiochromatischen  durchweg  um  vieles  heller, 
weil  die  Lichtzerstreuung  sich  geltend  macht.  Die  Strichfarbe  liefert 
ein  wichtiges  und  leicht  wahrnehmbares  Merkmal  bei  der  Erkennung  von 
Mineralien.  — 

Neben  der  vorstehenden,  auf  Absorption  beruhenden  Körperfarbe 
können  an  den  Mineralien  auch  noch  in  anderer  Weise  Farben  zu  Stande 
kommen,  die  aber  nicht  so  specitisch  der  Substanz  anhaften  und  nur 
unter    besonderen   Umständen    hervorgehen.     Findet   die    farbengebende 


Oberflächenfarben.    Pleochroismas.    Azen  der  Absorption.     Dichroskop.     205 

Absorption  schon  auf  der  äussersten  Oberflächenschicht  Yollständig  statt, 
so  ist  die  Färbung  im  reflectirten  Licht  eine  andere  als  im  durchfallenden 
Liebt  und  ist  ausserdem  noch  von  einem  metallischen  Schiller  begleitet. 
Solche  Oberfläch  enfarben  sind  von  den  Anilinfarbstoffen,  vom  Kalium- 
permanganat her  bekannt.  Durch  innere  Reflexe  werden  Farben  erzeugt, 
deren  wir  schon  oben  in  §  1  als  Irisiren,  Labradorisiren,  Glaukisiren  ge- 
dacht haben.  Auf  Brechung  und  Dispersion  beruht  das  Farbenspiel  des 
Diamanten,  auf  Interferenz  die  bunten,  zuweilen  metallisch  erglänzenden 
Anlauffarben,  wie  sie  besonders  schön  auf  Brauneisen-Sinter,  auf  Bunt- 
kupfererz und  Kupferkies  auftreten. 

§4.  Pleochroismus.  —  Die  Absorptionsfilhigkeit  ist  bei  an- 
isotropen durchsichtigen  Krystallen  in  verschiedenen  Richtungen  un- 
gleich, sowohl  was  die  Qualität  als  die  Quantität  der  Absorption  anlangt. 
In  dem  Fall,  dass  die  Qualität  der  Absorption,  also  die  Absorption  ein- 
zelner Wellenlängen  verschieden  ist,  ist  auch  die  Farbe  in  verschiedenen 
Richtungen,  d.  h.  auf  verschiedenen  Flächen  nicht  mehr  dieselbe.  Diese 
Eigenschaft  wir4  als  Pleochroismus  bezeichnet. 

Reguläre  Krjstalle  sind  somit  immer  monochroitiscb. 

Diejenigen  Richtungen,  in  denen  die  Absorption  die  grössten  Ab- 
weichungen aufweist,  heissen  Axen  der  Absorption.  In  optisch  ein- 
axigen  Krystallen  sind  2  Absorptionsaxen  vorhanden,  die  mit  der  Haupt- 
axe  und  deren  Normalen  zusammenfallen  (daher  Dichroismus),  in  optisch 
zweiaxigen  Mineralien  sind  3  Absorptionsaxen  vorhanden,  die  im  rhom- 
bischen System  den  3  optischen  und  damit  auch  krystallographischen 
Symmetrieaxen  entsprechen.  Dagegen  fällt  im  monoklinen  System  nur 
noch  die  Symmetrieaxe ,  im  triklinen  System  keine  der  optischen  Sym- 
metrie- bezw.  Krystallaxen  mit  den  Absorptionsaxen  zusammen. 

Da  das  blosse  Auge  immer  nur  den  Gesammteindruck  der  in  ver- 
schiedenen Richtungen  herrschenden  Farben  erhält,  so  ist  von  Haidingeb 
ein  kleines  Instrument  (Dichroskop,  HAimKosR^sche  Lupe)  construirt, 
das  gestattet,  statt  der  sogen.  Fiächenfarbe  die  Farbe  jeder  einzelnen 
Richtung  gesondert  wahrzunehmen.  Dem  Instrument  liegt  das  Princip 
zu  Grunde,  dass  ebenso  wie  bei  der  wechselnden  Richtung  eines  durch 
einen  anisotropen  Krystall  hindurchgehenden  Lichtstrahls  auch  bei  dem 
damit  correspondirenden  Wechsel  der  Schwingungsebene  sich  die  Farben- 
unterschiede zu  erkennen  geben,  dass  man  also  im  linear  polarisirten 
Licht  ein  Mittel  hat,  die  einzelnen  Farben  zu  trennen. 

Das  Instrument  Fig.  318  besteht  in  der  Hauptsache  aus  einem  in  einer  Mes- 
singhülse  befindlichen  KalkspathspaltungsstÜck ,  dessen  Länge  so  gewählt  ist,  dass 
ein  kleiner  quadratischer  Ausschnitt  in  der  die  Hülse  vom  abschliessenden  Metall- 
platte in  Folge  der  Doppelbrechung  2  völlig  von  einander  getrennte  Bilder  liefert. 


206  Fluorescenz.    Phospborescenz. 

Hält  man  nun   den   zu  untersuchenden  farbigen   anisotropen  Krystall  (am  besten  in 

Gestalt  einer  Platte)  vor  den  quadratischen  Ausschnitt,   so  beobachtet  man  in  allen 

doppelbrechenden  Richtungen  jenes  Erystalls  gleichzeitig  2  mehr  oder  weniger 

verschieden  gefärbte  Felder,  die  aber  bei  einer  gewissen  (symmetrischen) 

Fig.  818.       Stellung  des  Dichroskops  zur  Platte  ident  werden.    In  der  Richtung  der 

einfachen  Brechung  (der  optischen  Axe  des  Krystalls)  zeigen  natürlich 

beide  Felder  stets  gleiche  Färbung. 

Eine  Modification  dieses  Verfahrens,  namentlich  bei  der  mikro- 
skopischen Untersuchung  von  Dünnschliffen  von  Vortheil,  ist  von 
TscMERMAK  Vorgeschlagen.  Man  hat  nur  von  dem  Polarisatlonsinstrument 
oder  dem  polarisirenden  Mikroskop  einen  der  beiden  Nicols  zu  ent- 
fernen. Durch  Horizontaldrehung  der  Platte  bekommt  man  dann  nach 
einander  die  Farben  der  beiden  verschiedenen  Schwingungsebenen 
zu  Gesicht. 

An  manchen  Erystallen  lässt  sich  die  Erscheinung  des 
Pleochroismus  direct  wahrnehmen,  so  an  manchen  Beryllen, 
Cordieriten  und  Turmalinen,  ferner  am  Pennin  und  besonders  schön  am 
künstlichen  Magnesiumplatincyanür.  Unter  Benutzung  des  polarisirten 
Lichtes  wird  der  Pleochroismus  namentlich  für  den  Petrographen  zu 
einem  werthvoUen  Unterscheidungsmittel.  So  erkennt  man  Biotit,  Tur- 
malin,  Epidot  am  Pleochroismus  und  unterscheidet  auf  Grund  desselben 
Hornblende  von  Augit.  Praktisch  wird  auch  für  die  Unterscheidung  von 
Edelsteinen  die  Untersuchung  auf  Pleochroismus. 

§  5.  Fluorescenz.  Die  Fluorescenz  findet  sich  unter  den  Mine- 
ralien selten,  am  schönsten  an  den  grün  oder  blau  gefärbten  Fluss- 
spathen,  namentlich  an  dem  grünen  von  Derbyshire  und  Cumberland. 
Ein  durch  eine  Sammellinse  in  einen  solchen  grünen  Fluorit  geworfener 
Lichtkegel  lässt  denselben  in  prächtig  blauer  Farbe  aufleuchten.  Bei 
Lampenlicht  roth  durchsichtiger  Chrysoberyll  erscheint  im  auffallenden 
Licht  grün.  Wendet  man  bei  Fluorescenzuntersuchungen  einen  Kegel 
polarisirter  Lichtstrahlen  an,  so  werden  letztere  apolarisirt. 

§  6.  Phosphorescenz.  —  Dieselbe  wird,  wie  oben  erwähnt, 
hervorgerufen  durch  Erhöhung  der  Schwingungszahl  der  Körpermoleküle 
bis  zum  Selbstleuchten.  Ausser  durch  Bestrahlung  kann  dies  noch  in 
anderer  Weise  bewirkt  werden ;  immer  aber  wird  die  Phosphorescenz  nur 
bei  einer  beschränkten  Anzahl  von  Mineralien  wahrgenommen: 

Im  einzelnen  erfolgt  die  Phosphorescenz 

1.  durch  Bestrahlung  (Insolation)  seitens  des  Sonnen-  oder  Tages- 
lichtes. 

Diamant,  gebrannter  Baryt  (Bologneser  Späth);  in  geringem 
Maasse  Strontianit,  Calcit,  Kreide,  Aragonit,  Fasergyps  etc.; 
keine  Silicate. 


Luminescenz.    Thermische  Eigenschaften.     Wärmestrahlung.  207 

2.  durch  Erwärmung. 

Topas,  Diamaut  und  Flussspafcli,  wo  zuweilen  schon  die 
Wärme  der  Hand  ausreichend  ist;  bei  anderen  Mineralien  (Phos- 
phorit, Calcit,  manchen  Silicaten)  muss  auf  100  und  mehr  Grad 
erwärmt  werden. 

3.  durch  Elektricität. 

Der  elektrische  Funke  ruft  am  grünen  Flussspath,  am  Bo- 
logneser Späth  Phosphorescenz  hervor. 

4.  durch  mechanische  Einwirkung. 

Beim  Zerbrechen,  Zerstossen,  Kratzen,  Schleifen  und  Reiben 
zeigen  manche  Mineralien  wie  Zinkblende  (von  Eapnik),  Dolomit, 
MarmoüT,  Quarz,  Glimmer  etc.  die  Erscheinung  der  Phosphorescenz. 

§  7.  Als  Luminescenz  bezeichnet  man  die  Erscheinung,  dass 
unter  der  Einwirkung  von  Röntgenstrahlen  gewisse  Substanzen  und  dar- 
unter zahlreiche  Mineralien  zum  Selbstleuchten  gebracht  werden.  Vor 
allen  zeigt  das  Baryumplatincyanid  diese  Erscheinung  im  höchsten  Grade ; 
unter  den  Mineralien  sind  es  vornehmlich  Flussspath,  Scheelit,  WoUa- 
stonit,  Apatit,  Zirkon,  Ealkspath,  Cerussit,  Anglesit,  Steinsalz,  Eerargyrit, 
Matlockit,  Diamant,  Adular,  Eieselzink  u.  a.  Dabei  ist  aber  zu  bemerken, 
dass  selbst  bei  dem  gleichen  Mineral  die  Leuchtkraft  beträchtlich  wechseln 
kann  je  nach  dem  Fundort,  ja  sogar  je  nach  der  Färbung.  (Vergl.  Kkil- 
HAGK,  Ueber  die  Luminescenz.  Zeitschr.  d.  deutschen  geol.  Ges.  Verhandl.  S.  131. 
Bd.  50.  1898.)     . 

Capitel  Vn. 

Thermisehe,  magnetische  und  elektrische  Eigenschaften 
der  Minerallen. 

1.  Thermische  Eigenschaften. 

Soweit  68  sich  um  die  Ausbreitung  der  Wärme,  also  um  Wärmestrahlung, 
Wärmeleitung  und  um  die  davon  abhängige  Eigenschaft  der  Ausdehnung  durch 
Wärme  handelt,  bietet  das  thermische  Verhalten  der  Mineralien  und  Krystalle  das 
vollständigste  Analogon  zu  dem  optischen.  Die  Krystalle  lassen  in  ganz  gleicher  Weise 
eine  Eintheilung  in  thermisch  isotrope  und  in  thermisch  ein-  und  zweiaxige  Klassen 
zu,  die  sich  mit  den  entsprechenden  optischen  und  morphologischen  Klassen  völlig 
decken.  Der  praktischen  Benutzung  thermischer  Eigenschaften  zur  Feststellung  der 
äusseren  Symmetrie  der  Krystallform  steht  jedoch  die  schwierige  Art  der  Beobachtung 
hindernd  im  Wege. 

Nur  die  eben  erwähnten,  die  Ausbreitung  der  Wärme  bedingenden  und  be- 
gleitenden Erscheinungen  der  Strahlung,  Leitung  und  Ausdehnung  sollen  hier  eine 
kurze  Erörterung  finden. 

a)  Wärmestrahlung.  Dieselbe  beruht  gleich  dem  Licht  auf 
Wellenbewegung  und  hat  daher  in  ganz  gleicher  Weise  die  Erscheinungen 


208  Thermische  Eigenschaften.    Wärmeleitang. 

der  Reflexion,  der  Brechung  und  Doppelbrechung,  der  Interferenz  sowie 
der  linearen  bezw.  circularen  Polarisation  etc.  zur  Folge. 

Vorzugsweise  Bedeutung  —  weil  nämlich  leicht  wahrnehmbar  — 
haben  die  von  der  Absorption  der  Wärmestrahlen  abhängigen  Erschei- 
nungen. 

Mit  Rücksicht  auf  dieselbe  lassen  sich  wärmedurchlässige  (dia- 
thermane)  und  wärmeundurchlässige  (adiathermane)  Mineralien  unter- 
scheiden. Die  beiden  dadurch  gebildeten  Abtheilungen  decken  sich  nicht 
immer  mit  den  optischen  Klassen  der  durchsichtigen  und  undurchsich- 
tigen Mineralien ;  zwar  sind  alle  undurchsichtigen  Mineralien  adiatherman, 
aber  eine  Reihe  durchsichtiger  Mineralien  ist  wenigstens  für  die  dunklen 
Wärmestrahlen  mehr  oder  weniger  undurchlässig,  so  z.  B.  Ealkspath, 
Gyps,  Alaun  theilweise,  vollständig  das  Eis. 

Diathermane  Medien  sind  nicht  für  alle  Wärmestrahlen  gleich  gut 
durchlässig;  sie  absorbiren  einzelne,  während  andere  ungehindert  hin- 
durchgehen. Es  lassen  sich  somit  wärmefarblose  und  wärmefarbige 
(thermochroitische)  Mineralien  unterscheiden.  So  ist  gewöhnlicher  Alaun 
für  das  Licht  völlig  farblos,  der  Wärme  gegenüber  aber  geförbt.  Wärme- 
farblose Körper  giebt  es  nur  in  geringer  Anzahl,  z.  B.  KCl,  NaCl, 
AgCl,  ZnS. 

b)  Wärmeleitung.  Die  Leitungsfähigkeit  für  Wärme  ist  bei 
verschiedenen  Mineralien  sehr  verschieden.  Beim  Silber  ist  sie  am 
grössten;  setzt  man  dieselbe  beim  Silber  gleich  100,  so  ist  nach  Wikde- 
MANN  und  Fbanz  (1853)  die  Wärmeleitungsfähigkeit  für  Kupfer  73,6, 
für  Gold  53,2,  für  Zink  19,  für  Zinn  14,5,  für  Eisen  11,9,  für  Blei  8,5, 
für  Platin  8,4,  für  Wismuth  1,8. 

Die  verschiedene  Wärmeleituiig  kann  zuweilen  ein  bequemes  üntersuheidangs- 
merkmal  abgeben.  Marmor  leitet  die  Wärme  weit  besser  als  Alabaster,  und  man 
kann  daher  z.  B.  durch  Anfühlen  mit  der  Hand  das  Material  von  Statuen  und 
Ornamenten  erkennen.  Diamanten  kann  man  durch  das  Gefühl  unter  anderen  Edel- 
steinen heraus  erkennen. 

Die  Wärmeleitung  in  den  Krystallen  wird  von  deren  Symmetrie 
beherrscht.  Die  isothermische  Fläche  —  darunter  eine  Fläche  verstanden, 
die  um  alle  diejenigen  Punkte  beschrieben  ist,  in  welchen  zu  gleicher 
Zeit  und  in  gleicher  Stärke  eine  von  einem  centralen  Punkt  ausgehende 
Temperaturerhöhung  wahrgenommen  wird  —  ist  bei  den  regulären  Kry- 
stallen eine  Kugel,  bei  den  hexagonalen  und  tetragonalen  ein  Rotations- 
ellipsoid und  bei  den  rhombischen,  monoklinen  und  triklinen  Krystallen 
ein  dreiaxiges  EUipsoid. 

Versuche,  die  dies  erhärten,  wurden  von  S^narmont  1849  angestellt,  welcher 
Krystallplatten  mit  einer  dünnen  Wachsschicht  überzog  und  dieselben  von  der  durch- 
bohrten Mitte  aus  mittelst  eines  heissen  Drahtes  erwärmte.  Das  Wachs  schmolz  dann 
in  Figuren,  die  den  Schnitten  der  isothermischen  Fläche  entsprechen. 


Thermische  Eigenschaften.    Aasdehnung  der  Wärme.  209 

Eine  Modification  dieses  Yersaches  rührt  von  Röntgen  her,  der  aaf  die  an- 
gehauchte Ery  stallplatte  eine  heisse  Metallspitze  setzte  und  den  nicht  verdampften 
Theil  der  Hauchschicht  durch  Lykopodiumpulver  fixirt«. 

c)  Ausdehnung.  Die  durch  Wärme  bedingte  Ausdehnung  der 
Mineralien  schwankt  wohl  zwischen  weiten  Grenzen,  ist  aber  für  die 
festen  Mineralien,  gegenüber  den  flüssigen,  sehr  klein.  Der  lineare  Aus- 
dehnungscoefßcient,  also  die  relative  Verlängerung  für  je  1^  ausgedrückt 
in  Millionteln  der  Länge,  ist  für  Eis  64,  Silber  20,  Kupfer  17,  Gold  15, 
Eisen  12,  Platin  9.  Relativ  gross  ist  er  noch  für:  Salmiak  63,  Stein- 
salz 40,  Sylvin  38,  Chlorsilber  33.  Bei  einigen  Mineralien  findet  inner- 
halb bestimmter  Temperaturen  eine  Contraction  statt,  z.  B.  beim  Wasser 
unter  4^  Diamant  unter  — 42  ^ 

Die  Ausdehnung  der  Krystalle  als  homogene  Deformation  erfolgt 
in  vollster  Uebereinstimmung  mit  der  Symmetrie.  Isotrope  Krystalle 
dehnen  sich  nach  allen  Richtungen  gleich  stark  aus;  eine  aus  einem 
regulären  Krystalle  geschliffene  Kugel  bleibt  bei  jeder  Temperatur  eine 
solche.  —  Krystalle  des  tetragonalen  und  hexagonalen  Systems  erleiden 
in  einer  Richtung  bald  eine  grössere,  bald  eine  geringere  Ausdehnung 
als  in  allen  übrigen  Richtungen.  Die  Ausdehnung  in  diesen  ist  soweit 
gleich,  als  es  sich  um  morphologisch  gleich werthige  Richtungen  handelt. 
Eine  Kugel,  aus  derartigen  Krystallen  hergestellt,  wird  bei  der  Er- 
wärmung zu  einem  Rotationsellipsoid,  dessen  Rotationsaxe  bald  grösser, 
bald  kleiner  als  die  senkrechte  Axe  ist.  So  ist  beim  Kalkspath  die 
Hauptaxe  die  Richtung  der  grössten  Ausdehnung.  Analog  der  optischen 
Eintheilung  kann  man  auch  hier  in  thermisch  positive  und  thermisch 
negative  Krystalle  unterscheiden.  —  Die  Krystalle  der  übrigen  3  Systeme 
haben  in  3  auf  einander  senkrecht  stehenden  Richtungen  verschiedene 
Ausdehnung;  eine  Kugel  wird  bei  jeder  anderen  Temperatur  als  der, 
bei  welcher  sie  hergestellt  wurde,  zu  einem  dreiaxigen  Ellipsoid.  Mit 
Rücksicht  auf  die  dabei  zu  Tage  tretende  Beziehung  dieses  dreiaxigen 
EUipsoids  zu  der  Orientirung  der  geometrischen  Symmetrieebenen  lassen 
sich  hier  3  Klassen  unterscheiden,  die  dem  rhombischen,  dem  monoklinen 
und  dem  triklinen  System  entsprechen.  Im  Ganzen  zerfallen  also  die 
Krystalle  auf  Ghrund  ihrer  thermischen  Symmetrie  in  5  Klassen. 

Wie  ersichtlich,  werden  bei  den  anisotropen  Krystallen  durch  die 
Wärmeausdehnung  auch  die  Winkelverhältnisse  beeinflusst. 

So  beträgt  nach  Mitscherlich  die  Rhomboederkaote  des  Kalkspatba,  die  bei 
10*»  C.  105«  4'  mißst,  bei  einer  Erwärmung  um  100''  C.  104 •  56'. 

Bei  diesen  gilt  also  das  Gesetz  von  der  Winkelconstanz  nur  für 
eine  bestimmte  Temperatur;  während  bei  den  regulären  Krystallen  die 
Winkel  bei  allen  Temperaturen  unverändert  bleiben. 

Klockmann,  Mineralogie.    8.  Aafl.  14 


210  Magnetische  Eigenschaften. 


In  jedem  Fall  bleibt  aber  die  Symmetrie  der  Krystalle  erhalten, 
und  daraus  folgt,  dass  auch  bei  den  anisotropen  Erjstallen  diejenigen 
Winkel,  die  von  den  Symmetrieebenen  eingeschlossen  werden,  und  beim 
monoklinen  System  die  rechten  Winkel  erhalten  werden. 

Dass  auch  Temperaturänderungen  die  einmal  bestehenden  Zonen- 
Verhältnisse  und  die  Rationalität  der  Indices  nicht  abzuändern  vermögen, 
ist  bereits  auf  S.  24  erwähnt,  ebenso  ist  früher  darauf  hingewiesen,  dass 
durch  Aenderung  der  Temperatur  die  Grösse  der  Brechuugsindices  und 
des  optischen  Axen winkeis,  die  Lage  der  optischen  Azenebene  und  der 
Mittellinie  eine  Veränderung  erleiden. 

2.  Magnetische  Eigenschaften. 

Die  Eigenschaft  der  selb;stständigen  magnetischen  Attraction  (per- 
manenter Magnetismus)  kommt  nur  wenigen  Mineralien  zu;  im  ausge- 
sprochenen Maasse  nur  dem  Magneteisen  (natürlicher  Magnet)  und  auch 
erst  im  angewitterten  Zustand,  in  Spuren  manchen  Vorkommnissen  des 
gediegenen  Platins  und  des  Magnetkieses. 

Dagegen  wird  eine  ganze  Reihe  von  Mineralien,  namentlich  eisen- 
haltige, vom  Magneten  angezogen  oder  wirkt  wenigstens  auf  die  Magnet- 
nadel ein  (inducirter  Magnetismus).  Bei  genügender  Stärke  des  Magneten 
oder  genügender  Empfindlichkeit  der  Nadel  lässt  sich  sogar  die  magne- 
tische Induction  bei  allen  Körpern  nachweisen.  Sie  zerfallen  aber  dabei 
in  2  Klassen,  je  nachdem  sie  von  den  Polen  angezogen  (paramagne- 
tisch) oder  abgestossen  (diamagnetisch)  werden. 

Die  Untersuchung  auf  ein  derartiges  Verhalten  wird  am  besten  so  ausgeftihrt, 
dass  man  das  betreffende  Mineral  in  Stäbcbenform  bringt  und  zwischen  den  Polen 
eines  Hufeisenmagneten  aufhängt.  Die  paramagnetischen  Mineralien  stellen  sich 
axial,  d.  h.  ihre  Längsrichtung  fällt  in  die  Verbindungslinie  der  beiden  Magnetpole, 
die  diamagnetischen  stellen  sich  äquatorial,  d.  h.  ihre  Längsrichtung  steht  senkrecht 
auf  jener  Verbindungslinie.  —  Noch  einfacher  ist  es,  das  pulverisirte  Mineral  in  einem 
dünnwandigen  Glaßröhrchen  zwischen  den  Polen  eines  Magneten  aufzuhängen  und 
die  Einstellung  zu  beobachten. 

Die  relative  Grösse  der  magnetischen  Induction  hängt  bei  Krystallen 
von  der  Richtung  ab.  In  regulären  Krystallen  verhalten  sich  alle  Rich- 
tungen gleich;  bei  jenen  des  hexagonalen  und  tetragonalen  Systems  giebt 
es  eine  Richtung  des  grössten  und  senkrecht  dazu  des  kleinsten  Para-, 
resp.  Diamagnetismus.  Rhombische,  monokline  und  trikline  Krystalle  be- 
sitzen 8  verschiedene  Richtungen  des  stärksten,  mittleren  und  schwächsten 
Magnetismus.  Somit  lassen  sich  auch  hier  wieder  magnetisch  isotrope  und 
anisotrope,  magnetisch  einaxige  und  zweiaxige  Krystalle  etc.  unterscheiden. 

Von  der  Eigenschaft,  namentlich  der  eisenhaltigen  Mineralien,  durch  einen 
kräftigen  Magneten  angezogen  zu  werden,  macht  man  in  der  Petrographie  Gebrauch. 


Elektrische  Eigenschaften.  211 


Mit  Hülfe  eines  Elektromagneten  lassen  sich  eisenhaltige  Mineralien,  Augit,  Horn- 
blende, Olivin,  Granat,  Magneteisen  etc.  von  eisenfreien  Mineralien,  Feldspatfa,  Leucit, 
Nephelin  etc.  trennen.  Technisch  ausgedehnte  Anwendung  macht  man  davon  bei 
der  Aufbereitung  der  Erze  (magnetische  Separation;  Wetherell-Verfahren  u.  a.). 

Während  ein  gewöhnlicher,  d.  h.  relativ  schwacher  Magnetstab  nur  wenige 
Mineralien  anzieht,  wie  ged.  Eisen,  Magneteisen,  Magnetkies,  geschieht  dies  im 
grosseren  Umfang  und  bei  allen  eisenhaltigen  Mineralien,  sobald  man  diese  rOstet 
oder  glüht.    Darauf  beruht  die  Erkennung  eisenhaltiger  Mineralien  vor  dem  Löthrohr. 


3.  Elektrische  Eigenschaften. 

Durch  viele  mechanische  Processe,  Reiben,  Pressen,  Spalten,  Zer- 
drücken, sowie  durch  Erwärmung  werden  Mineralien  in  den  elektrischen 
Zustand  versetzt,  der,  wenn  die  Leitungsfähigkeit  wie  beim  Bernstein, 
Schwefel  und  Quarz  gering  ist,  durch  das  Anziehen  leichter  Körper 
sichtbar  gemacht  werden  kann. 

Bei  Erystallen  erfolgt  die  Vertheilung  der  positiven  und  negativen 
Elektricität  ganz  im  Sinne  der  Symmetrie.  Ebenso  ist  auch  die  Lei- 
tungsfahigkeit  in  gleichen  Richtungen  dieselbe,  in  ungleichen  verschieden. 

Die  durch  Ausübung  eines  einseitigen  Druckes  oder  Zuges  in 
Erystallen  erregte  Elektricität  heisst  Piezoelektricität;  sie  findet  sich 
nur  an  Erystallen,  denen  das  Centrum  der  Symmetrie  fehlt  und  ist  am 
Turmalin  und  Quarz  studirt  worden.  Am  auffälligsten  aber  lassen  sich 
die  Erscheinungen  des  elektrischen  Zustandes  an  den  Erystallen  wahr- 
nehmen, wenn  man  sie  wechselnden  Temperaturen  aussetzt.  Die  da- 
durch hervorgebrachte  elektrische  Erregung  wird  als  Pyroelektricität 
bezeichnet. 

Erystalle  des  regulären  Systems,  soweit  sie  holoedrisch  sind,  werden 
nicht  pyroelektrisch,  wohl  aber  die  hemiedrischen  Formen  und  die  Ery- 
stalle aller  übrigen  Systeme.  An  den  Enden  gleichwerthiger  Symmetrie- 
axen  entsteht  gleiche  (entweder  positive  oder  negative)  Elektricität,  seit- 
lich dazu  entgegengesetzte.  Hemimorphe  Formen  haben  dagegen  an  den 
beiden  Enden  der  hemimorphen  Axe  entgegengesetzte  Elektricität.  Dabei 
ist  nicht  immer  für  ein  und  dasselbe  Mineral  die  Art  der  Elektricität 
constant.  An  manchen  Exemplaren  werden  dieselben  Enden  positiv,  die 
an  anderen  negativ  wurden. 

Der  tetragonale  Vesuvian  wird  beim  Erwärmen  auf  der  Basis  positiv,  auf 
den  Prismenfl&chen  negativ;  6yps  wird  auf  den  Längsflächen  — ,  auf  den  Quer- 
flächen +,  Kalkspath  gewöhnlich  an  den  Enden  der  Hauptaxe  +#  ^^^  den  Seiten  — , 
der  hemimorphe  Turmalin  ist  an  einem  Pol  der  Hauptaxe  -|-,  am  andern  —. 

Ganz  allgemein  zeigt  sich  die  Eigenthümlichkeit ,  dass  diejenigen 
Enden  eines  Erystalls,  die  beim  Erwärmen  positiv  werden,  beim  Erkalten 
negativ  werden  und  umgekehrt,    nachdem  auf  kurze  Zeit  unelektrischer 


212  Elektrische  Eigenschaften. 


Zustand  eingetreten  war.  G.  Rose,  der  die  Pyroelektricität  des  Turmalins 
studirte,  nannte  dasjenige  Erystallende,  das  beim  Erwärmen  positiv  wird, 
den  analogen,  das  Ende,  das  negativ  wird,  den  antilogen  Pol. 

Die  Erscheinung  der  Pyroelektricität  wurde  zuerst  durch  Zufall  am  Tnrmaliii 
entdeckt.  —  Die  zahlreichsten  Untersuchungen  über  dieselbe  wurden  von  G.  Rose 
und  namentlich  von  Hankkl  angestellt.  Eine  ausgezeichnete  Methode,  die  Vertheilmig 
der  Elektridtät  auf  den  Krystallfl&chen  sichtbar  zu  machen,  rührt  von  Kumdt  her. 
Der  durch  Erwärmen  elektrisch  erregte  Krystall  wird  mit  einem  Gemenge  von  feinem 
Schwefel-  und  Mennigpulrer  bestäubt.  Da  ersteres  negativ  elektrisch,  letzteres  positiv 
ist,  so  werden  die  positiv  elektrischen  Flächen  des  Krystalls  gelb,  die  negativ  elek- 
trischen roth  gefärbt. 


Schliesslich  mag  erwähnt  werden,  dass  auch  einzelne  physiologische 
Eigenschaften  der  Mineralien  als  Merkmale  zur  Erkennung  derselben  von 
Bedeutung  werden  können. 

Dahin  gehört  der  charakteristische  Geschmack  einiger  in  Wasser 
löslichen  Mineralien,  der  Geruch  (z.  B.  thoniger,  bituminöser  etc.  Geruch), 
den  einige  namentlich  beim  Anschlagen  mit  dem  Hammer  oder  beim 
Anhauchen  von  sich  geben.  Auch  der  Umstand,  ob  ein  Mineral  sieb 
fettig  wie  der  Speckstein  oder  mager  wie  die  Kreide  anfasst,  kann  zur 
Erkennung  dienen. 


IIL  Abschnitt. 

Chemie  der  Mineralieii. 


Literatur.  Rammxlsbbro,  Handb.  der  Mineralchemie,  2.  Aufl.  1875.  Nach- 
trag 1886.  —  Groth,  Tabellarische  Uebersicht  der  Mineralien  nach  ihren  brystailo- 
graphisch- chemischen  Beziehnngen,  4.  Aufl.  Braunschweig  1898.  —  Fock,  Einleitung 
in  die  chemische  Erystaliographie.  Leipzig  1888.  —  Döltir,  Allgemeine  chemische 
Mineralogie.  Leipzig  1890.  —  Arzruni,  Physikalische  Chemie  der  Krystalle.  Braun- 
schweig 1893.  —  Brauns,  Chemische  Mineralogie.  Leipzig  1896.  —  Wähler,  Die 
Mineralanalyse.  Göttingen  1862.  —  Rose,  Handbuch  der  analyt.  Chemie,  heraus- 
gegeben von  FiNKENER  1867 — 1871.  —  f^ESEirius,  Anleitung  zur  qualitativen  Analyse, 
15.  Aufl.  1866;  Anleitung  zur  quantitativen  Analyse,  6.  Aufl.  Braunschweg  il875— 1884. 
—  A.  Classen,  Handbuch  der  analytischen  Chemie.  5.  Aufl.  Braunschweig  1900.  — 
Derselbe,  Ausgewählte  Methoden  der  analytischen  Chemie.    Braunschweig  1901. 

Die  in  diesem  Abschnitt  zu  besprechenden  chemischen  Verhältnisse 
der  Mineralien  beziehen  sich  theils  auf  die  allgemeine  Constitution  der- 
selben, wobei  die  Ermittlung  des  Zusammenhangs  zwischen  Erjstallgestalt 
und  Constitution  zur  Hauptaufgabe  wird,  theils  behandeln  sie  die  von 
der  Chemie  gelieferten  Merkmale  zur  Erkennung  und  Unterscheidung 
der  Mineralien. 

Capitel  I. 

§  1.  Allgemeine  Constitation.    §  2.   Chemische  Formeln  der  Mineralien, 

§  3.   Berechnung  der  Formeln.    §  4.  Isomorphie.    §  6.  Isomorphe 

Mischungen.    §  6.   Heieromorphie. 

§  1.  Nur  eine  sehr  geringe  Anzahl  yon  Mineralien  besteht  un- 
mittelbar aus  den  chemischen  Elementen,  wie  Diamant,  Schwefel,  Gold, 
Silber,  Kupfer,  Platin,  Arsen,  Antimon,  Wismuth  und  einige  andere;  die 
weitaus  meisten  sind  einfache  oder  mehrfache  Verbindungen  der  Elemente 
unter  sich,  und  zwar  sind  es,  was  sich  leicht  erklärt,  vorzugsweise 
solche  Verbindungen,  die  im  Wasser  unlöslich  oder  doch  schwer  löslich 
sind.  Die  grossen  Ghiippen  der  chemischen  Verbindungen,  die  Säuren, 
Basen  und  Salze  lassen  sich  in  gleicher  Weise  auch  bei  den  Mineralien 
wiederfinden,  nur  ist  zu  bemerken,  dass  die  Säuren  und  Basen  so,  wie 
diese  Verbindungen  in  der  heutigen  Chemie  definirt  werden  (als  Wasser- 
stoff- bezw.  Hydroxylverbindungen),    nur   ganz  spärlich   vertreten   sind, 


1 


214  Allgemeine  chemische  Constitution  der  Mineralien. 

während  Säure-  und  Basisanbydride  (Säuren  und  Basen  im  alten  Sinne) 
sammt  den  Salzen  die  Gonstitutionsformen  der  grossen  Mehrzahl  der 
Mineralien  darstellen. 

Auf  einige  der  hauptsächlichsten  binären  Verbindungen  und  der  Ver- 
bindungen höherer  Ordnung  mag  hier  im  Allgemeinen  hingewiesen  werden. 

1.  Zahlreicher  als  die  binären  Verbindungen  der  Elemente  mit 
Sauerstoff  (Oxyde)  sind  deren  Verbindungen  mit  Schwefel  und  daran 
anschliessend  die  sich  ganz  analog  verhaltenden  Verbindungen  der  Ele- 
mente mit  As,  Sb,  Se,  Te.  Dieselben  werden  kurz  als  Sulfoverbindungen 
bezeichnet.  Je  nach  der  Rolle  derselben  in  den  sogen.  Sulfosalzen  theilt 
man  dieselben  wohl  noch  unter  Benutzung  der  alten,  auf  dualistische 
Anschauung  gegründeten  Nomenclatur  in  Sulfosäuren  und  Sulfobasen, 
während  wir  dieselben  unter  Beachtung  der  neueren  Ansichten  als  Säuren 
oder  Basen  bildende  Sulfide  bezeichnen  wollen. 

2.  unter  den  Erzen  erlangen  die  Sulfosalze  eine  grössere  Be- 
deutung, deren  Zusammensetzung  ganz  analog  der  der  Oxysalze  gedacht 
wird,  d.  h.  als  eine  Verbindung,  welche  durch  Ersetzung  des  Wasser- 
stoffs in  der  hypothetischen  Sulfosäure  durch  ein  Metall  hervorgegangen 
ist.  Beispiele  von  Sulfosalzen  bilden  unter  vielen  anderen  Kupferkies, 
Buntkupfererz,  Fahlerz,  Rothgültig. 

3.  Manche  Mineralien  bestehen  aus  verschiedenartigen  Verbindungen, 
indem  sich  anscheinend  Oxyde  mit  Sulfiden,  Sauerstoffsalze  verschiedener 
Art  mit  einander  (Sulfate  und  Garbonate,  z.  B.  Leadhillit),  Sauerstoff- 
salze mit  Haloidsalzen  vereinigen.  Dieselben  werden  in  den  meisten 
Fällen  aus  Mangel  eines  beweiskräftigen  Kriteriums  als  Molekularver- 
bindungen aufgefasst.  Andere  Autoren  (Gboth  u.  A.)  denken  sich  die- 
selben jedoch  zum  grossen  Theil  aus  einheitlichen  Verbindungen  her- 
vorgegangen, deren  Hydroxylgruppen  durch  verschiedenartige  Radikale 
ersetzt  sind.  Die  grössere  oder  geringere  Beständigkeit  der  einzelnen 
Theile  in  Lösungsmitteln,  in  vielen  Fällen  im  Wasser,  das  Verhalten 
und  Zerfallen  bei  der  Verwitterung  dienen  alsdann  als  Kriterium. 

Einige  hierher  gehörige  Beispiele  sind :  Rothspiessglanz  2  Sb^Sg  +  SbjO),  resp. 
Sb2S20,  Phosgenit  PbCOs  +  PbCl^,  resp.  (PbCljjCOs,  Apatit  8  Ca3P208  +  CaCI^,  resp. 
(P04)3ClCa5.  Bezüglich  des  Glaserits  Na^S04  +  CaS04,  des  Eainits  MgS04  -f  KCl  -f  3  H3O, 
des  Camallits  und  der  Sodalithe  etc.  kann  jedoch  nnr  die  eine  Auffassung  als  Molekular- 
verbindung existiren,  da  dieselben  durch  Auflösen  in  Wasser  in  die  einzelnen  Salze 
zerlegt  werden. 

4.  Analoges  gilt  bezüglich  des  durch  die  Analyse  festgestellten 
Wassergehaltes  mancher  Mineralien.  In  vielen  Fällen  handelt  es  sich, 
abgesehen  von  dem  mechanisch  umschlossenen  oder  hygroskopischen 
Wasser,  um  sogen.  Krystallwasser,  man  hat  es  also  mit  einer  Mole- 
kularverbindung zu  thun,   in  andern  ist  es  jedoch  als  Constitution s- 


Die  chemischen  Formeln  der  Mineralien.  215 

wasser  yorhanden.  Als  Kriterium,  wenn  auch  zweifelhafter  Art,  dient 
hier  die  Beobachtung,  bei  welcher  Temperatur  das  Wasser  entweicht. 
Im  Allgemeinen  nimmt  man  an,  dass  dasjenige  Wasser,  das  unterhalb  der 
ölühhiize  entweicht,  Erystallwasser  sei,  während  dasjenige,  das  erst  bei  der 
Glühhitze  entsteht,  als  hervorgegangen  aus  den  im  Mineral  angenommenen 
Hydroxylgruppen  angesehen  wird.  Eine  scharfe  Unterscheidung  ist  vor- 
läufig nicht  durchzuführen.  In  manchen  Fällen  kommt  es  auch  vor,  dass 
man  den  Wassergehalt  eines  Minerals  in  Folge  der  verschiedenartigen  Tempe- 
ratur, in  der  er  flüchtig  wird,  theils  aus  Gonstitutions-,  theils  als  Erystall- 
wasser auffassen  muss.  So  entweicht  ein  Theil  des  Wassers  im  Serpentin  leicht 
bei  massigem  Erhitzen,  während  der  andere  erst  bei  anhaltendem  Glühen 
frei  wird,  Rammelsbkrg  schreibt  deshalb  die  Formel  HjMgj,Si,Og  +  H^O. 
Ganz  dasselbe  gilt  von  vielen  Silicaten,  speciell  von  den  Zeolithen.  Hier 
ist  die  gegenwärtige  Deutung,  dass  das  Wasser  oder  ein  Theil  desselben 
als  solches  in  dem  Mineral  nicht  vorhanden  war,  sondern  sich  erst  durch 
Zersetzung  des  Hydroxyls  gebildet  hat,  von  Wichtigkeit  fQr  die  Con- 
stitution der  Silicate  überhaupt  geworden.  Es  wird  dann  anknüpfend  daran 
der  WasserstojBFals  isomorpher  Vertreter  der  Alkalien  und  alkalischen  Erden 
aufgefasst,  wodurch  die  Formeln  öfters  eine  Vereinfachung  erfahren. 

5.  Eine  besondere  Schwierigkeit  in  der  Deutung  ihrer  Constitution 
machen  die  durch  ihre  grosse  Zahl  und  ihre  höchst  complicirte  Zu- 
sammensetzung ausgezeichneten  Silicate.  Bei  ihnen  hat  namentlich  die 
Lehre  von  den  isomorphen  Mischungen  (siehe  §  5),  z.  Th.  auch  die 
Rolle  des  Wasserstoffs,  wie  sie  eben  sub  4  besprochen  ist,  manches  zur 
Aufklärung  der  verwickelten  Constitution  beigetragen.  Näheres  darüber 
im  speciellen  Theil. 

§  2.  Die  chemischen  Formeln  der  Mineralien  sind  zweierlei 
Art,  theils  sind  es  wirkliche  Molekularformeln,  die  die  Grösse  der  Molekel 
angeben.  Das  gilt  jedoch  nur  von  der  überaus  geringen  Anzahl  von 
Mineralien,  die  sich  verflüchtigen  lassen  und  so  eine  Dampfdichtebestim- 
niung  gestatten  oder  sonstwie  ihr  Molekulargewicht  feststellen  lassen. 
Die  Formeln  der  weitaus  überwiegenden  Mehrzahl  drücken  jedoch  nur 
das  Verhältniss  der  quantitativen  chemischen  Zusammensetzung  aus. 
Man  kann  daher  bei  ihnen  mit  gleichem  Recht  entweder  die  Atomzahlen 
verdoppeln  oder  das  einfachste  Verhältniss  benutzen,  und  vielfach  wird 
ersteres  in  Hinsicht  auf  den  Isomorphismus  oder  auf  den  Dimorphismus, 
bezw.  zum  Verständniss  ded  chemischen  Aufbaus  nothwendig. 

Die  Mineralformeln  können  entweder  als  empirische  oder  als  rationale 
Formeln  geschrieben  werden.  Die  ersteren  drücken  nur  das  zweifellos 
festgestellte  Analysenresultat  aus,  und  sie  genügen  daher  vollkommen 
den  Bedürfhissen  des  praktischen  Mineralogen;  die  zweite  Art  verbreitet 


216  Berechnung  der  chemischen  Formeln. 

sich  dagegen  über  die  Constitution,  sei  es  nun,  dass  sie  f&r  die  Aufklänmg 
des  Baues  von  einem  bestimmten  Yerbindungstypus  (typische  Formel)  oder 
von  einem  Structurschema  (Structurformel,  graphische  Formel)  ausgeht 
Diese  Art  chemischer  Formein  hat  stets  etwas  Hypothetisches  an  sich, 
aber  sie  entspricht  dem  Streben  nach  wissenschaftlicher  Erkenntniss. 

Neben  diesen  beiden  Formeln  hat  sich  aber  in  der  Mineralogie 
vielfach  noch  die  alte,  auf  der  elektrochemischen  Theorie  von  BsRZELirs 
beruhende  dualistische  Schreibweise  erhalten.  Auf  der  einen  Seite  der 
Formel  steht  der  elektropositive,  auf  der  andern  Seite,  bei  den  Salzen 
durch  einen  Punkt  oder  ein  Komma  abgetrennt,  der  elektronegative  Be- 
standtheil  der  stets  aus  2  Theilen  bestehend  gedachten  Verbindung.  Da 
die  Nomenclatur  sich  noch  vielfach  der  veralteten  Anschauung  anpasst, 
da  die  dualistische  Formel  dem  Analysenresultat  vollständig  entspricht 
und  da  sie  sich  dem  Gedächtniss  viel  leichter  als  jede  andere  Formel 
einprägt,  so  findet  sie  sich  häufig  noch  angewendet  und  wird  auch  im 
speciellen  Theil  häufige  Berücksichtigung  erfahren. 

§  3.  Berechnung  der  chemischen  Formeln.  Die  Darstellung 
der  Methode  zur  quantitativen  Analyse  eines  Minerals  ist  allein  Gegen- 
stand der  Chemie  und  der  chemischen  Handbücher  (s.  Literatur),  dagegen 
ist  die  Verwerthung  der  Analysenergebnisse  zur  Berechnung  der  Mineral- 
formeln auch  in  der  Mineralogie  in  Betracht  zu  ziehen. 

In  die  Mineralformeln  werden  nur  die  wesentlichen  Bestandtheile 
aufgenommen,  die  zufölligen  Bestandtheile,  die  mechanischen  Bei- 
mengungen und  Verunreinigungen  werden  ausser  Acht  gelassen  und 
demgemäss  die  Analysen  zumeist  nach  Abzug  dieser  zufälligen  Bestand- 
theile wieder  auf  100  ^/o  berechnet. 

Verfahren.  Man  dividirt  die  erhaltenen  Procentzahlen  durch  das 
jedesmalige  Atomgewicht  und  erlangt  dadurch  das  relative  Verhaltniss 
der  Atome  in  der  Verbindung.  Da  diese  Verhältnisszahlen  hierbei  in 
Form  von  Bruchzahlen  erhalten  werden,  so  muss  man  sie  zum  Schluss 
durch  Multiplication  noch  in  ganze  Zahlen  umwandeln. 

Die  nähere  Ausführung  der  Berechnung,  für  welche  das  auf  folgen- 
der Seite  aufgeführte  Atomgewichtsverzeichniss  nothwendig  wird,  mag 
durch  einige  Beispiele  erläutert  werden. 

1.  Die  Analyse  eines  Kupferkieses  vom  Ramberg  im  Saynischen  (Westfalen) 
ergab  nach  H.  Rose: 

Cu  Fe  S  Si02 

34,40  30,47  35,87  0,27       =       101,01. 

SiO}  als  mechanische  Beimengung  bleibt  anberücksichtigt;  dividirt  man  die 
übrigen  Zahlen  durch  ihre  jedesmaligen  Atomgewichte,  so  erhält  man  die  Quotienten: 

^■*^^0M6O;    -1^  =  0.5482;    -#|1=  1,1273. 


63,12       -'—-'     55,58       -»— »     g^gg 


Atomgewichte  der  Elemente. 


217 


Diese  3  Quotienten   drücken  das  Yerhältniss  von  Cu  :  Fe  :  S  aus ;   setzt  man 


den  Quotienten  Fe  =  1 ,  so  wird  das  Yerhältniss 


0,5450 


1,1278 


0,5482  •  '  •  0.5482  ''^''  *"^«^- 
rechnet  0,994  :  1  :  2,056.  Dafür  lässt  sich  aber  ohne  Weiteres  1:1:2  setzen.  Dem> 
nach  ist  die  Formel  des  Kupferkieses  CuFeS^,  die  als  die  Molekularverbindung  GuS  -\-  FeS 
oder  als  ein  Kupferoxydulsalz  der  Säure  FeS .  SH  gedeutet  werden  kann. 

2.    Gyps  von  Osterode  am  Harz  ergab  nach  W.  Hampe  das  Analysenresultat : 
SOs  CaO  H2O         Fe^Os  +  AiPa 

46,61  32,44  20,74  0,15  =       99,94. 

FesOg  und  AI2O3  sind  Verunreinigungen.    Die   Quotienten   aus  den   Procent- 
zahlen und  den  Atomgewichten  sind 

4Ml_,^,g,,^    -1141-  =  0,5837;    4?^  =  1,1599. 


79,47        ^'         '     55,58       -'—"      17,88 
DafQr  lässt  sich,  wie  man  sofort  sieht,  das  Yerhältniss  schreiben  1:1:2,  d.  h. 
die  Formel  des  Gypses  ist  SOa .  CaO  +  2H2O  oder  CaS04  +  2H2O. 

3.    Ein  Adular  vom  St.  Gotthard  hatte  nach  Berthibr  die  Zusammensetzung 
SiOj  AljOg  K2O 

64,2  18,4  16,9  =         99,5. 

Die  3  Quotienten  aus  den  Procentzahlen  und  den  Atomgewichten  sind 


64.2 


=  1,0707; 


18,4 


0,1814;    -?^~-  =  0,1806; 


59,96        *'--•'      101,44  ' —    '     93,60 

dieselben  verhalten  sich  ziemlich  genau  wie  6:1:1,  folglich  ist  die  Formel  des 
Adulars  6Si02 .  AI2O3  .  K2O,  welche  auch,  da  nichts  über  die  MolekulargrGsse  bekannt 
ist,  als  KA18i30()  geschrieben  werden  kann. 

4.  Ein  Beispiel  zur  Berechnung  der  Formel  von  isomorphen  Mischungen  findet 
sich  S.  220  aufgeführt. 

Die  Atomgewichte  der  Elemente. 


Name  der  Elemente 
und  chemischen  Zeichen 


Für  0  =  16,00 
(internationale 
Atomgewichte  *) 


Für  H  =  1,00 

(didactische 

Atomgewichte) 


Aluminium  AI 
Antimon  Sb 
Argon  A  .  . 
Arsen  As  .  . 
Baryum  Ba 
Beryllium  Be  . 
Blei  Pb  .  .  . 
Bor  B  ... 
Brom  Br  .  . 
Cadminm  Cd  . 
Cäsium  Cs  .  . 
Calcium  Ca 
Cer  Ce  .  .  . 
Chlor  Cl  .  . 
Chrom  Cr  .  . 
Eisen  Fe  .  . 
Erbium  Er  .  . 
Fluor  P  .  .  . 
Gadolinium  Gd 


27.1 
120 

39,9 

75,0 

137,4 

9,1 

206,9 

11 

79,96 
112,4 
133 

40 
140 

35,45 

52,1 

56,0 
166 

19 
156 


26,9 

119,1 
39.6 
74,4 

136,4 
9,03 

205,35 
10,9 
79,86 

111,6 

132 
39,7 

139 
35,18 
51,7 
55,6 

164,8 
18,9 

155 


^)  Aufgestellt  von  der  Atomgewichtscommission  der  Deutsch.  Chem.  Ges.  für  1901. 


218 


Atomgewichte  der  Elemente. 


Name  der  Elemente 
und  chemischen  Zeichen 


Für  0  =  16,00 
(internationale 
Atemgewichte) 


Für  H  =  1,00 

(didactifiche 

Atomgewichte) 


Gallium  Ga 
Germanium  Ge 
Gold  Au      .    . 
Helium  He  .     . 
Indium  In   .     . 
Iridium  Ir  .     . 
Jod  J      ... 
Kalium  K    .     . 
Kobalt  Co  .     . 
Kohlenstoff  C  . 
Krypton  Kr 
Kupfer  Cu  .     . 
Lanthan  La 
Lithium  Li .     . 
Magnesium  Mg 
Mangan  Mn 
Molybdän  Mo  . 
Natrium  Na 
Neodym  Nd 
Neon  Ne      .     . 
Nickel  Ni    .    . 
Niob  Nb      .    . 
Osmium  Os 
Palladium  Pd 
Phosphor  P 
Platin  Pt     .     . 
Praseodym  Pr 
Quecksilber  Hg 
Rhodium  Rh    . 
Rubidium  Rb  . 
Ruthenium  Ru 
Samarium  Sa  . 
Sauerstoff  0     . 
Scandium  Sc  . 
Schwefel  S  .    . 
Selen  Se     .    . 
Silber  Ag    .     . 
Silicium  Si  .     . 
Stickstoff  N     . 
Strontium  Sr  . 
Tantal  Ta  .     . 
Tellur  Te    .     . 
Thallium  Tl     . 
Thorium  Th     . 
Thulium  Tu     . 
Titan  Ti      .     . 
Uran  U  .     .     . 
Vanadin  V  .     . 
Wasserstoff  H 
Wismuth  Bi    . 
Wolfram  W     . 
Xenon  X     .     . 
Ytterbium  Yb 
Yttrium  Y  .     . 
Zink  Zn  .     .     . 
Zinn  Sn  .     .     . 
Zirconium  Zr  . 


70 
72 

69,5 
71.5 

197,2 

195.7 

4 

4 

114 

113.1 

193.0 

191.5 

126,85 

125,90 

39,15 

3836 

59,0 

58,56 

12,00 

11.91 

81,8 

81,2 

63,6 

63.1 

138 

187 

7,03 

6,98 

24,36 

24,18 

55,0 

54.6 

96,0 

95,3 

23,05 

22,88 

143,6 

142.5 

20 

19,9 

58,7 

58,8 

94 

93.8 

191 

189.6 

106 

105.2 

31,0 

30.77 

194,8 

193.3 

140,5 

139,4 

200.3 

198.8 

103,0 

102,2 

85,4 

84,70 

101,7 

100.9 

150 

148,9 

16,00 

15,88 

44,1 

43.8 

32,06 

31.83 

79.1 

78,5 

107.98 

107,12 

28,4 

28.2 

14,04 

13,93 

87,6 

86.94 

188 

181,6 

127 

126 

204.1 

202,6 

232,5 

230.8 

171 

170 

48,1 

47.7 

239,5 

237,7 

51,2 

50,8 

1,01 

1.00 

208.5 

206.9 

184 

182.6 

128 

127 

173 

172 

89 

88,3 

65.4 

64.9 

118.5 

117.6 

90,7 

90,0 

Isomorphie.  219 


§  4.  Eine  besondere  Bedeutung  für  die  Mineralogie  haben  die  Er- 
scheinungen der  Isomorphie  und  Polymorphie,  weil  sich  in  den- 
selben gewisse  Beziehungen  zwischen  Krystallgestalt  und  chemischer 
Zusammensetzung  offenbaren.  Die  hier  zu  besprechenden  Erscheinungen 
werden   daher  wohl   als  chemische  Krystallographie   bezeichnet. 

Mineralien  heisseo  isomorph,  wenn  sie  mit  analoger  Ery- 
stallform  analoge  chemische  Constitution  verbinden  und  zu- 
gleich die  Beobachtung  lehrt,  dass  ihre  Substanzen  in  jedem  beliebigen 
Mischungsverhältniss  homogene  Krystalle  bilden. 

Der  Begriff  des  IsomorphiBmus  wurde  von  Mitscherlich  1819  bei  Untersuchung 
der  isomorphen  phosphor-  und  arsensauren  Salze  aufgestellt  und  1821  von  ihm  der 
Name  gegeben,  nachdem  schon  1815  Fuchs  darauf  aufmerksam  gemacht  hatte,  dass 
gewisse  Stoffe  andere  vertreten  könnten.  Eine  völlige  Einigung  Über  die  Definition 
von  Isomorphie  und  die  Kriterien  zu  ihrer  Erkennung  steht  jedoch  auch  heute 
noch  aus. 

Die  analoge  Erystallform  besteht  darin,  dass  die  betreffenden 
Mineralien  in  correspondirenden  Winkeln  sehr  nahe  üebereinstimmung 
zeigen,  häufig  auch  dieselbe  Formentwicklung  erkennen  lassen;  ferner, 
dass  auch  in  sonstigen  Verhältnissen,  wie  die  Art  der  Zwillingsbildung, 
die  Spaltbarkeit,  das  optische  Verhalten;  verwandte  Beziehungen  ezistiren. 

Nur  im  regulären  System  stimmen  die  Winkel  völlig  Überein.  Hier  ist  der 
Isomorphismus  ein  Isogonismus,  hier  versteht  es  sich  aber  auch,  dass  ander- 
weitige physikalische  Analogien  hinzutreten  müssen.  In  allen  anderen  Systemen 
sind  die  Winkel  isomorpher  Krystalle  nur  angenähert  gleich,  daher  eigentlich  nur 
von  einem  Homöomorphismus  die  Rede  sein  dürfte  (vergl.  die  Tabelle  S.  221). 
In  einzelnen  Fällen  finden  jedoch  in  den  Winkeln  beträchtliche  Abweichungen  statt, 
so  bei  den  Mineralien  der  Goethitgruppe  (s.  Tabelle);  in  anderen  Fällen  muss  nach 
der  gewöhnlichen  Auffassung  die  analoge  Erystallform  auch  da  noch  zugestanden 
werden,  wo  die  einzelnen  isomorphen  Krystalle  nur  noch  verwandten,  aber  nicht 
mehr  derselben  Symmetrieklasse  angehören.  So  gilt  durchweg  der  rhomboedrisch- 
hemiedrische  Galcit  als  isomorph  mit  dem  rhomboedrisch-tetartoedrischen  Dolomit, 
der  rhomboedrische  Eisenglanz  als  isomorph  mit  dem  trapezoedrisch-tetardoedrischen 
Titaneisen. 

Analoge  chemische  Constitution  im  engeren  Sinn  ist  vor- 
handen, wenn  in  dem  einen  Mineral  die  Stelle  eines  oder  mehrerer  Ele- 
mente bei  dem  anderen  durch  die  gleiche  Anzahl  gleichwerthiger  und 
chemisch  verwandter  Elemente  vertreten  wird. 

So  sind  z.  B.  MgCOg  und  GaCOs  chemisch  analog  constituirt,  ebenso  Ca5P30|2F 
(Fluorapatit)  und  Pb^AssOj^Cl  (Mimetesit). 

Die  einander  vertretenden  Elemente  in  isomorphen  Mineralien  heissen 
isomorphe  Elemente. 

Das  nachstehende  Yerzeichniss  giebt  eine  Uebersicht  über  die  isomorphen 
Elemente : 


220  Isomorphie. 

I.  Cl,  Br,  J,  F;  Mn*)  (in  den  Permanganaten). 
IL  S,  Se;   Te  (in  den  Telluriden);   Cr,  Mn,  Te  in  den  Säuren  H2EO4;  As,  Sb 

in  den  sogen.  Snlfoverbindungen. 
m.  As,  Sb,  Bi;  Te  (als  Element);  P,  Vd  (in  Salzen). 
IV.  K,  Na,  Cs,  Rb,  Li;  Tl,  Ag. 
V.  Cu,  Ba,  Sr,  Pb;   Fe,  Zn,  Mn,  Mg;  Ni,  Co,  Cu;   Ce,  La,  Di,  Er,  Y  mit  Ca; 

Ca,  Hg  mit  Pb;  Cd,  Be,  In  mit  Zn;  Tl  mit  Pb. 
VI.  AI,  Fe,  Mn,  Cr;  Ce,  ü  in  den  Sesquioxjden. 
VII.  Ca,  Ag  in  den  Oxydulverbindungen;  Au. 
VlIL  Pt,  Ir,  Pd,  Rh,  Ru,  Os;  Au,  Fe,  Ni,  Sn,  Te. 
IX.  C,  Li,  Ti,  Zr,  Th,  Sn;  Fe,  Ti. 
X.  Ta,  Nb. 
XL  Mo,  W,  Cr. 

Chemische  Analogie  im  weiteren  Sinn.  Während  man  bei 
dem  Vorhandensein  einer  wie  oben  definirten  chemischen  Analogie  zweier 
Mineralien  stets  Isomorphie  voraussetzen  und  deren  Fehlen  auf  Poly- 
morphie (s.  §  6)  zurückführen  darf,  erkennt  man  jedoch  auch  ausserdem 
noch  viele  solcher  Fälle  als  Isomorphie  an,  wo  die  chemische  Analogie 
nur  noch  in  der  gleichen  Anzahl  von  Valenzen,  nicht  mehr  in  der 
gleichen  Anzahl  von  Atomen  besteht. 

So  gelten  PbS  und  Ag^S  meist  als  isomorph;  in  den  Silicaten 
können  für  zweiwerthige  Radikale  wie  Ca,  Mg  etc.  2  einwerthige  wie  E, 
Na,  H  eintreten. 

In  diese  Kategorie,  d.  h.  unter  Wahrung  der  Valenzen  dürften  auch  die 
wenigen  Fälle  zugestandener  Isomorphie  zu  rechnen  sein,  wo  grössere  Atomgrappen 
an  die  Stelle  eines  Radikals  treten.  Am  auffälligsten  ist  dies  an  den  ydUig  isomorphen 
Kalium-  und  Ammoniumsalzen,  in  denen  die  Gruppe  NH4  an  Stelle  von  K  tritt. 

Merkwürdig  ist  es,  dass  es  auch  einige  seltene  Fälle  anscheinend 
echter  Isomorphie  giebt,  wo  die  analoge  chemische  Constitution  nur  in 
der  gleichen  Anzahl  von  Atomen  besteht. 

So  sind  CaC03  (Calcit)  und  NaNOs  (Natronsalpeter),  femer  GaCOs  (Aragonit) 
und  KNOs  (Kalisalpeter),  NaAlSiSijOs  (Albit)  und  GaAlAlSi208  (Anorthit)  völlig 
isomorph,  wie  das  durch  die  Bildung  homogener  Mischkrystalle  bewiesen  wird. 

Analoge  Krystallform  bedingt  dagegen  nicht  immer  Aehnlichkeit 
der  chemischen  Constitution  und  damit  Isomorphie.  £s  giebt  eine  ganze 
Reihe  von  Beispielen,  wo  bei  durchaus  analoger  Formentwicklung  keine 
Beziehung  der  chemischen  Formel  hervortritt.  So  zeigen  Rothgültigerz 
und  Kalkspath,  Chrysoberyll  und  Diaspor,  Augit  und  Tinkal,  Anatas 
und  Chlorquecksilber  in  ihrer  Winkel-  und  ihrer  Formentwicklung  grosse 
Aehnlichkeit. 


')  Bei  den  durch  Semikolon   getrennten  Elementen  findet  nur  theilweise  Iso- 
morphie statt. 


Isomorphie  und  isomorphe  Mischungen.  221 

Bes'bnderen  Werth  erlangt  die  Isomorphie,  abgesehen  davon,  dass 
sie  zur  Erschliessung  der  chemischen  Formel  einer  Substanz  dienen  kann, 
für  die  Feststellung  der  verwandtschaftlichen  Verhältnisse  der  Mineralien, 
also  für  die  Systematik.  Alle  isomorphen  Mineralien  werden  in  eine 
isomorphe  Gruppe  oder  Reihe  zusammengefasst. 

Nachstehend  sind  die  hauptsächlichsten  isomorphen  Gruppen  auf- 
geführt, einzelne  Gruppen  unter  BeiAigung  der  charakteristischen  Winkel. 

Reguläres  System,  Pyritgruppe  (Pyrit,  Glanzkobalt,  Speiskobalt,  Chlo- 
anthit).     Spinellgruppe  (Spinell,  Chromit,  Magnetit). 

Hexagonales  System.  Arsengruppe  (Arsen,  Antimon,  Wismutb,  Tel- 
lur), Rothgültiggruppe  (Proustit,  Pyrargyrit).  Oalcitgruppe  (rhomboedrisch, 
z.  Th.  rhomboedr.-tetartoedrisch.  Calcit  105^  5';  Dolomit  106°  15%  Manganspath 
106 •  51',  Eisenspath  106 ^  Magnesit  107°  20'.  Zinkspath  107°  40').  Korundgruppe 
(rhomboedrisch-hemiedrisch ,  z.  Th.  trapezoedr.-tetartoedrisch.  Korund,  Eisenglanz, 
Ilmenit).  Willemitgruppe  (rhomboedrisch-tetartoedrisch.  Willemit.  Phenakit, 
Troostit).  Apatitgruppe  (pyramidal-hemiedrisch.  Apatit,  Pyromorphit,  Mimetesit, 
Yanadioit). 

Tetragonales  System.  Rutilgruppe  (Rutil,  Zinnstein,  Zirkon).  Scheelit- 
gruppe  (Scheelit,  Scheelbleierz,  Wulfenit). 

Rhombisches  System.  Antimonitgruppe  (Antimonit,  Wismuthglanz, 
Selenwismuth).  Markasitgruppe  (Markasit,  Arsenkies,  Löllingit).  Zinckenit- 
g r u p p e  (Zinckenii,  Wolfsbergit,  Emplektit,  Skleroklas).  Goethitgruppe  (G oethit 
94°  52'  und  117°  30',  Manganit  99°  40'  und  122°  50'.  Diaspor).  Aragonitgruppe 
(Aragonit  116°  10',  Strontiamt  117°  19',  Cenissit  117°  14',  Witherit  117°  48'). 
Barytgruppe  (Baryt,  Cölestin,  Anglesit).  Olivingruppe  (Forsterit,  Fayalit). 
Bronzitgruppe  (Enstatit,  Bronzit,  Hypersthen). 

Monoklines  System.    Augitgruppe,  Hornblendegruppe. 

Triklines  System.    Plagioklasgruppe. 

§  5.  Isomorphe  Mischungen.  Das  charakteristischste  und 
noth  wendige  Kennzeichen  einer  zwischen  zwei  Substanzen  vorhandenen 
Isomorphie  bildet  die  Fähigkeit  derselben,  in  variablen  Verhältnissen  sich 
zu  mischen  und  dabei  homogene  Krystalle  zu  bilden.  Wenn  auch  in 
den  meisten  Fällen  nur  einzelne  Mischungsverhältnisse  bekannt  sind,  so 
muss  man  doch  annehmen,  dass  alle  möglichen  Mischungsverhältnisse 
zwischen  den  einmal  als  isomorph  erkannten  Substanzen  vorkommen 
können. 

Setzt  man  zu  einer  Lösung  von  Zinksulfat  eine  solche  von  Magnesiumsulfat, 
80  schiessen  Krystalle  an,  die  je  nach  dem  Mischungsverhältniss  beliebige  Quantitäten 
Zn  oder  Mg  enthalten.  —  Ein  Alaunkrystall  wächst  in  einer  Lösung  von  Chrom- 
alaun- weiter. 

Viele  Mineralien  stellen  überhaupt  keine  einfachen  Verbindungen 
dar,  sondern  sind  isomorphe  Mischungen,  wie  die  Fahlerze,  viele  Glieder 
der  Ealkspath-,  Spinell-,  Augit-,  Hornblende-,  Plagioklasgruppe  etc. 
Vielfach  ist  die  Grundverbindung  überhaupt  nicht  bekannt,  wie  beispiels- 
weise das  Glied  FeSiOj  der  Bronzitreihe. 


222     Vicariirende  Beetandtheile.    Berechnung  der  Formel  isomorpher  Mischungen. 

Dadurch,  dass  eine  grosse  Zahl  Mineralien  eine  variable  Mischung  von  zwei 
oder  mehr  isomorphen  Substanzen  darstellen,  also  wechselnde  procentuale  Zusammen- 
setzung haben,  erföhrt  die  in  der  Einleitung  gegebene  Definition  eines  Minerals  als 
constante  chemische  Verbindung  eine  gewisse  Einschränkung. 

Diejenigen  Elemente,  die  sich  in  isomorphen  Mischungen  vertreten, 
heissen  vicariirende  Elemente  oder  Bestandtheile ;  es  sind  dieselben, 
welche  als  isomorphe  Elemente  auf  S.  220  aufgezählt  worden  sind. 

Das  quantitative  Yerhältniss,  in  dem  in  einer  isomorphen  Mischung 
die  vicariirenden  Elemente  zu  einander  stehen,  kann  in  manchen  Fällen 
durch  einfache  ganze  Zahlen  ausgedrückt  werden;  es  braucht  aber  ein 
solches  einfaches  Yerhältniss  nicht  zu  bestehen  und  hat  auch  in  sehr 
vielen  Fällen  nicht  statt. 

In  der  chemischen  Formel  der  isomorphen  Mischungen  werden  die  einzelnen 
vicariirenden  Elemente  in  eine  Klammer  zusammengefasst  unter  Fortlassung  des 
variablen  Mischungsverhältnisses,  wohl  aber  werden  oft  diejenigen  Elemente,  deren 
Menge  vorwiegt,  stärker  als  die  übrigen  geschrieben  oder  gedruckt.  So  bedeutet  die 
Formel  (Ca,  Mg,  Fe)  GO3  die  isomorphe  Mischung  von  xCaCOs  -f  jMgOOa  +  zFeCOj, 
wo  X,  7  und  z  alle  möglichen  Zahlen  ausdrücken  können,  x  aber  beträchtlich  grösser 
ist  als  7  und  z. 

—  Bei  der  Berechnung  der  Formel  isomorpher  Mischungen  werden  die 
aus  den  Anal78enzahlen  und  den  Atomgewichten  erhaltenen  Quotienten  aller  isomorph 
sich  vertretenden  Elemente  resp.  Verbindungen  addirt,  die  dadurch  reducirte  Anzahl 
von  Quotienten  im  üebrigen  aber,  wie  an  den  Beispielen  auf  S.  214  u.  215  erläutert, 
weiter  behandelt.  Nachstehende  Berechnung  einer  von  Ludwig  am  Epidot  vom  Sulz- 
bacbthal  ausgeführten  Analyse  mag  als  Beispiel  dienen.  Die  Analyse  ergab: 
SiOj  AI2O3  Fe^Os  FeO  CaO  H^O 

37,83  22,63  15,02  0,93  23,27  2,05      ^      101,73. 

Die  Quotienten  dieser  Zahlen  dividirt  durch  ihre  Atomgewichte  sind  der 
Reihe  nach 

a)^||_. 0.631;    (2)  -^  =  0,223;    (3)  ^|- =  0.095 ; 

(4)  ^-  =  0.013;    (5)  Jf-  =  0,419,-    (6)  -^  =  0.115. 

Die  Verbindungen  AI2O3  und  Fe.203  einerseits,  FeO  und  CaO  andererseits  sind 
aber  vicariirende,  es  müssen  demnach  die  Quotienten  (2)  und  (3)  und  ebenso  (4) 
und  (5)  addirt  werden.  Dadurch  erhalten  wir  nun  die  Quotienten  SiO^  0.631; 
(AlFe).20s  0,318;  (FeCa)0  0,431;  Eß  0,115,  aus  welchen  sich  in  üblicher  Weise  da« 
Verhältniss  der  4  Quotienten  herleitet:  SiOj  :  (AlFe^jOg  :  (FeCa)O  :  H^O  =  6:3:4:1. 
Demnach  ist  die  Formel  des  Epidote  6Si02  .  3(AlFe>203  .  4(FeCa)0  .  H2O  oder 
Si6(AlFe)6(FeCa)4H2026. 

Will  man  ganz  allgemein  ausdriicken,  dass  irgend  ein  Element  in 
einem  Mineral  durch  ein  oder  mehrere  andere  Elemente  isomorph  ver- 
treten werden  kann,  also  zur  Aufstellung  einer  allgemeinen  Formel,  so 
bedient  man  sich  statt  der  speciellen  chemischen  Symbole  der  Buch- 
staben  R  oder  3Ie,   häufig   noch   mit   angehängten  Werthigkeitsindices, 


Eigenschaften  isomorpher  Mischungen.  223 

also  R^  oder  W^,     Ein   Beispiel  liefert    der  Epidot,    dessen   allgemeine 
Formel  Si^R^R^Hß^^  sein  würde.  — 

Die  Erkenntniss  der  isomorphen  Mischungen  hat  viel  zum  Ver- 
ständniss  der  chemischen  Zusammensetzung  der  Mineralien  beigetragen; 
denn  auf  ärund  derselben  wird  es  begreiflich,  dass  Mineralien  unter 
unwesentlicher  Aenderung  der  Form  und  der  physikalischen  Eigenschaften 
wesentliche  Schwankungen  in  ihrer  qualitativen  und  quantitativen  chemi- 
schen Zusammensetzung  aufweisen.  Namentlich  ist  durch  sie  die  chemische 
Zusammensetzung  der  Silicate  in  ein  neues  Licht  gerückt  worden,  nach- 
dem zuerst  die  widersprechenden  Plagioklasanalysen  von  Tschermak  als 
eine  Folge  des  wechselnden  Mischungsverhältnisses  zwischen  Albit-  und 
Anorthitsubstanz  erkannt  worden  waren  (vergl.  den  speciellen  Theil  unter 
Plagioklas).  Femer  wird  es  aber  auch  begreiflich,  dass  noch  nicht  eine 
jede  Aenderung  der  chemischen  Zusammensetzung  innerhalb  der  durch 
die  isomorphen  Mischungen  gesteckten  Grenzen  die  Unterscheidung  selbst- 
ständiger Mineralspecies  zu  begründen  vermag.  Wenn  also  beispiels- 
weise unter  den  Plagioklasen  neben  dem  Albit  und  Anorthit  noch 
OUgoklas,  Andesin  und  Labrador  als  besondere  Mineralien  herausgehoben 
werden,  so  kommt  diesen  nicht  derselbe  Ghrad  specifischer  Selbstständig- 
keit zu  wie  den  Endgliedern  Albit  und  Anorthit. 

Isomorphe  Mischungen  zeigen  sowohl  in  morphologischer  wie  physi- 
kalischer Beziehung  innerhalb  gewisser  Grenzen  Abweichungen  von  den 
entsprechenden  Eigenschaften  der  Grundverbindungen. 

In  moi*phologischer  Hinsicht  lassen  die  bisherigen  Erfahrungen 
noch  kein  bestimmtes  Gesetz  der  Aenderung  erkennen.  Zwar  besitzt  der 
aus  der  isomorphen  Mischung  von  Kalkspath  CaCO^  (Rhomboederwinkel 
1050  5')  und  Magnesit  MgCOg  (Rhomboederwinkel  107  ^  30')  hervor- 
gegangene Dolomit  CaCOg  +  MgCOg  einen  Rhomboederwinkel  von  106^  18' 
der  dem  arithmetischen  Mittel  seiner  Grundverbindungen  entspricht,  und 
Analoges  gilt  von  den  verschiedenen  Plagioklasen ;  aber  in  anderen  zahl- 
reicheren Fällen  stehen  die  resultirenden  Winkel  in  keiner  Abhängigkeit 
von  dem  Mischungsverhältniss  der  Gomponenten,  ja  sie  liegen  zuweilen, 
wie  bei  den  Mischungen  des  Kaliumpermanganats  und  Ealiumperchlorats, 
sogar  ausserhalb  der  durch  die  einfachen  Verbindungen  gegebenen  Winkel- 
grenzen. 

In  physikalischer  Hinsicht  wird  durch  die  isomorphe  Substitution 
einzelner  Bestandtheile  mancherlei  Aenderung  hervorgebracht.  So  wird 
namentlich  an  den  Silicaten  die  Veränderung  im  specifischen  Gewicht, 
in  der  Farbe,  Schmelzbarkeit  etc.  auffallig,  die  bei  der  gegenseitigen 
Ersetzung  der  Alkalien,  alkalischen  Erden,  Metallozyde  (weseiltlich  des 
Eisens)  und  Wasser  eintritt.  —  Auch  die  Bruchbeschaffenheit  ist  nicht 
constant.     Während    der   Spinell    und    dessen    isomorphe   Mischung  mit 


224  Morphotropie.    Polymorphie  oder  Heteromorphie. 

Eisen  (Ceylanit)  durch  muschligen  Bruch  ausgezeichnet  sind,  zeigt  der 
Gahnit,  in  den  Zink  aufgenommen  ist,  deutlichen  Blätterbruch.  Gleiches 
gilt  vom  Nickelglanz  und  Chloanthit. 

Am  wichtigsten  wird  die  Abhängigkeit  der  optischen  Eigenschaften 
von  dem  Mischungsverhältniss.  Die  Bronzitgruppe  besteht  aus  der  iso- 
morphen Mischung  der  beiden  Silicate  MgSiOg  und  FeSiOy.  Die  einzelnen 
Zwischenglieder  sind  nun  nach  Tschebmak  dadurch  ausgezeichnet,  dass 
mit  der  Zunahme  des  Eisens  sich  der  positive  Axenwinkel  vergrössert.  — 
Noch  bemerkenswerther  und  von  praktischer  Bedeutung  wird  die  von 
ScHusTEB  nachgewiesene  gesetzmässige  Aenderung  der  optischen  Verhält- 
nisse bei  den  Plagioklaseu,  wo  es  gelingt,  aus  dem  regelmässig  sich  ändernden 
Auslöschungswinkel  auf  den  Spaltflächen  einen  Schluss  auf  das  Mischungs- 
verhältniss zu  ziehen.  Bei  den  Plagioklasen  ist  auch  die  Grösse  des  Axen- 
winkels  und  die  Dispersion  genau  abhängig  von  der  isomorphen  Mischung.  — 

In  anderen  Fällen  ist  dagegen  eine  regelmässige  Aendening  nicht 
immer  zu  constatiren;  so  liegen  häufig  die  Brechungsindices  nicht  zwi- 
schen, sondern  ausserhalb  der  durch  die  Grundverbindungen  gegebenen 
Grenzen;  auch  die  Lage  der  Axenebene  wechselt  unregelmässig. 

Analog  der  die  isomorphe  Vertretung  begleitenden  Formänderung 
kann  auch  eine  solche  Formänderung  eintreten  durch  die  Substitution 
des  typischen  Wasserstoffs  von  Verbindungen  durch  Atome  und  Atom- 
gruppen (Kadicale).  Substanzen,  die  die  gleiche  Typenformel  besitzen 
und  sich  nur  durch  die  wechselnde  Substitution  ihres  typischen  Wasser- 
stoffs unterscheiden,  zeigen  in  dem  Axenverhältniss  ihrer  Erystalle  viel- 
fach noch  eine  gewisse  üebereinstimmung  z.  B.  derart,  dass  sich  nur 
die  eine  Axenlänge  ändert,  während  das  Verhältniss  der  beiden  andern 
erhalten  bleibt.  Von  Gboth  wird  diese  Erscheinung  als  Morphotropie 
bezeichnet. 

Auch  hier  machen  sich  in  mehr  oder  weniger  gesetzmässiger  Weise 
Abweichungen  von  der  Form  und  den  physikalischen  Eigenschaften  der 
Grundverbindung  bemerkbar. 

Die  Ursachen  der  Isomorphie  und  der  isomorphen  Mischungen 
müssen  in  dem  analogen  Bau  des  Erystallmoleküls  (Krystallelements) 
gesucht  werden. 

§  6«  Polymorphie  oder  Heteromorphie.  Gewissermaassen  den 
Gegensatz  zur  Isomorphie  bildet  die  Polymorphie.  Man  versteht  dar- 
unter die  Eigenschaft  mancher  mineralischen  und  anderen  Substanzen, 
trotz  gleicher  procentischer  Zusammensetzung  in  verschiedenen  nicht  von 
einander  abhängigen  Formen  zu  krystallisiren.  Selbstverständlich  sind 
mit  der  verschiedenen  Form  auch  verschiedene  physikalische  Eigen- 
schaften, namentlich  verschiedenes  specifisches  Gewicht,  verbunden,  und 


Polymorphie.    Isodimorphie.  225 


so  entspricht  die  Polymorphie  der  in  der  Chemie  gebräuchlichen  Be- 
zeichnung Isomerie  ^)  und  andererseits ,  soweit  es  sich  um  eine  Poly- 
morphie der  chemischen  Elemente  handelt,  der  AUotropie.  Tritt  die 
heteromorphe  Substanz  nur  in  2  Formen  auf,  so  nennt  man  dieselbe 
dimorph  und  die  Eigenschaft  Dimorphie;  analog  sind  die  Ausdrücke 
trimorph,  Trimorphie  etc.  zu  verstehen. 

Die  gewöhnlichsten  Beispiele  der  Polymorphie  liefern  die  nachstehenden  Stoffe : 
Kohlenstoff,  tetramorph,  als  Diamant  regulär,  als  Graphit  und  Oraphitit 
xnonoklin,  als  Schung^t  amorph.  —  Schwefel,  wahrscheinlich  hezamorph;  der  als 
Mineral  auftretende  Schwefel  ist  rhombisch,  ans  dem  Schmelzfluss  erstarrt  ist  er 
monoklin ;  ZnS  als  Zinkblende  regulär,  als  Wurtsit  hexagonal ;  FeS^  als  Pyrit  regulär 
(spec.  Gewicht  5,1),  als  Markasit  rhombisch  (spec.  Gewicht  4,86);  Si02  als  Quarz 
hezagonaJ,  als  Tridymit  rhombisch,  als  Christobalit  regulär;  Ti02  trimorph,  als  Butir 
tetragonal,  als  Anatas  ebenfalls  tetragonal,  aber  mit  anderem  Azenverhältniss ,  als 
Brookit  rhombisch;  CaCOs  als  Ealkspath  rhomboedrisch ,  als  Aragonit  rhombisch; 
Al2Si05  als  AndflJusit  rhombisch,  als  Cyanit  triklin;  E2Al2SieOie  als  Orthoklas  monoklin, 
als  Mikroklin  triklin  etc.    Fernere  Beispiele  sind  Leucit,  dann  Boracit  etc. 

Häufig  lässt  sich  beobachten,  dass  die  heteromorphen  Modificationen 
einer  Substanz  in  gewissen  Zonen  eine  sehr  grosse  Winkelähnlichkeit 
besitzen,  zuweilen  überhaupt  nur  ganz  geringe  Winkeldifferenzen  auf- 
weisen. Letzteres  gilt  in  sehr  auffalliger  Weise  vom  Orthoklas  und 
Mikroklin.  Analoges  kommt  auch  für  die  eigenthümliche  Dimorphie  des 
Leucits,  des  Boracits  etc.  (vergl.  S.  198)  in  Betracht. 

Von  besonderem  Interesse  ist  noch  die  Erscheinung  der  Iso  dimorphie. 
In  manchen  Fällen  zeigt  sich  nämlich,  dass  eine  ganze  isomorphe  Reihe, 
wenn  nicht  in  allen,  so  doch  in  einzelnen  Gliedern  dimorph  ist. 

Eines  der  ausgezeichnetsten  Beispiele  h'efert  die  isodimorphe  Reihe  Pyrit- 
Markasit.  Die  Reihe  ist  aufgebaut  nach  der  Formel  RQ'2>  wo  R  als  allgemeines 
Zeichen  fQr  Fe,  Ni,  Co  — ,  Q  für  S,  As,  8b  gesetzt  ist,  und  krystallisirt  sowohl  regulär 
wie  rhombisch.    Nachstehend  sind  einige  Glieder  dieser  dimorphen  Reihe  aufgeführt. 

Regul&r.  Rhombisch. 

FeSj  Pyrit,  Markasit, 

(Co,  Fe)  AsS  Kobaltglanz,  Danait, 

(Co,  Ni,  Fe)  As3  Speiskobalt,  Safflorit, 

(Si,  Co,  Fe)  Asq  Chloanthit,  Weissnickelkies. 

Die  Substanz  CaCOg  ist  ebenfalls  dimorph.  An  den  rhomboedrischen  Ealk- 
spath schliessen  sich  als  isomorph  an  Magnesit  MgCOg,  Eisenspath  FeCOg  etc.,  an 
den  rhombischen  Aragonit  Witherit  BaCOs,  Strontianit  SrOOg,  Cerussit  PbCOs  etc. 
Wenn  nun  auch  BaGOß  und  PbCOa  noch  nicht  rhomboedrisch,  MgCOg  und  FeGOß 
noch  nicht  rhombisch  beobachtet  worden  sind,  so  darf  man  wohl  aus  dem  Umstände, 
dass  sie  wechselseitig  in  isomorpher  Beimengung  sich  in  rhombischen  wie  in  den 
rhomboedrischen  Garbonaten  finden,  den  Schluss  ziehen,  dass  auch  sie  dimorph  sind 
und  gelegentlich  einmal  als  reine  Verbindung  aufgefunden  werden  könnten.    Ja  der 


>)  Siehe  letzten  Absatz  auf  S.  224. 
Klockmann,  Mineralogie.    8.  Aufl.  15 


226  I)i®  chemischen  Kennzeichen  der  Mineralien. 

umstand,  dass  das  Mineral  BaCOs  -f~  CaCOs,  der  Barytocalcit,  monoklin  krystallisirt, 
berechtigt  zu  der  Folgerung,  dass  die  ganze  Reihe  trimorph  ist 

Die  Dimorphie  wurde  von  Mitschbrlich  1823  zuerst  am  Schwefel,  der  ab 
Mineral  und  aus  Schwefelkohlenstofflösung  rhombisch,  aus  dem  Schmelzfluas  monoUis 
krystallisirt,  klar  erkannt.  Wie  hier,  so  hängt  es  auch  anderswo  von  gewissen  Äusseren 
Verhältnissen  ab,  ob  eine  Substanz  in  Formen  des  einen  oder  anderen  KrystaUsysieou 
sich  ausscheidet.  So  scheidet  sich  GaCOa  aus  kohlensäurehaltiger  LOsung  in  der 
Wärme  durchweg  als  Aragonit,  in  der  Kälte  als  Galcit  ab. 

Vielfach  lässt  sich  die  Ueberführung  zweier  dimorpher  Substanzen  in  einander 
durch  blosse  Erwärmung  bewirken.  Gelingt  diese  Ueberführung  an  beiden,  ist 
also  durch  Erwärmen  eine  wechselseitige  Umwandlung  mOglich^  so  heisst  die  Sub- 
stanz enantiotrop.  Beispiele:  Leucit  und  Boracit.  Lässt  sich  dagegen  durch  Er- 
wärmung nur  die  eine  Substanz  in  die  andere  umwandeln,  nicht  aber  umgekehrt,  so 
heisst  dieselbe  monotrop.  So  geht  durch  Erhitzen  Aragonit  in  Kalkspath,  Diamant 
in  Graphit  über,  nicht  aber  umgekehrt. 

Ursprünglich  suchte  man,  namentlich  war  es  Hauy,  die  Ursache  der  Dimorphie 
in  der  Beimischung  einer  anderen,  Form  verleihenden  Substanz ;  beispielsweise  glaubte 
man,  dass  die  geringe  Menge  Strontian,  die  sich  nach  Strometer's  Analysen  im 
Aragonit  fand,  der  Grund  der  rhombischen  Ausbildung  des  Kalkcarbonats  sei.  — 
Theoretisch  lässt  sich  die  Polymorphie  einer  Substanz  in  ganz  derselben  Weise  Ter- 
stehen,  wie  die  Chemie  die  Isomerie  erklärt;  es  liegt  entweder  eine  verschiedene 
Molekulargrösse  der  heteromorphen  Stoffe  zu  Grunde  (Polymerie)  oder  die  Herero- 
morphie  ist  die  Folge  verschiedenartiger  Anordnung  der  Atome  in  der  Molekel 
(Metamerie)  oder  was  noch  wahrscheinlicher,  der  verschiedenen  symmetrischen  Gmp- 
pirung  der  chemischen  Molekel  in  der  Krystallmolekel. 


Gapitel  II. 
Die  chemischen  Kennzeichen  der  Mineralien. 

§  1.   Allgemeines,  Löslichkeit»  Schmelzbarkeit.    §  2.   Das  Lothrohr- 
verfahren.    §  3.   Das  mikrochemische  Verfahren. 

§  1.  Von  allen  zum  Erkennen  von  Mineralien  geeigneten  Merkmalen 
besitzen  die  chemischen  den  grössten  Grad  der  Sicherheit  und  haben  da- 
durch einen  besonderen  Werth,  dass  sie  für  sich  allein  schon,  ohne  dass 
irgend  welche  anderen  Merkmale  in  Anspruch  genommen  werden  müssten« 
die  Natur  eines  Minerals  feststellen  lassen.  Nur  da,  wo  eine  Substanz 
heteromorph  ist,  müssen  noch  andere  Merkmale  hinzutreten. 

Zu  den  chemischen  Kennzeichen  eines  Minerals  werden  sein  Ver- 
halten zu  den  Reagentien,  vor  dem  Löthrohr,  die  Flammenfarbung, 
Schmelzbarkeit,  die  Löslichkeitsverhältnisse  u.  s.  w.  gerechnet. 

Zur  unzweideutigen  Feststellung  der  Natur  eines  Minerals  genügt 
in  den  allermeisten  Fällen  die  Untersuchung  seines  Verhaltens  zu  den 
Reagentien,  d.  h.  wenn  dieses  Verhalten  systematisch  geprüft  wird,  die 
qualitative  Analyse.     Statt  auf  diesem  umständlichen  sogen,  nassen  Weg 


Verhalten  der  jMineralien  gegen  Lösungsmittel.  227 

lässt  sich  derselbe  Zweck  auch  durch  die  Löthrohruntersuchung  erreichen, 
und  diese  im  Verein  mit  dem  in  jüngster  Zeit  ausgebildeten  mikro- 
chemischen Verfahren  verdient  vor  allen  anderen  den  Namen  specifisch 
mineralogischer  üntersuchungsmethoden ,  da  sie  Schnelligkeit  der  Aus* 
ftihrung  und  Sicherheit  des  Resultats  mit  geringem  Bedarf  an  Unter- 
suchungsmaterial, Reagentien  und  Utensilien  verbindet 

Bevor  wir  auf  beide  Methoden  näher  eingehen,  mag  hier  einiges 
auf  die  Löslichkeit  und  Schmelzbarkeit  der  Mineralien  Bezügliches  vor- 
ausgeschickt werden. 

Verhalten  der  Mineralien  gegen  Lösungsmittel. —  Die 
Mineralien  sind  im  reinen  Wasser  in  verschiedenem  Grade  löslich,  einige 
leicht,  andere  schwierig,  noch  andere,  und  zwar  weitaus  die  meisten, 
erscheinen  unter  den  Verhältnissen,  die  wir  darzubieten  vermögen,  ganz 
unlöslich.  Doch  werden  wir  auch  in  letzterem  Fall  durch  die  Beob- 
achtung des  natürlichen  Vorkommens,  die  Art  der  Entstehung  belehrt, 
dass  absolut  unlösliche  Mineralien  gar  nicht  oder  nur  in  sehr  begrenztem 
umfange  vorkommen. 

Zn  den  in  Wasser  sehr  leicbt  löslichen  Mineralien  gehören  Steinsalz,  Sylvin, 
Soda,  Camallit,  Alaun,  die  Vitriole  und  einige  andere  Salze.  Gyps  ist  schon  schwie- 
riger löslich  (1 :  500),  noch  schwieriger  die  meisten  der  salinischen  Mineralien  (Baryt 
1 :  5000000).  Am  unlöslichsten ,  resp.  fQr  unsere  Verhältnisse  vollständig  unlöslich 
erscheinen  die  gediegenen  Metalle,  femer  Schwefel,  Diamant,  die  meisten  der  oxydi- 
schen und  sulfidischen  Erze,  die  wasserfreien  Silicate,  der  Quarz  etc. 

Die  Löslichkeit  im  Wasser  wird  vermehrt  durch  Pulvern  der  Sub- 
stanz, durch  Erhöhung  der  Temperatur  (doch  giebt  es  hier  auch  Aus- 
nahmen, z.  B.  Gyps),  durch  Anwendung  von  Druck  und  durch  Hinzu- 
treten von  Kohlensäure.  Namentlich  bei  Gegenwart  der  letzteren,  welche 
zugleich  chemisch  eingreift,  werden  wesentliche  Mengen  sonst  unlöslicher 
Mineralien  aufgelöst  und  selbst  Silicate  zersetzt;  allerdings  ist  dann  die 
Auflösung  zumeist  von  einer  chemischen  Veränderung  begleitet:  man 
nimmt  selbst  von  den  Carbonaten,  die  in  grösster  Menge  aufgelöst  und 
als  solche  auch  wieder  ausgeschieden  werden,  an,  dass  sie  als  Bicarbonate 
in  Lösung  gingen.  Eohlensäurehaltiges  Wasser  ist  daher  das  wichtigste 
natürliche  Lösungsmittel  der  Mineralien  und  ist  fUr  die  Entstehung  sehr 
vieler  derselben  von  besonderer  Bedeutung  (vergl.  Abschnitt  V). 

Als  sonstige  Lösungsmittel,  die  aber  durchweg  eine  chemische  Zer- 
setzung und  Umwandlung  im  Gefolge  haben,  sind  die  Mineralsäuren,  wie 
Schwefelsäure,  Flusssäure,  Salzsäure,  Salpetersäure,  Königswasser  zu  er- 
wähnen. Dabei  wird  je  nach  den  Umständen  Schwefel,  antimonige 
Säure,  Kieselsäure,  Kohlensäure,  Schwefelwasserstoff  abgeschieden,  wäh- 
rend sämmtliche  Basen  in  Lösung  gehen.  Man  hat  es  daher  eher  mit 
Aufschliessungs-  als   mit  Lösungsmitteln   zu   thun.     Vielfach  erfolgt  die 


1 


228  Schmelzbarkeit.    Löthrohrverfahren. 

Auflösung  erst  beim  Erwärmen  ^  oder  bei  manchen  Silicaten  (Granat, 
Vesuvian,  Epidot,  Axinit)  nach  voraufgegangenem  Glühen  oder  Schmelzen. 
Durch  eine  solche  Procedur  wird  nämlich  das  Silicat  in  einen  physikalisdi 
differenten,  daher  leichter  löslichen  Zustand  übergeführt. 

Andere  Lösungsmittel  oder  besser  Aufschliessungsmittel  liefern  die 
kaustischen  Alkalien,  Ealiumbisulfat  u.  a.  Auch  Schwefelalkalien  können 
bei  einigen  Sulfiden   als  Lösungsmittel   mit  Erfolg   angewendet  werden. 

Schmelzbarkeit.  —  Die  Temperatur,  bei  der  Mineralien  zum 
Schmelzen  kommen,  ist  sehr  verschieden  und  bei  den  wenigsten  spedeller 
festgestellt.  Dabei  macht  es  einen  Unterschied,  ob  das  Mineral  in 
grösseren  Stücken  oder  nur  in  kleinen  Splittern  geschmolzen  wird.  So- 
weit die  Schmelzbarkeit  nur  als  Erkennungsmittel  und  zum  Vergleich 
dienen  soll,    genügt  die  Untersuchung  relativer  Schmelzungsverhältnisse. 

y.  KoBBLL  hat  eine  Schmelzbarkeitsskala  vorgeschlagen,  die  in  der  Reihenfolge 
vom  leichtest  zum  schwerst  schmelzbaren  Mineral  lautet: 

1.  Antimonglanz  (schmilzt  schon  an  der  blossen  Lichtflamme),  2.  Natrolith 
(schmilzt  nur  in  feinen  Nadeln  an  der  Lichtflamme),  3.  Almandin  (schmilzt  nicht 
mehr  an  der  Lichtflamme,  wohl  aber  recht  gut  vor  dem  Löthrohr),  4.  Strahlstein 
(schmilzt  vor  dem  LOthrohr  und  in  dünnen  Splittern  noch  ziemlich  gut),  5.  Ortho- 
klas (schmilzt  unter  gleichen  Umst&nden  schon  schwer),  6.  Bronzit  (rundet  «ich  nur 
in  den  schärfsten  Kanten  vor  dem  Löthrohr  noch  etwas  ab). 

Zur  Prüfung  hält  man  das  zu  untersuchende  Mineralfragment  mittelst  Plaün- 
zange  in  die  Spitze  des  blauen  Lichtkegels  eines  Bunsen-Brenners  oder  einer  Kerze. 
bezw.  richtet  man  das  Löthrohr  darauf.  Bei  Mineralien,  die  Platin  angreifen,  benutzt 
man  ein  Kohlenstfick  als  Träger;  um  aber  unmittelbar  vergleichen  zu  können. 
empfiehlt  sich  die  gleichzeitige  Verwendung  eines  Mineralsplitters  aus  der  angefahrten 
Skala.  Bei  einiger  Üebung  erlangt  man  jedoch  ohne  Weiteres  ein  Urtheil  Über  den 
Grad  der  Schmelzbarkeit.  Letzterer  lässt  sich  jedoch  ausser  durch  jene  Skala  noch 
in  der  von  Plattiiir  angegebenen  Weise  charakterisiren ,  wonach  5  Abstufuni^en 
unterschieden  werden:  1.  leicht  zur  Kugel  schmelzend,  2.  schwer  zur  Kugel  schmel- 
zend, 3.  leicht  in  Kanten  schmelzbar,  4.  schwer  in  Kanten  schmelzbar,  5.  unschmelz- 
bar. —  Ein  genaueres  üntersuchungsverfahren  ist  von  Szabö  angegeben.  (Ueber  eine 
neue  Methode,  die  Feldspäthe  auch  in  Gesteinen  zu  bestimmen.    Budapest  1876.) 

§  2.     Das  Löthrohrverfahren. 

Dasselbe  beruht  darauf,  dass  eine  Reihe  von  Mineralien  vor  dem 
Löthrohr  erhitzt  entweder  der  Flamme  eine  charakteristische  Färbung  ver- 
leihen oder  auf  Kohle  einen  eigenthümlichen  Beschlag  geben  oder  sich 
in  der  Boraxperle  mit  bestimmter  Farbe  lösen  etc.,  Merkmale,  die  be- 
zeichnend genug  sind,  um  zur  Erkennung  der  untersuchten  Substanz 
zu  führen. 

Die  wichtigsten  Utensilien  sind  das  Löthrohr  und  die  Flamme 
einer  Oellampe,  einer  Kerze  (am  besten  Paraffinkerze)  oder  eines  Bunssx- 
schen  Brenners.    Die  Flamme  besteht  bekanntlich  aus  einem  innern  leach- 


LOthrohruntenuchang.  229 


tenden   Kegel    (Reductionsflamme.     R.-F.)   und    einer   nicht  leuchtenden 
Hülle  (Oxydationsflanime.     O.-F.). 

Weiteres  Zubehör  bilden  Holzkohle,  Platinzange  (Pincette),  Platindraht  und 
Glasröhren;  als  specielle  Lötbrohrreagentien  sind  aufzuftLhren :  Borax»  Phosphorsalz, 
Soda,  Cjankalium,  Salpeter,  Kaliumbisalfat,  Flussspath,  Eobaltsolution ,  Probirblei, 
Magneeiumdraht. 

Bei  einer  systematischen  Löthrohruntersuchung  sind  folgende  Ope- 
rationen vorzunehmen: 

1.  Prüfung  in  der  Platinzange. 

Dabei  lässt  sich  wahrnehmen:  Flammenfarbung ,  Aufblähen,  Ver- 
puffen, Erglühen,  Decrepitiren,  Schmelzen. 

Die  Flammenfarbung  ist  namentlich  für  die  alkalischen  Erden,  für  die  Borate, 
Phosphate  und  für  Eupferverbindungen  charakteristisch.  Zur  genaueren  Untersuchung 
derselben  bedient  man  sich  des  Spectroskops  oder  in  einfacheren  Fällen,  um  die 
störende  gelbe  Na-Iilamme  abzuhalten,  eines  blauen  Eobaltglases.  —  Mineralien,  die 
Wasser  enthalten,  bl&hen  sich  oft  auf,  wie  der  Alaun,  die  borsauren  Salze,  Stilbit  etc. ; 
Vermicolit  blättert  sich  auf.  —  Verpuffen  findet  bei  Nitraten  statt.  —  Calcit, 
Strontianit,  Gadolinit  erglühen.  —  Manche  anderen  Mineralien,  namentlich  die  Sulfide, 
decrepitiren.  Bei  diesen  wird  es  dann  zur  Prüfung  anderer  Eigenschaften  wohl 
nöthig,  sie  zu  pulvern  und  mit  Wasser  zu  einem  dicklichen  Brei  anzurühren.  — 
Noch  andere  Mineralien  schmelzen  und  bei  ihrer  weiteren  Untersuchung  kann  die 
oben  mitgetheilte  Schmelzbarkeitsskala  berücksichtigt  werden. 

2.  Erhitzen  der  Substanz  in  der  einseitig  geschlossenen  Glas- 
röhre, d.  h.  ohne  Zutritt  von  Luft 

Dabei  kann  man  ebenfalls  etwaige  Schmelzbarkeit,  Phosphorescenz, 
auch  wohl  Verkohlen  beobachten,  im  Besonderen  findet  statt  Dampf- 
oder Gasentwicklung,  z.  B.  Wasserdampf  bei  Hydraten,  Kohlen- 
säure bei  gewissen  Carbonaten  etc.,  oder  es  zeigt  sich  Sublimat- 
bildung. 

Ein  weisses  Sublimat  geben  Sb203,  AsjOs,  HgCl,  HgCl),  ein  farbiges:  S,  die 
Schwefelverbindungen  von  Sb  und  As,  der  Zinnober  etc.  Auch  ein  Farbenwechsel 
der  Substanz  kann  stattfinden,  so  ist  ZnO  in  der  Kälte  weiss,  heiss  gelb ;  entsprechend 
sind  SnO  hellgelb  und  gelbbraun,  PbO  gelb  und  braun  etc. 

8.  Erhitzen  der  Substanz  in  der  offenen  Glasröhre,  also  bei  Zu- 
tritt von  Luft  (Rüsten). 

Hier  sind  besonders  Beschlag  und  Geruch  charakteristisch. 

Bei  Anwesenheit  von  S-  oder  Se-Verbindungen  entwickelt  sich  der  eigenthüm- 
liche  Geruch  der  schwefligen  bezw.  selenigen  Säure.  —  As  und  Arsenverbindungen 
liefern  einen  weissen  Beschlag  in  einiger  Entfernung  von  der  Probe.  Sb  und  Sb- 
Verbindungen  geben  weissen  Sb>Rauch  und  ein  weisses  Sublimat.  Te  und  Te-Metalle 
entwickeln  gleichfalls  weissen  Rauch,  doch  ist  das  Sublimat  zu  farblosen  Tropfen 
sclunelzbar.  —  Bi-Verbindungen  geben  einen  dunkelbraunen  Beschlag  in  der  Hitze, 
der  beim  Erhalten  gelb  wird  etc. 


230  Löthrohruntersnchung. 


4.  Erhitzen  aaf  Kohle  mit  oder  ohne  Soda. 

Charakteristische  WahmehmuDgen  bei  dieser  Prüfung  beziehen  sich 
auf  den  Qeruch,  die  Schmelzbarkeit,  etwaige  Beduction  oder  Oxydation 
und  die  Beschlagbildung.  Namentlich  die  letztere  ist  von  besonderer 
Wichtigkeit  und  führt  häufig  ohne  Weiteres  zur  Erkennung  der  Substanz. 

5.  Behandlung  der  Substanz  mit  der  Borazperle. 

Der  Borax  (doppelt  borsaures  Natron)  hat  die  Eigenschaft,  in  der 
Hitze  Metalloxyde  aufzulösen  und  dabei  eine  charakteristische  Färbung 
anzunehmen,  die  oft  verschieden  ist,  je  nachdem  die  Perle  mit  der  Oxy- 
dations*  oder  Reductionsflamme  behandelt  oder  je  nachdem  sie  beiss  oder 
kalt  ist  (s.  Tabellen).  Aehnliche  Zwecke  verfolgt  die  Behandlung  der 
Substanz  mit  der  Phosphorsalz-  (phosphorsaures  Natron- Ammoniak)-Perle; 
dieselbe  löst  ausserdem  in  den  Silicaten  die  Basen  auf  und  scheidet  die 
Eeselsäure  in  Form  eines  „Kieselskelets*  ab.  —  Auch  Soda  wird  in 
gleicher  Absicht  gebraucht. 

In  den  nachfolgenden  Tabellen  sind  die  wichtigsten  Löthrohr- 
Reactionen  der  am  häufigsten  vorkommenden  Elemente  in  alphabetischer 
Reihenfolge  zusammengestellt.  In  die  letzte  Golumne  sind  ausserdem 
noch  einige  andere  charakteristische  Kennzeichen  und  Reactionen  auf- 
genommen, die  zur  sicheren  Erkennung  des  betreffenden  Elementes  dienen. 
Bemerkt  mag  werden,  dass  bei  der  Behandlung  der  Probe  mit  Soda  auf 
Kohle  etwaige  Schwefelverbindungen  zuvor  abgeröstet  werden  müssen 
und  dass  bei  regulinischen  Metallen  der  Sodazusatz  zu  unterbleiben  hat. 

Literatur,  üeber  die  LOthrohruntersuchung  der  Mineralien  vergl.  Platther- 
RicHTER,  Probirkunst  mit  dem  Lötbrobr,  bearbeitet  von  Eolbegk.  6.  Aufl.  Leipzig 
1897.  —  Lakdaüer,  Die  Lötbrobranalyse.  2.  Aufi.  Berlin  1881.  —  Hirschwald,  An- 
leitung zur  aystem.  Lötbrohranal^se.  Leipzig  1891.  —  Haushofer,  Leitfaden  für  die 
Mineralbestimmung.  Braunscbweig  1892.  —  v.  Kobell,  Tafeln  zur  Bestimmung  der 
Mineralien.  13.  Aufl. ,  bearbeitet  von  Oebbeke.  München  1894.  —  Fuchs,  Anleitung 
zum  Bestimmen  der  Mineralien.  4.  Aufl.,  bearbeitet  von  Brauns.  Giessen  1898.  -^ 
Moses  u.  Parsons,  Elements  of  Mineralogy,  Grystallograpby  and  Blowpipe  Analyais. 
New  York  1890. 


Lötbrohrtabellen. 


231 


Name  des 

Elementes 

resp.  der  Ver- 

bindan^n. 


Flammen- 
färbung. 


Beschlag 

mit  Soda 

auf  Kohle. 


Verhalten 

in  der 
Borazperle. 

O.-P.  =  Oxy- 
dationsflamme. 
R.-F.  =  Reduc- 

tionsflamme. 


Besondere 

Kennzeichen  und 

Reactionen. 


Almniiiiiim« 


Antimon. 


Arsen. 


Barjum. 


Blei. 


Bor, 

Bors&ure. 


Brom. 


GrOnlichblau. 


Hellblau. 


Gelblichgrün. 

(mit  Ausnahme 

der  Ba-haltigen 

Silicate). 


Intensiv  gelb- 
grttn,  wenn  mit 

Schwefelsäure 

angefeuchtet. 
Silicate  werden 

am  besten  mit 

etwas  gepalv. 
Flussspath  und 

Kaliumbisulfat 
gemischt  und  die 

angefeuchtete 
Masse  im  Platin- 
draht behandelt. 


Mit  Co- Solution 
befeuchtet  und 
geglüht:  blau. 

Weiss,  an- 
fangs flüchtig, 

nachher  ge- 
wöhnlich nicht 
mehr  flüchtig. 


Weisser,  flüch- 
tiger Beschlag, 
daher  erst  in 
einiger  Entfer- 
nung von  der 

Probe  auf- 
tretend. Wird 
leicht  reducirt 
und  giebt  einen 
knoblaucharti- 
gen Geruch. 


In  der  Nähe 
der  Probe  gel- 
ber Beschlag, 
weiterab  weiss. 
Bleikom. 


Langsam  zu 
einer  klaren 
Perle  auf  lös- 
lich. 

O.-P.  gelblich 

(heiss),  farblos 
(kalt).   In  R..F. 

scheiden  sich 

anfangs  Sb- 

Flitterchenaus; 

nach  längerem 

Blasen  wird  die 

Perle  wieder 
klar. 


O.-F.  gelb 
(heiss),  farblos 

oder  bei 
grösserem  Zu- 
satz emailgelb, 
wenn  kalt. 


Bei  vielen  AI-Verbindungen 

empfiehlt  sich  ein  Pulvern 

der  Substanz. 


Beim   Erhitzen    entwickelt 

sich  ein  dichter  weisser 

Rauch. 


In  ofiPener  Glasröhre  ein 
weisses  flüchtiges  Sublimat: 
in  der  geschlossenen  Röhre 

geben  Arsensulfide  einen 
dunkelrothbraunen  Be- 
schlag, wenn  heiss;  einen 
rothen,  wenn  kalt.  —  Mit 
Soda   und  Oyankalium   in 

der  geschlossenen  Röhre 
erhitzt:  Metallspiegel. 


Spectroskop.  —  In  Lösung 

leicht  durch  Schwefelsäure 

zu  erkennen. 


Gelber  Niederschlag  mit 
Kaliumchromat. 


In  einer  Schale  mit 

Schwefelsäure  und  Alkohol 

erhitzt,  brennt  letzterer  mit 

deutlich  grüner  Farbe. 


Entwickelt  Bromdämpfe 

mit  Kaliumbisulfat  in  der 

geschlossenen  Röhre. 


232 


Lothrohrtabellen. 


Name  des 
Elementes 
resp.  der  Ver- 
bindungen. 


Flammen- 
färbung. 


Beschlag 
mit  Soda 
auf  Kohle. 


Verhalten 

in  der 
Boraxperle. 

O.-F.  =  Oxy- 
dationsflamme. 
E.-F.  =  Reduc- 

tionsflamme. 


Besondere 

Kennzeichen  and 

Reactionen. 


Cadminm« 


Calcium« 


I     Botbbraun 
nahe  der 
!  Probe,  weiterab 
I    orangegelb. 


Schwach 
rOthlichgelb. 


Chlor. 


Chrom. 


Eisen. 


Fluor. 


Gold. 


Jod. 


Kalium. 


Kobalt. 


Kein  Be- 
schlag; nicht 
redudrbar. 


Kein  Beschlag; 

magnet  PnWer 

oder  Masse. 


Violett,  wenn 
kein  Na  zu- 
gegen. 


Sehr  leicht 
Metallkom. 


O.-F.  gelb 

(heiss),  fast 

farblos  (kalt). 


Leicht  auf  lös- 
lich,  die  Perle 
wird  aber  beim 
Abkahlen  kry- 
stallinisch  und 
unklar. 


O.-F.  gelb  bis 

dunkelroth 
(bei88),granlich- 
gelb  bis  gelb- 
lich (kalt).  R.-F, 
smaragdgrün. 

B.-F.  gelb  bis 
roth  (heiss), 

farblos  bis  gelb 
(kalt).    R.-F. 
flaschengrün. 


Beducirt  sich 

schon  in  der 

Perle. 


SmaJteblau  bis 
dunkelblau. 


Citrongelber  Niederschlag 

durch  SH^,  der  sich  in 
Schwefelammon  nicht  auf- 
löst. 

Spectroskop ! 


Eine  durch  Gu  blau  ge- 
nirbte  Phosphorsalzperle 
förbt  sich  bei  BerflhroBg 
mit  Chlor  intensiv  puipor. 
Weisser  Niederschlag  mit 
Silbemitrat. 

Mit  Salpeter  geschmolzen 
und  ausgelaugt,  charakte- 
ristischer   gelber    Nieder- 
schlag mit  Bleiacetat. 


Mit  Salpeter  geschmolzen. 

blauer    Niederschlag    mit 

gelbem  Blotlaugensalz. 


In  geschlossener  Röhre  er- 
hitzt, greift  das  sich  ent- 
wickelnde Fl  das  Glas  an. 
zuweilen  wird  ein  Zusatz 
von  Kaliumbisulfat  nöthig. 


Entwickelt  bei  Behandlung 

mit  Kaliumbisulfat  Jod- 

dämpfe,  die  Stärkepapier 

blau  ftxben. 

Kobaltglas,  resp.  Spectro- 
skop. 


Löthrob  rtabellen. 


233 


Name  des 

Elementes 

resp.  der  Ver- 

binduDgen. 


Flammen- 
färbnng. 


Beschlag 
mit  Soda 
auf  Kohle. 


Verhalten 

in  der 
Boraxperle. 

0  -F.  =  Oxy- 
dationsflamme. 
R  -F.  a=  Reduc- 
tionsflamme. 


Besondere 

Kennzeichen  und 

Reactionen. 


Kohle 

in  Form  von 
Carbonaten. 

Kupfer. 


Lithium« 


XagBesinm. 


Intensiv  car- 

minroth,  bei 

Gegenwart  von 

Na  gelbroth. 


Mangan. 


Holjbd&B. 


Natrium. 
Nickel. 


Gelb. 


Kein  Beschlag, 

leicht  Kupfer- 

kom. 


Mit  Go-Solution 

geglüht,  wird 

der  Beschlag 

roth. 


O.-F.  gelbliches 

Pulver  (heiss), 

weiss  (kalt),  m 

der  Nähe  der 

Probe  jedoch 

kopferroth.  An 

der  R.-F.  f&rbt 

sich  der  weisse 

Beschlag 

dunkel. 


Kein  Beschlag; 
wird  reducirb 
zu  Flitterchen 
metallischen 
und  magneti- 
schen Ni. 


O.-F.  grün 

(heiss),  blau 

(kalt).    R.-F. 

undurchsichtig 

roth. 

Wie  Kalk,  kalte 

Perle  milch- 

weiss. 


O.-F.  amethyst- 
farbig (heiss), 
violettroth 
(kalt).    R.-F. 
farblos. 

O.-F.  gelb  bis 
roth  (heiss), 
farblos,  resp. 
opalartig  (kalt). 
R.F.  die  klare 
Perle  f&rbt  sich 
braun  und  wird 
undurchsichtig, 


O.-F.  violett 
(heiss),  roth- 
braun (kalt). 
R.F.  trübe 
durch  ausge- 
schiedenes Ni, 
bei  längerem 
Blasen  ^rblos. 


Entwickelt  mit  HCl  Kohlen- 
säure. 


Färbt  sich  in  Lösung  bei 

Zusatz  von  viel  Ammoniak 

intensiv  blau. 


Spectroskop ! 


Wird  bei  Gegenwart  von 
überschüssiger  Salmiak- 

lOsung  und  Ammoniak  aus 

Lösung  als  weisser  kry- 
stallinischer  Niederschlag 

durch  Na-Phosphat  ausge- 
fällt. 

Mit  Soda  in  O.-F.  entsteht 

eine  blaugrüne  Perle,  selbst 

bei  Gegenwart  der  meisten 

anderen  Metallozyde. 


Spectroskop ! 


234 


Lötbrohrtabellen . 


Name  des 

Elementes 

resp.  der  Ver- 

bindnngeD. 


Flammen- 
färbung. 


Beschlag 
mit  Soda 
auf  Kohle. 


Verbalten 

in  der 
Borazperle. 

O.-P.  =  Oxy- 
dationsflamme. 
R.-F.  =  Reduc- 

tionsflamme. 


Besondere 

Kennzeichen  und 

Reactionen. 


Phosphor 

in  Form  von 
Phosphaten. 


Grfin 

(bei  den  meisten 

Phosphaten 

namentlich  bei 

Zusatz  von 
Schwefels&nre). 


Queck- 
silber. 


Schwefel 

als  Sulfid 
und  Sulfat. 


Selen« 


Silben 


Slllrlnm 

in  Form  von 
Silicaten. 

Stickstoff 

in  Form  von 
Nitraten. 

Strontlnm« 


Tellnr. 


Carminroth. 


Grün. 


Auf  blankem 

Silber  blech 

Heparreaction. 


Grauer 
Beschlag. 
Schmilzt  leicht 
mit  blauer 
Flamme  und 
stOsst  charakte- 
ristisch 
riechende 
Dämpfe  aus. 

Wird  sehr 
leicht  reducirt. 


Verpuffen. 


Weisser  Be- 
schlag, gewöhn- 
lich mit  rothem 

oder  dunkel- 
gelbem Rand. 


O.-F.  ftrbt  die 

kalte  Perle 

milchweiss  oder 

opalartig.  R.-F., 

nach  längerem 

Blasen  klar. 


Farblos  (heiss), 

milchweiss 

(kalt). 

O.-F.  farblos, 

wird  in  R.-F. 

erst  grau,  dann 

wieder  farblos. 


In  der  geschlossenen  Röhre 
mit  metallischem  Magne- 
sium behandelt  und  mit 
Wasser  befeuchtet:  Phos- 
phorwasserstoff. In  fiber- 
schüssi^er  SatpeiersäuFe  ge- 
löst bei  Zusatz  von  Ammo- 
niummolybdat  langsames 
Ausscheiden  eines  gelben 
Pulvers. 

Mit  Soda  in  der  gesehlosseoei 

BAire  granes  Sablimat  von 

metalliscnem   Quecksilber.  - 

Hf;-Sulfide  geben  in  der  Rohre 

einen  schwarzen  Beschlag.  An 

beim  Reiben  roth  wird. 

In  der  geschlossenen  Röhre 

geben  einige  Sulfide 
Schwefel  ab,  andere  schwef- 
lige Säure. 

In  offener  Glasröhre  in  der 

Nähe  ein  metallisches, 
weiterab   rothes   Sublimat. 


Aus  Lösungen   durch  HCl 
niedergeschlagen. 


In  der  Phosphorsalzperle 
Eieselskelet. 


In  der  Röhre  mit  Schwefel- 
säure erhitzt  rothe  Dämpfe. 


In   der  offenen  Röhre  ein 
weisser  oder  grauer  Be- 
schlag, der  zu  farblosen 
Tropfen  schmust. 


LothrohrtabelleD. 


235 


Name  des 
Elementes 
reep.  der  Ver- 
bindungen. 


Flammen- 
fftrbang. 


Beschlag 
mit  Soda 
auf  Kohle. 


Verhalten 

in  der 
Borazperle. 

O.-F.  =  Oxy- 
dationsflamme. 
B.-F.  =  Reduc- 

tionsflamme. 


Besondere 

Kennzeichen  und 

Beactionen. 


Titan. 

- 

Uran. 

— 

Vanadinm. 

— 

Wismnth. 

— 

Wolfram. 

— 

Zink. 

— 

Zinn. 

— 

Dunkelorange 
(heiss),  citronen- 

gelb  (kalt); 

sprOdes  Metall- 

kom. 


Gelb  (heiss), 

weiss  (kalt); 

mit  Co-Solution 

geglüht,  schon 

gelblichgrün. 


Weisser,  nicht 
▼erflüchtbarer 

Beschlag. 
Kleine  Metall- 
flitterchen. 


O.-F.,  wenn 
stark  i^esättifft 
und  heiss,  gelb ; 

kalt,  farblos 
bis  weiss.  R.-F. 
gelb  bis  braun. 

O.-F.  braun  bis 

roth  (heiss), 

gelblichgrün 

(kalt). 

O.F.  farblos 

bis  gelb  (heiss), 

grünlichgelb 

(kalt).    R.-F. 

bräunlich 
(heiss),  chrom- 
grün (kalt). 

O.F.  gelb  bis 
gelblich  roth 
(heiss),  farblos 
bis  opalartig 
(kalt);  R.-F.  an- 
fangs getrübt, 
später  klar. 

O.-F.  gelb  (wenn 
stark  gesättigt 
und  heiss), 
emailartig 
(kalt).  R..F.  bei 
grösserem  Zu- 
satz dunkel- 
gelb. 

O.-F.  gelblich 
(heiss),  farblos 
(kalt).    R.-F. 
anfangs  ge- 
trübt, später 
klar. 


Violette  Phosphorsalzperle. 
—  Mit  Soda  geschmolzen, 
dann  in  HCl  gelöst  und  mit 
metallischem  Zn  oder  8n 
erhitzt,  färbt  sich  die 
Flüssigkeit  violett. 

Phosphorsalzperle  in  O.-F. 

grünlichgelb,  in  R.-F.  schön 

grün. 


Reichlicher  Zusatz  von 

Wasser  bringt  in  der  Lösung 

einen  weissen  Niederschlag 

hervor. 


Blaue  Phosphorsalzperle. 
Mit  Soda  geschmolzen,  in 
HCl  gelöst  und  mit  metal- 
lischem Zn  erwärmt,  förbt 
sich  die  Flüssigkeit  schön 
blau. 


' 


236  Mikrochemische  Mineraluntersuchuog. 

§  3.     Das  mikrochemische  Verfahren. 

Dasselbe  beruht  als  Untersuchungsmittel  darauf,  dass  Mineralien  in 
Berührung  mit  Lösungsmitteln  oder  verschiedenen  Reagentien  beim  lang- 
samen Eintrocknen  charakteristische  Krystallisationsproducte  geben.  Da 
zu  den  Untersuchungen  die  allerkleinsten  Fragmente  ausreichen  und  die 
Beobachtung  der  gebildeten  Krystalle  unter  dem  Mikroskop  vorgenommen 
wird,  so  versteht  sich  der  für  diese  Methode  gebrauchte  Name. 

Die  Methode  ist  zum  ersten  Male  (1877)  von  Bobiky  angewendet 
worden.  Bei  seinem  Verfahren  diente  Ejeselflusssäure  als  einziges  Losungs- 
mittel und  Reagens. 

Das  Mineralfragment,  von  der  Grösse  eines  Stecknadelkopfes  und  mit  der  Lnpe 
ansgesncht,  wird  auf  einem  mit  Canadabalsam  überzogenen  Objecttr&ger  mit  einem 
Tropfen  Eieselflosssäure  behandelt.  Die  beim  langsamen  Verdunsten  sich  ausschei- 
denden Fluorsilicium-Verbindungen  besitzen  durchweg  charakteristische  Gestalten,  die 
unter  dem  Mikroskop  wahrgenommen  werden.  So  bildet  das  Kaliumsalz  zumeist 
reguläre  Würfel,  das  Na- Salz  hexagonale  Prismen  mit  der  Basis  oder  der  Bipyramide, 
das  Ca-Salz  spindelartige  Formen,  das  Mg-Salz  Rhomboeder  etc. 

Weiterhin  wurde  von  Behsens  (siehe  Literatur  am  Schluss  dieses 
Paragraphen)  eine  Abänderung  vorgeschlagen,  wonach  das  Mineral,  nach- 
dem es  auf  Platinblech  mit  Flusssäure  aufgeschlossen  und  mit  Schwefel- 
säure zur  Trockne  gedampft  ist,  in  Wasser  oder  Salzsäure  zur  Wieder- 
auflösung gebracht  wird.  Die  daraus  auskrystallisirenden  Salze  erscheinen 
charakteristisch  genug,  um  die  Erkennung  der  Substanz  herbeizuführen. 
Haushofeb  (siehe  Literatur)  behandelt  das  Mineral  im  Probirröhrchen 
mit  concentrirter  Schwefelsäure  und  untersucht  die  aus  dieser  Lösung 
sich  abscheidenden  Sulfate. 

Bei  der  weiteren  Ausbildung  dieser  Methode  (siehe  Literatur),  um 
die  sich  ausser  Behbens  namentlich  Stbeko  Verdienste  erworben  bat, 
wurden  neben  dem  Lösungsmittel,  dessen  Salze  zur  Untersuchung  dienten, 
noch  besondere  Reagentien  herangezogen,  je  nachdem  diese  zur  Erlangung 
charakteristischer  Krystallisationsproducte  nothwendig  wurden.  Der  Ein- 
wirkung der  Reagentien  geht  die  Behandlung  des  Minerales  mit  einem 
geeigneten  Lösungsmittel  vorauf.  Die  Methode  ist  dadurch  ganz  dem 
Gange  der  qualitativen  Analyse  analog  geworden  mit  dem  Unterschied, 
dass  nicht  die  besonderen  Umstände  und  Eigenschaften  des  Nieder- 
schlages, sondern  in  den  meisten  Fällen  die  Form  der  sich  ausschei- 
denden Krystalle  zur  Erkennung  führen.  Bei  der  Auswahl  der  mikro- 
chemischen Reagentien  kommt  aber  daneben  noch  die  stete  Rücksicht 
auf  minimales  Erforderniss  der  zu  untersuchenden  Substanz  in  Betracht, 
was  dadurch  erreicht  werden  kann,  dass  bei  der  Reaction  die  frag- 
liche Verbindung  in  ein  möglichst  vielatomiges  Molekül  einzutreten  ver- 
anlasst wird. 


Mikrochemische  Mineraluntersuchung.  237 

Der  sorgfältig  isolirte  Mineralsplitier  wird  durch  ein  geeignetes  Lösungsmittel 
entweder  im  Uhrglase,  in  kleinen  Platingefässen  etc.  in  Lösung  gebracht  und  diese 
Losung,  nachdem  sie  noch  durch  einen  Tropfen  Wasser  verdünnt,  mit  Hülfe  von 
Capillarpipetten  auf  mehrere  Objectträger  (oder  wenn  Flusssäure  das  Lösungsmittel 
war,  auf  Platinblech)  vertheilt.  Jedem  einzelnen  Theil  wird  dann  mitteist  eines 
Platindrahts  sein  besonderes  Reagens  zugesetzt  Das  Ausscheiden  der  Eryställchen 
kann  man  durch  Erwärmen  etwas  beschleunigen. 

Nachstehend  sind  ft)r  eine  Anzahl  wichtiger  Elemente  die  mikrochemischen 
Beactionen  zusammengestellt  Für  Bi,  Sb,  Cd,  Cr,  Mn,  Wo,  Zn  und  einige  andere 
Elemente  fehlt  es  noch  an  charakteristischen  Reactionen,  man  benutzt  bei  diesen 
daher  besser  das  Löthrohr. 

Ag.  Behandeln  mit  HCl,  Lösen  des  Niederschlags  mit  Salzsäure  oder  Am- 
moniak.    Nach  dem  Verdunsten  kleine  Oktaeder  von  AgOl. 

AI«    Cäsiumsulfat    Reguläre  Krystalle  von  Cäsiumalaun. 
An«    Ein  kleines  Stück  Stanniol  wird  auf  dem  Objectträger  in  der  Wärme 
mittelst  eines  Tropfens  HCl  gelöst    Die  Goldlösung  färbt  sich  dadurch  purpur. 

Ba«  Ferrocjankalium.  Hellgelbe  Rhomboeder  oder  rhomboedrische  Com- 
binationen. 

Bi«  Die  salzsaure  Lösung  giebt  mit  Rubidiumchlorid  dünne  rhombische  oder 
sechsseitige,  farblose  Tafeln. 

Ca«  Schwefelsäure.  Feine  Nadeln,  meist  gabelartig  verwachsen,  von  Gyps 
auch  Zwillinge. 

Co«  Salpetrigsaures  Kalium  und  unter  Erwärmen  Zusatz  von  verdünnter  Essig- 
säure. Gelbe,  oft  fast  kreisrunde  reguläre  Kömchen  (ooQoo  und  0)  von  salpetrig- 
saurem Kobalt-Kalium. 

Ou«  Viel  Ammoniak  und  etwas  Ferrocjankalium.  Niederschlag  von  charakte- 
ristischer brauner  Farbe. 

Fe.  Für  Ozydulsalze  Ferricyankalium,  für  Oxydsalze  Ferrocyankalium.  Blauer 
Niederschlag. 

Hg«  Mercurosalze  geben  mit  verdünnter  Schwefelsäure  farblose  rhombische 
Kiystalle  von  Hg2S04  mit  monoklinem  Habitus;  Mercurisalze  mit  wenig  Jodkalium- 
lösung einen  rothen  krystallinischen  Niederschlag. 

K«  Platinchlorid.  Dunkelgelbe  reguläre  Kry stalle  und  Combinationen  von 
K2PtCl6. 

LI«  Natriumphosphat.  Kleine  an  den  Enden  abgerundete  oder  gegabelte 
Prismen  mit  gerader  Auslöschung. 

Mg«  Natriumphosphat  neben  Salmiak  und  Ammoniak.  Sehn eestem ähnlich 
gmppirte  Nadeln  in  der  Kälte;  briefcouvertartige  Skelete  in  der  Wärme. 

Ho«  Mit  Salpeter  und  Soda  geschmolzen,  dann  in  Salpetersäure  gelöst  und 
unter  Erwärmen  eine  Spur  Natriumphosphat  zugefügt:  gelbe  r^uläre  Körnchen 
(0,  ooOoo,  ooO), 

Na«  Uranylacetat  Hellgelb  gefärbte  Tetraeder  und  tetraedrische  Combina- 
tionen des  Natrium-Üranylaoetats. 

Ni«  Mit  Ammoniak  alkalisch  gemacht,  dann  Zusatz  von  Kaliumsulf ocarbonat. 
Rosenrothe  Färbung,  die  bald  in  Braun  übergeht  —  Co  muss  jedoch  vorher  ent- 
fernt sein. 

P«  Molybdänsaures  Ammoniak  in  salpetersaurer  Lösung.  Gelbe  reguläre 
Körnchen  (0,  ooOoo,  cx>0). 

Fb«  Verdünnte  Salzsäure.  Nadeln,  abgeplattete  Prismen  mit  gerader  Aus- 
löschung, rhombische  Täfelchen  mit  diagonaler  Auslöschung. 


238  Mikrochemische  Mineraluntenuchung. 

Pt«    Wie  bei  An.    Die  Pt-Lösung  wird  tief  braunroth  gefärbt. 

Sil«  Stanniverbindungen  in  salzsaurer  Ldsnng  mit  KCl  venetzt,  bilden  regolire 
Kiy stalle,  vorwaltend  0,  daneben  mOm,  mO  von  E^SnCl«.  —  Stannoveibindongen 
werden  erst  durch  Salpetersäure  ozydirt.  —  Metallisches  Zinn  in  SalEsäure  gelöst 
giebt  mit  Platinchlorid  eine  intensiv  rothbraune  Färbung. 

Sn  Oxalsäure.  Theils  rechteckige  Täfelchen,  theils  scheinbar  quadratische 
stumpfe  Pyramiden. 

V.    SodalOsung,  darauf  Essigsäure.    Gelbe  Tetraeder  (cf.  Na). 

Einen  besonderen  Werth  erlangt  die  mikrochemische  Methode  bei 
der  petrographischen  Untersuchung  von  Dünnschliffen.  Die  Isolirung  der 
einzelnen  Mineralien  wird  durch  ein  durchbohrtes  Deckglas  bewirkt,  wo- 
durch der  Zutritt  des  Lösungsmittels  und  des  Reagenses  ermöglicht  wird. 

Literatur.  Bo&ikt»  Elemente  einer  neuen  chem.-mikrosk.  Mineral-  u.  Ge- 
steinsanalyse. Prag  1877.  —  Behrens,  Mikrochem.  Methoden  zur  Minenüanalyae. 
Verslagen  en  Mededeel.  d.  Akad.  v.  Wetensch.,  Afd.  Naturk.  (2)  VII.  1881.  Amster- 
dam. —  Lehmann,  Ann.  d.  Phys.  u.  Ghem.  Neue  Folge.  Bd.  13,  8.  506.  —  Stbeüg, 
Neues  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1888.  II,  8.  865,  ibid.  1885.  I,  8.  21.  —  Haushofer,  Mikro- 
skopische Reactionen.  Braunschweig  1885.  —  Element  et  Renard,  R^actions  micro- 
chimiques.  Bruzelles  1886.  —  Behrens,  Anleitung  zur  mikrochem.  Analyse.  Hamburg 
und  Leipzig  1895.  —  Fuchs- Brauns  ,  Anleitung  zum  Bestimmen  der  Mineralien. 
Giessen  1898.  —  A.  C.  Hutsse,  Atlas  zum  Gebrauch  bei  d^r  mikrochem.  Analyse. 
Leiden  1900. 


IV.  Abschnitt. 

Die  Lehre  von  den  Lagerstätten  der  Mineralien. 


Literatur.  Brxithaupt,  Die  Parageneds  der  Mineralien.  Freiberg  1849.  — 
y.  CoTTA,  Die  Lehre  von  den  Erzlagerstätten.  Freiberg  1859-— 1861.  —  J.  Grimm,  Die 
Lagerstätten  der  nutzbaren  Minemlien.  Prag  1869.  —  y.  Dbghbn,  Die  nutzbaren 
Mineralien  und  Gebirgsarten  im  Deutschen  Reiche.  1873.  —  A.  y.  Gropdeck,  Die 
Lehre  yon  den  Lagerstätten  der  Erze.  Leipzig  1879.  —  F.  Zirkel,  Lehrbuch  der 
Petrographie.  2.  Aufl.  Bonn  1866.  —  H.  Kossnbusch,  Mikroskop.  Physiographie  der 
massigen  Gesteine.  2.  Aufl.  Stuttgart  1887.  —  Derselbe,  Elemente  der  Gesteins- 
kunde.   1898.  —  R.  Beck,  Lehre  yon  den  Erzlagerstätten.   Berlin  1901. 

Ausser  einer  Reihe  specieller  Mineraltopog^phien  (Harz,  Sachsen,  Schlesien, 
Schweiz,  Oesterreich-Ungam,  Schweden,  Theile  yon  Nord-  und  Süd- Amerika  etc.)  wird 
das  geog^phische  Vorkommen  der  Mineralien  zusammenfassend  behandelt  in  dem 
älteren  Werk :  G.  Leonhard,  Handwörterbuch  der  topographischen  Mineralogie.  1848. 

Der  Name  Lagerstätte  eines  Minerales  wird  in  doppeltem  Sinne 
gebraucht.  Einerseits  versteht  man  darunter  die  natürliche  Fundstätte 
eines  Minerales  unter  Berücksichtigung  der  Art  des  Vorkommens,  sowie 
aller  umstände,  unter  denen  dasselbe  angetroffen  wird,  andererseits  aber 
auch  den  selbstständigen,  geologisch,  d.  h.  nach  Genesis,  Zusammen- 
setzung, Form  und  Lagerung  als  Individuum  charakterisirten  Körper,  den 
das  beregte  Material  mit  allen  räumlich,  genetisch  und  tektonisch  mit 
ihm  verknüpften  Mineralien  bildet. 

Wenn  die  Mineralogie  sich  nun  auch  nur  mit  den  Lagerstätten  im 
ersteren  Sinne  zu  befassen  hat,  so  ist  doch  im  Interesse  einer  abge- 
schlossenen Darstellung  auch  die  Rücksichtnahme  auf  die  Lagerstätten 
als  geologische  Körper  geboten.  Denn  da  die  Mineralien  als  wesent- 
lichstes Material,  aus  dem  sich  die  Bausteine  der  Erde,  die  Gesteine, 
zusammensetzen,  eine  hohe  geologische  Bedeutung  besitzen,  so  wird  auch 
bei  der  Betrachtung  der  Mineralien  ein  Seitenblick  auf  Verhältnisse,  deren 
Darstellung  sonst  der  Geologie  zukommt,  nicht  umgangen  werden  dürfen. 

Demgemäss  sind  in  diesem  Abschnitt  zu  behandeln: 
1.  die  Art  des  Zusammenvorkommens  eines  Minerales  mit  anderen, 
dieselbe  Lagerstätte  theilenden  Mineralien  und  die  charakteristischen  Be- 
ziehungen mit  einander  vergesellschafteter  Mineralien; 


240  Mineraigesellschafien.    Paragenetische  Verhältnisse. 

2.  die  durch  das  Zusammenvorkommen  von  Mineralien  bedingte 
Structur ; 

3.  die  äussere  Form  der  Lagerstätten; 

4.  die  Verbreitung  der  Mineralien  in  geographischer  und  geologi- 
scher Hinsicht; 

5.  die  verschiedenen  Arten  von  Minerallagerstätten.  (Eintheilung 
der  Lagerstätten.) 

§  1.  Mineralgesellschaft.  Mineralgemenge,  Gombination 
und  Formation. — Paragenesis,  Succession.  Generation.  Mine- 
ralien treten  auf  ihren  Lagerstätten  entweder  fQr  sich  allein  auf,  wie 
unter  umständen  Kalkspath,  ßyps,  Steinsalz  etc. ,  oder  häufiger  in  Ge- 
sellschaft mit  anderen  Mineralien.  Letzteres  ist  z.  B.  der  Fall  bei  den 
meisten  Gesteinen  und  Erzlagerstätten.  Eine  derartige  Mineralgesellschaft 
kann  nun  durch  mehr  oder  minder  zufällige  Verhältnisse  zusammen- 
geführt sein,  wofQr  die  willkürlich  wechselnden  Mineralassociationen  der 
klastischen  Gesteine  und  mancher  Seifen  Beispiele  geben.  Solche  Mineral- 
gesellschaften wollen  wir  als  Mineralgemenge  bezeichnen.  Es  können 
aber  auch  die  mit  einander  dieselbe  Lagerstätte  theilenden  Mineralien 
gewisse  genetische,  chemische  und  physikalische  Beziehungen  gemein 
haben,  sodass  ihr  Nebeneinandervorkommen  nicht  als  zufaUig,  sondern 
als  gegenseitig  bedingt  und  charakteristisch  anzusehen  ist.  Solche  Mineral- 
gesellschaften bezeichnen  wir  bei  den  Gesteinen  als  Mineralcombina- 
tionen,  bei  den  Erz-  und  Mineralgängen  als  Mineralformationen. 

Durch  Sandberger  und  v.  Groddbck  ist  es  neuerdings  in  Gebrauch  gekommen, 
den  Ausdruck  Mineralformation,  wie  er  hier  benutzt  ist  und  ursprünglich  von 
v.  Herder,  Freiesleben  und  BRErrHAUPx  gefasst  wurde,  auf  das  zu  beschränken,  was 
in  der  Folge  als  Generation  bezeichnet  ist 

Aeusserlich  tritt  die  gegenseitige  Abhängigkeit  der  Mineralien  am  auffälligsten 
darin  henror,  dass  die  gleiche  Mineralgesellschaft  sich  vom  Ort  und  dem  geologischen 
Alter  unabhängig  erweist,  dass  also,  um  die  typischsten  Beispiele  zu  erwähnen,  die 
Mineralcombinationen  der  Eruptivgesteine  sich  über  die  ganze  Erde  und  über  aUe 
geologischen  Perioden  in  gleicher  Weise  verbreiten. 

Die  bei  solchen  Mineralgesellscbaften  vorhandenen  charakteristischen 
Beziehungen,  die  in  erster  Linie  als  genetische  hervortreten,  werden  mit 
einem  von  BreithAupt  eingeführten  Wort  als  paragenetische  Ver- 
hältnisse jedes  auf  der  gleichen  Lagerstätte  auftretenden  Minerales 
bezeichnet  und  demgemäss  wird  wohl  auch  die  ganze  Gombination  oder 
Formation  die  Paragenesis   des  in  Rede  stehenden  Minerales  genannt 

Die  Betrachtung  und  Discussion  der  paragenetischen  Verhältnisse 
ist,  wie  sofort  ersichtlich,  in  vielen  Fällen  geeignet,  die  näheren  Um- 
stände in  der  Bildung  und  Umbildung,  in  der  chemischen  Zusammen- 
setzung etc.  eines  Minerales  aufzuhellen  und  nicht  minder  häufig  als 
Erkennimgsmittel  eines  Minerales  zu  dienen. 


Saocession»  GeneratioD.    Structor.  241 

In  Mineralcombinationen  und  Formationen  lässt  sich  sehr  oft  ein 
Altersunterschied  der  zusammensetzenden  Mineralien  feststellen,  eine  Er- 
scheinung, die  den  Namen  Succession  führt.  Alle  Mineralien  gleich- 
zeitiger Entstehung  bilden  eine  Generation.  So  folgen  auf  vielen 
Erzgängen  successiv  auf  einander:  1.  Quarz  und  Bleiglanz,  2.  Kupfer- 
kies und  Blende,  3.  Ealkspath  und  Perlspath.  Die  unter  eine  Nummer 
zusammengefassten  Mineralien  bilden  eine  Generation,  die  auf  einander 
folgenden  eine  Succession. 

Das  YorhandeDsein  von  Mineralsuccessionen  und  die  zn  einer  Generation  ge- 
hörigen Mineralien  werden  in  den  meisten  Fällen  nicht  schwer  und  an  verschiedenen 
Umständen  erkannt. 

Unter  den  Eniptivgesteinen  tritt  Succession  namentlich  bei  den  porphyrischen 
Oesteinen  auf,  während  die  Gesteine  mit  granitisch -kömigem  Habitus  in  der  Regel 
nur  eine  einzige  Generation  erkennen  lassen.  Die  wohl  auskrystallisirten  und  grösser 
entwickelten  Mineralien  der  porphyrischen  Gesteine  sind  früher  erstarrt  als  die  nach 
aussen  nur  unvollkommen  ausgebildeten  Mineralien  der  Grundmasse.  —  Auf  Erz- 
gängen ist  die  Succession  eine  ganz  gewöhnliche  Erscheinung  und  hier  auch  zuerst 
in  ihrer  Bedeutung  gewQrdigt.  Die  lagenfOrmige  Structur  zeigt  den  Altersunterschied 
an  und  lässt  die  den  Salbändern  zunächst  liegenden  Mineralien  älter  als  die  in  der 
Gangmitte  ausgeschiedenen  erkennen.  —  Die  in  compacter  Gesteins-  oder  Gangmasse 
befindlichen  Mineralien  sind  durchweg  älter  als  die  in  Drusen  befindlichen.  — 
Aufsitzende  Mineralien  sind  jünger  als  die  Träger.  —  Durch  secundäre  chemische 
Umwandlung  gebildete  Mineralien  sind  jünger  als  die  auf  derselben  Lagerstätte 
befindlichen  primären  Mineralien.  —  Mineralien  gleicher  Generation  sind  im  Allge- 
meinen durch  ähnliche  Formbeschaffenheit  und  innige,  häufig  in  derselben  Weise 
wiederkehrende  Verwachsung  ausgezeichnet. 

Auf  vielen  Minerallagerstätten  wiederholt  sich  die  Erscheinung,  dass 
eine  und  dieselbe  Mineralart  zu  wiederholten  Malen  gebildet  worden  ist. 
Vielfach  sind  alsdann  die  verschiedenen  Generationen  eines  solchen  Mine- 
rals mit  verschiedenartigem  Habitus  ausgestattet. 

Der  Ealkspath  erster  Generation  von  St.  Andreasberg  gehört  der  derben  Gang- 
masse an,  ist  trübe,  zeigt  geringe  Formenentwicklung  (Rt,  R),  der  Ealkspath 
zweiter  Generation  dagegen  ist  auf  Drusen  ausgeschieden,  durchsichtig  und  aus- 
gezeichnet durch  reiche  krystallographische  Entwicklung.  Gleiches  wiederholt  sich 
bei  den  Ealkspäthen  vieler  Erzgänge  und  ähnliches  gilt  auch  von  vielen  anderen 
Mineralien.  —  Die  ältere  Feldspathgeneration  des  Riesengebirges,  die  dem  derben 
Gestein  angehört,  trägt  einen  ganz  anderen  kiystallographischen  Habitus  als  die 
nachträglich  auf  Drusenräumen  ausgeschiedenen  Erystalle. 

§  2.  Structur  oder  Textur.  Die  räumliche  Abgrenzung  der 
einzelnen,  auf  einer  Lagerstätte  vereinten  Mineralien  gegen  einander  be- 
dingt bestimmte  Yerbandsverhältnisse  unter  denselben,  die  als  die  Struc- 
tur oder  auch  als  die  Textur  der  Lagerstätte  bezeichnet  werden. 

Zunächst  treten  bei  der  Betrachtung  der  Structur  Unterschiede  der 
Cohärenz  entgegen:  lockeren  und  losen  Mineralanhäufungen,  wie  in 
den  meisten  Seifen,   den  AUuvionen  der  Flüsse,  Seen  und  Meere,  stehen 

Elockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  16 


242  Stractur  und  Textur. 


fest  mit  einander  verbundene  Aggregate,  wie  in  der  Hauptmasse  der 
Gesteine  und  in  den  Mineralgängen,  gegenüber. 

Von  wesentlicherer  Bedeutung  ist  die  Unterscheidung,  ob  die 
Structur  einer  Lagerstätte  eine  primäre  ist,  d.h.  ob  dieselbe  unmittel- 
bar aus  der  Verwachsung  der  aus  irgend  welcher  Lösung  resp.  dem 
feurigen  Flusse  sich  ausscheidenden  Mineralien  hervorgegangen  ist  oder 
ob  dieselbe  secundär  ist,  d.  h.  entstanden  durch  Wiederverkittung  der 
eine  frühere  Lagerstätte  aufbauenden  Mineralien. 

Zur  ersten  Kategorie  zählen  die  massigen  Öesteine,  die  meisten 
gangförmigen  Lagerstätten,  zur  zweiten  die  klastischen  Gesteine.  Auch 
eine  Vermischung  beider  Structuren  findet  statt,  z.  B.  bei  der  Trümmer- 
structur  mancher  Mineralgänge  und  der  Imprägnationsstructur 
(Fahlbänder,  Enottenerze  in  den  klastischen  Sandsteinen  von  Commem 
und  Mechernich). 

Der  regellos-körnigen  oder  massigen  Structur,  bei  der  alle  Ge- 
mengtheile  wirr  durcheinander  liegen  und  die  charakteristisch  ist  für 
fast  alle  Eruptivgesteine,  steht  diejenige  gegenüber,  bei  der  die  einzelnen 
Gemengtheile  schichten-  oder  lagenweise  angeordnet  sind.  Bei  den 
sedimentären  Gesteinen,  deren  Gemengtheile  successive  sedimentirt  sind, 
heisst  letztere  Structur  geschichtet,  bei  den  Mineral-  und  Erzgängen, 
die  durch  successive  Auskrystallisation  ihrer  Mineralien  ebenfalls  eine 
lagenförmige  Structur  zeigen,  heisst  dieselbe  krustenförmig.  In  letz- 
terem Fall  unterscheidet  man  noch  eine  eben  krustenartige  und  eine 
concentrisch  krustenartige  Ausbildung,  letztere  z.  B.  bei  den  Ringel- 
oder Cocardenerzen.  Durch  symmetrische  oder  unsymmetrische  Wieder- 
holung derselben  Mineralformation  zu  beiden  Seiten  des  Ganges  wird 
eine  symmetrische  oder  unsymmetrische  sogen.  Lateralstructur  her- 
vorgebracht. 

Die  massige  Structur  wird  als  derb  bezeichnet,  wenn  die  Lager- 
stätte resp.  der  in  Betracht  gezogene  Theil  derselben  wesentlich  aus 
einem  Mineral  aufgebaut  ist,  als  porphy r artig,  wenn  einzelne  Mine- 
ralien gleicher  oder  verschiedener  Art  sich  durch  beträchtlich  grössere 
Dimensionen  vor  den  übrigen  auszeichnen.  Sie  erscheinen  alsdann  als 
Einsprenglinge  in  einem  kleiner  körnigen  Mineralaggregat,  welches 
bei  den  Gesteinen  den  Namen  Grundmasse  führt. 

Hinsichtlich  weiterer  Structurmodificationen  sei  auf  die  zu  Eingang 
dieses  Abschnittes  erwähnte  Literatur,  sowie  auf  die  Hand-  und  Lehr* 
bücher  der  Petrographie  verwiesen. 

§  3.  Die  Lagerungs formen.  Die  Lagerstätten  lassen  sich,  wie 
oben  erwähnt,  als  Individuen  im  geologischen  Sinn  auffassen.  Ihnen 
muss  daher  auch  als  Abgrenzung  gegen  andere  geologische  Körper  eine 


Lagerangsfonnen.    Verbeitang  der  Miseralieii.  243 

äussere  Form  zukommen,  die  als  die  Lagerungsform  der  Lagerstätte 
bezeichnet  wird.  Als  solche  Lagerungsformen  lassen  sich  im  Wesentlichen 
zwei,  auf  Altersbeziehnungen  zu  dem  umgebenden  Nebengestein  ge* 
gründete  Abarten  unterscheiden  ohne  weitere  Berücksichtigung  verschie- 
denartiger Öenesis. 

1.  Die  Form  der  üeberlagerung.  Hierher  gehören  alle  jene 
Lagerungsformen,  wo  die  Lagerstätte  jünger  ist  als  das  liegende,  aber 
älter  als  das  hangende  Nebengestein,  falls  ein  solches  vorhanden  ist. 
Vielfach  wird  bei  einer  derartigen  Lagerungsform  einer  Lagerstätte 
letztere  mit  dem  umgebenden  Nebengestein  gleiches  Streichen  und  Fallen 
haben.  Besondere  Formen  sind  die  Flötze  (grosse  streichende  Er- 
streckung bei  relativ  geringer  Mächtigkeit),  die  Lager  (geringe  streichende 
Ersisreckung  bei  relativ  grosser  Mächtigkeit),  die  Linsen. 

2.  Die  Form  der  Einschaltung.  Hier  ist  die  Lagerstätte  nach- 
träglich in  den  tektonischen  Verband  des  Nebengesteins  eingeschaltet 
worden,  also  jünger  als  das  Liegende,  aber  auch  als  das  Hangende. 
Im  Allgemeinen  durchsetzt  die  Lagerstätte  das  Nebengestein,  weicht  also 
vom  Streichen  und  Fallen  desselben  ab.  Als  besondere  Formen  sind 
aufzuführen:  die  Gänge,  Stöcke,  Butzen,  Nieren,  ßeoden. 

§  4.  Verbreitung  der  Mineralien.  Dieselbe  kann  nach  drei 
Richtungen  zum  Gegenstand  der  Betrachtung  gemacht  werden. 

1.  Nach  dem  Mass  der  Verbreitung. 

Die  Mineralien  sind  in  sehr  verschiedenen  Mengen  über  die  Erde 
verbreitet.  Es  giebt  solche,  die  überhaupt  nur  selten  gefunden  werden 
(gediegene  Metalle,  Diamant  etc.),  andererseits  solche,  die  fast  allein 
ganze  Gebirgszüge  aufbauen  (Quarz,  Ealkspath).  Von  Mineralien  der 
letzten  Art,  die  sich  durch  massenhaftes  Vorkommen  auszeichnen,  sagt 
man,  dass  sie  eine  intensive  Verbreitung  besitzen,  während  als  Mine- 
ralien extensiver  Verbreitung  solche  bezeichnet  werden,  die  überall 
und  häufig  vorkommen,  wenn  auch  manchmal  nur  in  kleiner  Menge 
(Feldspath,  Apatit,  Schwefelkies). 

2.  In  räumlicher  Beziehung. 

Eine  Vertheilung  der  Mineralien  nach  geographischen  Zonen,  wie 
es  bei  den  Thieren  und  Pflanzen  der  Fall  ist,  findet  sich  nicht  bei  den 
anorganischen  Körpern;  nichtsdestoweniger  sind  einzelne  Gegenden  der 
Erde  durch  einen  besonderen  Mineralreich thum  ausgezeichnet,  andere 
d^^g^Q  ^T^^  &n  Mineralien.  Stets  steht  aber  eine  solche  geographische 
Verbreitung  der  Mineralien  im  Zusammenhang  mit  dem  geologischen 
Bau  der  betreffenden  Gegend  und  ist  von  demselben  abhängig.  Ge- 
birgsgegenden, namentlich  solche,  an  deren  Aufbau  Eruptivgesteine  und 


244  Verbreitung  der  Mineralien. 

krystallioisclie  Schiefer  wesenÜich  betheiligt  sind,  haben  als  typische 
Mineralfundstätten  zu  gelten,  während  in  Gegenden  mit  sedimentäLrem 
Schichtenbau,  insbesondere  mit  jugendlichen  Sedimenten,  Mineralien,  wie 
sie  der  Mineralog  für  seine  Sammlungen  sucht,  viel  spärlicher  auf- 
treten. —  Auffällig  bleibt  der  Umstand,  dass  einzelne  Mineralien  an 
gewissen  Orten  reichlich  verbreitet  sind,  während  sie  anderswo  fehlen 
oder  gar  auf  gewisse  Orte  beschränkt  erscheinen,  ohne  dass  der  geo- 
logische Orund  dafQr  sofort  ersichtlich  wäre.  So  ist  der  Enargit  an 
mehreren  Stellen  Südamerikas  ein  gemeines  Kupfererz,  während  er 
anderswo  selten  ist.  Der  Kryolith  ist  fast  beschränkt  auf  den  Arksut- 
fjord  im  westlichen  Grönland;  noch  mehr  gilt  das  vom  Bothzinkerz,  das 
allein,  aber  in  grosser  Menge  am  Stirling  Hill  und  Mine  Hill  in  New- 
Jersey  U.  S.  vorkommt. 

3.  In  geologischer  Beziehung. 

In  geologischer  Beziehung  herrschen  namhafte  Verschiedenheiten 
im  Auftreten  der  Mineralien,  im  Besonderen  ist  hier  die  Abhängigkeit 
des  Vorkommens  von  der  geologischen  Natur  und  Genesis  der  Lager- 
stätten und  damit  zusammenhängend  auch  von  deren  Form  und  merk- 
würdigerweise zuweilen  sogar  von  der  Zeit  zu  betonen. 

Wenn  auch  die  meisten  Mineralien  auf  ganz  yerschiedenem  Wege 
entstehen  können,  demnach  geologisch  auf  die  verschiedenste  Art  vor- 
kommen, wie  Quarz,  Feldspath,  Kalkspath,  Magnetit  etc.,  so  sind  andere 
doch  wieder  auf  gewissen  Lagerstätten  entweder  ganz  besonders  häufig 
oder  geradezu  auf  dieselben  beschränkt.  Am  auffalligsten  tritt  das  ent- 
gegen bei  einzelnen  charakteristischen  Mineralien  der  Eruptivgesteine,  in 
denen  allein  Leucit,  Nephelin,  Melilith  etc.  gefunden  werden,  ferner  bei 
denen  der  krystallinischen  Schiefer  und  der  Contactlagerstätten.  Auch 
unter  den  Mineralien,  die  auf  Drusen-  und  Hohlräumen  in  Eruptiv- 
gesteinen vorkommen,  ebenso  unter  solchen,  die  auf  Gängen,  Lagern, 
Seifen  sich  finden,  giebt  es  einzelne,  die  für  diese  besondere  Form  von 
Lagerstätten  charakteristisch  sind. 

So  sind  Zeolithe  charakteristisch  für  die  Ausfällung  der  Hohl- 
räume in  basischen  Eruptivgesteinen;  Gold,  Zinnstein,  Diamant  und 
einige  andere  Edelsteine  kommen  am  häufigsten  auf  Seifen  vor;  sul- 
fidische Mineralien   finden  sich  wiederum   mit  Vorliebe   auf  Gängen  etc. 

In  wie  fem  die  Zeit  eine  besondere  Bolle  spielen  kann,  geht  daraus 
hervor,  dass  Mineralien,  wie  Leucit  und  Melilith  fast  nur  in  jüngeren 
Eruptivgesteinen  reichlich  gefunden  werden,  während  sie  in  älteren  sehr 
selten  sind,  dass  andererseits  gewisse  Mineralien  wieder  in  älteren  Ge- 
steinen häufiger  sind  als  in  jüngeren  oder  dass  der  Habitus  und  die 
physikalische  Beschaffenheit  verschieden  ist,  je  nachdem  das  Mineral  sich 


Eintheilang  der  MinerallagerBt&tten.    Gesteine.  245 

auf  älteren  oder  jüngeren  Lagerstatten  findet.     Für  das  Letztere  liefern 
Orthoklas  und  Sanidin,  Eläolith  und  Nephelin  bezeichnende  Beispiele. 

Dass  es  jedoch  in  letzter  Linie  nicht  die  Zeit  ist,  die  diese  Unterschiede  be- 
dingt, sondern  besondere  geologische  Verhältnisse,  die  ans  nur  auf  den  ersten  Anblick 
als  zeitlich  verschiedene  erscheinen,  bedarf  wohl  keiner  weiteren  Ausführung. 

§  5.  Eintheilung  der  Minerallagerstätten.  Eine  streng 
wissenschaftliche  Eintheilung  der  Lagerstätten  kann  nur  auf  geologischer 
Basis  erfolgen,  wobei  alsdann  die  Genesis,  die  Form  und  Structur  wich- 
tige Eintheilungsgründe  abgeben. 

Eine  Classification  auf  Grund  des  mineralogischen  Bestandes  hat 
nur  da,  wo  die  praktische  Seite  betont  wird,  gewisse  Berechtigung.  An 
dieser  Stelle,  wo  uns  die  Lagerstätten  wesentlich  als  Fundorte  der  Mine-% 
ralien  interessiren ,  kommt  es  auf  ein  strenges  System  weniger  an ,  und 
wir  begnügen  uns,  die  verschiedenen  Lagerstätten  in  die  beiden  Kategorien 
L  Gesteine  und  IL  Besondere  Lagerstätten  zu  theilen. 

I.  Oesteine. 

Alle  Minerallagerstätten,  soweit  sie  aus  der  Erstarrung  eines  ge- 
schmolzenen Magmas  oder  dem  Absatz  suspendirten  bezw.  gelösten 
Materiales  hervorgegangen  sind,  heissen  Gesteine.  Die  bei  ihrer  Ent- 
stehung thätigen  chemischen,  physikalischen  und  mechanischen  Bildungs- 
gesetze bewirken  eine  Gharakterisirung  der  Gesteine  in  stofflicher, 
structureller  und  formaler  Beziehung  und  gestatten  die  Unterscheidung 
Terschiedener  Gesteinstypen  (Gesteinsarten).  Li  Folge  ihrer  meist 
intensiven  Verbreitung  haben  die  Gesteine  als  die  eigentlichen  Bausteine 
der  Erdrinde  zu  gelten. 

Diejenigen  Mineralien,  welche  ein  Gestein  zusammensetzen,  heissen 
die  Gemengtheile  desselben.  Diese  können  für  den  Bestand  eines  be- 
stimmten Gesteins  noth wendig  sein,  alsdann  werden  sie  die  wesent- 
lichen Gemengtheile  genannt,  oder  sie  treten  nur  gelegentlich  in  den 
Bestand  ein  und  werden  als  accessorische  Mineralien  bezeichnet.  Alle 
diejenigen  Mineralien,  die  in  einem  Gestein  paragenetisch  von  einander 
abhängen,  bezeichnet  man  wohl  auch  als  charakteristisch. 

A.   Erstarrungs-   oder   massige   Gesteine. 

Die  mineralogische  Zusammensetzung  der  massigen  Gesteine  ist, 
soweit  es  sich  um  die  wesentlichen  Gemengtheile  handelt,  eine  wenig 
mannichf altige. 

Es  sind  in  der  Hauptsache  die  folgenden  Mineralien: 


246 


EintheiluBg  der  Eruptivgesteine. 


a)  wesentliche  Gemengtheile:  Quarz ^  Orthoklas,  Plagioklase, 
Leucii,  Nephelin,  Muskovit,  Biotit,  Hornblenden,  Augite,  OÜTin; 

b)  accessorische  Gemengtheile:  Sodalith,  Hauyn  (Nosean), 
Ghranat,  Tunnalin,  Apatit,  Zirkon,  Titanit,  Spinell,  Magnetit,  Chromit, 
Hämatit,  Dmenit,  Pyrit,  Magnetkies. 

Dagegen  tritt  bei  den  Massengesteinen  die  paragenetische  Ab- 
hängigkeit der  einzelnen  Gemengtheile  von  einander  so  entschieden  her- 
vor, dass  die  einzelnen  paragenetischen  Formationen  die  verschiedeneB 
Gesteinsarten  oder  besser  Gesteinstypen  liefern.  Bei  ihnen  lassen 
sich  die  Gesteinsarten  geradezu  als  Verkörperungen  paragenetischer  Bil- 
dungsgesetze bezeichnen.  Da  aber  gleiche  paragenetische  Combinationen 
nach  ihrer  Structur  oder  in  ihrem  gesammten  geologischen  Verhalten, 
lemer  auch  nach  ihrem  Alter,  noch  besondere  unterschiede  aufweisen, 
so  lässt  man  auf  Grund  derselben  noch  eine  Spaltung  der  einzelnen 
paragenetischen  Mineralgesellschaften  in  mehrere  Gesteinstypen  eintreten. 

Im  Nachstehenden  ist  eine  Tabelle  der  wichtigsten  Massengesteine 
gegeben. 


Paragenetiscbe 
Gombination. 

Eugranitische 

Facies 
(Tiefengesteine). 

Rhyotaxitische  Facies 
(Ergussgesteine). 

Aeltere  Reihe. 

Jüngere  Reihe. 

II 

II 

Qu  +  Orth  +  Gl. 
Orth  +  Ho. 
Orth  +  Neph. 

Granit. 

Syenit 

Eläolithsyenit. 

Quarzporphyr. 

Orthophyr. 

Tinguait. 

Rhyolith. 

Tracbyt. 

Pbonolith. 

SS 

Plag  +  Ho. 
Plag  +  Aug. 

Diorit. 

1     Augitdiorit. 
1  Gabbro,  Norit. 

Porphyrit. 

Diabas, 

Augitporphyrit, 

Melaphyr. 

Andesit 

(Dftcit  =  Plag-fHo-f-Qn) 

Augitandesit 
Basalt 

.2 

Neph  4-  Aug. 
Leu    -}-  Aug. 
Ol      +  Aug. 

Peridotit. 

Pikritporphyrit. 

Nephelinit. 

Leucitit 
Limburgit. 

Im  Vorstehenden  ist  Quarz  als  Qu,  Orthoklas  als  Orth,  Plagioklas  als  Plag, 
Hornblende  als  Ho,  Augit  als  Aug,  Glimmer  als  Gl,  Nephelin  als  Neph,  Leudt  als 
Leu,  Olivin  als  Ol  abgekürzt. 

Besonders  zu  bemerken  ist,  dass  in  den  angeführten  Gesteinen  neben  den 
wesentlichen  Gemengtheilen  stets  auch  noch  accessorische  vorhanden  sind,  dass  ferner 
ganz  allgemein  Uebergänge  zwischen  den  einzelnen  Gesteinstypen  vorkommen,  die 
z.  Th.  besondere  Namen  tragen. 


Sedimentftrgesteine  und  krystalline  Schiefer.  247 

B.    Sedimentär-   oder   geschichtete   Gesteine. 

Dieselben  sind  dadurch  charakterisirt,  dass  sie  in  Folge  ihrer  suc- 
cesBiven  Entstehung  (Sedimentation,  resp.  Ausscheidung)  eine  lagen- 
fSrmige,  sogen,  geschichtete  Structur  besitzen.  Eine  Eintheilung  in 
grössere  scharf  geschiedene  Gruppen  ist  hier  nicht  durchzuführen,  da 
die  einzelnen  unterscheidbaren  Gesteine  derartig  durch  Uebergänge  mit 
einander  Terbunden  sind,  dass  sie  mehr  noch  wie  die  Massengesteine 
eine  continuirliche  Reihe  bilden.  Am  einfachsten  erweist  sich  die  Grup- 
pirong  nach  genetischen  Gesichtspunkten. 

1.  Mechanische  Sedimente  (Elastische  Gesteine). 

Diese  Gruppe  umfasst  alle  Gesteine,  die  aus  der  Zertrümmerung 
und  darauf  folgender  Sedimentirung  und  Anhäufung  in  irgend  welchem 
Medium  (Meerwasser,  Flusswasser,  Luft),  vielfach  unter  Beihülfe  von 
Organismen  hervorgegangen  sind.  Dahin :  Sandsteine,  Grauwacken,  Kalk- 
steine, Thon-  und  Kieselschiefer  etc. 

2.  Chemische  Sedimente. 

Das  sind  Gesteine,  die  sich  schichtenartig  aus  irgend  welchen 
Lösungen  ausgeschieden  haben,  wie  Steinsalz,  Gyps  etc. 

C.   Krystalline    Schiefer. 

Diesen  Gesteinen  kommt  im  Grunde  genommen  keine  Selbstständig- 
keit neben  den  Erstarrungs-  und  Sedimentärgesteinen  zu,  sondern  sie 
sind  diesen  beiden  Gruppen  einzureihen.  Ihre  gesonderte  Betrachtung 
verdanken  sie  nur  dem  Umstände,  dass  es  bisher  mit  Sicherheit  nicht 
gelungen  ist,  sichere  Kriterien  für  die  Zurechnung  zu  der  einen  oder 
anderen  Gruppe  aufzufinden.  Mit  einer  mineralogischen  Zusammen- 
setzung, die  vielfach  derjenigen  der  Eruptivgesteine  entspricht,  verbinden 
sie  eine  Sfcructur,  welche  an  die  der  Schichtgesteine  erinnert.  Nach 
ihrem  Vorkommen  sind  sie  die  charakteristischen  Gesteine  der  ältesten 
geologischen  Formation.  In  den  holokrystallinen  Aufbau  treten  einzelne 
Mineralien,  wie  Staurolith,  Cyanit,  Sillimanit,  Chlorit  etc.,  die  nur  als 
secimdäre,  sogen,  metamorphische  Mineralien  bekannt  sind,  und  welche 
im  Verein  mit  dem  geologischen  Charakter  dieser  Gesteine  dieselben 
insgesammt  als  metamorphosirt  erscheinen  lassen. 

Hierher  gehören  Gneiss  (Qu  +  Orth  +  Gl),  Glimmerschiefer  (Qu  +  Gl), 
Granulit  (Qu  +  Orth),  Hornblende-,  Augit-  und  Chloritschiefer,  Phyllit  etc. 

n.  Besondere  Lagerstätten. 

Diese  Abtheilung  begreift  alle  diejenigen  selbstständigen  Mineral- 
anhäufungen, die  theils  durch  das  üebereinkommen,  theils  in  Ermangelung 


248  Besondere  Minerallagerstätten. 

bezeichnender  Eigenschaften  nicht  zu  den  Gesteinen  gezählt  werden 
können.  Von  einem  strengen  System  dieser  Lagerstätten  mag  abgesehen 
werden  und  nur  einige,  besonders  charakteristische  Formen  mögen  hier 
aufgezählt  sein. 

1.  Hohlraumausfüllungen  (Füllungen). 

Durch  irgend  welche  geologische  Agentien  (Contraction ,  Spalten- 
bildung als  Folge  tektonischer  Vorgänge,  Auswaschung)  entstandene 
Hohlräume  sind  nachträglich  mit  Mineralien  ausgefüllt.  Solche  Füllungen 
auf  Gangspalten  bilden  die  Mineralgänge,  unter  denen  jene,  an  welchen 
Erze  einen  beträchtlichen  Antheil  nehmen,  als  Erzgänge  eine  erhöhte 
Bedeutung  erlangen. 

2.  Metamorphische  Lagerstätten. 

Lagerstätten,  deren  mineralogische  Zusammensetzung  am  Platze 
ihrer  Ablagerung  noch  eine  wesentliche  Veränderung  durch  besondere 
chemische  ümwandlungsprocesse ,  nicht  bloss  durch  Verwitterung,  er- 
fahren hat,  heissen  metamorphische.  Vielfach  sind  dieselben  durch 
charakteristische  Mineralien,  d.  h.  solche,  die  überhaupt  oder  in  ihrer 
besonderen  Ausbildung  nur  auf  solchen  Lagerstätten  vorkommen,  sowie 
durch  besonderen  Habitus  ausgezeichnet. 

Ist  die  mineralogische  Umänderung  durch  hydrochemische  Processe 
erfolgt,  so  heisst  die  Lagerstätte  eine  metasomatische;  so  sind 
viele  dolomitisirten  Kalksteine,  ebenso  die  in  Galmei  oder  in  Späth  eisen- 
stein  umgewandelten  Kalksteine  hierhergehörige  Beispiele. 

Sehr  viele  Erzlagerstätten  gehören  dieser  Kategorie  an,  namentlich 
die  Roth-,  Braun-  und  Spatheisensteinlager ,  ferner  sind  die  oxydischen 
Zinkerze  auf  ein  derartiges  Vorkommen  beschränkt. 

Hat  sich  dagegen  die  Umwandlung  einer  Lagerstätte  am  unmittel- 
baren Contact  mit  einem  Eruptivgestein  vollzogen,  so  heisst  dieselbe 
eine  Gontactlagerstätte.  Wieweit  hier  pyrochemische  Ümwand- 
lungsprocesse mit  hydrochemischen  parallel  liefen,  ist  noch  nicht  ge- 
nügend aufgeklärt.  Die  Gontactlagerstätten  liefern  dem  Mineralogen  eine 
Reihe  der  schönsten  und  oft  sehr  charakteristischen  Mineralien,  wie 
Granat,  Vesuvian,  WoUastonit  etc.  (vergl.  V.  Abschnitt  unter  Contact- 
mineralien). 

3.  Imprägnationen. 

Dieselben  kommen  vor  bei  massigen  und  noch  mehr  bei  geschich- 
teten Lagerstätten  imd  lassen  demgemäss  noch  eine  weitere  Gliederung 
zu.  Die  betreffenden  Mineralien  finden  sich  in  dem  umgebenden,  an 
Masse  weit  vorherrschenden  Gestein  in  Form  einzelner  Partikeln  oder 
kleinerer  Partien  innig  eingemengt,   sozusagen  in  dasselbe  eingesprengt. 


Imprägnationen.    Fahlbftnder.  249 

Wenn  derartige  Imprägnationen  aus  sulfidischen  Eisen-  und  Eupfer- 
mineralien  innerhalb  krystallinischer  Schiefer  bestehen,  so  werden  die- 
selben Fahlbänder  genannt.  Gewöhnliche  Beispiele  yon Imprägnationen 
sind  die  Fahlbänder  z.  B.  von  Eongsberg,  die  Qoldquarzlager,  die  Eupfer- 
schiefer  des  Mansfeldischen,  die  Enottenerze  von  Gommem  etc. 

Vom  praktischen  Gesichtspunkt  werden  die  besonderen  Lagerstätten 
auch  wohl  nach  ihrem  nutzbringenden  Bestandtheil  eingetheilt  und  bilden 
als  Gk>ld-,  Silber-,  Eupfer-,  Eisen-,  Edelstein-Lagerstätten  den  Gegen- 
stand einer  besonderen  wissenschaftlichen  Disciplin. 


V.  Abschnitt. 

Entwicklongslelire  der  Mmeralien. 


Literatur.  0.  Voloer,  Stadien  zur  Entwiddungsgeschichte  der  Mineralien. 
Zürich  1854.  —  O.  Bisohof,  Lehrbach  der  chemischen  und  physikalischen  Geologie. 
2.  Aufl.  Bonn  1863—1886  —  J.  Roth,  Allgemeine  und  chemische  Geologie.  (Erster 
Band:  Bildung  und  Umbildung  der  Mineralien  etc.)  Berlin  1879.  —  t.  GRonntCK, 
Die  Lehre  von  den  Lagerstätten  der  Erze.  (Vierter  Abschnitt:  Theorie  der  Genesis 
der  Erslagerstätten.)  Leipzig  1879.  —  C.  Doiltbr,  Allgemeine  chemische  Mineralogie. 
Leipzig  1890.  —  Brauns,  Chemische  Mineralogie.   Leipzig  1896. 

Auf  den  ersten  Blick  erscheinen  die  Mineralien  als  etwas  von  der 
Natur  Gegebenes,  Starres,  welche  den  Zustand,  in  dem  sie  uns  ent- 
gegentreten, von  vom  herein  besassen  und  in  demselben  auch  verharren, 
allein  beim  näheren  Zusehen  erfahrt  man  bald,  dass  die  Mineralien  einen 
Entwicklungsgang  zurückzulegen  haben,  der  in  manchen  Punkten  Aehn- 
lichkeit  mit  dem  Kreislauf  der  organischen  Welt  hat.  Diese  Entwicklung, 
d.  h.  die  Bildung,  Veränderung  und  Umwandlung  der  Mineralien  soll 
im  vorliegenden  Abschnitt  besprochen  werden,  der  somit  gewissermassen 
die  LebensYorgänge  der  Mineralien  schildert. 

Um  äusserlich  eine  gewisse  Analogie  zwischen  organischen  Körpern 
und  Mineralien  hervortreten  zu  lassen,  kann  man  die  Materie  dieses  Ab- 
schnittes in  2  Capitel  bringen,  von  denen  das  eine  die  Entstehung, 
das  andere  die  Veränderung  und  Umwandlung  bezw.  Zerstörung 
und  Auflösung  behandelt.  Dabei  ist  aber  zu  bemerken,  dass  beide  Vor- 
gänge sich  nicht  ausschliessen,  dass  vielmehr  auch  der  Vorgang  der  Zer- 
störung stets  von  Neubildungen  begleitet  ist.  Es  wird  demnach  der 
Gegenstand  des  einen  Gapitels  gelegentlich  in  den  des  anderen  hinüber- 
greifen müssen. 

Capitel  I. 

Bildung  der  Mineralien. 

§  1.   Anhaltspunkte  für  die  Beurtheilung  der  Bildung  der  Mineralien. 

I.  Eünstliohe  Nachbildung,    ü.  Jugendliche  Mineralbildungen. 

III.  Geologisches  Vorkommen.    §  2.   Die  Bildung  der  Mineralien  in  der 

Natur.    I.  Bildung  aus  dem  gasförmigen  Zustand,    II.  aus  Lösungen« 

m.  aus  dem  Schmelzflüsse. 

Für  die  verschiedenen  Mineralien  kommen  verschiedene  Bildungs- 
processe  in  Betracht,  ja  ein  und  dasselbe  Mineral  kann  auf  verschiedene 
Weise  entstehen. 


Künstliche  Nachbildung  der  Mineralien.  251 

Die  Bildongsart  des  Steinsalzes  auf  den  Salzlagerstätten  ist  eine  andere  als 
die  des  Feldspaths  in  den  Eruptivgesteinen.  —  Der  Schwefelkies  kann  sich  sowohl 
aus  Losungen  wie  aus  dem  feurigen  Fluss  abscheiden.  Für  den  Orthoklas  (und 
ebenso  für  manche  andere  Mineralien)  lassen  sich  sogar  drei  Bildungsmodalitäten 
nachweisen :  aus  dem  Schmelzfluss  in  den  Eruptivgesteinen,  aus  Lösung  in  den  Con- 
glomeraten  von  Euba  und  als  Sublimationsproduct  aus  den  Hohöfen  von  Sangerhausen. 

§  1.  Da  uns  die  Mineralien  durchweg  als  etwas  Fertiges  entgegen- 
treten, deren  einzelne  Entwicklungsstadien  wir  bei  der  Länge  der  dazu 
benöthigten  Zeit  nicht  näher  verfolgen  können,  da  ferner  ein  Mineral 
auf  yerschiedenem  Wege  entstehen  kann,  so  bedarf  es  zur  Feststellung 
der  Bildungsprocesse  der  Mineralien  im  Allgemeinen  und  des  speciellen 
Bildungsganges  eines  bestimmten  Minerales  der  Heranziehung  ander- 
weitiger Beobachtungen  und  der  Discussion  von  Begleiterscheinungen. 
Namentlich  sind  es  die  im  Laboratorium,  in  den  Hüttenwerken  und 
Fabriken  absichtlich  erzeugten  oder  zufällig  entstandenen  künstlichen 
Mineralien,  dann  jugendliche,  gewissermaassen  unter  unseren  Augen  ent- 
standene Mineralbildungen,  welche  im  Verein  mit  der  Berücksichtigung 
des  geologischen  Vorkommens,  der  paragenetischen  Verhältnisse,  der 
Pseudomorphosen  etc.  einen  mehr  oder  minder  sicheren  Schluss  auf  die 
Entstehungsart  von  Mineralien  gestatten.  Daher  erheischen  derartige 
BildungSYorgänge  noch  eine  zuvorige  Besprechung. 

L  Künstliche  Hachbildung  (Synthese)  der  Mineralien. 

Literatur.  E.  C.  v.  Lkonhard,  Hüttenerzeugnisse  und  auf  künstlichem  Wege 
gebildete  Mineralien  etc.  1858.  —  Gurlt,  Uebersicht  der  pyrogen eten  künstlichen 
Mineralien.  Freiberg  1857.  —  C.  W.  C.  Fuchs,  Die  künstlich  dargestellten  Mineralien. 
Preisschrift.  Haarlem  1870.  —  Daubr£k,  Etudes  synth^tiques  de  Geologie  ezp^ri- 
mentale.  Paris  1879.  —  FouQuä  kt  Michel-L^vt,  Synthdse  des  min^raux  et  des  roches. 
Paris  1881.  —  L.  Bourgeols,  Reproduction  artificielle  des  mineraux.  Paris  1884.  — 
I.  H.  L.  VooT,  Studier  over  slagger.    Stockholm  1884. 

Die  verschiedenen  Bildungsprocesse  künstlicher  Mineralien,  welche  durch  Zufall 
in  Hüttenwerken  und  Fabriken  oder  durch  das  zielbewusste  Experiment  im  Labo- 
ratoi-itun  hervorgebracht  sind,  sind  im  Nachfolgenden  übersichtlich  zusammengestellt 
und  durch   einige  Beispiele  belegt.    Es  sind  3  Hauptwege  der  Entstehung  möglich. 

a)  Directe  Bildung  in  Folge  einfacher  Ausscheidung,  Auskrystallisation  etc., 
d.  h.  Bildung  aus  einem  Material,  das  bereits  den  chemischen  Bestand  des  Minerals 
unmittelbar  enthSlt. 

b)  Indirecte  Bildung  in  Folge  chemischer  Wechselwirkung. 

c)  Bildung  in  Folge  eiektrolytischer  Abscheidung. 

Im  Speciellen  sind  aber  folgende  Bildungsprocesse  aufzuführen,  wobei  noch 
bemerkt  werden  mag,  dass  in  jedem  Falle  die  Bildung  eines  Minerales  durch  be- 
sondere physikalische  Qmst&nde  (Druck,  erhöhte  oder  erniedrigte  Temperatur,  Um- 
hüllung mit  einem  Medium  etc.)  begünstigt  werden  kann. 

a)  Directe  Bildung. 

1.  Abscheidung  aus  dem  gasförmigen  Zustand  (Sublimation). 
Durch  Sublimation  werden  leicht  Schwefel,  Arsen,  Realgar  und  Auripigment, 
ferner  auch   Zinnober   im  krystallisirten   Zustand    erbalten.    Im   Hohofen   wird    die 


252  Künstliche  Nachbildung  der  Mineralien. 

amorphe  Verbindang  PbS  sablimirt  und  liefert  schön  krystallisirte  skeletartige  Blei- 
glanzkrjstalle.  Beim  Üeberleiten  von  Wasserstoff  über  stark  erhitztes  ZnS  in  einer 
Porzellanröhre  sublimirten  nach  den  Versuchen  von  St.  Claire-Deviu.k  und  Troost 
Wui-tzitkrystalle. . 

2.  Auskrjstallisation  aus  dem  flüssigen  Zustand  nach  Entfernung 
des  Lösungsmittels  (Wasser,  C02-haltiges  Wasser  etc.). 

Aus  wässrigen  Lösungen  krystallisiren  leicht  Steinsalz,  Sylvin,  verschiedene 
Sulfate  etc.  aus.  —  Heisses  Wasser  lässt  beim  Erkalten  gelöste  arsenige  S&ure  und 
Borsäure  als  Arsenblüthe  bezw.  Tinkal  abscheiden.  —  Kohlensäurehaltiget  Wasser 
liefert  beim  Entweichen  der  Kohlensäure  Calcit  bezw.  Aragonii  Rhombischer  Schwefel 
kann  aus  einer  Lösung  in  Schwefelkohlenstoff  erhalten  werden.  —  In  überhitztem 
Wasser  bei  hohem  Druck  (in  zugeschmolzenen  Glasröhren)  lösen  sich  manche  Silicate, 
z.  B.  Zeolithe,  die  sich  beim  Erkalten  wieder  ausscheiden. 

8.  Erstarrung  aus  dem  Schmelzfluss. 

Alle  schmelzbaren  Metalle  lassen  sich  aus  dem  Schmelzfluss  krystallin  er- 
halten. —  Qeschmolzener  Schwefel  liefert  beim  Erstarren  monokline  Krjstalle.  — 
Aus  den  Hohöfenschlacken  krystallisiren  oft  Olivin,  Augit,  Wollastonit,  Hornblende, 
Glimmer,  aus  geschmolzenem  Roheisen  Graphit  in  Blättchen  aus.  —  Im  richtigen 
Verhältniss  zusammengeschmolzene  Gemenge  erzeugten  nach  den  Versuchen  von 
FouQü^  und  MicHCL-Li^VT  beim  Erkalten  die  verschiedensten  Silicate  wie  Feldspatb, 
Leudt,  Nephelin,  Granat,  Angit.  Mitschxrlich  erhielt  in  gleicher  Weise  durch 
Zusammenschmelzen  von  2Cu  und  IS  Kupferglanz,  allerdings  in  der  heteromorphen 
regulären  Modification. 

Die  von  der  Löthrohruntersuchung  her  bekannten,  MetaUoxyde  beim  Schmelzen 
auflösenden  Substanzen  wie  Borax,  Phosphorsalz,  Soda,  Pottasche  lassen  beim  Er- 
starren manche  der  aufgelösten  Oxyde  wieder  ausscheiden.  So  erhielt  Ross  aus  dem 
Phosphorsalz  Tridymit,  Anatas,  Eisenglieuiz ;  Ebxlmen  erzeugte  Krystalle  von  Korund 
und  Spinell.    Analog  lassen  sich  auch  Apatit,  Calcit,  Witherit,  Strontianit  erhalten. 

4.  Molekulare  Umlagerung  im  festen  Zustand. 

Amorphe  Massen  von  Schwefel,  arseniger  Säure,  Eisen  werden  mit  der  Zeit  von 
selbst  krystallin.  Quarz  lässt  sich  durch  Erhitzen  in  Tridymit,  Diamant  in  Graphit 
umwandeln.  Hierher  gehört  auch  die  Erscheinung,  dass  Granat,  Vesuvian  und  andere 
Silicate  durch  Glühen  eine  Umwandlung  (nach  Doelter  und  Hcssak  in  Mejonit,  Melilith, 
Anorthit,  Kalk-Olivin  und  Kalk-Nep heiin,  ausserdem  noch  in  Eisenglanz  und  Spinell) 
erfahren.  —  Kalkcarbonat  wird  unter  Wasserbedeckung  allmählich  krystallin ;  MnsOi 
wandelt  sich  nach  Dkville  und  Troost  durch  einen  in  der  Hitze  übergeleiteten 
WasserstoffiBtrom  in  Hausmannit,  Sn02  durch  einen  HCl-Strom  in  Zinnstein  um. 

b)  Chemische  Wechselwirkung. 

5.  Reaction  von  Gasen  auf  einander. 

Flüchtige  Metallchloride  und  Fluoride  werden  durch  Wasserdampf  und  Schwefel- 
kohlenstoff bei  hoher  Temperatur  zersetzt  und  liefern  neben  CIH  und  FIH  Oxyde 
bezw.  Sulfide.  In  solcher  Weise  können  Eisenglanz,  Zinnstein,  Rutil,  Korund,  Zink- 
blende, Greenockit,  Antimonglanz,  Wismuthglanz  erzeugt  werden. 

Durch  die  zersetzende  Beihülfe  von  Wasserdampf  lassen  sich  aus  Eisenfluorid 
Magnetit,  aus  einem  Gemenge  von  Aluminium-  und  Zinkfluorid  Gahnit  herstellen. 

6.  Reaction  von  Gasen  auf  Flüssigkeiten  resp.  Lösungen. 
Durch  Schwefelwasserstoff  werden  aus  vielen  metallhaltigen  Lösungen  sulfidische 

Niederschläge  erzeugt,  die  in  ihrer  Zusammensetzung  mit  geschwefelten  Erzen  über- 


Künstliche  Nachbildung  der  Mineralien.  253 

einstimmen,  und  die  auch  bei  genügender  Verlan gsamung  des  FäUungsprocesses  oder 
unter  besonderen  umständen  (vergl.  sub  8)  oft  krystallin  erhalten  werden  können. 
In  gleicher  Weise  werden  durch  Einleiten  von  Kohlensäure  unlösliche  oder  schwer 
lösliche  Carbonate  gewonnen. 

7.  Reaction  Ton  Gasen  auf  feste  Körper. 

Glühende  Dämpfe  von  Chlorsilicium  liefern  Quarz  in  Berührung  mit  Thonerde, 
Kalk,  Magpiesia;  daneben  bilden  sich  Chlorverbindungen.  Dauerte  erhielt  Spinell 
bei  Berührung  von  Chloraluminium  mit  Magnesia  in  der  Glnthhitze. 

8.  Reaction  Ton  Lösungen  auf  einander.  (Fällung,  Reduction,  Oxy- 
dation.) 

Zwei  lösliche  Verbindungen,  aus  deren  gegenseitiger  Einwirkung  ein  unlös- 
licher oder  scbwer  löslicher  Niederschlag  entsteht,  liefern,  wenn  die  Reaction  schnell 
erfolgt,  durchweg  amorphe  Niederschläge.  Sie  werden  krystallin,  wenn  die  Bildung 
des  Niederschlags  ganz  allmählich  vor  sich  geht  (etwa  durch  DifiPusion  oder  dadurch, 
dass  die  eine  Flüssigkeit  durch  einen  sehr  langsam  wirkenden  Heber,  z.  B.  einen 
Wollenfaden,  zugeführt  wird).  So  ist  Schwerspath  durch  Einwirkung  von  FeS04  und 
BaN^Oj,  Anglesit  aus  FeS04  und  PbN209,  analog  Roth-  und  Weissbleierz  erhalten 
worden. 

Auch  Druck  und  hohe  Temperatur  begünstigen  die  Bildung  krystalliner  Nieder- 
schläge, so  Spatheisen  aus  FeS04  und  Na2C03,  Malachit  aus  Kupfervitriol  und 
Natriumbicarbonat  bei  150  ^  Kupferkies  aus  Chlorkupfer  und  Chloreisen  in  Schwefel- 
kalium bei  250  ^ 

Durch  die  reducirende  Wirkung,  welche  Lösungen  von  Eisenvitriol,  organischen 
Stoffen  etc.  hervorbringen,  werden  Sulfate  zu  Sulfiden  redudrt  und  nicht  selten  in 
deutlichen  Krystallen  erhalten,  so  z.  B.  Schwefelkies,  Zinkblende,  Kupferglanz.  Gold, 
Silber,  Kupfer  werden  aus  ihren  Lösungen  leicht  zu  Metall  reducirt  und  abgeschieden, 
z.  B.  durch  Oxalsäure. 

9.  Reaction  von  Lösungen  auf  feste  Körper. 

Gyps  in  einer  verdOnnten  Lösung  von  Natriumbicarbonat  liefert  Calcit^  eine 
Eisenplatte  in  Berührung  mit  Ammoniakphosphat  lässt  Vivianit  entstehen.  Kupfer- 
vitriol bei  einer  Temperatur  von  180 — 190^  in  zugeschmolzener  Glasröhre  auf  Mar- 
morstücke  einwirkend,  ergab  Lasur,  ebenso  entstand  Lasur,  als  Kupfemitrat  auf 
Kreide  bei  7  Atmosphären  Druck,  aber  ohne  Temperaturerhöhung  einwirkte. 

10.  Reaction  von  Schmelzflüssen  auf  einander. 

Nach  den  Versuchen  von  Manross  bildet  sich  beim  Zusammenschmelzen  von 
Kaliumsulfat  und  Baryumchlorid  Schwerspath,  analog  Cölestin,  Anglesit,  Scheelit 
(aus  wolframsaurem  Natrium  und  Chlorcalcium)  und  Gelbbleierz.  —  Eisenvitriol  zu- 
sammengeschmolzen mit  Eisenphosphat  liefert  nach  Debrat  Magnetit,  ebenso  entsteht 
nach  Kuhlmann  Magnetit  aus  zusammengeschmolzenem  Eisenvitriol  und  Chlorcalcium. 

11.  Reaction  fester  Körper  auf  einander. 

Auch  im  festen  Zustand  wirken  Körper  auf  einander  ein,  wenn  zugleich  ge- 
nügender Druck  angewendet  wird.  So  gelang  es  Spring  Kupferglanz  zu  erzeugen, 
indem  er  Kupferfeilspäue  und  Schwefelblumen  einem  Druck  von  5000  Atmosphären 
aussetzte. 

12.  Elektrolytische  Abscheidung. 

Schliesslich  lassen  sich  auch  noch,  wie  bekannt,  eine  Reihe  von  Metallen 
dnich  Elektrolyse  aus  ihren  Lösungen  abscheiden ,  wobei  häufig  schöne  Krystalle 
hervorgehen. 


254  Jugendliche  Mineralbildungen  und  Geologisches  Vorkommen. 


II.   Jugendliche  Mineralbildungen. 

Mineralien,  die  unter  unseren  Augen  entstehen  und  demnach  ihren  Bildunga- 
process  deutlich  verfolgen  lassen,  können  nicht  minder  wie  die  kflnstlichen  Nach- 
bildungen zur  Beurtheilung  des  Entstehungsprocesses  derselben  Mineralien  an  anderen 
Fundpunkten  verwendet  werden. 

Charakteristische  Beispiele  solcher  jugendlichen  Mineralbildungen  sind  die 
durch  Sublimation  in  noch  heute  thätigen  Vulkanen  entstandenen  Mineralien,  wie 
Eisenglanz,  Tenorit,  Sanidin,  Augit,  Glimmer,  Granat  etc. 

Femer  gehören  hierher  Kieselsinter-  und  Ealktuffausscheidungen  aus  Thermen 
und  Quellen  und  namentlich  die  interessanten,  von  Daubr£e  näher  untersuchten 
Neubildungen  in  alten  römischen  Quellleitungen  von  Flombierbs  und  BouBBomfK-LEs- 
Bains.  An  ersterem  Ort  hatten  sich  an  dem  Mauerwerk,  in  welches  die  78*  heisse 
Quelle  gefasst  war,  krystalline  Ueberzüge  gebildet,  die  aus  Zeolithen,  wie  Apophyllit, 
Ghabasit,  Gismondin,  Mesotyp,  Flombierit,  femer  Opal,  Aragonit,  Ealkspath  und 
Flussspath  bestanden.  Bei  Boürbonne-lks-Bains  fanden  sich  römische  Münzen  und 
andere  metallene  Gegenstände,  welche  in  einem  von  einer  60  ^  heissen,  Chloride  und 
Sulfate  des  Kalks  und  der  Magnesia  enthaltenden  Quelle  durchzogenen  Boden  lagen, 
mit  z.  Th.  schön  krystallisirten  Mineralien  bedeckt,  wie  Kupferglanz,  Kupferkies. 
Kupferindig,  Buntkupferkies,  Fahlerz,  Bleiglanz,  Eisenkies,  Bleivitriol,  Bleihorners, 
Brauneisenerz.  Auch  hier  hatten  sich  in  den  Höhlungen  des  Mörtels  verschiedene 
Zeolithe  angesiedelt. 

Des  Weiteren  lassen  die  Neubildungen  von  Zinkspath,  Zinkblüthe,  Schalen- 
blende, Bleiglanz,  Weissbleierz,  Vivianit  und  verschiedene  andere,  die  die  Knochen 
noch  lebender  Thiere  oder  Grubenhölzer  Überkrusten,  keinen  Zweifel  Über  die  Art 
der  Entstehung. 

Gediegen  Kupfer  ist  verschiedentlich  in  Graben  gefunden  worden,  wo  es  durch 
die  Zersetzung  von  Kupferkies  und  Reduction  des  Sulfates  durch  organische  Substanz 
(Grubenhölzer)  oder  durch  elektrolytische  Abscheidung  (eisernes  Gezähe  der  Berg- 
leute, wie  im  Rammeisberg  bei  Goslar)  hervorgegangen  ist. 

Ebenso  gehören  hierher  die  aus  dem  Schmelzfluss  recenter  Laven  sich  aus- 
scheidenden Mineralien,  von  denen  die  Silicate,  namentlich  aber  der  Quarz  (Laven 
des  Antisana  und  Guamani),  ferner  Kupferkies  (Capo  di  Bove),  Magneteisen  und 
Magnetkies  besonders  hervorgehoben  werden  mögen. 

in.  OeologiAches  Vorkommen. 

Nicht  weniger  geeignet  erweist  sich  das  geologische  Vorkommen  zu  einem 
Schluss  auf  die  Entstehung.  Die  primären  Gemengtheile  der  Eruptivgesteine,  die 
Mineralausscheidungen  innerhalb  typischer  Sedimentärgesteine,  viele  AusfÜllungs- 
mineralien  innerhalb  der  Hohlräume  von  Basalten  und  Melaphyren  lassen  nur  eine 
Deutung  zu.  Bezeichnend  fQr  die  Entstehung  ist  auch  das  Vorkommen  von  Mine- 
ralien als  Versteinerungsmittel.  Letztere  können  sich  nur  auf  wässrigem  Wege  ge- 
bildet haben,  wenn  auch  in  jedem  einzelnen  Fall  der  Vorgang,  je  nachdem  directe 
Ausscheidung  oder  Reduction  eines  löslichen  Salzes  vorliegt,  die  Deutung  noch  ab- 
ändern kann. 

Auch  die  Beachtung  der  Paragenesis  kann  ein  Licht  auf  die  Entstehung 
werfen.  Mineralien,  die  paragenetisch  mit  aus  wässriger  Lösung  abgeschiedenen 
oder  wasserhaltigen  Mineralien  verknüpft  sind,  können  selbst  nur  neptunischen  Ur- 
sprunges sein. 


Bildung  der  Mineralieii  in  der  Natur.  255 

In  den  Melapfayren  der  Lake  Superior  findet  sich  auf  Hohlräumen  gediegen 
Silber  neben  gediegenem  Kupfer.  Dieselben  können  nur  aus  wässriger  Lösung 
niedergeachlagen  sein,  denn  im  Schmelzfluss  würde  Legirung  stattgefunden  haben.  — 
Die  Schwerspathtafeln  werden  zuweilen  von  Antimonitnadeln  durchspiesst.  Da  der 
Antimonit  sehr  leicht  schmelzbar  ist»  so  kann  das  Vorkommen  nur  als  Auskrystalli- 
aation  aus  Lösung  gedeutet  werden. 

§  2.  Bildung  der  Mineralien  in  der  Natur.  —  Auf  Grund 
der  durch  die  vorhergehende  Ausführung  gewonnenen  Einsicht  sind  wir 
nun  im  Stande  für  die  meisten  Mineralien  und  auch  für  solche,  die 
unseren  Experimenten  sonst  unzugänglich  sind,  die  Entstehungsvorgänge 
aufzudecken.  Die  Uebersicht  der  verschiedenen  Bildungsprocesse  ge- 
staltet sich  am  einfachsten ,  wenn  man  dabei  den  Aggregatzustand ,  bei 
dem  die  Mineralbildung  stattfand,  als  Ausgang  nimmt.  Es  mag  aber 
auch  hier  gleich  hervorgehoben  sein,  dass  in  jedem  einzelnen  Fall  Druck 
und  erhöhte  Temperatur  eine  die  Mineralbildung  modificirende  oder  be- 
günstigende Bolle  gespielt  haben. 

I.  Bildung  aus  dem  gasArmigen  Zustand. 

(Sublimirte  Mineralien.) 

Es  kommen  hier  fast  ausschliesslich  solche  Mineralien  in  Betracht, 
die  sich  bei  vulkanischen  Phänomenen,  d.  h.  bei  Eruptionen  und  bei 
Solfatarenthätigkeit  gebildet  haben;  ganz  untergeordnet  sind  die  spär- 
lichen Vorkommnisse,  die  sich  gelegentlich  bei  Erdbränden  bilden. 

Die  durch  vulkanische  Thätigkeit  entstandenen  Mineralien  sind 
dreierlei  Art: 

1.  sie  sind  direct  sublimirt; 

2.  sie  sind  aus  der  gegenseitigen  Zerlegung  vulkanischer  Dämpfe 
und  Gase  gebildet; 

3.  sie  sind  hervorgegangen  aus  der  chemischen  Zersetzung  fester 
Gesteine  in  Folge  Einwirkung  vulkanischer  Gase  und  Dämpfe. 

Nur  die  beiden  ersten  Gruppen  können  als  direct  bezw.  indirect 
sublimirte  Mineralien  gelten.  Die  dritte  Gruppe  umfasst  bereits  Mine- 
ralien, die  zu  den  Umwandlungsproducten  gestellt  werden  müssen  und 
deren  Besprechung  besser  eine  Stelle  im  folgenden  Capitel  findet. 

ad  1.  Direct  sublimirte  Mineralien  sind  namentlich  Chloride, 
vor  allem  Chlomatrium,  Ghlorkalium,  Chlorammonium,  daneben  unter- 
geordnet und  zumeist  sehr  bald  wieder  zerstört  die  Chloride  des  Cal- 
ciums, Magnesiums,  Aluminiums,  des  Bleis,  Kupfers,  Nickels  und  Zinns. 
—  Weiter  gehören  hierher  Schwefel,  Realgar,  Auripigment,  dann  auch 
Sassolin. 


256  Bildung  der  Mineralien  in  der  Natur. 

ad  2.  Mannichfacher  sind  die  indirect  sublimirten  Mineralien 
(pneumatoljtiscbe  Mineralien).  Durch  die  Zersetzung  flüchtiger  Chloride 
mit  Wasserdampf  bilden  sich  wasserfreie  Oxyde,  vor  allen  Dingen  Eisen- 
glanz (FejClß  +  3HgO  =  Fe^Oj  +  6HC1),  Magnetit,  Magnesioferrit,  Tenorit, 
Cuprit,  Spinell,  Periklas.  —  Aus  Fluor-  und  Ghlorsilicium  geht  Quarz  und 
Tridymit  hervor,  aus  NaCl  entsteht  zunächst  NaHO,  das  durch  Auf- 
nahme von  CO2  in  Natriumcarbonat  übergeht. 

Besonders  interessant  ist  das  Vorkommen  einer  ganzen  Anzahl  von 
Silicaten,  deren  Bildung  bei  mancher  Art  ihres  Vorkommens  nur  aus 
dem  Zusammentreffen  von  Fluor-  oder  Gblorsiliciumyerbindungen  mit 
Wasserdampf  erklärt  werden  kann.  Dahin  gehören  Sanidin,  Anorthit, 
Leucit,  Augit,  Hypersthen,  Hornblende,  Glimmer,  Sodalith,  Oranat,  Zirkon, 
Sphen,  fraglich  Idokras  und  Wollastonit. 

Auch  das  Vorkommen  von  Sulfiden  kann  nicht  verwundern,  da 
Chlorverbindungen  mit  SH^  sich  zu  Sulfiden  umsetzen.  —  Ferner  ist  die 
Borsäure  für  diese  Bildungsmodalität  in  Betracht  zu  ziehen. 

II.   Bildung  aus  Lösungen. 

(Hydatogene  oder  neptunische  Mineralien. 

Mineralische  Lösungen  werden  geliefert  durch  kalte  und  warme 
Quellen,  durch  Süss-  und  Salzwasser.  Die  Mineralbildung  selbst  kann 
bewirkt  werden: 

1.  durch  directe  Ausscheidung; 

2.  durch  Ausscheidung  in  Folge  von  Oxydations-  und  Reductions- 
vorgängen; 

8.  in  Folge  chemischer  Umsetzung; 

4.  in  Folge  elektrolytischer  Zersetzung; 

5.  durch  Vermittlung  von  Organismen. 

ad  l.  Die  Stoffe  sind  schon  als  solche  in  der  Lösung  vorhanden 
und  scheiden  sich  durch  Entfernung  des  Lösungsmittels  (Verdampfen) 
oder  durch  Temperaturänderung  aus.  Aus  reiner  wässriger  Lösung 
schlagen  sich  so  eine  grosse  Reihe  von  Mineralien,  namentlich  Carbonate, 
Sulfate,  Hydrate,  Chloride  nieder. 

Häufiger  ist  die  directe  Abscheidung  aus  kohlensäurehaltigem  Wasser 
in  Folge  des  Verflüchtigens  der  Kohlensäure  resp.  der  Entziehung  der- 
selben durch  die  Vegetation.  Beispiele  liefern  Calcit,  Aragonit,  Dolomit, 
Spatheisen,  ferner  Thermonatrit ,  Hydromagnesit,  Zinkblüthe,  Malachit 
und  Lasur.  Dasselbe  gilt  von  Gyps,  Schwerspath,  Cölestin,  Flussspath, 
vielen  Oxyden  und  allen  Oxydhydraten. 

Da  viele  Schwefelverbindungen  löslich  in  Alkalien  und  alkalischen 
Erden  sind,   so  können   sie   aus  solchen  Lösungen  nach  Entziehung  des 


BilduBg  der  Mineralien  in  der  Natur.  257 

Lösungsmittels    wieder    ausgefallt   werden.  —  Bemerkenswerth   ist    es, 
dass  Rothgültig  bei  höherem  Druck  in  Schwefelbaryum  löslich  ist. 

ad  2.  Durch  Oxydation  wird  der  in  kohlens'äurehaltigem  Wasser 
lösliche  Eisenspath  als  Eisenoxydhydrat  (Brauneisen)  ausgeschieden. 
Die  Substanz  des  MaDganspaths  fällt  ans  gleicher  Lösung,  wenn  Oxy- 
dation eintritt,  als  Manganoxydul  und  Manganoxydhydrat. 

Reduction,  veranlasst  durch  organische  Substanzen,  Kohlenwasser- 
stoffe, bewirkt  die  Abscheidung  von  Schwefel  aus  Schwefelwasserstoff 
(sicilianischer  Schwefel)  und  aus  Sulfaten,  z.  B.  auf  Gypslagerstätien. 
Viele  Metallsulfate  werden  zu  Sulfiden,  was  namentlich  für  die  Theorie 
der  Erzgänge  von  Wichtigkeit  ist,  seltener  zu  Metallen  reducirt. 

ad  S.  In  Folge  chemischer  Umsetzung  können  Lösungen  zweier  an 
sich  löslicher  Substanzen  bei  ihrem  Zusammentreffen  Niederschläge  ergeben, 
z.B.  gewisse  Chloride  und  Sulfate  (BaCl,  +  Na^SO^  =  BaSO^ -{- 2 NaCl), 
femer  lösliche  Schwefelalkalien  mit  löslichen  Metallsalzen  (Na^S  +  ZnSO^ 
=  ZnS  +  NagSOj.  Wie  die  gewählten  Beispiele  lehren,  finden  solche 
mit  Umsetzung  verbundenen  Neubildungen  grundsätzlich  statt,  wenn  aus 
den  auf  einander  stossenden  Solutionen  eine  unlösliche  Mineralsubstanz 
hervorgehen  kann. 

Entsprechend  vermögen  auch  feste  Mineralmassen,  am  häufigsten 
Kalksteine,  Lösungen  auszufällen  und  Mineralsätze  hervorzubringen. 
Hierhergehörige  Bildungen  werden  aber  besser  bei  den  ümwandlungs- 
vorgängen  besprochen  (s.  Metasomatische  Umwandlung,  S.  262). 

ad  4.  Der  elektrische  Strom  zersetzt  Metallsalze  und  scheidet  ge- 
diegene Metalle  ab.  In  dieser  Weise  dürften  viele  in  gediegenem  Zu- 
stande vorkommende  Metalle  entstanden  sein,  so  die  krystallisirien, 
blechfbrmigen  und  dendritischen  Vorkommnisse  von  Gold,  Silber,  Kupfer, 
ferner  Quecksilber,  Arsen,  Antimon,  Wismuth. 

Vielleicht  verdanken  auch  die  Eupferkiesüberzüge  auf  Fahlerzen 
von  Clausthal,  Liskeard  etc.  einem   analogen  Vorgang  ihre  Entstehung. 

ad  5.  Abgesehen  von  der  durch  organische  Substanz  vermittelten 
Mineralbildung,  wie  sie  sich  z.  B.  in  der  lösenden  Wirkung  organischer 
Säuren,  QueUsäure,  Quellsatzsäure,  Ulmin-,  Huminsäure,  auch  durch  die 
Kohlensäure  äussert,  wirkt  nun  auch  der  Lebensprocess  selbst  mineral- 
bildend. Pflanzen  und  Thiere  entziehen  zum  Aufbau  ihres  Gerüstes  dem 
Boden  und  dem  Wasser  kohlensauren  und  phosphorsauren  Kalk,  Kiesel- 
säure etc.  Nach  dem  Absterben  häufen  sich  diese  anorganischen  Sub- 
stanzen an  und  geben  nicht  selten  Veranlassung  zu  wohl  auskrystallisirten 
Mineralvorkommnisseu. 

Klockmann»  Mineralogie.    S.  Aufl.  17 


258  Umwandlung  der  Mineralien. 


III.  Bildung  aus  dem  schmebEflIissigen  Zustand  durch  Erstarren. 

(Pyrogene  oder  platonische  Mineralien.) 

Aus  dem  Schmelzfluss  können  eine  ganze  Anzahl  von  Mineralien 
krystallisiren  und  alle  in  den  Eruptivgesteinen  als  primäre  Oemengtheile 
vorkommenden  Mineralien  liefern  für  diese  Entstehungsart  die  geeigneten 
Beispiele.  Quarz,  Orthoklas,  die  Plagioklase,  Augite,  Hornblenden  und 
Glimmer,  Leucit,  Nephelin,  Sodalith,  Granat,  Titanit,  Zirkon,  Apatit, 
Magnetit,  Pyrit,  Magnetkies  etc.  — 

Von  ganz  besonderer  Bedeutung  wird  die  Frage  nach  der  Bildungsart  der 
Mineralien  fQr  die  Theorie  der  Erzlagerstätten,  namentlich  der  Erzgänge.  Die  Fragen 
können  hier  immer  nur  von  Fall  zu  Fall,  nicht  allgemein  beantwortet  werden,  da 
ja  ein  und  dasselbe  Mineral  auf  sehr  verschiedene  Weise  entstehen  kann.  In  den 
weitaus  meisten  Fällen  handelt  es  sich  auf  den  Gängen  um  Abscheidung  aus 
Lösungen,  wieweit  hierbei  aber  die  einzelnen,  sub  II  unterschiedenen  Modalitäten 
wirksam  gewesen  sind,  musste  stets  Sache  eingehender  Untersuchung  bleiben.  Eine 
besondere  Schwierigkeit  erwächst  noch  aus  der  unmittelbar  damit  verknüpften  Frage, 
wo  die  auf  den  Gängen  abgeschiedenen  Mineralien  resp.  Substanzen  ihren  ursprünglichen 
Sitz  gehabt  haben,  ob  sie  etwa  aus  der  Tiefe  durch  aufsteigende  Quellen  empor- 
geführt (Ascensions  theo  rie),  aus  der  Zerstörung  auf  lagernder  Gesteine  stammen 
(Descensionstheorie)  oder  durch  Auslaugung  des  Nebengesteins  seitlich  herbei- 
geführt (Lateralsecretionstheorie)  sind. 


Capitel  IL 

§  1.  Umbildung  der  Mineralien.  I.  Umwandlung  durch  hydrochemische 
Processe,  II.  durch  pyrochemische  Processe,  III.  Verftnderung  durch 
das   Licht,     lY.   Veränderungen  durch   Druck.     §  2.  Pseudomorphosen. 

§  3.   Gontactmineralien. 

§  1.  Auf  jedes  Mineral  wirken  unmittelbar  nach  seiner  Entstehung 
äussere  Einflüsse  zerstörend  ein,  die  dasselbe  in  seinem  chemischen  Be- 
stände und  seiner  physikalischen  Beschaffenheit  verändern.  Der  Zutritt 
der  zerstörenden  Agentien  wird  ermöglicht  durch  Haarspalten,  schaligen 
Bau,  Diffusion  etc.,  wobei  naturgemäss  der  Angriff  gewöhnlich  von 
aussen,  viel  seltener  vom  Innern  her  erfolgt. 

Solange  ein  Mineral  von  zerstörenden  Einflüssen  noch  unberührt 
geblieben  ist,  heisst  es  frisch,  im  anderen  Fall  verwittert,  wenn 
die  Umwandlung  durch  die  Thätigkeit  der  Atmosphärilien,  des  Wassers 
und  chemischer  Lösungen  (hydrochemische  Umwandlungsprocesse),  oder 
zersetzt,  wenn  sie  durch  die  Einwirkung  von  vulkanischen  Agentien, 
Hitze,  Dämpfen  und  Gasen  (pyrochemische  Umwandlungsprocesse)  bewirkt 
wurde.  Doch  zieht  der  gewöhnliche  Sprachgebrauch  im  Allgemeinen 
keine  scharfe  Grenze  zwischen  den  Ausdrücken  zersetzt  und  verwittert. 


Umwandlung  der  Mineralien.  259 

Weiterhin  können  in  einzelnen  Fällen  auch  noch  andere  Agentien, 
wie  erhöhte  Temperatur  und  erhöhter  Druck,  das  Licht  u.  a.  eine  Um- 
wandlung Yeranlassen. 

Durch  den  Eingriff  äusserer  Agentien  in  den  chemischen  Bestand 
und  die  physikalische  Beschaffenheit  eines  Minerals  wird  selten  eine  Zer- 
störung in  dem  Sinne  hervorgebracht,  dass  eine  Auflösung  in  die  ele- 
mentaren Bestandtheile  oder  auch  nur  in  die  einfachsten  chemischen 
Verbindungen  erfolgt,  vielmehr  geben  die  Zerstörungsproducte  unmittel- 
bar wieder  Veranlassung  zu  Neubildungen,  oft  von  complicirterer  Zu- 
sammensetzung als  sie  das  Ausgangsmineral  besass.  Aus  diesem  Grunde 
kann  man  auch  weniger  von  einer  Zerstörung  eihes  Minerals  als  von 
einer  Umwandlung  oder  Umbildung  reden. 

Alle  neugebildeten  Mineralien  werden  im  Gegensatz  zu  dem  primären 
Ausgangsmineral  als  secundäre  Mineralien  unterschieden. 

Der  Olivin  ist  ein  primärer  Gemengtfaeil  des  Gabbros;  der  aus  ihm  hervor- 
gegangene Serpentin  ist  ein  secundilres  Mineral. 

Der  Gang  der  Umwandlung  ist  bei  verschiedenen  Mineralien  und 
selbst  bei  einem  und  demselben  Mineral  je  nach  den  Umständen  ver- 
schieden ;  im  letzteren  Fall  kann  daher  ein  Mineral  verschiedene  secundäre 
liefern.  Andererseits  führen  auch  verschiedene  Mineralien,  wenn  sie  im 
Allgemeinen  in  ihrer  qualitativen  Zusammensetzung  übereinstimmen,  zu 
denselben  Umbildungsproducten. 

Die  mannichfachen  Umwandlungsvorgänge  sollen  nun  einzeln  be- 
sprochen werden. 

I.  Umwandlung  durch  hydrochemische  Processe.  ' 

(Verwitterung  und  Metasomatose.) 

Wenn  auf  ein  Mineral  nur  die  unmittelbar  von  den  Atmosphärilien 
gelieferten  Agentien,  also  0,  CO^,  reines  und  kohlensaures  Wasser  ein- 
wirken, so  wird  dieser  Vorgang  nach  J.  Roth  einfache  Verwitterung 
genannt.  Kohlensaures  Wasser,  das  in  der  Hauptsache  beim  Durch- 
sickern eines  mit  organischen  Verwesungsstoffen  erfüllten  Bodens  ent- 
steht, ist  ein  ausgezeichnetes  Lösungsmittel,  dem  nur  wenige  Mineralien 
(Edelmetalle,  Diamant,  Graphit,  Schwefel)  auf  die  Dauer  zu  widerstehen 
vermögen. 

Im  Gegensatz  zu  dieser  einfachen  Verwitterung  bezeichnen  wir  mit 
J.Roth  jene  Vorgänge  als  complicirte  Verwitterung,  bei  welchen 
als  Agens  eine  mit  mineralischen  Stoffen  beschwerte  Lösung  wirkt.  Die- 
selbe entsteht  bei  der  Lösung  und  Auslaugung  von  Mineralien,  insbe- 
sondere der  Carbonate,  Sulfate,  Silicate  und  Chloride ;  ihre  Wirkung  wird 
natürlich  eine  energischere  sein. 


260  ümwandluDg  der  Mineralien. 


1.   Vollständige  Auflösung  und  Wegführung. 

Diesem  Processe  unterliegen  schon  bei  der  einfachep  Verwitterung 
sehr  viele  Mineralien,  namentlich  die  Chloride,  Sulfate,  Carbonate  etc., 
aber  auch  viele  Mineralien,  die  im  gewöhnlichen  Leben  für  unlösUch 
gelten,  als  Apatit,  Schwerspath,  Quarz,  ferner  die  nach  Oxydation  des 
Schwefels  aus  den  Sulfiden  hervorgegangenen  Sulfate,  unter  Umständen 
auch  FcjOg  (Hämatit)  und  Fefi^  (Magnetit).  Die  thonerdefreien  Silicate 
werden  durch  lang  andauernde  Einwirkung  kohlensauren  Wassers  all- 
mählich vollständig  in  Lösung  gebracht.  Zur  Würdigung  des  Lösungs- 
vorganges sei  die  folgende  Tabelle  mitgetheilt  (vergl.  auch  S.  227). 

In  10000  Theilen  Wasser  sind  löslich: 


CaCOs 

0,2—0,36  Theile 

n 

9—12 

,     (in  C02-haltigem  Wasser) 

MgCOg 

13-14 

»     (in     .            ,              ,      ) 

MgCOs  +  CaCOa 

3.10 

»     (in     ,.            .              »      ) 

FeCOs 

7.25 

»     (in     ,            ,              „     ) 

MnCOs 

4-5 

»     (in     .            ,              ,      ) 

BaCOa  (gefällt) 

0.707 

j,     (in  kaltem  Wasser) 

n                  « 

0.65 

„     (in  warmem  Wasser) 

s                  n 

17,0    (Lassaione)  Theile  (in  COj-haltigem  Wasser) 

»                          K 

8,35  (Bischof)           ,       (in     „           ,               ,      ) 

SrCOs 

0,555  Theile  (in  kaltem  Wasser) 

1» 

12 

,       (in  C02-haltigem  Wasser) 

CaS04 

22-27 

1.       (bei  15«) 

BaC04 

ca.  0,025 

SrS04 

1,450 

CaFl 

0,37 

,      (bei  15,6«) 

Apatit 

1,036 

Durch  complicirte  Verwitterung  gehen  schliesslich  alle  Mineralien 
in  Lösung,  sobald  ihnen  nur  genügend  Zeit  gegönnt  wird. 

Der  Vorgang  der  Auflösung  und  WegfQhrung  erklärt  das  häufige 
Vorkommen  von  Verkieselungen,  Dolomitisirung ,  Absätzen  von  Kiesel- 
und  Kalksintern,  die  Ausfüllung  von  Spalten  und  Hohlräumen  mit  den 
verschiedensten  Mineralien,  ferner  die  stalaktischen  Bildungen  etc. 

2.  PartielleLösung  (Auslaugung)  mit  Hinterlassung  eines  Rück- 
standes und  ev.  Aufnahme  anderer  Substanzen. 

Die  häufigsten  Beispiele  für  diesen  Process  liefern  die  thonerde- 
haltigen  Silicate.  Die  Thonerde,  häufig  auch  das  Eisen  und  Mangan, 
bleiben  zurück,  während  die  Alkalien  und  alkalischen  Erden  gewöhnlicli 
in  Lösung  gehen  und  fortgeführt  werden.  Der  ausgelaugte  und  zurück- 
gebliebene Rest  wird  entweder  oxydirt  oder  desoxydirt,   hydratisirt  oder 


Umwandlung  der  Mineralien.  261 

auch  sehr  gewöhnlich  in  Garbonate  umgewandelt,  oder  durch  complicirte 
Verwitterung  schliesslich  ebenfalls  fortgeführt.  Zuweilen  findet  auch 
eine  Neuaufnahme  von  anderen  Substanzen  statt. 

Häufig  wiederkehrende  und  wichtige  Beispiele  sind  die  folgenden : 

Serpentinisirungsprocesfi. 
Eine  Reibe  von  Magnesiasilicaten,  vor  allem  der  Olivin,  dann  aber  auch  thon- 
erdefreie  Augite  und  Hornblenden,  Ghondrodit  etc.  hinterlassen  bei  Fortführung  eines 
Theiles  des  Magnesiasilicates,  des  Eisens,  Kalks  und  der  Alkalien  den  grosseren  Theil 
des  Magnesiasilicates  und  nehmen  gleichzeitig  Wasser  auf,  wodurch  Serpentin  ge- 
bildet wird.  Bei  dem  Olivin  2MgO,  Si02  gestaltet  sich  der  Process  so,  dass  durch 
Einwirkung  kohlensauren  Wassers  Serpentin  und  Magnesit  gebildet  wird.  2(2  MgO, 
SiO.2)  4-  CO2  +  2H2O  =  3MgO,  2Si02  .  2H2O  +  MgO,  CO2.  —  In  ähnlicher  Weise 
vollzieht  sich  an  thonerdehaltigen  Magnesiasilicaten ,  namentlich  am  Augit  und  an 
der  Hornblende  die  UeberfÜhrung  zu  Chlorit,  die  Ghloritisirung. 

Kaolinisirung. 
Die  thonerdehaltigen  Silicate  worden  in  der  Regel  durch  einfache  Verwitterung 
derart  angegriffen,  dass  das  Thonerdesilicat  zurückbleibt  und  Wasser  aufnimmt, 
während  die  Alkalien  und  Erden  in  Lösung  gehen.  Sehr  gewöhnlich  ist  dieser  Vor- 
gang bei  den  Feldspäthen,  beispielsweise  ist  der  schematische  Verlauf  beim  Kali- 
feldspath')  wie  folgt: 

Aus  dem  Kalifeldspath  K2O,  AI2O3,  6Si02  werden  K2O  und4Si02  fortgeführt, 
aufgenommen  dagegen  2H2O,  es  bleibt  demnach  AI2O3,  2Si02  +  2H20,  d.h.  Kaolin, 
übrig,  oder  in  Zahlen 

Si02      AI2O3       K2O       H2O 
100  Theile  Kalifeldspath   enthalten        64.63      18,49      16,88 
entfernt  resp.  aufgenommen  werden    —  43,05  —  16,88  +  6,47 

2^58       iW9  +6,47  =46,54  Kaolin. 

Epidotisirung. 
In  Silicatgesteinen ,   namentlich  in  Feldspath-  und  Hornblendegesteinen,   aber 
auch  aus  Augit,   Granat,  Wernerit  bildet  sich  häufig  Epidot,   indem  Alkalien  und 
Kieselerde  fortgeführt,  Eisenoxyde  und  Kalk  aufgenommen  werden.    Besonders  häufig 
stöBst  man  in  tektonisch  gestörten  Gesteinen  auf  diese  Umwandlung. 

Garbonatisirung. 

Silicate,  an  deren  Zusammensetzung  Kalk,  Magnesia  oder  Alkalien  theilnehmen, 
also  in  erster  Linie  die  Plagioklase,  Hornblenden  und  Augite,  werden  bei  Berührung 
mit  kohlensaurem  Wasser  ganz  allgemein,  wenn  auch  sehr  allmählich  so  umgewandelt, 
dass  sich  die  entsprechenden  Garbonate  bilden.  Daher  brausen  die  verwitterten 
Silicatgesteine  mit  Säure. 

Gypsbildung. 

Durch  einfache  Aufnahme  von  2  Molekülen  Wasser  geht  aus  Anhydrit  GaS04 
der  Gyps  hervor,  ein  Vorgang,  der  sich  in  der  Natur  gleichfalls  im  Grossen  voll- 
zieht.   Dabei  vergrössert  sich  das  Volum  um  ca.  33  %• 

Ausscheidung  von  Metalloxyden  und  Metalloxydhydraten 
namentlich  von  Brauneisen,  seltener  von  Eisenglanz,  Magnetit,  Chrom-  und  Nickelerzen. 

^)  J.  Roth,  Allgemeine  und  chemische  Geologie.    Bd.  I,  S.  142. 


262  ümwandlang  der  Mineralien. 

Viele  eisenhaltigen  Silicate,  z.  ß.  Augite,  HombleDden,  Biotit  werden  derartig 
umgewandelt,  dass  das  Eisen  in  Form  von  Eisenoxydhydrat,  seltener  von  Hämatit 
und  Magnetit  zurückbleibt,  während  alles  übrige  fortgeführt  wird.  Dieser  Vorgang 
erklärt  gewisse  Eisenerzlagerstätten  und  analog  verläuft  die  Umwandlung  und  Aus- 
scheidung von  Nickel-  und  Ghromerzen  aus  gewissen  Silicaten,  im  Besonderen  ans 
dem  Serpentin.  Bei  der  Deutung  der  an  Eruptivgesteine  geknüpften  Erzlagerstätten 
(von  Fe,  Ni,  Cr,  Pt  u.  a.)  im  Sinne  des  hier  besprochenen  ümwandlungsvorganges 
wird  man  jedoch  Vorsicht  walten  lassen  müssen,  da  zumeist  die  Ausscheidung 
des  Erzes  eine  primäre  ist,  hervorgegangen  bei  der  Auskxystallisation  des  Silicat- 
gemisches  (sogen,  magmatische  Ausscheidung). 

3.  Metasomatische  Umwandlung. 

Wenn  Minerallösungen  bei  ihrer  Circulation  in  der  Erdrinde  auf 
Oesteine  treffen,  die  in  dem  Lösungsmittel  leichter  löslich  sind  als  die 
darin  enthaltene  Mineralsubstanz,  so  findet  ein  langsam  und  allmählich 
yor  sich  gehender  Austausch  der  beiderseitigen  Stoffe  statt,  ein  Vorgang, 
den  man  als  Verdrängung  oder  metasomatische  Umwandlung, 
auch  kurz  als  Metasomatose  bezeichnet.  Dieser  Process  hat  eine  weit- 
gehende Bedeutung  für  die  Lehre  von  den  Pseudomorphosen  (s.  §  2. 
S.  264),  für  die.  chemische  Umwandlung  von  Gesteinen  und  die  Bildung 
vieler  Erzlagerstätten. 

Am  gewöhnlichsten  vollzieht  sich  die  metasomatische  Umwandlung 
bei  Berührung  mit  den  weit  verbreiteten  Kalksteinen,  die  namentlich  die 
Garbonate  von  Mg,  Fe,  Mn  und  Zn  ausfällen  und  sich  dabei  ganz  oder 
theilweise  in  Dolomite,  in  Eisenspath-,  Manganspath-  und  Zinkspath- 
Ablagerungen  umsetzen. 

U.  TTmwandlimg  durch  pyrochemische  Processe. 

1.  Umwandlung  durch  vulkanische  Dämpfe  und  Oase 
(Zersetzung,  Pneumatolyse).  Den  hierher  gehörigen  Zersetzungserschei- 
nungen begegnet  man  nur  an  Orten,  wo  vulkanische  Thätigkeit  herrscht 
oder  geherrscht  hat.  Die  aus  Vulkanen,  Solfataren,  Mofetten,  Fuma- 
rolen  etc.  aufsteigenden  Gase  und  Dämpfe,  wie  Wasserdampf,  Kohlen- 
säure, Salzsäure,  Borsäure,  Schwefeldampf,  Schwefelwasserstoff,  schweflige 
Säure  und  Schwefelsäure  etc.  sind  die  Agentien  und  bewirken  in  Verbindung 
mit  erhöhter  Temperatur  die  Zersetzung  der  frisch  gebildeten  oder  der 
bereits  vorhandenen  Mineralien.  Namentlich  werden  die  Silicate  zersetzt, 
was  äusserlich  an  der  zelligen,  cavernösen  Oberfläche  hervortritt,  und 
durch  HCl  und  H^SO^  in  lösliche  Form  übergeführt. 

Bei  der  Zersetzung  wird  im  Gegensatz  zur  Verwitterung  die  Thon- 
erde  und  das  Eisenoxyd  sehr  leicht  in  Lösung  gebracht.  Ebenso  wird 
auch  die  Kieselsäure  sehr  viel  leichter  abgeschieden  und  kommt  auch 
schneller  zur  Ruhe. 


Umwandlung  der  MineralieD.  263 

Die  gleichen  Säuren  wirken  auch  zerstörend  auf  die  Carbonate  und 
bedingen  weitgehende  Umwandlungen,  z.  B.  Kalkspath  zu  Oyps. 

Neben  den  Säuren  ist  die  Wirkung  des  überhitzten  Wasserdampfes 
besonders  bemerkenswerth.  Die  Silicate,  Galcit,  Dolomit,  Spatheisen  etc. 
werden  angegriffen  und  neben  Hydraten  basische  Carbonate  gebildet. 
Periklas  und  Brucit  liefern  entsprechende  Beispiele.  Weiter  wirkt  der 
Wasserdampf  zerlegend  auf  die  Chloride,  wobei  freie  Salzsäure  und 
Oxyde  (Hämatit,  Magnetit,  Ceylanit,  Periklas,  Tenorit)  entstehen,  ebenso 
wie  aus  der  Zersetzung  von  Fluor-  und  Chlorsilicium  Quarz  und  Tridymit 
hervorgehen.  Für  die  Bildung  der  Zinnerzlagerstätten  wird  besonders 
wichtig  die  Zerlegung  des  flüchtigen  Zinnfluorids  durch  Wasserdampf, 
w^obei  Zinnstein  SnOg  entsteht  und  die  freigewordene  Flusssäure  corro- 
dirend  auf  umgebende  Silicate  einwirkt  und  Veranlassung  zu  Neu- 
bildungen, namentlich  von  Flussspath  gibt. 

2.  Veränderung  durch  erhöhte  Temperatur,  durch 
Schmelzen.  Hierbei  kann  sowohl  eine  Aenderung  des  chemischen 
Bestandes  wie  auch  der  structurellen  Beschaffenheit  eintreten.  Letztere 
Veränderung  kaon  zuweilen  praktische  Bedeutung  erlangen.  Granat, 
Vesuvian,  Hornblende,  Zoisit,  Epidot,  Glimmer,  Turmalin,  Axinit  etc. 
sind  Mineralien,  die  durch  Lösungsmittel  gar  nicht  oder  sehr  schwer 
aufgeschlossen  werden;  sobald  sie  aber  geschmolzen  sind,  gelingt  die 
Aufschliessung  durch  Säuren  leicht.  Dass  hierbei  aber  nicht  nur  eine 
mechanische  Auflockerung  eingetreten  ist,  sondern  eine  Umwandlung, 
lehren  die  schon  früher  angeführten  Untersuchungen  von  Doelteb  und 
HussAK  am  Granat  und  Vesuvian. 

Andere  Silicate  werden  dagegen  beim  Schmelzen  amorph,  wie  Feld* 
spath;  das  gleiche  gilt  auch  vom  Quarz.  Diesen  Vorgang  nennt  man 
wohl  Frittung.  — 

Aragonit  geht  bei  erhöhter  Temperatur  in  Calcit  über;  rhombischer 
Schwefel  wird  durch  Schmelzung  monoklin,  wandelt  sich  aber  allmählich 
wieder  in  die  rhombische  Modification  um. 

Während  gewisse  Mineralien,  wie  Steinsalz,  Flussspath,  Augit, 
durch  erhöhte  Temperatur,  selbst  durch  Schmelzung  chemisch  durchaus 
unverändert  bleiben,  erleiden  andere  mehr  oder  minder  wesentliche  Ver- 
änderungen ihres  Bestandes.  Die  Carbonate  geben  Kohlensäure,  die 
Sulfide  Schwefel,  die  Hydrate  Wasser  ab.  Organische  und  Oxydul-Ver- 
bindungen nehmen  Sauerstoff  auf;  die  sonst  nicht  angreifbaren  Mineralien 
Diamant  und  Graphit  verbrennen  bei  hoher  Temperatur. 

Werden  Mineraliengemenge  erhöhter  Temperatur  ausgesetzt,  so 
finden  wechselseitige  chemische  Reactionen  statt  nach  Maassgabe,  dass  die 
feuerbeständigeren  Säuren  die  wirksameren  sind.    Besondere  geologische 


264  Umwandlung  der  Mineralien«    Pseudomorphosen. 

Bedeutung  hat  die  Austreibung  der  Kohlensäure  durch  Eäeselsaure  und 
die  dabei  erfolgende  Bildung  von  Silicaten. 

Pjrochemiscbe  Processe  werden  naturgeraäss  yiel  seltener  ange- 
troffen als  hydrochemische ;  sie  werden  geologisch  wichtig  als  sogen. 
Contactphänomene,  d.  h.  Veränderungen  und  Umwandlung  in  der  Nähe 
von  Eruptivgesteinen. 

III.  Veränderungen  durch  das  Licht. 

Dieselben  siud  spärlich  und  fallen  äusserlich  zumeist  nur  als  Farben- 
änderungen in  die  Augen.  Nickel-  und  Kobaltblüthe ,  femer  gefärbter 
Flussspath,  Apophyllit,  Topas,  Steinsalz,  Rosenquarz,  Chrysopras  etc. 
bleichen  aus,  die  Chlor-,  Jod-  und  Bromverbindungen  werden  trQb  und 
färben  sich  gewöhnlich  dunkler.  —  Realgar  zerfällt  im  Licht  zu  orange- 
gelbem  Pulver,  Auripigment  oxydirt  sich  zu  arseniger  Säure;  Kupfer- 
glanzkrystalle  überziehen  sich  mit  einem  braunen,  Krystalle  verschiedener 
Silber mineralien  (Rothgültig,  Silberglanz,  Stephanit)  mit  einem  schwarzen 
Pulver.  Die  blaue  Eupferlasur  geht  unter  dem  Einfluss  des  Lichtes  in 
den  grünen  Malachit  über,  was  man  an  alten  Gemälden  öfters  beob- 
achten kann. 

IV.  Veränderung  durch  Druck. 

Dass  auch  der  Druck  geeignet  ist,  Umwandlungsvorgänge  zu  be- 
günstigen, ist  ohne  Weiteres  klar. 

Neuerdings  haben  bei  der  Untersuchung  tektonisch  stark  gestörter 
Gesteine  die  durch  Druck  veranlassten  Mineralbildungen  die  Aufmerk- 
samkeit des  Geologen  auf  sich  gezogen  und  man  hat  in  dem  Druck 
ebenso  wie  in  der  erhöhten  Temperatur  einen  wesentlichen  begünstigenden 
Factor  für  Mineralumwandlungen  erkannt.  Bei  der  mineralogischen  bezw. 
structurellen  Herausbildung  der  krystallinischen  Schiefer,  wie  bei  dem 
Auftreten  einer  Reihe  krystallinischer  Mineralien,  wie  Andalusit,  Silli- 
manit,  Sericit,  Chlorit,  in  stark  gepressten  und  gestauchten  Thonschiefem 
ist  der  Druck  wesentlich  betheiligt,  und  ebenso  wie  man  von  Contact- 
mineralien  spricht,  wird  man  auch  von  Pressionsmineralien  reden  müssen. 
Auch  durch  das  Experiment  ist  die  Wirksamkeit  des  Druckes  bewiesen. 
Von  Sprino  ist  bei  einem  Druck  von  5000  Atmosphären  aus  Kupfer 
und  Schwefel  Kupferglanz  erzeugt  worden.  — 

In  vorstehendem  Capitel  beanspruchen  noch  zwei  wichtige  Um- 
wandlungserscheinungen, als  deren  Resultate  die  Pseudomorphosen  und 
die  Contactmineralien  hervorgehen,  eine  besondere  Besprechung. 

§  2.  Die  Pseudomorphosen.  Die  aus  der  Umwandlung  eines 
Minerales  hervorgegangenen  Neubildungen  heissen,  wie  bereits  erwähnt. 


Pseudomorphosen.  265 


secundäre  Mineralien  im  Gegensatz  zu  dem  primären  MuttermineraL  Die 
secundären  Mineralien  können  entweder  an  anderer  Stelle  als  das  Mutter- 
mineral zur  Ausscheidung  bezw.  Auskrystallisation  gelangt  sein,  wie 
z.  B.  die  Zeolithe  auf  den  Mandelräumen  der  Melaphyre  -und  Basalte, 
oder  sie  können  sich  unmittelbar  an  Stelle  des  Mutterminerales  abgesetzt 
haben.  Diese  letzteren  Mineralien  führen  speciell  den  Namen  der  meta- 
morphischen  Mineralien,  der  ümwandlungsprocess  selbst,  gleich- 
Tiel  auf  welche  Art  er  vor  sich  gegangen  ist,  heisst  Mineralmeta- 
morphose. 

Hat  sich  die  Metamorphose  an  Krystallen  unter  Erhaltung  der 
ursprünglichen  Krystallform  vollzogen,  so  werden  diese  Bildungen  als 
Pseudomorphosen  oder  Afterkrystalle,  speciell  als  metasoma- 
tische Pseudomorphosen  bezeichnet,  da  man  unter  dem  Namen 
Pseudomorphosen  auch  ihrer  Entstehung  nach  ganz  andere,  nur  äusser- 
lich  ähnliche  Dinge  (sogen,  hypostatische  Pseudomorphosen,  siehe  weiter 
unten)  versteht. 

Pseudomorphosen  haben  demnach  die  Form  bewahrt,  den  Inhalt 
aber  verändert.  Sie  sind  durchweg  keine  einfachen  Krystalle,  sonder^ 
Erystallaggregate.  Sie  sind  für  das  Verständniss  der  mineralischen  üm- 
wandlungsvorgänge,  die  sich  an  ihnen  oft  in  den  verschiedensten  Stadien 
offenbaren,  von  hoher  Bedeutung. 

Die  Umwandlungsvorgänge  selbst  sind  aber  keine  anderen  als  die 
in  dem  §  1  dieses  Gapitels  geschilderten. 

Nach  der  Art  der  Umwandlung  lassen  sich  3  Abtheilungen  unter- 
scheiden. 

1.  Paramorphosen.  Bei  ihnen  ist  der  chemische  Bestand  des 
Mutterminerales  erhalten,  es  hat  nur  eine  structurelle  Umwandlung  in 
eine  dimorphe  Varietät  stattgefunden,  z.  B.  UraUt  nach  Augit,  Calcit 
nach  Aragonit,  Aragonit  nach  Calcit,  monokliner  Schwefel  nach  rhom- 
bischem Schwefel,  Rutil  nach  Brookit  etc. 

2.  Umwandlungs-Pseudomorphosen,  bei  denen  ein  partieller 
Austausch  der  chemischen  Bestandtheile  oder  auch  nur  eine  Aufnahme 
resp.  Abgabe  irgend  welcher  Bestandtheile  stattgefunden  hat.  Bleiglanz 
nach  Pyromorphit,  Zinkcarbonat  (Galmei)  nach  Ealkcarbonat  (Calcit), 
Gyps  nach  Anhydrit,  Sei*pentin  nach  Olivin. 

3.  Verdrängungs-Pseudomorphosen,  bei  denen  der  gesammte 
chemische  Bestand  sich  geändert  hat.  Gediegen  Kupfer  nach  Aragonit, 
Botheisen  nach  Ealkspath,  Flussspath  nach  Quarz,  Gyps  nach  Steinsalz. 

Hergebrachtermassen  werden  nun  auch  solche  Bildungen  als  Pseudo- 
morphosen bezeichnet,  die  mit  den  eben  besprochenen  die  Eigenthüm- 
Uchkeit  theilen,   dass  die  äussere  Form   eine   erborgte  ist,   die   aber  in 


266  Gontactmineralien. 


ihrem  Wesen  völlig  verschieden  davon  sind  und  sich  mehr  den  Mineral- 
ausscheidungen in  Blasenräumen  und  Drusenhöhlungen  anschliessen.  Das 
wird  neben  anderem  durch  ihr  von  aussen  nach  innen  erfolgendes  Wachs- 
thum  und  durch  ihre  ganze  Structur  bewiesen.  Derartige  Aflerkrystalle 
heissen  AusfüUungs-,  Umbüllungs-  oder  hypostatische  Pseudo- 
morphosen.     Der  Vorgang  bei  ihrer  Bildung  ist  doppelter  Natur. 

1.  Ein  leichter  verwitterbarer  krystallisirter  Gemengtheil  wird  aus 
der  umgebenden  Oesteinsmasse  bezw.  dem  umgebenden  Mineralaggregat 
ausgelaugt  und  später  der  entstandene  fiohlraum  mit  irgend  einem  neuen 
Mineral  wieder  angefüllt. 

2.  Ein  Kry stall  wird  von  einer  Kruste  eines  anderen  Minerales, 
das  schwerer  verwitterbar  ist,  überzogen;  später  findet  eine  Auslaugung 
des  umschlossenen  Krystalles  aus  seiner  Umhüllung  statt.  Zumeist  besteht 
die  nunmehr  infiltrirte  AusfÜUungsmasse  aus  demselben  Mineral,  welches 
die  Kruste  bildete. 

Literatur.  Blum,  Die  Pseudomorphosen  des  Mineralreiches  1848.  Mit  vier 
Nachträgen  (1847—79).  —  E.  Geinitz,  N.  Jahrb.  f.  Min.  etc.  1877.  —  Tbchkrhaü, 
Miner.  Mitth.  IL  449.  1879. 

§  3.  Die  Gontactmineralien.  Dieselben  sind  Umwandlungs- 
mineralien, deren  Auftreten  an  die  Berührung  eines  Eruptivgesteins  mit 
irgend  welchen  anderen  Gesteinen,  insbesondere  mit  Kalksteinen,  Dolo- 
miten und  Thonschiefem  gebunden  ist.  Dieses  Vorkommen  weist  den 
Eruptivgesteinen  eine  active  Rolle  bei  der  Bildung  der  Gontactminerahen 
zu ;  in  den  meisten  Fällen  wird  es  das  schmelzflüssige  Silicatmagma  sein, 
das  auf  das  benachbarte  Gestein  reagirt ;  daneben  und  in  anderen  Fällen 
dürften  sich  auch  durch  den  Contact  und  die  hohe  Temperatur  be- 
günstigte hydro-  und  gasochemische  Processe  abgespielt  haben. 

Vielfach  beruht  die  Umwandlung  im  Contact  nur  auf  einer  Yerändernng  der 
Structur;  dichte  und  feinkörnige  Kalksteine  und  Dolomite  werden  grOber  körnig, 
vollständig  krystallin  oder  auch  späthig;  alleinige  Hitzewirkungen  sind  wirksam  bei 
der  Umwandlung  von  Spatheisen  in  Magnetit  und  Rotheisenstein. 

Die  Einwirkung  von  Gasen  zeigt  sich  bei  der  Bildung  von  Fluor-  und  Bor- 
mineralien,  wie  Topas,  Turmalin,  Apatit,  den  charakteristischen  Begleitern  des  Zinn- 
steins.  Dagegen  wird  die  Neubildung  der  vorzugsweise  Ca-  und  Mg-haltxgen  Silicate 
im  Contact  unmittelbar  der  Reaction  des  eruptiven  Silicatmagmas  auf  die  Kalksteine 
und  Dolomite  zugeschrieben  werden  müssen. 

Wirkungen  des  Contacts,  d.  h.  Mineralneubildungen,  finden  sich 
nicht  nur  in  dem  yom  Contact  betroffenen  Gestein,  sondern  auch  in  dem 
den  Contact  bewirkenden  Eruptivgestein;  jene  bezeichnet  man  wohl  ab 
exogene,  diese  als  endogene  Contacterscheinungen. 

Es  giebt  eine  Reihe  yon  Mineralien,  die  nur  im  Contact  auftreten; 
andere,  die  unter  den  verschiedensten  umständen  gebildet  werden  können, 


ContactmineralieD.  267 


finden  sich  gelegentlich  im  Gontact,  haben  dann  aber  gewöhnlich  einen 
charakteristischen  Habitus;  z.  B.  der  bläulich-graue  Contactkalkspath. 

Die  gewöhnlichsten  Contactmineralien  sind  die  folgenden:  Granat, 
Yesuvian,  Augit,  Diopsid,  Fassait,  Wollastonit,  Tremolit,  Plagioklase 
(Anorthit),  Skapolith  incl.  Dipyr,  Couseranit,  Gehlenit,  Epidot,  Zoisit, 
Chondrodit,   Monticellit,  Titanit,   Rutil,   Spinell,  Periklas,  Magnetit  etc. 

Besonders  häufig  genannte  Contactlagerstätten  sind:  Monzoni  und 
Predazzo,  die  norwegische  Contactzone  (Cbristiana,  Arendal,  Drammen), 
die  Contactzone  des  Banats  (Cziklowa,  Oravicza,  Szaska,  Dognaczka), 
Auerbach  an  der  Bergstrasse,  Pargas  nn  Finland,  das  Contactgebiet  in 
den  Staaten  New- York  und  New- Jersey  (Sparta,  Warwick,  Amity). 
Hierher  gehören  auch  die  von  den  Eruptionsproducten  des  Vesuvs  in  der 
Tiefe  veränderten  und  dann  ausgeworfenen,  mit  Silicaten  reich  erfQllten 
Kalksteine,  die  als  die  Ealkbomben  der  Somma  in  der  Literatur  be- 
zeichnet werden. 


VI.  Abschnitt. 

Teclmisclie  Mineralogie. 

Der  Nutzen  der  Mineralien  liegt  nicht  nur  auf  rein  wissenschaftlichem 
Oebiet  als  interessante,  unmittelbar  von  der  Natur  gelieferte  Belegstücke 
für  die  Lehren  der  Krystallographie,  der  Physik  und  Chemie;  nicht  nur 
bildet  eine  ausreichende  Mineralkenntniss  ein  unbedingtes  Erfordemiss 
f&r  das  Studium  der  Geologie,  sondern  sehr  zahleiche  Mineralien  dienen 
technischen  Zwecken  und  werden  für  Handel  und  Gewerbe  wie  für  die 
Landwirthschaft  und  zahlreiche  Zweige  industrieller  Thätigkeit  von 
grösster  Bedeutung.  So  sind  sie  Gegenstand  bergmännischer  Gewinnung 
und  hüttenmännischer  Verarbeitung.  Als  Constituenten  der  Gesteine  hat 
der  Ingenieur  und  Architekt  an  vielen  von  ihnen  ein  Interesse  und  als 
Bildner  des  Ackerbodens  werden  sie  für  den  Landwirth  von  Wichtigkeit, 
der  ihnen  auch  seine  unentbehrlichsten  mineralischen  Düngerstoffe  (Kali- 
salze, Phosphorite  und  Salpeter)  entnimmt. 

Die  wichtigsten  der  nutzbaren  Mineralien  sind  im  Anhang  I: 
.Uebersicht  über  die  nutzbaren  Mineralien  und  deren  Lager- 
stätten'' aufgezählt  und  nach  der  Art  ihres  Vorkommens  kurz  besprochen. 


VIL  Abschnitt. 

Systematik  und  Nomenclatur. 

Die  in  Frage  kommenden  Gesichtspunkte  sollen  hier  nur  kurz  an- 
gedeutet werden. 

Systematik.  In  der  mineralogischen  Systematik  herrscht  nicht 
wie  in  der  Botanik  und  Zoologie,  den  beiden  anderen,  gewöhnlich  zum 
Vergleich  herangezogenen  beschreibenden  Naturwissenschaften,  in  den 
Hauptzügen  Uebereinstimmung,  sondern  verschiedene  Klassificationssysteme 
bestehen  neben  einander. 

Die  Gründe  dafür  sind  im  Wesentlichen  darin  zu  suchen,  dass  man 
über  den  klassificatorischen  Werth  der  einzelnen  mineralogischen  Eigen- 
schaften verschiedener  Meinung  sein  kann.  Während  in  der  Botanik  und 
Zoologie  die  natürlichen,  d.  h.  auf  Zeugung  beruhenden  Yerwandtschafts- 
beziehungen  die  zwingende  Grundlage  und  die  Elemente  eines  natürlichen 
Systems  abgeben,  bedeuten  genetische  Verhältnisse  unter  den  Mineralien 
ganz  etwas  anderes  und  drücken  keineswegs  die  natürliche  Verwandt- 
schaft aus;  weit  mehr  als  sie  kommen  die  wichtigen  morphologischen, 
physikalischen  und  chemischen  Eigenschaften,  nicht  minder  die  aus  dem 
geologischen  Vorkommen  erwachsenden  Beziehungen  in  Betracht.  Je 
nachdem  die  einzelnen  Autoren  oder  die  einzelnen  Perioden  der  Wissen- 
schaft die  eine  oder  die  andere  Gruppe  dieser  Eigenschaften  mehr  in 
den  Vordergrund  stellten,  wechselten  die  Begriffe  der  Klassen,  Ord- 
nungen etc.  und  die  Anordnung  der  Mineralien  im  System. 

Die  unveräusserlichsten ,  am  Stoff  selbst  haftenden  Eigenschaften 
sind  die  chemischen.  Nach  dem  Vorgange  von  Berzelius  ist  es  daher 
durchweg  üblich  geworden,  als  Haupteintheilungsgrund  die  chemische 
Constitution  zu  verwenden  und  danach  die  grossen  Klassen  der  Elemente, 
der  Sulfoverbindungen ,  der  Oxyde,  der  Haloid-  und  der  Oxysalze  auf- 
zustellen. 

Einer  weiteren  Gruppirung  in  Ordnungen,  Familien  oder  Gruppen 
stellen  sich  deswegen  Schwierigkeiten  entgegen,  weil  bei  Anwendung 
eines  einheitlichen  utid  gleichmässig  durchgeführten  Eintheilungsprincipes 
einerseits    eine    grössere  Anzahl    von   Mineralien  fganz    isolirt    dastehen 


Systematik  und  Nomenclatur.  269 

würde,  andererseits  und  noch  mehr  manche  sogen.  ,, natürlichen  Familien", 
d.  h.  solche,  die  sich  durch  eine  Reihe  gemeinsame  Merkmale  als  eng 
zusammengehörig  erweisen,  zerrissen  würden. 

Als  das  am  meisten  geeignete  Eintheilungsprincip  bietet  sich  als 
zunächst  liegend  wieder  die  chemische  Constitution  dar.  Dabei  kann 
entweder  die  Anordnung  nach  dem  elektropositiyen  Bestandtheil  erfolgen, 
wobei  der  praktische  Vortheil  erwächst,  dass,  um  es  an  Beispielen  zu 
erläutern,  alle  Blei-,  Silber-,  Kalkmineralien  etc.  unmittelbar  an  ein- 
ander gereiht  werden,  was  aber  bei  strenger  Anwendung  des  Princips 
auf  grosse  Hindernisse  stösst  —  oder  die  Anordnung  erfolgt  nach  dem 
elektronegativen  Bestandtheil.  Diese  letztere  Elassification  hat  den  be- 
sonderen Vortheil,  dass  die  in  der  Isomorphie  sich  ausdrückende  und  für 
die  Bildung  natürlicher  Gruppen  sehr  geeignete  Beziehung  zwischen 
chemischer  Constitution  und  Krystallform  in  den  Vordergrund  tritt.  Beide 
Principien  sind  von  Bebzeliüs  181G  in  Vorschlag  gebracht;  letzteres, 
von  Gustav  Rose  weiter  ausgebaut,  wird  als  das  BEBZELius-RosK'sche 
oder  krjstallograpbisch-chemische  System  bezeichnet  und  liegt  heutzutage, 
wenigstens  in  Deutschland,  den  meisten  Lehrbüchern  und  Mineraltabellen 
zu  Grunde.  Auch  in  vorliegendem  Buch  wird  davon  Gebrauch  gemacht, 
jedoch  unter  Wahrung  und  Beibehaltung  mancher  von  anderen  Ge- 
sichtspunkten aus  als  natürlich  erkannter  Familien,  die  durch  das  chemische 
Elassificationsprincip  zerrissen  würden. 

Species.  Eine  besondere  Schwierigkeit  fttr  das  System  erwächst 
noch  aus  dem  Umstand,  dass  der  Begriff  „Species"  in  der  Mineralogie 
sich  einer  scharfen  Definition  entzieht.  In  der  Botanik  und  der  Zoologie 
beruht,  wie  schon  eben  berührt,  das,  was  als  Species  oder  Art  bezeichnet 
wird,  auf  der  durch  die  natürliche  Fortpflanzung  geschaffenen  Verwandt- 
schaft, also  auf  Beziehungen,  die  den  Mineralien  gänzlich  fehlen ;  ausser- 
dem wird  noch  durch  die  isomorphen  Mischungen  ein  weiter  Spielraum 
in  der  Abgrenzung  der  einzelnen  Mineralien  gelassen.  Deshalb  ist  der 
Begriff  Species  von  vielen  Autoren  ganz  und  gar  aus  der  Mineralogie 
gebannt,  und  dort,  wo  er  gebraucht  wird,  fasst  man  unter  eine  Species 
alle  jene  Mineralsübstanzen  zusammen,  welche  in  chemischer,  morpho- 
logischer und  physikalischer  Beziehung  gar  keine  oder  nur  unwesentliche 
Abänderungen  aufweisen,  während  Mineralsubstanzen,  die  nach  gewissen 
Richtungen  charakteristische  Abweichungen  zeigen,  als  Varietäten  be- 
zeichnet werden.  Ganz  gleichbedeutend  mit  den  beiden  Ausdrücken 
Species  und  Varietäten  sind  die  von  anderer  Seite  verwendeten  Ausdrücke 
Gattung  und  Species,  wo  die  Species  der  letzteren  Auffassung  der  Varietät 
im  ersteren  Sinne  entspricht. 

Nomenclatur.  Die  Mineralnamen  rühren  aus  den  verschiedensten 
Stadien  der  Entwicklung  unserer  Wissenschaft  her  oder  sind  in  vielen 


270  Systematik  und  Nomenclatur. 

Fällen  auch  die  Yom  gemeinen  Mann  oder  dem  Bergmann  gebrauchten 
Bezeichnungen.  Daher  sind  sie  alles  andere  als  einheitlich  gebildete 
wissenschaftliche  Namen. 

Für  die  gemeineren  Mineralien  bestehen  deutsche  Mineralnamen 
und  haben  also  nur  beschränkte  Anwendung,  wenn  auch  einige  unter 
ihnen  in  andere  Sprachen  übergegangen  sind.  In  der  Hauptsache  aber 
sind  die  Mineralnamen  der  griechischen  oder  lateinischen  oder  beiden 
Sprachen  entlehnte,  nicht  immer  tadellose  Wortbildungen  von  inter- 
nationaler Gültigkeit. 

Für  die  meisten  Mineralien  sind  mehrere  Namen  Yorhanden,  doch 
ist  die  Synonymik  bei  Weitem  nicht  so  umständlich  als  in  den  Schwester- 
wissenschaften. Der  mehrfach  unternommene  Versuch,  wie  in  der  Botanik 
und  Zoologie  die  Namen  zweigliederig  zu  gestalten,  musste  an  der  Be- 
deutungslosigkeit der  Begriffe  Gattung  und  Art  in  der  Mineralogie 
scheitern.  Damit  steht  es  auch  im  Zusammenhang,  dass  unsere  gegen- 
wärtigen Mineralnamen  nach  ihrem  Inhalt  bald  etwas  bezeichnen,  was 
etwa  einer  Familie,  bald  etwas,  was  einer  Gattung,  Art  oder  Varie<At 
entsprechen  würde. 

Für  die  Bildung  der  Namen  sind  namentlich  die  chemische  Zu- 
sammensetzung, die  physikalischen  und  krystallographischen  Besonder- 
heiten, der  Ort  des  Vorkommens,  der  Name  des  Auffinders  etc.  maass- 
gebend  gewesen,  vielfach  sind  sie  auch  gegeben  worden  zu  Ehren  irgend 
welcher  Personen,  in  Anlehnung  an  mythologische  Dinge  etc.,  zuweilen 
aber  auch  ohne  jede  Beziehung  zu  Personen  und  Dingen. 

Näheres:  v.  Kobrll,  Die  Mineralnamen  und  die  mineralogische  Nomenclatnr. 
1853.  —  Francke,  Ueber  die  mineralogische  Nomenclatur.  1890. 


IL  Theil. 

Specieller  Theil. 


Im  nachstehenden  speciellen  Theil  sind  die  einzelnen  Mine- 
ralien in  systematischer  Anordnung  beschrieben  worden.  Eine  XJeber- 
sicht  der  befolgten  Eintheilung  und  eine  Aufzählung  der  einzelnen 
Klassen,  Abtheilungen,  Familien,  Gruppen  etc.  giebt  das  Inhaltsver- 
zeichniss. 

Bei  der  Darstellung  sind  die  häufiger  vorkommenden  oder  aus  irgend 
welchem  Grunde  wichtigeren  Mineralien  vor  den  selteneren  und  weniger 
wichtigen  durch  eingehendere  Behandlung  und  äusserlich  auch  schon 
durch  den  Druck  ausgezeichnet. 

Die  Beschreibung  der  wichtigeren  Mineralien  gliedert  sich  für  das 
Auge,  durch  Absätze  sichtbar  gemacht,  der  Beihe  nach  in  der  Auf- 
zählung : 

1.  der  morphologischen  Kennzeichen,  und  zwar  unter  Sonderung 
derjenigen  der  Krystalle  von  denen  der  Aggregate, 

2.  der  physikalischen  Merkmale, 

3.  der  chemischen  Eigenschaften,  während  in  einen  4.,  cursiv  ge- 
druckten Absatz  alle  auf  das  geologische  und  geographische  Vor- 
kommen bezüglichen  Angaben  gestellt  sind.  Besondere  Notizen  ver- 
schiedenen Inhaltes,  Hinweise  auf  ähnliche,  zur  Verwechslung  verleitende 
Mineralien  sind,  wo  sie  nöthig  werden,  in  eine  Schlussbemerkung  ver- 
wiesen. 

Als  nicht  ohne  Weiteres  verständliche  oder  nicht  früher  bereits 
erläuterte  Abkürzungen  sind  die  folgenden  zu  erwähnen: 

X  X  =  Kryatalle.  H.  =  Härte. 

Mittelk.  =  Winkel  an  der  Mittelkante.  G.  =  specifisches  Gewicht. 

Polk.  =  Winkel  an  der  Polkante.  durchs.  =  durchsichtig. 

Zw.  =  Zwillinge.  voUk.  =  vollkommen. 

#  =  Spaltbarkeit,  spaltbar.  unvollk.  =  unvollkommen. 

Br.  =  Bruch.  |      ged.  =  gediegen. 


272 


Specieller  Theil. 


undurcbs.  =  undurchsichtig. 

Gl.  =  Glanz. 

Mgl.  =  Metallglanz. 

Str.  =  Strich. 


u.  d.  M.  =:  unter  dem  Mikroskop. 
O.-F.  =  Oxydationsflamme. 
R.  F.  =  Reductionsflamme. 
A.-£.  =  Optische  Axenebene. 


V.  d.  L.  =  vor  dem  Löthrohr.     |     Chem.  Zus.  =  Chemische  Zusammensetzung. 


Die  Bezeichnung  der  Erystallformen  erfolgt  in  Uebereinstiminung 
mit  dem  krystallographischen  Abschnitt  dieses  Buches  durch  Indices, 
die  aber  aus  typographischen  Gründen  in  die  sonst  nur  für  Krystall- 
flächen  gebrauchten  Klammern  ( )  eingeschlossen  sind.  Zu  dem  Milleb- 
schen  Zeichen  ist  aber  auch  das  NAüMANN'sche  Symbol  gestellt  worden, 
um  eine  allgemeinere  Verwendung  des  beschreibenden  Theils  zu  er- 
möglichen. 


L  Klanse.    Elemente. 

Hierher  gehören  die  natürlich  auftretenden ,  bei  gewöhnlichen  Temperaturen 
festen  oder  flüssigen  chemischen  Elemente  samt  ihren  Legirungen. 


1.  Abtheilung.    Nichtmetalle. 

Mit  Ausnahme  des  metallglänzenden,  aber  dagegen  unschmelzbaren  Graphits 
ohne  metallischen  Habitus  und  mit  geringem  specifischem  Gewicht. 

Diamant.    Demant.    G. 

Regulär,  tetraedrisch-hemiedrisch.  Rundum  ausgebildete  XX  die 
häufigste  Erscheinungsform,  ursprünglich  stets  eingewachsen  und  durch- 
weg mit  holoedrischer  Entwicklung;  auf  die  Hemiedrie,  die  physikalisch 
noch  nicht    bestätigt  werden    konnte,    deuten    die  Ergänzungszwillinge 

Fig.  319.  Fig.  320.  Fig.  321.  Fig.  322. 


und  nur  vereinzelt  tetraedrische  Formen.  Der  Habitus  wird  bedingt 
durch  (111)0  (indischer  Typus)  oder  {110)  ocO  beziehungsweise  (100)  oMoo 
(brasilianischer  Typus);  dazu  treten  in  Gombination  namentlich  Tetra- 
kishezaeder  wie  (310)oo03  und  aus  der  Gombination  zweier  Hexakis- 
tetraeder  gebildete  Hexakisoktaeder  wie  (S21)30^\%^  auch  andere  Formen 
und  Yicinalflächen,  wodurch  die  charakteristische  Krümmung  der  Flächen 
und  die  bauchig  bis  kugelig  verzerrten  Erystalle  hervorgebracht  werden 
(Fig.  319).  Namentlich  Rhombendodekaeder  und  Hexakisoktaeder  neigen 
gern  zur  Rundung  der  Flächen  und  Kanten,  die  Würfelflächen  sind  meist 
rauh,  dagegen  ist  das  Oktaeder  gewöhnlich  glattfläcbig.  Ueberhaupt  sind 
die  Flächen  häufig  gestreift  oder  rauh,  mit  drei-  oder  vierseitigen  Grüb- 
chen, auch  mit  höckerigen  Unebenheiten  versehen.  —  Zw.  nach  (111)0 
nicht  selten,  in  Juxtaposition  und  gelegentlich  mit  lamellarer  bis  schaliger 

Klookmann,  Mineralogie,    s.  Aufl.  18 


274  I-  Kl.   Elemente.    1.  Abth.   Nichtmetalle. 

Wiederholung,  meist  durch  Verkürzung  der  Zw.-Axe  mit  tetraedrischem 
und  linsenartigem  Habitus  (Fig.  322) ;  ausserdem  auch  nicht  selten  sich 
vollkommen  durchkreuzende  Er^nzungszw.  nach  (100)  ooOoo^  die  an  der 
Furchung  längs  der  Oktaederkanten  oder  der  Eerbung  quer  zu  den 
Würfelkanten  leicht  erkennbar  sind  (Fig.  320  u.  321).  —  Ausser  in  wohl 
ausgebildeten  XX  ▼on  mikroskopischer  Kleinheit  bis  nahe  1000  Karat  Ge- 
wicht, findet  sich  D.  in  derben,  eckigen,  auch  löcherigen  Körnern,  abgerollt, 
in  Splittern  und  Spaltstücken,  sowie  aggretartig  als  Bort  in  regellosen 
Gruppen  und  radial  struirten,  sehr  regelmässigen  Kugeln.  Bemerkenswerth 
sind  nicht  seltene  schwarze  Flecken  und  Einschlüsse  im  Diamant,  die  von 
Eisenglanz,  Titaneisen  und  kohliger  Substanz  herrühren.  Auch  Einschlüsse 
von  Quarz,  Rutil,  selbst  Yon  kleinen  Diamantkrystallen  kommen  Yor. 

#  (111)0  Yollkommen,  was  beim  Schleifen  ausgenutzt  wird.  Er. 
muschlig,  spröde.  H.  =  10,  härter  auf  (100)  als  auf  (111).  G.  =  3,50 
bis  3,53,  gleich  dem  des  Topases.  Durchs.  (Yom  reinsten  Wasser)  bis 
undurchs.,  durchlässig  für  Röntgenstrahlen.  Der  Glanz,  als  Feuer  bezeichnet 
ist  ganz  eigenthümlich,  sogen.  Diamantgl.  Farblos  oder  in  Yerschiedenen, 
vielfach  nicht  beständigen  Farben  gefärbt:  gelblich  und  gelb,  braun,  grau, 
grünlich,  röthlich,  schwarz,  am  seltensten  blau.  Starke  Dispersion:  n  (roth) 
=  2,407,  n  (violett)  =  2,465.  Opt.  oft  anomal  in  Folge  von  Spannungen, 
welche  bei  den  sogen,  smoky  stones  von  Kimberley  sogar  ein  Zerspringen 
zu  feinem  Pulver  veranlassen  können.  Guter  Wärmeleiter,  fühlt  sich  kalt 
an;  wird  beim  Reiben  positiv  elektrisch. 

Reiner  KohlenstoflF;  im  Carbonado  bis  2 — 4  ^/o  Verunreinigung.  Ver- 
brennt im  Sauerstoffgebläse  zu  CO,,  kleine  XX  und  pulverisirt  schon 
V.  d.  L.  auf  Platinblech;  wird  ausserdem  nur  noch  angegriffen  durch  ein 
Gemisch  von  Kaliumbichromat  und  Schwefelsäure.  Geht  im  elektrischen 
Flammenbogen  bei  Luftabschluss  in  Graphit  über. 

Zumeist  auf  losen  und  verfestigten  Seifen,  theilweise  diluvi-alen  und 
tertiären  Alters.  Charakteristische  Begleiter  sind  die  üblichen  Seifen- 
mineralien,  Edelmetalle  und  Edelsteine  wie  Gold,  Fiatin,  Topas,  Chryso- 
beryll, Tunnalin,  Granat,  Zirkofi,  Rutil,  Anata>s,  Zinnstein,  Quars, 
Spinell,  Titaneisen,  Magneteiseti  etc.  Wäschen  Ostindiens,  Bomeos,  des 
Caplandes,  in  den  atlantischen  Staaten  Nordamerikas  und  in  Californiefh 
Femer  in  Brasilien  und  vereinzelt  am  Ural.  —  Dann  eingewachsen,  aber 
wohl  nur  zum  kleineren  Theil  primär  in  krystailinen  Schiefem,  nament- 
lich Hornblende-  und  Glimmerschiefem,  in  Sandsteinen  und  besonders 
reichlich  (s.  S.  276)  in  den  Olivingesteinen  (Kimberliten)  der  Capcolcnie.— 
Als  Merkwürdigkeit  in  Eisenmeteoriten:  Canon  Diablo  in  Arizona.  Neuer- 
dings von  MoissAK,  von  Crookes  u.  A.  in  winzigen  XX  künstlich  dargestellt. 

')  Der  grösste  bekannte  Diamant  ist  der  971 V«  Karat  schwere  Stein  tod 
Jagersfontein,  dessen  längster  Durchmesser  fast  80  mm  beträgt. 


I.  El.   Elemente.     1.  Abth.   Nichtmetalle.  275 

Als  Varietäten  können  unterschieden  werden: 

1.  Diamant,  Einzelkrystalle  und  Krystallgruppen. 

2.  Bort,  radialstrahlige  Kugeln  und  unregelmässige  Aggregate;  in  der  Technik 
werden  auch  die  als  Schmuckstein  unbrauchbaren  Krystalle  so  bezeichnet. 

3.  Garbonado  oder  Carbonat,  erbsen-  bis  eigrosse  Rollatücke  von  koks- 
oder  kohlenschlackenartiger  Beschaffenheit,  dicht  bis  kömig,  mit  glänzend  schwarzer 
Oberfläche  und  mattem,  muschligem  Bruch.  Nur  brasilianischen  Ursprungs  und  fast 
ganz  auf  den  Bezirk  Cincord  in  der  Provinz  Bahia  beschränkt.  Besonders  begehrt 
bei  Tiefbohrungen,  wozu  aber  auch  Bort  und  unrein  gefärbte  X  X  benutzt  werden. 

Die  farblosen  oder  gleichmässig  gefärbten  D.  sind  ihrer 
aasgezeichneten  Eigenschaften  wegen  neben  Rubin  die  meist  ge-  Fig.  823. 

schätzten  Edelsteine.  Als  Gewichtseinheit  dient  das  Karat,  das  in 
verschiedenen  Ländern  zwischen  197 — 207  mg  wechselt,  durch- 
schnittlich aber  zu  205  mg  angenommen  wird.  Diamanten  von 
20  K.  sind  schon  Seltenheiten.  Bei  der  Preisbemessung  ent- 
scheiden mancherlei  und  zeitlich  wechselnde  Umstände,  in 
erster  Linie  natürlich  Gewicht  und  Beschaffenheit.    Nach  einer  Fig.  324. 

Pariser  Tabelle  von  1878  kostet  ein  Stein  bester  Qualität  von 
1  K.  220  Frcs.,  von  12  K.  15  000  Frcs.,  bei  geringerer  Qualität, 
aber  gleichem  Gewicht  120  bezw.  8900  Frcs.  Die  Schliffform 
richtet  sich  nach  der  Gestalt  der  Krystalle;  in  früheren  Zeiten 
schliff  man  wohl  rund,  in  Eiform  (Briolett)  oder  prismatisch, 
daför  trat  später  die  Raute  oder  Rosette  Fig.  328  und  seit  der 
Mitte  des  17.  Jahrhunderts  ganz  allgemein  die  vortheilhafteste  Form ,  der  Brillant- 
schliff Fig.  324. 

Von  Ostindien,  dem  alten  Diamantenlande,  das  aber  jetzt  so  ziemlich  er- 
schöpft scheint,  stammen  die  bekanntesten  Steine:  im  englischen  Kronschatz  bezw. 
in  England  K oh- i-Noo  r,  flacher  ovaler  Brillant,  ursprünglich  186  K.,  jetzt  106 Vi b  K., 
auf  120000  £  geschätzt  — ,  Nassak,  dreiseitiger  Brillant  von  78*/»  K.,  ca.  30000  £  — , 
der  dunkelblaue  Hope,  44  V«  K.,  ^^  25000  £  angekauft.  Im  russischen  Schatz 
bezw.  in  Russland  der  Oriow  oder  Amsterdamer,  alter  Rautenschliff  mit  450000  Rubel 
bezahlt — ,  Schah  von  Persien,  säulenförmiger  Schliff,  88  oder  86  K.  — ,  Polar- 
stern, Brillant,  40  K.  — ,  Sancy,  Briolett  von  53V«  ^-  <^us  dem  Schatz  Karls  des 
Kühnen.  —  Im  französischen  Kronschatz  der  Regent  oder  Pitt,  vollkommener 
Brillantschliff,  durch  Schleifen  von  410  auf  136^4  K.  erniedrigt,  auf  4500000  Frcs. 
geschätzt;  soU  von  Malakka  stammen.  In  Wien  der  Florentiner  oder  Tos kan er, 
Briolett,  von  gelblicher  Farbe  und  139 V>  K. ,  stammt  aus  dem  Schatze  Karls  des 
Kühnen  und  wird  auf  ca.  2000000  M.  geschätzt.  Sonst  sind  noch  zu  erwähnen:  der 
Gross-Mogul,  jetzt  zerschlagen  und  seine  Thcile  nicht  mehr  sicher  nachweisbar; 
sein  Gewicht  wird  auf  793Vb  K.  berechnet,  wonach  er  der  grösste  aller  Diamanten 
gewesen  ist;  der  Nizam  (vom  Haiderabad)  mit  277  K. ,  Kaiserin  Eugenie  mit 
61  K.,  der  Dresdener  Diamant  mit  48V2  K.,  Werth  600000  M.  u.  a.  —  Die 
Diamantfundorte  Ostindiens  liegen  weit  zerstreut,  durchweg  aber  auf  der  Ostseite 
des  Dekkan.  Hauptstapelplatz  ist  oder  war  Golconda  bei  Haiderabad.  Das  Vor- 
kommen ist  theils  auf  Seifen,  theils  in  festen  Sandsteinen  und  Conglomeraten.  — 
Ein  ferneres  Gewinnungsgebiet  sind  die  Seifen  Borneos.  Seit  1725  kam  Brasilien 
in  Aufnahme,  wo  in  den  Provinzen  Minas  Gerags  und  Bahia  eisenschüssige  Quarz- 
conglomerate ,  Cascalho  und  Canga  genannt,  die  sich  auf  dem  Boden  und  den  Ge- 
hängen der  Thäler  finden,  die  hauptsächlichsten  Träger  sind.  Für  das  Muttergestein 
sind  wohl  die  Itacolumite,  Sandsteine  von  paläozoischem  (?)  Alter  gehalten  worden, 


276  I-  Kl.   Elemente.    1.  Abth.   Nichtmetalle. 

aber  es  ist  wahrscheinlicher,  dass  die  D.  nur  auf  die  hindurchsetzenden  Qoarzg&iige 
beschränkt  sind.  Die  >(  X  ^iod  z.  Th.  wasserhell,  aber  meist  klein.  Der  berühmteste 
grösste  Stein  ist  der  ursprünglich  254  K.  schwere  Südstern,  als  ovaler  Brillant 
von  125  E.  geschliffen.  —  Das  Hauptdiamantenland  ist  gegenwärtig  die  Capcolonie 
(daher  Gapdiamanten),  wo  seit  1867  im  Griqualand-West  bei  der  Stadt  Kimberlej 
und  im  anstossenden  Oranje- Freistaat  zahlreiche  D.,  bis  zu  90®/o  der  Gesamt- 
production  der  Erde,  gewonnen  werden.  Ausser  in  Seifen  des  unteren  Vaal- 
Flusses,  den  river-diggings,  findet  sich  hier  der  D.  vornehmlich  eingewachsen  (diy 
diggings)  in  eigenthümlichen  Olivin-  bezw.  Serpentingesteinen  von  tuff-  oder  breocien- 
artigem  Charakter,  die  eine  Anzahl  schlotartige  Kanäle  in  den  Schichten  der  Karoo- 
formation  erfüllen ;  sie  sind  entweder  wohl  ausgebildet  oder  zerbrochen,  niemals  aber 
gerollt,  zumeist  nicht  ganz  wasserklar  und  werden  von  Pyrop  (Caprubin)  begleitet 
Die  einzelnen  Gruben  sind  zum  grössten  Theil  in  den  Händen  der  de  Beers-Gesellschaft 
vereinigt,  die  jährlich  für  80000000  M.  producirt.  Die  kleinsten  Steine  wiegen  ^lo  K., 
bemerkenswerth  unter  den  Capfunden  ist  ein  regelmässiges  Oktaeder  von  4287*  K., 
das  geschnitten  228 Vs  K.  Gewicht  behielt,  und  der  grösste  aller  bekannten  Steine, 
der  Excelsior,  von  97 VI*  E.  Die  Masse  der  von  1867—1893  gewonnenen  Dia- 
manten hat  man  auf  3  cbm  berechnet. 

Für  die  Genesis  der  Diamanten  sind  die  Vorkommen  in  den  Olivingesteinen 
Südafrikas ,  in  den  Eisenmeteoriten  und  die  künstliche  Hei-stellung  von  Wichtigkeit. 

Graphit    G. 

Hexagonal,  rhomboedrisch-hemiedrisch.  a:c  =  l:  1,3859 (Kbwgott). 
—  XX  (Ersby,  Ticonderoga)  selten,  in  Form  sechsseitiger  Tafeln  mitDrei- 
eckstreifung  (0001)  oR^  {1120)  ooP2.  —  Derb  und  eingesprengt  in  krumm- 
blätterigen,  kömigen,  strahligen,  schuppigen,  dichten  und  erdigen  Massen, 
zuweilen  in  radial  struirten  Nieren,  stenglig  und  faserig. 

#  nach  (0001) oR  sehr  vollkommen,  nach  (1011) B  anscheinend 
Gleitung.  Gemein  biegsam ;  milde,  fettig  und  abfärbend.  H  =  l — 2, 
G.  =  2,1—2,3.  Mgl.  oder  matt,  undurchs.,  dunkel-  oder  licht-stahlgrau. 
Str.  rein  grau,  schimmernd;  guter  Leiter  der  Elektricität. 

Kohlenstoff,  zuweilen  mehr  als  20  ®/o  Asche  hinterlassend.  —  V.  d.  L. 
schmelzbar,  gemeinhin  feuerbeständig,  verbrennt  aber  bei  der  Temperatur 
des  Bunsen-Brenners  oder  mit  Salpeter  gemischt.  Von  Säuren  nicht 
angegriffen;  dagegen  bläht  sich  auf  Platinblech  mit  rauchender  con- 
centrirter  Salpetersäure  zur  ßothgluth  erhitzt  ein  Theil  (Graphit  im 
engeren  Sinn)  wurmartig  auf,  während  andere  Vorkommnisse  (Graphitit 
genannt)  unverändert  bleiben. 

Technisch  wichtiges  Mineral,  —  Lagerstätten :  1.  Auf  selbständigen 
Lagern  j  Linsen  utid  Nestern  oder  als  Gemengtheil  in  metamorphischen 
Schiefern,  wie  Gneiss,  Glimmer  schief  er,  Quarzitschiefer,  Fhyllit  und  in 
den  darin  eingelagerten  körnigen  Kalkest;  ebenso  in  contactmetamorpki' 
sehen  Kalken,  seltener  in  paläozoischen  Schiefern,  Urgebirgsumrahmung 
Böhmens,  namentlich  im  Fichtelgebirge  (Wunsiedel),  im  bayerisch-böhmi- 
schen und  im  mährischen  Grenzgebirge  (Passau,  Obemzell,  Hafnerluden, 


I.  Kl.   Elemente.    1.  Abth.   Nichtmetalle.  277 

VöUau,  Brunn  am  Walde);  in  den  krysiallinen  Schiefem  SteiertnarkSy  von 
AlUBodna  in  Siebenbürgen,  in  Skandinavien,  den  Vereinigten  Staaten  und 
Canada  etc. ;  in  den  kömigen  Kalken  von  Ersby  und  Storgärd  bei  Pargas 
in  Finland,  von  Ticonderoga  in  New  York  etc.,  auch  von  Auerbach  an 
der  Bergstrasse.  —  2.  Auf  Gängen  und  Trümmern  im  Granit,  namentlich 
aber  im  Gneiss;  dahin  die  wichtigen  Vorkommnisse  der  Alibert  sehen 
Gruben,  ca.  400  km  westlich  von  Irkutsk,  die  de  MELSche  und  andere 
Gruben  auf  Ceylon,  welche  im  Granulit  aufsetzen,  sowie  das  jetzt  er- 
schöpfte Vorkommen  von  Borrowdale  in  Cumberland,  wo  ausgezeichneter 
feinerdiger  Graphit  mit  Quarz  und  Braunspaih  nesterartige  Gänge  im 
I>iabas  bildet.  —  5,  Als  gelegentlicher  Gemengtheil,  in  Butzen,  aber  auch 
in  grösseren  Massen  in  Eruptivgesteinen,  so  in  Graniten  (SioERow^sche 
Gruben  im  Gouvernement  Jenisseisk),  in  Porphyreti  (Comwall,  Eibinge- 
rode),  im  Gabbro  von  Harzburg,  in  Basalten  etc.  ■ —  Sonst  noch  in 
K^wllen  in  manchen  Eisenmeteoriten,  z.  B.  von  Toluca,  in  geringerer 
Menge  auch  in  Steinmeteoriten;  künstlich  als  Ausscheidung  aus  Roheisen 
und  bei  der  Zersetzung  von  Kohlenstoff  Verbindungen ;  im  elektrischen 
Bogen  wird  Diamant  in  Graphit  umgewandelt. 

Aehnlich:  Molybdänglanz,  in  Schuppen  auch  wohl  Arsenolamprit.  —  Die  An- 
schauungen über  die  Genesis  des  natürlichen  Graphits  gehen  noch  auseinander ;  doch 
dürfte  Graphit  meist  anorganischen,  selten  vegetabilen  Ursprungs  sein;  in  letzterem 
Fall  durch  vulkanische  Einwirkung  auf  Kohle  entstanden.  —  Hinsichtlich  der  Pro- 
duction  steht  0 esterreich  (Böhmer  Wald)  an  erster  Stelle  und  liefert  fast  60  7«»  dann 
folgt  Ceylon  mit  ca.  25 — 307«  u°cl  Deutschland  mit  ca.  8  7o-  England  liefert  nichts  mehr. 

Cliftonit  aus  Eisenmeteoriten  von  Youndegin  in  Westaustralien  ist  anscheinend 
nichts  anderes  als  eine  Paramorphose  von  Graphit  nach  Diamantkrjstallen.  —  Gra- 
phitoid  ist  dichter,  äusserst  feinkörniger  Graphit;  dagegen  ist 

Schungit,  eine  amorphe  Modification  von  C,  schwarz,  anthracitartiger  Mgl., 
H.  =  37« — 4,  G.  =  1,84 — 1,98.  Sehr  hygroskopisch.  In  wenigen  Centimetem  mäch- 
tigen Plötzen  zwischen  huronisohen  Schiefem  unweit  Schunga  im  Gouvernement 
Olonez.    Ist  das  Endglied  der  Kohlenreihe:  Braunkohle,  Steinkohle,  Anthracit. 

Schwefel.    S. 

Rhombisch.    a:b  '.c  =  0,8131  :  1  :  1,9034  (v.  Kokschabow).  —  ;<  X 
(Girgenti,  Perticara,  Conil)  meist  mit  pyramidalem,   vereinzelt  auch  mit 
sphenoidischem  Habitus.  P  =  (111)  P  mit  106 "  38'  vorn,  1 43  ^       ^. 
18'  Mittelk.,   gewöhnlich  vorherrschend,  dazu  c  =  {001)oP, 
n  =  iOlDPöo,  s  =  (113)  Va vP  etc.  Zuweilen  Zw.  nach  {101)  Foo, 
auch  nach  {011)  Po6  und  (110)  ooP,  —  Aggregate  derb,  ein- 
gesprengt, knollig,   in  Nieren  und  Zapfen,   in  Krusten  und 
als  Anflug;  körnig,  faserig,  erdig,  mehlig,  vollkommen  dicht. 

#  unvollkommen  nach  (110)  ooP,  (001) oP  und  (111)  P.  Br.  rauschlig 
bis  uneben;  sehr  spröde,  .\X  zerspringen  schon  in  der  warmen  Hand. 
H.  =  11/2— 2^2,    G.  ==2,0— 2,1.     Harz-   bis   Fettgl.     Schwefelgelb    mit 


278  I-  Kl.   Elemente.     1.  Abth.   Nichtmetalle. 

Sticil  ins  Grünliche;  honig-  und  wachsgelb;  zuweilen  orange  oder  durch 
Bitumen  braun  gefärbt;  mancher  mehlige  Schwefel  ist  gelblichweiss. 
Doppelbrechung  direct  wahrnehmbar;  geeignet  zur  Demonstration  der 
conischen  Refraction.     Sehr  schlechter  Elektricitätsleiter. 

Reiner  S,  durch  Bitumen  und  Selen  zuweilen  verunreinigt;  schmilzt 
bei  108®  und  entzündet  sich  an  der  Luft  bei  270®,  dabei  zu  SO,  ver- 
brennend.    Löslich  in  Schwefelkohlenstoff,  schwieriger  in  Petroleum. 

Technisch  wichtiges  Mineral,  aber  zum  Theil  künstlich  aus  abge- 
rosteten Kiesen,  Blende,  beim  Sodaprocess  eic,  gewonnen,  —  Entsteht  in 
der  Natur  aw5  Sublimation,  aus  der  gegenseitigen  Zersetzung  von  Schwefel- 
wasserstoff und  schwefliger  Säure  (SO^  -f-  2SH^  =  3S  +  2Hfi),  als  Ab- 
satz aus  Solfataren  und  SH^-haltigen  Thermen,  aus  der  Beduction  von 
Sulfaten  und  der  Verwitterung  von  Sulfiden,  namentlich  des  Pyrits, 
Lagerstätten:  1.  unmittelbar  verknüpft  mit  Vulkanen  und  Solfataren, 
Solfatara  von  Neapel.  Vesuv,  Aetna,  Island,  Insel  Milos,  Tellowstane- 
Park  etc.  —  J2.  In  selbständigen,  vielfach  bauwürdigen  Ladern,  Schichtefi, 
Nestern  und  Adern  als  Absatz  von  Thermal-  und  Schwefelquellefi;  gegen- 
wärtig z.  B.  bei  Aachen,  besonders  häufig  aber  im  Tertiär.  Dahin  die 
wichtigsten  Vork.;  an  zahlreichefi  Punkten  im  südlichen  Sicilien,  beson- 
ders in  den  Provinzen  Girgenti  und  Caltanisetta ,  hier  mit  miocäna* 
Mergeln  und  Kalken  verbunden  und  von  Cölestin,  Gyps,  Aragonit  und 
Kalkspath  begleitet ;  ähnlich  in  der  Bomagna  (Perticara),  von  Swoszotcicv 
in  Galizien,  Kaiinka  in  Ungarn,  Conil  in  der  Provinz  Cadiz,  in  den 
Kaukasusländern  etc.  Mehrfach  verknüpft  mit  Bitumen,  Ozokerit,  Petro- 
leum, so  zu  Treskowice  und  Borysl^w  in  Galizien,  im  Elsass.  —  3.  Auf 
Trümmern  und  Nestern  im  Gyps  und  Anhydrit  (Stassfurt,  Alfeld, 
Weefizen).  —  4.  Gelegentlich  und  untergeordnet  als  Veruitterungsprodud 
auf  Pyriten,  Bleiglanz  und  anderen  Sulfiden  (Siegen,  Tarnowitz  etc.),  — 
Sonst  noch  in  geringen  Mengen  zwischen  Stein-  und  Braunkohlefi ,  auf 
brennenden  Kohlenhalden,  als  Ausfüllung  von  SchneckenscJuüen  zu  Teruef 
in  Aragon,  in  Form  dichter  brauner  Kugeln  in  eocänen  Mergelschiefem 
von  Badoboj  in  Croatien,  auf  Drusen  im  Marmor  von  Carrara  etc. 

Ausser  dem  rhombischen  Schwefel  (a -Schwefel)  giebt  es  noch  eine  Reihe 
allotropischer  Modificationen,  von  denen  der  ß-Sch  wefel »  der  in  dünnen  monoklinen 
Prismen  krystallisirt,  sich  auch  in  der  Natur  finden  dürfte.  Er  krystallisirt  aus  dem 
Schmelzfluss,  kann  sich  also  in  Vulkankratern  bilden,  setzt  sich  aber  sehr  bald  in 
den  rhombischen  Schwefel  paramorph  um. 

Selenschwefel.  Volkanit  (S  Se).  Selten;  derb,  bildet  erdige  und  faserige 
orangefarbige  Krusten,  zusammen  mit  Salmiak  und  Alaun  auf  der  Insel  Vulcano. 
Auch  am  Kilauea  auf  Hawaii. 

Selen.    Se,  wird  von  Mexico  angegeben,  Vorkommen  aber  zweifelhaft. 


I.  KL  Elemente.    2.  Abth.   Metalloide.  279 


2.  Abtheilung.    Metalloide  (Sprödmetalle). 

Dieselben  bilden  eine  isomorphe  Gruppe,  krystallisiren  hezagonal,  rhombo- 
edrisch-hemiedrisch ;  das  Hauptrfaomboeder  ist  würfelähnlich.  Metallischer  Habitas, 
spaltbar  und  spröde,  lassen  sich  nicht  mit  dem  Hammer  .ausschlagen. 

Arsen  As  a:c=l:  1,4013  Wismuth  Bi  a:c=  1:  1,3036 

Antimon  Sb  =  1  :  1,8286  Tellur  Te  =  1  :  1,3298. 

Arsen«     Arsenik,  Scherbenkobalt.    As. 

Hezag.,  rhomboedrisch-liemiedr.  a  :  c  =  1: 1,4013  (v.  Zkphabovich). 
<^Xi  natürliche  selten,  schlecht  messbar,  würfeliger  oder  nadeliger  Habitus. 
{1011) +11  mit  85 «6',  {On2)-^\^Il,  {0001) oR.  Zw.  nach  {0112) -^ItB. 
—  Derb,  oft  dicht,  glaskopfartig  (Scherbenkobalt)  mit  schaligem  Auf- 
bau und  häufigen  blattdünnen  Zwischenlagen  Yon  silberweissem  Arsen- 
silber, in  kleintraubigen  und  nierigen  Massen,  zuweilen  in  dünnen,  nadeligen 
Stalaktiten  eingewachsen  in  Kalkspath. 

#  {0001) oB  vollkommen,  {0112)  — '^1%R  unvollkommen,  Br.  der 
derben  Partien  oft  sehr  feinkörnig  und  dicht.  Spröde.  H.  =  3 — 4, 
G.  =  5,6 — 5,8.  Mgl.,  undurchs.,  auf  frischem  Br.  licht  bleigrau,  aber 
schnell  dunkel  bleigrau  bis  schwarz  anlaufend,  gleiches  gilt  vom  Strich. 

Gediegen  Arsen,  oft  mit  Ag,  Fe,  Sb,  Bi,  Co,  Ni  und  Au.  — 
V.  d.  L.  verflüchtigt  es  sich  mit  weissem,  jedoch  von  der  Flamme  leicht 
vertreibbarem  Beschlag  und  mit  knoblauchartigem  Geruch. 

Findet  sich  auf  Erzgängen  neben  Silber-  und  Kobalterzen,  St.An- 
dreasberg,  Erzgebirge  (Schneeberg,  Johann-Georgenstadt,  Marienberg,  Frei- 
berg,  Joachimsthal  etc.),  Fribram  in  Böhmen,  Wittichen  im  Schwarzwald, 
Marhirch  in  den  Vogesen,  Kongsberg;  Chile  mehrorts. 

Arsenolamprit.  (Arsenglanz,  Hypotyphit),  eine  zweite  Modification  von  As. 
Krystallsystem  (?),  bildet  stenglig-blätterige  Aggregate  und  erinnert  durch  seine 
vollkommene  #,  seinen  starken  Mgl.  und  seine  bleigraue  Farbe  an  Molybdänglanz, 
in  derberen  Stücken  auch  an  Bleiglanz.  H.  =  2,  G.  =  5,3 — 5,5.  Beschlägt  sich  mit 
Realgar  und  Auripigment.  Enthält  Bi  und  S.  Brennt  v.  d.  L.  auf  Kohle  entzündet 
von  selbst  fort.    Grube  Palmbaum  bei  Marienberg  im  Erzgebirge ;  Gopiapö  in  Chile. 

Antimon.    Sb. 

Hexagonal,  rhomboedrisch-hemiedr.  a:c  =  l'  1,3236  (Laspeykes). 
X  X  selten,  mit  würfeligem  oder  tafeligem  Habitus,  scheinbar  einfach,  aber 
durchweg  Vierlings-  und  Sechslingskrystalle  der  Combination  {1011) -\-B 
mit  87 «7',  (1014)  +  ^!iB,  {0001)oB,  wobei  {0112)-^l2B  als  Zw.-Fläche 
dient.  —  Gewöhnlich  in  derben,  späthigkörnigen  und  blätterigen  Massen, 
eingesprengt,  zuweilen  nierenformig.     _ 

_  #    {0001) oB    vollkommen,    {0221) -'2B    deutlich;     gleitet    nach 
{0112) -^ItB.    Br.  uneben.    Spröde.    H.  =  3-3 V»,  G.  =  6,6-6,7.    Mgl., 


280  I-  Kl.   Elemente.    2.  Abtfa.   Metalloide. 

undurchs.  Farbe  zinn weiss,  zuweilen  gelblichbraun  oder  graulich  an- 
gelaufen.    Str.  bleigrau,  schwach  metallisch  schimmernd. 

Enthält  zuweilen  etwas  Ag,  As  oder  Fe.  —  V.  d.  L.  leicht  schmelz- 
bar, fäxbt  die  R.-F.  bläulichgrün  und  beschlägt  die  Eohle  weiss.  Die 
erstarrende  Schmelzkugel  überzieht  sich  mit  weissen  glänzenden  X  X  ^oi^ 
SbgOg.  —  In  Königswasser  löslich,  die  Lösung  wird  durch  Wasser 
getrübt. 

Nicht  häufig.  Vorkommen  auf  Erzgängen,  gewöhnlich  neben  A3Ui' 
monit  und  in  Begleitung  von  Ag-  und  As-Mineralien.  St  Andreasberg, 
Pribram,  Allemont,  Sola  in  Schweden,  Sarawak  auf  Bomeo,  Queens- 
land, Canada.  —  Aehnlich:  Antimonarsen,  Antimonsilber. 

Allemontit  (Antimonarsen).  Isomorphe  Mischang  von  Sb  und  As,  wobei 
bald  Sb,  bald  As  an  Menge  vorwiegt.  In  nierenförmigen ,  derben  Massen  von 
krummschaliger  oder  feinkörniger  Structur,  die  in  Farbe  und  Glanz  dem  Antimon 
gleichen.    H.  =  3 — 4,  6.  =  6,2.    Allemont,  St.  Andreasberg,  Pribram,  Califomien. 

Wismuth.    Bi. 

Hexagonal,  rhomboedr.-hemiedrisch.  a  :  c  =  1  :  1^3036  (ö.  Rose). 
XX  selten  (Schneeberg),  mit  würfeligem  Habitus.  {1011) +R  mit  87^  iO\ 
{0001) oB,  {0221) -2R.  Zw.  nach  {0112) -^hB.  Gestrickt,  baumfSrmig, 
federartig,  in  Plätteben  und  Blechen  oder  derb  in  blätterigen  und 
körnigen  Aggregaten.  _ 

#  {0001) oB  vollkommen,  deutlich  nach  {0221)— 2B;  gleitet  nach 
{0112)  —  V»  jR.  Spröde,  aber  schneidbar,  jedoch  nicht  dehnbar.  H.  =  2 — 2  V , 
ö.  =  9,7 — 9,8.  Mgl.,  undurchs.,  röthl.  silberweiss,  oft  bunt  anlaufend. 
Str.  bleigrau,  metallisch  schimmernd.     Stark  diamagnetisch. 

Enthält  Spuren  von  As,  S,  Te.  —  Schmilzt  sehr  leicht  (bei  ca. 
265  ^,  daher  zu  leicht  schmelzbaren  Legirungen  verwendet),  v.  d.  L.  voU- 
ständig  flüchtig,  heiss  ein  orangegelber,  kalt  citronengelber  Beschlag  auf 
Kohle.  Aus  salpetersaurer  Lösung  durch  viel  Wasser  als  weisser  Nieder- 
schlag gefällt. 

Nicht  häufig;  besonders  gern  auf  silberhaltigen  Kobaltgängen, 
namentlich  des  Gneissgebirges.  Speiskobalt,  Kobaltglanz  und  Wismuth- 
glänz  sind  gewöhnliche  Begleiter;  gern  auch  auf  Zinnerzgängen.  Im 
Erzgebirge  Schneeberg,  Annaberg,  Johann-Georgenstadt ,  Joachifnsthal : 
zu  Altenberg  im  Zinnstockwerk.  Im  Schwarzwalde  von  Witticlien  und 
Schapbach;  bei  Bieber  in  Hessen.  Modum  in  Norwegen,  Bisperg  und 
Broddbo  in  Schweden.  Comwall.  Tazna  und  Illampa  in  Bolivien. 
Tasmanien  und  Neu-Südwales.  —  Auch  bei  Hasserode  im  Harz  vorge- 
kommen. —  Aehnliche  Mineralien  cfr.  Rothnickelkies. 

T  e  1 1  u  r  Te.  Hexagonal,  rhomboedr.-hemiedrisch.  a  :  c  =  1 : 1,8298  (G.  Rosb).  — 
XX   selten,  mit  prismatischem  Habitus,  {0001)oR  und  {10lO)ooR,  (1011)-{-Rmi 


I.  El.   Elemente.    3.  Abth.   Metalle.  281 

86  *  57'.  —  Derb  und  eingesprengt.  —  #  ooR  vollkommen,  oR  unTollkommen,  spröde, 
aber  Bchneidbar;  H.  =  2—3,  G.  =  6,1— 6,3.  Mgl.,  zinnweiss.  Enthält  etwas  Fe  und  Au, 
schmilzt  V.  d.  L.  leicht,  förbt  die  Flamme  grün,  raucht  stark  und  giebt  einen  weissen 
Beschlag;  farblose  Tropfen  in  der  einseitig  offenen  Glasröhre.  Sehr  selten,  Begleiter 
des  Goldes  auf  Gängen.  Grube  Zalathna  in  Siebenbürgen,  auf  mehreren  Gruben  in 
Colorado,  z.  B.  Red  Gloud-Grube  in  Califomien. 

Selentellur  (TeSe).  Derb  mit  prismatischer  #.  Spröd.  H.  2.  Schwänlich- 
grau.     Str.  schwarz.    Mgl.,  undurchs.    Honduras. 

3.  Abtheilung.     Metalle. 

Regulär,  holoedrisch;  ausgezeichnet  durch  hohes  specifisches  Gewicht,  durch 
hakigen  Bruch  und  Geschmeidigkeit,  in  Folge  dessen  Spaltbarkeit  nur  selten,  z.  B. 
beim  Eisen  beobachtet  wird.  Ein  Tbeil  wird  seiner  sonstigen  Eigenschaften  wegen 
als  Edelmetalle  bezeichnet. 

Isomorphe  Gruppe  der  geschmeidigen  Schwermetalle. 
Gold.    Au. 

Regulär,  holoedrisch.  —  XX  (Verespatak,  Barberton,  Victoria  etc.), 
gewöhnlich  verzerrt  und  nicht  glattflächig.  (111)0,  (100)  ocOoo,  (110)ooO 
allein  oder  in  Gombination  unter  sich  bezw.  mit  (211)  W2,  (210)oo02, 
(311)303.  Häufig  zu  skeletartigen ,  baumartigen,  traubigen  Gruppen 
Torwachsen.  Zw.  nach  (111)0,  häufig  wiederholt  und  reihen-  oder  feder- 
artig gruppirt;  dabei  verkürzen  sich  die  Individuen  in  der  Richtung  der 
Zw.-Axe  und  werden  nach  der  Zw.-Fläche  plattig.  —  Zumeist  jedoch 
derb,  ein-  und  aufgewachsen,  eingesprengt  und  als  Anflug,  sowie  sehr 
häufig  lose.  In  unregelmässigen  oder  ellipsoidischen,  löcherigen  Klum- 
pen^) und  Körnern,  in  zerhackten,  traubigen,  gestrickten,  draht-  und 
moosförmigen  Partien;   in  Platten,   Blechen,  Schuppen  und  Schüppchen. 

Br.  hakig,  sehr  dehnbar,  lässt  sich  vom  Hammer  zu  Plättchen 
treiben,  was  ein  sehr  wichtiges  Kennzeichen  abgiebt.  H.  ==  2^« — 3, 
Q.  ==  15,6 — 19,3;  reines  geschmolzenes  Gold  19,28.  Mgl.,  in  dünner 
Schicht  grün  durchscheinend;  gold-  bis  messinggelb,  auch  speis-  und 
lichtgelb.     Str.  metallglänzend,  goldfarben.     Greift  sich  warm  an. 

Au  mit  stetem  Gehalt  an  Ag  (2 — 20 >  und  darüber),  daneben 
wohl  etwas  Fe,  Cu,  Bi  etc.  Das  lichtere,  25—28^^0  Ag  enthaltende  G. 
heisst  Electrum  (von  Verespatak  in  Siebenbürgen,  Schlangenberg  im 
Altai  u.  a.  0.),  selten  enthält  es  Pd  (Palladiumgold  oder  Porpezit 

')  Die  Qoldklumpen  (nuggets)  entstammen  den  Seifen  und  haben  z.  Th.  be- 
trächtliches Gewicht.  Die  grössten  Goldfunde  sind  der  Reihe  nach:  1.  Goldfand  von 
Chile,  yertreten  auf  der  Londoner  Ausstellung  1851  im  Gewicht  von  153,16  kg; 
2.-6.  5  Goldfunde  von  1858  in  Victoria  83,95,  68,80,  68,40,  54,46,  50,87  kg;  7.  Neu- 
Südwales  1851  von  39,81  kg;  8.  ebendaher,  gab  nach  dem  Ausschmelzen  36,86  kg; 
9.  Ural  1842  von  36,04  kg;  10.  Califomien  35,63  kg;  11.  Sibirien  (Spasao-Preobra- 
shenekische  Wäscherei)  1898  von  30,40  kg.  —  Nr.  9  u.  11  sind  nicht  eingeschmolzen 
und  werden  im  St.  Petersburger  Berginstitut  aufbewahrt. 


282  I-  Kl.   Elemente.    3.  Abtb.   Metalle. 

von  Porpez  in  Brasilien),  sowie  Rh  (Rhodiumgold  oder  Rhodit  Ton 
Mexico).  —  V.  d.  L.  leicht  schmelzbar,  beigemengtes  Ag  trübt  die  Phos- 
phorsalzperle; in  Königswasser  unter  Abscheidung  von  AgCl  löslich;  lös- 
lich auch  in  Ghlorgas,  worauf  sich  der  Plattnerprocess  gründet,  und  in 
fein  vertheiltem  Zustande  in  Cyankalium  (Gyanidprocess).  Wird  Tom 
Quecksilber  zu  Amalgam  gelöst. 

Wichtigstes  Golderz;  gegen  das  Vorkommen-  als  ged.  Gold  treten 
die  wefiigen  und  seltenen  sonstigen  Goldmineralien  und  die  goldhaltigen 
Kiese,  Fahlerze,  Silbererze,  Bleiglanze  etc.  zurück.  Verbreitung  ausser- 
ordentlich weit,  wenn  auch  oft  nur  in  Spuren.  Die  intensive  und  hastigf 
Geiüinnung  erschöpft  die  Lagerstätten  sehr  bald,  sodass  di^  Länder  alter 
Cultur  nur  noch  arm  daran  sind. 

Arten  des  Vorkommens.  G.  als  edles  und  leicht  redticirbares 
Metall  findet  sich  nicht  bloss  am  Ausgehenden  seiner  Lagerstätten,  son- 
dern auch  in  grösseren  Tiefen.  Doch  hat  man  überall  die  Erfahrung 
gemacht,  duss  in  der  Tiefe  eine  Vermehrung  der  goldhaltigen  Kiese  und 
Sulfide  auf  Kosten  des  ged.  Goldes  eintritt.  Daher  die  häufige  Ver- 
armung der  Gruben  nach  unten  und  die  Abhängigkeit  der  Gewinnungs- 
processe  von  der  Tiefe.  —  Es  lassen  sich  2  Hauptarten  des  Vorkommens 
unterscheiden: 

1.  Seifengold  (Waschgold),  die  Form,  in  der  das  Gold  zuerst 
die  Aufmerksamkeit  erregt.  Begleiter  sind  die  gewöhnlichen  Seifenmine- 
ralien, tele  Quarz,  Korund,  Zirkon,  Spinell,  Granat,  Gyanit,  Magnetit, 
gelegentlich  Platin  und  Diamant.  Hierher  gehören  nicht  nur  die  Allu- 
vlonen  der  heutigen  Thalniederungen,  sondern,  wie  in  Califomien  und 
Australien,  auch  hochgelegene,  z.  Th.  von  Basalten  überdeckte  Fluss- 
schotter tertiären  Alters.  Reiche  Fundorte  sind  die  Seifen  von  Califomien. 
neuerdings  von  Alaska  im  Gebiet  des  Yukon-Flusses  (Klondyke),  in 
Columbia,  von  Australien,  von  Sibirien  etc.;  in  spärlicher  Menge  ist  r.v 
enthalten  in  den  Sanden  des  Rheins,  der  Fdder,  schlesischer  und  anderer 
deutscher  Flüsse.  —  Das  G.  der  Seifen  muss  sich  z.  Th.  aus  Lösungen 
und  coficretlonär  abgeschieden  haben,  worauf  die  eigenthümliehe  löcherig* 
Form  und  die  Grösse  vieler  Funde  hinweist. 

2.  Berggold.  Abgesehen  von  dem  G,,  das  in  vereinzelten  Fünkchen  ein- 
gesprengt in  manchen  Eruptivgesteinen,  in  Graniten  und  Dioriten  des  Urals, 
In  Andesiten  Siebenbürgens,  gelegentlich  in  Serpentin  und  auf  Kieslager- 
stätten (Rammeisberg,  Fahlun,  Huelva)  vorkommt,  findet  sich  G.  primär : 

a)  Auf  Gängen  und  Trümmern  in  allen  Formatlmten,  namentlich 
aber  in  krystallinlschen  und  paläozoischen  Schiefem  und  in  Eruptlr- 
gestelnen  des  verschiedensten  Alters  und  der  verschiedensteti  Art.  Quarz 
von  eigenthümllchem  Aussehen  ist  die  nie  fehlende  Gangart,  gewöhnliche 
Begleiter  sind  Schivefel-  und  Arsenkiese,  häufig  Silbererze,  auch  Bleiglanz 


J.  K].   Elemente.    3.  Abth.   Metalle.  283 

und  Äntimonit  und  an  einzelnen  charakteristischen  Fundorten  Tellur- 
tnineralien,  sowie  Manganspath.  Wichtige  Gewinnungsgebiete  sind  die 
Contactgänge  Galifomiens,  der  Gomstock-lode  in  Nevada,  die  Gänge  von 
Mexico,  des  Murehisondistricts  und  von  Coolgardie  in  Westaustralien,  die 
JBallarat'Goldfelder  in  Victoria,  ebenda  die  merkwürdigen  Lagergänge 
von  Bendigo  und  die  seltsame,  an  Mächtigkeit  unübertroffene  Lagerstätte 
des  Mt.  Morgan  in  Queensland.  Ferner  die  Gänge  des  Barbertondistricts 
in  Transvaal,  von  Beresowsk  im  Ural  und  die  mit  tertiären  Eruptiv- 
gesteinen (Grünsteintrachyten)  verknüpften  Gänge  Ungarns:  Golddreieck 
Siebenbürgens  (Bräd,  Boicza,  Nagydg,  Verespatak,  Offenbänya),  im  Berg- 
bejsirk  von  Nagybänya  und  von  Schemnitz-Kremnitz ,  analog  von  de$' 
Nordküste  von  Celebes. 

b)  Flötzartig  in  Sandsteinen  und  Conglomeraten,  Dahin  das  gross- 
artigste  und  über  eitlen  grossen  Flächenraum  ausgedehnte  muldenartige 
Vorkommen  vom  Witwatersrand  in  Transvaal  (Johannesburg),  wo  zahl- 
reiche Conglomeratflötze  von  wenigen  Centimetem  bis  mehreren  Metern 
Mächtigkeit  mit  Sandsteinen  paläozoischen  Alters  tvechsellagern  und  im 
Bindemittel  der  Quarzkiesel  und  auf  deren  Ha^rklüften  ged,  Gold  enthalten. 

c)  Auf  Goldquarzlagem  und  Linsen  in  krystallinischen  und  paläo- 
zoischen Schiefem.  Atlantische  Staaten  Nordamerikas  (Georgia,  Carolina), 
goldführende  Itakolumite  Brasiliens,  Heinzenberg  in  Tirol,  rheinisches, 
thüringisches  und  schlesisches  Schiefergebirge. 

Die  Gesamtproduction  des  G.  in  1897  betrug  359000  kg  Bobgold.  Daran 
waren  betheiligt  die  Vereinigten  Staaten  incl.  Alaska  mit  ca.  25^0»  Australien  und 
Transvaal  je  mit  ca.207of  Russland  und  Sibirien  mit  ca.  15  Vo-  Der  Rest  von  20^0 
entfiel  auf  die  Übrigen  Länder,  namentlich  auf  Mexico,  Indien,  China,  Columbia. 
Canada,  Brasilien.  —  In  1901  betrug  die  Gesamt  ausbeute  398500  kg,  wovon  die  Yer. 
Staaten  mit  Alaska  307of  Australien  29^0,  Russland  incl.  Sibirien,  sowie  Canada  je  fast 
10^0,  dagegen  Transvaal  nicht  ganz  2^0  lieferten.  —  In  Europa  ist  Siebenbürgen  das 
wichtigste  Goldgebiet;  es  producirte  zusammen  mit  dem  übrigen  Ungarn  1901  3270  kg. 
Wesentlich  aus  fremden  Erzen  erzeugt  Deutschland  jährlich  ca.  2500  kg. 

Aehnlich  alle  goldgelben  Mineralien  wie  Pyrit,  Kupferkies  etc.,  aber  stets 
leicht  erkennbar  an  der  Hämmerabrkeit. 

8Uber.    Ag. 

Regulär,  holoedrisch.  —  XX  (besonders  schön  von  Kongsberg)  vor- 
herrschend {100)ooOoo,  daneben  {111)0,  (110) ogO,  {210)cyd02  etc.,  einfach 
oder  in  Gombination,  gewöhnlich  verzerrt  und  Erystalläächen  oft  facet- 
tirt.  Zw.  nach  {111)0,  auch  in  Form  eingelagerter  Lamellen.  Nach 
der  Zw.-Fläche  unter  Verkürzung  der  Individuen  oft  plattenartig  ver- 
breitert. Dendritische  und  federartige  Oruppirung,  wobei  rechtwinklige 
Abzweigungen  auf  Parallel-,  solche  unter  60^  auf  Zwillingsverwachsung 
zurückzuführen  sind.  —  Zumeist  derb,  in  Nestern,  eingesprengt,  als  An- 
flug; in  Blechen,  Platten,  gerundeten,  löcherigen,   auch  zackigen  Klum- 


284  I-  Kl.   Elemente.    3.  Abth.  Metalle. 

pen ;  femer  strähnig,  zalmartig,  gekrümmt  und  in  einander  verschlungen, 
moos-  und  haarartig.  Pseudomorphosen  nach  Silberglanz,  Rothgültig 
und  Sprödglaserz. 

Br.  hakig,  sehr  dehnbar.  H.  =  2^2— 3,  G.  =  10 — 12,  gegossen 
10,478,  gehämmert  10,6.  Mgl.,  in  dünner  Schicht  blau  durchscheinend. 
Silbervf eiss ,  gewöhnlich  aber  gelblich,  braun,  grau  und  schwarz  an- 
gelaufen.    Str.  metallglänzend,  silberweiss. 

Ag,  doch  gewöhnlich  mit  Beimischung  von  Au;  das  güldische 
Silber  von  Kongsberg  enthält  bis  zu  28 ^/o  Au;  femer  von  Cu,  Hg, 
Fe,  Pt,  As,  Sb.  —  V.  d.  L.  leicht  schmelzbar,  in  Salpetersäure  und  oon- 
centrirter  Schwefelsäure  löslich. 

Nicht  selten  auf  Silbererzgängeti  neben  Silber-,  Blei-  und  Arsen- 
mineralien  und  Kalkspath,  Quarz,  Schwerspath,  Flussspath  als  Gang- 
arten; besonders  am  Ausgehenden,  aber  auch  eingesprengt  und  nesterartig 
in  der  Tiefe.  Die  reichen  und  Aufsehen  erregendeti  Funde,  wie  sie  im 
16.  Jahrhundert  im  Erzgebirge  (Freiberg,  Schneeberg,  Marienbet^g,  Annfi- 
berg),  später  in  Peru,  Chile,  Mexico,  in  den  Vereinigten  Staatefi  gemacht 
worden  sind,  gehören  fast  alle  dem  „eisernen  Hut"  an.  Fundorte  und 
nähere  Angaben  über  das  Vorkommen  des  S.  siehe  beim  Rothgültig;  be- 
sondere Erwähnung  verdient  an  dieser  Stelle  nur  Kongsberg  in  Nor- 
wegen seiner  schönen  Krystalle  wegen.  —  Sonst  noch  als  Begleiter  auf 
Goldquarzgängen  und  des  gediegenen  Kupfers  auf  dessen  Lagerstätten 
am  Lake  Superior.  —  Nicht  auf  Seifenlagerstätten. 

Das  Vorkommen  am  Lake  Superior,  sowie  Pseudomorphosen  nach  Silberglanz. 
RotbgQltig  und  Sprödglaserz  werden  in  genetischer  Hinsicht  von  Bedeutung.  —  Von 
ähnlichen  silberweissen  Mineralien,  wie  Antimonsilber  etc.  durch  seine  Hämmerbar- 
keit leicht  unterschieden. 

Totalproduction  an  Silber  in  1897  rund  S'/z  Millionen  kg,  woran  die  Vereinigten 
Staaten  und  Mexico  jo  mit  ca.  307o>  Australien  mit  10%,  Bolivien  und  Deutsch- 
land (z.  Th.  fremde  Erze)  je  mit  ca.  87«»  Spanien  und  Chile  je  mit  ca.  2 — 3Vo 
participirten.  1901  betrug  bei  gleicher  Gesamtproduction  die  Betheiligung  der  Ver. 
Staaten  347o,  von  Mexico  30**/o,  von  Südamerika  (Bolivien,  Peru,  Chile)  147©»  Austra- 
lien 6%,  Spanien  und  Deutschland  je  3^0. 

Quecksilber.    Hg. 

Regulär,  holoedrisch.  —  Wird  bei  — 40^  fest  und  krystellisirt 
dann  in  Oktaedern.  —  Findet  sich  in  winzigen  Tropfen  auf  Zinnober, 
seltener  in  grösserer  Menge  (Quarzgeoden  von  Galifomien);  zuweilen 
bringen  es  die  Quellen  ans  Tageslicht. 

G.  =  13,5 — 13,6.  Zinnweiss,  leichter  oxydirbare  Beimengungen 
bilden  eine  graue  Haut.     Mgl.,  siedet  bei  357  ^. 

Enthält  gewöhnlich  etwas  Ag.  ■—  V.  d.  L.  leicht  verflüchtigt. 

Sehr  untergeordnet  auf  Zinnoberlagerstätten:  Idria,  Almadai. 
Moschellandsberg   in  der  liheinpfalz,  Avala  in  Serbien,   San   Jose   in 


I.  El.  Elemente.    8.  Abib.   Metalle.  285 

Califomien,  Huancavelica  in  Peru.  MerTcaoürdig  und  durch  menschliches 
Zuthun  zu  erklärest  das  Vorkommen  in  ganz  jugendlichen  Ablagerungen, 
jgr.  B,  im  diluvialen  Lehm  von  Sülbeck  bei  Lüneburg  und  anderswo,  — 
Production  an  Quecksilber  siehe  unter  Zinnober. 

Amalgam.    (Hg,Ag). 

Regulär,  holoedrisch.  —  Plächenreiche  XX  von  Moscheilandsberg 
mit  vorherrschendem  (IIÖ)  oc/)  und  {211)202^  uniiergeordnet  (111)0^ 
{100)ocOoo  und  (310)od03  etc.  -r-  Sonst  eingesprengt  in  Körnern,  Platten 
und  als  Anflug.  —  Spröde;  H.  =  3—3  ^,2,  G.  =  13,7—14,1.  Mgl.,  silberweiss. 

Hg  und  Ag  in  wechselnden  Verhältnissen  (25 — 36  ®;o  Ag).  Hinter- 
lässt  V.  d.  L.  ein  Silberkorn. 

Selten  auf  Zinnoberlagerstätten:  Moschellandsberg ,  AInmdrn  — 
gelegentlich  auch  ander sivo,  Friedrichssegen  bei  Oberlahnstein,  Szlana  in 
Ungarn,  Chaharcillo  in  Chile, 

Arquerit,  ein  Amalgam  mit  86,5 — 95^0  Ag;  gleicbt  dem  gediegenen  Silber. 
Arqueros  bei  Coquimbo  in  Chile;  Britisch  Columbien,  Kongsberg  (Kongsbergit, 
9570  Ag). 

Goldamalgam  enthält  neben  einigen  Procent  Ag  ca.  40 7o  -^u:  zerdrück- 
bar, auch  flüssig.    Auf  Pt-Seifen  Columbiens;  in  Califomien. 

Blei  Pb,  künstlich  regulär  krystallisirend ,  in  der  Natur  nur  in  Form  von 
Blechen,  Platten  und  Körnern,  haar-  und  drahtförmig  vorkommend,  eingesprengt  und 
lose.  H.  =  IV2»  G.  =  11,4.  Bleigrau,  schwärzlich  angelaufen.  —  Nur  wenige  Fundorte 
sind  verbürgt,  dahin  */2  cm  dicke  Bleche  aus  manganreichen  Eisenerzlagern  von  Pajs- 
berg  und  Nordmarken  in  Schweden,  lose  Körner  aus  den  Goldseifen  Siebenbürgens, 
vom  Ural  und  Altai. 

Gediegen  Zinn  wird  angegeben  als  mit  Gold  zusammen  vorkommend  von 
Miask  und  Guyana,  mit  Wismuthspath  von  Guanajuato  in  Mexico. 

Zink  Zn.  Hexagonal  (rhomboedrisch?).  Natürliches  Vorkommen  zweifelhaft; 
soll  in  Victoria  auf  Drusen  eines  Basaltes,  in  Neu-Südwales  und  in  Neuseeland  als 
GerOll   vorgekommen  sein. 

Kopfer.    Gu. 

Regulär,  holoedrisch.  —  X  X  (schön  vom  oberen  See,  Bogoslowsk) 
(111)0,  {100)odOoo,  (110)odO,  daneben  (210)oo02,  (311)303,  einfach  und  in 
Combination,  gewöhnlich  sehr  stark  verzerrt  und  uneben.  Zw.  nach  flll)0, 
häufig  skeletartige  oder  ästige  Formen  bildend.  —  Zumeist  derb  und 
eingesprengt,  als  Anflug,  dendritisch,  rooos-  und  eisblumenartig,  in 
Blechen,  Platten,  Körnern  und  Klumpen ;  vereinzelt  als  OeröU ;  in  seltenen 
Pseudomorphosen  nach  Kalkspath,  Aragonit  und  Cuprit. 

Br.  hakig,  sehr  dehnbar.  H.  =  2^« — 3,  G.  =  8,5 — 9  (gegossen 
8,83,  gewalzt  8,95).  Mgl.,  in  dünner  Schicht  grün  durchscheinend. 
Kupferroth,  oberflächlich  dunkler  angelaufen  und  häufig  mit  braunen, 
schwarzen,  grünen  und  blauen  Verwitterungsrinden  überzogen;  Str. 
metallglänzend,  kupferroth. 

Enthält  gewöhnlich  keine  oder  nur  geringe  Beimengungen  von  Ag, 


286  I-  Kl.   Elemente.    3.  Abth.   MeUlle. 

Bi  etc.  —  V.  d.  L.  schmilzt  es  leicht  und  bedeckt  sich  mit  schwarzem  Oxyd. 
In  Säuren  leicht  löslich,  die  Lösung  wird  durch  Ammoniak  tief  blau  gefärbt 
Kupfer  reducirt  sich  leicht  aus  seinen  Lösungen  und  ist  daher  ein 
weit  verbreitetes,  wenn  auch  nur  selten  massenhaft  auftretendes  Mineral 
auf  Kupfererzla^erstätten  aller  Art  und  in  deren  Nebengestein.  So  er- 
scheint  Kupfer,  vielfach  als  jugendliche  Bildung,  auf  den  Gängen  im 
Siegenschen,  bei  Rheiftbreitbach ,  in  Comwall,  vielorts  in  Südamerika, 
Wallaroo  in  Australien;  auf  den  Gontactlagerstätteti  des  Banats  (Szaszka 
und  Moldowa),  auf  Klüften  und  im  Nebengestein  von  Kieslagem  (Fahlun. 
Provinz  Huelva),  auf  Schichtenfugen  und  Klüften  der  Kupfersandsteine  im 
Gouvernement  Perm  und  in  besonders  grosser  Masse  zu  Corocoro  in  Bolivien. 

—  Unter  den  selbständigen  Lagerstätten  des  ged.  Kupfers  holen  die- 
jenigen  der  Keweenaw-Halbinsel  des  Lake  Superior  eine  ausserordentliche 
technische  Bedeutung.  An  präcambrische  Eruptivgesteine  geknüpft,  tritt 
hier  das  Kupfer  neben  ged.  Silber,  Kalkspath,  Quarz,  Prehnit  und  ver^ 
schiedenen  Zeolithen  theils  auf  echten  Gängen,  theils  als  Ccfnent  einer 
Quarzporphyrbreccie ,  als  Ausfüllung  der  Blasenräume  eines  Melaphyr- 
mandelsteins  oder  auf  der  Grenze  des  letzteren  mit  zwischengelagerten 
Sandsteinen  auf.  Von  Staub-  bis  Schrotkomgrösse  findet  es  sich  hier 
bis  zu  MOfSsen  von  eifier  halben  Million  Kilogramm  und  darüber.  Die 
Hauptgruben  sind  gegenwärtig  die  Calumet  und  HeklorMine^  die  Tama- 
rack'Mitie  und  die  Peninsular-Mine  im  Portagedistrict.  —  Selbständig 
erscheint  nicht  selten  Kupfer  nesterartig  im  Thon,  so  in  grösserer  Masse 
mit  Malachit  bei  Bogoslowsk  und  Nischne-Tagilsk. 

Totalprodiiction  an  Kapfer  in  1901  ca.  582000  t,  davon  die  Yer.  Staaten, 
namentlich  Montana,  Michigan,  Arizona  mehr  als  50Voi  Spanien  und  Portugal, 
namentlich  Rio  Tinto  ca.  10  >,  Australien,  Chile  und  Mexico  (Boleo)  je  ca.  6  °/o,  Japan 
ca.  57o  und  Deutschland  (Mansfeld)  ca.  47«  lieferten. 

Eisen.     Tellurisches  Eisen.     Fe. 

Regulär.  —  XX  nicht  bekannt,  doch  ist  aus  der  Form  des  künst- 
lichen und  des  meteorischen  Eisens  auf  das  reguläre  System  zu  schliessen. 

—  Derb,  eingesprengt,  in  Körnern,  Schüppchen,  Platten  und  Klumpen. 

#  {100)ocOoo  vollkommen;  Br.  hakig,  dehnbar.  H.  =  4*/» — 6, 
G.  =  7,88  (rein).  Mgl.,  glänzender  Str.  Stahlgrau  bis  eisenschwarz; 
magnetisch. 

Fe,  mit  Beimischung  von  C,  Cu,  Pb,  auch  Ni.  —  V.  d.  L.  un- 
schmelzbar; in  den  gewöhnlichen  Säuren  löslich. 

Vorkommen  selten  und  zumeist  ztveifelhaft.  Als  staubförmige  Im- 
prägnation in  Basalten,  durch  die  elektrolytische  Ausfällung  winziger 
Kupfermengen  aus  Kupfervitriol  nachweisbar.  Als  besondere  Fundarte, 
an  denen  das  Mineral  jedoch  nur  in  geringster  Menge  vorkommt,  werden 
angegeben:  Laven  der  Auvergne,  Schwefelkiesknollen  im  Keuperkcdkstein 


I.  EL   Elemente.    3.  Abtfa.   Metalle.  287 

van  Mühlhausen  in  Thüringen,  im  Plänerkalk  zu  ChoUen  in  Böhmen; 
dagegen  in  verschiedenster  Beziehung  besonders  hemerkenswerih  die  grossen, 
z.  Th.  Hunderte  von  Centnem  schweren  Klumpen  von  Omfak  auf  der 
Insel  Disho  an  der  Westküste  Grönlands,  Dieselben  sind  in  Basalt  ein- 
gebettet, enthalten  C,  Ni,  Co,  S  und  P  und  wurden  anfänglich  von 
NoRDENSKiöLD  für  mcteorischen  Ursprungs  angesehen. 

Meteorisches  Eisen,  häafig  f&r  sich  als  Eisenmeteorit  in  derben, 
löcherigen  Massen  und  Klumpen,  oder  eingesprengt  in  Steinmeteoriten.  Es  enthält 
fast  stets  Ni  in  Mengen  bis  207«  ^n^  darüber,  aber  nicht  in  gleichmässiger  Yer* 
theilung,  sondern  lamellar  angereichert.  Die  Lamellen  sind  nach  den  Oktaeder- 
flachen  angeordoet,  durchkreuzen  sich  und  bedingen  einen  feinschaligen  Aufbau,  der 
beim  Aetzen  mehr  oder  minder  deutlich  hervortritt  (Widmanstätten^sche  Figuren). 
Wegen  des  wechselnden  Ni- Gehaltes  dieser  Lamellen  und  der  zwischenliegenden 
Eisensubstanz  hat  man  unterschieden:  Kamazit,  Balkeneisen,  ist  nickel&rmer  und 
büdet  die  Lamellen,  Tftnit,  Bandeisen,  nickelreicher,  umsäumt  die  Lamellen  und 
Plessit,  Fülleisen,  setzt  die  Ausfüllung  zwischen  den  Lamellen  zusammen.  Ausser 
Ni  findet  sich  Co,  Cr,  Si,  S,  H,  namentlich  aber  noch  C  (als  Graphit,  vereinzelt  als 
Diamant  oder  gebunden  als  Kohlenstoffeisen:  Cohenit  und  Chalypit)  und  P. 
Ihrer  Fallzeit  nach  bekannte  Meteoreisen  sind  spärlich,  weit  reichlicher  die  aus  ihrer 
Beschaffenheit  als  meteorisch  zu  deutenden  Vorkommnisse.  Es  finden  sich  Klumpen 
von  bedeutender  Grösse  (170  Ctr.  am  Fluss  Bendegö  in  Brasilien,  ja  mehr  als  300  Ctr., 
Olumba  in  Peru).  Besonders  häufig  erwähnt  wird  das  sibirische  Pallaseisen,  das 
Eisen  von  Toluca  in  Mexico,  von  Braunau  in  Böhmen  (1845),  von  Hraschina  bei 
Agram  (1751). 

Nickeleisen  (Awaruit,  Josephinit,  Oktibbehit),  Legirung  von  Fe  mit  Ni. 
Aus  den  Olivingesteinen  Neuseelands,  von  Biella  in  Piemont  etc. 

Schreibersit,  besteht  aus  Fe,  Ni  und  P  in  schwankenden  Verhältnissen, 
z.  Th.  auf  die  Formel  Fe4Ni2P  führend,  bildet  zinnweisse  Blättchen,  namentlich  in 
manchen  nordamerikanischen  Meteoreisen  oder  als  Rhabdit,  feine  Nädelchen  im 
Eisen  von  Braunau  bildend. 

Isodimorphe  Ghuppe  der  PlatdnmetaUe. 

Die  Mineralien  dieser  Gruppe  krystallisiren  regulär  und  hexagonal,  doch  kennt 
man  nur  von  einem  derselben,  dem  Palladium,  beide  Formmodificationen ,  für  die 
ilbrigen  muss  die  Dimorphie  aus  den  isomorphen  Mischungen,  in  denen  die  einzelnen 
Crlieder  in  der  Natur  häufiger  als  im  reinen  Zustande  auftreten,  gefolgert  werden. 
Die  regulären  Glieder  sind  dehnbar  mit  hakigem  Bruch,  die  hexagonalen  spröde 
und  spaltbar. 

Regnl&re  Reihe  (holoedrisch).  Hexagonale  Reihe  (rhomboedr.-hemiedr.). 

Platin  Pt  Iridosmium  (Os,  Ir) 

Eisenplatin  (Pt,  Fe)  Osmiridium   (Ir,  Os) 

Platiniridium  (Pt,  Ir)  Allopalladium  Pd 
Iridium  (Ir,  Pt) 
Palladium  Pd 

Platin.    Pt. 

Regulär,  holoedriscli.  —  XX  selten;  {100)cxOoo,  vereinzelt  (111) Oy 
{110)ooO  und  verschiedene  Tetrakishexaeder.     Gewöhnlich  in  schuppigen 


I  a  :  c  = 


1  :  1,4105 


288  I-  Kl.  Elemente.    8.  Abth.   Metalle. 

oder  eckigen  Körnern,  in  löcherigen,  abgerollten  oder  unregelmassigen 
Klumpen  und  Klümpchen  wie  beim  Golde. 

Br.  hakig,  sehr  dehnbar.  H.  =  4 — 5,  G.  =  14 — 19;  reines,  künst- 
lich gewonnenes  Pt  21,5.  Mgl.,  stahlgrau  ins  Silberweisse ;  ebensolcher 
Str.     Zuweilen  polarmagnetisch. 

Pt,  jedoch  stets  mit  wesentlichen  Beimengungen  von  Fe  (4 — 19  ^o, 
sogen.  Eisenplatin)  und  den  sonstigen  Platinmetallen,  die  dem  natür- 
lichen Mineral  den  Namen  Polyzen  eintrugen.  Daneben  auch  etwas 
Cu  und  zuweilen  Au.  Das  an  Ir  reiche  Pt  unterscheidet  man  wohl  als 
Platiniridium.  —  Y.  d.  L.  unschmelzbar;  schmelzbar  im  Knallgas- 
gebläse und  schweissbar;  im  heissen  Königswasser  allein  löslich. 

Selten ,  eingesprengt  mit  Gold  auf  Qtmrzgängen  (Äntioquia  in  Co- 
lumbien)  oder  als  magmatische  Ausscheidung  mit  Ghromit  und  Serpentin 
aus  ursprünglichen  Olivingesteinen  (Nischne-Tagilsh,  Neu-Seeland).  Zu- 
meist lose  auf  Seifen,  herrührend  aus  Olivingesteinen,  neben  den  übrigen 
Platinmetallen,  ferner  neben  Gold,  Chromit,  gelegentlich  auch  Diamant  und 
den  sonstigen  Seifenmineralien,  Columbien,  Minas  Geraes  in  Brasilien,  die 
Antilleninsel  Santo  Domingo,  Californien,  Britisch  Columbien,  Bomeo, 
Namentlich  an  vielen  Fundorten  zu  beiden  Seiten  des  Urals,  so  auf  dessen 
Westseite  im  Bezirk  Nischne-Tagilsk  und  Bissersk,  auf  der  Ostseite 
Bogoslowsk,  Kuschwinsk,  Newjansk,  Miask  etc.  Als  Seltenheit  gefunden 
in  den  Bheinsanden,  in  den  Goldwäschen  von  Oldhpian  in  Siebenbürgen, 
in  den  französischen  Alpen  zu  St.  Aray,  in  Califomien  etc. 

Platin  wurde  zuerst  aufgefunden  1735  durch  Ulloa  in  den  Goldsanden  des 
Flusses  Pinto  in  Columbien  und  kam  1741  nach  Europa.  1822  wurde  es  am  Urul 
dessen  südlicher  Theil  zur  Zeit  das  wichtigrste  Productionsgebiet  ist,  entdeckt  und 
woher  Klumpen  von  8,38  und  9,62  kg  bekannt  sind.  Die  jährliche  Ausbeute  beträgt 
rund  6000  kg.    Als  Münzmetall  fand  Platin  von  1826—1844  in  Russland  Verwendung. 

Iridium  Ir.  Regulär.  Kleine  lose  X  X  sehr  selten,  {100)ooOcx)  mit  {111)0: 
kleine  runde  Kömchen.  4^  (100)  in  Spuren,  Br.  hakig.  Starker  Mgl.,  silberweiss. 
H.  :=  6—7,  G.  =  22,6—22,8.  —  Ir  mit  Pt,  Pd,  Cu.  Noch  strengflüssiger  als  Pt,  un- 
löslich in  Königswasser.  —  Das  seltenste  der  Pt-Mineralien.  Auf  Pt-  und  Goldseifen. 
Nischne-Tagilsk ,  Ava  in  Ostindien.  —  Das  internationale  Metermaass  zu  Paris  be- 
steht aus  9  Pt  +  llr. 

Palladium  Pd.  Regulär  und  rhomboedrisch.  Die  reguläre  dehnbare  Modi- 
fication  findet  sich  in  kleinen  losen  Körnern,  sehr  selten  in  X  X  t  niit  Pt  in  Brasilien, 
Santo  Domingo,  Ural.  Die  Farbe  ist  lichtstahJgrau,  H.=:4V2-5,  G.  =  11,3-11,8;  enthält 
etwas  Pt  und  Ir,  v.  d.  L.  unschmelzbar,  in  Salpetersäure  löslich.  —  Die  hexagonale 
spröde  Modification  (Allopalladium)  findet  sich  in  sehr  kleinen  sechsseitigen  Tafeln 
von  starkem  Glanz  auf  Trümmern  von  Bitterspath  im  Diabase  von  Tilkerode  am  Harz. 

Iridosmium (Sysserskit) und  Osmiridium  (Newjanskit) sind rhomboednsche 
Legirungen  von  Ir  und  Os  in  wechselnden  Verhältnissen,  mit  Beimischungen  von  Pt. 
Rh  und  Ru.  Sie  erscheinen  in  kleinen  tafeligen  X  X  i^ait  basischer  ^  und  H.  =  7. 
Das  erstere  ist  das  an  Ir  reichere  Mineral,  es  ist  bleig^u,  daher  Dunkles  Os- 
miridium, das  andere  ist  zinnweiss,  daher  Lichtes  Osmiridium.  Ural, Brasilien. 


II.  Klasse.     Sulfide  and  analoge  Yerbindnngen. 
Schwefel-»  Arsen-«  Antimon-«  Wismuth-«  Selen-  and  TeUar-Verbindongen. 

Dieser  Klasse  gehören  alle  sauerstofffreien  Verbindungen  der  Metalle  mit  S, 
As,  Sb,  Bi,  Se  nnd  Te  an.  Sie  sind  physikalisch  durchweg  durch  metallischen  erz- 
artigen  Habitus,  hohes  spec.  Gewicht  und  zumeist  auch  durch  Undurchsichtigkeit 
aasgezeichnet.  In  technischer  Hinsicht  bilden  sie  die  wichtigste  Mineralklasse  ^  da 
anter  ihnen  sich  die  hauptsächlichsten  Erze,  abgesehen  von  denen  des  Eisens,  Man- 
gans und  Zinns,  befinden.  —  Die  ältere,  den  äusseren  Habitus  allein  berücksich- 
tigende Eintheilung  in  Kiese,  Glänze  und  Blenden  hat  heute  insofern  noch  Werth, 
als  die  deutschen  Namen  damit  einigermassen  correspondiren  und  demnach  die 
Namensermittlung  erleichtert  wird. 

1.  Die  Kiese  haben  ausgeprägt  metallisches  Ansehen,  durchweg  lichte  Gha- 
rakterfarbe  (gelb,  röthlich,  aber  auch  weiss  und  lichtgrau),  dunklen  Strich,  relativ 
grosse  Härte  (5 — 6),  sind  nicht  spaltbar  und  in  der  Hauptsache  Verbindungen  von 
Fe.  z.  Th.  neben  Cu,  femer  von  Ni  und  Co  mit  S,  As  und  Sb. 

2.  Die  Glänze  besitzen  ebenfalls  deutlich  metallischen  Habitus,  haben  aber 
durchweg  graue  dunkle  Farben,  dunklen  Strich,  meist  geringe  Härte  (1—3),  sind 
milde  und  öfters  vollkommen  spaltbar.  In  der  Hauptsache  sind  es  Verbindungen 
von  Pb,  Ag,  Cu  mit  S,  Se  und  Te. 

3.  Die  Blenden  haben  nur  halbmetallischen  Habitus,  sind  in  dünner  Schicht 
durchsichtig  bis  durchscheinend,  manchmal  ohne  Gharakterfarbe ;  lichter  oder  ge- 
flbrbter,  kein  dunkler  Strich;  spaltbar,  spröde,  geringe  Härte  und  mannichfache  Zu- 
sammensetzung. 

Diesen  3  Gruppen  kann  man  füglicherweise  noch  anreihen: 

4.  Fahle,  metallischer  Habitus,  dunkelgraue  Farben,  schwarzer  Strich,  ge- 
ringe Härte,  nicht  spaltbar  und  spröde.  Chemisch  gehören  hierher  eine  Reihe  von 
Sulfosalzen. 

Für  die  nachfolgende  Aufzählung  bildet  die  chemische  Constitution  das  Ein- 
theilungsprincip. 

1.  Abtheilung.    Sulfide  etc.  der  Metalloide 

(sogen,  säurebildende  Sulfide;  Sulfosäuren). 

Die  hierher  gehörigen  Mineralien  sind  die  Sulfide  der  unter  Abtheilung  2  der 
Elemente  beschriebenen  Sprödmetalle.  Chemisch  sind  sie  dadurch  charakterisirt, 
dass  sie  in  den  Sulfosalzen  die  Rolle  des  Säurebestandtheils  spielen ,  daher  werden 
sie  wohl  kurz,  wenn  auch  nicht  präcis,  als  Sulfosäuren  bezeichnet. 

Bealgar.     Rauschroth.    Rothe  Arsenblende.     AsS  bezw.  As^Sj. 
Monoklin,  holoedrisch,    a  :  6  :  c  =  1,4403  : 1 :  0,9729.   ß  =  113 «  55' 

Klockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  19 


200  n.  El.   Sulfide.     1.  Abth.    Sulfosäuren. 

(Marionag).    Gute  und  grössere  XX  nicht  häufig  (Nagyag,  Felsöbanja), 
gewöhnlich    nur    klein    und    mit   kurz-,    auch    langsäuligem    Habitas, 
einzeln    aufgewachsen    oder    als    Druse.      Die    häufigsten    Formen  sind 
M={110)ooP  mit  740  26',    l  =  {210)ooP2  mit   113»  16'. 
Fig.  326.       r  =  i010)ooPoö,  P=(p01)oP,  n  =  {012)  ^tPoö,  s  =  {212)P2. 
P  :  n  =  156  ®  2'.    Die  Säulenflächen  sind  öfters  vertical  ge- 
streift. —  Derb,    dicht  oder  körnig,    eingesprengt,    öfters 
wie  angespritzt,  als  Anflug  und  hauchartiger  Ueberzug  auf 
y    •        V      Kalkspathflächen. 
xLi=^  #  nach  r  =  (010)ooPdö  und  l  =  {210)ooP2  ziemlich 

Yollk.,  aber  wenig  hervortretend  gegenüber  dem  muscheligen 
Br.,  milde.  H.  =  1  Vi— 2,  G.  =  3,4  bis  3,6.  Blendeartiger  Diamantgl.,  auf 
dem  Br.  starker  Fettgl.,  durchscheinend.  Morgenroth,  Farbe  ändert  sich 
am  Licht  und  das  Mineral  überzieht  sich  mit  gelblicher  Rinde  von  As^S^; 
Str.  orangegelb.  Doppelbr.  negativ,  A.-E.  parallel  der  Symmetrieebene. 
70,1  As,  29,9  S.  —  y.  d.  L.  leicht  schmelzend  und  mit  weisser 
Flamme  unter  starkem  As-Geruch  verbrennend;  liefert  im  Eölbchen  ein 
rothes  Sublimat;  in  Kalilauge  partiell  löslich. 

Namentlich  auf  Erzgängen,  aber  in  untergeordneter  Menge,  nehcu 
Antimonit,  Arsen-,  Blei-,  Silber-  und  Golderzen :  Nagyag,  Kapnik,  Felsö- 
bdnya;  auf  Scherbenkobalt  zu  Joachimsthal,  als  Anflug  auf  Kalkspath 
von  St.  Andreasberg,  als  punktförmige  rothe  Flecke  im  Antimanit  ron 
Wolfsberg  am  Harz.  Femer  mit  Auripigment  in  Thonen  von  Tajowa  bei 
Neusohl,  in  Phyllitten  von  Kresewo  in  Bosnien  und  Allchar  in  Mace- 
donien;  eingesprengt  in  den  Dolomiten  des  Binnenthals;  als  Sublimat 
am  Vesuv  und  an  der  Solfatara ;  als  Absatz  heisser  Quellen  im  Yellott' 
stone-Park. 

Entsteht  auch  als  zaf&lliges  Hüttenproduct  und  auf  brennenden  Braun-  und 
Sieinkohlenhalden.  Das  in  der  Malerei  und  Feuerwerkerei  verwendete  Raoschroth 
(Rubinschwefel,  Sandarach)  ist  zumeist  künstlich  zusammengeschmolzen  und  amorph. 
Wandelt  sich ,  dem  Licht  ausgesetzt ,  allmählich,  in  gelbes  pulveriges  Auripigment 
um.  —  Aehnliche  Mineralien  sind  Rothgültig  und  Zinnober,  eventuell  Rothbleierz, 
aber  durch  den  Strich  leicht  zu  unterscheiden. 

Auripigment.     Operment.    Rauschgelb.    Gelbe  Arsenblende.     As^S,. 

Rhombisch  holoedrisch  (?,  vielleicht  monoklin).  a  :  &  :  c  =  0^60304 
:  1 :  0,67427  (MoH^).  XX  selten  deutlich,  klein,  kurzsäulig,  oft  linsenförmig 
gekrümmt  und  zu  kugligen  Gruppen  vereinigt,  b  =  {010)ooPoo  durch  toII- 
kommenste  #  und  Perlmgl.  ausgezeichnet,  m^={110)ooP  mit  117^  49^, 
u  =  (120)  00P2  mit  79  ^  20',  0  =  (101)  Fdö  mit  83  «  87',  a  =  ilOO)ooPoö  und 
noch  einige  andere  Formen.  Auf  b  Horizontal-,  auf  m  und  u  Vertical- 
streifung.  —  Derb,  eingesprengt  und  in  Trümmern,  in  Spaltstücken,  in 


U.  Kl.   Sulfide.     1.  Abth.   Salfosäuren.  291 

blätterigen,  breitstengligen  Aggregaten,  in  schaligen  radialstrahligen 
Massen;  knollig,  traubig,  nierförmig;  in  mehligen  Anflügen  und  üeber- 
zQgen. 

#  nach  {010)ooPs6  sehr  vollkommen ;  auf  der  Spaltfläche  horizon- 
tale, auf  Oleitung  nach  {001)  oP  beruhende  Streifung.  Milde,  lässt  sich 
schneiden,  gemein  biegsam.  H.  =  1 V« — 2,  G.  =  3,4 — 3,5.  Blendeartiger 
Fettgl.,  auf  der  Spaltfläche  Perlmgl.  Durchscheinend,  citronengelb,  Str. 
gelb;  pleochroitisch.     A.-E.  parallel  {001) oP. 

61  As,  39  S.  —  Beim  Erhitzen  roth  werdend,  v.  d.  L.  wie  Realgar, 
giebt  aber  im  Kölbchen  ein  dunkelgelbes  Sublimat;  in  Kalilauge  völlig 
löslich. 

Geologisches  und  örtliches  Vorkommen  dasselbe  wie  hei  dem  häufigeren 
Realgar,  aus  dein  es  häufig  durch  Umwandlung  hervorgeht;  entsteht  auch 
hei  der  Verwitterung  von  Arsen,  Proustit,  Tennantit  oder  Enargit.  Kry- 
stalle  aus  den  Thonknollen  von  Tajowa  bei  Neusohl;  grössere  Massen  von 
Allchar  in  Macedonien  und  Julamerk  in  Kurdistan.  Wimige,  als  Di- 
morphin  bezeichnete  XX  va^*  ^^  Solfatara  in  den  phlegräischen  Feldern 
scheinen  nur  A,  zu  sein. 

Findet  künstlich  dargestellt  als  Malerfarbe  (Eönig^gelb)  Anwendung.  Das 
erdige  Pulver  &hnelt  Antimonocker. 

Antimonitgruppe. 

umfasst  die  Sesquisulfide  von  Sb  and  Bi,  welche  eine  isomorphe  Reihe  bilden. 
Rhombiaeb,  holoedrisch. 

Antimonglanz  Sb^Ss.         a  :  b  :  c  =  0,99257  :  1  :  1,01788 
Wismuthglanz  Bi^Ss  =    0,9679  :  1  :  0.985 

Selenwismuthglanz  Bi^CSeSJa-      =      ca.  1  :  1  :  ca.  1. 
Zeitweilig  hat  man  dieser  Gruppe  auch  das  analog  zusammengesetzte  Auri- 

pigment  angefügt,  dem  zwar  gleiche  Spaltung  und  Gleitung  zukommen,  das  aber 

doch  krystallographisch  und  sonst  sehr  verschieden  ist. 

Antimonglanz.     Antimonit.    Grauspiessglanz.    Stibnit.      SbjSg. 

Rhombisch,  holoedrisch.    a:b:c  =  0,99257 : 1 : 1,01788  (E.  S.  Dana 
an  Japan.  XX)-  —  XX  flächenreich,  nach  der  Verticalaxe  lang  gestreckt, 
dadurch  spiessig,  nadelig  werdend,  und  häufig  schwach  wellig 
gebogen,  sogar  stark  gekrümmt  und  gedreht.     Gut  ausge-         ^^"  ^  *' 
bildete  Enden,  entweder  von  spitzen  oder  stumpfen  Pyramiden 
gebildet,  fehlen  gewöhnlich,  überhaupt  sind  die  X  X  schlecht 
messbar.     m  =  {110)  ooP  (90^  26',   meist  vertical  gerieft), 
o=^{010)ooP^  (durch  #,  hohen   Glanz  und  häufig  auch 
durch  Querstreifung  ausgezeichnet),  p  =  {lli)P  (Mittelkante 
1100  38',    vordere    Polkante     109 «   120  t    b  =  (1J21)2P2, 


292  n.  El.   Salfide.     1.  Abth.    Salfoaäuren. 

s  =  (113)  ^3  P'  Selten  Zwillinge  (von  Felsöbänya  UDd  Eapnik)  nach 
{120)ooFi.  —  Strahlige,  nadelige  und  büschelige  Aggregate,  die  Nadeln 
zuweilen  verfilzt  (Federerz  z.  Tb.)  oder  sam metschwarze  kuglige  BQschel 
bildend,  derb  und  auch  ganz  dicht. 

#  nach  der  Längsfläcbe  o  sehr  vollkommen,  stark  glänzend,  setzt 
aber  zuweilen  in  Folge  von  Gleitung  treppenartig  ab,  wodurch  eine 
Querstreifung,  bezw.  Knickung  entsteht;  unvollkommen  nach  (100)oP 
und  (110)ooP;  Gleitfläche  (001)oP.  Br.  muschlig,  milde.  H.  =  2. 
G.  =  4,6 — 4,7.  Starker  Mgl.,  läuft  aber  matt  und  schwärzlich,  auch 
bunt  an.  Bleigrau,  im  Gontrast  jedoch  entschiedener  Stich  ins  Grün- 
liche; in  feinen  Fasern  und  Büscheln,  auch  matt  und  schwarz.  Str. 
dunkel  bleigrau. 

71,4  Sb,  28,6  S,  enthält  öfters  etwas  Au.  —  V.  d.  L.  mit  schwach 
grünlicher  Flamme  vollkommen  flüchtig,  Sb-Rauch  und  weisser  Be- 
schlag; schmilzt  schon  an  der  Lichtflamme;  von  concentrirter  Kali- 
lauge wird  das  Pulver  ockergelb  gefärbt  und  zum  grossen  Theil  ge- 
löst; aus  der  Lösung  durch  Salzsäure  in  orangefarbenen  Flocken  wieder 
gefällt. 

Wichtigstes  Antimonerz!  Auf  Gängen,  z.  Th,  in  Graniten  und 
Quarzpnrphyren ,  entweder  mit  Quarz  allein  oder  neben  anderen  Erzen. 
namentlich  Bleiglanz  und  Silbererzen,  mit  Schivefelkies ,  auch  wohl  mit 
Zinnober,  Schtverspath  ist  häufige  Gangart,  Auf  Zinnstein- und  Goldqtiarz- 
gängen,  Wolfsberg  im  Harz,  vielorts  im  sächsisch-böhmischen  Erzgebirge 
(Schneeberg,  Bräunsdorf  etc.),  Goldkronach  im  Fichtelgebirge,  —  Ti-ch- 
nisch  tvichtige  Vorliomnien  finden  sich  namentlich  in  Ungarn  (bei  Maguria 
im  Granit,  bei  Kremnitz  im  Andesit  und  goldhaltig,  bei  Felsöbänya  eben- 
falls im  Andesit  und  Schtverspathtafeln  diirchsjyiessend) ,  bei  Kosta'inik 
in  Serbien  in  Trachyten,  in  der  Auvergne^)  (Violay,  Neronde  etc.).  iif 
Toscana  (Pereta),  auf  Corsica  und  Sardinien  (Su  Suergiu),  bei  üporio 
in  Portugal  (goldhaltig),  Algier,  Kleinasien,  Bomeo,  Japan,  Mexico.  — 
Ferner  auf  Schichten  fugen  und  gangartig  in  Culniki  eselschiefem  von 
Arnsberg  in  Westfalen;  in  grossen  Blöcken  und  Gerollen,  eingebettet  in 
einem  schwarzen  Thon  am  Monte  Auto  in  Toscana.  Ausgezeichnete^  oft 
mehr  als  fussgrosse  XX  kamen  vor  Kurzem  von  Iclünokoiva  auf  der 
japanischen  Insel  Schikoku  aus  Gängen  in  krystallinen  Schiefem.  — 
Auch  künstlich. 

Metastibnit  färbt  EieselHinter  der  Steamboat  Spriogs  ziegelroth,  soll  die 
amorphe  rotbe  Modification  von  Sb^S^  sein. 

Aehnliche  Mineralien  sind  ausser  Wismuthglanz  die  sogen.  Bleispiessglanze, 
sehnig-strahliger  Bleiglanz  und  in  Pyrolusit  umgewandelter  Manganit. 


^)  Frankreich   mit  Corsica  und  Algier  ist  seit  1889   der  wichtigste  Antimon- 
producent.  1896.    6400  t  Antiinonerze,  d.  h.  nahezu  ganz  Antimonglanz. 


IT.  El.    Snifide.    1.  Abth.   Sulfosäuren.  293 

Durch  Verwitterung  bilden  sich  auf  dem  Antimonglanz  gelbe  rostartige  Flecke 
von  Antimonocker  und  die  weisse  diamantglänzende  Antimonblütbe.  Ein  anderes, 
selteneres  Umwandlungsmineral  desselben  und  seiner  isolirten  Stellung  im  System 
weg^en  hier  angeschlossen,  ist  die 

Antimonblende.  Rothspiessglanzerz.  Pyrostibit.  Kermes  der  Pharmacie. 
2  86283 ,  Sb^Og.  Monokline  nadelige  bis  haarförmige,  nach  einer  Richtung  gut 
spaltende  X  X  ohne  deutliche  Flächen ;  büschelig  und  radialstrahlig  gi-uppirt ;  ein- 
gesprengt. Kirschroth,  durchscheinend,  Diamantgl.  H.  =  1  — l*/«,  G.  =  4,5— 4,6. 
Auf  derbem  Antimonglanz  aufsitzend.  Bräunsdorf,  Pribram,  Bösing  in  Ungarn, 
Pereta  in  Toscana. 

Wismothglanz.     Bismuthln,  Bismutit  z.  Th.     Bi^Sg. 

Rhombisch,  holoedrisch,  a  :  6  :  c  =  0,9679  :  1  :  0,9850  (Gboth).  — 
In  allen  Beziehungen  (metallisches  Aussehen,  Spaltbarkeit  etc.)  dem  Anti- 
monglanz zum  Verwechseln  ähnlich.  Ausgebildete,  stark  längs  gestreifte 
und  vertical  gestreifte  XX  selten,  meist  nur  strahlige,  blätterige  und 
kömigspäthige  Aggregate;  derb  oder  eingesprengt. 

#  {010)ooP^  sehr  vollkommen,  milde,  Farbe  bleigrau  bis  zinn- 
weiss,  gewöhnlich  etwas  lichter  grau  als  beim  Antimonit  und  auch  mehr 
zum  bunten,  namentlich  gelblichen  Anlaufen  geneigt.  Starker  Mgl. 
H.  =  2,  G.  =  6,4—6,6.     Thermoelektrisch. 

81,2  Bi,  18,8  S.  Schmilzt  v.  d.  L.  unter  Kochen  und  Spritzen 
in  der  R.-P. ,  giebt  auf  Kohle  ein  Wismuthkorn  und  einen  citronen- 
gelben  Beschlag,  der  zum  Unterschied  vom  Bleibeschlag  mit  pulverisirtem 
Jodkalium  sich  roth  färbt.  In  heisser  Salpetersäure  leicht  löslich,  die 
Lösung  trübt  sich  bei  Wasserzusatz. 

Weit  seltener  als  Antimonglanz!  Besonders  auf  Zinnerzgängen, 
Sächsisch-böhmisches  Erzgebirge  (Schneeberg,  Altenberg,  Joacimnsthal) , 
(lornwall  (Redruth),  Neu-Südivales,  Queensland,  In  grösserer  Menge  auf 
den  Silber-Zinn-Wismiähgängen  der  bolivianischen  Hochfläche,  —  Auf 
den  Contactlagerstätten  des  Banats  (Rezbanya  und  Moravicza), 

Wismuthglanz  überzieht  sich  bei  der  Verwitterung  mit  erdigem,  gelbem  Wis- 
muthocker Sb203.  —  Bolivit,  ein  schmutzig  weisses  Zersetzungsproduct  auf  boli- 
vianischen Erzen,  ist  wahrscheinlich  nur  ein  mechanisches  Gemenge  von  Bi-^^  und 
Bi-iOa-  —  Hinsichtlich  ähnlicher  Mineralien  cfr.  Antimonglanz. 

Selenwismuthglanz.  Guanajuatit,  Frenzelit.  Bi2(SeS)3  ist  ein  Wismuth- 
glanz, in  dem  der  grössere  Theil  S  durch  Se  ersetzt  ist ;  rhombisch  in  nadeligen  X  X  > 
meist  aber  in  feinstrahligen ,  späthigen  und  dichten  Aggregaten  vom  Aussehen  des 
Wismnthglanzes.  Guanajuato  in  Mexico.  Von  demselben  Fundort  auch  das  als 
Silaonit  bezeichnete  derbe  Gemenge  von  Selenwismuthglanz  mit  ged.  Wismuth. 

Tellurwismut  h.  Tetradymit  Bi2Te3.  Hexagonal,  rhomboedrisch  hemi" 
edrisch.  Messbare  X  X  ^on  Schubkau  bei  Schemnitz,  bilden  cyclische  Vierlinge  nach 
(0112) — V«R»  daher  der  Name  Tetradymit,  sonst  nur  in  blätterigen  Aggregaten. 
#  (0001) oR  vollkommen,  milde.  H.  -  1 V2— 2,  färbt  auf  Papier  ab,  G.  =  7,2-7,9. 
Licht  bleigran,  auf  frischer  Spaltfläche  starker  Mgl.,  sonst  matt  und  dunkler  ange- 
laufen. —  Chem.  Zus.  veränderlich  und  noch   nicht  sicher  erkannt;   Tetradymit 


294  n.  El.   Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobasen. 

von  Schabkau  führt  auf  die  Formel  Bi2Te'2S,  Joseit  BisTe(S  Se)  aus  BrasiUen  und 
Grünlingit  Bi4S3Te  aus  Cum berland  sind  reicher  an  Bi,  der  ungarische  P i l s e n i t 
(Wehrlit  z.  Tb.)  Bi3Te2  ebenfalls,  kann  daneben  noch  Ag  enthalten.  V.  d.  L.  die  Beaoüon 
von  Bi  und  Te,  schmilzt  leicht  Selten,  charakteristischer  Begleiter  mancher  Gold- 
vorkommnisse, so  auf  den  Gold  führenden  Gängen  Ungarns,  von  Schubkau,  Deutsch- 
Pilsen,  Bezbanya  und  Cziklova,  yon  Colorado  und  Montana;  auf  den  Goldqnaizli&geni 
der  Appalachen  (Dahlonega  in  Georgia,  Nord-Carolina  etc.). 

Molybdänglanz.    Moiybd&nit.  MoS,. 

Hexagonal.  a:  c  =  1\  1^9077  (Brown).  XX  selten,  schleckt  aus- 
gebildet in  flachen  sechsseitigen  Tafeln,  an  einzelnen  Fundorten  auch 
tonnenförmige  Combination  von  Bipyramiden  und  Prisma,  so  an  den 
grossen  XX  ^on  Renfrew  in  Ganada.  —  Zumeist  derb  und  eingesprengt 
in  krummblätterigen,  seltener  feinkörnigen  Aggregaten. 

#  basisch  sehr  vollkommen ;  milde,  in  dünnen  Blättchen  sehr  bieg- 
sam, aber  nicht  elastisch;  fühlt  sich  fettig  an  und  färbt  ab.  H.  =  1— IV* 
G.  =  4,7 — 4,8.  Starker  Mgl.,  bleigrau  mit  schwachem  Stich  ins  Bdth- 
liche.  Str.  dunkelgrau,  verrieben  und  im  Gontrast  mit  Bleifederstrich 
etwas  schmutzig  olivenfarbig. 

59,9  Mo,  40,1  S.  —  V.  d.  L.  unschmelzbar,  färbt  die  Flamme  zeisig- 
grün; auf  Kohle  im  gepulverten  Zustand  weisser  Beschlag;  in  der 
offenen  Glasröhre  abgeröstet,  bildet  sich  SO,  und  ein  blassgelbes  kryst. 
Sublimat  M0O3;  verpufft  auf  Platinblech  mit  Salpeter  lebhaft  Wird 
von  Salpetersäure  unter  Bildung  eines  weissen  oder  grauen  Rückstandes 
zersetzt. 

Wichtigstes  Molybdänmineral,  vielorts,  aber  nirgends  in  grosser 
Masse  verbreitet.  Auf  Zinnsteingängen  im  sächsisch-böhmischen  Erz- 
gebirge (Altenberg,  Zinnwald,  Schlackenwald),  in  Comwall,  Tasmanien. 
NeU'Siidwales  etc.  Auf  granitischen,  syenitischen  und  Quarzgängen  in 
Graniten  und  Gneissen  oder  darin  eingesprengt :  Lomnitz  bei  Hirschberg 
im  Riesengebirge,  Skandinavien  und  Finland,  Nertschinsk  und  Miash 
Grönland,  atlantische  Staaten  Nordamerikas,  Canada.  Vereinzelt  im 
metamorphischen  körnigefi  Kalkstein  und  Granatfels,  Auerbach  an  der 
Bergstrasse.  —  Atich  künstlich. 

Findet  neuerdings  Anwendung  zur  Darstellung  von  Molybdänstabl.  —  Leicht 
mit  Graphit  zu  verwechseln. 


2.  Abtheilung.    Sulfide  etc.  der  Metalle. 

(sogen,  basenbildende  Sulfide;  Sulfobasen). 

Schwefel-  und  analoge  Verbindungen  der  in  Abth.  3  bei  den  Elementen  be- 
schriebenen Metalle;  sie  bilden  den  basischen  Bestandtheü  der  Sulfosalze. 


IL  El   Sulfide.    2.  Abth.  Sulfobasen. 


295 


Sulfide  der  Blei«  und  Enpfergrappe. 

Sulfide  etc.  von  Pb,  Ca,  Ag»  Hg«  Au. 


Bleiglanz-Eupferglanzgrappe. 

Typische  Formel  CU2S,  also  SulfÜre,  wobei  Cu^  ausser  durch  Ag2  und  Au^ 
darch  Pb  ersetzt  werden  kann.  2  isodimorphe  Reihen :  die  Bleiglanzreihe  regulär, 
holoedrisch  und  die  Kupferglanzreihe  rhombisch  holoedrisch.  Am  auffälligsten 
tritt  die  Dimorphie  an  der  Substanz  Cu^S  hervor,  die  in  künstlichen  X  X  regulär,  als 
Kupferglanz  rhombisch  kiystallisirt ;  bei  den  übrigen  Gliedern  ergiebt  sich  die  Dimorphie 
meist  erst  aus  den  isomorphen  Mischungen.  Die  wichtigsten  Glieder  sind  in  folgender 
Uebersicht  zusammengestellt. 


PbS 

PbSe 

PbTe 

Gu^S 

CujSe 

(CuAg)2S 

(CuAg)2Se 

AgjS 

Ag2Se 

Ag2Te 

(AgAu)2Te 

Ag^Sb 

Au^Bi 


Bleiglanzrelhe  (regulär). 
Bleiglanz 

Clausthalit,  Selenblei 
Altait,  Tellurblei 


Jalpait 

Eukairit 

Silberglanz 

Naumannit,  Selensiiber 

Hessit,  Tellursilber 

Petzit,  Tellurgoldsilber 


Knpferglanzreihe  (rhombisch). 


Kupferglanz 
Selenkupfer 
Stromeyerit,Silberkupferglanz 


Tellursilber 

Diskrasit,  Antimonsilber 
Maldonit,  Wismuthgold. 


a)  Bleiglanzrelhe.    Regulär,  holoedrisch. 


Fig.  328. 


Fig.  329. 


Bleiglanz.     Galenit.    PbS. 

Begulär,  holoedrisch.  —  XX  zumeist  aufgewachsen,  öfters  schön  aus- 
gebildet (Neudorf  im  Harz  u.  a.  0.),  und  nicht  selten  von  beträchtlicher 
Grösse.  Hauptsächlich  h  =  (lOÖ)  ocOoo  und  0  =  (111)0^  ftlr  sich  oder  in 
Combination  mit  einander;  daneben  d  =  {110)ooO  und  das  Triakisoktaeder 
{2^)^),  femer  {211)202,  (331)30  u.  a. 
Die  Flächen  oft  gekrümmt  und  facettirt, 
an  den  Kanten  zuweilen  abgerundet,  wie  ge- 
flossen; oscillirendes  Auftreten  von  (221)20 
erzeugt  Kerbung  der  Würfelkanten ;  sonst 
noch  zerfressene,  zellige  Gestalten.  Zw.  nach 
(111)0  häufig,  meist  als  Penetrationszw. 
zweier    ungleich    grosser  Individuen,    mit 

du)  oder  (211)  als  Verwachsungsfläche  und  nicht  selten  tafeliger  Ver- 
breiterung von  (111).  Derbe  Spaltstücke  zeigen  auch  wohl  Zwillings- 
streifung  in  Folge  eingeschalteter  Lamellen  nach  (441)40,  bezw.  (311)303. 


296  n.  Kl.   Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobasen. 

—  Derb  und  eingesprengt,  als  Anflug  und  Harnisch,  in  späthigen, 
kömigen,  striemigen,  oft  sehr  feinkörnigen  Aggregaten  (Bleischweif); 
auch  traubig,  stalaktitisch,  gestrickt,  mulmig,  pulverig,  selten  faserig; 
in  Pseudomorphosen  und  als  Versteinerungsmedium. 

#  {100) ooOoo  sehr  y ollkommen;  nach  {111)0  Tollkommen,  aber 
nur  selten  und  an  wenigen  Fundorten  zu  beobachten.  Gleitung  nach 
(110)odO  (?).  Müde.  H.  =  21/»,  G.  =  7,3—7,6:  Sehr  starker  Mgl.,  be- 
sonders auf  den  Spaltflächen,  sonst  aber  auch  matt  angelaufen.  Bleigrau, 
mit  Stich  ins  Röthliche  namentlich  im  Contrast.     Str.  graulich  schwarz. 

86,6  Pb  und  13,4  S  mit  geringer  Beimengung  von  Fe,  Zn,  Sb  und 
Ag.  Der  Ag-Gehalt,  gewöhnlich  nur  zwischen  0,05 — 0,l®/o,  stellenweise 
fast  l^/o  betragend,  macht  den  Bleiglanz  wegen  seines  massenhaften  Vor- 
kommens zu  dem  praktisch  wichtigsten  Silbererze.  —  V.  d.  L.  verknistemd, 
beschlägt  die  Kohle  grünlichgelb  und  liefert  nach  dem  Verflüchtigen  des 
S  ein  Bleikom,  das  nach  dem  Abtreiben  ein  kleines  Silberkom  zurflck- 
lässt.  —  In  Salpetersäure  löslich  unter  Abscheidung  von  S  und  PbSO^; 
die  Lösung  giebt  mit  HCl  einen  weissen,  in  heissem  Wasser  wieder  lös- 
lichen Niederschlag  von  PbCla« 

Wichtigstes  und  häufigstes  Bleierz!  1,  Auf  Gängefi ,  zufneist  im 
älteren  Schiefer-  und  Grauwackengebirge  und  in  krystalUnischen  Schiefem, 
hegleitet  vofi  Zinkblende^  Kupferkies,  Boumonit,  Quarz,  Kalkspath, 
Baryt  etc,  zugleich  mit  grösserem  Ag-Gehalt.  Erzrevier  des  Oberharzes, 
der  Gegend  von  Neudorf  am  Harz,  im  Siegenschen  und  Gonderbaeh  bei 
Laasphe,  Holzappeier  Gangzug,  Freiberg,  Pribram;  z,  Th,  im  Granit  auf- 
setzend in  den  tvichtigen  Erzrevieren  von  Linares  und  La  Carolina  in 
Spanien  etc. ;  2,  auf  metasomatischen  Lagerstätten,  als  Verdrängung  wie 
als  Kluft-  und  Hohlraumausfiillung  von  Kalksteinen  und  Dolomiten  in 
Gesellschaft  von  Blende,  Galmei  und  Brauneisen,  silberarm.  Acwhen  z.  Th., 
Iserlohn,  Lintorf,  Oberschlesien,  Bleiberg  und  Raibl  in  Kärnten,  Derbp- 
shire  und  Cumberland,  Mte,  Poni  auf  Sardinien,  Sierra  Nevada  in 
Spanien,  Tunaberg  in  Schweden,  Bleiglanzregion  am  oberen  Mississippi, 
Missouri,  Leadville  in  Colorado;  3.  in  rundlichen  Concretumen  und  als 
Bindemittel  von  Sandsteinen,  so  im  Buntsandstein  von  Commem  und 
Mechernich;  4.  fahlbandartig,  in  Linsen  und  Ladern  fieben  Blende, 
Schwefel-  und  Kupferkies  in  krystallinen  und  paläozoischen  Schiefem. 
Ammeberg  in  Schweden,  Rammeisberg  am  Harz.  —  Gelegentlich  als  Ver- 
steinerungsmaterial.    Künstlich  leicht  zu  erhalten. 

Am  Ausgehenden  von  Lagerstätten  des  Bleiglanzes  finden  sich  Umwandlungs- 
prodacte  desselben:  Weissbleierz,  Bleivitriol,  Pyromorphit,  Mimetesit,  Phosgenit 
Auf  Hüttenwerken  häufig  sehr  schöne  skeletartige  Würfel  sublimirten  Bleiglanzes. 

Bleischweif,  sehr  dichter  Bleiglanz,  daher  ohne  Spaltbarkeit  mit  schim- 
merndem muschligem  Bruch,  bleigrau  und  Sb-reich.  —  Glasurerz,   reiner,  Ag- 


II.  Kl.   Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobasen.  297 


freier  oder  armer  Bleiglanz,  dient  zum  Glasiren  von  Töpferwaaren.  —  Blaublei- 
erz. PseudomorphoBen  von  Bleiglanz  nach  Pyromorphit.  Bemkastel,  Zschopau  bei 
Freiberg,  Rezbanya,  Comwall,  Bretagne.  —  Steinmannit.  Bleiglanz,  reich  an 
Einmengungen ,  in  ganz  kleinen  Oktaedern  oder  in  kleinen  traubigen  Partien. 
PHbram.  —  Johnstonit  (Ueberschwefelblei).  Mulmiges  Zersetzungsproduct  des 
Bleiglanzes  mit  freiem  S;  brennt  an  der  Kerzenflamme.    Mttsen;  Duften. 

Guproplumbit  (PbCu^jS  von  Chile  und  Alisonit  (Gu2Pb)S  von  Coquimbo 
(Mina  grande),  beides  derbe  bleiglanzähnliche  Massen,  sind  anscheinend  isomorphe 
Ififlcbungen  von  PbS  und  Cu^S  von  blei-  resp.  blaugrauer  Farbe,  derb;  andere 
«Kupferbleiglanze*  wohl  nur  Gemenge. 

Glausthalit.  Selenblei.  PbSe.  Derb,  eingesprengt;  vom  Aussehen  des 
derben  Bleiglanzes.  Mild,  H.  =  2\^— 3,  G.  =  7,6—8,8.  Zus.  72,4  Pb,  27,6  Se,  aber 
Ag-  und  zuweilen  Co-haltig  (Selenkobaltblei,  von  der  alten  Grube  Lorenz  bei 
Clausthal).  Se-Reaction.  Auf  Kalkspathtrümmem  in  mit  Diabas  verbundenen  Roth- 
eisensteinlagem  zu  Lerbach,  Zorge  und  Tilkerode  im  Harz;  am  Cerro  de  Cacheuta 
in  Argentinien. 

Lerbachit.  Selenquecksilberblei.  (HgPb)Se,  dunkelbleigrau  mit  hexaedri- 
scher  #,  von  Lerbach  und  Tilkerode  im  Harz,  ist  wahrscheinlich  nur  ein  Gemenge 
von  Selenblei  und  Selenquecksilber. 

Zorgit.  Selenkupferblei,  ist  ebenfalls  wohl  nichts  anderes  als  ein  Gemenge 
von  Selenblei  mit  Selenknpfer ;  bleigrau,  derb,  mild,  mit  dem  vorigen  zusammen  bei 
Zorge  und  Tilkerode. 

Altait.  Tellurblei.  PbTe.  Derb,  #  der  Kömchen  nach  (lOO)ooOc»,  un- 
vollkommen, Br.  muschlig,  sprOde.  H.  =  3— 37«»  G.  =  8,1— 8,2.  Zinnweiss  ins  Gelb- 
liche, gelb  anlaufend.  —  61,8  Pb,  38.2  Te  mit  etwas  Ag.  —  Altai  (Grube  Sawodinskoi), 
Califomien  (Grube  Stanislaus),  Colorado  (Red  Cloud- Grube),  Coquimbo.  —  Henry  it 
von  der  Red  Cloud-Grube  ist  ein  Gemenge  von  Tellurblei  mit  Eisenkies. 

Sllberglanz.     Glaserz.    Argentit.      AggS. 

Regulär,  holoedrisch.  XX  (Freiberg)  gewöhnlich  verzerrt,  mit  ge- 
bogenen Flächen  und  gerundeten  Kanten.  (iOO)ooOoo,  {111)0^  daneben 
(iiÖ)ooO  und  {211)202.  Zw.  nach  {111)0,  gewöhnlich  in  Durchdringung. 
—  Derb  und  eingesprengt,  zahn-  und  haarförmig,  domförmig  (sogen. 
Akanthit,  s.  unten),  gestrickt,  plattig,  pulverig,  russartig;  in  Pseudo- 
morphosen  nach  ged.  Silber  (daher  wohl  oftmals  die  gekrümmte,  zahn- 
artige Form)  und  Rothgültig. 

#  wird  nach  {100)odOoo  angegeben,  aber  nur  selten  wahrgenommen. 
Br.  kleinmuschlig.  Geschmeidig,  schneid-  und  prägbar  wie  Blei  (Weich- 
gewächs der  deutschen  Bergleute  Ungarns).  H.  =  2 — 2^»,  ö.  =  7,2 — 7,4. 
Auf  frischer  Schnittfläche  starker  Mgl.,  läuft  aber  bald  matt,  schwärzlich 
an  und  bedeckt  sich  mit  Silberschwärze,  d.  i.  schwarzes,  pulveriges  Ag^S. 
Dunkelbleigrau,  Str.  glänzend. 

87,1  Ag,  12,9  S.  —  V.  d.  L.  leicht  Silberkom.  In  conc.  Salpeter- 
säure unter  Abscheidung  von  Schwefel  löslich,  aus  der  Lösung  fallt  HCl 
weisses  Ghlorsilber  aus,  das  in  Ammoniak  löslich  ist. 

Wichtiges  Silbererz!     Auf  Silhererzgängen,  namentlich  in  krgstal- 


298  U.  Kl.   Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobasen. 

linischen  Schiefem,  Graniten  und  jungen  Eruptivgesteinen,  Freiberg  fw> 
Äusbeutmedaillen  daraus  geprägt  sind),  Schneeberg,  Annaberg,  Johann- 
Georgenstadt,  Joachimsthal;  Schemnitz,  Kremnitz,  Kongsberg,  grosse 
Massen  im  Comstock-lode  in  Nevada,  vielorts  in  Mexico  und  Südamerika, 
Als  „Bindemittel*^  im  Silbersandstein  von  Utah. 

Aehnlich:  Kupferglanz. 

Akantbit  von  Freiberg,  Annaberg,  Joachimsthal,  in  domigen  gpiessigen  XX 
auftretend,  ist  als  rhombische  Modification  von  Ag^S  gedeutet  worden,  stellt  aber 
jedenfalls  nur  verzerrte  X  X  des  Silberglanzes  dar,  mit  dem  er  auch  alle  phymkali- 
sehen  Eigenschaften  theilt. 

Jalpait,  ein  Cu-haltiger  Silberglanz  von  schwärzlich  bleigrauer  Farbe.  Jalps 
in  Mexico,  Chile.  —  Aguilarit,  ein  Se-haltiger  Silberglanz  Ag^CSeS)  in  eisen- 
schwarzen skeletartigen  Rhombendodekaedem  und  feinen  Nadeln  von  Guanajnato  in 
Mexico. 

Naumannit.  Selensilber.  Ag^Se,  fast  nur  derb,  aber  mit  hexaedriacher  #, 
geschmeidig,  stark  glänzend.  H.  =  2^1%,  6.  =  8.  Eisenschwarz.  —  Mit  Selenblei  von 
Tilkerode  im  Harz.  Am  Cerro  de  Cacheuta  in  Argentinien,  danach  Cacbentalt 
genannt. 

Eukairit  (CuAg>2Se  (=  CuAgSe).  Kleinkörnig  und  derb;  künstlich  in  Okta- 
edern ;  zeigt  anscheinend  hexaedrische  #,  milde.  43,1  Ag  und  25,3  Cu.  H.  =  2—3, 
G.  =  7,67.  Mgl.,  zinnweiss  ins  Graue.  In  Serpentin  eingesprengt  von  Skrikerum  in 
SmSland,  Copiapö  in  Chile,  Sierra  de  ümango  in  Argentinien. 

Hess  it.  Tellursilber.  Ag2Te.  XX  ▼om  Berge  Bot^s  bei  Zalatfana  in  ver- 
zerrten, stark  verlängerten  Würfeln,  aber  auch  in  anderen  Formen  des  reg.  Systems ; 
sonst  derb;  schneidbar,  daher  würfelige  #  selten  zu  beobachten.  H.  =  2Vsf  G.  =  8,3 
bis  9,0.  Bleigrau.  Enthält  zuweilen  etwas  Au  und  Pb.  Botes,  Nagyag  und  Bez* 
banja  in  Siebenbürgen,  Grube  Sawodinskoi  im  Altai,  Stanislaus-Grube  in  Califomien, 
Red  Cloud-Grube  in  Colorado,  Coquimbo  in  Chile.. 

Petzit,  ein  Tellursilber  mit  Au-Gehalt  (bis  26»  also  (AgAu)2Te.  Eisen- 
schwarz  mit  gleichem  Strich,  spröde.  Nagyag,  Stanislaus-  und  Golden  Rule-Gmbe 
in  Califomien,  mehrorts  in  Colorado.     Golderz! 

b)  Knpferglanzrelhe.    Rhombisch,  holoedrisch. 

Kupferglanz.     Kupferglas.    Chalkosin.     Chalkocit.    Redruthit.     Cu^S. 

Rhombisch,  holoedrisch.  a:b  :  c  =  0,5822  :  1  :  0,9701  (Miltner).  — 
X  X  (ßedruth  und  anderswo  in  Cornwall)  gewöhnlich  zu  Gruppen  vereinigt 
dicktafelig  oder  kurzsäulig,  mit  ausgeprägt  hexagonalem  Habitus  in  Folge 
charakteristischer  Winkel  und  Combinationen.  m  =  {110)ooP  mit  119®  35', 
b  =  {010)ooP^,  c  =  (OOiyoP;  daneben  z  =  {113)  VaP mit  65«  28'  an  der  Mit- 
telk.  und  e  =  {023yisP^  mit  65®  47'  etc.  Auf  der  Basis  und  den  Längs- 
domen Streifung  bis  grobe  Riefung  parallel  der  a-Axe.  Zw,  an  Comwaller 
XX  nach  mehreren  Gesetzen :  (1)  nach  m  =  (iiö)ooP,  häufig,  namentlich 
auch  Drillinge  unter  Wahrung  des  hexagonalen  Habitus;  die  Basis  der  In- 
dividuen fallt  in  eine  Ebene  und  ist  durch  Fiederstreifung  ausgezeichnet; 
(2)  nach  (:Zi^)V«P,  seltener;  die  Individuen  durchkreuzen  sich  unter  88^; 


IL  Kl.   Sulßde.    2.  Abtb.   Sulfobasen.  299 

(3)  sehr  selten  nach  {032yitP^  —  Gewöhnlich  nur  derb;  eingesprengt, 
in  Platten,  zuweilen  auch  in  Pseudomorphosen  (auch  selbst  umgewan- 
delt) und-  als  Versteinerungsmittel  (Frankenberger  Kornähren,  Ullmannia 
Bronni). 

Nicht  #  oder  doch  nur  sehr  unvollkommen  nach  {110)ooP.  Br. 
muschlig  bis  uneben;  milde.  H.  =  2^1» —3,  G.  =  5,5 — 5,8.  Auf  frischer 
Schnitt-  oder  Bruchfläche  starker  Mgl.,  läuft  aber  bald  matt  und  schwarz 
an;  XX  überziehen  sich  wohl  mit  einem  braunen  Pulver.  Dunkelblei- 
grau, in  Farbe  und  sonstiger  Beschaffenheit  dem  dunkeln  Fahlerz  ähn- 
lich, aber  milde.     Str.  glänzend. 

79,8  Gu,  20,2  S,  gewöhnlich  mit  etwas  Fe,  auch  wohl  mit  Ag.  — 
Schmilzt  V.  d.  L.  unter  Spritzen  zur  spröden  Kugel,  giebt  mit  Soda  leicht 
Cu-Kom ;  von  Salpetersäure  unter  Abscheidung  von  S  mit  grüner  Farbe 
gelöst. 

Seltener  als  Kupferkies  und  Fahler z,  in  deren  Gesellschaft  der 
Kupferglanz  sich  gewöhnlich  findet  y  immerhin  aber  eins  der  gemeineren 
Kupfererze;  Malachit  als  Verwitterungsproduct  gern  Begleiter.  Auf 
Gängen:  neben  Zinnstein  und  Buntkupfererz  vielorts  in  Comwall  und 
Devonshire,  von  wo  die  schönsten  XX  kommen;  im  Siegenschen,  bei  Frei- 
berg,  bei  Kupferberg-Rudelstadt  in  Schlesien,  Kapnik,  im  Banaty  Ural, 
Altai,  Bristol  in  Connecticut,  Butte  in  Montana  etc.  Als  Imprägnation, 
als  Ausscheidungen  und  als  Versteinerungsmittel,  gelegentlich  atich  wohl 
in  XX  i^  Kupferschiefer  von  Mansfeld,  Sangerhausen;  Frankenberg  in 
Hessen.  —  Auch  künstlich. 

Die  Substanz  des  Kupferglanzes  ist  dimorph;  künstlich  dargestellt,  aus  dem 
Schmelzfluss  und  bei  Hflttenprocessen  entstehen  leicht  reguläre  Oktaeder.  —  £. 
findet  sich  unter  den  Neubildungen  des  Römerbades  von  Plombidres.  Verwittert  zu 
Kupferindig,  Malachit  und  Lasur.  —  Von  Mineralien,  die  in  derbem  Zustand  dem  K. 
ähnlich  werden  können,  sind  zu  erwähnen :  dunkles  Fahlerz,  durch  Sprödigkeit  unter- 
schieden, Rothkupfererz,  Boumonit,  Silberglanz  und  die  v.  d.  L.  unschmelzbaren 
Eisenerze,  Eisenglanz,  Magneteisen  und  Chromeisen. 

Harrisit  von  der  Cantongrube  in  Georgia  besitzt  hexaedrische  4^  und  ist 
eine  Pseudomorphose  von  Kupferglanz  nach  Bleiglanz. 

Digenit  von  Chile  und  Sangerhausen  und  Carmenit  von  der  Insel  Carmen 
an  der  califomiBchen  Küste  sind  anscheinend  nur  Gemenge  von  Kupferglanz  CU2S 
mit  Kupferindig  CuS. 

Stromeyerit.  Silberkupferglanz.  (CuAg>2S.  Rhombische  XX  selten,  in 
Formen  und  Habitus  dem  Kupferglanz  ähnlich.  —  Meist  derb  und  eingesprengt. 
Br.  muschlig,  milde.  H.  =  2V'a— 3,  G.  =  6,2—6,3.  Starker  Mgl.,  dunkelbleigrau.  — 
53,1  Ag,  31,1  Cu.  Kupferberg* Rudelstadt  in  Schlesien,  Schlangenberg  im  Altai, 
Zacatecas  in  Mexico,  Chile  mehrorts. 

Berzelianit.  Selenkupfer.  Cu^Se  mit  etwas  Ag  und  Tl.  Derb,  in  dünnen 
dendritischen  Partien  und  pulverigen  Beschlägen;  zinnweiss,  schwarz  anlaufend,  ge- 


300  H-  Kl.   Sulfide.    2.  Abtii.   Sulfobasen. 

schmeidig.    Skrikeram  in  Smäland,  hier  yielfach  nur  als  Trabang  in  grobsp&thigem 
Kalkspath.    Lerbach  im  Oberharz. 

Crookesit  (GuTlAg)2Se,  ist  ein  Berzelianit  mit  höherem  Tl-  und  Ag-Gehalt 
derb  und  dicht ;  bleigrau ;  H.  =  2  V« — 8,  G.  =  6,90.    Skrikerum  in  Schweden. 

Anhangsweise  sind  hier  einige  Eupfermineralien  angefügt,  die  im  System 
isolirt  stehen  oder  bei  ihrer  derben  Beschaffenheit  nach  ihrer  chemischen  Zusammen- 
setzung noch  nicht  sicher  erkannt  sind. 

ü  mang  it.  CuaSe]  (=  Cu'^Se  +  CuSe).  Derb,  dicht,  sieht  aus  wie  Buntkupfer- 
erz.  H.  =  8,  G.  =  5,62.  Br.  feinkörnig ;  wenig  spröde.  Str.  schwarz.  Neben  Eukairit 
von  der  Sierra  de  Umango  im  nordwestlichen  Argentinien. 

Domeykit.  Arsenkupfer,  Weisskupfer.  CugAsC?!,? Cu).  Derb,  traubig,  spröd. 
H.  =  3-3V2»  G.  =  6,7— 7,8.  Zinn  weiss,  gelblich  oder  bunt  anlaufend.  Coquimbo 
und  Copiapö  in  Chile ;  am  Cerro  de  Paracatas  in  Mexico,  Portage  Lake  in  Michigan, 
Ontario  in  Canada;  aus  dem  Zwickauer  Porphyr.  —  Condurrit  aus  Comwall  wt 
wahrscheinlich  ein  zersetzter  Domeykit.  —  Orileyit  aus  Birma  scheint  ein  eisen- 
haltiger  Domeykit  zu  sein.  Stibiodomeykit  enthält  etwas  Sb  als  Vertreter  für  As. 
Mohawk-Grube  auf  der  Eeweenaw-Halbinsel. 

Mohawkit  (CuNiCo)3As  ist  ein  Domeykit,  dessen  Gu  z.  Tb.  durch  Ni  und  Co 
(insgesammt  bis  10  ^/o)  vertreten  wird ;  gleiches  Aussehen.  Sehr  spröde.  H.  =  3—4, 
G.  =  8,07.    Mohawk-Grube  auf  der  Keweenaw-Halbineel. 

Algodonit.    CugAs  mit  83,5  Cu.    Derb,    silberweiss  bis  stahlgrau.    H.  =  4,  • 
G.  =  6,9  -7,6.     Grube  Algodones  in  Chile. 

Whitneyit.  Cu9A8(88,4Cu).  Derb,  H- =  3— 4,  hämmerbar;  G.  =  8,3-8,7. 
Röthlich  silberweiss,  braun  und  schwarz  anlaufend;  geringer  Mgl.  Houghton  Co.  in 
Michigan,  Sonora  in  Mexico.  —  Darwinit  von  Potrero  Grande  (Copiapö)  in  Chile 
ist  Whitneyit. 

Horsfordit.  Antimonkupfer.  Cu68b(76Cu).  Derb  mit  starkem  Mgl.;  silber- 
weiss, leicht  anlaufend.  H.  =  4 — 5,  G.  =  8,812.  Spröde.  Lagerförmig  bei  Mytilene 
in  Kleinasien. 

Antimonsilbev.    Dlskrasit.    Ag^Sb. 

Rhombisch,  holoedr.  a:b:c  =  0,6775  : 1 :  0,6718 (Hausmann).  —  X  \ 
(St.  Andreasberg)  wenig  vollkommen  ausgebildet  und  schlecht  messbar,  mit 
säuligem,  pyramidalem  oder  plattigem  Habitus ;  in  Winkeln,  Gombinationen 
und  Zw. -Bildung  grosse  Annäherung  an  hexagonalen  Formen.  m  =  (110)ooP 
mit  ca.  120«,  b  =  (OlO)ooP^,  c  =  i001)0P,  y  =  {lll)P,  z=^{112ytP. 
p  =^{021)  2  Poo-  Auf  der  Basis  häufig  Streifung  parallel  der  a-Axe. 
Wohl  ausnahmslos  wiederholte  Zw.  nach  m=(110)ooP,  und  zwar  zumeist 
cyclische  nach  Art  der  Aragonitzw.,  auch  mit  eingelagerten  Zw.-Lamellen. 
Durch  die  Zw.-Bildung  kommen  stark  geriefte  und  gekrümmte  pseudo- 
hexagonale  Säulen  mit  Fieder-  oder  Fortificationszeichnung  auf  der  Basis, 
ferner  auch  scheinbare  hexagonale  Bipyramiden  nach  Art  des  Witherits 
zu  Stande.  —  Derb,  eingesprengt  in  späthigen  Körnern,  femer  in  Plat- 
ten und  Blechen  mit  federartig  gestreifter  Oberfläche,  in  Knollen  und 
als  Anflug. 

#  (011)  P^  vollkommen,  weniger  nach  (001) OP;  spröde.    Br.  un- 


II.  Kl.   Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobasen.  301 

eben.  H.  =  3^;2,  G.  =  9,4 — 10.  Silberweiss,  stark  glänzend,  aber  äusser- 
lich  zumeist  grau  bis  schwarz,  zuweilen  goldigbraun  angelaufen. 

Cbem.  Zus.  selbst  an  verschiedenen  Stellen  desselben  Erystalls 
schwankend  zwischen  AggSb  mit  64,3  Ag  und  Ag^gSb  mit  94  Ag,  so- 
dass die  Formel  und  systematische  Stellung  zweifelhaft  bleibt  Die  Ver- 
bindung AggSb  von  der  Silver  Islet-Grube,  Lake  Superior,  Ganada,  hat 
man  alsAnimikit  bezeichnet.  —  V.  d.  L.  auf  Kohle  leicht  schmelzend, 
Sb-Beschlag  imd  schliesslich  Ag-Eorn  liefernd. 

Auf  Silbererzgängen  in  Gesellschaft  von  Antimon-  und  Arsen- 
mineralien.  Bei  St,  AndrecLsherg  eins  der  gewöhnlichsten  Silbererjsey  hier 
stecken  zuiveilen  pseudohexagonale  Bipyramiden  des  Antimonsilbers  als 
Kern  in  schaligem  ScherbenJcobalt ;  zu  Wolfa^h  im  Schwarzwald  ^  Mar- 
hirch  in  den  Vogesen,  Guadalcanal  in  Spanien,  Chanarcillo  in  Chile,  — 
Kiinstlieh. 

Aebnlich:  ged.  Antimon,  Silber. 

Anhangsweise  folgen  hier  einige  in  ihrer  Selbstständigkeit  und  chemischen  Zu- 
sammensetzung noch  nicht  sichergestellte  Silbermineralien. 

Arsensilber.  AggAs  (?).  In  dünnen  silberglänzenden  Lagen  im  schalig 
nierigen  Arsen;  behält  im  Gegensatz  zu  diesem  seinen  Mgl.,  auch  kleine  nadelige 
Stalaktiten  in  Kalkspath.  Enthält  Fe  und  Sb  und  wird  auch  als  Gemenge  von 
Diskrasit  mit  Arsen  bezw.  Arsenkies  angesehen.  St.  Andreasberg.  Kleine  nadelige 
X  X»  fraglich  von  Freiberg,  sind  Arsenargentit  genannt.  Chile  mehrorts,  dar- 
unter das  Vorkommen  von  Chanarcillo  als  Chanarcillit  bezeichnet.  Huntilith 
heisst  das  Vorkommen  von  der  Silber  Islet-Grube,  Lake  Superior,  Canada. 

Chilenit.  Wismuthsilber.  Ag^^Bi  (?).  Derb  und  dicht,  silberweiss,  starker 
Mgl.,  gelblich  anlaufend.  Geschmeidig.  Wechselnder  Ag-Gehalt  zwischen  60  und 
86%.    Grube  San  Antonio  del  Potrero  Grande  in  Copiapö,  Chile. 

StÜtzit.  Tellursilberblende.  Ag^Te.  Holohezagonal,  sehr  kleine  XX  vom 
Aussehen  facettirter  Kugeln.  Diamantartiger  Mgl.  Bleigrau  ins  Röthliche.  Wahr- 
scheinlich von  Nagjag  in  Siebenbürgen. 

Maldonit.  Wismuthgold.  Au2Bi.  Derb,  silberweiss,  schwai*z  anlaufend, 
eingesprengt  im  Granit  von  Maldon  in  Victoria.  Der  häufige  Wismuthgehalt  australi- 
scher Goldbarren  wird  auf  die  Beimengung  von  Maldonit  zurückgeführt. 


Zixmobergruppe. 

Typische  Formel  HgS,   in  der  Hg   durch  Cu,   S  durch  Se  und  Te  ganz  oder 
theilweise  ersetzt  werden  kOnnen.    2  isodimorphe  Reihen. 

Zinnoberreihe  Metacinnabaritreihe 

(hezagon.,  trapezoedrisch-tetartoedrisch).       (regulär,  tetraedrisch-hemiedrisch). 
HgS       Zinnober  Metacinnabarit 

HgSe  —  Tiemannit 

HgTe  —  Coloradoit 

CuS        Kupfe  rindig  — 


302  n.  Kl.   Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobagen. 

a)  Zinnoberreihe.    Hexagonal,  trapezoedrisch-tetartoedrisch. 

Zinnober.     Cinnabarit    Merkarblende.     HgS. 

Hexagonal,    trapezoedr.-tetartoedr.     a  :  c  =  1 :  1^14526   (Schabus). 
—  XX   auf  Drusenräumen,   durchweg  klein,   mit  nach  der  Basis  dick- 
tafeligem  oder  mit  rhomboedrischem  Habitus.     Formen- 
Fig.  830.         reich,  am  häufigsten  o =(0001) oE,  n = {1011)R  mit  71  <^ 48', 
i=:{2025y\hE,  m=(1010)ooR;  dazua=(J[ÖX5)V«JJniit92» 
37'  und  auch  negative  Rhomboeder,  wie  n^  =  {0111) — U, 
g  =  {0Ü2)  —  ^l%R.    Die  Tetartoedrie  wird  nur  selten  (X>! 
von  Serravezza  in  Toscana,  Avalaberg  in  Serbien)  an  dem 
Auftreten  von  trigonalen  Trapezoedern  ^/tP*/«  etc.  sowie 
an   trigonalen    Bipjramiden    ^1%P2  etc.    wahrgenommen. 
Ergänzungszw.  (von  Nikitowka)  nach  denselben  Gesetzen  wie  beim  Quarz 
mit  gegenseitiger  Durchdringung  von  je  einem  rechten  und  einem  linken 
Individuum  oder  je  zwei  rechten  bezw.   linken  XX-   —   Derb,  in   ge- 
streiften Spaltstücken,  kömigen  und  dichten  Aggregaten,  erdig,   einge- 
sprengt und  als  Anflug,  auch  in  Pseudomorphosen  nach  Fahlerz,   Pyrit, 
Antimonit  u.  a. 

#  (1010)  ooR  vollkommen.  Br.  uneben  bis  splittrig,  milde.  H.  =  2 
bis  2^8  f  G.  =  8— 8,2.  Diamantgl.,  in  dünnerer  Schicht  durchsichtig. 
Farbe  und  Strich  cochenilleroth,  jedoch  in  Folge  von  Beimengungen  und 
Structurunterschieden  scharlachroth,  braunroth,  braun,  schwarz,  metallisch 
bleigrau  bis  stahlfarben  (Stahlerz),  auch  Härte  und  Strich  sind  aus  dem- 
selben Grunde  sehr  veränderlich.  Doppelbr.  positiv,  «o  =  2,854,  e  =  3,201 
(roth).    Circularpolarisation  sehr  stark,  15mal  stärker  als  beim  Quarz. 

86,2  Hg,  13,8  S,  aber  oft  durch  Bitumen  (Idrialin)  und  andere  Bei- 
mengungen stark  verunreinigt.  —  V.  d.  L.  völlig  flüchtig  und  im  Eölb- 
chen  sublimirbar;  mit  Soda  Quecksilber;  löslich  nur  in  Königswasser. 
Einziges  Erz  für  die  Gewinnung  des  Quecksilbers  im  Grossen, 
demgegenüber  die  sonstigen  Quecksilbermineralien,  wie  ged.  Quecksilber, 
Homer z  und  Quecksilberfahlerz  nicht  in  Betracht  kommen.  Tritt  am 
gleichen  Ort  meist  in  verschiedener  Form  auf,  als  unregelmässige,  stock- 
oder  lagerartige  Imprägnation,  als  linsenförmige  Ausscheidung,  als  Aus- 
füllung zahlreicher  Trümmerschwärme ,  auf  Schichtenfugen  sowie  auf 
echten  Gängen.  Als  Begleitmineralien  finden  sich  gern  Pyrit,  Markasit. 
nicht  selten  Antimonit  und  namentlich  bei  Idria  in  grösserer  Menge 
Bitumeti  (Idrialin).  Die  Lagerstätten  setzen  sowohl  in  Sedimentär^ 
gesteinen  verschiedenen  Alters  toie  in  Tra^hyten  und  Quarzporphyreti. 
sowie  nicht  selten  in  und  neben  Serpentin  auf.  Von  den  zur  Zeit  ttHch- 
tigsten  Fundstätten  sind  die  von  Almad^n  im  südlichen  Spanien  an 
silurische  Sandsteine,  von  Idria  in  Krain  (die  mannichfachen  Varietäten 


IL  Kl.   Salfide.    2.  Abih.   Sulfobasen.  303 

s,  weiter  unten)  an  triassische  Thonschiefer  und  Dolomite,  von  Coli' 
fomien  (zcMrücke  Gruben  in  der  CocLSt-Range,  z.  B.  Neu-Almadän,  Neu- 
Idria)  zumeist  an  Serpentin  geknüpft;  im  Gebiet  des  Monte  Amiata  in 
Toscana  sind  Trachyte,  Trachyttuffe  und  tertiäre  Thone  und  Kalke,  bei 
Nikitowka  im  Gouv.  Jekaterinoslaw  karbonische  Schichtgesteine  die  Träger 
des  Zinnobers.  Sonstige  erwähnenswerthe  Lagerstätten  sind  die  von 
Moscheilandsberg  in  der  Pfalz  in  Sandsteinen  und  Porphyren  des  Car- 
bons und  Rothliegenden,  von  Huancavelica  in  Peru  in  paläozoischen 
Sandsteinen  und  Schiefem,  vom  Avalaberg  bei  Belgrad  in  verkieselten 
Partien  von  Serpentin.  In  allen  diesen  Fällen  dürfte  Zinnober  durch 
Solfatarenthätigkeit  zum  Absatz  gelangt  sein,  worauf  die  zinnoberhcUtigen 
Thermalsinter  der  Sulphur-Banks  in  Califomien  direct  hinweisen.  — 
Erscheint  auch  untergeordnet  auf  anderen  Erzgängen,  wie  bei  Littfeld 
im  Siegenschen,  bei  Olpe  in  Westfalen,  bei  Hohensolms  in  Nassau,  bei 
Schemnitz  etc.,  sowie  auf  alpinen  Spatheisensteinlagem  wie  zu  Reichenau 
und  Windisch-Kappel  in  Kärnten.  —  Am  Harz  sind  wiederholt  Berg- 
bauversuche gemacht  auf  Zinnober,  der  in  den  mit  Kieselschiefern  wechsel- 
lagemden  milden  Thonschiefem  und  als  Bachgeröll  westlich  von  Wieda 
im  grossen  Silberbach  vorkommt. 

Bei  Idria  finden  sich  mehrere  charakteristische,  in  ihrem  Aussehen  sehr  ver- 
schiedene Var. :  Ziegelerz,  ziegelroth,  sandig-kömig,  Gemenge  von  Z.  mit  Dolomit. 

—  Stahlerz,  dunkelbrannroth,  aber  auf  frischem  Bruch  mit  Mgl.  und  schön  stahl- 
grauer Farbe;  stellt  dichte,  von  Bitumen  (Idrialin)  durchtränkte,  sonst  aber  reine 
Zinnobermassen  dar.  —  Quecksilber-Lebererz,  bituminöse  leberbraune  bis 
schwärzliche  Massen  von  dichter  bis  erdiger  Beschaffenheit  mit  rothbraunem  bis 
schwarzem  Strich;  wird  zuweilen  schieferig  und  von  Druckflächen  durchzogen.  — 
Branderz,  desgl.,  sobald  der  Idrialingehalt  zum  Glimmen  oder  Brennen  ausreicht. 

—  Eo r allen  er  z  ist  ein  durch  krummschalige  und  concentrisch  runzlige  Structur 
auflgeseichnetes  Lebererz.  Die  Structur  ist  z.  Th.  auf  Goncretionsformen,  z.  Th.  auf 
Versteinerungen  zurQckzufÜhren.  Enthält  neben  Bitumen  auch  namhafte  Mengen 
von  phosphorsaurem  Kalk. 

Zinnober  ist  löslich  in  Polysulfiden  der  Alkalien,  was  in  genetischer  Beziehung 
von  Wichtigkeit  wird ;  wo  er  auf  Gängen  als  untergeordneter  Begleiter  anderer  Erze 
einbricht,  kann  er  auch  aus  der  Zersetzung  von  Quecksilberfahlerz  hervorgegangen 
sein.  Lässt  sich  künstlich  aus  dem  durch  SH}  gefällten  schwarzen  Schwefelqueck- 
silber gewinnen  und  dient  in  dieser  Form  als  ausgezeichnete  Malerfarbe  (Vermillon). 

—  Aehnliche  Mineralien:  Realgar,  Rothkupfererz,  Eupferblüthe  und  Kupferziegelerz, 
Rotheisen»  Rothbleierz  und  Rutil. 

Totalproduction  an  Quecksilber  in  1897  4827  t,  davon  Spanien  ca.  407o>  ^er. 
Staaten  ca.  20^0,  Russland  ca.  15%,  Gestenreich  ca.  13%,  Mexico  ca.  7%  und  Italien 
ca.  4V<%-    1901  nur  8413  t,  davon  die  Ver.  Staaten  80%,  Spanien  25%. 

Kupferindig.    Covellin.    CuS. 

XX  holohexagonal,  lassen  sich  aber  trapezoedrisch-tetartoedrisch 
und   isomorph    mit  Zinnober    deuten,     a  :  c  =  li  1^1455   (Buchbuckbb, 


304  IL  El.   Sulfide.    2.  Abth.   Snlfobasen. 

Qroth).  —  XX  sehr  selten  (Leogang  in  Salzburg),  meist  klein,  dfinntafelig; 
gewöhnlich  nur  {0001)  OB  und  (1010) ooR.  In  derben,  feinkörnigen  Par- 
tien, als  Rinde  und  Oberflächenhaut,  plattig,  nierenförmig,  als  Anflug 
und  pulverig,  zuweilen  in  stengligen  Aggregaten,  selten  in  Pseudo- 
morphosen. 

#  (0001)  OB  sehr  vollkommen,  derbe  Stücke  haben  ebenen  Brudi, 
milde;  in  dünnen  Plättchen  biegsam.  H.  =  1^2 — 2,  G.  =  4,6.  Beim 
Reiben  halbmetallischer  fettiger  Ol.,  sonst  matt.  Undurchs.,  blausehwarz, 
gerieben  indigblau.     Str.  schwarz,  schimmernd. 

66,4  Cu,  33,6  S  mit  etwas  Pb  und  Fe.  —  V.  d.  L.  leicht  schmelzend 
und  mit  blauer  Flamme  brennend;  in  Salpetersäure  unter  Abscheidung 
von  S  löslich. 

Als  Verwitterungsproduct  von  Kupfersulfiden  überall  in  deren  Ge- 
sellschaft vorhanden,  aber  fast  immer  nur  als  dünne  Haut  oder  erdiger 
Beschlag.  In  reichlicherer  Mefige  zuweilen  im  Mansfelder  Kupferschiefer, 
so  bei  Sangerhausen,  mehrorts  in  Chile  und  Bolivia,  auch  von  Butte  in 
Montana,  gangförmig  auf  der  Insel  Kawau  bei  Neuseeland.  Zu  Schwärs- 
leogang  in  Salzburg  messbare  XX;  grössere  XX  von  Mancayan  auf 
Luzon.  Als  Sublimationsproduct  des  Vesuvs  (sogen.  Covellin)  selten. — 
Künstlich. 

Cantonit  von  der  Cantongrube  in  Georgia  und  aus  Cornwall  mit  #  nach 
<100)ooOoo,  wahrscheinlich  Pseudomorphose  von  Kupferindig  nach  Bleiglanz. 

b)  Metacinnabaritrelhe.    Regulär,  tetraedrisch-hemiedrisch. 

Metacinnabarit.  Quecksilbermohr.  HgS.  Winzige  metallglänzende  XX 
sehr  selten,  mit  oktaedrischem  Habitus  von  Redingtonmine  in  Califomien,  dodeka- 
edrisch  von  Idria;  meist  als  scheinbar  amorphes  schwarzes  Pulver  oder  als  üebersng. 
H.  =  3,  6.  =  7,7—7,8 ;  spröde.  Begleiter  des  Zinnobers  an  seinen  Fundorten.  Leicht 
künstlich  zu  erhalten.  —  Guadalcazarit  (Guadalcazit) ,  bläulich  schwarz  mit 
fettigem  Mgl.,  ist  ein  zink-,  auch  etwas  selenhaltiger  Metacinnabarit  aus  Mexico: 
auch  in  Asturien.  —  Leviglianit  aus  Toscana  enthält  reichlicher  Zink,  aber 
kein  Selen. 

Onofrit.  Selenschwefelquecksilber.  Bg(SSe).  Derb  mit  fahlerzartigem  Aus- 
sehen ;  spröde.  H.  —  2—3,  G.  —  7,6—8,1.  San  Onofre  in  Mexico ;  in  grösserer  Menge 
und  gangartig  bei  Mai*jsvale  in  Utah. 

T  i  e  m  a  n  n  i  t.  Selenquecksilber.  HgSe.  Tetraedrische  X  X  von  Marysvale  in 
Utah,  sonst  derb,  in  feinkörnigen  Aggregaten  oder  dicht.  Br.  uneben,  spröde. 
H.  =  2V«,  G.  =  7,10— 8,5.  Mgl.,  dunkelbleigrau  24,75  Se,  75,25  Hg.  Liefert  im 
Kölbchen  ein  schwarzes,  in  grösserer  Entfernung  ein  braunes  Sublimat;  nur  in 
Königswasser  löslich.  Auf  der  alten  Grube  Charlotte  bei  Clausthal;  bei  Zorge  und 
Tilkerode  mit  Rotheisenstein  verwachsen;  ebenso  bei  Lerbach  im  Harz,  aber  hier 
mit  Selenblei  gemengt  (Selenquecksilberblei,  Lerbachit);  femer  vom  Clear 
Lake  in  Californien. 

Coloradoit.  Tellurquecksilber.  HgTe.  Nur  derb,  Br.  uneben.  H.  =  3 
G.  =  8,627.  Mgl.  eisenschwarz,  oft  bunt  angelaufen,  enthält  meist  etwas  Au  und  Äg 
als  Syivanit.    Sehr  selten.    Colorado. 


II.  Kl.   Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobasen.  305 

Omppe  der  Ooldtellnride. 

Im  Weeentlichen  Telluride  des  Goldes  und  Silben,  deren  Beziehungen  zu  ein- 
ander und  chemische  Constitution  noch  nicht  ausreichend  aufgeklärt  sind. 

ScllllfteTZ.     Schrifttellur.    Sylvanit.    AuAgTe^. 

Monoklin,  holoedrisch.  a:b:c  =  1,63394  : 1 : 1,12663,  ß  =  90^  25, 
(Schbaüf).  —  XX  sehr  klein,  längsgestreift,  tafelig  oder  spiessig,  reihen 
sich  flach  in  einer  Ebene  zu  fiederigen,  8ch];iftähnlichen  Gruppen  an  ein- 
ander, die  theils  gestrickte  Erystallskelete ,  theils  Zwillingsstöcke  nach 
(101)— Pöö  darstellen,  bei  denen  die  Individuen  unter  69 ^  44'  und  56®  8' 
zusammenstossen.  Auf  Kluftflächen  und  eingesprengt,  angeflogen.  Derbe 
körnige  Aggregate  kaum  vorhanden.  Pseudomorph  in  ged.  Qold  um- 
gewandelt. 

#  {01Ö)ooPoö  vollkommen;  mild.  H.  =  IV«— 2,  G.  =  7,99—8,33. 
Mgl.,  stahlgrau  bis  silberweiss  und  lichtgelb. 

Chem.  Zus.  nicht  constant;  ca.  25—27  Au,  11—13  Ag,  56—61  Te, 
daneben  etwas  Sb,  Pb  und  Cu.  —  In  der  Glasröhre  Sublimat  von  telluriger 
Säure;  v.  d.  L.  leicht  schmelzbar,  auf  Kohle  weisser  Beschlag  und  mit 
Soda  ein  Silbergold- Korn.  In  Salpetersäure  scheidet  sich  Gold;  in  Königs- 
wasser Ghlorsilber  aus. 

Golderz!  Auf  Golderzgängen  in  jüngeren  Eruptivgesteinen  in 
Ungarn  (Offenhänya  und  Nagydg),  in  Califomien  (Calaveras  Co.);  in 
Colorado  auf  der  Red  Cloud  Mine  und  im  Cripple  CreeJc  District, 

Die  als  Goldschmidtit  bezeichneten  X  X  von  der  Gold  Dollar  Mine  im 
Cripple  Creek  District  sind  nichts  anderes  als  Scbrifterz. 

Erennerit.  Bansenin.  (AuAg)Te2.  Rhombisch-holoedrisch.  X  X  Iclein,  säulig 
und  längsgestreift.  #  basisch.  H.  =  2—3,  G.  =  8,85.  Mgl.,  Silberweiss  (Weisserz, 
Weisstellar)  bis  lichtmessinggelb  (Gelberz).  —  V.  d.  L.  zerspringend,  sonst  wie  Schrift- 
erz.    Auf  Quarz  von  Nagy&g,  Cripple  Creek  District  in  Colorado,  Westaustralien. 

Calaverit.  AuTe2,  undeutlich  krystallisirt ;  wahrscheinlich  triklin,  aber 
durch  Zwillingsbildung  pseudomonoklin ;  in  den  Winkeln  dem  Schrifterz  ähnlich. 
Derb  und  dicht  mit  muschligem  Br. ,  die  seltenen  X  X  säulig,  ^ngs  gestreift  und 
ohne  #,  H.  =  2Vi»  G.  =  9.  Mgl.  Hell  broncegelb.  Enthält  meist  etwas  Ag  (bis 
47o)-  Stanislaus  Mine  in  Californien,  Red  Cloud  Mine  und  Cripple  Creek  District 
in  Colorado.     Westaustralien. 

Ealgoorlit.  HgAu^AggTeee.  Derbe  eisenschwarze  Massen  mit  halbmusch- 
ligem  Br.     G.  =  8,791.     Ealgoorlie  in  Westaustralien. 

Blättererz.     Blättertellur.    Nagydgit     AugPbioSbgTegSij. 

Rhombisch,  holoedrisch,  a:  b  :  c  =  0,28097  :  1  :  0,27607  (Schbauf). 
—  XX  tafeUg  nach  {010)ooPö6;  gewöhnlich  nur  dünne  eingewachsene 
Lamellen  oder  derb  und  eingesprengt  in  blätterigen  Aggregaten. 

#  (piO)ooP^  ausgezeichnet;    mild    und    biegsam;    H.  =  1 — 1^/2, 

Klockmann,  Mineralogie.    8.  Aafl.  20 


306 


II.  Ei.   Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobasen. 


G.  =  6,7 — 7,20.  Mgl.,  dunkelbleigrau;  Str.  graulich  schwarz  mit  Stich 
ins  Braune. 

Chem.  Zus.  nicht  constant,  in  der  Hauptsache  goldhaltiges  (6 — 13  Au) 
Bleitellur,  daneben  aber  auch  wesentliche  Mengen  von  S,  Sb  und  Cu.  — 
V.  d.  L.  Goldreaction  und  Bleibeschlag;  in  der  offenen  Glasröhre  Te- 
und  auch  Sb-Reaction. 

Golderz!  Nagydg  und  Offenhdnya  in  Siebenbürgen,  ebenso  in  Colo- 
rado in  Begleitung  von  Schrifterz, 

Sulfide  der  Eisen-  und  Platingruppe. 

Sulfide  etc.  von  Zn,  Cd,  Mn,  Fe,  Ni,  Co,  Cr;  Pt,  Ru,  Ob,  Rh. 


Blende- Wurtzitgruppe. 

Einfache  Schwefel-  und  analoge  Verbindungen  der  Metalle  Zn,  Cd,  Mn,  Fe, 
Ni  und  Co.  Isodimorph ;  die  Dimorphie  ergiebt  sich  am  unmittelbarsten  bei  der  Sub- 
stanz ZnS,  die  als  Blende  regulär,  tetraedrisch-hemiedrisch  und  als  Wurtzit  hexa- 
gonal,  rhomboedrisch-hemiedrisch  krystallisirt,  während  die  Dimorphie  der  übrigen 
Substanzen  aus  ihren  isomorphen  Mischungen  zu  folgern  ist.  Die  hauptsächlichsten 
Glieder  dieser  Gruppe  sind: 

Wurtzitreihe 
(hexagonal ,  rhomboedrisch-hemi edrisch ). 


Blendereihe 

(regulär,  tetraedrisch-hemiedrisch). 

ZnS  Blende 

CdS  — 

MnS  Manganblende 

FeS  >- 

NiS  - 

NiAs  — 

NiSb  - 


Wurtzit  a:  c  =  1  :  0,9353 

Greenockit  =  1  :  0,9364 

Magnetkies  =  1  :  0,9528 

Millerit  =1:0,9886 

Rothnickelkies  =1  : 0,9462 

Breithauptit  -  1  :  0,9962 


a)  Biendereihe.    Regulär,  tetraedrisch-hemiedrisch. 
Zinkblende.     Blende.    Sphalerit.     ZnS. 

Regulär,  tetraedrisch-hemiedrisch.     XX  (Rodna,  Kapnik,  Binnen- 
thal,  Santander,  Neudorf  etc.)   gewöhnlich   verzerrt  und   ihrer  häufigen 

Fig.  331.  Fig.  332.  Fig.  333.  Fig.  334. 


Zwillingsbildung,   auch  gewölbter  Flächen   wegen   schwer   zu  entziffern; 
zuweilen  von  Kupferkies  überzogen.    Habitus  gewöhnlich  dodekaedrisch, 


IL  El.   Sulfide.    2.  Abth.    Salfobasen.  307 

seltener  tetraedrisch  oder  faexaedrisch.  Formen  zahlreich,  am  häufigsten 
o  =  {110)ocO^  fast  immer  in  Combination  (Fig.  332)  mit  den  charakteristi- 
schen  Triakistetraedern  y  =  (311) +303^  die  an  der  Form  als  gleichschenk- 
lige Dreiecke  und  an  der  unregelmässigen  Krümmung  und  spiessigen 
Streif ung  ihrer  Flächen  leicht  kenntlich  sind;  ferner  (111) +0  und 
(100)odOoo.  Die  beiden  Tetraeder  sind  öfters  dadurch  unterschieden,  dass 
die  positive  Form  Dreiecksstreifung  zeigt  und  künstliche  Aetzfiguren  ver- 
tieft sind,  während  das  negative  Tetraeder  keine  geradlinigen  Zeich- 
nungen, dafür  erhöhte  Aetzfiguren  aufweist.  —  Zw.  überaus  gemein; 
Zw.-Axe  senkrecht  zur  Tetraederfläche;  die  beiden  Individuen  sind  mit 
Tetraederflächen  von  entgegengesetztem  Vorzeichen  verwachsen,  daher 
ist  Zw.-Ebene  die  gemeinsame  darauf  senkrechte  Fläche,  d.i.  {21t)202 
(Fig.  381).  Charakteristisch  ist  die  Anordnung  der  Flächen  {311)  des 
Zwillings  Fig.  333  im  Gegensatz  zu  der  einfachen  Combination  Fig.  332. 
Die  Zwillingsbildung  wiederholt  sich  wohl  lameUenartig  (Fig.  334),  daher 
die  Streifung  mancher  Spaltstücke.  —  Derb  und  eingesprengt  in  späthi- 
gen, körnigen,  auch  strahligen  Aggregaten;  zuweilen  in  Parallelver- 
wachsung mit  Bleiglanz,  Kupferkies  und  Fahlerz.  Die  feinfaserige  bis 
völlig  dichte,  durch  schalige,  krustenartige  Structur  und  nierige  Ober- 
fläche ausgezeichnete  Sc  ha  en-  oder  Leberblende  ist  theils  Blende, 
mehr  noch  Wurtzit  oder  ein  Gemenge  beider.  Auch  als  Versteinerungs- 
mittel und  in  Pseudomorphosen. 

#  {110) (xO  vollkommen,  daher  späthiger  Bruch  der  Aggregate; 
nur  die  ganz  dichte  Schalenblende  zeigt  jaspisartigen  Bruch.  Spröde, 
H.  =  3V»— 4,  G.  =  3,9— 4,2.  Auf  den  Spaltflächen  halbmetallischer 
Diamantgl.  (blendeartiger  GL),  zuweilen  Glasgl.  und  manchmal,  nament- 
lich bei  Ag- Gehalt,  fast  metallischer  GL);  derbe  feinkörnige  Blende  be- 
sitzt fettig  schimmernden  GL,  Schalenblende  ist  matt.  Undurchs.  bis 
durchscheinend,  zuweilen  vollkommen  durchs.  In  Folge  stärkerer  Bei- 
mischung von  FeS  gewöhnlich  dunkle,  braune  und  schwarze  Farben, 
sonst  auch  gelb,  bernsteinfarben,  roth  und  grün,  selten  wie  der 
Cleiophan  von  Franklin  fast  farblos.  Str.  lederbraun  bis  gelblich- 
weiss,  bald  heller,  bald  dunkler.  Beim  Zerbrechen  und  Reiben  zuweilen 
phosphorescirend.  Br.-I.  =  2,369  (Na).  Zuweilen  optisch  anomal.  Dia- 
therman;  polar  pyroelektrisch. 

Die  Formel  ZnS  mit  67  Zn  und  33  S  ist  rein  theoretisch ;  die  natür- 
liche Blende  ist  eine  isomorphe  Mischung  von  ZnS  mit  FeS,  ihre  Formel 
also  (ZnFe)S.  Der  Gehalt  an  Fe  kann  auf  12  ^/o  und  mehr  steigen,  be- 
sonders eisenreiche  Blenden  hat  man  mit  eigenen  Namen  belegt,  wie 
Marmatit  3ZnS  +  FeS  von  Marmato  in  Columbien,  Christophit 
2ZnS  +  FeS  von  der  Grube  St.  Christoph  bei  Breitenbrunn.  Auch  sonst 
enthält  die  Blende  noch  manche  anderen  Metalle,   meist   nur  in  Spuren 


308  H-  KI*   Sulfide.    2.  Abth.    Sulfoba^eD. 

wie  Cd,  Sn,  Pb,  Hg,  Au,  Ag,  In,  Qa,  Tl,  von  denen  der  Ag-6ebalt 
zuweilen  wichtig  werden  kann.  V.  d.  L.  verknistemd  und  nur  an  den 
Ecken  schmelzbar;  in  der  O.-F.  Zinkbeschlag;  in  Salpetersäure  unter 
Abscheidung  von  S  löslich. 

Wichtiges  Zinkerz  an  zahlreichen  Fundorteyi !  1,  Auf  Erzgängen 
als  unzertrennlicher  Begleiter  des  Bleiglanzes  und  neben  den  Gangarten 
Quarz,  Kalkspath,  Schwerspath,  Flussspath,  Eisenspath  und  Mangan- 
Späth,  Harz  (Clausthal,  Lautenthal ^  Neudorf-Harzgerode),  Erzgebirge 
(Freiberg),  Bliesmibach,  Ems,  Holzappel,  Cornwall,  Pribram,  Schemnitz, 
Kapnik,  Nagydg  etc.  etc. ;  2.  auf  metasomatischen  Lagerstätten  in  Kalken 
und  Dolomiten  mit  Galmei,  Bleiglanz  und  Brauneise7i :  Aachen-Stolberg, 
Brilon-Iserlohn,  Wiesloch  in  Baden,  Oberschlesien,  Baibl  in  Kärnten, 
Nordspanien  (von  Picos  de  Europa  schöne  gelbe  durchsichtige  Spaltungs- 
Stucke),  Sardinien,  Algier,  Gebiet  des  oberen  Mississippi;  5.  auf  Con- 
tactlagerstätten  in  Begleitung  zahlreicher  Contax^tmineralien.  Banat, 
Bodna  in  Siebenbürgen,  Christianiagebiet;  dahin  auch  die  schönen  XX  ^^^ 
Binnenthals;  4,  auf  Fahlbändem,  Lagern  und  Linsen  imGneiss  nebetf 
Bleiglanz  und  Kiesen,  wie  zu  Ammeberg  in  Schweden,  Analog  in  Thon- 
schiefem,  so  auf  manchen  Kieslagern  in  Begleitung  von  Schwefelkies,  Kupfer- 
kies, Schwerspath,  wie  am  Bamnwlsberg  bei  Goslar,  Meggen  an  derLenne: 
5.  als  gelegentliche  und  untergeordnete  Einsprengung  in  Eruptivgesteinen. 

Gelegentliches  Hüttenprodact  und  als  Neubildung  auf  Grubenhölzern.  Yer- 
wittert  zu  Zinkvitriol.  —  Tetraeder  der  Blende  sind  mit  Fahlerz,  metallisch  glänzende 
Bl.  mit  Bleiglanz,  braune  Bl.  mit  Zinnstein  und  grüno  Vorkommnisse  wohl  mit 
Granat  und  Yesuvian  zu  verwechseln,  Unterscheidung  aber  durch  4t,  H.  und  Löth- 
rohrverhalten  stets  leicht. 

Manganblende.  Alabandin.  MnS.  —  Regulär,  tetraedrisch-hemiedrisch. 
XX  selten,  (111)±0,  (100)ooOcx>,  (llO)ooO,  (211)202.  Zw.  wie  bei  der  Blende. 
Derb  und  eingesprengt  in  körnigen  Aggregaten.  4t  (100)ooOoo  (!)  vollkommen, 
etwas  spröde.  H.  =  SV«— 4,  G.  =  3,9 — 4,0.  ündurchs.,  wenn  frisch,  halbmetall.  GL. 
gewöhnlich  aber  durch  Anlaufen  matt.  Schwärzlichgrau ,  braunschwarz  anlaufend ; 
Str.  schmutzig  grün.  63,2  Mn,  36,8  S.  —  Y.  d.  L.  sehr  schwer  schmelzbar.  Mn- 
Reaction  in  der  Boraxperle.  —  Mit  Manganspath  zu  Kapnik,  Nagyag,  Offenbänya: 
bei  Gersdorf  in  Sachsen  As-haltig,  sogen.  Blumenbachit.  Mexico,  Peru,  Brasilien. 
—  Auch  als  Hüttenproduct. 

Eaneit  soll  MnAs  und  angeblich  in  Sachsen  vorgekommen  sein. 

Eisennick^kies  (Pentlandit,  Folgerit,  Gunnarit?)  (FeNi)S.  Derb,  körnig 
mit  unvoUk.  oktaedr.  #;  spröd.  H.  =  372— 4,  G.  =  4,6— 5,1.  Licht  tombakbraun 
mit  dunklem  Str.  Nicht  magnetisch.  Espedal  und  Beiern  in  Norwegen.  Sudbury 
in  Canada. 

Dieser  Reihe  gehören  auch  die  beiden  meteorischen  Mineralien  Daubreelith 
GrS  und  Oldhamit  CaS  an. 

b)  Wurtzltreihe.    Hexagonal. 

Soweit  die  Mineralien  dieser  Reihe  in  deutlichen  Krystallen  auftreten,  zeigen 
sie  durchweg  ein  hexagonales  Prisma  begrenzt  von  Pyramidenflächen  derselben  Art 


IL  Kl.   Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobaaen.  309 

Andererseits  wird  auch  gelegentlich  eine  trigonale  Ausbildung  des  Prismas,  und  am 
künstlichen  Wurtzit  und  Greenockit  deutliche  Hemimorphie  neben  anscheinend 
rhomboedrischer  und  skalenoedrischer  Begrenzung  wahrgenommen,  sodass  die  ganze 
Reibe  nach  Groth  als  ein  Beispiel  der  Hemimorphie  der  trigonalen  Hemiedrie,  also 
als  ditrigonal-pyramidal  anzusehen  ist ;  die  hexagonalen  Formen  müssen  dann 
aber  als  solche  II  Art  genommen  werden.  Die  kryst.  Erforschung  kann  indessen 
nocb  nicht  als  abgeschlossen  gelten. 

Wurtzit.  Spiauterit.  Strahlen-  und  Schalenblende  z.  Th.  ZnS.  Hezagonal, 
künstliche  X  X  ^^^  hemimorph.  a  :  c  =  1  :  09858.  —  Natürliche  X  X  sehr  selten, 
stark  horizontal  gestreift,  hexagonales  Prisma  mit  Pyramide  und  Basis.  —  Derb, 
feinfaserig  bis  dicht.  #  prismatisch  und  basisch.  H.  =3^'2— 4,  G.  =  3,98— 4,07. 
Harziger  Glasgl.,  dunkelbraun,  Str.  lichtbraun.  Unterscheidet  sich  im  derben  Zu- 
stand Yon  Blende  durch  Doppelbrechung  und  Pleochroismus,  auch  dadurch,  dass  W. 
von  kalter  conc.  Salzsäure  rascher  zersetzt  wird.  Chem.  Zus.  wie  Blende  mit  stetem 
Fe<G ehalt  (SV»)»  meist  Cd  reichlicher  als  in  Blende.  —  Oruro  in  Bolivien;  die  ünter- 
snchung  einer  ganzen  Reihe  von  Blenden,  sowohl  solcher  auf  Gängen  wie  auf  metaso- 
matischen Lagerstätten  hat  ergeben,  dass  die  sogen.  Strahlen-  und  Schalenblenden 
z.  Tb.  oder  ganz  Wurtzit  sind,  z.  B.  Pribram,  Stolberg  bei  Aachen,  Oberschlesien. 
Auch  als  Hüttenproduct. 

Erythrozinkit  (ZnMn)S,  ein  Mn-haltiger  Wurtzit,  in  dünnen  rothen  durch- 
scheinenden Blättchen  auf  Trümmern  eines  sibirischen  Lapis  Lazuli. 

Anhangsweise  wegen  seiner  isolirten  chemischen  Stellung  im  System 
Yoltzin.  4Zn8-|-ZnO  mit  69,8  Zn,  27,3  S,  8,4  0.  Erystalline  Aggregate 
in  Form  kleiner  Halbkugeln  oder  nieriger  üeberzüge  mit  dünn-  und  krummscfaaliger 
Stmctur.  H.  =  4V«,  G.  =  3,66.  Ziegelroth,  schmutzig  rosenroth  oder  gelblich,  mit 
braunen  Streifen;  auch  grünlich.  Fettiger  Glasgl.,  auf  den  Structurflächen  perl- 
mutterartig ;  undurchs.  Gangartig  neben  Quarz  zu  Rosi^res  bei  Pontgibaud  und  auf 
der  Eliaszeche  bei  Joachimsthal. 

Greenockit.  CdS.  Hezagonal,  ausgezeichnet  hemimorph.  a  :  c  =  1  :  0,9364. 
Natürliche  X  X  selten  und  sehr  klein.  Hexagonale  Prismen ,  auf  der  einen  Seite 
durch  hexagonale  Pyramiden,  auf  der  anderen  durch  die  Basis  begrenzt;  mit  pyra- 
midalem oder  tafeligem  Habitus.  —  Gewöhnlich  nur  als  erdiger  Anflug.  #  pris- 
matisch und  basisch.  H.  =  3— 37«»  G.  =  4,9— 5,0.  Honig-  bis  pomeranzgelb,  auch 
wohl  braun.  Str.  gelb.  Starker  fettiger  Diamantglanz  der  XX»  durchscheinend. 
77,7  Cd.  V.  d.  L.  CdReaction.  Mit  Blende  und  Galmei  verknüpft,  selten.  Bishopton 
in  Renfrewshire  in  Schottland,  Pribram,  reichlich  auf  Grube  Lüderich  bei  Bensberg, 
Aachen,  Eirlibaba  in  der  Bukowina,  Laurion.    Künstlich. 

Magnetkies.     Pyrrhotin.    Magnetopyrit.     FeS. 

Hexagonal.  a  :  c  =  1  :  0^9528  (Groth)  ,  bei  älterer  Aufstellung 
a  :  c  =  I  :  1,7402  (Rose).  XX  »ictt  häufig  und  gewöhnlich  klein; 
grössere  von  St.  Leonhard  in  Kärnten,  Morro  veilho  in  Brasilien ;  öfters 
rosettenartig  gruppirt  und  meist  tafelige  Gombinationen  der  Basis  mit 
hexagonalem  Prisma.  Die  die  Horizontalkanten  zuweilen  abstumpfenden 
Pyramidenflächen  müssen  der  Isomorphie  halber  als  solche  II  Art  auf- 
gefasst  werden.  Zw.  nach  (1122yi2P2,  wobei  die  Individuen  nahezu 
senkrecht  auf  einander  stehen.  —  Derb,  trümmerartig  und  eingesprengt, 
in  schaligen,   häufiger  in  körnigen  bis   dichten  Aggregaten,   gewöhnlich 


310  n.  KI.   Sulfide.    2.  Abth.   Sulfoba«eii. 

verwachsen  mit  anderen  Kiesen.  Bis  faustgrosse  Pseudomorphosen  von 
Schwefel-  und  Arsenkies  nach  Magnetkies  von  Freiberg. 

#  nach  (1010) ooR  wird  angegeben,  ist  aber  selten  wahrnehmbar; 
schaliger,  wie  #  erscheinender  Aufbau  nach  (0001) OB;  spröde.  H.  =  3^* 
bis  4^2,  G.  =  4,54 — 4,64.  Mgl.,  undurchs.  Licht  tombakbraun,  d.  L 
broncefarben  mit  Stich  ins  Braune,  dunkler  braun  und  matt  anlaufend. 
Str.  grauschwarz.  Wird  vom  Magneten  bald  stärker,  bald  schwächer 
angezogen,  selbst  aber  selten  attractorisch. 

Ghem.  Zus.  niemals  genau  der  Formel  FeS  entsprechend,  sondern 
stets  ein  wechselnder  und  zur  Zeit  noch  nicht  genügend  aufgeklärter 
Ueberschuss  (1 — 2^/o)  an  S,  sodass  die  rechnungsmässige  Formel  zwischen 
Fe^Sg  und  FejgSij  schwankt.  Der  Durchschnittsformel  Fe^Su  entsprechen 
61,5  Fe  und  38,5  S.  Häufig  ein  Ni-Qehalt  von  2—3^/0,  selbst  5— 7«>;o 
in  Ganada  (Nickelmagnetkies),  der  das  Mineral  zu  einem  wichtigen  Nickel- 
erz machen  kann;  der  Magnetismus  soll  sich  mit  dem  Anwachsen  des 
Ni-Gehalts  verringern.  Daneben  auch  stets  Go,  zuweilen  Spuren  von  Au 
und  in  Ganada  solche  von  Pt,  welcher  Pt- Gehalt  wohl  auf  beigemengten 
Sperrylith  zurückzuführen  ist.  —  In  der  einseitigen  Glasröhre  kein  Subli- 
mat, löst  sich  in  Säuren  unter  Abscheidung  von  S  und  SH^. 

Ist  seines  Ni'Gehalts  wegen  neuerdings  wichtigstes  Nickelerz  geworden. 
1.  Hauptverbreitung  im  Sudbury-District  in  Canada,  Nordostseite  des 
Huron-Sees,  wo  das  Mineral  mit  Pyrit  verwachsen  als  magmatische  Aus- 
Scheidung  in  präcambrischen  Gdbhros  auftritt,  gelegentlich  und  unter- 
geordnet hegleitet  von  Polydymit  und  Millerit.  Unter  gleichen  geologischefi 
Verhältnissen,  d,  h.  in  Form  von  Imprägnationen,  Lagern,  Linsen  und 
Primärtrüm^nem,  geknüpft  an  alte  hasische  Eruptivgesteine  und  Serpentin, 
namentlich  an  deren  Contact,  findet  M.  sich  vielorts,  so  in  Ringerike  und 
Espedal  in  Norwegen,  Klefva  in  Schweden,  Varallo  im  Sesiathal  in  Pie- 
mont,  Harehurg,  Beichenstein  in  Schlesien^  Lancaster  Gap  Mine  in  Petin- 
sylvanicn  etc.  2.  Fahlbandartig  oder  mit  Kieslagern  verknüpft  in  und 
zivischen  krystallinen  Schiefem;  an  vielen  Punkten  Skandinaviens,  zu 
Bodenmais,  Todtmoos  und  Horhach  im  Schwarzwald;  in  den  Kieslagem 
von  Fahlun  und  von  Ducktown,  Tenn.  3.  Untergeordnet  als  Gangniineral 
auf  Erzgängen.  St.  Andreasberg,  Kupferberg  in  Schlesien,  Kongsberg, 
Bottino  in  der  Provinz  Lucca.  4.  Gelegentlich  eingesprengt  auf  Spath- 
eisensteinlagern,  St.  Leonhard  und  Waidenstein  in  Kärnten  und  im 
körnigen  Kalk  von  Auerbach  an  der  Bergstrasse.  5.  In  Meteoriten;  für 
regulär  gehalten  und  Troilit  genannt,  messbare  Kr y stalle  von  Juvinas. 
—  Au^h  künstlich.  — 

Geht  im  Contact  aus  Pyrit  hervor.  —  Auf  frischem  Bruch  dem  Buntkupfer- 
erz ähnlich,  der  jedoch  röthlich  tombakbraun  ist;  cfr.  auch  Horbachit  nnd 
Silberkies. 


II.  Ki:   Sulfide.    2.  Abth:   Sulfobasen.  311 

Milleilt.     Haarkies.    GeibnickeUdes.      NiS. 

Hexagonal.  a:c  =  l  :  0,9886  (Groth;  =  1 :  0,32955  Milleb).  — 
XX  stärk  verlängert,  spiessig,  strahlig,  meist  aber  haarformig  dünn, 
sodass  die  Begrenzung  duirch  Prisma  und  trigonale  Pyramide  selten 
deutlich  ist;  zuweilen  gedreht;  zu  regellos  gruppirten  oder  radial-strah- 
ligen Erystallbüscheln  und  Haarfilzen  verbunden.  Nicht  in  derben 
Hassen. 

#  basisch  und  pyramidal  vollkommen,  spröd.  H.  =  SVs,  6.  =  5,26 
bis  5,9.  Mgl.,  messinggelb;  feinste  Härchen  auch  matt  und  grünlich- 
grau, bräunlich  bis  schwärzlich  mit  seidenartigem  Gl.  Str.  grünlich 
schwarz. 

64,7  Ni,  35,3  S.  —  V.  d.  L.  zur  magnetischen  Kugel  schmelzend. 
Nickelperle!     Grüne  Lösung! 

Niemals  in  grösserer  Menge,  Auf  Ni-  und  Co-Erzgängen  neben 
Silbererzen  im  Erzgebirge:  Johann-Georgenstadt,  Joaehimsthal ;  neben 
RothnicJcelkies  und  Baryt  auf  Gängen  (Rücken)  im  Kupferschiefer: 
Riecheisdorf,  Bieber,  Kamsdorf.  Auf  Spatheisengängen  neben  Kupferkies 
mehrorts  im  Siegerland  und  Nassau:  Wissen,  Nanzenba^h,  Dillenburg, 
Grüneau.  Auf  Trümmern,  und  Druden  von  Eisenspath  und  auf  Thon- 
eisensteingeoden  innerhalb  des  produktiven  Steinkohlengebirges:  Dortmund, 
Saiarbrücken.  In  halbkugeligen,  strahligen  Aggregaten  von  schwärzlicher 
Farbe  von  der  Lancaster  Gap  Mine  in  Pennsylvanien;  in  schönen  XX 
aus  Höhlungen  des  Kohlenkalks  in  der  Staat  St.  Louis.  —  Auch  künstlich. 

Beyricbit.  NiS  mit  dem  Habitus  und  der  ZusamiÜensetzuiig  des  Millerit, 
aber  von  der  Farbe  des  Antimonglanzes;  ist  nach  Laspstres  das  primäre 'Mineral, 
aus  dem  aller  Haarkies  erst  durch  Päramorphose  hervorgegangen  ist.  G.  —  4,6.  £in 
einziges  Mal  frisch  vorgekommen  auf  einem  Spatheisengang  der  Lammerichskaule  bei 
Altenkirchen  a.  d.  Sieg. 

Ein  dem  Milien t  entsprechendes  Eobaltmineral  ist  vielleicht  der  stahlgraue 
Jaipurit  aus  Ostindien,  dessen  Zusammensetzung  CoS  sein  soll. 

Bothnickelkles.      Arsennickel.    Kupfemickel.    Nickelin.    NiAs.      . 

Hexagonal.  a  :  c  =  1  :  0,9462  Groth,  =  1  :  0,8194  Breithaüpt.  — 
X  X  selten,  hexagonale  Pyramiden  als  flache  Hervorragungen  auf  derhen 
Stücken.  —  Derb  und  eingesprengt,  in  Trümmern,  gestrickt,  traubig, 
nierenförmig.  :        .      ^ 

Br.  muschlig  bis  uneben;  spröde.  H.  =  5V2,  G.  =  7,3 — 7,7.  Mgl., 
licht  kupferroth,  dunkler  bräunlich  und  grau  anlaufend;  oft  mit  grüner 
Nickelblüthe  durchsprengt  und  überzogen.     Str.  bräunlich  schwarz. 

43,9  Ni,  56,1  As,  jedoch  mit  wesentlicher  Vertretung  von  As  durch 
Sb  (bis  zu  28»,  auch  durch  S.  —  V.  d.  L.  auf  Kohle  As-Rauch,  in 
der  einseitigen  Glasröhre  kein  Arsenspiegel,  abgeröstet  Nickelperle.  In 
conc.  Säuren  mit  grüner  Farbe  löslich. 


312 


II.  Kl.   Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobasen. 


Nickelerz!  JMlt  arideren  Ni-  und  Co-Mineralien  auf  Silbererz- 
gangen  in  den  hrystailinischen  Schiefem  des  sächsisch-böhmischen  Erz- 
gebirges: Freiberg,  Schneeberg,  Annaberg,  Marienberg,  Joachimsthal;  analog 
zu  Wittichen  und  Wolfach  im  Schwarzwald.  —  Selten  zu  St.  Andreasberg. 

—  Auf  Gängen  und  Trümmern  (Kobaltrüchen)  neben  Schwerspath  im 
Kupferschiefer  zu  RiecJielsdorf ,  Bieber,  Sangerhausen.  —  In  grösserer 
Menge  auf  einem  Erzgange  der  Grube  La  Rioja  in  Argentinien.  — 
Auch  künstlich. 

Aehnliche  Mineralien  sind  ged.  Wismuth,  Magnetkies,  AntimpnnickeU  Linneit, 
Danait. 

Breithanptit.  Antimonnickel.    NiSb.  Hezagonal.   a :  c  =  1  :  0,9962.  Groth. 

—  XX  8^^^  selten,  flach  tafelartig  verbreitert  nach  der  Basis  mit  hexagonaler 
Streifung  auf  derselben.  Derb  und  eingesprengt.  #  basisch.  Er.  uneben,  sprOde. 
H.  =  5,  G.  =  7,5—7,6.  Mgl.  licht  kupferroth,  mit  schwach  violettem  Schimmer  beim 
Anlaufen.  Str.  röthlich  braun.  32,9  Ni,  67,1  Sb  mit  etwas  Fe.  —  V.  d.  L.  Sb-Be- 
schlag,  sehr  schwer  schmelzbar.  In  Königswasser  löslich.  St.  Andreasberg,  Sarrabus 
auf  Sardinien.  —  Airit  Ni(SbA8)  mit  28  Sb  und  11,5  As,  bildet  ein  Mittelglied  zwi- 
schen Arsen-  und  Antimonnickel.    D6p.  Basses-Pyr^^es.    Wolfach. 

Pyrit-Markasitgmppe. 

Bisulfide  etc.  der  Metalle  Fe,  Mn,  Ni,  Co  und  der  Platinmetalle.  Ausgezeich- 
netstes Beispiel  der  Isodimorphie,  da  diese  nicht  bloss  aus  isomorphen  Mischungen 
zu  schliessen  ist,  sondern  mehrere  Substanzen  selbstständig  in  beiden  Formen,  näm- 
lich regulär  und  rhombisch  vorkommen. 


Pyritreihe 

Markasitreibe 

(regulär,  pentagonal-hemiedrisch). 

(rhombisch). 

MnS) 

Hauerit 

— 

FeSj 

Schwefelkies,  Pyrit 

Markasit 

FeAsS 

— 

Arsenkies 

(FeCo)AsS 

— 

Glaukodot 

FeAsj 

— 

Löllingit 

CoAsS 

Eobaltglanz 

— 

NiAsS 

Gersdorffit 

— 

NiSbS 

UUmannit 

— 

(NiCo)SbS 

Willjamit 

— 

Ni(A8SbS)2 

Korynit 

Wolfachit 

Ni(SbBi)2 

Kallüith 

— 

CoA»2 

Speiskobalt 

Safflorit 

NiAsa 

Chloanthit 

Rammelsbergit 

PtAsj 

Sperrylith 

— 

RuSi 

Laurit 

— 

a)  Pyritreitie.    Regulär,  pentagonal-hcmiedrisch. 

Hauerit.  Mangankies.  MnS^.  Regulär,  pentagonal-hemiedrisch. —  XX  z-Th. 
ringsum  und  schön  ausgebildet;  namentlich  (111)0,  daneben  und  in  Combination 
wohl  noch  (lOO)ooOoo,  (110)cx>O,  (210)oo02,  (321)30Va.  —  Derb,  in  stengligen 
Aggregaten,     gruppenartig    verwachsen.    —    #    (lOO)ooOoo    vollkommen.     H  =  4. 


II.  Kl.   Sulfide.    2.  Abth.   Salfobasen. 


313 


G.  =  3,4 — 8,5.  Frisch  mit  metallartigem  DiamantgL,  in  dünnen  Schiebten  durch- 
scheinend und  brftunlicbroth,  im  weit  häufigerem  angewittertem  Zustand  matt,  undurchs. 
und  bräunlichschwarz.  Str.  röthlichbraun.  —  46,1  Mn,  53,9  S,  etwas  Fe.  —  Einge- 
wachsen in  Thon  und  Gyps  beim  Schwefel  werk  Ealinka  bei  Neusohl  in  Ungarn; 
unter  ähnlichen  Verhältnissen  von  Raddusa  auf  Sicilien. 

Pyrit.     Schwefelkies  z.  Tb.,  Kies  z.  Tb.,  Eisenkies.    FeS^. 

Regulär,  pentagona!  hemiedrisch ;  ausgezeichnetes  Beispiel  dieser 
Hemiedrie.  —  XX  (Traversella  und  Brosso  in  Piemont,  Elba,  Com- 
wall  etc.  etc.)  ein-  und  aufgewachsen,  oft  ideal  ausgebildet,  aber  auch 
stark  verzerrt  und  meroedrisch.  üeber  60  verschiedene  Formen  sind 
bekannt,  darunter  am  häufigsten  sowohl  für  sich  allein  wie  in  Combi- 
nation,  Fig.  335,  h  =  (100)odOoo  und  das  sogen.  Pyritoeder  e  =  {210)od02\ 
in  Combinationen  sind  femer  häufig  d={lli)0,  f=^{32i)30^\i ,  x^{421)402\ 
charakteristisch  die  ikosaederähnliche  Gombination  {210\  (111)^  Fig.  337 
und  die  durch  Zonenverband  ausgezeichnete  Gombination  (210)^  (m\ 
(321)  j  Fig.  339,  bei  der  die  Dyakisdodekaederflächen  das  Oktaeder  um- 
rahmen.    Ausserdem   noch  zahlreiche   Pentagon-  und  Dyakisdodekaeder, 


Fig.  335. 


Fig.  386.  Fig.  337. 


Fig.  338. 


Fig.  339. 


Fig.  840. 


während  das  Rhombendodekaeder,  die  Ikositetraeder  und  Triakisoktaeder 

selten  sind.     Sehr  häufig  charakteristische  Streifung  der  Würfelflächen 

parallel  den  abwechselnden  Kanten  im  Sinne  der  pentagonalen  Hemiedrie, 

entsprechend   auch    auf   den  Flächen    des  Pentagondodekaeders    parallel 

den  Würfelkanten ;  die  Oktaederfläche  zuweilen  mit  dreieckiger  Streifung 

parallel  den  Combinationskanten  mit  dem  Pyritoeder,  häufiger  aber  stark 

glänzend  und   glatt.  —   Ergänzungszw.   zweier  einander 

durchkreuzender    Pentagondodekaeder,    symmetrisch    zu 

(110)oo0   (sogen.   Zw.   des   eisernen   Kreuzes,    besonders 

schön   aus   den  Keupermergeln  von  Vlotho  bei  Minden, 

Fig.  340);   Zw.  nach  (111)0  an   würfeligen  XX    werden 

angegeben,  sind  aber  vielleicht  zufällige  Verwachsungen. 

Oefters  gesetzmässige  Verwachsung  von  Pyrit  mit  Mar- 

kasit,  wobei  2  Würfelflächen  des  einen  mit  einer  Basis- 

und  einer  Prismenfläche   des  anderen  Minerals  parallel  liegen.  —  Derb, 

eingesprengt,    kugelig,    knollig,    nierenförmig ,    körnig    und    dicht;    als 

Harnisch,  in  Concretionen,  Dendriten,  Pseudomorphosen  und  als  häufiges 

Versteinerungsmedium. 


314  n*  Kl.   Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobasen. 

#  {100)ooOoo  undeutlich  und  nur  in  Spuren.  Br.  muschlig.  Spröde. 
H.  =  6—6  V« ,  beim  Anschlagen  funkend  unter  Schwefelgeruch.  G. = 4,9—5,2. 
Mgl.,  derbe,  sehr  feinkörnige  Stücke  ohne  Mgl. ;  undurchs.,  speisgelb  mit 
Stich  ins  Graue;  auch  wohl  goldgelb;  vielfach  braun,  seltener  bunt  an- 
gelaufen. Str.  bräunlich-  oder  grünlichschwarz.  Thermoelektrisch ;  sehr 
schwach  magnetisch.     Mit  Königswasser  oder  Kalilauge  Aetzfiguren. 

46,6  Fe,  53,4  S,  öfters  mit  Beimengungen  von  Ni,  Co,  Gu,  Zn,  As, 
Th ,  lokal  und  technisch  bedeutsam  auch  mit  Au  und  Ag.  —  V.  d.  L. 
mit  bläulicher  Flamme  unter  Entwicklung  von  SO^  brennend  und  zu  einer 
schwarzen  magnetischen  Kugel  schmelzend ;  in  der  einseitig  geschlossenen 
Glasröhre  sublimirt  Schwefel.    In  Salpetersäure,  nicht  in  Salzsäure  löslich. 

Sehr  gemein  („Hanns  in  allen  Gassen",  Hknkkel,  Kieshistorie,  1725),  überall 
verbreitet,  stellenweise  gesteinsbildend,  in  den  verschiedensten  Lagerungs- 
formen, mannichf acher,  directer  und  indirecter  Entstehung  und  wechselnder 
Paragenesis,  vielfach  mit  Markasit  durchwachsen,  1,  Eingesprengt  in 
Tcrystallinen  Schiefem,  vielfach  neben  anderen  Kiesen  und  in  zonarer 
Verbreitung  (sogen.  Kies-Fahlbänder,  typisch  bei  Kongsberg  in  Nonregen) ; 
analog  eingesprengt,  z.  Th,  als  feinste  Imprägnation  in  Sedimentärgesteinen 
jeder  Art,  namentlich  in  Thonschiefem ,  Alaunschiefem,  Schiefertlionen, 
Letten,  Mergeln  und  Kalksteinen,  deren  graublaue  Färbung  auf  die 
staubförmige  Vertheilung  von  Pyrit  zurückgeführt  wird,  2.  Als  derbe 
Linsen,  La^er  und  Stöcke  (sogen,  Kieslager)  zwischen  Urgebirgsschichten 
und  paläozoischen  Schiefern,  vielfach  räumlich  mit  1,  verknüpft  und  sich 
daraus  entwickelnd.  Häufig  gemengt  mit  Magnetkies,  Arsenkies,  Blende 
Und  Bleiglanz,  namentlich  aber  mit  1 — 5®/o  Kupferkies  und  mehr,  so- 
dass überaus  wichtige  Kupfererzlagerstätten  hervorgehen  können.  Am 
bedeutendsten  sind  diejenigen  der  spanischen  Provinz  Huelva  und  der 
portugiesischen  Provinz  Alemtejo,  z,  B,  Rio  Tinto,  Tharsis,  Santo  Domingo, 
Röraas,  Vigsnäs,  Sulitelma  etc.  in  Norwegen,  Fahlun  in  Schweden,  Bam- 
melsberg  im  Harz,  Meggen  an  der  Lenne,  Schmöllnitz  in  Ungarn,  Mt,  Lyell 
in  Tasmanien  etc.  Geologisch  verwandt  damit  die  concretuniären  Ausschei- 
dungen in  milden,  bituminösen  Gesteinen,  in  Stein-  und  Braunkohlen,  im 
Torf.  3.  Als  untergeordneter  accessorischer  Bestandtheil  zahlreicher  Eruptiv- 
gesteine,  namentlich  basischer  Beschaffenheit,  4.  Als  Gangmineral  auf 
allen  Erzgängen,  auch  des  oxydischen  Zinnsteins;  charakteristisch  für 
die  Goldgänge;  überall  und  gemein,  wenn  auch  nirgends  in  grosser  Masse. 
Harz,  Siegen,  Erzgebirge,  Cornwall ,  Ungarn  und  Siebenbürgeti,  Call- 
fomien  etc.  5.  Als  unangenehmer  Begleiter  mancher  Lagerstätten  des 
Magneteisens  (Traversella  in  Piemont  etc.),  des  Eisenglanzes  (Elba, 
Algier),  des  Spatheisens  von  Waidenstein  in  Kärnthen;  auf  m^tasoma- 
tischen  Galmei  und  Bleiglanzlagerstätten ;  auf  Contactlager statten,  z.  B. 
denen  des  Banats;  im  Steinsalz  und  Gyps,    6,  Als  untergeordnete  jugend- 


II.  Kl.    Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobasen.  315 

liehe  Mineralhildung  auf  Thermen,  Qtiellen,   Mooren  etc.  —  Steter  Be- 
gleiter des  Goldes  auf  allen  dessen  Lagerstätten, 

Verwittert  an  feuchter  Luft,  namentlich  wenn  mit  Markasit  verwachsen,  und 
zerfällt  zuweilen  sehr  schnell  unter  Bildung  basisch  schwefelsaurer  Salze.  Auf  der 
leichten  Yerwitterbarkeit  und  der  dabei  frei  werdenden  Wärme  beruht  die  hohe 
Temperatur  mancher  Erzgruben  und  die  Selbstentzündung  mancher  Eohlei^halden ; 
bei  Gegenwart  von  Carbonaten  wird  er  allmählich  in  Qoethit  und  Brauneisen,  ge- 
legentlich auch  in  Rotheisen  umgewandelt  Verwendung  findet  er  zur  Gewinnung 
Ton  Schwefel  (es  lässt  sich  1  Molekül,  d.  h.  ca.  27%  S  abdestilliren),  Schwefelsäure 
(oft  aber  etwas  As-haltig),  Eisenvitriol  und  rothem  Polirpulver.  Abgeröstete  Eies- 
häufen  mancher  Fundstätten  lassen  sich  auf  Kupfer  verarbeiten;  die  abgerosteten 
Massen  selbst  finden  als  Eisenerz  (purple  ore)  Verwendung.  Mit  Pyrit  fein  im- 
prägnirte  Thonscbiefer,  sogen.  Alaunschiefer,  bei  denen  sich  durch  Zersetzung  Alu- 
miniumsulfat  bildet,  werden  zur  Alaunfabrikation  benutzt.  Aehnliche  Mineralien: 
Markasit  (im  derben  Zustand  oft  ununterscheidbar),  Kupferkies,  Magnetkies  und  ge- 
diegenes Gold. 

Kobaltglanz.     Glanzkobalt.    Kobaltit.     GoAsS. 

Regulär,  pentagonal-hemiedrisch.  —  XX  (Tunaberg)  zumeist  ein- 
gewachsen und  oft  ringsum  ausgebildet,  wenn  auch  klein.  {111)0,  (J210)ooOJ^, 
theils  für  sich,  theils  als  Ikosaeder  in  Combination;  daneben  {100)ooOoo 
mit  Streifung  parallel  den  abwechselnden  Kanten,  während  sonst  die 
Flächen  glatt  und  glänzend  sind.  Sehr  seltene  Zw.  nach  (110)  und  (111), 
—  Auch  in  derben  und  körnigen,  seltener  faserigen  Aggregaten  ein- 
gesprengt. 

#  {10Ö)ocOoo,  nicht  immer  mit  gleicher  Deutlichkeit  zu  beobachten. 
Br.  muschlig  bis  uneben ;  spröde.  H.  =  5  V» ,  G.  =  6,0—6,4.  Starker 
Mgl.  an  frischen  XX;  undurchs. ,  silberweiss  ins  Röthliche,  eisenreiche 
Varietäten  mehr  grau;  gewöhnlich  röthlichgrau  angelaufen  und  nicht 
selten  mit  Anflug  von  Kobaltblüthe.     Str.  grauschwarz. 

35,4  Co,  45,3  As,  19,3  S,  aber  regelmässig  einige  Procente  Fe, 
sogar  bis  12®/o  Fe  und  mehr  und  dann  Ferrokobaltit  genannt.  —  In 
der  einseitigen  Glasröhre  kein  As-Spiegel.  —  V.  d.  L.  unter  As-Rauch 
zu  grauer,  schwach  magnetischer  Kugel  schmelzend;  nach  Abröstung 
dunkelblaue  Boraxperle.     Löslich  in  heisser  Salpetersäure. 

Wichtiges  Co-Erz,  nirgends  aber  in  grösseren  derben  Massen. 
1,  Fahlbandartig  eingesprengt  in  Gneiss  und  Glimmerschiefer,  auch  in 
Jcämigen  Kalken  neben  sonstigen  Kiesen,  namentlich  Kupferkies :  Tuna- 
berg in  Södermanland,  Biddarhytta  in  Westmanland,  mit  Schwefel-  und 
Magnetkies  bei  Häkansbo,  mit  Bleiglanz  bei  Vena  in  Nerike;  Skutterud 
(Modum)  in  Norwegen,  Querbach  in  Schlesien.  2.  Als  ein  mit  anderen 
Kiesen  verwachsenes,  bis  60  cm  mächtiges  Lager  bei  Daschkessan  am 
Kaukasus.     3.  Auf  Erzgängen  neben  Pyrit-  und  Kupferkies  bei  Siegen. 

Aehnliche  Mineralien:  Danait,  Linneit,  ged.  Wismuth,  auch  Rothnickelkies. 


316  n.  Kl.   Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobasen. 

GersdorfAt.    Arsennickelglanz  oder  -Kieß.    Nickelglanz  z.  Th,    NiAsS. 

Regulär,  pentagonal-hemiedrisch.  —  XX  eingewachsen,  selten. 
{100)odOoo  am  häufigsten,  sonst  noch  {111)0,  {210)od02  und  (110)odO.  — 
Derb,  eingesprengt. 

#  {100)ocOoo  ziemlich  voUk.  Br.  uneben,  spröde.  H.  =  5^2, 
G.  =  5,2—6,2.  Mgl.,  undurchs.  X  X  silberweiss  ins  Stahlgraue,  dunkel- 
grau  und  matt  anlaufend;  derbe  Stücke  dunkler,  verwittert  verhältniss- 
mässig  leicht  mit  grünem  Beschlag.     Str.  grauschwarz. 

35,4  Ni,  45,3  As,  19,3  S  mit  stetem  Fe-Qehalt  (2— ö^^/o),  auch 
etwas  Co.  —  In  der  einseitigen  Glasröhre  zerknisternd  und  ein  braunes 
Sublimat  von  Schwefelarsen  gebend.  —  V.  d.  L.  unter  Knoblauchgeruch 
zu  magnetischer  Kugel  schmelzend;  in  Salpetersäure  theilweise  und  mit 
grüner  Farbe  löslich. 

Nicht  häufig.  Für  sich  allein  oder  neben  Ulbnannit  auf  Gängen^ 
eingewachsen  oder  auf  Drusen  von  Spatheisefi  vorkommend;  so  zu  Tanne 
und  Harzgerode,  auf  der  Grube  Grossfürstin  Alexandra  bei  Goslar  am 
Harz,  im  Siegerland,  Lobenstein  imVogtland.  Ändere  Fundorte  sindSchlad- 
ming  in  Steiermark;  Loosgruben  in  Helsingland  (Schweden). 

Aehnliche  Mineralien  cfr.  Ullmannit  und  Speiskobalt. 

TJllmannit«      Antimonnickelglanz  oder  •Eies.    Nickelglanz  z.  Th.      NiSbS. 

Regulär,  pentagonal-hemiedrisch,  bezw.  tetartoedrisch.  —  XX  selten 
(LöUing,  Sarrabus  und  Montenarba),  gewöhnlich  {100)ocOoo  mit  {111)0, 
weit  seltener  hemiedrischer  Habitus  durch  {210)ocO2  neben  {110)<xO,  zu- 
weilen sich  vollkommen  durchkreuzende  Ergänzungszw.  mit  gekerbten 
Oktaederkanten.  An  XX  von  Lölling  wurde  tetartoedrische  Ausbildung 
beobachtet.  —  In  der  Regel  nur  derbe,  körnige  Aggregate  und  ein- 
gesprengt. 

#  {10Ö)ooO<x>  voUk.,  Br.  uneben;  spröde.  H.  =  5-5 V«,  G.  =  6,70 
bis  6,73.  Mgl.,  undurchs.  Bleigrau  bis  stahlgrau  und  dunkelgrau.  — 
XX  viel  heller  als  derbe  Stücke;  zuweilen  bunt  anlaufend;  verwittert 
weniger  leicht  als  Gersdorffit. 

27,9  Ni,  56,9  Sb,  15,2  S;  wenig  Fe,  aber  häufig  etwas  As  in  Ver- 
tretung von  Sb.  —  V.  d.  L.  auf  Kohle  unter  Sb-Rauch  zur  Kugel  schmel- 
zend; in  der  einseitigen  Glasröhre  geringes  weisses  Sublimat,  in  der 
offenen  starker  Sb-Rauch  und  SOg.     In  Königswasser  grüne  Lösung. 

Etwas  häufiger  als  Gersdorffit,  mit  dem  er  gern  zusammen  vor- 
kommt und  von  dem  er  meist  nur  chemisch  unterschieden  werden  k^inn. 
Harzgerode,  Lobenstein;  Siegerland,  Freusburg  u.  a.  Orte  im  WestencM 
Lölling  und  Waidenstein  in  Kärnte^i.  Schöne  XX  ^^  Kalkspath  an- 
gewachsen von  Montenarba  bei  Sarrabus  auf  Sardinien. 


II.  Kl.    Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobasen.  317 

Aehnliche  Mineralien:  Gendorf&t,  Bleiglanz  (wegen  Farbe  und  #)  und  cfr. 
Speiskobalt. 

Willy amit  (NiCo)SbS  ist  ein  üllmannit»  bei  dem  etwa  die  Hälfte  Ni  durch 
Co  isomorph  ersetzt  ist.  #  (100)ooOoc  vollk.  H.  =  5—6,  G.  =  6,87.  Zinn  weiss 
bis  stahlgrau.    Sehr  selten,    ßroken  Hill  in  Neu-Südwales. 

Eorynit.  Arsenantimon-Nickelglanz.  Ni(A8Sb)S;  isomorphe  Mischung  von 
Gersdorffit  und  üllmannit  mit  ca.  30  Ni.  Meist  reihenförmig  gruppirte,  bauchig  ver- 
zerrte Oktaeder  oder  nierenförmige  Aggregate.  #  (100)ooOoo  unvoUk.  H.  =  4Vs— 5, 
G.  =  5,994.  Wenig  spr5d.  Silberweiss  ins  Stablgraue ,  aber  gern  bunt  anlaufend. 
Str.  schwarz.    Olsa  in  Kärnten,  Gosenbach  bei  Siegen. 

Kallilith.  Wismuthantimon-Nickelglanz.  Ni(SbBi)S,  ist  ein  üllmannit  in 
isomorpher  Mischung  mit  einem  Wismuth- Nickelglanz  (ca.  12  Bi).  —  #  (lOO)ooOoo 
▼oÜk.  Lichtbläulichgraa.  G.  =  7,011.  L5st  sich,  wenn  auch  langsam,  im  Gegensatz 
zu  XJllmannit  schon  in  heisser  Salzsäure.  Grube  Friedrich  bei  SchÖnstein  und  auch 
sonst  im  Siegerland. 

Speiskobalt.     Smaitit.    GoAs^. 

Regulär,  pentagonal-hemiedrisch.  —  XX  ni^ist  aufgewachsen,  oft 
verzerrt,  scbalig  und  aus  Subindividuen  aufgebaut  und  namentlich  der 
Würfel  oft  bauchig  gekrümmt  und  wie  geborsten  erscheinend.  Häufigste 
Form  {10Ö)<x/)oo  allein  oder  in  Combination  mit  {111)0^  mit  {110)ooO  und 
seltener  mit  {211)202.  Gewöhnlich  derb  und  eingesprengt,  in  körnigen 
und  dichten,  schaligen  und  strahligen  Aggregaten,  an  den  Enden  wohl 
in  Erystallfi'achen  auslaufend;  nierenförmig  und  recht  häufig  gestrickt. 

Keine  deutliche  #,  Br.  uneben;  spröde.  H.  =  5^8,  G.  =  6,4— 6,6. 
Varietäten  mit  höherem  G.  bis  zu  7,3  gehören  wohl  richtiger  dem  rhom- 
bischen Safflorit  an.  Mgl.,  undurchs.  XX  zinnweiss  bis  lichtstahlgrau 
(weisser  Sp.);  derbe  Stücke  grau  bis  dunkelgrau  (grauer  Sp.),  seltener 
bunt  anlaufend,  wird  dabei  matt  und  beschlägt  gern  mit  pfirsichblüth- 
farbener  Eobaltblüthe,  auch  wohl  mit  weissen  Nadeln  von  Pharmakolith. 
Str.  grauschwarz.     Beim  Anschlagen  As-Geruch. 

28,1  Co,  71,9  As,  jedoch  stets  mit  wesentlicher  Beimischung  von 
Ni  und  Fe,  auch  etwas  S.  Manche  von  Alters  her  als  Speiskobalt  be- 
zeichneten Vorkommnisse,  z.  B.  von  Schneeberg,  enthalten  sogar  mehr 
Ni  als  Go  und  sind  daher  richtiger  Chloanthit  zu  benennen,  von  dem  er 
überhaupt  specifisch  nicht  scharf  abzutrennen  ist.  Ein  höherer  As- 
Gehalt  weist  auf  ein  Gemenge  mit  Skutterudit  hin.  Der  bis  18  V  an- 
steigende Fe-Gehalt  bedingt  höheres  Gewicht  und  graue  Farbe.  —  V.  d.  L. 
auf  Kohle  unter  As- Geruch  zu  einer  spröden  und  grauschwarzen  mag- 
netischen Kugel  schmelzend;  in  der  einseitigen  Glasröhre  schwer,  zu- 
weilen überhaupt  kein  As- Spiegel.  Von  Salpetersäure  leicht  gelöst  mit 
röthlicher  Farbe. 

Häufigstes  Co-Erz;  Vorkommen  stets  an  das  von  Nlckelarseniden 
geknüpft.    Auf  den  sogen.  Kobaltgängen  des  sächsisch-böhmischen  Erz- 


318  U*  KL   Sulfide.    2.  Abth.    Sulfobasen. 

gebirges,  neben  Silber-  und  Wismutherzen  namentlich  bei  Schneeberg  und 
seiner  Umgebung,  dann  bei  Johann-Georgenstadt,  Annaberg,  Mari^nherg, 
Joachimsthal;  auf  den  Zinnerzgängen  Gomwalls,  Auf  den  Kobalt- 
rücken  im  Kupferschiefer  neben  Rothnickelkies  und  Schwerspath  bei  Matis- 
feld,  Bieber  und  Biechelsdorf.  Neben  Kupfererzen  und  Eisenspath  auf 
Gängen  bei  Döbschau  in  Ungarn^ 

Aehnliche  Mineralien:  Chloanthit,  Gersdorffit,  Ullmannit,  Arsenkies,  Arsen- 
eisen. —  Cheleutit  oder  Wismutbkobaltkies  von  Schneebei^g  ist  Speiskobalt,  dem 
ged.  Wismutb  mechaniscb  beigemengt  ist. 

Chloanthit.     Weissnickelkies  und  Arsennickel  kies  z.  Tb.      NiAs^. 

Regulär,  pentagonal-hemiedrisch.  —  Nach  Form  der  XX  ^^^^  Ag- 
gregate in  nichts  von  Speiskobalt  unterschieden. 

Br.  muschlig  bis  uneben ;  spröde.  H.  =  5  V« ,  ö.  =  6,4—6,8.  Starker 
Mgl.,  undurchs.  XX  zinnweiss,  derbe  Stücke  grau,  matt  werdend  und 
nicht  selten  grüner  Beschlag  von  Nickelblüthe.  Beim  Zerschlagen  As- 
Geruch. 

28,1  Ni,  71,9  As,  doch  stets  wesentliche  Beimischung  von  Co  und 
Fe;  besonders  Fe-reich  der  Chathamit  von  Chatham  in  Connecticut.  — 
Im  Eölbchen  bildet  sich  As-Spiegel,  der  Rückstand  wird  kupferroth; 
V.  d.  L.  auf  Kohle  leicht  schmelzbar  unter  starkem  As-Rauch,  ein  sprödes 
Metallkorn .  hinterlassend.  In  Salpetersäure  mit  grünlicher  oder  gelblicher 
Farbe  löslich. 

Das  Vorkommen  dasselbe  und  etwas  häufiger  wie  das  des  Speis- 
kobalts,  mit  dem  er  chemisch  durch  allmähliche  Uebergänge  verbunden  ist 

Aehnliche  Mineralien  cfr.  Speiskobalt.  —  Mancher  sogen.  Speiskobalt  des  Erz- 
gebirges ist  richtiger  als  Chloanthit  zu  bezeichnen. 

Sperrylith.  PtAsj.  *  Regulär,  pentagonal-hemiedrisch.  Kleine,  meist  hexa- 
edrische  Kryställchen  (0,5  mm),  zuweilen  in  Gombination  mit  (111)0  und  (120)oo02. 
Mgl.,  von  der  Farbe  des  Platins.  H.  =  6,7,  G.  =  10,602.  Str.  schwarz.  Enthält 
neben  Pt  noch  kleine  Mengen  von  Rh,  Fe,  Sb.  Aus  den  Ni-haltig6n  Magnetkies- 
lagersiätten  der  Yermillion-Mine  im  Sudbury-District  in  Canada,  auch  im  Flusssande 
von  Macon  Co.  in  Nordcarolina.    Einzige  natürliche  Platinverbindung. 

Laurit.  RuS2  (?)  mit  geringem  Os-Gehalt,  H.  =  7*/«,  G.  =  6,99,  in  Form 
kleiner  oktaedrischer  Körner  von  eisenschwarzer  Farbe  aus  Platinseifen  von  Bomeo. 

b)  Markasitreihe.    Rhombisch. 

MarkaSlt.    Wasserkies.    Binarkies.     FeS^. 

Rhombisch,  holoedrisch,  a  :  b:c  =  0,7662  : 1 :  1^2342  (Sadebeck,  an 
X  X  von  Littmitz).  —  XX  gewöhnlich  mit  niedrig  säuligem  oder  tafeligem 
Habitus.  M=  {110)ooP  mit  105^  5',  r  =  {OlsyisPsö,  l  =  {011)P^  mit 
78  0  2'  oben.  P  =  {001)0P,  g  =  {101)Pöö  mit  63 ^  40'  oben,  c  =  {001)P. 
Gewöhnlichste  Combination  M  mit  r,  die  wie  ein  Oblongoktaeder  aus- 
sehen kann,   oder  Jf,  r,  l  und  P.     Die  Flächen  P  und  r  sind   parallel 


II.  EL   Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobasen. 


319 


der  a-Axe  gestreift,  sodass  sie  in  einander  verfliessen  und  gekrümmt 
sind,  l  glatt,  Fig.  341.  —  Häufiger  als  einfache  XX  sind  Zw.:  1.  nach 
M  mit  zweifachem  Habitus.  Durch  treppenförmige  Wiederholung  der 
Jtf-Flächen,  z.  Th.  auch  durch  wiederholte  Einschaltung  von  weiteren 
Zwillingslamellen  entstehen  gez'ähnelte  Gruppen  (E  a  m  m  k  i  e  s ,  Erzgänge 
von  Clausthal,  Freiberg  etc.,  Fig.  342)  —  oder  bei  cyclischer  Verwachsung, 
bei  welcher  vier  Individuen  unter  Verkürzung  resp.  völliger  Unterdrückung 
der  Prismenflächen  verwachsen,  die  sogen.  Speer  kiese,  Fig.  343  (aus 
der  böhmischen  Braunkohle  von  Littmitz  und  Altsattel  und  anderswo). 
Zumeist  liegt  eine  ganze  Reihe  solcher  Speerkieszw.  in  der  Richtung 
und  parallel  der  Basis  hinter  einander.  2.  nach  g  =  (110)Pöö  ;  die  böh- 
mischen Speerkiese  durchkreuzen  sich  zuweilen  nach  diesem  Oesetz.  — 
Oeflers  regelmässig  mit  Pyrit  verwachsen,  der  Pyrit  sitzt  mit  einer  Würfel- 
fläche der  Basis  des  Markasits  auf  und  ausserdem  fällt  eine  andere  Würfel- 
fläche in  die  Richtung  einer  Prismenfläche  des  letzteren.  —  Derb  und  ein- 
gesprengt, gern  in  hahnenkammähnlichen  Oruppen  (Fig.  344),  in  strahligen 


Fig.  341. 


Fig.  342. 


Fig.  344. 


Aggregaten  (Strahlkies),  in  Kugeln  von  radialer  Structur  (Pomeranzen  der 
hallischen  Braunkohle  etc.),  in  dichten  Nieren  (Leberkies),  zapfenförmig, 
als  üeberzug  und  Anflug,  in  Pseudomorphosen  und  als  Vererzungsmittel. 

#  nach  Jf=(iiÖ)ooP,  selten  deutlich.  Br.  uneben,  spröde. 
H.  =  6— 6^2,  G.  =  4,65— 4,88.  Mgl.,  undurchs. ;  speisgelb  mit  Stich  ins 
Grünliche,  theilweise  sehr  hellgrau;  oft  bunt,  namentlich  grünlich  an- 
gelaufen. Str.  grünlichgrau.  Beim  Anschlagen  unter  Schwefelgeruch 
funkend. 

Chem.  Zus.  und  v.  d.  L.  mit  Schwefelkies,  neigt  leichter  zur  Ver- 
witterung wie  dieser. 

Allgemein  und  iveit  verbreitet,  doch  nicht  in  gleichem  Maasse  wie 
Schwefelkies ;  weder  gesteinsbildend  noch  als  accessorischer  primärer  Ge- 
me^igtheil  voti  Eruptivgesteinen,  Am  häufigsten  als  concretionäre  Aus- 
scheidung in  ursprünglich  plastischen  Gesteiften,  wie  Thone,  Mergel,  Kalke, 
Kohlen.  Braunkohlen  von  Littmitz  und  Altsattel  in  Böhmen;  Kreide 
von  Wollin;  Jurakalke  von  Liynmer  bei  Hannover;  Gaultmergel  von  Folke- 
stone;  Tertiärthone  von  Gross- Almerode,    Dann  überall  als  Gangmineral 


320  n.  Kl.  Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobasen. 

jüngerer  Generation  auf  Drusen  sulfidischer  Gänge,  Clausthal,  Freiberg, 
Pribram,  Schemnitz,  Comwall  etc. 

Verwendnng  und  ähnliche  Mineralien  cfr.  Schwefelkies,  Ton  dem  er  sich  im 
derben  Zustand  in  vielen  Fällen  gar  nicht  unterscheiden  lässt  (spec.  Qew.),  zerfällt 
oft  leichter  als  der  Schwefelkies  unter  Abscheidung  basisch  schwefelsaurer  Salze. 

Kyrosit  von  Grube  Bricciua  bei  Annaberg  ist  ein  etwas  Cn-  and  As- haltiger 
Markasit. 

Eausimkies  (Lonchidit)  von  Freiberg»  Comwall  etc.  enthält  ca.  40^/«  As, 
demnach  als  isomorphe  Mischung  von  Markasit  und  LöUing^t  aufzufassen.  Sieht  wie 
Arsenkies  ans,  zinnweiss,  bunt  anlaufend. 

Arsenkies.     Arsenikkies.    Arsenopyrit.    Mispickel.    FeAsS. 
Rhombisch,    holoedrisch.     Axenverhältniss   und  Winkel,   je    nach 
Fundort  und  isomorpher  Beimischung  schwankend.    a:b  \  c  schwankend 
=  0fi7726  :  1  :  1,18817  (Abzrüni,   an  XX    von  Hohenstein  in  Sachsen, 
die  nahe  FeAsS  entsprechen).  —  XX  einzeln  eingewachsen,  häufiger  zu 
Drusen  und   Gruppen  vereinigt,    vielfach   in   grobstrahligen ,    aus   Sub- 
individuen  aufgebauten  Erystallstöcken.  —  Einzelkrystalle  bald  kurz,  bald 
lang   säulenförmig.     M^{110)ooP  mit    111^47',    r  =  (014yiiP^  mit 
1460  51',   g  =  (101)Pöo  mit  59<>22',    1  =  {011)P^  mit 
Fig.  345.         80<>  10'.   Gewöhnlichste  Combination  M  und  r,  mit  okta- 
edrischem  Habitus  (Fig.  345),   dazu  nicht  selten  auch  g. 
Auf  r  grobe  Streifung  parallel  der  a-Axe,  die  ein  wich- 
tiges Kennzeichen  abgiebt  und  wodurch  die  Oberfläche  ge- 
krümmt wird.    Zw.  häufig,  gewöhnlich  nach  g  =  (IODPöö 
mit  einander  durchkreuzenden  Individuen,  seltener  nach 
M  =  (llÖ)ooP,  —  Derb  und  eingesprengt,   in   strahligen  oder  kömigen 
Aggregaten;     auch    gestrickt;    zuweilen    feinfaserig    und    nierenformig 
(St.  Andreasberg). 

#  (110)ooP  deutlich,  Br.  uneben;  spröde.  H.  =  5^2-6,  Q.  =  5,9 
bis  6,2.  Mgl.,  undurchs. ;  silberweiss  bis  lichtstahlgrau,  messinggelb  oder 
grau  anlaufend.  Str.  schwarz.  Funkt  vor  dem  Stahl  unter  Arsengeruch. 
34,3  Fe,  46  As,  19,7  S;  viele  Arsenkiese  zeigen  aber  wesentliche 
Abweichungen,  enthalten  auch  oft  etwas  Co  oder  Ag  (Weisserz  von 
Bräunsdorf),  nicht  selten  auch  Au.  —  Im  Kölbchen  sublimirt  zuerst 
rothes,  dann  braunes  Schwefelarsen,  zuletzt  metallisches  Arsen.  V.  d.  L. 
auf  Kohle  eine  schwarze  magnetische  Kugel.  In  Salpetersäure  unter 
Abscheidung  von  S  löslich. 

Typisches  Gangmineral,  namentlich  charalteristischer  Begleiter  auf 
Zinnerzlagerstätten  wie  im  Erzgebirge,  Comwall  etc.,  dann  auf  Silber- 
erzgängen,  zumal  wenn  sie  noch  von  Ni-  und  Co-Mineralien  begleitet 
werden;  auch  auf  Golderzgängen.  Freiberg,  St.  Andreasberg.  Nicht 
selten  als  Einsprengung  in  hrystallinen  Schiefem,  sowie  accessorisch  auf 


II.  Kl.   Sulfide.    2.  Abth.   Sulfobasen.  321 

Co'Fahlhändem,  z.  B.  Kirchspiel  Modum;  eingesprengt  in  manchen  Ser- 
peniinen:  Reichenstein  in  Schlesien  neben  Löllingit,  im  Kalkstein  von 
Auerbach  und  Wunsiedel,  im  Dolomit  des  Binnenthaies. 

Verwendung,  soweit  er  nicht  Ag  und  Co  enthält,  zur  Gewinnung  der  arsenigen 
Säure.  Aehnliche  Mineralien:  Arseneisen,  Chloanthit,  Speiskobalt,  Antimonsilber. 
Verwittert  zuweilen  zu  Pittizit  und  Skorodit. 

Plinian  ein  verzerrter,  anscheinend  monokliner  Arsenkies  von  Ehrenfriedersdorf. 

Qeierit  von  Geier  in  Sachsen,  auch  von  Breitenbrunn,  sowie  Pazit  von  La 
Paz  sind  an  As  etwas  reichere  Arsenkiese. 

Als  isomorphe  Mischungen  von  FeAsS  und  CoAsS  aufzufassen,  demnach  durch 
die  Formel  (FeCo)AsS  darstellbar  und  als  Kobaltarsenkiese  zu  bezeichnen,  sind 
die  nachfolgenden  4  Mineralien: 

1.  Kobaltarsenikkies  mit  6 — 9°/oCo;  grünlichweiss.  XX  von  Skutterud 
in  Norwegen  neben  Kobaltglanz  und  Tesseralkies.   Sonst  noch  von  Vena  in  Schweden. 

2.  Danait.  Schöne  in  Gneiss  eingewachsene  X  X»  n&ch  der  a-Aze  gestreckt, 
von  röthlich  stahlgrauer  Farbe,  mit  ca.  7^0  Co.    Franconia  in  New-Hampshire. 

3.  Glaukodot  mit  16-^25%  Co,  12— 19^0  Fe.  X  X  meist  prismatisch,  deut- 
lich 4^  nach  der  Basis,  weniger  nach  (110)ooP.  Dunkel  zinnweiss.  Auf  Trümmern 
in  Chloritschiefer  von  Huasco  in  Chile;  bei  Hakansbo  in  Schweden. 

4.  AUoklas,  ein  Kobaltarsenkies,  bei  dem  ein  Theil  des  As  durch  Bi  ersetzt 
wird  und  dem  ausserdem  Wismuthglanz  und  ged.  Wismuth  mechanisch  eingemengt 
sind,  mit  287«  Bi.  H.  =  4— 5,  G.  =6,2—6,6.  Stahlgrau,  breitstenglige  und  blät- 
terige, nach  (llO)ooP  und  (OOl)oP  spaltende  Aggregate  im  körnigen  Kalk  von 
Oravicza. 

LoUingit.     Arseneisen  z.  Th.    Arsenikalkies.     FeAs^. 

Rhombisch ,  holoedrisch.  a:b  :c  =  0,6689  :  1  :  1,2331  (Bböggbb). 
X  X  selten,  klein,  öfters  nadeiförmig,  d  =  (110)ooP  mit  1 22  ^  27',  o  =  {101)Pöö 
mit  56<>  57',  l  =  (011)P^  mit  78 <>  5'.  Fast  nur  Combination  d,  o.  — 
Zumeist  derb  und  eingesprengt  in  körnigen,  stengligen  und  nadeligen 
Aggregaten. 

#  (001)oP  deutlich.  Br.  uneben;  spröde.  H.  =  5-5^»,  G.  =  7,1 
bis  7,4.    Mgl.,  undurchs. ;  silberweiss,  grau  anlaufend.    Str.  grauschwarz. 

27,2  Fe,  72,8  As  mit  schwankendem  As-  und  stetem  S-Gehalt, 
enthält  nicht  selten  etwas  Co,  Bi  und  Sb,  zuweilen  etwas  Au  (Arsenik- 
abbrände  von  Reichenstein).  —  Im  Eölbchen  sofort  As-Spiegel,  kein 
rothes  Sublimat.     V.  d.  L.  schwer   zur   magnetischen  Kugel  schmelzend. 

Nicht  häufig.  Im  Serpentin  von  Reichenstein  (glänzende  Nadeln 
und  derbe  Knollen),  im  Spatheisenlager  von  Lölling  bei  Hüttenberg  in 
Kärnten.  Auf  Gängen  von  Schladming  in  Steiermark ,  St.  Andreasberg ^ 
Geier,  Ehrenfriedersdorf. 

Von  dem  häufigeren  Arsenkies,  mit  dem  er  zusammen  vorkommt,  äusserlich 
nur  selten  zu  unterscheiden ;  ähnliche  Mineralien  cfr.  Arsenkies.  Verwittert  zuweilen 
zu  Skorodit. 

Leukopyrit,  sind  gewisse  ArseDoisen  von  Pribram  und  Reichenstein  genannt 
worden,  die  auf  die  Formel  Fe3A84  resp.  FejAsj  oder  FegAsj  fähren  sollen. 
Klo  c  km  an  n,  Mineralogie.    3.  Aufl.  21 


322  n.  Kl.   Salfide.    2.  Abth.   Sulfobasen. 

Glaukopyrit,  ein  Arseneisen,  in  dem  ein  kleiner  Theil  Fe  darcb  Co  and 
etwas  As  durch  Sb  und  S  ersetzt  sind.  Dünnschalige,  nierige  Aggregate,  lichtblei- 
grau,  schwarz  oder  farbig  anlaufend.  H.  :=  4Vs»  6.  =  7,181.  Aus  blätterigem  Kalk- 
spath  von  Guadalcanal  in  Andalusien. 

Wolfachit.  Ni(AsSSb)2,  mit  etwas  Fe,  dem  regulären  Korjnit  fast  ganz 
entsprechend.    Rhombisch.    G.  =  6,872.    Glänzend  zinnweiss.    Str.  schwarz.    Wolfach. 

Safflorit.  Eisenkobaltkies,  Spathiopyrit.  CoAsj,  rhombische  Modification 
des  Speiskobalts;  hierher  gehört  ein  Theil  des  stengligen  und  sonstigen  Speiskobalts, 
soweit  dessen  G.  höher  als  6,6  ist.  Zinnweiss,  grau  anlaufend,  z.  Tb.  in  kleinen  X  X  • 
H.  =  4*1«,  G.  =  7,1.  Schneeberg  (Arsenikkobalt,  G.  Rose),  Wittichen,  Bieber,  Tunaberg. 

Weissnickelkies.  Arseniknickel,  Rammelsbergit.  Ni Asg,  rhombische  Modi- 
fication des  Chloanthits;  meist  derb,  z.  Th.  in  radial  faserigen  Aggregaten.  Zinn- 
weiss mit  Stich  ins  Röthliche.  H.  =  47« — öVa»  G.  =  7,1.  Schneeberg,  Riecheisdorf, 
Lölling. 

Durch  abweichendes  stöchiometrisches  Yerhältniss  von  den  Mineralien  der 
Blende- Wurtzitgruppe  und  der  Pyrit-Markasitgruppe  geschieden,  folgen  nachstehend 
noch  einige  Sulfide  der  Eisenmetalle,  deren  Constitution  z.  Th.  noch  nicht  als  sicher 
erkannt  gelten  kaun.  Bei  einigen  derselben  ist  es  wahrscheinlich,  dass  sie  zu  den 
Sulfosalzen,  speciell  zu  den  Sulfoferriten  gestellt  werden  müssten;  der  Linneit  z.  B. 
ist  in  morphologischer  Beziehung  dem  als  Oxysalz  gedeuteten  Magnetit  ganz  analog. 

Horbachit.  (FeNi)2S3.  Erystallform?  Unregelmässige  Knollen.  Mgl.,  tom- 
bakfarben.  Str.  schwarz.  H.  =  4—5 ,  G.  =  4,43.  Magnetisch,  ca.  12  Ni.  In  ver- 
wittertem Gneiss  von  Horbach  im  Schwarzwald. 

Melonit.  NigTeg  mit  76,5  Te.  Hexagonal;  sehr  kleine  tafelige  XX  oder 
derb,  spätbig-kömig.  #  basisch  vollk.  Mgl.,  röthlich  silberweiss.  Str.  dnnkelgrau* 
Mit  anderen  Te-Mineralien  von  der  Stanislausgrube  in  Californien. 

Kobaltkies.     Linneit.    Kobaltnickelkies.     (CoNi)3S4. 

Regulär,  holoedrisch.  Häufig  in  gut  ausgebildeten  XX- —  {111)0 
allein  oder  in  Combination  mit  {100)oqOoo.  Zw.  nach  {111)0  nach  Art 
der  Spinellzw.  —  Derb  und  eingesprengt  in  kömigen  Aggregaten. 

^  {100)ocOoo\xvL\o\]k.\  Br.  uneben,  spröd.  H.  =  5V«,  G.  =  4,8-5,8, 
Mgl.,  röthlich  stahlgrau,  kupferroth  und  gelblich  anlaufend.  Str.  schwärz- 
lichgrau. 

Chem.  Constitution  noch  nicht  sicher  erkannt,  möglichenfalls  auch 
durch  die  Formel  (CoNi)4S5  darstellbar.  In  den  Müsener  XX  14 — 58 >  Co; 
etwas  Fe.  —  V.  d.  L.  schweflige  Säure,  giebt  abgeröstet  eine  magnetische 
Kugel.     In  Salpetersäure  unter  Abscheidung  von  S  löslich. 

Schöne  Oktaeder  aus  Gängen  von  Musen  hei  Siegen  (Siegenit). 
Im  Gneiss  von  Bastnäs;  aus  den  Kohlenflötzen  von  Rhonda  Valley  in 
Glamorghanshire.   Mine  la  Motte  in  Missouri,  Mineral  Hill  iti  Maryland. 

Aehnliche  Mineralien  cfr.  Kobaltglanz. 

Polydymit.  Ni^Sg.  Regulär.  Entweder  regelmässige  Oktaeder  oder  mit 
tafelförmiger  Ausbildung  nach  einer  Fläche  (111)0,  nach  welcher  zugleich  wieder- 
holte Zwillingsverwachsung  stattfindet.  #  un vollk.  (lOO)ooOoo;  ziemlich  mild. 
H.  —  4V^»  G.  =  4,808—4,816.    Licht  grau,  dunkler,  auch  gelb  anlaufend.    60  Ni,  aber 


II.  Kl.   Sulfide.    8.  Abth.   Sulfosalze. 


323 


etwas  Fe  und  Co.  In  Spatheisensiein  eingewachsen  auf  Grube  Grüneau  im  Siegen- 
achen,  begleitet  von  Millerit.  ~  Saynit  (Nickel wismuthglanz,  GrQnauit)  ist  ein  Ge- 
menge von  Polydymit  und  Wismuthglanz. 

Sychnodjmit.  Co^S^  mit  wesentlicher  Vertretung  von  Co  durch  Cu  und  Ni. 
Stablgrau.    Grube  Kohlenbacb  bei  Eiserfeld  im  Siegenschen. 

Hauchecornit.  Ni7(SBi)3,  ausserdem  noch  Sb,  As,  Co  und  Fe.  Tetragonal. 
a:  0=1:  1,052.  XX  durchweg  klein,  meist  würfelig  oder  dicktafelig.  (OOl)oP, 
(110)ooP,  (lOO)ooPoo,  (lOl)Poo,  (lll)P,  (112)>|«P.  Derb  und  verwachsen.  Keine  #, 
6r.  flachmuschlig.  H.  =  5,  G.  =  6,4.  Mgl.,  licbtbroncegelb,  etwas  dunkler  anlaufend. 
Str.  grauschwarz.  Mit  Haarkies  und  Wismuthglanz  verwachsen  auf  einem  Spath- 
eisengang  der  Grube  Friedrich  im  Siegenschen. 

Tesseralkies.  Skutterudit.  Arsenikkobaltkies.  Co  As,.  Regulär,  pentagonal- 
hemiedrisch?  —  In  X  X  der  Combination  (111)0  mit  (211)202,  auch  mit  (110)c»O 
und  einigen  anderen  Formen.  (310)oo03  und  (321)30 '/a  treten  hemiedrisch  auf.  — 
Auch  derb.  #  (100)ooOoo  deutlich.  Br.  muschlig  bis  uneben;  spröd.  H.  =  6,  G.  =  6,48 
bis  6,86.  Starker  Mgl.,  lichtstahlgrau  bis  zinn-  oder  grünlichweiss ,  oft  etwas  röth- 
lieb  angelaufen.  Str.  schwarz,  ca.  20^/o  Co,  etwas  Fe.  —  Starkes  Sublimat  von 
AsjOj,  sonst  wie  Speiskobalt  Aus  den  Kobalterzfahlbändem  von  Skutterud  und 
Snarum  im  Kirchspiel  Modum  in  Glimmerschiefern  neben  Kobaltglanz,  Turtmannthal 
in  Wallis. 


3.  Abtheilung.     Sulfosalze. 
a)  Snlfoferrite. 

Die  wenigen  hierher  gehörigen  Mineralien  lassen  sich  deuten  als  Sulfosalze, 
bei  denen  als  Säure  entweder  Fe(SH)3  oder  häufiger  daraus  ableitbare  Eisensulfosäuren 
auftreten.  Die  Ableitung  erfolgt  in  der  Weise,  dass  aus  einem  Vielfachen  von  Fe(SH)3 
eine  oder  mehrere  Gruppen  von  SH^  austreten.  Ausserdem  sind  noch  einige  mehr 
oder  minder  analog  aufgebaute  Mineralien  angereiht. 

Kupferkies.    Chalkopyrit.     CuFeSg  (=  CugS,  Pe^Sa  oder  CuS  +  FeS). 

Tetragonal, sphenoidisch-hemiedrisch.  a:  c=^l:  0^98525 (Haidingbr). 
—  XX  zumeist  klein,  auf  Drusen  sitzend,  gewöhnlich  verzerrt  und 
schwierig  zu  deuten,    theils  mit  pyramidalem,  theils  mit  sphenoidischem 


Fig.  346. 


Fig.  347 


Fig.  348. 


Fig.  349. 


Fig.  350. 


Habitus;  die  Flächen,  namentlich  von  grösseren  XX  rauh,  gestreift,  ge- 
knickt, aus  Subindividuen  zusammengesetzt,  p  ~  (111) -]-P  mit  7P  20' 
und  zumeist  gerieft  oder  matt,  allein  oder  (Fig.  346)  in  Combination  mit 
r  =  (111) —P  glatt  und  glänzend.  Winkel  i?V'  in  den  Polkanten  109^  53', 
in  den  Mittelkanten  108^40',   daher  die  Combination  j^r  dem  regulären 


324  11-  Kl.  Sulfide.    3.  Abth.   Salfosalze. 

Oktaeder  ähnlich;  das  tefcragonale  System  wurde  erst  1832  erkannt. 
c  =  (J201)J2Poo  vorherrschend  oder  als  Abstumpfung  der  Gombinations- 
kanten  von  pr;  gewöhnlich  mit  Streifung  parallel  den  Mittelkanten; 
h  =  {101)Poo^  a  =  (pOi)oP^  m  =  {110)ooP^  ausserdem  wohl  noch  stumpfere 
und  schärfere  Bipyramiden,  vereinzelt  auch  positive  Skalenoeder,  worunter 
{313)-\-P3  selbständig.  Zw.  häufiger  als  einfache  XX;  bei  sphenoidi- 
scher  Ausbildung  gern  Ergänzungszw.  nach  (100)ooPoo  mit  vollkommener 
Durchdringung  der  Individuen  (Fig.  350) ;  wo  dagegen  durch  Combination 
von  p  und  r  oder  sonstwie  der  Habitus  holoedrisch  wird,  sind  Zw.  nach 
Art  der  Spinellzw.  sehr  häufig:  Zw.-Axe  steht  senkrecht  auf  (iii)P und 
die  Zw. -Hälften  berühren  sich  in  ungleichnamigen^)  Sphenoidfläcben 
(Fig.  348).  Dieses  Gesetz  wiederholt  sich  reihenweise  in  Form  einge- 
schalteter Zwillingslamellen;  tritt  es  an  XX  ^^^  Form  c  =  {201)J2Poo  auf, 
so  bilden  sich  gern  cyclische  Fünflinge  aus,  die  wie  BipyramiSen  er- 
scheinen, deren  obere  Polkanten  geknickt  sind  (Fig.  349).  Seltener  sind 
Zw.  nach  b  =  {101)P<x>.  •—  Derb,  eingesprengt,  angeflogen;  auch  in 
traubigen,  nierigen  Massen  (Nierenkies,  Com  wall);  lokal  als  üeber- 
zug  auf  XX  von  Fahlerz,  Blende  und  Bleiglanz;  in  seltenen  Pseudo- 
morphosen. 

#  {20i)2Poo  selten  wahrnehmbar.  Br.  muschlig  bis  uneben. 
H.  =  3^/2—4,  6.  =  4,1—4,3.  Massig  spröde.  Messinggelb  mit  Stich  ins 
Grünliche,  auch  goldgelb;  schwarz  und  bunt,  zuweilen  auf  verschiedenen 
Flächen  verschieden  angelaufen.     Str.  grünlich  schwarz. 

34,5  Cu,  30,5  Fe,  35  S.  —  V.  d.  L.  auf  Kohle  leicht  zu  einer 
grauschwarzen  magnetischen  Kugel  schmelzend;  in  Salzsäure  nicht,  in 
Salpetersäure  unter  Abscheidung  von  S  löslich. 

Häufigstes  Kupferers,  weit  verbreitet  und  in  allen  Erzrevieren  neben 
anderen  geschwefelten  Erzen  vorherrschend  oder  untergeordnet  auflretend. 
1.  In  Verwachsung  mit  Pyrit  auf  sogen.  Kieslagem^  sowohl  in  kryst/il- 
linischen  wie  in  paläozoischen  Schiefem,  Fahlun,  Böraas,  Sulitelma, 
Ramnielsberg j  Schmöllnitz;  weitere  Fundorte  cfr.  Kieslager  (S.  314).  Des- 
gleichen auf  manchen  Spatheisensteinlagern ,  namentlich  der  Ostalpeti. 
Mitterberg,  Kitzbühel.  2.  Fahlbandartig  vielorts  in  den  krystallinischen 
Schiefem  Skandinavietis  etc.,  soivie  als  Imprägnation  und  Ausscheidung 
im  Kupferschiefer  und  Weissliegenden  des  Mansfeldischen.  3.  Sehr  häufig 
neben  Bleiglanz,  Blende,  Fahlerz  etc.  auf  Gängen,  die  in  Schichtgesteinen 
wie  auch  gern  in,  bezw.  in  der  Nähe  von  Eruptivgesteinen  aufsei zen. 
Clausthal,  Freiberg,  Dillenburg,  Chile  und  Nordamerika  vielorts;  flehen 
Zinnstein  in  Comwall,  Erzgebirge;  neben  Spatheisen  im  Siegenschen  etc. 


*)  Selten  sind  die  Individuen  mit  gleichnamigen  Sphenoidfläcben  verbanden, 
in  welchem  Fall  die  Zwillings axe  auf  der  vorigen  senkrecht  steht 


II.  Kl.   Sulfide.    3.  Abth.    Sulfosalze.  325 

4.  Auf  Contactlagerstätten :  Banat  etc.  5.  Untergeordnet  und  sporadisch 
als  accessorischer  Gemengtheil  von  Eruptivgesteinen. 

AIb  Neubildung  in  kupfernen  Leitungsrohren  der  Thermal wasser  auf  der  Mar- 
gareteninsel  bei  Pest  gefunden;  als  gelegentliches  Hüttenproduct,  auch  sonst  künst- 
lich dargestellt.  —  Aehnliche  Mineralien:  Pyrit,  Markasit,  Magnetkies,  Gold;  wenn 
schwarz  angelaufen  und  bei  sphenoidischem  Habitus  auch  mit  Fahlerz  und  Blende 
zu  Terwechseln. 

Homichlin  von  Plauen  und  Zwickau  mit  grösserem  Cu-G  ehalt  ist  wahrschein- 
lich nicht  ganz  homogener  Kupferkies. 

BantkapferldeS.     Buntkupferkies.    Bomit.     GugFeS^. 

Regulär,  holoedrisch.  —  XX  selten,  verzerrt  mit  unebeneD,  rauhen 
Flächen  und  zu  traubigen  Gruppen  gehäuft.  Meist  nur  {100)ooOoo  allein 
oder  in  Comb,  mit  {111)0,  seltener  mit  (110)ocO  und  {211)202.  Zw.  nach 
{111)0.    Gewöhnlich  derb,  eingesprengt  und  in  plattigen  Ausscheidungen. 

Keine  #  oder  sehr  unvollk.  nach  {111)0.  Br.  muschlig;  spröd 
ins  milde.  H.  =  3,  G.  =  4,  9—5,2.  Mgl.,  röthlich  tombakfarben,  schnell 
bunt  (taubenhälsig)  anlaufend.     Str.  graulich  schwarz. 

Constitution  als  SCu^S,  Ve^S^  deutbar;  Zus.  schwankend,  selten 
der  Formel  mit  55,5  Cu,  16,4  Fe,  28,1  S  entsprechend,  öfters  Cu-reicher 
wohl  in  Folge  von  Verwachsung  und  Kupferglanz.  —  V.  d.  L.  zu  grauer 
magnetischer  Kugel  schmelzend.  In  Salpetersäure  und  concentrirter  Salz- 
säure unter  Abscheidung  von  S  löslich. 

Wichtiges  Kupfererz,  namentlich  für  den  Westen  der  Ver.  Staaten 
und  in  Südamerika.  Vorzugsweise  auf  Gängen  als  gelegentlicher  Be- 
gleiter des  Kupferkieses,  häufiger  des  Kupferglanzes.  Freiberg,  Anna- 
herg,  Berggiesshübel  in  Sachsen;  Lauterberg  am  Harz;  Kupferberg  in 
Schlesien;  Siegen;  Montecatini  in  Toscana;  Dognaczka  im  Banat.  In 
grösster  Menge  in  Chile,  Peru  und  Bolivia,  ebenso  in  Canada.  —  Gern  auf 
Zinnerzgängen  une  in  Comwall  (horseßesh-ore).  —  Betheiligt  sich  wesent- 
lich an  der  Imprägnation  des  Mansfelder  Kupferschiefers. 

Aehnliche  Mineralien:  Magnetkies,  erinnert  auf  frischem  Bruch  auch  an 
Eupfemickel. 

Castillit  von  Guanesivi  in  Mexico;  broncegelb,  ist  anscheinend  ein  Ag-haltiger, 
auch  sonst  vermengter  Bornit. 

Barnhardtit.  Cu4FejS5  (=  2CU2S,  FegSj).  Nur  derb  mit  muschligem  Br., 
spröd.    H.  =  SVz»  G.  =  4,521.    Broncegelb,  braun  oder  roth  anlaufend.   Nord-Carolina. 

Cuban.  Barracanit  CuFe^S,  (=  CuS,  Fe.A).  Nur  derb;  reguläre  X  X-Form 
aus  der  hexaedrischen  #  zu  schliessen;  spröde.  H.  =  4,  G.  =  4,0—4,18.  Speisgelb  bis 
messinggelb.  Str.  schwarz.  —  V.  d.  L.  sehr  leicht  schmelzbar.  Cuba;  Tunaberg  in 
Schweden. 

Carrollit.  CuCogS^  ist  die  dem  Cuban  entsprechende  Co- Verbindung.  Derb, 
spröd.  H.  =  SV«!  Gr.  =  4,58.  Zinnweiss  bis  stahlgrau  mit  Stich  ins  Röthliche.  Carrol-Co. 
in  Maryland. 


326  11-  Kl.  Sulfide.    3.  Abth.   Sulfosalze. 


Gruppe  der  Silberkiese 

umfasst  eioe  Anzahl  rbombiRcher ,  im  Habitus  und  auch  sonst  ähnlicher  Mineralieo, 
die  sich  durch  das  wechselnde  Mischungsverhältniss  von  Fe  :  Ag  unterscheiden.  Chem. 
Constitution  noch  nicht  erkannt;  wohl  als  Ag^S,  mFenSn-f  i  gedeutet. 

Silberkies.  Rhombisch.  X  X  klein,  einzeln  oder  zu  Drusen  verbanden, 
bilden  durchweg  Durchkreuzungsdrillinge  mit  ausgeprägt  hexagonalem  tafeligem 
Habitus;  gern  föcher*  oder  rosettenartig  aggregirt  Mgl.,  tombakbraun,  grün  oder 
blau  anlaufend ;  kleinen  Magnetkies-  X  X  zum  Verwechseln  ähnlich.  Aaf  Silbererz - 
^ngen  des  Erzgebirges  und  von  St.  Andreasberg.  Im  Einzelnen  unterscheidet  man: 
Sternbergit  AgFcoSg,  Argyropyrit  AggFe^S,!,  Frieseit  AggFejSg  und  Argento- 
pyrit  AgFejSj. 

b)  Snlfarsenite,  Snlfantimonite  und  Snlfbisnintite. 

Sulfosalze,  in  denen  As^S,,  SbjSs,  Bi^Sg  als  Säuren  auftreten,  während  die 
Sulfide  von  Pb,  Zn^  Fe,  Cu,  Ag,  Hg  etc.  den  basischen  Bestandtheil  abgeben. 

Livingstonit.  HgS,  2Sb,Ss  mit  22®/o  Hg.  In  rhombischen,  antimonitähn- 
liehen  Nadeln  mit  rothem  Strich.  H.  =  2,  G.  =  4,81.  Huitzuco  und  Gualdacazar  in 
Mexico. 

Chiviatit.  2PbS,  SBijSj  mit  17>  Pb  und  etwas  Cu.  Blätterig,  nach  drei 
tautozonalen  Flächen  spaltbar.  G.  =  6,9.  Starker  Mgl. ,  bleigrau ,  sieht  aus  wie 
Wismuth glänz.     Chiviato  in  Peru. 

Cuprobismutit.  SCu^S,  4BigSg,  z.  Th.  Ag-haltig.  Gleicht  Wismuthglanz. 
G,  =  6,8 — 6,7.    Missouri  Mine  in  Colorado. 

Zinckenit-Hiargyritgnippe. 

Allgemeine  Formel  MS,  Kß^,  wo  M  =  Pb,  Agg,  Cug,  Fe  (?)  und  R  =  As,  Sb, 
Bi,  Se.  2  isodimorphe  Reihen:  Zinckenitreihe  rhombisch  und  Miargyritreihe 
monoklin. 

a)  Zinckenitreihe.  Rhombisch ;  ausgezeichnet  durch  gleichartigen  Habitus  ihrer 
strahligen  Krystalle;  an  Antimonit  erinnernd. 

Zinckenit.  Bleiantimonglanz.  PbSbgS^  (=  PbS,  SbjSg).  36>  Pb.  Rhombisch. 
Strahlige,  spiessige  X  X  der  Combination  (llO)ooP  mit  120®  39'  und  (lOl)Pöö,  die 
stets  sechsseitige,  mit  Längsfurchen  versehene  Drillinge  nach  (110)ooP  mit  flach 
pyramidaler  Endigung  bilden.  Büschelig,  radial-  und  verworrenfaserig,  auch  derb. 
—  Mild,  Br.  uneben.  H.  =  3— 3V«,  G.  =  5,3—5,35.  Mgl.,  dunkel-  bis  bleigrau,  zu- 
weilen bunt  anlaufend.  Str.  schwarz.  —  Auf  Kohle  Pb-  und  Sb-Beschlag;  geringer 
Rückstand.  —  Auf  Gängen  mit  Antimonit  bei  Wolfsberg  im  Harz,  Hausach  im 
Schwai-zwald ;  Sevier  Co.  in  Arkansas,  San  Juan  Co.  in  Colorado. 

Andorit.  (PbAgs)S,  Sb^Sg,  rhombisch,  ist  ein  Ag-haltiger  Zinckenit.  Felsö- 
banya.  —  Sundtit  und  Webnerit,  beide  von  der  Grube  Itos  bei  Oruro,  sollen 
gleichfalls  Ag-haltige  Zinckenite  sein. 

Skier oklas.  Sartorit.  Bleiarsenglanz..  Arsenomelan.  PbAsjS^  (=  PbS,  As^S,). 
42,6^0  Pb.  Rhombisch.  X  X  klein,  dünn  und  nadelig,  nach  der  Queraxe  gestreckt 
und  längsgestreift.  #  (OOl)oP  vollk.;  sehr  spröd.  H.  =3.  G.  =  5,39.  Licht  blei- 
grau.    Str.  rothbraun.    Mit  Binnit  und  Dufrenoysit  im  Dolomit  des  Binnen thals. 

Bleiwismuthglanz.  Galenobismutit.  PbBi.^  (=  PbS,  Bi^Ss).  27,67o  Pb.  Auch 


IL  El.   Sal6de.    8.  Abth.   Sulfosalze.  327 

Se  (I270)  in  Vertretung  von  S  beobachtet  (Selenbleiwismuthglanz).  Nor  derb. 
H.  =  3 — 4,  Gt.  =  6,88.  Zinnweiss,  stark  glänzend.  Str.  grauschwarz.  Mit  Wismuth- 
glanz  von  der  Ko-Grabe  in  Wermland.  —  R6zb&nyit,  derb,  von  R^zbanya,  enthält 
etwas  mehr  Bi,  dürfte  aber  Galenobismutit  sein. 

Alaskait.  (PbAgsGu2)S,  Bi^Ss  ist  ein  Bleiwismuthglanz ,  bei  dem  ein  Theil 
Pb  darch  Ag  (8»  und  Cu  (S^o)  ersetzt  ist.  Kleinblätterige  milde  Aggregate  von 
licht  bleigrauer  Farbe  und  starkem  Mgl.    Alaska-Gang  in  Colorado. 

Silberwismuthglanz.  Argentobismutit.  Matildit.  AgBiSg  (=  AggS,  ßijSJ. 
28,4  Ag,  54,7  Bi.  Derb,  selten  in  gestreiften  prismatischen  X  X  <  ^i^n  mit  grauem 
Str.     G.  =  9,62.     Grube  Matilda  bei  Morococba  in  Peru,  Lake  City  in  Colorado. 

Kupferantimonglanz.  Wolfsbergit.  Chalkostibit.  CuSbSj (=  Cu^S, Sb,S,). 
25,6  Cu.  X  X  tafelförmig  oder  prismatisch,  meist  mit  verbrochenen  Enden  und  voll- 
kommen pinakoidaler  #.  Auch  derb  in  feinkörnigen  Aggregaten,  eingesprengt. 
H.  =  dVs>  G.  =  4,8 — 5,7.  Br.  muschlig  bis  eben.  Mgl.,  bleigrau  bis  eisenschwarz, 
zuweilen  bunt  anlaufend.  —  V.  d.  L.  zerknistemd  und  leicht  schmelzbar.  Auf  den 
Antimonit-Quarzgängen  von  Wolfsberg  im  Harz.  —  Guejarit,  spanischen  und 
bolivianischen  Ursprungs,  ist  ident  mit  Wolfsbergit. 

£  m p  1  e  k  t  i  t.  Kupferwismuthglanz  z.  Tb.  CuBiSj  (=  Cu^S ,  Bi,S,).  19^0  Cu. 
Rhombisch,  undeutliche,  nadelige  und  längsgestreifte  X  X  niit  pinakoidaler  ^ 
Derb,  eingesprengt.  Br.  uneben;  mild.  H.  =  2,  G.  =  6,23— 6,88.  Zinnweiss  bis  stahl- 
g^au,  gelb  und  auch  dunkler  anlaufend.  Str.  schwarz.  —  V.  d.  L.  leicht  schmelz- 
bar.   Schwarzenberg  im  Erzgebirge,  Wittichen  im  Schwarzwald.    R^zbänya;  Copiapo. 

Berthierit.  Krystallform  (?),  umfasst  im  Habitus  gleichartige,  in  der 
ehem.  Zus.  wechselnde ,  nur  z.  Th.  nach  der  Formel  FeS,  Sb^S,  zusammengesetzte, 
strahlige  oder  faserige  Aggregate.  #  nach  mehreren  Richtungen  undeutlich.  Br. 
uneben.  H.  =  2—3,  G.  =  4-  4,3.  Dunkel  stahlgrau,  oft  bunt  anlaufend.  Str.  schwarz. 
—  y.  d.  L.  leicht  zu  schwarzer  magnetischer  Schlacke  schmelzend.  Chazelles  in 
der  Auvergne;  Bräunsdorf  bei  Freiberg;  Arany-Idka  in  Ungarn.    Comwall. 

b)  MIargyrItreihe.    Monoklin. 

Miargyrit.  Silberantimonglanz.  Hypargyrit.  AgSbSj (=  AggS, SbgS,).  Mono- 
klin holoedrisch,  a  :  b  :  c  =  0,748  :  1  :  0,643;  ß  =  91®  40'.  —  X  X  klein,  spiessig  oder 
dicktafelig;  federartige  Streifung  auf  der  Querfiäche,  aufgewachsen,  zu  Drusen  ver- 
einigt oder  auf  Rothgültigkrystallen  aufsitzend.  Auch  derb  und  eingesprengt.  #  un- 
deutlich. Br.  kleinmuschlig  bis  uneben;  mild.  H.  =  2— 27«.  G.  =  5,18 — 5,25.  Mgl., 
stahl-  und  bleigrau  bis  schwarz;  in  dünnen  Splittern  blutroth  durchscheinend.  Str. 
kirschroth.  36,97  Ag,  41,07  Sb,  21,96  S.  —  V.  d.  L.  sehr  leicht  zur  schwarzen  Schlacke 
schmelzend;  beschlägt  die  Kohle  weiss  und  hinterlässt  ein  Silberkom.  —  Auf  Silber- 
erz^ngen  neben  dem  häufigeren  und  äusserlich  ähnlichen  ftothgültig.  Bräunsdorf 
bei  Freiberg;  Pribram;  Felsöbanya  (hier  etwas  Pb-haltig  und  Kenngottit  genannt); 
Guadalajara  bei  Madrid;  Molinares  und  Zacatecas  in  Mexico;  Potosi. 

Anm.  Manche  Rothgültigkrystalle  von  St.  Andreasberg  sind  mit  kleinen 
spitzen,  scheinbar  rhombischen  X  X»  (i^ni  sogen,  fahlen  Rothgültig  (z.  Tb.)  über- 
zogen. Dieselben  sind  von  Breithaupt  als  Hypargy ronblende,  angeblich  von 
Clausthal  bezeichnet,  sind  aber  nichts  anderes  als  Miargyrit. 

Plenargyrit.  AgBiSj.  Monoklin;  in  spröden  eisenschwarzen  Kryställchen 
von  der  Grube  Christian  Friedrich  im  Schapbachthal ;  G.  =  7,22.  Die  Formel  und  die 
Isomorphie  mit  Miargyrit  bedürfen  jedoch  noch  der  Bestätigung. 

Lorandit.  TlAsSg.  In  monoklinen,  5 — 10  mm  grossen,  meist  tafeligen  XX- 
Biegsam  und  nach  3  Richtungen  sehr  gut  #.  H.  =  2— 2V2i  G.  =  5,529.  Metallartiger 
Diamantgl.    Cochenille-    bis   carmoisinroth ,    oberflächlich   oft  schwärzlich   bleigrau, 


328  n.  El.   Sulfide.    3.  Abth.   Sulfosalze. 

mancbmal  mit  ockergelbem  Pulver  bedeckt.  Str.  ziemlich  dunkel  kirschrotb.  Kleinere 
X  X  durchsichtig  bis  durchscheinend.  Auf  Realgar  aufgewachsen  von  AUchar  in 
Macedonien.  

Plagionit.  5PbS,  4SbaSs;  ca.  42Vo  Pb.  Monoklin,  holoedrisch.  a:b:c 
=  1,1363  :  1  :  0,4205.  ß  =  107®  32'  (Rose)^  Kleine  zu  Drusen  vereinigte,  dicktafehge 
X  X  der  Combination (OOl)oP,  (111)~P,  (1 1 1)P,  (221)-2P.  (100)ooPöö.  Auf  (111),  (1 1 1), 
(221)  Combinationsstreifung  mit  (001) ;  (001)  selbst  glatt.  —  Derb,  kömig,  auch  traubig. 
#(221)  deutlich.  Br.  uneben,  spröd.  H.  =  27»,  G.  =  5,4— 5.6.  Dunkel  bleigrau 
und  eisenschwarz,  Str.  schwarz.  —  V.  d.  L.  stark  zerknistemd,  sehr  leicht  schmelz- 
bar.   Wolfsberg  im  Harz;  Goldkronach  im  Fichtelgebirge. 


Binnit  Von  Rath.  Dufrenoysit  Damour.  3Cu8S,  2As,S,.  Regulär,  tetra- 
edrisch-hemiedrisch.  XX  sehr  klein,  (llO)ooO,  (211)202  u.  a.;  zumeist  derb  und 
eingesprengt.  Br.  muschlig;  sehr  spröd.  H.  =  2—3,  G.  =  4,4—4,7.  Mgl.,  stahlgrau 
bis  eisenschwarz.  Str.  kirschroth.  39  Cu ,  etwas  Pb  und  Ag  isomorph  beigemischt 
Im  Dolomit  des  Binnenthals. 

Klaprothit.  SGu^S,  2Bi,8^  mit  15  Gu.  Rhombisch,  langgestreckte  und 
vertical  gestreifte  X  X  der  Combination  (101  )ooP,(100)ooPöo.  #(100)oP  voUk.  H.=2*/i, 
G.  =  4,6.  Gelblich  stahlgrau,  bunt  anlaufend.  Str.  schwarz.  Witschen  u.  a.  0.  im 
Schwarzwald;  Sommerkahl  im  Spessart. 

Schirm erit.  3(AgjPb)S,  2BigS3.  Nur  derb;  feinkörnig,  bleigrau.  G.  =  6,737; 
leicht  schmelzbar.    In  Quarz  eingewachsen.    Colorado. 

Domingit.  Warrenit.  3PbS,  2Sb8S3,  In  feinsten  verfilzten  N&delchen. 
System  (?).    Domingo-Grube  in  Colorado. 

Rathit.  3PbS,  2AS283  mit  52 Pb.  Prismatische,  rhombische  XX-  #  (010) 
00P06  voUk.  H.  =  3,  G.  =  5,4.  Mgl.,  bleigrau.  Str.  braun.  Aus  dem  Dolomit  des 
Binnenthals. 

Jamesonitgrappe. 

Allgemeine  Formel  2  MS,  R^S,,  also  Verhältniss  2:1;  bilden  eine  isomorphe 
Reihe.    Rhombisch. 

Jamesonit.  PbsSb^Sg  (=  2 PbS,  SbjS,).  Rhombisch  ,  holoedrisch,  a  :  b  :  c 
~  0,8915  : 1 :(?).—  X  X  lang  prismatisch,  spiessig,  (110)ooP  mit  101®  20  und  (010)ooPöo, 
ohne  gute  Endbegrenzung,  gewöhnlich  zu  parallel-  oder  divergent-strahligen  Erystall- 
gruppen  vereinigt.  Auch  derb  in  strahlig-faserigen  Aggregaten.  #  (OOl)oP  voHk.; 
mild.  H.  =  2— 272,  G.  =  5,56—5,8.  Mgl.,  stahlgrau  bis  dunkelbleigrau.  Str.  grau. 
50,8  Pb,  29,5  Sb,  19,7  S  mit  etwas  Fe,  Cu  oder  Ag.  —  V.  d.  L.  wie  Zinckenit,  doch 
grösserer  Rückstand  in  Form  einer  eisenhaltigen  Schlacke.  Auf  Erzgängen.  Mehr- 
orts in  Cornwall;  Ungarn;  Nertschinsk;  Estremadura.  Aehnliche  Mineralien:  die 
Bleispiessglanze,  im  Besonderen  der  Zinckenit  und  Antimonit.  —  Federerz  oder 
Plumosit,  auch  Heteromorphit  ist  zum  grössten  Theil  sehr  f einnadeliger ,  ve^ 
filzter,  lockerer  oder  dichter  Jamesonit;  Pfaffenberg  und  Meiseberg  bei  Neudorf  am 
Harz,  Freiberg,  Felsöbänya.  #  Aber  auch  verfilzter  Antimonit,  z.  B.  von  Andreas- 
berg, wird  mit  dem  Namen  Federerz  belegt.  Bei  dem  als  Zundererz  bezeichneten 
rothbraunen  lappigen  Federerz  von  Clausthal  und  Andreasberg  ist  noch  Rothgöltig 
und  Arsenkies  mechanisch  eingemengt.  Der  plagionitahnliche ,  auch  als  Plagionit 
bezeichnete  Heteromorphit  von  Arnsberg  in  Westphalen  fahrt  auf  die  Formel 
7  PbS,  4Sb2S3. 


II.  Kl.   Sulfide.    3.  Abtb.    Sulfosalze.  329 

Duf renoysit  VomRath.  PbjAsjSj  mit57  Pb.  Bhombiscb,  a:  b :  c =0,938 : 1 : 1,531. 
—  XX  selten,  z.  Tb.  ziemlich  gross  und  fläcbenreicb,  sind  dick  tafelig  oder  breit- 
säulig,  nach  der  Queraze  gestreckt  und  gestreift.  Derb.  #  nach  (OOl)oP  voUk., 
spröd.  EL  =  3.  G.  =  3,5— 3,6.  Mgl.,  dunkel  bleigrau;  Str.  röthlich  braun.  —  Aus 
dem  Dolomit  des  Binnenthaies. 

Co  sali  t  PbsBigSj  mit  etwas  Ag.  Längsgestreifte,  wahrscheinlich  rhombische, 
bleigraue  Prismen  von  Cosala  in  Mexico.  —  Bjelkit  in  stahlgrauen  strahligen 
Aggregaten  aus  Wermland  ist  damit  identisch.  —  Kobellit,  derb  von  Vena  in 
Schweden  ist  Cosalit,  bei  dem  ein  grösserer.  Theil  Ton  Bi  durch  Sb  ersetzt  wird. 

Schapbachit  (Wismuthsilbererz)  ist  ein  Ag-haltiger  (bis  22>  Ag)  Cosalit, 
in  kleinen  basisch  #  Täfclchen  oder  derb.  Licht  bleigrau.  H.  =  37^  >  G.  =  6,43. 
Schapbaohthal. 

Semseyit.  9PbS,  4Sb2Sg.  In  monoklinen  tafeligen  XX  ^om  Habitus  und 
Aussehen  des  Plagionit.    #  (111).    6.  =  5,9.    Felsöb^nya,  Rodna;  Wolfsberg  im  Harz. 


Boulangeritgruppe. 

Allgemeine  Formel  5 RS,  2Sb2S„  worin  R  =  Pb  oder  Ag  ist;  dimorph. 

Boidangerit    PbsSb^Sn  (=5PbS,  2SbA). 

Rhombisch,  holoedrisch.  a:b  :  c  =  0^5527  : 1 :  0,7478  (Sjögren).  — 
XX  sehr  selten,  prismatisch;  fast  stets  in  derben,  feinkörnigen  bis  fein- 
faserigen und  ganz  dichten  Massen  vom  Aussehen  des  Bleischweifs  oder 
in  faserigstrahligen  Aggregaten,  die  dem  Federerz  gleichen. 

Nur  in  geringem  Grade  spröde.  H.  =  21/2— 8,  G.  =  5,8-6,18. 
Mgl.  bis  matt,  dunkel  bleigrau,  oft  seidenartig  schimmernd.  Str.  schwarz ; 
undurchs.,  nicht  selten  mit  gelben  Flecken  von  Antimonocker  besprenkelt. 

55,4  Pb,  25,7  Sb,  18,9  S.  —  V.  d.  L.  leicht  schmelzbar,  Pb-  und 
Sb-Reaction.     Von  heisser  Salzsäure  gelöst. 

Auf  Gängen  neben  Antimonglanz,  nur  lokal  wichtiges  Bleierz  wie 
zu  Molidres,  Dep  du  Gard,  sonst  spärlich.  Ober-Lahr,  Wissen  a.  d.  Sieg, 
Wolfsberg  im  Harz,  Pribram,  Schneeberg  in  Tirol,  Bottino  in  Toscana, 
Sola  in  Schweden,  Nasafjeld  in  Lappland.  Nertschinsk  im  Ural. 

Diaphorit.  5 (PbAg2)S,  2 Sb^S,.  Rhombisch,  isomorph  mit  Boulangerit,  aber 
chemisch  wie  Schilfglaserz  und  diesem  auch  physikalisch  ähnlich.  Flächenreiche  X  X 
und  Zw.  Stahlgrau,  sehr  spröde.  H.  =  2V«— 3.  G.  =  5,902.  Sehr  selten.  Pfibram, 
Felsöbdnya.  —  Mit  Diaphorit  stimmt  in  allen  Eigenschaften  und  in  der  Dichte  überein 

Brongniartit,  derb,  von  Potosi  in  Bolivien;  die  Angaben  über  reguläre 
Form  und  Mexico  als  Fundort  sind  irrthümlich. 

Schilfglaserz.  Freieslebenit.  5 (PbAg2)S,  2 SbjS,,  also  zusammengesetzt  wie 
Diaphorit,  aber  monoklin  holoedrisch,  ß  =  92®  14'.  Flächenreiche  (namentlich  in 
der  Zone  der  e-  und  a-Aze),  prismatische  X  X  ^^  Verticalstreifung  in  Folge  oscil- 
latorischer  Wiederholung  von  Prismenflächen.  Zw.  nach  mehreren  Gesetzen,  haupt- 
sächlich nach  (lOO)ooPöö.  —  Derb,  eingesprengt.  #  (llO)ooP  unvoUk.,  Br.  muschlig. 
H.  =  2— 2V2,  G.  =  6,19—6,38.  Blei-  bis  licht  stahlgrau,  schwarz  anlaufend ;  Str.  grau. 
33  Pb,  23  Ag.  —  Freiberg ;  Pribram ;  Eapnik,  Felsöbänya ;  Hiendelaencina  in  Spanien. 


330  n.^Kl.   Sulfide.    3.  Abih.   Sulfosalze. 

Boomonitgrappe. 

Allgemeine  Formel  SMS,  R2S3,  worin  M  =  Pb,  Ca,,  Agg,  Fe  und  R  =  Sb,  As,  Bi. 
Rhombisch,  holoedrisch;  wahrscheinlich  isomorph. 

Bournonit.     Schwarzspiessglaserz.    Spiessglanzbleierz.     (PbCu2)3Sb2S^ 

=  3  (PbCu8)S,  SbjS,. 

Rhombisch,  holoedrisch,    a  :  6  :  c  =  0,9379  :  1 :  0,8968  (Milleb).  — 
X  X  ^i^  tetragonalem  Habitus,  dicktafelig  durch  Vorherrschen  der  Basis« 

Fig.  351.  Fig.  352.  Fig.  353. 


seltener  nach  einer  Axe  säulenförmig  gestreckt,  m  =  {110)ooP  mit  93^  40', 
c  =  i001)oP,  a  =  (fllÖ)ooFo6,  n  =  (OlfjPss  mit  96«  13',  b  =  (100)ogP6ö, 
o  =  ilOi)Pöö  mit  92034',  x  =  (102yi%P6ö,  u  =  {112)^J2P.  Zw.  nach 
{110)ooP  häufig,  theils  Juxtapositionszw.  und  dann  bei  der  ungefähren 
Rechtwinkligkeit  von  {100)ooP  einfachen  Individuen  ähnlich,  theils  kreuz- 
förmige Penetrationszw. ;  auch  wiederholte  polysynthetische  und  cyclische 
Viellingsbildung,  welche  im  Verein  mit  der  häufigen  reihenförmigen 
Parallelverwachsung  charakteristische,  an  Zahnräder  erinnernde  Gestalten 
(Rädelerz)  Fig.  353  erzeugt.  —  Derb,  körnige  bis  dichte  Massen,  auch 
eingesprengt. 

#  {010)ooP^  selten  deutlich,  Br.  muschlig;  spröde.  H.  =  2V2— 3, 
G.  =  5,7—5,86.  Starker  fettartiger  Mgl.  auf  frischem  Br.  X  X  äusser- 
lich  oft  matt;  stahl-  bis  bleigrau  und  eisenschwarz,  Str.  grau. 

42,6  Pb,  13  Cu,  24,6  Sb,  19,8  S;  zuweilen  etwas  As.  Im  reinen 
Boumonit  niemals  Silber !  —  V.  d.  L.  leicht  zu  schwarzer  Kugel  schmelz- 
bar; Bleibeschlag;  der  Rückstand  mit  Soda  Kupferkom. 

Wichtiges  Blei-  und  Kupfererz!  Auf  Gängen  neben  Blei-  und 
Antimonerzen.  Neudorf  Wolfsberg ,  Clausthal.  Bräunsdorf;  Horhausen; 
Pribram;  Kapnik;  Nagydg;  Servoz  in  Piemont;  Gomwall  (mehroris, 
z.  B.  St.  Endellion,  Liskeard);  Pontgibaud  und  Alais;  Mexico;  Bolivia; 
Chile;  Peru. 

Aebnliche  Mineralien  neben  Fahlerz  die  sogen.  Bleispiessglanze.  —  Wölchit 
von  Wölch  und  Olsa  bei  Friesach  in  Kärnten  sind  theilweise  zersetzte  Boumonii- 
krystalle  genannt.  —  Die  beiden  derben  Mineralien  Plumbostib  und  Embrithit 
von  Nertschinsk  sind  möglichenfalls  reine  Blei-Bournonite  3PbS,  SbjS,,  obwohl  die 
Analysen  etwas  mehr  Pb  ergeben;  der  derbe  Guitermanit  aus  der  Zuni-Mine  bei 
Silverton  in  Califomien  ebenso  vielleicht  ein  reiner  Arsen-Boumonit  8PbS,  Ab^,. 

Stylotyp.    3(CuAg)^,  S,  SbaSa,   mit  ca.  87o  Ag  und  etwas  Fe;   bündelartig 


IL  Kl.   Sulfide.    3.  Abth.   Sulfosalze.  331 

groppirte  Prismen  mit  quadratischem  Querschnitt.  H.  =  3,  6.  =  4,79.  Tief  eisen- 
schwarze  Farbe  und  Str.  —  V.  d.  L.  zur  magnetischen  Kugel  schmelzend.  Copiapo,  Chile. 

Nadelerz.  Patrinit.  Aikinit.  3(PbGu2)S, Bi^S, ,  also  die  dem  Boumonit  ent- 
sprechende isomorphe  Wismuthverbindung.  Rhombisch,  holoedrisch.  —  NadelfÖrmige, 
l&ngs  gefurchte  und  quer  geknickte  oder  gebogene  X  X  ohne  deutliche  Enden.  #  nach 
einer  Yerticalfl&che.  Er.  muschlig,  spröd.  H.  =  2V>i  6.  =  6,7— 6,8.  Mgl.,  blei-  bis 
stablgrau ;  oft  bunt,  namentlich  br&unlich  angelaufen  und  mit  gelblich-grünem  üeber- 
zug.  36  Pb  und  11  Cu.  —  Y.  d.  L.  sehr  leicht  schmelzbar.  Neben  Gold  auf  Quarz- 
gängen im  Granit  von  Beresowsk. 

Lillianit.  3PbS,  BigS,.  Nur  derb  bekannt;  stahlgrau,  enthält  etwas  Ag. 
Lillian-Mine  bei  Leadville  in  Colorado,  Vena  in  Schweden.  —  Ein  Sb-haltiger  Lil- 
lianit von  Vena  in  Schweden  ist  Kobellit  genannt. 

Wittichenit.  Kupferwismuthglanz.  Wismuthkupferblende.  SCu^S,  Bi^S,. 
Rhombisch.  X  X  tafelförmig,  selten.  Derb  und  eingesprengt  Br.  uneben,  f einförmig; 
milde.  H.  =  2V«,  G.  =  4,3— 4,5.  Bleigrau,  Str.  schwarz.  38,4  Cu,  42,1  Bi,  19.58;  mehr 
Bi  rührt  von  Einmengung  her.  —  Y.  d.  L.  mit  Aufschäumen  schmelzend,  Bi-Beschlag, 
mit  Soda  Kupferkom.    Wittich en  im  Schwarzwald. 

Gruppe  der  Bothgültigerze. 

2  isodimorphe  Reihen  von  der  Formel  3Ag2S,  Sb^S,  bezw.  SAggS,  As,S,. 

RothgQltigreIhe  Feaerblendereihe 

hezagonal,  ditrigonal-pyramidal.  monoklin,  holoedrisch. 
SAggS,  SbjS,.     Antimonsilberblende.    Pyrargyrit.  Feuerblende. 

SAggS,  AsjS^.     Arsensilberblende.    Proustit.  Xanthokon. 

a)  RothgQltigreihe. 

Nach  früherer  Bezeichnungsweise  gehören  die  X  X  dieser  Reihe  der  Hemi- 
morphie  der  rhomboedrischen  Hemiedrie  an,  wofQr  richtiger  Hemimorphie  der  tri- 
gonalen  Hemiedrie  zu  setzen  ist,  die  X  X  sind  also  ditrigonal-pyramidal.  —  Die 
beiden  Glieder  der  Reihe  sind  in  ihren  krystallographischen  Yerhältnissen  sehr  ähnlich, 
dagegen  chemisch  scharf  von  einander  geschieden.  Eine  wesentliche  Mischung  beider 
Substanzen  kommt  trotz  der  analogen«  Formel  nicht  vor,  vielmehr  liegt  in  den  Fällen, 
wo  die  Analyse  einen  beträchtlichen  Procentsatz  von  As  neben  Sb  und  umgekehrt 
nachweist,  nicht  isomorphe  Mischung,  sondern  erkennbare  Yerwachsung  vor.  —  Auf 
Grund  der  dunkleren  oder  lichteren  Farbe  sind  beide  Rothgültigerze  nicht  immer 
sicher  zu  unterscheiden,  wohl  aber  mit  Hülfe  ihres  Strichpulvers,  daneben  durch 
den  Winkel  der  trigonalen  Pyramide  (108*  38'  bezw.  107*  480  «nd  durch  das  spec. 
Gewicht. 

Antlmonsilberblende.      Dunkles   Rothgültig.     Pyrargyrit.     Ag^ShSa 
=  3AgaS,  Sb,S,. 

Hexagonal,  ditrigonal-pyramidal.  a  :  c  ^=  1:  0J892  (Miebs).  —  X  X 
(St.  Andreasberg,  Gonderbach,  Freiberg  etc.),  aufgewachsen,  flächenreich, 
öfters  schön  ausgebildet,  aber  auch  verzerrt  und  schwierig  zu  deuten.  Von 
den  zahlreichen  Formen  (über  80)  sind  die  häufigsten  ^) :  n  =  {1120)ooP2  mit 


^)  Mit  Rücksicht  auf  die  frühere  rhomboedrische  Auffassung  der  Krystalle, 
der  auch  der  Habitus  entspricht,  ist  den  MiLLBR'schen  Indices  jedes  Mal  das  alte 
Rhomboedersymbol  Naumamt^s  zugefügt. 


332 


IL  El.   Sulfide.    3.  Abth.   Sulfosalze. 


Combinationsstreifung  nach  h;  h  =  {2131)B3  mit  lU^  48'  und  105*35', 
mit  gleicher  Streifung  wie  auf  n;  z=^{pil2)  —  ^%B.  mit  137°  55',  längs 
gestreift^  l  =  {2134yi^R3;  f={3251)R5;p  =  llÖli)R  mit  108«  38'; 
k  =  {1010)ooB;  q  =  (1671)-5R''ls;  s  =  (1014)' kB;  selten  c  =  i0001)oP 
rauh  und  drusig.  Habitus  der  Gombinationen  ist  am  häufigsten  pris- 
matisch durch  Vorwalten  von  n  =  (1120)ooP2  oder  scheinbar  skaleno- 
edrisch  bezw.  rhomboedrisch  (Fig.  354  u.  355)  durch  den  Umstand,  dass 


Fig.  354. 


Fig.  355. 


Fig.  856. 


Fig.  357. 


die  ditrigonalen  und  trigonalen  Pyramiden  an  einseitig  aufgewachsenen  X) 
wie  Skalenoeder  und  Rhomboeder  erscheinen ,  wie  auch  durch  das  Auf- 
treten inverser  Pyramiden  an  beiden  Enden  und  durch  ErgänzungszwiUinge 
nach  n,  die  rhomboedrische  Symmetrie  erzeugen.  Weit  seltener  ist  aus- 
geprägte Hemimorphie,  die  sich  besonders  in  der  trigonalen  Ausbildung 
des  Prismas  I  Art  und  in  der  verschiedenen  Ausbildung  der  Polenden, 
und  zwar  gern  so  äussert,  dass  an  dem  einen  Pol  neben  z  stumpfe 
Skalenoeder,  an  dem  anderen  Ende  spitze  Skalenoeder  auftreten  (Fig.  356). 
—  Zw.  nach  mehreren  Gesetzen.  1.  Am  häufigsten  Ergänzungszwillinge 
nach  n  ^  (1120)ooP2  mit  gegenseitiger  Durchdringung  und  Herstellung 
rhomboedrischer  Symmetrie.  Als  Verwachsungsfläche,  kenntlich  durch 
die  hindurchlaufende  Zwillingsnaht,  dient  neben  n  auch  noch  p  und  s 
oder  eine  unregelmässige  Abgrenzung.  2.  Häufig  nach  der  trigonalen 
Pyramide  s  =  {1014)^IaR,  wobei  je  2  Flächen  z  und  deren  Polkanten 
in  dieselbe  Richtung  fallen,  öfters  derart,  dass  drei  Individuen  sicli 
cyclisch  (bouquetartig)  um  ein  viertes  gruppiren  (Fig.  357).  3.  und 
4.  Selten  nach  p  =  {1011)R  und  z  =  {pll2)-'^\%B,  —  Derb,  einge- 
sprengt, als  Anflug  und  dendritisch  auf  Haarklüften,  in  Pseudomor- 
phosen  nach  Silberglanz. 

#  {lÖii)R  ziemlich  vollk.,  nach  {0112) -^^B  unvollk.  Br.  muschlig 
bis  splittrig;  etwas  spröd.  H.  =2^/2— 3,  Q.  =  5,85,  wenn  As-haltig. 
5,77—5,85.  Blendeartiger  bis  stark  metallischer  Gl.,  auch  matt;  im 
auffallenden  Licht  dunkelroth  bis  bleigrau  und  eisenschwarz;  im  durch- 
fallenden Licht  roth  durchscheinend  oder  undurchsichtig.  Str.  und  Strich- 
pulver kirschroth. 


IL  Kl.   Sulfide.    8.  Abtfa.    Sulfosalze.  333 

60  Ag,  22,2  Sb,  17,8  S;  gewöhnlich  ein  wenig  As  enthaltend.  — 
V.  d.  L.  leicht  schmelzend,  die  Kohle  weiss  beschlagend  unter  Hinter- 
lassung eines  Silberkoms. 

Wichtiges  und  häufiges  Silbererz!  Nur  auf  Gängen,  in  Gesell- 
schaft anderer  Silbermineralien  neben  Bleiglanz;  Kalkspath  die  gewöhn- 
liche Gangart  St  Andreasberg;  Freiberg;  Gonderbach  in  Westfalen; 
Pribram;  Schemnitz,  Kremnitz;  Hiendelaencina  in  Spanien.  Vielorts  in 
Mexico  (Zacateca^,  Guanaxuato)  und  Chile  (Chanarcillo),  in  Colorado, 
yvüoda,  Arizona  etc. 

Wandelt  sich  in  Silbenchwärze  und  ged.  Silber  um.  —  Aehnliche  Mineralien 
sind  Proustit,  Cuprit,  Rothkupfer,  Miargyrit,  Rotheisen  und  Zinnober. 

Arsensilberblende.  Lichtes  Rothgültig.  Proustit.  Ag3AsS3(=3AggSsj.AS,). 

Hezagonal,  ditrigonal-pyramidal.  a  :  c  =  i  :  0,8038  (Mikbs).  —  XX 
(Chanarcillo  u.  a.)  in  ihrem  Auftreten  und  Habitus  wie  beim  dunklen 
Rothgültig,  doch  nicht  so  flächenreich  und  ohne  deutlich  hervortretende 
Hemimorphie.  hj=^i2ßl)RS  mit  J44<>  42'  und  105«  21'  an  den  VoX- 
kanten;_n  =  (i7^ö)c»P^;  z^{0112)  —  ^l%B  mit  137«  14';  {022i)-2R\ 
p  =  (1011)R  mit  107<>48';  k  =  {1010)ooB.  Basis  mit  Sicherheit  noch 
nicht  beobachtet.  Zumeist  ditrigonaler  Habitus  oder  skalenoedrisch  durch 
{213i)B3,  TiVf.  wie  beim  Pyrargyrit.  —  Derb,  eingesprengt,  als  Anflug 
und  dendritisch. 

#  {10n)B  unrollk.,  Br.  muschlig,  etwas  spröde.  H.  =2V2, 
G.  =  5,57,  wenn  Sb-haltig  5,58—5,64.  Blendeartiger  Diamantgl.,  halb- 
durchs.  bis  durchscheinend.    Farbe  und  Str.  Scharlach-  bis  zinnoberroth. 

65,4  Ag,  15,2  As,  19,4  S,  zuweilen  ein  wenig  Sb  enthaltend.  — 
y.  d.  L.  auf  Kohle  leicht  ein  Silberkom;  Arsengeruch. 

Vorhomme^i  wie  Pyrargyrit,  meist  untergeordnet  neben  demselben 
und  seltener.  Sehr  selten  bei  St  Andreasberg  ^);  vorherrschend:  bei 
Annaberg y  Marienberg,  Joachimsthal  im  Erzgebirge;  Wittichen  im 
Schwarzwald;  Markirch  in  den  Vogesen;  Chalanches  im  Dauphine; 
Chanarcillo  in  Chile,  Colorado,  Nevada,  Arizona. 

b)  Feverblenderelhe.    Monoklin. 

Feuerbleu  de.  Pyrostilpnit.  AgjSbS,  (=  SAg^S,  SbgSj^).  Monokliji,  holo- 
edrisch. a:b:  0=  1,9465:  1  :  1,0973.  ß  =  ca.  90®  —  XX  Wein  und  zart,  dünn- 
tafelig  nach  (OOl)oP,  aber  zumeist  in  Zw.;  gewöhnlich  bfischelig  oder  zu  Rosetten 
gruppirt.  #  (OOl)oP  voUk.  H.  =  2,  G.  =  4,2—4,25.  Perlmutterartiger  Diamantgl., 
durchscheinend;  hyacinthroth  bis  rothbraun.  Chem.  Zus.  wie  Pyrargyrit,  als  dessen 
seltenes  Begleitmineral  die  Feuerblende  vorkommt.  St.  Andreasberg,  Wolfach,  Frei- 
berg, Pribram,  Felsöbänya,  Chanarcillo. 

Xanthokon.    Rittingerit.    Agj AsS,  (=  3 Ag^S,  As^S,).    Monoklin,  holoedrisch. 


')  Das  sogen,  lichte  Rothgültigerz  von  St.  Andreasberg  ist  meist  Pyrargyrit. 


334  n.  Kl.   Sulfide.    3.  Abth.   Sulfosalze. 

a  :  b  :  c  =  1,9187  :  1  :  1,0152.  ß  =  90°  13'.  Kleine,  im  Habitus  und  Auasehen  der 
Feuerbleode  ähnliche  X  X  von  hexagonalem  Habitus.  Zw.  und  #  (OOl)oP.  H.  =  2—3, 
G.  =  5,54.  Perlmutterartiger  Diamantgl. ,  durchscheinend ;  orangegelb  bis  zinnober- 
roth.  Chem.  Zus.  wie  Proustit,  denselben  begleitend.  Selten.  Freiberg,  Joachims- 
thal, Rudelstadt  in  Schlesien,  Chaharcillo. 

T  a  p  a  1  p  i  t.  Tellurwismuthsilber.  AggBi  (STe),.  Erystallform  unbekannt,  fein- 
kömig,  licht  stahlgrau.  6.  =  7,80.  Grube  San  Antonio  in  der  Sierra  de  Tapalpa 
in  Mexico. 


Gruppe  der  Fahlerze. 

Auf  Grund  der  chemischen  Zusammensetzung  zerfallen  die  in  ihren  kiTstallo- 
graphischen  und  physikalischen  Merkmalen  durchaus  übereinstimmenden  und  daher 
früher  als  eine  Art  betrachteten  Fahlerze  in  mehrere,  jedoch  wegen  ihrer  isomorphen 
Mischung  nicht  scharf  getrennte  Glieder ;  im  Besonderen  liegt  nicht  eine  solche  scharfe 
Trennung  vor  wie  beim  Rothgültig  zwischen  dem  Antimon-  und  dem  Arsenfahlerz. 
Sie  sind  aufgebaut  nach  der  allgemeinen  Formel  4 MS,  RgS,  (M  =  Cu^,  Ag^,  Fe,  Zd. 
Hg2 ;  R  =  As,  Sb,  Bi)  und  lassen  sich ,  wenn  man  nur  den  wichtigsten  Bestand- 
theil,    das   Kupfer,  berücksichtigt,   in  der   Mehi-zahl  als  isomorphe  Mischung  von 

(tcu's  Sbl*  }  »uf^assen.  Alle  sind  wichtige  Kupfererze  (26— 55«/o  Cu),  haben  ge- 
wöhnlich auch  einen  wesentlichen  Silbergehalt,  sehr  selten  jedoch  Blei,  das  in  den 
meisten  Fällen  von  mechanischer  Verunreinigung  herrührt.  —  Die  Krystallform  ist 
ausgezeichnet  regulär,  tetraedrisch-hemiedrisch. 

Fahlerz.     Tetraedrit.     4CU2S,  Sb^Sj,  bezw.  4CU2S,  AS2S3. 

Regulär,  ausgezeichnetes  Beispiel  der  tetraedrischen  Hemiedrie.  — 
X  X  (Kapnik  und  vielorts)  oft  flächenreich  und  schön  ausgebildet ;  Habitus 
gewöhnlich  ausgeprägt  tetraedrisch,  seltener  rhombendodekaedrisch  (Ten- 
nantit,  Schwatzit).  P  =  (111)0,  gewöhnlich  stark  glänzend,  öfters 
auch  mit  Streifung  parallel  den  Kanten;  o  =  {110)ooO;  1  — {211)202 
als  Pyramidentetraeder;  diese  3  Formen  treten  wohl  allein  auf,  meist 
aber  in  Combination ,  dazu  femer  noch  e  =  {111)  —  0  (oft  rauh) : 
f={100)ocOoo;  n  =  {331)30;  r  =  {211)  —  202 ;  s  =  {130)od03.  Sehr 
selten  Ergänzungszw  ,  dagegen  sehr  häufig  Penetrationszw.  nach  {111)0. 

Fig.  358.  Fig.  359.  Fig.  360.  Fig.  361. 


wodurch  nasenartige  Vorsprünge  auf  den  Tetraederflächen  erzeugt  werden. 
Die  XX  mehrerer  Fundorte  (Clausthal,  Wolfach,  Cornwall)  tragen  zu- 
weilen einen  feinkrystallinischen  Ueberzug  von  Kupferkies,   seltener  von 


IL  Kl.   Sulfide.    8.  Abth.    Sulfosalze.  335 

Zinkblende  (Eapnik),  wobei  die  Azen  der  aufsitzenden  Eryställchen 
parallel  den  Axen  des  Fahlerzes  orientirt  sind.  —  Derb,  eingesprengt, 
kömig  oder  dicht. 

#  (111)0  sehr  unvoUk.  und  selten  wahrnehmbar.  Br.  muschlig 
bis  uneben,  spröd.  H.  =  3-4,  G.  =  4,36-5,36.  Mgl.,  Oberfläche  der 
XX  jedoch  häufig  auch  matt,  undurchs.  Stahlgrau  bis  eisenschwarz, 
nicht  selten  bunt  angelaufen,  durch  Eupferkiesüberzug  auch  messing- 
farben.     Str.  schwarz,  in  den  Zn-reichen  Varietäten  röthlichbraun. 

Chem.  Zus.  mannichfach ;  siehe  oben  und  die  nachstehenden  Varie- 
täten. Im  Wesentlichen  Eupfererze,  jedoch  fast  immer  mit  Vertretung 
wechselnder  Eupfermengen  durch  Fe,  Ag,  Zn,  Hg,  aber  nur  selten  durch 
Pb.  —  V.  d.  L.  leicht' zu  einer  grauen  Eugel  schmelzend,  welche  abge- 
röstet auf  Cu  und  Fe  reagirt.  Von  Eönigswasser  vollständig  zersetzt  ; 
sonst   chemisches  Verhalten  je  nach   der  Zusammensetzung  verschieden. 

Vorkommen  selten  fahlbandartig  und  als  Imprägnation  des  Kupfer- 
Schiefers;  am  häufigsten  auf  Gängen  in  hrystalUnischen  Schiefern  und 
im  paläozoischen  Gebirge  neben  sulfidischen  Erzen  (Kupferkies  y  Blende, 
Blei  glänz,  Boumonit)  und  Quarz,  Spatheisen,  Schwerspath  als  gewöhn- 
lichen Begleitern:  Clausthal,  Freiberg,  Siegen,  Dillenburg,  Horhauseti, 
Fribram,  Brixlegg  in  Tirol;  zu  Kapnik  auf  Gängen  in  Trachyt;  viel- 
orts  in  Cornwall  auf  Gängen  neben  Zinnstein,  Kupferkies,  Kupferglanz. 
Califomien;  Mexico;  Chile;  Bolivia  etc. 

Nach  der  chem.  Zas.  lassen  sich  onterscheiden : 

1.  Arsenfahlerz  (lichtes  Fahlerz).  4(Cu2FeZn)S,  AsjSj  mit  ca.  38— 55>  Cu, 
2—8  Fe,  0,9  Zn,  18—20  As,  25—28  S;  nur  mit  Spuren  von  Sb,  frei  oder  sehr  arm 
an  Ag  und  Hg.  Gewöhnlich  von  lichterer  Farbe.  —  Hierher  Tennantit,  besonders 
kupferreich,  Cornwall,  Skutterud;  Julianit,  fast  reines  Cu-Fahlerz,  geringe  Härte, 
kleine  traubige  Krystallgruppen  in  und  auf  Kalkspath  von  Rudelsiadt  in  Schlesien, 
Kupferblende,  Zn-reich  (ca.  9^0)  von  Freiberg. 

2.  Antimonfahlerz  (dunkles  Fahlerz,  Schwarzerz).  4(CugAggFeZn)S,  Sb^Sj; 
mit  ca.  30—38  Cu,  1—4  Fe,  1—4  Zn,  20—29  Sb,  22—25  S  und  etwas  As;  häufig 
Ag-haltig  (bis  zu  32  Vo)  und  dann  wichtiges  Silbererz  (Silberfahlerz,  dunkles  Weiss - 
gültigerz,  Freibergit.  Licht  stahlgrau  bis  eisengrau.  Bräunsdorf,  Neudorf,  Clausthal, 
Wolfach).  —  Hierher  auch  das  Quecksilber fahlerz  (Schwatzit,  Spaniolit),  bis  zu 
17 ®>  Hg.  Mit  Soda  sublimirt  Hg.  Auf  Gängen.  Kotterbach  und  Iglö  in  Ungarn; 
früher  bei  Schwatz  in  Tirol,  Moschellandsberg ;  durch  Umwandlung  kann  sich  Zin- 
nober bilden.  —  Aphtonit  ist  derbes  Silberfahlerz  von  Wermskog  in  Wermland. 

3.  Antimonarsen  fahlerz.  Isomorphe  Mischung  von  1  und  2  in  den  ver- 
schiedensten Verhältnissen ,  wobei  auch  etwas  Co  und  Bi  eintreten  können.  Ag  ge- 
wöhnlich nur  in  geringer  Menge.  Neben  2  das  gewöhnlichste  Vorkommen.  —  Hier- 
her gehört  Sandbergerit  mit  7Zn,  aber  ohne  Ag.     Morococha  in  Peru. 

Anhangsweise  zn  den  Fahlerzen  werden  noch  einige  durch  ihren  Pb-Gehalt  auf- 
fällige oder  wegen  ihrer  derben  Beschaffenheit  noch  zweifelhafte  Mineralien  gestellt : 

Bleifahlerze:  —  Lichtes  Weissgültigerz,  derb,  bleigrau,  vorwiegend 
Pb-haltig  bei  fast  völligem  Mangel  von  Cu.  —  Polytelit,   desgl.  mit  Ag,  Zn  und 


336  n.  Kl.   Sulfide.    3.  Abth.    Sulfosalze. 

Fe,  Malinowskit  mit  grösserem  Ag-Gehalt;  Fredricit  mit  etwas  Zn.  —  Femer  die 
fahlbandartig  auftretenden  Schweizer  Mineralien  Studerit  und  A n n i v i t ,  Ton  denen 
letzterer  auch  Bi  als  Vertreter  von  Sb  enthält.  Im  Falkenhaynit  von  Joachiots- 
thal  ist  ebenfalls  Bi  vorhanden,  während  im  Rionit  von  Cremenz  in  der  Schweiz 
ein  Bi'h altiges  Arsenfahlerz  vorzuliegen  scheint.  —  Fournetit  und  Glayit  sind 
wahrscheinlich  Gemenge  von  Fahlerz  mit  anderen  Mineralien. 

J  0  r  d  a  n  i  t.  Pb^ As^S^  (=  4SbS,  AsjS^).  Monoklin.  ß  =  90  ^  38'.  In  Folge  von 
Zwillingsbau  nach  (llO)ooP  hezagonaler  Habitus  mit  zahlreichen  Pyramiden  neben 
vorherrschender  Basis.  #  (OlO)ooPoö  voUk.  Dunkel  bleigrau.  Str.  schwarz.  Selten, 
zusammen  mit  dem  sehr  ähnlichen  Binnit  und  Dufrenoysit,  aber  durch  Strich  unter- 
schieden, im  Dolomit  des  Binnenthals.    Nagyäg. 

Meneghinit.  Pb^SbaS^  (=  4 PbS,  Sb jSg).  Angeblich  rhombisch,  aber  wahr- 
scheinlich isomorph  mit  Jordanit.  Längsgestreifte  Nadeln,  faserig  und  derb;  dem 
Antimonglanz  ähnlich.  Starker  Mgl.,  bleigrau.  Im  Smirgel  zu  Schwarzenberg  in 
Sachsen;  Goldkronach;  Bottino  in  Toscana,  Marble  Lake  in  Ontario. 


Stephanit.      Sprödglaserz,   Melanglanz,   Schwarzgültig   z.  Th.      AgsSbS^ 

=  5Ag,S,SbsS3. 

Rhombisch,  holoedrisch.  a:b  :  c  =  0,6291  :  1  :  0,6851  (Haidingkb). 
—  XX  niit  hexagonalem  Habitus,  dick  tafelig  oder  prismatisch,  oft  rosetten- 
oder  treppenartig  gruppirt;  sehr  formenreich,  o  =  (110)ooP  mit  115^  39'; 
c  =  (001)oP;  p  =  i010)ooPd6;  P={111)P  mit  ISO^  16'  vom  und  140« 
20'  Mittelk.;  i  =  {021)2P^\  a  =  {112y\tP\  n  =  (100)cyoPöö.  Die  Com- 
binationen  und  Zw.  erinnern  an  Kupferglanz.  Zw.  sehr  häufig  nach  (110)oc?, 
gewöhnlich  zu  Drillingen  verbunden  wie  am  Aragonit  oder  sich  vielfach 
wiederholend.  —  Derb,  eingesprengt,  als  Anflug. 

Deutliche  #  fehlt.  Br.  muschlig  bis  uneben;  milde  (dennoch 
Sprödglaserz  oder  Röschgewächs  im  Gegensatz  zu  dem  geschmeidigen 
Silberglanz,  dem  Weichgewächs).  H.  =  2-2^2,  G.  =  6,2-6,3.  MgL 
bleigrau  bis  eisenschwarz;  durch  Anlaufen  mattschwarz,  selten  bunt. 
Str.  schwarz,  glänzend. 

68,5  Ag,  15,2  Sb,  16,3  Sb,  etwas  isomorphes  As,  Fe  und  Cu.  — 
V.  d.  L.  decrepitirend ,  Sb-Beschlag  und  dunkelgraue  Kugel  liefernd, 
welche  mit  Soda  ein  Silberkom  giebt.  Von  heisser  verdünnter  Salpeter- 
säure unter  Abscheidung  von  S  und  Sb^Og  gelöst. 

Wichtiges  Silbererz!  Neben  anderen  Silbermineralien  auf  Silber- 
erzgängen,  z.B.  Erzgebirge  (Freiberg,  Joachimsthal  etc.);  St.  Andre^iS' 
berg;  Wolf  ach;  Pribram;  Schemnitz,  Kremnitz,  Gomstocklode ;  Zacatecos. 
Peru  etc. 

Aehnliche  Mineralien  cfr.  Kupferglanz. 

Geokronit.  Pb^SbjSg.  Rhombisch.  Wahrscheinlich  isomorph  mit  Stephanit 
X  X  sebr  selten ;  meist  derb ;  #  prismatisch ,  Br.  muschlig.  Mild.  H.  =  2—3, 
G.  =  6,43— 6,54.  Licht  bleigrau,  schwarz  anlaufend.  Sala;  Meredo  in  Galicien 
(Spanien),  Pietrosanto  in  Toscana.  Damit  wahrscheinlich  identisch  ist  Kilbrickenit, 
dessen  Formel  zu  PbgSbgSg  (=  6 PbS,  SbjSj)  angegeben  worden  ist  Derb,  kömig 
blätterige  bis  dichte  Massen.    H.  =  2— 2Vt,  G.  =  6,4.    Bleigrau.    Kübricken  in  Irland. 


IL  Kl.   Sulfide.    3.  Abth.   SulfoBalze.  337 

Beegerit.  Pb^BigS,.  Regulär.  XX  sehr  klein,  (111)0,  (lOO)ooOoo,  pris- 
matisch verlängert.  Derb  #  (lOO)ooOoo  vollk.;  G.  =  7,273.  Starker  Mgl.,  dunkel- 
bleigrau.    Löst  sich  schnell  in  heisser  Salzsäure.    Baltic-lode,  Park  Co,  Colorado. 


Polybasit    Eugenglanz.  Mildglanzerz.    (AgCu)9SbSg  [=  9(Ag2Cu2)S,Sb2S]3. 

Monoklin,  holoedrisch,  aber  mit  durchaus  rhombischen  Winkeln, 
ß  =  90«  0'.  a:hic  =  1,7309  :  1  :  1,5796  (Penpield).  —  XX  mit  aus- 
geprägt hexagonalem  Habitus;  sechsseitige  Tafeln  nach  (001)oP,  die 
durch  das  Auftreten  randlicher  und  sich  wiederholender  Flächen  eine 
charakteristische  Dreiecksstreifung  erlangen.  (110)ooP  mit  119«  58'.  — 
Derb  und  eingesprengt. 

#  (ÖÖi)oP unvollk.,  Br.  uneben;  mild.  H.  =  2-2V«,  G.  =  6-6,25. 
Mgl.,  eisenschwarz,  in  dttnner  Schicht  roth  durchscheinend,  Str.  schwarz. 

Chem.  Zus.  wechselnd,  z.  Th.  durch  isomorphe  Beimischung  eines 
Arsenpolybasits,  der  auch  selbständig  alsPearcit  vorkommt.  64 — 72  Ag, 
3-10  Cu,  16— 17S,  0,25— 11  Sb  und  0—7  As;  auch  etwas  Fe.  ~ 
y.  d.  L.  decrepitirend  und  sehr  leicht  schmelzbar;  giebt  eine  metallische 
Kugel,  die  mit  Phosphorsalz  auf  Cu  reagirt  und  mit  Blei  abgetrieben  ein 
Silberkom  liefert. 

Auf  Silbererzgängen  neben  anderen  Ag-Mineralien.  Freiberg:  St.  An- 
dreasberg;  Pribram;  Sche^nnitz:  CornstocJc-lode  in  Nevada;  Arizona, 
Mexico;  Tres  Puntos  in  Chile, 

Aehnliche  Mineralien  cfr.  Kupferglanz. 

Polyargyrit.  Agg^Sb^Sis  (=  12Ag2S,  Sb^).  Regulär.  X  X  sehr  klein  und 
verzerrte  Combinationen  von  (111)0,  (lOO)ooOoo,  (110)ooO.  —  #  (lOO)ooOoo.  Ge- 
schmeidig. H.  =  2\/2,  G.  =  6,974.  Dunkelbleigrau  bis  eisenschwarz.  78®|o  Ag.  Schmilzt 
leicht  zur  schwarzen  Kugel,  die  ein  Silberkom  liefert.    Wolfach  im  Schwarzwald. 

c)  Snlfarseniate  nnd  Snlfantimoniate. 

Die  wenigen  hierher  gehörigen  Mineralien  leiten  sich  von  der  normalen  Sulf- 
arsen-  bezw.  Sulfantimonsäure  AsS,3HS  und  SbS,3HS,  entsprechend  den  Säure- 
anhydriden AsjSä  und  SbjSs,  ab. 

Enargitgruppe. 

Enargit.    CugAsS^  (=  3CusS,  As,S.). 

Rhombisch,  holoedrisch,  a  :  b  :  c  =  0,8711  :  1  :  0,8248  (Daubbb).  — 
X  X  gewöhnlich  nach  der  Verticalaxe  gestreckt  und  parallel  derselben  grob 
gestreift.  {110)ooP  m\i  97<^  53',  {p01)oP,  {100)ooPöö,  {010)ooPd6;  dazu 
(0H)P&6  mit  100^  58'.  Durchkreuzungszw.  zuweilen  nach  (320)ooP^:2 
nach  Art  des  Alexandrits.  —  Gewöhnlich  derb,  in  kömigen,  strahligen 
bis  späthigen,  zuweilen  an  Zinkblende  erinnernden  Aggregaten,  auch  fein- 
kömig. 

Klockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  22 


338  n.  KL   Sulfide.    3.  Abth.   Sulfoaalze. 

#  (110)ooP  ausgezeichnet,  ausserdem  noch  nach  den  3  Pinakoiden 
weniger  deutlich ;  spröde.  H.  =  3,  G.  =  4,86—4,47.  Blendeartiger,  nicht 
ganz  vollkommener  Mgl.,  stahlgrau  bis  eisenschwarz;  Str.  schwarz. 

48,3  Cu,  19,1  As,  32,6  S  mit  etwas  Fe  und  Zn  statt  Cu  und  etwas 
Sb  statt  As.  —  V.  d.  L.  As-Qeruch  und  auf  Kohle  mit  Soda  Kupfer- 
kom;  in  Salpetersäure  unter  Abscheidung  von  S  löslich. 

Auf  Gängen.  In  Europa  selten,  bei  Farcid  in  Ungarn,  Brixlegg 
in  Tirol,  In  Amerika  (Colorado)  stellemveise  in  Menge  und  ein  tdch- 
tiges  Kupfererz  bildend,  das  sich  vom  Westen  der  Ver.  Stauten  über  Mexico, 
NeU'Granada  und  Peru  bis  nach  Chile  verfolgen  lässt;  ebenso  wird 
es  auch  noch  in  Argentinien  wichtig.  In  Masse  von  Morococha  in  Peru, 
Cerro  de  Mejicana  und  Las  Capillitas  in  Argentinien.  An  letzteren 
Orten  auch  schöne  XX-    Ausserdem  bei  Mancayan  auf  Luzon. 

In  den  XX»  ^^^  ^^  strahligen  Partien  Aehnlichkeit  mit  in  P^rolusit  umge- 
wandeltem Manganit,  in  späthigen  Aggregaten  mit  dunkler  Blende. 

Luzonit,  genau  wie  Enargit  zusammengesetzt,  aber  physikalisch  yerschieden; 
die  Substanz  ist  demnach  dimorph.  Krystallform  unbekannt.  Derb,  feinkörnig,  ohne 
Andeutung  von  #,  röthlich  stahlgrau;  schwarzer  Str.  H.  =  dV<>  0-  =  4,42.  Mancayan 
auf  Luzon.    Neben  Enargit  und  Famatinit  von  der  Sierra  de  Famatina  in  Argentinien. 

Glarit,  ebenfalls  wie  Enargit  zusammengesetzt,  soll  aber  monoklin  sein,  ist 
aber  wohl  damit  identisch.  In  bleigrauen  Nadeln  büschelartig  in  Schwerspathtafeln 
der  Grube  Clara  bei  Schapbach  eingewachsen.  Vollkommen  #  nach  einer  Riclitong. 
H.  =  3Vs,  G.  =  4,46.    Str.  schwarz. 

Famatinit.  GujSbS^  (=  SCugS,  SbgSJ,  also  das  dem  Enargit  entsprechende 
Sulfantimoniat.  Nach  Vom  Rath  isomorph  mit  Enargit,  aber  da  er  im  Aasseben 
(röthlich  stahlgraue  Farbe  und  Mangel  an  #  etc.)  dem  Luzonit  völlig  gleicht,  so 
ist  diese  Isomorphie  fraglich.  G.  =  4,57.  Enthält  isomorph  beigemengtes  As  bis  zu 
97«.    Sierra  de  Famatina. 

Su  Ivan  it.  CujVaSi  (=3CuaS,  VajSJ.  Wahrscheinlich  rhombisch  und  iso- 
morph mit  Enargit.  Spaltet  nach  3  Richtungen,  spröd.  H.  =  3V«.  Cr.  =  8,99—4,03. 
Mgl.,  hellbroncegelb,  läuft  rasch  dunkel  stahlgrau  an.  Str.  schwarz.  Primäres  Va- 
nadin-Mineral von  der  Burra-Burra-Eupfergrube  in  Südaustralien. 

Epiboulangerit.  PbaSbgSe  (=  3PbS,  SbjSJ,  also  chemisch  ein  Blei-Famatinit; 
in  nadeiförmigen,  dem  Antimonit  ähnlichen  Aggregaten  mit  pinakoidaler  #.  Alten- 
berg in  Schlesien. 

Epigenit.  (Cu2)^Fe3S7,  As^S^  (?).  Rhombisch.  XX  Wein,  kurz,  säulen- 
förmig. (llO)ooP  (HO®  50').  Br.  kömig,  H.  =  3V2.  Stahlgrau,  schwarz  und  blau  an- 
laufend.   Str.  schwarz.    Auf  Baryt  aufsitzend  von  der  Grube  NeuglQck  bei  Wittichcn. 

d)  Snlfostannate  und  Germanate. 

Sulfosalze  der  Säureanhydride  SnSs  und  GeS^,. 

Zinnkies«    Stannin.    CugFeSoS^. 

Regulär,  tetraedrisch-hemiedrisch.  —  XX  sehr  selten  (Potosi),  klein, 
bilden  zierliche  Tetraeder,  durchweg  nur  derb  und  eingesprengt  in  fein- 
kömigen  bis  dichten  Aggregaten. 


IL  Kl.   Sulfide.    3.  Abth.   Salfosalze.  339 

Br.  uneben;  spröd.  H.  =  4,  Q.  =  4,3— 4,5.  Mgl.,  stahlgrau  ins 
Speisgelbe.     Str.  schwarz. 

29,6  Cu,  13  Fe,  27,6  Sn,  29,8  S,  doch  wird  durch  fein  eingesprengten 
Kupferkies  und  andere  Mineralien  die  Zusammensetzung  des  derben  Erzes 
nicht  unwesentlich  abgeändert.  —  Y.  d.  L.  auf  Kohle  schwer  schmelzend, 
weisser  Sn-Beschlag;  abgeröstet  Metallkorn.  Durch  Salpetersäure  unter 
Abscheidung  von  SnO^  und  S  aufgelöst. 

Selten  y  auf  Zinnerzgängen,  Zinnwald.  ComwalL  Guanuni  und 
Potosi  in  Bolivien, 

Aehnlich:  FahlerzkryBtalle  und  derber  Araenkies.  —  Plumbostannit  wahr- 
scbeiiilich  nur  ein  Gemenge  mit  einem  Bleispiessglanz ,  Moho  in  Peru;  Cupro- 
kassiterit  ein  ozydisch  Terwitterier  Zinnkies. 

Argyrodit,  Plusinglanz.  Ag^GeS^.  Regulär,  holoedrisch.  X  X  se^r  klein, 
zu  warzigen  Gruppen  dicht  vereint.  (111)0  oder  (111)0  mit  (110)3oO.  Derbe  Ag- 
gregate von  nieriger  Form.  Ohne  #,  spröd  ins  Milde.  H.  =  2V>i  G.  =  6,26.  Mgl., 
stahlgrau,  auf  frischem  Br.  ins  Röthliche.  76,5  Ag,  6,5  Ge,  17  S.  Schwarzes 
Sublimat  in  einseitiger  Glasröhre;  auf  Kohle  schmelzend  und  einen  weissen,  später 
gelben  Beschlag  liefernd.  Auf  Markasit  der  Grube  Himmelsfürst  bei  Freiberg,  femer 
die  im  Habitus  etwas  abweichenden,  eisenschwarzen  Vorkommen  von  Guanuni  und 
Potosi  in  Bolivien. 

Canfieldit.  Ag9(SnGe)Se,  also  ein  Sn -haltiger  Argyrodit  mit  74  Ag,  7  Sn 
und  1,8  Ge;  dem  Argyrodit  auch  sonst  gleichend.  Regulär,  holoedrisch.  La  Paz  in 
Bolivien. 

Anhangsweise  reihen  sich  hier  noch  2  Mineralien  an,  die  Verbindungen  von 
Sulfostannaten  mit  Sulfantimoniten  darstellen: 

Franckeit,  Llicteria.  5PbS,  2SnSj,  Sb^S,,  etwas  Ge-haltig,  Kiystallform  (?), 
in  kleinen  Tafeln  oder  radialstrahligen  bis  blätterigen  Kügelchen.  Milde;  schwärz- 
lich bleigrau.  Auf  den  Blei- Zinngängen  von  Chocaya  und  selten  auf  den  Silbererz- 
gängen  von  Aullagas  in  Bolivien. 

Kylindrit.  6PbS,  6SnSg,  Bh.ß^.  Krystallform  (?),  in  charakteristischen 
cylindrischen ,  schalig  aufgebauten  Aggregaten  von  dunkelbleigrauer  Farbe  und 
starkem  Mgl.    Mina  Santa  Cruz  in  der  Provinz  Poopö  in  Bolivien. 


IIL  Klasse.    Oxyde. 

Sauersto  f  f  y  erbindungen. 

In  dieser  Klasse  sind  alle  diejenigen  Mineralien  aufgeführt,  die  ihrer  chemi- 
schen Constitution  nach  Verbindungen 

1.  der  Elemente  mit  Sauerstoff  allein  (einfache  Oxyde),  oder 

2.  Oxyde  mit  Hydroxylgruppen  resp.  Wasser  (Hydroxyde) 
darstellen. 

Nach  ihrer  chemischen  Rolle  sind  unter  diesen  Oxyden  Oxy säuren  und  Oxy- 
basen,  häufiger  noch  deren  Anhydride  und  auch  einige,  möglichenfalls  als  Oxysalze 
zu  deutende  Verbindungen  begriffen. 

1.  Abtheilung.    Einfache  Oxyde. 

(Anhydride  von  Oxysäuren  und  Basen.) 

Eis.     (Wasser.)     HgO. 

Hexagonal,  rhomboedrisch.  —  Sechsseitige  Tafeln,  Nadeln,  Krystall- 
skelete  und  Zwillingsbildungen.  Als  Schneeflocken  und  Reif  meist  sechs-, 
selten  vierstrahlig ;  körnig  als  Qräupel,  Hagel  und  Firn;  in  compacten 
Schichten  und  Krusten  als  Eis  der  Seen  und  Flüsse,  sowie  als  Gletscher- 
eis; als  Wasser  bei  Temperaturen  über  0°.  Homogen  und  in  körnigen, 
faserigen  und  stengligen  Aggregaten.  Stalaktiten  (Eiszapfen)  und  den- 
dritisch als  Eisblumen. 

Keine  ausgesprochene  #.  Spröde,  durch  Druck  plastisch.  Br. 
muschlig.  H.  =  IV«,  ö.  =  0,9175.  Glasgl.  Farblos,  in  dicker  Schicht 
bläulich  oder  grünlich.  Homogene  Eisplatten  zeigen  das  Interferenz- 
bild optisch  einaxiger  XX- 

.  Vorkommen  bekannt, 

Arsenit-Valentinitgruppe. 

Isoditnorpbe  Sesquioxyde  von  As  und  Sb,  wahrscheinlich  auch  von  Bi. 

Arsenitreihe  Valentlnltrelbe 

(regulär).  (rhombisch,  bezw.  monoklin). 
AsoOa                 Arsenit  Claudetit 

SbgO,  Senarmontit.  Valentinit. 


IIL  Kl.    Oxyde.     1.  Abth.   Einfache  Oxyde.  341 

a)  Arsenitrelhe.    Regalär,  holoedrisch. 
Arsenit.     Arsenikblüthe.    Arsenolith.     ASjOg. 

Regulär,  holoedrisch.  —  Künstliche  >  X  bilden  Oktaeder;  in  der 
Natur  nur  als  weisser,  mehliger  oder  haarförmiger  Ueberzug  und  Anflug 
auf  verwitternden  As-Erzen. 

#  {111)0.  H.  =  1 V»,  G.  =  3,69-3,72.  Farblos  und  weiss,  matt 
oder  seidenglänzeud ;  durchscheinend. 

75,78  As;  sublimirt  bei  220®,  ohne  zu  schmelzen,  und  geht  dabei 
in  amorphes  weisses  Arsenikglas  über,  das  sich  beim  Liegen  in  ein 
porcellanartiges  kryptokrystallines  Aggregat  umwandelt.  —  Auf  Kohle 
V.  d.  L.  As-Geruch ;  löslich  in  Salzsäure. 

Venvitterungsproduct,  namentlich  des  Arsenkieses  und  SpeisJcobaUs. 
St.  Andreasberg,  Joachimsthal,  Markirch  etc. 

Wird  beim  Rösten  von  As-Erzen  als  Nebenproduct  (Hüttenrauch,  Giftmehl) 
gewonnen. 

Senarmontlt.    Sb^O^. 

Regulär,  holoedrisch.  —  XX  (Sansa)  z.  Th.  schön  oktaedrisch  aus- 
gebildet, wenn  auch  öfters  mit  gekrümmten  Flächen.    Derb,  körnig,  dicht. 

#  (111)0  unvoUk. ;  Br.  muschlig  bis  uneben ;  wenig  spröd.  H.  =  2 
bis  2^/2,  G.  =  5,22— 5,30.  Ausgezeichneter  Diamant-  und  Fettgl.  Farb- 
los, weiss  und  grau;  durchs,  bis  durchschein.  Abnormes  opt.  Verhalten, 
künstlich  sublimirte  XX  jedoch  normal. 

83,32  Sb.  —  V.  d.  L.  Sb-Reaction,  sublimirt  vollständig;  in  Salz- 
säure löslich. 

Sansa  in  Constantine  (Algier);  Pemek  in  Ungarn;  Southam  in 
Canada;  Sardinien. 

Aehnlich:  Bleivitriol. 

b)  Valentlnltreihe.    Rhombisch,  bezw.  monoklin. 
Talentinit.     Antimonblüthe.    Weissspiessglanz.      SbgO.. 

Rhombisch ,  holoedrisch.  a:b  :c  ==  0,3914  : 1 :  0,3367  (^Laspbybes). 
—  XX  einzeln  oder  zu  strahligen  und  fächerigen  Büscheln  vereinigt; 
entweder  prismatisch  nach  der  Längs-,  seltener  nach  der  Verticalaxe 
gestreckt  oder  tafelig  nach  {010)ooPo6.  Neben  {110)ooP  (137«  15'  im 
Mittel),  {054)^l4.Po6  (1340  22')  und  {010)ooP^  noch  mehrere  Brachydomen, 
auch  {100)cx>Pöö,  (101)Pöö  etc.  —  Derb,  in  stengligen,  faserigen,  körnigen, 
zelligen  Aggregaten;  in  Pseudomorphosen  nach  Antimon,  Antimonglanz 
und  Antimonblende. 

#  {010)ooPo6  sehr  vollkommen,  mild,  zerbrechlich.  H.  =  2^2— 3, 
G.  =  5,6.     Diamantgl. ,  auf  Spaltflächen  Perlmgl. ,   weisslich,   asch-  und 


344  in.  Kl.   Oxjde.     1.  Abth.  Einfache  Oxyde. 

Für  die  Unterscheidung  in  rechte  und  linke  Quarze  hat  man  somit  zan&chat 
eine  Fläche  des  positiven  Rhomboeders  p  aufzusuchen.  Dieselbe  wird  am  siebersten 
an  der  Streifung  der  Rhombenfläche  s,  falls  diese  vorhanden  ist,  erkannt,  da  diese 
Streif ung  stets  parallel  der  Combinationskante  mit  ^  verläuft;  sonst  kommt  noch  in 
Betracht,  dass  p  manchmal  glänzender  ausgebildet  ist  als  das  negative  Rhombo- 
eder  z  und  ferner,  dass  die  vorhandenen  Trapezflächen  vorzugsweise  unter  p,  weit 
seltener  unter  z  auftreten.  Im  Falle  holohexagonaler  Ausbildung  bedarf  es  zur  Ent- 
scheidung der  optischen  Untersuchung  oder  der  Aetzfiguren. 

Zwillinge  überaus  häufig,  bei  den  edlen  Varietäten  vorwiegend; 
aber  da  die  wichtigsten  Gesetze  Ergänzungszw.  liefern,  bei  denen  die 
Individuen  mit  unregelmässiger  Zwillingsnaht  in  und  durch  einander  ge- 
wachsen sind  und  Rhomboeder-  wie  Prismenflächen  zusammenfallen,  so 
erscheinen  solche  Zw.  auf  den  ersten  Blick  wie  einfache  XX»  zu  deren 
Erkennung  als  Zw.  entweder  die  Ausbildung  von  +-R  und  —  ü  mit 
glänzenden,  bezw.  matten  Flächen  oder  die  Anordnung  der  Trapez- 
flächen herangezogen  werden  muss  oder  gar  optische  und  pyroelektrische 
resp.  Aetzversuche  nothwendig  werden. 

1.  Dauphin^ er  Gesetz.  —  2  Individuen  gleichen  Drehungssinnes, 
also  2  congruente  Individuen  durchdringen  sich  symmetrisch  zu  einer 
Fläche  des  Prismas  I  Art,  derart  dass  die  positiven  Rhomboederflachen 
des  einen  mit  den  negativen  des  anderen  und  ebenso  die  Prismenflächen 
zusammenfallen.  Dadurch  wird  die  Symmetrie  der  trapezoedrischen  Hemi- 
edrie  erworben.  In  Fig.  364  sind  2  linke,  in  Fig.  365  2  rechte  Quarze 
mit  einander  verwachsen.  Dieses  Gesetz  findet  sich  namentlich  an  den 
Bergkrystallen  der  Alpen  und  des  Dauphine. 

2.  Brasilianer  Gesetz.  —  2  Individuen  verschiedener  Drehung, 
also  2  enantiomorphe  Individuen  durchdringen  sich  nach  einer  Fläche 
des  trigonalen  Prismas  {1120)ooP2^  wodurch  die  positiven  Rhomboeder 
beider  unter  sich,  wie  auch  die  negativen  Rhomboederflachen  zusammen- 
fallen und  die  Symmetrie  der  rhomboedrischen  Hemiedrie  wieder  her- 
gestellt wird  (Fig.  366).  Oft  bauen  sich  derartige  Zw.  aus  zahlreichen 
rechten  und  linken,  parallel  der  -f-lJ-Fläche  gelagerten  Lamellen  auf  und 
erzeugen  Fiederstreifung.  Brasilianer  Zw.  sind  charakteristisch  f&r  den 
Amethyst,  der  zum  grossen  Theil  aus  Brasilien  stammt;  sie  finden  sich 
auch  an  den  Schillerquarzen  vom  Weisselberg  bei  St  Wendel  etc. 

3.  Enantiomorphe  Individuen  verwachsen  symmetrisch  nach  dem 
Prisma  I  Art  und  zugleich  nach  der  Basis  und  erlangen  dadurch  die 
Symmetrie  der  trigonalen  Hemiedrie. 

4.  Vorstehende  3  Gesetze  finden  sich  vereint  in  den  nicht  seltenen 
Vierlingen,  die  aus  2  linken  und  2  rechten  Individuen  aufgebaut  durch 
ihre  symmetrische  Durchdringung  die  Symmetrie  der  hexagonalen  Holo- 
edrie  aufweisen. 

5.  Ausser  Ergänzungszw.  kommen,  wenn  auch  weit  seltener.  Zw. 


III.  Kl.   Oxyde.     1.  Abth.   Einfache  Oxyde.  345 

mit  geneigten  Axen  vor,  und  zwar  nach  {11:22)P2^  wobei  die  Vertical- 
axen  unter  84^  33^  gegen  einander  geneigt  sind. 

Eine  eigenthümliche  Art  der  Verwachsung,  die  nichts  mit  Zwillings- 
bildung zu  thun  hat,  zeigt  sich  öfters  an  manchen  windschief  ver- 
bogenen und  gedrehten  alpinen  Rauchquarzen.  Es  handelt  sich  dabei  im 
Grunde  um  die  Parallelverwachsung  einer  Anzahl  Individuen  in  der  Rich- 
tung einer  der  Horizontalaxen ,  doch  liegen  die  an  einander  stossenden 
'  X  nicht  genau  parallel,  sondern  ihre  Verticalaxen  sind  stets  im  selben 
Sinn  etwas  geneigt  und  erzeugen  dadurch  die  Drehung. 

Die  >  <  zeigen  oft  sehr  ungleichmässige  Flächenausdehnung  und 
Verzerrung,  wobei  dann  die  horizontale  Streifung  der  Prismenfl'äche  zur 
Orientirung  dient.  Vielfach  umschliessen  sie  auch  andere  Mineralien 
(Rutil,  Chlorit,  Epidot,  Asbest,  Eisenglanz  etc.),  ferner  enthalten  sie 
Flüssigkeits-  und  GaseinschlUsse.  Sie  erscheinen  in  Gruppen  und  Drusen 
oder  sind  einzeln  ein-  und  aufgewachsen.  —  Die  Aggregate  sind  kömig, 
dicht,   stenglig  und  faserig.     Pseudomorphosen   nach   vielen  Mineralien. 

#  nach  (101i)R  nur  selten  ebenfl'ächig  und  deutlich,  zumeist  un- 
deutlich und  nicht  wahrnehmbar.  Br.  muschlig  und  splittrig;  spröde. 
H.  =  7,  G.  =  2,5-2,8  (Bergkrystall  2,65-2,66).  Farblos  und  mannich- 
fach  gefärbt;  durchs.,  trQbe  und  undurchs.  Glasgl.,  auf  den  Bruchflächen 
des  gemeinen  Qu.  stark  fettartig.  D.-Br.  positiv,  schwach.  Für  Linie  D 
ist  a>=  1,54418,  s  =  1,55328.  Circularpolarisirend  (cfr.  S.  196).  Daher 
Platte  senkrecht  zur  opt.  Aze  zwischen  irgendwie  gekreuzten  Nicola  niemals  dunkel, 
sondern  farbig  oder  bei  geringer  Dicke  (unter  0,05  mm)  gran  erscheinend.  Bei 
R  e  c  h  1 8  quarzen  ändert  sich  durch  R  e  c  h  t  s  drehung  des  Analysators  die  Farbe  in 
der  Reihenfolge  der  Brechbarkeit,  also  von  Roth  über  Gelb  nach  Violett;  bei  Links- 
quarzen durch  Rechts  drehung  des  Analysators  die  Farbe  von  Violett  über  Gelb 
nach  Roth.  In  Folge  von  Zwillingsbau  die  AiRy'sche  Spirale  und  opt.  Anomalien.  — 
Polare  PyroelektriciiÄt  in  der  Richtung  der  Horizontalaxen;  durch  Reiben 
positiv  elektrisch. 

46,73  Si,  53,27  0;  durch  Beimengungen  verunreinigt  und  gefärbt; 
verwachsen  mit  Rutilnadeln,  Asbest,  Eisenglanzschuppen  etc.  Von  Säuren 
nur  durch  Flusssäure  angegriffen  und  gelöst;  von  Kalilauge  wenig  an- 
gegriffen. 

Wird  an  intensiver  und  extensiver  Verbreitung  von  keinem  Mineral 
ühertroffeyi.  Tritt  für  sich  gesteinsbildend  in  allen  Formationeyi  auf; 
erscheint  als  Gemengtheil  von  Eruptiv-  und  Sedimentärgesteinen  und  vor- 
herrschend oder  untergeordnet  auf  Mineral-  und  Erzgängen,  sowie  auf 
Mandelräumen  massiger  Gesteine.  Ausserdem  lose  als  Sand  und  Geröll. 
Vielfach  in  Pseudomorphosen  nach  den  verschiedensten  Mineralien  und 
als  Versteinerungsmedium.  Ist  seiner  Genesis  nach  bald  primär  ^  bald 
secundär  und  entsteht  sowohl  aus  dem  Schmelzflüsse  wie  aus  wässeriger 
lJ>sung  und  als  Sublimatimisproduct. 


346  in.  Kl.   Oxyde.     1.  Abth.   Einfache  Oxyde. 

Die  Darstellung  des  Quarzes  gelang  auf  künstlichem  Wege.  —  Aehnlich  können 
unter  Umständen  sein:  Cordierit,  Apatit,  Nephelin,  Phenakit,  Spinell,  Beryll,  Topas, 
Korund  und  Diamant. 

Nach  morphologischen  und  structurellen  Besonderheiten,  femer  nach  solchen 
der  Farbe  und  des  geologischen  Vorkommens  wird  eine  ganze  Reihe,  im  Aeusseren 
oft  sehr  abweichender  Varietäten  unterschieden: 

I.  Ph&nerokrystallme  Varietäten.    Quarz  im  engem  Sina. 

Wohl  auskrystallisirte  oder  deutlich  als  krystalline  Aggregate  erkennbare 
Quarze.    Von  Kalilauge  wenig  angegriffen. 

1.  Bergkrystall.  Klare,  oft  schön  und  vollkommen  auskiyst^Uisirte  Quane, 
gewöhnlich  mit  rhomboedrischer,  häufig  auch  mit  tetartoedrischer  Ausbildung;  zuweilen 
viele  Centner  schwer;  auf  Bruchflächen  eher  Glasgl.  als  Fettgl. ;  farblos  und  gefärbt 
als  Rauchquarz  oder  Rauchtopas  mit  rauchbrauner  Farbe,  die  beim  Glühen 
verschwindet;  als  Morien,  wenn  braunschwarz  bis  pechschwarz,  alsGitrin,  wenn 
gelb  (vielfach  durch  Glühen  aus  Amethyst  künstlich  hergestellt).  Verwendung  als 
Halbedelstein  und  zu  optischen  Gegenständen.  —  Auf  Klüften  und  Drusenräumen 
(Krystallkeller),  namentlich  in  krystallinischen  Schiefem  und  Graniten,  eingewachseo 
in  körnigen  Kalken.  Alpen:  St.  Gotthard,  Pfitsch,  in  Tirol,  Bourg  d^Oisans' im 
Dauphin^.  Hirschberg  und  Järischau.  Baveno,  Elba.  Ural,  Ceylon,  Madagaskar. 
Kleine  wasserklare  und  rundum  ausgebildete  X  X  ^^s  ^^°^  Marmor  von  Carrara,  sowie 
aus  dem  Sandstein  von  Herkimer  in  New-York.  Lose  im  Flusssand:  Marmaroscher 
Diamanten,  Rheinkiesel. 

2.  Amethyst.  Derbstrahlig  und  stenglig,  in  Pyramiden  auslaufend;  auf  den 
Verwachsungsflächen  meist  festungsartig  gestreift;  zu  Drusen  verbunden.  Optisch 
charakterisirt  durch  lagenartigen  Aufbau  aus  rechtem  und  linkem  Quarz.  In  den 
reinen  und  zu  Schmucksteinen  verwendeten  Vorkommnissen  violett  und  durchsichtig, 
sonst  auch  wohl  ungleich  gefUrbt,  pflaumenblau,  nelkenbraun,  g^ünlichweiss.  Vor- 
kommen ausgezeichnet  auf  Mandelräumen  (Achatmandeln),  namentlich  des  Melaphyrs: 
Oberstein,  Ilfeld,  Kosakow  in  Böhmen;  auf  Gängen  und  Klüften  in  krystallinischen 
Schiefern  und  im  Granit :  Zillerthal  (Scepterquarze),  Mursinsk.  Auf  Erzgängen :  Schein- 
nitz,  Guanajuato.    Als  Geschiebe:  Spanien,  Ceylon,  Brasilien. 

3.  GemeinerQuarz.  Holohexagonaler  Habitus  der  Combination  -f  i?,  —  i?,  ooB, 
nur  auf  Zinnsteingängen  mit  Trapezflächen.  X  X  ^^U'  ^^^  aufgewachsen.  Durchs., 
häufiger  trübe;  mit  ausgesprochenem  Fettgl.  auf  dem  Br.  Derb,  eingesprengt  und 
lose.  Vork.  sehr  mannichfach.  Als  Gemengtheil  von  Emptivgesteinen :  Granit,  Quarz- 
porphyr (Stoiberger  Diamanten),  Quarztrachyt;  von  krystallinischen  Schiefem :  Gneiss, 
Glimmerschiefer  etc.;  femer  als  alleiniger  oder  vorherrschender  Gemengtheil  vieler 
Sedimentgesteine:  Qaarzit,  Sandstein.  Auf  selbständigen  Gängen  und  als  wesent- 
liches Gangmineral  der  meisten  Erz-  und  Mineralgänge.  Als  Geschiebe  in  vielen 
Conglomeraten  und  lose,  namentlich  als  Sand  jüngerer  Formationen,  des  Meeres,  der 
Seen  und  der  Flüsse.  In  Pseudomorphosen  nach  zahlreichen  Mineralien,  nach  Fluss- 
spath,  Kalkspath,  Baryt  etc. 

Bei  der  Mannichfaltigkeit  des  Aussehens  und  des  Vorkommens  wird  beim  ge- 
meinen Quarz  noch  weiter  eine  grosse  Zahl  Varietäten  unterschieden,  und  zwar: 

a)  nach   dem   geologischen  Vorkommen. 

Eruptivquarz,  Gemengtheil  der  Eruptivgesteine,  nach  Form,  Färbung  und 
Einschlüssen  oft  verschieden,  je  nachdem  er  in  Tiefen-  oder  in  Ergussgesteinen  auf- 


III.  Kl.   Oxyde.    1.  Abth.  Einfache  Oxyde.  347 

tritt.  —  Lagerquarz,  derbe  Aggregate  von  bald  ausgezeichnet  fettglänzendem, 
bald  mehr  glasigem  Br. ;  bei  kleinkörniger  Structur  auch  matt.  Weiss,  grau,  bläulich. 
In  selbständigen  Linsen  und  Lagern,  oft  mit  Erzen  (Gold,  Kiese),  imprägnirt  in  kry- 
stallinen  und  paläozoischen  Schiefem.  —  Gangquarz,  der  Quarz  der  Erz-  und 
MineralgäDge;  derb  oder  auskrystallisirt,  in  seiner  Beschaffenheit  öfters  verschieden, 
je  nachdem  er  auf  sulfidischen  Erzgängen  oder  neben  Zinnstein  oder  neben  Garbo- 
naten  auftritt,  meist  stark  ausgesprochener  Fettgl. 

b)  nach   der   Structur. 

Kappenquarz,  Schlaggenwald.  —  Festungsquarz,  Clausthal.  —  Babylon- 
quarZf  treppenartig  aufgebaut.  Beeralstone  in  Devonshire.  Faserquarz,  wenn 
feinfaserig,  wohl  nur  Pseudomorphosen  nach  Gyps,  Galcit.  Hierher  das  Katzen- 
&Qgo»  grünlichgrau,  Quarz  pseudomorph  nach  und  z.  Th.  noch  erfüllt  mit  Asbest. 
Ceylon,  Treseburg,  Fichtelgebirge,  und  das  Tigerauge,  braun  bis  blau,  dünn- 
plattige  Schichten  bildend,  am  Cap,  ist  Quarz  pseudomorph  nach  Krokydolith.  — 
Sternquarz,  radial  strahlig.  Starkenbach  in  Böhmen,  —  Zellquarz,  zellig, 
zerhackt,  meist  in  Folge  von  Pseudomorphosenbildung  oder  partieller  Auslaugung: 
St.  Andreasberg  etc. 

c)  nach   der  Farbe. 

Eisenkiesel,  durch  Eisen  gelb,  roth  oder  braun,  vielfach  wohl  auskrystalli- 
sirter  Quarz.  Roth  von  Oviedo  in  Asturien  (Hyacinthen  von  Compostela),  in  Gyps 
eingewachsen;  ockergelb  aus  Eisenerzgängen  von  Sundwig  bei  Iserlohn.  Derb  auf 
vielen  Eisenerzlagern,  Harz,  Nassau.  —  Rosenquarz,  licht  rosaroth;  derb,  aus 
Granit  von  Zwiesel;  Katharinenburg.  —  Sapphirquarz  (Siderit),  bläulich  in  manchen 
skandinavischen  Graniten  und  anderswo ;  tiefblau  in  Adern  des  körnigen  Gypses  von 
Mooseck  bei  Golling  in  Salzburg.  —  Prasem,  krystallisirt  oder  derb,  lauchgrün, 
weil  innig  mit  Strahlstein  durchzogen.  Breitenbrunn  in  Sachsen.  —  Milchquarz, 
rein  weiss,  derb,  vielfach  auf  Erzgängen,  als  Bestandtheil  von  Conglomeraten  und 
von  tertiären  Gerollen  und  Sauden.  —  Aventurin,  bräunlich  roth,  flimmernd  in 
Folge  vieler  eingelagerter  Glimmerblättchen  oder  Haarrisse.  Derb,  als  Lager  im 
Glimmerschiefer  von  Miask,  als  Geschiebe  von  Mariazell  in  Steiermark,  in  Spanien 
und  Aegypten. 

II.  Krjrptokrystalline  Varietäten.    Qnarzin. 

Yöllig  dicht  und  homogen  erscheinende  Aggregate,  die  sich  unter  dem  Mikro- 
skop als  aus  feinsten  Fasern  zusammengesetzt  und  im  polarisirten  Licht  anscheinend 
als  optisch  zweiaxig  erweisen;  daher  auch  für  triklin  und  für  ein  vom  Quarz  ver- 
schiedenes Mineral  angesehen.  Auch  der  Brechungsindez  n  =  1,587  (roth)  ist  ver- 
schieden vom  Quarz.  Häufig  durchtränkt  mit  Opalsubstanz,  sodass  bei  manchen 
Varietäten  eine  scharfe  Abgrenzung  gegen  Opal  nicht  möglich  ist.  Br.  splittrig  bis 
ausgezeichnet  muschlig;  auf  demselben  wachsartig  schimmernd.  Werden  von  Kali- 
lauge weit  leichter  gelöst  als  der  grobkrystalline  Quarz.  Man  unterscheidet  im 
Einzelnen : 

1.  Chalcedon,  durchscheinende  oder  schön  geerbte  Varietäten,  die  bei 
freier  Ausbildung  traubige  oder  glaskopfartige  Oberfläche  erlangen.  Derb  und  in 
ausgezeichneten  Pseudomorphosen  nach  Datolith  (sogen.  Haytorit  von  Haytor  in 
Devonshire),  nach  Flussspath  (schöne  Würfel  von  Trestyan  in  Siebenbürgen).  Hierher 
gehören  der  gelblich-  bis  blutrothe  Carneol,  besonders  schön  aus  Arabien  und 
Indien,  Chrysopras  (durch  NiO  apfelgrün  gefUrbt,  in  Serpentin  von  Kosemitz  in 


348  ni.  Kl.   Oxyde.     1.  Abth.   Einfache  Oxyde. 

Schlesien),  S arder  (braun,  blutroth  darchschein.) ,  Mokkastein  oder  Moosacfaat 
(dendriteD artige  Einschlüsse  von  Mangan-  oder  Eisenhydroxyd  enthaltend)  und  der 
lagenartig  aufgebaute  Achat,  sehr  dünne  durchscheinende  Lagen  von  verschieden 
gefärbtem  und  struirtem  Quarz,  die  Innenwände  von  Melaphyr-  etc-Mandeln  er- 
füllend. Sind  die  Lagen  dicker  und  zum  Cameenschnitt  geeignet,  so  Onyx  und 
Sardonyx.  Die  Enhydros  aus  Uruguay  sind  mit  Wasser  angefüllte  Achatmandeln. 
2.  Jaspis,  trüber  und  undurchsichtiger,  intensiv  gefärbter  Chalcedon  mit 
dichtem,  muschligem  Br.;  in  abgerollten  Kugeln.  Kandem  in  Baden,  am  Nil.  Das 
meiste,  was  als  Bandjaspis,  Porcellan-,  Basaltjaspis  bezeichnet  wird,  gehört 
zu  den  Adinolen,  gefritteten  Tbonen  oder  silificirten  Quarzporphyrtuffen.  Schön  ge- 
färbte Varietäten  sind  Plasma  (lauchgrün)  und  Heliotrop  (ein  Plasma  mit  blut- 
rothen  Flecken).  Weiter  gehört  hierher,  was  auf  Grund  des  geologischen  Vorkommens 
oder  besonderer  Entstehung  bezeichnet  wird,  als:  Hornstein,  undurchs. ,  unrein 
gefärbt,  homartig  schimmernder  Br.;  in  Nieren  und  Knollen  innerhalb  Kalksteinen, 
auf  Erzgängen;  häufig  aus  der  Verkieselung  von  Quarzporphyren,  Trachyten  und 
deren  Tuffen  hervorgegangen,  in  Pseudomorphosen  und  besonders  als  Versteinemngs- 
mittel  von  Hölzern.  Ferner  Kieselschiefer,  dicht,  gesteinsbildend  in  paläozoi- 
sehen  Formationen  auftretend;  gewöhnlich  durch  intensive  Imprägnation  mit  Kohle 
schwarz  gefärbt,  sogen.  Lydit  oder  Probirstein.  Desgl.  Feuerstein,  Flint. 
Knollige  oder  plattige  Concretionen,  namentlich  in  der  Schreibkreide;  schwarz,  rotb. 
gelb ;  innig  mit  Opal  gemengt,  durch  deren  Wasserverlust  die  weisse  Verwitterunga- 
rin de  entsteht. 

Tridymit.    SiOg. 

Rhombisch ,  holoedrisch,  a  :  b  '-  c  =  0,5774  :  1  :  0,9544.  —  Nur 
in  unscheinbaren  kleinen  tafeligen  /'  ' ;  dieselben  besitzen  ausgeprägt 
pseudohexagonalen  Habitus  und  wurden  bei  ihrem  ersten  Auffinden  1868 
als  hexagonale  Combinationen  {0001)oP,  {101Ö)ooP,  {li20)ooP2  und  {10li)F 
gedeutet.  Durchweg  treten  diese  Täfelchen  zu  Zw.,  namentlich  aber  zu 
charakteristischen  cyclischen  Drillingen  zusammen,  wobei  {lOlsyi^P,  zu- 
zuweilen  {3034yi4.P  als  Zwillingsfläche  erscheint.  Durch  weitere  Wieder- 
holung der  Zwillingsverwachsung  bilden  sich  auch  wohl  kuglige  Gruppen 
heraus.  Spätere  optische  Untersuchungen  (1878)  haben  aber  die  scheinbar 
einfachen  Tafeln  selbst  schon  als  Drillingsstöcke  rhombischer  Individuen 
erkennen  lassen,  welche  durch  cyclische  Verwachsung  nach  Art  der  Ara- 
gonitzwillinge  den  mimetisch  hexagonalen  Habitus  erlangten.  Bei  Er- 
wärmung der  Tafeln  auf  über  130^  werden  die  Tafeln  nun  thatsächlich 
einheitlich  und  optisch  einaxig,  zerfallen  beim  Abkühlen  aber  wieder  in 
rhombische  Subindividuen.  —  Finden  sich  gern  als  dachziegelartig  grup- 
pirte  winzige  Schuppen  auf  den  Poren  und  kleinen  Drusenräumen  trachy- 
tischer  und  sonstiger  Ergussgesteine. 

Schalige,  an  #  erinnernde  Ablösung  nach  {000i)oP.  H.  =  6V«-^7, 
6.  =  2,282—2,336.  Glasgl. ,  auf  oP  Perlmuttergl.  Farblos  oder  weiss, 
gelblich,  grau;  durchs,  bis  durchschein. 

SiOg  mit  geringen  Verunreinigungen.  —  Löst  sich  in  heisser  ge- 
sättigter Sodalösung.     Bildet  das  Eieselskelet  der  Phosphorsalzperle. 


III.  Kl.   Oxyde.     1.  Abth.   Einfache  Oxyde.  349 

Zuerst  aus  Klüften  des  Tracliyts  vom  Berge  San  Christöhal  hei 
Pachuca  in  Mexico  beobachtet,  dann  mehrorts  auf  Drusenräumen  und  Poren 
von  jüngeren  Eruptivgesteinen,  namentlich  Trachyten  und  Andesiten  auf- 
gefunden, jedoch  immer  in  geringer  Menge  und  vielfach  erst  mikroskopisch 
sichtbar,  Dra/ihenfels  und  Perlenhardt  im  Siebengebirge,  Mont  Dore, 
Euganeen,  Guttiner  und  Aranyer  Berg  in  Ungarn  etc.  Seltener  in  älteren 
Ergussgesteinen  nie  im  Porphyrit  von  Waldböckelheim.  Femer  gelegent- 
lich im  Contactring  von  in  Basalt  eingeschlossenen  Sandsteinbruchstücken, 
sowie  in  mikroskopischen  Kry ställchen,  welche  beim  Auflösen  mancher 
Kascholonge  zurückbleiben.  Künstlich  als  Kieselskelet  der  Phosphor- 
salzperle. 

Der  meieorische  Asmanit  von  Breitenbach  in  Böhmen  ist  mit  Tridymit 
identisch,  erscheint  aber  nur  in  einfachen  rhombischen   X  X  • 

Christobalit,  die  dritte  Modification  von  SiO^,  bildet  anscheinend  reguläre 
Oktaeder  bezw.  spinellartige  Zw.,  die  sich  optisch  aber  als  tetragonale  Drillinge  aus- 
weisen. Bei  175®  und  darüber  werden  die  XX  optisch  isotrop,  bei  Abkühlung 
wieder  doppelbrechend.  Vom  Berge  San  Christobal  bei  Pachuca,  wo  die  weissen 
matten   XX   bis  2  mm  Grösse  erreichen. 

Z^kongruppe. 

Ausgezeichnet  isomorph,  tetragonal,  holoedrisch.  Mit  dem  Zirkon,  dessen 
Zusammensetzung  SiO^  -\-  ZrOg  bezw.  SiZrO^  ist,  sind  durch  vollkommene  Isomorphie 
verknüpft  die  Dioxyde  von  Ti,  Sn,  Pb  und  Mn,  deren  Formeln  demnach  als  TiTiO^, 
SnSnO^,  PbPbO«  und  MnMnO^  zu  schreiben  sind.  Damit  steht  in  Uebereinstimmung, 
dass  auch  heteromorphe  Modificationen  der  Dioxyde  vorkommen ;  so  ist  das  Dioxyd  des 
Titans  trimorph,  als  Rutil  tetragonal,  als  Anatas  ebenfalls  tetragonal,  aber  mit  anderem 
Axenverhältniss,  als  Brookit  rhombisch;  ferner  ist  ZrO^  als  Baddeleyit  monoklin. 
SiO j  +  ZrOg      Zirkon.     SiZrO^  Baddeleyit.    ZrOg,  monoklin 

SiO,-fThOg     Thor  it.    SiThO,  — 

TiOg  Rutil.    TiTiO^  Anatas,  tetragonal,   Brookit,  rhombisch. 

SnO^  Zinnstein.    SnSnO^  — 

PbO^  Plattnerit.    PbPbO,  — 

MnO^  Polianit.    MnMnO^  — 

Zirkon.     ZrSiO^. 

Tetragonal,  holoedrisch,   a  :  c  =  1:  0,6403  (Küpffbr).  —  Durchweg 
in    ringsum    ausgebildeten    eingewachsenen    X  X  i    selten    aufgewachsen ; 
mit  prismatischem  oder  pyramidalem  Habitus.    Herrschende 
Formen  sind  p  =  (lli)P  mit  84«  20'  Mittelk.,  l  =  {110)ooP       ^^^'  ^^'^' 
und  s  =  {10Ö)ooPoo\  an  manchen  Vorkommnissen  (Norwegen,       /!^Z2^ 
Olahpian)  charakteristisch  das  sog.  Zirkonoeder  x  =  {ßli)8P3 ;      '  ^^     ^ 
bei     Miask     häufig     spitzere     Bipyramiden     v  =  {22i)2P, 
r  =  (S31)3P.    Die  Basis  ist  sehr  selten.    Zw.  nach  {101)Poo      \Ay_y 
im  Gegensatz  zum  Rutil  auffälligerweise  selten ;  bei  Renfrew        ^^^X^ 


350  in.  Kl.    Oxyde.     1.  Abth.   Einfache  Oxyde. 

finden  sich  jedoch  grosse  knieförmige  Zw.  —  Sonst  noch  in  abgerundeten« 
eckigen  Körnern;  niemals  derb. 

#  {111)P  und  (110)ooP  sehr  unvoUk.  Br,  muschlig  bis  uneben; 
H.  =  71/2,  G.  =  4,4-4,7.  Lebhafter  Glasgl.,  auf  Bruchflächen  Fettgl. 
Ohne  Charakterfarbe,  gewöhnlich  aber  braun  und  braunroth;  seltener 
gelb,  grünlich,  grau,  farblos.  Durchs.,  durchscheinend  und  undurchs. 
Die  durchsichtigen  gelblichrothen  Z.  geben  die  als  Edelstein  geschätzten 
Hyacinthen.  —  Doppelbrechung  positiv,  kräftig;  für  rothes  Licht 
(D  =  1,92,  e  =  1,97. 

ZrOg  +  Si02  mit  67,12  ZrOg  und  32,88  SiO^  und  etwas  Fe^Og  als 
Pigment.  —  V.  d.  L.  unschmelzbar;  nur  nach  längerer  Behandlung  mit 
heisser  Schwefelsäure  zersetzbar,  nicht  durch  Flusssäure. 

Eingetvachsen  als  miJcroskopischer  Gemetigtheil  weit  verbreitet  in 
Eruptivgesteinen  wie  Granit,  Quarzporphyr,  Trachyt  etc.,  in  Tcryst<illini'' 
sehen  Schiefem  und  auch  in  Ma^stischen  Gesteinen  wie  Sandstein.  Makro- 
skopisch sichtbar  in  eingewachsenen  XX  namentlich  als  Gemengtheil  des 
Zirkansyenits  von  der  Südostkilste  Norwegens  und  von  Miask  im  Ilmeti' 
gebirge,  gelegentlieh  au^ch  im  Granit,  Haddam  in  Connecticut,  in  Basalten 
des  Siebengebirges  und  von  Unkel  am  Rhein,  in  basaltischen  Tuffen  der 
Auvergne,  im  Amphibolit  von  Renfrew  in  Canada,  in  körnigen  Kalken 
des  Urgebirgs  von  Hammond  in  New-  York.  —  Aufgewachsen  auf  Klüften 
des  Chloritschiefers  von  Pfitsch,  hier  z.  Th.  wasserhell;  mit  Sodalith  in 
Laachersee-Ausivürflingen,  —  Lose  als  Geröll  auf  Edelsteinseifen  neben 
Spinell  und  Korund,  besonders  auf  Ceylon ;  im  Goldsande  von  Beresotcsk 
und  Ohlapian  in  Siebenbürgen;  neben  Pyrop  zu  Meronitz  in  Böhmen  und 
Sebnitz  in  Sachsen;  in  manchen  Flusssanden  und  am  Strande  der  tyr- 
rhenischen  Küste. 

Von  ähnlichen  Edelsteinen,  namentlich  im  abgerollten  oder  geschliffenen  Zu- 
stand, durch  das  hohe  spec.  Gew.  unterschieden;  an  Vesuvian  ist  gewöhnlich  die 
Basis  vorhanden,  Zinnstein  ist  schwerer. 

Ostranit,  ein  in  Verwitterung  begriffener  Zirkon  von  Brevig.  —  Malakon, 
ein  verwitterter  und  daher  wasserhaltiger  und  weniger  harter  (H.  =  6)  Zirkon  von 
Hitteroe,  Miask,  Plauenscher  Grund,  Chanteloube.  —  Das  Gleiche  gilt  vom  Cyrto- 
lith  (Anderbergit)  von  Rockport,  Mass.,  und  Ytterby,  sowie  vom  Tachiaphaltit 
von  Krageroe.  —  Auerbachit,  wahrscheinlich  ebenfalls  nur  verwittert,  soll  die 
Formel  2 ZrOj  +  3 SiO^  haben.  Mariapol  im  Gouv.  Jekatherinoslaw.  —  Oerstedtit 
scheint  ein  Titan-Zirkon  zu  sein,  der  wasserhaltig,  also  auch  wohl  verwittert  ist 
Arendal. 

Baddeleyit.  Brazilit.  ZrO^.  Monoklin,  holoedrisch.  In  5  mm  grossen, 
nach  (lOO)ooP^  tafeligen  X  X  ^^^  Zw.  Farblos,  gelb,  braun,  schwarz.  H,  =  6*,t, 
G.  =  5,5—5,6.    Jacupiranga  in  Brasilien.    Edelsteinseifen  von  Rakwana  auf  Ceylon. 

Thor  it.  Orangit.  ThSiO^,  tetragonal  holoedrisch,  a  :  c  =  1  :  0,6402.  — 
X  X  sobr  ähnlich  im  Habitus  mit  dem  Zirkon;  meist  derb  und  eingesprengt  mit 
muschligem   Br.     Man   unterscheidet    den   dunkelbraunen    bis   schwarzen   Thorii, 


III.  KL   Oxyde.    1.  Abth.   Einfache  Oxyde. 


351 


glasglänzend  und  undarcbsichtig  von  dem  orangefarbenen  Orangit,  fettglänzend, 
durchs,  bis  durchschein,  und  z.  Th.  spaltbar.  Tborit  und  Orangit  entsprechen  niemals 
der  theoretischen  Formel  mit  81,5  ThO,  und  18,5  SiOj,  sondern  sind  angewittert  und 
wasserhaltig ;  anscheinend  ist  der  Thorit  ein  vorgeschritteneres  und  bereits  amorphes 
Verwitterungsstadium  als  der  Orangit.  Auf  Pegmatitgängen  bei  Brevig  in  Nprwegen. 
Zeitweilig  technisch  wichtig  als  Thormineral  für  das*  Auerlicht;  cfr.  Monazit.  — 
Andere  und  ebenfalls  amorphe  Umwandlungsproducte  der  ursprünglichen  Thorit- 
sabstanz  und  vom  selben  Vorkommen  sind  Auerlith  mit  Gehalt  an  Phosphorsäure, 
üranothorit  mit  ÜO,  an  Stelle  eines  Theils  ThOj,  Calciothorit  mit  CaO, 
Eukrasit  mit  Oxyden  des  Ce,  La,  Y,  Fe  und  Ca,  endlich  Freyalith. 

Rutil.     TiOj,  bezw.  TiTiOg. 

Tetragonal,  holoedrisch,  a  :  c^=  1  :  0,6440  (Schbauf).  —  XX  meist 
prismatisch  gestreckt,  aber  auch  dicksäulig,  in  manchen  Vorkommnissen 
langstrahlig  oder  in   der  Grösse   zu   den  feinsten  Nadeln  herabsinkend. 


Fig.  368.  Fig.  369.  Fig.  370.  Fig.  371. 


Fig.  372. 


,<t^ 


^^=it7*' 


Gewöhnliche  Combination  mit  ausgeprägt  tetragonalem  Habitus  aus 
{110)ooP,  {111)P  mit  84«  40'  an  der  Mittelk.  und  {100)ooPoo  bestehend 
oder  durch  das  Auftreten  verschiedener  ditetragonaler  Prismen  wie 
{210)ooP2,  (310)ooP3,  {3J20)ooP^I%  vertical  gestreifte,  gerundete  und  ver- 
zerrte Formen  liefernd.  Alpine  XX  zeigen  öfters  einen  scheinbar 
parallelfaserigen  Aufbau.  —  Zw.  gemein,  nach  2  Gesetzen;  am  häufigsten 
nach  (10l)Pooj  wobei  sich  die  Individuen  unter  114®  25'  kreuzen  mit 
unterschiedlichem  Habitus:  1.  einfache  knieförmige  Zw.  (Fig.  369); 
2.  polysynthetische  Drillinge  und  Viellinge,  öfters  wie  einfache  XX  init 
eingeschalteten  Zwillingslamellen  erscheinend  (Fig.  370);  3.  cyclische 
Drillinge,  deren  Verticalaxen  in  einer  Ebene  liegen  (Fig.  871).  Sechslinge 
dieser  Art  bilden  einen  geschlossenen  Ring.  4.  Cyclische  Yiellinge,  bei 
denen  durch  wechselndes  Vorzeichen  der  Zwillingsfläche  die  Vertical- 
axen der  Individuen  nicht  mehr  in  einer  Ebene  liegen;  zu  Graves^  Mt. 
in  Georgia  und  Magnet  Cove  in  Arkansas  treten  in  dieser  Art  8  Indivi- 
duen zu  einem  geschlossenen  Ring  zusammen  (Fig.  372).  Weit  seltener 
sind  Zw.  nach  dem  2.  Gesetz  {301)3Poo  mit  herzförmigem  Habitus,  wo- 
bei die  Verticalaxen  sich  unter  54^  44'  schneiden,  doch  finden  sich 
öfters  Zwillingsstöcke,  an  denen  beide  Gesetze  zu  gleicher  Zeit  auf- 
treten,  so   an   den   als  Sagenit  bezeichneten,   sich   gitterförmig  unter 


352  lU.  Kl.     Oxyde.     1.  Abth.    Einfache  Oxyde. 

65®  35'  und  54®  44'  durchkreuzenden  Strahlen  und  feinen  Nadeln. 
Interessant  sind  die  regelmässigen  Verwachsungen  Ton  Eisenglanztafeln 
mit  Rutilkrystallen  von  Gavradi  im  Tavetsch.  —  Derb  und  eingesprengt, 
in  Eömern,  Gerollen  und  in  zartesten  Nädelchen ;  in  Paramorphosen  nach 
Anatas  und  Brookit;  geht  selbst  zuweilen  in  Titanit  über. 

#  (llÖ)ooP  vollk.,  (101)Poo  weniger  voUk.  Br.  muschlig  bis  un- 
eben ;  spröd.  H.  =  6—6  V2 ,  ö.  =  4,2—4,3.  Metallartiger  DiamantgL, 
auf  dem  muschligen  Br.  fettiger  61,  öfters  innere  Reflexe;  durchschein- 
bis  undurchs. ;  in  verschiedenen  NUancen  blutroth ,  braunroth ,  fuchsroth, 
selten  gelblich  und  gelbbraun;  eisenschwarz  in  der  Nigrin  benannten 
Varietät.     Str.  gelblichbraun.     Starke  positive  D.-Br. 

61,15  Ti  und  38,85  0,  aber  gewöhnlich  eisenhaltig;  im  Nigrin 
(Ilmenorutil)  steigt  der  Gehalt  an  FcgOg  auf  11— 14"/o.  —  V.  d.  L.  un- 
schmelzbar, mit  Phosphorsalz  oder  Borax  Ti-Reaction ;  von  Säuren  nicht 
angegriffen. 

Das  häufigste  der  drei  Titandioxyde,  Eingesprengt  und  auf  Kluften 
vieler  Jcrystallinischer  Schiefer  gern  neben  B ergJcry stall ,  so  in  der  Ur- 
gebirgsumrahmung  Böhmens,  in  deti  Alpen,  im  französisclien  Central- 
plateau  etc.  Bemerhenswerthe  Fundorte  sind  u.  a.  Pfitsch  in  Tirol. 
Binnenthal,  Limoges,  Auf  den  Apatitgängen  der  Gegend  von  Kragerö 
(Oedegard) ,  öfters  in  langen  Nadeln  eingewachsen  in  Bergkrystall  und 
Quarz  (Modriach  in  Steiermark) ;  in  mikroskopisch  feinen  Nädelchen  con- 
stant  in  Phylliten  und  Thonschiefern,  Selten  in  körnigen  Kalken,  Dolo- 
miten und  Graniten.  In  grossen  XX  ^^^  einem  Gemenge  von  Distheti 
und  Pyrophyllit  von  Magnet  Cove  in  Arkansas.  Lose  als  Geröll  in 
Sanden  und  Seifen,  so  als  Nigrin  neben  Gold  bei  Ohlapian  in  Siebeft- 
bürgeu,  am  Strande  des  Ilmensees  (sogen.  Ilmenrutil). 

Aehnlicbe  Mineralien :  wenn  roth  Rothzinkerz,  wepn  schwarz  Titaneisen,  auch 
wohl  Wolframit.  —  Edisonit  aus  den  Goldsanden  von  Nord-Carolina,  irrihümlich 
für  rhombisch  gehalten,  ist  Rutil.  —  Verwendung  zur  Porzellanmalerei,  zur  Dar- 
stellung einer  gelben  Farbe. 

Anatas.    TiOg. 

Tetragonal,  holoedrisch,  a  :  c  =  i  :  1,7844  (Schraük).  —  Nur  in  X 
bekannt,  klein;  gewöhnlich  spitz  pyramidal  durch  Vorwalten  von  {lli)¥ 
mit  137«  40'  an  der  Mittelk.  oder  dicktafelig  nach  (001)OP  entwickelt; 
die  gelben  und  braunen,  fölschlich  Wiserin  genannten  Anatase  zeigen 
auch  prismatischen  und  stumpf  pyramidalen  Habitus.  Gewöhnliche  Formen 
P  =  (711)P  und  0  =  {001)0 P^  daneben  eine  Beihe  von  stumpferen  Bi- 
pyramiden  I  Art  wie  v  =  {n7)^;iP,  t  =  {llS)^l^P,  r  =  (llöyi^P  etc., 
durch  die  auch  die  häufige  horizontale  Combinationsstreifung  auf  den 
Flächen   von  illi)P  erzeugt   wird;    ferner  m  {100)ooPoo,   p  =  (10l)Poo, 


III.  Kl.   Oxyde.    1.  Abth.   £infacbe  Oxyde. 


353 


q  =  {20i)2Pcyo,  —  In  Pseudomorphosen  nach  Titanit  und  Titaneisen, 
paramorph  umgewandelt  in  Rutil. 

#  {in)P  und  {001)oP  vollk.,  spröd.  H.  =  5  Vi -6,  G.  =  3,83-3,93, 
durch  Glühen  in  das  G.  des  Rutils  übergehend.  Metallartiger  bis  fettiger 
Diamantgl.;  durchscheinend  bis  halbdurchs.  Indigoblau  bis  schwarz, 
aber  auch  honiggelb,  braun,  hyacinthroth,  selten  farblos.  Str.  weisslich. 
D.-Br.  negativ. 

Chem.  Zus.  und  Löthrohrrerhalten  wie  Rutil,  enthält  wie  dieser 
etwas  Fe^Oj. 

Auf  Klüften  von  Silicatgesteinen,  einzeln  aufgewachsen.  Tavetsch, 
St,  Gotthard,  Binnenthal;  Hof  im  Fichtelgebirge,  Bourg  dOisans.  — 
Als  mikroskopischer  Gemengtheil  in  manchen  verwitterten  Porphyren  und 
Massengesteinen,  auch  in  Sandsteinen.  Lose  in  Goldsanden  von  Nord- 
Carolina  und  am  Ural;  die  sogen.  Captivos,  charakteristische  Begleiter 
der  Diamanten  auf  brasilianischen  Seifen,  sind  Paramorphosen  von  Butil 
nach  Anatas. 


Fig.  373.  Fig.  374. 


r^ 


j 


Brookit    TiO,. 

Rhombisch,  holoedrisch,  a :  6 :  c  =  Oßdlß :  1 :  0^9444  (Kokschabow).  — 
/'  X  einzeln  aufgewachsen  oder  lose.  a=(jfö(?)ooJteö,  gewöhnlich  vertical  ge- 
streift, p  =  {110)ooP  mit  99  ö  50',  c  =  (001)oP,  e  =  {122)P2,  t  =  {021)2P^, 
X  =  (102yi^Pöö.  Habitus  meist  tafelig  nach  a 
(Fig.  373),  seltener  prismatisch  nachjp  oder  wie 
beim  sogen.  Arkansit  in  scheinbaren  hexa- 
gonalen  Bipyramiden  nach  e  und  p  (Fig.  374). 
Vereinzelt  Pseudomorphosen  nach  Titanit, 
h'äufiger  paramorph  in  Rutil  umgewandelt. 

#  (piO)ooP^  undeutl. ;  spröd.    H.  =  5  V« 
bis  6,  G.  =  3,8-4,1,  durch  Glühen  in  das  G. 

des  Rutils  übergehend.  Metallartiger  Diamantgl.,  durchschein,  bis  un- 
durchs.  Farben  wie  beim  Rutil  rothbraun,  haarbraun,  röthlichschwarz 
und  als  Arkansit  eisenschwarz.  Str.  gelblichweiss  bis  braun.  A.-E.  für 
Na-Licht  in  (001)oP,  für  grün  und  blau  in  {010)ooP56  liegend. 

Chem.  Zus.  und  Löthrohrverhalten  wie  Rutil  und  Anatas,  etwas 
Fe^Oj-haltig. 

Vorkommen  gleich  dem  Anatas  und  zuweilen  mit  ihm  verwachsen 
gern  auf  Klüften  von  Silicatgesteinen:  Tremaddoc  in  Wales,  Bourg 
dOisans,  St.  Gotthard,  Miask.  Zu  Magnet  Cove  in  Arkansas  in  metalh 
glänzenden  eisenschwarzen  XX  ^om  Habitus  der  Fig.  374,  Arkansit 
genannt.  Sonst  auch  eingewachsen  als  mikroskopischer  Geme7igtheil  von 
zersetzten  Silicatgesteinen,  in  Trachyttuffen  am  Aetna. 

Kloekmann,  Mineralogie.    8.  Aufl.  23 


354 


III.  Kl.    Oxyde.     1.  Abth.   Einfache  Oxyde. 


Ziimstein.     Zinnerz.    Eassiterit.     SnOg. 

Tetragonal, holoedrisch.  a:c=l:0,6723(BECKE).—  )( X aufgewachsen, 
gewöhnlich  kurz-  und  dicksäulig  (gedrungen)  aungebildet  und  meist  zu 
Zw.  verbunden  (sächs.  Typus).  s  =  {lll)P  mit  87<>  7'  an  der  Mittelk., 
p  =  (101)Poo  oft  mit  grober,  zur  bequemen  Orientirung  geeigneter  Riefung 
parallel  der  Combinationsk.  mit  s  (Fig.  375),  g  =  {110)ooP,  l  =  (IOO)ooPoo; 
seltener  r  =  {230)ooP^l2  und  {120)ooP2\  sehr  selten  die  Basis.  Der  hier- 
von abweichende,  durch  spiessige,  einfache  XX  ausgezeichnete  comische 
Habitus,  das  sogen.  Nadelzinn  (Fig.  376),  wird  wesentlich  bedingt  neben 
(110)ooP  durch  das  Auftreten  von  z  =  {321)SP^\^  und  spitzere  Bipyra- 
miden,  wie  (551)5P  und  (552)^12 P;  das  Nadelzinn  findet  sich  nur  spär- 
lich, ausser  in  Cornwall  z.  B.  auch  bei  Pittkäranda  in  Finland,  wo  neben 
den  gewöhnlichen  Flächen  noch  {230)ooP^l2^  {001)oP  und  {114y\iP  auf- 
treten, gelegentlich  auch  in  Sachsen,  in  der  Bretagne,  in  Bolivien.  Zw. 
nach  j?  =  {101)Poo  sehr  gemein;  knieförmig  als  sogen.  Visirgraupen 
der  erzgebirgischen  Bergleute  (Fig.  377  u.  378)  mit  112<^  10'  zwischen  den 


Fig.  375. 


Fig.  376. 


Fig.  377. 


Fig.  378. 


beiden  Yerticalaxen ;  nach  demselben  Gesetz  auch  poly synthetische  und 
cyclische  (bouquetartige)  Wiederholungen  wie  beim  Rutil,  wenn  auch 
weniger  häufig  und  weniger  vollkommen  ausgebildet.  —  Derb  und  ein- 
gesprengt, in  kömigen  bis  ganz  dichten  Aggregaten;  selten  feinfaserig, 
auch  dicht  mit  concentrisch  schaligem  Aufbau  (Holzzinn).  Sehr  häufig 
lose  in  abgerollten  und  eckigen  Körnern  und  als  Sand  (Seifenzinn): 
in  Pseudomorphosen  nach  Orthoklas  (St.  Agnes  in  Cornwall). 

#  (100)coPoo  und  (110)ooP  unvoUk.,  spröd.  H.  =  6-7,  G.  =  6,8-7. 
Auf  den  Krystallfiächen  Diamantgl.,  auf  dem  muschligen  Br.  ausge- 
zeichneter Fettgl.  Durchscheinend  bis  undurchs.;  keine  Charakterfarbe, 
am  häufigsten  kolophoniumbraun  und  schwärzlich,  seltener  in  trüben 
unreinen  Farben  gelb,  grünlich,  grau,  hyacinthroth,  ganz  ausnahmsweise 
auch  farblos.     Str.  ledergelb  bis  weiss.     D.-Br.  positiv. 

Formel  wegen  der  Isomorphie  mit  Zirkon  als  SnSnO^  zu  deuten. 
78,62  Sn,  21,38  0,  aber  gewöhnlich  noch  mit  Beimischungen  von  Fe, 
Mn  und  SiOg;  auch  Ta  ist  beobachtet.  —  V.  d.  L.  unschmelzbar,  sehr 
schwer  Zinnbeschlag  erhaltbar;  mit  Soda  auf  Kohle  Sn-Flitterchen. 
Chemisch  so  gut  wie  unangreifbar,  nur  in  schmelzenden  Alkalien  löshch. 


III.  Kl.    Oxyde.     1.  Abth.   Einfache  Oxyde.  355 

Wichtigstes,  fast  alleiniges  Zinnerz  (cfr.  Zinnkies ,  Franckeit,  Kg- 
lindrit),  Bemerkenswerth  die  mineralogisch-geologische  Gleichartigkeit 
des  Auftretens  über  die  ganze  Erde.  Mit  Ausnahme  des  bolivianischen 
Vorkommens  (s.  unten)  findet  sich  Zinnstein  geknüpft  an  saure  Eruptiv- 
gesteine, vor  allem  an  Granit,  seltener  an  Qxmrzporphyr  und  vereinzelt  an 
Qnarztrachyt  in  Form  von  Einsprengungen  und  Primärtrümmern  (Zinn- 
stocktcerke),  namentlich  aber  auf  Gängen,  die  in  den  Eruptivgesteinen  selbst 
aufsetzen  oder  doch  mit  ihnen  in  räumlicher  Verbindung  stehen.  Als 
charakteristische  Begleiter  treten  regelmässig  neben  Quarz  bor-  und  fluor- 
haltige  Mineralien  auf,  wie  Turmalin,  Flussspath,  Apatit,  Topas,  Lithion- 
glimmer,  sonst  noch  Wolfram,  Scheelit,  Molybdänglanz,  Arsenkies.  Dahin, 
abgesehen  von  den  Seifen,  alle  irgendwie  technisch  wichtigen  Vorkommen. 
Kamm  des  sächsisch-böhmischen  Erzgebirges  (Altenberg,  Marienberg, 
Geyer,  Zinnwald;  Schlaggenwald,  Graupen^  Joachimsthal);  in  Cornwall 
und  tvestl.  Devonshire,  hier  mit  sulfidischen  und  oxydischen  Kupfererzen. 
Aehnlich  in  der  Bretagne  und  Galicien  (Zamora).  In  Skandinavien  und 
(Im  Ver.  Staaten  (Black-hills  Tindistrict  in  South-Dakota)  selten;  sehr 
reichlich  in  Malacca,  den  hinterindischen  Inseln  Banka  und  Bilitong, 
auf  Tasmanien  (Mt.  Bischof),  NeurSüdwales.  —  Abweichend  ist  das  Vor- 
kommen auf  der  Ostabdachung  der  bolivianischen  Hochfläche  (District 
von  Oruro,  Potosi  etc.),  wo  Zinnstein  mit  Quarztrachyten  und  Daciten 
verknüpft  auf  sulfidischen  Silber-,  Blei-  und  Wismuthgängen  ohne  bor- 
und  fluorhaltige  Miyieralien  einbricht.  Merkwürdig  das  unbedeutende 
Vorkommen  von  Zinnstein  auf  einem  Brauneisensteingang  in  einem 
jurassischen  Kalkstein  von  Massa  marittima  in  Toscana.  — 

Bergmännisch  wichtig  ist  die  Unterscheidung  in  Bergzinn,  das 
fest  verivachsene  Vorkommen  auf  Gängen  und  Stockwerken,  und  in  Seifen- 
zinn, lose  Gerolle  und  Körner  von  Zinnerz  in  den  sandigen  Alluvionen 
der  Thäler  und  Flüsse.  Dir  Unverwitterbarkeit  und  Härte  befähigt  den 
Zinnsteiyi  ganz  besofiders  zum  Auftreten  in  Seifenlagerstätten,  und  so 
liefern  gegenwärtig  die  reichen  Seifen  Hinterindiens  und  der  Inseln  Banka 
und  Bilitong,  sowie  Tasmanien  die  Hauptproduction. 

Aehnlicbe  Mineralien:  Brauner  Vesuvian,  Zirkon,  Turmalin,  Granat,  Blende, 
Wolfram  u.  a.  Derbe  Massen  können  dem  Eisenpecherz  zum  Verwechseln  ähnlich 
werden.  Durch  seine  physikalischen  Eigenschaften  und  durch  das  Ldthrohr  ist  Zinn- 
8tein  immer  leicht  zu  erkennen. 

Stannit  aus  Cornwall  ist  ein  mit  SiO.^  gemengter  derber  Zinnstein,  Ainalit 
von  Pennikoja  in  Somero,  Finland  soll  ein  tantal haltiges  Zinnerz  sein. 

Plattnerit.  Schwerbleierz.  PbOa.  Teti-agonal,  holoedr.  a  :  c  =  1 :  0,6764. -r 
!\X  »ehr  selten,  derb  in  warzigen  Aggregaten.  Br.  uneben.  H.  =  5— SV«,  G.  =  8,5 
bis  9,4.  Eisenschwarz,  Strich  braun,  metallartiger  Diamantglanz,  undurchsichtig. 
86,6  Pb.  —  V.  d.  L.  leicht  schmelzend  und  Bleikorn  gebend.  Leadhills  in  Schott- 
land; Idaho. 


356  ni.  Kl.   Oxyde.    1.  Abth.   Einfache  Oxyde. 

Polianit.     Oraumangan.     MnO,. 

Tetragonal,  holoedrisch,  a  :  c  =  I  :  0,6647  (Dana  und  Pbnfield).  — 
X  X  selten,  niedrig  prismatisch,  mit  rhombischem  Habitus  und  früher  für 
rhombisch  gehalten,  aufgewachsen.  Gewöhnliche  Comb.  {110)ooP,  {1H)P 
mit  123«  4'  an  der  Polk.,  {120)ooP2  und  (101)Poo,  Die  Verticalprismen 
sind  vertical  feingestreift.  —  Derb,  in  kömigen,  strahligen  und  dichten 
Aggregaten,  Stalaktiten,  Knollen,  traubig  und  dendritisch,  mulmig  und 
russartig,  in  häufigen  Pseudomorphosen  nach  anderen  Manganmineralien 
und  nach  Ealkspath. 

#  (110)ooP  vollk.  Br.  uneben,  in  Aggregaten  muschlig  und  erdig. 
H.  =  6—6^2,  häufig  durch  Auflockerung  viel  weniger  hart.  G.  =  4,85 
bis  5,0,  durch  Beimengung  auch  geringer.  Mgl.,  licht  stahlgrau  und 
rein  grau  mit  grauschwarzem  Str.,  in  Aggregaten  auch  ohne  Mgl.,  matt 
bis  schimmernd,  grau  bis  bläulichschwarz;  undurchs. 

Formel  als  MnMnO^  zu  deuten  mit  63,19  Mn  und  36,810,  von 
welcher  Zusammensetzung  die  Aggregate  durch  beträchtliche  Beimengungen 
an  allen  möglichen  Substanzen  MnO,  BaO,  K^O,  CuO,  CoO,  SiO^,  Al^O,. 
HjO  etc.  sehr  wesentlich  abweichen  können.  —  V.  d.  L.  unschmelzbar 
oder  in  Folge  von  Beimengungen  sehr  schwer  schmelzbar;  mit  Borax 
Mn-Perle,  in  der  einseitigen  Glasröhre  öfters  Wasser,  mit  Salzsaure 
entwickelt  sich  Chlor. 

Als  primäres,  deutlich  TcrystalUsirtes  Mineral  (Polianit  im  engeren 
Sinn)  seltefi,  als  secundäres,  durch  Umwandlung  hervorgegangen ,  aber 
gemein  und  wichtigstes  Manganerz  in  Folge  seiner  Eigenschaft,  die  chemisch 
stabilste  Mn- Verbindung  zu  sein,  in  die  alle  Mn-Mineralien  bei  der  Ver- 
tüitterung  übergehen.  Daher  zumeist  als  Umivandlungsproduct  aller  übrigen 
Mu'Mineralien  und  als  metasomatische  Bildung  nach  Kalkstein.  Auf 
Lagerstätten  aller  Art,  auf  Gängen,  Lagern  und  Flötzen,  in  Secretionen 
und  Concretionen ,  im  eisernen  Hut,  als  Pigment  von  Gesteinen,  als 
Ueberzug  und  bläulich  schwarzer  Hauch  auf  Mineralien  und  Gesteins- 
klüften. 

Man  unterscheidet  eine  Reihe  physikalisch  sehr  verschiedener  Varietäten. 

1.  Polianiti  i^rimäre  XX  und  deren  deutlich  krystalline  Aggregate.  Mgl., 
licht  stahlgrau.  Str.  schwärzlichgrau.  H.  =  6— 6V<-  Auf  Gängen:  bei  Eiserfeld 
und  Hirschberg  im  Siegenschen ;  zu  Platten,  Schneeberg  und  Johann-Georgenstadt  im 
Erzgebirge;  Nassau,  mehrorts  in  Comwall.    In  Braun eisensteingeoden  von  Peine. 

2.  Pyrolusit.  Weichmanganerz.  Strahliger  Graubraunstein;  begreift  die 
pseudomorphen  Bildungen  nach  anderen  Mn-Mineralien,  insbesondere  nach  Manganit. 
daher  auch  dessen  charakteristische  spiessige,  wirrstrahlige  bis  faserige  Stractor. 
Mgl.,  lichtstahlgrau  bis  schwärzlichgrau.  Str.  schwarz.  H.  =  2—27«,  mild.  Wasser- 
haltige üebergangsstufen  von  Manganit  in  Pyrolusit  sind  als  Varvicit  bezeichnet 
worden.  —  Auf  den  Fundstätten  des  Manganits  und  Hausmannits,  besonders  schön 
und  typisch  im  Thüringer  Wald  (am  Oehrenstock  bei  Ilmenau,  Elgersburg,  Friedrich- 


III.  Kl.   Oxyde.     1.  Abth.   Einfache  Oxyde.  357 

roda)   tuid  bei  Ilfeld  am  Harz,  auch  sonst  weit  verbreitet,  z.  B.  Lindener  Mark, 
Horhausen,  Siegen. 

3.  Derber  Graubraunstein.  Derbe,  feinkörnige  bis  dichte  Aggregate, 
metallisch  schimmernd  bis  matt;  grauschwarz  mit  schwarzem  Strich.  H.  =  5 — 6. 
Oder  erdig  und  mulmig,  in  Farbe  und  Strich  schwarz,  zerreiblich.  Auch  als  schwarze 
Kruste  oder  Beschlag  auf  Bruch-  oder  Spaltflächen  Mn-haltiger  Mineralien  und  Ge- 
steine. Geht  hervor  aus  der  Zersetzung  von  Mn-Carbonat  und  -Silicat,  mangan- 
haltigen  Spatheisensteinen  (daher  häufige  Verknüpfung  mit  Brauneisenstein)  und  aus 
metasomatischer  Umwandlung  von  Kalksteinen  und  Dolomiten,  wohl  auch  als  selb- 
ständiger Niederschlag  aus  Losungen  und  von  concretionärer  Entstehung.  —  Dahin 
die  ausgedehnten  flötzartigen  Vorkommen  mit  oolithischer  Structur  im  Kaukasus,  die 
als  eiserner  Hut  von  Manganspathg^ngen  auftretenden  zahlreichen  Lagerstätten  der 
Provinzen  Huelva  in  Spanien  und  Alemtejo  in  Portugal,  die  lagerartigen,  durch 
Substitution  entstandenen  Vorkommnisse  in  Nassau  und  Lindener  Mark  bei  Giessen, 
weiter  die  mit  Brauneisenstein  im  Tertiär  lagernden  Fundstätten  Hessens,  sowie  die 
Pelagit  genannten  knolligen  Goncretionen  am  Boden  des  Stillen  Oceans  etc. 

4.  Psilomelan.  Schwarzer  Glaskopf.  Hartmanganerz  z.  Th.  Getropfte,  trau- 
bige, nierige  Aggregate,  die  auf  dem  flachmuschligen  bis  ebenen  Bruch  völlig  dicht, 
wie  amorph,  zuweilen  jedoch  auch  feinfaserig  erscheinen.  H.  =  5 — 6.  Eisen-  bis  bläu- 
lichschwarz; ohne  Mgl.,  aber  Bruch  und  Strich  schimmernd.  Str.  bräunlichschwarz. 
—  Stets  und  reichlich  gemengt  mit  anderen  Substanzen:  Wasser,  MnO,  BaO,  KoO, 
AI3O3,  SiOg  etc.  Li-haltiger  Psilomelan  von  Breitenbrunn  wurde  Lithiophorit, 
eben  solcher  von  Rengersdorf  bei  Görlitz  Kakochlor,  Cu-haltiger  Ps.  Kupfer- 
manganerz oder  (von  Remolinos  in  Chile)  Pelokonit  genannt.  —  Gern  und 
vielorts  neben  Baryt  auf  Gangklüften  in  Eruptivgesteinen  und  auf  Hohlräumen  von 
Eisen-  und  anderen  Erzlagerstätten.  Johann-Georgenstadt,  Schneeberg,  Breitenbrunn ; 
Ilmenau,  Friedrichroda,  Kamsdorf,  Siegen,  Horhausen;  Roman  Sehe  etc. 

5.  Wad.  Manganschaum.  Groroilith.  Feinschuppige  bis  feinerdige  schaumige, 
abförbende  Aggregate  von  knolliger,  nieriger  Form;  leicht  und  locker  in  Folge 
schneller  Abscheid ung  aus  Lösung.  Nelkenbraun  und  grau  bis  bläulichschwarz.  Str. 
graubraun.  H.  =  1—8.  Matt  bis  schimmernd.  Zus.  durch  Beimengungen  aller  Art 
ebenso  schwankend  wie  Psilomelan;  ein  Cu-haltiges  Vorkommen  von  Kamsdorf  ist 
Lepidophaeit,  ein  solches  mit  Fe,  Cu,  Co  u.  a.  von  Nischne-Tagilsk  ist  Rhab- 
dionit  genannt  worden.  —  Geht  überall  aus  der  Verwitterung  von  Mn-haltigen 
Späth-  und  Brauneisensteinen,  sowie  von  Silicaten  hervor.  Harz,  Thüringer  Wald, 
Nassau,  Siegen,  Groroi  im  Döp.  de  la  Mayenne  etc. 

6.  Manganschwärze,  schwarzes,  russartiges  Pulver,  am  Ausgehenden  Mn- 
haltiger  Erzlagerstätten  und  aus  deren  Zersetzung  entstanden;  daher  stets  wasser- 
haltig und  mit  allen  möglichen  Substanzen  gemengt  und  entsprechend  mit  verschie- 
denen Namen  belegt;  die  vorwiegend  Cu-haltigen  Varietäten  sind  Kupferschwärze 
die  Co- haltigen  schwarzer  Erdkobalt  oderAsbolan,  die  Ni-haltigen  Heubachit 
genannt  worden.    In  allen  Erzrevieren. 

Die  Verbindung  MnOj  erweist  sich  gegenüber  allen  Einwirkungen  der  Atmo- 
sphärilien am  widerstandsfähigsten,  daher  werden  alle  Manganmineralien  und  zwar 
relativ  schnell  darin  Übergeführt  Bei  der  extensiven  Verbreitung  des  Mangans  er- 
scheint MnOs  neben  Fe^Os  und  Eisenhydroxyd  als  das  verbreitetste  anorganische 
Pigment;  auf  den  Schichtenfugen  und  den  feinsten  Haarklüften  scheidet  es  sich  als 
blauschwarzer  Hauch  oder  in  zierlichen  Dendriten  ab.  —  Verwendung  zur  Chlor- 
darstellimg,  neuerdings  besonders  wichtig  geworden  zur  Gewinnung  von  Spiegeleisen 
und  Ferromangan. 


358  in.  Ki.   Oxyde.     1.  Abth.   Einfache  Oxyde. 

Im  Anschluss  an  den  Polianit  folgen  hier  2  Manganerze,  die  neben  der  Polianit- 
Substanz  noch  MnO  enthalten  und  demzufolge  als  manganigsaure  Salze  des  Mangans 
aufgefasst  werden  können. 

Brannit.     Hartmanganerz  z.  Th.      MnaOs- 

Tetragonal,  holoedrisch,  a  :  c  =  I  :  0,9832  (Haidingke).  —  >;  Y  ge- 
wöhnlich sehr  klein,  auf  Drusen  krustenartig  neben  einander  sitzend ;  mit 
pyramidalem  Habitus.  {lli)P  mit  108^  39',  also  oktaederähnlich,  die  Pole 
öfters  abgestumpft  durch  (001)oP^  zuweilen  auch  {42i)4F2  vorherrschend. 
Zw.  nach  {101)Poo.  —  Derbe  körnige  Aggregate. 

4t  {lli)P  ziemlich  voUk.,  Br.  uneben,  spröde.  H.  =  6— 6^]2,  durch 
Verwitterung  weicher,  ö.  =  4,73—4,9.  Fettiger  Mgl.,  undurchs.,  eisen- 
bis  br'äunlichschwarz  mit  schwarzem,  kaum  bräunlichem  Str. 

Formel  wird  gedeutet  als  MnO,Mn02;  enthält  69,6  Mn,  30,4  0; 
daneben  nicht  selten  eingemengt  Baryt  und  Kieselsäure.  In  der  Mar- 
cel in  genannten  Var.  sind  7—15  SiOg.  —  V.  d.  L.  unschmelzbar,  violett« 
Boraxperle;  mit  HCl  Chlorentwicklung. 

Auf  Manganlagerstätten,  namentlich  auf  Gangdrusen:  JElgersburg, 
Oehrenstocky  Schnalkaldcn ;  Ilfeld;  St.  Marcel  in  Pieniont;  Botnedal  in 
Norwegen;  Jacobsherg  in  Wermland,  Länghan. 

Mit  Magnetit  und  Hausmannit  zu  verwechseln. 

Crednerit  (Mangankupfererz)  verhält  sich  chemisch  wie  ein  Cu-haltiger 
Braunit  (CuO  in  wechselnden  Mengen  bis  zu  43^/o),  erscheint  in  blätterigen  und 
kömigen  Aggregaten,  ist  eisenschwarz  mit  schwarzem  Str.  H.  =  4'/« — o,  6.  =  4,9. 
Friedrichroda  im  Thüringer  Wald. 

Hansmannit.     Glanzbraunstein.     Mn^O^. 

Tetragonal,  anscheinend  sphenoidisch-hemiedrisch.     a  :  c  =  i :  1^1748 
(Haidinger).   —    XX    ein-    und    aufgewachsen,    stets    mit   pyramidalem 
Habitus.     {lli)P  mit  116 «  59',   oft  horizontal  gestreift; 
Fig. ^379.  g^ii-g^    ^^j|.^.    (usy:^P,    hinzu,    noch    seltener    (iiö)ooP. 

Häufig  Zw.  nach  Pcx>,  vielfach  sind  wie  beim  Kupferkies 
5  Individuen  cyclisch  mit  einander  verbunden  (Fig.  379). 
Diese  Zw.  erscheinen  dann  wie  grössere  Bipjramiden  mit 
einwärts  geknickten  Kanten.  —  Derb,  späthig-körnig. 
in  Pseudomorphosen  nach  Manganit  und  Kalkspath. 

#  {pOi)oP  voUk.,  {111)P  und  {101)Poo  undeutlich. 
Br.  uneben.  H.  =  5-5/|« ,  G.  =  4,7-4,8.  UnvoUk.  fettiger  Mgl.,  un- 
durchs.    Eisenschwarz  mit  Stich  ins  Braune.     Str.  braun. 

72  Mn,  28  0.  —  V.  d.  L.  unschmelzbar;  in  Salzsäure  unter  Q-Ent- 
wicklung  löslich. 

Auf  Gängen  von  Oehrenstock  und  Friedrichroda  im  Ihünnger  Wald, 
Ilfeld  am  Harz.  Massenhaft  in  Dolomiten  von  Pajsberg ,  Nordmari, 
Länghan,  Grythytta  in  Schiveden. 


IIL  Kl.   Oxyde.    1.  Abth.   Einfache  Oxyde.  359 

Aehnliche  Mineralien:  Magnetit,  Braunit.  —  Hetairit,  vielleicht  ein  Zn- 
haltiger  Haosmannit,  in  nierigen,  halbmetallisch  bis  metallisch  glänzenden  Krusten. 
Schwarz.  H.  =  4,  6.  =  4,93.  Zusammen  mit  Chalkophanit  von  Sterling  Hill  in 
New-Jersey. 

Oxyde  der  Metalle  Ca  und  Pb. 

Bothknpfererz.    Cuprit.    Cii^O. 

Regulär,  plagiedrisch-hemiedrisch.  —  XX  aufgewachsen  (Cornwall), 
seltener  eingewachsen  (Ghessy  bei  Lyon)  und  dann  schön  ausgebildet; 
manchmal  haarförmig  gestreckt.  (111)0^  (lll)ooO^  daneben  (iöö)c»Ooo, 
seltener  {221)20  und  (211)202.  An  cornischen  X}[  wurde  plagiedrische 
Ausbildung  eines  Hezakisoktaeders  beobachtet.  —  Derb,  kornig,  dicht, 
in  haarförmigen  Aggregaten  als  Eupferblüthe  (Chalkotrichit ;  be- 
sonders schön  Ton  Bheinbreitbach,  aber  auch  a.  0.),  in  Pseudomorphosen, 
häufiger  selbst  umgewandelt,  gewöhnlich  in  Malachit,  wie  zu  Chessy. 

#  (111)0  deutlich,  Br.  muschlig  bis  uneben,  spröd.  H.  =  3^2—4, 
G.  =  5,7—6.  Auf  den  Erystallflächen  und  dem  Arischen  Br.  kömiger 
Aggregate  metallischer  Diamantgl.,  sonst  matt.  Durchschein,  bis  undurchs. 
Cochenillroth,  ins  metallisch  Bleigraue;  derbe  Stücke  roth-  bis  schwarz- 
braun. Str.  braunroth  bis  schmutzigbraun.  Die  haarförmige  Eupfer- 
blüthe ist  carminroth  mit  gleichem  Str.  Sehr  hoher  Br.-L,  n  für 
roth  =  2,849. 

88,8  Cu.  V.  d.  L.  erst  schwarz  werdend,  giebt  leicht  Cu-Korn;  in 
Säuren  und  in  Ammoniak  löslich. 

Wichtiges  Kupfererz!  Am  Ausgehenden  sulfidischer  Kupfererz! ager- 
Stätten,  vielfach  neben  Brauneisen:  im  Siegenschen,  Bheinbreithach,  Kams- 
dorf,  Dobschau,  Moldowa,  Auf  Gängen  rieben  Zinnstein  vielorts  in 
Comtvall;  trumartig  und  eingewachsen  in  Thonen  und  Letten:  Ghessy, 
Grumeschewsk ,  Nischne  Tagilsh,  Bogoslowsk;  Schlangenberg  im  Altai  in 
n^nsehiefer.  Arizona,  Chile,  Peru,  Bolivia.  Südaustralien.  Auf  Vesuv- 
bomben  von  1835. 

Aehnliche  Mineralien:  Rothgültig,  Rotheisen,  Zinnober,  zuweilen  Blende; 
Malachit-Dui-chsprengung  oft  charakteristiBch.  —  Ziegelerz,  Gemenge  von  Guprit 
und  Brauneisen,  rOthlichhraun  bis  ziegelroth;  erdig.  Verwitterungsproduct  des 
Kupferkieses  und  auf  dessen  Lagerstätten;  Eupferpecherz,  braun  bis  schwarz, 
ist  ein  durch  SiOj  verunreinigtes  und  pechartig  schimmerndes,  dichtes  und  derbes 
Ziegelerz.  Cuprocalcit  ist  wahrscheinlich  ein  unreines  Gemenge  von  Cuprit 
und  Calcit. 

Tenor  it.  CuO.  Monoklin  oder  triklin.  In  X  X  i^^f  ^Is  Sublimationsproduct 
auf  Vesuvlaven  (CuCl,  +  H^O  =  CuO  -f  2C1H),  kleine,  scheinbar  hexagonale  Täfelchen 
von  stahlgrauer  bis  schwarzer  Farbe;  Mgl.,  in  sehr  dünnen  Blättchen  braun  durch- 
scheinend. —  Häufiger  als  erdiges  und  russartiges  Verwitterungsproduct  von  schwarzer 
Farbe  auf  Kupfererzen  und  dann  Melaconit,  Kupferschwärze  z.  Th.,  Schwarz- 
kupfererz genannt,    Harz,  Ducktown,  Oberer  See. 


360  in.  El.   Oxyde.     1.  Abth.   Einfache  Oxyde. 

Bleiglätte.  Bleiocker.  Massicot.  PbO.  Eanstliclie  XX  rhombiBcfa»  in  der 
Natur  derb,  feinschuppig.  Wachs-  bis  orangegelb;  fettgl&nzend.  Fundorte  meist 
zweifelhaft;  mit  Sicherheit  nur  aus  Mexico  bekannt. 

Mennige.  PbjO^,  als  PbO,  Pb^O,  gedeutet,  mit  90,65  Pb.  Nur  derb,  eia- 
gesprengt,  als  Anflug;  in  Pseudomorphosen  nach  Bleiglanz  und  Oerussit  Br.  eben 
und  erdig.  H.  =  2—3,  G.  =  4,6.  ündurchs.,  matt  oder  schwach  fettglftnzend.  Morgen- 
roth, Str.  orangegelb.  Natürliche  Fundorte  meist  zweifelhaft,  da  sich  Mennige  beim 
Rösten  von  Bleierzen  bildet.  Badenweiler;  Bleialf  und  Kall  in  der  Eifel;  Insel 
Anglesea;  Leadhills;  Schlangenberg;  Bolanos  in  Mexico. 

Monoxyde  der  Metalle  Mg,  Zu,  Uta,  NL 

Isodimorph:  regul&r  und  hexagonal. 

a)  Reguläre  Reihe. 

Periklas.  MgO.  Regulär.  XX  sehr  klein.  (111)0  und  (100)ooOoo;  späthige 
Aggregate  und  derbe  Kömer.  #  (100)c»Oc»  vollk.  H.  =  6,  G.  =  3,674—3,75.  Durchs., 
grünlichgrau  bis  dunkelgrün.  Glasgl.  —  V.  d.  L.  unschmelzbar;  gepulvert  in  Säuren 
löslich.  Monte  Somma ;  eingesprengt  in  Mn-haltigem  Dolomit  von  Langban  in  Wenn- 
land  und  Kitteln  in  Nordmarken;  auch  künstlich. 

Manganosit.  MnO.  Mikroskopisch  kleine  XX  ^^^  derbe  Partien  mit 
hexaedrischer  #.  Auf  frischem  Br.  smaragdgrün,  sich  an  der  Luft  schwärzend. 
Längbanshyttan  in  Wermland,  auch  künstlich. 

Bunsenit.  NiO.  Regulär.  XX  sehr  klein;  (111)0.  H.  =  5'/«,  G.=:6,4. 
Durchschein.,  pistaziengrün.  Glasgl.  In  Säuren  fast  unlöslich.  Mit  Nickelocker  von 
Johann-Georgenstadt;  auch  künstlich. 

b)  Hexagonale  Reihe. 

Bothzinkerz.    Zinkit.    ZnO. 

Hexagonal,  heminiorph.  a:  c  =  1: 1^6219  (Rinne).  —  Als  Mineral  nur 
derb  in  körnigen,  grobspäthigen  und  schaligen  Aggregaten.  Die  häufigen 
künstlichen  X  /<^  des  Ofenbruchs  zeigen  gewöhnlich  (1010)ooP^  {OO0i)oP, 
{p001)oP,,  {10U)P  und  {10li)P,\  die  Hemimorphie  ergiebt  sich  meist 
erst  aus  den  gleichschenklig  dreieckigen  Aetzfiguren  auf  den  Prismen- 
flachen  und  aus  Ergänzungszw.  nach  {0001)oP. 

#  (0001)oP  vollk. ,  oft  noch  durch  schaligen  Bau  besonders  her- 
vortretend, nach  (1010)  zuweilen  deutlich.  Br.  muschlig,  spröd.  H.  =  4 
bis  4^2,  G.  =  5,4—5,7.  Blut-  bis  hyacinthroth  in  Folge  des  steten  Mn- 
Gehalts;  künstliche  Vorkommnisse  sind  farblos,  grünlichgelb  bis  honig- 
braun. Str.  röthlichgelb,  diamantartiger,  nicht  metallischer  Gl.,  kanteu- 
durchschein.     D.-Br.  positiv. 

Natürliches  Vorkommen  mit  stetem  Mn-Gehalt,  sodass  die  Formel 
(ZnMn)O  der  Zusammensetzung  entspricht.  72 — 80®/o  Zn,  bis  9®/'o  Mn.  — 
V.  d.  L.  unschmelzbar,  auf  Kohle  Zinkbeschlag,  mit  Borax  Mn-Perle;  in 
Säuren  löslich. 

Bothzinherz  ist  merictvürdig  durch  sein  auf  New- Jersey  (Sterling' 
Hill,  Franklin,  Sparta  etc.)  beschränJctes  Vorkommen,  wo  es  dann  aber 


IIL  Kl.   Oxyde.     1.  Ahth.   Einfache  Oxyde. 


361 


hei  seinem  massenhaften  Auftreten  jsu  einem  wichtigen  Zinkerz  wird. 
Findet  sich  daselbst  lagerartig  zwischen  körnigen  Urgebirgskalken  in 
charakteristischer  Paragenesis  mit  Mn-haltigen  Mineralien,  namentlich 
Franklinit  und  Mn-Kalkspath,  untergeordnet  Willemit,  Tephroit,  Fowlerit, 
Granat.  —  Als  krystallisirtes  Hüttenproduct  gemein. 
Aehnlich  Rutil. 


Sesqnioxyde  der  Metalle  AI,  Fe,  Ti,  Mn. 


Eonmdgruppe. 


Isomorph.    Hexagonal. 


A1,0, 
Fe^Oa 
(FeTi),03 
(MnTi),08 


Korund 
Eisenglanz 
Titaneisen 
Pyrophanit 


a  :  c  =  1  :  1,364 
=  1  :  1,366 
=  1  :  1,385 
=  1  :  1,369 


>  hexagonal,  rhomboedr.-hemiedr. 

}  ■ 


rhomboedr.-tetartoedr. 


Fig.  380. 


Fig.  381. 


Bei  der  Aebnlichkeit  des  Axenverhältnisses  zwischen  den  4  Mineralien  ist  es 
auffällig,  dass  Titaneisen  (und  der  seltene  Pyrophanit)  nicht  der  gleichen  Symmetrie- 
klasse angehört  wie  Korund  und  Eisenglanz.  Da  auch  die  ehem.  Zus.  des  Titan- 
eisens eigenthümlich  ist,  so  ist  seine  Isomorphie  mit  Eisenglanz  angezweifelt  worden, 
wiewohl  zwischen  beiden  neben  ähnlichen  Winkeln  auch  mancherlei  Analogien  der 
Form,  des  Habitus  und  der  physikalischen  Eigenschaften  vorhanden  sind. 

Korund.    Al^Og. 

Hexagonal,  rhomboedr.-hemiedrisch.  a:c  =  l:  1^3636 (Jerbmejew).  — 
X  X »  zuweilen  von  beträchÜicber  Grösse,  eingewachsen  oder  lose,  zeigen  pris- 
matischen, spitz  pyramidalen,  flach,  tafeligen  oder  rhomboedrisclien  Habitus. 
P  =  (10Ti)R  mit  86«  4',  s  =  {1120)ooF2,  o  =  (000i)oB.  Charakteristisch 
und  häufig  ist  das  gleichzeitige 
Auftreten  verschiedener  steiler  Bi- 
pyram.  H  Art,  wie  r  =  {22l3y\^F2, 
l  =  i2241)4P2,  {2283yi^P2  ü.  a., 
wodurch  tonnenförmig  gewölbte 
oder  horizontale  stark  geriefte  X  X 
erzeugt  werden.  Grosse  XX?  viel- 
fach langstenglig  ausgebildet,  sind 
gewöhnlich  uneben  und  rauhflächig.  Zw.  nach  (1011)R  häufig  in  Form 
eingeschalteter  Zwillingslamellen,  die  eine  ausgezeichnete  Zwillingsstreifung 
hervorbringen  können;  sind  die  Lamellen  parallel  allen  Rhomboeder- 
flächen  eingeschaltet,  so  zeigt  die  Basis  Dreiecksstreifung. 

#  {1011)B  oft  voUk.,  ist  aber  wohl  nur  schalige  Absonderung  in 
Folge  eingelagerter  Zwillingslamellen;  auch  #  {0001)oR  mehr  oder 
minder  deutlich.  Br.  muschlig  bis  splittrig.  H.  =  9,  G.  =  3,9—4.  Farb- 
los, am  häufigsten  blau  oder  bläulich,  sonst  roth  (rubinroth,  braunroth, 
rosaroth),  braun,  grau,  öfters  mehrfarbig,  namentlich  weisslich  und  bläu- 


Fig 

,  382. 

Äf^TT^ 

/V 

M 

t 

t 

\ 

:  i 

362  in.  Kl.   Oxyde.     1.  Abth.   Einfache  Oxyde. 

lieh.  Durchs,  bis  trübe;  pleochroitisch.  Glasgl.,  auf  (0001)oR  zuweilen 
Asterismus.  D.-Br.  negativ,  (o  =  1,768,  e  =  1,760  für  roth,  zuweilen 
optisch  zweiaxig  und  daher  auch  für  monoklin  gehalten. 

53,04  AI,  nur  pigmentirt  (durch  Fe  etc.).  unschmelzbar;  in  Borax 
schwierig,  aber  völlig  auflösbar ;  von  Säuren  nicht  angegriffen,  wohl  aber 
von  Ealiumbisulfat  gelöst.  Das  mit  Co-Solution  befeuchtete  und  ge- 
glühte Pulver  färbt  sich  blau. 

Lose  auf  Edelsteinseifen,  Eingewachsen  in  körnigen  Kalken  und 
Dolomiten,  in  Gneiss,  Glimmer-  und  Chloritschiefer ,  auch  in  Granit 
und  als  Einschluss  zuweilen  in  Basalt  (Unkel  am  Rhein);  zuweilen 
Prodiict  der  Contactmetamorphose;  auch  künstlich  darstellbar.  Umge- 
wandelt zu  Glimmer^  Spinell, 

Varietäten. 

1.  Sapphir  und  Rubin,  dahin  die  rein  und  schön  geerbten,  durchsichtigen 
Abänderungen ;  blau  =  echter  Sapphir  (Salaxnstein),  roth  =  echter  oder  Orient  Babin 
(Karfunkel),  grün  =  Orient.  Smaragd,  gelb  =  Orient.  Topas,  violett  =  Orient.  Amethjst 
Meist  lose  auf  Seifen,  namentlich  den  ostasiatischen,  neben  anderen  Edelsteinen. 
Ceylon,  Birma,  Hindustan,  Siam,  China,  vom  Ural  (Miask,  Slatoust,  Kossoibrod); 
blaue  Körner  im  Basalt  von  Unkel. 

2.  Gemeiner  Korund  (Demantspath),  dahin  die  trüben  und  unrein  gefärbten 
X  X  und  Kömer  aus  den  krystallinen  Schiefem,  Kalken  etc.,  sowie  aus  den  Seifen. 
Gewöhnlich  blätterig.  Krummhübel  im  Riesengebirge,  im  Dolomit  von  Campolongo 
in  Tessin  und  sonst  im  Gotthard-Gebiet,  von  Miask,  auf  der  Magnetitlagerstätte  ron 
Gellivara;  an  zahlreichen  Punkten  in  den  Ver.  Staaten,  namentlich  in  Nord- Carolina, 
wo  sich  centnerschwere  X  X  finden ;  auf  der  Contactlagerstätte  in  Warwick  und 
Amity  in  New- York. 

3.  Smirgel,  inniges  Gemenge  von  Korund  mit  Magnetit  und  Eisenglanz, 
daher  einem  Eisenerz  ähnlich;  mit  stark  wechselndem  Gehalt  an  AlgO,.  Im  Urge- 
birgskalk  der  Insel  Naxos,  ähnlich  auf  anderen  Inseln  des  griechischen  Archipels  und 
besonders  in  Kleinasien  (Gummuchdagh),  im  Chloritschiefer  von  Mramorskoi  im  Ural 
und  von  Chester,  Mass.,  im  Glimmerschiefer  am  Ochsenkopf  bei  Schwarzenberg  in 
Sachsen.  — 

Aehnliche  Mineralien :  Die  Edelsteine  der  Seifen,  wie  Smaragd,  Zirkon,  Spinell, 
Granat,  Cordierit,  Turmalin  u.  a.,  zur  Unterscheidung  dienen  Härte,  spec.  Gew.  und 
optisches  Verhalten.  Schöne ,  tief  rothgefärbte  Rubine  stehen  höher  im  Preise  als 
Diamanten-,  was  gewöhnlich  Rubin  genannt  wird,  ist  aber  vielfach  Spinell  oder  Granat. 

Eisenglanz.     Hämatit.     Specularit.     Rotheisenerz.     'Pefi^. 

Hexagonal,  rhomboedr.-hemiedrisch.  a:c  =  l:  i,5^5ö(KoKscHAR0w). 

Fig.  383.  —  "^  X  (besonders  schön  von  Elba,  Cavradi  im  Tavetsch, 

Traversella,  St.  Gotthard)  meist  aufgewachsen  und  zu 
Drusen  oder  Gruppen  verbunden,  mit  verschiedenem 
Habitus:  pyramidal  durch  {2243YlzP2  bis  linsenförmig, 
Elbaner  Typus  (Fig.  383),  tafelig  nach  (0001)oR,  ßott- 
hard-Typus,  rhomboedrisch  nach  (1011)R^  Altenberger 
Typus ;  selten  prismatisch  nach  {1120)ooP2  wie  dieX  >  Jon 


III.  KL    Oxyde.     1.  Abth.   Einfache  Oxyde.  363 

Framont  und  Reichenstein.  Die  gewöhnlichsten  Formen  sind :  P  =  {1011)R 
mit  86 ^  5  =  {1014)  V^ü,  n  =  {224S) ^/s  F2,  o  =  {0001)oB,  u==  (3035)  »/s  JB, 
V  =  {0112)-^%R,  d  =  {p221)'-2B,  {011H)-''\%B,  z  =  {1120)ooP2.  Die 
Fläche  s  ist  gewöhnlich  unregelmässig  horizontal  gestreift  durch  wieder- 
holte Combination  mit  u^  häufiger  noch  linsenartig  gekrümmt  durch 
das  oscillatorische  Auftreten  von  —'^jsR  und  oR;  auf  oR  öfters  drei- 
eckige, auf  R  klinodiagonale  Streifung.  —  Ergänzungszw.  nach  (0001)oR^ 
entweder  als  Durchkreuzungszw.  (Elba)  oder  mit  (1010)ooR  neben  ein- 
ander verwachsen  (tafelige  XX  der  Alpen).  An  tafeligen  XX  findet 
sich  auch  ein  zweites  Zwillingsgesetz:  nach  (1011)R,  wobei  die  beider- 
seitigen Tafeln  unter  115^  14'  zusammenstossen.  Ausserdem  gesetz- 
mässige  Verwachsung  mit  Rutil  (cfr.  S.  122).  —  Derb,  in  groben,  blät- 
terigen, schuppigen,  körnigen,  faserigen  und  sehr  dichten  Aggregaten; 
glaskopfartig  und  erdig.  In  Pseudomorphosen  nach  Ealkspath,  Spath- 
eisen,  Pyrit  etc.;  solche  nach  Magnetitoktaedern,  wie  sie  zu  Rittersgrün 
in  Sachsen,  in  Brasilien,  im  Marquettedistrict,  am  Ural  vorkommen,  sind 
als  Martit  bezeichnet  worden. 

#  {1011)R  meist  undeutlich,  nach  (0001)oR  zuweilen  schalige  Ab- 
sonderung, beides  wohl  in  Folge  blätterigen  Zwillingsbaues.  Br.  muschlig, 
spröd.  H.  =  5^2—672,  in  erdiger  Abänderung  bis  auf  1  herabsinkend. 
G.  =  5,19—5,28.  Mgl.  nur  bei  der  phanerokrystallinen  Abart  (Eisen- 
glanz) und  an  Harnischen,  sonst  unmetallisch,  matt;  in  sehr  dünnen 
Blättchen,  wie  es  die  Einschlüsse  in  Camallit,  Heulandit,  Orthoklas  etc. 
sind,  roth  durchscheinend.  Stahlgrau  bis  eisenschwarz,  zuweilen  (Elba) 
prächtig  bunt  angelaufen;  die  derben  Aggregate  roth  bis  rothbraun. 
Str.  kirschroth  bis  braun ;  wirkt  auf  die  empfindlich  gemachte  Magnetnadel. 

70  Fe,  30  0,  jedoch  häufig  etwas  TiO,  (bis  7<^/o),  FeO,  MgO,  öfters 
gemengt  mit  Kiesel-  und  Phosphorsäure,  Kalk,  Thonerde  etc.  —  Un- 
schmelzbar ;  wird  y.  d.  L.  auf  Kohle  magnetisch ;  färbt  die  Boraxperle 
und  löst  sich  gepulvert  langsam  in  Säuren. 

Wichtiges  und  weit  verbreitetes  Eisenerz,  Auf  selbständigen  Lager- 
stätten und  als  Gemengtheil  von  Gesteinen  aller  Art;  sehr  häufig  als 
rothes  Pigment  von  Mineralien  und  Gesteinen.  Theils  primärer  Ent- 
stehung sowohl  aus  Lösung  wie  aus  dem  Schmehfluss  und  der  Zersetzung 
vulkanischer  Gase  (FefilQ-\' 3Hfi  =^  Fefi.j^-\- 6HCI) ,  theils  secundär 
aus  der  Verwitterung  Fe-haltiger  Mineralien  hervorgehend,  häufiger  noch 
als  metosomatische  Bildung  nach  Kalkstein;  gelegentlich  auch  als  Ver- 
steinerungsmittel.    Im  Contact  häufig  in  Magnetit  übergeführt. 

Nach  dem  Grade  der  krystallinen  Ausbildung  sind  zwei  wesentlich  von  ein- 
ander verschiedene  Abarten  zu  unterscheiden: 

1.  Eisenglanz.  Glanzeisenerz;  dahin  die  XX  ^»d  deutlich  krystallinen 
Aggregate  mit  metallartigem  Aussehen.    H.  =  6— 67».    Stahlgrau  mit  Stich  ins  Blaue, 


364  ni.  El.   Oxyde.    1.  Abth.   Einfache  Oxyde. 

zuweilen  bunt  angelaufen.  Str.  rothbraun.  —  a)  Auf  selbständigen  Lagern  in  krystallini- 
sehen,  seltener  in  jüngeren  Schiefern,  vielfach  neben  Magnetit  und  untergeordnetem  Pyrit 
Technisch  wichtige  Vorkommen  vielorts  in  Schweden :  Gellivara,  Grängesberg,  Norfoeig. 
Längbanshyttan  etc.,  im  nördlichen  Norwegen :  Naeverhaugen;  bei  Rio  auf  Elba,  Framont 
im  Elsass,  im  Marquette-  und  anderen  Districten  am  Südufer  des  Lake  Superior,  Pilot 
Knob  in  Missouri.  —  b)  Als  Gemengtheil  bezw.  als  Vertreter  des  Glimmers  in  manchen 
Glimmerschiefem,  sogen.  Eisenglimmerschiefer  oder  Itabirit  Brasilien,  Süd-Carolina^ 
nördliches  Norwegen  (Dunderlandsthal).  —  c)  Auf  Klüften  und  Hohlräumen  von  Silicat- 
gesteinen  und  derbem  Rotheisen ;  oft  in  schönen  X  X  (Elba,  Cavradi  etc.)  und  rosetten- 
artigen Gruppen  (Eisenrosen  der  Alpen  z.  Th.),  in  Form  feiner  schuppiger  lockerer 
Aggregate  (Eisen rahm);  hierher  auch  das  wichtige  Gangvorkommen  vom  Iron  Moun- 
tain in  Missouri.  —  d)  Als  Sublimationsproduct  auf  Laven  und  an  Vulkanen ;  Eifel, 
Auvergne,  Vesuv,  Aetna  etc.  —  e)  Als  gelegentlicher  und  untergeordneter  Gemeng- 
theil mancher  Granite,  Syenite,  Porphyre.  —  f)  Als  mikroskopische  und  färbende 
Interposition  mancher  Mineralien,  wie  Orthoklas,  Heulandit  etc.  —  g)  Gelegentlich 
auch  auf  Seifen,  wie  im  Ural. 

Aehnliche  Mineralien:  Magnetit,  Chromit,  Nigrin. 

2.  Rotheisenstein,  derb  in  dichten,  feinfaserigen  und  erdigen  Aggregaten, 
auch  oolithisch ;  durchweg  ohne  metallisches  Ansehen.  H.  =  1 — 6.  Farbe  und  Str. 
roth  bis  braunroth.  —  a)  Auf  Gängen,  namentlich  in  Eruptivgesteinen,  nicht  selten 
glaskopfartig  ausgebildet.  (Rother  Glaskopf,  Blutstein,  mit  faserig-strahliger 
Structur  und  oft  ganz  glatten  Zusammensetzungsflächen.)  Harz,  Erzgebirge  etc.  — 
b)  Häufig  auf  Lagern  und  Flötzen,  die  vielfach  nicht  direct  gebildet,  sondern  aus  der 
Umwandlung  von  Braun-  und  Magneteisen  oder  durch  metasomatische  Verdrängung 
von  Kalkstein  hervorgegangen  sind ;  daher  auch  verunreinigt  mit  Kalk,  Thon  (Thon- 
eisenstein  z.  Th.),  Kieselsäure  (kieseliger  R.).  Structur  mannichfach:  dicht,  erdig, 
ockerig,  mild  und  weich  (Röthel);  oolithisch.  Harz,  Westfalen,  Nassau,  Böhmen, 
Bilbao,  Michigan,  Wisconsin  etc.  etc.  —  c)  In  Pseudomorphosen  nach  Calcit  (Sund- 
wig),  Magnetit  (Martit)  und  anderen  Mineralien,  sowie  als  Versteinerungsmittel. — 
d)  Als  Pigment  von  Gesteinen  und  ganzen  Formationen. 

Aehnliche  Mineralien:  Zinnober,  Rothkupfer,  Rothgültig. 

Titaneisen,    nmenit.    (FeTiXOg. 

Hexagonal, rhomboedr.-tetartoedrisch.  a:c  —  li  1^3846 (Kokschabow). 
—  y  X  meist  eingewachsen  mit  rhomboedrischem  Habitus  (Fig.  384),  sonst 
aufgewachsen  mit  tafeligem  Habitus  und  gern  rosettenartig  gruppirt  (Eisen- 
rosen). P  =  {l0Tl)R  mit  86«  im  Mittel^  o  =  {OOODoR,  v  ==_{01lk)'-\fR, 
d  =  {0221)-2It.  Die  Formen  m  =  {224SY\zP2  und  il0.6.16.5)2P^'i%  sind 
p.     gg,  als  Rhomboeder  ü,  bezw.  IH  Art  ausgebildet.  Ausser 

Ergänzungszw.  noch  polysynthetische  Zw.  naxih(101i)R> 
—  Derb  und  eingesprengt,  in  kömigen  und  schaligen 
-^ggi'Ggaten ,  sowie  lose  in  abgerollten  Körnern  und 
als  Sand.       _ 

#    {101i)R,    nicht   immer   wahrnehmbar  und 

wohl  nur  schalige  Zwillingsablösung.    Br.  muscUig 

bis  uneben.     H.  =  5—6,  G.  =  4,56—5,21,   um  so  höher  je  mehr  fefiy 

Unvollkommener,   zuweilen  aber  auch  deutlicher  Mgl.  auf  frischem  Br-^ 


IIL  Kl.   Oxyde.    2.  Abth.   Hydroxyde.  365 

sonst  matt.  Undurchs.,  in  dünnen  Blättclien  braun  durcfaschein.  Eisen- 
schwarz bis  schwärzlichbraun.  Str.  gewöhnlich  schwarz,  in  seltenen 
Fällen  braun.     Unmagnetisch  bis  schwach  magnetisch. 

Zus.  schwankend,  z.  Th.  FeTiOs  mit  46,65  FeO  und  53,35  TiO^, 
als  FeO,  TiO,  deutbar  und  demgemäss  als  Titanat  den  analogen  Silicaten 
im  System  angereiht.  Für  diese  Auffassung  spricht  auch  der  Umstand, 
dass  im  sogen.  Pikrotitanit  (besser  Pikroilmenit)  MgO  für  FeO 
eintritt,  ja  dass  im  isomorphen  Geikielith  fast  das  reine  MgTiO,  vor- 
liegt. Andererseits  weisen  aber  neben  der  KrystaUgestalt  der  Titan- 
gehalt des  Eisenglanzes  und  das  Vorhandensein  wechselnder  Mengen  von 
Fe^Oj  im  Umenit,  welche  Uebergangsglieder  vom  Eisenglanz  zum  Titan- 
eisen unterscheiden  lassen  (Wasfaingtonit  und  Hystatit),  auf  die 
Zugehörigkeit  des  Titaneisens  zur  Eorundgruppe. 

V.  d.  L.  unschmelzbar,  von  Säuren  sehr  schwer  gelöst;  von  Ealium- 
bisulfat  zersetzt. 

Vorkommen.  1,  Eingewachsen  als  accessorischer  Gemengtheil  von 
hasischen  Eruptivgesteinen;  im  Dünnschliff  an  den  zerhackten  Formen 
und  an  der  Umwandlung  in  faserigen  Titanit  (sogen.  Leukoxen  und 
Titanomorphit)  kenntlich.  Derbe  Partien  am  Egersund;  femer  einge- 
wachsen im  Miascit  vom  Ilmengehirge;  mehrorts  im  Granit,  z.  B.  Äschaffen- 
bürg;  als  Hystatit  von  Tvedestrand  bei  Ärendal,  als  Kibdelophan 
im  Talkschiefer  von  Gastein ;  auf  den  Apatitgängen  Norwegens  (Kragerö) 
und  Canadas.  2.  Aufgewachsen  auf  Klüften  am  St.  Gotthard  (Eisen- 
rosen  z.  Th.^=  Basanomelan,  am  schivarzen  Strich  kenntlich),  bei 
Bourg  ffOisans  (sogen.  Crichtonit).  3.  Lose  als  Geröll  (Iserin)  von 
der  Iserwiese,  und  als  Titaneisensand  (Menaccanit)  in  Cormvall  und 
im  Stromgebiet  des  St.  Lorenzstroms;  auf  den  Goldwäschen  von  Ohlapian 
in  Siebenbürgen. 

Als  Eisenerz  nicht  verwerthbar.  Aelmliche  Mineralien:  Magnetit,  Eisenglanz, 
Nigrin.  —  Hydroilmenit,  wasserhaltiges  Verwitterungsproduct  des  Titaneisens. 
Alsheda  in  Smäland. 

Pyrophanit.  (MnTi)gO,  bezw.  MnTiO,,  hexagonal,  rhomboedrisch-tetardo- 
edrisch,  isomorph  mit  Titaneisen.  Stark  glänzende,  blutrothe  Täfelchen.  H.  5,  G  =  4,537. 
Harstig-Grube  bei  Pajsberg.  —  Senait  aus  den  diamantführenden  Sanden  von 
Diamantina  enthält  neben  Mn  noch  Fe,  Pb  und  Mg. 


2.  Abtheilung.    Hydroxyde. 

Stiblith.  Stibiconit.  Antimonocker  z.  Th.  H^SbA  (=  2 SbOg  +  H^O). 
Derbe,  fettglänzende  Partien,  häufiger  noch  matte  erdige  Krusten  und  pulverige  An- 
flüge. Schwefelgelb  bis  rostgelb.  H.  =  1—5.  Als  Verwitterungsproduct  von  Antimon- 
glanz, Fablerz  und  sonstigen  Sb-haltigen  Erzen  weit  verbreitet  und  gemein.  —  Partzit 
aas  Califomien  und  Corongit  aus  Peru  sind  wahrscheinlich  Gemenge  von  Antimon- 
hydroxyd mit  Oxyden  von  Cu,  Pb  und  Ag,  durch  Verwitterung  hervorgegangen. 


366  in.  Kl.  Oxyde.    2.  Abth.    Hydroxyde. 

Opal.     SiOg  +  aq. 

Amorph.  —  Derb,  eingesprengt  und  auf  Trümmern,  in  nierigen, 
traubigen,  stalaktitischen  Partien,  lagenartig;  auch  locker  und  erdig.  In 
Pseudomorphosen  und  als  Versteinerungsmittel. 

Br.  ausgezeichnet  muschlig.  H.  =  572— 6V2,  im  erdigen,  ange- 
witterten oder  noch  nicht  erhärteten  Zustand  bis  auf  1  herabsinkend. 
6.  =  2,1— 2,3.  Glasgl.  bis  Fettgl. ,  durchs.,  durchschein,  und  undurchs. 
Farblos,  milchweiss,  kolophoniumbraun  und  sonstwie  gefärbt.  In  Folge 
von  Spannungen  oft  doppelbrechend. 

SiOg  mit  wechselndem  Wassergehalt  (3 — 13®/o  und  darüber),  selten 
wasserfrei;  öfters  Beimengungen  von  CaO,  AlgOg,  MgO,  FegO^,  wie  der 
mit  Kalk  und  Thonerde  vermengte  Alumocalcit  von  Eibenstock  und 
Rezbänya  und  der  orangefarbene  AsgSj-haltige  Forcherit  von  Knittel- 
feld  in  Steiermark.  —  V.  d.  L.  allein  nicht,  wohl  aber  mit  Soda  schmelz- 
bar; giebt  im  Kölbchen  Wasser.     Löslich  in  heissen  Laugen. 

Geht  aus  der  Zersetzung  von  Silicaten  hervor,  durchtrUmmert  jung- 
vtdkanische  Eruptivgesteine^  scheidet  sich  als  Sinter  aus  heissen  Quellen 
und  in  Form  concretianärer  Knollen  aus  kieselhaltigen  Sedimentgesteinen 
(Feuersteine  der  Schreibkreide)  ab;  baut  die  Kieselskelete  von  Pflanzen 
und  Thieren  auf;  nicht  selten  als  Versteinerungsmittel,  namentlich  von 
Hölzern,    Kann  sich  in  Chalcedon  umwandeln, 

Varietäten.  1.  Edler  Opal,  bläulich-  bis  gelblich  weiss,  durch  bunte  Farben- 
reflexe im  Innern  ausgezeichnet.  Werthvoller  Edelstein!  Auf  Trümmern  in  einem 
zersetzten  Traehyt  von  Czerwenitza  in  Ungarn,  wo  er  seit  Alters  bergmännisch  ge- 
wonnen wird;  andernorts  wie  in  Mexico,  den  Färöer  selten;  neuerdings  aus  Queens- 
land. —  Feueropal,  bernsteinfarben  bis  hyacinthroth ,  durchs.;  auf  Trünunero. 
Zimapan  in  Mexico,  F-äröer,  Telkibänya.  —  Hydrophan  (Milchopal),  ein  durch 
Wasserverlust  trüb  und  weiss  gewordener  Edelopal,  wird  durch  Wasseraufnahme 
wieder  durchs.  (Weltauge),  Hubertusburg. 

2.  Hyalit,  wasserhell  und  glasglänzend  von  traubiger  und  nieriger  Form; 
sieht  gallertartig  aus.  Auf  Klüften,  Mandelräumen  und  als  Ueberzug  vulkanischer 
Gesteine.  Waltsch  in  Böhmen,  Kaiserstuhl.  —  Durch  Wasserverlust  wird  der  Hyalii 
trübe  und  undurchs.  und  heisst  dann  Perlsinter  (Fiorit).    Santa  Fiora  in  Toscana. 

3.  Gemeiner  Opal,  derb,  eingesprengt,  auf  Trümmern,  mit  typisch  opal- 
artigem Aussehen;  gelblichweiss ,  braun,  grün,  roth  etc.  gefärbt.  Haraglänzend, 
durchschein,  bis  undurchs.  Freiberg,  Eperies,  Telkibänya;  im  Serpentin  von  Kose- 
mitz  in  Schlesien,  in  Mandelsteinen  von  Island  und  den  Färöer.  —  Kascholong, 
durch  Wasserverlust  weiss  und  undurchs.  gewordener  Opal  von  porcellan-  oder  email- 
artiger Beschaffenheit,  traubig  und  derb.  Island,  Färöer  etc.  —  Jaspopal,  durch 
Eisen  blutroth,  ziegelroth,  rothbraun  und  braungelb  intensiv  gefärbt,  daher  undurchs. 
—  Holzopal  durch  Opalsubstanz  versteinertes  Holz  und  demzufolge  mit  Holz- 
structur. 

4.  Kieselsinter  (Geyserit),  die  knisten-,  Ingenförmigen  und  stalaktitischen 
Ausscheidungen  aus  heissen  Quellen  und  Geysirn;  compact  und  locker  (Kieseltuff). 
Island,  Neuseeland,  Yellowstone-Gebiet. 


III.  Kl.   Oxyde.    2.  Abth.   Hydroxyde.  367 

5.  Kieselerde,  und  zwar  im  Besonderen:  Polirachiefer ,  Tripel,  Kieselguhr, 
Randanit  sind  aus  Opalsubstanz  bestehende  und  in  Schichten  abgelagerte  Panzer 
von  Radiolarien  und  Diatomeen  etc.;  vielfach  noch  im  erdigen  oder  nur  locker  ver- 
festigten Zustand.  Menilit  von  Menilmontant  bei  Paris  und  Schwimmkiesel  sind 
knollenartige  Concretionen  innerhalb  Kieselerde  haltigen  Sedimenten,  Feuerstein 
desgleichen,  aber  innig  mit  Chalcedon  gemengt.  — 

Melanophlogit  bildet  sehr  kleine,  anscheinend  reguläre  und  hezaedrisch 
spaltende  X  X  und  reihenartig  angeordnete  Aggregate,  die  Kalkspath  und  Cölestin 
der  Schwefellagerstätten  auf  Girgenti  aufsitzen.  H.  =  6Vt — 7.  Besteht  anscheinend 
aus  Opalsubstanz  mit  einer  Beimengung  von  ca.  5^0  Schwefelsäure  und  ca.  l^li^jo 
Kohlenstoff  und  ist  vielleicht  nur  eine  Pseudomorphose. 

Brucit.  MgOyHgO.  Hexagonal-rhomboedrisch.  Grosse,  nach  (000 l)oR  tafelige 
X  X»  deren  Seiten  von  mehreren  Rhomboedem  begrenzt  werden.  (1012)R  (82*  22'). 
Derb,  in  schuppigen,  selten  (sogen.  Nemalith  von  Hoboken)  in  asbestartigen,  fein- 
faserigen Aggregaten.  #  oR  sehr  voUk.;  mild.  H.  =  2,  G.  =  2,3— 2,4.  In  dünnen 
Blättchen  gemein  biegsam.  Auf  der  Spaltfläche  Perlmuttergl.,  sonst  Glasgl.  Durchs, 
bis  dorchschein.  Farblos,  weiss,  grünlich.  Optisch  positiv.  69  MgO,  doch  zuweilen 
Mn-haltig  (Mangan brucit  von  Jacobsberg)  und  Fe-haltig.  Wandelt  sich  in  Hydro- 
magnesit  um.  Auf  Gängen  und  Trümmern  im  Serpentin,  namentlich  bei  Texas,  Pa., 
Insel  ünst;  derb  im  Kalkstein  zu  Filipstad,  im  Contact  bei  Predazzo.  —  Aehnlich: 
Talk,  Gyps. 

Predazzit  und  Pencatit  sind  Gemenge  von  Kalkstein  und  Brucit  bezw. 
Hydromagnesit.    Predazzo. 

Pyrochroit.  MnO,  H^O,  isomorph  mit  Brucit.  Gewöhnlich  kömig  und  blät- 
terig. Frisch  weiss  wie  Brucit,  förbt  sich  aber  braun  und  schwarz;  dünne  Blättchen 
durchschein.  Optisch  negativ.  Pajsberg  bei  Filipstad  in  schmalen  Trümmern  im 
Magneteisen. 

Völknerit  (Hydrotalkit).  6MgO,  Al,03  + ISH^O.  Hexagonal.  X  X  tafelig, 
meist  in  krummblätterigen  und  faserigen  Aggregaten.  #  (OOOl)oP  sehr  vollk. ;  mild, 
etwas  biegsam  und  fettig  anzufühlen.  H.  =  2,  G.  =  2,04— 2,09.  Weiss,  Perlmgl., 
dünne  Blättchen  durchschein. ;  enthält  gewöhnlich  etwas  CO«,  wohl  darch  Verwitterung. 
Slatoust  und  Snarum. 

Houghit  dürfte  ein  dem  Völknerit  ähnliches  Verwitterungsproduct  von 
Spinell  sein;  im  kömigen  Kalk  von  Sommerville,  New- York.  —  Pyroaurit  ist  ein 
FejO,  statt  Al^O,  enthaltender  Völknerit,  in  goldgelben  hexagonalen  Blättchen  von 
Langban.  —  Namaqualith  enthält  CuO  statt  MgO,  findet  sich  in  seidenglänzenden 
Fasern  und  dünnen  Lagen  von  blassgrauer  Farbe  in  Namaqualand. 

GOthitgmppe. 

Isomorph,  rhombisch,  von  der  Formel  RjOj,  H^O,  wo  R  =  AI,  Fe,  Mn.  Hierher 
gehören  Diaspor,  Göthit,  Manganit,  die  trotz  grösserer  Winkelunterschiede  (vergl. 
die  Prismen  Winkel)  doch  alle  charakteristischen  Merkmale  (Form,  Spaltbarkeit)  der 
Isomorphie  zeigen.  An-  resp.  eingefügt  sind  ausserdem  noch  einige  von  den  eigent- 
lichen Gliedern  der  Gmppe  durch  ihren  Wassergehalt  abweichende,  sonst  aber  qunli- 
tativ  ähnliche  Verbindungen. 

Diaspor.    Al^O^,  H,0. 

Rhombisch,  holoedrisch.  a:h:c  =  O^dOSO  :  1 :  0^3019  (Kokscharow). 
—  XX  Wein  und  nicht  häufig,   nach  {010)ocP^  tafelig  verbreitert  und 


368  III-  Kl.   Oxyde.    2.  Abth.  Hydroxyde. 

an  den  Enden  meist  durch  gekrümmte  Pyramiden  und  Längsdomen  be- 
grenzt.    {110)ooP  (129  0  470-  —  Gewöhnlich  in   blätterigen  Aggregaten. 

#  {010)ooP^  sehr  vollk.;  sehr  spröde.  H.  =  6,  G.  =  3,3— 3,46. 
Auf  der  Spaltfläche  Perlmuttergl.,  sonst  Glasgl. ;  durchs,  bis  durchschein. 
Farblos,  gelblich,  grünlich,  violett  und  äusserlich  oft  braun  gefärbt 
Trichroitisch ! 

85,0  AI2O3,  löH^O.  Unschmelzbar  und  nur  nach  starkem  Glühen 
in  Schwefelsäure  löslich.     Mit  Co-Solution  geglüht  schön  blau. 

Im  Chlorit  schief  er  bei  Kossoibrod  am  Ural;  in  Dillnit  (thonarfiges, 
wohl  aus  Kaolin  und  Diaspor  bestehendes  Mineralgemenge)  eingetcachsen 
zu  Schemnitz,  mit  Korund  im  Dolomit  von  Campolongo,  mit  Cyanit 
am  Greiner  in  Tirol;  mit  Smirgel  auf  Naa^os,  mit  Margarit  zu  Union- 
ville,  Pa,  etc. 

HydrargUlit.    A1,03,3H20. 

Monoklin.  a:b:c  =  1,7089  : 1 : 1,9184.  ß  =  85»  29'  (Bbögoeb).  — 
Tritt  in  zwiefacher  Form  auf,  als  reines  Mineral,  mehr  oder  minder  deutlich 
krystallisirt  (Hydrargillit  im  engern  Sinn)  oder  kryptokrystallin  und 
stark  verunreinigt  (Bauxit).  Entsprechend  sind  auch  die  physikalische 
Beschaffenheit,  die  chemische  Zusammensetzung  und  das  Vorkommen 
verschieden,  sodass  eine  getrennte  Besprechung  der  beiden  Arten  noth- 
wendig  wird. 

1.  Hydrargillit  im  engern  Sinn.  (Gibbsit.).  Kleine  scheinbar  hezagonale  Ta* 
fe\D,  zu  Zw.  verwachsen,  zumeist  aber  fein  radialfaserig  und  schuppig  in  sphäroidischer 
oder  stalaktitischer  Form,  daher  äusserlich  leicht  mit  Wavellit  und  Chalcedon  zu  ver- 
wechseln. #  (OOl)oP  glimmerartig  vollk.  Zäh.  H.  =  272—3,  G.  =  2,34—2,39.  Auf 
der  Spaltfläche  Perlmgl.,  sonst  Glasgl.  Farblos  und  weiss  in  verschiedenen  T9nen. 
65,43  AI2O3,  34,57  HgO.  Unschmelzbar,  in  heissen  Säuren  schwierig  löslich.  Mit 
derbem  Natrolith  von  Arö  im  Langesundfjord,  Slatoust  im  Ural,  Villarica  in  Brasilien, 
Unionville,  Pa.,  Richmond,  Mass. 

2.  Bauxit.  (Beauxit.  Wocheinit).  Dichte  thon-  oder  steinartige  Aggregate, 
aufgebaut  aus  winzigen  Schüppchen  von  Hydrargillit  und  in  höherem  oder  geringerem 
Grade  gemengt  mit  Kieselsäure  (Sand,  Hornstein),  braunen  und  rothen  Hydrozyden 
des  Eisens,  auch  mit  Braunstein,  was  dem  Mineral  häufig  ein  gesprenkeltes  Aus- 
sehen verleiht.  Bald  in  festen,  auf  dem  flachmuschligen  Bruch  homogen  erschei- 
nenden concretionären  Knollen  und  Bohnen,  z.  Th.  mit  oolithischer  Structur,  bald 
thonartig  milde  (Wocheinit),  erdig,  krümelig  und  vielfach  noch  mit  der  Structur 
des  Gesteins,  aus  dem  es  durch  Zersetzung  hervorgegangen  ist.  —  In  reineren 
Varietäten  ist  H.  =  1— 3,  G.  =  2,40— 2,55.  Farbe  sehr  verschieden  und  fleckig: 
weisslich,  gelblich,  roth,  braun  bis  schwarz.  Im  Mittel  50 — TOAljO,,  3 — 25Fe,Og, 
12— 40H2O,  3— 30SiOa,  etwas  TiO^;  die  wasserarmen  Varietäten  verdanken  dies 
einer  Beimengung  von  Diaspor ;  geht  durch  seinen  Fe-  und  ^gelegentlichen  MnGehalt 
in  Eisenerze  (Basalteisenstein)  und  Manganerze  über.  —  Geht  aus  der  Zersetzung 
thonerdehaltiger  Gesteine  wie  Granit,  Gneiss,  Diabas,  Diorit,  Basalt  hervor  und  bildet 
den  wesentlichen  Bestandtheil  des  für  die  Tropen  charakteristischen,  in  situ  befind- 
lichen Verwitterungsbodens,   des  Laterits.    In  reinerer  nutzbarer  Form  bildet  er 


III.  Kl.    Oxyde.    2.  Abfch.    Hydroxyde.  369 

sich  namentlich  bei  der  Verwitterung  mancher  Basalte  (Yogelsgebirgei  Westerwald, 
Irland  etc.)  oder  er  kommt  in  unregelmässigen,  z.  Th.  concretionären  Lagern  vor, 
in  Höhlungen  und  zwischen  Kalksteinen,  Dolomiten,  Thonen  (südliches  Frankreich 
im  Gebiet  der  unteren  Rhone,  Alabama,  Georgia).  —  Wird  technisch  sehr  wichtig 
far  die  Darstellung  von  Thonerdeverbindungen  und  Aluminium  und  ist  geologisch 
insofern  interessant,  als  die  Lateritbildung  der  Tropen  (Verwitterung  der  Silicat- 
gesteine  zu  kieselfreier  Thonerde)  im  Gegensatz  steht  zu  der  kaolinischen,  d.  h. 
Tbonerdesilicat  liefernden  Gresteinszersetzung  ausserhalb  der  Tropen. 

Sassolin.  Borsäure.  B203,3H80  (=BH303)  mit  56,5  B^O,.  Triklin,  in  weissen 
perlmutterglänzenden  Blättchen.  H.  =  1,  G.  =  1,45,  fettig  anzufühlen.  Fumarolen 
der  Insel  Vulcano;  Absätze  heisser  Quellen  bei  Sasso  in  Toscana,  und  aus  Soffionen 
bei  Volterra  und  Massa  marittima. 

GÖthlt.     Pyrrhosiderit.    Nadeleisenerz.     FbjOjjHsO. 

Rhombisch,  holoedrisch,  a :  6  :  c  =  0,9163 : 1 :  0,6008  (Gboth).  —  >(X 
durchweg  klein,  entweder  prismatisch,  nadel-  und  haarförmig  nach  der 
Verticalaxe  oder  dünntafelig,  in  Blättchen  und  Schuppen  nach  {010)ooPo6* 
Die  gewöhnlichsten  Formen  sind :  m  =  {110)ooP  mit  94 '^  53',  d  =  {210)ooF2, 
b  =  {010)ooP56,  e  =  (011)P^,  a  =  (100)ooPoö,  x  =  i401)4Pöö,  p  =  (lll)P, 
s  =  {212)P2.  —  In  blätterigen,  schuppigen  und  faserigen  Aggregaten, 
derb  und  dicht. 

#  (öiö)ooPb6  voUk.  H.  =  5-51/2,  G.  =  3,8-4,3.  UnvoUkommner 
Diamantgl.  Nelken-  bis  schwärzlichbraun;  auch  rothbraun.  DQnne 
Blättchen  hyacinthroth  durchscheinend.     Str.  rothbraun  bis  rostbraun. 

89,9Fe803  mit  63 Fe,  gewöhnlich  etwas  SiO^  und  Mn.  Schmilzt 
nur  an  den  Kanten  und  wird  magnetisch,  verliert  im  Eölbchen  Wasser 
und  färbt  sich  roth.     Schwer  in  Salz-,  leicht  in  Salpetersäure  löslich. 

Am  Atisgehenden  von  Gängen,  in  Verbindung  mit  Brauneisenstein 
und  Motheisenstein  neben  Manganerzen.  Eiserfeld ,  Hollerter  Zug  im 
Siegenschen,  Iberg  am  Harz,  ObemJcirchen,  Zwickau,  Pribram,  Hütten- 
berg, Clifton  bei  Bristol;  Botallack  und  Lostwithiel  in  Cornwall  (hier 
XX  ^^on  Nadeleisen),  Oberer  See,  Califomien,  Oregon, 

Man  unterscheidet  folgende  Abänderungen: 

1.  Nadeleisenstein,  haar-  und  nadeiförmig,  oft  radial  gruppirt.  Fein- 
faserige, ockergelbe  bis  kastanienbraune  Kugeln  mit  sammetartiger  Oberfläche  und 
seidenartigem  Bruch  heissen  Sammetblende  oder  PHbramit  (Pribram).  0 n e g i t 
oder  Fullonit  sind  in  Quarzgeröllen  der  Wolfsinsel  im  Onegasee  eingewachsene 
XX  genannt. 

2.  Rubinglimmer,  Göthit.  Blättchen  und  Schüppchen  nach  (010)ooPo6 
mit  Diamantgl. ;  röthlichbraun  bis  schwarz,  oft  hyacinthroth  durchscheinend.  H.  =  5. 
Eiserfeld  und  Hollerter  Zug  bei  Siegen.  Westerwald,  Raschau  in  Sachsen,  Nadabula 
in  Ungarn.  —  Die  mikroskopischen,  lichtroth  färbenden  Einlagerungen  im  Aventurin- 
feldspath,  Camallit,  Heulandit  bestehen  in  der  Hauptsache  aus  Rubinglimmer. 

3.  Lepidokrokit;  derbe  rothbraune  Stücke  mit  schuppig  faseriger  Structur 
und  schimmerndem  Br.     Siegen,  Cornwall. 

Klockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  24 


370  ni.  Kl.   Oxyde.     2.  Abth.   Hydroxyde. 

4.  Derber  und  dichter  Göthit;  wachsartig  glänzend,  innen  matt,  muBchliger 
Br.,  oft  stalaktitisch  und  in  Pseudomorphosen  nach  Pyrit 

Bei  grösserer  Verbreitung  zur  Eisengewinnung  verwendet. 

Branneisenerz.     Brauneisenstein.    Limonit.     2Fe208,3H20. 

Nur  in  mikro-  bis  kryptokrystallinen  Aggregaten  bekannt,  yiel- 
leicht  rhombisch.  —  Entweder  glaskopfartig  und  stalaktitisch  mit  deut- 
lich faseriger  Structur,  häufiger  noch  oolithisch  und  pisolithisch  (echte 
Bohnerze)  mit  concentrisch  schaliger  Structur  oder  dicht,  derb,  erdig, 
ockerig,  in  unregelmässigen  Massen,  lÜumpen  und  Krusten;  in  Con- 
cretionen,  Oeoden  und  abgerollt  (falsche  Bohnerze).  Häufig  pseudo- 
morph  nach  den  verschiedensten  Mineralien  und  als  Versteinerungs- 
mittel. 

Physikalische  Eigenschaften  in  Folge  der  mannichfachen  Structur 
imd  der  häufigen  Verunreinigung  verschiedenartig.  Br.  muschlig  bis 
erdig.  H.  =  1— 5V« ,  G.  =  3,4—4.  Zuweilen  seidenartig,  auch  halb- 
metallischer Gl.,  undurchs.,  braun  in  allen  Tönen,  braunroth,  schwarz  und 
ockergelb.     Str.  stets  rostbraun. 

85,6  FcaOg  mit  60  Fe,  entspricht  jedoch  kaum  je  ganz  der  Formel, 
sondern  es  findet  sich  durchweg  ein  grösserer  oder  geringerer  Gehalt 
an  Kiesel-  und  Phosphorsäiure ,  an  Mangan  und  Thonerde.  Wasser- 
ärmere Limonite,  den  Uebergang  zu  Rotheisen  bildend,  sind,  wenn  faserig 
und  glaskopfartig  Hydrohämatit  (Vogtland,  Westerwald),  wenn  derb 
Turjit  (Turjinskische  Gruben  am  Ural)  genannt.  —  Giebt  im  Kölbchen 
Wasser  und  verhält  sich  v.  d.  L.  wie  Göthit. 

Eins  der  4  wichtigen,  durch  intensive  und  extensive  Verbreitung 
ausgezeichneten  Eisenerze;  wegen  des  häufigen  Phosphorgehaltes  besonders 
für  den  Thonmsprocess  geeignet.  —  VorTcommen.  1.  Auf  primären, 
meist  oolithisch  struirten  Flötzen  (Minette  Luxemburgs  etc.)  oder  secundär 
auf  durch  Zusammenschwemmung  entstandenen  Trümmerlagerstätten,  z.  B, 
Peine.  2.  Auf  metasomatischen  Lagern  innerhalb  vofi  Kalksteinen  und 
Dolomite^i,  z.  B.  Oberschlesien.  3.  Als  Bildung  des  eisernen  Hutes 
auf  Gängen  und  Lagern;  aus  der  Verwitterung  von  Pyrit  (zahlreiche 
Gänge,  Kieslager  von  Huelva),  von  Botheisenstein  (Elbingerode) ,  von 
Eisenspath  (Iberg  im  Oberharz)  etc.  hervorgegangen.  Entsteht  auch  bei  der 
Verwitterung  Fe-haltiger  Eruptivgesteine,  wie  z.  B.  die  Basalteisen- 
steine.  4.  Li  Form  von  regelmässigen  und  unregelmässigen  Concretimien 
in  Banden  (Baseneisenstein)  und  Thon  (Thoneisenstein  z.  Th.).  5.  Als 
Quell-  und  Sinterbildung:  Brauner  Glaskopf,  Bohnerz,  Ocker.  6.  Als 
anorganisches,  durch  Verwitterung  gebildetes  Pigment  vieler  Mineraliefi, 
Gesteine  und  des  Ackerhodens. 


III.  KL   Oxyde.    2.  Abth.   Hydroxyde.  371 

Man  kann  eine  Reihe  Abarten  unterscheiden: 

1.  Branner  Glaskopf.  Faserig  mit  muschligem ,  seiden-  bis  wachsglän- 
zendem Br.  nnd  glänzend  glatter,  gewöhnlich  tief  schwarzer  Oberfläche.  Sonst 
braun,  auch  wohl  bunt  angelaufen.  In  nieren-,  traubenförmigen  und  stalaktitischen 
Massen  als  Ausfüllung  von  Hohlräumen,  Gangdrusen  und  Geoden.  Siegen,  Lauten- 
thal, Schneeberg,  Hüttenberg  etc.  Hierher  auch  der  bei  Ilmenau  in  goldgelben  bis 
brannrothen  radialfaserigen  Partien  auftretende  Xanthosiderit,  dessen  Formel 
früher  als  Fe203,2H20  angegeben  wurde. 

2.  Stilpnosiderit  (Eisenpecherz).  Derb;  auf  dem  flachmuschligen  Br.  pech- 
oder  opalglänzend  in  Folge  einer  wesentlichen  Beimengung  von  Kiesel-  oder  Phos- 
phorsäure. Dunkelbraun  bis  schwarz.  Siegen  u.  a.  0.  Hierher  gehört  auch  der 
meist  etwas  hellere,  vielfach  löcherige  und  knollige  Raseneisenstein  aus  den 
Niederungs*  und  Marschländereien,  der  besonders  reich  an  Phosphorsäure  ist;  femer 
das  leberbraune  bis  schwarze,  Cu,0-haltige  Kupferpecherz,  das  aus  Verwitterung 
von  Kupferkies  etc.  hervorgeht. 

8.  Gemeiner  Brauneisenstein.  Derb,  mit  mattem  oder  nur  wenig  schim- 
merndem Br.  Vielfach  mit  oolithischer  Structur:  Eisenoolith  (hierher  die  wich- 
tigsten Jura-Eisenerze  Mitteleuropas,  Minette  in  Lothringen,  Luxemburg  etc.);  femer 
die  Bohnerze  z.B.  von  Kandem.  Sphäroidische  Stücke  heissen  Eisenniere,  wenn 
hohl,  Adler-  oder  Klapperstein.  Oft  reich  an  Thon  (thoniger  Brauneisenstein). 
In  Pseudomorphosen  nach  Spatheisen  und  Pyrit;  solche  nach  Arsenkies  sind  Crucilith 
oder  Crucit  genannt. 

4.  Erdiger  Brauneisen s|t ein  (Brauneisenocker).  Erdiger  Br.,  zerrelblich, 
abfärbend;  gewöhnlich  lichter  gelb  und  daher  auch  Gelbeisenstein  genannt. 
Meist  sehr  stark  verunreinigt,  mit  Thon  (Hypoxanthit,  Terra  di  Siena),  mit  etwas 
SiOj  (cyprische  ümbra),  mit  CuO  (Kupferbraun).  Auch  das  aus  den  Seen  Skan- 
dinaviens sich  niederschlagende  Seeerz  ist  erdig.  Ortstein  ist  ein  mehr  oder 
minder  durch  Limonit  verfestigter  "Sand. 

Hieran  schliessen  sich  einige  seltene,  nach  Selbständigkeit  und  Formel  noch 
nicht  sicher  gestellte  Mineralien: 

Winklerit,  ein  Hydroxyd  von  Co  und  Ni,  vielleicht  von  der  Constitution  des 
Xanthosiderits ;  dunkelblau,  derb.    Almeria  in  Spanien. 

Heterogenit,  wesentlich  Kobalthydroxyd,  amorph,  traubig  und  derb.  Schwarz 
bis  röthlichbraun ;  wahrscheinlich  Verwitterungsproduct  des  Speiskobalts.  Schneeberg 
in  Sachsen. 

Hanganit.     Braunmanganerz.     MügOsfE^O. 

Rhombisch,  holoedrisch.  a:b  :  c  =  0,8441 : 1  :  0,5448  (Haidingbb). 
—  XX  (Ilfeld  am  Harz)  in  schönen  Drusen  und  Gruppen,  entweder 
lang  prismatisch,  stark  vertical  gestreift  und  flächenarm  oder  kurz  pris- 
matisch, flächenreich  und  gern  zu  knieförmigen  Zw.  verbunden.  Vor- 
herrschend zahhreiche  Yerticalprismen,  die  die  charakteristische  Vertical- 
streifung  heryorbringen,  als  Endbegrenzung  vielfach  nur  die  quergestreifte 
oder  löcherige  Basis  (als  Folge  des  Auf  baus  aus  Subindividuen)  oder 
eine  Reihe  tautozonaler ,  nur  durch  ungleiche  Abschnitte  auf  der  &-Axe 
verschiedener  Bipyramiden.  ni=^{110)ooP  mit  99°  40',  u  =  {101)Pöö^ 
c  =  {001)oP,  d  =  {210)ooP~2,  k  =  {J230)ooP%  l  =  {120)ooP2,  b  =  {010)ooP66, 


372 


IIL  Kl.    Oxyde.    2.  Abth.   Hydroxyde. 


p  =  {lli)P,  g  =  {313)Pö,  n  =  {12i)2P2,  s  =  {212)P2,  e  =  (011)P6c, 
f  =  {02i)2P^.  Zw.  nach  e  =  (01i)Po6^  sehr  verbreitet  an  kurzprismati- 
schen  X  X    und   knieförmig  an  einander   stossend  (Fig.  386) ,   selten  an 

Fig.  386. 


langprismatischen  XX»  die  sich  dann  unter  122^  50'  durchdringen 
(Fig.  387).  —  Strahlige  und  stenglige,  oft  radial  oder  wirr  angeordnete 
Aggregate  und  Bündel,  selten  kömig. 

#  {010)ooPss  voUk.,  (110)ooP  weniger  voUk.;  Br.  uneben;  sproi 
H.  =  3V2-4,  G.  =  4,3-4,4.  ünvollk.  Mgl.  Eisenschwarz  mit  deut- 
lichem Stich  ins  Braune  oder  braunschwarz.     Str.  braun. 

89,8  Mn^O.,,  10,2  H^O.  Das  Wasser  entweicht  erst  über  200^  - 
V.  d.  L.  in  der  Boraxperle  Mn-Reaction.  In  concentrirter  Salzsäure  unter 
Cl-Entwicklung  löslich. 

Besonders  schön  auf  Gängen  des  Porphyrits  von  Ilfeld,  aber  selten 
in  ganz  frischem  Zustand,  Elgershurg  und  Oehrenstock  bei  Ibnetmu. 
Undenäs  in  Schiveden,  Christiansand  in  Norwegen.     CornwalL 

Ist  sehr  geneigt  in  Pyrolusit,  der  in  der  Hauptsache  von  Manganit  herrfihil 
Überzugehen (Varvicit  ein  solches  Zwischenmineral),  sodass  frische Manganitkiystalle 
relativ  selten  sind;  dabei  ändern  sich  Glanz,  Farbe,  Strich  und  Härte.  Derartige 
Umwandlungsproducte  ähneln  wohl  strahligem  Bleiglanz  und  Antimonit  Findet  al; 
Braunstein  Verwendung. 

Neukirchit,  nadeiförmig,  ist  vielleicht  eine  isomorphe  Mischung  von  Man- 
ganit und  Göthit.    Neukirchen  im  Elsass,  auf  Rotheisen. 

Chalkophanit  ist  ein  Verwitterungsproduct  des  Franklin] ts  von  New-Jersej, 
enthält  neben  Manganhydroxyd  noch  grössere  Mengen  Zn.  Rhomboedrisch,  bildet 
Drusen  sehr  kleiner  tafeliger  XX  luit  basischer  #  oder  stalaktitische  Aggregate. 
H.  =  2V2,  G.  =  3,9.  Mgl.,  bläulichschwarz  mit  braunem  Str.  —  Färbt  sich  v.  d.  L. 
bronze-  bis  kupferfarben. 


IT.  Klasse.    Haloidsalze. 

Zu  dieaer  Klasse  gehören  die  Chlor-,  Jod-,  Brom-  oder  Fluor-Ver- 
bindungen der  Elemente,  ausserdem  sind  hier  (cfr.  8.  Abth.)  noch  eine  Anzahl 
Mineralien  eingereiht,  deren  Constitution  als  Verbindung  von  Haloidsalzen  mit 
Oxyden  und  Ozjsalzen  zu  deuten  ist.  Metallischer  Habitus  fehlt  ganz  allgemein; 
die  meisten  sind  farblos  oder  zufällig  geförbt;  geringe  Härte  zeichnet  fast  sämmt- 
liche,  Löslichkeit  in  Wasser  viele  aus.  Nach  Vorkommen  und  Entstehung  sind  viele 
secundäre  Mineralien,  andere  Sublimationsproducte  der  Vulkane  oder  Auskrystalli- 
sationen  des  Meeres  resp.  salinischer  Gewässer. 


1.  Abtheilung.    Einfache  Chloride  etc. 

Steinsalzgmppe. 

Haloidsalze  der  einwerthigen  Metalle  E,  Na  und  Ag  mit  Einschluss  von  NH^ 
Dimorph:  regulär,  plagiedrisch-hemiedrisch  und  hezagonal.  Mit  Ausnahme  des  Jod- 
silbers AgJ,  das  in  reiner  Form  hexagonal  und  in  isomorpher  Mischung  regulär 
krystallisirt,  ist  jedoch  nur  die  reguläre  Reihe  bekannt. 

a)  Reguläre  Reihe. 

SylYln.     Chlorkalium.     KCL 

Regulär,  plagiedrisch-hemiedrisch.  —  XX  auf  Drusen,  {100)odOoo 
häufig  in  Combination  mit  (111)0.  —  Kömig-späthige,  selten  stenglige 
Aggregate. 

#  (100)odOoo  voUk.,  Br.  muschlig.  H.  =  2 ,  G.  =  1,9-2.  Farblos 
und  gefärbt.  Glasgl.,  durchs,  oder  trübe.  w  =  1,4903  Na;  diatherman; 
wenn  chemisch  rein,  nicht  zerfiiesslich ;   unangenehm  bitter  schmeckend. 

52,46  K,  47,54  CI;  gewöhnlich  etwas  Na  enthaltend  und  mit  dem 
hygroskopischen  MgCl^  gemengt.  Färbt  die  Löthrohrflamme  violett,  ver- 
flüchtigt sich  in  der  Glühhitze;  sehr  leicht  löslich  in  Wasser. 

Früher  nur  als  gelegentlich  vorkommendes  vulkanisches  Sublimations- 
product  (Vesuv  etc)  bekannt;  in  den  letzten  Jahrzehnten  aber  in  grösster 
Menge  in  den  Kalisalzlagerstätten  Norddeutschlands  (s,  Anhang)  auf- 
geschlossen und  bergmännisch  gewonnen.  Neben  Kainit  das  geschätzteste 
der  Kalisalze,  da  es  ohne  weitere  Behandlung  direct  vermählen  tverden 
kann.    Findet  sich  theils  linsen-  und  lagerartig  und  eingesprengt  inner- 


374  IV.  El.   Haloidsalze.     1.  Abth.   Einfache  Chloride  etc. 

halb  des  sogen,  jüngeren  Steinsalzes  (Provinz  Hannover),  theils  als  seeun- 
däres  Umwandlungsproduct  des  Carnallits  an  Stelle  der  CartiallUregion 
im  älteren  Steinsalz  (Stassfurt).  —  In  untergeordnetem,  wirthschafVich 
bedeutungslosem  Maasse  auch  bei  Kdlusz  in  Galizien  und  in  den  Mayo- 
Gruben  der  indischen  Salt-Range, 

Was  im  Handel  als  Sylvin  bezeichnet  wird,  ist  meist  Steinsalz,  gemengt  mit 
20— 907«  ^^^'t  tu^  Sjlvin  ärmere  Gemenge  heissen  Sylvinit. 

Steinsalz.     Kochsalz.    Chlomatrium.    Halit.     NaCl. 

Regulär,  wahrscheinlich  plagiedrisch-hemiedrisch.  —  XX  aufge- 
wachsen auf  Drusen  und  Klüften,  seltener  eingewachsen  in  Thon,  An- 
hydrit, Kainit  etc. ;  fast  nur  in  Würfeln,  ganz  selten  in  Combination  mit 
(111)0  bezw.  {110)(xO  oder  wie  bei  Starunia  in  Galizien  mit  (J210)oc02. 
Künstliche  XX  bilden  treppenartig  nach  innen  einfallende  Würfel- 
skelete.  —  Derb  und  eingesprengt  in  körnigen  und  faserigen  Aggregaten; 
zuweilen  auch  haarförmige  Ausblühungen  und  in  Stalaktiten.  Pseudo- 
morphosen  von  Gyps  und  Thon  nach  Steinsalz. 

#  (100)oc^oo  voUk.,  Schlagfigur  und  Gleitfläche  parallel  {110)ocO, 
daher  auf  manchen  Steinsalzlagerstätten  anscheinend  dodekaedrische  Spal- 
tungsstücke. Br.  muschlig,  etwas  spröd.  H.  =  2,  G.  =  2,1—2,2.  Farb- 
los oder  mannichfach  gefärbt:  roth  und  gelb  durch  Eisenoxyde,  blau 
durch  Kohlenwasserstoff,  grau  durch  Bitumen,  Anhydrit  oder  Thon;  zu- 
weilen auch  grünlich.  Glasgl.;  ins  Feuchte,  wenn  wie  häufig  Spuren 
zerfliesslicher  Salze  zugegen  sind,  n  =  1,5442  Na.  Leicht  löslich  in 
Wasser  (1:2,8),  die  gesättigte  Soole  enthält  bei  12°^  35,91  >  NaCl. 
Durch  Aetzung  mit  Wasser  entstehen  auf  den  Würfelflächen  treppen- 
artige Eindrücke,  entsprechend  den  Flächen  eines  Tetrakishexaeders. 
Stark  diatherman. 

60,60  Na,  39,40  Cl;  nicht  selten  mit  Beimischung  von  CaCl2,MgCL 
und  gemengt  mit  Gyps,  Anhydrit,  Thon,  Bitumen,  welch'  letztere  beim 
Auflösen  in  Wasser  zurückbleiben.  Eingeschlossene  Gase  entweichen 
dabei  mit  Knistern  (Knistersalz ,  z.  B.  von  Wieliczka).  Färbt  die  Löth- 
rohrflamme  gelb;  verflüchtigt  sich  in  der  Glühhitze. 

Wirthschaftlich  überaus  ivichtiges  Mineral^  Verwetidung  ausser  im 
Haushalt  des  Menschen  zu  zahlreichen  technischen  Zwecken.  Vorkommen: 
1.  Auf  besonderen  Steinsalzlagerstätten,  entweder  selbständig  in  Ver- 
knüpfung mit  Anhydrit,  Gyps  und  Abraumsalzen  oder  gemengt  mit  Thon 
(Haselgebirge)  in  allen  geologischen  Formationen,  z.  B.  im  Zechstein 
Nord'  und  Mitteldeutschlands,  im  Muschelkalk  Württembergs  (Friedrichs- 
hall,  Heilbronn,  Jagstfeid  etc),  im  Kenper  der  Ostalpen  (Salzkummergui, 
Hall,  Hallein,  Ischl,  Aussee),  im  Jura  Lothringens  (Vic),  im  Tertiär  der 
Karpathen  (Galizien  und  Siebenbürgen).    Näheres  cfr.  im  Anhang  unter 


IV.  El.   Haloidsalze.    1.  Abth.   Einfache  Chloride  etc.  375 

Steinsalzlagerstätten.  Bemerkenswerth  der  über  Tag  aufragende  Stein- 
sahberg von  Cardona  im  nordöstlichen  Spanien.  —  J2.  Als  Steppen- 
salz durch  Ausblühung  des  Bodens  von  Steppen  und  Wüsten  und  am 
Bande  von  Salzseen.  Kaspi,  Nordafrika  y  Nord-  und  Südamerika.  — 
3.  Süblimationsproduct  der  Vulkane  (kalihaltig).  —  4.  Gelöst  im  Meer 
(3yi — 3,7^lo),  in  salzigen  Binnenseen  (Elton-See,  Todtes  Meer,  Salt'Lake 
in  Utah  etc.)  und  salinischen  Wässern. 

Huantayit,  ein  3—570  AgCl  haltendes  Steinsalz,  in  kleinen,  wasserklaren 
Würfeln  und  rindenartig  auf  ockerigem  Gestein  mit  Chlorsilber,  Embolit,  Atakamit; 
zersetzt  sich  mit  Wasser  unter  Abscheidung  von  AgCl  (daher  Lechedor,  milchgebend, 
genannt).    Huantaja  in  Peru. 

Salmiak.     Chlorammonium,     NH^Gl. 

Regulär,  plagiedrisch-liemiedrisch.  —  Gewöhnlich  nur  (111)0  oder 
{311)303;  letztere  Form  oft  gestreckt  und  daher  tetragonalen  oder 
rhomboedrischen  Gombinationen  ähnlich.  Künstliche  XX  zeigen  neben 
{211)202  noch  plagiedrische  Ausbildung  eines  48-Flächners,  wahrschein- 
lich {87S)^\h0^li.  —  In  Krusten,  traubig,  stalaktitisch,  faserig,  erdig  und 
mehlig. 

#  {111)0  unvoUk.,  Br.  muschlig,  sehr  mild;  zäh.  H.  =  li/«— 2, 
G.  =  1,5—1,6.  Farblos,  gelb  und  braun  durch  Fe^Clg.  Stechend  salziger 
Geschmack. 

66.26  Gl ;  leicht  löslich  in  Wasser,  verflüchtigt  sich  leicht  und  voll- 
ständig; mit  Soda  Entwicklung  von  Ammoniak. 

Süblimationsproduct  von  Vulkanen,  wie  am  Vesuv  und  Aetna  und 
auf  brennenden  Kohlenhalden  und  Flötzen,  z.  B.  Duttweiler,  Oberhausen 
hei  Ruhrort,  Hainichen  in  Sachsen.     Zuweilen  auf  Braunkohle. 

Homsilber.     Silberhomerz.    Chlorsilber.    Kerargyrit.     AgGl. 

Regulär.  —  XX  klein,  meist  reihenweise  gruppirt,  {100)odOoo^ 
seltener  {111)0  und  {llO^xO.  —  Derb  und  eingesprengt,  in  Rinden  und 
Drusenhäuten,  als  Ueberzug,  Anflug,  auch  stalaktitisch  und  dendritisch. 

#  fehlt,  Br.  muschlig;  geschmeidig.  H.  =  1— lV«i  G.  =  5,5— 5,6. 
Perlgrau,  grünlich,  gelblich,  bläulich  und  schwarz.  Diamantartiger  Fettgl., 
angelaufen  matt.     Durchscheinend;  gerieben  und  im  Str.  glänzend. 

75.27  Ag;  vielfach  mit  anderweitigen  Zersetzungsproducten  gemengt. 
—  Schmilzt  unter  Aufsieden  zu  einer  grauen,  braunen  oder  schwarzen 
Perle  und  reducirt  sich  leicht  zu  Ag.  Säuren  fast  ohne  Wirkung,  da- 
gegen allmählich  in  Ammoniak  löslich. 

Wichtiges  Silbererz!  In  oberen  Teufen  (im  eisernen  Hut)  von 
Silbererzgängen  als  Umwandlungsmineral,  daher  an  älteren  Fundstellen 
heute  nicht  mehr  vorhanden.    Freiberg,  Johann-Georgenstadt.  Kongsberg. 


376  IV.  El.   Haloidsalze.     1.  Abth.   Einfache  Chloride  etc. 

Schlangenberg.  Vielorts  in  den  mittel-  und  südamerikanischen  Anden, 
Brokenhill  in  Neu-Südwales.  Stellenweise  als  Imprägnation  von  Sand- 
stein: Silbersandstein  von  Utah. 

Bromsilber.     Bromargyrit.    Bromit.     AgBr. 

Regulär.  —  XX  und  Aggregate  wie  beim  Homsilber;  (100)ocOoc, 
(111)0,  {110)odO. 

Geßchmeidig.  H.  =  1—2,  G.  =  5,8—6.  OlivengrOn  bis  gelb,  öfters 
in  Glanz  und  Farbe  bernsteinartig;  läuft  grau  an.  Gerieben  und  im  Str. 
fettglänzend.     Str.  zeisiggrün. 

Beines  Bromsilber  mit  57,44  Ag  und  22,56  Br  kommt  kaum  vor, 
fast  stets  findet  es  sich  in  isomorpher  Mischung  mit  Chlorsilber.  Der- 
artige Mischungen  sind  wohl  mit  besonderen  Namen  belegt,  wie  Mega- 
bromit  5AgBr  4-4Aga  mit  26  Br  und  9  Cl,  Embolit  2AgBr +  3AgCl 
mit  20  Br  und  13  Cl  und  Mikrobromit  AgBr  +  3AgCl  mit  13 Br  und 
17  CL  In  derben  Partien  meist  mechanisch  gemengt  mit  anderen  Ver- 
witterungsproducten.  —  Abgesehen  vom  Bromgehalt  Verhalten  v.  d.  L. 
und  gegen  Lösungsmittel  wie  beim  Chlorsilber. 

Mhieral  des  eisernen  Hutes  von  Silbererzgängen,  lokal  bergmännisch 
wichtig.  Nicht  selten  in  Mexico,  wie  zu  San  Onofre  zm  District  Plateros 
und  in  Chile,  z.  B.  Chaharcillo. 

Jodobromit.  Ag(C16rJ).  Regulär.  Isomorphe  Mischung  des  Jodsilbers  mit 
Chlor-  und  Bromsilber  und  die  Dimorphie  des  ersteren  beweisend;  das  reine  Jod- 
silber kommt  regulär  nicht  vor,  sondern  nur  hexagonal.  1—2  mm  grosse  X  X  : 
(111)0  bezw.  (111)0,  (100)ooOcx).  Schwefelgelb  bis  olivengrün.  In  Höhlungen  eisen- 
schüssigen Quarzits  von  Grube  Schöne  Aussicht  bei  Dembach  in  Nassau. 

b)  Hexagonale  Reihe. 

Jod  Sil  her  (Jodit).  AgJ.  Hexagonal  (hemimorph).  (lolo)©©?,  (1011)?, 
(OOOl)oP,  an  Mimetesit  erinnernd.  Gewöhnlich  in  dünnen  biegsamen  Blättchen  und 
Platten,  auch  derb  und  eingesprengt,  blätterig;  #  (OOOl)oP  deutlich;  mild.  H.  =  1 
bis  IV«.  G.  =  5,707.  Perlgrau,  gelb  bis  citronengelb.  Fettgl.,  glänzender  Str.: 
durchschein.  —  45,97  Ag;  schmilzt  leicht  und  geht  bei  146^  in  die  reguläre  rothe 
Modification  Über.  —  Grube  Schöne  Aussicht  bei  Dembach.  Mazapil  in  Mexico, 
Arqueros  und  Chanarcillo.     Guadalajara  in  Spanien.    Auch  künstlich. 

Der  vorstehenden  Gruppe  stehen  chemisch  nahe: 

Quecksilberhornerz  (Chlorquecksilber,  Ealomel).  Hg^Cls.  Tetragonal,  holo- 
edrisch, a  :  c  =  1  :  1,7229.  —  In  kleinen  X  X  ^^d  krustenartig.  X  X  prismatisch 
mit  pyramidaler  oder  basaler  Endigung;  ausserdem  nicht  selten  noch  verschiedeoe 
Bipyramiden.  #  (100)cx)Poo  und  (lll)P;  mild.  H.  =  1— 2,  G.  =  6,4— 6,5.  Graulich 
und  gelblichweiss,  auch  gelblichgrau.  Diamantgl.  84,96  Hg.  Sublimirt,  giebt  mit 
Soda  metallisches  Hg.  Löslich  in  Königswasser,  dagegen  nicht  oder  nur  theüweise 
in  Salz-  resp.  Salpetersäure.  —  Moschellandsberg ,  Hofowitz  in  Böhmen,  Idria.  Al- 
maden, El  Doctor  in  Mexico.  —  Coccinit,  scharlachroth ,  von  einigen  Punkten 
Mexicos,  soll  Jodquecksilber  sein. 


IV.  £1.    Haloidsalze.    1.  Abth.   Einfache  Chloride  etc. 


377 


Cotunnit.  PbClj.  Rhombisch.  Kleine  weisae  nadelige  XX-  (110)ooP 
(ca.  118®).  —  Scheinbar  geflossene  Partien.  #  (110)c3oP  voUk.,  H.  =  2,  G.  =  5,288. 
Diamantgl.,  leicht  schmelzbar.    Fumarolenproduct  des  Vesuvs. 

Nantokit.  Ca^Clj.  Regulär,  tetraedr.-hemiedrisch.  Das  natürliche  Mineral 
findet  sich  derb  und  eingesprengt.  H.  =  2— 2Vt ,  Cr.  =  8,93.  Wasserhell  und  weiss. 
An  der  Luft  in  Atakamit  übergehend.  Nantoko  in  Chile.  —  Eriochalcit  und 
Melanothallit  sind  Hydrate  des  Kupferchlorürs,  letzteres  wahrscheinlich  ein  basi- 
sches Salz;  beide  vom  Vesuv. 

Marshit.  Cu^Ja»  bildet  kleine  reguläre  Tetraeder  von  Ölbrauner  Farbe  am 
Ausgehenden  der  Silbererzgänge  von  Broken  Hill  in  Neu-Südwales. 


Chloride  und  Fluoride  von  Ca,  Mg  und  AL 
Flnssspath.     Fluss.    Fluorit.     CaFj. 

Regulär,  holoedrisch.  —  Ausgezeichnet  krystallisirt  (Derbyshire, 
Cumberland,  Kongsberg  etc.).  X  X  meist  aufgewachsen,  nicht  selten  ver- 
zerrt. Am  häufigsten  (100)ooOoo  für  sich  oder  in  Combination  mit  (111)0 
und  (110)odO.  Auch  (111)0  tritt  allein  auf,  seltener  (110)oo0.  Femer 
finden  sich«  wiederum  zumeist  in  Combination  mit  dem  Würfel,  ver- 
schiedene Ikositetraeder  z.  B.  (211)202  und  (311)303,  Pyramiden  Würfel 
z.  B.  (31Ö)oo03  und  namentlich  auch  Hexakisoktaeder,  z.  B.  (421)402, 
Die  Flächen  des  Würfels  sind  gewöhnlich  glänzend  glatt,  die  des  Okta- 
eders rauh  und  matt;  häufig  auch  erscheinen  diese  Formen  wie  auf- 
gebaut (parquettirt)  aus  würfeligen  Subindividuen.  Zw.  nach  (111)0  nicht 
selten,    gewöhnlich   als    einander  durchdringende  Würfel  (Fig.  390).  — 


Fig.  388. 

vj\    J 


Fig.  889. 


Fig.  390. 


Derb,  in  grobkrystallinischen  bis  völlig  dichten,  chalcedonartigen  Ag- 
gregaten; selten  stenglig  und  erdig.     Pseudomorphosen  vereinzelt. 

#  (111)0  vollk. ;  der  selten  wahrnehmbare  Br.  muschlig,  spröd. 
H.  =  4,  G.  =  3,1— 3,2.  Farblos,  aber  meist  in  überaus  mannichfacher 
Weise  gefärbt  (durch  Kohlenwasserstoff,  daher  beim  Erhitzen  entfärbt), 
selbst  am  selben  XX  verschiedenartig;  namentlich  violett,  grün  und 
honiggelb.  Durchs.  Feuchter  Qlasgl.;  «  =  1,435;  erhitzt  phosphores- 
cirend;  die  schönen  blauen  /[X  aus  Cumberland  zeigen  die  Fluorescenz 
besonders  deutlich. 

51,15  Ca,  48,85  F.  —  V.  d.  L.  verknisternd  und  phosphorescirend ; 
selbst  in  Splittern  schwer  schmelzbar;  schmilzt  mit  Gyps  zu  einer  in  der 


378  IV.  El.   Haloidsalze.    2.  Abth.   Doppel-Chloride  und  Fluoride. 

Hitze  klaren,  in  der  Kälte  trüben  Perle  zusammen.  Mit  Schwefelsaure 
entweicht  glasätzende  Flusssäure. 

Charakteristisches  Gangmineral!  Zuweilen  vorherrschend,  wie  zu 
Stolberg  am  Harz,  Liebenstein  im  Thüringerwald,  Wölsendorf  in  Bayern 
(hier  der  dunkelviolette,  beim  Anschlagen  Kohlenwasserstoff  abgebende 
Stinkfluss).  Schöne  XX  auf  den  Zinnerzgängen  Sachsens,  Böhmens  und 
Comwalls;  auf  Silbererzgängen  bei  St.  Andreasberg,  Freiberg,  im  Schwarz- 
wald,  Kongsberg;  auf  den  Bleiglanzlagerstätten  von  Cumberland  (violette 
XX),  von  Derby shire  (grüne  XX) -  Ausserdem  auf  Klüften  und  Hohl- 
räumen im  Quarzporphyr,  in  Tuffen  Campaniens,  in  krystallinischen 
Schiefem  am  St.  Gotthard,  im  kämigen  Kalk  zu  Wunsiedel,  Pargas;  als 
Einsprengung  in  topasirten  Quarzporphyren. 

Aehnliche  Mineralien :  Baryt,  Apatit,  Orthoklas.  —  Verwendung  ala  FlnsBrnittel 
bei  Hüttenprocessen ;  in  der  Glasfabrication ;  der  von  Derbyshire  auch  zu  geschliffenen 
Sachen.  —  Ghlorophan  sind  phosphoreacirende  Fluorite,  besonders  die  von  Nerfc- 
Bchinsk,  Ratofkit  der  mit  Mergel  etc.  verunreinigte  Flussspath  vom  Bache  Ratofka, 
GouY.  Moskau  genannt  worden. 

Chlorocalcit  (Chlorcalcium).  GaCl,.  Regulär.  Vom  Vesuv.  —  Chloro- 
magnesit  ist  das  entsprechende  Mg-Chlorid  MgCl^.  —  Scacchit  ist  MnCU.  Beides 
Vesuv-Mineralien. 

Sellait.  MgFg.  Tetragonal.  Farblos,  glasgl.,  durchschein.  H.  =  5,  G.  =  2,972. 
Im  Anhydrit  von  Gerbulaz  bei  Moutiers  in  Savoyen. 

Bischof  it.  MgCla.GHgO.  Wahrscheinlich  hexagonal.  Körnig,  blätterig,  zu- 
weilen faserig.  H.  =  iVi— 2,  G.  =  1,65,  Weiss;  sehr  zerfliesslich.  Als  secund&rw 
Mineral  in  der  Garnallitregion  von  Stassfurt,  entsteht  bei  der  Auflösung  von 
Camallit. 

Molysit  (Eisenchlorid).  FeClg.  Hexagonal.  Als  Ueberzug  und  eingesprengt 
Gelb  bis  braun.  Fumarolenmineral  des  Vesuvs,  —  Lawrencit  ist  ein  Ni-haltiges 
Eisenchlorid  aus  meteorischem  Eisen. 

Tysonit  (CeLaDi)F3.  Hexagonal.  #  (OOl)oP.  H.  =  47«— 5,  G.  =  6,13.  Hell- 
wachsgelb bis  rothbraun;  Glasgl.  bis  Harzgl.  Aus  der  Pike's  Peak-Region;  zumeist 
in  Bastnäsit  umgewandelt. 

Fluellit.  AlFj.HjO.  Rhombisch.  Kleine  spitze  Bipyramiden  (11 1)P,  (001)oP. 
H.  =  3,  G.  =  2,17.  Weiss.  Durchs,  bis  dui-chschein.  Sehr  selten;  früher  bei  Stenna 
Gwyn  in  Cornwall  mit  Uranglimmer  und  Wavellit  auf  Quarz. 

2.  Abtheilung.    Doppel-Chloride  und  Fluoride. 

Kryolith,    SNaF.AlP«. 

Monoklin,  holoedrisch.  a:b:c  =  0,9662 : 1 : 1,3883.  ß  =  90«  11' 
(Krenneb).  —  Der  würfelige  Habitus  der  früher  auch  als  rhombisch  und 
triklin  angesehenen  XX  wird  durch  (110)ooP  mit  9V  58'  und  {00i)oP 
bedingt,  wonach  auch  #.  Daneben  oft  nach  {011)Poö  und  (10i)P^.  Auf 
{110)ooP  dreifache  Streifung,  polygonale  Zeichnungen  erzeugend.  Zw.  nach 
(llÖ)ooP,   wobei  (001)oP  unter  179^  44'  geknickt  erscheint,   auch  mit 


IV.  Kl.   Haloidsalze.    2.  Abth.   Doppel-Chloride  und  Fluoride.  379 

lamellarer  Wiederholung;  ferner  nach  (iX^)  — ^/«Pund  {001)oP.  —  Derbe 
-Aggregate,  an  deren  Oberfläche  die  Krystallenden  flach  (parquetartig) 
hervorragen,  umschliessen  Quarz,  Spatheisen,  Pyrit,  Bleiglanz,  Kupfer- 
Ifies,  Columbit,  Zinnstein. 

#  i001)oP  sehr  vollk.,  (110)ooP  voUk.,  (101) Pöö  deutlich;  daher 
auch  späthiger  Br.;  spröde.  H.  =  2V2-3,  G.  =  2,95-2,97.  Schnee- 
weiss,  auch  röthlich,  bräunlich,  selbst  schwarz.  Auf  {001)oP  Perlmgl., 
sonst  eigenthümlich  feuchter  Glasgl.     Durchscheinend. 

32,79  Na,  12,85  AI,  54,36  F.  Schmilzt  sehr  leicht  und  hinterlässt 
eine  weisse  Kruste;  in  der  offenen  Glasröhre  geglüht,  entwickelt  sich 
glasätzender  FH.  Löst  sich  vollständig  in  concentrirter  Schwefel-,  nur 
theilweise  in  Salzsäure.  Wird  durch  Aetzkalk  zersetzt,  worauf  die  Ver- 
arbeitung beruht. 

Fast  nur  ein  einziges  Vorkommen j  hier  aber  in  grösster  Menge: 
gangartig  in  zinnsteinführendem  Granit  hei  Evigtok  am  Arksutfjord  in 
Westgrönland  y  vereinzelt  auf  Gängen  von  Miask  und  am  Pike's  Peak. 

Aehnliche  Mineralien:  Anbjdrit  und  Schwerspath.  —  Verwendung  zur  Alu- 
minium- und  Sodafabrikation,  auch  für  porcellanartiges  Glas. 

Elpasiolith,  regulär,  soll  ähnlich  wie  Eiyolith  zusammengesetzt,  aber  wesent- 
lich kalihaltig  sein.    Aus  Höhlungen  im  Pachnolith  von  Pike's  Peak. 

Chiolith.  5NaF.8AlF,  mit  17,75 AI  und  24,85 Na.  Tetragonal.  Kleine 
pyramidale,  meist  nach  (lll)P  verzwillingte  X  X  ;  gewtShnlich  derb  in  feinkörnigen 
Aggregaten.  #  (lll)P  ziemlich  vollk.  H.  =  4,  G.  =  2,84—2,9.  Weiss,  glasglftnzend. 
l^och  leichter  schmelzbar  als  Eryolith;  Miask.  —  Chodnewit,  Nipholith,  Ark- 
«utit  sind  durch  Beimengungen,  hauptsächlich  durch  Eryolith,  verunreinigter. Chiolith. 

Prosopit  Ca(P.0H),.Al2(F.0H)e.  Monoklin.  p  =  93<>52'.  (llO)ooPmit 
76*15',  (010)ooPöö  (oft  vorwaltend),  (lll)P.  Auch  in  kömigen  Aggregaten.  H.  =  4V«, 
O.  =  2,894.  Farblos ,  glasglänzend ,  durchs.  In  Gesellschaft  von  Zinnstein ,  Fluss- 
und  Eisenspath  früher  von  Altenberg,  gewöhnlich  in  Eaolin  oder  Flussspath  umge- 
w^andelt;  neuerdings  auf  Quarzgängen  in  der  Pike's  Peak-Region.  —  Gearksutit 
'(Evigtokit),  in  kaolinähnlichen  Aggregaten  von  Evigtok,  kann  als  Hydrat  der 
Prosopitsubstanz  aufgefasst  werden.  —  Der  farblose  bis  gelblich  weisse  reguläre  Ral- 
stonit  ist  ein  ähnliches  Hydrat,  das  aber  Na  und  Mg  statt  Ca  enthält.    Evigtok. 

Pachnolith  und  Thomsenolith  haben  gleiche  Zusammensetzung 
AlFg.NaF.CaPj.HjO,  sind  beide  monoklin  (ß  =  90"  20'  resp.  93®  12')  und  auch  sonst 
äusserlich  und  in  ihrem  Vorkommen  ähnlich.  Sie  bilden  dünne  Prismen  oder  grob- 
krystallinische  bis  feinkörnige  und  chalcedonartige,  farblose  Ueberzüge  auf  Eryolith 
aus  dem  sie  durch  Wasser-  und  Ealkaufnahme  hervorgegangen  sind.  Grönland  und 
Pike's  Peak-Region.  —  Hagemannit,  ocker-  bis  wachsgelbe  Nester  im  Eryolith 
bildend,  ist  durch  kieseliges  Brauneisen  verunreinigter  Thomsenolith. 

Yttrocerit.  Wasserhaltige  Verbindung  der  Fluoritsubstanz  mit  (Y£rCe)F3, 
bildet  kleinkörnige  Aggregate  und  Ueberzüge.  H.  =  4 — 5.  Violblau  ins  Graue  und 
Weisse.    Finbo  und  Broddbo  bei  Fahlun.    Amity  in  New- York. 

Hieratit.  2EF.SiF«.  Sehr  kleine  Oktaeder.  Fumarolen  von  Vulcano.  — 
Xryptohalit  ist  die  analoge,  NH4  statt  E  enthaltende  Verbindung.    Vesuv. 


380     IV.  Kl.   Haloidsalze.    3.  Abth.   Chloride  in  Verbindang  mit  Oxyden  etc. 

CarnaUIt    KCl.MgCl,.6H,0. 

Rhombisch,  holoedrisch.  aih\c  =  0,5968 : 1 :  1^3891  (Des  Cloizbaux). 
—  XX  selten,  mit  hexagonalem  Habitus.  illi)P  mit  107 ^  20',  {0^1)^PoS 
mit  108 0  27',  (110)ooP  mit  118 ^  37',  {010)ooP^  etc.  —  Eingesprengt  in 
Steinsalz  und  Anhydrit,  namentlich  aber  in  selbständigen  Schnüren  und 
Schichten  in  Form  grobkörniger  Aggregrate. 

Br.  muschlig.  H.  =  1—2,  Q.  =  1,60.  Farblos,  zumeist  aber  ge- 
färbt, weisslich,  gelblich,  namentlich  aber  roth  durch  massenhaft  ein- 
gemengte Schuppen  von  Eisenglanz,  bezw.  Göthit,  durch  die  auch  der 
charakteristische  metallische  Schimmer  hervorgerufen  wird.  Glasgl.,  durch 
Wasseranziehung  stumpf  werdend;  zerfliesslich. 

26,8  KCl  (mit  14  K),  34,2  MgCl^,  39HgO;  oft  etwas  K  durch  Ka 
ersetzt.  —  V.  d.  L,  leicht  schmelzbar;  in  Wasser  leicht  löslich,  wobei 
der  Camallit  in  Sylvin  und  MgCl,  (resp.  Bischofit)  zerfällt. 

Wichtigstes  der  primären  Kalisalze  auf  den  Lagerstätten  nördlich 
des  Harzes;  schöne  XX  t'ow  Beienrode;  bildet  selbständig  oder  mit 
Steinsalz  gemengt  die  oberste  sogen.  Camallitregion;  Hauptmaterial  für 
die  Verarbeitung,  Auch  bei  Kalusz  in  Galiziefi,  In  Concretionen  bei 
Maman  in  Persien. 

Doaglasit  2KGl.FeCl2.2H2O.  Primäres  Mineral  der  KalisalzlagentiLtten, 
aber  nur  in  Spuren  gefanden,  da  es  eich  zersetzt  und  bei  Gegenwart  von  Magnesia 
in  FesOg,  KCl,  MgClj  und  H  zerföllt,  welcher  letztere  auf  den  Gruben  oft  eine  monate- 
lang währende  Flamme  liefert.    Künstliche   X  X  monoklin. 

Erythrosiderit.  2KCl.FeCl;,.H20.  Roth,  leicht  zerfliesslich,  Sublimaüons- 
product  der  Vesuv-Lava  von  1872.  —  Kremersit  bildet  rothe,  leicht  zerfliessliche 
reguläre  (?)  Oktaeder,  vom  Krater  des  Vesuvs,  unterscheidet  sich  vom  vorigen  Mineral 
dadurch,  dass  die  Hälfte  des  K  durch  NH4  ersetzt  ist.  —  Pseudocotunnit. 
2KCl.PbCl2.    Vesuv. 

Tachyhydrit.  2MgCl2.CaCl2.12H20.  Rhomboedrisch  und  rhomboedcisch 
spaltbar.  Wachs-  und  honiggelb,  schnell  zerfliessend.  Gehört  zu  den  secundären 
Salzen  der  Kalisalzlagerstätten  und  bildet  Knollen  im  Anhydrit. 


3.  Abtheilung.    Chloride  etc.  In  Verbindung  mit  Oxyden 
(Oxycliloride  etc.)  und  Oxysalzen^). 

Kalnit.    KCl.MgSO^.SH^O. 

Monoklin,  holoedrisch,  a  :  6  :  c  =  l,n86  :  1  :  0,5863.  ß  =  94<>  54' 
(Gboth).  —  XX  selten,  auf  Drusenräumen  derben  Kainits,  mit  Habitus 
tafelig  nach  {001)oP,  dazu  (111)-P,  {1H)P,  (plO)ooPdö  \x.  a.  Fl.  —Derb, 
in  feinkörnigen  Aggregaten. 

#  (100)ooPöö  vollk.,  (110)ooP  deutlich.   H.  =  2,  G.  =  2,5—3.  Färb- 


*)  Ausschliesslich  der  Gl-  und  F-haltigen  Phosphate  und  Silicate. 


IV.  Kl.   Haloidsalze.    3.  Abth.   Chloride  in  Verbindung  mit  Oxyden  etc.     381 

los,  namenÜich  aber  gelblich  und  grau;  auch  roth.  Durchscheinend, 
schimmernde  Bruchflächen  der  Aggregate.     Nicht  hygroskopisch. 

30  KCl  (mit  15,7  K),  48,3  MgSO^,  21,7  H^O,  oft  etwas  KCl  durch 
NaCl  ersetzt  und  gewöhnlich  mit  grösseren  Mengen  von  NaCl  ver- 
wachsen. —  Leicht  löslich  in  Wasser,  aber  dadurch  zersetzt;  beim 
Wiederauskrystallisiren  scheidet  sich  Pikromerit  aus. 

In  selbständigen  Schichten  auf  den  Kalisdlzlagerstätten  nördlich 
des  Harzes,  wie  auch  hei  Kdlusz,  Wichtiges  und  in  bedeutendster  Menge 
vorkommendes  secundäres  Salz,  aus  Camallit  hervorgegangen;  primär  im 
Hartsalz.  Das  Hartsalz  der  Kalibergleute  ist  ein  verschieden  zu- 
sammengesetztes Gemenge  von  Steinsalz  mit  Chloriden  und  namentlich  mit 
Sulfaten  von  K  und  Mg,  aber  ohne  MgCl^,  vielfach  mit  wesentlicher 
JBetheiligung  von  Kainit. 

Kommt  in  vermahlenem  Zustand  als  Kalidünger  in  den  Handel. 

Sulfohalit.  NaCl.NaF.2Na2SO,.  Regulär.  -  Northupit.  NaCl.MgCOg.NajCOj. 
Regulär.    Beide  Mineralien  aus  dem  Boraxsee  in  San  Bemardino  Co.,  Califomien. 

Nocerin.  2(CaMg)F2.(CaMg)0,  ausserdem  noch  AI,  K  und  Na  enthaltend. 
Hexagonale  nadelige  XX  und  faserig;  weiss,  seidengl&nzend.  Aus  vulkanischen 
Bomben  im  Tuff  von  Nocera  bei  Neapel. 

Fluocerit  (CeLaDi),OFJ=2(CeLaDi)jFe.(CeLaDi)j08].  Hexagonale  Tafeln, 
in  Platten  und  derb.  Br.  uneben  bis  splittrig.  H.  =  4—5 ,  G.  =  4,7.  Licht  ziegel- 
roth  bis  gelblich;  kantendurebschein.  Aus  Granitgängen  von  Broddbo  und  Finbo  bei 
Fahlun.  —  Hydrofluocerit  von  demselben  Fundort,  wahrscheinlich  nur  wasserhaltiges 
Zersetzungsproduet  des  vorigen.  —  BastnÄsit  (Hamartit)  (CeLa)8Fg.(CeLa)g03.3COj 
mit  etwas  Di.  Hexagonale  Prismen,  derb,  H.  =  4— 4V«,  G.  =  4,93— 5,18.  Wachs- 
gelb bis  röthlichbraun,  glas-  bis  harzglänzend.  In  kleinen  Partien  zwischen  AUanit 
eingewachsen  aus  der  Bastnäsgrube  bei  Riddarhyttan ;  in  Feldspath  von  Pike's  Peak 
in  Colorado.  —  Paris  it.  CaFj.Ce^Os.SCOj;  ein  Drittel  des  Cers  ist  durch  Di  und 
La  ersetzt.  Hexagonal.  #  (OOl)oP  sehr  voUk.  Br.  kleinmuschlig.  H.  =  4—5, 
G.  =  4,35.  Bräunlichgelb ;  kantendurebschein.  Smaragdgruben  des  Muzothals  in 
Columbia.  —  Kischtimit  aus  den  Kischtimskischen  Goldseifen  am  Ural,  mit  vor- 
wiegendem La,  ohne  Ca,  aber  etwas  H^O,  wahrscheinlich  aus  Parisit  umgewandelt. 

Matlockit.  PbClg.PbO.  Tetragonal.  Kleine,  dünntafelige  XX  der  Com- 
bination  (001)oP.(lll)P.(101)Poo.  Br.  uneben  bis  muschlig;  H.  =  2\8,  G.  =  7,21. 
Gelblich  oder  grünlich;  durchs,  bis  durchschein.;  diamantglänzend.  Aus  Bleiglanz 
hervorgegangen.  Cromford  bei  Matlock  in  Derbyshire.  —  Laurionit,  rhombisch, 
enthält  noch  1  Mol.  H^O,  von  Laurion ;  damit  zusammen  vorkommend  der  monokline 
Fiedlerit,  ebenfalls  ein  Bleioxychlorid  von  noch  nicht  festgestellter  Formel.  — 
Der  rhombische  Caracolit  von  Caracoles  in  Chile  enthält  ausser  der  Laurionit- 
Substanz  noch  2  MoL  NajSO^.  —  Mendipit.  PbCl2.2PbO.  Rhombisch;  derb  in 
strahligen  Aggregaten.  #  (IlO)ooP  sehr  voUk.,  etwas  spröd.  H.  =  2V2— 3,  G.  =  7,0—7,1. 
Weiss,  ins  Gelbe  und  Röthliche  geneigt.  Mendip-Hills ;  Grube  Kunibert  bei  Brilon. 
—  Schwartzembergit  ist  ein  jodhaltiger  Mendipit  von  gelber  Farbe  aus  der  Wüste 
Atacama. 

Phosgenit  (Bleihomerz,  Kerasin).  PbClj.PbCOj  mit  51PbCl.  Tetragonal. 
XX  kurzsäulig:  (IOO)ooPoo.(001)oP.(110)ooP,  untergeordnet  (III)P;  oder  spitz- 
pjramidal:  (811)8P.(332)V2P.(001)oP.   #  (IIO)^P  und  (lOO)ooPoo  vollk.   Br.  muschlig, 


382     IV.  El.   Haloidsalze.     3.  Abth.    Chloride  in  Verbindung  mit  Oxyden  etc. 

mild.  H.  =  2Va — 3,  G.  =  6—6,8.  Fettiger  Diamantgl.,  weiss,  grau,  gelb;  dorcha.  bis 
durcbscbein.  Gebt  aus  Bleiglanz  hervor.  Cromford  bei  Matlock  in  Derbjsliire; 
grosse  X  X  zu  Gibbas  und  Monte  Poni  auf  Sardinien ;  in  Pb-Carbonat  umgewandelt 
bei  Tamowitz. 

Nadorit.  PbCl^.PbSbA  mit  52,5Pb.  Rhombisch  (llO)ooP  132«  51'.  Nadi 
(lOO)ooP^  tafelige  und  spaltbare  X  X  von  bräunlich  bis  graugelber  Farbe;  durch- 
schein.  Fett-  bis  Diamantgl.  H.  =  3 ,  G.  =  7,02.  Auf  der  Galmeilagerstätte  Ton 
Djebel  Nador  in  der  Provinz  Constantine. 

Ekdemit  (Heliophyllit).  2PbClo.PbsA820g.  Wahrscheinlich  rhombisch,  durch 
lamellaren  Bau  scheinbar  tetragonal.  Nur  derb,  in  grobkörnigen  Aggregaten.  # 
(OOl)oP  ziemKch  vollk.  mit  Glasgl.,  sonst  Fettgl.  H.  =  2V«— 3,  G.  =  7,14.  Hellgelb 
ins  Grünliche.    Kantendurchschein.    Langban. 

Percylith  (Boleit).  Wasserhaltiges  Oxychlorid  von  Pb  und  Cu.  Kleine  regu- 
läre X  X>  himmelblau  und  glasglänzend.  In  Begleitung  von  Gold.   Sonora  in  Mexico. 

Atakamit     Salzkupfererz.     CuClg .  3  Cu(OH)j. 

Rhombisch,  holoedr.  a:h:c  =  OfiOlS :  1 :  0,7545  (Zbphabovich).  — 
X  X  (schön  von  Burraburra),  gewöhnlich  prismatisch  mit  (110)ooP mit  11 1  ®  3', 
{010)ooPd6,  {101)Po6  mit  106«  und  Verticalstreifung.  Die  Winkel  der  häu- 
figeren Flächen  gestatten  nur  eine  annähernde  Messung.  Zw.  und  Drillinge 
nach  ooP  selten.  —  Derb  und  nierenformig ,  in  stengligen,  strahligen, 
blätterigen,  kömigen  und  dichten  Aggregaten ;  als  Anflug  und  als  Sand. 
Wandelt  sich  in  Malachit  (Beresowsk)  und  in  Kieselkupfer  um. 

#  {010)ooPo6  vollk.:  Br.  muschlig.  H.  =  3-3*/«,  G.  =  3,76. 
Lauch-,  gras-  bis  schwärzlichgrün.  Str.  apfelgrün.  Glasgl.,  halbdurchs. 
bis  durchschein. 

59,43  Cu,  16,64  Cl,  11,26  0,  12,67  H^O;  das  Wasser  entweicht  erst 
bei  200^;  färbt  die  Flamme  v.  d.  L.  blaugrün  und  löst  sich  leicht  in 
Salzsäure  und  Ammoniak. 

Kann  local  zum  Kupfererz  tverden.  —  In  Deutschland  selten ,  bei 
Schwarzenherg  in  Sachsen  und  Braubach  in  Nassau;  in  grösserer  Menge 
auf  Kupfererzgängen  der  Algodon-Bay  und  auf  Silbererzgängen  von 
Tarapaca  in  Peru ;  ferner  von  Remolinos  und  Copiapo  in  Chile,  Burra- 
burra bei  Adelaide, 

Aehnliche  Mineralien :  die  meisten  der  phosphor-  und  arsensauren  Eupfersalse, 
ferner  Malachit. 

Atel  it.  CuCl2.2Cu(OH)2  +  aq.  Grün,  ümwandlungsproduct  des  vesuvischen 
Tenorits. 

Tallingit.  CuCl2.4Cu(OH)2  +  aq.  Dünne  Rinden  von  blauer  Farbe.  Botallak- 
Grube,  Comwall.  —  Der  hexagonale  Connellit  ist  wahrscheinlich  Cu-Chlorid,  ver- 
bunden mit  basischem  Cu*  Sulfat. 

Sarawakit,  wahrscheinlich  Antimonoxychlorid ;  sehr  kleine  XX  auf  ged. 
Antimon  von  Bomeo. 

D  a  u  b  r  e  i  t.  BigCle .  4  BigOg  (?).  Krystallinische  perlmutterglanzende  Blattchen ; 
erdig  und  faserig.    Gelblichgrau.    H.  =  2V2,  G.  =  6,4.    Grube  Constancia  in  Bolivien. 


y.  Klasse.    Aluminate,  Ferrite,  Borate. 

Die  Hjdrozyde  von  AI  und  Fe,  aacb  von  Cr  verhalten  sieb  wie  S&uren  gegen- 
über starken  Basen  und  bilden  mit  diesen  salzartige  Verbindungen,  die  in  ihrer 
Constitution  mit  den  Boraten  übereinstimmen  und  daher  mit  diesen  zu  einer  Klasse 
vereinigt  werden.  Doch  leiten  sich  mit  Ausnahme  einiger  Borate  die  als  Mineral 
auftretenden  hierher  gehörigen  Salze  nicht  von  dem  gewöhnlichen  Typus  BCOH),  ab, 
sondern  von  einem  durch  Wassers ustritt  entstandenen  Typus  AIO(OH)  bezw.  FeO(OH). 


A.   Aluminate  und  Fenite. 

Salze  der  Säuren  AIO(OH)  und  FeO(OH),  also  nach  alter  Schreibweise  Salze 
von  der  Formel  RgO,  AlgO,  bezw.  RjOfFegOg,  in  welchen  Formeln  das  allgemeine 
Radikalzeichen  R  für  die  2-werthigen  Elemente  Mg,  Fe,  Mn,  Zn,  Cr  und  Be  ge- 
setzt ist. 

Spinell-Magnetitgrappe. 

Ausgezeichnet  isomorphe  Gruppe,  regulär  holoedrisch.  Die  gegenseitige  Er- 
setzung der  isomorphen  Elemente  Mg,  Fe,  Zn,  Mn,  Cr,  ebenso  wie  von  Al^O,  und  Fefi^ 
lässt  eine  grosse  Zahl  einzelner  Glieder  unterscheiden,  die  gegen  einander  nicht 
scharf  abgegrenzt  sind;  zwischen  den  Endpunkten  derselben,  Spinell  und  Magnetit 
liegen  alle  möglichen  (Jebergangsglieder  resp.  Mischungsverhältnisse.  Die  dem  Spinell 
nahestehenden  Glieder,  die  Aluminate,  sind  durch  geringeres  spec.  Gew.,  fehlenden 
Metallgl.,  höhere  Härte  und  nur  wenig  gefärbten  Strich  gegen  die  dem  Magnetit 
verwandten   Mineralien,   die   Ferrite,   unterschieden.     Nachstehend   die  wichtigsten 

Glieder : 

Alominate  (Spinelle):  Ferrite  (Magnetite): 

Spinell  MgO.AljOa.  Franklinit  (FeMnZn)O,  FegO,. 

Pleonast  (Eisenspinell)  (MgFe)O,  (AlFe)803.  Chromit  (FeCr)O.  (CrFe)20,. 

Hercynit  FeO,Alj08.  Jacobsit  MnO,FesO,. 

Picotit  (Chromspinell)  (FeMg)O,  (AlCrFe)203.  Magnesioferrit  MgO.FegOj. 

Gahnit  (Zinkspinell)  ZnO,  AI2O3.  Magnetit  FeO,  FcgO,. 

a)  Splneile.  Meist  hell,  aber  auch  dankel  gefärbt,  heller  Str.  ünmetallisches, 
steiniges  Aussehen.    Geringes  spec.  Gew. 

Spinell.    MgO,  AljOg. 

Regulär,  holoedrisch.  —  XX  gewöhnlich  klein  und  scharf  aus- 
gebildet, bei  grösseren  sind  die  Flächen  von  {111)0^  der  charakteristischen 
und  häufigsten  Form  dieser  Gruppe,  auch  wohl  gekrümmt,  wie  geflossen. 
Ausser  {111)0,  noch  (110)odO,  (311)303,  seltener  {100)ooOoo.    Zw.  häufig 


384  V.  Kl.  Aluminate  etc.    A.   Aluminate  und  Ferrite. 

Fig.  391.  nach  {111)0  (sogen.  Spinellgesetz)  unter  Verkürzung  der  1d- 
diyiduen  (Fig.  391);  auch  Zwillingslamellen.  Einzeln  einge- 
wachsen oder  lose  in  zerbrochenen  und  gerundeten  Eömem. 
#  {111)0  unvoUk.,  Br.  muschlig.  H.  =  8,  G.  =  3,5 
bis  4,1.  Glasgl.,  durchs,  bis  undurchs.,  farblos  und  in  allen 
Farben,  namentlich  roth  gefärbt.  Str.  weiss.  Br.-I.=l,72Na. 
28,13  MgO,  71,87  AlgOa,  wobei  in  den  gefärbten  Varietäten  MgO 
durch  etwas  FeO,  und  AlgOj  durch  etwas  Fe^Oj  vertreten  werden  kann. 
—  V.  d.  L.  unschmelzbar;  in  Borax  schwierig  auf  löslich,  von  Säuren 
kaum  angegriffen,  dagegen  von  Ealiumbisulfat  aufgelöst;  das  geglOhte 
Pulver  färbt  sich  mit  Co-Solution  blau. 

Typisches  Contactmineral.  Namentlich  in  körnigen  Kalken  und  den 
Sommaauswürflingen;  auch  in  Granit,  zumeist  aber  als  Geschiebe  lose 
in  Flusssanden  und  Seifen. 

Varietäten:  1.  Edler  Spinell;  durchs.,  roth  in  verschiedenen  Tönen,  blaas* 
roth:  Rubin-Balais;  dunkelroth:  Rabin-Spinell;  gelblichroth :  Rubicell;  blanlichroth: 
Almandin- Spinell.  Meist  lose  auf  Seifen  neben  Zirkon,  Granat,  Magnetit.  Cejlon, 
Indien,  Siam. 

2.  BlauerSpinell  enthält  bis  3,5  FeO.  In  körnigen  Kalk  eingewachsene  X  > 
mit  rauher  Oberfläche.  Aker  in  Södermanland ;  Amity  in  New- York;  Bolton,  Mass. 
Straschkau  in  Mähren. 

3.  Grüner  Spinell  (Chlorospinell)  mit  9—15  FCgO,,  auch  etwas  CaO.  Gras- 
grün; neben  Magnetit  im  Chloritschiefer  von  Slatoust  im  Ural. 

Aehnliche  Mineralien:  Zirkon;  Granat  und  einzelne  Silikate. 

Geylanit.  Schwarzer  Spinell  (Pleonast);  dunkelgrün,  dunkelbraun  und 
schwarz ;  oft  flächenreich ;  mit  höherem  Gehalt  an  FeO  und  Fe^O,.  Charakteristisches 
Contactmineral.  Monzoni,  Vesuv,  Albaner  Gebirge.  Lose  auf  Ceylon,  auf  der  Iser- 
wiese  und  im  böhmischen  Pyropensande. 

Hercynit.  FeO,Al303,  also  ein  Spinell,  dessen  Mg  fast  ganz  durch  Fe  ersetzt 
ist.  XX  undeutlich,  in  kleinkörnigen  Aggregaten.  H.  =  77«— 8,  6.  =  3,9.  Schwan 
mit  graugrünem  Str.  Auf  dem  muschl.  Br.  glasglänzend,  sonst  matt,  unschmelzbar. 
Eingesprengt  in  einem  Hornblende-Granat-Gabbro  in  losen  Blöcken  von  Ronsberg  in 
Böhmen  (Ronsberger  Smirgel),  neben  Magnetit  und  Korund. 

Chromspinell  (Picotit).  (FeMg)0, (AlCrFejjO,.  Steht  dem  Ceylanit  nahe, 
ist  aber  durch  hohen  Gehalt  an  FeO  (über  247o)  und  Cr^O,  (S^o)  unterechieden. 
H.  =  8,  G.  =  4,08.  Schwarz  mit  hellbraunem  Str.  In  olivinreichen  Gesteinen,  nament- 
lich im  Lherzolith  und  Serpentin;  in  den  Olivinausscheidungen  der  Basalte. 

Zinkspinell.     Gahnit.    Automolit.     ZnO,  AI2O3. 

Regulär,  holoedrisch.  —  XX  ein-  oder  aufgewachsen.  {111)0,  zu- 
weilen in  Combination  mit  {110)ooO.  Zw.  nach  {111)0.  —  Auch  in 
körnigen  Aggregaten. 

#  {111)0  voUk.  Br.  muschlig,  spröd.  H.  =  8,  G.  =  4,33-4,35. 
Schwach  fettartiger  Glasgl. ;   in  Splittern  und  Kanten  grün  durchschein. 


y.  Kl.   Alaminate  etc.    A.  Aluminate  und  Ferriie.  385 

bis  undurchs.  Schwärzlich  grün,  ins  Graue  und  Blaue  bis  ganz  schwarz. 
Str.  grau. 

44,22  ZnO,  55,78  AljOg,  doch  stets  mehr  oder  weniger  FeO  und  MgO 
an  Stelle  von  ZnO.  —  Y.  d.  L.  unschmelzbar;  mit  Soda  auf  Kohle  Zn- 
Beschlag;  von  Säuren  und  Alkalien  nicht  angegriffen. 

Bei  Fahlun  im  Talkschiefer,  mit  Kiesen  auf  Spalten  eines  granat- 
führenden  Chieisses  von  Snuggens  KupfergrUbe  in  Helsingland,  hei  Franklin 
im  kömigen  Kalk,  bei  Haddam,  Conn.,  im  Granit.  Mit  Ärsenikerzen 
bei  Querbach  in  Schlesien,  Auf  Diamantseifen  in  Minas  Geräts,  Künst- 
lich in  den  Muffeln  bei  der  Zink-Destillation. 

Kreittonit,  grfinlich  bis  aammetschwarz  von  Bodenmais,  Omavaro  in 
Piemont  und  Dysluit,  gelblich-  bis  dunkelbraun  von  Sterling  in  New-Jersey,  sind 
Zinkspinelle  mit  beträchtlichem  Gehalt  an  Fe^O,,  bezw.  Fe^O^  und  MnO. 

b)  Magnetite.  Dunkel  ge^bt  mit  dunklem  Str. ;  mehr  oder  minder  metallisches, 
erzartiges  Aussehen.    Hohes  spec.  Gew. 

Franklinit    (ZnMn)O,  Fe^O,. 

Regulär,  holoedrisch.  —  XX  oft  mit  gerundeten  Ecken  und  Kanten. 
{111)0  oder  {111)0,  {110)odO.  —  Derb  und  eingesprengt. 

#  {111)0  unvollk.  Br.  muschlig.  G.  =  6-61/2,  ö.  =  5,0-5,1. 
ünvollk.  Mgl.,  undurchs.,  eisenschwarz.    Str.  dunkelbraun  bis  rothbraun. 

In  chemischer  Beziehung  ein  Magneteisen,  bei  dem  FeO  zum 
grössten  Theil  durch  ZnO  (17—25»  und  MnO  (10—16»  ersetzt  wird. 
—  V.  d.  L.  unschmelzbar;  auf  Kohle  Zn-Beschlag,  mit  Soda  Mn-Reaction. 
In  heisser  Salzsäure  unter  Chlorentwicklung  löslich. 

In  grösserer  Menge  nur  auf  der  Rothzinkerzlagerstätte  innerhalb 
krystallinischer  Kalke  vom  Mine  Hill  und  Sterling  Hill  bei  Franklin 
Furnace  im  Grenzgebiet  von  New- Jersey  und  New- York;  findet  hier  als 
zink'  und  manganhaltiges  Eisenerz  Verwendung,  sonst  noch  bekannt  von 
Eibach  in  Nassau. 

Aehnlich:  Ghromit  und  Magnetit. 

Chromeisenerz.    Chromit.    FeO,  Cr^Og. 

Regulär,  holoedrisch.  —  XX  selten  (111)0;  gewöhnlich  eingesprengt 
in  Körnern  und  Trümmern  oder  in  derben  Klumpen  und  Nestern. 

#  (111)0  unvollk.  Br.  uneben  bis  muschlig.  H.  =  5  V«,  G.  =  4,4—4,6. 
Unvollk.  fettartiger  Mgl.,  undurchs.  Eisen-  bis  bräunlichschwarz.  Str. 
braun;  unmagnetisch,  zuweilen  schwach  magnetisch. 

Zus.  schwankend;  FeO  wird  z.  Th.  durch  MgO  (Magnochromit 
von  Frankenstein),  CrgOg  (40 — 65®/o)  theilweise  durch  Al^Oj,  ersetzt; 
ausserdem  findet  sich  wohl  OrO  und  Fe^Og.  —  V.  d.  L.  unschmelzbar, 
aber  magnetisch  werdend.   Mit  Borax  Fe-Reaction  wenn  heiss,  Cr-Reaction 

Elockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  25 


386  ^«  ^'   Aluminate  etc.    A.  Aluininate  und  Ferrite. 

wenn  kalt.  In  Säuren  unlöslich;  die  Schmelze  mit  Salpeter  giebt  eine 
gelbe  Lösung. 

Einziges  Chromerss  von  Bedeutung.  Fast  immer  an  Serpentin  ge- 
knüpft, in  dem  es  sich  in  unregelmässiger  und  nesterartiger  Verihdhmg 
findet;  stammt  als  magmatische  Ausscheidung  aus  den  Ur^m^ngsge- 
steinen  des  Serpentins,  d.  s.  basische  Eruptivgesteine;  daher  auch  die 
Beziehung  zu  manchen  Nickel-  und  Platinlagerstätten.  Frankenstein  in 
Schlesien,  Kraubat  in  Steiermark,  Hrubschitz  in  Mähren;  im  Banat, 
in  Bosnien  und  Macedonien,  am  Ural;  Böraas  und  NordlandsanU  in 
Norwegen,  Shetlandinsel  TJnst,  Wooded  Peak  auf  Neu-Seeland,  Neu- 
Caledonien.  Weit  verbreitet  im  Serpentin  der  atlantischen  und  pacifiscJitn 
Küste  Nordamerikas:  Pennsylvanien,  Maryland,  namentlich  Califomien. 
Hauptversorgung  heute  aus  Kleinasien  und  neuerdings  auch  aus  Canada. 
—  Femer  als  charakteristisches  Seifenmineral  auf  Platinseifen  am  Ural, 
Altai  und  in  Brasilien. 

Aehnlich:  Magnetit  und  Franklinit. 

Magneteisenerz.    Magnetit.    FeO,  Fe^Og  bezw.  Fe^O^. 

Regulär,  holoedrisch.  —  XX  (Traversella,  Binneuthal,  Zillerthal  etc.) 
meist  eingewachsen,  häufig  verzerrt  und  bei  mikroskopischer  Kleinheit 
oft  skeletartig  aggregirt.  (111)0  sehr  häufig,  weniger  (110)ocO,  das  viel- 
fach der  längeren  Diagonale  parallel  gestreift  ist;  seltener  {10Ö)ocOoc, 
(211)202,  {221)20  und  auch  (hkl)mOn.  Zw.  nach  (111)0,  ganz  nach 
Art  der  Spinellzw.  —  Derb  und  eingesprengt  in  kömigen,  scbaligen 
und  dichten  Aggregaten;  in  losen  Körnern  als  Magneteisensand ;  in 
Pseudomorphosen  nach  Rotheisen,  Spatheisen. 

#  (111)0  unvoUk.,  aber  häufig  oktaedrische  Absonderung  in  Folge 
lamellarer  Zwillingsbildung.  Br.  muschlig,  spröd.  H.  =  5Vs— 6^«,  G.  =  4,9 
bis  5,2.  Mehr  oder  minder  ausgeprägter  Mgl.,  undurchs.,  nur  die  ganz 
dünnen  Häute  im  Glimmer  von  Pennsburg,  Pa.,  scheinen  braun  durch. 
Eisenschwarz.  Str.  schwarz.  Stark  magnetisch;  im  angewitterten  Zu- 
stand zuweilen  polarmagnetisch. 

68,97  FejOg,  31,03  FeO  mit  insgesammt  72,41  Fe;  öfters  titanhaltig 
(Titanmagneteisen,  s.  unten),  auch  Mangan  und  Phosphorsäure.  — 
V.  d.  L.  sehr  schwer  schmelzbar.  'Mit  Borax  oder  Phosphorsalz  Fe-Reac- 
tion;  gepulvert  in  concentrirter  Salzsäure  löslich. 

Wichtiges  und  weit  verbreitetes  Eisenerz  I  Zuweilen  sogen.  Eisen- 
berge  bildend.  —  1.  Eingelagert  in  krystallinen  und  sonstigen  mefa- 
morphischen  Schiefem,  fahlbandartig  oder  zu  selbständigen  Linsen,  Lagern 
und  Stöcken  anschwellend,  und  dann  geradezu  gesteinsbildend;  öfters  mit 
Pyrit  gemengt.  Wirthschaftlich  von  grösster  Bedeutung.  Derartige  Mag- 
netitlagerstätten    setzen   gern    in    reihentveise    angeordneten  Linsen   und 


y.  Kl.   Alaminate  etc.    A.  Alaminate  and  Ferrite.  387 

Lagern  auf  der  Grenze  von  hornigen  Kalksteinen  mit  Crneissen,  Granu- 
Uten  und  HäUeflinten  auf,  häufig  eingebettet  in  einem  charakteristischen 
Mineralgemenge  (in  Schweden  „skam*^  genannt)  von  Salit,  Hornblende, 
Granat,  Epidot  etc.  Sehr  häufig  in  Skandinavien,  den  Ver.  Stoßen  und  in 
Canada.  Arendal  und  Nachbarschaft  in  Norwegen,  das  Jernbäraland  im 
mittleren  Schweden  mit  Persberg,  Nordmark,  Striberg,  Grängesberg,  Norberg, 
Dannemora  etc.,  Gellivara  in  Norrbotten,  in  den  Provinzen  Sevilla  und 
Sadajoz,  bei  Kriwoi-Bog  in  Südrussland.  Schmiedeberg  in  Schlesien, 
SchuHirzefiberg  und  Berggieshübel  in  Sachsen,  Kirlibaba  in  der  Buko- 
wina etc.  —  2.  Gemengtheil  besonders  von  basischen  Eruptivgesteinen, 
van  Diabas,  Gabbro,  Melaphyr,  Basalt.  Die  dunkle  Farbe  dieser  Ge- 
steine rührt  im  Wesentlichen  von  dem  fein  eingemengten  Magnetit  her. 
Durch  locale  Concentration  des  Magnetitgehaltes  entstehen  Erzlagerstätten: 
Tciberg  am  Wettersee;  dahin  werden  gewöhnlich  auch  die  Magnetitberge 
des  östlichen  Urals,  Katschkanar,  Blagodat,  Wissokaja  Gora,  Magnet- 
naja Gora  gerechnet,  ebenso  Kirunavara  und  Luossavara  in  Norrbotten. 
—  Das  3Iagneteisen  der  Eruptivgesteine  ist  oft  stark  Ti-h  altig  und  nimmt 
ein  schlackiges,  glasflussartiges  Aussehen  an,  sogen,  schlackiges  Mag- 
neteisen, Trappeisen;  typisch  im  Basalt  von  TJnkel  am  Bhein.  — 
8.  Auf  Contactlagerstätten  im  Kalkstein:  Morawitza  etc.  im  Banat.  — 
4.  Auf  Gängen  und  Klüften;  nicht  häufig;  dahin  vielleicht  die  trümmer- 
stockartige  Lagerstätte  von  Traversella  in  Piemont.  —  5.  Als  Subli- 
mationsproduct  an  Vulkanen.  —  6.  Lose  als  Magnet-  und  Titanmagnet- 
eisensand auf  Seifen,  an  Meer-,  See-  und  Flussufern.  Norddeutsche 
Seen,  Ostsee,  Lake  Superior  etc.  Als  Begleiter  auf  Edelsteinseifen;  zu- 
weilen auch  in  wieder  verkitteten  grösseren,  breccienartigen  Massen: 
Tapanhoacanga  und  Catawbirit  in  Brasilien. 

Rotheisenstein  des  Spitzenberges  bei  Altenau  im  Harz  ist  durch  Berührung  mit 
dem  Okergranit  in  compactes,  Spatheisen  auf  Siegenschen  Gängen  im  Contact  mit 
Basalt  in  mulmiges  Magneteisen  umgewandelt.  —  Zufölliges  Hüttenproduct,  auch 
künstlich  dargestellt.  —  Alle  ähnlichen  Mineralien,  wie  Chromeisen,  Titaneisen,  Haus- 
mannit  etc.  durch  mangelnden  Magnetismus  unterschieden. 

Jakobsit.  MnO,  FegO,.  Regulär,  ein  Manganmagnetit,  bei  dem  FeO  durch 
MnO  und  auch  etwas  MgO  ersetzt  ist;  auch  für  Fe^O,  tritt  etwas  MusO,  ein.  In 
oktaedrischen  X  X  und  in  abgerundeten  Körnern  eingesprengt,  häufiger  in  kümigen 
Aggregaten.  G.  =  4,75.  Mgl.,  undurchs.,  eisenschwarz.  Str.  röthlich  schwarz;  stark 
magnetisch.    Im  körnigen  Kalk  von  Jakobsberg  in  Wermland. 

Magnesioferrit  (Magnoferrit)  MgO, FegO,.  In  kleinen  schwarzen  und  leb- 
haft glänzenden  Oktaedern  auf  vesu vischen  Laven,  in  regelmässiger  Verwachsung  mit 
Eisenglanztafebn.    G.  =  4,65.    Str.  dunkelroth.  — 

P 1  u  m  b  0  f  e  r  r  i  t ,  ein  problematisches  Mineral,  das  auf  die  Formel  (PbFeCu)O,  FCgO, 
mit  23—33  PbO  führt,  aber  in  kleinen  sechsseitigen  metallglänzenden  X  X  vom  Aus- 
sehen des  Molybdäoglanzes  oder  des  Eisenglimmers  krystallisirt.  Jakobsberg  und 
Sjögrufva  in  Oerebro. 


388  V.  Kl.   Alaminate  etc.    B.  Borate. 

Chrysoberyll.    Cymopban.    BeO,  Alfi^. 

Rhombisch,  holoedrisch,  a  :  b  :  c  =  0,470  : 1 :  0,560  (Mohs-Zippi>. 
—  X  X  stets  eingewachsen,  gewöhnlich  dick  tafelartig  nach  der  vertical 
gestreiften  Querfläche.  Im  Habitus  und  in  den  Winkeln  dem  Olivin  ähnlicL 
Die  häufigsten  Flächen  sind  M=  (100)ooPöö  mit  charakteristischer  Vertical- 
streifung,  T=i010)ooP^,  i  =  {011)Pd6  mit  119^46',  s  =  (120)ooP2 
mit  940  33^  daneben  0  =  illi)P  mit  139<>  53'  und  86°  16'  an  den  Pol- 
kanten, n  =  {12i)2F2,     Zw.  sehr  häufig  nach  (031)3P^,  dessen  Winkel 

Fiff  392  Fig.  893.       ^®^^  °*^®    ^^^^  bezw.  60®  sind,  theils  in 

Juxtaposition ,  theils  in  Penetration;  auf 
der  Querfläche  M  entsteht  eine  ausgezeich- 
nete Fiederstreifung.  Durchdringen  sich 
3  Individuen  (Fig.  392)  nach  diesem  Ge- 
setz, so  gehen  scheinbare  hexagonale 
Bipyramiden  mit  Basis  hervor,  da  die 
Flächen  0  =  illi)P  benachbarter  Individuen  fast  genau  in  eine  Ebene 
fallen.  Derartige  Drillinge  (Fig.  393)  aus  den  Smaragdgruben  an  der 
Takowaja  im  Ural  sind  Alexandrit  genannt  worden.  —  Auch  in  Kry- 
stallbruchstücken,  in  losen  Eömern  und  Qeschieben. 

#  (010)ooP^  deutlich,  Br.  muschlig.  H.  =  8^2,  das  dritthärteste 
Mineral,  Q.  =  3,65— 3,8.  Glasgl. ,  auf  dem  Br.  fettartig;  durchs,  bis 
durchschein.  Grünlichweiss  oder  grünlichgelb,  spargelgrün  bis  smaragd- 
grün; häufig  pleochroitisch  (bei  Lampenlicht  colombinroth) ;  manche  zeigen 
einen  wogenden  Lichtschein,  der  sie  dem  Katzenauge  ähneln  lässt. 

19,72  BeO,  80,28  Al^Oj,  mit  etwas  Fe.  —  V.  d.  L.  und  von  Säuren 
nicht  verändert.  Borax  löst  ihn  schwer  zu  klarem  Glase  auf;  von 
Alkalien  und  Kaliumbisulfat  zersetzt. 

Eingewachsen  im  Gneiss  von  Marschendorf  in  Mähren  mit  Granat 
und  Spinell,  im  Glimmerschiefer  an  der  Takowaja  am  Ural  (Alexandrit)^ 
bei  Haddam,  Conn.,  in  Granit  mit  Beryll  und  Granat,  Lose  a/uf  Edel- 
steinseifen  von  Ceylon,  Pegu,  Brasilien.    Aehnlicb  manchen  Silicaten. 

B.   Borate.    Borsaure  Salze. 

Dieser  Klasse  gehören  theils  wasserfreie,  theils  wasserhaltige  Salze  der  Borsäiire 
BO .  HO  (=  BgO,,  HgO) ,  und  zwar  von  verschiedenem  Sättigungsgrade  derselben  an. 
Einige  der  im  Nachfolgenden  als  wasserhaltige  Borate  aufgefOlhrten  Mineralien, 
Sussexit  und  Boromagnesit  werden  auch  als  basische  Salze,  der  Wasserstoff  somit  als 
Vertreter  von  Basen  aufgefasst.  —  Es  sind  durchweg  farblose  bis  weisse  Mineralien 
von  geringer  Verbreitung.  —  Ihrem  Vorkommen  nach  finden  sie  sich  zum  kleineren 
Theil  in  eruptiven  und  metamorphischen  Gesteinen,  die  meisten  werden  auf  Gyps- 
und  Salzlagerstätten  oder  als  junge  Bildungen  in  Boraxseen  und  in  den  Maremmen 
Toscanas  angetroffen. 


V.  El.   Aluminate  etc.    B.  Borate. 


389 


1.  Abth^ilung.    Wasserfreie  Borate. 

Boracit.    Mg^B^gOgoCl^  bezw.  2(3MgO,4BjOs)  +  MgClj. 

Dimorph,   rhombisch  und  regulär.  —  Ideal  ausgebildete  XX  si^^d 
die  häufigste  Erscheinungsform,  durchweg  klein,  fast  stets  eingewachsen, 


Fig.  394. 


Fig.  395. 


Fig.  896. 


Fig.  397. 


^ 


^^tzzü^ 


zeigen  typisch  regulär-tetraedrische  Entwicklung,  namentlich  {100)ooOoqj 
(110)odO  und  (lii)+0,  daneben  wohl  noch  (111) -0  (matt),  (2Uy^202, 
io31)+50^l3.  Je  nach  dem  Vorherrschen  von  (100)oqOoo,  {110)odO,  (lli)-\-0 
entsteht  würfeliger,  dodekaedrischer  oder  tetraedrischer,  zuweilen  auch 
durch  +0  oktaedrischer  Habitus.  —  Wie  aber  durch  die  optische  Zwei- 
axigkeit  und  durch  die  Aetzfiguren  bewiesen  wird,  stellen  die  regulären 
Formen  und  Combinationen  mimetische  Zwillingsstöcke  dar:  12  rhom- 
bische Individuen  sind  nach  der  scheinbaren  (iiö)ooO-Pläche,  d.  i.  {100)ooPcö 
an  jedem  rhombischen  Individuum,  cyclisch  um  einen  gemeinsamen  Mittel- 
punkt gruppirt,  mit  einander  verwachsen  (Fig.  397).  Durch  Einschaltung 
zahlreicher  ZwiUingslamellen  wird  in  Wirklichkeit  der  Zwillingsbau  noch 
complicirter.  —  Auch  derb  in  dichten  Aggregaten  in  Form  von  Knollen, 
Schmitzen  und  Schnüren. 

Keine*.  Br.  muschlig,  spröd.  H.  =  7,  Q.  =  2,9-3.  Glasgl., 
durchs,  bis  durchschein.;  oberflächlich  oft  in  eine  trübe  faserige  Sub- 
stanz (Parasit)  umgewandelt.  Farblos  bis  leicht  bläulich  oder  grün- 
lich; auch  grau  und  gelblich.  Stark  pyroelektrisch,  wobei  (111) -{-0  den 
antilogen,  (111)— -0  den  analogen  Pol  abgiebt.  —  Wird  bei  265^  und 
darüber  hinaus  einfach  brechend,  indem  das  Mineral  in  die  reguläre 
Modification  übergeht  und  verliert  dabei  die  Pyroelektricität;  beim 
Erkalten  tritt  der  frühere  Zustand  wieder  ein. 

26,9  MgO,  10,6MgCl2,  62,5  B^Oj;  doch  ist  wahrscheinliche!  an  B, 
nicht  an  Mg  gebunden;  ausserdem  wohl  noch  etwas  CaO,  FeO  (Eisen- 
boracit)  und  H^O.  —  V.  d.  L.  schwer  schmelzbar.  Bor-Reaction;  von 
Salzsäure  langsam  gelöst. 

Im  Gyps  von  Lüneburg  und  Segeberg;  im  CamalUt  von  Stassfurt. 
An  letzterem  Ort  vereinzelt  auch  in  Drusen  aufgewachsen,  häufiger  derb 
mit  feinfaseriger  Structur  in  faustgrossen  Knollen  und  Linsen  (Stass- 


390  ^'  ^'  Aluminate  etc.    B.  Borate. 

für  fit)  hei  Stassfurt  und  auf  den  übrigen  subhercynischen  Salzlager- 
stätten, 

Jeremejewit.  Al^O,,  BgO,.  Hexagonale,  bis  50  mm  lange  Prismen  (112Ö)3oP2, 
die  aus  einer  dünnen  Hfille  eines  optischen  einaxigen  Minerale«  (Jeremejewit  im 
engem  Sinn)  und  aus  einem  chemisch  gleich  zusammengesetzten  rhombischen  Drillings* 
Kern  (Eichwaldit)  bestehen.  H.  =  5Vt»  G.  =  3,28.  Lose  im  granitischen  Schutt  am 
SoktcgBerg  im  Aduntschilon-Gebirge. 

Bhodizit.  2 Al^Og, K^O, 3 B^O,.  In  kleinen  pseudoregulär-tetraedrischen,  den 
Boracit  ahnlichen  X  X .  (llO)ooO,  (111)0.  H.  =  8,  G.  =  3,3.  Auf  rothem  TurmaJin 
und  Quarz  bei  Mnrsinsk. 

Ludwig! t.  FeO,  Fe^O, . 3 MgO,  B^O,.  Rhombisch,  in  stengligen,  bis  fiaserig«n 
Aggregaten.  H.==5,  G.  =  8,9— 4,1.  Glas-  bis  seidenglänzend.  Rabenschwarz.  Neben 
Magnetit  von  Morawitza. 


2.  Abtheilung.    Wasserhaltige  Borate. 

Borax.    Tinkal.    Na^B^O^ .  10 H^O. 

Monoklin,  holoedrisch,  a  :  6  :  c  =  1^995  :  1 :  0,5629.  ß  =  106^  35' 
(Schbauf).  —  XX  kurz-  und  dicksäulig  mit  vorherrschender  Querfla^he, 
im  Habitus  und  in  den  Winkeln  ganz  augitähnlich.  {110)ooP  mit  87  ^ 
{10Ö)ooPöö,  {010)ooP6ö,  {00i)oP,  {111)P.     Zw.  nach  (100)ooP5ö  selten. 

#  (010)ooP6ö  und  (110)ooP.  Br.  muschlig,  etwas  spröd.  H.  =  2 
bis  2^2,  G.  =  1,7—1,8.  Fettgl.,  farblos  bis  trüb,  graulich  oder  gelblich- 
weiss,  auch  grünlich  und  bräunlich,  überzieht  sich  mit  einer  trüben 
Rinde.     Gekreuzte  Dispersion! 

36,76203,  16,2 Na;  häufig  durch  fettige  Substanz  verunreinigt.  — 
Schmilzt  V.  d.  L.  zur  klaren  Perle,  die  Metalloxyde  löst.  In  14  Theilen 
kalten  Wassers  löslich;  schmeckt  süsslich-salzig. 

Am  Ufer  und  im  Bodenschlamm  sogen.  Bora^x-Seen,  geicöhnlirh 
neben  Steinsalz  und  Soda:  im  westlichen  Tibet,  in  Califomien  (grosse 
XX  ^om  Clear-Lake),  in  Nevada  (Columbus  Marsh). 

Der  in  den  Handel  kommende  Borax  wird  z.  Th.  auch  aus  Sassolin  und  Stass- 
furtit  hergestellt. 

Borocalcit  (Bechilith).  CaB^O, .  4 H^O.  Incrustationen  aus  den  Borsätue- 
Maremmen  Toscanas.  Der  Borocalcit  von  Iquique  in  Peru  (Hayesin)  ist  wahrschein* 
lieh  Boronatrocalcit. 

Boronatrocalcit  (ülexit,  Tinkalcit).  CaNaBjOj,  .6H,0.  Weisse  knollig« 
Aggregate  mit  feinfaseriger,  filziger  Stmctor.  Iquique  (hier  unter  dem  Namen  Tiza), 
Südafrika,  Neuschottland. 

Pandermit  (Priceit).  Ca^BgOn .  SHjO.  I>er^»  in  feinkörnigen,  mannor- 
ähnlichen  Knollen  im  Gyps  von  Panderma  am  Schwarzen  Meer,  wo  er  als  «Boracit* 
in  den  Gruhen  von  Sultantschaür  in  grösster  Menge  gewonnen  wird;  kreidefthnüch 
aus  Süd-Oregon  und  San  Bamardino  Co.  in  Califomien. 


V.  El   Aluminate  etc.    B.  Borate.  391 

C  0 1  e  m  a  n  i  t  CagB,0,  ^ .  5  H,0.  Monoklin.  ß  =  1 10®  17'.  Datolitb-ähnliche 
flächenreiche  X  X-  #  (OlO)ooPob  sehr  vollk.  H.  =  3Vi-4,  G.  =  2,89-2,42.  Glas- 
bis  Diamantgl.    Mit  Quarz  von  Death  Valley  in  Califomien. 

Franklandit-  NajCaBsO, ^ .  7 H^O.  Verfilzte  weisse  Massen  von  langfaseriger 
Stmctur.    Tarapaca  in  Peru. 

Hydroboracit.  CaMgB,Oi j  . 6 H^O .  Derb ,  in  strahlig-blätterigen  Aggre- 
gaten, Gyps-ähnlich.    Weiss  bis  lichtröthlich.    Kaukasus,  Stassfurt. 

Boromagnesit  (Szajbelyit).  2 MgjB^G ^ ^ .  8 H2O.  In  sehr  kleinen  radialfase- 
rigen,  weissen  Kugeln  im  k($migen  Kalk  von  Rezbänya. 

SüBsezit  (MnMg)sB,G5 . H,0.  Derb ,  in  asbestartigen  Trümmern  in  Kalk- 
spath.  H.  =  3.  Seidengl.,  gelblichweiss  bis  fleischroth.  Neben  Rothzinkerz  von  der 
Franklin-Grube  in  New-Jeraey. 

Pinnoit  MgB204.8H2G.  In  derben  dichten  Knollen  mit  schimmerndem 
Brach  und  von  gelber,  seltener  grüner,  rOthlicher  oder  grauer  Farbe.  H.  =  3— 4. 
Verwachsen  mit  Stassfurtit  aus  der  Kainitregion  von  Stassfurt 

Lagonit.    FegBeOij .  SH^G.    Gelb  und  erdig.    Bors&nre-Maremmen  Toscanas. 

Larderellit.    (NH4)2BgOj, . 4 HgO.    Bors&ure-Maremmen  Toscanas. 


Sulfoborit.  2MgjBjG5 .2MgS04 .9H,0.  In  kleinen  rhombischen  X  X »  farblos 
oder  röthlich,  H.  =  4— 4V«,  durchs.,  eingewachsen  in  Camallit  von  Westeregeln. 

Lüneburgit.  MgB^O« .  2 MgHPO« .  7 H2O,  in  flachen  Knollen  von  feinfaseriger 
Structur  im  Gyps  von  Lüneburg. 


VI.  Klasse.    Nitrate,  Carbonate,  Selenite. 

Salpetersäure^  kohlensaure  und  selenigsaure  Salze. 

Mit  den  kohlensauren  Salzen»  dem  Hauptbestandteil  dieser  Klasse,  sind  die 
Nitrate,  der  isomorphen  Beziehung  des  Kali-  und  Natronsalpeters  zur  Calcit-Aragoiiit- 
gruppe  wegen,  vereinigt;  ausserdem  sind  die  wenigen,  in  der  Natur  bekannten  selenig- 
sauren  Salze  angefügt.  Ihrer  chemischen  Constitution  nach  sind  die  Mineralien  theils 
wasserfrei,  theils  wasserhaltig;  unter  den  ersteren  finden  sich  theils  neutrale,  theils 
basische  Salze,  welch  letztere  jedoch  in  üebereinstimmung  mit  der  älteren  Deutung, 
wonach  die  Hydroxylgruppen  als  Wasser  aufgefasst  werden,  im  Nachstehenden 
auch  mit  den  wasserhaltigen  Mineralien  zu  einer  gemeinsamen  Abtheilung  ge- 
zogen sind. 

Der  Habitus  ist  durchweg  steinig;  soweit  nicht  Verbindungen  von  Co  und  Co 
yorliegen,  sind  die  Mineralien  farblos,  weiss  oder  nur  gefärbt;  Härte  nicht  Über  5. 
Die  Carbonate  sind  an  der  Entwicklung  von  COg  bei  der  Behandlung  mit  Säuren 
leicht  kenntlich.    Vorkommen  mannichfach. 

A.  Nitrate. 

Kalisalpeter.    Salpeter.    ENO3. 

Rhombisch,  holoedrisch,  a  :  6  :  c  =  0,5843  :  1 :  0,7028  (Rammels- 
berg).  —  In  der  Natur  nur  in  nadel-  und  haarförmigen  Aggregaten,  in 
mehligen  AusblUhungen  und  in  kömigen  Ejrusten.  Künstliche  X  X  haben 
prismatischen  Habitus  und  sind  isomorph  mit  Aragonit.  {110)ooP  (118®  49^^), 
{010)ooP^,  (P21)2P^  (700  55/)^  {lli)P.  Zw.  nach  {110)ooP  wie  beim 
Aragonit. 

#  (piO)ooPo6  und  {110)ooP,  wenig  vollk.  Br.  muschlig,  spröde. 
H.  =  2,  ö.  =  1,9—2,1.  Glasgl.  Farblos,  weiss,  grau.  Optisch  negativ. 
Axen  in  (100)ooPöö,  Axenwinkel  sehr  klein,  Bisectrix  =  Verticalaxe. 

46,6  KgO,  53,4  NgOj.   In  Wasser  leicht  löslich.    Nicht  hygroskopisch. 

Unter  Mitwirkung  thierischer  Abfälle  entstanden.  —  In  Kalkhöhlm 
(Salpeterhöhlen):  Leonhardshöhle  bei  Homburg,  in  Calabriefi,  aufCeylofi; 
als  Bodenausblühung  (Kehrsalpeter)  in  der  Nähe  von  manchen  ungarischen 
Ortschaften y  Aragonien,  Nordafrika,  Ostindien  etc.  —  Vereinzelt  auf 
Lagern  innerhalb  der  Natronsalpeterlagerstätten  in  Chile. 

Verwendung  mannichfach,  heute  zumeist  aus  dem  Natronsalpeter  hergestellt. 


Tl.  Kl.  Nitrate,  Carbonate.    1.  Abth.   Wasserfreie  Carbonate.  393 

Natronsalpeter.     Chilesalpeter.    Nitratin.     NaNOj. 

Hexagonal,  rhomboedrisch-hemiedrisch.  a  :  c  =  1 :  0ß276  (Bbooke- 
Rammblsbbbg).  —  Krystallinische  Aggregate  und  Körner.  Künstliche  X  X 
sind  mit  Calcit  isomorph.    (1Ö11)R  mit  106 «  33',  Zw.  nach  {0112)— ^%B. 

#  (10li)B  ziemlich  vollk.;  öleitfläche  nach  {0112) -^ItB.  Br. 
muschlig,  spröde.  H.  =  lV«-2,  G.  =  2,1-2,2.  Glasgl.  Farblos  oder 
licht  gefärbt.  Hygroskopisch ;  starke  negat.  D.-Br.  o)  =  1,5874,  e  =  1,3361. 

36,5NajjO,  63,5  N^Og,  aber  mit  NaCl  und  NagSO^.  Leicht  löslich 
in  Wasser. 

In  Schichten,  gemengt  mit  Steinsah,  auch  wohl  mit  Guano  und 
tcechsellagemd  mit  Gyps,  Sanden  und  Thonen  mehr  als  1000  m  über 
dem  Meer  im  regenlosen,  ca.  40  km  ausgedehnten  Gebiet  bei  Iquique  und 
Tarapacd  im  nördlichen  Chile  und  femer  bei  Aran^  in  Bolivia, 

Verwendung  zu  Herstellung  von  Kalisalpeter,  von  Salpeter-  und  Schwefelsäure, 
als  Mineraldünger.  Bei  seiner  hygroskopischen  Beschaffenheit  lässt  er  sich  nur  für 
Steinsalzgruben  zum  Sprengpulver  verwenden. 

Darapskit.  NaNO3.Na2SO4.H2O.  Monoklin.  XX  tafelig  und  leicht  # 
nach  (100)ooP^.    H.  =  2.    Farblos.    Aus  chilenischem  Natronsalpeter. 

Barytsalpeter  (Baryumnitrat).  BaNgO^.  Regul&r.  EQnstliche  X  X  ausge- 
zeichnet tetartoedrisch  entwickelt,  in  der  Natur  in  kleinen  oktaedrischen  XX  der 
Combination  (lll)+0,  (111)— 0.    Chile. 

Lautarit.  CaJgO«  mit  85,64  JgO^.  Monokline  XX  mit  prismatischem  Habitus, 
häufig  radial  gruppirt.  Farblos  bis  gelblich.  G.  =  4,59.  Einziges  Jodat;  aus  den 
Natronsalpeterlagem  der  WQste  Atacama. 


Ealksalpeter  (Nitrocalcit).    CaNgO, . H2O  und 

Magnesiasalpeter  (Nitromagnesit).  MgNgOe.HsO  finden  sich  in  weissen 
oder  grauen  Ausblühungen  in  Kalksteinhöhlen  von  Kentucky. 

Grerhardtit.  Cu^NjO,  .SH^O.  Rhombisch,  in  pyramidalen  XX 1  dunkel- 
grün.   Aus  den  Kupfergruben  von  Jerome  in  Arizona. 


B.  Carbonate. 

1.  Abtheilung.    Waaaerfreie  Carbonate. 
Ealkspath-Aragonitgmppe 

von  der  Formel  RCO,,  wo  R  =  Ca,  Mg,  Zn,  Mn,  Fe,  Co,  Sr,  Ba,  Pb.  Ausgezeichnet 
dimorph,  theils  hexagonal  (Kalkspathreihe),  theils  rhombisch  (Aragonitreihe);  zahlreiche 
Glieder  lassen  sich,  besonders  in  Folge  häufiger  isomorpher  Mischungen,  unterscheiden. 
Die  wichtigsten  Glieder  sind: 

Kaiktpathreihe.  Aragonitreihe. 

Kalkspath  CaCO,  Aragonit  CaCO, 

Dolomit  (CaMg)C03  Alstonit  (CaBa)C03 

Magnesit  MgCO,  Witherit  BaCOg 


394  VI.  Kl.   Nitrate,  Carbonate.    1.  Abth.   Wasserfreie  Carbonate. 

Kaikspathreihe  (Forteetzung).  Aragonitreihe  (Fortsetzung). 

Zinkspath  ZnCO,  Strontianit  SrCO, 

Eisenspath  FeCO,  Tarnowitzit  (CaPb)CO, 

Manganspath  MnCO,  Gerussit  PbCO,. 
Eobaltspath  CoCO,. 

a)  Kaikspathreihe.  Hezagonal,  rhomboedrisch-hemiedrisch,  bezw.  tetaitoediisck 
Kalkspath.    Calcit    GaCOg. 

Hexagonal,  rhomboedr.-hemiedrisch.    a:c  =  l:  0,8543  (WoiiLASTOK). 
—  An  zaUreicIien  Fundpunkten,  z.  B.  St.  Andreasberg,  ausgezeichnet  kiy- 

Fig.  398.  Fig.  399.  Fig.  400.  Fig.  401. 


stallisirt.  X  X  ^a-st  stets  aufgewachsen  und  überaus  mannichfacb  gruppirt 
Sehr  flächenreich,  ca.  200  verschiedene  Formen;  das  flachenreichste 
Mineral !  Die  gewöhnlichsten,  fttr  sich  oder  in  Gombination  auftretenden 
Formen  sind:  g  =  {0il2)-'^\%B  mit  134 ^ 57',  c^{lÖio)ooB,  f={022D-2B 
mit  700,  ^  :3=  {2131)RS  mit  144«  24'  und  104«  38'  an  den  Polkanten, 
o  =  {OOOi)oR.  Das  Haupt -(Spaltung8-)Rhomboeder  P={101i)R  mit 
105^5'  ist  nicht  so  häufig,  weil  es  anscheinend  nur  aus  ganz  reinen 
Lösungen  auskrystallisirt  (XX  z- B.  von_  Helgastadir  auf  Island).  Ge- 
mein ist  auch  das  Prisma  II  Art  u  =  {1120)ooP2,  das  gewöhnlich  parallel 
den  Combinationskanten  mit  It  gestreift  ist,  dagegen  gehören  Bi- 
pyramiden  II  Art,  z.B.  {tl23yizP2  und  dihexagonale  Prismen  zu  den 
Seltenheiten.  Flächen  und  Kanten  sind  öfters  gerundet;  das  Auftreten 
flacher  Bhomboeder  bedingt  linsenförmige  Gestalten. 

__  Von  den  ca.  50  Rhomboedern  treten  sonst  noch  häufiger  auf :  m  =  (4041)4K 
(5054)V4R  mit  95V2^  (16 .0 .16 . 1)  16R,  (Olfl)— R,  (0332)— »/«R.  (würfeiähnHch, 88*  18'), 
(0. 14. 14.1)--14R;  femer  zahlreiche  Skalenoeder  (über  100),  neben  dem  ge- 
meinen r  =  (2131)R3  namentlich:  >.  =  (3142)R2  mit  Gombinationsstreifung  nach  B,  mit 
gleicher  Streifung  auch  w  =  (8145)  V*R2  Fig.  401,  (2134)  V«R3,  (3251)R5;  (1341)2R2  etc. 

Die  Zahl  der  Gombinationen  ist  überaus  gross,  mehr  als  750; 
die  Orientirung  an  ihnen  wird  sehr  erleichtert  durch  die  Erkennung  des 
Hauptrhomboeders  an  seiner  Spaltbarkeit  und  die  Beschaffenheit  einzelner 
Flächen. 

R  ist  häufig  matt  und  rauh ;  — ^j^R  nicht  selten  parallel  der  kürzeren  Diagonale 
gestreift;  die  gleiche  den  Polkanten  des  Hauptrhomboeders  parallele  Streifung  weisen 


VI.  El.   Nitrate,  Carbonate.    1.  Abth.   Wasserfreie  Garbonate. 


395 


auch  ooP2  und  verschiedene  Skalenoeder  auf.    oR  ist  entweder  perimutterglänzend' 
oder  häufiger  noch  matt  und  weiss;  ooR  ist  glasglänzend  und  glatt. 

Zwillinge  häufig.     1.  Ergänzungszwillinge   nach  (0001)oR  nicht 
selten,  gewöhnlich  mit  oR  als  Yerwachsungsfläche  (Fig.  402),   zuweilen 


Fig.  402. 


Fig.  403. 


Fig.  404. 


aber  auch  durch  einander  gewachsen.  2.  Häufiger  ist  noch  das  Gesetz, 
dass  die  Individuen  symmetrisch  zu  {0112)— ^ItB  liegen  (Fig.  403);  viel- 
fach mit  lamellarer  Wiederholung,  wodurch  auf  den  Spaltstücken  eine  feine 
Riefung  parallel  der  langen  Diagonale  von  (101i)R  entsteht  (Fig.  404). 
Wenn  die  Zwillingslamellen  nach  abwechselnden  Flächen  von  {011ä)—'^\2R 
eingelagert  sind,  sich  also  durchkreuzen,  so  können  hohle  Canäle  entstehen. 
Zw.  nach  diesem  Gesetz  können  auch  durch  Druck  (cfr.  S.  141)  erzeugt 
werden,  weshalb  lamellare  Zwillingsbildung  in  stark  gepressten  (durch 
tektonische  Processe,  Krystallisationskraft)  kömigen  Kalken  (Marmor  etc.) 
eine  charakteristische'  Erscheinung  sind.  3.  Seltener  nach  {10H)R,  Bei 
der  gewöhnlichen  skalenoedrischen  Ausbildung  der  Einzelkrystalle  haben 
die  Zw.  ein  herzförmiges  (Fig.  405)  oder  wenn  einzelne  Flächen  unter- 
drückt sind  ein  schmetterlingsfSrmiges  Aussehen  (Fig.  406) ;  und  4.  am 
seltensten  nach  {202t)2R\  auch  hier  kann  das  Aussehen  herz-  (Fig.  407) 
oder  schmetterlingsartig  (Fig.  408)  sein.  —  In  späthigen,  körnigen,  steng- 


Fig.  405. 


Fig.  406. 


Fig.  407. 


Fig.  408. 


ligen,  faserigen,  dichten  und  erdigen  Aggregaten ;  in  Kugel-  und  Zapfen- 
form (Pisolithe,  Rogensteine ;  Stalaktiten,  Stalagmiten) ;  in  Paramorphosen 
nach  Aragonit,  in  Pseudomorphosen  nach  vielen  Mineralien ;  häufig  auch 
selbst  umgewandelt.     Gemeinstes  Yersteinerungsmineral. 

#  {1011)R  sehr  vollk.,  daher  der  muschlige  Br.  selten  wahrnehm- 
bar.    Gleitfläche  {0112)-^ltR',  spröd.     H.  =  3,   G.  =  2,6-2,8  (Isländer 


396  VI.  El.   Nitrate,  Carbonate.     1.  Abih.   Wasserfreie  Carbonate. 

'Doppelspath  =  2,72).  Glasgl.,  durch  feine  Combinationsstreifung  ent- 
steht auf  manchen  XX  ein  eigenthQmlicher  Ailasglanz.  Durchs,  bis 
undurchs.  Farblos  und  mannichfach  gefärbt.  Sehr  starke  negative  Doppel- 
brechung (cfr.  S.  161);  wird  durch  Druck  stark  elektrisch. 

56CaO,  44CO2  mit  mehr  oder  minder  beträchtlicher  isomorpher 
Beimischung  von  Mg  (dolomitischer  Ealkspath),  Fe,  Mn  (Spartait,  ent- 
hält 6— l4MnO,  roth.  Matrix  des  Elothzinkerzes  von  Sparta  in  New- 
Jersey),  von  Zn,  Co,  von  Sr  (Strontianocalcit  von  Girgenti),  Ba 
(Neotyp  von  Cumberland),  Pb  (Plumbocalcit  mit  2,3-7,8  PbCOg. 
Wanlockhead  und  Leadbills ;  Bleiberg).  Gemengt  mit  vielen  Substanzen : 
mit  Brauneisen  (Siderokonit),  mit  Rotbeisen  (Hämatokonit),  mit 
Kohle  (Anthrakonit),  mit  Sand  (bis  zu  80%,  krystallisirter  Sand- 
stein). —  y.  d.  L.  unschmelzbar,  brennt  sich  unter  Aufleuchten  kaustisch. 
In  kalten  Säuren  unter  lebhaftem  Brausen  leicht  löslich.  Wird  auch  von 
C02-haltigem  Wasser  gelöst,  aus  dem_^der  Calcit,  wenn  die  Lösung  nur 
CaCOg  enthielt,  zumeist  in  Form  (1011) -\-R,  bei  nicht  ganz  reiner  Be- 
schaffenheit der  Lösung  in  mehrfachen  Combinationen  wieder  auskrystalli- 
sirt;  bei  höherer  Temperatur  bildet  sich  in  der  Lösung  Aragonit. 

Vorkommen.  Ueberaus  weit  verbreitet  und  nach  dem  Quarz  das 
gemeinste  Mineral;  auf  den  mannichfachsten  Lagerstätten  und  von  ver- 
schiedenartigster Genesis.  Als  selbständiges  Gebirgsglied  aller  For- 
mationen^ theils  aus  Lösungen  auskrystallisirt ,  theils  mechanischer  Ab- 
satz, zumeist  unter  Beihülfe  von  Organismen.  Als  Gemengtheil  zahlreichr 
Gesteine.  Auf  Erz-  und  Mineralgängen ;  auf  Hohlräumen  von  Eruptiv- 
gesteinen. Als  Contactmineral ,  als  concretionäres  und  überaus  häufig(S 
Veruntterungsproduct  von  Silicatgesteinen.  Als  Quelldbsatz  und  Sinter- 
bildung. 

Die  zahlreichen  Varietäten  lassen  sich  in  2  Gruppen  sondern: 

I.  Krystallisirter  Ealkspath  (Ealkspath  im  engeren  Sinn)  nmfasst 
die  deutlich  anskrystallisirten  Varietäten.  Hierher  die  schönen  X  X  der  Erzgänf^e 
und  aus  Melaphyrmandelsteinen ;  namentlich  von  St.  Andreasberg,  Iberg  und  Ufeld 
im  Harz,  von  Freiberg  und  Bräunsdorf;  von  Pribram,  Eapnik,  Schemnitz,  Derbysbire, 
Egremont  in  Cumberland,  Comwall ;  yom  Oberen  See  in  Nordamerika.  Hierher  auch 
der  Doppelspath  von  Island  (aus  einem  Hohlraum  im  .Dolerit*  von  Helgaetadir 
am  Eskiflord),  der  für  Nicols  Verwendung  findet,  wofür  sonst  nur  noch  wenige  andere 
Vork.,  z.  B.  das  von  Baidar-Thor  in  der  Erim  brauchbar  sind;  femer  der  krystal- 
lisirte  Sandstein,  der  in  den  Formen  — 2R  an  verschiedenen  Orten,  Fontaine- 
bleau,  Brilon,  Sievering  bei  Wien  auftritt.  Ebenso  der  krammschalige  Schiefe r- 
spath,  der  auf  Gängen  im  Gneiss  zu  Schwarzenberg  in  Sachsen  und  zu  Kongsberg, 
sowie  auf  unregelmässigen  Höhlungen  im  Phonolith  von  Aussig  in  Böhmen  auftritt. 

II.  Erystallinischer  Ealkspath  (Ealkstein)  entsprechend  mikro-und 
kryptokrystallinen  Varietäten,  tritt  gesteinsartig  auf.  Die  Abarten  desselben  werden 
am  besten  nach  ihrer  Structur  übersehen.  1.  Eörniger  Ealkspath,  mit  fein- 
kömigem  bis  späthigem  Bruch.    Hierher  Marmor  (Statuenmarmor ;  parischer,  pente- 


VI.  Kl.  Nitrate,  Carbonate.    1.  Abth.   Watserfreie  Carbonate.  397 

liscfaer  Marmor,  von  Carrara,  Laas  und  Schlanders  in  Tirol)  und  viele  körnige 
Kalksteine  (Omamentmarmor),  die  lagerartig  zwischen  archäischen  Schiefem  auf- 
setzen, z.  B.  Auerbach  a.  d.  Bergstrasse,  Wunsiedel  in  Bayern,  Pargas  in  Finland, 
Aker  in  Södermanland,  New- York,  Massachusetts,  und  häufig  ebenso  wie  solche  im 
Contact  metamorphosirten  körnigen  Kalke  durch  eigenthümlich  blaugraue  Farbe  und 
durch  grossen  Mineralreiohthum  ausgezeichnet  sind;  auch  die  gröber  späthigen,  auf 
S.  896  erwähnten Tarietäten,  Anthrakonit,  Siderokonit,  Hämakonit  gehören 
hierher.  —  2.  Faserkalk,  durch  faserige  Structur  und  Seidenglanz  (daher  Atlas- 
spath,  satinspar)  charakterisirt.  Aiston  Moor  in  Cumberland.  Gröber  faserige 
Structur  zeigen  sehr  häufig  die  Stalaktiten  und  Kalksinter.  —  3.  Oolithischer 
Kalk.  Dahin  die  Pisolithe  und  Erbsensteine  von  Laibach,  Ofen,  Vichy^  die 
oft  durch  sandiges  Bindemittel  verkitteten,  ausgedehnte  FlÖtze  bildenden  Rogen- 
steine mancher  Formationen,  namentlich  des  unteren  Buntsandsteins  in  der  Um- 
gebung des  Harzes.  —  4.  Dichter  Kalk,  mit  muschligem  bis  splittrigem  Br.  und 
in  jeglicher  Färbung;  in  ausgedehnten  geschichteten  Bänken  (Schichtkalk)  und  unregel- 
mässigen Stöcken  (Massenkalk)  in  allen  Formationen,  meist  veruneinigt  durch  Thonerde 
(Mergel),  Kieselsäure  (Kieselkalk),  Bitumen  (Stinkkalk)  etc.  Schftn  gefärbte,  geäderte 
und  geflammte  Varietäten,  wie  sie  im  deutschen  Devon  (Harz,  Westfalen  etc.)  ver- 
schiedentlich vorkommen,  finden  als  , Marmor*  Verwendung.  Lumachell  oder 
Muschelmarmor  von  Bleiberg  in  Kärnten  giebt  durch  eingelagerte  Muschelschalen 
farbige  Reflexe.  Florentiner  Ruinenmarmor  ist  ungleichmässig  durch  infiltrirtes 
Eisenhydroxyd  gefärbt.  Der  lithographische  Stein  stellt  eine  gleichmässige 
und  feinkörnige  Abart  dar.  Hierher  auch  der  kegelig  abgesonderte  Nagelkalk 
und  Tutenmergel,  weiter  die  durch  concretionäre  Ausscheidung  entstandenen, 
mehr  oder  weniger  regelmässig  gestalteten  Septarien,  Imatrasteine  etc.  — 
5.  Gebänderter  Kalk.  Dichte,  z.  Th.  schön  gefärbte  Kalksteine,  die  achatartig 
grebändert  sind:  lagenförmige  Quellabsätze  und  Sinterbildungen.  Dahin  der  aus 
Aegypten  stammende  orientalische  Alabaster  des  Alterthums  und  in  neuerer 
Zeit  der  ähnliche  Onyxmarmor  aus  Mexico.  —  6.  Poröser,  zelliger  Kalk. 
Kalktuff,  Duckstein,  Travertin;  Absatz  und  Incrustation  von  kalkhaltigen 
Quellen  und  Bächen.  —  7.  Erdiger  Kalk,  zerreiblich,  mager  anzufühlen,  flockig. 
Berg-  oder  Montmilch,  Bergmehl;  ferner  die  Schreibkreide. 

Calcit  ist  meistens  sehr  leicht  (an  der  vollk.  rhomboedr.  4^)  zu  erkennen;  von 
ähnlichen  Mineralien  kommen  in  Betracht:  die  übrigen  rhomboedr.  Glieder  der  Kalk- 
spathreihe,  femer  Aragonit,  Anhydrit,  Gyps,  Schwerspath. 

Dolomitspath.     Bitterspath  z.  Th.    Braunspath.    Perlspath.     (CaMg)C03. 

Hexagonal,  rhomboedrisch-tetartoedrisch.  a  :  c  =  i  :  OßS22  (Mohs- 
Zippe).  —  XX  ein-  und  aufgewachsen,  z.  Th.  sattel-,  auch  linsenförmig 
gekrümmt;  gewöhnlich  und  zum  Unterschiede  von  Kalkspath  nur  (1011) R 
(106®  510;  an  den  in  öyps  eingewachsenen  XX  von  Hall  in  Tirol 
{4041)4R,  (0001)oB;  an  einigen  Fundorten  (Binnenthal,  Kapnik,  Leo- 
gang) auch  flächenreichere  XX  mit  (0112) -^liR,  (0221) -2R,  (1120)ooP2, 
(2181)113.  Zuweilen  treten  Formen  wie  (5251)R5  und  ^^l2P2  nur  mit 
der  Hälfte  ihrer  Flächen,  also  rhomboedrisch-tetartoedrisch  auf;  demnach 
würden  die  hemiedrischen  XX  bereits  Ergänzungszwillinge  darstellen, 
worauf  auch  die  Aetzfiguren  hinweisen.  Zw.  nach  (0001)oR  (Ergänzungs- 
zwillinge) sind  nicht  selten  und  finden   sich  z.  B.  bei  Traversella;   nach 


398  ^I-  Kl.   Nitrate,  Carbonate.    3.  Abth.   Wasserfreie  Carbonate. 

{0221)— 211  sind  gelegenÜicli  Zwillingslamellen  eingeschaltet;  dorcli  Druck 
wird  keine  Zwillingsumstellung  bewirkt,  daher  fehlen  auch  Zwillings- 
lamellen  durchweg  im  DünnschliflF  (Unterschied»  vom  Calcit).  —  Körnige, 
stenglige,  au^h  zerreibliche  Aggregate;  in  Pseudomorphosen. 

#  {1011)B  voUk.  Br.  muschlig,  spröd.  H.  =  3V«-4,  ö.  =  2,85 
bis  2,95.  Wasserhell  bis  durchschein. ;  Glasgl.,  farblos,  weiss  und  imrein 
gefärbt:   gelb,  braun,  schwarz.     Für  Na-Licht  «  =  1,6817,    e  =  1,5026. 

Gewöhnlich  ein  sogen.  Normaldolomit  bestehend  aus  1  Mol.  CaCO, 
(54,35»  +  1  Mol.  MgCOj  (45,65»,  doch  auch  andere  Mischungsverhält- 
nisse mit  weniger,  seltener  wie  im  Eonit  von  Freiberg  mit  mehr  MgCO^; 
ferner  häufige  Beimischungen  von  Fe  und  Mn  (Braunspath).  Co-haltig 
bei  Pfibram.  —  V.  d.  L.  unschmelzbar,  sich  kaustisch  brennend.  Von 
kalter  Säure  nur  wenig  angegriffen,  dagegen  von  heisser  Säure  leicht 
und  mit  lebhaftem  Brausen  gelöst. 

Dolomitspath  ist  nicht  selten  auf  Erz-  und  Mineralgängen,  ebenso 
auf  Hohlräumen  von  Eruptivgesteinen.  In  grosser  Verbreitung  findet  er 
sich  als  contactmetamorphisches  oder  metasomatisches  Gestein. 

Man  kann  auch  hier  wie  beim  Calcit  unterscheiden: 

I.  Krystallisirter  Dolomithspath  —  Eingewachsene  X  X  ^  i"> 
Gyps  von  Hall  in  Tirol  und  Terruel  in  Spanien  (in  beiden  F&llen  von  schwaner 
Farbe),  femer  in  den  Chlorit-  und  Talkschiefem  der  Alpen,  Pfitsch,  St  Gotthard. 
Aufgewachsene  XX  ii^  derben  Dolomit  und  auf  Erzgängen :  Binnenthal,  Lugano, 
Fassathal,  Traversella,  Leogang,  Kapnik,  Diez,  Tharand  (Tharandit).  Sehr  häufig 
in  kleinen  perlmutterglänzenden  sattligen  XX  (P erlspat h)  als  jüngste  Bildungen 
auf  Erzgängen:  Clausthal,  Freiberg,  Schemnitz. 

II.  Krystallinischer  Dolomit.  —  Körnige  Dolomite  (Dolomitmarmor) 
mehrorts  in  den  Alpen:  Binnenthal,  Campolongo  im  Tessin,  am  Brenner.  Als  dolo- 
mitische Kalksteine,  namentlich  in  paläozoischen,  nicht  mehr  in  den  jQngsten  For- 
mationen (Devon  der  Eifel,  Zechstoindolomite,  im  Muschelkalk  und  Jura).  — Mi e mit 
ist  ein  kugelig  oder  ästig  gruppirter  Dolomit  aus  dem  Gyps  von  Miemo  in  Toscana.  — 
Gurhofian,  völlig  dicht,  auf  Trümmem  im  Serpentin  von  Gurhof  in  Niederösterreich. 

Aehnliche  Mineralien:  cfr.  Calcit. 

Ankerit  heissen  die  Braunspath  e,  d.  h.  Fe-  und  Mn-haltigen  Dolomite,  welche 
mehr  FeCOg  (32— Sö^/o)  als  MgCO,  (8— 16®/o)  und  MnCO,  (3— 5%)  enthalten.  In  V  < 
(Admont  in  Steiermark,  Dobschau  in  Ungarn),  weit  häufiger  derb.  Bildet  oft  die 
Uebergangszone  zwischen  Kalkstein  und  den  in  diesen  eingelagerten  Spatheisensteinen: 
daher  Rohwand  der  steierischen  Bergleute. 

Magnesit.     Talkspath.    Bitterspath  z.  Th.    Giobertit.     MgCOg. 

Hexagonal,  rhomboedrisch-hemiedrisch.  a  :  c  =  1  :  0,8095  (Mohs). 
—  XX  fast  stets  eingewachsen^;  gewöhnlich  nur  {1011)B  (107®  10'  bis 
107<^  300,  selten  (1010)ooR,  {1120)ooP2,  {0001)oB.  —  In  körnigen,  steng- 
ligen  und  ganz  dichten  Aggregaten. 

#  {101i)B  sehr  voUk.  H.  =  4-4V2,  ö.  =  2,9-8,1.  QlasgL 
durchs,  bis  durchschein.     Farblos,  weiss,  gelb,  braun,  auch  schwärzlich. 


VI.  Kl.  Nitrate,  Carbonate.     1.  Abth.    Wasserfreie  Carbonate.  399 

47,6  MgO,  52,4  COg,  oft  etwas  isomorphes  Fe,  auch  Mn  und  Ca.  — 
V.  d.  L.  unschmelzbar,  wenn  Fe-haltig  magnetisch  werdend.  Nur  als 
Pulver  in  warmer  Säure  löslich. 

Man  kann  2  Abarten  unterscheiden : 

1.  Krystallisirter  und  grob  krystallinischer  Magnesit.  In  Talk- 
und  Chloritschiefem  der  Alpen:  St.  Gotthard,  Zillerthal,  Pfitschthal,  Ultenthal.  Im 
Serpentin  von  Snarum.  Als  Lager  und  Linsen  in  Thonschiefem  von  Steiermark,  hier 
bergmännisch  gewonnen. 

2.  Dichter  Magnesit.  Eryptokrystallin,  derb  mit  mnschL  Br.  H.  =  3 — 5. 
Schneeweiss  bis  gelblich  weiss ;  Euweilen  mit  Opal  dnrchtr&nkt.  Verwitterungsmineral, 
im  Serpentin  und  durch  dessen  Umwandlung  hervorgehend.  Baumgarten  und  Franken- 
stein in  Schlesien,  Hrubschitz  in  Mähren,  Eraubat  in  Steiermark,  Baidissero  (sogen. 
Baudisserit)  in  Piemont,  in  grösster  Menge  auf  Euböa.  —  Verwendung:  zur  Ge- 
winnung reiner  Kohlensäure,  yon  Bittersalz,  zu  feuerfesten  Ziegeln  und  zur  FQtterung 
der  Birne  beim  Thomasprosess. 

Breunerit,  isomorphe  Mischungen  von  Magnesit  und  Eisenspath;  darunter 
werden  noch  besonders  unterschieden  :Me8itinspath2  MgCO,  +  FeCO,,  gelbe  linsen- 
förmige Rhomboeder  von  Traversella.  —  Pistomesit,  MgCO,  -\-  FeOO,,  derb,  kömig, 
von  Flachau  bei  Radstadt  in  Salzburg.  —  Weniger  MgCOj  (11— 127oMgO)  enthält 
der  Sideroplesit  von  Böhmsdorf  bei  Schleiz,  bei  Dienten  in  Salzburg  und  von 
Traversella. 

Zinkspath.     Smithsonit.    Galmei  z.  Th.    Eohlengalmei.     ZnCOs- 

Hexagonal,  rhomboedr.-hemiedrisch.  a:c  =  l:  0,8063  (Wollastox). 
—  XX  klein,  oft  gerundet  uod  rauh,  dicht  neben  einander  gruppirt  auf 
der_  Oberfläche  von  derben  Krusten  und  Stalaktiten.  Gewöhnlich  nur 
(1Ö11)R  (107 ^W),  daneben  {oil2)-^%R,  (4041)4R,  selten  {ll20)ooP2, 
{0001)oR,  {0221)2B,  —  Derb,  in  nierigen,  stalaktitischen  Formen,  in 
zelligen,  schaligen  Krusten  von  körniger,  faseriger  oder  dichter  Structur. 
In  Pseudomorphosen  nach  Galcit  (z.  B.  am  Bammelsberg),  als  Yersteine- 
rungsmittel. 

#  {10U)B  voUk.  Br.  uneben  bis  splitterig;  spröd.  H.  =  5, 
G.  =  4,1— 4,5.  Glasgl.  bis  Perlmgl.,  durchschein,  bis  ui^durchs.  Farb- 
los, doch  meist  gelblich,  braun,  grau,  auch  grün  und  orangegelb  gefärbt. 

64,8  ZnO  bezw.  52  Zn ;  gewöhnlich  etwas  Fe,  Mn,  Ca  und  Mg  iso- 
morph eingemischt.  Zinkspath  von  Wiesloch  enthält  ca.  3^/o  CdCO^. 
Verunreinigt  mit  SiO^,  AljOg,  Fe^Oj,  Kalk  und  Dolomit.  —  V.  d.  L. 
unschmelzbar,  Zn-Reaction.     In  warmer  Säure  leicht  löslich. 

Wichtiges  Zinkerz!  Auf  metasomatischen  Lagerstätten  in  Kalk- 
steinen und  Dolomiten  aller  Formationen,  neben  Kieselzinkerz,  Bleiglanz^ 
Blende,  Brauneisen.  Altenberg  bei  Aachen;  Brilon,  Iserlohn,  Bergisch 
Gladbach;  Wiesloch  in  Baden,  Ober  Schlesien,  Olkucz  in  Polen;  Bleiberg, 
Laurion,  Sardinien,  nördliches  Spanien,  Mendip  Hills  und  Matlock  in 
England;  vielorts  in  Algier;  Region  des  oberen  Mississippi,  Missouri, 
Arkansas,  Pennsylvanien, 


400  VI.  Kl.   Nitrate,  CarboDate.     1.  Abth.   Wasserfreie  Carbonate. 

Theilweise  in  Galmei  umgewandelte  Kalksteine  und  Dolomite,  die  durch  Eiten- 
oxyde  gefärbt  werden,  heissen  wohl  r o t h e r  und  gelber  Galmei.  Durch  Malachit 
pigmentirter,  grQn  gefärbter  Zinkspath  von  Albarradon  in  Mexico  ist  Herrerit 
genannt  worden. 

Aehnlich  können  Krusten  von  Kieselgalmei  und  auch  von  Phosphorit  werden. 

Eisenzinkspath  (Monheimit,  Kapnit),  isomorphe  Mischungen  zwischen  Zink- 
und  Eisenspath.     Schmutzig  olivengrün   bis    grünlichgelb.     Altenberg  bei  Aachen. 

Eisenspath»     Spatheisenstein.     Siderit.    Sphärosiderit  z.  Th.     FeCO^. 

Hexagonal,  rhomboedr.-hemiedrisch.  aic^l:  0ß062  (WoLLArroN). 
—  yX  aufgewachsen,  z.  Tb.^chön  ausgebildet  (Neudorf  am  Harz),  häufig 
aber  verzerrt;  meist  nur  {101i)B  (107®,  oft  sattel-  oder  linsenfSrmig  ge- 
krümmt), daneben  {p221)2B,  (4Ö41)4B,  {0112) -^1%B,  {0001)oB,  (1120)ooP2. 
(1010)ooB,  —  Derb,  in  späthigen,  grob-  und  feinkörnigen  Aggregaten, 
in  radial  struirten  Kugeln  und  Nieren  (Sphärosiderit),  in  dichten,  stark 
mit  Thon  Yermengten,  runden  und  linsenförmigen  Concretionen  (thoniger 
Sphärosiderit,  Thoneisenstein  z.  Th.) ;  femer  in  Pseudomorphosen,  häufiger 
selbst  umgewandelt. 

#  {1011)B  vollk.  Br.  muschlig  bis  splittrig;  spröd.  H.  =  3*]«— t  V«, 
G.  =  3,7—3,9.  Gelblichweiss,  gewöhnlich  erbsengelb,  grau,  gelblichbraun, 
haarblond;  durch  Verwitterung  (Reifen  des  Spatheisens)  braun  (Braun- 
erze), wenn  Mn-haltig  braun-  bis  blauschwarz  (Blauerze),  Glas-  bis 
Perlmgl. ,  durchschein,  bis  undurchs.,  derbe  Massen  mit  schimmerndem 
Br.     Wirkt  schwach  auf  die  empfindliche  Magnetnadel. 

62,1  FeO  bezw.  48,3  Fe  und' 37,9  CO^,  gewöhnlich  aber  mit  Bei- 
mischungen von  CaCOg  und  MnCO^.  Besonders  Ca-reiche  Varietäten 
werden  als  Siderodot  (Radstadt  in  Salzburg),  Mn-reiche  Varietäten  als 
Oligonspath  (Ehrenfriedersdorf)  bezeichnet.  Gemengt  mit  Thonerde 
und  Kieselsäure,  zu  denen  dann  noch  Kohle  (bis  35^/^)  hinzutreten  kann 
(Thoneisenstein  und  Kohleneisenstein  oder  Blackband).  — V.  d.  L. 
unschmelzbar,  wird  magnetisch.  Mit  Borax  Fe-Reaction.  Braust  mit 
Säuren. 

Wichtiges  Eisenerz,  namentlich  für  die  Spiegeleisen-  und  Stahlberei- 
tung.  1,  Auf  Gängen  für  sich  oder  häufiger  als  Gangart  neben  sulfidi- 
schen Erzen:  Siegen,  Neudorf  uyid  Stolberg  am  Harz,  Lobenstein,  Pribram, 
Comivall;  2,  auf  Lagern  und  Stächen  innerhalb  von  Kalksteinen  archäi- 
scher und  altjyaläozoischer  Schiefer  und  durchweg  metasomati^cher  Ent- 
stehung, Spatheisensteinzonen  der  Ostalpen:  Gegend  von  Friesach  und 
Hüttenherg  in  Kärnten  und  zwischen  Eiscfierz  und  Vordernberg  in  Steier- 
mark; 3.  als  concretionäre  Ausscheidung  in  zusammenhängenden  oder 
aus  dicht  gehäuften  Nieren  und  Linsen  bestehenden  Flötzen  als  Thon- 
und  Kohleneisenstein  in  allen  Formationen,  namentlich  im  Carbon:  Spath- 
eisensteinflötz  in  Westfalen,  Thoneisensteine  von  Middlesborough  in  Nord- 


VI.  El.   Nitrate,  Carbonate.    1.  Abth.   Wasserfreie  Carbonate.  401 

england  (sogen.  Cleveland-ore ,  das  wichtigste  der  einheimischen  Eisen- 
erze, ausgezeichnet  durch  rogensteinartige  Struciur),  von  Südwales,  int 
Becken  des  Aveyron  und  von  St,  Etienne,  hei  Ztvickau,  in  Oberschlesien; 
als  Blackband  in  England,  Westfalen,  Banat,  Nordamerika.  Femer  im 
Silur  Böhmens,  im  Keuper  und  braunen  Jura  Oberschlesiens,  im  Lias  des 
nordwestlichen  Deutschlands,  in  der  unteren  Kreide  am  Nordabhang  der 
Karpathen  etc.;  4.  als  Sphärosiderit  auf  Höhlungen  und  Klüften  von 
Basalt:  Steinheim,  Bilini  Kolosoruk. 

Manganspath.     Himbeerspath.    Rodochrosit.    Dialogit.    MnGOg. 

Hexagonal,  rlomboedriscli.  ai  c  =  1:  0,8183  (Mona).  —  X  X  meist 
klein,  aufg'ewachsen  jn  Drusen,  oft  sattel-  oder  linsenförmig  gekrümmt; 
gewöhnlich  nur  (101l)R  (im  Mittel  107  0);  ^ie  schönen  XX  der  Grube 
Eleonore  bei  Horhausen  mit  herrschendem  (ßlSl)B3\  daneben  {0112)— ^^B^ 
seltener  (0001)oB,  {1120)ooP2,  (4041)4B.  —  Derb  in  körnigen,  späthigen 
und  ganz  dichten  Aggregaten;  in  radial  struirten  Kugeln  und  Nieren; 
glaskopfartig,  in  Rinden  und  Krusten;  in  Pseudomorphosen. 

#  {1011)B  vollkommen,  Br.  muschlig  bis  uneben;  spröd.  H.  =  3V« 
bis  4^2,  G.  =  3,3—3,6.  Sehr  selten  farblos,  fast  stets  gefärbt,  gewöhn- 
lich schmutzig  grau,  gelb,  braun,  roth,  auch  grün,  in  reineren  Yarie- 
taten,  in  X  X  und  Krusten  himbeer-  bis  licht  rosenroth,  durch  Verwitterung 
schwarz.     Glasgl.,  durchscheinend. 

61,7  MnO  bezw.  47,8  Mn  und  88,3  CO,,  gewöhnlich  mit  isomorpher 
Beimischung  von  Ca  (bis  25^/o,  Manganocalcit),  von  Mg  und  besonders 
von  Fe  (Oligonspath)  und  mechanisch  gemengt  mit  Quarz  und  Kiesel- 
mangan. —  y.  d.  L.  unschmelzbar,  grünlichgrau  bis  schwarz  werdend. 
Mn-Reaction.     In  warmer  Säure  leicht  löslich. 

Neuerdings  tvichtiges  Manganerz  für  die  Darstellung  vmi  Spiegel- 
eisen  und  Ferromangan.  —  Gelegentlich  und  untergeordnet  als  jugend- 
liches Mineral  auf  Erzgängen:  Horhausen,  Oberneisen  und  Hambach  bei 
Diez,  Freiberg,  Kapnik  etc.,  und  als  charakteristisches  Gangmineral 
fnaficher  siebenbürgischen  Goldgänge  z.  B.  Nagyag.  In  grösserer  Masse 
auf  selbständigen  Lagerstätten,  meist  in  innigein  Gemenge  mit  Kiesel- 
niangan  und  Quarz;  nichtige  Typen  sind  1.  lagerförmig  zwischen  Thon- 
schiefem  vielorts  in  der  südspanischen  Provinz  Huelva,  auch  in  den 
Pyrenäen;  2.  als  metasomatische  Lager  in  Kalksteinen,  an  mehreren 
Punkten  der  französischen  Pyrenäen,  besonders  bei  Las  Cabesses  im  Dep. 
de  VAri^ge;  3.  flötzartig  in  Verknüpfung  und  im  Uebergang  mit  Kiesel- 
.schiefem.     Schäbenholz  bei  Elbingerode  und  Lautenthal  im  Harz. 

Kobaltspath  (Spbärocobaltit).  C0CO3.  Hexag.,  rbomboedrisch.  Grobstrahlige 
Kugeln,  deren  sammetschwarze  Oberfläche  in  winzigen  Rhomboedem  endigt.  Im  Innern 
pfinichblüthroth.    49,8  Co.    Schneeberg  in  Sachsen. 

Klockmann,  Mineralogie.    S.  Aufl.  26 


402 


VI.  El.   Nitrate,  Carbonate.    1.  Abth.   Wasserfreie  Carbonate. 


b)  Aragonitreihe.    Rhombisch. 
Aragonit    CaCOj. 

Rhombisch,  holoedrisch,  a  :  6  :  c  =  0^6224 : 1 :  0J206  (Kokschjieow). 
—  XX  eingewachsen  und  aufgewachsen,  gewöhnlich  nach  der  Verticalaxe 
gestreckt  mit  domatischer  (meisselartiger)  oder  spitzpyramidaler  (spiessiger) 
Endigung ;  häufig  strahlig  und  nadelig  (Fig.  409  — 41 1).  Häufigere  Flächen : 


Fig.  409. 

1^ 


M\ 


Fig.  410. 


Fig.  411. 


v^ 


Fig.  412. 


MAfhh 


\U2 


M 


Fig.  415. 


Fig.  416. 


M=  {110)ooF  mit  1160  12',  h  =  {010)ooP^,  Je  =  {OH)P^  mit  108<»  27 
oben,  i  =  {021)2P^,  P={lll)P,  s  =  (121)2P2,  p  =  (9,12.2)6P%, 
0  =  (001)oP^  ausserdem  noch  steilere  Bipyramiden  und  verschiedene 
Längsdomen.  Habitus  oft  hexagonal,  theils  durch  Combination  theils 
durch  Zwillingsbildung.  —  Zw.  nach  M=  {110)ooP  gemein,  weit  häufiger 
als  einfache  XX  ^^^  meist  wiederholt;  entweder  polysynthetische 
Viellinge  mit  lamellarer  Verkürzung  einzelner  Individuen  und  gern  an 
domatisch  begrenzten  Individuen  vertreten  (Fig.  412  u.  413),  XX  von 
Horschenz  bei  Bilin,  oder  cyclische  Drillinge  und  Sechslinge  mit 
basaler  Endigung  wie  die  X  X  von  Dax,  Molina  und  Herrengrund.  Bei  diesen 
cyclischen  Zw.  durchkreuzen  sich  die  Individuen  in  mannichfacher  Weise 
(Fig.  414 — 416),  und  erzeugen  dabei  anscheinend  hexagonale  Formen 
(Prisma  und  Basis),  die  aber  an  ihren  unregelmässigen  Yerwachsungs- 
nähten,  an  Längsfurchen  und  an  der  dreifachen  Streifung  auf  der  Basis 
gekennzeichnet  sind.  —  Derb  in  strahligen,  stengligen  und  faserigen 
Aggregaten,  stalaktitisch  und  ästig;  in  Sinterkrusten  (Sprudelstein)  und 
als  kugliger  Erbsenstein  (Pisolith).  Pseudomorphosen  nach  Gyps  (sogen. 
Schaumkalk  oder  Aphrit)  und  Ealkspath,  häufiger  selbst  in  Ealkspath 
umgewandelt,  auch  in  ged.  Kupfer. 

#  {01Ö)ooP^   nicht    sehr   deutlich,    nach  {110)ooP  noch    weniger 


VI.  El.   Nitrate,  Carbonate.    1.  Abtb.   Wasserfreie  Carbonate.  403 

deutlich.  Br.  muschlig,  spröd.  H.  =  8^« — 4,  G.  =  2,9 — 3.  Farblos, 
weiss,  weingelb,  röthlich,  grün,  bläulich,  grau  und  schwarz.  GlasgL, 
auf  den  Bruchflachen  Fettgl. ;  durchs,  bis  durchschein.,  sonstiges  optisches 
Verhalten  cfr.  S.  193. 

Ghem.  Zus.  wie  Ealkspath  mit  häufiger  isomorpher  Beimischung 
von  Sr,  was  nach  früherer  Annahme  die  rhombische  Form  bedingen 
sollte ;  ferner  von  Fe  und  Mn,  auch  von  Zn.  —  In  Säuren  unter  Brausen 
leicht,  aber  doch  schwerer  als  Galcit  löslich;  zerfällt  v.  d.  L.  zu  pulver- 
formigen  Ealkspathkömem. 

Wef liger  häufig  als  Calcit  und  nicht  gesteinsbildend;  scheidet  sich 
im  Gegensatz  zu  diesem  gern  aus  heissen  Lösungen  ab.  1.  Auf  Klüften 
und  Hohlräumen  neben  Zeolithen  in  jüngeren  Eruptivgesteinen ,  nament- 
lich Basalt  und  Basalttuff.  Horschenz  in  Böhmen ,  Blaue  Kuppe  bei 
Eschwege,  Sasbach  am  Kaiserstuhl.  Ebenfalls  aufgewachsen  auf  Klüften 
im  Serpentin,  Baumgarten  in  Schlesien.  2.  Auf  Erzlagerstätten,  und 
zwar  auf  metasomatischen  Brauneiscnlagem,  Kamsdorf,  Iberg;  auf  Späth- 
eisenlagem  zuweilen  als  korallenartig  aussehendes  Auslaugungsproduct: 
Eisenblüthe  von  Hüttenberg  in  Kärnten;  auf  Erzgängen  nicht  häufig: 
Leogang  in  Salzburg,  Herrengrund  in  Ungarn,  Dognazka  im  Banat, 
Aiston  Moor.  3.  Eingetvachsen  in  Thon  mit  Gyps.  Molina  in  Aragonien, 
Bastennes  bei  Dax  im  Bep.  des  Landes;  in  den  Schivefellagern  Siciliens. 
4.  Häufig  als  Absatz  heisser  Quellen  in  concentrisch  schaligen  und 
radialstrahligen  Kugeln  Ufid  lagenförmigen  Knuten.  Sprudel-  und  Erbsen- 
stein von  Karlsbad.    3.  Als  Perlmutterschicht  mancher  MolusJcenschalen. 

Aehnliche  Mineralien:  Ealkspath  (verschieden  nach  #,  spec  Gew.,  Löthrohr- 
yerhalten,  Löslichkeit  und  u.  d.  Mikrosk.),  Strontianit,  Coelestin,  Baryt  und  Natrolitb. 

Tarnowitzit,  isomorphe  Mischung  von  CaCO,  und  PbCO,  (bis  zu  97»); 
weisse  rhombische  Prismen  mit  pyramidaler  Begrenzung  und  strahlige,  weisse  oder 
grünliche  Aggregate.    Friedrichsgrube  bei  Tamowitz. 

Wltherlt    BaCOa. 

Rhombisch, holoedrisch.  a:b:c  =  0,6032 : 1 : 0,7302 (Dbs Cloizkaux). 
—  ■  X  bilden  in  Folge  cyclischer  Drillingsverwachsung  nach  (110)ooP 
scheinbare  hexagonale  Bipyramiden  (Fig.  417).  {110)ooP 
(117«  480,  {02i)2P^,  (001)oP  und  (in)P.  —  Derb,  in  ^«- J^^^- 
traubigen,  nierenförmigen  und  kugligen  Formen  mit  strah- 
liger, faseriger,  auch  blätteriger  Structur. 

#  {llO)ooP  unvoUk.,  Br.  uneben;  spröd.  H.  =  3^2, 
ö.  =  4,2—4,3.  Farblos ,  weiss ,  grau-  und  gelblichweiss, 
Glasgl.  oder  matt,  auf  dem  Br.  Fettgl.  Durchschein. 
Opt.  A-E  =  (010)ooP^.     Axen Winkel  =  26«  30'. 

77,68 BaO,  22,32 CO2.  —  V.  d.  L.  leicht  schmelzend,  die  Flamme 
gelblichgrün  färbend.     Lösungen  werden  durch  Schwefelsäure  gefällt. 


404 


VI.  Kl.   Nitrate,  Carbonate.    1.  Abth.   Wasserfreie  Carbonate. 


Auf  Bleiglanzlagerstätten  des  Kohlenkalks  im  nordwestUcheti  Eng- 
land: Fallotvfield  bei  Hexham  in  Northumberland,  Dtifton  in  Westmore- 
land,  Älston  Moor  in  Gumberland;  sonst  selten,  z.  B,  noch  zu  Peggou 
in  Steiermark  und  Leogang  in  Sahburg.     Giftig! 

Alstonit,  isomorphe  Mischung  von  BaCO,  (66,47o)  und  CaCO,.  Farblos  bis 
graugelb.    Bromley  Hill  bei  Aiston  und  Fallowfield. 

Strontianit.    SrCO,. 

Rhombiscli,  holoedrisch.  a:b:c  =  0,6090 : 1 :  0,7J239  (Naümaitn).  — - 
XX  nadelig,  spiessig.  (110)ooP  mit  117»  19',  i011)Ps6,  {02i)2P^  und 
mehrere  Bipyramiden,  scheinbar  hexagonale  Formen  bildend.  Zw.  nach 
(110)ooP  und  cyclische  Verwachsungen  wie  am  Aragonit.  —  BQschelig 
aggregirt  und  derb  mit  faseriger,  strahliger  Stnictur. 

#  {110)ooP  undeutlich,  Br.  muschlig,  spröd.  H.  =  3^«,  6.  =  3,6 
bis  3,8.  Farblos,  weiss,  graulich,  gelblich,  häufig  grünlich.  Glasgl.,  auf 
dem  Br.  fettartig.  Durchs,  bis  durchschein.  Optisches  Verhalten  wie 
Aragonit;  Axenwinkel  =  12®. 

70,17  SrO,  29,83  COg  mit  etwas  CaCO^.  Mehr  CaCOs  enthalt  der 
Caiciostrontianit  (Emmonit).  —  V.  d.  L.  nur  an  Kanten  schmelzend, 
die  Flamme  roth  färbend.  In  Säuren  unter  Brausen  leicht  löslich  und 
noch  bei  starker  Verdünnung  Niederschlag  mit  Schwefelsäure. 

Auf  Erzgängen  als  jüngere  Bildung,  namentlich  auf  Baryt.  Claus- 
thal, Grund  am  Harz,  Freiberg,  Strontian  in  Argyleshire,  Leogang  in 
Salzburg.  Auf  selbständigen  Gängen  im  senonen  Mergel  des  3Iünsterschen 
Beckens:  Hamm.     Zuckergewinnung  aus  der  Melasse! 

Aehnliche  Mineralien:  cfr.  Aragonit 

Weissbleierz.    Cerussit.    PbCO,. 

Rhombisch,  holoedrisch,  a  :  6  :  c  =  0,6100  : 1 :  0,7230  (Kokschabow). 
—   .<  X  einzeln  aufgewachsen  oder  zu  Gruppen  und  Bündeln  verbunden, 


Fig.  418. 


Fig.  419. 


Fig.  420. 


Fig.  421. 


Fig.  422. 


mit  pyramidalem,  scheinbar  hexagonalem  Habitus  durch  Combination 
von  t  und  u  (Fig.  418  u.  419)  oder  prismatisch  nach  der  Längsaxe  (Fig.  420), 
häufig  tafelig  nach  der  Längsfläche  (Fig.  421);  gern  auch  nadelig  und 
spiessig.     t  =  iin)P  mit   130^  vorn   und    108«  28'  Mittelkante,  dazu 


VI.  Kl.   Nitrate,  Carbonate.    1.  Abth.   Wasserfreie  Carbonate.  405 

zaUreicbe  Flächen  aus  der  Zone  der  Längsaxe,  die  eine  charakteristisclie 
Längsstreifung  erzeugen,  wie  m  =  (ö^l)^Pte  69»  20',  P  =  (011)P^ 
108«^  16',  5  =  {012y\2Ps6  140«  15',  l  =  (010)ooP^,  k  =  (001)oP;  femer 
M={110)ooP  117M4',  e  =  {130)ooP3,  g  =  (100)ooPöö.  —  Zw.  sehr 
häufig  nach  {llÖ)ooP\  cyclische  Drillinge  (Fig.  422),  die  bei  tafeliger  Aus- 
bildung der  XX)  J6  nachdem  sie  sich  durchdringen  oder  nur  an  einander 
legen,  stem-,  fächer-,  auch  wabenartige  Verwachsungen  liefern.  Seltener 
Zw.  nach  (130)ooP3.  —  Derb,  nierenförmig,  stenglig,  cylindrisch  oder 
bündeiförmig  aggregirt;  als  dünner  üeberzug  (sogen.  Bleiglimmer);  in 
Pseudomorphosen,  namentlich  nach  Bleiglanz. 

#  {110)ooP  und  {02i)2Po6,  wenig  auffällig,  Br.  muschlig,  spröd. 
H.  =  3 — 3^2,  ö.  =  6,4— 6,6.  Farblos,  weiss,  grau,  gelb,  braun,  zu- 
weilen durch  Kohle  oder  Bleiglanzpartikel  schwarz  gefärbt  (sogen.  Schwarz- 
bleierz). Str.  weiss.  Fettiger  Diamantgl.  Durchs,  bis  durchschein.  Opt. 
A-E  =  (ftlO)ooP^.  Erste  Mittellinie  =  c\  opt.  negativ;  Axenw.  =  18 ^ 
wird  beim  Erwärmen  grösser. 

83,5 PbO,  16,5  002-  —  V.  d.  L.  zerknisternd,  gelb  werdend;  auf 
Kohle  Pb-Beschlag  und  zu  metallischem  Blei  reducirt.  In  Salpetersäure 
unter  Brausen  löslich. 

Stellmweise  (Leadville,  Broken  Hill  etc)  wkhüges  Bleierz,  nament- 
lich am  Ausgehenden  von  Bleiglanzlagerstätten  und  besonders  im  eisernen 
Hut  von  Gängen,  daher  an  Stätten  alten  Bergbaues,  z.  B,  bei  Clausthal 
und  Zellerfeld  nicht  mehr  zu  finden.  —  Oberharz,  Siegen  mehrorts, 
Friedrichssegen  bei  Braubach,  Ems,  Hausbaden  bei  Badenweiler^  Diepen- 
lienchen  bei  Aachen,  Johann-Georgenstadt,  Tarnowitz,  Pribram  und  Mies 
in  Böhme^i,  Kirlibaba  in  der  Bukowina;  Leadhills  in  Schottland,  Nert- 
schi^isk,  zu  Leadville  in  Colorado  und  in  Arizona  in  grösserer  Menge. 
Als  Umwa'ndlungsmineral  d^s  Knottenerzes  und  als  Bindemittel  von  Sand- 
stein bei  Commern;  auch  als  Neubildung. 

Aehnliche  Mineralien :  Scheelit,  Gölestin,  Baryt,  Anglesit;  die  charakteristische 
Zwillingsbüdang  macht  den  Cerussit  meist  leicht  kenntlich. 

Bleierde,  erdiger,  durch  Thon,  Kalk,  Eiaenozyd  etc.  verunreinigter  und  etwas 
Wasser  haltender  Cerussit,  bildet  rundliche  Massen  und  derbe  Partien.  Vielorts: 
Kall  in  der  Eifel.  Olkucz,  Nertschinsk,  Phönizville,  Fa. 

Iglesiasit,  ca  7^0  ZnCO^-haltiger  Cerussit  vom  Monte  Poni  bei  Iglesias  auf 
Sardinien. 

Barytocalcit.  BaCOg .  CaCOg.  Monoklin.  ß=  120*26'.  —  XX  klein,  pris- 
matisch nach  (1 10)ooP  (84*  52') ,  auf  Drusen  und  in  stenglig-kömigen  Aggregaten. 
#(lll)Pvollk.,  H.  =  4,G.  =  3,63— 3,66.  Gelblichweiss.  Glasgl.,  durchscheinend.  Vom 
Alstonit  chemisch  durch  gleiche  Moleküle  beider  Carbonate  unterschieden.  Aiston. 
Langban. 

Bismutosphaerit.  BijCOg.  Kam  früher  zu  Neustadtel  bei  Schneeberg  in 
gelben  bis  braunen,  feinfaserigen  Kügelchen  mit  einem  Wismuthkorn  als  Centrum 
vor;  auch  von  Guanoznato. 


406    ^>  ^*   Nitrate,  Carbonate.    2.  Abth.   Basische  und  wasserhaltige  Carfoonate. 


2.  Abtheilung.    Basische  und  wasserhaltige  Carbonate. 

Die  nachstehenden  Mineralien  liefern  bei  der  Analjse  Wasser,  das  für  einen 
Theil  als  Krystallwasser,  für  einen  anderen  als  basisches  Wasser,  d.  h.  dessen  Wasser- 
stoff als  Vertreter  der  Metalle  gedeutet  wird. 

Thermonatrit  (Urao  z.  Th.).  NagCOg.HgO  mit  14,5 HjO.  Rectangaläre 
rhombische  Tafeln,  gewöhnlich  aber  nur  kxystallinisch,  in  mehliger,  flockiger  Aus- 
bildung. #(010)ooP56.  H.  =  1 V«»  Gr.  =  1,5.  Farblos,  weiss.  Schmilzt  nicht  in  der 
W&rme.  Natronseen  Aegyptens  und  Ostindiens;  aus  den  Lagunillas  von  Merida  in 
Venezuela.    Bodenausblühung  bei  Debreczin. 

Natron.     Kohlensaures  Natron.    Soda.     Na^COa.lOHgO. 

Monoklin,  holoedriscli.  a:h:c  =  1,4828  :  1  :  1,4001.  ß  =  121«  8' 
(Haidingeb).  —  In  der  Natur  nur  als  kömig- stenglige  Krusten  oder 
mehlige  üeberzUge,  als  Ausblühung  des  Bodens. 

#  (10Ö)ooP^.  Br.  muschlig,  milde.  H.  =  1-1^«,  G.  =  1,4-1,5. 
Farblos,   graulich  oder  gelblichweiss.     Glasgl.,   durchs,  bis   durchschein. 

54,5  HjO.  Schmilzt  im  eigenen  Krystallwasser.  Löst  sich  leicht 
im  Wasser  und  verwittert  an  der  Luft  zu  Thermonatrit. 

Scheidet  sich  aus  den  Natronseen  Aegyptens,  Nord-  und  Südamerikas 
ah;  Efflorescenz  des  Bodens  hei  Szegedin  und  Behreczin,  in  der  Araares- 
ebene  in  Armenien,  auf  recenteti  Laven  am  Vesuv,  Aetna,  auf  Teneriffa, 
selten  auf  älteren  Gesteinen  tvie  auf  Gneiss  bei  Bilin. 

Trona(üraoz.Th.).  SNa^O,  4CO2  .SHgO  mit  19,9H20.  Monoklin.  ß  =  120«  37'. 
X  X  tafelig  oder  querdomatisch,  gewöhnlich  krystallinische  Krusten.  #  (100)  ooP^. 
H.  =  2V«i  G.  =2,1.  Farblos,  weiss,  gelb.  Verwittert  nicht  an  der  Luft.  Fezzan  {hier 
als  Baustein  dienend);  Natronseen  Aegyptens  und  Ostindiens;  Lagunillas  von  Merida 
in  Venezuela. 

Gajlüssit  (Natrocaldt).  NajCO, .  CaCOa .  5 HgO  mit  30,4HjO.  MonoUin. 
p  =  101®  33'.  X  X  eingewachsen  mit  vorherrschender  Hemipyramide  und  verzerrt 
#(110)ooPunvollk.  Br.  muschl.  H.  =  2Vj,  G.  =  1,9.  Farblos,  weiss,  grau,  gelb.  Durch- 
sichtig. In  Wasser  lässt  sich  NajCO,  auslaugen;  schmilzt  v.  d.  L.  und  färbt  die 
Flamme  röthlichgelb.  Lagunilla  bei  Merida  und  in  Nevada.  Als  Pseudomorphosen 
von  Calcit  (Pseudogaylüssit,  Thinolith,  sogen,  (rerstenkömer)  in  Thonen  von  Sänger- 
hausen,  Amt  Gehren  und  Königsee  im  Thüringerwalde,  im  Marschboden  von  Schleswig 
und  am  Dollart.  Nach  Des  Cloizeaux  sollen  dies  jedoch  Pseudomorphosen  nach 
Cölestin,  nach  Groth  solche  nach  Anhydrit  sein.  Bildet  sich  auch  künstlich  in  Soda- 
fabriken beim  Leblanc-Process. 

Pirssonit.  NagCOs  .CaCO, .  2H2O  mit  14,88 H^O.  Rhombisch  hemimorph. 
H.  =  3— 3Va»  G.  =  2,35;  sehr  spröd.  Farblos  oder' weiss,  GlasgL  In  X  X  (bis  15  mm 
lang)  aus  Thon  der  Boraxseen  Califomiens. 

Dawsonit.  Na^O,  AI2O3,  2CO2.2H2O.  Monoklin?  in  dünnblätterigen  and 
faserigen  Aggregaten ,  weiss ,  glasglänzend.  Auf  Klüften  eines  Feldspathganges  bei 
Montreal  in  Canada;  aus  zinnoberführenden  Dolomiten  von  Monte  Amiata. 

Hydromagnesit.  3 MgCOs .  Mg(0H)2 .  3 H^O  mit  19,78 HgO.  Monoklin. 
ß  =  ca.  90^     XX  klein,  undeutlich,  nadelig,  stenglig;  derb,  als  Ueberzug  und  in 


VI.  El.  Nitrate,  Garbonate.    2.  Abth.   Basische  und  wasserhaltige  Carbonate.    407 

platten  Knollen.  Br.  erdig.  H.  =  1V«— 2,  G.  =  2,15.  Weiss.  Verwitterungsproduct 
des  Serpentins.  Kumi  anf  Negroponte,  Hoboken  in  New-Jersej,  Hmbschitz  in  Mähren, 
Eraubat  in  Steiermark  et<;.  —  Der  derbe  dichte  Baudisserit  von  Baidissero  in 
Piemont  ist  mit  Opalsubstanz  durch trftnkter  Hydromagnesit ;  Lancasterit  von 
Lancaster,  Pa.,  ist  ein  Hydromagnesit,  gemengt  mit  Brucit,  Hydromagnocalcit 
(Hydrodolomit)  vom  Vesuv  ein  solcher  mit  dolomitischem  Kalk.  —  Vom  Hydro- 
magnesit durch  höheren  Wassergehalt  unterschieden  ist  Lansfordit  (57,56 £[,0), 
aus  einer  Anthracitgrube  bei  Lansford,  Pa.,  bildet  weisse  durchscheinende  Stalaktiten, 
die  oberflächlich  in  trikline  XX  auslaufen  und  sich  zu  einem  faserigen,  Nesque- 
honit  MgCOs.BHgO  genannten  Aggregat  rhombischer  XX  umsetzen.  Die  Zu* 
sammensetzung  des  Nesquehonit  hat  auch  der  Hydrogiobertit  von  Pollena  in 
Italien. 

üranothallit  (ürankalkcarbonat)  2CaC03  .UCCO,),.  10H,O.  Rhombisch. 
Zeisiggrün,  in  sehr  kleinen  sechsseitigen  Blättchen  und  Prismen,  sowie  als  Anflug  auf 
üranpecherz  von  'Joachimsthal.  —  Randit  von  Frankford  bei  Philadelphia  und 
Liebigit  von  Adrianopel  sind  nur  in  ihrem  quantitativen  Verhältniss  von  Ürano- 
thallit unterschieden.  —  Voglit  von  der  Eliaszeche  bei  Joachimsthal  enthält  ausser- 
dem noch  etwas  Cu.  —  Schröckingerit,  ebenfalls  von  Joachimsthal,  rhombisch, 
in  sechsseitigen  Tafeln  ist  wasserhaltiges  Ürancarbonat. 

Lanthanit  (früher  Hydrocerit)  La,0„3G02.9H20.  Rhombisch,  in  kleinen 
quadratischen  Tafeln ;  derb,  in  kOmig-blätterigen  Aggregaten  und  erdig.  #  (OOl)oP 
voUk.,  H.  =  2,  6.  =  2,6.  Weiss  ins  Gelbe  und  Graue ;  auch  rosenroth ;  Perlmuttergl. 
oder  matt.  Durchscheinend,  v.  d.  L.  unschmelzbar,  sich  bräunend.  In  Säuren  löslich. 
Mit  Cerit  auf  der  Bastnäs-Grube  bei  Riddarhyttan ;  Bethlehem,  Pa. ;  Canton-Grube, 
Georgia. 

Tengerit,  soll  Yttriumcarbon at  sein,  als  Beschlag  auf  Gadolinit  von  Ytterby. 

Zinkblüthe.     Hydrozinkit.     ZnCOg .  2  Zn(OH), .  (=  3  ZnO .  COj .  2HjO). 

Krystallform  (?),  nur  in  Aggregaten.  Derb,  erdig  (kreideartig)  oder 
diclit,  in  schaligen,  gebänderten  und  löcherigen  Krusten,  nierenformig 
und  stalaktitisch,  sowie  als  Anflug.  Etvras  spröde;  H.  =  2—2  ^/g,  G.  ==  3,25. 
Schneeweiss  und  blassgelb.     Str.  glänzend. 

Basisches  Zinkcarbonat ,  dessen  Formel  noch  nicht  sicher  gestellt 
ist;  ca.  75 ZnO  bezw.  60 Zn  und  llHjO.  —  V.  d.  L.  unschmelzbar. 

Auf  metasomatischen  Galmeilagerstätten  als  Vertcitterungsproduct 
des  Galmeis  oder  als  Krusten  und  stalaktitische  Bildungen  auf  Hohl- 
räumen: Baibl  und  Bleiher g;  Oherschlesien,  Wiesloch  in  Baden;  vielorts 
im  nördlichen  Spanien  in  den  Provinzen  Guipuzcoa  und  Santander,  auf 
Sardinien,  in  Algier,  in  Pennsylvanien  etc.  —  Bei  Ramsheck  in  West- 
falen weisse  erdige  Ueherzüge  auf  blendehaltigem  Ganggestein. 

Aurichalcit.  Im  Wesentlichen  eine  Zinkblüthe,  bei  der  ein  Theil  Zn  durch 
Cu  ersetzt  ist;  ca.  28GuO.  undeutliche  nadelige  XX-  H.  =  2;  spangrün;  perlmutter- 
glänzend, durchscheinend.  Auf  Brauneisen  und  Ealkspath  bei  Loktewsk  im  Altai.  — 
MessingblÜthe,  in  lichtgrünlichblauen,  faserigen  Aggregaten  enthält  ca.  18CuO. 
Santander.  —  Buratit  enthält  ausserdem  noch  GaO.  Nadelige  X  X  >  faserige  und 
kryptokrystalline  Aggregate.  Himmelblau,  auch  spangrün;  perlmuttergl.  Neben 
Aurichalcit  von  Loktewsk;  Framont;  Ghessy;  Volterra. 


*■ 


408     ^I*  Kl*   Nitrate,  Carbonate.    2.  Abth.  Basische  und  wasserhaltige  Carbonate. 

Wiserit,  wasserhaltiges  MnCO,;  gelblichweisse  bis  röthliche  faserige  Aggre- 
gate, seidengl.,  auf  Klüften  von  Hausmannit.    Bei  Sargans  in  der  Schweiz. 

Nickelsmaragd  (Zaratit,  Texasit).  3NiO  .COs-BH^O  mit  59,6NiO.  Als 
smaragdgrüne  Rinde  auf  Chromeisen  von  Teias,  Pa.  Gap  Ortegal  in  Spanien;  Insel 
Unst;  Tasmanien. 

Remingtonit,  wasserhaltiges  Eobaltcarbonat.    Finksburg  in  Maryland. 

Malachit    CuCOs.Cu(OH)g  (=  2CuO.CO2.HjO). 

Monoklin,  holoedrisch.   a:b:c  —  0,8809  :  1  :  0,4012.   ß  =  118»  10' 
(Des  Cloizbaüx).  —  X  X  meist  nadelig  und  haarförmig,  mit  verbrochenen 
Enden ;    zu  Büscheln  und  Bündeln  vereint,     m  =  (110)ocP 
Fig.  423.        1040  20',  a  =  (100)ooPöö,  b  =  (piO)ooP6ö,  €  =  {OOi)oP.   Zw. 
nach  {100)ooPöö,  mit  einspringenden  Basisfiächen   sehr  ge- 
wöhnlich (Fig.  423).  —  Derb  in  nierigen,  traubigen,  stalakti- 
tischen Aggregaten,  oft  mit  glaskopfartiger  Oberfläche,  mit 
M/r  ^   :^       blätteriger,  häufiger  radialfaseriger,  auch  dichter  Structur  und 
schaliger  Zusammensetzung ;  als  erdiger  Beschlag  und  Anflug. 
Pseudomorphosen  nach  ozydischen  und  sulfidischen  Kupfererzen 
(Cuprit,  Cfaessy;  Atakamit,  Bogoslowsk;  Kupferglanz,  Redruth;  Fahl- 
erz, Bieber),  nach  Azurit,  Galcit,  Cerussit  etc. 
#  {001)oP  uni  i010)ool^  YoUk.  Br.muschlig.  Spröd.  H.  =  31/2-4, 
G.  =  3,7--4,l.     XX  schwärzlichgrün,   Glasgl. ;  Aggregate  smaragdgrün, 
seidenglänzend  oder  matt,  Str.  lichter  grün.    Durchschein,  bis  imdurchs. 
Basisches  Salz.    71,9  CuO  bezw.  57,4  Cu,  19,94  CO^,  8,16  H^O.    Giebt 
im  Kolben  Wasser  und  wird  schwarz;   schmilzt  v.  d.  L.  auf  Kohle  und 
reducirt  sich  zu  Kupfer.     In  Säuren  und  Ammoniak  loslich. 

Häufiges  Kupfererz,  selten  aber  in  grösserer  Masse,  wie  am  Ural, 
von  wo  ein  Stück  von  1500  hg  in  Petersburg  aufbewahrt  wird.  Am 
Ausgehenden  von  Gängen  (im  eisernen  Hut),  namentlich  in  Höhlungen  von 
Brauneisenerzen,  Im  Siegenschen  (bei  Betzdorf  schöne  X  X)y  Bheinbreit- 
bach,  Dillenburg.  Lauterberg  am  Harz;  Saalfeld;  Olsa  in  Kärtiten: 
Bezbdnya;  Chessy;  Coryiwall.  Nischne-Tagilsh  und  Gumeschewsk  im  Ural: 
vielorts  in  Amerika  ufid  Australien,  —  Als  Imprägiiation  im  Buntsand- 
stein  von  St.  Avold  und  Wallerfangen  bei  Saarlouis  und  im  permischm 
Kupfersandstein  Busslands. 

Ealkmalachit,  Gemenge  mit  Ealkspath  und  Gyps,  traubig,  nierig;  früher 
von  Lauterberg  am  Harz.  Atlasit,  derb,  dünnstenglig,  ein  in  Malachit  übergehender 
Atakamit.    Chaüarcillo. 

Aebnliche  Mineralien :  Phosphorchalcit  und  einige  andere  Eupferpbosphate  unr 
•arseniate ;  Eupferuranit. 

Knpferlasnr.  Azurit.  Chessylith.  2(CuCO3).Cu(OH2)(=3CuO.2CO,.H20). 

Monokliii,  holoedrisch.    a:b:c  =  0,8502  : 1  :  0,8805.    ß  =  92<^  24' 

(Goldschmidt),  —  XX  meist  kurzsäulig  und  nach  der  Queraxe  gestreckt 


VI.  El.   Nitrate,  Garbonate.    C.  Selenite.   Selenigsaure  Salze.  409 

oder  dicktafelig;   ein-  und  aufgewachsen;  zu  kugligen  Fig.  424. 

Gruppen  verbunden.   Gewöhnliche  Comb.  Jlf  =  {llÖ)ooP^       ^     k  ""^ 
k  =  (111)-P,  h  =  (pOi)oP,  l  =  {Olsyi^Pdö.   Zw.  nach     h-CLIEI— 
(102yiiPoö,  vereinzelt  bei  Chessy.  —  Derb   und  ein-     \x         M 
gesprengt,  dicht,  erdig,  strahlig  in  nierigen,  traubigen     ^---  [        — ^ 
Formen  und  als  Anflug.    Pseudomorphosen  nach  Cuprit, 
Fahlerz,  Dolomit. 

#  (pil)Foö  ziemlich  voUk.  Br.  muschlig  bis  uneben;  spröd. 
H.  =  31/2— 4,  G.  =  3,7— 3,8.  XX  lasurblau,  derb  und  im  Str.  smalte- 
blau;  Glasgl.,  durchschein. 

Basisches  Salz.  69,19  CuO  bezw.  55,2  Cu  und  25,58008,  5,23  H^O- 
Löthr.-Verh.  wie  Malachit. 

Vorkommen  wie  Malachit,  in  den  die  Lasur  sich  leicht  durch  Auf- 
nahme von  Wasser  und  Verlust  von  Kohlensäure  umivandelt.  Besonders 
scJiöne  XX  von  Chessy.  Moldotva  im  Banat;  Kolywan  und  Nischne 
Tagilsh;  Burrabiirra-Gruhe  bei  Adelaide.  Als  Imprägnation  im  Bunt- 
Sandstein  von  St.  Avold  und  Wallerfangen,  in  den  permischen  Kupfer- 
sandsteinefi  Busslands. 

Die  oft  zu  beobachtende  Umwandlung  in  Malachit  erfolgt  nach  der  Formel 
2  Mol.  Lasur  -|-  1  Mol.  Efi  —  1  Mol.  CO,  =  8  Mol.  Malachit.  Gemälde,  bei  denen  Lasur 
gebrancht  war,  werden  mit  der  Zeit  grün.  Aehnliche  Mineralien:  Linarit  (scheidet 
beim  Betupfen  mit  Salzsäure  weisses  PbCls  aus);  Vivianit,  Lasurstein. 

Hydrocerussit.  2  (PbCOj) .  Pb(0H)2.  Farblose  bis  weisse  Blätter  mit  vollk.  #, 
auf  gediegenem  Blei  von  Liuigban.  —  Plumbonacrit  scheint  ein  Gemenge  mit 
PbO  zu  sein. 

Seibit  (Grausilber)  von  Real  de  Catorce  in  Mexico,  grau,  pulyerförmig ,  ist 
wahrscheinlich  kein  Silbercarbon at,  sondern  ein  Gemenge  von  Süberglanz,  Dolomit, 
Braunspath.    Das  Gleiche  gilt   auch   für  das  Vorkommen  von  Altwolfach  in  Baden. 

Wismuthspath  (Bismutit  z.  Th.)  umfasst  mehrere  wasserhaltige  BiCarbonate 
mit  noch  nicht  sicher  gestellten  Formeln  von  derber,  dichter  und  faseriger  oder  erdiger 
Beschaffenheit.  —  Der  Bismutit  von  UUersreuth,  Schneeberg  und  Johann-Georgen- 
stadt findet  sich  als  Ueberzug  und  in  Pseudomorphosen  nach  ged.  Wismuth;  sehr 
sprdd.  H.  =  4 — 4V«;  gelblichgrau,  strohgelb  bis  zeisiggrOn.  —  Der  Wismuthspath 
aus  den  Goldgruben  Sdd-Carolinas  ist  galmeiähnlich,  porös  und  zellig.  Derbe  Massen 
neuerdings  aus  Queensland. 

C.  Selenite.     Selenigsaure  Salze. 

Chalkomenit.  CuSeOs.2H20.  Monoklin.  ß  =  90<>51'.  X  X  sehr  klein,  zu 
Krusten  gehäuft.  (110)ooP  (108«  20'),  (lOO)ooPöö,  (lOl)Pöö,  (OOl)oP;  ausserdem  mehrere 
vordere  Hemipyramiden.  G.  =  3,76.  Durchs.  X  X  blau,  sonst  blaugrün.  Auf  einem 
buntkupfererzähnlichen  Mineral  (Umangit?)  im  Gerro  de  Gacheuta  und  in  schmalen 
Trümmern  im  Umangit  der  Sierra  de  ümango  in  Argentinien.  —  In  Begleitung  des 
Chalkomenit  von  Cacheuta  finden  sich  noch  Moljbdomenit,  wahrscheinlich  Blei- 
selenit  in  weissen  perlmutterglänzenden  Blättchen  und  Cobaltomenit  wahrschein- 
lich Eobaltselenit  in  kleinen  monoklinen,  pfirsichblüthfarbenen  ErystäUchen. 


YII.  Klasse.    Snlfate^  Chromate^  Molybdate, 
Wolft*amate,  Uranate. 

Mineralien  von  verschiedenem,  sehr  selten  metallischem  Habitus,  die  wegen  des 
gleichartigen  Typns  ihrer  dihydrischen  Säure  HjRO«  und  wegen  häufiger  Isomorphie 
ihrer  analogen  Salze  zu  einer  Klasse  vereinigt  werden. 

A.  Sulfate  einschliesslich  Selenate  und  Tellurate. 

Abgesehen  von  den  Sulfaten  des  Eisens,  Kupfers,  und  wenigen  anderen  gehören 
hierher  farblose  oder  zufällig  gefärbte  Mineralien  mit  nicht  metallischem  Habitus  und 
geringer  Härte  (bis  4).  Ein  grosserer  Theil  ist  in  Wasser  löslich;  reagiren  auf  Schwefel- 
säure. Vorkommen  mannichfach;  einzelne  treten  gesteinsbildend  auf,  andere  sind 
Gangmineralien;  viele  finden  sich  als  Absätze  des  Meeres,  salinischer  Gewässer,  ala 
Ausblähung  und  als  Producte  vulkanischer  Thätigkeit. 

1.  Abtheilung.    Wasserfreie  Sulfate. 

Glaserit  (Arcanit,  Kaliumsulfat).  KgSO«,  kommt  in  der  Natur  nur  mit 
NajSO^  (bis  407«)  gemischt  vor,  ist  dimorph:  hexagonal  rhomboedrisch  als  Glaserit 
(Aphtalose),  tafelig  nach  (llO)ooP  als  vulkanisches  Salz,  auf  Yesuvlaven  und  von 
Racalmuto  bei  Girgenti  im  tertiären  Steinsalz,  femer  secundäres  Salz  bei  Stassfiut: 
und  rhombisch  als  Arcanit  mit  pseudoheiagonalem  Habitus,  nur  als  künstlichea 
Salz  bekannt. 

Thenardit  (Natriumsulfat).  Na^SO^.  Rhombisch,  gilt  wohl  als  isomorph 
mit  Arcanit,  aber  doch  wesentliche  Winkelunterschiede.  X  X  zu  Drusen  gruppirt 
häufiger  krustenartig.  Scheidet  sich  im  Sommer  aus  den  Salinen  von  Espartinas  bei 
Aranjuez  ab ;  aus  den  Wüsten  von  Peru,  Bolivia,  Arizona;  vom  Balkasch-See  und  im 
Kaukasus.  —  Hanksit  (vergl.  S.  381)  ist  chemisch  ein  Thenardit  mit  etwas  Na^CO^ 
und  KCl;  bildet  hexagonale  X  X  und  Aggregate,  weisslich  durchscheinend,  ans  dem 
Borax-See  in  San  Bemardino  Co,  Galifomien. 

Mascagnin.  (NHJ^SO«!  isomorph  mit  Arcanit  Gewöhnlich  in  Krusten  und 
stalaktitisch.  Mild.  Auf  Laven  des  Vesuvs  und  Aetnas;  in  den  Soffionen  Toscanu; 
bei  Steinkohlenbränden.  — 

M  i  s  e  n  i  t ,  wahrscheinlich  Kaliumbisulfat.  Weisse  seidenglänzende  Ausblfihung 
im  vulkanischen  Tuff  der  Grotte  von  Miseno  bei  Neapel.  Das  künstliche  Salz  ist 
dimorph:  rhomboedrisch  und  monoklin. 

Glauberit.    Na^SO^ .  CaSO^. 

Monoklin,  holoedrisch.  a:b:c^  1,2209  :  1  : 1,0270.  ß  =  112^  11' 
(Gboth).  —  >■;<  dick  tafelig  nach  der  Basis  (100)oP,  dazu  in  Combination 


VII.  Kl.   SulfÄte  etc.    1.  Abth.   Wasserfreie  Sulfate.  411 

(111)— P  mit  Streifung  parallel  den  Basiskanten,  (110)ooP  u.  a.  Nierige 
und  schalige  Aggregate. 

#  (p01)oP  voUk.  Br.  muschlig.  H.  =  2V2— 3,  G.  =  2,7— 2,8. 
Glasgl.  bis  Fettgl. ;  durchschein.  Farblos,  meist  aber  weiss,  grau,  gelb, 
fleisch-  bis  ziegelroth.     Geschmack  salzig  bitter. 

51Na,S04,  iOCaSO^.  Scheidet  beim  Auflösen  in  Wasser  Gyps  ab; 
an  der  feuchten  Luft  bildet  sich  eine  mehlige  Rinde  von  Glaubersalz. 

In  schönen  X  X  i^n  Steinsah  zu  ViUarubia  in  Spanien,  in  knotigen 
Concretionen  eu  Vic  in  Lothringen,  als  secundäres  Sah  bei  Stassfurt,  als 
fleischrothe  blätterige  Aggregate  von  Berchtesgaden,  Ischl;  femer  im  Pend- 
schab,  in^Peru,     Wird  zur  Sodafabrikation  benutzt. 

Langbeinit.  K^SO^ ,  2 MgSO«.  Regulär ,  tetartoedrisch.  Selten  in  X  X ^ 
meist  nur  in  kömigen  Aggregaten.  H.  =  8— 4,  G.  =2,83.  Farblos  mit  Fettglanz. 
Gelegentlich  auf  den  Kalisalz! agerstätten  nördlich  des  Harzes. 

Schwerspath-Omppe. 

RSO^,  wo  R  =  Ca,  Ba,  Sr  und  Pb.  Rhombisch.  Die  Sulfate  von  Ba,  Sr  und  Fb, 
nämlich  Schwerspatb,  Ooelesbin  und  Bleivitriol  zeigen  alle  charakteristischen  Merk- 
male der  Isomorphie  und  bilden  8  ausgezeichnete  isomorphe  Glieder  dieser  Gruppe. 
Dagegen  ist  das  analoge  Ca-Sulfat,  obwohl  es  als  Beimischung  mancher  Ooelestine 
und  Baryte  auftritt,  in  seiner  selbständigen  Form  als  Anhydrit  sowohl  hinsichtlich 
seiner  Formentwicklung  wie  nach  seinem  physikalischen  Verhalten  (#)  wesentlich 
verschieden  und  kann  daher  nicht  eigentlich  als  isomorph  mit  den  Übrigen  Gliedern 
der  Gruppe  gelten.  —  Die  X  X  der  letzteren  werden  von  verschiedenen  Autoren  ver- 
schieden aufgestellt;  neben  der  nachstehend  befolgten  NAUMANN'schen  Aufstellung, 
bei  der  die  vorhandenen  Spaltflächen  zu  (010)ooPo6  und  (lOl)P^  gewählt  sind,  ist 
namentlich  die  ältere  HAUY'scbe  Orientierung  im  Gebrauch,  wonach  die  Spaltflächen 
gleich  (OOl)oP  und  (110)cx)P  sind. 

üebersicht.    CaSO^  Anhydrit. 

BaSO^  Schwerspath.    Baryt. 

SrSO^  Coelestin. 

PbSO^  Bleivitriol.    Anglesit. 

Anhydrit.      Karstenit.    Muriacit.     CaSO^. 

Rhombiscb,  boloedrisch.  a  :b  :  c  =  1,005  :  1  :  0,894  (Schbauf).  — 
XX  liictt  bäufig,  ein-  und  aufgewachsen,  mit  ungenügend  messbaren 
Winkeln,  von  verschiedenen  Autoren  p.     ^25  Fig.  426. 

verschieden  aufgestellt.  Der  Habitus 
ist  entweder  dicktafelig  durch  das 
Vorherrschen  der  3  Pinakoide  wie  an 
den  aufgewachsenen  XX  von  Aus- 
see etc.  (alpiner  Typus,  Fig.  425)  oder 
prismatisch  nach  dem  Längsdoma  wie  an  den  in  Kieserit  eingewachsenen 
XX  von  Stassfurt  (Stassfurter  Typus,  Fig.  426).     Die    gewöhnlichsten 


412  VIT.  Kl.   Sulfate  etc.    1.  Abth.   Wasserfreie  Sulfate. 


Flächen  sind  P=i001)oP,  M=  (100)ooPöö,  T=  (010)ooP^  s  =  (llÖhoP 
mit  90^  4',  r  =  (011) P56  mit  96^  30'  oben,  bei  Auseee  auch  noch  andere 
Flächen,  wie  0  =  (iii)P,  n  =  {211)2P2,  f=  {3U)3P'3.  Die  Stassfürter 
XX  sind  längs-  und  daneben  stark  vertical  gestreift,  wodurch  sich  an 
Stelle  von  M  und  s  eine  neue  Fläche  {S30)ooP%  entwickelt.  —  Zw.  häufig 
nach  r  =  {011)Po6y  aber  nur  in  Form  lamellarer  Einlagerung  und  feiner 
Zwillingsstreifung  der  Querfläche ;  diese  Zwillingsbildung  wird  auch  durch 
Druck  und  Erwärmen  hervorgerufen.  —  In  Spaltstücken;  am  häufigsten 
derb  in  körnigen,  späthigen,  dichten,  zuweilen  auch  in  stengligen  und 
faserigen  Aggregaten  und  selbst  in  traubigen  Formen.  Seltene  Pseudo- 
morphosen  nach  Gyps. 

#  nach  den  3  Pinakoiden  in  verschiedenem  Grade  und  daher  mit 
physikalischen  Unterschieden  auf  den  Spaltflächen;  am  vollkommensten 
nach  T=  (010)ooP^  mit  Perlmgl.,  etwas  weniger  vollk.  auf  Jlf  =  (100)ocPöc 
mit  Glasgl.,  immerhin  noch  deutlich  a,u{  P=(pOi)oP  mit  fettigem  GlasgL; 
demzufolge  sind  würfelige,  aber  leicht  zu  orientirende  Spaltstücke  zu 
erhalten.  Br.  sonst  muschlig,  spröd.  H.  =  3 — SV«,  G.  =  2,8 — 3. 
Glasgl.,  durchs,  bis  durchschein.  Farblos  und  weiss,  gern  bläulich  und 
bläulichgrau;  auch  dunkler  blau,  röthlich  und  schwärzlich.  Opt.  positiv, 
Axenw.  =  71 V«  ^  A-E  =  (100)ooPöö;  Spaltungsstücke  nach  (001)oP  zeigen 
das  Interferenzbild. 

41,16  CaO,  58,84803;  nicht  selten  bituminöse  Verunreinigungen. — 
Schmilzt  V.  d.  L.  schwer  zu  weisser  Perle;  mit  Borax  oder  Flussspath 
klare  Perle,  die  beim  Erstarren  weiss  wird.  Als  feines  Pulver  von  con- 
centrirter  Schwefelsäure  gelöst;  das  Pulver  nimmt  in  Berührung  mit 
Wasser  2  Mol.  des  letzteren  auf  und  wird  zu  Gyps. 

In  allen  Formationen  und  Gegenden  verbreitetes,  schichtartig  auf- 
tretendes Mineral,  theils  selbständig  nebelt  Gyps  und  Steinsah,  tJieils  in 
dünnen,  vielfach  wiederholten  Lagen  im  Steinsalz  (Anhydritregion  =  Basis 
der  Kalisahlagerstätten  von  Stassfurt);  häufig  fehlt  auch  das  Steinsalz. 
Namentlich  im  deutschen  Zechstein  (Umgebung  des  Harzes)  und  Muschel- 
kalk (Anhydritgruppe  Württembergs);  auf  den  alpinen  Salzlagerstätten 
im  Keuper:  Ischl,  Hallstadt,  Hallein,  Aussee,  Berchtesgaden ;  Bex;  im 
Tertiär  von  Wieliczka  und  Bochnia  (hier  d^r  Gekrösestein,  dichte 
Aggregate  mit  schlangenartig  gekrümmter  Zeichnung)  und  von  vielen 
anderen  Orten.  Schöne  ]/[/[  aufgewachsen  auf  den  alpinen  Fundortcfi, 
namentlich  Aussee,  eingewachsen  in  Kieserit  von  Stassfurt.  —  Selten  auf 
Gängen  oder  sonst  auf  Erzlagerstätten,  z,  B.  Bleiberg  in  Kärnten, 
Fahlun;  Lauterberg  am  Harz,  Biechelsdorf,  Kapnik;  sporadisch  auf 
Laven  vom  Vesuv,  von  Santorin  etc. 

Vulpinit,  von  Volpino  in  der  Lombardei,  hat  man  einen  graubraunen 
kömigen  Anhydrit  genannt,   der  sich  zu  Bildbauerzwecken  (Marmobardiglio  di  Ber- 


VIT.  El.   Sulfate  etc.    1.  Abth.   Wasserfreie  Sulfate. 


413 


^amo)  eignet.  —  Der  Anhydrit  geht  durch  Wasseraufnahme  leicht  in  Gyps  über, 
wobei  eine  Yolumvermefarung  von  etwa  627«  stattfindet,  daher  die  stete  Verknüpfung 
nnd  auch  Yermengung  Ton  Gyps  mit  Anhydrit  und  die  gewaltsamen  Schichten - 
Störungen,  Faltungen  im  Hangenden  von  Anhydrit.  Auch  die  Umwandlung  von  Gyps 
in  Anhydrit  ist  beobachtet;  sie  lässt  sich  auch  künstlich  durch  Erhitzen  in  concen- 
trirter  Kochsalzlösung  bewirken.  —  Aehnliche  Mineralien:  in  derben  Stücken  Kalk- 
stein und  Gyps.  Letzterer  ist  weicher,  auch  sieht  man  beim  derben  Anhydrit  mit 
der  Lupe  die  rhombische,  beim  Gyps  die  monokline  Form  der  Spaltflächen;  femer 
Kryolith. 

Sehwerspath.    Baryt.    BaSO^. 

Rhombisch,  holoedrisch.  a:h:c  =  Oß20G :  1 :  0J61S  (Mohb,  Beckb). 
—  XX  oft  sehr  schön  (Dufton,  Wildemann,  Felsöbänya)  und  flächen- 
reich ausgebildet;   ca.  120  verschiedene  Formen,   die  aber  von  verschie- 


Fig.  427. 


Fig.  428. 


Fig.  429. 

id  p 


Fig.  430. 


denen  Autoren  verschieden  aufgestellt  werden,  sind  bisher  bekannt  ge- 
worden ;  einzeln  oder  in  Gruppen  und  Drusen  aufgewachsen.  P=  {010)ooPo6^ 
M={lÖl)Pöö  mit  101  <>  40'  vorn,  o  =  i011)Ps6  mit  105 <>  24'  oben, 
d  =  {l20)ooF2  mit  102«  17'  vorn;  untergeordnet  u  =  (110)ooP  mit  116<> 
22'  vom,  l  =  {140)ooPl  z  =  {lli)P,  h  =  {001)oP;  sehr  selten  die  Quer- 
fläche (100)ooPoo.  Habitus  typisch  rhombisch,  entweder  tafelig  nach  der 
Langsfläche  oder  prismatisch  und  dadurch  gern  meisselartig  erscheinend 
nach  einem  der  3  Prismen  Jf,  o  und  d,  namentlich  nach  d;  nach 
M={10i)P6ö  gestreckte  XX  aus  Ungarn  und  vom  Ural  sind  Wolnyn 
genannt  worden.  —  Schalige,  divergent  blätterige,  fächer-,  bündel-  und 
hahnenkammartige  bis  kuglige  und  nierige  Aggregate  mit  strahliger, 
faseriger,  kömiger,  dichter  und  erdiger  Stmctur;  auch  in  Stalaktiten; 
zuweilen  in  Pseudomorphosen. 

#  nach  P  =  (010)(xPd6  vollk. ,  ausgezeichnet  durch  Perlmgl. ;  in 
etwas  geringerem  Grad  nach  M  =  {10i)Pöö,  daher  Glasgl.,  die  Spaltrisse 
sind  oft  an  den  )</  angedeutet.  Br.  muschlig,  wenig  spröd.  H.  =  3 
bis  3Vj»,  G.  =  4,3— 4,7.  Glasgl.  und  Perlmgl.  Auf  dem  Br.  Fettgl., 
klar  und  durchs.,  öfters  gefärbt  und  undurchs.,  weiss,  fleischroth,  bläu- 
lich, gelblich,  braun,  grau.  Opt.  positiv.  Sonstiges  opt.  Verhalten  s.  S.  193. 

65,68  BaO,  34,32  SO3,  nicht  selten  mit  grösserem  Sr-Gehalt.  Eine 
isomorphe  Mischung  mit  CaSO^  stellt  der  krummschalige ,  nierige  und 
leicht  verwitternde  Kai k bar yt  von  Freiberg  und  Derbyshire  dar;  eben- 


414  Vn.  El.   Sulfate  etc.    1.  Abth.   Wasserfreie  Sulfate. 

falls  CaSO^,  daneben  noch  CaCOs  enthält  der  Dreelit  von  Beaujeu, 
der  aber  rhomboedrisch  sein  soll.  Gemengt  mit  Bitumen  ist  der  Hepatit 
von  Kongsberg  und  aus  den  Alaunschiefern  von  Schonen.  —  V.  d.  L 
sehr  schwer  zur  Perle  schmelzbar;  färbt  die  Flamme  gelblichgrün;  un- 
löslich in  Salzsäure,  aber  als  Pulver  in  vtrarmer  concentxirter  Schwefel- 
säure löslich  und  dann  durch  Wasser  fällbar. 

Weit  verbreitetes  Mineral,  namentlich  als  Gangmineral  gemein.  — 
Vorkommen:  1,  Auf  Gängen  entweder  selbständig  wie  vielorts  im  deut- 
schen Rothliegenden  oder  als  Begleiter  anderer  Mineralien  und  nicht 
selten  in  2  Generationen.  Neben  geschwefelten  Erzen  wie  Bleiglanz  im 
Oberharz  etc.,  neben  Silbererzen  bei  Freiberg ,  in  Ungarn  etc.,  neben 
Kupferkies  bei  Lauterberg  im  Harz,  neben  Nickel-  und  Kobaltereen  auf 
Gängen  im  Kupferschiefer  von  Mansfeld,  Bieber  und  Riecheisdorf,  neben 
oxydischen  Manganerzen  bei  Ilfeld  und  Ilmenau,  femer  auf  metasomat 
Brauneisenerzlagerstätten  vom  Iberg  im  Harz,  —  2.  Seltener  findet  sich 
Schwerspath  auf  geschichteten  Lagerstätten,  theils  selbständig  wie  in  den 
krystallinen  Schiefem  von  Villarica  in  Brasilien,  in  devonischen  Schiefem 
von  Meggen  an  eler  Lenne,  theils  als  Bestandtheil  von  Erzlagern  wie  am 
Bammelsberg  bei  Goslar  oder  als  Imprägnation  bezw,  Bindemittel  im 
Sandstein.  —  3.  Sonst  noch  in  Form  concretionärer  Ausscheidungen  mit 
radialer  Structur  in  manchen  Mergeln  und  Kalken  wie  der  Bologneser 
Späth  vom  Monte  Paterno  bei  Bologna  oder  in  metasomatischer  Ver- 
elrängung  von  Kalkstein  und  Dolomit,  so  im  Zechsteindolomit  des  Böste- 
bergs  bei  Grund  am  Harz. 

Allomorphit  von  Unterwirbach  bei  Rudolstadt  ist  derber,  schaliger  Baryt, 
der  angeblich  nach  3  auf  einander  senkrechten  Richtungen  spalten  soll.  —  Eggonit 
in  kleinen  braunen  X  X  ^.uf  Eieselzink  von  Moresnet,  angeblich  triklin,  ist  ebenfalls 
Schwerspath. 

In  genetischer  Beziehung  bemerkenswerth  ist  das  Vorkommen  von  Baryt-  X  X  > 
die  von  Antimonitnadeln  durchspiesst  werden ,  zu  Schemnitz,  FelsÖbänya  etc.,  desgl. 
von  X  X  ii^  den  Höhlungen  von  Petrefacten  und  dichte  Krusten  in  den  Pumpensätzen 
von  Lautenthal.  —  Aehnliche  Mineralien:  Coelestin,  Aragonit,  Ealkspath;  letzterer 
wird  sofort  daran  erkannt,  dass  alle  seine  Spaltwinkel  schief  sind.  —  Verwendong 
namentlich  als  weisse  unveränderliche  Farbe,  neuerdings  für  die  Lithopon-Fabrikation. 

Barytcoelestin  (SrBa)S04.  Rhombisch  und  isomorph  mit  Schwerspath  and 
Coelestin ;  doch  fallen  seine  Winkel  nicht  zwischen  die  jener  beiden  Mineralien. 
X  X  selten,  namentlich  in  radialstr ahligen  Ausscheidungen,  vielfach  erdig  und  an- 
gewittert, in  Kalken  und  Mergeln.  H.  =  2V2»  G.  4,1— 4,2.  Imfeld  im  Binnenthal 
Greiner  in  Tirol,  Drummondinsel  im  Erie-See,  im  Jurakalk  von  Nörten  in  Hannover. 

Coelestin.    SrSO^. 

Rhombisch,  holoedrisch,  a  :  b  :  c  =  0,6086  : 1 :  0^7793.  —  >  )<  meist 
aufgewachsen  9  besonders  schön  von  Girgenti,  Herrengrund ,  Leogang, 
Montecchio  Maggiore,  flächenreich,  in  Gruppen  und  Drusen,  im  Habitus 


YIL  Kl.   Sulfate  etc.    1.  Abth.   Wasserfreie  Sulfate. 


415 


Fig.  432. 


Fig.  433. 


und  Aussehen  ganz  wie  die  des  Schwer* 
Späths.  iJf=(iöi)Pbömitl040  2' vorn, 
o  =  {011)Ps6  mit  104  0  8'  oben, 
d  —  {120)ooP2  mit  101  ö  11'  vom, 
P  =  {010)ooP^.  Habitus  häufiger  pris- 
matisch nach  (011)P^  als  tafelig  nach  (010)ooPo6.  —  Kömige,  späthige 
Aggregate,  schalig,  stenglig,  dicht ;  parallel  strahlige  und  faserige  Platten ; 
Nieren,  Knollen,   als  auch  Yersteinerangsmittel. 

#  {010)c»P$6  vollk.,  etwas  weniger  nach  {101)Pöö.  Br.  muschlig, 
wenig  spröde.  H.  =  3— SV«,  G.  =  3,9— 4.  Glasgl.  bis  Perlmgl.,  auf 
dem  Br.  etwas  fettig.  Farblos,  weiss,  gelblich,  gern  blau,  bläulich  und 
blaugrau,  selten  röthlich  oder  grün.  Optisch  wie  Schwerspath  (vergl.  S.  193). 

56,39  Sr,  43,61  SO3,  gewöhnlich  mit  etwas  Ca  oder  Ba,  —  Schmilzt 
y.  d.  L.  zur  weissen  Perle  und  färbt  die  Flamme  carminroth.  Gegen 
Losungsmittel  wie  Baryt. 

Gemein,  aber  nicht  so  verbreitet  tvie  Schwerspath.  1.  Selten  auf 
Erzgängen  (Herrengrund,  Leogang  etc.)  und  auf  Mandelräumen  vulkani- 
scher Gesteine  (Montecchio  Maggiore  bei  Vicenza).  —  3.  Häufiger  auf 
Coelestintriimmern  und  in  concretionären  Ausscheidungen  innerhalb  von 
Kalkcfi,  Dolomiten,  Mergeln  und  Gypsen.  Mit  Schwefel,  Gyps  und  Calcit 
in  tertiären  Mergeln  zu  Girgenti,  La  Ferticara  und  Pschow  bei  Batibor, 
in  Röthdolomiten  der  Domburg  bei  Jena,  im  Muschelkalk  bei  Ruders- 
darf  etc.  —  Analog  die  reicheren  Fundorte  von  Giershagen  bei  Stadt- 
berge,  Clifton  bei  Bristol  in  England,  Mokkatam  in  Aegypten,  in  der 
Umgebung  der  grossen  nordamerikanischen  Seen,  namentlich  auf  Drum- 
mond-Island,  Strontian-Island  und  Put-in-Bay  im  Erie-See. 

YerwenduDg  zur  Feuerwerkerei  und  zur  Herstellung  von  Stroutiumhydrat  för 
die  Entzuckerung  der  Melasse.  —  Aehnlich:  cfr.  Schwerspath. 

BleMtriol.     Anglesit.    Vitriolblei.    Bleiglas.    PbSO^, 

Rhombisch,  holoedrisch.  a:b:c  =  0,6088 : 1 :  0,7793.  —  X  X  z.  Th. 
sehr  schön  ausgebildet  (Phönixville ,  Pa.  und  sonst  vielorts),  flächen- 
reich, gewöhnlich  einzeln  aufgewachsen. 
M={101)Pöö  mit  1030  43'  vorn, 
o  =  {0li)Ps6  mit  1040  24'  oben, 
d  =  \l20)ooP2  mit  101«  13'  vorn, 
P=  {010)ooP^,  y  =  {122)P2,  z  =  {111)P. 
Habitus  kurz  prismatisch  nach  {01i)Ps6 
bezw.  {101)Pöö  oder  tafelig  nach 
(010)ooPo6  oder  pyramidal  nach  {122)P2. 

—  Auch   derb;  zuweilen   in    Pseudomorphosen   nach   Bleiglanz;    umge- 
wandelt in  Gerussit. 


Fig.  434. 


Fig.  435. 


416  VII.  Kl.   Sulfate  etc.    1.  Abth.   Wasserfreie  Sulfate. 

#  {010)ooP56  und  {10i)Poö  undeutlich.  Br.  muschlig;  spröd.  H.  =  3, 
G.  =  6,12 — 6,35.  Starker  Diamantgl.,  ins  Fettige  geneigt.  Durchs,  bis 
durchschein.  Farblos  und  wasserhell;  getrübt,  grau,  gelb,  braun,  grfin. 
blau.  Optisch  dem  Baryt  ähnlich,  aber  grosser  Axenwinkel.  ß  =  1,875 
(roth).     Sonstiges  opt.  Verhalten  s.  S,  193, 

73,6  PbO  bezw.  68,3  Pb,  26,4  SO3,  gewöhnlich  rein.  —  V.  d.  L.  auf 
Eohle  im  R.-F.  Bleikugel,  im  O.-F.  heiss  eine  klare,  kalt  eine  weisse  Perle. 
Oegen  Schwefelsäure  wie  Baryt,  völlig  löslich  in  Kalilauge;  dagegen  nur 
wenig  in  Salpetersäure. 

Am  Ausgehenden  von  JBleiglanzlagerstätten ,  namentlich  in  kleinen 
eingefressenen  Höhlungen  desselben  mit  Brauneisenocker  zusammen,  cmalog 
dem  Weissbleierz,  aber  nicht  ganz  so  häufig.  Früher  bei  Clausthal 
Zellerfeld,  Tanne  am  Harz,  auf  den  Parysgruben  von  Anglesea.  —  Grube 
Friedrich  bei  Wissen  an  der  Sieg,  Bleialf,  Badenweiler  und  Sch(xfbach 
hl  Baden,  Mies  in  Böhmen,  Schwarzenbach  und  Bleiberg  in  Kärnten: 
Morawicza,  JDognacska,  Felsöbdnya;  Monte  Pofii  und  Iglesias  auf  Sar- 
dinien, Linares  in  Spanien,  Leadhills  und  Wanlockhead  in  Schottland. 
Nertschinsk,  Beresowsk,    Missouri,  Phönixville,  Pa. 

Aehnliche  Mineralien:  Weissbleierz,  Baryt,  Scheelit.  —  Bei  reichlichem  Vor- 
kommen als  Bleierz  verwendet. 

Sardinian,  von  Monte  Poni  und  aach  von  Zellerfeld,  soll  monoklin  krystai- 
lisirendes,  —  ein  schwarzes  und  erdiges  Verwitterungsproduct  des  Bleiglanzes  von 
Coquimbo  amorphes  PbSO«  sein. 

Selenbleispath  (Glasbachit).  PbSeO^,  wahrscheinlich  isomorph  mit  Anglesit, 
in  kleinen  faserigen  Kugeln  und  derb;  deutlich  #,  schwefelgelb.  Tannenglasbach 
bei  Hildburghausen. 

Zinkosit.  ZnSO^  Kleine  mit  Baryt  isomorphe  XX-  H.  =  3,  G.  =4,381. 
Gelblichweiss  bis  weingelb.  Mit  Zinkblende  vom  Gange  Jaroso  in  der  Sierra  Alma- 
grera  in  Spanien. 

Hydrocyanit.  CuSO^,  blassgrüne  bis  himmelblaue  Prismen,  angeblich  mit 
Winkeln  ähnlich  denen  des  Anglesit.  Sublimationsproduct  des  Vesuvs  von  1868.  — 
Euchlorin  enthält  daneben  noch  K  und  Na  und  ist  ebenfalls  rhombisch. 

Magnolit.  HggTeO^.  Sehr  feine,  haar-  und  nadelförmige  XX»  ^eiw  ^^^ 
seidenglänzend,  auf  Tellurquecksilber  (Coloradoit).  Keystone-Gruben,  Magnolia  District, 
Colorado.  —  Ebendaher  Perrotellurit,  wahrscheinlich  Eisentellurat ,  in  zarten 
radialfasengen  Büscheln;  gelb. 

Lanarkit.  2PbO,  SO,  (mit  84,8  PbO).  Monoklin.  ß  =  91*49'.  In  queren 
Prismen  und  dünnstengligen  Aggregaten.  ^  oP  sehr  vollk.,  mild;  etwas  biegsam. 
H.-2— 2V2,  G.  =  6,8— 7.  Auf  (OOl)oP  Perlmuttergl.,  sonst  Fettgl.  Grünlich- oder 
gelblichweiss,  grau.    Leadhills  in  Schottland. 

Dolerophanit.  2GuO,  SO3.  Kleine  monokline  XX»  clie  möglichenfalls 
isomorph  mit  Lanarkit  sind;  braun.     Vesuv  1868. 


Vn.  Kl.   Sulfate  etc.    2.  Abth.   Wasserhaltige  Sulfate.  417 

2.  Abtheilung.    Wasserhaltige  Sulfate, 
a)  Sulfate  der  Alkalien  und  alkalischen  Erden. 

Olanbersalz.     Mirabilit.    Exanthalit.     NagSO^.lOH^O. 

Monoklin,  holoedrisch.  aih:c  =  1,1161  :  1  :  1,^382.  ß  =  107®  45' 
(Schbauf),  —  XX  meist  nach  der  Queraxe  verlängert  mit  vorwaltenden 
(001)oP  und  {100)ooPöö;  gewöhnlich  aber  in  mehlartigen  Ausblühungen 
und  Krusten  von  faseriger  Structur;  vereinzelt  schichtförmig. 

#  {100)ooP6ö  vollk.  H.  =  1^2—2,  G.  =  1,4—1,5.  Durchs,  und 
farblos,  verwittert  trüb  und  weiss;   kühlender,  salzigbitterer  Geschmack. 

19,3  Na,0,  24,8  SO3,  55,9  H^O;  verliert  an  der  Luft  8  Mol.  H^O  und 
bedeckt  sich  dabei  mit  einem  mehligen  Ueberzug.  Ein  viel  MgSO^  ent- 
haltender Glauberit  von  Sedlitz  und  Franzensbad  wurde  Reussi n  ge- 
nannt. —  Färbt  die  Löthrohrflamme  gelb,  leicht  in  Wasser  löslich; 
schmilzt  in  seinem  Erystallwasser. 

Auf  alpinen  Salzlagerstätten :  Ischl,  Hallstadt  etc,  ferner  in  Ungarn^ 
der  Schweiz;  vielfach  als  Beschlag  auf  Gyps  und  Steinsalz,  Schicht- 
artig  im  Steinsalz  bezw.  Thon  und  Mergel  bei  Bompensieri  auf  Sicilien, 
am  Ebro  und  bei  Muchrevan  im  Kaukasus.  In  Salzseen,  den  Natron- 
Seen  Aegyptens,  den  Steppen  am  Kaspi-  und  Eltonsee  und  als  Aus- 
blühung auf  Mauerwerk;  gelöst  in  Bitterwässern.    Auch   an  Vulkanen. 

Gnanovulitist  wasserhal tiges  Kali- Ammoniaksulf at,  Lecontit  ein  rhombisch 
krystallisirendes  wasserhaltiges  Natron- Ammoniaksulfat;  aus  Fledermausböblen  in 
Honduras. 

Gyps.     Selenit.     CaS04.2H80. 

Monoklin,  holoedrisch.  a\b\c  =  0,6895  :  1  :  04ISS.  •  ß  =  98«  58' 
(Beckbnkamp).  —  XX  ein-  und  aufgewachsen,  einzeln  oder  zu  Gruppen 
und  Drusen  zusammentretend ,  namentlich  rosettenartig,  f  =  {110)ooP 
mit  111^30',  1=={111)-P  mit  143«  30',  p  =  {piO)ooPoö ,  n  =  (Jll)P 
mit  138 <>  32',  0  —  (lOSyiiPöö,  h  —  {12Ö)ooP3,  Habitus  verschieden: 
1.  prismatisch  entweder  nach  dem  Prisma  f  mit  111^2«  oder  nach  dem 
Prisma  Z  mit  143  V«^;  2.  dicktafelig  nach  der  Längsfläche  p  (Fig.  436); 
3.  linsenförmig  mit  stark  gekrümmten  Flächen  und  Kanten  durch  Vor- 
herrschen von  0  und  Z,  während  f  und  p  zurücktreten  (Fig.  437  u.  438), 
auch  ganz  fehlen  können.  Grössere  X  X)  besonders  die  von  Reinhardsbrunn 
bei  Friedrichroda,  sind  zuweilen  haken-  imd  henkelartig  gebogen  mit 
welliger  Längsfläche  in  Folge  von  Gleiterscheinungen.  —  Zw.  häufig, 
nach  2  Gesetzen.  1.  nach  {100)ooPöö  (typische  Schwalbenschwanz- 
zwillinge), namentlich  bei  tafeligen  und  prismatischen  Individuen.  Der  Perl- 
mutterbruch (OlO)ooPÄ  und  der  muschlige  Br.  (lOO)ooPöö  verlaufen  in  beiden  Zwil- 
Klockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  27 


418 


VII.  Kl.   Sulfate  etc.    2.  Abth.   Wasserhaltige  Sulfate. 


lingshäiften  parallel,  während  die  faserigen  Brüche  (111)?  einen  Winkel  von  131®  l^* 
einschliessen;  der  einspringende  W.  des  Zw.  =  104®  58'  (Fig.  440).  Auch  Durcli- 
kreuzungszwillinge  nach  Art  der  Fig.  439.  2.  nach  (101)  — jFte  (typisch  aus 
dem  Gyps  von  Mont-Martre,  daher  Mont-Martre  oder  Pariser  Zwil- 
linge), namentlich  bei  linsenförmigen  Individuen,  bei  denen  das  Verticalprisma 
ganz  unterdrückt  ist,  l  und  o  in  eine  einzige  gekrümmte  Fläche  verfliessen  und  auch 
die  sonst  nicht  häufige  Fläche  n  gerundet  ist  (Fig.  441  u.  442.  Diese  Zw.  sehen 
ebenfalls  oft  schwalbenschwanzartig  aus,  aber  der  muschlige  Br.  jeder  einzelnen 
Zwillingshälfte  setzt  sich  nahezu  in  der  Richtung  des  faserigen  Bruches  der  anderen 
Hälfte  fort.   Die  Knickung  betrögt  nämlich  nur  9®  26'.   Der  einspringende  W.  =  123*'  45'. 


Fig.  436. 


Fig.  437. 


Fig.  440. 


m 


Fig.  441. 


Fig.  438. 


Fig.  442. 


Fig.  439. 


Wm 


—  Derb,  in  grobspäthigen  und  grossschaligen  Aggregaten  (Marien-  oder 
Frauenglas),  parallel  faserig  (Fasergyps),  schuppig  (Schaumgyps), 
feinkörnig  (wenn  rein  weiss:  Alabaster),  dicht  erdig.  In  Pseudomor- 
phosen  nach  Anhydrit,  Steinsalz  und  Kalkspath.  _ 

#  nach  {010)ooPSö  sehr  voUk.  (Perlmutterbruch),  nach  {111)P 
weniger  vollk.  (faseriger,  seidenglänzender  Br.,  die  beiden  unter  138^  32' 
geneigten  P-Flächen  oscilliren  beim  Spalten  stetig  mit  einander,  sodass 
scheinbar  eine  einheitliche  faserige  Spaltfläche  resultirt),  und  schliesslich 
#  nach  {100)ooPöö  unvollk.  (muschliger,  glasglänzender  Br.).  Daneben 
lassen  sich  durch  die  Eörnerprobe  noch  andere  Cohäsionsminima  als 
Gleit-  und  Druckflächen  nachweisen.  Gewöhnlich  in  der  Richtung  des 
faserigen  Br.,  als  einer  Gleitfläche,  etwas  biegsam;  in  der  Richtung  des 
muschligen  Bruches  brechen  die  ]\X  scharf  ab.  Mild.  H.  =  1\'2— 1 
G.  =  2,2—2,4.  Auf  {010)ooPoö  Perlmgl.  und  häufig  Newton's  Farbec- 
ringe,  auf  den  sonstigen  Krystallflächen  Glasgl.  Durchs,  bis  undurchs.; 
farblos  und  gefärbt:  weiss,  grau,  wein-  bis  honiggelb,  braun-,  fleisch- 
bis    ziegelroth,    schwarz.     Optisches   Verhalten   cfr.  S.  194.     Schlechter 


VII.  KL   Sulfate  etc.    2.  Abth.   Wasserhaltige  Sulfate.  419 

Wärmeleiter  (Unterschied  des  Alabasters  vom  Marmor,  welch'  letzterer  sich  kalt 
anfühlt). 

32,5 CaO,  46,5  SO3,  21HjO,  aber  häufig  durch  Bitumen  (Stinkgyps) 
und  Thon  verunreinigt.  —  Trübt  sich  v.  d.  L.,  schmilzt  zu  einer  weissen,  mit 
Flussspath  jedoch  zu  einer  klaren,  erst  beim  Erkalten  trüb  vrerdenden 
Perle.  Giebt  im  Kölbchen  Wasser.  Wird  von  Wasser  (in  380—460  Theilen) 
und  von  Säuren  schwer  gelöst.    Kochende  Kalilauge  löst  ihn  vollständig. 

Wichtiges  und  z.  Th.  mächtiges  y  lager-  und  stockartig  auftretendes 
Schichtenglied  aller  Formationen,  namentlich  mit  Anhydrit,  aus  dem  er  hervor- 
geht, und  mit  Steinsalz  verJcnüpft;  nicht  selten  mit  eingesprengtem  Schwefel. 
Die  Permformation  Europas  ist  besonders  reich  an  Gyps  (Westlicher  Harz- 
rand; Friedrichroda ,  Ural  etc);  in  der  alpinen  Trias  (Berchtesgaden, 
Hallstadt,  Hallein,  Hall,  Aussee),  im  MuschelTcalk  des  südwestlichen 
Deutschlands;  im  Tertiär  des  Pariser  und  Wietier  Beckens,  Wieliczka, 
Sicilien  etc.  —  Vielfach  als  linsenartige  Concretionen  in  Lias-  und  Tertiär- 
ihonen,  auch  in  der  Braunkohle;  femer  als  Imprägnation  von  Sanden 
(Wüste  Sahara,  wo  Gypskrystalle  nach  Art  der  „krystallisirten  Sandsteine"' 
grössere  Mengen  von  Sand  einschliessen).  —  Auf  Erzgängen  nicht  sehr 
häufig  (Lauterherg)  und  niemals  in  grösserer  Menge;  als  Fasergyps 
sflhständig  auf  Spalten;  auf  Klüften  von  Laven  am  Aetna  und  Vesuv; 
Neubildungen  in  Sinktverken,  im  Alten  Mann  (hier  durch  Zersetzung 
von  Schwefelkies  hervorgegangen),  hei  Kohlenbränden,  —  Schöne  XX 
Vielorts :  Beinhardsbrunn,  Quedlinburg,  Wasenweiler  im  Breisgau,  Mont- 
Martre,  Castellina  in  Toscana,  Girgenti  etc, ;  Statuenalabaster  besonders 
schön  von  Volterra. 

Die  Hauptverwendnng  des  Gypses  beruht  auf  der  Eigenschaft,  bei  etwas  über 
100*  drei  Viertel  seines  Wassergehaltes  zu  verlieren,  der  dann  von  dem  Pulver  bei 
Wasserzusatz  schnell  und  unter  Erstarren  wieder  aufgenommen  wird ;  die  sich  bilden- 
den Gyps-Nadeln  verfilzen  sich  und  bedingen  die  Verfestigung.  Wird  Gyps  auf  mehr 
als  160®  erhitzt,  so  brennt  er  sich  todt,  d.  h.  er  wird  zu  Anhydrit.  Indessen  ver- 
hindert ein  Zusatz  von  Anhydrit  zum  Gyps  bis  zur  Hälfte  des  Gewichts  die  Verwen- 
dung des  letzteren  nicht  wesentlich.  —  Von  ähnlichen  Mineralien  wird  Gyps  leicht 
durch  die  geringe  Härte,  #  und  die  schiefen  Winkel  der  Spaltplättchen  unterschieden. 

Kieserit.    MgSO^.HgO. 

Monoklin,  holoedrisch.  a:b  :c  =  0,9147  : 1 : 1,7445.  ß  =  9P  7' 
(Tschekmak),  —  In  dichten,  weissen  bis  gelblichen,  schimmernden  Ag- 
gregaten, bei  Hallstadt  auch  in  grossen  pyramidal  ausgebildeten  X  X  und 
grobkörnigen  Aggregaten. 

H.  =  3,  6.  =  2,569;  in  derben  Aggregaten  geringer,  bis  2,517. 
Farblos  und  trübe;  weisslich,  gelblich. 

29MgO,  58  SO,,  ISHgO;  geht  allmählich  in  Bittersalz  über.  Das 
Pulver,  mit  wenig  Wasser  angemacht,  erhärtet  wie  Gyps.  Löst  sich 
langsam  in  Wasser. 


420  VII.  Kl.   Sulfate  etc.    2.  Abth.   Wasserhaltige  Sulfate. 

In  grossen  Massen  schichtartig  im  älteren  Steinsalz,  in  der  sogeti. 
Kieseritregion  auf  den  Kalisalzlagerstätten  von  Stassfurt  etc.:  ferner  hti 
Hallstadt  und  bei  Kalusz, 

Marti nsit  von  Stassfurt  ist  ein  Gemenge  von  10  Kieserit  und  90  Steinsalz. 

Szmikit.  MnSO« .  HgO  ist  das  dem  Kieserit  entsprechende  Mn-Sulfat.  R5th- 
lich  weisse  stalaktitische  Knollen  von  Felsöbänya. 

Syngenit  (Kaluszit).  K^SO^  .  CaSO^ . H^O  (28,8K20).  Monoklin,  ß  =  104*. 
Kleine,  nach  der  Verticalaxe  gestreckte  und  nach  (lOO)ooP^  dünntafelige  X  X  und 
blätterige  Aggregate.  —  #  nach  (100)coPöö  und  (110)ooP.  H.  =  2  »/a,  G.  2,6.  Farblos 
in  Steinsalzhöhlungen  von  Kalusz. 

Pikromerit  (Schönit).  KgSO^ .  MgSO^  .6HjO(23,4K20).  Monoklin.  ß=108n0'; 
meist  derb,  weiss  oder  gefärbt,  bildet  neben  Kainit  einen  wesentlichen  Bestandtheil 
der  norddeutschen  Kalisalzlagerstatten.  Stassfui-t  etc.,  Absatz  der  Fumarolen  des 
Vesuv;  isomorph  damit  Cyanochroit  (Cyanochrom)  vom  Vesuv,  bei  dem  Mg  durch 
Cu  vertreten  wird. 

Polyhalit.    K,SO^.MgS0^.2CaS0^.2HjO. 

Monoklin  oder  rhombisch.  Breite  langgestreckte  Prismen.  (llOhoP 
mit  115 '^,  (010)ooPoö,  (001)oP.  Gewöhnlich  in  derben,  faserigen,  seltener 
in  stenglig-blätterigen  Massen. 

H.  =  3— 3V«,  Ö.  =  2,72—2,77.  Schwacher  Fettgl.  Fleisch-  oder 
ziegelroth,  auch  weiss,  gelb  und  grau.     Durchscheinend. 

Enthält  28,93  KgSO^  mit  15,64  K^O;  lässt  beim  Auflösen  Gyps 
zurück. 

In  der  Polyhalitregion  der  Kalisalzlagerstätten  von  Stassfurt  etc.: 
auf  den  alpinen  Salzlagem;  Vic  in  Lothringen,  Stebnik  in  Galizien, 

Krugit,  secundäres  Salz  von  Stassfurt  etc.,  nur  derb,  enthält  2CaS04  mehr 
als  der  Polyhalit. 

Astrakanit  (Blödit).  Na^SO^.MgSO^  .4H2O.  Monoklin.  ß  =  100®38'.  Schöne, 
grosse  und  flächenreiche  X  X  ^o^  Stassfurt,  meist  aber  derb  in  körnigen  und  dichten 
Aggregaten.  H.  =  2V2— 3V«,  6.  =  2,22—2,28.  Glasgl.  Farblos  und  weiss,  hellgrau, 
gelblich,  röthlich,  auch  bläulichgrün.  Verwittert  langsam  an  der  Luft.  Enthält 
18,58Na20;  löst  sich  leicht  im  Wasser.  Ausser  Stassfurt,  wo  er  zu  den  sogen,  secon- 
dären  Salzen  gehört,  in  dünnen  Krusten  (sogen.  Simonyit)  bei  Ischl  und  Hallstadt, 
an  den  Bittersalzseen  der  Wolgamündung;  Mendoza  und  San  Juan  in  Argentinien; 
Fendschab.  —  Kalium-Blödit  (Leonit)  von  Leopoldshall  ist  die  entsprechende 
Kaliverbindung.  —  Löwei't,  wie  Blödit  zusammengesetzt,  aber  nur  2V«HiO;  tetra- 
gonal.  Gelblich  weiss,  bernsteinfarben  bis  fieischroth.  Mit  Anhydrit  verwachsen  bei 
Ischl.  —  Wattevillit,  ein  Zersetzungsproduct  von  Basalttuff,  soll  die  Zusammen- 
setzung eines  kali-  und  kalkhaltigen  BlÖdits  haben.    Bischofsheim  vor  der  Rhön. 

b)  Alumosolfate  (Thonerdesulfate). 

Bei  vielen  derselben  ist  ein  Theil  des  in  der  Analyse  gefundenen  Wasseis 
auf  Hydroxyl  zurückzuführen;  neben  Thonerde  enthalten  manche  derselben  noch 
Alkalien,  alkalische  Erden  oder  Zn,  Mn,  Fe.  Eine  charakteristische  Gruppe  bilden  die 
Alaune.  — 


VIL  El.   Sulfate  etc.    2.  Abth.   Wasserhaltige  Sulfate.  421 

Haarsalz  (Keramohalit,  Halotrichit).  Al^O,,  3 SO, .  18 HgO.  Haar-  und  nadel- 
förmige  X  X  ^  i^^  Krusten,  in  traubigen,  nierenförmigen  und  stalaktitischen  Formen 
von  faseriger,  schuppiger  und  kömiger  Structur.  #  nach  einer  Richtung.  Br.  uneben. 
H.  =  IV«— 2,  G.  =  1,6— 1,7.  Seidengl.,  durchscheinend,  weiss,  gelblich  und  graulich- 
weiss.  Auf  Braun-  und  Steinkohlengruben  und  Halden.  Zersetzungsproduct  kies- 
und  thonerdehaltiger  Gesteine,  quillt  zuweilen  flüssig  aus  den  Kohlenklüften;  Kolo- 
somk  in  Böhmen;  Friesdorf  bei  Bonn;  Freien walde  in  der  Mark;  Potschappel.  — 
Auch  auf  Erzgruben  (Bodenmais;  Königsberg  in  Ungarn)  und  als  Product  der  Solfa- 
tarenthätigkeit ;  Solfatara;  Quito;  Insel  Milo.  —  In  grösserer  Menge  bei  Adelaide  in 
Australien.  —  Tekticit  (Braunsalz,  Graulit),  in  kleinen  nadeligen,  büschelig  grup- 
pierten X  X  ui><l  de^^ ;  nelkenbraun ;  vom  Graul  bei  Schwarzenberg  und  Brilunsdorf, 
ist  ein  Eeramohalit  mit  ca.  5%  Fe^Oj  an  Stelle  von  Al^O,. 

Alu  mini  t  (Websterit).  AljO,,  SOj.OHgO.  In  nierigen,  traubigen  Knollen 
von  erdiger  und  feinschuppiger  Structur;  u.  d.  Mikrosk.  aus  kleinen  doppelbrechen- 
den  X  X  mit  schiefer  Auslöschung  bestehend.  Br.  erdig;  mild  und  zerreiblich. 
H.  =  1,  G.  =  1,8.  Weiss ;  undurchs.  In  HCl  leicht  löslich.  Bei  Halle  auf  Schichten- 
fugen tertiären  Sandes;  Kralup;  Auteuil;  New-Haven  und  Brighton.  —  Werthe- 
mannit  ist  nur  durch  geringeren  Wassergehalt  unterschieden.    Peru. 

Felsöbänyit.  2AI2O3,  SO3.  lOH^O.  Rhombisch,  die  kleinen  X  X  za  kugligen 
Aggregaten  vereint.  #  (OOl)oP.  H.  =  1V«;  sehr  mild.  G.  =  2,3.  Weiss,  mit  rauher, 
durch  Eisen  gelb  gefärbter  Oberfläche.  Bei  Felsöbänya  auf  Baryt  —  Paraluminit 
enthält  5H2O  mehr.  —  Alumian,  ähnlich  zusammengesetzt;  weisse,  apfelgrüne  oder 
himmelblaue  glasglänzende  Aggregate.    Sierra  Almagrera  in  Spanien,  Ararat 

Alnnit.     Alaunstein.    3(AlsjSOe).KjS0^.6H5jO. 

HezagODal,  rhomboedrisch-hemiedrisch,  isomorph  mit  Jarosit. 
a  :  c  =  1  :  1^252  (Brbithaupt).  —  Kleine,  oft  krummflächige,  in  Drusen 
sitzende  XX-  {101i)B  mit  89^  10',  selten  dünne  Täfelchen.  —  Körnige, 
dichte,  auch  erdige  Massen. 

#  basisch  ziemlich  voUk.  Br.  muschlig,  splittrig.  H.  =  37« — 4, 
G.  =  2,6— 2,8.  Farblos,  weiss,  ins  Röthliche  und  Gelbliche;  Glasgl., 
auf  der  Spaltfläche  Perlmgl.     Optisch  positiv. 

11,37  K,0,  36,98  Al^Og,  38,62  803  13,03  H,0.  In  Kalilauge  und 
heisser  Schwefelsäure  löslich. 

Unregelmässig,  irumm-  und  gangartig  in  durch  Solfatarenthätigkeit 
umgewandelten  und  daher  löcherigen  tra^chytischen  Gesteinen,  insbesondere 
aus  der  Zersetzung  des  Feldspaths  hervorgegangen,  Tolfa,  JBereghszasz, 
Paräd  und  Muszay,  Mont  Dore,  Insel  Milo,  —  Im  Gyps  von  Hadji- 
Kän,  BufCharei;  als  Concretionen  in  tertiären  Banden  bei  Würzen.  — 
Dient  zur  Alaunfabrikation! 

Ignatiewit  ist  wahrscheinlich  nur  ein  unreiner  Alunit.  —  Löwigit,  an- 
scheinend amorph,  lichtgelb,  aus  der  Steinkohle  von  Zabrze,  auch  von  Tolfa  und 
Muszay  enthält  etwas  mehr  Wasser  (QHgO). 

Ettringit,  hexagonal,  sehr  feine  seidenglänzende  Nadeln  in  Ealkstein- 
einschlüssen  aus  Laven  beim  La  acher  See,  ist  wasserhaltiges  basisches  Thonerde- 
Ealksulfat.  —  Zinkaluminit  von  Laurion,  in  sechsseitigen  Tafeki,  weiss  ins 
GrQnliche  ist  basisches  Thonerde-Zinksulfat. 


422  ^^^'  Kl-    Sulfate  etc.    2.  Abth.   Wasserhaltige  Sulfate. 

Qmppe  der  Alanne.  —  Dieselben  bilden  eine  isomorphe,  regulär  pentagonal- 
heroiedrische  krystallisirende  Gruppe.  Gewöhnlich  zeigen  die  (in  der  Natur  selten 
auftretenden)  XX  »^  (111)0,  daneben  wohl  (lOO)ooOcx)  und  (llO)ooO  u.  a.  Formen. 
Chemisch  bestehen  sie  aus  neutralen  Doppelsalzen  ein-,  zwei-  und  dreiweithiger 
Metalle  und  24H2O.  Manche  der  natürlichen  faserigen  Alaune  haben  jedoch  nur 
22HgO,  sind  doppelbrechend  und  wahrscheinlich  monoklin. 

Kalialaun  (Kalinit).  K^SO^ .  A12(S0J3 .24HaO.  Gewöhnlich  nur  als  Aus- 
blühung  auf  Klüften  von  Laven,  auf  brennenden  Kohlen  und  auf  schwefelkieshaltigeD 
Mergelschiefem  (sogen.  Alaunschiefer).  Br.  muschlig.  H.  =  2 — 27»»  G.  =  1,7— 1.9. 
Farblos,  Glasgl.    Solfatara  bei  Pozzuoli  etc. 

Natronalaun  (Solfatarit).  NagSO« .  A1«(S0J3 .24H2O.  Faserige  krustige 
Aggregate.  H.  =  2— 3 ,  G.  =  1,8.  Weiss,  seidenglänzend.  Mit  Kalialaun  von  der 
Solfatara;  Insel  Milo,  San  Juan  in  Argentinien,  Shimane  in  Japan.  —  Mendozit 
von  Mendoza  in  Argentinien  ist  ein  Natronalaun  mit  22H2O,  —  Tamaragit  von  den 
Cerros  pintados  in  Chile  ein  solcher  mit  12Hj.O. 

Ammoniakalaun  (Tschermigit).  (NHJgSO^ .  Als(S0J3 .24HgO.  In  Platten 
von  faserig-stengliger  Structur.  H.  =  2 — 2V2,  G.  =  1,7.  Farblos  bis  graulichweiss. 
Glasgl.  Tschermig  in  Böhmen  und  Tokod  bei  Gran  in  Ungarn,  auf  Trümmern  in  der 
Braunkohle;  im  Krater  des  Aetna. 

Magnesiaalaun  (Bosjesmanit).  MgSO« .  Al2(S0J3 .  24H«0.  Lange  dünne 
schneeweisse  Fasern  mit  Seidengl.,  enthält  auch  etwas  Mn.  Bosjesmanfluss  in  der 
Cap-Colonie;  Utah.  —  Der  Pickeringit  von  Iquique  enthält  nur  22H,0  und  ist 
doppelbrechend;  Sonomait,  Dumreicherit,  Pikroalumogen  und  Sesqai- 
magnesiaalaun  besitzen  ein  anderes  Yerhältniss  von  Mg  und  AI-Sulfat  und  auch 
anderen  Wassergehalt.  Stüvenit  scheint  eine  Mischung  von  Magnesia-  und  Natron- 
alaun zu  sein. 

Manganalaun  (Apjohnit).  MnSO^ .  Al^lSOJ,  .24H2O.  Faserig.  Weiss,  seiden- 
glänzend,  durchscheinend.    Lagoa-Bai,  Südafrika. 

Eisenalaun  (Halotrichit  z.  Th.,  Haarsalz  z.  Th.,  Federsalz  z.  Th.,  Berg- 
butter z.  Th.),  FeS04.Alj(SOj3.24H5jO.  Haarförmig,  faserig,  traubig,  als  üeber- 
zug.  Graulichweiss ,  ockergelb,  auch  apfelgrün;  seidenglänzend.  Auf  Ei^ager- 
tätten:  Mörsfeld,  Bodenmais;  in  Braunkohlenflötzen :  Artem;  Uttigsdorf  in  Mähren; 
Urumia  in  Persien;  an  der  Solfatara ;  Ischia.  —  Hversalt  von  Island  enthält  etw^ 
MgO,  weniger  Wasser  und  ist  doppelbrechend.  —  Dietrichit,  ein  Zn-  und  etwas 
Mn-haltiger  Eisenalaun  mit  22H.^O  und  doppelbrechend,  von  Felsöbanya. 

c)  Ferrisolfate  (Eisensulfate). 

Theils  reine  Ferrisulfate,  theils  solche  verbunden  mit  FeO,  ZnO,  MnO,  CaO. 
KjjO,  Na^O,  auch  mit  Alg03;  meist  von  basischem  Charakter.  Alles  beim  Glühen 
hervortretende  Wasser  ist  in  den  nachstehenden  Formeln  der  Einfachheit  halber  und 
weil  es  an  einem  entscheidenden  Kriterium  fehlt,  als  Krystallwasser  angegeben,  was 
aber  nur  z.  Th.  richtig  ist,  da  es  auch  eventuell  auf  vorhandene  Hydroxylgruppen 
zurückgeführt  werden  muss. 

Coquimbit.  Fe2O3.3SOs.9H2O.  Hexagonal,  rhomboedrisch-hemiedrisch. 
Dicktafelige  oder  kurzsäulige,  kleine  X  X  mit  (OOOl)oR,  (lOlO)ooR,  (lOll)R,  (Olll)-R 
u.  a.  Flächen;  zumeist  in  feinkörnigen  Aggregaten.  4^  (10l"0)ooR  unvollk.  H.  =  2— 2*«. 
G.  =  2— 2,1.  Farblos,  grünlich,  bläulich.  Enthält  auch  etwas  isomorphe  Tbonerde. 
Löslich  in  kaltem  Wasser.     Copiapo  in  der  Provinz   Coquimbo   in   Chile.  —  Der 


VII.  Kl.   Sulfate  etc.    2.  Abtb.   WaMerhaltige  Sulfate.  423 

monokline  rOthlichviolette  Quenstedtit  von  Copiapo  enthält  IH^O  mehr,  der 
eran^egelbe  Ihleit  auf  Graphit  von  Mugran  und  auf  Thon  von  Webrschan  in 
Böhmen  8H2O  mehr  als  der  Coquimbit. 

Copiapit  (Blätteriges  schwefelsaures  Eisenozyd).  2 FegO, . 5 SO3 .  18 H^O.  Sechs- 
seitige, aber  monokline  Tafeln  mit  basischer  4^;  auch  kOmig.  H.  =  1V2,  G.  =  244. 
Gelb  und  Gelbgrün;  Perlmgl.,  durchschein.  Copiapo.  —  Wahrscheinlich  identisch 
damit  Misy,  feinschuppige  bis  mehlige  Aggregate  von  schwefelgelber  Farbe  und 
Perlmgl.  Als  üeberzug  und  Beschlag  im  sogen.  Eupferrauch  vom  Rammeisberg  am  Harz. 

Hohmannit  Fe^O, . 2 SOg . 7 HjO ;  bildet  trikline  breitstrahlige  spaltbare  Aggre- 
gate,  die  ockerartig  verwittern.  Kastanienbraun  mit  rostgelbem  Str.  Eingewachsen 
in  Copiapit  der  Sierra  Gorda  bei  Caracoles  in  Chile.  —  Der  orangerothe  Amarantit, 
ebendaher,  scheint  nur  eine  kleinkrystallinische  Varietät  von  Hohmannit  zu  sein.  — 
Der  kastanienbraune  Castanit  von  gleicher  Lokalität  in  anscheinend  monoklinen 
Prismen  und  derben  Aggregaten  unterscheidet  sich  nur  durch  etwas  höheren  Wasser- 
gehalt. —  Noch  etwas  mehr  Wasser  (lOHjjO)  enthalten  Stypticit  (Strahliges 
schwefelsaures  Eisenozyd)  und  der  wahrscheinlich  nur  durch  Verwitterung  etwas  ab- 
geänderte Fibroferrit,  beide  bilden  Rinden  und  Ausblühungen  feinfaseriger, 
seidenglänzender  Aggregate  von  gelblichweisser  bis  schmutzig  gelbgrOner  Farbe. 
Copiapo. 

Apatelit.  3Fe,Oj.5S03.2HjO.  NierenfÖrmig,  erdig,  gelb.  Im  Thon  von 
AuteuiL 

Glockerit  (Vitriolocker).  2FejO3.SO3.6H2O.  Krustenartige  und  dünn- 
schalige üeberzüge  sowie  Stalaktiten.  Oberflächlich  gelbbraun  und  wie  mit  Oel  über* 
zogen;  auf  dem  Br.  schwärzlichbraun  bis  pechschwarz.  Hackelberger  Stollen  bei 
Obergrund  in  österreichisch  Schlesien.  —  Vitriolocker  wohl  nur  die  erdige  Form 
desselben.    Fahlun;  Goslar. 

Utahit.  FejOj.SOg.^/sHjO.  Winzige  rhomboedrische  X  X »  schuppig  aggregirt 
und  seidenglänzende  üeberzüge  bildend.  Gelb  bis  braun.  Auf  Quarz  in  der  Eureka- 
Hill-Grube,  ütoh. 

Raimondit,  2Fe2O3.dSO3.7H2O,  rhomboedrische,  perlmutterglänzende 
Tafeln;  honiggelb;  auf  Zinnstein  von  Ehrenfriedersdorf.  —  Paposit  enthält  SHjO 
mehr;  monokline  oder  trikline  radialfaserige  Krystallaggregate ,  dunkelroth,  ein- 
gewachsen in  Kupfervitriol  bei  Paposa  in  Atacama. 

Pissophan.  Amorphes  Gemenge,  harzähnlich  und  anfangs  auch  weich; 
stalaktitisch.  Br.  muschlig.  H.  =  2,  G.  =  1,9—2.  Olivengrün  bis  leberbraun.  Glasgl. 
bis  Fettgl.  Wechselnde  Zusammensetzung;  zuweilen  sehr  viel  Thonerde  (bis  357o) 
enthaltend.    Alaunschiefer  von  Gamsdorf  bei  Saalfeld;  Reichenbach  in  Sachsen. 

Römerit.  FCgOg,  SSOg.FeO,  SOS.I2H2O;  enthält  auch  etwas  Zn.  Triklin. 
Kleine  dünntafelige  XX  und  kömige  Aggregate.  H.  =  27«»  G.  =  2,l.  Rostbraun  bis 
gelb.   Glasgl.  Rammeleberg  im  sogen.  Kupferrauch ;  Madeni  Zakh  in  Persien ;  Copiapo. 

Karphosiderit.  8 FesO,,  4 SO3 . 9 H^O.  Hexagonal,  in  Blättchen  und  nierigen 
bezw.  krustenförmigen  Aggregaten.  Strohgelb,  fettglänzend.  Im  Sandstein  von 
St.  Leger  bei  M&con  und  bei  Laurion. 

Quetenit.  FesO,,  MgO,  3SO3.I2H2O.  Monokline  oder  trikline  undeutliche 
Prismen  oder  derb,  röthlichbraun ,  eingewachsen  in  Kupfervitriol  von  Quetena 
in  Chile. 

J  a  r  0  8  i  t.  3(Fe203,  SO3) .  KgO,  SO3 . 6  HgO.  Rhomboedrisch,  isomorph  mit  Alunit 
In  kleinen  tafeligen,  zu  Drusen  verbundenen  X  X-  (OOOl)oR,  (lOll)R  und  derb  in 
kömigen,  schuppigen  und  erdigen  Aggregaten.  #  (OOOl)oR  deutlich;  spröd.  H.  =  3 — 4, 
G.  =  3,244— 3,256.     Schimmernder  Glasgl.     Nelken-    und   schwärzlichbraun;   durch- 


424  Vn.  El.   Sulfate  etc.    2.  Abth.   Wasserhaltige  Sulfate. 

schein.  Barranco  Jaroso  in  der  Sierra  Almagrera  in  Spanien;  Schwarzenbetg  in 
Sachsen;  Beresowsk  etc.  —  Im  Natrojarosit  aus  Nevada  tritt  Na  für  E  ein;  im 
Plumbojarosit  von  Cook's  Peak  in  Neu-Mexico  ist  das  Alkali  durch  Blei  ersetzt 

Gelbeisenerz.  ^(Fe^Os . 3 SO,) . Kfi . SO, . 9 Efi.  Nierenförmig, knollig, plattig, 
als  Anflug,  erdig.  Br.  muschlig.  H.  =  3,  G.  =  2,7— 2,8.  Ockergelb.  In  dQnnen  Platten 
und  als  Ueberzag  auf  Braunkohle  bei  Luschitz  und  Eolosoruk,  Tschermig  in  Böhmen.  — 
Bei  Modum  ein  Gelbeisenerz,  das  Na  statt  E  enthält.  —  Sideronatrit  von  der 
Grube  San  Simon  bei  Huantaya  in  Chile  und  Urusit  vom  Unis-Plateau  auf  der 
Insel  Tscheieken  im  Easpisee  sind  Natron-Ferrisulfate. 

Botryogen.  2MgO,Fej03»4S03.15HgO.  Monoklin.  ß  =  117®34'.  Die  seltenen 
kleinen  X  X  ^^^  säulenförmig;  gewöhnlich  kleintraubige  und  nierige  Aggregate. 
H.  =-2— 2V2,  G.  =  2— 2,1.  Hyacinthroth  bis  pomeranzgelb.  Mit  Bittersalz  bei  Fahlnn, 
Copiapo,  Madeni  Zakh  in  Persien. 

V  oltait,  enthält  neben  Fefi^  und  AlgOg  noch  MgO,  FeO,  Kfi  und  Na,0. 
Die  seltenen  scheinbar  regulären  X  X  ^^^^  tetragonal;  spröd.  H.  =  SV^i  6-  =  2,6 — 2,79. 
Dunkelgrün  bis  schwarz,  an  den  Eanten  grün  durchschein.  Str.  graugpitln.  FettgL 
Fumarolen  der  Solfatara;  Rammeisberg;  Eremnitz;  Madeni  Zakh  in  Persien.  —  Meta- 
voltin,  Zersetznngsproduct  des  vorigen  mit  höherem  Wassergehalt;  sehr  kleine  kurze 
Prismen  oder  kleine  Täfelchen  zu  einem  schuppigen  Aggregat  verbunden.  Ockergelb. 
Madeni  Zakh.  —  Plagiocitrit  und  Elinophäit  beide  vom  Bauersberg  bei 
Bischofsheim  vor  der  Rhön,  haben  die  qualitative  Zusammensetzung  des  Voltait»  ent- 
halten ausserdem  auch  noch  Ni  und  Co. 

d)  Vitriole. 

Durch  ihren  Wassergehalt  und  ihre  Erystallform  charakterisirte  Sul&te  von 
Mg,  Zn,  Fe,  Ni,  Co,  Cu.  Es  giebt  2  Gruppen  typischer  Vitriole,  die  eine  mit  7HjO, 
die  andere  mit  ÖH^O.  Die  erste  Gruppe  mit  7H,0  ist  dimorph,  theils  rhombisch, 
theils  monoklin,  wie  es  sich  deutlich  an  der  Verbindung  MgS04.7H20  zeigt,  die  als 
natürliches  Bittersalz  rhombisch,  in  künstlichen  X  X  ^^^h  monoklin  krystallisirt; 
femer  bilden  die  mannichfachen  Mischungen  von  MgS04.7H20  und  FeSO^.TUgO  s.  TL 
rhombische ,  z.  Th.  monokline  X  X  >  je  nachdem  die  erste  oder  die  letzte  Verbin- 
dung vorwiegt.  Die  andere  Gruppe  mit  ÖHgO  ist  triklin.  Die  Verknüpfung  beider 
Gruppen  ist  derart,  dass  der  sonst  trikline  und  SHjO  enthaltende  Eupfervitriol  in 
isomorpher  Mischung  mit  Eisenvitriol  und  Bittersalz  monoklin  als  Pisanit  resp.  Cupro- 
magnesit  mit  7H2O  krystallisirt;  ebenso  erhält  man  die  Verbindung  MbSO«  aus 
wässriger  Lösung  in  triklinen  X  X  ^^^^  bEfi,  —  Bei  allen  Vitriolen  entweicht  die 
letzte  Molekel  Efi  erst  bei  hoher  Temperatur  und  dürfte  daher  als  Hydroxyl  zu 
betrachten  sein. 

1.  Vitriole  mit  7 HgO.    a)   Rhombische  Reihe. 
Bittersalz.    Epsomit.    MgSO^ .  7 HgO. 

Rhombisch,  hemiedrisch.  a:  b  :  c  =  0^9901 :  1 :  0,5709 

Fig.  443.       (Miller).     Säulenförmige  bis   nadelige  XX  mit  sphenoidi- 

/V~\       scher  Begrenzung  {llÖ)ooP  90 »  38',   {111)F  101 «  55'.    In 

der  Natur  fast  nur  als  Ausblühung  in  erdigen,  faserigen 

Aggregaten  oder  gelöst. 

^.^     .  #   (plO)ooP^   voUk.     H.  =  2— 2V2,  G.  =  1,7— 1,8. 

v!^^/        Farblos  und  weiss;  nicht  hygroskopisch. 


VII.  Kl.   Sulfate  etc.    2.  Abth.   Wasserhaltige  Sulfate.  425 

16,3  MgO,  32,5 SOg,  51,2  HgO.  In  Wasser  lösKch;  beim  Erhitzen 
über  200®  entsteht  Kieserit. 

Gelöst  im  Meere  und  in  den  sogen.  Bitterwässern  (EpsoMy  Seid- 
schütz,  Pilllna,  Ofen) ;  als  Umwandlungsproduct  (sogen.  Eeichardtit)  des 
Kieserits  auf  Kalisalzlagerstätten;  als  Aushlühung  in  der  Nähe  des 
Eltonsees  und  sonst  in  den  sibirischen  Steppen  etc.;  auf  Erzlagerstätten 
(Herrengrund,  Neusohl,  Idria). 

Fauserit.  (MnMg)S04.7HoO.  Rhombisch.  Röthlich-  und  gelblichweiss ;  in 
grösseren  X  X  und  stalaktitisch  von  Herrengrund. 

Zinkvitriol  (Goslarit).  ZnSO« . 7 H^O.  X  X  ^^^g  s&ulenförmig ;  Hemiedrie 
tritt  nicht  hervor.  (110)ooP  90*^42'.  (010)ooP56  (lll)P;  gewöhnlich  nadel-  und 
haarförmige  oder  kömige  Aggregate  von  nieriger,  stalaktitischer  Gestalt;  üeber- 
züge  und  Beschläge.  —  #  (010)3oP56  vollk.  H.  =  2— 2Vt,  G.  =  2,0—2,1.  Farblos, 
weiss,  gelblichweiss  und  hellgrau.  Glasgl.  —  28,23  ZnO,  27,88  SO3,  43,89  H,0.  Leicht 
löslich  in  Wasser.  —  Als  Neubildung  und  Ausblühung  auf  Erzgruben.  Neben  Eisen- 
vitriolen und  Misy  Bestandtheil  des  sogen.  Eupferrauchs  im  «Alten  Mann*  des 
RammelBbergs.    Fahlun.    Schemnitz  etc. 

Nickel  vi  tri  Ol  (Morenosit).  NiS04.7HjO  (26,61NiO).  Smaragdgrün  bis  grün- 
lichweiss.  Derb  und  in  haarförmigen  Ausblühungen.  Wallace-Grube  am  Huron-See; 
Cap  Ortegal  in  Spanien;  Riecheisdorf. 

ß)  Monokline  Reihe. 

Eisenvitriol  (Melanterit).  FeSO^ . 7 HgO  ß  =  104*  15 V«'.  Natürliche  X  X 
selten,  kurz  säulenförmig,  häufig  mit  rhomboedrischem  Habitus  der  Comb.  (110)ooP 
82*  12',  (OOl)oP.  Gewöhnlich  nadel-  und  haarförmig,  in  nierigen  und  stalaktitischen 
Formen,  in  Krusten,  als  Ueberzug  und  Ausblühung.  —  #  (OOl)oP  vollk.,  (110)ooP 
weniger  deutlich.  Br.  muschlig.  H.  =2,  G.  =  1,8— 1,9.  Grün,  gelb,  verwitternd. 
Str.  weiss.  Glasgl.,  durchs,  bis  durchschein. ;  tintenartiger  Geschmack.  —  25,89  FeO, 
28,79  SOj,  45,82  HjO;  leicht  löslich  in  Wasser.  —  Jugendliche  Neubildung  von  Schwefel- 
kies und  Magnetkies  auf  Erzgruben ;  auf  Eohlenfiötzen  und  auf  Alaunschiefer.  Früher 
von  der  Grube  Gieshübel  bei  Bodenmais.  Auf  dem  Rammeisberg  bei  Goslar  in  grossen 
Stalaktiten.  Fahlun.  Graul  bei  Schwarzenberg.  Herrengrund,  Schemnitz,  Idria.  In 
Fumarolen  des  Vesuv.  —  Tauriscit,  farblos  bis  gelblich,  von  der  WindgfiJle  in  üri, 
soll  die  rhombische  Modification  des  Eisenvitriols  sein.  —  Luckit  ist  ein  Mn-haltiger 
Eisenvitriol,  Mallardit,  faserig,  von  Utah,  der  reine  Mn- Vitriol.  —  Ilesit  ist  ein 
Zn-  und  Fe-haltiges  Mangansulfat  mit  4HgO  von  Hall  Valley  in  Colorado.  —  Pisanit 
aus  der  Türkei  ist  ein  kupferreicher  Eisenvitriol ;  Gupromagnesit  (GuMg)  SO« . 7 üfir 
grüne  Krusten  auf  der  Vesuvlava  1872,  ist  durch  seine  Beziehung  zum  Kupfervitriol 
interessant. 

Kobaltvit'riol  (Bieberit),  gewöhnlich  nur  in  Stalaktiten  und  als  Anflug. 
Rosaroth.    Bieber. 


2.  Vitriole  mit  6H«0.    Triklin. 

Kupfervitriol  (Chalkantit).  CuSO,.5H20.  Natürliche  XX 
selten  und  klein,  hauptsächlich  M  =  (110)oo'P,  T  -  (110)ooP'  und 
P  =  (lll)P,  daneben  n  =  (100)ooPöo  und  s  =  (121)2P5.  M^T  =  128<»  10'» 
P'T  =  127*  =  40'.  —  Zumeist  stalaktitisch,  krustenförmig,  in  Nieren  und 
als  Ausblühung.  #  (nO)oo'P  und  (110)ooP'  unvoUk.  Br.  muschlig, 
H.  =  2Va,  G.  =  2,2— 2,3.    Blau.    Glasgl.,   durchscheinend,   widerUch 


Fig.  444. 


426  VIT.  Kh   Sulfate  etc.    2.  Abth.    Wasserhaltige  Sulfate. 

achmeckend.  31,8  CuO,  32,1  SO3,  86,1  H^O,  gewöhnlich  FeOhaltig.  Sich  leicht  bil- 
dendes Zersetzungsproduct  von  Kupferkies  etc.  Mit  Eisen-  und  Zinkvitriol  auf  dem 
Rammelsberg;  Herrengrund;  Moldowa;  Chessy;  Rio  Tinto;  Cornwall;  Chile.  —  Vesuv. 
—  Bei  beträchtlichem  Vorkommen  wird  Cementkupfer  daraus  hergestellt. 

e)  Kupfer-  und  Bleisolfate. 

Mineralien  von  basischem  Charakter,  bei  denen  das  Wasser  ganz  oder  theil- 
weise  als  basisches  angesehen  werden  muss. 

Brochantit.  CuS0^.3Cu(OH)4  mit  70,36CuO.  Rhombisch.  X  X  Wein,  auf- 
gewachsen, kurzsäulig  mit  Verticalstreifung.  (llO)ooP  104^32',  (011)PÖ6  152*37', 
(010)ooPo6,  (lOl)Pöö.  —  Derb,  in  faserigen  Nieren  und  kömig.  #  (010)ooPÖ6  vollk., 
H.  =  3 V«— 4,  G.  =  8,78—3,9.  Smaragdgrün,  schwärzlichgrün.  GlasgL  und  PerlmgL 
Durchs,  bis  durchschein.  Str.  lichtgrün.  —  Neben  Rothkupfererz,  Malachit  und  Lasur. 
Gumeschewskische  Eupfergruben,  Nischne-Tagilsk.  Rezbänya,  Moldowa,  Oberhof  an 
der  Lahn.  —  Krisuvig  auf  Island  (sogen.  Krisuvigit).  —  Nur  durch  den  Gehalt 
an  Krystallwasser  chemisch  unterschieden:  Langit,  rhombisch,  sehr  kleine,  grSn- 
lichblaue  X  X>  krustenartig  auf  Schiefer  von  Cornwall  und  der  begleitende  Warring- 
ton i  t  in  sehr  feinkörnigen  Aggregaten.  Ebenso  A  r  n  i  m  i  t  von  Planitz  und  Herren- 
grundit  (Urvölgyit)  von  Herrengrund  in  Ungarn  in  monoklinen  sechsseitigen 
Täfelchen,  dunkelgrün.    Der  letztere  enthält  etwas  Ca  statt  Cu. 

Linarit  (Bleilasur).  PbCuSOj.HgO  .mit  55,7 PbO,  19,8 CuO.  Monoklin: 
ß  =  102^'  83'.  Kleine ,  flächenreiche  nach  der  b-Axe  gestreckte  XX  «nd  Zwillinge. 
#(100)ooPöo  sehr  vollk.,  Br.  muschlig.  H.  =  2V2— 3,  G.  =  5,3— 5,45.  Lasurblau; 
Str.  hellblau.  Diamantgl.,  durchschein.  —  Scheidet  bei  der  Behandlung  mit  Salzsäure 
weisses  PbCl  aus  (Unterschied  von  der  sehr  ähnlichen  Lasur).  Linares  in  Spanien. 
Caldbeck  in  Cumberland,  Leadhills  in  Schottland,  Rezbdnya.  Sierra  de  Capillitas  in 
Argentinien.  —  Serpierit,  basisches  Sulfat  von  Cu  und  Zn;  rhombisch,  in  sehr 
dünnen  Täfelchen,  büschelig  gruppirt.     Blau.    Laurion. 

Caledonit.  (PbCu)S0^.(PbCu)C03 +  aq.  Rhombisch  oder  monoklin.  XX  ge- 
wöhnlich längsdomatisch  nach  (011)PÖ6,  (010)ooPö6  und  (OOl)oP;  andere  Flächen  sind 
(110)ooP  95^  (201)  2Pööetc.  Sonst  nadelige,  zu  Büscheln  gruppirte  X  X  •  —  #  (010)ooP5c 
deutlich.  H.  =2Vs— 3,  G.  =  6,4.  Fettgl.,  spangrün  und  bläulichgrün.  LeadhiUs  in 
Schottland;  Red  Gill  in  Cumberland;  Rezbänya;  Beresowsk. 

Leadhillit.  4PbS0,.2C02.H80.  mit  ca.  82^'o  PbO.  Monoklin.  ß  =  90*  12 Vi', 
scheinbar  hexagonale  Täfelchen  nach  (OOl)oP;  Zwillinge  und  Drillinge,  femer  in 
schaligen  Aggregaten.  #  (OOl)oP  sehr  vollk.  H.  =  2V«,  G.  6,26—6,55.  Diamantartiger 
Perlmgl.  und  Fettgl.  Weiss,  ins  Gelbe,  Grüne  und  Graue,  durchs,  bis  durchachein. 
Leadhills  in  Schottland,  Red  Gill  in  Cumberland;  Taunton  in  Somerset;  Iglesias  auf 
Sardinien  (hier  Maxit  genannt).  —  Susannit  von  Leadhills  und  Nertschinsk, 
chemisch  wie  Leadhillit,  soll  aber  rhomboedrisch  sein,  was  vielleicht  nur  die  Folge 
lamellarer  Verwachsung  ist. 

K  r  ö  h  n  k  i  t.  CuSO, .  Na^SO^ .  2  HgO.  Monoklin.  ß  =  ca.  1 16^  Lang  prisma- 
tische X  X  oder  faserige  und  stenglige  Aggregate;  spaltbar.  Lichtblau.  Calama  in 
der  Wüste  Atacaraa. 

Lettsomit  (Kupfersammterz,  Cyanotrichit).  4CuO.Al203.SO]t.8H«0.  Rhom- 
bisch; kurze  Härchen,  zu  radialen  Bündeln  und  Büscheln  gruppirt,  als  Anflug. 
Smalteblau.  Alt-Moldowa,  Grube  La  Garonne  im  Dep.  du  Var,  Morenci  in  Arizona, 
Utah.  —  Aehnlich  zusammengesetzt  Woodwardit,  in  kleinen  blauen  traubigen  Con- 


VII.  Kl.   Sulfate  etc.    B.  Chromate.  427 

cretionen.  Gornnvall;  ebenso  Spangolith,  der  zudem  noch  Cl  enthält,  rhombo- 
edrisch  kryatallisirt  mit  vorherrschender  Basis.    Arizona;  St.  Day  in  Gomwall. 

Anhangsweise  das  einzig  bekannte  Tellurat: 

Montan  it.  Bi2TOe.2H20;  erdiger,  weicher  Ueberzug  auf  Tetradymit;  matt 
bis  wachsartig  gl&nzend.  Gelblichweiss.  In  Salzsäure  löslich.  Highland  in  Montana ; 
Davidson  Co.,  N.-Carolina. 


B.  Chromate.     Chromsaure  Salze. 

Bothbleierz.     Chrombleierz.    Krokoit    Kallochrom.      PbCrO^. 

Monoklin,  holoedrisch.  a:b:c  =  0,9602 : 1 :  0,9171.  ß  =  102^  33' 
(Daübeb).  —  XX  gewöhnlich  in  Drusen  aufgewachsen  oder  flach  auf- 
liegend, langsäulig  oder  nadeiförmig.  Flächenreich,  am  häufigsten 
m  =  {110)ooP  930  42'  und  t  =  {111)-P  119^  12',  daneben  /  =  (401)4Pö&, 
X  :=  {301)3P6ö,  f  ==  {120)ooP2.  Auf  den  Verticalprismen  senkrechte 
Streifung.  —  Auch  derb,  eingesprengt,  als  Anflug. 

#  {llÖ)ooP  ziemlich  voUk.  Br.  muschlig  bis  uneben;  mild. 
H.  =  21/2  —  3,  Q.  ==  5,9—6.  Durchschein.  Fettartiger  Diamantgl.  Qelb- 
lichroth,  Str.  orange. 

68,9  PbO  mit  64  Pb,  31,1  CrOg.  Zerknistert  stark  und  schmilzt  leicht 
V.  d.  L.,  liefert  auf  Kohle  unter  Verpuffen  eine  Schlacke,  die  Bleikügelchen 
enthält.  In  Salzsäure  unter  Abscheidung  von  PbCl^  löslich ;  in  Kalilauge 
zunächst  gebräunt,  dann  gelöst. 

Auf  Quarzgängen  im  Granit  mit  Bleiglanz  bei  Beresowsk,  Mursinsk 
und  Nischne-Tagilsk.  Auf  Gangquarz  in  Talkschiefer  von  Congonhas 
do  Campo  in  Brasilien,  Labo  auf  Luzon,  Dundas  in  Tasmanien. 
Früher  zu  Rezbdnya  im^  Letten. 

Aehnlich  Mineralien:  Realgar,  Zinnober. 

Phönicit(Melanochroit,Phönikochroit).  Pb3Cr^09(71,4Pb).  Rhombisch.  Fächer- 
förmig gruppirte  kleine  tafelige  X  X  ^on  nahezu  rectangulärem  Umriss ;  auch  derb. 
H.  =  3—4,  G.  =  5,75.  Harzgl.,  auf  der  einzigen  4^-Fläche  matallartiger  Diamantgl.; 
kantendurchschein. ,  Cochenille-  bis  kirschroth,  Str.  ziegelroth.  Bei  Beresowsk,  ge- 
wöhnlich vom  Rothbleierz  umhüllt.  —  Vauquelinit,  ein  10 — IP/o  CuO  enthaltender 
Phonicit,  derb,  dicht  und  nierenf örmig ,  zeisiggrün.  Meist  verunreinigt  mit  Pyro- 
morphit,  daher  wohl  Chromphosphorkupferbleispath,  Phosphorchromit 
genannt.  Beresowsk.  Die  ihm  aufsitzenden  tafeligen,  wahrscheinlich  monoklinen  XX 
von  schwarzgrüner  Farbe  und  zeisiggrünem  Str.  hielt  man  früher  für  krystallisirten 
Vauquelinit;  sie  enthalten  aber  Phosphorsäure  und  sind  Laxmannit  genannt  wor- 
den. —  Berosovit  enthält  neben  Bleichromit  noch  Bleicarbonat. 

Jossait  soll  Zink-Bleichromat  und  rhombisch  sein.  Kleine  undeutliche  XX* 
H.  =  3,  G.  =  5,2.    Orangegelb.    Beresowsk. 

Tarapacait.  K^CrO^.  Rhombisch,  isomorph  mit  Arcanit;  gelb.  Im  Natron- 
salpeter von  Tarapaca. 


428 


VII.  Kl.   Sulfate  etc.    C.  Wolframate  und  Molybdate. 


a)  Soheelltreihe.    Tetragonal. 

b)  Wol 

CaWO^      Scheelit. 

— 

FeWO,      Reinit. 

Ferberit. 

MnWO,            — 

Hübnerit. 

PbWO^     Scheelbleierz  (Stolzit). 

Raspit? 

CaMoO^     Powellit. 

— 

PbMoO,     Wulfenit 

— 

C.  Wolframate  und  Molybdate.    Wolfram-  und  molybdänsanre  Salxe. 

Scheelit- Wolframit-Grnppe 

von  der  Formel  CaWO^,  wo  Ca  durch  Fe,  Mn,  Pb,  —  W  durch  Mo  ersetzt  werden 
kann.  Isodimorph,  theils  tetragonal  (Scheelitreihe),  theils  monoklin  (Wolfra- 
mitreihe);  die  Dimorphie  zeigt  sich  nicht  nur  an  Mischungen,  sondern  direct  an 
der  Substanz  FeWO^,   die  als  Reinit  tetragonal,  als  Ferberit  monoklin  krystallisirt. 

b)  Wolframltrelhe.    Monoklin. 


Wolframit. 


a)  Soheelltreihe. 

Tetragonal,  pyramidal-hemiedrisch;  Wulfenit  ist  ausserdem  noch  hemimorpb. 

Scheelit.     Scheelspath.    Tungstein.    CaWO^. 

Tetragonal,  pyramidal-hemiedrisch.  a  :  c  =  i  :  1^5356  (Daubeb).  — 
A  X  meist  einzeln  aufgewachsen,  klein,  aber  gewöhnlich  scharf  ausgebildet. 
Habitus  zumeist  pyramidal,  selten  tafelig.  n  =  {1J1)P  mit  130®  33'  an 
der  Mittelk.;  meist  herrscht  P={101)Poo  113»  52'  vor, 
gewöhnlich  ausgezeichnet  durch  Streifung  parallel  Kante 
Pa  (Fig.  445);  b  =  {102y\tPoo,  o  =  {001)oP;  die  häufigen 
Formen  g  =  {313)P3  und  a  =  {3lTßP3  sind  hemiedrisch 
ausgebildet.  —  Nicht  selten  EVgänzungszwillinge  nach 
(100)ooPoo,  die  sich  durchdringen  und  wie  einfache  >"• 
erscheinen,  aber  an  der  Fiederstreifung  auf  P  =  {101)Poo 
leicht  erkannt  werden.  —  üeberzieht  gern  Quarz  mit  zer- 
streut stehenden  Einzelkrystallen  oder  zusammeuschliessen- 
den  krystallinisch-körnigen  Krusten ;  auch  eingesprengt,  in 
Nierenform  und  in  Pseudomorphosen  nach  Wolframit. 
#  {101)Poo  vollk.,  weniger  nach  {111)P  und  (00i)oP.  Br.  muschlig 
bis  uneben;  spröd.  H.  =  4^/2 — 5,  G.  =  5,9— 6,2.  Durchschein.  FettgL 
oft  diamantartig.  Graulich  weiss  ins  Gelbe  und  Braune;  selten  ganz  farb- 
los, gelb,  grün,  häufig  braun,  hyacinthroth.     Optisch  positiv. 

19,45CaO,  80,55  WO3,  gewöhnlich  auch  M0O3  (bis  zu  S^jol  - 
V.  d.  L.  schwer  schmelzbar ;  die  Phosphorsalzperle  ist  im  Red.-Feuer  heiss 
grün  oder  gelb,  kalt  blau.  Salzsäure  scheidet  gelbe  WO3  ab,  die  Lösung 
färbt  sich  mit  Zinn  erwärmt  blau. 

Geht  ans  der  Umwandlung  von  Wolframit  hervor,  daher  wie  dieser 
charakteristischer  Begleiter  des  Zinnsteins   (daher  wohl   ^weisse  Zinn- 


Fig.  445. 


VII.  Kl.   Sulfate  etc.    C.  Wolfraraate  und  Molybdate.  429 

graupen"  genannt).  Im  Erzgebirge,  namentlich  Zinnwald  (kleine  braune 
>  >^,  Schlaggenwald  (weisse  derbe  Stücke),  Ehrenfriedersdorf  und  Fürsten- 
berg;  Comwall  vielorts:  Lostwithiel;  Tavistock  in  Devon*  In  grösserer 
Menge  auf  den  Zinnerzgruben  von  Monroe,  Conn,  —  Ohne  Zinnerz  findet 
Scheelit  sich  auf  den  Bleiglanzgängen  von  Neudorf  am  Harz  und  Carrock 
Fells  in  Cumberland;  auf  Brauneisenlagem  von  Framont  in  Lothringen 
und  auf  Magnetitlagem  von  Traversella, 

Aehnliche  Mineralien:  Anglesit,  Cerussit  und  Baryt.  —  Guproscheelit 
{CaCu)W04  ist  ein  6,87©  CuO  enthaltender  Scheelit  von  La  Paz,  Califomien. 

Rein  it.  FeWO^.  Tetragonal,  wahrscheinlich  isomorph  mit  Scheelit,  doch 
zeigen  sich  wesentliche  Winkelabweichungen.  H.  =4,  G.  =  6,64.  Halbmetall.  Glasgl.; 
schwarzbraun.    Kimbosan  in  Japan. 

Scheelbleierz  (Stolzit).  PbWO^  mit  45 \'t Fb.  Tetragonal, pyramidal-hemiedr . 
a:c=  1:1,567.  —  XX  klein,  spitzpyramidal  (211)2P  oder  kurz-sftulig;  selten  deut- 
lich ausgebildet,  meist  garbenfOrmig  oder  kuglig  aggregirt.  #  (lOl)Poo  undeutlich, 
Br.  niuschlig.  H.  =  8,  G.  =  7,8— 8,2.  Durchschein.  Fettgl.  Grau  ins  Braune  und 
Gelbe;  auch  grün  oder  roth.  —  V.  d.  L.  leicht  schmelzbar;  auf  Kohle  Pb-Beschlag; 
scheidet  in  Säuren  gelbe  WOj  ab.  —  Auf  Quarz  und  Glimmer  sitzend  von  Zinnwald 
und  Coquimbo  in  Chile ;  in  rothbraunen  Kömchen  im  goldführenden  Quarz  von  Domo 
d'Ossola  in  Piemont,  Broken-Hill  in  Neusüdwales. 

Powellit.  CaMoO^.  Tetragonal,  pyramidal-hemiedrisch.  Kleine  spitzpyra- 
midale XX  ▼on  grünlich  gelber  Farbe ;  enthält  auch  etwas  Scheelit-Substanz.  Peacock- 
Grube  im  westlichen  Idaho.  —  Belonesit  MgMo04  (?),  bildet  kleine  weisse  tetra- 
gonale  Nadeln  aus  einem  Gesteinseinschluss  in  der  Vesuvlava  von  1872.  —  Der 
schwarze  derbe  Paterait  von  Joachimsthal  ist  ein  Gemenge,  das  vorwiegend  aus 
CoMoO^  bestehen  soll. 

Wulfenit.     Molybdänbleispath.     Gelbbleierz.     PbMoO^. 

Tetragonal,    pyramidal-hemiedrisch    und    zugleich    hemimorph.    — 
a  :  c  ^=  1  :  1,5774  (Kokschabow).  —  XX  fast  immer  aufgewachsen  mit 
pyramidalem  oder  kurzsäuligem,  am  häufigsten  aber  mit 
sehr  dünntafeligem  Habitus ;  im  letzteren  Fall  zu  zelligen  ^^' 

Gruppen  vereinigt.  P=  {111)1^  mit  131  <^  43'  an  den 
Mittelk.  P,=  {111)P„  m  =  {110)ooP,  a,—  {OOJ)oP,;  ter- 
nerb  =  {113yi3P,  e  =  (i(9I) Poo  115 n6^  d  =  {.203)^is Poo, 
0  =  {102)^12 Poo,  Besonders  die  ditetragonalen  Prismen, 
wie  r  =  {120)ooP2  sind  hemiedrisch  entwickelt;  die  hemi- 
morphe  Ausbildung  (Fig.  446)  wird  nur  ausnahmsweise 
beobachtet.  —  Auch  derbe,  drusige  und  löcherige  Aggregate,  krystallinische 
Krusten.     Pseudomorphosen  nach  Bleiglanz. 

#  (111) P  ziemlich  voUk.  Br.  muschlig  bis  uneben,  spröd  ins  Milde. 
H.  =  3,  G.  =  6,3—6,9.  Fettgl.  ins  Diamantartige.  Durchs,  bis  durch- 
schein. Wachs-,  honig-,  citronengelb,  grau ;  selten  roth  (die  rothe  Farbe 
rührt  aber  wahrscheinlich  nicht  immer  von  Cr  her). 

60,73  PbO  (56,4  Pb)  und  39,27  MoO^,  nicht  selten  etwas  isomorphes 


430 


VII.  Kl.   Sulfate  etc.    C.  Wolframate  und  Molybdate. 


Ca,  auch  Vanadinsäure.  —  V.  d.  L.  unter  heftigem  Zerknistem  leicht 
schmelzbar  und  auf  Kohle  zu  Pb  reducirbar,  durch  Säuren  zersetzt;  mit 
Schwefelsäure  und  Alkohol  blaue  Lösung. 

Auf  Bleiglanzlagerstätten  nicht  häufig.  Gelbe  X  \  ^"on  Bleibe  rg 
und  Schwarzenbach  in  Kärnten  (an  letzterem  Orte  eingewachseti  in 
thoniger  Gangmasse)^  graue  XX  t'on  Pribram,  roth  von  Bezbänya,  Kir- 
gisensteppe, Phönixville,  Pa,  Ausgezeichnete  Stufen  gelber  dünntafeliger 
XX  Jconifnen  von  der  Grube  Tecoma  in  Utah. 

Eosit.  tetragoual,  ist  ein  Wulfenit  in  isomorpher  Mischung  mit  vanadixisaiiTein 
Blei;  gelblichroth.    Leadhills  in  Schottland. 

b)  Woifiramitreihe.    Monoklin. 

Ferberit  FeWO^.  Wahrscheinlich  monoklin,  derb  in  länglichkörnigen  Aggre- 
gaten mit  vollkommener  monotomer  #  der  Individuen.  Glasgl.,  schwarz.  Str.  schwärz- 
lichbraun  bis  schwarz.     Sierra  Almagrera  in  Spanien. 

Hübnerit.  MnWO^.  Monoklin.  Braunroth  bis  schwarz,  dunkelroth  durch- 
scheinend.   Nevada. 

Wolframit.    Wolfram.    (FeMn)W04. 

Monoklin ,  holoedrisch.  a:b:c  =  0,8300  : 1 :  0ß678.  ß  =  90<^  38' 
(Des  Cloizbaux).  —  Die  früher  für  rhombisch  gehaltenen  XX  sind  zu- 
meist gross,  dicktafelig  nach  (100)ooPöö  oder  kurzsäulig  nach  {110)ocV\ 
selten  sind  dünnnadelige  XX-  Starke  Verticalstreifung  und  Neigung 
zur  schaligen  Aggregirung.  3I={110)ooP  100^  37',  b  =  {210)ooP2, 
r  =  {100)ooPoö,  P  =  (10J2)  - 1 J2  Poö,  w  =  (OJl)Pdö  98 »  6',  n  =  (10;^)  \i  Pöc, 

a  =  (111) -P,  s  =  {121)  2F2',  die  Längs- 
fläche, ausgezeichnet  durch  ihre  #,  ist 
recht  selten.  Zw.  nach  (100)ooPoö  ziem- 
lich häufig  (Fig.  448);  seltener  nach 
(O^syisPoö^  wobei  die  Querflächen  bei- 
V  j  -         der  Individuen  sehr  nahe  (178*  540  in 

\         L^  I  eine  Ebene  fallen,   während   die  Verti- 

^n^  XI  E^^ay       calaxen   und   damit    die   Streifung  sich 

unter  119®  54'  schneiden.  —  Derb,  in 
strahligen  und  schalig-blätterigen  Aggregaten;  zuweilen  in  Pseudo- 
morphosen  nach  Scheelit,  z.  B.  die  Aikinit  genannten  von  Lostwithiel. 
#  (010)ooPoö  voUk.,  Br.  uneben,  spröd.  H.  =  5—5*12,  G.  =  7,14 
bis  7,54.  Fettiger  unvoUk.  Mgl.,  auf  (010)cx>P6ö  zuweilen  diamantartig. 
Undurchs.,  selten  (Grube  Bajewka  bei  Eatharinenburg)  in  dünner  Schiebt 
durchs.  Pech-  und  eisenschwarz  ins  Braune  und  röthlich  Braune.  Str. 
dunkelrothbraun  (wenn  Mn-reich)  bis  schwarz  (wenn  Fe-reich). 

Isomorphe  Mischung  von  FeWO^  (Ferberit)  und  MnWO^  (Hübnerit) 
in  wechselnden  Verhältnissen ;  bei  einem  Gehalt  von  rund  75  WO.^  finden 


Fig.  447. 


Fig.  448. 


M 


M 


M 


JA 


VII.  Kl.    Sulfate  etc.    D.  Uranate.  431 

sich  etwa  2— 19FeO  und  6 — 22MnO,  Megabasit  von  Schlaggen wald 
ist  ein  besonders  Mn-reicher  (20 — 23  MnO)  Wolframit.  Enthält  zuweilen 
etwas  Ca,  Niob-  und  Tantalsäure.  —  V.  d.  L.  schwer  zur  magnetischen 
Kugel  schmelzbar.  Das  mit  concentrirter  Schwefelsäure  erwärmte  Pulver 
färbt  sich  blau;  der  nach  der  Behandlung  mit  Salzsäure  bleibende  gelbe 
Rückstand  löst  sich  grösstentheils  in  Ammoniak. 

Charakteristischer  und  steter  Begleiter  auf  Zinnerzlagerstätten  und 
wie  Zinnstein  auf  Granite  und  verwandte  Gesteine  sowie  deren  Nähe 
beschränkt,  cfr.  daher  Fundorte  und  hegleitende  Mineralien  heim  Zinn- 
stein.  Ohne  Zinnstein  auf  den  Bleiglanzgängen  von  Neudorf  am  Harz, 
öfters  auf  Quarzgängen  neben  Beryll  im  Granit,  Aduntschilon  hei  Nert- 
schinsk;  Limoges  (Chanteloube).  Selten,  analog  dem  Zinnstein,  in  jungen 
Gesteinen,  wie  im  Tra^hyt  von  Felsöhdnya  als  dünne  Nadeln, 

Aehnlich:  Colurobit.  Verwendung  zu  Schmelzfarben  und  Wolframstahl,  zur 
Herstellung  von  Na^WO^  für  unverbrennliche  Stoffe. 

Raspit.  PbW04.  Monoklin,  aber  Isomorphie  mit  Wolframit  noch  nicht 
erwiesen.    Broken  Hill. 

B.  ITranate.     XTransaure  Salze. 

Die  hierher  gehörigen  Mineralien  sind  in  ihrer  chemischen  Constitution  noch 
nicht  genügend  erkannt.  Bas  wichtigste  Mineral,  das  Uranpecherz  mit  seinen  Ab- 
arten, hat  man  wohl  als  Salz  der  hexahjdnschen  Uransäure  U(HO)e  deuten  wollen. 
Bei  der  grossen  Mehrzahl  handelt  es  sich  um  Verwitterungsproducte  dieses  Uran- 
pecherzes, die  vielfach  dabei  Schwefel-  oder  Kieselsäure  aufgenommen  haben,  wodurch 
die  Deutung  noch  mehr  erschwert  wird. 

Uranpecherz.     Pechblende.    Nasturan.    Uraninit.     (ÜPbsj)3Ü20i2. 

Regulär,  holoedrisch.  —  XX  sehr  selten  {111)0 y  (110)ocO  und 
(100)ooOoo;  gewöhnlich  derb  und  dicht,  eingesprengt  mit  scheinbar 
amorphem  Aussehen,  seltener  nierenformig  mit  stengliger,  krummschaliger 
Structur. 

Br.  muschlig,  spröd.  H.  =  3 — 6,  G.  =  5 — 9.  Undurchs.  Auf 
frischem  Br.  Fettgl.,  sonst  matt.  Schwarz  ins  Grünliche  oder  Bräun- 
liche.    Str.  dunkelgrün  bis  bräunlichschwarz. 

Die  oben  angegebene  Formel  ist  rein  theoretisch;  früher  als  UO, 
U2O3  gedeutet  und  mit  der  Spinellgruppe  in  Verbindung  gebracht;  ca. 
80- 85 Uranoxyde,  3— lOPbO,  verunreinigt  durch  FeO,  CaO,  SiO,  und 
HgO,  auch  Bi  ist  vorhanden ;  bemerkenswerth  ist  der  Gehalt  an  seltenen 
Erden  der  Lanthangruppe,  an  Stickstoff  und  namentlich  an  Helium.  — 
V.  d.  L.  unschmelzbar,  Boraxperle  im  O.-F.  gelb,  im  R.-F.  grün.  In 
warmer  Salpetersäure  löslich:  mit  Ammoniak  schwefelgelber  Niederschlag. 

Auf  Erzgängeyi  neben  Bleiglanz  und  Silbermineralien,  selten  in 
grösserer  Menge,     Schneeberg,   Annaberg,   Marienberg,  Johann-Georgen- 


432  VII.  Kl.   Sulfate  etc.    D.  üranate. 

Stadt,  Joachimsthal;  Pribram;  mehrorts  in  ComtvalL  —  Sonst  als  Ge- 
mengtheil  in  manchen  sJcandinavischen  Graniten:  auf  Anneröd  und  am 
Vandsjö  in  Norwegen ,  bei  Oeregrund  in  Schweden,  ebenso  in  Connecticut, 
in  Nordcarolina  und  neuerdings  in  Colorado.  — 

Uranpecherz  verwittert  leicht  und  bildet  dabei  mannichfache  Umwandlungs- 
mineralien,  namentlich  Phosphate  und  Sulfate.  —  Findet  Verwendung  zu  Glas-  und 
Porcellanfarben  und  zur  Herstellung  des  Uranglases,  neuerdings  besonders  wichtig 
durch  seinen  Gehalt  an  radioactiven  Elementen. 

Pittinerz  ist  angewittertes  Pecherz,  das  geringere  Härte  (3 — 4)  und  Ge- 
wicht (4,8—5,5)  sowie  grünen  Strich  angenommen  hat.  Erzgebirge.  —  Coracit 
ein  unreines  Pecherz  von  der  Nordküste  des  Oberen  Sees.  —  Cleveit,  ein  Pecherz 
mit  einem  Gehalt  an  Y,  Er,  Ce,  Th  und  in  Folge  von  Verwitterung  auch  ca.  4HjO; 
besonders  interessant  ist  der  Gehalt  an  Argon  und  Helium,  d.  h.  von  Elementen,  die 
sonst  nur  im  Sonnenspectrum  und  in  den  Thermen  von  Wildbad  im  Schwarzwald 
bekannt  waren.  Im  Feldspath  zu  Garta  bei  Arendal.  —  BrOggerit  (Thornranin), 
ein  Pecherz  mit  wesentlichem  Th-Gehalt.  Insel  Moss  bei  Ghristiania.  —  ürano- 
niobit,  ein  Nb^Oj-haltiges  Pecherz  von  Strömsheien  in  Säterdalen. 

Uranosphärit.  BigüsOg.SHjO.  Ziegelrothe  bis  orangegelbe,  feindnisige 
Warzen.    G.  =  6,86.    Grube  Weisser  Hirsch  bei  Neustädtel  im  Erzgebirge. 

Uranocker.  Schwefel-  bis  citrongelber  pul veiiger  Anflug  oder  Ueberzug  aof 
Uranpecherz  und  Glimmerschiefer  von  Johann-Georgenstadt  und  JoachimsthaL  Ein 
Vorkommen  desselben  Fundortes,  das  in  sammetähnlichen  gelben  Rinden  aaftritt  und 
annähernd  auf  die  Formel  8UO3,  Ca0.2SO,.25H20  führt,  ist  Uranopilit  genannt. 

Uranvitriol  (Johannit)  ist  im  Wesentlichen  wasserhaltiges  Uransulfat^  enthält 
daneben  noch  etwas  Cu.  Monoklin.  ß  =  94^26'.  Die  sehr  kleinen,  prismatisch 
spaltenden  XX  bilden  nierige  Aggregate.  H.  =  2— 2V».  Farbe  und  Str.  grasgrün. 
Joachimsthal  und  Johann-Georgenstadt.  —  Uranblüthe  (Zippeit),  ähnlich  zusammen- 
gesetzt wie  Uranvitriol ;  die  haar-  oder  schuppenförmigen  ErysUlllchen  sind  rosetten- 
oder  fächerartig  gruppirt;  schwefelgelb.  Auf  alten  Strecken  und  Halden  zu  Joachims- 
thal. Daselbst  kommt  auch  eine  citron-  bis  orangegelbe  Uranblüthe  vor,  die  kein  Ca 
enthält  und  blosses  Uransulfat  zu  sein  scheint. 

Uranophan.  CaUjSigOii.SHgO.  Rhombisch.  Mikroskopisch  kleine  nadelige 
Eryställchen,  meist  aber  derbe,  scheinbar  dichte  Aggregate.  Br.  der  Aggregate  uneben 
oder  flachmuschlig.  H.  =  2'/«,  G.  =  2,6—2,7.  Honiggelb  bis  zeisiggrün,  auch  sch^lrz- 
lichgrün.  Von  Säuren  zersetzt.  In  Granitapophysen  bei  Kupferberg  in  Schlesien.  — 
Uranotil,  chemisch  vom  Uranophan  nicht  verschieden;  die  feinen  zu  sternförmigen 
Aggregaten  gruppirten  Ery  stallnadeln  haben  aber  eine  andere  Spaltrichtung.  Citren- 
gelb.    Auf  Flussspath  bei  Wölsendorf  in  Bayern;  Joachimsthal. 

G  um  mit  (Gummierz.  Rothes  Pechuran).  (PbCaBa)SiU30,2.5H20.  Krypto- 
krystallin,  scheinbar  amorph.  Derb,  eingesprengt,  in  Trümmern,  selten  nierenförmig. 
Br.  muschlig.  H.  =  2V2— 3,  G.  =  3,9— 4,5.  Undurchs.  Fettgl.  Röthlichgelb,  hyacinth- 
roth.  Str.  gelb.  Stark  verunreinigt,  namentlich  mit  Manganozyden  und  Phoephor- 
säure.  V.  d.  L.  unschmelzbar.  Mit  Uranpecherz  bei  Joachimsthal,  Schneeberg,  Johann- 
Georgenstadt.  Fiat  rock  mine,  Mitchell  Co.,  Nord-Carolina.  —  Eliasit,  amorph 
erscheinend,  Br.  klein  muschlig,  spröd.  H.  =  3V«f  Cr.  =  ca.  4.  Dunkelröthlichbraun. 
Str.  gelb.  In  plattenförmigen  Trümmern  von  der  Eliasgrube  bei  JoachimsthaL  Scheint 
nur  ein  stark  verunreinigter  und  verwitterter  Gummit  zu  sein. 


YIII.  Klasse.    Niobate,  Tantalate,  Phosphate, 
Arseniate,  Antimoniate,  Yanadate. 

Die  analoge  Constitution  ihrer  Säuren,  die  dem  trihydrischen  Typus  H3BO4 
entsprechen  oder  sich  davon  ableiten,  sowie  die  vielfache  Verknüpfung  durch  Iso- 
morphie  bedingen  die  Zusammenfassung  der  in  der  Ueberschrifb  genannten  Salze  zu 
einer  Klasse.  Eine  Anordnung  nach  der  Basicität  der  Säure:  Salze  der  Orthosäure 
H3PO4  oder  der  Pyrosäure  H^P^O^  oder  der  Metasäure  HPO,  ist  im  Allgemeinen  be- 
folgt, dagegen  sind  die  basischen  (und  sauren)  Salze  nicht  besonders  abgetrennt, 
sondern  zu  den  wasserhaltigen  Verbindungen  gezogen,  weil  es  in  den  meisten  Fällen 
zweifelhaft  bleibt,  wie  viel  von  dem  bei  der  Analyse  gefundenen  Wasser  auf  Erystall- 
Wasser,  wie  viel  auf  basischen  Wasserstoff  zu  beziehen  ist. 


A.  Viobate  und  Tantalate. 

Spärlich  verbreitete  Mineralien,  deren  seltene  Säuren  häufig  noch  an  seltene 
Erden  (T,  Er,  Ce)  gebunden  sind.  Vielfach  eisen-  oder  pechschwarz,  manche  sehen 
scheinbar  amorph  aus.  Die  Art  ihres  Vorkommens  ist  höchst  charakteristisch,  indem 
sie  durchweg  in  Granit  und  granitischen  Gängen  eingewachsen  sind ;  daher  nament- 
lich norwegische,  schwedische,  uralischc  Fundorte. 

1.  Yerbindongen  der  OrthoBäuren. 

Fergusonit  (Brauner  Yttrotantalit.  Tyrit.  Bragit).  Y(NbTa)04  mit  einem 
geringen  Gehalt  an  Helium.  Tetragonal,  pyramidal-hemiedrisch  und  isomorph  mit 
Scheelit.  a  :  c  =  1  :  1,464.  Undeutliche,  kornartige  XX  oder  sehr  spitze  Bipyramiden. 
Er.  muschlig  bis  uneben.  H.  =  ^V« — 6»  ^'  =  5>8 — 5,9.  Auf  dem  frischen  Br.  starker 
fettiger  bis  halbmetallischer  Glanz.  Bräunlich  bis  pechschwarz,  Str.  hellbraun. 
Durchschein.  bis  undurchs.  V.  d.  L.  Erglühen.  Cap  Farewell  in  GrOnland.  Ytterby; 
Helle  bei  Arendal  (sogen.  Tyrit) ;  Schreiberhau  im  Riesengebirge.  —  Eochelit,  ent- 
hält Nb,  Zr,  Y,  Fe;  gelbe  Quadratoktaeder  und  Krusten  im  Granit.  Kochelwiesen 
bei  Schreiberhau.  —  Sipylit,  wesentlich  niobsaures  Er,  vielleicht  isomorph  mit 
Fergusonit;  meist  in  unregelmässigen  Partien.  H.  =  ca.  6.  Bräunlichschwarz,  metalli- 
scher Harzglanz.    Leuchtet  v.  d.  L.  auf.    Little  Friar  Mountains,  Virginia. 

Stibiotantalit.  Sb(TaNb)04.  Röthlich-  und  grünlichgelbe  Körner,  diamant- 
glänzend, aus  den  Zinnseifen  von  Greenbushes  in  Westaustralien. 

2.  Yerblndangen  der  PyrosSnren. 

Yttrotantalit,  wesentlich  Y^(Ta307)3,  daneben  Er,  auch  etwas  Ca  und  Fe. 
Rhombisch,  eingewachsen,  in  seltenen  und  wenig  scharfen  XX  von  prismatischem 
Klockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  28 


434  VIII.  Kl.   Niobate,  Tantalate  etc. 

oder  tafeligem  Habitus.  In  derber  Form  glasiges  amorphes  Aussehen.  H.  =  5— 5V*« 
G.  5,4—5,9.  Br.  muschlig  bis  uneben.  Sammetschwarz,  Str.  grau ;  halbmetalliacfaer 
Glanz.  Ttterby  und  Fahlun.  —  Neben  diesem  schwarzen  giebt  es  noch  einen  gelben 
Tttrotantalit  von  gleicher  Zusammensetzung,  der  wie  amorph  erscheint  and  Glas- 
bis  Fettgl.  hat.    Ytterby  und  Eorarfvet  in  Schweden. 

Hjelmit,  nur  verwittert  bekannt,  im  Wesentlichen  tantalsaures  Ca,  Fe,  Mn; 
daneben  Sn,  W,  ü,  T,  Ge;  ähnlich  dem  schwarzen  Tttrotantalit.  XX  anscheinend 
rhombisch,  sehr  selten;  eingesprengt    H,  =  5,  G.  =  5,82.    Eorarfvet  im  Granit. 

Samarskit  (Yttroilmenit,  üranotantalit),  im  Wesentlichen  ein  Niobat  (Tantal 
tritt  meist  gegen  Nb  zurück;  von  Fe,  T,  Ca,  Er  mit  einem  nicht  unbeträ4slitlichen 
Urangehali  Rhombisch;  die  seltenen  XX  prismatisch  oder  tafelig  nach  (lOO)ooP^ 
und  (010)ooP^;  (llO)ooP  122*^  46'.  In  platten  Körnern  und  in  unregelm&ssigen  Maasoi 
von  glasigem,  amorphem  Aussehen,  eingewachsen  in  Feldspath  des  Granits.  H.  ='5—6, 
G.  =  5,6—5,8.  Spr5d.  Auf  dem  muschligen  Br.  hoher  halbmetallischer  Gl.  Sammet- 
schwarz,  Str.  rothbraun,  ündurchs.  Verglimmt  v.  d.  L.  wie  Gadolinit;  von  con- 
centrirter  Schwefelsäure  völlig  gelöst.  Mit  Columbit  zusammen  zu  Miask  nnd  in 
grösseren  Klumpen  in  Nord-Carolina.  —  Nohlit  von  Nohl  in  Schweden  ist  nur  ein 
wasserhaltiges  Zersetzungsproduct,  ebenso  Rogersit,  als  Kruste  auf  Samarskit. 
Mitchell  Co.,  N..C. 

Anneroedit,  rhombisch,  enthält  etwas  Wasser,  sonst  chemisch  nahezu  wie 
Samarskit,  der  Form  nach  aber  wie  Columbit.  Br.  unvollk.  muschlig.  EL  =  6, 
G.  =  5,7.  Schwarz ,  fettiger  halbmetallischer  Gl. ,  ündurchs.  Pegmatitgang  von 
Anneröd  auf  Moss. 

Mikrolith,  wesentlich  Ca^TagO,,  daneben  Nb^O,  und  etwas  Fe  und  ausser- 
dem als  Vertreter  für  Kalk  Alkalien  und  alkalische  Erden.  Regulär,  meist  (111)0  und 
(llO)ooO,  seltener  (211)202,  (811)303,  (221)20.  Br.  muschHg.  H.  =  5—6,  G.  =  5,5—5,6. 
Gelblich,  röthlichbraun  und  braunschwarz;  fettiger  Glasgl.  Kleine  gelbe  Oktaeder 
im  Albit  von  Chesterfield ,  Mass.,  grössere  XX  und  derbe  Partien  aus  virginiachen 
Glimmergruben;  auch  von  Elba  und  UtÖ. 

Koppit,  wesentlich  Ca^Nb^O^,  daneben  TagO,  und  etwas  F  und  als  Ersatz 
für  Ca  in  grösserer  Menge  Ce,  Di  und  La;  wurde  früher  mit  Pyrochlor  vereinigt, 
enthält  aber  kein  Ti.  In  regulären  Würfeln,  braun,  durchs.  Mit  Apatit  im  kömigen 
Kalk  von  Schelingen  am  Kaiserstuhl. 

4 

8.  Yerbindangen  der  Metasänren. 

Columbitgruppe.  Die  Verbindung  (FeMn) (NbTa)20e  ist  dimorph:  rhombisch 
und  tetragonal.  Da  bald  (NbjOg,  bald  TagOs  vorwiegt,  so  lässt  jede  der  beiden 
Modificationen  eine  Unterscheidung  zweier  Glieder  zu:  die  Niobmineralien  Columbit 
und  Mossit  und  die  Tantalmineralien  Tantalit  und  Tapiolit 

Columbit  (Niobit,  Mengit).  (FeMn) (NbTa)20e.  Rhombisch,  holoedrisch.  In 
Form  und  Aussehen  ganz  wie  Wolframit.  XX  stets  eingewachsen,  meist  tafelig 
nach  der  vertical  gestreiften  Längsfläche  oder  querprismatisch;  am  häufigsten  die 
3  Pinakoide,  dazu  (130)ooP8  lOP  26',  (201)2Poö  62«  40'.  Zw.  nach  (201)2Pöö.  Derb 
und  eingesprengt.  —  #  (010)ooPo6  ziemlich  vollk.,  weniger  nach  der  Qnerfl&che 
und  der  Basis.  Br.  muschlig  bis  uneben.  H.  =  6,  G.  =  5,37— 5,39.  Blendeartiger 
Glanz,  auf  dem  Br.  etwas  fettig.  Bräunlich-  bis  eisenschwarz.  —  V.  d.  L.  unschmelz- 
bar, von  Säuren  nicht  angegriffen,  wohl  aber  von  Kaliumbisulfat  zersetzt.  —  Ein- 
gewachsen in  Granit,  besonders  in  dessen  Feldspath.    Zwiesel,  Bodenmais,  Chante- 


YIII.  EL  Phosphate,  Arseniate  eic.    1.  Abth.  Wasserfreie  Phosphate  etc.    435 

loube,  Tammela  in  Finland»  Miask,  Haddam,  Gönn.;  Ghesterfield,  Mass.,  Pike's 
Peak,  CoL    Mit  Kryolith  von  Evigtok  in  Grönland. 

Mossit  ist  die  tetragonale  Modification  der  Golumbitsubstanz.  Insel  Moss 
im  ChiistianiaQord.  —  Adelpholith  von  Laurinmäki  in  Finland  ist  wohl  nur  ein 
wasserhaltigea  Zersetzongsproduct  des  Mossit. 

Tantalit  (FeMn) (TaNb)20e.  Bhombisch,  holoedrisch ;  isomorph  mit  Golumbit, 
aber  dennoch  im  Habitns  wenig  ähnlich.  XX  meist  säulig  oder  dicktafelig  nach 
der  Längsfläche.  Derb  und  eingesprengt.  #  kaum  wahrzunehmen.  Br.  muschlig 
bis  uneben.  H.  =  6 — 6Vs»  G.  =  6,8—8.  Blende-  und  fettartiger  Mgl.  Eisenschwarz, 
Str.  schwarzbraun,  ündurchs.  —  V.  d.  L.  und  in  Säuren  unveränderlich.  Im  Granit 
von  SkogbÖle  (Kirchspiel  Eimito)  und  j^rkäsaari  (Kirchspiel  Tammela)  in  Finland; 
Broddbo  und  Finbo  bei  Fahlun.  Ghanteloube.  —  Im  Manganotantalit  ist  fast 
alles  Fe  durch  Mn  ersetzt.  Sanarka  im  Ural.  —  Izionolith  (Ixiolith,  Kassitero- 
tantalit)  ist  eine  Varietät  mit  etwas  SnO,.    SkogbÖle. 

Tapiolit,  zusammengesetzt  wie  Tantalit,  aber  tetragonal,  holoedrisch;  XX 
stimmen  in  der  Form  ganz  mit  denen  des  Rutil  überein.  H.  =  6 ,  G.  =  7,36 — 7,5. 
Schwarz,  stark  glänzend.  Sukkula  im  Kirchspiel  Tammela  in  Finland.  —  Der  fast 
Nb-freie  Skogbölit  (Tammela-Tantalit),  früher  für  rhombisch  gehalten,  stellt  Zwil- 
lingsverwachsungen von  Tapiolit  vor. 

B.  Phoiphate,  Arseniate,  Antimoniate,  Vanadate. 

Hierher  gehört  eine  sehr  grosse  Zahl,  aber  mit  Ausnahme  der  2.  Abth.  wenig 
wichtiger  Mineralien,  für  die  ausser  der  analogen  Gonstitution  ihrer  Säuren  sich 
keine  anderen  gemeinsamen  Merkmale  hervorheben  lassen. 


1.  Abtheilung.    Wasserfreie  Phosphate  etc. 

1.  Phosphate. 

Triphylin.  FeLiPO^,  ein  Theil  Fe  durch  Mn  vertreten.  Rhombisch,  holo- 
edrisch. XX  selten,  meist  derb  in  grobkörnigen  Aggregaten.  #  nach  der  Basis 
in  unzersetzten  XX  deutlich.  H.  =  4 — 5,  G.  =  3,5 — 8,6.  Grünlich  grau,  meist  blau 
gefleckt;  äusserlich  auch  bräunlichschwarz.  Str.  grauweiss.  Fettgl.,  in  dünnen 
Splittern  durchs.  Leicht  löslich  in  Salzsäure.  In  Pegmatitgängen ;  mit  Beryll  am 
Rabenstein  bei  Zwiesel;  Norwich,  Mass.  *—  Tetraphylin  ist  ein  gelber,  bei  der 
Vervntterung  schwarz  werdender  Triphylin  von  Ketyö  im  Kirchspiel  Tammela,  Fin- 
land. —  Pseudotriplit,  ein  verwitterter  brauner  Triphylin,  wobei  sich  viel  Grün- 
eisenerz  gebildet  hat.  Bodenmais.  —  Graftonit  ist  ein  Ga- haltiger  Triphylin, 
lachsfarben,  von  Grafton,  New-Hampshire.  —  Lithiophilit  MnLiPO^  ist  ein  Mn- 
reicher  und  Fe-armer  Triphylin,  lachsfarbig  bis  bräunlichgelb,  von  Branchville,  Gönn, 
und  Tubbs  Farm  in  Maine.  —  Als  isomorphe  Abänderungen  des  Triphylin  haben 
weiter  zu  gelten:  Natrophilit  NaMnPO«,  bernsteinfarben,  von  Branchville,  Gönn, 
und  Beryllonit  NaBePO^,  rhombisch,  in  flächenreichen  säuligen  oder  tafeligen 
XX  und  Zw.  nach  (llO)ooP.  #  (001)oP  sehr  vollk.  Br.  quarzähnlich.  H.  =  5*/»— 6. 
G.  =  2,84.    Farblos  oder  weisslich  bis  gelblich.    Aus  Granit  von  Stoneham  in  Maine. 

Ytterspath  (Xenotim).  YPO^,  ein  Theil  des  Y  wird  durch  Er  und  Ge  ver- 
treten, daneben  UO2,  SO,  und  Helium.  Tetragonal.  Kleine  XX  von  der  Form  des 
Zirkon  und  entweder  mit  prismatischem  oder  pyramidalem  Habitus,  ein-  und  auf- 
gewachsen,  auch  lose.    Derb  und  eingesprengt.    4^   (llO)ooP  vollk.     Br.  uneben, 


436    VIII.  KL   Phosphate,  Arseniate  etc.     1.  Abth.  Wasserfreie  Phosphate  etc. 

splittrig.  H.  =  4— 5,  G.  =  4,45— 4,56.  Pettgl.,  gelblich  und  röthlichbraun,  fleisch- 
roth ,  auch  hellgrau ,  in  dünnen  Splittern  durchschein.  •  Gern  mit  Zirkon  rerkn&pft 
Aus  Graniten  und  Gneissen.  Hitterö,  Ytterby;  Schreiberhau  und  Königshayn  in 
Schlesien;  als  Wiserin  aufgewachsen  in  honiggelben  XX  ▼om  St.  Gotthard  und 
im  Binnenthal,  doch  ist  ein  Theil  davon  Anatas;  als  Castelnaudit,  lose,  in  ab< 
gerundeten  Splittern,  in  Diamant  führenden  Sanden  von  Bahia,  Dattas  und  Sa 3 
Paulo  in  Brasilien ;  auch  in  Goldseifen  von  Clarksville  in  Georgia  und  Brindletown  in 
Nord-Carolina.  —  Es  scheint,  als  ob  aller  Ytterspath  secundär  aus  einem  Hussakit 
genannten  Sulfatophosphat  SR^O,,  SO»,  3P2O5,  wo  R  =  Y  und  Er,  hervorgegangen  ist 

Monazit.     Tumerft.    Edwardsit.    Emerit.      (CeLa)PO^. 

Monoklin,  holoedrisch.  a:b:c  =  0,9693  : 1 :  0,9;^o6.  ß  =  103^  40' 
(E.  S.  Dana).  —  XX  einzeln  ein-  oder  aufgewachsen,  auch  lose;  dick- 
tafelig  oder  querprismatisch,  mit  vorherrschender  Querfläche  [I(K))ooPöq, 
dazu  {110)ooP  9S^  23\  (011)P6ö  96^  18%  (101)-Pöö  etc.  Zuweüen  Zw. 
nach  {100)ooPöo.  —  Am  häufigsten  in  Form  von  Sandkörnern  und  Ge- 
rollen, z.  Th.  durchsprengt  mit  Thorit. 

#  {001)0 P  voUk.,  etwas  weniger  (100)ooPöo.  Br.  muschlig.  Spröde. 
H.  =  5 — 5^/2,  G.  =  4,9 — 5,3.  Fettiger  Glasgl.,  meist  nur  durchschein, 
ßoth,  rothbraun,  namentlich  aber  gelbbraun  und  bräunlichgrau.  Charakte- 
ristisches Absorptionsspectrum. 

Enthält  bis  zu  70^/o  der  seltenen  Erden  aus  der  Cer-  und  Yttriam- 
gruppe,  namentlich  Ce  und  La,  daneben  namentlich  noch  Di  und  in 
geringer  Menge,  aber  technisch  wichtig  ^J2 — 7®/o  Thorerde,  die  aber  nur 
z.  Th.  auf  mechanische  Beimengung  von  Thorit  zurückzuführen  ist.  — 
V.  d.  L.  schwer  bis  unschmelzbar,  von  Salzsäure  zum  grössten  Theil  ge- 
löst; mit  Schwefelsäure  befeuchtet  grüne  Flammenfärbung. 

Neuerdings  wichtig  geworden  durch  den  Gehalt  an  ThO^,  wichtigstes 
Material  für  das  Gasglühlicht.  —  Aufgewachsene  Y  ,\  (Turnerin)  auf 
Klüften  von  Silicatgesteinen :  Frossnitz-Älpe  hei  Prägraf tf-n.  Tavetsch-, 
Comeror,  Maderaner-  und  Binnenthal,  Dauphinö  und  iv  AustvürfUngen 
des  Laacher  Sees.  —  Eingewachsen,  in  Graniten  und  Augengneissen, 
öfters  nur  mikroskopisch,  zuweilen  auch  grössere  Massen,  so  20  Pfund 
schwere  Massen  zu  Amelia  Court  House,  Va.  Schreiberhau  im  Biesen- 
gebirge, Schüttenhofen  im  Böhjnerwald,  Nöterö  in  Norwegf^i,  Miash,  Nord- 
Carolina,  Brasilien.  Technisch  tvichtig  allein  das  secundärc  Vorkommen 
m  Flusssanden,  auf  Diamant-  und  Goldwäschen.  Fluss  Sannrka  im 
Ural,  Nord-  und  Süd-Carolina,  Connecticut,  Quebec,  Tasmanien,  nament- 
lich aber  in  Brasilien  (Antigua,  Bahia,  Minas  Geräts,  Caravellos,  San 
Pedro)  und  vom  Bio  Chico  bei  Afitioquia  in  Columbien.  Als  Begleiter 
die  üblichen  Seifenmineral ie^i^  im  Besondere7i  Granat.  Zirkon.  Thorit, 
Chro7nit,  Gold,  Diamant. 

Kryptolith  (Phosphocerit)  ist  ein  besonders  Cer-reicher  Monacit,  in  fast 
mikroskopischen  Nädelchen  eingewachsen  in  Apatit  von  Arendal. 


VIII.  Kl.    Phosphate,  Arseniate  etc.     1.  Abth.  •  Wasserfreie  Phosphate  etc.     437 


3.  ArsenUte. 

Berzeliit.  (CaMg)3A8.^08,  etwas  Mn  enthaltend.  Regulär,  fast  nur  in  derber 
Form  bekannt ;  honig-  bis  schwefelgelb ,  fettglänzend.  H.  =  5 ,  G.  =  4,07 — 4,09. 
Oefters  dop)>elb rechend.  Mit  Hansmannit  eingewachsen  in  Kalkstein  von  L^ng- 
banshyttan.  —  Ebendaher  Karyinit,  ein  vorzugsweise  Pb-  und  Mn-haltiger  Ber- 
zeliit; derb,  anscheinend  monoklin,  braun.  Fettgl.  £[.  =  3—372,  (t.  =  4,25.  — 
Pyrrboarsenit  ist  ein  Manganberzeliit ,  bei  dem  aller  Kalk  und  auch  der  grösste 
Theil  von  MgO  durch  MnO,  femer  etwas  As  durch  Sb  ersetzt  ist ;  bildet  rothe  Adern 
im  Hausniannit  der  Sjö- Grube  in  Oerebro. 

Carminspath  (Carminit)  ist  ein  Eisen-Bleiarseniat,  rhombisch,  in  büscheligen 
und  traubigen  Aggregaten  von  feinnadeligem  Aufbau.  Glasgl.,  carmin-  bis  ziegel- 
roth.     Aul'  ijuarz  und  Brauneisen  von  Horhausen. 

Trippkeit,  soll  arsenigsaures  Kupfer  sein.  In  kleinen  glänzenden  tetra- 
gonalen  >>(,  blaugrün.     Copiapö  in  Chile. 

3.  Antimon  Ute« 

Atopit.  Ca._,Sb^O-  mit  etwas  Fe,  Mn  und  Na.  Regulär.  (111)0  und  (llO)ooO, 
(100)ooOoo.  H. -^572—6,  G.  =  5,3.  Gelbbraun,  Fettgl.,  halbdurchs.  Sehr  selten, 
eingewachsen  in  Hedyphan  bei  Langban  in  Wermland.  —  Rom  ei  t,  vielleicht 
Ca.2Sb30^,  d.  h.  Doppelsalz  von  Ca-Antimonit  und  Ca-Antimoniat,  oder  aber  CaSbgO^. 
In  kleinen  tetragonalen  Bipyramiden,  die  Glas  ritzen.  Honiggelb  bis  hyacinthroth. 
St.  Marcel  in  Piemont. 

Tripuhyit.  Fe^SbaO-  (?).  Doppelbrechende,  mikrokrystalline  Aggregate. 
Gelblichgrün  mit  gelbem  Str.  G.  =  5,82.  Aus  zinnoberführenden  Sauden  von  Tripuhy, 
Minas-Geraes.  —  Ebendaher 

Lewisit.  SCaO.SSbjjOg.STiO«.  In  sehr  kleinen  regulären  Oktaedern  und 
Zw.  nach  (111)0.  H.  =  57«»  G.  =  4,95.  Honiggelb  bis  kolophoniumbraun,  glas-  bis 
fettglänzend. 

Manganostibiit.  10MnO,Sb.^O.  (?),  braunschwarze,  dem  Hausmaunit  ähn- 
liche K5mer  im  Kalkstein  von  Nordmarken;  enthält  auch  etwas  As,  Ca  und  Fe.  — 
Andere  nach  ihrer  Constitution  noch  nicht  genügend  aufgeklärte  Antimoniate  von 
Mn  und  Fe  schwedischen  Ursprungs  sind  Hämatostibiit,  Ferrostibian,  Mag- 
netostibian,  Chondrostibian,  Stibiatil. 

Bleiniere  (Bindheimit).  Gemenge,  im  Wesentlichen  Bleiantimoniat  mit  Wasser. 
Derb,  nierig,  knollig;  compact  oder  erdig.  H.  =  4,6—5,  G.  —  4,6 — 5.  Weiss,  gelb, 
braun,  grau,  grünlich.    Nertschinsk ;  Lostwithiel  in  Cornwall;  Horhausen. 

Monimolit.  Pb^Sb^jOg  mit  etwas  FeO  bezw.  CaO.  Regulär.  (lOO)ooOoo  mit 
(111)0  oder  (llljO  mit  (311)303.  Dunkelbraun  bis  schwarz  oder  bräunlichgrtin. 
Halbmetallischer  bis  fettiger  Gl.     Pajsberg  und  Längban. 

Thrombolith.  Amorphes  ümwandlungsproduct  von  Fahlerz,  enthält  CaO, 
SbgOs  und  auch  etwas  HjO.  H.  =  3— 4,  G.  =  3,67.  Spröd  mit  muschligem  Br. 
Smaragd-  bis  schwärzlichgrün.  Glasgl.  Rezbänya.  —  Rivotit,  enthält  noch  etwas 
Ag  und  A'iel  C(>,,.  Gelblichgrün  bis  graulichgrün.  Im  Kalkstein  der  Sierra  del  Cadi, 
Provinz  Lerida. 

4«  Yanadate« 

Pu  eher  it.  BiVO^.  Rhombisch.  Sehr  kleine,  einzeln  aufgewachsene  XX 
von   der  Form   des  Euchroit.     #  (001  )oP  vollk.     Glas-  bis  Diamantgl.,  röthlich   bis 


438    VIII.  El.  Phosphate,  Arseniate  etc.  2.  Abth.  Chlor-  u.  fluorhaltige  Phosphate  etc. 

brftiinlich.    H.  =4,   G.  =  6,249.    Pucherschacht  bei  Schneeberg  in   Sachsen,  Grabe 
Sosaer  Glück  bei  Eibenstock,  Grube  Arme  Hilfe  bei  Ullersreuth  im  Vogtland. 

Dechenit  PhYgO,,  enthält  auch  Zn  und  ist  vielleicht  nichts  anderes  als 
Desdoizit.  Rhombisch,  meist  nur  in  mikrokrystallinen,  warzigen  und  schaligen  Ag- 
gregaten; auch  pseudomorph  nach  Bleiglanz.  H.  =  8V>>  G.  =  5,81—5,83.  Dunkelroib, 
gelbroth  und  braun.  Str.  gelb.  Fettglänzender  Br.  Kantendurchschein.  Trfimmer 
in  Buntsandsteinletten  von  Niederschlettenbach  in  der  Pfalz;  in  gelbrothen  Krusten 
von  Zähringen  in  Baden;  Kappel  in  Kärnten.  Als  Eusynchit  von  Ho&grund  bei 
Freiburg  im  Breisgau. 


2.  Abtheilung.    Chlor-  und  fluorhaltige  Phosphate  etc. 

Die  hierher  gehörigen  Mineralien  sind  Salze  der  dreibasischen  Orthophosphor- 
säure (POJH,  bezw.  Orthoarsensäure  (As04)H,,  bei  denen  der  basische  Wasserstoff 
ausser  durch  Metalle  auch  noch  durch  Halogene  wie  Gl,  F,  J  und  in  seltenen  I^Uen 
durch  das  Hydrozyl  (HO)  ersetzt  werden  kann.  Die  frühere  Deutung,  dass  es  sich 
um  Doppelsalze,  beispielsweise  um  die  Verbindung  eines  Phosphats  mit  einem  Chlorid 
handele,  ist  schon  deswegen  unzulässig,  weil  ein  Auslaugen  des  Chlorids,  also  eine 
Zersetzung  durch  Wasser  nicht  eintritt. 

Apatitgrappe. 

Die  isomorphen  Glieder  dieser  Gruppe  sind  ausgezeichnete  Vertreter  der 
pyramidalen  Hemiedrie  des  hezagonalen  Systems.  Das  typische  Mineral,  der  Apatit 
hat  die  Formel  FCa5(P04)8  und  leitet  sich  aus  3  Mol.  der  Orthophosphorsäure  (POJH, 
ab;  die  übrigen  Glieder  stellen  die  entsprechenden  phosphor*  bezw.  arsen*  und 
vanadinsauren  Salze  des  Bleis  und  deren  isomorphe  Mischungen  dar.  Vornehmlich 
lassen  sich  unterscheiden: 

^P**i*-  {  cfcX%  }  ^''^=^''  0^7346. 
Pyromorphit.  ClPb,(POJ,  =  1  :  0,7865. 
M  i  m  e  t  e  s  i  tp  ClPb^CAsO J,  =  1  :  0,7276. 
V  a  n  a  d  i  n  i  t.    ClPb^CVO J,         =  1  :  0,7122. 

Apatit     PCa^CPOJa  bezw.  ClCagCPOJs. 

Hezagonal,  pyramidal-hemiedrisch,  a:c  =  1:  0,7346 (Kokschabow). 
—  XX  ein-  und  aufgewachsen,  oft  sehr  gross  wie  diejenigen  aus  New- 
York  und  Canada.  Der  Habitus  der  eingewachsenen  und 
^J^___^  trüben  XX  ist  langsäulig  und  holohexagonal  mit  der 
herrschenden  Combination  M=  {1010)ooP,  P  =  {0001)oP, 
wozu  öfters  auch  x  =  {10U)P  tritt;  dagegen  haben  die 
klaren,  auf  Klüften  von  Silicatgesteinen  (z.  B.  in  den 
Alpen)  aufgewachsenen  oder  neben  Zinnstein  (z.  B.  im 
Erzgebirge)  vorkommenden  X  X  meist  dicktafeligen  Habitus,  sind  flächen- 
reicher und  zeigen  ausgezeichnet  hemiedrische  Entwicklung.  Neben  den 
genannten  Flächen  erscheinen  hier  noch  und  sind_durch  Zonenverband  mit 
einander  verknüpft :  die  Bipyramiden  I  Art  r  =  (1012)  V«  P  und ;?  =  {2021)2P, 


YIII.  Kl.  Phosphate,  Arseniate  etc.  2.  Abth.  Chlor*  u.  finorbaltige  Phosphate  etc.    489 

Prisma  und  Bipyramide  11  Art  e  =  {li20)ooP2  und  s  =  {1121)2P2,  sowie 
die  hemiedrisch  entwickelten  Formen  w  =  (^i52)5P«/9,  t  =  (3141)4P^ls, 
h  =  {2130)ooP^l%  etc.  Die  Hemiedrie  ist  auch  sonst  jederzeit  durch  die 
charakteristischen  monosymmetrischen  Aetzfiguren  auf  den  Prismenflächen 
nachzuweisen.  Der  Winkel  üf'a;  =  ca.  130^8^  nimmt  mit  steigendem 
Cl-Gehalt  ab.  Die  Prismenflächen  sind  oft  vertical  gestreift,  nicht  selten 
sind  die  XX  rauhflächig  und  bei  den  in  kömigen  Ealk  eingewachsenen 
sind  die  Ecken  und  Kanten  abgerundet,  wie  geflossen.  —  Derb,  in 
dichten,  körnigen,  faserigen,  strahligen  Aggregaten,  knollig,  nierig, 
traubig  und  in  chaicedonartigen  Krusten  (Staffelit  von  der  Lahn),  erdig. 

Keine  #,  aber  doch  recht  häufig  ebenflächige  schalige  Ablösung 
nach  {0001)oF  und  (1010)ooP.  Br.  muschlig,  spröd.  H.  =  5,  G.  =  3,16 
bis  3,22,  ölgl.,  auf  dem  Br.  Fettgl.  Wasserklar  oder  trüb  und  undurchs. 
Farblos  und  in  jeglichen  Farben  zufallig  gefärbt:  gelblichgrün  und  öl*- 
grün  (Spargelstein),  entenblau  (Moroxit),  violett,  ziegelroth  etc. 
Zuweilen  stark  pleochroitisch.  D.-Br.  negativ  und  schwach;  a>  =  1,646, 
6  =  1,642  für  gelb;  vielfach  optisch  zweiazig  und  daher  nach  Mallabd 
aufgebaut  aus  Drillingen  monokliner  XX-  Beim  Erhitzen  phosphores- 
cirend. 

Isomorphe  Mischungen  von  Chlor-  imd  Fluorapatit;  der  erstere  ent- 
hält 40,93  PgOj  und  6,81  Cl,  der  andere  42,26  PjO^  und  3,78  F.  Bei- 
mengungen von  Mg,  Fe,  Mn  und  in  Folge  von  Verwitterung  von  CaCOg 
werden  öfters  beobachtet.  Dem  Analysenresultat  würde  auch  genügt 
durch  die  Formel  SCa^P^Og  +  CaCClF)^,  da  aber  CaCl^  nicht  durch  Wasser 
ausgelaugt  werden  kann,  so  entspricht  diese  Formel  nicht  der  Con- 
stitution. —  y.  d.  L.  schwierig  und  nur  an  den  äussersten  Kanten 
schmelzbar.  In  Säuren  und  schmelzendem  Kochsalz  leicht  löslich.  Die 
Phosphorsäure  fallt  bei  Behandlung  mit  molybdänsaurem  Ammoniak  als 
eigelber  Niederschlag. 

Vorkommen  weit  verbreitet  und  in  mancherlei  Formen,  Als  Ge- 
mengtheily  wenn  auch  meist  mikroskopischer,  von  Eruptivgesteinen;  auf 
Klüften  und  Drusenräumen  me  auf  selbständigen  Gängen;  eingesprengt 
in  manchen  krystallinischen  Schiefern;  vielfach  auf  Magneteisen-  und 
sonstigen  Eisenerzlagerstätten.  In  Nestern  in  Kalksteinen  und  auf 
metasomatischen  Lagerstätten;  als  knollige  Concretion  und  in  Geröllformy 
als  Versteinerungsmedium  (Koprolithe  etc.)  und  künstlich. 

Man  unterscheidet: 

a)  Apatit  im  engeren  Sinn.  Dahin  die  phanerokrystallinen  Ausbildungsformen. 
1.  Steter  accessorischer  Gemengtheil  von  Eruptivgesteinen»  in  langen  Nadeln  die 
übrigen  Gemengtheile  durchspiessend,  meist  erst  mikroskopisch  sichtbar,  seltener  wie 
im  Dolorit  von  Meiches,  im  Teschenit  etc.  mit  blossen  Augen  wahrzunehmen.  Ebenso 
in  vulkanischen  Auswürflingen,  z.  B.  Somma,  Laacher  See.    Desgleichen  in  manchen 


440     ^ni.  El.  Phosphate,  Arseniate  etc.  2.  Abth.  Chlor-  u.  flaorhaltige  Phosphate  etc. 

krystallinen  Schiefern:  im  Talkschiefer  des  Greiner  im  Zillerthal  (Spargelstein),  im 
Chloritschiefer  von  Pfitsch.  —  2.  Auf  selbständigen,  oft  unregelmässigen  und  tasdieo- 
artigen  Gängen  in  räumlicher  und  genetischer  Verknüpfung  mit  Silicatgesteinen; 
technisch  wichtig.  Im  Gabbro  (Hornblende-Skapolithfels)  und  Homblendeschiefer 
der  Apatitregion  zwischen  Arendal  und  Langeeundfjord  (Bamle)  neben  Enstatit  und 
Phlogopit.  Im  Granit  von  Caceres  in  Estremadura.  In  Augit-  und  Hornblende- 
gesteinen Canadas,  namentlich  in  Ottawa  Co.  und  in  Ontario.  —  3.  Auf  Klflften  imd 
Drusen  im  Gneiss  und  Glimmerschiefer.  St.  Gotthard,-  Yal  Maggia,  neben  Epidot  im 
unteren  Sulzbachthal.  Im  Granit  von  Penig  in  Sachsen.  —  4.  Als  charakteristisches 
Gangmineral  auf  Zinnsteingängen.  Ehrenfriedersdorf,  Geyer,  Zinnwald,  Schlaggenwald 
im  Erzgebirge,  St.  Austell,  Botallack,  St  Agnes  in  Comwall;  Wheal  Franco  (hier  in 
nierigen  Drusen:  sogen.  Francolith,  und  Bovej  Tracey  in  Devonshire.  —  5.  Ein- 
gesprengt, auf  Trümmern  und  in  kleinen  Lagern  geknüpft  an  kömige  Kalke,  Magnetit- 
und  Eisenglanzlagerstätten  innerhalb  krystalliner  Schiefer.  Arendal  (Morozit)  und 
Nissedal  in  Norwegen,  Grängesberg  und  Gellivara  in  Schweden,  Ersby  im  Kirchspiel 
Pargas  in  Finland,  Hammond  in  New-Tork.  —  Aehnlich:  Beryll,  Quarz,  Nephelin; 
wenn  derb  auch  Orthoklas  und  Olivin. 

b)  Phosphorit.  Hierher  die  kryptokrystallinen,  feinfaserigen,  dichten,  chal- 
cedon-  und  kreideartigen,  sowie  erdigen  Varietäten;  häufig  schalig,  kmstenförmig, 
nierig,  kuglig  und  knollig;  ist  meist  verunreinigt,  GaCO,-haltig  und  zuweilen  ganz 
chlorfrei.  Der  Phosphorit  ist  heute  neben  der  künstlichen  Thomasschlacke  fast  das 
alleinige  natürliche  Rohmaterial  zur  Beschaffung  des  Phosphatdüngers,  daher  von 
grosser  technischer  Bedeutung.  (Siehe  Anhang  I  unter  Apatit  und  Phosphorit.)  'Nach 
ihrem  Vorkommen  lassen  sich  namentlich  zweierlei  Arten  unterscheiden:  1.  Meta- 
somatische Lagerstätten,  an  Kalkstein  und  Dolomit  der  verschiedensten  For* 
mationen  geknüpft,  in  unregelmässig  gestalteten  Lagern  und  Taschen.  So  von 
Logrosan,  Truxillo  und  Caceres  in  Estremadura,  femer  die  Lahnphosphorite,  von 
Caylus  auf  der  Südwestseite  des  französischen  Centralplateaus  u.  a.  Hierher  auch 
der  Sombrerit  von  den  westindischen  Inseln,  ein  durch  auflagernde  Guanomassen 
in  Phosphorit  umgewandelter  Kalkstein  tertiären  und  recenten  Alters,  der  durch 
seine  deutlich  erhaltenen  Versteinerangen  noch  ganz  den  Charakter  des  Korallen- 
riffs hat.  2.  Flötzartig  in  Form  selbständiger,  weit  ausgedehnter  Gesteinsbänke 
wie  im  östlichen  Algier  oder  auch  zu  Conglomeraten  cemenürter  Knollen  und 
Nieren  von  brauner  bis  schwarzer  Farbe  und  erdigem  bis  jaspisartigem  Br. ;  z.  Tb. 
concretionärer  Entstehung,  z.  Tb.  aber  auch  Quell-  und  marine  Geröllbildnngen: 
namentlich  in  der  Kreide  und  im  Tertiär.  Die  wichtigsten  Vorkommnisse  sind  die 
sogen.  Florida-  und  Algierpbosphate ,  solche  aus  dem  Sommedepartement  und  dem 
südlichen  Belgien,  im  nördlichen  Harzvorlande,  femer  aus  dem  südlichen  Russland 
zwischen  Wolga  und  Dniepr  etc.  — 

Dem  zelligen,  schaligen  oder  kmstenfSrmigen  Phosphorit  kann  wohl  Dolomit 
und  Galmei  ähnlich  werden. 

Osteolith  ist  erdiger  Phosphorit  auf  Klüften  in  Basalt  und  Dolerii.  Ost- 
heim in  Hessen,  Friedland  in  Böhmen.  Erdige  Abarten  sind  auch  von  Pilgramsreath 
in  Bayern  und  Szigeth  in  Ungarn  bekannt.  —  Staffelit  bildet  chaicedonartige 
Kmsten  auf  derben  Phosphorit  von  Staffel  und  sonstigen  Lahnorten ;  enthält  CaCOs, 
anscheinend  in  chemischer  Bindung.  Die  gleiche  Zus.,  dazu  noch  etwas  Wasser  hat 
Dahllit,  der  in  dünnen  Rinden  auf  dem  Apatit  von  Bamle  auftritt.  —  Eupy^ 
chroit,  bläulich-  bis  aschgrau,  in  traubigen,  nierigen  Formen  ist  ein  verwitterter 
und  durch  etwas  FeO  vemnreinigter  Faserapatit.  Hurdstown,  New-Jersey.  Harn- 
mondsville,  New- York.  —  Pseudoapatit,   kleine  gelblichrothe  oder  gelblichweisse 


VIII.  EI.  Phosphate»  Arseniate  etc.  2.  Abth.  Ghlor-  u.  fluorhaltige  Phosphate  etc.    44 1 

XX  >  ist  eine  Pseudomorphose  von  Kaikphosphat  nach  Pyromorphit.  Freiberg.  — 
Talkapatit,  ein  Mg-haltiger  verwitterter  Apatit  von  Eusinsk  im  Ural.  —  Hydro- 
apatit,  wasserhaltiger  Phosphorit,  milchweiss  und  warzig,  von  St.  Girons  in  den 
Pyrenäen. 

Wo  der  Apatit  in  grösserer  Menge  (cfr.  Anhang  I  unter  Apatit)  auftritt,  wird 
er  bergmännisch  gewonnen.    Verwendung  als  Mineraldünger. 

Svabit.  FCa5(AsOj3,  also  ein  Arsenapatit,  bei  dem  ein  Theil  F  ausserdem 
noch  durch  (OH)  und  Gl  vertreten  wird.    Farblos.    Pajsberg  und  Jacobsberg. 

Pyromorphit.     Grün-,  Braun-,  Buntbleierz.     ClPbjCPOJa. 

Hexagonal,  pyramidal-hemiedrisch.  a:c  =  1:  0,7365  (Kokscharow). 
—  XX  aufgewachsen,  säulenförmig,  nicht  selten  bauchig  und  tonnen- 
formig  gekrümmt.  Von  Formen  sind  gewöhnlich  nur  {1010)ooP^  {0001)oP 
oder  (lÖiO)ooF,  (0001)oP  und  1011)P  vorhanden;  die  Hemiedrie  ist  bis 
jetzt  nur  durch  die  Aetzfiguren  bewiesen.  Zw.  nach  {202i)2P  von 
Friedrichssegen  bei  Ems.  —  In  traubigen,  nierigen  Aggregaten;  ein- 
gesprengt, als  Anflug  und  in  dünner  Kruste;  in  Pseudomorphosen. 

Br.  muschlig  bis  uneben,  spröd.  H.  =  3^« — 4,  G.  =  6,9 — 7,0; 
wenn  Ga-reich  weniger,  bis  6,09.  Diamantartiger  Fettgl.,  durchschein. 
Doppelbr.  negativ.  Gewöhnlich  grün  in  mancherlei  Tönen  oder  braun, 
seltener  wachs-  und  honiggelb,  orangeroih  (Leadhills)  und  farblos  (Dern- 
bach,  Horhausen).     Str.  weisslich. 

81,65  PbO  mit  75,79  Pb,  15,73  P^Og,  2,62  Cl.  —  Ein  Ca-  und  F- 
Gehalt  rührt  von  isomorph  eingemischtem  Apatit  her;  so  enthält  der 
braune  nierenförmige  Polysphärit  von  Freiberg  ca.  11  ^/o,  der  Miesit 
von  Mies  in  Böhmen  ca.  7^/o  Ca-Phosphat.  Nussierit  von  La  Nussi^re 
(Rhone-Dep.)  enthält  ca.  4AS2O5.  —  V.  d.  L.  leicht  schmelzend  und  zu 
einer  facettirten  Perle  erstarrend.  Mit  Soda  auf  Eohle  Bleikorn.  Lös- 
lich in  Salpetersäure  und  in  Kalilauge. 

Am  Ausgehenden  von  Bleiglanzlagerstätten,  daher  liefern  die  meisten 
der  früheren  Fundorte  das  Mineral  gegenwärtig  nicht  mehr.  Clausthal, 
Johann-Georgenstadt ,  Freiberg,  Ems,  Hohappel,  Dembach,  Wissen  an 
der  Sieg,  Horhausen,  Bernkastei,  Badenweiler  und  Hofsgrund  in  Baden. 
Pribram,  Mies,  Bleistadt  in  Böhmen,  Iglau  in  Mähren,  Schemnitz. 
Poullaouen  und  Huelgoet  in  der  Bretagne.  Cornwall.  Beresowsk,  Nert- 
schinsk.     Phönixville,  Pa. 

Aehnliche  Mineralien:  Mimetesit. 

Blaubleierz  =  Pseudomorphose  von  Bleiglanz  nach  Pyromorphit.  Bemkastel, 
Ems,  Freiberg  etc. 


J3' 


Mimetesit      Grünbleierz  z.  Th.      ClPb5(AsO^)3 

Hexagonal,    pyramidal-hemiedrisch.     a  :  c  =  1  :  0,7276  (Dana).   — 

yX    aufgewachsen,    ganz   wie   Pyromorphit,    häufig  auch   tonnenförmig 


442    Yin.  El.  Phosphate,  Arseniate  etc.  2.  Abth.  Chlor-  u.  fluorhaltige  Phosphate  etc. 

fiusgebildet;  an  solchen  von  Nertschinsk  wurde  Hemiedrie  beobachtet.  — 
Ebenso  in  kleintraubigen,  nierigen  Formen  und  erdig. 

#  {101i)P  öfters  deutlich.  Br.  muschlig  bis  uneben,  sproi 
H.  =  3^/2 — 4,  G,  =  7,1 — 7,3.  Diamantartiger  Fettgl.,  durchscheinend. 
Doppelbr.  positiv.  Gewöhnlich  honig-  oder  wachsgelb,  doch  auch  weiss, 
grünlich,  grau  und  farblos.     Str.  weisslich. 

74,4  PbO  mit  69,6  Pb,  23,22  As^Og,  2,38  Cl,  zuweilen  in  isomoipher 
Mischung  mit  Apatit  (Hedyphan  von  Längban,  derb,  grau.  10 — 14CaO) 
und  Pyromorphit  (Eampylit  von  Gumberland,  orangeroih,  enthält 
3 — 4P2O5).  —  V.  d.  L.  unter  Entwicklung  von  Arsendämpfen  zu  Blei 
reducirbar.     In  Salpetersäure  und  Kalilauge  löslich. 

Seltener  als  Pyromorphit  hei  sonst  gleichem  Vorkommen,  c^er  nur 
an  Fundorten  y  wo  Arsenkies  als  Begleiter  des  Bleiglanzes  auftritt^ 
Johann-Georgenstadt  y  Badenweiler ,  Prihram,  mehrorts  in  Comwdly 
Phönixvilley  Zacatecas. 

Aehnlich:  Pyromorphit.  —  Pleonektit  von  der  Sjö-Grube  bei  Oerebro  ist 
ein  Mimetesit  mit  einer  Spur  Sb  statt  As. 

Vanadinit  (Vanadinbleierz).  ClPbBCVO^)^,  auch  etwas  PjO^.  XX  wie  Pyro- 
morphit, mit  hemiedrischer  Ausbildung,  sonst  in  derben,  faserigen  Aggregaten  mit 
nieriger,  traubiger  Oberfläche.  H.  =  8,  6.  =  6,8 — 7,2.  Gelb,  braun,  zuweilen  roth. 
Berg  Obir  in  Kärnten,  Wanlockhead  in  Schottland,  Beresowsk;  mehrorts  in  Arizona, 
Lake- Valley-Gruben  in  Kew-Mexico.  Zimapan  in  Mexico.  Sierra  de  Cordoba  in  Ar- 
gentinien. 

Endlichit,  isomorphe  Mischung  von  Mimetesit  und  Vanadinit  Lake- Valley* 
Gruben  in  New-Mexico.  

Amblygonit.  Li(AlF)PO^  (=  Alji03,P205-2LiF);  ein  Theü  F  kann  durch  (HO), 
ein  Theil  Li  durch  Na  ersetzt  werden.  Triklin.  XX  sehr  selten,  ausgezeichnet 
durch  wiederholte  lamellare  Zwillingsbildung.  Gewöhnlich  in  Spaltungsstücken  und 
späthig  kömigen  Aggregaten.  #  in  verschiedenem  Grade  nach  3  schief  auf  ein- 
ander stehenden  Flächen.  Br.  muschlig.  H.  =  6,  G.  =  8— 3,11.  GlasgL,  auf  deo 
Spaltflächen  perlmutterartig;  durchscheinend.  Weiss  ins  Grüne  und  Grane.  Anf 
Gängen  in  Granit  mit  Granat  und  Turmalin  bei  Arnsdorf  und  Chursdorf  in  der  Nähe 
von  Penig  in  Sachsen;  femer  bei  Geyer,  Arendal,  Montebras  im  D^p.  de  la  Crease 
(sogen.  Montebrasit),  bei  Hebron  (Hebronit)  und  Paris  in  Maine;  Branchville, 
Conn.  —  Morinit  ist  wasserhaltig  und  scheint  nur  ein  Verwittemngsproduct  des 
Montebrasit  zu  sein. 

Durangit.  Na(AlF)AsO^;  etwa«  Fe  und  Mn  für  AI.  Monoklin.  ß  =  115«  13'. 
In  kleinen  röthlichgelben ,  meist  rauhen  und  mattflächigen  XX-  #  prismatisch 
ziemlich  voUk.  H.  =  5,  G.  3,95—4,07.  Glasgl.  oder  matt.  Auf  Zinnstein  oder  Topas 
führenden  Klüften  bei  Coneto  im  Staate  Durango,  Mexico. 

Wagneritgrappe. 

Isomorph,  monoklin.    Der  F-Gehalt  kann  durch  (HO)  ersetzt  werden. 

Wagnerit.  MggFPO^.  Monoklin.  ß  =  108<^  7'.  Kurz-  oder  langsäulige  XX 
mit  flächenreicher  Endbegrenzung  und  Verticalstreifung.  Br.  muschlig.  H.  =  5— 5\^, 


VIII.  EX  Phosphate»  Araeniate  etc.  8.  Abth.  Wasserhaltige  Phosphate  u.  Arseniate.     443 

G.  =  3—3,15.  Fettgl.»  durchs,  bis  durchschein.  Wein-  und  honiggelb,  weiss.  Werfen 
in  Salzburg.  —  Ejernlfin  aus  den  ApaÜtgraben  der  Gegend  von  Erageroe,  ge- 
wöhnlich derb,  fettglänzend  und  gelblich,  ist  theilweise  in  Apatit  umgewandelter 
Wa^erit.  —  Eryphiolith  ist  anscheinend  ein  Ga-haltiger  Wagnerit 

Triplit  (Eisenpecherz).  (FeMn)FP04.  Wahrscheinlich  isomorph  mit  Wagnerit; 
nur  derb  in  grobkörnigen  Aggregaten,  deren  Individuen  nach  2  zu  einander  senkrechten 
Richtungen  spaltbar  sind.  Br.  flachmuschlig  bis  eben.  H.  =4 — b^ji,  G.  =  8,5— 8,8. 
Fettgl.,  kantendurchschein.  Kastanienbraun  bis  schwarz.  Str.  gelblichgrau.  Limoges, 
Schlaggenwald,  Peilau  in  Schlesien.  Sierra  de  Gordoba  in  Argentinien.  —  Der  nelken- 
braune Zwieselit,  derb  und  fettglänzend,  von  Zwiesel  bei  Bodenmais  ist  wahr- 
scheinlich nur  ein  Fe-reicher  Triplit.  —  Sarkopsid,  fleischroth  oder  bl&ulich,  von 
Michelsdorf  in  Schlesien,  scheint  nur  ein  verwitterter  und  verunreinig^r  Triplit  zu 
sein.  —  Talk  triplit  in  gelblichrothen  Eömem  von  Horrsjöberg  enthält  viel  Ca 
und  Mg. 

Triploidit  ist  ein  Triplit,  in  dem  F  durch  (OH)  ersetzt  ist  XX  prismatisch, 
selten;  gewöhnlich  in  faserigen  Aggregaten.  H.  =  47«— 5,  G.  =  3,697.  Glasgl.  bis 
fettiger  DiamantgL,  durchschein,  bis  durchs.  Gelblich-  bis  röthlichbraun,  topasgelb. 
Branchville,  Conn.  —  Sarkinit  (Polyarsenit)  ist  das  entsprechende  Arseniat.  Roth. 
Harstig-Grube  bei  Pajsberg,  Sjö-Grube  bei  Oerebro. 

Herderit,  CaBeFPG«;  F  kann  ganz  oder  theilweise  durch  (OH)  ersetzt  werden. 
Rhombisch,  stets  in  XX,  die  nach  der  Brachyaxe  gestreckt  sind.  (110)ooP  116®  21', 
dazu  viele  Brachydomen.  Br.  kleinmuschlig,  spröd.  H.  =  5,  G.  =  8.  Glasgl.  Farblos 
oder  schwach  gelblich.  Stoneham,  Aubum  und  Hebron  in  Maine;  sehr  selten  bei 
Ehrenfriedersdorf.  —  Spodiosit,  in  aschgrauen  rhombischen  XX  scheint  die  rhom- 
bische Modification  der  Herderitsabstanz  zu  sein.    Eran-Grube  in  Wermland. 


3.  Abtheilung.    Wasserhaltige  Phosphate  und  Arseniate. 

a)  Phosphate  der  Alkalien. 

Struvit.    (NHJMgPO^.eHgO.    Rhombisch,  ausgezeichnet  hemimorph.    Nur 
in  eingewachsenen  XX.  Am  oberen  Ende:  a  =  (lOl)Pöö,  c  =  (011)Po6,  h  —  (041)4Poo, 
n  ^  (010)<^PÖ6,  unten:  m  =  (103)V8Pöö,  o  =  (OOl)oP.     #  (OOl)oP 
voUk.,  (010)ooPo6  deutlich.  H.  =  IVi— 2,  G.  =  1,66—1,75.    Durch-  Fig.  450. 

schein,  bis  undurchs.    Glasgl.    Gewöhnlich  gelb   oder  hellbraun, 
selten  farblos.    In  Moorerde  (Düngergruben)  von  Hamburg  und         ?f  \fK 

Braunschweig,  femer  im  Guano  (daher  auch  Guanit  genannt)       r'\  J^ 

der  Skiptonhöhlen  bei  Ballarat  und  der  Saldanha  Bay  in  Afrika.  —      /   J^'-^''''{-^'J 
In  den  Skiptonhöhlen  findet  sich  auch  Hannayit  (NHJgMgaP^Oi^  ^ 

.lOHtO  in  triklinen  prismatischen  XX • 

b)  Phosphate  nnd  Arseniate  der  zweiwerthigen  Elemente  Ca,  Hg,  Zn, 
Mn,  Fe,  Co,  Ni. 

Kalk-  resp.  Magnesiaphosphate  sind:  Monetit.  CajPgOT.HjO.  ünregel- 
massige  Aggregate  kleiner  trikliner  XX*  Gelblichweiss.  Westindische  Guanoinseln 
Moneta  und  Mona,  Sombrero. —  Monit,  ebendaher;  erdig,  schneeweisa,  vielleicht 
CaaPjOg.HjO.  —  Eollophan  von  Sombrero  hat  die  Zus.  des  Monit,  ist  aber  amorph 
nnd  dicht.  —   Pyroklasit  von  Monk's   Insel   soll  angeblich   ein  dichtes  Gemenge 


444    VIII.  Kl.  PboBphate,  Arseniate  etc.  3.  Abth.  Wasserhaltige  Phosphate  u.  Aneniate. 

von  Monetit  und  Monit  sein.  —  Brushit.  Ca2P207.4H30.  Monoklin,  isomoiph 
mit  Pharmakolith.  Gelblichweiss.  Insel  Sombrero.  —  Metabrushit,  soll  1H,0 
weniger  enthalten  als  Brushit.  Sombrero.  —  Ghurchit  aus  ComwaU  hat  ungefähr 
die  Zusammensetzung  RjPaOg.öH^O,  wo  R  =  Ce(Di),  Ca.  —  Isoklas.  Ca^P^^O^.dU^O. 
Monokline,  schneeweisse  Prismen.  Jo^himsthal.  —  Newberyit.  MggPjO^.THjO. 
Rhombisch.    Ziemlich  grosse  tafelige  XX-    GuanohÖhlen  von  Ballarat. 

Ealkarseniat  sind:  Haidingerit.  CagAsgO^.SHgO.  Kleine  farblose  bis 
weisse  kurzsäulige  rhombische  XX  von  Joachimsthal,  Wittichen  und  Grube  Wolfgang 
bei  Alpirsbach.  —  Pharmakolith.  CtL^As^OT.bE^O.  Monoklin.  ß  =  96*^  47'.  Sehr 
feine,  haar-  und  nadelförmige,  in  der  Richtung  der  KHnoaxe  gestreckte  XXt  die  la 
kleinen  lockeren  Kugeln  und  seidenglänzenden  Büscheln  verbunden  sind.  Weiss,  zu- 
weilen röthlich  und  grünlich  (durch  Co  resp.  Ni)  gefärbt.  Als  Ausblühung  und  Beschlag 
auf  As-Erzen.  Andreasberg,  Riechelsdorf,  Wittichen,  Markirch,  Joachimsthal.  —  Pi  k  r  o- 
pharmakolith,  dem  vorigen  ähnlich,  enthält  etwas  Mg  und  etwas  weniger  äs, 
dagegen  mehr  Bfi.  Riecheisdorf,  Freiberg.  —  Wapplerit.  (CaMg)2A8jO..8Hi0. 
Triklin  mit  monoklinem  Habitus;  bildet  kleine,  reihenförmig  gruppirte  XX  Qn<i 
hyalitähnliche  traubige  Aggregate  und  Krusten.  H.  =  2— 2V«»  G.  =  2,48;  mild. 
Glasgl.;  weiss,  auch  wasserhell.  Joachimsthal,  Schneeberg,  Wittichen,  Riechelsdorf. 
Bieber.  —  Rösslerit,  Mg2As20.-.2H30.  In  dünnen,  weissen  oder  farblosen  Blatt- 
eben.    Bieben 

Hopeit.  Zn3P208.4H20.  Rhombisch.  (120)ooPi  82«  20',  (lOl)Pöö  lor. 
femer  (100)ooPöö,  (OlO)ooPoo,"  (OOl)oP,  (lll)P.  #  (100)ooPc)ö  vollk.  H.  =  2V«-8. 
G.  =  2,7—2,8.  Auf  (100)ooPö5  Perlmgl. ,  sonst  Glasgl.  Graulichweiss.  Sehr  selten 
mit  Kieselzink  am  Altenberg  bei  Aachen. 

Wesentlich  Phosphate  und  Arseniate  von  Ca  und  Mn  bezw.  von  Fe  siod: 
Brandtit,  2CaO,MnO,AsA-2H20.  Harstig-Grube.  —  Messelit,  3{CaFe)0,PA 
.2V2H2O.  Triklin.  Sternförmig  gruppirte  bräunliche  bis  farblose  Täfelchen  auf  bi- 
tuminösem Schief  erthon  in  Braunkohle  von  Messel  in  Hessen.  —  Tamanit  (Anapait). 
3(CaFe)0,P205.4H20.  Triklin,  bildet  Krusten  von  grünen  oder  gelbgrünen  XX  in 
Höhlungen  an  der  Grenze  einer  Eisenspathschicht  mit  Brauneisen.  H.  =  3  V«»  Cr.  =  2,812. 
Halbinsel  Taman,  Prov.  Kuban  in  Russland.  —  Roselith,  3(CaCoMg)O,As2O5.2BL0. 
Triklin  mit  Winkeln  von  nahe  90^.  XX  klein,  nach  verschiedenen  Zwillingsgesetzen 
zusammengesetzt  und  oft  zu  Kugeln  aggregirt.  H.  =  37'»  Cr.  —  3,46.  Rosenroth.  Auf 
den  Gruben  Daniel  und  Rappold  zu  Schneeberg.  —  Reddingit,  SMnO.PgOj.SHvO. 
Rhombisch,  XX  klein,  der  Form  nach  isomorph  mit  Skorodit,  aufgewachsen  in 
Höhlungen  derber  Aggregate.  H.  =  3— 37«,  G.  =  3,102.  Glasgl,  blassrosenroth  bis 
farblos.  Mit  anderen  Mn- Phosphaten  im  Pegmatit  von  Branchville,  Conn.  —  Fil- 
lowit,  3(MnFeNa2Ca)0,P205.V8H20.  Monoklin.  ß  =  90<>  9'.  XX  selten,  mit  rhom- 
boedrischem  Habitus ;  gewöhnlich  in  kömigen  Aggregaten.  H.  =  47» ,  G.  =  3,43. 
Durchs,  bis  durchschein.  Pech-  bis  Fettgl.  Wachsgelb  bis  rothbraun.  Branchville, 
Conn.  —  Dickinsonit,  mit  gleicher  Zusammensetzung  wie  Fillowit,  aber  dimorph. 
Monoklin.  ß  =  HS*'  30'.  XX  mit  rhomboedrischem  Habitus,  gewöhnlich  in  blät- 
terigen, glimmerartigen  Aggregaten.  #  (001  )oP  vollk.  Durchs.  Glasgl.,  auf  (001)oP 
Perlmuttergl.  Grün  in  verschiedenen  Tönen.  Branchville,  Conn.  —  Fairfieldit 
3(CaMnFe)0,P205.2H20.  Triklin.  Blätterig,  in  radialstrahligen  und  faserigen  Par- 
tien. #  (010)ooPo6  vollk.  Perlmgl.  bis  DiamantgL,  durchs.  Weiss  bis  blass  stroh- 
gelb.    Branchville,  Conn. 


VIII.  Kl.  Phosphate,  Arseniate  etc.  3.  Abth.  Waaserhaitige  Phosphate  u.  Arseniate.     445 

yiyianitg^ppe. 

Isomorph,  monoklin.  Neutrale  Orthophosphate  und  Arseniate  von  Mg,  Fe, 
Co,  Ni  und  Zn  mit  SH^O. 

Bobierit.  MgjPgOg.SH^O.  Monoklin.  Bildet  ein  lockeres  Aggregat  weisser 
Kryställchen  im  Innern  derber,  nierenfSrmiger  Massen  von  Mejillones  in  Chile. 

H  5  r  n  e  s  i  t.  Mg, As^Og .  8 HjO.  Monoklin.  Grössere,  sternförmig  ginippirte  XX. 
#  (OlO)ooPöö  voUk.  H.  =  V»— 1,  G.  =  2,474.  Mild,  in  dünnen  Blättchen  biegsam; 
Talk  oder  Gyps  ähnlich.     Perlmgl.    Weisa  bis  lichtrosenroth.     Banat. 

TiTianit     Blaueisenerz.     FejPjOg.SHjO. 

Monoklin,  holoedrisch,  a  :b  i  c  =  0,7498  : 1:0,7017.  ß  =  104»  26' 
(vom  Rath).  —  XX  (Bodenmais,  Gornwall)  langsäulig,  aufgewachsen. 
m  =  (110)ooP  mit  108  ö  2',  y  =  (310)ooP3,  a  =  {100)ooPöö,  b  =  (Oiö)ooPöb, 
r  =  {111)P^  w  =  {101)Poö,  c  ==  (001)oP.  Gewöhnlich  in  strahligen, 
faserigen  Aggregaten,  in  Rosetten,  Kugeln  und  Nieren,  häufig  auch 
erdig  (Blaueisenerde). 

#  {010)ooPdö  gypsähnlich  vollk.  Br.  nicht  wahrnehmbar;  mild, 
dünne  Blättchen  biegsam.  H.  =  2 ,  G.  =  2,6 — 2,7.  Durchschein. ,  auf 
{010)ooPöc  Perlmgl.,  z.  Th.  etwas  metallisch,  sonst  Glasgl.  In  ganz 
frischem  Zustand  weiss  oder  farblos,  färbt  sich  an  der  Luft  sofort  blau 
unter  Höheroxydirung  des  Eisens.  Str.  farblos,  bläulichweiss,  bald  ins 
Indigblaue  übergehend ;  das  trockene  Pulver  oft  leberbraun.  Sehr  starke 
Doppelbrechung,  dichroitisch. 

43,03  FeO,  28,29  P^Os,  28,68  HjjO;  an  der  Luft  bildet  sich  basisches 
Fe^Oa-Phosphat.  —  Schmilzt  leicht,  färbt  die  Flamme  blaugrün  und 
wird  magnetisch.     In  Salzsäure  löslich. 

Schöne  X  X  «w/*  Klüften  des  Thonschiefers  von  St.  Agnes  in  Com- 
tcall;  auf  Höhlungen  im  Schwefelkies  bei  Tavistock  in  Devonshire;  auf 
Kohlenbrandschla^ken  von  Commefitry,  La  Bouiche  und  Crausac  in  Frank- 
reich, im  Magnetkies  führenden  Gneiss  von  Bodenmais  und  Amberg. 
In  strahligen  Aggregaten  (sogen,  Anglarit)  bei  Anglar  in  Frankreich; 
als  Ausfüllung  von  Muscheln  bei  Kertsch  in  der  Krimm  (strahlig  mit 
freien  Kry  stall  enden)  und  an  den  Mullica  Hills  in  New-Jersey  (strahlig, 
sogen,  Mullicit).  Ferner  in  den  Poren  fossiler  Knochen,  im  Sande  bei 
Middletown  in  Delatvare  (hier  in  ganz  farblosen  XX)  wwd  als  Blau- 
eisenerde,  Nester  im  Torf  bildend  an  verschiedenen  Punkten  Nord- 
deutschlands  und  anderswo. 

Aehnliche  Mineralien:  Eupferlasur,  Linarit,  Hauyn,  Lasurstein. 

Symplesit.  Fe3A8208.8H.,0.  Monoklin.  ß  =  107®17'.  In  sehr  winzigen, 
nadeligen,  oft  huschelig  gruppirten  XX.  #  (OlO)ooPöö  sehr  vollk.;  mild.  H.  =  2V«t 
G.  =  2,957.    Blassblau  und  grünlich.     Lobenstein,  Lölling,  Felsöbanya. 


446     Vni.  El.  Phosphate,  Arseniate  etc.  8.  Abth.  Wasserhaltige  Phosphate  o«  Aneniate. 

Kobaltblfiihe.    Erythrin.    GosAsgOg.SHsO. 

Monoklin,  holoedrisch,  a  :  6  :  c  =  0,76  : 1  :  0,70.  ß  =  105<^  9' 
(Bbezina).  —  XX  gewöhnlich  klein  und  nadelförmig,  büscheUg  und 
sternförmig  gruppirt.  {010)ooPoö,  {100)ooPöö,  (101)Poö.  Strahlig-blat- 
terige Aggregate,  in  kugligen,  nierigen  Formen  mit  rauher  Oberfläche; 
auch  erdig  und  als  Anflug  und  Beschlag;  in  Pseudomorphosen  nach 
Speiskobalt. 

#  {010)ooPdCi  sehr  vollk.,  mild,  in  dünnen  Blättchen  etwas  bieg- 
sam. H.  =  2V«,  G.  =  2,948.  Auf  (010)ooPdo  Perlmgl.,  sonst  diamant- 
artiger Glasgl. ;  durchschein.  Pfirsichblüthroth ,  durch  Zersetzung  perl- 
bis  grünlichgrau.  Str.  etwas  lichter  röthlich;  das  getrocknete  Pulver 
tief  lavendelblau. 

37,47  CoO,  38,46  AsjOg,  24,07  H^O.  —  Wird  beim  Erhitssen  unter 
Abgabe  von  HgO  und  AS2O3  blau,  mit  Säuren  rothe  Lösimg. 

Geht  aus  der  Zersetzung  von  Speiskobalt  und  Kobaltglanz  hervor. 
Schneeberg,  Riecheisdorf,  Bieber,  Saalfeld,  Wolfach^  Wittichen.  Modum, 
Allemont.     Cornwall. 

Köttigit,  ein  vorwiegend  Zn-  nnd  auch  etwas  Ni-haltiger  Erythrin.  Scfaneeberg. 

Niekelblfifhe.     Annahergit.     Nis  As^Og .  8  H^O» 

Monoklin,  keine  deutlichen  XXi  nur  erdig,  flockig.  H,  =2 — 2\«, 
G.  =  3 — 3,1.  Mild ;  apfelgrün.  Als  Beschlag  und  TJeberzug  auf  Nickel- 
erzen (Chloanthit  und  Rothnickelkies).  Annaberg,  Riecheisdorf,  Alle- 
mont etc. 

Cabrerit,  ein  Annahergit  mit  Mg  und  Co.  Sierra  Gabrera  in  Spanien. 
Laurium.  —  Dudgeonit,   ein  Ca-haltiger  Annahergit.    Pibble  mine  in  Schottland. 


L  u  d  1  a  m  i  t.  7  FeO ,  2  PaO^ .  9  HjO.  Monoklin.  ß  =  JOO®  38'.  XX  »iemlich 
gross,  an  den  Enden  Sflächig  begrenzt  durch  (OOl)oP  und  (lll)P,  welche  auch  ihren 
Combinationskanten  parallel  gestreift  sind.  Sonst  noch  häufig  (100)ooP5ö,  (llO)ooP, 
(lOl)öoP.  4t:  (OOl)oP  sehr  vollk.,  (lOO)ooPöö  deutlich.  H.  =  ^—4,  G.  =  3,12.  Stark 
glänzend,  durchs.    Hellgrün,  selten  dunkelgrün.    Truro  in  Cornwall. 

Hureaulit.  5(MnFe)0,2P205.5H20.  Monoklin.  ß  =  90<>  33'.  XX  klein, 
vertical  gestreift,  gewöhnlich  etwas  tafelig  durch  das  Vorherrschen  der  Querfläche. 
Aggregate  knollig  und  kuglig  mit  stengliger  und  kömiger  Structur.  Br.  muschlig 
bis  uneben.  H.  =  3*/«,  G-  =  3,18—3,2.  Fettgl.,  durchschein.  Röthlich  gelb,  röthlich 
braun;  auch  violett.  Auf  Höhlungen  im  Triphylin  von  Huröault  bei  Limoges; 
BranchviUe,  Conn. 

Ghondroarsenit.  6MnO,A820g.3H20.  Gelbe  harzglänzende  Kömer  im 
Schwerspath.  H.  =  3.  Pajsberg.  —  Hämafibrit  in  rhombischen  radialstrahligen 
Aggregaten,  braunroth,  von  der  Mose- Grube  in  Wermland  und  der  derbe  schwefel- 
gelbe Xanthoarsenit  von  der  Sjö- Grube  in  Oerebro  sind  nur  durch  einen  grösseren 
Wassergehalt  von  Ghondroarsenit  unterschieden. 

A 1 1  a  k  t  i  t.  7  MnO ,  AsjOg .  4 H2O.  Monoklin.  ß  =  95«  44'.  Formentwicklung 
an  Vivianit  erinnernd;  durchs.,  braunroth.    Moss-Grube. 


VIII.  Kl.  Phosphate,  Arseniate  etc.  8.  Abth.  Wasserhaltige  Phosphate  u.  Arseniate.    447 

Synadelphit.  (MiiAl)sO, .  5  MnO ,  AsgOg .  5  H,0.  Rhombisch,  in  schwarzbraunen 
bis  schwarzen  XX*  Moss- Grabe.  Aehnlich  zusammengesetzt  der  rhombische  Flinkit 
von  der  Harstig-Grabe. 

H&matolith  (Diadelphit).  (AlMn)s03,8MnO,As20,.8H20.  Rhomboedrische, 
leicht  nach  der  Basis  spaltbare  Kryst&llchen.  Braun*  bis  granatroth.  Moss-Grabe. 
Aehnlich  zusammengesetzt  Arseniopleit  von  der  8j5-Grube. 

Erdkobalt  z.  Th.,  brauner  und  gelber.  Wasserhaltige  Arseniate  von  Fe, 
Co,  Ca  ohne  bestimmte  Formel.  Derb,  als  erdiges  Verwitterungsproduct  von  Kobalt* 
erzen.    Kamsdorf,  Riecheisdorf.    Allemont. 

c)  Phosphate  und  Arseniate  der  Thonerde. 

Variscit  (Gallait).  A1^0,,Ps05.4H20.  Wahrscheinlich  rhombisch,  da  die 
ehem.  Zus.  dem  Skorodit  und  Strengit  entspricht.  In  nierigen,  krustigen  lieber- 
Zügen  von  faseriger,  meist  scheinbar  amorpher  Stractur.  Br.  mnschlig,  etwas  spröd. 
Fühlt  sich  fettig  an.  H.  =  4—5.  Durchschein.,  schwacher  Wachsgl.  Apfelgrün  in 
verschiedenen  Tönen  bis  farblos.  Messbach  bei  Plauen  im  Kieselschiefer.  Mont- 
gomezy  Co,  Ark. 

Zepharovichit  Al20,,P205.6H20.  Dicht,  mit  muschligem  Br.  H.  =  57«* 
Durchscheinend.  Grünlich-,  gelblich*  oder  graulichweiss.  Trzenic  in  Böhmen  auf 
Sandstein. 

Wayemt    Lasionit.     3Al,0s,  2P8O5. 12H,0. 

Rhombisch ,  holoedriscb.  a:h\c  =  0,50489  : 1 :  0,37514  (Sbnfp). 
—  XX  klein,  nadelig  und  zu  radialstrahligen  sternförmigen  Büscheln 
und  Kugeln  vereinigt.  (llÖ)ooP,  {101)P5ö,  (010)ooP^.  Halbkuglige  oder 
nierige  Aggregate  mit  radialfaseriger  Structur. 

#  {110)ooP  und  (10i)Pöö  ziemlich  vollk.  H.  =  SV«— 4,  G.  =  2,3 
bis  2,4.  Glasgl.,  durchschein.  Farblos,  gewöhnlich  grau,  gelblich,  grün-* 
lieh,  zuweilen  braun  und  blau.     Str.  weiss. 

35,22  P,Og.  —  Y.  d.  L.  unschmelzbar;  löslich  in  Salzsäure. 

Auf  Klüften  und  Schichtenfugen.  Auf  Kieselschiefer  bei  Langen- 
striegis  (Striegisan),  Diensberg  bei  Giessen,  Waldgirmes;  auf  Grauwacke 
zu  Czerhovic  bei  Beraun;  auf  Thonschiefer  bei  Bamstaple  in  Devon 
(Devonit);  auf  zersetztem  Granit  zu  St.  Austle  in  Cornwall;  auf  Braun- 
eisen  bei  Amberg  (Lasionit);  auf  Botheisen  bei  Oberscheid  in  der  Nähe 
von  Dillenburg,  mit  Manganerzen  bei  Weilburg,  auf  Phosphorit  bei 
Staffel,  als  Bindemittel  einer  Breccie  in  schönen  radialstrahligen  Kugeln 
von  lichtbläuHchgrüner  Farbe  in  Montgomery  Co.,  Arkansas  und  anderswo. 

AehnUch:  ^atrolith.    üydrargillit ;  wenn  grün  Eraurit. 

Eapnicit,  auf  Fahlerz  und  Blende  von  Eapnik»  zu  gelblich-  und  grünlich- 
weissen  Engeln  und  Büscheln  gruppirt,  ist  wahrscheinlich  nur  Wavellit. 

Augelith  ^Mjd^^Vfi^.^lS^O,  Berlinit  AlA^PjO^. V»HjO  und  Trolleit 
4Al208,8Pt05.3H30  kommen  als  derbe  Mineralien  gemeinsam  bei  Westanä  in 
Schonen  vor. 

W  a  r  d  i  t.  2  AljO, ,  VJd^ .  4  HjO.  Blass-  oder  bläulichgrüne  Ernsten  auf  Höhlungen 
von  Variscit-Enollen.    H.  =  5,  G.  =  2,77.    Utah. 


448    VIII.  El.  Phosphate,  Arseniaie  etc.  8.  Abth.  Wasserhaltige  Phosphate  a.  Aneniate. 

Kalait    Türkis.     2A1^0^,Vfi^.5Rfi. 

Scheinbar  amorph.  Nierig,  traubig;  auf  Trümmern  derb  und  ein- 
gesprengt; als  TJeberzug  und  in  Gerollen. 

Br.  muschlig,  ziemlich  spröde.  H.  =  6,  G.  =  2,6 — 2,8.  Gewöhn- 
lich undurchs.  Schwacher  Wachsgl.  Himmelblau,  span-  und  apfelgrün; 
die  Färbung  rührt  von  Cu  her.     Str.  weiss, 

46,83  AljOg,  32,55  P^Og,  20,62  H^O.  —  In  Säuren  löslich. 

Auf  Klüften,  zumeist  im  Kieselschiefer.  Jordansmühl  in  Schlesien, 
Oelsriitz  und  Reichetibdch  in  Sachsen.  Besonders  schön  (orientalischer 
Türkis)  zu  Nischapur,  westlich  von  Mesched  in  Persien ,  tvo  der  Türkis 
höchstens  6  mm  mächtige  Trümmer  in  einer  aus  Trachytfragmenten  ge- 
bildeten Breccie  ausfüllt;  femer  in  den  Karatube-Sergen  in  Turkestan 
und  in  der  Kirgisensteppe.  Turquois- Mountain  in  Arizona.  Santa  F^ 
in  NeW'Meocico. 

Ein  Theil  des  in  den  Handel  kommenden  Türkis  ist  blau  geerbtes  fossiles 
Elfenbein  (sogen,  occidentalischer  oder  Zahn-Türkis). 

Peganit.  2AL,03,P205.6HgO.  Rhombisch.  XX  klein,  aufgewachsen  und 
zu  Krusten  verbunden.  (110)ooP,  (OOl)oP,  (010)ooP56.  H.  =  8—4,  G.  =  2,4.  Grün, 
ins  Grünlichgraue,  weiss.  Fettiger  Glasgl.  Auf  Kieselschiefer  bei  Laugenstriegis 
in  Sachsen. 

Fischerit.  2Alg03,P205.8H20.  Rhombisch.  XX  klein,  undeutlich,  mit 
hexagonalem  Habitus.  (llO)ooP,  (OlOjooPöo,  (OOl)oP.  H.  =  15,  G.  =  2,46.  GlaagL, 
durchs.     Grasgrün,  ins  Span-  und  Olivengrüne.    Auf  Sandstein  von  Nischne  Tagilsk. 

Evansit.  SAlsOstPsOs.lSHjO.  Anscheinend  amorph;  in  kleinen  Kugeln 
und  Nieren  auf  Höhlungen  in  Brauneisen.  H.  =  3V* — 4.  Glasgl.  bis  Fettgl.  Farblos, 
bläulich  weiss,  auch  gelblich.  Am  Berge  Zeleznik  bei  Szirk  im  Gömörer  Comitat  in 
Ungarn.  —  Planerit  von  Gumeschewsk  und  Coeruleolaktit,  Trümmer  in  Brann- 
eisen von  Rindsberg  bei  Katzenellenbogen  bildend,  sind  durch  etwas  weniger  Wasser 
und  durch  einen  geringen  Cu- Gehalt  (vielleicht  nur  als  Einmengung)  unterschieden. 
—  Henwoodit  von  der  West-Phöniz-Mine  in  Comwall  in  licht-  bis  grflnlichblauen 
kugligen  Partien  ist  ein  Cu-haltiges  Thonerdephosphat. 

Liskeardit.  2Al203,Asg05.8HsO,  etwas  Fe-haltig.  Grünlich-  bis  blänlich- 
weisse  Krusten.    Liskeard  und  Ghyandour  bei  Penzance  in  Comwall. 

Rhabdophan.  (LaDiYEr)203,P205.H20.  Optisch  einaxig.  In  nierigen,  wachs- 
glänzenden, bemsteinbraunen  Partien.  Comwall.  —  Nur  durch  höheren  Gehalt  an 
Y  und  Er  unterschieden  ist  der  in  dünner,  faseriger  Schicht  auftretende  Scovillit 
von  Scoville,  Conn.  — 

An  vorstehende  Thonerdephosphate  schliessen  sich  solche  Phosphate  an,  die 
neben  der  Thonerde  noch  zweiwerthige  Radikale  Mg,  Ca,  Fe,  Mn  enthalten: 

Lazulith  (Blauspath).  AljOg,(MgFe)0,Pj05-H80.  Monoklin.  ß  =  91«  58'. 
Gut  ausgebildete  XX,  wie  die  von  Georgia,  sind  sehr  selten.  (lll)P,  (111)— P, 
(OOl)oP,  (101) -Pöö,  (lOl)Pöö,  (OlO)ooPöö.  Habitus  pyramidal,  tafelig  oder  domatisch. 
Zw.  (100)ooP55,  seltener  (223) -«/tP.  Derb.  Br.  uneben,  splittrig,  spröd.  H.  =5— 6. 
G.  =  3— 3,12.  Glasgl.,  kantendurchschein.  Himmelblau,  dunkler  oder .  heller,  bis 
bläulichweiss.  Str.  farblos.  Rädelgraben  bei  Werfen  in  Salzburg,  Fressnitzgraben 
bei  Krieglach  und  Fischbacher  Alp   in  Steiermark;   Zermatt  in  Wallis.    Horrsjdberg 


VIII.  El.  Phoaphate  etc.  8.  Abth.  Wasserhaltige  Phosphate  und  Arseniate.     449 

in  Wermland.  In  den  Qaarziten  und  Itakolumiten  von  Crowder*8  Mt  in  Nord-Carolina» 
Graves  Mt.  in  Georgia  und  T^uco  in  Minas  Geräts,  Brasilien. 

Childrenit.  Al,0,,2(FeMn)0,P,05.4H20.  Rhombisch.  XX  einzeln  auf- 
gewachsen oder  zu  Krusten  verbunden  mit  tafeligem  oder  doppelsechsseitigem  Habitus. 
#  (lOO)ooPöö  unroUk.  Br.  uneben.  H.  =  A%  G.  =  3,18—3,24.  Fettartiger  Glasgl., 
darchschein.  Gelblichweiss  bis  blass  gelblichbraun  ^  auch  bräunlichschwarz.  Tavi- 
stock  in  Devon,  St.  Austle  in  Comwall.    Im  derben  Apatit  zu  Hebron,  Maine. 

Eosphorit.  isomorph  mit  Childrenit,  chemisch  nur  durch  vorherrschenden 
MnGehalt  unterschieden.  Prismatische  rhombische  XX  und  derb.  #  (100)ooPöö 
Tollk.  H.  =  5,  G.  =  8,11— 8,145.  Fettiger  Glasgl.,  durchs,  bis  dnrchschein.  Blass- 
roth bis  farblos,  auch  grünlich,  pleochroitisch.    Pegmatitgang  von  Branchville,  Conn. 

Goyazit.  Al203,dCaO,p20B.9HsO.  Optisch  einazig,  in  Vji  mm  grossen, 
gelblich  weissen  Körnern ;  durchs,  bis  durchschein.  H.  =  5»  G.  =  8,26.  Begleiter  der 
Diamanten  in  der  Provinz  Goyaz,  Brasilien. 

Tavistockit.  Al^O, , 8 CaO , P^Og . 3 H^O.  Sternförmig  gruppirte,  weisse  Fasern 
von  Tavistock,  Devonshire. 

Cirrolith.  2Al,0„6CaO,8P205.3H20.  Derb,  dicht  Hellgelb.  Westanä 
in  Schonen.  Von  hierher  auch  der  derbe,  lachsfarbige  Attakolith,  ein  Al-Ca-Phos- 
phat,  fQr  das  seiner  Verraengungen  wegen  eine  Formel  sich  nicht  aufstellen  l&sst. 

Bleigummi  umfasst  an  PbO  (10— 78,22  7o)  mehr  oder  minder  reiche  Thon- 
erdephosphate.  Amorph,  die* Verbindung  2Al,Oj,PbO,P,05.9H20  (Hitchcockit)  soll 
Aggregate  hezagonaler  XX  bilden.  Traubig,  nierenförmig;  schalig  zusammengesetzt. 
Br.  muschlig.  H.  =  4— 4V«,  G.  =  4—5,  schwankend.  Fettgl.,  durchschein.  Grelblich- 
weiss,  grünlich,  gelblich  ins  Rothbraune.  Huelgoet  Cumberland.  Mine  La  Motte,  Mo. 
Canton-Grube,  Ga. 

d)  Phosphate  nnd  Arseniate  des  Bisenoxyds. 

Skorodit.  Fe20,,A8,0g.4H20.  Rhombisch,  isomorph  mit  Strengit.  XX 
gewöhnlich  klein  mit  pyramidalem  oder  kurzsäuligem  Habitus,  einzeln  oder  in  Drusen, 
(lll)P  mit  IW  40'  und  102«  52'  an  den  Polk.  (120)ooPi  59«»  56',  (010)ooPÖ6,  (100)oopoö. 
(001  )oP.  In  traubigen,  nierenförmigen  Aggregaten  von  stengliger  oder  faseriger 
Structur;  erdig  und  als  Üeberzug.  (100)ooPöö  deutlich  und  (120)ooPs  unvollk. 
Br.  muschlig  bis  splittrig.  Wenig  spröd.  H.  =  8V«— 4,  G.  =  3,1—8,2.  Glasgl.,  auf 
dem  Br.  fettiger  GL,  durchschein.  Lauchgrün  ins  Schwarz-  und  Blaugrüne;  seltener 
blau,  roth  und  braun.  Str.  grünlich  weiss.  Gewöhnlich  auf  Höhlungen  in  Braun- 
eisen. Am  Graul  bei  Schwarzenberg  in  Sachsen;  Johann-Georgenstadt;  Schneeberg; 
Dembach  bei  Montabaur;  Lölling;  Comwall;  Beresowsk;  Nertschinsk.  Antonio  Pereira 
in  Brasilien. 

Strengit.  FejO, ,  P,0( .  4  H2O.  Rhombisch,  isomorph  mit  Skorodit.  Meist  in 
kugligen  radialfaserigen  Aggregaten.  H.  =8— 4,  G.  =  2,87.  Glasgl.  Roth  in  ver- 
schiedenen Tönen,  zuweilen  fast  farblos.  Grube  Eleonore  bei  Giessen;  Grube  Roth- 
länfchen  bei  Waldgirmes.  —  Barrandit  von  Beraun,  mit  Wavellit  auf  silurischem 
Sandstein  aufsitzend,  ist  ein  Al^Oj-haltiger  Strengit. 

Würfelerz  (Pharmakosiderit).  4Fe20,,8Ass05.15H20.  Regul&r,  tetraedr.- 
hemiedrisch.  XX  klein,  aufgewachsen.  (100)ooOoo  allein  oder  in  Combination  mit 
(111)0  und  (110)ooO.  Die  Flftchen  sind  oft  gekrümmt.  Derb,  kömig.  #  (100)ooOoo 
unvollk.  Br.  muschlig.  H.  =  2^li,  G.  =  2,9—8.  Diamantartiger  Glasgl.,  auf  dem  Br. 
fettartig.  Lanchgrün,  ins  Rothbraune  und  Gelbe.  Str.  lichtgrün  ins  Gelbe,  pyro- 
elektrisch.  Gewöhnlich  auf  Brauneisen.  Am  Graul  bei  Schwarzenberg,  Lobenstein, 
Langebom  im  Spessart,  Horhausen.  Cornwall,  Cumberland.  Victoria  in  Australien. 
Klockmsnn,  Mineralogie.    S.  Aufl.  29 


450     ^11-  ^-  Pbosphate  etc.  8.  Abth.  Wasserhaltige  Phosphate  und  Arseniate. 

Phosphosiderit.  FegO, , P^Os . 3 V^HjO.  Rhombisch ;  pfirsichblütfafarbene  Ery- 
ställchen  in  Höhlangen'  des  Pecheisensteins  der  Ealtenbom-Grube  bei  Eiserfeld. 

Eoninckit.  Fefij^fT^O^.QBfi.  Kleine  gelbe  faserige  Eügelchen.  Richelle 
bei  Vis^  in  Belgien. 

Eleonorit.  8Fe20,,2P20B-.8HsO.  Monoklin.  ß  =  131®  87'.  XX  klein,  meist 
tafelig  nach  (100)ooPoo,  zu  radialbl&tterigen  Ernsten  gruppirt.  4^  (100)ocl^. 
H.  =  8 — 4.  Glasgl.  Braunroth  mit  gelbem  Str.  Qrube  Eleonore  bei  Giessen  und 
Rothläufchen  bei  Waldgirmes. 

Beraunit.  5Fe203,3P205.12H20.  In  nadeligen  und  blätterigen,  stemartig 
angeordneten  Aggregaten.  H.  =  2,  G.  =  2,87—2,98.  Perlmgl.  bis  GlaegL  Hyadnth- 
roth  bis  röthlichbraun.  Mit  Eakoxenzu  St  Benigna  bei  Beraun,  Scheibenberg  in 
Sachsen.  Es  ist  sehr  wahrscheinlich,  dass  Beraunit  mit  dem  Eleonorit  ident  ist  — 
Aehnlich  sind  auch  die  wahrscheinlich  nicht  homogenen  Picit  von  der  Grube 
Eleonore  bei  Giessen  und  Rothläufchen  bei  Waldgirmes  und  Richellit  von  Richelle 
bei  Yis^  zusammengesetzt. 

Eraurit  (Dufrenit.  Grüneisenerz).  2Fe208,P,05.8HaO,  Rhombisch.  Die 
seltenen  und  kleinen  XX  Bind  scheinbar  würfelförmig  mit  gerundeten  Fläcben.  Zu- 
meist in  radialfaserigen,  kugligen  und  nierigen  Aggregaten  (daher  Grüner  Glas- 
köpf).  Sehr  spröd.  H.  =  8V«— 4,  G.  =  3,8— 8,5.  Schwacher  Fettgl.,  lanch-  bis 
schwärzlichgrün,  seltener  gelblichgrün.  Str.  gelblichgrün.  Auf  Brauneisen  im  Siegen- 
sehen,  Hirschberg  und  Hauptmannsgrün  im  Vogtland.    Limoges. 

Kakozen.  2Fe203,P,05.12H20.  Zarte,  feinnadelige,  radial  zu  Eugeln  und 
Nieren  angeordnete  Aggregate ;  als  üeberzug.  Weich.  G.  =  2,8—2,4.  Seidengl.  Gelb 
bis  bräunlich.  Auf  Elüfben  von  thonigem  Sphärosiderit  auf  Grube  Hrbek  bei 
St.  Benigna  in  Böhmen ;  auf  Grauwacke  bei  Mauth  in  Böhmen ;  auf  Brauneisen  zu 
Amberg  in  Bayern.  —  Eisensinter,  weisser,  vom  Tiefen  Fürstenstollen  bei  Freiberg 
ist  das  entsprechende  Arseniat. 

Delvauxit  2FejOj,PjOB.20H2O.  Derb,  nierenförmig.  Br.muschlig.  H.  =  2V«. 
G.  =  1,18.  ündurchs.  Eastanienbraun.  Str.  gelb.  Berneau  bei  Yisö  in  Belgien. 
Leoben. 

Hier  schliesst  sich  an: 

Calcoferrit,  ein  Eisenkalkphosphat.  Blätterige  Aggregate  von  nieriger  Form. 
Gelb.    Battenberg. 

Arseniosiderit  4Fe20,,6CaO,8As205.9H20.  Optisch  einaxig.  Feinfaserige, 
kuglige  Aggregate.  H.  =  1—2,  G.  =  8,8—3,9.  Seidengl.  Bräunlichgdb,  an  der  Luft 
dunkler  werdend.  Roman^che  bei  Mäcon.  Schneeberg.  Wittichen  und  Bulach  im 
Schwarzwald. 

Ghalkosiderit,  ein  Gu-haltiges  Eisenthonerdephosphat  in  triklinen,.  grünen 
XX  aufsitzend  auf  Andrewsit,  ebenfalls  ein  Cu-haltiges  Eisenphosphat,  in  radial- 
strahligen  dunkelgrünen  Eugeln.    West-Phönix- Mine,  ComiRrall. 

e)  Phosphate,  Arseniate  nnd  Yanadate  des  Eupfers,  des  Zinks  nnd  Bleis. 

Libethenit-OIivenitgruppe. 

Isomorph,  rhombisch. 

Libethenit  4CuO,P205.H20(66,5CuO).  Rhombisch,  holoediiach.  Eleine, 
gut  ausgebildete,  oktaedrisch  erscheinende  XX,  einzeln  oder  in  Drusen  aufgewachsen. 
(llO)ooP  92°  20',  (Oll)Poo  109<^  52'.  Aggregate  nierig,  kuglig.  Br.  muschhg  bis 
uneben,   spröd.    H.  =4,   G.  =  8,6— 3,8.    Durchschein.    Fettgl.    Lauch-,   oliven- und 


VIII.  El.  Phosphate  etc.  8.  Abth.  Wagserhaltige  Phosphate  und  Aneniate.      451 

schwärzlicfagrün ;  oberflächlich  oft  schwarz,  seltener  dunkelblau  angelaufen.  Str. 
olivengrün.  In  zerfressenem  Quarz  im  Qlimmerschiefer  von  Libethen.  Nischne  Tagilsk. 
Ullersreuth  im  Vogtland.  Comwall.  Bolivien,  Chile.  —  Psendolibethenit  Ton 
Libethen  und  £hl  bei  Linz  am  Rhein  enthält  zum  Unterschied  2H2O. 

Olivenit  (Olivenerz).  4CuO,As206.HjO (56,15 CuO).  Rhombisch.  XX  P"«- 
matisch  und  nadelig,  einzeln  oder  in  Drusen  aufgewachsen.  (llO)oop  92'  SC^ 
(100)ooP5o,  (011)Pö6  110"  50'.  Aggregate  traubig,  nierig  mit  faseriger  oder  erdiger 
Siructor.  Br.  muschlig  bis  uneben,  spröd.  H.  =  8,  G.  =  4,2 — 4,6.  Halbdurchs.  bis 
durchschein.  Auf  den  Flächen  Glasgl.,  auf  dem  Br.  Fettgl. ;  die  foserigen  Aggregate 
Seidengl.  XX  schwärzlichgrün,  sonst  lauch-  bis  olivengrün,  und  wenn  faserig,  auch 
braun,  gelb  oder  grau.  Str.  olivengrün  bis  braun.  Comwall  und  Tavistock  in  Devon, 
Aiston  in  Cumberland.    Zinnwald.    Nischne  Tagilsk;  spärlich  zu  Libethen. 

Ad  am  in.  4ZnO,Asj05.H80.  Rhombisch.  XX  sehr  klein.  (llO)ooP,  (lOl)Poö, 
010)cx3P$6.  Aggregate  kleinkörnig.  #  (101)Po5  vollk.  H.  =  3V« ,  G.  =  4,38— 4,35. 
Durchs.,  Glasgl.  Gelb,  zuweilen  violett.  Chanarcillo,  Cap  Garonne  bei  Hj^res  (hier 
auch  rosenroth  durch  CoO  und  grün  durch  CnO).    Laurion. 

Descloizit.  4(PbZn)0,V,03.HsO.  Rhombisch.  XX  klein,  aufgewachsen 
mit  drusiger  oder  warziger  Oberfläche.  H.  ==  3V«f  G.  =  5,9 — 6,2.  Kirsch-  bis  braun- 
roth,  auch  braun  und  schwarz.  Str.  hellbraun.  Sierra  de  Cordoba,  Argentinien.  — 
Eusjnchit  (S.  438)  von  Freiburg  in  Baden  und  Araeozen  von  Dahn  bei  Nieder- 
Schlettenbach  sind  wahrscheinlich  nichts  anderes  als  Descloizit,  bei  dem  ein  Theil  Yfi^ 
durch  AsjO,  ersetzt  ist.  —  Cuprodescloizit  (Tritochlorit,  Ramirit),  ein  Theil  Zn 
wird  durch  Cu  ersetzt;  bräunlichschwarze  Krusten  von  San  Luis  Potosi  in  Mexico.  — 
Zum  Cuprodescloizit  gehören  anscheinend  auch  das  erdige  Yanadinkupferbleier^ 
(Chileit)  aus  der  Mina  Grande  in  Chile  und  der  zeisig-  bis  olivengrüne  Psittacinit 
von  Montana. 

V  0 1  b  o  r  t  h  i  t  z.  Th.  (Kalkvolborthit).  4  (CuCa)0 ,  Yfi^ .  H3O.  Anscheinend  hexa- 
gonale  Täfelchen  der  Combination  (OOOl)oP,  (101 1)P;  zu  kugligen  und  schuppigen 
Aggregaten  verbunden;  gewöhnlich  nur  als  Anflug.  Olivengrün  bis  gelb.  Friedrich- 
roda.  —  Davon  verschieden  durch  weit  höheren  Wassergehalt,  aber  äusserlich  ahn* 
lieh  der  Volborthit,  der  sich  auf  Klüften  und  als  gelbgrünes  Pigment  in  den 
Permsandsteinen  am  Ural  findet.  —  Analog  zusammengesetzt,  aber  durch  iVsHgO 
unterschieden:   Konichalcit.    4(CuCa)0,A8sOB.lV2H20  aus  Andalusien. 

Trichalcit.  3 CuO , AsaO^ . 5 H^O.  Strahlige,  spangrüne  Aggregate.  Auf  Fahl- 
erz von  Turginsk  und  Beresowsk. 

Chlorotil.  SCuOjAsjOs.eHjO.  XX  haarförmig.  Derb  und  faserig.  Apfel: 
grün.    Auf  Quarz  mit  Scheelit  zu  Schneeberg  und  Zinnwald.    Chile. 

T  agil  it.  4Cu0,P20b.3H20.  Monoklin.  XX  sehr  klein  und  undeutlich,  zu 
Nieren  und  Kugeln  gruppirt.  Aggregate  traubig,  warzig  mit  faseriger  oder  erdiger 
Structur  und  rauher  Oberfläche.  H.  =  8 ,  G.  =  4.  GlasgL ,  kantendurchscheinend. 
Smaragdgrün,  wenn  verwittert  berggrün.  Str.  spangrün.  Nischne  Tagilsk,  Ullers- 
reuth im  Vogtland,  Gross-Kamsdorf.    Mercedes  östlich  von  Coquimbo. 

Leukochalcit.  4 CuO , As^Oj . 3 HgO  (?).  Feine,  weisse,  etwas  grünlich  schim- 
mernde Nädelchen;  als  Anflug.    Grube  Wilhelmine  bei  Schöllkrippen  im  Spessart 

Euchroit.  4CuO,As205.7H20.  Rhombisch.  XX  kurzsäulig,  vertical  ge- 
streift und  zu  Drusen  und  Krusten  verbunden.  (110)cx)P  117^20',  (120)ooP2,  (011)Pö6, 
(OOl)oP.  Br.  muschlig,  ziemlich  spröd.  H.  =  87«— 4,  G.  =  3,3—3,4.  Glasgl.,  durchs, 
bis  durchschein.     Smaragdgrün,  dem  Dioptas  ähnlich.    Str.  hellgrün.     Libethen. 

Dihydrit.  5CuO,P205.2H20.  Die  anscheinend  monoklinen,  schwärzlich- 
grünen, kleinen  und  undeutlichen  XX  sind  triklin  und  sitzen  auf  derbem  Phosphor- 


452     VIII.  £1.  Phosphate  etc.  8.  Abth.  Wasserhaltige  Phosphate  and  Aneniate. 

chalcit,  für  dessen  XX  ai©  früher  gehalten  worden.  H.  =  4V«— 5,  6.  =  4— 4,4. 
DiamantgL  Derb  von  gleicher  Beschaffenheit  wie  Phosphorchaicit.  Bheinbreitbach 
und  Nischne  Tagilsk. 

Erinit.  5CaO,As205.2H20.  Scheinbar  amorph,  nierenfÖrmig  mit  schaliger 
Structnr  und  rauher  Oberfl&che.  Br.  muschlig.  HL  =  472—5,  G.  =  4— 4,1.  Matt, 
smaragdgrün.    Str.  apfelgrün.    Comwall,  fälschlich  von  Irland« 

Mottramit.  5CuO,V20b.2HsO,  etwas |Pb-haltig,  bildet  aus  kleinen  undeut- 
lichen XX  aufgebaute  Krusten.  H.  =  8 ,  G.  =  5394.  Schwarz ,  in  dünner  Schicht 
gelb  durchs.    Str.  gelb.    Mottram  St.-Andrews  in  Gheshire. 

Ehlit.  5CuO,P205.8HsO.  Traubig,  nierig  mit  glaskopf artiger  oder  drusiger 
Oberfläche  und  radialblätteriger  Structur ;  auch  eingesprengt  ^  nach  einer  Richtung 
sehr  Tollk.  H.  =  1  Vs— 2,  G.  =  3,8—4,27.  Glasgl.,  auf  #  PerlmgL  Kantendnrchachein. 
Spangrün,  Str.  etwas  heller.  Ehl  bei  Linz  am  Rhein;  Libethen;  Nischne  Tagüsk.  — 
Der  glaskopfartige,  smaragdgprüne  Präs  in  7on  Libethen  ist  Ehlit. 

Gornwallit  5CuO,As205.3H20.  Anscheinend  amorph;  auf  OliTenitw  Br. 
muschlig.    H.  =  4%  G.  =  4,166.    Dunkelgrün.    Comwall. 

Tirolit  (Eupferschaum).  SCuOfAsgOj.QHgO.  Rhombisch.  Nierig,  kuglig 
mit  strahlig-blätteriger  Structur.  #  nach  einer  Richtung  sehr  yoUk.,  mild,  in  dünnen 
Blättchen  biegsam.  H.  =  Vli—2,  G.  =  3—8,1.  Perlmgl.  Spangrün  bis  himmelblao, 
Str.  desgl.    Falkenstein  und  Schwatz  in  Tirol;  Riecheisdorf  und  Bieber;  Saalfeld. 

Phosphorchalcit  (Phosphorkupfererz.  Pseudomalachit.  Lunnit).  6CaO,P,0, 
.8H2O(70,82CuO).  Erystallsystem  noch  nicht  erkannt,  derbe  Aggregate  von  nieriger, 
traubiger  Form  und  faseriger,  strahliger  Structur.  Die  kleinen,  auf  der  drüsigen 
Oberfläche  aufsitzenden,  schwärzlichen  XX  gehören  dem  Dihydritan.  H.  =  4 — 5. 
G.  =  3,4 — 4,4.  Fettiger  Glasgl.  Span-  bis  pistaziengrün  mit  schwärzlichgrünen  Flecken. 
Str.  spangrün.  Mit  Cuprit,  Malachit  und  Chalcedon  bei  Rheinbreitbach;  mit  Braun- 
eisen bei  Hirschberg  im  Vogtland  imd  Hof;  in  Comwall.  In  grösserer  Men^  mit 
Lasur  und  Malachit  bei  Nischne  Tagilsk. 

Strahlerz  (Abichit.  Elinoklas).  6CuO,As205.3H20(62.62CuO).  Monoklin. 
p  =  99*  30'.  Prismatisch  nach  (110)cx)P  56^  dazu  (OOl)oP  und  (302)»/iP5ö;  nierige. 
stenglige  Aggregate.  #  (OOl)oP  sehr  vollk.  H.  =  27«— 3,  G.  =  4,2-4,4.  Auf  # 
Perlmgl.,  sonst  Glasgl.,  an  den  Kanten  durchschein.  Aeusserlich  schvrtUvlich  blau- 
grün,  innen  spangrün.  Str.  bläulichgrün.  Comwall  und  Devonshire;  Saida  in 
Sachsen. 

Eupferglimmer  (Chalkophyllit).  8CuO,As205.12H20.  Hexagonal,  rhombo- 
edrisch.  XX  tafelig  nach  (OOOl)oR,  zu  kleinen  Drusen  und  blätterigen  Aggreg&ten 
gruppirt  4^:  (OOOl)oR  sehr  vollk.,  mild.  H.  -=2,  G.  =  2,4—2,6.  Durchs,  bis  durch- 
schein.  Perlmgl.  Bläulich-,  smaragd-  bis  spangrün.  Str.  hellgrün.  Enthält  etwas 
AlgO,,  PjOb  und  FeO.  Redruth;  Saida  in  Sachsen;  Sommerkahl  im  Spessart;  Nischne 
Tagilsk. 

Veszelyit  9CuO,6ZnH,(PAs)g05.18H20.  Triklin.  Die  undeutlichen  XX 
bilden  gewöhnlich  rindenartige  Krusten.  H.  =  37« — 4,  G.  =  3,53.  Grünlichblau.  Auf 
Granatfels  und  Brauneisen  zu  Morawitza. 

Hier  schliesst  sich  an: 

Lirokonit{Linsenerz).  18CuO,4Al2O,,5A8jO5;60H8O.  Monoklin.  ß  =  91*27'. 
XX  klein,  aufgewachsen,  auf  den  Prismenflächen  fein  gestreift.  (110)ooP  61^  81'. 
(Oll)P^.  Derb,  eingesprengt.  Br.  uneben.  H.  =  2— 2 Vi,  G.  =  2,83—2,98.  GlaserL. 
auf  dem  Br.  Fettgl.,  durchschein.  Himmelblau,  ins  Spangrüne.  Str.  heller.  Cora- 
wall;  Herrengrund;  Ullersreuth  im  Vogtland. 


yill.  El.  Phosphate  etc.  3.  Abtfa.  Wasserhaltige  Phosphate  und  Arseniate.     453 


f)  Wisrnnth-  und  Üran-Phospliate  resp.  Arseniate. 

Atelestit.  SBisOj'^^s-^^O.  Monoklin.  ß  =  109<^  17'.  Diamantglänzende, 
schwefelgelbe  Eryst&llchec  auf  Wismuthocker.    Schneeberg  in  Sachsen. 

Rhagit  5Bis03,2A8205.9H20.  Eleintraubige  Aggregate;  grünlich.  H.  =  5, 
G.  =  6,82.  Mit  Walpurgin  und  anderen  Uranerzen  Ton  der  Grube  Weisser  Hirsch 
zu  Neustädtel  bei  Schneebeig. 

Mixit.  20CuO,BisO„5A82O5.22H2O.  Monoklin  oder  triklin.  Radialfaserige 
Aggregate  und  als  Anflug.  H.  =  8— 4,  G.  =  8,79.  Smaragdgrün  bis  bläulichgrün. 
Auf  Wismuthocker  im  Gteistergang  zu  Joachimsthal ;  Wittichen. 

Walpurgin.  5BijO3,8(UO2)O,2A8aO5.10Hj,O.  Triklin.  Die  dünnen  XX 
erlangen  durch  Zwillingsbildung  monoklines  Ansehen.  #  (010)ooPä6  ziemlich  deut- 
lich. H.  =  3^1,  G.  =  5,76.  Diamant-  und  Fettgl.  Gelb.  Neben  anderen  üranmine* 
ralien  auf  der  Grube  Weisser  Hirsch  bei  Schneeberg. 

Troegerit.  3(UOs)O.Ass05.12HaO.  Monoklin.  ß  =  ca.  100^  Gyps&hnlicher 
Habitus  der  XX;  dünn,  tafelförmig.  #  (OlO)ooPöb  vollk.  G.  =  8,23.  Citrongelb. 
Grube  Weisser  Hirsch  bei  Schneeberg.  —  Phosphuranylit  ist  ein  ähnliches  Uran- 
Phosphat.    Fiat  Rock-Grube  in  Nord-Carolina. 

Gruppe  der  üranglimmen 

Doppelphosphate  und  -Arseniate  des  Uranyls  (UO,)  mit  Ca,  Ba,  Cu  und  8H,0, 
Die  hierhergehOrigen  Mineralien  krystallisiren  theils  rhombisch  (die  Ca-  und  Ba-Uranite), 
theils  tetragonal  (die  Cu-Uranite),  stehen  sich  aber  in  ihrer  Form  ausserordent- 
lich nahe. 

Kalkuranglimmer  (Kalkuranit.  Uranglimmer  z.  Th.  Antunit).  CaO,2(UOs)0, 
PjO^.SHgO  mit  62,77 (U02)0»  Rhombische,  scheinbar  tetragonale  Täfelchen,  einzeln 
aufgewachsen  oder  schuppenartig  gruppirt.  Als  seitliche  Begrenzung  von  (OOl)oP 
treten  (llO)ooP  90®  43'  und  (lll)P  oder  (201)2Pöö  und  (021)2PÖ6  auf.  Zw.  nach 
(110)ooP.  #  [(OOl)oP  glimmerartig  vollk..  auch  nach  (lOO)ooPSo  und  (010)ooPS6 
vollk.,  nach  (110)ooP  deutiich.  Müd.  H.  =  1—2,  G.  =  3-3,2.  Auf  (OOl)oP  Perbugl., 
durchschein.  Zeisiggrün,  schwefelgelb  ausbleichend  und  dann  Auripigment-ähnlich. 
Str.  gelb.  Seltener  als  der  Eupferuranit.  Auf  Gängen  zu  Johann-Greorgenstadt  und 
Schneeberg ;  im  Granit  zu  St.  Symphorien  bei  Autun  und  St.  Yrieux  bei  Limoges. 
Comwall.  In  Amethystmandeln  von  der  Wolfsinsel  im  Onegasee;  im  Innern  rother 
Turmaline  zu  Chesterfield,  Mass.  —  Fritzscheit  von  Neudeck  in  Böhmen  und 
Johann- Georgenstadt  unterscheidet  sich  dadurch,  dass  Mn  statt  Cu  eintritt  und  durch 
röthlichbraune  Farbe. 

Uranospinit  ist  das  dem  Autunit  entsprechende  isomorphe  Arseniat  und 
demselben  äusserlicb  völlig  ähnlich.  Grube  Weisser  Hirsch  zu  Neustädtel  bei  Schneeberg. 

Uranocircit  (Baiyumuranit)  ist  ein  Autunit,  der  Ba  stattfCa  enthält;  äusser- 
lich  von  demselben  nicht  zu  unterscheiden.    Bergen  bei  Falkenstein  in  Sachsen« 

Kupferuran  gl  immer  (Torbemit.  Chalkolith.  Eupferuranit  Uranglimmer 
z.  Th.).  CuO,2(UO,)0,P,Oj.8H,0  mit  61,2(UOj)0.  Tetragonal.  XX  meist  dünn- 
tafelig,  scharf  ausgebildet,  einzeln  aufgewachsen  oder  schuppenartig  gruppirt.  (OOl)oP, 
(III)P,  (llO)ooP,  (100)ooPoo.  Auch  als  Anflug.  #  (OOl)oP  glimmerartig  vollk. 
Etwas  spröd.  H.  =  2— 2V2,  G.  =  3,5— 8,6.  Glaagl.,  auf  (OOl)oP  Perlmgl.,  durchschein. 
Gras-  oder  smaragdgrün.  Auf  Brauneisenstein  oder  Homstein  zu  Johann- Georgen- 
stadt (Grube  Tannenbaum) ;  Eibenstock,  Schneeberg,  Zinnwald,  Schlaggenwald.  Mehr- 
orts in  Comwall  (Callington,  Redruth,  St.  Austle). 


454       ^11^-  Kl*  Phosphate  etc.  4.  Abth.  SO,-haltige  Phosphate  und  Arseniate. 

Zeunerit  ist  das  dem  Eupferaranit  entsprechende  isomorphe  Aneniat; 
äusserlich  ununterscheidbar.  Grube  Weisser  Hirsch  zu  Neastädtel  bei  Schneebezg; 
Oeisterhalde  bei  Joachimsthal,  Zinnwald.    Wittichen.    Comwall. 


4.  Abtheilung.    SO^-haltige  Phosphate  und  Arseniate. 

Svanbergit,  enth&lt  neben  SO,  noch  P2O5,  AI2O,,  Ca,  Na  und  H^O.  Kleine 
Rhomboeder.  (idil)B  90<^  22^,  (4041)4R.  #  (OOOl)oR.  H.  =  4Vt,  G.  =  2,57.  Honig 
gelb  bis  hyacinthroth.    Horrsjöberg  in  Wermland;  Westana  in  Schonen. 

Beudantit.  SO,-haltiges  Fe-  und  Pb- Phosphat,  mehr  oder  minder  As^O^- 
haltig,  bald  mit,  bald  ohne  Wasser.  Ebenfalls  in  kleinen  Rhomboedem.  (lOll)R  91®  1^, 
(OOOl)oR,  (0221)-2R.  #  (Oööl)oR.  H.  =  SV«,  G.  =  4.  GlasgL,  durchs,  bis  undurchs. 
Olivengrün.    Horhausen;   Grube  SchOne  Aussicht  bei  Dembach.    Cork  in  Irland. 

Eisensinter,  amorphe  Gemenge,  umfasst  einerseits  SOg-haltige  FegOs-Phoe- 
phate  (Phosphoreisensinter,  Diadochit  TOn  GrSfenthal  und  Saalfeld),  anderer, 
seits  entsprechende  Arseniate  (Arseneisensinter,  Pittizit  von  Freiberg  und  am 
Graul  bei  Schwarzenberg).  Als  ursprünglich  weiche,  eingetrocknete  Zersetzungs- 
producte  mit  wechselndem  Wassergehalt  erscheinen  sie  in  nierigen,  stalaktitischen 
Krusten,  haben  muschligen  6r.,  sind  sehr  sprOd  und  gleichen  in  Farbe  und  Aoasehen 
dem  Kolophonium. —  GänsekOthigerz  (Bnttermilcherz,  Ganomatit  Ton  Andreas- 
berg, Schemnitz,  Joachimsthal)  steht  dem  Pittizit  nahe,  enthält  aber  noch  SbjO, 
und  Ag;  es  entsteht  aus  der  Zersetzung  von  Arsenkies  und  Silbermineralien,  ist  im 
frischen  Zustand  weich  (quillt  hervor)  und  erstarrt  zu  grünlichgelben,  auch  bnnn* 
liehen  dünnen  Krusten. 

Lossenit.  Rhombisch,  in  pyramidalem,  dem  Skorodit  ähnlichen,  kleinen  XX- 
Braunroth,  oberflächlich  rostig  verwittert.  Ist  ein  Wasser-  und  SO,-haltiges  Arseniat 
von  Eisen  und  Blei.    Laurion.  • 


IX.  Klasse.    Silicate,  Titanate,  Zirconiate,  Stannate. 

Die  Zasammetifassmig  der  in  der  üeberschrift  genannten  Mineralien  gründet 
flieh  auf  die  Verwandtschaft  der  bezOglichen  Elemente ,  die  in  der  isomorphen  Ver- 
tretnng  ihrer  Säuren  den  bezeichnendsten  Ausdmck  er^Üt.  Neben  den  zahlreichen 
Silicaten  verschwinden  jedoch  die  wenigen  Titanate,  Zirconiate  und  Stannate  vollständig. 

A.  Silicate. 

Die  Silicate  bilden  nicht  nur  die  zahlreichste  Mineralklasse,  sondern  sind  auch 
zugleich  die  wichtigste,  denn  in  Folge  ihrer  morphologischen  wie  physikalischen 
Eigenschaften  gestatten  sie  eine  besonders  eingehende  Erforschung  und  erlangen 
durch  ihre  intensive  Verbreitung  als  gesteinsbildende  Mineralien  eine  eminente 
geologische,  speciell  petrographische  Bedeutung. 

In  physikalischer  Beziehung  sind  die  Silicate  durchweg  ausgezeichnet  durch 
den  Mangel  einer  Oharakterfarbe  und  metallischen  Aussehens,  durch  steinartigen 
Habitus,  Durchsichtigkeit,  weissen  Strich  in  den  meisten  Fällen,  grössere  Härte  und 
andere  Merkmale,  die  meist  auf  den  ersten  Blick  die  Zugehörigkeit  eines  Minerals 
sa  den  Silicaten  erkennen  lassen. 

Einer  richtigen  Deutung  ihrer  chemischen  Constitution  stellen  sich  grosse 
Schwierigkeiten  entgegen.  Die  normale  Kieselsäure,  Orthosäure  H^SiO^,  lässt  als 
mehrbasische  Säure  eine  Reihe  Ableitungen  zu,  zunächst  durch  Austritt  von  IH2O 
die  Metakieselsäure  HjSiO,.  Den  Ortho*  und  Metasilicaten  in  ihrer  dreifachen 
Modalität  als  neutrale,  saure  und  basische  Salze  gehören  die  meisten  Silicate  an. 
Daneben  sind  aber  andere  Silicate  vorhanden,  deren  Säuren  hervorgegangen  gedacht 
werden  mftssen  durch  den  Austritt  von  H,0-Molekülen  aus  mehreren  H^SiO«-  resp. 
HgSiOs-Molekfllen.  Unter  diesen  Polykieselsäuren  werden  am  wichtigsten  die  Ort  ho- 
dikieselsäure  H^SigO,  und  die  Metadikieselsäure  HsSi^Os.  Auch  eine 
Trikieselsäure  H^SijOg  kommt  in  Betracht. 

E^  ist  nun  in  vielen  FäUen  schwer  oder  zur  Zeit  unmöglich,  anzugeben,  auf 
welche  der  genannten  Säuren  ein  nach  seiner  procentualen  Zusammensetzung  be- 
.kanntes  Silicat  zurückzufahren  ist.  Viele  derselben  lassen  sich  von  mehreren  Säuren 
ableiten  oder  können  als  saure  resp.  basische  Salze  verschiedener  Säuren  gedeutet 
werden.  Femer  wird  die  richtige  Deutung  erschwert  durch  das  eigenthümliche  Ver- 
halten des  Aluminiums  in  den  sogen.  Alumosüicaten,  wo  es  nicht  nur  als  Al^O,, 
«ondem  auch  als  AlO  erscheinen  kann,  ebenso  wie  es  bald  fQr  einen  basischen  Be- 
«tandtheil,  bald  fQr  die  Kieselsäure  einzutreten  vermag.  Dazu  kommt  die  Rolle  des 
durch  die  Analyse  aufgefundenen  Wassers.  Nur  jenes  Wasser,  welches  sich  noch  vor 
der  Rothgluih  abspaltet,  g^t  nach  der.  heutigen  Auffassung  als  Krystallwasser, 
während  das  übrige  auf  basischen  Wasserstoff  zurückgeführt  wird.  Weitere  Schwierig- 
.keiten  erwachsen  aus  der  Deutung  der  Fluor-  und  Bor- baltigen  Silicate,  und  nicht 


456  IX.  El.   SiHcate  etc. 


minder  eigenthümlich  ist,  dass  chemisch  verschieden  constitairte  Silicate,  z.B.  die 
Plagioklase,  sich  in  allen  Verhältnissen  isomorph  mischen  können.  Daher  ist  es  nir 
Zeit  vielfach  angemessener  sich  mit  einer  empirischen,  einfach  die  Znsammensetzimg 
angebenden  Formel  zu  begnügen,  als  hOchst  fragwürdige  Constitntionsformeln  auf- 
zustellen. 

Eine  früher  empfundene  Schwierigkeit,  die  variabele  Zusammensetzung  mancher 
Silicate,  ist  durch  die  Erkenntniss,  dass  es  sich  um  isomorphe  Mischungen  handele, 
beseitigt;  ebenso  ist  durch  die  Deutung  eines  TheiLs  der  früher  als  wasserhaltig  be- 
trachteten Silicate  als  basische  oder  saure  Salze  eine  Vereinfachung  mancher  Formeln 
eingetreten.  Ein  weiterer  Schritt  auf  dem  Weg  der  richtigen  Auffassung  von  der 
Constitution  der  Silicate  wird  durch  Beobachtung  der  Verwitterungsvorgänge ,  wie 
sie  in  den  Pseudomorphosen  verkörpert  sind,  oder  sehr  langsam  wirkender  chemischer 
Lösungen  zu  thun  sein.  Denn  während  es  bei  den  Eohlenstoffverbindungen  gelingt, 
durch  Substitution  der  Hydroxylgruppen  oder  durch  Abspalten  einzelner  Moleküle 
den  stabilen  Kern  festzustellen  und  damit  ein  ürtbeil  Über  die  Ck>nstitution  der  Ver^ 
bindung  zu  erlangen,  werden  die  Silicate  im  Allgemeinen  bei  der  Behandlung  mit 
Reagentien  sehr  schnell  in  möglichst  einfache  Verbindungen  aufgelöst.  Die  Ver- 
Witterungsstufen  der  Silicate  dagegen,  aber  auch  die  Ergebnisse  zweckentsprechender 
Laboratoriumsversuche  können  den  Substitutionsproducten  der  organischen  Verbin- 
dungen an  die  Seite  gestellt  werden. 

Früher  wurden  die  Silicate  je  nach  der  Anzahl  der  Sauerstoffiatome  der  Basen  im 
Verhältniss  zu  der  der  Säure  als  Singnlosilicate  (Olivin.  2MgO,Si02  =  1:1),  Bi- 
Silicate  (Enstatit.  MgO,Si02  =  1 :2),  Trisilicate  (Orthoklas.  K,0,Al,03,6SiO, 
=  4: 12)  oder  Tetrasilicate  (Petalit,  Li,0,AlaOs,8Si08  =  4 :  16)  bezeichnet.  Aber 
bei  der  verschiedenartigen  Function,  die  AI  und  H  in  vielen  Silicaten  ausüben  und 
die  nur  selten  mit  Sicherheit  sich  feststellen  lässt»  erscheint  eine  derartige  Bezeich- 
nungsweise nur  richtig  und  zulässig  für  AI-  und  H-freie  Silicate. 

In  genetischer  Hinsicht  können  manche  Silicate  auf  verschiedenem  Wege  ent- 
stehen ,  z.  B.  Feldspath ,  Glimmer ,  andere  haben  aber  eine  ganz  bestimmte  Genesis, 
wie  der  Leucit  etc.,  oder  sind  vorzugsweise  auf  eine  Art  entstanden.  Namentlich 
lassen  sich  nach  der  Genesis  4  charakteristische  Gruppen  von  Silicaten  unterscheiden: 
eruptive,  contactmetamorphische,  dynamometamorpfaische  und  Vei^ 
witterungssilicate. 

Die  Verbreitung  der  Silicate  ist  eine  ausserordentliche  und  darunter  sind  viele, 
die  eigentlichen  gesteinsbildenden  Mineralien,  wie  die  Feldspäthe,  die  Glieder  der 
Hornblende-  und  Augitgruppe,  Glimmer»  Olivin  etc.,  die  sich  sowohl  durch  intensive 
wie  extensive  Verbreitung  auszeichnen.  Andere  sind  wieder  selten,  wie  namentlich 
die  Silicate  der  seltenen  Erden,  deren  Verbreitung  auf  gewisse  granitisdle  und 
syenitische  Gänge  beschränkt  ist,  unter  denen  sich  namentiich  die  Syenitpegmaüt- 
gänge  des  südlichen  Norwegens  in  der  Umgebung  des  Langesundfjords  auszeichnen. 

Eine  einigermassen  zufriedenstellende  Classification  ist  zur  Zeit  unmöglich. 
Alle  Eintheilungsprincipien  und  nicht  zum  wenigsten  das  chemische  lassen  im  Stich. 
Abgesehen  von  der  ungenügenden  Eenntniss  der  Constitution  tritt  das  Mangelhafte 
einer  chemischen  Eintheilung  darin  besonders  hervor,  dass  manche  «natürlichen* 
Silicatfamilien  Glieder  sehr  verschiedenen  Aufbaus  (cfr.  Plagioklase)  enthalten.  Auch 
eine  Eintheilung  in  wasserfreie  und  wasserhaltige  Silicate  ist  nicht  streng  dorcfa- 
zuitlhren,  da  bei  vielen  Mineralien  die  Bedeutung  des  bei  der  Analyse  gefundenoi 
Wassers  sich  nicht  sicher  feststellen  lässt.  Unter  den  Silicaten  lassen  sich  mit  Rüdt- 
sieht  auf  eine  Anzahl  gemeinsamer  Charaktere  eine  Reihe  natürlicher  Familien  oder 
Gruppen  herausheben;  diese  sind  im  Nachfolgenden  ohne  durchgreifendes  Princip, 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  457 


z.  Th.  aber  nach  ihrem  gleichartigen  geologischen  Vorkommen  an  einander  gereiht 
und  ihnen  sind  die  übrigen  Mineralien  nach  ihrer  chemischen  oder  sonstigen  Ver- 
wandtschaft angeschlossen. 

AndaluBit-Topasgrappe.. 

Bei  wechselnder  quantativer  Zusammensetzung  im  Wesentlichen  Thonerde» 
Silicate  ohne  Alkalien  und  alkalische  Erden.  Das  reine  Thonerdesilicat  Al^SiOs  ist 
trimorph;  es  findet  sich  als  Andalusit,  Sillimanit  und  Disthen. 

Andalnsit    Al^SiO^. 

Rhombisch,  holoedrisch,  a :  6 :  c  =  0^9861 : 1 :  0j70J24  (Dbs  Cloizbaüx). 
—  XX  durchweg  recht  gross,  eingewachsen,  dicksäulig  mit  tetragonalem 
Habitus    und    oberflächlich   durch   Umwandlung   häufig   mit 
Glimmerschüppchen  oder  einer   dünnen  Sericitrinde  bedeckt. 


K 


M 


kAe-\ 


M  =  (110)ooP  mit  90.0  48',  P  =  (OODoP,  öfters  noch  f^^^^^ 
o  =  {10t)Pöö  mit  109^  4',  {01i)P^;  andere  Flächen  sind  ^  ' 
selten.  —  In  stengüg-strahligen  und  körnigen  Aggregaten; 
als  Chiastolith  (Hohlspath)  in  langen  dünnen  XX f  die 
einen  mannichfach  abgegrenzten,  oft  kreuzförmig  gestal- 
teten^ dunkel  pigmentirten  Kern  umschliessen',  eingewachsen 
in  Thonschiefer. 

#  (lJO)ooP  zuweilen  deutlich.  Br.  uneben.  Spröde.  H.  =  7 — ^7^«» 
angewittert  weniger  hart.  G.  =  3,1—3,2.  Glasgl.,  selten  durchs.  (Bra- 
silien, Californien) ,  meist  undurchs.  und  matt.  Grünlich-  und  röthlich* 
grau;  aschgrau,  rosenrotb  und  fleischroth,  selten  violett;  zuweilen  pleo« 
chroitisch.   A-E  =  (piO)ooP56 ;  erste  Mittellinie  c  negativ.    2  V  =  84—85  ^ 

Constitution  wird  als  Al(A10)SiO^  gedeutet.  63Alg08,  37SiOg.  — 
y.  d.  L.  unschmelzbar,  wird  mit  Co-Solution  geglüht  blau.  Von  Säuren 
nicht  angegriffen. 

Typisch  metamorphes  Mineral.  In  grösseren  XX  i^  Glimmer- 
schiefer und  Gneiss  sotvie  auf  PegmatiU  und  QuaYzgängen  im  Gneiss. 
Ganz  allgemein^  wenn  auch  meist  nur  mikroskopisch,  im  innem  Con* 
tacthof  von  Graniten;  selten  im  Granit  seihst  Im  Gneiss  von  Wunsiedel 
im  Bayerwalä,  im  Glimmerschiefer  von  Bräunsdorf  im  Erzgebirge  und 
'Landeck  in  Schlesien;  auf  Quarzgängen  im  Glimmerschiefer  bei  Krum- 
hach  in  Steiermark,  an  der  Lisensalp  in  Tirol.  Bei  Almeria  in  Anda- 
lusien im  Glimmerschiefer;  bei  Mursinka  am  Ural.  Als  Geschiebe  in 
Minas  Geräts,  Brasilien  etc.  Chiastolith:  in  den  Thonschiefem  von 
Gefrees  im  Fichtelgebirge,  St.  Jago  di  Compostela  in  Galicien,  mehrorts 
in  der  Sierra  Morena  und  in  den  französischen  Pyrenäen^  bei  Bona  in 
Algier,  Mankowa  in  Transbaikalien. 

Andalnsit  wandelt  sich  in  Glimmer  hezw.  Sericit  und  Disthen  um.  Mit  Silli- 
manit findet  zuweilen  gesetzmässige  Verwachsung  statt.    Farbiger  strahliger  Andalusit 


458 


IX.  El.   Silicate  etc. 


ist  öfters  mit  Turmalin  verwechselt  worden.  —  Anthosiderit  von  Antonio  Perein 
in  Minas  Greraes  ist  ein  Gemenge  von  A.  mit  Biotit. 

Sillimanit     Faserkiesel,  Fibrolith,  Bucholzit.     AljSiOj. 

Rhombisch,  a  :  6  :  c  =  0^667  : 1 :  (?)  (Dbs  Cloizeaux).  Fast  nur 
in  Stengligen,  faserigen  und  verfilzten  Aggregaten  mit  krummscbaliger 
Absonderung,  ohne  scharfe  Endbegrenzung  der  Individuen.  (110)ooP  mit 
111  ^  In  derben,  mit  Quarz  durchwachsenen  Massen  (Faserkiesel) 
und  lose  als  Geröll. 

#  {100)ooPöö  sehr  vollk.  Br.  uneben.  H.  =  6—7,  G.  =  3,23—3,24. 
Fettiger  Glasgl.,  in  Aggregaten  Seidengl.,  durchs,  bis  kantendurchschein. 
Gelblichgrau,  graugrün,  nelkenbraun. 

Zus.  die  des  Andalusits,  demnach  Dimorphie ;  ebenso  das  chemische 
Verhalten. 

Als  accessorischer  Gemengtheil  von  Gneissen,  Glimmerschiefern, 
Granuliten  und  den  in  diesen  auftretenden  Pegmatit-  und  Quarzgängen, 
sowie  in  Contactgesteinen.  Im  Cordieritgneiss  von  Bodenmais;  hei  Frei- 
berg  in  Sachsen;  im  Eulengebirge;  bei  Marschendorf  in  Mähren;  in 
Seirain  am  Jüchen  in  Tirol.  In  der  Bretagne,  Pontgibaud  in  der  Auvergne, 
im  Morvan,  Worcester,  Mass.,  Saybrooh  und  Norwich,  Conn.,  Torktoun 
in  NeuhYork. 

Bamlit  von  Bamle  in  Norwegen,  Monrolith  von  Monroe  in  New- York, 
W5rthit  und  Xenolith,  beide  als  Geschiebe  bei  Petersbarg,  sind  Sillimanit  — 
B.  geht  zuweilen  aus  der  Umwandlung  von  Korund  hervor.  —  Gleicht  manchmal 
verkieseltem  Asbest  und  dem  Jadeit.  —  In  Frankreich  und  Spanien  zu  Steinbeilen 
verwendet. 


Fig.  452. 


Disfhen.    Cyanit.    AlgSiOj. 

Triklin,  holoedrisch.  a:b:c  =  0,8994  :  1  :  0,70898  (vom  Rath). 
—  XX  eingewachsen,  breitstenglige  oder  linealartige,  meist  an  den  Enden 
verbrochene  Prismen.  M  =  (100)ooPöö,  öfters  flach,  wellig  gebogen  und 
quergestreift,  T  =^  {010)ooP^;  daneben  o  =  {110)oo'P,  l  =  (UO)ooF, 
h  — {210)00^2,  P  =  (001)oP,  letztere  gewöhnlich 
nur  als  Gleitfläche.  An  den  X  X  ^om  Monte  Cam- 
pioneimTessin:  rM=106^2l\  P^JM'=  10P30', 
P'T=r86^45'.  Zw.  nach  mehreren  Gesetzen,  am 
häufigsten  1.  nach  {100)ooPööj  oft  mit  lamellarer 
Wiederholung  (Zwillingsstreifung) ;  auf  den  Flächen 
P  und  T  entstehen  einspringende  Winkel  (Fig.  453). 
' —  Auf  den  ersten  Blick  erscheinen  ähnlich,  weil 
gleichfalls  (nahezu)  parallel  (100)ooP6ö  verwachsen, 
die  beiden  weit  selteneren  Zwillingsgesetze:  2.  Zwillingsfläche  senkrecht 
zur  Verticalaxe;  nur  auf  P  einspringende  Winkel  und  3.  Zwillingsfläche 


Fig.  453. 


M 


IX.  Kl.   Silicate  etc. 


459 


eine  durch  die  Verticalaze  senkrecht  zu  M  gelegte  Fläche,  wobei  nur 
auf  T  einspringende  Winkel  auftreten.  —  Nach  der  Basis  P  sind  oft 
Zwillingslamellen  eingeschaltet,  die  secundär  durch  die  Gleitflächennatur 
▼on  P  entetanden  sind.. —  Auch  unter  nahezu  60^  sich  kreuzende  Zw. 
(nach  {121)2P^  kommen  Tor.  —  Zumeist  in  radial  und  verworren 
Btrahligen  und  strahlig-blatterigen  Aggregaten.  Wirr  strahlige,  undeut- 
lich ausgebildete  Aggregate,  oft  grau  pigmentirt,  sind  Rhätizit  ge- 
nannt worden.    Lose  als  Gteröll. 

#  Jf  =  (100)ooP6ö  sehr  vollk.,  T  —  (010)ooPoS  voUk.  Gleitfläche 
nach  P  =  (pol)oPy  wodurch  auf  Jlf  und  T  Querstreifung  entsteht.  Spröd. 
H.  an  ganz  frischen  XX  ^^  der  Längsrichtung  ==  4^/« ,  6  quer  dazu, 
G.  =  3,5 — 3,7.  Glasgl.,  durchs,  bis  durchschein.  Gewöhnlich  blau  ge- 
färbt, auch  weiss,  bläülichweiss,  gelblich,  grün,  grau,  selten  ganz  farb- 
los. A-E  mit  \_MT]  35^  bildend,  und  erste  Mittellinie  (negativ)  stehen 
fast  senkrecht  auf  M. 

Ghem.  Zus.  und  Verhalten  wie  Andalusit,  doch  handelt  es  sich 
nach  G&oTH  wahrscheinlich'  nicht  um  gewöhnliche  Dimorphie  zwischen 
Disthen  und  Andalusit,  sondern  um  Isomerie:  Andalusit  und  Sillimanit 
stellen  das  Orthosilicat  Al(A10)Si04,  Disthen  das  Metasilicat  (AI0)gSi03  dar. 

Metamorphes  IBnercd.  Gelegentlicher  Gemengtheil  von  hrystallini- 
schen  Schiefem,  namentlich  des  Glimmerschiefers,  im  Granulit  wnd 
ETclogü;  bildet  hei  Horssjöberg  in  Wermland  selbständige  Lager.  Nicht 
in  Eruptivgesteinen.  Besonders  schöne  XX  neben  Sta/urolith  im  Paragonit- 
schiefer  von  Monte  Campione  bei  Faido  in  Tessin;  am  Greiner  in  Tirol. 
'Als  Geröll  bei  Meronitz  in  Böhmen,  auf  den  Goldseifen  des  Urals  und 
Brasiliens. 

Topas.    AljSi(0,P,)5. 

Rhombisch,  holoedr.    a:b  :  c  =  0^52854 : 1 :  0,95395  (Eokschabow). 


Fig.  464. 


u      u 


IM 


M 


^^\  u 


Fig.  455. 

M  M 


Fig.  456. 
P 


Fig.  457. 


IM 


M 


l  MJf 


^     9 


u\  u 


\r^^ 


'' —  XX  z.  Th.  sehr  flächenreich,  aufgewachsen,   einzeln  oder  in  Drusen, 
meist  nach  der  Verticalaze  gestreckt,  mit  vorherrschenden,   gewöhnlich 


460 


IX.  Kl.   Silicate  etc. 


11  =  {120)  (120)=:  86^49' 
gg  =  {130)(m)  =  64^28' 

f  f={011)  (011)  =  92^2* 
fM^(011)(llCf)  =  lOS^iQ' 

fl  =  (011)  (120)  =  120H' 
fd  =  (011){101)  =  nO^S2' 


uu  =  (112)(112)=UV(y 
u  u  =  (U2)  (112)  =  10VW 
uP=  (112)  (001)  =  134«  25' 
ii  =  {llS)(n3)=U9^SV 
|-P=(115)(001)  =  145*46' 
vP  =  (122)(001)  =  127*  17V«' 


Fig.  458.  vertical  gestreiften  Prismen;  als  Endbegrenzung 

walten  entweder  Bipyramiden  oder  Längsdomen 
vor,  die  Basis  ist  meist  untergeordnet,  aber 
häufig  als  Spaltfläche.  Manchmal  zeigen  die 
Enden  ungleichmässige  Ausbildung,  so  dass 
scheinbare  Hemimorphie  entsteht.  Mehr  als 
140  Formen  bekannt,  von  denen  die  wichtigsten: 

M  =  (110)ooF     P=(001)oP  f=(011)P^       h  =  (103)ytl^     i  =  (113)\tP 

l  =  (120)ooP2     b  =  (010)ooP5o     'y  =  (02f)2Poo      o  =  (tlf)P  v  =  (12S)Pi 

g  =  (130)coPs  d  =  (101)Pöö       u  =  (112)^l%P       x  =  (123)^liPi 

Die  Winkel  an  XX  verschiedener  Fundorte  und  selbst  correspon- 
dirende  Winkel  am  selben  XX  schwanken  etwas. 

yy  =  (021)(021)  =  hhn9' 

dd  =  (101)  (101)  =  57®  58' 

hh  =  (103)  (103)  =  111^66' 

oo  =  (lll)(ni)  =  190^22' 

oo  =  (lli)(lll)  =  WbZ* 

oP  =  (lll)(001)  =11%^  ß' 

of  =  (lli) (011)  =  127« 26V«'  ^ -P  =  (l^) (001)  =  138' 48* 

Auch  derbf  entweder  in  grösseren,  einheitlichen,  feldspathähnüchen 
Stücken  (Pyrophysalith  von  Finbo  bei  Fahlun)  oder  in  parallel- 
strahligen  Aggregaten  (Pyknit),  auch  wohl  in  ganz  dichten,  an  dichte 
Quarzaggregate  erinnernde  Partien.     In  Gerollen. 

#  (P01)oP  sehr  voUk.  und  durch  Spaltrisse  angedeutet  Br. 
muschlig  bis  uneben.  H.  =  8,  G.  =:  3,4 — 3,6,  also  diamantahnlich. 
ölasgl.,  durchs,  bis  undurchs.  Farblos,  zumeist  gefärbt,  namenÜich 
weingelb ;  meerblau  und  -grün,  violett,  gelbroth  und  rosenroth.  Letztere 
Färbung  ist  meist  durch  Glühen  gelber  XX^i^^tlich  erzeugt;  die  in- 
tensiver gefärbten  XX  bleichen  am  Tageslicht  aus.  Spaltblattchen  nach 
(P0i)oF  zeigen  Interferenzfigur.  Sonstiges  optisches  Verhalten,  Brechungs- 
indices  s.  S.  193.  Axenwinkel  sehr  schwankend.  2E  =  71 — 130®  fflr 
roth.  Pjroelektrisch.  Manche  Topase  enthalten  zahlreiche  mikroskopische 
Flüssigkeitseinschlüsse. 

Chem.  Zus.:  Meist  5Al2Si05+  lAl^SiFjo,  gewöhnlich  wird  ein  Theil 
F  durch  (OH)  ersetzt,  weshalb  beim  Glühen  Wasser  (0,19—2,69^/0)  ent- 
steht und  auf  die  Formel  Al2(F,0H)gSi04  geschlossen  worden  ist.  Auf 
das  wechselnde  Yerhaltniss  von  F  :  OH  sind  die  Winkebchwankungen 
zurückzufahren.  Bei  hoher  Temperatur  entweicht  auch  Fluor  (ca.  18®/o) 
in  Form  von  SiF^.  —  V.  d.  L.  unschmelzbar.  Beim  Erhitzen  mit  Phos- 
phorsalz entweicht  FH;  von  Schwefelsäure  nur  wenig  angegriffen. 

Ist  das  Product  pneumatolytischer  Wirksamkeit  in  der  Gefo]g$chfß 
saurer  Eruptivgesteine,  daher  geknüpft  namentlich  an  Granit  und  Qmrz^ 


IX.  Kl.   Süicate  etc.  461 


porphyr  und  deren  Contact,  sowie  in  charakteristischer  Para^genesis  mit 
Zinnstein  und  seinen  Begleitern,  seltener  in  Gneissen  und  Granuliten; 
neuerdings  auch  in  jugendlichen  Quarztrachyten  in  Nevada  und  Mexico 
gefunden.  Schöne  X  X  vom  Schneckenstein  bei  Auerbach  in  Sachsen,  hier 
verkittet  ein  Cäment  von  Quara  und  Topas  Bruchstücke  eines  Turmalinfelses. 
I>ie  weingelben  X  X  haben  den  Habitus  (Fig.  457).  Moume  Mountains  in 
Irland.  Bei  den  russischen  Topasen  sind  diejenigen  vom  Ural  und  Urnen- 
gebirge  zu  unterscheiden  von  denen  im  Gebiet  von  Nertschinsk.  Am  Ural 
ist  65  die  Gegend  von  Jekaterinburg,  beim  Dorfe  Alabaschka  bei  Mursinka, 
von  wo  grosse,  meist  bläuliche  X  X  kommen,  femer  Miask  am  Ilmengebirge 
(meist  klein  und  farblos)  und  die  Goldseifen  im  Gebiet  der  Sanarka 
(Gouv.  Orenburg),  wo  sich  XX>  cUe  den  Brasilianern  gleichen,  z.  Th.  von 
natürlich  rosenrother  Färbung  finden.  Im  Nertschinsker  Gebiet  sind  es 
Vorkommnisse  in  der  Umgegend  des  Flusses  Urulga  und  namentlich  die 
durch  domatische  Begrenzung  ausgezeichneten  iXX  vom  Adun-Tschilon^ 
gebirge.  —  Mukla  in  Kleinasien.  San  Luis  ]Potosi  und  [Durango  in 
Mexico  mit  spitzpyramidaler  Ausbildung.  Im  District  VillorBica  in 
Brasilien  gelbe  (durch  Glühen  rothwerdende)  und  braune  XX  ^om  Habitus 
(Fig.  454).  Als  lose  Geschiebe  finden  sich  Topase  oft  auf  Edelsteinseifen 
(Ceylon);  besonders  schön,  farblos,  bläulich  oder  grünlich  und  merk- 
würdig  durch  Flüssigkeitseinschlüsse  als  Pingos  cFagoa  (Wassertropfen) 
am  Bio  Belmonte,  Brasilien. 

In  Folge  des  pneamatolytischen  Processes  können  im  Granit,  Qaarzporphyr  und 
deren  Gontacthof  AlfO,-haltige  Silicate,  wie  Feldspath,  Tormalin  etc.,  in  Topas  um- 
gewandelt werden,  was  in  der  Nähe  des  Zinnsteins  mehr  oder  minder  intensiv  ge- 
schieht (Topasirung).  Dahin  das  Vorkommen  |yom  Schneckenstein,  typischer  noch  die 
Umwandlung  des  Quarzporphjrs  vom  Mt.  Bischof  auf  Tasmanien  in  Quarz-Topasfels. 
Der  Topas  erleidet  Umwandlung  zu  Steinmark-artiger  Substanz  (sogen.  Steatit  und 
Gilbertit),  die  theils  zum  Nakrit  und  Kaolin,  grösstentheils  aber  wohl  zum  Kali- 
glimmer gehört. 

Dumortierit  4AlsO„  SSiO^.  Rhombisch.  (110)ooP  =  nahe  120^  In  dünnen, 
faserigen  oder  stiahügen  Aggregaten.  H.  =  7,  G.  =  8,3—3,4.  Schwacher  seidenartiger 
Gl.,'  durchs.  Tief  blau,  blaugprau  bis  bräunlich;  enthält  zuweUen  Bor.  Auf  Peg- 
matitgängen.  Beaunan  bei  Lyon,  Wolfshau  im  Biesengebirge,  Harlem  in  New-Tork, 
Clip  in  Arizona. 

Z  u  n  y  i  t.  4  A1,(0,  H,,  Fj.  012)3, 3  SiOg.  Regulär,  tetraedrisch.  XX  deutlich  tetra- 
edrisch  entwickelt.  (111)0,  (111) -0,  (100)ooOco,  (llO)ooO.  #  (111)0.  H.  =  7, 
G.  =  2,875.  Glasgl.,  durchs.  Wasserhell,  weiss,  graulichweiss,  öfters  mit  eingelagerten 
Kömern  von  schwarzem  Titaneisen.    Ziini-Mine  in  San  Juan  Co.,  Colorado. 

Staurolith.    HjFejjAlioSi^O,«. 

Rhombisch, holoedrisch.  a:b:c  =  0,4733 : 1 : 0,6804 (Des Cloizbaux). 
—  XX  ©ingewachsen,  mehr  oder  weniger  nach  der  Verticalaxe  gestreckt. 
Der  Habitus  wird  entweder  durch  m  =  {110)ooP  128  <>  42',  mit  P={001)oP 
oder  durch  m ,  0  =  (010)ooPo6  und  P  bedingt  (Fig.  459).     Dazu  unter- 


462 


IX.  Kl.   Silicate  eto. 


geordnet  r=i(101)Ps5,  70^  46',  und  sehr  selten  {100)ooFoö.  Zw.  ge- 
wöhnlich, und  zwar  als  Dürchkreuzungszwillinge  nach  {032yj^P&  (fast 
rechtwinklig,  Fig.  460)  oder  (äSJ^yjtP^lt  (fast  unter  60^  Fig.  461); 
selten  (Fannin  Co.,  öeo.)  nach  (130)ooP3. 

#  (01Ö)ooPS6   deutlich,  aber  absetzend.     Br.  muschlig  bis  uneben 
und  splittrig.     H.  =  7— T^/«,  G.  =  3,4—3,8.    ölasgL,  oberflächlich  auch 


Fig.  469. 


Fig.  460, 


Fig.  461. 


matt  und  rauh,  auf  dem  Br.  fettartig;  durchschein,  bis  imdurchs.  Bdth- 
lich-  bis  schw'arzlichbraun.  Str.  farblos.  A-E  =  (100)ooPo5.  1  Mittel- 
linie =  c ,  positiv ;  pleochroitisch. 

ümschliesst  Quarz,  daher  Analysenresultat  und  Gehalt  an  SiO, 
(28 — 51  ^o)  schwankend.  —  V.  d.  L.  allein  unschmelzbar,  mit  Borax  und 
Phosphorsalz  schwer  schmelzend;  von  Säuren  nicht  angegriffen. 

In  Gneissen  und  Glimmerschiefem,  öfters  mit  Glimmerschuppen 
bedeckt,  ausserdem  in  Contactgesteinen,  selten  in  Eruptiv-  oder  Sedimentär- 
gesteinen.  Mit  Cyanit  (oft  regelmässig  verwachsen)  im  Paragonitschiefer 
von  Monte  Campione  in  Tessin,  im  Glimmerschiefer  auf  der  Piora-Alp 
(Airolo)  in  Tessin,  Passeyr  und  Sterling  in  Tirol,  St.  Radegund  in 
SteiermarJc,  Goldenstein  in  Mähren,  Aschaffenburg  in  Bayern,  Quimper 
in  der  Bretagne.  Fannin  Co.  in  Georgia,  Lisbon  und  Franconia  in 
NeW'Hampshire.    Lose  auf  Seifen  an  der  Sanarka,  Gouv.  Orehburg. 

Xantholit  aus  Schottland,  ein  Ca-  und  Mg-haltiger,  Nordmarkiteinan 
Mn  reicher  Staurolith  von  Nordmarken  in  Schweden.  —  Crucit  (Cracilith)  stellt 
sich  kreuzende,  mit  einer  ockerigen  oder  wachsartig  schimmernden  Substans  erfüllte 
Eindrücke  in  einem  südirländischen  Sandstein  vor,  die  von  zersetztem  Staarolitb  her- 
rühren dürften. 

DatoHth-Oadolinitgmppe. 

Isomorph,  monoklin. 

Datollth.     HjCagBjSijOio. 

Monoklin,  holoedrisch,  a  :  6  :  c  =  0,6329  : 1 :  0fi345.  ß  =  90^  9' 
(Daüber-Rammelsberg).  —  XX  aufgewachsen,  zu  Drusen  verbunden, 
flächenreich,  gewöhnlich  kurzsäulig  nach  der  Vertical-  oder 
auch  Klinoaxe  gestreckt,  seltener  dicktafelig.  g  =  (110)ooP 
115^20', /•=(i^Ö)ooP3  76«38',  a=(10i)-Po5,  b^{OODoT, 
c  =  {122)-P'i,  d  =  {02i)2Poö,  e^(lll)P,  s  =  {100)ooPöö. 
—  Derb,  in  kömigen  Aggregaten;  dichte,  sehr  feinfase- 


rig. 462. 


IX.  Kl.    Silicate  etc.  468 


rige  Aggregate  f  welche  traubige  und  nierige  Ueberzüge  auf  Calcit  von 
Arendal  bilden,  heissen  Botryolith. 

Br.  uneben,  muschlig.  H.  =  5 — 5V»,  G.  =  2,9 — 3.  Qlasgl.,  im 
Br.  fetfcartdg,  durchs,  bis  durchschein.  Farblos,  weiss,  grünlich,  gelb- 
lich, selten  röthlich  oder  schwach  violett.  A-E  =  (öi(>)ooPoö,  1  M-L 
negativ,  fast  senkrecht  {001)oP^  im  spitzen  Winkel  a*c;  2  V  (roth) 
=  74— 75^ 

37,54SiOg,  21,83  BjOa,  35  CaO,  5,63  H,0.  —  Färbt  die  Löthrohr- 
flamme  grün  und  schmilzt  zur  klaren  Perle;   mit  Salzsäure  gelatinirend. 

Vorkommen  analog  den  Zeolithen,  auf  Klüften  hasischer  Eruptiv- 
g  est  eine;  seltener  auf  granitischen  Gängen  und  gewissen  Magneteisen- 
lagerstätten.  Zu  Andreasberg  auf  Klüften  des  Diabases  wie  auch  auf 
Klüften  im  Thonschiefer  in  der  Nachbarschaft  der  Erggänge;  in  Melaphyr* 
blöcJcen  der  Seisseralp  und  in  Chalcedonmandeln  von  Theiss  bei  Klausen 
in  Tirol;  im  Serpentin  zu  Toggiana  in  Modena;  auf  der  Magnetit- 
lager Stätte  von  Arendal  und  JJtö,  im  Diorit  von  Bergen-Hül,  New- Jersey; 
neben  gediegenem  Kupfer  im  „Melaphyr^  am  Lake  Superior. 

Haytorit,  Pseudomorpbosen  von  Homstein  nach  Datolith.  Hay  Tor  in 
Devonshire. 

Homilit.  FeCajBjSijOio-  Monoklin.  ß  =  90®  22*.  X  X .  gewöhnlicli  mit 
oktaedrischem  Habitus  durch  (110)cx)P  und  (012)  V«Po^,  daneben  (001)oP  und  (lOO)ooP^. 
Br.  unYollk.  muschlig.  H.  =  57«»  Gf.  =  8,28.  Schwacher  fettiger  Glasgl.,  undurchs.,  in 
dünnen  Splittern  durchschein.  Schwarzbraun  bis  schwarz.  Str.  graulich  weiss.  Ein- 
gesprengt in  KOmem  und  Bl&ttchen  mit  Melinophan  und  Erdmannit  im  Nephelin- 
Syenit  TOn  StockO  bei  Brevig.  —  Erdmannit  (Michaelsonit) ,  ein  noch  ungenügend 
bekanntes,  aus  dem  Homilit  wahrscheinlich  durch  Verwitterung  hervorgegangenes 
Mineral,  eingesprengt  in  dunkelgrünen,  glasgl&nzenden  Körnern  und  Bl&ttchen. 
6.  =  8,388.    Mit  Melinophan  von  Stockö  bei  Brevig. 

Euklas.  HjBegAl^ijOio.  Monoklin.  ß  =  91M2'.  Nur  in  XX,  nach  der 
Verticalaxe  gestreckt,  meist  fiächenreich  durch  zahlreiche  Verticalprismen ,  die  auch 
eine  starke  Verticalstreifung  zu  Stande  bringen.  #  (010)ooPoö  sehr  vollk.  Br.  klein- 
muschlig.  H.  =  7V«,  G.  =  3,09—3,11.  Starker  Glasgl,  zumeist  durchs.  Farblos  oder 
hellgrün,  ins  Bl&uliche  und  Gelbliche,  seltener  blau  und  smaragdgrün.  Y.  d.  L.  unter 
Aufglühen  weisse  Schmelze,  löst  sich  in  Borax  und  Phosphorsalz;  von  Säuren  nicht 
angegriffen.  Sehr  selten.  In  losen  XX  und  eingewachsen  im  Chloritschiefer  von 
Boa  Vista  im  District  Villa  Rica  in  Brasilien,  lose  auf  Goldseifen  am  Flusse  Sanarka 
im  Ural,  auf  Periklin  aufgewachsen  aus  den  Tauem.    Edelstein! 

Gadolinit.  FeBejYjSijOio.  Monoklin.  ß  =  90®33'.  XX selten,  eingewachsen, 
nnvoUk.  ausgebildet  und  oberflächlich  meist  matt;  gewöhnlich  in  der  Richtung  der 
Verticalaxe  prismatisch.  (110)ooP,  (OOl)oP,  (Oll)Poö,  (012)VaPoö,  (111>-P,  (TlDP. 
Derb  und  eingesprengt.  Br.  muschlig  oder  splittrig.  H.  =  6Vs»  G.  =  4—4,5.  Auf 
frischem  Br.  fettiger  Glasgl.  ündurchs.,  höchstens  kantendurchschein.  mit  grüner  bis 
brauner  Farbe.  Pech-  bis  rabenschwarz.  Str.  grünlichgrau.  Im  polarisirten  Licht 
erweist  sich  G.,  vielleicht  in  Folge  von  Umwandlung,  öfters  mit  isotroper  Gadolinii- 
Bubstanz  gemischt  oder  ganz  isotrop.  Verglimmt  in  eigenthümlicher  Weise  v.  d.  L., 
ohne  zu  schmelzen.    Von  Salzsäure  unter  Gallertbildung  zersetzt.    In  Granit  und 


464  .IX.  El.  Süicate  etc. 


gpraniiischen  Gängen  eingewachsen.    Hitterö  in  Norwegen,  in  der  N&he  von  Fahlnn 
bei  Finbo,  Ttterby  etc.    Schreiberhau  im  Riesengebirgei  Radauthal  im  Han.  — 

Danburit.  B^CaSi^Og.  Rhombisch.  XX  ähnlich  dem  Topas,  prismatisch 
durch  (110)cx:>P  122  <^  52',  (120)ooPi  94®  52',  an  den  Enden  begrenzt  entweder  (Dan- 
bury  und  RusseU)  durch  (OOl)oP,  (lOl)Pöö  97  •  7',  (041)4Pö6  54»  58^  oder  (Schweiz) 
von  Pyramiden  (142)2P4  und  (121)2  P2.  Viele  Vicinalflächen.  #  (OOl)oP  undeuUidL 
Br.  uneben  bis  muschlig.  H.  =  7— 7  Vi,  G.  =  2,95— S,02.  Fettertiger  Glasgl.  Farblos, 
gelblichweis  und  weingelb  bis  dunkelbraun.  A.E.  =  (OOl)oP.  D.-Br.  negativ.  lo 
Dolomit  von  Danbury,  Conn.,  in  einem  ,granitischen'  Gestein  bei  Russell  in  New-Toilc; 
auf  einer  Rauchquarzdruse  im  Gneiss  von  Piz  Valatscha,  einem  Yorbeige  des  Skopi 
in  Graubfinden. 

Tnrmalingrappe. 
Tnrmalin«    Schöri 

Hexagonal,  trigonal-hemiedr.,  zugleich  hemimorph.  aic^l:  0^44805 
(Jerofäjbw).  —  Die  zuweilen  recht  grossen  XX  finden  sich  ein-  oder 
aufgewachsen^  sind  gewohnlich  lang  gestreckt  und  vertical 
^^  '  gestreift,  seltener  kurzsäulig  und  gktt;  öfters  gebogen, 
geknickt  oder  gebrochen.  Der  charakteristische  3-  besw. 
9-8eitige  prismatische  Habitus  wird  bedingt  durch  das  tri- 
gonale  Prisma  (Prisma  I  Art)  l  =  (0110)ooB  ^)  für  sich 
oder  in__  Gombination  mit  dem  hexagonalen  Prisma  II  Art 
8  =  (1120)ooP2.  Als  Endbegrenzung  treten  meiere  ixi- 
gonale  Pyramiden  auf,  namentlich  P  (oben)  =  (10H)B  mit 
schwankendem,  von  der  chemischen  Zusammensetzung  abh'ängigem  Winkel 
1330  6'— 20',  P  (unten)  =  (011i)B,  0  =  {0J2J2l)-J2B,  n  =  (0112)-\iB. 
femer  meist  untergeordnet  ditrigonale  Pyramiden  wie  t  =  {J2131)B3  und 
auch  die  Basis.  Durch  den  Umstand,  dass  z.  Th.  Pyramiden  mit  gleichen 
Indices,  aber  verschiedenen  Vorzeichen  am  oberen  und  unteren  Ende  er- 
scheinen, erlangen  die  XX  ausgesprochen  rhomboedrisch-hemiedrisches 
Ansehen  und  bilden  anscheinend  Gombinationen  von  Rhomboedem  unter 
sich  oder  wie  die  braunen  Turmaline  von  Gouverneur  in  New- York  solche 
mit  Skalenoedem.  Vergl.  S.  85.  Ergänzungszwillinge  nicht  bekaunt,  ein 
Durchdringungszwilling  nach  P  =  {10U)B  ist  in  einem  Fall  beobachtet 
Derb,  eingesprengt  und  lose,  gern  in  parallel-  und  divergentstraUigen 
Aggregaten  (Turmalinsonnen  der  Granite). 

Keine  #.  Br.  muschlig  bis  uneben-splittrig;  spröde.  H.  =  7 — 7Vs» 
G.  =  3— 3,2.  Glasgl.;  auf  dem  Br.  jedoch  stumpf  bezw.  pechartig. 
Durchs,  in  verschiedenem  Grade  bis  undurchs.  Ohne  Charakterfarbe, 
auch  farblos;  namentlich  schwarz,  braun,  blau,  grün,  roth,  zuweilen  am 
selben  XX  verschieden  gefärbt  (sogen.  Mohrenköpfe  von  Elba).  Die 
starke   D.-Br.   ist  negativ;    für  roth   im  Mittel  a)  =  1,648,    e  ==  1,623. 

*)  Die  X  X  sind  frfiher  als  rhomboedrisch-hemimorpb  aufgefaeat  worden ;  daher 
und  wegen  des  scbeinbar  rhomboedrischen  Habitns  sind  die  rbomboedrischen  S/mbole 
Naumaiw's  hier  noch  verwendet. 


IX.  El.    Silicate  etc.  465 


Pleochroismus  sehr  stark  bis  zur  völligen  Absorption  des  ordentlichen 
Strahles,  daher  Verwendung  zu  Polarisationsapparaten  (Turmalinzange, 
S.  166).  Axenbild  zuweilen  gestört.  Stark  pyroelektrisch ,  stärker  bei 
den  rothen,  grünen  und  braunen  XX  &ls  bei  den  schwarzen. 

Die  chemische  Constitution  kann  noch  nicht  als  sicher  erkannt 
gelten,  sodass  es  eine  allgemein  angenommene  Formel  zur  Zeit  nicht  giebt. 
Der  Name  TurmaUn  bezeichnet  chemisch  keine  einzelne  Mineralart, 
sondern  umfasst  qualitativ  und  quantitativ  verschiedene  Glieder,  die  aber 
als  isomorphe  Mischungen  von  Borosilicaten  der  Thonerde  mit  Li 
(Lithionturmalin),  mit  Mg  (Magnesiaturmalin),  mit  Fe  (Eisen* 
türm al in)  und  untergeordnet  noch  mit  Ca,  Mn,  Na  u.  a.  gedeutet 
werden  können.  Ein  geringer  Gehalt  an  H  bezw.  beim  Glühen  an  Wasser 
und  bezeichnender  Weise  an  F  ist  ausserdem  noch  vorhanden.  In  den 
intensiv  grünen  Chromturmalinen  von  Nischne-Tagilsk  im  Ural  wird  ein 
Theil  AI  durch  reichliche  Mengen  von  Cr  ersetzt.  Nach  Pbnfibld  hat 
die  Säure  aller  Turmaline  die  empirische  Formel  HgßBgSi40gi,  deren 
Wasserstoff  durch  die  verschiedensten  Radicale  zum  grössten  Theil  ersetzt 
wird.  Im  Mittel  sind  in  den  Turmalinen  35— SSSiOg,  30— 40Al,O3, 
9—11  B2O3,  2—3  H,0,  0,5—1  F.  —  V.  d.  L.  gelbe  oder  röthliche  Plammen- 
färbung;  im  übrigen  das  Löthrohrverhalten  verschieden.  Das  Pulver 
wird  erst  nach  dem  Glühen  von  heissen  concentrirten  Säuren  zersetzt. 

Häufig  y  der  charakteristische  Gehalt  an  Bfi^  und  F  weist  auf 
pneumatolytische  Entstehung  und  verleiht  dem  TurmaUn  ein  sehr  be- 
zeichnendes geologisches  Vorkofnmen.  Er  findet  sich  weit  verbreitet  als 
Gemengtheil  wie  auf  Drusen  und  Klüften  von  sauren  Tiefengesteinen, 
namentlich  in  den  peripherischen  Theilen  von  Granitstöcken ,  in  deren 
greisenartigen  Abänderungen,  auf  granitischen  (sogen.  Pegmatit-)  Gängen 
und  in  granitischen  Contacthöfen,  Daher  auch  gern  die  Paragenesis  mit 
Quarz,  mit  Zinnstein  und  den  Begleitern  des  Zinnsteins.  Zuweilen  ist 
im  Contacf,  ähnlich  wie  bei  dem  TopcLS,  der  Granit  wie  das  Nebengestein 
ganz  turmalinisirt;  schieferige  Gesteine  gehen  dabei  in  Turmalinhomfelse 
über.  Zahlreiche  Fundorte:  Granite  des  Brockens  im  Harz,  von  Com- 
wall  etc.  etc.  —  Femerin  Gneissen  und  GranuUten,  im  Dolomit  von  Campo 
longo  am  St.  Gotthard  und  im  Binnenthal,  vereinzelt  auf  einigen  Kupfer- 
erzgängen (Tamaya  in  Chile)  und  Magnetitlagerstätten  wie  Arendal,  sehr 
selten  in  Ergussgesteinen.  Auf  zweiter  Lagerstätte  lose  in  Seifen  und 
als  mikroskopischer  Gemengtheil  von  Phylliten  und  Thonschiefem. 

Eine  Trennang  der  einzelnen  Glieder  der  Tarmalin-Reihe  auf  chemischer  Grund- 
lage ist  zur  Zeit  nicht  durchf&hrbar;  die  nachstehend  aufgeführten  Namen  bezeichnen 
im  Wesentlichen  nichts  anderes  als  Farbenvarietäten: 

Achroit,  farblos.    Elba.  —  Rubellit,  Siberit,  Apyrit,  Daourit  be- 
ziehen sich  auf  rothe  T.  von  Schaitansk  und  Mursinsk  im  Ural ;  dahin  noch  XX  von 
San  Pietro  auf  Elba,  Penig  in  Sachsen,  Chesterfield,  Mass.,  Paris  in  Maine;  ferner 
Klockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  30 


466  IX.  El.   Silicate  etc. 


die  im  Lepidolith  Ton  Rozena  in  Mähren  vorkommenden  strahligen  und  kSniigen 
Varietäten.  —  Indigolith  (Indicolith),  blaue  T.  Ton  UtÖ,  femer  Ton  Mnrsiiisk;  von 
Qoshen,  Mass.  —  Grüner  T.  von  Penig,  Schüttenhofen  in  Böhmen,  auf  Elba,  Paris 
in  Maine,  Ghesterfield,  Mass.  Im  Dolomit  Ton  Campo  longo  etc.  Tief  grün  sind  auch 
die  Chromturmaline  des  Urals.  —  Dravit  umfasst  braune  bis  grünliche  und 
braunschwarze,  sehr  Mg-reiche  T.  von  Unterdrauburg  in  Kärnten;  dahin  aoch  die 
gelbbraunen,  durch  (3251)R5  begrenzten  XX  von  Gouverneur  in  New- York,  die  braun- 
schwarzen  XX  von  Eibenstock  in  Sachsen,  aus  dem  Zillerthal,  von  Texas,  Pa.  — 
SchOrl  (schwarzer  T.)  umfasst  die  zahlreichsten  York.,  schöne  XX  &U8  den  Granit- 
gftngen  am  Sonnenberg  bei  Andreasberg,  Bodenmais  und  Hörlberg  in  Bayern«  Johann- 
Georgenstadt  in  Sachsen,  Pierpoint  in  New- York  etc.  —  Zeuxit,  feine  nadelige 
Turmalinkrystalle  von  Redruth  in  Comwall.  —  Taltalit,  Gemenge  von  TaimaÜn 
mit  Eupfersulfiden  von  Taltal  in  Chile. 

Geologisch  wichtig  die  pneumatolytische  Bildung  von  Tuimalin  im  Granit  anter 
Zersetzung  von  Feldspath  in  Kaliglimmer,  daher,  wie  oben  bemerkt^  die  Paraj^renesis 
mit  Quarz,  femer  mit  Zinnstein  und  den  Zinnsteinbegleitem,  die  Turmalinisirang  des 
Nebengesteins  im  Granitcontact.  —  T.  wird  nicht  selten  in  Muscovit,  Pinit,  Sieatit 
und  Chlorit  umgewandelt.  Durchsichtige,  schön  geförbte  Yar.,  wie  sie  auf  Ceylon, 
Madagascar,  Yilla  Rica  in  Brasilien  vorkommen,  finden  als  Schmucksteine  Yerwendnng. 
Aehnliche  Mineralien:  Epidot,  Augit,  Akmit,  Hornblende,  Lievrit,  Smaragd.  — 

Karpholith  (Strohstein).  H^MnAl^SigOiQ.  Monoklin.  HaarfÖrmige  oder  fein 
nadelige,  zu  lockern  Büscheln  aggregirte  oder  verfilzte  Kryställchen,  die  nach  der  Längs- 
richtung deutlich  #  sind.  Seidengl.,  strohgelb.  Yon  Säuren  wenig  angegriffen.  Mit  Quarz 
und  Flussspath  in  Drusenräumen  von  Granit  auf  der  Zinnerzlagerstätte  von  Schlaggen- 
wald; als  paraUelfaserige  Aggregate  eingewachsen  in  Quarzknauem  metamorphosirter 
devonischer  Schiefer  bei  Wippra;  in  Quarzgeschieben  bei  Meuville  in  den  Ardennen. 

Axlnlt.    H(GaFeMn)3Al2BSi40i6  (^^^^  Ramhblbbebo). 

Triklin.     a:b:c  =  0,4921  :  1  :  0,4797.     a  =  82»  54',  ß  =  91»  52', 

7  =  131^32'  (Des  Cloizeaüx).   —  XX    aufgewachsen,   einzeln  oder  zu 

Drusen  verbunden,   etwas  tafeb'g  und   an  den  Kanten  ge- 

J^'       wöhnUch  schneidig  scharf.     P  =  (i7ö)oo'P,    u  =  (110)ocl^. 

r  =  {inyP,  X  =  {lllW,  s  =  {201)2'P'öö,  l  =  (100)ooPöc. 

V  =  i010)ooP^^).   —   Fu  =  1350  31/^    pv  =  1340  45'^ 

r^u  =  1150  38',    r^s  =  143«  35'.     Die   Prismenflächen    P 

und  u  sind  vertical,  r  ist  seiner  Combinationskante  mit  P 

parallel  gestreift.  —  Derb  in  schaligen  und  breitstengligen  Aggregaten; 

öfters  von  Chlorit  durchwachsen. 

#  {100)ooPöö  ziemlich  deutlich,  nach  anderen  Flächen  undeutlich. 
Br.  muschlig.  Spröd.  £[.==6^2  —  7,  ö.  =  3,3.  Starker  QlasgL,  durchs, 
bis  durchschein.  Nelkenbraun  ins  Graue  und  Violette,  rauchgrau,  pflaumen- 
blau. Ausgezeichnet  pleochroitisch ;  A-E  ungeföhr  senkrecht  auf  (iii)P', 
gegen  [por]  um  24«  40',  gegen  [a;P]  um  40^  geneigt,  Pyroelektrisch. 
Formel  noch  nicht  sicher.  —  Schmilzt  v.  d.  L.  leicht  zu  dankel- 
grüner Perle;  wird  nach  dem  Schmelzen  von  Salzsäure  zersetzt. 

^)  Von  verscbiedenen  Autoren  ist  Axinit  in  der  verschiedensten  Weise  auf- 
gestellt.   Hier  ist  die  Aufstellung  von  Des  Cloizeaux  angenommen. 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  467 


Auf  Klüften  in  Jcrystallinen,  namentlich  Hornblende-Schiefem,  wie 
zu  JBourg  cPOisans,  Bar^ges  in  den  Pyrenäen,  Skopi  in  der  Schweiz, 
Poloma  in  Ungarn;  auf  GangtrUmmem  im  Diabas,  so  im  Harz,  (Trese- 
hurg,  Wormke,  Andreasberg),  am  Monzoni  und  bei  Botallak  in  Cornwall, 
in  Drusen  des  Granits  zu  Striegau  und  JBaveno,  auf  manchen  Erzlager- 
statten  wie  zu  Thum  und  Schwarzenberg  in  Sachsen,  Kongsberg,  Nord- 
marken  bei  Filipstad,  Dannemora  in  Chile. 

Der  Borsäuregebalt  weist  auf  pnenmatolytiscbe  Entstehung  hin.  Schliesst  sich 
gern  basischen  Eruptivgesteinen  an. 

Zoisit-Epidotgmppe. 

Kalkthonerdesilicate  von  der  allgemeinen  Formel  HjCa^AleSitO^f  worin 
ein  Theil  von  AI  durch  Fe,  Mn  oder  Ce  vertreten  werden  kann.  Dimoiph,  das  reine 
Thonerdesilicat  rhombisch  (Zoisit),  dagegen  monoklin,  sobald  eine  wesentliche  Ver- 
tretung von  AI  durch  Fe,  Mn  oder  Ge  statthat,  wie  beim  Epidot,  Piemontit 
und  Orthit 

Zoisit.    HgCa^AlgSi^Oje- 

Rhombisch,  holoedrisch.  aibic  =  0,6196 : 1 :  0,3429  (Tschbbmak). 
—  XX  eingewachsen,  nach  der  Verticalaze  gestreckt,  öfters  gekrümmt 
imd  geknickt.  (110)ooP  116^  26',  längsgestreift,  {010)ooP^  häufig  quer- 
gestreift, {02t)2P^.  Endflächen  selten.  —  Gewöhnlich  in  derben  indi- 
vidualisirten  Stücken  mit  grober  Längsstreifung,  in  späthigen,  stengligen 
bis  faserigen  Aggregaten. 

#  (010)ooPd6  sehr  vollk.  Br.  uneben.  H.  =  6,  G.  =  3,25—3,36. 
Fast  immer  trüb  und  undurchs.  Glasgl.,  auf  (010)ooP^  Perlmgl.  Vor- 
herrschend aschgrau,  aber  auch  gelblich  und  grünlichgrau,  selten  grün 
und  bräunlich.  Rosenrother  Z.,  wie  die  Vorkommnisse  von  Souland  in  Täle- 
rn arken  und  andernorts  werden  als  Thulit  bezeichnet.  A-E  veränderlich, 
gewöhnlich  {010)ooPo6,  sonst  {001)oP.    IM-L  positiv,  =  a;  D.-Br.  schwach. 

Etwas  AljOj  wird  durch  Fe^Oj  ersetzt.  Schmilzt  v.  d.  L.  unter 
Aufblähen  zu  durchs.  Perle;  geglüht  von  Salzsäure  völlig  zersetzt. 

In  krystallinischen ,  nametitlich  homblendefUhrenden  Schiefern  une 
Amphiboliten  und  Eklogiten,  selten  im  Granit,  vereinzelt  auf  gewissen 
Eisen-  und  Kupfererzlagerstätten.  Weissenstein  und  Gefrees  im  Fichtel- 
gebirge, Marschendorf  in  Mähren,  Saualpe  in  Kärnten,  Rauris  in  Salzburg, 
Sterzing  und  Passeyr  in  Tirol.  Als  Thulit  von  Traversella  in  Piemont, 
con  Kleppa  im  Kirchspiel  Souland  in  Telemarken  (hier  zusammen  mit 
dem  blauen  Cyprin),  von  Lcxviken  bei  Drontheim  und  auf  der  Eisengrube 
Klodeberg  bei  Arendal.    Kupfergruben  von  Ducktown  in  Tennessee. 

Ein  grosser  Theil  Saussnrit,  d.  h.  durch  Verwandlang  porcellanartig  ge- 
wordenen Plagioklases  in  den  Gabbros  und  Dioriten  ist  in  vielen  Fällen  nichts  anderes 
als  ein  mikrokxystallines  Aggregat  von  Zoisit  (cfr.  auch  Skapolith). 


468 


IX.  Kl.   Süicate  etc. 


Epidot.    Pistacit.    H,Ca4(AlPe)«Si«0,e. 

Monoklin,  holoedrisch.    a:b  :  c  =  1,5807 : 1 : 1,8057.    ß  =  115  <^  24' 
(KoKscHABow,    an    XX  von  Achmatowsk).     XX^   besonders    schön   Ton 


Fig.  465. 


Fig.  466. 


Fig.  467. 


Fig.  468. 


Fig.  470. 


Fig.  469. 


der  Knappenwand  im  Sulzbach- 
thal, von  Achmatowsk,  Ton 
Arendal  etc.,  zu  Drusen  ver- 
einigt, sehr  flächenreich  (fiber 
200  Formen),  fast  stets  in  der 
Richtung  der  Orthoaxe  prisma- 
tisch, selbst  nadeiförmig  verlängert;  nur 
der  sogen.  Bucklandit  von  Achmatowsk 
zeichnet  sich  dadurch  aus,  dass  die  sonst 
vorwaltenden  und  quer  gestreckten  Flächen 
aus  der  Zone  der  Orthoaxe  zurücktreten  oder  ganz  unterdrückt  sind 
(Fig.  469).  Am  flächenreichsten  sind  die  beiden  Seitenenden  (Fig.  470l 
ausgebildet.  Durch  das  Auftreten  vieler  Flächen  aus  der  Zone  der  Ortho- 
axe erscheinen  die  XX  4uer  gestreift.  Die  wichtigsten  Flächen  und 
Winkel  sind: 

r=(lÖÖ)ooPöö  l  =  (J0f)2Pöö  o  =  (0/7)Pöö      .        y  =  {211)2n 

e  =  {101)-Pöö  P  =  (010)ooP6ö  k  =  {0J2yi2Poö  q  =  (2J1)2F 

M  =  (001)oP  u  -  (210)ooPi  n  =  (lll)P  b  =  {23S)?iii 

i  =  (102yitPoö  z  =  (110)ooP  d-(lll)-P 

r  =  (101)P5ö  Y|  =  (120)ooPg 

Te=  (100)  (101)  =  150^7'  i#  T=:i(210)  (100)  -  143^28' 
eAf=(lÖl)(ÖOi)  =  145^8'  uU^(210)(001)^\WW 
3f»  =  (Ö 0 1)  (7 Ö 2)  =  145«^ 89'  nn  =  UlJ)  Un)=:  109*^34' 
•  r  =  (iö5)(iOJ)  =  150^57'  wP=U/i)(0i0)  =  144H7' 
rZ  =  (/ö  0(501)  =  153^57'  nM=(21  £)(ÖÖi)=:104H8' 
zz^(llO)(110)^\W^*  nr=(Zl/)(10Ö)  =  110^56' 
zU^(ilO)(001)^\W\h'    »u  =  (2il)(21Ö)  =  139*^577«'  ifc«  =  (ÖI5)(n/)  =  135«S5»j' 

Zw.  nach  {100)ooPöö  häufig,  öfters  mit  lamellarer  Wiederholung; 
selten  Zw.  nach  {001)oP.  —  Strahlige,  spiessige,  zu  Bündeln  oder  Büscheln 
gruppirte  Aggregate;  derb  in  strahligen  bis  dichten  Massen  (Pistacit);  als 
Anflug.  In  Pseudomorphosen  nach  Skapolith,  Granat,  Augit  und  Hornblende. 

#  {pOi)oP  vollk.,  {100)ooPöö  etwas  weniger  vollk.  Br.  muschlig. 
uneben,  splittrig.     H.  =  6—7,  G.  =  3,32—3,49.    Glasgl.,  selten  durchs.. 


nz=i(lll)(110)  =  nV4Ö' 
oM=(011)(001)z=l2VZV 
or=(Ö  II)  (100)  =  102*57, 
dM=(lll)(001)=^12VA(y 
rfF=(m)(OIO)  =  131*59' 
du  =  (tll)(210)  =  15b^hT 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  469 


durchschein,  bis  undurchs.  XX  gewöhnlich  dunkelgrün:  braungrün  und 
schwärzlichgrün;  Aggregate  heller:  pistazgrün,  gelbgrün,  selten  (Ziller- 
thal)  roth.  Str.  grau.  A-E  =  (piO)ooPoö.  D.-Br.  stark  negativ.  Starker 
Pleochröismus ,  analog  dem  Turmalin.  Sonstiges  optisches  Verhalten 
s.  S.  194. 

Die  ehem.  Zus.  der  Epidote  ergiebt  sich  als  eine  Mischung  der 
beiden  Silicate  HgCa^AlgSigO^e  (Zoisitsubstanz)  und  HgCa^Fe^SigOgg ;  mit 
zunehmendem  Gehalt  an  Fefi^  muss  demnach  Al^Og,  CaO  und  SiO, 
abnehmen.  In  der  Regel  ist  CaO  23— 24>,  Al^Og  20— 30>,  Fefi^ 
8—  W^jo,  SiOg  37—39^0.  Beim  Glühen  entsteht  ca.  2>  H,0.  —  Schmilzt 
unter  Aufblähen  zu  einer  magnetischen  Schlacke;  wird  nach  dem  Glühen 
durch  Salzsäure  vollständig  zersetzt. 

Weit  verbreitet.  —  1.  Ausgezeichnetes  Contact-  und  metamorphes 
Mineral;  die  gewöhnlichen  Conta^tmineralien  wie  Granat,  Vesuvian, 
Augit,  Hornblende,  Magnetit  etc.  sind  Begleiter.  Zuweilen  selbständig 
als  Epidotfels  und  Epidotschiefer ;  typischer  Bestandtheil  des  Skam- 
berges  (vergL  S.  387),  d.  h.  des  metamorphischen  Silicatgemenges ,  welche 
das  Nebengestein  zahlreicher  Magnetitlagerstätten  Skandinaviens,  von 
Schmiedeberg  in  Schlesien,  von  Schwarzenberg  in  Sachsen,  aus  der  Pro- 
vinz Badajoz  in  Spanien,  Traversella  in  Piemont,  in  Canada  und  den 
Ver.  Staaten  etc.  bildet.  —  2.  Charakteristisches  Verwiiterungs-  bezw. 
thermales  Zersetzungsproduct  von  Alfi^-  und  CaO-haltigen  Mineralien^ 
namentlich  Feldspäthen,  Hornblende,  Skapolith  und  von  Silicatgesteinen. 
Daher  eingesprengt  und  in  Schnüren  als  Pistcuit  oder  in  XX  «w/- 
gewachsen  auf  Klüften  und  Drusen  von  Graniten,  Syeniten,  Gneissen, 
Hornblende'  und  Chloritschiefem  etc.  Striegau,  Hirschberg,  Zöptau  in 
Mähren,  Zillerthal,  Sulzbachthal,  Zermatt,  Alathal,  Arendal,  Achmatowsk 
bei  Slatoüst  im  Ural  etc.  —  Neben  Kupfererzen  am  Lake  Superior.  — 
Lose  in  sandigen  Körnern  (sogen.  Scorza)  in  den  Goldseifen  von  Muska, 
Siebenbürgen. 

Delphinit,  Oisanit,  Arendalit,  Akanthikon,  Thallit,  Achmatit, 
Puschkinit,  Escherit,  Unionit  sind  theils  ältere  Namen,  theils  Varietäten- 
bezeichnungeo.  Klinozoisit  und  Fonqu^it  (Ceylon)  sind  eisenarm  und  ent- 
sprechen chemisch  dem  Zoisit.  Withamit  ist  ein  rother  Epidot  von  Glencoe  in 
Schottland.  —  Pikro-Epidot,  ein  Mg-Epidot,  kleine  weisse  oder  schwach  gelbliche 
durchscheinende  XX-  Baikalsee.  —  Zum  Epidot  gehört  auch  wahrscheinlich  der 
hellgraue  Beustit,  Contactmineral  von  Predazzo.  Aehnliche  Mineralien :  Turmalin, 
Hornblende. 

Piemontit  (Mangan-Epidot).  H2Ga4(AlMn),Sie02e mit  14— ISMusO,.  Monoklin, 
holoedr.  a :  b :  c  =  1,61 :  1 : 1,8326.  ß  =  115°  21'.  XX  undeutlich ,  krystallinische 
langstrahlige  Aggregate.  #  (OOl)oP  voUk.,  weniger  nach  (lOO)ooPöö.  H.  =  6V2, 
G.  =  8,4.  Glasgl.  Wenig  durchs.  Röthlichschwarz,  braunroth  bis  kirschroth,  stark 
pleochroitisch.  Str.  kirschroth.  —  V.  d.  L.  ziemlich  leicht  schmelzbar,  färbt  die  Borax- 
perle amethystfarben ;  nach  dem  Glühen  von  Salzsäure  zersetzt.   Auf  gewissen  Mangan- 


470  IX.  El.   Silicate  etc. 


erzlagerstätten.  St.  Marcel  in  Piemont;  Insel  Groix,  Bretagne.  Insel  Shikoku,  Ji^mul  — 
Der  Mangan-Epidot  von  Jacobsberg  in  Nordmarken  enthält  nicht  Mn^O,,  sondern 
ca.  2— 5MnO. 

Orthit  (AUanit).  H2(CaFe)4(AlCe)eSi^026.  Durch  Verwitterung  und  Wasser- 
aufnähme  nicht  unwesentliche  Abweichungen  von  der  Formel;  entl^t  auch  Oi,  La. 
Y,  Mg.  Monoklin.  a :  b  :  c  =  1,5507  : 1 : 1,7684.  ß  =  1 15  M'.  XX  selten,  tefelig  nach 
(100)ooPöö  und  quer  verlängert  Gewöhnlich  derb  und  eingesprengt  in  dichten, 
kömigen ,  z.  Th.  auch  stengligen  Aggregaten.  Zw.  nach  (100)ooP^,  seltener  nach 
(OOl)oP.  #  (OOl)oP  und  (lOO)ooPöö  selten  wahrnehmbar.  Br.  muschlig  bis  aneben. 
H.  =  5Vai  G.  =  3 — 4.  Fettartiger,  z.  Th.  halbmetallischer  Glasgl.  ündurchs.,  in 
dünnen  Splittern  etwas  durchschein.  Pechschwarz  ins  Braune  und  Grane,  öfters  mit 
rostbrauner  Verwitterungsiinde.  Str.  grOnlichgrau  oder  braun.  Im  polarisirten  Licht 
erweist  sich  0.  z.  Th.  isotrop.  —  Schmilzt  v.  d.  L.  unter  Aufschäumen  zu  schwarzem 
magnetischem  GL,  wobei  zuweilen  ein  Verglimmen  eintritt.  Nur  ein  Theil  der 
Orthite  wird  auch  vor  dem  Glühen  durch  Salzsäure  zersetzt.  Eingewachsen  in 
Graniten  und  granitischen  Ganggesteinen,  in  Syenit,  Diorit  und  Gneissen,  reichlicher 
im  Tonalit  des  Adamello;  selten  in  den  Auswürflingen  des  Laacher  Sees.  Auerbach 
an  der  Bergstrasse,  Granitgänge  von  Weinheim,  im  Syenit  des  Plauenschen  Grundes, 
im  Granit  von  Striegau,  in  den  Pegmatitgängen  von  Schreiberhau.  Auf  der  Magnetit- 
lagerstätte am  schwarzen  Krux  bei  Schmiedefeld.  Vielorts  auf  granitischen  Gängen 
in  Norwegen  (HitterÖ,  Arendal,  Eragerö,  Snarum),  Schweden  (Umgegend  von  Stock- 
holm und  Fahlun)  und  Finland,  Ural,  Ilmengebirge,  Grönland,  Canada  und  atlantische 
Staaten  Nordamerikas. 

Bevor  ihre  Natur  als  Orthit  erkannt  wurde,  sind  manche  Yorkomnmisse  mit 
besonderem  Namen  belegt:  Cerin  =  0.  von  Bastnäs  bei  Riddarhyttan.  —  Pyro- 
orthit  =  sehr  wasserreicher  0.,  ausgezeichnet  durch  Entzünden  und  Verglimmen 
V.  d.  L.;  von  Eorarfvet  bei  Fahlun.  —  Vasit  ist  ein  unreiner  0.  von  Rönsholm  bei 
Stockholm.  —  Xanthorthit  ein  gelber  Orthit  von  Eriksberg  bei  Stockholm.  — 
Uralorthit  =  0.  von  Miask.  —  Bagrationit  =  0.  von  Achmatowsk.  —  Bodenit 
und  Muromontit  =  unreine  0.  von  Boden,  resp.  Mauersberg  bei  Marienberg  in 
Sachsen.  —  Bucklandit  z.  Th.  =  0.  vom  Laacher  See  und  von  Arendal.  Sonst 
versteht  man  unter  Bucklandit  die  charakteristische  Ausbildungsform  des  Epidot  von 
Achmatowsk  (vergl.  S.  468). 

Cerit  (Cerinstein).  He(CaFe)2Ce6Sig026;  ein  Theil  des  Ce  wird  durch  La,  Di, 
auch  AI  ersetzt.  Rhombisch.  XX  sehr  selten;  derb  in  feinkörnigen,  fast  dichten 
Aggregaten.  Br.  uneben  bis  splittrig;  spröd.  H.  =57«»  G.  =  4,9— 5.  Schmutiig 
graubraun  oder  grauroth.  Fettiger  Gl.,  kantendurchsch.  bis  undnrchs.  —  V.  d.  L  un- 
schmelzbar, von  Salzsäure  zersetzt.    Bastnäs  bei  Riddarhyttan  in  Westmanland. 


TesUTian.     Idrokas.    Wiluit.    Egeran.     (HO ,  F)CagAl3Si502o. 
Tetragonal,  holoedrisch,     a  :  c  =  :Z  :  0^5375  (Zephabovich).  —  X  ^ 
Fiff  471         öfters    schön    ausgebildet,    kurz-    und    dicksäulig,   selten 
^-rrr=>>^        pyramidal  oder  nadeiförmig,  zuweilen  schalig  gebaut.    Die 
/0^^_^^^     Winkel  schwanken  ein  wenig,  gleichwerthige  können  selbst 
am    selben    X  X    etwas    verschieden    sein,     m  =  {110)ooP, 
^  ^     a  =  {100)ooPoo,   b  =  (lll)P  mit  129«  2V  an   den  Polk. 
wi_JJ     und  740  27'  an  den  Mittelk.,   c  =  {001)oP,    d  =  {101)Poo, 
\SlV^     ferner  (331)SP,  {311)3P3,  {210)ooP2.     Die  häufige  Com- 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  471 


bination  a  b  wird  dem  Rhombendodekaeder  des  Granat  ähnlich.  —  Derb, 
kömig  (sogen.  Kolophonit  von  Arendal,  der  z.  Th.  aber  auch  Ghranat 
ist),  öfters  in  parallel-  und  divergentstrahligen  Aggregaten  (sogen. 
Egeran). 

Br.  uneben  und  splittrig.  H.  =  6V«,  G.  =  3,34— 3,45.  Glasgl., 
auf  dem  Br.  fettig.  Durchs,  in  verschiedenem  Grade,  gewöhnlich  nur 
durchschein.  Grün  und  braun  in  verschiedenen  Tönen,  öfters  kolophonium- 
farben,  auch  gelb  (z.  B.  Xanthit  von  Amity  in  New-York),  rothbraun, 
schwarzbraun,  selten  blau  (sogen.  Cyprin  von  Souland  in  Telemarken, 
hier  neben  rothem  Thulit)  und  rosenroth.  D.-Br.  schwach,  negativ; 
V.  vom  Wilui  positiv.     Zuweilen  optisch  anomal;   etwas  pleochroitisch. 

Zus.  und  Formel  noch  nicht  sicher;  enthält  stets  FegOg  und  MgO, 
daneben  zuweilen  Alkalien,  etwas  MnO  (Mangan-Idokras  von  Jordans- 
mühl  in  Schlesien),  TiO,  (Deutsch-Tschammendorf  in  Schlesien  u.  a.), 
auch  BgOj  (im  Wiluit),  selbst  PbO  und  SnO^.  —  V.  d.  L.  unter  Aufschäumen 
schmelzbar;  durch  Säuren  erst  nach  dem  Glühen  vollständig  zersetzt. 

i.  Ausgezeichnetes  Contact-  und  metamorphes  Mineral,  besonders  an 
Conta^t'  und  Urgebirgskalksteine  geknüpft.  Ein-  und  aufgetvachsen  neben 
den  gewöhnlichen  Contactmineralien;  wenn  aufgewachsen,  oft  neben  Diopsid 
und  Klinochlor.  In  den  KalkblöcJcen  der  Somma  und  am  Albaner  Ge- 
birge; in  den  Contactkalken  am  Monzoni  bei  Predazzo,  Auerbach  an  der 
Bergstrasse.  Auf  metamorphischen  mit  körnigem  Kalk  verbundenen 
Magnetitlagerstätten  im  Banat  (Bezbdnya,  Cziklotca,  Dognacska),  Aren- 
dal  u.'a.  0.  In  Serpentin  von  der  Mussa-Alp  im  Alathal,  Piemont. 
Dahin  auch  der  strahlige  Egeran  von  Haslau  bei  Eger  in  Böhmen, 
ron  Göpfersgrün  im  Fichtelgebirge,  Sandford  in  Maine  u.  a.  —  2.  Auf 
Klüften  in  krystallinischen  Schiefem  mehrorts  in  den  Alpen,  Skandinavien 
nnd  am  Ural,  z.  B.  Zermatt  in  Wallis,  Pfitsch  in  Tirol,  Egg  bei 
Christiansand,  Eker  bei  Brammen,  Arendal  in  Norwegen,  Slatmlst  im 
Ural;  an  der  Achtaragda,  einem  Nebenfluss  des  Wilui  in  Ostsibirien, 
ron  wo  der  Var.-Name  Wiluit.  —  In  vulkanischen  Aschen.  Albaner 
Gebirge. 

Zum  y.  dürfte  auch  der  asbestartige  Pilin it  aus  dem  Granit  von  Striegau 
geboren. 

V.  wandelt  sich  um  in  Glimmer,  Cblorit,  Steatit,  Fassait,  Diopsid,  Skapolitb, 
auch  in  Granat.    Aehnlicbe  Mineralien:  Granat,  Zirkon,  Zinnstein. 

Granatgmppe. 

Granat.    Formel  s.  folgende  Seite. 

Regulär,  holoedrisch.  XX  öfters  einzeln  ein-  oder  aufgewachsen, 
manchmal  schalig  struirt.     Am  häufigsten  und  charakteristisch  {110)ocOj 


472  IX.  El.   SiUcate  etc. 


daneben  nicht  selten  {211)202^  das  auch  zuweilen  selbständig  aufikritt; 
weniger  häufig  oder  selten  (321)30^12,  {431)40^\z,  {332y\%0,  (210)cdÜ:i; 
zuweilen  {111)0  und  {10Ö)ocOoo.  Auf  {110)ocO  manchmal  Diagonalstreifung. 
Derbe,  körnige  bis  dichte  Massen,  lose  in  Gerollen  und  im  Sande. 

Fig.  472.  Fig.  473.  Fig.  474.  Fig.  475. 


#  (110)  ocO  fast  stets  sehr  unvollk.  Br.  muschlig  bis  splittrig; 
spröd.  H.  =  eV»— 7V«,  G.  =  3,4—4,3.  Durchs,  bis  undurchs.  Glasgl. 
bis  Fett-  und  Pechgl.  Farblos  und  in  der  verschiedensten,  von  der 
ehem.  Zus.  abhängigen  Weise  gefärbt,  namentlich  braunroth.  Br.-L 
=  1,7—1,8.     Recht  häufig  optisch  anomal. 

Die  unterschiedlichen  Glieder  der  Granatgruppe  sind  in  der  Haupt- 
sache Silicate  der  Thonerde  bezw.  des  Eisens  in  Verbindung  mit  Kalk 
oder  Magnesia.  Allgemeine  Formel  R^^Rj^^SigOi,,  wo  R"  =  Ca,  Mg,  Fe, 
Mn  und  R^^  =  AI,  Fe,  Cr  ist.  Wenn  auch  vielfach  in  den  Granaten 
sowohl  für  R^^  wie  R^^  nur  je  ein  Element  eintritt,  so  sind  doch  die 
meisten  isomorphe  Mischungen  mit  mehreren  Elementen  fdr  R^^  und  R^^. 
—  Löthrohrverhalten  abhängig  von  der  Zus.,  gewöhnlich  nicht  schwer, 
zu  einem  oft  magnetischen  Glas  schmelzbar.  Von  Säuren  unvollk.  zer- 
setzt, geschmolzen  aber  vollständig  unter  Abscheidung  von  Eieselgallert 

Häufiges  Mineral.  —  1.  In  krystalUnischen  Schiefem  (Glimmer- 
schiefer, Granula,  Ehlogit,  Granatfels)*  —  2,  Als  Contactnüneral  vm 
kalkigen  und  dolomitischen  Gesteinen  neben  kömigem  Kalkspath,  Wolla- 
stonit,  Kokkolith,  Vesuvian,  Magnetit,  —  3,  Seltener  in  Eruptivgesteinefiy 
Granit,  Quarzporphyr,  Porphyrie  —  4.  Auf  Spalten  und  Erzgängen. 

Man  unterscheidet: 

1.  Ealkthongranat.  CasAlgSijOi,.  Farblos,  weiss,  hellgrün  (GrossnlarK 
hyacinthroth  (Eaneelstein,  Hessonit),  bernsteinfarben.  Wesentlich  Contact- 
mineral.  Auerbach,  St.  Andreasberg,  Jordansmühl  (wasserhell),  als  DilavialgeröU  aof 
der  Dominsel  von  Breslau^  Mussa-Alp  im  Alathal  in  Piemont  (hier  Hessonit  in  Be- 
gleitung von  Diopsid  und  Klinochlor),  Monzoni,  £lba,  Vesuv,  am  Wilui  in  Ostsibirien 
(Grossular),  Ceylon. 

Chemisch  entwickelt  sich  aus  dem  Ealkthongranat  und  vielfach  von  gleichem 
geologischen  Vorkommen  ist  der 

2.  Ealkeisengranat  ( Andradit,  Aplom).  CajFesSijO, „  gewöhnlich  etwas  Mg* 
und  AlgOs-haltig.  In  XX,  individualisirten  Eömem  und  derb,  auch  gesteinsbildcDd; 
mit  fettigem  bis  pechartigem  Bruch  und  gewöhnlich  braun  oder  braungrOn,  Öfters 
auch  ganz  schwarz;  nur  selten  hellgrün  und  durchs.    Schmilzt  zu  schwarzer  magne- 


IX.  El.   SiHcate  etc.  473 


tiacher  Kugel.  1.  Typisches  Contact-  und  metamorphes  Mineral,  daher  häufig  auf 
Magneteisenlagerstätten  sowohl  des  Contacts  wie  solcher  innerhalb  metamorpher 
Schiefer  und  im  Skam  (cfr.  S.  887).  Gern  neben  Epidot  und  sonstigen  Contact- 
mineralien.  —  Spitzenberg  bei  Altenau  am  Harz,  Schwarzenberg  und  Breitenbrunn 
in  Sachsen,  Schmiedefeld  im  Thüringer  Wald,  Schmiedeberg  im  Riesengebirge.  Mora- 
vicza  und  Dognacska  im  Banat,  Arendal,  Läugbanshyttan.  Bei  Sala  in  Schweden  und 
Broken  Hill  in  Australien  in  Bleiglanz  eingewachsen ;  bei  Pitkäranta  mit  Kupferkies. 
Ural  etc.  —  2.  Eingesprengt  und  auf  Klüften  in  krystallinen  Schiefem,  namentlich  von 
Serpentin  und  Chloritschiefer.  Sparrenberg  und  Wurlitz  im  Fichtelgebirge.  Pfitsch- 
und  Zillerthal  in  Tirol,  Zermatt  in  Wallis,  an  der  Mussa-Alp  im  Alathal.  —  8.  In 
Nephelin  und  Leucit  führenden  Eruptivgesteinen,  immer  titanhaltig  und  schwarz  ge- 
färbt (Melanit),  selten  in  älteren,  der  Tiefenfacies  angehörenden  Gesteinen  und  dann 
derb  eingesprengt  wie  die  Schorlomit  genannte  Var.  aus  den  Eläolithsyeniten 
von  Magnet  Cove  in  Arkansas  und  der  Iwaarit  von  Iwaara  in  Finland;  weit 
häufiger  in  jüngeren  Ergussgesteinen  und  Tuffen,  wie  Phonolith,  Nephelin-  und 
Leucitbasalten  etc.  In  den  Leudtophyren  von  Rieden  und  Olbrück  in  der  Eifel 
und  vom  Kaiserstuhl,  im  Peperin  der  Albaner  Berge  etc.  —  Zum  Kalkeisengranat 
gehören  die  mit  besonderen  Varietätennamen  belegten:  Topazolith,  gelb,  durch- 
sichtig von  der  Mussa-Alp  im  Alathal.  Demantoid,  schön  grüne  lose  Kömer  aus 
den  Goldseifen  von  Bobrowka  im  Ural.  Kolophonit,  derbe,  kömige  Aggregate 
von  kolophoniumbrauner  oder  schwarzer  Farbe  und  Harzglanz,  Arendal;  ein  grosser 
Theil  desselben  ist  jedoch  kömiger  Vesuvian.  Allochroit,  ein  dichter,  grünlicher 
oder  gelblicher,  Mn-halb'ger  Granat  von  Drammen  und  Feiringen  in  Norwegen. 
Rothoffit,  gelbbraun,  Mn-haltig  von  L&ngbanshyttan.  Polyadelphit,  derb, 
braungelb  von  Franklin,  New- Jersey.  —  Schorlomit  ist  der  Melanit  aus  den  Eläolith- 
syeniten von  Magnet  Cove,  Iwaarit  der  aus  den  gleichen  Gesteinen  von  Iwaara 
genannt  worden. 

8.  Magnesiathongranat  (Pyrop.  Schwarzer  Granat  z.  Th.).  Mg^AlgSigOig. 
Enthält  auch  mehr  oder  minder  Ca  und  Fe,  zumeist  auch  Cr.  Mit  Ausnahme  des 
schwarzen  Granats  von  Arendal  von  blutrother  Farbe.  Gewöhnlich  nicht  in  wohl  ausge- 
bildeten XX*  V.  d.  L.  schmelzbar.  Stammt  aus  Serpentin,  bezw.  aus  dessen  ürsprangs- 
gesteinen.  Bekannt  namentlich  die  sogen.  böhmischenGranaten,die  sich  in  einem 
jugendlichen  Conglomerat  von  Serpentin  u.  a.  Gesteinen  zu  Meronitz  bei  Bilin  und  in 
Diluvialsanden  und  -Gerollen  bei  Tfiblitz  und  Podsedlitz  finden.  Eingewachsen  im 
Serpentin  von  Zöblitz  und  Greifendorf  in  Sachsen.  In  Diamantseifen  Südafrikas,  von 
wo  sie  als  .Capmbine"  in  den  Handel  kommen,  und  von  Brasilien.  Die  Pyropen  aus 
dem  Serpentin  vom  Krems  werden  von  einem  1  mm  dicken  faserigen,  schwach  doppel- 
brechenden, graubraunen,  aber  chemisch  verschiedenen  Mineral,  Kelyphit,  umhüllt, 
das  vielleicht  ein  in  Berühmng  mit  Olivinsubstanz  umgewandelter  Granat  ist.  — 
Beliebter  Schmuckstein. 

4.  Eisenthongranat  (Almandin).  FegAlgSigOis.  Roth,  braun,  seltener 
schwarz ;  die  kolumbinrothen  (d.h.  blutroth  mit  Stich  ins  Blaue)  Gr.  heissen  Almandin. 
Eingewachsen  in  krystallinen  Schiefem,  so  im  Riesengebirge,  Erzgebirge,  in  den 
Diluvialgeschieben  Norddeutschlands.  Fahlun.  Vielorts  in  den  Alpen,  am  Ural.  Ein 
Theil  enthält  auch  Y,  danach  Yttergranat  z.  Th. 

5.  Manganthongranat  (Spessartin).  MugAlgSigOi,,  mit  mehr  oder  minder 
Beimischung  von  Fe.  Gelb  oder  rothbraun.  Hauptsächlich  im  Granit,  aber  auch  in 
anderen  Eraptivgest einen.  Aschaffenburg  im  Spessart.  Ilfeld  (im  Porphyrit).  St.  Marcel. 
Elba.    Broddbo  bei  Fahlun.    Miask.    Haddam,  Conn. 

6.  Kai  kehr  omgr  an  at  (Chromgranat,  üwarowit).   CagCr^SisOig.   XX  dunkel 


474  IX.  Kl.   Silicate  etc. 


smaragdgprQn  und  glasglänzend ;  durch  Verwitterung  matt  und  schmutuggrün ;  öfters 
in  üeberzügen.  Liefert  v.  d.  L.  grüne  Boraxperle.  Auf  Klüften  von  derbem  Chrom- 
eisenstein  in  der  Nähe  von  Bissersk  im  nördlichen  Ural;  auB  den  ChromeiBengrubea 
von  Texas,  Pa.  und  New-Idria,  Cal.  In  üeberzügen  von  Jordansmühl  in  Schieden, 
von  Kyschtimsk  im  südlichen  Ural.  — 

Partschin.  (MnFe)sAl2Si30i2»  demnach  chemisch  zur  Granatgruppe  gehörig, 
aber  monoklin.  ß  =  127  ^  44'.  Die  seltenen  XX  sind  mattflächig  und  kantengemndet; 
(110)ooP,  (lOO)ooP^  und  (OOl)oP  herrschen  vor;  in  losen  Körnern.  Br,  unvoUk. 
m  uschiig.  H.  =  6V<>  G.  =  4.  Schwacher  Wachsglanz,  trüb,  gelblich  bis  röthiichbrann. 
Im  goldführenden  Diluvialsand  von  Olihpian  in  Siebenbürgen. 

Cordieritgruppe. 

Cordierit.    Dichroit.  Polychroit.  Jolith.  Peliom.  Steinheilit.    Mg^AI^Si^Oj^. 

Rhombisch,  holoedrisch. .  a:h  :  c  =  0,58709  :  1  :  0,55635  (Millkb). 
—  XX  stets  eingewachsen,  gewöhnlich  mattflächig  mit  gerundeten  Kanten, 
kurzsäulig  mit  hexagonalem  Habitus.  Die  sechsseitigen  Säulen  werden 
durch  (110)ooP  119«  10',  {010)oqP^,  die  zwölfseitigen  Säulen  durch  die 
hinzutretenden  Flächen  {100)ooPöö,  (i5ö)ooP§  59 ^  10'  gebildet;  an  den 
Enden  gewöhnlich  nur  {001)oP  oder  untergeordnet  (llJ2)^jiP  und  (011)Poo. 
Durchkreuzungszwillinge  nach  (110)ooP  selten,  zu  Drillingen  und  Sechs- 
lingen  verbunden.  Zumeist  in  derben  schaligen  Körnern  und  Aggregaten, 
in  grossen  regellosen  Stücken  und  als  Geschiebe.  Wandelt  sich  zu  Pinit  um. 

#  {010)cyoPd6,  deutlich,.  Absonderung  nach  {001)oP.  Br.  muschlig 
bis  uneben.  H.  =  7— TV«,  G.  =  2,6.  Etwas  fettiger  Glasgl.  Durchs. 
bis  durchschein.  Grau  und  bräunlichblau,  violblau,  tiefblau ;  auch  braun- 
grünlich und  gelblich.  Starker  Pleochroismus,  daher  der  Name  Dichroit, 
violblau  II  c,  gelblich  ||  a,  grau  ||  b.  A-E  =  (Öiö)ooPö6,  negative  1 M-L  =  c. 
Axenwinkel  schwankend.     D.-Br.  schwach. 

Etwas  AI  wird  durch  Fe  ersetzt.  Da  auch  frisches  Material  bei  der 
Analyse  Wasser  ergiebt,  so  ist  neuerdings  die  Formel  auch  H^Mg^AlgSiioO,- 
geschrieben.  Y.  d.  L.  nur  an  den  Kanten  schwierig  schmelzbar;  Säuren 
fast  unwirksam. 

Gemengtheil  mancher  Gneisse  und  Granite,  die  danach  als  Cordierit- 
gneisse  und  -Granite  bezeichnet  tverden;  in  den  ÄusuHirf  lingen  des  Laacher 
Sees;  mikroskopisch  in  den  Homf eisen  und  Knotenschiefem  granitischer 
und  dioritischer  Contacthöfe.  Als  Geschiebe,  Mit  Magnetkies  und  Kupfer- 
kies im  Cordieritgneiss  von  Bodenmais  im  Bayerwalde  und  bei  Orijärfvi 
in  Finland,  im  sächsischen  Granulitgebiete  y  bei  Kragerö  in  Nortcegen. 
Fahlun,  im  Granit  von  Abo  in  Finland,  Haddafti,  Conn,;  im  Glimmer- 
syenit von  Cabo  de  Gata  in  Spanien  (sogen,  Jolith),  als  durchsichtiges 
Geschiebe  (Wasser-  oder  Luchssapphir)  von  Ceylon, 

Cordierit  wandelt  sich  leicht  um  durch  Aufnahme  von  Wasser  und  Kali,  Abgabe 
von  SiOj  und  MgO.   Als  Endproduct  scheint  regelmässig  Eallglimmer  hervorzugehen. 


IX.  Kl.    Silicate  etc.  475 


Die  Zwischenstadien  von  sericitisclier,  talkiger  und  serpentinartiger  Beschaffenheit 
sind  mit  zahlreichen  Namen  belegt,  darunter  am  wichtigsten  Pinit,  der  jedoch  auch 
aus  anderen  Silicaten,  z.  6.  aus  Turmalin  hervorgeht.  Sonst  lAspasiolith,  KragerO ; 
Aurolith,  Abo  in  Finland,  ebendaher  Bonsdorf  fit;  Chlorophyllit,  ünity 
in  New-Hampshire ;  Esmarkit,  Brftkke  in  Norwegen;  Fahlunit,  Fahlun;  Gigan- 
tolith,  Tammela  in  Finland;  Groppit,  Gropptorp  in  Södermanland ;  Iberit- 
Montoyal  bei  Toledo;  Oosit,  Oosthal  in  Baden;  Peplolith,  Ramsberg  in  Schwe- 
den ;  Pinitt  ursprflnglich  im  Granit  des  Pini-Stollens  bei  Schneeberg;  Polychroilith, 
Eragerö;  Praseolith,  Bräkke;  Pyrargillit,  Helsingfors;  Raumit,  Raumo  in 
Finland;  Triklasit  und  Weissit  von  Fahlun. 

Dem  Cordierit  werden  ähnlich  Quarz  und  Eläolith. 

Sphenoklas.  (GaMgFeMn)0Al,Si«O2i.  Nur  derb,  krystallinisch  blättrig  mit 
splittrigem  Br.  H.  =  6,  G.  =  3,2.  Kantendurchschein. ,  schwachglänzend ,  blass  grau- 
lichgelb.  Lagenartig  im  kömigen  Kalk  neben  WoUastonit  von  Gjellebäck  in  Norwegen. 

Beryll.     Smaragd.     BeaAlgSißOig. 

Hexagonal,  holoedrisch,     a  :  c  =  1 :  049886  (Kokschaeow).  —  XX 
ein-  und  aufgewachsen,    meist   lang  säulenförmig,    selten  tafelig;    das 
Prisma    vertical    gerieft    und    oft_  cylindrisch    gerundet. 
Häufigste    Combination     M=  {1010)ooP,     m  =  {0001)oP,         '^'  ^'^^' 
p  =  {1Ö11)P  (p^'M  =  119«  570,    daneben   s  =  {1121)2T2, 
u  =  {202i)2P,  k  =  {213i)3F^li,  n  =  (1120)ooP2  etc.    Keine 
Zw.  —  Stenglige  Aggregate  und  lose  als  Geschiebe.  n^    j^ 

#  {0001)oP  voUk,     Br.  muschlig  bis  uneben;  spröd. 
H.  =  7Va— 8,   G.  =  2,67— 2,76.     Durchs,  bis  durchschein.      ^^=^^ 
Glasgl.     Wasserhell,   häufig  mit  Stich  ins  Grünliche,  ver- 
schieden grün,   namentlich  smaragd-  und  blaugrün  gefärbt,   auch  gelb, 
blau,    rosenroth.     Pleochroitisch ,   D.-Br.  schwach    und    negativ;    durch 
Spannung  optisch  anomal. 

y.  d.  L.  nur  an  den  Kanten  schwer  schmelzbar.   Säuren  unwirksam. 

Eingewachsen  in  Glimmerschief em ,  auf  Klüften  und  Drusen  im 
Granit,  auf  Pegmatitgängen;  vereinzelt  in  Gangtrümmem  und  Drusen 
im  Thonschiefer  und  Kalkstein,  lose  auf  Seifen. 

Von  den  Varietäten  amfasst:  1.  Smaragd  die  in  Folge  einea  GrjOs-Gehalts 
tief  smaragdgrün  gefärbten  und  zugleich  durchsichtigen  XX>  Sehr  werthvoller 
Edelstein.  Im  Glimmerschiefer  eingewachsen  an  der  Takowaja  in  der  Gegend  von 
Katharinenburg;  Tunka-Thal  in  Columbien  auf  Gängen  im  Thonschiefer;  Muzo-Grube, 
Neu-Granada  in  schwarzem  Kalkstein,  Habachthal  in  Salzburg  im  Glimmerschiefer; 
Eidsvold  am  MjGsen-See  in  Norwegen  in  Feldspath  eingewachsen;  im  Alterthum 
waren  die  Gruben  von  Zabarah  bei  Eosseir  am  Rothen  Meer  berühmt. 

2.  Aquamarin  (Edler  Beryll).  XX  von  gelber,  meergrüner  und  blauer 
Farbe,  durchs.  Auf  Drusen  und  Klüften  im  Granit.  An  der  Takowaja,  bei  Mursinsk 
und  Schaitansk  im  Ural,  Aduntschilongebirge  bei  Nertschinsk;  auf  Elba;  in  den 
Moume  Mountains,  Irland;  lose  in  Brasilien. 

3.  Gemeiner  Beryll.  XX  zuweilen  von  ausserordentlicher  Grösse,  ge- 
wöhnlich nur  (lOlOooP,  (lOfl)P;  an  den  Enden  öfters  verbrochen.    Grün,  gelblich- 


476 


IX.  El.   Silicate  eic. 


weiss;  trflbe  bis  durchschein.  Auf  Klüften  und  Drusen  von  Granit  und  eingewachsen; 
begleitet  zuweilen  den  Zinnstein  wie  zu  SchlaggenwaJd ,  Ehrenfriedersdorf,  St.  Mi- 
chaelB*Mt.  in  Com  wall.  —  Zwiesel  und  Tirschenreuth  im  Bayerwalde;  Langenbielaa 
in  Schlesien;  Marschendorf  in  Mähren:  Habachthal  in  Salzburg  (im  Glimmerachiefer) : 
Limqges  und  Ghantelonbe;  Elba;  Irland  und  Schottland;  Finbo  bei  Fahlun;  GosheD, 
Mass.;  Ackworth  und  Grafton  in  New-Hampshire ,  hier  XX  bis  1500  kg.  —  Beiyll 
geht  durch  Verwitterung  in  Muscovit  und  Kaolin  Über.  Aehnliche  Mineralien :  Grüner 
Turmalin,  Apatit. 

«  Olivingnippe. 

Umfasst  eine  Anzahl  rhombisch  krystallisirender  isomorpher  Glieder,  die  theils 
die  reinen  Singulosilicate  (normale  Orthosilicate)  MggSiO«,  FegSiO«  und  Mn,SiO«, 
häufiger  noch  deren  isomorphe  Mischungen  darstellen.  In  einzelnen  Gliedern  sind 
auch  noch  die  analogen  Silicate  CagSiO^,  Zn^SiO^  in  wesentlicher  Menge  beigemischt, 
untergeordnet,  aber  technisch  bedeutungsvoll  ist  die  Beimischung  von  Ni-  und  Cr- 
Silicat.  Axenverhältniss  und  spez.  Gew.  bilden  keine  einfache  Function  des  MischungB- 
▼erhältnisses.  Die  morphologischen  und  physikalischen  Eigenschaften  aller  Glieder 
sind  einander  so  ähnlich,  dass  sie  hier  zunächst  unter  der  häufigsten  Form,  iiem 
gemeinen  Olivin,  zusammengefasst  und  beschrieben  werden  sollen. 

OllYin.    Peridot    (MgFe)8SiO^. 

Rhombisch  ,  holoedrisch.  a:b  :  €  =  0,46575  :  1 :  0,58652  (Kok- 
scHAEOw).  —  XX  nicht  häufig,  eingewachsen  oder  lose,  mit  prismati- 
schem oder  nach  {100)cxOöö  dicktafeligem  Habitus.  Flächenreich,  nament- 
lich der  meteorische  0.    Die  gewöhnlichsten  Formen  sind:  n  =  (110)ocP 


Fig.  477. 


Fig.  478. 


Fig.  479. 


^^T^ry 


130«  2',  s  =  {120)coPi,  M={100)ooPöö  gewöhnlich  vertical  gestreift, 
T  =  (010)ooP^ ,  P  =  {OODoP ,  d  =  {10i)Föö  76«  74',  h  =  {011)Pob 
119«  12',  k  =  {021)2P^  80«  54',  c  =  {111)P  mit  85«  16',  und  139«  54' 
an  den  Polk.  und  108«  30'  an  den  Mittelk.  Gewöhnlichste  Combination 
am  gemeinen  Olivin:  nsTJcde  mit  vorwaltendem  i,  wodurch  die  XX 
meisselförmig  erscheinen  (Fig.  477).  Zw.  nach  h  =  (011)Ps6  selten  und 
fast  nur  an  mikroskopischen  XX  beobachtet.  Eingesprengt  und  lose, 
in  Körnern  und  kömigen  Aggregaten. 

#  {010)ooPo6  einigermassen  deutlich,  {100)ooPöo  unvollk.  Br. 
muschlig.  Spröd.  H.  =  6V2— 7,  G.  =  3,3  im  Mittel,  mit  dem  Fe-6ehalt 
zunehmend  bis  ca.  4.  Glasgl.  auf  dem  Br.  etwas  fettig,  durchs,  bis 
durchschein.     Oelgrtin,  spargelgrün,   gelblich,  braun,  roth,   grau  oder 


IX.  El.   Silicate  etc.  477 


farblos.  D.-Br.  positiv,  optische  Axen  (87®  460  liegen  in  {001)oP, 
1  M-L  =  a.    Sonstiges  optisches  Verhalten  s.  S.  193. 

Chem.  Züs.  s.  oben;  zuweilen  wird  ein  geringer  Theil  SiOg  durch 
TiOg  vertreten.  Nur  die  sehr  eisenreichen  0.  sind  v.  d.  L.  schmelz- 
bar; je  eisenreicher,  um  so  leichter  von  Salzsäure  zersetzbar. 

Als  Gemengtheil  hasischer,  sowohl  älterer  wie  jüngerer  Eruptiv- 
gesteine, fast  immer  in  Paragenesis  mit  Augit:  im  Diabas,  Gdbhro, 
Melaphyr,  Basalt,  Fikrit,  Lherzolith,  Dunit;  in  Form  nuss-  und  faust- 
grosser  kömiger  Einschlüsse  im  Basalt,  in  vulkanischen  Ausu?ürflingen, 
auf  gewissen  metamorphen  Magneteisenlagerstätten,  in  Talkschiefer  und 
in  Meteoriten.  Lose  in  vulkanischen  Aschen  und  in  Seifen,  In  künst- 
lichen Schlacken. 

Als  besondere  Glieder  der  Olivingruppe  lassen  sich  unterscheiden: 

Forsterit  Mg^SiO^  mit  etwas  PeO  (bis  5Vo).  Kleine  aufgewachsene  XX 
und  eingewachsen  in  Körnern.  Farblos,  weiss,  gelblich,  grünlich,  grau.  In  Somma- 
Auswürflingen  mit  Spinell  und  Augit,  in  bläulichem  Kalkspath  der  Nikolaje-Mazi- 
miliangrube  im  Districfc  Slatoust,  im  gelben  Serpentin  von  Snarum.  Hierher  Boltonit, 
gelblichgrüne  und  bläulichgraue  Kömer  im  Kalkstein  und  Dolomit  von  Bolton,  Mass. 
und  wahrscheinlich  auch  die  Serpentin-Pseudomorphosen  von  Snarum. 

Monticellit  (MgCa)jSiO,.  Mg:Ca  =  l:l.  Kleine  XX.  Farblos  weiss  und 
gelblichweiss.  #  nicht  beobachtet.  V.  d.  L.  nur  an  den  Kanten  schmelzend.  In 
Kalkblöcken  der  Somma  und  im  kömigen  Kalk  am  Monzoni.  Batrachit  vom 
Monzoni  ist  derber,  meist  verwitterter  M. 

Olivin  (Peridot).  {}igVe)ßiO^  mit  5— 25^0  FeO  und  37— 527o  MgO.  Gelb- 
lichgrün, angewittert  gelbbraun,  auch  roth  und  zuweilen  metallisch  schimmernd. 
V.  d.  L.  schwer  oder,  wenn  Fe-arm,  gar  nicht  schmelzbar;  die  Fe-reicheren  werden 
leichter  durch  Salzsäure  zersetzt.  Der  weitaus  verbreitetste  0.,  gegen  den  alle  Übrigen 
Olieder  selten  sind.  XX  lose  in  der  Umgebung  des  vulkanischen  Mosenbergs  in 
der  Eifel,  im  Basalt  des  böhmischen  Mittelgebirges  bei  Kostenblatt  und  Bilinka,  im 
Fikrit  von  Neutitschein  in  Mähren,  in  Lava  vom  Forstberg  bei  Mayen  in  der  Eifel 
und  sehr  flächenreich  in  den  Höhlungen  des  Pallaseisens,  d.  h.  des  im  Jahre  1749  im 
Oouv.  Jenisseisk  gefundenen  Meteoreisens,  sowie  in  einigen  anderen  Meteoriten.  Derb 
weit  verbreitet,  namentlich  in  Basalten.  Lose  Bomben  vom  Dreiser  Weiher  bei  Daun 
in  der  Eifel.  In  schwedischen  im  Kalkstein  liegenden  Magnetitlagerstätten,  z.  B.  Lang- 
ban,  Norrberg,  Pajsberg,  Persberg,  Häkansboda.  Häufiges  Product  in  Eisenfrisch- 
schlacken. Hierher  gehört  auch  der  ziemlich  Fe-reiche  Glinkit,  der  am  Berge  Itkul, 
Gouv.  Perm,  Talkschiefer  durchtrümmert ;  femer  Titanolivin  mit  3— 6Ti  Og,  bräun- 
lichroth;  in  Talkschiefer  von  Pfnnders  in  Tirol  und  am  Findelengletscher  bei  Zermatt. 

Als  Fe-reichere  Glieder  schliessen  sich  an  den  gemeinen  0.:  Hyalosiderit 
mit  28 — 30 FeO,  grüne,  oberflächlich  meist  metallisch  gelb  oder  rothbraun  schim- 
mernde XX*  Limburg  bei  Sasbach  im  Kaiserstuhl.  Femer  Hortonolith  mit 
44FeO,  gelblichgrün  bis  grünlich-  oder  bräunlichschwarz,  neben  Magnetit  und  Calcit 
von  der  O'Niel  Mine,  New- York. 

Fayalit.  Fe^SiO^,  theoretisch  mit  70,57  FeO,  regelmässig  mit  etwas  MnO 
und  MgO.  Weingelb  bis  olivengrün,  verwittert  braunroth  und  metallisch  schimmernd ; 
öfters  mit  Magnetit  vermengt  und  dann  schwarz.  Auf  der  Insel  Fayal  (Azoren;  sehr 
wahrscheinlich  nur  eine  künstliche  Schlacke),  lose  und  in  Trümmern  eines  grobkörnigen 


478  I^-  Kl.    Silicate  etc. 


Granits  von  Slievecarrach  in  den  Mourne-Mountains,  in  rhjolithischen  LithophTsen  im 
Yellowstone-National-Park ;  in  Schlacken.  Hierher  dürfte  auch  der  schwarte  BUUtchen 
bildende  NeochrysolithA.  Scacchi*8  ans  Höhlungen  einer  Vesuvlava  vom  Jahre  1631 
gehören,  dessen  Zusammensetzung  versehentlich  als  (CaFe)sSi04  angegeben  wurde. 
Ebenso  hierher  Breislakit,  haarförmig  feine  X  X  >  u^  lockeren  Büscheln;  braun. 
Snblimirtes  Mineral  aus  Poren  der  Lava  von  Capo  di  Bove  bei  Rom. 

Eisenkalkolivin  (GaFe)2Si04.  Bis  jetzt  nur  als  Hüttenprodnct  Farblos 
bis  licht  bräunlich  von  Gässjö  in  Schweden,  nelkenbraun  von  Easton,  Fa. 

Enebelit  (FeMn)2Si04.  Nur  in  Spaltstücken  und  breitstengligen ,  grau- 
schwarzen Aggregaten.  Ausser  nach  (010)ooPd6  deutlich  #  nach  (llO)ooP.  Geringer 
wachsartiger  Glasgl.  V.  d.  L.  schmelzbar.  Ilmenau?  NierenfÖrmige  Einlagerungen 
auf  den  Magnetitlagerstätten  von  Dannemora,  von  Veater-Silfberget  in  Dalame.  — 
Ein  Enebelit  mit  vorwiegendem  Fe- Gehalt  von  letzterer  Localität  und  einigen  anderen 
Punkten  wird  als  Igelströmit  oder  Eisenknebelit  bezeichnet.  —  Zum  Enebelit 
gehört  auch  der  0.  aus  dem  Olivin-Diallsggestein  Eulysit  von  Tunaberg  in  Schweden. 

Roepperit  (Stirlingit).  (FeMnZn)2Si04  mit  ca.  lOZnO.  Grosse  XX><iic^- 
tafelig  nach  (010)ooPo6.  Dunkelgrün  bis  schwarz,  meist  aussen  verwittert.  Ausser 
nach  (010)ooPö6  vollk.  #  nach  (OOl)oP,  undeutlich  nach  (lOO)ooPöb.    Stirling  Hill. 

Tephroit.  MugSiO«  mit  70MnO,  regelmässig  etwas  MgO  und  FeO.  X> 
selten,  meist  in  derben,  nach  3  Richtungen  #  Aggregaten.  Glasgl.  auf  den  Flächen, 
auf  dem  muscbligen  bis  splittrigen  Br.  fettartig.  Durchscheinend  bis  durchs.  Asch- 
grau, braun  und  roth.  —  V.  d.  L.  schwer  schmelzbar,  von  Salzsäure  zersetzt.  Franklin 
und  Sparta  in  New- Jersey,  Pajsberg,  L&ngban.  Eünstlich.  —  Pikrotephroit  heissen 
die  Mg-reichen  Tephroite.  —  Hydrotephroit  bildet  wasserhaltige,  theilweise  ver- 
witterte hellrothe  Aggregate  bei  Pajsberg.  —  Bementit.  HjMnSiO^.  In  leicht 
zerreiblichen  sternförmig  faserigen  Aggregaten,  blass  graugelb,  dem  Karpholith  ähnlich. 
G.  =  2,981.  Franklin ,  New- Jersey.  Ist  wahrscheinlich  auch  nur  ein  Umwandlung«- 
product  von  Tephroit.  — 

Alle  gemeinen  Olivine  neigen,  was  sich  unter  dem  Mikroskop  im  Einzelnen 
verfolgen  lässt,  sehr  zur  Verwitterung  und  Umwandlung,  wobei  gewöhnlich  faseriger 
grüner  Serpentin,  oder  blättriger,  gelblich  bis  rother  Iddingsit,  seltener  Chloro- 
phaeit,  Delessit,  Hornblende,  Anthophyllit  gebildet  werden.  Dabei  kann  eine  An- 
reicherung des  Ni-Gehalts  und  selbst  die  Neubildung  Ni-haltiger  Magnesiasilicate 
(Garnierit)  stattfinden.  Als  Endproducte  erscheinen  Opal  und  Chalcedon,  Bitte^ 
spath,  Magnetit  und  Hämatit  Schöne  Pseudomorphosen  von  Serpentin  nach  Olivin 
sind  von  Snarum  in  Norwegen  und  vom  Rympfischwäng  am  Findelengletscher  bei 
Zermatt  bekannt.  Ebensolche  Ps.  aus  dem  Dolomit  von  Traversella  sind  Villarsit, 
solche  von  dunkelrother  oder  brauner  Farbe  aus  schottischen  Doleriten  Ferrit  ge- 
nannt. Von  technischer  Bedeutung  ist  die  charakteristische  Verknüpfung  der  zu 
Serpentin  verwitterten  Olivine  mit  Nickel-,  Chromit-  und  Platinlagerstätten. 

Elare  durchsichtige,  meist  auf  Seifen  (Orient,  Brasilien)  vorkommende  Olivine 
finden  unter  dem  Namen  Chrysolith  Verwendung  zu  Schmucksteinen. 

Willemitgrappe. 

Rhomboedrisch-tetartoedrisch  mit  Ausnahme  des  Trimerit,  dessen  Drillinge 
zwar  einen  analogen  hexagonalen  Habitus  haben,  dessen  Individuen  aber  triklin  sind. 
Chemisch  sind  die  hierher  gehörigen  Mineralien  gleich  denen  der  Oiivingruppe  nor- 
male Orthosilicate  (Bisilicate)  und  da  im  Troostit  dieselben  Basen  enthalten  sind  wie 
in  den  Olivinen   und  der  Trimerit  geradezu  ein  Mittelglied  zwischen  Tephroit  und 


IX.  Kl.   Süicate  etc.  479 


Phenakit  bildet,  so  stehen  Olinn-  nnd  Willemitgruppe  zu  einander  im  Verh&ltniss 
der  Dimorphie. 

Trimerit.  MnBeSiO^.  Triklin,  in  pseudohezagonalen  Drillingen,  die  in  Form 
und  Winkeln  dem  Phenakit  nahe  stehen.  #  basisch  deutlich ;  spröd.  H.  =  6 — 7, 
G.  =  8,474.  Starker  Glasgl.  Durchs,  bis  dnrchschein.  Lachsfarben  bis  farblos.  Selten ; 
eingewachsen  in  Kalkspath,  z.  Th.  mit  Aktinolithnadeln  bedeckt,  auf  der  Harstig- 
grübe  in  Wermland. 

Phenakit.  Be^SiO^.  Hexagonal,  rhomboedrisch-tetartoedrlsch.  XX  hald  mit 
rhomboedrischem,  bald  mit  prismatischem  oder  pyramidalem  Habitus ;  am  häufigsten 
(10ri)R,  (1120)ooP2  oder  (1120)ooP2,  (1128)7«P2,  (lOll)R,  dazu  (OOOl)oB,  (Olll)-R, 
(0112)-V2R»  (0221)~2R,  (4150)ooP74,  (2248)*/8P2  u.  a.  Der  Tetartoedrie  entsprechend 
sind  die  dihexagonale  Bipyramiden  als  Rhomboeder  III  Art  ausgebildet.  Er^nzungs- 
zwillinge.  #  (1120)ooP2  wenig  deutlich.  Br.  muschlig.  H,  =  7— 8,  G.  =  2,9— 3. 
Glasgl.,  durchs,  bis  durchschein.  Farblos,  gelblich  weiss,  weingelb,  blass  rosa.  D.-Br. 
positiv.  —  V.  d.  L.  unschmelzbar,  mit  Borax  zu  klarem  Glase ;  Säuren  unwirksam.  — 
Dieses  seltene  quarzähnliche  Mineral  findet  sich  auf  den  uralischen  Smaragdgruben 
an  der  Takowaja  mit  Smaragd,  Chrysoberyll,  Apatit  im  braunen  Glimmerschiefer; 
auf  granitischen  Gängen  bei  Miask  im  Ilmengebirge ;  bei  Erageroe  im  südlichen 
Norwegen;  mit  Quarz  in  Brauneisen  bei  Framont  in  den  Vogesen;  Reckingen  im 
Wallis,  Cerro  del  Mercado  bei  Durango,  Mexico;  Pike's  Peak  und  Topaz  Butte, 
Colorado.    Künstlich  darstellbar.    Aehnlich:  Quarz  und  Topas. 

W  i  1 1  e  m  i  t.  Zn^SiO^  (78  ZnO).  Hexagonal ,  rhomboedrisch.  X  X  gewöhnlich 
sehr  klein,  (1010>»P,  (3034)»/4R,  ausserdem  wohl  noch  (1120)ooP2,  (OOOl)oR,  (0112)- V^R- 
Zw.  nach  (3.8.6. 10)'/5F2,  Verwachsungsebene  senkrecht  darauf.  Derb,  in  dichten 
und  feinkörnigen  Aggregaten.  #  (OOOl)oR  deutlich.  Br.  muschlig  bis  splittrig. 
H.  =  5V'«,  G.  =  4,02 — 4,18.  Fettiger  Glasgl,,  durchs,  bis  durchschein.  Farblos,  weiss, 
gelblich,  braun,  auch  blau,  selten  schwarz.  Im  Glasrohr  kein  Wasser.  Auf  der 
Galmeilagerstätte  von  Altenberg  bei  Aachen  und  am  Büsbacher  Berg  bei  Stolberg; 
Musartut  in  Grönland,  Merrit  Mine  in  New-Mexico.  Im  Ofenbruch  und  künstlich 
darstellbar.  Das  massenhafte  Vorkommen  von  Mine  Hill  und  Stirling  Hill  in  New- 
Jersey  rechnet  seines  Mangangehaltes  besser  zum  Troostit. 

Troostit.  (ZnMn)jSiO4(60— 69ZnO,8— 18MnO).  Hexagonal,  rhomboedrisch. 
X  X  z-  Th.  recht  gross.  (1120)ooP2,  (lOll)R  116^  seltener  (0112)-V«R,  (0382)-»/2R 
und  (2131)R3.  Derb.  #  (1120)ooP2  deutlich,  (lOll)R  undeutlich.  Br.  uneben; 
spröd.  G.  =  6,  H.  =  3,89—4,29.  Glasartiger  Fettgl.,  durchschein.  Weiss,  gelblich, 
apfelgprün,  spargelgrün,  rötblichbraun.  —  V.  d.  L.  unvollk.  schmelzbar;  von  Säuren 
zersetzt.  In  grossen  Massen  und  bergmännisch  gewonnen  auf  der  Rothzinkerzlager- 
stätte von  Stirling  und  Franklin  in  NewJersey.  — 

Bertrandit.  HgBe^SigOg.  Rhombisch  hemimorph.  Kleine,  nach  (010)ooPo6 
tafelige  und  nach  mehreren  Rieht nngen  spaltbare  XX;  H.  =  ca.  6,  G.  =  2,6.  Glasgl. 
oder  Perlmgl.  Durchs,  bis  durchschein.  Farblos,  weiss,  gelblich.  In  Pegmatiten  der 
Umgegend  von  Nantes,  La  Villeder  im  Morbihan,  Pisek  in  Böhmen,  Mount  Antero 
in  Colorado,  Stoneham  in  Afaine. 

Kleselzinkerz.  Hemimorphit.  Calamin.  Galmei  z.  Th.  Kieselgalmei.  Eiesel- 
zinkspath.    Zinkglas.     H^ZogSiOg. 

Rhombisch,  hemimorph.  a:b:c  =  0J834  : 1 :  0,4778  (Schbauf).  — 
X  X  gewöhnlich  nur  klein,  aufgewachsen,  meist  tafelartig  nach  (piO)ooPo6 
und  hemimorph  ausgebildet,    a  =  {100)ooPöo,  h  =  {010)ooPo6,  c  =  (pOi)oP, 


480 


IX.  El.   Silicate  etc. 


g  =  {nO)ooP  103«  50',  0  =  (101)Pöö  117«  14',  r  =  (011)P^  128«  55', 
p  =  {301)3Pöö  57«  20',  m  =  (03i)3P^  «9«  48'.  Die  Fläche  s  =  {12i)2F2 
(Polk.  101«  35'  und  132«  260  begrenzt  regelmässig  den  unteren  Pol, 
während   der  obere   mannichfach   ausgebildet   sein    kann.     Erganznngs- 


Fig.  480. 


Fig.  481. 


Fig.  482. 


Zwillinge  nach  (p01)oP  (Fig.  482).  X  X  häufig  fächerförmig  aggregirt 
oder  in  kugligen,  nierigen,  stalaktitischen  Aggregaten  Ton  feinstengliger 
ode£  faseriger  Structur;  häufig  in  Krusten.  Pseudomorphosen  nach  Galcit 
{0112)  — ^%R  (Brilon),  Fluorit,  Pyromorphit,  Bleiglanz. 

#  {110)ooP  vollk.,  (101)  Poo  etwas  weniger.  Br.  muscUig  bis 
uneben;  spröd.  H.  =  5,  G.  =  3,3--3,5.  Auf  [oiO)ooP^  Diamantgl., 
sonst  hoher  Glasgl.  Durchs,  bis  durchschein.  Farblos,  weiss,  graulich 
oder  gelblich  weiss,  grau,  gelb,  braun,  grön.  A-E  =  {10Ö)ooPoö,  -f-M-L 
=  c.  Sonstiges  optisches  Verhalten  s.  S.  193.  Durch  Erwärmen  polar- 
elektrisch. 

67,5  ZnO  bezw.  54,2  Zn,  25SiOj,  7,5  H^O.  V.  d.  L.  unschmelzbar; 
giebt  im  Eölbchen  erst  bei  Kothgluth  Wasser.  In  Salzsäure  unter  Ab- 
scheidung von  SiOg  löslich. 

Wichtiges  Zinkerz.  Vorkommen  auf  metasomatischen  Lagerstättefi 
das  gleiche  ivie  Zinkspath  und  an  denselben  Orten,  nur  nicht  so  reich- 
lich. Altenberg  und  anderswo  hei  Aachen,  Iserlohn,  Tamowitz,  Raibl 
und  Bleiberg  in  Kärnten,  Matlock  in  Derby shire,  Olkusz,  Nertschinsh 
Phönixville  und  FriedensvillCy  Pa.,  Stirling  Hill,  N.-J,,  Austin' s-Mine 
in  Virginien. 

Moresnetit,  Gemenge  von  Eieselzink  mit  einem  tbonähnlichen  Silicat  von 
Moresnet  bei  Aachen.  —  Eggonit  bildet  sehr  kleine,  liebt  graubraune,  durchs,  bis 
durchschein.  XX-  H.  =  4— 5.  Auf  Kieselzink  von  Altenberg  bei  Aachen;  ist  für 
Cd- Silicat  gehalten,  ist  aber  Schwerspath  (cfr.  S.  414). 

DioptaS.     Achirit.    Kupfersmaragd.      H^CuSiO^. 

Hexagonal,  rhomboedrisch-tetartoedrisch.  a  :  c  =  1 :  0^5342  (Bkeit- 
haupt).  —  XX  aufgewachsen,  gewöhnlich  klein,  zu  Drusen  vereinigt, 
mit  säuligem  Habitus,  m  =  {llIo)ooP2 ,  r_={0221)-2R  95<>  26^2'; 
Rhomboeder  III  Art,  wie  z.B.  s —  {1.15.16.7)2R'^k  sind  gewöhnlich 
nur  durch  Streif ung  und  Knickung  auf  (0221) '-2R  angedeutet.  Zw. 
nach  (101l)R  sehr  selten. 


IX.  El.   Süicate  etc.  481 


rn 


#  {lÖli)B  voUk.  Br.  muschlig  bis  uneben;  spröi  H.  =  5,     Fig.  483 
G.  =  3,3.    GlasgL,  durchscbein.  bis  durchs.    Smaragdgrün  ins 
Schwärzlichgrüne,  Str.  grün.     D.-Br.  stark,  positiv;   schwach 
pleochroitisch. 

50,40CuO,  38,16SiO^,  11,44H80.  V.  d.  L.  unschmek- 
bar,  färbt  sich  aber  schwarz.  In  Sabssäure  und  Ammoniak 
unter  Abscheidung  ron  Eieselgallert  löslich. 

Zu  selten  als  Erz.  Auf  Galcitgängen  im  Kalkstein  am  Berge 
Altyn-Tiihe  in  der  mittleren  Kirgisensteppe,  auf  Goldseifen  im  Gouv. 
Jenissei  und  in  Transbaikalien;  bei  Rezbdnya  in  Thon,  auf  Wulfenit 
oder  KieseUinTcerz  sitzend.   Congogebiet,  Copiapö  in  Chile,  Peru,  Arizona, 

Ghrysokolla  (Kieselkupfer,  Eieselmalachit ,  Kapfergrün).  H^CuSiO^.HsO. 
Anscheinend  amorph,  dicht  und  derh  in  traubigen,  nierigen  und  stalaktitischen 
Formen,  in  Krusten,  eingesprengt  und  als  Anflug.  Br.  muschlig.  H.  =  2—4,  G.  =  2—2,2. 
Schimmernder,  fettiger  Glasgl.  Halbdarchs.  bis  undurchs.  Span-  oder  smaragdgrün, 
auch  bläulichgrfln  ins  Blaue.  Str.  grünlichweiss.  V.  d.  L.  unschmelzbar,  in  Salz- 
säure unter  Abscheidung  pulveriger  SiO,  löslich.  Am  Ausgehenden  von  Kupfererz- 
lagerstätten mit  Malachit,  Lasur,  Ziegelerz,  Brauneisen  an  vielen  Orten.  Kamsdorf, 
Kupferberg  in  Bayern  und  Kupferberg  in  Schlesien.  Ober-Rochlitz  in  Böhmen; 
Hermgrund,  Libethen,  Bezbänya  und  Neu-Moldova  in  Ungarn;  Lizard  in  Comwall; 
Bogoslowsk  im  Ural,  Kolywan  im  Altai,  Califomien,  Mexico,  Chile  etc.  —  Malachit- 
kiesel, ein  kugliges,  krummschalig  abgesondertes  Kieselkupfer  von  Lauterberg 
am  Harz. 

Kupferblau  von  lichtblauer  Farbe  ist  durch  einen  Gehalt  an  Kohlensäure 
unterschieden.  Turjinsche  Gruben  am  Ural.  —  Asperolith,  in  nierigen  blau- 
grünen amorphen  Partien,  sehr  spröd,  zerfällt  in  Wasser,  soll  H2CuSi04.2H20  sein. 
Nischne-Tagilsk.  Ebendaher  Demidowit,  ein  amorphes  Gemenge  von  Kieselkupfer 
und  Kupferphosphat;  zerbrechlich.  H.  =2,  G.  =  2,25.  Schwacher  Fettgl.,  kanten- 
durchschein.  Himmelblau  ins  Grünliche.  Haftet  an  der  Zunge.  Dünne  üeberzüge 
auf  knolligem  Malachit.  —  Pilarit,  ein  Al^Ohaltiges  Kieselkupfer  aus  Chile. 


Humitgruppe. 

Die  ursprünglich  als  Humit  bezeichneten  rhombischen  X  X  ^o™  Vesuv  und 
der  damit  vereinigte  Chondrodit  von  Pargas  haben  sich  als  3  verschiedene  Mineralien, 
nämlich  Humit  (sogen.  1.  Humittjpus)  rhombisch,  Chondrodit  (2.  Humittjpus) 
monoklin  und  Klinohumit  (3.  Humittypus)  ebenfalls  monoklin,  erwiesen,  wozu 
neuerdings  noch  der  seltene  monokline  Prolektit  gekommen  ist.  Dennoch  ähneln 
sich  diese  4  Glieder  der  Humitgruppe  nicht  nur  physikalisch  und  nach  der  Art  ihres 
Vorkommens,  sondern  auch  die  geometrischen  Verhältnisse  stehen  einander  sehr  nahe, 
derart,  dass  bei  den  monoklinen  Gliedern  die  rhombische  Symmetrie  dadurch  er- 
strebt wird,  dass  der  schiefe  Winkel  ß  nicht  nachweisbar  von  90®  abweicht;  ebenso 
bestehen  merkwürdige,  von  der  chemischen  Zusammensetzung  abhängige  Beziehungen 
der  Axenlängen  bei  den  4  Mineralien.  Nach  dem  Analysenerg^bniss  sind  die  Humite 
eine  Verbindung  von  Mg(F,0H)2  mit  einem  oder  mehreren  Molekülen  des  Olivin- 
silicats  (Mg,Fe)2Si04;  mit  der  Zahl  der  letzteren  vervielfachen  sich  die  Axenlängen  c 
Elockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  31 


482  IX.  El.   Silicate  etc. 


ganz  gesetzmässig,  während  die  Axen  a  und  b  fast  constant  bleiben,  wie  es  folgende 
Tabelle  zeigt: 

Prolektit.    Mg{F,OH)j.(Mg,Fe)8Si04.      Monoklin.    a  :  b  j  c  =  1,0808  : 1 :  8.0,6287 
Chondrodit.   Mg(F,OH)2.2(Mg,Fe)8Si04.   Monoklin.  =  1.0863  :  1  :  5.0,6289 

Humit.    Mg(F,OH)8.3(Mg,Fe),SiO,.    Rhombisch.  =  1.0802  :  1  :  7.0,6291 

Elinohumit.    Mg(F,OH),,4(Mg.Fe)2SiO«.    Monoklin.  =  1.0808  :  1  :  9.0.6288 

Chondrodit.  Monoklin,  holoedrisch,  ß  =  90® ;  h&ufigstes  der  Humitglieder. 
Formel  s.  oben.  Kleine  fl&chenreiche  X  X  oder  rundliche  E6mer  nnd  körnige  Ag- 
gregate. #  (OOl)oP  deutlich.  Br.  muschlig  bis  uneben.  H.  =  6~6Vs.  G.  =  3.12—8.24. 
Glasgl.  bis  Harzgl.  Durchs,  bis  undurchs.  Farbe  der  X  X  gelblichweiss.  citrongelb. 
honiggelb,  h jacinthroth ,  bräunlich  (am  Vesuv),  auch  dunkel  granatroth  (Brewster). 
Farbe  der  EOmer  und  kOmigen  Aggregate  entweder  wie  die  der  X  X  oder  aach 
olivengrün,  apfelgrün »  grau  oder  schwarz.  —  V.  d.  L.  unschmelzbar;  von  Säuren 
zersetzt  und  mit  Schwefelsäure  Fluorreaction.  In  den  Silicat-  wie  Kalkauswürflingen 
der  Somma,  namentlich  aber  in  körnigen  Urkalken,  wie  bei  Pargas  in  Finland. 
Aker  und  GuUsjö  in  Schweden,  zu  Geppersdorf  bei  Strehlen,  Boden  bei  Marienberg 
in  Sachsen,  Wunsiedel,  Passau,  Vogesen,  Achmatowsk.  mehrorts  in  New- Jersey  und 
New-York;  zuweilen  verknüpft  mit  Erzlagern  der  archäischen  Formation,  so  sa 
Eafveltrop  bei  Nja  Eopparberg.  Taberg  in  Wermland,  Tilly  Foster  Mine  bei  Brewster 
in  New-York.  —  Geht  zuweilen  in  Serpentin  über. 

Prolektit    Monoklin,  sehr  selten.    Eo-Grube  in  Nordmarken. 

Humit.  Rhombisch f  sehr  selten,  sonst  wie  Chondrodit  Mit  Elinohumit  in 
den  Auswürflingen  des  Mte.  Somma  und  in  den  Ealken  von  Los  Llanos  de  Juanar 
in  der  Sierra  de  Ronda,  Andalusien. 

Elinohumit  Monoklin,  wie  Chondrodit;  häufigste  Humitform  des  Vesuvs 
(Mte.  Somma).    Tilly  Foster  Mine. 

Lievrit  (Ilvait).  HjCajFejFegniSi^Qjg.  Rhombisch,  holoedrisch.  XX  ^^- 
gewachsen,  langsäulig  bis  nadelig  mit  verticaler  Streifung  auf  den  Prismenfläcben. 
M  =  (110)ooP  IW  88',  P  =  (101)Pöc  112«  49',  o  =  (lll)P  (P.-E.  =  139«  31'  und 
117°  27',  M.-E.  =  77«  12'),  r  =  (OOl)oP,  s  =  (120)ooP2.  Derb,  in  strahligen,  faserigen, 
seltener  kömigen  Aggregaten.  #  (010)ooPo6  und  (OOl)oP  deutlich,  wenig  nach 
(100)ooPöö,  (llO)ooP  und  (lOl)Pöö.  Br.  unvoUk.,  muschlig  bis  uneben.  H.  =  5^2—6, 
G.  =  8.9 — 4.1.  Glasgl.,  wenn  ganz  frisch;  gewöhnlich  halbmetallischer  fettiger  Gl. 
Undurchs.,  nur  in  sehr  dünneu  Schliffen  bräunlich  durchschein.  Schwarz  ins  Grün- 
liche oder  Bräunliche,  öfters  eine  dünne  ockergelbe  Verwitterungsrinde.  Str.  schwän- 
lich. Schmilzt  V.  d.  L.  leicht  zur  magnetischen  Eugel;  wird  von  Salzsäure  zersetzt. 
In  grünen  augitischen  Schiefem  von  Rio  marina  auf  Elba,  Campiglia  in  Toscana, 
Eupferberg  in  Schlesien,  Herbomseelbach  in  Nassau,  Eangerdluarsuk  in  Grönland. 

Harstigit  Il7(CaMn)j2Al,Sijo04o.  Rhombisch.  XX  säulig  mit  olivinähn- 
lichem  Habitus  und  herrschenden  (010)ooP56,  (011)Po6,  (110)c»P.  H.  =  5—6,  G.  =  3,05. 
Farblos,  hoher  Glasgl.    Harstigsgmbe  bei  P^jsberg. 

Ardennit  (Dewalquit).  HioMnioAljoSiioVsOfts»  Rhombisch.  Prismatische  ver- 
tical  gestreifte  X  X  °)it  selten  frei  ausgebildeten  Enden.  Dickfaserige  und  parallel 
stenglige  Aggregate.  #  (OlO)ooPoo  voUk..  (110)  ooP  deutlich.  Br.  kleinmuschlig 
bis  uneben.  Sehr  spröd.  H.  =  6—7,  G.  =  3.6.  Fettiger  Glasgl.  Eolophoniumbraun 
bis  orangegelb,  in  dünnen  Splittern  röthlich  durchschein.  —  V.  d.  L.  leicht  schmeli« 
bar.    Salzsäure  unwirksam.    Auf  einem  Quarzgang  von  Salm-Chäteau  in  den  Ardennen. 

Längbanit.  87 Mn^Si, .  10 Feßhfi,^.  Hexagonal.  X  X  dicksäulig  oder  tafelig 
nach  (OOOl)oP.    #   (OOOl)oP  deutiich.    Br.  muschlig.    H.  =  6V«,   G.  =  4,918.    Mgl. 


IX.  El.   Silicate  etc.  483 


Eisenschwarz.  Sir.  donkelbrann.  Wird  v.  d.  L.  nur  matt,  ohne  zu  schmelzen.  In 
Salz8&ure  schwierig  löslich.    Längbanshjttan  in  Wermland. 

Eentrolith.  Pb^Mn^SisO^.  Rhombisch.  XX  klein,  gewöhnlich  matt,  von 
(llO)ööP,  (010)ooPo6  and  (lll)P  begrenzt,  za  nicht  ganz  parallelen  Grappen  verwachsen. 
#  (llO)ooP  deutlich.  H.  =  5,  G.  =  6,19.  Schwacher  halbmetallischer  Glasgl.;  durch- 
schein. Dunkelrothbraun,  oberflächlich  wohl  schwärzlich.  Schmilzt  v.  d.  L.  unter 
Aufschmelzen,  giebt  mit  Soda  auf  Kohle  ein  Bleikom;  wird  von  Salzsäure  unter 
Chlorentwicklung  zersetzt.    Eingewachsen  in  Grangquarz  aus  Chile. 

Melanotekit.  Pb^FegSi^G,.  Nur  derb  mit  flachmuschligem  Br.  H.  =  6— 7, 
G.  =  5,78.  MgL  bis  Fettgl.  Im  Dünnschliff  durchschein,  und  pleochroitisch.  Schwarz 
bis  Bchwärzlichgrau,  bläulich  anlaufend.  Schmilzt  v.  d.  L.  zur  schwarzen  Kugel  und 
giebt  mit  Soda  ein  Bleikorn.  Von  Säuren  zersetzt.  Mit  gelbem  Granat  gemengt 
von  L&ngban  in  Wermland.  —  Hjalotekit,  ebenfalls  ein  Bleisilicat  von  Längban 
findet  sich  in  derben,  spröden,  nach  2  Richtungen  spaltenden  feldspathähnlichen 
Massen.  Weiss  bis  perlgrau,  glas-  bis  fettglänzend.  H.  =  5—6,  G.  =  8,81.  Schmilzt 
V.  d.  L.  leicht  zur  klaren  Perle;  von  Säuren  nicht  zersetzt. 

Barysilit.  PbsSisO,.  Hexagonal.  X  X  krummblätterig.  #  (OOOl)oP  deut- 
lich. H.  =  8,  G.  =  6,55.  Perlmgl.  Silberweiss,  oberflächlich  anlaufend.  Schmilzt 
schon  an  der  Kerzenflamme,  decrepitirt  v.  d.  L.  Von  Säuren  zersetzt.  Harstigsgrube 
bei  Pajsberg  in  Wermland« 

Ganomalith.  (CaMn)2Pb3Si30ii.  Tetragonal.  XX  langsäulig,  gewöhnlich 
Kömer  oder  derbe  Massen,  die  gewissen  Varietäten  kömigen  Tephroits  zum  Ver- 
wechseln ähnlich  sind.  #  (110)ooP  und  (OOl)oP  deutlich.  Br.  uneben.  Sehr  spröd. 
H.  =  8—4,  G.  =  5,74.  Starker  Fett-  bis  Glasgl.  Farblos  und  durchs.,  an  der  Luft 
matt  und  weisslich  werdend.  Schmilzt  schon  an  der  Kerzenflamme,  in  Salpetersäure 
löslich.    Längban  und  Jacobsberg. 

Barylith.  Ba^Al^Si^G,^.  Rhombisch  (?).  Derbe  Aggregate.  H.  =  7,  G.  =  4,08. 
Fettgl.,  halbdurchs.;  farblos.  V.  d.  L.  unschmelzbar,  Säuren  unwirksam.  Längban 
in  Wermland. 

EieselwismTithgrappe. 

Dimorph,  regulär  und  monoklin. 

Euljtin  (Kiesel wismuth.  Wismuthblende).  Bi^SisOig.  Regulär  tetraednsch- 
hemiedriscij.  X  X  ^^  aufgewachsen,  klein,  an  den  Kanten  und  Ecken  gerundet. 
(211)202,  seUener  in  Combination  (211)202,  (111)0,  (100)ooOoo.  Ergänzungszwillinge 
nach  (100)ooOoo.  Kuglige  Grappen.  Br.  muschlig.  H.  =  5— 6,  G.  =  6,1.  Fettiger 
Diamantgl.,  durchschein,  bis  undurchs.  Nelken-  bis  röthlichbraun  ins  Graue,  weiss- 
gelb,  selten  schwarz.  Str.  gelblichgrau.  Zinkblendeähnlich.  V.  d.  L.  leicht  schmelz- 
bar; von  Säuren  leicht  zersetzt.  Selten.  Schneeberg  und  Johann- Georgenstadt  in 
Sachsen. 

Agricolit  Bi^SigO,:.  Monoklin.  In  weingelben  bis  ölgrflnen,  zuweilen 
braunen  und  farblosen,  glänzenden  oder  matten  Kugeln  mit  radialer  Stractur. 
Schneeberg  und  Johann-Georgenstadt. 

Bismutoferrit  (Grüne  Eisenerde)»  Bi^Fe^Si^Oi,.  Mikro-  und  kryptokry  stallin 
in  dichten  und  erdigen  Aggregaten.  Br.  erdig»  H.  =  8Vs,  G.  =  4,48.  Schimmernd 
oder  matt,  undurchs.  bis  kantendurchschein.  Zeisig-  bis  olivengrün,  Str.  heller  grün. 
Auf  Erzgängen  und  öfters  mit  Homstein  gemengt  zu  Schneeberg  in  Sachsen.  — 
Wechselnde  Mengen  Homstein  mit  Bismutoferrit,  aber  auch  mit  Antimonverbindungen 
sind  als  Hypochlorit  bezeichnet  worden. 


484  1^*  Kl.   Silicate  etc. 


Melanoceritgruppe. 

Sehr  seltene  Mineralien,  hexagonal  kiystallisirend,  deren  chemische  Znaammen- 
setzang  und  Stellung  im  System  noch  ungenügend  bekannt  sind.  Ausgezeichnet 
durch  Gehalt  an  Bor  bezw.  Fluor  und  an  seltenen  Erden,  wie  Y,  Ge,  La,  Di,  Th, 
sowie  durch  gleichartiges  geologisches  Vorkommen  in  den  Augitsyeniten  des  süd- 
lichen Norwegens. 

Gappelinit.  Silicat  von  Ba,  B  und  Y.  Hexagonal.  Dicks&ulige  XX  mit 
(1010)ooP,  (10l3)VtP,  (lOll)P,  (OOOl)oP.  Br.  muschlig.  H.  =  6V«,  0.  =  4.4.  Fettiger 
GlasgL  Durchschein,  bis  halbdurchs.  Grünlichbraun.  In  einem  Syenitgang  von 
Elein-Arö  im  Langesundfjord. 

Melanocerit;  ein  TaA"»  P2O5-,  COj-,  Bfi^-,  F-,  ZrOj-haltiges  Silicat  von 
Ge,  Di,  La,  Y,  Ca.  Bhomboedrisch.  Nach  (OOOl)oB  tafelige  XX  mit  rhomboedrischem 
Habitus.  Br.  muschlig.  H.  =  5—6,  G.  =  4,129.  Fettiger  Glasgl.  Braunschwarz  bis 
schwarz,  im  Dünnschliff  hellgelb  durchs.  Str.  hellbraun.  Syenitgänge  von  E^j^  ün 
Langesundfjord.  —  Nahe  damit  verwandt  ist  Steenstrupin  von  Eangerdlaarsuk 
in  Grönland. 

Earyocerit,  qualitative  Zusammensetzung  ähnlich  wie  beim  Melanocerit, 
aber  quantitativ,  namentlich  durch  höheren  Th-Gehalt,  verschieden.  Rhomboedrisch, 
XX  tafelig  nach  der  Basis.  Sehr  spröde.  H.  =  5— 6,  G.  =  4,286— 4,305.  Nuss- 
braun,  harzähnlich.  Optisch  isotrop  in  Folge  von  ümlagerung.  Angeblich  von  den 
Arö-Scheeren  stammend. 

Tritomit.  Silicat  mit  Thorat  von  Ce^  La,  Di,  Y,  AI,  B,  Ca,  F.  Br.  muschlig. 
sehr  spröd.  H.  =  5V2>  G.  =  4,16->4,66.  Glasgl.,  kantendurchschein.  bis  andurchs. 
Dunkelbraun,  Str.  gelblichbraun.  Mit  Mosandrit  und  Leukophan  im  Syenit  von  Lamö 
bei  Brevig. 

Helvingrappe. 

Helvin.  (MnBeFe)7Si80|2S.  Regulär,  tetraedrisch-hemiednsch.  XX  klein, 
ein-  und  aufgewachsen  mit  tetraedrischem  Habitus.  (111)0,  (111)— 0,  (211)202. 
(110)ooO,  (lOO)ooOoo.  Bei  Miask  grosse  kuglige  Aggregate.  #  (111)0  wenig.  Br. 
uneben,  spröd.  H.  =  6— 6*|2,  G.  =  8,1— 3,8-  Fettiger  Glasgl.,  kantendurchschein. 
Honiggelb  ins  Gelblichgrüne  und  Braune,  selten  gelblichroth«  Str.  weiss.  Schmilzt 
unter  Aufblähen  zu  einer  unklaren  Perle;  mit  Salzsäure  entwickelt  sich  H^S.  Auf 
mit  Granat  vergesellschafteten  Eies-  und  Blendelagem  von  Schwarzenberg  und 
Breitenbrunn  in  Sachsen,  auf  den  Erzgängen  von  Eapnik,  auf  den  Syenitpegmatit- 
gängen  Norwegens;  Lupiko  in  Finland;  Miask;  Amelia  Co.  in  Virginien.  —  Ach- 
taragdit  bildet  bis  2  cm  grosse  Pseudomorphosen  der  Form  (211)202,  die  aus 
einem  Gemenge  von  Grossular-  und  Quarzkömern  mit  einer  faserigen  und  einer 
steatitartigen  Substanz  bestehen ;  vielleicht  nach  Helvin.  Einmündung  der  Achtaragda 
in  den  Wilui  in  Ost-Sibirien. 

Danalith  (FeBeZn)7Si80i2S.  Regulär,  holoedrisch.  XX  selten  (111)0  und 
(llO)ooO,  gewöhnlich  derb  und  eingespvengt.  Keine  deutliche  #.  Br.  nnvollk. 
muschlig  bis  uneben;  spröd.  H.  =  5*/«— 6,  G.  =  3,427.  Harzähnlicher  Glasgl.,  durch* 
schein.  Fleischroth  bis  grau.  Schmilzt  v.  d.  L.  an  den  Kanten  leicht;  mit  Soda 
auf  Kohle  Zinkbeschlag;  mit  Säuren  HjS-Entwicklung.  Im  Granit  zu  Cape  Ann  bei 
Rockport  und  Gloucester,  Mass.  Auf  der  Magneteisengrube  von  Bartlett  in  New- 
Hampshire. 


IX.  El.   Silicate  etc.  485 


Aagit*Homblendegmppe. 

(Pyroxen-Amphibolgruppe.) 

Zu  den  zahlreichen  Gliedern  der  Augitreihe  giebt  es  meist  auch  chemisch 
gleiche  oder  doch  sehr  ähnlich  zasammengesetzte  Glieder  der  Homblendereihe ,  so- 
dass die  Augit-  und  Homblendesubstanz  za  einander  im  Verhältniss  der  Dimorphie 
stehen.  Die  chemische  Gleichheit  prägt  sich  auch  darin  aus,  dass  geschmolzene 
Hornblenden  mit  den  Eigenschaften  und  Formen  des  Augits  erstarren,  iK^hrend  um- 
gekehrt bei  der  Verwitterung  sehr  oft  Paramorphosen  von  Hornblende  (sogen,  üralit) 
aus  den  Augitkrystallen  hervorgehen.  Diese  Dimorphie  wird  am  wahrscheinlichsten 
erklärt  aus  der  Annahme  ungleicher  Grösse  der  beiderseitigen  Molekel,  d.  h.  durch 
Polymerie.    (Weitere  Ausführung  s.  unten.) 

Die  unterschiede  zwischen  Augiten  und  Hornblenden  sind  somit  morphologischer 
und  physikalischer  Natur,  als  deren  auffälligster  hervorzuheben  ist,  dass  alle  Augite 
ein  Spaltungsprisma  von  ca.  87V•^  alle  Hornblenden  ein  solches  von  ca.  124V<° 
besitzen. 

In  chemischer  Hinsicht  stellen  Augite  und  Hornblenden  isomorphe 
Mischungen  mehrerer  neutraler  Metasilicate  dar,  theils  der  Bisilicate  MgSiO,,CaSiO,, 
FeSiOg  bezw.  auch  MnSiO,  unter  sich,  theils  Mischungen  dieser  Bisilicate  mit  davon 
verschiedenatomigen,  thonerdehaltigen  Verbindungen  MgAljSiO«  und  Na^AlgSiO^.  Die 
Thonerde  der  letzteren  Substanzen  kann  auch  wohl  ganz  oder  theilweise  durch  FcgOg 
ersetzt  werden ;  für  SiOj  tritt  zuweilen  etwas  TiO,  und  ZrO^  ein.  Demzufolge  lassen 
sich  thonerdefreie  und  thonerdehaltige  Augite  wie  Hornblenden  unterscheiden,  wie  man 
auch  von  alkalihaltigen,  von  zirkon-  und  titanhaltigen  Gliedern  und  anderen  spricht. 

In  morphologischer  Hinsicht  herrschen  trotz  charakteristischer  unter- 
schiede doch  auch  grosse  und  auffällige  Analogien;  die  Erystallflächen  der  Augite 
und  Hornblenden  gestatten  eine  wechselseitige  Beziehung  auf  die  Axen  des  anderen 
Minerals,  beispielsweise  erhält  das  Spaltungsprisma  der  Hornblende  (llO)ooP,  be- 
zogen auf  die  Azen  des  Augits,  das  Zeichen  (210)ooPi  und  bei  einer  Verdoppelung 
der  Azenlängen  der  Hornblende  werden  deren  Axen  a  und  c  denen  des  Augits  nahezu 
gleich,  während  die  Queraxe  b  der  Hornblende  die  doppelte  Länge  derjenigen  des 
Augits  erhält  Dies  im  Verein  mit  dem  noch  wichtigeren  Umstände,  wonach  die 
MgCa-haltigen  Augite  in  der  Formel  MgCaSigOe  ihren  quantitativen  Ausdruck  er- 
halten, während  die  Formel  für  die  entsprechenden  Hornblenden  MgjCaSi^Ojg  ist, 
hat  Veranlassung  gegeben,  die  Molekel  der  Hornblende  als  doppelt  so  gross  wie  die 
des  Augits  anzusehen  und  die  bestehenden  Unterschiede,  wie  oben  erwähnt,  als 
solche  der  Polymerie  zu  deuten.  —  Enge  morphologische  Beziehungen  äussern  sich 
auch  darin,  dass  Parallelverwachsungen  von  Augit  und  Hornblende  statthaben,  so 
zwar,  dass  z.  B.  an  den  X  X  ▼om  Vesuv  nicht  nur  die  Axen  parallel,  sondern  auch 
die  Flächen  s  =  (lll)P  des  Augits  mit  Flächen  z  =  (021)2P^  der  Hornblende  zu- 
sammenfallen. 

Eine  sonstige  gemeinsame  Eigenthümlichkeit  der  Augite  und  Hornblenden 
besteht  darin,  dass  ihre  Substanz  unter  Beibehaltung  ihrer  charakteristischen  physi- 
kalischen und  morphologischen  Eigenschaften  in  8  verschiedenen  Systemen  krystalli- 
siren  kann.  Es  giebt  rhombische,  monokline  und  trikline  Augite  und  Hornblenden, 
die  in  ihrer  Zusammensetzung  einander  entsprechen.  Abgesehen  von  der  ungleichen 
Symmetrie  und  den  davon  abhängigen  Eigenschaften,  wie  gerade  und  schiefe  Aus- 
loschung,  sind  aber  die  Augite  und  Hornblenden,  gleichviel  ob  sie  rhombisch,  monokUn 
oder  triklin  sind,  sich  hinsichtlich  ihrer  Formentwicklung  und  ihrer  correspondirenden 
Winkel  überaus  ähnlich. 


486  ^^-  Kl-   Silicate  etc. 


1.  Aiigrit-(P7Toxeii-)Beih6. 

{110)ooP  ca.  87V«^  wonach  bald  vollk.,  häufiger  wenig  voUk.  #.  G.  im  All- 
gemeinen höher  als  das  der  gleich  zusammengesetzten  Hornblenden.  Geringer  Pleo- 
chroismus,  nur  bei  den  basaltischen  Angiten  und  dem  Hypersthen  mehr  oder  minder 
deutlich  wahrzunehmen. 

a)  RhombiBche  Angite. 

Isomorphe  Mischung  von  MgSiO,  mit  40MgO,60SiO2  und  FeSiO,  mit  54,4 FeO, 
45,6  SiOs,  dazu  öfters,  aber  untergeordnet  noch  etwas  AlgO,.  Die  rhombischen  Augite 
gehören  demnach  zu  den  thonerdefreien  Augiten.  #  (110)ooP  ziemlich  vollk.,  nach 
(lOO)ooPoü  unvollk.,  letztere  aber  öfters  durch  eine  wie  vollk.  #  erscheinende 
schalige  Zusammensetzung  ersetzt.  Häufig  charakteristische  Faserstructur  der  Spalt- 
flächen. Gerade  Auslöschung,  sonst  optische  Verhältnisse  mit  steigendem  FeO-Gehalt 
veränderlich.  Optische  A-E  =  (100)ooP^.  Mikroskopisch  häufig  eine  feine  ZwiUings- 
lamellirung  und  eine  lamellare  Verwachsung  mit  DiaUag,  beides  parallel  (100)ooPöc 
wahrnehmbar.  Der  Uebereinstimmung  mit  den  monoklinen  Augiten  wegen  werden  die 
rhombischen  Augite  mit  dem  spitzen  Prismenwinkel  nach  vom  gestellt,  daher  können 
hier  die  Ausdrücke  makro-  und  brachydiagonal  zu  Irrthümern  Veranlassung  geben. 

Nach  dem  Mischungsverhältniss  unterscheidet  man  ohne  scharfe  Grenze: 

Enstatit.    MgSiOs. 

Rhombisch,  holoedrisch.  a:b  :  c  =  1,0308  :  1 :  0,5885  (Groth).  — 
Zumeist  in  derben  Stücken  und  körnigen  Aggregaten,  X  X  init  deutlicher 
Flächenbegrenzung  selten;  die  bis  halbmetergrossen,  prismatischen  und 
ringsum  ausgebildeten  XX  aus  den  Apatitgängen  von  Bamle  und  Nor- 
wegen gestatten  nur  annähernde  Messung,  m  =  {110)ooP  (ca.  88^), 
a  =  (100)ooPöö,  b  =  (010)ooPo6,  k  =  (Ol^yiiP^,  q  =  {023y\zF^. 

#  {110)ooP  Yollk.,  (100)ooPöö  meist  undeutlich,  aber  an  angewit- 
terten XX  vielfach  vollk.  abgesondert.  Spröde.  H.  =  5V«,  G.  =  3,l— 3,3. 
Durchschein,  bis  undurchs.  Auf  Spalt-  bezw.  Absonderungsflächen  Perlmgl. 
Qrauweiss,  gelblich,  grünlich  und  leicht  bräunlich,  auch  dunkelgrün. 
D.-Br.  positiv,    1M-L  =  c,   A-E  =  (i(?(?)ooPöö;   schwach  pleochroitisch. 

Im  Wesentlichen  Mg-Bisilicat  mit  untergeordneter  Beimischung  von 
Fe-Bisilicat  (höchstens  5FeO).  —  In  Säuren  unlöslich,  selbst  von  Fluss- 
säure schwer  angegriffen.     V.  d.  L.  kaum  an  den  Kanten  schmelzbar. 

Stets  eingewachsen.  Charakteristischer  Bestandtheil  der  norwegischen 
Apatitgänge  neben  Apatit  und  Phlogopit,  z.  B.  von  Kjörrestad  und  Oede- 
gaard  in  Bamle;  kleine  Prismen  ohne  Endflächen  im  Pseudophit  von 
Äloisthal  in  Mähren,  sonst  in  sehr  kleinen^  aber  ringsum  ausgebildeten  X  )! 
accessorisch  in  manchen  Porphyriten,  Melaphyren,  Andesiten,  Wesent- 
licher Gemengtheil  einiger  Gahbros,  Norite  und  Peridotite,  sotvie  im 
Lherzolith  und  in  den  daraus  hervorgegangenen  Serpentingesteinen.  Als 
reines  MgSiO^  (Shepardit,  Chladnit)  im  Meteorit  von  Bishopville  in 
Süd-Carolina. 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  487 


Wandelt  sich  leicht  in  einen  specksteinartigen  Talk,  der  die  grossen  X  X  ^on 
Bamle  umrindet,  auch  in  Bastit  und  Serpentin  um. 

Bronzit    (MgFe)Si03. 

Rhombisch,  holoedrisch.  Axenelemente  wie  beim  Enstatit.  — 
Messbare  XX  °ur  im  Meteorit  von  Breitenbach,  m  =  (110)ooP  88^  16', 
p  =  {101)Poö  148®  8'  oben.     Derb,  in  kömigen  Aggregaten. 

#  illO)ooP  deutlich,  nach  ilOO)ooPöü  yoUk.  in  Folge  schaliger  Ab- 
sonderung;  letztere  Spaltfläche  schillert  oft  bronzefarbig,  ist  faserig  und 
nicht  selten  geknickt,  häufiger  noch  wellig  gebogen  als  Folge  wieder- 
•holter,  durch  Druck  hervorgerufener  Zwillingsbildung  nach  (104)^I^Pöo, 
H.  =  5^/2,  angewittert  wesentlich  weicher.  G.  =  3,2 — 3,5.  Durchschein, 
bis  undurchs.  Häufig  seidenartiger  metallischer  Gl.  Farben  etwas  dunkler 
als  beim  Enstatit,  in  verschiedenen  Tönen  braun  und  grün .  A-E  =  {100)ooPö5 ; 
mit  weniger  als  lOFeO  ist  der  A-W  <^  90,  D.-Br.  positiv  und  1  M-L  =  c, 
darüber,  was  zumeist  der  Fall  ist,  A-W]>90,  D.-Br.  negativ  und 
1  M-L  =  b.     Schwach  pleochroitisch. 

Isomorphe  Mischungen  von  MgSiOg  und  FeSiOj  mit  vorherrschendem 
Magnesiasilicat ;  FeO  5 — 15 ^/o.  —  V.  d.  L.  schwer  schmelzbar,  Säuren, 
abgesehen  von  Flusssäure,  ganz  unwirksam. 

Stets  eingewachsen.  Wesentlicher  Gemengtheil  der  Gdbbros  und 
Norite,  auch  in  Peridotiten,  sowie  in  den  daraus  hervorgegangenen  Ser- 
pentinen,  femer  in  den  OUvinfelseinschlüssen  der  Basalte  und  in  Meteoriten. 
Kupferberg  im  Fichtelgebirge,  Kraubat  in  Steiermark,  Ultenthal  in  Tirol  etc. 

Br.  ist  der  Umwandlung  zu  Steatit  (Ph ästin  von  Kupferberg)  und  Serpentin 
sehr  unterworfen.  An  der  Baste  bei  Harzburg  geht  durch  Wasseraufnahme  aus  ihm 
(der  hier  ursprünglich  als  Protobastit  bezeichnet  wurde  und  dadurch  ausgezeichnet 
ist,  dass  seine  optische  A-E  =  (010)ooPö6,  seine  negative  M-L  =  a  ist)  der  wie  Messing 
glänzende  Diaklasit  und  danach  der  ähnliche,  aber  leichtere  und  weniger  harte 
Bastit  (Schillerspath)  hervor.  Letzterer  bildet  mit  dem  umschliessenden  Serpentin 
den  sogen.  Schillerfels  der  Baste,  findet  sich  auch  in  den  Melaphyren  von  Dfeld  und 
bei  Todtmoos  im  Schwarzwald. 

Hypersthen.    (FeMg)SiOs» 

Rhombisch ,  holoedrisch.  aib:c  =  1,0295 : 1 :  0,5868  (Gboth).  — 
£leine  X  X  (sogen.  Ambljstegit)  in  Auswürflingen  des  Laacher  Sees,  in 
Trachyten  des  Mt.  Dore,  am  Aranyerberg  in  Ungarn  (sogen.  Szaböit), 
in  den  Aschen  des  Krakatau  etc.  Grosse  undeutlich  begrenzte  XX  bei 
Bodenmais  neben  Magnetkies,  m  =  {110)ooP  88^  20'.  Zumeist  nur  derb 
in  kömig  blätterigen  Aggregaten  und  Spaltstücken. 

#  (110)ooP  wenig  auffällig,  nach  (100)ooPöö  vollk.  in  Folge  lamellarer 
Absonderung.  Spröde.  H.  =  6,  bei  Verwitterung  weicher,  Ö.  =  3,3—3,5. 
Undurchs.,  Qlasgl.,  häufig  metallischer,  z.  Th.  kupferrother  Schiller  auf 
(100)ooPoö,   wahrscheinlich   als  Folge   der   zahlreich  eingelagerten  tafel- 


488  IX.  El.  Silicate  etc. 


förmigen  Mikrolithe  (Titaneisen?).  Pechschwarz,  schwarzbraun  und 
schwarzgrün.  Optische  Verhältnisse  wie  bei  den  Fe-reichen  Bronziten. 
Stark  pleochroitisch. 

Ghem.  Zus.  wie  Bronzit,  aber  mit  vorwaltendem  Eisensilicat 
15— 34FeO,  11— 22MgO,  daneben  stets  noch  Al^Oj  und  Fe^Oj,  auch 
CaO  und  MnO.  —  Von  Säuren  kaum  angegriffen;  v.  d.  L.  mehr  oder 
weniger  schwer  zu  magnetischem  Glase  schmelzbar. 

Zumeist  eingewachsen.  Als  Gemengtheil  der  Hypersthengabhros  und 
Norite,  typisch  das  Vorkommen  von  der  Paulsinsel  an  der  Küste  Labrador; 
sonst  accessorisch  in  vielen  Gahhros  und  basischen  Ergussgesteinen,  Ge- 
legentlich awcÄ  in  kleinen,  wohl  ausgebildeten  XX  aufgewachsen  auf 
Poren  und  Klüften  von  Andesiten  und  Trachyten,  wie  am  Aranyer  Berg 
in  Siebenbürgen,  am  Mont  Dore,  vom  Demavend  in  Persien  etc. 

Aebnlicfae  Mineralien :  Biallag,  mit  dem  Hypersthen  anch  vielfach  in  Parallel- 
verwachsung  vorkommt. 

b)  Monokline  Angite. 

£b  lassen  sich  ohne  scharfe  Grenze  Al^Og-freie  resp.  -arme  and  AlsO,-haltige 
Augite  unterscheiden.  Zu  den  ersteren  gehören  WoUastonit,  Diopsid,  Hedenbergü 
und  Diallag  z.  Th.,  zu  den  letzteren  der  gemeine  Augit.  Ausserdem  giebt  es  alkali* 
haltige  und  femer  Zirkon-,  sowie  Titan- Augite,  jedoch  von  geringer  Verbreitung.  Das 
Verhalten  im  polarisirten  Licht  ist  bei  den  verschiedenen  Gliedern  nicht  ganz  Über- 
einstimmend; gewöhnlich  liegen  die  optischen  Azen  in  der  Symmetrieebene  und  die 
Mittellinien  sind  gegen  die  Verticalaze  stark  (89—54^)  geneigt,  d.  h.  die  schiefe  Aus- 
löschung ist  beträchtlich.  Der  Winkel  der  optischen  Axen  ist  veränderlich,  vielfach 
mit  steigendem  Eisengehalt  zunehmend.  Pleochroismus  durchweg  schwach.  Nach 
dem  Vorgang  von  Tscrbrmak  und  Groth  wird  die  Uebereinstimmung  mit  dem  rhom- 
bischen Augit  halber  auch  für  die  monoklinen  Augite  ein  annähernd  rechtwinkliges 
Azensystem  gen^lhlt;  sonst  ist  wohl  mit  Naumann  ein  Axensystem  im  Gebranch  nüt 
ß  =  ca.  106^  das  die  Analogie  der  Flächensymbole  mit  den  Hornblenden  hervor- 
treten lässt  und  das  wir  auch  hier  mit  Ausnahme  des  Wollastonit  annehmen. 

Wollastonit     Tafelspath.     CaSiOs- 

Monoklin,  holoedrisch.  a:b:c  =  1,0523  : 1 :  0,9649.  ß  =  95<>  25'. 
(Qrossbb).  —  XX  selten,  eingewachsen;  meist  tafelig  nach  {100)ooPo5 
und  nach  der  Queraxe  gestreckt.  (110)ooP  mit  87®  20'.  Zw.  nach 
{100)ooPöQ,  nicht  selten.  —  Derb,  in  breitstrahligen,  schaligen,  kömigen 
und  faserigen  bezw.  federfaserigen  Aggregaten,  auch  asbestartig,  Ton 
welch'  letzteren  das  Vorkommen  Noursoak  falschlich  als  asbestartiger 
Okenit  bezeichnet  wurde. 

#  nach  mehreren,  der  Orthoaxe  parallelen  Flächen  vollk.,  nament- 
Uch  nach  {100)ooPöö  und  {101)Pöö.  H.  =  4Vj-5,  G.  =  2,8-2,9.  Glasgl., 
auf  den  Spaltflächen  wohl  perlmutterartig.  Durchschein.  Weiss,  gelb- 
lich, röthlich.     Optisch  negativ.     A-E  =  (01Ö)cjoPc^. 

51,75  SiOj.  —  V.  d.  L.  schwer  schmelzbar,  Ton  Säuren  zersetzt. 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  489 


Contadmineral  in  den  kömigen  Kalken  von  Auerbach  an  der  Berg- 
Strasse,  Cziklowa  im  Banat,  Äedelfors  in  Smaland  (Aedelforsit  z.  Th.)y 
von  Pargas  in  Finland,  aus  New-Tork,  in  den  Auswürflingen  von  der 
Sommay  Capo  di  Bove  bei  Rom,  in  neueren  Santorinlaven.  Gelegentlich 
in  krystallinischen  Schiefemy  aber  nur  ausnahmsweise  in  Eruptivgesteinen, 

An m.  Wollastonit  zeigt  nach  Dichte,  Spaltbarkeit,  chemischem  Verhalten  und 
Azenschiefe  wesentliche  Abweichungen  von  den  monoklinen  Augiten,  sodass  er  von 
manchen  Autoren  nicht  zur  Augitgruppe  gerechnet  wird. 

Pektolith  (CaNa2)Si03,  ein  Na-haltiger  Wollastonit,  der  wahrscheinlich  nur 
durch  Verwitterung  2 — 57«  H^O  aufgenommen  und  dadurch  abweichende  optische 
Eigenschaften  erlangt  hat.  Habitus  und  Vorkommen  zeolithähnlich.  Monzoni,  Bergen 
Hill  in  New- Jersey ;  mehrorts  in  Schottland,  wo  bei  Ballantrae  in  Ayrshire  fast  1  cm 
lange  Fasern,  bei  Eilsyth  sternförmig  gruppirte  Nadeln  (sogen.  Stellit)  vorkommen, 
noch  grössere  Kugeln  von  Paterson  in  New-Jersey.  —  Etwas  mehr  H^O  enthält  Wal- 
kerit  aus  einem  Diabas  von  Edinburg.  Osmelith  ist  der  Pektolith  von  Wolf- 
stein in  Bayern  genannt. 

Diopsid.    GaMgSigOg. 

Monoklin,  holoedrisch.  a:b:c  =  1,0921 : 1 :  0,5893.  ß  =  105^  50' 
(vom  Rath,  an  gelben  XX  vom  Vesuv).  —  XX  säulenförmig;  charakte- 
ristisch das  Vorherrschen  der  verticalgestreiften  Quer-  und  Längsfläche 
bei  zurücktretenden  Prismenflächen;  die  Enden  vielfach  nicht  frei  aus- 
gebildet. r  =  (100)ooPöö,  l=J010)ooPoö,  M—{ll6^P  Fi^  4841) 
870  5',  f^{31Ö)ooP3,  0  =  {221)2P  Q^^  A&%  s  ==  {lli)P 
120«  48',  u  =  (jfii)-P,  t  =  (001)oP.  fr  =  lOÖ«  1'.  Zw. 
nach  {100)ooPöö,  oft  mit  lamellarer  Wiederholung,  wodurch 
eine  blätterige  Absonderung  entsteht,  in  gleicher  Weise 
auch  nach  {001)oP.  —  Derb,  in  individualisirten  Stücken 
und  in  breitstengligen,  schaligen  und  kömigen  Aggregaten. 

#  (110)ooP  deutlich,  nach  (100)ooPöö  öfters  blätterige  Absonderung; 
spröde.  H.  =  5—6,  G.  =  3,3.  Glasgl.,  durchs,  bis  durchschein.  Farb- 
los, grau,  gelb,  am  häufigsten  licht-  bis  flaschengrün;  wenn  mehr  FeO 
zugegen,  auch  dunkler  grün;  derselbe  XX  oft  verschieden  gefärbt. 
Schwach  pleochroitisch.  A-E  =  (010)cc>Poö,  +M-L  fallt  in  den  stumpfen 
Winkel  ß  und  bildet  mit  der  Verticalaxe  einen  Winkel  von  etwa  40«, 
der  sich  aber  mit  dem  FeO-Gehalt  ändert. 

25,9  CaO,  18,5  MgO,  55,6  SiOg;  öfters  etwas  MgO  durch  FeO  (bis 
5*^/o)  ersetzt;  in  geringer  Menge  zuweilen  AljOg.  —  V,  d.  L.  schwer 
schmelzbar,  von  Säuren  nicht  angegriffen. 

Vorkommen  auf  Klüften  und  als  Gemengtheil  krystalliner  Schiefer, 
auch  eingewachsen  in  kömigen  Kalken.  Ferner  als  Gemengtheil  archäi- 
scher   Magnetitlagerstätten   und    als    Contactmineral    neben   Kalkspath, 

^)  Die  Figur  ist  von  der  ROckseite,  bezw.  auf  dem  Kopf  stehend,  gezeichnet. 


490  IX.  El.   Silicate  etc. 


Vesuvian,  Granat,  Magnetit  etc.     Bäußg  auch  als  wesentlicher  wie  als 
accessorischer  Gemengtheil  van  Eruptivgesteinen  jeglicher  Art. 

Im  Einzelnen  werden  unterschieden: 

1.  Diopsid  im  engeren  Sinn:  die  auf  Klüften  von  Silicatgesteinen  aufge- 
wachsenen XX  u°<l  anhaftenden  derben,  meist  blätterigen  Massen.  Die  XX 
sind  oft  schön  ausgebildet,  längs  gestreift,  farblosi  weiss,  gelblich,  namentlich  licht-, 
auch  dunkler  grün  gefärbt.  Auf  Klüften  eines  in  Serpentin  eingeschalteten  Granatfelaes 
der  Testa  Ciarva  (Mussa-Alp)  im  Alathal  neben  Klinochlor  und  Hessonit ;  mit  Chlorit 
bedeckt  von  der  Schwarzenstein-Alp  im  Zillerthal;  auf  Klüften  von  Chloritschiefer 
der  Achmatowsk*schen  Gruben  bei  Slatoust  im  Ural  etc. 

2.  Salit  (Malakolith) :  eingewachsen,  meist  in  strahligen  oder  schaligen 
Aggregaten  (glasiger  Strahlstein ,  Augitstrahlstein) ,  seltener  in  X  X  (Baikalit) ;  ge- 
wöhnlich hellfarbig,  berggrün,  auch  gelb,  braun  und  röthlich,  selten  weiss.  In  krj- 
stallinen  Schiefem  und  den  in  ihnen  auftretenden  Magnetitlagerst&tten  und  im  Skam 
(s.  S.  887),  sowie  als  Gemengtheil  von  Eruptivgesteinen,  so  in  Graniten,  Syeniten  und 
Dioriten,  wo  er  öfters  rundum  ausgebildet  ist.  Sala,  Arendal,  Schwarzenberg  in 
Sachsen,  Gefrees  im  Fichtelgebirge.  —  Pikrophyll  ist  verwitterter  Salit  von  Sala. 

3.  Kokkolith:  Contactmineral.  Eigenthümlich  gerundet-kömige,  derbe  Ag- 
gregate von  grünlicher  bis  rabenschwarzer  Farbe,  zuweilen  auch  sehr  beilfarbig; 
enthält  durchweg  viel  FeO.    Mit  kömigem  Kolophonit  verwachsen  von  Arendal.  — 

Ghromdiopsid,  smaragdgrüne  Kömer  im  Olivinfels  und  in  Olivinbomben, 
schliesst  sich  durch  seinen  grösseren  Gehalt  an  AlsGj  (ca.  l^/o)  neben  Gr^Oj  schon 
den  eigentlichen  Augiten  bezw.  dem  Diallag  an. 

Violan,  ein  Na-haltiger  Diopsid,  auch  etwas  MnG  und  Al^O,,  fast  nur  in 
undeutlich  stengligen  und  blätterigen  Aggregaten  von  dunkel  violetter  Farbe;  mit 
Piemontit  und  Tremolit  verwachsen  von  St.  Marcel  in  Piemont 

Hedenberglt.    CaFeSijG,.    ß  =  ca.  1057«°- 

Derb,  schwarz  bis  schwärzlichgrün,  nach  (llO)ooP  87*  5'  deutlich  #.  G.  =  3,47. 
22,6GaO,  29FeO,  48,4Si02.  Im  kömigen  Kalk  der  Magnetitlagerstätte  von  Tnna- 
berg.  —  Schefferit,  in  braunen  Körnern  von  Längbanshyttan ,  ist  ein  Mf^-  und 
Mnreicher  Hedenbergit.  —  Jeffersonit  ist  ein  an  MnG  (ca.  10*/o)  und  ZnO 
(ca.  4 — lOVo)  reicher  Hedenbergit,  dunkelgrüne  bis  braunschwarze,  nach  (110)ooP  und 
(100)ooGöö  spaltende  Kömer. 

DiaUag. 

Als  Diallag,  dem  chemisch  keine  Selbständigkeit  zukommt  und 
dessen  Abtrennung  Tom  Diopsid  bezw.  gemeinem  Augit  sich  nur  physi- 
kalisch und  geologisch  begründen  lässt,  bezeichnet  man  theils  Al^O, -freie, 
theils  AlgOg-haltige  Augite,  die  durch  eine  auffallige  Blatterigkeit  nacb 
•der  Querfläche,  sowie  durch  feine  Zwillingslamellirung  ausgezeichnet  sind 
und  den  charakteristischen  Gemengtheil  gewisser  alter  Eruptivgesteine, 
der  Qabbros  und  ihrer  Abarten,  bilden.  Frei  ausgebildete  XX  s®^ 
selten  (Wildschönau  in  Tirol);  fast  stets  derb  und  eingewachsen  in 
breitblätterigen  Stücken  und  Körnern  mit  ausgezeichneter  #  (feinschaliger 
Zusammensetzung)  nach  {10Ö)ooPöö. 

#    nach   {110)ooP   (ca.   87®)    mehr    oder    weniger   deutlich;    nach 


IX.  El.   Silicate  etc.  491 


{100)ooPöo^  öfters  auch  nach  {00i)oP  vollk.  Absonderung,  wohl  als  Folge. 
lamellarer  Zwillingsbildung.  H.  =  4,  ß.  =  3,23—3,34,  Trüb  und  un- 
durchs«  Die  Spaltfläche  {100)ooP6b  zeigt  gewöhnliche  faserige  Structur, 
seidenartigen  Perlmgl.  und  kann  in  Folge  massenhaft  eingelagerter, 
dunkelbrauner  lamellarer  Mikrolithe  wohl  metallisch  schimmern.  Grau- 
grün, braungrün  bis  braunschwarz.  Auf  {10Ö)ooP6ö  wird  zum  Unter- 
schied von  dem  ähnlichen  Bronzit,  der  beide  optische  Axen  erkennen 
lässt,  nur  eine  optische  Axe  sichtbar,  die  fast  senkrecht  zu  (10Ö)oP  aus- 
tritt; sonstiges  optisches  Verhalten  wie  beim  Diopsid.  Neigung  der 
M-L  gegen  die  Verticalaxe  39— 46^  Im  Dünnschliff  bräunlich  oder  hell- 
grün durchsichtig. 

Chem.  Zus.  gleich  einem  Fe-reichen  (10 — 14  ^/o)  Diopsid,  fast  regel- 
mässig mit  etwas  AlgOg  (1— 4>,  selten  mehr);  nur  seiner  Blätterigkeit 
yerdankt  er  die  Selbständigkeit,  sonst  würde  er  theils  zum  Diopsid,  theils 
(die  AljOj -reicheren  Diallage)  zum  gem.  Augit  zu  stellen  sein. —  V.  d.  L. 
mehr  oder  minder  leicht  zu  grünem  Glase  schmelzbar;  gewöhnliche 
Säuren  sind  unwirksam. 

Wesentlicher  Gemengtheil  der  Gabbros,  ss.  B.  von  Harzburg,  von 
Volpersdorf  und  Neurode  in  Schlesien  und  allen  sonstigen  Fundorten, 
femer  in  Peridotiten,  Pyroxeniten  und  manchen  Serpentinen ;  accessorisch 
in  vielen  basischen  Eruptivgesteinen. 

Oefters  mit  Hornblende  verwachsen,  in  welche  Diallag  durch  Umwandlung  gar 
nicht  selten  übergeht,  wie  z.  6.  in  den  Skapolith-Homblendefelsen  Norwegens.  — 
Pyrosklerit  von  Porto  Ferrajo  auf  Elba  ist  ein  zersetzter  Diallag.  —  Dunkel  ge- 
färbte Diallage  können  leicht  mit  Bronzit  und  Hypersthen  verwechselt  werden,  sind 
aber  durch  ihre  schiefe  Auslöschung  sofort  zu  unterscheiden;  auch  Verwechslung 
mit  Hornblende  ist  möglich. 

Anglt  (Pjroxen)  im  engem  Sinn. 

Dahin  werden  alle  Ealkmagnesia-Augite  mit  stetem  und  wesent- 
lichem Oehalt  an  Thonerde  gestellt.  —  Monoklin,  holoedrisch.  a:b  :  c 
=  1,092  1 1  i  0,589.  ß  =  105o  50'  (vom  Rath).  —  XX  ein-  und  auf- 
gewachsen, auch  lose,  gewöhnlich  kurzsäulig,  mit  yorherrschendem  Prisma 
und  achtseitigem  Umriss  durch  Jif=  (iiöjooP  87«  6',  r  =  {100)ooPöö, 
=  {010)ooPoö;  als  Endbegrenzung:  s=\lll)P,  femer  n  —  {102yhP6ö 
(öfters  gerundet),  P=(001)oPj  am  flächenreicheren  Fassait  manche 
andere  Formen  wie  o  =  (221)2P,  u  =  (in)—P,  z  =  {021)2Poö.  Zw. 
nach  (100)ooPööj  namentlich  beim  basaltischen  Augit  (Fig.  488),  viel- 
fach als  lamellare  Einlagerung;  selten  andere  Gesetze,  wie  in  Lamellen 
nach  {00i)oP  und  in  Durchkreuzung  nach  (101)— P00.  —  Derb  und  ein- 
gesprengt, in  einzelnen  Körnern  und  kömigen  Aggregaten. 

#  (110)ooP  mehr  oder  weniger  deutlich,  treppenartig  absetzend. 
Br.  muschlig  bis  uneben,  spröd.     H.  =  6,   6.  =  3,3—3,5.     Durchschein., 


492 


IX.  Kl.   Silicate  etc. 


meist  undurchs.;  im  Dünnscliliff  braun  oder  grün  durchs.  LauchgrQn, 
gewöhnlich  pechschwarz  und  grünlichschwarz.  Str.  graugrün.  Pleochrois- 
mus  schwach,  aber  im  basaltischen  Augit  deutlich  wahrnehmbar.  A-E 
=  {010)ooPoö^  halbirt  also  zum  unterschiede  von  Hornblende  den  spitzen 


Fig.  485  >). 


Fig.  486. 


M 


M 


Fig.  487  >). 


M 


M  l 


Fig.  488. 


.^    rf^ 


Af 


M 


II 


\^ 


Prismenwinkel,  Charakter  der  D.-Br.  variabel,  gewöhnlich  positiv,  bei 
den  grün  durchs.,  Na^-haltigen  jüngeren  Augiten  (neben  Leucit  und 
Nephelin  vorkommend)  negativ;  bei  den  ersteren  M-L  gegen  die  Yertical- 
axe  ca.  39,  bei  den  letzteren  ca.  54^  geneigt.  Demnach  der  Winkel  der 
schiefen  Auslöschung  zwischen  39^—54®  schwankend. 

Isomorphe  Mischung  von  MgCaSigOg  und  MgAl^SiOg  mit  ca.  4—9  Al^O,. 
Ein  Theil  MgO  wird  regelmässig  durch  FeO  (bis  10  ^/o  und  darüber),  selten 
durch  Na^O  ersetzt  und  Al^Og  kann  theilweise  durch  FegOj  vertreten  werden. 
—  V.  d.  L.  zu  schwarzem ,  oft  magnetischem  Qlase  schmelzbar.  Von 
Säuren  nur  schwach  angegriffen. 

Weit  verbreitet  Als  wesentlicher  Gemengtheil  in  vielen,  accessorisch 
in  allen  Eruptivgesteinen:  Diabas,  Melaphyr,  Äugitporphyrit,  Basalt  etc., 
in  Tuffen  und  Aschen,  in  gewissen  krystallinen  Schiefem,  als  Contact- 
miner  dl;  in  Meteoriten,     Häufiges  HiUtenproduct. 

Im  Einzelnen  werden  untenchieden : 

1.  Fassait  (Pyrgom.,  Grüner  Augit  z.  Tb.).  Fig.  485.  ContactminenJ,  dem 
Diopsid  ähnlich,  aber  anderer  Habitus,  in  Klüften  aufgewachsen.  Flftchenieich. 
Starker  Glasgl.,  lauchgrün  bis  dunkelgrün.  Deutlicher  Pleochroismus.  Fassathal, 
Traversella,  Vesuv. 

2.  Gemeiner  Augit  (Fig.  486).  Dunkelgrün  bis  rabenschwarz  in  Folge 
höheren  Eisengehalts ;  vorzugsweise  mit  brauner  Farbe  in  basischen,  mit  grüner  Farbe 
in  sauren  Eruptivgesteinen  durchsichtig.  #  unvollk«,  treppenartig,  aber  deutk'ch 
wahrnehmbar.  Gewöhnlich  nur  eingewachsen  und  vollkommen  ausgebildet  als  weMot* 
lieber  Gemengtheil  älterer  basischer  Eruptivgesteine,  insbesondere  des  Diabas,  mehr 
accessorisch  in  sauren  Gesteinen;  z.  Th.  frei  ausgebildet  auf  metamorpher  LagersUtte. 
Arendal,  Pargas.  Hierher  auch  der  grössere  Theil  des  aus  rundlichen  Erystallkömeni 
aufgebauten  Kokkolith  von  Arendal  etc. 

3.  Basaltischer  Augit,   durch  pechschwarze  Farbe  und  muschligen  fir.. 


*)  Die  Krystalle  Fig.  485  u.  487  sind  von  der  Rückseite  gezeichnet 


IX.  El.  Silicate  etc.  493 


efbers  auch  dnrch  PleochroismoB  ausgezeichnet  Nicht  selten  scharf  ausgebildete, 
aber  flächenarme  X  X  mit  charakteristischem  S-seitigem  Querschnitt  (meist  nur 
Mrls).  (Fig.  487).  Eingewachsen  als  Gemengtheil  in  jüngeren  Eruptivgesteinen,  in 
Basalten  und  Basalttuffen,  Andesiten  etc.  Boreslaw  in  BöhmeUi  Eaiserstuhl,  Laacher 
See,  Auvergne,  Vesuv;  in  Augitporphyriten  des  Fassathals. 

4.  Omphacit.  Grasgrüne  EOmer  und  kurze  Nadeln  als  Gemengtheil  des 
Eklogits  neben  Granat  und  Smaragdit,  Öfters  mit  letzterem  verwachsen,  desgleichen 
in  Amphiboliten  und  sonstigen  krystallinen  Schiefem.  Fichtelgebirge,  Saualpe  in 
Kärnten  etc.  — 

TJralit-.  Umwandlungspseudomorphose  von  Augit  in  faserige  Hornblende. 
Weit  verbreitet. 

Aegirin»    Akmit.    NaFeSi^O^. 

Monoklin.  a  :  6  :  c  =  1,0998  : 1 :  0,6012.  ß  =  106^  51'  (Bböggbr). 
—  XX  eingewachsen,  z.  Th.  gross,  fusslang,  kurz-  und  dicksäulig  oder 
lineal-  und  schilfartig  gestreckt  nach  der  Verticalaxe  mit  Torherrschender, 
yertical  gestreifter  Querfläche ;  daneben  {110)ooP  und  (010)ooPoö.  Obere 
Begrenzung  stumpf  durch  Vorherrschen  von  {lli)P  oder  wie  gewöhnlich 
am  Akmit  durch  spitze  hintere  Hemipyramiden.  In  miarolithischen 
(drusigen)  Gesteinen  auch  aufgewachsen  und  zuweilen  in  Form  yon 
Härchen  und  feinsten  faserigen  Aggregaten.  Sehr  häufig  Zwillings- 
bildung nach  (lOOyyoPöö. 

#  {110)ooP  deutlich,  nach  {100)ooPoö  zuweilen  voUk.  Absonderung. 
Br.  uneben.  H.  =  6—6  V«  ,  ö.  =  3,4—3,5.  GlasgL  mehr  oder  minder 
deutlich,  undurchs.  bis  kantendurchschein.  Ghünlichschwarz ,  röthlich- 
braun  bis  bräunlich  schwarz.  Str.  gelblich  grau  bis  dunkel  grün.  Deut- 
lich pleochroitisch.  A-E  =  (010)cx>P66;  schiefe  Auslöschung  im  Gegen- 
satz zu  anderen  Augiten  sehr  gering,  nur  8^2® — 6°  gegen  die  Ver- 
ticalaxe. 

52SiO„  34,6Feg03,  13,4  Na^O;  enthält  öfters  etwas  AljOg,  FeO, 
MnO,  KgO,  auch  wohl  TiOj.  —  Schmilzt  v.  d.  L.  ziemlich  leicht  zu  magne- 
tischem Glas;  von  Säuren  wenig  angegriffen. 

Der  typische  Natronaugit  der  Eruptivgesteine.  Gemengtheil  der 
Alkaligranite  und  Alkalisyenite  und  namentlich  der  Eläolithsyenite,  viel- 
fach  in  Verbindung  mit  Natronhornblenden  u)ie  Arfvedsonit  und  BarJceviJcit. 
Auf  den  pegmatitischen  Gängen  des  Eruptivgebiets  im  südlichen  Norwegen 
nördlich  vom  Langesundfjord.  Elfdalen  in  Schweden.  Halbinsel  Kola. 
Ditrö  in  Siebenbürgen.  Serra  de  Monchique  in  Portugal.  Grönland, 
Magnet  Cove  in  Arkansas.     Serra  de  Tingud  in  Brasilien. 

Der  Name  Akmit  ist  von  Haus  aus  beschränkt  auf  die  X  X  i^  ^^^  Granit- 
gftngen  von  Rundemyr  auf  Eker  in  Norwegen  und  aus  dem  Eläolitbsyenit  von  Ditrö 
in  Siebenbürgen,  die  durch  spitze  Endigung  und  durch  zonaren  Aufbau  aus  grüner 
und  brauner  Substanz  ausgezeichnet  sind.  Es  ist  auch  heute  wohl  noch  üblich,  die 
im  Dünnschliff  grün  durchsichtigen  X  )(  ^^  Aegirin,  die  braun  durchsichtigen  als 
Akmit  zu  bezeichnen. 


494  IX-  Kl.    SiUcate  etc. 


Aegirinaugit  ist  ein  gewOhnlicber  Thonerde-Aagit,  aasgesseichnet  durch 
Natrongehalt,  der  sich  in  manchen  Eläolithsjeniteni  Phonolithen  und  Leudtophjren 
findet.  —  Urbanit,  dimkelbrann  von  Längban  und  Glak&m-Grabe  in  Schweden  ist 
ein  CaO-  und  MgO-haltiger  Aegiiin. 

Spodnmen«    Triphan.    LiAlSigOg. 

Monoklin.  a  :  b  :  c  =  1,1288  :  1  :  0,6284.  ß  =  110<^  28'  (vom  Rate).  X  X  st-  Th. 
sehr  gross,  zumeist  in  groben,  breitstrahligen  Aggregaten.  Zw.  nach  (100)ool^. 
#  (110)ooP  deutlich,  (100)ooPo5  voUk.  H.  =  6V>— 7,  G.  =  3,1— 3.2.  GlasgL,  auf 
(100)ooP5ö  perlmutterartig.  M-L  =  26*^  gegen  c.  Durchschein.  Grünlich  weiss  bis 
grünlichgrau;  durch  tief  smaragdgrüne  Farbe  unterscheidet  sieh  der  CrgOs-haltige  Hi  d- 
denit  von  Nord-Carolina.  —  V.  d.  L.  unter  Aufbiüben  leicht  schmelzbar  und  die 
Flamme  vorübergehend  roth  färbend.  Von  Säuren  nicht  angegriffen.  Neben  Quan 
und  Turmalin  in  Gneissen  und  Graniten.  Insel  Utö;  Lisens  und  Sterzing  in  Tirol; 
Peterhead  in  Schottland,  Killiney  in  Irland;  Goshen,  Chesterfield  und  Norwich  in 
Mass.  Bei  Branchville,  Gönn,  riesige  X  X  ▼on  licht  bläulichrother  Farbe.  Wird  zur 
LithiumdarsteUung  benutzt.  Giebt  Veranlassung  zu  zahlreichen  Mineralneubildungen, 
wie  Albit,  Muscovit,  darunter  auch  Ejmatolith,  der  mit  Jadeit  chemisch  ident  ist 

Jadelt.    NaAlSigOe. 

Derb,  mikrokrystallin ,  die  feinen  Fasern  sind  aber  nach  Arzrüni  triklin  und 
besitzen  einen  Spaltwinkel  von  ca.  87*.  Zäh.  H.  =  6V8— 7,  G.  =  3,2— 3,3.  Geringer 
Glasgl.  Durchschein.  Weiss  und  grünlich.  Schmilzt  v.  d.  L.,  wenn  wasserfrei,  zu 
einer  klaren  Perle.  Birma,  Tibet  Gleich  dem  Nephrit,  unter  welchem  Namen  er 
häufig  einbegriffen  wird,  zu  prähistorischen,  auch  in  Europa  verbreiteten  WafiTen  ver- 
arbeitet, gegenwärtig  noch  in  China  verschliffen.  —  Chloromelanit  ist  durch 
ähnliche  physikalische  Beschaffenheit  und  gleiche  Verwendung  ausgezeichnet,  aber 
dunkelgrün  und  durch  einen  Gehalt  von  FeO,CaO  und  MgO  unterschieden. 

Durch  einen  charakteristischen  Zirkongehalt  ausgezeichnet  sind  die  nach* 
stehenden  8  Mineralien.  Sie  werden  als  Zirkonaugite  oder  Zirkonpyroxene 
zusammengefasst,  zeigen  aber  immerhin  mancherlei  Abweichungen  von  der  Aagit^ 
gruppe. 

Rosenbuschit.  Monoklin ;  lässt  sich  chemisch  als  ein  Pektolith  (S. 489)  deuten, 
bei  dem  ein  wesentlicher  Theil  SiO^  durch  ZrO,  und  TiO,  ersetzt  ist,  enthält  auch 
F,  daneben  Fe,  Mn  und  die  seltenen  £rden  La,  Ce,  Di.  Steht  auch  krystallographisch 
dem  Pektolith  nahe  dadurch ,  dass  die  dünnen  X  X  i^a^h  der  Queraze  verlängert 
sind;  die  Aggregate  sind  radialstrahlig  bis  filzig.  #  (OOl)oP  vollk.,  etwas  weniger 
nach  (100)ooPöö.  Br.  uneben.  H.  =  5—6 ,  G.  =  8,3.  Glasgl. ,  kantendurchschein. 
Hell  orangegrau.  Schmilzt  v.  d.  L.  und  färbt  die  Flamme  intensiv  gelb.  Gelegent- 
licher Gemengtheil  von  norwegischen,  nordamerikanischen  und  brasilischen  Eläolith- 
Syeniten,  speciell  von  der  Insel  Skudesundslgär  bei  Barkevik. 

L  ä  V  e  n  i  t  Na(MnCa)  (ZrO .  FjSijOe«  Monoklin.  Langgestreckte  X  X  mit  vor- 
herrschendem (110)ooP  88°  24';  oft  Zw.  nach  (lOO)ooPöö.  Licht-  bis  rothlichgelb 
oder  dunkelrothbraun  bis  schwarzbraun.  H.  =  6.  G.  =  8,5.  Sehr  selten;  auf  den 
norwegischen  (Eläolithsyenit-)  Pegmatitgängen,  Insel  Laven  und  Elein-Arö. 

W  ö  h  1  e  r i  t  NasCaioNbjZrjFjSiioO^,.  Monoklin.  X  X  fast  immer  dicktafelig 
nach  (lOO)ooP^  mit  rissiger  Oberfläche,  in  Folge  sehr  häufiger  ZwiUingsverwachsong 
nach  (lOO)ooPöö  rhombischer  Habitus.  #  (010)ooP«:>  unvollk.  Br.  kleinmuschüg, 
sehr  spröd.  [H.  =  5—6,  G.  =  8»44.  Durchs.,  HarzgL;  gewöhnlich  honiggelb,  schwefel- 
gelb, selten  fast  farblos.  In  den  norwegischen  Pegmatitgängen.  Lövö,  Skudesundskjär 
und  Kjeö  bei  Barkevik. 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  495 


0)  TriUine  Angite. 

Wenig  zahlreich  und  meist  nur  derb  vorkommend ;  chemisch  sind  sie  im  Wesent- 
lichen Bisilicate  des  Mangans,  jedoch  mit  kleineren  oder  grösseren  isomorphen  Bei- 
miBchungen  von  Ca,  Fe,  anch  Zn;  im  Hiortdahlit  liegt  ein  Na-  und  Fe-haltiger  Zirkon- 
aogit  vor.  Bei  der  Aufstellung  der  X  X  werden  die  beiden  Spaltflächen,  die  sich 
unier  dem  charakteristischen  Spaltwinkel  der  Augite  schneiden,  gewöhnlich  zu 
Flächen  des  YerÜcalprismas  gewählt. 

Bhodonit«     Pajsbergit.    Eieselmangan.    Bothbraunsteinerz.     MnSiO^. 

Triklin,  holoedrisch.  a:b:c  =  1,0728 : 1 :  0,6213.  a  =  103«  18' ; 
ß  =  108«  44';  7  =  81®  39'  (Flikk).  XX  selten  (Pajsberg),  gewöhnlich 
unTollkommen,  gross,  mit  gerundeten  Ecken,  tafelig  nach  (001)oP  oder 
nach  {110)00  P.    Zumeist  nur  derb,  feinkörnig  bis  dicht,  auch  öfters  späthig. 

#  {110)ooP'  und  {110)00' P  Tollk.,  sich  unter  87^32'  schneidend; 
nach  {001)oP  weniger  vollk.  X  X  spröd,  derbe  Massen  zäh.  Br.  muschlig 
bis  uneben.  H.  =  6V«-6V«,  Q.  =  3,4-3,68,  Glasgl,  auf  Spaltflächen 
perlmutterartig.  Durchs.,  häufiger  durchschein.  Oefärbt  in  allen  Farben, 
namentlich  schmutzig  braun  und  grau,  marmorirt,  nicht  selten  auch  rein 
rosenroth;  in  Folge  der  leichten  Verwitterung  unter  Abscheidung  von 
MnO}  Ton  schwarzen  Adern  durchtrümmert  und  oberflächlich  schwarz 
angeflogen  (sogen,  schwarzer  Mangankiesel).  Auslöschung  auf 
{00i)oP  541/2^  zur  Kante  [{001)  {110)]  und  39  V«^  zu  [{001)  {iB)']. 

54MnO  bezw.  41,9  Mn  und  46SiO,;  gewöhnlich  ein  Theil  Mn  er- 
setzt durch  Ca  und  Fe  oder  gemengt  mit  CaCOj^  und  SiO,.  ->  Der  grau- 
rothe,  radialstrahlige  Bustamit,  ursprünglich  aus  Mexico,  enthält  9 — 20  Kalk, 
danach  wird  wohl  jeder  CaSiOg-haltige  Rhodonit  als  Bustamit  bezeichnet.  Dichte 
Gemenge  von  Rhodonit  mit  SiOj,  auch  mit  CaCO,  sind  als  Mangankiesel,  Horn- 
mangan,  Photicit,  Hydropit,  Tomosit,  Allagit  bezeichnet  worden.  Der  dunkel 
leberbraune  und  dichte  Elipsteinit  von  Herbom  in  Nassau  ist  ein  Gemenge  von 
Rhodonit  mit  aus  der  Verwitterung  hervorgegangenem  MnOj.  —  V.  d.  L.  Beaction 
auf  Mn,  wird  von  Säuren  nicht  angegriffen,  braust  aber  öfters  wegen 
des  Gehalts  an  CaCOg. 

Auf  manchen  Mn-haltigen  Magnetitgruben  innerhalb  krystalliner 
Kalke,  Pajsbergs-  und  Harstigsgrube  wie  zu  Langbanshyttan  in  Wermland 
sowie  auf  Manganmineralien  führenden  Erzgängen,  KapniJc,  Cornwall, 
St.  Marcel  in  Piemont.  In  grösseren  Massen  auf  den  Lagerstätten  des 
Mangancarbanats,  so  vielorts  in  der  Provinz  Suelva.  Wechsellagert  zu- 
iceilen  mit  \Kieselschiefer  (Schäbenholz  bei  Elbingerode  und  Lautenthal 
im  Harz),  in  den  er  auch  allmählich  übergeht*  Schön  rosenroth  gefärbter 
und  zu  Ornamenten  verschliffener  Bhodonit  findet  sich  auf  einem  Gange 
zu  Mdlaja  Ssedelniköwaja  bei  Katarinenburg  im  Ural. 

Durch  Wasseraufnahme  geht  Hydrorhodonit  (Langbanshyttan)  und  E a r y o- 
pilit  (Pajsberg)  hervor.  —  Selbständige  Neubildungen  auf  Klüften  von  Rhodonit 


496  IX.  KL   Silicate  etc. 


sind  die  amorphen  wasserhaltigen  Mangansilicate  von  schwarzer  bis  rothbr&aner 
Farbe,  die  mit  den  Namen  Penwithit  (Gomwall),  Stratopeit  (Pajsberg),  Wit- 
tingit  und  Neotokit  (beide  aus  Finland)  belegt  sind.  In  grösseren  Massen  finden 
sich  diese  amorphen  Silicate  auf  den  Manganlagerstätten  Huelyas. 

Fowlerit  ist  chemisch  ein  Rhodonit  mit  einem  wesentlichen  Gehalt  an  ZnO 
(5— 8W,  FeO  (3—9»  und  CaO  (6— 77o),  also  (MnZnFeCa)SiO,;  findet  sich  %.  Th.  in 
grossen  X  X  i^d  in  späthigen,  Feldspath  ähnlichen  Stücken,  eingesdvlossen  in  Kalk- 
spath.  Mine  Hill  und  Stirling  Hill  in  New  Jersey.  —  Dyssnit  von  der  f^leichen 
Lokalität,  schwarz,  ist  ein  wasserhaltiges  Yerwitterangsproduct  des  Fowlerit. 

Babingtonit.  Isomorphe  Mischung  yon  (CaFeMn)SiOg  mit  Fe^ijO«.  Kleine 
aufgewachsene,  tafelige  oder  kurzsäulige,  8-  bezw.  6-seitige  X  X  >  <^  ^^^  Enden  zwei- 
flächig begrenzt.  Radialstenglige  Aggregate.  #  c  =  (110)oo,P  vollk.,  b  =  (110)ooP 
etwas  weniger;  Spaltwinkel  =  87®  28'.  H.  =  5*/«— 6,  G.  =  3,4.  Starker  Gla«gL; 
undurchs.;  schwarz.  —  V.  d.  L.  unter  Aufschäumen  leicht  zu  magnetischer  Perle 
schmelzend.  Säuren  unwirksam.  Arendal,  Shetlandsinseln,  Baveno,  Herbomaeelbach 
in  Nassau. 

Hiortdahlit,  Na4Cai2F0(SiZr)j4O39,  also  ein  Zirkonaugit,  dem  monoldinen 
WOhlerit  chemisch  wie  auch  sonst  ähnlich.  Dünne  linealförmige  X  X  '^on  geringer 
Grösse.  Glasgl.  auf  dem  Br.  fettig.  Stroh-,  schwefel-  oder  honiggelb.  Ans  einem 
Gange  von  Mittel-ArO  am  LangesundQord« 

2*  Hornblende-(Amphlbol-)Relhe. 

(llO)ooP  ca.  124 V>®  mit  Tollk.,  schilfriger  #.  Deutlicher  Pleochroismns ,  ge- 
wöhnlich optisch  positiv,  doch  finden  sich  unter  den  eisenreichen  Arten  auch  negativ 
optische  Hornblenden. 

a)  Rhombische  Hornblenden. 

Die  hierher  gehörigen  Hornblenden  sind  Ca-frei,  dagegen  lassen  sich  Al^Os- 
freie  und  AlgOg-haltige  Glieder  unterscheiden«    Wenig  verbreitet. 

Anthophyllit.    (MgFe)SiO,. 

Nur  derb  in  breitstengligen ,  faserigen,  auch  asbestartigen  Aggregaten  mit 
ausgezeichnet  schaliger  Zusammensetzung  nach  (100)ooP^.  Spaltprisma  ca.  125^ 
H.  =  5Vt>  G.  =  3,2.  Perlmgl.  bis  Glasgl.,  auf  (010)ooF36  schillernd.  Durchscheio. 
Nelkenbraun  und  gelblichgrau;  dem  Bronzit  und  Hypersthen  ähnlich  und  öfters  da- 
mit verwechselt.  Optisch  negativ,  Axenbild  auf  (100)ooP^;  stark  pleochroitisch.  — 
V.  d.  L.  sehr  schwer  schmelzbar;  Säuren  unwirksam.  Selten.  Mit  Hornblende  im 
Glimmerschiefer  bei  Eongsberg,  bei  Modum;  Bodenmais;  Shetlandsinseln;  gelbgraue 
radialfaserige  Schalen  in  , Glimmerkugeln*  von  Hermannschlag  in  Mähren.  — 
Kupfferit  aus  dem  Ilmengebirge  ist  ein  FeO-armer  (nur  6®/o)  Anthophyllit  von 
grüner  Farbe.  —  Gedrit  (Snarumit)  begreift  AlsO,-haltige  Anthophyllite.  Gewöhn- 
lich lichtbraun  bis  grünlich  von  blätteriger  Structur.  Fiskernäs  in  Grönland ;  Bamle 
in  Norwegen;  Einziggebiet  im  Schwarzwald;  G^dres  in  den  Pyrenäen,  unter  den 
norwegischen  Anthophylliten  finden  sich  bei  gleicher  sonstiger  Beschaffenheit  auch 
solche,  die  schief  auslöschen  (sogen.  Amphibol- Anthophyllit). 

b)  Monokline  HornblendeiL 

Es  lassen  sich  AljOg-freie  und  AlgOj-haltige  Hornblenden  unterscheiden;  die 
erateren  entsprechen  einer  Zusammensetzung  (CaMg)SiOji,  wobei  aber  das  Verhältniss 


IX.  Kl.   SiHcate  etc.  497 


Mg :  Ca  constant  =  3  :  1  ist,  so  dass  die  Formel  CaMgsSi40,2  geschrieben  werden  mnss ; 
ein  Theil  Mg  wird  öfters  darch  Fe  vertreten.  Die  Al^Og-haltigen  Hornblenden  be- 
stehen aas  einer  isomorphen  Mischung  des  eben  genannten  Silicates  mit  solchen,  in 
deren  Zusammensetzung  Al^O,  oder  dafür  theilweise  FegO,  eintritt.  Einzelne  Glieder 
der  letzteren  enthalten  auch  NajO  in  wesentlicher  Menge. 

Charakteristisch  für  alle  Hornblenden  ist  die  voUk.  #  nach  einem  Prisma  von 
ca.  124*  und  der  kräftige  Pleochroismus  bei  den  farbigen  Arten.  A-E  =  (010)ooPä, 
sonstige  optische  Verhältnisse  im  Einzelnen  veränderlich.  Die  1  M-L  ^It  meist  in 
den  stumpfen  Winkel  ß  und  ist  gegen  die  Yerticalaxe  um  70—80*  geneigt,  so  dass 
die  Auslöschung  auf  (OlO)ooP^  relativ  gering,  wenigstens  geringer  als  bei  den 
Augiten  ist.  Viele  Hornblenden  erscheinen  in  langstrahligen ,  faserigen,  verfilzten 
Varietäten,  die  als  Asbest,  Amiant,  Bergflachs,  Bergleder,  Bergkork  etc. 
bezeichnet  werden  und  ihrer  Biegsamkeit,  Säure-  und  Feuerbeständigkeit  halber  in 
der  Technik  Verwendung  finden.  Namentlich  kommt  Strahlstein  in  derartiger  Aus- 
bildung vor,  aber  ebenso  bilden  andere  Hornblenden,  wie  der  Anthophyllit,  und  andere 
Mineralien,  wie  der  Serpentin,  Asbeste. 

Grunerit  FeSiO,  mit  geringen  Mengen  von  MgO  und  AljO,.  Asbestartige, 
faserig  bis  blätterigstrahlige  Aggregate  von  brauner  Farbe  und  Seidengl.  G.  =  3,713. 
Collabri^res  im  Dep.  Var. 

Cummingtonit  (FeMg)SiOs,  Strahlige  Aggregate  mit  Seidengl.;  aschgrau 
bis  bräunlich.  Mit  Quarz  von  Cnmmington,  Mass.  Hierher  gehört  der  Granerit  der 
Magnetitlagersi&tten  des  Marquettedistricts  am  Lake  Superior.  Durch  einen  Gehalt 
an  MnO  unterschieden  sind  die  aus  Schweden  stammenden  Var.  Dannemorit, 
Silfbergit  und  Hillängsit. 

Hermannit  (Cummingtonit  z.  Th.),  wesentlich  MnSiO,,  aber  bereits  zersetzt. 
Rosenrothe  stenglig-körnige  Aggregate  von  Cummington,  Mass.  Eine  unreine  Mangan- 
homblende  soll  auch  Eirwanit  sein,  der  sich  in  mikrokrystallinen  kugligen  Ag- 
gregaten von  olivengrüner  Farbe  auf  Hohlräumen  eines  Basaltes  in  Nord- Irland  findet. 

Strahlstein.    Ca(MgFe)3Si^Oi8. 

Monoklin,  holoedrisch  mit  dem  Axenverhältniss  der  Hornblende. 
XX  langsäulig,  linealartig  mit  wohl  ausgebildetem  Prisma  {llÖ)ooR^ 
aber  meist  ohne  freie  Endbegrenzung.  Oewöhnlich  in  divergent-  oder 
v^irrstrahligen,  parallelfaserigen,  nadeligen  und  derben  Aggregaten. 

#  (110)ooP  yolLk.  GlasgL  G.  =  2,9-3,17.  H.  =  51/2— 6.  Farb- 
los, weiss,  grau,  grün  in  allen  Tönen.  Optisches  Verhalten  wie  bei  der 
gemeinen  Hornblende. 

Contactmineral  und  wesentlicher  Gemengtheil  mancher  JcrystalHnen 
Schiefer  (Strahlsteinschiefer);  durch  Umwandlung  aus  Augit  auch  in 
Eruptivgesteinen. 

Man  unterscheidet  nach  Zus.  und  Structur  mehrere  Varietäten: 

1.  Tremolit  (Grammatit,  Calamit),  im  Wesentlichen  das  reine  Kalk-Magnesia- 
Silicat  CaMggSijOj,,  oder  mit  nur  ganz  geringen  Mengen  von  FeO.  Daher  weiss,  grau 
oder  licht-flaschengrün  gefärbt.  Geht  leicht  in  Talk  über.  Contactmineral  in  körnigem 
Kalk  und  Dolomit,  z.  B.  von  Campo  longo  am  St.  Gotthard ;  im  Talkschiefer. 

2.  Aktinolith,  enthält  grössere  Mengen  von  FeO;  in  dunkelgrünen,  strahligen 
^ggregeA^n,  namentlich  in  Talk-  und  Chloritschiefeni,  vielorts,  z.  B.  aus  dem  Ziller- 
thal;  bildet  selbsl&ndig  Aktinolithschiefer. 

K 1 0  c  k  m  a  n  n ,  Mineralogie.    3.  Aufl.  32 


498 


IX.  El.   Silicate  etc. 


3.  Smaragdit,  ein  grasgrüner  Aktinolith,  Aggregate  kleiner  knrzer  Nadeln 
mit  Omphacit  verwachsen  in  Eklogit  und  als  ümwandlnngsmineral  des  Olivin  resp.  des 
Diallag  in  manchen  Gabbros*.  —  Pilit  heissen  faserig-filzige  Pseadomorphosen  von 
Aktinolith  nach  Olivin  in  Gabbros  und  Kersantiten  von  EIb  im  niederösterreichischen 
Waldviertel.  —  Zum  Aktinolith  sind  femer  zu  rechnen:  Raphilit,  Kymatin  und 
Pitkärandit. 

4.  Hornblendeasbest  (Amiant,  Byssolith).  Derbe  Strahlsteinag^Tegate 
mit  fein-  und  langfaseriger  Structur,  deren  parallele  Fasern  sich  leicht  ablösen  und 
biegsam  sind.  Wenn  sie  dichter,  weniger  regelm&ssig  und  weniger  biegsam  sind, 
so  heissen  sie  Bergleder,  Bergkork,  Bergholz.  Findet  technische  Anwendung,  steht 
aber  dem  biegsameren  Serpentinasbest  an  Güte  nach.  Mehrorts  in  den  Alpen  und 
im  Gebiet  der  italienischen  Seen  etc. 

5.  Nephrit  (Beilstein,  Punamustein)  ist  ein  kryptokrystalliner,  völlig  dicht  ei^ 
scheinender  Strahlstein.  H.  =  5Vs»  6«  =  2,9 — 8,  zäh.  Durchscheinend,  lanchgrün  bis 
grünlichgrau  und  im  unterschied  zu  dem  ähnlichen  Jadeit  schwer  schmelzbar;  vor 
allem  aber  unterschieden  durch  Mangel  an  Na^O  und  Al^O,.  Zu  Steinwaffen  und 
als  Schmuckstein  in  vorhistorischer  Zeit  und  gegenwärtig  noch  im  Orient  verwendet. 
Anstehend  bekannt  in  Turkestan,  China,  auf  Neu-Seeland ;  in  Europa  mit  Sicherheit 
nur  bei  Jordansmühl  in  Schlesien;  als  ethnographischer  Fund  weit  verbreitet. 

Hornblende  (Amphibol)  im  engem  Sinn,  charakteristisch  der  wesentliche 
Gehalt  an  AlgOs- 

Monoklin,  holoedrisch.  a:b:  c  =  0,5483  :  1 :  0^938.  ß  =  104  <>  58' 
(Nordenskiöld).  —  /  X  ein-  und  aufgewachsen,  meist  kurzsäulig  und 
durchweg  mit  sechsseitigem  Umriss  durch  Jlf  =  (llÖ)ooP  und  x={010)acPot. 


Fig.  489. 


M 


M 


Fig.  490. 


Af 


i  'M 


Fig.  491. 


Fig.  492. 


Die  Endbegrenzung  ist  gewöhnlich  dreiflächig,  entweder  wie  bei  der  ge- 
meinen Hornblende  durch  l  =  (01i)Pob  und  P  =  {001)oP  (Fig.  490)  oder 
wie  bei  der  basaltischen  Hornblende  mit  rhomboedrischem  Habitus  her- 
vorgebracht durch  P^{001)oP  und  r  =  {lU)P  (Fig.  491).  Andere 
Flächen  wie  s  =  {100)ooP6ö  und  z  =  {0^1)J2Pdö  sind  seltener.  Die  Winkel 
schwanken  je  nach  der  ehem.  Zus.  etwas ;  der  Prismenwinkel  M=  124^  IT; 
l  =  148^  16';  r=  148«  28'.  Zw.  nach  {100)ooPoo,  die  ähnlich  wie  die- 
jenigen der  Augite  den  Eindruck  einfacher  Individuen  machen,  aber 
auch  auf  der  Unterseite  ohne  einspringenden  Winkel  sind  (Fig.  492). 
Oefters  Parallelverwachsung  mit  Augit  und  Diallag.  —  Derb,  in  kömigen. 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  499 


stengligen,  faserigen  Aggregaten;  in  Pseudomorphosen  nach  Augit  von 
faseriger  Structur:  üralit  und  mit  Wassergehalt:  Traversellit. 

#  {110)ooP  vollk.,  hat  das  Ansehen  des  Abschilferns.  H.  =  5—6, 
6.  =  2,9—3,3,  also  etwas  niedriger  als  beim  Augit.  Olasgl. ;  im  Dünn- 
schliff mit  grüner  oder  brauner  Farbe  durchs.  Orün-  und  rabenschwarz 
mit  Ausnahme  des  lauch-  bis  blaugrünen  Pargasit.  Str.  graugrün.  A-E 
(010)ooPos> ;  1  M-L  liegt  im  stumpfen  Winkel  ß  und  ist  gegen  die  Ver- 
ücalaxe  um  ca.  75^  geneigt;  demnach  bildet  die  2  M-L  einen  geringen 
Winkel  gegen  die  c-Axe  oder,  was  dasselbe  ist,  die  Auslöschungsschiefe 
beträgt  11 — 13®  bei  den  braun  durchsichtigen,  13—18'^  und  mehr  bei 
den  grün  durchsichtigen  Hornblenden.  Starker  Pleochroismus,  nament- 
lich auf  (010)ooPo^.     Sonstiges  optisches  Verhalten  s.  S.  194. 

Isomorphe  Mischung  von  CaMg^Si^Oi,  und  2(MgAl,SiOg)  mit 
8 — I5AI2O3.  Ein  Theil  MgO  wird  wie  in  den  Augiten  regelmässig 
durch  FeO  ersetzt,  nahezu  ganz  ist  dies  der  Fall  im  Bergamaskit, 
der  auch  4NagO  enthält;  öfters  findet  sich  auch  Fe^Og  und  Na,0.  Ein 
Theil  SiOj  kann  durch  TiO,  (bis  7*^/o)  und  selbst  durch  etwas  SnO^  er- 
setzt werden.  —  V.  d.  L.  schmelzen  die  eisenreicheren  Varietäten  leicht 
zu  einer  dunklen  magnetischen  Perle  und  werden  auch  von  Salzsäure 
angegriffen. 

Weit  verbreitet.  Als  wesentlicher  und  accessorischer  Gemengtheil 
vieler  Eruptivgesteine:  Syenit,  Diorit,  Forphyrit,  Trachyt,  Fhonolith, 
Ändesit,  in  Tuffen  und  Äschen,  in  manchen  krystallinen  Schiefem,  be- 
sonders im  Amphibolit;  als  Contactmineral,  dagegen  nicht  in  Meteoriten 
und  nicht  als  Hüttenproduct. 

Hornblende  wandelt  sich  häufig  in  Biotit  und  Chlorit  um   und  giebt  Veran- 
lassung zur  Epidotbildung ;  geht  selbst  aus  Augit  und  Diallag  herror. 
Im  Einzelnen  werden  unterschieden: 

1.  Pargasit  (Grüne  H.,  Edenit).  Eisenarm;  in  kurzen,  an  den  Kanten  ab- 
gerundeten, wie  angeschmolzen  aussehenden  X  X  und  in  Körnern.  Licht  bläulich- 
grün bis  dunkelgrün  und  schwarz.  AuslOschungsschiefe  15® — 18^  Contactmineral. 
Im  kömigen  Kalk  von  Pargas  in  Finland  und  Edenville  in  New- York.  —  Hierher 
auch  der  weisse,  strahlig- faserige  Kokscharowit,  mit  Lasurit  aus  der  Nähe  des 
Baikalsees. 

2.  Gem.  schwarze  Hornblende.  XX  ^uf  manchen  Magnetitlagerstätten, 
Arendal,  Taberg  in  Wermland,  Filipstad  (Fig.  489  u.  490),  seltener  als  porphyr- 
artige Einsprenglinge  in  Eruptivgesteinen;  gewöhnlich  nur  in  individualisirten  oder 
mit  einander  verwachsenen  Körnern.  Wesentlicher  Gemengtheil  der  älteren  Eruptiv- 
gesteine und  des  Amphibolits. 

Nach  der  Farbe  kann  man  unterscheiden  grünlichschwarze  H. ,  die  im  Dünn- 
schliff grün  durchsichtig  werden,  eine  Auslöschungsschiefe  von  15* — 25®  haben  und 
namentlich  in  den  saureren  Tiefengesteinen  und  krystallinischen  Schiefem  vorkommen 
und  braunschwarze  H.,  die  braun  durchsichtig  werden,  mit  12® — 14®  auslöschen  und 
sich  gern  in  basischen  Eruptivgesteinen  finden.  —  Hierher  auch  der  rabenschwarze 
Karinthin  aus  dem  Eklogit  der  Saualpe  in  Kärnten. 


500  IX.  El.   Silicate  etc. 


8.  Basaltische  Hornblende.  In  X  X  (Fig.  491  u.  492),  deren  Qaenchnitt 
6-8eitig  ist,  nie  (100)ooP^,  öfters  mit  geflossenen  Kanten  oder  in  Körnern  in  jungem 
vulkanischen  Gesteinen,  schöne  X  X  &ub  ^^^  Basalttuff  des  böhmischen  Mittelgebirges 
(Wolfsberg  bei  Cemosin).  Brftunlichschwarz,  im  Dünnschliff  braun  durchs. ;  auf  den 
Spaltflächen  starker  Glasgl.  Sehr  geringe  Auslöschungsschiefe  zwischen  0'  und  10^ 
Enthält  öfters  TiOj«  der  im  Kaersutit  aus  Nordgrönland  auf  6 — 7^j«  steigt. 

ArfTedsonit.  ß  =  104°  15  V^'*  Die  charakteristische  natronhaltige  Hornblende 
der  Eruptivgesteine.  Chem.  Zus.  ist  noch  nicht  genügend  erkannt,  da  ältere  Analysen 
am  Aegirin  angestellt  sind,  im  Wesentlichen  aber  Na^FOsSi^Oi,  gemischt  nciit  einem 
Ca-  und  Mg-haltigen  Silicat  von  (AlFe)20,;  TiOg-frei.  XX  selten,  gross  und  pris- 
matisch von  Grönland,  sehr  klein  und  tafelig  von  Langesund.    Zw.  nach  (100>3cPöc. 

#  (110)ooP  igS"»  55'  recht  vollk.,  (010)c»pob  weniger  voUk.  H.  =  5Vt— 6,  G.  =  3,44. 
Glasgl.  Tief  blauschwarz  mit  dunkel  blaugrauem  Str.  (Unterschied  von  Aegirin),  im 
Dünnschliff  blaugrün  durchs.  Auslöschung  auf  (OlO)oop^  ca.  14°.  Schmilzt  schon  an 
der  Lichtflamme  und  liefert  v.  d.  L.  unter  Aufschäumen  eine  magnetische  Perle.  In 
Säuren  unlöslich.  Im  Sodalithsyenit  von  Kangerdluarsuk  in  Grönland,  selten  auf  den 
Syenltpegmatitgängen  und  den  Augitsyeniten  Norwegens.  XX  von  Klein- Arö  im 
Langesundfjord.  —  Nahe  verwandt  ist  Barkevikit,  chemisch  unterschieden  durch 
stärkere  Betheiligung  des  Silicats  der  Sesquiozyde  und  Armuth  an  CaO  und  MgO. 
aber  TiOj-haltig.  Grosse  rauhe  XX  von  Barkevik  mit  kurz-  oder  laugs&uligem 
Habitus.  #  (110)ooP  124«  15 Vt'  vollk.,  ebenso  nach  (010)ooPob  oft  recht  voUk. 
H.  =  6,  G.  =  3,428.  Starker  Glasgl.  auf  den  Spaltflächen.  Tief  sammetschwarz,  im 
Dünnschliff  braun  durchschein.  Str.  tief  olivgrün.  Auslöschung  127*^-  Löthrohrverh. 
wie  Arfvedsonit.  Skudessunds^är  bei  Barkevik  im  LangesundQord  in  XX,  sonst 
wesentlicher  Gemengtheil  der  Augit«yenite  des  südlichen  Norwegens.  Nur  wenig  unter- 
schieden (durch  stärkeren  Ca-  und  Mg-Gehalt)  sind  die  Hornblenden  aus  den  grob- 
kömigen  Gängen  von  Frederiksväm.  —  Kataphoritist  eine  natron-  und  eisenreiche 
Hornblende  aus  Aegiringesteinen  am  LangesundQord. 

Olaukophaii.  Na^AlsSi^Oi,  gemischt  mit  (MgFe),OaSi40j2.  ß  =  ca.  105*.  Die 
charakteristische  Natronhomblende  der  krystallinen  Schiefer.  XX  prismatisch,  selten 
mit   freier  Endbegrenzung.     Gewöhnlich   in   stengligen   und   kömigen  Aggregaten. 

#  (110)ooP  124®  51'  deutlich.  H.  =  6— 6Vt ,  G.  =  3—3,1.  GlasgL,  durchschein,  bis 
undurchs.  Blaugrau,  lavendelblau  bis  schwärzlichblau.  Str.  blaugrau.  Auslöschung 
4 — 7°.  Schöner  Pleochroismus.  Schmilzt  v.  d.  L.  leicht  zu  graulichweissem  oder 
grünlichem,  nicht  magnetischem  Glas;  von  Säuren  kaum  angegriffen.  Im  Glimmer- 
und Glaukophanschiefer  auf  Syra  und  Euböa,  im  Gneiss  zu  Zermatt;  femer  Insel 
Groix  in  der  Bretagne,  Balado-Mine  und  Neu-Caledonien.  —  Gastaldit,  ein  Glau- 
kophan,  in  dem  (MgFe)sCaSi40i2  vorwiegt.  Im  chloritischen  Gestein  von  St  Marcel 
und  Champ  de  Praz  im  Aostathal;  im  Val  Locana  etc. 

Riebeckit.  Mischung  von  FeSiO,  mit  NA^Feßifiiz-  Aus  Graniten  und 
Syeniten;  Granit  der  Insel  Sokotra.  Hierher  gehört  auch  wohl  der  z.  Th.  schon 
verkieselte,  als  Schmuckstein  verwendete  Krokydolith  vom  Oranje-River. 

Richter it  ist  eine  viel  Na^O  und  wenig  AlgO,  enthaltende  Manganhom- 
bleude  von  Pajsberg. 

0)  Trikline  Hornblenden. 

Aenigmatit.  Chemisch  wesentlich  wie  Arfvedsonit,  aber  ein  Theil  SiO,  ist 
durch  TiOj  ersetzt.  Grosse,  schlecht  messbare  XX  aus  den  Sodalithsyeniten  Ton 
Naujakasik  und  Kangerdluarsuk  in  Grönland,   kleinere  XX  (sogen.  Cossyrit)  aus 


IX.  KL   SiHcate  etc.  501 


den  Panielleriten  von  Pantelleria.  Starker  Gla8gl.  auf  dem  Spaltprisma  (128®  52' 
bis  124®  5')-  Gr.  =  3»8.  Sammetschwarz,  im  Dannsclilifr  braun  durcbschein.  Str.  röth- 
lichbraun.  —  KOlbingit  aus  Grönland  mit  pistazgrünem  Str.  und  G.  =8,6  scheint 
nur  eine  Parallelverwachsung  von  Aenigmatit  und  Arfvedsonit  zu  sein. 


Prismati n.  MgAlsSiO«.  Rhombisch,  holoedrisch.  XX  lang  prismatisch 
mit  herrschendem  (llO)ooP.  #  (110)c»oP  zieml.  voUk.  H.  =  6—7,  G.  =  3,34.  Geringer 
Glasgl.  Gelbbraun  durchs.,  gewöhnlich  oberflächlich  oder  durch  die  ganze  Masse  in 
lichtgrünliche  Substanz,  Eryptotil,  umgewandelt.  Im  Granulit  von  Waldheim  in 
Sachsen.  —  Die  gleiche Zusanunensetzung scheint  Kornerupinzu haben.  Rhombisch. 
Sillimanitähnliche,  radial  oder  parallel  gruppirte,  dttnnstengb'ge  oder  strahlige  Aggre- 
gate. #  (lOO)ooP  ziemlich  vollk.  H.  =  6—7,  G.  =  8,273.  GlasgL,  weiss.  Im  Gneiss 
von  Fiskernäs  in  Grönland. 

Sapphirin.  5 MgO,  6 Al^O,,  2 SiO^.  Monoklin.  ß  =  100 •  80'.  XX  tafelig 
nach  (010)ooPÄ,  gewöhnlich  in  platten  Kömern.  Br.  uneben.  H.  =  7*/«»  G.  =  8,46 
bis  3,49.  GlasgL,  durchschein,  bis  durchs,  pleochroiiisch.  Hellblau,  bläulich-  oder 
grünlichgrau,  zuweilen  dunkelgrün.  Theils  mit  Biotit,  theils  mit  Bronzit  verwachsen, 
in  Nestern  im  Gneiss  und  Glimmerschiefer  bei  Fiskem&s  an  der  Westküste  Grönlands. 

Leukophangnippe. 

Leukophan.  NaCaBeSigOeF.  Rhombisch,  hemiedrisch.  XX  selten,  am 
häufigsten  dicktafelig  nach  (001  )oP,  vielfach  in  Zwillings  Verwachsung.  Derb  in  steng- 
ligen  und  schaligen  Aggregaten.  #  (OOl)oP  vollk.,  nach  (100)ooP^,  (010)ooPo6  und 
anderen  Flächen  deutlich.  Br.  uneben.  H.  =  8V3— 4,  G.  =  2,96.  Glasgl.,  auf  dem 
Br.  fettartig;  an  den  Kanten  durchschein.  Weisslichgrün  oder  grünlich  weiss.  Auf 
Gängen  im  Augitsjenit  des  LangesundQords,  namentlich  auf  Laven. 

Melinophan.  NaCa^BegSisOioF.  Tetragona],  vielleicht  tetartoedrisch.  XX 
sehr  selten,  stets  tafelig  oder  flach  pyramidal;  meist  eingesprengt  in  schaligen  und 
blätterigen  Aggregaten.  #  (001  )oP  deutlich,  ausserdem  auch  schalig  nach  (OOl)oP 
abgesondert.  H.  =  5,  G.  =  8.  GlasgL,  durchschein,  bis  durchs.  Schwefel-,  citronen- 
und  honiggelb;  durch  Verwitterung  roth.  Selten,  auf  Gängen  im  Augitsyenit  Nor- 
wegens.   Stocksund  auf  Stockö. 

Skapolithgmppe. 

Die  Mineralien  dieser  Gruppe,  durch  Gleichartigkeit  ihrer  morphologischen 
Eigenschaften,  aber  Veränderlichkeit  ihrer  chemischen  Zusammensetzung  ausgezeichnet, 
bilden  nach  Tschehmak's  Untersuchungen  eine  vollkommene  isomorphe  Reihe,  deren 
allmählich  in  einander  verlaufende  Glieder  aus  dem  verschiedenen  Mischungsverhäli- 
niss  zweier  Endsubstanzen,  der  Na-haltigen  Marialithsubstanz  Na^AljSigOs^Cl  =  Ma 
mit  llNagO,  18,lAl203,  64Si02,  6,9NaCl  und  der  Cahaltigen  Mejonitsubstanz 
Ca^AlgSi^Ogs  =  Me  mit  25,17  CaO,  84,88  Al^O^,  40,45  SiO^  hervorgegangen  sind.  Sie 
bilden  dadurch  eine  bemerkenswerthe  Parallele  zu  der  Plagioklasreihe,  und  das  auch 
noch  deswegen,  als  sie  in  ihrem  qualitativen  Bestände  abgesehen  von  dem  Chlor- 
gehalt der  Marialithsubstanz  mit  dem  Albit  bezw.  dem  Anorthit  übereinstimmen. 
Da  schon  früher  chemisch  verschiedene  Glieder  als  Skapolith  vereinigt  worden  sind, 
so  dient  auch  im  Folgenden  dieser  Name  als  der  zusammenfassende  für  die  in  ihren 
morphologischen  und  physikalischen  Eigenschaften  übereinstimmenden,  aber  chemisch 
aus  einander  zu  haltenden  Glieder. 


502  IX.  El.   Silicate  etc. 


Skapolith.  Weraerit.  Isomorphe  Mischung  von  Na^Al^Si^Oj^Cl  und 
Ca.AleSiAs. 

Tetragonal,  pjrramidal-hemiedrisch.  a :  c  =  i :  0^43925  (Kokschabow). 
Je  nach  dem  Mischungsverh'ältniss  schwankend  von  1  :  0^4425  (Ma)  bis 
1  :  0^4393  (Me).  —  XX  mehr  oder  weniger  säulenförmig,  in 
Fig.  493.        gedrungenen  Prismen,  oft  auch  langgestreckt.  m  =  (110)ocP, 
a  =  (100)ooPoo,  0  =  {1U)P  (630  42'  Mittelk.),  t  =  {101)Pc^. 
Pyramidale  Hemiedrie  zeigt  sich  in  der  öfteren  Ausbildung 
der  selteneren  Formen  0  =  {31i)3P3  und  f=(120)ooP2  als 
solche  ni  Art,  worauf  auch  die  Aetzfiguren  hinweisen.  — 
Derb  in  grosskörnigen  und  strahligen,  auch  ganz  dichten 
Aggregaten. 
#  (100)ooPoo  vollk.,  {110)ooP  weniger  voUk.    Br.  muschlig,  spröde. 
H.  =  5—6,  G.  =  2,54 — 2,76,  mit  wachsendem  SiOg -Gehalt,  entsprechend 
einer    grösseren    Betheiligung    von   Na^O,    d.   h.   Marialithsubstanz    ab- 
nehmend.    Glasgl.,   ins  Perlmutterartige  und  Fettige  geneigt.     Farblos 
oder  weiss  bei   den  vulkanischen  Abarten,  trübe  und  gewöhnlich  licht 
gefärbt    (aschgrau,    bläulich,    grünlich,    röthlich)    bei    den    eigentlichen 
Skapolithen  und  Werneriten.     Schwache  negative  D.-Br. 

In  Folge  der  isomorphen  Mischung  von  wechselnder  ehem.  Zus.  Wie 
die  auf  S.  501  angegebenen  Zahlen  zeigen,  liegt  der  SiOj-Gehalt  theoretisch 
zwischen  40,45  >  und  64®/o,  der  Chlorgehalt,  der  nicht  an  Na  gebunden 
ist,  wächst  bis  zu  4,19®/o.  Das  Verhalten  gegen  Säuren  ist  dement- 
sprechend auch  verschieden ;  ein  Theil  der  Skapolithe  wird  von  Salzsäure 
unter  Abscheidung  schleimiger  Kieselsäure  zersetzt,  andere  werden  nicht 
angegriffen.  —  V.  d.  L.  gewöhnlich  leicht  unter  Aufschäumen  schmelzend. 

Zumeist  metamorphes  Mineral,  Theils  selbständig  in  Jcrystallinen 
Schiefem,  als  SkapoUthfels  oder  eingewachsen  in  kömigen  Kalken. 
Gneissen  etc.,  theils  als  Contactmineral.  Femer  aufgewachsen  in  vul- 
kanischen Auswürflingen.  Als  TJynwandlungsproduct  von  PlagioMaseti 
im  Gabbro  und  Diabas,  charakteristisch  das  Vorkommen  vofi  Krageroe 
und  anderen  Orten  des  südlichen  Norwegens,  wo  die  von  Apatitgängen 
durchsetzten  Gabbros  in  ein  Gemenge  von  Skapolith  und  Hornblende  um- 
gewandelt sind. 

Nach  dem  Mischungsverhältniss  werden  folgende  Glieder  untetscbieden : 
Marialitb.  Ma  bis  Ma^Me^.  56— 64Si02;  Rtets  etwas  Ga-haltig;  von  Salz- 
säure nicht  zersetzt.  Kleine  wasserklare  XX  im  Pipemo  der  Pianura  von  Neapel. 
Von  trüben  Vorkommnissen  (sogen.  Skapolithen)  gehören  hierher :  solche  von  Bolton, 
Mass.,  von  Ripon  in  Quebeck  (Riponit),  ferner  Dipjr,  weisse  oder  röthliche,  an 
den  Enden  abgerundete  Prismen  von  3—5  mm  Länge,  reichlich  eingewachsen  in 
Schiefem  und  Kalksteinen  der  Pyrenäen.  Ein  etwas  verwitterter  Dipyr  ist  C o  u  s  e  r  an i t, 
weiss,  oft  durch  Kohle  grau  und  schwarz  gefärbt.    Contactmineral  im  Kalkstein  der 


IX.  Kl  Silicate  etc.  503 


Pyrenäen  und  am  Nufenen  in  der  Schweiz.  Die  auch  als  Couseranit  bezeichneten 
schwarzen  Prismen  in  pyren&ischen  Glimmerschiefem  sind  Andalusit 

Mizzonit.  Ma,Mei  bisMajMe,.  48— SßSiOg,  wird  darch  Salzsäure  theilweise 
zersetzt.  Hierher  die  klaren  XX  von  der  Somma  und  dem  Laacher  See  und  die 
grosse  Mehrzahl  der  trüben  eingewachsenen,  früher  unter  Skapolith  begriffenen  York., 
z.  B.  von  Arendal,  von  Gulq'5  in  Schweden,  der  Ekebergit  von  Pargas  in  Finland, 
viele  York,  aus  den  nordamerikanischen  Contactlagerstätten ,  wie  Gouverneur  und 
Warwick  in  New- York,  Bolton,  Mass.,  Franklin,  New- Jersey.  Femer  der  schon  theil- 
weise in  Kaolin  umgewandelte  grobkömige  oder  strahlige  Porcellanspath  (Por> 
cellanit,  Passauit),  eingewachsen  im  Syenit  und  k(Jmigen  Kalk  bei  Passau. 

Mejonit.  MaiMe,  bis  Me.  40 — 48Si02;  vollständig  durch  Salzsäure  zersetz- 
bar. Kleine  wasserklare  Prismen,  selten  mit  Endausbildung,  von  der  Somma  und 
dem  Laacher  See.  Die  trüben  hierher  zu  stellenden  Skapolithe  hat  man  wohl  im 
Besonderen  als  Wernerit  bezeichnet.  Es  gehören  dazu:  der  grössere  Theil  der 
Arendaler  York,  sammt  dem  etwas  verwitterten  Atheriastit,  der  blaue  Skapolith 
von  Gulsjö,  der  graue  oder  grünlichgraue  bis  grauschwarze  Nuttalit  von  Bolton, 
Mass.,  der  blaue  Glaukolith  vom  Baikalsee  und  eben  daher  der  hellgrüne,  durch 
Yerwitterung  etwas  COa-haltige  Strogonowit. 

A  n  m.  Die  Skapolithe  unterliegen  leicht  der  Yerwitterung  und  der  Umwand- 
lung zu  ganz  analogen  Neubildungen,  wie  die  Pla^oklase,  nämlich  zu  Kaolin  (in 
grösserer  Menge  bei  Passau),  Epidot,  Muscovit,  Biotit  und  zu  Zeolithen.  Auch  Albit 
geht  aus  Skapolith  hervor,  wie  denn  umgekehrt  die  Pla^oklase  mancher  südnorwegi- 
schen Gabbros  durch  (pneumatolytische?)  Umwandlung  m  feinste  Skapolithaggregate 
(Saussurit  z.  Th.)  übergeführt  sind. 

Der  trübe  Skapolith  gleicht  dem  gemeinen  Feldspath  sehr;  quadratischer 
Querschnitt,  charakteristisches  faseriges  Ansehen  der  Spaltungsflächen  und  höheres 
Gewicht  sind  die  wesentlichen  Unterschiede  des  ersteren.  — 

Dem  Skapolith  steht  bezüglich  seiner  Form  und  Zusammensetzung  sehr  nahe: 
Sarkolith.  NagCagAlsSigOge.  Tetragonal,  pyramidal-hemiedrisch.  (100)ooPoo, 

<001)oP,   (lll)P.     H.  =  5V«— 6,   G.  =2,54.     Röthlichweiss  bis   fleischroth.     Glasgl., 

durchschein.    Somma.    Oefters  mit  Analcim  verwechselt. 

Helilith.     Humboldtüith.     Sommervillit.     (CaMg)7(AlFe)gSi502o. 

Tetragonal,  holoedrisch,  a  :  c  =  1  :  0^4548  (Des  Cloizkaux).  — 
Kleine,  meist  aufgewachsene,  tafelige  oder  kurz-,  selten  langsäulige  und 
nadelige  XX-  (p01)oP,  (100)ooPoo,  seltener  (iiÖ)ooP,  {130)ooP3,  {111)P. 
Auch  strahlige  Aggregate. 

#  i001)oP  öfters  deutlich.  H.  =  5— S^/z,  G.  =  2,90—2,95.  Gelb 
bis  braun,  gelblichweiss  und  grau.  Glasgl.  bis  Fettgl.,  kantendurchschein. 
D.-Br.  negativ. 

Enthält  auch  etwas  Na^O,  von  Spuren  bis  zu  4^2^/0.  V.  d.  L. 
relativ  schwer  schmelzend;  von  Säuren  unter  Abscheidung  von  Eiesel- 
gallerte  zersetzt. 

In  SommaatiswürfUngen  (Humboldtilith  genannt,  weissUch  bis 
grau  mit  grosser  Basis),  in  Drusen  der  Lava  von  Capo  di  Bove,  am 
Herchenberg  im  BrohUhal.  Mikroskopischer  Gemengtheil  mancher  Basalte, 
sogen.  Melilithbasalte :  schwäbische  Alb,  Erzgebirge,  Hessen,  JEifeL  Kunst- 
lieh  in  manchen  Eisenschlacken. 


504  I^  Kl.   Süicate  etc. 


G  e  h  1  e  n  i  t.  Ca, AlgSijOio,  etwas  FeO,  Fe,0„  MgO  und  H,0  enthaltcDd.  Tetra- 
gonal»  holoedrisch.  XX  klein,  eingewachsen,  dicktafelig  oder  kurzsäulig,  einzeln 
oder  in  lockeren  Aggregaten.  Gewöhnlich  nnr  (OOl)oP,  (100)ooPoo.  Derb.  ^  (OOl)oP 
ziemlich  voUk.  H.  =  5Vs — 6,  G.  =  3.  Geringer,  etwas  fettiger  Glanz,  kantendorcfa- 
Bchein.  bis  durchs.  Grünlichgrau  bis  unrein  grün  und  braun.  D.-Br.,  schwach.  — 
y.  d.  L.  schwer  schmelzbar;  von  Säuren  unter  Gallertbildung  zersetzt  Contact- 
mineral  am  Monzoni  und  bei  Predazzo,  femer  bei  Oravicza.    Künstlich  in  Schladcen. 


Nephelin-Lencitgrappe. 

Das  Gemeinsame  der  in  dieser  Gruppe  zusammengefassten  Mineralien  be- 
steht nicht  in  isomorpher  Verwandtschaft,  sondern  darin,  dass  es  sich  im  Wesentr 
liehen  um  Thonerde-Alkalisilicate,  also  der  Feldspathsubstanz  nahe  stehende  Süicate 
handelt  und  darin,  dass  sie  eine  den  Feldspäthen  analoge  und  diese  vertretende  Rolle 
in  den  Eruptivgesteinen  spielen. 

Nephelin.    Eiaolith.     NagAlgSigOs^. 

Hexagonal,  pyramidal-hemiedr.,  zugleich  hemimorph.  a:c=^l:  0^8389 
(KoKscHARow). —  XX  erscheinen  holoedrisch  mit  kurzsäuligem  Habitus, 
gewöhnlich  nur  von  (1010)ooP  und  (000i)oP  begrenzt,  seltener  {202i)2T^ 
{1121)2P2,  (1120)ooP2.  In  WirkUchkeit  bilden  sie,  wie  es  die  Aetz- 
figuren  erkennen  lassen,  Erg'änzungszwillinge  hemimorpher  Individuen 
der  pyramidfden  Hemiedrie.  —  Derbe  Stücke  und  eingesprengt. 

#  {1010)ooP  und  ipOOi)oP  unvoUk.,  Br.  muschlig  bis  uneben. 
H.  =  5— 6,  Q.  =  2,6.  Auf  den  Flächen  Glasgl.,  auf  dem  Br.  starker 
und  charakteristischer  Fettgl.  Farblos,  weiss  und  lichtgrau  oder  grün- 
lichgrau, gelblich,  röthlich  blaugrün.     D.-Br.  schwach,  negativ. 

Zus.  nicht  ganz  constant;  im  Durchschnitt  44 — 45Si02,  34AI2O,, 
löNagO,  daneben  4— SK^O,  etwas  CaO  (V»— 2<>/o)  und  Wasser.  — 
y.  d.  L.  schmilzt  die  als  Eläolith  bezeichnete  Yar.  leichter  zu  blasigem 
Glas  als  der  gewöhnliche  Nephelin.  Von  Salzsäure  unter  Abscheidung 
von  Eieselgallerte  zersetzt;  aus  der  Lösung  scheiden  sich  beim  Ein- 
trocknen Kochsalzwürfelchen  aus  (Unterschied  Tom  Apatit).  Das  Pulver 
reagirt  alkalisch. 

Nach  dem  Vorkommen  und  gewiesen  äusseren  Unterschieden  h&lt  man  zwei 
Varietäten  aus  einander:  Eläolith  und  Nephelin. 

Als  Eläolith  bezeichnet  man  die  eingewachsenen,  grau,  röthlich, 
bläulich  etc.  gefärbten,  trüben  und  meist  nicht  individualisirten  Nepheline 
der  älteren  Eruptivgesteine,  der  sogen.  Eläolithsyenite.  Südliches  Nor- 
wegen (Laurvig,  Frederihsväm),  Serra  de  Monchique  in  Portugal,  Büro 
in  Siebenbürgen,  Mia^Jc,  Grönland,  Hot  Springs  in  Arkansas,  Serra  de 
Tingud  in  Brasilien. 

Nephelin  im  engern  Sinn  sind  die  farblosen,  weisslichen  oder 
grauen,  vielfach  deutlich  Jcrystallisirten  Vorkommnisse,  die  als  Gremeng- 


IX.  El.   Silicate  etc.  505 


theil  in  tertiären  Eruptivgesteinen  wie  Phonolithen,  Nephelinbasalten  etc. 
eingewachsen  sind.  Dahin  die  charakteristischen  Fundorte  wie  der  Katzen- 
buchet  im  Odenwald,  Meiches  im  Vogelsgebirge,  Löbauer  Berg  in  Sachsen. 
Aufgewachsen  und  zu  Meinen  Drusen  vereinigt  in  vulkanischen  Aus- 
tvürflingen  des  Laacher  Sees,  der  Somma  und  des  Albaner  Gebirges. 

Eläolitb  geht  durch  Umwandlung  in  eine  SpreuBtein-(Natrolitb)-artige  Substanz, 
die  Hydronephelit  genannt  ist,  über;  auch  Umwandlung  in  Sodalith  kommt  vor. 
Gieseckit  aus  Grönland  und  Liebenerit  von  Predazzo  in  Tirol  sind  in  Mucovit- 
substanz  umgewandelte  Nephelinkrystalle  aus  porphyrischen  Gesteinen.  —  Die  künst- 
liche Darstellung  des  Nephelin  gelingt  leicht.  —  Seiner  sechsseitigen  Umrisse  und  des 
fettigen  Bruches  wegen  kann  Nephelin  mit  Quarz,  Cordierit  und  Apatit  verwechselt 
werden. 

Ealiophilit  von  Monte  Somma  ist  wahrscheinlich  ein  Nephelin  mit  vor- 
wiegendem E-Gehalt. 

Gancrinit  gilt  als  ein  COg-  und  HgO-haltiger  Eläolitb,  aber  nicht  durch  Ver- 
witterung aus  diesem  entstanden ;  derb,  in  individualisirten  Eömem  oder  blätterigen 
und  Stengligen  Aggregaten;  #  (1010)ooP  voUk.,  sonst  dem  Eläolith  sehr  ähnlichp 
namentlich  röthlich  und  gelblich.  In  den  Eläolithsyeniten  von  Norwegen,  Ditrö,  Miask, 
Litchfleld  in  Canada. 

Davyn  aus  der  Vesuv-Lava  und  den  Somma-Auswürf lingen ,  in  gestreckten 
bis  nadeligen  X  X,  die  neben  (lOTO)ooP  und  (OOOl)oP  auch  (1120)ooP2  und  (10T2)V«P 
zeigen,  graulichweiss  bis  wasserhell,  ist  ein  Nephelin  mit  wesentlicher  Beimischung^ 
von  CaO  und  E,0  und  wechselndem  Gehalt  von  Gl,  SO3  und  COj.  —  Damit  ident 
ist  der  Mikrosommit,  in  winzigen,  oft  büschelig  gruppirten  XX.  Vesuv-Eruption 
1872,  femer  das,  was  Cavolinit,  Pseudonephelin  und  Pseudosommit  ge- 
nannt ist. 

Phacelit.  EAlSiO^.  Hexagonal.  XX  sehr  dünn,  nadelförmig,  (10T0)ooP 
und  (OOOl)oP,  zu  Bündeln  gruppirt.  #  (OOOl)oP.  H.  =  6,  G.  =  2,49.  Glasgl.  Farb- 
los bis  weiss.    Seidengl.    Gelatinirt  mit  Salzsäure.    Monte  Somma. 

Eukryptit.  LiAlSiO^.  Mikroskopische  faserige  XX.  G.  =  2,667.  Weiss. 
Gelatinirt  mit  Salzsäure.  Geht  aus  der  Verwitterung  von  Spodumen  hervor.  Brauch- 
viUe,  Conn. 

Sodaliih.    3Na,Al,Si208.2NaCl. 

Regulär,  die  Aetzfiguren  weisen  auf  tetraedrische  Hemiedrie.  — 
XX  mit  rhombendodekaedrischem  Habitus.  {110)odO^  daneben  zuweilen 
{100)ocßoo,  {211)202,  (111)0.  Zw.  nach  (111)0  häufig,  gewöhnlich  in 
die  Länge  gezogen.  —  Zumeist  derb,  in  Körnern  und  Aggregaten. 

#  (110)cxO  ziemlich  voUk,  Br.  muschlig  bis  uneben.  H.  =  5 — 6, 
G.  =  2,2—2,4.  Auf  den  Flächen  Glasgl.,  auf  dem  Br.  Fettgl.  Durchs, 
bis  undurchs. ,  meist  durchschein.  Farblos,  weiss,  graulich-,  gelblich- 
und  grünlichweiss ;  hell-  bis  dunkelblau ;  grün  und  lichtroth.  In  einzelnen 
Fällen  optisch  anomal. 

25,6  Na,0,  31,6A1,03,  37,1  SiO^,  7,3  Cl  (101,6).  —  Entfärbt  sich 
beim  Erhitzen ;  schmilzt  y.  d.  L.  zu  blasigem  Glas.  Aus  dem  gepulverten 
Mineral  wird   durch  Wasser  NaCl  ausgezogen,   dennoch  ist  es  strittig, 


506  IX.  Kl.   Silicate  etc. 


ob  Chlor  nicht  in  directer  Bindung  an  AI  vorhanden  ist;  geht  durch 
Säuren  in  Lösung,  aus  der  sich  nachträglich  Eieselgallerte  abscheidet. 
Häufiger  Begleiter  des  Nephelins  in  Eläolühsyenüen  von  Ditro 
hl  Siebenbürgen,  Serra  de  Monchique  in  Portugal y  Norwegen,  MiasL 
Kangerdluarsuk  in  Grönland;  in  Trachyten  und  Phonolithen  gewöhnlich 
nur  mikroskopisch.  Aufgewachsen  in  ÄusuHirflingen  der  Somtna,  des 
Albaner  Gebirges  und  bei  Hieden  am  Laacher  See. 

Nosean  (SpiDellan)  und  Hanyn.    NasAlgSisOg.NagSO^. 

Regulär ,  Wahrscheinlich  tetraedrisch-hemiedrisch.  —  Gewöhnlich 
derb  in  unregelmässigen  Körnern,  sonst  in  X  X  ^  (110)ooOj  selten  {100)cx(hc, 
{120)ocO2,  (111)0,  Zw.  nach  (111)0  häufig,  als  Durch wachsungs-  wie 
polysynthetische  Zw. 

#  (110)ooO  deutlich,  Br.  muschlig  bis  uneben.  H.  =  6—6,  6.  =  2,3 
bis  2,5.  Fettiger  Olasgl.  Durchs,  bis  undurchs.  Keine  Charakterfarbe, 
gewöhnlich  aschgrau,  grünlich  und  schwarz  (Nosean)  oder  blau  (Hanyn): 
sonst  weiss,  bräunlich  und  grün.  Str.  weiss  bis  bläulich  weiss.  Optisch 
öfters  anomal. 

27,3  Na^O,  27,0  AlgO,,  31,6  SiOg,  14,1  SO3,  gewöhnlich  auch  CaO, 
bis  zu  10^,0.  Entfärbt  sich  nur  sehr  schwer  beim  Erhitzen  und  schmilzt 
schwierig  zu  blasigem  Glas.  Von  Säuren  unter  Oallertbildung  zersetzt 
Das  Pulver  reagirt  deutlich  alkalisch;  durch  kochendes  Wasser  wird 
Na^SO^  ausgelaugt. 

Nur  in  jüngeren  Ergussgesteinen.  Aufgewachsen  in  den  Trachytaus- 
würflingen  des  Laacher  Sees,  der  Somnia  und  im  Albaner  Gebirgt. 
Häufiger  eingewachsen,  theils  als  makro-,  theils  als  mikroskopischer  Ge- 
mengtheil  in  Phonolithen,  Nephelin-  und  Leucitbasalten ,  Tephriten,  be- 
sonders reichlich  in  Hauynophyren  und  Noseaniten,  z.  B.  in  den  Leticito- 
phyren  des  Laucher  Sees,  in  der  Mühlsteinlava  von  Niedermendig ,  im 
Hauynophyr  vom  Vultur  bei  Melfi. 

Ittnerit  und  Skolopait  von  Oberbergen  am  Kaiserstahl  sind  in  rerBchie- 
dcnem  Grade  zeolithisirte  (Gismondin?)  Noseane. 

Lasurstein.    Lasuiit.    Lapis  Lazuli.    Oemenge,  daher  keine  Formel. 

Regulär.  —  XX  selten,  eingewachsen,  (110)ooO.  Aggregate  klein- 
bis  feinkörnig,  mit  eingesprengten  kleinen  Schwefelkiespartikeln. 

#  (110)odO  unvoUk.  H.  =  51/2,  G.  =  2,38— 2,42.  Glasartiger 
Fettgl.,  undurchs.  bis  kantendurchschein.     Lasurblau. 

Das  Mineral  erweist  sich  u.  d.  M.  als  Gemenge ;  in  der  Hauptsache 
ist  es  eine  isomorphe  Mischung  von  Hauyn  mit  Sodalith  und  natOrlicIier 
ültramarinsubstanz.  —  V.  d.  L.  sich  entfärbend  und  zu  einer  weissen 
blasigen  Perle  schmelzend.     Von  Salzsäure  zersetzt. 


IX.  Kl.    Silicate  etc.  507 


ContactmineraL  Hauptvorkommen  in  centralasiatischen  KalksteineUf 
Badakschan  nördlich  vom  Hindukusch  und  am  Südende  des  Baikalsees, 
untergeordnet  in  den  SommaoMSWürflingen  und  im  Peperin  der  Albaner 
Berge,  femer  aus  Chile. 

Verwendung  als  Schmuckstein  und  früher  auch  als  natürliches  Ultramarin. 

Lencit.     Amphigen.     K^AlgSi^Oig 

Dimorph,    regulär   und  rhombisch.     Gewöhnlich   in  ringsum   aus- 
gebildeten eingewachsenen  Einzelkrystallen ,  selten  aufgewachsen  oder  in 
körnigen  Aggregaten.    Die  XX  zeigen  in  ausgeprägter 
Weise  das  Deltoidikositetraeder  {211)202  (sogen.  Leu-  Fig.  494. 

citoeder),  selten  dazu  und  untergeordnet  (110)ocO,  stellen 
aber  bei  gewöhnlicher  Temperatur,  wie  genaue  Winkel- 
in essungen  und  die  optische  Untersuchung  lehren,  die 
rhombische  Combination  {lli)P,  (421)4P2,  {241)4P2  dar, 
wozu  das  scheinbare  {110)oo0  noch  die  ferneren  For- 
men {110)ooP,  (201)2Pöö,  {p21)2Po6  Uefert.  Bei  einer 
Temperaturerhöhimg  auf  500^  und  darüber  werden  die 
durch  zahlreiche ,  nach  allen  Flächen  des  scheinbaren  {110)ooO  ein- 
geschaltete Zwillingslamellen  im  polarisirten  Licht  wie  gegittert  aus- 
sehenden Krystallplatten  isotrop  und  die  XX  sind  nun  thatsächlich 
regulär.  Bei  Erniedrigung  der  Temperatur  tritt  von  Neuem  Anisotropie 
und  Zwillingsbau  ein.  Letzterer  ist  zuweilen  durch  Strichsysteme  auf 
den  Erjstallflächen  auch  äusserlich  sichtbar  (Fig.  494). 

Br.  muschlig,  spröd.  H.  =  5^1»— 6,  G.  =  2,45— 2,50.  Durchschein., 
klare  XX  sehr  selten.  Glasgl.,  ins  Fettige  geneigt.  Weisslich,  ins 
Graue,  Gelbliche,  Röthliche.     D.-Br.  positiv,  schwach. 

Chem.  Zus.,  analog  den  Alkaliaugiten  (Spodumen  und  Aegirin), 
mit  21,6X20,  23,4Al203  und  55Si02;  regelmässig  wird  etwas  K  durch 
Na  ersetzt.  —  V.  d.  L.  unschmelzbar,  von  Säuren  zersetzt. 

Fast  ganz  beschränkt  auf  jungvulkanische ,  tertiäre  und  recente 
Eruptivgesteine,  namentlich  Europas  und  wesentlicher,  wenn  auch  öfters 
mikroskopischer  Gemengtheil  von  Leucitbasalten  und  Tephriten,  von 
Phonolithen  etc.  Besonders  ausgezeichnet:  Vesuv-Laven,  Albaner  Gebirge, 
Bocca  Monfina,  Rieden  am  Laacher  See,  Kaiserstuhl.  Grosse,  aber  in 
Sanidin  und  Glimmer  pseudomorphosirte  XX  ausgewittert  und  lose  bei 
Oberwiesenthal  im  Erzgebirge.  Sehr  spärlich  in  alten  Eruptivgesteinen 
beziv.  Tief  engesteinen,  so  in  den  Leucitsyeniten  von  Arkansas. 

Leucit  umschliesst  häufig  seinen  Umrissen  im  Dünnschliff  parallel  angeordnete 
Augit-  und  Magnetit-Mikrolithe.  Er  verwittert  leicht  und  geht  in  Berührung  mit 
Na-haltigen  Lösungen  in  Anaicim  über,  während  letzterer  durch  E-haltige  Lösungen 
auch  in  Leucit  umgewandelt  werden  kann.  In  anderen  Fällen  kann  Leucit  in  ein 
Aggregat  von  Orthoklas  und  Nephelin  zerfallen. 


508  IX.  El.   Silicate  etc. 


Anm.  Leucit  wurde  bis  Anfang  der  70er  Jahre  ganz  allgemein  als  Typus 
eines  regulär  krystallisirenden  Minerals  angesehen.  G.  von  Rath  bemerkte  an  vesori- 
sehen  XX  eine  im  regulären  System  nicht  mögliche  Zwillingslamellirung  nach 
(llO)ooO  und  deutete  auf  Grund  seiner  Messungen  die  Lendtkrysl^lle  als  tetragosale 
Oombination  (lll)P,  (421)4P2,  denen  Zwillingslamellen  nur  nach  (201)2Poo  einge- 
schaltet sein  sollten.  Damit  stimmte  das  von  Baumraukr  constatirte  verscfaiedene 
Verhalten  der  Leudtoederflächen  gegen  Lösun^mittel  Q berein.  Nachdem  dann  von 
Hirsch  WALD  darauf  hingewiesen  war,  dass  Zwillingslamellen  nicht  nur  nach  (201)2Pcx. 
sondern,  dem  Wesen  des  tetragonalen  Systems  zuwider,  auch  nach  (llOjocP  ein- 
geschaltet seien,  konnte  Wkisbach  aus  genauen  Messungen  den  Beweis  des  rhom- 
bischen Systems  erbringen.  Die  weiteren  optischen  Untersuchungen,  wie  sie  von 
Klein  durchgeführt  wurden,  bestätigten  die  rhombische  Symmetrie  des  Leudt,  zeigten 
aber  auch  zugleich  die  Isotropie  desselben  bei  erhöhter  Temperatur.  Danach  mass 
man  annehmen,  dass  der  Leucit  ursprünglich  aus  dem  Schmelzfluss  regulär  ans- 
krystallisirt ,  beim  Abkühlen  aber  in  die  äombische  Modification  abergegangen  ist 

Pollux  (Pollucit).  HgCs^Al^Si^O,^.  Regulär.  Die  seltenen  XX  ^eses  sehr 
seltenen,  hyalitähnlichen  Minerals  zeigen  (100)ooOoo,  (211)202.  Gewöhnlich  in  an- 
regelmässigen  Körnern  mit  muschligem  Br.  H.  =  6,  G.  =  2,9.  Durchs.,  starker  Gla^gl. 
Farblos.    Zusammen  mit  Kastor  auf  Drusenräumen  des  Granits  von  Elba. 

Petalit  (Kastor).  Li^l^i^Oso.  Monoklin.  ß  =  112®  26'.  Die  sehr  seltenen 
X  X  (Kastor)  von  säuligem  oder  dicktafeligem  Habitus  der  Oombination  (110)ocP 
86*  20',  (010)ooP6ö,  (001)oP,  (021)-2Poö  dnd  unvollständig  ausgebildet,  löcherig  und 
zackig  und  zeigen  in  den  Formen  und  Winkeln  grosse  Aehnlichkeit  mit  der  Augit- 
gruppe.  Derb  (Petalit)  in  grobkörnigen  Aggregaten.  #  (001)oP  vollk.,  nach  anderen 
Flächen  weniger  vollk.  H.  =  6V*)  G.  =  2,4.  Glasgl.  Durchs,  bis  durchschein.  Farblos, 
weiss,  röthlich.  Färbt  v.  d.  L.  die  Flamme  roth  und  schmilzt  zur  trüben  Perle. 
Säuren  unwirksam.  Aus  Graniten.  Insel  Elba.  Utö.  Bolton,  Mass.  —  Hydrokastorit, 
rhombische  (?)  Nädelchen,  ist  ein  wasserhaltiges,  aber  Li-freies  Yerwitternngsprodact- 
von  Kastor.    Elba. 

Milarit.  HKOa^Al^SiisOso.  Rhombisch.  Die  scheinbar  einfachen  X  X  ^^ 
scheinbar  hezagonalen  Oombinationen  (112b)ooP2,  (lOri)P,  (1010)00?,  (0001)oP  sind 
Drillinge  nach  (llO)ooP.  Br.  muschlig  bis  uneben.  H.  =  5Vs— 6,  G.  =  2,59.  Durchs. 
Farblos  ins  Grünliche.  Schmilzt  leicht,  von  Säuren  theilweise  zersetzt.  Aus  Granit 
von  Val  Giuf  bei  Ruäras  in  der  Schweiz. 


Feldspathgmppe. 

Die  Feldspäthe  liefern  ein  charakteristisches  Beispiel  für  eine  natürliche  Mineral- 
familie. Sie  sind  abgesehen  von  dem  ganz  unwichtigen  Barytfeldspath  Hyalophan 
isomorphe  Mischungen  nadistehender,  in  der  Natur  annähernd  auch  selbständig  vor- 
kommender Silicate: 

1.  Kalifeldspath  KsAl^SieOj,.  Sauerstoffverhältniss  1  :  3. 

2.  Natronfeldspath  Na^AlgSicOic.  •  1:3. 

3.  Kalkfeldspath  CaAljSi^O«.  ,  1:1. 

Das  hinzugefügte  Sauerstoffverhältniss  zeigt,  dass  der  Kali-  und  Natronfeld- 
spath Trisilicate,  der  Kalkfeldspath  dagegen  ein  Singulosilicat  ist  Es  muss  daher  aof- 
fallen,  dass  trotz  des  ungleichen  SiO,- Verhältnisses  gerade  der  Na-Feldspath  mit  dem 
Oa-Feldspath  die  mannichfachsten  und  verbreitetsten  isomorphen  Mischungen  eingeht, 
während  solche  von  Kalifeldspäthen  und  Kalkfeldspäthen  hinwiederum  kaum  bekannt 
sind.  Dass  es  sich  dabei  aber  um  wirkliche  isomorphe  Mischungen  (Tschzriiak*s  Feld- 
spaththeorie),  nicht  um  mechanische  Verwachsungen  handelt,  wird  dadurch  bewiesen, 
dass  die  gesammten  Eigenschaften  der  aus  der  Mischung  resultirenden  Glieder  in  engster 


IX.  Kl.   Silicate  etc. 


509 


Abhängigkeit  von  dem  Mischangsverbältniss  stehen  (cfr.  Plagioklas,  S.  515).  Die 
isomorphe  MischuDg  kann  man  sich  übrigens  anch  in  der  Formel  verständlich  machen, 
wenn  man  diejenige  des  Ca-Feldspaths  verdoppelt  oder  die  beiden  Formeln  NaAlSiSisOg 
und  CaAlAlSigOg  schreibt. 

Die  Glieder  der  Feldspathgmppe  krystallisiren  theils  monoklin,  theils  triklin. 
Trotz  der  abweichenden  Symmetrie  herrscht  aber  zwischen  monoklinen  und  triklinen 
Feldspäthen  eine  grosse  Analogie  im  Habitus  und  in  den  Winkeln,  wie  denn  auch 
die  engen  morphologischen  Beziehungen  derselben  sich  darin  ausdrücken,  dass  nicht 
selten  parallele  Verwachsungen  und  gegenseitige  üeberrindungen  vorkommen.  Ein 
Hauptkennzeichen  aller  Feldspäthe  ist  ihre  vollkommene  #  nach  der  Basis  und  der 
Längsfläche.  Während  der  Spaltwinkel  bei  den  monoklinen  Feldspäthen  90^  beträgt, 
weicht  er  nur  um  ein  Geringes  davon  bei  den  triklinen  Feldspäthen  ab ;  man  spricht 
demzufolge  auch  von  orthoklastischen  und  plagioklastischen  Feld* 
späthen.  Für  die  triklinen  Feldspäthe  ist  eine  vielfach  wiederholte  Zwillings- 
bildung nach  der  Längsfläche  charakteristisch ;  nach  Micbil-Lkvt  können  jedoch  auch 
die  monoklinen  Feldspäthe  als  polysynthetische  Zw.  des  triklinen  Systems  gedeutet 
werden,  wenn  man  für  die  Lamellen  äusserste  Dünne  annimmt.  In  Verfolg  dieser 
Deutung  würde  es  überhaupt  nur  trikline  Feldspäthe  geben,  eine  Auffassung,  der 
sich  neuerdings  mehrere  Autoren  zuwenden. 

Nicht  nur  wegen  ihrer  rein  mineralogischen  Eigenschaften,  sondern  auch  wegen 
ihrer  geologischen  Verbreitung  als  wesentliche  Gemengtheile  fast  aller  Massengesteine 
nnd  der  daraus  hervorgegangenen  Schichtgesteine  bilden  die  Feldspäthe  die  weitaus 
wichtigste  Gruppe  unter  den  Silicaten.  —  Eine  Uebersicht  über  die  im  Einzelnen  zu 
unterscheidenden  Glieder  giebt  nachstehende  Tabelle: 


Ealifeldspath  K^AlgSi^Oig 
Katronfeldspath  NasAlgSi^Oi« 

Kalkfeldspath  CaAl,SisOs 


Monokline  Feldspäthe 
(Orthoklastische  Feldspäthe) 


Orthoklas»  jj^t^^^. 
I  Orthoklas 


Trikline  Feldspäthe 
(Plagioklastische  Feldsp&the) 


Mikroklin  ] 
Albit  I 


Anorthit 


Anorthoklas 


Plagioklas 


a)  Monokline  Reihe  (Orthoklastische  Feldspäthe). 

Die  monoklinen  Feldspäthe,  durch  ihre  rechtwinklige  Spaltbarkeit  ausgezeichnet, 
werden  im  Wesentlichen  durch  den  Ealifeldspath,  Orthoklas,  repräsentirt ;  von 
untergeordneter  Bedeutung  iat  dessen  Mischung  mit  dem  entsprechenden  Natronfeld- 
Späth  und  dem  Barytfeldspath  BaAlgSigOg.  Kalkfeldspath  betheiligt  sich  an  den 
monoklinen  Mischungen  nur  in  yerschwindendem  Maasse. 

Orthoklas.    K^Al^SigOig. 

Monoklin,  holoedrisch,  bezw.  triklin  mit  monoklinem  Habitus. 
a:b:c  =  0,6585  :  1  :  0,5554.  ß  =  106®  3'  (Kok3chaeow).  —  XX  ein- 
nnd    aufgewachsen ,    zum  Theil    fussgross    und    darüber.     P  =  (P01)oP, 


510 


IX.  Kl.   Silicate  etc. 


M=(010)ocPoö,  T=_(iiO)ooP118M7',  z  =  {130)ooP3,  h  =  {100)ocPdc, 
X  =  {101)Pöö,  y  =  {201)2F-dö,  n  =  {021)2Pob  90<>  T  oben,  o  =  (lll)P 
127M7'.  Sonstige  Winkel:  KZ:  =  116«  3',  a;U~  lU^U',  P*a:=129M3', 
P>  =  99«  42',  P^n  =  135«  Sy,  M\  =  134^  56V«',  T^x  =  110«  41', 
;r^ö  =  153«  7%  M'o  =  116«  53'.  Die  Winkel  und  somit  auch  die  Axen- 
elemente  schwanken  etwas  in  Abhängigkeit  Ton  den  iso- 
morphen Beimischungen.  Auf  P  in  Folge  vollkommener 
#  glasiger  Perlmgl. ,  auf  M  Glasgl.  und  feine  verticale 
Risse,  auf  x  öfters  Horizontalstreifung.  Ausgezeichnete 
Zonen:  [MzTTc'],  [Pxyh],  [Tnoy^,  [TPO],  [PwJtf] 
cfr.  Fig.  17,  S.  26,  auch  Fig.  495.  Krystallhabitus  ver- 
schieden je  nach  der  Art  des  Vorkommens:  die  einge- 
wachsenen XX  sind  wenig  flächenreich,  gewöhnlich  nur 
PMTnyo,  entweder  mit  dicktafeligem  Habitus  nach  JUT 
(Fig.  497  u.  498)  oder  rectangulär  säulig  nach  der  Elino- 
axe  (Fig.  499)  gestreckt.  Die  aufgewachsenen  X  X  sind  oft  flächenreicher: 
ihr  Habitus  ist  am  gewöhnlichsten  rhombisch  säulig  durch  Vorherrschen 


^jjT 


Fig.  496. 


X 


Fig.  497. 

:jlTz  ^ 

w 


Fig.  498. 


M 


Fig.  499. 


von  T  neben  P  und  x  oder  auch  recht  oft  (am  Adular)  rhomboedrisch 
(Fig.  496)  durch  T  und  x. 

Zw.  nach  mehreren  Gesetzen.  1.  Karlsbader  Zwillinge,  Zwil- 
lingsfläche Je  =  {100)ooPöö  (oder  gleichbedeutend  eine  Fläche  senkrecht 
zur  Axe  c),  Verwachsungsfläche  fast  stets  M.  Da  jedes  Individunm  als 
monokliner  X  X  ^^^^  rechte  und  linke  Seite  bat  und  beide  Individuen  sich  nur 
partiell  durchdringen,  so  werden  rechte  und  linke  Karlsbader  unterschieden,  zu 
deren  Bestimmung  man  sich  in  die  X  X  ^^  <^6°^  Gesicht  nach  der  Basis  P  gestellt 
denkt.  Fig.  500  ist  ein  rechter,  Fig.  501  ein  linker  Karlsbader.  Diese  häufigsten 
Zw.  sind  vorzugsweise  an  den  eingewachsenen  X  X  mit  dicktafeligem  Habitus  ver- 
treten. Auffällig  ist  es,  dass  da,  wo  sie  an  aufgewachsenen  X  X  vorkommen,  ge- 
wöhnlich die  P-Fläche  des  einen  Individuums  in  die  Ebene  von  x  des  anderen  Indi- 
viduums fällt,  was  nach  der  verschiedenen  Neigung  von  x  und  P  zur  Verticalaxe 
nicht  statthaben  dürfte.  —  2.  Bavenoer  Zw.  (Fig.  502),  Zwillingsfläche 
n  =  {02i)2P^;  beide  Individuen  greifen  gewöhnlich  mit  unregelmftssiger  Naht  in 
einander.  An  eingewachsenen  X  X  i^ur  bei  dem  rectangulär  säuligen  Habitus  ver- 
treten; weit  häufiger  an  den  aufgewachsenen  X  X»  insbesondere  beim  Adular,  und 


IX.  Kl.   Silicate  etc. 


511 


hier  sowohl  bei  dem  rectangulär-  wie  bei  dem  rhombisch-s&uligen  Habitus.  Da  die 
Zwillingsfläche  n  die  Kante  F  M  nahezu  gerade  abstumpft  und  da  gewöhnlich  die 
einspringenden  Winkel  ausgefüllt  sind,  so  gleichen  die  Zw.  rectangulär  sauligen  X  X 
einfacher  Individuen,  sind  aber  leicht  an  der  Aufeinanderfolge  der  Flachen  PPMP 
zu  erkennen.    Oefters   findet  auch  cyclische  Wiederholung  desselben  Gesetzes  statt; 


Fig.  501. 

IT  M 


Fig.  502. 


Fig.  503. 


bei  derartigen  Drillingen  liegen  alsdann  die  Individuen  I  und  III  nahezu  symmetrisch 
zu  P  (d.  h.  wie  beim  Manebacher  Zwillingsgesetz),  während  bei  den  Vierlingen  das 
Gleiche  hinsichtlich  I  und  III,  II  und  IV  gilt;  letztere  könnten  demnach  gedeutet 
werden  als  2  Manebacher  Zw.,  die  sich  nach  dem  Bavenoer  Gesetz  durchkreuzen, 
vergl.  die  Fig.  504  u.  505.  —  3.  Manebacher  Zw.  (Fig.  503),  Zwillings- 
fläche und  Verwachsungsfläche  P  =  {001)oP;  meist  an  eingewachsenenJK  X 
die  nach  P  dicktafelig  und  nach  der  Elinoaxe  gestreckt  sind ;  bei  den  aufgewachsenen 
an  solchen  mit  rhomboedrischem  Habitus.  Andere  Zw.  nach  T  =  {110)ocP, 
z  =  (130)ooP3,  0  =  {lli)P  und  y  =  (20i)2Pöö  sind  gelegentlich  beob- 
achtet an  eingewachsenen  XX  (ioi 


Fig.  504. 


Fig.  505. 


Granit  des  Riesen-  und  des  Fichtel- 
gebirges) ;  ebenso  Doppelzwillinge, 
z.  B.  2  Karlsbader,  die  nach  dem 
Bavenoer  Gesetz  von  Neuem  ver- 
bunden sind  u.  a.,  werden  ebenfalls 
beobachtet.  —  Derb,  oft  in  grossen 
individualisirten  Stücken,  in  späthi- 
gen körnigen  Aggregaten. 

#  nach  der  JPriilf i 21f-Porm ,  und  zwar  nach  P={()Oi)o?  voUk., 
nach  Jf  =  {010)ooPoö  etwas  weniger  vollk.,  nach  T=  (110)ooP  unvoUk. 
und  vielfach  nicht  deutlich  wahrnehmbar.  Br.  muschlig,  uneben  bis  splittrig; 
spröd.  H.  =  6,  G.  =  2,53—2,58.  Durchs,  bis  undurchs.  Auf  P  öfters 
Perlmgl.,  sonst  Glasgl.  Farblos;  durch  Verwitterung  und  Interpositionen 
weiss,  gelblich,  grünlich,  am  häufigsten  fleisch- und  bräunUchroth ;  selten 
smaragdgrün  (Amazonenstein  von  Bodenmais),  klare  XX  lassen  zu- 
weilen auf  Flächen  senkrecht  zu  M  einen  milden  bläulichen  Schein  er- 
kennen (Mondstein  von  Ceylon  etc.);  selten  zeigen  Spaltungsstücke 
die  Erscheinung  des  Farbenwandels  (Labradorisiren)  wie  der  Orthoklas 
aus  den  Augitsyeniten  von  Frederiksvärn. 

Auf  P  gerade  Auslöschung,  auf  Jf  um  5^  18'  gegen  Kante  P  J/, 
um  69°  gegen  Kante  MT,  d.  i.  Verticalaxe  geneigt.    A-E  meist  normal 


512  IX.  El.   SiUcate  etc. 


auf  Jlf,  bildet  mit  P  5^;  durch  Erwärmen  und  Druck  geht  sie  in  eine 
zu  M  parallele  Lage  über;  dabei  nimmt  der  Axenwinkel  stetig  ab  und 
die  ursprüngliche  horizontale  Dispersion  verändert  sich  in  geneigte,  wäh- 
rend die  Lage  der  1 M-L  mit  ihrer  Neigung  von  5^  18^  gegen  Kante  Pil 
fast  unverändert  erhalten  bleibt.  Mit  der  Veränderlichkeit  de»  Axen- 
winkels  durch  Temperatur  und  Druck  dürfte  es  zusammenhängen,  dass 
beim  gemeinen  Feldspath  2E  =  121ö,  beim  Adular  2E  =  71®,  beim 
Sanidin  2E  =  20V«^  ist. 

64,72  SiOg,  18,35  AlgOj,  16,93  K,0;  gewöhnUch  ein  Na,0-Gehalt 
(1 — 6^/o)  in  Folge  isomorpher  Beimischung  oder  (sogen.  Perthit)  lamel- 
larer  Einlagerung  von  Albitlamellen.  Daneben  auch  wohl  0,3 — 2CaO, 
0 — IMgO,  BaO  und  FejOg.  —  V.  d.  L.  sehr  schwer  schmelzbar;  ge- 
wöhnliche Säuren  unwirksam. 

Häufigstes  Silicat  Eingewachsen  als  wesentlicher  Gemengtheil  vieler 
Gesteine;  im  besonderen  in  Granit,  Syenit,  in  Porphyren,  Trachyten  und 
Gneissen;  aufgewachsen  hauptsächlich  auf  Drusenräumen  des  Granits 
und  auf  Klüften  von  krystallinen  Schiefem,  Auf  Erzgängen  (z.  B. 
Felsöhdnya)  selten. 

Man  unterscheidet  ohne  scharfe  Grenze  folgende  Abarten: 

1.  Adular.  Nur  aufgewachsen;  durch  besonderen  Habitus  ausgezeichnet»  mit 
vorherrschenden  Flächen  T  und  x  und  daher  rhomboedrisch  erscheinend ;  von  secun- 
dären  Infiltrationsproducten  noch  nicht  getrübt;  hierher  werden  die  durchsichtigen 
(Öfters  allerdings  durch  eingemengten  oder  bedeckenden  Chlorit  getrabten)  X  X  be- 
sonders aus  den  Klüften  der  krystallinen  Schiefer  (St.  Gotthard  =  Mons  Adula  und 
andere  Punkte  der  Alpen)  gerechnet,  dann  aber  auch  noch  die  klaren  X  X  ^^^  ^^^ 
Granitdrusen.  Zum  Adular  ist  auch  zu  rechnen:  Paradoxit  aus  Klüften  eines 
Porphyrconglomerates  von  Euba  in  Sachsen. 

2.  Gemeiner  Feldspath  (Pegmatolith) ;  hierher  die  trüben  und  undurchs. 
eingewachsenen  wie  aufgewachsenen  York. ;  namentlich  die  Gemengtheile  der  ftItereB 
Eruptivgesteine  und  der  Gneisse.  Schöne  X  X  eingewachsen  in  den  Graniten  des  Biesen- 
und  Fichtelgebirges ;  bei  Striegau,  Karlsbad,  Baveno,  auf  Elba  etc.  Die  grossen  trüben 
XX»  die  sich  vielfach  auf  Höhlungen  in  Ganggraniten,  z.  B.  bei  Hirschberg  in 
Schlesien,  finden,  zeigen  zu  einem  grossen  Theil  die  Merkmale  des  Mikroklin.  Sonst 
gehört  hierher  ein  kleiner  Theil  des  durch  seine  grüne  Farbe  ausgezeichneten  Ama- 
zonensteines (Bodenmais)  und  des  labradorisirenden  Feldspaths  (Frederiksväm). 

8.  Sanidin.  (Glasiger  Feldspath.  Eisspath.  Rhyakolith.)  Ein-  und  aufge- 
wachsen als  Gemengtheil  der  jung  vulkanischen  Gesteine,  charakterisirt  durch  seine 
glasige,  öfters  rissige  Beschaffenheit,  den  kleinen  optischen  Axenwinkel  und  seinen 
beträchtlichen  Na-Gehalt.  Grau  wie  die  nach  M  tafeligen  Individuen  und  Karls- 
bader Zw.  im  Sanidintrachyt  vom  Drachenfels  oder  farblos  wie  der  Eisspath  vom 
Vesuv  und  manche  Auswürflinge  des  Laacher  Sees.  — 

Der  Orthoklas  verw&chst  häufig  mit  Albit  in  gesetzm&ssiger  Weise.  Albit- 
krystalle  sitzen  in  paralleler  Stellung  auf  den  Flächen  des  0.  (Hirschberg  im  Riesen* 
gebirge);  auch  das  Umgekehrte  kommt  vor  (Marschendorf  in  Mähren).  Vielfach 
wird  der  0.  von  annähernd  parallelen  Albitlamellen  und  Lagen  durchzogen,  sogen. 
Perthit  von  Bathurst  und  Township   bei  Perth   in  Canada  und  vielen  andren 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  513 


Orten.  Im  Mikroperthit  wird  eine  derartige  Durch wachsung  mit  Albit  erst 
u.  d.  M.  sichtbar.  Lozoklas  von  Hammond  in  New- York  ist  ein  adularähnlicher 
Perthit.  Im  Schriftgranit  ist  0.  von  parallelen  Qaarzstengeln  durchwachsen.  — 
Erablit  oder  Banlit  aus  Island  ist  ein  Gemenge  von  Quarz  und  Feldspath. 
Murchisonit  nur  ^in  Name  für  0.  von  Dawlish  in  Devonshire. 

0.  erleidet  mancherlei  Umwandlungen,  wenn  auch  eigentliche  Pseudomorphosen, 
wie  solche  von  Analcim,  Laumontit,  Prehnit»  Leucit  etc.  nach  0.  bekannt  sind,  nur 
selten  vorkommen.  Als  pneumatolytische  ümwandlungsproducte  haben  solche  in  Zinn- 
stein, Turmalin,  Topas  und  Alunit  ein  besonderes  Interesse.  Die  gewöhnliche  bezw. 
die  thermale  Verwitterung  führt  den  0.  unter  Abscheidung  von  SiO,  in  Muscovit,  durch 
Zuführung  von  CaO,  etwa  aus  verwitterten  Hornblenden  auch  in  Epidot  über;  am 
häufigsten  findet  aber  Eaolinbildung  (s.  S.  261)  unter  Abscheidung  und  üeberführung 
der  Alkalien  in  lösliche  Form  (Carbonat  und  Sulfat)  statt.  Auf  dem  letzteren  Ver- 
witterungsprocess  —  Kaolinisirung  resp.  Thonbildang  und  Löslich  werden  der  Alka- 
lien — ,  wodurch  die  physikalische  und  chemische  Beschaffenheit  eines  Ackerbodens 
aufgebessert  wird,  beruht  der  hohe  agronomische  Werth  des  0.,  und  dies  um  so 
mehr,  da  derselbe  als  eines  der  gemeinsten  Mineralien  zu  den  wesentlichsten  Bildnern 
der  Bodenkrume  Überhaupt  gehört.  —  Es  ist  gelungen,  0.  künstlich  darzustellen; 
interessant  die  Bildung  desselben  im  Hochofen  von  Sangerhausen. 

Wo  O.  in  grösseren  Massen  vorkommt,  wie  in  den  granitischen  Gängen  Skandi- 
naviens und  Canadas,  wird  er  gebrochen  und  zur  Porcellanfabrikation  benutzt. 

Ifatronorthoklas.  (NaK)sAlaSieO„.  ß  :;=  116^  17'.  ümfasst  alle  diejenigen 
monoklinen  Feldspäthe,  die  einen  wesentlichen,  KjO  an  Menge  zumeist  übertreffenden 
Gehalt  an  Na^O  in  Folge  isomorpher  Beimischung,  nicht  in  Form  von  Albitlamellen 
besitzen.  G.  =  2,58—2,59.  Auslöschungsschiefe  auf  Jf :  +  9®  bis  + 12^  Hierher  ge- 
hören gewisse  Feldspäthe  der  Laven  von  Pantelleria  und  der  Augitsyenite  des  süd- 
lichen Norwegens. 

Hyalophan  (Barytfeldspath).  Isomorphe  Mischung  von  EgAljSieOie  mit  BaAlsSi^Og, 
enthaltend  9—20  BaO,  7-9  KjO,  46—52  SiO, ;  daneben  etwas  Na^O  und  CaO.  ß  =  1 15®  35'. 
In  allen  äusseren  Verhältnissen  vom  Orthoklas  nicht  abweichend.  Auslöschung  auf 
M  5°  gegen  die  Kante  PM.  Auf  Drusen  im  Dolomit  von  Imfeid  im  Binnenthal, 
auf  Gangtrümmem  bei  Jacobsberg  in  Wermland.  —  Gassinit,  ein  etwa  3,7 BaO 
und  4,4Na20  enthaltender  Kalifeldspath  aus  Pennsylvanien. 

b)  Trikline  Reihe  (Plagioklastische  Feldspäthe). 

Unter  den  triklinen  Feldspäthen  lassen  sich  als  Hauptglieder  unteracheiden : 
1.  Kalifeldspath,  Mikroklin;  2.  Natronfeldspath ,  Albit  und  3.  Kalkfeldspath, 
Anorthit.  Die  Substanz  des  Albit  geht  sowohl  mit  der  des  Mikroklin  wie  der  des 
Anorthit  isomorphe  Mischungen  ein,  während  ebenso  wie  bei  den  monoklinen  Feld- 
späthen Mischungen  zwischen  Kali-  und  Kalkfeldspath  bedeutungslos  sind.  —  Albit 
und  Anorthit  sammt  ihren  Mischungsgliedern  bilden  eine  besondere,  weitaus  wich- 
tigste Gruppe,  die  Kalk-Natronfeldspäthe  oder  Plagioklase  im  engeren 
Sinn;  sie  gehören  nach  ihren  gesammten  Verbältnissen  eng  zusammen  und  sollen 
daher  eine  gemeinsame  Darstellung  erfahren. 

Mikroklin.    KgAl^SieOie. 

Triklin.  a  :  b  :  c  =  ca.  0,65  :l:ca.  0,55.  a  =  90«  7%  ß  =  115«  50', 
•y  =  89®  55'  (Klockmann).  —  Die    ein-    und   aufgewachsenen,    gewöhn- 

Klockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  83 


514  IX.  Kl.   Silicate  etc. 


lieb  grossen  und  scheinbar  einfachen  XX  bauen  sieb  fast  aus- 
nahmslos aus  zabbreichen  mikroskopischen  Zwillingslamellen  nach  dem 
Albit-  resp.  dem  Periklingesetz,  gewöhnlich  aber  nach  beiden  Gesetzen 
(cfr.  S.  515)  zugleich  auf,  wodurch  im  Dünnschlifi  eine  überaus  charakte- 
ristische Gitterstructur  entsteht,  welche  neben  den  Auslöschungsschiefen 
das  sicherste  und  bequemste  Merkmal  gegenüber  dem  im  Habitus  und 
in  den  Winkeln  kaum  unterscheidbaren  OrÜioklas  abgiebt.  Aeusserlich 
mit  dem  blossen  Auge  wahrnehmbar  zeigt  sich  nur  selten  die  Zwillings- 
streifung  auf  den  Flächen,  wohl  aber  tritt  an  manchen  Mikroklinen 
(Mikroklinperthit)  die  durch  lamellare  Verwachsung  mit  Orthoklas 
erzeugte  Perthitstructur  hervor.  Die  Flächen  sind  an  den  Pseudo-Einzel- 
krystallen  dieselben  wie  am  Orthoklas ,  nicht  selten  jedoch  mit  unsym- 
metrischer Vertheilung  beiderseits  der  Längsfläche  {010)ooP^S'  Winkel- 
abweichungen sind  bei  der  Grösse  und  matten  Oberflächenbeschaffenheit 
der  XX  schwer  zu  constatiren;  die  Abweichung  des  Spaltwinkels  PM 
von  90®  beträgt  7—80'.  Zw.  nach  dem  Karlsbader  und  Bavenoer  Ge- 
setz sind  häufig.  —  Derb  und  eingesprengt. 

#  wie  am  Orthoklas  nach  P  und  M  vollk.,  dagegen  die  nicht 
immer  wahrnehmbare  #  der  Prismenflächen  T  =  {110)oo,P  deuthcher 
als  auf  l  =  {110)ooP,,  H.  =  6,  G.  =  2,57.  Glanz,  Pellucidität,  Farbe 
wie  am  Orthoklas;  öfters  grün  wie  am  sogen.  Amazonit  oder  Ama- 
zonenstein. A-£  fast  genau  senkrecht  zur  Basis.  Auslöschung  auf 
P  15— 16^  auf  Mh^  gegen  Kante  FM. 

Ohem.  Zus.  und  Löthrohrverhalten  wie  beim  Orthoklas. 

Vorkommen  das  des  Orthoklas,  mit  dem  er  früher  vereinigt  wurde 
und  von  dem  er  sich  ohne  optische  Untersuchung  gewöhnlich  nicht  unter- 
scheiden lässt;  nur  scheint  Mikroklin  den  jungvulkanischen  Gesteinen  *« 
fehlen.  Aufgewachsene  XX  O'^f  Drusen  von  Granit  und  granitischen 
Gängen:  Hirschherg  und  Striegau  in  Schlesien,  Arendal,  Ural,  Magnet- 
Cove  in  Arkansas,  eingewachsen  in  vielen  Gneissen,  Granitefi  (namefit- 
lieh  in  pegmatitischen  und  Schriftgraniten),  Syeniten  und  Eläolüh- 
syeniten,  selten  in  Quarzporphyren.  —  Amazonenstein:  nmengebirge, 
Pikees  Peak  in  Colorado^  Delaware,  Pa.,  Sungangarsoak. 

Mikroklinpertit:  Canada  u.  a.  0.  —  Kleine  hierher  gehörige  XX  *^* 
dem  Kalk  von  Pennsylvanien  sind  Ghesterlith  genannt.  —  Verwitterung  und  Ver- 
wendung des  Mikroklins  wie  beim  Orthoklas. 

Anorthoklas  (Natronmikroklin,  Mikroklinalbit).  (NaK)sAl,SieOje,  mnfasst  solche 
trikline  Feldspäthe,  die  chemisch  aus  der  isomorphen  Mischung  der  Albit-  und  Ottiio- 
klassubstanz  hervorgehen ;  krystallographisch  weichen  sie  gleich  dem  Mikroklin  in 
ihrem  Spaltwinkel  F" M  kaum  bemerkbar  von  90°  ab.  Das  Verhältniss  von  Ab:Or 
schwankt  von  2:1  bis  4,5  :  1 ,  regelmässig  ist  auch  Anorthitsubstanz  zugegen.  Die 
Einzelkrystalle,  deren  Form  die  der  übrigen  Feldsp&the  ist,  gelegentlich  wohl  mit 
prismatischer  Ausbildung  nach  c  bei  zurücktretender  (010)ooPo6,  sind  Viellinge  n>ch 


IX.  Kl.   Silicate  etc. 


515 


dem  Albii-  und  Periklingesetz.  Neigung  des  rhombischen  Schnitts  (s.  S.  516)  gegen 
die  Kante  P"M:  —4®  bis  6<*,  selten  8®.  G.  =  2,58— 2,6.  Auslöschungsschiefe  auf 
P:  +V  30'  bis  +5®  55',  auf  Jf:  +6°  bis  +9®  48'.  —  Kalkarme  Anorthoklase  aus 
den  Laven  von  Pantelleria;  an  diesen  wurde  beobachtet,  dass  sie  beim  Erhitzen 
monoklin  werden,  beim  Abkühlen  jedoch  zur  triklinen  Symmetrie  zurückkehren. 
Kalkreichere  A.  aus  den  Augitsyeniten  des  südlichen  Norwegens. 

Plagioklas  umfasst  Albit  Na^AIgSi^jOie  und  Anorthit  CaAIgSi^Og, 
sowie  deren  isomorphe  Mischungen.  Ein  zwischen  93^  36'  bis  94^  10' 
schwankender  Spaltwinkel  P'Jf ,  und  ferner  die  fast  ausnahmslos  anzu- 
treffende Zwillingsstreifung  bilden  die  äusseren  Kennzeichen.  —  Triklin. 


Fig.  506. 

rrr 


Fig.  507. 

m 


Fig.  508. 


Fig 

.  509. 

'V  /\ 

A/f\ 

m 

{/ 

Axenelemente  nach  dem  Mischungsverhältniss  veränderlich.  —  XX  ^i^' 
und  aufgewachsen,  selten  1 — 2  cm  an  Grösse  übersteigend.  Einfache  X  X 
sind  sehr  selten.  Nach  dem  Habitus  lassen  sich  unter  den  aufgewach- 
senen XX  2  Typen  unterscheiden.  Albittypus  (Fig.  506  u.  507), 
X  X  die  mehr  oder  minder  nach  der  Verticalaxe  gestreckt,  zumeist  auch 
dicktafelig  nach  M  sind  und  Periklintypus  (Fig.  508),  die  nach  der 
Makroaxe  quergestreckt,  dagegen  nach  der  Verticalaxe  stark  verkürzt 
sind.  Die  gewöhnlichsten  Flächen:  ilf  =  ((9iö)ooPfe ,  P={00i)oP, 
fc  =  (i^)ooPöö,  T=(110)oo,P,  l=plO)ooP,,  Z  =  {130)oo,P3,  f=(l30)ooP,3, 
V  =  (inXP,  0  =  {111)P,,  X  =  {101),Ppö,  y  =  {201)2,P,öö,  n  =  {021)2' P,i56, 
e  =  {021)2,P'o6.  Die  Winkel ,  von  denen  die  wichtigsten  weiter  unten 
beim  Albit  und  Anorthit  aufgeführt  sind,  schwanken  je  nach  dem 
Mischungsverhältniss  etwas,  beispielsweise  der  mit  steigendem  Ca-Gehalt 
wachsende  Spaltwinkel  P'Jf  von  rund  93^  um  34'.  Die  eingewachsenen 
<^X  bilden  entweder  schmale  Tafeln  mit  leistenförmigem  Querschnitt 
wie  in  den  Ergussgesteinen  oder  sind  dicktafelig,  wie  in  den  Tiefenge- 
steinen. Zw.  nach  verschiedenen  Gesetzen,  bei  den  beiden  gewöhnlichsten 
mit  lamellarer  Wiederholung,  wodurch  die  charakteristische  Zwillings- 
streifung der  Plagioklase  entsteht,  welche  zur  Unterscheidung  derselben 
von  Orthoklasen  (namentlich  in  Gesteinen)  von  praktischem  Nutzen  wird. 
Wenn  auch  durch  die  Verwitterung  die  Zwillingsstreifung  äusserlich 
öfters  verschwindet,  so  lässt  sie  sich  u.  d.  M.  immer  noch  erkennen. 
1.  Albit ge setz  (am  häufigsten).     Fig.  509.     Zwillingsfläche  und  Ver- 


516 


IX.  Kl.   Silicate  etc. 


wachsungsfläche  M;  auf  der  Basis  entsteht  ein  einspringender  Winkel  von  172*^' 
bis  171^  40'.  Eine  einspringende  Rinne  parallel  der  Verticalaxe  auf  M,  wie  bei  den 
Albitzwillingen  aus  dem  Dolomit  vom  Roc-Toum6  deutet  auf  eine  kreuzweise  Dnrch- 
wachsnng  der  Zwillingshälften.  In  Folge  der  zahlreichen  Wiederholung  erscheint 
die  Basis  parallel  der  Kante  PM  gestreift.  Namentlich  an  X  X  mit  Albithabitos. 
2.  Periklingesetz.  Zwillingsfläche  senkrecht  zur  Axe  b,  Ver wachsungs- 
fläche entweder  die  Basis,  wobei  überspringende  Kanten  entstehen  (Fig.  510) 


Fig.  510. 


Fig.  511. 


Fig.  513. 


oder  häufiger  der  rhombische  Schnitt,  d.  h.  eine  Fläche,  die  das  Yon  T 
und  l  gebildete  Prisma  in  einem  Rhombus  schneidet,  was  ein  vollständiges 
Aufeinanderpassen    beider    Zwillingshälften   zur   Folge    hat    (Fig.   511). 

Da  der  rhombische  Schnitt  der  Basis  nicht  parallel 
läuft,  so  weicht  auch  dessen  Schnittlinie  auf  M  von 
der  Richtung  der  Kante  P  M  ab.  Der  Winkel  dieser 
Schnittlinie  mit  [P3f]  hängt,  wie  G.  von  Bath  ge- 
zeigt hat,  von  dem  MischungsTerhältniss  ab  und 
könnte  dazu  dienen,  dieses  zu  berechnen.  Beim  Albit 
(cfr.  Fig.  513)  beträgt  er  +22^  beim  Anorthit  — 18* 
bei  den  Mischungsgliedem  liegt  er  dazwischen,  so, 
zwar,  dass  beim  Andesin  die  Linie  des  rhombischen 
Schnitts  auf  M  der  Kante  [P3f]  mehr  oder  minder 
parallel  geht.  Der  einspringende  Winkel  dieser  Zw. 
findet  sich  auf  M,  Da  nun  die  Zw.  nicht  bloss  auf 
einander  gelagert  sind,  sondern  sich  durchkreuzen, 
so  sind  beide  gegenüberliegende  Af- Flächen  durch 
einspringende  Winkel  ausgezeichnet  Auch  dieses  Ge- 
setz wiederholt  sich  oftmals,  sodass  ZwiUingsstreifung 
auf  M  erscheint.  Andere  Zwillingsgesetze  sind 
weit  seltener:  Karlsbader  Oesetz,  das  hier 
die  dreifacli  verschiedene  Form  annimmt: 
Zwillingsfläche  senkrecht  zu  c,  Zwillingsfläche  Jc^  Zwillingsfläche  parallel 
zu  c  und  senkrecht  zu  J)f,  ferner  Bavenoer  Gesetz  Zwillingsfläche  n 
und  Manebacher  Zwillingsfläche  P. 

Doppelzwillinge  sind  gewöhnlich,  so  sind  Zwillinge  des  Albit- 
gesetzes  unter  sich  nach  dem  Karlsbader  Gesetz,  Zw.  des  Periklingesetzes. 
wie  die  von  Scopi  in  der  Schweiz,  nach  dem  Manebacher  Gesetz  tod 
Neuem  (Fig.  512)  verbunden.  Vielfach  zeigen  Plagioklase  einen  Aufbau 
aus  sich  durchkreuzenden  Zwillingslamellen,  d.  h.  die  Lamellen  befinden 
sich  in  der  Zwillingsstellung  sowohl  des  Albit-  wie  des  Periklingesetzes. 
Die  Zwillingslamellen,  dieses  charakteristische  Kennzeichen  der  Plagioklase, 


IX.  El.   Silicate  etc. 


517 


Fig.  514. 


sind  durchweg  feiner  bei  den  dem  Albit,  durchweg  breiter  und  gröber 
bei  den  dem  Anorthit  nahe  stehenden  Oliedem.  —  Ausser  in  frei  aus- 
gebildeten XX  derb,  in  individualisirten  Stücken,  in  krustenförmigen 
und  kömigen  Aggregaten. 

#  P  und  M  Yollk.,  nach  l  und  o  mehr  oder  minder  deutlich ;  bei 
der  Verwitterung  verschwindet  wohl  jede  #.  Br.  muschlig  bis  uneben; 
spröd.  H.  =  6—7,  G.  =  2,624—2,75,  abhängig  von  dem  Mischungsver- 
hältniss.  Glasgl.,  auf  P  zuweilen  Perlmgl. ,  durch  Ver- 
witterung matt  und  trüb.  Die  dem  Sanidin  entsprechende 
glasige  Ausbildung  von  Plagioklasen  jüngerer  Eruptiv- 
gesteine wird  wohl  als  Mikrotin  bezeichnet.  Farblos, 
weiss ,  seltener  roth  und  grün.  Auf  M  zuweilen  Farben- 
wandel, namentlich  bei  dem  Labrador  von  der  Paulsinsel. 
Von  den  sonstigen  optischen  Eigenschafben  ist  von  be- 
sonderer Wichtigkeit,  dass  die  schiefe  Auslöschung  auf  P 
und  M  in  genauester  Abhängigkeit  von  dem  Mischungsverhältniss  steht 
(cfr.  untenstehende  Tabelle  und  Fig.  514). 

Die  isomorphen  Mischungen  von  Albit  (Ab)  NagAl^Si^Oig  und  An- 
orthit (An)  CaAljSigOg  bilden  eine  fortlaufende  Reihe,  wenn  auch  ein- 
zelne Mischungsverhältnisse  eine  gewisse  Constanz  zeigen ;  nach  dem  Vor- 
gange Tschesmak's  werden  jedoch  nur  4  Glieder  herausgehoben,  deren 
typische  Zusammensetzung,  wie  die  gesetzmässige  Abänderung  der  Pro- 
centzahlen, des  spec.  Gew.  und  der  Auslöschung  aus  nachstehender  Tabelle 
ersichtlich  sind.  Die  Abhängigkeit  aUer  Procentzahlen  ermöglicht  aus 
der  Kenntniss  einer  einzigen,  insbesondere  des  SiO^-Gehalts,  alle  übrigen 
und  das  Mischungsverhältniss  von  Ab  und  An  zu  berechnen;  Analoges 
gilt  vom  spec.  Gew.  und  von  der  Auslöschung. 


Typische 

sammen- 
setzung 

Gehalt 

an  An- 

orthit- 

substanz 

0 

SiO, 

AlA 

CaO 

Na,0 

G. 

Schiefe  Aus- 
lOschung 

auf  P 

auf  3f 

Albit  .... 

Ab 

68,6 

19,6 



11,8 

2,624 

+  4<>  30' 

+19» 

Oligoklas  .  . 

Ab3An, 

bis  26,2 

61,9 

24,2 

5,2 

8,7 

2,659 

+  lU' 

+  4«  36' 

Andesin.  .  . 

AbjAn, 

,    51,6 

55,4 

28,6 

10,4 

5,7 

2,694 

—  5°  10' 

-W 

Labrador  .  . 

AbjAnj 

.    76,1 

49,1 

32,8 

15,3 

2,8 

2,728 

— 17M0' 

— 29»  28' 

Bjtownit  .  . 

Ab,  An« 

46,6 

34,4 

17,4 

1,6 

2,742 

-270  83' 

-33«  29' 

Anorthit   .  . 

An 

.    100 

43,0 

36,9 

20,1 

2,758 

-37<> 

—36« 

Nach  SzABÖ  gelingt  es  mit  Hülfe  der  Flammenfilrbung  im  BuNSEN*schen  Brenner 
einen  Schluss  auf  den  Na-  resp.  Ca-Gehalt  eines  Plagioklases  zu  ziehen.    Auch  Säuren 


518  IX.  Kl.   SiUcate  etc. 


gegenüber  macht  sich  ein  unterschied  bemerkbar,  indem  nur  die  dem  Anorthit  nahe 
stehenden  Glieder  angegriffen  oder  unter  Abscheidung  von  SiO^-Gallerte  zerKtst 
werden. 

Eingewachsen  als  mehligste  Gemengtheile  vieler  JErupiivgesiüne, 
insbesondere  der  sogen.  PlagtoMasgesteine  und  dann  oft  im  Querschnitt 
mit  leistenförmiger  Ausbildung;  aufgewachsen  auf  Klüften  der  kri- 
stallinen Schiefer,  auf  Drusen  von  Eruptivgesteinen  und  vulkanischen 
Auswikrflingen. 

Im  Nachstehenden  noch  einige  zusätzliche  Bemerkungen  zu  den  einzeben 
Gliedern  der  Plagioklasreihe ;  dabei  mag  erwähnt  sein,  dass  in  der  Petrographie  ans 
praktischen  Gründen  neben  den  Endgliedern  häufig  nur  2  Mischungsglieder :  Oligo- 
klas  und  Labrador  unterschieden  werden. 

Albit«  AbiAuo-'AbsAni.  a  :  b  :  c  =  0,6330  : 1  :  0,5573.  Gewöhnlich  in  auf- 
gewachsenen X  X  >  <^6  Q^b  ihrem  Habitus  bald  dem  Albit< ,  bald  dem  Periklin- 
habitus  angehören.  Hauptwinkel:  P"M  =  93»  36'.  P"M  =  110°  W.  PM  =  114*  42*. 
P*x  =  52«  17'.  P'y  =  97«  54'.  T^  =  120«  47'.  T*M  =  119«  40'.  TM  =  119«  ^. 
H.  =  6 — 7.  Mittleres  spec.  Gew.  =  2,62.  Neigung  des  rhombischen  Schnittes  gegen 
Kante  PM:  4-32«  bis  +20«.  Auslöschungsschiefe  auf  P:  +4«  30'  bis  +3«  12*. 
auf  M:  +19«  bis  +18«  49'.  Farblos.  Perikline  sind  entweder  weiss  oder  durch 
Chlorit  grün  gefärbt.  —  Schmilzt  schwer  an  den  Kanten:  Säuren  unwirksam.  Auf- 
gewachsen auf  Klüften  von  Silicatgesteinen  und  als  Ueberkrustung  von  Orthoklas- 
und  Mikroklinkrystallen  vielorts,  u.  a.  bei  Schmim  in  Tirol,  Zöptau  in  Mähren, 
bei  Hirschberg,  Striegau,  auf  Elba.  Dem  Periklintypus  angehörige,  aufgewachsene 
X  X  namentlich  auf  Klüften  von  alpinen  Chloritschiefem ;  eingewachsene  X  X  in 
gewissen  Dolomiten  der  Alpen  (Col  du  Bonhomme  in  Savojen)  und  der  Pyrenäen. 
Als  Gesteinsgemengtheil  wurde  seine  Verbreitung  in  gewissen  Alkaligraniten  und 
Syeniten,  Trachyten,  häufiger  in  Gneissen  und  krystallinen  Schiefem,  femer  in  der 
Adinole  erst  neuerdings  erkannt.  —  Zygadit  aus  den  Erzgängen  von  St.  Andreas- 
berg  ist  ein  nur  durch  abweichenden  Habitus  der  X  X  ausgezeichneter  Albit ;  ebenso 
sind  Peristerit  von  Perth  in  Canada  und  Olafit  von  Snarum  Albit. 

Oligoklas.  AbeAni—AbjAni.  a  :  b  :  c  =  0,6322  :  1  :  0,5525.  Gewöhnlich  ein- 
gewachsen in  zwillingsgestreiften  X  X  ^^^^  körnigen  Aggregaten :  bessere  einge- 
wachsene X  X  ^on  Bodenmais  im  Magnetkies ,  aufgewachsene  X  X  ™i^  Epidot  bei 
Arendal,  mit  Korund  bei  Miask,  mit  Augit  in  den  Somma-Auswürf  lingen.  P'^M  =  93«  50*. 
H.  =  6.  Mittleres  spec.  Gew.  =  2,64.  Neigung  des  rhombischen  Schnittes  gegen  Kante 
PM;  +9«  bis  +3«  22'.  Auslöschungsschiefe  auf  P:  +2«  45'  bis  0«  35',  auf  M: 
+  11«  59'  bis  —-2«  15'.  Farblos,  weiss,  grünlich.  —  Schmilzt  v.  d.  L.  schwierig, 
aber  leichter  als  Albit.  Gemengtheil  namentlich  der  Quarz  und  Orthoklas  führenden 
Eruptivgesteine,  wie  Granit,  Quarzporphyr,  Quarztrachyt,  ebenso  im  Syenit,  Diorit. 
Trachyt,  Andesit;  ferner  im  Gneiss.  —  Zum  0.  gehört  der  durch  eingelagerte  Eisen- 
glanzschüppchen  schillernde  Sonnenstein  von  Tvedestrand  im  südlichen  Nor- 
wegen. —  Der  Barytplagioklas  Des-Cloizeaux'  hat  die  Zusammensetzung  eines 
Oligoklases,  dessen  Ga-Gehalt  zum  grössten  Theil  durch  Ba  ersetzt  ist. 

Andesin«  Ab,An2— Ab^Anp  a  :  b  :  c  =  0,6355  :  1  :  0,5517.  In  Form  und  Auf- 
treten vom  Oligoklas  nicht  unterschieden.  Mittleres  spec.  Gew.  =  2,65.  Neigung 
des  rhombischen  Schnittes  gegen  Kante  PM:  +1«  bis  — 2«.  Auslöschungeachiefe 
auf  P:  —  2«  12'  bis  —5«  10',   auf  M:  —  7«  58'  bis  —16«.    Schmilzt  weit  leichter 


IX.  El.  Silicate  etc.  519 


als  Albit;  in  alten  and  jungen  Eruptivgesteinen,  so  im  Tonalit  des  Adamello,  in 
"vielen  Andesiten  Ungarns  und  der  Anden.  —  Der  feinkörnige,  zucker&hnliche  Sac- 
Charit  aus  Serpentin  von  Frankenstein,  früher  für  Andesin  gehalten,  ist  ein  Ge- 
menge von  Plagioklas  und  Quarz. 

Labrador  (Labradorit).  AbjAne—AbgAnj.  a  :  b  :  c  =  0,6877  :  1  :  0,5547.  X  X 
selten,  z.  B.  aus  den  Quarzandesiten  von  Verespatak,  aus  Aschen  der  Monti  Bossi 
am  Aetna,  gewöhnlich  eingesprengt  in  rectangnl&ren  oder  leistenförmigen  Kömern. 
P'^M  =  93°  20'.  Mittleres  spec  Gew.  =  2,69.  Neigung  des  rhombischen  Schnittes 
gegen  Kante  P M :  —  9®  bis  — 14^  Auslöschungsschiefe  auf  P :  —  6°  SO'  bis  — 17®  40', 
auf  M:  —19®  12'  bis  —  29*  28'.  Farblos,  weiss,  die  frischen  Labradore  der  Gabbros 
und  Norite  sind  häufig  in  Folge  von  Interpositionen  grau,  bläulich  und  braun.  Durch 
Farbenspiel  (Labradorisiren)  ausgezeichnet  sind  die  Labradore  von  der  Paulsinsel,  von 
Ojamo  in  Finland  und  der  Umgebung  von  Kiew.  Schmilzt  leichter  als  die  vorher- 
gehenden PI.  und  wird  durchweg  von  Säuren  zersetzt.  Beschränkt  sich  anscheinend 
auf  die  basischeren,  Orthoklas  und  Quarz  entbehrenden  Glieder  der  Eruptivgesteine 
und  der  krystallinen  Schiefer. 

Bjtownit.  AbjAn« — AbjAn,.  In  Habitus  und  Verbreitung  schliesst  B.  sich 
dem  Labrador  an.  Mittleres  spec.  Gew.  =  2,71.  Neigung  des  rhombischen  Schnittes 
wie  beim  Labrador.  Auslöschungsschiefe  auf  P :  —  21®  bis  —  27®  38',  auf  M :  —  81  ®  10' 
bis  38®  29'.  Im  Forellenstein  von  Volpersdorf  und  Harzburg;  im  Kugeldiorit  von 
Corsica  etc.  Das  ursprünglich  Bytownit  genannte  York,  aus  Canada  hat  sich  als 
Gemenge  erwiesen. 

Anorthit.  AbiAng— -AboAuj.  a  :  b  :  e  =  0,6847  : 1 : 0,5547.  Vielfach  in  schönen 
aufgewachsenen  X  X  mit  einer  dem  Albit  analogen  Habitusentwicklung.  Haupt- 
winkel: P"M  =  94®  10'.  P'T  =  110®  40'.  P^l  =  114®  7'.  P^x  =  51®  26'.  P>  =  98®  46'. 
TM  =  120®  30'.  T^'M  =  117®  38'.  TM  =  121®  56'.  H.  =  6.  Mittleres  spec.  Gew.  =  2,75. 
Neigung  des  rhombischen  Schnittes  gegen  die  Kante  PM:  —15®  bis  —18®  48',  Aus- 
löschungsschiefe auf  P:  —28®  bis— 37®,  auf  M:  —  33®  40' bis  —  86®.  Farblos  und 
durchs,  oder  weiss  und  undurchs.  Schmilzt  v.  d.  L.  leichter  als  die  übrigen  Plagio- 
klase,  aber  immerhin  noch  ziemlich  schwer.  Von  Säuren  vollständig  zersetzt.  Auf- 
gewachsen auf  Drusen  der  Somma-Auswürflinge  und  am  Monzoni.  Eingewachsen 
als  (^esteinsgemengtheil  in  ganz  basischen  Eruptivgesteinen,  wie  in  den  Olivin 
führenden  Gabbros  und  Noriten,  sowie  in  den  daraus  durch  Metamorphose  hervor- 
gegangenen krystallinen  Schiefem,  selten  in  Dioriten,  Diabasen,  Porphyriten  und 
Tescheniten.  Auch  in  Basalten  und  Meteoriten.  —  Zum  Anorthit  bezw.  zum  Bytownit 
gehören  nachstehende,  zum  grossen  Theil  bereits  angewitterte  Mineralien:  Ampho- 
delit  von  Lojo  in  Finland  und  Tunaberg  in  Schweden,  Cyclopit  von  den  Cy- 
clopeninseln,  Esmarkit  z.  Th.  von  Bräkke  in  Norwegen,  Indianit  von  Camatik 
in  Indien,  Latrobit  (Diploit)  von  der  Insel  Amitok  an  der  Küste  Labrador, 
Lepolith  von  Lojo  und  Orijärfvi,  Lindsayit  von  Orijärfvi,  Polyargit  von 
Tunaberg,  Rosellan  von  Aker,  Tankit  von  Arendal,  Thjorsauit  von  Island. 

Die  Plagioklase,  insbesondere  die  des  Gesteinsgemenges,  unterliegen  leicht  der 
Verwitterung,  welche  zu  denselben  Producten  Kaolin  und  Muscovit  führt  wie  beim 
Orthoklas.  Daneben  werden  Calcit  und  Quarz  gebildet.  Die  Plagioklase  jüngerer 
Eruptivgesteine  geben  häufig  Veranlassung  zu  Zeolithbildung,  während  der  grobspäthige 
Plagioklas  der  Tiefengesteine,  der  Gabbros  und  Norite,  eine  eigenthümliche  Um- 
wandlung in  ein  feinkörniges  bis  dichtes,  weisses  bis  lichtgrünes  Mineral,  Saus- 
surit,  erleidet.  Derselbe  besteht  aus  einem  Gemenge  von  Plagioklas  mit  Zoisit- 
nädelchen,  in  gewissen  Fällen  auch  aus  Plagioklas  und  mikrokrystallinem  Skapolith, 


520  IX.  Kl.   Süicate  etc. 


Es  wird  angenommen^  dass  die  Saussuritisirung  mit  djnamometamorphischea  resp. 
pnenmatolytischen  Processen  zusammenhängt.  Auch  zur  Büdung  von  Epidot  geben 
die  Plagioklase  Veranlassung.  -^  Efinstliche  Bildung  der  Plagioklase  ist  gelangen. 

Als  Anhang  bei  den  Feldspäthen  ist  zu  erahnen: 

Barsowit,  gleich  zusammengesetzt  mit  Anorthit,  aber  rhombisch.  Klein- 
körnige oder  dichte  Aggregate.  Weiss.  H.  =  5*/«— 6.  G.  =  2,58.  Findet  sich  als 
Geschiebe  mit  eingesprengtem  Korund  und  Spinell  auf  den  Goldseifen  von  Barsowak 
im  Ural. 

Zeolithgmppe. 

Die  Zeolithe  bilden  in  jeder  Hinsicht  eine  natürliche  Familie ;  in  ihrem  äusseren 
Habitus,  in  ihrer  allgemeinen  chemischen  Zusammensetzung,  in  ihrem  Verhalten 
gegen  Säuren  und  vor  dem  Löthrohr,  besonders  aber  in  der  Art  ihres  Vorkommen« 
und  ihrer  Genesis  stimmen  sie  überein  oder  sind  einander  doch  sehr  ähnlich. 

Die  Zeolithe  sind  wasserhaltige  Verbindungen  und  mit  Ausnahme  des  Apo- 
phyllits  im  Wesentlichen  Kalkthonerdesilicate,  enthalten  daneben  häufig  noch  Alkalien, 
aber  keine  Magnesia,  so  dass  sie  den  Mineralien  der  Nephelin-,  Leucit-  und  Feld- 
spathgruppe,  besonders  den  Plagioklasen  chemisch  sehr  nahe  stehen  und  oft  geradeso 
als  deren  wasserhaltige  Verbindungen  erscheinen.  Daher  wird  die  häufige  pseudo- 
morphe  Umwandlung  und  Verwitterung  der  genannten  Mineralien  zu  Zeolithen 
leicht  begreiflich. 

Für  ihre  Constitution  ist  der  Wassergehalt  besonders  wichtig.  Bei  vielen 
Zeolithen  ist  das  Wasser  so  wenig  fest  gebunden,  dass  es  z.  Th.  schon  an  trockener 
Luft  verloren  geht  und  beim  Laumontit  sogar  ein  Verstäuben  stattfindet ;  in  feuchter 
Umgebung  kann  das  Wasser  wieder  aufgenommen  werden.  Bei  anderen  Zeolithen 
entweicht  aber  ein  Theil  oder  alles  Wasser  erst  in  der  Glühhitze,  sodass  man  das- 
selbe auf  vorhandenes  Hydroxyl  zurückgeführt  hat  und  dass  man  den  Prehnit,  der 
sonst  in  allen  Dingen  den  Zeolithen  ähnlich  ist,  aber  überhaupt  erst  beim  Glühen 
Wasser  austreten  lässt,  ganz  aus  der  Reihe  der  Zeolithe  gestrichen  hat.  —  Als 
Unterscheidung  zwischen  Krystall-  und  Constitutionswasser  wird  die  Temperatur,  bei 
der  das  Wasser  entweicht,  herangezogen;  da  das  aber  zumeist  nicht  sprungweise, 
sondern  allmählich  erfolgt,  so  kann  es  als  ein  ausreichendes  Kriterium  nicht  gelten. 
Deshalb  sind  auch  in  den  nachstehenden  Formeln  der  einzelnen  Zeolithe,  die  über- 
haupt noch  nicht  ganz  gesichert  sind,  nur  die  empirischen  Ergebnisse  der  Analyse 
aufgeführt  und  aller  Wasserstoff  auf  Krystallwasser  bezogen. 

In  morphologischer  Beziehung  ist  die  Neigung  zur  Bildung  mimetiacher  X  X 
bemerkenswerth.  Sie  sind  meistens  farblos  bis  weiss,  nur  durch  Beimengungen  ge- 
färbt. H.  =  8 — 5.  Leicht  kenntlich  werden  sie  durch  ihre  leichte  Zersetzbarkeit 
durch  Salzsäure  unter  Abscheidung  von  schleimiger  SiO,  und  dadurch,  dass  sie  meist 
unter  Aufblähen  (Sta>,  ich  koche)  leicht  v.  d.  L.  schmelzen. 

Sie  finden  sich  fast  stets  aufgewachsen,  vorzugsweise  auf  den  Mandelräumen 
und  sonstigen  Höhlungen  jungvulkanischer  Gesteine  und  in  deren  Tuffen,  insbesondere 
in  Basalten  und  Phonolithen;  seltener  auch  auf  Klüften  älterer  Eruptivgesteine  und 
krystalliner  Schiefer.  Bemerkenswerth  ist  ihr  Vorkommen  auf  Erzgängen  (St.  An- 
dreasberg, Kongsberg),  auf  gewissen  Magnetitlagerstätten  und  in  contactmetamorphi- 
sehen  Kalksteinen  (Arendal,  UtÖ,  Banat),  ihr  Auftreten  neben  gediegenem  Kupfer  am 
Oberen  See  und  ihre  Neubildung  in  gewissen  Thermen.  In  genetischer  Beziehung 
erscheinen  sie  entweder  als  Producte  von  Thermalquellen  oder  als  secundäre  Bil- 
dungen, und  zwar  pseudomorph  nach  den  oben  genannten  Mineralgruppen  bezw.  als 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  521 


Aaskiystallisatioiieii  der  aus  Verwitterung  jener  hervorgegangenen  Lösungen.    Sie 
selbst  zerfallen  leicht  wieder  und  bilden  namentlich  leicht  CaCOg, 

Apophyllit.     Ichthyophthalm.      CaSi^Og .  2  H,0. 

Tetragonal,  holoedrisch,  a:  c  =  1: 1^2515  (Milleb).  —  XX  fast 
stets  aufgewachen,  mit  pyramidalem,  prismatischem,  auch  tafeligem  und 
zuweilen  würfeligem  Habitus.  Charakteristische  Combination:  p  =  {lli)P 
104 ö  Polk.  und  121  ^^  Mittelk.  etwas  schwankend,  mit  w  =  (i(9(9)ooPoo ; 
daneben  häufig  c  =  (00i)oP  und  r  =  {210)ooP2.  Das  gleichzeitige  Auf- 
treten von  {100)ooPoo  und  (210)ooP2  erzeugt  gern  vertical  gestreifte  und 
gerundete  Prismen.  —  Blätterige,  schalige  sowie  kömige  Aggregate. 

#  {OOi)oP  sehr  voUk.,  {100)ooPoo  unvoUk,  Br.  uneben;  spröd. 
H.  =4^2 — 5,  G.  =  2,3 — 2,4.  Auf  der  Basis  ausgezeichneter  PerlmgL 
und  eigenthümlicher  Lichtschein  (daher  Ichthyophthalm  =  Fischaugen- 
stein). Durchs,  bis  durchschein.  Farblos,  weiss,  röthlich-  und  gelbUch- 
weiss;  rosenroth,  auch  braun  und  grünlich.  D.-Br.  schwach,  bald 
positiv,  bald  negativ,  selbst  am  selben  XX*  Oefters  optisch  anomal, 
namentlich  zeigt  sich  optisch  Zweiazigkeit,  was  an  mimetische  Viellinge 
monokliner  Individuen  hat  denken  lassen« 

Formel  noch  nicht  sicher  gestellt;  stets  ein  Ealigehalt  von  ca.  5^/o 
vorhanden,  auch  etwas  Fluor  und  Ammon.  Ein  Theil  des  Wassers  ent- 
weicht erst  beim  Glühen,  daher  neuerdings  die  Formel  H7KCa^Sis084.4  V^HjO. 
—  Blättert  sich  v.  d.  L.  auf  und  schmilzt  unter  Aufblähen  zu  weissem 
Glas.  Blättert  sich  ebenfalls  mit  Salzsäure  auf,  die  das  Pulver  unter 
Abscheidung  von  Eieselgallert  leicht  zersetzt. 

Auf  Blasenräumen  basaltischer  und  verwandter  Gesteine.  Mehrorts 
auf  den  Färöer  und  auf  Island,  Insel  Shye,  Siebengehirge,  Sasbach  am 
Kaiserstuhl,  Böhmisches  Mittelgebirge,  Fa^sathal  und  Seisser  Alp,  Poonah 
in  Ostindien.  Im  Granit  von  Hällestad  in  Schweden;  im  Diorit  von 
Bergen  Hill  in  NeuhJersey.  Auf  Lagern  kömigen  Kalkes  und  Magnet- 
eisens  bei  Oravicza,  Cziklova,  Szaska,  auf  Utö;  auf  Erzgängen  zu 
St.  Andreasberg,  Kongsberg.     Neubildung  der  Thermen  von  Plombidres. 

A 1  b  i  n  ist  ein  durch  Verwitterang  und  Bildung  von  CaCO,  weiss  gefärbter  A. 
von  Aussig  und  Schreckenstein  in  Böhmen,  Xjlochlor  ist  grüner  A. ,  aus  dem 
Innern  eines  fossilen  Baumstamms  bei  Husavik  auf  Island.  T  e  s  s  e  1  i  t  bezeichnet  kleine 
wfirfeUge  XX  von  Naalsoe  (FärÖer),  Gyrolith  (Gurolit)  kuglig-schalige,  anscheinend 
durch  Verwitterung  aus  Apophyllit  hervorgegangene  Formen  aus  dem  Basalt  von 
Storr  auf  Skye  und  anderswo. 

Okenit  entspricht  der  oben  für  Apophyllit  angegebenen  Formel  CaSi205.2H20, 
enthält  demnach  kein  Fluor  und  soll  rhombisch  sein.  Gewöhnlich  nur  derb  in 
krummschaligen  Aggregaten  von  strahliger  Structur;  zäh.  H.  =  5,  G.  =  2,28— 2,86. 
Durchs,  bis  durchschein.  PerlmgL  Gelblich-  oder  bläulichweiss.  —  V.  d.  L.  unter 
Aufblähen  zu  weissem  Glase  schmelzbar.    Insel  Disko,  Island,  Färöer. 

Xonotlit.  4CaSi03.H20.  Dichte  schalige,  chalcedonähnliche  Aggregate, 
weiss  oder  bläulichgrau;  hart  und  zäh.    Tetela  de  Xonotla  in  Mexico. 


522  IX.  El.   Silicate  etc. 


Plombierit.  GaSiO,.2HsO.  Amorph;  bildet  schneeweine  traubige  Ueber- 
züge.    Als  Neabildang  in  den  Thermen  von  Plombidres  im  südlichen  FrankreidL 

Inesit  (Rhodotilith).  (MnCa)«Si,0,.2H20  mit  40MnO  und  8CaO.  Triklin. 
Radialstrahlige  Aggpregate  Ton  fleischrother  Farbe,  nach  zwei  verschiedenen,  unter 
82  Vs^  sich  schneidenden  Flächen  spaltbar.  H.  =  6—7,  G.  =  3,103.  Eantendarchscfaein. 
Glasgl.  Str.  weiss.  Aus  einem  schmalen  Tmmm  der  Manganerslagerstätte  von 
Nanzenbach  iin  Dillenburgischen. 

Analcim.    Na,  Al^Si^O  ^^ .  2  H,0. 

Regulär,  holoedrisch.  —  XX  einzeln  oder  in  Drusen  aufgewachsen, 
gewöhnlich  nur  klein,  im  Fassathal  solche  bis  zur  Faustgrösse.  Meist 
nur  {211)202^  oft  in  idealer  Ausbildung,  dazu  untergeordnet  oder  Tor- 
herrschend  {100)ooOoo.  —  Auch  körnig,  dicht,  erdig;  in  Pseudomorphosen 
nach  dem  chemisch  ganz  ähnlichen  Leucit. 

Keine  deutliche  #.  Br.  uneben  bis  muschlig,  spröd.  H.  =  5^'i, 
G.  =  2,1 — 2,3.  Glasgl.,  durchs,  bis  durchschein.  Wasserhell,  weiss  ins 
Graue,  Gelbe,  Röthliche.  Optisch  gewöhnlich  anomal,  doch  normal,  wenn 
die  bez.  Platten  in  Wasserdampf  erwärmt  werden. 

Chemisch  ein  Na-Leucit  mit  2H2O.  —  V.  d.  L.  ruhig  zu  klarer  Perle 
schmelzbar.    Von  Salzsäure  unter  Abscheidung  von  Eieselgallert  zersetzt 

Auf  Blasenräumen  von  Basalten  und  verwandten  Gesteinen;  aus- 
gezeichnet auf  der  Cyclopeninsel  hei  Catania,  zu  Montecchio  maggiore 
hei  Vicenza;  Fassathal,  Lake  Superior;  Böhmisches  Mittelgebirge,  Dum- 
harton,  auf  Mull,  Staffa  Am  Biesendamm  in  Irland,  Orkney-Inseln, 
Färöer,  Island.  Auf  Klüften  im  Diabas  und  Diorit,  schön  van  Bergen 
Hill  in  New-Jersey.  Auf  Erzgängen  zu  St.  Andreasberg  und  auf  den 
Magnetitlagem  von  Arendal  und  dem  Berge  Blagodat;  auf  Klüften  im 
Thoneisenstein  van  Buingen  in  Hannover.  Als  secundärer  Gemengiheil 
in  den  Syeniten  von  Brevig  und  Kangerdluarsuk  (sogen.  Eudnophit)  und 
im  Teschenit  Oesterreichisch-Schlesiens. 

Cuboit  ist  ein  derber  grüner  A.  vom  Berge  Blagodat,  Cluthalit,  fleisch- 
roth,  ist  verwitterter  A.  von  Eilpatrik  bei  Dumbarton.  Im  Pikranalcim  aus  dem 
Gabbro  von  Monte  Catini  beruht  der  angegebene  Magnesiagehalt,  der  zur  Abtrennung 
führte,  auf  unrichtiger  Analyse. 

Faujasit.  NasCaAljSijOiK.lOHgO.  Regulär.  Charakteristische  Form  kleine 
scharf  ausgebildete  Oktaeder  mit  geknickten  Fl&chen.  Zw.  nach  (111)0.  #  (111X>- 
Br.  uneben;  spröd.  H.  =  57«— 6,  G.  =  1,928.  Glasgl.  bis  Diamantgl.  Durchs,  bis 
durchschein.  Weiss,  braun.  Von  Salzsäure  zersetzt.  —  Y.  d.  L.  unter  Aufblähen 
schmelzbar.  Verliert  beim  Erwärmen  Wasser  und  wird  doppelbrechend.  Aus  Basalten 
von  Sasbach  am  Kaiserstuhl,  Annerod  bei  Giessen,  Pflasterkante  bei  Eisenach. 

Natrolithgrappe. 

Von  den  drei  hierher  gehörigen  Gliedern  besitzt  Natrolith  die  Zusammen. 
Setzung  Na2Al2Si30jo.2H20  und  ist  dimorph,  rhombisch  und  monoklin.    Skolesit 


IX.  Kl.   SiUcate  etc.  523 


OaAl^SijOiQ.SHgO  ist  monoklin,  während  Me  sollt h  eine  isomorphe  Mischung  beider 
darstellt  und  nur  monoklin  bekannt  ist  In  den  Axenelementen  nnd  im  Habitus 
herrscht  bei  allen  die  grösste  Uebereinstimmung. 

Natrolith.  Mesotyp  z.Th.  Natronmesotyp.  Spreustein  z.Th.  Na, Al^SigO^o .  2  H^O. 

Dimorph ,  gewöhnlich  rhombisch ,  holoedrisch,  a  :  b  :  €  =  0,9765 
:  1  :  0,3536  (BbOggbb)  ,  bei  einem  geringen  Ealigehalt  monoklin ,  holo- 
edrisch, a  :  6  :  c  =  1,0165  : 1 :  0,3599.  ß  =  90<>  5'.  —  XX  aufgewachsen, 
mit  tetragonalem  Habitus,  lang  prismatisch,  nadel-  und  haarförmig,  zu 
Bündeln  und  Büscheln  vereinigt.  Gewöhnlich  nur  M=  {llÖ)ooP  91®  15' 
mit  niedriger  Bipyramide  o  =  illl)P  mit  US^  Vi!  und  142 <>  22'  an  den 
Polk.  MTo  =  116<>  44';  seltener  r  =  {010)ooP^  StengUg-strahlige  bis 
einfaserige,  oft  radial  gestellte  Aggregate. 

#  (ilö)oop  vollk.  Br.  muschlig.  Spröd.  H.  =  5-5  V«,  G.  =  2,2-2,3. 
Glasgl. ;  durchs,  bis  durchschein.  Farblos,  meist  weiss,  ins  Graue,  Gelb- 
liche oder  Röthliche.     A-E  =  (010)ooPs6,  +M-L  =  c. 

Nur  selten  geringe  Beimischung  von  Ca.  Bei  300®  entweicht  alles 
Wasser,  das  bei  feuchter  Luft  wieder  aufgenommen  wird.  Von  Salz- 
säure zersetzt  unter  Abscheidung  von  Kieselgallert;  schmilzt  schon  an 
der  Eerzenflamme  und  bläht  sich  y.  d.  L.  nicht  auf,  schmilzt  dann  zu 
klarem  Glas. 

Auf  Hohlräumen  von  Basalten  und  verwandten  Gesteinen:  in  den 
Phonoliten  von  Teplüz  und  Aussig  ^  in  den  Basalten  Hessens ,  der 
Auvergne;  Färöer,  Island,  Fassathal.  Feinfaserige  Trümmer  im  PhonoUth 
vom  Hohentwiel.  Grössere  dicJce  XX  w^ie  au^ch  strahlige  Aggregate  aus 
den  Syeniten  Norwegens  sind  Brevicit  oder  Badiolith  genannt  worden. 

Eisennathrolith,  grüne  undurchs.  X  X»  is^  ein  N.  von  Brevig,  der  zahl- 
reiche Inierpositionen  eines  chloritischen  Minerals  enthält.  Bergmannit  (Natrolith- 
Spreustein)  von  Brevig  und  Eangerdluarsuk  ist  eine  faserige  Pseudomorphose  von  N. 
nach  Sodalith,  untergeordnet  von  Nephelin,  während  das  spreusteinartige  Yerwitte- 
rungsproduct  des  letzteren  hexagonal  ist,  sich  durch  etwas  höheren  Al^O,-  und 
HjOGehalt  unterscheidet  und  Hydronephelit  (S.  505),  wenn  Ga-haltig  Ranit 
genannt  worden  ist.  —  Lehuntit  von  Glenann  in  der  Grafschaft  Antrim  enthält 
anscheinend  IHgO  mehr,  vielleicht  hur  in  Folge  mechanischer  Einschlüsse. 

Aeusserlich  ähnlich  kann  zuweilen  Aragonit  werden. 

MeSOlith«    Mesotyp  z.  Th.  Mesole. 

Monoklin;  begreift  die  isomorphen  Mischungen  der  Natrolith-  und 
Skolezit-Substanz.  Im  typischen  Mesolith  ist  das  Verhaltniss  ungefähr 
1  :  2;  in  anderen  Varietäten:  Galaktit  aus  Schottland,  Antrimolith 
und  Harringtonit  aus  Irland,  weicht  es  davon  ab.  In  allen  kry- 
stallographischen  Verhältnissen  im  Habitus  und  im  Vorkommen  schliesst 
sich  der  Mesolith  dem  Natrolith,  bezw.  dem  Skolezit  an.  Gern  in  fein- 
haarigen, seidenglänzenden  oder  in  matten  porcellanartigen  Aggregaten, 


524  IX.  Kl.   Silicate  etc. 


auch  erdig  und  locker.  Die  schiefe  AuslGschung  auf  (010)ooPos>  betragt 
ca.  8® — 9®  gegen  die  Verticalaxe.  Pflasterkaute  bei  Eisenach,  Insel  Skye, 
Antrim,  Färöer  etc. 

Skolezit.     Meaotyp  z.  Th.  Kalkmeeotyp.     CaAlgSjOio-SH^O. 

Monoklin ,  hemiedrisch.  a:b  :  c  =  0,9764  :  1  :  0,3434  (Flisk). 
ß  =  90^  42'.  —  XX  ™  Habitus  und  Aussehen  wie  die  des  Natrolith, 
kurz-  oder  langsäulig,  gern  nadelig.  Jf  =  (110)ooP  9V  22',  o  =  (1H)P 
144«  14',  o'  =  {lli)'-P  143«  59'.  Gewöhnlich  Zw.  nach  (100)ooP6ö, 
kenntlich  an  der  Pederstreifung  auf  (010)ooPod.  Auch  derb,  in  radial- 
strahligen  oder  faserigen  Aggregaten. 

#  (iiÖ)ooP  ziemUch  voUk.  H.  =  5-5 1/2,  G.  =  2,2-2,4.  Farblos, 
weiss,  gelblich  und  röthlichweiss.  Glasgl. ,  feinfaserige  Aggregate  mit 
Seidengl.    Auslöschung  auf  (010)ooPdö  10" — 22«  gegen  c.   Pyroelektrisch. 

Chem.  Verhalten  dem  Natrolith  ähnlich,  schmilzt  aber  v.  d.  L.  zu 
einem  blasigen,  trüben  Glas. 

Auf  Drusen  in  Granit,  auf  Hohlräumen  und  ElQften  von  jung^olkanischen 
Gesteinen. 

Edingtonit.  BaAlgSijOjo.SHjO.  Rhombisch  hemiedrisch,  aber  durch  Zwil- 
Hngsbildung  mit  tetragonalem  Habitus.  Schliesst  sich  in  seiner  Formel  dem  Skolezit 
an  und  lässt  sich  auch  krystallographisch  damit  in  Verbindung  bringen.  X  X  Uein, 
niedriges  Prisma  mit  zwei  in  verwendeter  Stellung  auftretenden  Sphenoiden.  # 
(110)ooP.  Br.  uneben.  H.  =  4—4*/»,  G.  =  2,6.  Glasgl.  Graulichweiss  bis  röthlich.  — 
V.  d.  L.  schwer  zu  farblosem  Glase  schmelzbar«  Sehr  selten,  Eilpatrick  bei  Dum- 
barton  in  Schottland. 

Comptonit    Thomsonit.    2  (CaNa^) AljSigOg .  5  H,0, 

Rhombisch,  holoedrisch.  a:b  :c  =  0,9932  : 1 :  1,0066  (Bböggeb). 
—  XX  prismatisch,  häufig  büschel-  oder  fächerförmig  gruppirt.  Ver- 
tical  gestreifte  Prismen  mit  sehr  stumpfem,  eine  Rundung  der  Basis 
hervorbringenden  Brachydoma  als  obere  Begrenzung.  Zuweilen  kreuz- 
förmige Zw.  nach  {110)ooP.  Aggregate  nieren-,  knoUen-  und  kugel* 
förmig  mit  stengliger  Structur  und  drusiger  Oberfläche. 

#  {010)ooPoo  vollk.,  (100)ooPöö  etwas  weniger  voUk.  Br.  uneben; 
spröd.  H.  =  5—572,  G.  =  2,35— 2,38.  Glasgl.,  auf  den  Spaltflachen 
Perlmgl.  Durchschein,  bis  trübe.  Weiss,  wohl  auch  ins  Graue,  Gelbe 
und  Rothe.     A-E  =  {001)oP. 

Mit  Salzsäure  gelatinirend ,  y.  d.  L.  sich  stark  aufblähend  und  zu 
weissem  Glase  schmelzend. 

Auf  Blasenräumen  phonolithischer  und  basaltischer  Eruptivgesteine, 
Seeberg  bei  Kaaden,  Hauenstein,  Waltsch  u.  a.  Orte  in  Böhmen,  Pflaster^ 
Jcaute  bei  Eisenach,  Vesuv,  Cyclopeninseln ,  Kilpatrich  bei  Dumbarton, 
Färöer  (radialfaserige  Kugeln,  sogen.  Faröelith),  Island.  Table  Moun- 
tain in   Colorado;    am  Oberen  See  in  radialstrahligen  Kugeln   (sogen. 


IX.  KL   Silicate  etc.  525 


Lintonit).    Auch  auf  Höhlungen   im   zersetzten  Eläolith    am  Lange- 
sundfjord. 

Chalilith  von  Sandy  Brae  in  Antrim  ist  ein  derber,  dunkel  röthlichbrauner 
Thomsonit  mit  flachmuschligem  bis  splittrigem  Br,  Femer  gehören  zum  Thomsonit 
die  isländischen  Mineralien  Scoulerit  und  Earphostilbit. 

Prehnit    Koupholith.    Ca^ AljSiaOj ^ .  H2O. 

Rhombisch,  hemimorph.  a  :b  :  c  =  0ß420 : 1 :  1^1272  (Bbütbll).  — 
XX  meist  tafelig  nach  (p01)oP^  aber  auch  prismatisch  nach  {110)ooF; 
öfters  gekrümmt  nud  gewöhnlich  zu  fächer-  und  hahnenkammartigen 
Gruppen  verbunden ;  Einzelkrystalle  seltener.  Gewöhnlichste  Formen  sind 
P  =  {001)oP,  Jf  =  (11Ö)S^P  99«  48%  l  =  (piO)ooPs6,  Je  =  {100)ooPoö, 
o  =  (03i)3P^^  r  =  {1U)P.  Schalige,  nierige  und  kugelförmige  Aggregate 
mit  strahliger  und  faseriger  Structur.  Pseudomorphosen  nach  Analcim, 
Laumontit,  Natrolith. 

#  {OOi)oP  deutlich.  Br.  uneben.  H.  =  6— 7,  G.  =  2,8— 3,0. 
Glasgl.  ins  Wachsartige,  auf  (pOi)oP  wohl  perlmutterartig.  Durchs,  bis 
durchschein.  Farblos  oder  weiss,  gewöhnlich  lichtgrün,  gelblichgrün. 
A-E  entweder  (010)ooP^  oder  seltener  {10Ö)ooPöö,  +M-L  =  c.  Pyro- 
elektrisch,  was  auf  Hemimorphie  schliessen  lässt. 

Schmilzt  y.  d.  L.  unter  Aufblähen;  erst  bei  hoher  Temperatur  bildet 
sich  Wasser  im  Eölbchen ;  daher  neuerdings  nicht  mehr  zu  den  Zeolithen 
gerechnet.     Von  Säuren  erst  nach  dem  Glühen  völlig  zersetzt. 

Auf  Klüften,  Gangtrümmem,  Drusen  und  Blasenräumen,  nament- 
lich basischer  Eruptivgesteine  und  Jcrystalliner  Schiefer  (Biorit,  Diabas, 
Gabbro,  Melaphyr,  Amphibolit  etc.),  seltener  im  Granit;  öfters  mit 
Epidot,  zuweilen  mit  ged.  Kupfer  vergesellschaftet  Harzburg,  Oberstein, 
Wermsdorf  in  Mähren,  Sterzing]  und  Fassathal  in  Tirol,  Bourg  ctOisans 
im  Dauphin^,  Bar^ges  in  den  Pyrenäen,  Montecatini,  Schottland,  Kongs- 
berg,  Aedelfors  in  Snialand  (sogen.  Aedelit) ,  Oberer  See,  Peru,  Chile. 
Namaqualand. 

Chlorastrolith  vom  oberen  See,  in  kleinen  randlichen  Geschieben  von 
bläulichgrüner  Färbung  und  radialfaseriger  Structur  ist  unreiner  Prehnit.  —  Gleiches 
gilt  von  dem  in  verschieden  grün  gebänderten  derben  Aggregaten  auftretenden 
Zonochlorit  von  der  Neepigon  Bay  im  nördlichen  Theil  des  Oberen  Sees.  — 
üigit  von  üig  (Insel  Skye)  in  weissen  bis  gelblichen  Krusten  mit  Perlmgl.  und 
strahliger  Structur  dürfte  ebenfalls  Prehnit  sein.  —  Dem  Prehnit  [können  ähnlich 
werden:  Baryt,  Aragonit,  Wavellit,  Staffelit,  Thomsonit,  Stilbit,  Heulandit. 

Lanmontit     CaAlaSi^Oi^ .  4  H^O. 

Monoklin,  holoedrisch,  a  :  6  :  c  =  1,U51 : 1 :  0,5906.  ß  =  111  <^  U' 
(Millbb).  —  X X  langsäulig,  vertical  gestreift.  {110)ooP  86*»  16',  {201)2Pöö. 
Zw.  nach  {100)ooPöö.     In  stengligen  und  erdigen  Aggregaten. 


526  IX.  El.   Silicate  etc. 


#  {01ö)ooPdö  und  {110)ooP  Yollk.,  spröd.  H.  =  3— S^/s,  G.  =  2,25 
bis  2,85.  Glasgl. ,  auf  Spaltfläche  PerlmgL,  wird  leicht  unter  Wasser- 
verlust  durch  Verstauben  an  .der  Luft  matt  und  trübe. 

V.  d.  L.  unter  Aufblähen  zu  weissem  Glas  schmelzbar. 

Auf  Klüften  namentlich  älterer  Eruptivgesteine.  Im  Quargporphyr 
des  Samthals  bei  Botzen,  im  Diabas  von  Dille^^urg,  Syenit  des  Plauen- 
sehen  Grundes,  im  Diorit  von  Bergen  Bill;  am  Oberen  See  neben  ged. 
Kupfer,  bei  Dumbarton;  in  Amethystkugeln  von  Theiss  bei  Klausefi. 
Auf  Gängen  in  Thonschiefem:  Eule  bei  Prag,  Huelgoöt  in  der  Bretagne, 

Der  L.  von  Schemnitz  und  aus  dem  Floitentbal  ist  Leonhardit,  die  r9th- 
b'chgranen  radialfaserigen  Aggregate  von  Caprociano  bei  Monte  Catini  sind  Capor- 
cianit  genannt  worden.  Ein  Theil  des  Adelforsit  (cfr.  Wollastonit),  nämlich 
rOthliche,  erdige  und  faserige  Aggregate  von  Aedelfora  in  Smiland  gehören  ebenfalls 
zum  L.  « 

Stilbit.     Heulandit.     Blatterzeolith.     CaAljSiöOig.SHjO. 

Monoklin,  holoedrisch.  a:b:c  =  0,4035  : 1 :  04788.  ß  =  116®  20' 
(Naumann).  —  XX  dünn-  oder  dicktafelig  nach  i010)ocPdö 
Flg.  515.  oder  nach  der  Orthoaxe  gestreckt,  vielfach  einzeln  aufgewachsen. 
M=:{010)ooPoö,  N={100)ooPöö,  T=(00i)oP,  P=il01)Pöö, 
0  =  {221)2P  1360  4',  r  =  (021)2Poö  98«  44'.  N^P=  129« 40'. 
Von  manchen  Autoren  werden  die  Heulanditkrystalle  als  polysyntheüsche 
Zw.  trikliner  Individuen,  die  nach  M  verwachsen  sind,  gedeutet  Eine 
zuweilen  auf  P  beobachtbare  Streifung  würde  dann  Zwillingsstreifung  sein. 
—  Auch  derb  in  strahlig-schaligen  und  blätterigen  Aggregaten. 

#  (pi0)ooPoö  sehr  voUk.  Br.  uneben,  spröd.  Starker  Perlmgl. 
auf  (pi0)ooPoö,  sonst  Glasgl.  Durchs,  bis  durchschein.  Farblos ,  weiss- 
grau,  bräunlich;  öfters  durch  Göthitinterpositionen  intensiv  ziegelroth 
(sogen.  Heulandit)  gefärbt.  A-E  parallel  M,  M-L  =  b.  A-W  mit 
der  Temperatur  veränderlich,  zuweilen  fast  0^;  beim  Erwärmen  auf  150^ 
gehen  2  Mol.  H^O  verloren  und  die  Substanz  verhält  sich  rhombisch. 

Stets  wird  etwas  Ca  durch  Sr,  femer  häufig  auch  noch  durch  E, 
und  Na^  vertreten.  Ein  Theil  des  Wassers  entweicht  erst  bei  GlQhhitze. 
Bläht  sich  v«  d.  L.  stark  auf  und  schmilzt  zu  weissem  Glas. 

In  Basalten  und  verwandten  Gesteinen.  Island,  besonders  am 
Beruf jord,  Färöer,  Kilpatrick  in  Schottland;  seltener  im  Granit  (Striegau) 
und  auf  Erzgängen:  St.  Andreasberg,  Kongsberg;  auch  bei  Arendal. 
Rother  H.  aus  dem  Fassathal,  Vacza  in  Siebenbürgen,  Campsie  in 
Schottland. 

Beaumontit  besitzt  die  Zusammensetzung  und  Form  des  Stilbits,  seine 
gelblichen  kleinen  X  X  bilden  aber  scheinbar  tetragonale  Gombination  und  in  opti- 
scher Beziehung  finden  Abweichungen  statt.    Baltimore. 

Epistilbit.  Ca^Al^SiijOs^.lOHsO.  Monoklin,  in  der  Form  sehr  ähnlich  dem 
Stilbit,  chemisch  unterschieden  durch  etwas  geringeren  SiOg-Gehalt.    Island,  Finken- 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  527 


babel  bei  Glatz,  Viesch  im  Wallis.  —  Damit  ident  ist  Parastilbit  von  Island, 
während  Reissit  yon  Santorin  ein  E-  nnd  Na-haltiger  Epistilbit  ist. 

Brewsterit.  (SrBa)AljSi«0ie.5H,0.  Monoklin,  ist  ein  Sr-Ba-Stilbit.  Er 
bildet  niedrige  Prismen  mit  nahezu  horieontalem  Klinodoma.  Strontian  in  Schott- 
land, Riesendamm,  Freiburg  im  Breisgau. 

Oryzit  und  Psendonatrolith  sind  noch  ungenügend  bekannt,  schliessen 
sich  aber  nach  ihrer  Zus.  dem  Stilbit  an.  —  Mordenit  yon  Morden  in  Neuschott- 
land bildet  Stilbit  ähnliche  X  X  >  ut  aber  weit  reicher  an  SiO,.  Letzteres  gilt  auch 
von  dem  gerade  auslöschenden  Ptilolith  aus  den  Green-  und  Table  Mts.  in 
Califomien.  —  Erionit  (CaE2Nas)Al2Si«Oi, -f~6B20>  rhombisch,  bildet  wollhaar- 
ähnliche  weisse  Fäden  auf  Milchopal  in  einem  Trachyttuff  von  Durken  in  Oregon. 

Desmingrappe* 

Zwei  Glieder  dieser  Gruppe,  Desmin  uod  Phillip sit,  sind  isomorphe 
Mischungen  der  beiden  Silicate  Ca  AlgSieO]«.  6  HoO  und  CaAljSigOg.SHsO,  d.h.  zweier 
Silicate,  die  wasserfrei  gedacht  ganz  analog  den  constituirenden  Silicaten  derPlagioklase, 
dem  Albit  und  Anorthit,  zusammengesetzt  sind.  Beide  Zeolithe  unterscheiden  sich 
chemisch  sonst  noch  dadurch,  dass  der  Ca-Gehalt  im  Desmin  nur  in  geringem,  im  Phillipsit 
in  weit  höherem  Maasse  durch  Na  bezw.  K  ersetzt  wird.  Ein  drittes  Glied  dieser 
Gruppe,  Harmotom,  besteht  aus  den  nämlichen  beiden  Silicaten,  nur  tritt  Ba  an 
Stelle  von  Ca.  —  Aus  der  Constitution  jener  Silicate  folgt,  dass  mit  abnehmendem 
SiOg-Gehalt  auch  die  Wassermeuge  abnimmt  und  umgekehrt.  Alle  drei  Glieder  sind 
monoklin,  bilden  aber  durch  wiederholte  Zwillingsverwachsuog  mimetische  X  X  mit 
höherer  Symmetrie. 

Desmin.      Strahlzeolith.     Stilbit  franz.  Min.      (CaNa9)AlsSigOi0.6H2O. 

Monoklin,  holoedrisch.  a:b:c  =  0,7623  : 1 : 1,1940.  ß  =  129«  10' 
(v.  Lasaulx).  —  XX  gewöhnlich  zu  charakteristischen  bündel-  und 
garbenförmigen  Gruppen  verbunden,  scheinbar  in  der  rhombischen  Com- 
bination  (010)ooP^,  (iöÖ)ooPbö,  {ltl)P,  in  Wirklichkeit  aber  monokline 
Durchkreuzungszwillinge  nach  (p01)oP  der  Combination  r  =  {110)ooP 
1180  50'^  T—  (010)ooPou  und  Jf  =  (001)oP  (Fig.  516).  Auch  in  stenglig- 
strahligen  Aggregaten. 

#  (piO)ooPdö  Tollk.,  spröd.  H.  =  3V«— 4,  G.  =  2,1— 2,2.  Auf 
der  Spaltfläche  Perkngl.,  sonst  Olasgl.  Durchs,  bis  durchschein.  Farblos, 
weiss f  grau,  gelblich,  bräunlich,  selten  ziegelroth.  A-'E  =  (piO)ooPoö, 
M-L  ca.  5^  gegen  die  Klinoaze  geneigt. 

Verhältniss  Ton  CaOzNa^O  ungefähr  5  oder  6:1.  SiO,  ca.  57  V* 
—  V.  d.  L.  schwierig  unter  starkem  Aufblähen  schmelzbar.  Von  Salz- 
säure zersetzt. 

In  Basalten  und  ähnlichen  Gesteinen.  Kilpatrich  in  Schottland, 
Staffa,  Färöer,  Berufjord  auf  Island,  den  isländischen  Doppelspath  vom 
Eshifjord  überirustend ,  Tekerö  in  Siebenbürgen,  im  Fassathal,  Poonah 
in  Ostindien.  Femer  in  den  Achatmandeln  von  Theiss  bei  Klausen,  in 
Granitdrusen  von  Baveno  und  den  Mourne-Mountains ;  auf  Klüften  der 


528  IX.  Kl.   Silicate  etc. 


Jcrystallinen  Schiefer  von  Val  Maggia  am  St.  Gotthard,  hei  Baurg 
düOisans  etc.  Reichlich  und  schön  auf  Erzgängen  von  St.  Andreasberg 
und  Kongsherg ,  auf  den  Magnetitlagem  von  ÄrendaL  Neubildufig  der 
Therme  Olette  in  den  Pyrenäen. 

Pufflerit  in  kleinen  Kugeln  mit  faseriger  Struotor,  aus  dem  Pofflerloch  im 
Fassathal  ist  ein  an  SiOj  armer  D.,  Foresit  aus  Granit  yon  Elba  ist  dem  D.  in 
der  Form  ähnlich,  besitzt  aber  eine  abweichende  Zusammensetzang. 

Fhillipsit     Kalkharmotom.    Christianit.     (CaKj)AljSi50i4.5H,0. 

Monoklin,  holoedrisch,  a :  6  :  c  =  0,7095  : 1 : 1,2563,  ß  =  124«  23' 
(Streng).  —  XX  klein,  aufgewachsen,  stets  mimetische  Zw.  höherer 
Symmetrie  bildend.  An  den  .einfachen  Individuen  sind  gewöhnlich  nur 
m  =  (liö)ooP  (1190  18',  fein  vertical  gestreift),-  b  =  {010)ooPds^  (eben- 
falls mit  Verticalstreifung)  und  c  =  (00i)oP  (glatt)  vorhanden ;  sie  bilden 
die  gleichen,  scheinbar  rhombischen  Durchkreuzungszwillinge  wie  der 
Desmin  (Fig.  516).  Zwei  derartige  Zw.  durchkreuzen  sich  jedoch  stets 
noch  nach  {011)Poö  und   erlangen   dadurch  tetragonale  Symmetrie,   die 

Fig.  516.  Fig.  517.  Fig.  518.  Fig.  519. 


um  so  mehr  hervortritt,  je  mehr  die  einspringenden  Winkel  ausgefüllt 
sind.  Unter  diesen  Vierlingen  kann  man  zwei  Arten  unterscheiden: 
solche,  die  die  gestreiften  Flächen  {010)ooPoö  und  solche  (seltener),  die 
die  glatten  Flächen  {001)oP  (Fig.  517)  nach  aussen  kehren.  Seltener 
(Stempel  bei  Marburg)  wird  durch  nochmalige  Zwillingsverwachsung,  bei 
der  sich  drei  Vierlinge  nahezu  rechtwinklig  durchkreuzen  (Fig.  518), 
reguläre  Symmetrie  erstrebt;  bei  Ausfüllung  der  einspringenden  Winkel 
gleicht  der  resultirende  Zwillingsstock  einem  regulären  Rhombendodeka- 
eder (Fig.  519),  ist  aber  durch  die  Fiederzeichnung,  wie  alle  ZwiHings- 
arten  des  Phillipsit,  und  durch  das  optische  Verhalten  hinreichend 
charakterisirt. 

#  {010)ooPoö  und  (001)oP  eben  wahrnehmbar.  Br.  uneben,  spröd. 
H.  =  4^2,  G.  =  2,2.  Glasgl. ,  durchschein.,  seltener  durchs.  Farblos, 
weiss  ins  Gelbe  und  Graue.  A-E  senkrecht  {010)ooPoö  gegen  {001)oP 
um  10— 22'>  geneigt. 

Charakteristisch  der  Gehalt  an  K2O.  —  V.  d.  L.  sich  nur  wenig 
aufblähend  und  schwierig  zu  blasigem  Glase  schmelzend.  Von  Salz- 
säure zersetzt. 


IX.  Kl.  Silicate  etc.  529 


Namentlich  in  Hohlräumen  von  Basalten.  Stempel  hei  Marburg, 
Annerod  hei  Giessen,  Nidda  am  Vogelsherg,  Mahichtswald,  Sashctch  am 
Kaiserstuhl,  Hauenstein  und  Salesl  in  Böhmen^  Äci  Castello  auf  Sicilien, 
Capo  di  Bove,  Vesuv,  Island. 

Zeagonit,  wasserhell  oder  weiss  von  Capo  di  Bove,  bildet  die  SiOg-ärmsten 
Glieder  der  Phillipsitreihe  und  hat  ausserdem  durch  Verwitterung  noch  einen  Theil 
Beines  Wassergehaltes  eingebüsst. 

Gismondin,  scheinbar  tetragonal,  meist  in  halbkugligen  oder  garbenfSrmigen 
Aggregaten,  ist  chemisch  und  krystallographisch  noch  ungenügend  bekannt.  Er 
scheint  nahezu  das  zweite  Silicat  der  Desmingruppe  zu  repräsentircn  und  sich  auch 
in  seinen  Zwillingsverwachsungen  der  Gruppe  anzuschliessen.  Capo  di  Bove,  Vesuv, 
Aci  Castello  auf  Sicilien,  Schiffenberg  bei  Giessen  und  Schlauroth  bei  Görlitz. 

HarmOtOm.     Kreuzstein.    Barytharmotom.     Ba  Al^Sig  0,4.5  Hg  0. 

Monoklin,  holoedrisch.  a:h:c  =  0,7031 : 1 :  1^310,  ß  =  124^  50' 
(Des  Cloizbaux).  —  XX  Chemisch  vom  Phillipsit  namentlich  durch  Ba 
an  Stelle  von  Ca  unterschieden,  krystallographisch  ganz  wie  Phillipsit, 
nur  sind  hier  die  Durchkreuzungsvierlinge  (Fig.  517)  die  gewöhnlichste 
Form.  Die  seltenen  Zw.  (Fig.  516)  yon  Strontian  in  Schottland  sind  Mor- 
venit  genannt.  Im  Allgemeinen  sind  die  XX  grösser  als  beim  Phil- 
lipsit.    m  =  {110)ooP  120«  V,  h  =  (010)ooPoö,  c  =  (pOi)oP. 

#  (010)ooPoö  wahrnehmbar.  Br.  uneben,  spröd.  H.  =  4*/»,  G.  =  2,44, 
bis  2,5.  Glasgl.  Meist  nur  durchschein,  und  milchig  getrübt,  weiss  oder 
licht  gefärbt.  A-E  senkrecht  auf  {010)ooPoö,  mit  {001)oP  25— 28^ 
bildend. 

Enthält  auch  etwas  K^O.  —  V.  d.  L.  schwer  und  ohne  Aufblähen 
zu  weisser  Perle  schmelzend. 

Bei  Oher stein,  Aussig,  Prihram,  Dumharton;  besonders  schön  und 
reichlich  auf  den  Erzgängen  von  St.  Andreasherg,  Kongsherg,  Strontian. 

Well  Sit  Yon  der  Eorundgrube  Bück  Creek  in  Nord-Carolina  ist  ein  Har- 
motom,  bei  dem  grössere  Mengen  von  Ba  durch  Ca,  ausserdem  durch  K,  Na  etc. 
ersetzt  sind. 

Chabasit.    Würfelzeolith.    Ca  AlaSi^O  j  g .  6  HgO. 

Hexagonal,  rhomboedrisch-hemiedrisch.  a:c=^l:  IfiSßO  (Phillips). 
—  XX  zu  Drusen  verbunden,  bilden  entweder  wörfelähnliche  Bhombo- 
eder  von  94^46'  Polk.,  häufig  mit  Rautenstreifung  par^el  den  Pol- 
kanten oder  Combinationen  von  (10il)R,  {0112)— "^l^B,  {0221)-2B.  Er- 
gänzungszwillinge, wobei  die  Ecken  des  einen  Individuums  nasenartig 
über  die  Flächen  des  anderen  vorspringen.  Regelmässiger  gebildete  Zw. 
dieser  Art,  die  ausserdem  durch  das  Auftreten  von  (0001)oB  und  durch 
Flächenkrümmung  linsenartig  erscheinen,  hat  man  Phakolith  genannt. 
Nach  manchen  Autoren  sind  die  Rhomboeder  des  Chabasit  mimetische  X  X  ui^^  ^^' 
stehen  aus  sechs  triklinen  Individuen  der  Combination  {00i)oP,  {100)ooP55,  (010)ooPo6. 
Die  Rhomboederflächen  entsprächen  entweder  den  nach  aussen  gekehrten  Flächen 
Klockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  34 


530  IX.  Kl.   Silicate  etc. 


{100)ooPoo  oder  (001)oP  dieser  Individaen  und  demnach  w&re  die  erwähnte  Streifung 
Zwillingsstreif ung. 

#  (1011)B  zuweilen  deuÜ.  Br.  uneben.  Spröd.  H.  =  4V«,  G.  =  2,l 
bis  2,2.  Glasgl.  Durchs,  bis  durchschein.  Farblos,  weiss,  auch  wohl 
röthlich  oder  braun.  Optisch  sehr  oft  anomal,  wodurch  die  Deutung  als 
mimetische  XX  unterstützt  wird. 

Die  variable  ehem.  Zus.  lässt  sich  ebenfalls  auf  eine  isomorphe 
Mischung  der  Silicate  aus  der  Desmingruppe  zurückführen.  Ein  Theil 
von  Ca  wird  durch  Na,  auch  wohl  K  ersetzt.  —  V.  d.  L.  unter  Auf- 
blähen zu  weissem  Glase  schmelzend. 

In  Basalten  und  verwandten  Gesteinen:  Böhmisches  Mittelgebirge. 
Vogelsgebirge,  Westerwald,  Oberstein,  Kilpatrick,  Färöer,  Island*  —  Im 
Granit  von  Striegau  und  Baveno.  In  den  Thermen  von  Flombiires  als 
Neubildung.  —  Phakolith  in  grossen,  schönen  XX  ^on  Richmond  hi 
Melbourne  (sogen.  Seebachit),  femer  bei  Nidda  am  Vogelsgebirge^ 
Stempel  bei  Marburg,  Leipa  und  Lobositz  in  Böhmen, 

Haydenit  aus  dem  Gneiss  von  Baltimore  ist  Chabasit  mit  geringem  Ba-Grehalt 

Levyn  ist  einjChabasit,  der  in  Durchkreuzungszwillingen  der  Combination 
(OOOl)oR,  (lOll)R,  (0112)-V2R  vorkommt,  mit  vorherrschender,  öfters  unebener  oder 
gerundeter  Basis.  Glenarm  in  Antrim,  Irland.  Insel  Sky.  F&röer.  —  Glottalith 
von  Glotta  bei  Portglasgow,  angeblich  regulär,  wird  als  Phakolith  oder  auch  als 
Gemenge  von  Edingtonit  mit  Harmotom  gedeutet.  _ 

Gmelinit  (Natronchabasit,  Ledererit).  (Na,Ca)Al,Si^O„.6HsO.  (lOll)R  und 
(Olli)— R  bilden  durch  gleichmässige  Entwicklung  eine  hezagonale  Bipjramide,  deren 
Mittelkanten  durch  (10T0)ooR  abgestumpft  wird.  #  (OOOl)oR  deutlich.  Gelblich- 
weiss,  röthlich  bis  fleischroth.  Unterschied  gegenüber  Chabasit  liegt  weeentlich  in 
dem  hohen  Na-Gehalt  als  Vertreter  für  Ca.  Glenai-m  in  Antrim,  Insel  Sky,  Vioensu 
Bergen  Hill,  Cap  Blomidon  auf  Neu-Schottland  (sogen.  Ledererit).  —  Grod- 
deckit  von  St.  Andreasberg  ist  ein  Gmelinit,  bei  dem  ein  Theil  Ca  durch  Mg,  ein 
Theil  AI  durch  Fe  ersetzt  ist. 

Herschelit  ist  ein  Chabasit,  bei  dem  der  Gehalt  an  Na  und  K  den  von  Ca 
übertrifft.  Sechsseitige  XX*  die  durch  Verfliessen  von  (0001  )oR  und  (lOll)R  flach- 
tafelig  erscheinen,  in  Wirklichkeit  aber  Durchkreuzungszwillinge  sind.  In  farblosen 
oder  weissen  kugligen  Aggregaten  aus  den  Palagonittuffen  von  Aci  Castello  und 
Palagonia  auf  Sicilien,  Jarra  in  Australien. 

Olimmergrappe. 

Die  Glimmer  bilden  eine,  durch  eine  Reihe  gemeinsamer  Merkmale  ausge- 
zeichnete natürliche  Familie.  Trotz  ausserordentlicher  Annäherung  an  rhomboednsche 
Formen,  die  sich  bei  manchen  Gliedern  in  der  Formausbildung,  den  Flächenwinkeln 
und  dem  optischen  Azenwinkel  ausdrückt,  sind  sie  doch  allesammt  monoklin.  Ihre 
häufigen  Zwillingsverwachsungen  erfolgen  nach  denselben  Gesetzen.  Nach  dem  Haupt- 
gesetz ist  die  Zwillingsfläche  eine  senkrecht  zur  Basis  (Spaltfläche)  stehende  Fläche 
aus  der  Zone  [(001)  (110)].  Bei  der  Verwachsung  müssen  die  Spaltflächen  in  eine 
Ebene  fallen,  doch  entsteht  dadurch  noch  ein  Unterschied,  dass  die  Individuen  (zu 
2  oder  3)  sich  entweder  neben  einander  lagern,  wobei  die  Grenzlinie  unregelmftssig 


IX.  KI.   Silicate  etc.  531 


sein  kann,  oder  dass  sie  über  einander  geschichtet  sind.  Auch  durch  den  Druck  ent- 
stehen Zw.;  und  zwar  nach  den  Gleitfl&chen  C  =  (138)— Pf  resp.  <;  =  (102)V«Pöb. 
Beide  Gleitfl&chen  sind  gegen  die  Basis  um  118^  geneigt,  der  entstehende  Zw.  hat 
demnach  einen  einspringenden  Winkel  von  184^  Die  Ausbildung  dieser  Zw.  ist  aber 
stets  derart,  dass  ein  Individuum  sich  als  eine  in  Zwillingstellung  befindliche  Lamelle 
einem  grösseren  Individuum  eingeschaltet  findet,  wodurch  auf  der  Basis  des  letzteren 
ein  treppenfOrmiger  Absatz  hervorgebracht  wird.  Fflr  alle  Glimmer  gelten  die  gleichen 
Axenelemente. 

In  physikalischer  Hinsicht  zeigen  alle  Glimmer  das  Maximum  der  Spaltbarkeit 
eines  Minerals;  sie  sind  nach  der  Basis  #  und  die  Spaltblättchen  sind  elastisch 
biegsam.  Andere  Coh&sionsminima  lassen  sich  durch  Schlag  und  durch  Druck  nach- 
weisen. Durch  einen  kurzen  Schlag  entsteht  auf  den  Spaltbl&ttchen  ein  sechsstrahliger 
Stern  als  Schlagfigur,  dessen  Strahlen  stets  parallel  den  Kanten  mit  (110)ooP 
und  (010)ooP^  verlaufen.  Durch  den  Druck  hingegen  werden  Risse  erzeugt,  die 
ebenfalls  einem  sechsstrahligen  Stern  entsprechen,  dessen  Arme  aber  ungeföhr  mitten 
zwischen  die  Strahlen  der  Schlagfigur  fallen.  Diese  Risse  entsprechen  den  oben  er- 
wähnten Gleitflächen  C  und  (,  die  unter  fast  gleichem  Winkel  (ca.  118°)  gegen  die 
Basis  geneigt  sind  und  die  Veranlassung  zu  rhomboedrischen  Absonderungsstflcken 
geben  können.  Wie  jene  oben  besprochenen  Druckzwillinge,  so  finden  sich  auch  die 
Drnckrisse  öfters  in  der  Natur  vor,  n&mlich  an  eingewachsenen  XX»  die  dem  Ge- 
birgsdruck  ausgesetzt  waren. 

Die  Glimmer  liefern  in  ihren  Spaltblättchen  ein  bequemes  Material  zur  Beob- 
achtung der  Interferenzfiguren  und  der  sonstigen  optischen  Verhältnisse.  Alle  Glimmer 
sind  optisch  negativ.  Die  erste  M-L  steht  nahezu  senkrecht  auf  der  Spaltfläche,  die 
optische  A-E  dagegen  läuft  bald  parallel,  bald,  wenn  auch  seltener,  senkrecht  zur 
Symmetrieebene.  Man  unterscheidet  danach  Glimmer  I  und  II  Art,  und  zwar  sind 
jene  Glimmer  I  Art,  bei  denen  A-E  senkrecht  S-E,  jene  Glimmer  II  Art,  bei  denen 
A-B  parallel  S-E  verläuft.  Auch  an  den  Glimmerblättchen,  an  denen  die  S-E  als 
solche  nicht  zu  erkennen  oder  überhaupt  nicht  vorhanden  ist,  gelingt  es  mit  Hülfe 
der  Schlagfigur,  bei  der  ja  ein  Strahl  immer  die  Richtung  der  S-E  anzeigt,  die  Art 
des  Glimmers  anzugeben.  Der  Winkel  der  optischen  Axen  ist  bei  den  verschiedenen 
Glimmern  sehr  verschieden,  fast  0®  beim  Biotit,  15^  beim  Phlogopit,  55—75°  bei 
den  übrigen  Glimmern.  Die  Glimmer  mit  kleinem  A-W  hielt  man  früher  für  optisch 
einaxig  und  man  unterschied  demzufolge  einaxige  von  zweiaxigen  Glimmern. 

Die  chemische  Constitution  der  Glimmer  ist  noch  nicht  völlig  sicher  gestellt. 
Sie  sind  basische  (wasserstoffhaltige)  Alkali-Thonerde-Silicate ;  in  einer  Reihe  von 
ihnen  erlangt  daneben  Magnesia  eine  besondere  Bedeutung;  letztere  kann  theilweise 
durch  Fe  ersetzt  werden.  Wasser  entweicht  erst  in  der  Glühhitze;  für  H  tritt  bei 
einigen  Varietäten  F  ein.  Der  SiOg-Gehalt  bewegt  sich  zwischen  88  und  56Vo*  ^ 
Zur  Erklärung  der  wechselnden  Zus.  sind  verschiedene  Theorien  aufgestellt,  so  von 
Clarke  und  von  Tschermak.  Vom  praktischen  Standpunkt  lassen  sich  unterscheiden : 
1.  die  Magnesiaglimmer  Biotit  und  Phlogopit;  2.  die  Lithionglimmer  Zinn- 
waldit  und  Lepidolith;  8.  der  Kaliglimmer  Mus co vi t  und  4.  der  Natronglimmer 
Paragonit.  -—  Die  Glimmer  sind  wegen  ihrer  wesentlichen  Antheilnahme  am  Auf- 
bau der  mannichfachsten  Eruptivgesteine  und  krystallinen  Schiefer,  femer  mancher 
Sedimentgesteine  auch  geologisch  überaus  wichtige  Mineralien.  Sie  sind  theils  aus 
dem  Schmelzfluss  entstanden,  theils,  wie  in  den  Homfelsen  und  Sericitschiefem  etc., 
Producte  der  Contactmetamorphose ,  pneumatoly tischer  Wirksamkeit,  primärer  Zer- 
setzung oder  gewöhnlicher  Verwitterung.  Ihre  künstliche  Darstellung  ist  bei  Hütten- 
Processen  und  auch  im  Laboratorium  gelungen. 


532  IX.  El.   Silicate  etc. 


Biotit.  Magne8iaei8engiimmer,Magne8iagl.z.Th.  (KH)2(MgFe)2(AlFe)jSi30i ». 

Monoklin, holoedr.  a:b:c  =  0,5774 : 1 : J2,217.  ß  =  95 ^ 3' (Tächzr- 
mak).  —  XX  611^"  und  aufgewachsen,  gewöhnlich  tafelig,  mit  hexagonalem 
oder  rhomboedrischem  Habitus,  was  im  Verein  mit  dem  kleinen  optischen 
A-W  veranlasste,  Biotit  lange  für  rhomboedrisch  und  optisch  einaxig  zu 
halten.  Gewöhnliche  Comb. :  c  =  {001)oP,  h==  (010)ooPoö,  m  =  (llDP, 
0  =  (111)- P,  dazu  wohl  e  =  (011)P6ö,  r  =  (101) Pöö  und  z  =  (131) -SPs^ 
selten  M  =  (110)ooP.  Durch  das  Alterniren  von  m  und  o  entsteht  hori- 
zontale Streifung.  Messbare  XX  selten,  am  geeignetsten  sind  die  aus 
den  Silicatauswürflingen  der  Somma.  Zw.  in  der  oben  (S.  530)  ange- 
gebenen Weise,  gewöhnlich  dient  (001)6P  als  Verwachsungsfläche.  Auch 
treppenformige  Zw.  nach  den  Gleitflächen  (133) —Ps  und  {102)^ iP^. 
Aggregate  schalig,  schieferig,  schuppig. 

#  (001)oP  höchst  vollk.,  die  Spaltblättchen  sind  elastisch  biegsam. 
Bezüglich  der  Schlaglinien  s.  oben.  Mild.  H.  =  2^—3,  G.  =  2,8—3,2. 
Perlmgl.  ins  Metallische.  Durchschein,  bis  undurchs.  Dunkel  gefärbt, 
dunkelbraun,  dunkelgrün,  schwarz,  selten  hellbraun  oder  grün.  D.-Br.  stark, 
negativ.  A-E  fast  immer  parallel  zur  S-E,  also  Glimmer  11  Art;  diese, 
die  auch  eine  etwas  andere  ehem.  Zus.  haben,  werden  daher  mit  dem 
besonderen  Namen  Meroxen  (p<^o)  belegt  zum  Unterschied  von  den 
seltenen  Biotiten  I  Art,  die  als  An o mit  (p  >  t>)  bezeichnet  werden. 
1 M-L  fast  senkrecht  auf  (001)oP,  bald  etwas  nach  vom,  bald  nach  hinten 
gegen  die  Verticalaxe  geneigt;  A-W  gewöhnlich  klein,  im  Mittel  15^,  öfters 
sich  0^  nähernd.    Sehr  kräftiger  Pleochroismus  und  zuweilen  Asterismus. 

Die  in  der  Ueberschrift  angegebene  Formel  gilt  nur  für  gewisse 
Biotite.  Nicht  nur  hinsichtlich  des  Mg,  Fe  und  AI  findet  ein  Schwanken 
in  der  Zusammensetzung  statt,  sondern  auch  der  Gehalt  an  SiO^  variirt  be- 
trächtlich. So  beträgt  MgO  im  Mittel  10 — 30®/o,  wird  aber  theil weise  oder 
nahezu  ganz  durch  FeO,  sowie  A\fi^  (11 — 20^/o)  durch  Fe^O^  ersetzt: 
für  KjO  (5—1  P/o)  kann  etwas  Na^O,  für  H  etwas  F  und  Ar  SiO, 
(35 — 45  ^/o)  etwas  TiOg  eintreten.  Zur  Erklärung  dieser  variabeln  Zus. 
führt  TscHEBMAK  alle  Biotite  auf  isomorphe  Mischungen  des  Olivin- 
silicats  (MgFe)i2Sij.024  mit  der  Muscovitsubstanz  H^KjAl^SigO^^  zurück. 
—  V.  d.  L.  zu  schwarzem  Glase  schmelzbar,  je  dunkler  der  Biotit,  um 
so  leichter.  Von  Salzsäure  nur  wenig  angegriffen,  dagegen  von  heisser 
concentrirter  Schwefelsäure  zersetzt. 

Eingewachsen  als  wesentlicher  oder  accessöriscJier  Gemengtheil  der 
meisten  Eruptivgesteine,  namentlich  in  Graniten  (Granititen),  Glimmer- 
Syeniten  und  -Dioriten,  in  Porphyren  und  Trachyten,  ebetiso  auch  tri  cht  io 
für  Gneisse  und  Glimmerschiefer.  Seiner  leichten  Zerstörharheit  wegen 
fehlt  er  meist  in  den  gewöhnlichen  Sedimentgesteineri,  findet  sich  aber  in 
den  contactmetamorphischen  Hornfelsen.  —  In   mehr  oder  minder  aus- 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  533 


gebildeten   und   aufgewachsenen    XX    i^    äen    Silicatausu^ürfUngen   der 
Samma,  des  Albaner  Gebirges  und  des  Laacher  Sees. 

Auf  Grund  optischer  und  chemischer  Unterschiede  zerfällt  der  Biotit  in  drei 
Varietäten: 

1.  Merozen.  Weitaus  am  gemeinsten  und  der  normale  Gemengtheil  der 
biotitftlhrenden  Eruptivgesteine  und  krystallinen  Schiefer;  begreift  die  an  Magnesia 
reichen  und  an  Eisen  armen,  daher  nicht  ganz  schwarzen  Abarten,  soweit  ihre 
optische  Azenebene  mit  der  Symmetrieebene  der  X  X  zusammenffillt. 

2.  A  n  0  m  i  t.  In  allen  Beziehungen  wie  Meroxen,  von  dem  er  sich  im  Wesent- 
lichen nur  durch  seine  Lage  der  optischen  A-E  unterscheidet,  die  senkrecht  auf  der 
S-E  steht.  Seltener  Gemengtheil  von  Gesteinen.  Baikalsee^  Greenwood  Fumace  bei 
Monroe  in  New- York;  im  Gneiss  bei  Krems  in  Nieder-Oesterreich ,  neben  Merozen 
im  Nephelindolerit  vom  Katzenbuckel,  im  Trachyt  von  Monte  Amiata. 

3.  Lepidomelan  ist  durch  hohen  Eisengehalt  ausgezeichnet  und  demgemäss 
an  MgO  arm  und  von  tief  schwarzer  Farbe.  Die  optische  A-E  liegt  parallel  der  S-E. 
Findet  sich  in  manchen  Graniten  und  Gneissen.  Bekanntere  Fundorte  sind  Persberg 
in  Schweden,  Harzburg.  Zum  Lepidomelan  gehören  die  besonders  benannten  Glim- 
mer Haughtonit,  Eisenglimmer  and  die  fast  ganz  magnesiafreien  Annit  und 
Siderophyllit. 

Bei  der  Umwandlung  einiger  Silicate  kann  Biotit  entstehen,  doch  ist  dieser 
Vorgang  bei  Weitem  nicht  so  allgemein  wie  die  Neubildung  des  hellen  Glimmers,  des 
Muscovit  Augit  und  Hornblende  gehen  am  ehesten  in  Biotit  über;  auch  giebt  es 
Pseudomorphosen  nach  Skapolith  und  Granat.  Biotit  selbst  ist  wenig  widerstandsfähig, 
bei  der  Umwandlung  bleibt  die  Bl&tterigkeit  theilweise  erhalten  oder  es  bilden  sich  roth, 
braun  oder  grün  gefärbte,  nicht  selten  metallisch  glänzende  (K  a  t  z  e  n  g  0 1  d) ,  z.  Th.  auch 
ganz  weiche  und  erdige  Producte.  Derartige  veränderte  Biotite,  von  denen  ein  Theil 
die  Eigenschaften  der  Vermiculite  (s.  Anhang  S.  537)  besitzt,  sind  Rubellan,  der  rothe 
Glimmer  der  Basaltlaven  und  Tuffe,  Pseudobiotit,  Hydrobiotit,  Voigtit,  Helve- 
tan,Eukamptit,Rhastolyt,  Bastonit,  Protovermiculit,  Lucasit,  Jefferisit, 
Culsageeit,  Hallit,  Dudleyit,  Philadelphit,  Gaswellit  genannt  worden. 

FhlOgOplt.     Magnesiaglimmer  z.  Th.     (KH)3Mg3AlSi30,g. 

Monoklin,  holoedrisch,  mit  den  Axenelementen  und  Winkeln  des 
Biotits,  auch  sonst  morphologisch  dem  Biotit  völlig  entsprechend.  Der 
Unterschied  liegt  in  dem  fast  völligen  Mangel  an  Eisen  und  dem  anders- 
artigen geologischen  Vorkommen. 

#  und  Gleitflächen  wie  beim  Biotit.  G.  =  2,75—2,97.  Spalt- 
blättchen  werden  durchs.  Rothbraun,  braunroth,  gelblich  und  grünlich 
und  selbst  farblos.  Optische  A-E  parallel  der  S-E,  gehört  also  zum 
Glimmer  n  Art ;  A-W  =  ca.  15^  öfters  auch  kleiner.  Zuweilen  deut- 
licher Asterismus. 

Im  Wesentlichen  ein  kalih altiges  Magnesia-Thonerde-Silicat ;  für 
die  Magnesia  (27 — 29»  kann  1 — 2FeO  eintreten,  etwas  K  wird  durch 
Na,  etwas  H  durch  F  ersetzt.  An  SiO,  sind  41— 44^/o  vorhanden.  Die 
ehem.  Zus.  des  Phlogopit  ist  nach  Tschermak  zurückzuführen  auf  die 
isomorphe  Mischung  des  Olivinsilicats  Mg]2Si(;024  mit  dem  Lepidolith- 
Silicat.  —  Verhalten  v.  d.  L.  und  gegen  Säuren  wie  Biotit. 


534  IX.  Kl.   Silicate  etc. 


Vorkommen  als  Gemengtheil  in  körnigen  Kalken  und  Dohmiten 
der  krystallinen  Schiefer  und  des  Contacts.  Pargas  in  Finland,  Aker 
in  Schweden,  Campolongo  im  Tessin,  FassathaL  New- York,  mehrorts 
in  Ganada.  Femer  in  Serpentinen  und  auf  den  Apatitgängen  von  Bamle 
in  Norwegen. 

Zum  Phlogopit  gehören  der  natronhaltige  Aspidolith,  die  beiden  mangan- 
haltigen  Glimmer  Manganophyllit  und  Ganophyllit,  von  denen  letzterer  bei 
der  Verwitterung  Wasser  aufgenommen  hat.  Pholidolith  ist  fluorfrei,  arm  an 
Alkalien  und  Thonerde,  aber  reich  an  Kieselsäure.  Auch  manche  baxyumhaltige 
Glimmer  scheinen  dem  Phlogopit  nahe  zu  stehen.  Der  durch  sein  eigenthümliches 
Verhalten  beim  Erhitzen  (s.  S.  537)  besonders  ausgezeichnete  Vermiculit  Ton  Mill- 
bury,  Mass.,  ist  nach  T^chermak  aus  der  Zersetzung  des  Phlogopit  hervorgegangen. 

Zinnwaldit.     Lithioneisenglimmer,  Lithiongl.  z.  Th.    F2(KLi)aPeAl3Si50„. 

Monoklin,  holoedrisch,  mit  den  Axenelementen  des  Biotits.  —  X  ' 
eingewachsen,  tafelig  mit  sechsseitigem  Umriss,  facher-  oder  fassf5rmig 
gruppirt.     Combinationen  und  Zw.  wie  bei  den  übrigen  Glimmern.     Die 
Basis  zerfällt    öfters   durch   eine   feine  federförmige  Faltelung   in   sechs 
Felder. 

#  {pOi)oP  höchst  vollk.  H.  =  2— 3,  G.  =  2,9— 3,1.  PerlmgL, 
ins  Metallische.  Blassviolett,  grau,  gelblich,  braun,  selten  dunkelgrün- 
Optisch  ein  Glimmer  11  Art ,  also  A-E  parallel  der  S-E  und  p  <  o. 
A-W  schwankend,  fast  0^  bis  ca.  50^. 

Formel  problematisch.  KjO  =  5— 13^,  Li20  =  l— 5®/o,  etwas  Na, 
10— 12FeO,  44-47  SiOg;  F  =  2-8«/o,  ein  Theil  desselben  kann  durch 
(HO)  vertreten  werden.  —  Schmilzt  v.  d.  L.  leicht  zur  dunklen. Perle  und 
färbt  die  Flamme  roth;  von  Säuren  angegriflFen. 

In  Zinnstein  führendem  Granit  und  Greisen.  Zinnwald,  Altetiberg- 
ComtvalL  —  Wohl  stets  durch  primäre  Zersetzung  entstanden. 

Kryophyllit  ist  ein  etwas  SiOj-reicherer  (52^/«)  Z.  von  Rockport,  Mass.  — 
Rabenglimmer  von  Altenberg,  grünlichschwarz,  mit  sehr  kleinem  A-W,  ist  ein 
eisenreicher  Z.,  im  hellgrünlichen  Polylithionit  von  Eangerdluarsuk  ist  umgekehrt 
der  FeO-Gehalt  sehr  gering  (0,9^/o),  dagegen  ein  Maximum  von  SiOg  vorhanden. 

Lepidolith.    Lithionglimmer  z.  Th.    F2(KLi)2Al2Sij,09. 

Monoklin.  —  XX  ein*  und  aufgewachsen,  meist  nur  Blättchenform, 
wohl  ausgebildete  und  messbare  nicht  bekannt.  Zwillingsverwachsungen 
von  zwei  und  drei  Individuen  wie  bei  den  übrigen  Glimmern.  —  Derb  in 
schuppigen  bis  feinkörnig  schuppigen  Aggregaten. 

#  {001)oP  höchst  vollk.  H.  =  2,  G.  =  2,8—2,9.  PerlmgL  Pfir- 
sichblüth-  bis  rosenroth,  weiss,  seltener  grau,  grünlich.  Optisch  meist 
ein  Glimmer  I  Art ,  also  A-E  senkrecht  zur  S-E  und  p  >  o.  Grosser 
A-W,  zwischen  50—80®  und  darüber. 

Chem.  dem  Zinnwaldit  ähnlich,  aber  eisenfrei  und  reicher  an  SiO^ 


IX.  Kl.  Silicate  etc.  535 


(49 — 52*^/0).  —  Schmilzt  t.  d.  L.  leicht  zur  weissen  Perle;  gewöhnliche 
Säuren  unwirksam. 

Neben  flttorhaltigen  Mineralien  (TurmaUn,  Topas)  in  Graniten  und 
granitischen  Gängen.  Roiena  in  Mahren,  Schüttenhofen  in  Böhmen,  Penig 
in  Sachsen,  Elba,  Jekaterinburg,  Paris  in  Maine.  —  Wohl  stets  durch 
primäre  Zersetzung  entstanden. 

Der  schuppige  Li-haltige  Cook  ei  t  ist  entweder  ein  zersetzter  Lepidolith  oder 
ein  glimmerähnliches  Verwitterungsproduct  der  rothen  Turmalinkrystalle  von  Hebron 
und  Paris  in  Maine,  denen  er  aufsitzt. 

MusCOYit.     Kaliglimmer.    Phengit.    H^KjAl^SigO^^. 

Monoklin,  holoedrisch  mit  den  Axenelementen  des  Biotits.  —  XX 
ein-  und  aufgewachsen,  selten  von  einer  für  das  Messen  geeigneten  Be- 
schaffenheit, mit  tafeligem  Habitus  und  hexagonalen  Umrissen.  Vom 
Ostufer  des  Ilmensees  sind  auch  XX  i^i^  spitzpjramidalem  Habitus  be- 
kannt. Gewöhnlichste  Combination :  c  =  {001)oP  (öfters  fein  gefältelt 
oder  gestreift),  M=(110)ooP  120"^  11',  b  =  {010)ooPoö,  m  =  {lll)P,  sel- 
ten treten  hinzu  e  =  (pil)P6Q,  y  =  {021)2P6ö,  x  =  {1S1)3P3,  N=  (130)ooP3: 
Zw.  sehr  häufig,  gewöhnlich  mit  (p01)oP  als  Verwachsungsfläche ;  ebenso 
sind  Druckzwillinge  nicht  selten.  M.  findet  sich  öfters  in  regelmässiger 
Verwachsung  mit  Biotit  und  anderen  Glimmern.  Aggregate  schalig, 
schieferig,  schuppig  oder  dicht.  Letztere,  von  talk-  und  specksteinartigem 
Aussehen,  werden  als  Sericit  bezeichnet.     Häufig  in  Pseudomorphosen. 

#  (001)oP  höchst  Yollk.,  die  Spaltblättchen  sind  elastisch  biegsam. 
Bezüglich  der  Schlaglinien  cfr.  S.  531.  Gleitflächen  nach  (133)—P3\mi 
{lO^yiiPöö  sind  häufig  wie  die  damit  zusammenhängenden  treppenförmigen 
Zwillinge  und  rhomboedrischen  Absonderungsstticke.  Mild.  H.  =  2 — 3, 
O.  =  2,76 — 3,1.  Durchs,  bis  durchscheinend.  Perlmgl.  ins  Metallische. 
Farblos,  gelblich,  bräunlich,  grünlich,  röthlich.  D.-Br.  stark,  negativ. 
A-E  senkrecht  zur  S-E,  also  Glimmer  I  Art.  1  M-L  fast  senkrecht  zur 
Basis,  etwa  V  nach  rückwärts  geneigt.  2E  =  65— 85^  p  >  0.  In 
Polge  mikrolithischer  Interpositionen  zuweilen  Asterismus.  Bei  Penns- 
bury,  Pa.,  findet  sich  in  Muscovitplatten  braun  durchscheinender  Magnetit 
ausgeschieden. 

Nur  eine  Reihe  von  Kaliglimmem,  die  SiOg-ärmeren  mit  ca.  46  SiO,, 
führt  auf  die  oben  angegebene  Formel,  die  SiOg -reicheren  mit  52Si02 
werden  wohl  als  Phengit  unterschieden.  Ein  Theil  von  K  (im  Mittel 
8—10  KgO)  wird  durch  Na  vertreten,  auch  finden  sich  in  geringen  Mengen 
Mg,  Ca,  Fe.  Charakteristisch  ist  ein  kleiner  Fluorgehalt.  —  V.  d.  L. 
ziemlich  schwer  zu  einer  grauen  oder  gelblichen  Perle  schmelzend;  die 
gewöhnlichen  Säuren  sind  unwirksam. 

Eingewachsen  als  tvesentlicher  oder  accessorischer  Ge^nengtheil  vieler 
Eruptiv-   und   Sedimentgesteine,   namentlich   in  Graniten  (Pegmatiten), 


536  IX.  El.  Silicate  etc. 


Gneissen  und  Glimmerschiefern,  in  Hornf eisen,  atick  in  kömigen  Kalken 
und  Dolomiten.  In  jung  vulkanischen  Gesteinen  fehlt  dagegen  Muscorit 
vollständig.  Aufgewachsen  weit  seltener,  auf  Klüften  von  Graniten  und 
Gneissen  mit  Ädular  und  Älbit,  wie  am  St.  Gotthard,  im  Zillerthal  etc., 
zuweilen  auch  auf  granitischen  Drusen  wie  in  den  Mourne-Mountaifis 
in  Irland  etc.  Die  grossen  Tafeln  aus  dem  Ural,  Ost-Indien,  Nord- 
Amerika  finden  technische  Anwendung. 

Im  MuBCOvit  liegt  eine  sehr  beständige  und  widerstandsföhige  chemische  Ver- 
bindung vor,  das  zeigt  sich  darin,  dass,  während  er  selbst  schwer  verwittert,  eine 
grosse  Anzahl  Silicate  durch  den  Process  der  Verwitterung  bezw.  der  primären  Zer- 
setzung in  Muscovit  Übergeführt  werden  kann,  wie  Andalusit,  Disthen,  Turmalin, 
Granat,  Beryll,  Cordierit,  Skapolith,  Nephelin,  Feldspäthe.  Manche  pseudomorphe 
Bildungen  sind  früher  für  selbständig  gehalten  und  mit  besonderen  Namea  belegt, 
so  sind  Pseudomorphosen  nach  Cordierit  als  Gigantolith,  Pinit  z.  Th.,  Oosit, 
Eataspilit  (?),  solche  nach  Nephelin  als  Gieseckit  und  Liebenerit,  nach  Feld- 
späthen  als  Pinitoid  und  Lepidomorphit,  nach  Spodumen  als  Eillinit,  nach 
Skapolith  als  Micarell  bezeichnet  worden. 

Der  dichte  bis  feinschuppige  Muscovit,  von  gelblichgrüner  Farbe,  seidenglän- 
zend, fettig  anzufühlen,  heisst  Sericit  und  ist  früher  viel  mit  Talk  verwechselt 
worden.  Er  ist  wohl  stets  secundär  aus  anderen  Silicaten  hervorgegangen  und  bei 
seiner  Bildung  mögen  tektonische  Processe  öfters  wesentlichen  Antheil  gehabt  haben. 
Er  ist  verbreitet  in  den  Protog3rnen  der  Alpen,  in  den  sericitischen  Schiefem  älterer 
Formationen  (z.  B.  im  Taunus),  verleiht  diesen  den  eigenthümlichen  phyllitischen 
Glanz,  im  weissen  Gebirge  oder  in  den  weissen  Schiefem  mancher  Erzlagerstatten, 
wie  zu  Welmich,  Werlau,  Holzappel,  Mitterberg,  Agordo.  Solche  sericitische ,  d.  h. 
talkähnliche  dichte  Muscovite  besonderer  Localitäten  haben  die  mannichfachsten 
Namen  erhalten:  Damourit,  Metasericit,  Didymit,  Onkosin,  Hygrophyllit, 
Leukophyllit,  Pyknophyllit.  —  Margarodit  ist  ein  sericitischea  Gemenge  mit 
Paragonit  und  Margarit,  er  bildet  das  Muttergestein  der  schwarzen  Turmaline  aus 
dem  Zillerthal;  Euphyllit  stellt  ein  blätteriges  Gemenge  der  gleichen  Mineralien 
von  ünionville,  Pa.,  dar.  —  Ephesit  und  Lesleyit  sind  Gemenge  mit  Eorund.  — 
Adamsit  und  Amphilogit  sind  Synonyma  für  Muscovit. 

Ghromglimmer  (Fuchsit),  smaragd-  bis  grasgrün,  ist  ein  chromhaltiger 
Muscovit;  bildet  derbe  Aggregate.  H.  =  172— 2,  G.  =  2,85— 2,88.  Schwarzenstein 
in  Tirol.  Ural.  In  Guatemala  zu  Artefacten  verwendet. —  Avalit  vom  Avala- 
Berg  in  Serbien  ist  ein  mit  Quarz  gemengter,  sehr  chromreicher  Muscovit. 

Oellacherit  aus  dem  Pfitschthal  ist  ein  Ba-haltiger  Muscovit.  —  Hierher 
dürfte  auch  der  vanadinhaltige  R  0  s  c  o  e  1 1 1  h  zu  stellen  sein,  der  in  grünlichbraunen 
Schuppen  auf  Goldquarzadem  in  Galifomien  auftritt. 

Paragonit.  Natronglimmer.  Pregrattit.  H^NajAlgSigOg^  mit  geringem 
K-Gehalt. 

Monoklin,  mit  den  Axenelementen  des  Biotits.  —  Nur  in  fein- 
schuppigen  und  dichten  (Gossait)  Aggregaten,  weiss  oder  apfelgrQn 
mit  Perlmgl.  oder  schimmernd.  H.  =  2—2  V» ,  G.  =  2,8—2,9.  Axen- 
winkel  gross. 

y.  d.  L.  fast  unschmelzbar,  sich  zuweilen  aufblätternd.  Säuren 
unwirksam. 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  537 


Als  Paragonitschiefer  Glied  der  krystallinen  Schieferreihe  y  bildet 
das  Muttergestein  des  Staurolith  und  Disthen  vom  Monte  Campione  hei 
Faido  in  Tirol,  des  Strahlsteins  am  Zillerthal.  Insel  Syra,  Ural, 
Oberer  See, 

Anhang.  Unter  Umständen  geben  aus  den  Glimmern,  besonders  aus  den 
Magnesiaglimmem  eine  Reihe  yon  wasserhaltigen  und  alkalifreien  Zersetzungsmineralien 
hervor,  die  unter  Beibehaltung  des  allgemeinen  Glimmerhabitus  dadurch  ausgezeichnet 
sind,  dass  sie  sich  beim  Erhitzen  aufblähen  und  zu  einem  voluminösen,  sich  wnrm- 
förmig  krümmenden  Körper  anschwellen.  Sie  werden  deshalb  wohl  als  Vermiculite 
zusammengefasst.  Dahin  gehören  neben  den  früher  beim  Biotit  und  Phlogopit  schon 
genannten  Vermiculit,  Protovermiculit,  Lucasit,  Jefferisit,  Culsageeit,  Hallit,  Phila- 
delphit  noch  Vaalit,  Davreuxit,  Leverrierit,  Hydrophlogopit,  Maconit, 
Roseit,  Kerrit,  Lennilith. 

Clintonitgmppe. 

(Sprödglimmer.) 

Die  Sprödglimmer  bieten  hinsichtlich  der  Formentwicklung,  des  Zwillingsbaus, 
der  Spaltung  und  der  optischen  Verhältnisse  grosse  AehnUchkeit  mit  den  gewöhn- 
lichen Glimmern.  Sie  sind  monoklin  mit  rhomboedrischem  Habitus,  ß  =  ca.  90°,  aus- 
gezeichnet durch  eine  hohe  #  nach  der  Basis;  die  Spaltblättchen  sind  aber  spröd 
und  leicht  zerbrechlich.  Sie  sind  durchweg  härter  als  die  Glimmer.  In  chemischer 
Hinsicht  sind  sie  basische  Kalk-  oder  Magnesia-ThonerdeSilicate ;  die  drei  charakteristi- 
schen Glieder  Xanthophyllit,  Brandisit  und  Clintonit  lassen  sich  nach  Tschsrmak  als 
isomorphe  Mischungen  von  HjCaMg^SijOja  und  HaCaMgAlgOjj  betrachten. 

Margarit.     Kalkglimmer.    Perlglimmer.    HgCaAl^SigOjj. 

Monoklin,  holoedrisch.  —  Form  und  Zwillingsverwachsung  der 
seltenen  XX  wie  am  Biotit,  daher  auch  wohl  zu  den  echten  Glimmern 
gestellt;  gewöhnlich  in  dünnen  sechsseitigen  Tafeln  und  in  körnig- 
blätterigen bis  schuppigen  Aggregaten. 

#  (p01)oP  sehr  voUk.,  doch  etwas  weniger  als  an  den  übrigen 
Glimmern.  Die  Spaltblättchen  sind  spröde  und  zerbrechlich.  H.  =  3^2 
bis  4^«,  G.  =  3.  Starker  Perlmgl.  Durchschein.  Weiss,  röthlich weiss, 
perlgrau.  Glimmer  I  Art.  p  <  0.  Grosser  A-W  (ca.  120  <^),  die  M-L 
weicht  um  6—8^  von  dem  Loth  auf  der  Spaltfläche  nach  hinten  ab. 

Im  Mittel  10  CaO,  50  k\fi^,  30  SiO,,  etwas  Mg,  Na  und  F.  —  Bläht 
sich  T.  d.  L.  auf,  aber  schmilzt  sehr  schwer;  von  Säuren  angegriffen. 

Neben  Korund  und  Smirgel  zu  Naxos  und  an  anderen  Orten  des 
griechischen  Archipels  und  Kleinasiens,  in  Pennsylvanien,  Massachusetts, 
Nord-Carolina,  Georgia  etc.  Auf  den  Smaragdgruben  an  der  Takowaja. 
Seltener  im  Chloritschiefer  wie  am  Greiner  in  Tirol. 

Emerylith,  Diphanit,  Corundellit,  Clingmanit  sind  Synonyma 
fQr  Margarit. 

Xanthophyllit  (Waluewit).  HgCMgCa^^AlieSi^O^j.  Monoklin.  Die  als 
Waluewit  bezeichneten  X  X  sind  tafelig,   erscheinen  wie  Basis  mit  Rhomboeder, 


538  IX.  El.  Silicate  etc. 


siod  aber  monokline  Combinationen.  Basis  meist  glatt,  Seitenflächen  geninzelt 
Zwillingsbildungen  analog  den  Glimmern,  namentlich  mit  Uebereinanderschichtong 
der  Individuen  ganz  allgemein.  Grewöhnlich  in  Aggregaten.  #  (OOl)oP  sehr  vollk. 
H.  =  4— 5  auf  (OOl)oP,  5—6  auf  den  Seiten,  G.  =  8,0— 3,1.  Starker  Perlmgl. 
Durchschein.  Die  Aggregate  sind  wachsgelb ,  die  XX  (Waluewit)  lauchgrün.  A-E 
parallel  zu  (OlO)ooPob.  M-L  sehr  nahe  senkrecht  zur  Basis.  A-W  =  17— S2^  Stark 
pleochroitiBch.  Wird  v.  d.  L.  trflbe,  ohne  zu  schmelzen;  von  heisser  Salzs&Qie  sehr 
schwer  zersetzt  In  Talkschiefer  der  Schischimskischen  Bei^e  im  District  Slatonst, 
alä  Waluewit  im  Ghloiitschiefer  bei  Achmatowsk. 

Brandisit  (Disterrit).  Hg(MgCa)jsAlj2Si5044.  Monoklin.  Dünne  sechsseitige 
Tafeln  mit  complicirtem  Zwillingsbau  nach  dem  Glimmergesetz.  4^  (001}oP  vollk. 
H.  =  5  auf  (OOl)oP,  sonst  6,  G.  =  3—3,1.  Glasgl.,  wenig  durchs.  Lauch-  bis  schw&rz- 
lichgrün.  A-E  parallel  (010)ooPo23.  A-W  =  18— 35®.  Trübt  sich  v.  d.  L.,  ohne  xn 
schmelzen.    Von  Säuren  schwer  angegriffen.    Monzoni. 

Clintonit  (Sejbertit).  H,(MgCa)joAlioSi40,e.  Monoklin.  Dicke  sechsseitige 
Tafeln  mit  runzligen  Seitenflächen;  sonst  wie  Brandisit.  #  (001)oP  vollk.  Sehr 
spröd.  H.  =  4—5,  G.  =  3,1.  Glasgl.,  ins  Metallische;  auf  Bruchflächen  schimmernd. 
Durchschein.  Röthlichbraun  bis  gelb.  A-E  senkrecht  (lOO)ooPöö.  A-W  =  3— 13*. 
Trübt  sich  v.  d.  L.,  ohne  zu  schmelzen ;  wird  von  concentrirter  Salzsäure  ohne  Gallert- 
auBscheidung  gelöst.  In  den  körnigen  Kalken  von  Amity  und  Warwick  in  New- 
York.  —  Chr3'sophan,  Holmesit,  Holmit  sind  Synonyma. 

Chloritoid  (Chloritspath).  H^FeAlgSiO,.  Monoklin.  Sechsseitige,  zuweilen 
langgestreckte  Tafeln,  vielfach  aus  Über  einander  geschichteten  Zwillingslamellen  be- 
stehend. Gewöhnlich  derb  in  blätterigen,  büscheligen  und  krummschaligen  Aggregaten. 
#  (OOl)oP  vollk.,  spröd.  H.  =  5—7,  G.  =  3,4—3,6.  Glasgl.  ins  Perlmutterartigc. 
auf  den  Seiten  Wachsgl.  Fast  undurchs.  Schwärzlichgrün  bis  schwarz.  Str.  grün- 
lichweiss.  A-E  parallel  S-E.  1  M-L  ist  positiv,  gegen  das  Loth  auf  der  Basis  ca.  12*^ 
geneigt.  A-W  gross  und  schwankend.  Sehr  stark  pleochroitisch.  Sehr  schwer 
schmelzbar  v.  d.  L. ,  von  Säuren  schwierig  zersetzt.  In  krystallinen  Thon-  und 
Glimmerschiefem,  die  stellenweise  in  Ghloritoidschiefer  übergehen  können,  öfters 
neben  Glaukophan.  Im  Marmorbruch  Mramorskoi  bei  Kossoibrod  unweit  Jekaterin- 
bürg  neben  Diaspor  und  Smirgel,  ähnlich  am  Gumuch  Dagh  in  Eleinasien.  Pre* 
gratten  in  Tirol,  Kaiseraberg  in  Steiermark,  Saas  und  Zermatt  in  der  Schweiz. 
St.  Marcel.  Mehrorts  in  den  Ver.  Staaten  und  in  Ganada.  —  Barytophyllit 
(Kossoibrod),  Masonit  (dunkelblaugrün,  Rhode  Island),  Newportit  (ebendaher). 
Phyllit  (Sterling),  Salmit  (Viel-Salm  in« Belgien),  Sismondin  (St.  Marcel)  sind 
Synonyma. 

Ottrelith  in  kleinen  dünnen  Tafeln  von  grünlichgrauer  bis  schwarzgrüner 
Farbe,  fest  in  Thonschiefer  eingewachsen  ist  ebenfalls  Chloritoid,  dessen  typi^hes 
Vorkommen  allerdings  einen  beträchtlichen  Mangangehalt  aufweist.  Ottrez  in  den 
Ardennen,  Aste  im  Yal  d'Ossau  in  den  Pyrenäen,  Ebnat  in  der  Oberpfalz  etc. 
Dahin  auch  Yenasquit  von  V^nasque  in  den  Pyrenäen. 

Weiter  mögen  hier  anhangsweise  bei  den  Sprödglimmern  ihrer  physi- 
kalischen Aehnlichkeit  wegen  angereiht  werden,  obwohl  sie  davon  durch  den  Maogel 
an  AI2O3  wesentlich  verschieden  sind: 

Astrophyllit.  (KNaH)4(FeMn),(SiTi)50,6,  etwas  ZrO,-haltig.  XX  mit 
monoklinem  oder  triklinem  Habitus,  neuerdings  als  rhombisch  gedeutet,  bilden  sechs- 
seitige, nach  der  Brachyaxe  gestreckte  und  meist  strahlig  oder  sternförmig  gruppiite 
Tafeln.  #  (OOl)oP  vollk.,  spröd.  H.  =  8Vt,  G.  =  3,3— 3,4.  Glasgl.,  etwas  metallisch. 
Durchschein.    Gelbbraun   bis   goldgelb.    Deutlich   pleochroitisch.    Schmilzt  v.  d.  L. 


IX.  El.   Silicate  etc.  539 


leicht  zu  einer  schwarzen  Perle.  Aus  den  Eläolithsyeniten  des  LangesundQords,  yon 
Eangerdluarsnk,  und  El  Paso  Co.»  Colorado. 

Pyrosmalith.  H7(FeMn)jSi40j,Cl.  Hezagonal,  rhomboedrisch.  Tafelige  oder 
säuHge,  aufgewachsene  XX  der  Combination  (OOOl)oR,  (1010)ooR,  seltener  mit 
(lOll)B.  Derb  und  in  kömigen  Aggregaten.  #  (OOOl)oR  vollk.,  spröd.  H.  =  4— 4^|«, 
G.  =  3—3,2.  Metallischer  Ferlmgl.,  sonst  Fettgl.,  durchschein,  bis  undnrchs.  Leber- 
braun bis  olivengrün.  Schmilzt  v.  d.  L.  leicht  zu  schwarzer  Perle.  Nordmarken 
bei  Filipstad  in  Wermland ,  Dannemora.  —  In  seinen  Eigenschaften  ist  dem  P.  ver- 
wandt der  Cl-freie  Ekmannit  von  Grythjttan  in  Schweden. 

Friedelit.  BfMnsSi^OjgCl  ist  ein  eisenfreier  oder  armer  Pyrosmalith.  Die 
seltenen  rhomboedrischen  X  X  ^^^  tafelig  nach  (OOOI)oR,  wonach  auch  vollkommene 
4^.  Gewöhnlich  in  derben  rhodonitähnlichen  Aggregaten.  H.  =  4—5 ,  G.  =  3,07. 
Rosenroth.  Neben  Mangancarbonat  und  Silicat.  In  grösserer  Menge  zu  Adervielle 
in  den  Pyrenäen  und  hier  als  Manganerz  gewonnen.  Harstigsgrube  bei  Pajsberg  in 
Wermland. 

Chloritgmppe. 

Die  Chlorite  zeigen  eine  grosse  Aehnlichkeit  mit  den  Glimmern,  was  sich 
namentlich  in  der  Analogie  der  Krystallform,  in  der  höchst  vollkommenen  Spaltbar- 
keit nach  der  Basis  und  in  der  gelegentlichen  Verwachsung  beider  Mineralien  aus- 
spricht. Chemisch  sind  die  Chlorite  basische  (wasserstoff haltige)  Magnesia-Thonerde- 
Silicate  mit  isomorpher  Beimischung  von  Eisenoxyden,  sind  aber  im  Gegensatz  zu 
den  Glimmern  frei  von  Alkalien.  W&hrend  ein  Theil  derselben,  die  eigentlichen 
Chlorite  oder  Orthochlorite,  nur  nach  ihrem  Mischungsverhältniss  unterschiedene 
Glieder  einer  isomorphen  Reihe  darstellt  und  in  ausgebildeten  monoklinen  X  X  ^u^' 
treten  kann,  erscheint  ein  anderer  Theil,  die  chloritähnlichen  Leptochlorite,  nur 
in  Aggregatform  und  lässt  sich  chemisch  nicht  ohne  Weiteres  auf  das  Mischungs- 
Silicat  jener  Orthochlorite  zurückfahren.  Ausserdem  sind  die  Orthochlorite  sämmt- 
lieh  widerstandsfähig  gegen  Salzsäure,  vor  der  sie  entweder  gar  nicht  oder  nur  wenig 
angegriffen  werden  und  verlieren  bei  Temperaturen  unter  500^  kein  oder  nur  wenig 
Wasser,  während  die  Leptochlorite  leicht  von  Salzsäure  zersetzt  werden  und  ihr 
Wasser  schon  unter  500^  einbüssen. 

a)  Isomorphe  Reihe  der  Orthochlorite. 

Monoklin ,  holoedrisch.  —  Axenelemente  für  alle  Glieder  derselben,  a  :  b  :  c 
=  0,5773  :  1  :  2,2771.  ß  =  90°  20'  (Tschkrmak).  Habitus  ausgesprochen  rhomboedrisch 
oder  hezagonal  und  scheinbar  optisch  einazig,  was  auf  lamellare  Uebereinander- 
schichtung  resp.  Zwillingsbildung  zurückzuführen  ist.  Einfache  Individuen  sind  über- 
haupt sehr  selten ;  von  den  Zwillingsverwachsungen  sind  zwei  Gesetze  häufiger  ver- 
treten. 1.  Glimmergesetz,  Zwillingsfläche  eine  senkrecht  zur  Basis  stehende  Fläche 
aus  der  Zone  [(001)  (110)],  entsprechend  dem  gewöhnlichen  Zwillingsgesetz  am  Glimmer 
(cfr.  S.  530),  wobei  die  Endflächen  zusammenfallen,  entweder  mit  Ueberlagerung,  die 
vielfach  wiederholt  sein  kann,  oder  in  Nebeneinanderlagerung,  auch  Durchkreuzung  von 
zwei  resp.  drei  Individuen.  2.  Penningeset z.  Zwillings-  und  Verwachsungsfläche  die 
Basis.  Dabei  bleiben  die  Zonen  der  einzelnen  Flächen  erhalten ;  auch  hier  tritt  häufig 
poly synthetische  Wiederholung  ein.  —  Wie  beim  Glimmer,  so  kommt  auch  hier  zu- 
weilen eine  auf  Sectoren  vertheilte  feine  Fältelung  der  Basis  vor.  —  Die  optische 
A-E  ist  gewöhnlich  parallel  (OlO)ooF^ ,  seltener  senkrecht  dazu.  Die  1 M-L  ist 
bald  positiv,  bald  negativ,  und  weicht  mehr  oder  minder  von  dem  Loth  auf  der 


540  IX.  Kl.   Silicate  etc. 


Spaltfläche  ab.  A-W  schwankt  sehr,  selbst  am  selben  X  X>  von  0^—90^  und  dar- 
über. Ausg^ezeicbneter  und  kräftiger  Pleochroismus.  Schlag-  und  Dnickfigaren  lassen 
sich  ähnlich  wie  beim  Glimmer  beobachten. 

Chemisch  entsprechen  sie  nach  Tschkrmak*s  Untersuchungen  isomorphen  Mischan- 
gen  zweier  Silicate ,  des  Amesitsilicates  At  =  H^Mg, AlgSiO,  mit  28,78 MgO, 
86,69  Al^Os.  21,58  SiOj  und  12,95  HjO  und  des  Serpentinsilicates  Sp  ^H^Mg^Si^O, 
mit  48,48  MgO,  48,48  SiOj  und  18,04  HgO.  Bei  den  fQnf  unterschiedenen  Gliedern 
Amesit,  Korundophilit,  Prochlorit,  Klinochlor  und  Pennin  liegt  der  Kieselsänregehalt 
etwa  zwischen  24 — 86^0 ;  mit  wachsender  SiOg  steigt  MgO  und  nimmt  AUO,  ab. 
Ein  Theil  der  MgO  wird  regelmässig  durch  FeO,  auch  wohl  durch  CrO  ersetzt;  auch 
für  Al^O,  kann  PcjOs  eintreten.  Das  Wasser  entweicht  erst  in  der  Glühhitze.  Die 
Orthochlorite  treten  als  Glieder  der  krystallinen  Schieferreihe  gesteinsbildend  (Chlorit- 
schiefer)  auf,  namentlich  betheiligt  sich  Klinochlor  reichlich,  während  Pennin  zurück- 
tritt; sie  bilden  häufig  das  Muttergestein  des  Magnetit,  Strahlstein,  Granat,  Dolomit 
Die  aufgewachsenen  X  X  ^^^  Klüften  von  Chloritschiefer  sind  öfters  mit  Bergkrjstall, 
Adular,  Albit,  Diopsid,  Granat  yergesellschaftet.  In  vielen  Fällen  sind  die  Chlorite 
secundär  aus  anderen  Silicaten,  namentlich  aus  Augit  und  Hornblende  hervorgegangen; 
in  vielen  Diabasen  ist  aller  Augit  in  Chlorit  umgewandelt. 

Amesit 9  H^MgjAljSiOg ,  ist  der  SiOg-ärmste  der  Orthochlorite,  eine  Analyse 
ergab  21,4  SiOj;  nach  Tschermak  gehören  hierher  neben  der  reinen  Amesitsubstanz 
noch  Mischungen  bis  4  At  mit  1  Sp.  Sechsseitige  Tafeln  und  blätterige  Aggregate. 
Grün,  Talkähnlich.    Auf  rosarothem  Diaspor  von  Chester,  Mass. 

Kornndophyllit  j  entspi-icht  einer  Mischung  von  4  At  mit  1  Sp  bis  7  At  mit 
8Sp;  eine  Analyse  ergab  28,84  SiOj.  Dunkelgrün.  Neben  Korund  bei  Asheville, 
Nord- Carolina  und  Chester,  Mass. 

Prochlorit.     Chlorit  Werner.    Rhipidolith  G.  Rose. 

Monoklin,  holoedrisch.  —  Keine  deutlichen  XX»  meist  nur  kleine 
sechsseitige  Tafeln  und  Schuppen,  die  zu  kämm-  und  wulstfSrmigen 
Aggregaten  verbunden  sind.  Häufig  auch  in  wurmförmig  gewundenen 
Säulchen  (Helminth  zum  grössten  Theil),  in  Kugelform,  in  schuppigen 
lockeren  und  erdigen  Anhäufungen,  in  Schüppchen-  oder  Staubform  als 
TJeberzug  und  Imprägnation  von  Bergkrystall,  Adular,  Periklin,  Tiianit  etc. 
Derb  im  Chloritschiefer. 

Mild  und  sehr  weich.  H.  =  1 ,  G.  =  2,78—2,95.  Durchschein., 
geringer  Glanz,  nur  zuweilen  perlmutterartig.  Lauch-  bis  schwärzlich- 
grUn.     Sehr  schwach  pleochroitisch. 

Entspricht  chemisch  der  Mischung  von  7  At  mit  3  Sp  bis  3  At  mit 
2Sp;  ca.  27  SiOg.  —  V.  d.  L.  fast  unschmelzbar;  Ton  concentrirten  Säuren 
zersetzt. 

Wesentlicher  Gemengtheil  der  Chloritschiefer,  namcfitlich  der  Mag- 
netit führenden;  auf  Trümmern  im  Serpentin.  Häufiges  Veruntterungs- 
mineral  von  Augit  und  Hornblende. 

Onkoit  von  Rauris  und  St.  Gotthard  ist  eine  eisenreiche  Varietät  des  Pro- 
chlorits;  Phyllochlorit,  Gemengtheil  in  den  Phylliten  des  ostbayerischen  Grcnx- 
gehirges  ist  reich  an  FeO.  —  Lophoit  sind  kammförmig  zusammengehftufle  XX 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  541 


des  Prochlorits  genannt.  —  Grochauit  bildet  die  Gangmasse  des  Chromits  von 
Grochan  bei  Frankenstein.  —  Pattersonit  ist  ein  Prochlorit  von  ünionville,  Pa. 

KlinOChlor.     Chlorit  G.  Rose.    Rhipidolith  y.  Kobell. 

Monoklin,  holoedrisch.  —  XX  aufgewachsen,  zu  Drusen  gruppirt. 
Der  Habitus  ist  entweder  hexagonal  (Typus  Zillerthal)  und  dann  theils 
pyramidal,  rhomboedrisch  und  tafelig  oder  deutlich  monoklin  (Typus 
Achmatowsk).  Nicht  selten  sind  auch  wurm-  oder  schraubenförmig  ge- 
krümmte Säulchen  (Typus  Ala,  Helminth  zum  kleineren  Th.).  _pie  XX 
sind  z.  Th.  flächenreich,  am  gewöhnlichsten  c  =  {001)oP^  n  =  (^^5)*/5P, 
m  =  {112)  -  V«  P^o  =  (111)  P,  b  =  (010)ooPöö,  t  =  (043)  */3  Pob,  i  =  (101)  Poö, 
v  =  (132)—^\%P3,  Die  Combination  der  zuletzt  aufgeführten  Flächen  i 
und  V  würde  das  Bhomboeder  R  des  Pennin  geben.  Zw.  und  Drillinge 
nach  dem  Glimmer-  und  dem  Penningesetz  ganz  allgemein,  namentlich 
in  Uebereinanderlagerung ,  aber  auch  in  Juxtaposition  und  Penetration. 
Derb  in  schuppigen  Aggregaten  als  wesentlicher  Bestandtheil  der  Chlorit- 
schiefer. 

4±  (001)oP  voUk.,  mild.  H.  =  2,  G.  =  2,55—2,78.  Durchschein. 
Auf  (001)oP  Perlmgl.,  sonst  Glasgl.  bis  Fettgl.  Bläulich-  bis  schwärz- 
lichgrün. A-E  meist  parallel,  sonst  senkrecht  zu  (010)ooPoö.  A-W 
=  10 — 86®.     Pleochroitisch  wie  Pennin. 

Entspricht  dem  Mischungsverhältniss  2  Sp  mit  3  At  bis  1  Sp  mit 
1  At;  ca.  30SiO2.  —  V.  d.  L.  schwer  zu  graulichgelber  Perle  schmelzend; 
Ton  Schwefelsäure  zersetzt. 

Schöne  XX  «^Z  Klüften  in  Chloritschiefer  zusammen  mit  Granat  und 
Diopsid:  Alathal  in  Plemont,  Zermatt  in  der  Schweiz ^  Pfitsch,  Pfunders, 
Schwarzenstein  in  Tirol,  Ächmatowsk.  In  grossen,  oft  dreiseitigen  Tafeln 
von  Westchester  und  Unionvilley  Pa.    Derb  im  Chloritschiefer. 

Eotschubeyit  ist  ein  rother  chromhaltiger  E.  aus  der  Nähe  der  Goldseifen 
von  Karkadinsk  im  südlichen  Ural,  —  der  entenblaue  grossblätterige  Tabergit 
von  Taberg  in  Wermland  stellt  eine  Verwachsung  von  E.  mit  Biotit  vor. 

Fenniii. 

Monoklin,  holoedrisch.  a:b:c  =  0,5773  : 1 :  2,2771.  ß  =  90<>  20' 
(Töchebmak).  —  XX  aufgewachsen,  zu  Di-usen  gruppirt,  mit  ausge- 
sprochen rhomboedrischem  Habitus,  derart,  dass  die  X  X  neben  der  Basis 
entweder  von  einem  niedrigen  Rhomboeder  (1011)R ,  aus  i  =  (101)Poö 
und  V  =  (132)— ^[tPa  zusammengesetzt  und  gegen  die  Basis  um  ca.  104® 
geneigt,  oder  von  einem  spitzen  langgestreckten  Rhomboeder  (3031)3R 
mit  einer  Neigung  zur  Basis  von  ca.  95®  begrenzt  zu  sein  scheinen. 
Die  Rhomboederfiächen  sind  horizontal  gestreift.  Auch  eine  scheinbare 
Säule  II  Art  kann  auftreten.  Diese  rhomboedrischen  Formen  sind  aber 
mimetische,  hervorgegangen  aus  der  Drillingsverwachsung  von  XX  ^^r 
Klinochlorform   nach   dem  Glimmergesetz.     Solche  Drillinge  sind   öfters 


542  ^^-  Kl*   Silicate  etc. 


nach  dem  Penningesetz  noch  einmal  in  treppenförmiger  Uebereinander- 
schichtung  verzwillingt.  —  Dichte  derbe  Aggregate  von  serpentinartiger 
Beschaffenheit  und  apfelgrüner  Farbe  sind  Pseudophit  genannt,  typisch 
am  Zdjar-Berg  bei  Aloisthal  in  Mähren. 

#  {001)oP  voUk.  Müd.  H.  =  2V«,  G.  =  2,6— 2,8.  Perlmgl. 
Durchs,  bis  durchschein.  Bläulichgrün.  D.-Br.  schwach,  positiv  oder 
negativ ;  zumeist  scheinbar  optisch  einaxig.  Pleochroismus  zwischen  grün 
und  braunroth. 

Entspricht  chemisch  der  Mischung  von  1  Sp  mit  1  At  bis  3  Sp  mit 
2  At  und  ist  der  an  SiO^  reichste  (ca.  33  SiOg)  Chlorit.  —  Blättert  sich 
V.  d.  L.  auf  und  schmilzt  zu   gelblicher  Perle.     Von  Salzsäure   zersetzt 

Nur  untergeordnet  als  Gemengtheil  von  Chloritschiefem,  vorzugs- 
weise auf  Klüfte^i.  Schöne  ){){  an  der  Rympfischwäng  am  Findelen" 
gletscher  hei  Zermatt;  aus  dem  Binnenthal;  JPfitsch;  Alathal  in  PiemonL 
—  Pseudophit  ausser  votn  Zdjar-Berg  noch  von  Piaben  und  Czkyn  im 
südliche^i  Böhmen  und  den  Zoutpansbergen  in  Transvaal. 

Leuchtenbergit,  in  sechsseitigen  Tafeln  nnd  schaligen  Aggpregaten  von  den 
Schischimskischen  Bergen  bei  Slatonst,  ist  ein  gelber,  fast  eisenfreier  Pennin.  — 
Kämmererit  in  sechsseitigen  Tafeln  und  blätterigen  Aggpregaten  ist  ein  rother, 
chromhaltiger  (57o  CrjOg)  Fennin.  Auf  Chromit  mit  üwarowit  aus  der  Gegend  von 
Bissersk  im  Bezirk  von  Jekaterinburg ,  desgl.  auf  den  SheÜandsinseln ,  Eraubat  in 
Steiermark,  Schwarzenberg  am  Zobten.  —  Rhodochrom,  roth,  ist  nur  eine  derbe 
Varietät  des  Kämmererit.  Insel  Tinos,  Eyschtymsk  am  Ural.  —  Als  Chromchlorit 
oder  Rhodophyilit  ist  das  Vorkommen  chromhaltigen  Fennins  von  Texas,  Pa.  be- 
zeichnet worden. 

Pyrosklerit  aus  dem  körnigen  Kalk  von  St.  Philippe  bei  Markirch,  in 
nierigen,  wachsglänzenden  Massen  von  hellgrüner  Farbe  vorkommend,  ist  Pseudophit^ 
hervorgegangen  aus  der  Zersetzung  von  Feldspath. 

h)  Reihe  der  LeptocMorite. 

Im  Habitus,  den  sonstigen  Eigenschaften  und  in  der  chemischen  Zusammen- 
setzung den  echten  Chloriten  sehr  ähnlich,  kommen  aber  mit  Ausnahme  des  Cron- 
stedtit  nur  in  schuppigen,  erdigen  oder  dichten  Aggregaten  vor  und  sind  chemisch 
nicht  unmittelbar  aus  der  Mischung  der  Orthochloritsubstanzen  ableitbar.  Vielfach 
betheiligt  sich  Eisen  in  grösserer  Menge  als  Vertreter  bis  zur  völligen  Verdrängung 
der  MgO,  so  dass  manche  Leptochiorite  geradezu  Eisenerze  bilden.  Dementsprechend 
kann  man  wohl  Magnesialeptochlorite  und  Eisenleptochlorite  unterscheiden.  —  Ihrer 
Entstehung  nach  sind  die  meisten  Leptochiorite  ümwandlungsproducte ,  namentlich 
von  Augit,  Hornblende  und  Biotit.  In  den  nachstehenden  Foimeln  ist  alles  Wasser 
als  Hydroxyl  angegeben. 

D  ap h  n  i  t.  Monoklin ?  Eisenthonerdesilicat  mit  39  FeO  und  28,6  SiO,.  Kugelige 
oder  traubige  Aggregate  mit  radialblätteriger  und  concentrisch  schaliger  Structur. 
Grün.  Weich  und  mild.  6.  =  3,172.  Von  Salzsäure  zersetzt  üeberzüg^  bildend 
auf  X  X  von  Arsenkies  und  Quarz  von  Penzance  in  Comwall. 

Chamosit  (Berthierin,  Bavalit).  HeFegAlgSigO,,?  Krystallform ?  Ein  grün- 
lichgraues bis  grünschwarzes,  dichtes  oder  klein-oolitbisches  Eisenerz  mit  86—42  FeO. 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  548 


Schichtartig  im  Jara  von  Chamoson  im  Wallis,  an  den  Windg&llen  in  üri,  findet 
sich  auch  in  der  Minette  Lothringens.  Im  üntersüur  von  Schmiedefeld  bei  Saalfeld, 
Kupferberg  in  Schlesien  und  der  Gegend  von  Prag. 

Metachlorit  Schmale  Trfimmer  von  dunkelgrüner  Farbe  und  blätterig- 
stengliger  Structur  im  Schalstein  vom  Bfichenberg  bei  Elbingerode.  H.  =  2—31 
G.  =  8,173.    Von  Sauren  leicht  lersetzt.    40  FeO,  24  SiO^ 

Klementit  Sechsseitig  begrenzte,  wahrscheinlich  monokline  Bl&ttchen  und 
schuppige  Aggregate.  Dunkel  olivengrün.  G.  =  2,835.  Von  Salzsäure  theilweise  zer- 
setzt   9,72  FeO,  5,84  FejO,,  27,18  SiOj.    Auf  Quarztrümmem  bei  Viel-Salm  in  Belgien. 

Thuringit  (Owenit).  H,8Fe8(AlFe)8SigO^,.  Derbe  Massen,  kleinschuppig  oder 
kleinkörnig  von  pistazien-  bis  dunkelgrüner  Farbe.  Stark  pleochroitisch.  H.  =  2— 2Vsi 
G.  =  3,2.  Durch  Salzsfture  zersetzt.  81— 85  FeO,  12— 18Fe,0,,  2dSiOs.  Eisenerz! 
Schichtartig  in  untersilurischen  Thonschiefem  von  Schmiedefeld  bei  Saalfeld  und  im 
Fichtelgebirge;  linsenförmig  in  Chloritgneiss  ähnlichen  Gesteinen  am  Zirmsee  in  Kärnten. 

Cronstedtit.  H^Fe^Fe^SisOso.  Krystallform  scheinbar  rhomboedrisch-hemi- 
morph,  wahrscheinlich  aber  monoklin.  Kegelförmige,  sechs-  oder  dreiseitige  Pjrramiden, 
auf  der  einen  Seite  durch  die  Basis  abgeplattet,  auf  der  andern  spitz  auslaufend. 
Zw.  nach  (001)oP.  Gewöhnlich  nierige  Aggregate  von  radialfaseriger,  stengliger 
oder  blätteriger  Structur.  #  (OOl)oP  voUk.  H.  =  27«,  G.  =  8,8—8,5.  Starker  Glasgl., 
undurchs.  Tief  schwarz.  Str.  dunkelgrün.  25— 40  FeO,  18— 43FegOj,  17— 82SiOj. 
Pribram,  Kuttenberg,  Comwall.  Das  Vorkommen  von  Gongonhas  do  Campo  in 
Brasilien  wurde  Sideroschisolith  genannt. 

Stilpnomelan.  Blätterige,  stenglige,  faserige  bis  dichte  Aggregate  mit  voll- 
kommener 4t  nach  einer  Richtung.  H.  =  8—4,  G.  =  2,8—3.  Starker  Glasgl.  bis 
Perlmgl.  auf  der  Spaltfläche,  sonst  Fettgl.  Durchschein,  bis  undurchs.  Schwarz  oder 
grünlichschwarz.  Str.  olivengrün  oder  grünlichgrau.  Von  Säuren  langsam  zersetzt. 
34—88  FeO,  44—46  SiO,.  Obergrund  bei  Zuckmantel,  Bennisch  u.  a.  0.  in  Oesterr.- 
Schlesien,  Kriesdorf  bei  Hof  in  Mähren,  Weilburg  in  Nassau,  Nordmarken  in  Werm- 
land.  Eisenerz!  —  Hierher  gehört  auch  Ghalkodit  von  Antwerp  in  New- York; 
bildet  kleine  halbknglige  strahlige  oder  sternförmig  gruppirte  Aggregate,  auch  dünne 
sammetartige  üeberzüge.    Schwärzlichgrün  bis  gelblichbraun,  halbmetallischer  Glanz. 

Epichlorit.  Asbestartige,  gerad-  oder  krummstenglige  oder  faserige  Ag- 
gregate. H.  =  2— 2Vai  G.  =  2,76.  Fettgl.  Dunkellauchgrün.  Von  Salzsäure  langsam 
zersetzt.    Auf  Trümmern  im  Serpentin  des  Badauthals  bei  Harzburg. 

Euralith.  H,e(MgFe),(AlFe),Si7037.  Mikrokrystallin ,  dicht.  Dunkelgrün. 
H.  =  2—3 ,  G.  =  2,62.  Von  Salzsäure  zersetzt.  Auf  Klüften  eines  Olivindiabaaes  im 
Eura-Kirchspiel  im  südöstlichen  Finland. 

Strigovit.  H4(FeMnyAlFe),Si,0,,.  Feinschuppige  bis  dichte  schwärzlich- 
grüne üeberzüge  in  Drusenräumen  des  Granits  bei  Striegau.   Str.  graugrün.   G.  =  8,144. 

Diabantit  (Diabantachronnyn).  Auf  Mandeln,  Hohlräumen  und  Klüften  von 
Diabasen  des  Voigtlandes  und  Frankenwaldes  als  dunkelgrünes  dichtes  Aggregat  oder 
staubartiges  Pigment  ausgeschieden.  Stark  pleochroitisch.  H.  =  1— 2Va,  G.  =  2,8— 2,9 
Von  Salzsäure  zersetzt.    Verwitterungsproduct  des  Augits. 

Aphrosiderit.  HioFe«(AlFe)4Si^025.  Sehr  feinschuppige  Aggregate  von 
Oliven-  bis  schwärzlichgrüner  Farbe.  H.  =  1,  G.  =  2,8.  Von  Salzsäure  zersetzt.  Auf 
Rotbeisen  bei  Weilburg  und  Auwal  bei  Prag;  in  granitischen  Drusen  von  Striegau 
und  Königshain.  Aus  Aphrosiderit  besteht  wahrscheinlich  auch  die  Substanz  von 
Granatpseudomorphosen  vom  Oberen  See. 

D  e  1  e  s  s  i  t  (Eisenchlorit).  H,o(MgFe),(AlFe)4Si,0,8.  Bildet  die  Wandauskleidung 
der  Mandelräume  und  die  Umhüllung   der  Mandeln  in  den  Melaphyren  und  Per- 


544  IX,  Kl.  SiUcate  etc. 


phyriien,  fQllt  aber  öfters  die  Höhlangen  auch  allein  aus.  Dicht  mit  radialfaseriger  oder 
schuppiger  Structur.  OlivengrÜn  bis  schwärzlichgrün.  Str,  heller  grün.  Pleochroitisch. 
H.  =  2— 8,  G.  =  2,6— 2,9.  Von  Säuren  zersetzt.  Oberstein,  Zwickau  in  Sachsen, 
Mielin  in  den  Yogesen,  Böhmen,  Schlesien,  Fassathal  etc.  Dem  Delessit  steht  wohl 
der  Ghloropit  nahe,  dem  die  Diabase  ihre  grüne  Färbung  verdanken,  ebenso 
Grengesit  von  Grengesberg  in  Dalame. 

Rumpfit.  HeMgAl^Si^Oj^.  Derbe  feinkörnige  oder  feinschuppige  Aggregate. 
H.  =  1 — 2 ,  G.  =  2,675.  Grünlich  weiss.  V.  d.  L.  unschmelzbar ,  Säuren  anwirksam. 
Auf  Klüften  des  Magnesits  von  St.  Michael  in  Obersteiermark.  — 

Den  Leptochloriten  stehen  als  wasserhaltige  Mg-Fe-Al-Silicate  folgende  chemisch 
noch  nicht  ausreichend  erforschte  Mineralien  nahe: 

H  u  1 1  i  t.  Isotrop.  Derb.  Schwach  wachsglänzend.  Sammetschwarz.  H.  =  2» 
G.  =  1,76.  Ausfüllung  von  Spalten  und  Hohlräumen  im  Basalt  von  Belfast  in  Irland 
und  Kinkell  in  Schottland. 

M  e  1  a  n  0 1  i  t  h.  Faserige,  stenglige  oder  schuppige  Aggregate.  Schwarz ;  Fettgl. 
Str.  dunkelgrün.  H.  =  2,  G.  =  2,69.  Als  üeberzug  auf  Klüften  im  Syenit  bei  Charles- 
town,  Mass. 

Leydyit.  Derbe  warzige  Krusten  und  als  Anflug.  Gras-,  blau-  oder  oliven- 
grün. Str.  weiss.  H.  =  1  Vs-  Schmilzt  v.  d.  L.  unter  Aufschäumen.  Leicht  löslich 
in  Säuren.    Auf  einem  Quarzgang  im  Gneiss  bei  Leiperville,  Fa. 

Schuchardtit.  Erdig-schuppige  Aggregate,  in  Platten  und  Knollen.  Sehr 
weich;  fettig  anzufühlen.  Apfelgrün  in  Folge  seines  Ni-Gehalts..  Zerföllt  in  Wasser, 
begleitet  den  Chrysopras  von  Frankenstein.  — 

Den  Leptochloriten  äusserlich  ähnlich,  aber  durch  geringeren  Gehalt  an  Al^O, 
und  MgO,  höheren  an  SiO^  und  Alkalien  unterschieden  und  wohl  nur  als  mechanische 
Gemenge  zu  deuten  sind: 

Glaukonit,  in  kleinen  schiesspulverartigcn  grünen  Körnern  und  als  Stein- 
kem  von  Foraminiferen ,  vielfach  in  Sauden,  Sandsteinen,  Mergeln  eingesprengt 
G.  =  2,3.  Zus.  schwankend:  wasserhaltiges  AlFe-Silicat  mit  2—15 K^O.  Letzterer 
Gehalt  macht  sie  zu  kQnstlichem  Dünger  geeignet  In  allen  geologischen  Forma- 
tionen, namentlich  in  Kreide  und  Tertiär.    In  grosser  Masse  in  New-Jersey. 

Seladonit  (Grünerde  z.  Th.).  Dicht  und  derb.  Br.  uneben  bis  feinerdig. 
Matt,  im  Str.  glänzend.  H.  =  1—2,  G.  =  2,8—2,9.  Seladongrün  ins  Bräunlich*  und 
Schwärzlichgrüne,  auch  apfelgrün.  Chemisch  ähnlich  zusammengesetzt  wie  Glaukonit 
—  V.  d.  L.  zu  schwarzer  magnetischer  Perle  schmelzend;  von  kochenden  Säuren 
entfärbt  und  zersetzt.  Secundäres  Mineral.  Als  Ausfüllung  von  Mandelraumen  und 
als  pseudomorphe  Bildung  nach  Augit,  z.  B.  Fassathal  und  Oberer  See. 


Talk-  oder  Serpentingrappe. 

Hierher  gehören  die  wasser-  bezw.  wasserstoiFhaltigen  Magnesiasilicate.  Sie 
sind  frei  von  Thonerde,  was  sie  hauptsächlich  von  den  Chloriten  unterscheidet,  mit 
denen  sie  sonst  manche  Aehnlichkeit  haben.  Ein  Theil  MgO  kann  durch  FeO,  auch 
wohl  durch  NiO  vertreten  werden.  Alle  sind  secundäre  Mineralien,  hervorgegangen 
aus  der  Verwitterung  oder  Zersetzung  von  AlgOg-freien  oder  -armen  Mg-Silicaten ; 
80  erklärt  sich  auch  der  geringe  Thonerdegehalt  einiger,  nicht  homogener  Arten. 
Sie  finden  sich  zumeist  in  derben,  mikro-  bis  kryptokrystallinen  Aggregaten,  woher 
es  kommt,  dass  sie  in  krystallographischer  und  chemischer  Hinsicht  vielfach  noch 
Zweifel  offen  lassen. 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  545 


Serpentin.    H^MgsSi^Og. 

Nur  in  krypto-  und  mikrokrystallinen  Aggregaten  bekannt,  wegen 
seiner  Beziehung  zur  Ghloritgruppe  wahrscheinlich  monoklin.  Die  Ag- 
gregate erscheinen  meist  völlig  dicht,  seltener  faserig,  blätterig  und 
schuppig;  derb  und  eingesprengt,  in  Platten,  Trümmern  und  Pseudo- 
morphosen. 

Bruch  muschlig  oder  splittrig;  mild,  politurfähig.  H.  =  3 — 4, 
Q.  =  2,5 — 2,7.  Matt  oder  schimmernd.  Durchschein,  bis  undurchs. 
TJeberaus  mannichfach  gefärbt;  geädert  und  farbig  geflammt ;  namentlich 
vorherrschend  grüne  Farben  in  allen  Abstufungen,  femer  rothbraun  und 
schwarz.     Gerade  Auslöschung  seiner  Fasern. 

Der  Zus.  würde  auch  die  Formel  3MgO,  2SiO,  +  2H,0  entsprechen, 
aber  erst  bei  grösserer  Hitze,  z.  Th.  erst  bei  Rothgluth  entweicht  Wasser, 
im  Ganzen  13>;  enthält  gewöhnlich  FeO,  öfters  auch  etwas  NiO; 
43,48  SiOg.  —  V.  d.  L.  sehr  schwer  und  nur  in  den  feinsten  Splittern 
schmelzbar;  mit  Co-Solution  blassroth.  Von  Säuren  unter  Abscheidung 
schleimiger  SiO^  zersetzt. 

Serpentin  tritt  gesteinsbildend  auf  und  findet  sich  namentlich  im 
Gebiet  der  hrystallinen  Schiefer,  aber  auch  in  jüngeren  Formationen  in 
Form  von  Lagern ,  Stöcken,  Gängen,  Trümmern  und  eingesprengt.  An 
zahlreichen  Punkten  der  Erde. 

Man  hat  zwei  Varietäten  zu  unterscheiden,  die  vielleicht  auf  Cbnatitutions- 
Verschiedenheiten  (Isomerie)  zarückzuführen  sind. 

a)  Chrysotil  (Faserserpentin),  das  verbreitetste  Vorkommen,  ausgezeichnet 
durch  faserige,  meist  allerdings  erst  unter  dem  Mikroskop  erkennbare  Structur.  Im 
Besonderen  unterscheidet  man  darunter  die  folgenden  Abarten. 

1.  Edler  Serpentin.  Rein  geförbt,  lichtgrOn,  apfelgrün,  zeisig-  bis  schwefel- 
gelb; ganz  homogen  erscheinend.  Durchschein.  Vielfach  eingelagert  in  körnigem 
Kalk.  Hierher  gehören  die  Pseudomorphosen  nach  Olivin  von  Snarum,  nach  Augit 
und  Hornblende  von  Easton,  Pa.,  nach  Monticellit  vom  Monzoni,  femer  Williams it 
von  ehester  Co.,  Pa.,  Bowenit  von  Smithfield  in  Rhode  Island,  Rhetinalith  von 
Grenville,  Canada. . 

2.  Gemeiner  Serpentin.  Dicht,  In^ptokrystallin *,  unrein  und  in  allen 
Parben  gefärbt ;  h&ufig  im  selben  Stück  fleckig  und  verschieden  farbig.  Vielorts  und 
in  grossen  Massen.  Bei  Zöblitz  in  Sachsen  und  Epinal  in  Frankreich  wird  der  gemeine 
Serpentin  zu  allerlei  Dingen  verschliffen.  Zum  gemeinen  Serpentin  sind  zu  rechnen : 
Schweizerit  vom  Findelengletscher  bei  Zermatt  und  Feegletscher  im  Wallis,  Vor- 
hauserit  vom  Monzoni. 

3.  Serpentinasbest.  Rein  gefärbte,  fein-  und  parallelfaserige  Var.  mit 
schillerndem  Seidenglanz  werden  spedell  als  Chrysotil  bezeichnet  und  eignen  sich 
ausgezeichnet  zu  technischen  Zwecken.  Sie  finden  sich  auf  Klüften  im  Serpentin 
und  ihre  Fasern  stehen  senkrecht  auf  den  Eluftflächen.  Zöblitz  in  Sachsen,  Reichen- 
stein in  Schlesien,  Baltimore  (sogen.  Baltimorit).  In  grosser  Menge  in  Canada.  — 
EinTheil  des  Bergleders  (Bergholz,  Xylotil,  Bergkork,  Pilolith),  z.B.  vom  Ziller- 
thal  und  Norwegen  begreift  wirr  verfilzten,  faserigen  Serpentin.  —  Metazit  ist 

Klockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  85 


546  IX.  Kl.   Silicate  etc. 


divergent  faserig,  daher  ohne  Seidengl.  Schwarzenberg  in  Sachsen,  Beichenatein. 
Durch  eingemengten  Magnetit  unterscheiden  sich  Hydrophjt  von  Tabezg  in 
Schweden  und  Jenkinsit  von  Monroe  in  New- York;  durch  Aufbau  von  fein- 
faserigen, dicht  erscheinenden  Schalen  istPikrolith  charakterisirt  Taberg,  Reichen- 
stein,  Amelose  bei  Biedenkopf  in  Nassau. 

b)  Antigorit  (Blätt-erserpentin).  Blätterig-schuppig,  zu  schieferigen  Aggr^aten 
verbunden.  Dunkelgrün,  heller  durchscheinend.  Optisch  zweiazig.  Dfinne  Splitter 
sind  an  den  Kanten  v.  d.  L.  schmelzbar.  Antigoriothal  in  Piemont,  Sprechenstein 
bei  Sterzing  in  Tirol.  —  Dahin  gehört  auch  Marmolith  vonHoboken,  New-Jersej, 
femer  von  Orijärfvi  in  Finland  und  Kraubat  in  Steiermark  und  der  talkähnliche  perl- 
mutterglänzende Therraophjllit  von  Hoponsuo  in  Finland  und  La  Molle  im 
Dep.  du  Var. 

Der  Serpentin  ist  stets  ein  secundäres  Mineral!  Geht  vorzugsweise  aus  der 
Umwandlung  von  AlgOs-freien ,  bezw.  -armen  Silicaten,  wie  Oüvin,  Enstatit,  Augit, 
Hornblende,  Chondrodit,  resp.  aus  den  diese  Mineralien  in  reichlicher  Menge  fahrenden 
Gesteinen,  Dunit,  Lherzolith,  Pikrit  etc.,  hervor.  Die  Umwandlung  läast  sich  an 
Pseudomorphosen,  die  vielfach  noch  einen  Kern  des  frischen  Minerals  enthalten,  ver- 
folgen; besonders  schön  die  Pseudomorphosen  von  Serpentin  nach  Olivin  von  Snarum. 
Zwischenstufen  des  Serpentimsirungsprocesses  (cfr.  S.  261)  sind  mit  mannichfachen 
Namen  belegt:  Leukotil  von  Reichenstein  in  Schlesien,  Allophit  von  Langen- 
bielau,  Zöblitzit  vod  Zöblitz  in  Sachsen  und  ähnlich  auch  von  Hrubschitz  in 
Mähren,  Dermatin  von  Waldheim  in  Sachsen,  Totaigit  von  Totaig  in  Schott- 
land, Pilolith  z.  Th.  (Bergleder  z.  Th.)  aus  Schottland,  Pikrosmin  von  Pressnitz 
in  Böhmen,  Monradit  aus  dem  Bergenstift  in  Norwegen,  Duporthit  vonDuporth 
in  Comwall,  Balvraidit  von  Balvraid  in  Schottland,  Pelhamin  (Pelhamit)  von 
Pelham,  Mass.  —  Aber  auch  Al^Og-haltige  Silicate  können  unter  umständen  Serpentin 
liefern,  so  bildet  die  Zwischenstufe  eines  Al^Os-haltigen  Minerals  (Granat)  zum  Ser- 
pentin der  Pyknotrop  von  Waldheim  und  Todtmoos.  —  Hierher  gehören  auch 
die  auf  Mandelräumen  basischer  Ergussgesteine  vorkommenden  grünen  Magnesia- 
silicate  wie  Chlor  ophäit,  Ghlorophänerit,  Nigrescit.  —  Durch  Verwitterung 
des  Serpentins  entstehen  die  meisten  der  sonstigen,  im  Nachfolgenden  beschriebenen 
Glieder  dieser  Gruppe;  ausserdem  Magnesit,  Ghalcedon,  Opal. 

Meerschaum.    SepioHth.    H^Mg^SigOio- 

Feinerdige  derbe  oder  knollige  Massen,  auch  eingesprengt.  Br. 
flachmuschlig.  H.  =  2—2^2 ,  G.  ==  2,  schwimmt  aber  seiner  Porosität 
wegen  auf  Wasser.  Stark  an  der  Zunge  klebend;  matt,  im  Strich 
glänzend,     undurchsichtig.     Weiss  ins  Gelbliche,   Graue  und  Röthliche. 

27,01  MgO,  60,83  SiOg,  12,16  H^O.  —  Schrumpft  v.  d.  L.  zusammen 
und  schmilzt  nur  an  den  Kanten ;  giebt  im  Kolben  Wasser  und  schwärzt 
sich  gewöhnlich  dabei;  das  letzte  Wasser  entweicht  erst  bei  Rothgluth. 
Durch  Salzsäure  zersetzt. 

Gelegentliches  Vertmtterungsproduct  des  Serpentins;  ob  auch  directer 
Entstehung  ist  zweifelhaft  Hatiptvorkommen,  durch  das  so  gut  wie  ganz 
der  Bedarf  gedeckt  wird,  ist  das  vmi  Eshischehir  in  Kleinasiefi  (Natolien), 
wo  sich  das  Mineral  in  Form  von  Knollen  y  die  z.  Th.  noch  aus  Ser- 
pentin  bestehen,  regellos  eingestreut  in  einer  milden  tuffartigeti  Serpentin- 


IX.  Kl.   SiUcate  etc.  547 


Breccie  findet,  ebenso  bei  Brtissa,  KiltschiTc  und  auf  Samos.  Ändere 
Fundorte  sind  die  Krim,  Negroponte,  Bosnien,  Theben.  Bei  Srubschitz 
in  Mähren  bildet  Meerschaum  Nieren  im  Serpentin  und  umschliesst  als 
Anhäufung  der  ausgeschiedenen  Kieselsäure  Kerne  von  HalbopaL  Zu 
Vallecas  bei  Madrid  in  kleinen  Lagern  in  tertiären  Mergeln,  hier  zu- 
weilen als  Versteinerungsmittel  von  Helix. 

Dem  Meerschaum  ähnlich,  aber  etwas  schwerer  und  von  der  Formel  H«Mg4Si40|j 
ist  der  erdige,  milchweisse  Aphrodit  von  L^gbanshjttan.  Die  sonstigen  Meer- 
schaume Schwedens  (Taberg  in  Wermland,  Sala)  sind  weicher  erdiger  Serpentin. 

Spadait.  H^Mg^Si^Oji.  Dicht,  scheinbar  amorph,  aber  kiyptokrystallin. 
Br.  unvollk.  muschlig  oder  splittrig.  H.  =  2Vs*  Ferlmgl.  bis  Fettgl.  Dnrchschein. 
Röthlichweiss  ins  Fleischrothe.  Von  Salzsäure  zersetzt.  Mit  Wollastonit  auf  Hohl- 
räumen im  Leucitophjr  von  Capo  di  Bove. 

Saponit  (Seifenstein)  mit  nicht  constanter  Zusammensetzung  und  Al,0,-haltig. 
Dicht,  derb.  Fettgl.  und  fettig  anzufühlen,  nicht  an  der  Zunge  haftend.  H.  =  1 V*» 
G.  =  2,27.  Weiss ,  grau ,  gelblich ,  röthlich ,  braun ,  auch  grünlich.  Schwärzt  sich 
y.  d.  L.  und  giebt  Wasser  ab ;  in  dünnen  Splittern  schwer  schmelzbar.  Mehrorts  im 
Serpentin  von  Gomwall.  Hierher  ist  auch  der  an  der  Zunge  klebende,  sonst  gleiche 
Piotin  von  Syärdsjö  inDalame,  femer  Thalit  aus  Mandelsteinen  des  Oberen  Sees 
zu  rechnen. 

Kerolith,  z.  Th.  etwas  AlsOg-haltig,  derb,  mit  muschligem  Br.,  spröd,  grün- 
lich- und  gelblichweiss ,  auch  grau  und  r6thlich.  Frankenstein  in  Schlesien  und 
Gathkinit,  derb,  rOthlich  bis  röthlichbraun  von  Glasgow. 

Neolith.  Blätterige  und  faserige  Aggregate,  derb  und  alsüeberzug.  Fühlt 
sich  fettig  an.  H.  =  1,  G.  =  2,8.  Fettgl.,  Str.  glänzend.  Dunkel-  bis  schwärzlich- 
grün, bräunlich.  Enthält  neben  einem  wasserhaltigen  Mg^Silicat  noch  7— 10Al2O8< 
Neubildung  (Sinterung)  auf  Gruben  von  Arendal  und  Freiberg. 

Gymnit  (Deweylith),  in  der  Hauptsache  Mg^SigOjQ. 6 H^O.  Scheinbar  amorph, 
dem  Gummi  arabicum  ähnlich,  u.  d,  M.  Aggregatpolarisation.  In  Körnern,  Platten 
und  Trümmern;  mit  stalaktitischen  und  traubigen  Formen.  Br.  unvollk.  muschlig; 
sehr  spröd ;  von  Rissen  durchzogen.  H«  =  2 — 3,  G.  =  2,0 — 2,8.  Fettgl.,  ziemlich  durchs. 
Hell  gefärbt,  namentlich  bräunlichgelb,  auch  gelblichweiss,  röthlich,  grünlich,  selbst, 
wie  im  Eisengymnit  vom  Mittergraben  in  Steiermark,  scharlachroth.  Y.  d.  L. 
decrepitirend ,  in  Splittern  schwer  schmelzbar.  Von  Salzsäure  schwer  zersetzt.  Im 
Serpentin  der  Bare  Hills  bei  Baltimore  und  von  Kraubat  in  Steiermark,  in  kömigen 
Kalken  resp.  Dolomiten  im  Fleimsthal  in  Tirol,  Passau  in  Bajem  und  Texas,  Pa.  — 
Verwandt  istMelopsit,  derb,  durchschein. ;  gelblich-,  graulich-  oder  grünlichweiss, 
wenig  spröd.  Br.  muschlig.  H.  =  2—3.  Trümmerartig  in  einem  aus  Hornblende, 
Strahlstein  und  Granat  bestehendem  Gestein  bei  Neu  deck  in  Böhmen. 

Genthit  (Nickelgymnit) ,  ein  ca.  30NiO  enthaltender  Gymnit.  Dichte  trau- 
bige oder  stalaktitische,  auch  erdige  Ueberzüge  von  grüner  bis  gelblicher  Färbung. 
Spröd,  mit  muschligem  Br.  H.  =  8 — 4,  G.  =  2,4.  Durchschein,  bis  undurchs.  Ver- 
wittemngsproduct  von  Ni-haltigem  Serpentin.  Auf  Chromit  von  Texas,  Pa.  und  Alt- 
Orsova;  auf  Serpentinasbest  im  Saasthal  (Ober- Wallis). 

G  a  r  n  i  e  r  i  t  (Numeait),  ein  wasserhaltiges  Nickel-Magnesia-Silicat  mit  24—25  NiO 
und  ca.  40  SiOg,  dessen  stark  schwankender  Nickelgehalt  wahrscheinlich  auf  mechani- 
scher Beimengung  mit  Nickelsilicat  beruht.  In  derben  Massen  und  stalaktitisch  von 
apfel-  bis  smaragdgrüner  Farbe.  Geht  aus  der  Verwittemng  von  Olivingesteinen, 
dessen   Olivin  Ni-haltig  ist,    bezw.   aus    Serpentin   hervor.    In   grösster   Menge   im 


548  IX.  Kl.  Silicate  etc. 


Olivinbasalt  bei  Numea  auf  Neu-CaledoDien,  lagerbildend  bei  Riddles  in  Douglas  Co., 
Oregon.  Wird  wegen  seines  massenhaften  Vorkommens  an  den  genannten  Orten  ein 
sehr  werthvoUes  Nickelerz. 

Eonarit  (Eomarit),  wesentlich  wasserhaltiges  Ni-Silicat,  Ni^i,0g.2H20.  In 
kleinen  Körnern  und  krystallinen  perlmuttergl&nzenden  Lamellen  von  grfiner  Ftobe. 
Derbe  eingesprengte  Partien  desselben  Minerals  mit  muschligem  bis  erdigem  Br. 
sind  Röttisit  genannt  Gangartig  zu  Röttis  bei  Reichenbach  im  Vogtland.  Nidit 
wesentlich  verschieden  vom  RGttisit  dürfte  der  den  Chrysopras  von  Frankensiein  be- 
gleitende, etwas  Al^Oj-haltende  Pimelith  sein. 

Talk  einschliesslich  Steatit.     HgMgsSi^Oig. 

Wahrscheinlicli  monoklin,  bildet  nur  Aggregate  Ton  blätteriger, 
scbaliger,  seltener  stengliger  Structur  und  zuweilen  mit  bexagonalen  oder 
rhombischen  Umrissen  der  einzelnen  Blättchen.  Häufig  derb  in  dichten 
oder  sehr  feinschuppigen,  öfters  nierenfSrmigen  Massen,  die  als  Steatit 
(Speckstein)  und  Topfstein  (LaTezstein)  bezeichnet  werden.  Auch  ein 
Theil  des  sogen.  Bildsteins  (Agalmatolith)  gehört  zum  dichten  Talk. 

Die  blätterigen  Aggregate  sind  ausgezeichnet  #,  perlmutterglanzend, 
gemein  biegsam  und  zeigen  in  optischer  und  sonstiger  Beziehung  grosse 
Analogien  mit  den  Glimmern.  Die  Schlagfigur  auf  den  Blättchen  ist 
drei-  oder  sechsstrahlig,  parallel  einer  Schlaglinie  verläuft  die  A-E,  die 
negative  M-L  steht  sehr  nahe  senkrecht  auf  den  Blättchen.  A-W  =17 
bis  18^.  Der  dichte  Talk  hat  unebenen  bis  splittrigen  Br.  Sehr  mild, 
ettig  anzufühlen  und  abfärbend.  H.  =  1 ,  G.  =  2,6 — 2,8.  Durchs,  bis 
undurchs.  Licht  apfelgrün  bis  nahezu  farblos;  weiss,  grau,  gelb,  roth- 
lich, braun. 

31,72 MgO,  63,52 SiOg,  4,76 H,0.,—  V.  d.  L.  fast  unschmelzbar, 
blättert  sich  auf,  leuchtet  stark  und  erlangt  dabei  H.  =  6.  Von  den 
gewöhnlichen  Säuren  nicht  zersetzt.        *     - 

Gesteinsbildend  als  Glied  der  krystallinen  Schieferreihe,  z.  JB.  hei 
GöpfersgrUn  im  Fichtelgebirge,  Zöblitz  in  Sachsen,  Lampersdarf  bei 
Frankenstein  in  Schlesien,  Zöptau  in  Mähren,  Kraubai  in  Steiermark. 
Zillerthal  in  Tirol,  am  St,  Gotthard,  in  Piemont,  Briangon  in  Frafik- 
reich.  Ural,  China,  Canada.  Ein  besonderes  Vorkommen  sind  di* 
„Skal^  (pl.  skölar)  genannten  steatitischen  Partien  auf  schwedischett 
Erzlagerstätten,  z.  B.  von  Fahlun  und  Sala. 

Stets  secundftr,  aus  der  Umwandlung  von  AlgOj^-freien  oder  -annen  Mineralien 
hervorgegangen,  wie  Olivin,  Enstatit,  Strahlstein,  Salit  etc.  So  ist  Rensselaerit 
eine  Pseudomorphose  von  Talk  nach  Augit  von  Canton  in  New>York,  Pyrallolith 
eine  eben  solche  von  Grenville  in  Canada.  Auch  Psendomorphosen  nach  Quan 
(GöpfersgrUn),  Dolomit,  Calcit  kommen  vor.  —  Findet  technische  Anwendung. 


IX.  Kl.   Silicate  etc.  549 


Kaolin-  oder  Thongrappe. 

Wasser-  oder  Wasserstoff  baltige  Alumosilicate,  die  in  mancher  Hinsicht  eine 
Parallele  zur  Talkgmppe,  d«  h.  den  Magnesiasilicaten,  bilden  und  den  Gliedern  der 
letzteren  sehr  ähnlich  sehen  können.  Mikro-  und  kryptokrystallin ,  vielfach  auch 
amorph.  Stets  secundären  Ursprungs,  aus  der  Verwitterung  bezw.  pneumatolytischen 
Zersetzung  thonerdehaltiger  Minerab'en  und  Gesteine  hervorgegangen,  vielfach  ver- 
mengt mit  Sand,  Eisenoxydhydrat  etc. 

Kaolinit    Kaolin.     H^Al^Si^Og. 

Monoklin,  holoedrisch.  a:h:c  =  0,5748  : 1 : 1,5997.  ß  =  96»  49' 
(MiBBs,  an  XX  von  Anglesea).  —  XX  von  sehr  geringen  Dimensionen 
mit  hexagonalen  oder  rhombischen  umrissen  sind  selten,  gewöhnlich 
lockere  oder  dichte  feinschuppige  und  feinerdige  Aggregate.  Eingesprengt, 
in  Adern,  Gängen,  Nieren  und  Lagern. 

#  der  Bjrystallschüppchen  nach  {001)oP  vollk.;  gemein  biegsam, 
Br.  flachmuschlig  oder  erdig.  H.  =  1  und  darüber.  G.  =  2,2 — 2,6. 
Perlmgl.  der  XXi  sonst  matt.  Weiss,  gelblich,  röthlich,  grünlich.  Je 
nach  dem  Zusammenhalt  mager  oder  fettig  anzufühlen;  die  erdigen, 
thonigen  Var.  werden  mit  Wasser  plastisch,  die  ganz  reinen  nicht. 

39,56Alj08,  46,50  SiOg,  13,94  HjO.  —Erst  bei  starker  Glühhitze 
entweicht  aus  dem  Kaolin  Wasser.  V.  d.  L.  unschmelzbar;  von  Salz- 
säure unvollständig,  von  concentrirter  Schwefelsäure  völlig  zersetzt. 

Stets  secundäres  Mineral,  hervorgegangen  aus  der  atmosphärischen 
Verwitterung  oder  sehr  häufig  auch  (ob  ausschliesslich?)  aus  der  pneu- 
matolytischen Zersetzung  der  Kali-,  wie  auch  der  Kalk-Natronfeldspäthe 
und  der  entsprechenden  Gesteine,  namentlich  der  Granite,  Quarzporphyre 
und  Quarztrachyte,  femer  des  SJcapolith,  Topas,  Beryll,  Augit,  überhaupt 
aller  Al^O^-haltigen  Silicate,  une  die  Pseudomorphosen  beweisen.  Meist 
verunreinigt  mit  anderen  Substanzen,  namentlich  mit  Eisenhydroxyd  und 
Qwirzsand,  mit  Kalk  etc.  Vielfach  auf  zweiter  Lagerstätte;  als  Binde- 
mittel von  Sandstein  (Kaolinsandsteine). 

An  Varietäten  werden  unterschieden: 

1.  Nakrit.  Krjstall-Täf eichen  oder  -Schuppen,  fächerförmig  oder  unregel- 
mässig aggregirt,  auch  (Pholerit)  dicht  und  homogen  erscheinend.  Perlmgl.,  dichte 
Partien  wachsglänzend,  schneeweiss  ins  Grünliche,  Blaue  und  Gelbliche.  Im  Stein- 
kohlengebirge auf  Sandstein  oder  Schiefer  bei  Fins,  D6p.  AUier,  bei  Zwickau,  auf 
der  Rubengrube  bei  Neurode.  Auf  Erzgängen  und  Klüften  im  Ghieiss  zu  Freiberg 
in  Sachsen.    Ehrenfriedersdorf. 

2.  Steinmark.  Dicht  mit  feinerdigem  Korn.  H.  =  1 — 8.  Br.  flachmuschlig; 
fühlt  sich  fettig  an.  Weiss,  gelb,  fleischroth.  Auf  Klüften  und  Trümmern  in  Feld- 
spathgesteinen  etc.,  so  unter  den  Namen  Myelin  und  Carnat  in  Nestern  im 
Quarzporphyr  von  Rochlitz,  im  Topasfels  vom  Schneckenstein,  auf  den  Zinnerz- 
lagerstätten von  Efarenfriedersdorf,  Zinnwald ,.  Schlaggenwalde ,  zu  Orawicza  (sogen. 


550  IX.  El.   Silicate  etc. 


Orawiczit).  Hierher  gehört  auch  der  (hläolichweisse)  Tuesit  vom  Tweedflo»  in 
Schottland. 

8.  Kaolin  im  engem  Sinn  (Porcellanerde).  Locker,  zerreiblich,  mit  erdigem 
Br.  Mager  anzuffthlen,  theilweise  mit  Wasser  plastisch  werdend.  Aas  Qoarzporphyr 
resp.  Pechstein  hervorgegangen  zn  Morl  bei  Halle,  Meissen  in  Sachsen;  zumeist  aas 
Skapolithfels  bei  Passau,  aus  Granit  vielorts :  Aue  bei  Schneeberg  in  Sachsen,  Strehlen 
in  Schlesien,  Carclaze  in  Gomwall  etc.,  aus  Gneiss  zu  St  Yrieuz  bei  Limoges.  ^ 
Die  mit  allen  möglichen  Substanzen,  namentlich  Sand,  Kalk,  Eisenozyden  etc.  ver- 
mengten Kaoline  nennt  man,  soweit  sie  plastische  Eigenschaften  haben,  Lehm  und 
Lehmmergel. 

Meerschaluminit  (Simlait)  ist  meerschaumähnlicher  Kaolin  von  Simla  in 
Ostindien.  —  Dillnit,  das  Muttergestein  des  Diaspor  von  Dilln  bei  Schemnitz. 
weiss,  matt,  undurchs.,  ist  wahrscheinlich  ein  Gemenge  von  Kaolin  mit  Diaspor.  — 
Unter  Eilb er tit  hat  man  mehrere,  in  ihrer  Beschaffenheit  dem  Nakrit  nahestehende, 
grünlich-  oder  gelblichweiss  bis  lauchgrüne,  talkähnliche  Mineralien  verstanden.  Aas 
den  Zinnstein  führenden  Graniten  von  Cornwall  und  des  Erzgebirges.  Aehnlich  ist 
Talcosit  aus  Victoria.  — 

Dem  Steinmark  schliessen  sich  in  ihren  physikalischen  Eigenschaften  die  hol- 
ähnlichen  Mineralien  an,  ausgezeichnet  durch  amorphe  Beschaffenheit,  dicht  bezw. 
mit  sehr  feinem  Korn,  muschligen  oder  feinerdigen  Br.,  werden  aber  mit  Wasser 
nicht  plastisch,  sondern  zerfallen  gewöhnlich  iu  eckige  Stücke. 

Bol  (Bolus).  Fühlt  sich  fettig  an;  glänzender  Str.  Braun.  Auf  Klüften  und 
Spalten  basaltischer  Gesteine.  Scheibenberg  bei  Freiberg  in  Sachsen,  Striegan. 
Habichtswald,  Säsebühl  bei  Dransfeld.  —  Fettbol,  weich.  Auf  Erzgängen,  Hals- 
brücke bei  Freiberg.  —  Sphragid  (Lemnische  Erde),  ein  Bol  von  gelblicher,  grauer 
Farbe,  oft  gefleckt,  mit  erdigem  Bruch.  Insel  Stalimene  (das  alte  Lemnos).  — 
Hypozanthit  aus  Toscana  liefert  die  als  Terra  di  Siena  bekannte  bräunlich- 
gelbe, nach  dem  Brennen  nussbraune  Malerfarbe;  Sinopit  aus  Kleinasien  liefert 
das  Pompejanischroth.  —  Die  lederbraune  ü  m  b  r  a  (cyprische  oder  türkische  Ümbra 
zum  unterschiede  von  der  kölnischen  ümbra,  die  aus  Braunkohle  besteht)  und 
Gelberde  (Melinit)  sind  Gemenge  von  überwiegend  Eisenozyd  mit  Bol.  —  Terato- 
lith  (Eisensteinmark,  Sächsische  Wundererde).  Matt,  mager  anzufühlen.  Lavendel- 
bis  pflaumenblau.  Im  Garbon  von  Planitz  bei  Zwickau.  —  Och  ran,  ein  Bol  von 
isabellgelber  Farbe.  Orawicza  im  Banat.  —  Stolpenit,  ein  Bol  mit  etwas  CaCO^ 
Stolpen  in  Sachsen.  —  Bergseife  (Oropion).  Weich.  Braun  oder  braunschwarz. 
Auf  Klüften,  in  Nestern  und  Lagern.  Artem  in  Thüringen,  Stirbitz  bei  Bilin,  Olkucz.  — 
S m e  1  i t  Graulichweiss,  bläulich,  mild,  zähe.  Telkibänya  im  Trachyt.  —  Smektit 
(Walkererde),  sehr  feinerdiges  Gemenge  mit  SiO,,  CaOO,  etc.  Fein  porös  und  daher 
zum  Aufsaugen  von  Fett  (Walken)  geignet.  Geht  als  eluviale  Bildung  aus  der  Ver- 
witterung von  thonerdehaltigen  Gesteinen  (Gabbro,  Basalt)  hervor,  bildet  auch  selb- 
ständige Flötze  in  verschiedenen  Formationen,  namentlich  im  Jura  und  in  der  Kreide. 
Auch  im  Diluvium.  —  Giraolit.  Grau,  Br.  erdig,  Str.  glänzend.  Lagerartig  auf 
der  griechischen  Insel  Argentiera  (=  Kimolos  der  Alten).  —  Pelikanit  Grünlich, 
kantendurchschein.  Im  Granit  der  Gegend  von  Kiew«  —  Ehrenbergit.  Hell 
rosenroth ;  wenn  frisch  fast  gallertartig,  trocken  rissig  und  an  der  Zunge  klebend.  — 
Bhodalith.  Bosenroth.  Auf  Höhlungen  im  Mandelstein  von  Ballintoy  und  Port 
Bradden  in  Antrim;  ebendaher  der  gelblichrothe  Erinit  —  Plinthit.  Ziegelroth. 
aus  Trapp  bei  Down  Hill  und  Glenarm  in  Antrim. 

Nontronit.  H^FejSijO,).  Monoklin.  Ist  somit  ein  Kaolinit,  in  dem  die 
Thonerde  durch  Eisenoxyd  ersetzt  ist«    Scheinbar  amorph,  findet  sich  fast  nur  in 


IX.  El.   Silicate  eic.  551 


derben,  öfters  zerbrochenen  Stücken.  Br.  uneben.  Q.  =  2.  Sehr  weich,  mild,  fettig 
anzufühlen.  Schimmernd  oder  matt,  Str.  glänzend.  Undurchs.  Strohgelb,  zeisig- 
grün, y.  d.  L.  unschmelzbar,  verändert  aber  die  Farbe  und  wird  magnetisch.  Von 
Säuren  zersetzt.  Nontron  in  der  Dordogne,  St.  Andreasberg»  Tirschenreuth,  Heppen- 
heim. —  Chloropal  (Gramenit,  Pingnit,  Unghwarit)  ist  ein  grüner  Nontronit, 
der  innig  mit  Opal  gemengt  ist  und  in  den  er  schliesslich  übergeht.  H.  =  1—5. 
ünghwar  und  Munkacz  in  Ungarn,  Passau,  Wolkenstein  in  Sachsen,  Tannhof  bei 
Zwickau,  Suhl. 

Dem  Nontronit  schliessen  sich  noch  an  die  ungenügend  bekannten  Eisen-  bezw. 
Chromsilicate : 

Hisingerit.  Amorph.  Derb  und  in  rauhflächigen  Nieren.  Br.  muschlig, 
spröd.  H.  =  3V«— 4,  G.  =  2,6— 3.  Fettiger  Glasgl.,  undurchs.  Pechschwarz,  mit 
leber-  oder  grünlichbraunera  Str.  Zus.  schwankend,  wesentlich  ein  wasserhaltiges 
Fe,0,-Silicat.  —  V.  d.  L.  schwer  schmelzbar;  von  Säuren  leicht  zersetzt.  Riddar- 
hyttan,  Längban,  Orijärfvi.  Das  Vorkommen  von  Bodenmais  ist  Thraulit,  von 
Degerö  Degeröit,  aus  der  Gillingegrube  in  Westmanland  Gillingit  genannt 
worden. 

Wolchonskoit.  Amorph.  In  Nieren  und  Trümmern.  Br.  muschüg.  H.  s=  2 
bis  2V2,  G.  =  2,2— 2,8.  Grasgrün  bis  schwärzlichgrün,  Str.  hellgrün.  Fühlt  sich 
fettig  an,  schimmernd  oder  matt»  im  Str.  glänzend.  Ghem.  Zus.  schwankend,  wesent- 
lich ein  wasserhaltiges  GrjOs-Silicat  mit  Beimengungen  von  FegO,,  Al,Os,  MgO  etc.  — 
y.  d.  L.  unschmelzbar.    In  permischen  Sauden  am  Berge  Efimjatskaja,  Gouv.  Perm. 

Pyrophyllit    H,Al,Si^Ü„. 

Rhombisch,  vielleicht  monokUn.  —  Breitstenglige ,  radial-  oder 
sternförmig  gruppirte  Aggregate,  auch  derb.  #  nach  der  Längsrichtung 
Yollk.  H.  =  1,  6.  =  2,7.  Mild,  biegsam.  PerlmgL,  durchschein.  Apfel- 
grün ins  Grünlichweisse,  auch  vireiss. 

28,35  AljOs,  66,65  SiO,,  5,0  HgO.  —  V,  d.  L.  sich  ßcher-  und  wurm- 
förmig  aufblätternd,  ohne  zu  schmelzen.  In  Schvirefelsäure  schvnerig  zer- 
setzbar. 

Auf  Quarzgängen  und  Klüften  im  Granu.  Ottre  in  belgisch 
Luxemburg,  Beresowsk,  Westana  in  Schonen,  Visp  im  Wallis,  Villarica 
in  Brasilien,  Nord-Carolina,  Georgia,  Arkansas.     Aehnlich  Talk. 

Agalmatolith,  der  echte,  ebenso  wie  das  entsprechende  Mg-Mineral  (S.  548) 
Pagodit,  Bildstein  genannt,  ist  ein  derber  dichter  P.  mit  unebenem,  mattem 
bis  schimmerndem  Br.  Ghina,  Nagyag,  Schenmitz.,  Ochsenkopf  bei  Bockau  in 
Sachsen.  —  Verwandt  ist  Gümbelit,  weisse  seidenglänzende  Fasern  oder  SchUpp- 
chen,  die  als  zarte  Haut  versteinerte  Graptolithen-  und  Garbonpflanzen  überziehen. 
Fichtelgebirge,  Tarentaise. 

Bravaisit  (AlFe)4Si^>024.8HjO,  daneben  noch  KjO,  CaO  und  MgO.  Derb, 
aus  parallel  gelagerten  mikrokrystallinen  Faserui  die  wahrscheinlich  rhombisch  sind, 
aufgebaut.  H.  =  1—2,  G.  =  2,6.  Fettig  anzufühlen.  Durchscheinend.  Grau  schwach 
grünlich.    Noyant  im  D6p.  Allier. 

Anauxit.  Al2Si40jj..SH30.  Derbe  feinkrystalline  Aggregate  mit  sehr  voUk. 
#  der  Individuen.  H.  =  2— 3,  G.  =  2,26— 2,38/  Grünlichweiss ;  kantendurchschein. 
Gangartig  im  verwitterten  Basalt  des  Berges  Hradischt  bei  Bilin. 


552  IX.  Kl.   Silicate  etc. 


Montmorillonit.  HsAljSi^Ojg 4" ^*  Amorph.  Mild  und  zcrreiblich,  nicfat 
plastisch  werdend.  Rosenroth.  Von  kochender  Schwefelsäure  zersetzt  Montmorülon 
im  Dep.  de  la  Vienne. 

RazumoYskyn.  AlsSigO^.SHgO.  Amorph.  Weiss  und  grün  gefleckt;  dem 
Pimelith  ähnlich.  Eosemütz  in  Schlesien.  —  Aehnlich  zusammengesetzt  ist  der  sehr 
weiche,  durchscheinende,  graulichweisse  Malthazit  aus  Basaltklflften  von  Stein- 
dörfel  bei  Bautzen  und  der  gras-  bis  zeisiggrane,  2— lOCrjOj-haltige  Ghromocker 
aus  Porphyrklüften  von  Halle  und  Waidenburg. 

Allophan.  Al^SiOj.SHjO.  Amorph.  Derb  in  nierigen,  traubigen  und  stalak- 
titischen Formen  und  als  Ueberzug,  mit  opalartigem  Aussehen.  Br.  moschlig  bis 
uneben;  spröd.  H.  =  3,  6.  =  1,8—2.  Glasgl.,  durchs,  bis  durchschein.  Farblos,  gelb, 
braun,  roth,  gewöhnlich  aber  durch  CuO  blau  oder  grün  gef&rbt.  V.  d.  L.  unschmelz- 
bar, von  Säuren  zersetzt.  Auf  Gtosteinsklüften  und  Höhlungen.  Dehm  in  Nassau, 
Gräfenthal  bei  Saalfeld,  Zuckmantel  in  Schlesien,  Grossari  in  Salzburg,  Petrow  in 
Mähren,  Neu-Moidowa  im  Banat.  —  Dem  Allophan  schliessen  sich  an:  Eollyrit, 
amorph,  derb,  nierenförmig  mit  muschligem  bis  feinerdigem  Br.  H.  =  1 — 2,  G.  =  2. 
Durchschein,  bis  undurchs.  Weiss.  Fühlt  sich  fettig  an.  Auf  Klüften  und  Gängen, 
als  Ueberzug.  Weissenfeis,  Schemnitz  und  Hodritsch  in  Ungarn,  Ezquerra  in  den 
Pyrenäen.  —  Samoit,  tropfsteinartig  in  Hohlen  auf  Upolu  (Samoa-Inseln).  — 
Garolathin  scheint  ein  durch  Bitumen  gefärbter  honiggelber  Allophan  zu  sein. 
In  Steinkohle  von  Zabrze.  —  Miloschin.  Erdig  mit  muschligem  Br.  H.  =  l'/s~2. 
Indigoblau  und  grün.    Mit  Brauneisen  bei  Rudnjak  in  Serbien. 

Halloysit.  H^AlgSi^Og 4" &q-  Amorph.  In  Knollen  und  Nieren.  Br.  mnschlig 
bis  erdig.  H.  =  1*/« — 2V2,  G.  =  1,9— 2,1.  Wachsartig  schimmernd,  Str.  glänzend. 
Weiss  ins  Blaue,  Grüne  und  Graue.  V.  d.  L.  unschmelzbar  von  concentrirter  Schwefel- 
säure zersetzt.  Oefters  mit  Galmei  in  Kalksteinen.  Angleur  bei  Lüttich  (sogen. 
Galapectit),  Altenberg  bei  Aachen,  Tarnowitz  und  Miechowitz,  Housscha  bei 
Bayonne,  La  Vouth  und  Thieviers  in  Frankreich.  —  Lenz  in  von  Kall  in  der  Eifel 
ist  nichts  anderes  als  Halloysit.  —  Schrötterit  von  Freienstein  in  Steiermark  und 
Cherokee  Co.,  Alabama,  ist  in  seiner  reinen,  grünen  oder  braunen,  glasglänzenden 
Var.  ein  Halloysit,  in  der  kreideartigen  Abänderung  ein  Gemenge  von  Halloysit  mit 
vorwaltendem  Variscit  und  Diaspor. 

Verwandt  mit  Halloysit  sind  noch:  Glagerit  Al^Si,0|,.6H20  in  Knollen^ 
theils  erdig,  theils  dicht  und  opalähnlich.  Auf  Brauneisenerzgängen  von  Bergners- 
reuth  bei  Wunsiedel. 

B.  Titanate,  Zirkoniate,  Stannate, 

vielfach  in  Verbindung  mit  Silicaten,  Niobaten,  Tantalaten,  üranaten. 


Perowskit.    CaTiO 


3* 


Pseudoregulär ;  der  Form  nach  typisch  regulär,  aber  nach  Art  des 
Leucit  und  Boracit  aufgebaut  aus  optisch  zweiaxigen  (rhombischen?) 
Zwillingslamellen ,  die  jedoch  beim  Erwärmen  nicht  verschwinden.  Ge- 
wöhnlich in  XX?  ein-  und  aufgewachsen,  meist  (100)ooOoo  in  Com- 
bination  mit  (111)0  und  {llÖ)ocO^  daneben  noch  mit  mehreren  {hkO)cxOny 
{hli)mOm  und  (hkl)mOn.  Auf  den  Würfelflächen  verläuft  wohl  eine 
den  Kanten  parallele  Streifung.  Sonst  auch  derb  und  in  nierigen  Ag- 
gregaten. 


IX.  El.   Silicate  etc.  553 


#  {100)odOoo  mehr  oder  minder  deutlich.  H.  =  5 — 6,  G.  =  3,95 
bis  4,1.  Diamantgl.,  ins  Metallische;  gewöhnlich  undurchs.  und  schwarz, 
seltener  durchschein,  und  röthlichbraun ,  orange-  oder  honiggelb.  Str. 
graulichweiss. 

59,53  TiO,  und  2— 6FeO  als  Ersatz  für  CaO.  —  V.  d.  L.  unschmelz- 
bar, Säuren  mit  Ausnahme  von  kochender  Schwefelsäure  unwirksam. 

Eingewachsen  in  Chloritschiefer  vom  Bympfischwäng  bei  Zermatt, 
desgleichen  in  der  Gegend  von  Ächmatowsk,  im  Nephelinhasalt  von  Ober- 
Wiesenthal  als  horniges  Aggregat.  Aufgewachsen  selten:  Pfitsch  in  Tirol. 
Als  mikroskopischer  Gemengtheil  nicht  selten  in  Melilith-,  Nephelin-  und 
Leucitbasalten, 

Enopit  ist  ein  Perowskit  mit  4 — 7  Cererde.  XX  eingewachsen,  (100)ooOoo 
oder  (111)0  in  Combination  mit  gewölbten  Würfelflächen.  H.  =  5—6,  G.  =  4,11—4,29. 
Br.  uneben.    Schwarz,  metallglänzend.    Aus  metamorphen  Ealksteinen  von  Alnö. 

Geikielith.  MgTiO,.  Hexagonal,  rhomboedrisch ;  sehr  vollk.  #  nach  oR, 
weniger  nach  R,  schwarz,  metallglänzend,  in  dünnen  Täfelchen  purpurroth  durch- 
scheinend. Str.  schwarz.  H.  =  6,  G.  =  3,976.  In  abgerundeten  Eömem  und  Elumpen 
eingebettet  im  Latent  der  Edelsteingruben  Yon  Rakwana  auf  Ceylon. 

Pseudobrookit.  2 FejOg , 3 TiO,.  Rhombisch.  Meist  kleine  rechteckige,  dem 
Brookit  sehr  ahnliche  Täfelchen  nach  (lOO)ooPöö.  #  (010)ooPö6  deutlich.  H.  =  6, 
G.  =  4,98.  Halbmetallischer  Gl. ,  schwarz  bis  dunkelbraun ,  roth  durchschein.  Auf 
Elüflen  und  eingewachsen  in  jungvulkanischen  Gesteinen:  Hjpersthenandesit  vom 
Aranyer  Berg  in  Siebenbürgen,  Nephelinit  vom  E[atzenbuckel ;  im  Mont-Dore,  auf 
Fajal.  Aus  Vesuvlava  von  1872.  Grössere  X  X  aus  den  Apatitgängen  von  Havredal 
in  Bamle  und  Jnmilla  in  Murcia. 

Derbylith.  5FeO,TiO,.FeO,Sb205.  Eleine  rhombische  Prismen  mit  Qaer- 
fläche  und  Basis;  auch  in  schiefen  Penetrationszwillingen.  H.  =  ch.  6,  G.  =  4,53. 
Harzgl.,  pechschwarz,  dunkelbraun  durchschein.  In  Säuren  unlOslich.  In  den  zinnober- 
führoDden  Sauden  von  Tripuhy  in  Minas  Geraes. 

Dysanalyt  kann  als  Perowskit  mit  Beimischung  von  OaNb^O«  gedeutet 
werden ;  etwas  Ealk  ist  durch  Cererde  und  Natron  ersetzt.  Regulär.  (lOO)ooOoo  und 
(111)0.  #  (lOO)ooOoo.  G.  =  4,13.  Eisenschwarz.  Aus  kömigem  Ealk  von  Vogts- 
burg am  Eaiserstuhl,  aus  kOmigem  Ealk  von  Magnet  Cove  in  Arkansas. 

Pyrochlor  vom  Dysanalyt  chemisch  wesentlich  durch  Vorherrschen  von 
CaNbsO«  unterschieden ;  daneben  F,  Th,  ü  und  Zr.  Regulär.  X  X  eingewachsen, 
namentlich  (111)0.  Br.  muschlig,  spröd.  H.  =  5,  G.  =  4,2 — 4,36.  Bräunlichschwarz. 
Im  Eläolithsyenit  von  Laurvig,  Lovö  bei  Brevig,  Miask.  —  Pyrrhit  in  kleinen 
gelbrothen  Oktaedern  aus  den  SanidinauswÜrf lingen  von  San  Miguel  (Azoren)  und 
des  Laachersees  steht  wahrscheinlich  dem  Pyrochlor  nahe.  —  Hatchettolith  in 
regulären  Oktaedern  mit  V7ürfel,  gelbbraun,  harzglänzend,  aus  den  Glimmerg^^ben 
von  Mitchell  Co.  in  Nord- Carolina  scheint  ein  zersetzter  uranhaltiger  Pyrochlor 
zu  sein. 

Euzenit,  wesentlich  ein  Titanat  und  Niobat  von  Y,  Er  und  Ce,  wozu  be- 
sonders  noch  ÜO2  und  FeO  und  auch  Helium  tritt.  Rhombisch.  X  X  selten  mit 
prismatischem  Habitus.  (llO)ooP  ca.  =  140°.  Gewöhnlich  in  derben  Partien.  Br. 
muschlig.  H.  =  6*/«»  G.  =  4,6— 5.  Halbmetallischer,  etwas  fettiger  Glasgl.  Pech- 
schwarz, Str.  röthlichbraun ;  undurchs.  Aus  granitischen  Gängen  von  Arendal,  Jölster 
im  Bergenstift,  Hitterö. 


554  IX.  Kl.  Silicate  etc. 


Foljkras,  qualitative  Zus.  und  in  den  Winkel  ähnlich  dem  Enxenit.  Rhom- 
bisch ,  in  sechsseitigen ,  dfinnen  Tafeln.  Br.  muschlig.  H.  =  5 — 6 ,  6.  =  5 — 5,15. 
Schwarz.  Str.  graubraun.  Hitterö.  Alsheda.  Goldseifen  von  Nord-  und  Süd-Carolina. 

Aeschynit,  entspricht  chemisch  im  Wesentlichen  auch  dem  Eoxenit,  ent- 
hält aber  kein  UOj,  dagegen  Th  und  zuweilen  auch  Helium.  Rhombisch;  säulij^ 
oder  tafelige,  meist  unvollkommen  ausgebildete  X  X  •  H.  =  5 — 6.  Eisenschwarz  bis 
braun.  Str.  gelblichbraun.  Fetter  halbmetallischer  Glanz.  Miask,  Hitterö,  KGnigs- 
hain  in  Schlesien. 

Polymignit  enthält  ausser  den  Bestandtheilen  des  Aeschjnit  noch  ZrO*. 
Rhombisch.  X  X  ^^^S  BäulenfÖrmig  und  längsgestreift.  Br.  muschlig.  H.  =  6 — 6 Vi, 
G.  =  4,75—4,85.    Schwarz.    Aus  dem  Syenit  von  Frederiksväm. 

Titanit.     Sphen.    CaTiSiOg. 

MonoUin,  holoedrisch.  a:b:c  =  0,4272 : 1  :[0,6575.  ß  =  94®  38' 
(Mabignac-Dbscloizbaux ,  Aufstellung  nach  Rose).  —  XXi  je  nachdem 
sie  ein-  oder  aufgewachsen  sind,  mit  verschiedenem  Habitus.  Einge- 
wachsene XX_ (sogen.  Grothit)  flach  briefcouvertförmig  nekch  P  =  (001)oP 
und  n  =  il23y\zP2  186^  12'  (Fig.  520),  aufgewachsen  häufig  tafelig  nach 
X  =  {102y\%P6ö  55^  21'  (Fig.  521)  resp.  y  =  {101)Pöö  34«  21'  oder  pris- 


Fig.  521.  Fig.  522. 


matisch  nach  l  =  {110)ooP  133«  52'.  Andere  häufige  Flächen :  r  =  (pH)Pdö 
113^30',  s  =  (i4i)4PJ  67«  57'.  Zw.  nach  {001)oP  häufig,  entweder 
tafelige  Juxtapositionszwillinge  (Fig.  522)  oder  auch  Penetrationszwillinge. 
Zuweilen  derb  in  schaligen  Aggregaten.  __ 

#  {011)Poö^  zuweilen  auch  nach  {123y\^P2,  deutlich,  daneben  öfters 
schalige  Zus.  nach  (IdöyhPi.  Br.  muschlig,  spröd.  H.  =  5 — 5^<, 
G.  =  3,4 — 3,6.  Glasgl.,  ins  Diamant-  und  Fettartige  geneigt.  Durchs. 
bis  undurchs.  Gelb,  grün,  braun,  rothbraun  bis  roth.  Optisch  positiv. 
A-E  parallel  (010)ooPoö.  Grosser  A-W,  Erste  pos.  M-L  nahe  senkrecht 
auf  {102y\%Pöö,     Bei  dunkleren  Farben  pleochroitisch. 

28,22  CaO,  41,51  TiO,,  30,27  SiO^;  in  den  eingewachsenen  XX 
etwas  FeO,  auch  Yttererde.  —  V.  d.  L.  an  den  Kanten  zu  dunklem  Glase 
schmelzbar;  von  Salzsäure  nicht,  wohl  aber  von  Schwefelsäure  vollkommen 
zersetzt. 

Aufgetvachse^if  gewöhnlich  braun,  gelb,  grün  gefärbt,  auf  Klüftefi 
von  Sllicatgesteinen  neben  AJbit,  Adtilar,  Rhipidolith  etc.  St.  Gotthard, 
Val  Maggia  in  Piemont,  Pfunders-  und  PfitschthuJ  in  Tirol  y  Sulzbach- 


IX.  El.   Silicate  etc.  555 


thal  in  Sahburg,  Krageroe,  Achmatowsk.  Eingewachsen  gewöhnlich  von 
rothbrauner  Farbe  mit  Vorliebe  neben  Hornblende  in  Syeniten  (Plauen- 
scher  Grund  bei  Dresden),  in  Dioriten,  PhonoUthen,  Ämphiboliten.  In 
den  Sanidin-Auswürflingen  des  Laacher  Sees  (sogen.  Semelin).  In  kör- 
nigen Kalken  von  Grenville  und  Elmsley  in  Canada,  Sandford  in  Maine; 
Bolton,  Mass.,  Gouverneur  in  New-York.  Auch  auf  den  Magneteisen- 
lagem  bei  Arendal  und  auf  der  Tilly  Foster  iron  mine,  New-York. 

Leakoxen  und  Titanomorphit,  die  als  schmutzig  weisser  Yerwitterungs- 
saum  um  Titaneisen  (namentlich  im  Diabas)  resp.  Rutil  vorkommen,  sind  feinkörnige 
oder  feinfaserige  Titanit- Aggregate.  —  Green ovit  ist  der  rothe  MnO-baltige  T. 
▼on  St  Marcel  in  Fiemont,  Grothit  der  rothbraune,  AI-,  Fe-  und  Y- haltige  T.  aus 
dem  Syenit  des  Plauenschen  Grundes  genannt  worden.  Der  Name  wird  aber  jetzt 
für  eingewachsenen  Titanit  Überhaupt  gebraucht.  —  Yttro titanit  (Keilhauit)  ent- 
hält AI,  Y  und  Fe  in  reichlicher  Menge.  Braunroth.  Auf  Buö  bei  Arendal.  — 
Den  chemischen  Uebergang  vom  Yttrotitanit  sum  Titanit  vermittelt  Alshedit  von 
Alsheda  in  Smäland.  —  Der  dunkelbraune  bis  gelblichbraune  Eukolit-Titanit  von 
Stokö  und  Frederiksväm  ist  ein  Ce-  und  Y-haltiger  T.  —  Guarinit,  chemisch  wie 
Titanit,  ist  aber  rhombisch  und  schliesst  sich  der  Form  nach  dem  Pseudobrookit  an. 
Schwefelgelb.  Somma.  —  Tschewkinit.  Amorph  mit  flachmuschligem  Br.,  sammet- 
schwarz,  Str.  dunkelbraun,  starker  Glasgl.,  ist  nicht  homogen  und  chemisch  ein  Ge-, 
Di-,  La-,  Fe-  und  Be-haltiger,  bereits  umgewandelter  Titanit.  Im  Granit  von  Miask 
und  von  der  Küste  Goromandel. 

Zirkelit  Ca(ZrTi)205  mit  theilweiser  Vertretung  von  Ca  durch  Fe;  ausserdem 
ThOg  und  C^fi^.  Regulär,  in  kleinen  platten  Oktaedern  bezw.  Würfeln  mit  Zwil- 
lingsstreif ung  ;  auch  Spinellzwillinge  und  Vierlinge.  Br.  muschlig.  H.  =  5  V»»  G.  =  4,74. 
Harzgl.  Schwarz,  in  dünner  Schicht  dunkelbraim  durchschein.  Mit  Ferowskit  und 
Baddeleyit  aus  Pyrozeniten  von  Jacupirang^,  Prov.  S.  Paulo  in  Brasilien. 

Neptun  it.  (NaE)2(FeMn)(SiTi)50i2,  das  sauerste  aller  Silicate.  Monoklin. 
Metallischer  Glasgl.,  schwarz,  in  dünner  Schicht  bluthroth  durchschein.  Auf  Aegirin 
von  Igaliko  in  Grünland, 

Johnstrupit  ist  ein  fluorhaltiges  Silicat  und  Titanat  von  Ca,  Ce  und  Na, 
enthält  ausserdem  Zr,  Th,  La,  Di  etc.  Monoklin.  ß  =  86^  55'|s'.  X  X  lang  linealisch 
nach  der  Verticalaxe  gestreckt  mit  vorherrschendem  (lOO)ooP^  und  domatischer 
Endignng;  längsgestreift.  Zw.  häufig  nach  (100)ooP^.  #  (IOO)ooPto  ziemlich  vollk. 
H.  =  4,  G.  =  3,19— 3,29.  Glasgl.  auf  den  Flächen,  Fettgl.  auf  dem  Br.,  kanten- 
durchschein.  bis  undurchs.  Bräunlichgrün,  angewittert  gelblich,  Str.  gelblichgrün, 
A-E  parallel  (OlO)ooP^.  Auf  den  Syenitpegmatitgängen  des  südlichen  Norwegens 
sehr  selten.    Scheeren  von  Barkevik. 

Mosandrit.  unterschied  gegenüber  Johnstrupit  wesentlich  chemisch,  indem 
im  Mosandrit  mehr  Ce,  Zr,  weniger  Ca,  Na  und  F  enthalten  ist.  Die  linealartigen 
monoklinen  X  X  ^^^  ohne  Endausbildung.  G.  =  3.  Tief  rüthlichbraun,  angewittert 
gelblich  bis  grünlichgelb.  Str.  blassgelb.  Nicht  ganz  so  selten  wie  Johnstrupit. 
Laven,  Stokö,  Barkevik-Scheeren. 

Rinkit,  vom  Johnstrupit  nur  dadurch  unterschieden,  dass  die  A-E  senkrecht 
auf  (010)ooP^  steht.  Eangerdluarsuk.  —  Nach  BrOgoer  sind  die  drei  Mineralien 
Johnstrupit,  Mosandrit,  Rinkit  mit  einander  homdomorph  und  stehen  nach  ihren  kry- 
stallographischen,  physikalischen  und  chemischen  Eigenschaften  der  Epidotgruppe  nahe. 

Warwickit  (Enceladit).  Wesentlich  ein  Borotitanat  von  Mg  und  Fe.  Mono- 
klin.  Gewöhnlich  in  kleinen,  prismatischen  X  X  ^^  gerundeten  Endfiächen ;  grössere 


556  IX.  Kl.   Silicate  etc. 


XX  ranhflachig.  #  (lOO)ooPöö.  Br.  uneben,  spröd.  H.  =  3— 4,  G.  =  3,19— 3.43. 
Glasgl.  bis  Perlmgl.,  ine  Metallische.  Haarbraun  bis  dunkelschwars.  Im  kdniigen 
Kalk  von  Edenville,  New- York. 

Eatapleit.  H^NagSisZrOji.  Dimorph;  bei  gewöhnlicher  Temperatur  mono- 
klin  (ß  =  90®  12^) ,  von  140®  ab  hezagonal  rhomboedrisch  tetartoedrisch.  Verhält 
sich  krystallogpraphisch  ganz  wie  Tridymit.  Die  meist  kleinen  tafelförmigen,  oft 
rosettenartig  oder  dachziegelfSrmig  zusammengeh&uften  X  X  steUen  scheinbar  hexa^ 
gonale  Combinationen  (OOOl)oR,  (10rO)ooR,  (lOll)R  etc.  dar,  sind  aber  Drillinge 
monokliner  Individuen.  Diese  mimetischen  X  X  ^^^^  unter  sich  wiederum  nach  neuen 
Zwillingsflachen  verbunden.  #  (110)ooP  deutlich.  Br.  splittrig.  H.  =  6,  G.  =2,8. 
Die  verhältnissm&ssig  grossen  Tafeln  des  reinen  Natron-Eatapleit  sind  blau,  ver- 
wittert schmutzig  grau ,  kleinere  X  X  fiP^^  ^^  weiss ,  zuweilen  wasserhell ;  der 
häufigere  Ealk-Eatapleit,  bei  dem  ein  Theil  Na,0  durch -CaO  vertreten,  ist  gelb- 
roth,  fleischroth,  auch  braun.  V.  d.  L.  leicht  schmelzbar  und  von  Säuren  zersetzt. 
Auf  den  Pegmatitgängen  des  südlichen  Norwegens.  L&ven,  Stokö,  ArO,  Barkevik- 
Scheeren.    Grönland.  —  Natron-Eatapleit  nur  von  Elein-ArO. 

Eudialyt.  GlNat3(GaFa)0(SiZr)2oO,2.  Hezagonal  rhomboedrisch^  XX  riem- 
bch  gross,  eingewachsen.  (101 1)R  73^  30',  (OOOl)oR,  (1120)ooP2,  (1014) V4R.  Derb 
in  körnigen  Aggregaten.  #  (OOOl)oR  deutlich.  Br.  uneben.  EL  =  5— 5V«,  G.  =  2,84 
bis  2,95.  Glasgl. ,  kantendurchschein.  bis  undurchs.  Bräunlichroth.  D.*Br.  positiv. 
Von  Salzsäure  zersetzt.  Eangerdluarsuk,  Magnet  Cove,  Ark.  und  Halbinsel  Eola.  — 
Nur  durch  einen  etwas  niedrigeren  Gehalt  an  SiO,  und  grössere  Beiheiligung  von 
MnO  und  0,0,  ist  der  krystallographisch  und  physikalisch  nahezu  idente  Eukolit 
aus  den  Gängen  des  Langesund^ords  unterschieden ;  die  D.-Br.  ist  ausserdem  negativ. 

Nordenskiöldin.  _CaB,8nO«.  Hexagonal  rhomboedrisch.  X  X  tafelig  nach 
(OOOl)oR,  dazu  noch  (1120)ooP2  und  (loTl)R.  #  (OOOl)oR  voUk.  H.  =  5Vj— 6. 
G.  =  4,2.  Glasgl.,  durchs.  Hell  schwefelgelb  bis  citrongelb.  D.-Br.  stark,  negatir.  Sieht 
Melinophan  sehr  ähnlich.  Y.  d.  L.  unschmelzbar;  von  Salzsäure  unvollständig  zer- 
setzt   Sehr  selten.     Gross- Arö. 


X.  Klasse.    Organische  Yerblndnngen. 

1.  Abtheilung.    Salze  organischer  Säuren. 

Mellit     Honigstein.     AlgOg ,  Gi^Og .  18  H^O. 

Tetragonal,  holoedrisch,  a:  c  =  1:  0J463  (Daubbb).  —  XX  ge- 
wöhnlich einzeln  aufgewachsen,  mit  pyramidalem  Habitus.  (1H)P  (M-K 
93«  5'),  {00i)oP  (rauh,  gekrümmt),  (10Ö)ooPoo.  Kömige  Aggregate; 
derb,  eingesprengt. 

Br.  muschlig,  spröd.  H.  =  2— 2V«,  G.  =  1,6.  Durchschein.  Fet- 
tiger Glasgl.  Honig-  und  wachsgelb.  —  V.  d.  L.  verkohlend  und  reine 
Al^Og  hinterlassend;  in  Salpetersäure  und  Kalilauge  löslich. 

In  der  Braunkohle  von  Ariern  in  Thüringen  und  Luschitz  in 
Böhmen;  bei  Walchow  in  Mähren  trümmerartig  in  Kreidesandstein;  in 
der  Steinkohle  von  Malowka,  Gouv.  Tula. 

Oxalit  (Humboldtin).  2FeO,C20s.3H20.  Kiystallform?  XX  haarförmig, 
Aggregate  faserig,  kOrnig,  erdig  in  traubigen  Formen,  in  Knollen  und  Platten.  Als 
Anflug.  Br.  uneben.  Mild.  H.  =  2,  G.  =  2,1— 2,25.  ündurohs.,  schimmernd  bis 
matt.  Ocker-  bis  strohgelb  mit  gleichfarbigem  Str.  Wird  v.  d.  L.  auf  Kohle  erst 
schwarz,  dann  roth.  Neben  Gjps  in  der  Braunkohle  von  Luschitz  bei  Kolosoruk  in 
Böhmen.    Gross-Almerode.    Duisburg. 

Whewellit.  CaO.CjOg.HjjO.  Monoklin.  ß  =  107M9'.  Grosse,  herzförmige 
Zw.  #  basisch.  Br.  muschlig.  H.  =  2V«.  Perlmgl.  Weiss.  Auf  einer  Kluft  im 
Liegenden  eines  Steinkohlenflötzes  zu  Burgk  im  Plauenschen  Grund. 

2.  Abtheilung.    KohlenwasserstolTe. 

Im  Wesentlichen  vertreten  durch  das  aus  einer  Mischung  verschieden  flQchtiger 
Kohlenwasserstoffe  bestehende  Petroleum  und  dessen  feste  parafflnartige  Rückst&nde 
bei  der  Verdampfung. 

Petroleum.     Erdöl.    Steinöl.    Naphta. 

Gemisch  verschiedener  Kohlenwasserstoffe,  die  nach  Zus.,  Siede- 
punkt und  spec.  Gew.  unterschieden  sind  und  vorzugsweise  der  Methan- 
reihe CnHto  +  2  angehören;  im  kaukasischen  Petroleum  sind  bemerkens- 
werther  Weise  auch  Glieder  der  Naphta-  oder  Hydrobenzolreihe  CnHjn  -  e 
enthalten.     Dünn-  und  dickflüssig;   gewöhnlich  bräunlich   und  schwärz- 


558  X.  Kl.   Organische  Verbindungen. 

lieh,  seltener  gelb.  ö.  =  0,6 — 0,9,  also  auf  Wasser  schwimmend;  zeigt 
Pluorescenz. 

Nach  der  Gonsistenz  unterscheidet  man  drei  Abarten,  das  leicht 
bewegliche  und  flüchtige  Naphta,  das  normale  Steinöl  und  den 
dickflüssigen  Erdtheer. 

Vorkommen:  in  natürlichen  wnd  künstlichen  Quellen,  als  Impräg- 
nation (Bitumen)  von  Kalksteinen,  Schiefem  und  Sanden,  in  Stein-  und 
Braunkohle,  auf  Klüften  und  Erzgängen.  Peine  und  Steinförde  m 
Hannover,  Tegemsee  (Quirinusöl) ,  Pechelbrunn  im  Elsass  etc.  In  ge- 
waltigen, wirthschaftlich  bedeutenden  Mengen  in  Pennsylvanien,  im  Kau- 
kasus (Baku  am  Kaspisee),  Galizien  (Boryslaw),  Rumänien,  Birma, 
Bomeo. 

Ozokerit.     Erdwachs.    Neftgil.    Paraffin. 

Gemenge  der  bei  der  Verflüchtigung  des  Petroleums  verbliebenen 
festen  Kohlenwasserstoffe.  Derb  und  wachsähnlich,  zuweilen  mit  strie- 
mig-faseriger Structur;  besteht  u.  d.  M.  aus  einem  Aggregat  doppel- 
brechender feinster  Nädelchen.  Br.  flachmuschlig  bis  hakig.  Weich  und 
knetbar.  Schmilzt  zwischen  58—62®.  G.  =  0,9.  Grünlich-  bis  gelblich- 
braun, grün;  in  dünner  Schicht  braun  oder  rothbraun  durchscheinend. 

Vielfach  mit  Petroleum  zusammen,  als  Imprägnation  und  Kluft- 
ausfüllung von  Sedimentärgesteinen;  gelegentlich  in  Begleitung  von  Stein- 
kohle. In  grösster  Menge  in  Oalizien  (Boryslaw,  Truskawiecz),  Slanik 
in  Rumänien,  Baku.     Wettin*    New-Castle. 

Elaterit,  elastisches  Erdpech,  unterscheidet  sich  von  Ozokerit  wesentlich 
nur  durch  seine  Elasticität.    Auf  Gängen  zu  Derbyshire,  Montr^lais  bei  Nantes. 

Hatchettin.  Derhe  wachsartige,  z.  Th.  aus  kleinen  (rhombischen ?)  TSfelchen 
aufgebaute  Massen,  die  in  der  Hauptsache  aus  Ozokerit  bestehen  oder  doch  Gemenge 
mit  Ozokerit  sind.  Wachs-  bis  grünlichgelb^  auch  gelblichweiss.  Perlmgl.  bis  Fettgl* 
Durchschein,  bis  undurchs.    Loch  Fyne,  Merthyr-Tydvil.    Wettin.    Seraing. 

Pyropissit  (Wachskohle).  Derb  und  erdig,  mild,  sehr  weich.  Matt.  G.  =  0,9. 
Weisslichgelb  bis  schmutzig  gelbbraun  mit  glänzendem  Str.  Schmilzt  zu  asphalt- 
ähnlicher Masse  und  verbrennt  mit  heller  Flamme.  In  kleinen  Lagern  in  der  Brann- 
kohle  zu  Gerstewitz  bei  Weissenfeis,  von  Helbra  bei  Eisleben  und  Eger  in  Böhmen. 

Eönleinit  (Scheererit  z.  Th.).  C5H4.  Kleine  weisse  diamantglänzende  Nadeln 
oder  Schüppchen,  als  Anflug  auf  bituminösem  Holz.  Redwitz  in  Bayern;  Uznach 
bei  St.  Gallen. 

Fichtelit.  C^Hg.  Monoklin.  ß  =  ca.  127^  Weisse,  perlmutterglänzende, 
schuppige  Aggregate  und  Anflüge  auf  Holz  im  Torf  von  Redwitz  im  Fichtelgebirge; 
auch  anderswo  im  Torf. 

Hart  it.  CijHgo.  Monoklin?  Weiss,  grau,  bräunlich,  wallrathähnlich.  Säulige 
oder  tafelige  XX  selten.  #  nach  einer  Richtung.  Br.  muschlig.  H.  =  1 — 1*/». 
Sehr  leicht  in  Aetber  löslich.  In  Braunkohle  zu  Oberhart  bei  Gloggnitz  in  Oester» 
reich,  zu  Rosenthal  bei  Köflach  und  Oberdorf  bei  Voitsberg  in  Steiermark. 


X.  Kl.    Organische  Verbindungen.  559 


3.  Abtheilung.    Harze. 

Die  Harze  sind  Sauerstoffverbindangen  der  EohlenwasserBioffe,  und  soweit  sie 
in  der  Natur  auftreten,  wahrscheinlich  allesammt  Gremenge.    Sämmtlich  amorph. 

Bernstein.  Snccinit  CioHsi^ii  ^^  Gemenge  einer  unlöslichen  Substanz 
mit  zwei  löslichen  Harzen,  femer  Bemsteins&ore  und  fiachtigem  Oel. 

Amorph.  —  In  Knollen,  öeröUen,  Körnern,  tropfsteinartigen  Formen, 
Platten;  eingesprengt.  Br,  muschlig,  spröd.  H.  =  2 — 2^«,  G.  =  1,0 — 1,1. 
Durchs,  bis  durchschein.  Fettgl.  Wachs-  bis  honiggelb  (benistein- 
farben),  ins  Hyacinthrothe  und  Braune,  gelblichweiss,  geflammt.  Schmilzt 
bei  287  0,  während  der  ähnliche  Copal  schon  bei  200— 220<>  schmilzt, 
brennt  mit  Flamme  und  eigenthümlichem  Geruch.  Löslich  in  warmem 
Spiritus. 

Vorkommen  anstehend  in  der  unteroligocänen  Bemsteinerde  (blauen 
Erde)  des  Samlandes;  von  da  transportirt  auf  zweiter,  dritter  etc.  Lager- 
statte  in  jüngeren  tertiären  Schichten  und  namentlich  im  norddeutschen 
Diluvium  tcie  am  Boden  der  Ost-  und  Nordsee.  Ztcischen  Simeto  und 
Catania  auf  Sicilien  kommt  ebenfalls  anstehender,  z.  Th.  bläulich  fluo- 
rescirender  Bernstein  im  Tertiär  vor.  —  Bemsteinähnliche  Harze  finden 
sich  vielfach  in  der  Braunkohle  und  in  tertiären  wie  cretaceischen  Sand- 
steinen. 

Mehr  oder  minder  bemsteinähnlich,  durch  lichte  gelbe  oder  braune  bis  rothe 
Farben  ausgezeichnet  sind  die  nachstehenden,  meist  in  der  Braunkohle  oder  im 
Lignit  gefundenen  Harze,  seltener  in  Sandsteinen  oder  Schiefem. 

Retinit  von  Halle,  Laubach  im  Vogelsgebirge,  Bovey-Tracey  in  Devonshire.  — 
Walchowit  aus  fijreidesandstein  von  Walchow  und  Obora  in  Mähren,  desgleichen 
Schraufit  von  Wamma  in  der  Bukowina.  —  Erantzit  von  Lattorf  und  Nienburg 
bei  Bemburg.  —  Copalin  aus  tertiärem  Thon  am  Highgate  Hill  bei  London, 
Euosmit  von  Thumsenreuth  in  Bayern,  Ixoiyt  von  Oberhart  bei  Gloggnitz.  — 
Jaulingit  von  Jauling  bei  St.  Veit  in  Niederösterreich,  Rosthornit  von  Gutta- 
ring  in  Kärnten.  —  Trinkerit  von  Carpano  in  Istrien,  auch  aus  Gosau-Mergeln 
bei  Gams  in  Steiermark.  —  Siegburgit  von  Siegburg  bei  Bonn.  —  Köflachit 
von  Laukowitz  bei  Köflach  in  Steiermark.  —  Neudorfit  von  Neudorf  in  Mähren. 
—  Hofmannit  von  Siena.  —  Bombiccit  von  Castelnuovo  im  Amothal.  — 
Tasmanit  aus  Tasmanien. 

Asphalt.     Erdpech.    Bergpech. 

'  Amorph.  —  Derb,  eingesprengt  in  Gangtrümmem,  Platten;  traubig, 
kuglig,  nierenförmig.  Br.  muschlig,  mild.  H.  =  1— 2,  ö.  =  1,1 — 1,2. 
Undurchs.,  Fettgl.  Pechschwarz.  Schmilzt  bei  ca.  100®,  löst  sich  theil- 
weise  in  Aether,  der  Rückstand  (sogen.  Asphalten)  in  Terpentin. 

Der  Entstehung  nach  oxydiries  Petroleum;  1.  daher  lagerartig, 
wohin  auch  die  Vorkommnisse  vom  Todten  Meer  und  der  Insel  Trinidad 


560  X.  Kl.   Organische  Verbindungen. 

ZU  rechnen  sind,  oder  2.  auf  Klüften  und  Gängen,  nicht  selten  neben 
Erzen  wie  z.  B.  Tberg  hei  Clausthal,  Mörsfeld  in  der  Pfalz,  Kamsdorf, 
Comwall  etc.;  femer  bei  Bentheim  im  nordwestlichen  Hannover  oder 
5.  als  Imprägnation  namentlich  versteinerungsreicher  Kalk-  und  Sand- 
steine, z.  B.  jurassische  Asphaltkalke  von  Limmer  hei  Hannover  und 
Vorwohle.  Val  de  Travers  in  der  Schweiz,  Italien.  Interessant  die  Aus- 
füllung von  Muschel-,  Schneckenschalen  etc.  mit  Asphalt,  das  Vorkommen 
desselhen  auf  Poren  schwedischer  Granite  und  innerhalb  schwedischer 
Magnetitlager,  z.  B.  Dannemora,  Norberg,  Garpenberg,  Bisperg  etc. 

Zum  Asphalt  gehören  Alber tit  (Melanasphalt)/  gangförmig  bei  Hilsborongh 
in  Albert  Co.,  Neu-Braunschweig  und  Grahamit  gangförmig  in  West-Viiginien, 
femer  Walait,  als  Ueberzug  von  Ealkspathkrystallen  in  der  Bosaitz-Oslawaner 
Steinkohlenformation,  desgleichen  Uintait  (Gilsonit)  gangförmig  aus  Utah. 

Bogheadkohle.  Bituminit.  Torbanit.  Flötzartig  zwischen  Steinkohlen  und 
gleich  diesen  geschichtet  Amorph.  Br.  eben  oder  muschlig;  die  Bruchstücke  scharf- 
kantig, zäh  und  schneidbar.  G.  =  1,28.  Schimmernd  bis  matt.  Schwärzlich-  bis 
leberbraun,  Str.  gelblichgrau.  In  Aether  nicht,  theilweise  in  Terpentinöl  löslich. 
Der  Entstehung  nach  Asphalt  des  Steinkohlenpetrolenms.  In  der  Steinkohle  von 
Torbanehill  bei  Bathgate  in  Schottland,  Pilsen  in  Böhmen,  Turakina  bei  Tnla  etc. 

Dopplerit.  Stark  glänzende,  eckige  Stücke  aus  Torf,  von  pechachwaner 
Farbe  und  muschligem  Bruch,  ist  der  Asphalt  des  «Torfpetroleums*.  Mehrorts  aus 
bayerischen  und  alpinen  Torfablagerungen. 

Anthrakoxen.  Br.  kleinmuschlig ,  bräunlichschwarz,  bildet  dünne  Lagen 
zwischen  Schieferkohle  zu  Brandeisl  bei  Schlan  in  Böhmen. 

Piauzit.  Schwarz,  Fettgl.  Gkmgtrümmer  in  Braunkohle  von  Piauze  in 
Erain ;  auf  Nestern  in  Braunkohle  bei  Tüffer  in  Steiermark. 

Pyroretin.  Knollen-  und  plattenförmiges  Harz,  das  bei  Yerkohlung  durch 
Basalt  aus  Braunkohle  hervorgegangen  ist    Sehr  spröd.    Aussig. 

Idrialit  GgoHg^Os.  Derb],  in  Knollen,  als  Anflug,  gewöhnlich  beigemengt 
dem  Zinnober  und  dessen  Gesteinsbegleitem.  Structur  blätterig.  Mild.  H.  =  1 — 1\*3. 
G.  =  1,4—1,6.  Matt  oder  fettglänzend.  Schmutzig,  grün,  grau,  braunschwarz.  Löst 
sich  in  concentrirter  heisser  Schwefelsäure  mit  indigoblauer  Farbe.  Idria.  —  Unter 
ähnlichen  Verhältnissen  findet  sich  auf  californischen  Zinnoberlagerstätten  Aragotit, 
der  aber  zu  den  Kohlenwasserstoffen  gehören  soll. 


4.  Abtheilung.     Kohlen. 

Die  Kohlen  entsprechen  nach  ihrer  organischen  Herkunft  and  Structur,  wie 
auch  nach  ihrer  physikalischen  und  chemischen  Beschaffenheit  nicht  der  Begri& 
bestimmung  eines  Minerales;  sie  sind  Gesteine  und  ihre  Beschreibung  gehört  daher 
im  Grunde  nicht  in  die  Mineralogie.  Dennoch  ist  es  üblich,  die  Hauptarten  auch 
kurz  bei  den  Mineralien  zu  erwähnen.  —  Eine  constante  ehem.  Zus.  kommt  den 
Kohlen  nicht  zu.  Neben  dem  vorherrschenden  Kohlenstoff,  der  jedoch  nicht  als 
Element,  sondern  chemisch  gebunden  ist  und  dessen  Menge  im  Allgemeinen  vom 
geologischen  Alter  und  sonst  von  geologischen  Einwirkungen  abhängt,  finden  sidi 
Sauerstoff  und  Wasserstoff,   untergeordnet  Stickstoff  und  organische  Bestandtheile. 


X.  Kl.   Organische  Verbindungen.  561 

Wie  sie  nach  ihrem  geolog^chen  Alter  eine  fortlaufende  Reihe  bilden,  so  thun  sie 
das  auch  mit  Rücksicht  auf  ihre  chemische  Beschaffenheit  zwischen  den  beiden  End- 
gliedern, der  an  Kohlenstoff  ärmsten  Holzfaser  und  dem  an  Kohlenstoff  reichsten 
Anthracit.  Man  unterscheidet  demzufolge  gewöhnlich  vier  Glieder;  ein  fünftes  Glied, 
Schungit,  bildet  das  Endglied  der  Reihe  und  ist  S.  277  besprochen. 

Anthracit.     Kohlenblende. 

Ist  die  an  Kohlenstoff  reichste  und  meist  auch  geologisch  älteste 
Kohle.  Der  Kohlenstoff  übersteigt  90  ^/o,  entsprechend  sind  Sauerstoff  und 
Wasserstoff  nur  in  geringen  Mengen  vorhanden.  —  Amorph  und  homogen 
erscheinend  mit  muschligem  Br.  und  spröde.  Zuweilen  stenglig  abge- 
sondert, selten  erdig-schuppig.  H.  =  2 — 2^«,  ö.  =  1,4— 1,7.  Schwarz 
ins  Eisengraue,  auch  bunt  angelaufen;  Str.  schwarz,  undurchs.  Glasgl., 
oft  ins  Metallische  geneigt.  —  Kalilauge  wird  nicht  gefärbt;  verbrennt 
schwer  und  nur  bei  lebhaftem  Luftzug. 

Die  pflanzliche  Herkunft  lässt  sich  u,  d,  M.  zuweilen  noch  nach- 
iveisen.  Tritt  lager-  und  linsenförmig  im  Silur,  Devon  und  Carbon  auf 
vielfach  in  Verbindung  mit  Steinkohle,  als  deren  druckmetamorphe  Ab- 
änderung Anthracit  öfters  erscheint.  Daher  gern  in  stark  gefaltete^i  Ge- 
birgen: Alpen,  Alleghanies  etc.  Aber  auch  vereinzelt  ans  eruptivem 
Contact  hervorgegangen. 

Steinkohle.     Schwarzkohle. 

Enthält  74— 94C,  3—20  0  und  1— 5H;  organische  Structur  deut- 
lich erhalten,  wenn  auch  vielfach  erst  nach  besonderer  Präparirung 
u.  d.  M.  hervortretend.  Dicht  mit  Schiohtungsandeutung,  schieferig,  faserig, 
ßr.  muschlig,  spröde.  H.  =  2 — 2^/2,  Q.  =  1,15 — 1,5.  Schwarz  ins  Braune 
und  Graue;  Str.  schwarz.  Glas-,  Pech-  oder  Fettgl.  —  Enthält  oft 
grosse  Mengen  von  Aschenbestandtheilen ,  1 — 30  V  und  darüber.  Kali- 
lauge wird  nicht  oder  nur  schwach  gefärbt. 

Auf  Grund  physikalischer  Unterschiede  und  technischer  Verwend- 
barkeit werden  viele  Abarten  unterschieden :  Glanzkohle,  Pechkohle,  Kännel- 
kohle, Glaskohle,  Flammkohle,  Backkohle,  Sinterkohle,  Sandkohle,  Fett- 
und  Magerkohle  u.  a. 

In  meilemceit  ausgedehnten  Flötzen,  ferner  in  Lagern  und  Schmitzen. 
—  Steinkohle  ist  nach  ihrem  geologischen  Alter  charakteristisch  für  die 
Formationen  vom  Devon  bis  incl.  Kreide,  namentlich  ist  sie  aber  im 
Carbon  verbreitet,  dem  die  meisten  bekannten  Kohlenfelder  angehören. 
Im  Rothliegenden  getvisse  Kohlen  von  Saarbrücken  und  Böhmen,  in  der 
Trias  (Rhät)  solche  von  Schonen  und  die  Keuperkohle  Mittel-  und  Süd- 
deutschlands,  im  Jura  Südungarns  (Fünfkirchen),  in  der  Kreide  (Wenl den) 
des  Deisters  etc. 

Elockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl.  36 


562  X.  Kl.   Organische  Verbindmigei]. 


Brannkohle. 

Enthält  55-75  C,  26-19  0,  6-3  H  und  lässt  die  pflanzliche  Structnr 
auch  äusserlich  meist  noch  deutlich  erkennen,  namentlich  in  der  holzigen 
Braunkohle  oder  Lignit  und  in  der  Nadel-  und  Blätterkohle.  Doch  auch 
äusserlich  homogen  erscheinend  wie  im  Gagat  oder  Jet;  ferner  erdig 
(Kölnisch  Umbra)  und  durch  Druck  blätterig  und  schieferig  (Papier- 
kohle). Weich  und  mild.  ö.  =  1,12 — 1,4.  Braun,  zuweilen  auch  schwarz, 
Meist  mehr  Aschenbestandtheile  als  die  Steinkohle.  Färbt  Kalilauge 
dunkelbraun. 

Ist  die  charakteristische  Kohle  des  Tertiärs  (Braunkohlefiformatioiü, 
in  welcher  sie  flötzartig  über  die  ganze  Erde  auftritt. 

Torf. 

Bildet  das  jüngste  Glied  in  der  Reihe  der  Kohlen,  unterscheidet 
sich  von  der  Pflanzenfaser  wesentlich  nur  durch  geringeren  Wassergehalt: 
enthält  53 — 58  C,  35 — 28  0,  6— 5H.  Besteht  noch  ganz  aus  deutlich  er- 
kennbaren und  mit  einander  verfilzten  Pflanzenresten.  Braun,  auch  hell- 
gelb und  braun.  Locker,  durch  Druck  compacter,  selbst  homogen  (Pech- 
torf) und  schieferig  werdend.  Nach  der  pflanzlichen  Herkunft  und  der 
Art  des  Auftretens  werden  mehrere  Arten  unterschieden,  von  denen 
Hochmoortorf  und  Grünlandstorf  wirthschaftliche  Bedeutung  haben. 

Alluviale  Bildung  vorzugsweise  der  gemässigten  Zonen;  verein ztlf 
auch  im  Diluvium. 


Anhang  I. 

Die  nntzbaren  Mineralien. 

Die  nachstehende  Uebersicht  Über  die  nutzbaren  Mineralien  erhebt  keinen  An- 
spruch auf  Erschöpfung  des  Gegenstandes.  Nur  die  wichtigsten  der  in  Betracht 
kommenden  Mineralien  haben  Berücksichtigung  erfahren  und  das  auch  nur  mit  kurzen 
Bemerkungen  über  ihr  geographisches  Vorkommen»  ihre  Lagerstätten,  Begleiter  und 
Verwendung.  In  vielen  Fällen  konnte  auch  ein  Hinweis  auf  den  Text  im  beschrei- 
benden Theil  genügen. 

Besprochen,  resp.  erwähnt  wurden:  Erze,  Edelsteine,  Schwefel,  Graphit,  As- 
best, Apatit,  Phosphorit,  Kalk,  Gyps,  Anhydrit,  Glaukonit,  Flussspath,  Strontianit, 
Cölestin,  Witherit,  Magnesit,  Baryt,  Quarz,  Kieseiguhr,  Feldspath,  Kaolin,  Steinsalz 
und  Kalisalze  sammt  den  Begleitmineralien,  ferner  Bittersalz,  Soda,  Glaubersalz,  Natron- 
salpeter, Alunit,  Kryolith,  Bauxit,  Tinkal,  Sassolin.  FarbstoflFe,  wie  Bolus,  ümbra, 
Grünerde  etc.,  Materialien  zur  Bildhauerei,  zu  Ornamenten  etc.,  wie  Marmor,  Ala- 
baster, Serpentin,  Agalmatolith ,  Malachit,  Rhodonit,  Chrysopras,  Nephrit,  Jadeit, 
Meerschaum. 

Erze.  Das  Wort  Erz  hat  eine  zweifache  Bedeutung.  Der  Berg-  und  Hütten- 
mann versteht  unter  Erz  alle  Mineralien  und  Mineralgemenge,  aus  denen  im  Grossen 
und  in  wirthschaftlich  vortheilhafter  Weise  Metall  gewonnen  werden  kann ;  in  diesem 
Sinn  ist  auch  das  Wort  in  der  Folge  gebraucht,  wenn  auch  der  Vollständigkeit 
halber  eine  Reihe  seltener  Mineralien  aufgezählt  wurden,  die  für  sich  zur  Metall- 
gewinnung niemals  in  Betracht  kommen.  Danach  sind  mit  Gold  imprägnirte  Quarze 
Golderze,  Spatheisen  ist  ein  Eisenerz,  Kryolith  ein  Alumininmerz,  während  Pyrit,  der 
nach  dem  gegenwärtigen  Stand  der  Technik  nur  ganz  ausnahmsweise  zur  Eisen- 
gewinnung dient,  kein  eigentliches  Eisenerz  ist.  Der  Mineralog  legt  dem  Wort  eine 
andere  Bedeutung  unter,  doch  ist  dieselbe  wie  im  gewöhnlichen  Leben  nicht  ganz 
feststehend.  Erze  sind  danach  Mineralien,  die  ein  Metall  vererzt,  d.h.  in  chemi- 
scher Verbindung  enthalten  und  dabei  gewöhnlich  noch  metallischen  Habitus  oder 
hohes  Eigengewicht  haben.  Meist  sind  es  Sulfide  und  Oxyde.  Pyrit  ist  alsdann  ein 
Erz,  Kryolith  keins. 

Die  Begleiter  der  Erze  auf  ihren  Lagerstätten  heissen  Gang-  oder  Lagerarten. 

Gold  wird  nahezu  ausschliesslich  aus  solchen  Erzen  gewonnen,  die  ged.  Gold 
in  mechanischem  Gemenge  mit  einer  Gang-  oder  Lagerart,  in  den  meisten  Fällen 
Quarz,  enthalten.  lieber  das  Vorkommen  des  ged.  Goldes  und  seiner  Begleiter  cfr. 
S.  281.  Besondere,  aber  sehr  seltene  Golderze  sind  die  Goldtelluride  Sylvanit, 
Nagyagit,  Petzit;  ausserdem  Maldonit.  Als  Nebenproduct  wird  Gold  noch  aus  güldi- 
schem  Silber,  goldhaltigen  Arsen-,  Schwefel-  und  Kupferkiesen  gewonnen. 

Silber.  Das  meiste  Silber  wird  trotz  geringen  Gehalts  daran  aus  Bleiglanz 
gewonnen.    Eigentliche  Silbermineralien  sind  ged.  Silber,  Pyrargyrit,  Proustit,  Silber- 


564  Anhang  I.    Die  nutzbaren  Mineralien. 

glänz 9  Melanglanz,  Polybasit,  Miargyrit,  Antimonsilber,  Arsensilber,  8ilber£Eihlen. 
Chlor-,  Jod-  und  Bromsilber.  Daneben  finden  sich  noch  als  seltene  Mineralien: 
Selensilber,  Tellursilber,  Stromeyerit,  Huntilith,  Orookesit,  Wismuthsilber,  Eukairit, 
Silberwismuthglanz,  Alaskait,  Plenargyrit,  Schirmerit,  Scbapbachit,  Brongniartit 
Diaphorit,  Freieslebenit,  Stylotyp,  Tapalpit,  Pyrostilpnit,  Polyargyrit,  Silberkies, 
Argyrodit.  Die  Silbermineralien  sind  allermeist  vergesellschaftet  mit  einander  und 
zwar  auf  Gängen.  Bezüglich  ihres  Vorkommens  cfr.  Silber  S.  283  und  Pyrargyrit 
S.  831.  Die  gewöhnlichsten  Begleiter  sind  Kalkspath,  Quarz,  Flussspath,  Arsenkies. 
Bleiglanz,  Zinkblende,  Kupferkies. 

Quecksilber.  Gediegen  selten,  zumeist  aus  Zinnober  gewonnen.  York, 
cfr.  S.  302.  Quecksilber  findet  sich  sonst  noch  im  QuecksUberfahlerz,  Metacinnabarit. 
Onofrit,  Tiemannit,  Coloradoit,  Living^tonit. 

Kupfer.  Die  wichtigsten  Kupfererze  sind:  Ged.  Kupfer,  Kupferkies,  Bunt- 
kupfererz, Kupferglanz,  Fahlerz,  Boumonit,  Enargit,  Rothkupfererz,  Malachit,  Lasur, 
Atakamit.  Selten  sind  und  nur  lokale  Bedeutung  erlangen  Kupferindig,  Kupfer- 
pecherz,  Kupferschwärze,  Kupfervitriol,  Kieselkupfer  und  Kupferblau;  femer  Selen- 
kupfer, Umangit,  Tenorit,  Brochantit,  Libethenit,  Ehlit,  Tagilit,  Olivenit»  £uGhroit 
Volborthit,  Lirokonit,  Dioptas.  York,  sehr  mannichfaltig,  auf  Gängen,  La^m  etc. 
(cfr.  Kupferkies  S.  823),  die  ozydischen  Mineralien  am  Ausgehenden. 

Blei.  In  erster  Linie  Bleiglanz,  untergeordnet  die  Bleispiessglanze,  Zinckenit 
Jamesonit,  Boulangerit,  Plagionit,  Dufrenoysit,  Bournonit,  sowie  die  oxydischen  Salze 
Weissbleierz,  Bleivitriol,  Pyromorphit,  Mimetesit.  Seltene  Bleimineralien  sind :  Selen- 
blei, Bleihornerz,  Leadhillit,  Linarit,  Rothbleierz,  Melanochroit,  Yauquelinit,  Gelb- 
bleierz, Scheelbleierz,  Yanadinit,  Eusynchit,  Descloizit,  Kentrolith,  Melanotekit,  Hyalo- 
tekit,  Barysilit,  Ganomalith.    Yorkommen  cfr.  Bleiglanz  S.  293. 

Zink.  Hauptsächlich  Galmei  (d.  i.  Zinkspath  incl.  Zinkblüthe  und  Kiesel- 
zinkerz), Zinkblende;  lokal  werden  von  Bedeutung  Rothzinkerz  und  Franklinit.  Sel- 
tene Zinkmineralien:  Willemit,  Troostit,  Roepperit,  Hopeit. 

Cadmium  wird  besonders  aus  schlesischem  Galmei  und  aus  Zinkblende  ge- 
wonnen ;  das  eigentliche  Cd-Mineral  Greenockit  ist  selten.  Yerwendung  zu  Legirungen 
(Woodys  Metall),  als  Farbe  (gelbes  CdS)  und  als  blaues  Feuer  in  der  Feuerwerkerei. 

Zinn.  Als  Zinnerz  kommt  allein  Zinnstein  in  Betracht,  neuerdings  unter- 
geordnet auch  Franckeit  und  Kylindrit.  Seltene  Sn-Mineralien  sind  Zinnkies  und 
NordenskiÖldin. 

Eisen.  Die  eigentlichen  Eisenerze  sind  nur  Spatheisen,  Roth-,  Braun-  und 
Magneteisen  mit  ihren  Yarietäten;  gelegentlich  findet  gerösteter  Schwefelkies,  dtLs 
Nebenproduct  anderer  Processe,  Yerwendung.  Sonstige  Eisenmineralien  sind:  Ge- 
diegen Eisen,  Markasit,  Magnetkies,  Ai-senkies,  Arseneisen,  Berthierit,  Titaneisen, 
Chromeisen,  Nadeleisen,  Eisenvitriol,  Pissophan,  Yivianit,  Symplesit,  Grüneisenstein, 
Triplit,  Triphylin,  Kakoxen,  Skorodit,  Delvauxit,  Eisensinter,  Pharmakosiderit,  Fayaliib. 
Chamosit,  Thuringit,  Stilpnomelan,  Cronstedtit,  Hisingerit,  Nontronit  u.  a. 

Mangan.  Die  Manganerze  werden  in  der  Technik  unter  dem  Namen  Braun- 
stein zusammengefasst,  dahin  gehören  Pyrolusit,  Polianit,  Manganit,  Hausmannit, 
Braunit,  Psilomelan,  Wad,  Yarvicit.  Andere  Mn-Mineralien  sind  noch  Mangankies. 
Manganblende,  der  wichtige  Manganspath,  Tephroit,  Längbanit,  Mangankiesel  u.  a. 
Yerwendung :  Ferromangan,  Kupfermanganlegirungen,  Chlorbereitnng. 

Nickel.  Das  meiste  Nickel  wird  zur  Zeit  aus  dem  Gamierit  (Neu-Caledonien) 
und  aus  Ni-haltigen  Magnetkiesen  (Canada)  gewonnen.  Andere  Ni-Minerale  sind: 
Rothnickelkies,  Chloanthit,  Millerit,  Breithauptit,  Gersdorffit,  UUmannit,  Weissnickel- 


AnhaDfi^  I.    Die  nutzbaren  Mineralien.  565 

kies,  Eisennickelkies y  Polydymit,  Beyrichit,  Horbachit,  Nickelvitriol,  Nickelblüthe, 
Nickelgymnit. 

Kobalt.  Am  wichtigsten  sind  neben  Co-baltigem  Magnetkies  Speiskobalt 
und  Glanzkobalt,  weniger  häufig  Glaukodot,  Linneit,  Eobaltmanganerz,  Heubachit, 
Kobaltspath,  Kobaltvitriol,  Eobaltblüthe.  —  Kobaltfarben. 

Arsen.  Als  Erze  kommen  in  Betracht;  gediegen  Arsen,  Arsenikkies,  Arsen- 
eisen und  sonstige  an  Fe,  Ni  oder  Co,  auch  Ag  gebundene  As-Mineralien;  Realgar 
und  Auripigment  haben  nur  lokale  Bedeutung.  Fast  immer  mit  Silbererzen  ver- 
knüpft. Verwendung  zur  Darstellung  von  arseniger  Säure  und  anderen  Arsen- 
präparaten, die  als  Beize  in  der  Kattundruckerei,  zu  Farben,  zur  Reinigung  des 
Glases  etc.  benutzt  werden. 

Antimon,  Antimonglanz,  Senarmontit,  ged.  Antimon,  nebenher  Bleispiess- 
glänze,  AUemontit,  Rothspiessglanz,  Valentinit,  Antimonocker.  Legirungen,  nament- 
lich Schriftmetall  und  Britanniametall.    Brechweinstein. 

Wismuth.  Hauptsächlich  Wismuthglanz,  untergeordnet  ged.  Wismuth,  Wis- 
muthkupfererz,  Wismuthkobalt-  und  Wismuthnickelkies ,  Nadelerz,  Wismuthocker, 
Kieselwismuth,  sehr  selten  Wismuthsilber  und  Wismuthgold.  Verknüpft  mit  gang- 
förmig auftretenden  Ag-,  Ni-  und  Co-Erzen.  Verwendung  zu  Porcellanlüsterfarben, 
Schminke,  leichtflüssigen  Legirungen  etc. 

Aluminium.  Zur  Gewinnung  des  Aluminiums  dient  vorzugsweise  Bauxit 
(S.  368),  untergeordnet  auch  Kryolith.  Als  Nebenproducte  werden  dabei  Alaun  und 
aus  dem  Kryolith  in  grösster  Menge  noch  Soda  gewonnen. 

Edelsteine«  Die  Werthschätzung  der  Edelsteine  gründet  sich  auf  physikalische 
Eigenschaften  (Härte,  Durchsichtigkeit,  Farbe,  Glanz,  Brechungsvermögen),  auf 
Seltenheit  des  Vorkommens  und  häufig  auch  auf  Modeanschauungen.  Neben  den 
eigentlichen  Edelsteinen  (Juwelen)  werden  noch  die  minder  werthvoUen  Halbedelsteine 
oder  gewöhnlichen  Scbmucksteine  unterschieden.  Oefters  decken  sich  die  Namen 
der  Juweliere  nicht  mit  der  in  der  Mineralogie  gebrauchten  Nomenclatur.  Für  die 
Erkennung  geschliffener  Steine  werden  besonders  das  spec.  Gewicht  und  optische 
Eigenschaften,  wie  Doppelbrechung  und  Pleochroismus  wichtig. 

Diamant,  der  geschätzteste  der  Edelsteine,  ist  nach  seinem  geologischen 
und  geographischen  Vorkommen  ausführlich  behandelt  auf  S,  278. 

Korund,  Rubin ,  Sappbir.  Die  eingewachsenen  X  X »  t^^^  Ausnahme  der 
jüngsten  Funde  im  nordwestlichen  Himalaya,  haben  keinen  Werth  als  Edelsteine, 
die  geschätzten  Steine  finden  sich  auf  Seifen;  die  meisten  stammen  aus  der  Gegend 
von  Ava  in  Birma  oder  von  Syriam  in  Pegu,  femer  aus  den  Sauden  von  Ceylon. 
Ueber  Taschkent  kommen  centralasiatische  Rubine  in  den  Handel,  die  ihre  Heimath 
vielleicht  im  Tian-Schan  haben.  Untergeordnet  finden  sich  Sapphire  am  Ural,  an 
vielen  Punkten  Nord- Amerikas ,  in  Neu-Südwales,  auch  wohl  in  Central-Frankreich 
und  Böhmen. 

Spinell,  von  Haus  aus  Contactmineral  aus  kömigen  Kalken ,  edle  Steine 
nur  auf  secundärer  Lagerstätte.  Gewöhnlicher  Begleiter  des  Rubin  in  Slam,  Birma, 
Pegu,  Ceylon,  auch  Turkestan  und  Neu-Südwales. 

Beryll.  Smaragd,  Aquamarin.  Theils  eingewachsen,  theils  lose  auf  Seifen. 
Smaragd:  eingewachsen  in  Glimmerschiefer,  wie  die  XX  vom  rechten  Ufer  der 
Takowaja,  85  Werst  östlich  von  Jekaterinburg  und  wenig  werthvoll  das  Vorkommen 
vom  Habachthal  in  Salzburg.  Die  schönsten  Smaragde  stammen  aus  Kalkspath- 
gangen  von  Muzo   bei  Santa  Fe  de  Bogota   in  Neu-Granada.    Im  Alterthum   aus 


566  Anhang  J.    Die  nutzbaren  Mineralien. 

Aegypten  am  Rothen  Meer  und  früher  auch  aus  Peru.  Aquamarin:  auf  Gängen 
in  Graniten:  Ural,  Nertschinsk,  Elba,  Maine  und  Nord-Carolina;  lose  in  Sanden  bei 
Ava  in  Birma  und  in  Brasilien. 

Chrysoberyll.  Hellgelbgrüner  Chrysoberyll  (Chrysolith  der  Juweliere),  lo«e 
in  Sanden  in  Brasilien,  auf  Ceylon  .und  in  Hinterindien.  Dunkeigrun  (Alezandriti 
aus  den  Smaragdgruben  an  der  Takowaja. 

E  u  k  1  a  8 ,  auf  secundärer  Lagerstätte  in  Brasilien  und  am  Ural. 

Phenakit  aus  den  Smaragdgruben  an  der  Takowaja. 

Topas,  vielorts  verbreitet.  Im  Topasfels  des  Schneckensteins,  aus  Graniten 
des  Urals  und  des  Ilmengebirges.  Bei  Villarica  z.  Th.  auf  Gängen,  in  Thonschiefer, 
z.  Th.  lose.  Auf  Seifen  in  Minas  Gera€s  (wasserklar  oder  blass  grünlich),  auf  Ceylon 
(wasserklar  und  safrangelb),  in  Neu- Südwales  (blaugrün),  in  Colorado  (farblos  und 
zimmetbraun). 

Zirkon.  Hyacinth.  Nur  die  rothen  gelten  als  Edelsteine.  Lose,  najmentlich 
auf  Ceylon  und  in  Indien,  ebenso  in  Neu-Südwales. 

Granat.    Hessonit,  nur  auf  Ceylon. 

Almandin,  eingewachsen  im  Glimmerschiefer  des  oberen  Zillerthals,  lose 
auf  Ceylon,  Syriam  in  Pegu  (sogen,  syrische  Granaten),  Brasilien,  Nordamerika,  bei 
Kolin  in  Böhmen;  als  «Cap-Rubine*  in  den  diamantenführenden  Sanden  am  VaaJflufö. 
P y r 0 p ,  lose  bei  Meronitz  in  Böhmen  (böhmische  Granaten).  Der  grüne  Demantoid 
findet  sich  eingewachsen  in  Serpentin  und  Asbest  bei  Poldnewnaja  im  District 
Sysserk  im  Ural. 

0 1  i  V  i  n.  Chrysolith  z.  Th.  Nur  in  Flusssanden.  Ceylon,  Pegu,  Oberlauf  des 
Nils,  Brasilien. 

Turmalin.  Rubellit  von  Schaitansk.  Indigolith  (brasilianischer  Sap- 
phir)  aus  dem  Ural  und  Brasilien. 

Grüne  Turmaline  (brasilianische  Smaragde)  aus  der  Provinz  Minas  Geraes 
und  als  , ceylonische  Chrysolithe**  von  Brasilien. 

Opal.  Der  Edelopal  bildet  Trümmer  in  vulkanischen  Breccien  bei  Czerwenitza 
im  Eperiesgebirge  und  findet  sich  ähnlich,  wenn  auch  weniger  schön  in  Süd-Australien 
und  Guatemala. 

Türkis  (orientalischer  Türkis) ;  werthvoU  sind  nur  die  himmelblauen  Arten. 
Nischapur,  auf  Trümmern  in  einer  jüngeren  vulkanischen  Breccie  neben  viel  Braun- 
eisenerz, analog  im  Magarathal  am  Sinai,  am  Mosesbrunnen  in  Arabien.  Neuerdings 
in  New-Mexico,  südlich  von  Santa  Fe. 

Lasurstein.  Lapis  Lazuli.  In  Kalken  der  Bucharei,  am  Baikalsee,  in 
Persien.  —  Bez.  Bernstein  cfr.  S.  559. 

Vom  Quarz  finden  als  Halbedelsteine  Verwendung ;  BergkrystaU.  Bauch- 
topas, Citrin,  Amethyst,  Katzenauge,  Tigerauge,  Falkenauge  (die  noch 
nicht  durch  ausgeschiedenes  Eisenhydroxyd  braun  geiUrbten,  sondern  blaugrauen 
Arten  des  Tigerauges),  Avanturin,  Chalcedon,  Onyx,  Plasma,  Heliotrop- 
Von  Feldspäthen  finden  der  Mondstein  und  die  labradorisir enden  Varietäten 
Verwendung.  Gelegentlich  und  lokal  werden  verschliffen:  Vesuvian  (braun  vom 
Vesuv,  grasgrün  aus  dem  Alathal),  Cordierit  (Wasser-  und  Luchssapphir) ,  Anda- 
lusit,  Cyanit,  Staurolith,  Axinit,  Diopsid,  Hiddenit  (Spodumen  aus  Nord- 
Carolina),  Titan  it. 

üeber  das  Vorkommen  des  in  der  Gasglühlichtindustrie  verwendeten,  auf  Cer- 
und  Thorerde  verarbeiteten  Monazit  vergl.  S.  436. 


Anhang  I.    Die  nutzbaren  Mineralien.  567 

Schwefel«  Das  Hauptgebiet  der  Schwefelproduction  ist  das  südwestliche 
Sicilien,  wo  der  Schwefel  in  vom  Aetna  und  seinen  Exhalationen  unabhängigen 
miocänen  Lagern  vorkommt.  Aehnliche  Verhältnisse  weisen  die  Vorkommnisse  von 
Radoboj  in  Kroatien,  Szwoszowice  bei  Krakan  in  Galizien,  Temel  in  Aragonien  auf. 
Fumarolenthätigkeit  verdanken  der  Schwefel  von  Vulcano,  von  Puzzuoli,  von  Corfu 
und  Milo,  von  Erisuvik  auf  Island,  vom  Popocatepetl  und  manche  califomische  Vor- 
kommnisse ihre  Entstehung.  Femer  liefern  der  Kaukasus,  die  Küsten  des  Reihen 
Meeres,  insbesondere  die  Umgegend  des  Golfs  von  Suez  bedeutende  Schwefelmengen. 
Daneben  wird  Schwefel  aber  auch  bei  der  Röstung  von  Kiesen  und  sonstigen 
S-haltigen  Erzen  gewonnen,  und  die  Schwefelsäure  zum  weitaus  grössten  Theil  aus 
solchen  Rohproducten  hergestellt. 

Graphit.  Technisch  wichtige  Vorkommen  sind  stets  an  kiystalline  Schiefer, 
wo  sie  lagerartig  vorkommen  oder  als  (ränge  an 'Granite  geknüpft.  Früher  waren 
von  Bedeutung  die  in  Fhylliten  aufsetzenden  Graphitlager  von  Borrowdale  bei  Ke^ 
wick  in  Cumberland  (englische  Bleistifte),  gegenwärtig  liefern  die  sibirischen  und 
ceylonischen  Gruben  den  Nürnberger  Fabriken  das  Material.  Das  von  Alibert  1847  ent- 
deckte sibirische  Vorkommen  setzt  im  Tunkisker  Gebirge,  50  Meilen  westlich  Irkutsk, 
zwischen  Granit  und  Syenit  in  kömigen  Kalken  auf.  Der  blätterige  oder  schuppige 
Graphit  von  Ceylon  tritt  gangartig  im  Granit  auf.  —  In  Europa  sind  es  die  Böhmen 
umgürtenden  Gebirge,  in  deren  Gneissen  und  körnigen  Kalken  sich  GraphiÜager  finden. 
Dahin  gehört  Passau  in  Bayem,  Brunn  am  Walde,  Geras,  Deppach,  Marbach  in  Nieder- 
österreich, Krain,  Vöttau,  Hafnerluden  in  Mähren.  In  Böhmen  selbst  finden  sich 
Lager  zu  Schwarzbach  und  Stuben  bei  Krumau;  in  geringem  Umfang  sind  Graphit- 
lager in  der  ganzen  Alpenkette  verbreitet.  Nordamerika  ist  reich  an  Graphitlagem 
innerhalb  der  aus  krystallinen  Schiefem  aufgebauten  AUeghanies ;  am  ergiebigsten 
ist  gegenwärtig  die  Ticonderoga- Grube  in  New- York,  während  früher  die  Sonora- 
Grube,  Tuolumme  Co.  in  Califomien  Bedeutung  hatte. 

Asbest«  Unter  Asbest  werden  alle  feinfaserigen,  in  den  Fasern  biegsamen 
feuer-  und  säurebeständigen  Hornblende-,  Augit-  und  Serpentinvarietäten  verstanden. 
In  der  Technik  macht  man  fast  allein  Gebrauch  vom  Tremolitasbest  (Amiant)  und 
vom  Serpentinasbest  (Chrysotil-  oder  Edelasbest).  Letzterer  ist  der  beste  und  stammt 
hauptsächlich  aus  Canada,  während  der  Tremolitasbest  zum  grossen  Theil  aus  dem 
Veltlinerthal  (Sondrio  in  der  Lombardei)  herrührt.  Verwendung  zu  feuer-  und  säure- 
beständigen Geweben,  Seilen,  Pappen  (Millboard),  Abdichtungsringen  etc. 

Apatit  und  Phosphorit«  Verwendung  als  Mineraldünger  entweder  unmittel- 
bar in  feingemahlenem  Zustand  oder  häufiger  mittelst  Schwefelsäure  aufgeschlossen 
als  Superphosphat.  Das  geologische  und  geographische  Vorkommen  von  Apatit  und 
Phosphorit  ist  S.  438  ff.  näher  beschrieben.  Weiter  kommen  als  Mineraldünger  in 
Betracht:  für  den  Bedarf  der  Pflanzen  an  Kali  die  Kalisalze  (s.  unten)  und  lokal,  z.  B. 
New-Jersey  der  Glaukonit,  für  den  Bedarf  an  Stickstoff  der  Natron-  oder  Chilisalpeter 
(S.  393  und  weiter  unten)  und  für  Kalk  Gyps,  Anhydrit  und  kalkhaltige  Lehme 
(Mergel). 

Weitere  nutzbare,  in  manchen  Fällen  bergmännisch  gewonnene  Mineralien 
sind  noch: 

Flussspath  (S.  377)  als  Zuschlagmittel  bei  Hüttenprocessen  und  zur  Ge- 
winnung von  Flusssäure,  Strontianit  (S.  404),  Cölestin  (S.  414)  und  Witherit 
(S.  403),  alle  drei  zur  Entzuckerung  der  Melasse  und  in  der  Feuerwerkerei  verwendet ; 
ferner  Magnesit  (S.  398)  zur  Gewinnung  von  bitumenfreier  Kohlensäure  für  Mineral- 


568  Anhang  I.    Die  nutzbaren  Mineralien. 

Wässer,  Baryt  (S.  403),  Quarz  (S.  342),  Eieselguhr  (S.  367),  letzteres  angewendet 
als  Poliermittel  und  Wärmeschutz,  zur  Darstellung  von  Dynamit  und  Wasserglas. 
Bez.  Smirgel  cfr.  S.  362. 

Der  Feldspath  (Orthoklas),  namentlich  pegmatitischen  G&agen  innerhalb 
krystalliner  Schiefer  (Skandinavien  etc.)  entnommen,  dient  bei  der  Glas-  und  Por- 
cellanfabrikation. 

Kaolin  in  seiner  reinen  Varietät  liefert  die  Porcellanerde.  Bekanntere 
Lokalitäten  sind  Aue  bei  Schneeberg  (Meissen),  üntergriesbach  und  Obemzell  bei 
Passau,  Morl  bei  Halle,  St.  Yrieux  bei  Limoges  (Sövres),  St.  Austel  in  ComwalL 
Unreinere,  an  vielen  Orten  gefundene  Varietäten  liefern  die  Pfeifenerde  und  den 
Töpferthon,  aus  denen  Steingut  (Wedgewoodwaaren) ,  feuerfeste  Tiegel  (Hessische 
Tiegel,  Gross -Almerode)  etc.  hergestellt  werden. 

Steinsalz  und  Kalisalze.  Steinsalz  findet  sich  schiebt- und  lagerartig  oder 
als  Imprägpiation  in  allen  geologischen  Formationen,  beispielsweise  gehören  dem 
Silur  an:  der  Onondagadistrict  mit  Salina  und  Syracuse  in  New- York,  die  Soolen 
der  Gegend  von  Petersburg,  dem  Devon:  chinesische  Vorkommnisse,  dem  Carbon: 
Salinen  der  Gegend  von  Bristol  in  England  und  der  Saginawdistrict  in  Michigan, 
dem  Perm:  Norddeutschland,  der  Trias:  nord-  und  süddeutsche,  sowie  lothringische 
Vorkommnisse,  namentlich  aber  alpine  Lokalitäten,  wie  Hall,  Hallein,  Ischl,  Aussee. 
Berchtesgaden.  Eocänen  Alters  ist  der  95  m  frei  aufragende  Salzberg  von  Cardona. 
dem  Miocän  gehört  das  Salz  der  Karpathen  (Wieliczka,  Bochnia,  Kalusz)  und  Sieben- 
bürgens (Märos-Ujvär)  an.  Recente  Salzbildungen  finden  sich  in  gewinnungafahiger 
Menge  in  der  aralo-kaspischen  Niederung  (Elton-,  Bogdo-,  Baskuntsckak-,  Inderskischer 
See),  in  Centralasien,  Califomien,  Nevada,  Utah  etc. 

Die  Mächtigkeit  der  Salzlager  ist  zuweilen  eine  sehr  grosse;  das  Bohrloch 
von  Sperenberg  bei  Berlin  steht  1182,64  m  im  Steinsalz,  ohne  es  durchteuft  zu 
haben.  —  Die  steten  Begleiter  des  Steinsalzes  sind  Anhydrit  und  Gyps. 

Wegen  ihrer  gewaltigen  räumlichen  Verbreitung  und  ihrer  Mächtigkeit,  mehr 
aber  noch  durch  ihre  Verknüpfung  mit  den  für  Industrie  und  Landwirthschaft  unent- 
behrlichen Kalisalzen  erlangen  die  dem  oberen  Zechstein  Nord-  und  Mitteldeutsch- 
lands angehörigen  Salzlagerstätten  eine  auf  der  Erde  einzig  dastehende  wirthschaft- 
liche  Bedeutung.  Sie  sind  in  zugänglicher  Tiefe  durch  Bohrungen  nachgewiesen  von 
der  Elbe  bei  Magdeburg  und  Lübtheen  (Mecklenburg)  bis  an  den  Rhein  bei  Wesel, 
lassen  sich  rings  um  den  Harz  sowohl  im  sabhercynischen  wie  im  thüringischen 
Becken  verfolgen  und  reichen  bis  an  den  Main  und  den  Ostrand  des  rheinisch- west- 
phälischen  Schiefergebirges.  Auch  darüber  hinaus  im  Osten  bei  Sperenberg  und 
Jnowrazlaw  sind  sie  bekannt.  Aeltere  Centren  ihrer  Gewinnung  liegen  bei  Stassfurl 
Leopoldshall,  Westeregeln,  Aschersleben,  Bemburg,  Vienenburg,  zu  denen  neuerdings 
noch  die  Gegend  von  Braunschweig,  Hannover,  Hildesheim,  femer  von  Nordhausen 
und  von  Salzungen  gekommen  sind. 

Man  bringt  die  Reihe  der  salzführenden  Schichten,  die  sich  neben  dem  Stein- 
salz noch  aus  Kali-  und  Magnesiasalzen,  aus  Anhydrit  und  Gyps  aufbauen,  gewöhn- 
lich in  zwei  Abtheilungen,  in  die  Abtheilung  des  älteren  Steinsalzes  und  in  die 
des  jüngeren  Steinsalzes.  —  Auf  mächtigen  Anhydritlagem  als  Basis  liegt  das 
ältere  Steinsalz,  indem  sich  je  nach  den  Einlagerungen,  die  vielfach  nur  schnurartig 
auftreten,  von  unten  nach  oben  unterscheiden  lassen:  1.  die  Anhydritregion,  2.  die 
Polyhalitregion ,  3.  die  Kieseritregion  und  4.  die  Carnallitregion.  Letztere  ist  des 
Camallits  wegen  die  bedeutsamste;  durch  secundäre  Umlagerung  erfährt  sie  nicht 
selten  eine  Umwandlung  zu  Eainit,  Sylvin,  die  bald  rein,  bald  gemengt  (Hartsalz» 
mit  einander  auftreten.    Vielfach  folgt  darüber,  getrennt  durch  Salzthon,  Gyps  und 


Anhang  I.    Die  nutzbaren  Mineralien.  569 

Anhydrit  die  Abtheilung  des  jüngeren  Steinsalzes,  d.  h.  eine  mächtige  Steinsalz- 
ablagerung, in  der  ohne  Regel  Lager  und  Linsen  von  Anhydrit,  Sylvin,  Camallit 
und  Hartsalz  eingelagert  sind.  Den  Beschluss  des  ganzen  Systems  bildet  eine  mehr 
oder  minder  mächtige  Decke  von  Salzthonen,  auf  denen  dann  unmittelbar  der  untere 
Buntsandstein  ruht. 

Von  den  in  Frage  kommenden  Kalisalzen,  dem  Camallit,  dem  Eainit,  dem 
Sylvin  und  ihrem  Gemenge,  dem  Hartsalz,  werden  Eainit  und  Sylvin  roh  vermählen 
und  direct  als  Kalidünger  benützt,  während  Camallit  und  mit  ihm  das  Hai'tsalz 
fabrikmässig  durch  ein  besonderes  Verfahren,  wonach  aus  einer  heiss  gesättigten 
Lösung  der  genannten  Salze  KCl  auskrystallisirt,  MgClg  dagegen  in  Lösung  bleibt, 
verarbeitet  werden. 

Von  den  sonstigen  Salzen  wird  Kieserit  zur  Gewinnung  von  Bittersalz  (Ap- 
pretur leichter  Baumwollstoffe  etc.)  verwendet.  Aus  unter  0^  abgekühlten  Lösungen 
von  Kieserit  und  Chlomatrium  krystallisirt  Glaubersalz  aus,  das  namentlich  zur  Dar- 
stellung weissen  Glases  gebraucht  wird.  Das  Chlormagnesium  dient  noch  zur  Dar- 
stellung von  Salzsäure  und  Brom. 

Soweit  das  in  der  Medicin  verwendete  Bittersalz  nicht  aus  dem  Kieserit 
der  Kalisalzlagerstätten  hergestellt  wird,  wird  dasselbe  aus  bittersalzhaltigen  Quellen, 
z.  B.  von  Epsom  in  England,  von  Saidschütz  und  Püllna  in  Böhmen  etc.  gewonnen. 

Von  der  im  Handel  vorkommenden  Soda  rührt  nur  ein  geringer  Theil  aus 
dem  natürlichen  Vorkommen  her,  wie  solches  in  den  Landseen  Unterägyptens,  z.  B. 
bei  Fezzan,  ferner  bei  Nizam  in  Ostindien,  im  Great  Basin  von  Nevada  (Desert  lake, 
Soda  lake  u.  a.),  bei  Colcha  östlich  von  Iquique  in  Peru  auftritt.  Der  grössere  Theil 
wird  künstlich  aus  Kochsalz  hergestellt.  Verwendung  in  der  Seifen-  und  Glas- 
fabrikation, in  der  Färberei  und  zur  Wäsche. 

Aehnliches  gilt  vom  Glaubersalz,  das  zwar  in  grösserer  Menge  an  denselben 
Orten,  wie  die  Soda  vorkommt,  auch  selbständige  Lager  bei  Logroiio  und  Lodosa 
im  Ebrothal  und  Muchrevan  in  der  Nähe  von  Tiflis  bildet,  dennoch  zum  über- 
wiegenden Theil  künstlich  aus  Chlomatrium  dargestellt  wird. 

Natronsalpeter,  zur  Darstellung  des  Kalisalpeters  verwendet,  der  in  der 
Natur  nur  spärlich  auftritt,  hat  sein  Hauptgebiet  in  der  Umgebung  von  Tarapaca 
im  nördlichen  Chile,  besonders  in  der  Pampa  del  Tamarugal,  wo  seine  Schichten, 
vermengt  oder  verknüpft  mit  Sand  und  anderen  Natronsalzen  eine  Mächtigkeit  von 
1  m,  ja  von  2  m  erreichen. 

Zur  Alaunfabrikation  dient  A 1  u  n  i  t  (S.  421) ,  der  beispielsweise  zu  Puzzuoli, 
Tolfa  bei  Civitavecchia ,  Montioni  im  Herzogthum  Piombino,  Munkacs,  Tokay, 
Bereghszasz,  auf  den  Inseln  Milo,  Argentina  und  Nipoligo  im  griechischen  Archipel, 
am  Mont  Dore,  in  Samsin  in  Kleinasien  etc.  zu  diesem  Zweck  verwendet  wird,  die 
Hauptmasse  rührt  jedoch  aus  Thonerde  und  Schwefelkies  haltigen  Gesteinen,  aus 
Kiyolith  und  Bauxit  her.    Natürlicher  Alaun  ist  nur  sparsam  in  der  Natur  verbreitet. 

Von  Borax  und  Borsäure  liefernden  Mineralien  haben  technische  Bedeutung 
Boracit,  Tinkal,  Pandermit  und  Sassolin,  während  Larderellit  und  Lagonit 
nur  mineralogisches  Interesse  besitzen.  Die  Hauptgebiete  der  Gewinnung  sind  die 
Soffioni  und  Lagoni  in  der  toscanischen  Maremma  zwischen  Volterra  und  Massa 
marittima,  die  heisse  Quelle  von  Sasso  bei  Siena  und  Vulcano.  Gegenwärtig  haben 
auch  die  analogen  Vorkommnisse  Californiens  und  Nevadas,  die  Vork.  am  Schwarzen 
sowie  der  Boracit  der  Kalisalzlagerstätten  hohe  Bedeutung  erlangt,  während  früher 
aller  Borax  aus  Tibet  (von  Dera  Puga  und  vom  Bul  Tso  in  der  Nähe  des  Tengri 
Nor)  gebracht  wurde. 


570  Anhang  I.    Die  nutzbaren  Mineralien. 

Verwendung  als  Farbstoff  finden  Graphit,  Baryt,  Kreide,  Eisenocker, 
femer  Bolus,  von  dem  der  aus  Armenien  hochroth,  von  Sinope  dunkelroth,  von 
Lemnos  und  Schlesien  gelbroth,  der  französische  blassroth,  von  Blois  blassgelb  ist 
Die  Cyprische  Umbra  ist  ebenfalls  ein  Bolus,  während  Kölnische  ümbra  und  Kasseler 
Braun  Braunkohle  ist.  Die  Grünerde  vom  Monte  Baldo  bei  Verona  und  von  Cypem 
liefert  eine  grüne  Farbe.  Sonst  sind  auch  wohl  Malachit,  Kupferlasur  und  Lasur- 
stein für  die  Malerei  benutzt  worden. 

Zu  Zwecken  der  Bildhauerei  wie  zu  Ornamenten  und  ähnlichem  finden  An- 
wendung : 

Marmor.  Der  Osten  Griechenlands  und  die  cycladischen  Inseln  sind  reich 
an  Marmor,  berühmt  waren  im  Alterthum  der  parische  und  penteUsche  Marmor. 
Seit  der  römischen  Kaiserzeit  bis  in  die  Gegenwart  nimmt  der  Marmor  von  Carrara 
in  den  apuanischen  Alpen,  der  Trias  angehörend,  den  ersten  Rang  ein.  Man  unter- 
scheidet daselbst  den  helleren  Chiaro  und  den  dunkleren  Bardiglio.  Zum  ersteren 
gehört  der  rein  weisse,  zuckerkörnige  Statuario,  der  Statuenmarmor,  und  der  etwas 
grober  kömige,  zumeist  verwendete  Bianco  chiaro.  Ausser  Carrara  betheiligen  sich 
an  der  Gewinnung  von  Bildhauermarmor  noch  Massa  di  Carrara  und  Serravezza. 
ausserhalb  Italien  noch  Schlanders  und  Laas  im  Pinzgau.  Marmore  für  omamentale 
Zwecke  finden  sich  vielorts,  so  im  belgischen  Kohlenkalk,  im  rheinischen  Devon  etc. 

Alabaster,  besonders  schön  im  Tertiär  von  Volterra  inToscana,  femer  von 
Sicilien  und  vom  Montmartre  bei  Paris. 

Serpentin.  Verarbeitet  zu  Ornamenten,  Platten,  Gefösscn,  werden  nament- 
lich die  Vorkommnisse  zu  Zöblitz  und  Waldheim  in  Sachsen  und  aus  Toscana.  Den 
gleichen  Zwecken  dienen  der  chinesische  Agalmatolith,  Malachit  und  Lasur- 
stein, ferner  Rhodonit  (sogen.  Orletz)  von  Jekaterinburg,  Chrysopras  von 
Frankenstein  in  Schlesien.  Nephrit  und  Jadeit  lieferten  das  Material  zu  prä- 
historischen Waffen.  —  Bezüglich  Meerschaum  cfr.  S.  546. 

Kohlen  und  Petroleum«  Eine  Besprechung  dieser  wichtigsten  aller  Mineral- 
substanzen würde  zu  weit  führen ;  bezüglich  ihrer  kann  nur  auf  den  Text  8.  560  ff. 
verwiesen  werden. 

Zum  Schluss  noch  eine  Tabelle,  die  von  der  Bedeutung  und  dem  relativen 
Werth  der  wichtigsten  Mineralproducte  ein  anschauliches  Bild  giebt: 

Geldwerth  der  Weltproduction  nach  Bergwerks-  und 
Hüttenproducten  im  Jahre  1901. 

Kohle ca.  7,200,000,000  Mark 

Eisen ,     8,200,000,000     , 


Petroleum 

Gold 

Diamanten  und  andere  Edelsteine   .... 

Kupfer 

Silber 

Zinn 

Salze 

Blei 

Zink 

Seltene  Metalle  und  verschiedene  Mineralien 


1.600,000,000 
1,075,000,000 
800,000,000 
600,000,000 
525,000,000 
240,000,000 
200,000,000 
200,000,000 
160,000,000 
200,000,000 


rund  16,000,000,000  Mark. 


Register. 


Die  curaio  gedruckten  Namen  beziehen  sich  auf  den  ersten  allgemeinen  Theil,  die  antiqua 
gedruckten  auf  den  zweiten  speciellen  Theil  des  Buches. 


A. 

Abichit  452. 
Absorption  146.  202. 
Abstumpfung  38. 
Achat  348. 
Achirit  480. 
Achmatit  469. 
Achroit  465. 
Acbtaragdit  484. 
Adamin  451. 
Adamsit  536. 
Adelpholith  435. 
Adiathertnan  208. 
Adlerstein  371. 
Adular  512. 
Aedelforsit  489.  526. 
Aedelit  525. 
Aegirin  498. 
Aegirinaugit  494. 
Aenigmatit  500. 
Aeschynit  554. 
Aetzfiguren  48.  148. 
Aetzgruben  143. 
Aeizhügel  143. 
Afterkrystalle  265. 
Agalmatolith  548.  551. 
Aggregate,  krgstalline  4. 
Agricolit  483. 
Aguilairt  298. 
Aikinit  331.  430. 
Ainalit  355. 
Airit  312. 
Akanthikon  469. 
Akanthit  298. 
Akmit  493. 
Aktinolith  497. 
Alabandin  808. 
Alabaster  418.  570. 
—  oriental.  397. 
Alaskait  327. 
Alaune  422. 
Alaunschiefer  422. 
Alaunstein  421. 
Albertit  560. 
Albin  521. 
Albit  515.  518. 
Albitgesetz  515. 
Alexandrit  388. 
Algierphosphate  440. 
Algodonit  300. 
Alisonit  297. 
Allagit  495. 
Allaktit  446. 


Allanit  470. 
Allemontit  280. 
Allochroit  473. 
Aüochromatisch  204. 
Alloklas  321. 
Allomorphit  414. 
Allopalladium  288. 
AUophan  552. 
Allophit  546. 
Almandin  478. 
Almandin-Spinell  384. 
Alshedit  555. 
Alstonit  404. 
Altait  297. 
Alumian  421. 
Aluminate  401. 
Aluminit  421. 
Aluminium  565. 
Alumocalcit  366. 
Alunit  421. 
Amalgam  285. 
Amarantit  428. 
Amazonenstein  511.  514. 
Amazonit  514. 
Amblygonit  442. 
Ablystegit  487. 
Amesit  540. 
Amethyst  346. 
—  oriental.  362. 
Amiant  497. 
Ammoniakalaun  422. 
Amorph  4. 
Amphibol  498. 
Amphigen  507. 
Amphilogit  586. 
Amphodelit  519. 
Analcim  522. 
Analoger  Pol  212. 
Analogie f  chemische  219. 
Analysator  163. 
Analysenberechnung  216. 
Anapeit  444. 
Anatas  852. 
Anauzit  551. 
Andalusit  457. 
Anderbergit  850. 
Andesin  518. 
Andorit  326. 
Andradit  472. 
Andrewsit  450. 
Anglarit  445. 
Anglesit  415. 
Anhydrit  411. 
Animikit  301. 


Anisotrop  131. 
Ankerit  398. 
Anlegegoniometer  9. 
Annabergit  446. 
Anneroedit  434. 
Annit  533. 
Annivit  336. 
Anomalien,  optische  198. 
Anomit  532.  538. 
Anorthit  515.  519. 
Anorthoklas  514. 
Anthophyllit  496. 
Anthosiderit  458. 
Anthracit  561. 
Anthrakonit  396.  397. 
Anthrakoxen  560. 
Antigorit  546. 
Antiloger  Pol  212. 
Antimon  279.  565. 
Antimonarsen  280. 
Antimonarsenfahlerz  835. 
Antimonblende  293. 
Antimonblüthe  341. 
Antimonfahlerz  385. 
Antimon^lanz  291. 
Antimonit  291. 
Antimonkupfer  300. 
Antimonnickel  312. 
Antimonnickelglanz  316. 
Antimonnickelkies  316. 
Antimonocker  342.  365. 
Antimonsilber  300. 
Antimonsilberblende  331. 
Antrimolith  523. 
Apatelit  428. 
Apatit  438.  439.  567. 
Aphrit  402. 
Aphrodit  547. 
Aphrosiderit  543. 
Aphtalose  410. 
Aphtonit  335. 
Apjohnit  422. 
Aplom  472. 
Apophyllit  521. 
Apyrit  465. 
Aquamarin  475.  565. 
Aräoxen  451. 
Aragonit  402. 
Aragotit  560. 
Arcanit  410. 
Ardennit  482. 
Arendalit  469. 
Arfvedsonit  500. 
Argentit  297. 


572 


Register. 


Argentobiflmutit  327. 
Argentopyrit  326. 
Argyrodit  339. 
Argyropyrit  826. 
Arit  312. 
Arkansit  353. 
Arksutit  379. 
Amimit  426. 
Arquerit  285. 
Arsen  279.  565. 
Arsenantimonnickelglanz 

317. 
Arsenargentit  301. 
Arsenblende,  gelbe  290. 

—  rothe  289. 
Arseneisen  321. 
Arseneisensinter  454. 
Arsenfahlerz  335. 
Arsen^lanz  279. 
Arsenik  279. 
Arsenikalkies  321. 
ArsenikblQthe  341. 
Arsenikglas  341. 
Arsenikkies  320. 
Arsenikkobalt  322. 
Arsenikkobaltkies  323. 
Arseniknickel  322. 
Arseniopleit  447. 
Arseniosiderit  450. 
Arsenit  341. 
Arsenkies  320. 
Arsenkupfer  800. 
Arsennidcel  311. 
Arsennickelglanz  316. 
Arsennickelkies  316.  318. 
Arsenolamprit  279. 
Arsenolith  341. 
Arsenomelan  326. 
Arsenopyrit  320. 
Arsensilber  301. 
Arsensilberblende  338. 
Asbest  497.  567. 

—  Hornblende  498. 

—  Serpentin  545. 
Asbolan  357. 
Ascensionstheorie  258. 
Asmanit  349. 
Aspasiolith  475. 
Asper olith  481. 
Asphalt  559. 
Asphalten  559. 
Aspidolith  534. 
Asterismus  202. 
Astrakanit  420. 
Astrophyllit  538. 
Atakamit  882. 
Ateleatit  453. 
Atelit  382. 
Atheriastit  503. 
Atlasit  408. 
Atlasspath  397. 
Atomgewichte  217. 
Atopit  437. 
Attakolith  449. 


Auerbachit  350. 

Auerlith  851. 

Auf  Stellung  f  Bravais'sehe  70. 

Augelith  447. 

Augit  491. 

—  basaltischer  492. 
-7-  gemeiner  492. 

—  grüner  492. 
Augitreihe  486. 
Augitstrahlstein  490. 
Auricbalcit  407. 
Auripigment  290. 
Aurolith  475. 
AusfUHungspseudomor- 

phosen  266. 
Auslöschung  169. 
Autunit  453. 
Automolit  384. 
Avalit  536. 
Aventurin  347. 
Awaruit  287. 
Axe  der  Isotropie  171. 
Axen  der  Absorption  205. 
Axenkreuze  41. 
Axen,hy8taUographisehe  17. 

—  optische  148.  172.  185. 
Axensystem  17. 

—  krystaUographischea  88. 
Axenwinkel'Berechnung  84. 

—  optischer  183. 
Axinit  466. 

Axonometriseh.  Zeidinen  25. 
Azurit  408. 

B. 

Backkohle  561. 
Babingtonit  496. 
Babylonquarz  347. 
Baddeleyit  350. 
Bagrationit  470. 
Baikalit  490. 
Balkeneisen  287. 
Baltimorit  545. 
Balvraidit  546. 
Bamlit  458. 
Bandeisen  287. 
Band  Jaspis  348. 
Barkevikit  500. 
Barnhardtit  325. 
Barracanit  325. 
Barrandit  449. 
Barsowit  520. 
Barylith  483. 
Barysilit  483. 
Baryt  413. 
Barytcoelestin  414. 
Barytfeldspath  513. 
Barytharmotom  529. 
Barytocalcit  405. 
Barytophyllit  538. 
Barytplagioklas  518. 
Barytsalpeter  393. 
Baryumnitrat  393. 


Baryumuranit  453. 
Basalfarmel  111. 
Basalteisenstein  368.  370. 
Basaltjaspis  348. 
Basanomelan  365. 
Basis,  hexagonale  73. 

—  monokliue  110. 

—  rhombische  105. 

—  tetragonale  95. 

—  trikline  114. 
Bastit  487. 
Bastnäsit  381. 
Bastonit  533. 
Batrachit  477. 
Baudisserit  399.  407. 
Baulit  513. 

Bauxit  368.  565. 
Bavalit  542. 

Bavenoer  Gesetz  111.  510- 
Beaumontit  526. 
Beauxit  868. 
Bechilith  390. 
Beegerit  337. 
Begrenzungsstücke  7. 
Beilstein  498. 
Belonosit  429. 
Bementit  478. 
Beraunit  450. 
Berechnung  der  KrystaUeZX. 
Bergamaskit  499. 
Bergbutter  422. 
Bergflachs  497. 
Berggold  282. 
Bergholz  545. 
Bergkork  497.  545. 
Bergkrystall  846. 
Bergleder  497.  545.  546. 
Bergmannit  523. 
Bergmehl  397. 
Bergmilch  397. 
Bergpech  559. 
Bergseife  550. 
Bergzinn  355. 
Berlinit  447. 
Bernstein  559. 
Berosovit  427. 
Berthierin  542. 
Berthierit  327. 
Bertrandit  479. 
Bertrand* sehe  Linse  168. 
Bertrand'sche  PlaUe  170. 
Berührungszwiüinge  49. 
Beryll  475.  565. 
Beryllonit  435. 
Berzelianit  312. 
Berzeliit  487. 
Beudantit  454. 
Beustit  469. 
Beyrichit  311, 
Bieberit  425. 
Bildstein  548.  551. 
Bildung  der  Mineralien  2">0. 
Binarkies  318. 
Bindheimit  437. 


Register. 


573 


Binnit  328. 
Binormalen  183. 
Biotit  532. 
Biofs  Compensationaverfah- 

ren  181. 
Biptframide,dihexagonal0l2. 

—  ditetragonale  94. 

—  ditrigonaU  76. 

—  hexagonaU  72. 

—  rhombische  104. 

—  tetragonale  94. 

—  trigonale  76. 
Biechofit  378. 
Bisectrix  184. 
Bismit  342. 
Bismuthin  293. 
Bismutit  293.  409. 
Bismutoferrit  483. 
Bismutosphaerit  405. 
Bisphenoide,  tetragonale  98. 
Bittersalz  424. 
Bitterspath  397.  398. 
Bitumen  558. 
Bituminit  560. 

Bjelkit  329. 
Blackband  400. 
Blättererz  305. 
Blätterkohle  562. 
Blätterserpentin  546. 
Blättertellur  305. 
Blätterzeolith  526. 
Blaubleierz  297.  441. 
Blaueisenerde  445. 
Blaueisenerz  445. 
Blauerz  400. 
Blauspath  448. 
Blei  285.  564. 
Bleiantimonglanz  326. 
Bleiarsenglaoz  326. 
Bleierde  405. 
Bleifahlerze  335. 
Bleiglätte  360. 
Bleiglanz  295. 
Bleiglas  415. 
Bleiglimmer  405. 
Bleigummi  449. 
Bleihomerz  381. 
Bleilasur  426. 
Bleiniere  437. 
Bleiocker  360. 
Bleischweif  296. 
Bleivitriol  415. 
Bleiwismuthglanz  326. 
Blende  306. 
Blenden  289. 
Bloedit  420. 
Blumenbachit  308. 
Blutstein  364. 
Bobierit  445. 
Bodenit  470. 
Bogheadkohle  560. 
Bohnerze  370.  371- 
Bol  550. 
Boleit  382. 


Bolivit  293. 
Bologneserspath  414. 
Boltonit  477. 
Bolus  550. 
Bombiccit  559. 
Bonsdorffit  475. 
Borate  388. 
Boracit  389.  390. 
Borax  390.  569. 
Bomit  325. 
Borocalcit  390. 
Boromagnesit  391. 
Boronatrocalcit  390. 
Bort  275. 
Bosjesmanit  422. 
Botryogen  424. 
Botrjolith  463. 
Boulangerit  329. 
Boumonit  330. 
Bowenit  545. 
Braehyaxe  103. 
Brachydoma  =  Längsprisma 

104. 
Brachypinahoid  —  Längs- 

pinakoid  105. 
Bragit  433. 
Branderz  303. 
Brandisit  538. 
Brandtit  444. 
Brasilianer  Gesetz  344. 
Braunbleierz  441. 
Brauneisenerz  370. 
Brauneisenocker  371. 
Brauneisenstein  370. 
Braunerze  400. 
Braunit  358. 
Brannkohle  562. 
Braunmanganerz  371. 
Braunsalz  421. 
Braunspath  397.  398. 
Bravaisit  551. 
Brechung  des  Lichtes  149. 
Brechungsindex  150. 
Brechungsquotient  150. 
Breislakit  478. 
Breithauptit  312. 
Breunerit  399. 
Brevicit  523. 
Brewsterit  527. 
Brezina's  Doppelplatte  170. 
Brillant  275. 
Briolett  275. 
Brochantit  426. 
Bröggerit  426. 
Bromargyrit  376. 
Bromit  376. 
Bromsilber  376. 
Brongniartit  329. 
Bronzit  487. 
Brookit  353. 
Bruch  142. 
Brucit  367. 
Brusbit  444. 
Bucholzit  458. 


Bucklandit  468.  470. 
Bunsenin  305. 
Bunsenit  360. 
Buntbleierz  441. 
Buntkupfererz  325. 
Buntkupferkies  325. 
Buratit  407. 
Bustamit  495. 
Buttermilcherz  454. 
Byssoüth  498. 
Bytownit  519. 


Cabrerit  446. 
Gacheutait  298. 
Cadmium  564. 
Calamin  479. 
Galamit  497. 
Calaverit  305. 
Galciostrontianit  404. 
Galciothorit  351. 
Galcit  394. 
Galcoferrit  450. 
Calderon'sche  Platte  170. 
Galedonit  426. 
Gallait  447. 
Gancrinit  505. 
Ganfieldit  339. 
Gantonit  304. 
Gapdiamanten  276. 
Gaporcianit  526. 
Gappelinit  484. 
Gaprubin  478.  566. 
Gaptivos  353. 
Garacolit  381. 
Garbonado  275. 
Garbonat  275. 
Garbonate  393. 
Carbonatisirung  261. 
Garmenit  299. 
Garminit  437. 
Garminspath  437. 
Gamallit  380. 
Garnat  549. 
Gameol  347. 
Garolathin  552. 
GarroUit  325. 
Gassinit  513. 
Gastanit  423. 
Gastelnaudit  436. 
Gastillit  325. 
Gaswellit  538. 
Gatawbirit  387. 
Gathkinit  547. 
Cauchy^sche  Dispersions* 

formal  151. 
Gavolinit  505. 
Centrum  der  Symmetrie  37. 
Centrirung  10. 
Gerin  470. 
Cerinstein  470. 
Gerit  470. 
Gerussit  404. 


574 


Register. 


Gervantit  842. 
Geylanit  884. 
Ghabasit  529. 
Ghalcedon.347. 
Ghalilitb  525. 
Ghalkanthit  425. 
Ghalkocit  298. 
Ghalkodit  548. 
GhalkoUth  453. 
Ghalkomenit  409. 
Gbalkophanit  872. 
Chalkophyllit  452. 
Chalkopyrit  323. 
Ghalkosiderit  450. 
GhalkoBin  298. 
Chalkostibit  327. 
Chalkotrichit  359. 
Cbalypit  287. 
Ghamosit  542. 
Ghanarcillit  301. 
Charakter      der      Doppel- 
brechung 175.  184. 
Ghathamit  318. 
Gbeleutit  318. 
Chemische  Formeln  215. 
Gbessylith  408. 
Ghesterlith  514. 
Ghiastolith  457. 
Ghildrenit  449. 
Ghileit  451. 
Chilenit  301. 
Ghilesalpeter  393. 
Ghiolith  379. 
Ghiviatit  326. 
Ghladnit  486. 
Gbloanthit  818. 
Ghlorammonium  375. 
Ghlorastrolitb  525. 
Ghlorcalcium  378. 
Ghlorit  540.  541. 
Ghloritgruppe  589. 
Ghloritoid  538. 
Cbloritspath  538. 
Gblorkalium  373. 
Ghlornatrium  374. 
Ghlorocalcit  378. 
Ghloromagnesit  378. 
Gbloromelanit  494. 
Ghloropal  551. 
Chlorophäit    546. 
Ghloropbänerit  546. 
Ghlorophan  378. 
Ghloropbyllit  475. 
Chloropit  544. 
Ghlorospinell  384. 
Chlorotil  451. 
Ghlorquecksilber  376. 
Chlorsilber  375. 
Ghodnewit  379. 
Chondroarsenit  446. 
Chondrodit  482. 
Ghondrostibian  437. 
Ghristianit  528. 
Cbristobalit  349. 


Gbrisiophit  307. 
Ghromate  427. 
Chrombleierz  427. 
Chromcblorit  542. 
Ghromdiopsid  490. 
Ghromeisenerz  385. 
Ghromglimmer  586. 
Ghromgranat  473. 
Chromit  385. 
Ghromocker  552. 
Ghromphosphorkapf er  blei  - 

spath  427. 
Ghromspinell  384. 
Ghromtarmalin  466. 
Chrysoberyll  388.  566. 
Chrysokolla  481. 
Chrysolith  478. 
Chrysopban  538. 
Chrysopras  347. 
Chrysotil  545. 
Churchit  444. 
Cimolit  550. 
Cinnabarit  302. 
Circularpolariaation  195. 
Girrolith  449. 
Citrin  346. 
Clarit  338. 
Claudetit  342. 
Glausthalit  297. 
Clayit  336. 
Cleiophan  307. 
Cleveit  432. 
Cleveland-ore  401. 
Cliftonit  277. 
Glingmanit  587. 
Clintonit  537.  538. 
Cluthalit  522. 
Cobaltomenit  409. 
Coccinit  376. 

Coeffictentenbezeichnung  18. 
Coelestin  414. 
Coeruleolaktit  448. 
Cohäsion  135. 
Cohenit  287. 
Colemanit  391. 
CoUimatorrohr  11. 
Coloradoit  304.  416. 
Columbit  434. 
Combination  38. 
Combinationsstreifung  124. 
Comptonit  524. 
Condensor  168. 
Condurrit  300. 
Connellit  882. 
Constante,  geometrische  17. 
—  optische  ■=  Brechungs' 

indices  150. 
Constitutionsivasser  214. 
Contactgoniometer  9. 
Coniactlagerstätten  248. 
Contactmineralien  266. 
Cookeit  585. 
Copalin  559. 
Copiapit  423. 


Coquimbit  422. 
Coracit  432. 
Cordierit  474. 
Comwallit  452. 
Corongit  365. 
Corrdate  Hernieder  46. 
Corundellit  587. 
Cosalit  329. 
Cossait  536. 
Cossyrit  500. 
Cotunnit  377. 
Gouseranit  502. 
CovelUn  303.  804. 
Grednerit  858. 
Crichtonit  365. 
Gronstedtit  543. 
Crookesit  300. 
GruciUth  371.  462. 
Gnicit  371.  462. 
Cuban  825. 
Cuboit  522. 
Calsageeit  533. 
Gammingtonit  497. 
Cuprit  859. 
Cuprobismutit  326. 
Guprocalcit  375. 
Cuprodescloizit  451. 
Guprokassiterit  389. 
Cupromagnesit  425. 
Cuproplumbit  297. 
Cuproscheelit  429. 
Gyanit  458. 
Cyanochroit  420. 
Cyanochrom  420. 
Gyanotrichit  426. 
Cyclische  Viellinge  50- 
Gyclopit  519. 
Gymophan  388. 
Cyprin  471. 
Cyrtolith  350. 

Dahlit  440. 
Damourit  536. 
Danait  321. 
Danalith  484. 
Danburit  464. 
Dannemorit  497. 
Daourit  465. 
Daphnit  542. 
Darapskit  893. 
üarwinit  300. 
Datolith  462. 
Daubr^elith  808. 
Daubreit  882. 
Dauphin^er  Gesetz  344. 
Davreuzit  537. 
üavyn  505. 
Dawsonit  406. 
Dechenit  488. 
Dechbewegungsaxe  86. 
Deckoperotionen  36. 
Deerescenz  16. 
Deduction  21. 


Register. 


575 


Deformation  135. 
Degeröit  551. 
Dehnungscoefficienten  136. 
Dehnungswiderstand  136. 
Delessit  548. 
Delphinit  469. 
Deltoiddodehaeder  62. 
Deltoidikositetraeder  56. 
Delvauxit  450. 
Demant  273. 
Demantoid  473.  566. 
Demantspath  362. 
Demidowit  481. 
Dendriten  357. 
Derbylith  553. 
Dermatin  546. 
Descloizit  451. 
Desmin  527. 
Devonit  447. 
Dewalquit  510. 
Deweylith  647. 
Diabantit  543. 
Diabantochronnyn  543. 
Diadelphit  447. 
Diadochit  454. 
Diaklasit  487. 
Diallag  490. 
Dialogit  401. 
Diamagnetisch  210- 
Diamant  273.  565. 

—  Marmaroscher  346. 

—  Stoiberger  346. 
Diaphorit  329. 
Diaspor  367. 
Diatherman  208. 
Dichroismus  205. 
Dichroit  474. 
Dichroskop  205. 
Dickinsonit  444. 
Didymit  536. 
Dietrichit  422. 
Digenit  299. 

Dihexagon.  Bipyramiden  72. 
Dihexagonale  Prismen  73. 
Dihydrit  451.  452. 
DiUnit  368.  550. 

Dilut  204. 
Dimorphie  225. 
Dimorphin  291. 
Diopsid  489.  490. 
Dioptas  480. 
Dipbanit  537. 
Diploit  519. 
Dipyr  502. 
Diskra^it  300. 
Dispersion  146. 

—  croisie  194. 

—  der  Axen ebenen  184. 

—  der  optischen  Axen  183. 

—  gedrehte  194. 

—  geneigte  194. 

—  horizontale  194. 
~  inclinü  194. 

—  tournante  194. 


üisterrit  538. 

Disthen  458. 

Ditri gondle  Bipyramiden  76. 

—  Prismen  76. 
Dodekaidflächen  20. 
Dolerophanit  416. 
Dolomit  398. 
Dolomitisirung  260. 
Dolomitmarmor  398. 
Dolomitspatb  397. 
Domeykit  800. 
Domingit  328. 
Doppelbrechung  161. 
Doppelspath  394. 
Doppelzwillinge  50. 
Dopplerit  560. 
Douglasit  380. 
Dravit  466. 
Dreelit  414. 
Drehspiegelung  36. 
DrehungsvermÖgev,  opt»  195. 
Drillinge  50. 
Druckflachen  139. 
Druckzwillinge  141. 
Duckstein  397. 
Dudgeonit  446. 
Dudleyit  533. 

Dufrenit  450. 
Dufrenoysit  328.  329. 
Dumortierit  461. 
Damreicherit  422. 
Duporthit  546. 
Durangit  442. 
Durchsichtigkeit  146. 
Durchwachsungszwillinge 

50. 
Dyakisdodekaeder  65. 
Dysanalyt  553. 
Dysluit  385. 
Dyssnit  496. 

£. 

Edelsteine  565. 

Edenit  499. 

Edingtonit  524. 

Edisonit  352. 

Edwardsit  436. 

Egeran  470. 

E^ffonit  414.  480. 

Ehlit  452. 

Ebrenbergit  550. 

Eichwaldit  890. 

Eilbertit  550. 

Einaxig,  optisch  149. 

Eingeschrieb.Rhomboederld, 

Einheit  s fläche  17. 

Eis  340. 

Eisen,  meteorisches  287. 

—  tellurisches  286.  564. 
Eisenalaun  422. 
Eisenblüthe  403. 
Eisenboracit  889. 
Eisenchlorid  378. 


Eisenchlorit  548. 
Eisenerde,  grüne  483. 
Eisenglanz  862. 
Eisenglimmer  583. 
Eisengymnit  547. 
Eisenkalkolivin  478. 
Eisenkies  318. 
Eisenkiesel  847. 
Eisenknebelit  478. 
Eisenkobaltkies  322. 
Eisenmeteoriten  287. 
Eisennatrolith  528. 
Eisennickelkies  308. 
Eisenniere  871. 
Eisenoolitb  371. 
Eisenpecberz  371.  448. 
Eisenplatin  288. 
Eisenrahm  864. 
Eisenrosen  364.  865. 
Eisensinter  454. 

—  weisser  450. 
Eisenspath  400. 
Eisensteinmark  550. 
Eisenthongranat  473. 
Eisenturmalin  465. 
Eisenvitriol  425. 
Eisen zinkspath  400. 
Eisspath  512. 
Ekdemit  382. 
Ekebergit  508. 
Ekmannit  539. 
Elaeolith  504. 
Elasticität  135. 
Elasticitätsmodul  186. 
Elaterit  558. 
Electrum  281. 
Elemente  273. 

—  isomorphe  219. 
Eleonorit  450. 
Eliasit  432. 

Ellipsoide,  optische  147, 
Elpasiolith  379. 
Embolit  376. 
Embrithit  830. 
Emerit  486. 
Emerylith  587. 
Emmonit  404. 
Emplektit  827. 
Enantiomotphe  Formen  46. 
Enantiotrop  226. 
Enargit  337. 

Enceladit  555. 
Endfläche,  schiefe  110. 
Endlichit  442. 
Enhydros  348. 
Enstatit  486. 
Eosit  430. 
Eosphorit  449. 
Ephesit  586. 
Epiboulangerit  838. 
Epichlorit  548. 
Epidot  468. 
Epidotisirung  261. 
Epigenit  338. 


576 


Register. 


Epistilbit  526. 
Epsomit  424. 
Erbsenstein  897. 
Erde,  blaue  559. 
Erdkobalt  447. 

—  schwarzer  357. 
Erdmannit  468. 
Erdöl  557. 
Erdpech  559. 
Erdtheer  558. 
Erdwachs  558. 
ErgänzungszwiUinge  50. 
Erinit  550. 
Eriochalcit  377. 
Erionit  527. 
Eruptivquarz  346. 
Erythrin  446. 
Erythrosiderit  380. 
Erythrozinkit  309. 

Erz  563. 
Escherit  469. 
Esmarkit  475.  519. 
Ettringit  421. 
Euchlorin  416. 
Euchroit  451. 
Eudialyt  556. 
Eudnophit  522. 
Eagenglanz  337. 
Eukairit  298. 
Eukamptit  533. 
Euklas  463.  566. 
Eukolit  556. 
Eukolittitanit  555. 
Eakrasit  351. 
Eukryptit  505. 
Eulytin  483. 
Euosmit  559. 
Euphyllit  536. 
Eupyrchroit  440. 
Euralith  543. 
Eusynchit  438.  451. 
Euxenit  553. 
Evansit  448. 
Evigtokit  379. 
Exanthalit  417. 

F. 

Fahlbänder  249. 
Fahle  289. 
Fahlerz  334. 

—  dunkles  335. 

—  lichtes  335. 
Fahlunit  475. 
Fairfieldit  444. 
Falkenhaynit  336. 
Famatinit  338. 

Farbe  der  Mineralien  203. 

—  Körper  203. 

—  Oberfläche  205. 

—  Strich  204. 

Farben  dünnerBlättchenlß4. 
Farbenskala,  intemat.  204. 
Farbenspiel  202. 


Farbenwandlung  202. 
Faröelith  524. 
Fasergyps  418. 
Faserkalk  397. 
Faserkiesel  458. 
Faserquarz  347. 
Faserserpentin  545. 
Fassait  492. 
Faujasit  522. 
Fauserit  425. 
Fayalit  477. 
Federerz  292.  328. 
Federsalz  422. 
Feldspath,  gemeiner  512. 
—  glasiger  512. 
Feldspathgruppe  508. 
Felsöbanyit  421. 
Ferberit  430. 
Fergnsonit  433. 
Ferrit  478. 
Ferrokobaltit  315. 
Ferrostibian  437. 
Ferrotellurit  416. 
Festigkeit  137. 
Festungsquarz  347. 
Fettbol  550. 
Fettkohle  561. 
Feuerblende  333. 
Feueropal  366. 
Feuerstein  348.  367. 
Fibroferrit  423. 
Fibrolith  458. 
Fichtelit  558. 
Fiederstreifung  124. 
Fiedlerit  381. 
Fillowit  444. 
Fiorit  366. 
Fischerit  448. 
Flächenpole  27. 
Flächensymbol  19. 
Flächenwinkel  7.  8. 
Flammkohle  561. 
Flinkit  472. 
Flint  348. 
Flötze  243. 

Floridaphosphate  440. 
Fluellit  378. 
Fluocerit  381. 
Fluorescenz  202.  206. 
Fluorit  377. 
Fluss  377. 
Flussspath  377. 
Folgerit  308, 
Forcherit  366. 
Foresit  528. 

Formel,  graphische  216. 
Formsymbol  19. 
Forsterit  477. 
Fouqu^it  469. 
Foumetit  336. 
Fowlerit  496. 
Franckeit  339. 
Francolith  464. 
Franklandit  391. 


Franklinit  385. 
Frauenglas  418. 
Fredricit  336. 
Freibergit  385. 
Freieslebenit  329. 
Frenzelit  298. 
Freyalith  351. 
Friedelit  539. 
Frieseit  326. 
Fritzscheit  453. 
Fuchsit  586. 
Falleisen  287. 
FuUonit  369. 

6. 

Gadolinit  463. 
Gänge  243. 
Gänseköthigerz  454. 
Gagat  562. 
Gahnit  384. 
Galaktit  523. 
Galapectit  552. 
Galenit  295. 
Galenobismutit  326. 
Galmei  399.  479. 

—  gelber  400. 

—  rother  400. 
Grangquarz  347. 
Ganomalith  483. 
Ganomatit  454. 
Ganophyllit  534. 
Garnierit  478.  547. 
Gaskohle  561. 
Gastaldit  500. 
Gaylussit  406. 
Gearksutit  379. 
Gedrit  496. 
Gehlenit  504. 
Geierit  321. 
Geikielith  865.  553. 
Gekrösestein  412. 
Gelbbleierz  429. 
Gelbeisenerz  424. 
Gelbeisenstein  371. 
Gelberde  550. 
Gelberz  305. 
Gelbnickelkies  311. 
Oemengtheiled,  Gesteine  24&. 
Generation  241. 

Genthit  547. 
Geoden  243. 
Geokronit  336. 
Gerhardtit  393. 
Gersdorffit  816. 
Gerstenkörner  406. 
Geschichtet  242. 
Gesetz  der  Erhaltung  der 
Zone  24. 

—  —   rationalen   Axenah- 
schnitte  15. 

Symmetrie  36. 

Winkeleonstanz  7. 

GesUine  245. 


Register. 


577 


Gesteine,  klaitische  247. 
Gewicht,  specifisches  132. 
Geyserit  366. 
Gibbsit  868. 
Gieseckit  505.'  536. 
Gigantolith  475.  586. 
Gilbertit  461. 
Gillingit  551. 
Gilsonit  560. 
Giobertit  898. 
Gismondin  529. 
Glagerit  552. 
Glanz  201. 
Glanzbraunstein  358. 
Glänze  289. 
Glanzeisenerz  868. 
Glanzkobalt  815. 
Glanzkohle  561. 
Glasbachit  416. 
Glaserit  410. 
Glaserz  297. 
Glaskopf,  brauner  871. 

—  grüner  450. 

—  rother  364. 

—  schwarzer  357. 
Glasurerz  296. 
Glauberit  410. 
Glaubersalz  417. 
Olaukisiren  202. 
Glaukodot  321. 
Glaukolith  503. 
Glaukonit  544. 
Glaukophan  500. 
Glaukopyrit  322. 
Gleitflächen  141. 
Gleitung  140. 
Glimmergesetz  589. 
Glimmergruppe  530. 
Glinkit  477. 
Glockerit  423. 
Glottalith  530. 
Gmelinit  530. 
Göthit  869. 

Gold  281.  563. 
Goldanialgam  285. 
Goldschmidtit  305. 
Goniometer  9. 
Goslarit  425. 
Goyazit  449. 
Graftonit  435. 
Grahamit  560. 
Gramenit  551. 
Gramm atit  497. 
Granat  471. 

—  böhmischer  473.  566. 

—  schwarzer  473. 
Graphit  276.  567. 
Graphitit  276. 
Graphitoid  277. 
Graubraunstein  857. 
Graulit  421. 
Graumangan  856. 
Grausilber  409. 
Grauspiessglanz  291. 


Gbreenockit  309. 
Greenovit  555. 
Grengesit  544. 
Grochauit  541. 
Groddeckit  530. 
Groppit  475. 
Groroilith  857. 
Grossular  472. 
Grothit  554.  555. 
Grünauit  328. 
Grünbleierz  441. 
Grüneisenarz  450. 
Grünerde  544. 
Grünlandstorf  562. 
Grünlingit  294. 
Grunerit  497. 
Guadalcazit  804. 
Guadalcazarit  304. 
Guanajuatit  293. 
Guanit  443. 
Guanovulit  417. 
Guarinit  555. 
Guejarit  327. 
Güldisches  Silber  284. 
Gümbelit  551. 
Guitermanit  330. 
Gummierz  432. 
Gummit  482. 
Gunnarit  808. 
Gurhofian  398. 
Gurolit  521. 
Gjmnit  547. 
Gyps  417. 
Gyrolith  521. 

H. 

Haarkies  811. 
Uaarsalz  421.  422. 
Hämafibrit  446. 
Hämatit  862. 
Hämatokonit  896.  897. 
Hämatolith  447. 
Hämatostibiit  437*. 
Härte  137. 
Härtekurven  189. 
Härtescala  187. 
Hagemannit  879. 
Haidingerit  444. 
Haidinger' sehe  Lupe  205. 
HalbschcUtenapparate  170. 
Halit  374. 
Hallit  533. 
Halloysit  552. 
Haloidsalze  378. 
Halotrichit  421.  422. 
Hamartit  881. 
Hanksit  381.  410. 
Hannayit  443. 
Harmotom  529. 
Harringtonit  523. 
Harrisit  299. 
Harstigit  482. 
Hartit  558. 


Klockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl. 


Hartmanganerz  857.  858. 
Hartsalz  881. 
Harze  559. 
Haselgebirge  374. 
Hatchettin  558. 
Hatchettolith  558. 
Hauchecomit  828. 
Hauerit  312. 
Haughtonit  583. 
Hauptätzzonen  144. 
Hauptbrechungsindices  150. 
Hauptschnitte,  optische  161. 
Hauptsymmetrieaxe  86. 
Hausmannit  858. 
Hauyn  506. 
Haydenit  580. 
Hayesin  890. 
Haytorit  347.  468. 
Hebronit  442. 
Hedenbergit  490. 
Hedyphan  442. 
Heliophyllit  882. 
Heliotrop  848. 
Helminth  540.  541. 
Helvetan  538. 
Helvin  484. 
Hemidomen,  tnonokline 

=  Pinakoide  II  Art  110. 
Hemimorphie  43. 
Hemimorphit  479. 
Hetnipyramiden^monokl,  110. 
Henryit  297. 
Henwoodit  448. 
Hepatit  414. 
Hercynit  384. 
Herderit  448. 
Hermannit  497. 
Herrengrundit  426. 
Herrerit  400. 
Herschelit  530. 
Hessit  298. 
Hessonit  472.  566. 
Hetairit  359. 
Heterogenit  871. 
Heteromorphie  224. 
Heteromorphit  328. 
Heubachit  857. 
Heulandit  526. 
Hexaeder  57. 
Hexagonales  System  69. 
Hexaidflächsn  20. 
Hexakisoktaeder  56. 
Hexakistetraeder  62. 
Hiddenit  494. 
Hieratit  879. 
HiUängsit  497. 
Himbeerspath  401. 
HiortdahUt  496. 
Hisingerit  551. 
Hitchcockit  449. 
Hjelmit  458. 
Hochmoortorf  562. 
Hömesit  445. 
Hövellit  =  Sylvin  878. 
37 


578 


Register. 


Hohlraumausfüllungen  248. 
HoUspath  457. 
Hohmannit  423. 
Holmesit  538. 
Holmit  538. 
Holoeder  43. 
Holzopal  366. 

—  -zinn  354. 
Homichlin  325. 
Homilit  463. 
Hotnöomorphismus  219. 
Honigstein  557. 
Hopeit  444. 
Horbachit  322. 
Hornblende  498. 

—  basaltische  500. 

—  grüne  499. 

—  schwarze  499. 
Homblendereihe  496 ^ 
Hommangan  495. 
Homsilber  375. 
Homstein  348. 
Horseflesh-ore  325. 
Horsfordit  300. 
Hortonolith  477. 
Houghit  367. 
Haantayit  375. 
Hübneht  430. 
Hüttenrauch  341. 
Hullit  544. 
Humboldtilith  503. 
Humboldtin  557. 
Humit  482. 
Huntilith  301. 
Hureaulith  446. 
Hversalt  422. 
Hyacinth  350.  566. 
Hyacinthen  von  Compostela 

347. 
Hyalit  366. 
Hyalophan  513. 
Hyalosiderit  477. 
Hyaiotekifc  483. 
Hydrargillit  368. 
Hydroapatit  441. 
Hydrobiotit  533. 
Hydroboracit  391. 
Hydrocerit  407. 
Hydroceruasit  409. 
Hydroeyanit  416. 
Hydrodolomit  407. 
Hydrofluocerit  381.  407. 
Hydrogiobertit  407. 
Hydrohämatit  370. 
Hydroilmenit  365. 
Hydrokastorit  508. 
Hydromagnesit  406. 
Hydromagnocalcit  407. 
Hydronephelit  505.  523. 
Hydrophan  366. 
Hydrophit  546. 
Hydrophlogopit  537. 
Hydropit  495. 
Hydrorhodonit  495. 


Hydrostatische  Wage  133. 
Hydrotalkit  367. 
Hydrotephroit  478. 
Hydrozinkit  407. 
Hygrophyllit  536. 
Hypargyrit  327. 
Hypargyronblende  327. 
Hypersthen  487. 
Hypochlorit  483. 
Hyp,  Pseudomorphosen  266. 
Hypotyphit  279. 
Hypoxanthit  371.  550. 
Hystatit  365. 

I. 

Iberit  475. 
Icbthyophtalm  521. 
Iddingsit  478. 
Idiochro maiisch  204. 
Idokras  470. 

Idrialin  =  Idrialit  303.  560. 
Igelströmit  478. 
Iglesiasit  405. 
Ignatiewit  421. 
Ihleit  423. 
Ilesit  425. 
Ilmenit  364. 
Ilmenorutil  352. 
Ilvait  482. 
Imatrasteine  397. 
Imprägnationen  248. 
Imprägnationsstructur  242. 
Indexfläche  147. 
Indianit  519. 
Indicatrix  147. 
Indices  18. 

Indicesbezeichnung  18. 
Indices  der  Zone  21. 
Indicolith  466. 
Indigolith  466. 
Inesit  522. 

Interferenzfarben  164. 
Interferenzfiguren  165. 
Interferiren  146. 
Iridium  288. 
Iridosmium  288. 
Iserin  365. 
Isodimorphie  225. 
Isogonismus  219. 
Isoklas  444. 
Isomorphe  Elemente  219. 

—  Gruppen  221. 

—  Mischungen  221. 

—  Reihen  221. 
Isomorphie  219. 
Isoparametrischer  Flächen' 

complex  19. 
Isotrop  131. 
Itabirit  364. 
Ittnerit  506. 
Iwaarit  473. 
Ldolith  435. 
Ixionolith  435. 
Ixolyt  559. 


J. 

Jacobsit  387. 

Jadeit  494. 

Jaipurit  311. 

Jalpait  298. 

Jamesonit  328. 

Jarosit  423. 

Jaspis  348. 

Jaspopal  366. 

Jaulingit  .559. 

Jefferisit  533. 

Jeffersonit  490. 

Jenkinsit  546. 

Jeremejewit  390. 

Jet  562. 

Jodit  376. 

Jodobromit  376. 

Jodsilber  376. 

Jodyrit  376. 

Johannit  432. 

Johnstonit  297. 

Johnstrupit  555. 

Jolith  474. 

Jordanit  336. 

Joseit  294. 

Josephinit  287. 

Jossait  427. 

Julianit  335. 

Justirung  10. 

Juxtapositionszicillinge    49. 

E. 

Kämmererit  542. 
K'annelkohle  561. 
Eaersntit  500. 
Eainit  380. 
Eakochlor  357. 
Kakoxen  450. 
Ealait  448. 
Ealgoorlit  305. 
Ealialaun  422. 
Ealifeldspath  508.  509. 
Ealiglimmer  535. 
Ealinit  422. 
Ealiophilit  505. 
Ealisalpeter  392. 
Ealisalze  568. 
Ealium-Blödit  420. 
Kaliumquecksilberjodid  133. 
Ealiomsulfat  410. 
Ealkbaiyt  413. 
Ealkchromgranat  473. 
Ealkeisengranat  472. 
Ealkfeldspath  508.  509. 
Ealkglimmer  537. 
Ealkharmotom  528. 
Ealkkatapleit  556. 
Ealkmalachit  408. 
Ealkm  esotyp  524. 
Ealksalpeter  893. 
Ealkspath  394. 
Ealkstein  396. 
Ealkthongranat  472. 


Register. 


579 


Kalktuff  397. 
Kalkuranglimmer  453. 
Kalkuranit  453. 
Kalkvolborthit  45L 
Kallilith  319. 
Kallochrom  427. 
Kalomel  376. 
Kaluszit  420. 
Kamazit  287. 
Kammkies  319. 
Kampylit  442. 
Kaneelstein  472. 
Kaneit  308. 
Kantenwinkel  7. 
Kaolin  549. 
Kaolingruppe  549. 
Kaolinisirung  261. 
Kaolinit  549. 
Kapnicit  447. 
Kapnit  400. 
Kappenquarz  347. 
Karfunkel  362. 
Karinthin  499. 
Karlsbader  Gesetz  111.  510. 
Karminspath  437. 
Karpholith  466. 
Karphosiderit  423. 
Karphostilbit  525.' 
Karstenit  411. 
Karyinit  437. 
Karyocerit  484. 
Karyopilit  495. 
Eascholong  366. 
Kassiterit  354. 
Kassiterotantalit  435. 
Kastor  508. 
Kataphorit  500. 
Katapleit  556. 
Kataspilit  536. 
Katzenauge  347. 
Katzengold  533. 
Kausimkies  320. 
Kehrsalpeter  392. 
Keilhauit  555. 
Kelyphit  478. 
Kenngottit  327. 
Kentrolith  488. 
Keramobalit  421. 
Kerargyrit  375. 
Kerasin  381. 
Kermes  293. 
Kerolith  547. 
Kernt  537. 
Kibdelophan  365. 
Kies  313. 
Kiese  289. 
Kieselerde  367. 
Kieselgalmei  479. 
Kieseiguhr  367. 
Kieselkalk  397. 
Kieselkupfer  481. 
Kieselmalachit  481. 
Kiesel  mangan  495. 
Kiese]schiefer  848. 


Kieselsinter  366. 
Kieseltuff  366. 
Kieselwismuth  483. 
Kieselzinkerz  479. 
Kieselzinkspath  479. 
Kieserit  419. 
Kieslager  314.  324. 
Kilbrickenit  336. 
Killinit  536. 
Kimberlit  274. 
Kirwanit  497. 
Kischtimit  381. 
Kjerulfin  443. 
Klapperstein  871. 
Klaprothit  328. 
Klein*sche  Lösung  138. 
Kleiophan  307. 
Klementit  543. 
Klinoaxe  109. 
Klinodomen  =  Klinoprismen 

110. 
Klinochlor  541. 
Elinohumit  482. 
Klinoklas  452. 
Klinophäit  424. 
Klinopinakoid  109. 
Klinozoisit  469. 
Klipsteinit  495. 
Knebelit  478. 
Knistersalz  874. 
Knopit  553. 
Kobalt  565. 
Kobaltarsenikkies  321. 
Kobaltblütbe  446. 
Kobaltglanz  315. 
Kobaltit  315. 
Kobaltkies  322. 
Kobaltnickelkies  322. 
Kobaltomenit  409. 
Kobaltspath,  401. 
Kobaltvitriol  425. 
Kobellit  329.  331. 
Kochelit  433. 
Kochsalz  874. 
Köflachit  559. 
Kölbingit  501. 
Königsgelb  291. 
Könleinit  558. 
Köttigit  446. 
Kohlen  560. 
Kohlenblende  561. 
Kohleneisenstein  400. 
Kohlengalmei  399. 
Kohlenwasserstoffe  557. 
Kokkolith  490.  492. 
Kokscharowit  499. 
Kollophan  443. 
Kollyrit  552. 
Kolophonit  471.  473. 
Komarit  548. 
Konarit  548. 
Kongsbergit  285. 
Konichalcit  451. 
Koninckit  450. 


Konit  417. 
Koppit  434. 
Korallenerz  303. 
Kornähren,  Frankenberger 

299. 
Komerupin  501. 
Korund  361.  365. 
Korundophilit  540. 
Korynit  317. 
Kotschubeyit  541. 
Koupholith  525. 
Krablit  513. 
Krantzit  559 
Kraurit  450. 
Kreittonit  885. 
Kremersit  380. 
Krennerit  305. 
Kreuzstein  529. 
Krisuvigit  426. 
Kröhnkit  426. 
Krokoit  427. 
Krokydolith  347.  500. 
Krugit  420. 
Kryolith  378. 
Kryophyllit  534. 
Kryphiolitb  443. 
Kryptohalit  379. 
Krtfptohrystaüin  128. 
Kryptolith  436. 
Kryptotü  501. 
KrystaU  4.  6. 
KrystaUabbildungen  9.  24. 
Krystallausbildungsweise 

122. 
Krystallberechnung  31. 
Krystalldruse  126. 
KrystaUelemente  17. 
Krystaüe,  negative  125. 

—  mimetischebS. 

—  schwebende  126. 
— .  sitzende  126. 

—  verzerrte  123. 
Krystallformen  6. 

—  directe  46. 

—  einfache  38. 

—  geschlossene  38. 

—  inverse  46. 

—  negative  46. 

—  offene  38. 

—  positive  46. 

—  singulare  57. 
Krystallgruppe  126. 
Krystdlline  Schiefer  247. 
KrystaUisirt  4. 
KrystaUmodeUe  9. 
Krystallographie  5. 
KrystdOoptih  145. 
KrystaUoUlctonih  122. 
Krystallphysik  130. 
Krystallprojectionen,    sch4- 

matische  25. 
KrystaUskeleU  124. 
Krystaüsysteme  41. 
Krystallwasser  214. 


580 


Register. 


Kugelprojection  27. 
Kupfer  285.  564. 
Eupferantimonglanz  827. 
Kupferblau  481. 
Kupferbleiglanz  297. 
Kupferblende  835. 
Kupferblüthe  859. 
Kupferbraun  871. 
Kupferglanz  298. 
Kupferglas  298. 
Kupferglimmer  452. 
Kupfergrün  481. 
Kupfenudig  808. 
Kupferkies  823. 
Kupferlasur  408. 
Kupfermanganerz  857. 
Kupfernickel  811. 
Kupferpecherz  859.  871. 
Kupfersammterz  426. 
Kupferschaum  452. 
Kupferschwärze  857. 
Kupfersmaragd  480. 
Kupferuranglimmer  458. 
Kupferuranit  458. 
Kupfervitriol  425. 
Kupferwismuthglanz     327. 

331. 
KupflPerit  496. 
Kylindrit  839. 
Kymatin  498. 
Kymatolith  494. 
Kyrosit  320. 

L. 

Labrador  519. 
Labradorisiren  202. 
Labradorit  519. 
Längsaxe  108. 
Längsfläche,  rhombische  105. 
Längsprisma,  rhomb.  104. 
Lager  243. 
Lagerquarz  347. 
Lagerstätten  239. 

—  Eintheilung  der  245. 

—  metamorphische  248. 

—  metasomatische  248. 
Lagonit  391. 
Lahnphosphorite  440. 
Lanarkit  416. 
Lancasterit  407. 
Langbanit  482. 
Langbeinit  411. 
Langit  426. 
Lansfordit  407. 
Lanthanit  407. 
Lapis  Lazuli  506. 
Larderellit  391. 
Lasionit  447. 
Lasurit  506. 
Lasurstein  506. 
Lateralsecretionstheorie  258. 
Lateralstructur  242. 
Laterit  368. 


Latrobit  519. 
Laumontit  525. 
Laurionit  381. 
Laurit  818. 
Lautarit  893. 
Lavenit  494. 
Lavezstein  548. 
Lawrencit  878. 
Lazmannit  427. 
Lazulith  448. 
Leadhillit  426. 
Leberblende  807. 
Leberkies  319. 
Lechedor  375. 
Lecontit  417. 
Ledererit  530. 
Lehm  550. 
Lehmmergel  550. 
Lehuntit  528. 
Lemnische  Erde  550. 
Lennilith  587. 
Lenzin  552. 
Leonhardit  526. 
Leonit  420. 
Lepidokrokit  369. 
Lepidolith  534. 
Lepidomelan  533. 
Lepidomorphit  586. 
Lepidophaeit  357. 
Lepolith  519. 
Leptochlorite  539.  542. 
Lerbachit  297.  304. 
Lesleyit  586. 
Lettsomit  426. 
Leuchtenbergit  542. 
Leucit  507. 
Leukochalcit  451. 
Leukophan  501. 
Leukophyllit  586. 
Leukopyrit  821. 
Leukotil  546. 
Leukozen  555. 
Leverrierit  537. 
Leviglianit  304. 
Levyn  530. 
Lewisit  437. 
Leydyit  544. 
Libethenit  450. 
Lichtfiguren  149.  202. 
Licht,  homogenes  145. 
—  monochromatisches   145. 
Liebenerit  505.  536. 
Liebigit  407. 
Lievrit  482. 
Lignit  562. 
Lillianit  881. 
Limonit  869. 
Linarit  426. 
Lindsayit  519. 
Linearprojeetion  26. 
Linneit  322.      . 
Linsenerz  452. 
Lintonit  525. 
Lirokonit  452. 


Liskeardit  448. 
Lithioneisenglimmer  534. 
Lithionglimmer  534. 
Lithionturmalin  465. 
Lithiophilit  485. 
Lithiophorit  357. 
Lithographischer  Stein  397. 
Livingstonit  326. 
Llicteria  339. 
Löllingit  321. 
Löslichkeit  d,Minerälien  227. 
Löthrohrtabaien  281. 
Löthrohrverfahren  228. 
Löweit  420. 
Löwigit  421. 
Lonchidit  320. 
Lophoit  540. 
Lorandit  827. 
Lossenit  454. 
Loxoklas  513. 
Lucasit  533. 
Luchssapphir  474. 
Luckit  425. 
Ludlamit  446. 
Ludwigit  390. 
Lüneburgit  391. 
Lumachell  397. 
Lumineseenz  207. 
Lunnit  452. 
Luzonit  338. 
Lydit  348. 

M. 

Maconit  537. 
Magerkohle  561. 
Magmat,  Ausscheidung  262. 
Magnesiaalaun  422. 
Magnesiaeisenglimmer  532. 
Magnesiaglimmer  582.  533. 
Magnesiasalpeter  893. 
Magnesiathongranat  473. 
Magnesiaturmalin  465. 
Magnesioferrit  387. 
Magnesit  398. 
Magneteisenerz  886. 
Magneteisensand  887. 
Magneteisen,  schlackiges 

387. 
Magnet,  Eigenschaften  210. 
Magnetit  886. 
Magnetkies  309. 
Magneto pyrit  309. 
Magnetostibian  437. 
Magnochromit  885. 
Magnoferrit  387. 
Magnolit  416. 
Mc^roaxe  108. 
Makrodoma  —  Querprisma 

104. 
Makropinakoid  =  Querfläche 

105. 
Malachit  408. 
Malachitkiesel  481. 
Malakolith  490. 


Register. 


581 


Malakon  350. 
Maldonit  301. 
Malinowskit  886. 
MaUardit  425. 
Malthazit  552. 
Manebaeher  Gesetz  111.  511. 
Mangan  564. 
Manganalaon  422. 
Manganblende  308. 
Manganbrucit  867. 
Manganepidot  469. 
Mangunidokras  471. 
Manganit  371. 
Mangankies  812. 
Mangankiesel  495. 
Mangankupfererz  358. 
Manganocalcit  401. 
Manganopbyllit  -534. 
Manganosit  360. 
Manganostibiit  437. 
Manganotantalit  435. 
Manganschaum  357. 
Manganschwärze  857. 
Manganspatb  401. 
Mangan tnongranat  473. 
Marcelin  358. 
Margarit  537. 
Margarodit  536. 
Marialith  502. 
Marienglas  418. 
Markasit  318. 
Marmatit  307. 
Marmobardiglio  412. 
Marmolith  546. 
Marmor  396.  570. 
Marshit  377. 
Martinsit  420. 
Martit  863. 
Mascagnin  410. 
Masonit  588. 
Massenkalk  397. 
Massicot  360. 
Matüdit  827. 
Matlockit  381. 
Maxit  426. 

Meerschalaminit  550. 
Meerschaum  546. 
Megabasit  481. 
Megabromit  376. 
Mejonit  503. 
Melaconit  359. 
Melanasphalt  560. 
Melanglanz  336. 
Melanit  473. 
Melanocerit  484. 
Melanochroit  427. 
Melanolith  544. 
Melanopblogit  367, 
Melanotekit  483. 
Melanothallit  377. 
Melanterit  425. 
Melilith  503. 
Melinit  550. 
Melinophan  501. 


Mellit  557. 
Melonit  322. 
Melopsit  547. 
Menaccanit  365. 
Mendipit  881. 
Mendozit  422. 
Meneghinit  336. 
Mengit  434. 
Menilit  867. 
Mennige  860. 
Mercurblende  802. 
Mergel  897. 
Meroedrie  123. 
Meroxen  532.  538. 
Mesitinspath  899. 
Mesole  523. 
Mesolith  528. 
Mesotyp  523.  524. 
Messelit  444. 
Messingblüthe  407. 
Messinstrumente  9.^ 
Messung  9. 
Metabrushit  444. 
Metachlorit  543. 
Metacinnabarit  304. 
Metalle  281. 
Metalloide  279. 
MetamorphischeLagerstätten 

248. 
Metamorphose  265. 
Metasericit  536. 
Metasomatose  262. 
Metastibnit  292. 
Metavoltin  424. 
Metaxit  545. 
Methylenjodid  134.  155. 
Miargyrit  327. 
Micarell  536. 
Michaelsonit  468. 
Miemit  398. 
Miesit  441. 
Mikrobromit  376. 
Mikroehem.   Verfahren  236. 
Mikroklin  513. 
Mikroklinalbit  514. 
Mikroklinperthit  514. 
Mikrolith  484. 
MikroUthe  125. 
Mikroperthit  518. 
Mikrosommit  505. 
Mikrotin  517. 
Milarit  508. 
Milchopal  366. 
Milchquarz  347. 
Milde  136. 
Mildglanzerz  337. 
Millerit  311. 
Miloschin  552. 
Mimetesit  441. 
Mimetische  Krystalle  58. 
Mineral  1. 

Mineralcombination  240. 
Mineralformation  240. 
—  primäre  259. 


Mineralien,  plutonische  258. 
—  secundäre  259. 
Minette  370. 
Mirabilit  417. 
Misenit  410. 
Misspickel  320. 
Misy  423. 
Mittellinien  184. 
Mixit  453. 
Mizzonit  503. 
Mohawkit  300. 
Mohrenkopf  464. 
Mohs'sche  Härteskala  137. 
Mokkastein  348. 
Molybdänbleispath  429. 
Molybdänglanz  294. 
Molybdänit  294. 
Molybdänocker  342. 
Molybdit  342. 
Molybdomenit  409. 
Molysit  378. 
Monacit  436. 
Mondstein  511. 
Monetit  443. 
Monheimit  400. 
Monimolith  437. 
Monit  443. 

Monoklines  System  108. 
Monotrop  226. 
Monradit  546. 
Monrolith  458. 
Montanit  427. 
Montebrasit  442. 
Monticellit  477. 
Mont<Martre  Zwillinge  418. 
Montmilch  397. 
Montmorillonit  552. 
Moosachat  848. 
Mordenit  527. 
Morenosit  425. 
Moresnetit  480. 
Morinit  442. 
Morien  846. 
Moroxit  489. 
Morphotropie  224. 
Morvenit  529. 
Mosandrit  555. 
Mossit  485. 
Mottramit  452. 
Mullicit  445. 
Murchisonit  518. 
Muriacit  411, 
Mnromontit  470. 
Muschelmarmor  397. 
Muscoyit  585. 
Myelin  549. 

N. 

Nadeleisenerz  369. 
Nadeleisenstein  369. 
Nadelerz  831. 
Nadelzinn  354. 
Nadorit  382. 


582 


Register. 


Nagelkalk  897. 
Nagyagit  305. 
Nakiit  549. 
Namaqualith  367. 
Nantokit  877. 
Naphtha  557. 
Nasturan  431. 
NatriumBulfat  410. 
Natrocalcit  406. 
Natroiarosit  424. 
Natrolith  523. 
—  -Spreusiein  523. 
Natron  406. 
Natronalaun  422. 
Natronchabadt  530. 
Natronfeldspath  508. 
Natronglimmer  536. 
Natronkatapleit  556. 
Natron,  kohlensaures  406. 
Natronmesotyp  523. 
Natronmikroklin  514. 
Natronorthoklas  513. 
Natronsalpeter  893. 
Natrophilit  435. 
Naumannit  298. 
Neftgil  558. 
Nemalith  367. 
Neochrysolith  478. 
Neolith  547. 
Neotokit  496. 
Neotyp  396. 
Nephelin  504. 
Nephrit  498. 
Neptunit  555. 
Nesquehonit  407. 
Neudorfit  559. 
Neukirchit  372. 
Newberyit  444. 
Newjanskit  288. 
Newportit  538. 
Newton* sehe  Farben  177. 
Nichtmetalle  273. 
Nickel  564. 
Nickelblüthe  446. 
Nickeleisen  287. 
Nickelglanz  316. 
Nickelgymnit  547. 
Nickelin  811. 
Nickelkies  811. 
Nickelmagnetkies  310. 
Nickelsmaragd  408. 
Nickelvitriol  425. 
Nickelwismuthglanz  323. 
NicoVsches  Prisma  166. 
Nierenkies  324. 
Nigrescit  546. 
Nigrin  352. 
Niobit  434. 
NiphoUth  379. 
Nitrate  392. 
Nitratin  893. 
Nitrocalcit  393. 
Nitromagnesit  898. 
Nocerin  381. 


Nörreniberff  acher    Apparat 

166. 
Nohlit  434. 
NomenckUur  269. 
Nontronit  550. 
Nordenskiöldin  556. 
Nordmarkit  462. 
Normaldolomit  898. 
NormaUnwinkel  10. 
Northnpit  381. 
Nosean  506. 
Numeait  547. 
Nussierit  441. 
Nuttalit  503. 

Ochran  550. 
Ocker  371. 
Oellacherit  536. 
Oerstedtit  850. 
Ogdoeder  43. 
Oisanit  469. 
Okenit  488.  521. 
Oktaeder  56. 
Oktaidflächen  20. 
Oktibbehit  287. 
Olafit  518. 
Oldhamit  808. 
01igoklas*518. 
Oligonspath  400. 
Olivenerz  451. 
Olivenit  451. 
OUvin  476.  477. 
Omphadt  493. 
Onegit  369. 
Onkoit  540. 
Onkosin  536. 
Onofrit  304. 
Onyx  348. 
Onyzmarmor  897. 
Oolither  Kalk  397. 
Oosit  475.  536. 
Opak  203. 
Opal  866.  566. 
Operment  290. 
Orangit  350. 
Orawiczit  550. 
Orileyit  300. 
Omamentmarmor  397. 
Oropion  550. 
Orthit  470. 
Orthoaxe  109. 
Orthochlorite  539. 
Orthodomen  110. 
Orthoklas  509. 
Orthopinakoid  110. 
Ortstein  871. 
Oryzit  527. 
Osmelith  489. 
Osmiridium  288. 
Osteolith  440. 
Ostranit  350. 
Ottrelith  538. 


Owenit  543. 
OxaUt  557. 
Oxyde  340. 
Ozokerit  558. 

P. 

Pachnolith  379. 
Pagodit  551. 
Pajsbergit  495. 
Palladium  288. 
Palladiumgold  281. 
Pandermit  390. 
Papierkohle  562. 
Paposit  432. 
Paradoxit  512. 
Paraffin  558. 

Paragenesis  der  Min.  240. 
Paragonit  536. 
Parallelverwachsung  48. 
Paraluminit  421. 
Paramagnetiaeh  210. 
Parameter  15. 
Paramorphosen  265* 
Parasit  389. 
Parastilbit  527. 
Parffaeit  499. 
Panser  Zwillinge  418. 
Parisit  381. 
ParquetHrt  124. 
Partschin  474. 
Partzit  865. 
Passauit  503. 
Paterait  429. 
Patrinit  331. 
Pattersonit  541. 
Paulit  =  Hypersthen  487. 
Pazit  321. 
Pearcit  337. 
Pechblende  431. 
Pechkohle  561. 
Pechtorf  562. 
Pechuran,  rothes  432. 
Peganit  448. 
Pegmatolith  512. 
Pektolith  489. 
Pelagit  357 
Pelhamin  546. 
Pelhamit  546. 
Pelikanit  550. 
Peliom  474. 
Pelokonit  357. 
PenetrationszwiUinge  50. 
Pennin  541. 
Penningesetz  539. 
Pentagondadekaeder  66. 
Pentagonikositeiraeder  68. 
Pentlandit  808. 
Penwithit  496. 
PeploHth  475. 
Percylith  382. 
Peridot  476.  477. 
Periklas  360. 
Periklin  515. 


Register. 


583 


Periklingesetz  516. 
Peristerit  518. 
Perlglimmer  537. 
Perlsinter  366. 
Perlspath  397.  398. 
Perowskit  552. 
Perthit  512. 
Petalit  508. 
Petroleum  558. 
Petzit  298. 
Phacelit  505. 
Phaestin  487. 
Phakoüth  529. 
Phanerokrystallin  128. 
Pharmakoiith  444. 
Pharmakosiderit  449. 
Phenakit  479.  566. 
Phengit  535. 
Philadelphit  533. 
Phillipsit  528. 
Phlogopit  533. 
Phönicit  427. 
Phönikochroit  427. 
Pholerit  549. 
PholidoUth  534. 
Phosgenit  381. 
Phosphocerit  436. 
Phosphorchromit  427. 
Phospboreisensinter  454. 
Phosphor escenz  206. 
Phosphorit  440.  567. 
Phosphorkupfererz  452. 
Phosphorochalcit  452. 
Phoaphosiderit  450. 
Phosphuranylit  453. 
Photicit  495. 
Phyllit  538. 
Phyllochlorit  540. 
Physik  der  Mineralien  130. 
Piauzit  560. 
Picit  450. 
Pickeringit  422. 
Picotit  384. 
Piemontit  469. 
Fiezoelektricität  211. 
Pikranalcim  522. 
Pikroalumogen  422. 
Pikroepidot  469. 
Pikroilmenit  365. 
Pikroüth  546. 
Pikromerit  420. 
Pikropharmakolith  444. 
Pikrophyll  490. 
Pikroemin  546. 
Pikrotephroit  478. 
Pikrotitanit  365. 
Pilarit  481. 
Püinit  471. 
Pilit  524. 
Pilolith  546. 
Pilsenit  294. 
Pimelith  548. 
Pinakoide  105.  109.  113. 
Pinakoidftächen  20. 


Piugos  d'agoa  461. 
Pinguit  551. 
Pinit  475.  536. 
Pinitoid  536. 
Pinnoit  391. 
Piotin  547. 
PirsBonit  406. 
Pisanit  425, 
Pisolith  895.  397.  402. 
Pissophan  423. 
Pistazit  468. 
Pistomesit  399. 
Pitkärandit  498. 
Pittinerz  432. 
Pittizit  454. 
Plagiocitrit  424. 
Plagioklas  509.  515. 
Plagionit  328. 
Planerit  448. 
Plasma  348. 
Platin  287. 
Platiniridium  288. 
Plattnerit  355. 
Plenargyrit  327. 
Pleochroismus  205. 
Pleonast  384. 
Pleonektit  442. 
Plessit  287. 
Plinian  321. 
Plinthit  550. 
Plombierit  522. 
Plumbocalcit  396. 
Plumboferrit  387. 
Plumboj^rosit  424. 
Plumbonacrit  409. 
Plumbostannit  339. 
Plumbostib  330. 
Plumosit  328. 
Plusinglanz  339. 
Pneumatolyse  262. 
Polarisation  lamellaire  200. 
Polarisationeapparate  168. 
Polarisationsebene  152. 
Polarisationswinkel  152. 
Polarisator  163. 
Polianit  356. 
Polirschiefer  367. 
Pollucit  508. 
Pollux  e508. 
Polyadelphit  473. 
Polyargit  519. 
Polyargyrit  337. 
Polyarsenit  443. 
Polybasit  337. 
Polychroilith  475. 
Polychroit  474. 
Polydymit  322. 
Polyedrie  124. 
Polyhalit  420. 
Polykras  554. 
Polylithionit  534. 
Polymignyt  554. 
Polymorphie  224. 
Polysphärit  441. 


Polysynthetische  VieUinge  50. 
PolyteUt  835. 
Polyxen  288. 
Pomeranzen  319. 
Poonahlit  =  Skolezit  524. 
Porcellanerde  550. 
Porcellanit  503. 
Porcellanjaspis  848. 
Porcellanspatb  503. 
Porpezit  281. 
Powellit  429. 
Prärosionsfläehen  144. 
Prasem  347. 
Praseolith  475. 
Prasin  452. 
Predazzit  367. 
Pregrattit  536. 
Prehnit  525. 
Pfibramit  369. 
Priceit  390. 
Primitivform  16. 
Prismatin  501. 
Prismenflächen  20. 
Probirstein  348. 
Prochlorit  540. 
Projectionen  52. 
Projection,  cyclograph,  80. 

—  gnomonische  30. 

—  Miller^sche  27. 

—  Quenstedt'sche  26. 

—  stereographische  27. 
Prolektit  482. 
Prosopit  379. 
Protobastit  487. 
Protovermiculit  533. 
Proustit  333. 
Pseudoapatit  440. 
Pseudobiotit  533. 
Pseudobrookit  553. 
Pseudocotnnnit  380. 
Pseudogaylussit  406. 
Pseudolibethenit  451. 
Pseudomalachit  452. 
Pseudomorphosen  128.  264. 
Pseudonatrolith  527. 
Pseudonephelin  505. 
Pseudophit  542. 
Pseudosommit  505. 
Pseudosymmetrie  53. 
Pseudotriplit  435. 
Psilomelan  357. 
Psittacinit  451. 
Ptilolith  527. 

Pucherit  437. 
PufFlerit  528. 
Punamustein  498. 
Purpleore  315. 
Paschkinit  469. 
Pyknit  460. 
Pyknometer  133. 
Pyknophyllit  536. 
Pyknotrop  546. 
Pyrallolith  548. 
Pyramiden,  dihexagonale  75. 


584 


Register. 


Pyramiden,  ditn'goncde  84. 

—  hexagonaU  75.  85.  86. 

—  irigancUe  92. 
Pyramidenfläche  20. 
Pyrargillit  475. 
Pyrargyrit  331. 
Pyrgom  492. 
Pyrit  313. 
I^ritoeder  =  Pentagon- 

dodekaeder  66.  313. 
Pyroaurit  367. 
IVochlor  653. 
Pyrochroit  367. 
Pyrodektricität  211. 
Pyroklasit  443. 
Pyrolusit  356. 
Pyromorphit  441. 
Pyroorthit  470. 
Pyrop  473. 
Pyrophanit  365. 
P^ophyUit  551. 
Pyrophysalit  460. 
Pyropissit  558. 
Pyroretin  560. 
Pyrosklerit  491.  542. 
Pyrosmalith  539. 
Pyrostibit  293. 
Pyrostilpnit  333. 
Pyroxene  486. 
Pyrrhit  553. 
Pyrrhoarsenit  437. 
Pyrrhosiderit  369, 
Pyrrhotin  309. 


Quadratisches  System  92. 
Quarz  342. 

—  gedrehter  345. 

—  gemeiner  342. 

—  linker  89.  344.  345. 

—  rechter  89.  344.  345. 
Quarzin  347. 
Quecksilber  284.  564. 
Quecksilberfahlerz  335. 
Quecksilberhomerz  376. 
Quecksilberlebererz  303. 
Quecksilbermohr  304. 
Quenstedtit  423. 
Queraxe  15. 
Querfläche,  rhombische  105. 

—  monokline  110. 
Querprisma^rhombischeHl^^^:. 
Quetenit  423. 
Quirinusöl  558. 

B. 

Rabenglimmer  534. 
Radde^sche  Farbenskala  204. 
Radiolith  523, 
Rädelerz  330. 
Raimondit  423. 
Ralstonit  379. 


Ramirit  451. 
Rammelsbergit  322. 
Randanit  367. 
Randit  407. 
Ranit  523. 
Raphilit  498. 
Raseneisenstein  370.  371. 
Raspit  431. 
Rathit  328. 
Ratofkit  378. 
Rauchquarz  346. 
Rauchtopas  346. 
Raumit  475. 
Rauschgelb  290. 
Rauschroth  289. 
Razumovskyn  552. 
Realgar  289. 
Reddingit  444. 
Redruthit  310. 
Reflexion  des  Lichtes  149. 
Reflexionsgoniometer  10. 
Refraction,  conische  185. 
Reguläres  System  54. 
Re'ichardtit  425. 
Reinit  429. 
Reissit  527. 
Remingtonit  408. 
Rensselaerit  548. 
Retinit  559. 
Reussin  417. 
Rezbänyit  327. 
Rhabdionit  357. 
Rhabdit  287. 
Rhabdophan  448. 
Rhätizit  459. 
Rhagit  453. 
Rhastolyt  533. 
Rhetinalith  545. 
Rhipidolith  540.  541. 
Rhodalith  550. 
Rhodit  282. 
Rhodiumgold  282. 
Rhodizit  390. 
Rhodochrom  542. 
Rhodochrosit  401. 
Rhodonit  495. 
Rhodophyllit  542. 
Rhodotilith  550. 
Rhombendodekaeder  57. 
Rhombisches  System  103. 
Rhomboeder  78. 
Rhomboedr,  Hemiedrie  77. 
—  Tetartoedrie  90. 
Rhyakolith  512. 
Richellit  450. 
Richterit  500. 
Riebieckit  500. 
Rinkit  555. 
Rionit  336. 
Ripont  502. 
Rittingerit  883. 
Rivotit  487. 
Römerit  423. 
Röntgenstrahlen  203.  207. 


Röpperit  478. 
Röschgewächs  336. 
Rösslerit  444. 
RGthel  364. 
Röttisit  548. 
Rogensteine  895.  397. 
Rogersit  434. 
Rohwand  398. 
Romeit  437. 
Roscoelith  536. 
Roseit  537. 
Roselith  444. 
Rosellan  519. 
Rosenbuschit  494. 
Rosenquarz  347. 
Rosthomit  559. 
Rotationsdlipsoid  148.  174. 
Rothbleierz  427. 
Rothbraunsieinerz  495. 
Rotheisenerz  362. 
Rotheisenstein  364. 
RothgQltig,  dunkles  331. 

—  fahles  327. 

—  lichtes  333. 
Rothkupfererz  359. 
Rothnickelkies  311. 
Rothofat  473. 
Rothspiessglanzerz  293. 
Rothzinkerz  360. 
Rubellan  538. 
Rubellit  465. 
Rubicell  384. 

Rubin  362.  565. 
Rubin  Baiais  384. 
Rubinglimmer  369. 
Rubin,  Orient.  362. 
Rnbinschwefel  290. 
Rubin-Spinell  384. 
Ruinenmarmor  397. 
Rumpfit  575. 
Rutil  351. 

Sacchai'it  519. 
Safflorit  322. 
Sagenit  351. 
Salamstein  362. 
Salit  490. 
Salmiak  375. 
Salmit  538. 
Salpeter  392.  569. 
Salzkupfererz  382. 
Samarskit  434. 
Sammetblende  369. 
Samoit  552. 
Sandarach  290. 
Sandbergerit  335. 
Sandkohle  561. 
Sandstein,  kryst.  896. 
Sanidin  512. 
Saponit  547. 
Sapphir  362.  565. 
Sapphirin  501. 


Register. 


585 


Sapphirquarz  347. 

Sarawakit  382. 

Sarder  848. 

Sardinian  416. 

Sardonyx  348. 

Sarkinit  448. 

Sarkolith  503. 

Sarkopsid  448. 

Sartorit  326. 

Sassolin  369. 

Satinepar  397. 

Sauseurit  467.  503.  519. 

Saynit  323. 

Scacchit  378. 

Scepterquarz  346. 

Scbalenblende  307.  309. 

Schapbachit  829. 

Schaumgyps  418. 

Schaumkalk  402. 

Scheelbleierz  429. 

Scheelit  428. 

Scheelspath  428. 

Scheererit  558. 

Schefferit  490. 

Scheinflächen  124.  128. 

Scherbenkobalt  279. 

Schichtkalk  397. 

Schieferspath  896. 

Schilfglaserz  329. 

Schillern  202. 

Schillerspath  487. 

Schirmerit  328. 

Schlagfiguren  142. 

Schlittenvorrichtung  10. 

Sehmelzbarkeit  der  Minera- 
lien 228. 

Schneebergit  =  Topazolith 
473. 

Schönit  420. 

Schörl  464.  466. 

Scborlomit  473. 

Schraufit  559. 

Schreibersit  287. 

Schreibkreide  397. 

Schreibweise,  Miller* sehe  18. 

—  Naumann*8che  19. 

—  Weiss^sche  18. 
Schrifterz  805. 
Schriftgranit  513. 
Schrifttellur  305. 
Schröckingerit  407. 
Schrötterit  552. 
Schuchardtit  544. 
Schunffit  277.  561. 
Schwalbenschwanz-Zwil- 
ling 417. 

Schwartzembergit  381. 
Schwarzbleierz  405. 
Schwarzerz  335. 
Schwarzgültig  336. 
Schwarzkohle  561. 
Schwarzkupfererz  859. 
Schwarzspiessglaserz  380. 
Schwatzit  335. 


Schwefel  277.  567. 
Schwefelkies  813. 
Schweizerit  545. 
Schwerbleierz  355. 
Schwere  Lösungen  133. 
Schwerspath  418. 
Schwimmkiesel  367. 
Schwingungsdauer  145. 
Scorza  469. 
Scoulerit  525. 
Scovillit  448. 
Sedimentärgesteine  247. 
Sedimente  247. 
Seebachit  530. 
Seeerz  371. 
Seifengold  282. 
Seifenstein  547. 
Seifenzinn  355. 
Seladonit  544. 
Seibit  409. 
Selen  278. 
Selenblei  297. 
Selenbleispath  416. 
Selenbleiwismuthglanz  827. 
Selenit  417. 
Selenkobaltblei  297. 
Selenkupfer  299. 
Selenkupferblei  297. 
Selenquecksilber  304. 
Selenquecksilberblei  304. 
Selenschwefel  278. 
Selenschwefelquecksilber 

304. 
Selensilber  298. 
Selentellur  281. 
Selen wismuthglanz  293. 
Sellait  378. 
Semelin  555. 
Semseyit  329. 
Senarmontit  841. 
Sepiolith  546. 
Septarien  397. 
Sericit  535.  536. 
Serpentin  545.  570. 

-  edler  545. 

—  gemeiner  545. 
Serpentinasbest  545. 
Serpentinisirung  261. 
Serpierit  426. 
Sesquimagnesiaalaun  422. 
Seybertit  538. 
Shepardit  486 

Siberit  465. 
Siderit  347.  400. 
Siderodot  400. 
Siderokonit  396.  897. 
Sideronatrit  424. 
Siderophyllit  533. 
Sideroplesit  399. 
Sideroschisolith  543. 
Siegburgit  559. 
Siegenit  822. 
Silaonit  298. 
Silber  283.  563. 


Silberantimonglanz  327. 
Silberfahlerz  335. 
Silberglanz  297. 
Silberhomerz  875. 
Silberkies  826. 
Silberkupferglanz  299. 
Silbersandstein  298. 
Silberwismuthglanz  327. 
Silfbergit  497. 
Silicate  455. 
Sillimanit  458. 
Simlait  550. 
Simonyit  420. 
Sinopit  550. 
Sinterkohle  561. 
Sipylit  483. 
Sismondin  588. 
Skäl  548. 

Shalenoeder  78.  98. 
Skapolith  502. 
Skarn  387. 
Skleroklas  326. 
Skierometer  138. 
Skogbölit  435. 
Skolezit  524. 
Skolopsit  506. 
Skorodit  449. 
Skutterudit  328. 
Smaltit  317. 
Smaragd  475.  565. 

—  oriental.  362. 
Smaragdit  498. 
Smektit  550. 
Smelit  550. 
Smirgel  362. 

—  Ronsberger  884. 
Smithsonit  899. 
Snarumit  496. 
Soda  406.  569. 
Sodalith  505. 
Solfatarit  422. 
Sombrerit  440. 
Sommervillit  503. 
Sonnenstein  518. 
Sonomait  422. 
SpadaYt  547. 
Spcütharkeit  139. 
Spaltflächen  140. 
Spangolith  427. 
Spaniolit  335. 
Spargelstein  489. 
Spartait  896. 
Spatheisenstein  400. 
Spathiopyrit  322. 
Species  269. 

Specifisches  Gewicht  132, 
Speckstein  548. 
Specularit  362. 
Speerkies  319. 
Speiskobalt  317. 

—  grauer  317. 
Sperrylith  318. 
Spessartin  473. 
Sphärocobaltit  401. 


586 


Register. 


Sphärosiderit  400. 
Sphalerit  306. 
Sphen  554. 

Sphenoidische  Hemiedrie  des 
tetragonal&n  Systems  98. 
Sphenoklas  475. 
Sphragid  550. 
Spiauterit  309. 
Spiegelung  36. 
Spiessglanzbleierz  330. 
Spinell  383.  565. 

—  blauer  384. 

—  edler  384. 

—  grüner  384. 

—  schwarzer  384. 
Spinellan  506. 
SpineUgesetz  60.  384. 
Spodiosit  443. 
Spodumen  494. 
Spreustein  523. 
Spröde  136. 
Sprödglaserz  336. 
Sprödglimmer  537. 
Sprödmetalle  279. 
Sprudelstein  408. 
StaffeUt  439.  440. 
Stahlerz  303. 
Stannate  552. 
Stannin  338. 
Stannit  355. 
Stassfurtit  889., 
Statuenmarmor  396. 
Staurolith  461. 
Stauroskop  169. 
Steatit  461.  548. 
Steenstrupin  484. 
Steinheilit  474. 
Steinkohle  561. 
Steinmannit  297. 
Steinmark  549. 
Steinöl  557. 
Steinsalz  394.  568. 
Stellit  489. 
Stephanit  336. 
Sternbergit  326. 
Stemquarz  347. 
Stibiatil  437. 
Stibiconit  365. 
Stibiodomeykit  300. 
Stibiotantalit  433. 
Stiblith  365. 
Stibnit  291. 
Stilbit  526.  527. 
Stilpnomelan  543. 
Stilpnosiderit  371. 
Stinkfluss  378. 
Stinkgyps  419. 
Stinkkalk  397. 
Stirlingit  478. 
Stolpenit  550. 
Stolzit  429. 
Strahlenblende  309. 
Strahleniixen  148. 
Strahlenfläche  146. 


Strahlerz  452. 
Strahlkies  319. 
Strahlstein  497. 

—  glasiger  490. 
Strahlzeolith  527. 
Stratopeit  496. 
Strengit  449. 
StHchfarbe  204. 
Striegisan  447. 
StrigoTit  466.  543. 
Strogonowit  503. 
Strohstein  466. 
Stromeyerit  299. 
Strontianit  404. 
Strontianocalcit  396. 
Structurformel  216. 
Struvit  443. 
Studerit  336. 
Statzit  301. 
Stüvenit  422. 
Stylotyp  330. 
Stypticit  423. 
Suceession  241. 
Succinit  559. 
Sulfantimoniate  337. 
Sulfarseniate  337. 
Sulfide  289. 
Sulfobasen  294. 
Sulfoborit  391. 
Sulfoferrite  323. 
Sulfogermanate  388. 
Sulfohalit  381. 
Sulfosäuren  289. 
Sulfosalze  323. 
Sulfostannate  338. 
Sulvanit  338. 
Sundtit  326. 
Susannit  426. 
Sussezit  891. 
Svabit  441. 
Svanbergit  454. 
Sychnodymit  323. 
Sylvanit  305. 
Sylvin  373. 
Sylvinit  374. 
SymboUsirung  18. 

—  van  Flächen  19. 

—  von  Formen  19. 

—  nach  Dana  20. 

—  nach  MiUer  18. 

—  nach  Naumann  19. 

—  nach  Weiss  18. 
Symmetrieaxe  36. 
Symmetrieebene  36. 
Symmetrie,  einfache  36. 
Symmetrieelemente  36. 
Symmetrieflgur  44. 
Symmetriegesetz  37. 
Symmetriegrad  87. 
Symmetrieklasse^i  40. 
Symmetrielinien  38. 
Symmetriepunkt  89. 
Symmetrie,zusammengesetzte 

36. 


Symplesit  445. 
Synaidelphit  447. 
Syngenit  420. 
Synthese  der  Mineralien  251. 
Sysserskit  288. 
Systematik  268. 
Szaböit  487. 
Szajbelyit  391. 
Szmikit  420. 

T. 

Tabergit  541. 
Tachyaphaltit  350. 
Tachyhydrit  380. 
Taenit  287. 
Tafelspath  488. 
Tagilit  451. 
Talcosit  550. 
Talk  548. 
Talkapatit  441. 
Talkgruppe  544. 
Talkspath  898. 
Talktriplit  443. 
Tallingit  382. 
Taltalit  466. 
Tamanit  444. 
Tamaragit  422. 
Tammela-Tantalit  435. 
Tankit  519. 
Tantalit  435. 
Tapalpit  334. 
Tapanhoacanga  387. 
Tapiolit  435. 
Tarapacait  427. 
Tamowitzit  403. 
Tasmanit  559. 
Tauriscit  425. 
Tautozonal  21. 
Tavistockit  449. 
Tekticit  421. 
Tellur  280, 
Tellurblei  297. 
Tellurit  342. 
Tellurocker  342. 
Tellurquecksilber  304. 
Tellursilber  298. 
Tellursilberblende  301. 
Tellurwismuth  293. 
Tellurwismuthailber  334. 
Tengerit  407. 
Tennantit  335. 
Tenorit  3-59. 
Tephroit  478. 
Teratolith  550. 
Terra  di  Siena  371. 
Tesselit  521. 
Tesseralkies  323. 
Tetartoedrie  48. 
Tetradymit  293. 
Tetraeder  62. 
Tetraedrit  384. 
Tetragonales  System  92. 
Tetrakishexaeder  57. 


Register. 


587 


Tetraphylin  435. 
Texasit  408. 
Thalit  547. 
Thallit  469. 
Tharandit  398. 
Thenardit  410. 
Thermochroitisch  208. 
Thermonatrit  406. 
Thermophyllit  546. 
Thinolith  406. 
Tlyorsauit  519. 
Thomsenolitli  379. 
Thomsonit  524. 
Thoneisenstein  370.  400. 
Thongruppe  549. 
Thorit  350. 
Thoruranin  432. 
Thoulet'sche  Lösung  133. 
Thraulit  551. 
Tbrombolith  437. 
TbuHth  467. 
Thuringit  543. 
Tiemannit  304. 
Tigerauge  347. 
Tinkal  390. 
Tinkalcit  390. 
Tirolit  452. 
Titanate  552. 
Titanaugit  488. 
Titaneisen  364. 
Titanit  554. 
Titanmagneteifien  386. 
Titanolivin  477. 
Titanomorpbit  555. 
Tiza  390. 
Tomoait  495. 
Topas  459.  566. 

—  Orient.  362. 
Topazolith  473. 
Topfstein  548. 
Torbanit  560. 
Torbernit  453. 
Torf  562. 
Totaigit  546. 
Totalreflectomeier  von  Kohl- 

rausch  154. 

—  von  Woüaston  155. 
Totalreflexion  151.  154. 

—  Grenzwinkel  der  151. 
TrapezoedeTj  hexagonale  83. 

—  tetragonale  88. 

—  trigonale  101. 
Trappeisen  387. 
Traversellit  499. 
Travertin  39(7. 
Tremolit  497. 
Triakisoktaeder  56. 
Triakistetraeder  62. 
Tricbalcit  451. 
Tridymit  348. 
Triklasit  475. 
Triklines  System  113. 
Trimerit  479. 
Trimorphie  225. 


Trinkerit  559. 
Tripel  367. 
Triphan  494. 
Tripbylin  435. 
Triplit  443. 
Triplofidit  443. 
Trippkeit  437. 
Tripuhyit  437. 
Tritochlorit  451. 
Tritomit  484. 
Troegerit  453. 
Troilit  310. 
Trolleit  447. 
Trombolith  487. 
Trona  406. 
Troostit  479. 
Trümmerstrudtur  242. 
Tschermigit  422. 
Tschewkinit  555. 
Türkis  448.  566. 
Tuesit  550. 
Tungstein  428. 
Tungstit  342. 
Turjit  370. 
Turmalin  464.  566. 
Turmalinzange  166. 
Turnerit  436. 
Tutenmergel  897. 
Tyrit  433. 
T^sonit  378. 

ü. 

üeberschwefelblei  297. 

üigit  525. 

Uintait  560. 

Ulexit  390. 

Ullmannit  316. 

ümangit  300. 

Umbra,  cyprische  371.  550. 

■—  kölnische  562. 

Umhü  llungspseudomor- 

phosen  266. 
Umwandlung  der  Mineralien 

258. 
ünghwarit  551. 
Unionit  469. 
üralit  493.  499. 
üralorthit  470. 
Uranate  431. 
üranblüthe  432. 
Uranglimmer  453. 
Uraninit  431. 
Urankalkcarbonat  407. 
üranocircit  453. 
Uranocker  432. 
Uranoniobit  432. 
Uranophan  432. 
Uranopilit  432. 
Uranosphärit  432. 
Uranospinit  453. 
Uranotantalit  434. 
Uranothallit  407. 
Uranothorit  851. 


Uranotil  432. 
Uranpecherz  431. 
Uranvitriol  432. 
ürao  406. 
Urbanit  494. 
Urusit  424. 
ürvölgyit  426. 
ütahit  423. 
Uwarowit  473. 

V. 

Vaalit  537. 
Valentinit  341. 
Vanadinbleierz  442. 
Yanadinit  442. 
Yanadinkupferbleierz   451. 
Variscit  447. 
Varvicit  356.  372. 
Vasit  470. 
Yauquelinit  427. 
Yenasquit  538. 
Verbreitung  der  Mineralien 

248. 
Yermiculit  584.  537. 
Yermillon  303. 
Verstäubungsfiguren  144. 
Verticalaxe  15. 
Verticalprismen,  monokline 

110. 
—  rhombische  104. 
Verwachsungsfläche  49. 
Verwitterungsfiguren  144. 
Yesuvian  470. 
Yeszelyit  452. 
Vieariirende  Elemente  222. 
Vioinalfläehen  124. 
VieUinge  50. 
Vierlinge  50. 
Viertelundulationsglimmer- 

blatt  180. 
Yillarsit  478. 
Yiolan  490. 
Yisirgraupen  354. 
Yitriolblei  415. 
Yitriole  424. 
Yitriolocker  423. 
Vivianit  445. 
Yölknerit  367. 
Yoglit  407. 
Yoigtit  533. 
Yolborthit  451. 
Yolkanit  278. 
Vollflächner  43. 
Voltait  424. 
Yoltzin  309. 
Yorhauserit  545. 
Yulpinit  412. 


Wachskohle  558. 
Wad  357. 
Wärmeausdehnung  209. 


588 


Register. 


Wärmefarbig  208. 

Wärmeleitung  208. 

Wärmestrahlung  207. 

Wagnerit  442. 

Walait  560. 

Walchowit  559. 

Walkererde  550. 

Walkerit  489. 

Walpurgin  453. 

Waluewit  537. 

Wapplerit  444. 

Wardit  447. 

Waringtonit  426. 

Warrenit  328. 

Warwickit  555. 

Waschgold  282. 

Washingionit  365. 

Wasser  (Eis)  340. 

Wasserkies  318. 

Wassersapphir  474. 

Wattevillit  420. 

Wavellit  447. 

Webnerit  326. 

Webski/scher  Spalt  11. 

Websterit  294.  421. 

WehrHt  294. 

Weichgewächs  297. 

Weichmanganerz  356. 

Weissbleierz  404. 

Weisserz  305.  320. 

Weissgültigerz,  dunkles  335. 

—  lichtes  335. 

Weiss  höherer  Ordnung 
165. 

Weissit  475. 

Weisskupfer  300. 

Weissnickelkies  318. 

Weissspiessglanz  341. 

Weisstellur  305. 

Wellenfläche  146. 

Wellenlänge  145. 

Wellennormale  146. 

WeUsit  529. 

Weltauge  366. 

Wernerit  502.  503. 

Wertbemannit  421. 

WestphaVsehe  Wage  134. 

Whewellit  557. 

Whitneyit  300. 

Widmanstätten'sche  Figu- 
ren 287. 

Willemit  479. 

Williamsit  545. 

Willyamit  317. 

Wiluit  470. 

Winkel  der  optischen  Axen 
183. 

Winkelmessung  9. 

Winklerit  371. 

Wiserin  352.  436. 

Wiserit  408. 

Wismuth  280.  565. 


Wismuthantimonnickel- 

glanz  317. 
Wismuthblende  483. 
WiAmuthglanz  293. 
Wismuthgold  301. 
Wismuthkobaltkies  318. 
Wismuthkupferblende  331. 
Wismuthocker  342. 
Wismuthsilber  301. 
Wismutbsilbererz  329. 
Wismuthspath  409. 
Withamit  469. 
Witherit  403. 
Wittichenit  331. 
Wittingit  496. 
Wocheinit  368. 
Wöhlerit  494. 
Wölchit  330. 
Wörthit  458. 
Wolchonskoit  551. 
Wolfachit  322. 
Wolfram  430. 
Wolframit  430. 
Wolframocker  342. 
Wolfsbergit  327. 
Wollastonit  488. 
Wolnyn  413. 
Woodwardit  426. 
Würfelerz  449. 
Würfelzeolith  529. 
Wulfenit  429. 
Wundererde,  sächsische  550. 
Wurtzit  809. 


X. 

Xanthit  471. 
Xanthoarsenit  446. 
Xanthokon  333. 
Xantholith  462. 
Xanthophyllit  537. 
Xanthorthit  470. 
Xanthosiderit  371. 
Xenolith  458. 
Xenotim  435. 
Xonotlit  521. 
X  Strahlen f  Durchlässigkeit 

für  203. 
Xylochlor  521. 
Xylotil  545. 


T. 

Yttergranat  473. 
Ytterspath  435. 
Yttrocerit  379. 
Yttroilmenit  434. 
Yttrotantalit  433. 

—  brauner  433. 

—  gelber  434. 
Yttrotitanit  555. 


Zahn-Tarkis  448. 
Zaratit  408. 
Zeagonit  529. 
Zellquarz  347. 
Zeolithe  520. 
Zepharovichit  447. 
Zeunerit  454. 
Zeuxit  466. 
Ziegelerz  303.  359. 
Zinckenit  326. 
Zink  285.  564. 
Zinkaluminit  421. 
Zinkblende  306. 
Zinkblüthe  407. 
Zinkglas  479. 
Zinkit  360. 
Zinkosit  416. 
Zinkspath  399. 
Zinkspinell  384. 
Zinkvitriol  425. 
Zinn  285.  564. 
Zinnerz  354. 

Zinngraupen,  weisse  428. 
Zinnkies  338. 
Zinnober  302. 
Zinnstein  354. 
Zinnwaldit  534. 
Zippeit  432. 
Zirkelit  555. 
Zirkon  349.  566. 

—  -Augit  494. 

—  -Pyroxen  494. 
Zirkoniate  552. 
Zöblitzit  546. 
Zoisit  467. 
Zone  21. 
Zonenaxe  21. 
Zonenaxe  der  ZwiUingsflächt 

51. 
Zonengesetz  23. 
Zonengleichung  22. 
Zonenpunkt  26. 
Zonochlorit  525. 
Zorgit  297. 
Zundererz  328. 
Zunyit  461. 
Zuschärfung  88. 
Zuspitzung  38. 
Zweiaxig,  optisch  148.  182. 
Zwieselit  448. 
Zwillinge      des      eisenien 

Kreuzes  313. 
Zwillinge,  normale  50. 

—  mit  geneigtem  Axenkreus 
50. 

ZwiUingsaxe  48. 
Zwiüingsfläche  48. 
Zwülingsndht  50. 
ZwiUingsverwaehsung  48. 
Zygadit  518. 


Tabellen 


Bestimmen  der  250  wichtigsten  Mineralien. 


Anhang  IL  zu  F.  Klockmann,  Lehrbuch  der  Mineralogie.    3.  Auflage. 

Stuttgart  1903. 


Trotz  der  relati?  beschränkten  Zahl  von  Mineralarten  im  Gegensatz 
zu  den  ungezählten  Pflanzen-  und  Thierspecies  ist  das  Bestimmen  Ton 
Mineralien  mit  besonderen  Schwierigkeiten  verknüpft  und  nach  den  in 
der  Botanik  und  Zoologie  gebräuchlichen  Methoden  der  dichotom  geglie- 
derten Bestimmungstabellen  (Fragestellung  und  Entscheidung,  ob  be- 
stimmte Merkmale  vorhanden  sind  oder  nicht)  nicht  ausführbar.  Das 
liegt  daran,  dass  es  eine  eigentliche  Mineralspecies  (S.  269)  nicht  giebt, 
oder  mit  anderen  Worten,  dass  die  wesentlich  durch  ihre  chemische  Zu- 
sammensetzung definirte  Mineralart  in  ihrem  äusseren  Ansehen  und  in 
ihren  Habitusmerkmalen  sehr  veränderlich  ist,  so  dass  zwei  ganz  verschie- 
dene Mineralien  sich  äusserlich  weit  ähnlicher  sehen  können  als  zwei 
Varietäten  desselben  Minerals. 

Für  das  Erkennen  der  Mineralien  kommen  in  Betracht  die  chemi- 
schen, morphologischen  und  physikalischen  Eigenschaften;  ausserdem 
bilden  noch  in  vielen  Fällen  die  paragenetischen  Verhältnisse  ein  werth- 
voUes  Hülfsmittel. 

Die  chemischen  Merkmale  sind  die  entscheidenden,  aber  ihre  Ver- 
wendung setzt  zumeist  umständliche  und  zeitraubende  Operationen  voraus. 
Die  morphologischen  Kennzeichen  sind  nur  dann  ezact,  wenn  mehr  oder 
minder  deutlich  ausgebildete  Krystalle  vorliegen,  was  in  der  Praxis  recht 
häufig  nicht  zutrifft.  Die  physikalischen  Eigenschaften,  wie  Farbe,  Glanz, 
Härte  etc.,  sind  am  leichtesten  aufzufassen  und  meist  schon  mit  einem 
einzigen  Blick  wahrzunehmen,  doch  sind  sie  vor  allen  anderen  der  Ab- 
änderung ausgesetzt;  ebenso  lässt  das  paragenetische  Zusammen  vorkommen 
nicht  selten  im  Stich. 

Wenn  demnach  für  die  Bestimmungstabellen  mit  Vorliebe  oder  aus- 
schliesslich die  bequemen  Merkmale  der  Form,  des  physikalischen  und 
des  paragenetischen  Verhaltens  herangezogen  werden,  so  darf  man  sich 
von  ihm  sichere  und  in  jedem  Fall  zuverlässige  Resultate  nicht  ver- 
sprechen. Solche  Tabellen  haben  nur  den  Wert  einer  Uebersicht  der 
Mineralien  nach  ihren  leicht  erfassbaren  Eigenschafben,  können  aber  in 
der  Hand  desjenigen,  der  mit  den  Lehren  der  Mineralogie  einigermaassen 
vertraut  und  einige  Uebung  im  Erkennen  der  gewöhnlichen  Mineraltypen 
hat,  die  Arbeit  des  Aufsuchens  sehr  erleichtern.  In  diesem  Sinne  sind 
auch  die  nachstehenden  Tabellen  zu  verstehen.    Sie  geben  in  der  im  Buch 


Tabellen  zum.  Bestimmen  der  Mineralien. 


selbst  befolgter  systematischen  Anordnung  eine  Uebersicht  über  die  wich- 
tigsten Eigenschaften  der  250  gemeinsten  Mineralien,  wodurch  das  Auf- 
finden erleichtert  und  in  vielen  Fällen  ermöglicht  wird.  In  anderen 
Fällen  wird  es  nöthig  werden,  die  getroffene  Entscheidung  an  den  aus- 
führlichen Angaben  des  Textes  zu  prüfen,  weshalb  jedes  Mal  sich  die 
betreffende  Seitenzahl  angegeben  findet. 

Bei  der  Benutzung  der  Tabellen  ist  zu  beachten,  dass  die  Angaben 
über  Härte,  Glanz,  Strich,  Bruch  und  Spaltbarkeit  sich  auf  deutlich  wahr- 
nehmbare und  frische  Erystalle  beziehen,  und  dass  diese  Eigenschaften 
öfters  nicht  unwesentliche  Abänderungen  aufweisen,  wenn  das  Mineral 
im  verwitterten  Zustand  oder  in  Aggregaten  von  verschiedener  Verban3s- 
festigkeit  und  Verunreinigung  vorliegt. 

Die  Utensilien,  die  bei  Benutzung  der  Tabellen  und  überhaupt  beim 
Bestimmen  von  Mineralien  in  Frage  kommen,  sind:  Lupe,  ein  festes 
Messer,  Feile,  Strichplatte  und  eine  Härteskala,  von  welchen  letztere  unter 
Umständen  entbehrt  werden  oder  durch  andere  Hülfsmittel  (s.  S.  138)  er- 
setzt werden  kann.  Nöthig  ist  weiter  noch  ein  Tropffläschchen  mit  Salzsäure 
und  für  schwierigere  und  zweifelhafte  Fälle  das  Löthrohr  mit  Zubehör. 


Gebrauchte  Abkürzungen. 

X  X  =  Krystalle.  da.  =  durchsichtig. 

Zw.  =  Zwillinge.  uds.  =  undurchsichtig. 

Mgl.  =  Metallglanz.  dschnd.  =  durchscheinend. 

Plmgl.  :=  Perlmutterglanz.  halbm.  =  halbmetalliach. 

Dgl.  =  Diamantglanz.  vollk.  =  vollkommen. 

Fgl.  =  Fettglanz.  s.  vollk.  —  sehr  vollkommen. 

Glgl.  =  Glasglanz.  unvoUk.  =  unvollkommen. 

L.-Fl.  =  Löthrohr-Flarame.  anlfd.  =  anlaufend. 


Elemente. 


Name,  Formel  und 
System 


Form  bezw.  Habitus 
der  Krystalle 


Form  und  Structur 
der  Aggregate 


Bpali- 
barkeit 


Bruch 


!•  Klasse.    Elemeate. 


DiamaBt.  C. 

Reg.,  tetr.-hem. 

S.  273 


«rapUt.  C. 

Hexag. ,  rhomboedr  .- 
hem. 

8.276 


Schwefel.  8. 

Bhomb.,  holoedr. 

8.277 


Arien.  Ai. 

(Scherbeukobalt) 
Hexag.,  rbombo- 
edr.-hem. 

8.  279 

AatlmoB.  8b. 

Hexag;,  rbombo- 
edr.-hem. 

8.279 


Wlimoth.  Bl. 

Hexag.,  rhombo- 
edr.-hem. 

8.280 


Gewöhnlich  rundum  ausgebil- 
dete Einzelkrystalle  U.Zwil- 
linge mit  oktaedr.,  hexaedr. 
oder  dodekaedr.  Habitus  und 
gerundeten  Kanten  und  Flä- 
chen. 

Selten,  meist  sechsseitige  Ta- 
feln und  Schuppen,  zuweilen 
mit  Dreieckstreifung. 


Bfeist  mit  pyramidalem,  seltener 
sphenoidischem  Habitus. 


Selten,  klein,  mit  würfeligem 
oder  nadeligem  Habitus. 


Selten,   mit  würfeligem  oder 
tafeligem  Habitus. 


Selten,  mit  würfeligem  Habitus. 


ünregelmässige  Qruppen  oder 
kugelige  Formen  mit  radialer 
Structur.  Schwarzer  Diamant 
in  dichten,  eckigen  u.  löche- 
rigen Körnern. 


Derb  und  eingesprengt,  in 
krummblättengen,  strahlig- 
schuppigen,  dichten  oder  er- 
digen Massen. 


Derb,  eingesprengt,  knollig, 
als  Nieren,  Zapfen.  Krusten, 
Anflug.   Erdig,  dicht,  fasrig. 


Glaskopfartig,  flachschalig  mit 
dichtem  Bruch. 


Derb  od.  eingesprengt ;  spathig. 


Gestrickt,  baumförmi^,  feder- 
artig, sp&thig,  körnig. 


(111) 
sehr  Yollk. 


(0001) 

sehr  YoUk. 

nach  (1011) 

Gleitung 

unvollk. 


ma<*cb- 
liß 


gemein 
bie^:- 
sam 


musrb- 
lig  bi< 
unebifL 


9.  AbthellvB«. 


(0001) 

vollk. 


(OOOl) 

voUk. 


(0001) 

vollk. 


fein- 
körnig 
a.  dicht 


anebeu 


fein- 
kömig 


«cid.  Ao. 

Reg.,  holoedr. 

8.  281 


Silber.  Ag. 

Reg.,  holoedr. 

S.  288 


Queekillber.  Hg. 

Reg.,  holoedr. 

8.284 


am.  (Hg.Ag). 

. ,  holoedr. 

8.  286 


Kopfer.  Co. 

Reg.,  holoedr. 

8.  286 


Eisen.  Fe. 

Reg.,  holoedr. 

8.  286 

Platin.  Pt. 

Reg.,  holoedr. 

8.287 


Reg. 


Verzerrte  Oktaeder  mit  rauhen 
Flächen,  oft  blech-  oder  draht- 
artig ausgebildet. 


Verzerrte  Würfel  und  Oktaeder, 
oft  blech-  oder  drahtartig 
ausgebildet. 


Seltene,  flächenreiche  XX 


Stark  verzerrte  Oktaeder,  oft 
von  plattiger  oder  draht- 
artiger Form,  ästig  aggre- 
girt. 


Selten,  mit  würfeligem  Habitus. 


Aufgewachsen  in  skeletartigen, 
federigen,  traubigen,  moos- 
förmigen  Aggr.,  eingesprengrt 
in  Körnern. 

Haar-,  moosförmig.  federig ;  in 
Strähnen  und  Klumpen. 


Flüssig,  in  kleinen  Tropfen. 


Eingesprengt  in  Körnern,  Plat- 
ten und  als  Anflug. 


In    eisblumenartigen  Platten, 
als  Anflug. 


Kömer,   Schüppchen,  Platten 
oder  Klumpen. 


Eingesprengt  in  Körnern  und 
Schüppchen,  lose  in  kleinen 
Kömern  oder  löcherigen 
Klumpen. 


8.  AbtheiiiiBS. 

hakig 


hakig 


(100) 


miisth- 
lig 

haki^ 


hakig 


hakig 


Elemente. 


Sprö- 
digkeit 


Härte 


Gewicht 


Glanz 


Dnrch* 
sichtig- 
keit 


Farbe 


Strich 


Bemerkungen 


1.  Abthellang.    Bllehtmelalle. 

ausgez.Dgl. 


spröd 

10 

3,60—8,62 

mild 

1-2 

2,2 

sehr 
spröd 

1,5—2,6 

2,0—2,1 

Mgl.  oder 
matt 


Harz- 
bis  Fgl. 


Hetallelde  (Sprödmetalle). 


spröd 

8-4 

6,7—6,8 

spröd 

8—8,6 

6,6—6,7 

mild 

2—2,5 

9,7—9,8 

schnell 

matt 

werdend 


Mgl. 


Mgl. 


ds.  bis 
uds. 


uds. 


ds.  bis 
uds. 


uds. 


uds. 


uds. 


farblos,  oft  gelb- 
lich, braun,  grau, 
schwarz 


dunkel  oder  licht 
stahlgrau 


schwefelgelb ; 

honig-  u.  wachsgelb, 

orange,  braun 


lioht  bleigrau, 
schnell  dunKel  blei- 
grau bis  schwarz 
anlfd. 


zinnweiss, 
graulich  anlfd. 


röthlich  silber- 
weiss,  bunt  anlfd. 


farblos 


rein  grau, 
schim- 
mernd 


gelb 


bleigrau 


bleigran 


bleigrau, 
metall. 
schim- 
mernd 


Lose  auf  Seifen,  oder  ein- 
gewachsen in  serpentin- 
artieem  Gestein. 

Bgl. :  Mineralien  der  Edel- 
steinseifen. 


In  Gneiss,  Glimmerschiefer, 
körnigen  Kalken,  Granit, 
Porphyr. 

Aehnl. :  Molybdftnglanz,  Ar- 
senolamprit. 

Bgl. :  Gyns,  Anhydrit,  Mer- 

gel,  Kaik,Aragonit,Galcit, 
ölestin,  Ozokerit. 


Auf  Silber-  und  Kobalterz- 
gftngen.  V.  d.  L.  flüchtig, 
weisser  Beschlag  und 
Knoblauchgernch. 


Aehnl.:     Diskrasit,    Alle- 
montit. 


Bei.:   Wismuthglanz ,   Ko- 
balterze, Zinnstein. 

Aehnl. :  Rothnickelkies, 
Breithauptit,  Linneit, 
Danait. 


Metalle. 


sehr 
dehn- 
bar 

2,6-3 

15,6—19,3 

sehr 
dehn- 
bar 

2.5-8 

10—12 

- 

- 

13,6—18,6 

spröd 

3-8,5 

13,7—14,1 

sehr 
dehn- 
bar 

2,5—3 

8,5—9 

dehn- 
bar 

4,6—6 

7,88 

sehr 
dehn- 
bar 

4-6 

14-19 

Mgl. 


Mgl. 


Mgl. 


Mgl. 


Mgl. 


Mgl. 


Mgl. 


uds. 


uds. 


uds. 


uds. 


uds. 


uds. 


uds. 


goldgelb, 

messine-,  speiS' 

und  hchtgelb 


silberweiss, 

gelb,  braun,  grau, 

schwarz  anlfd. 

zinnweiss 


silberweiss 


kupferroth, 
dunkler  anlfd.  mit 
brauner,schwarzer. 
grüner,  blauer  Ver- 
witterungsrinde 

stahlgrau 
bis  eisenschwarz 


stahlgrau 
ins  Silberweisse 


metall- 

glzd. 

goldgelb 


silber- 
weiss 
metall- 
glzd. 


silber- 
weiss 


kupfer- 
roth 
metall- 
glänzend 


glftnzend 


stahl  grau 


Bgl.:    Pyrit,    Brauneisen, 

Quarz,  Seilenmineralien. 

Aehnl.:  Pyrit,  Kupferkies. 


Bgl.:  Silbererze, Bleiglanz, 
Ar8enmineralien,Scnwer- 
spath,  Kalkspath,  Fluss- 
spath,  Quarz. 


Bgl.:  Zinnober. 


Bgl.:  Zinnober. 


Bgl.:  Cuprit,  ged.  Silber, 
Kalkspath,   Quarz, 
Prehnit,  Zeolithe. 


Magnetisch. 

Meist  meteor.  Ursprungs. 


Bgl. :     Platinmetalle    und 
leifenmineralien. 


Sulfide. 


Name,  Formel  und 
System 


Form  bezw.  Habitus 
der  Krystalle 


Tonn  und  Struetur 
der  Aggregate 


Spalt- 
barkeit 


Kr-  1 


Og 


Bemlgar.  Ai^Sj. 
(Ranschroth) 
Monoklin,  holoedr. 

S.  289. 


AoripIgmeBt.  Ai^Ss. 
(Rauschgelb) 
Rhomb.,  holoedr. 

S.  290. 

AatiBiOBgUnz,  8b2S8. 

(Antimonit) 
Rhomb.,  holoedr. 

S.  291 


WiSBiothglaBB.  BloS«. 

(Bismutit) 
Rhomb.,  holoedr. 

S.  293 

B«thtpl6sigl«ii. 
^SbaSa.SboOg. 

Monoklin,  holoedr. 

S.  293. 

HolybdlnglABs.  HoSj. 

(Molybdänit) 
Uexag.  S.  294. 


Nicht  häufig,  klein,  kurzsäulig, 
vertical  gestreift  und  aufge- 
wachsen. 


Selten  deutlich  ausgebildet, 
klein,  oft  linsenförmig  ge- 
krümmt ;  blätterige  Spalt- 
Btacke. 

Spiessig,8trahlig,nadelig,  nicht 
selten  schwach  wellig  gebo- 
gen und  quergestreift. 


Wie  Antimonit. 


Nadelig  bis  haarförmig,  ohne 
deutliche  Flächen. 


Selten,  meist  nur  unvollkom- 
mene sechsseitige  Tafeln 
und  Schuppen. 


II.  Klasse.    SuUlde.     i.  AbChcihu«. 


Derb,  dicht  und  als  Anflug. 


(001) 

und  toio) 
meist  un- 
deutlich 


Derb,  eingesprengt  oder  nierige 
Massen  mit  stengeliger  bis 
radialstrahliger  Struetur ;  er- 
dige Anflüge.  j 

Nadelig,  in  Büscheln  und  ver* 
filzt,  auch  derb  mit  feinfase- 
riger Struetur. 


Derb  mit  späthiger,  breil- 
stengeliger  od.  feinfaseriger 
Struetur. 

Büschelig ,  nadelig ;  einge- 
sprengt. 


Derb,  eingesprengt  in  krumm- 
blätterigen  bis  schuppigen 
Aggr. 


(010  > 
sehr  vollk. : 


«010)  vollk..  u.a- 
Gleitfläohe  li 
nach  (00 1> 


wie  Anti-  i  Li- 
monit  ::.; 


deutlich  "  " 
nach  einer  l;  b- 
Richtung     h  •  : 


(0001)  l'.r 

sehr  vollk.  t-L^ 


2.  AbthelluDg.    SalSde  «cc. 


BleigUBB.  PbS. 

Reg.,  holoedr. 


S.  295. 


BIlberglaiB.  AgjS. 
Reg.,  holoedr. 

S.  297 


Kvpferglani.  Cb^S. 
'^  '     Rhomb.,  holoedr. 

S.  298. 


ABtimoBiilber. 

AgaSb  (''). 
Rhomb.,  holoedr. 

S.  800, 

ZiBBober.  HgS. 

Hexag.-trapez.- 
tetart.  S.  802. 


KapferiBdig.  CuS. 
Hexag.-trapez.- 
tetart.  S.  303. 


Meist  Würfel  mit  Oktaeder  und 'Derb    und     eingesprengt,     in 


Dodekaeder, öfters  plattig  ver- 
zerrt und  verzwillingt  nach 
(111)0. 


Meist  Würfel  mit  Oktaeder, 
häufig  zahn-  und  domförmig 
verzerrt. 

Dicktafelig  und  kurzsäulig  mit 
hexagonalem  Habitus. 


Prismatisch,  dicktafelig  oder 
sechsseitige  Pyramiden,ttber- 
haupt  hexagonaler  Habitus. 


Dicktafelig,   prismatisch   und 
rhomboedrisch 


Sehr  selten,  meist  klein  und 
dünntafelig  nach  der  Basis. 


späthig-kömigen 
dichten  Aggr. 


bis    ganz 


Derb,    in   Platten,   gestrickt, 
pulverig. 


Derb,  in  Platten  und  einge- 
sprengt mit  dichter  Struetur  ; 
erdig. 


Derb,  in  späthig-körnigen  Ag- 
gregaten; Platten,  Knollen, 
Anflug. 

Derb  oder  eingesprengt,  kör- 
nig, faserig,  dicht,  erdig; 
krummschalig  u.  als  Anflug. 


In  Rinden,  Platten  und  als  An- 
flug, feinkörnig,  dicht  und 
pulverig. 


(100) 

vollk. 


(100) 
undentl. 


I  BIG«  i- 


unvoUk.     ni3-' 


(Oll) 
(001) 

deutlich 


lu 


(1010)  .nn^-T 
ziemlich  1  -i-"- 
deutlich        *n; 


(0001) 
sehr  vollk. 


?kB 


Sulfide. 


Sprö- 
digkeit 


Härte 


Gewicht 


Glanz 


Durch- 
sichtig- 
keit 


Farbe 


Strich 


Bemerkungen 


Sulflde  elc.  der  Hel«ll«Ide  (Sulfosäuren). 


mild 

bis 

spröd 

1,5—2 

8,4—8,6 

mild, 
bieg- 
sam 

1,6-i 

3,4—8,6 

mild 

2 

4,6—4,7 

mild 

2 

6,4—6,6 

mild 

1—1,5 

4,6—4,6 

mild, 
bieg- 
sam 

1—1,5 

4,7—4,8 

blendiger 

Dgl-, 

auf  dem  Br. 

Fgl. 

dschnd. 

Plmgl., 

blendiger 

Fgl. 

dschnd. 

starker 
Mgl.,  matt 
anlaufend 

uds. 

starker 
Mgl. 

uds. 

Dgl. 

dschnd. 

starker 
Mgl. 

uds. 

morgenroth, 
gelb  beschlagend 


citronengelb 


bleigraa, 

oft  bunt 

angelaufen 


bleigran 
bis  zinnweiss, 
bunt  anlaufend 


kirschroth 


bleigrau  mit  Stich 
ins  Röthliche 


orange- 
gelb 


gelb 


dunkel 
bleigrrau 


dunkel 
bleigrau 


roth 


grau- 
grünlich 


Namentlich  auf  Erzgängen, 
auch  eingesprengt  in 
Thonen  und  Dolomiten* 

Bgl. :  Auripigment,  Anti- 
monit. 

Aehnl.:  Rothgültig,  Zinn- 
ober. 

Vorkommen  und  Begl.  wie 
Realgar. 

Aehnl.:  erdiger  Antimon- 
ocker. 

Auf  Erzgängen  neb.  Quarz, 

für  sich  oder  in  Begl.  von 

Sb-Mineralien. 
Aehnl. :  Bleispiessglanz, 

WismuthglanZjBleiglanz, 

Pyrolusit. 

Auf  Zinnerzgängen;  auch 
neben  Kupferkies  oder 
Gersdorfflt. 

Aehnl. :  cfr.  Antimonglanz. 

Eingesprengt  in  derben  An- 
timonglanz neben  Quarz. 


In  Granit,  vielfach  neben 
Zinnstein,  auch  auf  sul- 
fidischen Contactlagerst. 

Aehnl. :  Graphit. 


der  Metalle  (Sulfobasen). 


mild 

2,6 

7,3—7,8 

sehr  ge- 
schmei- 
dig 

2-2,6 

7—7,4 

mild 

2,5—3 

5,6—5,8 

spröd 

8,6 

9,4—10 

mild 

2—2,5 

8-8,2 

mild 

1,5—2 

4,6 

starker 
Mgl. 

uds. 

Mgl.,  lauft 
matt  an 

uds. 

starker 
Mgl.,  läuft 
bald  matt 

uds. 

an 

starker 
Mgl. 

uds. 

• 

Dgl. 

in  dünner 

Schicht 

ds. 

Fgl. 

uds. 

bleigran  mit  Stich 

Ins  Röthliche, 
häufig  matt  anlfd. 


dunkel  bleigrau 
bis  eisenschwarz 


dunkel  bleigrau 


silberweiss. 
läuft  grau  bis 
schwarz,  auch 
goldigbraun  an 

Cochenille-,  auch 

scharlachroth, 

rothbraun, 

schwarz,  bleigran, 

Stahlfarben 


blauschwarz, 
indigblau 


graulich- 
schwarz 


glänzend 

dunkel 

grau 

glänzend 

dunkel 

grau 


glänzend 

dunkel 

grau 


Schar- 
lach- bis 
rothbraun 


schwarz 


Bgl. :  Kupferkies.  Bourno- 
nit ,  Quarz ,  ^alkspath, 
Baryt,  Spatneisen,  Zink- 
blende, Silbererze,  Gal- 
mei. 

Aehnl. :  Antimonglanz,  UU- 
manit. 

Bgl.:  Silbererze. 
Aehnl.:  Kupferglanz. 


Bgl.:  Cuprit,  Malachit, 
iCupferlasur,  Buntkupfer- 
erz. 

Aehnl.:  Silberglanz,  Bour- 
nonit,  Magnetit,  Chromit, 
Eisenglanz,  dunkles  Fahl- 
erz, Rothkupfererz. 

Bgl. :  Silbererze,  Bleiglanz, 
Arsen-  und  Antimonmine- 
ralien. 

Aehnl. :  Antimon,  Silber. 

Bgl.:  Quecksilber,  Pyrit, 
Markasit,  Antimonglanz, 
Bitumen. 

Aehnl.:  Realgar,  Kunfer- 
blüthe ,  Kunferziegelerz, 
Cuprit,  Rotheisen,  Roth- 

gältigerz,     Rothbleierz, 
util. 

Bgl. :  Kupferglanz,  Kupfer- 
Lies. 


Sulfide. 


Name,  Formel  nnd 
System 


Form  be7.w.  Habitus 
der  Krystalle 


Form  und  Stmctor 
der  Aggregate 


Spalt-     I 
barkett 


Sehrinerx.  AsAgTi. 

(Sylvanit) 
Monoklin,  holoedr. 

S.  806. 

Butteren  (Nagy&git). 
(PbAn)(8Teh. 

Rhomb.,  holoedr. 

8.  806. 

ZtakblMde.  ZbS. 

(Sphalerit) 
Reg.  tetraed.-hem. 

S.  806. 


Wvrtslt.  ZbS. 

Hexag.-ditrigon.- 
pyramid.  8. 

Hagaetkle«.  FeS. 

(Pwhotin) 
Hexag.  8. 


Hlllerit.  NI9. 

(Haarkies) 
Hexag.  8.  811. 

B«thiiiekelklei.  KiAi. 

(Kapfernicke)) 
Hexag.  8.  811. 


Pyrit.  FeSa. 
(Schwefelkies) 
Reg.  pentag.-hem. 

8.  812. 

KobaltglMs.  CoAiS. 

(Glanzkobalt) 
Reg.  pentag.-hem. 

8.  316. 


fleridorfBt.  KlAiS. 

(Arsennickelkies) 
Reg.  pentag.-hem. 

8.  316 

lIllBiaiBit.  HiSb8. 

(Antimonnickelkies) 
Reg.  pentag.-hem. 

S.  816 

SpeUk«bAlt.  Co  Ata . 

(Smaltin) 
Reg.  pentag.-hem. 

8.  317, 


ChloMthlt.  KIA13. 

Reg.  pentag.-hem. 

8.  318 


Klein,  nadelig,  zu  fiederigen, 
schriftfthnlichenGruppen  ver- 
bunden, flach  aufliegend. 


Tafelig  bis  schuppig. 


Verzerrte  Dodekaeder,  tetra- 
edrisch,  oktaedrisch;  meist 
Spalts  tücke,  die  manchmal 
mit  Zwillingsstreifung  ver- 
sehen sind. 


Sehr  klein,  tafelig. 


Selten,  klein,  hexagonale  Ta- 
feln; schalige  Stücke. 


HaarfOrmig,    dünn,    spiessig, 
strahlig. 


Selten,  hexagonale  nierige  Py- 
ramiden. 


Hftuflg,  Hexaeder  oder  Penta- 
gondodekaeder mit  charakt. 
Streifung;  in  Comb,  auch 
Oktaeder  und  48-Fl&chner. 

Klein ,  ringsum  ausgebildet ; 
Comb,  von  Pentagondodeka- 
eder mit  Oktaeder. 


Selten,  Hexaeder  mit  Oktaeder. 


Selten,  Hexaeder  mit  Oktaeder. 


Meist  Hexaeder   mit  bauchig 
gekrümmten  Flächen. 


Wie  Speiskobalt. 


Dünne 
und  als 


Lagen ,    eingesprengt 
Anflug. 


Dünne  eingewachsene  Lamellen 
oder  derbe  butterige  Agg^. 


erb  oder  eingesprengt; 
spftthigen,strahligen  bis  g 
dichten  Aggr. 


in 
ganz 


Derb,  in  schalig-nierigen,  fein- 
faserigen bis  dichten  Aggr. 


Derb,  trümmerartig  und  ein- 
gesprengt; dicht,  feinkörnig. 


Faserig  bis  radialstrahlig. 


Derb,  gestrickt,  nierig-  dicht, 
feinkörnig,  kurzstraniig. 


Derb,  eingesprengt,  knollig, 
mit  dichter,  feinkörniger  oder 
strahliger  structur. 


Derb  oder  eingesprengt,  dicht 
oder  körnig. 


Derb  oder  eingesprengt,  dicht 
oder  körnig. 


Derb  oder  eingesprengt,  dicht 
oder  kömig. 


Derb  oder 
strickt,  nierig;  dicht,  seh 
und  strahlig. 


Wie  Speiskobalt. 


2  Rieh- 
tniifen 
deutlich 


(010) 

sehr 

▼oUk. 


(110)         .  SJiATij 

vollk. 


(0001) 


(iiao) 
deutlich 

(1010) 

unvoUk. 


(0001) 

vollk. 


(100)  vollk. 

bisweilen 

undentl. 


(100)        une^: 
ziemlich  • 
voUk. 


(100) 

vollk. 


undeut-     uneM 
lieh 


Sulfide. 


5prö- 
igkeit 

Harte 

Gewicht 

Glanz 

Durch- 
sichtig- 
keit 

Farbe 

Strich 

Bemerkungen 

mild 

1.B-« 

7,99—8,88 

Mgl. 

uds. 

stahlgrau  bis 

silberweiss  und 

Uchtgelb 

glänzend 

Auf  Goldgängen. 

Bgl.:  Gold,  GoldteUuride, 

Blende,  Pyrit. 
Aehnl. :  Blättererz. 

mild, 
bieg- 
sam 

1—1,6 

6,86—7,80 

Mgl. 

uds. 

dunkel  bleigrau 

ffran- 
scnwarz 

Vorkommen,  Begl.  und  ähn- 
lich wie  bei  Schrifterz. 

spröd 

8,5-4 

8,9—4,8 

halbmet. 
Dgl. ;  wenn 

derb  und 
dicht  fettig 
schim- 
mernd 

uds. 

bis 

dschnd. 

bisweilen 

durchs. 

gelb,  roth,  braun, 
schwarz,  grttn 

gelblich- 
weiss, 
leder- 
brann 

Bgl.:  Bleiglanz,  Quarz, 
Kalk-,  Schwer-,  Fluss-, 
Eisen-  und  Manganspath, 
Schwefelkles,Kupferkies. 

Aehnl.:  Granat,  Bleiglanz, 
Zinnstein.  Vesuvian,Fahl- 
erzkry  stalle. 

spröd 

3,6—4 

8,98-4,07 

diamant- 
artiger 
Glgl. 

dschnd. 
bis  uds. 

dunkelbraun 

licht- 
braun 

Bgl.:  Bleiglanz,  Blende. 
Aehnl. :  Zinkblende. 

spröd 

8,6—4,6 

4,64—4,64 

Mgl. 

uds. 

licht  tombakbraun, 

dunkler  braun 

anlfd. 

grau  bis 
schwarz 

Vom  Magneten  angezogen  t 
Imprägnation  im   Contact 
alter  basischer  Eruptiv- 
gesteine. 
Aehnl. :  Buntkupfererz,  Sil- 
berkies,  Rothnickelkies. 

spröd 

3,5 

6,26—6,80 

Mgl. 

uds. 

messinggelb,  wenn 

matt  grünlichgrau 

bis  bräunlich 

granlich- 
schwarz 

Bgl.:  Nickel-  und  Kobalt- 
erze, Silbererze,  Späth- 
eisen,  Kupferkies. 

spröd 

5,6 

7,4—7,7 

Mgl. 

uds. 

licht  kupferroth. 

dunkler  bräunlich 

und  grau  anlfd. 

bräunl.- 
schwarz 

Bei.:  Nickelblttthe,  Baryt, 
Nickel-  und  Kobaltmine- 
ralien derSilbererzgänge. 

Aehnl.:  Wismuth,  Magnet- 
kies, Antimonnickel,  Lin- 
neit,  Danait. 

spröd 

6—6,6 

4,9—6,2 

Mgl. 

uds. 

speisgelb, 
Stich  ins  Grane 

brännl.- 
schwarz 

Weit  verbreitet. 
Aehnl.:  Markasit,  Magnet- 
kies, Kupferkies,  Gold. 

spröd 

6,6 

6—6,1 

starker 
Mgl. 

uds. 

röthlich,  silber- 
weiss, röthlichgrau 
anlfd. 

grau- 
schwarz 

Fahlbandartig  in  Gneissen. 
In  kömieen  Kalken,  neben 

Kupferkies ,      auch      im 

Skarn. 
Aehnl.:    Danait,    Linneit, 

Wismuth,Rothnickelkies. 

spröd 

6,5 

6,6—7 

Mgl. 

uds. 

silberweiss, 

dunkelgrau  und 

matt  anlfd. 

grau- 
schwarz 

Bgl.:  Nickelblüthe,  üll- 
mannit,  Eisenspath. 

Aehnl.:  Üllmannit,  Speis- 
kobalt. 

spröd 

6—6,6 

6,2—6,5 

Mgl. 

uds. 

bleigrau   dunkel- 
grau, bisweilen 
bunt  anlfd. 

dunkel- 
grau 

Aehnl.:    Bleiglanz,   Speis- 
kobalt, Gersdorfflt,  Eisen- 
spath. 

spröd 

6,6 

1 

6,4-7,8 

Mgl. 

uds. 

zinnweiss 

bis  licht  stahlgrau, 

dunkelgrau  oder 

bunt  anlfd. 

grau- 
schwarz 

BeimAnschlagenAs-geruch. 

Bgl.  :Rothnickelkie8,Baryt, 
Kobaltblttthei 

Aehnl. :  Chloanthit ,  üll- 
mannit, Gersdorfflt,  Ar- 
senkies, Arseneisen. 

spröd 

6,6 

6,4—6,8 

Mgl. 

uds. 

zinnweiss, 
dunkelgrau  anlfd. 

grau- 
schwarz 

Beim  Anschlagen  As-Ge- 
ruch. 

Bgl.:  Rothnickelkies,  Wis- 
muth ,  Proustit ,  Schwer- 
spath,  Nickelblüthe. 

Aehnl.:   siehe  Speiskobalt. 

lO 


Sulfide. 


Name,  Formel  und 
System 


HarkAilt.  FC83. 

Rhomb.,  holoedr. 

S.  818 


ArseiikiM.  FeiiS. 

Rhomb.,  holoedr. 

S.  320. 


I^llingit.  Feiia. 

(Arseneisen) 
Rhomb.,  holoedr. 

S.  321. 

K«bAltklei.  (M,  Go),»«. 

(Linneit) 
Reg.  pentag.-hem. 

S.  322. 


Form  bezw.  Habitus 
der  Erystalle 


Kurzprismatisch  bis  dicktafelig 
der  Comb,  (iio)  u.  (018),  öfters 
auch  oktaedrisch  aussehend 
Längsstreifnng  auf  (018). 


Prismatisch;  durch  (014)  zu- 
weilen oktaedrisch.  Habitus. 
Grobe  Längsstreif ung,  sowie 
Rundung  auf  (014). 


Dünne  eingewachsene. Prismen 
und  Nadeln. 


Oktaedrisch  oder  spinellartige 
Zwillinge. 


Form  und  Structur 
der  Aggregate 


I 


Spalt- 
bArkeife 


IllOl 

meist 
undeatl. 


Br^ 


Derb,  selten  eingesprengt ;  sehr  I 
häufig   in    hahnenkammarti«  I 
gen,  nierigen  und  kugeligen  1 
Aßgr.    mit    grobstengeliger 
bis  feinradialer  Structur. 


Derb   oder   eingesprengt,   ge-  '       fiio> 
strickt.   Körnig  oder  in  grob-      nndentl. 
strahl  igen  bis  faserigen  Nie- 
ren und  kugligen  Massen.      ' 


Derb  oder  eingesprengt,  kör-  j       fooi) 
nig,  stengelig,  nadelig.  I    dentlich 


Derb  od.  eingesprengt,  körnig. 


(lOO) 

vollk. 


OlLrUz 


Kopferkiei.  CoFeSo. 

Tetrag.,  sphen.-hem. 
S.  323 


Bontkopferkiei. 
CugFeSs. 

Reg.,  holoedr. 


S.  826. 


ZlB«kenlt.  Pb8b284. 

'  (Bleiantimonglanz) 
Rhomb.,  holoedr. 

S.  826 

jAmeionit.  Pb2Sb2S5. 

Rhomb.,  holoedr. 

S.  828. 


BMlangerli.  Pb58b48]] 

Rhomb.,  holoedr. 

S.  320 


Bonrnonlt. 
(PbCa2)38b2S0. 

Rhomb.,  holoedr. 

S.  830. 

ABtimoniilb«rbl«Bde, 

AgaSbSa. 
(Pyrargyrit ,     Dunkles 
Rothgültig) 
Hexag.-ditrigon.- 
pyraniid.  S.  331. 

Arieniilberblenie. 

AgaAiSa. 
(Proiirttit,  Lichtes  Roth- 
gültig) 

Hexag.-ditrigon.- 
pyramid.  S.  333. 

'  Fablers. 

4Cn2S.(Ai8b)383. 

(Tetraedrit) 
Reg.  tetraed.-hem. 

S.  334. 


Pryamidal  oder  sphenoidisch. 
vielfach  grob  gerieft  und 
verzerrt. 


Selten,  hexaedrisch  mit  un- 
ebenen Flächen  und  zu  trau- 
bigen Grruppen  verbunden. 


Strahlig,  spiessig  oder  nadelig. 


Wie  Zinckenit. 


Sehr  selten,  prismatisch. 


Dicktafelig  mit  meisselartiger 
Begrenzung  u.  tetragonalem 
Habitus.    Zahnradartige  Zw. 

Prismatisch,  rhomboedrisch  od. 
skalenoedrisch.  Zwillings- 
gruppen. 


Wie  Antimonsilberblende. 


Tetraedrisch,  vielfach  mit  Drei- 
ecksstreifungauf  (111);  auch 
dodekaedrisch. 


Derb,  eingesprengt.angeflogen ; 
traubig,  nierig.  Stuctur  fein- 
körnig oder  dicht. 


Derb,   trümmerartig  oder  ein- 
gesprengt; dicht. 


Büschelig ,     radial-    und 
worren  faserig,  derb. 


8.  AbtbeUwag. 

(20l>         iBi;*ri- 
nndentl.      lie  '<  i^ 


Strahlig,  faserig, 
Lappen    verfilzt , 
Anflug. 


derb  und  zu 
auch    als 


Derb;    feinkörnig    bis    dicht, 
faserig,  strahlig. 


Derb,  kömig  bis  dicht;  auch 
eingesprengt. 


Derb   oder   eingesprengt,   als 
Anflug,  körnig  bis  dicht. 


Wie  Antimonsilberblende. 


Derb  oder  eingesprengt,  körnig  i 
bis  dicht. 


an) 

sehr 

unvollk. 


hz 


—  'uUt-Ur 


(001) 

voUk. 


«010) 

nndentl. 


(1011) 

ziemlich 
vollk. 


li? 


'  lic  Us 

Sphf- 

ri- 


I 


(1011) 

unvollk. 


mov 
1     li=: 


mnvh- 

lip  M* 

Uüff-fr 


I 


Sulfide. 


11 


5prö- 
igkeit 

Härte 

Gewicht 

Glanz 

Durch- 
sichtig- 
keit 

Farbe 

Strich 

Bemerkungen 

spröd 

6-6,6 

4,66—4,88 

Mgl. 

uds. 

speisgelb, 
z.  Th.  hellgrau, 
häufig  grUnlich 
oder  bunt  anlfd. 

grünlich- 
grau 

In  Jeglicher  Paragenesis. 
Aehnl:  Schwefelkies, 
Kupferkies. 

spröd 

6,6—6 

6—6,2 

Mgl. 

nds. 

silberweiss 

bis  licht  stahlgrau, 

messinggelb 

bis  grau  anlfd. 

schwarz 

Auf  Zinnerzgänsen,  mit 
Ni-  und  Co-Mineralien 
auf  Silbererzgängen. 

Aehnl.:  Arseneisen,  Chlo- 
anthit,  Speiskobalt,  Anti- 
monsilber. 

spröd 

6—6,6 

7,1—7,4 

Mgl. 

uds. 

silberweiss, 
grau  anlfd. 

schwarz 

In  Serpentin  und  in  Spath- 
eiaenstein  eingewachsen. 
Aehnl.:  siehe  Arsenkies. 

spröd 

6,6 

4,8—6 

Mgl. 

uds. 

röthlich  stahlgrau, 
kupferroth  u.  gelb- 
lich anlfd. 

sohwärz- 
lich-grau 

Bgl. :    Kupferkies ,    Spath- 

eisen. 
Aehnl.:  Kobaltglanz. 

Svlfosalze. 


lässig 
spröd 

8,6—4 

4,1—4,8 

spröd 

3 

4,9—6,1 

mild 

3—3,5 

6,3-6,36 

mild 

2—2,6 

6,66—5,8 

wenig 
spröd 

2,6—3 

6,18 

spröd 

2,6—3 

5,7—6,86 

etwas 
spröd 

2,6 

6,85 

etwas 
spröd 

2,5 

5,67 

sprOd 

3—4 

4,36—6,36 

Mgl. 


Mgl. 


Mgl. 


Mgl. 


seiden- 
artiger Mgl. 
bis  matt 

stark  fettig. 

Mgl.  XX 

oft  äU8serl. 

matt  u.  rauh 

blendeart. 
bis  stark 
metallisch. 

Glanz, 
auch  matt 

blende- 
artiger Dgl. 


Mgl. 
Obern  jiche 

der  XX 

auch  matt 


uds. 


uds. 


uds. 


uds. 


uds. 


uds. 


roth 
dschnd. 
bis  uds. 


halbds. 

bis 
dschnd. 


uds. 


I   messinggelb  mit 
Stich  ins  Grünliche, 

auch  goldeelb, 

schwarz  und  bunt 

anlfd. 


röthlich  tombak- 
braun, 
rasch  bunt  anlfd. 


dunkel-  bis 

bleigrau,  zuweilen 

bunt  anlfd. 


stahl-  bis  dnnkel- 

bleigrau. 

Lappen  und  Anflug 

kirschbraun 

dunkel  bleigrau 


stahl-  bis  bleigrau 
und  eisenschwarz 


im  auffallenden 
Lichte  dunkelroth 

bis  bleigrau  und 

eisenschwarz,  im 

durchfallenden 

röthlich  dschnd. 

im  auffallenden 

Lichte  schwarz  bis 

röthlichschwarz, 

im  durchfallenden 

Scharlach-  bis 

Zinnoberroth 

stahlgrau  bis  eisen- 
schwarz, bunt  an« 

gelaufen,  mit 
Kupferkies  über- 
zogen, dann 
messingfarbig 


grünlich- 
schwarz 


schwärz- 
lich-grau 


schwarz 


grau 


grau 


grau 


kirsch- 
roth 


Schar- 
lach- bis 
zinnober- 

roth 


schwarz 

bis 

röthlich- 

braun, 

grau 


Bgl.:  BleiglanZjZinkblende, 
Fahlerz^  Pyrit,  Markasit, 
Zinnstein ,  Spatheisen, 
Baryt,  Flussspath. 

Aehnl. :  Markasit ,  Pyrit, 
Magnetkies,  Gold. 

Bgl.:  Kupferkies,  Kupfer- 
glanz, Zinkblende,  Blei- 
Slanz.  Auf  Zinnerzgängn. 
[anafeld.Kupferschiefer ! 
Aehnl.:  Magnetkies,  Roth- 
nickelkies. 

Bgl.:  Antimonit,  Quarz. 
Aehnl.:  Antimonit,  Jame* 
sonit. 


Bgl. :  Bleiglanz,  Boumonit, 
Quarz. 

Aehnl.:  Zinckenit,  Anti- 
monit. 

Bgl. :  Spatheisen,Bleiglanz, 
Antimonit,  Antimonocker 
(Gelbe  Flecken). 

Aehnl. :  Federerz. 


Bleiglanz,   Fahlerz, 
Baryt,  Spatheisen. 


Bgl.: 

Baryt,  Spa 
Aehnl. :  Fahlerz,  Bleispiess- 


glanzerze. 

Nur  auf  Gängen  neben  an- 
deren Silbererzen;  Blei- 
glanz, Kalkspath. 

AehnL:    Proustit,    Cuprit, 
Miargyrit,  Rotheisen, 
Zinnober. 

Bgl.:  siehe  Pyrargyrit. 
Aehnl. :  Pyrargyrit,  Cuprit, 

Zinnober,  Rotheisen, 

Miargyrit. 


Auf  Gängen  neben  Kupfer- 
kies ,    Zinkblende ,   Blei- 
flanz,  Boumonit,  Quarz, 
patheisen,  Baryt. 
Aehnl.:  Bournonit. 


M 


Oxyde. 


Name,  Formel  und 
System 


(Melanglanz) 
Rhomb.,  holoedr. 

8.  B86. 

P«lykMlt. 

Monoklin,  holoedr. 

8.  887. 

EBAfglt.  OagiiS«. 

Rhomb.,  holoedr. 

8.  887. 


Zlaiiklei.  (htsFeSaS«. 
Reg.  tetraedr.-hem. 
8.  888. 


Form  bezw.  Habitus 
der  Krystalle 


Pseadohexagonal ,  dicktafelig 
od.  prismatisch,  oft  rosetten- 
oder  treppenartig  gmppirt. 

Psendohexagonale  Tafeln  mit 
Dreieckstreifnng 


Prismatisch   mit  grober   Ver- 
ticalstreifung. 


8ehr  selten,  klein,  tetraedrisch. 


Form  und  8truotur 
der  Aggregate 


Derb,   eingesprengt   oder  als 
Anflug. 


Derb  und  eingesprengt. 


Derb,  kOrnig,  strahlig,  sp&thig. 


Derb,  eingesprengt,  feinkörnig, 
dicht. 


Spalt- 
barkeit 


(001) 

unvollk. 


(110) 

vollk. 


Brach 


mnsch- 
lig  l.i> 
Dnel)t>n 

nneben 


nnebea 


2 

< 


Artenlt.  AisOg. 

(Arsenikbiathe) 
Reg.,  holoedr. 


8.  841. 


SeaarBMtlt.  ShsOg. 

Reg.,  holoedr. 

S.  841 

Taleatiait.  Sb^O,. 

(Antimonblüthe) 
Riiomb.,  holoedr. 

8.  841, 


Quars.  8IO3. 

Hexag.-trapez.-tetart 
8.  842. 


XXnni'I^ünstlich;  oktaedrisch. 


Oktaedriach,  schön  ausgebil- 
det, öfters  mit  gekrttmmten 
Flächen. 

Prismatisch  oder  tafelig. 


Sechsseitige^  horizontal  ge* 
streifte  Prismen  mit  p3rrami- 
daler,  seltener  rhomboedri- 
scher  Be^enzung  oder  hexa- 
gonale  Bipyramiden. 


^l 


GkalMdOB.  810,. 

(Quarzin)  8.  847. 


TridjMit.  8IO0. 

Rhomb.,  ned  hexag. 
8.  848. 


Zirkoa.  ZrSiO«. 

Tetrag.,  holoedr. 

8.  848. 


BoUl.  TIO]. 

Tetrag.,  holoedr. 

8.  851 


"^l 


ptokrystalline  Varietät  des 
luarz. 


Klein,  tafelig  mit  hexagonalem 
Habitus,  dachziegelartig  über 
einander  liegend  od.  kugelige 
Gruppen. 

Prismatisch  mit  pyramidaler 
Endigung. 


Dick-  und  dOnn-prismatisch, 
langstrahlig  und  feinnadelig, 
oft  knieförmige  Zw. ,  auch 
gitterartige  Verwachsungen. 


Mehlige,    faaarförmige   Ueber- 
zllge  und  Anflüge. 


Derb,  körnig,  dicht. 


Strahlige  bis  fächerartige 
Bascheln ,    faserig ,    kömig, 
schuppig. 


Strahlige  Grruppen  und  Drusen, 
dicht ,  körnig ,  stengelig, 
faserig. 


III.  Klasse.    Oxyde. 

(111) 


Nierig,  glaskopfartig,  zapfen* 
förmig  in  Mandeln,  unregel- 
massigen  Goncretionen  und 
als  Geröll,  gebändert,  mit 
dichter  Structur. 


Abgerundete  oder  eckige  Kör- 
ner ;  eingesprengt  oder  lose ; 
keine  dichten  derben  Aggr. 


Derb,  eingesprengt  oder  lose, 
in  Körnern  und  Gerollen. 


(111) 
unvollk. 


(010) 

sehr 

vollk. 


schalig 
nach 
(0001) 


(110) 
vollk. 

(001) 

weniger 

vollk. 


masch- 
lig  bis 
uneben 


mnscb* 

splitt- 
rig 


splitt- 
rig  bis 
aniHcez. 
mnsch- 
liS 


rnnsch- 
lig  bis 
unebtrD 


mnsoh- 
lig  bi-» 
uneben 


Oxyde. 


IS 


Sprö- 
digkeit 

Härte 

Gewicht 

Olanz 

Durch- 
sichtig- 
keit 

Farbe 

Strich 

Bemerkungen 

mUd 
mild 
spröd 

spröd 

2-2,6 

2-2,5 

3 

4 

6,2—6,8 

6—6,26 

4,86-4,47 

4,3—4,6 

Mgl. 

Mgl. 

blende- 
artiger, 
nicht  ganz 
vollk.ligl. 

Mgl. 

nds. 

roth 
dschnd. 

uds. 
nds. 

bleisran  bis  eisen- 
schwarz ,  matt- 
schwarz, seltener 
bunt  anlfd. 

eisenschwarz 

stahlgrau  bis  eisen- 
schwarz 

Stahlgran  ins 
Speisgelbe 

grau- 
schwarz 

schwarz 
schwarz 

schwarz 

Auf  Silbererzgftngen    mit 

anderen  Silbererzen. 
Aehnl. :  siehe  Kupferglanz. 

Auf   Silbererzg&ngen    mit 

anderen  Silbererzen. 
Aehnl. :  siehe  Kupferglanz. 

Auf  Gftngen  mit  Kupfer- 
kies. 

Aehnl. :  Psendomorphosen 
von  Pyrolusit  nach  Man- 
ganit. 

Auf  Zinnerzgängen  mit 
Zinnstein,  Kupftrkies. 

Aehnl. :  Fahlerzkrystalle, 
derber  Arsenkies. 

].  Abthelliuig.    Binfaehe  Oxyde. 


wenig 
spröd 


mild 


spröd 


spröd 


l,ß 

8,69-8,72 

2-2,6 

5,22—6,80 

2,6-8 

6,6 

7 

2,6—2,8 

7 

2,8 

6,6—7 

2,282-2,836 

7,5 

4,4—4,7 

6-6,6 

4,2—4,8 

matt  oder 
seidenglzd. 

dschnd. 

ausgez. 
Dgl.  und 

dschnd. 
bis  ds. 

Dgl.  und 
Plmgl. 

da. 

Glgl. 

auf  den 

Br.-Flftchen 

fettartig 

ds. 
bis  trQbe 
und  uds. 

Glgl.,  auf 
dem  Bruch 
wachsartig 
schim- 
mernd 

dschnd. 
oder  uds. 

Glgl.; 

auf  (0001) 

Plmgl. 

ds.  bis 
dschnd. 

lebhafter 

Glgl.,  auf 

den  Bi-uch- 

flächen 

Fgl. 

dschnd. 
bis  ds. 

metall- 
artigerDgl., 

auf  dem 
muschligen 

Bruch 

fettiger 
Glgl. 

dschnd. 
bis  uds. 

farblos  bis  weiss 


farblos,  weiss  und 
grau 

weiss  bis  graulich 


weiss,  grau,  farb- 
los und  mannich- 
fach  gefärbt 


weisslich,  grau  und 
in  allen  Farben; 
öfters  stark  ge- 
bändert 


farblos,  weiss, 
gelblich,  grau 


meist  braun  bis 

braunroth, 

seltener:  gelb, 

grünlich,  grau, 

farblos 

blutroth, 
braunroth,  fuchs- 
roth,  selten  gelb- 
lich und  gelbbraun, 
eisenschwarz 
als  Nigrin 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


gelblich- 
braun 


Bgl.:  Arsenerze. 
V.  d.  L.  auf  Kohle :  As-Ge- 
ruch.   In  HCl  löslich. 


Bgl.:  Antimonerze. 
Aehnl. :  Bleivitriol. 
V.  d.  L.  Sb-Reaction. 

Bgl. :  Antimonit  und  Anti- 
monooker. 

Aehnl.:  Weissbleierz, 
schmilzt  leicht,  sublimirt 
vollständig.    In  HCl  lös- 
lich. 

Auf  allen  möglichen  Lager- 
stätten; in  Jeglicher  Para- 
Senesis  mitAusnahme  von 
livin,  Nephelin,  Leuoit, 
selten  neben  Augit.  Zahl- 
reiche Var. 

Aehnl.:  Cordierit,  Apatit, 
Nephelin,  Phenakit,  Spi- 
nell. Beryll,  Topas,  Ko- 
runa,  Diamant. 

Zahlreiche  Varietäten. 
Aehnl.:   Unter  Umständen 

Galmei,  Staffelit,  Fluss- 

spath. 


Auf  Poren  und  kleinen 
Drusenräumen  trachyti- 
scher  Eruptivgesteine. 


Gemenprtheil  der  Zirkon- 
Syenite.  Lose  auf  Edel- 
steinseifen. 

Aehnl. :  Yesuvian ,  Zinn- 
stein, Granat,  Titanit. 

In  Phylliten  und  Thon- 
schiefem,  in  Sauden  und 
auf  Seifen. 

Bgl.:  Ilmenit,  Eisenglanz, 
Apatit,  Quarz.  Adular. 

Aehnl. :  Rothzinkerz,  Titan- 
eisen, Wolframit.  V.  d.  L. 
unschmelzbar. 


14 


Oxyde. 


Name,  Formel  und 
System 


o  U 

wo 


ABAtai.  TIO3. 

Tetrag.,  holoedr. 

S.  352 


Brooklt.  TiOi. 

Rhomb.,  holoedr. 

S.  363. 


Zlnaateia.  BaO]. 

<Ka88iterit) 
Tetrag.,  holoedr. 

S.  864. 


Klein,  spitzpsrramidal  od.  dick- 
tafelig. 


XX  einzeln,  tafelig  nach  (100), 
meist  mit  Yerticalstreifung. 


Kurz-  und  dick-säulig  mit  gro- 
ber Riefun^  auf  (101),  gern 
in  visirartigen  Zw.;  selten 
spitzpyramidale ,  nadelige 
XX-  Häufig  in  losen  ge- 
rollten Körnern. 


PolUnlt.  MaOa. 

Tetrag.,  holoedr. 

S.  806. 


PjrölMslt.  HaOg. 

Var.  des  Polianit 

S.  366. 

PallomeliB.  HnO^. 

(Schwarzer  Glaskopf) 
S.  367. 


Wid.  HnOo. 

(Manganscoaum) 

S.  367. 

Braaalt.  HB^Og. 

Tetrag.,  holoedr. 

S.  368. 


HtnimiBmlt.  Hn30i. 

Tetrag.  sphenoid.hem. 

S.  868, 


lO. 


Bothknpfererz.  Co 

(Cuprit) 
Reg.  plag.  hem. 


S.  369 


Rothziakerz.  ZaO. 

<Zinkit) 
Hexag.  hemin. 

S.  360 


Kornad.  Al^Og. 

Hexag.  rhomboedr. 
S.  361 


Form  bezw.  Habitus 
der  Krystalle 


Form  und  Structur 
der  Aggregate 


Selten,  kurzsäulig  mit  rhombi- 
schem Habitus. 


Meist  Pseudomorphosen  nach 
Manganit,  daher  in  dessen 
Formen. 

Kryptokrystalline  Varietät  des 
Polianit. 


Kryptokrystalline  Varietät  des 
Polianit. 


Sehr  klein,  auf  Drusen,  krusten- 
artig, mit  pyramidalem  Ha- 
bitus. 


Pyramidal,  oft  horizontal  ge- 
streift. Neigung  zu  cycli- 
schen  Filnflingen. 

Oktaedrisch  od.  dodekaedrisch. 


XX  nuJ^  kttnsilich  aus  dem 
Ofenbruch  mit  prismatischem 
Habitus. 


Säulig,   oft  tonnenförmig 
krümmt ;      pyramidal      0 
rhomboe  drisch. 


Derb ,  eingesprengt ,  körnig, 
dichtj  selten  feinfaserig  mit 
schahger  Structur.  Häufig 
als  loser  Sand. 


Spal^ 
barkeit 


Derb,  dicht.  Sonstige  Struc- 
turen  bei  den  Varietäten, 
Pyrolusit,  Psilomelan  u.  Wad. 


Spiessig ,      wirrstrahlig      bis 
faseng. 


Zapfenförmig ,  nierig ,  glas- 
kopfartig,  dicht,  selten  mit 
Andeutung  von  feinfaseriger 
Structur.    Dendriten. 


Feinschuppig  bis  feinerdig, 
dicht  bis  locker,  als  Anflug, 
knollig,  nierig. 

Derb,  körnig  und  dicht. 


Derb,  kömig. 


Derb,    kömig,     dicht,    haar- 
förmig. 


Derb  ,    körnig ,    grossspäthig, 
schalig. 


Kömig  bis  dicht  (Smirgel). 


(lU) 
und 
(001) 

voUk. 


(010) 

undeutl. 


(100) 
und 
(110) 

unvollk. 


(110) 

voUk. 


vollk. 


(111) 

ziemlich 

vollk. 


(001) 

deutlich 


(111) 
deutlich 


(0001) 

vollk. 


(1011) 

vollk. 


Oxyde. 


15 


Sprö- 
digkeit 


spröd 


spröd 


spröd 


spTöd 


spröd 


spröd 


spröd 


spröd 


spröd 


spröd 


spröd 


Härte 


5,6—6 


6,6-6 


6—65 
durch 
Auf- 
locke- 
rung ge« 
ringe  r 

2—2.6 


6—6 


6-6,6 


6-6,5 


3,6-  l 


Gewicht 


3,83-8,98 


8,8-4,1 


6,8—7 


metall-  bis 

fettartiger 

Dgl. 


metall- 
artiger Dgl. 


auf  XX-Fl 

Dgl-,  auf 

Br.-Fl. 

ausgez. 

Fgl. 


4,86-6 
durch 
Auflocke- 
rung ge- 
ringer 


4,73—4,9 


6,4—6,7 


3,9—4 


Glanz 


Mgl. 


Mgl. 


Bruch 
u.  Strich 
schim- 
mernd 


matt  bis 
schim- 
mernd 

metallisch. 
Fgl. 


unvoUk. 

fettiger 

Mgl. 

auf  XX-Fl. 

u.  frischem 
Bruch 
metall- 
artiger 

Dgl.,  sonst 
matt 


Dgl. 


Glgl. 


Durch- 
sichtig- 
keit 


dschnd. 

bis 
halbds. 


dschnd. 
bis  uds. 


dschnd. 
bis  uds. 


uds> 


uds. 


uds. 


uds. 


uds. 


uds. 


dschnd. 
bis  uds. 


kanten- 
dschnd. 


ds.  bis 
trübe 


honiggelb, 

braun,  hyacinth- 

roth,  selten 

farblos 


rothbraun,  haar- 
braun, röthlich- 
schwarz,  indigo- 
blau bis  schwarz 

meist  kolophonium- 
braun bis  schwarz- 
lich; seltener: 
grünfichgrau, 
hyacinthroth 


Farbe 


licht  stahlgrau 
bis  grauschwarz 
und  rein  schwarz 


licht  stahl-  bis 
schwärzlichgrau 

schwarz 


nelkenbraun  und 
grau-  bis  bläulich- 
schwarz 

eisen-  bis  bräun- 
lichschwarz 


eisenschwarz  mit 
Stich  ins  Braune 


Cochenilleroth  ins 
metallisch  Blei- 
graue; wenn  derb: 
roth-  bis  schwarz- 
braun 


blut-  bis  hyacinth- 
roth, künstlich 
farblos,  grünlich- 
gelb bis  honig- 
braun 

farblos,  grau, 

weisslich,  bläulich, 

blau  (Sapphir), 

roth  (RuDin) 


Strich 


weiss 


gelblich- 
weiss  bis 
schwarz 


ledergelb 
bis  weiss 


grau- 
scnwarz 

bis 
schwarz 


schwarz 


schwarz 


grau- 
braun 


eisen-  bis 
bräun- 
lich- 
schwarz 

röthlich- 
braun 


braun- 
roth  bis 
schmutzig- 
braun 


röthlich- 
gelb 


weiss 


Bemerkungen 


Mit  Brookit,  Rutil,  Ilmenit, 
Bergkryst.,  Adular.  Lose 
in  Goldsanden,  Pseudo- 
morphosen  nach  Titanit 
und  Titaneisen.  V.  d.  L. 
wie  Rutil. 

Mit  Rutil,  Adular,  Berg- 
krystaU,  Anatas.  V.  d.  L. 
wie  Rutil. 


Eingewachsen  u.  auf  Seifen. 

Bgl.  des  Bergzinns :  Quarz, 
bor-  und  nuorhaltige  Mi- 
neralien, wie  Turmaün, 
Flussspath,  Apatit,Topas, 
Lepidolith ,  Zinnwafdit, 
ferner  Wolfram,  Scheelit, 
Molybdänglanz ,  Arsen- 
kies. 

Bgl.  d.  Seifenzinns :  Seifen- 
mineralien. 

Aehnl. :  Brauner  Vesuvian, 
Zirkon,Turmalin,  Blende, 
Granat,  Wolfram, 

Als  Zersetzun^sprodnct  an- 
derer Mn-Mineralien  und 
begleitet  von  diesen  und 
Brauneisen. 

Aehnl. :  Pyrolusit ,  Man- 
ganit. 

Bgl. :      Manganit ,      Haus- 

mannit. 
Aehnl. :  Polianit,  Manganit. 

Bgl. :  Baiyt ,  Pyrolusit, 
Hausmannit. 


Als  Verwitterungsproduct 
am  Ausgehenden  von  Erz- 
lagerstätten. 

Auf  Manganerzlagerstät- 
ten. 


Bgl.:  Manganerze. 
Aehnl.:  Magnetit,  Braunit. 


Bgl. :  Malachit  und  Kupfer- 
lasur, Brauneisen  (Ziegel- 
erz). 

Aehnl.:  Rothgültigerz, 
Rotheisen,  Zinnober,  bis- 
weilen Blende. 


Bgl. :  Franklin  it,  Mn-Kalk- 
spath,  Willemit,  Tephroit, 
Fowlerit,  Granat. 

Aehnl.:  Rutil. 


Bgl.:  Magnetit,  Chlorit;  in 
Graniten,  Basalten,  Dolo- 
mit ,  Gneiss ,  Glimmer- 
schiefer. 

Aehnl. :  Diamant,  Turmalin, 
Cordierit,  Apatit. 


16 


Oxyde.    Haloidsalze. 


Name,  Formel  und  System 


Form  bezw.  Habitus 
der  Krystalle 


Form  und  Structur 
der  Aggregate 


Spalt- 
barkeit 


Brach 


ElieBflau.  F«sOg. 

(Hämatit) 
Hexag.  rhomboedr. 

S.  362. 


BotheiiMat«in.  Fe20g. 

(Rother    Glaskopf.     Roth- 
elsenstein) S.  864. 


TltMeiiM.  (FeTi)sO,. 

(Ilmenit) 
Hexag.  rhomboedr.  tetart. 
S.  364. 


Stiblltb.  H^SbaOs. 

Amorph. 

Opal.  SlOa  +  aq. 

Amorph. 


S.  366. 
S.  866. 


Brieit.  MfO.HoO. 

Hexag.  rhomboedr.-hem. 


S.  867. 


Dlaapor.  ll40..RsO. 

Rhombiscn  holoedr. 


Hydrargillit. 

(Gibbsit) 
Monoklin. 


S.  367. 


AlsOs.SHaO. 

S.  868. 


Bauxit.  AlaOs.SHgO. 


S.  368. 


2' 


eSthlt.  FeaOs.HjO. 

(Nadeleisenerz) 
Rhombisch-holoedr. 


S.  869. 


Branaelaaaeri 
2Fe208.8H20. 

Kryptokrystallin. 


S.  870. 


Haagaalt.  Hao08.H«0. 


aagaai«.  naoUa.nav. 

Rhombisch-holoedr. 


S.  871. 


Meist  mit  rhomboedr.-ska- 
lenoedrischem  Habitus. 
Gruppen  linsenförmiger 
>OC  oder  tafeliger  Ro- 
setten. 

Krvptokrystalline  Variet&t 
des  Eisenglanz. 


Tafelig,  zu  Rosetten  grup- 
pirt  oder  rhomboedriscn. 


Tafelig  nach(oooi)  mit  rhom- 
boedrischer  Begrenzung. 


Selten,  klein,  tafelig  nach 
der  Lftngsfläche. 


Kleine     pseudohexagonale 
Tafeln. 


.  .itokrystalline  Varietät 
e's  Hydrargillit. 


Klein,  in  dünnen  Tafeln  u. 
Schuppen  oder  in  spitzen 
Pyramiden. 


Stark  vertical  gestreifte 
Prismen,  ^em  mit  löche- 
riger Basis  oder  vielen 
Domen  und  Bipjrramiden, 
auch  knieförmige  Zw. 


Kömig, 
dicht. 


blätterig-schalig, 


Glaskopfartig,  nierig,  derb 
mit  faseriger,  schuppiger, 
dichter  Structur.  Lockei 
und  erdig. 

Schalig,  kömig,  lose ;  Sand. 


Derb  oder  erdig. 


Derb,  dicht,  erdig,  locker, 
in  nierigen,  knolligen, 
kugligen,  stalaktitischen 
Formen,  in  Krusten  und 
TrOmmern. 

Blätterig  oder  schuppig, 
selten  faserig. 


Blätterig. 


In  kugligen  oder  stalakti< 
tischen  Formen  mit  ra- 
dialfaseriger oder  schup- 
piger Structur. 

In  derben ,  thonartigen 
Massen  oder  in  Knollen 
und  Bohnen. 

Derb,  schuppig-strahlig. 


Derb,  glaskopfartig,  stalak- 
titisch ,     mit    faseriger, 
strahliger ,   oolithischer, 
dichter  oder  erdiger 
Structur. 

Stengelig  od.  wirrstrahiig, 
selten  kömig. 


nach 

(0001) 

schalige 

AbBonde- 

mng 


schall^ 
Absonde- 
rung 


musch- 

li«: 


glatt, 
erdig. 
uneli^c 


musch- 

lig 

bis 
unebeo 


a.  AbtheUiing. 


(0001) 

s.  vollk. 


(010) 

s.  YoUk. 


(001) 

vollk. 


(110) 

vollk. 


(010) 

vollk. 

(110) 

weniger 
vollk. 


muscfa- 
lig 


mnscli- 
liff 
bis 

erdig 

uneben 


r  Sjltla  (Chlorkalium).  KCl. 
Reg.-holoedr.  S.  873. 

;  Stelaaals  (Kochsalz).  NaCL 
Reg.-holoedr.  S.  874. 


Würfel  mit  Oktaeder. 


Würfel. 


IT.  Klasse. 

Späthig,  körnig. 

Späthig,  kömig,  faserig. 


HaloidsalBe. 


(100) 

voUk. 


(100) 

voUk. 


masch- 


Oxyde.    Haloidsalze. 


17 


Sprö- 
digkeit 

Härte 

Gewicht 

Glanz 

Durch- 
sichtig- 
keit 

Farbe 

Strich 

Bemerkungen 

spröd 

5,6-6,6 

1-6 
6—6 

6,19-6,28 
4,66—6,2 

Mgl. 

matt,  erdig 
bis  Mgl. 

unvoUk. 
M^l.  auf 
frischem 
Bruche, 
sonst  matt 

nds. 

uds. 
nds. 

Btahlgran  bis 
eisenschwarz, 
bunt  anlaufend 

rothbraan  bis 
braonroth 

eisenschwarz  bi< 
schwftrzlichbrann 

kirsch- 

roth  bis 

röthlich- 

braun 

kirsch- 

roth  bis 

roth- 

brann 

schwarz, 
selten 
braun 

Weit  verbreitet. 

Aehnl.:  Magnetit,  Chromit, 
Ghromit,  RothgOltigerz, 
Zinnober,  Titaneisen,  Li- 
monit,  Stahlerz,  Nigrin. 

Am  Ausgehenden  von  Erz- 
gängen,   als   metasoma- 
tische Bildung,  auf  Dru- 
sen von  Graniten  etc. 

Bgl. :  Rutil.  Apatit,  Titanit, 

Aehnl. !^  Magnetit ,   Eisen- 
glanz, Nigrin. 

Hydrmxyd: 


— 

1—6 

6,8 

— 

6,5-6,6, 

wenn 
erdig 
bis  1 

2,1—2,3 

mild, 
gemein 
bieg- 
sam 

2 

2,8 

sehr 
spröd 

6 

8,3-8,46 

zäh 

2,6-3 

2,34  -  2,89 

- 

1—2 

2,4—2,65 

spröd 

6-6,6 

3,8-4,8 

.spröd 

1-6,6 

3,4—4 

spröd 

8,6—4 

4,3-4,4 

Fgl. 
Glgl.  bis 


Hgl.  b 
Fgl. 


Glgl^  auf 
den  Spalt- 
flächen 
Plmgl. 

Glgl;,  auf 
den  Spalt- 
flächen 
Plmgl. 

GlgU  auf 
den  Spalt- 
flächen 
Plmgl. 

matt 


unvoUk. 
Dgl. 


halb 
metallisch 
bisweilen, 
seidenartig 


unvollk. 
Mgl. 


uds. 


ds., 
dschnd. 
und  uds. 


dschnd. 
bis  ds. 


ds.  bis 
dschnd. 


dschnd. 


uds. 


dschnd. 


nds. 


uds. 


Schwefel-  bis 
rostgelb 

in  allen  Farben 
spielend,  milch- 
weiss,  braun,  farb- 
los u.  verschieden 
gefärbt 

farblos,  weiss, 
grQnlich 


farblos,  gelblich, 

grünlich,  violett, 

äusseriich  oft 

braun 

farblos  und  weiss 


weisslich,  roth 
braun  bis  schwarz 


nelken-  bis 
schwärzlichbraun 


rothbraun,  braun, 
schwarz,  ockergelb 


eisenschwarz  mit 

Stich  ins  Braune, 

braunschwarz 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


braun 


roth-  bis 
braun- 
gelb 


roth- 
braun 


braun 


Bgl. :  Antimonhaltige  Erze. 


Derb  oder  eingesprengt  in 
Trachyt  oder  Basalt. 

Aehnl.:  Chalcedon.  —  Lös- 
lich in  heissen  Laugen. 


Bgl. :  Serpentin,  Kalkstein. 
Aehnl. :  Talk,  Gyps,  Glim- 


Bgl.:  Chlorit,  Magnetit, 
Smirgel,  Margarit,  Dolo- 
mit. 


Bgl.:  Natrolith. 
Aehnl.:   Wavellit,  Chalce- 
don. —  Unschmelzbar. 


Aehnl. :  Bolus,  Thon. 


Pseudomorph  nach  Pyrit. 
Bgl.:  Brauneisenstein, 
Rotheisenstein. 


Aehnl. :  Schwarzem,  rother 
Glaskopf. 


BgL :  Manganerze,  Schwer- 
spath.  Häufig  in  Pyro- 
lusit  umgewandelt. 

Aehnl.:  Antimonit. 


1.  Abthellung.    Blnfaehe  Halolde. 


spröd 


etwas 
spröd 


1,9-2 


Glgl. 


Glgl.  ins 
Feuchte 


ds.  oder 
trQbe 


ds. 


farblos  und 
gefärbt 

farblos  u.  mannich- 

fach  gefärbt:  roth, 

gelb,  blau,  grau 


Klockmann,  Mineralogie.    3.  Aufl. 


weiss 
weiss 


Bgl.:  Steinsalz,  Kalisalze. 
Lösl.  in  Wasser,  schmeckt 
unangenehm  bitter. 

Bgl. :  Gyps.  Anhydrit,  Thon. 
Lösl.  m  Wasser,  schmeckt 
salzig. 

II 


18 


Holoidsalze.    Aluminate  und  Ferrite. 


Name,  Formel  und  System 


Form  bezw.  Habitas 
der  Krystalle 


Form  und  Structur 
der  Aggregate 


Spalt- 
barkeit 


Brach 


i 


HoruillMr.  lf€l. 

(Chlorsilber,  Kerargyrit) 
Reg.-holoedr.  8.  375. 


Bromillber.  AgBr. 

Reg.-holoedr. 


FlBiwpath.  CaFa. 

(Fluss,  Fluorit) 
Reg.-holoedr. 


S.  878. 


S.  877. 


Klein  und  selten;  Würfel. 


Klein  und  selten;  WOrfel. 


Vorherrschend  Würfel,  ein- 
fach oder  als  Zwillinge, 
daneben  Oktaeder,  auch 
Pyramidenwürfel  und  an- 
dere Formen.  Würfel- 
fläche öfters  parquettirt. 


Anflüge,  Rinden  u.  Drusen- 
h&ute. 


Anflüge,  Rinden  u.  Drusen- 
häute. 


Grobspäthlg  bis  chalcedon- 
artig,dicht,8elten  stenge- 
lig und  erdig. 


(111) 
YoUk. 


mnsfl!- 


muscb* 
lig 

mut^cb- 

seh«!! 
wahr- 
nehm- 
bar 


Krjolith.  SXaF.llF,. 

Monoklin-holoedr. 


S,  878. 


CamalUt.  KCl.H9Cl3.iH3O. 

Rhomb.-faoloedr.  S.  380. 


Würfelig,  parqnettartig  aus 
derben  Stücken  vor- 
stehend. 


Selten,    mit    hexagonalem 
Habitus. 


8.  Akthetlung. 

Derb,  kömig  bis  späthig, 


Derb  u.  in  Schnüren;  grob- 
körnig. 


(001) 
s.  TOllk. 

(101)  vollk-, 
(101)  deut- 
lich 


Doppel- 

späthig 


masch- 
lig 


8.  Abthetlung,    Chloride  «te.  In  Yer- 


Kalnit.    KCl.Hg8O4.8HoO. 

Monoklin-holoedr.        S.  8 


Phosgealt.  PbCls.PbCOs. 

(Bleihornerz) 
Tetrag.-holoedr.  S.  881. 

AUkamit.  CiiCls.8Ca(OH)2. 

(Salzkupfererz) 
Rhomb.-holoedr.  S.  882. 


Selten,    tafelig    nach   der 
Basis. 


Kurzsäulig  oder  spitzpyra- 
midal. 


Prismatisch  bis  nadelig. 


Derb;  feinkörnig. 


Derb  mit  stengeli^er,blätte- 
riger  oder  körniger  Struc- 
tur;  nierenförmig  u.  als 
Sand. 


(110)  voUk-, 
(110)  deut- 
lich 

(110) 

und  (010) 
vollk. 


(010)  vollk.   mosch- 
lig 


ma^ch- 
lig 


T«  Klasse.    Alnminate, 

1.  AlMHlaatc 


Spinell.  HgO.AlaO,. 

Reg.-holoedr.  S. 


Zlakiplaell.  ZaO ,  Al^Og. 

(Gahnit) 
Reg.-holoedr.  S.  384. 


FrankUait.  (ZaHB)0»Fe203. 

Reg.-holoedr.  S.  386. 


Chromelseaers.  FeOyCrsOg. 

(Chromit) 
Reg.-holoedr.  S.  886. 


HagaettisMerz.  FeO^FesOa 

(=  FesO«).  (Magnetit) 
Reg.-holoedr.  S.  886. 


Meist  wohl  ausgebildete 
einfache  Oktaeder,  häuflg 
in    charakterist.    Juxta- 

Sositionszw.  nach  (ili). 
.bgerundete  Kömer,  ein- 
gewachsen oder  lose. 

Wie  Spinell. 


Oktaeder,  meist  mit  gerun- 
deten Kanten. 


Selten,  Oktaeder. 


XX  wie  Spinell. 


Körnige  Aggregate. 


Derb,  eingesprengt,  kömig. 


Derb  und  kömig. 


Derb  oder  eingesprengt»  In 
körnigen,  schaligen  und 
dichten  Aggr.;  lose  als 
Sand. 


(111) 

unvollk. 

musch 
lig 

(111) 
vollk. 

mnsch- 
Hg 

(111) 
unvollk. 

musch- 
lig 

(111) 
unvollk. 

uneben 

bis 
musch- 

lig 

(111) 

unvollk., 

öfters  Ab- 

sondemng 

nach  (111). 

muich- 
lig 

Haloidsalze.    Aluminate  und  Ferrite. 


!• 


Sprö- 

digkeit 

Härte 

Gewicht 
6,6-6,6 

5,8-6 
8,1-8,2 

Glanz 

Durch- 
sichtig- 
keit 

Farbe 

Strich 

Bemerkungen 

schmei- 
dig 

schmei- 
dig 

spröd 

1-1,6 

1-2 

4 

diamant* 

artiger 

Fgl.,  matt 

anlaufend 

Dgl.  oder 
bernstein- 
artig 

feuchter 
Glgl. 

dschnd. 

dschnd. 
ds. 

perlgrau,  grünlich, 

gelbUch,  bläulich, 

schwarz 

gelbgrün,  bern- 
steinfarben, grau 
anlaufend 

farblos  oder  violett, 
blau,  grün,  honig- 
gelb gefärbt 

glänzend 

zeisig- 
grün.fett- 
glänzend 

weiss 

Im  eisernen  Hut  der  Silber- 
erzeänge  und  als  Impräg- 
nation. 

York,  wie  Homsilber  und 
damit  zusammen. 

Weit  verbreitet.  Charakte- 
ristisches Gangmineral, 
namentlich  auf  Zinn-  und 
Silbererzgängen. 

Aehnl.:  Baryt,  Apatit,  Or- 
thoklas. 

Chtorlde  «ad  Fltt«rlde. 


spröd 


spröd 


2,6-3 


2,96—2,97 


feuchter 

Glgl.,  auf 

(001)  Plmgl. 


Glgl. 


dschnd. 


ds. 


btndung  mit  Oxyden  «nd  OzysalseD. 


mild 
ins 

Spröde 

2 

8,1 

mild 

2,5-3 

6,3 

spröd 

8-8,6 

3,78 

schim- 
mernd 


fettiger 
Dg!. 


Glgl. 


dschnd. 


ds.  bis 
dschnd. 


halbd. 

bis 
dschnd. 


schneeweiss,  röth- 

lich,  bräunlich, 

schwarz 


weisslich,  gelblich, 
roth  (durch  Eisen- 
glanz), farblos 


farblos,  gelblich, 
grau 

weiss,  grau,  gelb 


lauch-,  gras-  bis 
schwärzlichgrün 


gl.:    : ^       .    ,        . 

Pyrit,  Bleiglanz,  Kupfer- 
kies, Zinnstein. 
Aehnl.:  Anhydrit,  Schwer- 
spath. 

Bei.:  Anhydrit,  Steinsalz, 
Kalisalze. 


weiss      Bgl.:  Steinsais,  Kalisalze. 


weiss 


apfelgrün 


Bgl.:  Bleiglanz. 


Bgl. :  Cuprit,  Limonit. 
Aehnl. :     Malachit ,     Libe- 
thenit,  Olivenit. 


Ferrit«^  Borate. 

und  Ferrit«. 


spröd 

8 

8,6-4,1 

spröd 

8 

4,33—4,85 

spröd 

6-6,6 

6,0—6,1 

spröd 

6,6 

4,4-4,6 

spröd 

5,5-6,6 

4,9-6,2 

Glgl. 


schwach 

fettiger 

Glgl. 


nnvollk. 
Mgl. 


unvollk. 

fettiger 

Mgl. 


Mgl. 
bis  matt 


ds.  bis 
uds. 


kanten- 
dschnd. 
bis  uds. 


uds. 


uds. 


uds. 


farblos  und  in  allen 
Farben,  besonders 
roth  gefärbt,  grün 

(Chlorospinell), 

schwarz  (Pleonast 

und  Picotit) 

schwärzlichgrün 


eisenschwarz 


eisen-  bis 
bräunliehschwarz 


eisenschwarz 


weiss, 
in  dank- 
len  Var. 

auch 
braun  od. 
graugrün 

grau 


braun 
bis  roth- 
braun 


braun 


schwarz 


Contactmineral,namentlich 
in  kömigen  Kalken.  Pico- 
tit in  den  Olivinausschei- 
düngen  der  Basalte. 

Aehnl. :  Zirkon ,  Granat, 
Korund. 

In  Talkschiefer,  auf  Zink- 
erzlagerstätten in  kry- 
stallinen  Schiefem. 

Bgl.:  Kupferkies,  Blende; 
Rothzinkerz,  Franklin]  t. 

Rothzinkerzlagerstätte  von 

New-Jersey. 
Aehnl. :  Chromit,  Magnetit, 

Kupferglanz. 

ünmagnetisch  od.  schwach 
magnetisch.  In  Serpen- 
tin und  auf  Platinseifen. 

Aehnl. :  Magnetit ,  Frank- 
linit. 

Durch  Magnetismus  v.  Chro- 
mit, Titaneisen,  Haus- 
mannit  unterschieden. 


Borate.    Nitrate  und  Carbonate  etc. 


Name,  Formel  nnd  System 

Form  bezw.  Habitus 
der  Erystalle 

Form  und  Stmctur 
der  Aggregate 

Spalt- 
barkeit 

Bmch 

ChryiobwTlL  BeO^AlaOg, 

Rhomb.-holoedr.           S.  »88. 

Eingewachsen,  dicktafelig, 
gestreift.  Zw.  u.  pseudo- 
hexagonale  Drillinge. 
Lose  abgerollte  Körner. 



(010) 

deutUch 

masch- 
lig 

B^raeit.  HgrBicOioCls. 
Pseudo-regulftr.  S. 


Tlakal.  HaaBiOT.lOHsO. 

(Borax) 
Monoklin-holoedr.        S. 


KallMlpeter.  KNO|. 

Rhomb.-holoedr. 


S.  392. 


Katr«Bialpot«r.  NaNOs- 

(Chilesalpeter) 
He3Lag.-rhomboedr.-hem. 

S.  893. 


Kalkspath  (Calcit).  CaCOs. 

Hexag.-rhomboedr.-hem. 

S.  894. 


Dolomitapath.  (Ca,Mf)COs. 

(Perlspath,  Braunspath) 
Hexag.-rhomboedr.- 


tetartoedr. 


S.  897. 


■agmesit.  HgCOs. 

(Talkspath) 
Hexag.-rhomboedr.-hem. 
S.  898. 

Zlakspatk.  ZaCOg. 

Hexag.-rhomboedr.-hem. 
S.  390. 


Elseaspatk.  FeCOs. 

(Spatheisenstein) 
Hexag.-rhomboedr.-hem. 
S.  400. 


Haaganapath.  HnCOg. 

(Himbeerspath) 
Hexag.-rhomboedr.-hem. 
S.  401. 


Kleine  wohlausgebildete 
XX,  eingewachsen,  mit 
würfeligem  oder  typisch 
tetraedr.  Habitus. 


Kurz-  und  dicksttulig  mit 
vorherrschender  Quer- 
fläche. 


In  deutlichenXXiiur  künst- 
lich :  in  Form  und  Habitus 
mitAragonit  übereinstim- 
mend. 

Künstliche  XX  in  Rhom- 
boedem,  dem  Calcit  ähn- 
lich. 


Mit  rhomboßdrischem,  ska- 
lenoedrisch.,  öfters  auch 
tafeligem,  säuligem  oder 
nadeligem  Habitus. 


Rhomboeder,  öfters  linsen- 
oder  sattelförmig  ge- 
krümmt. 


Rhomboeder. 


Kleine  Rhomboeder, 
Krusten  oder  Drusen  bil- 
dend. 


Sattel-  oder  linsenförmig 
gekrümmte  Rhomboeder 
m.  parquettirten  Flächen. 


Rhomboedrisch   oder   ska- 
lenoedriäch. 


B.  B^rmU, 

Mr- 

1.  Abthallaag- 

Knollen  und   Schnüre  mit 
dichter  bis  feinfaseriger 
Structnr. 

lig 

I 
8.  AbthailoBg. 

Dicht  oder  erdig. 

(010) 

und  (110) 

musch- 
lig 

¥1.  KlMHM.    BHfnUe, 

A.  Kl- 


Nadelig.  haarförmig,  meh- 
lige Beschläge. 


Kömig,  mehlige  Beschläge, 


Späthig,  körnig  nnd  dicht; 
in  derben  Massen,  in 
Stalaktiten,  Krusten  und 
oolithisch. 


Derb,  nicht  selten  porig: 
körnig  bis  dicht. 


Derb,  körnig,  dicht. '   ry 


Derb,  kömig,  porig,  dicht. 


Späthig,  kömig,  dicht,  in 
rundlichen  Concretionen. 


Derb,  körnig,  dioht;  in 
Rinden ,  auch  glaskopf- 
artige  Formen. 


(010)       !  masch- 
und  (110)  '     lig 
wenig 
ToUk. 


(1011) 

vollk- 


mnsch- 
lig 


B.  €ar- 
1,  AbCheilvB«. 


(1011) 

vollk. 

(1060  6,) 


(1011) 

vollk. 


(1011) 

vollk. 


(1011) 

voUk. 


(1011) 

vollk. 


(1010) 

voUk. 


mnsch- 
lig 


masch- 
lig 


mosck- 
lig 


uneben 


mnsch* 
lig 


masch- 
Hg 


Borate.    Nitrate  und  Carbonate  etc. 


91 


Sprö- 
digkeit 


H&rte 


Gewicht 


Glanz 


Durch- 
sichtig- 
keit 


Farbe 


Strich 


Bemerkungen 


8,6 


8,66—8,8 


fettiger 
Glgl. 


ds.  bis 
dschnd. 


Mure  Salse. 
Wasserfreie  Berate. 


spröd 


2,9—8 


oberfläch- 

ds. bis 

dschnd. 

lich  öfters 

matt 

Wasserlialtlge  Berate. 


etwas 
spröd 


2-2,6 


1,7-1,8 


Fgl. 


Carbonate,  Selenite. 

träte. 

spröd         2  1,9—2,1  Glgl. 


spröd 


1,5—2 


2,1—2,2 


Glgl. 


beute. 

'Waeserfkvle  Carbonate. 


spröd 

8 

2,6-2,8 

spröd 

3,6—4 

2,9 

spröd 

4-4,6 

2,9-3,1 

spröd 

6 

4,1-4,6 

spröd 

8,5—4,6 

8,7—3,9 

spröd 

3,6-4,6 

3,3-8,6 

Glgl. 


Glgl. 


Glgl. 
bis  Plmgl. 


Glflfl. 
bis  Plmgl. 


Glgl. 


ds., 

mit 
trüber 
Binde 


ds. 


ds. 


ds.  bis 
uds. 


ds.  bis 
dschnd. 


ds.  bis 
dschnd. 


dschnd. 
bis  uds. 


dschnd. 
bis  uds. 


dschnd. 


grttnlichweiss  bis 
smaragdgrün 


farblos,  bläulich, 

grünlich,  gelblich, 

grau 


farblos  bis  trüb; 

graulich,  gelblich- 

weiss,  grünlich, 

bräunlich 


farblos,  weiss, 
grau 


farblos  oder  licht 
gefärbt 


farblos  und  gefärbt 
in  allen  Farben 


farblos  und  gefärbt, 
namentlich  gelb- 
lich und  bräanlich 


farblos,  weiss,  gelb, 
braun,  schwärzlich 


farblos,  meist  gelb, 
grau,  braun,  grün 
gefärbt 


gelblichweiss, 
erbsengelb,  gelb- 
lichbraun, haar- 
blond 


himbeerroth,  ge- 
wöhnlich 
schmutziggrau. 

{^elb,  braun,  rotn, 
urch  Verwitterung 
schwarz 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


hellbraun 


röthlich- 
weiss 


Bgl.:  Spinell.Granat,Beryll. 

Auf  Edelsieinseifen. 
Aehnl.:  Korund,  Spinell. 


Bgl.:  Gyps,  Camallit.  Faust- 
grosse Knollen  u.  Linsen 
(Stassfurtit). 


Bgl.:  Steinsalz,  Soda.    Im 
Schlamm  der  Borazseen. 
Aehnl.:  Natron. 


In    Kalkhöhlen    (Salpeter- 
höhlen).   Als  Bodenaus- 
blühungen  (Kehrsalpe^ 
ter). 

Bgl. :  Steinsalz,  Gyps,  Sand, 
Thon,  Guano. 


Ueberall  verbreitet. 

Aehnl. :  Aragonit,  Anhydrit, 
Baryt,  Dolomit,  Gyps. 

In  kalter  Yerdtüinter  Säure 
unter  lebhaftem  Auf- 
brausen   leicht    löslich. 

Weit  verbreitet. 

Aehnl.:  Calcit.    In  kalter 

verdünnter   Säure   nicht 

löslich. 

In  Talk-  u.  Chloritschiefer, 

Serpentin. 
Aehnl.:  Calcit,  Dolomit. 


Durch  Eisenoxyd  gefärbt: 
rother  u.  gelber  Galmei. 

Bgl. :  Dolomite,  Kalksteine, 
Kieselzinkerz. 

Auf  Gängen,  in  Lasern, 
Stöcken,  Flötzen  vielfach 
verbreitet.  Durch  Ver^ 
wittern  braun  und  roth. 
Durch  Mn-Gehalt  braun 
bis  blanschwarz.  Braust 
mit  Säuren. 

Bgl. :  Quarz,  Kieselmangan, 
Fsilomelan. 

In  warmer  Säure  leicht  lös- 
lich. 


Garbonate.    Sulfate. 


Name,  Formel  und  System 


Form  bezw.  Habitus 
der  Erystalle 


Form  und  Structnr 
der  Aggregate 


Spaie- 
barkeit 


Bru^b 


ma»ch- 


Anyoalt.  CaCOi. 

Rhomb.-holoedr. 


8.  402. 


Witherit.  BaCO«. 

Rhomb.-holoedr. 


S.  403. 


StroatUualt.  SrCOg. 

Rhomb.-holoedr.     8.  404. 


Ccrnult.  PbCOg. 

(Weissbleierz) 
Rhomb.-holoedr. 


8.  404. 


Natraa.  NagCOs .  10  H2O. 

Monokl.-holoedr.  8.  406. 


ZInkblltlia. 
ZaC08.2Za(OH)s. 

Kryptokrystallin.         S.  407. 


Malaekit.  CaCOs.CmfOB 

Monokl.-holoedr. 


408. 


Kapferlatur.  2  CnCOs .  Cn(0II)3. 

(Azurit) 
Monokl.-holoedr.  8.  408. 


Nach  der  Verticalaxe  ge- 
streckt, meisselarti^oder 
spitzpyramidal  endigend. 
Oefters  eingelagertezwil- 
lingslamellen.  Cyclische 
Drillinge  ausgesprochen 
pseudohexagonal  (Prisma 
und  Basis,  kenntlich  an 
stemartiger  8treifüng). 
Nadelig,  spiessig. 

Cyclische  Drillinge  in  Form 
von  pseudohexagonalen 
Bipyramiden. 


Nadelig,    spiessig,    öfters 
zu  Bandeln  vereinigt. 


Nadelig,  spiessig  oder  tafe- 
lig und  dann  gern  stern- 
oder  wabenförmig  ver- 
zwillingt. 


I 


Nur  künstlich. 


Selten,  klein,  prismatisch, 
nadelig  und  naarförmig, 
zu  BUscheln  und  BUndeln 
verbunden. 


Kurzsäulig  od.  dicktafelig, 
in  Drusen,  auch  wohl 
kugeligen  Gruppen. 


Parallel  und  radial  strahii^, 
stengelig  und  faserig. 

In  Stalaktiten ,  Sinter- 
krusten und  als  Erbsen- 
stein. 


Derb,  traubig,  nierig,  kuge- 
lig, strahlig,  faserig. 


Derb,   bttschelig,   faserig, 
strahlig. 


Derb,  nierig,  ste 
Bttndeln  und  BQscheli 


(010) 

undeatl. 


(UO) 
nndeutl. 


(110) 

undeatl. 


(110) 

and  (021) 
undeatl. 


2.  Abthetlung. 


Körnig-stengelig,  mehlig, 
als  Krusten,  iTeberzOge, 
Bodenausblühungen. 

Derb,  erdig,  kreideartig, 
schalig ,  dicht ,  nierig, 
stalaktitisch,  als  Kruste 
und  Anflug. 


Nierii 
ti8( 


traubig,   stalakti- 


schalig,  glaskopf- 
artig  mit  reinfaseriger 
Structur  ■  als  Anflug  und 
erdiger  Beschlag. 

Derb,  dicht,  strahlig,  in 
traubigen  Formen  und  als 
Anflug. 


(100) 


(001) 

und  (010) 
voUk. 


(011)  ziem- 
lich vollk. 


nnebrB 


mtt>ri- 


masrb- 
lig 


I  moscb- 
lig 


maäch- 


mnäch- 
lig  bU 
aneb^E 


TIl.  Klasse.    SnlfUte,  Chromate, 

A.  Bnlftite.    1.  Abtheil«*«. 


Olamberit.  NasSO« .  GaSO^. 

Monokl.-holoedr.  S 


Anhydrit.    CaSO«. 

Rhomb.-holoedr.     8.  4ii. 


Ekbwertpath.  BaSOi. 

(Baryt) 
Rhomb.-holoedr.     8.  418. 


Dicktafelig  nach  der  Basis. 


Nicht  häufig,  dicktafelig 
oder  prismatisch;  wttrf- 
lige  Spaltang8stücke. 


Tafelig  mit  prismatischer 
oder  domatisoher  Be- 
grenzung ;  meisselartig, 
gern  fächer-  oder  hahuen- 
kammartig  verwachsen. 


Nierig,  schalig. 


Späthig,  kömig,  dicht. 


Schalig ,  krummblätterig, 
strahlig.  körnig,  dicht, 
erdig,  in  KnoQen  und 
Nieren. 


(001) 

vollk. 


(010) 
(Plmgl.) 

(100)(ölgl.) 

(001)  (Fgl.) 


(010)  voUk. 
(mitPlmgL) 
(101)  ziem- 
lich vollk. 
(mit  Qlgl.) 


masch- 


mnsch- 
lig 


mnse^ 
lig 


Carbonate.    Sulfate. 


8S 


Sprö- 
digkeit 

Härte 

Gewicht 

Glanz 

Durch- 
sichtig- 
keit 

Farbe 

Strich 

Bemerkungen 

spröd 

8,5-4 

2,9-8 

Glgl.,  auf 

Br.-FI. 

Fgl. 

ds.  bis 
dschnd. 

farblos,  weiss, 

weingelb, 

röthlich,  bräunlich, 

grünlich,  bläulich, 

grau,  schwarz. 

weiss 

Auf  Drusen  in  Kalken  und 
Jungvulkanischen  Gestei- 
nen ,    eingewachsen    in 
Thonen  etc. 

\ehnl.:  Kalkspath,  Natro- 
lith,Strontianit,  Cölestin, 
Bai-yt. 

• 

spröd 

3-3,5 

4,8-4.8 

Glgl.  oder 

matt,  auf 

dem  Bruche 

Fgl. 

dscbnd. 

weiss,  ßT&VL.  gelb- 
lichweiss,  farblos 

weiss 

Bgl.:  Bleiglanz. 
Aehnl.:    Cerussit,    Quarz. 
Färbt  die  L.-Fl.  gelbgrün. 

spröd 

8,6 

3,6  >  8,8 

Glgl., 

auf  dem 

Bruche 

Fgl., 

ds.  bis 
dschnd. 

farblos,  weiss, 

granlich,  gelblich, 

häufig  grQnlich 

weiss 

Bgl.:  Baryt. 

Aehnl.:  Aragonit,  Kalk- 
spath, Natrolith,Cölestin, 
Baryt.  Färbt  die  L.-Fl. 
roth. 

spröd 

3-8,6 

6,4—6,6 

fettiger 

ds.  bis 
dschnd. 

farblos,  weiss.grau, 

gelb;  zuweilen 

schwarz 

weiss 

Bgl.:  Bleiglanz. 

Aehnl.:  Anglesit,  Scheelit, 
Schwerspath,  Cölestin, 
Erdig  und  verunreinigt: 
Bleierde. 

und  wasserhaltige  Carbenate. 

Glgl. 


mild, 

ins 

Spröde 

1—1,6 

1,4—1,5 

spröd 

2-2,5 

3,25 

spröd 

3,5>-4 

3,7—4,1 

spröd 

8,5-4 

8,7—8,8 

matt 


Aggr. 
Seidengl. 
oder  matt 


Glgl. 


ds.  bis 
dschnd. 


uds. 


dschnd. 
bis  uds. 


dschnd. 


farblos,  weiss 


schneeweiss  und 
blassgelb 


XX  schwärzlich- 
grttn.    Aggr.  sma- 
ragdgrün 


XX  lasurblau, 
derb:  smalteblau 


weiss 


glänzend 


hellgrün 


smalte- 
blau 


Aehnl.:  Tinkal. 


Bgl.:  Galmei 


Blolybdate,  Womramaäte,  llranate. 

'Wasserfreie  Sulfate. 


spröd 

2,5—8 

2,7-2,8 

spröd 

3-8,6 

2,8—3 

wenig 
spröd 

3-3,6 

4,3-4,7 

bis 


Glfld. 
is  Fgl. 


Glgl. 


Glgl.  und 
Plmgl., 
auf  dem 

Bruch  Fgl. 


dschnd. 


ds.  bis 
dschnd. 


klar  und 

ds.  bis 

uds. 


farblos, 
meist  weiss,  grau, 

O  fleisch-  bis 
roth  gefärbt 

farblos, 
weiss,  bläulich- 
graUj  dunkelblau, 
röthhch,  schwärz- 
lich 

farblos  und  weiss, 

gelblich,  fleisch- 

roth,  bläulich, 

braun,  grau 

gefärbt 


weiss 


weiss 


d.  L.  unschmelzbar. 


Bgl.:  Kupfererze,  Braun- 
eisenerz. 

Aehnl. :  Phosphorochalcit, 
Atakamit.  In  Säuren  und 
Ammoniak  löslich. 

Bgl.:  Kupfererze,  Braon- 
eisenerz. 

Aehnl. :  Linarit,  Vivianit, 
Lasurstein.  Geht  in  Ma- 
lachit über. 


Bgl. :  Steinsalz. 
Geschmack :  salzig-bitter. 


Bgl.:  Gyps.  Steinsalz. 
Aehnl. :     Kryolith ,     Gjrps, 
Baryt,  Kalkstein. 


Besonders  als  Gangmineral 

weit  verbreitet. 
Aehnl. :  Cölestin,  Aragonit, 

Kalkspath.  Gelblichgrttne 

Flammenfärbung  i 


M 


Sulfate,  Chromate,  Wolframate  und  Molybdate. 


Name,  Formel  und  System 

Form  bezw.  Habitus 
der  Krystalle 

Form  und  Structur 
der  Aggregate 

Spalt- 
barkeit 

Bruch 

1 

1 

fCSleiUn.  SrSO«. 

Rhomb.-holoedr.    S.  414. 

Wie  Schwerspath. 

Wie  Schwerspath. 

(100)  ToUk. 

(101)  ziem- 
lich vollk. 

masch- 
lig 

BlelTltrlol.  PbSO«. 

(ÄBKlesit) 
Rhomb.-holoedr.     S.  416. 

Prismatisch,  pyramidal,  zu- 
weilen taMig. 

Derb;  dicht. 

(010) 

und  (101) 
undeutl. 

musch- 
lig 

eiMberials.  NasSOi.lOHaO. 

Monokl.-holoedr.    S.  417. 


Oypi.  Ca804.2H«0. 

Monokl.-holoedr.    S.  417. 


Kleierlt.  MgSOi.HaO. 

Monokl.-holoedr.    S.  419. 


'  Unit. 

8(Ala8O6).K28O4.0H)O. 

Hezag.-rhomboedr.-hem. 
S.  421. 

I  KalailaM. 

K3804.Ala(804)3.MH30. 

Reg.-pent.-hem.      S.  422. 

Bittersalz.  MgS04.7H30. 

(Epsomit) 
Rhomb.-hem.  6.  422. 

KipferHtriol.  Gb804.5HsO. 

Triklin-holoedr.     S.  425. 


BIsenTitrUL  FeS04.7H,0. 

Monokl.-holoedr.    S.  426. 


Natürliche  XX  selten. 


Dicktafelig ,  prismatisch 
oder  linsenförmig;  ein- 
zeln oder  in  Gruppen, 
Drusen  u.  Rosetten,  (iern 
in  schwalbenschwanzar- 
tigen Zwillingen. 


Selten,  pyramidal. 


In  kleinen  krummfl&chigen 
Rhomboedern,  auf  Foren 
und  Drusen. 


EünstllcheXX  oktaedrisch. 


Künstliche  XX  prismatisch 
mit  sphenoidischer  Be- 
grenzung. 

Natürliche  XX  selten  und 
klein,  mit  typisch  trikli- 
ner  Ausbildung. 


Natürliche  XK  selten,  kurz 
säulenförmig;  nadel-und 
haarförmig. 


Mehlige  Ausblühungen, 
Krusten. 


Derb,  grobspäthig,  parallel« 
faserig,   schü 
kömig,  dicht. 


faserig,   schuppig,  fein- 
äicht,  erdig. 


Derb,  dicht,  kömig. 


Kömig,  dicht,  erdig. 


Mehlige,  erdige  Ausblühun- 
gen. 


Als  erdige,  mehlige,  fase- 
rige AusDlühung. 

SUlaktitisch  und  nierig,  in 
Krusten  u.  Ausblühungen 


In  Nieren  und  Stalaktiten, 
in  Krusten  und  als  An- 
flug. Mehlartige  Aus- 
blühungen. 


8.  AbtheiluBg* 

(100)       I  musch- 
vollk.  lig 


(010) 

8.  YoUk. 

(lii)  vollk. 

(100) 

unvoUk. 


(0001) 

z.  vollk. 


(110) 

voUk. 


(110) 

und  (110) 
nnvollk. 


(001) 

vollk. 


musch- 
lig 


mnscb* 
lig 


musch- 
lig 


musch- 
Hg 


mnsch- 

lig 


Rothbleierz.    PbCrO«. 

(Krokoit) 
Monokl.-holoedr. 


S.  427. 


Langsäuligod.nadelförmig. 
flach  anfliegend. 


B.  Ckro* 


Derb,  eingesprengt,  als  An-'  (110)  ziem- 
flug.  lieh  vollk, 


muscb- 
ligbis 
uneben 


C.  Wtlflraaate 


8eheellt.  €aWO«. 

(Scheelspath) 
Tetrag.-pyram.-hem. 

S.  428. 


Wnlfenlt.    FbHtO«. 

(Gelbbleierz) 
Tetrag.-pyram.-hem. 

S.  429. 


Kleine    scharfausgebildete 
Bipyramiden. 


Pyramidal,  kurzs&ulig  oder 
sehr  dünntafelig. 


Krystallinisch-köraig. 


Derb,  krystallinisch-kör- 
nige  Krusten. 


(101)  vollk. 

(111) 

und  (001) 

weniger 

vollk. 

(111) 

ziemlich 

vollk. 


muscb- 
lig  bis 
uneben 


musch- 
lig  bis 
uneben 


Sulfate,  Chromate,  Wolfnunate  und  Molybdate. 


M 


Sprö- 
digkeit 

H&rte 
3-8,6 

8 

Gewicht 

Glanz 

Durch- 
sichtig- 
keit 

Farbe 

Strieh 

Bemerkungen 

wenig 
spröd 

spröd 

6,12-6,85 

Glgl.  bis 
Plmgl.,  auf 
dem  Bruch 
etwas  fettig 

starker  Dgl. 
ins  Fettige 

ds.  bis 
dsohnd. 

ds.  bis 
dschnd. 

farblos,  hftuflg 

bl&ulioh,  blaugrau, 

gelblich,  weiss, 

selten  röthlich 

farblos,  wasserhell, 

getrflbt,  grau,  gelb, 

grttn,  blau 

weiss 
weiss 

Bgl.:     Schwefel,    Mergel, 

Gyps,  Kalkspath. 
Aehnl.:  vergl.  Schwerspath. 
Carminrothe    Flammenfftr- 

bungi 

Bgl. :     Bleiglanz ,    Brann- 

cisenocker. 
Aehnl. :    Cernssit ,    Baryt, 

Scheelit. 

Wasserhaltige  Sulfate. 


spröd 

1,5-2 

1,4-1,6 

mild 

1,6-2 

2,2—2,4 

— 

3 

2,6 

spröd 

3,5-4 

2,6  -2,8 

spröd 

2-2,6 

1,7-1,9 

spröd 

2—2,6 

1,7—1,8 

spröd 

2,6 

2,2—2,3 

spröd 

2 

1,8—1,0 

Glgl. 

ds. 

auf  (010) 
Plmgl. 

ds.  bis 
uds. 

auf  (111) 

Seidengl., 

sonst 

Glgl. 

Glgl. 
schim- 
mernd 

ds.  bis 
dschnd. 

W 

uds. 

Glgl. 

ds. 

Glgl, 

ds. 

Glgl. 

dschnd. 

Glgl. 

dschnd. 

farblos ;  verwittert : 
trttb,  weiss 


farblos  und  ge- 
fftrbt:  weiss,  grau, 

wein-  bis  honig- 
gelb, braun,  fleisch- 
bis  Ziegelroth, 
schwarz 


farblos,  trübe, 

gelblich,  weisslich, 

gefllrbt 

farblos 


farblos 


farblos 


blau 


grttn,  mit  gelber 
Verwitterungs- 
rinde 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


hellblau 


Bgl.:  Steinsalz. 
Geschmack:  ktthlend,  sal- 
zig-bitter. 

Bgl.:  Anhvdrit,  Steinsalz, 
Thon,  Bitumen. 

Aehnl.:  Anhydrit,  Schwer- 
spath, Glimmer. 


Bgl.:  Steinsalz,  Kalisalze. 


In  Trachyt. 


Bgl.:  Lava,  Kohle,  Alaun- 
schiefer.   Leicht  löslich. 


Bgl.:  Kieserit.    Löslich. 


:1. :  Kupferkies,  aus  dem 
las  Mineral  entsteht. 
Leicht  löslich.    Widerlich 
schmeckend. 

Yerwitterungsproduct  von 
Eisensnlflden. 

Bgl.:  Kupfer-  und  Zink- 
vitriol. 


ate. 


mild 


6,9—6 


fettartiger 
Dgl. 


dschnd. 


gelblichroth 


orange 


Bgl.:  Bleiglanz. 

Aehnl. :  Bealgar,  Zinnober. 
In  HCl  löslich  unter  Ab- 
scheidung von  PbCl). 


and  Heiybdate. 


spröd 


8|)röd 

ins 
Milde 


4,6—6 


6,3—6,9 


Fgl.  bis 


bgl.  b 
Dgl. 


Fgl.  bis 
Dgl. 


dschnd. 


ds.  bis 
dschnd. 


grauweiss  bis  gelb 

und  braun,  grfln, 

hyacinthroth 


wachs-,  honig-, 
"  onengelb,  g 
selten  rotb 


citronengelb,  grau, 
;h 


gelblich- 
weiss 


Bgl. :  Wolft-amit,  Zinnstein, 
Bleiglanz^Brauneisenerz, 
Magnetit. 

Aehnl.:  Anglesit,  Gerusslt, 
Baryt. 

Bgl. :  Bleiglanz. 


96 


Phosphate. 


Name,  Formel  und  System 

Form  bezw.  Habitus 
der  Krystalle 

Form  und  Stmotur 
der  Aggregate 

S«    -- 

Wolftramlt.  (FeHB)W04. 

(Wolfram) 
Monokl.-holoedr.          S.  480. 

Gross,  dickUfelig  nach  (100) 
od.  prismatisch  nach(iio). 

Derb,    mit    schalie-blfttte- 
riger  oder  strahflger 
Structur. 

Ä 

unebet 

Vranpeekers.  (1JPka)sU20i3. 

(Pechblende) 
Reg.-holoedr.  S.  431. 


D.  Ura. 


Sehr  selten,  oktaedrisch. 


Derb,    scheinbar    amorph, 
nierig. 


lmü»cU- 

I      lig 


Honasit.  (CeldDPO«. 

Monokl.-holoedr. 


S.  436. 


Till.  KlMse.    Nlobate,  Tantelate,  Pk^n- 

1.  Abthellaiig.    Wasserfreie 

Sandartig,  als  aerOU. 


Klein,  einzeln  ein-  oder 
aufgewachsen,  meist  aber 
lose.  Dicktafelig  oder 
querprismatisch. 


(001) 

voUk. 

(100) 

weniger 
voUk. 


musch- 
lig 


Apatit.  FGaft(P04)s  bezw. 
ClCa5(P04),. 

Hexag.-pyram.-hemiedr. 
S.  488. 


Pyromorphlt.   ClPktCPOiH. 

(Grün-Braun-Buntbleierz) 
Hezag.-pyram.-hemiedr. 
S.  441. 

Hlneteiit.  ClPb((AaO^)8. 

Heiiag.-pyram.-hemiedr. 
S.  441. 


Lang-  oder  kurzsäulig  bis 
dicktafelig  mit  hexago- 
nalem  Habitus.  Grosse 
XX  ™it  geflossenen  Kan- 
ten und  Flächen.  Indivi- 
dualisirte  Stacke. 


Dick  prismatisch,  oft  ton- 
nenrörmig  gekrttmmt. 


Wie  Pyromorphit. 


a.  Abtiiellung. 

Derb,  körnig,  löcherig,  er- 
•        "     -^ iorii   in 


Ghler*  «nd 


Knollen  und  in  feinfase- 
rigen bis  ganz  dichten 
Krusten  und  Nieren. 


Kleintraubig,  nierig,  derb. 


Wie  Pyromorphit. 


Ablösung 
nach  (0001) 


(1011) 

öfters 
deutlich 


rauscb- 
lig 


musch- 
lig  bi« 
uneben 


museh- 
lig  hii> 
unelp*ii 


Pharmakolttk.  Ca2Ats07.M30. 

Monokl.-holoedr.  S.  444. 


▼iTianit.  FesPsOg.SHsO. 

(Blaueisenerz) 
Monokl.-holoedr.    S.  446. 


Kobaltbllthe. 
GosAiQOg.SHsO.  . 

(Enrthrin) 
Monokl.-holoedr.    S.  446. 


Niekelbllthe. 
NlgAtsOs.SHsO. 

(Annabergit) 
Monokl.-holoedr.    S.  446. 


Haarförmig. 


Selten  j)rismati8ch  bis  tafe- 
lig, flach  aufliegend  oder 
zu  BQndeln  und  Eosetten 
verwachsen. 


Strahlig  u.  nadelig,  basche- 
lig  od.  sternförmig  grup- 
plrt. 


8.  Abtliennnff.    Wauerhaltige 

Lockere,  erdige  bis  faserige        (Oio) 
Kugeln  und  Büschel.  vollk. 


Strahlig,  faserig,  zumeist 
erdig. 


Kugelig,  nierig  mit  strahli- 
ger  od.  blätteriger  Struc- 
tur, meist  nur  als  erdiger 
Anflug  und  Beschlag. 


Erdiger  Anflug. 


(010) 
voUk. 


(010) 

.  voUk. 


Phosphate. 


87 


Sprö- 
digkeit 

Harte 

Gewicht 

Glanz 

Durch- 
sichtig- 
keit 

Farbe 

Strich 

Bemerkungen 

spröd 

6—6,6 

7,14-7,64 

fettiger 
Mgl.,  auf 

(010) 
zuweilen 
diamant- 
artig 

uds., 

selten  in 

dOnner 

Schicht 

ds. 

pech-  und  eisen- 
schwarz, insBiaune 
und  Röthlichbraune 

dunkel- 
roth- 
braun bis 
schwarz 

Bgl. :  Mineralien  der  Zinn- 
erzlagerstätten;  mit  Be- 
rvll  auf  Quarzgängen  im 

■ate. 

spröd       3—6 


6—0 


auf 

frischem 

Bruch  Fgl., 

sonst  matt 


uds. 


schwarz  ins  Grün- 
liche od.  Bräunliche 


pliat«9  Ameniate»  Antimoniate,  ¥anadate. 

Phosphate  ete. 


spröd 


4,0—5,8 


fettiger 
Glgl. 


ds.  bis 
uds. 


roth,  rothbraun, 
gelbbraun,  bräun- 
lichgrau 


dunkel- 
grün bis 
bräun- 
lich- 
schwarz 


Selten. 

Bgl.:     Bleiglanz,     Silber- 
mineralien. 


Bgl.:  Thorit.  In  Granit, 
Flus8sanden,aufDiamant- 
und  Goldwäschen. 


fluerhaltlge  Phosphate. 


spröd 

5 

3,16-3,22 

spröd 

3,5—4 

6,9-7 

spröd 

8,5-4 

7,1—7,3 

Glrf., 

auf  dem 

Bruch  Fgl. 


diamant- 
artiger Fgl. 


diamant- 
artiger Fgl. 


dschnd. 


dschnd. 


dschnd. 


farblos  und  in  allen 

Farben  gefärbt: 

gelblichgrün, 

ölgrün,  eutenblan, 

violett,  Ziegelroth 

u.  8.  w. 


grün  und  braun, 

selten  wachs-  und 

honiggelb,  orange- 

roth,  farblos 

wachs-  und  honig- 
gelb, auch  weiss, 
grünlichgrau,  farb- 
los 


schwach 

gelb  bis 

weiss 


schwach 

gelb  bis 

weiss 


Gemein,  leicht  mit  vielen 
Mineralien  zu  verwech- 
seln. 

Aehnl.:  Quarz,  Nephelin, 
Beryll,  Feld8path,Galmei. 
Phosphorsäure  sofort  er- 
kennoar,  durch  eigelben 
Niederschlag  mit  molyb- 
dänsaurem Ammon. 

Bgl.:  Bleiglanz. 
Aehnl. :  Pyromorphit. 


Bgl.:  Bleiglanz. 
Aehnl.:  Mimetesit. 


Phosphate  und  Arsenlate  etc. 


Mgl.  bis 
Glgl.,  auf 

(010) 

Plmgl. 


auf  (010) 
Plmgl., 
sonst 
diamant- 
artiger 
Glgl. 


mild 

2 

2,7 

mild, 
bieg- 
sam 

2 

2,6-2,7 

mild, 
bieg- 
sam 

2,6 

2,9 

mild 

2-2,5 

3—8,1 

dschnd. 


dschnd. 


dschnd. 


uds. 


weiss,  durch  Ni 

grünlich,  durch  Co 

röthlich  gefärbt 

frisch  weiss,  farb- 
los, sonst  meist 
blau,  trockenes 
Pulver  leder- 
braun 

pflrsichblüthroth, 
sonst  perl-  bis  grün- 
lichgrau 


apfelgrün 


weiss 


indigo- 
blau Dis 
grünlich- 
blau 


hellröth- 
lich 


grünlich 


Als   Beschlag    auf  Arsen- 
erzen. 


Bgl. :    Brauneisen ,    Pyrit, 

Magnetkies,  Torf. 
Aehnl.:  Kupferlasur. 


Bgl. :    Eobalterze    (Speis- 
kobalt). 


Bgl. :     Nickelerze     (Chlo- 
antit),  Rothnickelkies. 


28 


Phosphate.    Silicate. 


Name,  Formel  nnd  System 


Form  bezw.  Habitus 
der  Krystalle 


Form  und  Stmctor 
der  Aggregate 


Spalt- 
barkeit 


Brucli 


WaTeUlt.  8AltO,»SPsO».H30 

Rhomb.-holoedr.  "    ' 


S.  447. 


Kaialt.  SAls08,2Pt05.1SH,0. 

(Türkis) 
Amorph.  S.  448. 

KraMrIt.  SFe208  9  P^Os .  8H2O. 

(Grüneisenerz) 
Bhomb.-holoedr.  S.  460. 

Kakoxea.  SFegOs ,  P^Os .  laSsO. 

(?)  S.  460. 


LlbethMit. 
4CbO,PqO^.H90. 

Rhomb.-noloedr.     S.  460. 


Olifenlt.  4CiiO,As205.HaO. 

Rhomb.-holoedr.     S.  461. 


PhMpliorelialelt. 
•CnOyPoOs.SHaO. 

(Phosphorkupfererz) 

(?) 


S.  462. 


KapfergUmmer. 
SCnOyAitO&.UHsO. 

(Chalkophyllit) 
Hexag.-rhomboedr.-hem. 

S.  462. 


KaikiraBgllmMer. 
CaO  ,2(U02)0 ,  PsOs-SSsO. 

Rhomb.-holoedr.     S.  468. 


Kapfer  araagllMmer . 
CaO  ,S(IT02)0,PsO(.8H30. 

Tetrag.  S.  468. 


Klein,  nadelig. 


Selten,klein  ,wflrf  elfthnlich. 


Pyramidal. 


Prismatisch,  kurznadelig. 


Kryptokrystallin. 


Dünntafelig. 


Pseadotetragonale  Tafeln, 
einzeln  oder  schuppig 
gnruppirt. 


Dünntafelig,  pyramidal,ein- 
zeln  oder  zu  Schuppen 
verbunden. 


Büschel  nnd  Kugel  mit 
radialstrahliger ,  stern- 
förmiger Structur. 


Nierig,  traubig,  derb,  ein- 
gesprengt,  als  Ueberzug  ; 
strahlig. 

Nierig,  glaskopfartig  mit 
radlalfaseriger  Structur. 


Kegelig,  nierig,  aus  zarten 
radialen  Fasern  aufge- 
baut. 

Nierig,  kegelig,  dicht  bis 
faserig. 


Traubig ,    faserig ,    erdig, 
derb. 


Derb,  uierig,  traubig,  fase- 
rig, strahlig. 


Schuppig,  blätterig. 


Anflug. 


Schuppig  und  als  Anflug. 


(110) 

und  (101) 


(010) 


(0001) 

8.  vollk. 


(001) 
8.  vollk. 

(HO) 

deutlich 

(001) 

8.  vollk. 


strahlig 


,muscb> 
lig 


faserig 


muscb- 
lig 


musch- 
lig 


uneben 

bis 
spliti- 

rig 


Bisraitater  (Pittizit). 
SOs-haltiges  FesOg-Phosphat 
oder  Arseniat. 
Amorph  S.  464. 


4.  Abthetlang.    SOr^Bltig« 


Nierig,  stalaktitisch,  Kru- 
sten; eckige  Stücke. 


musch- 
lig 


ladalaslt.  llaSiOs. 

Rhomb.-holoedr. 


SmiMaalt.  AlaSIOft. 

Rhomb.-holoedr. 


S.  467. 


S.  468. 


Dicksäulig  mit  tetragona- 
lem  Habitus,  oberfläch- 
lich oft  mit  Glimmer- 
schuppen bedeckt.  Chia- 
stolith  mit  charakterist. 
kreuzförmigem  Kern. 

Sehr  klein,  nadelig. 


IX.  KlMse.    SiUc»4e,  Tite- 

A.  SilleaU.    Aadalmslt- 


Stengelig,  strahlig,  körnig.) 


Faserig  bis  dicht. 


(110) 

deutlich 


(100) 

vollk. 


uneben 


uneben 


Phosphate.    Silicate. 


Sprö- 
digkeit 

Härte 

Gewicht 

Glanz 

Durch- 
sichtig- 
keit 

Farbe 

Strich 

Bemerkungen 

spröd 

8,5-4 

2,8-2,4 

Glgl. 

dschnd. 

farblos,  meist  grau, 

gelblich,  grünlich, 

braun,  blau 

weiss 

Auf  Kieselschiefer,  Thon- 
sohiefer,  Granit,  Braun- 
eisen. 

Aehnl. :  Natrolith,  Hydrar- 
gUlit,  Kraurit. 

spröd 

6 

2,8-2,8 

Wachsgl. 

uds. 

himmelblau  bis 
span-  u.  apfelgrUn 

weiss 

Auf  Kieselschiefer,  in  Tra- 
chyt-Breccie  (Orient.  Tür- 
kis). 

sehr 
spröd 

8,6—4 

8,8—8,6 

schwacher 
Fgl. 

uds. 

lauch-  bis 
schw&rzlichgrün 

gelblich- 
grün 

Bgl. :  Brauneisen,  Kakoxen. 

- 

weich 

2,8-2,4 

Seidengl. 

uds. 

gelb  bis  bräunlich 

gelb 

Bgl.:  Brauneisen. 

spröd 

4 

3,6—8,8 

Fgl. 

dschnd. 

lauch-,  Oliven-, 
schwarzlichgrOn 

apfel- 
grün 

Bgl. :  Glimmerschiefer,  Ma- 
lachit. Brauneisen. 

Aehnl. :  Malachit,  Phosphor- 
chalcit,  Olivenit,  Ata- 
kamit. 

spröd 

3 

4,2-4,6 

Glgl.  bis 

Fgl.,  wenn 

faserig 

Seidengl. 

halbds. 

bis 
dschnd. 

schwftrzlichgrttn, 

faserig:  braun, 

gelb,  grau 

Stroh-  bis 
schwefel- 
gelb 

Bgl.:  Kupfererze. 
Aehnl.:  Libethenit. 

spröd 

4—5 

8,4—4,2 

fettiger 
Glgl. 

uds. 

span-  bis 
pistaziengrttn 

spangrün 

Bgl.:  Cuprit,  Lasur,  Mala- 
chit, Chalcedon,  Braun- 
eisen. 

Aehnl.:  Malachit,  Libethe- 
nit, Olivenit. 

mild 

2 

2,4—2,6 

Plmgl. 

ds.  bis 

Smaragd-  bis  span- 

grUn  mit  dunkleren 

Flecken 

hellgrün 

Bgl.:  Kupferkies,  Cuprit. 
Aehnl. :  Kalk-  und  Kupfer- 
uranglimmer. 

mild 

1—2 

8,2 

Plmgl. 

dschnd. 

zeisiggrün  bis 
schwefelgelb 

gelb 

Bgl.:  üranpecherz,  Braun- 
eisen;  auf  Granit. 

Aehnl. :  Kupferuranit, 
Kupferglimmer. 

etwas 
spröd 

2—2,6 

8,5-3,6 

Glgl., 
auf  (001) 
Plmgl. 

dschnd. 

grasgrün  oder 
smaragdgrün 

apfel- 
grün 

Bgl  :  Uranpecherz,  Braun- 
eisen, Hornstein. 

Aehnl. :  Kalkuranit,  Zeune- 
rit,  Kupferglimmer. 

sehr 
spröd 


Phosphate  und  Arsenlate, 

8  2 


Harzgl.       dschnd.    kolophoniumbraun        gelb       Bgl.:  Arsenkies. 

Aehnl.:  Kolophonium. 


nate,  Zirconiate,  Stannate. 

Topai-Oroppe. 


spröd 


spröd 


7—7,5 
ange- 
wittert 

ge- 
ringer 

6—7 


3,1—8,2 


3,28—8,24 


Glgl. 
meist  matt 


fettiger 

Glgl. 
in  Aggr. 
Seidengl. 


ds.  bis 
uds. 


ds.  bis 
kanten- 
dschnd. 


roth  bis  grau 


gelbgrau,graugrün, 
nelkenbraun 


weiss 


Stets  metamornh. 

In    Glimmerscniefer    und 

Gneiss  mit  Sillimanit. 
Chiastolith  InThonschiefer. 
Aehnl.:  Turmalin. 


In     Gneissen ,     Glimmer- 
schiefem. 
Aehnl.:  Disthen. 


Silicate. 


Name,  Formel  nnd  System 


IHitlieB.  AlaSIO«. 

Triklin-holoedr. 


Toi 


Khomb.-holoedr. 


(Cyanit) 
8.  468. 


S.  469. 


SUaroliU.  HaFeaAIioSi^Oss. 

Rhomb.-holoedr.  S.  461. 


Form  bezw.  Habitus 
der  Krystalle 


Breitstengelig,  linealartig. 


Prismatisch  mit  vorherr- 
schend pyramidaler,  do- 
matischer  oder  basaler 
Begrenzung. 

Prismen  mit  Basis,  gern' in 
rechtwinkeligen,  auch  in 
schiefenDurchkreuzungs- 
Zwillingen. 


Form  und  Structnr 
der  Aggregate 


Strahlig  bis  dickkömig. 


Derb,  in  parallel  strahligen 
bis  dichten  Aggregaten, 


Spalt- 
barkeit 


(100) 

s.  voUk. 

(010)  voUk. 


(001) 
8.  vollk. 


(010) 

deutlich 


Brach 


mnsch- 
Hg  \>ii 
unebfQ 


mnsch- 
lig  hi* 
unebfn 

nnd 
splitt- 

rig 


DatoUth-Oadt- 


Datolttk.  HgCasBaSIsOio. 

Monokl.-holoedr.  S.  462. 

GadolUtt.  FeaBesTaBtsOiA. 

Honokl.-holoedr.  S.  468. 


TvaallarSchörl).  Formel  nicht 
sicher,  Thonerde-Boro-Sili- 
oate  des  Li,  Mg,  Fe. 
Hexag.-trigonal-hemim. 

S.  464. 

Axtnit.  H(CaFeMB)8AlsBSl40i(. 

Triklin-holoedr.  8.  466. 


Eurzsftulig. 
Selten,  prismatisch. 


Lan^e  oder  ganz  kurze 
Prismen  mit  rundlich- 
dreiseitigem Querschnitt, 
an  den  Enden  rhombo- 
edrisch  oder  verbrochen. 

Tafelig  mit  schneidigschar- 
fen Kanten. 


Derb,  kOmig,  traubig. 
Derb  und  eingesprengt. 


Strahlif;,  zuweilen  unregel- 
mässig sternförmig  ag- 
gregirt. 


Schalig,  breitstengelig  bis 
späthig. 


mnsob- 
lig 


—  mascb- 

jligoJ'fr 
I  Splitt- 

I  "^ 

Tanwlin- 


uneb^^n. 
splitt- 
rig  bis 
masch- 
lig 

mascb- 
lig 


(100) 

deutlich 


ZoUlt.  HgCaxAleSteOM. 

Rhomb.-holoedr. 


Prismatischjlängsgestreift,  Späthig,  stengelig,  faserig, 
S.  467.      oft  gekrümmt  u. geknickt,      dicht. 


fEpIdot.  HiCAi(AlFe)e8te02e. 

(Pistazit) 
Monokl.-holoedr.    S.  468. 


Orthlt. 
Hs(CaFe)4(AlCel 

Monokl.-holoedr.   'S.'470. 


Terartan.   (HO.F)CaeAl8Sl60si. 

(Idokras,  Wilnit,  Egeran) 
Tetrag.-holoedr.  S.  470. 


Dicke  od.  dünne,  nach  der 
Queraxe  gestreckte  Pris- 
men. 


Selten,   tafelig    nach    der 
Basis. 


Gut  ausgebildet,  kurz-  und 
dicksäulig. 


Derb,  strahlig,  spiessig. 
dicht,  eingesprengt  und 
als  Anflug. 


Derb,  eingesprengt,  dicht, 
körnig,  stengelig. 


Derb,  kömig,  strahlig. 


Zolilt-Epldtt- 

(010)         uneben 
8.  vollk. 


(001) 

s.  vollk. 

(100)  voUk. 


(001)  und 

(100) 

undeutl. 
(110)  und 

(100) 

unvoUk. 


masoh- 

unebeu, 

splitt- 

rig 


masch- 
lig  bis 
uneben 

uneben 

and 
splitt- 

rig 


firaaat. 
CaaAlQSIoOia  (Grossular) 
MggAfaHfsOis  (Pyrop)   , 
HBgAIaSIaOia  (Spessartm) 
Fe8Al28l30i2  (Afmandin) 
CasFesStgOis  (Anlom,  Melanit) 
CagCraSlgOio  (Uwarowit) 
Reg.-holoedr.  8.  471. 


XX    meist   gut   ausgebil- 
det, charakteristisch  das 
Rhombendodekaeder, 
allein  oder  in  Combina- 
tion  mit  Ikositetraeder. 


Derb,  kömig,  dicht.     Ab- 
gerollt und  als  Sand. 


€raaat- 

(110)        mascli- 
unvollk.    ,    nnd 
splitt- 
rig 


Silicate. 


Sl 


Sprö- 
digkeit 


Härte 


Gewicht 


Glanz 


Durch- 
sichtig- 
keit 


Farbe 


Strich 


Bemerkungen 


spröd 


spröd 


spröd 


In  der 
Verti- 
calrich- 

tung 
4if2.quer 
dazu  6 

8 


7—7,6 


3,6—8,7 


8,4-8,6 


8,4—8,8 


aigi. 


Glgl. 


Glgl. 

matt  und 

rauh,  auf 

dem  Bruch 

fettartig 


ds.  bis 
dschnd. 


ds.  bis 
uds. 


dschnd 
bis  uds. 


blau,  bläulich, 

weiss,  grün,  grau, 

farblos 


farblos  und  wein- 
gelb, rothlich, 
bläulich  gefärbt 


roth-  bis  schwarz- 
braun 


weiss 


weiss 


weiss 


In   krystallinen   Schiefern 

mit  Staurolith. 
Aehnl.:  Sillimanit. 


In  xinnerzfnhrenden  Gra- 
niten u.  Qnarzporphyren. 
Auf  Edelsteinselfen. 


In  Gneissen  und  Glimmer- 
schiefem mit  Cyanit. 
Aehnl.:  Granat. 


ltnlt*enppt. 


spröd 
spröd 


6-6,6 


Grippe. 


spröd 


spröd 


7—7,6 


2,8—8 

3—8,2 
8,8 


Orappt. 


spröd 

6 

3,26—3,36 

spröd 

6—7 

3,32—8,49 

spröd 

5,6 

3—4 

spröd 

6,6 

3,34—3,46 

Glgl.,  auf  d. 
Br.  fettig 

fettiger 
Glgl 


Glgl. 
auf  d.  Br. 
pechartig 


St.  Glgl. 


Glgl.  auf 

(010) 

Plmgl. 
Glgl. 


fettiger 

halbmet. 

Glgl. 

etwas 

fettiger 

Glgl. 


ds.  bis 
dschnd. 


uds. 


ds.  bis 
uds. 


ds.  bis 
dschnd. 


uds. 


ds.  bis 

dschnd. 

uds. 


uds. 


ds.  bis 
dschnd. 


farblos  u.  grünlich 
pechschwarz 


meist  schwarz, 

auch  blau,  roth, 

farblos 


nelkenbraun  bis 
pflaumenblau 


aschgrau, 
gelblich  grünlich- 
grau, 
rosenroth  (Thulit) 

XX  dunkelgrün 

^SS^-  pistazgrttn, 

gelbgrün 


pechschwarz 


kolophoniumbraun 


grünlich- 
grau 


weiss 


weiss 


weiss 


grau 


grünlich- 
grau oder 
braun 

weiss 


Auf  Klüften  basischer  Erup- 
tivgesteine. 

In  Granit  und  granitischen 
Gängen. 


Weit  verbreitet  in  Granit» 
Gneiss,  Granulit. 

Aehnl. :  Epidot ,  Augit, 
Hornblende,  Lievrit,  Sma- 
ragd. 

In  krystallinen  Schiefem» 
Diabas,  Granit. 


In  krystallinischen,  Horn- 
blende führenden  Schie- 
fem. 

Aehnl.:  Tremolit. 

Weit  verbreitet ,  auf  Klüf- 
ten ;  als  Gesteinsgemeng- 
theil,  als  Umwandlungs- 
product. 

Aehnl.:  Strahlstein,  Tur- 
malin. 

Eingewachsen  in  Graniten 
und  granitischen  Gängen. 
Aehnl.:  Gadolinit. 

Contactmineral. 
Aehnl. :    ZIrkon ,    Granat, 
Zinnstein. 


Grippe. 


spröd 


6,5-7,6 


Glgl. 
bis  Fgl. 


ds.  bis 
uds. 


meist  braunroth; 

Grossular : 
farblos  bis  grün; 
Pyrop:  blutroth; 
Melanit:  schwarz; 
üwarowit:  grün 


weiss 


In  krystallinen  Schiefern 
und  als  Contactmineral. 

Aehnl. :  Yesuvian  ,  Zink- 
blende. 


Silicate. 


Name,  Formel  und  System 


Form  bezw.  Habitus 
der  Krystalle 


Form  und  Structur 
der  Aggregate 


Spalt- 
barkeit 


Bmrl 


Cordterit- 


Cordlerit  (Dichroit,  lolith). 
H«(Hg,FeLAl88t,oOt7. 

Rnomb.-holoedr. 


Berjll.  Be,AI,Sl(0i8. 

(Smaragd) 
Hexag.-holoedr. 


S.  474. 


S.  746. 


PseudohexagonalePrismen, 
oft  mit  gerundeten  Kan- 
ten. 


Lange  Prismen  mit  sechs- 
seitigem Querschnitt. 


Derb,  schalig,  als  Geröll. 


Stengelig;  als  Geröll. 


mn^ch- 
li?  Ms 


(010) 

deutlich, 
Absonde- 
rung nach 
(001) 


(0001)         mns'-h' 

YoUk.         lig  hi^ 

aneb<:?iL 


Oltrln  (Peridot).  (MgFe)s8l04. 

Rhomb.-holoedr.  S.  476. 


Selten,  dicktafelig  od.  pris- 
matisch mit  domatischer 
Endigung. 


Kömig;  lose. 


OllTiB- 


(010)  vollk. 
(100) 

unvollk. 


muscb- 


WiUeMit- 


Kleielilnkers.  HaZnsStOs. 

(Hemimorvhit,  Galamin) 
Rhomb.-nemim.  S. 


479. 


Dioptat.  Ho€«8104. 

Hexag.-rhomboedr.-tetardo- 
edrisch  S.  480. 


Klein,   tafelig,   unten  mit 

Syramidaler ,    oben    mit 
omatischer  Endignng. 

Niederig,  prismatisch. 


Derb,  feinkörnig.  In  Nieren, 
Stalaktiten  und  Krusten 
mit  faseriger  Structur. 


(110) 

vollk. 


(1011) 

vollk. 


masrh- 

lig  bi^ 
uneb«!! 

mu»ch- 
lig  bi« 
uneben 


Bwlt- 


Choadrodlt. 
H9(HgFe)iB8l8084F4. 

Monokl.-holoedr. 


S.  482. 


Lierrlt.  HoCasFtaFejSUOu 

Rhomb.-holoedr.  S 


Klein,  flächenreich. 


Langsäulig  oder  nadelig. 


Kömig. 


Derb,  strahlig,  faserig. 


(001) 

deutlich 


(010)  und 

(001) 

deutlich 


musch- 
lig  bis 
uneben 


musch- 
lig  blä 
uneben 


Grappt  der  Aagite 


Enstatlt.  MgStO». 

Rhomb.-holoedr. 


S.  486. 


Broult.  (MgFe)8l08. 

Rhomb.-holoedr.     S.  487. 


HTpersthen.  (FeMg)8l08. 

Rhomb.-holoedr.     S.  487. 


d  (  WoUastonlt.  CaSlOj. 

•^  I  (Tafelspath) 

ä>       Monokl -holoedr.    S. 

^  J 

'^  \  DIopiid.  CaHgSUOe. 

o  I     Monokl.-holoedr.    S. 
^  I 


XX  z-  Th.  recht  gross, 
säulig  oder  dicktafelig 
mit  gerundeter  Endbe- 
grenzung; meist  nur  in- 
dividualisirte  Stücke  oder 
Gesteinsgemengtheil. 

IndividualisirteStUcke  oder 
Gesteinsgemengtheile. 


Wie  Bronzit. 


Tafelig,  nadelig. 


Prismen  mit  rectangulärem 
Querschnitt,  stark  verti- 
cal  gestreift  und  meist 
mit  verbrochenen  Enden. 


Körnig,  blätterig,  faserig 


Wie  Enstatit. 


Wie  Enstatit. 


Derb,  breit-  u.  wirrstrahlig, 
faserig,  schalig. 


Derb,  breitstengelig,  kör- 
nig. 


(110)  voUk., 
nach  (lOO) 
schalige 
Absonde- 
rung 


(110) 

deutlich 
nach  (100) 
schalige 
Absonde- 
rung 

(100)  vollk. 


(100)  und 

(101) 

voUk. 

(110) 
deutlich 


uneben 


uneben 


uneben 


musch- 
lig  bis 
uneben 


Silicate. 


SS 


Sprö- 
digkeit 


Härte 


Ge^^icht 


Glauz 


Durch- 
sichtig- 
keit 


Farbe 


Strich 


Bemerkungen 


Grappe. 


spröd 


spröd 


7—7,5 


7,5—8 


2,6 


2,67—2,76 


fettiger 
Glgl. 


Glgl. 


ds.  bis 
dschnd. 


ds.  bis 
dschnd. 


graugelblich, 

violblau,  tiefblau, 

stark  |>leochroi- 

tisch 


wasserhell,  weiss, 

grün  (Smaragd), 

blaugrüu 

(Aquamarin) 


weiss 


weiss 


In  Gneissen  und  Graniten. 
Aehnl. :  Quarz  und  Eläolith. 


In  Glimmerschiefer  einge- 
wachsen und  auf  Seifen. 

Bgl.:  Chrysoberyll. 

Aehnl.:  Korund,  Chryso- 
beryll. 


Grappe. 


spröd 


6,6—7 


3,3 


Glgl 

auf  d.  Br. 

fettig 


ds.  bis 
dschnd. 


olivengrttn, 
gelblich,  braun 


In  basischen  Eniptiv^e- 
steinen,  namentlich  im 
Basalt. 


Grappe. 


spröd 
spröd 


3,3—3,6 


Plmgl. 
bis  Glgl. 


Glgl. 


ds.  bis 
dschnd. 


ds.  bis 
dschnd. 


farblos  bis  gelb 
smaragdgrün 


weiss 


grOn 


Bgl.:  Zinkspath. 
Bgl.:  Calcit. 


Grappe. 


spröd 


spröd 


6—6,6 


5,6—6 


3,12—8,24 


3,9-4,1 


Glgl.  bis 
Harzgl. 


Glgl.  oder 

halbmet. 

Fgl. 


ds.  bis 
uds. 


uds. 


gelb  bis  braun, 

Aggr.  olivengrttn- 

schwarz 


grttnlichschwarz 


weiss 


schwärz- 
lich 


In  Kalkauswürflin^en  der 
Somma,  in  körnigen  Ur- 
kalken  u.dahin  gehörigen 
Magnetitla^erstiltten. 

Aehnl. :  Hunut,  Klinohumit. 

In  augitischen  Schiefern. 


aad  HorableadeB. 


spröd 

5,6 

3,1-3,2 

spröd 

6,6 

3,2-3,3 

spröd 

6 

8,3-3,4 

spröd 

4,6-6 

2,8—2,9 

spröd 

6—6 

2,3 

Glgl. 

auf  #-Fl. 

Plmgl 


seiden- 
artiger bis 
met.  Gl. 


Glgl. 

kupfer- 

farnen- 

schillernd 

Glgl., 

auf  #-Fl. 

Plmgl. 

Glgl. 


dschnd. 
bis  uds. 


dschnd. 
bis  uds. 


uds. 


dschnd. 


ds.  bis 
dschnd. 


grauweiss  bis 
grttnlich 


braun  und  grün 


schwarz 


weiss,  gelblich, 
röthlich 


grün,  farblos,  grau 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


Auf  Apatitgangen  in  Gab- 

bro. 
Bgl.:  Apatit,  Phlogoplt. 


In  Gabbro. 


In     Hypersthenfels      und 

Gabbro. 
Aehnl.:  Diallag. 

Contactmlneral. 


In  krystallinen  Schiefem. 
Bgl.:  Klinochlor  u.  Granat. 


Klockmann,  Itfineralogie.    3.  Aufl. 


III 


S4 


Silicate. 


Name,  Formel  und  System 


DIalUg.  CAHffSi^^Oe 
z.  Th.  mit  AljOa. 
Monokl.-holoedr. 


S.  490. 


Aaglt. 

/(Fe:  _ 
\(FeMff)Al2l 


/(PeMg)Cm8lo06\ 
\(FeMff)Al28IO../ 
Moiiokl.-holoear. 


AeflrlB.  KAFeSlsOfl. 

(Akmit) 
Monokl.'holoedr. 

BkodoBlt.  MkSIOs. 

(Kieselmangan) 
Trikl.-holoedr. 


S.  491. 


S.  493. 


S.  495. 


AKthtplijlllt.(MgFe)Si08. 

Rhomb.-holoedr.  S.  496. 


Tremoli t.  CaHffaSl^Oij 
Monokl.-holoedr.    S 


AktUollth. 

CA(FeM9)8Sl40i2. 

(Strahlstein) 
Monokl.-holoedi-.    S.  497. 

Horablende. 
CA(FeHff)3Sl40]9 
(FeMgh(AlFe)48laO,2. 

Monokl.-holoedr.    S.  498. 


SkApollth. 

\cii4Ai«8i«025.   r 

Tetrag.-pyr.-hem.  S.  502. 

Hellllth.  (CaM9>7(AlFe)3Si502fl. 

Tetrag.-holoedr.  S.  603. 


Form  bezw.  Habitus 
der  Krystalle 


Individualisirte  Körner  und 
Geäteiusgemengtheil. 


Kurz-  und  dicksäulig  mit 
charakteristischem  acht- 
seitigem Querschnitt ;  ge- 
wöhnlich mit  zweiflächi- 
ger Begrenzung. 


Lineal-  od.  schilfartig  nach 
derVerticalaxe  gestreckt. 


Selten,  dicktafelig. 


Eingewachsener  Gesteins- 
gemengtheil. 


Langsäulig  bis  linealartig, 
ohne  freie  Endbegren- 
znng. 

Wie  Tremolit. 


Kurz-  u.  dicksäulig  mit  cha- 
rakteristischem sechssei- 
tigem Querschnitt ;  ge- 
wöhnlich dreiflächige  Be- 
grenzung. 


Kurze  und  dicke  Prismen, 
aber  auch  langsäulig. 


Klein,  kurzsäulig  oder  tafe- 
lig, selten  langsäulig  und 
nadelig. 


Form  und  Structur 
der  Aggregate 

Derb,   eingewachsen,   kör- 
nig. 


Derb,  eingesprengt,  kömig. 


Zuweilen  in  sehr  feinfase- 
rigen Aggr. 

Derb,    feinkörnig,     dicht, 
späthig. 


Derb,  in  breitstengeligen, 
faserigen  bis  asbestarti- 

fen  Aggr.  mit  schaliger 
usammensetzung. 

Wirr-  oder  parallelstrahlig, 
faserig,  nadelig,  asbest- 
artig. 

Wie  Tremolit. 


Derb,  in  kömigen,  stenge- 
ligen, faserigen  Aggr. 


Derb,  in  grosskömigen  und 
strahligen  bis  ganz  dich- 
ten Aggr. 


Spalt- 
barkeit 


(110) 

zuweilen 
deutlich, 
nach  (ioo> 
vollk.' Ab- 
sonderung, 
faserig 

(110)  I 
deutlich  j 
treppen- 
artig ab-  I 
setzend  ' 


(110)  und  , 

(100) 

deutlich 

(110)  und 
(110)  deuH. 
(001)    weni- 
ger 

(100) 

schalige 
Absonde- 
rung 
8.  voUk. 

(110)         i 
8.  vollk. 


(1101 

s.  vollk. 


(HO) 

s.  vollk. 


Bm  L 


i  mu«- 1 
I  lip  » 
un»-!  - 


schill- 
rig 


Skapolith- 


Strahlig. 


(100)  vollk. 

(110) 

unvollk. 


(001) 

z.  deutl. 


musch- 
Hg 


musch- 
Hg 


NtphtlU- 


5epheliB.  NagAlgSigOs«. 

(ElUolith) 
Hexag.-holoedr. 


8.  504. 


8odalith. 
8Na2Al28i20s.2XaCl. 

Reg.-tetraedr.-hem. 

S.  505. 

Xoiean  und  Havya. 
Na2Al38i208.NaS204. 

Reg.-tetraedr.-hem.  ? 

S.  506. 


Kurzsäulig  mit  sechsseiti- 
ger Basis. 


Rhombendodekaeder. 


Dodekaedrisoh. 


Derbe   Stücke   und  einge- 
sprengt. 


Derb,  in  unregelmässigen 
Kömern. 


(1010)  und 

(0001) 

unvollk. 


(HO)  zieml 
vollk. 


(HO) 

deutlich 


musch- 
lig  bis 
unel'r'i) 


musch- 
lig  bi"* 
uneben 


musch- 
lig  bi«« 
uneben 


Silicate. 


«5 


Sprö- 
digkeit 

Hilrte 

Gewicht 

Ghinz 

Durch- 
sichtig- 
keit 

Farbe 

Strich 

Bem^erkungen 

spröd 

4 

3,23—3,34 

Auf  (100) 
seidenart. 
Plmgl.  mit 

metall. 
Schimmer 

ds.  und 
trübe 

graugrün 
bis  braunschwarz 

weiss 

Gemengtheil  des  Gabbro. 
Aehnl. :  Bronzit  und  Hyper- 
sthen. 

spröd 

' 

3,3-8,6 

Glgl. 

meist 
uds. 

lauchgrÜn(Fassait): 

schwarz  (gem.  und 

basalt.  Anglt) 

graugrün 

Weit  verbreiteter  Gesteins- 
gemengtheil,  im  Diabas, 
Melaphyr,  Augitporphy- 
rit,  Basalt. 

Aehnl.:  Hornblende,  Tur- 
malin. 

spröd 

6—6,6 

3,4—3,6 

Glgl. 

uds. 

bräunlich-  bis 
grünlichschwarz 

hellgrün 

Granit  und  Eläolithsyenit. 

spröd, 

in 

derben 

Massen 

zäh 

6,6—6,5 

3,4—3,68 

Glgl. 

auf  #-Fl. 

Plmgl. 

ds.  bis 
uds. 

rosenroth 

bis  schmutziggrau 

und  braun 

röthlich- 
weiss 

Bgl. :  Manganspath,  Quarz. 
Aehnl.:  Manganspath. 

spröd 

6,5 

3,2 

Plmgl., 
bis  Glgl.  auf 

(010) 

schillernd 

dschnd. 

nelkenbraun  und 
gelblichgrau 

brftun- 
lich- 
weiss 

Aehnl. :  Bronzit  und  Hyper- 
sthen. 

spröd 

6—6 

2,9—3 

Glgl. 

dschnd. 

weiss  bis  hellgrau 
und  hellgrün 

weiss 

In  Talkschiefer. 
Aehnl.:  Cyanit. 

zäh,  als 
Asbest 
bieg- 
sam 

spröd 

6,6—6 

2,9-3 

Glgl. 

dschnd. 

lauchgrün  bis 
grünlichgrau 

weiss 

In  Talk- u.  Chloritschiefern. 
Aehnl.:  Epidot. 

6—6 

3,1—3,3 

Glgl. 

uds. 

grün-  und  raben- 
schwarz, 
lauch-  bis  blaugrün 
(Pargasit) 

graugrün 

Weit  verbreitet  als  Ge- 
steinsgemengtheil ,  na- 
mentlich in  Syenit,  Dio- 
rit,  Granit. 

Aehnl.:  Augit,  Turmalin. 

Groppe. 

spröd 

6—6 

2,54—2,76 

Glgl. 

bis  Fgl. 

od.  Plmgl. 

dschnd. 

trübe,  weiss  und 
röthlich 

spröd 

6—6,5 

2,90—2,96 

Glgl. 
bis  Fgl. 

kanten- 
dschnd. 

honiggelb  bis  braun 
und  grau 

weiss 


weiss 


Metamorphes  Mineral.  In 
körnigen  Kalken,  Gneis- 
sen  u.  a.  kryst.  Schiefern. 

Aehnl, :  Orthoklas,  Apatit. 

In  vulkanischen  Auswürf- 
lingen und  Basalten. 


Groppe. 


spröd 

5—6 

2,6 

spröd 

6-6 

2,2-2,4 

spröd 

5—6 

2,3—2,5 

Glgl. 
und 


gl. 

l^gl. 


Glgl. 
und 


Fgl. 


fettiger 
Glgl. 


ds.  bis 
dschnd. 


ds.  bis 
uds. 


ds.  bis 
uds. 


weiss,  grau, 
bläulich 


farblos  und  blau 


farblos,  grau,  grün- 
lich ^  schwarz 

(Nosean), 
blau  (Hauyn) 


In  älterenEruptivgesteinen 
(Eläolith).  In  vulkani- 
schen Auswurf  lingen  (Ne- 
phelin). 

Aehnl. :  Apatit,  Quarz,  Cor- 
dierit. 

In  Eläolithsyenit  und  vul- 
kanisch. Auswürflingen. 


In  vulkanischen  Auswürf- 
lingen. 


S6 


Silicate. 


Name,  Formel  und  System 


Lftrartttla  (Lapis  Lazuli). 
Keine  bestimmte  Formel. 
Regalär.  S.  606. 

Leaelt.  KjAlnSI^Ois. 

Reg.  u.  Rhomb.  S.  607. 


OrthoklM.  KoAloSIflOie. 

Honoki .-holoedr.  S.  509. 


MlkrokllB.  KaAlsSleOi«. 

Triklin.  S.  518. 


Form  bezw.  Habitus 
der  Krystalle 


Albtt.  Na^AIsSieOie. 
Triklin. 


S.  518. 


Ollgoklai.  AbfiABi-AbjAB]. 

Triklin.  S.  Bis. 


Lftbrador.  Ab^ABe-AbiABg. 

Triklin.  S.  619. 


Anorthlt.  CaAl2St20s. 

Triklin.  S.  619. 


Selten,  dodekaedrisch. 


Rund  tun  ausgebildete  Del- 
toidikositetraeder. 


Dicktafelig  oder  dicksäulig, 
am  Adular  auch  rhombo- 
edrischer  Habitus,  gern 
Zw. 


Wie  Orthoklas. 


Dicktafelig  nach  derLängs- 
fiäche  (Älbit)  oder  nach 
der  Basis  (Periklin).  Im 
Querschnitt  leistenför- 
mig.  Charakteristische 
Zwillingsstreifung. 

Wie  Albit. 


Wie  Albit. 


Wie  Albit. 


Form  und  Stmctnr 
der  Aggregate 


Spalt- 
barkeit 


Derb. 


RundkOrnige  Aggr. 


Derbe  Spaltstflcke  *  späthi- 
ge, kömige  und  dichte 
Aggr. 


Wie  Orthoklas. 


Derb,  dicht,  kömig,  splitt- 
rig. 


Wie  Albit. 


Wie  Albit. 


Wie  Albit. 


(110) 
unvoUk. 


BrUib 


muh^k- 
Ugl.^ 
unel^ 

musf-fl- 

lig 


FoUipath- 

(001)  vollk.lmu>vL- 
(100)   etwas'     lig 

weniger  '  uneL-i] 
voUk.    (110)    sflirt- 

unvoUk.  lig 


wie  Ortho- 
klas 


desgl. 


desgl. 


desgl. 


desgl. 


mnsiL- 

lic 
splin- 

rig 

mus.l- 
lig  h> 

unelitD 


muson- 
lig  U< 

uneben 

musct- 
lig  bi< 
aneb>^n 


muscb- 
lig  bin 
unebi^r. 


FamUle  der 


Apopk jlllt .  CaSiaOs .  2  H2O. 

(Ichthyophthalm) 
Tetrag.-holoedr.  S.  521. 


AnalflM.  NMljSUOia.SHjO. 

Reg.-holoedr.  S.  522. 


Pyramidal,  prismatisch  od. 
dicktafelig. 


Gewöhnlich  Deltoidikosite- 
traeder. 


Natrolitk.  Na2Al2Si80io.2H30.  Dünne     pseudotetragonale 


Khomb.  u.  monokl.      S.  523 


Prismen,  nadel-  undhaar- 
förmig,  zu  Bündeln  und 
Büscheln  vereinigt. 


Skolezit.  CaAljjSlaOio.SHsO.       iWie  Natrolith. 
Monokl. -hemiedr.  S.  624. 


Prehnlt.  Ca^2Al2Si70,i  .IIjO. 

Rhomb. -hemimorph.     S.  525. 


Tafelig    nach     der    Basis, 
I     öfters  gekrümmt  und  zu 
,     hahneiiKammartigen 
'     Gruppen  verbunden. 


LavnitBtit.    CaAl28l40i2.4H20.  iLangsftulig,    vertical 
Monokl.-holoedr.  S.  525.       streift. 


ge- 


Blätterig,  schalig,  körnig. 


Körnig,  dicht,  erdig. 


Stengelig-strahlig  bis  fein- 
faserig,oft  radial  gestellt. 


Wie  Natrolith. 


Nierig  und  kugelig  mit 
strahliger,  schaliger  oder 
faseriger  Structur. 


Stengelig,  erdig. 


(001) 

ziemlich 

vollk. 

(100) 

an  vollk. 


(110) 

voUk. 


(110) 

ziemlich 

vollk. 

(001) 

deutlich 


(001) 

vollk. 


I  uneben 


uneben 
bis 

mn  sch- 
liß 

musch- 
lig 


mnsoh- 
lig 

uneben 


Silicate. 


S7 


Sprö- 
(ligkelt 

Härte 

Gewicht 

Glanz 

Durch- 
sichtig- 
keit 

Qds.  bis 
kanten- 
dsohnd. 

dschnd. 

Farbe 

Strich 
weiss 
weiss 

Bemerkungen 

spröd 
spröd 

6,6 
5,6-6 

2,38—2,42 
2,46—2,60 

glasartiger 
Fgl. 

fettiger 
Glgl. 

lasurblau 
weiss,  grau 

In  Kalkstein. 

InJungenEruptivgesteinen. 
Aehnl. :  Analoim. 

Grippe. 


spröd 

6 

2,63-2,58 

spröd 

6 

2,57 

spröd 

6—7 

2,6 

spröd 

6 

2,64 

spröd 

6 

2,69 

spröd 

6 

2,76 

Auf  (001) 

Plmgl., 

sonst  Glgl. 


Glgl.  und 
Plmgl. 


Glgl.  und 
Plmgl. 


Glgl.  und 
Plmgl. 


Glffl. 

metallisch. 

Schüler 


Glgl.  und 
Plmgl. 


ds.  bis 
uds. 


dschnd. 


ds.  bis 
dschnd. 


dschnd. 


dschnd. 


ds.  bis 
uds. 


farblos  (Adular) 
weiss,  glasig 

(Sanidin) 
rothlich  (gem. 
Feldspath) 
grün  (Amazonen- 
stein) 

farblos,  weiss, 

röthlich,  oft  grün 

(Amazonenstein 

z.  Th.) 

farblos,  weiss 


farblos,  weiss, 
grünlich 


farblos,  weiss, 
oft  blau  mit 
schönem  Farben- 
spiel 

farblos,  weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


Weit  verbreitet  als  Ge- 
steinsgemengtheil  von 
Granit,  Syenit,  Porphyr, 
Trachyt,  Gneiss  etc. 

Aehnl.:  Aj)atit,  Skapolith, 
Andalusit,  trikline  Feld- 
späthe. 

Wie  Orthoklas. 


Gemengtheil     vieler     Ge- 
steine. 
Aehnl.:  Orthoklas,  Anorthit. 


Gesteinsgemengtheil. 


In  basischen  Eruptivge- 
steinen und  krystallinen 
Schiefem. 


Gemengtheil  basischer  Ge- 
steine. 
In  vulkanischen  Gesteinen. 
Aehnl. :  Orthoklas,  Albit. 


Zeollthe. 


spröd 


spröd 


spröd 


spröd 


spröd 


spröd 


4,5-6 

2,8—2,4 

6,5 

2,1—2,3 

5-5,5 

2,2—2,3 

6—5,5 

2,2—2,4 

-7  2,8—3 


Plmgl. 
auf  (001) 


Glgl. 


Glgl. 


Glgl. 

feinfaserig: 

Seidengl. 

Glgl.  und 
Plmgl. 


2,25—2,36    Glgl.  und 
'     Plmgl. 
auf  #-Fl. 


ds.  bis 
dschnd. 


ds.  bis 
dschnd. 


ds.  bis 
dschnd. 


ds.  bis 
dschnd. 


ds.  bis 
dschnd. 


dschnd. 


farblos,  weiss, 
röthlich 


wasserhell,  weiss, 
röthlich 


weiss,  gelblich, 
röthlich 


weiss,  gelblich, 
röthlich 


farblos  bis 
gelblichgrün 


farblos;  durch 

Wasserverlust 

trübe 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


weiss 


Auf  Blasenrftumen  basalti- 
scher Gesteine  und  auf 
Erzgängen. 


Auf  Blasenrftumen  von  Ba- 
salten. 
Aehnl.:  Leucit. 


InHohlräumen  von  Basalten 

und  in  Phonolithen. 
Aehnl. :  Skolezit,  Aragonit. 


Wie  Natrolith. 


Auf  Klüften  und  Gang- 
trümmem  basischerErup- 
tivgesteine  und  kryst. 
Schiefer. 

Auf  Klüften  alterer  Eruptiv- 
gesteine. 


HH 


Silicate. 


Name,  Formel  und  System 


Stilbit.  C«.UaSldO|6.6HaO. 

(Heulandit),  Blätterzeolith 


Monokl.-holoedr. 


S.  636. 


DeiMln.  CAAliSi«Oie.6HaO. 

(Strahlzeolith) 
Monokl.-holoedr.    S.  627. 


PhlUipiIt. 

(Kalkhftrmotom) 
CaAlsSUOia.ftHaO. 

Monokl.-holoedr.    S.  628. 

HAraiotoni. 

(Kreuzstein) 
BAAlaSigOu.öHaO. 

Monokl.-holoedr.    S.  629. 


ChAbailt.  CAII3SI4O19.6H2O. 

(Würfelzeolith) 
Hexag.-rhomboedr.       S.  629. 


Form  bezw.  Habitus 
der  Krystalle 


Dünn-  od.  dicktafelig  nach 
der  Längsfläche. 


PseudorhombischePrismen, 
zu  charakteristischen 
bündel-  und  garbenförmi- 
gen  Gruppen  verbunden. 

Klein,  gern  kreuzförmige 
Zw. 


Charakteristische 
förmige  Zw. 


kreuz- 


Würfelähnliche  Rhombo- 
eder,  auch  linsenförmig 
gekrümmte  XX- 


Form  und  Structur 
der  Aggregate 


Derb,  in  strahlig-schaligen 
bis  blätterigen  Aggr. 


Stengelig,  strahlig. 


Spalt- 
barkeit 


BmrL 


(010)        '  uni»h*^r. 
s.  voUk. 


(010)         I  Un^-bfE 
vollk. 


(001)  und 

(010) 
undeutL 


(010) 

wahr- 
nehmbar 


(1011) 

wenig 
deutlich 


uuflirr 


uiie».-r. 


unel'^-c 


Biotlt. 

(Magnesiaeisenglimmer) 
(irH)a(MgFe)3(AlFe)2SIaOi2. 

Monokl.-holoedr.  S.  532. 

ZlBBwaldlt. 

(Lithioueisenglimmer) 
Pj(LU)3FeAUSl50,e. 
Monokl.-holoedr.  S.  534. 

Lepidollth.  Fa(LlK)2Al2SiA09. 

(Lithionglimmer) 
Monokl.-holoedr.  S.  634. 

MmcotU.  H4K2Al08i6O24. 

(Kaliglimmer) 
Monokl.-holoedr.  S,  635. 


ParagOBlt.  HiNaaAleSieO,«. 

(Natronglimmer) 
Monokl.-holoedr.  S.  686. 


Tafelförmig,  rhombo- 
edrisch. 


Wie  Biotit. 


Wie  Biotit. 


Wie  Biotit. 


Kryptokrystallin 


Schalig,  schieferig,  schup- 
pig. 


Wie  Biotit. 


Wie  Biotit. 


Wie  Biotit. 


Feinschuppig  bis  dicht. 


Glti 

(001) 

höchst 
vollk. 


(001) 

höchst 
vollk. 


(001) 

höchst 
vollk. 

(001) 
höchst 
vollk. 


(001) 

höchst 
voUk. 


Hargarlt.  H2CaAl4Sl20i2. 

(Kalkglimmer) 
Monokl.-holoedr.  S.  637. 


Wie  Biotit. 


Körnig-blätterig  bis  schup- 
pig- 


ClIntOBlt- 


(001) 

s.  vollk. 


Chlorlt. 

/B^MsaAlaStOg.l 
\H4Mg8Sl.O9.  / 
Monokl.-holoedr. 


S.  539. 


Hexagonale  Tafeln.  Rhom- 
boeder,  P^-ramiaen  und 
wurmförmig  gekrümmte 
Säulen. 


Derb  in  schuppigen  und 
erdigen  Aggr. ;  als  staub- 
föiTuiger  Üeberzug. 


Chlorit- 


(001) 

vollk. 


Talk-  odtr 


Serpeatln.  H^MgsSlaOg. 

?  Monoklin.  S.  645. 


Meertchaani.  H^Mga^IsOio- 

V  S.  546. 


Kryptokrystallin 


Kryptokrystallin 


Derb ,  eingesprengt ,  in 
Platten  und  Trümmern. 
Dicht,  faserig,  schuppig, 
blätterig. 

Feinerdig,  derb,  knollig. 


musch- 

lig  otler 

splitt- 

rig 

flach- 

musch- 

lig 


Silicate. 


»9 


Sprö- 
digkeit 

spröd 
sijröd 

spröd 

spröd 

spröd 




—    —     — 

Härte 

Gewicht 

_    



3,6—4 

2,2 

3,5-4 

2,1—2,2 

*,B 

2,2 

*,^ 

2,44-2,6 

4,5 

2,1—2,2 

Glanz 


Plmgl. 

auf  (010), 

sonst  Glgl. 

Plmgl, 

auf  (010) 

son^t  Glgl. 


Glgl. 


Glgl. 


Glgl. 


Durch- 
sichtig- 
keit 


ds.  bis 
dschnd. 


ds.  bis 
dschnd. 


ds.  bis 
dschnd. 


dschnd. 
milchig 
getrübt 


ds.  bis 
dschnd. 


Farbe 


farblos,  weiss, 
Ziegelroth,    bräun- 
lich 

farblos,  weiss, 
gelblich, 
bräunlich 


farblos,  weiss, 
gelblich,  grau 


weiss 


farblos,  weiss, 
röthllch,  braun 


Strich 


weiss 


weiss 


Bemerkungen 


In  Basalten,  auf  Erzgängen. 


In  Basalten,  auf  Erzgängen. 


In  Hohlräumen  von  Basal- 
ten. 


In  Hohlräumen  basischer 
Eruptivgesteine  und  auf 
Erzgängen. 

In  Basalten  und  ähnlichen 

Gesteinen. 
Aehnl. :  Kalkspath. 


Orappe. 


mild, 
bieg- 
sam 

2,6—3 

2,8—3,2 

mild, 
bieg, 
sum 

2—3 

2,9—3,1 

mUd, 
bieg- 
sam 

2 

2,8—2,0 

mild, 

2—3 

2,76—3,1 

bieg- 
sam 

mild 

2—2,6 

2,8—2,9 

Plmgl. 
bis  Mgl. 


Plmgl. 
bis  Mgl. 


Plmgl. 


Plmgl 


bis 


ngl. 
Mgl. 


Plmgl. 


ds.  bis 
dschnd. 


dschnd. 


dschnd. 


ds.  bis 
dschnd. 


dschnd. 


dunkel  gefärbt 


blassviolett,  grau, 
braun 


pflrsichblüth- 
bis  rosenroth 


farblos,  gelblich. 

röthlich,  bräunlicn, 

griUilich 


weiss,  apfelgrQn 


weiss 


weiss 


Weit  verbreitet  als  Ge- 
mengtheil der  meisten 
Eruptivgesteine. 


In     Zinnstein     führenden 
Graniten  und  Greisen. 


Bgl.:  Fluorhaltige  Minera- 
lien. 


Weit  verbreitet  als  wesent- 
licher und  accessorischer 
Gesteinsgemengtheil,  na- 
mentlich von  Granit  und 
Gneiss. 

In  Paragonitschiefer. 
Bgl.;  Staurolith,  Disthen. 


Gripp«. 

spröd, 
zer- 
brech- 
lich 

3,5—4,6 

3 

starker 
Plmgl. 

dschnd. 

Groppe. 

mild 

1—2,5 

2,55—2,95 

Auf  (001) 

Plmgl. 

sonst  Glgl. 

bis  Fgl. 

dschnd. 

SerpentiK-Grnppe. 

mild 

3—4 

2,6—2,7 

matt  oder 
schim- 
mernd 

dschnd. 
bis  uds. 

mild 

2—2,5 

2 
scheinbar 
leichter 

matt 

uds. 

dschnd.       weiss,  röthlich-         weiss       Bgl. :  Smirgel,  Smaragd, 
weiss 


lauch-  bis 
schwärzlichgrün 


grün  bis  schwarz 
geädert,  geflammt 


grünlich- 

weiss 


grünlich- 
weiss 


glänzend 


Im  Chloritschiefer  und  als 
Verwitterungsproduct 
von  Augit  u.  Hornblende. 


In  Verbindung  mit  kryst. 
Schiefem  und  Gabbro. 


Klebt  stark  an  der  Zunge. 


40 


Silicate.    Titanate.    Organ.  Verbindungen. 


Name,  Formel  und  System 

Form  bezw.  Habitus 
der  Krystalle 

Form  und  Structnr 
der  Aggregate 

Spalt- 
barkeit 

Bruch 

Tftlk.  HsMfsSUOis. 

?  Monoklin.                   S.  648. 

Kryptokrystalliu. 

Bl&tterig,  schalig,  dicht. 

(001) 

ausge- 
zeichnet 

unelit-u 

bis 
splitt- 

rig 

KmoliB- 


KaoÜBlt.  HfAlsSlsOs. 

(Kaolin) 
Monoklin. 


8.  649. 


PjrrophjllU.  HaAl28i40i2. 

?.  Khomb.  S.  661. 


Kryptokrystalliu. 


Kryptokrystalliu . 


Locker ,    feinerdig ,     fein- 
schuppig und  ganz  dicht. 


Breitstengelig,  radial-  oder 
sternförmig  gruppiert. 


(001) 

voUk. 


nach  der 
Längs- 
richtung 
voUk. 


flach- 
musth- 
lig  Ofit-r 

erdlR 

uneben 


TIU- 


Peroiriklt.  CaTIOg. 

?  Rhomb. 


TlUBlt.  CaTlStOs. 

(Sphen.) 
Monokl.-holoedr. 


S.  668. 


S.  654. 


Pseudoreguläre  Würfel  mit 
Oktaeder  u.  Dodekaeder. 


Wenn  eingewachsen  brief- 
couvertartig,  aufgewach- 
sen tafelig  oder  prisma- 
tisch. 


Selten,   derb,   in   nierigen 
Aggr. 


Zuweilen  derb,  in  schaligen 
Aggr. 


(100) 

ziemlich 
vollk. 

undeutl. 

oft 

schal  ig 

nach 

(110)  oder 

UOi) 


musch- 
lig 


X.  Klasse.    Orsanlselie 


Mtlllt.  Al^CiaOi2. 
(Honigstein) 
Tetrag.-holoedr. 

Oiokcrit.  CnH^B+a. 

(Erdwachs) 


BernttelB.  CioHstO«. 

Amorph. 

Asphalt.  C,H,0. 

(Erdpech) 
Amorph. 


8.  667. 

8.  668. 
S.  659. 
8.  660. 


Pyramidal. 
Kryptokrystalliu. 


Derb,  kömig,  eingesprengt. 


Derb. 


Knollen,  GerÖlle,  Kömer, 
tropfsteinartig,   Platten. 

Traubig,  kugelig,  nieren- 
förmig,  plattig  und  ein- 
gesprengt. 


muäch- 
lifi 


flach- 

musch- 

lig  bi.^i 

hakig 

mnsch- 
lig 

museh- 
lig 


Silicate.    Titanate.    Organ.  Verbindungen. 


41 


Sprö- 
digkeit 


mild, 

ffeniein 

bieg- 


Härte 


Gewicht 


2,7 


Glanz 


Plmgl. 


Durch- 
sichtig- 
keit 


ds.  bis 
uds. 


Farbe 


licht  apfelgrün, 

weiss,  grau,  gelb, 

röthlich 


Strich 


Bemerkungen 


Im  Speckstein  zuweilen 
Pseudomorphosen  nach 
Quarz,  Dolomit. 


Groppe. 


gemein 
bieg- 
sam 


mild, 
bieg- 
sam 


1  und 
>1 


2,2—2,6 


8,7 


XX-Plmgl., 

sonst  matt 


Plmgl. 


uds. 


dschnd. 


weiss,  gelblich, 
röthlich,  grünlich 


apfel^rUh 
bis  grünlich  weiss 


Besonders  als  Zersetzungs- 
product  der  Kali-  und 
Kalk-Natronfeldspäthe. 


weiss       Auf  Quarzgängen  u.  Klüften 
im  Granit. 


BAte. 


spröd 
spröd 


6—6,5 


3,95—4,1 


3,4—4,6 


Dmgl. 
bis  Mgl. 


Glgl. 
bis  Dmgl. 
und  Fgl. 


dschnd. 
bis  uds. 


ds. 
bis  uds. 


schwarz,  röthlich- 
braun,  gelb 


gelb,  grün,  braun, 
roth 


graul  ich- 
weisH 


farblos 


Im  C'hloritschiefer. 


Auf  Klüften    von   Silicat- 

gesteinen. 
Bgl.:    Albit,    Adular,    Rhi- 

pidolith  etc. 


Verbindnnsen. 


spröd 


knet- 
bar 


spröd 
mild 


2—2,6 

1—2 


0,9 


1-1,1 
1,1—1,2 


fettiger 
Glgl. 


Fgl. 

Fgl. 
Fgl. 


dschnd. 


uds. 


ds.  l)is 
dschnd. 


uds. 


honig-  u.  wachsgelli 


grün  bis 
gelblichbraun 


wachs-  bis  honig- 
gelb 

pechschwarz 


Bgl.:    Braunkohle,    Stein- 
kohle. 

Bgl.:Petroleum,Steinkohle. 


—         ;In  tertiären  Schichten,  als 
1     Geröll  im  Quartär. 

iBgl.:  Kalk-  u.  Sandsteine, 
Erze. 


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