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Full text of "Lehrbuch der organischen Chemie"

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Ch^misk  iid>oratorlum. 


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BĂśDBE  &  SCHOU 

Chemlsk  Laboratorium. 


LEHRBUCH 


DES 


ORGANISCHEN   CHEMIE 


VON 


CH.  GERHARDT 


PBOP1C880B  DER  OUKMIB  AN  DER  FAOVLTAT  DER  WlSSENSCBATTKlf,  LEHRER  DKR 
CHEIOE  AM  DER  EGOLB  DE  PBARMACIE  ZU  8TRA8B0RO  ETC.  ETC. 


DEUTSCHE  ORIGINALAUSGABE 


VOM 


VERFASSER    BESORGT 


UNTKR   MITWIKKUNO  VOM 


PROF.  D«.  RUDOLF  WAGNER. 


VIERTER  BAND. 


LEIPZIG 

TBRLAO  VON  OTTO  WIGAND. 

1857. 


j^j  Hlrv 


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C  ! 


V'' 


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Zweite  Abtheilong  des  dritten  Ttieiles« 

Körper,  die  noch  nicht  in  Reihen  gebracht 

werden  konnten. 


Basen. 

S  2104.     Die  Reibe   der  Basen    und  ihre  Derivate   sollen  in 
nachstehender  Ordnung  beschrieben  werden : 
Die  Base  des  Schierlmgs  (Coniin). 
Die  Basen  der  Harmalasamen  (Harmalin  und  Harmin). 
l^'\e  Basen  des  Opiums  QAQT^hxwm^  Codeln,  Thebain,  Papa- 

verin,  Narcotin,  NarceYn). 
Die  Basis  des  Pfeffers  (Piperin). 
Die  Basen  der  Chinarinden  (fibinw,  Cinchonin,  Aricin  und 

die  isomeren  Abänderungen). 
Die  iBa^^n  der  Strychnosarten  (SirYchu'in,  Brucin,  Iga- 

surin). 
Die  Base  des  Tabaks  (Nicotin). 
Ferschiedene  weniger  bekannte  Basen, 

Die  Basis  des  Schierlings. 

S  2105.     Coniin,  auchConicin  oderCicutin  genannt^  ^le^is 
N  =  N  (C|e  Hji)  H.  —  Diese  Basis  *) ,  zuerst  von  Giesecke  darge- 


1)  Giesecke  (1827),  ArcbW  d.  Pharm. V.  firsndesXX. 97.  —  Geiger,  Magazin 
f.  Pbarm.  XXXV.  o.  XXXVI.  —  B outron-CIiarla rd  und  0.  Henry,  Ann.  de 
ChifD.  el  de  Phyt.  LXI.  337.  —  Ortigosa,  Ann.  der  Chem.  und  Pbarm.  XLII. 
313.  —  Blyth,  ibid.  LXX.  73.  ^  Gerhardt,  Compt.  rend.  des  tra?.  de  Cbim. 
1849.  S.  373.  —  Kekuleu.  V.  Planta,  ibid.  LXXXIX.  130. 

1* 


stellt,  findet  sich  im  Zustande  eines  Salzes  in  allen  Theilen  des 
Schierlings  (Conium  maculatuni^  L.);  in  vorzugsweise  grosser  Menge 
in  den  nicht  ganz  reifen  FrĂĽchten,  in  weit  geringerer  Menge  dagegen 
in  den  Blattern. 

^  Man  erhält  es,  wenn  man  die  zerquetschten  Früchte  des  Schier- 
lings mit  durch  etwas  Aelzkali  alkalisch  gemachtem  Wasser  destillirt, 
so  lange  alkalische  Dämpfe  übergehen.  Das  Destillationsproduct 
enthält  ausser  dem  Coniiif  ein  neutrales  flüchtiges  Oel  und  viel  Am- 
moniak. Man  sättigt  es  mit  verdünnter  Schwefelsäure ,  nimmt  das 
nicht  mehr  alkalische  Oel,  welches  oben  auf  schwimmt,  ab  und 
dampd  die  wässerige  Flüssigkeit  bei  gelinder  Wärme  zur  Syrupdicke  ab. 
Man  erschöpft  hierauf  den  Rückstand  mit  Aetherweingeist  (1  Th. 
Aether  und  2Th.  Alkohol  von  90  Procent).  Dieser  löst  das  schwefel- 
saure Goniin  auf  unter  ZurĂĽcklassung  des  schwefelsauren  Ammoniaks 
im  unlöslichen  Zustand«  Nach  Abscheidnng  des  letzteren ,  destillirt 
man  die  Auflösung  im  Wasserbad,  um  den  Aether,  sowie  den  gröss- 
ten  Theil  des  Alkohols  wegzunehmen.  Man  verdĂĽnnt  den  RĂĽckstand 
mit  Wasser  und  verdampft  ahermalH  im  WasstM^bad,  um  die  letzten 
Antheile  des  Alkohols  auszutreiben.  Man  erhält  so  einen  dicken 
Syrup,  den  man  rasch  im  Chlorcalciiimbad  destillirt,  nachdem  man 
zuvor  die  Hälfte  seines  Gewichtes  starke  Aetzlauge  zugesetzt  hat. 
Man  muss  dabei  wohl  fĂĽr  die  AbkĂĽhlung  der  Vorlage  Sorge  tragen. 
Man  entwässert  das  concentrirte  Destillat  mittelst  Ghlorcalcium  oder 
Aetzkali  in  StĂĽcken  und  unterwirft  es  einer  Rectification  im  Vacuum. 
Wenn  man  die  Destillation  nicht  bei  LuRabscIiluss  vornimmt,  so  wird 
ein  Theil  des  Gouiins  zerstört.  Man  verwahrt  es  in  wohlverstopften 
Gläsern. 

Um  das  Goniin  aus  Stengel  und  Dlättern  des  Schierlings  zu  er- 
halten, welche  vor  der  Blüthe  gesammelt  wurden,  verfährt  man  ganz 
auf  die  angegebene  Weise.  Die  Pflanze  mOss  noch  grĂĽn  sein  und 
eine  gewisse  Höhe  erreicht  haben.  3  Kilogramm  frischer  Früchte 
liefern  ungefähr  30  Gramm  Goniin;  die  ausgetrockneten  Früchte  die 
Hälfte  weniger.  50  Kilogramm  frischer  Blätter  geben  kaum  4  Gramm 
Goniin  (Geiger). 

Nach  Kekule  und  Planta  ist  das  Goniin  des  Handels  gewöhnlich 
eine  Mischung  von  zwei  oder  mehreren  homologen  Substanzen :  ge- 
wöhnlich besteht  es  aus  Goniin  und  Methylconiin  (%  2109). 

Die  vorzüglichsten  Eigenschaften,  die  man  dem  Goniin  gewöhn- 


Hch  zuschreibt  Ol  bestehen  in  Folgendem:  Es  ist  ein  farbloses  und 
durchsichtiges  Oel  von  0,878  speciĂĽschem  Gewicht,  von  durchdrin- 
gendem, scharfem  und  unnngenchmcMn  Gi»nich.  Im  reinen  Zustande 
destillirt  es  bei  Luftabschluss  ohne  Veränderung;  sein  Siedepunkt  ist 
bei  2120  (Orligosa;  bei  150o,  Geiger;  zwischen  168  und  171«, 
Blyth;  bei  188,  Christisou).  Es  verändert  sich  rasch  bei  der  Be- 
rĂĽhrung mit  Lufl,  indem  es  in  eine  braune  harzige  Substanz  (ibergeht 
und  wie  es  scheint,  in  Buttersäure. 

Es  ist  wenig  löslich  in  Wasser  jimd  merkwürdiger  Weise  leichter 
löslich  in  der  Kälte  als  In  derW^ärme;  der  Alkohol  mischt  sich  damit 
in  jedem  VerhäUniss,  wie  auch  derAether,  die  ätherischen  und  fetten 
Oele.  Seine  Auflösung  besitz  eine  sehr  entschiedene  alkalische 
Reaction. 


Es  enthält 

Ortigosa. 

Blyth. 

C..H„N 

KohlcDStoff 

74,83~     ~47,30 

75,11 

76,S 

Wasserstoff 

12,17         li,98 

13,06 

12,0 

Stickstoff 

*                        m 

» 

11,2 

100,0. 

Vorstehende  Analysen  wurden  offenbar  mit  noch  feuchtem  Alkali  vor- 
genommen. 

Das  Coniin  erzeugt  Niederschläge  mit  den  Oxydulsalzen  des 
Zinns  und  Quecksilbers  und  mit  den  Oxydsalzen  des  Eisens;  es 
scheint  selbst  das  Ammoniak  aus  seinen  Verbindungen  auszutreiben. 
Es  föllt  das  salpetersaure  Silberoxyd,  aber  der  Niederschlag  löst  sich 
im  Ueberschuss  des  Fällungsmittels  wieder  auf. 

Mit  schwefelsaurem  Kupferoxyd  giebl  es  einen  im  Wasser  wenig, 
sehr  leicht  dagegen  in  Alkohol  und  Aether  löslichen  Niederschlag. 

Wenn  man  eine  wässerige  Lösung  des  Coniins  mit  schwefel- 
saurer Thonerde  versetzt,  so  entstehen  darin  allmälig  Oktaöder, 
welche  organische  Substanz  einschliessen. 

Trocknes  salzsaures  Gas  ertheilt  dem  Coniin  allmälig  eine  pur- 
purrolhe  Färbung,  die  nach  und  nach  in  ein  tiefes  Indigblau  übergeht. 
Cuncenlrirte  Schwefelsäure  erhitzt  sich  damit  und  wini  davon  gefcirbt. 
Salpetersäure  wirkt  heftig  darauf  ein  und  ertheilt  ihm  eine  dunkel- 

l)KekQ]eu.  Planta  glauben,  dass  Ortigosa  das  reinste  Coniin  in  Händen 
gehabt  habe,  während  die  von  Blytb  untersuchte  Substanz  eine  Mischung  von  Coniin 
und  Metbylconiin  war. 


rothe  Farbe;  bei  der  Destillation  orhSilt  man  Butlersäure  (Blyth). 
Ein  Gemenge  von  Schwefelsäure  und  zweifach  chromsaurem  Kali  wan- 
delt es  gleichfalls  in  ßuttersäure  um. 

Chlor  und  Brom  wirken  mit  Heftigkeit  auf  das  Coniin  (§  2107). 
Wenn  man  eine  verdünnte  alkoholische  Jodlösnng  mit  einer  alkoholi- 
schen Coniinlösung  vermischt,  so  entsteht  ein  dunkelbrauner  Nieder- 
schlag, welcher  sich  nachher  wieder  zur  farblosen  Flüssigkeit  auflöst; 
die  Verbindung  ist  in  Wasser  löslich  und  ki7stallisirl)ar. 

Jodäthyl  verwandelt  das  Coniin  in  jodwasserstofTsaures  Aethyl- 
coniin  ($  2111).  Cyanäthyl  löst  das  Coniin  unter  Wärmeentwicklung 
mit  unmittelbarer  Bildung  eines  zusammengesetzten  HarnsloiTes, 
welcher  sich  durch  AbkĂĽlilung  in  Masse  abscheidet. 

Das  Coniin  ist  ausserordentlich  giftig  *),  auch  schon  in  kleiner 
Gabe;  sein  Dampf  wirkt  sehr  belästigend  auf  den  Kopf. 

§  2106.  Die  Salze  des  Coniins  sind  im  neutralen  Zustande 
im  Altgemeinen  neutral,  schwer  kryst«illisirbar,  lüslich  in  Wasser  und 
Alkohol,  sowie  in  einem  "Gemenge  von  Alkohol  und  Aelher,  unlöslich 
in  reinem  Aelher.  Sie  besitzen  einen  scharf  bitteren  Geschmack, 
ähnlich  dem  des  Tabaks.  Im  trocknen  Zustande  sind  sie  ohne  Ge- 
ruch ,  aber  in  Auflösung  besitzen  sie  in  der  Regel  einen  schwachen 
Geruch  nach  Coniin.  Mehrere  davon  sind  zerfliesslich.  Sie  ver- 
ändern sich  schnell  beim  Abdampfen  an  der  Luft  unter  Bildung  brau- 
ner harziger  Materien. 

Das  sahsaure  Coniin  bildet  dicke,  farblose,  durchsichtige 
Blätter,  die  rasch  in  feuchter  Luft  zerfliessen.  An  der  Luft  abge- 
dampft,  wird  ihre  Auflösung  roth  und  dann  dunkelblau. 

Das  Quecksilberchlorid' Coniin  y  Cj^HisN,  4  BgCI,  erhalten 
durch  Mischen  einer  Coniinlösung  mit  einer  Auflösung  von  Queck- 
silberchlorid, erscheint  als  citronengelber  Niederschlag,  unlöslich  in 
Wasser  und  Aether,  sehr  wenig  löslich  in  Alkohol. 

Das  salzsaure  Chlorplatin -Coniin,  CieH^sN,  HCl,  PtCI, 
krystallisirt  in  vierseitigen  Prismen,  es  ist  in  der  Kälte  wenig  löslich 
in  Aether,  Alkohol  und  Wasser,  leicht  löslich  in  siedendem  Alkohol, 
der  es  in  Krystallen  absetzt.     Es  lässt  sich  im  Wasserbad  ohne  Zer- 


1)  Vergl.  ĂĽber  die  giftige  Wirkung  des  Coniins:    Cliristison,  Ann.  der  Ctiem. 
und  Pharm.  XVII.  348-,  XIX.  58. 


selzung  erhitzen y  schmilzt  alxr  einige  Grade  unter  100^  unter  Ab- 
scheidung von  Coniin.     Es  enthält: 


Ortigota, 

Blyth. 

Berecboet. 

Kohleostoff 

28j"28,8 

29,87 

29,86 

28,9 

Waiserttoff 

M        5,0 

6,39 

4,92 

4,8 

SĂĽckgtoff 

4,7        4,6 

4,08 

i> 

4,2 

Platin 

29,8      29,4 

29,16 

29,07 

29,8. 

Wenn  man  dieses  Salz  mit  einem  Deberschuss  von  Platinchlorid 
erhitzt,  so  entwickolt  es  Kohlensäiiro  uiul  einen  Geruch  der  Butter- 
sdure.  Bei  der  Deslillation  erhält  man  eine  kleine  Quantität  Oel, 
welches  sich  bei  der  AbkĂĽhlung  theilweise  verdichtet;  zugleich  redu- 
cirt  sich  das  Platin  im  metallischen  Zustand.  Der  RĂĽckstand  zur 
Trockne  verdampft  und  in  kochendem  Wasser  aufgenommen ,  liefert 
eine  Losung,  die  beim  Concentriren  gelbe  Oktaeder  von  Ammoniom- 
Platinchlpridy  purpurrothe  Prismen  vonAmmonium-PlatinchlorĂĽr  und 
farblose  seidenglänzende  Nadeln  einer  eigenthümlichen  Substanz  ab- 
setzt. Sie  scheint  eine  Säure  zu  sein,  denn  sie  löst  sich  leicht  in 
Kali  und  wird  daraus  durch  ChlorwasserstolTsäure  gefüllt  (Blyth). 

Das  schwefelsaure  Coniin  ist  gummiartig  und  scheint  nicht  zu 
krystallisiren ;  beim  Concentriren  durch  Abdampfen  bräunt  es  sich 
und  entwickelt  einen  Geruch  nach  Buttersäure. 

Das  salpetersaure  Coniin  ist  zerfliesslicb. 

Das  essigsaure  Coniin  scheint  unkrystallisirbar  zu  sein. 

Das  weinsaure  Coniin  erhält  man  bei  der  Concentration  als 
braune,  extractartige  Masse,  aus  der  sich  einige  kleine  Körner  aus- 
scheiden. 

Gechlorte  und  gebromte  Derivate  des  Coniins. 

$2107.  In  Berührung  mit  gasförmigem  Chlor  entwickelt  das 
Coniin  dicke,  weisse  Dämpfe,  deren  Geruch  an  den  der  Cilroneu 
erinnert.  Wenn  man  dabei  auf  AbkĂĽhlung  bedacht  ist,  verdickt  es 
sich  allmälig  und  giebt  schliesslich  eine  weisse,  krystallinische,  sehr 
flüchtige  Masse,  sehr  löslich  in  Wasser,  Alkohol  und  Aether. 

Lässt  man  das  rohe  Coniin  mit  einem  Ueberschuss  Brom  zusam- 
men über  Schwefelsäure  im  Vacuum,  so  erhält  man  ein  ganz  schwär- 
zes  Product.  Dieses  in  Wasser  gelöst  und  gekocht  mit  Thierkohle 
giebt  eine  Lösung,  welche  im  Vacuum  verdunstet  in  langen  farblosen 


8 

Prismen  anschiessf,  die  sehr  leicht  löslich  sind  in  Wasser  und  Alkohol, 
weniger  in  Aether,  sie  zerflicssen  nicht.  Sie  schmelzen  etwas  unter 
100^,  indem  sie  einige  Dampfe  von  Coniin  entwickeln,  und  ergaben 
bei  der  Analyse^) :    KohlenstofT  48,52;  Wasserstoff  8,92  (Blyth). 

Nach  Blyth  kryslallisirt  das  reine  Coniin,  welches  bei  170  und 
175^  siedet,  unmittelbar  bei  der  BerĂĽhrung  mit  Brom. 

Methyl-  und  Aethyl-Derivate  des  Coniins. 

$2108.  Nach  den  Beobachtungen  von  Kekule  und  Planta  >), 
lässt  sich  das  Coniin  ableiten  aus  einem  Atom  Ammoniak,  worin  2 
Atome  Wasserstoff  durch  die  Gruppirung  C|e  H|4  vertreten  sind;  das 
dritte  Atom  Wasserstoff  kann  noch  durch  Aethyl  oder  seine  Homologen 
vertreten  werden  : 

Melhyl-Coniin  =  N  (C^e  H14)  (Cg  H3) 
Aelhyl-Coniin  =  N  (CieHji)  (C4  H5). 
Aus  den  genannten  Alkalien  kann  man  auch  andere  Verbindun- 
gen erhalten,  die  sich  von  Ammoniumhydrat  ableiten  lassen : 

Aethyl- Methylconiinhydrat  von  Aethylmethyl-Conyl -Ammonium 
=  N(Ci6Hu)(CaH3)CC4H5).  0 

HO 
DiMthyl-Coniinhydrat  des  Diäthyl-Conyl-Ammonium 
=  N(CieHn)(C4H5V  0 

HO 
$2109.     Methylconiin,  Cjg Hjy N  =  N  (C|e H14)  (Cj H3). 

—  Nach  Kekule  und  Planta  findet  sich  dieses  Alkali  häufig  im  Coniin 
des  Handels.  Es  entsteht  auch  durch  die  Einwirkung  der  Wärme 
auf  das  Aethyl-Methylconiinhydrat. 

Es  ist  ein  farbloses  Oel  von  einem  Geruch  ähnlich  dem  des 
ConiinSy  leichter  als  Wasser  und  in  demselben  wenig  löslich,  theilt 
ihm  aber  trotzdem  eine  sehr  stark  alkalische  Reaction  mit. 

In  Berührung  mit  Jodäthyl  verwandeltes  sich  inJodäthyl-Methyl- 
coniin. 

$2110.    Verbindungen  des  Aethyl-Methylconiins. 

—  Wenn  das  Coniin  des  Handels  Methylconiin  enthält ,  giebt  es  mit 
Jodathyl   ausser   syrupartigem ,    unkrystallisirbarem  Jodwasserstoff- 


1)  Vielleiclit  hydrobromsaures  Coniin  oder  Methylconiin. 

2)  Helcale  a.  t.  Planta  (1853)  a.  a.  0. 


9 

Acthylconiin  Krystalle  von  Jodätliyl-Methylconiin.  Die  Reaction  tritt 
schon  in  der  Kälte  ein  und  geht  in  wenig  Angenhiickcn  von  Slatlen, 
wenn  man  das  Gemenge  auf's  Wasserbad  setzt.  Man  löst  das  Pruduct 
in  Wasser  und  nach  Enlfernung  des  Ueherschusses  von  Jodäthyl  setzt 
man  Aelzkali  zu.  Es  trennt  sich  dabei  ein  braunes  Oel,  welches  sich 
allmälig  in  zwei  Schichten  trennt.  Die  obere  Schicht,  bestehend  aus 
Aelhylconiin^  bleibt  flüssig;  die  untere,  bestehend  ausJodälhyl-Methyl- 
coniin,  erstarrt  allmälig  in  {trächtigen  Nadeln. 

Um  die  letztere  Substanz  zu  reinigen,  wäscht  man  sie  mit 
Aelher,  dem  man  ein  wenig  Alkohol  zugesetzt  hat. 

Das  Aefhyl-Melhylconiinhydrat  erhält  man  in  wässrigerAufl^fsung 
durch  Zersetzung  der  Jodverbindung  mittelst  frisch  gefällten  Silber- 
oxyds. Die  Lösung  ist  farblos  und  geruchlos,  besitzt  aber  einen 
äusserst  bittern  Geschmack  und  eine  stark  alkalische  Reaction  in 
concentrirtem  Zustand  ;   es  wirkt  auf  die  Haut  wie  Aetzkali. 

Man  kann  es  zum  Sieden  erhitzen  â–   ohne  dass  es  sich  zersetzt; 
der  Luft  ausgesetzt  nimmt  es  bald  Kohlensäure  auf« 

Goncentrirt  und  der  Destillation  unterworfen ,  zerfällt  es  in 
Wasser,  Methylconiin  und  Olbildendes  Gas. 

N  (C^e  Hu)  (Ca  H3)  (C4  H^)  0,  HO 

Aethyl-Methylconiinhydrat. 
=  2H0  +  N  (C,e  H,4)  (C^  H3)  +  C,  H,. 

Methylconiin.  ölb.  Gas. 

In  einer  zugeschmolzenen  Röhre  mitJodälliyl  erhitzt,  verwandelt 
es  sich  in  Aethylhydrat  (Alkohol)  und  Jodäthyl-Methylconiln. 

Das  chlor-,  schwefelsaure ,  salpele?*-^  kohlen-,  oa^al-  u.  essig- 
saure Coniin  sind  krystallisirbar ,  sehr  leicht  löslich  in  Wasser  und 
meistens  zerfliesslich. 

Das  Jodcontm,  N  (C|e  H^)  (C^  H3)  (C4  H5)  J  erhält  man  direct 
aus  Jodäthyl  und  Methylconiin.  Es  bildet  farblose  Nadeln,  leicht 
löslich  in  Wasser  und  Alkohol,  unlöslich  in  Aether  und  Alkalien. 
Man  kann  es  mit  kaustischer  Kalilauge  kochen,  ohne  dass  es  sich 
zersetzt. 

Das  chlorplatinsaure  Coniin  wird  beim  Versetzen  von  Chlor- 
wasserstoffconiin  mit  Platinchlorid  als  gelbes  krystallinisrhes  Pulver 
gefällt.  Sind  die  Flüssigkeiten  verdünnt,  so  setzt  sich  das  Salz  all- 
mälig in  schönen  Oktaedern  ab.     Es  ist  wenig   löslich   in   kaltem 


lö 

Wasser,  leichter  in  kochendem,  unlöslich  in  Alkohol  und  Aelher.    Es 
enthält 


Kek\ 

ule  u,  Ph 

mla. 

Berechnet. 

KohlenstofT 

35^39^ 

35,48 

"*3Mö 

35,37 

WasserstofT 

6,55 

6,51 

6,57 

5,89 

Platin 

26,46 

26,47 

26,35 

26,45. 

Das  ChlorgoldconĂĽn,  N  (C^e  H^^)  (Cj  Hg)  (C4  H,)  Cl ,  Au  CI3 
iällt  in  Gestall  gelber  Flocken  nieder,  welche  rasch  krystallinisch  werjden, 
wenn  man  zu  einer  Auflösung  des  ChlorwasserstolTconiins  Goldchlorid 
fügt  Wenn  man  Wärme  dabei  anwendet,  fUllt  das  Salz  beim  Erkalten 
in  feinen  Nadeln  heraus.   Das  trockne  Salz  schmilzt  schon  imter  100^. 

Das  Chlorquecksilberconiin ,  N  (Cie  Hj^)  (C3  H3)  (C4  H5)  Cl, 
6HgCI,  entsteht  als  weisser  krystallinischer  Niederschlag,  ziemlich 
leicht  löslich  in  Wasser,  Alkohol  und  Aether.  Wenn  man  das  Salz 
mit  Wasser  erhitzt,  schmilzt  und  löst  es  sich;  die  Lösung  setzt  in 
der  Ruhe  ein  andres  Salz  von  nur  5  HgCl  Gehalt  ah. 

§  2111.  Aethylconiin,  GaoH,»  N  =  N  CC,eHu)  (C4H5). 
—  Man  erhitzt  in  einer  zugeschmolznen  Röhre  über  der  Lampe  ein 
Gemenge  von  Coniin  und  Jodäthyl  eine  halbe  Stunde  im  Wasserbad, 
löst  das  Product  in  Wasser,  entfernt  den  Ueberschuss  des  Jodäthyls 
durch  Decantiren  und  erhitzt  die  Lösung  gelinde  und  scheidet  durch 
Aetzkali  das  Aethylconiin ,  welches  man  hierauf  in  einem  Strom  von 
WasserslofTgas  rectiĂĽcirt,  nachdem  man  es  ĂĽber  StĂĽcke  von  Chlor- 
calcium  und  festem  Kali  getrocknet  hat. 

Das  aethylconiin  bildet  ein  fast  farbloses,  stark  lichtbrechendes 
Oel,  leichter  als  Wasser,  von  sehr  starkem  Geruch,  ähnlich  dem  des 
Coniins.  Es  ist  wenig  löslich  in  Wasser.  Es  löst  sich  leicht  in 
Säuren  unter  Wärmeentwicklung. 

Durch  Behandlung  mit  Jodäthyl  bildet  das  Aethylconiin  Joddiäthyl- 
coniin. 

Das  Chloi^wasserstoff-  Aethylconiin  erhält  man  in  der  Form 
eines  Breies,  welcher  aus  mikroskopischen,  leicht  zerfliesslichen 
Krystallen  besteht,  wenn  man  das  Aethylconiin  stark  ausgetrocknet 
im  Vncuum  der  Einwirkung  von  concentrirter  Chlorwasserstoßsäure 
überlässl. 

{)\\%  Chlorplatin- Aethylconiin,  CjoHi^N,  HCl,  PtClj  fällt  weder 
aus  wüssrigen,  noch  alkoholischen  Lösungen  des  Platinchlorids  nieder, 
obgleich  es,  einmal  gebildet,  sehr  wenig  löslich  in  Alkohol  ist.    Man 


erhall  es  aber  in  kleiner  M^ngc  in  Gestalt  eines  gelben  kryslallini- 
schen  Pulvers  durch  Versetzen  der  alkoholischen  Lösung  mit  Aelher. 
Besser  erhjflt  man  es,  wenn  man  das  alkoholische  Gemenge  ĂĽber 
Schwefelsaure  stehen  lässt  und  den  Rückstand  mit  Aelherweingeist 
wascht.     Es  enthalt : 


« 

Kekule  u,  Planta, 

Berechnet. 

Kohlenstoff 

33,16            ^ 

33,41 

Wasserstoff 

*»83            ,,.             ,, 

5,67 

Platin 

27,49        27,63        27,89 

27,47. 

Das  Chlorgold' Aeihylcaniin  gewinnt  man  in  Gestalt  eines  gelb- 
röthlichen  Oeles,  welches  krystallinisch  wird  anl  Zusatz  von  Chlorgold 
zu  der  LOsung  des  ChlorwasserstofT-Aethylconiins.  Es  scheidet  sich 
aus  einer  siedenden  verdünnten  Lösung  in  schönen  gelben  Krystal* 
len  ab. 

Das  Cklorquechrilber' j4ethylconnn  erh^\i  man  als  weissen^ 
harzigen,  zusammenklebenden  Niederschlag  durch  Versetzen  von 
ChlorwasserstofT-Aelhylconiin  mit  Quecksilberchlorid.  Dieser  Nieder- 
Khlag  schmilzt  in  siedendem  Wasser;  bei  Anwendung  verdĂĽnnter 
Lösungen  erhält  man  es  in  rhomboidischen  Tafeln. 

Das  Bromwasserstoff' AethylconĂĽn  ist  nicht  kryslallisirbar  und 
wird  erbalten  durch  die  Einwirkung  des  Bromatbyls  auf  Coniin. 

Das  Jodwasserstoff  "^ethylconĂĽn  erhalt  man  durch  die  Ein- 
wirkung von  Jodaihyl  auf  Coniin  in  der  Form  eines  nicht  krystallisir- 
baren  Syrups. 

§2112.  Verbindungen  des  Diäthy I-Coniins.  Das 
Aethylconiin  wird  schon  in  der  Kälte  durch  Jodaihyl  heftig  angegriffen; 
nach  Verlauf  von  zwölf  Stunden  Ruhe  hat  sich  das  Gemenge  in  eine 
krystallisirte  Masse  von  Jod-Diäthylconiin  umgewandelt. 

Das  Diäthylconiinhydrat  erhält  man  durch  Zersetzung  der 
obigen  Verbindung  mit  frisch  gefälltem  Silberoxyd,  seine  wässrige 
Losung  ist  sehr  bitter^  stark  alkalisch,  aber  geruchlos. 

Dh»  Chlorplattn-Diathylcomm,  N  (C,e  Hu)  (C|  I^a  Cl,  Pt 
CI)  wird  nicht  bei  Zusatz  von  Platinchlorid  zu  CblorwasserslofT-Acthyl- 
coniin  abgeschieden,  selbst  bei  starker  Concentration  der  Lösungen; 
wenn  man  dagegen  das  Gemenge  mit  Vorsicht  im  Wasserbad  ab- 
dampft, erhalt  man  ein  krystallinisches  Salz,  welches  man  mit  Alkohol 
abwäscht.     Dasselbe  enthält : 


12 

KehĂĽe  und  Planta.  Berechnet. 

Kohlenstoff       36,93         „  „  „  37,19 

Wasserstoff        6,66         ,,  „  „  6,20 

Platin  25,50     25,57     25,52      25,65  25,49. 

Das  Chlorgold-Diathylconiin  bildet  einen  gelben,  halbflĂĽssigen 
Niederschlag,  der  sich  in  der  Wärme  auflösl  und  sich  durch  Abküh- 
lung ablagert  in  Gestalt  krystallinischer  Tropfen. 

Das  Chlorquecksilber-Diathylconiin  ist  ein  fluckigcr  Nieder- 
schlag ,  welcher  entsteht  beim  Mischen  von  Quecksilberchlorid  mit 
ChlorwasserstofT-Diäthylconiin.  Der  Niederschlag  schmilzt  in  der 
Wärme  und  setzt  sich  mit  der  Zeil  in  Form  von  mikroskopischen 
Krystallen  ab  aus  der  durch  Aufkochen  erhaltenen  Lösung. 

Das  Jod'Diathylconiin  bildet  kleine  Krystalle^  leicht  löslich  in 
Wasser  und  Alkohol,  weniger  in  Aether. 

Basen  der  Harmalasamen. 

S  2113.  Die  Samen  der  Steppenrautc  (Peganum  Harmala\ 
einer  zur  Familie  der  Rutaceen  gehörigen  Pflanze,  enlhallen,  wahr- 
scheinlich als  Phosphate,  zwei  organische  Basen,  welche  die  Namen 
Harmalin  und  ilarmin  erhielten.  Sie  flnden  sich  im  Auszug,  den 
man  erhält  durch  Behandeln  der  gepulverten  Samen  mit  durch 
Schwefel-  oder  Essigsäure  angesäuertem  Wasser.  Man  setzt  zu  dem 
Exlracl  eine  Auflösung  von  Kochsalz;  die  salzsauren  Salze  der  Uasen 
sind  unauflöslich  in  dieser  Lösung  und  fallen  sogleich  gemengt  mit 
einer  gewissen  Quantität  einer  färbenden  Substanz  nieder.  Man 
sammelt  den  Niederschlag  auf  einen  Filter  und  wäscht  ihn  m>l  Koch- 
salz bis  zur  Entfernung  aller  Mutterlauge.  Man  löst  nachher  den 
Niederschlag  in  reinem  Wasser  zur  Entfernung  eines  Theils  der  fär- 
benden Substanz«  Die  Flüssigkeit,  behandelt  mit  Thierkohle,  giebt 
eine  Auflösung,  woraus  Ammoniak  in  der  Wärme  (bei  50  oder  60^) 
die  Basen  in  reinem  Zustand  niederschlägt.  Man  setzt  das  Ammoniak 
nur  allmälig  zu :  das  Harmin  Ictlll  fast  vollständig  zuerst  nieder,  bevor 
sich  das  Harmalin  niederschlägt.  Man  erkennt  es  unter  dem  Mikroskop, 
wenn  der  Niederschlag  anfängt,  mit  Harniiilin  gemengt  zu  sein :  und 
in  der  That  bildet  das  Harmin  im  Zustand  der  Reinheit  Nadeln ,  die 
mittelst  hinreichend  starker  Vergrösserung  leicht  vom  Harmalin  zu 
unterscheiden  sind,  welches  in  Blättchen  erscheint.  Wenn  alles  Harmin 


13 

gelallt  ist ,  Gllrirl  man  die  FlilSi^igkeit  warm  und  scklitgt  hierauf  das 
Harmalin  mit  einem  Ueberscliuss  Tun  Ammoniak  nieder« 

Statt  Kochsalz  kann  man  auch  Natronsalpeter  zur  Präcipitation 
nehmen ,  indem  'die  Nitrate  dieser  Basen  noch  weniger  löslich  sind 
als  ihre  salzsauren  Salze«  Da  indessen  die  freigewordene  SalpetfT- 
säure  leicht  auf  die  Basen  einwirken  könnte,  so  muss  man  hei  An- 
wendung von  Natronsalpeter  darauf  bedacht  sein,  hei  der  Extraction 
der  Samen  einen  Ueherscliuss  der  Schwefelsäure  zu  vermeiden. 

Sie  geben  im  Ganzen  ungefähr  4  Proc.  der  Basen  y  wovon  Vs 
das  Harmin  und  ^3  das  Harmalin  bildet. 

Diese  beiden  Alkalien  weichen  in  der  Zusammensetzung  nur 
darin  ab ,  dass  das  Harmalin  zwei  Atome  Wasserstoff  mehr  enthält 
als  das  Harmin : 

Harmalin     C^e  ^u  ^a  ^3 
Harmiu        C^e  H|s  N^  0^. 

Da{(  Harmalin  kann  durch  Oxydationsmittel  in  Harmiu  umgewan- 
delt weriten. 

S  2114.  Harmalin  C^e  H14  N^  O^.  —  Im  Zustande  der 
Reinheit  ist  diese  Basis  völlig  ungefärbt;  indessen  erhält  man  sie 
meistens  mit  einem  Stich  ins  Gelbe  oder  Braune.  Um  es  zu  reinigen, 
rührt  man  es  in  Wasser  und  fügt  tropfenweise  Salzsäure  hinzu ,  um 
es  in  grösserer  Menge  zu  lösen;  man  ßltrirt  sodann:  die  ßtrhende 
Substanz  bleibt  mit  dem  nicht  gelösten  Theil  der  Basis  zurück.  Man 
verdünnt  die  Auflösung  mit  einer  hinreichenden  Menge  Wasser  und 
lällt  mit  salpetersaurem  Natron,  Kochsalz  oder  Salzsäure;  man  ültrirt 
abermals,  und  nachdem  man  die  Substanz  mit  einer  verdĂĽnnten 
Lösung  des  Fällungsmillels  gewaschen  hat,  löst  man  sie  in  lauwar- 
mem Wasser.  Man  behandelt  die  FlĂĽssigkeit  mit  Thierkohle,  bis  sie 
eine  schwefelgelbe  Farbe  hat,  und  fällt  hierauf  mit  einem  Ucberschuss 
von  Aetzkaii. 

DasHarmalin,kryslallisirt')  aus  Alkohol,  erscheint  in  Oktaödern 

von  rhombischer  Basis  P,  modiücirt  durch  die  Flächen   00   P   oo, 

00  P  00  ,  und  P  00  .  Verhältniss  der  senkrechten  zu  den  zwei 
Horizontalaxen :  1 :  1,804  : 1,415.  Winkel  der  Endkanten  in  P  = 
1160  34'  und  131«  18' j  der  der  Seitenkanten  =  83o  54'. 


1)  Nordeoskiueld,  Bullet,  de  l'Acad.  de  Sl.  ?6{enh.  Vi.  Ă–8. 


14 

Das  Harmalin  ßirbt  den  Speichel  gelb.  Es  ist  wenig  löslich  in 
Wasser  und  Aether,  ziemlich  löslich  in  kallem  Alkohol.  Siedender 
Alkohol  löst  es  in  grosser  Menge. 

Es  hat  bei  der  Analyse  erge  en  : 

yarrentrapp 
u.  Will.  Fritzsche.  Fritzsche^).     CjeHuNjO,, 

Kohlenstoff  73,3  72,9  73,8  73,3  73,5  72,90  72,83  72,93 

Wasserstoff      6.8      6,8  6,6      6,5  6,6  6,51       6,43  6,52 

Stickstoff  13,6  13,3  ,,         ,,         ,,  „           „  13,08 

Sauerstoff        „  ,,  „         ,,          „  „           „  7,47 

100,00. 

Das  Harmalin  schmilzt  in  der  Wärme  unter  Verkoblung  und 
Verbreitung  weisser  Dämpfe.  Erhitzt  in  einer  Glasröhre  liefert  es 
ein  weisses,  pulvriges  Sublimat. 

Unter  dem  Einfluss  oxydircnder  Substanzen  bedeckt  sich  Har- 
malin mit  eiueV  rolhen^  färbenden  Substanz,  unlöslich  in  Wasser^ 
löslich  in  Alkohol.  Das  Harmalaroth'),  welches  in  der  Färberei 
Anwendung  gt^funden,  erhält  man  unmittelbar  ausdenHarmalasamen, 
durch  eine  cigenlhUmliche  Behandlung. 

Concenirirle  Salpetersäure  verwandelt  das  Harmalin  in  eine  eigen- 
thĂĽmlichc  Basis.     ($  2118.) 

S  2115.  Die  Salze  des  Harmalins  sind  gelb,  im  Allgemeinen 
sehr  löslich  und  kiyslallisirbar. 

Das  chlorwasserstoffsaure  Harmalin ,  Cj^  Hj|  Nj  0^,  HCl,  -(- 
4  Aq.  bildet  lange  gellie  nadeiförmige  Prismen,  welche  12,3  Proc. 
Krystallwasser  enthalten.  Es  löst  sich  ziemlich  leicht  in  Wasser  und 
Alkohol. 

Das  chlorplatiJisavre  Harmalin  y  C35H14  N3O3,  HCl,  PtCI^  ist 
ein  gelber  Niederschlag,  welcher  enthält : 

ff^ill  u.  yarren- 
Fritzsche.        *  trapp.  Berech  oel. 

Flaiin        23,39    23,45     23,19    23,07  24,5  23,5. 

Das  Chlorquecksilber  ^Harmalin  ist  krystallinisch  und  wenig 
löslich. 

1)  Letzte  Analysen. 

2)  Schlu  m berger  und  Dolfuss  (Jouro.  f.  prakt.  Cl.em.  XXX.  1),  welclie 
einige  Versuche  über  die  färbenden  Eigenschaften  des  Harmalarotbs  angestellt  haben, 
erhielten  keine  gĂĽnstigen  Ăźesaltate. 


15 

Das  Bramwasserstoff'Barmalin  erscheint  in  Krystallen,  welche 
viel  Aeholicbkeit  mit  denen  des  Chlorwasserstoff-Harmalins  haben. 

Das  Sehwefelwasserstoff-Uarmalin  erhält  man  in  prismatischen 
Krystallen ,  wenn  man  mit  Schwefelwasserstoff  gesättigte  Schwefel- 
ammoniumlösung zu  einer  Auflösung  von  essigsaurem  Harmalin  setzt. 
Es  zersetzt  sich  bei  Zutritt  der  Luft  und  zum  Theil  bei  der  Auflösung 
in  Wasser. 

Das  schwefligsaure  Harmalin  bleibt  beim  Abdampfen  als  gelber 
Firniss  zurtlck. 

Das  schwefelsaure  Harmalin  hMei  beim  Verdunsten  imVacuum 
eine  strahlige  Hasse ;  bei  Ueberschuss  von  Schwefelsäure  erhält  man 
sehr  leicht  lösliche  Nadeln,  die  ein  saures  Salz  zu  bilden  scheinen. 

Das  salpetersaure  Harmalin  krystallisirt  leicht  in  Nadeln  und 
ist  wenig  löslich  in  kaltem  Wasser. 

Das  phosphorsaure  Harmalin  erscheint  gleichfalls  in  Nadeln. 

Dhs  neutrale  ch?'omsaure  Harmalin  ist  ein  krystallisirbares  Salz 
und  wenig  auflOslich.  Wenn  man  eine  verdünnte  Lösung  des  Har- 
lualins  mit  einer  solchen  von  neulraleni  chromsaurem  Kali  mischt, 
entsteht  in  der  Wärme  oder  bei  Anwendung  des  chromsauren  Salzes 
in  Ueberschuss  ein  Niederschlag  von  freiem  Harmniin.  W^enn  man 
essigsaure  Harmalinlösung  tropfenweise  zu  einer  kalt  gesättigten  Lö- 
sung des  Chromkali  setzt,  entsteht  sofort  gleichfalls  ein  Niederschlag 
von  Harmalin ;  wenn  man  aber  filtrirt  und  nochmals  essigsaure  Har- 
malinlösung  zur  abfiltrirten  Flüssigkeit  setzt ;  so  lagert  sie  hnach  einiger 
Zeit  ein  hellgelber  Niederschlag  von  neutralem  chromsaurem  Harmalin 
ab.  Wenn  man  das  chromsaure  Salz  in  Substanz  in  eine  concentrirle 
Auflösung  von  essigsaurem  Harmalin  bringt,  so  trübt  sich  die  Flüssig- 
keit vorĂĽbergehend;  vollkommen  gessifligt  mit  Chromsalz ,  setzt  sie 
eine  gelbe,  dichte  Hasse  ab.  Han  löst  sie  in  Wasser,  nachdem  man 
die  Hutterlauge  davon  abgegossen  hat ;  die  wässrige  Lösung  lagert 
nach  einiger  Zeit  abgeplattete  Nadeln  von  neutralem  chromsaurem 
Harmalin  ab,  gemengt  mit  Krystallen  von  freiem  Harmahn. 

Das  zweifach  chromsaure  Harmalin  besteht  ausC^eUi«  N2  ^2? 
HO,  2  CrOa.  Die  verdünnten  Auflösungen  des  Harmaiins  fallen 
unmittelbar  auf  Zusatz  von  zweifach  chromsaurem  Kali  in  Form  fon 
ölartigen  Tropfen  von  pomeranzi^ngelber  Farbe  nieder^  die  nach  einiger 
Zeit  krystallinisch  werden.     Auf  \20^  erhitzt,  zersetzt  sich  das  Salz 


16 

-rasch  unter  Bildung  eines  Sublimats  von  Harntin  und  eines  dunkeln 
chrombaltij^en  RĂĽckstandes. 

Das  zweifach  kohlensaure  Harmalin  kann  man  darstellen, 
indem  man  eine  Auflösung  des  essigsauren  Harmalins  mit  concentrir- 
ter  Losung  von  zweirach  kohlensaurem  Kali  mischt.  Es  ist  ein  aus 
feinen,  weni^  beständigen  Nadeln  bestehender  Niederschlag*  Die 
kohlensauren  Neutralsalze  der  Alkalien  fällen  die  llarmalinsalzc  nicht, 
oder  geben  nur  Niederschlage  von  freiem  Harmalin. 

Das  neutrale  Oxalsäure  Harmalin  erhält  man  in  Nadeln,  wenn 
Oxalsäure  mit  einem  Ueberschuss  von  Harmalin  zum  Kochen  erhitzt 
wird.  Das  saure  Salz  krystallisirt  gleichfalls  in  Nadeln  und  entsteht  mit 
überschüssiger  Oxalsäure. 

Das  Cyanwasserstoff  -  Harmalin  bildet  eine  eigene  Basis  (s.  % 
2123  Hydrocyan-Harmalin). 

Das  Ferrocyanwasserstoff^'Hat^malin  entsteht  als  ziegelrothes 
kiystallinisches  Pulver,  wenn  man  eine  Auflösung  von  Chlorwasserf 
stofl-Harmalin  mit  einer  Losung  von  Ferrocyankalium  in  der  Wärme 
versetzt. 

Das  Ferridcyanwasserstoff'-  Harmalin  erscheint  gleichfalls  in 
langen,  dunkelbraun  grĂĽnlichen  Prismen. 

Das  Schwefelcyanwasserstoff^'Harmalm  bildet  seidenglänzende 
Nadeln,  wenig  löslich  in  kaltem  Wasser,  löslich  in  siedendem. 

Das  essigsaure  Harmalin  erhält  man  als  syruparlige  Masse,  die 
nach  einiger  Zeit  krystallinisch  wird,  wenn  man  die  Auflösung  des  Har- 
malins in  Essigsäure  der  freiwilligen  Verdunstung  überlässt.  Es  ver- 
liert Essigsäure  beim  Erwärmen. 

$2116.  Hannin^  C^e  Hj^  N^  Oj.  —  Man  kann  diese  Basis 
unmittelbar  aus  den  Harmalasamen  ausziehen,  erhält  es  übrigens  auch 
als  Umsetzungsproduct  aus  dem  Harmalin.  Wenn  man  das  zwei- 
fach chromsaure  Harmalin  über  120®  erhitzt,  zersetzt  sich  dasselbe 
plötzlich  mit  Wärmeentwicklung  und  Bildung  von  Harmin,  wovon 
sich  ein  Theil  verflüchtigt,  aber  sich  sogleich  wieder  an  den  Wänden 
des  ĂźeĂźisses  in  Krystallen  verdichtet. 

Ein  vortheilhafteres  Verfahren  besteht  darin ,  das  Harmalin  mit 
einer  Mischung  von  gleichen  Theilen  Salzsäure  und  Alkohol  zu  er- 
hitzen, dem  man  ein  wenig  Salpetersäure  zugesetzt  hat.     Wenn  das 


17 

Aufwallen  beginnt,  ist  die  Umwandlung  des  Harmalins  in  Harmin 
bald  beendet,-  und  beim  AbkĂĽhlen  der  FlĂĽasigkeit  setzt  sich  Chlor- 
wasserstoCT-Harmin  reichlich  in  feinen  Nadeln  ab. 

Das  Harmin  erscheint  in  rhomboidischen  Prismen  von  124<^  18' 
und  55^  42'.  Es  ist  fast  unlöslich  in  Wasser  und  sehr  weni^'  löslich 
in  kallem  Alkohol  und  Aether.  Es  ist  eine  schwächere  Basis  als  das 
Harnialin ;  doch  ist  es  noch  stark  genug,  das  Ammoniak  aus  seinen 
^Izen  bei  Kochtemperatur  auszutreiben.  Es  hat  bei  der  Analyse 
geKefert: 


J 

Wtzsch 

e. 

/ 

CjcHjjNjO,. 

RohlenstofT 

74,38 

73,89 

"73,05^ 

73,73 

73,78 

73,62 

Wasserstoff 

5,53 

5,32 

5,62 

5,62 

5,62 

5,64 

Stickstoff 

ia,02 

»» 

>i 

»» 

11 

13,20 

Sauerstoff 

»j 

1» 

»» 

» j 

>» 

7,54 

100,00. 

Man  siebt  aus  diesen  Analysen ,  dass  das  Harmin  zwei  Atome 
Wasserstoff  weniger  enthält  als  das  Harmalin. 

8  2117.  Die  Salxe  des  Harmins  sind  ungefärbt;  ihre  Auf- 
lösungen haben  im  Zustande  derConcentration  eine  gelbliche  Farbe, 
in  verdünntem  Zustande  dagegen  eine  bläuliche. 

Das  chlorwasserstoffsaure  Harmin^  Cje  Hj^  N^  O3,  HCl  -f-  4  Aq. , 
bildetNadeln  von  12,38  Proc.  Krystallwasser,  die  es  vollständig  durch 
Austrocknen  bei  100<^  verliert.  Alkohol  scheidet  es  in  wasserfreiem 
Zustand  ab. 

Das  chlorplatmsĂĽMre Harmm^  C^s^i^J^^O^^  HCl,  PtCl2  erhalt 
man  durch  Mischen  des  ChlorwasserstolFsalzes  mit  einer  Auflösung  von 
Platinchlorid;  es  ist  ein  flockiger  Niederschlag,  den  die  Wärme  kry- 
staliinisch  macht.     Es  enthält: 


Fritzsche. 

Berechnet. 

Kohlenstoff 

^^90 

37,1 

Wasserstoff 

3,17 

3,1 

Platin 

23,25 

23,5. 

Das  chlorquecksilbersaure  Harmin  setzt  sich  in  Form  eines  Ge- 
rinnsels ab;  wenn  man  in  der  Wärme  arbeitet,  ist  der  Niederschlag 
krystallinisch. 

Das  hrorniDasserstoff^"  u.  jodwasserstoffsaure  Harmin  gleichen 
der  chlorwasserstoffsauren  Verbindung. 

Gerhardt,  Ghenie.  IV.  2 


\     ! 


18 

Das  sckwefelwassersteffsmtre  Hurmm  »cheini  sich  nicht  dar- 
stellen zu  lassen;  das  Schwefelwasserstoff- Aminonittm  Ăźffit,  wenn  es 
in  eine  Lösung  von  Harmtn  gegossen  wird,  lediglich  freies  Harniifi. 

Das  ntutrale  sckwefefsattre  Harmin ,  2  C^q  H|2  IV9  0^ ,  69  Oe* 
2H0  -|~  ^  AQ*  erhall  man  durch  Digestion  von  ĂĽberschtissigem  Har- 
fftin  mit  verdflnnter  Schwefelsätire.  Das  Salz  sciieidet  akh  beim 
Abdampfen  in  eoncenfrisch  griippirten  Nadeln  ab.  Die  Krystalle 
enthalten  6»57  Proc.  Krystaihvassei*. 

Das  zweifach  schwefelsaure  Harmin ,  0^«  H13  Ng  0^ ,  S^  O«, 
2  HO  erbfilt  man,  wenn  man  Hariain  in  siedendem  Alkohol  auflöst, 
dem  man  (ibei  schussige  Schwefelsflure  zugesetzt  hat,  und  das  Gemenge 
sich  selbst  überiflsst«  Es  scheidet  sich  dann  in  Krystalien  ab,  die 
grosse  Aebnlichkeit^nit  denen  des  Neutivilsalzes  haben,  aber  sie  ent- 
halten kein  Ki7slallwasser. 

Das  salpetersaure  Harmin  krystallisirt  leicht  in  farblosen  Na- 
deln, ist  wenig  löslich  in  kalten^  Wasser«  zumal  bei  einem  Gehalt  von 
Salpetersäure. 

Das  neutrale  ckramsaure  Harmm  läset  sich  nur  schwer  in  rei- 
nem Zustande  darstellen.  Wenn  man  die  eoncentrirten  Lösun^ett 
von  neutralem  chromsaurem  Kali  und  chlorwasserstoffsaurem  Harmia 
i;u«ammeiibriogt,  scheidet  sich  sogleich  eine  gelbe  dicke  Masse  aus, 
4ie  nach  längerer  Zeit  fest  wird ;  sie  sctieiot  ein  Gemenge  von  freiem 
Hlirmin  und  chromsaurem  Harmin  zu  sein. 

Das  zweifach  chromsaure  Harmin^  CsoHisN^Oa,  2CrOs,  HO 
entsteht  jeder  Zeit,  wenn  man  eine  saure  Lösung  des  Ilarmins  mit 
einem  löslieben  chromaauren  Sniz  mischt«  Es  verhält  sich  wie  das 
cbromsaure  Harmalin  und  zersetzt  sich  in  diT  Wärme  uitter  Bildung 
einer  eigenthUmlichen  Basis. 

Das  kohlensaure  Harmin  ist  noch  nicht  dargestellt  worden. 

Die  kohlensauren  Alkalien  fällen  reines  Harmin  aus  den  Salzen 
dieser  Base. 

Das  neutrale  Oxalsäure  Harmia  ist  ein  krystalliqischer,  wenig 
löslicher  Niederschlag,  den  man  erhält,  wenn  man  frisch  gefälltes 
Harmin  in  eine  siedende  Lösung  dieser  Basis  in  Oxalsäure  trägt. 

Das  zweifach  owalsaure  Harmviy  Cs^HisNaOg,  €405,  2  HO 
-|-2Aq.,  krystallisirt  aus  der  Mutterlauge  des  vorhergehenden  in  bĂĽ- 
schelftormig  ginippirten  Nadeln.  Diese  Krystalle  enthalten  5,67  Proc. 
Krystallwasscr,  welches  sie  beim  Austrocknen  bei  liO*  verlieren. 


19 

Das  cyanwassentoffiüure  Hamdn  selMiiit  steht  in  freiem  Zil» 
slattde  tn  exisHren. 

Ihs  ferr9ctfaniMiuerstoff9aure  Härmäi  gcbeidet  ekh  als  bel^ 
geiber,  kt7sUilltBi8i!her,  wenig  löslicher  Niedcrsefaleg  ab,  wenn  man  dtd 
mlBsig  erwärmten  LOsnngen  von  Ferrecyankalina  und  eines  HarminM 
mixes  mischt;  nimmt  man  die Fkissigkeilen  siedend,  sasetslsich  dee 
Sali  in  orangcgeiben  Krystalien  ab. 

Das  ferridcyanwassergtoffimtre  Harmin  scheidet  sich  als  bbssM 
grfber  Niederschlag  ab. 

Das  sckwefelcyanwan^erstoffsaure  Harmm  scbbgt  sich  in  rer^ 
fUiA^n  in  k<iUem  Wasser  ziemlich  wenig  loslichen  Nadeln  nieder,  wenn 
man  die  fcnUlnnten  Losungen  des  chlorwasserstoffsanren  tkinnina 
€nd  des  Schw^elcyanfcaliitms  «usammenftlgl. 

Das  es^'gsaure  Harmin  erball  man  in  kryttalliniselien  Znstaad 
durch  freiwillige  ViTdunstung  einer  LosuiUg  vonBarmin  in  Essigsänre) 
es  rerlrert  in  der  WUrme  EssigsSure. 

Nitroderi?ate  des  Harmalins  und  Harmins. 

|2118.  Das  Nitroharmalin  1)  eder  Chrysobarmint 
Cfts  His  (^0|)  ^t  O3  ^^®H^  Harmalin  dar ,  worin  ein  Atom  Wass€iru 
st(^  dnrch  sein  Aequivalent  Nitryl  vertreten  ist.  Um  es  darz#* 
aiellen,  aerthrilt  man  t  Th.  Harmalin  in  6  bis  8  Th.  Alkohol  von 
80  Proeent,  seist  2  Theile  concentriner  Schwefelsäure  hinzu  und 
wcMn  die  Auflösung  erfolgt  ist,  2  Tb.  mttssig  verdünnter  Salperer* 
saure.  Man  bringt  das  Gemei>ge  aufs  Wasserbad :  es  entwickelt  sich 
sogleich  eine  sehr  lebhafte  Einwirkung  und  die  Umwandlung  tritt 
alsbald  ein.  Man  kOhlt  hierauf  das  Gemenge  ab,  um  secundäre  Zer- 
setzungen zu  verhtiten ;  es  setzt  sich  so  ein  gelbes  krystallinisches 
Pulver  von  schwefelsaurem  Nitroharmalin  ab.  Nachdem  man  das 
Salz  mit  mit  Scbwefelsdure  angesäuertem  Weingeist  gewaschen  hat,  lOst 
man  es  in  heissem  Wasser  auf  und  Ăźillt  es  mit  verdĂĽnntem  Kali  oder 
Ammoniak.  Wenn  das  auf  diese  Weise  erhaltene  Nitroharmalin  un- 
zersetztes  Harmalin  oder  Harmin  enthält,  so  entfernt  man  es  mittelst 
schwefliger  Säure,  welche  mit  dem  Nitroharmalin  ein  wenig  losliches, 
den  andern  zwei  Basen  aber  sehr  leicht  lösliche  Salze  bildet, 
anderes  Verfahren  besteht  darin ,  1  Th.  Harmalin  in  2  Tb. 


1)  Fritxsche  (1848),  a.  a.  0. 

2* 


20 

Wasser  einzurühren ,  eine  hinreicliende  Menge  Essigsäure  hinzuzu- 
fügen, um  die  Basis  zu  lOsen  und  die  Lösung  in  einem  dünnen  Strahl 
in  24  Th«  itochender  Salpetersaure  von  1,12  spec.  Gew.  einzutragen. 
Wenn  die  ganze  Masse  in  die  saure  FlĂĽssigkeit  eingetragen  ist  und 
die  Entwicklung  roCher  Dämpfe  aufgehört  hat,  kühlt  man  das  Gemenge 
80  rasch  als  möglich  ab  und  setzt  einen  Ueberschuss  von  Mineralkali 
zu.  Das  Nilroharmaiin  fällt  nieder,  während  die  herzige  Substanz, 
die  zugleich  entsteht ,  gelöst  bleibt.  Man  wäscht  den  Niederschlag, 
löst  ihn  in  verdünnter  Essigsäure ,  fillrirt  die  Flüssigkeit  und  setzt 
Chlornatrium  zu,  welches  chlorwasserstoffsaures  Nitroharmalin  fällt. 
Man  wäscht  diesen  Niederschlag  mit  gesättigter  Kochsalzlösung,  löst  ihn 
in  lauwarmem  Wasser  und  fällt  die  Lösung  durch  ein  Alkali.  Wenn 
man  die  Wirkung  der  Salpetersäure  auf  das  Harmalin  zu  lange  unter- 
hält, oder  zu  concentrirte  Salpetersäure  anwendet,  geht  die  Einwir- 
kung zu  weit  und  man  erhält  Nitroharmin. 

Das  Nitroharmalin  fallt  als  orangegelbes  Pulver  nieder ,  wel- 
ches aus  mikroskopischen  Prismen  besteht.  Aus  seiner  alkoholischen 
Lösung  erhält  man  es  in  grösseren  Krystallen.  Es  ist  wenig  auflös- 
lich in  kaltem  Wasser,  doch  ertheilt  es  ihm  eine  gelbe  Färbung.  Es 
ist  löslicher  in  Alkohol  als  das  Harmalin  und  Harmin ;  es  ist  wenig 
löslich  in  kaltem  Aethcr,  leichter  in  warmem.  Es  löst  sich  auch 
theilweise  in  den  alkalischen  Flüssigkeilen,  womit  man  es  fällt.  Die 
feiten  und  ätherischen  Oele  lösen  es  gleichfalls.  Steinöl  löst  es  in 
der  Wärme  und  scheidet  beim  Erkalten ,  ausser  dem  Nitroharmalin, 
hellgelbe  Nadeln  ab,  welche  Steinöl  (5  bis  6  Proc.)  (chemisch  ge- 
bunden?) zu  enthalten  scheinen. 

Es  hat  bei  der  Analyse  geliefert : 


Frit%schje, 

Berechnet. 

Kohlenstoff 

60,37 

6t,84    61,02    60,13 

60,31 

60,27 

Wasserstoff 

»,01 

»,22      5,19      4,94 

4,91 

5,01 

Stickstoff 

14,61 

14,95     16,24       „ 

«1       # 

16,21 

Sauerstoff 

t» 

j>           >>           »» 

»> 

18,01 

100,00. 

Beim  Erhitzen  auf  ungefähr  120^  schmilzt  das  Nitroharmalin 
zur  braunen  harzigen  Masse,  die  beim  Erkalten  wieder  fest  wird. 

Das  Nitroharmalin  zersetzt  in  der  Wärme  die  Ammoniaksalze 
unter  Entwicklung  von  Ammoniak. 


21 

Durch  Salpetersäure  wird  es  in  Nitroharmin  verwandelt. 

Das  salpetersaure  Säber- Niirokarmalin,  C^«  Bia  Ag  (N0|)  N^ 
Os-|-2Aq.(?)  schlägt  sich  in  Gestalt  gallertartiger  Flocken  von  rOth- 
licbgelber  Farbe  nieder,  wenn  man  ein  Gemenge  von  ammoniakalischem 
Silbemitrat  mit  einer  völlig  neutralen  Losung  von  salpetersaurem 
Nitrobarmalin  mischt.  Der  Niederschlag  ist  unlöslich  in  Wasser  und 
wenig  lOftlich  in  Alkohol.  Säuren  und  Ammoniak  zersetzen  es  schon 
in  der  Kälte.  .  Es  hat  bei  der  Analyse  30  Proc.  Silberoxyd  ergeben 
(nach  der  Rechnung  30,2  Proc). 

S  2119.  Die  Salze  des  NitroharmaKns  sind  alle  gelb  ge- 
filrbt. 

Das  chlarwasserstoffsaureNüroharmalm,  C^  H13  (NO4)  N,  Oj« 
HCl  krystallisirt  in  kleineu  Prismen;  man  erhalt  es,  indem  man  die 
Basis  mit  Alkohol  anrührt  und  mit  Salzsäure  aufkocht.  Es  wird  aus 
seiner  wässrigen  Lösung  durch  ttberschtlssige  Salzsäure  und  Kochsalz 
geflSIllt. 

Das  chlorplatinsaure  NĂĽroharmalm,  C^e  H^  (NO4)  N^  Og, 
HCl,  PtCi^  setzt  sich  in  Gestalt  eines  heilgelben  Niederschlags  ab,  der 
sich  zuletzt  in  mikroskopische  Krystalle  umwandelt ,  wenn  man  das 
chlorwasserstoffsaure  Salz  des  Nitroharmalins  mit  Platinchlorid  mischt. 
Es  enthält : 


Friizsehe. 

Berechnet. 

KohleDstoff 

34,38            34,04 

33,4 

Wassereloflf   . 

3,04              3,12 

3,0 

PlattQ 

2i,09 

21,2. 

Das  ehlorquecksilbersaure  NĂĽroharmalin  ist  ein  hellgelber 
krystallinischer  Niederschlag. 

Das  bromwasserstoff-  u.  jodwassersioffsaure  Nitroharmalin  ist 
der  chlorwasserstoffsauren  Verbindung  ähnlich. 

Das  schwefelsaure  NUroharmalin  föUt  aus  einer  Auflösung  von 
frisch  gefälltem  Nitroharmalin  in  schwefliger  Säure  nieder  als  ein  in 
kaltem  Wasser  sehr  wenig  lösliches  Pulver,  besonders  bei  Sättigung 
mit  schwefliger  Säure. 

Das  neutrale  schwefelsaure  NitroharmaHn  Mit  allmälig  in 
krystalliBiscbem  Zustand  nieder,  wenn  man  eine  Auflösung  von  neu- 
tralem essigsaurem  Nitroharmalin  mit  schwefelsaurem  Ammoniak 
sSttigt.     Man  kann  es  auch  erhalten ,  wenn  man  einen  Ueberschuss 


22 

▼on  Nilruftarnialin  mit  Terdüiiater  Schwefelsäure  digerirt  und  die  Auf- 
lUsang  der  frQiwUllgea  VerdMaAtimg  ttherUUst. 

Das  zweifmeh  Miwefekaure  Näroharmaün^  C^  Hi«  (N0;|)  H^ 
Og,  S^O^,  SEK)  entstekt,  wenn  omb  dasNitroIwrmalhi  in  derWaroM 
im  ttberachttssigery  niUAlkobol  ?erBclzlerSchwefeJaäuve  auflöst,  oder^ 
wenn  man  e*  m  conceulrkler  Schwefelsaure  löst  und  die  braune  Auf- 
hteung  tropfenweise  in  kaltes  Wasser  trägt.  Es  ist  ein  hellgeibes^ 
fcrystaJ}ini«ches»  in  kaltem  Wasser  wenig  lüsfiches  Pulver. 

Das  salpetersaure  NüroharmaHn  krystallisirt  in  gelben  Na« 
dein ,  und  iet ,  besonders  bei  Areier  SaJpeteredure ,  wenig  lOstich  in 
Wasser. 

Eine  Verbindung  too  Salpetersäuren^  Säber  mä  salpetersaurem 
NitroharmaUn  eiiiält  man  durch  Versetzen  einer  alkoholischen  LOr 
aMig  von  Nilrobarmalin  mit  SĂĽberoitrai,  es  fiillt  in  heiigelben,  vobb- 
miiiösen  Flocken  nieder,  welche  aus  verfilzten  Nadeln  bestehen.  In 
der  Regel  ist  der  Niederschlag  mit  orangegelben  Körnern  gemengt. 

Das  »weifach  chromsaure Nitroharmalm  sondert  sich  in  dligen 
Tropfen  ans ,  wenn  man  eine  NitroharmaUnlOsung  mit  Chromslure 
oder  zweifach  chromsaurem  Kali  versetzt.  Kaltes  Wasser  vnd  Atkobol 
haben  wenig  Einwirkung  auf  dieses  Salz,  aber  es  löst  sich  darin  ohtts 
Veränderung  bei  Kochtemperatur  und  scheidet  sich  beim  Abkühlen 
wieder  ab. 

Das  kohlensaure  Nitroharmalin  kann  man  nur  in  Auflösung 
erhalten ,  wenn  man  Nilroliarmalin  mit  mit  Kohlensäure  gesättigtem 
Wasser  digerirt.  Das  zweifach  kohlensaur«>  Kali  bildet  in  der  Kälte  in 
den  Auflösungen  des  Nilroharmalins  einen  krystallinischen  Nieder- 
schlag, der  grossentheils  aus  freiem  Nitroharmalin  mit  wenig  kohlen- 
saurem zu  bestehen  scheint. 

Das  oxaleaure  Nitroharmalin  ist  krystaUisirbar.  Dws  Nilro- 
hiirmalin  ist  sehr  leidU  löslich  in  Oxalsäure ,  und  ei«  Ucberaohuss 
der  Säure  fällt  die  Lösung  nicht.  Beim  Abdampfen  scheidet  sich  das 
Salz  in  kleinen  Krystallen  ab. 

Das  cyanwasserstoffsaure  NitroharmaUn  bildet  eine  eigen- 
thĂĽmliche  Basis  (S  2125). 

Das  ferroeyamoasserstoffsaure  Nitroharmalin  erhält  man  als 
gelben  Niederschlag,  der  aus  boscheltormig  gruppirten  Nadeln  b^ 
steht ,  wenn  man  Nitroharmalinlösung  mit  Perroeyankaliom  versetzt. 

Das  ferrĂĽeyanmasserstoffkaure  Nitroharmalin  scheidet  sieh 


33 

i»  öligen  Trofiiefl  «b «  w#lelie  sich  später  in  ein  gelbes ,  kryeUllini'* 
Mthee  Putver  ?erwaiMieki» 

Das  Hhm^eUsyuHwasserHoffkMre  NĂĽrokarmalin  bildet  gelbe, 
^venig  litslidie  mikrosko^scbe  Nadelte 

Das  essigsaure  Nttrokarmalin  ist  ein  lOsKches  Salz. 

S  2120.  Das  Nürokarmin^y,  C^  H^  (NO«)  N«  0,  stellt 
Harmin  dar,  vnmn  ein  Atom.  Wasserstoff  durch  sein  Ae<|uivalent 
Miir)l  fertreteo  ist»  Man  erhält  es  mittelst  Salpetersäure  uod  Har- 
aialio  oder  Nitraharmalin.  Es  ist  noch  nicht  gelungen,  das  Harniio 
oaaütlelhar  in  Nitroharmifl  überzuftihren« 

Um  es  darzustellen»  macht  man  eine  Auflösung  vou  1  Tb«  Har» 
malin,  2  Th.  Wasser  und  der  nOlliigen  llenge  Essigsäure  un«!  giesst 
die  FlĂĽssigkeit  langsam,  in  dtlnoem  Strahl  in  12  Th.  siedender  Sal- 
petersäure  Ton  1,40  spec.  Gew.  Die  Einwirkung  ist  von  einer  hef- 
tigen Entwicklung  rolher  Dämpfe  begleitet.  Wenn  die  Flüssigkeit 
einige  Zeit  im  Kodien  erhalten  wird,  so.  enthält  sie  zuletzt  weder 
Harmatin ,  noch  Nitroharroalin.  Sie  setzt  nach  dem  Ai)kĂĽhlen  Kry- 
slalle  von  salpetersaurem  Harmin  ab,  deren  Menge  bei  der  freiwilligen 
Verdimstung  noch  zunimint;  doch  Ueibl^nocb  viel  in  der  Mutterlauge 
gelöst  Bei  diesem  Process  bildet  sich  auch  eine  harzige  Substanz, 
die  in  Allsalien  Inslich  ist  und  sich  bei  Zusatz  von  Wasser  zur  sal- 
petersauren FlĂĽssigkeit,  abscheidet.  Sie  entsteht  namenilich,  wenn 
man  wenigier  Sal|ieteri^äure  ninvint,  als  eben  ang4'geben  wurde,-  oder 
wenn  man  die  Säure  allniälig  auf  das  Harmaiin  giesst. 

Uro  alles  Nitrobarmin  aus  der  salpetersauren  Auflösung  zu  er- 
ballen, kühlt  man  sie  rasch  ab,  sobald  die  Reaction  aufhört,  und  setzt 
ein  atsendes  AJkaK  ia  Ueberscbus»  zu.  Das  Nitrobarmin  setzt  sich 
alsdann  in  Form  eines  dunkelgelben  Niederschlags  ab,  während  die 
barzigLC  Substanz  in  Auflösung  bleibt  und  die  Flüssigkeit  rolhbraun 
filrbt*  Mao  zertheiit  den  Niederchlag  in  kocliendem  Wasser  um) 
seist  tropfenweise  Salzsäure  zu,,  bis  er  sich  auflöst.  Man  flitrirt  die 
bechende  Auflösung  und  setzt  nach  dem  Erkalten  coneentrirte  Satz- 
afinre  tti,  bis.  sie  icnningt  sieh  zu  trĂĽben.  Hierauf  der  Ruhe  ĂĽber-' 
lassen,  *setzt  sie  den  grössten  Theil  des  cldorwassentoGTsauren  Nitro- 
bünninsin  J^adeinab*  Man  bringt  die  Krystalle  auf  ein  Filier  und  wäscht 
sie  DMt  TfVdttniMter-  Salzsäure.    Das  cblorwasserstofiiBaure  Nitroharmki 


I— <MMa^    M»»* 


1)  Fritzicbe(1853),  a.  a.  0. 


24 

lOst  man  in  siedenfi«*in  Walser  und  setzt  tropfenweise  Ammoniak  zu, 
während  man  die  Flüssigkeit  im  Aufwallen  erhält.  Das  Nitroharmalin 
föllt  alsdann  in  gelben  Flocken  heraus,  die  sich  allmälig  in  feine  Na- 
deln umwandeln.  Man  trocknet  das  Product  und  krystallisirt  es  mit 
starkem  kochendem  Alkohol  um. 

Das  Nitroharmin  bildet  feine ,  gelbe,  geruchlose  Nadeln,  wenig 
loslich  in  kochendem  Wasser.  Es  löst  sich  in  Alkohol,  besonders  in 
der  Wärme;  die  alkoholische  Auflösung  scheidet  es  bei  schneller  Ab- 
ktthlung  in  dunkelgelben  oktaedrischen  Kryslallen  ab ,  die  rasch  in 
Nadeln  tibergehen.  Acther  lost  das  Nilroharmin  nur  in  kleiner 
Menge.     Naphtha  und  Theerol  lOsen  es  in  der  Wärme. 

Das  Nitroharmin  enthält: 

Fritziche.  Ăźerecboet. 


Kohlenstoff 

60,83 

60,77 

60,74 

Wasserstoff 

4.19 

4,26 

4,27 

Stickstoff 

16,00 

)> 

16,33 

Sauerstoff 

»» 

»» 

18,66 

100,00. 

Das  Nitroharmin  zersetzt  in  der  Wärme  nur  langsam  Salmiak- 
lOsung  unter  Entwicklung  von  Ammoniak. 

Es  verbindet  sich  mit  Jod  (S'2I22).  Chlor  und  Brom  zer- 
setzen es. 

Wenn  man  ciue  Auflösung  von  vollkommen  neutralem  salpeter- 
saurem Nitroharmin  mit  ammoniakalischem  Silbernitrat  versetzt,  erhält 
man  eine  durchsichtige  Gallerle  von  dunkelpomeranzengelber  Farbe, 
welche  das  Silber-Nitrokamim  zu  sein  scheint. 

$2121.  Die  Salze  des  Nitrokarmins  haben  einen  schwach 
bittern  Geschmack. 

Das  cklorwasserstoffsaure  Nitroharmin^  f^^t^hv  (^^i)  ^i^^y 
HCl  -|-  4  Aq.  erhält  man  in  krystailisirtem  Zustand ,  wenn  man  zu 
einer  Losung  '  des  Nilroharmins  in  Essigsäure  oder  in  heissero, 
mit  einigen  Tropfen  Salzsäure  angesäuertem  Wasser,  Salzsäure  in 
Ueberschuss  setzt.  Das  Salz  setzt  sich  in  feinen  Nadeln  ab,  die  man 
mit  siedendem  Alkohol  umkrystallisirt.  ^ 

Das  chlorplaiinsaure  Nitroharmin  ist  ein  schwer  lösliches  Sals 
und  krystallisirt  in  Nadeln,  die  man  erhält,  wenn  man  Platinchlo- 
rid tropfenweise  zu  einer  verdĂĽnnten  kochenden  Losung  von  chlor- 
wasserstoflsaurem  Nitroharmin  setzt. 


25 

Das  ehlarquecksilbersaure  Nitroharmm  schl&gt  sieb  in  der 
Kalte  in  gallertartigen  Flocken  nieder;  mit  verdĂĽnnten,  kochenden 
Losungen  erbalt  man  es  in  mikroskopischen  Nadeln  von  hellgelber 
Farbe,  in  BĂĽscheln  gruppirt. 

Das  bramwasserstoffstture  Nitroharmm  scheidet  sich  in  gelben 
seidenglanzenden  Nadeln  ab  beim  Versetzen  einer  Lösung  des  essig- 
sauren Salzes  mit  einem  alkalischen  Bromid. 

bas  jodwassersto^saisre  Nitroharmm  erhalt  man  wie  das  vor- 
hergebende Salz.  Bisweilen  beobachtet  man  bei  Darstellung  des 
jodwasserstoffsauren  Salzes  die  Bildung  einer  braunlichen  gallertartigen 
Substanz,  die  vielleicht  mit  derjenigen  identisch  ist,  welche  ra?n  mit 
Jod  und  Nitroharmin  (%  2122)  erhalt. 

Das  neutrale  schwefelsaure  Nitroharmm  entsteht,  wenn  man 
frisch  geHilltes  Nitroharmin  in  beissem  Wasser  zertheilt  und  eine 
Quantität  Schwefelsaure  zusetzt,  welche  zur  vollständigen  Lösung 
nicht  ausreicht;  die  flltrirte  FlĂĽssigkeit  lagert  nachher  beim  AbkĂĽhlen 
feine  hellgelbe  Nadeln  ab.  Das  zweifach  schwefelsaure  Salz  entsteht 
durch  Ueberschuss  von  Schwefelsaure  in  ähnlichen  Nadeln. 

Das  salpetersaure  Nitroharmin  ist  schwer  löslich  in  Wasser, 
noch  weniger  in  verdünnter  Salpetersäure;  die  Salpetersäure  fällt 
auch  die  Lösung  aller  übrigen  Salze  des  Harmins  allmälig;  gewöhn- 
lich scheidet  sich  das  salpetersaure  Nitroharmin  in  hellgelben  Nadeln 
ab ,  welche  mit  der  Zeit  in  der  sauren  Flüssigkeit  in  körnige  und 
rhomboidische  Krystalle  von  dunklerer  Farbe  übergehen.  —  Wenn 
man  frisch  gefitlltes  Nitroharmin  in  kaltes  Wasser  einträgt ,  einige 
Tropfen  Salpetersäure  zusetzt,  weniger  als  zur  Lösung  hinreicht,  und 
hierauf  vorsichtig  verdĂĽnntes  Ammoniak  zusetzt,  bis  das  Nitroharmin 
sich  niederzuschlagen  beginnt,  so  setzt  die  flltrirte  FlĂĽssigkeit  in  der 
Ruhe  eine  Substanz  ab,  die  unter  dem  Mikroskop  in  Fäden  erscheint, 
welche  von  einem  gemeinschaftlichen  Mittelpunkt  ausgehend,  nm  den- 
selben gewunden  sind ,  es  scheint  ein  untersalpetersaures  Salz  des 
Nitroharmins  zu  sein. 

Das  chromsaure  und  doppeltchromsaure  Kali  erzeugen  in  den 
Losungen  des  Nitroharmins  krystailinische  Niederschläge.  Werden 
diese  in  trocknem  Zustand  erhitzt,  so  erzeugen  sie  eine  gelbe  Basis, 
die  vom  Nitroharmin  abweicht« 

Das  cyanwasserstoffsaure  Nitroharmin  scheint  sich  nicht  in 
isolirtem  Zustande  darstellen  zu  lassen.     Eine  Verbindung  von  cyan 


26 

wassfirsloflbaureni  NitffohMOiio  Qsd  CyanqueeksUber  setxt  sieh  beim 
Abkflhl«a  la  gelbea  Prismen  ab-,  wenn  man  au  ekier  kochenden  Lösung 
von  easigsaurem  NüroharmiJi  CyaiHjuecksilber  seUt;  ftlgt  man  Ammo»- 
niak  zur  kochenden  Mutterlauge,  so  bilden  sioli  vohimioMe  Flocken; 
die  sich  in  feine  hellg)elb«N«delo  umwandein.  Die  ZusMiimensefzung 
dieser  Krysialle  ist  nicht  eonslAnt  gefunden  worden  (23  bis  27  Ptoc* 
Quecksilberoxyd). 

Das  ffnrwiyanwasserHaffMw^e  NiirĂźkarmin  scHISgt  sich  in 
galleiiaftigen  Flocken  nieder,  wenn  man  in  der  Kälte  die  concentrifi» 
ten  Auflösungen  des  Ferpocyankaliums  und  eines  Nitroharminealzes 
mischt.  Man  erhält  es  in  hellbraonen,  in  kochendem  Wasser  schwer 
löslichen  mikroskopischen  Prismen ,  wenn  man  Ferrocyankalimn* 
lOisung  tropfenweise  sur  siedenden  oder  tu  einer  kalten ,  sehr  ?er- 
dünnten  sauren  Lösung  eines  Nitroharminsaises  setzt. 

Das  ferridcyanwasserstoffsaure  Nitroharmin  erhält  man  mit 
Ferridcyankalium ,  es  fallt  beim  AbkĂĽhlen  in  gdben  Kornem  nieder, 
welche  sich  in  heissem  Wasser  leichter  auflösen  als  das  torige. 

Das  schwefelcyanwasserstoffiaure  Niiroharmm  scheidet  sich 
in  b<;ioabe  farblosen,  in  der  Wärme  löslichen  Nadeln  ab,  wenn  man 
Schwerelcyankaliumlösiing  kalt  mit  einem  Niiroharminsalz  zusammen- 
bringt. 

Das  esngsaure  Nitroharmin  setzt  sich  allmälig  in  oklaödrischen 

(?),  gelben,  durchsichtigen  Kryslallen  ab,  wenn  man  eine  Lösung  des 

Nitroharmins  S'n  einer  siedenden  Mischung  von  Alkohol  und  concen- 

^  trirter  ßssigsäure  stehen  lässt.     Es  zersetzt  sich  theilweise  durch 

Wasser,  namentlich  in  der  Wärme. 

8  2122.  Das  Jodnürokarmm^),  CmHii  C^O«)  N^Os,  I,  ist 
eine  Verbindung  von  Nitroharmin  und  Jod.  Man  erhäit  sie  beun 
Vermischen  kochender  Lösungen  von  Jod  und  von  Nilroharmin  in 
Alkohol,  oder  in  Steinkobientheeröl.  Es  setzt  sich  sogleich  in  gelb- 
lichbraunen zusammengehäuiten,  mikroskopischen  Nadeln  ab«  Es 
ist  in  der  Kälte  fast  unauflü&lich  in  Wasser ,  Alkohol ,  Aeiber  und 
Theeröl ,  auch  in  der  Warane  sehr  wenig.  Es  lässi  sich  auf  100<^ 
ohne  Zersetzung  erhilzrn. 

Beim  Kochen  mit  Alkohol  zerfallt  es  in  Jod  und  Nitroharmin; 


1)  Fri tische  (iM3),  tu  a.  0. 


B7 

Zetaetiong  ecfolgl  raseher  äurcfa  die  Einwkrkting  mik  raedend^r 
▼erdOnnler  Scbwerelsäure« 

Es-scheiiil  raii  Saiasänre  ein-  krystallioi^iebe^Salz  von  acbirarzer 
Pftfhe  au  bilde»,  weiches,  sich  teichl  unter  AhseheidoBg  von  Jod 
itrseUI. 

Kochend»  eoncentriirto  Emgsaum  Ittol  es  aor  braonen  FlOssi^- 
IboH,  weiche  boim  Brksken  goOrbie  Kryslolle  abscbetiki. 

CoDceotrirte  aikofaolisdie*BbMisttiire  löst  es  leidit  auf  mid  die. 
Losung  scbmdet  eine  kryslalliniscbe  Verfoiiuiung  ab ,  die  noch  nicht 
untersucht  ist. 

CyanwasserstoTf-Derivate  des  Harmalins. 

S  2123.  Das  Cyanwasserstoff- HarnuiUn^),  C,«  Hj«  N,  0^, 
CyH  ist  eine  Basis^  welche  aus  Harmalin  und  CyanwasserstoffsSure 
besteht. 

Es  wird  durch  versdiiedene  Processe.  gebildet.  Das  zweck- 
mänsigsle  Ver&breni  besijpfat  darin,  das  Harnialin  in  eiuer  schwacbenf 
boebm^sn  Cyaowasserslofflösong  zu  l(hM»n  und  warm  zu  Sltrireii. 
Die  Bbms  selzt  ^iek  alsdann  beim  Erkalte»  in  Krystallen  ah. 

Man  erliäll  es  ferner  rniitelst  Cyanwasserstoflsänre  und  concen«- 
trirter  Lösung  vun  essigsaurem  Harmalin»  Die  Reaction  tritt  erst 
iiocb  eiaiger  Zeit  eio.  Die  DaRsieilungswdse  i«t  jedoch  nicht  vor- 
theilhaft. 

Man  kann  es  uonriUelbar  und  in  grosser  Henge  erhalten,  wenn 
«att  eine  Auflösung  vottCyankatium  in  die. Auflösung  eines  Harmaiinr 
Siizee  giesstf  oder  indem  man>  Kall  zur  Losung  emea  Harmaliosalze» 
«atzt,  das  nmn  vorher  mitCyaikwasserstofr<<lure  versetzt  haL  Bei  der 
Onrstcilung  aus  wSssrigen  Auflösungen  sebiflgt  sicli  das  Cyanwasser* 
ototT-HarnnKn  in  amorphen  noeken  nieder,  wekhe  beim  Trocknen 
an  der  Luft  Cyanwasserstoff  verlieren.  Man  umgeht.  dieserZersetzuMg» 
w«nn  man  das  Pidver  noch  feuobi  mit  beisnem  Albohol  bekmdi'tt, 
woleber  es  ästest. 

Bntbth  die  auf  soiobe  W«iee  darga^vtellie  Base:  Harmalin,^  so 
reinigt  man  sie  davon,  iadcm  man  sie  in  Wasser  serthetH  und  Eesigt* 
säure  zusetzt  bis  zur  sauren  Reaction ;  das  Harmalin  löst  sich  leichti 
wArend  das  Cyanwasserstoff- Harmalin  nur  wenig  angegriffen,  wird, 


1)  Fritztcfa«  (IMT),  a.  a.  0. 


28 

wenn  man  mit  verdünnter  Säure  arbeitet  und  die  Einwirkung  nicht 
lange  dauern  lässt. 

In  reinem  Zustand  bildet  das  Cyanwasserstoff-Harmalin  kleine 
rhomboidiscbe  Tafeln,  die  sich  weder  in  freier  Lud,  noch  im  Vacuum, 
selbst  bei  100<^  nicht  verändern,  wenn  sie  trocken  sind.  Bei  höherer 
Temperatur  zersetzt  es  sich  in  Cyanwasserstoffsäure  und  Harmalin ; 
dieselbe  Zersetzung  erleidet  es,  wenn  man  es  mit  Wasser  oder  Wein- 
geist kocht.     Es  hat  bei  der  Analyse  ergeben : 


Fritzsche, 

KoblenslofT 

^9,89^ 

69,71 

Wasserstoff 

6,49 

6,22 

Stickstoff 

»» 

17,42 

Sauerstoff 

i> 

6,65 

100,00. 

Wird  das  Cyanwasserstoff-Harmalin  in  Wasser  zertheilt  und  mit 
einem  grossen  Ueberschuss  von  Salpetersäure  gekocht,  so  wird  es 
angegriffen  unter  Entwicklung  salpetrigsaurer  Dämpfe,  und  bildet  eine 
purpurrothe  Flüssigkeit,  welche  beim  Erkalten  einen  schönen  rothea 
Körper  in  nicht  krystallinisclion  Körnern  »bsetzt.  Diese  Substanz 
filrbt  sich  durch  Ammoniak  grnn. 

Mit  Salzsäure  und  chlorsaurem  Kali  erwärmt,  bildet  das  Cyan- 
wasserstoff-Harmalin einen  harzartigen  Körper* 

$2124.  Die  Salze  des  Cyttnwass(*rsioff^  Harmalin  zeigen 
noch  weniger  Beständigkeit  als  die  freie  Basis  und  zerfallen  leicht  in 
-Cyanwasserstoffsäure  und  Harmalinsalze.  Diese  Zersetzung  erfolgt 
um  so  leichter,  je  verdünnter  die  Flüssigkeiten  sind «  womit  man  alr- 
beitet.  Sie  tritt  gleichfalls  beim  Trocknen  der  Salze  ein ,  wie  auch 
bei  der  Aufbewahrung.  Es  ist  deshalb  schwer,  sie  in  reinem  Zu- 
stande zu  erhalten. 

Um  sie  darzustellen,  löst  man  Cyanwasserstoff-Harmalin  in  den 
Säuren;  doch  scheinen  sich  nicht  alle  Säuren  damit  zu  verbinden. 
So  löst  concentrirte  Essigsäure  wohl  allmälig  das  Cyanwasserstoff- 
Harmalin,  aber  man  gelangt  nicht  dahin,  ein  trocknes  essigsaures  Salz 
zU  erhalten. 

Das  chlorwasserstoffsaure  Cyanwassersto/f-HarmaHn,  C^e  H|^ 
Ns  0),  CyH,  HCl  wird  erhalten,  indem  man  die  Basis  in  wenig  Wasser 
oder  Alkohol  zertheilt  und  dann  eine  hinreichjende  Menge  Chlorwasser- 


29 

stoOsäure  zusetzt.  Man  siebt  dann  unter  dem  Mikroskop,  dass  die  Tafeln 
der  Basis  sieh  in  kleinere  zusammengebauflle  Kryslalle  umwandeln. 
Wenn  man  das  Alkali  als  Pulver  anwendet ,  wie  man  es  beim  Fallen 
mit  Ammoniak  aus  einer  Auflösung  in  Cyanwasserstoffsflure  erhält, 
8o  löst  sich'  die  ganze  Masse  vollständig  in  Gegenwart  einer  hin- 
reichenden Menge  Wasser  oder  Alkohol  auf  Zusatz  von  Salzsäure,  und 
das  Salz  setzt  sich  allmälig  als  krystallinisches  Pulver  ab.  Es  scheint 
aus  kleinen  Oktaädem  mit  rhombischer  Basis  und  secundären  Flächen 
zu  bestehen,  während  das  chlorwasserstoffsaure  Harroalin  unter  dem 
Mikroskop  in  langen  gelben  Prismen  erscheint. 

Das  schwefelsaure  Cyanwasserstoff ^  HarmaHn  erhält  man, 
indem  man  die  Basis  in  Schwefelsäure  einträgt.  Die  concentrirte 
Säure  löst  es  zur  gelben  Flüssigkeit  auf.  Diese  wird,  wenn  man  sie 
der  Luft  aussetzt  oder  vorsichtig  mit  Wasser  versetzt ,  entfärbt  und 
setzt  Krystalle  von  schwefelsaurem  Satz  ab.  Verdünnte  Säure  löst 
es  und  die  Auflösung  setzt  gleichfalls  mikroskopische  Krystalle  eines 
Salzes  ab,  dessen  Form  ganz  verschieden  von  der  des  schwefelsauren 
Barmalins  ist. 

Das  salpetersaure  Cyanwasserstoff-  Harmalm  wird  gleichfalls 
krystallisirt  erhalten.  Wenn  man  die  Basis  mit  Salpetersäure  mischt, 
entsteht  anfangs  ein  ölarliger  Körper,  weicher. sich  nach  einiger 
Zeit  zu  einer  krystallinischen  Substanz  verdichtet.  Wenn  die  Basis 
gut  zertheilt  in  Wasser  gebracht  wird,  löst  sie  sich  vollständig  in  Sal- 
petersäure und  die  Auflösung  setzt  Krystalle  von  salpetersaurem  Cyan- 
wasserstoff-Harraalin^  welchen  bald  nachher  Krystalle  von  salpeter- 
saufem  Harmalin  nachfolgen. 

%  2125.  Das  Cyanwasserstoff-Nitrohai^malin  ^\  G^  H13  (N0|) 
NjOt,  CyH  erhalt  man,  wenn  man  das  Nitroharmalin  in  warmer 
alkoholischer  Cyanwasserstoffsäure  auflöst:  es  setzt  sich  nachher 
beim  AbkĂĽhlen  als  feine  Nadeln  ab. 

Man  kann  auch,  um  es  zu  erhalten,  eine  concentrirte  Auflösung 
Ton  essigsaurem  Nitroharmalin  mit  concentrirter  Cyanwasserstoffsäure 
stehen  lassen. 

Man  erbalt  es  gleichfalls  in  Form  einer  Gallerte ,  die  sich  all- 
malig  zu  Nadeln  verdichtet,  wenn  man  die  Auflösung  eines  Nitrohar- 


1)  Fritzsche  (1849),  a.  a.O. 


loalinBaizes  mit  U^berschuss  ven  CyanwasB^rstofTsflure  kalt  mit  hm^ 
momak  veraetzu 

Das  Cyanwasierstoff^  NĂĽrekarmnlin  vracbeiM  id  gelben  Ffa- 
dein,  we4cbe  in  foachlem  Zustand  einen  Geruch  nach  AmmoniBk  ent* 
wickeln.  Einmal  getrocknet,  TerXndeia  es  sich  an  der  Luft  nicht  mehr» 

Mit  Wasser  gekocht^  zersetzt  es  sich  in  Cyan^asserstoflbaure  und 
NitrohamiBlin. 

Concentrirtes  Ammoniak  und  namentlich  Aetzi^ali  zersetzen  es 
unter  Färbung. 

Concentrirte  Schwefelsflure  lost  es  bei  gewöhnlicher  Temperatur, 
indem  sie  sich  briunlicb  4»mii  färbt;  wird  dte  Flüssigkeit  in  Wasser 
gegossen,  so  entwiekelt  sie  keine  Gyanwasdcrsloflsäiire;  wenn  man 
wenig  Wasser  anwendet,  erhält  man  auf  ^tiese  Weise  Nadeln,  welch« 
Sdiwefelsflure ,  Cjfanwasserstoffsflure  und  Nitrobarraaiiii  entbalten» 
Di«  Verbindung  zersetzt  aiel)  durch  Waschen,  imiom  sie  Cyanwasser«* 
atoffsflvre  abgieht. 

Alkalien  des  Opiums. 

9  2126.  Das  Opium  enthält  eine  grosse  ZaM  von  fiaeen  <)  in 
Verbindung  mit  Mehonsllure  {%  70G)  und  gewissen  Mioeraistturen« 
Ihre  JNamen  und  Zusaaimi*oselzung  sind  folgende : 

Morphin  C34  Hio  NO«  +  2  Aq« 

CodeYn  C^e  Hsi  NO«  -|*  2  Aq. 


1)  Auch  noch  andere  Substanzen  siml  darin  gefunden  worden.  Das  P  seu  do- 
rn orphi  um  wurde  daraus  ?on  Pelletier  (Journ.  de  Pharm.  XXI.  559  und  Ann.  der 
Cliem,  und  Pharm.  XVI.  49)  erhaJteo  unter  noch  uo6rmUi«lten  Bedingongen.  DiAe 
Substanz  krystalliairt  aus  einer  grossen  Menge  kochendem  Wasser  in  glimmerartigea 
BIfittchen;  sie  ist  beinahe  unauflöslich  in  absolutem  Alkohol  und  Aether,  wie  auch 
in  ferdunnten  Ntneralsauren,  leicht  aber  inAetzkali  und  -Natron,  sie  wird  von  Eisen- 
salzen  geblfiut,  wie  das  Morphin.  Sie  enlhSlt:  KobleDsCeff  52,74  (alterps  Atomge» 
wiefat);  Waasemoff  5,8i;  Stickaloflr4,08;  Sauerstoff  87,37. 

Das  Porphyrozin  wurde  voo  Merck  aus  bengaltschem  Opium  ausgezogen 
(Ann.  der  Chem.  0.  Pharm.  XXI,  201).  Es  krystallisirt  in  glänzenden  Nadeln,  die 
weder  alkalisch ,  noch  sauer  sind  und  ist  ziemlich  leicht  löslich  in  Alkohol ,  Aether 
oad  TerdOnntea  Sfiorea,  aber  anloslieh  in  dan  fixen  Alkalien.'  Weaa  man  seine  fer- 
dänote  fleUsaore ,  selpeCeraaore  oder  scbwefelaaiire  LSsang  um  KocJieo  erhitzt ,  ae> 
nimmt  sie  eine  schöne  pnrpnr-  oder  rosenrothe  Farbe  an;  Alkalien  zerstören  diese 
Farbe,  die  Säuren  stellen  sie  wieder  her. 

S.  8  2148  Opianin  und  %  2158  Mekonin. 


31 

Thebalii  C,g  H31  NOe 

Papa?erin  €40  H^i  NO« 

Pfurkotin  C^  H^s  NOj« 

PfereeTn  C^^  Hg«  NO|s« 

â–  

Das  Morphin  und  Codein  scheinen  homolog  zu  sein ,  denn  ihre 
Zusammensetzung  differirt  nur  um  C^  Hg.  Das  Narceln  enthält  die 
nämlichen  Bestandtbeile  wie  das  Narkotin«  plus  4  HO. 

Wir  werden  (S  2152)  am  SchlĂĽsse  dieses  Abschnittes  eine  grosse 
Anzahl  von  Oxydationsproduclen  beschreiben ,  welche  man  aus  dem 
Narkotin  erballen  bat. 

Die  folgende  Tafel  zeigt  die  Verschiedenheit  in  der  Löslicbkeitt 
welche  die  Basen  des  Opiums  iu  siedenden  Wasser,  Alkohol,  Aether 
uod  Aetzkali  zeigen. 


Wasser. 

Alkohol. 

Aetber. 

KaK. 

BbrpbjB 

Sehr  schwer 

ZkfDlichJös* 

Fast  luilös- 

Aaflöslich  im 

löslich. 

lieh« 

lieb« 

Ueberscboss. 

CodeYQ 

Löslich. 

Lieicht  lös- 

Leicht lös- 

Unlöslich in 

lich« 

lich. 

concenlrirter 

ThebaTD 

Unlöslich. 

Löslich. 

Löslich. 

Lösung. 

Löslich  in  ver- 

dünnter  Lö- 

Papaverin 

Unlöslich. 

Löslich. 

Löslich. 

sung« 
Unlöslich. 

NarceYn 

Sehr  schwer 
löslich. 

Löslich . 

Unlöslich. 

Löslich  in 
schwacher  Lö- 

• 
NarkAlin 

Fast  unlös- 
lich. 

Löslich. 

Löslich. 

sung. 
Unlöslich. 

Zur  Löslichk^it  kann  man  noch  als  charakteristisch  beifügen : 
die  blaue  Färbung  des  Morphins  durch  die  Eisensalze,  die  rothe 
Färbung  desselben  durch  Salpetersäure  und  die  blaue  Färbung  des 
Papaverins  durcb  concentrirte  Schwefelsäure. 


Morphin  und  seine  Verbindangen. 

S  2127.  Morphin^  Cg^HigMOe  4-2A4.— -  In  um*eijMn  Zu- 
stande Qiagkteriwn  opä)  schon  im  siebsehnten  Jahrhundert  be- 


32 

kannt,  wurde  das  Morphin  0  erst  im  Jahre  1816  als  organische  Basis 
charakterisirl,  einer  Zeil,  wo  Apotheker  SerlĂĽrner  seine  wichtigen 
Untersuchungen  über  diesen  Körper  bekannt  machte. 

Mehrere  Verfahrvnsarten  zur  Ausziehung  des  Morphins  wurden 
in  Vorschlag  gebracht^). 

Das  von  Merck  ist  sehr  einfach.  Es  besteht  darin,  das  Opium 
mit  kaltem  Wasser  zu  erschöpfen ,  den  Auszug  bei  gelinder  Wärme 
zur  Syrupconsistenz  zu  verdampfen ,  und ,  so  lang  es  noch  warm 
ist,  einen  grossen  Ueberschuss  von  Soda  als  Pulver  zuzusetzen,  bis 
sich  Ammoniak  entwickelt.  Nach  Verlauf  von  24  Stunden  sammelt 
man  den  Niederschlag  und  wäscht  ihn  mit  kaltem  Wasser  aus ;  wenn 
dieses  nicht  mehr  gefärbt  ist,  bebandelt  man  ihn  kalt  mit  Alkohol  von 
0,85 ,  dampft  abermals  ab  und  erschöpft  ihn  mit  sehr  verdünnter 
Essigsäure.  Man  muss  dabei  niemals  viel  Säure  auf  einmal  anwenden 
und  jedesmal  warten,  bis  die  angewendeten  Mengen  neutralisirt  sind; 
man  liltrirt;  enlf][irbt  die  Lösung  mit  Thierkohle  und  föllt  mit  Ammo- 
niak unter  Vermeidung  eines  Ueberschusses.  Nachdem  man  den 
Niederschlag  wohl  gewaschen  hat,  löst  man  ihn  in  siedendem  Alkohol; 
das  Morphin  krystallisirt  sodann  beim  Erkalten  aus.  Durch  Einengen 
der  Mnrterlauge  erhält  man  eine  neue  Menge. 

Tliiboumery  und  Mohr  benutzen  die  Eigenschaft  des  Morphins, 
sich  in  einem  Ueberschuss  von  Kalkwasser  aufzulösen  und  daraus  durch 
Salmiak  geĂźillt  zu  werden.  Man  digcrirt  Opium  mit  seinem  drei- 
fachen Gewicht  Kalkwasser,  presst  den  RĂĽckstand  zu  wiederholten- 


1)  Derosne,  Aon.  de  Chimie  XLV.  257.  ~  Seguin  ebd.,  XCII.  225.  ~ 
SertĂĽrner,  Joom.  d.  Pharm.  T.Trommsdorff  XIII.  1,234;  XIV.  1,47;  XX.  1,99. 
Anoal.  d.  Phys.  ▼.  Githert,  I.V.  61;  LVII.  192;  LIX.  ÖO.  —  Robiquet,  Aon.  d. 
Chim.  el  de  Phys.  V.  275;  LI.  232.  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  V.  87.  —  Pelle- 
tier u.  Caventou,  Ann.  de  Chim.  et  de  Phys.  XII.  122.  —  Dumas  u.  Pelle- 
t  er  ebd.,  .XXIV.  182.  —  Lastaigne  ebd., XXV.  102.—  Dublanc  eM-,  XXVII. 
84.  •—  Lieb  ig  ebd.,  XLVH.  165.  Ann.  der  Cbem.  u.  Pharm.  XXVI.  41.  — 
Regnault,  Aon.  de  Chim.  et  de  Phys.  LXVIII.  131. 

2)  Hottot,  Journ.  de  Pharm.  X.  475.  —  Tilloy  ebd.,  XIII.  31.  — 
Henry  Sohn  u.  Piisson  ebd.,  XIV.  241.  —  Girardin  ebd.,  XIV.  246.  — 
Faore  ebd.,  XV.  568.  —  Dublanc,  Journ.  de  Chim.  m^dtc. ,  IV.  Ö37.  — 
Blondeao  ebd.,  VI.  97.  —  Winckler,  Reperlor.  f.  Pharm.  XXXIX.  468.  — 
Gregory,  Ann.  der  Chim.  u.  Pharm.  VU.  261.  —  Preuss  ebd.,  XXVI.  56.  — 
Mehr  ebd.,  XXV.  119.  —  Merck,  Trait^  de  Chim.  organ.  de  M.  Liebig, 
^dit.  franc,  II.  591.  —  Wittstock,  Traite  de  Chimie  de  Benelius. 


33 

ttaleo  «US  und  nacfadctaii  mffn  den  wSssriil^en  Ausiug  concebtriit 
tot,  ^fiessl  man  ihn  allmfliig  in  kioctonde  KatkmUcb  (auf  4  Tb.  OfilioBi 
1  Th.  gebrannten  Kalk  und  6  bis  8  Tb.  Wasser).  Nachdem  maii 
einige  Zeit  hat  aufkochen  lassen,  seiht  man  durch  Leinwand ,  presst 
den  RncksUind  aus  und  nimmt  ihn  ein*  oder  iweimal  mit  kochendem 
Wasser  auf.  Die  so  erhaltenen  FIflssigkeiten  werden  hierauf  bei 
gelinder  Wärme  abgedampft  bis  etwa  zum  halben  Gewicht  vom  ange- 
wendeten Opium.  Man  flitrirt  von  Neuem,  erbilit  tum  Sieden  und 
tersetzt  mit  Salmiak :  es  entsteht  ein  Niederschlag  von  Morphin  (frei 
von  Narkotin),  dessen  Menge  b^m  Erkalten  noch  feunimmt.  Dieser 
Niederschlag  wird  gewascben  und  iu  Salzsäure  getost ;  das  salzsaure 
Moipbin  wird  hierauf  durch  Tbierkohle  gereinigt. 

Wittslock  benntzt  zur  Trennung  des  Morphins  und  Narkotins 
hm  der  Behandlung  des  Opiums  die  Eigenschaft  des  Narkotins,  durch 
Kochsalzlösung  gelMlt  zu  werden.  Man  digerirt  1  Th.  pulverisirtes 
Op^uro  6  Stunden  lang  mit  einer  Mischung  von  8  Th.  Wasser  und 
8  Tb.  coneentrirter  Salzsäure.  Nach  dem  Erkalten  decantirt  man 
die  dunkelbraune  Auflösung  und  wiedierbolt  die  Operation  noch  zwei^ 
mal;  Hierauf  vereinigt  man  sämmtlicbe  Flüssigkeiten  und  löst  4Th. 
Kochsalz  darin  auf;  die  milchgewordene  FlĂĽssigkeit  hellt  sich  nach 
einigen  Stunden  aus  unter  Ablagerung  eines  braunen  käsigen  Nieder- 
schlages, der  das  Narkotin  enthält.  Man  decantirt  die  überstehende 
Flüssigkeit,  welche  das  Morphin  enthält,  setzt  unter  schwachem  Er- 
wärmen einen  Ueberschiiss  von  Ammoniak  zu  und  lässt  24  Stünden 
sieben.  Man  bringt  den  Niederschlag  auf  ein  Filter,  wäscht  mit 
wenig  Wasser,  trocknet,  erschöpft  mit  Alkohol  von  82Proc.,  welcher 
gewisse  fremde  Substanzen  (mekon-,  äpfel-  und  phosphorsaure  Salze, 
Farbstoffe)  ungelöst  lässt  und  treibt  den  Alkohol  durch  Destillation 
aus  der  Flüssigkeit«  Dieser  lässt  auf  solche  Weise  das  Morphin  noch 
etwas  gefärbt  und  zuweilen  mit  einem  kleinen  Gehalt  im  Narkotin 
zurück.  Man  löst  diesen  Rückstand  in  verdünnter  Salzsäure,  filtrirt 
<)ie  Lösung  und  verdampft  zur  Krystallisation;  man  erhält  so  eine 
Salzmasse,  die  man  zwischen  Fliesspapier  ausdrĂĽckt;  das  Narkotin, 
dessen  .salzsaures  Salz  schwierig  krystallisirt,  fliesst  mit  der  Mutter- 
lauge ab.  Zuletzt  reinigt  man  das  salzsaure  Morphin  durch  Umkry- 
stallisiren  und  erhält  daraus  das  reine  Morphin  durch  Zersetzung  mit 
Ammoniak.     Robertson  hat  zuerst  ein  Verfahren  in  Anwendung  ge* 

Gcrbartfl,  Chemie.  IV.  3 


34 

bracht,  welches  den  vorhergehenden  vorzuziehen  isl  nnd  von  Robiqoel 
und  Gregory  eCwais  abgeändert  worden  ist.  Der  Erstere  verDibrt  in 
folgender  Weise :  Man  erschöpft  1  Kilogramm  gut  zerkleinertes  Opium 
anfangs  durch  sein  dreifaches,  dann  zwei-  bis  dreimal  durchsein 
zweifaches  Gewicht  kaltes  Wasser;  man  selzt  zu  dem  wissrigen  Aus* 
zug  100  Gramm  iiulverisirlen  Marmor  und  verdampft  im  Wasserbad 
zur  Syrupconsistenz  bei  65  bis  75^.  Man  lOst  die  erkaltete  Masse 
in  3  Kilogramm  Wasser ,  und ,  nachdem  man  die  Auflösung  zur  Ab- 
scheidung des  abgelagerten  mekonsauren  Kalks  filtrirthat,  dampft 
man  sie  auf  ungefiihr  ^4  ihres  Volums  «b;  hierauf  setzt  man,  so  lange 
sie  noch  warm  ist ,  eine  Auflösung  von  50  Gramm  Chlorcaicium  io 
100  Gramm  Wasser  nebst  8  Gramm  Salzsflure  zu.  Man  flberlflsst 
die  Mischung  14  Tage  sich  selbst,  presst  die  krystallinische  Ablage- 
rung, welche  sich  gebildet  hat,  in  Leinwand  aus.  Das  ausgepresste 
und  hierauf  in  kochendem  Wasser  gelöste  Salz  wird  zur  Krystalli* 
sation  hingestellt,  von  Neuem  ausgepresst  und  in  3  Kilogramm  Alkohol 
gelöst,  nachdem  man  100  Gramm  Thierkohle  zugesetzt  hat.  Nun 
wird  das  Morphin  aus  der  entfärbten  FItlssigkeit  mit  einem  geringen 
Ueberschuss  von  Ammoniak  geĂźiilt. 

Gutes  Opium  von  Smyrna  enthält  10  bis  15  Procent  Morphin« 
Das  nach  der  einen  oder  andern  dieser  Methoden  erhaltene  Morphin 
ist  oft  mit  Narkotin  verunreinigt.  Man  kann  es  durch  Aether  davon 
befreien,  welcher  es  leicht  auflöst,  das  Morphin  dagegen  weit  schwier 
riger.  Ein  anderes  Trennungsverfahren  besteht  darin,  das  Gemenge 
der  beiden  Basen  in  Salzsäure  zu  lösen,  die  Auflösung  zur  Krystalli- 
sation  zu  verdampfen  und  die  Krystalle  auszudrĂĽcken ,  die  lediglich 
aus  salzsaurem  Morphin  bestehen;  die  nicht  krystallisirbare  Mutter- 
lauge enthalt  alsdann  das  Narkotin.  Oder  man  sllttigt  die  salzsaure 
Auflösung  mit  Kochsalz :  die  Flüssigkeit  wird  milchig  und  das  Nar* 
kotin  trennt  sich  nach  einigen  Tagen  in  krystallinischen  Klumpen; 
man  Mit  hierauf  das  Morphin  durch  Ammoniak.     Man  kann  hierauf 

die  verdünnte  Auflösung  des  salzsauren  Morphins  noch  mit  schwacher 

« 

Aetzlauge  versetzen ;  das  Morphin  löst  sich  in  geringem  Ueberschuss 
von  Kali,  während  sich  das  N3rkotin  als  ein  Gerinnsel  absetzt,  das 
man  abflltrirt. 

I  21S8.  Das  Morphin  krystallisirt  in  farblosen,  durchsichtigen 
und  gewöhnlich  ziemlich  kurzen  Prismen ,  welche  dem  rhombisfiben 


35 

w 

System  angeboren.     (Beobachtete  Combination ') ,   od  P.  oo  P  oo  • 

P  QO  .     Neigung  der  Flächen  oo  P :  oo  P  =  127«  20^;  oo  P  oo  P 

O)  »  116«  20"^;  P  00  :  OD  P  00  «»  132«  20';  P  oo  :  P  oo  1=95« 

20'.     Parallel  spaltbar  od  P  od  .)    Es  ist  geruchlos ,  aber  von  an- 
haltender Bitterkeit.  ^ 

•  Es  ist  sehr  schwer  löslich  in  kaltem  Wasser;  kochendes  Wassfer 
lost  etwa  ^/soo «  wovon  sich  das  meiste  beim  Erkalten  in  krystallini- 
schem  Zuktand  absetzt.  Alkohol  löst  es  in  der  Kälte  nur  wenig  auf; 
mehr  beim  Kochen.  Die  Auflösung  ist  sehr  bitter,  alkalisch  und 
Susserst  giftig.  (Nach  Duflos  erfordert  das  Morphin  zur  Lösung 
40  Theile  kalten  und  24  bis  30  Th.  siedenden  absoluten  Alkohol  zur 
Auflösung,  20  Th.  kalten  Alkohol  von  0,82  spec.  Gewicht  und  13 
kochenden  von  derselben  Stärke.)  Aether  und  flUchlige  Oele  lösen 
es  fast  gar  nicht  auf.  Diese  Unlöslichkeit  in  Aether  gestattet  die 
Trennung  des  Morphins  vom  Narkotin.  Die  wässrigen  Lösungen  der 
Alkalien,  selbst  Kalkwasser  lösen  es  leicht  auf;  Ammoniak  löst  jedoch 
sehr  wenig  davon. 

Es  lenkt  die  Polarisationsebene  des  Lichtes  stark  nach  linkst; 
die  concentrirte  Lösung  in  mit  Salzsäure  angesäuertem  Wasser  zeigt 
ein  Rotationsvermögen  [ä]j,  '»=:  —  88,04;  in  alkoholischer  Auflösung 
zeigt  es  so  ziemlich  dasselbe  Vermögen. 

Die  Krystalle  des  Morphins  schmelzen  in  der  Hitze  unter  Abgabe 

von  5,94  Proc.  «a  2  Atomen  Krystallwasser;  die  geschmolzene  Masse 

wird  beim  Erkalten  strahlig;  bei  stärkerer  Wärme  Terkohlt  sie. 

Die  bei  120^  getrocknete  Basis  enthält: 

Berech* 
Liebiff,  Begnmdt.  fTili^.    Laurent^},      net. 

Koblenttofl  TmTtMS  71,87  71,41  71,«6  71,40  71^71^59  71,06 

WBMenloff  6,69    6,77     6,86  6,84    6,86     6,72  6,58   6,66  6,66 

Stickstoff  4,99       „        5,01  „         „          „           „         „  '    4,91 

SaoejYtoff              „         „          „         ,,         „          „          „         „  16,85 

KrysUllwaMer,  100,00. 

ausgeCriebeD 
bei  120»        6,33    6,95     6,57    6,20       „  „  „         „  5,94. 


1)  Broohe,  Aonals  of  Pbilos.  by  Pbillipt  VI.  118. 

2)  Boocbardat,  AoD.  de  Cbim.  ei  de  Pbys.  [3]  IX.  213. 

3)  Will,  ADD.  der  Cbem.  u.  Pbarm.  XXVI.  44. 

4)  Laarent,  Ado.  de  Cbim.  et  de  Pbys.43]  XIX.  361. 

3* 


96 

Das  Morphin  uod  seine  Salie  sind  sehr  empfindlich  fflr  die  Wirkung 
exydirender  Körper. 

Die  Jodsäure  wird  selbst  in  rerdünnter  AuflOsong  davon  redticirt 
und  filrbt  die  Flflssigkeit  braun  oder  gelb  durch  Abecheidung  ▼#« 
Jod ;  Ueberjodsäure  yerhfilt  sich  ebenso.  Goldcblorid  Arbl  die  Mor- 
phinlösungen blau  in  Folge  von  Reduction  des  Metalls.  Silbernitrat 
wird  ^eichfalls  nach  einiger  Zeit  davon  reducirt,  auch  das  aberman- 
gansaure  Kali  wird  grĂĽn  davon  geĂźirbt. 

Die  Eisensalze  zeigen  eine  ähnliche  Reduction ,  die  charakteri- 
stisch fOr  das  Morphin  ist.  Wenn  man  es  als  Pulver  in  eine  concen- 
trirte,  schwachsaure  Lösung  von  schwefelsaurem  Eisenoxyd  wirft,  filrbt 
es  sich  dunkelblau.  Nach  Pelletier  entsteht  bei  dieser  Reaclion 
schwefelsaures  Morphin  und  das  Eisen  zu  Oxydul  reducirt  bleibt  in 
Verbindung  mit  einer  Sflure,  welche  aus  der  Zersetzung  eines  Theils 
des  Morphins  entsteht  (morphinsaures  Eisen).  Die  blaue  Verbindung 
ist  nicht  beständig ;  sie  verschwindet  durch  einen  U^berschuss  vod 
Säure,  durch  die  Einwirkung  von  Wärme  und  selbst  durch  Berührung 
mit  Alkohol. 

Wenn  man  schwefelsaures  Morphin  mit  verdĂĽnnter  Schwefel- 
. säure  und  Bleihyperoxyd  kocht,  bis  die  Flüssigkeit  durch  Ammoniak 
nicht  mehr  gefällt  wird,  und  man  entfernt  den  Säureüberschuss  durch 
kohlensaures  Blei  und  dann  das  Blei  durch  Schwefelwasserstoff,^  so 
erhält  man  durch  Abdampfen  der  filtrirten  Flüssigkeit  eine  braune, 
amorphe  und  schwach  bittere  Substanz  {Morphetm^)).  Dieselbe 
ist  löslich  in  Wasser,  wenig  in  starkem  Alkohol  und  röthet  Lackmus; 
sie  fällt  essigsaures  Blei  nicht  und  wird  von  Alkalien  dunkler  gefärbt. 
Durch  längere  Einwirkung  des  Bleihyperoxyds  auf  die  erwähnte  Sub- 
stanz entsteht  eine  gelbe,  saure^  zerfliessliche  Verbindung. 

Concentrirte  Salpetersäure  färbt  das  Morphin  orangeroth;  di« 
Färbung  geht  altmälig  ins  Gelbe  über.  Es  entsteht  nämlich  eine 
saure  Verbindung,  welche  mit  Kali  gekocht,  eine  flĂĽchtige  Basis >) 
entwickelt. 

Verdünnte  Schwefelsäure  wandelt  das  Morphin  in  Sulfomorphid 
.um  (S.  schwefelsaures  Morphin). 

Wenn  man  Clilor  zu  in  Wasser  vertheiltem  Morphin  leitet,   so 


1)  E.  M  a  r  c  h  a  n  d ,  Jahresbericht  vott  Berzeltus  XXV.  tMIS. 
S)  AadersOD,  Aon.  der  Ghem.  o.  Pharni.  I.XXV.  80. 


37 

ummt  es  eine  poneranxeogelbs  Farbe  tu «  hierauf  löst  es  sich  gans 
auf;  setal  man  die  Einleilung  des  Chlors  fort,  so  wM  die  Plassigkeit 
gelb  und  scheidet  dabei  Floeken  ab,  die  ibeiiweise  in  Alkohol  löslich 
sind.  — 

Jod  giekt  mit  Morphin  eine  rolbbraune  Verbindung  (t  2190). 

Wenn  man  das  Morphin  mit  ĂĽberschtlssigem  Kalihydrat  auf  200^ 
erhitzt,  destillirt  ein  basisches  Product  Ober,  welches  Methylamin ^) 
entbdt. 

Die  Jodverbindungen  des  Methyls  und  Aethyls  wirken  in  der 
Wlrme  auf  das  Morphin  ein  und  bilden  damit  Methyl-  und  Aethyl- 
morphin  (S  2131). 

Das  Morphin  ist  sehr  giftig  >)•  Man  benütsl  es  in  der  Medicin 
als  Beruhigungsmittel,  meistens  in  Pillenform. 

$2129.  SaUe  des  Morphins.  —  Man  erhalt  sie  durch 
Behandlung  des  Morphins  mit  verdünnten  Säuren ;  sie  sind  meistens 
kijslalliairbar,  leicht  löslich  in  Wasser  und  Alkohol,  unlöslich  aber 
in  Aether«  Ihr  Geschmack  ist  bitter  und  unangenehm;  sie  geben  mü 
deD  kohlensauren  Alkalien  und  Ammoniak  (welches  man  nicht  im 
Ueberscbnss  susetsen  darf)  Niederschlage  von  Morphin. 

Gerbsaure  und  Gailapfelauszug  fällen  sie  weiss,  die  Nieder- 
seblige  sind  in  Essigsaure  anflöslicb. 

Mit  Weinsäure  versetzt  und  dann  mit  einem  zweifach  kohlen« 
sanren  Alkali  übersättigt  werden  die  Morphinsalze  nicht  gefllllt 
(Oppemann). 

Fluarwasserstoffiaures  Morphin.  —  Lange  farblose  Prismen, 
schwer  löslich  in  Wasser,  unlöslich  in  Alkohol  undAether(Elderhorst). 

CUorwasserstoffiaures  Morphin^  634  Hi9NOe9  HCl  -|*  ^  M* 
—  Man  erhah  es  leicht  in  seideglanzenden  Fasern ,  löslich  in  16  bis 
20  Th.  kaltem  Wasser  und  in  weniger  als  1  Tb.  kochendem;  in  Al- 
kohol ist  es  noch  leichter  auflöslich.  Es  enthalt  14,38  Procent  «» 
6  Atome  Krystallwasser,  das  es  bei  130<^  verliert. 

Das  getrocknete  Salz  enthalt: 


i)  Wertheim,  Ann.  4«r  Cbem.  n.  Pharm.  UULIII.  310. 
S)  Yergl.  die  GiftwirkoDg  des  Morphins^  OrfUa,  Ana.  de  Cbtm.  et  de  Phje. 
â–Ľ.  S88. 


38 


Re^nmiii» 

Laurent, 

Berechnet. 

Kolilenstoff 

63,4» 

♦» 

63,4tt 

Wasserstoff 

6,42 

«» 

6,22 

Clilor 

10,72 

11,02 

11,04. 

Cklorplathisaures  Morphin,  C,4  Hto  NO«,  HCl ,  P(  CL  —  Die 
Auflösung  des  chlorwasserstofTsauren  Morphins  giebt  mit  PbÜDchlorid 
einen  gelben  coagulirten  Niederschlag,  der  sich  in  heissem  Wasser 
erweicht  und  harzig  wird ;  es  löst  sich  eine  gewisse  Menge  davon,  die 
man  krystallisirt  erhalten  kann  durch  Abdampfen  der  Lösung  bei  ge- 
linder Wärme.  (Das  Salz  enthalt  20 J 4  Proc.  Platin,  Liebig  fand 
19,5  Proc.) 

Wenn  man  Morphin  mit  Platinchlorid  erwärmt,  wird  seine  Farbe 
dunkel  oder  beinahe  schwarz^  es  entsteht  das  chlorplatinsaare  Salt 
einer  eigenthOmlichen  Basis,  so  wie  eine  dunkelbraune  Säure,  unlös- 
lich in  Wasser,  Alkohol  und  Aether,  welche  mit  Kali  und  Ammoniak 
auflösiiche  und  mit  Silberoxyd  ein  unlösliches  Salz  bildet.  (Blyth.) 

Chlor  quecksilbersaures  Horphin^),  CjiRioNOq,  HCl,  4  Hg 
Cl.  —  Wenn  man  die  wSssrigen  Lösungen  des  chlorwasserstoflsaa- 
ren  Morphins  und  des  Quecksilberchlorids  zusammenbringt,  so  bildet 
sich  ein  reichlicher,  weisser,  krystnilinischer  Niederschlag ;  die  fll- 
Irirte  FlĂĽssigkeit  setzt  nach  einiger  Zeit  seidengiftnzende  Krystall- 
bĂĽschel  in  reichlicher  Menge  ab.  Der  Niederschlag  und  die  Krystalle  be- 
sitzen dieselbe  Zusammensetzung;  sie  sind  sehr  schwerlöslich  in  kaltem 
Wasser,  Alkohol  und  Aether,  leichter  in  siedendem  Alkohol,  welcher 
die  Verbindung  in  krystallinischem  Zustand  absetzt.  Salzsilure  lOst 
es  sehr  leicht  auf  und  scheidet  es  bei  freiwilliger  Verdunstung  in 
grossen  Krystallen  ab. 

Chlorsaures  Morphin.  —  Kleine,  lange  Prismen,  die  sich  in 
der  Warme  leicht  Terandem. 

Ueberchlorsaures  Motphin,  Cj4  H19  NOe,  Cl  H  Og  -f-  4  Aq.  — 
Man  erhalt  es  durch  Sattigen  des  Morphins  mit  einem  Ueberschuss 
von  Ueberchlorsaure.  Es  bildet  weisse  Nadeln,  die  in  BĂĽscheln  ver- 
einigt sind,  löst  sich  ziemlich  leicht  in  Wasser  und  Alkohol  und 
schmilzt  bei  150<^  unter  Verlust  von  8,34  Proc.  Wasser.  Bei  höherer 
Temperatur  explodirt  es  (Boedecker). 

Jodwasserstoffsaures- Morphin,  CMHuNOg,  Hl  -f-  3  Aq.  (?). 


1)  Hl nterb erger,  Aoo.  der  Chem.  a.  Pharm.  LXXVIl.  205. 


30 

Wenn  man  eine  Aofldflung  vod  2  Th.  essigMurem  Morphin  mit  eioer 
Losung  fon  1  Th.  Jodkalium  yersetzl ,  erhält  man  kleine  glanzende 
Prismen  von  jodwasaerstoffsaurem  Morphin,  welche  ziemlich  leicht 
löslich  sind  (und  28,8  Proc.  Jod  enthalten,  Winckler). 

Jodsaures  Morphin.  —  Dieses  Salz  Iflssl  sich  nicht  daralellen. 
Wenn  man  JodsSure  mit  Morphin  in  BerĂĽhrung  bringt,  wird  Jod  frei, 
weiches  mit  dem  Morphin  die  rothhraune  Verbindung  bildet. 

Se/noefefsatire  Sähe  des  Morphins.  —  Das  Neutralsalz,  2  Cn 
HigNOe,  SsUf,  2  HO  --|-  10  Aq. ,  krystallisirt  in  farblosen  Prismen, 
die  in  seidenglilnzende  BĂĽschel  gruppirt  und  leicht  lOslich  in  Wasser 
sind.  Die  Krystalle  verlieren  bei  130^  11,87  Proc.  »^  10  Atome 
Wasser. 

Es  schein!  auch  ein  zweifach  schwefelsaures  Morphin  zu 
»istiren,  welches  man  erhüit,  wenn  man  das  vorige  Salz  mit  Schwe- 
felsäure übersättigt,, zur  Trockne  verdunstet  und  den  Deberschuss 
der  Saure  durch  Aether  wegnimmt. 

Das  Sulfotnorphid^)  ist  ein  Zersetzungsproduct  des  schwefel- 
sauren Morphins  und  scheint  zu  enthalten  C^gHs^OjeSs,  d.  h.  die 
Elemente  dieses  Sulphats  weniger  4  Atome  Wasser: 

GwH3«N,0uSj  =  2Ca4Hi9N0e,  SjOe,  2H0  —  4H0 

Wenn  man  das  Morphin  im  Deberschuss  von  verdĂĽnnter  Schwe* 
felsSure  lOst  und  die  saure  FlĂĽssigkeit  abdampft,  bis  sie  anlangt  sich 
.xo  zersetzen,  scheidet  Wasser  das  Sulfomorphid  als  weissen,  coagu- 
lirten,  unkrystallinischen  Niederschlag  ab.  Diese  Verbindung  wird 
mjt  der  Zeit  grün ,  selbst  in  verschlossenen  Röhren ;  die  Färbung 
wird  besonders  deutlich  beim  Austrocknen  der  Substanz  bei  130  oder 
150^;  sie  ist  bestäncfig  und  scheint  nicht  von  Einwirkung  der  (.uft 
faerzurOhren.  Wenn  man  sie  mit  Wasser  kocht,  so  nimmt  die  FlĂĽssigkeit 
eine  schone  smaragdgrüne  Farbe  an.  Alkohol  und  Aether  lösen  und 
Terändem  sie  nicht.  Die  flüssigen  Sauren  lösen  sie  sehr  leicht  aui^ 
aber  es  gelingt  nicht,  Verbindungen  davon  herzustellen;  concentrirte 
SSuren  verändern  sie ,  indem  sie  dieselbe  in  eiue  braune  Substanz 
umwandeln.     Die  Alkalien  zeigen  eine  ahnliehe  Wirkung: 


1)  Arpp«  (1845),  Aon.  der  Chem.  a.  Pharm.  LV.  96. —  Laurtot  und 
Gerhardt,  Ans.  de  Chim.  eC  de  Pbys.  [3]  XXIV.  112. 


\ 

I 
â–  


4t 


^VP^ 

I^omr. 

^  Ger^Ăźf^i, 

■•ncha^. 

KolĂĽeutoff 

6i,n    61,13 

6a,o 

•*,» 

Wattentoff 

tt,88      5,58 

5,8 

*»7 

Stickttoff 

3,96        ,, 

1» 

*.* 

Schwefel 

5,86      5,65 

»,* 

»1« 

Saaentoff 

if          «t 

11 

»,» 

160,0. 

Das  SulfoiDorphid  ist  nicht  flOcbtig;  auf  PlatiDblech  erhilil, 
Nefert  es  eine  sehr  roluminOse  Kohle ,  die  äusserst  schwierig  Ter- 
brennbar  ist. 

Das  salpetersaure  Morphin.  —  Man  erhalt  es  mit  Terdünnter 
Salpetersäure  in  sterntorroig  gruppirlen  Nadeln,  lOslich  in  1^/,  Th. 
Wasser. 

Das  phospkorsaure  Morphin.  —  Es  scheinen  swei  Sake  xu 
existirenO«  Das  Neutralsalz  krystallisirt  in  Würfeln,  das  saure 
bascheUbrmig. 

Dhs  phosphorsaure  Natron  erseugt  in  den  Morphinsalsen  einea 
krystallinischen  Niederschlag,  leicht  löQÜch  in  Salzsäure. 

Das  croconsaure  Morphin.  —  Ein  gelbes ,  krystalliniscbes 
Salz.  — 

Das  kohlensaure  Morphin^),  —  Wenn  man  Morphin  in  durch 
starken  Druck  mit  Kohlensäure  gesättigtes  Wasser  trägt,  so  löst  sich 
die  Basis  auf,  und  wenn  die  FlĂĽssigkeit  stark  abgekĂĽhlt  wird ,  so 
scheidet  sie  kurze  Prismen  von  kohlensaurem  Morphin  ab,  auflöslicb 
in  4  Th.  Wasser«  Es  zersetzt  sich  in  der  Wärme.  Die  kohlen- 
sauren Alkalien  fällen  aus  den  Morphinsalzen  nur  freies  Morphin. 

Das  ameisensaure  Morphin.  —  Kleine  Prismen  von  bitteren 
Geschmack,  leicht  löslich  in  Wasser. 

Das  eyanwassersioffsaure  Morphin.  —  Es  ist  noch  nicht  dar- 
gestellt worden.  Wenn  man  ein  Gemenge  der  alkoholischen  Lösun- 
gen von  Ferrocyanwasserstoffsäure  und  Morphin  stehen  lässig  so  erhält 
man  endlich  sehr  veränderliche  Nadeln  von  ferroeyamoassersio/f'^ 
saurem  Morphin. 

Mischt  man  die  wässrigen  Auflösungen  von  Ferridcyankalium 
und  chlorwasserstoffsaurem  Morphin,    so  erhält  man  einen  gelbea 


1)  Pettenkofer,  Bepert.  f.  Pharm.  IV.  45. 

S)  Choulant,  Ann.  d.  Pfayt.  t.  Gilbert  LVI.  348;  LIX.  419. 


41 

krfsUUMUseken  NkderMklag  ?od  ferriie^mmMis^iieffMwr^m  Mtmr 
pkm.     Dm«s  Sah  ist  ebeofeUs  sehr  «cffladerliclK 

Das  €jfaawr$mir€  M^rphm.  —  Klein«  Pmm^fi »  gewöbolick 
nit  freier  CTanursftureveruoreiaigl;  sie  lerselsen  eich,  wenn  bma 
sie  araittkrystallisiren  aucbt  (Eiderboret)* 

UM%sulfo4qf4mmas$ersiaffMai0reMorphm^)^  C^lIisNOg,  CrHS). 
—  Man  erhalt  es,  wenn  man  eine  alkoholische  Morphiolosung  dureb 
Biissig  concentrirle  Snlfocjfanwasserstoffsflure  sfltĂĽ^t.  Es  bihi#4 
Ueioe,  glänzende«  klare  Nadeln,  die  schon  bei  100^  scbmehen. 

Das  SoUscyankaliiun  trObi  die  neulralen  Lösungen  des  Morphins 
nichi  (Oppennann). 

Das  hamsmure  Morphin  ')• — Man  erhäiies,  wenn  man  Morphin 
mit  Bamsfture  und  Wasser  kocht  Die  Lösung  kochend  filtrirt,  seUl 
kurze ,  concentrisch  gruppirte  Prismen  ab.  Dieses  Salz  kann  ohne 
ÂĄerindening  niehl  urokrystalUsirl  werden. 

EssigsoMres  Morphin.  —  Es  krystallisirt  durch  freiwillige  Ver- 
dunstung >)  in  btiscbelftlnuig  gruppirten  Nadeln ,  leicht  auOöslich  in 
Wasser,  weniger  ia  Alkohol.  Ihre  Auflösung  zersetzt  sich  zum  Theil 
beifli  Abdampfen  in  der  Wärme  unter  Entwicklung  von  Essigsäure 
q^id  Absatz  von  Morpbinkrystallen;  bei  raschem  Abdampfen  hat  der 
Rfckstand  das  Ansehen  eines  Firnisses. 

If^^wobuaure Morphin*^). —  o.  Neutralsalz,  2C84H|9NOe, 
CgH«0|2-|-6Aq.  Wenn  man  Morphin  mit  Lösung  von  doppeltwein- 
saurem  Kali  sättigt,  bis  sie  Lackmuspapier  nicht  mehr  verändert^  so 
evMUman  durch  Concentriren  anfangs  Krystalle  von  doppeitweinsaurem 
Kali  •  dann  warzenlbrmige  Krystalle  von  neutralem  weinsaurem  Mor- 
phin und  zuletzt  neutrales  weinsaures  Kali.  Man  erhalt  gleichfalls 
neutrales  weinsaures  Morphin,  wenn  man  Morphin  mit  Weinsäure 
und  die  Lösung  langsam  abdampft. 

Das  neutrale  weinsaure  Morphin  verwittert  bei  ungefähr  20^  und 


1)  Dollfus,  Ano.  der  Ghem.  o.  Pharm.  LXV.  —  D.  nimmt  in  diesem  Salz 
1  Atom  Watser  an,  allein  ich  glaube,  dasa  das  bei  90^  getroeknete  Salz  wasserfrei  ist 
«od  data  Dolllua  einen  Verlost  am  KohlenatolT  halte.  (Analyae  dea  hai  IKK  gelrock- 
MleaSalaet:.  Kobleoataff 00,06*,  Waaseratoff  5,8.  Formel  des  trod^nen  Salsea: 
Eobleoaloff  6S,8 ;  Waaaersleff  5,8.) 

8)  Elderhorst,  Ann.  der  Chem.  n.  Pharm.  LZXIV.  77. 

3)  Merck,  Aas.  der  Cham.  n.  Pharm.  XXIV.  46. 

4)  Arppe,  iooro.  f.  prafct.  Chem.  Uli.  331. 


42 

?«rlierl  b«i  130<^  allee  KrystallwaBser  (6,8  Proc.  a»  6  Alone).  Es 
ist  auflOslich  in  Wasser  und  Alkohol.  Seine  wlfssrige  Lösung  wird  weder 
durch  ätzende  Alkalien  noch  durch  kohlensaure  geftflU;  Cblorcaicium 
filllt  es  ersl  auf  Zusatz  von  Kali  (nicht  Ammoniak).  Erhitzt  bis  130^ 
oder  140<^  zeigt  das  Salz  elektrische  PolariUit. 

ß.  Das  saure  Salz,  CaiH^^NOe,  €gH|(Ois  -|-  Aq.  Es  ent- 
steht durch  Zusatz  von  1  Atom  Weinsaure  zu  1  Atom  des  vorher- 
gehendf^n  Salzes.  Durch  freiwilliges  Verdunsten ,  setzt  es  sich  ab 
als  lauge,  abgeplattete  und  in  Büschel  gruppirte  roctanguläre  Prismen. 
An  der  Luft  getrocknet  enthalt  es  I  Atom  »>  1,99  Proc.  Wasser, 
was  es  unter  140^  abgiebt. 

Das  asparangmsaure  Morphin.  —  Es  ist  löslich  In  Wasser 
und  wird  durch  Austrocknen  in  eine  gummiartige  Masse  verwandelt, 
welche  zuweilen  Anzeigen  von  Krystallisatiun  zeigt. 

Das  mekansaure  Morphin.  Es  ist  wahrscheinlich  im  Opium 
enthalten.  Es  ist  nicht  krystallisirbar ,  leicht  löslich  in  Wasser  und 
Alkohol.     Man  benĂĽtzt  es  in  England  als  Arzneimittel. 

Das  valeriansaure  Morphin.  Es  vermag  sehr  grosse  Krystalle 
zu  bilden  vun  fettem  und  butterarligem  Ansehen  und  starkem  Geruch 
nach  Valeriansaure.  (Die  Krystalle  gehören  dem  rhombischen  System 
an  und  sind  stets  hemiedrisch.     Beobachtete  Combination  ^)  ,   oo  P. 

00  P  oe  .  P  00  . —      Winkel  nach  annähernder  Messung,  oo  P:  oo 

P=  100«;  P  00  :Poo=  125«  47';  P  oo  :— =«  148*28';  — : 

00  p=  1300.) 

Das  hippursaure  Morphin^  —  Nicht  ki7stallisirbares  Salz. 

Das  mellilhsaure  Morphin^)*  —  Das  saure  Salz  erhfllt  man 
als  feine  Nadeln,  wenn  man  das  Morphin  in  der  WArme  in  einer  con- 
centrirten  Lösung  von  Melliusaure  auflöst.  Es  ist  unauflöslich  in 
Alkohol  und  Aether,  leichter  in  kaltem  Wasser,  als  in  kochendem. 
Kali  und  Ammoniak  lösen  es  leicht  auf.  Es  hat  bei  der  Analyse  25,2 
bis  24, (>  Proc.  Mellinsäure  ergeben. 

Das  galluagerb^aure  Morphin.  —  Ein  weisses  Gerinnsel,  wel» 
ches  sich  beim  Versetzen  eines  Morpbinsalzes  mit  frischer  Auflösung 


1)  Pasteur,  Ado.  de  Cbim.  et  de  Phys.  [3]  XXXVItl.  400. 

2)  Karmrodt,  Ano.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXXI.  164. 


43 

TOB  Gerbsitire  oiederschlägt.     Wenn  diese  Auflösung  schon  lungere 
Zeit  bereHel  ist,  trQbt  sie  die  Morphinsalze  nicht  (Berzelius). 

Gejodete  Derivate  des  Morphins. 

i  2130.  J0domorphm^),  iC,«  Hig  NO«,  31,  (?).  —  Bin  Ge* 
menge  Ton  gleichen  Theilen  Jod  und  Morphin  lOst  sich  vollstjfndig 
beim  Kochen;  die  braune  Flttssigkeit  ist  sauer  und  setzt  bei  freiwilli« 
gern  Verdunsten  Jodomorphin  ats  röthlichbraune  Substanz  ab;  die 
Mutterlauge  liefert  Krystalle  von  juilwasserstofTsanrem  Morphin. 
Man  erhalt  auch  Jodoniorphin ,  wenn  man  zu  einer  Auflösung  von 
schwefelsaurem  Morphin  Jod  setzt  und  die  FlĂĽssigkeit  erwflrmt.  Un- 
löslich in  der  Kälte  in  sauren  oder  alkalischen  Flüssigkeiten ,  löst  es 
sich  in  der  Wflrme  und  schlagt  sich  beim  Erkalten  nieder ;  die  flitrir- 
ten  PIflssigkeilen  enthalten  nur  Spuren  von  Morphin. 

Das  Jodomorphin  enthält: 

Pelletier.  Berechnet. 

Jod  i)  35,34  39,87. 

Wenn  man  Jodomorphin  mit  Quecksilber  abreibt  und  die  Be- 
rttbmog  durch  etwas  Alkohol  unterstĂĽtzt ,  so  verliert  es  seine  Farbe 
beiaabe  gftnzlich  und  das  Quecksilber  ist  in  Jod^r  verwandelt.  Die 
Masse  in  Alkohol  aufgenommen  giebt  eine  schwach  arobraförbige, 
die  beim  Abdampfen  eine  amorphe  Masse  von  iaiber  Farbe  absetzt. 
Diese  Substanz  scheint  zuerst  geschmacklos  zu  sein,  entwickelt  aber  bald 
einen  brennenden  und  anhaltenden  Geschmack.  Es  ist  unlöslich  in 
kaltem  Wasser,  aber  kochendes  löst  eine  merkliche  Menge  davon  auf. 
In  Alkohol  ist  es  leichter  löslich.  Es  ist  leicht  löslich  iu  alkalischen 
Flüssigkeiten ,  selbst  in  ganz  schwachem  Ammoniak ,  unlöslich  aber 
in  Säuren.  Bei  Bebantllung  mit  salpetersaurem  Silber  giebt  es  viel 
Jodid.  Beim  Erwärmen  sclimilzt  es  und  zersetzt  sich  nachher  unter 
Entwicklung  von  Ammoniak  ohne  Spur  von  Jod. 

Die  vorhergehende  Substanz  enthält  stets  veränderliche  Mengen 
von  Jodquecksilber. 

Methyl-,  Aethyl-Derivate  des  Morphins. 
S  913t.    Jodmethyl  und  »Aethyl  wirken  auf  das  Morphin,  indem 


1)  Pelletier  (1836),  Ann.  de  Cbim.  et  de  Phys.  LXIII.  I8Ă–. 
9)  Beslimmt  durch  ealpelerseures  SUber. 


u 

sie  neue  jodwassenloffsaiire  B«mo  bilden  ^) ,  welche  Morphin  der*' 
BlelleD,  worin  1  Atom  Weesenlofr  diireb  Methyl  oder  Aelhyl  ereetiC  iet« 
hM  jodwassersloffiaure  Aeihjfl-Marphm,  €34  B|g  (C^  Hi)  NO«« 
HI  -f-  3  Aq.  y  erzeugt  sich  schnell  als  krystallinisches  Pulver  durch 
die  Wirkung  eines  Gemenges  ?on  Jodmethyl ,  Morphin  und  Alkohol* 
Es  ist  leicht  löslich  ia  heiseem  Wasser  und  scheidel  sich  bei«  Er- 
kaken  in  farblosen  reclanguliren  Nadeln  ab.  Die  KrystaHe  enthal- 
ten 4« 04  Procent  =9  2  Atome  Wasser,  das  sie  bei  100^  verKenm,  sie 
enthalten : 

IfMcr.  fiereciinet. 

Kohknttoff         S0,A7  60,57 

WaMentoff  5,36  5,15 

Jod  S9,66  29,57. 

Nil  Silberoxyd  bebandelt  liefert  dieses  Salz  eine  braune  amorphe 
Masse;  dieselbe  wird  schnell  angegriOen  durch  lodmeĂśiyU 

h^sjodwatser^ioffsaure  Aeikyl-Morpkm  enlhftlt  Cgi  Hig  (C4  H«) 
NOg,  H I  -|-  Aq.  Um  es  zu  erhalten«  erwflrml  man  in  einer  geschloo» 
senen  Röhre  im  Wasserbad  ein  Gemenge  von  fein  gepulvertem  Mor- 
phin, JodSthyl  und  etwas  absolutem  Alkohol  sechs  Stunden  lang« 
Wenn  die  Reaction  beendigt  ist «  hat  man  nach  dem  Erkalten  eitte 
weisse  krystalliniscbe  Masse  /  wovon  man  hierauf  den  Uebersdmss 
von  Jodaihyl  trennt.  Nachdem  man  die  Masse  mit  etwas  Alkohol 
gewaschen  hat,  lOst  man  sie  in  siedendem  Wasser;  dieses  scheide! 
beim  Abktthlen  feine  Nadeln  ab,  welche  1,98  Proc«  -»  1  Atom  Krf* 
stallwasser  enthalten.     Das  getrocknete  Salz  enthftk : 

Bow,  Berecbnet. 


Kobleotloff 

51,45 

51,71 

Watsentoff 

5,74 

5,U 

Jod 

28,59 

28,gl. 

Dss  jodwasserstoffsaure  Methyl"  Morphin  ist  schwer  löslich 
in  absolutem  Alkohol,  leichter  in  gewöhnlichem  Alkohol,  leicht  löslich 
in  siedendem  Wasser  und  unveränderlich  an  der  Lylt.  Seine  wSss- 
rige  Lösung  wird  weder  durch  Kali,  noch  durch  Ammoniak  geMU>). 
Silberoxyd  zersetzt  es  vollständig;  die  filtriite  Flüssigkeit  ist  gefärbt, 

1)  How  (1853),  Tbe  Qaart.  Jooni.  of  tbe  Chemie«  Soe.  VI.  1S5.  Im  Aotina 
Ann.  der  Cbem.  11 .  Pharm.  LXXXVIII.  336. 

S)  Dieaes  Verhalieo  acheint  aaiuieisao,  data  die  Baaia  dea  jodmaaentoflbasrea 
Aethylmorphiaa  dem  Hydrat  dea  Tetritbyl»Ammoaiama  eotapricht.    Die  Grappimaf 


«6 

äizeni  und  Mntcrbflsl  heim  AbAmipiftB  eme  sehr  dimhel  gafirbte 
a»Mphe  Masfe. 

Dm  joäwnserst^ffmm^  j4mft*  Morphin  ist  nodi  Dtekt  darge* 
«(•Ht  wiifrieii.  Wean  «nan  Moi^pbiii  mH  Ghloramyl  14  Tage  lang  mit 
•CwasAiktfiMi  eriiiut,  hat  man  nur  RrydiaHe  ton  ehlorwassen4olliatH> 
ren  Horphio  erhailett  und  olMie  Zweifel  mich  AmyHiydral  (geWIdei 
Mf  Koelett  des  KryttaUwaeaert  des  Merpliins). 

Codein  uud  seine  Verbindungen. 

%  9132.  G«d  ein,  C,«  Hu  NO«  +  2  Aq.  —  Robiqueti)  erbieh 
diese  Basii  2«gleieh  nrit  deiii  Horpbfti  bei  Behandlung  des  Opiiims 
Dach  dem  Verfahren  von  Robertson.  Di«  coiieenlrirte  Infusion  des  Opi* 
oBiSfrird  dor^hCMorcaleiuni  tersetzt ;  dadurch  ffflU  oiekonsaurer  Kalk 
nidder,  den  man  dnrcb  Pihriren  trennt  und  chlorwasserstoffsaures 
Codein  und  Morphin  bleiben  in  Auflirsung.  Man  verdampft  die  Fltts* 
•igkeit  zur  Kryslailiaatibn  und  reinigt  die  Krystalle  durch  Thierkoble. 
Das  Prodttct  wird  hierauf  in  Wasser  aufgelöst  and  durch  Ammoniak 
gattllt ;  dies  scheidet  den  grOssten  Theil  des  Morphins  ab ,  der  auf 
wmHBt  Filter  gesammelt  wird  and  Hsst  sSmmtHches  Codeln  in  Auftosung. 
Um  vardampfl  die  Fhlssigkeit  im  Wasserbad  bis  das  oberschossige 
ASMBoniak  veijagt  ist;  was  nodi  an  Morphium  gelost  ist,  fiRlIt  dabei 
gkidhfalls  nieder.  Hierauf  concentrirt  man  die  Salzlösung  und  fililt 
sie  darch  Aetzkali;  der  Niederschlag  von  Codein  wird  gewaschen,  ge* 
tröctaaet  und  in  Aether  gtelost,  der  es  in  KrystaHen  abscheidet. 

Nach  den  fieobathtangen  von  Anderson  macht  das  Codein  nur 
y^  bis  Yi«  des  Morphins  aus;  es  ist  in  der  ammoniakalischen  FItts* 
s^keit  mit  einer  gewissen  Menge  Salmiak  gemengt ,  den  man  durch 
Ealt  zersetzen  muss«  um  das  Codein  zu  erhalten.  Es  ist  jedoch  gat, 
die  FlOssigfceit  zuvor  zur  Krystallisation  zä  verdampfen  und  die  aus* 
geschiedenen  KrystaHe  aoszupressen ,  wobei  der  grösste  Theil  des 
Salmiaks ,  ab  das  loslicbere  von  beiden  Salzen ,  in  Auflösung  bleibt. 


Cm  Hig  O«  toi  Morplini  io  VeH)iDdaDg  mit  Stickstoff  seheint  demnach  das  AcqniTalent 
voD  3  AtenMD  WasMrelogza  seia. 

1)  Robiquet  (1832),  Ann.  de  Chim.  et  de  Phys.  LI.  259.  Ann.  der  Chim. 
a.  Pharm.  V.  106.  —  Couerbe,  Add.  de  Cbim.  et  de  Phys.  LIX.  158.  —  Reg- 
oault  XXVI.  44.  —  Gerhardt,  Revue  scieotif.  X.  203. ->  Anderson,  Ann. 
der  Chem.  a.  Pharm.  LXXVI.  341  u.  Compl.  rend.  des  trav.  de  Chim.  1850,  S.321. 

Das  Wort  CodeTo  kommt  vom  f  ri«ebisehed  iMii^  Mohakopf. 


46 

Maii  kann  dieses  Salz  gani  beseitigen ,  wenn  man  die  KryslaUi^allon 
mehrmalfl  wiederholt  und  die  Krystalle ,  welche  man  hierauf  erhalt, 
sind  reines  chlorwassersloCTaaures  Codelo;  wenn  es  sich  indessen 
darum  handelt»  säromlliches  GodeYn  auszuziehen,  wfirees  nicht  zweck* 
rnĂĽssig,  die  Operation  so  weit  zu  fĂĽhren ,  indem  der  Unterschied  in 
derAuflöslichkeit  beider  Salze  so  gering  ist,  dass  man  zu  viel  Codein 
verlieren  wĂĽrde;  wiederholt  man  dagegen  die  Kryttaitisation  nicht 
Ober  ein  gewisses  Maass,  so  findet  gar  kein  Verlust  statt,  und  der 
grOsste  Theil  des  Salmiaks  ist  beseitigt,  was  die  ferneren  Operationen 
wesentlich  erleichtert.  Man  löst  hieranf  die  Krystalle  in  kochendem 
Wassei*  und  filgt  concentrirte^AetzkalilOsung  in  Ueberscbuss  zu;  das 
CodeYn  schljigt  sich  hierauf  zum  Theil  als  eine  ölartige  Masse  nieder, 
die  allmalig  ers(an*t,  zum  Theil  scheidet  es  sich  in  krystallisirtem 
Zustand  beim  Erkalten  der  Flüssi^'keit  ab*  Diese  liefert  beim  Ab» 
dampfen  eine  neue  Menge  Ki7stalle;  zuletzt,  wenn  die  Mutterlauge 
auf  ein  ganz  kleines  Volum  gebracht  ist ,  erstarrt  sie  beim  Erkalten 
zu  langen,  seidengl^nzenden  Nadeln  von  Morphin ,  das  der  KaliOber* 
schuss  in  Losung  gebalten  hatte.  Eine  gewisse  Menge  des  Morphins 
scheint  jeder  Zeit  mit  dem  CodeTn  in  Lösung  zu  bleiben;  wenigsleas 
bat  es  Anderson  in  allen  Mutterlaugen  gefunden,  die  er  untersuchte. 

Die  auf  angegebene  Weise  mit  Kali  niedergeschlagenen  Krystalle 
des  CodeYns  sind  stets  mehr  oder  weniger  geftrbt.  Man  reinigt  sie 
durch  Auflösen  in  Salzsäure,  Aufkochen  mit  Thierkohle  und  Wieder- 
Allen  durch  einen  schwachen  Ueberscbuss  von  Kali.  Man  löst  den 
Niederschlag  wieder  in  Aether  auf.  um  das  Morphin  abzuscheiden, 
welches  ihm  noch  anhängen  könnte;  wasserhaltiger  Aether  ist  zu 
diesem  Behuf  am  besten ;  ist  der  Aether  verdampil ,  so  bleibt  eins 
syrupartige  Masse  zurĂĽck,  die  nicht  krystallisirt.  Wenn  der  Aether 
wasserfrei  ist,,  löst  er  das  Codein  weit  schwieriger  und  giebt  bei  der 
Verdampfung  kleine  Krystalle  von  wasserfreiem  Codein« 

Winckler  i)  empfiehlt  zur  Darstellung  des  Codeins  auf  folgende 
Weise  zu  verfahren :  man  erschöpft  das  Opium  mit  kaltem  Wasser, 
fillll  das  Morphin  mit  Ammoniak,  hierauf  die  Mekonsaure  durch  Chlor- 
calcinm  und  endlich  die  Hirbenden  Substanzen  durch  basisch  essig- 
saures Blei.  Nachdem  man  den  Ueberscbuss  des  Bleies  durch  Schwe- 
felsäure weggenommen  hat ,  fügt  man  zur  filtrirten  Flüssigkeit  einen 


1)  Winckler,  Reperl.  f.  Pbarm.  XLIV.  459. 


47 

Uebergchuss  von  Aetzkali  und  Oberfalsst  das  Gemenge  dem  Zuiriil  der 
Luft,  bis  es  mit  Kohlensaure  gesättigt  ist.  Sodann  schfltlell  man  mit 
Aelher,  der  sich  des  CodeYns  bemächtigt. 

Merck  ^)  Mit  das  Gemenge  ?on  salzsaurem  Morphin  und  CodeYn 
mit  Natron ,  behandelt  den  Niederschlag  mit  kaltem  Alkohol ,  sHtligt 
die  alkoholische  Losung  mit  Schwefelsäure,  nimmt  den  Alkohol 
durch  Destillation  weg  und  setzt  zum  RĂĽckstand  kaltes  Wasser,  bis 
TrĂĽbung  eintritt.  Hierauf  flitrirt  er,  verdampft  dasPiltrat  zurSynip- 
consislenz  und  schĂĽttelt  den  RĂĽckstand  mit  ĂĽberschĂĽssigem  Kali  und 
Aetber.  Dieser  lOst  das  CodeYn  und  scheidet  es  durch  freiwillige 
Verdunstung  wieder  ab;  man  reinigt  es  mit  Alkcriiol  ?on  einer  ĂĽlar- 
tigeo  Substanz,  ^ie  es  verhindert  zu  krystallisiren. 

t  2133.  Das  CodeYn  lässt  sich  im  Zustande  des  Hydrats  und 
wasserfrei  erbalten.  Die  Krystalle  des  ersteren  enthalten  6  Procent 
2  Atome  Krystallwasser  (5,7  Proc.  nach  Liebig)  und  gehören  dem 
rhombischen  System  an  *).   (Aus  Alkohol  krystallisirt  zeigen  sie  die 

Combination  od  P.  o  P.  Pco  .  Poo  ;  und  aus  Wasser  die  Combination 

00   P.  P  00  .    Vs  P  <»  •     Neigung  der  Flächen,  oo  P  :  x>  P  =  87<> 

40';  P  OD  :  0  P  —  141^  37';  P  oo  :  o  P  —  UO«  23' j  Vj  P  od  : 
oP  as  iSno  25'.  Parallel  spaltbar  oP.)  Die  wasserfreien  Krystalle 
scheiden  sich  aus  wasserfreiem  Aether  als  reclangulĂĽre  Oktaeder  ab 
mit  sehr  starker  Abstumpfung  parallel  der  Grundfläche  und  einigen 
andern  Abänderungen ;  sie  schmelzen  bei  150^« 

Das  CodeYn  ist  im  Wasser  bedeutend  leichter  auflOslich  als  Mor- 
phin, besonders  in  kochendem;  100  Theile  Wasler  von  16^  lOsen 
1,26  Th.  Mit  einer  unzureichenden  Menge  Wasser  erhitzt,  schmilzt 
es  zur  olartigen  Masse,  die  sich  an  den  Grund  der  FlĂĽssigkeit  begiebl. 
Alkohol  und  gewohnlicher  Aether  losen  es  leicht  auf.  Die  alkoholische 
Auflösung  des  CodeXns  kehrt  die  Polarisationsebene  des  Lichtes  be« 
trflchtlich  nach  links');  [a]  j  sas  —  118^  2';  Säuren  ändern  dieses 
Drehungsvermögen  kanm. 

Es  ist  nicht  ganz  unlöslich  in  Kali«  fs  ist  auflüslich  in  Ammo* 
i,  doch  nicht  mehr  als  in  reinem  Wasser. 


i)  H  erek,  Ana.  der  Cbem.  a.  Pharm.  XI.  279. 

2)  Hiller,  Ann.  der  Cbem.  u.  Pharm.  LXXVIl.  380.  —  Kopp,  Einleit.  in 
die  Krysull.   S.  SM. 

3)  Booebardato.  Boodet,  Joora.  de  Pharm.  [3]  XXIII.  293. 


18 


Das  krystalKstrt«  Gödeltn  enthslt : 

G&rkardi, 

Kohleoaloir  67,77  67,87 
Watseratoff  7,69  7,8S 
Sticbftoff 
Ssttentoff 


tt 


tt 


»» 


»f 


Getrocknet  enthalt  e» : 


lobleosloff 
WMseretolT 
StickHofr 
Sauenloff 


70,36 
7,56 
6,35 


71,59  72,10 
7,«  7,17 
5,33 


*f 


Andenon, 


IttgnauU, 

73,31 
7,19 
4,69 


Bereeboei. 

68,13 
7,95 
4,41 

96,91 

100,06. 


79,93    73,18    73,37 
7,93      7.93      7, 
4,89      4,89 


•I 


Kohleottoff 
Wasserstoff 
Stickstoff 
Sauerstoff 


71,91  72,69 
7,08  7,04 
4,41       4,60 


79,09  79,69 
7,04  7,16 
4,50 


fi 


ff 


ff 


ff 
ff 


ff  >» 

Bereckoet. 

79,94 

7>09 

4,68 
16,08 

106,00." 


Vf 

»f 


Das  Codein  ist  eine  starke  Basis  und  steill  rasch  die  blaue  Parte 
des  ger6theten  Lackmuspapiers  wieder  her,  es  Mit  die  Oxyde  des 
Bleies^  Kupfers,  Eisens,  Kobalts,  Nickels  und  andrer  Metalle  aus 
ihren  Auflösungen. 

Wenn  man  das  CodeYn  in  Qberschdssiger  Schwefelsäure  von 
mittler  SlXrke  auflöst  und  die  Losung  im  Sandbad  digerirt ,  verdun- 
kelt sich  allmälig  seine  Farbe  und  giebt  nach  einiger  Zeit  mit  koh- 
lensaurem Natron  einen  Niederschlag,  was  die  Salze  des  CodeTns 
nicht  thun.  Der  so  erhaltene  Niederschlag  ist  modificirtes  oder 
amorphes  CodeYn,  ähnlich  dem ,  welchen  man  aus  Chinin  mit  Uber- 
schĂĽsslger  SSure  erhallt.  Wenn  man  mit  Sorgfalt  die  Temperator 
des  Gemenges  von  CodeYn  und  Schvirefelsäure  leitet,  so  tssst  sich  das 
amorphe  CodeYn  in  reinem  Zustand  erhallen.  Wenn  man  die  Wir- 
kung eine  Zeil  lang  unterhalten  hat,  so  setzt  man  kohlensaures  Natron 
hinzu,  sammelt  den  so  erhaltenen  grauen  Niederschlag  auf  dem  Filter, 
wflscht  ihn  mit  Wasser^  löst  ihn  in  Alkohol  tind  Mit  die  Auflösung 
mit  Wasser.  So  dargestellt,  ist  es  ein  graues  Pulver  mit  einem  mehr 
oder  weniger  grünlichen  Reflex,  unlöslich  in  Wasser,  leicht  auflösiicb 
in  Weingeist«  aber  durch  Aether  wieder  daraus  filllbar.     |)s  schmilzt 


49 

bei  100^  zur  schwarzen  harzigen  Hasse.  Es  löst  sich  leiehi  in  Süu- 
reo  zu  amorpbeo  Salzen,  die  beim  Abdampfen  zu  braunen  Harzroasseo 
verdampfen. 

Wenn  man  die  Einwirkung  der  Schwefelsflure  auf  das  CodeYn 
veriflngerl,  so  erhalt  man  eine  dunkelgrüne  Masse,  ähnlich  der, 
welche  Morphin  und  Narkoün  unter  denselben  Umständen  liefern. 

Salpetersäure  liefert,  je  nach  ihrer  Concentration,  eine  Nilrobase 
($  2139)  oder  ein  gelbes  Harz,  loslich  in  Alkalien. 

Chlor  und  Brom  greifen  das  CodeYn  an  und  bilden  damit  neue 
gechlorte  oder  gebromte  Basen  (§  2135). 

Jod  wirkt  auf  das  CodeYn  unler  Bildung  einer  eigenthOmlichen 
Verbindung  (S  2138). 

Wenn  man  das  CodeTn  mit  Kalihydrat  bebandelt  bei  gelinder 
Wärme,  so  liefert  es  mehrere  flüchtige  Basen,  unter  denen  man  Me- 
thylamin und  das  ihm  homologe  Tritylamin  bemerkt ;  es  entwickelt  sich 
auch  Ammoniak  in  veränderlicher  Menge  je  nach  den  Umständen  der 
Operation.  Man  erhält  gleichfalls  in  kleiner  Menge  eine  krystallisirte 
flĂĽchtige  Basis.  Der  RĂĽckstand  ist  braun  oder  schwarz.  Diese  Pro- 
ducte  sind  mehr  das  Resultat  einer  zerstörenden  Wirkung ,  als  einer 
einfachen  Metamorphose. 

Die  alkoholische  Lösung  des  CodeYns  absorbirt  Cyangas  und  er- 
zeugt CyanocodeYn  (S  2140). 

Jodäthyl  greift  das  CodeYn  in  der  Wärme  an  und  bildet  damit  jod- 
wasserstoffsaures AethylcodeYn  ($  2141). 

Das  CodeYn  hat  eine  heftige  Wirkung  auf  den  tliierischen  Orga- 
nismus. In  einer  Gabe  von  2  bis  3  Decigramm  bewirkt  das  Salpeter- 
säure CodeYn  eine  ähnliche  Erregung  des  Geistes,  wie  die  berauschen- 
den Gifte,  begleitet  von  einem  Jucken  über  den  ganzen  Kört)er.  Diesem 
Zustand  folgt  nach  einigen  Stunden  eine  unbehagliche  Abspannung 
mit  Ekel  und  zuweilen  Erbrechen  (Gregory).  Einige  französische 
Aerzte  benutzen  das  CodeYn  als  Beruhigungsmittel;  es  verschafft  den 
Kranken,  wie  man  angiebt,  einen  woblthätigen,  ruhigen  Schlaf,  dem 
nicht  jene  Schwere  des  Kopfes  folgt,  wie  beim  Gebrauche  des  Morphins. 

t  2134.  Salze  des  Codeins.  —  Die  Säuren  lösen  das  CodeYn 
leicht,  indem  sie  damit  grossentheils  krystallisirbare  Salze  bilden* 
Diese  Salze  schmecken  sehr  bitter ,  werden  von  Salpetersäure  nicht 
gerOthet  und  von  den  Eisensalzen  nicht  gebläut.  Kali  fällt  daraus  Co- 

Gerbardt,  Gbeaie.  IV.  4 


n 


56 

deYn;  AtHiMniak  Ăźilh  sie  nicht  immittelbar  uihI  erst  nach  einiger  ZeK 
kommt  e»  zur  Absch^Didung  kleiner  durchsidiligerKrysCaUeTonCodefln. 

Galljfpfeliiifusion  tsA\i  sie  unmittelbar. 

Die  Analyse  i^iner  grossen  Zahl  der  GodeTn»a<ze  vierdanken  wir 
Anderson. 

ChhrwüS9€rsioffsmires  Codein,  Cge  Hjn  NOu,  HCl  -|-  ^  Aq.  — 
Blan  erhKlt  es  leicht  durch  Sättigung  ton  verdünnter  warmer  Salzsäure 
mitCodeYn.  Wenn  die  Auflösung  hinreichend  concentrirt  ist,  so  erstarrt 
sie  fast  gnnz  beim  ISrkalten;  wenn  sie  verdCftinter  ist,  set^t  sich  das 
Salz  in  sirabligen  Gruppen  ab,  welche  ans  kurzen  Nadeln  bestehen, 
die  iinlei'  dem  Mikroskop  als  viei^seitige  Prismen  mit  zugeschfirflen 
Enden  erscheinen.  Man  erhält  es  nie  in  grossen  Krystallen,  selbst  wenn 
man  mit  grossen  Quantitäten  arbeitet.  Diese  Rrystalle  losen  sich  in 
ihrem  zwanzigfachen  Gewiclile  Wasser  von  lö^ö  und  in  weniger  «le 
ihrem  gleichen  Gewichte  kochendem  Wasser. 

Sie  veilieren  bei  100<^  1  Atom  Wasser,  die  drei  andern  Atome 
entweichen  erst  bei  \21^j  allein  das  Salz  verliert  dabei  zugleich 
Säure  und  reagirt  nun  alkalisch. 

Chlorplaimsaures  Codein,  CssHaiNO«,  HCl,  IHCl,  -|-  4  Aq. 
—  Es  entsteht,  wenn  man  Platinchlorid  zu  einer  massig  conceniririea 
Losung  von  chlorwasserstoffsaurem  CodeYn  setzt;  es  schlägt  sieb  dann 
als  blassgelbes  Pulver  nieder.  Wenn  man  den  Niederschlag  in  der 
FlĂĽssigkeit  l.lsst,  oder  noch  besser,  wenn  man  ihn  auf  einem  Filter 
sammelt  und  feucht  erhält,  fängt  er  an,  sein  Aussehen  zu  verändern, 
es  erscheinen  dunklere  Flecken  und  das  Salz  verwandelt  sich  allmälig 
in  eine  krystal!ini<%che  Masse  von  orangegefber  Farbe.  Dieses  Salz 
hat  die  angegebene  Zusammensetzung.  Die  FlĂĽssigkeit,  welche 
durch  das  Filier  geht,  setzt  in  der  Ruhe  eine  kleine  Menge  grösserer 
Rrystalle  ab. 

Wenn  man  Platinchlorid  zu  einer  mehr  verdünnten  Auflösung 
von  chlorwasserstoffsaurem  CodeYn  setzt ,  fällt  sie  nicht  unmittelbar 
nieder,  sondern  krystallisirt  nach  einiger  Zeit  in  seidenglänzenden 
Nadeln.  Dieses  Salz  löst  sich  in  kochendem  Wasser,  indem  es  sich 
zum  Theil  verändert. 

Das  chlorplatinsaure  CodeYn  enthält  4  Atome  Kry stall wasser« 
wovon  drei  (4,99  Proc.)  bei  100®  entweichen;  das  letzte  Atom  ent- 
weicht bei  121®,  während  sich  zugleich  das  Salz  etwas  verändert. 

Bei  100®  getrocknet  ergab  es  bei  der  Analyse : 


9i 

43,70 

»> 

4,47 

19,8 

10,10. 

51 

dnä$ntm»  Liebig  >).        Berechnet 

KoUensUff  4IJ0  43,36  41,7d 
WaMerstoff  4,40  4,63  6,01 
PlaĂśn  10,31     10,14    18,93 

Das  chlof^altttdiumsaure  Codein,  —  Gelber  Niederschlag,  wel- 
cher sich  beim  Sieden  uiUerAbscheidiing  von  meiatiisthrni  PaliadtĂĽiD 
nrsetzt. 

Das  chlorqueeisilbersaure  Codetn.  —  Man  erhält  es  mUtekt 
Quecksilberchlorid  und  Lösung  von  chlorwassenrtc4rsaiirefn  CodeYn. 
E8  ist  ein  weisner  Niederschlags  der  sich  in  kochendem  Wasser  nnd 
Alkohol  auflöst  und  sich  heim  Erkullen  in  stemfbrmi|^n  Groppen  ab- 
scbeidet« 

Das  überchiarsauf^  Cadem»  -^  Wenn  man  das  CodeTn  mit  wüsb* 
rigor  Ueberehlorsfiure  sättigt,  so  erhalt  man  seidengMinseiide  Nadeht, 
in  BĂĽscheln  gruppirl,  leicht  loslich  in  Wasser  und  Alkohol.  t)ieseo 
Salz  expiodirt  beim  Erhitzen  ^). 

Dm  jüdwassersto/fmure  Cedtm,  CseH^^NO«,  Hl  ^  2  Aq. 

—  ftlan  erhsU  es ,  indem  man  CodeYn  in  lodwasserstoffsliure  aufioat 
und  erk^fiten  lasst.  Es  setzt  sich  in  langen  dcinnen  Nadeln  ab,  welche 
die  gsBZ«  Flüssigkeit  erfttHen ,  wenn  sie  hinreichend  concenirirt  ist» 
Es  ist  schwer  leslich  in  kaltem  Wasser,  wovon  es  ungefähr  sein  sech- 
zigfiches  Gewicht  erfordert,  aber  es  ist  sehr  leicht  l6slich  in  kocheii- 
dem  Wasser.     £s  vertiert  hei  tOO<>  kein  Wasser« 

Da9  jodsaure  Codmn,  —  Man  erhalt  es  in  abgeplatteten  Nadeln 
in  fScherf<5rmigen  Gruppen ;  es  ist  so  leidH  löslich ,  dass  es  nur  bei 
Ueberschuss  von  Saure  fcrystallisirt  (Pelletier). 

Das  schwefelsaure  Codern,  2  €35  Hai  NOe,  S^  0«,  2  HO  -f- 10  Aq. 

—  Das  neutrale  schwefelsaure  CodeYn  krystatlisiit  in  strahlenförmigen 
Gruppen,  weiche  aus  langen  Nadeln  bestehen,  oder  durch  freiwilliges 
Verdunsten  in  abgeplatteten  Prismen.  Es  löst  sich  in  seinem  dreis- 
sigfachen  Gewichte  kaltem  Wasser,  ist  aber  leicht  löslich  in  der  Warme. 
Iti  reinem  Zustand  ist  es  indifferent  gegen  Pflanzenfarben ,  es  halt 
gerne  eine  kleine  Menge  Sfiure  zurĂĽck ,  ^e  man  durch  wiederholte 
Kryslallisation  beseitigen  kann. 

Die  Krystalle  des  schwefelsauren  CodeYn«  gehören  dem  rfaom- 


1)  Liebig,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  XXVI.  46. 

2)  65dekerd.  j.  ebeod.,  LXXI.  63. 


52* 

bischen  System  an  ')•  (Combination  des  verticalen  Prisma»  oo  P 
und  des  horizontalen  P  oo  mit  der  Veränderungsfläche  oo  P  oo  . 
Neigung  der  Flachen,  oo  P :  oo  P  =-  ISl«  12';  oo  P  oo  :  P  oo  = 
113»  45';  P  w  :  P  oo  --  133«  30';  oo  P  oo  :  oo  P  =«  104«  24'. 

Parallel  spaltbar  oo  P  oo  .) 

Das  chramsaure  Codein,  —  Man  erhält  es  leicht  in  schöneD 
Nadeln. 

{S?^%  phosphorsaure  Codem^  CgeH^j  NOe»  PO5,  3  HO  4-  3Aq. 
—  Wenn  man  gewöhnliche  Phosphorsäure  mit  pulverfOrmigem  CodeYn 
sättigt  f  erhült  man  eine  Flüssigkeit ,  die  durch  Concentriren  nicht 
zum  Krystallisiren  zu  bringen  ist,  die  aber  /iurch  Zusatz  von  starkem 
Alkohol  sogleich  Kristalle  niederschlagt.  Es  bildet  BlĂĽttchen  oder 
kurse  Prismen  und  ist  leicht  löslich  in  Wasser,  aber  die  Losung  liefert 
keine  Krystalle. 

*    Es  scheinen  noch  andere  Phosphate  des  CodeYns  zu  existiren. 

Das  Salpetersäure  Codein  ^  Cjell^iNOe,  NO«  H.  —  Man  erhalt 
es,  wenn  man  Salpetersaure  von  1,06  langsam  zu  CodeYppulver  setzt« 
aber  sorgfältig  einen  SaureOberschuss  vermeidet,  da  die  Basis  davon 
rasch  zersetzt  wird.  Das  salpetersaure  Codeln  löst  sich  leicht  10 
kochendem  Wasser  und  setzt  sich  beim  Erkalten  in  kleinen  prismati- 
schen Krystallen  ab.  ^  Auf  Platinbleeh  erhitzt,  schmilzt  es  und  gesteht 
beim  Erkalten  zur  braunen  harzigen  Hasse;  stärkere  Hitze  zersetzt  es 
unter  Bildung  einer  voluminösen,  schwer  verbrennbaren  Kohle. 

Das  cyanwasserstoffsaure  Codein  ist  ein  nicht  krystallisirbares 
Salz. 

Wenn  man  eine  alkoholische  Lösung  von  Codein  in  Alkohol  mit 
eintT  alkoholischen  Lösung  von  Ferrocyanwasserstoffsäure  mischt, 
erhah  man  einen  weissen  Niederschlag,  der  nach  einiger  Zeit  iD 
Nadeln  kryslalli^i^irl;  er  ist  auflöslich  in  Ueberschuss  von  Ferrocyan- 
wasserstoffsäure. 

W<lssrige  Auflösung  von  Ferridcyankalium  giebt  mit  chlorwasser* 
sloffsaiirem  CodeYn  nach  einiger  Zeit  eine  krystallinische,  leicht  ver- 
änderliche Verbindung. 

Das  sulfocyanwassersto/fsaurc  Codein  ^  Ci^H^iNO«,  CyH  S« 
-(-  Aq.  —  Man  erhalt  es  leicht,  wenn  man  die  Auflösungen  von 


1)  Miller,  a.  a.  0. 


53 

chlorwasserstoffsanrem  CodeVn  und  SulfoeyankaliuiB  mbckl,  oder  al- 
koholische LaauDg  von  Codelo  mit  maasig  concenCrirter  Sulfocyao- 
wasaeratoflfefiure  alUigt,  Es  setzt  sich  langsam  in  strahligen  Nadeln 
ab,  die  bei  100<^  schmelzen.  Das  Salz  yerliert  bei  100<^  2,45  ^i 
1  Atom  RrystaHwasser  (Anderson). 

Das  oa?alsaure  Codem,  2C3ell9i  NO«,  G«  Oe,  aHO  -|-6Aq.— 
Das  Neutralsalz  scheidet  sich  beim  Erkalten  seiner  warm  gesättigten 
Lösong  ab  in  kurzen  Prismen  und  bisweilen  in  Blätteben.  Es  erfor- 
dert sein  dreissigfaches  Gewicht  Wasser  von  ^15^5  zur  Losung  und 
UDgefilhr  die  Hälfte  seines  Gewichts  kochendes  Wasser.  Auf  100^ 
erhitzt,  verliert  es  sein  RrystaHwasser ;  gegen  121<*  bräunt  es  sich 
und  bei  höherer  Temperatur  zersetzt  es  sich  ganz. 

Das  wemsaure  Codmn  ist  ein  nicht  krystallisirbares  Salz. 

Gechlorte  und  gebromte  Derivate  des  CodeYns. 

%  2135.  Chlorcodem  ^),  €3«  H^o  Cl  NO«  -f-  3  Aq.—  Die  un- 
mittelbare Einwirkung  des  Chlors  auf  CodeYn  liefert  zusammenge- 
setzte Producte.  Wenn  man  einen  Strom  Chlor  in  eine  wässrige 
Losung  des  CodeYns  leitet,  bräunt  sich  die  Flüssigkeit  und  wird  bald 
sehr  dunkelgefärbt  bis  schwarz.  Ammoniak  föllt  aus  dieser  Auflosung 
eine  amorphe  harzige  Basis. 

Genauere  Resultate  erhält  man  bei  Anwendung  eines  Gemenges 
▼OB  chlorsaurem  Kali  und  Chlorwasserstoffsäure. 

Man  lOst  eine  hinreichende  Henge  CodeYn  in  Ueberschuss  von 
Chlorwasserstoffsäure,  die  bis  65  oder  70^  verdünnt  ist.  Man  setzt 
dann  chlorsaures  Kali  als  feines  Pulver  zu  und  schĂĽttelt  die  Losung 
om.  Nach  einigen  Minuten  untersucht  man  mit  Ammoniak  eine  Probe 
der  Flüssigkeit,  um  zu  sehen,  ob  ein  Niederschlag  entsteht,  unterhält 
die  Einwirkung,  bis  man  einen  Niederschlag  erhält,  und  föllt  dann  das 
ChlorcodeYn  durch  einen  schwachen  Ueberschuss  von  Ammoniak. 
Der  Erfolg  dieses  Versuches  erfordert  dieselben  Vorsichtsmassregeln 
wie  die  Darstellung  des  NitrocodeYns.  Wenn  man  die  Einwirkung 
nicht  bei  Zeiten  hemmt,  so  erhält  man  die  Producte  einer  secundären 
Zersetzung. 

Das  ChlorcodeYn  schlägt  sich  als  krystallinisches  silbergraues 


1)  DoIIfass,  Ann.  der  Chemie  n.  Phann.  LXV.  3i7.    Anderson  (18K0), 
a.  a.  0. 


54 

Pulv«r  nkder ,  IrimBch  dem  BromcodeYn ;  es  isC  gewl^lieh  gelMich 
wmi  die  FIttmtgkeit,  woraus  es  sich  abgeschieden  had,  i«l  roth  geßirbt, 
durch  eine  kleiBe  Menge  Ten  Producten  einer  weiieren  Zersetsnng, 
■E»  hHU  auch  eine  kleine  Menge  CodeYn  lurücb,  wovon  maii  es  reinigt, 
indem  man  es  in  SalzsSure  auflöst»  mK  ThieiiKelile  erbiut  und  neuer- 
dinga  mii  Ammoniak  filUt;  soilaiin  krystalttsirt  man  aus  Alkabol. 

Das  ChlorcodeYn  ist  schwer  löslich  in  siedendem  Waeser  und 
setai  sich  beim  Rrkalten  in  kleinen  Pi'iamen  ab ,  ganz  Ă„hnlich  denen 
des  BromcedeYns  und^ denselben  wahrscheinlich  isomorph.  Es  iai 
sehr  leicht  löslich  in  starkem  Alkobtil ,  zumal  in  heissem,  und  wenig 
löslich  in  Aether.  Es  entbult  7,48Proo.  bc  3  Atome  Rrptallwasser, 
die  bei  100<^  entweichen. 

Getrocknet  enthält  es : 

Anderton,  Berecbnet. 


KohleDstoff 

6»,00 

64,62 

64,76 

Wassenloff 

6,22 

6,06 

5,99 

Chlor 

10,32 

>» 

10,64 

Stickstoff 

»» 

» 

4,19 

Sauerstoff 

»» 

1) 

14,42 

100,00. 

Das  ChlorcodeYn  löst  sich  in  der  Kälte  ohne  Verönderung  ip 
eonceiairirier  ScbwefeUäure ,  aber  die  Uitae  verkohlt  die  LDsung. 
Salpeters2(ure  löst  es  auf  und  die  Auflösung  zersetzl  sich  beim  Sieden« 
doch  bei  weitiem  nicht  so  leicht ,  wie  die  des  CodeYniS ;  es  entwickelt 
aiob  alsdann  saipeLrige  Säure  nebst  einem  sehr  stechenden  Danifrf, 

Die  SĂĽlze  det  Ciloreodew  sind  in  ihren  Eigenschaften  gaM 
ähnlich  denen  des  DromcoileYns. 

n«s  eklorwüsserstQffiüure  Chlorcodem  krystalli$irt  in  suBaoa- 
NEiengehüullLen  Nadel«,  sehr  leicht  lödicb  in  Wasser. 

Das  chiarpliUmsaure  Chhreodem,  CeHao  CINOe«  HCl,  PtCIs 
(bei  lOQO)  erMt  man  auf  die  gewöbuliche  Weise  als  biassgelben 
Niederschlag,  ka4tfn  löslich  in  Wasser.     Es  enthält: 

And9r9Wi .  Btrcchnet . 


Kohlenstoff 

40,30 

40,02 

W«f«eraioff 

4,09 

a,69 

Platin 

18,29 

18,28. 

Das  schvefels$,yre  Ctlarcodem,  2C,oHao  CINO«,  S^O«,  2  HO 

-|-8Aq.  scheidet  sich  aus  der  heiss  bereiteten  Auflösung  in  strahligeo 


§5 

(nippen  yoo  kurzen  Priemen  a^«  4ij^  mh  sfil^r  lei^h^  itk  &ie4#q(|ein 
Wasser  und  Alkohol  auflösen. 

1 2)36.  Brfmeoiwi  ^\  Pt«  Q^  BrMO,  4*  ä  Aq.  <-  Ubi  diese 
Verbindung  darzĂĽ^len,  ÂŁĂĽgt  man  allmalig  uud  in  kleinen  Mengen 
BrovDwasser  zu  C<MleYnpu>Yer.  Die  Basia  kM}(  sieb  augenblicklich  und 
die  Flüssigkeit  verliert  die  ßroinfarbe^  niuimt  aber  eine  charakterisli«- 
sebe  rothlicbe  Farbe  an»  Na^b  Hinzufügung  einer  gewissen  Quao- 
liUit  Bromwasser  beobachtet  man  die  Bildung  kleiner  Krystnlle^  welche 
^romwasserst'SBaures  BromcodeYn  sind;  doch  bemerkt  qmu  dieselbe 
piir,  wenn  das  Bromwasser  gapz  gesättigt  ißt,  und  sie  setzen  sieb  nur 
in  kleiner  Veng^  ab,  das  Cebrige  bleibt  in  AnfU&suug.  Wenn  alleĂź 
Codein  gelöst  ist,  setzt  man  Ammoniak  zn  und  das  BrorocodeYA  schlägt 
«ieb  unmittelbar  als  silbergraues  Pulver  nit^dei*.  Es  enlh^U  in  diesem 
Zustand  eine  gewisse  Menge  unveränderte^  CndeYn.  Man  samnielt 
cm  auf  einem  Filter  und  nachdem  man  es  mebreremal  mit  kaltem 
Wasser  gewaschen  bat  f  lost  man  es  in  Salzsäure  auf;  man  fiillt  es 
hierauf  mit  Amipo^iak  qnd  krystallisirt  es  aus  siedendem  Alkohol. 

Pas  Bromcod4}Xn  ist  kaum  loslich  ia  kaUem  Wasser;  siedendes 
Wasser  lost  etwas  mehr  und  scheidet  es  beim  Erkalten  ab  in  k|ejnciq 
Prismen  mit  zugescbärften  Enden*  Es  ist  leicht  löslich  iu  Alkobol» 
besonders  in  siedendem;  man  erhält  es  am  besten  krystallisirt  in 
^pem  mit  seinem  gleichen  Volum  Wasser  verdĂĽnnten  Alkohol,  Die 
Krystalk  sind  stets  sehr  klein ^  aber  weiss;  sie  enthalten  6,66  Proc. 
8E9  3  Atome  Wasser,  welche  bei  100^  entweichen.  E^  ist  kaum  in 
WsKBser  auflOslich. 

Getrocknet  enthält  <*s: 


Anderion 

Berechoet. 

Kohlenstoff 

B7,67 

Ă–7,2i 

*  57,14 

Wasserstoff 

5,44 

5,44 

5,29 

Brom 

%\M 

»1 

31,16 

Stickstoff 

*» 

»» 

3,70 

Sauerstoff 

»». 

«» 

12,71 

100,00. 

Es  schmilzt  in  der  Hitze  zur  farblosen  FlĂĽssigkeit,  welche  etwas 
Ober  dem  Schmelzpunkt  zerstört  wird.  Es  lOst  sich  in  der  Kälte  ip 
Scliwelelsjlure  und  die  Auflösung  ßirbt  sich  dunkel  beim  Erhitzen. 


i)  Andersoo  (1850),  a.  a.  0. 


56 

Von  Salpetersäure  wird  es  angegriffen,  doch  bei  weitem  nicht  so  he^ 
tig  wie  GodeXn. 

Das  cklof^aggergtoffsaure  Bromcodetn  erhält  man  in  strahli- 
gen  Nadeln  ähnlich  dem  entsprechendeD  Salze  des  CodeYns. 

Das  chlorplatinguure  Bromcodein^  Cs^H^o  BrNO«,  HCl,  PtCI^ 
(bei  100<^)  schlägt  sich  als  blassgelhes  Pulver  nieder,  unlöslich  in 
Wasser  und  Alkohol  (gefundenes  Platin  16,98  Proc;  bi^rechnet  16,89 

Proc). 

Das  bromwoMerstoffsaureBromcodeiny  Cj^HsoBrNO«,  HBr 
-|-2Aq.9  bildet  kleine  Prismen,  wenig  löslich  in  kaltem,  leicht  loslich 
in  siedendem  Wasser.  Es  enthält  2  Atome  Wasser,  dio  bei  100®  nicht 
entweichen. 

g2137.  TribromcodeSn^) ,  C30  HfsBrsNOe.  —  Wenn  man 
mit  dem  Zusatz  des  Bromwassers  fbrtĂźihrt  bis  ĂĽber  den  Punkt,  wo 
sich  das  BromcodeYn  bildet,  so  tritt  ein  neuer  Process  ein;  es  er» 
scheint  ein  hellgelber  Niederschlag,  der  sich  anfangs  wieder  in  der 
Flüssigkeit  auflöst,  nach  einer  gewissen  Zeit  aber  bleibend  wird  und 
allmälig  zunimmt,  bis  eine  grosse  Menge  Brom  verbraucht  ist;  zuletzt 
bildet  sich  kein  Niederschlag  mehr.  Lässt  man  jedoch  die  Flüssigkeit 
bis  am  folgenden  Tag  stehen,  so  bildet  sich  noch  ein  Niederschlag; 
wenn  man  so  lange  Brom  hinzufĂĽgt,  als  Niederschlag  entsteht,  und 
ttberlässt  die  Flüssigkeit  nochmals  sich  selbst,  so  erhält  man  einen 
neuen  Niederschlag  ganz  ähnlich  dem  vorigen;  man  setzt  so  die 
Operationen  Tag  flQr  Tag  sehr  lange  Zeit  fort.  Der  gelbe  Nieder- 
schlag, der  sich  so  erzeugt,  bildet  das  anderthalbbromwasserstoflf- 
saure  TribromcodeYn.  Man  sammelt  es  auf  einem  Filter  und  wäscht 
es  mit  Wasser,  worin  es  sich  sehr  wenig  löst. 

Um  die  Basis  tu  erhalten ,  löst  man  dieses  Salz  in  verdünnter 
Chlorwasserstoflsäure  und  setzt  Ammoniak  zu :  Das  TribromcodelTQ 
schlägt  sich  unmittelbar  als  flockiges  Pulver  nieder,  das  man  mit 
Wasser  auswäscht  und  durch  Auflösen  in  Alkohol  und  Fällen  mit 
Wasser  reinigt. 

Das  TribromcodeYn  enthält  man  so  als  einen  flockigen  Niederschlag, 
völlig  amorph  und  in  trocknem  Zustande  mehr  oder  weniger  grau  ge* 
ßirbt.  Es  ist  unlöslich  in  Wasser  und  Aether,  aber  sehr  leicht  löslich 
in  Alkohol.     Es  ist  in  der  Kälte  schwer  löslich  in  ChlorwasserstofF- 


1)  Anders  OD  (1850),  a.  a.  0. 


57 

Säure,  aber  weil  leichter  löslich  beim  Sieden ;  es  scheint  sich  jedoch 
zom  Theil  zu  zersetzen,  denn  es  bleibt  immer  eine  kleine  Menge 
da^on  angelost. 


Es  enthalt  bei  100<> 

j 

4nderion, 

Berecboet. 

Kohlenstoff 

15^69^ 

40,27* 

Wasserstoff 

3,66 

3,35 

Brom 

44,68 

44,77 

Stickstoff 

11 

2,61 

Sauerstoff 

»» 

9,00 

100,00. 

Auf  Platinblech  erhitzt  bräunt  sich  das  Tribromcodeltn  und  zer- 
setzt  sich  vollständig  beim  Schmelzpunkt  unter  Zurttcklassung  einer 
schwer  verbrennlichen  Kohle. 

Die  Salze  des  Tribromeodein  sind  in  Wasser  sehr  wenig  lös- 
lich und  amorph. 

Das  chlorplatinsaure  Tribromeodein ,  CseHjgBrjNOe,  HCl, 
PtCI)  (bei  100^)  bildet  ein  gelblich  braunes  Pulver,  lOslich  in  Wasser 
und  Alkohol  (gefundenes  Plalin  13,07;  berechnet  13,29  Proc.)* 

Das  anderihalbbromwasserstoffiaure  Tribromeodein^  2  Qe 
Hi^BrsNOe,  3  HBr  (bei  100<>)  bildet  ein  hellgelbes  Pulver,  sehr 
wenig  loslich  in  kaltem  Wasser,  siedendes  nimmt  mehr  davon  auf 
und  scheidet  es  beim  Erkalten  unverändert  ab.     Es  enthält: 

Ă„nderten,  Berechnet. 


Kohlenstoff 

32,24 

32,18 

32,84 

Wasserstoff 

2,83 

2,86 

2,96 

Brom 

55,03 

u 

54,75. 

Gejodete  Derivate  des  CodeYns. 

%  2138.  Jodcodein^)y  2C36H3|N0e,  3  I,.  Man  stellt  diese 
Verbindung  dar  durch  Auflösung  gleicher  Tbeile  Jod  und  CodeTn  in 
so  wenig  Alkohol  als  möglich ,  mischt  die  Losungen  und  lässl  das 
Gemenge  stehen.  Das  Jodcodeln  setzt  sich  früher  oder  später  ab, 
je  nach  dem  Grad  der  Concentration  des  Gemenges.  Wenn  man 
kaltgesättigte  Auflösungen  anwendet,  so  erscheinen  die  Krystalle 
nach  einigen  Stunden;  mit  verdünnten  Auflösungen  dauert  es  länger. 


1)  Anderson,  a.  a.  0.     The  Edinb.  new  Pbilos.  Jonm.,  Janaar  1851  u. 
Compt.  rend.  des  traf,  de  Chim.  1851,  S.  103. 


58 

Das  JodcodeiQ  scheidet  sich  ab  «tia  d^eisciitige  Tafeln,  scbflyp 
rubinroth  bei  durcbfallendem  und  dunke^violeli  m  reflectirtem 
Licbt^);  dieKrystalle  haben  einen  schonen  Diamant-,  fest  HetallgUoi^ 
wenn  sie  gut  beleuchtet  sind.  Sie  gehören  dem  trikliniscben  (kli- 
norhomboidischeo)  System  an.  Si^  sind  unauflöslich  in  Wasser  und 
Aether,  wohl  aber  in  Alkohol,  den  sie  dabei  braunroth  fiirben. 

Getrocknet  im  Vacuum  enthalten  sie : 

/Anderson.  Berechnet. 

Kohleostofl*     31,84     32,20    32,30    31,96  31,75 

Wasserstoff      3,28      3,44      3,50      3,33  3,08 

Jod  55,32        „  „  „  56,00. 

"^      Das  JodcodeYn  verliert  Jod  bei  100^. 

Goncentrirte  Schwefelsäure  wirkt  in  der  Kalte  nicht  darauf; 
aber,  wenn  man  es  erwärmt,  lost  sie  es,  indem  sie  sich  dabei  dunkel- 
braun ßlrbt.     Salpetersäure  greift  es  langsam  in  der  Wärme  an. 

Siedende  KalilOsung  zersetzt  es,  indem  es  Jod  auflöst  unter 
Zurflcklassung  von  GodeYn. 

Wenn  man  einen  raschen  Strom  Schwefelwasserstoffgas  durch 
JodcodeYnIOsung  leitet,  entDHrbt  sie  sich,  setzt  Schwefel  ab  und  wird 
sehr  sauer;  man  erhält  hierauf  durch  Verdampfen  KrysCalle  von  j«d- 
wasscrstoflsaurem  CodeYn. 

Salpetersäure  SilberauflOsung  föllt  es  unmittelbar,  aber  der 
Niederschlag  enthält  nicht  mehr  als  gf*gen  %  des  Jods,  welches  in 
der  Verbindung  war. 

Nitro derivate  des  GodeYns. 

§2139.  Nitrocadem^),  C^  Hjo  (Nü^)  NOe-  —  Wennman 
concenlrirte  Salpetersäure  auf  CodeYn  giessl  und  erhitzt,  so  entsteht 
eine  iK^flige  Einwirkung':  reichliche' salpetrigsaure  Dämpfe  entwickeln 
sich  und  die  Auflösung  ßfrbt  sich  roth.  Wenn  man  nun  die  Auflösung 
im  Wasserhad  abdampft,  erhält  man  ein  gelbes  Harz,  welches  sich 
mit  rother  Farbe  in  Kali  und  Ammoniak  auflöst.  Wenn  man  hin- 
reichend verdtlnn!e  Salpetersäure  anwendet,  so  erhält  man  ein  anderes 
Product,  nämlich  NitrocodoYn. 

1)  Vergl.  ĂĽber  die  optischen   und  krystallographischen  Charaktere   des  Jod- 
CodeiQs:   Haidinger,  Poggeaid.  Aon,  L.XXX.  533. 

2)  Anderson  (1850),  a.  a.  0. 


59 

Die  Durstellung  dieser  Ba«t8  'M  ziemlich  schwierig,  denn  die 
BerOhroiig  der  Salpelerafl«re ,  s«lb6l  sehr  verdünnter,  verändertes 
rasch.  Diu  Operation  gelingt  am  besten  mit  Sfture  von  1,060  spec. 
Gew.  Man  erhitzt  diese  SĂĽiire  in  einem  Ballon,  ohne  sie  zum  Kochen 
koromen  zu  lassen ,  setzt  das  CodeYn  als  feines  Pulver  zu  und  erhält 
die  Lösung  bei  gelinder  Wärme.  Nach  einigen  Hinuten  giesst  man 
eioe  kleine  Menge  von  der  FlĂĽssigkeit  in  ein  Probirglas  und  setzt 
fiberschOaaiges  AmiMniak  zu;  wenn  kein  Niederschlag  erscheint^ 
unterhält  man  die  Wärme  noch  länger  und  macht  hierauf  eine  neue 
Probe;  man  wiftd«rhok  di«»se  Operationen,  bis  der  Niederschlag  nicht 
0iekr  zoBimmt,  wenn  man  4h  Stinre  nimiralisirt.  Hierauf  sättigt 
AMD  sogleich  mit  Aaunemk  und  rĂĽhrt  rasch  um;  die  FlĂĽssigkeit 
erfalli  sich  hierauf  mit  einem  voluminösen  Niederschkig  von  Nitro- 
«orfelD.  Die  Wirkung  erfolgt  sehr  rasch  und  die  ganie  Operation  ist 
ia  wenig  Minuten  beendet »  so  daas  der  Experimenlalor  grosse  Auf- 
merfcsankeit  darauf  verwenden  musa.  Es  entwickeln  sich  keine 
rollien  Dämpfe;  weoe  man  deren  bemerkt ,  so  ist  dies  ein  sicheres 
Seicben«  daas  die  Einwirkung  zu  weit  gegangen  ist  uad  dass  sieb  aki 
Theil  de»  Codelns  in  die  oben  eriRäbale  harmge  Säure  verwandatt 
hat.  Es  ist  alsdann  besasr,  die  Wirkung  au  unterhreebtn,  bevor  im 
ganze  Codeln  zeraetst  ist. 

Auf  Zusatz  von  Ammoniak  schlagt  sich  das  NitrocodeTn  in  Form 
von  sehr  kleinen  silt>erglflnzenden,  schwach  gelblichen  Blattchen  nieder. 
Man  reinigt  es ,  indem  man  es  in  Salzsäure  auflöst,  mit  Thterkohle 
aufkocht  und  wieder  mit  Ammoniak  fällt;  man  scheidet  so  die  färbende 
Substanz  und  etwas  unverändertes  CodeTn  ab»  welches  mit  den  ersten 
Krystallen  niederfiel.  Man  krystailisirt  es  hierauf  aus  verdĂĽnntem 
Alkohol  oder  aus  einem  Gemenge  von  Alkohol  und  Aether. 

Das  NitrocodeTn  krystailisirt  aus  Alkohol  in  dünnen  seidenglän- 
zenden,  fahlgelben  Nadeln,  die  sich  beim  Trocknen  zur  seidenglän- 
xeoden  Masse  verfilzen.  Ein  Gemenge  von  Alkohol  und  Aether 
scheidet  es  bvim  Verdunsten  in  kleinen  gelblichen  Krystallen  ab^  die 
^cb  unter  dem  Mikroskop  als  vierseitige  Prismen  darstellen  mit  zu- 
geschärHen  Enden.  Es  ist  wenig  löslich  in  kochendem  Wasser, 
welches  es  heim  Erkalten  in  kleinen  Krystallen  absetzt.  Es  löst  sich 
leicht  in  kochendem  Alkohol,  ist  jedoch  wenig  löslich  in  Aether. 

Es  enthält: 


60 


Anderson. 

Berechnet. 

Kohlenstoff 

63,10 

62,83 

62,49 

72,79^ 

Wasserstoff 

6,04 

»,80 

5,91 

5,81 

Stickstoff     , 

»> 

»> 

t» 

8,11 

Sauerstoff 

n 

»« 

»» 

23,29 

100,00. 

Es  löst  sich  in  den  Sfturen  und  bildet  'neutral  reagirende  Saise, 
woraus  Ammoniak  und  Kali  die  Basis  als  krystallinisehes  PuWer 
fällen. 

Wenn  man  es  vorsichtig  erhitzt,  so  schmilzt  es  zur  gelben 
FlĂĽssigkeit,  die  sich  zur  stark  krystallinischen  Masse  Terdichtet. 
Höhere  Temperatur  zersetzt  es  rasch  ohne  Flamme  mit  Hinterlassaiig 
einer  voluminösen  Kohle. 

Wenn  man  das  NitrocodeTn  im  Wasserbad  mit  Schwefelwasser- 
stofT,  in  Alkohol  gelöst,  behandelt,  so  nimmt  die  Auflösung  allmätig 
eine  dunkle  Farbe  an  und  setzt  Schwefel  ab.  Wenn  die  Einwirkung  be- 
endigt ist,  giebt  die  filtrirte  Fiössigkeit  mit  Ammoniak  einen  braunen, 
amorphen  Niederschlag,  welcher  in  Salzsäure  gelöst  und  gekocht  mit 
Thierkohle,  sodann  durch  Fällung  eine  eigene  Basis  {jixocodem)  von 
blassgelber  Farbe  liefert,  die  noch  nicht  untersucht  ist. 

Das  chlorwasgerstoffsaure  Nitrocodem  erhalt  man  durch  Ver- 
dampfen als  harzige,  nicht  krystallisirbare  Hasse« 

Das  chlorplatinsaure  Nitrocodem  9  Cg«  H^o  (NO4)  NO« ,  HCl, 
PtCIa  -f-  4  Aq.  fällt  als  gelbes  Pulver  nieder,  unlöslich  in  Wasser 
und  Alkohol.  Es  enthält  4  Atome  as  6,14  Proc.  Wasser,  welche 
es  bei  100^  verliert.     Gelrocknet  enthält  es : 


Anderson. 

Berechnet 

Kohlenatoff 

39,11 

39,25 

Wasserstoff 

4,09 

3,81 

Platin 

17,88 

17,93. 

Das  schwefelsaure  Nitrocodem^  2C3eH8o  (NO4)  NO«,  SjO^, 
2  HO  (bei  100<^)  erhält  man  in  strahligen  Gruppen  aus  kurzen  zuge- 
spitzten Nadeln ,  indifferent  gegen  Pflanzenfarben  und  auflöslich  in 
siedendem  Wasser. 

Das  oücatsaure  Nitrocodem  krystallisirt  in  schönen  gelben^ 
kurzen  Prismen,  luicht  löslich  in  Wasser. 


61 


Cyanderivate  des  CodeYns* 

''  %  2140.  Cyaneodem^y,  C,« Hji  NO«,  Cy,  —  Ct^Hji  N,  0«.  — 
Wenn  man  einen  Strom  Cyangas  in  Codein  leitet ,  welches  in  der 
m4>glich  kleinsten  Menge  Alkohol  gelöst  ist,  so  wird  das  Gas  rasch  ab- 
sorbirt  und  die  Flflssigkeit  nimmt  eine  anfangs  gelbe ,  dann  braune 
Farbe  an.  Ueberlässt  man  dann  die  Flüssigkeit  einige  Zeit  sieh 
selbst«  so  verschwindet  der  Cyangeruch  und  an  seine  Stelle  tritt  der 
der  Blausdure ,  wahrend  sich  zugleich  allmälig  Krystalle  abscheiden. 
Cm  das  Cyancodeln  in  hinreichender  Menge  su  erhalten,  tbut  man  am 
besten,  ehien  langsamen,  continuirlichen  Gasstrom  einzuleiten,  so  dass 
aebon  wahrend  dieser  Operation  die  Krystalle  sich  reichlich  absetzen. 
Man  sammelt  sie  auf  einem  Filter  und  wascht  sie  mit  einer  kleinen 
Menge  Alkohol;  setzt  mau  die  abfiltrirte  FlĂĽssigkeit  von  Neuem 
der  Wirkung  desCyans  aus,  so  erhalt  man  neuerdings  Krystalle,  aber 
nicht  so  rein  wie  die  ersten.  Man  reinigt  das  Producta  indem  man 
es  wann  in  einem  Gemenge  von  Alkohol  und  Aether  auflöst,  aus  dem 
es  sich  in  farblosen  oder  schwach  gelblichen  Krystallen  absetzt.  Auf 
solche  Weise  gewonnen,  können  sie  jedoch  eine  kleine  Menge  CodeYn 
enthalten.  Es  ist  daher  vortheilhaft ,  Cyangas  in  das  zur  Auflösung 
bestimmte  Geroenge  zu  leiten,  so  dass  die  letzten  Spuren  von  CodeYn 
omgewandelt  werden. 

Das  CyancodeYn  ist  löslich  in  kochendem,  absolutem  Alkohol, 
so  wie  in  einem  Gemenge  von  Alkohol  und  Aether  und  setzt  sich  beim 
Erkalten  m  kleinen  sechsseitigen,  stark  glanzenden  Tafeln  ab.  Es 
ist  wenig  löslich  in  Wasser,  löst  sich  aber  darin  auf  Zusatz  von  Alko« 
hol;  die  Auflösung  setzt  jedoch  in  der  Ruhe  nichts  ab  und  zersetzt 
sich  beim  Abdampfen  unter  ZurĂĽcklassung  von  CodeYn. 

Es  enthall : 


Ander  ton. 

Berechnet. 

Kiiblenttoff 

68,29 

68,04 

68,37 

Wasserstoff 

5,93 

6,17 

6,97 

Stickstoff 

il,81 

11,00 

11,68 

Sauerstoff 

>♦ 

9» 

13,97 
100,00. 

1)  ADderion  (1850),  a.  a.  0. 


63 

Salzsäure  verwandelt  das  Cyancodeirn  in  ein  krystallinischcs  Sah, 
welches  sich  aber  sogleich  zersetzt,  denn  wenn  man  Aetzkali  zur 
Fklssigt(eit  setzt,  «Hwickelt  sie  AmmoDiak ,  und  wenn  man  sie  24 
Stunden  stehen  lässt»  entwiekelt  sie  BlamAiire» 

Mit  SchwefelsMwre  und  Oxalsäure  liefm  da«  Gyancodeln  ebrn^ 
falls  schwer  lösliclic  Salze,  weiche  sidi  baM  unter  Kutwickiuiig  y<mi 
AoiRioniak  und  Blausäure  zersetzen. 

Aelhylderivate  des  CodeYns. 

%  2141.     Dbs  ji^dwassersipffiaure  Aethylc^dein^ys  C^  Hi» 

(€|  H5)  NOe,  Hl  (bei  100<>)  erhält  man ,  wenn  man  in  einer  aa  der 

Lampe  zugeschmolzenen  Ririire  ein  Gemenge  von  fein  gepnivertelB 

CodeVdi,    etwas  Jodflthyl   und   absoluten  Alkohol   in   hinreichMider 

Menge,  um  das  GodeKn  zu  tosen,  zwei  Stuoden  lang  im  Wasserbad 

erhitzt.     Nach  dem  Erkalten  hat  man  «ine  krystallioiache  Substaiu, 

leicht  loslich  in  Wasser,    das  es  bei  der  Conoentralion   in  feineu 

bascheUDrmig  gnippirten  Nadeln  absetst.     fielrocknet  bei  1<KH  «otr 

hak  dieses  Salz : 

/ifow.  Berechnet. 

KobleMtoir        53,89  62,73 

Wamraloff  5,87  5,76 

Jod  27,91  27,92. 

Die  LOstHig  dieses  Salzes  wird  weder  durch  Kali ,  noch  durch 
Ammoniak  gefällt.  Mit  Siiberoxyd  behandelt«  liefert  es  eine  sehr  stark 
alkalische  Flüssigkeit,  die  Kohkmsäure  beim  Abdampfen  anzieht;  der 
RĂĽckstand  wird  noch  vmi  Jodtfthyl  angegriffen,  aber  die  Reaclicm 
echeiftt  zusammengesetzt  zu  sein. 

ThebaYn,   Papayerin  und  ihre  Verbindungen. 

S  2142.  Das  T  h  e  b  a  Y  n  3)  oder  Paramorphin,  Cag  Hs^  NO«.  — 
Pelletier  hat  diese  Basis  erhalten,  indem  er  den  Auszug  des  Opiums  mit 
ĂĽberschĂĽssiger  Kalkmilch  behandelte,  den  Kalkniederschlag  mit  Wasser 

1)  How  (f 853),  Tbc  Quarterl.  JcHiro.  ofthe Chemie.  Soc.  VI.  125.  im  Auszag 
Ann.  der  Cbem.  u.  Pharm.  LXXXVIII.  336. 

2)  Pelletier  (1853),  Journ.  de  Pharm.  XXI.  569  und  Aod.  der  Cham,  and 
Pharm.  XVI.  38.  ~  Co u erbe,  Adq.  de  Chim.  et  de  Pbys.  UX.  155.  —  Kane, 
Ann.  der  Chero.  u.  Pharm.  XIX.  9.  —  Anderson,  Transact.  of  the  Roy.  Soc«  of 
Edinburgh  XX.  3.  Theil,  S.  347  and  Ann.  der  Chem.  n.  Pharm.  LXXXVI.  179. 


63 

Awusch  und  nach  dbm  Trodtnen  mit  Biedeftdetn  Alkohol  erscbApfte. 
Nachdem  die  alkoholische  Losung  abgedampft  und  dann  in  Aether 
aiifjgenoaiiiieli  war,  gab  sie  an  den^^lben  das  TfaebaTn  ab. 

Anderson  benutzt  Efir  Ausziehiing  des  ThebaYna  die  Hutteriauge 
von  der  Bereitntig  des  Narkotins  (S2145).  Wenn  man  die  alkoholische 
Fiflssigheit ,  woraus  sieh  die  ersten ,  siark  gefärbten  Krystalle  des 
Narkotins  abgeschieden  haben ,  im  Wasserbad  destiUirt,  erhalt  man 
einen  amorplien  RĂĽckstand ,  welcher  aus  einer  bedeutenden  Menge 
Harz,  etwas  Narkotin  und  sämmtlichem  im  Opium  enthaltenen  ThebaYa 
besteht.  Man  behandelt  diesen  RĂĽckstand  mit  siedender  verdnnnter 
Essigsaure ,  welche  die  Basen  so  wie  eine  kleine  Menge  des  Harzes 
lOst.  Zu  dieser  Auflösung  setzt  man  so  lange  hasisch  essigsaures 
filei,  bis  sie  eine  deutlich  alkalische  Reaction  zeigt;  sämmtliches 
Narkotin  und  Harz  fallen  auf  diese  Weise  nieder,  während  das 
Thebaln  in  Lösung  bleibt.  Man  filtrirt,  schlägt  das  überschüssige 
Blei  mit  Sohiwefelsaure  nieder,  flitrirt  das  schwefelsaure  Blei  ab 
nnd  fällt  das  in  der  filtrirten  Flüssigkeit  enthaltene  ThebaYp  durch 
Ammoniak.  Man  wascht  den  Niederschlag,  löst  ihn  in  siedendem 
Alkohol  und  bebandelt  die  Losung  mit  Tbierkohle.  Die  FlĂĽssigkeit 
setzt  hierauf  beim  Erkalten  gllBzende  BlStlcben  ab,  die  man  durch 
Urakrystallisiren  reinigt. 

Das  ThebaYn  krystallisirt  aus  seiner  Auflösung  in  Alkohol  oder 
Aether  in  quadratischen  Blattchen  von  Silberglanz.  Der  Geschmack 
ist  eher  scharf  und  styptisch  als  bitter.  Es  ist  unauflöslich  in  Was- 
ser; aber  leicht  löslich,  besonders  in  der  Wärme,  in  Alkohol  und 
Aether.  Es  ist  unlöslich  in  den  wässrigen  Lösungen  von  Kali  und 
Ammoniak,  löst  sich  aber  in  den  Säuren  rasch. 

Es  enthalt : 

Pelletier.  Couerbe.  Kane, 


Rohleostoff 

71,09 

71,07             70,90 

73,39         73,07 

Wasserstoff 

6,20 

'6,47               6,44 

6,78          6,85 

Stickstoff 

4,40 

6,38                 „ 

M4 

Saaerstofi 

if 

n                         O 

V               '• 

Jndmrton. 

Berecbnet. 

Koiileastoff 

73,10    73,14     73,01 

73,31 

Wasserstoff 

7,10      6,98      7,04 

6,7« 

Stickstoff 

4,39      4,47        „ 

4,50 

Sauerstoff 

>>            t»          n 

15,44 

100,00. 


64 

Das  ThebaXn  schmilzt  bei  125^  und  zersetzt  sich  bei  höherer 
Temperatur.  Coiicentrirte  Schwefelsaure  ftrbt  es  dunkelroth. 
Schwefelsäure  von  1,3  spec.  Gew.  lost  es  in  der  Kulte;  wenn  man 
die  Auflosung  gelinde  erwfirmt,  scheidet  sich  eine  harzähnliche  Ma- 
terie daraus  ab^  welche  n(iit  Wasser  gekocht ,  sich  langsam  auflöst 
und  sich  beim  Erkalten  in  mikroskopischen,  schwer  löslichen  Krystal- 
len  abscheidet.     Dieselben  scheinen  ein  Zersetzungsproduct  zu  sein. 

Concentrirte  Salpetersäure  wirkt  lebhaft  auf  das  ThebaYn  ein, 
selbst  in  der  Kälte,  unter  Entwicklung  röthlicher  Dämpfe  und  Bildung 
einer  gelben  FlĂĽssigkeit ,  welche  sich  auf  Zusatz  von  Kali  dunkler 
flirbt  unter  Entwicklung  einer  flĂĽchtigen  Basis. 

Salzsäure  löst  das  ThebaYn  leicht  auf;  die  Auflösung  verdunkelt 
sich  bei  der  Abdampfung  unter  ZurĂĽcklassung  einer  harzigen  Masse, 
die  sich  nicht  mehr  ganz  in  Wasser  auflöst. 

Das  Chlor  und  Brom  greifen  das  ThebaYn  lebhaft  an,  unter  Bil- 
dung harziger  Producte. 

« 

Das  ThebaYn  ist  sehr  giftig.  Einem  Hunde  zu  5  Centigramm 
in  die  Jugularvene  eingespritzt,  bra9hte  es  tetanische  Erscheinungen 
hervor,  welchen  der  Tod  des  Thie.res  bald  folgte  (Magendie). 

%  2143.  Die  Salze  den  Thebdm  lassen  sich  nicht  aus  der 
wässrigen  Lösung  krystallisirt  erhallen. 

Das  chlorwasserstoffsaure  Thebain  enthält  bei  100^ Gas  H^i  NO«, 
HCl  -|-  2Aq.  Um  es  zu  bereiten,  mischt  man  das  ThebaYn  mit  einer 
kleinen  Menge  Alkohol  und  setzt  eine  alkoholische  Auflösung  von 
Chlorwasserstoffsäure  zu,  bis  es  vollständig  aufgelöst  ist.  Es  ist  gut, 
dabei  einen  Ueberschuss  von  Säure  zu  vermeiden.  In  der  Ruhe 
setzt  sich  das  chlorwasserstoO'saure  ThebaYn  in  rliomboidischen, 
leicht  in  Wasser  löslichen  Krystallen  ab ;  ihre  Auflösung  giebt  beim 
Abdampfen  eine  harzige  Masse.  Sie  sind  schwer  löslich  in  absolutem 
Alkohol  und  unlöslich  in  Aether. 

Das  chlorplatinsaure  Thebatn  enthält  bei  100<>  GssHstNOe« 
HCl,  PtCIa  +  ^  ^<l-  1^^  ^'^^  »uf  Zusatz  von  Platinchlorid  zu  chlor- 
wasserstuffsaurem  ThebaYn  nieder.  Es  ist  wenig  löslich  in  siedendem 
Wasser«  Die  Auflösung  setzt  ein  Salz  ab,  welches  ein  Zersetzungs- 
product zu  sein  scheint. 

Es  enthält: 


Anämmßm,  Btreekael. 

Kohlenstoff  ^     42,88    43,i5      '  „  43,60 

Waisemoff*        4,36      4,74        „  4,48 

PI«tia  18^43    18,72     18,08  18,44. 

Das  chlorgoldsaure  Tkebatn  ist  ein  orangegelber  Niederschlag, 
welcher  bei  \00^  tu  einer  harzigen  Masse  schmilzt. 

Das  chlorqueeksilbersaure  Thebdm  ist  ein  weisser,  krystallini- 
scher  Niederschlag,  den  man  aus  chlorwasserstoflTsaurem  ThebaYn 
und  Quecksilberchlorid  erhAll.  Mit  freiem  ThebaYn  erhĂĽlt  man 
einen  voluminösen  Niederschlag.  Beide  Niederschlage  lassen  sich 
Dicht  von  beständiger  Zusammensetzung  erhallen. 

Das  schwefelsaure  Thebdm  erhält  man  durch  Zusatz  von 
SchwefelsAure  zu  einer  Auflösung  von  ThebaYn  in  Aelher  zum  Tbeil 
krystallinisch,  zum  Theil  als  harzige  Masse,  welche  In  der  Ruhe  kry- 
stallinisch  wird. 

f2144.  PapaverinO«  C40  H21  NOg.  —  Wenn  man  den 
wassrigen  Auszug  des  Opiums  mit  Natron  fUllt  und  den  Niederschlag, 
welcher  dem  grösseren  Theile  nach  aus  Opium  besteht ,  mit  Alkohol 
behaodeli,  so  erhält  man  eine  braune  Ti^iolur,  welche  beim  Abdam- 
pfen einen  dunklen  RĂĽckstaod  liefert ;  wenn  man  denselben  mit  einer 
Terdüimlen  Säure  behandelt  und  filtrirt,  kann  man  mit  Ammoniak  aus 
der  FlOssigkcit  eine  braune  barzfihnlicbe  Substanz  ftllen,  welche  viel 
Papaverin  enthält.  Wenn  man  dieses  Harz  in  verdOnntei*  Salzsäure 
löst  und  essigsaures  Kali  zur  FlOssigkeit  setz(,  so  fällt  ein  harziger 
ftOrper  von  brauni'r  Farbe  nieder,  den' man  mit  siedendem  Aether 
behandelt,  nachdem  man  ihn  mit  Wasser  ^gewaschen  bat.  Beim  Er-« 
kalten  der  ätherischen  Lösung  scheidet  sich  das  Papaverin  in  krystal- 
iisirtem  Zustand  ab. 

Auf  einfachere  Weise  erhält  man  diese  Basis,  wenn  man  das  ge- 
trocknete Harz  im  Wasserbad  mit  seinen^  gleichen  Gewicht  Alkohol 
versetzt;  es  entsieht  so  eine  salbenartige  Masse,  die  mit  der  Zeit 
zum  krystalliniscben  Magma  gesteht.  M<iii  presst  dieselbe  aus,  kry- 
staHisirt  sie  mit  Alkohol  um  und  behandelt  sie  mit  Thierkohle.  Das 
sf>  erhaltene  Papaverin  enthält  noch  Narkolin;  man  behandelt  es  daher 
mit  Salzsäure  und  krystallisirt  es.  Es  scheidet  sich  dann  chlorwas- 
serstoffsaures Papaverin  aus ,  wenig  löslich  und  leicht  krystallisirbar 


1)  G.  Merck  (I8Ă–0),  Ann.  6n  Cbem.  u.  Fliarni.  LXVI.  125;  LXXIl.  KO. 
Gerhardt,  Chesie.  IV.  5 


un<)  man  .Immm  aliUelst  kalten  Watatra  Mmmtliclies  Narkotin  davon 
trennen. 

Das  Papaverin  scheidet  sich  aus  AlketMrf  in  nadeMOrmigeD,  ver- 
worren gruppirlen,  farblosen,  schwer  in  kaltem  Alkohol  nntl  Acther, 
leichter  in  warmem  löslichen  Krystalien  «b.  Es  ist  iMilOsiich  io 
Wasser;  die  Lösungen  blauen  kaum  gerothetes  Lackmus.  Es  zeigt  die 
charakteristische  Reaction^  dass  es,  wenn  man  concentrirle  Schwefei- 
sĂĽure  uisctzt,  eine  dunkelblaue  Farbe  annimmt. 
^  Es  ist  nicht  gewiss,  ob  es  auf  das  polarisirte  Licht  wirkt;  wenn 
es  RotalionsvermOgen  besitzt,  so  ist  dasselbe  jedenfalls  ĂĽusserst 
schwach  (Bouchardat  und  Boudel)* 

Es  hat  bei  der  Analyse  ergeben : 


• 

i 

^.Merei 

\. 

G«oHi,NO«. 

loUeoaloff 

TM«* 

716,47 

70,63 

30,79 

Wasserstoff 

6,66 

6,32 

6,66 

6,90 

Stickstoff 

4,76 

»» 

u 

4,13 

Sauerstoff 

â–  

♦> 

)> 

18,88 

100,00. 

Man  kann  ziernJich  batricfitlidieMengen  Faf  a«enn  «arschladM», 
eline  eto«  besoodei^  Wirkung  wabrauneftuiMa« 

Wenn  man  es  «ine  Zeit  lang  mit  Braunateio,  ScbwclbleiHre  usd 
Wasser  kocht,  filrbt  sich  die  Flüsaigkeit  braun  und  »aeb  enigea 
Stiiaden  scheide»  sich  braune  kryatalliaiscbe  flocke n  ah«  .Mii  Sal*- 
pelersAure  scheiot  das  Papaverin  einen  NitrokOrpar  zu  geben. 

Das  chi9rwasser$t0ff0am*e  Pt^averm^  ^^^\  ^0«,  HCl  erhiii 
man,  wenn  man  die  Baais  in  veiniilonter  Salzsäure  äuOost  und  einea 
Ueberschuss  V4ui  Stiura  zusetzt.  Es  acbltfgt  sieb  dann  ala  eine  Ă–lige 
FlĂĽssigkeit  nieder,  dieallmĂĽlig  zu  grossen  Krystalien  geateht.  Diese  t) 

gehören  dem  rhombischen  System  an  und  aind  hemiedrisch.     (Be*. 

P 
obachtete  Gomhination  oo  P.  P  oo  .  -^.     Neigung  der  Flachen ,   oo 

P:qoP«^80«;  P  oo  :P  ao>»  119«  SO';  P  od  :  -7  -«149«15'.> 

Das  eUorplaiinsatire  Papaverin ,  C|o  H^i  NO, ,  HCl ,  PtCI^ 
bildet  einen  gelbeu  pulverigen  Niederschlag,  unlöslich  in  Wasser  und 
Alkohol. 


1)  H.  Kopp,  Ann.  der  Chem.  0.  Pharm.  LXVI.  127.  —  Pasteur,  Ann.  da 
ChiiB.  et  de  Pbys.  [8]  XXXVIU.  466. 


m 


EsMitartt: 

C.  Jf0rc*. 

BĂĽreebnet. 

KbbYeotfroff 

id^fti 

43;60 

4*;6« 

43,71 

WisMnwr 

4^9 

4,50 

:4,A7 

4,Sff 

.  PlaliD 

17,77 

17,7« 

17,88 

1732. 

Das  schwefelsaure  Papaverm  ist  ein  krystallisirbares  Salz. 

Das  salpetersaure  Papaverin ,  C40  ü^i  NOg ,  N^O^  A  lässt  sich 
mittelst  Salpetersäure,  wovon  es  drr  geringste  Ueberschuss  gelb 
färbte  nicht'  in  reinem  Zustand  herstellen;  aber  man  erhalt  es  auf 
dem  Weg  der  doppelten  Zersetzimg  aus  chlorwassersloffsaurem  Pa- 
paverin und  Silbernitrat.  Wenn  man  in  der  Wärme  arbeitet,  kryslal- 
li»rt  das  Salpetersäure  Papaverin  beim  Erkalten. 

Narkotin,  Narceln  «bd  ihre  Verbindungen. 

S214o.  Das  Narkotin^),  C^e  H^s  NO14.  ~  DJ^^e  Basis, 
entdeckt  von  Derosne  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts,  wurde  in  che- 
mischer Beziehung  erst  seit  den  Arbeiten  Robiquets  besser  bekannt. 
Das  Studium  seiner  Metamorphosen  verdanken  wir  vorzĂĽglich  Wohler 
(12152). 

Man  erhält  es  als  Nebenproduct  bei  der  Bercitung[des  Morphins. 
Der  Auszug  des  Opiums  mit  kaltem  Wasser  behandelt,  enthält  den 
ganzen  Morphingehalt,  welchen  das  Opium  besitzt,  und  nur  eitie  kleine 
■enge  Narkotin ;  der  ungelöste  Rückstand  enthält  dagegen  den  grosse- 
ren Antheil  des  Narkolins ,  das  man  mit  verdünnter  Salzsäure  aus- 
ziehen kann.  Man  fällt  die  salzsaure  Losung  mit  kohlensaurem 
Natron ,  trocknet  den  Niederschlag  und  behandelt  ihn  zu  wiederhol- 
ten Malen  mit  siedendem  Alkohol  von  80  Procent;  die  alkoholische 
FlĂĽssigkeit  wird  auf  ein  Drittel  ihres  Volums  gebracht  und  der  frei- 
willigen Verdunstung  überlassen.  Nach  24  Stunden  ist  sähmilliches 
Narkotin  in  Krystallen  abgelagert;  nOlhigenfalls  unterwirft  man  efs 
einer  neuen  Kryslaliisation  aus  siedendem  Alkohol. 


1)  Derofne  (1803),  Ana.  de  Chemie  XLV.  287.  —  Rol>iqaet,  loaro.  de 
Pharm,  XVII.  «87.  Ann.  deCliim.  et  de  Phyu.  V.  975;  LI.  SS5.  Aon.  der  Ghtei. 
uid  Pbann.  V.  83.  —  Dumas  a.  Pelletier,  Aon.  de  Cbim.  et  dePfa^.  XXIV. 
185.  —  Pe  lletierelid.,  L.  269.  —  Liebig  daselbst,  LI.  441.  Ann.  der  £bem. 
a.  Pharm. VL  38.  —  Brandes,  Ann.  derCbem.  a.  Pharm.  II.  274. —  Conerbe, 
Abo.  de  Cbim.  et  de  Phys.  LIV.  189.—  Regnault  daselbst,  L.X  VIII.  137.  Aon.  der 
Cbem.  0.  Pharm.  XXVf.  27;  XXIX.  88. 

5* 


68 

Anderson  bedient  sich  zur  Ausziehung  des  Narkotins  der  gefärb» 
ten,  unkrystallisirbarenMutlerlaagen,  welche  man  erhall  bei  der  Dar- 
stellung des  Morphins  nach  dem  Verfahren  von  Robertson-Gregory. 
(Dieses  Verfahren  besteht  darin ,  den  wässrigen  Aaszog  des  Opiums 
mit  Chlorcaicium  zu  fällen,  den  Niederschlag  von  mekonsaurem  Kalk 
durchs  Filter  abzuscheiden  und  das  in  der  filtrirten  FlĂĽssigkeit  ent- 
haltene chlorwasserstofTsaure  Morphin  kfystallisiren  zu  lassen.)  Fol- 
gendes ist  der  Weg,  den  man  nach  Anderson  einzuschlagen  hat: 
Nachdem  man  die  Mutterlauge  mit  Wasser  verdĂĽnnt  und  nOthigenfalls 
filtrirt  hat,  setzt  man  so  lange  Ammoniak  ^u,  bis  sich  ein  Niederschlag 
bildet.  Dieser  wird  auf  Leinwand  gesammelt  und  der  Wirkung  einer 
Presse  unterworfen;  er  ist  anfangs  gefärbt  und  körnig,  aber  wenn 
man  ihn  zu  lange  unter  der  Presse  lässt,  so  wird  er  leicht  harzig; 
man  rouss  ihn  daher  so  schnell  als  möglich  wieder  herausnehmen,  in 
Wasser  einrĂĽhren,  von  Neuem  auspressen  und  diese  Operation  mehr- 
mals wiederholen. 

Der  Niederschlag  enthält  Narkolin ,  wie  auch  viel  Harz  und 
etwas  Thebatn ;  die  Flüssigkeit  enthält  NarceYn  und  kann  zur  Ausziebung 
dieser  Base  benĂĽtzt  werden  (vgl.  %  2150).  Man  kocht  einen  Theil 
des  Niederschlags  mit  rectißcirtcm  Alkohol  und  Gltrirt  in  der  Wärme; 
es  scheiden  sich  nun  beim  Erkalten  stark  gefärbte  ürystalle  von  Nar- 
kotin  ab,  die  man  auf  Leinwand  sammelt,  um  sie  auszupressen  und 
mit  Alkohol  zu  waschen;  die  Mutterlauge  dieser  Krystalle  dient  dazu, 
einen  andern  Theil  des  Niedei*8chlag$  aufzulösen  und  man  föhrt  damit 
fort,  bis  man  Alles  gelöst  hat.  Die  unreinen  Krystalle  des  Narkotins 
werden  hierauf  mit  einer  kleinen  Menge  concentrirter  ätzender  Kali- 
lauge abgespĂĽlt,  mit  Wasser  gewaschen  und  aus  siedendem  Alkohol 
krystallisirt.  Die  alkoholische  FlĂĽssigkeit,  woraus  sich  die  ersten 
stark  gefärbten  Krystalle  des  Narkotins  abgeschieden  haben,  enthält 
yiel  Harz,  etwas  Narkotin  und  das  sämnUlichc  im  Opium  enilialtene 
ThebaYn;  wir  haben  anderwärts  (§  2142)  angegeben,  wie  die  letztere 
Basis  sich  ausziehen  lässt. 

Man  kann  ilas  Narkotin  auch  unmittelbar  aus  dem  Opium  aus- 
ziehen,  wenn  man  dasselbe  mit  Aetber  behandelt;  es  scheidet  sich 
bei  freiwilligem  Verdunsten  der  ätherischen  Auflösung  in  krystallisir« 
tem  Zustand  ab. 

%  2146.  Das  Narkotin  kryslallii^irt  in  geraden  rhombischen 
Prismen  oder  in  büschelförmig  gruppirten  abgeplatteten ,  farblosen. 


69 


durchsichtigen,  glflnsenden  Nadelo«  Es  ist  nnlOslich  in  kaltem  Wa»» 
ser;  siedendes  löst  davon  Vtooo*  K*  >s^  schwer  auflOsiich  in  Aether 
und  Weingeist  und  erfordert  zur  Losung  300  Th.  kalten  Alkohol  von 
77  Proc,  128  von  demselben  beim  Sieden,  60  Tb.  kallen  absoluten 
Alkohol,  f2  Th.  kochenden  absoluten  Alkohol,  33  Th.  kalten  absolu« 
ten  Aether  und  19  Th.  kochenden  absoluten  Aether  (R.  Brandes). 
Die  Aollosungen  schmecken  bitter  und  besitzeu  keine  alkalische  Re< 
adion.  Aetherische  und  fette  Oele  lOsen  gleichfalls  das  Narkotia 
auf. 

Die  Auflösung  des  Narkotins  in  Alkohol  und  Aether  lenkt  die 
PobrisationsebeBe  des  Lichtes  stark  nach  links  ab  ^);  [a]  aas  —  an- 
nähernd 130^5';  dteSüuren  andern  dasRotationsvermdgen  betrSchU 
Kcb  ab  und  bewirken  eine  Drehung  nach  rechts. 

Weder  Ammoniak,  noch  Aetzkali  lösen  Narkötin  auf* 

Die  Auflösungen  des  Narkotins  Arben  die  Eisensalze  nicht  blau. 

Das  Narkotin  enthsit: 


KoUeostoff 
Wasserstoff 
Stickstoff 
Sauerstoff 


Dumas  u. 
Pelletier. 

68,88 
ö,9t 

)9 


Pelletier  ^^. 

65,16 
5,46 
4,31 


Lisbig. 

64,09 
6,60 
2,61 


RegnmUt, 

64,01  64,60 
6,06  6,97 
3,46      3,6S 


>» 


99 


»> 


»» 


Varrentrapp 
u.  WĂśi^. 


Mulder*). 


Kohlenstoff 
Watserstoff 
Stickstoff 
Saoerstoff 


}> 
«» 


3,77    3,72         3,03    2,44 


ffoflMmn*), 

64,63 
6,21 
3,30 


»» 


»» 


»» 


19 


»I 


Berecbaet. 

64,61 
6,86 
3,31 

26,23 

100,00. 


Das  Narkotin  schmilzt  bei  170^  und  erstarrt  bei  130^  wieder; 
wenn  die  AbkĂĽhlung  langsam  erfolgt,  krystallisirl  die  Masse;  wenn 
es  rabch  geschieht,  ist  die  erstarrte  Masse  amorph.     Einige  Grade 

1)  Boachardtt,  Aon.  de  Cbim.  et  de  Pbys.  |3]  JX.  213. 

2)  1d  den  Analysen  von  Dumas  und  Pelletier  ist  der  Kohlenstoff  nach  dem  alten 
llomgtviUhi  desaellien  bereebnoi. 

6)  Varren trapp  n.  Will,  Ann.  der  Chem.  v.  Pharm.  XXXIX.  282. 
4)  M nid  er  ebd.,  XXXIX.  283.  Bntletin  de  Merlande  1838,  S.  81. 
6)  Hofmaon,  Ann.  der  Chem.  n.  Pharm.  L.  36. 


70 

ttlier/ sniuen  Schmehpunkt  erhitzt,  fäthk  es  aich;  bei  SM^klftbl  M 
aioli  wC»  enlwiohAlt  Aiaaiosia|&  unilhinterUsstHuflioiiiasMred  3449)« 
Ăśb  einer,  bermeliscb  geacbloeaepeoi  Rjtfare  mit  Waaier  auf  900^  er* 
hitBl,  l0et  ea  aich  auf  und  biMel  ein«  gdhlicbrolbe,  aebr  hitterf 
FMsaigfceit. 

eom^enlrifie  Sebweft^laawe  bMt  diia  NarkoCin  aiit  gelber  Farbe; 
in  4er  Wflrjiie  biaiuil  aicb  die  AufiOenflig.  VerdAttnte  ScbwefelaSupe 
wandelt  da«.  Narkotia  ia  der  Wäcnie^  ia  eiee  grüne  Subetaax  uoi  (vgl. 
Schwefelsaures  Narkotin). 

Yerdüiiato  Salpetersäure  Itel  daa  Narkotin  in  der  (Mite  ohne 
Ziiirsetzuag.  Wird  die  FlOsfligkeit  auf  ungefilbr  50^  orbiut,  «o  ffdle« 
krysUftttinische  Fieekea  von  Stackatoffopianyl  (Teropiammon)«  wäh^ 
rend  Wasserstoflbpianyl»  Opianefiure ,  HemipiasAure  und  Colamin  im 
Losung  bleiben,  deren  Verltüitniaäe  nach  dem  Grade  der  Verdasnung 
der  SaipeteraSure  wechaeli».  (VergL  Derivate  duroh  Oxydation  des 
Narkotins  %  2152).  Wenn  man  das  Narkolin  mit  concenirirter 
Salpetersaure  behandelt,  so  ist  die  Einwirkung  heftig ,  selbst  in  der 
Halle:  es  entweichen  reichliche  braunrothe  Dampfe 0,  wahrend 
zugleich  eine  reihet  dicke,  harzahnliche  Substanz  entsteht. 

Verdünnte  AetzkalUösnng  hat  keine  Einwirkung  auf  das  Narkotin, 
selbst  in  der  Kalte  nicht;  aber  bei  längerem  Kochen  mit  concenirirter 
Kalilösung  entsieht  ein  Olarliger  Körper  von.  bittrem  Geschmack 
sehr  leicht  löslich  in  Wasser,  welcher  das  Kalisalz  einer  eigenlbOm- 
licben  Saore  {Narbetmsaure)  zu  sein  scheinf;  eine  alkoholische 
KalilOauQg  löst  das  Narkotin  in  so  grosser  Menge  auf,  daes  sich  die 
Flüssigk4nt  viTdicht.  Es  gelingt  nicht,  die  Saure  zu  isoltre«,  w«khe 
in  diosein  Kalisalz  enthalten  ist.  Wenn  man  Kohlensaure  in  seine 
alkoholische  Auflösung  leitet,  gesteht  sie  alltn<llig  zur  durchsichtigen 
Gallerle;  wascht  man  dieselbe  mit  Alkohol  und  nimmt  sie  in  Wasser 
auf,  so  hinterlasst  sie  eine  grosse  Menge  von  Narkotinkrystallenu 

Diese  rasche  Regeneration  des  Narkotins  scheint  anzuzeigen« 
dass  flie  Narkotinsaure  von  dei^  Basis  nur  um  die  Elemente  des  Was- 
sers diflerirl. 

Wenn  man  das.  Narkotin  mil  KaM-  oder  Natroilhytlrat  auf  220* 

i)  Ich  habe  gefunden,  dast,  wenn  nan  et  heifB  geUnden  .Emirmta  de»  Narki»* 
tins  mit  concenlriiter  Salpetersiiir«  daliiohringt ,  die  Gotwiciiluag  r^lbff  Üimple  so 
vermeiden ,  eine  geHilich  roüie  Malte  MMtuMit ,  waiireod  ein  enitutdlicb«»  Gaa  ent- 
weicht, welches  salpeieraaures  Aethyl  4>d^r  Methyl  za  aeiosotieiot. 


«i%iut,  M  «rtiUlf  miin'  etae  Mssige  Bari«'  vofif  9tai%eiii  AftamöAtakge- 
raeh,  die  Dach  Wertbeiin^)  Trttylainin  (§  1096^)  (oder  tielleiche  dair 
Hm»  liMieM  'IrimetbylMniÄ)*;  iff«  Pi^ditcfe  acheimm  ttürfgetis  zu 
«trfiMi  Mdy  d^m  VerMItnisM*  d««  Nfti1Mlin6  tntd  d^f(  Kafififdratts, 
die  man  der  Deslillation  unterwirft;  gewöhnlich  schwimmt  auch' eincf 
Mg^  BnaiB  avf  der  wffssrigen.LKemig  des  Tfit^fomine. 

Wenn  nun  das  Nartofin  in  Salzsffnre  lOM  umf  krocht  es   mit 

'Haünolifciid,  m>  «erftlil  es  iir  Cotart\jti  und  Opittniflinre.     IN^seHfeff 

Prodnrfe   MMert*  skH  dtrrcR   die  Ein^irfcnwg'  fin«*s  CSetoenges  voir 

BMttnefm  tiiNl  ScbwefelaüiHre«     Pe^etrde*  Gteiclhtifge n  geben  Auf- 

scUuss  Aber  diese  llmvvandiung : 

4-4  PI« +  4' HCl. 

Cw  H„ N0i4  +  2  Oj  —  Ca«  H,,  NO«  +  C,o  »lo  »to  +  2  HO. 

Narkolin.  Cotarnin.         Opiaosäure. 

Es  «ntwickelt  sich  auch  bei  diesen  Processen  eine  kleine  Menge 
Kohlensäure,  welche  von  einer  seeundären  Zersetzung  herrOhrU 

Wenn  man  eine  Auflosung  von  schwefelsaurem  NarkoĂĽn  mit 
braunem  Bleihyperoxyd  kocht  und  tropfenweise  Schwefelsäure  zusetzt, 
erhält  man  nach  der  Filtration  eine  Flüssigkeit,  welche  beim  Abdam-^ 
pfen  eine  braune,  sehr  biUere,  leicht  in  Wasser  und  Alkohol  ,<  wenig 
in  Aether  lösliche  Masse  hinterlässt.  Diese  Substanz  scheint  eine  eigen- 
tbfimlicheBasis(iVarcef{in3))  zu  sein;  conc(>ntrirleSchweft4saure  löst 
«iemit  scbön  rother  Farbe,  Salpetersäure  mit  schön  gelber;  verlängerte 
Einwirkung  eines  Gemenges  von  Schwefelsäure  und  braunem  Hyper- 
oxyd  scheint  sie  in  Opiansäure  umzuwandeln. 

Das  Narkotin  wird  in  Chlorga«  gelb,  namentlich  bei  100^;  es 


1)  W »rill er m-,  Aon.  der  Cbeiin.  u.  Ptiarm.  LXXUf.  i08.-*-lD  einer  spSl eres 
MitihtfiluDg  (Joorn.  f.  prakt.  Cheoi.  Uli.  431)  leigl  der  Genanirte  das  Vorkoraineo 
dreier  Homologen  des  Narkotins  an,  wovon  das  eine  mit  Kalihydrat  Methylamin,  das 
•adiere  Methylamin  ond  das  dritte  Tritylamin  liefert.  Dieser  Reihe  wurde  sich  auch  das 
llkriotSir  amtcMitoaeo ,  «roTon  Hinlerberger  das  chlorqneeksilEcrsaure  Salz  analysirt 
hat  M.  S.  #7).    MiB  bitte  dtiDBacli>: 

Cm  Hti  l^^itt  Riaterbergera  Narkolin,  welches  mit  Kali  wahrscheinlich  Ammoniah  liefert^ 
C^^nfiOftf  Methylnarfcotin,  welches  Methylamin  liefert; 
^«e'Ws'^^1««  Aetbyl narkolin,  welches  Methylamin  liefert; 
CMRs7N0t4,  Tritylnarhotki,  w^clres  Tritylarotn  liefert. 

S)  Hofroann,  Ana.  derChen.  n.  Pfiarm.  LXXV.  3^7. 


72 

entwickelt  sich  Salzsflure  und  mau  erhält  eine  amorphe  Masse»  4m 
noch  nicht  untersucht  ist« 

Weniger  heftig  als  das  Morphin ,  ist  das  Narkotin  imiaer  noch 
jgiflig  genug,  man  darf  einem  Hunde  nur  1  Gramm  eingeben,  um  iha 
rasch  zu  tödlen. 

%  2147.     SaUe  des  Narkotins.  —  Die  Sfluren  Ktoen  das  Nar- 
kotin und  bilden  sehr  wenig  beständige  Salze;  die  Losung  dieser 
Salze  setzt  beim  Abdampfen  dengrOsstenTbeiidesNarkotiosab.  Dies«' 
Zersetzung  entsteht  oft  auch  auf  Zusatz  von  vielem  Wasser. 

Mehrere  Salze  des  Narkotins  sind  auflOdlich  in  Alkohol  und 
Aether.     Sie  schmecken  bitter  und  rOthen  Lackmus.  , 

Mit  Weinsflure  versetzt  und  alsdann  mit  zweifach  kohlensaurem 
Alkall  übersättigt,  geben  die  Narkotinsalze  sofort  einen  weissen  pulvri* 
gen  Niederschlagt). 

Das  Schwefelcyankaliuro  erzeugt  in  Lösungen,  welche  selbst  eine 
unwägbare  Menge  Narkotin  enthalten ,  sogleich  einen  dunkelrosen« 
rothen  Niederschlag.  Ein  geringer  Uebersclioss  des  Pallungsmittels 
lOst  den  Niederschlag  wieder  auf  (Opperuiann)  *). 

Chlorwasserstoffsaures  Narkotin.  —  Dieses  Salz  ist  äusserst 
leicht  loslich  in  Wasser;  man  kann  es  nachRobiquel  in  krystallisirtem 
Zustand  erhalten,  wenn  man  eine  wässrigeAuQosung  im  Trockenraam 
stehen  lässt  bis  zur  Syrupconsislenz;  es  bilden  sich  dann  nach  einer 
gewissen  Zeit  strahlenförmige  Gruppen,  die  aus  feinen  Nadeln  beste- 
hen ,  welche  sich  allmälig  vergrOssern  und  endlich  das  ganze  Gefilss 
erfĂĽllen.  Man  kann  auch  das  Narkotin,  zur  Trockne  abgedampft,  wieder 
in  siedendem  Alkohol  aufnehmen;  es  krystallisirt  dann  beim  Erkalten 
der  FlĂĽssigkeit. 

Nach  Liebig  absorbiren  lOOTheile  Narkotin  9,52  Theile  trockne 
Chlorwasserstoffsaure. 

Chlorplatinsavres Narkotin,  CieH^sNOi«,  HCl,  PtCl,. — Man 
erhalt  es  durch  Fällen  des  chlorwasserstoffsauren  Narkotins  mit  Pla- 
tinchlorid. Man  muss  sich  bĂĽten ,  bei  dieser  Operation  das  Platin- 
salz in  Ueberschuss  anzuwenden ,  denn  es  wQrde  das  Product  rascb 
verändern.  Es  zersetzt  sich  auch  zum  Theil  durch  verlängert! 
Waschen. 


1)  E.  Marcbandy  Jahresbericht  y.  Bereelius  XXV.  507. 

2)  Oppermann,  Compt,  read,  de  TAcad.  XXI.  811. 


73 


Es  eDtbftlt : 


Regnamlt,  Blyik, 

Rohlenstoir  ,,         „  43,7d    43,56 

Wasserstoff  „         „  4,17      4,S0 

PUUn  15,81   15,97  15,95    15,66 

s.  s.         a.         b. 

Kobienstoff    42,92  42,27  42,44  43,17  43,70 

Wasserstoff      3,94  4,12     4,14  4,15  4,10 

Pialin             15,95  „          „  15,72  15,81. 

Chlorqueeksilbersaures  Narkotin  Cie  H,s  NOi«,  HCl,  HgCI  (?). 
—  Wenn  man  «ine  alkoholische  Auflösung  von  Narkotin,  angesäuert  mit 
Salzsäure^  mit  einer  wSssrigen  Losung  von  Quecksilberchlorid  mischt, 
entsteht  ein  weisser  Niederschlag  von  chlorquecksilbersaurem  Narkotin, 
Dieser  im  Wasserbad  getrocknet,  dann  in  einem  Gemenge  von  Alkohol 
und  SalzsUnre  aufgelöst,  setzt  kleine  Krystalle  ab,  welche  enthalten^): 


Hinterhergerm 

fiereebaet 

Kohlensloff 

43,64 

46,4 

Wasserstoff 

3,90 

4,3 

Qaecksilber 

18,02 

16,7. 

SehoefeUoMrei  NarkoHn*  —  LOst  man  Narkotin  in  verdttnnter 
Sebwtfelsflure  auf,  so  erhält  man  beim  Abdampfen  eine  klebrige 
Masse,  die  ailmälig  erhärtet;  diese  Verbindung  lost  sich  in  Wasser 
ohne  Zersetzung. 

Das  SutfanarkoĂśd^)  ist  ein  Zersetzungsproduct  des  schwefel- 
ssiireB  Narkotios.  Wenn  man  mit  Wasser  befeuchtetes  Narkotin  mit 
verdQnnter  Schwefelsäure  erhitzt,  erhält  man  eine  Auflösung,  die 
bei  stärkerem  Erhitzen  eine  dunkelgrOne  Farbe  annimmt  und 
sich  endUeh  verdickt.  Gas  entwickelt  sich  dabei  nicht.  Man  ver- 
äOnnt  mit  Wasser  und  kocht;  es  lOst  sich  fast  Alles  auf.     Beim  Ei^ 


1)  leb  verdanke  diese  Aeelysen  der  gĂĽtigen  MItlheiluDg  des  H.  Wertbeim. 
a)  mit  einer  Probe  Narkotin  bereitetes  Sali ,  b)  ebenso  mit  einer  andern  Probe. 
Diese  lieferte  mil  Kalibydrat  eine  QĂĽcbtige  Basis,  welche  Ă„etbylamin  so  sein  scheint 

S)  Hinterberger,  Ann.  der  Chem.  o. Pharm. LXXXll.  311. —  Himerberger 
dnkkt  das  Salz  dnrcb  die  Formel  C^s  Hai  ^0,4,  HCl,  HgCI  aus  und  nimmt  an,  dass  es 
ein  vom  gewöhnlichen  Tersehiedenes  Narkotin  enthalte.     Vgl.  Anm.  S.  71. 

S)  Laorento.  Gerhardt  (1848),  Ann.  deChim.  et  dePhys.  [3JXX1V.  112. 


kalten  setzt  die  Flüssigkeit  ein  dunkelgrünes  amorpHas  P«k«r  ab ; 
man  bringt  es  auf  ein  Filier  und  wflsehi  es  mit  kaltem  Wasser,  worin 
es  unlOslicb  au  sefn  scheint.  Es  lost  sich  auch  in  Alkobol  auf,  aber 
dieser  setzt  es  nicht  mehr  in  krysullisirtem  ZuUnui  »b. 

Es  sclieint  zu  enthalten  Cg^  Hig  N^  S^  O3S ,  d,  h.  die  Elemente 
des  neutralen' sebwefclsauren  Nairkeliii»  weniger  4  Atome  Wasser: 

CssH^gNjSjOjs^aC^^HisNffu,  8^0«,  2H0— 4H0. 

Es  bat:  bei  der  Analyse  ergeben : 


Laurent  u.  Gerhardt. 

Berechnet. 

Kohlenstoff 

59,1 

60,2 

Wasseret  off 

(r»3 

»,y 

Sokwtfel 

3,§ 

3,5. 

Auf  Platinblech  erhitzt  läset  das  Sulfonarkotid  viel  schwer  ver* 
brennbare  Kohle  zurĂĽck.  Der  Destillation  unterworfen  entwickelt  ea 
Wasser  und  Olartige  Substanzen  von  brauner  Farbe  und  stinbendem 
Geruch. 

Das  Ammoniak  greift  das  SuHbnarkoĂśd  nicht  ,an ,  Aelzkali  lOst 
es  mit  brauner  Farbe  auf,  die  Sfluren  scheiden  es  wieder  mit  grOn^ 
Farbe  ab.  Mit  Salpetersäure  gekocht  liefert  das  Sulfonarkotid 
Schwefelsäure  und  eine  gelbe  in  Ammoniak  lOsliche  Substanz. 

B9gig89mr99  Narkotm.  —  Dieses  Salr  ist  vuetHg  bestMidHg«  Die 
BfisigsAure  losl  d^s  Narkotin  kalt  auf;  allein  rie  trennt  sidr  wied«P 
davon«  wenn  man  die  FlüseigbeiC  der  Verdampfang  unterwirft.  V-on- 
dieser  Eigenschaft  kann  man  Gebrauch  machen,  bebufis  der  Trenmmg» 
desi  NarkoUn  von  Morphin ,  indem  dos  essigeottre^  Mt>rphbi  weit  be- 
atiodiger  ist.  Basisch  essigsaures  Blei  fiiHt  ebenfalls  da»  Navbaaiir 
ams  seiner  Auflösung  in  Essigsäure. 

9  2148..  Hinlerberger  <)  bezeichnet  mit  itm  Namen  Opiamm 
eine  Basis ,  welche  gleichzeitig  mit  dem  Morphin  aua  dem  waaerige» 
Auszug  des  ägyptischen  Opiums^  gefällt  wird.  Diese  Blaais  war 
schwerer  auflOslich  in  Alkohol  als  Morphin  und  setzte  sich  zuerst  bei 
ahermaUger  Kryslallisalion  des  Niederschlags  ah;  es  kryslalUsirte  in 
geraden  rhoniboidtseben  Prisaien  und  enthielt : 


1)  Hinterberger,  Ann.  der  Cbem.  u.  Phsrm.  LXXXI.  319. 


TS 


9aiamiii«MMiMf 

Binterberger, 

des  Narko(io9. 

Kohlenstoff     68,W      ,« 

€4,M 

Wastereloff       8,70       „ 

5,85 

SMmiM          4,13    4,41 

3,31 

Sa^fnioff         ,,        ,, 

26,23 

ioa,oo. 

Hinterberger  tlrttekt  srine  Analyse  durch  die  VerhällniBse  C^^ 
H39  ^t  ^91  *^>^  •  allein  man  sieht,  das»  obige  Besiiltate  sich  sehr  der 
IwMWiHwuelzmtg  iles  NariMiiiis  aAl^rn.  Aiissefdeni  passt  seine 
sehr  uDfollsländigD  Besehrf  ib«iig  auch.  sf»br  gut  auf  daa  Narkotin» 

Durch  Versetten  einer  alhobdischen  Lösung  tun  chlorwasser- 
sloffsaurem  Opianin  mk\  einef  wfissrigen  AuAi^ung  von  Quecksilber- 
drinrid  bat  na»eittea  reicbltchen  weissen  Niedersehlag  erhaiten ;  nach- 
4m»  dBrseU»  in  ein«ii  Gemes^e  v«n  Alkohol  und  CblorwassersiofF- 
flinrefielAsI  worden  war,  setzte  er  in  Wasspr  und  Weingeist  imltf  stiebe 
Nadeln  ab.  Diese  ergaben  bei  der  Analyse:  Kohlenst^fT  49^14; 
Wasserstofr  4,61 ;  Quecksilber  12^38;  Chlor  9,31.  Hinterberger 
hilebaus  lĂĽeaea Zahlen  die  Formel  Cm  Hm  N,a)i,  HCl,  HgCI.  Chlor- 
^eobsilbiflV8aiireHi.NarkQtin  van  der  Zusammeneetzuiig  SC^eH^sNOi«» 
%lHGk  UgCl)  wQrde  erfordern :  Keblenstoff  50«9;  Wasserstoff  4, 7; 
«Mttksilber  12,3;  Chlor  8,7. 

Die  Vensucbe  von  Hinterberger  sebeinen  mir  nicht  umfassend 
feoog,  um  die*  Anaahme  seines  Opianhis  als  eine  vom  Narkolin  ver- 
«ehiadene  Base  au  begründen. 

|i  8149..  Die  HwnopmsSwe.  -^  W«fin  man  das  Narhotin  im 
<Mbad  einige  Grade  über  seinen  Schmelzpunkt  erhitzt ,  tärbi  es  sich 
aitlHat  rmhiich  gelb.  Be*  a2(M»  l)l«bt  es  sich  beträchtlich  auf  und 
SAlwiek«-!!  Ammoniak ,  hieaaiif  gesteht  der  ROeksland  zur  braunen 
aufgeblaftiieo  Hasse,  welche  grdssteotheils  ausHumopinslfure  besteht. 
Man  reinigl  sie«  indem  man  sie  in  Kali  auflöst  und  mit  Cblorwasser- 
sloffsanre  Mit;  man  erhfllt  so  einen  gallertartigen  Niederschlag,  älm- 
iaebr  den  Eisenoxydhydrat.  Man  losl  es  wieder  in  Alkohol  auf,  der 
aiwe  Ueiiie  Menge  einer  sehwarzen  Substanz  ungelöst  Usst,  und  ßlllt 
die  alkoholische  Lösung  mit  Wasser. 

Die  Humopinsflure  ist  eine  amorphe,  dunkelbraune,  in  Wasser 
und.  verdünnten  Säuren  unlösliche  Substanz.  Ihre  Auflösung  in 
Alkohol  ist  rötblich  gelb.     Sie  löst  sich  auch  in  Alkalien  mit  geJber 


76 

Farbe;  die  Auflösung  giebl   braune  gallertartige  Niederachlage  mit 
Baryt-  und  Bieisalzen. 

Sie  enthalt  wahrscheinlich  C««  H»  On : 


/Tdi 

Her. 

Btredmet. 

KoblenstofiT 

63^ 

"51^5 

67,3 

WasserstofT 

5,3 

5,0 

«,2 

Saaentoff 

»» 

»> 

27,5 

100,0. 

Nach  diesen  Zahlen  scheint  die  HumopinsNure  die  Elemenle  des 
NarkoUns  weniger  denen  des  Ammoniaks  tu  enthalten : 

Cm  H„  N0„  -  C„  H„  0„  +  NH, 
Nai-kolin.  Humopinsaare. 

Da  Wohlor  gefunden  hat,  dass  die  rohe  Humopinsaure  stets  eine 
kleine  Menge  einer  eigenthOmlichen  Basis  enthalt,  die  man  mit  Sali* 
saure  ausziehen  kann,  so  wäre  es  möglich,  dass  der  Process  weniger 
einfach  ist  und  dass  die  oben  angenommene  Formel  nicht  die  wirk* 
liehe  Zusammensetzung  der  Humopinsaure  ausdrĂĽckt. 

i  2150.  Narcem,  C««  Hs«  NO,,.  —  Pelletier  ^^  erhielt  diese 
Basis  auf  folgende  Weise:  1  Kilogramm  Opium  von  Smyrna  wurde 
mit  kaltem  Wasser  behandelt;  der  Auszug  flltrirt,  sehr  behutsam  ab- 
gedampft ^  so  dass  ein  festes  Extract  zuiUckbleibt.  Wird  dasselbe 
mit  destillirtem  Wasser  behandelt,  so  lost  es  sich  auf  unter  ZurQck- 
lassung  des  Narkotins ;  die  FlOssigkeil  enthalt  Morphin,  NarceYn  ond 
andere  Beslandlheile  des  Opiums.  Nachdem  man  das  Narkotio  davon 
getrennt  hat,  Obersatligt  man  die  FlĂĽssigkeit  schwach  mit  Ammoniak 
ond  erhitzt  sie  zum  Sieden,  um  den  Ueberschuss  des  letzteren  zu  ver» 
jagen ,  beim  Erkalten  krystallisirt  das  Morphin«  Nachdem  dasselbe 
grosstenlheils  abgeschieden  ist,  bringt  man  die  FlĂĽssigkeit  auf  die 
Hälfte  ihres  Volums;  man  flltrirt  und  fiiUt  die  HekonsBure  durch 
Barytwasser.  Man  scheidet  hierauf  den  Ueberscbuss  des  Baryts  durch 
kohlensaures  Ammoniak  ab  und  verdampft  die  Auflösung  zur  Consi* 
stenz  eines  dicken  Syrups.  Diese  Auflösung  mehrere  Tage  an  einen 
kĂĽhlen  Ort  gestellt ,  gesteht  zur  breiigen  Masse,  die  mit  Krystalien 


1)  Pelletier  (1832),  Ann.  deChim.  et  de  Phys.  L.  262.  —  Cou erbe  ebd., 
LIX.  151.  —  Anderson,  Tmnsact.  of  tbe  roy.  Soc.  of  Edioburgh  XX.  3.  Tbeil 
S.  347  und  Ann.  der  Chem.  o.  Pbarm.  LXXXVI.  17«. 


77 

gemengt  isL  Diese  Masse,  in  kochendem  Alkohol  von  40^  aufgenom- 
men, giebl  dasNarceYn  an  denselben  ab;  wird  die  geistige  FlĂĽssigkeit 
durch  Destillation  auf  ein  kleines  Volum  gebracht,  so  setzt  sie  das 
Narkoiin  in  krystailisirlem  ZusUnd  ab. 

Wenn,  wie  es  oft  vorkommt,  das  NarceYn  mit  Mekonin  gemengt 
ist,  so  entzieht  man  dieses  durch  Aelher.  Das  Mekonin  findet  sich 
flbrigens  zum  grosseren  Theii  in  der  Motterlauge  des  NarceYns. 

Anderson  benutzt  zur  Extraction  des  NarceYns  die  unkrystallisir- 
bare  Mutterlauge  von  der  Darsjlelluiigdes  Morphins  nach  dem  Verfahren 
von  Robertson-Grc^gory.  Die^  Mutterlauge  mit  Ammoniak  zersetzt 
(vgl«  i  3127)  liefert  einen  Niederschlag  aus  Narkotin ,  ThebaYn  und 
einer  harzigen  Substanz ;  die  abfiltrirte  FlĂĽssigkeit  enthalt  sammtliches 
Nareefn. '  Man  setzt  zu  dieser  essigsaures  Blei  und  trennt  den  Nie- 
derschlag durchs  Filter;  man  föllt  den  Bleiüberschuss  mit  Schwefel* 
sSure  und  nachdem  man  die  FlĂĽssigkeit  mit  Ammoniak  neutralisirt 
hat,  dampR  man  bei  gelinder  WSrme  ab,  bis  eine  Haut  auf  derOber- 
tache  entsteht.  Sie  setzt  dann  beim  Erkalten  eine  krysla^linische 
Sabstanz  ab,  deren  Menge  in  der  Ruhe  annimmt.  Nach  einigen  Tagen 
bringt  man  den  Absatz  auf  Leinwand,  man  wäscht  ihn  mit  kaltem 
Wasser  und  kocht  ihn  mit  vielem  Wasser.  Die  Auflosung  schlagt 
beim  Erkalten  seidenglähzende  Krystalle  von  NarceYn  nieder,  bisweilen 
sind  sie  mit  etwas  schwefelsaurem  Kalk  verunreinigt,  den  man 
beseitigen  kann  durch  Anflosen  der  Krystalle  in  Alkohol ;  man  reinigl 
sie  durch  Kochen  mit  Thierkohle  und  WiederauflOsen  in  Wasser. 

f  2I51,  Das  reine  NarceYn  bildet  eine  weisse,  seidenglänzende 
Masse  aus  feinen,  langen  Nadeln.  Man  erhalt  es  leicht  in  farblosem 
Zustand.  Wenig  löslich  in  kaltem  Wasser,  lOst  es  sich  leicht  in  ko- 
chendem (Anderson;  es  fordert  375  Th.  Wasser  von  14^  und  230  Th. 
kochendes  9  Pelletier).  Es  ist  leichter  löslich  in  Alkohol ,  unlöslich 
aber  in  Aether.  Seine  Auflösung  dr(*ht  den  polarisirten  Lichtstrahl 
schwach  nach  finksi);  [a]j  =  —  6^67. 

Ammoniak  und  verdünnte  Kali-  oder  Natronlösung  lösen  es 
leichter  als  reines  Wasser,  auf  Zusatz  einer  grossen  Menge  concen- 
trirter  Kahlttsung  schlägt  es  sich  selbst  in  der  W^rme  nieder  als  eine 
Olartige  Masse,  die  lange  diesen  Zustand  behjtit. 


1)  BoDchardat  and  F.  Boadet,  Jouro.  de  Pharm.  [3]  XXIIt.  294. 


•« 


Csentbaki): 

Pelletier. 

Couerbe, 

Anderson. 

Bercehnet 

KohleDStofT 

«4,02 

56,42    M,eO 

99,64    MjflS 

59,46 

Wa»ent^lr 

M2 

6,6«      6,62 

6,38      6,46 

6,96 

Sticks4oir 

4,M 

4,76        ^, 

3,10      3,30 

3;,02 

Saueretoff 

99 

>»•           >» 

w            •» 

31,80 

100,00 

Das  Nareem  ist  leichter  sehiiielzbar  als  da«  Moiyliiti  und  Nar- 
kotio :  «8  schmilat  bei  ungcfillir  9i^  sur  weissen  durobsdioikienden 
Masse  von  krystalUuischeni  Ansehen;  bei  110<>  wird  es  gdb,  Im 
toberer  Temperatur  zersetzt  es  sich. 

Min^ralsäuren  wirken  mit  grosser  Lebhaftigksit  auf  das  JNtnMä 
und  v^ründern  es  wesentlich;  dieselben  Säuren,  mit  Wasser  verdtoai^ 
verbinden  sich  dftmit. 

Cblorwasserstoffsäure  löst  es  auf  ■)• 

Verdünnt«  kochende  Salpetersäure  wirkt  auf  das  Narceltn  and 
bildet  e«ne  gelbe  Auflösung  damit ,  welclie  bei  der  Sättigung  roh  Kau 
den  Geruch  einer  flĂĽchtigen  Basis  entwickelt.  Conoentrirte  Salpeter- 
afture  bat  schou  in  der  Kälte  eine  heftige  Einwirkung  darauf  und 
Oxalsäure. 

â–  

Concenlrirte  Schwefelsäure  lost  das  NaroeTn  in  der  Kälte 
intensiir  reiher  Farbe,  welche  beim  Erhitzen  gron  wird. 

M  vereinigt  sich  mit  dem  NaroeYn  und  bildet  damit  ekie  du»* 
kelblaue  Verbindung ;  dieselbe  wird  durch  koebendes  Wasser,  beson- 
ders aber  durch  die  Alkalien  zerstört.  Chlor  und  Brom  Oben  eine 
zusammengesetzte  Einwirkung  auf  das  NarceMi. 

1 )  Das  NarceVn  enthält  die  Elemente  des  NarkoUns  plus  4  ffO. 

2)  Nach  Pelleti«r  ertheiU  Salzsäure,  mit  i/s  il^rea  Gevviditea  Waaaer  ? erdua«!^ 
dem  Narcein  sogleich  eine  lasurblaue  Farbe,  mehr  oder  wpnijjer  Hef,  von  starkem 
Glanz.  Bei  Zusatz  einer  hinreichenden  Menge  Wasser  erhalt  man  eine  TĂ–Ilig  farblose 
Auflösung.  Bevor  die  Farbe  verschwindet,  gebt  uro  in  rosa-violett  über.  Diese  Fär- 
bung tritt  nicht  jedesmal  ein ,  namentlich ,  wenn  das  zur  Lösung  dienende  Wasser 
nidit  sauer  ist;  wenn  man  dagegen  die  farblose  Lösung  langsam  abdampft,  so  erbMl 
man  eine  rosa-violette  Kruste,  die  von  ausaen  in'«  Bkue  Obargebt,  w«Bn  die  Flöasif» 
keit  nicht  zu  viel  Saure  enthalt.  Bei  ĂĽeberschuss  von  SÂŁure  ist  die  Farbe  gelb  nod 
die  Substanz  ist  verändert. 

Anderson  hat  nur  einmal ,  an  unreinem  Narcein ,  die  von  Pelletier  angegebene 
blaue  Firbung  beobaehiet. 


79 

erhalt  man  bald  aU  concentriscb  gruppirte  Nadeln ,  bald  «t»  kwm 
unregelinllsatge  Prismen.  Die  Krystalle  sind  sebr  leicbt  auOöslicb  in 
Wasser  und  Alkobol  und  «ei^en  saure  Beaciion. 

Das  chlorpiainuaure  Nare&ny  CMH^NOfi,  HCl,  PtCJ^  (bei 
10<K)  scheidet,  sich  aJlmĂĽlig  aJs  krystallinisebes  Pulver  oder  als  kleine 
prismatische  Krjstalle  ab  bei  Zusatz  von  Piatincbiorid  zu  chtorwas- 
seratoffsaurem  Narceln.     Es  enthalt : 


Anderson» 

Berechnet. 

Kohlenstoff 

41,08    41,01        „ 

41,24 

Wasserstoff 

4,«0      4,«0 

4,48 

^latia 

14,«3    f4,T6    i4,«4 

14,74. 

Das  schwefelsaure  Narcem  erhält  man  in  büschelförmig  grup- 
pirlen  Nadeln ,  es  hat  viel  Aehilfichkeft  mit  dem  freien  NarceYn  und 
ist  zieroiich  leicht  lOslich  in  kaltem  Wasser,  sehr  leicht  in  sie- 
dendem. 

Das  Salpetersäure  Narcein  scheidet  sich  aus  einer  beiss  berei- 
teten Losung  in  strahKgen Gruppen  ab;  es  ist  ziemlich  schwer  lOslich 
in  kaltem  Wasser. 

Derivate  durch  Oxydation  des  Narkotins^). 

%  2192.  Unter  dem  EinflĂĽsse  verschiedener  Oxydatfonsmrttel 
(Salpetersäure,  Braunstein  und  Schwefelsaure,  Platinchlorid)  zersetzt 
sich  das  Narkotin  in  Cotarnin  ($  2153)  und  Wasserstoff-Opianyl 
(S  2157)  oder  Derivate  beider  Körper: 

C4eHMN0„  +  X)a  —  2  HO  +  C^  H«  NO.  +  C,,,H,o  0,- 

Narkotin.  Cotarnin.         Wasserstoff- 

Opianyl. 

Je  nachdem  die  Oxydation  des  Narkotins  mehr  oder  weniger  ener- 
gisch ist ,  erhalt  man  ausser  den  beiden  obigen  Körpern  Apophyflen- 
saure  (S  2155)  und  Helhylamin,  welche  von  Cotarnin,  der  Optantn- 


1)  Wohl  er,  Ann.  der  Chem.  an(A  Pbann.  L.  1.  —  Blyth,  ebenda  L.  29. 
—  Anderson,  Transact.  of  tl^e  roy.  Soc.  of  Edinbargh  XX.  2.  Theil,  S.  347.  Im 
Auszug:  Agn.  der  Cbem.  und  Pbara.  LXIXVI.  179. 


80 

simre  (|  2160)  und  der  HendfäuSure^  diese  aber  fom  WieserBtoff- 
opiaoyl  «bslammen« 

CoUrnin  C^e  Bis  NO« 

Apophyllensaure  C|e  H7  NOg 

WassersloflTopianyl  C<|o  Hio   Og 

Opiansäure  C^g  ^w  ^to 

Hemipinsäure  C^q  H]o  Oi^. 

Das  OpianylhydrĂĽr  und  die  OpianylsĂĽure  sieben  in  derselben 
Beziehung  zu  einander,  wie  Benzoylhydrür  und  Benzoesäure  und 
können  von  den  Typen  Wasserstof!  und  Wasser  abgeleitet  werden, 
worin  H  durch  die  Griippirung  C^oH^Og  (Opianyl)  ersetzt  ist;  man 
kennt  auch  die  Glieder,  weiche  dem  Schwefelwasserstoff  und  Ammo- 
niak entsprechen : 

OpianylhydrĂĽr  CaoHioOg         <=      CgoHgOg 

H 
Opianyloxyd    oder   Opia-     CsqHioOio       »»CsoHgOgO 

ninsäure  HO 

Schwefelopianyl  od.  Sulf-     C^o  H|o  Og  Sj     ^=  C^q  Hg  Og  S 

opianinsäure  HS 

opi..ji- ..  w..»r,u.ft.         -Njäl!:?: 

azotor  oderOpiammon  (       H 

OplanyI.zo«.r  oder  Ter-  «  N  äSlSl  +  2  Aq. 

opiammon  C    H  0 

Es  ist  merkwĂĽrdig,  dass  das  Wasserstoflopianyl  dieselbe  Zusam- 
mensetzung wie  das  Mekonin  hat  (§  2158),  welches  upniiltelbar  aus 
dem  Opium  ausgezogen  worden  ist. 

I  2153.  C  0 1  a  r  n  i  n ,  Ose  H|3  NOg  -{-  2  Aq.  —  Diese  Basis  <) 
entsteht  zu  gleicher  Zeit  mit  dem  WasserslofTopianyl  oder  seinen  De- 
rivaten (der  OpiansSure  und  Hemipinsäure)  durch  die  Einwirkung 
oxydirender  Körper  auf  das  Markotin.  Man  ßudet  es  in  der  Mutter- 
lauge, welche  bei  der  Zersetzung  des  Narkotins  durch  ein  Gemenge 
von  Braunstein  und  Schwefelsäure  bleibt.  Um  es  vom  schwefelsauren 
Mangan  und  dem  unzersetzlen  Narkolin  zu  befreien ,   bringt  man  die 


1)  Wöhler  (1844),  o.  «.  0.  --  Blyth,  a.  a.  0. 


81 

Piflssigkeii  zam  Sieden;  man  sättigt  sie  mit  kohlensaurem  Natron 
und  ßUrirt  zur  Abscheidung  des  Manganniederscblags«  Die  flllrirte 
Flüssigkeit  wird  neutralisirt  mil  Salzsäure  und  in  chlorplatinsaures 
Salz  verwandelt  durch  Platineblorid.  Behandelt  man  nun  den  Nie» 
derschlag  von  chlorplatinsaurem  Cotarnin ,  in  Wasser  zertbeiil ,  mit 
Schwefelwasserstofl^as,  so  ei*hält  man  eine  Flüssigkeit,  welche  chlor- 
wasserstoffsaures Cotarnin  enthält.  Man  fügt  Aetzbai7t  hinzu ;  und 
nachdem  man  das  Gemenge  zur  Trockne  abgedampft,  nimmt  man 
es  in  Alkohol  auf,  welcher  das. Cotarnin  löst  (Wühler). 

Wenn  man  eine  Auflösung  des  Narkotins  in  verdünnter  Chlor- 
wasser:ilofl'säHre  mit  Platincblorid  kocht,  so  wird  die  Flüssigkeit  blut- 
roth  und  man  sieht  an  der  Oberfläche  rothe  Prismen  von  chlorplatin- 
saurem Cotarnin  erscheinen  (Blyth). 

Wenn  man  die  durch  Einwirkung  von  verdünnter  Salpetersäure 
auf  Narkotin  erhaltene  und  vom  niedf?rge»chlagenen  Stickstofl'opianyl 
(S  2167)  befrt'ile  Flüssigkeit  milAetzkali  übersättigt,  so  scheidet  sich 
das  Cotarnin  als  krystallinisches  Pulver  ab.  Dieser  Weg  ist  sehr  vor- 
theilhaft  zur  Darstellung  des  Cotarnins  (Anderson). 

Das  Cotarnin  bildet  farblose,  sternförmig  gruppirte  Nadeln.  Es 
ist  schwer  lOslich  in  kaltem,  etwas  mehr  in  kochendem  Wasser;  Al- 
kohol löst  es  mit  brauner  Farbe ,  scheidet  es  aber  nicht  in  krystalli- 
sirtem  Zustand  ab ;  Aether  und  Ammoniak  lösen  es  leicht  auf;  Aetzkali 
lost  es  wenig.  Es  schmilzt  bei  100<>  unter  Verlust  von  2  Atomen 
SS  7,2  Procent  Krystallwasser. 

Nach  den  Analysen  von  Blyth  enthält  es : 

Krystallisirles  Cotarnin.  Bei  100®  getrocknet : 

Gefunden.    Berechnet.  Gefunden.  Berechnet. 

«5,95        67,53 

6,S»  5,63 

6,0S 

20,78 

100,00 
7,23. 

Das  Cotarnin  verkohlt  sich  in  der  Hitze  unter  Verbreitung  eines 
unangf'uehmen  Geruches. 

Concentrirte  Salpetersäure  löst  das  Cotarnin  mit  roüier  Farbe 

Gerliardt,  Cbenie  IV.  6 


KohleDstoff 

61,41 

62,65 

Wasserstoff 

6,38 

6,02 

Stickstoff . 

5,52 

5,62 

Sauerstoff 

« 

25,71 
100,00 

Rr)slallwasser 

7^ 

"^22 

»9 


und  v€rwiin<i6U  ee  in  OxalsMure.     Mk  v«rdüDDter  Salpeltrsiiire  kann  * 
man  Apopbylleaslittre  (|  2155)  erkalten. 

Ue  wtfsarigie  Auflösung  des  Gotarains  fisHt  die  Eieenoiydql*  und 
Kupfersalae«  die  Eiaemyxfitake  werden  da?on  ni«ht  verändert«  Es 
llttl  auoh  die  Gtrfcetfnre« 

i  Slfti.  Bie  Snlze  des  Caiamau  sind  im  At^aoMtnen  aehr 
leicbt  loaliok  ngid  oiaa  erbill  sie  «nmitielbar  mit  den  verddnnten  Sauroi. 

Das  oklartimsserstoffsaMf  Ceiamin,  C^«  H^s  NO««  HCl  -f-  5  Aq., 
erbalt  man  als  lange,  aeidengiftnzende ,  leicht  in  Waaaer  loaliche  Na- 
deln, Ss  ßniMH  5  Atom»  «^  f  4,3  Proeeitt  KrysUiMw^iMer ,  welches 
es  bei  lOQ^  y^^rtiorl» 

J>McUQrplaimi0m'efJ(Ußrfn9i,  CteHisf^O«,  HU,  PlClsSchtUgt 
sich  als  gelbes  krystallinisches  PuJver  nieder,  wekfie^  beim  Trocknen 
rotb  wird ;  wenn  man  es  in  der  W^rme  ftUt «  scheidet  ef  aie|i  erst 
keim  Erkalten  'm  rĂĽtblicbgelben  durchscheinenden  krttmlicben  Naeaeii 
ab«  Man  erhalt  es  in  dunkelrolben  Prismen,  wenn  man  eineLdfraqg 
von  Narkotin  in  Salzsäure  init  PJ^Iillcblorid  kocbt.  Es  ist  nur  i^^nif 
in  Wasser  löslich ;  man  kany  es  mH  Ammoniak  kochen«  ohne  dass  ßs 
sich  zersetzt. 


fFöhlßr. 

Blyth. 

Berechnet. 

Kohlenttofr 

SM  ^,a 

SM    W^O 

39;S 

Wasserstoff 

M     3,f 

3,3      3J 

3,2 

Stickstoff 

4.4      „ 

9)              >i 

3,2 

Chlor 

24,1       „ 

»»              »1 

24,6 

Platin 

23,0    22,e 

22,9    22,0 

22,6 

Sauerstoff 

»»         1» 

f9               9« 

10,9 

100,0. 

Es  kommt  bisweilen  bei  der  Behandlung  des  Narkolins  mit  Pla- 
tinchtorid  vor,  dass  man  ein  anderes  cblorplatiiisaures  SaU  in  langen 
hell  pooieranzeagelben  Nadeln  erhalt«  worin  Blyth  die  Gegenwart  einer 
eigenthUmlichen  Basis  annimmt»  der  er  den  Namen  iVnrcojeiimgiebt. 
Dieses  Salz  unterscheidet  sich  leicht  vom  chlorplatinsauren  CotamiD 
dadurch ,  dass  es  von  Ammoniak  angegriffen  wird ,  wodurch  es  vei^ 
blasst  und  in  Narkotin  und  Cotarnin  zerfilttt;  das  Narkotin  schlagt 
sich  nieder,  wahrend  das  Cotarnin  in  der  ammoniakalischen  FlĂĽssig- 
keit gefalet  bleibt.  Es  ist  faiernaeb  walbrachei«liflh,  daaa  Blyth'a  Ver- 
bindung keine  eigenthĂĽmlicbe  Basis  enthalt,  sondern  nur  ein  Doppel- 
salz von  cblorplatinaauaem  Cotarnin  und  Narkotin  ist: 


93 

Chlorplaunsaures    j^^^^^^  c„B„NO„,  HCl   PtcJ[  "•'PP*""'^ 
Die  folgendes  Analysen  harmoniren  mit  dieser  Anschattungsweise : 

Blyth.  Berecboet. 


Kohlenstoff 

40,8 

40,5 

40,6 

40,4 

Wasserstoff 

4,0 

4,1 

4,2 

3,7 

Platin 

18,0 

18,1 

17,9 

18,4. 

Unter  gewissen  Umständen  ^f^eip^  sich  das  ctalarpi^tigs^ur^  Co« 
tjirnin  auch  in  ApopliyUensIture  ufpzu wandeln. 

D|is  ch(orqu^ck^f^^9ßurp  (Jotamin,  C^  Hfs  NO^»  HCl,  2  HgC}* 
bildet  einen  voluminösen,  hellgelben  Niederscblf^g,  welcher  allm^lig 
kr.yslaJljpi{|cb  wird.  Wenn  man  die  Fällung  mit  heisren  mif)  ver- 
dttanten  Flüssigkeiten  vorzunehmen  sucht«  kommt  sie  nicht  zustande} 
4|>er  beim  AbkĂĽhlen  setzt  sich  dasSajz  in  kleinen  blassgelben  Pr>smep 
al^»   Es  scheint  sich  zu  verändern,  wenn  maq  es  ein  zweitesni^  kry* 

Das  cfdorgoldsQiUre  (latarmn  ist  vofi  schön  dunkelrother  Farb^» 

S  215S.    Die  ^pophyllensäfire,  GieHjNOg.  —  Diese  Säqrei) 

<^tsl^bl  diijTch  die  Oxydation  dĂź9  Cqt^rnins  unter  der  Eiawirkung 

der  yerdilnjiteq  Salpetersäure  (Anderson) ;  es  wird  gleichfaJUis  d.urcb 

Umwandlung  des  chlorplalin^euren  Cotarnips  erhalten  (Wöhlor). 

Di^  P^tellung  der  Apophyllensäui^e  i^t  nicht  leicht :  es  kommi 
haoptsfcblieb  darauf  an,  keinen  Uel^erscbuss  von  Sejpetersäure  anzu« 
i^ieoden ,  dof  die  Apophyllensäiure  verändern  ^)  oder  wenigstens  ihre 


1)  Wobler  (1844),  a.  a.  0.  —  Anderson,  a.  a.  0.  —  Die  Apovh'ifUen-' 
verdankt  ihren  Namen  der  Aehnlichkeit  mit  denen  des  ApopbylJits. 


2)  Bei  einem  Versache  erhielt  Anderson  ausser  der  Apophyllensfiüre  eine  Säaro 
gelbeOy  sehr  leicht  in  Wasser  löslichen,  schmelzbaren  Nadeln. 
Diese  Terbiodong  enthielt : 

Beobachtet.     C^  Hia  NOi«. 


Kohlenstoff 

61,24 

60,85 

Wasserstoff 

3,94 

3,66 

Stickstoff 

4,16 

3,94 

Sauerstoff 

»» 

30,66 

100,00. 

aadersfiaal  erhielt  Anderson  eine  Verbindung,  welche  enthielt: 

Kohlenstoff  IMS,80,  Wasserstoff  3,ft4. 

6» 


84 

Trennung  verhindern  könnte.  Anderson  rathet,  das  Cotarnin  in  mit 
einem  doppelten  Volum  Wasser  verdĂĽnnter  Salpetersfture  zu  losen, 
sodann  conceulrirte  zuzusetzen  und  das  Gemenge  zum  Sieden  zu 
erhitzen ;  es  entwickeln  sich  dahei  reichliche  rothe  Dflnipfe.  Nachdem 
man  die  Reaction  einige  Zeii  unterhalten  hat,  prĂĽfi  man  eine  kleine 
Menge  der  FlQssigkeit,  indem  man  viel  mit  Aether  versetzten  Alkohol 
zusetzt :  wenn  sich  allmälig  Krystalle  absetzen ,  behandelt  man  die 
ganze  FlĂĽssigkeit  auf  dieselbe  Weise;  wenn  dagegen  keine  Krystalle 
erscheinen,  so  setzt  man  die  Digestion  der  FlĂĽssigkeit  fort,  bis  man 
den  gewünschten  Punkt  erreicht  hat.  Man  lässt  die  Flüssigkeit  24 
Stunden  stehen,  versetzt  mit  dem  alkoholischen  Gemenge  und  scheidet 
dann  die  Krystalle  durch's  Filter  ab. 

Hat  man  die  Flüssigkeit,  woraus  sich  die  Apophyllcnsaur«  abge- 
setzt hat,  der  Dcstillalion  unterworfen,  so  erhdit  man  eine  syrupanige 
Masse.  Wird  diese  mit  ĂĽberschĂĽssigem  Kali  liebandelt,  so  entwickelt 
sich  Hetliylamin  (seine  Identität  wurde  durch  die  Analyse  des  chlor* 
platinsauren  Salzes  erwiesen) ;  bei  einem  and«Tn  Versuche  schien  sich 
Aethylamin  und  selbst  änderte  Basen  von  höheren  Atomgewichteo 
Bntwickelt  zu  haben. 

Die  Apophyllensäure  erbfiU  man  in  zwei  Formen ,  je  nachdem 
die  Krystalle  wasserfrei  oder  wasserhaltig  sind.  Wasser  lost  sie  lang- 
sam; Alkohol  und  Aether  lOsen  sie  gar  nicht  auf.  Bei  Siedhitze 
gesSIttigt ,  scheidet  sie  die  wflssrige  Lösung  in  wasserh*eien  Prismen 
ab;  wenn  die  Auflösung  nicht  beim  Sieden  gesattigt  war,  enthalten  die 
Krystalle,  welche  man  erhalt,  ungefähr  9  Procenl  Wasser  und  bilden 
Oktaeder  mit  fast  quadratischer  Grundfläche,  spaltbar  nach  o  P. 
Sie  hat  einen  schwach  sauren  Geschmack  und  ihre  Auflösung  rOthet 
Lackmus  stark.  Sie  schmilzt  bei  205^  und  gesteht  beim  Erkalten 
zur  krystallinischen  Masse.     Gelrocknet  bei  100<^  enthält  sie  : 


Jnderton. 

Berechnet. 

KohleDstoff 

52 JO^    02,88 

»3,04 

Wasserstoff 

3,88      4,12 

3,86 

Stickstoff 

7,37 

7,73 

Sauerstoff 

1»            t» 

3»,37 

100,00. 

Bei  der  Destillation  verkohlt  sich  die  Apopliyltrnsäure  und  liefert 
•ine  Olartige  Basis,  welche  sich  nicht,  wie  das  Anilin,  mit  Cblorcal- 
cium  fiirbt  und  den  Geruch  des  ChinoleYn  besitzt. 


85 

Concentrirte  Schwefelsäure  löst  die  Apophyllensaure. 

Salpetersäure  verwandelt  sie  zuletzt  in  Oxalsäure. 

Die  Auflosung  der  Apophyllensäure  fiillt  weder  die  Salze  des 
Bleies,  noch  die  des  Silbers. 

S  2156.  Die  apophyUensauren  Salze  sind  im  Allgemeinen 
loslich. 

Das  apophylletuaure  Ammoniak  bildet  kleine,  in  Wasser  leicht 
losliche  Nadeln. 

Den  apophyUensauren  Baryt  erhält  man  durch  Digestion  der 
Apophyllensäure  •  Losung  mit  kohlensaurem  Baryt  und  Versetzen  der 
FlQssigkeit  mit  Alkohol,  er  scheidet  sich  dabei  in  warzigen  Kry- 
stallen  ab. 

Das  apophyllensäure  Silber^  CieHe^S^Og,  erhält  man  nur 
durch  Digestion  der  Apophyllensäure  mit  frisch  gefiflltem  kohlensaurem 
Silber  und  Zusatz  einer  Mischung  von  Aeiher  und  Alkohol.  Das  apo- 
phyllensäure Silber  scheidet  sich  dann  als  krystallinisches  Pulver  ab, 
sehr  leicht  lOslich  in  Wasser,  unlöslich  in  Alkohol  und  Aether.  Es 
eiplodirl  beim  Erhitzen  nicht. 


Anderson. 

Berechnet. 

Kohlenstoff 

32,68 

33,32 

Wasserstoff 

2,30 

2,08 

Silber 

37,39 

37,82. 

Eine  Verbindung  des  apophyUensauren  mit  dem  Salpetersäu- 
ren Silber y  Ci^H^AgNOe,  NO^Ag,  erhält  man  als  krystallinischen, 
wenig  loslichen  Niederschlag  durch  Versetzen  eines  apophyUensauren 
Alkalisalzes  mit  salpetersaurem  Silber.  Diese  Verbindung  verpufft  in 
der  Hitze  lebhaft. 

S  2157.  Das  fFasserstoffopianyl  0>  C,o  H^o  Og  »=  C,o  Hg  Og H. 
—  Es  entsteht  zugleich  mit  dem  Cotaroin  bei  derOzydalion  des  Nar- 
kotins    mittelst   verdünnter  Salpetersäure.     Es   scheint   namentlich 


1)  Anderson  (1882),  a.  a.  0.  —  Anderson  nennt  diese  Substanz  Opianyl 
und  nimmt  an ,  dass  sie  das  Metall  (Radical)  darstelle ,  welches  der  Opiansaure  ent- 
fpricht ,  allein  es  ist  nach  den  Zusammenstellungen,  welche  wir  gemacht  haben ,  er- 
sicbilicb,  dasa  Anderson's  Opianyl  fĂĽr  die  Opiansfiure  Das  ist ,  was  das  WasserstofF- 
benzoyl  ffir  die  Benzoesiare  iat,  indem  1  Atom  Wasserstoff  in  den  Typen  Wasserstoff 
und  Wasser  durch  die  Gmppirung  C^  H«  0«  ersetzt  iat. 


dann  zu  enC^t^hen ,  wenn  diese  Ăśxydalioii  laitgsdin  erfofgl ;  obVigeos 
kennt  man  die  Beditigongen  6eibet  Bifdiibg  nicht  genan ,  6o  dSss  es 
jhicht  Imth^r  gelingt;  es  nach  Belieben  daras'ustellen. 

Wenn  man  3,5  Theile  Salpetersäure  von  1,4  sp.  G.  tnti  lOTIi-* 
Wasser  verdtfrtht,  und  ^9t  VlQ)i&tg1t^it  nach  Zusatz  von  1,4  Th.  Nar- 
kotin  bei  einer  Temperatur  von  49^  erhält,  scheidet  sich  anfangt 
ielwas  StfekstbffbpSiakiyi  {t  ^67) ;  Wetln  sich  htchts  mehr  niederschlagt, 
flitrirt  man  und  ühersältigt  die  flitrirte  Flüssigkeit  mit  Kali ,  um  das 
Cotarnih  tu  htteü.  Man  öönceiitrlit  nüA  die  alkalische  FlOssigkeit 
Vürch  Abdähipten ;  fes  entgehen  dann  Krystalle  von  ^äipetersaureiii 
ffjiilr,  wovon  ttiah  die  syrupärtige  Ml]ltertäug6decantirt.  Bff^n  beMn- 
delt  dieselbe  mit  Alkohol  zur  Abscheidung  des  kohlensauren  Kali's, 
li^tziiiht  den  Alkohol  durch  bes^illamn  find  i^etrt  znm  erkSiteten  ROck- 
iltand  Salzsflure ;  es  scheidet  ^ich  dähh  WasbeffstoHbpianyl,  kowie  Opisitt- 
Mnre  nnd  H^eniipirfsiure  ab,  welche  offehbar  durch  secnridflVe  Otydatiö^ 
entstehen.  Man  erhitzt  diesen  Nfederschbg  mit  einer  ^roS86n  Stfeiig^ 
Wasser  lütk  läileden :  das  WasserstoflbpHiWyl  kryätaltisirt  dhnti  zuem 
beim  Erkalten. 

Diese  Verbindung  erscheint  in  langen,  farblosen  Nadeln  und  ist 
sehr  schwer  in  kaltem ,  leichter  in  siedendem  Wasser  löslich.  Es 
lost  sich  ebenso  in  Alkohol  und  Aelher.  ^s  schinilzt  in  siedendem 
Wasser;  in  trockaem  Zustand  schmilzt  es  bei  110*  und  ersUrrt 
bei  104,5». 


Ifs  erithtit : 

jfndenon. 

ierecbaet. 

^Kohlenstoff 
Wasserstoff 
Stickstoff 

61,49'  llJĂ„"  61,55 
5,32      5,43      5,21 

»»           »»            »» 

61,85 

5,15 

33,00 

100^. 

Es  Mst  sich  in  der  fcsite  in  cohcentrirter  SchWefelsAuns ,  Ahne 
sie  i^ö  filrben;  aber  die  hnssigkeitrothet'sith  in  der  Wärme.  Rodietttf^ 
Salpetersäure  zersetzt  es.  Schwefel w^asserstofT  greift  es  nicht  an. 
Kali  und  Ammoniak  lösen  es  nicht  leichter  als  reines  Wasser. 

Die  Oxyde  der  H^talTe  verbinden  sich  nicht  Aamft. 

Bei  einem  Versuche  erhielt  Anderson  einen  bei  96,)  schnbelz- 
baren  KOrper,  welcher  ein  äydrat  d^s  Wassersloffopianyls  (Kohlen- 
Stoff  58,83— «8,84 ;  Wasserstoff  6,17— 5,42)  lo  seinscheint;  doch 
konnte  er  ihn  nicht  wieder  ^liiahen« 


ST 

%  2158.  Oas  Mekonm  <) ,  gefundea  in  Opium  von  Dublanc, 
d.  j.  und  ftp9t9r  in  rctnem  Zustand  eriraUen  TOti  Couerbe,  zeigt 
die  Zusattroenseteimg  des  Opiaeyls  und  könnte  wohl  derselbe  Eor- 
f0t  alfin. 

Mich  Couerbe  ist  äae  Vekonin  weniger  reichlich  im  Opium  *) ; 
das  TonSmyrna  scheint  am  meisten  davon  zu  enthalten.  Man  erschöpft, 
es  durch  kaltes  Wasser,  fiitrirt  den  Auszjug  und  dampft  ab ;  man  ĂźdU 
ihn  vollständig  durch  Ammoniak ,  welches  das  Morphin  und  Narkotin 
trennt;  man  concentrirt  die  Ă–ltrirte FlĂĽssigkeit  abermals  bis  zurCon- 
sistenz  einer  flüssigen  Melasse  und  überlässt  sie  vierzehn  Tage  lang 
der  Ruhe  an  einem  kĂĽhlen  Ort.  Es  setzen  sich  dann  Krystalle  ab, 
welche  man  abpresst  und  bei  gelinder  Wärme  trocknet;  ausser  Meko- 
oin  enthalten  sie  noch  mekonsaure  Salze  und  andere  Substanzen. 
Man  erschöpft  sie  durch  siedenden  Alkohol  von  36^  und  concentrirt 
den  Auszug ,  bis  er  Krystalle  absetzt.  Man  sammelt  dieselben  und 
lost  sie  in  siedendem  Wasser  auf,  um  sie  mit  Thierkohle  zu  bebandeln ; 
zuletzt  ToUendet  man  ihre  Reinigung,  indem  man  sie  aus  Aether  kry- 
atallisirt. 

Das  Mekonin  ki7stalli8irt  in  sechsseitigen  Prismen  mit  zuge- 
scharften  Enden;  es  ist  vollkommen  weiss,  geruchlos,  anfangs  ohne 
Geschmack,  spater  aber  sehr  scharf  in  dem  Maass,  als  sich  die  Sub- 
stanz allmalig  im  Mund  auflöst.  Es  ist  lOslich  in  Wasser,  Alkohol 
und  Aether,  krystalKsirt  sehr  leicht  aus  diesen  FlĂĽssigkeiten;  erfordert 
265,7  Th.  kaltes  Wasser  und  nur  18,5  Th.  kochendes  zur  Auflösung. 
Alkohol  und  Aether  lösen  es  noch  leichter. 

Es  schmilzt  bei  90^  zur  farblosen  FlĂĽssigkeit ,  welche  bis  15^ 
flossig  bleibt;  bei  höherer  Temperatur ')  kocht  es  und  destillirt 
unverändert;  beim  Erkalten  gesteht  es  zu  einer  fettjthnlichen  hasse» 

Ee  enthalt : 

I)  Dablanc  d.  j.  (1826),  Ano.  de  Cbim.  et  de  Phys.  L.  17.  —  Coaerba, 
«bil.,  L.  3S*;  Lt.  lä'e.  —  Begnahll  eU.,  LXVffl.  1*7.  —  H.  fedhihdler, 
Hhtm.  «emhilW^h  V.  MO. 

S)  iMatb.  Opium  IMn^D  Oßlfh.  M^kooih  flaebCoai^be,'6,S<ii«cbl3i!bloiht 
«a«>S^'S  f  b.  iMcb  IlttMer. 

8)  Conerbe  giebi  dea  Eocbpaokt  tu  15a<^  an ,  Regoault  dagegen ,  welcber  dia 
DkliCigkeit  dea  Dampfea  an  beatimmen  auchte,  konota  bia  270^  erbitten ,  obne  daaa 
Sabatani  so  aiedte  bitl^nn. 


88 


Couerbe,  Regnault.  CsoHioO«. 

KohlenstoflT    60,87     61,06    60,86    61,63        61,36    61,22    61,58    61,85 
Wasserstoff      5,11      5,11       5,09      5,21  5,40      5,83      5,30      5,10 

Sauerstoff  „  „  „  „  „  „  „        3tt.05 

100,00. 

Die  wässrige  Lösung  des  Mekonins  ßlllt  das  neutrale  essigsaure 
Blei  nicht,  wohl  aber  das  basische. 

Die  fixen  Alkalien  lösen  es  auf,  Ammoniak  aber  wenig. 

Wenn  man  Chlor  auf  Mekonin  leitet,  absorbirl  es  dasselbe  in 
grosser  Menge  und  bildet  eine  gelbe  Substanz ,  welche  ein  Gemenge 
ist  von  einer  gechlorten  harzigen  Substanz  und  eines  in  schönen  pris- 
matischen Nadeln  krystallisirbaren  Körpers,  löslich  in  Kali,  wenig 
löslich  in  kaltem  Wasser,  löslich  in  siedendem.  Dieses  Product 
{Mechloinsaure)  enthält  kein  Chlor.  Es  hat  bei  der  Analyse  ergeben: 
Kohlenstoff  48,72 ;  Wasserstoff  4,07. 

Salzsäure  löst  das  Mekonin  ohne  Veränderung  auf. 

Hit  ihrem  halben  Gewicht  verdünnte  Schwefelsäure  löst  dasMeko- 
Din  ohne  Veränderung,  die  farblose  Flüssigkeit  nimmt  beim  Abdanipfeo 
eine  dunkelgrĂĽne  Farbe  an ;  wenn  man  dann  Alkohol  zusetzt ,  wird 
die  Farbe  rosenro(h  und  dieselbe  wird  beim  Verdunsten  des  Alkohols 
abermals  grĂĽn.  Wasser  Ăźlllt  braune  Flocken  aus  der  grĂĽnen  Auf- 
lösung. 

Concentrirte  Salpetersäure  löst  das  Mekonin  in  der  Kälte  auf, 
indem  sie  sich  gelb  damit  färbt.  In  der  Wärme  erhält  man  Nitro- 
mekonin. 

§  2159.  Das  Nitromekonin  ^  oder  die  llyponitromekonsäure, 
CsoHgCN04)  0^  entsteht  9  wenn  mau  die  Auflösung  des  Mekonins  in 
concentrirter  Salpetersäure  zur  Trockne  abdampft;  man  eqhäll  dadurch 
eine  geschmolzene  Masse,  die  beim  Erkalten  krystallisirt.  Man  rei- 
nigt sie  durch  Umkrystallisiren  aus  kochendem  Wasser  und  aus 
Alkohol. 

Man  erhält  das  Nitromekonin  in  langen ,  flachen  Prismen  mit 
quadratischer  Grundfläche ,  es  ist  schwach  gelblich  geArbt,  schroiltt 
bei  150<^  und  verflĂĽcliligl  sich  zu  einem  grossen  Theil  bei  190^  (?), 
wahrend  ein  anderer  Theil  sich  zersetzt.     Es  ist  löslich  in  Wasser 


1)  Couerbe  (1835),  Aon.  de  Cbim.  et  de  Phys.  LIX.  141. 


89 

md  Alkohol;   aus  leUterein  kryslallieirt  e»  am  beaten.     Aeiher  löst 
es  gteicbfalls  «uf.     Die  was^rige  Losung  i»t  schwach  sauer. 

V        Man  hat  im  Nitromekontn  gefunden : 


Couerbe^    C»H»(N04)0,. 

KohleoMofl* 

00,24    40,02      50,20 

Wasserstoff 

3,98      3,94        3,76 

Stickstoff 

6,30          „        5,90 

Sauerstoff 

n      40,41 

100,00. 

Säuren  lösen  das  Plilromekonin  bei  gelinder  Warme  und  es  kry* 
stallisirt  daraus  beim  Erkalten. 

Kali,  Natron,  Ammoniak  und  die  alkalischen  Erdeu  lösen  es  mit 
grosser  Leichtigkeit  9  indem  sie  sich  rolh  damit  färben ;  die  Sauren 
filllen  es  wieder  aus  der  Auflösung. 

Eisen-  und  Supfersalze  werden  durch  Nitromekoninlösung  ge- 
fillli ,  erslere  gelblich  rolh ,  letztere  blass  grOn ;  die  Salze  des  Man- 
gans, Kalks,  Quecksilbers,  Goldes  und  Bleies  werden  nicht  davon 
geĂźllt. 

S  2160.  Opiansaure^)^  CsoHioOio-  —  ^'^  entsteht  durch 
Oxydation  des  Narkotins  durch  ein  Gemenge  von  Braimstein  und 
Schwefebflure ,  durch  Platinchlorid  oder  verdflnnte  Salpetersäure. 
Wöhler  verfährt  dabei  auf  folgende  Weise :  Man  löst  das  Narkotin  in 
einem  Ueberschuss  verdĂĽnnter  Schwefelsaure,  setzt  feines  Pulver  von 
Braunstein  dazu,  erhitzt  mm  Sieden  und  erhalt  letzleres  einige  Zeit. 
Man  Gltrirt  die  röthlich  gelbe  Flüssigkeil;  beim  Erkalten  lasst  dieselbe 
OpiansSure  in  kleinen  Krystallen  fallen,  welche  man  abfiitrirt  und  mit 
kaltem  Walser  abwascht.  Man  entfärbt  sie  auch  durch  Kochen  mit 
ontercblorigsaurcm  Natron  und  zersetzt  die  Auflösung  wieder  durch 
Zusatz  von  Salzsäure ;  die  Opiansaure  setzt  sich  dann  beim  Erkalten 
der  FlĂĽssigkeit  ab ;  man  krystallisirt  sie  aus  siedendem  Wasser  um. 


1)  Liebig  und  Wöbler  (1842),  Ann.  der  Cheni.  uod  Phunn.  XL  IV.  126. 
—  Wo  hier,  a.  a.  0.  —  Blyth,  a.  a.  0.  —  Anderson ,  a.  a.  0. 

Mehrere  Chemiker  schreiben  Berzelias  die  genaue  Formel  der  Opiansaure  zu. 
Es  ist  aber  ein  Irrtbom :  wenigstens  bereils  ein  Jahr  for  Veroffentlichang  des  Jahr- 
boches  fon  Berzriias  habe  ich  in  meinen  Comfites  rendas  (1845,  S.  61)  die  von 
Wdhier  f3r  Narkulio  ond  Opiansaure  angenommenen  Formeln  berichtigt  und  durch 
4ie  Boefa  jetzt  geltenden  Formeln  erselst. 


Nkli  Blytb  kafan  man  kich  aodi  Mgmier  Hnihode  fcefffciM  e 
Man  lost  das  Nark«thi  (iih|felllbr  M  Gramm)  iti  lerdÜMtcir  Salaaitret 
fHIlt  mit  Platinchlorid,  TerdanflH  mit  WtfaaeT  «nd  Issat  daa  GaMe  mit 
einem  Ueberschuss  von  Platinchlorid  kochen«  Sie  fiirbt  sich  bald 
dunkelroth ;  mah  iBrh^lt  sie  einigt  teil  im  Sieden ,  bis  an  der  Ober- 
fläche der  Flttssigkett  rothe  Prisma  von  chlbf|)liltin8aurem  GoUniin 
erscheinen ;  hierauf  ffUrirt  inän  und  läs^it  ei^baltefu.  Die  Flüssigkeit 
setzt  hierauf  feine  Nadeln  von  Opiansäure  ab.  Die  Mutterlauge  liefert 
rhomboidale  Prismen  von  Hemipinsflure. 

Nach  Anderson  kann  man  die  OpiansĂĽure  durch  Abdampfen  der 
Vtnksigkeit  erhalten,  woraus  das  Wa«sercitoffiapianyi  a(ig«MftiedeD 
wurde.    (Vgl.  |  2157.)  ' 

Die  OpransSore  krygtaHisirt  In  Meinen  PHsmeiii  wellehe  oft 
«trabli^  ghippirt  ond  verworren  sind «  s«  dais  ^ie  eiii  voUiminMei 
Netz  bilden«  Sie  ist  farblos ,  von  schwach  btUemM  Geschmack  vüiti 
stkwveh  elaurer  R«ac(i6n;  Sib  ist  wenf^  abflVslicb  in  kaltem  Wasser, 
ater  leitbt  anflosiich  in  kocbeJbilefii.  Sk  lost  sich  gleichfalis  in  AlköM 
und  Aelher. 

Bei  100^  getrocknet,  enthalt  sie : 

ff^bhler.  B/yth.  Laurent  f}. 

Kohlenstoff         57,47     56,83     57,32  57,24    56,79  57,10 

Wasserstoff  4,99      4,80      4,^  4,82      4,91  4,88 


Saaerstöff 


»>  »»  i^  »•  »>  »t 

Jinä4räon.  Berecbaet. 


Kohlenstoff         86,99        57,12        56,1^6  57,14 

Wasserstoff  5,07  4,93  4,M  4,7^ 

Sauerstoff  „  ^,  ,,  38,10 

"#06,00. 

DieOpiansäureschmitztbeildd'^,  ohne  anrCewichl  ]^u  verlieren ; 
wenn  man  sie  in  einer  Itctort'^  eiliilzt.  Steigt  sife  ah  den  Wanden  ens- 
por  und  desiillirt  so,  ohne  sich  zu  verftOchtigen.  Bei  Lunzulritt  erhitzt, 
'Verbreitet  sie  aromatische  Dämpfe,  die  an  den  Geruch  der  Vanille 
erlhnerO ;  diese  Dähnpfe  sind  ei^ltundbar  lind  vei*bi*en'neli  niit  rossen- 
der Flamme,  bie  Opiansäure  erleidet  Obrigens  durch  die  Einwirkung 
der  Hitze  eine  wesentliche  Veränderung :  sie  bleibt  nach  tliun  Erkak«« 


1)  Laurent,  Aun.  de  Cbim.  et  de  Fb^.  fO]  IIX.  ^0. 


91 

höth  lin((^  t^h  weicii  linil  (hfrch^beihehd ;  me  lassi  feich  ^\h  Ter- 
^t«tininF9dbtii;i«he«i;  Hlli«fli|faberwifd  ii«  trüb  ufi4  erbarm,  oHril 
ein  krystallinisches  Geftlge  anzunehmen.  In  diesem  KosOind  ietp 
sie  dieselbe  ZüsamTnens'efMftg  M^  die  kl^stälUMtte  Sllüre,  ist 
alil^r  ilril^fillibh  hl  W^sb'er;  MIkoUöl  und  selbst  ih  4^h  Verdüiint^n  AI- 
HüHen :  &ie  löst  ftich  erst  toach  ISilgerer  Z(^it  Iti  eirier  lodiehden  KHi- 
tos6ng.  ^enti  tttUn  sie  iti  W^s^et  bridgt,  #ii-d  sie  drtichweis^ ;  b^iiti 
feHiilzeih  rferwandtft  sie  sich  in  eine  Weisse;  ei^ig%  Masse,  wlfbreh^ 
Sficft  Mr  tStiti  sMr  Ml^itie  M^^  d^Vdh  aufloht ;  4i^^  »«^zi  üfeh  b^lfcü 
ÖrkShlen  ih  Pldckeifi  "ab,  w0Hb  %Mk  üfiUir  detti  iinktV)»Nop  «lei'^^iti^ 
Prismen  und  palmzweigartig  gruppirte  Nadeln  entdeckt. 

ÜliteT^^äi  UeVei'ädfiüs^  voi^  piii(ftlchl2>Hd  ^rliihi  t^ljlti)  b(i^r  mit 
bVaiineW  'ßleibyperbkfd  üVkA  Scbweretsaure  (Wohl^-),  vl^r^^'ähdell  sfcii 
die  Opiän^äre  t^  ttk^lplhsabr^  (t  ä^lIßS).  bis  BteftypebxyÜ  ällän 
greift  Sk  &^liikstute  iiichi  ih. 

Wenn  man  sie  in  einem  Strom  von  Chlorgas  dclimlTzt,  entwickelt 
sie  Chlorwas9(erstoffdkure  und  Wasser  ĂĽn Jl  bildet  ein  harziges  Product 
â–ĽOD  rOthlicb  gelBelr  Farbe. 

Schweflige  Säure  lOst  sfe  auf  und  bildet  damit  opianschweOige 
saure  (S  2163). 

^ti'wefelwasserstbV  v^rwan^eh  sie  !i1  d^r  Wärme  ih  Sulfopian- 
siriire(S2164): 

C^II^oOio  +2HS  — .C,e  HjoOgSji  +2H0. 
OpiansSüre.  Sulföpiansaure. 

S3161.  Die  neutralen  opiansauren  Salze  lassen  sich  durch  nach- 
stehende allgemeine  Formel  ausdrucken : 

Gf^Hf  MO|o  ^  CSQII9O9«  MO. 

0ie  siedende  Aivflllsuiig  der  Opbnsaiife  lost  unter  Anfbrauseil 
^  koUensiduren  Salze  des  Baryts;  Kalks,  Meies  and  Silbers  und  liefert 
dĂĽDit  krystallisirUte  Salze. 

Das  opiwMüvre  Antikamak  erhalt  nba«  fn  dicken  TaMn  bei 
ftneiwilHffer  Verdundtbng  eines  Geüieiiges  von  Alkohol  \räA  einer  g^ 
•tfttigteo  LMuilf  von  OpiansauVe'in  Aitirtionlilk. 

Wenn  man  eine  AliflOsimg  von  'OpTnHibsäiire  in  Amroonitfk  ab* 
dampft,  so  bleibt  eine  amorphe  durchsichtige  Masse  ziirdck,  welche, 
mit  Wasser  behandelt,  sich  nur  zum  Theil  auflöst,  unter  Zurttcklas- 
song  von  Opiammon  (|  2166)  in  unlöslichem  Zustande. 


92 

Der  opiaruatire  Baryi,  C30H9  BaO]o  -}-  2Aq.,  bildet  strablige 
Prismen ,  welche  in  d<T  Hitze  verwittern  unter  Verlust  von  6  Proc. 
««  2  Atom  Wasser. 

Der  opiansaure  Kalk  ist  löslich  und  krystallisirhar. 

Dhs  ojnansaure  Blei,  CgoHgPbOio  -{-  2Aq.  bildet  glänzende, 
durchsichtige,  warzenfbrmige,  wenig  löi^licheKrystalle;  sie  enihallen 
5,45  Procent  >»  2  Atome  Kryslallwasser,  schmelzen  bei  150^  und 
fangen  an,  sich  zu  zersetzen  bei  180<^.  In  der  Wurme  kryslallisirt 
dieses  Salz  bisweilen  in  wasserfreiem  Zustand  in  kleinen,  seiden- 
glflnzenden^  in  BĂĽschel  vereinigten  Prismen.  Es  ist  aufloslich  in 
Alkohol. 

Das  apiansaure  Silber,  C20H9  AgO|o  -f-  xAq.,  krystallisirt  in 
durchsichtigen  kurzen  Nadeln ,  die  stets  eine  gelbe  Färbung  zeigen^ 
wenn  man  sie  in  Masse  betrachtet ;  es  enthält  Krystallwasser,  das  es 
gegen  100®  verliert.  Es  schmilzt  bei  200®  unter  Zersetzung.  Ge- 
trocknet enthält  es : 

fTöhler,  Berechnet. 

Kohlenstoff  37,85  37,85 

Wasseratoff  3,10  2,84 

Silberoxyd  36,69  36,50. 

$2162.  Das  n/itiiiMatfre  ^eMy/0  oder  der  Opianäther,  C^ 
H«  (^4^5)010*  entsteht  leicht,  wenn  man  schwefligs^aures  Gas  in  eine 
warme  Auflösung  von  Opiansäure  in  Alkohol  leitet.  Bei  der  Concen- 
tration  der  PlOssigkeit  setzt  sich  der  Aether  in  krystallisirtem  Zu- 
stand ab. 

Wohler  konnte  es  durch  Sättigen  einer  alkoholischen  Losung^ 
von  Opiansäure  mit  salzsaurera  Gas  nicht  erhalten.  Anderson  erhielt 
es  einmal  d^rch  Zusatz  von  Salzsäure  zu  einer  alkoholischen  Auf- 
lösung von  opiansauremKali.  Es  bildet  kleine  in  Bündel  oder  Kugeln 
vereinigte  Prismen,  ohne  Geruch,  von  schwach  bittrem  Geschmack» 
Es  ist  unlöslich  in  Wasser,  aber  leicht  loslich  in  Alkohol  und  Afther» 
Es  schmilzt  bei  02®  und  gesteht  beim  Erkalten  zu  einer  strahligen 
Masse.  Es  lässt  sich  zwischen  zwei  Uhrgläsern  sublimiren.  Bedeutend 
Ober  seinen  Schmelzpunkt  erhitzt,  bleibt  es  lange  weich  und  amorph«. 
Es  erträgt  eine  ziemlich  hohe  Temperatur,  Ohne  sich  zu  zersetzen. 

Es  enthält : 


I)  Wuhler(1844),  a.a.O. 


»3 


H'öMer. 

Kob1eo»toir  60,23  60,77 
Wasserstoff  6,70  6,84 
Saaersloff 


9>  I» 


Andm'ton» 

Berecboei. 

60,86 

60,60 

6,90 

6,88 

»♦ 

33,62 

100,00. 

Wenn  man  es  mit  Wasser  kocht,  schmilzt  es  zu  einem  klaron, 
schweren  Oel,  welches  sich  endlich  unter  Zersetzung  in  Alkohol  und 
Opiaiisäure  auflöst.  Diese  Umwandlung  erfolgt  schneller  mit  Actz- 
kali. 

In  der  KdJle  greift  Ammoniak  dasselbe  nicht  an. 

S  2163.  Die  opianschweßige  Säure  ^)  entsteht  durch  die  Ein- 
wirkung von  schwefliger  Sdure  auf  Opiansäure.  Die  Opians6ure  löst 
sieb  in  beträchtlicher  Menge  in  einer  warmen  Lösung  von  schwefliger 
Säure,  ohne  sichiieim  Erkalten  wieder  abzusetzen;  diese  Auflösung 
besitzt  einen  bitteren  Geschmack  und  einen  sQsslichen  Nachgeschmack* 
Abgedampft  in  gelinder  Wurme,  fässt  sie  opianschweflige  Saure 
als  ki7slalliuische ,  durchsichtige,  geruchlose  Masse  zurĂĽck.  Beim 
Verdünnen  mit  Wasser  entwickelt  sie  schweflige  Säure  und  trübt  sich 
durch  freigewordene  Opiansäure  (?).  Die  Krystalle  der  opianschwef* 
ligen  Säure  enthalten  gewöhnlich  Schwefelsäure*),  die  Wühler  als 
zaßfllig  betrachtet,  denn  frisch  bereitete  Lösung  voq  Opiansäure  in 
schwefliger  Säure  enthält  keine  Schwefelsäure. 

Durch  Erwärmen  mit  Salzsäure  und  seleniger  Säure  liefert  die 
opianschweflige  Säure  eine  Ablagerung  von  Selen;  mit  Goldchlorid 
liefert  sie  metallisches  Gold. 

Dio  kohlensauren  Salze  des  Baryts  und  Bleies  lösen  sich  in  der 
Auflösung  der  Opiansäure  in  schwefliger  Säure  unter  Bildung  krystal- 
Hsirbarer  Salze. 

Der  opianschwefKgsaure  Baryt  bildet  farblose,  glänzende 
rfaoroboidische  Tafeln.  Er  löst  sich  langsam  in  Wasser;  verliert 
sflmmtliches  Kryslallwasser  bei  140^  wird  trĂĽb  und  beginnt,' sich  zu 
zersetzen. 

Das  apianschweftiijsaure  Blei  bildet    vierseitige  Prismen    mit 


1)  Wöbler(1844),  a.  a..O. 

2)  Sollte  diese  SchwefeNaure  oichl  fielleicht  ein  ootbwrndiges  Product  sein? 
Es  könnte  in  der  That  sein ,  dass  die  schweflige  Saure  die  OpiDOsäure  in  Opianyl- 
bydrär  überfuhrt  und  dass  dieses  Aldehyd  sich  sodaon  mit  schweOiger  Säure  verbinde, 
wie  dief  bei  Wauerstulf-Benzoyl,  -ComyJ,  -Saltcyl  a.  s.  w.  geschieht. 


1 


H 

schiefer  ETsfinfebe,  rtwwltatjB  «hiKch  breile  RlAcbeo  vertreten  sind, 
so  dass  di^  Kfptalle  gef|röb|ilich  sech!^|ige  Tafidn  i^l^Wh  Sie  ver- 
ändern sieb  an  freier  Luft  nicht;  bei  13QP  verlieren  sie  6,5  Proceot» 
d.  h.  die  HälfLe  ihres  Krystallwassers;  das  übrige  entweicht  erst 
beil70^  während  sich  zugleich  das  Salz  verändert.  Das  krysUülisirte 

WĂĽhler.  Berechnet. 


• 

a. 

b. 

Kohlenstoff 

29,23 

29,05 

30,22 

Wasserstoff 

3,qp 

3,14 

3,27 

Schwefel 

1 

8,10 

7,74 

8,06 

Bleioxyd 

26,67 

27,11 

28,21. 

Die  Repbquqg  f||brt  zu  fiolgendeo  ywei  Forqieln : 
a C^P7PbQ«Sj04  +  ßAq-, 

b CsgflsPbĂźsĂźaOa  +  IAq. 

Pie  Formel  Atbrt  zu  dfu*  Annat|fn^ ,  ds|i|f  (fi^  schweflige  Säorf 
sipb  mit  Opifko^äure  vei:biiii)e|L  unter  Aii^fipb/sifl^ng  von  Wasser; 

Cm  WisPie  +  Sa  Q4  «  Cio »s Ps-  §» O4  +  ? ÖO 
0|u*n,s4pr,f .  ppiaq^weOige  $äiprie. 

Nßi^b  <l«r  Foi^m^l  1^  w|fir^.^  ^cl^  ^0  Tj^ejj  ^er  ^pbwefljgep  SSurf^ 
ilHf  Kosl^n  de?  p^jans^fUß  <9y^i^<r09  \^Am  ^«  ^^^'^  iP  ^assersmF* 
opiauyl  umwandelt ,  wel/c^i^  sjpb  ^o^finn  W^  ^.inem  9|l4l^m  Ti|teii  4c|C 
^phwefligen  $ä]^e  verbii[iden  i[vflrdß.  Diß  leUtefe  Formel  scheint  mir 
4ip  vfabr^cheiiMJcher^ ;  dqpb  >9Uß^  si^  opcb  (jurfb  «^eitere  BeQl>aQlf- 
tungen  bestätigt  werden. 

%%  ißt  Obrigens  sm  b/^^erl^^p,  dasf^  die  zwei  Fori»«lo  mehr 
W^ßs/ßrstoir  erforfleriif  «||»  W^M^f  gefunden  bfit. 

8  2164.  Sulfaptansaure,  C^  Bio  0«  S,.  —  In  der  ILälte  wiiik^ 
S^bwerelwasserstofT  nicht  ^uf  diß  Opiapsäurje;  eb^SQ  HKci^ig  Ein- 
lyjrkung  nioaml  man  wahr,  w^nn  J[oao  das  Gas  in  eine  siedende  Losuiig 
4^  Sjlure  leitet;  lässt  fnan  es  ab^f  in  eine  auf  70<^  erhitzte  Losung 
gehen ,  so  trttbt  sie  sich  und  setzt  Sulfopiansäure  ab ,  welche  dßß 
Amp^Np  V99  präcipilirtem  ScbweM  hikt.  Wao  unterbäU  die  Ein- 
Wirkung  einige  Tage  lang ,  indem  man  dafĂĽr  sorgt ,  dass  sich  die 
FlĂĽssigkeit  nicht  so  stark  erhitzt,  dass  der  Niederschlag  pulverig  wird ; 
man  lost  letzteren  in  Alkohol  und  überlässt  die  Lösung  der  freiwilli- 
gen Verdunstung. 

Die  Sulfopiansäure  setzt  sich  dann  als  platte  Prisn^en  yon  gelber 


Farke  ab.  Dieae  Ki^staUo  emwcbaa  mlar  tM^  ua4  .w«r4iw  gans 
flflssig  bei»der  Tempentor  des  siedende»  Waütni ,  iiidffm  m  IM 
Hassgelbes  Oel  bilden ,  welcbes  beim  Erkalten  zur  amorphen  dorch- 
aicbtigen  Maa^^  ge4ti^ht;  sie  IjOst  sich  in  Weingeist  und  wird  wieder 
io  amorphem  ^usts^d  durch  freiwHlige  Verdunstung  der  Auflösung 
erbalten.  Die  Sulfopiansüure  verändert  sich  demnach  durch  die  Hitze 
wif  ^ie  Opiansaari^. 
SieeqM)9U: 


Wähler. 

Berechnet. 

Kohlenstoff 

^«2,4^ 

82,4 

83,0^ 

83,1 

WasMralaff 

4,1 

4,8 

4,a 

4.4 

Scliwefel 

14,3 

» 

t9 

14,1 

Sauerstoff 

»» 

99 

»» 

28,4 

100,0. 

Ueber  100<^  erhitzt  zersetzt  sich  die  Sulfopiansäure  unter  Ent- 
wickfaing  eines  gelbea  Raudiea«  der  sich  zu  feipen  Nadeln  verdichtet, 
QBlOslicb  in  Wasser ,  aber  löelich  in  AHcohel.  Bei  stärkerem  Er» 
Utzeii  entzündet  sieb  die  Svifopiansaar«  und  verbrennt  unier  Ent- 
wickimg von  schwefliger  Saure. 

Die  Alkalien  lOsen  die  amorphe  Sutfopiamäure ,  die  Mineral- 
sSuren  MIen  die  gelbe  Anflosung  unter  Bildung  einer  Art  Emulsion, 
ebne  Schwefelwasserstoff  zu  entwiokeln.  Oie  alkalischen  Ldsungea 
zersetzen  sich  mit  der  Zeit  und  enthalten  dann  Schwefelalkalien. 

Die  Aaflasvng  der  amorphen  Sulfopiansaure  in  Ammoniak  giebt 
nH  easigsaitrem  Blei  einen  reichlioben  gelblicbbraunen  Niedersehlag, 
der  endlich  schwarz  wird;  wenn  man  da«  Gemenge  erlikzt,  so  ent- 
steht sogleich  Schwefelblei.  Eine  ähnliche  Wirkung  erhält  man  mit 
aaipelarsaurein  Silber  und  einer  arpmoniHkalischen  Lösung  der  amor- 
pbea  fiotfopianfäure. 

Es  iat  :nocb  nicht  unieiraudM,  wie  sich  die  JurystalUsirte  Sul{- 
opiaasttoFe  zu  den  Baaen  verhält. 

I  9Aß&.  OfimuanUß  oder  SMek$toffapianyle.  —  Man  kennt 
svei  Amidf VeRbindung^n ,  wnüMie  eijoh  dunch  Alkalieii  in  Opiansäura 
nnd  Ammoniak  verwandeln. 

C40  Hl,  NOie  =  2  Cjo  H^o  Oio  +  NH3  —  4  HO. 
Opiammon.         Opiansäure. 
CeoH^NO^  —  3  CjoHioOio  +  NH3  —  4H0. 
Teropiammon.       Opiansäure. 


96 

Auf  den  Typus  Aminoniak  bezogen,  lassen  sich  die  beiden  Amide 
folgendermassen  formuliren :  • 

Opiammon  oder  Opianyl-  I  C,o  H9  0, 

und    Wassersloffazo-        C^  H^g  NOm  =«  N  { C^^  Hg  Og 


tĂĽr 


H 


Teropiammon  oder  Stick-        CeoH^gNO^  -  NiäSlS;  +  2Aq. 
sloffopianyl  so    »•      is  j(.^^|j;o. 

Es  ist  möglich ,  dass  das  leUtere  Amid,  stall  Kryslallwasser  za 
enthalten,  vielmehr  eine  Aminsäure  als  Derivat  voni  Ammoniumhydrat 
ist  und  darstellt 

das  Triopianyiammonium-  HO ) 

hycjrat  ^•^  ^**  ^0^  —  N  (Cjo  Hg  Og)8  ^q  J  • 

S  2166.  Das  Opiammon^) ^  C4oHi»NO|g,  Erhalt  man  durch 
Umwandlung  des  opiansauren  Ammoniaks.  Die  Opiansäure  verscbwin- 
det  augenblicklich  im  Aetzammoniak;  dampft  man  die  Auflosung,  selbst 
bei  sehr  gelinder  Wärme,  ab,  so  erliält  man  keine  Kryslalle,  sondero 
nur  eine  amorphe  durchscheinende  Masse ,  welche  milchweiss  wird» 
wenn  man  sie  mit  Wasser  behandelt,  und  sich  nur  zum  Tbeil  auflöst 
unter  Zurücklassung  eines  weissen  Körpers ,  welcher  Opiammon  ist» 
Das  Ammoniaksalz  verwandelt  sich  vollständig  in  di(*8en  Körper,  weno 
man  die  hei  «stwas  tlber  100^  getrocknete  Masse  so  stark  erhitzt,  dass 
sich  Ammoniak  entwickelt*  Es  wird  zuletzt  citrongelb  und  lOat  sieb 
nicht  mehr  in  Wasser ;  man  reinigt  es  durch  siedendes  Wasser  von 
den  letzten  Spuren  dieses  Salzes. 

Das  Opiammon  ist  ein  blassgelbes  Pulver  aus  kryslailiniscbea 
Theilchen  bestehend.  Es  ist  unlöslich  in  kaltem  Wasser;  kochendes 
greift  es  erst  nach«  einiger  Zeit  und  nur  sehr  wenig  an ;  aber  weno 
man  es  mit  Wasser  auf  1Ă–0<^  in  einer  zugeschmolzenen  Rohre  erhilst, 
so  lost  es  sich  vollständig,  indem  es  sich  in  Opiansäure  umwandelt, 
welche  sich  beim  Erkalten  absetzt,  und  in  opiansaures  Ammoniak« 
welches  in  Auflösung  bleibt. 

Es  enthalt : 


f)  W5hler(1844),  a.  a.  0. 


»7 

fFöhlar,  Berechnet. 

KotUeo0i9fr  09,8  <^9,7  09,8 

Wasserstoff       4,9      4,8  4,7 

Stickstoff           3,7       3,8  3,5 

Sauerstoff          ,,         „  32,0 

100,0. 

Wenn  man  Opiaromon  erhitzt,  so  steigt  es  im  Gefäss  in  die  Höhe, 
ohne  sich  zu  sublimiren;  stärker  bei  Luftztitritt  erhitzt,  entwickelt 
es  den  Geruch  der  Opiansäure  beim  Schmelzen  unter  Ausstossen 
eines  gelben  Dampfes.  VerdOnnle  Stiuren  andern  es  nicht  beim  Er- 
hitzen. 

Wenn  man  Opiammon  in  atzende  Kalilauge  bringt,  so  zeigt  sich 
anfangs  keine  Einwirkung,  aber  nach  einiger  Zeit  fängt  das  Opiammon 
an,  sich  aufzulösen,  indem  es  die  Plnssigkeit  gelb  färbt  und  Ammoniak 
entwickelt.  Rohlefysanres  Kali  wirkt  auf  dieselbe  Weise.  Die  gelbe 
Parfoiing  bleibt V  selbst  wenn  man  die  FlOssigkeit  kocht,  bis  sie  Am* 
moniak  entwickelt ;  sie  enthalt  dann  ein  Gemenge  von  opiansaurem 
Kali  und  einem  andern  Salz  aus  einer  slicksloffhakigen  Saure,  welcher 
Wohler  den  Namen  ÄantAopensäure  ^)  giebt.  Wenn  man  Salzsaure 
zu  der  warmen  FlĂĽssigkeit  selzt,  so  wird  sie  milchig  und  setzt  gelbe 
Flocken  von  Xanthopensaure  ab,  während  Opiaiisaure  beim  Erkalten 
krystdlisirt.  Ein«r  Analya«  wurde  <fie  Xanthopensaure  noch  nicht 
unterworfen. 

S2167.  Da^Ter0piamm»n^)f  ^^aoH«»^^^s6  wurde  bis  jetzt  blos 
durch  die  Wirkung  der  verdOnnten  Salpetersaure  auf  Narkotin  erhal- 
len. Um  «8  darzMsiellen,  mischt  man  3,5  Tlieile  verdünnter  Schwe- 
MsAure  von  1,4  mit  10  Tbeiten  Wasser,  setzt  1,1  Th.  Narkotin  zu 
und  orhitzi  die  Substanz  im  Wass«rbad  auf  49^.  Das  Narkotin  schmilzt 
donn  und  lOst  sioli  alhnalig  beim  ĂĽmrĂĽhrao,  ohne  sali^tersaure 
Dämpfe  oder  Kohlensäure  zu  entwickeln.  Nach  seiner  A.t»fldsung 
setzt  «ich  etil  weisser  Niederschlag  von  Teropiamroon  ab,  dessen  Ülenge, 
sehr  veränderlich,  mir  gering  i^^t  im  Vei^rieh  zu  dem  aagx^wendeten 
Nnrkotin;  im  gĂĽnstigsten  Fall  erĂĽMlk  sich  die  FlĂĽssigkeit  mit  volumi** 
aMe«  krjpstallkiisolwn  FUicken.     Die  Met^  dieses  Körpei^s  sciieiiil 


1)  Nach  Wöhler  entwickelt  ein  Ueberschuss  von  Aetzkati  nicht  mehr  als  V4  ▼om 
Stickfttoff  des  Opiammons  als  Ammoniak. 

2)  Anderson  (tS52),  a.  3.  0. 

Gerh;i.Jt,  Gheaie.  IV.  7 


98 

Ton  der  Schnelligkeit  abzuhängen,  womit  die  Oxydation  desNarkotins 
erfolgt;  wenn  sie  nicht  mehr  zunimmt,  Qltrirt  man  die  FlQssigkeit 
durch  Asbest  und  lOst  den  Absatz  in  siedendem  Alkohol. 

DasTeropiammou  kryslallisirt  beim  Erkalten  in  feinen,  farblosen 
Nadeln ;  es  ist  unlöslich  in  Wasser,  schwer  lOslich  in  kaltem  Alkohol, 
etwas  leichter  in  kochendem,  sehr  wenig  lOslich  in  Aetlier.  Getrocknet 
bei  100^  hat  es  bei  der  Analyse  ergeben : 


Andaraon, 

Berechnet. 

KuhlenslofT 

59,16 

59,04 

58,91 

Wasserstoff 

4,97 

4,99 

4,74 

Stickstoff 

2,18 

2,06 

2,29 

Sauerstoff 

49 

1« 

34,06 

100,00. 

Salzsäure  greift  das  Teropiammon  nicht  an ;  Salpetersäure  zer- 
setzt es.  Concentrirte  Schwefelsäure  löst  es  in  der  Kälte  mit  gelber 
Farbe ;  wenn  man  die  Flüssigkeit  erwärmt ,  nimmt  sie  eine  schooe 
karmoisinrothe  Farbe  an. 

Ammoniak  zersetzt  es  nicht. 

Kochendes  Kali  entwickelt  daraus  Ammoniak  und  verwandelt  es 
in  opiansaurcs  Salz. 

8  2168.  Die  Hemipwisäure  ^),  C^o  Hi«  0|s  -|~  4  Aq.  ist  ein 
Oxydalionsproduct  der  Opiansäure : 

Cjo  Hio  0|Q  -[-  Oj  a—    Cjio  H|o  0|j 
Opiansäure  Hemipinsäure. 

Sie  ist  schwierig  darzustellen,  denn  sie  wird  durch  dieselben 
EinflĂĽsse  zersetzt,  durch  welche  sie  entsteht.  Das  Verfahren  hierzu 
ist  folgendes :  Man  erhitzt  Opiansäure  und  braunes  Bleihyperoxyd  in 
Wasser  bis  zum  Siedt^n,  setzt  tropfenweise  Schwefelsäure  zii,  bis 
sich  Kohlensäure  zu  entwickeln  beginnt. 

Hierauf  iässt  man  die  Flüssigkeit  etwas  abkühlen  und  setzt  so 
▼iel  Schwefelsäure  zu,  als  iiöthig  zur  vollständigen  Fällung  des  Bleies; 
man  filtnit  und  dampft  ab.  Es  ereignet  sich  öfters,  dass  die  ersten 
Krystalle  aus  Opiansäure  bestehen,  die  übrigens  von  der  Hemipinsäure 
durch  Krystallisation  leicht  zu  trennen  ist,  da  diese  weit  leichter  lös* 
lieh  ist.     (WĂĽhler.) 


1)  Wobler  (1844),  a.  a.  0.  —  BIjth,  a.  a.  0.  —  Aadersoa,  a.  a.  O. 


99 

Man  kann  sie  unmittelbar  aus  Narkotin  mit  einem  Gemenge  von 
Schwefelsäure  oder  Salzsäure  mit  Braunstein  erhalten ;  aber  dieses 
Verfahren  ist  nicht  so  zuverlässig  wie  das  vorige. 

Es  entsteht  gleichfalls  Opiansäure  durch  Kochen  mit  Platinchlorid. 
(Blyth.) 

Endlich  findet  sie  sich  auch  in  der  Mutterlauge  von  der  Einwir- 
kung der  verdannten  Salpetersäure  auf  das  Narkotin,  wenn  man  bereits 
das  SlickstolTĂĽpianyl,  dasColarnin,  Wasserstoffopianyi  und  die  Opian- 
säure davon  getrennt  hat ;  man  fällt  diese  Mutlerlauge  mit  essigsau- 
rem Blei ;  und  nachdeo)  man  den  Niederschlag  gewaschen ,  zersetzt 
man  ihn  durch  ScbwefelwasserstolT.    (Anderson.) 

Die  Hemipinsäure  krystailisirt  in  farblosen  kliiiörhomboidischen 
Prismen.  Sie  besitzt  einen  schwach  sauren  und  zusammenziehenden 
Geschmack ;  sie  löst  sich  schwierig  in  kaltem  ÜVasser.  Alkohol  und 
Aether  losen  sie  leichter.  Die  Krystalle  verwittern  an  der  Luft ;  auf 
100^  erhitzt,  verlieren  sie  13,5  Procent  es  4  Atome  Krystallwasser. 

Bei  100®  getrocknet,  enthält  sie  : 


fFöMer. 

Blyth, 

Anderson. 

Berechnet. 

KolileDstofT      52,94 

52,93 

53,17 

53,14 

Wasserstoff       4,65 

4,58 

4,64 

4,42 

Sauerstoff           ,, 

»> 

>» 

42,44 

100,00. 

Wenn  man  sie  zwischen  zwei  Glasplatten  erhitzt,  so  sublimirt 
sie  in  glanzenden  Blättern.  Die  verwitterte  Säure  schmilzt  hei  180® 
und  gesteht  beim  Erkalten  zur  krystallisirten  Masse. 

Ihre  wassrige  Auflösung  zersetzt  sich  vollständig  durch  ein 
Gemenge  von  Bieihyperoxyd  und  Schwefelsaure  unter  Entwicklung 
Ton  Kohlensäure. 

%  2169.  Die  neutraton  kemtpinsauren  Sähe  werden  durch 
folgende  Formel  ausgedrĂĽckt:  CsoBgM^Ois  ^=^  CsioHs^ioi  2 MO, 
indem  die  Hemipinsäure  eine  zweibasische  Säure  ist. 

Die  Hemipinsäure  unterscheidet  sich  von  der  Opiansäure  darin, 
das«  ihre  Blei- ,  Silber-  und  Eisensalze  unauflöslich  sind,  während 
alle  opiansauren  Salze  löslich  sind. 

Das  neutrale  hemipinsäure  Kali  ist  sehr  leicht  löslich  und  ist 
schwer  in  krystallisirbarem  Zustande  herzustellen« 

Das  saure  hemipinsäure  Kali,  C^o  H9  KOi«  -j-  ^  ^^*  erhält  man 


100 

als  dicke  »echa&eilige  Tafeln  beim  Abdampfen  einer  Auflösuag  der 
fiemipiaaUure ,  wotron  die  Hftirie  loit  Kali  geafttĂĽgt  wurde.  Sie  iai 
leicht  loslich  in  Wasser  und  AU(ol»«l,  ludOelieh  in  Aelber.  Sie  eoiliilt 
5  Atome»»  14,53  Procente Krystallwaaaer,  das  sie  bei  100^  verliert. 

Das  hemipinsaure  EĂĽenoxyd  ist  ein  schon  pomeranztugelber 
Niederschlag« 

Das  h&gdpmsaure  Blei  ist  ein  woiraer ,  in  Wasaer  unlöslicher 
Niederschlag ;  er  lost  sich  in  essigsaurem  Blei  und  scheidet  sich  da?on 
apHier  in  krysialiiiĂĽschen  Warzen. 

Das  hemipinsaure  SMer^  C^o  Q«  AgtO^^  biMet  ^leichEaJls  einea 
weissen,  in  Wasser  unlOsUciiien  Niederschlag,   Ea  enthalt: 

ßf^ähUr.       Biyth,     Anderton.     Berefho«i. 

Kohleostoff      27,19  27,98  „  27,3 

Wasserstoff        1,83  2,00  ,,  1,8 

Silberoxyd        52,88  52,7S  83,05  52,7 

%  2170.  Die  Jethylhemipinsäure^),,  C^^tig  (C4H5)  0«  -^ 
3Aq.  =]Cai  H|4  0|a-|-3Aq.  erhält  man,  wenn  man  Chlorwasserstoff- 
gas in  eine  Auflosung  von  Hemipinsaure  in  absolutem  Alkohol  leitet. 

Sie  krystallisirt  in  grossen  Haufen  von  bflsebelformig  gruppirteo 
Nadeln,  ist  wenig  lOalich  in  kaltem  Wasser,  etwas  lOsIkher  in  kochen- 
dem und  besitzt  eine  sehr  saure  Reaction.  Sie  enthalt  3  Atome  =* 
9,60  Procent  Krystallwasser,  welche  sie  bei  100<>  verliert. 

Getrocknet  enthalt  sie : 


AituBTSon , 

Berechnet. 

Kokieostoff 

50,54 

56,69 

Wasserstoff 

5,67 

5,51 

Sauerstoff 

»» 

37,80 
100,00. 

Ihre  wässrige  Losung  ßlllt  weder  die  Salze  des  Bleies,  noch  des 
Silbers,  bildet  aber  mit  Eii^enchlorid  einen  voluminösen,  gelblich 
braunen  Niederschlag. 

Mit  Kali  gekocht  scheidet  die  Aethylhemipinsäure  Alkohol  ab. 

Die  hemipinsauren  Salze  sind  schwer  in  reinem  ^stände  zu 
erhalten. 

Der  hemipinsaure  Baryte  erhalten  durch  Digeiittion  der  Saure 
XoM  kohlensaurem  Baryt,  bildet  bUscheirormig  gruppirle  Nadeln,  die, 
wie  es  scheint,  sehr  veränderlich  sind. 


1)  ABdaraon  (1859),  a.  a.  0. 


101 


Die  Basis  des  Pfeffers. 

$2171.  Das  Piperi»%  C^sH^N^Ois  (?),  entdeckt  von  0er- 
stedt,  flndet  sich  in  den  verschiedenen  Arten  des  Pfeflers  {Piper  nt- 
grum,  Piper  longtm). 

Um  es  auszuziehen ,  erschöpft  man  den  weissen  PfefT(>r  mit  Al- 
kohol von  0,833,  verjagt  den  Alkohol  und  setzt  Kalilauge  %um  RĂĽck- 
stand ;  diese  löst  eine  harzige  Hasse  auf,  und  Iflsst  das  Piperin  in 
reinem  Zustand  zurück.  Man  reinigt»  es  durch  Waschen  mit  Wasser 
und  Omkrystallisiren  aus  starkem  Alkohol,  Schwarzer  Pfeffer  liefert 
weniger  leicht  reines  Piperin. 

Das  Piperin  krystallisirt  in  farblosen  Prismen,  die  zum  monokli- 
nisclieu  Systeme  gehören  >).  (Beobachtete  Corobination,  oo  P.  oP, 
bisweilen  mit  [oo  P  oo].  Neigung  der  Flächen,  oo  P:  oo  P,  in  der 
Eliene  der  geraden  Diagonale  und  der  Hauptaxe«  =»  84<^  42' ;  o  P  : 
oo  P  =»  75<^  31'.)  Es  ist  unlöslich  in  kaltem  Wasser»  sehr  wenig  in 
kochendem.  Es  ist  ziemlich  leicht  löslich  in  Alkohol,  namentlich  in 
der  Wärme ;  die  Auflösung  hat  einen  sehr  starken  Geschmack  wie 
Pfeifer;  inAether  ist  es  weniger  löslich.  Aetherische  Oele  und  Essig- 
säure losen  es  gleichfalls.  Die  Alkalien  lösen  es  nicht  auf.  Die 
Auflösungen  des  Piperins  haben  keine  Einwirkung  auf  das  polarisirte 
Licht  (Bouchardat). 

Es  enthält : 

Farrentrapp 
PeNetier»).     Liebig.  Regnavlt.  u.  ff^üL 


»>  »» 


RoblenstĂĽff  70,41  70,72  71,04  71,34 

Wasserstoff        6,80              6,68  6,72  6,84               ,,  ,, 

Stnrksteff           4,äl              4,09  4,94  ,,  4,61  4,M 

Sanenloff            „                   „                   „  „                   »,  „ 


1)  Oerstedc  (1819),  Joupd.  ffir  Cb€A.  iiod  Phys«  ?.  &ab««if9Cr,  XXIX.  8d. 
—  Pelletier,  Apo.  de  Cbim.  et  de  Pbys.  XVL  344.  -^  Liebig,  Aao.  der  Cbem. 
aod  Pharm«  VI.  35.  —  Regnault,  Aoa,  de  Chim.  et  de  Phys.  LXVIlh  158.  — 
Gerhardt,  Revue  scienlif.  X.  201.  —  Laurent,  Ann.  de  Cbim.  et  de  Phys.  [3] 
XIX.  363.  —  Werf  heim,  Ann.  der  Cbem.  ond  Pharm.  LXX.  68.  —  Anderson, 
CdOHH.  rtmi.  de  l'Acad.  XXXf.  t3^;  XXXit.  564.  —  Gabonrs  ebd.,  XXXIf.  48t 
nod  696.  Ann.  de  €b«int  et  de  IPbys.  [3]  XXXf  llt.  71k 

2)  Da  aber,  Ann.  der  Cbem.  und  Pharm.  LXXIV.  264. 

3)  Bei  den  Aoalysen  fon  Pelletier  irad  Ltebig  ist  der  Kohlenstoff  nach  dem  alten 
Alomfewiebt  berechnet. 


102 


Gerhardt. 

Laurent. 

Berecbnrt. 
Cm        C70 

Kohlenstoff 

tmT    i? 

71,66 

71,58     72,16 

Watserstuff 

6,66      6,70 

6,66 

6,67      6,93 

Stickstoff 

4,79      4,84 

1» 

4.91       4,81 

Sauerstoff 

1»           »» 

»» 

16,84     16,50 

100,00  100,00. 

Nach  diesen  Analysen  bietet  die  Formel  C^  Hsg  N^  O^  die  meiste 
Wahrscheinlichkeil;  die  Formel  0701138 N^O])  erfordert  weit  mehr 
Kohlenstoff,  als  man  darin  gefunden  hat. 

Der  Einwirkung  der  Wanne  unterworfen  schmilzt  das  Piperio 
bei  ungefähr  100^;  bei  der  trocknen  Destillation  bräunt  es  sich, 
liefert  ein  scharfes  BrandOl  mit  kohlensaurem  Ammoniak  und  lässt 
zuletzt  Kohle  zurĂĽck. 

Coiicentrirte  Salzsäure  löst  das  Piperin  in  der  Wärme.  Chlor- 
säure löst  es  auf  und  scheidet  es  bei  freiwilliger  Verdunstung  unver- 
ändert wieder  ab.  Concentrirte  Schwefelsäure  löst  das  Piperin,  indem 
sie  sich  roth  f^rbt;  Wasser  Ăźllt  das  Piperin  daraus. 

Die  Wirkung  der  Salpetersäure  auf  das  Piperin  ist  sehr  energisch: 
salpelrigsaure  Dämpfe  entwickeln  sich  in  Ueberfluss,  begleitet  voa 
einem  eigenthümlichen  Geruch ,  dem  der  bitteren  Mandeln  ähnlich. 
Es  entsteht  ein  bräunliches  Harz ,  wovon  ein  Theil  auf  der  Oberfläche 
schwimmt,  während  sich  der  (Ihrige  Theil  im  Ueberschuss  der  Salpe- 
tersäure auflöst ,  woraus  er  sich  durch  Wasser  Dillen  lässl.     Wenn 
man  den  Ueberschuss  der  Säure  im  Wasserbad  verdunstet,  erhält  man 
einen  braunen  Rückstand ,  der  sich  in  Kali  mit  prächtig  blutrother 
Farbe  aufldst ;  beim  Kochen  entwickelt  sich  Piperidin  (g  2173).    Bei 
verlängerter  Einwirkung  der  Salpetersäure  scheint  sich  auch  Oxalsäure 
zu  bilden.    Bei  der  Destillation  mit  Kalikalk  liefert  das  Piperin  ausser 
andern  Producten  Piperidin.     Wenn  man  die  Temperatur  von  150* 
bis  160<^  nicht  ĂĽberschreitet ,  so  entwickelt  sich  keine  Spur  von  Am- 
moniak.   Der  braune  Rückstand  enthält  eine  Stick stoffsäure,  die  man 
durch  Chlorwasserstoffsäure  trennen  kann.     Diese  Säure  t)  ist  gelb 
und  harzähnlich  und  wird  durch  Reiben  stark  elektrisch.    Wenn  man 
das  Gemenge  von  Piperin  und  Kalk  auf  200<^  erhitzt,  so  entwickelt 
sich  auch  Ammoniak  und  der  Rückstand  enthält  dann  eine  atickutoff- 
freie  und  nicht  krystallisirbara  Säure >).    (Wertheim.) 

1)  Analyse:  Kohlenstoff 73,56 -74,1 7;  WataenHoff 7,0- 6,86,  Stickstoff4,08. 

2)  Analyse:  Kohlenstoff  71,41 ;  Wassereloff  5,65. 


103 

S  2172.  Hie  Sähe  des  Piperms  lassen  sich  nicht  mit  allen 
Säuren  herstellen,  da  das  Piperin  eine  sehr  schwache  Basis  ist. 

nM  eklorwasserstoffsaure  Piperin  ist  ein  sehr  beständiges  Salz. 
Das  Piperin  absorbirt  das Chlor>vasserstoffgas  (13,0  —  13,7Procent9 
Willund  VarrenIrappO«  indem  es  sich  gelb  ßirbt;  das  Product  schmilzt 
ond  krystallisirt  beim  Erkalten,  Wasser  zersetzt  es;  Alkohol  lost 
es  auf. 

Das  chlorplatinsaure  Pipermy  Qg  Hjg  N^i  0|a,  HCl,  PlCIs  erhält 
man  in  schonen  dunkel  orangegelben  Krystallen,  wenn  man  eine  con- 
centnrte  alkoholische  Auflösung  von  Piperin  mit  einer  concentrirlen 
alkoholischen  Auflösung  von  Platinchlorid  mischt  und  die  Flüssigkeit 
dem  freiwillisfen  Verdunsten  flberlässt.  nach  Zusatz  eines  Ueberschusses 
fon  concentrirter Salzsäure.  DieKrystalle  sind  sehr  gross;  man  spOlt 
sie  mit  starkem  Alkohol  ab.  Es  ist  sehr  schwer  loslich  in  Wasser, 
eine  grossere  Menge  von  Wasser  scheint  es  theilweise  zu  zersetzen. 
Es  ist  ziemlich  leicht  lOslich  in  siedendem  Alkohol,  der  es  absetzt  in 
Gestalt  eines  pomeranzengelben  krystallinischen  Pulvers.  Man  kann 
es  bei  100<^  trocknen,  ohne  dass  es  sich  verändert;  aber  es  schmilzt 
bei  etwas  hOherer  Temperatur  und  zersetzt  sich  unter  Aufblähen. 

Es  enthält  ^) : 

ff^erikeim.  Berechnet. 


Kohleottoff 

tt4,61 

54,40 

54,53 

»> 

Wasserstoff 

5,48 

5,40 

5,26 

5,05 

Sticksioff 

3,53 

1» 

»» 

»» 

Chlor 

13,41 

,» 

»» 

1» 

Platio 

lä,00 

18,68 

13,75 

42,78 

Ce. 

Cto 

52,54 

52,26 

5,02 

4,94 

3,60 

3,55 

13,7t 

13,50 

12,76 

12,55 

Das  chlorquecksHbersaure  Piperin  '} ,  Ceg  Hsg  N^  Oi^ ,  HCl, 
SHgCI  erhĂĽlt  man,  wenn  man  ein  Gemenge  von  1  Th.  Piperin,  auf- 
gelöst in  schwach  mit  Salzsäure  angesäuertem  Alkohol,  und  ^  Th. 


i)  Will  uod  Varrentrapp,  Aoo.  der  Chem.  u.  Pharm.  XXXIX.  283.  — 
Nach  der  Formel  CmĂśmMsOu,  2 HCl,  wdrden  100  Th.  Piperin  12,8  Th.  Cblorwas- 
serstolTsaare  ab^orbiren.  ^ 

2)  Mao  bemerkt,  dass  die  Rechnaog  oach  den  zwei  Formeln  weniger  Kohleostoff 
erfordert ,  als  Wertbeiro  gefunden  bat.  Derselbe  drĂĽckt  anch  das  cblorplatinsaure 
Piperin  durch  die  Formel  CfoHnNsO,«,  HCIPtCI«  aus  ond  nimmt  im  freien  Piperin 
2  Atome  Krystollwasser  an.  Allein  das  Piperin  vertiert  kein  Wasser  beim  Erhitzen, 
ohne  völlig  zerstört  zu  werden. 

3)  Hinterberger,  Ann.  der  Cbem.  und  Pharm.  LXXTII.  204. 


104 

gleicbfblls  in  Alkohol  gelöstes  Qiieck3}nmrchit)rtTl  einige  Tage  stehen 
lässt.  Es  setzen  sich  gelhe  Krystalle  itb,  unlitslich  in  Wasser,  wenig 
]Osli(;h  in  concentrirter  Salzsäiii*e  uiitt  kaltem  Alkohol»  leichter  in  sie- 
dendem Alkohol. 


Es  enthalt: 


Hinterberger,  Ăźprecbnet. 


C  C 

KohlenstofT     46,9A        46,55                    4M9  47,71 

Wasserstoir       4,47          4,51                      4,44  4,38 

Queehsillier     32,53        t2,3T                   22,79  82,48 


Derivate  des  Pipcrins. 

S2I73.  Das/^ertWäi,  Gio Hh  N  «t«  NH  (C,o H14,) <)  etustehc 
durch  die  Einwirkung  des  Kaä  auf  Piperiti  (Cahours)  oder  auf  dss 
ZersetzungspfoduGt  des  Piperins  durch  Salpeteri(ltti*e  (AiiderocĂĽ)^ 

Um  es  zu  erhalten ,  destiHirt  man  1  Th.  Pipssrin  mit  2%  bi2 
3  Th.  Katikalk.  Das  Prodüot  in  einer  abgekohlten  Verlage  aufgefafi« 
gen ,  besteht  aUs  Wasser  ^  zwei  verschradeneii  fktchtrgeo  Basen  und 
einer  Spur  von  einer  neutralen  Substanz  von  angenehm  aronaiiechem 
Geruch«  der  an  gewisse  Verbindiingea  der  Benzoesäure  erinnert. 

Winn  man  die  rohe  Plassigkeit  mit  Aetzkali  in  Stücken  behan» 
delt,  so  scheidet  sich  eine  leichte,  Ă–lige  Masse  von  stark  ammoniAa- 
lischem  Geruch,  löslich  in  Wasser,  aus:  dies  ist  das  Piperidin.  Der 
Destillation  unterworfen,  geht  es  fast  vollständig  zwischen  105  und 
168^  Ober;  gegen  das  Ende  steigt  das  Ther«ometer  rasch  auf  1412^ 
und  steht  «lann  still.  Das  flüchtigete  l^roduct  biklot  über  neun  Zehntel 
der  FlĂĽssigkeit;  man  unterwirft  es  einer  neuen  Rectification. 

Das  Piperidin  bildet  eine  farblose,  voUkenunen  klare  FlĂĽssigkeitt 
welche  geroihetes  Lackmuspapier  stark  blaut,  von  sehr  ätzendem  Ge- 
schmack und  stark  ammoniakalischem  Geruch ,  der  zugleich  aĂĽ  den 
des  Pfeffers  erinnert.  Es  lOst  sich  in  allen  Vetiiftltnissen  in  Wasser, 
dem  es  sehr  entschiedene  alkalische  Eigenschaften  erlheilt.  Es  kochl 
constant  bei  106^;  die  Dichtigkeit  seines  Dampfes  wurde  gefunden 
—  2.982  —  2,9o8  —  4  Volume. 


1)  ADderBoii  (1851),  a.  a.  0.  —  Cahourt,  •. «.  O. 


105 
Es  hat  b«i  der  Analyse  geliefert : 


Cähourt, 

Berechnet. 

Kohlenstoff 

^0,46     70,31     70,48 

70,58 

Wasserstoff 

12,96     13,03     13,05  ^ 

i^M 

Stickstoff 

f«,60       „            „ 

1«,48 

100,00. 

Das  Piperidiii  stellt  Ammoniak  dar,  worin  2  Atome  Wasserstoff 
durch  die  Grupptrung  C|«H|o  a»  pp,  (Pipml)  er»eUI  sind;  diese 
Gnippirung  ist  entweder  untheilbari),  oder  sdbst  zusammengesetzt 
aus  zwei  andern  Gruppiningen ,  wo?on  jede  1  Atom  Wasserstoff  er- 
setzt, Cx  Hy  uimI  Cio-x  Hio-y! 

Piperidin  C,oH„  N  =  N<C,H, 

Die  Auftosung  des  Pipenikis  verhalt  eich  wieAmfmoiiiak'ziiSali^ 
lOsungeti ;  mchts  destoweniger  s<fcheiDt  es  die  Oxyde  des  Kupfers  uml 
XinlLs  «idit  \tieder  aufzulösen. 

Salpetrige  Säure  greift  Piperidin  lebhaft  an,  indem  sie  es  in  aine 
schwere  PtOssigkeit  von  aromalischem  Geruch  verwandrit. 

CyansQure  und  Chlorcyao  «elz^n  das  Piperidin  i<i  eine  d««  Harn- 
«toff  Slinliehe  Yerhindung  um  ($Sf75).  Die  Jodverbindungra  de» 
|leth]^,  AfChyls  uihI  Amyls  verwandeln,  es  in  ied{ithy4  -  Piperidiii, 
Jodmethyl *  Piperidin  u.  6.  w.  (|  2175),  SchwefRlkehleiistofl ,  die 
Chlorverbindungen  des  Benzoyls,  Acelyls,  Cumyls  etc.  verwaii<lelA  es 
in  Verbindungen«  äbnliob  den  Amiden,  um  (f  8179). 

S  2174,  Die5«/ee  desfHpeHdins.  —  Da6Piperi4in  bildet  voll- 
JiomMeB  kry^lallisirte  Verbindungen  roh  Chlor-,  ftrom-  und  Jodwaii- 
serstoffsäur«*,  mit  Schwefelsäure,  Salpetersäiiri*,  Oxalsäure  u.  s.  w. 

Das  chlorwasserstoffsaure  Piperidin,  Cjo  Hu  N,  HCl  bildet 
lange ,  forble^e  Nadeln ,  sehr  leiehl  lOslicb  iu  WasetT  und  Alkohul ; 
die  alkoholische  Auflösung  hinlerlässt  es  in  langen  Prismen.  Diese 
Krystalle  verMclitigtn  sich  durch  schwaches  Erhitzen  und  verändern 
sich  an  der  Luft  nicht« 


1)  Die  Formel  C,oH,o  ist  die  des  Amylens  ($  1079),  8.  Th.  II.  S.  675  die 
Reaction  des  Ammoniaks *aof  Bromamylen.  —  Die  Art  des  Verhaiterts  des  Ftperidins 
m  iodmethyl  and  Aethyl  zeigt  an ,  dass  "2  Atome  Wasserstoff  vom  Ammoniak  durch 
da  tiiaamm«D|esebE)es  KaAcal  ersent  shid. 


106 

Das  chlorplatinsaure  Piperidin^  C^oHi^NtHCI,  PlCI^  erhSit 
man  mit  dem  chlorwasserstoffsauren  Piperidin  und  Platinchlorid.  Es 
ist  sehr  leicht  löslich  in  Wasser «  weniger  in  Alkohol  und  krystallisirt 
in  orangegelben  Nadeln ,  welche  aber  einen  Centimeter  Lange  errei- 
chen, wenn  die  Krystallisation  langsam  erfolgt. 

Dieses  Salz  ergab  bei  der  Analyse  ^) : 

Cahovr$,  Berechnet. 


KobleosloS 

20,37 

30,53 

20,65 

Wosseretoff 

4,26 

4,19 

4,13 

Stickstoff 

4,93 

»» 

4,82 

Chlor 

36,45 

»1 

36,65 

Platin 

33,83 

33,80 

33,75 
"  100,00 

Das  chlorgoldsaure  Piperidin  erhalt  man  mittelst  Goldchlorid 
und  chlorwasserstolfsaurem  Piperidin  als  krystallinisches  Pulrer, 
welches  aus  kleinen  Nadeln  von  scbOner  gelber  Farbe  besteht. 

{^^^  jodwassersioffsaure  Piperidin ^  CjoHnN,  HI  krystallisirt 
in  langen  Nadeln,  welche  viel  Aehnlichkeit  mit  dem  chlorwasserstoff- 
sauren Salze  haben. 

Das  Salpetersäure  Piperidm^  C|«H||N,  NO«  H  erscheint  als 
kleine  krystallinische  Nadeln.  Man  erhalt  es  durch  Sattigen  desPipe- 
ridins  mit  verdünnter  Salpetersaure  und  Verdunsten  der  Lösung  im 
Vacuum.  Es  zersetzt  sich  beim  Erhitzen  unter  Entwicklung  von  aro- 
matischen Dampfen. 

Das  schwefelsaure  Piperidin ,  2C,oH|,N,  SjO«,  2  HO  erhalt 
man  unmittelbar  durch  Satligen  von  Schwefelsäure  mit  Piperidin. 
Es  ist  ki7Stallisirbar ,  sehr  leicht  lOslich  in  Wasser  und  zerQiesslich« 


1)  Weriheim  schrieb  mir,  das*  er  in  sehr  gut  krystallisirtem  chlorplalinsaurem 
Salz  der  flilcbtiiien  Basis,  erhalten  durch  Behandlung  des  Ptperins  mit  Kali,  gefaodea 
habe : 

Gefknäen,  Berechnet. 

Kohlenstoff    23,11         23,86  23.56 

Wasserstoff      4,71  4,54  4,58 

Platin  32,49  „  32.41. 

Diese  Zahlen  fĂĽhren  zu  der  Formel : 

CitHtyN,  HCl,  PtClf 
Die  Formel  CisHuN  wire  die  einer  dem  Piperidin  homologen  Basis. 


107 

Das  Oxalsäure  SaU^  2C|oHi|N,C4(»e,  2H0  erhält  man  durch 
Sauigen  des  Piperiüins  mit  einer  Auflösung  von  OiaisHure.  Das  Salz 
scheidet  sich  beim  Verdampfen  der  FlĂĽssigkeit  in  feinen  Nadeln  ab, 
welche  man  duixb  Dmkrystallisiren  vollkommen  rein  erhält. 

$2175.  Das  eyansaure  Piperidin  o^i&v  Piperyl^  Harnstoffe 
C|i  Hit  N,  Cy,  HO,  =  C^  H,,  N,  0,  =-  C,  H,  Pfi,  Nj  0,  =  NH  I^j  Cy 
0,  HO  entsteht«  wenn  man  eine  Auflösung  von  schwefelsaurem  Pipe- 
ridin  mit  cyansaurem  Kali  kocht;  man  dampft  das  Gemenge  zur 
Trockne  ab  und  nimmt  den  RĂĽckstand  in  starkem  Alkohol  auf^  welcher 
nur  den  Piperidinharnstoff  auflöst.  Derselbe  setzt  sich  bei  freiwilliger 
Verdunstung  in  langen,  weissen  Nadeln  ab.  Es  scheint  sich  auch  zu 
bilden,  wenn  man  Cyan  oder  feuchtes  Cblorcyan  zu  Piperidin  leitet. 

Man  erhält  zwei  ähnliche  Verbindungen,  wenn  man  Cyanmethyl 
oder  Cyanäthyl  auf  Piperidin  wirken  lässt :  die  Reaction  erfolgt  unter 
Wärmeentwicklung  und  die  Substanz  wird  fest;  man  erhält  das  Pro- 
duct,  aus  siedendem  Alkohol  krystallisirt,  in  langen  glänzenden  Nadeln, 
welche  viel  Aehnlichkeit  mit  dem  Piperidinharnstoff  haben. 

B^mstotr  Cs  H4  N,0,  —         NH,Cy.O( 

Hor 

Piperylbarnstoff  CisHi,N,0,  —   NHPp,Cy.O( 

Hor 

Hethyl-Piperylharnstoff      C^,  H^  (C,  H3)  N,  0,    »»   NHPp,Cy.O( 

C5H3O}' 

Aethyl-Pipei7lharnstofr       C,, Hu  (C« B5) N, 0,    =   NAPp^Cy.  Ol 

CihJ- 

Die  zwei  letzleren  Harnstoffe  entsprechen  den  Methyl-  und  Ae- 
thytbasen,  die  jetzt  beschrieben  werden  sollen. 

S  2175*.  Methyl' y  Aethyl- unA  jtmylderivate  des  Piperi- 
dhis^).  —  Das  Piperidin  kann  einen  Theil  seines  Wasserstoffes  aus- 
tauschen gegen  Methyl,  Aetliyl  oderAmyl  und  bildet  dann  neue  Basen, 
welche  sich  vom  Ammoniak  oder  Ammoniumhydrat  aMeiten  lassen : 

C,  H3 


MethylpipiTidin 

C|oHio(C2H3)N 

=  N   Pp 
IPp 

( C4  »5 

Aelhylpiperidin 

CioH,o(C4Hs)N 

—  N   Pp 

• 

IPp 

1)  Ca bo ort  (1852),  a.  a.  0. 


108 

Pp 

Pp 

Dimelhyl  .  Piperyl.  ,r  H  v  wn  Hn       «  (C»  H»)t  f^Pa  0  / 

ammoniumhydiat     ^i<»  "lo ^^« "»^s ^"'  ""  ~  HO  1 

Diälhyl-Pipepylam-  /r  H  VMO  HO        «  (C4ff»)iPPs.  0{ 

nioiliumhydrat         ^it«M(^4  ^h^^^ "«  —  ffoi ' 

$  2176.  \)vi^ Methylpiperidin,  CjaHiaNr^NCCjHg)  Pp^»).  — 
Es  entsteht,  wenn  man  Jodinetliyl  auf  Piperidin  wirken  lassr.  Beide 
wirken  sehr  heftig  auf  einander :  um  das  Umher^chleudern  zu  ver- 
meiden ,  muss  man  sich  der  Vorsicht  bedienen ,  die  Jodvorbindung 
tropfenweise  zur  Basis  zu  setzen  und  die  Röhre,  womit  man  arbeitet, 
abzukĂĽhlen ;  wenn  man  gleiche  Volume  der  zwei  FlĂĽssigkeiten  an- 
wendet, erhalt  man  eine  krystallisirte  Masse  von  jodwasserstolTsaĂĽreni 
Ifethylpiperidin.  Man  Irennt  das  Methylpiperidin  davon  mittelst  Kali : 
es  entsteht  dabei  ein  Olarliges  Liquidum ,  welches  man  rectificirl, 
nachdem  man  es  mit  Kali  in  StĂĽcken  digerirt  bat. 

Das  Melhyl-Piperidin  bildet  eine  farblose,  sehr  leicht  bewegliche 
Fitlssigkeit  von  ammoniakalisch-aremalischem  Geruch ;  es  ist  aufkisKch 
und  kocht  bei  I18<^.    Die  Dichtigkeit  seines  Dampfes  wurde  gefunden 

Es  bildet  krystailisirbare  Salze. 

Das  chlorwasserstoffsaure  Methylpiperidin^  CuHisN,  HCl 
krystallisirt  in  schönen  ferbiosen  Nadeln. 

D^s  chlorplaiinsaure  Methylpiperidin,  CisHi^N,  HCl,  PtCl^ 
erb^ll  man  mit  dem  vorigen  Salze  tuid  Platinchlorid.  Es  ist  toslich 
in  Wasser  und  noch  leichUT  in  Alkohol ,  der  es  bei  freiwilliger  Ver- 
dunstiMig  bald  in  Nadeln,  bald  in  Tafeln  von  sehon  ersmgegelber 
Farbe  zurĂĽcklĂĽsst 

l^di&  jodwasserstoffsaure  Methylpiperidin  ist  ein  krystiillisirtes« 
in  Wasser  lösliches  Salz. 

Das  Aethylpiperidmy  CJ4H45N  —  N  (C4ll5)Ppj.  —  Es  enl- 
steht  als  jod wasserst offsauresSak  durch  ifie  Einwirkung  desJoddlbyls 
auf  Piperidin.  Es  erhitzt  sich  bedeutend  bei  der  BerĂĽhrung  mit  dem 
Jodwasserstofl^ther ;  man  muss  daher  das  Gemenge  abkĂĽhlen^  um  ein 
Herausscblettdern  zu  verhüten.     Das  Gemenge ,   hierauf  i«  einer  ge- 


1)  Cahour8(1852),  a.  a.  0. 


109 

â–  

tchios8etten  Röhre  im  Wasserbad  «»rbitzt,  gvAleht  zu  einer  Mast« 
«Ml  Krystjrflen  ?(mi  joilwaisersloffsaurefa  Aethylpiperiitin.  Man  (miiii 
das  Aethylpiperidin  davon  dureh  Kali. 

naaAethylpiperidia  Uldel  ebi  firbloaea,  aelirbewrglJoheeOel  von 
grosserer  Dichtigkeit  als  das  Wasser;  sein  tierneh  ist  Iknlicb  dem 
des  Piperidins ;  jedoch  weniger  aoHttoniakaiiieh  tiDdinehraminatisch. 
Es  kiti  sieb  in  Wasser  iii  g^tngerer  Menge  als  das  Piperidin ;  Kali  in 
Stücken  zur  wilssrigen  Lösung  gesetzt  trennt  das  Aethylpiperidin  voU* 
standig  davon.     Alkohol  und  Aetlier  lösen  es  leicht. 

Es  koebt  hei  128^;  die  DtdHigkeit  seiiips  Mnmpfed  wurde  gefun- 
den »-  3,986. 

Es  bildet  vnUkommene  Satoe. 

Das  cki»rwa9$ersta/f9Qta'e  AeiJiytp^mHin  ^  CnHis^,  HCl 
^  bMet  sefoöiie  Maihihi  von  grossem  (»lanz. 

Das  ehlarplaUn$aure  Mthylpipmndm ,  GifH^sN,  HCl,  PtCI« 
schlagt  sich  nieder,  wenn  man  die  concf*ntrtrien  Losungen  des  vorigen 
Salzes  und  des  Piatinohtorids  mtsclit ;  der  Niederschlag  löst  sich  in 
naieni  Wasser,  beaeuders  in  der  Wanne;  es  krystailisiri  in  volumi- 
nHaan  Prismen  von  pomeraiiaengelber  Farbe  hei  freiwilliger  Verdun^ 
atoüg  seiner  Lösung  in  einem  Gemenge  von  gleichen  Tbeilen  Wasser 
und  Alkohol. 

Das  j^mylpiperidm,  C^oH^iN-^N  (C,oHii)Pp,.  — Man  erhalt 
«aattsPBperidinaBitJodaniyL  Beide  erhitzen  sieh  kaum,  wenn  man  aif 
mit  einander  mischt;  das  Geroenge  gesieht  alsbald,  wenn  man  es  im 
Wasserfond  in  gesoUossenen  Röhren  erhitzt.  Nachdem  der  Versuch 
«inige  Tage  tortgeseizt  worden  ist ,  wenn  man  die  Krysialle  in  etwas 
Wasser  anfniinmt  und  dann  über  Aetzkali  in  Stöcken  destillirt ,  gellt 
Am^ptperidin  Ober« 

Diese  Basis  erscheint  als  forblose,  ölige  Plttssigkeit  von  Ammo«- 
niak  -  und  zugleich  Amylgenicb ;  es  ist  weniger  löslich  in  Wasser  als 
Helhyt-  «nd  Aethylpiperidin;  es  kocht  bei  186^  Die  Dichtigkeit 
seines  Dauipfes  ist  =>  5,477. 

Es  büdrt  mit  den  meislen  Sönren  lu7SlaUisirhare  Salze. 

Das  cUarptaimumn  Amflp^eridim ,  C^HaiN,  HCl,  Pt€J, 
scliridet  akh  in  öligen  Tropfen  ab ,  wenn  man  eine  Auflöanng  von 
PlatincUorid  in  eine  liejsse  AnAaatmg  von  cblorwasserstoffsaorem  kmflr 
piperidin  tragt ;  diese  Tropfen  verdichten  sich  nach  einigen  Stunden 
xnr  lurystalliniachen  Maasr;  wnnn  man  dieselbe  bar  gelinder  Warme 


tiO 

in  verdlinnlein  Alkohol  auflöst  und  die  FlQssigkeit  einer  laogi^ameo 
Verdunstung  ttberijfBst^  so  scheiden  sich  Prismen  ab«  oft  ziemlich  vo- 
luminös, sehr  hart  und  von  schon  pomeranzengelber  Farbe. 

Das  joiwasserstoffsaure  Amylpiperidm ,  C^o  Hu  N,  HI  bildet 
breite,  farblose,  glänzende  Blatter. 

S  2177.     FerbindungeH,  des  Dimeihyl"  Piper jflammanhimM* 

Die  Jodverbindung  C,o  Hio  (C2H,)9M  =  N  (C,  H,),  Pp^I  eiiCsti^ht 

durch  4ie  Einwirkung  von  Jodmethyl  auf  Methyl piperidin : 

N(CjH3)Pp^     +     CjHal     —     N  (i:,  H,)j  Pp, I 
Melhyipiperidin.         Jodmetbyl.  Jodiliuietbyl. 

Das  MĂĽthylpiperidin  erhitzt  sich  schwach  hei  seiner  BerĂĽhrung 
mit  Jodmelhyl ;  das  Gemenge  in  einer  ĂĽber  der  Lampe  zugesdimol- 
zenen  Rohre  erhitzt,  erstarrt  zuletzt  voUstifndig.  Nach  einer  Berflhruog 
von  einigen  Tagen,  zerbricht  man  die  Röhre,  erhitzt,  um  den  Ueber- 
schĂĽss  des  jodwasserstoflsauren  Methytathers  zu  verjagen  und  lOsl  die 
krystallinische  Masse  in  Alkohol.  Die  Auflösung  setzt  bei  freiwilliger  Ver- 
dunstung glänzende  Kryslalle  von  Joddimcthyl-Piperylammonium  ab. 

Der  Destillation  unterworfen  verflĂĽchtigt  sich  dieses  Salz  zum 
Theil,  wahrend  ein  anderer  Antheil  sich  zersetzt  in  Methylpiperidin 
und  Jodmelhyl ;  ebenso ,  wenn  man  die  Krystalle  Ober  Kalibydrat  in 
StĂĽcken  destillirl. 

%  2178.  Verbindungen  des  Diathyl^Piperylammonüims,  — 
Die  Jodverbindung  entsteht  durch  die  Einwirkung  des  JodXthyls  auf 
das  Acthylpiperidiu. 

Das  Diathyl^Piperylammoniumhydral  erhalt  man ,  wenn  man 
das  Joddiathyl-Piperylammonium  mit  einem  Ueberschuss  von  frisch 
geflilltem  und  gewaschenem  Silberoxyd  behandelt;  es  entsteht  dabei 
eine  Abscheidung  von  Jodsilber  und  eine  FlOssigkeit,  welche  beim 
Verdunsten  im  Vacuuni  sehr  leicht  zerfliessliche  Krystalle  von  bitterem 
Geschmack  und  stark  alkalischer  Reaction  liefert.  Stark  erliilzt,  zer- 
setzen sie  sich  unter  Bildung  eines  entzündlichen  Gases  und  Aelhyl» 
piperidin. 

Das  Chlordiathyt''Piperiflammomum  erbalt  man  durch  Auflösen 
der  Krystalle  des  Chlordiathyl-Piperylammooiuiuliydrats  in  Chlorwas- 
serstoffsaure ;  die  Auflösung  erfolgt  umer  Entwicklung  von  Warme ; 
die  FlĂĽssigkeit  liefert  durch  Concentration  im  Vacuum  stark  lerflieas- 
liehe  Schuppen. 

Das  chiorplatinsaure  DĂĽathyl-Piperylammonium ,  N  (C|  1ii^\ 


111 

PpsCI,  PlCI)  schlagt  sich  bei  Zusatz  von  IMatinchlorid  zu  dem  vor- 
hergehenden Salz  nieder.  Wenn  man  die  FlĂĽssigkeiten  verddnnt 
und  kochend  anwendet,  so  setzen  sich  beim  Erkalten  kleine  pomeran- 
zengelbe  KrystĂĽlie  ab,  welche  grosse  Aehniichkeit  mit  chlorplatin- 
saurem  tali  haben. 

Das  Jodd&thyl'Piperylammonmm  ist  das  Produci  der  Einwir- 
kung des  Jodathyls  auf  Aethyl-I^peridin.  Beide  Substanzen  erhitzen 
sich  kaum,  wenn  man  sie  zusammenmischt.  Wenn  man  ietztres  mit 
einem  Veberschuss  von  Jodaihyl  mehrere  Tage  lang  in  einer  an  der 
Lampe  zugescbmolzenen  Rohre  im  Wasserbad  erwflrmt ,  erhftlt  man 
eine  klebrige  Masse,  weldie  auf  dem  Qberschflssigen  JodwasserstolT- 
atber  schwimmt.  Wasser  lOst  es  leicht  und  in  allen  Verhflltuissen 
auf;  die  Auflösung  krystallisirt  im  Vacuuni  nicht. 

%  2179.  Den  Amiden  ähnliche  Derivate  des  Piperidins  0* 
Die  wasserfreien  Sauren  und  die  entsprechenden  ChlorĂĽre  wirken  auf 
das  Piperidin,  indem  sie  damit  den  Amiden  und  Aminsfluren  ähnliche 
Verbindungen  bilden. 

Die  Piperyl'Sulfocarbamidsaure.  —  Wenn  man  Schwefelkoh- 
lenstoff tropfenweise  zum  Piperidin  setzt,  entsteht  eine  sehr  lebhafte 
Reaction,  die  sich  durch  eine  bedeutende  Temperaturerhöhung  offen- 
bart. Man  bemerkt  keine  Gasentwicklung  bei  dieser  Wirkung;  es 
zeigt  sich  nicht  die  mindeste  Spur  von  Schwefelwasserstoff.  Manmuss 
mit  Vorsicht  verfahren ,  um  Umherschleudern  zu  verhĂĽten  und  den 
Schwefelkohlenstoff  in  Ueberschuss  anwenden.  Man  bringt  das  feste 
Praduct  in  Alkohol^  welcher  es  leicht  auflöst,  zumal  in  der  Wärme. 
Die  Auflösung  setzt  bei  freiwilliger  Verdunstung  bald  feine  Nadeln, 
bald  voluminöse  Krystalle  ab^  deren  Form  dem  monoklinischen  System 
angehört.  Gewöhnliche  Combiuation'),  oP.  oo  P.  -f-  P.  --{-  3P. 
2P  OD  [od  P  od].  Neigung  der  Flachen,  od  P:  od  P  —  116« 
4';  OD  P:oP-:3  960  62'-,  ooP:-f  P  —  141*  6';  od  P:  +  3P 
-»  1660  23';  oP OD  —  140«3i»'. 

Cahours  drĂĽckt  diese  Verbindung  durch  die  Formel  C^^  H^^  N^ 

S«  aus,  unterstützt  durch  die  Gleichung : 

Cj  S4  — p  2  CjQ  uji  N  «^  G32  "is  Nj  S|. 
Piperidin. 


1)  Caboufs(i8S2),  a.  a.  0. 

2)  De  S^oarfflont,  Ann.  de  Chim.  et  de  Pbyi.  [3]  XXXVlil.  89. 


118 

Reac(iou<n  dieses  ProducU  sind  nicht  besdiriefe^ii ;  m  it| 
wahrseheinliclA,  dass  «8  das  Salz  des  Piperidins  mit  Pipei7lsulfocar<' 
iMiBiiiisfture  ist ; 

Piperylsulfocarbamid-     r    u    k  q        ^  (^Ăź),  Pp,,  S  ( 
saures  Piperidin  ^m **«« ^« ^4  "^  NH  Pp,  H. S     }' 

Das  Piperyl-BemMamidf  Beosoptperid  odtr  Benäoyl''  und  Pipe- 
ryfeaotOr,  C^iHisNOt»*  N  (C^^H^O^)  Pp^.  ^  Wenn  man  Cblor- 
benzoyi  dnf  Piperin  ^Vken  ISsst,  so  entwickelt  sich  wM  Wärme  omI 
anMi  «rhftItdrMOlife,  schwere  Fblseigkeit,  die  leicht  von  cbiorwaMer« 
«toffsaurem  Piperidin  durch  Wasohtn  mit  angesSuerten  Wasser  befreit 
werden  kann.  Wird  das  schwer*  Oel  aich  selbst  ttberhssen ,  so  verw 
dichtet  es  sich  bald.  Wird  die  feste  Nasse  in  Alkohol  a«fgeoomn»eay 
der  sie  leicht  löst,  so  scheidet  sie  sich  beim  Abdampfen  4er  Plftasigkeii 
in  schAm*ii,  iarbiosen  Prismen  ab. 

Do«  Piperyl-Cnminamid  oder  Gumylpiperylazotttr ,  Cs^Hif  NO^ 
««  N  (r.soHiiO))  Pp).  —  Das  Chlorcumyl  verhslt  sieh  zu  PiperidiD 
wie  Cliiorbenzoyl.    Das  Prodnct  kryslallisirt  in  schonen  Tafeln. 

Die  Basen  (i«*r  Chinarinden. 

S  2180.  Die  Chinarinden  verdanken  ihre  fieberwidrige  Kraft 
mehrereil  eigenlhĂĽmlichen  Basen  ^),  nftmlich  : 

Chinin    und   seine   Isomeren«    Cinchooidin    und 

Cinchonicin  ......  C4qHs4N90( 

Chinin  und  seine  Isomeren,  Chinidiu  und  Chiuicin  C|0  H^  f^^O^ 

Aricin  oder  Ciucbovalin  .....  (^«aüji^NgO}. 

Die  granen  Chinarinden  enthalten  vorattgiieh  Ciochoniii  (und 
seine  Isomeren)  mit  st^tir  geringen  QuantiUtten  Chinin ;  die  gelbea 
Chinarinden  t  unt^r  dent*n  namentikh  die  Calisaya  oder  Kdnigschint 
anauAlhren  iai,  sind  bekannt  dui*cb  daa  Vorwaken  des  Chinins  (und 
seiner  Isomeren);  die  rolhen  Binden  entbaiten  Chinin  und  Cincfannin 
(ttiid  ihre  Isomeren)  zugleich ;  die  wtiaseii  Chinarinden  ondlich,  die 
als  Fiebermittel  am  wenigsten  gesebfiUlen,  enthaiieu  entweder  Aricin» 
oder  kleine  Quantitäten  Ton  Cincboiün.    Diese  v(»f*schiedenen  Basen 


1)  Das  Pitavn  von  Peretli  aus  einer  Pilayarinde  aufgezogen  (Journ.  de  Pb&rm. 
XXf.  513)  ist  keine  eigene  Basis.  Nach  Gutboort  (Hist.  de  Orosuts  tU.  141)  epithall 
diene  Rinde,  aekr  rrirh  aa  Basen,  Chinin  und  C»«hoaia  zugleich. 


m 

fladeo  sich  ia  deo  Riaden^)  in  Verbiadunf^  mk  CbinaBäare  ^  1457) 
und  mii  Chinagertefture  ($  3078). 

Das  Gbioüi  und  Cbioidin  können  in  das  iaomare  Cbiokin  lUBge« 
wgndeit  werden,  wann  ma^  eines  ihrer  Sähe  der  Wirkung  einer  htf* 
baren  Temperatur  unterwirft»  Unter  abnliehen  üaialtti|den  verwandeln 
9icb  das  Gincbonhi  und  Cincbonidin  in  Cincbonicin. 

Die  leiebte  Lftslichkeit  des  Cbinina  in  Aetber  nnteracheidet  diese 
Base  vom  Cincbonin,  das  darin  fast  unlOslicb  igt.  Die  Salae  des  Gin« 
cboaina  sind  im  Allgemeinen  leichter  lOslicb  in  Wasser  als  die  Salze 
4fs  Cbinina»  Die  grflne  Färbung,  welehe  das  Chinin  und  seine  Im* 
OMrea  durcb  den  EinOuen  des  Gblorwassera  und  Ammoniaks  s^en, 
ynitifet  gleiehlalis  diese  Basen  vooi  Gincbonin  und  seinen  bo* 
neren  au  untersebeiden« 

Dureb  die  fanwirkimg  des  Kalibydrala  enistebt  aus  dem  Chinin 
iMd  Cineheiiin«  so  wie  ihren  Isomeren  das  Chinoleia  (%  2204),  eine 
oiartige  Basis,  die  man  auch  im  Steinkohlentlieer  gefkiuden  hat. 

Cbiriin,  seine  Isomeren  und  Verbindungen. 

S  218tu  Das  Chinin,  C««  H94  N^  0^  4**  i^^^*  —  ^^  unreinem 
ZĂĽtlnade  erbalten  durch  Dr.  Cornea  von  Lissabon ,  sowie  von  Pfaff, 
vorde  das  Chinin  ^)  erst  im  Jahre  1820  von  Pelletier  und  Cavenlou 
iaoliri. 


i).Nacb  Wedifell  sind  die  dfinnen Rinden,  die  vorzugsweise Cinchonin  enthalten, 
ffso  dra  juDften  Zweigen  derselben  Dnchoneen,  welche  später  gelbe  und  rothe  Rinden 
ridieni,  in  dtnto  das  Chioia  TorbcmclM.  Folffend«  sind  die  VerhÜlnisse  des  Cio- 
chftUAS  oad  CbiiiJot  oacb  Bidul  (Joura.  fĂĽr  prakl.  Chen.  LXl.  3d7>  in  lOOTbeileo 
Biod«  fOD  Cincbona  lancifolia,  Hotis : 

Chinin.  Cinchonin. 

Stamm  2,72  0,313 

Dicke  Zweige  1,33  2,73 

Duane  Zweige  1,03  1,S9. 

&)  VosrovA^p,  AsB.  da  Cb^nie  VIII.  ilS;  IX.  7.  -»-  Vau^uelin,  ebenda, 
LH.  30  und  14ft.  '*-  G^mez,  ÂŁ4tnb.  med.  aod  sovg.  Joorn.  1811 ,  Oetober,  S. 
49p*  —  Pfaff,  Jbam.  f.  Cbfcn».  o.  Pb;a.  «.  Scbwarggtr  X.  363.  **  Pelletier 
naaCavaAt»«,  Mio.  ic  Cbimw  et  de  Phys.  XV^.  291  u.  337.  —  Pelletier  und 
Bouftfts,  eheodo^.XlUV^.  149.  -*  Lichig^  Ain.  ddr  GbMB.  u.  Pharmr.XXVI.49.  — 
R«goaii>4t,  Aan.  de  €biu.  at  arPliya.  LX¥UI.  113b. -r« Gerb ar44,  ftavoa  scienlif. 
X.  IM.  —  LaaTcat,  Ann.  de  Cbi«.  et  de  Phys.  [8]  XfX.  SM'j  ^  fttreckcT, 

Compt.  read,  de  l'Acad.  XIXUl.  BS. 

Geriiardt,  Gbeoi.  IV.  8 


114 

Liebig  hat  seine  Zaeamtnensetzong  festgestellt.  Die  hohe  Wich- 
tigkeit, welche  diese  Basis  als  Arzneimittel  besitzt,  hat  eine  grosse 
Zahl  von  Chemikern^)  veranlasst,  nach  den  vortheilhaftesten  Methoden 
zu  suchen,  es  aus  den  Chinarinden  auszuziehen  und  von  fremden 
Basen  und  andern  Substanzen  zu  reinigen,  welche  es  begleiten.  Diese 
Arbeit  ist  ziemlich  schwierig  wegen  der  Leichtigkeit,  womit  die  Basen 
der  Chinarinden  sich  verändern  und  in  gefäirbte,  harzartige  Sub- 
stanzen umwandeln. 

Bloses  Wasser  zieht  niemals  und  bei  keiner  Temperatur  stimmt* 
liehe  Basis  aus  den  Rinden,  sei  es,  weil  das  Chinin  und  Cinchonia 
zum  Theii  in  unauflöslichen  Verbindungen  darin  vorkommen,  sei  ea, 
weil  sie  unauflöslich  werden  in  Folge  einer  doppelten  Zersetzung  durch 
das  Wasser  (indem  die  Chinasfiure  durch  Chingerbsflure  verdrflngC 
wird).  Die  Rinden,  womit  man  wftssrige  AufgĂĽsse  bereitet  hat,  ent- 
halten daher  noch  viel  Alkali  und  können  zur  Ausziehung  des  Chinins 
und  Cinchonins  benutzt  werden. 

Sämmtliche  Nethoden  der  Ausziehung  kommen  darauf  zurück^ 
die  Rinden  mit  verdünnter  Säure  zu  behandeln  und  die  organischen 
Basen  der  sauren  FlĂĽssigkeit  durch  Kalk  oder  Soda  zu  filllen.  Der 
gewöhnlich  befolgte  Gang  ist  bis  aufeinige  Abänderungen  der  folgende: 
Mao  kocht  die  gepulverte  China  eine  Stunde  lang  mit  wenigstens  acht 
bis  zehn  Th.  Wasser,  welches  mit  12  Proc.  concenlrirler  Schwefel- 
säure versetzt  ist,  oder  besser  mit  25  Proc,  Salzsäure;  man  lässt  die 
Abkochung  durch  Leinwand  laufen  und  unterwirft  den  RĂĽckstand  einer 
zweiten  oder  dritten  Kochung,  indem  man  mehr  verdĂĽnnte  saure  FlĂĽs- 
sigkeiten anwendet,  bis  die  Rinde  vollständig  ersc|)öpft  ist.  -Wenn 
die  AuszĂĽge  erkaltet  sind,  setzt  man  Kalkmilch  in  kleinen  Portionen 
und  in  schwachem  Ueberschuss  zu,  um  auch  den  Farbstoff  zu  Dillen. 


1)  Badollier,  Ann.  de  Cliim.  et  de  Pliys.  XVII.  373.  —  Voreoton,  ebd., 
XVn.  439.  —  Geiger,  Repert.  f.  d.  Pliarro.  XI.  79;  Magaz.  d.  Pharm.  VII.  44. 

—  Büchner,  Repert.  f.  d.  Pharm.  XU.  1.  ~  HermaoD,  Berlin.  Jabit.  d. 
Pharm.  XXVU.  1.  116.  —  Stoltze,  Jouro.  f.  Chem.  u.  Pbya.  v.  Schwelgger  XU II. 
457.  —  Henry,  Journ.  de  Pharm.  XI.  334.  —  0.  Henry  a.  Plisson,  ioam. 
de  Pharm.  XIII.  268  und  369.  —  Stratingb,  Scheikond.  Verbände;  GröaiBgeo 
1622  und  im  Auszug,  Repert.  f.  d.  Pharm.  XV.  189.  —  Pelletier,  Joom.  d« 
Pharm.  XI.  249.  --  Duflos,  Berl.  Jahrb.  der  Pharm.  XXVII.  1.  100.  —  Cas- 
sola,  Joura.  da  Pharm.  XV.  167.  —  Calvert}  Journ.  de  Pharm.  [3]  II.  388. 

—  LebouTdaia,  Ann.  de  Chim.  et  de  Pbya.  [3]  XXIV.  65. 


115 

Mao  Iflsst  d€D  Niederschlag  ablaufen  uod  unterwirft  ihn  einer  allmalig 
▼erstärkten  Pressung;  die  Flüssigkeiten  von  der  Abseihung  und  Pres- 
sung werden  in  einem  Gewisse  vereinigt;  sie  geben  mit  der  Zeit  einen 
neuen  Absatz«  0er  Presskucben  wir«!  getrocknet ,  dann  mit  Alkohol 
in  einem  gescblossnen  Gewisse  im  Wasserbad  macerirt«  Die  Stärke 
des  Alkohols,  der  hierzu  angewendet  wird,  hängt  von  der  BeschafTen- 
beit  der  China  ab ;  arbeitet  man  mit  Calisaya,  die  besonders  reich  an 
Chinin  ist ,  so  ist  ein  Alkohol  von  75 — 80  Proc.  hinreichend ;  wenn 
die  angewendeten  Rinden  arm  an  Chinin  sind,  so  entspricht  ein  stär- 
kerer Alkohol  von  85  —  90  Proc.  besser,  indem  das  Cinchonin  weit 
schwerer  in  schwachem  Alkohol  löslich  ist  als  Chinin« 

Wenn  man  so  Rinden  von  grossem  Gehalt  an  Cinchonin  behan- 
delt und  nicht  zu  viel  Alkohol  anwendet,  scheidet  sich  dasselbe  beim 
Erkalten  in  krystallisirtem  Zustand  aus  den  alkoholischen  AuszĂĽgen  ab; 
man  erhält  noch  mehr,  wenn  man  die  darüberstehende  Flüssigkeit 
abgiesst  und  durch  Destillation  die  Hälfte  oder  zwei  Drittel  des  Alko- 
hols abdampft.  Die  Mutterlauge  hält  das  Chinin  zurück ;  man  neu- 
tralisirt  sie  mit  Schwefelsäure,  um  ein  Sulphat  zu  bilden  und  ver- 
fährt dann  weiter,  wie  unten  folgt. 

Hat  man  es  zu  thun  mit  Rinden ,  worin  das  Chinin  ĂĽber  das 
Cinchonin  vorherrscht,  so  ist  es  vortheilhaft,  die  Trennung  der  beiden 
Basen  dadurch  zu  bewirken,  dass  man  den  unterschied  in  der  Los- 
Uchkeit  benutzt,  welchen  sie  als  schwefelsaure  Neutralsalze  darbieten, 
indem  das  Cincboninsalz  das  löslichere  von  beiden  ist.  Man  fügt  daher 
zu  den  alkoholischen  Flüssigkeiten  verdünnte  Schwefelsäure  bis  zur 
kaam  bemerkbaren  sauren  Reaction  und  nimmt  den  Alkohol  durch 
Deslillation  weg.  Beim  Erkalten  gesteht  der  RĂĽckstand  zur  krystalli- 
nischen  Masse  aus  schwefelsaurem  Chinin ;  man  scheidet  die  Mutter- 
lauge durch  die  Presse  ab  und  reinigt  das  Salz  durch  Kohle  und 
Umkrystallisiren.  Da  die  Mutlerlauge  noch  eine  beträchtliche  Menge 
Basis  enthält,  kann  man  si6  durch  kohlensaures  Natron  im  Ueber- 
tchuss  fiillen,  den  Niederschlag  in  schwefelsaures  Salz  verwandeln 
und  dieses  Salz  umkrystallisiren. 

Man  hat  ĂĽbrigens  gefunden,  dass  das  Chinin  sich  in  kleiner  Menge 
in  Kalkwasser  und  Chlorcaicium  auflöst,  so  dass  es  vorzuziehen  ist,  bei 
der  Behandlung  der  Chinarinden  kohlensaures  Natron  zur  Fällung  der 
Basen  zu  nehmen. 

Thiboumery  nahm  im  Jahr  1833  ein  Patent  auf  die  Ausbeutung 

8* 


116 

Miies  Verfabrena,  welches  »«f  BentttKnng  von  flachlrg«fi  Oelen  stM  de» 
Alkolioid  beruht.  Nachdem  niaiii  die  China  mit  eifier  Sftufe  J)ehantfelt 
und  das  Chkiin  daraus  durch  Katd  niedergeschlagen  hat,  zerreibt 
man  den  Kalkniederschlag  zu  Piitver  und  hehandefi  ihn  wrederhoic 
mit  Terpentin-^  oder  Steinkohlenot.  Man  sondert  die  Plflssigkeic 
durch  Decantirett  oder  Fillriren  fom  Nredersdtbg.  Wenn  man  sich 
eines  fixen  Oels  bedient,  so  trennt  man  zunächst  den  Kaft,  der  eine 
unlösliche  Seife  damit  bildet;  zu  diesem  Zweck  löst  man  den  Nieder- 
schlag in  einer  Sfitire  und  llilll  das  rohe  Chinin  durch  Arnmoniak ; 
nun  behandelt  man  es  in  der  WMnne  mit  Oel,  welches  es  auflöst, 
ohne  die  braunem  Substanz  zu  bertihren,  womit  es  gemengt  war.  Man 
behandelt  hierauf  die  Ölige  Auflösung  mit  Wässer,  dem  eine  Säure 
zugesetzt  ist,  welche  mit  dem  Chinin  ein  atiflosliches  Sarlz  bilden 
kMin,  und  i^  nnn  beide  FlĂĽssigkeiten  ein  sehr  vcrschiedem^s  specifi- 
sches  Gewicht  ha^en ,  so  trennt  man  sie  durch  einen  Heber.  Ras 
Chinin  wird  ikimi  durch  ein  Mineralalkali  gefĂĽllt. 

Sertürner  1)  hat  mit  dem  Namen  Chinoidin  ein  unkrystaHisir«* 
bares  basisches  Product  bezeichnet ,  wefehes  sich  in  der  Mutterlauge 
von  der  Darstellung  des  schwefelsauren  Chinins  findet.  Dieses  Chi«' 
nerdln  ist  ein  Zersetzungsproduct  der  Chinaalkaloide.  Es  hat  zwei 
bestimmte  Quellen  seiner  Entstehung:  es  entsteht  bei  der  Fabrik 
kation  des  schwefelsauren  Chinins  und  namentlich  in  den  WffMenr 
der  neuen  Welt,  wenn  der  Bolzhauer  nach  Abnahme  der  Rinde  den 
Baum  zum  Trocknen  »n  die  Sonne  legt ;  dann  Terändem  sich  die 
Salze  des  Chinins  ^  Cinchonins  u.  s.  w.  und  verwandeln  sich  in  har* 
«ige  und  Rirbende  Substanzen,  welche  den  grt^sseren  Theil  des 
Ghinoidins  des  Handels  bilden.  Pasteur  fand  wirklich,  das»,  wenof 
man  irgend  em  Chinin*  oder  Cinchoninsalz  in  v^dtlnnter  oder  con- 
ceotrirter  Auflösung  der  Sonne  nur  einige  Stunden  aussetzt,  steh- 
dasselbe  so  verändert,    da^s   die  Flüssigkeit  eine  äusserst  dunkle 


1)  Sertaroer,  U«ber  die  oeiMslen  FortscbrUte  io  der  Gbeoiie,  Physik  und 
Heilkunde  III.  269. 

n«!  ChinoidiD  iet  nicht  das  einzige  Product.  Ausser  den  Färb-  uad  Hanstofleo 
kano  es  Chinin  und  seine  Isomeren,  Chinidin  und  Chinicin  enthalten,  so  wie  Cin« 
chonin  uod  seine  Isomeren ,  Cinchonidin  und  Cincbooicin.  Chinin  und  seine  Iso- 
nerea  leicfanen  sieb  durch  ihre  LĂ–slichkeit  in  Aether  aus.  Heijningen  ist  es  gelun- 
gen ,  aus  der  itberischen  Auflösung  des  Chinoidins  gegen  50  bis  00  Proc.  krystaUi* 
â– isus  CbinidiD  aoainsieben. 


H7 


Tolhbraune  Farbe  anaimmt;  die$e  Veränderung  ist  Qbrigeaa  der- 
selbes  Art,  wie  die,  welche  xlurcb  erhöhte  Teuperator  entsteht. 
Pafileur  glanhl ,  man  wĂĽrde  die  namhaften  Verluate  an  Chinin ,  Cin- 
cboiuiB  eie.  vermeiden  und  die  fernere  Eziraolion  dieser  Baaen  er» 
Jeichtern ,  wenn  man  die  Vorsicht  hAtte ,  die  Cbinariode  aojgleich  vor 
.dem  l.ichte  zu  achtUsen ,  sobald  man  eie  eingesammelt  hat,  und  die- 
.aelije  im  Dunkeln  an  trocicnen.  Der  Chininfabrifcant  mii^a  gleichfalls 
jede  Einwirkung  eines  starken  Lipbies  vermeiden« 

%  2182.  Durch  ein  AUnti  aus  ^er  wAssrigen  Lösung  eine»  seir 
ner  Salze  geftllU,  bildet  das  Chinin  eine  weisse  geronmane  Masse,  im 
trockDem  Zustand  porös  und  aecreiblich ,  in  der  flitze  ausammen- 
backand.  Es  ist  ziemlich  schwer  in  KryaUUen  zu  erbalten  und  mai» 
glaubte  iange,  daas  es  nicht  krystallisirbar  Bf>i;  aber  wir  wenden 
«agleiich  aeben ,  dass  ee  krystallisirte  Hydrate  bildet.  Es  isi  ohne 
Geruch,  sehr  bitter  und  stellt  die  blaue  Farbe  des  gerOlbeten  Lacio- 
mu6pa{Mers  wieder  her.  Es  löst  sich  in  ungeßbr  360  Tb.  kalten  und 
400  Th.  Jiochenden  Wassers ,  ist  äusserst  leicht  löslich  in  Alkohol 
und  weit  leichlier  löslich  in  Aether  als  Cinchonin.  Es  löst  sich  auch 
in  Cblorofonn»  in  den  ätherischen  und  fetten  Oeleo.  Die  letztere 
Eigenschaft  kann  zur  Ausziehung  der  beiden  Basen  dienen. 

Die  alkoholische  Lösung  des  Chinins  lenkt  die  Polarisatiops- 
ebene  des  Lichtes  nach  links  ^);  [a]  r=  —  126^7  fttr  die  Tempe- 
ratur von  22^;  die  Erhöbung  der  Temperatur  vermindert  dieses 
Rolationsvermögen ;  dieCegenwari  von  Säuren  dagegen  vermehrt  sia. 

Getrocknet  enthält  das  Chinin  >): 

Liebig  (a).  Li»kig  (b).      Regnault,         Laurent, 


KpJiIeiiatoff  74^  74^  74,75    7M7  73,27 

73,05  73,89 

73,27  73,54 

Wasserstoff 

7,71     7,56 

7,50        „ 

if 

7,5       7,65 

7,14    7,07 

Stickstoff 

8,50    8,15 

»»           ♦» 

»» 

8,55       ,, 

»»         »» 

Saticrttttfi' 

%n          »» 

f»           »» 

»» 

»«         »» 

5<f^lMr. 

Berechnet. 

' 

KoblcDsioff 

74,0    74,1 

74,07 

WassiTStoff 

7,5      7,5 

7,41 

Stickstoff 

»j         »» 

8,64 

Saaerstoff 

»»         i> 

1^88 

100,00. 

1)  Boo4li>rdat,  Aoo.  de  Chim.  et  de  Plijs..  [3]  IX.  236. 

3)  Die  Aoaljseo  b  sind  mit  gesckmolienem  Chinin  angestellt,  welches  Liebig  fĂĽr 


118 

Wenn  man  eine  Auflösung  des  Chinins  in  absolutem  Alkohol 
der  freiwilligen  Verdunstung  ĂĽberiflsst,  so  bleibt  eine  harzige  Masse, 
gemengt  mit  einigen  Nadeln  ,  surQck ;  die  etherische  Auflösung  ISsst 
blos  einen  harzigen  RĂĽckstand.  Aber  wenn  man  zu  einer  verdfinnten 
Lösung  von  schwefelsaurem  Chinin  einen  Ueberschuss  von  Ammoniak 
setzt  und  das  Gemenge  einige  Zeit  sich  selbst  Oberiilsst,  so  sieht  man 
an  der  Oberflache  feine  Nadeln  sich  bilden,  welche  getrocknet  das 
Aussehen  eines  amorphen  Pulvers  haben;  dieses  Product  krystallisirt 
aus  Alkohol  eben  so  wenig  als  das  prScipitirle  Chinin ;  es  enthalt  wie 
dieses  6  Atome  «s  14,28  Procente  Krystallwasser  (Liebig). 

Ein  anderes  Hydrat  von  2  Atomen  «s  5,2  Procente  Wasser 
erhalt  man  in  krystallisirtem  Zustand,  wenn  man  frisch  gefälltes  und 
wohl  gewaschenes  Chinin  dem  Luftzutritt  tlberlSsst,  indem  man  es 
bisweilen  anfeuchtet ;  es  lässt  sich  mit  Alkohol  umkrystallisiren  (Van 
Heijningen^)). 

Das  Chininhydrat  (von  6  At.  Wasser)  schmilzt  bei  120^  zu 
einer  farblosen  öligen  Flüssigkeit  unter  Verlust  seines  Ki78tallwa8- 
sers.  Die  geschmolzene  Substanz  gesteht  beim  Erkalten  zu  einer 
durchscheinenden  harzahnlichen  Masse,  welche  beim  Reiben  elek- 
trisch wird.  Wenn  man  es  im  Vacuum  schmilzt  und  langsam  erkal- 
ten lasst,  nimmt  es  ein  krystallinisches  Gefflge  an.  Vorsichtig  ĂĽber 
seinen  Schmelzpunkt  erhitzt ,  verflĂĽchtigt  es  sich  in  kleiner  Menge 
ohne  Zersetzung ;  bei  raschem  Erhitzen  verkohlt  es  vollständig  unter 
Entwicklung  von  Ammoniak  (und  ChinoIeTn?). 

Verdünnte  Sauren  lösen  das  Chinin  leicht.  Concentrirte  Schwe- 
felsäure löst  es  bei  gewöhnlicher  Temperatur,  ohne  es  zu  färben ;  in 
der  Warme  wird  die  Auflösung  roth  und  endlich  schwarz.  Gewöhn- 
liche Salpetersaure  löst  es  auch  in  der  Kalte  ohne  Färbung. 

Wenn  man  schwefelsaure  Chininlösung  mit  braunem  Bleihyper- 
oxyd kocht  unter  Zutröpfeln  von  verdünnter  Schwefelsaure^  so  erhalt 


reioer  betrachtet  als  das  Chioin  der  Analyseo  a.  —  Laurent  drückt  das  Cbinia  darch 
die  Formel  C3,  Hts  N«  O4  aus. 

1)  Van  Heijniagen,  Scheik.  Ooderzoek.V. 319  a.  pharm.  Centralblatt,  1B50 
S.  90.  —  Er  giebt  dem  Hydrat  mit  2  Atomen  Wasser  den  Namen  Chinin  y ;  es  soll 
nach  ihm  ein  neutrales  krystallisirtes  Suipbat  mit  2  Atomen  (4,71  Proc.)  Krystall- 
wasser liefern. 


119 

man  eio  rothes  ProdiicC  (Cbinetin),  zum  Theil  io  Wasser  löslich,  zum 
Tbeil  nichl ,  und  mit  Alkohol  krystallisirbar  0* 

Wenn  man  Chlor  auf  Chinin  leitet ,  welches  in  Wasser  suspen- 
diri  ist,  so  löst  sich  die  Basis,  während  die  FlOssigkeil  allrofllig  eine 
rosenrotbe,  violette  und  endlich  dunkelrotbe  Fllrbung  annimmt. 
Wird  der  Cblorstrom  unterhalten,  so  schwächt  sich  die  Färbung, 
während  sich  eine  rOthliche,  klebrige  Substanz  an  die  Ränder  der 
Glaswände  hängt.  Dieses  Product  lOst  sieb  in  der  Warme  in  sauren 
FlĂĽssigkeiten,  aber  es  scheidet  sich  beim  Erkalten . abermals  eine 
grosse  Menge  ab.  In  Alkohol  gelost,  scheidet  es  sich  bei  freiwilligem 
Verdunsten  als  körniges  Pulver  ab,  welches  aus  mikroskopischen 
Prismen  zu  bestehen  scheint  (Pelletier^)). 

Folgende  Reaction  ist  charakteristisch  ftlr  das  Chinin:  wenn 
man  zur  Losung  eines  Chininsalzes  frisch  bereitetes  Chlorwasser  und 
dann  einige  Tropfen  Ammoniak  setzt,  so  entsteht  eine  grOne  Fär- 
bang  (R*  Brandes  >),  Andr6).  Wenn  man  einen  Ueberschuss  des 
Ammoniaks  vermieden  hat,  so  wird  die  grĂĽne  FlĂĽssigkeit  auf  Zusatz 


1)  E.  Marchtod,  Joorn.  de  Cbim.  m^ic.  X.  362. 

S)  Pelletier,  Ann.  der  Chem.  o.  Pharm.  XXIX.  48.  Joorn.  de  Pharm. 
April  1838.  —  Brandet,  Archi?  d.  Pharm.  XIII.  65.  —  Brandet  a.  Leber, 
ebenda  XVI.  859.  —  Andr^,  Ann.  deChim.  et  de  Phys.  LXXI.  195.  —  A.Vogal, 
fteperi.  f.  Pharm.  ?.  Bachner  II.  289.  Ann.  d.  Cbem^  o.  Pharm.  LXXIII.  221 ; 
LXXXVl.  122. 

3)  Unter  gewiaten  Umttänden  trennt  tich  ein  grüner  Niederschlag,  wahrend 
die  daröber  ttehende  FIfittigkeit  tmaragdgruo  itt.  Der  grfine  Niederschlag  itt  an- 
lotlicb  in  Wasser  und  Aether,  löslich  in  Alkohol  mit  grüner  Farbe.  Verdünnte  Sauren 
HSten  es  mit  dunkelbrauner  Farbe ,  wfihrend  es  ^ie  Alkalien  wieder  mit  seiner  ur- 
spranglicbca  Farbe  davon  abscheiden.  Es  ist  ohne  ß4»roch ,  onverSnderlich  an  der 
Loft  aod  terbali  sich  bei  der  Destillation  wie  Chinin.  ÂŁs  enth&lt  kein  Thlor. 

Brandes  und  Leber  hoben  darin  gefunden : 


Kohlanstoir 

59,86 

Wasserstoff 

6J2 

Sticksloff 

9,20 

Sauerstoff 

m 

24,22 

100,00. 
Hie  Genannlrn  drücken  ilrn  grünen  Körprr  (Dalleiochin)  durch  die  Formel 
C|(  H,o  NOs  nus,  welche  aber  der  Controle  entbehrt.  Sie  haben  f benfallt  zwei  braune 
Substanzen  (Rosiorhin  n.  Melanocbin)  erhalten  durch  Abdampfen  der  grĂĽnen  FlĂĽssig- 
keit, worin  sich  der  oben  erwähnte  Nicilerscblag  gebildet  hat;  aber  diese  Substanzen 
zeigten  oirbt  die  Eigenschaften  der  Reinheit. 


einiger  neuer  Tropfen  von  Clilarwamier  violett  und  tnleUi  durtk^i- 
roth  (A.Vogel). 

Wenn  man  coneentrirles ,  satesMurefreies  CMorwasser  hi  eine 
concentrirte  Lesun^g  von  schweTef^ffiirem  Chinin  giesst ,  w>  tfasB  «b 
etuvns  g«1blic!)  wird,  »nd  ftigt  denn  ^Perrocyankalium  als  feines  Puhreir 
-zu,  bis  es  sich  bell  rosenroih  färbt,  so  wird  die  Farbe  bald  dunkel- 
roib ,  besonders  auf  Zusatz  einer  grossen  Menge  von  FeiTocyan- 
'knĂĽum.  Dil'  rotiie  Farbe  rtlhrt  nieblvon  eifier  Cyanverbindtifig  her, 
denn  man  kann  'sie  gleiehfatis  durch  Kalk-  and  Barylwasser,  durdi 
pbospborsAures  und  borsaures  Natron  hervorbringen  (A.  Vogel). 

Mit  Jod  zusammengeri^boR ,  liefert  das  Chinin  eine  braewe  Ver- 
bindung ($  2189),  dieselbe  scheint  auch  den  Niederschlag  zu  bil- 
den, vi'dcbeti  man  erhfllt,  wenn  man  Jodkalium  zu  eineaii  Chinin- 
sah «etzt. 

Wenn  nmn  'das  Chinin  mit  sehr  ooncentrirler  Kalilauge  erkitiC, 
so  entwickeK  sich  WasserstdfTgas  und  Chinok^  destinirt  ĂĽber'*). 
Der  KĂĽckstand  sehemt  amdsensaures  Salt  zu  enihallen^). 

Jodmethyl  und  -Aethyl  verbinden  sich  unmittelbar  mit  dem 
Chinin  zu  neuen  Jodbasen  (S  2191). 

I  2183.  Die  $al»e  des  Chimns  sind  neutral  oder  sauer,  die 
sauren  rothen  in  der  Regel  I^AcknMis. 

Sie  sind  im  Allgemeinen  sehr  leicht  lOslicb  «in  Alkohol ;  biswei- 
len losen  sie  sich  auch  in  Aether.  Sie  sind  durchschnittlich  schwer^ 
löslich  in  Wasser  als  die  entsprechenden  Cinchoninsalze.  Sie  be- 
sitzen einen  sehr  bitteren  Geschmack. 

Sie  werden  durch  atzende  kohlensaure  und  zweifach  kohlen- 
saure Alkalien  als  weisse  Gerinnsel  .gefilllt ;  der  NioderschUg  isl  ini 
Ueberschusse  des  Fallungsmitlels  nicht  aufidslich.  Sie  werden  dttvch 
Gallusgerbsäure  gleichfalls  gefüllt. 

Ihre  Auflösung  zeigt  mit  Chlor  und  Ammoniak  die  oben  er- 
wähnte Reaction. 

Oas  fluorwasserstoffsaure  Chinin  •).  —  Frisch  geHlilles  Chinin 
löst  sich  leicht  in  Fluorwasserstoffsäure;  aber  das  Salz,  was  man 
auf  solcht?  Weise  erhält,  krystallisirt  nicht,  selbst  bei  langer  Ruhe. 


t)  ecrhardt,  Rwye  seienĂĽf.  X.  1S6. 

9)  Wertbeim,  Add.  der  Cbem.  a.  Pharm.  LXXHI.  StS. 

3)  Eider  hör  st,  Aon.  der  Chem.  u.  Pbana.  UCXIV.  79. 


Wenn  mao  es  /astiiar  Trockne  abdampft,  erMt  man  etn^ftlaaBe  aus 
ooiic«nUristhen  Nadeln ,  die  rasch  an  der-l^iiffk  verwittern.  Das  &fe 
ist  sehr  leicht  iDalicb  in  Alkdhol.- 

Die  chlorwasserstoffsauren  Salze  des  Chinins.  —  a.  Neu- 
tralsalz^  C49H514N2O4,  HCl-{-3Aq.  Han  erhält  es  leicht,  wenn 
man  Chinin  in  einem  schwachen  Ueberschuss  von  verdĂĽnnter  Chlor- 
wasserstoITsHure  iu  der  Wärme  löst.  Beim  ErkaJten  scheidet  die 
Flüssigkeit  das  Salz  in  langen  seidenglänzenden  Pasern  ab.  Man 
kann  es  auch  durch  doppelte  Zersetzung  darstellen  aus  schwefel- 
saurem Chinin  mit  Chlorbaryum ;  letztere  Methode  ist  vielleicht  vor- 
zuziehen ,  da  das  Salz  bei  Gegenwart  überschüssiger  Salzsäure  leicht 
harzig  wird  (Winkler).  Auf  140^  erhitzt  in  einem  trocknen  Lufll- 
strom,  verliert  es  7,105  Proc.  Krystallwasser. 

Ăź.  Das  saure  Sah.  Wenn  man  das  Chinin  m  starkem  lieber- 
sciittss  VQB  Salzsäure  aafIdBt,  so  «rhftU  man  ein  iweifach  cblor- 
wasserstoflsaures  Sala ;  allein  im  Wasser  Aufgelöst ,  kryatalli^irt  es 
grUsslentbeils  als  T^eulraiaalz. 

Das  eklĂĽrplaiinsanre  Ckinmy  C40  H94  N^  O4,  2  (HCl,  fi  CI,) 
•^  2  Aq.  —  Wenn  man  Platindilorid  tu  erner  Auflösung  von  Chinin 
in  einem  seliwaehen  IJeherschuss  von  ChtorwasserstolTsäure  setzt, 
entsteht  sogfeicb  ein  Ood^igerweissliclrgelber Niederschlag,  der  beim 
Vmrflfaren  krystaHhiisch  und  pomeranzenge ih  wird ,  er  begreht  sieh 
an  den  Boden  des  Gt^füsses  und  hängt  sich  an  die  Wände.  Dieser 
Niederschlag  entwickelt  bei  100^  noch  kein  Wasser,  verliert  aber 
8,  37  Proc.  »s  2  Atome,  wenn  man  auf  140<^  erhitzt  (Gerhardt). 

Das  Salz  getrocknet  bei  100<>  enthält: 


ih^Ut, 

LUbig. 

Ger/^arät.           JLawwii.  'Bere^ott. 

Kolil«a«i»ff 

n 

ff 

ff 

ff 

34,a4  31,34    „ 

„      31.78 

Waiicntoff 

ff 

ff 

•f 

<i 

3,98    4,00     „ 

„      a»7i 

Stickffloff 

»> 

ff 

ff 

9f 

3*40        ,,      ,,         „ 

„         3,71 

Chlor 

«8.4 

>» 

if 

ff 

28,46         „      „         „ 

„      28,21 

Flatin 

28,8 

36,4726,08  26,6 

26,81  26,19  26,29  26,6  26,4    26,23 

Sauerstoff 

ff 

ff 

ff 

ff 

»f           ff       ff         ff 

100,00 

WsMcr,  fnlwick. 

bei  140« 

ff 

ff 

ff 

•f 

"»37        ,,       ,,         ,, 

„        2,37. 

Chloriridiumsaures  Chinin.     Gelber  Niederschtaf . 


122 

Chlorqueeksäbertaures  Chmm  0  >  C40  H^i  N^  O4 ,  2  (HCl, 
HgCl).  —  Man  löst  in  starkem  Alkohol  gleiche  Theile  Chinin  und 
Quecksilberchlorid  und  mischt  beide  FlĂĽssigkeiten,  nachdem  man 
etwas  Chlorwasserstoffsäure  zur  Chininlosung  gesetzt  hat.  ßald  setxt 
die  Mischung  einen  ziemlich  reichlichen,  kOrnig-krystallinischen 
Niederschlag  ab.  Dieser  Niederschlag  entsteht  sogleich ,  wenn  man 
statt  starken  schwachen  Alkohol  anwendet,  aber  er  ist  dann  nicht 
krystallinisch.  Es  ist  wenig  löslich  in  Wasser,  kaltem  Alkohol  und 
Aelher.^ 

Chlorsaures  Chinin.  —  Man  erhält  es,  wenn  man  Chlorsäure 
mit  Chinin  sättigt.  Es  erscheint  in  platten,  in  Bdscheln  vereinigten 
Nadeln.  Beim  Erhitzen  schmilzt  es  zur  farblosen  FlĂĽssigkeit,  die 
sich  beim  Erkalten  zu  einer  Masse  vom  Ansehn  eines  durchsichtigen 
Firnisses  verdickt;  wenn  man  fortfährt  es  zu  erhitzen,  so  zersetzt  es 
sich  plötzlich  mit  Explosion. 

üeberchlorsaure» Chinin^) y  C4oHa4N,04,  2CI0gH-|-14Aq. 
—  Man  erhalt  es  durch  doppelte  Zersetzung  aus  schwefelsaurem 
Chinin  und  ĂĽberchlorsaurem  Baryt.  Es  scheidet  sich  beim  Erkalleo 
der  concentrirten  Flüssigkeit  in  öligen  Tropfen  ab «  welche  sich  bei 
schwachem  Erwärmen  wieder  lösen  und  hierauf  in  Krystallen  aus- 
scheiden. Es  bildet  gestreifte,  wenig  regelmässige  Prismen  mit 
schwachem  Dichroismus;  ihre  alkoholische  Auflösung  zeigt  vorzüg- 
lich deutlichen  Dichroismus.  Die  Krystalle  sind  rhomboYdale  Oktaeder 
P.  0  P  (Neigung  der  Flächen  P  zur  GrundOäche  =  149<»  46';  die- 
selbe in  der  Ebene  der  grossen  Diagonale  und  der  senkrechten  Aze 
SS  80®  30';  dieselbe  in  der  Ebene  der  kleinen  Diagonale  und  der 
senkrechten  Axe  «»  107®  32'.  Verhältniss  der  Hauptaxe  zur  kleinen 
und  grossen  Diagonale:  1:0,3417:0,4411).  Unter  einer  Glocke 
über  Schwefelsäure  stehen  gelassen ,  schmilzt  das  Salz  bei  gewöhn- 
licher Temperatur  zur  klaren^  stark  dichroYschen  Masse.  Mit  Wasser 
erwärmt,  schmelzen  die  Krystalle  und  lösen  sich  allmälig  auf,  Sie 
sind  auch  sehr  löslich  in  Alkohol.  Sie  schmelzen  gegen  45®;  der 
Verlust  an  Wasser  bei  HO®  beträgt  14,3  Proc,  bei  150®  bläht  sich 
die  Masse  auf,  und  bei  160®  wird  sie  wieder  fest;  der  Wasserverlust 


1)  Hinterberger,  Ann.  der  Chein.  u.  Pharm.  LXXVll.  201. 

2)  65  d  ecke  r  d.  J. ,  Ann.  der  Chem.  o.  Pharm.  LXXI.  60.  —  Da  über, 
ebenda  LXXI.  05. 


123 

beträgt  alddann  18,63  Proc.  Stärkere  Hitze  bewirkt  die  Explorion 
de»  Salxes. 

Bei  gewisser  Coneentration  seiner  Auflösung  scheidet  es  sich  in 
rhombischen,  stark  glänzenden  Tafeln  ab,  welche  4  Atome  Krystali- 
Wasser  enthalten  (6,5  Proc.)i  welche  es  erst  bei  210^  Terliert. 

Das  jodwasserstoffsaure  Chmin.  —  a.  Das  Neutralsah  erhält 
man  durch  Sättigen  von  JodwasserstofTsäure  durch  Chinin  und  Ab- 
dampfen der  Auflösung  bei  gelinder  Wärme.  Es  ist  sehr  schwer 
Idslich  in  kaltem  Wasser ,  leichter  in  kochendem ,  welches  es  beim 
Erkalten  in  Gruppen  aus  dĂĽnnen  Nadein  abscheidet ;  es  ist  sehr 
leicht  loslich  in  Alkohol.  Ein  Debersohuss  Yon  Jodwasserstoffsäure 
Terwandelt  es  in  saures  Salz. 

Ăź.  Das  saure  Sah,  CioHs^NaOi,  2H14-Ă–Aq.  kryslallisirt  in 
grossen  Blättern  von  schön  gelber  Farbe  und  stark  saurem  Ge- 
schmack (Regnault). 

1^99  jodsaure  Chinin.  —  ct.  Das  neutrale.  Wenn  man  Jodsäure 
mit  Chinin  sättigt,  die  Flüssigkeit  concentrirt  und  warm  ttitrirt,  so 
krystallisirt  dieselbe  alsbald  beim  Erkalten  in  seidenglänzenden, 
ziemlich  leicht  in  Wasser  lOsHchen  Nadeln. 

ß.  Das  saure  Salz.  Wenn  man  einen  Ueberschuss  von  Jodsäure 
zum  vorigen  Salz  oder  zur  Auflösung  eines  andern  Chininsalzes  setzt, 
so  schlagt  sich  ein  saures  jodsaures  Chinin  nieder  (SeruUas). 

Das  überjodsaure  Chinin^),  C40HS1N9O4,  10eH-|-22Aq.  — 
Zur  Darstellung  dieses  Salzes  sättigt  man  eine  alkoholische  Auflösung 
von  Chinin  durch  eine  gleichfalls  alkoholisclie  Lösung  von  Ueberjod- 
säure  und  lässt  das  Gemenge  in  einem  auf  30  oder  40^  geheizten 
Trockenrauro  stehen.  In  dem  Maass^  als  der  Alkohol  verdampft, 
sieht  man  kleine  abgerundete  Massen  entstehen,  von  deren  Mittel« 
punkt  eine  grosse  Menge  Nadeln  ausgehl.  Diese  sind  wenig  in  Was- 
ser löslich,  aber  si«*  lösen  sich  leicht  mit  Hilfe  einiger  Tropfen 
Salpetersäure. 

Wenn  man  eine  wässrige  Auflösung  von  Ueberjodsäure  mit  Chi- 
nin sättigt  und  im  Vacuum  stehen  lässt,  so  erhält  man  eine  ölige 
oder  harzähnliche  Substanz ,  welche  allmälig  krystallisirt. 

Bei  sehr  wenig^  erhöhter  Temperatur  oxydirt  die  Ueberjodsäure 
das  Chinin. 


i)  Langlois,  Aon.  d«  Chim.  et  de  Pliys.  [3]  XXXIV.  274. 


ist 

2  HO  (bei  100^).  —  Wenn  man  zu  einer  Lösung  vou  clUonvasser- 
(iloibii«irem  Cäiinifl  ualorseluvAfligsaufes  PlatroA  flatit,  aa  enMeht  ein 
iloektger,  im  kaltem  Waas^  sehr  weaig  löalicfaer  Niedexacblag.  Di^ 
aer  Kiecirrachhg  kryatalliairt  aua  faptaaem  Alkohol  in  acbftnen  Naifelm* 
•  welche  Um*  KryMallwaaaer  durch  Aiiflto*oekB«n  bei  100^  verlieren  und 
-atfih  10  ein  Puhwr  verwandeln,  wekäira  aehr  elefciriach  in  d«r 
Wärme  idt. 

Dia»  wUerschwefel^üure  Ckviin.  —  Man  bereitet  »ea  durch 
iPAlIung  einer  «iedendrn  gf^aitigten  Loauiig  von  aweifach  achweM- 
•aaureni  Cfoinio  durch  uHt(^r«obwefe}aaureji  Baryt  in  acbwa^ bem  Uebi»r- 
acbuaa,  man  fillrirl  die  Auflösung  noch  ganz  heii^  und  Ifiaat  aie  «p- 
•kaiten ;  das  Salz  krystallisirt  und  kamt  rok  k0Jl«m  Waaaer  gewaacheo 
worden,  worin  es  wenig  iöalirh  ist. 

S  2184.  Das  schwefelsaure  Chinin^),  -^  Man  kenat  iwiei 
achweMsaAnre  Salze. 

«.  \kMnemtrül$  sekmefßbaui'^Cküm,  ikkcblieh hasiach aehiw^ 
Maaufps  genannt ,  2  C40  Ati  Nt  0«  8,  0« ,  2  HO  4-14  Aq.  Man  erb«h 
es ,  wenn  man  das  Chinin  imit  verdOnnlor  Scbwefelstture  neutraliaiit^ 
^eiiiige  Tno|ifen  Alkali  .zur  Auflösung  des  Sfthcea  geaelzt  bewirken 
3cbDey  4lie  ilrystaUiaalion  (vgl.  liia  Auaziehuog  des  Cbinina)^  E» 
aetzl  sich  in  Fann  von  BJfillchca  oder  langen  dünne«,  leicht  bit^ 
«amen  Madien  von  PerkButterglmiz  ab.  Die  KryataUe  geböiren  dem 
moBokliiiiachen  System,  (ßeobaobteie  Combinatio«'):  0  P.  od  Pop«* 
{OD  P  00].  Neigung  der  Fhfchen :  0  P .  [od  P  ao] a^<»50 ;  od  P  od: 
[od  P.od]  o»  90<>.  Die  Kryalalle  zeigen  oA  Hemitropien.  DeuUioh 
.apaitbar  {parallel  0  P  «md  od  P.) 

Dieaea  Salz  ist  so  leicht  wie  Magnesia  und  besitzt  eioieB  bittero 
Geschmack.  Ea  verwitleit  rasch  an  derLnn.  Es  enthalt  14  Atome ^) 
'«»  14,45  Proe.  Krystallwaaser  (RegnauU),  welchea  es  voUsiaadig 
hei  120 <^  verliert;  beim  Verwittern  verliert  es  nur  11,75  Proc.  odar 


1)  Wetharill,  Aoo.  der  Cbem.  0.  Pharm.  LIVI.  IttO. 

3)  Pelletier  u.  Ca? eolou  9.  a.  0.  —  Robiquet,  Adq.  de  Chim.  et  de 
Pbyt.  XVII.  310.  —  Baop,  Journ.  de  Pharm.  Vil.  402.  Ann.  de  Chim.  et  d« 
Fbys.  XXVU.  328. 

3)  Brooke,  Aou.  of  Philos. ,  de  Phillips  VI.  375. 

4)  Nach  Van  Heijniogf  n  enibielt  das  neulrale  Snlpbal ,  welches  man  aas  mit 
2  Atomen  Wasser  kryatalUsirtem  Chwin  «rhäil ,  al^i^laMs  aur  2  At.  Waaser. 


135 

• 

«figetUH^  12-  Afomi^  (8aup).  E»  kt^  weit  weniger  in  Wasser  to^lrofat 
als  daa^  zweilKty  cN^bwefeisaurtf  Salt ;  &\er  Afndöffftng  stellt  ilie  biime 
Farbe  (fos  gelUtheten  L.ackmiis-  wieffter  ber.  Es  verlangt ,  um  sieh  zil 
liaett,  740  Tb.  Wasser  bpi  der  Tempe'ratur  ton  13  <>  und  nirgefiibii 
M)  Th^.  aiedende«  Wasser  (365  Tb.  \T«saer  be%  15*  und  24  Tb. 
siedendes,  0nssy  und  Guibonrt),  60  Tb»  Albehol  vo«i9,80sffee.  ^evr« 
bei  gew^nKcber  Temperatur  und  wint  weniger  siedenden  Aikohiet 
(Baop) ;  in  AeAer  kist  es  sich  fast  nicht. 

Die  Auftosung  des  Chimns  (in  mmI  SdiwefetsHure  angesäuertem 
Wasser)  lenlt  die  PuforimifionselyeAe  de»  IJchle»  slaiHi  nach  linke ; 
[e]r  ^  —  1470,  74  (Bouebardttt). 

Aar  100  ^^  erhitat»  wint  das  sehweMsauiv  Chinin  leuchtend  i); 
Reibeif  rermehrf  diese  Pho^pherescenz  bedeutend  und  der  frerieben^ 
â– drper  teigt  sieh  mĂĽ  daselebtricitĂĽl  beladen ,  sehr  empOndlkb  ge- 
gen das  Eleklroskop.  Bs  schmilzt  leicht  und  gleicht  damt  geactkmo]« 
tenemr  Wach»;  bei  höherer  Temperatur  mmmt  es  eine  scbdn  rothe 
Farlie  an  M^  rerkoblt  endtieb. 

Wen»  man  einer  Losung  von  schweftlsam'eni  Gbrnki  eonciMi« 
frine  SebweMsaare  zusetzt,  so  zeigt  die  FfOssigkeit  einen  biauea 
Reflex,  der  noch  sehr  bemerklich  ist,,  wenn  man  dieselbe  mit  Wasser 
«erdoant  bat. 

Als  man  ein  Gemenge  von  sehwefelsaurem  Etsenoxyd  ondf 
sebfiwfelsaunem  €hinin  einfige  Monate  in  leicht  bedeckten  Probir- 
^Mem  stoben  lies»,  fend  maw  darin  kleine  vollkomroen  regelmfls^ 
sige,  farblose  OktaOder,  weiche  Chinin  und  Eisenoxyd  enthielten  >)< 

Jod  biMet  mit  sebwefoisaurem  Chinin  eine  eigcnthĂĽmKcfae  Ver- 
bimlimg(sai89}. 

Bas  schwefelsaure  Chinin  ist  ein  wertbvolles  Arzneimitlei,  ha- 
acfltKch'  zwt  Reifung  des  Fiebers.  Der  hohe  Preis  desselben  und= 
dur  groas«  Verbrancb  haben  oft  zu  ?erßflschungen  Veranlassung  ge^ 
geben.  Man  bat  et  mit  kr;«t\Allisirt^m  schwefelsaurem  Kalk,  mfil 
ftarafture,  Mannil,  Zucker,  Salicin,  Stäi^bmeht,  Margarinsaure ,  miH 
fehwefebMurem  Ginchonin«  Ginchonidtn,  oderChinidin  u.  s.  w.  versetzt; 
Den  Zasalz  vonr  IMneralsiibsta«zen  erbennt  man  leicht  an  der  Asche, 
welche  es  beim  Verbrennen  zurücklääsl.    In  Wasser  lösliche ,  nicht 


f)  Gallo««,  Jmini.  d«  Ptiam.  VIII.  lOt. 

S)  Will,  Aon.  der  Chem,  a.  Pharm.  XLll.  111. 


126 

alkaüitcbe  Substanzen,  wie  Maonii,  Zucker  oder  Saücin«  lassen  sich 
entdecken  y  wenn  man  das  Salz  mit  Barytwasser  niederscbiftgt,  den 
ĂĽeberschuss  des  Baryts  durch  einen  Strom  KohlensSure  wegnimmt, 
zum  Sieden  erhitzt,  um  das  Chinin  zu  fiillen,  welches  sich  durch 
das  kohlensaure  Gas  auflösen  konnte,  und  die  filtrirte,  von  Chinin  und 
Schwefelsfture  befreite  Flüssigkeit  abdampft;  diese  Flüssigkeit  enthält 
die  verdächtigen  Substanzen ;  endlich  wird  die  Gegenwart  von  Salicio 
im  schwefelsauren  Chinin  sogleich  durch  die  scharlachrotlie  FSrhuog 
angezeigt ,  welche  es  in  Berührung  mit  concentrirter  ^Schwefelsäure 
annimmt.  Mit  angesäuertem  Wasser  behandelt,  löst  sich  das  schwe- 
felsaure Chinin  vollständig,  wahrend  die  Säuren  und  feiten  Körper 
unberührt  bleiben.  Wenn  man  es  langsam  mit  Alkohol  von  21®  (2  Gr. 
Salz  auf  120  Gr.  Alkohol)  erhitzt,  so  löst  es  sich  vollständig,  was 
nicht  geschieht y  wenn  es  mit  Stärkmehl ,  Magnesia,  Mioeralsalseo 
und  gewissen  andren  fremden  Substanzen  gemengt  ist. 

Was  das  schwefelsaure  Cinchonin  betrifft,  so  enthält  das  Chinin 
des  Handels  gewöhnlich  2  oder  3  Procente ,  was  von  keinem  betrO- 
gerischen  Zusatz ,  sondern  von  einer  unvollkommnen  Reinigung  her- 
rĂĽhrt, wie  man  sie  bei  der  Fabrikation  des  Salzes  vornimmt ;  eine 
grössere  Quantität  wäre  tadelhaft. 

Es  sind  mehrere  Methoden  zur  Entdeckung  des  schwefelsauren 
Cinchonins  vorgeschlagen  worden. 

0.  Henryk)  stützt  sich  auf  die  Verschiedenheit  der  Löslichkeit 
von  essigsaurem  Chinin  und  Cinchonin  in  kaltem  Wasser :  er  nimmt 
10  Gr.  des  verdächtigen  schwefelsauren  Salzes,  setzt  4  Gr.  essig- 
saureu  Baryt  zu  und  reibt  das  Gemenge  gehörig  in  einem  Mörser  mit 
60  Gr.  reinem  Wasser,  dem  einige  Tropfen  Essigsäure  zugesetzt 
sind.  Das  Gemenge  gesteht  alsbald  zu  einer  dicken  Masse  ans 
schwefelsaurem  Baryt  und  dem  grössten  Theil  des  Chinins  als  essig^ 
saures  Salz.  Man  bringt  die  Masse  sorgHiltig  mit  einem  Elfenbein«- 
messer  auf  feine  Leinwand  oder  dĂĽnnen  Flanell  und  preast  sie  rasch 
aus.  Die  trübe  Flüssigkeit,  welche  man  so  erhält,  wird  durch 
Papier  flitrirt,  mit  einem  schwachen  üeberschuss  von  Scbwefelsäare 
abermals  ßltrirt  und  mit  feinem  doppelten  Volum  Alkohol  von  36  • 

1)  S.  ĂĽber  die Verlklschungen  und  die  PrĂĽfung  des  Chinins:  0.  Henry,  Journ. 
de  Pharm.  [3]  XIII.  102;  XVI.  327.  —  A.  Delondre  n.  0.  Henry,  elModa  XXI. 

281.  — Bussyu.Guibourt,  «bendt XXII. 401.  ^ Ca Uert,  ebenda  II.  888,541. 
—  Guibourt,  ebenda  XXI.  47. 


127 

â–ĽerdOnnt.  Man  setzt  hierauf  Ammoniak  im  Ueberschuas  zu  und  lllaat 
einen  Moment  aufsieden ;  nach  dem  Erkalten  und  durch  Ruhe  schei* 
det  sich  das  Cinchonin  in  glänzenden  Nadeln  ab ,  deren  Gewicht  man 
bestimmt ,  indem  man  sie  auf  einem  taitrten  Filter  sammelt 

Nach  A.  Delondre  und  0.  Henry  gendgle  es  selbst «  um  das 
Cinchonin  zu  isoKren ,  wenn  man  5  Gr.  schwefelsaure»  Chinin  in 
120  Gr.  Alkohol  von  22^  kaam  angesSiuert  auflöst ,  Oberschttssiges 
Ammoniak  zusetzt  und  dann  einige  Secnnden  lang  kocht. 

Ein  anderes  Verfahren,  welches  allgemeiner  benOtzt  wird, 
wurde  von  Liebig  angegeben.  Es  beruht  auf  der  Verschiedenheit 
in  der  Loslichkeit  des  Chinins  und  Cinchonins  in  Aether.  Man  bringt 
ein  Gramm  schwefelsaures  Chinin  in  eine  unten  geschlossene  Glas- 
rohre, setzt  12  Gramm  mit  Wasser  gewaschnen  Aether  und  dann 
ein  oder  zwei  Gramm  Aetzamnioniak  zu.  Man  schottelt  tttchtig  um: 
wenn  das  Salz  kein  Cinchonin  enthalt ,  bekommt  man  dadurch  zwei 
getrennte  Schichten  FlĂĽssigkeit,  die  eine,  wflssrige,  enthalt  schwefel- 
saures Ammoniak ,  die  andere ,  ätherische ,  das  Chinin ;  wenn  das 
Salz  Cinchonin  enthalt,  so  bleibt  dieses  in  Snspension  an  der  Ober- 
fläche der  wftssrigen  Schicht.  Alles  käufiicbe  schwefelsaure  Chinin 
giebt  so  eine  kleine  schillernde  Schicht  von  Cinchonin ;  wenn  sie 
sehr  schwach  ist,  so  kann  das  Chinin  als  hinreichend  rein  betrachtet 
werden. 

Handelt  es  sich  darum ,  das  Verhaltniss  des  Cinchonins  zu  be- 
stimnien,  so  muss  man  durch  einen  vorläufigen  Versuch  das  Gewicht 
des  im  Aether  gelösten  Chinins  ermitteln ,  dann  bei  einem  zweiten 
Versuch  diesem  Losungsmittel  Chloroform  substituiren  ^) ,  welches 
beide  Basen  auflost  und  dann  gleichfalls  ihr  Gewicht  bestimmen. 
Die  Differenz  zwischen  beiden  Gewichten  ergiebt  annähernd  das  Ver- 
haltniss des  Cinchonins,  denn  unter  diesen  Umständen  lost  der 
Aether  stets  Cinchonin  mit  dem  Chinin. 

Das  Cinchonidin  (Chinidin  der  Deutschen),  obgleich  etwas 
leichter  in  Aether  losltch  als  das  Cinchonin ,  ist  doch  weit  weniger 
Idslich  als  das  Chinin  und  lasst  sich  noch  durch  obiges  Verfahren 
entdecken ,  wenn  der  Aether  in  nicht  zu  grosser  Menge  angewendet 
wurde. 

Was  endlich  das  Chinidin  betrifft,  so  gestattet  die  grosse  Ver- 


1)  Soabeirao,  Joarn.  de  Pharm.  [3]  XXII.  409. 


sekiedenhett  der  k(talicHkait  zwifldMti  ileoi  osaisauniii  Sali  dieaep 
Basis  iumI  seine«  Isomeren,  dem  Oxalsäuren  Chinin,  diese  beiden 
Basen  zu  unierseheident.  Nach  Van  Heiiningen  i«l  das  oxatsattreCbiai«* 
din  lOslicfa  genug  in  kaltem  Wasser,  um  steh  nicbl  durch  doppelle 
Zersetzung  niederzuschlagen,  wttarend  man  bein  Mischen  eines 
Ueberschnsses  von  oxalsanrem  Ammoniak  mit  eiuer  Lösung  von 
aebwefelseurem  Chtnia  fast  alles  Chinin  als  ozalsanres  Salz  Utk. 

ß.  Das.  jRM0ioA  »ehwefdkanre  Ckiiun,  unriohiig  neutrales 
Sah  genannt^  C^  H^  Nt  O4,  Sg  0«,  2  HO  -[-  14 Aq.  (Baup).  Es 
nnlerscheidet  sieb  vom  Neutrsfealz  durch  seine  grössere  Lösliehkeii 
in  Wasser.  Es  kĂĽ  immer  dieses  Sak,  weiches  eotstahl,  weno  die 
Krystallisalion  bei  einem  Ueberschuse  von  Schwefelsäure  eiotrilli.  Ea 
krystellisirt  gewuhnlich  beim  Erkalten  in  kleinen  naddlbrmigen  Pria- 
man.  Uro  es  in  etwas  grosseren  Krystallen  zu  erhalten ,  mitas  mau 
es  in  einem  Trockenraura  abdampfen:  es  scffieidet  sidi  dana  i»' 
rectangulfiren  Prismen  ab ,  die  sich  mit  einer  Abstumpfung  endigea, 
oder  mit  2<,  3  oder  4  Flächen,  wovon  jede  auf  den  Fläohea  des 
Prisma's  aufsitzt.  Es  ist  löslich  in  11  Tb.  Wasser  von  13^  und  im 
8  Tb.  von  22^;  bei  100  <^  sduiHlzl  es  in  seinem  Krystalhvasser.  Es 
ist  in  schwachem  uud  absolutem  Alkohol  weit  leidiier  taslich  in  der 
Wärme  als  in  der  Kälte;  die  Krystalle,  welche  sich  in  letzterem  biU 
den,  zerfallen  zu  Pulver,  wenn  man  sie  der  Luft  aussetzt. 

§  2 1 86.  Das  salpeiergattre  Chinin ,  C40  ttg«  N^  O4 ,  NO«  1.  — 
Wenn  man  schwefelsaures  Chinin  mit  sslpetersaurem  Baryt  niedar- 
schlttgt,  so  erhält  man  durch  freiwilliges  Verduasten  farblos«,  rhoas* 
bische  Krystalle,  welche  obige  Zusammensetzung  haben  (Strecker). 

Wenn  nuin  die  Auflösung,  des  Chinins  iu  schwacher  Salpeter*- 
säure  abdampft,  so  entstehen  ölartige  Tropfen,  welche  nach  dem 
Erstarren  ein  wachsähulicties  Aussehen  habeiK  Im  Wasser  gelasseo, 
krystallisirt  dieses  Product  nach  einher  Zek. 

Eine  alkoholische  Auflösung  des  Chinins  giabt  mit  aelpeter- 
sattrem  Silber  etilen  krystalliaiscben  Niederschlag ,  welcher  sich  m 
siedendem  Wasser  auflöst.  Weon  mau  die  Aufläsung  erkalten  IftssU 
gesieht  sie  zu  eiuer  Messe  vo«  slärkeäbnliehem  Aassehen,  nach 
einiger  Zeit  wandelt  sie  sich  in  farblose  Krystalle  um ,  welche  ein« 
yerbmduuy  von  CUnin  und  stäpeteraaurem  Silber  9kiA%  C^oHsiNji 
O4,  NOe  Ag.  Diese  V<Tbiiiduug  löst  sich  nur  in  300  Tb.  kaltem 
Wasser. 


1» 

Das  phosphorsaure  Chinin  ^) ,  2  C|o  n^«  N,  O4 ,  POg  H3  -|- 
4Aq  (?)  —  Das  Chinin  löst  sich  leicht  in  der  Warme  in  Phosphor- 
sfliire  auf  und  giebt  beim  ErMllen  einen  Brei  von  Nadeln.  Eine 
mehr  verdflnnte  Auflösung  setzt  das  Salz  in  seidenglflnzenden ,  strah- 
lig gruppiiien ,  sehr  dunnen ,  gegen  Lackmuspapier  völlig  indifferen- 
ten Nadeln  ab.  Die  Krystalle  verlieren  7,57  bis  7,85  Proc,  Wasser 
durch  das  Trocknen  bei  120^. 

Eine  andere  Darsteihing  ergab  ein  Salz  von  15,3  Proc.  Wasser. 

Das  arseniksaure  Chinin  gleicht  ganz  dem  vorhergehenden. 
Das  kohlensaure  Chinin^,  C40  H24  N^O«,  C^Oi,  2H0  -1-  2Aq. 
entsteht  nicht  durch  doppelte  Zersetzung  eines  Chininsalzes  durch 
ein  kohlensaures  Alkali. 

Um  es  zu  erhallen ,  rOhrt  man  frisch  (aus  Sulphat  durch  Am- 
moniak) gefölilos  Chinin  mit  vielem  Wasser  an  und  leitet  einen  Strom 
Kohlensäuregas  bis  zur  vollständigen  Auflösung  durch.  (Die  Flüssig- 
keit« obgleich  mit  Kohlensaure  gesättigt,  behalt  stets  eine  alkalische 
Reaction.)  Der  LuA  ausgesetzt,  scheidet  die  Flüssigkeit  allmälig 
durchsichtige  Nadeln  von  kohlensaurem  Chinin  ab;  die  Abscheidung 
dieses  Salzes  dauert  einige  Stunden  fort ,  spater  dagegen  erhält  man 
Dur  freies  Chinin. 

Die  Krjstalle  des  kohlensauren  Chinins  verwittern  schnell  an 
der  Luft.  Sie  sind  auflöslich  in  Alkohol  und  unlöslich  in  Aether ;  sie 
blauen  geröthetes  Lackmuspapier.  Bei  einer  Temperatur  von  110^ 
zersetzen  sie  sich  unter  Entwicklung  von  Kohlensäure  und  ZurUck- 
lassung  von  freiem  Chinin. 

Das  ameisensaure  Chinin  erhalt  man  leicht  in  Krystallen  ^  die 
sehr  leicht  in  Wasser  löslich  und  dem  Sulphat  ähnlich  sind. 

1)  Anderson,  Ann.  der  Chem.  a.  Pharm.  lAV^.  59.  —  Anderson  drückt 
das  getrocknete  Phosphat  durch  die  Formel  3C9oH]2N02,  POg  H3  aus,  welche  ziem- 
lich gut  mit  den  Resultaten  seiner  Analyse  (KobleostoET  01,85 ;  Wasserstoff  6,81) 
obereinstimrat.  Da  jedoch  meiner  Ansicht  nach  das  Aiom  Chinin  C40  enthält,  so 
wird  ans  obiger  die  Formel  3  C40  H24  N2  O4,  2  POg  H3,  welche  mir  ganz  onwahr- 
8cb«inlfcfa  ist  und  man  konnte  glauben,  Anderson  habe  die  Phosphorsaure  nicht 
direct  ermittelt  und  die  wahre  Formel  des  Salzes  sei  2C40  Hj«  Nj  O4,  POg  Hg,  was 
der  Formel  des  phosphorsauren  Ammoniaks  entspricht,  welches  als  Neutralsalz  be- 
trachtet wird  (nämlich :  Kohlenstofr64,3i,  WasserslofT  6,95).  Diese  Zusammen- 
setzung verdiente  durch  neue  Versuche  geprĂĽft  zu  werden. 

2)  Langiois,  Compt.  rend.  de  l'Acad.  XXXVIl,  727  u.  Ann.  de  Chim.  et  de 

Phys.  [3]  XLI.  89. 

Gerfaardl.  Chemie.  IV.  9 


9m  oxahawc  Chmin.  —  er.  Am  naolNife^  ^C4oflii''s04, 
€40^.1  3^0  (bei  Yt?^)  Mitsteht,  wen«  na»  «ifie  Auftoeung  4m 
eseigsauren  Gfaintne  dii«ch  «nsleaiires  Ammofiiak  iti  der  Kille  Mit, 
de«  NtederschUg  djHteli  ehvM  kahee  Waaser  «vfiecAit,  kiet awf  in  sied«!»-^ 
de«  Alkobol  wieder  aqflftal ,  der  thn  behn  Erkalten  ki  kteiofii  and 
teeeeivt  feioen  Nedeki  abM:heidet. 

ß.  Das  saure  Oxalsäure  Chinin  krystallisirt  in  Nadeln  und  191 
in  Waseer  sehr  ieiebt  toeUeh. 

Das  dseneyansaure  Chinin^y.  —  Mao  kennt  ewei :  das  eine  o 
eiHEBpri€bt  dem  FjerRecyankafiuni-,  des  andere  ft  deni  rothen  Perrid- 
oyankalitHi). 

a.  C40  Hs4  Ns  O4 , 4  Cy  H,  2  Cy,  Fe  -f-  4  Aq,  Eine  alMielisohe  L#- 
stNig  der  Ferrocyanwasserstoffsflnre  giebt  mit  einer  wSesrigeaLttsung 
des  Chinins  einen  pemeranzengelben  krfetallinieciien  Niederscfaieg  vwii 
obiger  ZiisaionieneetKuog. 

ß.  €40  Hs4  Ns  O4,  3CyB,  3€yfe  4-  dAq.  Conoentrirle  Aut- 
hleiing  von  cbtorwasserstoflsafN^ai  Chinin  mit  elwas  freier  Cfator» 
waeaerstolfetove  giebl  mit  ooiioentrirter  Losung  von  Fen'tdcyankaiittni 
einen  g«ldgetben  Niedfpsehlag  von  kryslalliniecben  SMlttchen.  Dieser 
Niederschlag  hat  nach  dem  Trocknen  grosse  Aehnlichkeft  mit  Musiv- 
gold. Er  verliert  bei  100^  nichts  von  seinem  Gewicht,  löst  sieb 
leicht  in  Wasser,  aber  die  Auflösung  Iftsst  sieh  ohne  Zersetzung  niokt 
abdampfen. 

Dae  eyanploHMsaiire  Chinin.  * —  Nach  Wertheim  *)  erhffh  mant 
folgende  Salze: 

«.  .  .  .  C4oH24Nj|04,2(CyH,PtCy)4-aAq. 

Ăź.  .  .  .  C|oHt4Nj04.2(CyH,PtCy,), 
wenn  man    schwefelsaures  Chinin  durch  die  entsprechenden  Kali- 
salze Mit. 

Daä  cyanursaure  Chinin  ist  ein  weisses  amorphes  Salz ,  loslich 
\jx  WasĂźer  und  AlkohuL 

Daa  schwefelcyanwoHerstoffsaure  Chinin  C40  B^^  N^  O4.« 
2  Cy  HS)  erhält  man  durch  FSlUung  einer  AuflOsniig  von  schweM- 
saurem  Chinin  durch  Schwefelcyankalium.  Es  bildet  schone  Krystalle 
von  hell  citrougelber  Farbe,  die  zum  munoklinischen  System  ge- 


1)  Dolifu«,  Abu.  itr  Cbeoi.  u.  Pharm.  LXV.  S34. 

2)  Tb.  Wert  he  im,  Ano.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXIII.  210. 


m 

hämn  (WerÜMimi).  Wdta  mm  das  Gbittin  qrit  SokuvtfekyaivwiHMM«- 
8i»lfetare  belkaodtk ,  so  erbslt  ümq  zwei  Sabe ,  iHe  zusammen  Jcry- 
stallisiren ,  ein  weisses  und  ein  gelbes  SsAt  wim  harziger  B^schaClefH 

Zwei  Doppelsalze,  3  (C4oE^4Ns04,  äCyHSji)  +  8  Bg  Cl  und 
GcnB^N^O«,  2C;yHSb-f-BgC;  falle«  nieder,  wenn  mw  scbwefel- 
Cfanwasserslorrasures  Cbibin  mit  Chlor-  und  Cyanquecksilber  miscbi 
(Werdieiiii). 

Das  hartuaure  Chmm  ist  ein  nicJil  krystalUmbares  Salz,  wsK 
ches  man  eiliAli,  wie  das  hariisaurf  Cinrhonin. 

Dbs  emgsfkure  Ckmin  krjstalliwt  in  langen  Nadeln,  die  in 
der  Hitze  zum  ffiirbltMm  Glase  schmelzen.  E^  verliert  schon  im 
Wasserbad  Essigsäure.  Es  ist  wenig  lOslioh  in  kaltem  Wasser,  leicbt 
IHslich  in  siedeodein. 

Das  mileisaure  Chinin  hrystallisirt  dmrob  freiwilHge  Ver- 
dunstung  in  platten  seidengUinzenden  Nadeln,,  ihnlich  dem  schwefel- 
sauren  Salz ,  aber  h^icbter  toslich  als  dieses.  Es  gilt  fnr  wirksamer 
zorUeiliMig  der  Wechselfieber  als  das  scbwelelfta»re(L.L.Bonafarte). 

Das  Weinsäure  Chinin  0«  —  «.  das  NeutraUal* ,  2  C^  B^ 
N9O4,  C^HeO^s  wird  als  krystallinisches  Pulver  gefällt,  wenn  man 
schwefelsaures  Chinin  mit  neutralem  weinsaurem  Kali  mischt.  Es  ist 
wenig  löslich  in  Wasser,  indifferent  gegen  Lackmuspapier  und  frei 
TOD  Krystallwasser  (Arppe). 

Wenn  man  eine  Auflösung  von  Chinin  in  zweifach  weinsaurem 
Kali  abdampft,  so  setzt  sich  ein  Gemenge  von  zweifach  weinsaurem 
Kali  und  emem  krystalliniscben  Chininsalz,  aber  man  erhält  kein 
Ooppelsalz. 

ß.  Üas  saure  weinsaure  Chinin  C^q  W^^  N^  O4,  C^  H«  0^^  -j- 
2Aq.  Eine  neutrale  Auflösung  des  Chinins  in  WeinsSurle  liefert  beim 
Abftampfen  eine  gnmniiartige  Masse ;  aber  wenn  man  die  SHure  in' 
Deberschuss  nimmt,  erhält  man  kr7Stanisii1>ares,  sehr  leicht  löstich'eis 
Bitarlrat. 

Nach  Pasieur  hat  das  Bitartrat  von  der  rechtsdrehenden  und 
das  von  der  linksdrehenden  Weinsäure  eine  und  dieselbe  Zusammen- 
Stützung;  beide  Salze  auf  160^  erhitzt,  verlieren  sämmtliches  Kry- 


I)  Pasteor,  Add.  de  Chim.  et  de  Phys.  [3]  XXXYIII.  477.   —   Arppe, 
JoQin.  fĂĽr  prakt.  Chemie  LIII.  331. 

d* 


132 

Stallwasser  (4,4  Proc.)-  Aber  ihre  Krystatironnon  sind  ganz  ver- 
schieden und  das  linksdrehende  Salz  verliert  sein  KryslalJwasser  weit 
leichter  als  das  rechlsdrehende. 

Das  dlromaure  Chinin  ist  ein  schwer  lösliches  Salz  und  kry* 
stallisirl  in  platten  Nadeln. 

Das  baldriansaure  Chinin^).  —  Die  beste  Methode,  es  darzu- 
stellen ist,  zu  eiuer  alkoholischen  Auflösung  von  Chinin  einen  schwa- 
chen Ueberschuss  von  Bnidriansäure  zu  setzen,  die  Flüssigkeit  mit 
ihrem  doppelten  Volum  Wasser  zu  verdĂĽnnen  und  bei  einer  Tem- 
peratur von  höchstens  50<^  abzudampfen.  Das  Salz  kryslallisirt  all- 
mälig  bis  zum  letzten  Tropfen  in  schönen  Oktaedern ;  bisweilen  er- 
halt man  es  auch  in  Worfeln  (?)  oder  in  seidenglänzemlen  Nadeln. 
Das  Salz  hat  den  Geruch  der  Baldriansäure;  es  ist  nicht  sehr  leicht 
löslich  in  Wasser ,  löst  sich  aber  leicht  in  Alkohol  (es  erfordert  zu 
seiner  Lösung  110  Th.  kaltes  und  40  Tb.  kochendes  Wasser);  es 
ist  wenig  löslich  in  Aether,  worin  es  beträcbllich  anschwillt.  Es 
enthält  3,33  Th.  Wasser,  welches  es  bei  90®  verliert,  indem  es  zu 
schmelzen  anfängt ;  die  geschmolzene  Masse  ist  farblos  und  hat  nach 
dem  Erkalten  ein  glasähnliches  Aussehen. 

Wenn  man  die  wässrige  Lösung  des  Salzes  unter  Sieden  ab- 
dampft, so  trennt  es  sich  in  öligen  Tropfen,  welche  das  wasserfreie 
Salz  zu  sein  scheinen. 

Das  pikrimaure  Chinin  wird  durch  doppelte  Zersetzung  geHillt 
als  gelbes  Pulver,  schwer  löslich  in  Wasser,  leicht  löslich  in  Alko- 
hol. Die  alkoholische  Lösung  giebl  hei  freiwilligem  Verdunsten  keine 
Krystalle.  In  Wasser  gekocht  schmilzt  es  und  schwimmt  in  öligen 
Tropfen  oben  auf  (L.  L.  Bonaparte). 

Das  chinasaure  Chinin'^),  —  Man  kann  es  unmittelbar  aus  der 
Chinarinde  darstellen.  Man  erhält  es  auch  durch  doppelle  Zer- 
setzung von  chinasaurem  Baryt  und  schwefelsaurem  Chinin.  Durch 
Abdampfen  seiner  Lösung  scheidet  es  sich  gewöhnlich  in  warzigen 
Krusten  ab ,  an  den  Bändern  von  liornariigem  Aussehen ;  bisweilen 
erhält  man  es  auch  in  Nadeln  kryslallisirt.  Es  ist  sehr  leicht  löslich 
in  Wasser,  weniger  löslich  in  Alkohol.   1  Th.Salz  erfordert  zu  seiner 


1)  L.  L.  Bonaparte,  Journ.  de  Cliim.  roedic.  VIII.  605;  IX.  330. 

2)  Baup,  Aqd.  de  Cbim.  et  de  Phys.  LI.  71. 


133 

AuOö«uog  3,5  Th.  Wasser  von  110<^  und  8  Th.  Alkohol  von  88  Proc* 
(Baup). 

Das  mellitksaure  Ckmm^)  erhält  man  als  weissen,  voluminösen 
Miederschlag ,  wenn  man  eine  alkoholische  Auflösung  von  Chinin  mit 
Alelliihsänre  mischt;  der  Niederschlag  wird  kryslaHinisch  durch 
Waschen  mit  schwachem  Alkohol  und  gestallet  sich  dann  zu  perl- 
miitterglauzenden  rhombischen  Tafeln.  £s  ist  schwer  auflöslich  in 
kaltem  Wasser,  leichler  in  kochendem,  welches  es  beim  Erkalten 
als  krystatliiiiscbes  Pulver  absetzt.  Es  verliert  bei  100^  kein  Wasser, 
aber  bei  130^^  wird  es  gelb  onier  Entwicklung  von  etwas  Wasser  und 
Ammoniak«  Es  ergab  bei  der  Analyse  37,5  bis  38  Proc.  Mellilhsäure. 

Das  gällusgerbsavre  Ckmin  isl  ein  weisslich  gelbes,  amorphes 
Pulver,  von  schwach  bitterem  Geschmack,  etwas  löslich  in  sieden- 
dem Wasser,  sehr  leicht  toslich  in  Alkohol. 

Man  erhalt  es  durch  Fällung  von  essigsaurem  Chinin  durch 
GaliusgerbsSare.  Man  wendet  es  bei  der  Behandlung  des  Fiebers  an; 
es  scheint  weniger  auf  die  Verdauungswege  und  auf  das  Nerven- 
system >)  zu  wirken  als  das  schwefelsaure  Chinin. 

Das  gallussaure  Chinin,  —  Die  Gallussäure  und  hauptsächlich 
dRe  gallussauren  Alkalien  bilden  einen  Niederschlag  in  allen  löslichen 
Salzen  des  Chinins ,  wenn  anders  die  Auflösungen  nicht  zu  verdflnnt 
sind.  Der  Niederschlag  löst  sich  in  siedendem  Wasser ;  beim  Er- 
kalten wird  die  FlĂĽssigkeit  milchig  und  es  entsteht  eine  stets  un- 
durchsichtige Ablagerung.  Das  gallussaure  Chinin  ist  löslich  in 
Alkohol  und  im  Ueberschusse  von  Säure.  (Pelletier  und  Caventou. 
Nach  Pfaff  und  Henry  lallen  die  Gallussäure  und  gerbstoflTri  ien 
gallussauren  Salze  die  Chininsalze  nicht.) 

Das  moringerbsaure  Chmin  vgl.  §  2073. 

§  2186.  Das  Chinidin  «),  C^o  Hg*  Nj  O4  +  4  Aq.  —  Diese  Ba- 
sis *) ,  entdeckt  von  Henry  und  Delondre,  findet  sich  oft  im  Chinoidin 


1)  Karinrodt,  Aon.  der  Cbem.  0.  Pharm.  LXXXI.  170. 

2)  Vgl.  Journ.  de  Pharm.  [3]  XXI.  206  Bericht  ĂĽber  eioe  AbhaDdiung  foo 
Barretwil  ĂĽber  die  therapeutischen  Eigensehafteo  des  gerbsaureo  Chioins  von  Orflla, 
BoMj  oad  Boovier, 

3)  Auch  krystallisirtes  Chinoidin  oder  Chinin  Ăź  genannt. 

4)  0.  Henrj  und  A.  Deloodre  (1833),  Journ.  de  Pharm.  XIX.  633.  -^ 
Winekler,  Jahrb.  f.  prakt.  Chem.  VI.  6i(.  —  Liebig,  Ann.  der  Cbem.  u.  Pharm. 


4eB  HMid«^.  Nnch  Van  Hd}fi4figeffi  sieht  ibmi  «»  »tff  tMg^'fttfe  W-em 
aus  :  Man  löst  Chinoidin  in  sehr  wenig  Aellier,  fihrirt  zur  Abtcbei^ 
4Mg  der  ontosirohen  TMIe  ufi4,  iiaoM^m  tnMi  d<»fi  Aetlrc^  durch 
Destillelion  weg|*Miomnien  hat>  tost  ititto  ieti  flOeksrand  ii»  v^rdiBfHi- 
46r  Schwefelsflure  auf.  Man  entfärbt  hieMtuf  die  PNtesigkeH  dureh 
fhitrfcehfe,  fälHl  sie  durch  Ammoniak  und  Mist  d<*n  gehortf  gewv- 
«chenen  Wederschlag  in  Aether.  I^e  Mli«rt8<A»e  Lösung  wird  gemewgt 
mit  dem  zehntefi  Theii  seines  Volume  Alhehol  von  90  Proc.  umf  der 
fretwiHigen  Verdunstung  ttberlassen.  Bs  seheMcn  sich  Krystalle  roB 
OhinidiA  et) ,  welche  man  rerrrigt  duMA  Waschen  mit  A4hohoI ;  dfe 
Ituileriaiige  mri  n»k  ScbwefelsSure  gesSttigt  und  giebt  d^Hm  Mcmt 
SnfßiAlk  «oa  scliwefehauFfiii  GhÜMdio  iMd^  sfMer  K^ystalle  reo 
«ehwK^elaaurcni  CbiniB.;  die  kCila  MuUerlaiuge  ist  aelir  ^aftrhi. 

Das  Chinidin  setzt  aieb  aiia  der  ithisriadieii«  warmhtüitol« 
AiiOAsung  in  dicken»  viittitoninien  dureheichligen  MinoriwHnbiiditcheo 
Ihrismea  ah«  wekhe  aber  an  der  Lull  Irüh  werden,  üttdem  sie  vctf- 
wiuevn.  Bs  entbftiL4  Atome  Wiaeser«  10,  &  Prec  KfyalaHwMsep« 
scbmilzl  bei  160<>  uad  gdstehl  beim-AbUiikm  su  eioar  hacaJfhulidbftt 
Mfl9<mt  l$3  fiir«rdv4»  tun  siioh  «.iirzulös^ ,  HSQO  Tb<  k«U«s^  Wasser, 
75A  mi^niifiSr  ^  Th-  kaj^n  absoUiUn  Alkohol,  3^7  Tb.  wa^n^f« 
ig9fK«lHl)i^l^  41|^o|ipl  mih)  \^  Tb.  kajÜ^n.  Aqlber  (Vau  Df$Ü9UH^> 
$<aine  AuflOftimg  (Hi  absflutem  Alkohol)  leukt  bei  13^  die  Polapiealiooft- 
4^Be  de&  I^icht^a  stf^rj(  nach  rechts ;  [a]  j  s»  -^  a5Q<^  75  (PasteurJU 

Daa  (jUiinidip  eptUUl:. 


LiM§  >). 

Itarediael 

KohhĂĽtloU 

79,49 

"w,14    74,33 

74,07 

Wastereloff 

7,69 

7,64      7,ft7 

7,4t 

Stickstoff 

%19 

«»                 H 

^M 

Sauerstoff 

i> 

fi                 »f 

9,88 

« 

100,00. 

LVIIl.  348.  —  Vao  Heijningeo,  Ann.  der  Cbem.  o.  Pharm.  LXXJL  301.  — 
Pasteur,  Coropl.  read,  de  l'Acad.  XXXVI.  26;  XXXVII.  110. 

1)  Ich  kenne  oichts  Nafieref  ffbcr  die  AMtyaeii  #»•  kryatallUIrtra-  ClHaidina 
fon  HMj Ringe». 

Die  Analysea  fon  Uehiy  sHid  MIer  nvdaiiiil mit  Awl  verwhredea«» PtülieD wt 
CbiBoidin  angeatelU ,  welche  vollkommen  lotlich  in  Aether  waren ;  tbm  da  ük  «oM^ 
suchte  Haste  amorph  war,  te  war  dietelbe  wvaraehmnlieii  aia  Gamenee  toa  Chini- 
din,  GHioieia  Md  wahrtchelalieh  aooh  Chioli».  Liebig't- Analyteo  bewaitea  elieiifiült 
die  ItemeHe  dieter  drei  iatan. 


I 


Die  Aufld«tifig  det  GiiiDJdinl  in  tiner  Sfluf^  zeigt  dureh  di«  Ein- 
wirkung von  Chlorwasser  und  Ammoniak  dieedbo  grĂĽne  Fflrbung  wie 
im  GUmdi 

f  2187.  Die  Stdae  dm  CkmUm»  sind  Wie  jene  dee  Clmiite 
«Uifvder  fivulMih  oder  «uiiip.  f>«e  otal^  <  «Mf -  «tid  weioeaure  sind 
lĂĽkMet,  des  eMorWeefteniorff-  und  salfMtetiMHireeindsclMrertortoslicb 
Al^  die  enlepmcbeiid^n  Cbmimake.  Felgendb  sind  die  SelE«  diil 
Chinidins ,  die  dĂĽi^  Vm  HefjMiiigcii  uiiterstichl  woivlen  sindw 

Bm  neutrale  ektorwäiiierstoffhwtire  ChntiMi,  C^^^^  N^  0| ,  HCl 
-^  9t  Aq.  erhalt  man  in  dbi^dfsithfrgen  ĂĽrysMUett ,  welcbe  1  M&m 
Weisser  wenigisr  enthtfirett  Ae  daft  chlorwatrderatoflfsaure  Cftimn ;  bei 
nv^  wird  er  wa^ftei-rrer. 

Das  ^atire  oder  »weifhch  chtorwasserstoffsaure  ChbddSA  eMt- 
ttefal,  wenn  man  getrocknetes  Chinin  mic  Chloi*wäss<irdtöfl^^8  be- 
handelt ;  es  unterecheidet  sich  vom  entsprechenden  Chininsalz  da- 
durch, dass  es  aus  Wasser  umkrystallisirl  werden  kann. 

Das  ehtotplaHnBävre  ChihiSni^  g^tfbcknet  an  der  Lult»  entbSlt 
ijĂĽ  Pt*oc.  Wasser,  Welches  bei  f  00^  Entweicht. 

Das  neutrale  schwefelsaure  Chinidin^  2 C40 Itsi ^s  ^4 «  ^^e* 
2HO--|-12Aq.,  hat  viel  Aebniichkeit  mit  dem  schwefelsauren  Chinin, 
aber  es  ist  mehr  wollig.  Es  erfordert  bei  10^  350  Th.  Wasser  und 
S^  Tb.  absoluten  Alkohol'  zur  Auflösung.  Es  verliert  bei  130^ 
12  Atome  »>  12,6  Proc.  Wasser  (beobachtet  12,84  Proc). 

Daa  saure  schwefelsaure  Chmidm  isl  krystallisirbar  und  sehr 
leicht  l0:(licb  in  Wasser. 

Das  Salpetersäure  Ckhddm  bildet  grosse  Kryslalle  von  das» 
glänz. 

Das  ojcalsaure  Chinidin  wird  nidit «  wie  das  entspreoliende 
ChininaaLb,.  durch  Füllung  erhalten.  Mit  warm  gesättigten  Auflöaun* 
(ea  erlutlft  man  beim  Brkalt«-»  perlmuttirglanzende  Krystalle,  welche 
bei  12(H  4,32  Proc.  Wasser  verlieren  und  wabrschekilieh  beetehen 
aus  GmAm  Ns  0«,  C4  0«,  2  HO  -f  2  Aq. 

Das  essigsaure  Chinidin  ist  sehr  leicht  lAslirh  und  nur  schwer 
im  krystallisirten  Zustand  zu  erhalten ;  es  scheidet  sich^nach  längerer 
Zeit  aus  einer  syrupdi^kiin  AuflfA&orrig  itt  ächtm^,  ddrcRslcUtigen 
Krjatallen  ab.. 

Ras  weĂĽuaume  Chmidin  bilcfet.  pcriMHittergHlnzeBda  Kr]j;8tiilleii 


13& 

%  2188.  Das  Chmiem ,  C««  Hg«  N,  0«  0  enUteht  durch  (Im- 
Setzung  des  Chinin  und  Chinidin. 

Man  stellt  es  dar,  indem  man  das  schwefelsaure  Chinin  mit 
etwas  Wasser  und  Schwefelsäure  versetzt  und  erhitzt.  Seihst  nach 
Austreibung  des  sämmtlichen  Wassers  bleibt  das  Salz  geschmolzen 
und  nach  drei-  bis  vierstündigem  Ei*wärmen  im  Oelbad  auf  120  bi« 
130<^  ist  die  ganze  Hasbe  in  schwefelsaures  Cbinicin  umgewandelt 
nebst  Bildung  einer  äusserst  kleinen  Menge  Farbstoff. 

Das  Ciiinicin  ist  unlöslich  in  W^asser,  sehr  leicht  loslich  da- 
gegen in  gewöhnlichem  und  absolutem  Alkohol.  Es  ist  sehr  bitter 
und  fallt  aus  seinen  Auflösungen  als  flüssiges  Harz  nieder.  Es  lenkt 
iKe  Polarisationsebene  des  Lichtes  nach  rechts,  verbindet  sich  leicht 
mit  Kohlensäure,  tueibt  das  Ammoniak  in  der  Kälte  aus  seinen  Ver* 
bindungen  aus  und  besitzt  fiebervertreibende  Eigenschaften. 

Gejodete  Derivate  des  Chinins. 

S  2189.  Das  Jodchinm^),  2  C40  Hs«  IN,  0«,  I^  (?)  entsteht, 
wenn  man  Chinin  mit  Jod  zusammenreibt.  Es  ist  eine  brauoe, 
amorphe  Masse ,  die  ganz  dem  Jodchinin  gleicht.  Es  enthält : 

Pelletier,         Berechnet. 
Jod       30,31  28,0. 

§  2190.  Das  zweifach  schwefelsaure  Jodchinin ') ,  C40  Us4  Nj| 
O4,  I^f  S3  Og,  2  110  -j-  10  Aq.  wird  erlialten ,  weim  man  das  zwei- 
fach schwt^felsaure  Chinin  in  concentrirtcr  Essigsäure  auflöst,  die 
Flüssigkeit  erhitzt  und  tropfenweise  alkoiiolische  Jodlösung  zusetzt. 
Ueberlässt  man  das  Gemenge  sich  selbst  an  einem  ruhigen  Ort,  so 
bilden  sich  nach  einigen  Stunden  breite,  gewöhnlich  rectanguläre, 
bisweilen  rhombische ,  oktogonale  oder  hexagonale  Blattei'. 

In  reflectirtem  Lichte  Zf'igen  diese  Krystalle  eine  smaragdgrĂĽne 
Farbe  mit  fast  metallischem  Glanz,  der  an  die  FlĂĽgeldecken  der 
Canthnriden  oder  au  die  Kiystalle  des  Murexids  erinnert.  Bei  durch* 
fallendem  Lichte  erscheinen  sie  fast  farblos  mit  einer  schwachen 
olivengrünen  Färbung;  wenn  man  aber  zwei  solcher  Blätter  in  der 


1)  Pasten r,  Compt.  read,  de  l'Acad.  XXX VII.  110. 

2)  Pelletier  (1836),  Aod.  de  Chim.  et  de  Pliys.  LXtfl.  184. 

3)  Herapath,  Philos.  MagaziDe  [4]  111.  161;  VI.  346.     Im  Auszug:  Ana. 
de  Chim.  et  de  Phys.  [3]  XL.  247;  nod  Aon.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXXIV.  149. 


137 

W«ise  auf  einander  legt,  daas  ihre  LUngendimensioQ«!!  sich  im  rech- 
ten Winkel  schneiden,  so  lassen  sie  kein  Licht  durchgehen ,  ganz 
wie  xwei  mit  gekreuzten  Axen  auf  einander  gelegte  TĂĽnnalinblfltter : 
die  Erscheinung  lasst  sich  selbst  noch  an  Krystallen  von  weniger  als 
Vso  Millimeter  Dicke  beobachten.  Wenn  das  durchgehende  Licht 
polarisirt  wird ,  so  färben  sich  die  xwei  gekreuzten  Platten  mit  den 
complemeutären  Karben :  die  eine  wird  grAn ,  die  andere  rosa  und 
die  Gegend,  wo  sie  sich  decken,  erscheint  von  sehr  dunklem 
Chocoladebraun. 

Die  Krystalle  des  zweifach  schwefelsauren  Jodchinin  i)  besitzen 
die  Eigenschaften ,  welche  den  Turmalin  so  werthvoll  fĂĽr  die  Con* 
stniction  optischer  Apparate  macheu ;  sie  haben  selbst  den  Vorzug, 
eine  weit  grossere  Menge  Licht  durchgehen  zu  lassen. 

Sie  ergaben  bei  der  Analyse : 

Herapatk,  Berecboet. 

Jud 32,6  32,63 

Wasserfreie  SchwefelsJure         10,6  10,53 

ChiniD 42J  42,63 

Wasser 14,1  14,22 

100,007" 

Methyl-  und  Aelhylderivate  des  Chinins. 

$2191.  Nach  den  Versuchen  von  Strecker  2)  vereinigen  sich 
Jodmethyl  und  -Aethyl  unmittelbar  mit  dem  Chinin  zu  Jodverbindun- 
geo,  welche  Basen  entsprechen,  die  in  freiem  Znsland  vom  Typus 
Animouiumhydrat  abstammen. 

Die  Verbindungen  des  Methylchinau  erhalt  mau  durch  die- 
selben Processe  wie  ihre  Aethylhomologen  und  sie  besitzen  auch  dhn-^ 
hebe  Eigenschaften. 

Das  Jodmethylckimn  enthält  C40H94  N^  O4,  C9  H3  1,  wie  die 

folgende  Analyse  zeigt: 

Strecker.  Berechnet. 
Kohleosloff      64,2  54,1 

Wsssenloff        6,9  6,8 

Jed      .     .       26,9  27,2. 


1)  HaidiDger  schlagt  vor,  diesem  Salz  den  Namen  Herapathit  zu  geben. 

2)  Strecker  (1864),  Compt.  rend.  de  TAcad.  XXXIX.  69 


adqpl  tiikl  GUMMi>  in  AoUh^  fnilOni*  lielart  iweb  eiiiigM  SUAidflO 
Kryställfi  fm  /#dith]Mihiid,  ißtm  Oh^  nil  dtf  Zd&  zootniDk 
HthiMlril  niaa  ftib  AttflllsuBg  dieser  KrytfteUe  odt  SilbMMfd«  Ao 
MeilA  dbft  AiBCfa}kMii]R>  in  ^nvsunip. 

Ba»  .#4Wl%feAäm  iM  eia«  adir  atark«  B«si«^  pimi  eriMi  n« 
b«in»  AbüftinfifiBii  im  VMaum  «I«  ein«  Mftonpbe  Ibssc^.  E»  lOA  aidi 
ia  AUiohoI  mtA  wird  darattt  durch  A«iber  io  faiMoacM  Kr]i«laUeii  §ih 
(Ulk.    Es  Z(^rsetzl  sich  schon  hei  einer  Temperatur  vi«  lüQ^. 

Ga  akscu'birt  htgierig  KAU^nsJiur«  aus  d£r  Uifl  und  bUdel  damit 
Kiiy^tatte  v4MI  alkalischer  Reaclion« 

Pus  ChJoralhffiobmm  enUiftll  C«o  H^  N,  0«»  G4  U^  GL 

Das  cklorplutinsaure  Aetiij/iekbim  eothfill  C^  H^^  ^  Q«%  C« 
HsCl^PlCl,. 

Das  JodSthylekinin^  C40  H34  N9  O4,  G4  H5  I  löst  sich  leicbl 
in  kochendem  Wi^rsser  und  scft^idet  sich  daraus  in  langen,  slrah- 
lig  gruppirten  Nadeln;  diese  KfysCail^  sind  farblos,  seidengĂĽlii- 
lend,  von  bitieMin  Oeschmack;  sie  yerlieren  hei  100^  kein  Wasser 
und  schmelzen  b(»i  höherer  Temperatur  ohne  ZerseUung. 

Sie  enlballtiii: 


Siret 

iäßr. 

BerechnH. 

KolileoKtoff 

wir 

54,8 

65,0 

W^jl8«rtt0ff 

•,5 

6,t. 

6,e 

JĂĽd       .     . 

%^4 

♦• 

S«i8; 

Die  w'flssrige  Lösung  von  Jodülhylchinin  wird  durch  Ammoniak 
nicht  gefUlt;  es  wird  nur  durch  einen  grossen  Ueberscbuss  ?on 
Kali  getrübt ,  tvetches  daraus ,  ohne  Zersetzung ,  hr  ffafflatige  uiiiös- 
Itcbe  Krystalhs  von  Jodaihyrehinin  niederschlugt. 

Das  neutrale  Sulpkat  enthalt  2  [G|o  H^i  N,  O4,  C4  0^  ({[%  O«. 

Das  emt»^e  St^htU  cülhti«  C40  H^  N^  Ol «  C^O^  0>  HO ,  S|  0«. 

Ginchonint  seiae  Isomeran  und  Verbindungen. 

I  2192.  Das  Cmehonm^),  C^o^%t^%0^  wird  mit  dem  Ghinin 
zugleich  aus  den  Chinirinden  gewMinen  (vgl.  (2181).  Aus  einer 
alkoholischen  Losung  von  freiem  Chinin  und  Ginchoniu  krystalUsirt 


i)  S.  ilie  aii#aliUirii[ir  QodlM  S^  f  Ift« 


IM 

«fc«  Ciiiclioftii^  als  4»  minder  iMlitth«  zmmu  DbgvgMi  seifet  eiQ 
^Hlssriges  Grniefige  v««  8dlmeA»I«J«uraiil  Cbiniff  umi  Ciitehonki  iiiMil 
dM  CtiMtiMh  ab.  Ib«  bat  ilabcr  4»»€ificlioani  fUrattgafMis»  in  ibst 
fliitt«rliiii^  fon  der  BePcHUHg  ctet^  8cbuoA<lMi«re#  GMnina  au  w^ 
«tMi.  MHVelaiAc^ar,  der  du«  Cbiim  «bmltah  bNcM  avfldal,  gtMigt 
es,  beide  Basen  von  einander  zu  scheiden. 

Durch  langsaii»  VerdwsUwiy  seiner  allMbolia«biNi  Lösung 
hiUet  das  Cinchafiia  vierseitige  Prisioeii  oder  pbUe^  farblose, 
gMliisende  Nadeln  obtte  KrjstaHnnsser.  Es  hat  einen  rigienjibCUiiIich 
bitteren  Geschmack ;  allein  derselbe  entwickelt  sich  langsajiu  Mftffi» 
der  geringen  Lö»lichkeil  der  Basis.  Es  ist  iinloslicli  in  kaltem  Wasser 
und  äusserst  wenig  loslich  iq  siedendem,  wovon  es  ungeßihr  25t>0 
Tbeile  erfordert.  Seine  LĂĽslichkeit  in  Alkohol  ist  gleichfalls  weit  ger 
ringer  als  die  des  Chinins.  Es  löst  sich  darin  um  so  leichter,  je 
weniger  derselbe  Wasser  enthält  und  j.e  hoher  die  Temperatur  ist; 
nach  DuOos  löst  starker  Alkohol  ^/^q^  seines  Gev^ichtes  Cinchonin. 
Es  ist  fast  unauflöslich  in  Aetber;  Chloroform ,  ätherische  und  TeCte 
Oele  losen  es  in  kleiner  Sfenge. 

die  Auflösungen  des  Cinchonins  besitzen  eine  alkalische  Re- 
aetipn.  Es  lenkt  die  Polarisat jonsebene  des  Lichtes  stark  rechts. 
Eine  Auflösung  dieser  Basis  in  Alkohol ,  der  mit  etwas  Chlorwasser- 
stoffsliur«  angesäuert  ist,  ergab  [a]  «» -|-  190^,  40;  die  Sauren 
schwathen  das  Dretiungsvermögen  vorttbergefacttd  <). 

Das  Crochomin  enthalt : 

Liebig.  Ăźegnault,  Gerhardt.      LaurenĂź*), 

Mileottoir  75,W  7ft,74  76,»  77,15  76»60  ^7^  77,23  77,30 
Waiseriinfif.  7,51  7,24  7,75  7,71  7,62  7,98  7,77  7,51 
Stkkytoff         9,f4    8,61        9,28    9,68       „  '„  „         „ 


SĂĽuentolf 


0!aeitast%  ^ ).  8«efechirei. 

Kohtenslofr          77,78  'H'^5^  78^^78,15  77,92 

WaswrsloT           7,7^    7,8t>    7,7C    7,75  7,79 

Stkkttoff:                  ,♦,.♦,          „  9,09 

Saaertloff                „        „        „          „  5,13 


100,00. 


1)  Boucbardat,  Add.  de  Chim.  et  de  Pbys.  [3]  IX.  233. 

2)  Laurent  druckt  das  Cirtcbonhi  dtarcft  die  l^omiel  C^gH,, N^O^  aoa. 

3)  Hlaaiwera,   Anw.    dar  Che«,   u.   PiMiii.    kXXVII.   69;   —   Darsellta 


140 

Es  sebmilzl  bei  t65®  %ur  farbloseii  Flüssigkeit,  die  beim  Er- 
kalten krystalliniscb  wird.  Ein  Theil  der  Basis  sublimirt  sieb  bei 
höherer  Temperatur  unter  Verbreitung  eines  aromatischen  Geruches. 
Man  kann  das  Cinchonin  in  Wassersloff-  oder  Ammooiakgas  subli- 
miren  und  erhält  es  dann  in  glänzenden  Prismen  von  Qber  einem 
Zoll  Länge.     (HIasiwetz.) 

D'iet  Säuren  lOscn  das  Cinchonin  leicht  auf. 

In  Schwefelsäure  gelöst  und  mit  braunem  Bleihyperoxyd  erhiUl 
bildet  es  eine  rothe  Substanz  i)  (Cmchonetin) ,  deren  Natur  nicht 
näher  bekannt  i»t.  ' 

Es  widerslelit  ĂĽbrigens  ziemlich  gut  den  Oxydationsmitteln, 
denn  es  wird  nicht  merkticb  zersetzt  durch  Manganhyperoxyd  mit 
Schwefelsäure,  durch  Salpetersäure,  übermangansaures  Kali,  Emul- 
sin  u.  s.  w.  (HIasiwetz.) 

Mit  Chlor  und  Brom  liefert  es  gechlorte  und  gebrorote  Basen 
($2197),  so  wie  eine  harzige  Substanz.  Es  zeigt  mit  Chlor  und 
Ammoniak  nicht  jepe  grüne  Färbung,  welche  für  das  Chinin  charak- 
teristisch ist. 

Es  verhält  sich  zu  Jod  und  jodirtem  Jodkalium  wieChinio. 

Es  scheint  als  Fiebermittel  weniger  wirksam  zu  sein  als  leU- 
teres. 

%  2193.  Die  Salse  des  Cinchonins.  —  Sie  haben  einen  bitte- 
ren Geschmack  und  haben  viel  Aehnlichkeit  mit  den  Salzen  des  Chi- 
nins, sind  aber  im  Allgemeinen  leichter  löslich  in  Wasser  und  Al- 
kohol. 

Da»  fluorwassersto/fsaure  Cinchonin^) ,  C40  Hj4  Nj  0^,  2 HF. 
Frischgefifflltes  Cincbonin  löst  sich  leicht  in  verdünnter  Fluorwasser- 
stoffsäure; die  Auflösung  scheidet  bei  der  Concentralion  farblose 
Prismen  ab.  Dieses  Salz  kry>(allisirt  sehr  leicht  in  verdĂĽnntem  Al- 
kohol in  rbomboidnien  Prismen  mit  uktaedrischen  Endflächen.  An 
der  Luft  getrocknet  verliert  es  bei  160<^  2,8  Proc.  Wasser,  bei  hö- 
herer Temperatur  wird  es  schön  purpurrotli  und  liefert  ein  rothes 


nimmt  ao,  dass  es  mehrere  Cioclionin  gelte,  wovon  dal  eine  die  von  l^ureat  an- 
genommene Furmel  liabe.    Ăśocb  scheint  tnir  die  Ansicht  bei  weitem  nicht  bettStigt. 

1)  ÂŁ.  Marchand,  Journ.  de  Chim.  m^d.  X.  362. 

2)  Elderhorst,  Ann.  der  Gbem.  u.  Pharm«  LXXIV.  80. 


Soblimat  unter  Entwicklung  Yon  Fluorwasserstolfsflitre  und  Ver- 
kohlung. 

Das  eklorwassersloffsüure  Cmckonin.  —  er.  Das  NeuiraUalx^ 
C40 Hs4 ^s O3 ,  HCl  erhalt  man,  wenn  man  das  Cincbonin  mit  schwa- 
cher CblorwasserstoCTsäure  sättigt.  Es  krystailisirt  leicht  in  ver- 
zweigten Nadeln,  oder  in  rhomhoidischen ,  durchsichtigen,  glänzen- 
den Prismen.  Es  schmilzt  schon  unter  10ü<>  und  löst  sich  leicht  in 
Walser  und  Alkohol;  aber  es  ist  fast  unlöslich  in  Aeiher. 

Die  w.lssrige  Auflösung  des  clilorwassersloiTsauren  Cinchonins 
lenkt  die  Polarisalionsehene  des  Lichtes  nach  rechts;  [a]  »«  -[- 
1390,50.    (Ăźouchardat.) 

Ăź.  Das  saure  cklo7*wasserstoffiaure  Cinchonin  ^) ,  C|o  II34  N^ 
02,2  HCl  entsteht,  wenn  man  das  Cinchouin  der  Wirkung  des  chlor- 
wasserstoCfsauren  Gases  aussetzt.  Man  erhält  es  in  krystallisirtem 
Zustand ,  wenn  man  einen  schwachen  Ueberschuss  von  Chlorwasser- 
stoffsäure  auf  Cinchonin  giesst,  und  das  Salz  in  einem  Gemenge  von 
Wasser  und  Alkohol  auflöst.  Diese  Losung,  in  einer  offenen  Flasche 
einer  sehr  langsamen  Verdunstung  tiherlassen,  setzt  sehr  schone  und 
deolliche  Kristalle  in  der  Form  von  geraden  rhombischen  Tafein 

mit  abgestumpften  spitzen  Winkeln  (oo  P:  oe  P=  10!<>;  P  00  :  0  P 

=  137®  zu  I38<^)  ab.    Dieses  Salz  ist  leicht  lOslich  in  Wasser,  etwas 

weniger  in  Alkohol;  es  rOlhcl  Lackmustinctnr.  Seine  Auflösung  kehrt 

die  Strahlen  des  polarisirten  Lichtes  nach  rechts. 

Wenn  man  einen  Strom  Chlor  in  eine  Auflösung  Hes  zweifach 

ehlorwasserstoffsauren  Chinins   leitet,  so  setzt  sich  zweifachchlor- 

wasserstuffsaures  Bichlorcinchonin  ab. 

Das  chloroplatinsaure  Cinckoniny  C40 H24  Ng  0^,  2 (H  Cl,  PtCI^) 

Ist  ein  hellgelber  Niederschlag,  den  man  aus  zweifach  chlorwasser- 
stoflfsaurem  Cinchonin  mit  Platinchlorid  erhält. 

Wenn  man  eine  Auflösung  von  Cinchonin  in  Alkohol  mit  Chlor- 
wasserstoffsäure anwendet,  so  ist  der  Niederschlag  krystallinisch  und 
anfangs  ganz  weiss.  Wenn  man  ihn  in  kochendem  Wasser  auflöst, 
so  erfolgt  die  Auflösung  nur  bei  fortgesetztem  Kochen ;  die  Flüssig- 
keit setzt  anfangs  beim  Erkalten  einen  weisslichen  pulveiförmigen 
Nie^lerscblag  ab,  später  mit  der  Zeit  sihOne  Krystalle  von  tief 
orangegelber  Farbe.   (Hlasiwetz.) 

1)  Laorent,  Ano.  de  Cbim.  et  de  Phys.  [3]  XXIV.  303. 


Dis  chtovplalMMure  eiiMhonin  milhftk : 

Duflo**),    Laurent*).  Bloäiwetz*).  BerechDeU 

Kohlfiistoff         ,y  ,,        ,,  S3,i       ,1  80,90 

Pl«tii  mj90      27,2    27 ja  23^9  27,34      27,36 

Nach  Lanrenl^)  entwickelt  dm  Sulz  bei  2(NH2,8Pt^.  schnMb 
flUufes  Wassei*. 

Das  chlorqueckgilhtrsuureCmekofän^),  Ciolfs«^«®^«^!^^^ 
Hg€i)  frrhtflt  man,  wenn  man  eint;  Atiflftsung  von  Ciachonin  mit  der 
von  .6tiedk»3berchlof id  rfi  starkem  Alkobol  miseht,  nachdem  man  zur 
CinchoninlOsung  Salzsfture  gesetzt  hat«  Das  Gemenge  gesteht  nseh 
einiger  Zeil  zii  einem  ĂśHagma  von  UemetiNadehi.  Diese  KrystaHe  sind 
beinahe  unlöslich  in  kaltem  Wasser,  gewohnliehem  Alkohol  mid  Aelhert 
riemlicb  auflöslich  tn  kochendem  W«8ser  und  schwachem ,  elwas  er- 
wärmtem Alkiihol ;  sie  losen  sich  leicht  in  eoiloenlrirter  SaltsShiro* 
Man  kann  sie  im  Was»ei1>ad  ohne  Sersetiuilg  trockneii. 

Das  ChlorctHchonin^  ^M^^^t^t^  GIOeH  (t)  Wtpd  erhallen« 
wenn  maitCinehoniB  in  ChlerB&ure  auflöst.  Es  ierystiilliairt  inechoneii^ 
wiMemmevi  wemein  Warzen.  -Es  schmiisst  anlangB  beim  Bi4iilBeii, 
aker  \m  holierer  Tem^^ei^atiir  zersetzX  es  sich  mit  Explosion.  Es  ist 
weniger  scbmelzbar  tmd  zecsetzi  eioh  frĂĽher  als  das  cblereaurft 
Chinin»    (SeruUas.) 

Das  ĂĽbereklorsaure  Gnckonm^)^  CioHtt  Ng  0^,  2010$  D-^ 
2  Aq.  erhalt  man  durch  doppelte  Zei^setzung  aus  schwefelsaurem 
Ciachoein  und  Qberchlorsaurem  BaryL  Es  bildet  grosse  rhomboidir 
sehe  Prismen  von  starkem  Glanz,  ausgezeichnet  durch  eines  schouea 
Dichroismus  von  Blau  md  Gelb,  selbst  in  sehr  verdĂĽnnter  AoP* 
lOsuAg.  Es  ist  sehr  auflOslich  in  Wassei*  und  Alkohol.  Es-schinikt 
bei  160<^  unter  Verlust  seines  Krystallwessers ,  stärker  erhitzt  b^ 
wirkt  es  Explosion.  Das  bei  30^  getrocknete  Salz  verliert  3,57  Proc. 
Wasser  bei  160o. 


1)  Lieb  ig,  Ann.  der  Cbein.  u.  Pbafin.  XXVI.  SO. 

2)  Bei  lOQo  getrockneter  Niederschlag. 

3)  Sehr  gut  krystallisirtes  Salz. 

4)  Laurent  nimmt  in  dem  Salze  2 Atome  KrystaHwauer  an  and giebl  ihm  dte^ 
Formel  Cj,  H^s  N.  0. ,  2  (U  Gl  Pl  Cl,)  +  2  Aq. 

6)  Hinterberger,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXVII.  201. 
6)  BSdecker  d.  j.,  Ann.  d«r  Che«,  o.  Pharm.  LXXL  «9. 


die  ĂĽrjmfh  gBlM^mwam  diUtmwben  ^etcfn  TonlAauiiwiin^). 
SM  UMen  rbomteidnrbt  PrifiM»  von  19B»  47^  md  64*  1t^'  nrit 
«er  gomleii  AbstumpAinf  auf  ihn  echapfe»  Kanten. 

Das  joduHosersiaffsuure  Cbichomn ,  C40  H^i  N^  Oj ,  Hf  +  ^  A<|. 
(Begnaalt)  ist  weit  schwerer  lO^Kch  als  das  clilorwassersloffsaiire 
Cfncfionin  und  krysitaltisirt  sehr  leicht  in  perimutterglanz«ndefn  Na^ 
dehi.  nie  AtrftOsting  wird  dtirdi'  Quecksilherchlorid  und  -CyaiM 
gefliHt. 

Das  Jüdemchanin ,  C|o  H^«  N,  0^^  i%  H  (bei  WS^)  krystallishrt 
in  langen  seidenglifnzenften  Fasern ,  ist  leicht  lOslicb  in  Wasser  und 
Alkohol;  es  explodirt  lieAig  bei  120^^. 

Das  überjodstture  Cmchonin  bildet  sehr  veränderliche  Prie- 
men,  die  man  auf  dieselbe  Weise  wie  das  Qberjodsaure  Chinin  erhält 
(Langlois). 

Das  untersehweftigsaure  Cmchonin  schlägt  sich  nieder  in 
kleinen «  sehr  schwer  in  kaltem  Wasser  löslichen  Nadeln  durch  Men- 
gen des  chlorwasserstofTsauren  Cinchonins  mit  unlerschwefligsaurem 
Natron  (Winkler). 

Das  unterschwefeUaure  Cinchanin  ist  ein  krystallisirbares 
Salz  von  grosser  Aehnlichkeil  mit  dem  unlerscbwefelsauren  Chinin. 

Dn9  sckwefeUMvre  Cmckamn^  —  a«  BBs^Neuiraisolz^  2C;i^ 
q^D^  Oji«  S^  0««  2.H0-f-4Aq,  erhäk  man  d«rch  genaue  SäUigun» 
des  CiDbcbooios  mit  â–ĽerdannterSchwetelsJhire.  Es  bildet  rhomboidale 
PnaniAn  Ton  S3^  ujod  97<^ ;  diese  KrystalK  gewöhnlich  sehr  kurs, 
endigen  mit  einer  Abstumpfung  oder  einer  schiefen  Endflache  ;  bi»- 
Wien  bemerkt  Ujian  am  Scheite)  noch  eine  dritte  dreiseitige  Flache 
ao  der  Stelle  einer  der  stumpfen  Ecken  des  Prisma ;  die  Spaltbarkeit 
isl.pacailel  den  Fll(eben  der  Prismens  bisweilen  zeigen  die  Krystalle 
Bemitnopieen,  Sie  sind  harlt  durchsichtige  von  Giasglanz ,  unver- 
ihiderlich  an  4er  Luft,  schmelzen  etwas  ober  100<^  und  verlieren  bei 
200^  4  Atome  KrystaUwasser. 

Sie  losen  sich  bei  gewohnlicher  Temperatur  in  54  Tb.  Wasser, 
in  6Vs  Tb.  Alkohol  von  0,86  sp.  Gew.  uimI  in  11 1/,  Th.  absolutem 
Alkohol  ua4  sind  unlöslich  in  Aether  (Baup)/ 


t)  Ha  ober,  Aon.  der  Chem.  u.  Pfiarm.  LXX1.  86. 

V)  R'aep,  Ana.  it  Cbim.  et  de  Pbys.  XXVII.  3S8.  —  Regnaolt  a.  a.  0« 


1 


lU 

I 

Bei  100<^  wird  dM  schwefelsaure  Cinchonin  pho^phorescirend 
wie  «las  schwefelsaure  Chinin.  Wenn  man  es  stärker  erhiUl,  so 
kommt  es  zum  Schmelzen ,  alsdann  wird  es  zerslOrl  und  hildet  dabei 
eine  schöne  rolhe  Harzmasse.  Wenn  man  aher  etwas  Wasser  und 
Schwefelsäure  zusetzl,  bevor  man  es  der  Einwirkimg  der  IliUe 
unterwirfL,  so  bleibt  es  selbst  nach  Austreibung  alles  Wassers^  auch 
bei  niedriger  Temperatur  flĂĽsaig ;  und  es  ist  hinreichend ,  es  drei 
oder  vier  Stunden  \n  diesem  Zustande  zu  erhalten  bei  der  Tempera- 
tur von  l20bisl-)0^,  um  es  völlig  in  schwefelsaures  Cinchonicin 
umzuwandeln ;  die  Üildung  von  Farbstoff  ist  alsdann  äusserst  ge- 
ring (Piisteur). 

Ăź.  Das  gaure  schwefeUtaure  Cinchonin  ^  C40  Hs4  N^  0<|,  S^  Oe* 
2H0-|-6Aq.  Wenn  man  Schwefelsäure  zum  neutralen  Sulphat  setzt 
und  die  FlĂĽssigkeit  bis  zur  Bildung  einer  schwachen  Haut  abdampft, 
so  erhält  man  nach  Verlauf  von  eimger  Zeit  das  doppeischwefelsaure 
Chinin  in  kryslallisirtem  Zustand.  Es  krystallisirt  in  rhomboidiscben 
Oktaedern,  öfters  einige  Kanten  oder  Ecken  durch  Flächen  abge- 
stumpft; die  Krystalle  lassen  sich  sehr  leicht  senkrecht  auf  die 
Hauptaxe  in  vollkommen  glänzende  Blätter  spalten. 

Es  ist  unveränderlich  an  der  Luft  bei  gewöhnlicher  Tempera- 
tur; aber  es  verwittert,  wenn  die  Temperatur  nur  wenig  erhöht 
oder  die  Luft  sehr  trocken  ist.  Es  verliert  in  der  Wärme  11,73  Proc. 
Wasser  =  6  Atome.  Bei  der  Temperatur  von  14®  erfordern  100  Th. 
Salz  46  Th.  Wasser,  90  Th.  Alkohol  von  0,85  sp.  Cew.  und  100 
Th.  absoluten  Alkohol  zur  Auflösung;  in  Aether  ist  es  unlöslich 
(Baup). 

Das  chromsaure  Cinchonin  erhält  man  in  Form  eines  gelben 
amorphen  Niederschlages,  der  an  das  GeDfss  anhängt,  wenn  man 
eine  Auflösung  von  schwefelsaurem  Chinin  kalt  mit  einer  Lösung  von 
zweifach  chromsaurem  Kali  mischt;  der  Niederschlag  wird  nach 
einiger  Zeit  kryslaflinisch.  Wenn  man  in  der  Wärme  arbeitet,  ist 
der  Niederschlag  braun  und  klebrig ;  Wasser  und  Alkohol  zersetzen 
es  beim  Kochen  (Elderhorst). 

Das  salpetersaure  Cinchonin,  C40H34  N^  0^,  NO«  H  -|-2  Aq. 
(Regnault)  wird  erhallen ,  wenn  man  Cinchonin  in  verdĂĽnnter  Sal- 
petersäure auflöst;  wenn  die  Lösung  hinlänglich  concentrirt  ist,  sei 
es  in  der  Wärme,  odei'  Kälte,  scheidet  sich  ein  Theil  des  Salzes  in 
Kugeln  von  ölartigem  Aussehen  ab.   Wenn  man  dieselben  mit  Wasser 


14Ăź 

ttbergiesst ,  so  verwandelo  sie  sich  nach  Verlauf  von  einigen  Tagep 
in  eine  GroppeVon  schiefen  rectanguMren,  in  Wasser  leicht  löslichen 
Prismen. 

Die  Auflösung  des  salpetersauren  Cinchonins  lenkt  die  Polaris 
Bationsebene  des  Lichtes  nach  rechts  ab;  [a]  <=»  -|-  172^48  (Bou- 
cbardat). 

.Das  phospharsaure  Cinchonm.  —  Wenn  man  die  Auflösung 
de:»  Ciiichoiiins  in  Phosphorsäure  durch  Abdanjpfen  cogcentrirt ,  so 
entstehen  zuweilen  Rudimente  von  Krystallen;  am  gewöhnlichsten 
jjedoch  erhftit  man  das  phosphorsaure  Cinchonin  in  amorphen  durcb- 
«ichügen  Platten^  die  in  Berührung  mit  Wasser  alimalig  krystalli- 
nisch  werden.  Es  ist  sehr  leicht  löslich. 

D^s  arseniksaure  Cpiehonin  ist  ein  sehr  leicht  lösliches  Salz, 
welches  man  *nur  schwierig  in  krystallisirtem  Zustand  erhält. 

Das  kohlensaure  Cinchonin.  —  Die  Auflöslichkeit  des  Cin- 
chonin in  Wasser  nimmt  bedeutend  zu ,  wenn  man  Kohlensäure  ein- 
leitet, die  FlĂĽssigkeit  liefert  jedoch  kein  krystallisirtes  Salz  wie  das 
Chinin  (Langlois), 

Das  ameisensaure  Cinchonin  ist  ein  sehr  leicht  lösliches  Salz, 
welches  aus  einer  syrupdicken  Lösung  in  seidengläozenden  Nadeln 
krysiaUisirt. 

Das  oxabaure  Cinchonin*  —  a.  Das  Neulralsalz  erhält  man 
leicht,  wenn  man  oialsaures  Ammoniak  zu  einem  löslichen  Neutral- 
salz des  Cinchonins  setzt.  Es  entsteht  dabei  ein  weisser  Nieder- 
schlag, unlöslich  in  kaltem  Wasser,  in  kleiner  Menge  löslich  in 
kochendem ,  Jeicht  löslich  in  Alkoliol ,  namentlich  beim  Kochen,  und 
leicht  löslich  in  Osalsäure. 

ß.  Das  saure  oxalsaure  Cinchonin  ist  weit  leichter  löslich  als 
das  Neutralsalz. 

Cyaneisensaures  Cinchonin  0«  —  Man  kennt  deren  zwei :  das 
eine  a  entspricht  dem  gelben  Ferrocyankalinm ,  das  andere  Ăź  dem 
reihen  Ferridcyankalium. 

a.  C40  Um  N,  Oa.,  4CyQ,  2Cy Fe  -f  4Aq.  Eine  alkoholische 
^^aflösung  der  FerrocyanwasserstofTsäure  giebt  mit  einer  gleichfalls 
alkoholischen  Lösung  des  Cinchonin  einen  citronengelben  Nieder- 
schlag 9  sehr  wenig  löslich  in  Alkohol.    Trocken  oder  in  wässriger 


1)  DoUfus,  AoD.der  Cbem.  u.  ^harm.  LXV.  22^. 
Gtrkinlt,  Chea.  IV.  10 


146 

Lösung  erhitzt,  giebt  dieser  Niederschlag  CyahwasserstofTsäure  und 
einen  blauen  RĂĽckstand. 

ß*  C4oH24NaOs,  3Cyfe-|-4Aq.  Eine  wässrigc  Auflösung  des 
Ferridcyankalium  giebt  mit  einer  wässrigen  Lösung  des  Cinchonin 
einen  schön  citrongelben  Niederschlag.  Diese  Verbindung  an  der 
Lufl  getrocknet  yerĂĽndert  sich  bei  1 00<^  nicht. 

Das  cyanursaure  Cinchonin.  —  Wenn  man  frisch  gefälltes 
Cinchonin  in  einer  gesffttigten*  kochenden  Lösung  von  Cyanursaure 
auflöst,  so  setzt  die  Plüssigkeit  rhomboidale  Prismen,  wenig  in 
Wasser,  nicht  in  Alkohol  und  Aether  löslich  ab.  Dieses  Salz  ?erliert 
bei  100<^  17,79  Procente  Wasser.  Es  zersetzt  sich  bei  200<^  unter 
Entwicklung  eines  Dampfes  von  Bittermandelgeruch.  (Elderhorst). 

Das  sckwefelcyanwasserstoffsaure  Cinchonin ^  C|o  H^i  Nj  O^, 
CyHSg  krystallisirt  in  glänzenden  wasserfreien  Nadeln  (Dollfus). 

Das  hamsaure  Cinchonin  ^)y  C40  n24  Nj  Oj,  Cjo  H4  0^  -|- 
8  Aq.  erhält  man,  wenn  man  frisch  gefHlltes,  in  Wasser  zer- 
theiltes  Cinchonin  mit  Harnsäure  kocht.  Die  Flüssigkeit,  kochend 
filtrirl,  scheidet  lange  Prismen  ab,  wenig  löslich  in  Wasser,  kochen- 
dem Alkohol  und  Aether.  Wenn  man  dieses  Salz  auf  100^  erhitzt, 
oder  man  lässt  es  bei  gewöhnlicher  Temperatur  über  Schwefelsäure 
stehen ,  so  wird  es  trĂĽb  und  endlich  schwefelgelb  unter  Verlust  von 
12,49  Procent  (gefunden  13,73  Proc.)  =  8  Atome  Wasser;  wah- 
rend dieses  Austrocknens  bewegt  sich  das  Salz  beständig  und  ver- 
wandelt sich  in  ein  krystallinisches  Pulver,  dessen  Form  wahrschein- 
lich verschieden  ist  von  der  der  wasserhaltigen  Krystalle. 

Das  owalursaure  Ci?ichonin  erhält  man^  wenn  man  eine  Auf- 
lösung von  Parabansäure  durch  einen  Ueberschuss  von  Cinchonin  im 
Kochen  sättigt.  Die  Flüssigkeit  trocknet. zur  gelblichen,  durchsichti- 
gen Masse  ein,  die  allm^lig  verblasst,  indem  sie  krystallinisch  wird. 
Durch  Kochen  mit  Chlorwasserstoffsäure  löst  sich  das  Salz  auf  unter 
Bildung  von  Oxalsäure  (Elderhorst). 

Das  essigsaure  Cinchonin,  —  Die  Essigsäure  löst  Cincbonii^ 
auf;  die  FlĂĽssigkeit  ist  stets  sauer,  wie  stark  man  auch  den  Ueber- 
schuss an  Cinchonin  nehmen  mag.  Es  setzt  beim  Abdampfen  in 
der  W^ärme  kleine  Körner  oder  durchsichiige  Blätlchen  ab;  diese 
Krystalle  sind  wenig  löslich  und  nach  dem  Abwaschen  nicht  mehf 


1)  Elderhorat,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXIV.  81. 


147 

sauer.  Wenn  man  das  Salz  langsam  znr  Trockne  verdunstet ,  giebt 
es  eine  giimniiartige  Masse,  welche  kaltes  Wasser  zersetzt  in  ein 
saures  auflOslicbes  Salz  und  in  ein  Neutralsalz,  welches  am  Ăźoden 
der  FIflssigkett  bleibt.  Ein  Ueberschnss  von  Sfiure  bewirkt  die  voll- 
kommene Auflösung  des  Salzes  (Pelletier  und  Caventou). 

Das  weinsaure  Cinchonin^).  —  Die  Cinchoninsalze  mit  der 
cechts  und  links  drehenden  Weinsäure,  die  neutralen  und  sauren 
sind  leicht  darzustellen ,  indem  man  Cinchonin  und  Weinsäure  in 
dem  erforderlichen  Verhältnisse  warm  auflöst. 

cu  Das  neutrale  weinsaure  Cinchonin,  2 C40  H^^  N2  O3 ,  Cg  FI^  Od 
-^  4  Aq.  bildet  dicke  in  Bflndel  gruppirle  Nadeln ,  ist  wenig  löslich 
in  Wasser  und  enthält  4  Atome  =s  4,6  Proc.  Krystallwasser,  die  es 
zwischen  100  und  120^  verliert  (Arppe). 

Ăź.  Das  saure  weinsaure  Cinchonin.  Das  rechts  und  links 
drehende  Salz  enthalten  nicht  dasselbe  Krystallwasser  (Pasteur). 

1.  Das  rechts  drehende  saure  weinsaure  Cinchonin,  C40  H24 
N2  0)9  Cg  He  O12  -f-'S  Aq.  Wenn  man  ein  Atom  Cinchonin  und 
ein  Atom  Weinsäure  warm  auflöst,  so  erhält  man  beim  Erkalten  eine 
schöne  Krystallisation  von  starkem  perlmutterartigem  Glanz,  welche 
aus  ziemlich  deutlichen  Krystallen  besteht,  gruppirt  in  strahlige 
Sterne.    (Diese  Krystalle  gehören  dem  rhombischen  System  an  und 

sind  Hemiödcr.    Beobachtete  Combination ,   00  P  •  P  oo  .  p.  Neigung 

der  Flachen,   oe  P  :  00  P  =  ungeftihr  133«  20';  P  00  :  P  ao  = 

127«  40' ;  "i  :  P  00  =  1510  13'.  Die  Flächen  00  P  sind  der  Länge 
nach  gestreift).  Bei  100^  verliert  das  Salz  leicht  seine  8  Atome 
Krystallwasser  (nach  der  Rechnung  13,58  Proc;  gefunden  14,0  — 
13,75  Proc);  bei  \20^  färbt  es  sich  roth  und  f^ngt  an  zu  schmel- 
zen. Es  ist  äusserst  wenig  löblich  in  kaltem  Wasser,  weit  leichter 
in  heissem ;  es  ist  besonders  in  Alkohol  sehr  leicht  löslich ;  die 
Auflösung  ist  indifferent  gegen  Lackmuspapier  und  lenkt  die  Polari- 
sationsebene des  Lichtes  nach  rechts. 

Man  erhält  dasselbe  Bitartrat ,  wenn  man  das  Verhältniss  der 
Saure  im  vorigen  Salz  verdoppelt.  Vervierfacht  man  es,  so  erhält 
man  beim  Erkalten  eine  erste  Krystallisation  eines  andern  sauren 


1)  Pasteur,  Aon.  deCliim.  et  dePhys.  [3]  XXXVIH.  456,  469.  —  Arppe, 
Journ.  f.  prakt.  Cbem.  Lfll.  33t. 

10* 


148 

Salzes  y  weiches  sieh  in  durcbaicbtigeD  aad  sehr  deutliclien  KrysCsl- 
len  absetzt« 

2.  Das  Imlu  drehende  saure  weinsaure  Cinehomn,  C4oBmNs 
Oa«  CgH«0|s  -{-  2Aq.  Man  erhüll  es  eben  so  leicht  wie  das  eben 
beschriebene  rechts  drehende  Salz.  Es  yerliert  bei  100^  2  Atome 
Wasser  (nach  der  Rechnung  3,78  Proc. ;  gefunden  4«5  Proc.)* 
Es  ist  äusserst  schwer  löslich  in  Alkohol  und  Wasser ;  seine  alkcdio- 
lische  Auflösung  ist  neutral  und  lenkt  die  Polarisationsebene  des 
Lichtes  nach  rechts;  seine  wässrige  Auflösung  reagirt  sauer  auf 
Reagenzpapier. 

Wenn  man  einen  grossen  lleberschuss  von  Säure  bei  der  Dar- 
stellung des  eben  genannten  Salzes  anwendet,  so  setzt  sich  eip 
andres  saures  Salz  ab,  welches  in  perlmutterglänzenden  Warzen  kry- 
stallisirt,  welche  aus  sehr  dĂĽnnen  Nadeln  besteben ,  sehr  verschie- 
den im  Aussehen  von  dem  oben  erwähnten  entsprechenden  Salze  der 
rechts  wendenden  Säure. 

Das  Pikrinsäure  Cmchonin  gleicht  dem  pikrinsauren  Chinin, 

Das  cktnßsaure  Cinchonm^),  Eine  wässrige  concentrirle  Auf- 
lösung von  Cinchonin  in  Chinasäure  setzt  in  der  Ruhe  bald  seiden- 
glänzende Nadeln ,  bald  eine  warzige  Masse  aus  kleinen  Körnern  ab. 
Es  löst  sich  bei  16^  in  der  Hälfte  seines  Gewichtes  Wasser  auf  und 
enthält  Krystallwasser« 

Wenn  man  es  warm  in  einer  Menge  Alkohol  auflöst,  welche 
nicht  hinreicht,  es  beim  Erkalten  ganz  in  Auflösung  zu  erhallen,  so 
setzt  sich  ein  Salz  in  glänzenden ,  farblosen  Kryslallen  ab ,  welche 
aus  kurzen,  zusammengedrĂĽckten  vier-  oder  sechsseitigen  Prismeo 
bestehen,  die  schief  abgestumpft  sind,  und  sowohl  in  trockner Luft, 
als  in  gelinder  Wärme  unveränderlich  erscheinen.  Dieselben  Kry- 
stalle  werden  nach  ziemlich  langer  Zeit  ganz  trüb.  Sie  sind  äusserst 
leicht  löslich  in  Wasser,  aber  bei  der  Auflösung  scheiden  sie  eine 
gewisse  Menge  Cinchonin  ab.  Ihre  Auflösung  förbt  geröthetes  Lack- 
mus wieder  blau ,  während  die  alkoholische  Flüssigkeit ,  woraus  sie 
sich  absetzten ,  das  blaue  Papier  röthet. 

Das  hippursattre  Cinchonm  ist  ein  nicht  krystallisirbares  Salz. 

Das  melläksaure  Cinchanin  gleicht  dem  mellithsauren  Cincho- 


1)  Baap,  Ă„DO.  de  Chim.  et  de  Pfayi.  LI.  306. 


149 

Hin  und  wird  wie  dieses  erhalten.    Es  hat  bei  der  Analyse  ergeben 
37,4  bis  37,6  Proc.  Hellithsaore  (Karmroth). 

Das  galltugerbsaure  Ctnchonin  ist  ein  weisslich  gelbes  Pulver, 
sehr  wenig  in  Wasser  bei  gewöhnlicher  Temperatur  lOslich,  leichter 
in  siedendem  y  woraus  es  sich  beim  Erkalten  in  durchricbtigen  Kör- 
nern abscheidet. 

%  2194.  Das  Ctnchonidm 0«  Qq  H34 N^  0^  wurde  von  Winckler 
in  einer  Rinde  entdeckt ,  welche  viele  Aehnlichkeil  mit  der  Huama- 
lies ,  so  wie  mit  der  von  MacaraYbo  bat.  Man  hat  es  seitdem  gleich- 
falls ,  begleitet  von  einer  kleinen  Menge  Chinin  in  der  China  von 
Bogota  gefunden.  Leers  hat  es  studirt  und  der  Analyse  unterworfen« 
Pasteur  hat  neuerlich  seine  Isomerie  mit  dem  Cinchonin  nach- 
gewiesen. 

Man  zieht  es  auf  dieselbe  Weise  aus  wie  Chinin  oder  Cinchonin. 

Um  das  rohe  Cinchonidin  zu  reinigen ,  krystallisirt  man  es  wie- 
derholt aus  Alkohol  von  90  Procenl ,  bis  die  Auflösung  bei  freiwilli- 
gem Verdunsten  keine  harzige  Substanz  mehr  absetzt ;  man  verwan- 
delt die  Krystalle  in  feines  Pulver,  schĂĽttelt  sie  mit  Aether,  bis  sie 
mit  Chlorwasser  und  Ani;noniak  die  dem  Chinin  und  Chinidin  eigen- 
Ihamliche  grüne  Färbung  nicht  mehr  zeigen  und  ISsst  sie  nochmals 
ans  Alkohol  krystallisiren. 

Das  Cinchonidin  setzt  sich  bei  freiwilligem  Verdunsten  in  rhom- 
boidalen Prismen  von  94<>  ab,  sie  sind  hart,  von  Glasglanz  und  stark 
gestreiflen  Flächen;  dieselben  Streifen  zeigen  sich  auf  den  Ab- 
stumpfungsflachen der  Kanten  des  Prisma's ;  und  die  Krystalle  sind 
vollkommen  spaltbar  im  Sinne  dieser  Flachen.    Das  Prisma  hat  an 

seinen  Enden  zwei  glänzende  Flächen  P  od  ,  geneigt  unter  einem 
Winkel  von  114^  30'  und  auf  den  scharfen  Kanten  aufsitzend.  Die 
Krystalle  lassen  sich  leicht  in  ein  völlig  weisses  Pulver  verwandeln, 
welches  beim  Reiben  elektrisch  wird.  Ihr  Geschmack  ist  nicht  so 
bitter,  wie  jener  des  Chinins.  Sie  enthalten  kein  Krystallwasser. 
Sie  sind  äusserst  wenig  löslich  ia  Wasser:  1  Tb.  Cinchonidin  löst 
sich  in  2180  Th.  Wasser  bei  17«  und  in  1858  Th.  bei  lOO«.    Es 


1)  Wiockler  tl848),  Bepert.  d.  Pharm.  [2]  XLVlll.  384;,  XLIX.  1.  — 
Leert,  Aod.  der  Cbem.  a.  Pharm.  LXXXII.  147.  —  Pasteur,  Compt.  rend.  de 
TAcad.  [3]  XXII.  401.  —  Die  deutschen  Chemiker  bezeicbneo  das  CincbooMin  mit 
dem  Nameo  ChioidiD. 


150 

ist' leichter  Itfdlich  in  Alkohol  von  0,835;  es  braucht  12  Th.  bei 
einer  Temperatur  von  11^.  Aellier  löst  sehr  wenig  davon ;  100  Tb. 
einer  ätherischen  Lösung  enthalten  nicht  mehr  als  0,70  Th.  Cincho- 
nidin  (Leers). 

Die  Auflosung  des  Cinchonidins  in  absolutem  Alkohol  bei  einer 
Temperatur  von  13^  lenkt  die  Polarisalionsebene  des  Lichtes  stark 
nach  links;  [a]  =  —  144»,  61'  (Pasteur»)).  ^ 

Das  Cinchonidin  enthält: 

Leers*).  '  Berecbael. 

Kohlenstoff  76,88  76,82  76,79  76,40  76,55  76,49  77,92 

Wasserstoff  7,70     7,76  7,77  7,73     7,70  7,81  7,79 

Stickstoff  9,99        „  „  ,,          „  „  9,09 

Sauerstoff  „          „  ,,  „          „  ,,  5,13 

100,00. 

Die  Krystalle  des  Ginchonidin  3)  schmelzen  bei  175<^  zu  einer 
gelblichen  FlĂĽssigkeit,  welche  beim  Erkalten  zur  krystaltiniscben 
Masse  gesteht.  Wenn  man  sie  stärker  bei  Luftzutritt  erhitzt ,  ver- 
brennen sie  mit  russender  Flamme  unter  Verbreitung  eines  6ei*uches« 
der  an  den  der  bittern  Mandeln  oder  des  Chinons  erinnert  und  unter 
Hinterlassung  von  viel  Kohle. 

Mit  Kalihydrat  und  etwas  Wasser  defttillirt  entwickelt  das  Cin- 
chonidin  ein  gelbes  Oel,  welches  alle  Charaktere  des  ChiooleYo 
zeigt. 

Wenn  man  Cinchonidin  als  feines  Pulver  in  Ghlorwasser  bringt, 
so  löst  es  sich  darin ,  ohne  dass  eine  bemerkbare  Veränderung  dabei 
stattĂźndet ,  selbst  nach  Zusatz  von  Ammoniak. 

Das  Cinchonidin  des  Handels  ist  oft  gemengt  mit  Chinidin.    Es 


1)  Vgl.  auch  Bouchardata.  F.  Boudet,  Journ.  de  Pharm.  [3j  XXIII. 288. 

2)  Leers  druckt  das  Ciochonidin  durch  die  Formel  C30  Hn  N^  Oj  aus;  aber 
die  Umsetzung  io  Cinchonicin ,  welche  diese  Base  unter  denselben  Umständen  wie 
das  Cinchonin  erleidet ,  erweist  einen  Vertust  an  Kohlenstoff  in  den  Analysen  des  ge- 
nannten Chemikers. 

3)  Mengadurque  (Journ.  de  Pharm.  [3]  XIV.  343)  hat  aus  einem  China- 
extract  von  unbekannter  Abstammung  eine  Base  ausgezogen,  die  nichts  anderes  als 
Cinchonin  gewesen  zu  sein  scheint,  so  Tiel  nach  folgenden  Analysen  zu  schliessen  ist: 


Kohlenstoff 

76,» 

76,7 

Wasserstoff 

8,1 

8.2 

Stickstoff 

10,2 

10,4. 

töl 

ist  leicht  das  letztere  darin  zu  erkennen ,  wenn  man  eine  frische 
Krystaliisation  trockner  Luft  aussetzt.  Alle  Krystalle  des  Chinidins 
â–Ľerwittern  sogleich  unter  Beibehaltung  ihrer  Form  und  unterschei- 
den sich  durch  ein  mattes  Weiss  von  den  klar  gebliebenen  Cinchoni- 
dinkrystallen.  Man  kann  das  Chinidin  auch  an  der  grünen  Färbung 
erkennen ,  welche  es  mit  Chlor  und  Ammoniak  ergiebt  (Pasleur). 

J.  2195.  Die  Salze  des  Cinchonidin  sind  im  Allgemeinen  lös- 
licher in  Wasser  als  die  Salze  des  Chinin ;  sie  sind  leicht  löslich  in 
Alkohol  f  aber  fast  unlöslich  in  Aether. 

Die  wässrige  Lösung  der  Cinchonidinsalze  giebt  mit  Kali,  Na- 
tron ,  Ammoniak ,  den  einfach  und  zweifach  kohlensauren  Salzen  der 
Alkalien  weisse  pulverige  Niederschläge,  welche  in  der  Ruhe  kry- 
staJlinisch  werden  und  sich  in  einem  Ueberschusse  dieser  Fällimgs- 
mittel  nicht  auflösen. 

Das  phosphorsaure  Natron,  Quecksilberchlorid,  das  salpeter- 
saure Silber  geben  damit  weisse  Niedei^schläge.  Goldchlorid  fällt  sie 
hellgelb,  Platincldorid  pomeranzengelb  und  Chlorpalladium  braun.    « 

Das  schwefelcyanwasserstoffsaure  Ammoniak  föllt  die  Cinchoni- 
dinsalze weiss,  GerbsJtuVe  schmutzig  gelb. 

Der  Wirkung  einer  erhöhten  Temperatur  unterworfen,  verwan- 
deln sich  die  Salze  des  Cinchonidin  wie  die  des  Cinchonins  in  Cin- 
chonicinsalze  (Pasteur). 

Das  fluorwa^erstoffsaure  Cinchonidin  erhält  man  in  seiden- 
glänzenden,  in  Wasser  leicht  löslichen  Nadeln. 

Das  neutrale  chlonoasserstoffiaure  Cinchonidin^),  C40H24N2 
0),  HCl  (hei  lOO^)  erhält  man,  indem  man  das  Cinchonidin  mit 
Cblorwasserstoffsäuro  sättigt,  bis  die  Flüssigkeit  gegen  Lackmus- 
papier neutral  ist;  es  bildet  dicke  rhomboidale  Prismen  von  Glas- 
glanz. Es  ist  leicht  löslich  in  Alkohol  und  fast  unlöslich  in  Aether; 
1  Th.  löst  sich  in  27  Th.  Wasser  von  17o. 

Das  zweifach  cklorwasserstoffsaure  Cinchonidin,  C40  H24  Ng 
O^y  2HCl-|-2Aq.  erhält  man,  wenn  man  zum  vorhergehenden 
Salz  so  viel  Salzsäure  setzt,  als  es  bereits  enthält.  Es  erscheint  in 
grossen,  leicht  in  Wasser  und  Alkohol  löslichen  Krystallen.    Beim 


1)  Die  Formel  von  Leere  fĂĽr  das  iOO^  getrocknete  Salz  ist  CseHsaN^Os^HCl-f- 
3  Aq. ;  aber  es  wurde  nicht  unteraucht ,  ob  das  Salx  bei  höherer  Temperatar  Wasser 
verliert. 


Trocknen   Ober   Schwefelsäure   verlieren   die  Krystalle')  bei  100® 
S  Atome  Wasser  =3  4,5  Procent  (gefunden  5,8  Procent). 

Das  cklorptatinsaure  Cinchomdtn,  C^o  Hgi  N^  Oj,  (H  Gl,  PtGi^) 
ist  ein  orangegelber  Niederschlag,  welcher  bei  llO^enthfiH: 

Leers  *).  Berechnet. 

Plaiin  27,0»    27,17    27,13  27,36. 

Das  ehlorquecksilbenaure  CtnchotnĂśn,  C|o H34 N^  0^ ,  2 (HCl, 
Hg  Gl)  krystallisirt  in  porlmutterglaosenden  Blaitchen ,  wenig  Idelich 
in  kaltem  Wasser;  man  erhält  es,  wenn  man  die  alkoholischen  Lo» 
sungen  von  Quecksilberchlorid  und  von  Cincbonidin  mitGhlorwasaer^ 
stoffsäure  mischt. 

Das  chlorsaure  Cinchonidm  erhält  man  durch  doppelte  Zei^ 
Setzung  von  neutralem  schwefelsaurem  Ginchonidin  und  chlorsaurem 
Kali.  Es  krystallisirt  aus  .Alkohol  in  langen  zu  BQseheln  gruppirten 
Prismen  von  Seidenglanz.  Das  Salz  schmilzt  bei  massiger  Wärme 
und  zersetzt  sich  mit  starker  Explosion  bei  höherer  Temperatur. 

Das  unterschwefligsaure  Cinchonidin  entsteht  durch  doppelte 
Zersetzung  von  neutralem  schwefelsaurem  Cinchonidin  und  unter- 
schwefligsaurem  Natron.  Es  krystallisirt  beim  Erkalten  in  langen 
amianthartigen  Nadeln  und  ist  wenig  in  Wasser,  aber  leicht  in  Al- 
kohol löslich. 

Das  neutrale  schwefelsaure  Cinchonidin  ^  2C4oHa4Nj|Os,  S^ 
Oe,  2110  (bei  100^)  kryslallisirt  in  langen  seidenartigen,  siernfbrmig 
gruppirten  Nadeln  ,  ohne  Reaction  auf  F^ackmuspapier.  1  Theil  Salz 
löst  sich  in  130  Th.  Wasser  von  17o  und  in  16  Th.  von  100«;  es 
ist  leicht  löslich  in  Alkohol,  aber  fast  unlöslich  in  Aether (Leers);  ed 
löst  sich  kalt  in  30  bis  32  Th.  absolutem  und  in  7  Th.  Alkohol  von 
99^  (Ăźussy  und  Gnlbourt). 

Das  zweifach  schwefelsaure  Cinchonidin  erhält  mau,  wenn 
man  zum  vorhergehenden  Salz  so  viel  Schwefelsäure  hinzusetzt ,  als 
es  schon  enthält  und  die  Auflö»nng  im  Vacuum  bis  zur  Syrupcon- 


1)  Leers  nimmt  auch  in  dem  bei  100«  getrockneten  Salz  zwei  Atome  Wasser  an, 
ohne  es  nachzuweisen,  sondern  indem  er  sich  nur  auf  eine  mangelhafte  Aoalja» 
stĂĽtzt. 

3)  Formel  ron  Leers  für  das  bei  HO»  getrocknete  Sali:  CseHuNtOs,  S  (HCl^ 
PtCIa)  -|-  4  Aq. ;  dieselbe  Beobachtung  wie  oben. 


153 

• 

sisteDX  eoncenUrirt.  Ei  Entsteht  sd  eine  krystalliniscbe  Hiisse  aus 
giSnzenden  BHiiantliĂĽhnlicbeii  Nadeln. 

Das  sülpeier9ant€  Cinekomdin  erhalt  man  in  wartigen,  email'* 
artigen,  in  Wasser  leicht  loslichen  Krusten. 

Das  nmeĂĽemuĂĽre  Cmekanin  kryslalUsirt  in  langen,  seiden-^ 
gISnzendei)  Nadeln  und  ist  ziemlich  leicht  loslich  in  Wasser. 

Das  Oxalsäure  Cinchanin  scheidet  sich  durch  Abkühlung  in 
langen,  seidenglanzenden ,  sehr  wenig  in  Wasser  loslichen  Nadeln 
A ,  weon  man  in  der  Wanne  eine  alkoholische  Auflösung  ?on  Oxal- 
siure  z«  einer  gleichfalls  alkoholischen  Auflösung  von  Cinchonidin 
settl.  Wenn  man  die  Mutterlauge  der  freiwilligen  Verdunstung  aber« 
Utost,  so  entstehen  warzige  Krusten  von  mattem  Weiss,  etwas  leiciH 
ter  in  Wasser  lOslieh  als  das  vorige  Salz. 

Das  essigsaure  Cmekamdm  krystallisirt  in  langen ,  seidenglin^ 
senden,  sehr  wenig  in  Wasser  loslichen  Nadeln.  Beim  Austrocknefi 
verliert  das  Salz  einen  Theil  seiner  Säure. 

Das  neutrale  weiiisaure  Cmckonidin  krystallisirt  in  schonen 
Nadeln  von  Glasglanz.  Das  saure  Salz  erhält  man  in  kleinen,  perl- 
mutterglänzenden ,  sehr  wenig  in  Wasser  loslichen  Nadeln. 

Das  citronsaure  Cinchonidin  erhält  man  in  kleinen  Nadeln  von 
schwachem  Glanz ,  wenn  man  Citronsaure  siedend  mit  Cinchonidin 
sättigt. 

Das  buUersaure  Cinchonidin  krystallisirt  in  Warzen  von  por- 
zeĂśanartigem  Ansehen ,  sie  sind  leicht  loslich  und  von  starkem  Ge- 
meh  nach  Buttersänre. 

Das  baldriansaure  Cinchonidin  erhält  man  in  warzigen  Krusten 
von  starkem  Geruch  nach  Baldriansänre. 

Das  ckihasanre  Cinchonidin  krystallisirt  in  kleinen,  seiden- 
glinzenden,  in  Wasser  und  Alkohol  leicht  loslichen  Nadeln. 

Das  hippursaure  Cinchonidin  erhält  man  in  seidenglänzenden 
Krystallen  von  farrnkrautähnlichem  Ansehen ,  leicht  loslich  in  Wasser 
und  Alkohol. 

S  2196.  Das  Onchoniciny  CioHgiNjOs  entsteht  durch  Um- 
setzung des  Cinchohin  und  Cinchonidin. 

Man  stellt  es  durch  die  Einwirkung  der  Wärme  auf  das  schwe- 
felsaure Cinchonidin  dar.     (Vgl.  dieses  Salz  S.  143.) 


1)  Paitetir  8.  9.  0^. 


154 

Das  CiachouiciD  ist  unaunoslich  in  Wasser ,  leichl  Idslich  da- 
gegen in  gewöhnlichem  und  absolutem  Alkohol.  Es  ist  sehr  bitter 
und  föllt  aus  seinen  Auflösungen  in  Gestalt  eines  flüssigen  Harzes 
nieder.  Es  dreht  die  Polarisationsebene  des  Lichtes  nach  rechts, 
verbindet  sich  leicht  mit  Koblensllure ,  treibt  Ammoniak  aus  seinen 
Verbindungen  in  der  Kälte  aus  und  hat  fleberwidrige  Eigenschaftea. 

Gechlorte  und  gcbromte  Derivate  des  Cinchonin. 

§  2197.  Das  Zweifachchlorcmckatnn^)  ^  C40  H^^  01^  N^  0^  er- 
halt man  durch  Fällung  einer  Auflösung  von  zweifach  chlorwasser* 
stofllsaurem  Zweifachchlorcinchonin  in  kochendem  Wasser  durch  Am- 
moniak; es  entsteht  so  ein  schwacher,  flockiger  Absatz;  man  bringt 
ihn  auf  ein  Filter,  wäscht  und  löst  ihn  in  siedendem  Alkohol;  beim 
Erkalten  krystallisirt  das  Zweifachchlorcinchonin  in  mikroskopischen 
Nadeln.    Es  enthält  bei  100<>: 

Laurent,  Berechnet. 

Chlor  18,9  18,83. 

Das  zwei/ach  chlorwasserstoffsaure  Zweifachchlorcinckonin, 
^40^33^^3^2031  2 HCl,  setzt  sich  als  schweres,  krystalliniscbes  Pulver 
ab,  wenn  man  einen  Strom  Chlor  in  eine  warme,  concentrirle  Auf- 
lösung von  zweifachchlorwasserstofTsaurem  Cinchonin  leitet.  DieKry- 
stalle  dieses  Salzes  sind  isomorph  mit  denen  des  zweifachchlorwasser- 

stoffsauren  Cinchonin  (00  P :  00  P  =  106^  P  »  :  o  P  =  136<>  30' 
bis  137®  300-  Es  ist  schwer  löslich  in  Wasser  und  braucht  ungefiihr 
sein  fttnfzigfaches  Alkohol  zur  Auflösung.  Die  Auflösung  dreht  die 
Polarisationsebene  des  Lichtes  nach  rechts. 

Das  chlorplatinsaure  Zwet/achchlorcmehonin ,  C40  Hg^  Cl^  N^ 
0),  2  (HCl,  PtClg)  erhält  man  als  blassgelbes  Pulver  f  wenn  mao 
eine  Platinchloridlösung  in  eine  Auflösung  des  zweifach  chlorwasaer- 
stoflsauren  Zweifachchlorcinchonin  giesit. 

Es  enthält  bei  100®  : 

Laurent.  Berechnet. 

Platin  25,00  25,06. 

Nach  Laurent  wörde  das  Salz  2,4  Proc.  Kryslallwasser  entbal- 
ten,  dasfes  erst  gegen  180®  entlassL 


1)  Laurent  (1848),  Anq.  de  Chim.  et  de  Pbys.  [3]  XXIV.  302. 


156 

Das  sweifaehbranmasserstoffsaure  Zweifackckloremchonin, 
C40  Hm  ^'s  ^s  0(,  2  H  Br  entsteht  bei  Behandlung*  des  Zwcifachchlor- 
ciochonin  mit  Broinwasserstoffsflure.  Es  ist  wenig  löslich  und  kry- 
slaliisirt  in  glänzenden ,  blättrigen  Nadeln ,  deren  Form  beim  ersten 
Anblick  von  der  des  cblorwasserstoffsauren  verschieden  ist,  allein  die 
Winkel  sind  so  ziemlich  dieselben.  Die  Abänderungsflächen  haben 
eine  bedeutende  Grosse  erreicht ,  so  dass  die  rhomboXdische  Tafel 
sich  in  ein  langes  sechsseiliges  Prisma  verwandelt  hat  (00  P  :  00  Ps» 

104»;  P  00  :  oP  =  137«). 

Das  Salpetersäure  Zweifachchlorcmckontn  ist  wenig  löslich  in 
Wasser,  krystaliisirt  in  verlängerten  Tetraödern ,  begrenzt  von  vier 
gleichen  ungleichseitigen  Dreiecken ,  mit  zwei  entgegengesetzten  ab- 
gestumpften Kanten. 

S  2198.  Das  Bromcinckonin,  C^oHaaBrNsOji.  —  Wenn  man 
auf  feuchtes  chlorwasserstolTsaures  Cinchonin  Brom  giesst,  so  erhält 
man  ein  Product,  welches  zur  Entfernung  des  ĂĽberschĂĽssigen  Broms 
mit  etwas  Alkohol  gewaschen  ein  Geraenge  von  zweifach  bromwasser- 
sloffsaurem  oder  zweifachchiorwaaserstofTsaurem  Bromcinchonin  und 
Anderthalbbromcinchonin  ist.  Das  Salz  der  ersten  Base  ist  ziemlich 
leicht  löslich  in  kochendem  Alkohol,  während  letzteres  darin  fast  un- 
auflöslich ist.  Man  behandelt  daher  den  Rückstand  mit  etwas  sieden- 
dem Alkohol  und  decanthirt  die  Auflösung.  Man  setzt  hierauf  Am- 
moniak hmzu  und  erhitzt  zum  Sieden ,  um  einen  Theil  des  Alkohols 
zu  verjagen.  Beim  Erkalten  scheiden  sich  Blätter  von  Bromcinchonin 
ab.    Man  reinigt  sie  durch  eine  zweite  Ki7slallisalion. 

Sie  enthalten : 


Laurent. 

Berechnet. 

Kohli'Di^toflr        59,3 

62,0 

Wasserstoff          5,6 

5,0. 

Das  zwei/ach  chlorwasserstoffsaure  Bromcitickontn  j  C^q  H^ 
BrN^Oj)  2 HCl  besitzt  dieselbe  Form  wie  das  zweifach  chlorwasser- 
stoffsaure  Cinchonin. 

Das  chlorplatinsaure  Bromcinchonin ,  C40  ^ti  Br  N^  0^ ,  2  HCl, 
PtCi^f  bildet  ein  blassgelbes  Pulver,  welches  bei  50<^  enthält: 

Laurent,  Berechnet. 

Platin  24,2  24,75. 


166 

S  2199.  Das  j^nderthalbromeinchonin ,  C40  H45/9  Br,,^  N^ 
Os*  —  Wir  haben  oben  gesehen,  daas,  wenn  man  zweifachcblor- 
wasserstoflbaures  Cinchonin  mit  Brom  behandelt,  ein  Gemenge  von 
tw eifachbroro  -  oder  -eblorwasscrsloOsaiirem  Bromcinchonin  und 
Anderthalbbromclnchonin  entsteht.  Man  entfernt  erslere  Basis  durcii 
siedenden  Alkohol ,  giesst  Wasser  auf  den  pulvrigen  RĂĽckstand ,  eN 
hitzt  denselben  zum  Kochen  und  giesst  hierauf  Ammoniak  tu;  e« 
entsteht  sogleich  ein  weisser  pulvriger  Niederschlag.  Der  abfiltrirte« 
gewaschene,  getrocknete  und  in  Alkohol  gebrachte  Niederschlag  lost 
sich  auf  und  krystallisirt  beim  Erkalten  in  sehr  feinen  Nadeln. 

Das  Anderthalbbromcincbonin  besitzt  einen  sehr  schwach  bitte- 
ren Geschmack;  seine  alkoholische  Auflösung  biflut  Lackmustinctur. 
Der  Einwirkung  der  Wärme  ausgesetzt,  kommt  es  in  Fluss  und 
schwärzt  sich  dann  plötzlich  unter  starkem  Auflilflhen. 

Es  hat  bei  der  Analyse  ergeben : 

Laurent.  Derecfanet. 

KohleDstoir        55,45  56,27 

Wasserstoff          5,18  5,27 

Brom                 28,30  28,13. 

Das  zweifach  chlorwasserstoffsaure  Jlnderthalbbromcineho- 
nm,  CioHis/sUrs/gNsO),  2 HCl  erhalt  man  in  rhombischen  Tafeln 
(00  P:  00  P  SS  107  bis  108^),  wenn  man  Anderthalbbromcinchonia 
in  siedendem  Alkohol  auflöst  und  überschüssige  Chlorwasserstoff* 
säure  zusetzt. 

Das  zwei/ach  chlorbromwasserstoffsaure  Anderthalbhromr 
cinchonin y  C40  H^s^  ^^^1%  N^  Og,  HCl,  HĂźr  erhalt  man  auf  fol- 
gende Weise:  Man  giesst  Brom  auf  chlorwasserstofTsaures  Cinchonin 
und  kocht  das  Product  mit  Alkohol,  um  das  Bromcinchoninsalz  auf- 
zulösen. Das  rQckstandige  Salz  erhitzt  man  abermals  mit  Alkohol 
zum  Kochen  und  setzt  dann  Ammoniak  zu.  Der  Hockstand  löst  sich 
Sogleich.  Man  setzt  dann  einen  schwachen  Ueberschuss  von  Chlor- 
wasserstofTsänre  zur  Auflösung  und  iSIsst  erkalten.  Es  setzen  sich  so 
kleine  rhombische  Tafeln  (00  P  :  od  P  =  1070  bis  lOS^). 

Das  chlorplatinsaure  Anderthalbbromcinthonin ,  C40  Hfs/t 
Brs/i  N9  0),  2  (HCl,  PlCl,)  ist  ein  sehr  blassgelber  Niederschlag, 
welcher  bei  100<>  enthalt: 

Laurent,  Berechtet. 

Platin  23,0  23,5. 


167 

Das  Salpetersäure  AnderthalAbromeinohanm  krystaliisirt  in 
gläDZ€Dden,  wenig  in  Wasser  und  Alkohol  auflöslichen  Nadeln. 

%  2200.  Das  Zweifachbromemehanin  ^),  C40  H^  Br^  N^  0^.  *^ 
Um  es  danustellen ,  giesst  man  ĂĽberschĂĽssiges  Brom  auf  zweifach 
chlorwasserstoffsaures  Cinchonin ,  dem  man  eine  kleine  Menge  Was- 
ser zugesetzt  hat.  Wenn  die  Reactioh  zu  Ende  scheint,  erhitzt  man, 
um  die  Bromirung  des  Cinchonins  zu  vollenden  und  den  Ueberschuss 
des  Broms  zu  verjagen.  Man  giessi  Wasti^er  auf  das  Producta  kocht 
and  filtrirt.  Man  setzt  hierauf  Alkohol  zui*  wässrigen  Auflösung,  er- 
hitzt von  neuem  und  neulralisirl  die  FlĂĽssigkeit  mit  Ammoniak. 
Beim  AbkĂĽhlen  setzen  sich  blsttrige  Nadeln  mit  perlmutterartigem 
Reflex  ab* 

Es  ist  farblos,  unlöslich  in  Wasser,  wenig  löslich  in  kochen^ 
dem  Alkohol.  Auf  ungefähr  200<^  erhitzt ,  bläht  es  sich  auf  unter 
Schwärzung  und  liefert  dabei  eine  Substanz ,  welche  sich  leicht  in 
Kali  lost  und  sich  auf  Zusatz  von  Säure  in  Form  brauner  Flocken 
daraas  abscheidet.    Auf  160^  erhitzt,  verliert  es  kein  Wasser« 

Es  enthält  : 

Laurent.  Berechnet. 
&ohleosloff         91,30  51,2g 

Wstsenloff  4,40  4,70 

Brom  34,00  34,19. 

Eine  Auflösung  dieser  Base,  die  mehrere  Tage  in  einem  offenen 
Geftsse  stehen  blieb,  setzte  Oktaeder  mit  rectangulärer  GrundQäche 
von  der  Grosse  eines  Nadelkopfes  ab.  Diese  Krystalle  enthielten 
4,2  Proc.  =B  2  Atome  Krystallwasser. 

Das  zweifach  Chlorwasserstoff  saure  Zweifachbromdachoniny 
^oHtsBr^Ng  02,2 HCl  erhält  man  durch  Behandlung  des  Zweifach- 
bromcinchonin  mit  Chlorwasserstoffsäure.  Es  ist  schwer  löslich  in 
Wasser  und  setzt  sich  aus  einer  kochenden  Auflösung  beim  Erkalten 
ab  in  Form  von  rhomboidalen  Tafeln,  deren  vier  spitze  Winkel  ab- 
gestumpft sind.  Dieses  Salz  hat  dieselbe  Zusammensetzung  wie  das 
zweifach  bromwasserstoffsaure  Zweifachchlorcinchonin ,  auch  hat  es 

dieselbe  Form  (oo  P:  00  P  »»  104<>  bis  105«;  P  (x>  :  oP  =  137<0; 
aber  es  unterscheidet  sich  von  diesem  Salz  dadurch',    dass  es  mit 


1)  Laarent  (1840),  Coopt.  read,  des  (rav.  de  Chim.  1S40  S.311. 


158 

Salpetersäuren!  Silber  einen  Niederschlag  vonChlorsilher  giebf,  wäh- 
rend das  zweifach  bromwasserstoffsaure  Zweifachbromcinchooin  einen 
Niederschlag  von  Bromsiiber  giehl. 

Seine  Auflösung  kehrt  die  Polarisationsebene  des  Lichles  nach 
rechts. 

Gejodete  Derivate  des  Cinchonin. 

§  2201.  Das  Jodcinchomn^)^  2C40H94NSO2,  I^.  —  Um  diese 

Verbindung  zu  erhalten,  zerreibt  man  das  Cinchonin  mit  ungefiibr 
der  Hälfte  seines  Gewichtes  Jod  und  behandelt  dieses  Product  mit 
Alkohol  von  36^;  alles  löst  sich  auf  und  bei  der  freiwilligen  Ver- 
dunstung scheidet  sich  zuerst  das  Jodchinin  in  der  Form  von  safran- 
farbigen Platten  ab ;  später  setzen  sich  krystallinische  Warzen  von 
jodwasserstoffsaurem  Cinchonin  ab.  Man  behandelt  das  Ganze  mit 
siedendem  Wasser,  das  jodwasserstofisaure  Salz  lOst  sich  auf  und 
Jodcinchonin  scheidet  sich  in  geschmolzenem  Zustande  ab. 

In  Masse  betrachtet  ist  das  Jodcinchonin  von  sehr  tief  safran- 
gelber Farbe ;  in  Pulver  ist  seine  Farbe  heller ;  der  Geschmack  ist 
schwach  bitter.  Beim  Erwärmen  erweicht  es  sich  bei  25®,  kommt 
aber  nicht  unter  80®  in  vollen  Fluss.  Es  ist  unlöslich  in  kaltem 
Wasser ,  sehr  wenig  löslich  in  kochendem ;  es  löst  sich  in  Alkohol 
und  Aelher. 

Es  enthält: 

Pellet  ier.  Berechnet. 

Jod  28,87  29,03. 

Das  Jodcinchonin  lässt  sich  zersetzen  durch  auf  einander  fol- 
gende Behandlung  mit  sauren  und  alkalischen  FlĂĽssigkeiten.  Das 
salpetersaure  Silber  zersetzt  es  gleichfalls. 

Methylderivate  des  Cinchonins  und  seiner 

Isomeren^). 

S  2202.  Das  Cinchonin  und  Cinchonidin  verhalten  sich  zu 
Jodmethyl   wie   das   Chinin,    indem   sie   Jodverbindungen   bilden^ 


1)  Pelletier  (1836),  Ann.  de  Cfaim.  et  de  Pbys.  LXDI.  181. 

2)  Stahlscbmidt  (1854),  Ann.  der Chem.  u.  Pharm.  XC.  218.  —  Er  nimmt 
fĂĽr  das  Cinchonin  die  Formel  CssH^NaOa  an  und  fĂĽr  das  Cinchonidin  (Leers'CbioH 
din)  CseHsaNsO].     Ich  habe  fĂĽr  beide  die  Formel  C4oHs4NaOs  angenommen. 


159 

welche  Basen  entsprechen ,  die  gich  in  freiem  Zustand  vom  Typus. 
Ammoniomhydrai  ableiten  lassen. 

Die  Verbindungen  des  Methyl-Cinchonin.  —  Das  Hydrat  er- 
balt man  mittelst  Jodmcthyl-Cinchonin  und  frisch  gefcllllem  Silber- 
oxyd; die  filtrirte  Pldssigkeit,  im  Wasserbade  rasch  abgedampft  förbl 
sich  und  lasst  zuletzt  eine  braune  krystallinische  Masse  zurĂĽck, 
welche  in  Wasser  gelöst  braune  ölige  Tropfen  abscheidet.  Die 
wässrige  Lösung  des  Methyl -Cinchoninhydrats  fallt  die  Salze  der 
Sesquioxyde. 

Mit  verschiedenen  Säuren  gesättigt  liefert  das  Methylcinchonin- 
Hydrat  sehr  leicht  in  Wasser  und  Alkohol  lösliche  Salze ,  welche 
man  nur  sehr  schwer  in  krystallisirtem  Zustand  erhält. 

Das  chlorplatinsaure  Meihylemchanin^  C40  H24  Na  0^ ,  C3  H3  Gl, 
HCl,  2  Pl  Gl)  wird  beim  Versetzen  des  chlorwasserstoffsauren  Salzes 
mit  Platinchiorid  niedergeschlagen.  Der  Niederschlag  bei  110^  ge- 
trocknet enthält: 

StahUchmidt.  Berechnet. 

Platin  26,70    26,77  26,93. 

Das  chlor  goldsaure  Meihylcinchonin  Ăźillt  bei  Zusatz  von  Gold- 
chlorid zur  salzsauren  Auflösung  nieder. 

Das  chlorquecksilbersaure Meihylcinchonin  wird  durch  Queck- 
silberchlorid gefällt. 

Das  Jodmethylcinchonin  enthält  G40  H24  N^  0^^  C^  H3 1.    Wenn 

man  gepulvertes  Ginchonin  mit  Jodmethyl  in  BerĂĽhrung  bringt,  so 

erhitzt  sich  die  Substanz  und  es  bleibt  ein  Salz,  welches  sich  leicht 

io  kochendem  Wasser  löst.     Die  Lösung  setzt  es  beim  Erkalten  in 

schönen  Nadeln  ab.     Diese  enthalten  bei  100^: 


StahUchmidt. 

Berechnet. 

Kohlenstoff 

^,08         „ 

»6,1 

Wasserstoff 

»,89         „ 

6,0 

Jod      .     . 

29,16    29,22 

28,0. 

Dieses  Salz  scheidet  kein  Methylcinchonin  ab  auf  Zusatz  von 
Kali ,  Natron  oder  Ammoniak.  Es  wird  durch  Jodmethyl  in  einer  ge- 
schlossenen Röhre  bei  100<^  nicht  angegriffen. 


160 

S  2203*  Die  F'erbmdungen  des  Meihylcinchotudms,  —  D^ 
Hydrat  erhält  man  durch  Silberoxyd  und  Jodmelbylcinchonidin.  Es 
gleicht  der  vorhergehenden  Base. 

Das  Jodmethylcmchonidm  krystallisirt  aus  kochendem  Wasser 
in  farblosen  t  glänzenden  Nadeln.  Man  erhält  es  durch  Einwirkung 
des  Jodmethyl  auf  Cinchonidin.    Es  enthält  bei  100<^: 


StahUehmidi. 

Berechnet. 

Kohlenstoff 

53,87 

ttO,l 

Wasserstoff 

tf,92 

6.0 

Jod      .     . 

20,84 

28,0. 

Chinolein,  Zersetzungsproduct  des  Chinin  und 

Cinchonin. 

S  2204.  Das  Chinolelni)  oder  Leukel«  C^o  H»  N  (7)  wurde 
von  Runge  in  Steinkohlentheeröl  gefunden.  Es  entsteht  nach  meia^r 
Beobachtung  durch  die  Einwirkung  des  Kalihydrats  auf  Chioia  uad 
Cinchonin.  Die  Isomeren  dieser  Basen  liefern  es  gleicbfalls.  lA 
erhielt  es  auch  in  kleiner  Menge  aus  dem  Strychnin.  Endlich  schont 
es  sich  auclT  zu  bilden  bei  der  Destillation  der  Trigensäure. 

Das  ChinoleTn  ist  im  Steinkohlentheeröl  gewöhnlich  begleitet 
von  Anilin;  das  Verfahren  von  Hofmann»  beide  Basen  zu  trennen, 
wurde  (%  1111)  bereits  beschrieben. 

Um  das  ChinoIeYn  aus  Cinchonin  zu  erhalten,  erhitzt  man  einige 
Stncke  Aetzkali  in  einer  tubulirten  Retorte  mit  sehr  wenig  Wasser 
und  schĂĽttet  Cinchonin  als  Pulver  in  kleinen  Portionen  hinzu ;  er- 
hitzt man  nun  stärker,  so,  dass  sich  das  Cinchonin  röthet,  so  ent- 
weichen bald  scharfe  Dämpfe ,  begleitet  von  Wasserstoflgas ,  welche 
sich  nebst  Wasser  als  Oel  in  der  Vorlage  verdichten.  Man  ersetsi 
von  Zeit  zu  Zeit  das  verdunstete  Wasser;  es  ist  gut,  nicht  zu  viel 
Cinchonin  auf  einmal  anzuwenden ,  sondern  es  allmälig  zuzusetzen. 

Um  das  ChinoIeYn  zu  reinigen ,  unterwirft  man  es  einer  neuen 
Destillation;  es  geht  zuerst  der  grosste  Theil-des  Wassers,  welches 
es  in  Auflösung  enthält,  sowie  etwas  Ammoniak  über,  dessen  Bil- 


1)  Rnnge  (1834),  Poggend.  Ann.  XXXI.  68.  —  A.  W.  Hof  mann,  Ann. 
itr  Chem.  o.  Pharm.  XLVIII.  37  and  in  Uebersetzung :  Ann.  de  Chim.  et  de  Phya. 
{3]  IX.  139.  ~  Gerhardt,  Re?ae  scientif.  X.  186.  Cempt.  read,  dea  tnv.  de 
Chim.  1845  S.  30.  ^  Brpvieiay  Ana.  der  Oben.  n.  Pharm.  LH.  130. 


161 

dĂĽng  bei  der  Darstellung  dieser  Verbindung  nicht  immer  zu  vermei- 
den ist.  Man  fängt  die  letzten  Portionen  gesondert  auf  und  nachdem 
man  sie  einige  Zeil  ĂĽber  Chlorcalcium  oder  Kalibydrat  hat  stehen 
lassen ,  unterwirft  man  sie  der  Rectifkaüoo« 

Das  Chinin  und  besonders  das  Strychnin  sind  weniger  vortheil- 
haft  zur  Gewinnung  des  Chinoleln ,  aber  man  kann  sehr  gut  das  Ge- 
menge .?on  Basen  (ChinoYdin ,  S  2181)  benutzen,  welches  in  der 
Mutterlauge  von  der  Behandlung  der  Chinarindt^n  zurUckbleibl. 

Das  ChinoleYn  bildet  ein  farbloses ,  das  Licht  stark  brechendes 
Oel  von  unangenehmem  Geruch,  der  an  Bittermandelöl  erinnert  und 
von  starkem,  bitter  scharfem  Geschmack.  Es  gesteht  bei  einer  Kdlle 
von  —  20®  noch  nicht  und  hat  ein  spec.  Gew.  von  1,081  bei  10<^ 
(Hofmann;  von  1,084  bei  ib^  Bromeis).  Es  kocht  bei  239<^  und 
verbrennt  mit  russender  Flamme.  Es  lässt  sich  nicht  deslilliren, 
ohne  dass  ein  schwacher  gelber  RĂĽckstand  in  der  Retorte  bleibt.  Es 
macht  Fettflecke  auf  Papier,  welche  rasch  wieder  verdunsten.  Es 
ist  wenig  löslich  in  kaltem  Wasser,  etwas  mehr  in  siedendem,  aus 
dem  man  es  durch  Ă„ether  wieder  ausziehen  kann.  Es  ist  in  allen 
Verhaltnissen  mischbar  mit  Weingeist,  Holzgeist,  Aether,  Aldehyd, 
Aceton,  Schwefelkohlenstoff,  mit  den  fetten  und  ätherischen  Oelen. 
Es  färbt  Dahliasyrup  grün. 

» 

Bei  der  Analyse  ergab  es : 

Hofmann,  Bromeis, 

KoUeostoflr  82,67  82,88  82,34 
Wiasersfoff  6,tt6  6,25  6,10 
Stickstoff        11,28        „  „ 

~  «00,00  100,00. 

Das  Chinolelfn  löst  viel  Wasser  auf;  Bromeis  nimmt  selbst  an, 
es  bilde  zwei  bestimmte  Hydrate  (-|>  3  Aq.  und  •*{-  Aq.),  was  mir 
sehr  bestreitbar  scheint.  Das  Wasser  trennt  sich  bei  der  Destillation 
davon. 

Man  kann  es  ĂĽber  weissglĂĽhcnden  Kalk  leiten,  ohne  dass  es  sich 
zersetzt. 

Es  ftrbt  sich  nicht  wie  das  Anilin  mit  unterchlorigsaurem  Kalk. 
Es  bewirkt  mit  schwefelsaurem  Kupfer  einen  blauen  Niederschlag; 
es  iäUt  aiKh  die  Salze  des  Goldes ,  Quecksilbers  und  Platins. 

Gerhardt,  Ciieaie.  IV.  11 


■^'>— - . 

C,aH,N. 

CwH«N. 

82,74 

83,70 

83,91 

6,tl 

5,41 

6,29 

1» 

10,89 

9,80 

162 

Chlor  veraaiidtities  in  ein  schwaraes  Harz,  Brom  wirkt  ebmno. 
Jod  tost  sieh,  dann  ,  ohne  Kryttaile'ni  bilden. 

SalpetersAmre,  aelbst rauchende,  greiftrcs  nur  sehr  laDg^ani  an; 
bei  fortgesetzter  Einwirkung  erhält  man  zuletzt  eine  harzige  Masse 
obne  Pikrinsäure.  Ueberoianganaaures  Kali  verwandelt  es  in  Oxal- 
säure un(d  Ammoniak. 

Cbrom«dure  in  Auflösung  .giebt  mit  reinem  Cbfnoleln  eiaen 
orangegeiben  krystallinischen  Niederschlag;  trockne  ChromsSuce  er- 
hitzt sich  damit  zur  EntzĂĽndung. 

.Ein  Gemenge  von  Chlorwasserstoffsäure  und  chlorsaurem  Kali 
verwandelt  es  in  der  WMrme  in  ein  orapgegelbes.Del,  welches  beim 
Erkalten  erstarrt. 

Kalium  löst  sich  darin  unter  Entwicklung  von  Wasserstoff. 

Im  Allgemeinen  sind : die  Reactionon  des  ChinoleYns  ^ehr  iin- 
bestimmt. 

Die  wUssrige  Auflösung  des  ChinoleKns  tAdtet  die  Blutegel. 

§2205.  Die  Salze  des  ChinoleYne.  —  Das  Chinoleln  löst  sich 
leicht  in  allen  Säuren  unter  Entwicklung  eines  Geruches  nach 
Kräutersaft;  aber  .durphschnitUich  kryatallisiren  die  Salze  nicht 
leicht. 

Das  cklorwassersioffiaure  Chinoletn  lässt  sich  kaum.krystalli- 
sirt  erhalten.  Das  Gemenge,  welches  man  zur  Herstellung  dieses 
Salzes  macht,  trocknet  im  Vacuum  zu  einem  dicken  Syrup  ein. 
Wenn  man  irocknes  (Mdorgas  auf  die  Oberfläche  einer  ChinoleYD* 
lösuog  in  Aether  leitet,  so  scheidet  sich  die  Lösung  in  Tropfen, 
welche  zu  Hoden  fallen  und  sich  zu  einer  schweren,  klebrigen  Fltts- 
sigkeit  vereinigen  ,  welche  itach  sehr  langer  Zeil  zur  kryslalltniseheii 
Masse  .gesteht. 

Wenn  man  Chlorwasserstoflgas  auf  ChinoleYn  leitet,  wird  es 
lebhaft  ahsorbirt  und  es  erbiiztsich.  Wenn  man  dabei  abkOhlt,  so 
entsteht  ein  krystalliniscshes  Salz,  welches  jedoch  noch  mehr  Chlor- 
wasserstofTsäure  ahsorbirt  und  wieder  flüssig  wird.  Die  Krystalle 
verwiiiern  an  der  Luft. 

Das  ehlorplatmsaure  Chmokm,  CsoH^N,  HCl,  PtCl^  (?)  ist 
unter  allen  Cbinoielnsalzen  dasjenige,  was  man  am  leichtesten  fttio 
«rhült.  Das  Platiiichlorid  bewirkt  eine  reiehlkbe  Fällung  mit  thlor- 
wassecstofTsaurem  ChinoleYn ;  der  Niederschlag  ist  fast  unlöslich  io 
kaltem  Wasser  und  Alkohol,  löst  sich  aber  io.siedeodem  Wasser  and 


183 

«cbeiritt  sich  daraus :beiin  Erkalten  in  krystaUiniBclifin. Zustand;  es 

•st  föIUg  unatifldslicij  in  Aetiirr.    Wenn  die  salzsaure •Auflösungmir 

adir  wenig  ChinolelTn  enthalt,  ader  wenn  sie  «ehr  verdünnt  ist,  so 

bewirkt  sie  nicht  sogleich  einen  NiederscMag,  aber  am  folgenden 

•Tag  bilden  :84ch  schone  geU>e  Nadfln,  weiche  aus  dem  nämlichen 

6aiz  bestehen.    Wenn  man  rohes  Chin^JeYn  anwendet,  wie  man  es 

mit  dem  Chinin  erhalt ,  so  bleiben  alle  Verunreinigungen  bei  der 

Auflösung  des. gelben  MederiBchlagesin  kochendem  Wasser^  auf  dem 

Filter;  eine  zweite  Krystallisation  genfftgt  dann,  es  vollkommen  rein 

XU  erhalten.    Man  erkennt  die  Reinl>eit  des  Salzes  daran,  dass««s 

beim  Abkahlen  des  siedenden  Wassers  in  krjstalliniscbem  Zustaifde 

ni  Boden  fällt  und  die  überstehende  FInssigkeit  klar  bleibt. 

Es  enthält : 

Hoftnann^),  Gerhardt.  Bromeis, 

Kobleo«t9fr  32,06      „  32,99  32;46  32,51  33,31  33,42  33,33 

Wasserstoff    2,58      „  3,14      3,14  3,28  2,71  2,83  2,68 

Stickstoff        „          „  4,42        „  „  3,98  4,21  4,00 

Chlor           30,9        „             „          „  ,,  „  ,,  ,, 

Platin           29,27  29,11  27,80  28,08  27,69  28,23  -28,34  <28^81 

Berechoel. 

Ctg  Cjo 

32,20     34,33 

2,39  2,86 

4,17  4,00 

31,74  30,48 

29,50  28,33 


100,00    100,00. 

Diese  Analysen  bieten  wenig  UebereinslimmuAg  und  hätten  eine 
Wiederholung  nölhig^). 


1)  Die  Analyse  von  Hofmaon  wurde  mit  Chinolna  aus  Steinkohlentheer  ao- 
aesteHt. 

2)  Die  Abweichnngen  röhren  wahrscheinlich  daher ,  'dass  der  eine  oder  andew 
CspeciBMntator  nicht  mit  reinem  Salz  arbeitete. 

Beim  Mischen  der  warmen  aikoholiscben  Lösungen  des  chiorwasserstoffaauren 
ChiDolelos  und  Plalinchlorids  erhielt  Laurent  nach  24 Stunden  schöne  gelbe  Nadeln; 
als  er  jedoch  diese  Krytsalle  unter  der  Lupe  betrachtete,  Tand  er,  dass  es  ein  Ge- 
menge fOD  zwei  Salzen  sei ,  woTon  das  eine ,  in  kleinen  Körnern  nur  einen  kleinen 

Tbeil  bildete. 

11* 


1 


164 

Das  ehlorzmnigsaure  CkmoleXn  schlĂĽgt  sich  in  Form  eines 
gelben  Oels  nieder,  welches  nach  einiger  Zeit  krystallisirt,  wenn 
man  eine  Losung  von  chlorwasscrstoffsaurem  ChinoleYn  mit  Zino- 
chlorürlösung  mischt;  es  ist  in  Alkohol  sehr  wenig  lOslich. 

Das  chlorantimonigsaure  Chinolem  erhält  man  in  kryslallisir- 
iem  Zustande,  wenn  man  den  Niederschlag ,  welchen  Chinoieln  mit 
Ghloranlimon  bildet ,  in  kochender  Salzsäure  auHOst. 

Das  chlorquecksilbersaure  Chinolmn ,  C^q  H9  N ,  2  Hg  Gl  (?)  ist 
ein  weisser  krystallinischer Niederschlag,  den  man  erhält,  wenn  man 
Quecksilberchlorid  zu  einer  alkoholischen  Auflösung  des  Chinoieln 
setzt*  Man  darf  nicht  zu  wenig  Alkohol  nehmen ,  weil  sich  sonst  das 
Salz  in  Form  einer  fettartigen  Hasse  an  die  Wände  des  Gelasses 
anhängt. 

Das  schwefelsaure  Chinolem  iät  ein  krystallisirbares,  zerOiess- 
liches  Salz. 

Das  salpetersaure  Chtnol^  ist  unter  allen  Salzen  des  Ghino- 
lein  dasjenige ,  welches  am  leichtesten  krystallisirt.  Man  stellt  es 
dar,  indem  man  ein  Gemenge  von  ChinoleYn  und  TerdĂĽnnler  Sal- 
petersäure unter  einer  Glasglocke  sich  selbst  überlässt.  Nach 
einiger  Zeit  scheidet  sich  das  Salz  aus  der  Auflösung  in  verflochtenen 
und  concentrisch  gruppirlen  Nadeln  ab,  die  man  weiss  erhält,  wenn 
man  sie  zwischen  zwei  doppelten  Blättern  Fliesspapier  ausdrückt. 
Es  ist  äusserst  leicht  löslich  in  Wasser  und  Alkohol  und  krystallisirt 
leicht  aus  letzterem.  Es  ist  unauflöslich  in  Aelher.  An  der  Luft 
färbt  es  sich  schnell  rotb.  Vorsichtig  erhitzt,  schmelzen  die  Kry- 
stalle  und  bei  höherer  Temperatur  verbreiten  sie  einen  farblosen 
Rauch ,  welcher  sich  in  stiTnfurmigen  Krystallen  verdichtet. 

Das  Oxalsäure  Chinoieln  ist  ein  sehr  gut  krystallisirtes  Salz. 
Um  es  krystallisirt  zu  erhalten,  sättigt  man  das  ChinoleYn  mit  einer 
wässrigen  Lösung  von  Oxalsäure  und  concentrirt  die  Auflösung  im 
Wasserbad ,  bis  fast  zur  Syrupdicke ;  die  BerĂĽhrung  mit  der  Luft 
macht  sie  braun;  man  bringt  sie  hierauf  in  das  Vacuum,  wo  sie  all* 
mfliig  zu  einem  Brei  von  sehr  gefärbten  Nadeln  gesteht.  Es  ist  leicht, 
sie  rein  zu  erhalten,  wenn  man  absoluten  Alkohol  zusetzt,  welcher 
die  färbende  Substanz  auflöst  und  das  Salz  vollkommen  weiss  lu- 
rÜckläsItT"" 

Das  gallusgerbsaure  Chinolem  ist  ein  weisser ,  flockiger  Nie- 
derschlag ^  welcher  sich  in  siedendem  Wasser  und  in  Alkohol  auflöst. 


165 


Das  Aricin  und  seine  Verbindungen. 

%  2206*  Das  Aricin^) y  GieHjeNaOg  wurde  von  Pelletier  und 
Corriol  in  einer  weissen  von  Arica  nach  Bordeaux  gelangten  China 
entdeckt.  Manzini  zog  sie  vor  einigen  Jahren  aus  einer  weissen 
fasrigen  China  von  Jaen  (der  Cinchona  ovata  der  Flora  von  Peru). 
In  der  Meinung,  eine  neue  Base  gefunden  zu  haben ^  beschrieb  er  es 
anter  dem  Namen  Cmckovaiin,  Die  Identität  des  Aricins  und  Cin- 
cboTatins  wurde  von  Winckler  zur  Evidenz  erhoben. 

Das  Aricin  lässt  sich  auf  dieselbe  Weise  ausziehen,  wie  das 
Chinin :  dieselben  Auskochungen  mit  angesäuertem  Wasser,  dieselbe 
Behandlung  der  FlĂĽssigkeit  mit  Kalk  und  des  Kalkniederschlags  mit 
Alkohol  von  36^.  Man  filtrirt  kochend  und  erhalt  eine  FlĂĽssigkeit 
von  sehr  dunkler  Farbe ,  welche  in  der  Rohe  den  grOssten  Theil  des 
Aricin  in  Krystallen  abscheidet.  Die  Mutterlauge  liefert  neue  Men- 
gen, wenn  man  den  Alkohol  abdestillirt,  den  RĂĽckstand  durch  einen 
schwachen  Ueberschuss  von  Chlorwasserstoffsaure  und  das  Aricin 
mit  Ammoniak  niederschlägt,  nachdem  man  die  Farbstoffe  durch 
eine  gesättigte  Kochsalzlösung  abgeschieden  hat.  Der  Niederschlag 
Ib  Alkohol  gelost  liefert  eine  Losung ,  welche  man  durch  Kohle  ent- 
l^rbt;   die  FlĂĽssigkeit  liefert  von  neuem  Krystalle  von  Aricin. 

Es  erscheint  in  prismatischen  Krystallen,  länger  als  die  des 
Chinin,  weiss,  geruchlos,  von  bitterem  Geschmack ,  der  sich  jedoch 
ID  Folge  der  geringen  Löslichkeit  der  Base  in  Wasser  nur  langsam 
entwickelt.  Alkohol  löst  es  sehr  leicht  auf,  zumal  in  der  Wärme; 
Aelber  weniger  leicht.  Die  Auflösung  stellt  die  blaue  Farbe  des  ge- 
rötheten  Lackmus  wieder  her  und  färbt  Veilchensaft  grün. 


i)  Pelletier  Q.  Corriol  (i829),  Journ.  de  Pharm.  XV.  »75. —  Pelle- 
tier, Ado.  de  Chim.  et  de  Phys.  LI.  185.  —  HanziDi,  Journ.  de  Pbarro.  [3]  II. 
95.  Im  Aoszag,  Aon.  de  Chim.  et  de  Phys.  [3]  VI.  127.  —  Winckler,  Repert. 
der  Pbsrm.  v.  BocbDer  [2]  XXXI.  249;  XLII.  25  u.  231  \  [3]  I.  11. 

Die  Formel,  welche  ich  fĂĽr  das  Aricio  aDgenommen  habe,  macht  es  zo  einem 
Iftomereo  des  Brucio. 

Winckler  hat  in  einer  China  von  Para  eine  harzige  Base  gefunden ,  die  er  Pari- 
ein  nennt  und  die  för  das  Aricin  zu  sein  scheint,  was  das  ChinoTdin  (Gemenge  von 
Chinicin  und  Cinchonin)  fOr  das  Chinin  und  Cinchonin  ist.  Dieses  Paricin  giebt 
amorphe  Salze.  Nach  einer  Analyse  fon  Weidenbusch  enthielt  es  C^  Hm  Nj  O7. 
Das  ehiorplatinaaure  Salz  ergab  15,5  bis  16,2  Proc.  Platin. 


106 


Es  enthält : 

- 

^ 

Mletier^y 

Manzini*). 

Ăźerechnet. 

Kohleastoff      6^,6 

09,60 

69,92    09,  OK^ 

09,70 

70,05; 

Wasserstoff        7,0 

6,88 

7,04      7,28 

0,97 

6,60 

Stickstoff           8,0 

7,23 

7,39       7,62 

99 

7,10 

Sauerstoff            ,, 

i> 

fi           f) 

»1 

16,25. 

100,00. 

DMi^ricinienthält  kein  Kryslallwasser.  Bs  schmilzt  bei  188^ 
zu  einer  bräunlichefi  Flüssigkeit  und  verkohlt  sich  bei  höherer  Te«^ 
pmratur  untor  Bild»ng  von  enipyreuniatischen  Prodacten  von*  sehr 
tfebfetn  Oeraeh* 

Die  Wirkung  der  concentrii*teii  Salpetersäure  auf  Aricin  isl 
chMraktcristisch :  sie  l^st  es  mit  sehr  intensiv  grĂĽner  Farbe  unter 
Veränderung  auf  (Pelletier).  Mit  sehr  verdünnter  Salpetersäure  er* 
hält  man  ein  lAricinsab. 

S  2ä07i  Ut.AriciMalze  sind  im  Allgemeinen  leicht  lOslicb 
und  krystailisirbar.  Man  erhält  sie  leicht  durch  Aonosung  des  Arioi» 
in^den  verdünnten  Säuren. 

Die  Losungen  der  Aricinsalse  werden  durch  die  Alkalien  gtf^Hl; 
Avmoniak'i  lOst  den  Niederschlag  in  kleiner  Menge  airf  und  setzt  ihn 
beim  Verdimsten  in  platt«*n  Krystallen  ah. 

Dis  chlorwasseretoffsaure  j4ricm^  CieHse^sOg^  HCl  erhält 
man  leicht,  wena  man  Aricin  in  der  Wärme  mit  nut  Alkohol  und  Sali* 
sflure  in  sohwaeheifir  Uebersehoss  versetztem  Watter  behandelt.  Eo 
knrstallfsirt  beim  Grkniten  der  FlĂĽssigkeit;  beim  Austrocknen  im 
Vactiuro  verlii^'t  es  sei»  Kry^lallwasser.  Gasformige  Salzsäure*  erhitzt- 
sich  mit  dem  Aricin  stark  und  verändert  es  zum  Theil. 

Das  chlorplqtinsaure  Aricin^  ^m^%%^^^%'^  HCl,  PtCl^  erhält 
man,  wenn  man  einen 'Schwachen  Ueberschuss  von  Platincblorid  zu 
einer  Auflösung  von  chlorwasserstoffsaurem  Avicinr  setzt;  es  löst  sieh: 
ziemlich  leicht  in  Alkohol,  der  es  bei  freiwilligem  Verdunsten  in  kry- 
slallinischen  Blättern  zurücklässt. 

Manzini.  Berechnet. 

Platin         16,32    16,31  16,47. 


1)  Berichtigung  dM  Kohieiwloflk  nach  d^in  neuei  Atomgewicht. 

2)  M  a  n  z  i  n  i  nimmt  die  Fbrmel  Cm  «i^  N^  Og  an. 


j 


197 

bas  jodwOMent&ffsmire  Ariern^  ^«tHüeNf  Og,  HI  erbftlf  man, 
weon  maa  Aricto  in  d«r' Wärme  mit  etnem  kleinen  üeberachuss  vcnv 
sehr  verdĂĽnnter  JodwasserHtoffsftiirebehandeK.  Das  SaJs*  seheidet 
sich  beim  Erkalten  der  Pldssigkeit  inxitrongelben  Nadeln  ab;  es  ist 
sehr  wenig  löslich  in  Wasser  ^  leichler  in  Alkohol ,  besonders  in  der 
Warme.  Es  enthalt  kein  Krystallwasser.  Gegen  2o0<'  schmilzt  es 
unter  Zersetzung. 

Das  neutrale  sehwefehaure  Aridn  lasst  f^ich  :ius  Wasser  nicht 
hrystallisiren.  Wenn  man  es  in  siedendem  Wasser  auflöst,  so  er- 
UaU  man  beim  Erkalten  eine  gallertige  Masse;  dieselbe,  trockner 
Lutt  ausgesetzt y  verwandelt  sich  in  eine  hornartige  Masse,, welche 
durch  siedendes  Wasser  wieder  gallertartig  wird  (Pelletier). 

Das  Mweifach  sehwefehaure  Aricniy  G45  H,^  N^  Og,  S^  Og,  2  HO 
enthalt  kein  Krystallwasser  (Manzini)  und  wird  in  abgeplatteten  Na- 
deln (Pelletier)  erhalten ,  wenn  man  Aricin  warm  in  schwachem 
Ueberschuss  von  verdünnter  Schwefelsaure  löst. 

Die  Basen  der  Strychnosarten. 

S  2208.    Zwei  Basen,  das  Strycknm  und  das  Brucm  wurden 
von  Pelletier  und  Caveutou  in  melireren  Arten  der  Gattung  Stryphnos^ 
Dsmentlicb  in  den  Krahaugen . oder  Brechnitosen  (dem  Samen  eines* 
indischen  Baumes,    Slrychnos  nux  vomicd)^    in*  der  Rinde   des. 
Brecbnussbaumes ,  falsche  Angnstura  genannt  (die  Rinde  derselben' 
Strychnos),    in  der  St.  IgnatiusbolMie  (dem  Samen  einer  Klettar- 
pfianze,  der  Strychnos  Ignalii ,   Berg.)  und  im  Si^hlangenholi  (der 
Wursel  mehrerer  Strychnosarten ,   namentlich  der  Strychnos  colu- 
brinStL«)  entdeckt.     Diese  Basen  i)  wurden  gloicbfslla  gefunden  iift 
Upas  tieutö,  dem  Extracl  ans  der  Rinde  von  Strychnos  Tieul6 ,  des- 
sen sich  die  Bewohner  der  Molukken  und  Sundainseln  bedienen,  ihre 
Pfeile  zu  vergiften. 

Gan^  neuerlich  wurde  eine  dritte  Base,    das  Igasurin  in  der 
Nux  vomica  von  Desnoix  beschrieben. 

Diese  Basen  finden  sich  in  den  Strychnosarten  in  Verbindung 
ulH  eitler  wenig  hekamiten  Saure  (der  Igasursaiire ,  %  2095). 

1)  D(Bt  Corano  icbiint  glciehbllt  von  einer  Stryebnot  abiattanunen.     Tgl. 


168 

Man  bat  noch  keine  chemischen  Beziehungen  gefunden ,  welche 
diese  Basen  unter  einander  Terbinden.  Das  Strycbnin  und  Brucia 
allein  sind  analysirt.  Sie  enthalten  in  krystalĂĽsirtem  Zustande : 

Strycbnin     C42  U^%  N^  O4 

Brucin         €4«  H30  N3  Og  -{-  8  Aq. 

Das  Igasurin  enthält  ebenralls  Krystaliwasser;  es  ist  viel  leich- 
ter in  Wasser  aiiflöslich  als  das  Brucin  und  Strycbnin ;  letzteres  ist 
das  schwerlöslichste  von  allen.  Die  blutrotbe  Färbung,  welche  Bru- 
cin und  Igasurin  bei  der  Berührung  mit  Salpetersäure  annehmen, 
unterscheidet  beide  vom  Strycbnin«  Sie  unterscheiden  sich  auch 
durch  ihre  Beaction  auf  Chlor:  dieses  l^lit,  auch  verdĂĽnnt,  Auf- 
lösungen des  Strycbnin  weiss ,  ohne  sie  zu  fürben ,  während  es  die 
des  Brucin  und  Igasurin  stets  färbt. 

Das  Strycbnin   und  seine  Verbindungen. 

8  2209.  Das  Strycbnin  i),  €43  U^^  IV9  O4.  —  Es  sind  meh- 
rere Verfahrensweisen  zur  Ausziebung^)  dieser  Base  vorgeschlagen 
worden. 

Das  erste ,  von  Pelletier  und  Caventou  wurde  angewendet  zur 
Behandlung  der  Ignatiusbohnen.  Es  besieht  darin,  dieselben  zu 
raspeln ,  mit  gewöhnlichem  Aetber  zu  erschöpfen ,  dann  wiederholt 
mit  siedendem  Alkohol  zu  bebandeln.  Der  alkoholische  Auszug 
hinterlässt  beim  Abdampfen  eine  sehr  bittere  Substanz,  welche  man 
sodann  mit  einer  Auflösung  von  Aetzkali  behandelt,  die  das  Strycbnin 
daraus  niederschlägt. 

Um  das  Strycbnin  aus  der  Nux  vomica  oder  dem  Schlangenholz 
auszuziehen,  geben  die  genannten  Chemiker  folgendes  Verfahren  an : 


1)  Pelletirr  u.  CaTentoa  (1818),  Ado.  de  Chim.  et  de  Phys.  X.  142; 
XXVI.  46.  Journ.  de  P harin.  VIII.  305. —  Pelletier  u.  Dumas,  Ano.  de 
Chtm.  et  de  Pbys.  XXIV.  176.  —  Lieb  ig,  ebeoda  XLVU.  171;  XLIX.  244. 
Aon.  der  Chem.  0.  Phann.  XXVI.  56.  —  Regnault,  Ann.  de  Chim.  et  de  Phja. 
LXVIII.  113.  —  Gerhardt,  Hetoe  scientif.  X.  192.  ^  Nicboltoo  q.  Abel, 
AoD.  de  Cbim.  et  de  Pbjs.  [3]  XXVII.  401 ;  uod  Aan.  der  Chem.  u.  Pharm. 
LXXI.  79. 

2)  Henry,  Jouro.  de  Pharm.  Vlli.  401.  —  Corriol,  ebeoda  XI.  493.  — 
R o b i q 0 e t ,  ebenda  XI.  580.  —  Wittstock,  Lehrb.  der  Chemie  loo  Berzelius. 
—  Henry  Sohn,  Joam.  de  Pharm.  XVI.  752. 


169 

MaD  stellt  einen  flkoholischen  Auszug  von  diesen  Substanzen  her, 
desiillirt  den  Alkohol  ab  und  löst  den  Rückstand  in  Wasser.  Man 
setzt  sodann  basisch  essigsaures  Biei  zur  FlĂĽssigkeit^  so  lange  noch 
etwas  geCeiUt  wird;  das  Strychnin  bleibt  als  essigsaures  Salz  gelöst. 
Die  Flüssigkeit  enthält  ausserdem  eine  färbende  Substanz  und  einen 
Ueberschuss  von  basisch  essigsaurem  Blei.  Man  schlägt  dieses  mit 
Schwefelwasserstoffgas  nieder ,  filtrirt  und  kocht  die  filtrirle  FlĂĽssig- 
keit mit  Magnesia.  Es  fällt  dadurch  Strychnin  nieder,  welches  man 
in  Alkohol  von  38^  auflöst,  nachdem  man  es  mit  kaltem  Wasser  ge- 
waschen hat ;  es  krystallisirt  dann  bei  der  Concentration  des  alkoho- 
lischen Auszugs.    Die  alkoholische  Mutterlauge  enthalt  das  Brucin. 

Henry  erschöpft  die  pulverisirle  Brechnuss  mit  kochendem 
Wasser,  dampft  die  Abkochung  bis  zur  sehr  dicken  Syrnpconsistenz 
ab  und  fĂĽgt  portionenweise  einen  schwachen  Ueberschuss  von  pul- 
verisirtem  Kalk  hinzu«  Es  entsteht  so  ein  Niederschlag,  welcher 
aus  dem  Kalksalz  der  eigenthümlichen  Säure  derNuxvomica  besteht; 
dieser  Niederschlag  enthält  ausserdem  Strychnin  und  andere  Sub- 
stanzen. Man  wäscht  denselben ,  behandelt  ihn  wiederholt  mit  Al- 
kohol von  38®  und  destillirt  die  alkoholischen  Flüssigkeiten  im 
Wasserbad.  Wenn  diese  hinlänglich  concentrirt  sind,  setzen  sie 
Krystalle  von  Strychnin  ab ;  man  reinigt  sie  durch  Umkrystallisiren 
oder  besser,  indem  man  die  Base  in  Nilrat  verwandelt,  das  Salz  kry- 
stalljsirt  nnd  das  Strychnin  durch  Ammoniak  fällt.  1  Kilogramm 
Nuz  vomica  giebt  nach  dieser  Vorschrifl  5  bis  6  Gramm  Strychnin. 

Henry  Sohn  hat  folgende  Methode  als  vort heilhafter  als  die  vori- 
gen in  Vorschlag  gebracht :  Man  pulverisirt  1  Kilogramm  Brechnuss 
entweder  im  Mörser  oder  durch  eine  Mühle,  nachdem  man  sie  mit 
Wasserdampf  erweicht  und  wieder  getrocknet  hat ,  behandelt  sie  im 
Wasserbad  mit  4  bis  5  Liter  Alkohol  von  32<^,  angesäuert  mit  40  bis 
50  Gramm  Schwefelsäure.     Man  setzt  hierauf  zu  den  alkoholischen 
Auszügen  gebrannten  Kalk  in  Ueberschuss ,  so  dass  die  Säure  ge- 
sättigt und  der  Farbstoff  gefällt  wird.    Man  giesst  die  Flüssigkeit  ab, 
wäscht  den  Niederschlag  mit  Alkohol ,  filtrirt  die  Flüssigkeiten  nöthi- 
genfalls  und  destillirt  sie  zusammen  in  einer  Blase.   Diese  Operation 
liefert  einen  gefärbten,   basischen  Rückstand,  den  man  durch  mit 
Schwefelsäure ,  Salzsflure  oder  Essigsäure  angesäuertes  Wasser  sät- 
tige;  die  so  erhaltene  Lösung  wird  filtrirt,  concentrirt  und  in  der 
Kalte  durch  einen  schwachen  Ueberschuss   von  Ammoniak  gefällt. 


Der  Niedertdbtog .  besteht  atis  einem. GenMüfs*  voiki Slrychni»  nui 
Brncin:  mao  digerirtikiiiin^  sohwactiein  Alk;eho4  (vonr.iH^  IL),  um 
dli6  Brncin  auszuziebeD;  bieraof:  l^st  man  das  >  zuraekgebliebene' 
SiFfcbnifi  in  sUfrkerem  (von  36^B.)  on^  koefaendem  AHcoblol  und  be^ 
handelt  die.  Flöesigkeit  mit  etwas  Bdnaebwarz ;  das  Slrfchain  krf^ 
staUisirt  beim  Erkalten. 

Wittstock  empfidilt  folgende  Methode :  Mai>;kbelit  dieBreehflusi^ 
mit  Alkohol  von  94  Proc. ,  decantbirt  die  FlĂĽssigkeit  und  trocknel 
den  Samen  i»  einem  Ofen;  er  Iflssl  sich  dsuiii  leicht > pul verisireiii. 
Haa^erscbdpft  dieses  Pulver  mit  Alkohol  und  Idestillirt  die  vf*reiftigte» 
PiQesigkeitea;  nach  binlKnglicbem  Verdampfen  settt  man  so  viel  ess^ 
saures  Blei  zu.»  dass  ein  Nfederseblag  entsteht.  Man  scheide!  da- 
durch den  Farbstoff,  die  Pflan^ensäurenf  und/dte  Fettsubetanz-  ab. 
Der  Niedei'sehlag  wird  auf  einem  Fiher  gut  gewaschen ;  die  filirirte. 
FlĂĽssigkeit  wird-bkrauf  abgedampft, .  bis  ihr  Gewicht  auf  ein  Drittel 
oder  ungeföhr  die  Hatfte  des  Gewichtes  der  Brechnüsse  gebracht  ist. 
Man  setzt  hierauf  Magnesia  zur  Flüssigkeit  und  Idsst  das  Gänse 
einige  Tage  steben ,  damit  das  Ăźrucin  Zeit  hat ,  sich  abzusetzen. 
Man  sammelt  den  Niederschlag  auf  Leinwand ,  drĂĽckt  aus ,  trocknet, 
bringt  ihn  in  Alkohol  von  8^  Proc. ,  um  die  Basen  zu  lösen  und  de-* 
stiUirl  die.  alkeholiscben  FlĂĽssigkeiten ;  das  Strycbnin  scheidet  sich 
dann  zuerst  ab,  während  das  Brucin  in  der  Mutterlauge  bleibt.  Dm 
das  rohe  Strychiiin  zu  reinigen,  sättigt  man  es  genau  mit  verdünnter 
Salpetersäure  und  concenirirt  die  Auflösung;  das  salpetersaure 
Strychuin  scheidet  sich  zuerst  in  Nadeln  ab,  das  salpetersaure 
Brucin  erst  später  in  grösseren  Krysiallen.  Die  letzte  Mutterlauge 
ist  gummös,  enthält  aber  noch  Base,  die  man  durch  abermalige 
Behandlung  mit  Magnesia,  Alkohol  etc.  auszieht.  Wenn  man  das 
Brucin  fiilll,  bleibt  stets  eine  ziemlich  grosse  Menge  in  Lösung^ 
welcbe  sich  erst  nacb  längerer  Zeit  in  krystaUiniscIien  Köroem  ab* 
scheidet. 

Nach  Wittstock  kann  1  Kilogramm  Brechnuss  nach  vorstebieiH 
dem  Verfahren  2  Gramm  salpetersaures  Strycbnin  und  2^^  Granuo 
sai  petersau  res  Brucin  liefern« 

S  2210.  Ma«  erhält  das  Strychuin  in  rectangulären  Oktaedern  ; 
diie  Winkel  an  der  Basis  sind  von  88<»  30'  und  91^  30'  (RegiiattU)« 
Zuweilen  bildet  esaueb  vierseitige  Prismea  mit  vierseitiger  pyranat« 
daler  Zuspitzung.     Es  Jst  färb*  und  gerucblos,  sehr  bitter  mit 


171 

serst  unangcnebniein  NaehgefichmacJu .  Es  ist  l^bt  IMkb  in- g»» 
wOhftliGheni  Alkolml,  aber  absi4iihMr  löst  es-  fast  gar  nicbl. .  Bsjsl 
unaoflOslich  in  reinem  Aethen  Obgleich  der >Gesehinack  .sehr  int«isir 
18t)  IaI  es  fast  uHaoRoslich'  in  Wassm*;  1  Tb.  erfordert .6667  Th.- 
Wassrf'  bei  einer  TetnperMur  ve»  10^  zw*  Auftötiing  und  25ttO.Th.' 
kochendes  Wasser;  eine  kalt  bereitete  und  demnach  nichl  Vecoo' 
ihres  GewrclAes  Stvyefaiiin  entbaltende  AuflOsiing  kann « jedoch  mit 
ihrem  liuoderifachen  Votiin)  Wasser  venHlnnt  werden  i»d  bebftitnoch 
einen  sehr  deutlicben  (iesciHDaek.  Die  flüchtigen. Oele  lösen  das 
Sirycbnin  leirhl  a«f,  dir  ff  UBn  aber  nicht  in  bemerkbarer  Menge; 
Die  atxenifon  Alkdien  -Idsen  es  nicht  anf . 

In  alkolielistther  Auflilsofig  lenkt  das  Stryebain  *>  die  Pelari-^ 
sationsebene  des  Lichtt»  stark  nach  Knks;  [a],.  »«.  .^^  132^07.  Die» 
Gegenwart  von  Sftnren  ändert  das  Drebnngsver mögen  bedeotenö-abti 

Das  StrycbiMn  emtbait : 

Liebig,  Regnautt. 


Kobleostoff 

75,54     75,27 

75,27        74,66 

74,95 

74,60     74,81 

Wasscratuff 

6,67      6,73 

6,70          6,86 

6,69 

6,89      6,84 

Stickstoff 

5,84 

8,4* 

8,46 

8,35       8,50 

Saocntoff 

»>            >» 

i>               11 

"    . 

1»            1» 

Gerhardt, 

NiokoUon  u. 

AbeL 

Bereclioet. 

Kohlenstoff 

75,66 

75,35     75^34 

"75,45 

75,44 

Wasserstoff 

6,83 

6,85      6,76 

6,65 

6,58 

Stickstoff 

8,10 

8,52      8,81 

i> 

8,38 

Sauerstoff 

11 

>>           »1 

»1 

9,60 

100,00. 

CitĂĽgf  Grade  ĂĽber  300^  erhitz!  I^ngt  das  Strycbnin  schon  ail' 
sich  zu  verkohlen. 

la  reinem  Zustande  färbt  sich  das  Slrycbnin  durch  Salpeter^ 
saore .  nicht  wie  das  Brucin  roth«  Wenn  die  Saure  Concentrin  ist, 
oiiNint  es  nur  eine  gelbe  Färbung  an«.  Wenn  man  es  mit  concentrir^ 
terSalpetersäure  schwach  erhilzU  soentwickeln  sich  keine  saipetrig- 
sauren  Dämpfe,  sondern  man  erhält  eine  gelblich  braune,  welche 
nach  dein  Erkalten  eine  salbenartige  Masse  bildet;  in  Wasser  ge- 
gpssen  verwandelt  sie  sich  in  ein  Gerinnsel ,  welches  ganz  die  Farbe 
des  Chromgelb  hat«    Diese  Substanz  schmilzt  in  siedendem  Wasser 


1)  Boacbardat,  Aoa.  de  Cbim.  et  de  Pkys.  [3]  IX.  328. 


172 

zu  einem  gelblich  braunen  Harz ,  welches  sich  endlich  auflöst ;  heim 
Erkalten  setzt  es  diel.08ung  in  gelben,  glänzenden,  krystallinischen 
Warzen  ab.  Es  löst  sich  auch  sehr  leicht  in  siedendem  Alkotiol. 
Kali  bräunt  die  Auflösung.  Wenn  man  die  Substanz  in  trocknend 
Zustand  erhitzt,  so  zersetzt  sie  sich  mit  Heftigkeit  unter  Explosion. 
(Gerhardt.) 

Nach  Nicholson  und  Abel  verwandelt  concentrirte  Salpetersflure 
das  Slrychnin  in  salpetersaures  Nitrostryrhnin« 

Folgende  Reaction  ist  charakteristisch  fĂĽr  das  Slrychnin  ^). 
Wenn  man  es  mit  einigen  kleinen  Antheilen  von  braunem  Bleihyper- 
oxyd ^nd  sehr  concentrirter  Schwefelsflure  zusammenreibt,  färbt  es 
sich  blau  mit  raschem  Uebergang  in  Violett,  dann  allmJllig  in  Roth 
und  hierauf  nach  einigen  Stunden  in  Zeisiggrün.  Die  violelle  Färbung, 
die  übrigens  ziemlich  vorübergehend  ist,  erhält  man  gleichfalls,  wenn 
man  statt  Bleibyperoxyd  sich  einiger  anderer  Oxydationsmittel  bedient, 
wie  Braunstein,  doppeltchromsaures  Kali,  Ferridcyankalium  etc. 
Wasser  zerstört  uie  violette  Färbung ,  indem  es  dieselbe  in  Roth 
und  dann  in  Gelb  ĂĽberfĂĽhrt. 

Wenn  man  Strychnin  mit  einem  schwachen  Ueberschuss  von 
verdünnter  Schwefelsäure  kocht,  der  man  allmälig  Bleihyperoxyd  zu- 
setzt ,  verwandelt  es  sich  in  eine  in  Alkohol  und  kochendem  Wasser 
wenig,  wohl  aber  in  Aelher  und  Alkalien  lösliche  Sgbstanz,  mit  de- 
nen es  Salze  zu  bilden  scheint. 

Wenn  man  das  Strychnin  mit  einem  Gemenge  von  chlorsaurem 
Kali  und  Schwefelsäure  behandelt,  so  entsteht  nach  Rousseau >)  eine 
eigentliümliche  Säure  {Stryckninsaure),  Rousseau  mengt  3  Tb. 
Strychnin  mit  einem  Tbeil  chlorsauren  Kali  nebst  etwas  Wasser  und 
bildet  einen  Teig  daraus ;  hierauf  setzt  er  einige  Tropfen  concentrir- 
ter Schwefelsäure  zu  und  erhitzt  das  Gemenge.  Es  entsteht  eine  sehr 
lebhafte  Reaction.  Man  löst  hierauf  die  ruthe  Nasse  in  8  l)is  10  Th. 
Wasser  und  kocht  einige  Minuten.  Wenn  die  Einwirkung  nicht  voll- 
ständig war,  scheidet  sich  beim  Erkalten  Strychnin  oder  schwefel- 


1)  E.  Marc  band,  Jouro.  de  Pharm.  [3]  IV,  200.  —  Lefort,  Berue  seien- 
iif.  XVI.  355.  —  Herzog,  Archiv  d.  Pharm.  XLIV.  172.  —  Otto,  Journ. f.  prakt. 
Cbem.  XXXVIII.  511.  —  Mack,  Repert.  f.  Pharm.  [3]  XLll.  64.  —  W.  Davy, 
Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXXVIII.  403. 

2)  Rouaseaa,  Joam.  de  Chim.  mMie.  [2]  X.  1 . 


173 

saures  Strychnin  ab.  Mao  filtrirl  die  Flassigkeit  und  dampft  sie  bis 
siir  Salzhaut  ab.  -  Die  neue  Säure  scheidet  sich  hierauf  in  geflSrbten 
Krystalien  ab,  welche  man  mit  Alkohol  abwäscht.  In  reinem  Zustand 
erscheint  sie  in  dOnnen,  farblosen  Nadeln  von  bittersaurem  Geschmack, 
leicht  löslich  in  Wasser,  wenig  löslich  in  Alkohol.  .  Sie  verflüchligt 
sich  nicht  ohne  Zersetzung  und  giebt  mit  mehreren  Basen  krystalii- 
sirbare  Salze  ^). 

Das  Chlor  zeigt  auf  Strycimin  eine  Reaction^  welche  als  Ent- 
deckungsmittel fĂĽr  dasselbe  benutzt  werden  kann.  Sobald  eine  Blase 
Chlor  in  eine  selbst  sehr  verdĂĽnnte  StrychninlOsung  kommt ,  wird 
die  FlĂĽssigkeit  sauer  und  es  entsteht  eine  weisse  Wolke^  welche  sich 
allmäJig  in  der  ganzen  Flüssigkeit  ausbreitet.  Der  weisse ,  unauf- 
lösliche Körper,  der  sich  dabei  bildet,  scheint  aus  Dreifachchlor- 
slrycbnin  zu  bestehen  {%  2213).  Man  erhält  auch  unter  diesen  Um- 
ständen eine  gechlorte  Basis,  löslich  in  Säuren  (g  2212). 

Brom  verhält  sich  so  ziemlich  ebenso  wie  Chlor. 

Jod  greift  das  Strychnin  an  und  bildet  damit  eine  eigenlhĂĽm- 
licbe  Verbindung. 

Langsam  mit  festem  Kalihydral  erhitzt,  liefert  das  Strychnin 
eine  rothe  Hasse,  theilweise  in  kochendem  Wasser  löslich.  Wenn 
man  die  alkalische  Lösung  mit  einer  Säure  sättigt,  so  entwickelt  sich 
«A  fauliger  Geruch  und  es  schlagen  sich  reichliche  gelbe  Flocken 
nieder.  Diese  Flocken  scheinen  aus  einer  eigenthümlichen  Säure  zu 
besteben;  sie  sind  unauflöslich  in  Wasser,  kaltem  Alkohol  und 
Aether,  auflöslich  aber  in  siedendem  Alkohol;  die  alkoholische  Auf- 
lösung röthet  sich  allmälig  bei  der  Berührung  mit  Luft. 

Mit  Kalihydral  geschmolzen  verkohlt  sich  das  Strychnin  unter 
Bildung  einer  kleinen  Menge  ChinoleYn. 

Das  Strychnin  ist  äusserst  giftig ,  selbst  in  kleiner  Gabe  in  den 
Magen  oder  das  Blut  gebracht,  bewirkt  es  Starrkrampf  mit  rasch  fol- 
gendem Tode. 


1)  Das  strychniDsaDre  Kali  fallt  nieder,  wenn  man  den  Alkohol,  der  zum 
Waschen  der  S&orekrjBtalle  gedient  halte ,  mit  Kali  sättigt ;  ea  krystalliairt  in  Pris- 
men aus  der  wassrigen  Aunösong. 

Das  atrycbninsaure  Kopfer  bildet  rhomboidische  Prismen  von  grĂĽner  Farbe. 

Das  atrychniosaore  Eisenoiyd  ist  eine  rotbe ,  zerfliessliche  Masse. 


174 

: Elfte  Thee-  odrr  fialta^reiiDfustonzar  rechten. Zeit  gettomnieo 
Hl  als  das  beste  Gegi^Hmitl«!  fOr  Strychnio,  weil  die  Gerbsflure  die- 
6er  SnJftsUnzen  mit  dieser  Base  eine  schwer  iOsltdlevVerliindiinglMi- 
del.  Man  benfttzt  das  SCrjchnin  in  In^en  z«n*.fiereitnBg  der  vergiile- 
teo  Ridderzirr' Vertilgung  wilder  Thiere.  Die  Aerste  beKĂĽlzen  es  nit 
Erfolg  in  sehr  ikleiner  Gabe  bei  B«baRdluDg  gewitäerLühniungeti  und 
Ortlicher  Atrophieen.  ^ 

%  2211.  Die  Satze  des  Slrychnin,  —  Die  Säuren,  selbst  ilie 
schwachen,  lOtsen  das  Slrychnin  leicht >und  bilden  damit  Salze,  die 
grossentbeils  krystaliisirbar  sind ,  von  sehr  bitterem  Geschmack. 

Die  Auflösung  dieser  Salze  wird  durch  Chlor  getrübt  und  gleich- 
falls durch  Galläpfelau^ttss  gefiillt. 

Wenn  man  Soiiwefelcyankalknn  zu  einem  Strychoinsalz  setzt, 
ao  entsteht  ein  kryslallinischer  Niederschlag,  wenn  die  FLässigkeiten 
nicht  allzu  verdünnt. sind.  Ein  geringer  üeberschuss  von  Weinsäure 
zu  der  concenLrirten  Lösung  eines  Strychninsalzes ,  hierauf  zweifach 
kohlensaures  Alkali  ^)zugetezt,  bildet  sich  sogleich  ein  pulveriger  Nie- 
derschlag; wenn  die  FlĂĽssigkeiten  etwas  verdĂĽnnt  sind,  setzt  sich  das 
Strychnin  erst  nach  einer  gewissen  Zeit  in  kryslallisirtem  Zustand  ab.  ^ 

Eine  grosso  Zahl  von  Slrychninsalzen  wurden  von  Nicholson  und 
Abel  beschrieben. 

Das  fluorwasserstoffsaure  Strychnin  ^) ,  C43  Hja  Ng  O4 , 4  HF  -[" 
4  Aq.  —  Das  Slrychnin  löst  sich  in  der  Wärme  leicht  in  massig  ver- 
dünnter PUiorwasserslofifsäure ;  die  Auflösung  abgedampft  setzt  beim 
Erkalten  rhomboYdische ,  concentrisch  gruppirte,  oft  l'/s  Zoll  lange 
Prismen  ab.  Man  legt  das  Salz  unter  eine  Glocke  neben  Aetzkalk, 
um  die  überschüssige  Sdure  zu  absorbiren.  Es  ist  sehr  leicht  löslich 
in  heissem  Wasser,  noch  leichter  in  siedendem  Alkohol;  die  Lösnng 
zeigt  eine  saure  Reaction.  In  Aelher  ist  es  unlöslich.  Die  Krystalle 
verlieren  ĂĽber  Schwefelsaure  3  Atome  Wasser ;  das  vierte  Atom  Was- 
ser  enlwVkell  sich  bei  100*.  Das  Salz  zer^^etzt  sich  bei  einer  Tem- 
peratur,  welche  150^  ĂĽbersteigt. 

Das  Fluorktesektrychnin.  —  Das  Strychnin  löst  sich  leicht  io 
Fluorkieselsäure,  bildet  aber  nur  Ouor wasserstoffsaures  Strychnin» 
während  Kieselsäure  frei  wird.  (Elderhorst.) 


1)  OppermanD,  Campt,  reod.  de  l'Acad.  XXI.- Sil. 

2)  Eidertiorst,  Aon.  der  €liein.  n.  Pbarm.  LXXIV.  T?. 


175 

*Va&'€klarwBS9ersiafftaure'Siryohnin^  X42  H99  N^O«,  HCl  -j- 
S  Aq..^Jcr78t&llisirl  ioisebr  .platArn,  in  Warztti  gruppirten  Nadeiii, 
oder  Prismea.  Es  enlhsrit<3  Atome  Wai84>rt).«»'6,79  Pruc.  (7,93 
bis  7,02  Proc,  Nich.  u.  Abel),  tdie  esbei  106<^  verliert,  wieanehiini 
Vacumn  tlbenSehivefelstore.  Es* ist  iiiiliffereol  gegen  PilanEenfarben 
iMud  ieiehiĂźr.in  Wasser  tositeh  als  das  scbwefelBaitre  Strjcbntn. 

Die  wässrige  Auflösung  des  chlorwasserstoffsauren  Slrycbnin 
kehrt  die  Rolarisatifmsebeoe  des  Lichts  nach  links;  [a]r «»  —  28^ 
18.  (Bouchanlat) 

Das  eklarplatmsaure  Sirychnin,  C^^U^ifi^O^^ECU  PtCl,. — 
PlatineUorid  bswiiit  in  der  Auflösung  des  chlorwasserstoffsauren 
Slrycbnin  einen  bellgelben  Niederschlag,  fast  unauflöslich  in  Wasser 
WBÖ  Aether , '^enig  löslich  in  ach  wachem,  kechendem  Alkohol.  Der 
liiedersehlag  enÜiäU: 

Liebig.  Gerhardt.  u,  AbĂźL  Berechnet. 

.KoJhleoBUnr       .„        ,,  47,43    47^34        46,64    46,72        46,65 

Wuamtoff        „        „  4,56      4,50  4,51      4,38    .     4,26 

Platio  17,17    18,1  17,85         „  18,09     18,25         18,26. 

Das  chhrpalladnmuaure Stryeknin^  Gki^^%^2^i^  HCl,  PdCl 
bildet  braune  Flocken,  welche  man  erbttlt^  wenn  man  Chlorpalla- 
dioHi  zo  einer  AuOOsung  von  chlorwasserstoffsaurem  Slrycbnin  setzt. 
Es  ist  atf flöslich  in  Wasser  und  Alkohol ;  es  krystallisirt  beim  Erkal- 
ten einer  siedenden  Auflösung  in  dunkelbraunen  Nadeln.  Es  lässt 
sieh  bei  100^  trooknen,  ohne  sich  zu  zersetzen. 

'Das  chlorgoldsaure  Stryeknm,  C42  H^s  N^  O4,  HCl,  AuClg 
ist  ein  hellgelber ,  voluminöser  Niederschlag ,  welcher  entsteht  durch 
Zusatz  Ton  Goldchlortd  zu  chlorwasserstoflsaurem  Stryclinin.  Man 
reiitigt  es  durch  rasches  Auswaschen  mit  kaltem  Wasser  und  Krystal- 
täsation  aus  Alkohol,  welcher  es  in  bellorangegelben  Krystallen  ab- 
scheidet. Siedendes  Wasser  zersetzt  es  unter  Abscheidtnig  von  roe- 
talliscbem  Gold. 

Das  cAl&rquecfcsilbersaure  Sifyeknin.  Quecksilberchlorid  ver- 
bindet sieb  mit  Strychnio ,  chlorwasserstoffsaorem  und  schwefelsau- 
rem Strychnin. 


1)  Ich  erhielt  einmal  Nadeln  mit  4,84  Proc.  »b  2  Atome  Krystallwasser ,  die 
erat  bei  ISO«»  entwickallen. 


176 

a.  C4S  Hss  N3O4,  2  Hg  CK  Weon  man  aberschĂĽssiges  Queck- 
silberchlorid zu  einer  Auflösung  von  Chinin  in  schwachem  Alkohol 
setzt,  entsteht  sogleich  ein  weisser,  krystallinischer  Niederschlag, 
unlöslich  in  Wasser,  Alkohol  und  Aether. 

ß.  C|s  H33  N,  O4 ,  H  Cl ,  2  Hg  Cl  erhalt  man  durch  Auflösung 
der  vorhergehenden  Verbindung  in  Salzsäure  oder  durch  Zusatz  von 
Quecksilberchlorid  zu  einer  Auflösung  von  chlorwasserstoflsaurem 
Strycbnin.  Es  ist  wenig  in  Wasser  auflöslich,  leicht  aber  in  Alkohol 
und  kryslallisirt  beim  Erkalten  der  siedenden  Auflösung. 

y.  2C42H2SN3O49  SaOe,2HO,  4HgCl,  eine  verworren  kry- 
stalljsirte  Masse ,  welche  man  erhält,  wenn  man  die  Verbindung  ce 
in  Schwefelsäure  auflöst« 

Das  chlorsaure  Stf*ychnin  erhält  man  durch  Sättigung  des 
Strycbnin  mit  verdünnter  Chlorsäure.  Die  Auflösung  färbt  sich  beiai 
Erhitzen  und  das  Salz  krystallisirt  in  dĂĽnnen  kurzen  Prismen;  wenn 
sie  concentrirt  ist,  gesteht  sie  beim  Erkalten  in  Wasser. 

Das  übercklorsaure  Strychrän  ^)  y  C43  Hj^  N9  O4 ,  Gl  H  Og  -f- 
2  Aq. ,  kleine,  glänzende  Prismen,  wenig  löslich  in  kaltem  Wasser, 
weit  leichter  in  Alkohol.  Das  an  der  Luft  getrocknete  Salz  verliert 
bei  170»  3,8  Proc.  Wasser. 

.  Das  bromwasserstoffiaure  Strychnin ,  C^fiĂĽ^^giO^^  HBr  ist 
ein  krystallisirtes ,  in  Wasser  lösliches  Salz,  welches  man  durch 
Auflösen  von  Strycbnin  in  ßromwasserstoffsäure  erhält.  Es  verliert 
im  Vacuum  sein  Krystallwasser. 

Das  Jodwasserstoffsatire  Stryehnin^  C4S  H2S  Nj  O4,  Hl  erbtit 
man  in  prismatischen  Nadeln ,  wenn  man  Strycbnin  in  der  Wärme  in 
verdünnter  Jodwasserstoffsäure  auflöst.  Man  muss  den  Ueberschuss 
der  Säure  schnell  durch  Waschen  beseitigen ,  um  die  Bildung  von 
secundären  Producten  zu  vermeiden.  Es  ist  eines  der  am  wenigsten 
in  Wasser  löblichen  Salze;  in  Alkohol  ist  es  weit  leichter  löslich; 
seine  Auflösung  rölbet  Lackmus  nicht. 

Das  jodsaure  Stn/cknm.  —  Man  erhitzt  eine  Auflösung  von 
Jodsäure  mit  Strycbnin  massig.  Die  Flüssigkeit  färbt  sich  weinroth ; 
diese  Auflösung  concentrirt ,  ßltrirt  und  an  einen  trocknen  Ort  ge- 
stellt, giebt  lange,  durchsichtige  Nadeln,  zu  BĂĽndeln  vereinigt  und 
oberflächlich  rosenroth  gefeirbt.     Man  entfärbt  sie,  mdem  maasie 


1)  Bödecker  j. ,  Add.  der  Ghem.  u.  Pbarm.  LXXI.  62. 


vn 

^mt  eioeoi  Filter  mk  daltom  Was9«r  wffselil.  Die  Kry^ttUe  «ind  sebr 
leicht  löslich  in  Wasser  uod  ^epseiMn-^iGbrptotzlicb  in  der  Wärm«« 

Weim  man  Jodsäare  su  einer  Auflösung  von  jodwaesersloffsau- 
mn  SirychniB  seilt ,  so  enlstebt  ein  brauner  Niederschlaiif  von  Jod- 
HrycbnMi  und  freiem  Jim).  Dieselbe  Reaction  beobachtet  man  hei 
Zueati  einer  freien  Sftare  zu  einem  Gemenge  von  J^KtsCrychnin  und 
jodwasserstoSMiureoi  Strychnin  (Pelletier). 

üeberjodsaures  Strycknm  i).  —  Wenn  man  Strychnin  un- 
mittelbar mit  Ueberjodsäure  behandelt^  oder  vorher  in  Alkohol  auf- 
löst, so  Kefert  es  im  Vaeoum  vohiminöse  Krystalle.  Diese  sind 
seAseeitige  Prismen,  mit  vier-seitigen  Pyramiden  zngespilzt;  sie 
sind  ziemlich  leicht  löslich  in  Wasser  und  Alkokol.  Sie  zersetzen 
sieh  durch  Erhitzen  ohne  Explosion. 

Dm  sckwefelwasserstoffiaure  Strycknm.  —  Wenn  man  Schwe- 
felwasserstoff zu  Strychnin  leitet,  «velclies  in  Wasser  zertheiit  ist,  so 
erhalt  man  eine  sehr  bittere  Auflösung ,  welche  beim  Abdampfen  alle 
ihre  Saure  verliert,  unter  Zuröcklassung  von  reinem  Strychnin. 

Sekwefelsmires  Strychnin.  —  Man  kennt  mehrere  derselben  : 

a.  Das  NeutnaUalz,  2 €4,  Ha,  N^  O4,  S,  0,,  2H0  -f  14 Aq. 
erhält  man  in  kleinen  rectangulären  Prismen,  in  weniger  als  10  Th. 
kaltem  Wasser  löslieh ,  leichter  löslich  in  der  Warme  und  äusserst 
kitler.  Es  enthalt  11  Atome  Wasser  ~  11,1  Proc.  (13,08  Proc, 
Regoault),  die  es  beim  Trocknen  in  der  Wärme  oder  im  Vacuum 
Teiiiert,  e&  schmilzt  zuerst  in  seinem  Ki7Stallwasser,  dann  wird  es 
nadi  Anstreihen  desselben  wieder  fest. 

Die  wassrige  Auflösung  des  schwefelsauren  Strychnin  lenkt  die 
Polarisationsebene  des  Lichtes  nach  links  ab;  [a]r  »»  —  25^58 
(BooehardM). 

^  Ăź.  Das  sattre  schwefekaure  Stnfcknm,  C43H31N9O4,  S^Oev 
B HO  entsteht,  wenn  man  verdĂĽnnte  Schwefelsaure  zum  vorhergehen- 
den Salz  setzt.  Es  krystallisirt  in  langen,  dannen  Nadeln  von  stark 
sturer  Reaction. 

/.  Wenn  man  das  Strychnin  mit  schwefelsaurem  Kupfer  kocht, 
se  ftHt  es  einen  Theil  des  Kupferoiyds  und  es  entsteht  ein  Salz, 
welches  sich  beim  Verdunsten  in  langen  grĂĽnen  Nadeln  abscheidet. 


1)  Laoglots,  Ann.  de  Chim.  et  de  Pbyt.  [3]  XXXIV.  277. 
GerkardI,  Chemie.  IV.  12 


Sie  bestehen  wahrscheinlich  aus  einem  Doppelsais  von  schwefelsau- 
rem  Strychnin  und  schwefelsaurem  Kupfer. 

Das  ckramsaure  Sirt/chnm^  2  C4,  H,,  N9  0« ,  2  Cr,  0, ,  2  HO  ist 
ein  brflunlichgelber  Niederschlag ,  den  man  erhfih,  wenn  man  eine 
Auflösung  von  neutralem  chrorosaurem  Kali  zu  chlorwasserstoff- 
saurem Strjxbnin  setzt;  es  lOst  sich  in  kochendem  Wasser  und 
scheidet  sich  beim  Erkalten  in  schonen  orangegelben  Nadeln  ab, 
wenig  löslich  in  Wasser  und  Alkohol^  indifferent  gegen  Reageni- 
papier. 

Es  giebt  auch  ein  zweifach  ckromsatires  Strychixn. 

Das  salpetersaure  Strychnin^  €43  Hss  N^  O4,  NHO«  erhxli  man, 
indem  man  verdĂĽnnte  Salpetersflure  mit  Strychnin  sflttigt.  Es  kry- 
stallisirt  in  Nadeln,  die  in  BĂĽndel  vereinigt  sind.  Es  ist  weit  leicfaCer 
in  heissem ,  als  in  kaltem  Wasser  löslich ;  Alkohol  löst  es  sehr  we- 
nig, Aether  löst  es  gar  nicht.  Einige  Grade  über  100^  erhitzt,  wird 
es  gelb,  biflfat  sich  auf  und  explodirt  schwach  mit  Ilinterlassong 
eines  kohligen  RĂĽckstandes. 

Die  wflssrige  Auflösung  des  salpetersauren  Strychnin  lenkt  die 
Polarisationsebene  des  Lichtes  nach  links;  [a]r  «s  — 29^,25 
(Bouchardat). 

Wenn  man  das  Strychnin  mit  concentrirter  Salpetersflure  be- 
handelt, ftlrbt  sich  die  Auflösung  in  der  Wflrme  gelb  und  giebl  ein 
salpetersaures  Nitrostrychnin  t)  (Nicholson  u.  Abel). 

Das  salpetersaure  Strychninsilber ,  C42  B^^  ^%0^^  NO«  Ag  ist 
ein  kryslallinischer  Niederschlag,  den  man  erhält,  wenn  man  alko- 
holische Auflösungen  von  Strychnin  und  salpeter^aurem  Silber  mischt 
(Regnault). 

Das  phosphorsaure  Strychnin^),   Man  kennt  deren  zwei« 

a.  C49  Hsa  Ng  O4 ,  POg  Hs  -f-  ^  Aq.  Dieses  Salz  erhflit  man 
leicht ,  indem  man  eine  massig  verdünnte  Slrychninlösung  mit  drei- 
basischer Phosphorsfiure  bei  gelinder  Wflrme  erhitzt.  Es  setzt  sich 
beim  Erkalten  in  langen ,  strahligen  Nadeln  ab ,  an  den  Enden  ab- 
gestumpft und^  oft  V,  Zoll  lang,  selbst  wenn  man  mit  sehr  kleinen 
Mengen  arbeilet.     Die  Krystalle  rötben  Lackmus   und   theilen 


1)  Vgl.  anch  S.  158. 

2)  Anderaeo,  The  Quart.  Journ.  of  the  Chem.  Soc. ,  No.  1,  Aug.  tStS 
S.  65  uad  Ann.  der  Cbem.  u.  Pharm.  LXVI.  58. 


179 

aa88erordentliche  Bitterkeit  mit  allen  Strychninsal7i*a.  Sie  lOsen 
sich  in  ilirein  fĂĽnf-  oder  secbsfachen  Gewichte  kaltem  Wasser  und 
noch  leichter  in  der  Wärme.  Sie  entwickeln  bei  126<^  7,95  Proe.  — > 
4  Atome  Wasser. 

Ăź.  2  C4t  Has  N,  O4,  PO^  H,  4-  18  Aq.  Wenn  man  eine  Auf- 
lösung des  vorigen  Salzes  mit  Strychnin  in  feinem  Pulver  digerirt, 
so  entsteht  ein  Salz  mit  2  Atomen  Strychnin^  welches  beim  Erkalten 
der  Auflosung  krystallisirt.  Um  es  jedoch  rein  zu  erbalten ,  ist  eine 
ziemlich  lange  Digestion  nothwendig  und  man  muss  das  Product  zwei- 
oder  dreimal  umkrystallisiren ;  das  neue  Salz  scheidet  sich ,  weil  es 
schwerer  löslich  als  das  vorhergehende  ist,  zuerst  in  rectangulären, 
ziemlicb  voluminösen ,  sehr  dünnen ,  irisirenden  Tafeln  ab. 

Das  croconsaure  Strychnin  bildet  gelbe  Krystalle. 

Das  kohlensatire  Strychnm  enisiehi  y  wie  man  angiebt,  wenn 
man  ein  anderes  Strychninsalz  durch  kohlensaures  Alkali  nieder- 
schlägt. Es  bildet  weisse  Flocken ,  welche  sich  in  mit  Kohlensäure 
gesättigtem  Wasser  auflösen  und  eine  Flüssigkeit  bilden ,  die  an  der 
Luft  krystallinische  Körner  bildet. 

Oxalsaures  Strychnin.  —  Man  kennt  deren  zwei : 
a.  Das  Neuiralsalzy  2C49  H39  N^  O4,  C4  0«,  2  BO  ist  sehr 
leicht  löslich  in  Wasser ,  indifferent  gegen  Reagenzpapier  und  wird 
erhalten ,  wenn  man  Oxalsäure  mit  Strychnin  sättigt. 

ft.  Das  saure  Oxalsäure  Strychnin^  C4S  H^s  Ns  O4  >  C4  0« ,  2  HO 
ist  ein  sauer  reagirendes,  krystallisirbares  Salz,  welches  durch  Zu- 
satz von  überschüssiger  Oxalsäure  zum  vorigen  entsteht. 

Das  cyanwasserstoffiaure  Strychnin.  —  Das  Strychnin  löst 
sich  leicht  in  wässrigerCyan wasserstoffsäure,  aber  sämmtliclie  Säure 
entweicht  beim  Abdampfen  der  Auflösung. 

Die  Cyaneisenverbin^/ungen  des  StYychmn^).  Es  sind  drei 
Verbindungen  des  Strychnin  mit  Cyaneisen  und  Cyanwasserstoffsäure 
bekannt. 

a.  4  C4,  H22  Ns  O4,  4  CyH,  2Cy  Fe  -}-  16  Aq.  Die  Zusam- 
inensetzung  dieses  Salzes  entspricht  der  des  gelben  Ferrocyankalium. 
Mao  erhält  es,  wenn  man  kalt  gesättigte  Auflösungen  von  Ferro- 
cyankalium und  einem  Strychninsalz  mischt ;    es  entsteht  sogleich 


1)  Brand  18,  Aoo.  der  Chem«  u.  Pharm.  LXVl.  2tt7. 

12* 


1» 

räi  reiciilicher  Niederschlaf  aus  fasi  farblosen  Nadeln.  Es  ist  bei 
diesem  Verfahren  wichlig ,  dass  das  StrychaiDsaiz  keine  freie  Sture 
«Dthahe ;  denn  diese  könnte  das  Sals  zum  Theil  sersetsen. 

Wenn  man  verdttnntere  Auflösungen  anwendet,  kann  mai^  dts 
ferrocyanwasserstoffsaure  Strycbnin  in  Krystallen  von  einem  halben 
oder  selbst  einem  ganzen  Zoll  l^änge  erhalten.  Es  sind  reclnngulxre 
Prismen  mit  schiefer  Endfläche  von  sehr  hell  gelber  Farbe.  In  der 
Kalte  ist  dieses  Salz  sehr  wenig  löslich  in  Wasser ;  Alkohol  löst  es 
auf;  in  der'Wfirme  lösen  es  beide  leichter  auf.  Es  ist  sehr  hygro- 
skopisch. 

Gegen  100^  verlier!  dieses  nur  einen  Theil  seines  Wassers, 
d.  h.  6,12  Proc.  >=^  12  Aq.  nach  der  obigen  Formel. 

Es  giebt  mit  den  Eisen- >  Blei-  und  Kupfersalzen  die  charakte- 
ristischen Reactionen  der  Ferrocyansalze. 

Wenn  man  es  in  warmem  Wasser  auflöst  oder  seine  kalt  gesät- 
tigte Lösung  zum  Kochen  erhitzt,  so  nimmt  die  Flüssigkeit  eine 
dunkle  Farbe  an  und  freies  Slrychnin  nebst  Krystallen  von  ferrocyay- 
wassersloffsaurem  Strychnin  scheiden  sich  ab  (Salz  /). 

Ăź.  C|a  Hsa  N,  O4 ,  2  Cy  H,  2  Cy  Fe  -|-  5  Aq.  Wenn  man  eine  alko- 
holische Auflösung  von  Slrychnin  mit  einer  alkoholischen  Auflösung  von 
Ferrocyanwasserstoflsäure  bis  zur  schwach  sauren  Reaction  versetzt, 
so  entsteht  ein  weisser,  pulveriger,  nicht  krystaliinischer  Nieder- 
schlag. Dieses  Salz  ist  sehr  hygrometrisch ,  fast  unlöslich  in  Wasser 
und  Alkohol,  aber  es  besitzt  demungeachtel  eine  stark  saure  Re- 
action. Es  verliert  bei  100<>  2  Atome  =  3,22  Proc.  Wasser.  Es 
entsieht  auch  durch  Zusammentrefi'en  des  Salzes  y  mit  Ferrocyan- 
wasserstoffsaure. 

Wenn  man  diese  weisse  Substanz  in  schwache  Kalilauge  trflgt 
bis  zurNeutralisalion,  so  verwandelt  sie  sich  in  eine  flockige,  gleich- 
falls weisse  Substanz^  die  auch  unter  dem  Mikroskop  keine  Spur  von 
Krystallisation  zeigt.  Auf  einem  Filter  gesammelt,  blflut  sie  sich 
bald  bei  Zutritt  der  Lufl.  Wenn  man  hieraur  dieses  Product  mit 
Alkohol  behandelt,  findet  man  es  bestehend  aus  blauen  amorphen 
Massen  und  farblosen  Nadeln ,  die  alle  Eigenschaften  des  Salzes  a 
haben ;  die  filtrirte  FlĂĽssigkeit  giebt  mit  Alkohol  einen  Niederschlag 
von  Ferrocyankalium  und  die  Auflösung  scheidet  beim  Abdampfen 
Krystalle  vom  Salze  y  ab,  gemengt  mit  freiem  Strychnin.     Die  Wir- 


181 

kvog  ist  schneller ,  wenn  man  das  Kali  in  der  Wärme  wirken  Iflsst, 
aber  flinii  erhält  dieselben  Producte. 

y.  3C43H3sNs04,3CyB,3Cyfe4-12A9.  Diesee Sals,  dessen 
ZtMBMmenseUung  der  des  roHhen  Perridcyanlialiiiiii  eatspricht,  ent- 
steht, wenn  man  das  letztere  mic  einem  Stryehninsah  susammen» 
bringt.  Man  kann  ohne  Nacblheii  beim  Sieden  gesMtigte  AoflOsim- 
gen  anwenden.  Man  erhalt  es  auch  durch  Kochen  von  BerKnerblau 
mit  Strychoin*  Die  Krystalle  des  Salzes  sind  im  AMgemeinen  klein 
und  zeichnen  sich  aus  dureh  ihre  scbiUie  Gol4farbe  und  lebhaften 
Glanz.  Sie  zeigen  ĂĽbrigeas  viel  Analogie  mit  dem  Salze  a  rackr 
sichtlich  «ler  LOslichkeit  und  der  hygroskopischen  Eügenschallen. 

Deber  136i^  zersetzt  sich  das  Salz;  bei  180  oder  200  wird  es 
ganz  schwarz.  Durch  verllngertes  Kochen  zersetzt  sich  seine  Auf- 
lösung zum  Theil  unter  Entwicklung  von  Cyanwasserstofibäiure,  wah- 
rend zugleich  Eisenozyd  und  Strychnin  oiederffllit.  ^ 

Mit  den  Eisenoxyd^ilsalzen  giebt  die  Auflösung  des  ferridcyan- 
wasserstoffsauren  Strychnin  gewöhnliches  Berlinerblau;  mit  den 
Eisenozydsalzen  scheint  es  sich  jedoch  anders  zu  verhalten  wie 
Perridcyankalium ,,  es  bildet  mit  denselben  sogleich  eine  dunkelblaue 
FlĂĽssigkeit,  welche  nach  einiger  Zeit  Flocken  von  Berlinerblau  ab- 
selzl. 

Kali  und  Ammoniak  zersetzen  die  Auflösung  des  ferridcyan- 
wassersloffsauren  Strychnins,  indem  sie  Strychnin  in  Freiheit  setzen. 

Cyanqueefmlbersaure  Strychninsalze.  —  Man  kennt  eine 
Verbindung  von  Strychnin  und  Cyanquecksilber,  so  wie  auch  zwei 
andere  Terbindnngen ,  welche  dieselben  Elemente  plus  Chlorwasser- 
stoflsaore  enthalten.     J 

a.  C41  H^  Ng  O49  Cy  Hg.  Man  erhält  es  als  weissen  Nieder- 
seMig,  wenn  man  eine  Auflöeung  von  Strychnin  in  schwachem 
Alkohol  mit  QberschOssigem  Gyanquecksilber  mischt.  Es  krystalli- 
sirt  in  kleinen  Priemen ,  leichler  in  Alkohol  und  Wasser  auflöslich 
ab  das  entsprechende  chlorquecksilbersanre  Salz ,  unauflöslich  in 
Aetber. 

ß.  C4,  Hn  NO4 ,  H  Cy ,  H  Cl.  Man  erhält  es  0,  wenn  man  stark 
ferdOnntef  wflssrige«  siedende  Aupösungen  von  neutralem,  chlor- 


i)  ]iie4o]toa  o.  k\tl  a.  a..  d.  -4-K»fal  n,  Swobada,  Aaa«  der  Ghem. 
«.  Phann.  LIlIlll.  33iK 


182 

waBsersloffsaurem  StrycbniD  und  Cyanquecksilber  mischt,  Allinillig 
scheiden  sich  farblose ,  schwer  in  kaltem ,  leicht  aber  in  siedendem 
Wasser  und  Alkohol  lösliche  Krystalle  ab. 

y.  C4aHs,Ns04,HCI,  4CyHg.  Es  bildet  rectangulare ,  peri- 
mutlerglänzende  Tafeln  ^) ,  bisv^eilen  abgeplattete  Prismen ,  welche 
sich  beim  Erkalten  eines  Gemenges  einer  kochenden  Auflösung  von 
chlorwassersloffsaurem  Strychnin  und  von  Cyanquecksilber  absetzen. 
Näheres  ttber  die  Darstellung  des  Salzes  ist  nicht  bekannt. 

Das  schwefelcyanwasserttoffsaure  Sirtfchnin*),  C^^  R^ N^  O4, 

• 

Cy  H  S)  erhSlt  man,  wenn  man  eine  alkoholische  Auflösung  von 
Strychnin  durch  eine  massig  concentrirte  Auflösung  von  Schwefel- 
/cyanwasserstoffsĂĽure  sĂĽttigt.  Man  kann  auch  ganz  einfach  ein  Slrych- 
ninsalz  mit  einer  Auflösung  von  Schwefelcyankalium  mischen.  Das 
schwefelcyanwassersloflsaure  Strychnin  setzt  sich  dann  in  krystallini* 
schem  Zustand  ab,  besonders  beim  UmschĂĽtteln.  Es  krystallisirt 
leicht  in  \vasserft*eien  Nadeln ,  die  ziemlich  wenig  in  kaltem  Wasser 
auflöslich  sind. 

Das  oxalursaure  Strychnin  konnte  noch  nicht  erhalten  wer- 
den. Wenn  man  Strychnin  mit  einer  Auflösung  von  Parabansaure 
kocht,  so  scheidet  die  filtrirte  Flflssigkeit  nichts  als  Krystalle  von 
oxalsaurem  Strychnin  ab  (Elderhorst). 

Das  essigsaure  Strychnin  ist  ein  leicht  lösliches  Salz ,  welches 
nur  bei  überschüssiger  Säure  krystallisirt. 

Die  weinsauren  Salze  des  Strychnin^)  erhält  man  leicht, 
wenn  man  in  reinem  Wasser  Weinsäure  und  Strychnin  in  slOchio- 
metrischem  Verhältnisse  warm  auflöst.  Beim  Erkalten  erhält  man 
schöne  Krystallisationen. 

a.  Das  saure  Salz,  2C4,  Ht,  N,  0,,  C^E^  0,,  -f"  '^^^l-     ^^ 
rechtsdrehende  Salz  verliert  bei  100<^  14,3  Proc.  Wasser  (Pasteur; 
1300  7,58  Proc,  Arppe);  bei  190«  f^ngt  es  an,  «ich  zu  fllrben. 
Das  linksdrehende  Salz  verliert  bei  100^  7,8  Proc.  Wasser,  es  f^rbt   j 
sich  kaum  bei  200®* 


1)  Brondrs,  Aon.  derCbcm.  a.  Pharm.  LXVI.  S68. 

9)  Dollfas,  ebenda  LVf.  221.  —  Nicholson  a.  Abel,  a.  a.  0. 

3)  Paatear,  Ann.  da  Cliiin.  et  de  Phya.  [3]  XXXVIII.  475.  —  Nicholaoa 
n.  Abel,  a.  a.  0.  —  Arppe,  Joum.  f.  prakt.  Cham.  LIII.  331. 


183  r 

ß.  D«»  neutrale  weifuayre  Stryehnm ,  643  H,9  N^  Og ,  Cg  H« 
0|9  -f-  6  Aq.  Das  rechts  und  lias  link«  drehende  Salz  haben  die- 
selbe Zusammensetzung;  sie  verlieren  beide  bei  100^  sämmtliches 
Krystallwasser  (10,3  Proc.)«  allein  es  wird  in  beiden  Salzen  mit 
UDgieicber  Starke  zurückgehalten ,  denn  das  links  drehende  Salz  lässt 
es  bei  100^  weit  rascher  entweichen,  als  das  rechts  drehende» 
Ausserdem ,  wenn  man  absoluten  Alkohol  auf  das  links  drehende  Salz 
giesst,  ftngt  das  Salz  an,  sich  in  sehr  merklicher  Mi*nge  aufzulösen, 
alsdann  wird  es  trĂĽb,  yerwitlert  und  lOst  sich  nicht  mehr.  Das 
reehtsdrehende  Salz  dagegen  lOst  sich  in  absolutem  Alkohol  nicht, 
und  behalt  darin  seine  volle  Klarheit.  Die  KrystalKorm  beider  Salze 
ist  gleichfalls  verschieden. 

Das  hxppursavre  Strychnin,  Eine  concentrirte  Auflösung  von 
Hippursaure  krystallisirt  nicht,  nachdem  sie  beim  Sieden  mit  Strych- 
nin gesattigt  worden  ist;  die  FlĂĽssigkeit  wird  durch  Abdampfen 
synipartig  und'  krystallisirt  erst  nach  einigen  Honaleu  in  Warzen 
(Eldvrhorst). 

Das  melHiksaure  Strychnin  setzt  sich  als  weisser,  krystallini- 
scher  NiederschiRg  ab,  wenn  man  die  alkoholischen  AnOosungen  von 
Strychnin  und  Mellithsaure  mischt.  Alkohol  löst  es  nicht  auf,  kaltes 
Wasser  löst  ungefilhr  Visoo »  kochendes  löst  Veso  ^^^  scheidet  es 
beim  Erkalten  in  seidenglanzenden  Prismen  ab,  die  in  BĂĽschel  grup- 
piri  sind.  Es  zersetzt  sich  .bei  17(H^  und  ergab  bei  der  Analyse 
20,27  bis  20,5  Tb.  Mellithsaure. 

Das  gelluegerbsaure  Strycknin  ist  ein  weisser,  in  Wasser 
schwer  löslicher  Nieilf  rschlag. 

Gechlorte  und  gebromte  Derivate  des  Strychnin. 

I  2212.  Das  Cklorstrychnm^),  C«,  Hst  Gl  Ns  O4.  —  Wenn 
man  einen  Strom  Chlor  in  eine  heisse  Strychninauflösung  leitet  ^  so 
fkrbt  sie  sich  rosenrolh  und  scheidet  nach  einiger  Zeit  eine  harzige 
Substanz  ab.  Man  fiitrirt  dicsell>e  ab.  Die  Auflösung  enthalt  Chlor* 
«trrchnin  und  eine  kleine  Menge  einer  fremden  Substanz.  Man  setzt 
tropfenweise  verdĂĽnntes  Ammoniak  za,  schĂĽttelt  um  und  fiitrirt, 
trenn  sich  ein  schwacher  bleibender  Niederschlag  gebildet  hat,  den 


I)  ItarmroAt,  Aoo.  der  Chem.  u.  Pbarm.  LXXXI.  170. 

S)  Laareat  (1848),  Ann.  de  Cbim.  et  de  Pbjt.  [3]  XXIV.  313. 


161 

mflfi  Beeeitigt.     Man   8^t«l  godMn  Atnmoniftk  »u,    weldies  einen 
weiwefi  Niedi^rBChlag  von  Chlorstrychnfin  giebl. 

Das  schwefelsaure  Chlorsirt/chnin,  2C42  H^i  ClNj04,  ^gOe, 
2  no  -|-  14  Aq.  ist  ein  kristallinisches  Salz,  ti^elches  man  erhalt, 
wenn  man  Cblorstrychnin  mit  Schwefelsaure  neutrafisirt  nnd  durch 
Abdampfen  concentrirt.  Es  ist  so  giftig  wie  das  schwefelsaure 
Strychnin.     Es  enthält: 

Latirent,  Berecbnet. 

Chlor       ....         7,3  7,3 

SchwefelftSur^hjdrat        e,8   .  10,2 

KrfsCfrĂĽwMier   .     .       13^0  19,1. 

§  2213.  Das  Dreifachchlorslryohnin  0,  €4^  H^,  Cl,  N,  O4  (?) 
entsteht,  wenn  man  Chlor  in  eine  sehr  verdünnte  Auflösung  eines 
Strychninsalzes  leJtet.  Sobald  die  ersten  Blasen  des  Gases  ankom- 
men; wird  die  Flüssigkeit  sauer,  es  entstehen  weisse  Häutchen, 
unlöslich  in  Wasser/  Man  wäscht  sie  mit  heissero  Wasser  und  krf- 
stallisirt  sie  in  Aether. 

Bei  freiwilligem  Verdunsten  der  ätherischen  Auflösung  scheidet 
sich  das  Tricblorstrychoin  in  weissen  glänzenden  Blättchen  ab  1  ist 
äusserst  bitter,  kaum  löslich  in  Waseer,  leicht  löslich  in  Alkohol^ 
der  es  in  mikreskopischen  Mädeln  absetzt. 

Es  ergab  bei  der  Analyse : 


Pelletier. 

Benfehoet. 

Rolifenitoff' 

se,ie 

»7,«7 

Wasserstoff 

4,74 

4,34 

Chior  .     . 

24,00 

24,34 

SUokstoff 

ö,19 

6,40 

Sauerstoff 

>> 

7,35 

100,00. 

Der  berechnete  Kohlenstoff  entferiu  sich  beiräehüicb  von  der 
von  Pelletier  erhaltenen  Zahl ,  dt  indessen  die  ĂĽbrigen  VerhAltnisse 
ziemKcb  mit  der  Reclineii^  AbereiflstifliflMn,  so  gbuhe  ich,  dass 
PeĂĽelner  den  Kohlenstoff  au  gcdng  fand  in  Folge  einer  unvoilstttidi- 
gen  Veiibrennung. 


1)  Pelletier  (iSSfB),  Jotfrn.  de  ?har».  April  1SS9  oifd  Ann.  der  €l«n. 
a.  Pharm.  XXIX.  49. 


186 

Das  Breif«clichkintry«bBHi  tebiiHsl  beim  Erkitzmi  MobI;  «0 
sdrwärxt  «od  Terkohll  «ioh  M  160^  wtor  EotirklUMig  obkrvnuef* 
stoffsauper  Dflorpfe« 

Es  Mtligt  die  StaMo  »ioht  imd  scheint  steb  danh  niohl  zii  fer» 
bMe»,  dodh  vermebpen  sitt  seoie  LöeKcbkeiU 

i  2214.  Das  Bronutrychnin  ^).  —  Eine  oeMenlrine  Mb* 
lösung  von  chlorwasserstoffsaurem  Strychnin ,  mit  Brew  behandelt, 
giebt  zwei  Producte ,  das  eioe  harzige  schlagt  sieb  nieder ,  das  an- 
dere bleibt  in  der  AufiOsmig.  Wenn  mair  Ammoniak  zu  letzterer 
setzt,  so  eDtstebt  ein  weisser  Niederschlag,  der  sich  in  Alkohol  auf- 
löst und  in  Nadeln  daraus  krystallisirt.  Dieser  Niederscbiag  verbin- 
det sich  mit  Chlorwasserstoffsaure  unter  Bildung  eines  Salzes ,  wel- 
ches in  Alkohol  aüflöslich,  in  seidenglänzenden  Warzen  kt^stallisirt. 

Gejodele  Derivat«  des  Stryokni». 

S  2215.  Das  Jodstrychnin^  oder  Strycbninjodflr ,  ^Ci^Hss 
N^  O4 ,  3  l).  -^  Wenn  man  Stfyehirin  mit  der  HSlft^  seines  Gewieh** 
tes  Jod  ziisammenreiht,  so  trimmt  es  eine  bräanlicb«  Farbe  ati  xrti^ 
▼erwandell  %\t\i  in  ein  Gettieiige  vöti  Jodi»tryf.bnin  and  jodwassi^r»» 
stoffsaores  StrychM».  Man  flihrt  ^ige  Zeit  mit  dem  B^ibea  fort, 
naeMem  m»n  etwas  Wasser  «u  dena  ^menge  gesetzt  bat ;  man  b»* 
bandelt  dasselbe  bieratil  nül  siedendem  Alkobel ,  welcher  -das  jo4« 
wasserstoffsaure  Salz  auflöst  und  einen  braunen  Rückstand  von  J<»d* 
strfctein  Isssu 

Wenn  man  JadsStire  tu  einer  AnffOsnng  von  jodwasserslaffsao-» 
rem  Slry chnin  setzt ,  so  entsteht  ein  brauner  Niederschlag  von  Jod* 
strychnin  und  freiem  Jod.  Um  beide  zu  trennen^  macerirt  man  den 
Niederschlag  in  einer  Auflösung  von  zweifach  kohlensaurem  Kali, 
welche  das  Jod  auOOst  und  das  Jodsti^chain  in  anlöslichem  Zuslunde 
zorickJjisst. 

Das  Jodslrychnin  scheidet  sieh  beim  Erkalten  in  oraogugelbjĂźn^ 
gfimmerartigen  Biflttcben  von  dem  Auaseben  des  Musivgoldiis  ah.  Es 
1S&  uoauflöslidi  in  kaltem  Wasser  und  Susserst  wenig  in  siedendemv 
ebenso  wenig  in  Arlher;   sein   bestes  Lösungsmittel  ist  siedender 


1)  Lfeiort«!,  «.  Sk  0. 

H)  Peit«ti0r^  AoB.  M  Wm.  ti4i  My».  LXIIS.  164.  —  ResottuH,  Ao». 
Mr  Cbdn.  a.  Ptem.  XXIX.  6i. 


186 

Alkohol  ?on  36<^  Baumä.  Sein  Gescbmack ,  anfangs  wenig  bemerk- 
bar, ist  bitter  und  etwas  weniges  zusanunenziebenii.  Es  isi  ua- 
scbmelzbar  beim  Siedepunkt  des  Wassers  und  bei  jeder  andern  Tem- 
peratur unter  derjenigen,  wo  es  der  Zersetzung  unterliegt.  Auf 
Pbtinblech  erhitzt,'  erweicht  es,  bläht  sich  auf,  ISsst  Jod  entwei- 
cben  und  verkohlt  sich. 


Es  enthält : 

â–  

PeiUHer. 

Regnault. 

Berechnet. 

Kohlenstoff 

4m"^ 

48,03^   47,46 

4S,18 

Wasserstoff 

>>           1» 

4,53      4,54 

4,90 

Jod      .     . 

3ä,S     34,5 

t»          »» 

36,13. 

Verdünnte  Säuren  wirken  in  der  Kälte  nicht  auf  Jodstrychnin. 
Durch  lange  fortgesetztes  Kochen  machen  sie  Jod  frei  und  sätti- 
gen sich  mit  Strychnin ,  welches  man  durch  Ammoniak  Dillen  kann. 

Concentrirte  Chlorwasserstoffsflure  vnrki  nur  in  der  Wärme. 
Concentrirte  Salpetersäure  scheidet  Jod  ab,  selbst  in  der  Kälte 
unter  Veränderung  der  organischen  Substanz;  concentrirte  Schwefel- 
säure hat  dieselbe  Wirkung,  aber  mit  geringerer  Helligkeit. 

Das  Ammoniak  greift  es  weder  kalt,  noch  warm  an.  Kali  und 
Natron  zersetzen  es  unter  Mitwirkung  von  Wärme ;  etwas  Strychoin 
wird  in  Freiheit  gesetzt  und  man  findet  in  der  FlĂĽssigkeit  Jodkaliam 
oder  Jodnatrium. 

Salpetersaures  Silber  greift  es  sogleich  an ;  Jodsilber  wird  ge* 
Mit ,  während  die  fillrirte  Flüssigkeit  salpetersaores  Strychnin  ab- 
setzt. 

« 

% 

Das  Bruciii  und  seine  Verbindungen. 

S  2216.  Das  Brucin^)^  Caniraroin  oder  Vomicin,  C^^  H^e  N^ 
Og  -|-  8  Aq.  begleitet  das  Strychnin  in  den  Krähenaugen  und 
Ignatiusbohnen.  Man  kann  es  ans  der  Mutterlauge  ausziehen,  welche 
man  bei  der  Darstellung  des  Strychnin  nach  den  oben  augegebetien 
Vorschriften   erhalt ;    die    Krähenaugen    enthalten    selbst   weniger 


1)  Pelletier  a.  Caventoo  (1819),  Ann.  de  Chim.  et  de  Pbys.  XII.  118; 
XXVI.  53.  —  Pelletier  u.  Dumas,  ebenda  XXIV.  178.  —  Coriol,  JoQrn. 
de  Pharm.  XI.  493.  —  Liebig,  Ann.  de  Cbia.  «tde  Phya.  XLVIi.  171.  Aav.  4er 
Chem.  u.  Pbarm. XXVI.  50.  —  Regnanlt,  Ann.  de  Chim.  et  de  Piiya. LXVHl.  li). 


187 

StrycbDin  als  Brucin.  Da  ea  das  IdsUcberc  ist,  so  bat  man  ea  in 
den  wassrigen  oder  alkoholischen  PiQssigkeiten  cn  suchen ,  welche 
dazu  gedient  haben,  den  Kalk«  oder  Magnesianiederacblag  dea 
Brechniissausxuges  zu  waschen. 

Um  das  Brucin  zu  reinigen »  Concentrin  Coriol  diese  Wasch- 
flttssigkeiten  zur  Syrupconsistenz  und  setzt  kalte  Terdflnnte  Schwefel- 
saure zu  bis  er  den  Sättigungspunkt  wenig  tlberacbreilet.  Das 
Gemenge  einige  Tage  sich  sn^lbst  ĂĽberlassen,  gesteht  zur  krystallini- 
8cben  Masse  von  schwefelsaurem  Strychnin.  Man  presst  die  Kry- 
sUlle  aus ,  lost  sie  in  siedendem  Wasser  auf  und  entfUrbt  die  Auf- 
lösung durch  Thierkoble.  Das  Bruein  wird  hierauf  durch  Ammoniak 
abgeschieden. 

Pelletier  und  Caventou  ziehen  das  Brucin  aus  der  falschen  An* 
gostura^),  die  reicher  daran  ist  als  die  KrShenaugen  und  scheint 
kein  Strychnin  zu  enthalten.  Sie  pulverisiren  die  Rinde,  behandeln 
sie  mit  Aether,  um  das  Fett  auszuziehen,  hierauf  unterwerfen  sie 
dieselbe  der  Einwirkung  ?on  starkem  Alkohol.  Man  destillirt  die 
alkoholischen  Auszüge  im  Wasserbad ,  löst  den  Hockstand  in  Wasser 
auf  und  HilU  den  Farbstoff  durch  basisch  essigsaures  Blei;  der 
Deberschuss  des  Bleies  wird  durch  einen  Strom  Schwefelwasserstoff- 
gas beseitigt.  Die  Flüssigkeit,  welche  das  Brucin  in  Auflösung  hat, 
wird  flitrirty  mit  Magnesia  gekocht,  abermals  filtrirt  und  durch  Ab- 
dampfen concentrirt.  Man  erhalt  so  das  Brucin  als  körnige,  gewöhn- 
lich geerbte  Masse.  Man  sailigt  mit  Oxalsäure  und  wäscht  das 
Oxalsäure  Brucin  durch  auf  0^  abgekühlten  absoluten  Alkohol ;  dieser 
löst  die  fremden  Substanzen  und  entßfrbt  so  das  oxalsaure  Brucin* 
Dieses  Salz  wird  wieder  in  Wasser  gelöst  und  durch  Kalk  oder  Mag- 
nesia zersetzt,  welche  das  Brucin  in  Freiheil  setzen.  Hierauf  wird 
es  in  Alkohol  gelöst ,  aus  welchem  man  es  durch  langsame  Verdun- 
stung in  kryatallisirtem  Zustand  erhalt. 

Nach  Thenard  >)  kann  man  das  Brucin  vortheĂĽhaft  aus  der  fal- 
schen Angusturarinde  ziehen ,  wenn  man  diese  Binde  mit  siedendem 
Wasser  behandelt  und  sogleich  Oxalsäure  zur  wassrigen  Abkochung 


i)  Man  glaobte  lange ,  die  falsche  Aofusturarinde  sei  von  der  Bracea  anti- 
dyseDCeric«  oder  fermglDea ,  beobachtet  n>D  Bnicd  in  Abytttnien ;  daher  der  Name 
Bruein ,  den  man  der  Baae  dieaer  Rinde  gegeben. 

S)  Thenard,  Trattd  de  Cbimie,  öle  Aotg.  IV.  SSI. 


i 


^  â– -  - ^ 


188 

seUt»  GoiiG8ffitript  man  faierauf  die  PlüMigkeit  durch  Abdjoiplen,  so 
eriifiU  man  oxalBBures  Bracin «  welches  man ,  wie  oben  angegeben, 
diiirch  absoiutafi  9  auf  0^  abgektthltea  Aifabhol  reioigi« 

S  2217.  Das  Brucin  krystallisirt  durch  langstttnes  ÂĄerdoRSten 
seiner  AuflOsUDg  m  ivXMdgem  Alkdtlol  in  der  Form  von  sehiefen 
rbombofdischen ,  oft  ziemlich  grossen  Prismen ,  zuweilen  sind  die 
Ktystalle  in  einer  Weise  zusammengehauft,  dass  sie  das  Ansehen 
von  Sebwammem  darbieten.  Darch  stOrmiscbe  Krystallisation  einer 
Auflösung  in  siedendem  Was^ser  erhalt  man  blättrige  Massen,  perl-- 
mwtlergHiiizend ,  vom  Aussahen  der  Borsaare.  Die  KrystaMe  ent- 
falten S  Atome  •»  15^45  JProc.  Wasser;  sie  verwittern  schnei]  an 
trockner  Luft  und  schmelzen  in  ihrem  Krystallwasser  einige  Grade 
üb«r  dem  Siedepunkt  des  Wassers;  die  geschmolzene  Masse  bat  das 
Ansehen  des  Wachses.  Sie  erfordern  zur  Auflosnng  ungefähr  560 
Th.  9ie<lendes  und  850  Tb.  kaltes. Wasser;  sie  sind  sehr  leicht  in 
Alkohol  auflosiksh ,  schwer  anHOelich  tn  ätherischen ,  unauflöslich  in 
fetten  Oelen  und  Aelher.  Ihre  alkoholische  Auflösung  lenkt  die  Po- 
larisationsebene  des  Lichtes  nach  links;  [a]^  ^mb  —  61^27;  die 
Sauren  sehwachen  diese  Ablenkung  (Bouehardat). 

Getrockn^'t  enthalt  das  Brucin  : 

Liebig.  Ăźegnault,  Etiling  <}. 

Kohlenstoff         59,81  69,90        70,06  69,87  69,35  69,11         69,98 
Wasserstoff  6,66    6,66  6,67     6,88     6,62     6,65  6,75 

Slicksloff  5,07       „  7,05     7,09 


H  »»  »»  »»  »>  »>  I» 


Sauerstoff 

KryMttllwasaer, 

eatwicitelt  bei 

1200  u.  1300       16,08 .     „  15,55  15,36 


if         ••  ti 


Farrenirapp 

u.  ĂźTilL  Berechnet. 

Kohlenstoff             ,,  70,05 

Watserstoff            „  6,60 

StlclMtoff              7,24  7,0» 

Sauerstoff              „  16,30 


Krystallwasser, 

entwickelt  bei 

120»  u.  1300      14^00 


100,00. 


1)  Lieb  ig,  Ann.  der  CheiD.  u.  Plwnn.  XXI».  06» 


189 

Colicentrirte  ScbweMsänre  fkrbt  das  Stryoknin  anfangs  rosen- 
rolh,  dann  geib  uod  grĂĽnlichgelb. 

Concentrirte  Salpetersflure  bewirkt  mit  de«  Bruciii  eine  charak- 
leristiscbe  Aeaction  :  scbon  in  der  Kfl4te  fiirbt  aie  ee  dunkehnoth  un- 
ter Bildung  tmer  eigentfatioilicben  Nitroverbindung  und  unter  ÂŁat- 
wickhiag  eiDeaGaaes,  welches  die  Eigeaaebaften  von  salpelrigBaureia 
Hediyl  (s..  S  2221)  zeigt.  Die  rothe  Pflrbuog  gebt  in  ein  achOnea 
Violett  ĂĽber,  wenn  man  dem  Gi^menge  etwas  Zinnchlorflr  zusetzt. 

Wenn  man  dasBrucio  mit  einem  Gemenge  tob  verdĂĽnnter  Salpe- 
larsflure  und  BraMUstein  destilUrt  ^) ,  so  gehen  entzĂĽndbare  Dfimpfe, 
AaieiBenaflure  und  eine  aromatiacbe,  mit  blauer  Flamme  breoeende 
Flassigkeit  Ober.  Letzteres  ProducI  scheint  Methythydrat  (Höh- 
gtist)  zu  sein;  man  erhält  es  auch  idH  Queckaäbereiyd,  sowie  mit 
äoem  Gemenge  von  chromsaurem  Kali  und  Schwefaisaure.  Mit  Mz- 
terem  Gemenge  entsteht  ztigleich  viel  Kohlensäure  und  Araeiaea- 
säure. 

Mit  Bkahyperoxyd  und  sehwacbem  Ueberschuss  von  Schwefel- 
säure gekocht,  liefert  die  Auflösung  des  Strychuin  eine  braune  oder 
rothe  Hasse. 

Chlor  trObt  die  Auflösung  des  Brucin  nicht  sogleich,  ßirbt  sie 
aber  gelb  und  endlich  roth;  letztere 'Färbung  verblasst  alfmalig, 
wahrend  zugleich  einige  gelbliche  unkrystallisirbare  Flocken  nieder- 
fallen. 

Brom  in  alkoholischer  Auflösung  greift  das  Brucin  rasch  an, 
indem  es  dasselbe  violett  förbt.  Mit  einer  verdünnten  Lösung  von 
Brom  und  schwefelsaurem  Brucin  erhalt  man  eine  harzige  Substanz 
and  Brombrucin  (S  2219)* 

Jod  giebt  mit  Brucin  zwei  eigenthĂĽmliche  Verbindungen  ($  2220). 

Das  Brucin  ist  giftig  und  wirkt  auf  den  thierischen  Organis- 
mus wie  Strychnin ,  aber  weit  minder  energisch. 

S  2218.  Die  Salxe  des  Brucin  haben  einen  bitteren  Ge- 
schmack und  sind  grösstentheils  krystallisirbar.  Sie  färben  sich 
durch  concentrirte  Salpetersflure  roth. 

Sie  werden  nicht  nur  durch  die  Mineralalkalien ,  sondern  auch 
durch  Morphin  und  Strychnin  zersetzt,  welche  daraus  Brucin  nieder- 
schlagen. 


1)  Baomert  a.  Merck,  Abb.  der  Cbam.  a,  Pliarai.  LXX.  387. 


190 

Mit  Wasser  verdttnni  und  mit  einem  schwachen  Ueberf^chuss 
â–Ľon  Weinsaure  versetzt,  trttben  sie  sich  bei  Zusatz  von  zweifach 
kohlensauren  Alkalien  nicht  ^). 

Das  fluorwoMseriioffkaure  Brucm^.  —  Die  Auflösung  des 
Brucin  in  warmer,  massig  verdĂĽnnter  Pluorwasserstoffsfture  setzt 
beim  Erkaltea  kleine  farblose  Prismen  ab.  Es  ist  ziemlich  auQOslich 
in  Wasser ,  schwer  löslich  in  siedendem  Alkohol ,  kaum  löslich  in 
kaltem  Alkohol.     Es  verliert  bei  lOO^  3,34  Proc.  Wasser. 

Das  chlorwasserstoffsom'Ăź  Brucm^  C^^  H^  N^  Og,  HCl  (bei 
140^)«  —  Wenn  man  das  Brucin  in  der  Wärme  in  verdünnter  Chlor* 
wasserstoffsaure  auflöst,  so  erhalt  man  beim  Erkalten  kleine  krystal« 
linische  Warzen.     Es  ist  in  Wasser  ziemlich  leicht  löslich. 

Das  chhrplatmsaure  Brucin,  C^  H^  N,  0«,  HCl,  PtCl5i  (bei 
100^)  erhalt  man  als  schön  gelben  Niederschlag,  wenn  man  eine 
Auflösung  von  schwefelsaurem  Brucin  mit  Platinchlorid  versetzt. 

Es  enthalt : 

Farrentroftp  u.  WilL  Berecboet. 

Platin        16,46    16,69    16,62    16,60  16,48. 

Das  chlorquecksilbersaure  Brucin^  (!»%%^^^%0^^  HCl^  2BgCl 
erhalt  man ') ,  wenn  man  chlorwasserstoffsaures  Brucin  in  Alkohol 
auflöst  und  eine  concentrirte  alkoholische  Auflösung  von  Quecksilber- 
chlorid zusetzt.  Es  entsteht  ein  krystallinisches  Magma  t  welches 
man  langsam  mit  etwas  Alkohol  und  concentrirter  Chlorwasserstoff- 
saure  erliitzt ;  die  FlĂĽssigkeit  scheidet  beim  Erkalten  lange  Nadeln 
ab,  welche  man  zuerst  mit  vielem  Wasser  und  dann  mit  starkem 
Alkohol  wascht. 

Chlorsaures  Brucin,  —  Wenn  man  verdünnte  Chlorsaure  mit 
Brucin  erhitzt ,  so  färbt  sie  sich  roth.  Die  Flüssigkeit  kryslallisirt 
in  durchsichtigen  rhombischen,  etwas  gefärbten  Tafeln;  durch  eine 
zweite  Krystallisation  erhall  man  sie  farblos.  Bei  höherer  Tempera- 
tur zersetzen  sie  sich  plötzlich. 

Ueberchlorsaures  Brucin^),  —  Wenn  man  verdünnte  Deber- 
chlorsaure  mit  Brucin  sattigt,  so  erhalt  man  kleine  Prismen,  wenig 


1)  Oj^permaoD,  Compt.  read,  de  TAcad.  XXI.  Bll. 

2)  Elderhoral,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXIV.  79. 

8)  Hinterberger,  Aaa.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXXFI.  313. 
4)  Bödecker,  Ana.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXi.  62. 


191 

ktolich  in  kritem  Wasser»  leichler  in  warmem  Wasser  yod  Alkohol. 
Bei  176*  verliert  das  Salz  5^4  Proc.  Wasser,  bei  höherer  Tempera- 
tur bewirkt  es  Explosion. 

Jodwasserstoffsaures  Brueaty  C|e  Hj^  Ng  Og,  HI  -f-  4  Aq.  — 
RecUngulSre  Blatter  oder  sehr  kurze  Prismen,  wenig  lOslieh  in 
bitetn  Wasser,  leichter  in  heissem  und  leichter  lösltch  in  Alkohol 
als  ia  Wasser.  Das  Salz  enthalt  4  Atome  Wasser  »»  6,3  Proc, 
wekbe  es  durch  Austrocknen  verliert  (Regnaol t). 

Jodsaures  Brucrn,  —  Wenn  man  eine  Auflösung  von  Brucin 
inJodsSure  auflöst,  die  man  nicht  in  Ueberschuss  anwendet,  so  er- 
hih  man  zwei  Salze :  das  eine  trĂĽb  und  seidenartig ,  das  andre 
durchsichtig,  hart  und  in  vierseitigen  Prismen.  Ersleres  bläut  ge- 
uffCbetes  Lackmus  und  scheint  einen  Ueberschuss  von  Basis  zu  ent- 
halten; es  entsteht  so  leicht,  dass  man  es  bisweilen  beim  Krystalli- 
sireo  des  schwach  sauren  jodsauren  Salzes  erhalt.  Das  andere  ist 
sauer  und  rotbet  Lackmus  (Pelletier). 

üeherjodsaures  Brucin  ^).  —  Die  Ueberjodsäure  verbindet 
sich  leicht  mit  in  Alkohol  gelöstem  Brucin  ]  durch  Verdampfen  im 
Trockenraume  bei  30*  oder  40*  erhält  man  schöne  farblose  Nadeln. 
Diese  Krystalle  zersetzen  sich  in  der  Wärme  mit  schwachem  Ge- 
räusch. Sie  sind  ziemlich  leicht  löslich  in  Wasser  und  Alkohol; 
ihre  Auflösung  bräunt  sich  beim  Abdampfen  an  der  Luft. 

Schwefelsaure  Brucinsalse  sind  mehrere  bekannt. 

a.  Das  Neutralsalz,  2  Qe  H^  ^lO«,  $,0«,  2H0  -f-  14 Aq. 
erhalt  man,  indem  man  Brucin  mit  verdünnter  Schwefelsäure  sättigt. 
Es  bildet  lange  Nadeln ,  leicht  löslich  in  Wasser ,  wenig  löslich  in 
Alkohol.  Es  enthalt  14  Atome  Wasser  «»  12  Proc. ,  welche  beim 
Austrocknen  bei  130*  entweichen  (Regnault). 

ß.  Das  saure  schwefelsaure  Brucin  erhält  man ,  indem  man 
das  vorhergebende  mit  Schwefelsäure  krystallisiren  lässt  und  die 
Qberschtlssige  Säure  durch  Waschen  mit  Aether  entfernt. 

/.  Doppelsalze*  *  Wenn  man  Brucin  zu  einer  Auflösung  von 
schwefelsaurem  Eisen  oder  Kupfer  setzt ,  so  wird  ein  Theil  der  me- 
tallischen Base  gelallt. 


1)  Bödecker,  Ann.  der  Chem.  n.  Pbarn.  LXII.  64.  ^  Langlois,  Aon. 
de  Cbim.  et  de  Phye.  [3]  XXXIV.  278. 


192 

Das  Bülpetersaurß  BrweiUy  C|^  H^e  N«  0«,  N^  0^  H  -j*  4  Aq. 
wird  erhakeD  mit  Terdüimter  Salpetersiüire«  es  bildet  fiNrUoee  vier- 
seitige Prismen  mit  schiefer  EndOäche.  Es  ist  schwerer  loslkh, 
als  das  entsprßcheiade  Strychninsalz.  Es  eoÜiaU  4  AtmpM  «»  7,0 
froc.  Wasser,  welche  es  durch  Austrocknan  verlierl  (RegoauU)« 

Phosphoi^mure  BrueüisaUe^)»  —  Man  kennt  deren  drei. 

a.  2  Cm  Hm  Ns  Og,  PO,  Hb  (bei  10(H»).  Weaa  man  Braeia 
mit  dreibasischer  Pbosphorsäure  digerirt,  so  lOst  es  sich  rasch  auf 
und  beim  Concentriren  der  FlĂĽssigkeit  setzt  es  sich  in  grossen ,  kur- 
zen, schwach  gelblichen  Prismen  ab.  Es  ist  ziemlich  leicht  in  kaltem 
Wasser  loslich  und  in  warmem  in  allen  Verhältnissen,  Es  ist  ohne 
Reaction  auf  Lackmus,  Die  Krystalle  enthalten  Krystallwasser, 
welches  sie  an  der  Luft  verlieren.  Rasch  auf  100<^  erhitzt,  kommen 
sie  in  wässrigen  Pluss  und  erstarren  dann  zur  harzigen  Masse,  aus 
der  die  letzten  Spuren  Wasser  schwierig  auszutreiben, sind. 

Ăź.  Das  saure  phosphorsaure  Brucin  entsteht  leicht  bei  An- 
wendung von  überschüssiger  Phosphorsäure.  Es  krystallisirt  in 
grossen  rectangulären  Tafeln,  ist  sehr  leicht  löslich  und  efflores- 
cirend. 

/.  Das  phosphorsaure  Brucinnatron ,  C^^Ha^N^Og,  POgNn 
H)  (bei  100^)  erhält  man  leicht,  wenn  man  Brucin  mit  zweifach 
phosphorsaurem  Natron  digerirt.  Es  krystallisirt  in  kurzeu,  trĂĽben 
Prismen. 

Das  Oxalsäure  Brucin  krystallisirt  in  langen  Nadeki,  besonders 
bei  Säureüberschuss ;  es  ist  sehr  wenig  in  absolutem  Alkohol  loslich, 

Cyaneisensalze  des  Brucin^).  —  Man  kennt  deren  drei. 

a.  i  C^g  H26  Ng  Og ,  4  Cy  H ,  2  Cy  Fe  -|-  4  Aq. ,  welches  dem 
gelben  Ferrocyankalium  entspricht,  erhält  man,  wenn  man  letzteres 
mit  einer  Auflösung  von  salpetersaurem  Brucin  zusammenbringt,  ea 
schlägt  sich  in  glänzenden  Nadeln  nieder,  schwer  löslich  in  kaltem 
Wasser  und  Alkohol ,  weit  löslicher  in  der  Wärme  und  sehr  hygro- 
skopisch. Wenn  man  es  auf  100<>  erhitzt  oder  wenn  man  es  mit 
Wasser  kocht ,  zersetzt  es  sich  unter  Entwicklung  von  Oyanwasser- 
stofTsäure  und  Abscheidung  eines  blauen  Niederschlags. 


1)  Anderson ,  The  Quart.  Joorn.  of  the  Chem.  Soc.  No.  1  April  1848 S. 58. 
AttA.  der  Chen.  u.  Pbarm.  LXVI.  88. 

3)  Brandis,  Ann.  der  Chem.  n.  Pharm.  LXVI.  888. 


4M 

Ăź.  We^n  man  aNMhroRscbe  AQflVsnngen  rotiBrifdrr  vtnl  rotbMH 
PVMrrideyiioftalimtf  mi#ckt ,  so  entafiBiit  ein  weisser  amorpher  Niedeir- 
ichlag ,  welcher  sidb  in  ĂĽberschĂĽssigem  Brucin  anflOst.  In  Wasser 
unAAlkobM  ist  er  kaum  aiifioslicb ;  erzeig  eine  .aiMire' Reaetion  und 
ntscUt  aieii  adiaeU  beim  ErMrmcn. 

/.  Wenn  man  die  Auflösung  eines  BrucinMises  mil  der  Auf- 
litiHig'  de»  polhai»  Mndaugensaltes  misoht,  so  einhält  man  einen 
doikelfelben  f  hrystallinischen  Niederschlag,  der  beständiger  zu  sein 
soheini  als  das  Sitz  ä. 

Das  schwefelcyanwasserstoffsmire  Bruem^)^  C4«  Hj^  Ns  0^^^ 
Cf HS)  erbrii  man,  wen«  omhi  eine  alhohdlisehe  Auflösung  von  Bru- 
ein  OMl  einer  mäsetg  eoocentrirten'  L^ung  von  SchwefaleyanwassefN 
sMaaore  sauiglv  Es  ist  zietalidh  leicbl  lOslich  und  iirystailieirt  in 
ftrUoMn ,  wsisserfreien  und  bei  100^  UMcfamelzbaren  Bläticben. 

Da»  essi^stture  Brucm  ist  ein  äusserst  losliches  und  nicht  kry« 
slalliaivbilres  Salz* 

fVeauavre  Brucmsalxe^r —  er.  Neutrale  Salze ^  2€|e  H^ 

f^O«,  C^He  0|s  -f-  i^  ^4*  1  1^  M-  ^^^  ^^  ^<I*     ^™  besten  erhält 
man  die  neutralen  wetnsaoi^n-  Brucrnsake»  in  »ehr  deutlichen  und 

klaren  Krystallen ,  wenn  man  das  Brucin  warm  in  einer  wassrigen 

Äudosung  von  WeinsAure* auflöst«  indem  man  genau  2  Atome  Basis 

auf  1  Atom  Saure  anwendet.   Sie  sind  sehr  leicht  löslich  in  heissem, 

wenig  in  kaltem  Wasser. 

Das  rechts  drehende  Salz  setzt  sich  sogleich  in  durchsichtigen 
Blattern  ab,  weiche  16  Atome  Wasser  enthalten,  wovon  15  bei  100^ 
entweichen  und  das  letzte  bei  150<^  (im  Ganzen  13,22  Proc. ;  be- 
rechnet 13,18  Proc).  Mit  Alkohol  von  95  Proc.  dargestellt,  enthalt 
es  nicHl  mehr  als  If  Atome  Wasser,  wovon  10  bei  fOO^  entweichen, 
das  letzte  bei  150®  (im  Ganzen  10  Proc,  berechnet  9,5  Proc)* 

Das  links  drehende  Salz  enthält  immer  28  Atome  Wasser, 
welche  es  in  reinem  Wasser  oder  in  starkem  Alkohol  aufnimmt. 
Wenn  man  es  mit  Wasser  bereitet,  fingt  es  erst'einige  Stunden  da- 
nach an,  Rrystalle  abzusetzen,  nachdem  die  Auflösungen  von  Bru- 
cin und  Weinsäure  gemischt  wurden '  und  afti  folgenden  Ti3ige  sind 
die  Wände  mit  grossen ,  weissen,  seidenglanzenden  Warzen  aber- 


1)  flollfof ,  Ann.  der  Chem.  0.  Pbann.  LXV.  S19. 
S)  Pasteor,  iM.  d^  ekini.  et  de  Pbft'.  [3].UXÂĄ[lf.  479. 
Gcrfcardi ,  CheMie.  IV.  1 3 


191 

zogen.  Im  Sommer  verwittert  es  stark.  Es  verliert  bei  100®  90,66 
Proc.  Wasser  und  bei  150®  noch  etwa  1  Proc.  (im  Ganzen  nach  der 
Rechnung  21  Proc.  =^  28  Atome  Wasser). 

ß.  Die  sauren  weinsauren  Salae  des  Bruein ,  €4«  Hj«  N^  Og, 
CgH^Ois  und  -|~  10  Aq. ,  erhalt  man  durch  Mischen  gleicher  Atome 
Bruein  und  Weinsäure. 

Das  rechtsdrehende  Salz  schlägt  sich  sogleich  und  voilstindig 
nieder  als  körnif^  krystaliiiiisches  Pulvi^r.  Es  ist,  aus  Wasser  oder 
Alkohol  krystallisirt ,  jeder  Zeit  wasserfrei.  Es  fiingt  erst  bei  un- 
gefithr  200^  an  ^  sich  zu  zersetzen. 

Das  links  drehende  Salz  zeigt  dieselbe  Znsammensetzung  und 
dasselbe  Aussehen ,  oh  es  sich  in  reinem  Wasser  oder  in  concentrir* 
tem  Alkohol  gebildet  hat.  Es  enthält  10  Atome  Krystallwasser  (nach 
der  Rechnung  15,7  Proc. ;  gefunden  14,5  Proc);  i>ei  100®  verheri 
das  Salz  13,3  Proc.  Wasser  (9  Atome);  der  Rest  entweicht  bei  150^. 
Es  ist  sehr  leicht  lOslich  in  heissem  Wasser,  wenig  in  kaltem;  es 
veH'Vitlert  in  irockni'r  Luft  loicht. 

Gebromte  Derivate  des  Bruein. 

§2219.  Brambrucin,  64^  H35  Br  N^  Og.  —  Um  es  zu  erhal- 
ten 0 1  ^<)st  man  schwefelsaures  Bruein  in  Wasser.  Andrerseits 
macht  man  eine  Auflösung  von  Brom  in  schwachem  Alkohol  und 
giesst  sie  zur  erstem  Losung.  Es  entsteht  fast  sogleich  eine  harz- 
artige Substanz*  Man  fährt  mit  dem  Zusätze  von  Bromlosung  fort« 
bis  ein  Viertel  oder  ein  Drittel  des  Bruein  in  dieses  Product  verwan- 
delt  ist.  Die  decantirte  Auflösung  wird  hierauf  durch  Amnioaiak 
geßillt.  Man  löst  den  Niederschlag  in  ganz  schwachem  Alkohol  und 
setzt  alimälig  kochendes,  schwach  mit  Alkohol  versetztes  Wasser  za. 
Wenn  eine  schwache  Trübung  zu  erscheinen  anfängt,  lässt  man  die 
Auflösung  erkalten. 

Es  setzen  sich  so  kleine ,  schwach  braun  gefärbte  Nadeln  ab. 
Dieses  bromirte  Bruein  wird  durch  Salpetersäure  nicht  roth. 

Es  ergab  bei  der  Analyse : 

Laurent  Berecboet. 

Brom  17,5  16,0. 


1)  Laureat  (1848),  AĂĽn.  de  Cltim.  et  de  Pbys.  [9]  XXIV.  314. 


196 

Jodirte  Derivate  des  Brucin. 

S  2220.  Jodbruein^).  —  Es  scheint  zwei  Verbindungen  von 
Jod  und  Britein  zu  geben. 

a,  4  C45  H20  Ns  Og,  3  Ig  erhalt  man  als  orangegelben  Nieder- 
schlag, wenn  man  zu  einer  alkoholischen  Auflösung  von  Brucin 
Jodtinctur  in  einer  Menge  fOgt,  welche  nicht  zureicht,  die  Verbin- 
dung Ăź  zu  bilden. 

Es  enthalt : 

PeUĂźtiBT.  Btrecbnet. 

Jod  33,3  32,4 

Ăź.  2  C4eH3eNsOg,  3I9.  Diese  Verbindung  entsieht >) ,  wenn 
man  Brucin  mit  ttberschOssigem  pulverisirtem  Jod  oder  alkoholischer 
Jodtinctur  abreibt.  Es  ist  ein  braunes  Pulver,  auflöslich  in  heissem 
Alkohol.  Wenn  man  es  in  der  Warme  mit  verdĂĽnnter  Saure  behan- 
delt, entwickelt  es  Jod  und  bildet  ein  Brucinsalz ;  mit  salpetersaurem 
Silber  behandelt  fallt  es  Jodsilber. 

Es  enthalt : 

Pelletier,  Regnauli.  Berechnet. 

Kohlenstoff           ,,  36,i3                  35,8 

Wasserstoff           ,,  3,69                    3,4 

Jod      .     .        45,66  „                    48,9. 

Salpetersäure  Derivate  des  Brucin^). 

S  2221.  Wenn  man  concentrirte  Salpetersaure  auf  Brucin 
giesst ,  so  färbt  es  sich  dunkelroth ,  erhitzt  sich  und  entwickelt  eini 
farbloses  Gas  von  dem  Geruch  nach  Borsdorfer  Aepfeln ,  auflöslich 
in  Wasser  und  leicht  löslich  in  Alkohol ,  absorbirbar  durch  Eisen- 
oxydul, welches  sich  schwarz  davon  förbt,  entzündbar,  und  mit 
schwach  grflnlicher  Flamme  verbrennend  unter  Entwicklung  sal- 
petriger Dampfe.      Diese  Eigenschaften  sind  die  des  Salpeterathers 


1)  Pelletier  (1836),  Ann.  de  Chim.  et  de  Phys.  LXIII.  176.  —  Reg- 
naalt, Ann.  derChem.  o.  Pharm.  XXIX.  6t. 

2)  Nach  Pelletier  entsteht  nur  daiin  zugleich  judwasserstoffsaures  Brucin,  wenn 
mao  mit  alkoholischen  Auflösungen  arbeitet. 

3)  Gerhardt,  Compt.  rend.  des  tra?.  de  Chim.  1845  S.  111.  —  Liebig, 
Add.  der  Chem.  n.  Pharm.  LVII.  94.  —  Laurent,  Compt.  rend.  de  TAcad.  XXIL 
633.  Ann,  de  Chim.  et  de  Phys.  [3]  XXII.  463;  XXtV.  315.  —  Rosengarten, 
AoD.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXV.  111.  —  Hofmann,  ebenda  LXXV.  368.  — »• 
Sirecker,  Compt.  rend.  de  l'Acad.  XXXI.X.  62. 

13* 


m 

und  ich  habe  dieses  fiHs  fflt  Mkdieii  aageseben;  doch  besieht  es 
Moh.  neuftceo  BoDhschtttiigftt  von  Strecker,«  der  es  aaslxsirl  hat, 
aus  salpetrigsaurem  Methylather  ^).  Dasselbe  Gas  eoiwickelt  sich^ 
WAan.  maa  salf^etrigaauces*  Kali,  oiit  einer  Auflösung^  von  Brociu  ia 
SalasHire  destiUiri  (Hofmann);. 

Wenn  die  Salfketersflure  bei  gewafanlichev  Temperatur  za  wv* 
ken  aufhört,  scheidet  sie  Cacothelin  ab;  die  Plllssigkeit  enthik 
Oxalsäure.  Der  salpetrigsaure  Methylflther  ist  begleitet  voo  Stick- 
stoffoxyd  und  Koblesisfture ,  letztens  ist  jedoch  ein  secundflres  Pro- 
duct  aus  der  Zersetzung  der  Oxalsflure. 

Die  Wirkung  der  Salpeter.saure  auf  das  Bruein  lasst.sich  darch 

faigende  Gleichung  vorstellen  (Strecker) : 

Cw  Hje  Ni  0^  +  8  (J^O^  BO) 
Brucin 

«»C4«HM(N04)«NaO|o  +  C,H8(N04)4-C4H,Og  +  2NO»4-4H(X 

Cacothelin  salpetrigs.       Oxalsäure 

Methyl 

8  2222.  Das  Cacothelin,  C40  H^j^CNO«) N,  O^o  setzt  sich  zam 
Theil  in  orangegelben,  krystallinischen  Flocken  ab,  veenn  die  Sal- 
petersaure aufgehört  hat,  auf  das  Brucin  zu  wirken..  Man  bekommt 


1)  Laurent  erhielt  dorch  Condensiraog  des  Gases  eine  FlĂĽssigkeit,  welche,  ohne 
zu  kochen ,  bei  einer  Temperatur  foo  angeflhr  lO^  destillirt  ond  Kohlenstoff  29,10, 
Wunratoff  6^1  entUllt.  Das  Verhaltnisa  iwischeo  diesen  Zahlen  ist  dasselbe  wie 
bot  salpetrigsaurem  Aether ;  jedoch  verlangt  die  Rechnung  in  Procenten  32,10  Kohlea- 
Stoff,  und  6,e  Wasserstoff. 

Rosengarten  erhielt  bei  Verbrennung  desselben  Gases  fOr  Kohlenstoff  und  Wasser- 
stoff in  swei  Tersucben:  4:6,09  and  4:6,38  d.  h.  so  ziemlich  dasselbe  wie  bei  aal- 
petfigsanrem  HethylStber. 

Stracker  hat  gleichfalb  durch  Verbrennung  das  Verbfiltniss  zwischen  Koblensioff 
und  Wasserstoff  ond  durch  einen  andern  Versuch  das  zwischen  Kohlenstoff  ond  Stick- 
stoff bestimmt  und  fand  CsHsN  wie  in  salpetrigsaurem  Methylfither.  Ferner  hat  das 
condansirte  Gas,  in  alkoholische  Kalilösuog  geleitet,  Krystalle  von  salpetrigsaarem 
gebildet.  Ferner  bestimmte  derselbe  die  Gesammimenge  der  Koblensfiure  und  dea 
Wassers,  welche  man  durch  Verbrennung  des  aus  einem  Atom  Brucin  entwickelteo 
Gases  erhält:  dieser  Versuch  ergab  ihm  2,1  Atome  Kohlensaure  und. 2,98  Atome 
Wasser. 

Unter  Umständen ,  die  mir  nicht  bekannt  sind ,  erhielt  Liebig  durch  Coadensi- 
rung.des  Gases  ans  Brucin  und  Snlpetersäure  eine  Flunsigkeit ,  die  nicht  mit  Wasser 
mischbar,  dichter  als  yerdflnnte  Salpetersäure  ist  und  bei  70  oder  75^ ins  Rodien 
kommt.  Wahrscheinlich  hat  Liebig  das  Gemenge  erhitzt  und  seine  FlĂĽssigkeit  acbcint 
aalpetersaures  Methyl  gewesen  zu  sein. 


w 

mafar  4mon ,  waiui  jnao  die  .rolbe  iFhiwigkeii  dwrah  AJkobol  filllu 
Mao  erhalt  es  durch  AiiflOsmg  ini«lMrkfliit*Sal||ietaevMuiie  ai^gesliiMiw 
tem  Wasser,  in  gelben  Blfltu^heo. 

J)as  Cacothelio  .isi  our  in  sehr  ^kleiner  Menge  in  siedendem 
Wasser  löslich ;  in  jsiedendein  Alkohol  ist  es  nodi  weniger  Jiod  in 
Aelher  gar  nicht  löslich.  Der  Einwirkung  dar  Wärme  unterworfen^ 
xersetzt  es  sich  si^haell  nach  Ari  der  Mitrosubstanseo^ 

Es  enthalt : 

Kotaleuioff  1^1,3  fii»»  M^TSiM  IB,i  61,9 

Wawentoff          M  4,4  4^5    4,80  4,9             AĂź 

SUckftoff  11,3  „  12,69       „  12,6  12,1 

Saoentoff              „  „  „  „  „  31,2- 

100,0. 

In  einer  verschlossenen  Flasche  aufbewahrt  und  dem  zerAreu- 
ten  Lidit  ausgesetzt^  wird  das  Cacothelin  schnell  dunkelbraun  an  der 
Oberfläche. 

Kafi  lost  das  Cacolhelin  leicht  mit  gelblich  brauner  Farbe  auf. 

Ammoniak  löst  es  zur  gelben  PlQssigkeit  auf,  welche  beim  Ko- 
chen ii/s  Grone  und  dann  in's  Braune  geht. 

Die  Metälloiyde  veilyinden  sicli  mit  dem  Cacolhelin,  Baryt  giärt 
eine  auflösliche  ^Verbindung,  welche CioH^iCN  04)9  N^OtO)  BaO  ent- 
halt. 

Das  Cacothelio  ist  eine  Nitrobasis,  art>er  seine  Verbindungen  mit 
den  Muren  werden  durch  Wasser  zersetzt.  Wenn  man  l^latintösung 
zu  einer  Auflösung  von  GacotheKn  in  ChlarwasserstdfTsäore  setzt,  so 
bildet  sich  nach  einigen  Stunden  ein  krystaninischer  Niederschlag, 
welcher  14,8  Proc.  Platin  enthält ;  diese  Zahl  stimmt  mit  der  Feir- 
mhI  •berein  C|oHn(N04)9N,Ofo.  HCl,  PlCI,  (Sirecker). 

Wenn  man  riat  Caeothelin  in  der  PJĂĽMigkeit,  worin  es  entstand, 
einige  Stondea  stehen  Msat,  verwwMMt  es  sieh  in  einen  andemiLörper 
YAD  «chrongelher.Parbe,  uolöalicb  in  Wasser,  bei»  Erhitzen  explodirend . 

Das  Igasurin  und  seine  Verbindungen. 
%  2323.    fiias  Ifontrin  ^)  ist  nach  Desmiix  in  der  Breohnuai 


i)  DvtnofK  (188S),  Joaro.  4«  PiNMi.  [8]  KIV.  102.    «epertoire  ilefhana. 


198 

etilhalten ;  es  findet  »ich  in  der  Mutterlauge ,  woraus  das  Strychnto 
und  Brucifi  durch  Kalk  bei  Siedehitze  gefiallt  sind. 

Es  genĂĽgt,  um  es  zu  erhalten,  diese  Mutterlauge  einige  Tage 
stehen  zu  lassen:  wenn  sie  hinreichend  concentrirt  ist,  scheidet  sieb 
das  Igai«urin  in  krystallinischem  Zustand  an  der  Wand  des  Gefifsses 
ab,  wenn  sie  zu  verdĂĽnnt  ist,  muss  man  sie  im  Wasserbad  ab- 
dampfen ,  bis  sie  Krystalle  giebt.  Man  sammelt  dieselben  und  be- 
handelt sie  mit  durch  Salzsäure  angesäuertem  Wasser;  die  Aufl()sung 
mit  Thierkohle  behandelt  und  durch  Ammoniak  geföllt,  scheidet  das 
Igasuriu  als  gelblich  weisses ,  anfangs  amorphes ,  allmälig  krrstal- 
linisch  werdendes  Pulver  ab.  Man  reinigt  es  durch  Umkrysiallisiren 
aus  Alkohol  von  25^ 

Das  Igasurin  kryslailisirt  sehr  leicht  in  seidenglänzenden  Pris- 
men, büschelförmig  gruppirt,  farblos  von  sehr  bitterem  und  anhal- 
tendem Geschmack.  Es  unterscheidet  sich  vom  Slrychnin  und  Bru- 
cin  durch  seine  Auflöslichkeit :  es  erfordert  100  Th.  siedendes 
Wasser  zur  Lösung ;  beim  Erkalten  scheidet  die  Auflösung  ungefähr 
die  Hälfte  wieder  ab  in  seideugiänzenden  Warzen ,  wodurch  die 
Flüssigkeit  in  Masse  gesteht.  Es  ist  sehr  leicht  löslich  in  Alkohol, 
Chloroform  und  älherisclien  Oelen«  Aether  löst  es  nur  in  geringer 
Menge  bei  einer  Temperatur  von  20^.  Die  fetten  Oele  lösen  es 
gleichfalls.  Die  alkoholische  Lösung  kehrt  die  Polarisationsebene 
des  Lichtes  nach  links;  [a]  =  —  62^9. 

Man  kennt  die  Zusammensetzung  des  Igasurin  noch  nicht. 
Nach  Desnoix  enthält  es  beiläufig  10  Proc.  Krystallwasser.  Sein 
Atomgewicht  scheint  zwischen  dem  des  Strychnin  und  dem  des  Bru- 
ein  zu  stehen. 

Der  Einwirkung  der  Wärme  ausgesetzt,  schmilzt  das  igasuria 
unter  Verlust  des  Kryglallwassers ;  bei  höherer  Temperatur  wird  es 
unter  Entwicklung  von  amnioniakalischcn  Dämpfen  zerslOri. 

Concentrirte  Schwefelsäure  färbt  es  anfangs  rosenroth ,  diese 
Färbung  geht  hierauf  ins  Gelbe  und  dann  ins  Grünlichgelbe.  Con- 
centrirte Salpetersäure  färbt  es  stark  roih  wie  das  Brucin ,  und  auf 
Zusatz  von  einigen  Tropfen  ZinnchlorĂĽr  geht  die  Farbe  in  Violett. 

Wenn  man  einen  Strom  Chlorgas  in  eine  sehr  verdĂĽnnte  Auf- 
lösung von  chlorwassersloffsaurem  Igasurin  leitet,  ßirbt  sich  die 
FlĂĽssigkeit  rosenroth ,  roth ,  dann  gelb  und  jede  Gasblase  wird  voa 


199 

einer  weissen  Haut  umgehen,  welche  sich  atlmĂĽlig  in  Pulverform  ab- 
setzt. Wenn  man  mit  der  Einleitung  von  Chlor  einbäll ,  löst  sich 
der  Niederschlag  beim  UmrĂĽhren  wieder  auf  und  bald  danach  ver- 
liert die  Auflosung  ihre  rotbe  Farbe  und  behalt  nur  eine  schwach 
giünliche  Färbung  bei. 

Jodkalium  Hlllt  die  Auflosung  des  Igasurin  nicht  sogleich ;  erst 
mit  der  Zeil  setzt  dieselbe  schwach  röthlichgelb  gefärbte  Krystalle 
ftb.  Jodirtes  Jodkalium  dagegen  erzeugt  sogleich  einen  braunen 
Niederschlag. 

Chlorsanres  Kali  fällt  die  Auflösungen  nicht ,  dagegen  werden 
sie  durch  Platinchlorid  gelb  und  durch  Gallusgerbsfiure  weiss  geflillt. 

Das  Igasurin  wirkt  auf  den  Ihierischen  Organismus  nach  Art  des 
Srrycbnin  und  Brucin;  seine  Energie  stellt  es  zwischen  beide. 

i  2224.  Die  Salze  des  Igasurin.  —  Verdünnte  Sfiuren  losen 
das  Igasurin  leicht  und  bilden  damit  im  Allgemeinen  lösliche  und 
krystallis^irbarc  Salze.  Kali ,  Natron  und  Ammoniak  fĂĽllen  es  aus  der 
Lösung  dieser  Salze :  im  Ueberschuss  des  Fallungsmittels  (nament- 
lich des  Kali)  löst  sich  der  Niederschlag  des  Igasurin  wieder  auf.  Es 
wird  gleichfalls  durch  zweifach  kohlensaures  Natron  oder  Kali  in  Ge- 
genwart von  Weinsäure  gefällt. 

Das  chlorwasserstoffsayre  Igasurin  gleicht  dem  schwefel- 
sauren iji  der  Form ,  aber  es  ist  weit  leichter  löslich ;  2  Th.  Wasser 
reichen  zur  Auflösung  in  der  Wärme  hin;  in  der  Kälte  erfordert  es 
ungefähr  das  Doppelt**. 

Das  schwefelsaure  Igasurin  erhĂĽlt  man  leicht,  wenn  man  ver- 

dOnnte  Schwefelsäure  mit  Igasurin  sättigt,   filtrirt  und  kryslallisiren 

lässt,    nachdem    man    im  Wasserbad   hinreichend   concentrirt    hat. 

Jlan  erhält  farblose,   seideiiglänzeude  Krystalle,  auflöslich  in  etwa 

4  Th.  siedendem  und  10  Tb.  kaltem  Wasser. 

Das  salpetersaure  Igasurin  erhält  man ,  wenn  man  :.!S  Igasu- 
rin vorsichtig  mit  sehr  verdünnter  Salpelcrsäurr  sättigt  imd  die  Plüs- 
ftigkeit  der  fr«*iwilligen  Verd  nistung  überlässl.  Würde  man  es  im 
Wasserbad  abdampfen,  so  wäre  das  Product  geHlrbt.  Man  kann  es 
auch  durch  doppelte  Zersetzung  von  schwefitlsaurem  Igasurin  und 
salpetersaurem  Baryt  darstellen.  E!k  bildet  farblose  Krystalle,  welche 
weniger  löslieh  in  Wasser  sind  als  das  chlorwasserstofTsaure  und 
schwefelsaure  Igasurin. 


m 


Die  Base  des  Tabaks. 


ivufdĂź  zuerjsi  in  anrcjnem  Zustande  dargestellt  tod  VauqtieliD,  fi^MMl 
sich  in  den  verschiedenen  Sorten  des  Tabaks,  w^lin^dneiol^b  l^ 
^pfeUaiires  und  citronsaures  Salz.  Passelt  und  JV^iwano  haben  es 
in  reinem  Zu^t||j)<de  ^^rgeslellt  aus  d^n  Blättern  vo,n  Ntcotßo^  Tß- 
bactm,  MacFophylla  rustica  und  Macrophy^llĂź  glutmoia.  Or^go^^ 
Barral ,  Melsens  und  Schlösing  haben  das  Nikotin  analysjrt  und  .sei^d 
Salze  studirt'). 

Das  Ve^rfahren  zu  seiner  Darstellung  ist  mich  3arral  folgendes : 
Man  erschöpft  die  Bl£itter  des  Tabaks  ipit  Wasser ,  welches  .durch 
Salzsäure  oder  Schwefelsäure  angesäuert  ist ;  man  dampft  den  Aus- 
zug auf  die  Hälfte  seines  Volums  ab  und  destillirt  ihn  mit  Kalk.  Das 
Destillationsproduct  enthält  Nikotin,  welches  man  durch  AeCher  aus- 
zieht. Man  scheidet  hierauf  durch  Destillation  den  grOssten  TheH 
des  Aethers  ab,  lässt  den  Rückstand  14  Tage  an  einem  warmen  Ort 
stehen  und  erwfirmt  zuletzt  auf  140<^,  wo  es  sich  von  Ammoniak, 
sowie  von  gewissen  fremden ,  weniger  fluchtigen  Substanzen  trennt. 
Man  versetzt  die  auf  solche  Weise  concentrirte  FlĂĽssigkeit  mit  Kalk 


i)  Vauqtte]in(1809),AQD.  cl«Cbim.  LXXl.  139.  — Posieltu.  Reimaeo^ 
Magaz.  f.  Pharm.  XXIV.  138.  —  E.  Davy,  Ano.  der  Chem.  u.  Pharm.  XVII  1.63. — 
Ortigosa,  ebenda  XU.  114.  —  Bai'ral,  Ann.  de  Cbiin.  et  de  Phya  [9]  tlf . 
151;  XX.  34K.  —  MelseDB,  ebenda  IX.  465.  —  Schlösing,  ebeada  KIZ.  SM. 

3)  Einige  Chemiker  drficjken  daa  Atofn  dep  freien  NaIeqUo  4ajrch  die  Fonnel 
Cio  H7  N  aus,  d.  h.  durch  die  Itiilfte  derjepigen,  welche  ich  angenorame«  habe^  fß 
ist  jedoch  zu  bemerken,  dass  Cjo  H14  N^  4  Volumen  des  Dampfes  entspricfit  und  die- 
selbe Menge  Schwcfelsiure  säliigl  wie  Ammoniak,  um  f*in  Neotralsalz  zu  bilden. 

Es  ist  fibrigens  wahrscheinlich ,  dass  €90  'H14  N,  sa  Cio  H7  N ,  C|o  H7  N  sieh  in 
gewissen  Fällen  halbirt,  um  Verbindangeo  eiozugelien.  Eine  fibnliiAe  HttkünngiÜ^ 
det  ohne  Zweifel  bei  Einwirkung  des  Jodälh^Ws  auf  Nikqtin  staU  (j  9930). 

Aus  den  Beobachtungen  von  Kekuld  und  Planta  geht  henor,  dass  die  Grappi- 
rung  Cto  H7  das  Aequivalent  fon  Ha  ist.  Das  Atomgewicht  des  Nikotin  liast  sieb 
demnach  Ton  zwei  Atomen  Ammoniak  herleiten ,  worin  der  Wasserstoff  durch  €|o  llr 
fertrelen  ist:  ' 

AoHuN,-  j  IS  (c!o  H7) '^"  ]  NhI 
So  ^rklSrt  es  sich ,  warum  man  mit  Nikotin  keine  den  Amiden  ihnĂĽcbe  Verlihi- 
dĂĽngen  Arbilt.     ich  -behandelte  es  fergebens  mit  OtaMure  und  OhlorbenzoCI , 
eine  Verbindung  ahnlich  dem  Ozanilid  oder  Benzanilid  an  erhallen. 


m 

jmA  46stiU|rt  i«i  D«lb#d  |iei  1^^  in  tc^iuein  ^JDm  von  W«8A6i«Ui|t- 
gaa.  Jßiie  Si«h8l30z ,  mel/ci^  Ah6rgi$bt.,  ist  noßh  ßiß  w^ig^eficbt» 
UM  fisMi  m  fiiw  yoUkoroĂĽen  teio  durch  ^ioe  o^eue  Destillation  ip 
WasserstoQlifaa. 

Poigendas  Mopfahrm^  tdaeaen  rieb  Schtoriog  iiedieole  y  scheint 
â– ir  fnrtheiltiiAer :  man  ^raebapft  das  Tabak  sdurob  taiedtndes  Wiaeaer, 
oweeiitrirt  de«  Aof sug ,  Ms  ar  aur  Masse  gesteht ,  und  ivischt  ibo 
ant  aeiiwni  doppellea  Votum  .AlboIlK)!  ?an  W^.  ÂŁs  iiild^n  sidh  zirai 
ScbiektMi*:  .die  ohĂźrs  iatsehware,  ifaslifest  und^stbttlt  Jpfelaeiiven 
lalk,  die  HOtere  lOrthlit  almmllicbes  Kikotia.  Man  giesst  latttere 
ak,  estfernt  duroh  BesüHaÜoD  den  giitaBlen  Tbeäl  des  Alkohols  und 
behamlelt  von  naiiem  mit  Alkohol ,  «m  gewisse  SohaUmzen  EU  flltleD. 
Dw  oeoe  Auszug  wird  mil  concentrirter  KalilOsung  behandelt  und 
nach  dem  Erkalien  mit  Aether  geschüUirtt,  der  «ioh  ^des  «üomiilichen 
Wbolina  bcmäciiligt.  Man  ftigt  aur  ütberischeo  Atifltsuqg  gepul« 
wrie  Qxalsjlaffe;  es  ecblagt  .steh  oxalsanres  Nikotin  als  'syriqNiftiga 
lasse  nieder.  ^Dieae  mit  Aether  gewaschen ,  mit  -KaN  behamielt ,  in 
Waasnr  anllsenommen  mid  in  Waeaerbad  deatiUirt ,  liefert  dais  Niko«- 
ĂĽn ,  weiches  man  durch  Rectiftcaiion  in  einem  Strom  yon  Wesser* 
sieffgna  rain^ttnd  faubb» «rliik. 

Die  Gehahe  an  Nikotin  sind  nadi  ScfafOsing  in  den  Tabaken  von 
Frankreich  und  Amerika  die  nachstehenden : 


Namen  der 

Nikotin  in  100 

Taboke. 

Irockaem  Tabak 

Lot       .     .     .    . 

•     • 

7,9e 

Lot  ud4  Garo^ojie  , 

7^.4 

Nord 

6,58 
6,29 

nie  ond  Vilaine 

Pas  de  Calais  .     . 

4,94 

Elsass   .     .     .     . 

e,iat 

Vinginien     .     . 

4,37 

Kentucky    .     . 

6,09 

Maryland    .     .     . 

2,29 

Havannah  weniger 

als 

2,0 

Meiseos  hat  die  Gegeawart  des  Nikotins  jn  den  vefdichtelen 
Producta  ^es  Tabakraucbes  beobachtet.  Wenn  man  in  devtschen 
Pfeifen  faucht ,  sammelt  sich  in  den  WassersĂĽcken  derselben  eine 
bräunliche  Flüssigkeit  ?on  sehr  scharfem  Geschmack  und  empyreu- 
matiscbem ,  in  höchstem  Grade  ahstossendem  Geruch ;  dieseihe  ist 


202 

äusserst  giftig  und  eothillt  viel  Nikotin.  Einige  Tropfen  davon  einem 
Vogel  in  den  Schnabel  gebracht,  bringen  ihm  augenblicklich  den 
Tod.  Melsens  gelang  es,  ungefifhr  30  Gramm  Nikotin  daraus  aus- 
zuziehen, während  er  mit  4^5  Kilogramm  Tabak  arbeitete. 

$2226.  Das  Nikotin  bildet  eine  ölige  ^  wirsserklare,  ziemlich 
dĂĽnnflĂĽssige  Substanz.  Sein  spec.  Gevricht  ist  in  flĂĽssigem  Zustande 
nach  Barral  1,033  bei  4^  1,027'bei  15«,  1,018  bei  30<»,  1,0006 
bei  50<>,  0,9424  bei  10|o,5;  das  des  Dampfes  (mit  Correction) 
6,631  —5,607  =»  4  Volume  fUr  die  Formel  C^o  H^  N,  (berechnet 
6,578).  Es  wird  mit  der  Zeit  gelblich ,  brditot  und  verdickt  sich 
allmälig  in  Berührung  mit  der  Luft  durch  Absorption  von  Sauerstoff. 
Sein  Geruch  erinnert  etwas  an  den  des  Tabaks ,  sein  Geschmack  ist 
sehr  brennend. 

Es  ist  leicht  löslich  in  Wasser,  Alkohol  und  fetten  Oelen,  so  wie 
in  Aelher,  der  es  sogar  leicht  aus  einer  wässrigen  Auflösung  abscheidet 
In  Terpentinöl  ist  es  leicht  auflöslich.  Es  ist  sehr  hygroskopisch, 
in  einer  mit  Wasserdampf  gesKttigten  Atmosphäre  kann  es^  bi«  177 
Proc.  Wasser  aufnehmen  und  in  durch  Kali  getrockneter  I.uft  wieder 
vollständig  verlieren ;  wenn  es  so  gewässert  wird,  gesteht  es  beim 
AbkĂĽhlen  durch  ein  Gemenge  von  Eis  und  Salz  vollkommen  zur  kry- 
stallinischen  Masse.  Wasserfrei  gesteht  es  erst  bei  einer  Kälte 
von  —  10». 

Es  kocht  bei  ungefähr  250®  unter  schwacher  Veränderung; 
man  kann  es  mit  Wasser  destilliren ,  ohne  dass  es  sich  verändert. 

Die  Dämpfe,  welche  es  entwickelt,  verbreiten  einen  solchen  Ge- 
ruch von  Tabak  und  sind  so  reizend ,  dass  man  nur  mit  MĂĽhe  in 
einem  Zimmer  athmet,  wo  man  einen  Tropfen  Nikotin  ausgebreitet 
bat.  Der  Dampf  brennt  mit  weisser,  russender  Flamme  unter  Ab* 
satz  von  Kohle  wie  ein  ätherisches  Oel. 

Es  dreht  die  Polarisationsebeue  des  Lichtes  stark  nach  links  >); 
[a]p  =  -  930,5. 


Es  enthält: 

Barral. 

Mehens 

Schlö$iny. 

C^HuN, 

Kohtenstoflf 

73,69 

74,3 

73,77  ^^,40 

74,08 

Wa8ii*»rstoff 

8,86 

8,8 

8.6^      8,89 

8,64 

SlickMofT 

17,04 

i7,3 

17,11         „ 

17,38 

100,00. 


1)  Laurent,  Compt.  reod    des  trav.  de  Chim.  184$  S.  110. 


203 

Das  Nikotin  Jöst  in  der  Wflrnie  dun  Schwefel  auf  (IQ, 58  Th. 
bei  100^),  Phosphor  aber  nicht. 

Die  wassrige  Auflösung  des  Nikotin  ist  farblos,  durchsichtig  und 
sehr  alkalisch ;  sie  f)Sllt  Quecksilberchlorid ,  es.^igsanres  Blei ,  Zinn- 
cblorttr  und  Chlorid  und  die  Zioksalze  weiss ,  der  Zinkniederschlag 
lost  sich  im  Ueberschuss  von  Nikotin  wieder  auf;  essigsaures  Kupfer 
wird  gallertig  blau  gefifllt  und  löst  sich  gleichfalls  im  Ueberschuss 
unter  Bildung  eines  binnen  Salzes  nach  Art  des  Ammoniaks. 

Es  Ăźllh  Eisenoxydsalze  ockergelb ;  ein  Ueberschuss  von  Nikotin 
lö$t  den  Niederschlag  nicht  auf.  Mit  schwefelsaurem  Mangamoxydul 
giebt  es  einen  weissen  Niederschlag,  der  sich  bald  an  der  Luft 
br8unt.  Es  scheidet  aus  den  Chromsalzen  grĂĽnes  Oxyd.  Ueber- 
mangansaures  Kali  wird  augenblicklich  davon  entfärbt.  Mit  Gold- 
eblorid  giebt  es  einen  röthiich  gelben  Niederschlag,  der  sich  leicht  in 
Oberschüssigem  Nikotin  auflöst.  Mit  Chlorkobalt  giebt  es  einen  blauen 
Niederschlag ,  der  in  Grtln  ĂĽbergeht  und  in  ĂĽberschĂĽssigem  Nikotin 
wenig  auRöslich  ist. 

Mit  Gallnsgerbsäure  liefert  es  einen  reichlichen  weissen  Nieder- 
schlag. Das  Nikotin  verbindet  sich  unmittelbar  mit  den  Säuren  un- 
ter Entwicklung  von  Wärme.  Reine  concentrirte  Schwefelsflure 
f^rbt  es  in  der  Kälte  weinroth ;  in  der  Wärme  trübt  sich  die  Flüssig- 
keit und  nimmt  Weinbefenfarbe  an ;  wenn  man  zum  Sieden  erhitzt, 
schwärzt  sie  sich  unter  Entwicklung  von  schwefliger  Säure. 

Mit  kalter  ChlorwasserslofTsäure  verbreitet  es  weisse  Dämpfe, 
wie  Ammoniak ;   beim  Erhitzen  wird  das  Gemenge  violett  und  um  so 

< 

dunkler,  je  länger  das  Kochen  dauert. 

Salpetersäure  ertheilt  ihm  unter  Mitwirkung  schwacher  Wärme 
eine  oraiigegelbe  Farbe  unter  Entwicklung  rother  Dämpfe;  erhitzt 
man  stärker,  so  wird  die  Flüssigkeit  beim  Sieden  rolh,  ähnlich  dem 
Platkichlorid ;  bei  fortgesetztem  Kochen  erhält  man  blos  eine  schwarze 
Mas>e.    Chlorsäure  verändert  das  Nikotin  rasch. 

Mit  Stearinsäure  erhitzt,  löst  es  sich  zu  einer  Seife  auf,  weiche 
beim  Erkalten  gesteht ,  löslich  in  Wasser  und  leicht  löslich  in  war- 
fnem  Aetlier. 

Chlor  wirkt  sehr  heftig  aufNittotin;  es  entwickelt  sich  Chlor- 
wasserstofijiäure  und  die  Flüssigkeit  wird  blutroth.  An  der  Sonne 
und  bei  einer  Temperatur  von  80*  erhält  man  lange  Nadeln ,  welche 
bei  höherer  Temperatur  verschwinden.     Das  Product  zersetzt  sich 


9M 

mit  Waasf  r  imter  Bildung  eines  weiselidieD  Ahi«|zeft «  lodich  in  Al- 
kohol und  krystallisirbar ;  die  flItrirte.FJUssigteit  isi  Aolir  saMr  upid 
hrduBt  8ich  beim  Abdampfen. 

Jodiiasaer  ÜÜlt  die  NUboCinlOsung  .gelb  wie  Platinchlorid ,  jait 
UctMjEfifiiui«8  von  Nikotin  wird  das  Gemenge  «tcobgelb  nnd  entOrbt 
eiĂźb  durch  dw  Wirkung  der  Wifrme.  Wenn  man  lUherische AnOosiin- 
gen  van  Jod  und  Nikotin  mischt,  ßr\Mi  man  eine  kryatalliairte  Ver« 
bindung  C|  iiäS29). 

CyaniUhyl  wirkt  langsam  auf  Nikotin  unter  Bildung  einer  Ver- 
bindung, welche  .in  sidiOnen  Blftllern  kryataJIisirt  (Wurtz).  Jod-  und 
Bromäthyl  greifen  «s  gUachfalls  an  unter  Bildung  von  Jod-  oder 
Bi^omMhyl-NikeUn  i»  2230> 

iDas  Nikotin  ist  ein  sehr  hefliges  Gift.  Ein  Hund  von  mittler 
Gr<Mse  stirbt  in  weniger  als  drei  Minuten,  wenn  man  ihm  einea 
Tropfen  von  weniger  als  5  Miliigramm  auf  die  Zunge  bringt. 

Um  das  Nikotin  im  Tabak  zu  bestimmen «  erschöpft  man  19 
Gramm  desselben  in  einem  Apparat  zur  beständigen  Destilbtioo 
durch  tnit  Ammoniak  gesättigten  Aether  and  nachdem  man  Ammo- 
niak und  Aether  aus  dem  Aufzug  durch  Sieden  verjagt  hat,  bestimral. 
man  d^n  Aikaligehak  des  Rockstandes  durch  titrirte  Schwefelsäure. 
500   Th.    wasserfcetie  Scbwefeisäure    sättigen   2025   Tb.   Niknti^ 

(Schlosing). 

I  2227.  Die  Nikoiinsahe  haben  in  reinem  Zustande  keinwi 
Geruch,  aber  einen  scharfen  Geschmack»  ähnlich  dem  des  Tabaks. 

Die  einfachen  Salie  der  Mineralsäuren  sind  im  Altgemeinea 
leicht  löslich  in  Wasser  und  Alkohol ,  unlöslich  in  Aether ,  schwer 
krystaHisirbar  end  selbst  zerfliesslicb.  Die  Doppeieabe  kryistalli- 
siren  leichter. 

Das  ctlorwassersioffiaure  Nikoim ,  C^o  H|,4  N^,  2  HCl  ist  s<^hr 
zerOiessUch ;  man  erhält  es  jedoch  in  langen  wasserfreien  Fasern« 
wenn  man  es  mit  irookner  CblorwafMer^toffsäuris  berslellt  und  unter 
diie  Glocke  der  UiCtpumpe  hrcngj.  Ej»  is^L  weiss,  flacbtiger  als  das 
Nikotin ,  unlöslich  in  Aether,  leicht  löslich  in  Wasser  und  Alkphol. 

Es  dreht  die  Polarisal  ionsebene  des  Lichtes  nach  cechtn 
(Laurent). 

Das  cUorplatbuaure  Nikotin y  C^  Hu  \^  2  (HCl,  PtCl,)» 
Wenn  man  PiaNnchlurid  zu  leiiier  wäesrigen,  mit  Saltsäure  gesäti^;- 
len  Nicotinlösung  setzt,  so  entsteht  sogleich  ein  gelber,  krystalliai«^ 


gÄetj  wetti|  i'tfktfWent^  Wntter  und  gar  nMil  in  AVkdtaoI  und  Aether 
IMieber*  Niedenicbfttg.    V^daifnt^*  CM^rrvi^arssemoffsfiare  loftt  e»  in' 
der  Wxrme  volbtandig  aof.     Wenn  di«  Auflösungen  verdünnt  sind; 
erbält  man  schiefe  rhomboidische  Prisnfen. 
Bb  eniMU : 


OHi§Qsm^ 

MffWfr. 

Bereehoet 

Kohleostoff 

20>98 

2i,ia 

20^.7 

Wasserstoff 

3^14 

3,16 

a,7 

Stickstoff 

4,74     . 

4,81 

4,8 

ftsUD 

39,11 

39,28 

34,4. 

Die  cktarplatmtg^atiren  Salze  desNikotiB  erhalt  man^)«  wenn 
nao  Nikotin  zu  einer  chlorwasserstoffsauren  Auflösung  von  Platin- 
cUorttr  setzt;  wenn  man.  das  Gemenge  umschĂĽlteltf  setzt  sich  ein 
orangegelbes  krystalliniscbes  Salz  a  ah ,  während  die  Mutterlauge  ein 
anderes ,  krjatallisirhares  rotbes  Satz  Ăź  eabhĂĽlt 

Salc  a.  .  .  GaoUii^N^,  2(PtCi,2HCl} 
Salz  i9  .  .  .  C^HuNa^SCPtCI  HCl). 

Dae  Salz  a  ist  unauflöslich  in  kaltem  Wasser ,  auflöslieb  in  sie- 
dendeaiy  woraus  es  sich  heim  Erkalten  in  kryslallisirtem  Zustand  ab- 
scheidet«. Kali  entwidielt  daraus  Nikotin«  Es  löst  sich  in  Chlor- 
wasserstoffsaure ,  welche  es  bei  langsamer  Verdunstung  absetzt ,  in 
schonen  orangerotben ,  rb'ombischen  Prismen.  Salpetersäure  löst  es 
elmiMls  und  setat  es  in  kleinen: geBian  Krystallen  ab,  welche  noch 
dicfSBibe  Znsammensetzung  habenv  Das  Salz  löst  sich  auch  in  Niko* 
tiv  unter  Bildung  eines  mit  ĂĽ^^ser  mischbaren,  klebrigen,  sehr  zer- 
lliesaliclien ,  niolit  kfystaliisirbaren  Productes. 

Dae  Salz  Ăź  der  Mutterlauge  setzt  sich  beim  Verdunsten  im  Va- 
conm  in  prismatischen  Krystallen  ab.  Es  ist  schwer  löslich  in  kaltem 
Wässer ;  in  heissem  löst  es  sich  leichter  und  die  Flüssigkeit  setzt  es 
beim  Erkalten  in  gelben  krystallinischen  Schuppen  ab.  Unlöslich 
in  Alkohol  und  Aether,  löst  ps  sich  in  der  Kalte  in  Salz-  und  Salpeter- 
säure. 

Die  ehlorquecksübenauren  Salze  des  Nikotin^).  —  Man  hat 
drei  Verbindungen  von  Nikotin  und  Quecksilberchlorid  beschrieben. 

a.  C^  HuNs,  2HgCl.  Man  erhalt  es  nach  Ortigosa,  wenn 
man  eine  Auflösung  von  Quecksilbersublimat  durch  eine  Auflösung 


I)  Raewskj,  Aon.  de  Cbim.  et  de  Phys.  [3]  XIV.  332. 

S)  Ortigosa  s. s.o.  —  BödekeryAon.derClieni.a. Pharm. LXXIII. 372. 


206 

von  NikiiliQ  niederschlägt.  Der  Niederschlag  ist  weiss,  krysUilU- 
nisch,  unlöslich  in  Wasser  und  Aelher,  wenig  löslich  in  Alkohol.  Es 
zersetzt  sich  theilweise  schon  unter  dem  Kochpunkte  des  Wassers, 
indem  es  schmilzt  und  gelb  wird. 

Ăź.  C20H14N3,  6HgCI.  Bodeker  stellt  diese  Verbindung  dar, 
indem  er  gesättigte  Quecksilherchloridlösung  zu  einer  Auflösung,  von 
Nikotin  in  verdünnter  ChlorwasserstoffäSure  setzt ,  bis  der  Nieder- 
schlag bleibt.  Wenn  man  das  milchariige  Gemenge  einige  Tage 
stehen  ISssl,  so  scheidet  sich  das  Salz  in  kryslallisirtem  Zustande  ab. 
Wenn  die  Nikotinlösung  zu  concentrirt  ist ,  so  scheidet  sich  nach 
einiger  Zeit  ein  ölartiger  Körper  ab ,  welcher  unlöslich  im  Wasser 
sich  dagegen  leicht  in  verdOnnter  Chlorwasserstoffsäure  auflöst  und 
durch  neuen  Zusatz  von  Quecksilberchlorid  in  krystallisirtes  Salz 
verwandelt  wird. 

Diese  Verbindung  bildet  farblose  oder  gelbliche  Krystalle,  oft 
von  der  Länge  eines  Zolls,  wenig  in  Alkohol  und  kaltem  Wasser  lös- 
lich ;  siedendes  Wasser  zersetzt  sie ,  bringt  sie  zum  Schmelzen  und 
verwandelt  sie  in  eine  braune,  harzige  Materie.  Sie  lösen  sich  leich- 
ter und  ohne  Zersetzung  in  gesäuertem  Wasser.  (Die  Krystalte  ge- 
hören dem  rhombischen  1)  System  an.     Corabination  von  zwei' ver- 

w  w 

ticalen  Prismen  00  P  und  oo  P  2  und  einem  horizontalen  Prisma  P  oo 

mit  den  Flächen  oo  P  oo  und  oo  P  oo.  Werthe  der  Axen  im  primi- 
tiven Oktaeder  P,  a  :  b  :  c ::  1 ,280 : 1,542 : 1.  Winkel  der  Prismen, 
in  der  Ebene  der  Verticalaxe  c  und  der  kleinen  Diagonale  a ,  oo  P : 

00  P  =  lUO«  40' ;  00  P  2  :  00  P  2  =  620  10' ;  p  00  :  P  »  = 

114<>  6'.     Spnlibar  parallel  oo  P  cx>). 

/.  C2oH,4Na,  HCl,  8  Hg  Cl  erhält  man  nach  Werlheim >)  ala 
krystalliniscben  Niederschlag ,  wenn  man  die  neutrale  Auflösung  des 
chlorwasserstofTsauren  Nikotin  mit  einer  wässrigen  Lösung  von  Queck- 
silberchlorid in  Ueberschuss  kalt  behandelt.  Es  krystallisirt  aas 
siedendem  Wasser  in  slrahleni^rmig  gruppirten  Nadeln. 

d.  Ein  cyanchlorquecksilbersaures  Nikotin  erhalt  man,  wenn 
man  zu  einer  neutralen  Nikotinlösung  in  verdünnter  Säure  ungefthr 
das  gleiche  Volum    einer   gesättigten  Lösung  von    Cyanquecksilber 


i)  Da  ĂĽb  er,  Add.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXiV.  301. 
2)  Wert  beim,  Pri?atmiltbeilung. 


ä07 

selBt.  Weon  die  Mischung  su  verdOnnt  'M,  kann  man  sie  durch 
Abdampfen  concentriren ,  ohne  dass  sie  sich  zersetzt.  Diese  Ver- 
hindong  krystallisirt  in  farblosen,  seidenglflnzenden ,  büschelförmig 
gnippirien  Prismen.  Sie  losl  sich  leicht  ohne  Zersetzung  in  kaltem 
und  kochendem  Wasser  und  Alkohol.  Die  Auflösung  wird  durch 
Eali  Dicht  geĂźillt,  weder  kalt,  noch  warm.  Wenn  man  dagegen  die 
Kryslalle  mit  KalilOsung  befeuchtet,  förben  sie  sich  rOthlich  gelb. 
In  Berührung  mit  Chlorwasser^luffsäure  entwickelt  sie  Cyanwasser- 
sloffsäure. 

Bodeker  fand  in  dieser  Verbindung  60,85  Quecksilber,  17,76 
Chlor  und  2,46  Gyan^  was  C20H14N3,  5  HgCI,  HgCy  entsprĂĽche. 
Er  glaubt  indessen,  eine  genauere  Analyse  würde  das  Verhältniss 
C^Hi«N„  4HgCl,2HgCy  gebei. 

Jodquecksilberverbindungen  des  Nikotin.  —  Man  kennt  zwei 
derselben. 

a.  C20H14N2,  2HgI.  Farblose  Blattchen ,  welche  man  nach 
Weribeim  erhält,  wenn  man  Nikotin  mit  Quecksilberjodid  zusammen- 
reibt 9  und  die  Masse  mit  siedendem  Wasser  behandelt.  Das  Niko- 
tin erhitzt  sich  dabei  so  stark ,  dass  es  zum  Theil  verdampft. 

fi.  CMH14N9,  2  (Hl,  Hgl).  Es  entsteht  nach  Bödeker,  wenn 
man  das  Nikotin  in  verdünnter  JodwassersloiTsäure  auflöst  und  eine 
Auflösung  von  Quecksilberjodid  in  Jodwasserslofl'sJiure  zusetzt ,  bis 
der  Niederschlag  und  die  TrĂĽbuug  der  FlĂĽssigkeit  bleibend  wird. 
Das  Salz  krystallisirt  nach  einiger  Zeit.  Man  kann  die  Mutterlauge 
nicht  abdampfen ,  ohne  dass  sie  sich  zersetzt. 

Es  bildet  kleine  gelbliche  Prismen ,  wenig  lOslich  in  kaltem 
Wasser  und  in  Alkohol.  Siedendes  Wasser  zersetzt  sie  unter  Ab- 
scheiJung  einer  haradgen  Substanz  von  röthlich  gelber  Farbe,  un- 
löslich in  Kall. 

Das  schwefelsaure  Nikotin  ist  eine  nicht  krystallisirbare  Masse, 
leicht  löslich  in  Wasser  und  Alkohol.  Nach  SchlOsing  entspricht  die 
zu  vollkomnmer  Neutralisation  des  Nikotin  erforderliche  Menge  der 
Schwefelsäure  dem  Verli^itnisse  2CS10H14N9,  S^Oe,  2  HO. 

Salpetersaures  Nikotinsilber  ^).  —  Man  kennt  zwei  derselben. 

a.  C^HuNg,  NO^Ag.  Farblose  Prismen,  welche  man  erhält, 
wenn  man  eine  hinreichend  verdünnte  alkoholische  Lösung  von  Niko- 

1)  Wertbeim,  PrivatmittbeiluDg. 


9» 

tiw  nit  einem  U^ri^tfracbns»  aMohoHiehar  L<)smig  ton'  Silbermmi^ 
Mt  zersetzt. 

fi.  3  C^oHiilVji,  NO«  Ag  erhält  nraii  viAk  ctes  rm*ige>,  aber  «Mcr 
Anwendimg  tob  ĂĽberBchOstsigem  Nikotin.  Be  scheidet  sich  aus-einee 
i^r<klnnten  ABflOsmig  durch  rremiillge  Verdunstnng  in  schowei»  Pri»* 
ill^n  ah,  welche  dem  monehliiiischeD  System  anzagehoren  scheineii« 

Das  phosphorsaure  Nikotin  krystallisirt  aus  eider  syrupdichen 
Auflösung  in  breiten  Blättern  ähnlich  dem  Cholesterin. 

Das  sauerkleesaure  Nikotin  bildet  in  siedendem  Wasser  und 
Alkohol  leicht,  in  Aelher  nicht  losĂĽche  Krystalle. 

Das  essigsaure  Nikotin'  ist  eintf  syrupartige ,  nicht  krystallisvr- 
bare  Hasse. 

Das  weinsaure  Nikotin  ist  ein  leicht  losliches,  in  Kornem  krf- 
gtadisirendes  Salz. 

t  2228.  Das  Nikotianin  ^)  oder  TabakOl.  —  Hermbstädl  be- 
obachtete ,  dass  man  bei  der  Destillation  der  frischen  od^  getrock- 
neten Tabakblätter  mit  einer  kleinen  Menge  Wasser  eine  trübe  Flüs- 
sigkeit erhält ,  auf  deren  Oberfläche  sich  nach  einigen  Tagen  eine 
krystallinische  Substanz  abscheidet  (8  Kilogramme  Tabak  liefern  nur 
0,6  Gramme  y  Posselt  und  Reimann). 

Diese  Substanz  hat  Aehnlichkeit  mit  dem  Campher,  ist  flĂĽchtig, 
unauflöslich  in  Alkohol  und  Aether.  Ihr  Geruch  ist  schwach ,  ähn- 
lich dem  des  Tabakrauches ;  der  Geschmack  ist  bitter  aromatisch. 
Kali  löst  sie  auf,  verdünnte  Sauren  aber  nicht.     . 

Sie  enthält : 


ĂźUtral. 

Berechnet. 

Kohlenstoff 

71,52 

71,87 

Wasseratoff 

8,23 

8,33 

Stickstoff 

7,12 

7,30 

Souerstoff 

13,13 

12,S0 

100,00  100,00. 

Barral  giebt  keine  Formel  an ;  die  Tprstehende  Berechnong  ist 
nach  dem  Verhältnisse  Ci«  H^a'^s  0$  gemacht. 


1)  Hermbstädt,  Journ.  f.  Chem.  u.  Pfays.  v.  Scbweigger  XXXI.  44S.  — 
Poiselt  u.  Reimann,  Mag.  f.  Pharm.  XXIV.  138.  —  Btrral,  Compt.  read,  de 
TAcad.  XXI.  1374. 


200 

Nach  demselbeD  soll  dis  Nicotianin  durch  Destillation  mit  Kali 
Nicotin  liefern. 

Gejodete  Derivate  de«  Nicotin. 

f  2229.  Das  Jodnicotm  0,  2  C^  H14  N,,  3  I,  erhalt  man, 
wenn  man  die  Auflösungen  von  Jod  und  von  Nicotin  mischt.  Wenn 
dieselben  concentrirt  sind,  so  entwickelt  sich  bei  der  Einwirkung  so 
viel  Wärme ,  dass  der  Aether  ins  Kochen  kommt  und  die  Mischung 
gesteht  nach  einiger  Zeit  zu  einem  Krystallbrei.  Wenn  man  mit 
enlsprechend  verdtlnnten  Lösungen  arbeitet,  scheidet  sich  die  Ver- 
bindung langsam  in  schönen  rubinrothen  Nadeln  ab. 

Es  schmilzt  bei  100<^  ohne  Veränderung.  Man  kann  es  selbst 
einer  bedeutend  höheren  Temperatur  aussetzen ,  ohne  dass  es  sich 
sersetzt.  Wenn  man  es  dagegen  mit  Wasser  erhitzt ,  so  entwickelt 
es  schon  unter  dem  Siedepunkt  des  Wassers  Joddaropfe. 

In  der  Kfilte  als  Pulver  mit  verdĂĽnnter  Kalilauge  geschOttelt, 
scheidet  es  ölartiges  Nicotin  *)  ab ,  wahrend  zugleich  ein  Gemenge 
von  Jodkalium  und  jodsaurem  Kali  entsteht. 

Man  kann  es  mit  fein  zertheiltem  metallischem  Zink  in  einer 
über  der  Lampe  zugeschmolzenen  Röhre  auf  200<*  erhitzen ,  ohne 
dass  68  dabei  verändert  v^ird. 

Cf  an  scheint  ebenso  wenig  darauf  einzuwirken. 

Das  ehlorwasserstoffsaure  Jodnicotm ,  2  C30  R14  N^ ,  3 1  >  2  H  Gl 

bildet  schöne  Blattchen  von  hellrubinrother  Farbe.     Man  erhalt  es, 

'wenn  man  eine  sehr  verdttnnle  alkoholische  Auflösung  von  Jodnico- 

lia  schwach  mit  Chlorwasserstoffsaure  sattigt  und  die  FlĂĽssigkeit  ins 

Vacoum  stellt. 

Methyl-,  Aethylderivate  etc.  des  Nicotin. 

%  2230.  Das  Nicotin  verbindet  sich  unmittelbar  mit  Brom- 
oder Jodathyl  (oder  mit  den  Homologen  dieser  Aether) ,  indem  es 
Verbindungen  bildet,  welche  denen  des  Tetrathyl- Ammonium  ent- 
sprechen, d.  h.  welche  die  Salze  eines  Ammonium  darstellen,  worin 


1)  W e rt beim  (1853) y  PrivatmtUbeiloDg. 

8)  Die  Identität  die«et  Korpers  wurde  durch  die  Analyse  des  chlorpJatinsaoren 
Salxea  hergestellt. 

Gerhardt,  Che«.  fV.  14         ' 


210 

1  Atom  WasseniU^f  durch  Aeihyl  (oder  seiiM  HoiXKriogen)  vertreten 
ist  und  3  Atome  Wasserstoff  durch  die  Gruppirung  Ci^H^Ntc^tyt). 
Die  Verbindungeil  des  Aethyl- Nicotin  (Aethyl-Nicolyl- Ammo- 
nium) ,  welche  Kekatiä  und  Planta  erhi^ften ,-  sind  : 

Aethylnicolin- Hydrat     .     .     .     N(C4<^a,)(C4H5)  O 

H 
Chlorpiatinsaures  Aelhylnicotin     N  (C|o  H7)  (C4  B^) )  p,  p, 

ci  r'^** 

ChlorgcMdsanres  Aethylnicotin       N  (C^o  H7)  (C4  H5)  j  .    p. 

Gl   ) 

-  Jodäthylnicotin N(C,oH7)(C4H5) 

1 

§  2231.  Die  Ferbindungen  des  Methylnieotin^)  werden  wie 
die  AethylnicoĂĽn- Verbindungen  dargestellt. 

Das  Methiflmcotin'  Hydrat  aus  Jodmelhylnicotin  und  friscb 
gefälltem  Silberoxyd.  Wird  die  Auitosuag  im  Wasserbad  abgedampft, 
so  wird  sie  dunkel  und  lässi  einen  klebrigen  Rückstand  ohne  Anzei- 
gen von  Krystallisatfon. 

Die  Auflösung  dieser  Base  besitzt  einen  bitteren  Geschmack,  ist 
ohne  Geruch  und  wirkt  auf  die  Epidermis  wie  Aetzkali.  Es  hat  eine 
stark  alkalische  Reaction  und  neutralisirt  di^  Säuren  voHkommeo* 
Es  fällt  Kupfer-  und  Eisenoxydsalze  und  iOst  frisch  gefällt  Thonerde 
mit  Leichtigkeit. 

Seine  Salze  sind  im  AUgemeinen  sehr  leicht  Ittslicb  iu  Wasser. 

Das  Fluar-Meibylnicotm  lässt  sieh  nicht  krystallisirt  eiiialteo. 

Da6  Chlor-Methylnicotin  krystallisirt  leicht. 

Das  cklorplatinsaure  Meihylnicoiin ,  N  (Cio  H7)  (C^  H3)  Cl^ 
PtCIa  ist  ein  Niederschlag,  welcher  sich  in  siedendem  Wasser  auf> 
löst  und  beim  Erkalten  als  krystalliiiisches  Pulver  abscheidet.  Es 
ist  etwas  tosĂĽch  in  kaltem  Wasser ,  aber  unaufloslirh  in  Alkohol. 

Es  enlhillt: 


Stahlsehmidt, 

Berechnet. 

Kohlenstoff         23,85 

23,9 

Wasserstoff           3,44 

3,82 

PlatiB                  33,03 

32,77. 

Das  chlorpalladigsaure  Methylnicotin  schlägt  sich  beim  Ver* 
setzen  des  chlorwasserstoffsaaren  Salzes  mit  PalladiarochiorOr  nichi 


1)  Stahlschmidt  (1884),  Add.  der  Chem.  u.  Pharm.  XC. 


211 

Bieder ;  w«iin  inaii  das  GemeBge  im  WMseilMid  aifdämpft,  bleiki  ein« 
ftyrdparU^e  Mause  zorttefc ,  welche  in  Alkohol  gelost ,  Krystalle  ab« 
scheidet. 

Das  Margoldxaure  MeihybUcĂĽHn,  N  (C,o  H7)  (C2H3)CI,  Au 
Clg  ist  ein  hellgelber  Niederschlag «  &sC  uiiaQfi^ich  in  Wasser  und 
AikoboK 

Das  chldrqueeknlbersaure  Meihylnieotmy  ^{Cf^H^yCC^Ăś^yCl, 
AHgClisAeiflNiederscbiagy  welcher  sich  in  siedemdeni  Wasser  auflöst 
und  krttfiaeUgis  Krysialle  absetzt.  Es  ergab  bei  der  Analyse  59,47 
Proc.  Quecksilber  (berechnet  59,39  Proc.) 

Das  Jodmethylnicotin,  N  (C^o  H7)  (Cg  H3)  I.  Ein  Gemenge  von 
Kicotio  und  Jodmetbyl  erhitzt  sich  lebhaft  und  gesteht  beim  Erkalten 
zur  krystallinischen  Masse.  Man  wascht  das  Product  mit  Alkohol 
und  krystallisirt  es  mit  siedendem  Wasser  um.  Es  scheidet  sich 
dann  in  glänzenden  Krystallen  ab. 

Es  wird  durch  Jodmethyl  beilOO^  in  einer  verschlossenen  Röhre 
nicht  aogegriflen. 

Das  schwefelsaure  Methylnicotin  krystallisirt  schwierig. 

Das  salpetersaure  Methylnicotin  ist  sehr  zerfliesslich  und  wird 
nur  schwierig  in  krystallisirtem  Zustand  erhalten. 

iy^%  Schwefelcyen^Methylnicotin  krystallisirt  schwer. 

Da9  Oxalsäure  f  esngsaure  und  weinsaure  Salz  konnten  noch 
nicht  in  krystallisirtem  Zustand  erhalten  werden. 

§  2232.  Ferbindnngen  des  j^ethybneotm^).  —  Das  Nicotin 
und  Jodflthyl  wirken  schon  bei  gewöhnlicher  Temperatur  auf  einaiH 
der;  die  Einwirkung  wird  durcJi  die  Wärme  sehr  begünstigt.  Um 
das  Umherschleudern  zu  verhindern ,  verschtiesst  man  das  Ge- 
menge in  eine  Röhre,  nnd  setzt  diese  etwa  eim^  Siunde  lang  ioa 
Wasserbad;  die  Hasse  gesteht,  namentlich  beim  Erkalten,  in  gelben 
Krystallen.  Man  muss  dabei  einen  Ueberscbtiiss  vmi  Nicotin  ver- 
meideil ;  ausser  den  Krystallen  von  iodĂĽihylnicotin ,  liefert  sie  ein 
secundäres  Product  von  rother  Farbe ,  dessen  Menge  um  so  grosser, 
je  länger  die  Einwirkung  gedauert  hat.  Dieses  Product  setzt  sich 
bei  der  Auflösung  der  Substanz  in  Wasser  zum  Theil  als  harzähn- 
liches Pulver  ab;  wird  die  wässrige  Lösung  concentrirt,  so  gesieht 


1)  Kek all  0.  Planta  (1858),  Aoo.  derCh^m.  u.  Pharm.  LIXXVII.  i. 

14* 


2ia 

sie  zur  slralilig  krystalliDiscben  Masse ;  wenn  man  in  der  Wärme 
arbeitet,  liefert  sie  stets  eine  gewisse  Menge  des  rothen  Pro- 
ducts. 

Das  BromĂĽthyl  verhalt  sich  wie  das  JodSthyl  zu  Nicotin. 

Das  jiethylnicotinhydrat  erhalt  man,  wenn  man  Jod-  oder 
Bromathylnicotin  mit  frisch  gefälltem  Silberozyd  behandelt  (Aetzkali 
scheidet  die  Base  weder  vom  Jod-,  noch  vom  Bromathylnicotin);  die 
filtrirte  FlĂĽssigkeit  ist  farblos,  sehr  alkalisch,  ohne  Geruch,  aber 
sehr  bitter;  in  conccntrirtem  Zustand  wirkt  es  auf  die  Epidermis 
wie  Aetzkali. 

Die  Auflösung  des  Aethylnicotinhydrats  verhalt  sich  zu  Salz- 
lösungen wie  die  fixen  Alkalien ;  es  verdrangt  Ammoniak  aus  seinen 
Verbindungen  und  fällt  die  Schwermetalloxyde  und  alkalischen 
Erden. 

Es  zieht  begierig  Kohlensaure  aus  der  Lufl  an. 

Es  färbt  sich  allmalig  beim  Liegen  an  der  Luft;  man  kann  es 
durch  Verdunsten  (selbst  im  Vacuum)  nicht  concentriren ,  denn  es 
bräunt  sich  dabei  und  scheidet  braune  dicke  Tropfen  ab ,  von  durch- 
dringendem Geruch  nach  faulen  Fischen  und  wenig  löslich  In 
V^asser. 

Die  Sedze  des  Aethylmcolm  scheinen  alle  in  Wasser  auflöslich 
zusein.  Gallusgerbsaure  fallt  die  Auflösung  der  Base  nicht,  aber 
die  Pikrinsäure  fällt  daraus  schwefelgelbe  Flocken. 

Das  Chlarathylnieotin  erhalt  man  durch  Verdunsten  im  Va- 
cuum als  strahlige  Masse. 

Das  cklorplatinsaure  Aetkybneotin  enthalt  N  (Cj^  H7)  (C4Hs> 
Gl,  PtCl).  Die  Auflösung  der  Base  in  Chlorwasserstoffsaure  giebt 
mit  Platinchlorid  einen  Niederschlag,  anfangs  gelb  und  flockig, 
nachher  allmalig  orange  und  krystallinisch  werdend.  Es  löst  sich 
in  kochendem  Wasser  und  fällt  daraus  beim  Erkalten  in  rhomboTdi- 
sehen  Prismen  von  Orangefarbe  nieder.  Es  ist  fast  unauflöslich  in 
kochendem  Alkohol  und  unauflöslich  in  Aether. 

Es  enthalt : 


Kekule  u.  Planta. 

• 

Berechnet. 

KobleDttcflT 

^20,61     27,36    27,36 

26,65 

Wassersloff 

3,04      4,08      4,10 

3,81 

Platio 

81,26    31,33    31,a3 

S1,S1. 

213 

Da8  cUorpalladigsaure  Aethylnieoiin  wird  nicht  gefIlUt  beim 
Versetien  der  Auflösung  der  chlorwassersioffsauren  Base  niit  Palla- 
diumcblorttr,  aber  beim  Abdampfen  erbflll  man  eine  braune ,  gummi- 
ariige  Hasse,  welche  in  Alkohol  gelöst,  beim  Abdampfen  grosse 
rhombische  Tafeln  von  brauner  Farbe  giebt. 

Das  cklorgoldsaure  Aethylnieolm,  N  (Ci^Hj)  (€40^)  Gl,  Au 
eis  isl  ein  schwefelgelber  Niederschlag ,  welcher  durch  Mischen  von 
chlorwasserstoffsaurem  Aethylnicotin  mit  Goldchlorid  entsteht ;  auf- 
gelöst in  siedendem  Wasser,  scheidet  es  sich  beim  Erkalten  in  schö- 
nen goldgelben  Nadeln  ab. 

Das  cklarquecksilbersaure  Aethylnicotin  ^  N  (G^q  H7)  (G4  H5) 
G),  3  Hg  Gl  entsteht  durch  Versetzen  von  chlorwasserstoffsaurem 
Sah  mit  Quecksilberchlorid,  in  weissen  Flocken,  welche  allmälig 
sttsamroenbacken  und  in  der  Hitze  schmelzen.  Es  löst  sich  in  sie- 
dendem  Wasser ;  die  Auflösung  scheidet  mit  der  Zeit  weisse  War- 

# 

sen  ab. 

Das  Bromäthybiicotin  erhalt  man  durch  Einwirkung  von  Brom- 
fltbyl  auf  Nicotin.  Es  bildet  äusserst  zerfliessliche  und  in  absolutem 
Alkohol  ziemlich  leicht  lösliche  Rrystalle. 

Das  Jodathylmcotin ,  N  (G^o  H7)  (G4  H5)  I  entsteht  durch  Ein- 
wirkung von  Jodflthyl  auf  Nicotin.  Es  bildet  Krystalle,  welche  in 
trockner  Luft  verwittern.  Es  ist  leicht  löslich  in  Wasser,  wenig 
loslich  in  Alkohol  und  Aether.  Man  erhält  es  beim  Erkalten  seiner 
Auflösung  in  siedendem  Alkohol ,  oder  eines  Gemenges  von  Nicotin, 
Jodaihyl  und  Alkohol  in  farblosen  zu  Warzen  gruppirten  Prismen. 
Es  wird  durch  Aetzkali  nicht  zersetzt. 

Der  trocknen  Destillation  unterworfen ,  zersetzt  es  sich  in  Ni- 
cotin und  Jodathyl ,  während  zugleich  ein  Theil  des  Salzen  unverän- 
dert Qbergebt. 

Das  schwefelsaure  t  salpetersaure  und  oxalsaure  AelhybUco- 
im  erhält  man  in  der  Form  eines  dicken  Syrups,  worin  man  einige 
Krystalle  bemerkt^ 

.  Das  essigsaure  Salz  ist  ganz  unkrystallisirbar. 
%  2233.     /Verbindungen  des  Amyl-Nicotin^).  —  Das  Hydrat 


i)  StahUcbmidt  (18M),  a.  a.  0. 


214 

wird  wie  seine  Homologen   dargest^lt.     8«me  Aufldcung  Alllt  die 
Kupfer*  und  Eisenoxydsalze  und  l4st  Thonerdehydrai  leicht  auf. 

Seine  Satze  »cheiiieB  sfimmüich  unkryaiailisirbar  zu  sein. 

Das  chlorplatintaure  Amylnicotiny  N  (Cjo  H7)  (Cto  Hu)  Cl, 
PtClg  ist  ein  gelber  Niederschlag. 

Das  Jodamylnicotm  erhalt  man ,  wenn  man  ein  Gemenge  von 
Nicotin  und  Jodamyl  einige  Tage  im  Wasserhad  erhitzt. 

Verschiedene,  wenig  bekannte  Basen. 

I  2234.  pas  Acanitin^),  Ce^^HATNOi«  wurde  1833  von  Hess 
im  Aconitum  Napellus^  L.  entdeckt,  und  scheint  iu  aHen  scbarfe^ 
Aconitarten  vorzukommen. 

Man  kann  es  aus  dem  frischen  Saft  der  Pflanxe  oder  aus  dem 
alkoholischen  Auszug  der  getrockneten  Bllitter  darstellen,  in  leU- 
terem  Falle  setzt  man  Kalkhydrat  zur  alkoholischen  Flüssigkeil,  •« 
dass  das  Aconilin  frei  wird ;  es  bleilit  im  Alkohol  gelöst.  Man  filtrirt, 
setzt  verdünnte  Schwefelsäure  zum  Filtrat  und  fillrirt  den  schwefel- 
sauren Kalk  ab.  Die  ĂĽltrirte  FlĂĽssigkeit  ist  eine  alkoholische  A|if^ 
lösung  von  schwefelsaurem  Aconitin;  man  nimmt  den  Alkohol  durch 
Destillation  weg,  setzt  Wasser  zum  Rückstand  und  schlägt  das  mehr 
oder  weniger  unreine  Aconitin  mit  kohlensaurem  Kali  nieder.  Der 
Niederschlag  wird  ausgepresst,  in  Alkohol  gelöst ,  durch  Thierkohle 
entfärbt  und  liefert  nun  eine  Auflösung ,  welche  das  Aconitin  beiip 
Abdampfen  abscheidet.  Man  reinigt  dieselbe^  indem  man  es  aber*- 
mals  in  Sulphal  umwandelt ,  durch  Kalkhydrat  zersetzt  und  den  Nie*- 
derschlag  mit  Aether  behandelt,  welcher  das  Aconitin  aufnimmt. 

In  reinem  Zustand  scheidet  sich  das  j\conitin  aus  dem  wassri* 
gen  Alkohol  in  weissen ,  pulvrigen  KOrnern  ab ,  bisweilen  auch  als 
compacte,  durchsichtige,  glasige  Masse.  Es  ist  geruchlos ,  besitzt 
aber  einen  anhaltenden  bitter  scharfen  Geschmack.  Es  ist  in  kaitemi 
Wasser  wenig  lOslich ,  mehr  in  siedendem ,  wovon  es  50  Theile  er- 
fordert; die  Auflösung  zeigt  sehr  ausgesprochene  alkalische  Reaclion. 
Es  ist  leicht  loslich  in  Alkohol,  weniger  in  Aether. 


1)  Geiger,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  VII.  269.  —  Mors  od,  Poggendorfls 
ADD.  XLII.  175.  —  Planta,  Aon.  der  Cbem.  u.  PlMriii.  LXXIV.  Sil. 


319 


Es  enAaU : 

Plafii4i, 

Bervdinet. 

Hohleo9toff 

67,8i 

'"5,34    »T,?« 

67,64 

Wasserstoff 

8,82 

8,90      8,64 

8,81 

Slickstoff        ' 

3,3t 

3,»9        „ 

2^ 

Sauerstoff 

99 

»>          »1 

21,01 

100,00. 

Das  Acoiiitin  schmifzt  hei  80^  2nr  glasartigen  Maate,  ekneaft 
£ewichi  zu  verlieren;  auf  I20<>  erhitzt,  bräunt  es  sich  und  hei  noch 
höherer  Temperatur  zeraelzt  es  sich. 

Safpetersätire  löst  es  auf,  ohne  sich  zu  färben.  Schwefplsflore 
Ăźirbt  PS  zuerst  gelb,  dann  rĂĽthlich  violett. 

Jodlinctur  bildet  damit  einen  kermesbraunen  Niederschlag. 

Das  Aconilin  ist  sehr  giflig;  i/j^Gran  reicht  hin,  einen  Sper- 
ling in  wenig  Minuten  zu  tödlen,  */io  ^^^^^  tüdtet  ihn  plötzlich;  das 
Thier  stirbt  unter  tetanischen  Gonvulsionen.  Es  erweitert  auch  die 
Pupille. 

Die  Salze  des  Aconitin  krystallisiren  im  Allgemeinen  sehr 
schwierig,  sind  nicht  zerfliesslich,  Losen  sich  leicht  in  Wasser  und 
Alkohol.     Alkalien  fällen  Aconilin  aus  der  Auflösung. 

Das  chlorwasserstoffsaure  Aconilin  erhält  man  durch  Einleiten 
von  trocknem  Chlorwasserstoflgas  auf  das  auf  100^  erhitzte  Aconitin, 
es  acheint  C^o  H47  ^^14,  2 HCl  (gefunden  13,41  Proc.  Salzsäure, 
berechnet  12,84  Proc.)  zu  enthallen. 

Das  chlorplatinsaure  Aconitin  wird  durch^  Versetzen  einer 
Auflösung  von  chlorwasserstofTsaureni  Aconitin  mit  Platinchlorid 
nicht  geĂźillt. 

Das  chlor  quecksilbersaure  Aconitin  bildet  ein  weisses  Ge- 
rinnsel, welches  sich  ziemlich  leicht  in  ChlorwasserstofTsäure  und 
in  chlorwassorstofTsaurem  Ammoniak  auflöst. 

Das  chlorsaure  Aconitin,  C^o  H47  NO14,  HCl,  Au  Clg  -f- 
2  Aq.  (?)  ist  ein  gelblicher  Niederschlag',  unlöslich  in  Chlorwasser- 
sloflsfiure  und  enihäll : 


Planta. 

Berechnet 

Kohleotloff 

40,23       40,42 

40.44 

Wasserstoff 

»,M        5,54 

»,« 

6old 

8»,«6 

23,08. 

216 

Das  pkotpkorsaure  Aecnitm  wird  durch  VerseUen  des  chlor- 
wasserstofTsauren  Aconitin  mit  phosphorsaurem  Natron  nicht  geftllt. 

Das  schwefelcyanwasserstoffiaure  Aconitin  ist  ein  weisses 
Salz. 

Das  Pikrinsäure  Salz  ist  ein  gelber  Niederschlag ,  unlöslich  in 
Ammoniak. 

8  2234*.  Das  Agrostemmin  ^).  —  Schulze  hat  diese  Base 
aus  den  Samen  der  Kornrade  {Agrostemma  Giihago  L. ,  LiehnĂĽ 
Gühago,  Lam.  von  der  Familie  der  Caf7ophylleen).  Man  erschöpft 
diese  Samen  durch  schwachen  Alkohol,  mit  Essigsflure  angesfluert, 
setzt  Magnesia  zu  dem  durch  Abdampfen  concentrirten  Auszug  und 
behandelt  den  getrockneten  Niederschlag  mit  Alkohol. 

Das  Agrostemmin  krystallisirt  in  schwach  gelblichen,  leicht 
schmelzbaren  Blattchen  und  ist  in  Wasser  wenig,  in  Alkohol  aber 
leicht  loslich,  dem  sie  eine  alkalische  Reaclion  ertbeilen. 

Concentrirte  Schwefelsflure  färbt  es  roth  und  zuletzt  schwarz. 
Kochende  KalilOsung  entwickelt  daraus  Ammoniak;  die  Auflösung 
giebt  hierauf  mit  Salzsflure  einen  weissen  Niederschlag. 

Die  Salze  des  Agrostemmin  sind  zum  Theil  krystallisirbar. 

Das  chlorplatinsaure  Agrostemmin  ist  ein  röthlich  brauner 
krystalliniscber  Niederschlag. 

Das  chlörgoldsaure  Agrostemmin  krystallisirt  aus  der  alkoho- 
lischen Losung  langsam  in  gelben  Körnern. 

Das  schwefelsaure  Agrostemmin  krystallisirt  leicht ,  und  iOst 
sich  auch  leicht  in  siedendem  Wasser  und  noch  besser  in  Alkohol* 

Das  phosphorsaure  Agrostemmin  erbflii  man  leicht  als  eineo 
voluminösen  Niederschlag. 

%  223Ö.  Das  Airopin ^)  oder  Daturin,  Cj^  H^s  NO«,  entdeckt 
im  Jahre  1833  ungefähr  zu  gleicher  Zeit  von  Geiger  und  Hess  und 
von  Mein,  findet  sich  in  allen  Theilen  der  loWkWf^che  {Atropa  BeUor- 
dotma)  und  in  den  Samen  des  Stechapfels  (Datura  Stramonium), 


1)  Schulze,  Archi?  d.  Pbarm.  LV.  908;  LVI.  163.  Im  Austng  Abd.  der 
Cbem.  tt.  Pharm.  LXVIII.  350. 

2)  Geiger  (1833),  Aon.  der  Chem.  u.  Pbarm.  Vif.  269.  —  Nein,  ebenda 
VI.  67.  —  Liebig,  ebenda  VI.  66.  —  Brandet,  ebenda  I.  68.  —  Richter, 
Joarn.  f.  prakt.  Chem.  XI.  20.  —  Rabonrdio,  Ann.  de  Cbim.  et  de  Phya.  [SJ 
XXX.  381.  —  Planta,  Ann.  der  Chem.  o.  Pharm.  LXXXIV.  245. 


2t7 

Um  es  aussuiiehen,  eracbopft  man  mit  starkem  Alkohol  die 
BeUadoDDawunel ,  Ilisst  deo  Auszug  einige  Stunden  lang  mit  Aets- 
kalk  stehen ,  filtrirt  und  Obersattigt  schwach  mit  Schwefelsflure ;  der 
Alkohol  wird  unter  schwachem  Erwärmen  verdampft,  die  Flüssigkeit 
allmfliig  mit  einer  concentrirten  Auflösung  von  kohlensaurem  Kali 
versetzt  ond  filtrirt,  sobald  die  Flüssigkeit  anrängt  sich  zu  irttben* 
Das  Atropin  krystallisirt  dann  nach  Verlauf  einiger  Zeit ;  man  reinigt 
es  durch  wiederholtes  Krystallisiren  aus  Alkohol.  Bei  dieser  Arbeit 
muss  man  <*s  so  viel  als  möglich  vermeiden,  die  Substanz  zu  sehr  zu 
erhiizen ,  denn  das  Atropin  verändert  sich  leicht. 

Rabourdin  bewirkt  die  Extraction  des  Atropins  mittelst  Chloro- 
twrm.     Man  nimmt  frische  Belladonna  zur  Zeit ,   wo  sie  zu  blĂĽhen 
beginof,  zerreibt  sie,  presst  den  Saft  aus,  erhitzt  auf  80  oder  90^ 
ora  den  Eiweissstoff  zu  coaguliren  und  filtrirt.     Nach  dem  Erkalten 
des  geklärten  Saftes,  setzt  man  vier  Gramm  Aetzkali  und  30  Gramm 
Chloroform  per  Liter  zu ,  rĂĽhrt  das  Ganze  eine  Hinute  lang  um  und 
flbertasst  es  der  Ruhe.     Nach  einer  halben  Stunde   hat  sich  das 
Chloroform  beladen  mit  Alropin  abgesetzt  und  hat  das  Ansehen  eines 
grünlichen  Oels ;  man  wäscht  es  und  destillirt  bis  alles  Chloroform 
ĂĽbergegangen  ist.     Der  RĂĽckstand  in  der  Retorte  wird  mit  etwas 
durch  Schwefelsäure  angesäuertem  Wasser  aufgenommen ,    welches 
das  Atropin  auflöst  unter  Zurücklaasung  einer  grünen  harzigen  Sub- 
stanz.     Man  fällt  die  schwefelsaure  Auflösung  durch  kohlensaures 
Kali  und  lässt  das  getUlte  Atropin  aus  Alkohol  krystallisiren. 

Houchardat  i)  hat  vorgeschlagen ,  den  Belladonnaauszug  durch 
eine  wässrige  Auflösung  von  Jod  in  Jodkalium,  den  Niederschlag 
durch  Zink  und  Wasser  zu  zersetzen ,  das  Zink  durch  kohlensaures 
Alkali  abzuscheiden  und  das  Atropin  mit  Alkohol  auszuziehen. 

Das  Atropin  krystallisirt  in  farblosen,  seidenglänzenden,  büschel- 
törmlg  gnippirten  Nadeln;  oft  erhält  man  es  durch  langsames  Verdun- 
sten der  alkoholischen  Auflösung  als  durchsichtige  glasähnliche  Masse* 
Es  ist  schwer  lOslich  in  Wasser  (wovon  es  bei  gewöhnlicher  Tem- 
peratur 299  Tb.  erfordert,  Planta),  Alkohol  löst  es  leichl ,  Aether 
weniger  gut.  An  der  Luft  verdunstet,  ändern  sich  die  Auflösungen 
Ibeilweise  und  nehm^  einen  ekelhaften  Geruch  an.     Es  ist  stark 


1)  Boachardat,  Gasettt  m^dic.  de  Farn  «84ü.  S.  9Ü1. 


218 

»Ikaliseh  uni  voa  »tark  bilterem  Gedchmark.     Es  srhniHzt  bei  90^ 
«Nd  vt^rflüchtigt  sich  b«i  140*  unter  tlieilweiter  ZerBeCiiing. 
Es  etilliaH  I 

Planta*).    

Liebig.  a           a          a           b           b         b  Berechnet. 

Kohleotloff      70,08  70,22  «9J3  70,74  <H^;04  69,30  60,55  70,M 

Sauerstoff          7,83  g,37    8,00    8^31     8,04    8,13    7,86          7,9« 

Stickstoff           4,83  5,52    5,26      „       4,93     5,65      „  *  4,84 

Wasserstoff          „  ,,           „         ,,           „          „         .,             16,60 

100,00. 

Die  Spuren  lOsen  im  Allgemeioan  das  .4tropin  leicht  auf  und 
bilclen  damit  krystallisirbare  Verbindungen,  welche  sich  raaeh  an  der 
Luit  flli-iien, 

Chlorsäure  lost  es  auf,  scheidet  aber  die  Basis  bi»i  frdiwiilicer 
Verdunstung  utiverändert  wieder  ab,  Salpetersäure  greift  es  in  der 
Wärme  an  unter  Entwicklung  roiber  Dämpfe« 

Chlor  wirkt  nicht  energisch  darauf  ein ;  es  bildet  eine  gelbliobe 
FlĂĽssigkeit ,  welche  viel  chlorwasserstofliiaures  Atropin  enthalt.  Jod* 
tinctur  färbt  es  braun. 

Das  Atropin  hat  auf  den  thferischen  Organismus  eine  sehr  htt^ 
tige  Einwirkung;  es  bewirkt  Zusammenschnttrung  des  Schlundes, 
ein  Gefohl  von  Trockenheit  im  Munde,  Schwindel,  Kopfschmerz  und 
seihst  A^n  Tod.     Es  erweitert  die  Pupille  sehr  anhaltend. 

Die  Satze  des  Atropins  erhdil  man  leicht  in  krystallisirtem  Zu- 
stand ;  sie  sind  bitter,  schart  und  giftig ;  in  i*einem  Zustande  geruch- 
los. Sie  sind  an  der  Luft  unveränderlich ,  meist  anflOslich  in  Was«- 
ser  und  Alkohol,  unauflöslich  in  reinem  Wasser;  sie  fllrben  sich 
schon  heim  Siedepunkt  des  Wassers. 

Kali,  Ammoniak  und  die  kohlensauren  Satse  Rillen  die  Atropin- 
salze  nur  in  sehr  concentrirtem  Zustande ;  der  Niederschlag  löst  sieb 
leicht  in  Ueherschuss  von  Alkali.  Phosphorsaures  Natron,  Jodkalium 
und  Schwefelcyankalium  fällen  die  Atropinsalze  nicht. 

Gerbsäure  Rillt  die  Atropinsalze  nur  nach  Zusatz  von  Chlop- 
Wassers  lofTsdui'e. 


1)  Plania's  Analysen  wurden  angestellt:  a.  mit  dem  Alropio  der  Bell«dooDa« 
b.  mit  dem  des  Stechapfels  (Btluria). 


«9 

* 

Das  ehlorwas$erH0/f90ure  Atrofin  krystallisirt  bĂĽicbelKlrfiii^, 
die  KrystaHe  sind  unverflnderlieh  a«  der  Luft  (Gäriger) ;  naeh  Planla 
krystallisirbar. 

Üaa  ekiörpkUmsmwre  Atrojm  Ut  ein  pultarige r  Nieiertahlag, 
der  sogleich  zusammenbackt;  es  ist  s«*hr  leiciit  toslieb  in  Cklor- 
wasserstoffsfture. 

Das  cklorquecknlt ersaure  Alropia  wird  nur  aus  sebr  con«- 
centrirten  AuHOsungen  geHdlt, 

Das  chlorgoldsaure  Atropin ,  Cg^  H^s  NO« ,  HCl ,  Au  CI3  sclilflgl 
sich  als  gelbes  Pulver  nieder,  welches  albnälig  krystalliniscb  wird, 
wenn  man  eine  concentrirte  Auflosung  von  chlorwassersloffsaurem 
Atropin  langsam  in  eine  verdünnte  Auflösung  von  Goldchlorid  ein- 
trägt, indem  man  das  Gemenge  fortwährend  dabei  umrührt,  um  ein 
Zusammenbacken  des  Niederschlages  zu  verhĂĽten.  Es  ist  in  Wasser 
wenig  auOOslicb  und  enthält: 

PiantĂź  1).  BerccbseC. 

Kolileastoff        31,60    32,07     32,75  32,45 

WasserstofT         3,95      4,12      4,43  3,81 

Gold  31,39    31,39     31,36  31,29. 

Das  schwefelsaure  Atropin  krystallisirt  leicht  in  platten,  farb- 
losen, perlmullergUnzenden .  büscbel-  oder  sternförmig  gruppirtoo 
Nadeln  (Geiger) ;  es  ist  sehr  leicht  auflOsUch.  (Planta  gelang  die 
Krystallisation  nicht.) 

Das  Salpetersäure  Atropin  bildet  eine  syruparUge ,  lerfliess- 
Uche  Masse. 

Das  essigsaure  Atropin  erhält  man  in  perlmutlergljlnzenden« 
slemfttrmig  gnippirten  Prismen ;  es  ist  unveränderlich  und  leicht 
toslicb;  wenn  man  es  zu  wiederholten  Malen  auflöst,  verliert  es  zu* 
hstal  etwas  EssigsMiure  (Geiger)« 

Das  ipeinsaure  Atropin  ist  eine  syrupartige  Masse ,  welche  die 
BerĂĽhrung  mit  Lufl  feucht  macht. 

D9S  pikrinsaure  Atropin  ist  ein  gelber  pulvriger  Niederschlag. 

i  2236.     Das  Bebirm^),  C38II91NO0.  -^  Dieser  Name  wurde 


i)  s.  ans  Belta4oana-Alr«pia  dargesteUles  Sblz*,   b.   »us   dem  Daturin  dap- 

2)  b.  Maclagao,  Ana.  der  Uicm.  u.  PliarBi.  XLVIli.  105.  -*  D.  Macla- 
gan  a.  Tilley,  ebenda  LV.  105;  und  Philos.  Magna«  and  loon.  of  Science XXVII. 


von  Dr;  Rodie  von  Demerara  einer  organischen  Base  gegeben, 
welche  er  in  einem  Bauoie  des  englischen  Guyana  fand ,  der  in  dem 
Lande  unter  dem  Namen  Bebeeru  bekannt  ist  und  den  Schomburgh 
als  eine  Art  Nectandra  erkannt  hat.  Die  Bewohner  von  Guyana  be» 
nĂĽtzen  diese  Base  statt  Chinin  zur  Vertreibung  des  Fiebers. 

Nach  den  Versuchen  von  Maclagan  ist  das  Behirin  von  Rodie 
ein  Gemenge  von  zwei  Alkalien  {Bebirin  und  SeptHn). 

Maclagan  tmd  Tilley  empfehlen  folgende  Methode  zur  Darstel- 
lung des  Behirin.  Man  erschöpft  die  Rinde  des  Bebeeru  durch  mit 
Schwefelsäure  angesäuertes  Wasser,  dampft  ab,  filtrirt  und  l^llt  mit 
Ammoniak.  Es  entsteht  ein  Präcipitat  aus  Bebirin ,  '  Sepirin  und 
Gerbsäure.  Man  trocknet,  löst  in  angesäuertem  Wasser  und  ent- 
färbt die  Lösung  mit  Thierkohle.  Die  Auflösung  abermals  durch 
Ammoniak  zersetzt ,  giebt  einen  fast  farblosen  Niederschlag  von  Be- 
birin mit  Sepirin.  (Da  man  stets  eine  gewisse  Menge  der  Base  durch 
die  Behandlung  mit  Thierkohle  verliert,  so  ist  es  vorzuziehen,  erste- 
ren  Niederschlag  noch  feucht  mit  Bleiozyd  oder  Kalkhydrat  zusam- 
roenzureiben ,  das  Gemenge  im  Wasserbad  zu  trocknen ,  die  beiden 
Basen  mit  Alkohol  auszuziehen  und  die  alkoholische  Lösung  abzu- 
dampfen.)  Um  beide  Basen  zu  trennen ,  erschöpft  man  sie  mit 
Aether:  dieser  bemächtigt  sich  des  Bebirin  unter  ZurOcklassung  des 
Sepirin  0  in  unlöslichem  Zustand. 

Nach  Planta  ist  das  auf  vorstehende  Weise  dargestellte  Bebirin 
noch  nicht  vollkommen  rein  und  löst  sich  nicht  vollständig  auf.  Um 
es  zu  reinigen,  bebandelt  man  es  mit  Essigsäure,  filtrirt,  setst 
essigsaures  Blei  zu  und  fällt  mit  Aetzkali ;  man  wäscht  den  Nieder- 
schlag gut  mit  kaltem  Wasser  und  nimmt  ihn  in  Aether  auf.  Die 
ätherische  Auflösung  lässt  beim  Verdunsten  das  Bebirin  als  hellgel- 
ben Syrup  zurOck ;  man  löst  dieses  in  einer  kleinen  Menge  starken 
Alkohol  und  trägt  die  alkoholische  Lösung  tropfenweise  in  viel  Wasser 


186.  —   Planta,  Aon.  der  Chem.  a.  Pharm.  LXXVII.  333  u.  Joorn.  f.  pnkt. 
Cbem.  LH.  287. 

1)  Das  Sepirin  erscheint  beim  Abdampfen  ilsiner  alkoholiecheo  AaOotang  alt 
banartige  durcbsicbiige  Masse  von  dunkelbraoner  Farbe,  welch«  tick  von  Glase  in 
Schuppen  trennt;  es  löst  sich  leicht  in  Alkohol,  selbst* in  wässrigem  und  ist  teltf 
wenig  in  Wasser  löslich.  Die  Saixe  dieser  Base  iaaaen  beim  Abdampfen  eine  enioF- 
phe,  oliveobrauoe  Masae  rarOek. 


921 

QDler  rortwähreodem  Umrflbren ;  das  Bebirin  sobeidet  sich  dann  als 
flockiger  Niederschlag  ab. 

Nach  dem  Trocknen  bildet  das  Bebirin  ein  amorphes,  färb-  und 
geruchloses ,  an  der  Luft  unveränderliches ,  durch  Reiben  elektrisch 
werdendes  Pulver.  Es  ist  leicht  löslich ,  besonders  in  der  Wärme, 
in  Alkohol  und  Aelher;  es  ist  fast  unauflöslich  in  Wasser.  Die 
AuOOsuDg  aeigt  alkalische  Reaction  und  besitzt  einen  sehr  anhalten- 
den bitteren  Geschmack. 

Das  Bebirin  entbfllt : 


Maela§an  u,  Tiliey, 

Pianta, 

BcrecbDct. 

KobleDStoir 

71,71     71,11 

78.06    72,85 

72,82 

73,31 

Wutentoff 

e,08      6,23 

6,80      6,99 

6,89 

6,75 

Stickstoff 

5.49        „ 

4.68        „ 

»> 

4,50 

Sauerttoff 

»>           »> 

>>           i> 

»» 

15,44 

100,00. 

Das  Bebirin  schmilzt  bei  198<>  zur  glasigen  Masse,  welche  sich 
bei  höherer  Temperatur  zersetzt. 

Es  zersetzt  sich  leicht  mit  Essig-  und  Salzsäure,  indem  es 
bittre ,  nicht  krystallisirbare  Salze  bildet.  Durch  verdOnnte  Salpeter- 
siure  wird  es  aus  seinen  Auflösungen  geftlllt. 

Durch  Kochen  mit  concentrirter  Salpetersäure  verwandelt  es  sich 
in  eine  gelbe  pulvrige  Substanz.  Beim  Erhitzen  mit  Chromsflure  lie- 
fert es  ein  schwarzes  Harz. 

Wenn  man  es  mit  Aetzkali  erhitzt,  liefert  es  kein  ChlnoIeTn. 

Das  chlorwasserstoffsaure  Bebirin  ist  in  Wasser  leicht  löslich. 
Die  Atzenden  oder  kohlensauren  Alkalien  fällen  daraus  die  Basis  in 
weissen  Hocken,  wenig  löslich  in  Deberschuss  des  Fflllungsmittels. 

Das  chlorquecksilbersaure  Bebirin  fifllt  beim  Versetzen  von 
chlorwasserstofTsaurem  Bebirin  mit  Quecksilberchlorid  nieder;  eine 
kleine  Menge  Salzsflure  oder  Salmiak  vermehrt  den  Niederschlag; 
aber  ein  Ueberschuss  heider  Körper  löst  ihn  auf. 

Das  ehlorpUtinsaure  Bebirin,  Cag  H^i  NOa.  HCl,  PtCI,  (bei 
120*)  ist  ein  blass  orangegelber,  nicht  krystallinischer Niederschlags 
Dicht  löslich  in  Chlorwasserstoffsflure. 

Es  entbfllt : 


Montagen «.  Tiiiey.  PtiaUa.  KM^bnet. 

Koblenstoflr  42,47       „         ,,  43,82  44,08  44,08  44,38  44,0^ 

Wasserstoff  4,21       „         „            4,49    4,57  4,41     1,37  4,25 

SUckstoff  2M       M         „            2,71       „         ,,          „  2,70 

Platio  19,04  19,24  20,24  19,1     18,8  18,8         ,.  19,08. 

Das  chlorgoldsanre  Bebirin  ist  «in  briaunrofher  Niederschlag. 

Das  stkwefelcyanwaixerHofftĂĽnrj!  Behirin  ist  ein  weisser 
Niederschlag. 

Das  pikrinsaure  Bebirin  ist  ein  gelber  Niederscbiiag. 

Das  Berberm^)y  C4sH|9NO|o(?)  ist  dc^r  FarbslofTdes  Sauer- 
dorns (Berberis  vulgaris)  und  Gudel  &lch  aueh  in  belrflchtlicher 
Menge  in  der  CuloinbĂĽwurzel  (^Cocculus  palmatus^  D.  C). 

Man  ersGh4>|j»fl  die  Sauerdornwurzel  mit  siedendem  Wasser; 
coneemrirt  den  Auszug  durch  Abdampfen  und  behandelt  ihn  nnt  Al- 
koliol  von  82  Proc. ;  man  trennt  die  unauflOsKchen  Theile  durch 
Fikrhren  von  der  alkoholischen  FlĂĽssigkeit,  destiliirt  den  grOsslen 
Theil  des  Alkohols  ab  und  nberlässt  den  Rückstand  der  Ruhe  an 
dneni  kĂĽhlen  Ort.  Es  setzen  sieb  gelbe-  Krystalle  von  Berberin  ab, 
welche  man  durch  Umkrystallisiren  aus  siedendem  Wasser  oder  sie- 
ifcfndem  Alkohot  reinigt.  Die  Sauerdornwurzel  enthalt  ungeĂźihr  1,3 
Proc.  Berberrn. 

Um  das  Berberin  aus  der  Colömbowurzel  zu  erhallen ,  behan- 
delt man  den  getiH)ckneten  alkoholischen  Auszug  derselben  mit  Kalk- 
wa6ser,  (ifrriri,  neutralisirt  mit  Salzsäure,  filtrin  abermals  und 
versetzl  das  Filtral  mit  tlberschüssiger  Salzsäure ;  nach  Verlauf  von 
einigen  Tagen  scheidet  es  einen  kry»lallinischen  Absatz  von  chlor» 
wasserstoflsaurem  Ăźerberin  ab.  Man  losl  das  Salz  in  wenig  Alkohol 
und  Oiltt  mit  Aether  (Bödeker). 

Das  Berberin  bildet  kleine  seid^ngkinzcnde  Nadeln  oder  kleine 
hellgelbe,  concentrisch  gruppirte  Prismen.  Es  ist  in  kaltem  Wasser 
wenig  loslich  und  erfordert  davon  500  Theile  bei  \2^\  kochendes 
Wasser  dagegen  löst  es  leicht  auf,  kalter  Alkohol  wenig,  siedender 
dagegen  mit  Leichtigkeit.  Fette  und  ätherische  Oele  lösen  es  nur  in 
kleiner  Menge.    Es  verliert  bei  100<^  Krystallwasser. 


1)  B  aebner,  Vat^r  o.  Sohn  (1837),  Ana.  der  Cbem.  u.  Pharm.  XXIV. 

—  Bödeker,  ebenda  LXVI.  384;  LXIX.40.  —  Kemp,  Chemie. GazeUe  1847,  M9. 

—  J.  Perrint,  Aon.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXXIII.  276. 


as3 

Zusammensetzung  des  bei  100*  getrodmeten  Berberin :  C^  Hk 
NOi,  +  Aq.  (?). 


Fleitn 

Berfelmfi. 

Koblenstoff 

67,35 

66,66 

67,4 

Wasserstoff 

»,67 

5,68 

5,3 

Stickstoff 

t» 

»♦ 

3,7 

iteaerstoff 

11 

11 

23,6 
100,0. 

Krj'ställwasser  bei 

1000  eotwicheo 

19,26 

19,4  (10  Aq.). 

Nach  den  angefithrlen  BesĂĽimiiuiigeR  efithieh  das  krystaHiairte 
Berberm  11  Atome  Wasaer,  wofon  nur  10  bei  ]0#o  aiisireten.  Diea 
iat  ftrerat  durcK  neue  Beebaiichlungen  zu  beatatrgen,  und  ea  er- 
acfjeint  mir  um  so  zweifelhafter,  aia  man  nach  Fleitmann*)  das 
Berberm  bia  tarn  Sebmelaen  erbilzeii  kann ,  ohne  daas  es  an  Ge- 
wiclH  feriiert.  Starker  erhitzt,  enlwiekek  ea  gegen  200^  gelbe 
rieeliende  Dampfe ,  weide  sieh  zu  einem  festen ,  m  Alkohol  sehr 
leicht ,  in  Waaaer  aber  nicht  Itfsticihen  Körper  verdichten ;  ea  bleibt 
ein  reichlicher  Rückstand  Ton  Kohte« 

Ammoniak  färbt  dasBerbertn  gelblich  braun  und  löst  esallmälig 
io  ieinselben  Verbaltnisse  wie  Wasser. 

Wenn  man  das  Berberin  mit  einer  Auflösung  vonAelzkali  kocht, 
acbmilzt  es  und  geht  in  eine  harzartige  Masse  über,  wenig  löslich 
in  Wasser,  leicht  löslich  in  AHcohoi.  Nach  Bödeker  erhält  man 
Chinoleirn,  wenn  man  das  Berberin  mit  Kalkmilch  oder  Bleioxyd- 
hydrai  deslilUrt. 

Der  grösste  Theil  der  Mineralsauren ,  mit  Ausnahme  der  Salz- 
ifore,  biMet  mu  dem  Bertierin  in  Wasaer  schwer  löaliche  Verbindun- 
gtn/^  Man  kann  mehrere  Salze  durch  Zersetzen  des  chlorwasser* 
sl«llf«auren  Berberin  mit  Kalisalzen  erhallen. 

Das  cklorwMgerHoffsĂĽttte  Berberin  krysfallish't  in  feinen  gel- 
Wn  Makeln,  welche  im  Wasserbad  ihr  Krystallwasser  verlieren.  Die 
Krystalle  scheinen  4AtomeKrystallwaiiser  zu  enthalten.  Daa  bei  110^ 
getrocknete  Salz  hat  bei  der  Analyse  ergeben  : 


i)  Fl e  i  t  Ol  a  0 n  nunint  folgende  Formeln  an : 

Nrystallis'rrtes  Berbeiin  .     .     .     C^sRisNO« -)- 12Aq. 
Bei  ana«  gecroekaatea  Berberm    G»  Hu  NO«  -|-  2  Aq. 


224 


riciitnĂĽtin. 

Bödeker. 

Berecbnei. 

KobleDstoff 

02,81 

62,49 

62,70 

62,68  - 

Wasfltntoff 

5,44 

8,67 

8,07 

4,97 

Stickstoff 

8^86 

3,68 

1« 

3,48 

Cblor  .     . 

9,01 

8,78 

9,06 

8,98 

SauentoflT 

»> 

»> 

»» 

19,92 
100,00. 

KrjsiallwaHer, 

bei 

/ 

1000  entwicbeo         8,68 

i> 

8,22  (4  Aq.). 

Wenn  man  mit  Schwefel  gesättigtes  Schwefelwasserstoffammo- 
niak zu  chlorwasserstoffsaurem  Berberin  setzt,  so  bildet  sich  so- 
gleich ein  braunrother  Niederschlag  von  stinkendem  Geruch.  Es 
ist  eine  Schwefelverbindung,  deren  wSssrige  Lösung  die  Bleisali^ 
roth  ftlit. 

Wenn  man  eine  heisse  alkoholische  Auflösung  von  chlorwasser- 
stoffsaurem Berberin  mit  einer  concentrirten  alkoholischen  Losung 
von  LeimsOss  versetzt ,  so  scheidet  sich  beim  Erkalten  ein«  Masse 
Ton  feineu  orangcgelben ,  in  Wasser  schwer  löslichen  Nadeln  ab^ 
welche  C«,  EligNOio,  HCl,  C«  HsNO«  (?)  enthalt. 

Das  chlorplaiinsaure  Berberin  ist  ein  gelber ,  in  Wasser  fast 
unlöslicher  Niederschlag.  Bei  100®  getrocknet  scheint  er  C^sHi^ 
NOiot  HCl,  PtCI,  zu  enthalten  : 

Fteittnann.  Bödeker.  G.  Kemp,    Perriru.    Berecbnet. 

Kohlenstoff        4M4  44,35        48,17       ,.  40,23  „  44,0 

Wasserstoff  3,42    3,88  3,92       „  3,08  „  3,4 

Platin  18,11       „  17,04  17,88        18,08         17,88         17,9. 


Das  chlorsaure  Berberin,  G^  H|«NOio,  Cl  II 0«  (?)  erhält 
als  einen  gelben  voluminösen  Niederschlag ,  wenn  man  das  chlor» 
wasserstoffsaure  Berberin  mit  einer  Auflösung  von  chiorsaurem  Kali 
versetzt.  Der  in  Salzlösung ,  selbst  in  verdünnter,  schwer  lösliche 
Niederschlag  löst  sich  ziemlich  leicht  in  reinem  Wasser  auf.  Ma» 
kann  ihn  aus  Alkohol  krystaliisiren  lassen. 

Das  Salpetersäure  Berberin,  C4sHt9NO|o«  NHO«(?)  erscheini 
in  gelben  Kryslallen ,  wenig  löslich  in  kaltem  Wasser. 

Das  zweifach  schwefelsaure  Berberin,  Z^%  H|9  NO|o«  S|0^ 
2  HO  (?)  bildet  kleine  gelbe,  in  kaltem  Wasser  schwer  lösliche  Kry- 
stalle.     Es  scheidet  sich  beim  Versetzen  einer  verdünnten  Auflösimg 


895 

I 

von  cblorwasflergtoflbaar^ni  Berberiii  mit  Schwefelsaure  nach  einiger 
Zeit  ab. 

Das  zweifach  chramsaure  Berberil,  C«t  Ci»  NOi^,  CU)  0«, 
2  HO  (?)   scheidet   sich  als  Tolaminöser  heHgelber«    in  Wasser 
schwer  löslicher  Niederschlag  ab,    wenn  man  eine  AuOOsung  von 
chlorwassersioffsaurem   Berberin  mit  einer  Lösung  von   zweifach 
chromsaurem   Kali   versetzt.     Das  Salz   ist   in  Schwefelsäure  und 
Salzsäure  leicht  löslich.     Es  verliert  bei  100<>  nichts  an  Gewicht. 
Wenn  man  es  sehr  stark  erhitzt ,  zersetzt  es  sich  bei  einem  gewis- 
sen Punkte  mit  Heftigkeit,  indem  es  denselben  gelben  Körper  in 
Danhaffler  Menge  entwickelt,  den  man  bei  der  trocknen  Destillation 
des  Berberin  beobachtet. 

S  2238.  Das  Chelerythrin^)  (nach  der  rothen  Farbe  seiner 
Salze  so  genannt)  findet  sich  im  Milchsafte  des  gemeinen  Schöll- 
krautes {Chlidamum  majus) ;  Wurzeln  und  FrĂĽchte,  die  noch  nicht 
die  Heile  erlangt,  enthalten  mehr  davon  als  die  Blätter.  Probst  fand 
es  auch  tn  der  Wurzel  des  gemeinen  Hommooses(C/(it^ni97i/tf^tf«m); 
die  Blatter  desselben  lieferten  es  nicht. 

Zur  Darstellung  des  Chelerythrin  erschöpft  man  die  Wurzel  des 
SoMIkrauls  mit  durch  Schwefelsäure  angesäuertem  Wasser  und  f^llt 
den  Attszug  mit  Ammoniak.  Man  wäscht  und  presst  den  Nieder- 
schlag aus ,  löst  ihn  noch  feucht  in  Alkohol ,  welcher  Schwefelsäure 
enCbäll.  Man  setzt  Wasser  zur  alkoholischen  Auflösung,  destillirt 
den  Alkohol  bei  massiger  Wärme  ab  und  filllt  die  wässrige  Lösung 
durch  Ammoniak. 

Nachdem  man  den  erhaltenen  Niederschlag  getrocknet  hat, 
reibt  man  ihn  mit  Aether  an ,  welcher  vorzĂĽglich  Chelerythrin  auf- 
löst» Die  ätherische  Lösung  lässt  einen  klebrigen  Rückstand ,  den 
man  mit  sehr  wenig  schwacher  Salzsäure  aufnimmt ,  so  dass  eine 
gewisse  Menge  Harz  in  unauflöslichem  Zustand  zurückbleibt.  Man 
dampft  die  salzsaure  Lösung  zur  Trockne  ab  und  wäscht  den  Rück- 
stand mit  Aether,  welcher  das  chlorwasserstoffsaure  Chelerythrin  in 
unauflöslichem  Zustande  zurücklässt.  Man  löst  dasselbe  in  der 
möglich  kleinsten  Menge  kaltem  Wasser ,  welche  gewöhnlich  eine 


1)  Probst  (1839),  Ann.  der  Cbeoi.  u.  Pharm.  XXIX.  120;  XXXI.  250.  — 
Dm  CkeierjtbriD  ist  «abrscbeioUch  ideatiich  mit  dem  SansuinariD  ($  2256) ,  mit 
^ffl  es  viele  Eigenschaftes  gemeio  bat. 

Gcrbardl,  Cbeaie.  IV.  15 


ä26 

gewisse  Menge  chlorwasserMoffsaures  Ghelidonin  ungelöst  lüsst. 
Man  dampft  das  salzsaiire  Chelerythrin  zur  Trockne  ab  und  löst 
den  RĂĽckstand  in  so  viel  Was^ser,  dass  etwas  salzsaures  Chelidonin 
zurflckbleibt.     Endlich  krystallisirt  man  es  aus  absolutem  Alkohol. 

Mau  kann  auch  die  Auilfisung  des  salzsauren  Salzes  mit  Ammo- 
niak fällen,  den  Niederschlag  trorknen  und  in  Aether  lösen.  Die 
älherische  Lösung  lässt  das  Chelerylhrin  beim  Verdunsten  zurück. 

Das  Chelidonin  enthält  nur  sehr  wenig  Cbelerythrin ;  1  Kilo- 
gramm giebt  nur  einige  Decigramme. 

Das  Cbelerythrin  scheidet  sich  auf  Zusatz  von  Alkalien  zu  die- 
sen Salzen  als  Gerinnsel  ab«  Dieses  giebt  l»ei  gelinder  Wärme  ge- 
trocknet ein  Pulver,  welches  hefliges  Niesen  erregt.  Es  erweicht 
bei  65^  wie  ein.  Harz.  Es  ist  unauflöslich  in  Wasser,  aber  auflOs- 
lich  in  Alkohol  und  Aether;  absoluter  Alkohol  scheidet  es  beim  Ver- 
dunsten in  krystaliinischen  Warzen  ab;  die  ätherische  Auflösung 
lässt  es  als  pechartige  Masse  zurück.  Die  alkoholische  Lösung  hat 
einen  sehr  scharfen  Geschmack. 

In  eine  Säure  getragen  Rtrbt  sie  das  Cbelerythrin  schön  orange- 
roth ;  die  Salze ,  welche  man  so  erhält ,  sind  von  derselben  Farbe 
und  grösstentheils  aufiöslicb  in  Wasser.  Sie  haben  einen  scharfeD 
Geschmack  und  sind,  selbst  in  kleiner  Menge,  giftig.  ^ 

Gallustinctur  fällt  die  Salze  des  Cbelerythrin,  der  Niederschlag 
ist  auflöslich  in  Alkohol. 

Das  chlorwasserstoffsaure  Cheleryihrin  bildet  rothe  Krystalle, 
aufiöslicb  in  Wasser  und  Alkohol,  unlöslich  in  Aether.  Die  wSssrige 
Auflj^sung  wird  durch  concenirirte  Salzsäure  roth  geOtllt ;  der  Nie- 
derschlag löst  sich  in  reinem  Wasser  wieder  auf. 

IS^%  schwefelsaure  Chelerythrin  krystallisirt  schwierig;  es  ist 
leicht  iüslich  in  Wasser  und  Alkohol ,  unlöslich  in  Aether. 

Das  phosphorsaure  Chelerythrin  krystallisirt  leichter  als  da» 
schwefelsaure,  es  ist  aufiöslicb  in  Wasser  und  Alkohol,  unlöslich  in 
Aether. 

Das  essigsaure  Salz  ist  sehr  leicht  aufiöslicb  in  Wasser  und 
Alkohol. 

Das  chelidoniaure  Chelerythrin  ist  gleichfalls  sehr  aufiöslicb 
in  Wasser  und  Alkohol. 


227 

S  2239.  Das  Chelidomn  0,  Cie  H|9  N,  O«  (?)  finde  t  sich  in  aileii 
Tiieiit*n  des  gomeinen  SchOllkrauls,  nanienttich  in  der  Wurzel. 

Probsl  erschöpfl  ttie  Wurzel  mit  durch  Schwefelsäure  angesduer- 
teiD  Wasser,  l^lll  deo  Auszug  durcJi  Ammoniak  und  löst  den  Nieder- 
schlag in  mil  Schwefelsaure  angesĂĽuerlem  Alkohol ;  man  destillirt 
den  Alkohol  ab  und  föllt  den  wdssrigen  Rückstand  abermals  mit  Am- 
moniak. Dieses  scheidet  ein  Geroenge  von  Chelidonin  und  Chelery- 
thrin  ab,  das  man  in  Aelher  aufnimmt,  um  vorzĂĽglich  das  Chelery- 
Ihrin  aufzulösen ;  man  löst  den  Rückstand  in  der  kleinsten  Menge 
mit  Schwefelsäure  versetzten  Wassers  und  fügt  zur  Auflösung  ihr 
doppeltes  Volum  concentrirter  Salzsäure.  Die  Flüssigkeit  setzt 
dann  nach  einiger  Zeit  einen  körnigen  Niederschlag  von  salzsaurem 
CbeUdonm  ab,  den  man  kalt  wäscht  und  digerirt  mit  ammoniakalischem 
Wasser;  so  wird  das  Chelidonin  frei.  Man  krystallisirt  es  aus  star- 
kem Alkohol.  Da  man  viel  Alkohol  zur  Auflösung  braucht,  so  kann 
man  auch  Essigsäure  nehmen ,  indem  die  Auflösung  des  essigsauren 
Salzes  die  Base  beim  Verdunsten  abscheidet. 

Das  Chelidonin  erscheint  in  kleinen,  farblosen  Tafeln,  unlöslich 
in  Wasser,  löslich  in  Alkohol  und  Aelher. 

Es  schmilzt  bei  130^  zum  farblosen  Oel  und  zersetzt  sich  bei 
höherer  Temperatur,  Die  Krystalle  enthalten  4,91  Proc.  =  2  Atome 
Krystallwasser,  welche  sich  bei  100®  vollständig  abscheiden. 

Zusammensetzung  des  Chelidonin^  bei  100®  getrocknet:  C40H19 

ff^ill^)  '     Berechnet. 

Koblenstotr  68,14  67,83     67,37  68,76 

WasserstĂĽtr            5,62  5,65       5,60  5,4  i 

Sticiislofr  12,19  ,,     «      „  12,09 

Saui'rstuflT                  „  ,,  ,,  13,71 

100,00». 
Kr)8talIwaR8er       5,13       4,65         ,,  4,91  (2  Aq). 

Das  Chelidonin  löst  sich  leicht  in  Säuren  und  bildea  damit 
Salze,  welche  Lakrouspapk>r  rölhcn  und  einen  bittern  Geschmack  be- 


1)  Godefroy  (1824),  Jooro.  de  Pharm.  Decemb.  1824.  —  Probst,  Ann. 
der  Cb^m.  u,  Pbarin.  XXIX.  123.  —  Reuliog,  ebenda  XXIX.  131.  —  Will, 
«beoda  X.UV.  113. 

2}  Will  Dimmt  fĂĽr  das  CheĂĽdoo'D  die  Fornrel  C^q H^m ^so Oe. 

15* 


silzen.      Die  Verbindungen  des  Cbelidonins  mit  schf^achen  Sflurea 
zersetzen  sich  sehon  theilweise  beim  Abdampfen. 

Das  Ammoniak  erzeugt  in  den  Chelidoninsaizen  ein  folamiDOses 
Gerinnsel ,  welches  sich  nach  einiger  Zeit  zusammenzieht  und  kOmig 
krystallinisch  wird.     Gallustinctur  Alll  sie  gleicbfalis. 

Nach  Probst  sind  die  Auflösungen  des  Chelidonin  nicht  giftig. 

Das  ehlorwasserstoffsaure  Chelidonin  ist  ein  krystallisir- 
bares  Salz,  in  Wasser  wenig  löslich,  wovon  es  325  Th.  bei  18^  er- 
fordert. 

Das  chlorplaiinsaure  Chelidonin,  CioHigNsOe,  HCl,  PtCIs, 
scheidet  sich  als  anfangs  flockiger,  nachher  körniger  Niederschlag, 
wenn  man  eine  verdünnte  Auflösung  von  salzsaurem  Salz  mit  Platin- 
Chlorid  versetzt. 

Es  enthalt : 

Will.  Berechnet. 

Platin        17,42     17,60  17,77. 

* 

Das  salpetersaure  Chelidonin  ist  ein  krystallisirbares  Salz, 
schwer  auflöslicb  in  Wasser. 

Das  schwefelsaure  Chelidonin  krystallisirt  leicht  bei  freiwilligem 
Verdunsten  seiner  Auflösung  in  absolutem  Alkohol ;  es  ist  unauflos* 
lieh  in  Aether,  leipbt  löslich  in  Wasser  und  Alkohol.  Es  schmilzt 
zwischen  50  und  60^. 

Das  phosphorsaure  Chelidonin  krystallisirt  leicht ;  es  ist  leicht 
auflöslich  in  Wasser  und  Alkohol. 

Das  essigsaure  Chelidonin  erhalt  man  durch  Zersetzung  tob 
schwefelsaurem  Chelidonin  und  essigsaurem  Baryt  als  ein  in  Wasser 
und  Alkohol  sehr  leicht  lösliches  Salz.  Es  trocknet  tbeilweise  zur 
gummiartigen  Masse  ein.  Wenn  man  das  Chelidonin  in  Essigslure 
auflöst,  trennt  sich  ein  Theil  der  Base  beim  Abdampfen  der  Auf- 
lösung. 

f  2240.  Das  Colchicin^  von  Pelletier  und  Caventou  ^)  anfangt 
mitVeratrin  verwechselt,  wurde  von  letzt€trem  1838  durch  Geiger  und 
Hesse  unterschieden.    Es  findet  sich  in  allen  Theilen  der  llerbstzeil- 


1)  Pelletier  u.  Caventou,  Aon.  de  Chim.  et  de  Phjs«  XIV.  69.  —  Gei- 
fer, Ann«  der  Chem.  q.  Pliann.  VII.  209. 


829 

« 

koe  iColekicum  auiumnale)  und  wahrscheinlich  auch  in  andern  Ar- 
ten ded  Colchicum. 

Zn  seiner  Darstellung  erschöpft  man  das  Pulver  der  Colchicum» 
samen  mit  durch  Schwefelsäure  angestfuertem  Alkohol  in  der  Wärme; 
man  setzt  Kalk  sumAusaug;  man  sattigt  die  filtrirte  FlĂĽssigkeit  durch 
Schwefelsaure  und  destillirt  den  Alkohol  ab.  Die  wassrige  FlĂĽssig- 
keit wird  concentrirt  und  durch  ĂĽberschĂĽssiges  kohlensaures  Kali 
seraetzt,  nian  trocknet  den  Pracipilat,  lOst  ihn  in  absolutem  Alkohol, 
entfärbt  durch  Thierkohle  und  dampft  die  filtrirte  Flüssigkeit  bei  ge- 
linder Warme  ab.     Es  wird  durch  Umkrystallisiren  gereinigt. 

Die  BlĂĽten  und  die  im  Juli  gesammelten  Wurzeln  liefern  gleich- 
falls Colchicin. 

Es  fcrystallisirt  aus  seiner  Auflösung  in  wassrigem  Alkohol  in 
farblosen  Prismen  odi'r  Nadeln,  es  ist  bitter,  giftig  und  b^irkt  sdbst 
in  kleiner  Gabe  Brechen  und  Durchfall;  y«  Gran  reicht  hin ,  eine 
Katze  in  12  Stunden  zu  tüdten.  Es  ist  ziemlich  leicht  löslich  in 
Wasser,  wie  auch  in  Wasser  und  Aether.  Es  ist  schwach  alkalisch, 
noTerilnderlicb  an  der  Luft  und  schmelzbar  in  gelinder  Warme. 

Conceatrtrte  Salffetersaure  Ăźirbt  es  blau  oder  dunkel  violett; 
diese  Färbung  geht  allmalig  in's  Olivengrüne  und  Gelbe.  Schweiel- 
saure  iirbt  es  braungelb  und  nicht  violett ,  wodurch  es  sich  vom  Ve- 
ratrin  unterscheidet. 

Das  Colchicin  neutralisirt  die  Sauren  vollständig  und  zeigt  selbst 
eme  ziemlich  starke  Satt*gungscapacitat,  obgleich  es  schwach  alka- 
Usch  auf  Reagenzpapier  wirkt. 

Die  Colehicinsalze  krystallisiren  grĂĽsstentheils ,  sie  sind  unver- 
aDderlicb  an  der  Litft ,  sehr  bitter  und  scharf.  Sie  lĂĽsen  sich  leicht 
io  Wasser  und  Alkohol;  ihre  wässrige  Auflösung  verhalt  sich  zu  den 
Reagentien  wie  die  Lösung  des  Colchicin.  Die  Mineralalkalien  ßlllen 
daraus  die  Base ;  wenn  sie  jedoch  sehr  verdĂĽnnt  sind,  haben  sie  keine 
Einwirkung. 

Jodtinctur,  Platinchlorid  und  Galiapfelaulguss  ftlllen  die  Colchi- 
eiiwalze, 

f  2241.  Das  Catydälin  wurde  von  WaokenroderO  in  der 
Worzel  des  knolligen  Erdrauchs  {Corydalis  bulbosa,   C,  fabaeea) 


i)  W^ekevoSer  (1820),  ArdiW  v.  Kanten  VIII.  —  Fescbier,  Neues 
icmrn.  v.  Tromnudorff  XVII.  80.  —  Winckler,  Pbsroi.  Ceotnlbl.  1832  6.  301. 


230 

entdeckt.      Sie  ist  gleichfalls  in  der  Osterlazeiwuriel  {Arislolochia 
serpentatna  L .)  enthalten.    Um  es  auszuziehen,  pulvert  man  die  Erd- 
rauchwurzel gröblich  und  macerirt  sie  einige  Tage  in  Wasser;    man 
erhält  bo  einen  dunkelrothen  Aufguss,    der  Luckmuspapier  rotiiet. 
Man  nitrirl  und  setzt  so  viel  Alkali  zu ,  dass  es  Lackmus  leicht  bläut. 
Es  entsteht  dann  ein  reichlicher  grauer  Niederschlag,  den  uian  auf 
einem  Filter  sammelt.     Die  zurĂĽckbleibende  Wurzel  unterwirft  luan 
einer  neuen  Maceration  in  mit  Schwefelsäure  angesäuertem  Wasser, 
es  lost  sich  dann  eine  neue  Menge  von  Corydalin  auf,   welche  mau 
mit  Alkali  Idllt ,   ohne  es  jedoch  mit  dem  zuerst  erhaltenen  Nieder- 
schlag zu. mengen,  denn  es  ist  schwieriger  zu  reinigen.     Man  trock- 
net den  Niederschlag  und  kocht  ihn  mit  Alkohol  bis  zur  Erschöpfung; 
hierauf  destillirt  man  den  grOssten  Theil  des  Alkohols  ab.     Bisweiieo 
scheidet  der  RĂĽckstand  beim  Erkalten  etwas  Corydalin  in  Kryslallco 
ab ;  man  dampft  zur  Trockne  ab  und  versetzt  es  mit  sehr  verdOnnler 
Schwefelsäure,  welche  das  Corydalin  auflöst  und  ein  grünes  Harz  als 
unlöslich  zurücklässt.     Man  ßillt  die  Lösung  durch  ein  Alkali,  bringt 
aber  die  ersten  noch  harzigen  Portionen  bei  Seite;   nachdem  man 
dieselben  nbfiltrirt  hat,  fährt  man  fort,  mit  Alkali  zu  fällen.    Man  er- 
hält so  das  Corydalin  fast  farblos. 

Winkler  giebt  folgendes  Verfahren  an  :  Man  macht  die  Erdrauch- 
wurzel zu  Brei ,   presst  aus ,   bringt  durch  Erhitzen  zum  Gerinnen^ 
Ultrirt,  versetzt  mit  Bleizucker,   bis  nichts  mehr  gefällt  wird;  man 
Gltrirt,   fällt  den  Ueberschuss  des  ßleisalzes  durch  Schwefelsäure^ 
filtrirl  abermals  und  (^llt  durch  Ammoniak ;  man  wäscht  den  Nieder- 
schlag, trocknet,  löst  ihn  in  12  bis  16  Theilen  Alkohol  von  SOProc; 
man  behandelt  hierauf  die  FlĂĽssigkeit  mit  Knochenkohle,  fihrirt  heiss 
und  dampft  bei  gelinder  Wärme  ab.     Während  des  Abdampfens  ge- 
steht das  Corydalin  als  krystallinisrhes  Pulver.      Der  Zusatz  einer 
zureichenden  Menge  Wasser  schlägt  das  Corydalin  in  pulvrigem  Zu-' 
stand  nieder.  ' 

Um  das  Corydalin  aus  der  Osterluzeiwurzel  darzustellen ,  dige- 
rirt  man  dieselbe  3  Tage  mit  ihrem  achtfachen  Gewicht  Wasser, 
welches  1  Proc.  Salzsäure  enthält  und  decantirt  dann.    Mao  enifkrbl 


—  Fr.  Döbereiaer,  Arch    der  Pharm,  v.  Brandes  XIII.  62;  uod  Ann.  der  Cbei 
u.  Pharm.  XXVIII.  288.  —  Ruickholdt,  Archiv  il.  Pharm.  [2]  f.  XLIX  No.  3 
Aon.  der  Cbem.  u.  Pharm.  LXIV,  369. 


231 

die  FlĂĽssigkeit  durch  Tbierkohle  und  zersetzt  durch  kohlensaures 
Natron ;  mau  erhält  so  einen  Niederschlag,  welcher  in  Alkohol  gelöst 
das  Corydalin  in  krystallisirteni  Zustand  zuröcklflsst.  Während  des 
Abdanipfens  der  wässrigen  Flüssigkeit  scheidet  sich  gewöhnlich  eine 
gelbe  Substanz  ah,  die  man  in  Wasser  auflösen  und  der  mit  Soda  zu 
bebandelDdeu  Auflösung  zusetzen  kann  (Ruicklioldt). 

Getrocknet  bildet  diese  Base  eine  graue ,  leichte ,  nicht  zusam- 
menhängende, stark  abfärbende  xMasse..    Sie  hat  weder  Geruch  noch 
Geschmack,  ist  leicht  löslich  in  Alkohol,  besonders  absolutem ;  die 
warm  gesättigte  Lösung  setzt  das  Corydalin  in  rhomboidalen  Prismen 
von  Giasglanz  ab ;  beim  Abdampfen  setzt  sie  es  in  Blättchen  ab ;  die 
Auflösung  zeigt  alkalische  Reaclion  auf  Lackmus.     Das  Wasser  löst 
Corydalin  fast  gar  nicht  auf,  Ae(her  löst  es  leicht.     Aetzende  Alka- 
iieji  lösen  es  besser  als  reines  Wasser. 
Das  Corydalin  ergab  bei  der  Analyse : 

Dööereiner^).  Ruiekkolät. 
KuhlensluflT         63,94  60,19 

Wasserstuff  6,83  5,90 

Siickstoff  4,32  3,02. 

Sauerstoff  ,,  ,, 

Die  Torslehenden  Analysen  weichen  zu  sehr  von  einander  ab, 
um  eine  zuverlässige  Formel  daraus  abzuleiten^.  Dem  directen 
Sonnenlicht  ausgesetzt ,  wird  das  Corydalin  dunkler  und  nimmt  eine 
grflolich  gelbe  Farbe  an ;  diese  Veränderung  geht  leichter  mit  der 
pulverigen  Substanz  vor  sich  als  mit  der  krystallisirten.  Es  kommt 
scbou  unter  100^  in's  Schmelzen,  indem  es  eine  in  dĂĽnnen  Schiebten 
durcbs^cbeinende  Hasse  von  krystallinischem  Bruch  bildet.  Bei  et- 
was höherer* Temperatur  bräunt  es«  sich  leicht  unter  Entwicklung  von 
Wasser  und  Ammoniak. 

In  der  Wärme  zerstört  Salpetersäure  das  Corydalin  und  Hfrbt  es 
blutroth ;  diese  Färbung  tritt  selbst  in  sehr  venlünnlen  Flüssig- 
keiten ein. 

Das  Corydalin  liefert  mit  Säuren  sehr  bittere  Salze ;  sie  werdeu 
durch  Ammoniak  und  Gerbsäure  gefällt. 

Das  cUorwassersto/fsatire  Corydalin  ist  ein  krystallisirbares 
SalZt  welches  bei  120^  12,5  Proc.  Wasser  verliert  (Ruickholdt). 


1)  Der  Koblenstoff  ist  mit  dem  alteo  Atomgewicht  berechnet. 

2)  b  ui ck hol U  t  oimmt  die  Formel  C^  H^  N 0|«  ao. 


S3a 

Das  eUarquecktäbenaure  Caryddlm  ist  ein  voluminöser  Ni»> 
derschlag. 

Das  sekwefeUaur0  Corydutin  kaim  in  krystallinischem  Zustand 
erhalten  werden ;  beim  Abdampfen  wird  es  gummiarĂĽg.  Es  isi  ia 
Wasser  leicht  lodich. 

Das  essigsatwe  Sal»  ist  krystaliinisch  und  gleichfalls  in  Wasser 
leicht  löslich. 

%  2242.  Das  Curmrin  findet  sich  nach  Roulin  0  0*^1  Bovssio- 
gault  in  dem  Curare  oder  Urari'  (einer  festen ,  schwarzen ,  harxUhn- 
liehen ,  im  Wasser  löslichen  Masse) ,  dessen  sich  die  Indianer  Sftd- 
amerika's  bedienen,  ihre  Pfeile  zu  vergiften  und  das  das  wflssrige  Ex- 
traet  einer  Liane  zu  sein  scheint,  welche  zur  Gattung  Strychnos  ge- 
hört. Dieses  Gift  ist  dadurch  merkwürdig,  dass  es  ungestraft  iir  den 
Verdauungskanal  des  Menschen  und  der  Thiere  eingebracht  werden 
kann ,  wahrend  seine  Wirkung ,  wenn  es  durch  einen  Stich  unter  die 
Haut  oder  in  irgend  einen  Theii  des  Körpers  gelangt ,  sicher  und 
plötzlich  tödtend  ist.  >). 

Uro  das  Curarin  darzustellen,  pulvert  man  das  Curare  und  kocht 
das  Pulver  mit  Alkohol.  Man  versetzt  die  alkoholische  FlĂĽssigkeit 
mit  etwas  Wasser  und  destUlirt  den  Alkohol  ab.  Der  wässrige  Rück* 
stand  wird  durch  Decantiren  von  dem  gebildeten  harzigen  RĂĽckstand 
abgegossen ,  durch  Thierkohle  entfärbt  und  durch  Galläpfelinfusion 
gerdlll.  Der  gelbe  bittere  Niederschlag  besteht  aus  einer  Verbindung^ 
von  Gerbsäure  und  Curarin.  Man  wäscht,  versetzt  mit  etwas  Was- 
ser, erhitzt  das  Gemenge  zum  Sieden,  und  setzt  allmfllig  Krystalle 
von  Oxalsäure  zu,  bis  der  Niederschlag  gelöst  ist.  Die  saure  Flüssig* 
keit  wird  mit  Magnesia  behandelt,  welche  sich  ebensowohl  mit  der 
Oxalsäure  als  mit  der  Gerbsäure  verbindet.  Das  Curarin  bleibt  in 
Auflösung;  man  dampft  dieselbe  ab  und  behandelt  den  Rückstand  mit 
Alkohol.  Die  alkoholische  Auflösung  wird  in  der  Wärme  abgedampft 
und  im  Vacuum  getrocknet. 

Pelletier  und  Pelroz  stellen  das  Curann  nach  einer  andern  Me* 
thode  dar.     Sie  behandeln  den  alkoholischen  Auszug  des  Curare  mit 


1)  Roulin  a.  Boust ingaalt,  Ann.  de  Chim.  et  d«  Pbyt.  XXXIX.  14. — 
A.  T.  Humboldt,  ebenda  XXXIX.  80.  —  S  Pelletier  o.  Petrt>E,  ebcAdn 
XL.  213. 

2)  Ueber  die  giftigen  Eigenichaften  des  Curare:  Pelonzea.  €1.  Beroard, 
Compt.  rend.  de  I'Acad.  XXXI.  553.  —  A.  Reynoso,  ebenda  XXXIX.  67. 


333 

A0lber,  um  ihn  von  Feit  und  Hart  su  befreien,  löten  4en  Rftcksiandl 

* 

io  Wasser,  Mlen  die  frenden  Körper  durefa  basisch  essigsaures  Blei 
nnd  beseitigen  den  Uebersebuss  des  Bleisalzes  durch  Schwefelwasser* 
8t0ff.  Alsdann  fersetzen  sie  die  FiĂĽssigkeit  mit  Thierkoble ,  um  sie 
zu  eatĂźirben;  filtriren^  dampfen  ab,  treiben  die  Essigsaure  durch  mit 
absolutem  Alkohol  verdünnte  Schwefelsäure  aus,  verdampfen  den  Al- 
kohol, Mten  die  SchwefelsXure  durch  Barythydrat,  den  Oeberschoss 
des  letztem  durch  Kohlensaure  und  verdampfen  die  6llrirte  FlĂĽssig- 
keit zur  Trockne. 

So  dargestellt  bildet  das  Corarin  eine  nicht  krystallinische^  gelb- 
liche ,  bomartige  und  in  dĂĽnnen  Schichten  durchscheinende  Masse. 
An  der  Luft  verwittert  es  und  hat  einen  sehr  bittem  Geschmack. 
Beim  Erhitzen  verkohlt  es  unter  Verbreitung  eines  Geruches  nach 
verbranntem  Hörn  und  Lieferung  eines  schwachen  Sublimats.  Es 
tost  sich  ito  allen  Verhaltnissen  in  Wasser  und  Alkohol ;  in  Aether 
und  Terpentinöl  ist  es  unlöslich.  Es  biäut  rothes  Lackmuspapier 
und  bräunt  Curcumapapier. 

Mit  den  SSuren  bildet  es  neutrale  Salze  von  bittrem  Geschmack, 
von  denen  das  chlorwasserstoffsaure ,  schwefelsaure  und  essigsaure 
allein  bekannt  und  nicht  krystallisirbar  sind. 

t  2243.    Das  Delphmm  ^  wurde  ungefilbr  zur  selben  Zeit  von 
Lassaigne  und  Feneuile  und  von  Brandes  entdeckt  und  ĂĽndet  sich 
als  zweifach  apfelsaures  Salz  in  den  Samen  des  Lausekrauts  {Del- 
pkadum  Staphisagria), 

Couerbe  empfiehlt  die  grauen  Samen  zur  Darstellung  des  Del- 
phinin,  da  die  schwarzen  nur  sehr  wenig  davon  enthalten.    Nachdem 
man  sie  zu  einem  Brei  gemacht,  erschöpft  man  sie  durch  siedenden 
Alkohol  und  deslillirt  letzteren  wieder  vom  Auszug  ab.     Man  erhalt 
so  einen  schwarzlichrotben  RĂĽckstand  von  fetter,  sehr  scharfer  Be- 
schaffenheit, den  man  mit  durch  Schwefelsaure  angesäuertem  Wasser 
kocht,  bis  sich  dieses  nicht  merklich  mehr  Ăźlrbt;  es  entsteht  alsdann 
onreioes  schwefelsaures  Delphinin ,  .aus  dem  man  das  Delphinin  mit 
Kali  oder  Ammoniak  fallt.     Man  behandelt  es  hierauf  mit  siedendem 
Alkohol  und  Thierkoble;    die  alkoholische  FlĂĽssigkeit  liefert  beim 


i)  Lftitaisne  n.  reneulla  (i890),  Ann.  de  Cbim.  et  de  Pbys.  XII.  358. 
.—  Brand«e,  Joarn.  ▼.  Schweif ger  XXV.  360.  —  0.  Henrj,  Joarn.  de  Pbam. 
XVIIL  661.  —  Coaerbe,  Aon.  de  Cbim.  et  de  Pbje.  LIi.  862. 


234 

Abdampfen  rohes  Delpbiiuii  (5  bi«  6  Graiuni  per  Kilogramm  Sameo). 
Um  es  zu  reinigen ,  löst  man  es  in  mit  Schwefelsäure  angesäuertem 
Wasser,  filtrirt  die  Flüssigkeit  und  setzt  tropfenweise  mit  dt^r  HäUle 
ihres  Gewiclils  verdünnte  Salpetersäure  zu.  Mau  f^ilt  so  eine  roibe 
oder  schwarze  harzige  Masse  und  wenn  die  FlĂĽssigkeit  sehr  sauer 
wird ,  entfärbt  sie  sich  vollständig.  Man  muss  das  Sulphat  mit  vie- 
lem Wasser  verdĂĽuuen ,  sonst  reisst  das  Harz  das  Delphinia  mit  nie- 
der. Mau  lässl  hierauf  das  Ganze  24  Stunden  in  Ruhe ,  decantift 
und  zersetzt  mit  verdĂĽnnter  KaliU>8ung.  Man  nimmt  den  Nieder- 
schlag mit  absolutem  Alkohol  auf,  filtrirt  und  destillirt.  Man  erhält 
eine  Substanz  von  harzähnlichem  Ansehen  und  gelblicher  Farbe. 
Man  behandelt  sie  mit  siedendem  destillirlen  Wasser,  um  etwas 
Salpeter  abzuscheiden.  Man  nimmt  sie  dann  in  Aether  auf,  welcher 
das  reine  Delphinin  auflöst ;  man  dampft  sodann  ab.  Der  Rcick- 
stand,  unlöslich  in  Aether^  ist  ein  eigen Ihümlicher  Kürper,  den 
Gouerbe  Staphisain  0  nennt. 

Das  Delphinin,  auf  solche  Weise  erhalten,  ist  eine  gelbliche  har- 
zige Masse ,  giebt  aber  ein  fast  weisses  Pulver.  Der  Geschmack,  von 
einer  unerträglichen  Sciiärfe ,  haftet  \\\\  Schlünde  und  hält  lange  an. 
Es  krystaIHsirt  nicht  und  komuit  bei  120<^  in's  Schmelzen,  bei  höhe- 
rer Temperatur  Versetzt  es  sich.      (Nach  Brandes  verflĂĽchtigt  sich 

« 

das  Delphinin  zum  Theil  mit  den  Dämpfen  des  siedenden  Wassers.) 
Nach  Gouerbe  enthält  das  Delphinin : 


Kulilen^tuff 

76,69 

WasAcrstĂĽtr 

8,89 

SticiistĂĽfr 

5,93 

SauerätüfT 

7,49 

100,00. 

Diese  Zahlen  entbehren  jedoch  der  Controle. 
Das  Ghlor  wirkt    bei   gewöhnlicher  Temperatur  nicht  auf  das 
Delphinin  ;  bei  150®  greift  es  dasselbe  lebhall  an  unter  Entwicklung 


1)  Uaa  Staphitain  ist  eio  fester  Körper,  nicht  krystallinisch,  schwacli  gelb- 
licti.  Es  schmilzt  erst  bei  200*^.  Das  Wasser  löst  einige  .TauseDdel  unter  AoDabme 
eiaea  scharfeo  Getcbioackes.  Es  löst  sieb  in  Säuren ,  obne  sie  zu  sauigeo.  S«)- 
peteraäure  verwandelt  es  unter  Mitwirltuog  der  Wärme  in  ein  bitler  aaarea  Hin. 
Cblor  verändert  es  bei  iHQ^  und  nimmt  ihm  seinen  scbarCeo  Geschmack. 


235 

von  Chlorwasfiersloffsäure  un<l  Bildung  einer  zuerst  grünen ,  nachher 
braunen  Masse,  welche  Chlor  einschliesst. 

Die  Salze  des  Detpkimn  sind  wenig  bekannt. 

Das  Salzsäure  Delphmin  ist  zerOiesslich.  Das  schwefelsaure 
iHid  essigsaure  Salz  bildet  nach  dem  Abdampfen  gummiartige,  harte, 
durchscheinende  Massen.  Das  Salpetersäure  Salz  wird  beim  Abdam- 
pfen gt*lb ,  und  liefert  eine  zerfliessliche  Salzmasse ;  das  Oxalsäure 
bildet  weisse  Biälter. 

$2244.  Emeiin.  — bie  Brechw \\vzti\{Cepka&ttsIpecaeuanka^ 
Rieh.,  Familie  derRiibiaceen)  verdankt  ihre  hrrcbenerregende Eigen- 
schaft einer  eigenthĂĽmjichen  Base,  welche  1817  von  Pelletier  und 
Hagendie  entdeckt  wurde. 

Pelletier  zieht  das  Emetin  auf  folgende  Weise  aus:  Man  pulvert 
die  Wurzel,. behandelt  sie  mit  Aether,  welcher  eine  fette,  riechende 
Substanz  lOst,  und  dann  mit  siedendem  Alkohol.  Die  alkoholische 
.Auflösung  wird  Hltrirt,  mit  etwas  Wasser  versetzt,  durch  Destillation 
Concentrin,  durch  Filtration  von  einem  fetten  Absatz  geschieden  und 
dann  mit  Magnesia  gekocht,  welche  das  Emetin  föllt.  Der  Nieder- 
schlag wird  mit  kiiltem  Wasser  gewaschen,  getrocknet  und  mit  Alko- 
hol behandelt;  die  alkoholische  Auflösung  des  Emetin  giebt  beim 
Abdampfen  ein  leicht  gefärbtes  Producl.  Man  löst  es  in  einer  Säure, 
behandelt  es  mit  Thierkohle,  flllrirt  und  Htllt  mit  Alkali. 

Das  Emeiin  ist  seilen  von  vollkommener  Weisse;  es  zieht  in's 
Falbe  und  fürbt  sich  au  der  Luft  noch  mehr.  Es  bläut  rolhes  Lack- 
mus. Sein  Geschmack  ist  sehr  schwach  bitter  und  tiS  hat  keinen  Ge- 
ruch. Es  ist  sehr  ItMchl  löslich  in  Alkohol ,  fast  unlöslich  in  Aether 
und  in  den  Oclen.  Es  ist  leicht  schmelzbar  tmd  föugt  schon  bei  un- 
gefähr 50^  an- zu  schmelzen. 

Nach  Dumas  und  Pelletier  enthält  das  Emetin : 


KĂĽhlenstofT 

64,57 

Wasjjersluff 

7,77 

StiekBtoflT 

4,30 

Sauerstofl* 

22,96 

"loo,oo. 

1)  Pelletier  u.  Magendie  (1^17),  Ann.  de  Chim.  ei  de  Pbys.  IV.  172.— 
Bachoer,  Repert.  d.  Pharm.  VII.  289.  —  Ouinasu.  Pelletier,  Ann.  deCbim. 
€t  de  Pbys.  XXIV.  180. 


236 

Conceatrirte  Salpctersfttire  verwandelt  das  Eroetin  in  eine  gelbe« 
harzige  Hasse  und  Oxalsäure. 

Innerlich  g<?nomiiien  bewirkt  das  Emetin  Erbrechen ,  3  Milli- 
gramm  haben  schon  diese  Wirkung ;  ein  Decigramm  ist  schon  hin* 
reichend,  einen  Hund  zu  tödten. 

Die  Smljse  des  Emetin  sind  nicht  krystallisirhar. 

Das  ehlarqueeksĂĽbenawre  und  ehlorplatinsaure  sind  schwer 
löslich. 

Da»  oxaUaure  und  wemsaure  Sulz  sind  leicht  lOalich  id 
Wasser. 

Das  gallusgerbsaure  Salx  ist  ein  weisser  Niederschlag ,  auF- 
loslich  in  Alkalien ;  es  ist  weder  Brechen  erregend^  noch  giftig. 

In  Frankreich  benutzt  man  als  Arzneimittel  unter  dem  NameD 
„gefärbtes  Emetin**  ein  unreines,  zerfliessliches ,  braunes  Emetin, 
welches  man  erhalt^  indem  man  die  Brechwurzel  mit  Alkohol  behan* 
delt ,  zur  Trockne  verdampft ,  den  RĂĽckstand  mit  Wasser  bebandelt, 
die  freie  SHure  mit  kohlensaurer  Magnesia  sflttigt  und  die  flitrirte 
FlĂĽssigkeit  zur  Trockne  abdampft. 

§  2245*  Das  Glaucin ')  ist  die  Base ,  welcher  die  Blatter  des 
Glaucium  luteum  ihre  Schärfe  verdanken;  die  Wurzeln  enthalten 
es  nicht. 

Probst  stellt  es  auf  nachfolgende  Weise  dar :  man  zerreibt  die 
von  Wurzel  und  BlĂĽten  befreite  Pflanze ;  erhitzt  den  sauren  Saft,  um 
das  Chloroyphyll  zu  coaguliren,  selzt  Ammoniak  zu,  welches,  ausser 
dem  Glaucin ,  phosphorsauren  Kalk ,  phosphorsaure  Ammoniak-Mag- 
nesia und  eine  braune ,  humusartige  und  eine  harzige  Substanz  nie- 
derachlfigt.  Man  lOst  den  Niederschlag  in  sehr  verdĂĽnnter  Schwefel- 
sflure ,  scheidet  die  unauflöslichen  Theile  durch  das  Filter  ab ,  setzt 
der  flltrirten  FlĂĽssigkeit  ihr  gleiches  Volum  Alkohol  und  dann  einen 
Uebrrschuss  von  Ammoniak  zu.  Es  enlslelit  dann  ein  neuer  Nieder- 
schlag, den  man  durch  das  Filter  abscheidet.  Das  Glaucin  bleibt  in 
der  alkoholischen  FlĂĽssigkeit ;  man  ^flttigt  dieselbe  durch  Schwefel- 
sflure, destillirt  den  Alkohol  im  Wasserbad  ab,  sflttigt  den  RĂĽck- 
stand mit  schwefelsaurem  Natron  und  f^llt  mit  Ammoniak.  Man 
erhfllt  dadurch  einen  pechariigen  Niederschlag ,  den  man  in  Aether 
aufnimmt;  die  Ă„therische  Auflosung  giebt  beim  Abdampfen  eine  bei- 


1)  ProbBt  (1839),  Ano.  der  Chem.  u.  Pharm.  XXXI.  S*i. 


237 

nahe  weisse  Masse,  klebrig  in  dsr  Wflnns ,  lerbrecblicb  aod  Mrreib- 
bar  in  der  Kfllte.  Wird  diese  in  siedendem  Wasser  aufgelöst,  so 
scheidet  sie  beim  Abdampfen  das  Glauein  in  krystaUiniscben  Kru« 
Sien  ab. 

Eine  vortbeilhaftere  Darstelhingsweise  ist:  Man  fällt  den  ge- 
klärten Saft  mit  salpetersaurem  Blei ,  fällt  den  BleiUberscbuss  mit 
Sebwefelwasserstoffgas  und  die  neutrale  FlĂĽssigkeit  mit  Eichenrjnde- 
decoct.  Der  Niederschlag  enthält  das  Glaucin.  Nachdem  man  ihn 
gewaschen  und  ausgepresst  hat ,  mischt  man  ihn  noch  feucht  mit 
Kalk  und  behandelt  ihn  bei  gelinder  Wflrme  mit  Alkohol.  Man  lei- 
tet eben  Strom  Kohlensäure  durch  die  alkoholische  Lo&iing,  um  den 
Kalk  zu  fällen  t  verdampft  den  Alkohol  und  behandelt  den  Rückstand 
mit  einer  kleinen  Menge  kalten  Wassers ,  welches  viel  Glaucin  in  un- 
iOslicbem  Zustande  ^urĂĽcklflsst.  Man  reinigt  die  Base  dureh  Auf- 
lösung in  siedendem  Wasser.  Die  Anwendung  von  Thierkohle  ist 
nicht  zulässig,  weil  sie  sich  des  Glaucin  bemächtigt. 

Das  Glaucin  scheidet  sich  bei  freiwilliger  Verdunstung  seiner 
wässrigen  Losung  in  farblosen  Krusten  ab,  welche  aus  perlmutter- 
flänzenden  Blattchen  bestehen.  Der  Aether  lässt  es  als  pechartige 
Masse  zurĂĽck.  Wenn  man  es  mit  Ammoniak  aus  einem  seiner  Salze 
fällt,  bildet  es  ein  weisses  Gerinnsel,  welches  später  auch  pechähn- 
lich  wird ;  dieser  Niederschlag  schmilzt  zur  Ă–ligen  Masse  schon  unter 
dem  Siedepunkt  des  Wassers.  Sein  Geschmack  ist  bitter  und  sehr 
scharf.  Es  ist  ziemlich  leicht  loslich  in  heissem  Wasser,  sehr  leicht 
Itelich  in  Alkohol  und  Aether;  seine  Auflösung  bläut  rothes  Lack- 
muspapier. 

Es  zersetzt  sich  bei  höherer  Temperatur. 

Wenn  man  das  Glaucin  mit  concenirirter  Schwefelsäure  erhitzt, 
nimmt  es  eine  schon  violette  Farbe  an ;  zugesetztes  Wasser  lost  das 
Product  mit  dunkelrother  Farbe  auf;  Ammoniak  fällt  diese  Auflösung 
indigblan. 

Salpetersäure  zersetzt  das  Glaucin  schnell. 

Das  Glaucin  bildet  mit  den  Säuren  neutrale  Salze  von  brennend 
scharfem  Geschmack,  welche  von  Galläpfeltinctur  gefällt  werden. 

Das  chlorwasserstoffsaure  Glaucin  ist  sehr  leicht  loslich  in 
Wasser  und  Alkohol,  unlöslich  in  Aether  und  krystalljsirt  iq  seiden- 
gläLDzendeo  Nadeln,  die  am  Licht  allmälig  eine  rOthlicbe  Färbung 
annehmen. 


238 

Dad  schwefelsaure  Glaucm  ist  leicht  löslich  m  Wasser  und 
Alkohol ,  unlöslich  in  Aelher.. 

Das  phosphorsaure  Glaucin  krystallisirt  leicht. 

S  2246.  Das  Glaucopiktin ')  ĂĽndet  sich  in  der  Wurzel  des 
Glaucium  luteum. 

Man  erschöpft  diese  Wurzel  mit  Essi^sfiure  und  MM  den  Aus- 
zug-durch   Ammoniak;    man    neutralisiri    den  ^iederschlag   durch 
Essigsaure  und  fällt  die  Lösung  durch  Eirhenrindedecocf  •  Man  wuscht 
den  ^iieder$chlag,   mengt  ihn'  mit  Kalk  und  erwärmt  gehnde  mit  Al- 
kohol ;   man  leitet  einen  Strom  Kohlensäure  in  die  flltrirte  Flüssig- 
keit, lim  den  Kalk  daraus  niederzuschlagen;  man  destillirt  den  Al- 
kohoi  ab ;  man  ßltrirt  den  Rückstand ,  wenn  ein  solcher  zugegen  ist» 
und  dampft  im  Wasserhad  ah.     Man  erschöpft  den  Rückstand  mit 
Aether;  man  verdampft  die  ätherischen  Auflösungen  und  behaadelt 
den  neuen  Rückstand  mit  einer  sehr  kleinen  Quantität  Aetlier«  wel- 
cher Glaucopikriu  im  Zustande  grösster  Reinheit  zurflcklässt.  Hierauf 
krystallisirt  man  es  aus  siedendem  Wasser. 

Das  (•laucupikrin  erscheint  beim  Abdampfen  seiner  ätherfscheh 
Auflösung  in  körnigen  Krystallen,  unveränderlich  an  der  Liifl,  auf- 
löslich in  Wasser ,  zumal  in  warmem ,  so  wie  in  Alkohol ;  Aether 
löst  es  etwas  schwerer  auf  als  Wasser  und  Alkohol. 

Es  bildet  mit  den  Säuren  Salze  von  äusserst  bitterem  und 
ekHhafleui  Geschmack.  Thierkohle  zieht  dasGlaucopikrin  aus  seinen 
Auflösungen  in  Säuren. 

Wenn  man  das  Glaucopikrin  oder  eines  seiner  Salze  mit  con- 
centrirter  Schwefelsäure  erhitzt ,  erhält  man  ein  dunkelgrünes,  pech- 
artigps  Prodnct ,  unlöslich  in  Wasser,  Säuren  und  Ammoniak. 

Das  chlortoasserstoflsaure  Glaucopikrin  erhält  man  in  rhom- 
boidischen  Tafi'ln  oder  in  littsrhellbrmig  gruppirten  Nadeln ,  auf- 
löslich  in  Weisser,  und  unlöslich  in  Aelher. 

Das  phosphorsaure  Glaucopikrin  erhält  man  ebenfalls  in  Krf- 
slallen. 

Das  Helleborin^).  —  Rastick  giebt  diesen  Namen  einer  denn 
Pi])erin  ähnlichen  Stickstoffsubslanz    in  der  Wurzel  der  schwarzen 

0  Probst  (1839),  Ann.  der  Chem.  u.  Pbann.  XXXI.  254. 
2)  Feneulle  u.  Capron,  Jotirn.  df  Pbaim.  VII   503.  —  W.  Bastick^ 
ebeodii  [3]  XXIII.  205;  XXIV.  150;  u    Pbannac.  Jouro.  aod  Traosact.  LH.  174. 


239 

Nieswurz.  Man  kann  es  unmittelbar  mit  Alkohol  ans  (derselben  aus- 
ziehen ;  die  Tinctur'  mit  Wasser  versetzt  und  abgedampft  y  scheidet 
anfangs  Harz  ab,  welches  man  abfiltrirt;  das  Filtral  giebt  bei  stär- 
kerer Concentration  das  Hellpborin.  Man  reinigt  dasselbe  durch 
Behandlung  mit  kohlensaurem  Kali  und  Auflösung  in  Aether. 

Pas  B[elleborin  bildet  farblose  Krystalle,  auflöslicb  in  Wasser 
und  Alkohol,  noch  leichter  in  Aether  von  scharf  bittrem  Geschmack. 
Die  Auflösunf{en  sind  vollkommen  neutral  gegen  Pflanzenfarben. 

#       Es  zersetzt  sich  in  der  Hitze  mit  Hinterlassung  eines  kohlif^en 
RĂĽckstandes. 

Es  wird  durch  essigsaures  Blei ,  Quecksilberchlorid  und  Jod- 
kalium nicht  gefĂĽllt. 

Mit  Kali  erhitzt  entwickelt  es  Ammoniak. 

Concenirirte  Salpetersäure  oxydirt  und  löst  es  auf.  Concen- 
trirte  SchwefeNaure  löst  und  zersetzt  es ,  indem  sie  sich  rothbraun 
damit  färbt.  * 

S  2247.  Das  Hyoscyamin^)  findet  sich  im  Bilsenkraut  {Hyos^ 
eyamus  niger)  und  andern  Arten  von  Hyoscyamus, 

Geiger  stellt  es  auf  folgende  Weise  dar :  die  zerquetschten  Sa- 
men des  Bilsenkrauts  werden  warm  mit  durch  '/j^  Schwefelsäure 
angesäuertem  Alkohol  behandelt,  ausgepresst  und  (illrirt. 

Man  setzt  zum  Filtrat  gepulverten  Kalk  in  Ueberschuss  unter 
beständigem  Umrühren ,  so  dass  es  eine  schwach  alkalische  Reaclion 
annimmt.  M»n  Gltrirt  abermals,  sättigt  mit  einem  schwachen 
Ueberschuss  von  SchwefelsJture  und  dampft  den  Alkohol  bei  massiger 
Wärme  bis  auf  ein  Viertel  ein.  Man  versetzt  den  Rilrkstand  mit 
Wasser,  verdampft  bei  gelinder  Wärme  bis  zur  vollständigen  Aus- 
treibung des  Alkohols ;  alsdann  sättigt  man  vorsichtig  mit  concen- 
trirter  Auflösung  von  kohlensaurem  Kali  und  filtrirt ,  wenn  sich  die 
FlOssigkeit  tröbt.  Die  filtrirte  Flüssigkeit  wird  mit  eirlem  starken 
Ueberschuss  von  kohlensaurem  Kali  versetzt  und  zu  wiederholten  Ma* 
len  mit  Aether  behandelt;  man  decantirt  die  ätherische  Auflösung, 
deslillirt  den  Aether  ab  und  nimmt  den  RĂĽckstand  mit  Wasser  auf, 
bis  es  sich  trĂĽbt;  man  flllrirt,    behandelt  das  Filtral  mit  seinem 


1)  R.  Brandes  (1S32),  Ann    der  Cli«m.  u.  Pharm.  (.  333.  —  Geiger, 
ebeDda  VII.  270. 


940 

doppelten  Volum  eines  Gemenges  von  Aetber  und  Alkohol  and  echttC- 
teil  mit  Thierkohle  bis  zur  EnlArbung;  hierauf  fil(rirl  man  aber- 
mals, dampft  die  alkoholische  FlĂĽssigkeit  bei  gelinder  Warme  ab 
und  trocknet  nachher  den  RĂĽckstand  im  Vacuum ,  bis  es  nicht  melu' 
an  Gewicht  verliert«  Man  kann  es  auch  mit  verdünnter  Schwefel- 
sflure behandeln,  Alkohol  zusetzen,  mit  Thierkohle  schttiteln,  filtri- 
ren ,  mit  kohlensaurem  Kali  zersetzen ,  das  Hyoscyamin  mit  Aeiher 
ausziehen  und  verfohren  wie  oben. 

Hau  erhalt  auch  das  Hyoscyamin  durch  Zersetzung  eines  seiner 
Salze  durch  ein  Mineralalkali ;  man  kann  es  durch  Destillation  reini- 
gen ,  allein  man  verliert  dann  viel.  Die  Darstellung  geschieht  dana 
wie  die  des  Coniin. 

Man  zieht  es  aus  den  krautartigen  Theilen  des  Hyoscyamus  ia 
der  BlĂĽte,    indem   man  den  Saft  der  frischen  Pflanze   auspresst, 
kocht  und  filtrirt;  man  setzt  Kalk  zum  Filtrat,    filtrirt  abermals, 
versetzt  mit  kohfensaurem  Natron  oder  Kali,  und  vollendet  die  Ope- 
ration wie  angegeben.     Oft  erhflll  man  nur  sehr  wenig  Product. 

Das  Hyoscyamin  krystallisirl  in  slernfiSrmig  gruppirten  Naddn 
von  Seidenglanz;  oft  erhalt  man  es  als  farblose,  klebrige,  zflhe 
Masse.  Völlig  trocken  ist  es  geruchlos,  aber  in  feuchtem  Zustand, 
besonders  wenn  es  unrein  ist,  hat  es  einen  unangenehmen,  betäu- 
benden Geruch ,  welcher  an  den  des  Tabaks  erinnert. 

Es  ist  ziemlich  leicht  auflOslich  in  Wasser,  sehr  leichtlöslich 
in  Alkohol  und  Aether;  seine  wflssrige  Auflösung  zeigt  alkalische 
Reaction . 

Es  verflüchtigt  sich  bei  gewöhnlicher  Temperatur  nicht  und 
zeigt  keine  Veränderung  an  der  LufL  Es  schmilzt  leicht  bei  gelinder 
Wärme  und  verflüchtigt  sich  bei  höherer  Temperatur,  indem  es  sich 
grösstentheils  zersetzt.  Es  verflüchtigt  sich  auch  zum  Theil  mit  den 
Dämpfen  des  siedenden  Wassers* 

Die  Mineralalkalien  zersetzen  es  in  der  Wärme»  indem  8ie-«8  in 
ein  braunes  Harz  verwandeln. 

Die  concentrirte  Salpetersäure  löst  es,  ohne  sich  zu  filrben. 
Concentrirte  Schwefelsäure  bräunt  es.  Jod  bewirkt  in  der  wässrigen 
Auflösung  einen  kerniesbraunen  Niederschlag« 

Das  Hyoscyamin  neutralisirC  die  Säuren  vollkommen.. 

Innerlich  genommen  wirkt  es  wie  ein  narkotisches  Gilt,  selbtt 


241 

in  kleiner  Gabe.     In's  Ai'ige  gestrichen ,  erweitert  es,  selbst  in  klein- 
ster Menge,  die  Pupille  anhallend. 

Die  Salze  des  Hyoscyamin  krystallisiren  zum  grossen  Theil  und 
ändern  sieb  an  der  Lufl  nicht;  sie  sind  sehr  giftig,  ohne  Geruch, 
aber  von  scharfem  und  ekelhaftem  Geschmack. 

Platinchlorid  Ăźillt  sie  nicht;  Goldchlorid  bewirkt  damit  die  Bil- 
dung van  weisslichen  Flocken, 

Galldpfelaufguss  giebt  damit  einen  weissen  Niederschlag. 

%  2248.  Das  Jervin  0,  Ceo  H|e  N^  0«  (?)  begleitet  das  Veratrin 
in  der  weissen  Nieswurz  (Veralrum  album), 

Simon  zieht  es  auf  folgende  Weise  aus  :  man  bebandelt  das  al- 
koholische Extract  der  Wurzel  mit  verdünnter  Salzsäure  und  Hlllt  den 
salzsauren  Auszug  mit  Natron.  Man  löst  den  Niederschlag  in  Alko- 
hol ,  entfärbt  durch  Tbierkohle  und  destillirt  den  Alkohol  ab.  Der 
grOsste  Theil  des  RĂĽckstandes  gesteht  zur  krystallinischen  Masse : 
das  Veratrin  ist  unlöslich  und  wird  daher  fast  vollständig  entzogen, 
wenn  man  das  Product  der  Wirkung  der  Presse  unterwirft.  Man 
befeuchtet  den  Presskuchen  mit  Alkohol  und  presst  abermals  aus. 
So  erhält  man  das  Jervin  fast  rein. 

Die  ausgepresste  Flüssigkeit  enthält  Jervin  und  Veratrin  zugleich. 
Man  trocknet  dieselbe  ein  und  bebandelt  den  RĂĽckstand  mit  verdĂĽnn- 
ter Schwefelsäure.  Das  Jervin  bildet  ein  schwer  lösliches  Sulphat, 
während  das  des  Veratrin  in  Auflösung  bleibt. 

Das  Jervin  ist  farblos  und  krjsrallinisch.  Es  verliert  bei  100® 
Krystallwasser  (4  Atome).  Es  schmilzt  bei  starker  Erhitzung  zum 
farblosen  Oel,  welches  sich  ĂĽber  200<^  zersetzt.  Es  ist  fast  unauf- 
löslich in  Wasser ,  löslich  aber  in  Alkohol ,  sehr  wenig  aber  in  Am- 
moniak. 

Bei  iOQo  getrocknet  enthält  es  : 

mn^).  C«oH„NaO,. 


Kohleostoff 

74,9i 

74,»5    . 

74,7 

Wasserstoff 

9,57 

9,74 

9,5 

• 

Stickstoff 

»,38 

»» 

»,T 

Sauerstoff 

»» 

i> 

10,1 

100,0. 

Kry!>tail  Wasser 

6,88 

•6,88 

«,9  (4  Aq.). . 

1)  E.  Simoo  (1837),  Pogsend.  Ann.  XLI.  669 'und  im  Auszog:  Ann.  der 
Ckem.  B.  Pharm.  XXIV.  214.  —  Will,  Ann.  der  Chem.  n.  Pharm.  XXXV.  116. 
3)  Will  drĂĽckt  das  Jervin  dorcb  die  Formel  rcol]4sNs09  aus. 
Gcriiardt,  Gbeaie.  iV.  16 


342 

Beikn  Scbmelzen  mit  Kali  entwickelt  es  Ammoniak. 
Das  chlorwasserstoffsaure ,  schwefelsaure  und  Salpetersäure 
iervin  sind  schwer  löslich  in  Wasser  und  in  den  MineralsAuren. 

Das  chlorplaimsaurje  Jermn  erhält  man  als  hellgelbe  Flocken, 
wenn  man  eine  wässrige  Lösung  des  essigsauren  oder  eine  alkoho- 
lische Lösung  des  cblorwasserstoffsauren  Jervin  mit  Platinchlorid  ver- 
setzt. Es  ergab  bei  der  Analyse  14,55 — 14,33  Proc.  Platki.  (Be- 
rechnet 14,3.) 

Das  essigsaure  Jervin  ist  ein  in  Wasser  lösliches  Salz. 

§  2249.  Das  Lobelin^)  findet  sich  nach  Bastick  und  Procter 
in  der  Lobelia  inflata,  L.,  einer  in  der  Mcdicin  der  vereinigten  Staa- 
ten sehr  gebräuchlichen  Pflanze.  Es  ist  ölartig ,  ohne  Zersetzung 
nicht  flüchtig,  sehr  auflöslich  in  Wasser,  Alkohol  und  Aelher  und  bil- 
det  mit  Ghlorwasserstofl-,  Schwefel-,  Salpeter- und  Oxalsäure  kry- 
stallisirbare  Salze.  Die  Auflösungen  werden  durch  Gerbsäure  ge- 
tĂśU     Innerlich  genommen  wirkt  es  wie  ein  Narkoticum. 

•  %  2250.  Das  Memspermin  wurde  von  Pelletier  und  Gouerbe') 
in  den  levantischen  Kokkelskörnern  (Menispermum  Cocculus),  wo 
es  von  dem  Paramenispermin  (§  2251)  und  Pikrotoxin  (§  2252)  be- 
gleitet ist. 

Zur  Darstellung  des  Menispermins  behandelt  man  die  levaotH 
sehen  Kokkelskörner  zuerst  mit  kaltem  Wasser ,  erschöpft  sie  daiio 
mit  angesäuertem  Wasser ,  fällt  die  braune  Lösung  durch  ein  Alkali 
und  erschöpft  den  Niederschlag  durch  sehr  schwache  Essigsäure ;  es 
bleibt  eine  schwarzbraune  Masse  zurĂĽck.  Man  kann  auch  den  Sa- 
men stossen ,  mit  Alkohol  von  0«833  erschöpfen ,  destilliren ,  des 
BĂĽckstand  mit  Wasser  kochen  und  kochend  fiitriren.  Die  Flasai^ 
keit  scheidet  beim  Erkalten ,  namentlich  auf  Zusatz  von  etwas  Säure, 
Krystalle  von  Pikrotoxin  ab.  Der  in  reinem  kochenden  Wasser  unlös- 


1)  W.  Bastixk,  PharniHc.  Joaro.  and  Traosact.  X.  270.  —  Procter, 
ebenda  X.  456. 

2)  Pelletier  u.Couerbe,  Ann.  de  Chim.  et  de  Phys.  UV.  178. —  Pelletier 
u.  Couerbe  erhielten  bei  Behandlung  des  alkoholischen  Extracts  der  Kokkelskörner 
mit  siedendem  Wasser ,  dann  n^  einer  sehr  ferdunnten  SSiire  und  mit  Aelher  eio 
dunkelfaraunes  Harx ,  dem  sie  den  Nameo  HypopikrotoziniSore  gebea.  Diese  VerbiiH 
dang  ist  aufloslich  in  Alkohol  und  Alkalien ,  S£ureo  fällen  sie  wm  der  alkalwcWn 
Lösung. 


243 

liehe  Aoiheil  wird  hierauf  mit^ngesäuerlem  Wasser  behandelt  und  durch 
ein  Alkali  geßilU;  es  entstehe  so  ein  körniger  Niederschlag,  aus  dem 
Alkohol  eine  gelbe  eigenthümliche  Substanz  auszieht;  man  löst  hier* 
auf  den  Rdckstand  in  Aether ,  welcher  das  Menispermin  in  krystalli- 
airieni  Zustand  abscheidet.  Der  Aether  lässt  eine  klebrige  Substanx 
zorflck,  die  man  in  absolutem  Alkohol  auflöst,  die  Lösung  bei  45^ 
abgedampft,  giebt  dann  Krystaile  von  Paramenispermin. 

Das  Menispermin  bildet  pyramidal  zugespitzte  Prismen^  ist  weiss, 
schmilzt  bei  120^  und  zersetzt  sich  bei  höherer  Temperatur;  es 
scheint  nicht  giftig  zu  sein.  Es  ist  unauflöslich  in  Wasser,  auflös- 
Hcb  in  Alkohol  und  Aether,  die  es  in  Krystallen  abscheiden. 

â–  

Es  enthält  (Durchschnitt  yon  4  Untersuchungen) : 


Pelletier  u.  Couerbe, 

Kohlenstoff  0 

7i,80 

Wasserstoff 

8,01 

Stickstoff 

9,57 

Sauerstoff 

10,53 

100,00. 

Pelletier  und  Couerbe  leiten  von  dieser  Zusammensetzung  die 
Formel  CjigH|2N02  ab,  welcher  aber  die  Controle  fehlt. 

Verdünnte  Säuren  lösen  das  Menispermin  leicht  auf.  Concen- 
trirte  Salpetersäure  verwandelt  es  in  der  Wärme  in  Oxalsäure  und  in 
eine  gelbe  harzähnliche  Substanz. 

Das  schwefelsaure  Menispermin  krystallisirt  in  prismatischen 
Nadeln^  schmilzt  bei  165^,  röthet  sich  bei  höherer  Temperatur  et- 
was und  zersetzt  sich  unter  Entwicklung  von  SchwefelwasserstofTgas* 
Das  krystallisirle  Salz  enthält  15  Proc.  Wasser  und  6,87  Proc. 
wasserfreie  Schwefelsäure. 

S  2251 .  Das  Paramenispermin  hat  dieselbe  Zusammensetz- 
ung wie  das  Menispermin ,  schmilzt  bei  250^  und  verflĂĽchtigt  sich  in 
weissen  Dämpfen ,  welche  sich  in  Form  eines  Schnee*s  auf  kalten 
Körpern  verdichten.  Es  ist  unlöslich  in  Wasser,  wenig  löslich  in 
Aether  und  leicht  löslich  in  siedendem  Alkohol.  Verdünnte  Säuren 
lösen  es  gleichfalls  auf,  ohne  jedoch  davon  neutralisirt  zu  werden 
oder  Salze  2U  bilden. 


1)  Nach  dem  alten  Atomgewicht  bereehnet. 

16 


211 

S  2^52.  Das  Pikrotoarin^)  scheint  das  wirksame  Priocip  der 
levantischen  KakkelskOrner  zu  sein ,  aher  es  besitzt  keine  basischeo 
Eigenschaften. 

Um  das  Pikrotozin  darzustellen,  erschöpf  Merck  die  gereinigten 
KOmer ,  destillirt  den  Alkohol  bei  massiger  ÜVärme  ab ;  das  Pikro- 
tozin findet  sich  dann  krystallisirt  unter  einer  Schichte  feiten  Oels. 
Man  entfernt  diese,  presst  die  Krystalle  zwischen  doppeltem  Fliefift- 
papier  aus,  löst  sie  in  Alkohol  auf,  entfärbt  sie  durch  Thierkohle  und 
dampft  über  gemässigtem  Feuer  ab. 

Wittstock  presst  die  gereinigten  Samen  vorher  aus ,  behandelt 
den  Rtickstand  dreimal  mit  Alkohol  von  0,835,  destillirt  den  Alkohol 
ab,  löst  den  Rückstand  in  Wasser,  nimmt  das  Oel  ab,  filtrirt  und 
krystallisirt  das  Pikrotozin  durch  langsames  Abdampfen. 

Pelletier  und  Couerbe  behandeln  den  RĂĽckstand  des  alkoholi- 
schen Auszugs  der  Samen  mit  siedendem  Wasser  und  versetzen  die 
decantirte  FlĂĽssigkeit  mit  etwas  Saure;  das  Pikrotozin  krystallisirt 
dann  beim  Erkalten  aus. 

Boullay  schreibt  vor :  Man  soll  die  mundirten  Samen  gut  mit 
Wasser  auskochen ,  und  entweder  zuvor  oder  nachher  das  fette  Oel 
abscheiden  und  die  Flüssigkeit  langsam  zur  Ezlractconsistenz  abdam» 
pfen ;  er  reibt  hierauf  den  RĂĽckstand  mit  Magnesia  oder  Baryt  zu- 
sammen, dampft  zur  Trockne  ab,  nimmt  in  Alkohol  auf  und  dampft 
abermals  ab.  Man  reinigt  das  Pikrotoxin  durch  Thierkohle;  man 
kann  es  auch  entfärben,  indem  man  den  Auszug  durch  basisch  essig- 
saures Blei  niederschlägt  und  durch  Schwefelwasserstoff  zersetzt  v 
man  Concentrin  hierauf  die  alkoholische  Auflösung  und  zersetzt  sie 
durch  kohlensaurt*s  Kali ;  das  Pikrotoxin  krystallisirt  dann  nach  eini- 
ger Zeit  aus. 

Nach  Meissner  3)  erhalt  man  auch  Pikrotoxinkrystalle,  wenn  mao 
einfach  das  Decoct  der  Kokkelskörner  abdampfl« 

Das  Pikrotoxin  bildet  kleine  vierseitige,  farblose,  durchsichtige 
Prismen  oder  auch  sternf(irnng  gruppirte  Nadeln ;  es  ist  unverändert 


1)  Boullay  (1812),  Add.  doChim.  ei  de  Phys.  XZX.  209.  Journ.  de  Phara. 
V.  1;  XI.  tfOtf.  —  Casaseca,  Ann.  de  Chim.  et  de  Pliys.  XXX.  307.  —  C.  Op- 
permann,  Magaz.  f.  Pliarm.  XXXV.  233. —  Pelletier  q.  Couerbe,  Ann.de 
Chim.  et  de  Pliys.  LIV.  181.  —  Liebig,  Ann.  der  Chem.  a.  Pharm.  X.  203.  — 
Regnault,  Ado.  de  Chim.  et  de  Pbya.  LXVIII.  100. 

2)  M  ei  ssoer,  Berliner  Aooalen  XXVIII.  132. 


246 

Jicb  an  der  Luft,  ohne  Geruch  uml  von  äusserst  bitlrem  Geschmack. 
Es  ist  ohne  Wirkung  auf  die  Pflanzenfarben.  Es  zersetzt  sich  bei 
höherer  Temperatur,  ohne  in  Fluss  zu  kommen.  Es  löst  sich  in  150 
Theilen  kaheo  und  25  Theilen  siedenden  Wassers  auf;  es  ist  in  3 
Theilen  siedenden  Alkohols  von  0,800,  sowie  auch  in  Aether^auf- 
lOslich ;  weder  fette,  noch  ätherische  Oele  lösen  es  auf.  Es  löst  sich 
leichter  in  Sauren  als  in  reinem  Wasser,  bildet  aber  keine  Salze ; 
«benso  löst  es  sich  auch  in  Alkalien.  Seine  alkoholische  Auflösung 
lenkt  die  Polarisatiousebene  des  Lichtes  nach  links*);  [a]^ —  28®. 
Das  Pikroloxin  hat  bei  der  Analyse  ^)  folgende  Zahlen  ergeben : 

Peiieiier 
u,  Couerbe.         Oppermann.  Reynault,  Berechnet. 

KobJeosloff  60,91  61,43    61,53        60,21     60,47  61,2^ 

Waraentoff  6,00  6,11       6,22  6,83       6,70  6,1 

Saaemoff  „  „  ,.  „  „  32,7 

100,0. 

Oppermann  berechnet  nach  dieser  Zusammensetzung  die  For- 
mel C|o  He  ^4  (welche  mehr  Wasserstoff  erfordert,  als  Regnault  ge- 
funden hat). 

Goncentrirte  Schwefelsaure  bildet  mit  dem  Pikroloxin  eine  Auf- 
lösung fon  Safranfarbe.     Salpetersäure  verwandelt  sie  in  Oxalsäure. 

In  der  Wärme  verändern  die  Alkalien  das  Pikroloxin. 

Kalk,  Strontian,  Karyt  und  Magnesia  verbinden  sich  mit  Pikro- 
loxin. Hleioxyd  giebt  damit  gleichfalls  eine  nicht  krystallisirhare, 
sehr  leicht  lösliche  Verbindung,  die  45  bis  48  Prob.  Oxyd  enthält. 

Weder  das  neutrale,  noch  das  basische  essigsaure  Blei  fällen 
ilas  Pikroloxin. 

Innerlich  genommen  bewirkt  das  Pikroloxin  Schwindel,  Convul- 
-aiooen  und  selbst  den  Tod. 

f  2253.  Das  Oayacanthm^)  begleitet  nach  Polex  das  Berbe- 
rin  in  der  Wurzel  des  Sauerdorns. 

Um  es  zu  erhalten,  erschöpft  man  die  Wurzel  mit  Alkohol,  fügt 
«twas  Wasser  zum  Auszug  und  destilliri  den  Alkohol  ab.  Der  Rück- 
stand scheidet  ein  weiches  Harz  ab ,   welches  man  durch's  Filter  ah- 

1)  Boocfaardal  o.  F.  Boudet,  Joarn.  de  Phana.  [3]  XXHJ.  288. 

2)  Die  angefölirieo  AoaiyseD  sind  mit  dem  alten  Alomgewicht  des  KobleostolTes 
Jierecboet. 

3)  Polex,  Arcb.  d.  Pharm.  VI.  265. 


246 

scheidet ,  (]ie  filtrirte  FlĂĽssigkeil  scfalJigt  bei  der  Coocenlratioo  Kry- 
stalle  von  ßerberin  nieder.  Wenn  die  Hutteii«mge  nichts  mehr  lie- 
fert, verdĂĽnnt  man  sie  mit  ihrem  vierfachen  Volum  Wasser  undlUlt 
mit  kohlensaurem  Natron.  Man  wäscht  den  Niederschlag  mit  fcalt«a 
Wasser,  löst  ihn  in  verdünnter  Schwefelsäure  auf,  entförbt  mitTbier- 
jiohle  und  fiKlit  das  Oxyacanthin  mit  kohlenaaureni  Natreo. 

Im  Zustande  der  Reinheit  bildet  das  Oxyacanthin  ein  weisses, 
gewöhnlich  gelbliches  Pulver;  man  kann  es  krystallisirt  erbaluo 
durch  freiwillige  Verdunsiung  seiner  alkoholischen  Auflösung,  weicher 
man  so  viel  Wasser  zugesetzt  hat,  dass  die  FlĂĽssigkeit  noch  hell 
bleibt.  Es  besitzt  einen  scharf  bittern  Geschmack  und  bräunt  sieb 
bei  Berührung  mit  Luft  und  Licht.  Es  schmilzt  in  der  Wärme  uod 
entwickelt  Wasser,  empyreumatische  Dämpfe  und  Ammoniak  uoler 
Hinterlassung  einer  voluminösen  Kohle.  Es  ist  fast  unlöslich  in  b/- 
tem  Wasser ;  frisch  gefällt  löst  es  sich  in  kleiner  Menge  in  siedendem 
Wasser  auf.  Es  ist  auflöslich  in  Alkohol,  Aether,  fetten  undithe- 
rischen  Oelen.     Seine  Auflösung  reagirt  alkalisch. 

Concentrirte  Mineralsäuren  zersetzen  es«  Salpetersäure  ve^ 
harzt  es  anfangs  beim  Kochen  und  verwandelt  es  nachher  io  Oxal- 
säure und  in  einen  dem  Berberin  ähnlichen  Körper,  welcher  von 
Wasser  in  gelben  Flocken  gefällt  wird. 

Die  SalzĂź  des  Oxyacanthin  haben  einen  bittern  Geschinaek. 

Das  chlorwasserstoffsaure  und  schwefelsaure  Salz  krystalli- 
siren  in  BĂĽscheln. 

Das  salpetersaure  Salz  bildet  warzenförmige  Anhäufimgeo. 

Die  Salze  der  organischen  Säuren  krystallisiren  schwieriger. 
Die  neutrale  Lösung  des  essigsauren  Salzes  wird  von  GalläpfeltiDCtur, 
salpetursaurem  Silber,  Quecksilberchlorid,  weinsaurem  Antimonkali 
und  Zinnchlorür  weiss  ^  von  Jod  hraunroth,  von  Platinchlorid  ue» 
Pikrinsäure  gelb,  von  salpetersaurem  Quecksilberoxydul,  Eisencbb^ 
rid,  neutralem  und  hasischem  essigsaurem  Blei,  von  den  Kuple^ 
salzen  und  thierischem  Leim  nicht  gefĂĽllt. 

S  2254.  Das  Pelosm  i)  oder  Cissampelin,  €3«  H91 NO^  ^^^ 
sieb  nach  Wiggers  in  der  brasilianischen  Grieswurzel  oder  Parei«^ 
brava  von  Cissampelos  pareira  L,,  einer  rankendeh  Pflanze  aus.der 


1)  A.  Wiggers  (1838),  Aon.  der  Chern.  a.  Pharm.  XXVII.  29;  XIXIU.  Si. 
Bödeker,  ebenda  LXIX.  53. 


247 

4 

FaiDiMe  der  Menispermaccen ,  welche  vorzüglich  in  den  Bergwäldern 
der  AnliHe«  wflchsl. 

Man  erschOpfl  diese  Wurzel  nit  durch  Schwefelsäure  angesäuer* 
tem  Wasser  und  fällt  den  Auszug  mti  kehlensaureni  Natron,  welches 
man  jedoch  oicht  in  Ueberscbuss  anwenden  darf.  Man  reinigt  den 
Niederschlag  durch  Auflösung  in  Aether. 

Die  Pareirawunel  scheint  Vts  bis  Vaa^^ires  Gewichtes  Pelosin 
zu  liefern. 

Beim  Verduoslen  seiner  ätherischen  Lösung  bleibt  das  Pelosin 
als  amorpher  darcbsichtiger  Pirniss  zurück.  Man  erhält  es  im  By* 
dratzusland,  wenn  man  Wasser  zur  ätherischen  Auflösung  setzt  und 
den  Aether  abdestillirt ;  es  scheidet  sich  dann  als  weisses  Pulver  ab. 
Es  verliert  sein  Wasser  bei  100<^  und  wird  alsdann  auflöslich  in  AK 
kobol  und  Aether;  es  ist  unauflöslich  in  Wasser,  unkrystallisirbar 
und  geruchlos,  aber  von  süsslich  bitterem  Geschmack  und  bläut  rothes 
Lackmuspapier.  * 

Bei  120^  getrocknet  enthält  es :   - 


Bödi 

tnĂźl^. 

Cte  H,i  NO, 

Kohlenstoff 

70,98 

TlTjW 

72,24 

Wasserstoff 

7,22 

7,04 

7,02 

Stickstoff 

4,68 

>> 

4,67 

Sauerstoff 

»» 

»» 

16,07 

100,00. 

Man  bemerkt,  dass  diese  Zusammensetzung  dieselbe  wie  die 
des  €odeIn  ist  ^).  Nach  Bödeker  enthält  das  Pelosinhydrat  8,21 
Proc.  Wasser  (3  Atome). 

Das  Pelosin  ändert  sich  an  der  Luft,  namentlich  unter  Einfluss 
der  Wärme  und  Feuchtigkeit. 

Salpetersäure  von  mittler  Stärke  verharzt  es. 

Die  PelosinsaUe  sind  im  Allgemeinen  leicht  löslich  und  schwer 
krystallisirbar.  Alkalien^  Gerbsäure,  Guldchlorid  und  Plalinchlorid 
fällen  dieselben. 

Das  chlorwasserstoffiaure  Pelosin ,  C^q  Hgi  N  Oe  ^  H  Cl  -j-  2  Aq« 
erhall  man  am  besten  in  reinem  Zustand ,  wenn  man  trocknes  Chlor* 
wasserstoffgas  in  eine  Auflösung  von  (vorher  bei  120<^  getrocknetem) 


1)  Bodeker  glaubt,   das  Pelosin  sei  vielleicht  identisch  mit  dem  Berberia 
(S  2236). 


248 

Pelosin  in  absolutem  Aether.  leitet ;  es  setzen  sich  weisse  Flocken  ab, 
welche  man  mit  absolutem  Aether  wäscht.  Gelrocknet  bildet  das 
chlorwasserstoffsaure  Pelosin  ein  weisses  amorphes ,  stark  hygrosko- 
pisches Pulver,  leicht  löslich  in  Wasser  und  Alkohol;  seine  Auflösung 
hinterlässt  beim  Abdampfen  einen  Firniss.  Das  bei  llOP  getrocknete 
Salz  ist  wasserfrei. 

Das  chlorplatinsaure  Pelosin ,  C30  H^t  NO«,  HCl,  PtCI^  (bei 
110^)  ist  ein  Massgelber,  amorpher,  sehr  elektrischer  Niederschlag. 
Stark  erhitzt ,  schmilzt  es  und  bläht  sich  stark  auf  unter  VerbreitUDg 
eines  penetranten  ,  sehr  unangenehmen  Geruches.     Es  enthält : 


Böde 

ker. 

Berechnet. 

Kohleostoff 

43,48 

11 

42,60 

Wasserstoff 

4,88 

»t 

4,34 

Piatio 

19,13 

19,82 

19,53. 

Das  chromsaure  Pelosin,  2  630  Hai  N  Oe  t  Cr,  Oe ,  2  H  0  -f-  2 Aq. 
(?)  wird  beim  Versetzen  einer  Auflösung  von  jchlorwasserstoflsaiirem 
Pelosin  mit  zweifach  chromsaurem  Kali  in  gelben  Flocken  gef^lll. 
Der  Niederschlag  bräunt  sich  beim  Waschen.  Einige  Grade  aber 
100<^  erhitzt,  zersetzt  es  sich  mit  Heftigkeit  unter  Bildung  von  Chi- 
noleYn  *)  und  Phenylsäure. 

S  2255.  fiodeker  giebt  den  Namen  Pellutein  einem  Zersetzungs- 
product  des  Pelosinhydrat  bei  BerĂĽhrung  mii  Luft  und  Licht.  Das 
Pelosin  wird  nämlich  dadurch  gelb ,  entwickelt  Ammoniak  und  wird 
unlöslich  in  Aether.  Behandelt  man  das  Product  mit  kochendem 
absolutem  Alkohol,  so  Iflsst  dieser  eine  kleine  Menge  brauner  Ulmin- 
Substanz  in  unlöslichem  Zustand  zurück,  wfihrend  er  das  PelluteTa 
auflöst,  welches  sich  heim  Erkalten  in  brfluulich  gelben  Flocken  ab- 
scheidet. 

Das  PelluteYn  verhält  sich  zu  den  Säuren  wie  das  Pelosin.  Bä 
110<)  getrocknet,  enthält  es  : 


Bödeker. 

CseHigNOc. 

Kohlenstoff 

73,90 

72,7 

Wasserstoff 

6,18 

6,3 

Stickstoff 

3,84 

4,7 

Sauerstoff 

f  1 

«f 

1)  Die  Identität  dieser  Base  ist  noch  nicht  durch  die  Analyse  bergesielit. 


249 

Das  chlorplatmsaure  PeUuUnn  ist  ein  Niederschlag ,  welcher 
17,69  _  17,99  Proc.  Platin  enthält. 

•   S  2255*.     Das  Pyridin,  C10H5N.  —  Dieser  Name  wurde  von 

Anderson  ^)  einem  flüchtigen  Alkali  ertheilt ,  welches  in  den  öligen 

Produclen   der   trocknen    Destillation   der   Knochen   enthalten  ist. 

Wenn  man  die  basischen  Tbeile  dieser  Producle  auszieht,,  indem 

man  sie  mit  verdünntei;  Schwefelsäure,  dann  mit  Kalk  behandelt  und 

die  so  erhaltenen  basischen  Oele  destillirl ,  gehl  das  Pyridin  mit  den 

bei  UDgefiihr  115^  kochenden  Antheilen  ĂĽber.     Letztere  haben  einen 

dem   des  Picolin  Ähnlichen  Geruch  (S  1415),    aber  stärker  und 

stechender,  sie  lösen  sich  in  Wasser  in  allen  Verbältnissen  und  ge- 

Keu  mit  Säuren  sehr  leicht  löbliche  Salze. 

Das  cklorplatinsaure  Pyridin,  C^oHisN,  HCl,  PtClj  scheidet 
sich  aUm<ilig  in  abgeplatteten  Prismen  aus,  wenn  man  die  Auflösung 
der  chlorwasserstolTsauren  öhgen  Base  mit  Platinchlorid  versetzt ;  es 
ist  leicht  löslich  in  siedendem  Wasser,  weniger  in  Alkohol  und  unauf- 
löslich in  Aether.     £s  enthält : 

Anderton.  Berechnet. 


Kulileostoff 

21,48 

20,29 

21,03 

Wasserstoff 

2,30 

2,24 

2,10 

Piatio 

34,30 

34,56 

34,60. 

Beim  Kochen  mit  Wasser  scheint  sich  dieses  Salz  zu  ^ersetzen 
unter  Bildung  eines  andern  Salzes  in  goldgelben  Prismen. 

Pyrrol  nennt  Runge  3)  eine  flüchtige  ölige  Base,  welche  die 
Eigenschaft  hat,  mit  Salzsäure  befeuchtetem  Tannenholz  eine  pur- 
pnrrothe  Färbung  zu  ertheilen.  Es  hat  einen  sehr  unangenehmen 
Babengeruch,  entsteht  bei  der  trocknen  Destillation  thierischer  Sub- 
stanzen ,  namentlich  von  Hörn  und  Knochen  und  ist  auch  im  Stein- 
koblentheer  enthalten.  Es  röthet  sich  rasch  bei  BerOhrung  mit  Luft 
und  wird  zuletzt  fast  schwarz. 

Man  erhält  das  Pyrrol ,  wenn  man  die  saure  Flüssigkeit  kocht, 
welche  durch  Behandlung  der  Destillalionsproducte  thierischer  Sub- 
stanzen mit  verdünnter  Schwefelsäure  entsteht;  es  verdichtet  sich 
dabei  mit  den  Wasserdärapfen. 


1)  Anderson  (1861),  Ann.  der  Chein.  u.  Pharm.  LXXX.  66. 

2)  Range,  Poggend.  Ado.  XXXI.  65.  —  Anderson,  Ann.  der  Cliem.  a. 
Pharm.  LXXX.  63. 


250 

Nach  Anderson  ist  das  Pyri*oi  eine  SiMammeiig^setzle  Base, 
deren  Siedepunkt  zwischen  100  und  18S<>  variirt.  tu  einer  kleiaeo 
Menge  Gblorwasserstofeäure  gelosl,  giebl  es  mit  Platinchlorid  eineo 
gelben  Niedersclilag,  der  sich  in  eine  i«chwapze  Hasse  vei*waodeU« 
Mit  ĂĽberschĂĽssiger  S^ure  gekoclit,  verwandelt  es  sich  in  eine  rothe 
Substanz,  unlöslich  iu  Wusser,  Säuren  und  Alkalien,  löslich  in  Al- 
kohol uud  so  consistent,  dass  man  da«  Gefäss  umkehren  kano, 
worin  man  arbeitet,  ohne  dass  sie  herauslallt. 

§  ^256.  Das  Sanguinarin  ^)  Ondet  sich  nach  D«na  m  der 
Wurzel  der  gemeinen  Blut  würz,  Sanguiniiria  Ca^iädensis,  L.  (Fa* 
milie  der  Papaveraceen). 

Schiel  steift  sie  auf  folgende  Weise  dar:  man  erschöpft  die  ge- 
trocknete gepulverte  Wurzel  mit  Aether,  tlltrirt  das  Unlösliche  ab 
und  leitet  einen  Strom  CblorwassersloflüijiuFe  in  die  Flüssigkeit;  e» 
wird  unreines  chlorwasserstoHsaureä  Sanguinarm  gefalli,  welches 
man  in  Wasser  auflöst  und  mit  Ammoniak  niederschlagt«  Man  trock- 
net den  Niederschlag,  löst  ihn  iu  Aether,  behandelt  mit  Thierkohle 
bis  zur  volikouimnen  Entfärbung  und  füllt  die  völlig  farblose  Flüssig- 
keit durch  salzsaures  Gas.  Der  scharlachrothe  Niederschlag  too 
cblorwasserstofTsaurem  Sanguinarin  in  Wasser  gelöst  und  durch  Am- 
moniak gefallt  liefert  das  Sanguinarin  in. weissen  Flocken. 

Das  Sanguinarin  bildet  nach  dem  Trocknen  ein  gelbliches,  ge- 
schmackloses, zum  Niesen  reizendes  Pulver.  Es  ist  unlöslich  ia 
Wasser  und  leicht  löslich  in  Alkohol ;  die  Aullösung  ist  sehr  bitter 
und  von  alkalischer  Reaclion.  in  einer  Alniosphdre ,  welche  saure 
Dämpfe  enthalt,  Hirbl  es  sich  sogleich  roth. 

Zusammensetzung  des  bei  100^  getrockneten  Sanguinarin :  C^^ 
HnNOgC?)    . 


Scfiiei^). 

ĂźereciiDet. 

Koblenstotr 

69,7 

69,7     6»,  5 

69,4 

Wassersloff 

5,3 

5,1       5,1 

5,4 

Stickstoff 

5,2 

•          • « 

4,5 

Sauerstoff 

i> 

..          ,* 

20,7 
100,0. 

1)  Dana,  iMagaz.  f   Pharm.  XXIII.  125.    —    Schiel,  Ann.  der  Cbem.  a. 
Pharm.  XLIII.  233. 

2)  Die  Analogie  der  Eigenschaften,  welche  das  Sanguinarin  mit  dem  Cheferythrin 
(S  2238)  darbietet,  macht  die  Identität  beider  wahrscheinlich. 

3)  Schiel  drĂĽckt  das  Sanguinarin  darch  die  Formel  C37  Hiq  N  Og  lot. 


251 

Das  ßaiiguinarin  acbmilzl  in  der  Wärme  uod  verkohlt  sich  bei 
höherer  Temperatur. 

Salpetersäure  zersetzt  es. 

Es  sättigt  die  Säuren  voMkomnien  und  bildet  dfimit  meistens 
rolhe,  sehr  bittere,  in  Wasser  leicht  lösliche  Salze.  Gallflprellinotur 
fällt  sie  gelblich  roth. 

Das  chlorwasserstoffiüure  Sanguinarin  ist  von  schönem  Schar- 
lacbroth,  leicht  löslich  in  Alkohol  und  Wasser,  besonders  in  der 
Wärme,  unlöslich  in  Aetber.  Unter  dem  Mikroskop  zeigt  es  ein 
Xrystallinisches  Ausseben. 

Das  chlarplaiinsaure  Sanguinarin  ist  ein  orangegelber  Nie- 
derschlag. 

S  2257.  Das  Solanin^)  wurde  1821  von  Desfosses  in  den 
Beeren  df*s  Nachtschatten  (Solanum  nigrum)  und  der  KartofTel  (S. 
tuberosum)  entdeckt;  man  fand  es  später  in  den  Stängeln,  Blättern 
und  Beeren  mehrerer  anderer  Solan^en  und  insbesondere  des  Bitter- 
sQss  (S.  dulcamara).  Besonders  reichlich  ist  es  in  den  Keimen,  welche 
die  Kartoffeln  im  FrĂĽhhng  und  Winter  in  feuchten  Kellern  treiben. 

Um  das  Solanin  aus  dem  Nachtschatten  zu  erhalten,  braucht  man 
bloB  den  Saft  der  reifen  Beeren  auszuziehen  und  Ammoniak  hinzuzu- 
setzen; das  Solanin  scheidet  sich  dann  als  grauliches  Pulver  ab.  Man 
löst  es  in  Alkohol,  setzt  etwas  Thierkohle  zu,  filtrirt  und  dampft  ab. 
Die  Kartoffelkeime  sind  sehr  vorlheilhnft  zur  Darstellung  des  Solanin. 
Man  zerschneidet  sie  in  kleine  StĂĽcke,  macerirt  sie  einen  oder  zwei 
Tage  in  mit  Salzsäure  angesäuertem  Wasser,  versetzt  den  Auszug  mit 
Kalkhydrat  in  kleinen  Portionen ,  bis  zur  schwach  alkalischen  Reac- 
tion.  Man  lässt  den  Niederschlag  24  Stunden  lang  setzen,  sammelt 
ihn  auf  Leinwand,  wäscht,  trocknet  in  gelinder  Wärme  und  kocht  ihn 
mit  Alkohol  von  84  Proc.  Die  alkoholische  FlĂĽssigkeit  wird  alsdann 
siedend  filtrirt;  das  Solanin  setzt  sich  dann  in  krystallinischem  Zu- 
stand ab.      Die  alkoholische  Mutterlauge  enthält  noch  Solanin ,  und 


I)  Desfosses  (1821),  Jouro.  de  Pharm.  VIT.  414.  —  Moria,  Joaro.  de 
Chim.  m^dic.  I,  84.  —  Payen  u.  Chevallier,  ebenda  I,  517.  —  Otto,  Ann. 
der  Chem.  a.  Pharm.  VII.  180;  XXVI.  232.  —  0.  Henry,  Journ.  de  Pbarra.  XVIII. 
165.  —  Blanche!,  Ann.  de  Cbim.  et  de  Phys.  LIII.  414.  —  Realing,  Ann. 
der  Chem.  n.  Phnrro.  XXX.  225.  —  Win  ekler,  Repert.  d.  Pharm.  LXXVI.  384. 
—  Wacken roder,  Archiv  d.  Pharm.  XXXIII.  59.  —  Baumann,  ebenda 
IXXIV.  23. 


252 

gesteht  beim  AbdampfeD  ^ur  gallertigen  Masse,  welche  beim  Ein* 
trocknen  hurnarlig  wird.  Löst  man  die  bornige  Masse  in  eioer 
Sflure ,  fällt  die  Lösung  mit  Kalkbydrat  und  kocht  den  Niederschlag 
mit  Alkohol  bis  zur  Sättigung,  so  erbftit  man  beim  £rkalten  noch 
mehr  krystallisirtes  Solanio. 

Die  kleinen  Krystalle ,  welche  sich  beim  Erkallen  einer  alkoho- 
lischen Solaniiilösung  abscheiden,  bilden  unter  dem  Mikroskop  abge- 
plattete Prismen,  welche  gerade  rhomboidische  SAulen  zu  sein  schei- 
nen. Aus  seinen  Salzen  durch  ein  Mineralalkah  gefilllt,  bildet  das 
Solanin  gelatinöse  Flocken,  welche,  beim  Trocknen  hornig  werden ; 
in  diesem  Zustand  ist  es  Hydrat.  Unter  dem  Mikroskop  betrachtet 
scheint  die  gallertige  Masse  aus  feinen  Nadeln  zu  bestehen.  In  trock* 
nem  Zustand  hat  das  Solanin  keinen  Geruch,  aber  beim  Befeuchteo 
mit  Wasser  nimmt  es  einf  n  schwachen  Geruch  an ,  ähnlich  dem  des 
Wassers,  worin  mau  Kartoffeln  kocht.  Sein  bittrer,  ekelhafter  Ge- 
schmack bewirkt  im  Gaumen  einen  anhaltenden  Reiz.  Es  ist  in  der 
Kälte  wenig  löslich  in  Wasser,  Alkohol,  Aelher  und  fetten  Oeien;  in 
der  Wärme  löst  es  sich  in  Alkohol ;  seine  Auflösung  bläut  gerötbetes 
Lackmus.  Es  schmilzt  fu  der  Wärme  und  verkohlt  sich  bei  höherer 
Temperatur;  bei  der  trocknen  Destillation  liefert  es  eine  saure  FlQs- 
sigkeil  und  ein  braunes  empyreumatisches  Gel. 

Die  Analysen ,  welche  mit  dem  Solanin  vorgenommen  wurden, 
stimmen  unter  einander  nicht  ĂĽberein. 


Ăźianehei. 

0.  Henry, 

Kohlenatoif 

62,0 

75,00 

WasscrstĂĽlT 

8.» 

9M 

SticksiufT 

1,6 

3,08 

Sauerstoff 

27,5 

12,78 

100,0  100,00. 

Concentrirle  Schwefelsäure  ßirbt  das  Solanin  orange ;  diese  Fär- 
bung geht  allinälig  in  Dunkelviolelt  und  Braun  über.  Salpetersäure 
und  concentrirle  Salzsäure  färben  es  gelb. 

Wenn  man  eine  alkoholische  Auflösung  von  Solanin  mit  Jod  ver- 
setzt, so  erhält  man  eine  braune,  amorphe,  in  Wasserunlösliche 
Verbindung. 

Das  Sulanin  ist  giftig.  Zw^i  oder  drei  Grajo  schwefelsaures 
Solanin  tödlen  ein  Kaninchen  in  einigen  Stunden.  Es  lähmt  die  hin- 
teren Extremitäten  dieser  Thiere ;  diese  Wirkung  äusserte  sich  selbel 


253 

bei  dem  Hornvieh ,  dem  man  Spdlicht  vonr  gekeimten  Kartoffeln  zu 
fressen  gab. 

Die  Salze  des  Solanin  sind  im  Allgemeinen  leicht  löshch  nnd 
grossentheils  nicht  krystalli^^irbar.  Sie  präcipitiren  auf  Zusatz  von 
atzenden  und  kohlensauren  Alkalien  das  Solanin  ^  werden  aber  von 
Platinchlorid  nicht  gefĂĽllt  und  reduciren  Gold-  und  Silbersalze. 

Die  Eigenschaften  der  Solaninsalze  sind  nach  Baumann  folgende : 

Das  chlorwasserstoffsaure  Solanin  ist  leicht  auflOslich  und 
gominiartig.  .Nach  Blanche!  absorbiren  100  Th^  Solanin  4,2  Th. 
saUsaures  Gas. 

Das  schwefelsaure  Solanin  erhalt  man  als  körnig  kryslallinische, 
in  Wasser  leicht  lösliche  Rasse.  Seine  Auflösung  trübt  sich  beim 
Koeben  und  enthält  dann  ein  saures  gummiartiges  Salz.  Nach  Des- 
fosses  neutralisiren  100  Tb.  Solanin  10,98  Tb.  Schwefelsäure. 

Das  chromsanre  Solanin  bildet  dunkelgelbe  Nadeln. 

Das  salpetersaure  Solanin  bildet  eine  gummiartige  Nasse« 

Das  phosphorsaure  Solanin  wird  als  weisses ,  krystallinisches 
Polver  gefiillt. 

Das  ameisensaure  Satz  ist  gummiartig. 

Das  owalsaure  Solanin  bildet  schwer  auflösliche  Blältter,  die 
sieb  auf  Zusatz  von  Oxalsäure  selbst  aus  schwefelsaurem  Solanin 
niederschlagen. 

Das  cyanwasserstoffsaure  Salz  ist  gummiartig. 

Das  ferrocyanwasserstoffsaure  Solanin  fAllt  in  weissen  Pbicken 
Qieder  auf  Zusatz  von  Ferrocyankalium  zur  Lösung  eines  Solanin- 
salzes. 

Das  essigsaure  Solanin  ist  leicht  löslich  und  gummiartig. 

Das  weinsaure  y  apfel-  und  citronsaure  Salz  sind  gummiartig. 

Das  bemsteinsaure  Salz  kryslallisirt  in  dĂĽnnen  Nadeln,  leicht 
lOsKch  in  Wasser. 

Das  schleimsaure  Solanin  krystallisirt  in  Kugeln ,  die  aus  dĂĽn- 
nen, in  Wasserreich!  löslichen  Nadeln  bestehen. 

Das  benzo&saure  Salz  ist  gummiartig. 

Das  gallusgerbsaure  Solanin  ist  ein  flockiger  Niederschlag, 
welcher  sich  wieder  auflöst ,  wenn  man  die  Flüssigkeit  erhitzt,  und 
scheidet  sieb  dann  in  Kugeln  ab,  die  aus  Nadeln  besteben,  ist  schwer 
loslich  in  kaltem,  Idcht  löslich  in  siedendem  Wasser. 

Das  gallussaure  Salz  ist  amorph  und  auflöslicb. 


■-■"» 


254 

* 

Das  meUithsawe  Solanin  ist  ein  neutrales  Salz ,  dessen  Auf- 
lösung sich  beim  Eintrocknen  zersetzt,  indem  es  freie  Mellitbsflure  ab- 
scheidet (Karron)dt). 

%  2258.     Das  Spartem^),  C,e  H^,  N  (?)  findet  sich  nach  Sten- 
house  im  Besenginster,   Spartium  L.  (CyUsua  Scoparitu,  Ltnek). 
Die  Abkochung  dieser  Pflanze  gesteht  beim  Erkalten  zur  grflnlich- 
braunen  Tiallerte,   welche  der  Hauptsache  nach  aus  gelbem  Farbstoff 
(Scoparin),   Chlorophyll  und  SparteVn  besteht.      Man  nimmt  diese 
Gallerte  in  kochendem ,   mit  einigen  Tropfen  Salzsfiure  angesfluertem 
Wasser  auf;  das  Clilorophyll  und  der  Farbstoff  werden  beim  EUrkallea 
gefĂĽllt  und  das  Sparteln  bleibt  in  der  sauren  Mutterlauge.    Man  coo- 
centrirt  diese  durch  Abdampffu  und  destillirt  den  RĂĽckstand  mit  einem 
Uebersciiuss  von  Af tznatron ,  so  lange  das  Uebergeheode  einen  slaii 
biltern  Geschmack  hat.      Man  sättigt  dieses  Product  mit  Kocbsali^ 
scheidet'  das  sich  trennende  basische  Oel  ab  und  reetificirt  es  mehr- 

< 

mals. 

Das  Sparteln  ist  ein  farbloses ,  wenig  flĂĽssiges  Oel ,  schwerer 
als  Wasser,  von  schwachem  Geruch ,  der  an  den  des  Anilin  erinnert» 
und  von  äusserst  bitterem  Geschmack.  Frisch  destillirt  ist  es  ?ollig 
klar,  der  Lufl  ausgesetzt,  bräunt  es  sich  allmälig.  Es  ist  in  Wasser 
sehr  wenig  löslich,  besitzt  eine  stark  alkalische  Reaction,  neotralirirt 
die  Säuren  vollkommen  und  destillirt  bei287^  indem  es  sich  schwach 
gelb  färbt.  Es  scheint  Ci^HisN  zu  enthalten,  wenigstens  ergab  es 
bei  der  Analyse  ^) : 

Stenhouse.  Bercchoei. 


Kohlenstoff 

76,68     76,70 

77,2 

Wasserstoff 

11,02     11,17 

10,5 

Stickstoff 

M                    tf 

12,3 

100,0. 

Kochende  concentririe  Salpetersäure  zersetzt  das  SparteTn.  Dm 
Product  mit  Chlorcalcium  behandelt,  giebt  Chloropiknn  ($  374);  mit 
Kali  gesättigt  und  der  Destillation  unterworfen ,  liefert  es  eine  floch- 
tige  Base. 

Kochende  Salzsäure  verändert  gleichfalls  das  Sparteln  unter 
Entwicklung  eines  mfluseähnlicheri  Geruches. 


1)  Stenhouse  (18S1),  Ann.  der  Cbem.  o.  Pharm.  LXXVIII.  16. 

2)  Stenbouse  nimmt  di«  Formel  Cü  H|s  N  an. 


&96 

Brom  erhitzl  sich  mit  dem  SparteYn  stark  und  verwandelt  es  in 
ein  braunes  Harz. 

Wenn  man  Spartelfn  zu  einer  neutralen  Lösung  von  Kupfercblo- 
rid  setzt,  so  erhält  man  einen  grünen  Niederschlag,  der  SparteYn  ent- 
hält. Mit  neutralem  und  basisch  essigsaurem  Blei  erhtflt  man  gleich- 
falls Niederschläge. 

Das  SparteYn  ist  giftig  und  besitzt  narkotische  Eigenschaften. 

Das  chlorwasserstoffsaure  Sparlein  wurde  noch  nicht  in  kry- 
stallisirteiD  Zustande  dargestellt. 

Pas  cklorplatinsaure  SparteSn^  CieHiaN,  HCl,  PtCl3-|-2Aq. 
(?)  erhflli  man  als  gelben  Niederschlag  auf  Zusatz  von  Platinchlorid 
zur  Auflösung  des  chlorwasserstofTsauren  Sparteln.  Es  zersetzt  sich 
beim  Kochen  mit  Wasser  oder  Alkohol,  löst  sich  aber  in  der  Wärme 
ohne  Veränderung  in  Salzsäure  und  scheidet  sich  aus  der  Auflösung 
in  rhombischen  Prismen  ab.     (Von  Miller  beobachtete  Combination 

QoP.  qoPqo.PooPqo.Pqo.     Neigung  von  oo  P  :  oo  P ,  in  der 

Ehene  der  zwei  Horizontalaxen^  «»  105<>24';  P  oo  :P  oo,  und  der- 
selben Ebene  *»  97<>  48'). 

Das  chiorplatinsaure  Sparteln  enthält  2  Atome  Wasser  (beob- 
achtet  5,54 — 5,57),  die  es  beim  Austrocknen  bei  130^  verliert.  Das 
krystallisirie  Salz  (im  Vacuum  getrocknet)  enthält : 


Sfenh 

louse. 

Berechnet. 

KohleDstoff 

26,55 

26,33 

i7 

»» 

27,5 

Wasserstoff 

4,d9 

4,74 

1» 

5» 

4,5 

Platin 

29,02 

28,63 

28,73 

28,75 

28,3. 

Das  chlorquecksilbersaure  Spartetn,  CieHigN,  HCl,  HgClC?)^ 
erhalt  man  als.  krystallinischen  Niederschlag ,  Wenn  man  eine  Auf- 
lösung von  SparteYn  in  Salzsäure  mit  Quecksilberchlorid  versetzt« 
Diesen  Niederschlag  kann  man  kryslallisirt  erhallen  durch  Auflösung 
in  warmer  Salzsäure.  Die  Krystalle,  welche  man  dabei  erhält,  ge- 
hören dem  rhombischen   System   an.      (Beobachtete   Combination 

oo  P  Qo  .00  P2.  oo  P2.P.,P  OD.    Neigung  von  oo  P:P,  welche  die 
Scheitelkanten  des  primitiven  Oktaeders  bildet,  «  1310  32' und  120<> 

6';  von  P:P,  welche  die  Seitenkanten  bildet,  =75^24';  vonPoo. 
P  00  in  der  Ebene  der  zwei  Horizontalaxen  =  54^^50' ;  von  oo  P2 : 


256 


oDPao^-lSloS';  ron(xP2:  oo  Poo  =»1140  21'.      Vollkommeii 

gpaltbar  parallel  co  P  oo).  Das  chlorquecksilbersatire  SparteYn  ist 
fast  unlöslich  in  Wasser  uad  Alkohol,  löslich  in  der  Wärme  in  Sali- 
säure,  welche  es  beim  Erkalten  in  perlmuUerglanzenden  Rryslallen 
abscheidet. 

Das  salpetersaure  Spartem  scheint  nicht  krystallisirbar  zu  sein. 

Das  Pikrinsäure  Sparta,  C|e  H|g  X,  C,.i  H3  (N04)8  0^  (?)  kry- 
stallisirt  in  langen ,  gelben ,  glänzenden  Nadeln ,  ähnlich  dem  pikriii- 
sauren  Kali ,  sehr  wenig  auflöslich  in  der  Kälte  in  Wasser  und  Alko- 
hol ,  etwas  mehr  bei  Siedhitze.  Kali  zersetzt  es  in  der  Kälte  nicht 
Es  ergab  bei  der  Analyse : 

Stenhoute.  Berecboet. 

Kohlenstoff    ^46,51     46,63  47,7 

Wasnerstoff         4,75       4,86  4,6 

Stickstoff  15,68        „  15,8. 

§  2259.  Thymin.  —  Wenn  man  die  Kalbsdrüse  {Thymus  der 
Anatomen)  gehörig  entfettet  und  mit  kaltem  Wasser  erschöpft,  erhält 
man  eine  röthliche,  sehr  saure  Flüssigkeit,  welche  beim  Abdampfen 
im  Wasserbad  ein  braunes,  flockiges  Coagulum  hinterlässt.  Die 
darĂĽber  stehende  FItlssigkeit  ist  vollkommen  klar ;  concentrirte  Ba- 
rytlösung fällt  Phosphorsäure  und  Schwefelsäure  daraus.  Wenn  die 
zurückbleibende  Flüssigkeit  im  Wasserbad  abgedampft  wird «  bedeckt 
sie  sich  mit  käseartigen  H^utchen ,  welche  aus  einer  organischen 
Substanz  und  kohlensaurem  Baryt  bestehen ;  der  syrupartige  Rock- 
stand  ist  braun  und  zeigt  den  Geruch  der  Fleischbrühe« 

Dieser  Rückstand  enthält  das  Thymin  vonGorup-Besanez^).  Es 
setzt  sich  in  unreinem  Zustand  auf  Zusatz  von  Alkohol  oderAether /o 
der  syrupartigen  Lösung  ab ;  es  schlägt  sich  jedoch  erst  nach  länge- 
rer Z«jt  nieder;  es  ist  körnig,  durchscheinend,  nicht  krystalliniscb; 
man  reinigt  es  mit  kochendem  Alkohol,  welcher  das  Thymin  auflöst, 
um  es  beim  Erkalten  als  glänzendes,  aus  mikroskopischen  Nadeln 
bestehendes  Pulver  abzusetzen. 

10 Vi  Kil.  Kalbsdrüse  ergaben  nach  diesem  Verfahren  20  C«Dti<- 
gramm  Thyinin. 


1)  Gorap-Besanez,  Aon.  der  Chem.  n.  Pharm.  LXXXIX.  114. 


257 

Das  Tbyroin  hat  weder  Geruch ,  noch  Geschmack.  Es  ist  sehr 
leicht  löslich  in  Wasser;  wfissl'iger  Alkohol  löst  es  nur  in  der  Wärme 
auf;  absoluter  Alkohol  uod  Aether  lösen  es  nicht  auf.  Es  hat  keine 
Einwirkung  auf  Lackmus.  In  einer  Röhre  erhitzt  schmilzt  es «  lie- 
fert ein  krystallinisches  Sublimat  und  entwickelt  alkalische  Dflmpfe 
Ton  einem  der  Blausäure  ähnlichen  Geruch. 

Ammoniak  und  Kali  lösen  es  leicht  auf. 

Seine  Auflösungen  werden  weder  durch  salpetorsaures  Silber, 
noch  durch  Chlorzink  oder  Quecksilberchlorid  gefällt. 

Die  Salze  des  Thymin  sind  krystallisirbar. 

Das  chlorwasserstoffsaure  Thymin  bildet  verwitternde,  in 
Wasser  leicht  lösliche  Prismen. 

Das  chlorplaiinsaure  Thymin  krystallisirt  in  Oktaödern,  ist 
ziemlich  löslich  in  Wasser^  unlöslich  in  Alkohol. 

Das  schwefelsaure  Thymin  krystallisirt  in  verwitternden  hexa- 
gonalen  Tafeln. 

S  2260.  Das  Veratrin  *) ,  C34  Hjj  N  0,  (?)  1818  von  Meissner 
entdeckt,  findet  sich  in  den  Sabadillsamen  {f^eratrum  Sabadälä), 
in  der  weissen  Niesswurz  (  Veratrum  alhum)  und  wahrscheinlich  in 
noch  andern  Arten  von  Veratrum. 

Um  das  Veratrin  auszuziehen,  erschöpft  man  die  von  ihren 
Höllen  befreiten,  gepulverten  Sabadillsamen  mit  durch  Schwefel- 
säure angesäuertem  Alkohol  von  0,865 ;  man  behandelt  den  Auszug 
mit  ĂĽberschĂĽssigem  Aetzkalk,  filtrirt  und  verdampft  den  Alkohol.* 
Den  RĂĽckstand  behandelt  man  zuerst  mit  Wasser ,  dann  mit  sehr 
wenig  verdünnter  Schwefelsäure;  man  fällt  hierauf  die  Auflösung 
durch  ĂśberschĂĽssiges  Ammoniak.  Es  setzt  sich  so  ein  weisses  Pul- 
ver ab,  welches  man  durch  Auflösung  in  Aether  reinigt. 

Merck  wendet  siedendes,  mit  Salzsäure  versetztes  Wasser  zur 
Extraction  des  Veratrin  an,  verdampft  den  Auszug  zur  Syrupconsi- 
stenz,  fügt  so  viel  Salzsäure  hinzu,  dass  ein  Niederschlag  entsteht, 
filtrirt,  zersetzt  die  Flüssigkeit  in  der  Wärme  mit  überschüssigem 
Kalk,  behandelt  den  Niederschlag  warm  mit  Alkohol,  dampft  den 


1)  Meigsner  (1818),  Neaes  Joarn.  â–Ľ.  Trommsdorff  V:  3.  ^  Pelletier  a. 
CaveatOQ,  Add.  de  Cbim.  LH.  352.  —  Merck,  TraiU  de  Cbim.  orgaoiqae  de 
Liebig,  fraozdeiscbe  Ausgabe  H.  617. 
i;:    Gerb«rdl,CbcBie.iy.  17 


35» 

Avsziig  ab,  Ittst  defi  Rtfckst&nd  in  fertfĂĽnnter  Essigsaure,  Mit  mit 
AttfDoniak  und  reinigt  den  NiederseM«^  mit  Aether. 

5  Kilogramme  SabadfUsamen  geben  10  bis  15  Gramme  Vera- 
trin  1). 

Das  Veratrin  bildet  gewöhnlich  ein  weisses  oder  grünKch  weisses 
krystallinisches  Pulver.  Aus  Alkohol  krystallisirt  es  bei  freiwilliger 
Verdunstung  in  langen  basischen  Prismen  (Merck).  Es  ist  geruch- 
los, eine  kleine  Menge  Veratrinpulver  in  die  Naöe  gebracht,  bewirkt 
heftiges  Niessen  in  Begleitung  von  Kopfschmerzen  und  allgemeinem 
Uebelbeflnden.  Es  ist  sehr  scharf  und  giftig;  innerlich  genommen, 
bewirkt  es  Brechen  und  Durchfell ;  3  Milligramme  tĂĽdten  eine  kleine 
Katze  innerhalb  10  Minuten.  Es  ist  unauflöslich  in  Wasser  und  al- 
kalischen FlĂĽssigkeiten,  leicht  in  Alkohol  und  schwer  in  Aether  au^ 
löslich.     Die  Auflösungen  bläuen  Lackmus. 

Es  enthält  s): 

Dumas  u. 

Pelletier.  Couerbe.        Q^HsiNOoCt) 


liobleDAtoff 

66,7K 

70,48 

70,78 

71,0 

Wasierfltoff 

8,54 

7,67 

7,64 

7,3 

Stickstoff 

5,04 

5,43 

5,21 

4,9 

SaaerstolT 

>> 

i> 

9» 

16,8 

100,6. 

Diese  Analysen  entbehren  der  Controle. 

Das  Veratrin  schmilzt  in  der  Hitze  leicht  und  zersetzt  sich  bei 
höherer  Temperatur.  Concentrirte  Salpetersäure  nimmt  anfangs 
eine  scharlachrothe  und  dann  eine  gelbe  Farbe  davon  an.  Concen- 
trirte Schwefelsäure  färbt  sich  damit  gelb,  dann  blutroth  und  endlich 
violett. 

Die  Salze  des  Veratrin  haben  einen  brennend  scharfen  Ge- 
schmack. 


1)  Nach  Couerbe  enthält  der  Sabadill«amen  zwei  Baseo ,  wotod  die  eine  iu 
Sabadillin,  in  siedendem  Wasser  loslich  wäre.  Allein  nach  Simon  ist  dieses  Saba- 
dillin  nichts  als  ein  Geroenge  von  harzsaorem  Natron  und  harzsaurem  Verelrio :  wcaa 
man  es  in  .verdünnter  Schwefelsäure  lost,  kann  man  durch  Ammoniak  Veratrin  daraus 
fällen. 

2)  Diese  Analysen  sind  mit  dem  alten  Alamgewicbl  des  Kobtensioffes  b^ 
rechnet. 


\, 


Bas  eklorwauerHoffimare  Veratrin  krystalUsirt  in  kursen  Na* 
dein  und  ist  leicht  löslich  in  Wasser  und  Alkohol. 

Das  ehierplĂĽtmsaure  yeratrm  scheidet  sich  als  gelber  krystal- 
linischer  Niederschlag  heim  Abdampfen  eines  Gemenges  von  chlor- 
wasserstofll^aurem  Veratrki  und  Platinchlorid  ab. 

Das  schwefelsaure  Veratrin  krystallisirt  bei  langsamer  Yer- 
dunstung  in  Nadeln,  welche  14,66  Proc.  Schwefelsaure,  so  wie 
Krystallwnsser  enthalten ,  welches  beim  Schmelzen  des  Salzes  ent- 
weicht (Couerbe). 

Das  überfodsaure  Veratrin  erhält  man  als  butterartige  Masse, 
die  bald  hart  und  harzig  wird,  wenn  man  eine  alkoholische  mit 
UebeijodsSure  gesättigte  Auflösung  von  Veratrin  in  den  Trocken- 
raum stellt;  das  Mikroskop  lässt  eine  Menge  von  Krystallen  darin 
erkennen  (Langlois). 

Das  toeinsaure  Veratrin  ist  leicht  löslich  in  Wasser. 

S  2261.  Zweifelhafte  Basen.  —  Wir  werden  ans  daraoXb»- 
sobränkeR,  die  Namen  folgender  Basen  zu  erwähnen ,  deren  Existenz 
sehr  problematisch  ist : 

Das  jäpirin  0  in  der  Nuss  von  G^eos  lapida  (Bisio). 

Das  ^jsadirin^)  »n  der  Melia  Azadirückta  (Piddington). 

Das  Belladonnin^)  in  den  Blättern  und  Stängetn  der  Bella- 
donna (t^tlbekind). 

Das  Buann^)  im  Box ,  Buxus  sempervirens  (Paure). 
Das  Capsicin  in  der  SamenhĂĽlle  des  spanischen  Pfeffers,  Cap^ 
sieum  annuum  (Ăźraconnol*)). 

Dhs  Carapin^)  in  der  Rinde  der  guianischen  Carapa  (Petroz 
u.  JEtobineu). 

Das  Castin  in  der  Frucht  von  Vüex  Agnus  Custw,  L.,  Fa« 
mflie  der  'Verbenaceen  (Landerer). 


1)  Bizio,  Jouni.  de  Chim.  m^dic.  Oetober  1633  S.  495. 

2)  Piddtogto>fi,  flafaz.  f.  Pharm.  ?.  Geiger  XfX.  80. 

3)  Läbekind,  Arch.  f.  Pharm.  XVIII.  7tt. 

4)  Faore,  Jeurü.  de  Pharta.  XVf.  41K.  —   Couerbe,  Jeum.  de  Pharm. 
iM4,  lan. 

6)  BracoDDOt,  Aoo.  de  Chim  et  de  Phys.  VI.  122. 
6)  P«iro«i^<].  BebiB«ty  loura.  de  Pharm.  VII.  861. 


260 

Das  ChaerophyUm^)  in  den  Samen  des  CkaeropkyUuin  butr 
bosum,  die  man  mit  Kali  destillirt  (Polslorf). 

Das  Ctcutin^)  im  Wasserschierling,  Cicuta  virosa ,  Lam.  (Po- 

lex). 

Das  Convolvulin  in  der  Wurzel  der  Harzwinde ,  Convolvubu 
Seammonia,  L.  (Clamor  Marquart). 

Das  Crotonin^)  in  den  Purgirkörnern,  Croton  Tiglium  (Bran- 
des). Nach  Weppen  ist  das  Crotonin  nichts  als  eine  Verbindung  yon 
Magnesia  und  Fettsäure. 

Das  Cusparin  ^)  in  der  ächten  Angustura ,  Cusparia  febrifuga 
(Saladin). 

Das  Cynapin  in  der  Hundepetersilie,  Aethusa  Cynapium  (Fh 
cinus). 

Das  Daphnin  in  der  Seidelbastrinde,  Daphne  Gnidium  und 
Mezereum  (Vauquelin^)). 

Das  Esenbeckin  in  der  Rinde  der  Esenbeckia  febrifuga^  Mart«, 
Evodia  febrifuga,  Aug.  Saint-Hilaire  (BĂĽchner^)). 

Das  Eupatorin'^) ,  im  Wasserhanf,  Eupaiorium  cannabmum, 
L.  (Righini). 

Das  Euphorbia^)  in  den  Euphorbien  (Buchner  u.  Herberger). 

Das  Fagin  in  den  BuchnĂĽssen ,  Fagus  sylvatica^  L.  (Zanon). 

Das  Fumarin^)  im  Erdrauch,  Fumaria  officmaHs  (Pescbier). 

Das  Hederin  ^^)  im  gemeinen  Epheu ,  Hedera  Helix  (Van- 
damme  u.  Chevallier). 


1)  Polstorf,  N.  Archiv  f.  Pharm.  ?.  Brandes  XYIII.  176. 

2)  Polex,  Archiv  f.  Pharm.  XVIII.  174.  —  Wittstein,  Repert.  d.  Pharm. 
T.  Buchner  XVIII.  19. 

3)  Brandes,  Archiv  f.  Pharm.  IV.  173.  —  Fr.  W e p p e n ,  Aon.  der  Cbem. 
Q.  Pharm.  LXX.  254. 

4)  Saladin,  Journ.  de  Chim.  m^d.  IX.  388;  und  Ann.  der  Chem.  a.Pbarai. 
XII.  253. 

IQ  Vauquelin,  Ann  de  Chim.  LXXXIV.  174.  —  L.  G.  Gmelin  u.  Baer, 
Diss.  uher  d.  Seidelbastrinde,  TĂĽbingen,  1822. 

6)  Buchner,  Repert.  d.  Pharm.  XXXI.  481;  XXXVII.  U 

7)  Righini,  Mag.  f.  Pharm.  XXV.  98. 

8)  Buchner  u.  Hefberger,  Reperl.  d.  Pharm.  XXXVII. 

9)  Pescbier,  Journ.  v.  Trommsdorff  XVII.  2,  80.  —  Merck,  ebenda 
2,  16. 

10)  Vandamme  u.  Chevallier,  Journ.  de  Chim.  mtfdic.  [2]  VI.  581. 


261 

Das  Jamcnem  ^)  in  der  Wurmrinde  von  Jamaica  und  von  Sori« 
nam,  (ieoffraya  tnermis^  Sw.  von  der  Familie  der  Leguminosen 
(HflUenschmidt). 

Das  Pereirm^)  in  der  Rinde  des  Pao  Pereira^  ein  Waldbaum 
Brasiliens,  VaUesia  inedita  von  der  Familie  der  Apocyneen;  es  ist 
ein  fiebervertreibendes  Mittel. 

Das  Surmamm^)  in  derWurrarinde  von  Jamaica  und  von  Suri« 
nam  (Hottenschmidt). 

Das  VioUn  in  den  Veilchen  (Boullay). 

Wir  wollen  nur  noch  erwähnen  des  Odorin^  Entmin,  Olanm 
unAAmmolm,  Ă–liger,  flĂĽchtiger  Basen,  von  Unverdorben^)  aus  Dippels 
Oel  dargestellt.  Ihre  Salze  sollen  die  Eigenschaft  haben,  Ol-  oder 
pechartig  zu  sein. 

Indifferente  Stoffe. 

S  2262.  Die  noch  nicht  in  Reihen  gebrachten  indifTerenten 
Stoffe  sollen  in  nachstehender  Ordnung  beschrieben  werden  : 

AloS  (Alo^lin  und  Nitroderivate). 

Stickstofffreie  Subutamsefi  (CHm^her^rieĂĽ  ^  Extractiv-,  Bitter-, 
Farbstoffe  u.  s.  w.) 
Aetherische  Oele. 
Har%e. 

Cautschuk  und  Guttapercha. 
Producte  der  trocknen  Destillation. 
Stickstoffsubstanzen  (Albumin,  Fibrin,  CaseYn,  Leim  u.  s.  w.). 

AloO. 

S  2263.  Die  Aloe  des  Handels  ist  der  eingedickte  Saft  mehre- 
rer Arten  der  Galtung  Aloä  (Familie  der  Liliaceen).  Man  stellt  sie 
vornehmlich  aus  AIo^  soccolrina  in  Arabien ,  auf  der  Insel  Socotora 


i)  HGtteD Schmidt ,  Magaz.  f.  Pharm,  v.  Geiger,  Sept.  1824.  —  Wiock- 
1er,  Pharm.  Centralhl.  1840  S.  120. 

8)  Gooa,  Pharm.  Ceotralbl.  1839  S.  610.  Repert.  d.  Pharm.  ?.  Bochaer 
XXVI.  32.  —  Perelti,  Annaii  medic.  Chirurg,  di  Roma  I.  fascic.  3. 

3)  Hiitteoschmidt,  a.  a.  0.  —  Wiockler,  a.  a.  0. 

4)  ÜDferdorben,  Poggeod.  Ann.  VIII.  253.  —  Doferdorbea  a.  Rei- 
chenbach,  ebenda  XXIV.  464. 


ÂŁ62 

und  an  der  g^enĂĽbertiegendeo  Rftste  fon  Afrika;  von  der  JM 
spdemia  und  ^.  linguaeformis  am  Gap  der  guten  Hoflnuog;  der^tf. 
vulgaris  oder  sinuata  auf  Barbadoes  und  Jamaica. 

Man  bereitet  die  guten  Sorten  der  Alo«,  indem  nian  an  iet 
Senne  den  Saft  eintrocknet ,  welcher  freiwiH^  aus  den  Blattern  «m^ 
fliesst,  woran  man  die  Spitze  abgeschnitten  hat;  der  Auezug,  dci 
man  durch  Auskochen  odeir  Auspressen  der  Blätter  gewinnt,  ist  we- 
niger gesucht. 

Die  Aerzte  wenden  die  Aloe  häuflg  als  PurgirmiUel  in  der  Fora 
?on  Pillen,  Elixir  odor  Tinetur  an. 

Die  Aloä  soccotrina  ist  eine  der  geschätztesten  Sorten.  Sil 
kommt  im  Handel  in  grossen,  rothbraunen  Massen  von  gUnM* 
dem,  muschligem  Bruch,  in  dĂĽnnen  StĂĽcken  mit  roUier  Fark 
durchsichtig.  Sie  Iflsst  sich  leicht  in  ein  Pulver  von  safrangelber 
Farbe  verwandeln;  sie  besitzt  einen  schwachen  Myrrhengerucb, 
einen  bitlern ,  lange  anhaltenden  Geschmack.  Sie  löst  sich  in  Alko- 
hol und  siedendem  Wasser  vollständig  auf. 

Die  andern  Sorten  der  Aloä  gleichen  mehr  oder  weniger  der 
Aloi*.  succotrioa. 

Das  purgirende  Princip,  welches  sie  enthalten,  ist  eine  krjstalli- 
sirbare ^  sehr  veränderliche  Substanz,  das  AloYn,  welches  Smiu 
und  Stenbouse  i)  aus  der  Aloe  von  Barbadoäs  darzustellen  gelang. 

Dieses  AloYn  verwandelt  sich  durch  Salpetersäure  in  ChryseMOi' 
saure,  deren  Beschreibung  später  nachfolgen  wird  (§  2268).  ^^^^ 
rother  Aloe  giebt  die  Salpetersäure  ausserdem  ^/oe/i!n^5tir«  (|22oi) 
und  Pikrinsäure  (Chrysolepinsäure  g  1373). 

§  2264.  ^lom,  Gj»  H,8  0^  (?).  Zur  Darstellung  dieser  Sub- 
stanz mengt  man  Aloe  von  Barbadoes  mit  Sand ,  um  das  Zusammen- 
kleben zu  verhindern ,  behandelt  sie  mehrmals  mit  kaltem  Wasser 
und  verdunstet  die  AuszĂĽge  im  Vacuum  zur  Syrupconsistenz.  Mao 
lässt  die  Flüssigkeit  einige  Tage  an  einem  kühlen  Orte  stehen,  wo- 
bei sie  zu  einer  Masse  von  kleinen  körnigen  mehr  oder  weniger  ge* 
ftrbten  Krystallen  gesteht«  Man  presst  dieselben  zwischen  doppel- 
tem Fliesspapier  aus  und  reinigt  sie  durch  Umkrystallisiren  am 
büchstens  auf  6o<>  erwärtem  Wasser.     Man  muss  es  vermeiden,  die 


1)  Steobouse  (lS5i),  Pbil.  Nagai.  [3]  XXXVII.  481;  o.  Ami.  der  Cbciii. 
Q.  Pharm.  XXVII.  208. 


Flomgkeii  bis  zun»  Sieden  zi|  erhitzen ,  indem  aicb  das  AIoYq  bei 
J|00^  sehr  rascb  verändert« 

Steobouse  gelang  es  nur  mU  der  AI06  von  Barbado^s,  dĂĽsAloXa 
zu  isoKren. 

Die  Aloe  vom  Cap  und  die  Sucicotrina  eatbalten  in  f^sser 
Wioge  fremde  Substanzen^),  welche  die  Krystallisation  des  AloXa 
Verbindern.  Ausserdem,  wenn  man  Alolo  ia  die  gefärbte  Mutterlauge 
iNring^«  woraus  sich  dasselbe  abgesetzt  bat,  und  versucht  es  neuer- 
dings auazuziehen,  bringt  man  es  nicht  mehr  dahin»  die  Krystalle  zu 
erbalten ,  indem  sich  die  Flüssigkeit  dunkel  förbt  und  immer  mehr 
)ierĂĽKiert. 

Das  reine  Aloln  setzt  sieb  aus  einer  warm  bereiteten  aJkoholi- 
sehen  Lösung  in  kleinen  blassgelben,  prismatischen,  sternförmig 
gnpppirten  Nadeln  ab.  Sein  Geschmack ,  anfangs  sĂĽsslicb ,  ist  von 
ausserordentlicher  Bitterkeit.  In  der  Kälte  ist  es  wenig  löslich  in 
Wasser  und  Alkohol ,  es  löst  sich  weit  besser  in  der  Wärme ,  die 
faellgelbe  Auflösung  ist  ohne  Einwirkung  auf  Reagenzpapier. 

Bei  100^  getrocknet  enthält  es; 

*  Stenhouse.  Csi^isOi«* 

HokieMtoff        eo,61     60,67    60,72  ^        6J,07 
Wasserstoff  5,66      5,65       5,43  5,99 

Sauerstoff  ,,  „  ,,  33,54 


100,00. 

Das  AloYn,  einfach  getrocknet  im  Vacuum  bei  gewöhnlicher 
Temperatur,  scheint  1  Atom  Krystallwasser  zu  enthalten  (Sten- 
hoQse). 

Einige  Stunden  im  Wasserbad  erwärmt,  verwandelt  sich  das 
Aldo  allmäligjn  ein  braunes  Harz.     Bei  150^  schmilzt  es  und  ver* 


1)  Edmund  Robiquet  bat  in  der^loe  succotripa  gefunden: 

Reine  Aloe     .     .     . 

85,00 

HunHiawores  Kali 

»,00 

Scbwefelaauren  KaUi 

24)0 

Koblenaaurea  Kali    . 

) 

Koblensauren  Kalk   . 

\     Spuren 

Pbosphoraanren  Kalk 

) 

GflĂĽUumure   .    ,     . 

0,25 

Albumin  .... 

8,00 

Waa  Robiquet  reine  Aloe  nennt ,  acbeint  mehr  oder  weniger  verändertes  Alom 

SU  sein. 

264 

harzt  sich  dann  schneller.  Auf  Platinbiech  erhitzt,  schmilzt  es, 
Ăźngt  Feuer  und  brennt  mit  russiger  Flamme.  Der  trocknen  Destil- 
lation unterworfen ,  liefert  es  ein  flOchtiges ,  etwas  aromatisches  Oel, 
so  wie  eine  bedeutende  Menge  Harz. 

Die  fixen  Atzenden  und  kohlensauren  Alkalien  ^)  lösen  das  AIoTa 
leicht  mit  dunkel  orangegelber  Farbe  auf;  die  FlĂĽssigkeit  brSunt  sich 
schnell ,  indem  sie  sich  bei  BerĂĽhrung  mit  Luft  oxydirt.  Aetzendes 
und  kohlensaures  Ammoniak  haben  dieselbe  Wirkung.  Zum  Sieden 
erhitzt  mit  einem  Alkali  oder  mit  concentrirter  Slfure ,  verwandelt  es 
sich  rasch  in  braunes  Harz. 

Weun  man  Chlor  in  eine  wässrige  Auflösung  von  AloTn  leitet  >), 
so  entsteht  ein  dunkelgelbes,  nicht  krystallisirbares  Product,  welches 
Chlor  enthalt. 

ChlorcaIciumauflOsung  förbt  das  AloYn  dunkel  orange,  was  aber 
bald  in  Braun  ĂĽbergeht. 

Brom  verwandelt  das  AloYn  in  ein  Bromderivat  (S  2265). 


1)  Bei  der  Destillation  der  Aloe  mit  der  Hälfte  ihres  Gewichtes  geLraunteo  Kalk 
erhielt  Edmund  Rohiquet  (Journ.  de  Pharm.  [3]  X.  167  a.  241)  in  sehr  kleiner 
Menge  (1  Proc.)  ein  farbloses  Oel  (AloTsoI)  fon  starkem ,  darchdringendem  Genieh, 
onloslich  in  Waaaer,  in  Alkohol  nnd  Aether  in  allen  VerhSItniasen  loslicfa,  bei  130* 
siedend  nnd  jon  0,877  apec.  Gew. 

Dieses  Oel  enthielt :  Anatyte,  G^  H«  Oj 

Kohlenstoff         61,54    60,42  61,54 

Wasserstoff  7,68       7,26  7,69 

Sauerstoff  ,,  ,,  30,77 

100,00. 

Der  BerĂĽhrung  mit  Luft  ĂĽberlassen  oder  der  Einwirkung  von  concentrirter  Sal- 
petersäure -  unterworfen ,  Terwandelt  sich  dieses  Oel  in  eine  fiussige,  rothbraane 
Säure,  welche  schwerer  ist  als  Waaser  und  einen  entschiedenen  Castoreumgemck 
entwickelt.  Mit  Kupferoxyd  oder  Cbromsäure  bebandelt,  zersetzt  ea  aich  in  Wauer, 
Kohlensäure  und  Benzoylwasserstoff. 

2)  Bei  Behandlung  des  Aloesafies  mit  Chlor  erhielt  E.  Robiquet  einen  gechlor- 
ten krystallisirten  Körper  (Chloraloil) ,  der  aich  ohne  Zersetzung  verduchtigt  und  be- 
merkenswerth  durch  eine  grosse  Menge  Sauerstoff.  Die  Analyse  dieses  Products  cr^ 
gab:  Kohlenstoff  50,98— 50,37 ;  Chlor  23,47—23,98.  Robiquet  leitet  daraus  dit 
Formel  C^  ClO^;  er  behauptet,  man  erhalte  bei  Behandlung  dieses  Körpers  nul 
Kali  lediglich  kohlensaures  und  Chlorsalz,  was  mir  unmöglich  erscheint.  Wenn  maa 
die  alkoholiacbe  Auflosung  des  Aloesaftes  mit  Chlor  behandelt,  soll  sich  unter  andern 
Producten  auch  ein  krystallisirbarer  und  fixer  gechlorter  Korper  erzeugen ,  welcher 
CioH«CIO  enthalte. 

Diese  Beobachtungen  entbehren  der  Controls. 


26S 

Quecksilberchlorid ,  salpetersaures  Silber  und  neutrales  essig« 
saures  Blei  schlagen  das  AloTn  nicht  nieder;  auch  eine  yerdĂĽnnte 
LosoDg  TOD  basisch  essigsaurem  Blei  nicht,  concentrirte  AuSOsung 
dagegen  liefert  einen  dunkel  gelben  Niederschlag,  der  sich  in  Wasser 
auflöst  und  an  der  Luft  schnell  verSnflert. 

Wenn  manAloIn  in  kleinen  Portionen  in  der  Kulte  in  rauchende 
SaipetersSure  bringt,  löst  sie  sich  mit  rother  Farbe  ohneEntvrick- 
laag  rotblicher  DSmpfe.  Wenn  man  zu  der  PlOssigkeit  viel  concen* 
trirte  Schwefelsaure  setzt,  so  wird  eine  gelbe  unkrystallisirbare 
Nitrosubstanz  gefilllt. 

Mit  concentrirter  SalpetersSdre  digerirt  entwickelt  das  AloYn 
rOtbliche  Dampfe  und  verwandelt  sich  in  Chrysaminsflure ,  ohne  dass 
sich  PikrinsAure  bildet  (wie  bei  Behandlung  der  rohen  Aloe). 

Ein  Gemenge  von  chlor^aurem  Kali  und  Chlorwasserstoffsfture 
greift  das  AloYn  an  unter  Bildung  eines  krjställisirbaren  Syrups  (ohne 
Chloranil). 

Das  AloYn  hat  auf  den  tliierischen  Organismus  eine  purgirende 
Wirkung.  Nach  Smith  haben  2  oder  4  Gran  AloYn  eine  weit  stär- 
kere Wirkung  als  16  bis  15  Gran  Alo«. 

%  2265.  Bromalam  0 ,  C,«  H^s  Br,  0|4  (?).  —  Wenn  man 
einen  Deberschuss  von  Brom  einer  kalten  wSssrigen  Auflösung  von 
AloYo  zusetzt,  so  entsteht  sogleich  ein  gelber  Niederschlag,  dessen 
Menge  in  der  Ruhe  zunimmt ,  wahrend  die  darĂĽber  stehende  FlĂĽssig- 
keit sich  mit  Bromwassersloffsäure  sättigt.  Man  krystallisirt  den 
Niederschlag  aus  siedendem  Alkohol. 

Das  BromaloYn  scheidet  sich  beim  Erkalten  in  gelben ,  glänzen- 
den, sternförmig  gruppirten  Nadeln  ab,  die  weit  grosser  sind  als  die 
des  AloYn.  Es  ist  in  der  Kalte  schwerer  löslich  als  dieses ,  löst  sich 
aber  leicht  in  kochendem  Wasser;  die  Auflösung  ist  auf  Reagenz- 
papier ohne  Wirkung. 

Es  hat  bei  der  Analyse  ergehen : 

Stenkoute.  Bereebnet. 


Kohlenstoff 
Wasserstonr 
Brom 
Saoertioff 

35,43 

2,71 

42,16 

35,53 

2,86 

41,78 

35,73 

2,62 

42,02 

10,63 

100,00. 

1)  Stenhoate  (1861),  Aon.  der  Cbem.  o.  Ptiann.  LXXVII.  212. 


Nitroderivate.der  AloC. 

f2266*  Wenn  man  Alo€  mil  Salpatorsflar»  bekandelt^  erhahau 
Prsdüct«,  deren  Bescbiffenbeit  je  nach  der  Goncenlration  derFlfltai^ 
keiten  und  der  Dauer  der  Einwirkung  ferschieden  iel.  Die  Sobelin^ 
welche  zaerst  entsteht,  bei  Anwendung  einer  Sflnre  fon  mittler  Coo- 
centralion ,  ist  die  AMlmsIhtte;  mehr  ooncenlrirle  Sture  verwaa» 
delt  diese  in  ChrytmmmHsRure  0  und  bildet  sugleicb  Pikrin-  mi 
Oxalsäure. 

S  2267.  AloStmsaure^)^  auch  kflnstliches  Alo(>bitler  oder 
Polychromsflure  genannt,  C|4H2(N04)jOa-[-Aq.  (?).  —  Zur  Da^ 
Stellung  derselben  erhitzt  man  Aloe  mit  8  Tbeilen  concentrirter 
Salpetersäure  und  nimmt  die  Hasse  vom  Feuer ,  sobald  sie  anfangt, 
rothe  Dämpfe  zu  entwickeln.  Hat  die  Gasentwicklung  wieder  auf- 
gehört, so  concenlrirt  man  die  FlQssigkeil  durch  Abdampfen,  bis  sie 
ein  gelbes  Pulver  abscheidet ,  dessen  Menge  man  vermehren  kann, 
wenn  man  Wasser  zusetzt.  Dieses  Pulver,  zuerst  mit  Wasser  ge- 
waschen ,  dann  mit  siedendem  Alkohol  behandelt ,  giebt  AloCtinsäare 
an  diese  Flüssigkeit,  während  Chrysamminsäuro  ungelöst  bleibt 
Man  lässt  die  alkoholische  Auflösung  verdunsten  und  reinigt  des 
Niederschlag  durch  wiederholte  Krystallij>ation  (Mulder). 

Man  kann  das  gelbe  Pulver,  welches  durch  die  Einwirkung  der 
Salpetersäure  auf  Alo(i  entsteht,  auch  mit  kohlensaurem  Kali  bebao- 
dein;  man  erhält  dann  aloetinsaures  Kali ,  welches  sehr  leicht  lOslich 


1)  Nach  Nulder  erhalt  man  noch  eine  dritte  Säure,  die  MoSrwnsäur*,  dem 
Bildung  der  derAloetin-  und  Chrysamminsaure  Torangeht.  Dm  die  Aloeresinsäure  da^ 
zuslellen,  aätligt  man  die  saure  Flüssigkeit  mit  kohlensaurem  Kalk,  welche  man  dorcb'i 
Filier  Yon  dem  gelben  Niederschlag  von  Aloetinsäure  getrennt  hat ;  man  entfernt  da 
Niederschlag ,  der  oxalsaurea  Salz  enthält ,  und  achlägt  di«  Qhrirte  Fltetigkeit  dank 
easigsaures  Blei  nieder.  Der  Bleiniftderacblag  enthält  vträodwüch«  lUoge«  Oif' 
(Mulder  dröckt  ihn  durch  die  Formel  CuHsNOi,,  3  PbO ans).  Durch  Schwerelwass«^ 
stoffgas  zersetzt,  liefert  er  Aloeresinsäure  als  braune  amorphe  Hasse.  Sie  bildet  oit 
den  Alkalien  und  Erden  aunösliche  Salze  und  amorphe  unidsliche  Salze  mit  de* 
grossten  Theil  der  uhrigen  Metalloxyde.  Siedende  Salpetersäure  verwandelt  sie  >> 
Aloätin-  und  Chrysamminsaure. 

2)  Braconnot,  Ann.  de  Chim.  LXVIII.  28.  —  Chevreul,  ebenda  LUID* 
46.  —  Liebig,  PoggendorflTs  Ann.  XIII.  205.  —  Boutin,  Revue  acientif.  1. 100. 
—  Vgl.  auch  die  aogefubrtea  Quellen  $  226B  für  die  Chrjumminaäure. 


987 

â–  

Wasser  ist,  wadrend  das  cbrysarnnmaore  Kali  darin  sehr  wenig 
ist  (Schuack). 

Die  Alo($tinstfHre  bildet  ein  ponleranfiengelbes  kristallinisches 
Pulver  Ten  bitteren  Geschmack.     Es  ist  schwer  Iftslich  in  kalteni 
Wasser,  leichter  in  siedendem  und  aiemlicb  leicht  in  Alkohol. 
Es  scheint  Ci|Hs(NO|)9  0s-4*-Aq.  zu  enthalten  (Mulder^)): 


Schunek.         Hfulder, 

Berecboet. 

Kohleostoff 

40,75    41,6    41,5 

41,5 

41,4 

Wassereloff 

1,73       1,5      1,7 

1,4 

1,» 

Stickstoff 

„        14,5    14,4 

14,4 

13,8 

Sauerstoff 

)»          »«         *» 

>9 

43,3 
100,0. 

Ammoniak  lOst  die  Alo^tinsflure  mit  Tioletter  Farbe  auf  unter 
Bildung  einer  Amrdverbindung.  Wenn  man  trocknes  Ammoniak- 
gas auf  Alo^tinsdore  leitet ,  so  erhitzt  sich  die  Hasse  bis  zur  Ent- 
zĂĽndung. 

Kali  und  Natron  lösen  die  AloStinsäure  mit  rother  Farbe. 

Kochende  concenlrirte  Salpetersaure  verwandelt  tÜeAloetinsäure 
fai  Cbrysamminsäure  (während  sich  zugleich  Oxal-  und  Pikrinsäure 
bildet,  Schunek). 

Das  aloSthutture  Kali  bildet  bei  sehr  tangsamer  Verdunstung 
ghinzende  rubinrothe  Nadeln,  die  sich  leicht  in  Wasser  mit  blut- 
rotber  Farbe  lOsen. 

Des  aloStinsattre  Natron  ist  gleichfalls  leicht  auflöslich. 

Der  aloStinsaure  Baryt  bildet  ein  braunrotbes  PnWer,  unlös- 
Kcb  in  Wasser  (Hulder;  löslich,  Schunek).  Hau  erhalt  es,  wenn 
man  Alo^tinsaure  mit  einem  Ueberschuss  von  essigsaurem  Baryt  di- 
gerirt.  Bei  120«  getrocknet ,  scheint  es  C^«  H Ba  (NO«),  0, -{-2  Aq. 
zu  enthalten. 

In  der  That  hat  es  ergeben : 


Mut 

der. 

Berechnet. 

Kohlenstoff 

ZO^ 

"30/7 

30,1 

Wasserstoff 

1,0 

1,2 

1,1 

Stickstoff 

9,8 

9,9 

10,0 

Baryt 

27.4 

27,2 

27,3. 

Das  aloStiiuaure  Blmewyd  ist  unlöslich  in  Wasser. 


1)  ScboDck  nimmt  die  Formel  Cie1l«NsOi8  ««  €mH4  (NO«),  0»  «o. 


268 

S  2268.  Die  Chryiammbuottre^) ,  GiiHgCNO«),  O4.  —  Um 
dieselbe  darzustellen,  rĂĽhrt  man  1  Th.  AI06  in  8  Th.  Salpetersaure 
Ton  1,37,  erhitzt  die  Hasse  in  einer  grossen  Porzellanschale,  bis  die 
erste  Einwirkung  vorĂĽber  ist ;  hierauf  gtesst  man  die  FlOssigkeil  in 
eine  Betorte  und  destillirt  2  Drittel  der  Salpetersfiure  ab.  Man  setil 
zum  RĂĽckstand  eine  neue  Portion  Salpetersfture  (3  oder  4  Theile) 
und  erhält  das  Gemenge  einige  Tage  lang  bei  einer  dem  Sieden  oa- 
hen  Temperatur,  so  lange  man  noch  eine  Gasentwicklung  wahr- 
nimmt. Wenn  sich  endlich  die  Salpetersäure  grOsstentheils  rer- 
flĂĽchtigt  hat,  setzt  man  so  lange  Wasser  zum  RĂĽckstand,  bis  sich 
ein  Niederschlag  bildet.  Dieser  Niederschlag  besteht  aus  Chrysam- 
minsäure ;  die  Flüssigkeit  hält  Pikriii-  und  Oxalsaiure  in  Auflösung. 

Die  so  erhaltene  ChrysamminsSure  ist  unrein ;  sie  enthalt  noch 
Salpetersäure,  Pikrinsäure  und,  wenn  man  nicht  genug  Salpeter* 
säure  angewendet  hat ,  AloCtinsäure,     Man  kann  diese  Verunreini- 
gungen  durch  Waschen   beseitigen.     Die  Chrysamminsäure   bleibt 
dann  als  grünlich  gelbes,   blättrig  krystallinisches  Pulver  zurQck; 
wenn  es  mit  Aloetinsäure  verunreinigt  ist,  zeigt  es  dieses  Auäsehen 
nicht.     Man  kann  die  Trennung  der  Aloätinsäure  bewirken ,  wenn 
man  das  Product  kalt  mit  kohlensaurem  Kali  behandelt,  welches  eio 
leicht  lösliches  aluCtinsaures  und  ein  chrysamminsaures  schwer  \^ 
liebes  Salz  bildet.     Wird  das  chrysamminsäure  Kali  in  siedendeai 
Wasser  aufgelöst  und  durch  Salpetersäure  zersetzt,  so  entsteht  em 
gelber  Niederschlag,    welcher   gewaschen   und   getrocknet,   reine 
Chrysamminsäure  darstellt. 

Diese  Substanz  ist  goldgelb  und  besteht  aus  kleinen  glänzenden 
Blättchen,  wenig  löslich  in  kaltem  Wasser,  etwas  leichler  in  siedoi- 
dem.  Ihre  Auflösung  ist  bitter  und  purpurroth.  Sie  löst  sich 
leicht  in  Alkohol  und  Aether,  so  wie  in  kochender  Salpetersäure  und 
in  den  übrigen  Miiieralsäuren.  Sie  verpuflt  lebhaft  bei  der  trocknen 
Destillation,  indem  sie  eine  hell  leuchtende,  russende  Flamm«  bildet 
und  einen  Geruch  nach  bittern  Mandeln  verbreitet,  so  wie  salpetrig- 
saure  Dämpfe. 


1)  SchuDck  (1841),  Aon.  der  Cheiii.  und  Pharm.  XXXIX.  1;  LXV.  S35. — 
Mul der, ebenda  LXVIII.  339;  LXXII.  285.  Aod.  de  Chim.  et  de  Pfaya.  [3]  XXII. 
122.  —  Laurent,  Compt.  rend.  des  tra?.  de  Chim.  1850  S.  103.  —  E.  RohU 
qnet,  Journ.  de  Pharm.  [3]  X.  167  tt.2ll.    Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LX.  Sfl5. 


269 

Schmtk^),  BkĂĽdtr,     Berechnet. 

ftobleottoff  40,39  40,44  40,i6  40,21  30,7  30,9  40,1 

Wusentoff       1,13     1,18    1,21     1,S7          1,0  1,1  0,9 

Stickstoff  12,47  12,48  12,40  12,41  13,0  „  13,3 

Sauerstoff           „         „         „         ^,               „  „  43,7 

100,0. 

In  Chlor  erhitzt,  entwickelt  die  Chrfsamminsflure  Chlorwasser- 
stolTsaure. 

MitAetzkali  gekocht,  zersetzt  sie  sich  unter  Bildung  einer  hrau- 
nen  Auflösung;  diese  giebt  mit  Mineralsäuren  einen  dunkelbraunen 
Niederschlag ,  der  in  reinem  Wasser  auflOslich  ist  (Schunck's  AloS' 
reshuaurt,  Muider's  Ckrysatinsäisre^)^  mit  Alkalien  und  Erden  auf- 
lOsJicbe,  mit  Blei  und  Silber  \inauflOsliche  Salze  bildet.  Wenn  die 
Kaljidsung ,  womit  man  die  Chrysamminsilure  behandelt ,  sehr  con- 
centrirt  ist,  beobachtet  man  gleichfalls  Ammoniakentwicklung. 

Rauchende  Salpetersäure  greift  die  Chrysamminsäure  nicht  an 
(Schunck). 

Wenn  man  Chrysamminsäure  mit  kochender  concentrirter  Schwe- 
teUäure  behandelt,  so  ist  die  Einwirkung  sehr  heftig  und  reichliche 
rothe  Dampfe  entweichen,  welche  Kohlensäure,  schweflige  Säure 
und  salpetrige  Säure  enthalten.  Zugleich  scheidet  sich  eine  dunkel 
â–Ľiolette  Substanz  (Mulder's  Ckn/jodm)^  auflOslich  in  Kali,  woraus 
sie  von  Salzsäure  wieder  ala  gallertartiger  Niederschlag  ?on  dersel- 
ben Farbe  geĂźlit  wird.  Dieses  Product  scheint  ein  Gemenge  zu 
fleio,  denn  wenn  man  erstere  violette  Substanz  mit  Ammoniak  be- 
bandelt ,  so  zersetzt  sie  sich  in  einen  unlöslichen  Theil  von  dunkel- 
blauer Farbe  und  in  einen  löslichen ,  der  gleichfalls  blau  ist. 

Schwefelkalium ,  versetzt  mit  Aetzkali,  verwandelt  die  Chrysam- 
minsäure  in  eine  blaue  Substanz  (^Hydrochrysammid^  S^^?!)-  Man 
erhält  eine  ähnliche  blaue  Substanz,  wenn  man  eine  heisse  Auflösung 
Yon  Chrysamminsäure  in  Ammoniak  mit  Schwefelwasserstoff  behandelt. 

Wenn  das  Ammoniak  auf  Chrysamminsäure  wirkt,  bildet  es 
Amidverbindungen  (§  2270), 

Beim   Kochen   der   Chrysamminsäure  mit  Wasser  und  Zinn- 


1)  S€hQDck'tÄo«]yse  itt  mii  dein  alteo  Atongewicbt  des  Kohlcnstoffii  berechnet. 
Die  Berechnungen  der  Sticketoffs  sind  nach  der  qualitativen  Untersuchung  gemacht. 

Schunck  drückt  jie  Chrysamminsäure  durch  die  Formel  C|sHs(N04)aOB'aus. 

9)  Schnnck  giebt  dem  fiarjtsaU  die  Formel  Cn  H^Ns  0»  BaO.  Mnider  giebt 
4eai  Bleiaali  die  Formel  CMHel^Ou»  4?bO. 


276. 

chlorür  entsteht  em  4unkel  violettes  Pniver,  fast  unlöslich  in  alleii 
LösungaoMtteln  <Ci4  E^f^^  O14,  SSn^O,  nacfa  Muitier).  lo  AeUkdi 
gebracht,  nimmt  chis  Product  eine  sdiOiie  Uaue  Farbe  mi  unter 
Entwicklung  von  Ammoniak.  Mit  Salpetersäure  liefert  es  Aloetin- 
säure  und  Chrysamminsaure. 

$  2269.  Die  chrysamminsauren  Salze ,  selbst  die  mit  alkali- 
schen Basen  j  zeichnen  sich  aus  durch  ihre  LeichtlOsIichkeit.  Die 
krystalllsirten  Salze  zeigen  einen  goldgrünen  Reflex ;  die  unlösliches 
Salze  nehmen  beim  Reiben  mit  harten  Körpern  denselben  Reflex  an. 

Das  Ammoniaksalz  verwandelt  sich  leicht  in  eine  Amidverhia- 
dung  (8  2270). 

Das  chrysamminsaure  Kali^  C^i  HR  (N 04)^04  krystaĂĽisirt  io 
sehr  flachen  rhomboYdalen  Tafeln.  Das  durchgehende  Licht  zeigt 
eine  röthlich  gelbe  Farbe  und  wird  nur  in  einer  Ebene  polarisirt. 
Wenn  man  einen  Krystall  mit  einer  Pedermesserklinge  gegen  eine 
Glastafel  drĂĽckt  ^  so  breitet  es  sich  wie  Amalgam  aus,  und  das  durch 
die  dünne  Schichte  fallende  Licht  besteht  dann  aus  zwei  im  eol« 
gegengesetzten  Sinne  oder  im  rechten  Winkel  polarisirten  BĂĽnddo: 
der  eine  ist  karminroth ,  der  andere  blassgelb.  Je  mehr  sich  die 
Lage  verstärkt,  um  so  mehr  nShert  sich  die  Farbe  der  beiden  Strab- 
len  dem  Karminroth.  Aber  die  bemei*kenswerthesten  Erscheinoo^ 
werden  vom  refleclirten  Lichte  bewirkt.  Ein  gewöhnlicher  StnU 
von  weissem  Licht,  reflectirt  unter  dem  Einfallloth  durch  d ie  Flä* 
eben  oder  Blälterdurchgänge,  hat  eine  goldgrüne  Farbe;  je  mehr  der 
Einfallwinkel  sich  vergrössert,  nm  so  mehr  verschwindet  das  Gelb 
und  geht  zuletzt  in  Blassblau  ĂĽber,  wenn  der  Einfallwinkel  gross 
genug  ist.  Der  so  reOectirte  und  gefärbte  Bündel  besteht  aus  iwes 
In  entgegengesetztem  Sinne  polarisirten  Strahlen :  dereine,  Inder 
Reflexionsebene  reflectirt,  bleibt  blassblau  unter  allen  Einfallwinkeln; 
der  andere,  senkrecht  zur  Reflexionsebene  polarisirt,  ist  goldgelb 
unter  dem  kleinsten  Einfallwinkel  und  geht  dann  in  Dunkelgelb, 
GrĂĽnlichgen),  GrĂĽn,  GrĂĽnlichblau,  Blau  und  Violett  ĂĽber.  Diese 
merkwĂĽrdige  Eigenschaft,  welche  von  Brewster  beobachtet  wurde, 
beruht  nicht,  wie  man  glauben  könnte,  auf  Oxydschichten ,  welche 
sich  auf  der  Oberfläche  der  Krystalk  erzengen ,  denn  die  Erschei- 
nung tritt  mit  ihrem  vollen  Glanz  auf,  wenn  die  Oberfläche  noch  so 
rein  und  blank  gemacht  ist  entweder  durch  mechanische  Mittel  «oder 
durch  Berührung  mit  auflösend^  ,Fi0ss|gksit9n. 


Mtäder, 

Berecboet. 

(bei  110<») 

^,80 

2a,47 

iM 

1,02 

25,91 

25,76. 

Das  dbipysMDfDinsaare  KaU  ^erfbrdert  li5#  Th.  kake«  Waaaer 

AüOoaiJli^;  aMvMleg  Wässer  Met  «s  Mcht;  «Ke  Aiiftoauag  b^ 

sitzt  eine  schon  rothe  Farbe. 

Das  ehrjfmummsMure  Natron  hat  dasselbe  Anaebea  wte  das 

SAü^ak  und  besiUl  dieselbe  AuHOsUcbkeit« 

Dar  «ftiyMsmfiMwre  B^ryt,  C»  Q  Ba  (N  O«)«  0^  +  2  Aq,  (?) 

aobeicki  eich  beim   Veraeizea   van  Kalisalz  luU  CUorbarynin   ala 

iiMberrother  Niederschlag  ab.    £r  ist  völlig  unlOalich  in  Wasser. 

man  ibn  mit  einem  terten  Körper  reibt,  nimmt  er  Goldglans 

Er  seheiat  2  Atome  Wasser  su  eothahen ,  denn  er  giebt  bei 

der  Analyse : 

SehMinck. 

Kobleutoff  Jej  29,8  31,1 
Waisemoff  1,4  1,2  1,2 
Barrt  25,5    25,6    25,6 

Der  chrysarnndrufaure  Kalk  ist  ein  dnnkelrothes^  unlösliches 
Pulver ,  welches  Spuren  von  Krystallisation  zeigt. 

Das  Magnesiasalz  gleicht  dem  des  Kalkes. 

Das  cknfsamminsaure  Zink  krystallisirt  in  kleinen  Nadeln  von 
dunkel  rother  Farbe  mit  Goldreflex. 

Das  chrysamminsaure  Kupfer,  C14HCU  (N04)^04-4~x  Aq.  ist 
ein  in  kaltem  Wasser  wenig  losliches  Salz,  leichter  loslich  in  sieden- 
dem Wasser,  welches  es  in  dunkel  purpurrothen  Nadeln  mit  Gold- 
reOex  abscheidet ;  die  Auflösung  zeigt  eine  schone  Purpurfarbe. 

Das  chrysamminsaure  Bleiy  C|4HPb(N 04)^04  (?)  ist  ein  un- 
aufllMlkhes  riegeirothes  IHllver,  welches  imii  dnrch  doppelte  Zer- 
setzung von  chrysamminsaurem  Kali  und  einem  loslichen  Bleisalz 
erlMt.  Schttiiijk  fand  in  dem  lialze  34,19  Proa.  Bleioxyd ;  bepeob* 
net 35,78  Pn>€.  Mulder  faitd  51,6 'Proc. Oxyd  indem  aus  chrysam*- 
minsaurem  Kali  und  neutralem  essigsaurem  Blei  erhaltenen  Nieder- 
schlag; letztere  Zahl  fOhrt  zur  Zusammensetzung  eines  basischen 
Sahtes ,  C^ ei»b(N04),  O4 ,  PbO,  HO. 

Das  chrysamminsaure  Silber  bildet  einen  dunkelbraunen  Nieder- 
sclilag,  der  in  siedendem 'Wasser  nicht  ganz  unlOsTich  ist. 

i  2270.  Amide  der  Chrysaminsaure  *).  —  Schunck  hat  zwei 


1)  Se%ü»6k  fftm^,  ina.  Ser4}lran.  a.  Ptorm.  LXV.  2S6.  --  «lalfler^ 
Ano.  de  Chim.  et  de  Pbys.  (3]  XXII.  124.  —  E.  •fto%liq«vt,a.%.0. — ^Sebattsk*» 


973 

Verbindungen  heechrieben ,  welche  sich  bei  df  r  Einwirkiuig  von  Am- 
moniak auf  CbrysarominsAure  bilden:  das  Chrj/samid  und  die  Chry- 
samidinsaure  (Amidocbi^samminsäure). 

Die  Formeln ,  welche  Schunck ,  sowie  auch  Robiquet  und  Mul- 
der diesen  Verbindungen  angewiesen  haben ,  erscheinen  mir  nicht 
genau.  Meines  Erachtens  bietet  das  Gbrysamid  die  Zusammensetzang 
der  gewohnlichen  Aroide  dar,  d.  h.  es  enthalt  1  Atom  SAure  plus 
1  Atem  Ammoniak  minus  2  At.  Wasser.  Die  ChrysamidinsXnre  ist 
eine  Aminsäure,  welche  die  Elemente  des  Gbrysamid  plus  2  Atome 
Wasser  enthält,  d.  h.  es  enthalt  die  Elemente  ?on  1  Atom  Gbrysam- 
minsaure  plus  1  Atom  Ammoniak : 

Ci4Hj(N04)j04  +  NH|  — 2H0  — Gt|H,(N0|)8N0j. 

Chrysarominsaure  Gbrysamid . 

Cu  Ha  (N  0,\  O4  +  NH,  -  Cu  B5  (N  O4),  NO^, 

Gbrysamminsaure  Gbrysamidinsaure. 

Es  ist  wahrscheinlich«  dass  diese  beiden  Amide  sich  leicht  in 
einander  umwandeln :  dass  sich  die  Gbrysamidinsaure  durch  Aus- 
trocknen zum  Theil  in  Gbrysamid  und  umgekehrt  das  Gbrysamid  im 
Wasser  sich  in  Gbrysamidinsaure  umwandelt.  Daher  ohne  Zweifd 
die  Abweichungen ,  weiche  man  zwischen  den  Resultaten  der  Analy- 
sen und  den  Zahlen  findet,  welche  die  Rechnung  erfordert;  man  be- 
merkt in  der  That,  dass  die  Zahlen,  welche  Schunck  und  Mulder 
erhielten,  die  Mitte  zwischen  der  Zusammensetzung  des  Gbrysamid 
und  der  der  Gbrysamidinsaure  halten : 

Sehunek.  MulUr.  Ckrjss-        Chrp^ 

mid. 


• 

t 

b 

b 

c 

d 

Kobleottoff 

07,01 

37,00  80,00  30,77 

M,0 

30,7 

40,10 

37,00 

W«88«rstoff 

2,35 

3,31 

1,00 

1,03 

3,00 

3,1 

i.43 

3,34 

Stickstoff 

19,71 

10,07 

10,34  10,30 

19,16  10,0 

30,00 

10,00 

Sauerstoff 

f« 

»> 

»» 

»» 

u 

91 

30,29 
100,00 

43,30 
100,00. 

ADalywD  worden  angestellt:  a)  mit  Nadeln  von  Chr|saioid,  welche  aick  am  der  Aal- 
lösottg  Ton  Chrjsammiosäure  in  Ammoniak  abgeschieden  hatten;  b)  mit  Nadein  roa 
Cbrysamidinsanre,  welche  durch  Versetien  einer  aiedenden  AnRötnng  ?on  Chrysanid 
mit  Salisäare  oder  verdOnnter  Scbwefelsinre  erhallen  waren.  Mulder  aa«l|«ifU 
c)  Chrjsamid  auf  trockaem  Wege  dargeateUt,  d)  daaglei^Bhen  kalt  auf  naaaeai  Wcft 
dargesUlU  and  bei  100^  getrockael. 


273 

a.  Das  Chrysamid,  CiiHjCNOi)^«©,.  Wenn  man  Cbrysam- 
minsflure  mit  wSsarigem  Ammoniak  kocht,  löst  sie  sich  auf  mit 
duukel  purpurrolher  Farbe;  beim  Erkalten  setzen  sich  Nadeln;  beim 
Durchsehen  von  braunrolher  Farbe,  und  raetallgrĂĽnem  Reflex  ab.  Sie 
sind  das  Cbrysamid. 

VerdOnnte  Sauren  fiillen  daraus  leine  Chrysamminsaure. 

Wenn  man  sie  in  wässriger  Auflösung  mit  Chlorbaryum  versetzt 
und  Ammoniak  hinzurĂĽgt,  so  bildet  sich  ein  Niederschlag  von  chrys- 
amidinsaurem  Baryt. 

/?.  Die  Ckrysamidinsäure ,  G^  H5  (N04)y  NO4.     Wenn  man 
Salzsaare  oder  verdünnte  Schwefelsäure  zu  einer  siedenden  wSssri- 
gen  Auflösung  von  Cbrysamid  setzt ,  so  krystallisiren  beim  Erkalten 
dunkle  Nadeln  von  CbrysamidinsSure  aus.     Getrocknet  sind  sie  dĂĽn- 
ke I  olivengrttn. 

Die  Ghrysamidinsäure  löst  ^sich  in  Wasser  mit  dunkel  purpur- 
rolher Farbe  auf;  die  starken  Sauren  fallen  sie  zum  Theil  daraus, 
ohne  dass  di^  PurpurĂźlrbung  in  Gelb  ĂĽbergeht,  vvie  bei  der  Ghrysam- 
Biinsaure. 

Mit  Aetzkali  behandelt,  entwickelt  die  Chrysamidinsäure  Am- 
noniak. 

Sie  wird  durch  verdünnte  Säuren  nicht  verändert.  Concentrirte 
Schwefelsäure  und  Salpetersäure  verwandeln  sie  beim  Kochen  in 
Cfarysamminsäure  unter  Bildung  von  Ammoniaksalzen. 

Die  ekrysamidinsauren  Salze  haben  in  ihrem  Ansehen  viel 
Aefaolichkeit  mit  den  entsprechenden  chrysamininsauren  Salzen  und 
â–Ľerpuflen  wie  diese  in  der  Hitze. .  Man  unterscheidet  aber  die  cht*ys- 
amminsauren  Salze  leicht  dadurch ,  dass  sie  mit  Aetzkali  Ammoniak 
entwickeln. 

Das  chrysamidinsäure  Kali  krystallisirt  in  kleinen  Nadeln  mit 
metallgrünem  Reflex.  Man  erhält  es  durch  Behandeln  der  Gbrysa- 
midiosäure  in  der  Kälte  mit  einer  Auflösung  von  kohlensaurem  Kali, 
wenn  man  das  ĂĽberschĂĽssige  Alkali  mit  kaltem  Wasser  wegnimmt 
und  das  Salz  aus  heissem  Wasser  krystallisirt. 

Den  ekrysamidinsauren  Baryte  G]4H|Ba  (NO«)^  NO4  erhält 
oian  als  rothen  krystallinischen  Niederschlag  durch  Zusatz  von  Chlor- 
barjum  zu  ammoniakalischer  Lösung  von  Chrysamidinsäure.  Sie  ent- 
steht auch  beim  Kochen  einer  Auflösung  von  Cbrysamid  mit  Chlor- 
baryuro. 

Gerhardt,  Gheait.  IV  18 


S74 


Er  €nlhdl: 

« 

• 

iPeĂĽaiiM*. 

B6f0CsMC< 

« 

Kobleastoff      89,93 

39,57 

Wasserstoff        1,77 

1,35 

Baryt                25,11 

25,84. 

S  2S71.  Das  Hydroehrysamids  Gi4He(N0|)N0,.  --  Weno 
ni»n  Chrysammin^flire  in  aiedende  Aafl4»yng  von  Scliwerdkalioiii 
bringt,  welche»  einen  Uebertehuas  von  Aelzfcafi  enlhfiU,  Itot  es  lieb 
mit  schön  blauer  Farbe  auf  und  scheidet  beim  Erkalten  der  FldMig« 
keit  Krystalle  von  Ilydrocbrysamid  ab.  Uni  dasselbe  lu  reinigeo, 
lAsi  man  es  in  kochender  Kaiilösung  atlf,  welche  es  in  kryslallp 
sirteni  Zustande  absetzt*  Man  erlialt  es  auch ,  wenn  man  Chry^asH 
minsäure  in  eine  siedende  Auflösung  von  Zinncblorür  bringt:  4k^ 
Auflösung  wird  blau  und  wenn  man  den  Sdureüberschuss  wegoSmiBl 
und  den  Rdcksland  in  siedender  Kaiikteung  auflöst,  so  kryslAllisirl 
das  Hydrochrysamid  beim  Erkahen.  Es  ist  jedoch  schwierig«  w 
ganz  frei  von  Zinnoxyd  zu  erhalten. 

Das  Hydrochrysamid  bildet  Nadeln,  im  durchrailenden  Licbl 
schön  blau ,  im  reflectirten  roth  metallglanzend.  In  einer  Glasröhre 
erhitzt  liefert  es  violette  Dämpfe ,  welche  sich  auf  kalten  SteDen  \m 
Krystallen  verdichten ;  der  grösste  Theil  der  Substanz  zersetü  sick 
iadess  unter  Entwicklung  von  Ammoniak  und  Hinterhasung  vM 
Kohle.  Es  ist  unlöslich  in  kochendem  Wasser,  schwer  lösKeh  ia 
kochendem  Alkohol ,  dem  es  ein«*  schwache  blaue  Färbung  erCheilt. 

Es  enthflit : 

Sekunek.  Bfcreehaet. 


Kohlenstoff 

50,77 

50,51. 

50,60 

Wasserstoff 

3,48 

3,57 

3,61 

Stickstoff 

15,S6 

15,28 

16,86 

Saaerstoff 

»> 

ff 

28,93 

100,00. 

Das  Hydrochrysamid  löst  sich  in  concentrirter  SehWefelsaiuPi 
mit  brauner  Farbe  und  Wasser  seheklet  es  wieder  daraus  io  Maoea 
Flocken  ab. 

Kochende  Salpetersäure  zersetzt  «s.  Chlor  unter  Mitwirkang 
?on  Wasser  verhalt  sieh  ebenso. 

Das  Hydrochrysamid  löst  sich  in  Kali  und  kohlensaure»  Alka- 


liea ;  die  Atiflosiing  besitzt  dieselbe  Farbe  ^rie  die  tndfgschwefel&aore 
und  ihre  Salze;  Säuren  fallen  sie  daraus  in  Maueii  flocken. 

Slickstofffreie  Substanzen. 

S  2272.  IHe  Substanzeti ,  weicke  diese  Abtheilung  in  sich  be^ 
greift  >  inden  sich  dem  grössiea  Theile  nfich  fertig  geWIdel  in  den 
Pflanzen  und  sind  rUcksichllicb  ihrer  chemischen  Eigenscbaflen  kau« 
bekannt;  ven  sehr  «venigen  derselben  ist  selbst  dieZusamimensetzung 
iMekannt. 

fis  ist  kaum  möglich,  ihre  Eigenschaften  im  Allgemeinen  antu- 
l^tien.  Die  Benennungen  ^jE^tracthstĂĽfpe  ^  BĂĽterslo/fe,  fetie 
ffSrptTy  Campherarten f  Farbstoffe" ^  deren  man  sich  zuweilen 
bedieui^  sind  flus^serst  vag  und  erinnern  ledigP^h^an  physische 
Eigenscbaften ,  wie  Fonti,  Farbe,  Geschmack,  LĂĽtelichkeH,  ohne 
BeseichmiRg  irgend  einer  chemischen  Eigenschaft. 

Matt  nennt  gewöhnlich  Extraotivstoffe  jene  indifferenten,  tin* 
krystallrsirbaren  Substanzen ,  die  man  mit  kochendem  Wasser  ans 
den  POansentheilen  zieht,  und  denen  diese  oft  flire  arcnetlictien 
Wirkungen  verdanken.  Wenn  diese  Extractivsioffc  einen  aulTaflen« 
4eA  bittem  €eschmack  besitzen«  »e  nennt  man  sie  auch  BilterstDlFe. 
Hehrere  davon  haben  die  Eigenschaft,  das  basisch  essigsaure  Mei 
zu  MIen,  und  manbi'dient  sict)  desselben,  um  sie  zu  isoiiren;  aHein 
dieses  Mittel  ist  sehr  unvollkommen  und  liefert  gewöhnlich  nm*  Pro*- 
tfoete  von  sehr  zweifelhafter  Reinheit. 

Unter  den  Bitterstoffen ,  die  man  ans  Pflanzentheilen  mit  Ilillb 
ileB  Wassers  ausziehen  kann ,  giebt  es  mehrere ,  wie  das  Phlorizin 
(t  23^9),  das  Arbulin  {%  2266) ,  das  Aescnlin  (§  2302)  etc. ,  wel^ 
che  man  krystaHisirt  erhalt  und  die  wie  das  Amygdallii  ($  1506), 
das  Saltcm  (§1597).  das  Pepnfin  (S  1600)  und  die  GalhisgerbsSure 
d  2053)  eich  zersi'tsen  lassen  in  Glucose  oder  unkrystallisirbareit 
Zucker  und  in  andere  Körper.  Man  verwechselt  unter  dem  K^mren 
6hi€«side  und  Glucosamide  die  Substanzen ,  welche  diese  Art  Re- 
actioH  ««igen.  Sie  haben  sammti»ch  sehr  hohe  Atomgewichte,  ent-« 
halten  viel  Sauerstoff  und  werden  duroh  Erhitzen  zerstört,  ohne  sich 
IM  verAOohtigen« 

Die  fetten  od«r  wachsartigen  KOrper,  welche  sich  ans  Pflanzen^ 

«der  Tbierstoffen  ausziehen  lassen,  sind  unlOsUch  in  Wasser,  iosen 

sich  aber  in  Alkohol  und  besonders  in  Aether.  Wir  haben  sie  ber<^ite 

18» 


276 

beschrieben  bei  GelegoDheit  der  in  Reihen  gebrachten  Körper  (S. 
Bändln,  S  1294  und  §  1311). 

Zu  dieser  Beschreibung  werden  wir  in  diesem  Kapitel  einige 
Zeilen  ĂĽber  das  ArahreTn  (S  2272')  und  CastoreYn  (g  2289'),  zwei 
fette  Körper  des  thierischen  Organismus,  hinzufügen,  deren  Eigen- 
schaften sich  denen  des  Cholesterin  ($  1982)  zu  nähern  scheioen 
(8  1982). 

Die  Campherarten  sind  krystaUisirbar,  schwer  oder  nicht  auf- 
löslich in  Wasser,  auflöslich  in  Alkohol  und  Aether,  mehr  oder  we- 
niger fluchtig,  mehr  oder  weniger  dem  Campher  der  Laurineen 
(S  1943)  ahnlich;  zu  dieser  Abtheilung  gehören  das  Anemonin 
(S  2274),  das  Asaron  (§  2279),  das  Cantharidin  ($2287),  das 
Caryophyllin  (§  2289'),  das  HeJlenin  (S  2305)  etc. 

Was  die  Farbstoffe  angeht,  denen  die  Pflanzen  ihre  so  maochfai- 
tigen  Färbungen  verdanken,  so  zeigen  sie  die  unähnlichsten  Eigenschaf- 
ten. Im  Allgemeinen  sind  sie  stickstofffrei  wie  das  Carthamin  (S  2289), 
das  Chrysorhamin  (§  2292) ,  das  Curcumin  (§  2298) ,  das  Morindia 
(S  2320) ,  das  Santalin  (§  2337)  etc.  oder  wie  die  Farbstoffe  des 
Krapps,  welche  schon  beschrieben  wurden  (S  1753).  Mehrere 
Farbstoffe  sind  bei  ihrer  Entstehung  farblos  und  gehen  nur  durch 
eine  chemische  Verwandlung  in  Farbstoffe  ĂĽber,  welche  sie  unter 
Einwirkung  von  Luft  und  Alkalien  erleiden :  in  diesem  Falle  ist  z.  B. 
das  Hämatin  (§  2307) ,  der  Farbstoff  des  Campecheholzes ;  wir  ha- 
ben anderwärts  gezeigt  ($2014),  dass  die  Farbstoffe  der  OrseiUe 
und  des  Lackmus  einen  ähnlichen  Ursprung  haben.  Endlich  prS- 
existiren  ohne  Zweifel  auch  in  den  Pflanzen  stickstoffhaltige  oder 
aus  einer  Stickstoffsubstanz  entstehende  Farbstoffe  wie  das  Indigblau. 

In  BerĂĽhrung  mit  Licht,  besonders  bei  Gegenwart  von  Feuch- 
tigkeit, verbleicht  der  grössle  Theil  der  Farbstoffe,  indem  sie  Sauer- 
stoff aufnehmen  ;  diese  Veränderung  erfolgt  sehr  rasch ,  wenn  sie  ia 
alkalischer  Lauge  gelöst  sind. 

Hehrere  Farbstoffe  verbinden  sich  mit  den  Alkalien ,  indem  sie 
gewöhnlich  die  Farbe  verändern;  die  gelben  werden  braun,  die 
rothcn  violett,  blau  oder  grĂĽn. 

Viele  davon  verbleichen  bei  BerĂĽhrung  mit  Schwefelwasserstoff 
oder  reinem  Wasserstoff  aus  Säure  und  Zink.  Sie  binden ,  wie  es 
scheint,  Wasserstoff,  ähnlich  dem  Indigo;  werden  sieder  Luft  wie- 
der ausgesetzt,  nachdem  sie  entfärbt  worden  waren,  so  nehmen  sie 


277 

unter  Aufnahme  von  Sauerstoff  ihre  ursprQnglicbe  FflrbuDg  wie- 
der an. 

Die  schweflige  Saure  wirkt  auf  Ă„hnliche  Weise.  Man  weiss 
z.  B.  j  dass  man  auf  Leinwand  die  Flecken  ?on  Kirschen  und  andern 
Frachten  wegnehmen  kann ,  wenn  man  dieselbe  schwach  befeuchtet 
und  dann  das  Gas  darauf  leitet ,  welches  sich  bei  Entwicklung  eines 
ZĂĽndholzes  entwickelt.  Unter  diesen  Umstanden  zersetzt  das 
schwefligsaure  Gas  das  Wasser;  der  Wasserstoff  verbindet  sich  mit 
dem  Farbstoff  und  zerstört  dessen  Farbe,  wahrend  der  Sauerstoff  die 
schweflige  Saure  in  Schwefelsäure  verwandelt.  Diese  verbindet  sich 
dann  mit  dem  neuen  Product ,  so  dass  man  die  von  dem  Fleck  be- 
freite Leinwand  wohl  auswaschen  muss,  damit  sie  mit  der  Zeit  nicht 
durch  die  zerstörende  Wirkung  der  Schwefelsaure  auf  die  Pflanzen- 
faser durchlöchert  wird :  auch  würde  der  Fleck  ohne  diese  Vorsicht 
soletzl  wieder  erscheinen,  indem  die  entĂźirbte  Verbindung  Sauer- 
stoff ans  der  Luft  aufnimmt. 

Das  Chlor  zerstört  gleichfalls  die  Farbstoffe;  allein  die  blei- 
chende Wirkung  desselben  ist  nicht  zu  vergleichen  mit  der  des 
schweOigsauren  Gases  oder  des  Schwefelwasserstoffes.  Das  Chlor 
geht  Tielmehr  an  den  Wasserstoff,  am  Salzsaure  damit  zu  bilden, 
während  eine  gewisse  Anzahl  von  Chloratomen  sich  dem  entzogenen 
Wasserstoff  subslituiren.  Die  durch  Chlor  enlflfrbten  Substanzen 
nehmen  daher  ihre  ursprüngliche  Färbung  durch  Berührung  mit  der 
Luft  nicht  wieder  an. 

Viele  Farbstoffe  bilden  mit  Thonerde  das,  was  man  Lack  nennt. 
Wenn  man  einen  Farbstoff  in  Alaunwasser  auflöst,  und  die  Flüssig- 
keit mit  einem  Alkali  niederschlägt,  so  reisst  die  Thonerde  die  ßir- 
bende  Substanz  mit  sich  nieder.  Diese  f^acke  werden  in  der  Haierei 
benutzt.  Man  erhalt  ahnliche  mit  den  Auflösungen  des  Zinns  und 
Bleies. 

Man  weiss ,  dass  die  Thierkohle  Farblösungen  enterbt ,  indem 
sie  die  färbende  Substanz  in  ihren  Poren  zurückhält»  Diese  Ent- 
fSirbung  wird  durch  die  Gegenwart  einer  Säure  begünstigt ;  die  Al- 
kalten dagegen  entziehen  der  Kohle  den  Farbstoff  wieder. 

%  2272*.  Das  Absmthm  ^)  oder  Wermuthbitter.  —  Um  diese 
Substanz  darzustellen,  erschöpft  Luck  die  getrockneten  Vi^ermuth« 


1)  Mein,  Ann.  der Cliem.  o. Ptiarm.  VIII.  61:—  Lock,  ebenda  LXXVIII.  87. 


878 

blauer  mii  Alkobol  v<mi  80  Proo. ,  verdanpfl  den  Ausiug  lur  Sjrafb» 
consistenz  und  schĂĽttelt  den  RĂĽckstand  krallig  mit  Aether  in  eiacr 
Tei-aiopften  Flasebe ,  decftĂĽthirt  hienkuf  die  ttberatehende  flthtrische 
Schiebt«  und  wiadarboli  dki  BehsiodliMg  mil  Aelher,  bis  die  Sub* 
MBt  demselben  keiaea  bit(ern  Gesehmack  nehr  roilibeilu  Di« 
liberische  Flüssigkeit  wimi  alsda»n  im  Wasaerbad  abgeduufiA.  Der 
Rtcksiand  besiebt  aus  Har^  und  Ahsiolbin ;  man  bebandett  ikii  mk 
mit  eiaigea  Tropfen  Ammoniak  veraeUtam  Wasser,  um  alles  Han 
atifiQuldsen.  Bierauf  digeriri  man  das  nicht  gelĂĽsle  Absinibto  mA 
af^wacher  Salzsäure,  wflschl  es  mit  Wasser,  Ittst  es  in  Alkohol^ 
ÂĄatseUt  mit  essigsaurem  Blei  bis  ^ur  TrĂĽbuag,  filtrirt,  niaunt  den 
Qleiüberscbuss  mit  Schwefel wasaerslofi  weg  und  läsai  die  alkohoH* 
sab^  Ldsung  nach  Zusatz  einer  kleinen  Menge  Wasser  an  eioeni  vai^ 
luen  Orte  stehen. 

Das  Absinlbiii  scheidet  sich  dann  in  gelben  harzigen  Tropfes 
ab ,  welche  mit  der  Zeit  erhärten  und  sieb  in  eine  barte ,  ferworraa 
lil*y8taUioische  Masse  verwandefafi.  Es  hat  eine«  schwachea  Warroiith- 
geffucb  und  einen  äusserst  bittern  Geschmack.  Es  ist  seiir  wenig 
auflOslich  in  Wasser,  leirhl  kvslieh  ia  Alkohol,  weniger  Italicb  im 
Aether.  Es  last  sieb  aueh  in  concentrirter  Essigsflure  auf  und  bal 
eine  ziemlich  entscliieden  saure  Reaction. 

bi  Vacuum  ĂĽber  Sohwefolsllure  getrocknet  entbflit  es : 

Luck,  C„H«Oio(?) 

KQhlfDstoff         M,06    t5,3Q  6K,30 

WassemqfT  7,(K)      7,65  7,48 

SauentofT  ,,  ,,  27,92 


100,00. 


Auf  Platinblach  erhitzt  verbreitet  das  Absintbin  scharfe  Dampfia 
â–Ľ00  braunlicher  Farbe  und  verkohlt  sich. 

Wassriges  Ammoniak  löst  es  in  aohr  kleiner  Menge ,  Aetzkali 
l9st  es  leichter  und  (Irbt  sieb  damit  gelb. 

In  der  Kfllte  Idst  es  concentririe  Schwefelsflure  mit  rOtbMob 
gelber  Farbe;  die  Lösung  wird  raacti  blau;  wenn  »an  dann  Waaaer 
bineufĂĽgt,  so  schlagen  sich  grauUchgrOne  Flocken  nieder,  welche 
ihres  bitlern  Geschmackes  beraubt  und.  Dieses  Produol  h)si  aioh  in 
Alkohol  mit  gelber  Farbe  ;  die  Auflösung  hinterlssst  beim  Verdunslen 
einen  amorphen  blau  violetten  RĂĽckstand. 


Die  alkoholische  AuftMung  des  AbeinChin  wird  ÂĄon  esBigeaurein 
Blei  nicht  gefällt. 

%  2272^.  Das  Ambrein^)  ist  in  der  graueo  Ambra  eDthalten. 
Man  erhalt  es,  wenn  man  dieselbe  mi  siedendem  Alkohol  behandelt. 

Es  krystallisirt  in  farblosen  Nadeln ,  welche  zu  Warzen  gruppirt 
sind  ,  geruch-  und  geschmacklos,  schmelzbar  bei  30^. 

Bei  «höherer  Temperatur  färbt  es  sich  und  destilllrt  zum  Theil 
unverilodert.  Es  ist  unlöslich  in  Wasser;  Alkohol  und  besonders 
Aetber  lOsen  es  laicht;  ätherische  und  (lOehlige  Oefe  lösen  es 
gleichfiills. 


Es  enthält S): 


Pelletier, 
RohlcDsloff  83,37 

WsMeratoir  13,  SS 

$Mienioff  8,31 


100.00. 


Diese    Zusammensetzung    nähert    sich    der    de?    Cholt^sleriQ 

Auflösung   von   Aetzkali   verseift   das   Ambreln   beim    Kochen 

oicfal- 

Salpetersäure  verwandelt  es  in  eine  eigenthümliche  Säure. 

S  2272*.  Die  ^mbrawire  entsteht  durch  Einwirkung  \m 
cpQcenUirter  Salpetersaure  auf  AmbreYn«  Wenn  sich  keine  roth- 
UoheD  Dämpfe  beim  Kochen  des  Gemenges  mehr  entwickeln ,  dampft 
mao  die  FlĂĽssigkeit  ab ,  wascht  den  RĂĽckstand  mit  Wasser ,  hierauf 
kocht  man  ihn  mit  Wasser  und  kohlensaurem  Bleioxyd ,  beseitigt  da# 
salpetersaure  Blei  durch  Waschen  mit  Wasser  und  wäscht  endlich 
den  Rückstand  mit  siedendem  Alkohol ,  welcher  die  Ambrasäure  auf- 
löst und  sie  beim  Verdunsten  in  kleinen  gelblichen  Tafeln  abscheidet. 

Sie  istgesckmackios ,  von  seh  wachem  Genick ,  sehr  wenig  lös- 
lich in  Wasser,  leiclit  löslich  in  Alkohol  und  Aether,  rölhet  Lackmus, 
schmilzt  bei  tOO^  und  bildet  mit  Alkalien  sehr  leicht  lösliche  Salze, 
DftU  den  übrige  Basen  gelbq  nicht  oder  ßchwer  löaiieh^  Salze, 


1)  Pelletier  a.  Cafeatou,  Joorn.  de  Pharm.  VI.  ttO.  —    Pelletier, 
h,n^'  4«  CliinL  e|  4f  pfairs,  U.  1«7. 

3)  Dt«  alte  Alonigewicbt  des  KeblcDaloflei. 


28Q 
Nach  Pelletier  enlhftlt  die  Ambrasaure : 

Kohlenstoff  51,96 

Wassersloff  7,07 

Stickstoff  8,89 

Sauerstoff  32,37 


100,00. 

Diese  Analyse  entbehrt  der  Controle. 

%  2273.     Das  Anchusin^)^  auch  Anchusasäure  genannt. 

Die  Alkannawurzel (^;2cAt^a  ttnctoriay  L.^enihtkh  einen  ziem- 
lich veränderlichen  FarbslofT,  den  man  auf  folgende  Weise  ausziehl: 
Man  macerirt  die  Wurzel  mit  kaltem  Wasser,  um  die  darin  loslichen 
Theile  zu'  beseitigen,  trocknet  sie  in  einem  Trockenranm  und  er- 
schöpft sie  durch  Alkohol.  Die  anfangs  rolhe  Flüssigkeit  wird  beim 
Kochen  violett,  dann  graulich  grĂĽn ;  man  muss  daher  zur  VerhUtUDg 
dieser  Farbveränderung  einige  Tropfen  Salzsäure  zusetzen.  Man 
concentrirt  den  Auszug  und  schüttelt  ihn  mit  Aether.  Dieser  sättigt 
sich  mit  dem  Farbstoff;  beim  Verdunsten  bleibt  das  Anchusin  als 
harzähnliche  Masse  zurück. 

Es  ist  dunkelrolh,  nicht  krystallinisch,  von.  harzähnlichem 
Bruch,  unveränderlich  am  Licht,  Es  erweicht  bei  60^,  entwickelt 
bei  höherer  Temperatur  violette  Dämpfe ,  ähnlich  denen  des  Jods, 
von  sehr  stechendem  Geruch ;  sie  verdichten  sich  in  der  Form  sehr 
leichter  Flocken.     Sehr  starke  Hitze  verkohlt  es. 

Es  ist  unlöslich  in  Wasser,  aber  löslich  in  Alkohol  und  beson- 
ders in  Aether ;  Terpentinöl  und  fette  Oele  lösen  es  gleichfalls.  Die 
alkoholische  Lösung  ist  schön  karmesinrolh  und  verändert  sich 
Licht. 

Das  Anchusin  enthält : 


PeUetier. 

Bolley  u.  fFydter, 

Kohlenstoff 

71,18 

71,33 

Wasserstoff 

6,83 

7,00 

Sauerstoff 

21,99 

21,67 

100,00  100,00. 

Bolley  u.  Wydier  berechnen  aus  vorstehenden  Zahlen  die  For- 
mel CgsHjoOg,  die  mir  nicht  annehmbar  erscheint. 


1)  Pelletier  (1818),  Adq.  de  Cbim.  et  de  Phjs.  LI.  191.  —  Boliej  o. 
Wydier,  Ann.  der  Chem.  o.  Pharm.  LH.  141. 


S8i 

Beim  Rochen  wird  die  Auflösung  des  Anchustn  blau  und  zuletzt 
grnn;  der  Zusatz  einiger  Tropren  Cblorwas$er$toffsi(iire  verhinderl 
diese  Farbverdnderung. 

Salpetersäure  verwandelt  das  Anchnsin  in  Oxalsäure  und  in  eine 
bitlere  Substanz.  Concentrirte  Schwefelsäure  löst  es  mit  schOner 
Amethystfarbe. 

Kali,  Natron,  Ammoniak,  Baryt,  Stroniian  und  Kalk  bilden 
mit  dem  Anchosin  blaue  Verbindungen,  löslich  in  Wasser,  weniger 
in  Alkohol  und  Aelber. 

Neutrales  essigsaures  Blei  fällt  die  alkoholische  Lösung  des 
Anchusin  nicht ,  mit  dem  basischen  Acetat  dagegen  erhält  man  einen 
graulieb  blauen  Niederschlag,  der  ziemlich  leicht  löslich  in  Al- 
kohol ist. 

Wenn  man  die  alkoholische  Auflösung  des  Anchusin  im  Wasser- 
bad abdampft,  so  erhält  man  einen  schwärzlich  grünen  Rückstand, 
dem  Wasser  eine  braune  Substanz  entzieht;  wenn  man  den  in  Was- 
ser unlöslichen  Tbeil  auf  einem  Filter  wohl  auswäscht  und  mit 
Aether  behandelt,  so  zieht  dieser  eine  grĂĽne  Substanz  aus.  Dieselbe 
soll  nach  BoHey  und  Wydier  CsiHssOg  (Kohlenstoff  69,81—70,35; 
Wasserstoff  7, 6d— 7,52)  enthalten,  es  entsteht  aus  dem  Anchusin 
durch  Bindung  von  2 HO  und  Ausscheidung  von  CO^.  In  der  That 
wurde  bei  dieser  Metamorphose  die  Entwicklung  von  Kohlensäure 
beobachtet. 

t  2274.  Das  \/inemonrn^),  C^o  ^is  ^la  (?)  wunle  vun  Heyer 
in  den  Blättern  der  gemeinen  und  Wiesen -Küchenschelle,  Anemone 
Pulsatilla  imd  pratensis,  und  der  Windhiume,  Anemone nemorosa, 
gefunden.  Das  über  die  Blätter  abgezogene  Wasser  scheidet  nach  eini- 
gen Wochen  eine  weisse  Substanz  von  folgenden  Eigenschaften  ab :  sie 
ist  ohne  Geruch,  erweicht  unter  150^,  ohne  vollkommen  zu  schmel- 
zen, und  entwickelt  bei  150^  Wasser  und  scharfe  Dämpfe ;  der  Bück- 
stand ist  fest,  gelb  und  zersetzt  sich  ĂĽber  300^  unter  Hinterlassung 
eines  kohligen  BĂĽckslandes.  Man  reinigt  das  Anemonin  durch  wie- 
derholtes Omkrystallisiren  aus  siedendem  Alkohol. 


1)  Heyer  (1779),  Chemisches  Joaro.  t.  Crell  11.  102.  —  Vauquelina. 
Bobert,  Jooro.  de  Pharm.  Vf.  229.  —  Scbwartz,  Magaz.  f.  Pharin.  X.  193; 
SIX.  168.  —  Löwig  Q.  WeidmaDD,  Ann.  y.  Poggend.  XLVI.  4tf;  und  im 
Aaszag:  Ano.  der  Chem.  a.  Pharm.  XXXII.  270.  —  Fehliog,  Ann.  der  Chem.  n. 
Pharm.  XXXVIII.  818. 


Bie  KrystalU  ^)  desinewoDin  ^cbftreii  iiHn  rhrnnbiMriten  System. 

(Beobachtete  Combination  ooP.qoPqd  .  ooPoo  .  Pod^.Pqo. 
l¥erthe  der  Axen  des  primitiven  Okta(!ders  P,  a :  b  :  c  (vertical)  =» 

i ;  0,4777 ;  0,409,  Nei^uBg  der  FJäcbeo  P  op  ;  90  P  »  ^  1300.34'; 

P  00  :  OD  P  00  —  1 12<>  150*   In  der  Kalte  sind  sie  wenig  10  äJk^ki 
•uftoslich ,  auch  in  Aether  und  Wasser  ist  nur  wenig  davon  »uflOs- 
ücb,  selbst  bei  Kochtemperalur;  die  Atiflösungeo  stmT  naiitr»!. 
Sie  enthalten : 

Lihfifgm, 

.  Kphtenfloff    ^1,94  69,16  62,(li  «4,8  69,64) 

Wasserstoff       4,31     4,37     4,17  4,4  4,16 

Sauerstoff  „  „  ,.  „  33,34 

<00,0. 

Die  Auflosungen  der  Alkalieo  losau  da^  Anenaonio  leiebt  mH 
gelber  Farbe  ginter  Verlust  ihrer  alkaĂĽsQhen  Reaclion  4ind  unter  UfiM- 
waudJuBg  des  Anemonin  in  Anemoninsäure. 

Wenn  man  das  Aoemonin  mit  Wasser  und  Bleipiyd  kocht ,  er- 
b0U  man  ein«  kry^taliisirbare,  in  Wasser  ziemlich  leicht  lösliche  Verv 
hindung;  dieselbe  scheidet  sich  beiiq  Erkalten  ab,  zugleich  etwK 
freies  Anemonin  •  welches  man  durch  siedenden  Alkubol  wegnimmti 
worin  die  Bleiverbindung  unauflöslich  ist. 

Fehling  fand  in  letxtrer:  C|oHisO|,,2PbO. 

Beobociitet.  Bcrecbpei. 
((ohleDstoff         3i(,63  35,16 

Wasserstoff  2,68  2,34 

Ăźicioxyd  42,57  43,75 

Sauerstoff  1^,18  18,76 

100,00  100,06. 

Man  erhalt  auch  eine  krystallinische  Verbindung,  wenn  man  das 
Anemonin  mit  In  Wasser  zertheiltem  kohlensaurem  Silber  kocht. 

Die  concenlrirte  Schwefelsaure  schwärzt  das  Anomonin  schnell. 
Ghlorwasscrsaure  löst  es  ohne  merkliche  Veränderung.  Salpeter- 
saure verwandelt  es  beim  Kochen  in  Oxalsäure. 

Mit  einem  Gemenge  von  Oi*aunstein  unij  Schwefelsaure  entwickidl 
••  Ameisensaure. 


1)  Frankenheim,  Arcbi?  f.  Pharm.  [2J  LXIII.  1. 


asa 

Chlor  greift  es  in  der  Wärme  leicht  an,   «nler  Bildung  yon 
SalxsUure  und  ^nfi^t  flflchligen ,  Obigen  Körpers. 

Das  AneinorĂśB  ttbt  auf  dea  ibieriselien  Organismus  eine  giftige 
Wirkung ,  auf  die  Haut  gebracht,  roihei  es  sie  setiwach. 

§  2275.     Anemonmsaure  wurden   zwei   verschiedene   Sub- 
stanzen genannt.     Lowig  u*  Weidmann  bezeichnen  damit  die  Sub- 
«Ujiz.,    welch«  man  h^m  Robben  ^tA  Anfnaofiin  mU  Barylwasser 
erhalt,  indem  man  den  U^bera^hiifs  de«  9^rjts  d^reh  «loni^  Stit^m 
fj^Uiuftufi»  wegnimmt,  di«  flltiriPtA  F^P4sig4ftit  mit  esaigaaurem  Blei 
lÜU«  und  Am  Niederschlag  durch  Schwefelwus^t^fstoff  aersiUUI«    W« 
fillrirte  Flüssigkeit  )i^r(  »odai^n   bain»  4bd9ünpfeo  e«i»#  bv^Min«» 
diirciisicblige,  ze^t^recliliche,  nicht  kryatailinische  Masse  ^  dieses  Pro- 
dqct  zieht  begieri|[  Feuchtigkeit  aus  d^r  Luft  aa  >  lOst  sioh  leicht  19 
Alkohol  und  ist  uolo&liph  ia  Aether«  es  roibei  Lackmus  uad  ^teraelyt 
Carbonate  mit  Aufbrausen ;  trockne  Destillation  versetzt  es, 

Dia  Analyaei  da«  aiiemaiii^saiireii  Bleies  ergfiben : 


Lövfig  u. 

F^hUnf. 

^9idMĂśIKt%m 

KQlileoatofI 

9«.e 

SK»,I 

Wasaerstolf 

«»a 

2,4 

BIfioxyd 

54,8 

«3,8 

Sauerstoff 

16,4 

23,5 

ioo,o         iaa,o, 

Nach  Ldwig  u.  Weidmann  unterscheidet  sich  die  Anemoninsanre 
Tom  Anemenin  nnr  durch  die  Elemente  des  Wassers;  aber  PehHng 
naehle  die  Beobachtung,  dass  der  kohlensaure  Baryt,  welcher  durch 
Kohlensäure  aus  der  Auflösung  des  Anemonin  in  QberschOssigem 
Barytwasser  mit  einer  gelben,  krystallisirbaren  Substanz  gemengt 
iat«  die  sich  in  Essig§8ure  auflöst«  und«  mit  Ammoniak  verseUl,  we- 
der die  Bleisalze ,  noch  die  Silbersalze  filllt.  Die  Natur  dieaar  Subit 
stanz  ist  nicht  bekannt. 

Die  andere  Anemooinsäure  setzt  sich  nach  Schwartz  in  dem 
Ober  die  genannten  Arten  der  Aoauione  abdestillirten  Wasser  zu* 
gleich  mit  dem  Anenmntn  ab »  es  ist  eine  nicht  krystallinische  Sub- 
stanz, kaum  loslich  in  Wasser,  Alkohol  und  Aether;  Alkalien  ftlrben 
sie  gelby  lOsen  sie  auf  und  scheinen  sie  zum  Theil  in  zwei  Körper 
SU  zersetzen. 


1 


281 

FeUing  hat  darin  gerunden : 


Beobachtet. 

BerechDet. 

KobleD9toff 

57,5    58,2    58,8 

58,8 

Wasserstoff 

4,5      4,5      4,5 

4,34 

Sauerstoff 

»»        1)         1» 

36,6 

100,0. 

Diese  Anemoninsäure  enthielt  demnach  CsoIIifOii,  d.  h.  die 
Elemente  des  Anemonin  plas  2  At.  Wasser. 

Das  destillirte  Wasser  der  Anemone  enthielt  auch  nach  Schwarti 
ein  scharfes  Oel^  welches  sich  unter  dem  Ginflusse  der  Luft  zuerst 
in  Anemonin  und  dann  ip  AnemoninsHure  verwandle. 

S  2275.  Das  Antiartri^)  ist  das  giltige  Princip  des  Dpas- 
Anthiar,  einer  Art  Gummiharz,  welches  aus  der  Anthiaris  toancoria 
(Familie  der  Artocarpeen)  ausschwitzt  und  von  den  Javanesen  zur 
Vergiftung  ihrer  Pfeile  henĂĽtzt  wird. 

Mulder  erschöpft^  um  es  zu  erhalten,  da^Upas-Anthiar  mit 
Alkohol  und  dampft  zur  Syrupconsistenz  ab ;  das  Antiarin  scbiesst  in 
perlmutterglänzenden  Blättern  an,  welche  man  durch  Umkryslalli- 
siren  reinigt.  Es  ist  ohne  Geruch,  lost  sich  bei  22^5  in  251  Tb. 
Wasser,  70  Th.  Alkohol  und  2,8  Th.  Aether,  so  wie  in  27,4  Tb. 
kochendem  Wasser;  die  Auflösung  wirkt  nicht  auf  Reagenzpapier. 
Es  löst  sich  auch  in  verdünnten  Säuren. 

Es  enthält  13,4 Th.  Krystallwasser,  welches  sich  hei  112*  ent- 
wickelt. Getrocknet,  schmilzt  es  bei  220^  zu  einer  farblosen 
Flüssigkeit,  welche  beim  Erkalten  das  Ansehen  des  Glases  anoiromt« 
bei  höherer  Temperatur  bräunt  es  sich  unter  Entwicklung  saurer 
Dämpfe. 


1)  Nu  I  der,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  XIVIU.  304.     Nach  Mut  der  entliilt 
das  Upas-Anthiar : 

Pflanzpnalbumin       .     .  16,14 

Gummi 12,34 

Harz 20,93 

Myricin  (Pflanzenwacbs)     7,02 

Aotiaria 3,56 

Zacker 6,31 

Exlractifstoff      .     .     .  33,70 

100,00. 


285 
Das  getrocknete  Anttarin  entbfllt : 

Mulder.  C^gHaoOio. 

Kohlenstoff       62,54     62,20  62,69 

Wasserstoff         7,48      7,39  7,45 

Sauerstoff  ,,  ,,  29,86 

100,00. 

Schwefelsäure  Rfrbt  das  Antiarin  braun.  Salzsäure  und  Sal- 
petersäure losen  es  auf,  wie  es  scheint,  unverändert.  Kali  und 
Ammoniak  verhallen  sich  ebenso. 

Auf  eine  Wunde  gelegt^  bewirkt  das  Antiarin  Erbrechen,  Con- 
▼ulsionen ,  Diarrhöe  und  bald  danach  den  Tod«  Seine  giftige  Wir- 
kung wird  besonders  begĂĽnstigt ,  wenn  es  mit  einer  loslichen  Sub- 
stanz gemengt  ist,  z.  B.  mit  Zucker. 

S  2276.  Das  jirbuthi^).  Der  wässrige  Aufguss  der  Blätter 
der  Bärentraube  {Arctostaphylos  uva  vrsiy  Spreng.)^  liefert  mit 
neutralem  essigsaurem  Blei  einen  gelblichen  Niederschlag,  welcher 
Gallossäure  enthalt ;  die  Flüssigkeit  filtrirt  ^  mit  Schwefelwasserstotf 
Tom  Bleiflbcrschuss  befreit  und  zur  Syrupconsistenz  ^)  abgedampft, 
scheidet  Kryslalle  ?od  Arbutin  ab.  Man  presst  sie  aus ,  lOst  sie  in 
kochendem  Wasser  und  behandelt  die  Lösung  mit  Thierkohle. 

Das  Arbutin  bildet  farblose,  bittere,  büschelförmig  gruppirte 
Nadeln.  Es  ist  löslich  in  Wasser,  Alkohol  und  Aether;  die  Auf- 
lösungen sind  indifferent  gegen  Reagenzpapier. 

Geschmolzen  oder  getrocknet  bei  100^  enthält  es : 

Kawalier^.        C^  H„.Om  (?). 

Kobleostoff 
Wasserstoff  . 
Saoersloff 

100,0. 

Die  Auflösung  des  Arbutin  fällt  weder  Etsenoiydsalze ,  noch 
neutrales  essigsaures  Blei ,  noch  basisches. 

Einige  Tage  mit  Emulsin  (aus  sĂĽssen  Handeln)  an  einen  war- 
men Ort  gestellt,  nimmt  die  Auflösung  des  Arbutin  eine  röthliehe 


52,44    52,44 

54,2 

0,16      6,06 

5,5 

»>            >> 

40,3 

i)  Kawalier  (1853),  Joara.  f.  prakt.  Cliem.  LVill.  103;   und  Ann.  der 
Chem.  u.  Pharm.  LXXIII.  241;  LXXXIV.  356. 

2)  Diese  Flüssigkeit  enthält  eine  gewisse  Menge  Zucker. 

3)  Kawalier  nahm  die  Formel  C^s  Has^ia  *^* 


Fflrbuug  an  und  giebt  dann  btin  Abdampfe*  ias  Waaaerbad  einen 
braunen  RĂĽckstand,  aus  dem  Aelher  Arctuvin  auszieht  und  eiae 
zuckerartige  Substanz  in  unlostichern  Zustand  zurdcklasst.  Nach 
Rawalier  enthielten  die  Blattei*  der  Bärentraube  eine  Substanz  Ihn- 
lich  dem  Emulsin,  welche  gleichfalls  die  Eigenschaft  hätte,  das  Ar- 
butin  zu  zersetzen« 

I  2277.  Das  AreUma  scheidet  sieb  beim  VerduaaMi  der 
Itberischen  AulOsung  in  gefilrbten  Krystallen  ab,  welche  maa  darck 
Umkryslallisiren  mit  Wasser ,  Alkohol  und  Aether  unter  Beibilfe  tei 
ThierkoLle  reinigt* 

Ks  bildet  lange,  sehaielabare ,  bktena  PriamtB,  wekk« 
sdbUniren  kann ,  wenn  man  vorsichtig  erhitst. 

Es  enthalt : 

Ktnoälier.  0  •  C^«  H,  1 0«  (T) . 

Kohleostoff      64,3«  64,55  64,34  65,4 

Watterstoff        5,65     5,57     5,70  5,4 

^uersioOr  ,,         „        „  20,3 


«I  I 


100,0. 


Wenn  die  Formel  C)«  H19  0^  genau  ist  1  so  lälsst  sich  die  Vi* 
dyng  des  Arctuvin  durch  die  Gleichung  erklaren : 

Ca«  H»  Oj»  "*  Cj4  H,o  Oj  *|-  C]«  H«  On 
Arbulin  Arctuvin         Gluooae. 

Man  hat  ebfigens  die  Ponsiel  der  zuckefarilgen  Sobstant  noch 
nicht  bestimmt,  welche  das  Arbulin  bei  seiner  Zersetzung  bildet. 

Die  wässrige  Losung  des  Arctuvin  giebt  mit  basisch  essigsaurem 
Blei  unter  Zusatz  von  Ammoniak  Oinen  weissen  Niederschlag,  der 
rasch  braun  wird. 

Wenn  man  zu  einer  wässrigen  Auflösung  von  Arctuvin  tropfen- 
Weise  eine  AliftOsung  von  Eisenchlorid  setzt,  so  nimmt  <lai  Gcilienge 
eine  blaue  Farbe  an ,  die  allmälig  in's  Brfiunliehgelbe  ObergehC 

Mit  AoMnoniak  beTe«ditel ,  der  Luft  ausgesetzt ,  Ktfbt  atdh  das 
Arotuvivi  aHmalig  schwarz.  Rai»>Ker  lientit  dieses  Product  Art9uvt^. 
(Es  enthalt:  Kohlenstoff  35,88,  Wasserstoff  3,03,  Stickstoff  12,52, 

Sauerstoft  48,57). 


1)  Cso  Rio  O7  nach  Kawalier. 


887 

•  3278.  Das  jttikakUm  #der  Cjtl^Hiin  wurd«  ?oA  Sahdin  0 
MM  dar  Wurzel  des  Schweinbrodes  {Cffelamm  emr&paemm,  L.,  J/i^-» 
ikmmia  i^ĂźdnalUi  eabge^ogani  Man  erfaili  eg  dĂĽroh  ErachUpfttny 
der  ffliacheo  Wund  durch  Alkoliöl ,  indaiil  loaa  den  Anazlig  abdampll 
eiid  deo  RAoksland  tnetiX  mit  Aelher  ĂĽftd  dann  inti  loltem  Waaaev 
behandelt ;  der  unlösliche  Thoil  betlehi  aus  dtna  ArthanMo»  Ha# 
reiaigt  et  durch  Uuikrysiattidiren  aus  Alkohol,  so  wie  mit  Thier- 
kohle. 

Das  Arlhanllin  krfstailtsfrt  in  farblosen,  sehr  feinen  Nadeln, 
ohne  Geruch,  aber  von  sehr  scharfem,  slyptischem  Geschmack. 
Es  ist  ohne  Einwirkung  auf  Pflanzenfarben ,  wenig  auOöstich  in 
Wasser,  1  Th.  erfordert  500  Tb.  zur  Auflösung;  Alkohol  löst  es 
leichl,  Aether  und  ätherische  Oele  nicht. 

Es  verändert  sich  schon  bei  der  Temperatur  des  kochenden 
Wassers  und  wird  dann  schwerer  lOslich  in  Alkohol. 

Salpetersäure  verwandelt  es  in  Oxalsäure.  Schwefelsäure  er- 
theilt  ihm  eine  violellrolhe  Farbe  und  vierkohlt  es  in  der  Hilze. 

Innerlich-genommen,  wirkt  das  Arlhauitin  abfĂĽhrend  und  brechen- 
erregeiid. 

S  2279.  Das  jisaron^),  C|^  \\^  0,o  (?),  auch  Asarin  oder 
Asarit  genannt,  geht  in  krystallisirlem  Zustand  mit  den  Wasserdämpfen 
Ober,  wenn  man  die  trockne  Wurzel  der  Haselwurz  {Asarum  eurO" 
paeum)  mit  Wasser  deslillirt;  es  krystallisirt  zum  Theil  im  Halse  der 
Retorte,  zum  Tbeil  beim  Erkalten  der  öligen  Tropfen,  die  auf  dem 
Destillat  schwimmen. 

Die  Kt7stalfe  des  Asaron  haben  einen  aromatischen  Geschmack 
und  Geruch,  ähnlich  dem  Campher.  (Beobachtete  Combination 
OD  P .  CO  P,  bisweilen  milooPoo,  [ooPoo]  und  P.  Neigung  der 
Flächen  oo  P  :  oo  P  =  1210  61' ;  oo  P  oo  :  o  P  =  7:J,  47' ;  oo  P 
00  :  OD  P  =  119MVj';  P  :  0  P  =  1280  5Va';  P  :  oo  P  =  134o 
6VsO. 


l)Saladio,  Jooro.  de  China,  noäd.  VI.  4i7. —  Bachner  o.  Herberg'er, 
Bepert.  f.  Pharm,  von  Buchner  XXXVII.  36. 

2}  Goerz,  PfafiTs  System  der  Materia  medica  fll.  229.  —  Lassaigneo. 
Feile«! le,  Jovrn.  de  Pliavm.  VI.  Ml.  —  Griger,  Düserttl.  ioaufor.  de  Asaro 
Mffvpaeo,  661IÜ9H1 1830.  —  BlaBeheta«Stfll,  Ann«  6h  Chfiti.  u.  Pliann.  VI.- 
2fN».  —  Sebmidt,  'ebenda  LIII.  JM  k»d  im  ämwtm^t  risstH.  No.  OM,  Mirfs^ 
«844,  Not. 


288 

Das  Asaron  ist  loslich  in  Alkohol,  Aeiher  und  ätherischeo 
Oelen ,  aber  nicht  in  Wasser.  Es  schmilzt  bei  10^  uud  erstarrt  bei 
21^  (Blanchet  u.  Seil);  es  ffingt  an  zu  sieden  bei  280^  jedoch  unter 
theilweiser  Zersetzung,  und  verwandelt  sich  hei  verlängerter  Schmel- 
zung in  eine  amorphe  Modilication.  Kleine  Mengen  lassen  sich  je- 
dod)  zwischen  zwei  Ubrglttsern  sublimiren. 

Die  Zusammensetzung  des  Asaron  scheint  zu  sein  C^o  H^^  O^o- 

Blanchet  u.  Seil.  Schmidt.  Berechnet. 

KobleDstofT      69,18  68,46  68,31       60,31  69,37  69,16        69,36 
WasserelĂĽff       7,77     7,49     7,67         7,66     7,62     7,69  7,51 

Sauerstoff  „         „         „  „  ,,         „  23,13 

100,00. 

Wenn  man  das  Asaron  einige  Zeit  in  Alkohol  kocht,  so  filrbt 
sich  die  Auflösung  allm^lig  roth  und  ein  Theil  des  Asaron  wandelt 
sich  in  eine  isomere,  harzartige,  unkrystaliisirbare  HodiGcalion  um. 
Diese  Modification  destillirt  nicht  mit  den  Wasserdämpfen  über  und 
zersetzt  sich  beim  Erhitzen  auf  300^. 

Hit  Salpetersäure  erhitzt ,  fSirbt  sich  sowohl  die  amorphe  wie 
die  krystallisirle  Abänderung  roth  und  verwandeln  sich  endlich  in 
Oxalsäure.  Concentrirle  Schwefelsäure  löst  das  Asaron  mit  rother 
Farbe  ]  Wasser  fällt  die  Lösung.  Chlor  greift  das  Asaron  mit  grosser 
Heftigkeit  an ;  die  Masse  ist  anfangs  roth  und  wird  zuletzt  grfln. 
Das  gechlorte  Product  zersetzt  sich  durch  trockne  Destillation  unter 
Entwicklung  von  Salzsäure  und  einem  dickeu  Oel,  während  viel 
Kohle  zurĂĽckbleibt.  Dieses  Oel  gab  bei  der  Analyse :  Kohlenstoff 
49,4,  Wasserstoff  4,85;  Chlor  28,8.  Die  Formel  C^oHaaCI^OM 
nähert  sich  diesen  Zahlen. 

§  2280.  Das  Asclepion^)*  —  Die  Asclepias  syriaca  enthält 
einen  weissen,  schwach  sauren  Milchsaft,  von  scharfem  Geschmack 
und  apricosenähnlichem  Geruch.  Beim  Erhitzen  dieses  Saltes  gerinnt 
das  Albumin  desselben  und  reisst  das  Asclepion  mit  sich  nieder. 
Man  bringt  das  Gerinnsel  auf  ein  Filter  und  digerirt  es  mit  Aeiher, 
welcher  das  Asclepion  auflöst. 


1)  G  rag  er  nimmt  das  Asarit  und  den  HaseloBSScampber  als  iwei  Terschiedene 
SobsUiozen  an ;  der  Schmelzpunkt  des  Asarit  wäre  bei  44<^.  Nach  Blanchet  a.  S«H 
dagegen  ist  diese  Unterscheidung  nicht  gegrfindet. 

2)  List  (i849j ,  Ann.  der  Chem.  n.  Pharm.  LUX.  125. 


m 

Beim  Verdunsteo  des  Aethers  scheidet  e$  aiob  ia  weissen 
blamenkohlarligen  ^  oder  zuletzt  in  strabligen  Hassen  ab.  Es  ist 
ohne  Geruch  und  Geschmsct^  voUkaoHiien  unlöslich  in  Wasser  und 
Alkohol.  Aether  tost  es  leicht;  Terpentinöl,  Steinöl  und  concen- 
triiie  EssigsHure  tosen  es  weniger  leicht  auf.  Es  schmilzt  bei  104^ 
und  bleibt  dann  amorph ;  bei  höherer  Temperatur  zersetzt  es  sich 
unter  Verbreitung  eines  Geruches  nach  verbranntem  Kautschuk. 

Es  enthalt : 


Kohlentloff 

74,85 

74,C1 

w,o 

WMtfntoir 

tO,77 

1«,«B 

10,0 

SaĂĽeraloir 

>i 

»» 

i5,0 

100,0. 

Siedende  concentrirte  Kalitosung  greift  das  Asciepion  nicht  an. 

t  2281.  Das  Atkamanim^)  kommt  in  der  Wurzel  und  dem 
fipsft  r^en  SamtQ  der  Bergpetersilie ,  SJthamanta  OreaseUnum ,  L. 
^or ;  in  den  BUttera  dieser  Pflame  oder  in  andern  Arten  dieser  Gat-* 
lang  wie  A.  Cervaria  und  A,  LibanoUs  fand  mau  es  nicht,  Ifan 
liebt  es  mit  Alkohol  aua  und  Oberlasst  die  Lösung  nicht  allzusehr 
conceotrirt  der  freiwilligen  Verdunstung,  drückt  die  Krystalle  zwi« 
•che»  Pütrirpapier  aus  und  krystallisirt  es  einigemal  um,  bis  sie 
ToUkonsfoea  weiss  sind. 

Das  Alhamaatio  bildet  fasrige,  asbestartige  Krystalle  tob 
Sesdonglanz ;  bisweUeo  erhält  man  sie  grosser.  Es  besitzt  einen 
tuHigan  ynd  wie  seifentrligen  Geruch ,  der  in  der  Warme  slilrker 
wird ,  der  Gesebmaek  ist  acbwaoh  bitterscharf»  Es  ist  unlöslich  io 
Waener  uid  sclunilzi  darin  beim  Sieden  in  kleinen  Tropfen ,  welcba 
neb  am  Boden  des  GeĂźsses  absetzen.  Alkohol  und  Aether  tosev  es 
kieht.  Die  Auflösung  wird  durch  HetaUsalze  nicht  geftllt.  Der 
Schmelzpunkt  des  Athamantin  ist  zwischen  60  und  80^.  Es  ver« 
•ttcbtigt  sich  nicht  ohne  VerfloAsrung ;  doch  erträgt  es  eine  ziemlich 
höbe  Temperatur,  bevor  es  sieb  zersetzt.  Bei  troobner  DestUlalioii 
liefert  es  unter  andern  Producten  Baldriansäure. 


1)  Litt  nimmt  die  Formel  C«oHs4  0s  an. 

2)  Schoedermann  a.  WipckUr  (1S44),   Adi^.  der  Chem.  u.  Pharm. 

LI.  315. 

Gerhardt,  Cbeaie.  IV.  19 


1 


»» 


Geschmolzen  enthiilt  es  *) : 

Schnedermann  u,  fFinckler, 

C4sH,oOua). 

Kohlenstoff 

66,7     66,8     66,6    66,8 

67,0 

Wasserstoff 

6,9      7,1       7,1       6,8 

7,0 

Sauerstoff 

M                  »»                 »»                   >> 

36,0 

100,0. 

Wenn  man  salzsaures  Gas  auf  geschmolznes  Atbamantin  leitet, 
80  absorbirt  es  dasselbe,  und  wenn  man  die  Masse  auf  100^  erhitzt, 
80  kommt  sie  in's  Sieden  und  entwickelt  Baldriansäure  unter  Zurück- 
lassung  von  Orosdon  ($  2282) : 

C48  H30  0^4   =   2  Cjo  Hjo  O4   -f-   Cgg  Hjo  O5 
Atbamantin  Baldriansflure  Oroselon. 

100  Tb.  Atbamantin  ergaben  56,2  Tb.  Oroselon,  das  noch 
etwas  zersetztes  Atbamantin  en^b^It;  nacb  den  angenommenen  For- 
meln hätte  man  52,5  Tb.  Oroselon  erhalten  sollen. 

Nach  Schnedermann  u.  Winckler  verbindet  sich  die  SalisSJore 
zuerst  mit  Atbamantin  und  diese  Verbindung  zersetzt  sich  dann  durch 
die  Hitze  in  Baldrians2fure  und  Oroselon. 

Wenn  man  salzsaures  Gas  in  eine  alkoholische  Auflösung  tob 
Atbamantin  leitet,  so  entsteht  haldriansaures  Aetbyl  und  Oroselon. 

Schwefligsaures  Gas  Yerhält  sich  zum  Atbamantin  wie  SalzsSnre: 
das  Atbamantin  schmilzt  in  dem  Gas  schon  bei  gewöhnlfcher  Tem- 
peratur unter  Bildung  eines  bräunlichen  Oels ,  welches  sich  nach 
einiger  Zeit  zur  krystallinischen  Masse  verdichtet.  (lOOTh.Alha- 
mantin  absorbiren  14,63  Th.  schwefligsaures  Gas;  nach  der  Format 
C48  Hso  0|4,  2S0t  mĂĽsste  das  Atbamantin  14,9  Proc.  absorbiren). 
Diese  Verbindung  wird  rasch  zerstört  unter  Bildung  von  Oroseka, 
Baldriansiiure  und  schwefligsaurem  Gas. 

Concentrirte  Schwefelsäure  lost  das  Atbamantin  auf  und  zerselil 
es  gleichfalls. 

In  der  Warme  löst  Aetzkali  das  Atbamantin  mit  brauner  Farbe 
auf  unter   Bildung    von    baldriansaurem   Salz   und   einer  weissen 


1)  Mao  k6aote  fragen,  ob  das  Athamaotin  nicht  ?ielmehr  CMHitO«  (Kokleii- 

•toff69,9,  Wasserstoff 6,8)  ist,  d.  h.  baldriansaures  Peucedyl: 

CuH.Oj.O/ 
CioHgOa.Oj 

S.  die  Anm.  S.  292. 


201 

SubsUnz ,  welche  nutii  davon  trennt ,  indes  man  die  PiĂĽssigkeit  mit 
Schwefelsaure  sättigt.  Diese  Substanz ,  amorph ,  unk)slich  in  Was» 
ser ,  schwer  lOslich  in  Alkohol ,  scheint  mehr  oder  weniger  wasser-* 
haltiges  Oroselon  zu  sein. 

Kalk-  und  Barylwasser  wirken  wie  Kali  auf  das  Athamanlin,  aber 
langsamer. 

S  2282.  Das  Oroselon  0>  C,«  H^o  0«  =  C^  H,  0, ,  C^  H«  0, 
entsieht  durch  die  Zersetzung  des  Athamanlin  (Schnedermann  u. 
Winckler)  so  wie  des  Peucedanin  (R.  Wagner). 

Um  es  zu  erhallen ,  leitet  man  Chlorwasserstofigas  auf  trocknes 
Athamanlin,  bis  es  vollkommen  flĂĽssig  geworden  ist,  und  erhitzt 
hierauf  die  Masse  zur  Austreibung  der  Baidriansäure*  Wenn  leta- 
tere  voilsUlndig  entfernt  ist,  verdichtet  sich  das  Product  von  Neuem 
zu  einer  amorphen ,  porOsen  Masse ,  die  man  durch  KrystaUisation 
aus  siedendem  Alkohol  reinigt ,  worin  sie  ĂĽbrigens  wenig  lOslich  ist* 

Das  Orosplon  scheidet  sich  in  Warzen  oder  blumenkohlartigen 
Massen  ab,  die  unter  der  Lupe  betrachtet  feine  concentrisch  grup-r 
pirte  Nadeln  darbieten.  Es  ist  ohne  Geruch  und  Geschmack ,  löst 
sich  in  Wasser  nicht  auf,  wohl  aber  in  Alkalien  mit  rother  Farbe; 
Sauren  schlagen  es,  leicht  verändert,  daraus  nieder. 

Es  schmilzt  gegen  190<>  zu  einer  klaren  FlĂĽssigkeit,  die  sich 
bei  höherer  Temperatur  verkohlt. 

Es  enthtf It : 

Sehnedermann  u, 

ff^inckler.  Berechnet. 

Kohleostoff  74,6     74,8     74,7  74,3 

Wasserstoff  4,0      4,6      4,6  4,4 

Sauerstoff  „         „         „  30,3 

100,0. 

^  Es  geht  aus  diesen  Analysen  hervor,  dass  das  Oroselon,  die- 
selbe Zusammensetzung  wie  die  wasserfreie  Benzoesäure  hat.| 

Wenn  man  die  Verbindung  des  Athamanlin  mit  Salzsäure  un- 
mittelbar mit  siedendem  Wasser  behandelt,  löst  es  sich  auf  und  setzt 
beim  Abkühlen  feine,  seMenglänzende  Nadeln  ab,  die  ein  Hydrat 
des  Oroselon,  CiiH^Oi  ss  CuHsOa^  HO  zu  sein  scheinen.    Diese 


i)  SehBedermaai»  a.  Wiaekler  (1844),  a.  a.  0.  —  B.  Wagner,  Pri- 

TStmittbcilaiig. 

19» 


Vcrbindang  ist  schwer  aalMsKch  in  kiltem  Wa«itr,  teteht  tosIMi  ia 
Alkaliolt  und  Aetlier  uad  eb«nfslls  leiclH  mit  gelber  Farbe  io 
AHMtem  Kali. 

Es  bat  bei  der  Analyse  ergebeo  <) : 


Schnedermann 

u.  fyinckler. 

fFagner. 

Berechnet. 

WAtwium           69|0ti 

66973 

66,85 

Watientoff             tt,01 

ft,ld 

Ml 

Sauentoff                ,, 

•» 

^,34 

100,00. 

Es  toet  sieh  adefa  io  Ammoniak  (aber  nicht  se  leioht  wie  in  RaĂĽ) 
mit  gelber  Farbe;  die  Auflosong  giebt  tait  essigsaurem  Blei  einen 
gelben  Niederschlag.  Es  scbniilzt  in  der  Hhze ;  bei  höherer  Ten* 
perattfr  steigt  es  an  den  Wanden  des  GeClsses  empor,  worin  man  ea 
erhiti^t,  aebeifit  sieh  aber  ohne  Zersetzung  nicht  zu  ferilflcktigea. 

Die  Darstellung  dieser  Verbindong  gelingt  nicht  immer  und  ge- 
sobieht  nicht  selten ,  das«  man  bei  der  Befaandhmg  der  Verbindung 
des  Athafmantin  mit  Salzefiure  nur  Oroselon  erhalt. 

Das  JMti/^,  s.  8  1929. 

8  2283.  Das  Biain.  Diesen  Namen  hat  man  dem  Farbstoff 
des  Otlean^)  gegeben. 

Der  Oriean  ist  ein  rotber  Teig ,  welchen  man  in  SCldamerikt 
durch  Zerquetschen  der  Beeren  von  Bixa  orellana^  L.  erhalt;  er 
kommt  gewöhnlich  in  Brodln  von  t  bis  2  Kilogramm  zu  uns«  ein- 


1)  Die  Aoalyic  ?on  SchnedtrmanQ  u.  Wiackler  wurde  mit  der  ans  AtbamaDtia 
erhalteoen  Substant  rorgeDommen ;  die  von  Wagner  mit  solcher  aas  Imperatoria 
mit  allcolioliscber  Kalitosung. 

Mao  bemerkt,  dass  das  Oroselon  und  sein  Hydrat  dieselben  Verbaltnisse  geg^a- 

leHfg  darbieten  ,  wie  die  wasserfreie  BenzoCsiore  ond  deren  Hydrat. 

Oroselon  oder  Peucedyiozyd  C|«  H5  0« .  0  ( 

CuH50,.0( 

Peucedylhydrat  C,«  Hb  0,  .  0  j 

H0( 

Das  OmypmKedmdn  voa  Botba  scbeiot  derselbe  Körper  aa  sein.. 

S)  Bomseingattll,  Aon.  de  Cbim.  et  de  Pbys.  ZITUI.  440. 

Der  fransösische  Name  ist  Rocoo  vom  brasilianischen  Worte  Omca  (Han- 
boldt,  Reisen  VI.  317). 

Oriwo  fonOrellanD,  der  IMl  den  AmacoBODattsa  beftihr,  welehtr  dathalb  eine 
Zeit  lang  Orellana  biess.     Bixa  nennen  ihn  die  Eiogebornen  auf  den  Aalillsa* 


m 

gewickelt  in  SchilfrbUer.  Mm  ibeoOtzt  ihn  zum  Farben  v^n  Eob 
Firaiss,  Butler,  KSfle,  Wachs.  Er  wird  auch  zuweilen  in  derFar^ 
berei  angewendet ,  namentlich  für  Seide ,  welche  er  abne  Vermilt» 
liiog  durch  Beize  filrbt;  aber  die  Farben ^  die  er  liefert,. aind  sehr 
Terginglicb. 

Man  kann  den  Farbstoff  des  Orlean  ausziehen ,  indem  man  iho 
mit  atzendem  oder  fcohlenaaurem  Kali  behandeli,  und  die  Aufldsuog 
mü  Essigsäure  Qbersättigt»  der  Farbsloff  scheidet  sich  nachher  mit 
orangegelber  Farbe  ab. 

Nach  Che?reu]  enthält  der  Orlean  zwei  Farbstofle:  der  eine, 
das  Orellin,  ist  gelb ,  auflflslich  in  Wasser  und  Alkohol «  schwer  l6^ 
lieh  in  Aetber,  färbt  mit  Alaun  gebeizte  Stoffe  gelb ;  der  andere,  das 
Biiin,  ist  wenig  löslich  in  Wasser,  leicht  loslich  in  Aether  und  Alko- 
hol, die  eine  Orangefarbe  davon  annehmen. 

Nach  Kerndt^)  enthält  das  Bixin  CmHis^s«  In  £euchle«  Zu- 
stand in  Berührung  mit  Luft  gelasten  soll  es  sich  verändern ,  indem 
es  sich  zum  Theil  in  Onellin  umwandle. 

Wenn  man  den  Orlean  mit  concentrirterSchwefeIsä«M*e  versetzt« 
nimmt  er  eine  ind^blaue  Farbe  an ,  welche  allmäüg  in  Grün  oder 
Violett  ttbergeht«  Diese  Eigenschaft  unterscheidet  den  Orlean  von 
andern  Farbstoffen^.  Salpetersäure  ertheUt  ihm  eine  grüne  Farbe, 
die  bald  in  Gelb  ĂĽbergeht. 

Der  Orlean  lOst  sich  leicht  in  Terpentinöl  und  feUen  Oelen. 
Ein  GeoMuge  von  Orleao  mit  einem  fetten  Körper  verwenden  die  Ca* 
fadwa ,  um  ihren  Kürper  damit  zu  bemalen« 

%  2284«  Das  BrasUin  zieht  man  aus  dem  Brasil-  oder  Feiv 
■ambttkholz,  Caem^mima  echtmUa^  La»,  von  der  Familie  der  Le- 
gnariiioseB.  Dia  Infusion  dieses  Hohes  ist  rolhhoh  gelb,  rOthet 
sich  nehr  an  der  Luft,  verblasst  auf  Znsatz  von  etwas  Schwefel-, 
Sah-  oder  Salpetersäare  und  rüthet  sich  dnrch  UebersiAiuas  von 
Säure  unter  Absatz  von  Flocken.  Schwelelwaaserstoffgas  und 
sehweBige  Säuve  cntfilrben  sie;  starke  fiäuren  stellen  die  rothe 
Farbe  der  Flüssigkeit  wieder  her.  Alkalien  (äthtn  sie  violeAt,  ein^ 
Reaction ,  welche  zu  ihrer  Ermittlung  dient.    Phosphor- ,  Schwefel-, 


i)  K  ex  D  d  t ,  Aissertaüo  de  iirac.  a^ragi  «t  biua  oreUanae,  Leipzig  1849  und 
Jabresber.  foo  Liebig  u.  Kopp  1849  S.  4ä7. 

2)  Daa  Safrasgelb  xerbalt  sich  anf  fihnlicbe  Weise. 


894 

Salz-,  Salpeter-,  CitronsSure  etc.  fiirben  das  mit  Fernambuk  gefilrbte 
Papier  zuerst  roth ,  dann  gelb ,  oder  selbst  sogleich  gelb ;  schweflige 
Säure  bleicht  es. 

Nach  Chevreul  ^)  krystallisirt  das  Brasilin  in  kleinen  orangegel- 
ben Nadeln,  di^  sich,  wie  es  scheint ^  zum  Theil  durch  die  Hitze 
verflQchtigen ,  zum  Theil  zersetzen.  Salpetersflure  wandelt  es  zum 
Theil  in  Pikrinsäure  um.  Es  ist  loslich  in  Wasser,  Alkohol  und 
Aether.  Die  wflssrige  Auflösung,  welche  röthlich  gelb  ist,  filrbt  sich 
stärker  an  der  Luft;  Schwefel wasserstofi*  entfärbt  sie,  Alkalien  Ikr- 
ben  sie  violett;  Blei-  und  Zinnsalze  wirken  auf  ähnliche  Weise  und 
geben  gefärbte  Niederschläge.  Der  Alaun  giebt  damit  einen  roLhen 
Lack. 

Es  ist  möglich,  dass  das  Brasilin  derselbe  Körper  wie  das  Hä- 
matin  des  Canipechenholzes  ist  (%  2307). 

§  2285.  Das  Bryonin^)  ist  der  Bitterstoff  der  Wurzel  der 
ZaunrĂĽbe  {Bryonia  alba  und  B.  diotca).  Zu  seiner  Darstellung 
behandeln  Brandes  und  Pimhaber  diese  Wurzel  mit  siedendem 
Wasser,  fällen  den  filtrirten  Auszug  mit  basisch  essigsaurem  Blei, 
zersetzen  den  Niederschlag  mit  Schwefelwasserstoff,  dampfen  die  fil- 
trirte  Flüssigkeil  ab  und  erschöpfen  den  Rückstand  mit  Alkohol. 

Ein  andres  Verfahren  besteht  nach  Dulong  darin ,  den  Saft  der 
ZaunrĂĽbe  zum  Sieden  zu  erhitzen ,  nach  dem  Absetzen  zu  filtriren, 
abzudampfen ,  den  RĂĽckstand  mit  Alkohol  zu  digeriren ,  die  lA^uog 
wieder  abzudampfen  und  den  RĂĽckstand  mit  Wasser  zu  behandeln ; 
dieses  bemächtigt  sich  des  Bryonin ,  welches  man  beim  Abdampfen 
in  trocknem  Zustand  erhält. 

Das  Bryonin  bildet  eine  gelblich  weisse,  bisweilen  rothe  oder 
bräunliche  Masse ;  der  Geschmack  ist  anfangs  etwas  zuckerähnlich, 
dann  zusammenziehend  und  von  starker  Bitterkeit.  Es  ist  auBo«- 
lieh  in  Wasser  und  Alkohol,  unlöslich  in  Aether.  Es  entwickcb 
Ammoniak  (?)  beim  Erhitzen  und  muss  sonach  Stickstoff  enthalieo. 

Schwefelsäure  löst  es  mit  anfangs  blauer,  dann  grüner  Pnrbe« 
Alkalien  verändern  es  nicht. 

1)  Chevreul,  Aon.  de  Chimie  LXVf.  226.  —  Bonsdorf,  Ann.  de  Cbia. 
et  de  Phys.  XIX.  283. 

2)  Vita  Ms,  Fremy,  Chevalier,  Joom.  de  Cbim.  m^dic.  1.348.  —  Van- 
qnelin,  Aon.  du  Museum  VIII.  80.  —  Do  long,  Jourü.  de  Pharm.  Xlf.  158.  — 
Brandeau.  Firnhaber,  Archiv  f.  Pharm,  t.  Brandes  III.  386. 


395 

Die  wassrige  AnOosung  wird  von  salpetersaureon  Silber^  von 
salpetersftorein  Quecksilberöxydul  und  basisch  essigsmirem  Blei 
weiss  gefilllt. 

Es  wirkt  wie  ein  drastisches  Purgiroiittel  und  in  starker  Gabe 
selbst  wie  ein  Gift. 

S  2286.  Das  Cennabm  0.  Mit  diesem  Namen  belegen  T.u.  H. 
Smith  eine  hanige  Substanz ,  welche  sie  aas  dem  Hanf  auf  folgende 
Weise  aussogen  :  man  digerirt  die  Pflanze  mit  lauem ,  öfters  erneu* 
fem  Wasser^  bis  dasselbe  farblos  bleibt,  nMcerirt  dann  in  der 
Warme  drei  Tage  lang  mit  Auflösung  von  kohlensaurem  Kali ,  um  die 
▼erschtedenen  Pacbstoffe  zu  entfernen ;  zuletzt  erschöpft  man  mit 
AlkohoL  Das  CUdrophyll  wird  durch  Zusatz  von  Kalk  geftilll ;  man 
entlUrbt  mit  Thierkohle  und  erhalt  nach  Verdunstung  des  Alkohols 
mn  braunes^  sehr  giftiges  Harz,  welches  das  Cannabin  ist. 

$2287.  Das  Cantharidm^),  CioHeO«  wurde  entdeckt  ?od 
Robiquet ;  ihm  verdanken  die  Canthariden  ihre  blasenziehende  Wir* 
kung«  Man  erhalt  es  durch  Erschöpfung  der  Canthariden  durch 
Alkohol  von  0,84  in  einem  Verdraogungsapparat;  man  vertreibt 
doreh  Destillation  den  grOssten  Theil  des  Alkohol;  es  entstehen 
swei  Schichten  in  der  Flüssigkeit,  deren  obere  grün  und  ölig  ist  und 
betfli  Erkalten  zur  festen  Hasse  gesteht.  Man  reinigt  das  Product, 
indem  man  es  in  siedendem  Alkohol  auflöst. 

Das  Cantharidin  krystallisirt  in  färb-  und  geruchlosen  rhomboi- 
dischen  Tafeln ,  schmilzt  bei  210^  und  subiimirt  in  Nadeln ;  die  al- 
koholische Auflösung  setzt  sie  in  Blauchen  ab.  Es  lost  sieh  auch  in 
Aetzkali ;  Essigsaure  schlagt  es  wieder  daraus  nieder.  Es  ist  un- 
MiOoslich  in  Ammoniak.  Die  fetten  und  flĂĽchtigen  Oele  losen  es 
auf;  ein  Gran  Cantharidin  in  einer  Unze  Fett  verursacht  noch  einen 
sehr  starken  Blasenzug. 

Es  enthalt : 

RegnauU,  Berechnet. 

Kohlenstoff    S0,39  61,01  60,70  61,32 

Wasteratoff     6,33     6,22    6,19  6,12 

Sauentoff  „         ,,         n        .       32,66 


100,00. 


1)  T.  n.  H.  Smith,  Pharroaceot.  Journ.  and  Transact.  Vf.  127  u.  171. 

2)  R 0  b  i q n et ,  Ann.  de  Cbim.  LXXVl.  302.  —  RegnauU,  Ann.  de  Cbim. 
€i  de  Pbja.  LIVIII.  159.      . 


2M 

Hati  leitet  V^n  diesen  Annffsen  <lie  Formet  CioHe^i  ^* 

%  298B.  Das  CäfipHn  0  ist  nach  Wack^nroder  in  '^er  Wand 
der  Mohre  (Daueus  Carota)  enthalten.  Um  es  zu  erhalten ,  drOelEt 
Zeise  den  Saft  det*  Wcn^telti  ans,  t^eHimit  ihn  tuit  4  bis  5  Votamen 
Wasser  und  setzt  mit  ihrem  lOfachen  Votum  verdĂĽnnte  SchwefalsiiiM 
2U;  der  Zttsats  «kwr  selir^hlUiMA  Menge  diitser  SMre.|;«nagt,  den 
Farhstoir  des  SflAei^  veIHLoiniiiien  ftü  Mlen;  IMo  decniHiiit«  wlgcbl, 
und  koeht  die  teigige  Maas«  .eine  .o^der  anderthalb  Stunden  mit'ZieniiA 
tHmcentrirterKalMauge,  welebe  das  Oeljverseilt,  ohne  anf  da«'GainitiA 
SU  wirkea.  Man  trennt  beideSubitanken  dnroh  FiltraliĂĽn  and  wIolM 
mit  Wasser.  So  dargestellt,  enthMl  das  Garoliii  üboh^rineaalcig« 
Substans ,  weiche  man  durch  Zueatt  von  ttbortobtsaigtr  verdanutar 
Schwef^laMre  su  der  erwĂĽraoten,  in  Wasser  miferflbrtea  MaM 
beseitigt ;  man  wisoht  hierauf  Und  behandelt  morst  orit  oebwaelleMi« 
dann  mit  fast  absoNitem  Alkohole  um  die  Mt^  Sutistani  waKiuncilK 
men.  Man  verdampft  im  Wasserbad  zur  Trockne  und  voHeuAK  dM 
Iteinigung  des  Carotin^  indem  man  es  in  Schwofelkohionatoff  n«f^ 
lost;  die  Auflösung  ist  roth  gefUrlH  d^unoh  einen  Iremden  Körper^ 
Man  nimmt  durch  Dtotiilation  drei  Vftarlel  des  LoaudgsOHlials 
lieizi  zum  ROekstand  absoluten  Alkohol  und  stellt  ^e  FHlaaigkeH 
eftnor  Schale  hin ;  das  Carotin  scheidet  sieh  bald  in  tkraon 
liehen  Kryslalien  ab ,  welcbe  mkn  mit  Absolutem  Alkohol  oo 
tlFSsoht ,  als  sich  derselbe  ftvbt« 

So  gereinigt  bietet  das  Carotin  viele  Aehnlichkeit  nit  dorn 
Mober  oder  mit  frisch  durdk  Wasserstoff  redueirtem  Kupfer;  es  bn*^ 
Mat  einen  sehr  schwachen  Geruch,  ist  sohiverer  als  Wasser,  worin 
«s  voHkommevi  nnaufloslich  ist,  es  ist  sehr  seliwer  loalich  in  iUkobali 
flotegeist,  Aetfacnr  und  Aoeton.  B«!  M&^  schmilnt  es  tur  dunkoi^ 
rothen  durchsichtigen  FlĂĽssigkeit,  die  beim  firkahMI  zur  glasigon 
Masse  gesteht.  Nach  dem  Schmelzen  lOst  es  sich  ^emMch  leicht  in 
Aether  und  Alkohol ,  aber  diese  AuBosungen  geben  beim  Abdampfen 
blos  eine  amorphe  Hasse. 

Nach  den  Analysen  von  Zefse  enthslt  das  Carotin  nur  Kohlen- 
stoff und  Wasserstoff  in  demselben  Verhaltnisse  (G^Hi)  wie  da» 
Terpentinöl. 

Bei  2S7<^  verkohlt  es  unter  Bildung  eines  olartifen  Karpem 


1)  Zeise,  Add.  de  Chim  et  de  Pbys.  [3]  XX.  1S5. 


am 

n^bst  etWM  Gm;  an  d^  Loft  «rMtsc  'bwmiit  es  niitl^lininlt 
flliilttriasMHig  «kies  MickeCMNies. 

1*re«lines  Chlor  wji-kt  nicht  auf  irochnes  Caroiin ,  aber  g«sflttig« 
tee  Ghlorwaeeer  verwtnidelt  es  in  eihen  gechJ^ite»  Mörpef «  Her  toU» 
iHMüflsen  fllifblos ,  Mfoslieh  in  Wasser ,  siemHch  leiobt  tosKch  in  Ai» 
kolKil.ifiHl  Aether  onrd  sehr  lekshl  löslich  iti  SohwefeHuriiienetolf  iel{ 
betau  Abdempfeti  dieser  LoeutigiMi  bleibt  eine  spröde  bärtige  Masse 
lurtldi. 

$2289.  "  Das  CaHhantbi^y  —  Die  Saßiorblüten  enthalten 
xwei  Farbstoffe ,  einen  gelben  und  einen  rothen ;  letttrer  alMn  IhiI 
Wichtigkeit  fĂĽr  die  Fa^be^ei. 

a.  Der  gelbe  Farbttoff.  Vto  densehen  zu  erhalten ,  erschöpft 
man  den  Safflor  ihit  Wasser,  sSluert  die  Flüssigkeit  mit  Essigsäure 
an ,  und  mit  mit  tiberscfiOssigem  essigsaurem  Blei ;  der  IHtckstand 
eothSlt  gnmtiii-  und  eiweissartige  TheHe,  wahrend  die  FlĂĽssigkeit 
die  Bleiverbindung  des  FarbstolTes  aufgelost  halt.  Um  diese  Ver* 
bjndang  zu  isolircn ,  hedtralisirt  man  die  FlĂĽssigkeit  mit  Ammoniak, 
so  da^  sie  gefällt  wird.  Man  erhsit  reichliche  orangeftirbene 
FloidieD,  die  man  von  dem  Farbstoff  befreit ,  indem  man  sie  durch 
Terdimnte  Schwefelsaure  zersetzt;  man  filtrirt,  schlägt  die  über- 
schlissige  Saure  durch  etwas  essigsauren  Baryt  nieder,  filtrirt  aber- 
mals ,  und  concentrirt  die  fillrirte  FlĂĽssigkeit  in  einer  grossen  fle* 
torie.  Man  muss  bei  diesen  Arbeiten  so  viel  als  möglich  die  Be- 
rJDhrung  der  Luft  mit  dem  Farbstoff  vermeiden ,  denn  er  wird  rasdi 
davon  verändert.  Man  dampft  die  Flüssigkeit  zurSyrupconsistenz  ab, 
behandelt  den  RĂĽckstand  mit  absolutem  Alkohol ,  mn  einige  fremde 
Substanzen  zu  f^flen,  filtrirt,  dampft  nochmals  zur  Syrupconsistent 
ab  ond  lost  den  RĂĽckstand  in  vielem  Wasser. 

Man  erhalt  eine  gelbe  Losung,  wahrend  dfe  veränderten  Thelle 
angelost  zurückbleiben.  Diese  Auflösung  bat  ein  starkes  Färbungs- 
â–ĽennOgen,  hat  einen  bittersalzigen  Geschmack  und  einen  eigenthĂĽm- 
lichen  Gerudi ,  zeigt  eine  saure  Reaction  und  scbfidet  sich  bei  Be- 
rObruDg  mit  Luft  allmalig  ab  unter  Bildung  eines  braunen ,  in  Alko- 
hol löslichen  Sediments. 

Die  Verbindung  des  Safflorgelb  mit  Blei  erhalt  man  in  reinem 
Zustand,  wenn  man  die  Auflösung  etwas  mit  Essigsaure  ansäuert 


i)  Schlieper,  Abd.  der  Chem.  n.  Pharm.  LVIIL  362: 


298 

«nd  imi  eiDem  Uebersebiitg  yod  essigsaurem  Blei  ßllk.  Der  Nieder^ 
schlag,  welcher  so  entsteht,  ist  die  durch  BerĂĽhrung  mit  LafilM- 
reits  verhinderte  Verbindung ,  wtthrend  die  reine  Verbindung  in  der 
sauren  Auflösung  bleibt.  Man  filtrirt  und  fällt  die  flitrirte  Flassig* 
keit  mit  Ammoniak.  Es  entstehen  reichliche  dunkelgelfoe  Fleckes, 
wekhe  Schlieper  durch  die  noch  sehr  streitige  Formel  CtfHi^On, 
3 Pb 0  ausdrĂĽckt.  Analyse:  Kohlenstoff  17,85;  Wasserstoff  1,93; 
Bleioxyd  63,61  — 63,54.) 

Die  Bleiverbindung  der  oxydirten  Substanz  wĂĽrde  nach  Schlieper 
Csi  H|9  Ois  f  Pb^O  enthalten . 

Ăź.  Der  rothe  Farbstoff  oder  das  eigentliche  CarihĂĽmin.  ĂĽb 
es  aus  den  Safflorblüten  zu  erhalten ,  erschöpft  man  sie  mit  kalten 
mit  Essig  angesäuertem  Wasser,  um  den  gelben  Farbstoff  wegto- 
nehmen ;  hierauf  mit  einer  verdünnten  Auflösung  von  kohlensaureni 
Natron,  bringt  einen  Sträpg  Baumwolle  in  die  Auflösung,  fällt  mit 
Cilronensaft,  wäscht  den  Strang  mit  kaltem  Wasser,  löst  den  darauf 
fixirten  Farbstoff  wieder  in  Soda  und  fällt  ihn  von  neuem  mit  Citrooea- 
sali.  Decauthirt  man,  filtrirt  und  trocknet  die  gefĂĽllte  Masse,  8oe^ 
hält  man  das  Carlhamin  rein. 

Nach  Berzelius  ist  es  unerlässlich ,  das  Carthamin  auf  Zeof 
niederzuschlagen,  die  alkalische  Auflösung  liefert  dann  durch Fif- 
lung  mit  reiner  Citronsäure  ein  sehr  schönes  Carthamin. 

Es  ist  eine  pulverige  Substanz ,  in  Masse  betrachtet  auf  der 
Oberfläche  grün  mit  metallischem  Glanz ;  in  dünnen  Schiebten  ist 
es  purpurroth ;  es  röthet  feuchtes  Lackmuspapier.  Es  ist  uDlOsiich 
in  Wasser  und  Säured ,  leicht  löslich  in  Alkalien  und  bildet  damit 
eine  farblose  oder  gelbe  Verbindung ,  welche  nach  Döbereiner  xua 
Theil  krystallisirt.  Säuren  fallen  es  daraus  mit  roscnrotber  Farbe. 
Es  ist  schwer  löslich  in  Alkohol  und  noch  weniger  in  Aether. 

Das  Carthamin  scheint  zu  enthalten  C^g  H|e  0|4 : 


Schlieper, 

Berechnet. 

KohleDtloff 

^^56,90    «6,88     56,02 

66,75 

Wasserstoff 

»,61       6,60      6,61 

5,40 

Sauerstoff 

it           >i            f) 

37,8» 

100,00. 

Die  ammoniakalische  Auflösung  des  Carthamin  erzeugt  in  essig* 
saurem  Blei  einen  braunrothen  Niederschlag  von  veränderlicher  Zu- 
sammensetzung. 


299 

Man  benutzt  das  Carthaniin  zum  Farben  von  Rosenrotb ;  ebenso 
in  der  Malerei  und  zur  Darstellung  ?on  rother  Schminke  iBouge 
vegetal).  Es  Hirbt  Seidenzeuge  sehr  schon  rosenrotb,  aHein  dio 
Farbe  verblasst  schnell  am  Sonnenlicht. 

S  2289*.  Das  Caryopktfllm^),  C^o  H,eOa,  entdeckt  von  Lodi- 
bert,  kommt  in  grosser  Menge  in  den  moinkkischen  Gewttrznetken 
{Caryophyllus  aromaticus,  L.)  vor  und  in  kleiner  Menge  in  der 
Nelke  von  Bonrbon ;  die  von  Cayenne  scheint  gar  keines  zu  ent- 
halten. 

Man  erhält  es ,  indom  man  die  Nelken  kalt  mit  Alkohol  vierzehn 
Tage  lang  stehen  lasst ;  die  PiQssigkeit  bedeckt  sich  dann  mit  Kry- 
stallen,  welche  man  durch  NalronlOsung  von  meiner  harzigen  Sub- 
stanz reinigt. 

Man  kann  die  Nelken  auch  mit  Aether  erschöpfen  und  die  athe* 
rische  Anflosung  mit  Wasser  schĂĽtteln ;  das  Caryophyllin  trennt  sich 
dann  und  kann  mit  Ammoniak  gereinigt  werden. 

Das  Caryophyllin  bildet  seidenglanzende ,  strahlig  gruppirle  Na« 
dein  ohne  Farbe,  Geruch  und  Geschmack.  Es  schmilzt  schwer, 
indem  es  sich  zum  Theil  verändert  (Dumas);  bei  ungefllhr  285^ 
snblimirt  es  (Muspratt).  Wenig  loslich  in  kaltem  Alkohol ,  lost  es 
sich  in  Alkohol  und  in  Aether  leicht  beim  Kochen.  Auch  in  ätzen- 
den Alkalien  lost  es  sich  in  der  Wärme. 

Nach  den  Analysen  von  Dumas,  bestätigt  durch  die  von  Ettling, 
Mylios  und  Muspratt,  besitzt  das  Caryophyllin  die  Zusammensetzung 
des  Camphers  der  Laurineen. 

In  der  Kälte  lOst  die  Schwefelsäure  das  Caryophyllin  mit  rolb«r 
Farbe;  in  der  Warme  schwärzt  sich  das  Gemenge.  Concentrirte 
Salpetersäure  verwandelt  das  Caryophyllin  in  eine  harzige  Substanz. 

f  2289^.  Das  Cascarätin  ^)  ist  der  Bitterstoff  der  Cascarille 
(der  Rinde  von  Croton  eleuieria,  Swartz),  Familie  der  Euphorbia* 
ceen.     Um  es  zu  erhalten,   behandelt  man  die  Cascarille  in  einem 


I)  Lodibert,  Jouro.  de  Pharm.  XI.  101.  —  Bonastre,  ebenda  XI.  103; 
Uli.  519.  —  Chazereau,  ebenda  XII.  258.  ;—  Dumas,  Ann.  de  Chim.  et  de 
Pbj0.  LIII.  160.  —  EttÜDg,  Traitä  de  Chim.  organ.  II.  171.  —  Mylios, 
ioara.  f.  prakl.  Chem.  XXII.  105.  —  J.  S.  Moapratt,  Pbarmac.  Jouro.  and 
Trintacl.  XI.  348;  a.  Joorn.  de  Pharm.  [3]  X.  490.    • 

S)  Dofal,  Joorn.  de  Pharm.  [3]  VIII.  91. 


800 

V«rdriogttn9»iipfMirat  mit  W«»or ;  bcUI  iu  4eu  fereioigten  FlQssig- 
keitea  eitsigsaares  Blei  und  nimmt  deo  tleberachus  desMlben  darch 
ScbwefelwaiMerstoff  wieder  weg.  Man  Allrjit  wieder  und  dampft  auf 
etwa  zwei  Drittel  ein ,  setzt  alsdana  etwa»  Beinacbwarz  zo  und  ü\r 
trirt  nocbmals.  Man  setat  das  Abdampfen  bei  möglichst  niedriger 
Temperatur  fort.  Wenn  die  FlĂĽssigkeit  eine  gewisse  Gonsistenz  er- 
langt bat,  IXsat  man  sie  kalt  werden;  es  entsteht  ein  Absatz,  den 
man  zuerst  mit  kaltem  Alkohol  wäscht,  um  gewisse  FetI-  und  Farb- 
stoffe zu  beseitigen,  und  dann  dasCascarillin  mit  kochendem  Alkobd 
daraus  zieht.  Man  reinigt  es  durch  Beinschwarz  und  UmkryslalUsireo. 

Das  Caacarillin  ist  ferblos  und  erscheint  unter  dem  Mikroskop 
in  prisroatiacfaen  Nadeln ,  bisweilen  auch  in  sechsseitigen  Tafeln.  Es 
ist  geruchlos ,  aber  auf  die  Zunge  gebracht ,  entwickelt  es  alimalif 
ekien  bittern  Gescbmack.  Es  isl  sehr  schwer  löslich  in  Wasser, 
auilöalicb  in  Alkohol  und  Aetber.  Es  schmilzt  in  der  Warme  w 
syrupartigen  Flüssigkeit ,  welche  sich  bei  höherer  Temperatur  ze^ 
setzt  unter  Entwicklung  eines  aauren  Dampfea. 

Cenoentrirte  Schwefelsflure  lOst  es  auf,  indem  sie  sick  daaiit 
donkelroth  fifrbt;  Zusatz  von  Wasser  Mit  die  AuflOsumg  und  erlbeitt 
ihr  eine  grttoe  Farbe,  Salzsflure  lOst  es  gleicbblls  auf«  indem  sie 
eine  violette  Farbe  aaniromt,  welche  der  Zusatz  einer  kkiifla 
Menge  Wasser  in  Blau  überführt ;  ein  stärkerer  Zusatz  macht  die 
Farbe  grttn. 

Die  wflssrige  Auflösung  des  Cascarillin  wird  weder  durch  aea* 
trales  oder  basisches  essigsaures  Blei,  noch  durch  Tannin  oder  Al- 
kalien gefallt. 

%  2289'.  Das  Castarin  ist  eine  eigenibomliche  Fettsubataat 
des  Castoreum^).  Eine  Auflösung  von  Castoreum  in  6  Tbeilen  Al- 
kohol warm  gesättigt  setzt  beim  Erkalten  gewöhnliches  Fett  ab;  die 
Mutterlauge  liefert  bei  langsamer  Verdunalung  Krystalle  von  O 
aloriA. 

Durch  wiederholtes  Umkrystallisiren  gereinigt  bildet  diese 
Substanz  durchsichtige  platte  vierseitige  Nadeln ,  welche  in  geriogeai 
Grade  den  Geruch  und  Geschmack  des   Castoreum  besitzen,    b 


1)  Bizio,  Giornale  di  flsica,  chinic«  etc.  d«  ^oguteUi  XVH.  174.  — 
Brandes,  ArchW  d.  Pharm.  XVI.  381.  —  Wiockicr,  MaasL  I.  PkanMc: 
XIII.  171. 


SM 

scbmiht  IQ  siedendem  Waeeer  und  gevtebi  beim  Erkalten  zur  berteiiy 
MrreiUioben  doreheichtigeD  Masee.  lalter  Alkohol  Uiet  es  zieaiMcb 
•chwer  aof ,  Aether  sehr  li^ht,  ftochlige  Oele  nur  in  der  Wflrme. 
fe  acheint  aieh  wit  den  WateerAhnpfen  m  verfliJcbtigen. 

Es  löst  sich  gleichfalls  in  kochender  rerdannter  ScbwefblsSore 
und  schlägt  sich  beim  Erkalten  in  krystilKsiKem  Zostand  daraos  nie- 
der; ebenso  loat  es  sieb  nnverSiMleri'  in  oooeeutrirter  Essigsftore  und 
in  Ataeoden  Alkalien» 

Nach  Brande»  sali  d^s  Castoria  mit  Sal»peiersflare  eine  eigen- 
thĂĽndicha  Sftaie  lietem. 

1 2390.  Das  Cath«^tin^)  iat  nach  Laasaigne  u»  Feneulle  der 
abinhi^nde  Bestandtheil  der  Senna  (IMätter  und  Früchte  von  mehre- 
ren SMuebern  dar  Gattung  Cassta ,  Familie  der  Legfnminosen).  Dm 
es  daranalellen,  bebandek  man  die  SannesbiMter  mit  AlkidiolY 
damj^  den  albobeiischen  Auszug  ab,  nimmt  den  RĂĽckstand  mit 
Wasser  auf,  setzt  easigsaures  Blei  zur  wSssrigen  Flassigkeit ,  flltrin 
den  Niedersebiag  ab,  leitet  einen  Strom  Scbwefelwaeserslofi  ein,  &U 
irirt  das  Schwefelblci  ab  und  dampft  ab. 

Das  Cathartin  bildet  eine  gelbUchbranne ,  unkrystailisirbarey 
dorchscbeinende  Nasse  von  ebelhaft  bitterem  Geschmack ,  auflostieh 
hl  Waseer  und  AIfcidiol,  nnanflöslich  in  Aetber«  Bei  der  troekoeo 
Deaiilbtion  liefert  es  stiekstoHrreie  Producte.  Alkatien  briiunen  es; 
basiscfa  esaigsaorssBlei  und  Galhistinotur  ftllen  es  gelb. 

f  2291.  Da«  CheUdoa^anthin^  ist  eine  gelbe  bittere  Sub- 
stanz ,  welche  sich  in  der  Wurzel ,  den  Blattern  und  BlĂĽten  des  ge* 
meinen  Scbüllkrauts,  Chelidonivm  majus  findet.  Man  erhält  es,  wenn 
man  den  Saft  der  Pflanze  mit  basisch  essigsaurem  Blei  fifllt,  den 
Niederschlag  mit  Schwefelwasserstoff  zersetzt  und  daa  Schwefelbiet 


1)  BoailUn  Lagraoze»  Ann.  de  Cbim.  XXIV.  3.  —  Braconnct,  Journ. 
4e  Pbf«.  tXXXIV.  28((.  —  LaasaigD«  u.  Feaeulle,  Ana.  de  Ckim.  et  de  Pb|s. 
XVI.  18.  —  Fenealle»  Joora.  de  Pinna.  X,  69.  —  Wioekler  (Jahrb.  f.prekt. 
Fbaraa.  XlX.  233)  bezeicbaet  glei€b£üU  mit  ^^ Cathartin*'  deo  ainentoff  der 


Das  C^tisin,  welcbe«  Cbenllier  n.  Lassaigne  (Joaro.  de  Pharm.  IV.  340)  aoe 
deo  Friichteo  des  Bohaeobauma  daigeatelU  haben ,  zeigt  die  Eigeoachaften  des  Ca- 
tJiartln  der  Seonesblälter. 

S)  Probst,  Aoo.  der  Chem.  u.  Pharm.  XXIX.  128. 


302 

mit  siedendem  Wasser  erschöpft.  Es  krystalUsirt  in  verworrenen  Na- 
deln ,  am  häufigsten  aber  bildet  es  eine  gelbe ,  zerreiblicbe  Masse, 
schwer  löslich  in  kaltem ,  ziemlich  leicht  in  siedendem  Wasser.  Die 
Auflösungen  sind  lief  gelb  und  sehr  bitter;  weder  Sfturen,  nodi 
Alkalien  verändern  e3. 

Das  Cholesterin  y  s.  %  1982« 

%  2292.  Das  Chrysorhamnin^).  —  Käme  giebt  diesen  Naroet 
einem  Farbstoff,  welcher  in  den  Fruchten  des  FärberwegdomS) 
{Rhümnus  amygdalmus^  R.  oleotdeSy  R.  saxaiäis)  enthalten  ist, 
welche  unter  dem  Namen  persische  Beeren^)  zum  Gelbfilrben  be- 
nutzt werden.  Man  findet  es  hauptsächlich  in  den  Beeren,  welck 
ihre  vollständige  Reife  noch  nicht  erlangt  haben.  Diese  Beeret 
Ăźlrben  reines  Wasser  nur  sehr  wenig;  aber  wenn  man  sie  bnI 
Aether  infundirt,  setzen  sie  eine  grosse  Menge  Gbrysorhamnin  ab. 

Das  Chrjsorhamnin  ist  schön  goldgelb,  von  krystaliinischeB 
Ansehen;  man  kann  es  in  glänzenden  sternförmig  gruppirten  Masses 
aus  kurzen,  seidenglänzenden  Nadeln  erhalten.  Es  ist  kaam  auf- 
löslich  in  kaltem  Wasser  und  wenn  man  es  damit  kocht,  so  scheidet 
sich  der  gelöste  Theil  beim  Erkalten  nicht  ab,  sondern  er  verwandelt 
sich  in  Chrysorhamnin  (%  2293).  Es  löst  sich  in  Alkohol  vfld 
scheidet  sich  beim  Abdampfen  wesentlich  verändert  ab.  In  Aelber 
dagegen  löst  es  sich  leicht  und  scheidet  sich  bei  freiwilligem  ¥cf- 
dunsten  in  reinem  Zustand  ab.  Säuren  zeigen  keine  Eiowirkwi 
darauf,  aber  in  Alkalien  löst  es  sich  mit  wesentlicher  VerAndening 
auf. 


1)  Kane,  Ann.  de  Cbim.  el  de  Fbys.  [3J  YIII.  380.  —  Flearj  (Joani.  4r 
Pharm.  XXVil.  66Ă–;  o.  Ann.  der  Chem.  o.  Pharm.  XL.  320)  erhielt  aus  &tm  Bet- 
reu voo  Rhamnus  calhartica  eine  SLubataaz  (das  Rhamnin)  io  gelben  NadelD  krjUal- 
lisirt,  welche  mit  Kaoe'a  Gbrysorhamnin  identisch  au  sein  scheint. 

Buchner  (Neues  Repert.  f.  Pharm.  II.  14S;  u.  Jonrn.  de  Pharm.  [3]  XXIf- 
00)  giebt  den  Namen  Rhamnoxanthin  einer  andern  Snbstans ,  die  er  in  Aet 
und  den  Beeren  des  Faulbaums  (Rhamnm  ft*<mgula,  L.)  und  des  Rreazdora« 
Dieselbe  bildet  kleine,    sublimirbare ,  goldgelbe  Krystalle,  sehr  wenig  in  Wi 
leicht  aber  in  Alkohol  und  Aether  und  auch  in  Alkallen  löslich  mit  porpnmtko' 
Farbe. 

2)  Die  jivignonkömer  sind  von  einer  ^andern  Art  des  Wegdoms  {Rkamutm 
infectoritu ,  L.)  und  weniger  geschaut.     Man   bereitet  daraus  mit  Kreide 
gelben  Lack,  Sehittgelb  genannt. 


303 

Bei  100<>  getrocknet  enthalt  es : 


AT« 

»«. 

Bertchnet. 

Kohleostoff 

58,23 

57,81 

58,23 

Wasserstoff 

4,77 

4,64 

4,64 

Sauerstoff 

»4 

»> 

37,13 

100,00. 

Die  Formel  Cjs  H^  O^i,  welche  Kane  annimmt,  entbehrt  der 
Controle. 

Wenn  man  die  alkoholische  Anflösung  von  Chrysorhamnin  mit 
essigsaurem  Blei  versetzt,  entsteht  ein  gelber  Niederschlag,  dem 
Kane  die  Formel  Cjg  Hi^  0^ ,  2  Pb  0  giebt : 


Kane, 

Berechnet 

Kohlenstoff 

29,62 

29,98 

Wasserstoff 

2,19 

2,39 

Bldoiyd 

48,60 

48,52; 

Mit  basisch  essigsaurem  Blei  erhält  man  einen  gelben  Nieder- 
schlag, welcher  3PbO  enthält. 

S  2293.  Das  Xanthorhamnin  ist  ein  Zerselzungsproduct  des 
Chrysorliamnin.  Es  findet  sich  auch  in  den  runslicben,  dunkel- 
braunen persischen  Gelbbeeren,  welche  länger  an  den  Zweigen  ge« 
blieben  zu  sein  scheinen  als  die  hell  olivenfarbnen ,  aus  denen  man 
das  Chrysorhamin  ausziehen  kann. 

Man  kann  das  Xanthorhamnin  erhaltea,  wenn  man  das  Cbryso* 
rhamnin  mit  Wasser  unter  Luftzutritt  kocht.  Es  entsteht  eine  oliven- 
farbige FlQssigkeit^  welche  zur  Trockne  abgedampft,  eine  braune 
Masse  liefert,  die  in  Aether  völlig  unl^lich,  aber  leicht  löslich 
io  Alkohol  und  Wasser  ist. 

Man  kann  das  Xanthorhamnin  auch  aus  den  persischen  Beeren 
ausziehen ,  ohne  das  Chrysorhamnin  vorher  abzuscheiden ;  allein  es 
ist  dann  mit  einer  gummiartigen  Substanz  verunreinigt. 

Im  Vacuum  über  Schwefelsäure  verdunstet ,  wird  das  Xantho- 
rhamnin vollkommen  trocken  und  lässt  sich  pulvern ;  bdm  Erhitzen 
wird  es  aber  100<^  flĂĽssig  und  filhrt  fort^Wasser  zu  entwickeln  bis 
200^'     Ueber  200^^  zersetzt  es  sich. 

Bei  150<>  getrocknet,  enthält  das  Xanäiorhaoanin  i 


3S4 


teecbnat. 


Kohlenstoff 

52,55 

52,67 

fIKHSentoff 

l^i% 

4,58 

Sauerstoff 

»1 

42,75 

100,00. 

Kane  nimmt  dafQr  die  Formel  (^g  Hm  0|4  an ,  welche  2  Atome 
Sauerstoff  und  1  Atom  Wasser  mehr  «nthftlt  als  das  Cbrjsorbaronii. 
Nach  deoaselben  Chemiker  ettbaU  d^s  bei  100^  getrocknole  Xautbo- 
rhamnin  noch  1  Atom  Wasser. 

Die  L#8uag  des  XanthorbamDin  fällt  das  essigsaure  und  bisisch 
essigsaure  Blei.  (Der  Niederschlag  vom  erstereo  evlbalt  45,^ 
44,69  Proc.  und  der  des  let^iteren  52,30^51,38  Proc,  Bkioxjd.) 

S  2294.  Das  Cnicin  wurde  von  Nativelle  aus  dem  CardobeD^ 
dictenkraut  {Centaurea  benedictd)  erhalten  und  von  ScribeO  ooUr- 
sucht;  es  flndet  sich  gleichfalls  in  den  Blattern  der  Sterndistel (Cea- 
taurea  Calcitrapd)  und  in  allen  bĂĽtem  Pflaniae  der  zahlreiches 
Tribus  der  Cynaroce|)lialen. 

Es  ist  eine  indifferente  Substanz,  krystalliaiii  in  farbloses, 
durchsichtigen ,  atlasglänzenden ,  geruchlosen  Nadeln  von  auffalleiM) 
bitterem  Geschmack.  Es  ist  in  kahem  Wasser  kaum  lOsHch,  kocki* 
des  lost  es  weit  leichter  und  nimmt  davon  einen  zusaromeniiekea' 
bittern  Geschmack  an ;  bei  fortgesetztem  Hjichen  trĂĽbt  sich  fc 
FIflssigkeit  unter  Absatz  eines  öligen,  terpentinShnlichen  KffrpefS* 
Es  löst  sich  in  Alkohol  und  Holzgeist ,  ist  aber  fast  unauflöslich  ii 
Aetber.  Seine  alkobelisohe  Auflösung  lenkt  die  Strahlen  des  poiiri- 
sirien  Lkhtes  naob  rechts  t) ;  [a]r  ««  4. 138^,66. 

Seribe.  C^  H,«  0,«     C«  Hm  Ou 


Eobleostoff 
Wasserstoff 
Saaerstoff 

62,9    62,9 

6,9      7,1 

30,2    30,1 

100,0  100,0 

63,6 

6.9 

29,5 

100,0 

«.3 

6,8 

29,9 

100,0. 

Bei  der  iroeknen  Destillation  ealwiekelt  das  Cnicin  Dimpi^  odJ 
verkohlt  sich. 


1)  Scribe,  Compt.  read,  de  TAcad.  XV.  802. 

2)  Boucbsrdat,  Cob|«.  read,  de  l'Aced.  IViii.  800. 


m 

Schwefelsaure  lost  es ,  indem  sie  sich  stark  roth  damit  fĂĽrbt ; 
beim  Erhoben  derTemperalur  schwärzt  sich  die  Masse.  Concentrirte 
^fzsffure  fiimmt  augenbhckirch  eine  grone  Farbe  davon  an ;  wenn 
OMD  in  der  Wärme  arbeiCet,  sa  brSant  sich  die  Plasftigkeil  und  sd^r-» 
ücA  Ölige  Tröpfchen  ab ,  wekbe  beim  Ericaken  zur  hanigen  Masse 
«TSlarren. 

%  2299.  Das  Colocynthin  * )  ist  in  dem  Parenchyni  der  Colo« 
^intenffticbt  {CueuniĂĽ  ColocynthĂĽ,  L. ,  Familie  der  Gncurbita- 
^een)  enthalten,  woraus  man  es  durch  kaltes  Wasser  erhalten  kann. 
Ks  scheidet  sieh  beim  Verdampren  des  wässrigen  Auszugs  in  kleinen 
6ligen  Tropfen  ab,  die  beim  Erkalten  erstarren.  Man  kann  auch  den 
wflssrigen  Auszug  in  Alkohol  aufnehmen ,  abdampfen  und  den  Rftek- 
stand  mit  einer  kleinen  Menge  Wasser  bebandeln,  weiches  das  Colo- 
cynthin fast  voMständrg  Mit. 

Es  ist  eine  gelbe  oder  bräunliche  Hasse,  durchsichtig,  zerreib« 
lieh ,  von  muschligem  Bruch,  ausserordentlicher  Bitterkeit  und  wirkt 
wie  ein  drastisches  Purgirmitlel.  Es  ist  löslich  in  Wasser,  Alkohol 
and  Aether.  Chlor  fallt  seine  wässrige  Lösung;  Säuren  und  zer- 
fliessliche  Salze  bilden  damit  einen  klebrigen,  in  Wasser  unlöslichen 
Niederschlag.  Seine  Auflösung  wird  gleichfalls  gefüllt  durch  essig- 
saures Blei  und  durch  mehrere  Metallsalze;  Kali,  Kalkwasser  und 
Barytwasser  fällen  es  nicht. 

%  2296.  Das  Colambm^)  ist  der  wirksame  Bestandtheil  der 
Colorobowurzel ,  Coccolus  palmalus^  D.  C).  Um  es  zu  erhalten, 
bebandelt  man  diese  Wurzel  mit  Alkohol  von  75  Proc.  und  destillirt 
sammtlichen  Alkohol  ab.  Man  verdampft  den  RĂĽckstand  im  Wasser- 
bad zur  Trockne,  nimmt  ihn  in  Wasser  auf  und  schüttelt  das  Ge» 
menge  mit  Aether.  Dieser  bemächtigt  sich  des  Colombin  und  einer 
fetten  Substanz;  man  reinigt  dasselbe  durch  mehrmaliges Umkrystal- 
lisiren  aus  siedendem  absolutem  Aelher. 

Das  Colombin  krystallisirt  in  farblosen  Prismen,  die  dem  rhom- 
bischen System  angehören.   (Beobachtete  Combination  s)  oo  P .  oo  P 


1)  BracoDoot,  Jouro.  de  Phys.  LXXXIV.  338.  —  Vanquelin,  Joum.  de 
Phami.  X.  410. 

2)  Wittstock  (1830),  Poggend.  Add.  XIX.  298.  —  Liebig,  ebenda  XXI. 
ao.  —  C.  BSdeker,  Ann.  der  Cbem.  n.  Pbarm.  LXIX.  37. 

3)  G.  Rose,  Pogg.  Ann.  XIX.  441. 

Geriiardi.  Cbemie.  IV.  20 


n 


306 


00  .  OD  P  00  .  P  00 .     Neigung  der  Flachen  oo  P :  oo  P  >=  125*30'; 

ooPiooPoo  =  1520  45';  oo  P  :  oo  P  oo  =  ll?«  15';  Poo: 

P  00  =  1670  19';  P  oo  :  oo  P  oo  «=  1230  391/2*;  QoP:P»  = 
II903I'.  Die  Flüchen  sind  glänzend  und  zeigen  keine  Spaltbarkeit). 
Es  bat  einen  si'hr  bittern  Geschmack,  ist  ohne  Geruch,  äussert 
keine  Wirkung  auf  Pflanzennirben ,  schmilzt  bei  schwacher  Erhitzung 
und  liefert  durch  trockne  Destillation  am moniak freie  Producte.  Es 
ist  wenig  löslich  in  kaltem  Wasser,  Alkohol  und  Aether;  sieJender 
Alkohol  von  0,835  löst  V40  ^^^^  Vso  seines  Gewichtes.  Es  löst  sich 
in  kleiner  Menge  in  ätherischen  Oelen  und  noch  leichter  in  Kali,  ans 
dem  es  die  Säuren  unverändert  niederschlagen. 
Es  enthält  : 

Liebig .  Bödeker,      C41  Ht,  0,«  (?) 

Kohleostofr        65  J3        65,11  65,29  65,3 

Wasserstoff  6,17  5,95     6,01  8,7 

Sauerstofr  „  „         ,,  29,0 


100,0. 

Die  Essigsäure  löst  das  Colombin  und  scheidet  es  in  kry^talii- 
sirtem  Zustand  beim  Abdampfen  ab.  Concentrirle  Schwefdslffre 
löst  es  mit  Orangefarbe  auf,  die  allmälig  in  dunkelrolh  übergebt, 
Wasser  f^llt  braune  Flocken  aus  der  Auflösung. 

Die  Auflösungen  des  Colombin  werden  weder  durch  Melallsatei 
noch  durch  Galläpfehinctur  geHllIt. 

$  2297.  Das  Cubebin  ^)  Ăźndet  sich  in  den  Cubeben.  Mao 
erschöpft  den  Rückstand  von  der  Darstellung  des  ätherischf^n  Cube 
benextracts  mit  Alkohol,  behandelt  hierauf  die  FlĂĽssigkeit  mit  Kali- 
auffösung,  wäscht  den  Niederschlag  mit  etwas  Wasser  und  reinigt 
ihn  durch  Umkrystallisiren  mit  Alkohol. 

Das  Cubebin  erscheint  in  kleinen ,  färb-  und  geschmacklosfUi 
in  Gruppen  vereiniglon  Nadeln.  Es  ist  nicht  ohne  Zersetzung  ^tf* 
flüchtigbar.  Es  löst  sich  in  Alkohol  und  kaltem  Wasser  nur  in  klei- 
ner Menge.  100  Th.  absoluter  Alkohol  lösen  bei  Ifo  1,31  Tb.  Co- 
bebin;  Alkohol  von  82o  löst  0,70  davon;  aber  beim  Sieden  lO^ter 


1)  Soubeirao  a.  Capitaine,  Jouro.  de  Pharm.,  Juoi  1839  S.  355  b*' 
AoD.  der  Chem.  u.  Pharm.  XXXI.  190. 


307 

SO  viel  auf,  dass  das  Ganze  beim  Crkallen  zur  festen  Masse  gesteht. 
100  Tb.  Aether  iosen  bei  12o  3,75  Tb.  Cuhebiii  auf.  Essigsäure, 
feite  und  fllheriscbe  Gele  lösen  das  Cubebin  auf. 

Es  enibält : 

Saubeiran  u .  Capitaine  <) .        C,«  H ,  g  Ofo  (t) 

KohlensloflT      67,05     66,73     66,93  68,00 

Wasserstoff        5,80       6,48       5,64  5,33 

Sauerstoff  ,,  ,,  „  26,67 

100,007 

Concentrirle  Scbwefelsäure  färbt  das  Cubebin  rolb. 

S  2298.  Das  Curcumm^)  ist  der  harzige  Farbstoff  der  Cur- 
ciimawurzel.  Um  ihn  zu  erbalten ,  behandelt  man  zuvor  die  ge- 
pulverte Wurzel  wiederholt  mit  kochendem  Wasser,  bis  sich  das 
Wasser  fast  nieht  mehr  färbt.  Dies  hat  zum  Zweck ,  den  grösslen 
Theil  der  gummiartigen  und  extractiven  Substanzen  wegzunehmen. 
Man  trocknet  den  Rückstand ,  erschöpri  ihn  mit  siedendem  Alkohol, 
um  das  Curcumin  aufzulösen ;  man  Iflsst  die  Flüssigkeit  erkalten, 
filtrirl,  deslillirt  den  grössten  Thcil  des  Alkohols  ab  und  dunstet  den 
RĂĽckstand  zur  Trockne  ein. 

Man  erhalt  eine  braune  Masse,  welche  noch  Extraclivstoff  und 
Spuren  von  Chlorcalcium  enthält;  man  behancleU  sie  mit  Aether  und 
verdunstet  die  ätherische  Lösung  langsam;  der  Rnckslan<l  bildet 
das  Curcumin,  welches  durch  eine  kleine  Menge  ätherisches  Od 
verunreinigt  ist.  Um  das  Curcumin  zu  reinigen ,  lost  man  es  in 
Alkohol  auf  und  föllt  die  alkoholische  Auflösung  durch  essigsaui*es 
Blei,  nimmt  den  Niederschlug  in  Wasser  auf  und  zersetzt  ihn  durch 
Schwefelwasserstoflgas.  Ist  die  Zersetzung  vollendet ,  so  bringt  man 
den  Niederschlag  in  kochenden  Aether,  welcher  sich  di'S  Ciireumin 
beaiäcbtigt;  man  dampft  die  ätherische  Lösung  langsam  ab  (Vogel 
d.  j). 

Nach  dem  angegebenen  VerHibren  erhält  man  ungcfifbr  30 
Gramme  Curcumin  von  einem  Kilogramm  Curcumawurzel. 


i)  Soobeiraoo.  Caj[>itaiDe  netimeo  die  Formel  CsfUifOio  an. 

2)  A.  Vogel,  Jouro.  f.  Cliem.  u.  Phy<<.  y.  Schweigger  Will.  212.  —  Vogel, 
Juaro.  de  Pharm. ,  Juli  1815  S.259.  —  Vogel  d.  j. ,  Juurn.  de  Pharm.  [2]  II.  20; 
AoD.  der  Cbem.  u.  Pbarm.  XLIV.  297. 

20* 


wV9 

diifcnniirt  in  drohen  Blattern,  zfifiititbrarun ,  durchsichtig,  und  {[elk 
«Is  Pulver«  Es  ist  äfhiorph ,  urdosliljb  ih  Wämser ,  l^tehf  foslidi  M 
Alkohol  und  Aelher.'  Es  verblasst  allmsilig  am  SotvfiefiKchti  Es 
schmilzt  b%i  40^  und  vereinigt  sich  sehen  bei  gewöhnlicher  Tempe- 
ratur zur  zusammenhängenden  Masse. 

Es  enthält  i 

Fogel  d.  j. 

KohlenstofT         68,5$        68,53 
Wassersfofr  7,54  7^19 

Sauerstoff  23,87         24,3i 


100,00       iOO,00. 

Concentrirte  Schwefel-,  Phosphor-  und  Salzsäure  lösen  das 
€ufcu^in  rhit-  Karmesinfarbe;  Wasser  fällt  gelbe  Flocken  sius  der 
Auflösung.  Concentrirte  Essigsäure  löst  das  Ciircumin  ohne  ¥er- 
ändcfrong  der  Fafbe«     Salpetersäure  zersetzt  es. 

Borsäure  verärtdert  die  Farbe  des  in  Alkohol  gelösten  Cdreufkiiii 
Aicht;  beim  Abdampfen  der  LOsimg  setzt  sich  eine  karmesinrotbe 
Verbindung  ab*  Curcumapapier  nimmt  in  alkoholischer  BorsäurelOsung 
eme  Orangefarbe  an;  mit  Ammoniak  oder  einem  andern  Alkali  be- 
feuchtet ,  wird  es  dann  rotlibraun ,  Boraxauflosung  färbt  CurcMsi- 
papier  gleichfalls  rothbraun. 

Alkalien  lösen  das  Ciircumin  mit  braunrother  Farbe  auf.  Blei- 
rnid  Uransalze  bewirken  Hieselbe  Färbung. 

Die  Bleiterbindnng  des  Curcumin  enthält  veränderlich«  Men- 
gen (43,67  bis  66,33  Proc.)  Bleioxyd. 

9  22d9.  ,  Das  DlgĂĽnlin  ^)  ist  der  wenig  bekannte  wirksMne 
Bestntidiheil  des  rotben  Fingerhuts. 

Es  sind  mehrere  Methoden  fĂĽr  seine  Darstellung  in  Vorschlag 
gebracht  worden.     Die  von  0.  Henry  besteht  darin:   Man  behnDdek 


1)  LeRoyer,  Bil)iioth.  univ.  de  Gen^ve  XXVI.  103.  —  Laneclot  ,  Aan. 
der  Chem.  u.  Pharm.  Xil.  251.  —  Trommsdorff,  ebenda  XXIV.  240  n.  Arekiv 
der  Pharm.  X.  113.  —  Homolle,  Joora.  de  Pharm.  [3]  VII.  87.  —  Beorj, 
ebenda  VII.  400.  —  Homolle  a.  Qaetenne,  Mdmoi^es  snr  U  digitallDe, 
1891;  im  Ao»ng  Repert.  f.  Pharm.  [3]  IX.  2.  —  Walz,  Jahrb.  f.  prakt.  PImi 
tlS.  120;  XXI.  29;  XXIV.  86.  Im  Aoszag:  Repert.  f.  Pharm.  [3]  IX.  1.  ^ 
Bachner  d.  i.,  Bepert.  f.  Pharm.  [3]  IX.  6. 


eifi  Rilogr^npoi  gr9()Iipb  ge^uly^r^  BIliUer  4(t»  roibßq  fingerhirts  mir 
A|koM  vpp  32  iBl^acl  ]^i  geiinder  VfjtfVßß,  w|i|  den  grjBßseiM 
Tbeil  iM«  Atto)io|9  dvi^oh  Oi^fttillaiüon  ^k,  b^b0»4e||  de«  DefttiM^^kMiar 
rffcMUnd  m\  einer  Mi#cl)ivig  von  250  Qnmf^  ^i^^%/dr  und  S^Framia 
ßftMgs^igjra ,  selnl  aiwa#  rcjue  TbieiiKoU«  am ,  i^fulraliftifi  4ie  {uiv.Qr 
QMrirIf  upd  niU  390  i>W  500  ßrajnim  Wa^s^r  T/»rd4liii»ie  Fla$6igfc«il; 
Hiit  Ammm^k ,  fiAH  hiĂźrj^uf  d^  DigUaJin  mU  Miein  frificben  cw^ 
«CDtrirten  (;9M4pfdaurgM9ß,  V«r  I9ied«Tft€hteg  IIU9  gftrbMMr^Q)  Digtr 
talin «  vom  Ansehen  eines  S6bw.9rzj)rauni9p ,  «vej^^n  Harzes «  >i'ird 
hierauf  noch  feucht  isprgrfltj^  nüit  «i^m  PriiUel  aein^a  Gewichtes 
iein  gepulvertei*  BleigkHle  bei  «la^sigirir  WJU-nM»  zufmfhm^ngßwhen. 
Ifav  digsirirt  4a8  jCeoiec^  mit-  aeinien»  doppeltep  GeMicbi  Alkp\>»l 
woii  32<^,  fikrirt,  behandelt  die  alkoboliscbe  gelbgr^nß  Al»flO$m«g  mit 
Thierl^.oble ,  filfjrirt  9Ji>.erm9[s  pQd  ver^ai^f^A  |ao^Mirn  iio  Trocken- 
r^.vnp.  fJun  wirjd  |[}ip  getracj^flefp  3Mb.8t§JI?z  ^W^ir  qdyr  jijrejmal  ^i^t 
siedendem  re^liflpirteji  Aeihef  beh^.^del^  Wj»s  die/ser  pLcht  aiLflöst, 
isX  das  Digifaljn. 

H.omolle  ^iebl  dje  Digilülja  durciy  Ve/^i^rängunj;  aus,  fkllt  ^i/d 
^rh^tenefl(|s8igkeit  unmiUelbar  dur^  eijDep  scbyvachen  IJeberscbv/^^ 
T9P  basisch  essigsaurfem  .Blei  MPd  lyjrft  das  Ganze  aqf  ein  Tuch  ^juip 
Abtropfen.  Zur  filtrirten  Flüssigkeit  setzt  er  Auflösung  von  kobleQ- 
saurem  Natron  so  viel  alf  nOthig  zur  Fallung  des  Bleiaberschusses, 
hierauf  HUlt  er  djie  Magnesia  durch  phosphorsaures  Ammoniak.  4^- 
d^fin  schlagt  er  das  Digitalin  nieder,  indem  er  eine  hinreichende 
Menge  concentrirte  GerbsSurel^sung  zusetzt^  und  beendigt  die  Ope- 
ration ,  wie  oben  angegeben  wurde ;  et*  lOst  jedoch  die  Masse  ein 
zweites  Mal  in  starkem  Alkohol ,  nachdem  er  sie  mit  etwas  Wasser 
gewaschen,  welches  die  anhangenden  zcrflresslichen  Salze  beseitigt, 
ohne  wesentlich  vom  Bitterstoff  aufzulösen ;  erst  nach  einer  neuen 
Trc»cknung  unterwirft  er  es  der  Behandlung  mit  Acther.  Diese  Me- 
Aoiie  scheint  ein  reineres  Producl  zu  fiefern. 

Nach  Buchner  enthalten  die  Samen  der  Digitalis  mehr  Digitalin, 
als  die  ttbrjgftn  Theile  der  Pflanze. 

HoflioHe  giebt  vom  Digitalin  *)  folgende  Eigenschaften  an :  Es 
ist  weiss,  schwer  krystaHisirbar^  ohne  Geruch  und  bildet  am  häuQg- 


1)  Nach  Homotle  a.  Quefeone  enibSIt  das  rohe  Digitjilui  Arm  <Sld»tMwiva  s  4if 
IHgüalinäf   das  Digiiqjtin  Md  die  fiigiißi^ß..    Diirc^  gebfn^lwiig  giit  eioer 


310 

«ten  poröse,  warzige  Massen  oder  kleine  Schuppen.  Es  ist  so  bitler, 
dass  ein  Centigramm  hinreicht,  zwei  Liten  Wasser  eine  ausge- 
sprochene Ritlerkeil  zu  erl heilen.  Indessen  entwickelt  sich  der  Ge- 
schmack des  festen  Digitahn  wegen  seiner  geringen  Loslirhkeit  in 
Wasser  langsam.  Es  bewirkt  heftiges  Niesen,  wenn  man  es  pulvert 
oder  unvorsichtig  umrahrt ,  seihst  in  kleiner  Menge.  Es  ist  sehr 
schwer  löslich  in  Wasser,  welches  nur  Viooo  ^^^^^  Sieden  auflöst ;  in 
Alkohol  ist  es  leicht  löslich ;  in  Aelher  löst  es  sich  gleichfalls.  Die 
Auflösung  wirkt  nicht  auf  Reagenzpapier. 

Nach  Walz  enthlilt  das  Digitalin  CsoHtgO«. 

Der  Wirkung  der  Wärme  unterworfen,  fängt  es  schon  bei  180* 
an,  sich  zu  färben,  ohne  aber  zu  schmelzen;  über  200*  zersetzt  es 
sich  vollkommen  unter  Aufblähung. 

Die  Säuren  verbinden  sich  nicht  mit  dem  Digitalin.  Concen- 
trirte  Schwefelsäure  löst  es  auf  mit  schwarzbrauner  Färbung;  diese 
Farbe  geht  allmälig  in  Karmesin  über;  wenn  man  die  Lösung  io  eine 
kleine  Quantiink  Wasser  giesst,  so  nimmt  die  Flüssigkeit  eine  schöne 
grüne  Farbe  an.  Concenlrirle  Salzsäure  löst  das  Digitalin  schnell 
mit  gelber  Farbe,  welche  allmälig  dunkelgrün  wird.  Salpetersäure 
zersetzt  es  unter  Entwicklung  rölhlicher  Dämpfe.  Essigsäure  ]M 
es,  ohne  sich  zu  färben. 

Neutrairs  und  basisches  essigsaures  Blei,  salpetersaures  Silber 
und  Quecksilberoxydul  und  essigsaures  Kupfer  föllen  die  wässrige 
Lösung  des  Digitalin  nicht.  Gerbsäure  dagegen  trübt  sie  und  giebt 
nach  einiger  Zeit  einen  Niederschlag. 

Das  Digitalin  übt  eine  mächtige  Wirkung  auf  den  thierischen 
Organismus;  selbst  in  sehr  kleiner  Gabe  bewirkt  es  VergĂĽtung^ 
zuĂźtlle. 

$2300.  nas  Elaterin^)  findet  sich  im  Elaterium,  dem  Ei- 
tract  aus  der  Frucht  der  Springgurke  (Momordtca  Elaterium^  L.). 


Miffchung  fon  Afther  und  etwa^  Alkohol,  löseo  diese  beide  letalereo  auf,  wibreod  die 
Aaflösung  abgedampft  und  wieder  in  Alkohol  tob  60  Proc.  aufgeDomineo ,  to  lelzterea 
blos  Digitalin  abgiebl.  Walz  uDicrscbeidet  im  robeo  Digilalio  (dargestellt  mil  basisch 
essigsaurem  Ulei  und'Gerbsaure)  das  Digitalin^  Dtgilah'erin  u.  Digitalosin.  Wir 
wolieD  die  sehr  mangelhaften  Beobachtungen  nicht  anführen,  auf  die  sich  di«  er- 
wihnlen  Benennungen  stĂĽrzen. 

1)  Zweoger,  Ann.  der  Chem.  a.  Pharm.  XiJII.  859. 


311 

Dm  es  zu  isoliren,  behandelt  man  da*  Ehteriaro  mit  siedendem  ab- 
solutem Alkohol ,  bis  er  sich  nicht  mehr  färbt,  und  dampft  die  FlQs- 
sigkeit  auf  die  Hälfte  ihres  Volums  ab.  Setzt  man  Wasser  zum  Rück- 
stand ,  so  fiillt  es  das  Efaterin  als  grĂĽnliches  Pulver;  man  reinigt  es 
^arcb  Waschen  mit  Aether  und  Umkrystallisiren  mit  siedendem  ab- 
solulera  Alkohol. 

Das  Elaterin  krystallisirt  in  farblosen^  glänzenden,  hexagonalen 
Tafeln,  ist  untosNch  in  Wasser,  wenig  lOslich  in  Aether,  leicht  tos- 
%eh  in  Alkohol ;  die  LOsnng  ist  gegen  Pflanzenfarben  indilTerenf .  Es 
schmilzt  bei  200^  zur  gelben,  beim  Erkalten  amorphen  Masse;  bei 
lidherer  Temperatur  zersetzt  es  sich  unter  Entwicklung  scharfer 
Dampfe. 


Es  enthält: 


Ztoenyer, 

Koblensloff  69,49  69,23 
Wasserstoff  8,23  8,21 
Sauerstoff 


»»  ♦> 


Zwenger  drĂĽckt  diese  Zahlen  durch  die  Formel  C^o  H^s  0|g  aus, 
irekber  die  Controle  fehlt. 

SSuren  und  verdünnte  Alkalien  lösen  das  Elaterin  nicht  auf. 
CoRcentnrte  Schwefelsäure  tost  es  mit  dunkelrother  Farbe;  Wasser 
fidil  daraus  eine  braune  Substanz.  Rauchende  Salpetersäure  tost 
das  Elaterin  leicht ;  Wasser  fallt  es  daraus  unverändert.  Salzsäure 
tost  das  Elaterin  nicht  auf. 

Die  Niederschläge  y  welche  die  alkoholische  Auflösung  des  Ela- 
terin mit  salpetersaurem  Silber  oder  essigsaurem  Blei  liefert,  be- 
stehen blos  aus  freiem  Elaterin. 

lonerlich  genommen  bewirkt  das  Elaterin  heftiges  Erbrechen 
«nd  Durchfall. 

(2301.  Das  Ergotm^)  bildet  nach  Wiggers  den  wirksamen 
Begtandtheil  des  Mutterkorns. 

Man  erhält  es,  wenn  man  gepulvertes  Mutterkorn  mit  Aether 
auszieht,   um  die  Fett-  oder  Wachssubstanzen  zu  beseitigen^  den 


1)  Wiggert,  Ano.  der  Cbem.  n.  Pharm.  1.  171.  —  Ueber  die  girtigen  Wir« 
fcoDgen  des  tfatterkorns  vgl.  m.  den  Bericht  von  Bussy,  Pelletier,  Dobail,  Freiiif 
Vater  b.  F.  Boadet,  Jouro.  de  Pbaim.  [3]  I.  174. 


3« 

Rllcfcatand  mit  sieden^M  4llobol  Ix^ianilült,  durch  AMb«n|»feii 
cenlriri  und  dea  ROcIvtood  wil  kalUm  Wasper  bebanilett,  w^^kßb» 
das  Ergotio  WH. 

Es  bildet  ein  r4)llit>cainie8  P^ver  WĂź  JiillierMbarrefii  fieachoMdKr 
Es  isi  oototteh  i»  Waaaer  uiM  Aetber,  leicbit  i^sliob  io  iJk<4iol.  S# 
ist  unlöslich  in  den  verdünnten  Mineralsfluren ,  coiiicofiimite  Esisig? 
sMure  tost  ds  auf;  iiĂź  AuflOt^iuig  v;ird  fliMrcb  iVassj^r  ^ntlli.  ^s  lost 
akh  gleichfalls  in  keVAdii;  Sflunen  fttlen  die  LOf^PAg»  G^  i^  W^ 
schmeUbar  und  bneopt  b^i  Zutritt  der  Luil  m^w  Verbreitung  eiiMi 
ei^ntluludicjj«^  GerA^ches. 

In  der  yifkrme  ;Ker&etU  die  SalpetersäUTie  .dap  Erg^tin ,  indwB'W 
sich  gelb  f^rbt.  Schwefelsflure  löst  es  mit  braunrolher  Farbe;  Wi^ 
ser  fflilt  aus  der  Lösung  grauliche  Flocken. 

Das  Ergolin  ist  giftig;  es  wirkt  langsam ,  aber  seine  Wirkuog 
ist  tödtlich. 

S  2302.  Das  Aesculin  oder  P&lychntm ')  kommt  vor  in  4er 
Rinde  der  Rosskastanie  (aesculus  Hippocastanum^  L.)  und  wahr* 
scheinlich  auch  aus  dem  Griesholz  (LtV^num  nephriticum)  und  in  der 
Etiennadje.  Um  es  darzusiellon,  erscAiapft  man  die  Kastaniciuriade 
mit  Wasser  und  fällt  den  Auszug  mit  essigsaurem  Btoi ;  man  ieilel 
Sobwefelwas8«rsloff  in  die  6Urirte  Fltissigkeil,  um  de«  AleillbenBchii» 
m  entfernen,  und  irerdaiBfrft  zurSypupoMsisteoz.  Das  Aesculin  kxf- 
stallisirt  naoh  einigen  Tagen ;  man  w^eehi  es  «ii  kaltem  Wasser  imd 
krystallisirt  ee  zuersl  aus  scliwaebem  kucbendero  Alkobd  (vmi  d# 
Proc.)  und  dann  aus  kochendem  Wasser. 

Das  Aesctdiii  erscheint  in  kleinen  färb-  und  geruchlosen  Naddn 
von  bitterem  Geschmack  und  schwach  saurer  Reaeti«in.  Wenig  to»« 
lieh  in  kaltem  Wasser,  löst  es  sich  leicät  in  koobeudem ;  die  Lasuaf 
gestefat  beim  Erkalten.  1  Tb.  AeacuiiN  löst  «ich  in  24  ¥b.  sieden- 
dem Alkohol  und  fällt  beim  Erkalten  pulverig  nieder.  Absoliilir 
4^«tther  löst  sekr  wenig  davopi  (Ta^pipfni^dQrCrx 

Die  wflssri^'e  Lösung  des  Aesculin  ist  ausgezfiiphuet  diuroh  (MJMf 
^cjidlkri^^^n  Re|kx :  sie  ist  ^rblos  ixu  dur^geh^dfsp  find  Uau  im 


1)  Minor,  Archi?  d.  Pharm,  t.  Brandes  XXXVIII.  130.  —  Kalkbraaner, 
Repeh.  d.  Pharm,  v.  Buchner  XLIV.  211;  a.  Ann.  der  Cbem.  o.  Pharm.  VIIL  SOI. 
-r  i.  6.  Tromra^dorjf,  Ai».  4er  Cbaiip.  «.  Pban».  XIV.  (89.  «*  4^£.  J|>«aa, 
«beady  XV.  296.  —  Aoehleder  u.  Schv«r;i,  ebaiidaJl.XXXVfL  4IM;  UUÜLfUI. 
3tt6.  —  C.  Zwenger,  ebenda  Xa  <^. 


feüecürteo  Licb4.  Dieae  Erscbeinung  ^igt  «kh  ßfidoi  in  einer  Lö- 
IffMig  w!^  fiiB^m  ThieiUcscuUo  in  l^'aMilliMTlieilen  WAfiftcr.  Sdiirc«! 
serslOren  dies  3cbiU<'rn  <ier  w0««rjg«ii  AuAü^ung;  Alkalien  jiagegM 
filrtieii  tfie  gelb  und  erbOheo  d«n  Diebroi^Qafiji  (TrommsdoiilOt 

Bei  KM^^Hfockoei^),  90kmil  daß  Aespuü«  Cm  'Isi^t«  ><^  ^^ 
hatten. 

ä9h\tn9io9     «4,74  51,ft4  «l,7tt^         öi,9e  53,0i  tflJ9 
Wwmiof      5,05    4,99    4,88  5»39    5,97    5,04 

Sauerstoff  „  „         „  „         ,^         ^^ 

Zw$nger,  fterecbnct. 

5,11    5,04    9,29    4,63  4,96 

»>  »j  »»         »>  42,97 


100,.00. 

Das  Aesculin  schmilzt  \iei  160<^  (iinter  Verlust  von  Wass/sr^ 
Zirenger),  es  entsteht  dabei  eine  durchscheinende  Masse,  die  beim 
Erkallen  zur  amorphen  Siilistanz  gesteht.  Bei  ^t^rkerer  Hitze  zerr 
setzt  es  sieb  unter  Aufblähung.  Wenn  man  e^  hei  Luftzuixitt  ver- 
brennt,  verbreitet  es  einen  Geruch  wie  Zucker.  Bei  trgckn'er  De* 
stillalion  liefert  es  unter  ajodern  Pruduclen  eine  kleine  Menge  geĂźirb- 
ter  Krystalle  von  Aesculetin. 

Salzsäure  und  verdünnte  Schwefelsäure  verwandeln  das  Aesculin 

beim  Kochen  in  Aesculetin  und  Glucose 

C42  Ht#  0«i  +  6  HO  —  C,,  He  Og  +  2  C„  H»  0^ 
Aesculin  Aesculetin         Glucose. 

Es  erleidet  dieselbe  Zersetzung  unter  dem  Einfluss  des  (aus 
sOsseQ  Mandeln  gezogenen)  Emulsin.  Rochleder  und  Schwarz  er- 
hielten in  einem  Versuche  aus  dem  so  umgewandelten  Aesculin  70,7 
Proc.  bei  100®  getrockneter  Ghicose  (nach  obiger  Gleichung  hätte 
man  74,4  Proc.  erhalten  sollen). 

Cblor  rOthet  die  Aurtosiing  des  Aes^culin  und  zersetzt  es. 

Wenn  man  die  Auflösung  eines  Knpfersalzes  in  Kalilösung  mit 
Aeucnlin  lange  kocht ,  so  erhält  man  einen  Niederschlag  von  Kupfer- 
oxydul (Zwenger). 


I)  Die  Analyse  b  tod  Zwenger  wurde  mit  geBcbmolzenem  Aescalio  forgenom- 
Zweoger  druckt  dae  bei  100^  getrocknete  Aesculiki  durcli  die  Formel  Cy«  H41 
047  +  ^A«.  io^  JMk4(5k9bt,  dasy  di#  5  Alime  WfSH^r  ^eim  Scb«»«lfeo  «ntw^icheo. 


1 


314 

Die  Auflösung  dfs  Aesculin  giebt  mit  basisch  pssigsanrein  Blei 
einen  gelblichen  Niederschlag,  der  sich  durch  Waschen  zum  Theil 
zersetzt.     Die  andern  Metallsalze  werden  nicht  gefĂĽllt. 

S  2303.  Das  Aesculetin^)  entsteht  aus  der  Zersetzung  des 
Aesculin  unter  dem  Einfluss  der  Säuren  oder  des  Emulsin. 

Rochleder  und  Schwarz  stellen  es  auf  Folgende  Weise  dar :  man 
bringt  Aesculin  in  soviel  Wasser,  als  es  beim  Sieden  zum  KocbeD 
erfordert,  setzt  zur  Mischung  den  achten  Theil  seines  Volums  Sihwe- 
felsäuremonohydrat  und  erhitzt  im  Wasserbad.  Das  Aesculin  löst 
sich  auf,  die  FlĂĽssigkeit  wird  gelb  und  nach  einiger  Zeit  sieht  man 
an  den  Wänden  der  Schale  sich  kleine  Nadeln  absetzen,  deren  Menge 
allmälig  zunimmt.  Hat  sich  die  Flüssigkeit  so  weit  Concentrin,  dass 
sie  anfängt,  sich  am  Rande  durch  die  weitere  Einwirkung  der  Schwe- 
felsäure zu  schwärzen^  so  stellt  man  das  Erhitzen  ein  und  (iberlassl 
die  FlĂĽssigkeit  24  Stunden  der  Ruhe.  Man  sammelt  dann  auF  einem 
Filter  den  krystallinischen  Absatz  von  Aesculetin.  (Handelt  es  sich 
darum ,  die  Glucose  der  fihrirten  FlĂĽssigkeit  auszuziehen ,  so  behan- 
delt man  sie  mit  kohlensaurem  Blei,  Qllrirt^  erhitzt  die  vom  schwefel- 
sauren Blei  getrennte  und  mit  Thierkohle  versetzte  FlĂĽssigkeit  zum 
Kochen,  Oltrirt  neuerdings  und  dampft  im  Wasserhad  ab ;  der  zurĂĽck- 
bleibende Syrup  gesteht  in  ungefähr  14  Tagen.)  Um  die  Krystalle 
des  Aesculetin  zu  reinigen ,  lĂĽst  man  sie  in  siedendem  Wasser  und 
entfärbt  mit  Thierkohle. 

Zwenger  gewinnt  das  Aesculetin,  indem  er  das  Aesculin  in  war- 
mer, ziemlich  concentrirtrr  Salzsäure  auflöst  und  die  Flüssigkeil  einige 
Zeit  im  Kochen  erhält.  Die  Flüssigkeit  gesteht  dann  beim  Erkalten 
zu  einem  kaum  gefärbten  krystallinischen  Brei.  Man  fügt  Wasser 
zu ,  wäscht  die  Krystalle ,  löst  sie  in  heissem  Alkohol  und  fällt  die 
Auflösung  durch  essigsaures  Blei.  Man  wäscht  den  ^iederschlag 
von  Aesculelinblei  wohl  aus  und  leitet  Schwefelwasserstoff  dazu,  wäh- 
rend es  sich  in  siedendem  Wasser  befindet ;  die  kochend  fillrirlc 
FlĂĽssigkeil  setzt  farblose  Krystalle  von  Aesculetin  ab. 

Wenn  man  eine  kalt  gesättigte  Auflösung  von  Aesculin  an  einem 
massig  warmen  Orte  (bei  26  oder  30^)  mit  einer  Auflösung  von  Emul- 
sin (aus  süssen  Mandeln)  stehen  lässig  so  trübt  sich  die  Mischung 
allmälig,  verliert  ihre  Bitterkeit  und  Aesculetin  setzt  sich  ab. 


1)  Rochleder  u.  Schwan  (1S53),  a.  a.  0.  —  ZwcDgera.  a.  0. 


315 

Das  Aesculetin  fcrystallisirt  in  kleinen  Nadeln  oder  Bijittchen, 
sehr  ähnlich  der  Benzoösjfure,  von  bitterem ,  etwas  schaiTem  Ge- 
schmack und  ohne  saure  Reaction.  Es  ist  sehr  schwer  löslich  in 
kaltem  Wasser,  leichter  in  siedendem,  schwer  loslich  in  kaltem  Al- 
kohol ,  leicht  aber  in  siedendem,  und  scheidet  sich  fast  vollständig 
beim  Erkalten  ab*     Es  ist  fast  unlöslich  in  Aether: 

Die  wassrige  Lösung  des  Acseulf^tin  ist  dichroisch  wie  die  des 

Aesculin,  aber  weit  weniger;  die  Auflösung,  welche  man  beim  Sieden 

erhalt,  ist  gelblich  in  durchgehendem  und  blaulich  in  reflectirtera 

Licht;  der  Dichroismns  wird  durch  Zusatz  einer  schwachen  Lösung 

▼on  kohlensaurem  Ammoniak  sehr  erhöht  (Zwenger). 

Bei  100^  getrocknet  scheint  das  Aesculetin  zu  enthalten  CigH^Og. 

Rochlederu.  Schwarz.     Zwenger^).         Berechnet. 

Kohlenstoff     00,75  60,78  60,tfl       60,65  60,76  60,67 

Wasserstoff       3,51     3,47     3,62         3,53     3,44  3,37 

Saoerstoff  „  „  ,,  „  „  35,96 

100,00. 

Das  Aesculetin  verliert  durch  Trocknen  bei  100^  Wasser  (6.64 
' — 6,77  Proc.  Zwenger),  indem  es  sich  gell»  ftlrbt;  es  schmilzt  erst 
bei  einer  Temperatur  über  270®;  bei  der  Destillation  wird  es  zum 
grossen  Theil  zerstört. 

Concentrirte  Salzsäure  löst  es  ohne  Veränderung ;  concentrirte 
Schwefelsaure  zersetzt  es  in  der  Warme.  Salpetersäure  verwandelt 
es  in  der  Wärme  in  Oxalsäure. 

Die  fixen  Alkalien  lösen  das  Aesculetin  auf;  die  Auflösungen 
sind  goldgelb ;  sie  entfdrben  sich  auf  Zusatz  einer  Säure  unter  Fäl- 
lung von  Aesculetin.  Die  alkalischen  Erden  und  die  kohlensauren 
Alkalien  mrben  dasselbe  gleichfalls  gelb.  Wenn  man  es  in  einer 
kleinen  Quantität  siedenden  Ammoniaks  auflöst,  erhält  man  beim 
Erkalten,  glänzende  citrongelbe  ßlättchen(äsculetinsaures Ammoniak); 
aber  der  Luft  ausgesetzt,  verlieren  diese  Krystalle  sämmtliches  Am- 
moniak und  entfärben  sich. 

Die  Auflösung  eines  Kupfersalzes  in  Kali  mit  Aesculetin  fifllt  beim 
Sieden  Kupferoxydul. 

Eisenoxydsalze  Ăźlrbeo  das  Aesculetin  dunkelgrĂĽn.  Man  be- 
merkt diese  Färbung  selbst  dann,   wenn  man  eine  Auflösung  von 


i)  Zwenger  drScki  das  Aescaletio  darrfi  ^ie  Formel  C^  H^  0]«  aas. 


^OMletifl  durch  Papi«r  Qltrjrt ,  w^lehef  Spur^  von  Ei^enoxy^  ent> 
hĂĽU.  Oie  grlla^  Pflrbung  vfer^chwjndet  i^uf  ZMsaU  von  SSar^.  IN0 
lliseQ^xydul^aiz«  zeigen  die  Ersclieiiiung  flicht. 

In  der  Wiraif  wir<l  »»IpeUraaurps  SiUker  v^  Aes^uleün  ffffhicM 
redupirt, 

Das  asculetm»aure  Blei  isl  ^in  hellgelber «  stßrk  gj|lerlartig«p 
Nied^f 9chbg  •  d^er  #4|/  Zusatz  von  essigsaurem  Blei  ^  eiiier  AesciH 
letintosiing  eoUjLehl»  Wenn  man  H\\i  aikuholisehen  Lösungen  ffrhri« 
(et ,  so  ist  der  Niederschlag  weniger  gallertartig,  Frisch  gebilAH« 
tos^  or  sich  'm  kleiiier  Ne^ige  mi^  golber  Parbe  in  Wasser  uod  eclich 
det  sich  in  der  Ruhe  iviPd^^i*  ab*     Bei  100<^  getrocknet  enihäk  es: 

Moekleäer 
u,  Schwarz.  Zwenger.  C|6H4Pl40a. 

{Cohlenttoff        28,71  28,41  28,30  28,12 

Wasserstoff         1,10  ^,18     1,26  1,04 

Bleioiyd  67,66  57,66  67,42  68,33. 

In  eiae»  andern  Niederschlag,  mit  siedenden  Flüssigkeilen  dar- 
gestellt und  bei  200^  getrockoe)^  fanden  Rocbleder  und  Schwan: 
Koblenstpff  27,95;  Wasserstoff  2,17,  Bleioxyd  49,34  Proc. 

t  2304.  Das  Glyqfrrhmn^).  —  Die  S^ü^lwUunfrxel  iGlg- 
eyrrhiza  glabra  und  G.  echinaid)  enthalt  einen  Zui^kersloff  (in 
Vf^rbiiidvng  n^it  Kalk  Mod  Ajüiaooiak ,  Ladis)  •  welchen  man  i^yf  fol- 
g^ndfs  Weise  aM^zit4it :  Man  erschöpft  die  Wurz/el  ii|it  kaheni  Wa^tf 
und  concenlrirt  den  Auszug  durch  AbdampCe« ;  nmn  beseüigi  Ai^  ab^ 
geschiedenofi  Stoffe  durc|i  Filtration  und  ttllt  die  fillrirte  flttsaigkeit 
durch  «ine  vcrdüi^ote  Slure.  Es  ents^^ht  so  eiu  flockiger  Mie4(f* 
9iĂźbUg,  den  man  einige  Zeit  in  der  Flttsaigkeit  Itsat ;  er  balk  $i(A 
4a|in  94|saminen  und  bildet  eiije  pecbartige ,  g^Rtrbte  Maaae.  Hip 
giesst  i4i«  darobersleliettdo  Flüssigkeit  ab,  knetet  xJie  Iksse  dann  s«t 
frsd  ma  angesaperiem  und  dann  tyit  reinem  Wasser  durch  ^  um  alb 
aporganiscbßn  Subslau^^n  zu  entfi*rnen,  trocknet  hierauf  im  Wissser« 
bad,  pulvert  und  behandelt  sie  wiederholt  mit  absolute«  Albahol  und 
4ai9pR  die  ^Ikplioliscbß  Fto^sjgkeit  bei  gelinder  W|r«ae  ab. 


1)  Pfaff,  System  4«r  AnodmitleNebra  I.  187.  —  Robiqael,  Ann.  4t 
OUn.  LXX4I.  143.  —  Bdrseli«f ,  Pogsasd.  Aoa.  K.  243.  -*  A.  Vogel,  I««ia. 
f.  prekt.  Chi*n].  XXVIII.  1,  Im  Auszug:  Ana.  der  Chem.  o.  Pharm.  XLVIll.  M7. 
—  F.  Lade,  Aon.  der  pkeai.  ii.f4i«r«.  Wi.  {tt4. 


317 

Robiquet  beAi«lit  sieb  del*  fisdigsflure  zu^  Pilltti»^  des  Q\j^ 
cyirhizin« 

Weiin  man  Sehwefelftiore  dasu  nimmt,  ist  e»  unerlassHcfa,  die- 
selbe voIl&tMhdig  durob  Wascbeh  wicider  zu  «ii(fernen|  bevor  man  daa 
Glyefirhizin  trockne,  i^nti  es  verändert  sieb  in  Berübrung  init 
SohwefelsKure  bei  beberi^f  Teioperatur^ 

Das  durch  Verdunsten  seiner  alkohali«cben  Lösung  erhaltend 
Clycyrrbizin  erscheint  als  braune,  durchscheinende,  glänzende  Maaae 
^B  widerlich  süssem ,  etwas  bitterem  Geschmack  y  ist  wenig  löslich 
in  kaltenl,  zumal  angesäuertem  Wasser ,  lost  sich  leichter  in  kochen«- 
ilem  Wasser  unter  Verbreitung  eines  ^igenthamlichen  Geruches;  di^ 
kiNsbtfitd  erhaltetieh  Auflösungen  gestehen  beim  Erkalten  zur  Gallerte* 
Es  ist  in  absolutem  Alkohol  leicht  auOoslich,  wenig  in  Aelher.  Seine 
AuflOafing  rothet  Lackmus  stark. 

Bei  100*  gtstrockhet  enthält  es : 

FoqbI,  Lade, 

Kohleosroff    62,80  62,32  62,45        61,26  6i,10  60,61 
Wasserstoff      7,62     7,64     7,67  7,31     7,39     7,09 

Sauerstoff 


>>         »>         »>  »»  »»         >» 


Cie  Hu  Oj 

Cse  Hm  0i4 

6t,tf 

61,4 

7,6 

6,8 

30,9 

31,8 

100,0 

100,0. 

Vogel  nimmt  die  Formel  C^^  H|2  0^,  Lade  Cg^  H^  0|4  an. 

Die  Alkalien  lösen  das  Glycyrrhizin  leicht,  indem  sie  es  starker 
filrben«  die  alkalischen  Auflösungen  werden  durch  Säuren  gefällt ;  die 
Niederschlage  lOsen  sich  zum  Theil  in  einem  Ueberschuss  der  Säure. 

Salpetersaure  verwandelt  das  Glycyrrhizin  in  eine  gelbe ,  sehr 
bittere ,  in  Wasser  wenig ,  wohl  aber  in  Alkohol  und  Aether  losliche 
Substanz.  (Nach  Lade  enthalt  dieselbe  €3«  VL^  0^.  Analyse  :  Koh- 
IcDstoff  57,40—56,98,  Wasserstoff  6,00— 6,09  Proc.) 

Die  Fermente  wirken  auf  Glycyrrhizin  nicht. 

Die  Verbmdtmg  des  Glycyrrhizin  mit  Blei  hMti  einen  gelben 
Niederschlag ,  den  man  beim  Versetzen  einer  GlycyrrbizinlOsung  mit 
esBigsaurero  Blei  erhält.  Er  scheint  keine  constante  Zusammen- 
setzung zu  haben  (gefundenes  Bleioxyd  39,8  bis  24,6  Proc.) 

S  2305.  Das  Helenin,  auch  Alanl-Campher  oder  -Oel  ge- 
nannt Ot  C4sHj|gO0,  schon  von  GeoOroy  d.  j.  beobachtet,  flndet  sich 


1)  Geoffroy,  Traitä  de  mati^re  m<^dic.  VI.  247.  —  Damas,  L'institot, 


318 

fertig  gebildet  in  der  Alantwurzel  (Inula  Qeleniuni)  und  scheint  den 
wirksamen  Ăźestandtheil  derselben  zu  bilden. 

Man  erhfilt  es,  indem  man  die  frische  oder  getrocknete  Wurzel 
mit  Alkohol  von  80  Proc.  kocht  und  der  kochend  Gltrirten  FlĂĽssig- 
keit ihr  3  bis  4faches  Völum  kaltes  Wasser  zusetzt;  die  Flüssigkeit 
trUbt  sich  dabei  schwach  und  nach  24  Stunden  Ăźndet  man  darii 
lange  Nadehr  von  Belenin.  Die  Mutlerlauge  enthält  nur  noch  sehr 
wenig  davon  (VY.  DellTs). 

Das  Helenin  kryslallisirt  in  vierseitigen ,  vollkommen  weissei 
Prismen  von  äusserst  schwachem  Geruch  und  Geschmack,  ist  unlös- 
lich in  Wasser,  dagegen  Inicht  löslich  inAether  und  Alkohol,  schmilit 
bei  09  und  kocht  zwischen  275  und  280<^,  sich  mehr  oder  wenige 
verändernd. 

Wenn  man  das  Helenin  bei  gelinder  Wärme  schmilzt,  sokrj- 
stallisirt  es  beim  Erkalten  wieder  in  Hasse ,  wenn  man  aber  die  Er- 
hitzung einige  Minuten  unterhält^  so  zeigt  die  Hasse  nach  dem  Er- 
starren kein  kryslallinisches  GefOge  mehr  und  gleicht  dann  den 
Colophonium. 

Das  Helenin  scheint  C42H28O8  zu  enthalten. 

Gerhardt.  DerecbDel. 

KohieDstoflf     76,4  76,4  76,2  76,8  76,5  76,8 

Wanseratoff       8,tf     8,tf     8,8     8,7     8,8  8,5 

Saucrttoff  „        „        „        „        „  14,7 


100,0. 


Die  wässrigen  oder  alkoholischen  Losungen  der  Alkalien  ver- 
ändern das  Helenin  nicht ,  allein  beim  Erhitzen  mit  Kalikalk  irill  bei 
250®  eine  reichliche  Wnsserstoffenlwicklung  ein;  lOst  man  hierauf 
den  Rückstand  in  Wasser  und  setzt  Salzsäure  zu ,  so  werden  reich- 
lich gelbliche,  stark  zusammenklebende  FMocken  gefällt,  welche  sich 
an  die  Wand  des  Glases  anhängen.  Diese  Flocken  bilden  ein  Hart, 
welches  noch  nicht  krystallisirt  erhallen  werden  konnte. 

Concentrirte  Schwefelsäure  löst  es  kalt  mit  blutrother  Farbe, 
schwärzt  sich  mit  der  Zeit  und  es  entsteht  eine  gewisse  Meng«*  t\ntt 
gepaarten  Säure.  Gasförmige  CblorwasserstoflTsäure  wird  davon  io 
grosser  Menge  absorbirt. 


Nu.  94,  Jahrg.  1835.    —  Gerhardt,  Ann.  de  Cbiin.  et  de  Pbys.  LXXH.  i^'* 
ebeod«  [3]  Xlt.  188. 


319 

Concentrirte  Salpetersaure  löst  es  in  der  Kfille  und  bildet  damit 
eine  rulhe  harzartige  Substanz  (Nilrohelenin).  Wasserfreie  Phosphor* 
säure  verwandeil  es  in  einen  eigenthOuiIichen  Kohlenwasserstoff 
^Helenen), 

Gasförmiges  Chlpr  wirkt  in  der  Kälte  nicht  darauf.  Wenn  man 
aber  das  Helenin  während  des  Zuleitens  von  Chlor  erwärmt,  so  ent- 
wickelt sich  Chlorwasserstoflsäure,  die  Substanz,  anfangs  flüssig,  ver« 
dickt  sich  alhnälig  und  liefert  endlich  ein  harzälmiiches  Product. 
Dieses  hat  bei  der  Analyse  ergebi'n  :  Kohlcnstofl*  52,4 — 52,6;  Was- 
serstoff 5,6  —  5,8;  Chlor  30,2.  Die  Formel  C49H24Ci4  0e  nähert 
sieh  diesen  Zahlen ;  allein  bei  einer  andern  Darstellungsweise  sind 
die  Resultate  abweichend.  Das  Product  lässt  sich  übrigens  nicht  in 
regelmässiger  Form  darstellen.  Wenn  man  es  über  rothglühenden 
Kalk  leitet,  so  erhält  man  Naphthalin  während  viel  Kohle  zurück- 
bleibt. 

S  2306.  Das  Helenen^)  ist  ein  Kohlenwasserstoff,  welcher 
durch  die  Zersetzung  des  Ilelenin  entsteht.  Heber  wasserfreie  Phos- 
phorsäure deslillirt,  liefert  es  ein  Oel  und  der  Rückstand  verwandelt 
sich  in  eine  schwarze  pechartige  Masse. 

RectiĂźcirt  ist  dies^^s  Oel  gelblich,  leichter  als  Wasser,  von 
schwachem  Geruch ,  welcher  an  den  des  Aceton  erinnert.  Es  kocht 
zwischen  285  und  295<>. " 

Es  enthält : 

Gerhardt,  Ăźereclmet. 

"^ — '''"' — -  "■"'        "^     ^31  Hje         C311  Hj4 

Kohlenstofr     89,5  89,0  89,8  89,0  89,8  90,0 

Wasserstuff     10,3  10,4  10,1  10,1  10,2  10,0 

100,0  100,0. 

Wpnn  man  die  Formel  C38  Hg^  fĂĽr  diesen  KohlenwasserstolT  an- 
nimmt, so  wĂĽrde  seine  Bildung  nach  folgender  Gleichung  statlGnden  : 

C42  "m  Oe  -  2  Cj  Oj  +  1 110  +  C38  Hje. 

Allein  es  ist  die  Entwicklung  von  Kohlenoxydgas  nachzuweisen. 

lo  der  Kalte  wirkt  rauchende  Schwefelsäure  nicht  auf  das  He- 
letirn ;  wenn  man  dagegen  das  Gernenge  schwach  erhitzt,  so  entsteht 
eine  gleichartige  braunrothe  FlĂĽssigkeil.  Mit  vVasser  verdĂĽnnt  und 
mit  kohlensaurem  Baryt  gesattigt,  liefert  die  FlĂĽssigkeit  ein  gepaartes 


1;  Gerhardt  (1839)  a.  a.  0. 


^It  {iehwe/elkeletienstttsrm  Baryt) ;  ««  isl  sehr  bHi^f ,  sehr  leicht 
loslich  in  Wasser  and  Ijl^st  sielt  nicht  krystallistrea.  (Analyse: 
Wasserstpfr5,9;  Baryum  17«8 — 17,7.) 

8  2307.  Humatin  t),  C^,  H^i  O^s  +  2  Aq.  u.  6  Aq.  —  Dai 
Camptfcheholz  {Haematoan/lon  Campechianum)  enthält  eine  kry- 
Mallisirbare  Substanz,  welche  von  €bevreul  Hamatin,  von  mehrerea 
Autoren  aber  flSlmatoxylin  genannt  wurde ,  um  es  nicht  2u  verwech- 
seln mit  dem  rothen  Farbstoffe  des  Blutes. 

In  reinem  Zus^rand  ist  das  Humatin  nicht  roth ,  es  verwandelt 
sich  erst  unter  dem  Einflussf>  der  Alkalien  und  des  Sauerstoffs. 

Zur  Darstellung  des  Hamatin  pulvert  man  das  Campecheboh- 
etiract,  wie  es  im  Handel  vorkommt,  mengt  es  mit  vielem  QĂĽart- 
'Sand ,  um  das  Zusammenballen  der  Hasse  zu  verholen,  nnd  ISsst  H 
einige  Tage  mit  dem  5  oder  6fachen  Volum  Aether  stehen ,  indeis 
man  es  von  Zeit  zu  Zeit  schĂĽttelt.  Der  Aether  sĂĽltigt  sich  mit  Hs- 
fnatin,  sowie  mit  einigen  andern  Substanzen,  und  Ăźlrbt  sich  briiao- 
lieh  gelb.  Man  decanthrrt  die  Auflösung,  deslillirt  den  Aether  ab,  bis 
die  FlĂĽssigkeit  Syrupconsistenz  hat,  versetzt  den  RĂĽckstand  mit 
Wasser  und  lässt  es  in  einem  leicht  bedeckten  Gef^ss  stehen.  Oboe 
Zusatz  von  Wasser  wĂĽrde  die  FlĂĽssigkeit  zur  gummiartigen  Masse 
eintrocknen,  hat  man  aber  hinlänglich  Wasser  zugesetzt,  so  krystal- 
lisirt  das  Hämatin  nach  einigen  Tagen.  Man  wascht  die  Krystaüe 
mit  kaltem  Wasser  und  befreit  sie  von  der  Mutterlauge  durch  Presseo 
zwischen  Filtrirpapier.  Die  Mutlerlauge  nebst  dem  Waschwasser 
liefert  bei  freiwilligem  Verdunsten  eine  neue  Portion  Kryslalle.  1  Kil. 
Campecheholz  auf  mehreremal  niit  5  Kil.  Aether  behandelt,  liefert 
100  bis  120  Gramm  Humatin. 

Die  Farbe  der  ilSmatinkrystalle  wechselt  nach  ihrer  Grösse  vob 
Strohgelb  bis  Honiggelb  ohne  Beimengung  von  Roth ;  als  Pulver  ist 
es  farblos  oder  gelblich.  Die  Krystalle  sind  durchsichtig,  gewöhn- 
lich sehr  glänzend  und  oft  ziemlich  lang. 

Sie  gehören  zumTetragonalsystem^^.  Gewöhnliche  Combinatioi 

1)  Chevreul,  Aon.  de  Chim.  LXXX.  128.  —  Go  Ifier-Besseyre,  Aaiu 
de  Chim.  et  de  Phys.  LXX.  iB72  -^  0.  L.  E r  d  ro  a  n  n ,  Jouro.  f.  prakt.  Chem.  XXVI. 
193;  Obers,  io  Revoe  scientif.  X.  8tO.  —  Leblaoc,  Traittf  da  Cbiia.  voo  Duimi 
VIII.  102.  — 

2)  H.  Kopp,  Eioleit.  in  die  Krystall.  S.  164.  Maa  Tgl.  aoch  E.  Woltria 
der  Abbaodluog  ton  Erdmano.  —  Teachemacher,  Pogg.  Aon.  XII   020. 


321 

OD  P  00  .P  mit  untergeordneter  P  oe.  Länge  der  Hauptaxe  a» 
aogeftbr  0,63.  Winkel  der  Scbeitelkanten  des  primitiven  Octa^dera 
P  =  1240. 

Der  Geschmack  des  reinen  Hämatin  ist  sehr  süss ,  wie  der  der 
Sttssboizwurzel,  sehr  anhaltend,  ahne  Adstringenz  und  Bitterkeit. 

Die  eben  beschriebenen  Krystalle  enthalten  15,1  Proc.  »=  6At. 
Wasser,  welches  sie  beim  Trocknen  im  Vaciitim  verlieren.  Wenn 
man  eine  siedend  gesfittigteHflmatinlOsung  in  einer  verstopften  Flasche 
erkalten  Iflsst,  so  setzt  es  sich  nach  Verlauf  ziemlich  langer  Zeit  in 
körnigen ,  zu  Krusten  vereinigten ,  harten ,  nicht  bestimmbaren  Kry- 
sCallen  ab;  diese  enthalten  5,6  Proc.  =  2  AI.  Krystallwasser. 

Folgen  die  Analy^n ,  welche  die  Zusammensetzung  des  Häma- 
tin ')  feststellen. 

Getrocknetes  Hämatin. 

Erdmann.  Cga  Hu  0^ 

Kohieostoff      63,19  63,62  63,72  63,66  63,17  63,5 

Wasserstoff       4,65    4,70    4,69    4,68    4,70  4,6 

Sauerstoff  „         „         „         „         „  31,9 


100,0. 


Hämatin  mit  6  Atomen  Wasser. 

Erdmann.  Lebianc,     Berechnet 

Kohlenstoff        53,78      „         „  „  53,9 

Wasserstoff  5,78      „         „  „  5,6 

Sauerstoff  ,,  ,,         ,,  ,,  40,5 

100,0 
Krysullwasser     16,37  16,51  16,9        15,0  15.1. 

Die  ersten  11  bis  12  Proc*  Wasser  entwickeln  sich  leicht  beim 
Trocknen  im  Wasserbad ,  während  die  letzten  Antheile  eine  höhere 
Temperatur  erfordern. 


1)  Erdmaon  nimmt  nachstehende  Formeln  an: 

Krystallisirtes  Hämatin  CtoHnOis^-BAq. 

„      C4oH„0,5  +  3Äq. 
Getrocknetes         „     Cm  Bit  O15. 
Gerharit,  Chen.  IV.  21 


1 


322 

Hflmatia  mit  2  Atomen  Wasser. 

Erdmann, 


Kobleofloff         59,67  69,78  59,70 
Wasserstoff  5,07     4,97     5,02 

Sauerstoff  ,,  ,,  ,, 


Krystallvrasser      6,25 


»»  »» 


fblane. 

Berechact. 

60,0 

60,0 

4,9 

M 

>> 

35,0 

100,0 

5,6 

5,6. 

Das  Humatin  lost  sich  nur  laogsaiu  ufid  in  kleiner  kkoge  â–  
kalten}  Wasser.  Luft  oder  Sauerstoff  verändern  diese  Losung  nicht; 
aber  Ammoniak  genĂĽgt  die  geringste  Spur  in  der  Luft ,  um  es  gilb- 
lieh  rotb  zu  färben ;  es  entsteht  dann  hämatelfn saures  Ammoniak. 

CaaHuOia  -f  0^  +  2  NHg  =  2  HO  VCa^HijOt,,  2NHj 
Hämatin  HämateYn. 

Es  ist  sov^ohl  in  Aether,  wie  in  Alkohol  auflöslich ;  wenn  die 
ätherische  Auflösung  wasserfrei  ist>  so  bleibt  das  Hämatin  nach  Ver- 
dunstung des  LösungsmtiieU  von  gunraiiartiger  Beschßffenheit  xo- 
rOck.  Das  Licht  ßirbt  ebenfalls  die  Auflösung  gelb.  Man  kann  das 
Hämatin  entfärben,  wenn  man  Schwefelwasserstoff  in  die  AuflOsaog 
leitet. 

Beim  Erhitzen  schmilzt  das  Hämatin  in  seinem  Krystallwasser, 
bei  höherer  Temperatur  verkohlt  es  sich  vollständig. 

Verdünnte  Salz-  und  Schwefelsäure  verändern  es  nicht  wesent- 
lich. Salpetersäure  greift  es  schon  in  der  Kälte  unter  heftigem  Auf- 
brausen an  und  verwandelt  es  in  Oxalsäure. 

Chlor  verwandelt  es  in  eine  braune,  nicht  krjstalfisirbare  Sab- 
stanz. 

BarytwassfT  giebt  mit  der  Lösung  des  Hämatin  in  luftfreies 
Wasser  einen  im  ersten  Augenblick  weissen  oder  blassblauen  ^'iede^ 
schlag,  der  aber  bald  an  der  Luft  duftkelbiau  iMid  später  rotlifaraiii 
wird.  Kali  ertheilt  d^^r  Haniatiolösung  eine  violette  Färbuag;  so«ie 
jedoch  die  Luft  Zutritt  erhält,  wird  die  Farbe  allmälig  p«rp<irroth^ 
dann  bräunlichgelb  und  endlich  schmutzig  braun.  Alkoholische  Auf- 
lösung von  Hämatin  giebt  mit  einer  Auflösung  von  Kali  in  absotiitMi 
Alkohol  dunkelblaue  Flocken. 

Neutrales  und  basisch  essigsaures  Blei  giebt  einen  weissei 
Niederschlag,  der  sich  an  der  I^uft  sehr  rasch  bläut.     Salpetersaares 


323 

Sil(>er  wird  fast  augenblicklich  davon  redncirt ,   selbst  bei  niedriger 
Temperatur f  Goldchlorid  desgleichen. 

Scbwefelsaüfes  und  essigsaures  Kupfer  erzeugen  Niederschläge, 
?0D  anfangs  schmutzig  gro'nlich  grauer  Farbe^  die  aber  bald  in  Dunkel- 
blau mit  Kupferglanz  ĂĽbergeht,  ti)  trocknen)  Zustand  sind  diese 
Niederschläge  bronzefarbig  mit  metallischem  Glanz. 

Zinnchlorar  giebt  einen  rosenrothen  Niederschlag,  der  sich 
nichl  veräh^ert.  Efsenalann  bewirkt  nach  einiger  2eit  einep  schwa- 
den,  Schwärzlich  violetten  Nieder.schlag.  Chlorbaryum  färbt  sich 
damit  roth  und  giebl  bald  darauf  einen  Niederschlag  von  derselben 
l^arbe. 

Alaun -bewirkt  eine  hellrolhe  Färbung,  ohne  aber  einen  Nieder- 
schlag zu  bilden. 

i  2308.  Das  H&matem  entsteht  aus  dem  Hämalin  unter  deiti 
EinOoss  von  Sauerstoff  und  Alkalien. 

Wenn  man  das  Hämatin  unter  eine  Glocke  bringt,  worunter 
sich  eine  Schale  mit  AmmoniakflĂĽssigkert  beflndet,  so  nimmt  es  eine 
dfenkelpurpurrothe  Farbe  an ;  aber  die  Umwandlung  ist  nicht  voll- 
^ändig.  Es  ist  vortheiHiafter ,  auf  folgende  Weise  zu  verfahren: 
Man  befeuchtet  eine  Quantität  von  20  Gramm  Hämatin  mit  so  viel 
Ammoniak,  als  zur  Lösung  hinreicht,  and  rOhrt  anhallend;  so  lange 
noeb  ein  grosser  Ueberschuss  von  Hämatin  vorhanden  ist,  kann  man 
ohne  Nachtheil  die  Auflösung  durch  massiges  Erwärmen  beschleuni- 
gen. Man  ftherlässt  das  Ganze  dem  Zutritt  der  Luft  unter  zeitweili- 
S^ni  Ersaltz  des  verdunsteten  Ammoniaks ;  doch  darf  man  es  auch 
nicht  in  Uebermass  zusetzen.  Die  Quantität  desselben  ist  die  ent- 
sprechende, wenn  die  FlĂĽssigkeit  Kirschfarbe  annimmt,  so  dass  sie 
in  Wasser  betrachtet  schwarz  erscheint. 

Bald  setzen  sich  körnige  Erystalle  von  hämalelfnsaurem  Ammo- 
niak ah ;  man  scheidet  sie  rasch  durch  ein  Filter  ab  und  wäscht  sie 
mit  kaltem  Wasser.  Die  Autterlnuge  fällt  man  durch  sehr  wenig 
Essigsäure,  um  das  HämateYn  daraus  zu  erhalten.  Wenn  man  der 
Luft  die  Mutterlauge  aussetzt,  aus  welcher  sich  das  hämateYnsaure 
Ammoniak  abgesetzt  hat,  so  trocknet  sie  zuletzt  zur  schwarzgrĂĽnen 
Masse  mit  Metallglanz  ein,  die  gl«^chfalls  nur  HämateYn  ist,  welches 
alles  Ammoniak  verloren  hat. 

21» 


324 

Erdroann  *)  hat  nachstehende  Resultate  bei  der  Analyse  des  Hl- 

mateYn  erhalten : 

Erdmann,  (^t^n  Ott 

KohleDstoff       62,80  62,93  62,23  62,6r  64,0 

Wasserstoff        4,14    4,18     4,«8     4,16  4,0 

Sauerstoff             ,,         ,,         ,,          ,,  32,0 


100,0. 


Man.  kann  von  diesen  Zahlen  die  Formel  C^  Hj^  0^^  ableita^ 
welche  die  Zusammensetzung  des  Hämatin  darstellt  minus  2  Atooe 
Wasserstoff. 

Das  HämateYn  löst  sich  nur  langsam  in  kaltem  Wasser,  besser 
in  siedendem.  Wenn  man  eine  kochend  bereitete  Auflösung  rasch 
abdampft,  bedeckt  sie  sich  mit  grünen  glänzenden  BUttchen,  welche 
beim  Umrühren  untersinken  und  allmälig  durch  neue  ersetzt  werdet. 
Bisweilen  gesteht  sie  zur  gallertartigen  Masse ,  welche  pe^lmuUe^ 
glänzende  Blätter  liefert ,  wenn  man  sie  in  Wasser  zertheilt.  Alkohol 
lO&t  es  gleichfalls  auf,  Aether  aber  sehr  wenig. 

In  der  Hitze  verkohlt  es. 

Kali  löst  es  mit  blauer  Farbe ,  welche  sieh  an  der  Lufl  bräuiL 
Ammoniak  mit  schön  purpurrother  Farbe ,  die  gleichfalls  braun  mi 
an  der  Luft.  Die  Mineralsäuren  lösen  es  auch  mit  rolhbrauner  Faik 
auf;  Essigsäure  löst  es  weniger  leicht. 

Schwefelwasserstoflgas  entHärbt  das  HämateTn,  aber  es  ?ema- 
delt  es  nicht  in  Hämatin. 

Das  hamattnnsaure  Ammoniak  erscheint  dem  freien  Auge  ab 
schwarz  violettes  Pulver ,  unter  dem  Mikroskop  erscheinen  dieKornef 
als  violette  durchsichtige  vierseitige  Prismen. 

Brdmann  fand  im  hämateYnsauren  Ammoniak : 


Gefunden. 

Qm  W|j  Oii , 

2NH, 

Kohlenstoff 

56,1»  86,51  56,12 

57,5 

Wasserstoff 

5,29     5,22    5,02 

5,4 

Stickstoff 

6,72      „         ,, 

8,3. 

Es  löst  sich  in  Wasser  leicht  mit  intensiv  purpurrother  Fari>e; 
mit  Alkohol  bildet  es  eine  rolhbraune  Auflösung,  welche  auf  Zusatt 
von  Wasser  purpurroth  wird. 


1)  Derselbe  nimmt  die  Formel  C40  Hib  0|e  an. 


32S 

Auf  100^  erhitzt,  verliert  es  Wassei  und  Ammoniak ;  man  kann 
es  daher  nur  bei  gewöhnlicher  Temperatur  tlber  Schwefelsaure 
trocknen  und  selbst  in  diesem  Fall  zersetzt  es  sich  bisweilen.  Im 
Vacuum  Aber  Schwefelsaure  stehen  gelassen  ^  verliert  die  Auflösung 
alles  Ammoniak  und  lasst  lediglich  HamateYn  zurĂĽck. 

Das  hamateTnsaure  Ammoniak  giebt  gefärbte  Niederschlage  mit 
den  meisten  Hetallsalzen :  mit  essigsaurem  Blei  einen  dunkelblauen^ 
mit  Chlorbaryum  einen  purpurrothen  Niederschlag ,  der  an  der  Luft 
bald  schmutzig  braun  wird ;  mit  salpetersaurem  Silber  eine  metalli- 
sche Reduction,  mit  schwefelsaurem  Kupferoxyd  einen  violettblauen, 
mit  ZinnchlorĂĽr  einen  violetten ,  mit  Eisenalaun  einen  schwarzen 
Niederschlag.      Auf  Quecksilberchlorid  wirkt  «*s  nicht. 

Kali  löst  das  hämatelnsaure  Ammoniak  unter  Austreibung  von 
Ammoniak  aus. 

Wenn  man  es  mit  neutralem  essigsaurem  Blei  versetzt^  so  ent- 
steht ein  dunkelblauer  Niederschlag  und  die  FlĂĽssigkeit  wird  sauer. 
Wenn  man  den  Niederschlag  lange  bei  Luftzutritt  wascht ,  so  ver- 
ändert es  sich  zuletzt. 

1 2309.  Das  Hesperidin  0  wurde  von  Lebreton  in  den  un- 
reifen Pomeranzen ,  so  wie  in  dem  weissen  schwammigen  Theil  der 
Pomeranzen-  und  Citronenschalen  gefunden.  Man  trennt  den 
schwammigen  Theil  der  reifen  oder  grĂĽnen  Pomeranzen  von  der 
iossem  Schale  und  dem  innern  Theil,  erschöpft  ihn  dann  mit  sieden- 
dem Wasser,  sattigt  den  Auszug  mit  Kalkwasser,  dampft  zur 
Trockne  ab ,  erschöpft  den  Rückstand  mit  Alkohol  und  dampft  die 
Utrirte  FlOssigkeit  ab.  Hierauf  behandelt  man  den  erhaltenen  ROck- 
fttand  in  der  Kalte  mit  seinem  20fachen. Gewicht  destillirtes  Wasser 
oder  Essig  und  ttberlasst  das  Gemenge  acht  Tage  lang  der  Ruhe. 
Das  Hesperidin  setzt  sich  ab,  man  reinigt  es  durch  Krystallisiren 
mit  Alkohol. 

Es  bildet  weisse ,  seidenglanzende ,  bttschelfbrmig  oder  kuglig 
gruppirte,  färb-  und  gesckmacklose  Nadeln,  welche  bei  gelinder 
Warme  zur  harzahnlichen  Masse  schmelzen,  welche  durch  Reiben 
elektiisch  wird;  bei  höherer  Temperatur  zersetzt  es  sich,  ohne  Am- 


i)  Lebreton  (1828),  Joaro.  de  Pbarm.  XIV.  377.  —  Widemann,  Re- 
^n.  der  Pharm,  fon  Bucbaer  XXXII.  207.  —  Jonas,  Arcb.  der  Pharm.  XXVII. 
186. 


326 

moniak  zu  entvvickjsjn,  und  verbrennt  ipit  Fif^mme  upier  Verbrfilung 
eines  aropaliscbeu  Geruches,  Ăźs  ist  uuloslich  in  mfem  Wasser, 
lost  sieb  aber  in  ĂźO  Tt^ejlen  kochendem  Wasser ,.  ist  leicht  loslich  ip 
l^ocbendem  Alkohol  und  unlöslich  in  Aethf^r.  pie  AuflOsuiigen  wirr 
ken  nicht  auf  Pflaqzenfarheu.  Concenlrirte  Essigsäure  löst  es  gieicJe 
falls  in  der  Wäroie.  Die  feften  und  flüchtigen  Oe|e  lOsen  es  weder 
warm  noch  kalt. 

Es  zersetzt  sich  bei  fortgesetztem  Kochen  mit  Wasser  und 
Schwimmt  dann  darauf  als  eine  wachsähnliphe  Masse. 

Aetzende  Alkalien  lOsen  es  leicht.  Concentrirte  Schwefelsäure 
lost  es  mit  Orangefarbe ,  die  allmälig  in  Roth  übergeht.  Salpeter- 
säure verwandelt  es  in  der  Wärme  in  Oxalsäure  und  eine  bitter» 
Substanz. 

'    Essigsaures  Blei  fällt  die  alkoholische  Losung  nicht ,    schwefel- 
saures Eisenoxyd  dagegen  f^llt  es  braunroth. 

Widemann  hat  unter  dem  Namen  Hesperidin  eine  Subslanz  be- 
schrieben, welche  sich  von  Lebreton^s  Hesperidin  durch  einige 
Eigenschaften,  namentlich  seine  UnlOslichkei^  in  Alkohol  unter- 
scheidet. 

§  2310*.  Idrialin^).  —  Unter  den  Erzen  in  der  Quecl^silber- 
mine  von  Idria  fipdet  sich  eines,  derldrialĂĽj  yot\  dem  Ansehen  der 
Steinkohle  und  von  bräunlicher  Farbe,  welches  beifi  Erhitzen  eioe 
Masse  kristallinischer  ßlätlchen  liefert;  diese  ^ind  die  Subslaoi, 
welche  Dumas  mit  dem  Namen  Idrialin  bezeichnet  hat. 

Um  es  zu  erbal,4^n ,  ist  gan,z  besojf (j^r^  Vorsicht  no^hweodiy, 
denn  es  i^t  nicht,  ohne  Zersetzung.  Oüchtig.  Duma^  verfährt  folgen- 
dermasseiji, :  Man  bringt  das  zerkleinerte  Erz  i^  eine  takulirte  Ee- 
torte,  deren  Hals  fast  senkrecht  sieht  und  \i\  eine  lange,  enge  Probir- 
rOhre  eintaucht,  und  leitet  einen  Strom  Kohlensäure  in  die  Relortc 
Man  erhitzt  letztere  allmälig ,  das  Erz  kommt  ins  Schmelzen ,  kocht« 
und  liefert  anfianjgs  Quepksilherdämpfe  und  bald  reichlich  Idfialio. 
§elzt  man  die  Operation  bis  zum  Schmelzen  der  Retorte  fori,  so 
entwickelt  sich  dieses  fort  bis  zum  Ende ,  ohne  dass  die  geringsU 
Spur  Wasser,  Bitumen  oder  Oel  sich  entwickelt.     Um  das Idrialia 


1)  Dumas,  Aao.  d«  Cbim.  et  de  Phys.  L.  19^.  —  L&ureot,  ebenda 
LIVi.  143.  ~  Scbrötter,  Aon.  der  Chem.  u.  Pharm.  XU.  326.  —  Bödek«r, 
ebenda  LH.  100. 


327 

vom  Qiiecksilber  zu  trennen,  welches  darin  TerlbeiU  hi ,  löst  niMi  e0 
in  «ebr  revnem  kocheDdom  Terpentinöl  aof«  R(Mtn  Erkalten  sehet* 
det  siob  das  Idrialin  so  schoell  ab,  dass  die  FlĂĽssigkeit  fast  augen^ 
hiicklidi  mr  festen  Masse  gesteht.  Es  kann  dureh  das  Piller  mid 
4aDii  durch  Au9|>ressea  zwischen  Filtrirpsrpier  isolirt  werden. 

Man  kann  auch  das  Idrialin  aus  dem  Erz  von  Idria  erbalten. 
^em  man  dasselbe  mit  Stein-'  oder  Terpentinöl  kocht;  dieses  Ver- 
hbrm  Terdienl  vieUeicbt  den  Vorzug  vor  der  Instillation,  da  dvs 
Büie  stets  eino  eieflilicli  bedeutende  Menge  der  Substanz  zerstört. 

Das  Idrialin  bildet  fiarblose  Blattchen ,  schmelzbar  bei  so  hoher 
Temperatur,  dass  man  es  nicht  lange  schmelzen  darf,  ohne  es  zu 
TerSndem.  Wenn  man  es  destillirt,  verflOchllgt  es  sich  zum  Theil, 
aker  man  Terlierl  '/jq  davon ,  selbst  wenn  man  im  Vaeuum  oder  in 
•iaera  SCroo»  Kofalensfiura  arbeitet.  Es  ist  unlöslich  in  Wasser, 
aelbet  in  kochendem ;  es  ist  kaum  löslich  in  siedendem  Alkohol 
«der  Aetber.  Kochendes  Terpentinöl  ist  sein  bestes  LösttngsmüCel 
(ĂĽomaa). 


Es  enthalt : 

Bödeker^). 

• 

Duma^^y. 

Laurent*). 

a         b         c         d 

C84ff«0,(t) 

lobleosloff        91,8 

91,7  . 

91,7  91,5  92,0  91,6 

91,97 

Wasscnloff          5.1 

»,3 

5,4    5,3     5,3    5,3 

5,11 

Ssoertloff             „ 

»> 

M              »»             fl             »> 

2,92 

100,00. 

Dumas  u.  Laurent  betrachten  das  Idrialin  als  einen  Kohlen- 
wasserstoff, zusammengeselzt  nach  der  Formel  C^^  H|o  (wie  das 
Chrysen);  allein  zur  Zeit,  wo  die  genannten  Chemiker  ihre  Analysen 


1)  Dwnas  gi«ht94,9  Proc.  Kohltottoff  an;  er  sagt,  er  habe  KohlensSore  aod 
WasMr  io  dem  VerbaltDiste  tod  0,594  za  0,080  erbaltea ;  die  Menge  der  aogewen* 
deieo  Substanz  ist  nicht  angegeben.  Ich  habe  den  Kohlcostoff  nach  dem  neuen 
Atomgewicht  umgerechnet. 

2)  Laurent  giebt  93,6  Kohleostoff  an ,  den  ich  gleichfalls  berichtigte. 

3)  a.  Idrialin,  erbalten  durch  Sublimation  dee  Idriaoer  Erzes  in  Kohiensanre; 
b.  dasselbe  Prodact ,  omkrystallisirt  in  Aceton ;  c.  dasselbe ,  omkrystallisirt  zuerst 
io  einer  Mischung  von  Alkohol  und  Terpentinöl,  dann  in  kochendem  Alkohol; 
4.  Idrialin  mit  kochendem  Terpentinöl  autf  dem  Erz  gezogen  und  mit  'Alkohol  um- 
krjsullisirt. 


328 

machten ,  berechnete  man  sie  noch  mit  dem  alten  Atomgewicht  des 
Kohlen8tofT&,  das  bekanntlich  2u  hoch  ist.  Nimmt  man  das  neoe 
Atomgewicht,  so  geben  dieselben  Analysen  Zahlen,  welche  sich  den 
neueren  Resultaten  von  Bödeker  sehr  nähern ,  wonach  das  IdriaUs 
Sauerstoff  enthalt.  Letztrer  hat  die  Formel  CgoHssO,  in  Vorschlag 
gebracht,  allein  es  fehlt  ihr  die  Conlrole. 

Wenn  man  da3  Idrialin  mit  concentrirter  Schwefelsdure  erhiUt, 
so  lost  es  sich  mit  schön  blauer  Farbe  auf,  ähnlich  der  der  Indig* 
blauschwefelsäure.  Wird  die  Auflösung  mit  Wasser  verdantit  usd 
mil  Basen  gesättigt,  so  giebt  sie  eigenthOmliche  Salze,  von  denen 
sich  die  des  Kali  durch  ihre  schöne  Krystallisation  auszeichnet 
(Schrölter). 

Kocht  man  das  IdriaUn  mit  concentrirter  Salpetersäure,  so  er- 
hält man  ein  rothes  Pulver,  welches  man  durch  Waschen  mit  Alkohol 
reinigt,  worin  es  unauflöslich  ist.  Diese  Verbindung  (Laureal's  jo/- 
petrigsaure  Idrialase)  ist  geruch  -  und  geschmacklos ,  unlöslich  in 
Wasser  und  Aether,  auflöslich  in  Schwefelsäure,  weiche  sie  acajoa- 
roth  ßirbt.  Sie  löst  sich  zum  Theil  in  Kali,  welches  sie  braos 
flarbt;  wenn  man  sie  in  einer  geschlossenen  Röhre  erhitzt,  so  zer* 
setzt  sie  sich  mit  Explosion  und  Lichtentwicklung.  Sie  ergab  bä 
der  Analyse: 

Laurent »).        C„  H»  (N  O4),  0,  (?) 


Kohlebstoff 

62,7 

63,3 

65,2 

Wasserstoff 

3,2 

3,0 

2,9 

Stickstoff 

10,« 

»y 

9,0. 

Chlor  bildet  mit  Idrialin  eine  feste  Verbindung. 

In  einem  Producta)  der  trocknen  Destillation  des  Idrinner  Erzes 
bei  Luflabschluss  fand  Bödeker  eigenlhüiuliche  Kohlenwasserstoffe: 
der  eine  a.  {Idryl)  in  warzigen  Gruppen ,  schmelzbar  bei  86^  flOch- 
tig  ohne  Zersetzung,  leicht  löslich  in  Alkohol,  Aether,  Essigsäure» 
Terpentinöl;  der  andere  h.  in  Blättchen,  schmelzbar  über  100^» 
sublimirt  vor  dem  Schmelzen  und  ist  weit  schwerer  löslich  als  a» 
Beide  KohienwasserstofTc  sollen  enthalten : 


1)  Laareot  oimmt  die  Formel  C,oH«(NO|)s  ao. 

2)  Stupp  in  der  Bergmannsprache, 


329 


oCH 


S 


Kohleostoff      94,44  94,45        93,54        94,7Ăź 
Wasserstoff        5^7    5,35  5,57  5,27 

100,00. 

8  2310''.  Das  lUcin^)  erbXit  man,  wenn  man  die  Abkochung 
der  BlStter  der  Stechpalme  (Jlex  aquifolium)  durch  basisch  essig- 
saures Blei  Mit,  die  fiUrirte  FlOssigkeit  abdampft  und  den  RĂĽck- 
stand mit  kochendem  absolutem  Alkohol  behandelt;  es  setzen  sich 
dann  bei  rrciwilliger  Verdunstung  braunlichgelbe ,  durchsichtige  Kry- 
stalle  ab  ?on  bitterem  Geschmack,  unlöslich  in  Aether,  leicht  löslich 
in  Wasser.  Ihre  Auflösung  wird  durch  Metalloxyde  nicht  gefüllt.  .Man 
empfiehlt  es  als  ein  kräftiges  Mittel  gegen  Wechselfieber  und  Wasser- 
sucht. 

(2311.  Das  Juglandin  wird  dargestellt,  indem  man  die  grOne 
Schale  der  Wallnuss  (Juglans  regia)  auspresst.  Der  frisch  bereitete 
Saft  ist  beinahe  klar,  von  scharf  bitterem  Geschmack,  bräunt  sich 
rasch  an  der  Luft  und  verliert  dann  seinen  scharfen  Geschmack. 
Durch  die  fortgesetzte  Einwirkung  der  Lufl  entstehen  dunkelbraune, 
geschmacklose  Flocken ,  unlöslich  in  Wasser  und  Alkohol ,  und  in 
dem  Mass ,  als  sie  sich  bilden ,  verliert  der  Saft  an  Bitterkeit. 

Der  frische  Saft  grflnt  die  Eisensalze ;  schon  gebräunter  Saft 
Mit  mit  Kali  schwefelsaures  Eiscnozydul ,  indem  er  sich  selbst  ent- 
filrbt  (Büchner).  Er  fällt  gleichfalls  das  salpetersaure  Silber ;  der 
Niederschlag  schwärzt  sich  schnell  und  enthält  metallisches  Silber. 

Der  Auszug  der  Nussschale  ist  unreines  Juglandin.  Man  be- 
nOtzt  es  in  der  Medicin  gegen  Gelbsucht,  Syphilis  und  Scrophulose; 
man  gebraucht  es  auch  zum  Schwarzfiirlien  der  Haare. 

f  2312.  Kampferid  nennt  Brandes')  eine  in  der  Galaugawurzel 
{Kaempferin  GalangĂĽy  L.)  enthaltene  Substanz.  Wenn  man  diese 
Wurzel  mit  Aelher  in  einem  Verdrängungsapparat  erschöpft,  erhält 
man  das  Kämpfend  gemengt  mit  einem  braunen,  klebrigen,  aromati- 
achen  Körper,  wovon  man  es  reinigt,  indem  man  es  wiederholt  in 
Alkohol  auflöst;  die  braune  Substanz  scheidet  sich  jedesmal  zuerst 
beim  freiwilUgen  Verdunsten  der  FlOssigkeit  ab* 


f)  Desctiamps,  Repcrt.  d.  Pharmsc.  XXXIX. 

S)  Brandes,  An)|iW  d.  Pbarmac.  XVIII.  81;  u.  Ana.  der  Cbem.  a.  Pbarm. 
XXXJI.  3tS. 


1 


830 

Man  erhält  das  Kämpfend  in  perlinulterglänxenden ,  gelblicbeo 
Blältchen  ohne  Geruch  und  Geschmack;  es  schmilzt  über  100^,  Idsi 
sich  in  25  Theilen  Aether  bei  15®,  ist  schwerer  toslich  in  Alkohol 
und  kaum  löslich  in  Wasser.  Essigsäure  löst  es  in  der  Warme; 
Ammoniak  bewirkt  in  der  Auflösung  einen  Niederschlag,  der  sicbia 
einem  Ueberschuss  des  FäUungsmittels  wieder  auflöst. 

Es  enthält^)': 

Brandes.  Berechnet. 
Kohlenstoff         65,3  61&,3 

Wasserstoff  4,3  4,5 

Sauerstoff  30,4  30,2 

100,0  100,0. 

Schwefelsäure  f)irbl  es  schön  bläulich  grün;  Aetzkali  löst  esnit 
gelber  Farbe,  kohlensaures  Kali  löst  es  unter  Aufbrausen. 

S2313«  Lactucin  und  Lactu^on.  -~  Der  Safl  des  Lattiek 
(Xiactuca  sativa ,  L.  virosa,  L.  seariola),  den  man  durch  Eii* 
schnitte  in  die  BUllter  und  Stängel  dieser  Pflapse  erhält,  giebi  bein 
Eintrocknen  eine  bräunliche,  sehr  bittere  Hasse  von  eig«nlhttiiilicliea 
Geruch,  ähnlich  dem  des  Opium.  Dies  ist  da^  Laciuearkm ^ 
Officinen.  Das  Thridaceum.  ist  ein  Auszug  aus  dem  Saft«  der  Ria^ 
<j\e8  Latliclischaftes. 

Man  schreibt  im  Allgemeinea  die  narcotische  Wirkusg  to 
Laelucarium  eiiier  eigentbUmlicbeu  Substanz,  dvm  Laciuei»^)v^ 

Man  erhält  dasselbe,  indem  man  den  Lattichauszug  mit  einer 
Mischung  von  Alkohol  und  V50  starken)  Essig  verbindet,  »etzt  Wasser 
zur  Auflösung  und  fällt  mit  basisch  essigsaurem  Ulei.  Man  dampft  <lifi 
filtrirte  Flüssigkeit  hei  massiger  Wärm«  ein,  nachdem  man  das  über- 
schĂĽssige Blei  durch  SchwefelwasserstofT  entfernt  hat,  hierauf  niniait 
man  den  Rückstand  in  Aether  auf.  Die  Lösung  lässt  beim  Vercttt»- 
sten  das  Lactucin  zurĂĽck. 

Man  erhält  das  Lactucin  durch  freiwilliges  Verdunsten  in  gelb- 
liehen  Krystallen ,  welche  unter  der  Lupe  verworrene  Nadeln  zeig<ra* 
Es  löst  sich  in  60  bis  80  Theilen  kaltem  Wasser,  sowie  in  Alkokol; 
in  Aether  ist  es  noch  schwerer  löslich.     Seine  Auflösungen  iri(^ 


1)  Altes  Atomgewicht  des  Kobieoatoffes. 

2)  Büchner,  ReperU  f.  d.  Pbarai.  XUII.  1.  ^  Wall,  Aob.  der  Cheo« 
tt.  Pharm.  XXXIl.  95.  —  Aubergier,  Gompt.  rend.  de  TAcad.  XV.  93S. 


331 

die  BUlerkeit  des  Triseb  ausgeprcfsteii  Lallj.cbsĂźft^s;  sie  habeo  avf 
Pflap^^nfarbfn  keine  Wiitung. 

VerdĂĽnnte  Salz-  iipd  Salpelersilure  veraudera  es  uicbt;  8ai-* 
p^tersäji^re  ?om  |t4^  verwai^dell  es  jn  ein  braunes,  gescbmfckloses 
Harz.  Mit  dep  Aikaiien  ^üf«!^  es  aroraonialiLaliscb^  Producle  (?)« 
(loqcentrirte  Schwefr^Isdure  täfl^\  98  braun;  Essigsdure  lOst  es  bessev 
als  Wassfir.     lo  d^p  Hitze  schmiUt  es  zur  braunen  Hasse. 

Die  wüssrige  Auflösung  des  Lactucin  wird  durch  keia  Reagans 

g  2314.  Laciuccn  wurde  vonLerioir^)  entdeckt,  eine  ki78ttUi« 
sirbsKe  Substanz,  verschieden  vom  Lactucin. 

Wenn  man  Lactucarium  mit  kochendem  Alkohol  erscböpA, 
scheidet  sich  das  Laclucon  in  Form  von  warzigen  Krystatlen  ab,  die 
man  durch  eine  neue  Krystaltisatioh  aus  Alkohol  und  Behandlung 
mit  Thierkohle  reinigt.  Es  ist  gerucb-  und  geschmacklos  und  scheint 
keine  Wirkung  auf  den  thieriscben  Organismus  an  haben.  Es  kry- 
fltailisirt  besonders  sehr  leicht  aus  Steindl ,  ist  unlöslich  in  Wasser^ 
leicht  loslich  in  Alkohol,  Aether,  feiten  und  ^Iberischen  Oelen.  Es 
schmilzt  zwischen  150<^  und  200^,  indem  es  dabei  amorph  wird.  Es 
ist  nicht  Ottchlig  und  liefert  bei  der  trocknen  Destillation  eine  grosse 
lißnge  Essigsäure.  Doch  verflüchtigt  es  sich  zum  grossen  Theil  un- 
sersetzt  in  einem.  Strom  von  Kohlensäure. 

Bs  spheinl  zu  enthalten  C^  H94  0^* 

Lenoir.  B«recbnet. 


Kobleostoir 

81,18  80,56  81,25 

81,12 

WM&ntoff 

10,91  11,3»  11,0» 

iO,78 

Saueritoff 

»»         «•          ♦» 

8,10 

100,00. 

Das  Lactucon  ist  ein  indifTerenier  Körper.  Kali  wirkt  nicht 
darauf,  Chlor  eben  so  wenig.  Seine  alkoholische  Losung  wird  von 
allioholischen  MelallsalzlOsnngen  nicht  geHlllt. 

t  2315.     Das  Läurin^)  wurde  von  Bonastre  in  den  Lorbeeren 


1)  Leooir,  Ann.  der  Chem.  a.  Pharm.  LX.  83. 

2)  Bonastre  (1824),  Joom.  dePbarm.  X.32.  —  Marsson,  Ann.  der  Chem. 
a.  Pbann.  XLI.  329.  —  Del  ff  s,  loura.  f.  prakt.  Chem.  LVIII.  434;  a.  Aon.  der 
Cl^fsm.  a.  Pharm.  LXXXVIII.  3t54.  Der  Campher  d&r  Piekurimbohnen  foo  Bo- 
nastre (Joam.  de  Pharm.  XI.  3)  ist  wahrscheinlich  auch  LAurin. 


332 

(X»anrus  nobilü  L.)  entdeckt.  Dm  es  zu  erbalten,  kocht  Delffs  die 
gereinigten  und  zerstossenen  Beeren  mit  Alkohol  von  85  bis  95  Pro- 
cent und  filtrirt  den  Auszng  kochend ;  derselbe  scheidet,  nachdem  er 
einige  Tage  gestanden,  das  Laurostearin  (%  1217)  ab;  man  filtrirt 
neuerdings  und  ISsst  die  FlĂĽssigkeit  freiwillig  verdunsten.  Krystalle 
von  Laurin  scheiden  sich  ab,  verunreinigt  mit  fettem  Oel ;  man  presst 
sie  zwischen  doppeltem  Fliesspapier  aus  und  reinigt  sie  durch  Dm- 
krystallisiren. 

Das  Laurin  bildet  Prismen,  die  dem  rhombischen  System  anzQ* 
gehören  scheinen^  ohne  Geruch  und  Geschmack,  unlöslich  in  Wasser, 
in  Alkohol  schon  in  der  Kälte  leicht  löslich,  sowie  inAether;  dieAu^ 
lösungen  haben  keine  Wirkung  auf  Lackmus.  Alkalien  lösen  es 
nicht. 


Es  enthalt : 

Delffk, 

C44H«,0«(T) 

Kohlenstoff 

76,46  f7,0»  77,06 

77,20 

Wasserstoff 

8,62    8,78    9,21 

8,77 

Sauerstoff 

M                >»                »1 

11,03 

100,00. 

Man  kann  das  Laurin  nicht  ohne  Zersetzung  destillireo. 
Die  alkoholische  Auflösung  des  Laurin  wird  weder  von  essi^ 
saurem  Blei,  noch  von  salpetersaurem  Silber  geĂźlllt. 

%  2316.  ,  Limonm  nennt  Bernays^)  den  Bitterstoff  der  Pone- 
ranzen-  und  Citronenkerne.  Um  ihn  daraus  zu  erhallen ,  reibt  miD 
die  Kerne  mit  etwas  Wasser  zu  Brei ,  den  man  hierauf  mit  Alkohol 
destillirt.  Wenn  der  Alkohol  grösstentheils  öbergcgangen  ist,  filtrirt 
man  den  RĂĽckstand ,  so  lange  er  noch  warm  ist ;  das  Limonin  schei- 
det sich  daim  beim  Erkalten  ab.  (Wenn  man  die  Mutterlauge  ab- 
dampft, erhält  man  ein  zerfliessliclies  Extract,  welches  zum  grossea 
Theil  aus  cilronsaurcm  Kali  besteht)  Man  reinigt  das  Limooin 
durch  mehrere  Krysiallisationen  mit  Alkohol. 

Das  Limonin  bildet  mikroskopische  Krystalle ,  die  man  unter 
dem  Mikroskop  aU  zum  rhombischen  System  gehörig  erkennt.  (B^ 
obachtete  Combination  od  P.OP;  Neigung  von  oo  P  zu  oo  P  <»  bei- 
läuOg  125^.)     Es  hat  einen  sehr  bittern  Geschmack,  ist  schwer  lös- 


1)  Bernays,  Bochoer^s  Repert.  [3]  XXI.  306.  —   Sclimidt,  Aoo.  der 
Chem.  u.  Pbarm.  LI.  838. 


333 

lieh  in  Wasser ,  Aelber  und  Ammoniak ,  Alkohol  und  Essigsäure  da- 
gegen lösen  es  leicht;  Aetzkali  löst  ebenfalls  sehr  gut  und  dieSfluren 
ftllen  es  daraus  wieder  ohne  Veränderung.  Es  schmilzt  bei  224^ 
und  gi^steht  beim  Erkalten  zur  amorphen  Masse. 

Es  ergab  bei  der  Analyse  (C  =  75,12) : 

Schmidt. 

Kohlensioff  66,04  66,13  65,63 
Wasserstoff  6,49  6,57  6,32 
Sauerstoff 


»♦  f»  »» 


Schmidt  drĂĽckt  diese  Zahlen  durch  die  Formel  C^,  H^s  O13  aus, 
welcher  aber  die  Controle  fehlt. 

m 

"  Die  alkoholische  Auflösung  des  Limonin  löst  sich  in  Schwefel- 
saure mit  rother  Farbe ;  Wasser  schlagt  es  daraus  nieder. . 

Kochende  Salpetersäure  löst  es  auf,  greift  es  aber  nicht  an. 
Cbromsäure  zerbetzt  es  eben  so  wenig. 

S  2317.  Pas  Lfriodendrin  findet  sich  nach  Emmet  im  Stamme 
des  virginischen  Tulpenbaums  {Liriodendrtm  tulqfifera^  Familie  der 
Hagnoliaceen). 

Uro  es  darzustellen ,  erschöpft  man  die  Rinde  mit  Wasser  und 
verdampft  den  Auszug  auf  ungefähr  Vs  äeines  Volums.  Das  Lirio- 
dendrin  scheidet  sich  in  unreinem  Zustand  ab;  durch  Zusatz  von 
Ammoniak  erhält  man  noch  mehr.  Man  reinigt  es  durch  Waschen 
mit  schwacher  Kalilösung  und  krystallisirt  es  mit  schwachem  kochen- 
dem Alkohol. 

Das  Liriodendrin  bildet  farblose  Blältchen,  ähnlich  denen  der 
Borsiiure;  bisweilen  erhalt  man  es  in  sternförmig  gruppirten Nadeln; 
€8  besitzt  einen  bitter-aromalischen  Geschmack ,  ist  wenig  löslich  in 
Wasser,  leicht  löslich  in  Alkohol  und  Aether. 

Es  schmilzt  bei  83®  und  sublimirt  sich  zum  Theil  ohne  Ver- 
änderung. Durch  trockne  l)<s(illalion  liefert  es  amnioniakfreie 
Producte. 

Weder  die  Lösungen  der  Alkalien,  noch  verdünnte  Säuren  lösen 
es  auf. 

Concentrirle  Salpetersäure  greift  es  nicht  an.  Concentrirte 
Salz-  und  Schwefelsäure  zersetzen  es;  letztere  verwandelt  es  in  ein 
braunes  geschmackloses  Harz.     Jod  färbt  es  gelb. 


334 

S  2318.  Das  Luteolin.  Alle  tti^ite  de$  Wafu  (Reseda  Lu- 
teola  L.)  enfhalteii  ^inen  Farbstoff,  der  deni  w^ss^rigeii  Auszug  cli^ 
ser  Pflanzd  ein«^  gelbe  Fai^be  erth^ilt,  welche  bei  Antr^ndiing  von 
vielem  Wasser  grünlich  ist.  Säuren  macheti  die  Farbe  verblassen; 
Alkalien,  sowie  gewisse  Ne6tralsahe  maehen  sie  tiefet.  Dirs  Decocl 
giebt  schön  gelbe  Niederschläge  mil  Alaun ,  Zinnchlorür  und  essig- 
saurem Blei ;  mit  schwefelsaurem  Cisenoxydul  bildet  es  einen  srliwan- 
lich  grauen  und  mit.  schwerelsaurMi)  Kupfer  einen  grĂĽnlich  braimea 
Niederschlag. 

Das  Luteolin,  welches  ChevreuH)  zuerst  isolirt  hat,  indem  er 
Wan  durch  kochendes  Wasser  erdch(^fte ,  lässt  sich  sublittlireh  und 
dabei  in  Nadeln  erhalten.  Es  löst  dich  in  Wasser  mit  blassgelber 
Farbe ;  ebenso  in  Alkohol  und  Aether.  E^  verbindet  sich  dfill  den 
Säuren  und  Basen.  Die  Verbindung,  welche  es  mit  Rali  biMel,  isl 
goldgelb,  gritnt  sich  allmälig  an  der  Luft  unter  Absorption  von  Sauer* 
Stoff  und  wird  zuletzt  schön  roth. 

Der  Farbstoß  des  Wau  ist  in  der  Färberei  ziemlich  häufig  in 
Gebrauch. 

Das  Meconin  s.  m.  §  2158. 

§  23t9.  Das  Melamjnfrin^)  6ndet  sich  im  Melampyrtnn  ne- 
morosum.  Man  erschöpft  die  trockne,  im  Beginn  d^r  BltltHezeic  ge^' 
sammelte  Pflanze  mit  kochendem  Wasser.  Der  Aussifg  znr  Honig- 
oonsisteUz  abgedampft,  scheidet  in  der  Robe  das  Nelampyrin  m  kry- 
slalllnischem  Zustand  ab.  Durch  Fällen  der  Mutterlauge  mit  neu- 
tralem oder  basisch  essigsaurem  Blei,  Kochen  der  öltrirten  Flüssig- 
keit mit  kohlensaarem  Blei  und  Fällen  des  Bleies  mit  Schwefelwasser- 
stölT  erhält  nran  eine  neue  Quantität. 

Das  MelampT^in  bildet  farblose  Prism('n  ohne  Geruch  t^^nd  6e-> 
schmack.  Es  ist  leicht  fösIrcH  in  Wasser,  schwer  löshch  in  ATko- 
ImI  und  unlösifch'  iir  Aether;  seine  .Auflösungen  sind  voHkommen 
neutral. 

Es  enthält  keinen  Stickstoff. 

Es  wird  weder  durch  Blefisalze,  noch  durch  andere  Metalisalze 
gefällt. 


f)  Chevreul,  Journ.  de  Chim.  Dxfdic.  VI.  157. 

2)  HGnereldt,  Ann.  der  Chem.  ĂĽ.  Pbarm.  XXIV.  240. 


335 

S  2330.  Das  Mormdin  *).  —  Die  Wurzel  der  Morinia  dirir 
foHa  (engiiscli :  Sooranjee),  in  Ostindien  bftiißg  zum  Färben  benutzt, 
entlixU  einen  Farbstoff,  den  man  auf  folgende  Weise  erhalt:  Man  er^ 
schöpft  die  Würze!  mit  siedendem  Alkohol ;  die  ersten  Abkochungen 
sebeiden  braune  Flocken  ab,  urelche  Morindin  enthalten,  Terunreinigt 
durch  eine  rothe  Sttl>stanz ;  sie  liefern  das  Morindin  in  kleinen  strah- 
HgeD  Krystallen  von  gelber  Farbe.  Man  reinigt  das  Ganze  durch 
Krystallisalion  mit  verdünntem  AHcohol ;  demohngeachtet  enthält  das 
so  erhallene  Prodnet  noch  kleine  Mengen  Asche  (0,32  bis  0,47  Proc.) 
und  erfordert  noch  den  Zusatz  von  etwas  Salzsäure  zum  Alkohol,  d»- 
niU  es  vollkommen  rein  ist. 

Die  Krystalle  des  reinen  Morindin  sind  schon  schwefelgelb,  von 
Seidenglanz.  Schwer  lOsIich  in  kaltem  Alkohol,  lösen  sie  sich  leich- 
ter in  siedendem,  besonders  verdünntem;  absoluter  Alkohol  löst  es 
weit  weniger.  Sie  sind  vollkommen  unauflöslich  in  Aelher.  Das 
Wasser  löst  sie  in  der  Kälte  wenig ,  doch  in  hinreichender  Menge, 
am  sich  gelb  zu  färben ;  siedend  löst  es  sie  leicht  auf  und  scheidet 
beim  Erkalten  eine  gallertige  Masse  ab  ohne  krystaUinische  Reschaf- 
fenheil. 

Bei  100<^  getrocknet  hat  das  Morindin  nachstehende  Zahlen  ge- 
ricfert : 

Anderton.  C,g  H,5  0,5(?). 


KohteostolT 

55,46 

55,40     55,39 

55,44 

Wasserstoff 

5,19 

5,03        „ 

4,95 

Sauerstoff 

»» 

»1                     M 

39,61 

100,00. 

Anderson  leitet  von  diesen  Analysen  die  Formel  G39H15O15  ab, 
der  aber  die  Controle  fehlt. 

In  einem  verschlossenen  Gef^sse  erhitzt,  schmilzt  es  zur  brau- 
nen Flüssigkeit  und  schmilzt  bei  höherer  Temperatur  unter  Entwick- 
lung schon  orangefarbener  Dampfe,  ähnliph  denen  der  salpetrigen 
Säure ,  die  sich  auf  kalten  Gegenständen  in  sehr  langen ,  feinen, 
rotfien  Nadeln  absetzen ;  es  bleibt  ein  reichlicher  RĂĽckstand  von 
Kohle. 


1)  AodersoD,  Transact.  of  Ihe  Roy.  Society  of  Edinburgh  Bd.  XVI.  Th.  VI. 
S.  435;    ODdAnn.  der  Cbfin.  u.  Pharm.  LXXf.  216. 


336 

Das  basisch  essigsaure  Blei  fallt  dasMoriodin  inkarmesinrothen, 
Äusserst  wenig  beständigen  Flocken,  die  nicht  gewaschen  werden 
können,  ohne  den  Farbstoff  zu  verlieren.  Die  Auflosungen  von  Ba- 
ryt, Slrontian  und  Kalk  geben  eineu  rothen,  voluoiiBMiiMi,  in  Wasso- 
schwer  loslichen  Niederschlag.  Das  Eisenchlorid  bewirkt  eine  braune 
Färbung  ohne  Niederschlag.  Die  ammoniakalische  Lösung  des  Mo- 
rindin  giebt  mit  Alaun  einen  röthlichen  Lack  und  mit  Eisenchlorid 
einen  von  der  Farbe  des  Eisenoxyds. 

Das  Morindin  löst  sich  in  den  Alkalien  und  färbt  sie  orangerolh. 
Concentrirte  Schwefelsäure  nirbt  es  dunkel  purpurroth,  violett  is 
dünnen  Schichten ;  verdünnt  man  die  Auflösung  mit  Wasser,  so  schei- 
det sie  nach  24  Stunden  gelbe  Flocken  einer  veränderten  Substani 
ab,  die  vollkommen  unlöslich  in  kaltem  Wasser,  mit  Ammoniak  keine 
orangefarbene,  sondern  eine  violette  Lösung  giebt. 

Salpetersäure  von  1,38  löst  das  Morindin  in  der  Kälte  mil  schon 
dunkelrother  Farbe;  in  der  Wärme  entsteht  eine  lebhafte  Einwir- 
kung; die  Auflösung  mit  Salpetersäure  gekocht  und  mit  Ammoniak 
neutralisirt,  ftillt  Kalksalze  nicht. 

%  2321.  Anderson  bezeichnet  mit  dem  Namen  Mormdan  die 
rothen  Nadeln ,  welche  durch  die  Einwirkung  der  Hitze  auf  das  Mo- 
rindin entstehen.  Unter  dem  Mikroskop  erscheinen  sie  als  vier- 
seitige Prismen  mil  einer  schiefen '^Endfläche.  Dieses  Product  ist 
vollkommen  unauflöslich  in  Wasser ;  es  löst  sich  leicht  in  Alkohol 
und  Aether  und  schadet  sich  von  neuem  in  krystallisirtem  Zustand 
beim  Verdunsten  der  Lösung  ab. 

Die  Kryslalle  mit  Wasser  gewaschen  und  dann  bei  100®  ge- 
trocknet, ergaben  bei  der  Analyse : 


Anderson, 

KuhleDstofT 

65,8i 

Wasserstoff 

4,t8 

Sauerstoff  * 

30,01 

100,00. 

Anderson  leitet  von  dieser  Analyse  die  Formel  Cj||H|oO|0  ab, 
welche  von  der  des  Morindin  durch  die  Elemente  von  5  Atomen 
Wasser  abweichen  wĂĽrde ;  allein  der  gefundene  Kohlenstoff  ist  be- 
deutender als  der  berechnete  (65,11).  Anderson  glaubt  auch,  dass 
concentrirte  Schwelelsäure  durch  ihre  Einwirkung  auf  Morindin  die- 


337 

selbe  SubsUnz  erzeugt ;  er  hatte  jedoch  nicht  genug  von  derselbeOy 
um  sich  von  dieser  Thataaehe  durch  die  Analyne  zu  ĂĽberzeugen. 

Alitalien  lOsen  das  Norindon  mit  schön  violetter  Farbe  auf.  Es 
lost  sich  auch  in  concentrirler  Schwefelsaure  mit  violetter  Farbe; 
Wasser  Ăźillt  es  wieder  daraus. 

Die  ammoniakalische  Auflösung  gieht  mit  Alaun  einen  rosen- 
rotben  und  mit  Barytwasser  einen  kobaltblauen  Niederschlag. 

Nach  Rochleder  wSre  das  Morindin  identisch  mit  der  Rnbery- 
tbriDSäiire  (%  1754*)  und  das  Morindon  mit  dem  Alizarin  ($  1755). 

Das  Nicotianm  s.  m.  8  2228. 

12322.  Das  OIML  CmHisOio  (?)  wurde  von  Pelletier^)  im 
Harze  des  Olivenbauros  gefunden.  Man  erhall  es  leicht,  wenn  man 
dieses  Harz  pulvert,  mit  Ac^lber  behandelt,  den  RĂĽckstand  in  sieden- 
demAikohol  löst  und  die  flitrirte  Lösung  durch  Erkalten  krystaliisiren 
lässt.  Man  befreit  es  leicht  von  der  harzigen  Substanz,  womit  es 
veninreinigt  ist^  wenn  man  es  kalt  mit  Alkohol  wäscht,  welcher  es 
Dar  in  kleiner  Menge  auflöst.  Rein  erhalt  man  es  durch  wiederholtes 
Krystaliisiren. 

Das  Olivil  krystallisirt  in  farblosen ,  glänzenden ,  strahligen  N^- 
ddo,  ohne  Geruch,  von  hittersttssero  Geschmack.  Es  ist  in  Wasser 
lalhtolich ,  besonders  in  der  Wärme ;  siedender  Alkohol  löst  es  in 
allen  Verhältnissen ;  es  löst  sich  auch  in  kleiner  Menge  in  Aether  und 
Oelen. 

Der  Schmelzpunkt  der  Krystalle  ist  120<^,  es  nimmt  beim 
Schmelzen  ein  harziges  Aussehen  an ,  ohne,  von  seinem  Gewicht  zu 
verlieren;  beim  Erkalten  verliert  es  seine  Durchsichtigkeit  nicht, 
wird  aber  rissig,  ohne  das  krystallinische  GefĂĽge  wieder  anzunehmen^ 
sein  Schmelzpunkt  ist  dann  70®.  In  Alkohol  gelöst  und  wieder  kry- 
stallisirt kommt  es  wieder  auf  seinen  vorigen  Schmelzpunkt.  Das 
harzige  Olivil  wird  heim  Reiben  sehr  elektrisch. 

Das  wasserfreie  Olivil  (geschmolzen  oder  aus  absolutem  Alkohol 
krystallisirt)  scheint  Cs^UisOio  zu  enthalten. 


1)  Pelletier,  Ann.  de  Cbim.  et  de  Pbys.  UI.  105.  —  Sobrero,  Jouro.  de 
PbniD.  [3]  111.  SM.     Aon.  der  Cbem.  «.  Pbarm.  LiV.  07^ 

Geriiardt,  Gb«Mi«.  Vf,  22 


1 


336 


Sobrero.  Berechnet. 


Kohlensloir     63,16    63,74    63,21     63,S4    63,17  63,15 

Wasserstoff       7,09      6,78      6,64       6,75      6,80  6,79 

Sauerstoff       29,75     29,48    30,15    29,41     30,03  30,06 


100,00  100,00  100,00  100,00  100,00  100,00. 

Das  aus  Wasser  krysullisirte  Olivil  enthält  2  Atome  (5,95 — 6,27 
Proc.)i  wovon  es  einen  Theil  beim  Trocknen  im  Vactium,  deDaodem 
beim  Schmelzen  verlierl. 

Der  trocknen  Destillation  unterworfen  entwickelt  das  Olirfl 
Wasser  und  eine  ölartige  Substanz  (Pyrolivilsäure)  unter  ZurOck- 
lasBung  von  viel  KoMe. 

Das  Olivil  hat  keine  Wirkung  auf  Pfianzeiifarl>en.  Ammoaiaiu 
Natron  und  Aetzkali  lösen  es  leicht;  Essigsäure  ßflit  es  (iBverXailat 
aus  der  coticentrirleo  AuOOsung.  Die  Auflösung  von  Kali  iMfnt 
sicli  Kulelzt  an  der  Luft. 

Verdttnnte  Salz-  und  SchwefelsAure  wirken  nkhx  darauf,  aHe« 
in  coQcentrirteii  Zustand  verwandeln  es  dieselben  8$furen  in  eiat 
rothe  Substanz,  das  Olivirutin^  dasselbe  scheint  sich  vom  Oiivil  aar 
durch  die  Elemente  des  Wassers  zu  unterscheiden« 

Salpetersäure  greift  das  Olivil  lebhaft  an,  besonders  in  dir 
Wurme,  indem  sie  es  dunkelrolh  färbt;  destillirl  man  das  Gemenge, 
SO  gehen  salpetrigsaure  Dämpfe  über,  gemengt  mit  viel  Cyanwasscr» 
stofTsihire ;  der  syruparlige  Rdckstand  setzt  beim  Erkallen  Krysiaib 
von  Oxalsäure  ab. 

Die  Losung  des  Olivil  reducirt  Goldchlvrid  und  salpetersaurcs 
Silber  schnell  zu  Metall.  Wenn  man  es  mit  schwefelsaurem  Kupfe^ 
oxyd  kocht^  so  Ăźirbt  es  dasselbe  sogkich  liellgrĂĽn. 

Setzt  man  Ammoniak  zu  einem  (^menge  von  Salpetersäuren 
Blei  und  einem  grossen  Ueberschuss  von  Olivil,  so  erhält  man  einen 
weissen  Mederschlaof,  welcher  CssHigOiot  2PbO  enthält.  (Analyse: 
Kohlenstoff  34,39-34,40;  Wasserstoff  3,39—3,69;  Bleioiyd 
45,23—44,97 — 45,0.)  Die  Niederschläge  haben  eine  wechselnde 
Zusammensetzung,  wenn  man  eine  Auflösung  von  Ohvil  mtt  basisch 
essigsaurem  Blei  versetzt. 

Wenn  man  eine  Auflösung  von  Olivil  init  reinem  Blethyperuxyd 
versetzt,  so  entfärbt  es  sich  imd  mau  erhftU  das^  Bleisals  einer  ncMian 
Substanz.     Es  entwickelt  sich  kein  Gas  bei  dieser  Einwirkung. 


3S9 

Beim  Versetzen  der  OliYii&tiflMung  mk  einer  Auflösung  von  zwei- 
fach chromsaureni  Kaü  fnlien  sogleiob  reicUtcbe  bräunliche  Flocken 
nieder,  die  spllter  grdniich  und  kOrnig  werden.  Sie  sind  wahrschein- 
lich das  Chromsalz  einer  durch  die  Oxydalion  des  Olivil  entstandenen 
Sliure. 

Chlor  greift  das  CNiviii  rasch. an.  W.efin  man  daBselb«  in  eine 
wassrige  Lösung  von  Olivil  leitet,  so  iBiit8iehen  braun«,  in  WasMT 
schwer,  in  Alkohol  leicht  lösliclie  Flocken.  Das  Prudiict  zersetzt 
sich  wieder  durch  die  fortgesetzte  Wirkuof  des  Chlor  unter  EaX- 
wicklung  von  Kohlensäure. 

S  2323.  Das  Olivtrutm  eiitstoht,  wenn  man  concentrirle 
Schwefelsaure  zu  einer  coiiceDlrirten  Lösung  von  Olivil  setzt.  Es 
entstehen  rothe  Flockon ,  welcho  sich  endlich  in  der  Säure  auflösen  ; 
Wasser  dagegen  fällt  sie  wieder.  Diese  Flocken  lösen  sich  in  Am- 
moDiak  und  erllieilen  ihm  eine  schön  violette  Färbung^  sie  lösen  sich 
gleichfalls  in  Alkohol. 

Der  nämliche  Körper  entsteht  bei  Einwirkung  von  Chlorwasser- 
stoĂźgas auf  Olivil ;  derselbe  wird  anfangs  grĂĽn  und  zuletzt  ganz  roth, 
namentlich  wenn  man  die  Masse  beim  Zuleiten  des  Gases  im  Wasser- 
bad erwärmt. 

Wenn  man  das  Olivil  mit  Salzsäure  erhitzt,  so  entsteht  gleich- 
falls ein  dunkelrolher  Niederschlag  von  Olivirutin ,  unlöslich  in  Was- 
ser, der  alle  Eigenschaften  des  Products  mit  Schwefelsäure  zeigt. 

Es  entwickelt  sich  bei  diesen  Processen  kein  Gas.     Sobrero  hat 

bei  der  Analyse  dieser  Producte  folgende  Resultate  erhalten  : 

Olivirutin 
mittelst  Schwefelsäure       '  mittelst  Satzsaare. 


Kohlenstoff 

68,40  68,50  68,89 

67,69  6\^,t4 

WasserstoflT 

6,08     6,71     6,34 

6,19     5,92 

SauemtofT 

f«          »t          ♦« 

24,94 

100,00. 

S  2324.  Die  PyralwiWiure  bildet  die  Olige  Substanz,  welche 
nebst  Wasser  bei  der  trocknen  Meätinätion  des  Olivil  übergeht.  Sie 
ist  schwerer  als  Wasser  und  besitzt  ein^n  Geschmack  und  Geruch 
ähnlich  denen  des  NetkenOls. 

Sie  kocht  bei  einer  Temperatur  über  200<^,  ist  wenig  löslich  in 
Wasser^  doch  in  hinlänglicher  Menge,  um  ihm  eine  saure  Reaction 
zu  erlbeilea.     Alkohol  und  Reiher  lOssn  sie  leicht. 

22» 


340 
ZusammeDĂźetzung : 

Kohlenstoff      70,16  69,82 

Wssserstoflf        7,31  7,33 

Sauerstoff        22,63  22,86 


100,00  100,00. 

Sobrero  leilel  von  diesen  Zahlen  die  Formel  C^  H^a  Oi«  ab,  die 
mir  aber  sehr  bestreitbar  erscheint. 

Luftzutritt  brSunt  die  PyroliWIsflure;  Kali  löst  sie  leicht;  die 
Auflösung  schwärzt  sich  leicht  bei  Berührung  mit  Luft. 

Salpetersäure  verwandelt  sie  in  Pikrinsäure  und  in  eine  harzige 
Substanz. 

Die  Auflösung  des  salpetersauren  Silbers  wird  augenblicklich 
daTon  zersetzt. 

Die  alkoholif^che  Lösung  der  Pyrolivilsäure  fällt  das  basisch 
essigsaure  Blei«  Sobrero  fand  in  dem  Niederschlag:  Kohlenstoff 
30,59,  Wasserstofi  2,89,  Bleioxyd  57,63. 

S  2325.  Das  Paridin ')  zieht  man  aus  den  Blättern  der  Pm 
quadrifolia  aus,  indem  man  sie  mit  durch  Essigsäure  angesäuerten 
Wasser  erschöpft,  den  Rückstand  mit  Alkohol  behandelt,  dem  alko- 
holischen Auszug  durch  Aether  Chlorophyll  und  die  Fettstoffe  ent- 
zieht, den  RĂĽckstand  mit  Thierkohle  in  Alkohol  von  0,920  digerirt, 
flltrirt,  den  Alkohol  abdestillirt ,  den  RĂĽckstand  trocknet  und  in  8i^ 
dendem  Wasser  aufnimmt. 

Das  Paridin  scheidet  sich  pach  einiger  Zeit  in  dünnen  gläniea- 
den  Blättern  ab,  welche  nach  dem  Trocknen  eine  zusammen  hängende, 
atlasglänzende  Masse  bilden.  100  Th.  Wasser  lösen  IVa  Tb.,  100 
Th.  Alkohol  von  94,5  Proc.  2  Th.  und  100  Th.  gewöhnlicher  Alko- 
hol 6  Th. 

Es  verliert  6,8  Th.  Wasser  durch  Trocknen  bei  100«.  G^ 
trocknet  enthält  es : 


L. 

GiMlin, 

C,»H|oO,(T) 

Kohlenstoff 

»tf,51 

65,39 

WasgerttoflT 

7,76 

7,69 

Saaerstoff 

»9 

36,92 

100,00. 


1)  Walz,  Pharmac.  Centralbl.  1841  S.  690.  Jahrb.  f.  prakt.  Pharm,  ff.  i^* 


341 

Die  concentrtrte  Schwefelsaure  und  Pbosphordäure  fSrben  das 
Paiidin  rotb.  Salpetersäure  zersettt  es  in  der  Warme.  Salzsäure 
lost  es  auf,  ohne  sich  zu  färben. 

%  2326.  Das  Peucedanin  >)  oder  Imperatorin  ist  in  der  Wur- 
lel  der  Pencedaneen ,  namentlich  der  der  Meisterwurz  {Imperatoria 
Osirutkium,  L. ,  Peucedanum  Osiruthium,  Koch).  Um  es  zu  er- 
halten, erschöpft  man  diese  Wurzel  mit  kochendem  Alkohol,  dampft 
den  Aliszug  ab ,  wäscht  den  Rückstand  mit  Wasser  und  Alkohol  und 
krystallisirt  mit  Aether,  welcher  eine  gewisse  harzige  Substanz  unge* 
lost  iässt,  womit  das  P«*ucedanin  verunreinigt  ist. 

Das  Peucedanin  krystallisirt  -in  leichten  durchsichtigen,  farb- 
losen, glänzenden,  bflschelförmig  gnippirten  Prismen.  Es  schmilzt 
bei  75®  ohne  an  Gewicht  zu  verlieren  und  erstarrt  nur  langsam  wie- 
der« indem  es  zuerst  einen  durchsichtigen  Syrup  bildet ,  welcher 
nachher  zur  wachsartigen  Masse  gesteht. 

Es  ist  unauflöslich  in  kaltem  und  warmem  Wasser ;  es  ist  schwer 
löslich  in  Alkohol,  besser  aber  in  siedendem;  die  Auflösung  ist  von 
anhaltender  Bitterkeit  und  wirkt  nicht  auf  Pflanzenfarben.  Es  ist 
leicht  loslich  in  Aether  sowie  in  fetten  und  flĂĽchtigen  Oelen. 

Es  enthält  €^4  Bd  0^  nach  folgenden  Analysen : 

Brdmann.  ßothe.  F,  Döbereiner. 

Kohlenstoff     71,07  69,61  69,84  70,5»        J0,45  70,63  76,56 

Wasserstoff       5,77     5,88     5,97     5,88  6,05     5,98  6,90 


Saaeretoff 


»»         »»  1»         t*  »»  »>  »» 


R .  Wagner,         Berec  h  net . 

70,06  70,21  70,58 

6,19    6,48  5,88 

23,54 


•*         >♦ 


100,00. 


1)  Scillatter,  Ano.  der  Chem.  0.  Pharm.  V.  205.  —  Fr.  Dobereiner, 
ebenda  XXVIII.  288.  —  Erdinaoo,  Journ.  f.  prakt.  Chem.  XVI.  42;  im  Auszog 
Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  XXXII.  309.  —  Bothp,  Jouro.  f.  prakt.  Chem.  XLVI. 
S71;  im  Ausaag  Ann.  der  Chem.  n.  Pharm.  LXXII.  308.  •—  Wagner,  Privat- 
â– ittlieilang. 

2)  Die  Analysen  fon  Erdmann  und  Franz  Döhereloer  sind  mit  d«m  alten  Atom- 
gewicht des  Kohlenstoffs  gerechnet. 

Die  Analysen  too  Erdmann  0.  Bothe  sind  mit  Peucedanin  aus  Peucedanum 
a/fieinaie  forgenommeo;  die  foa  F.  Dobereiner  0.  R.  Wagner  mit  Imperatorin  aus 

der  Wurzel  fon  Feuee4ianum  Ostruthium, 


342 

Die  ForuMil  Cs^HigOe  flndel  sieb  bestöügt  durch  die  Biowir- 
ku«g  f  welche  das  Kali  auf  das  Peucedaiiin  0  zeigt ;  es  wird  daraa  ■ 
Angeiicasjture  und  Oroselonhydrat  zerseUt  (Wagner) : 

Cm  Hfl  Ot  +  2  HO  =  Cjo  Hg  O4  +  C^  »e  O4 
Peucedaiiio.  Angelicasllure«       Oroselou. 

Wassrige  Säuren  lösen  da«  Peueedanin  itieht.  Scbwefel-,  Sab- 
mni  Essigsäure  wirken  in  der  Kalt«  nicht  darauf.  Concentrirle  Sri- 
peiersflure  lOst  es  in  der  Wärme  unter  üipwandlong  in  Nitropenee' 
danra  oder  tn  OxypHtrinsäure  und  Oxaisäiire. 

Chlor  und  Jod  greifen  .es  aa.  Die  alkorlioUsche  AvOosmig  ^ 
Peueedanin  wird  durch  einige  Melallsalae  gefällt,  unter  andern  durcb 
essigsaures  Blei  und  Kupfer.  Der  IHiederschl^  yoa  letsterefli  Sdi 
er^ab  Erdmann  45,3 — 44,2  Proe«  Kupfer. 

S  2327.  Dhs  Nitropeucedanin^) ,  C24H1,  (N04)0e  etiUteH 
durch  die  Einwirkung  der  Salpetersäure  auf  Peueedanin. 

Wenn  man  das  Peueedanin  mit  Salpetersäure  von  1,21  auf  M* 
erhitzt,  so  löst  es  ^ich  langsam  mit  gelber  Farbe  und  gesteht  bei« 
Erkalten  zur  krystailisirten  Masse.  Man  krystallisirt  sie  mitAll<^ 
hol  um. 

Das  Nitropeucedaniu  bildet  farblose,  iii  Alkohol  und  Aeihfr  zieiB- 
lich  leicht,  in  Wasser  fast  nicht  losliche  Blätichen.  Bei  1 00<> schDÜil 
es  und  zersetzt  sich* 


Es  euthalt : 

Botkt. 

Berechoel. 

Kohlenstoff 

09,2       59,7 

57,8 

Wassersioff 

4,2        4,0 

4,4 

StickstofT 

»,2        4,7 

»,6 

Sauerstoff 

11           f» 

32,2 

100,0. 

Das  xNitropeucedanin  absorbirt  bei  100^  trocknes  Ammonii^^ 
indem  es  sich  in  Nitropeucedamid  verwandelt.  Dieselbe  UniwaiKl- 
lung  erfolgt,  wenn  man  das  Nitropeucedauio  mit  Ammoniak  uoH  AI* 
kohol  behandelt.  Das  Niiropeucedamid  krystallisirt  aus  kocbeiMl^ 
Alkohol  in  rhomboidalen  Prismen  mit  vielem  Glanz ,  leicht  toslick  i* 


1)  Nach  dieser  Einwirkung   bildete  das  Peueedanin  angelicasaures  Pettc^r 
Vg).  Aom.  S.  292. 

2)  Bot  he  (1849),  a.  a.  0. 


343 

Alkohol  und  Aetber,  imhfslieb  in  Wasser,  >ohwache  Sfluren  zersetzen 
es  in  der  Wärme  in  Nitropeueedanin  und  Ammoniak,  Aetzkäli  wirkt 
ebenso. 

Das  Nitropeucedamid  scheint  zu  enthalten  :  €34  Hi^  N^  O3  «^  €^4 
H,s(N04)N04,  d.  h.  die  Elemente  von  1  At.  Nitropeueedanin  plus 
1  Al.  Ammoniak  minus  2  At.  Wasser. 

C,4  H„  (NO4)  NO4  =  0,4  H„  (NO4)  Oe  +  NH3  —  2  HO. 
Nitropeucedamid.  Nitropeueedanin. 

Both«.  Berech  oei. 

KoMenstofT        »8,0  98,06 

WMserstoff          4,6  4,83 

Stickstoff            10,9  11,29 

Sauerstoff             „  25,92 

lOO.OĂ–T 

I  2328.  Das  PhĂĽtyrin  i)  findet  sich  in  der  Rinde  der  PhtUjf- 
rea  latiftitia.  Hav  erecli^pft  diese  Rinde  mit  siedendem  Wasser^ 
cancentrirl  den  Anszag,  kUkl  mit  Eiweiss  und  setzt  einen  Ueber- 
schuss  von  Kalkmilch  zu.  Nach  einiger  Zeit  Ruhe  sondert  man  den 
schwarzlich  grünen  Absatz  ab»  presst  ihn  aus  und  nimmt  ihn  in  Al- 
kohol auf.  Der  alkoholische  Auszug  wird  durch  Thierkohle  entfärbt, 
man  dampft  den  Alkohol  ah  und  setzt  Wasser  zu. 

Bei  langsamem  Verdunsten  krystallisirt  das  Phillyrin  in  silber- 
glänzenden Blättern.  Es  ist  ohne  Geruch;  es  ist  anfangs  geschmack- 
los, dann  bitter.  Es  ist  wenig  losKeh  in  kaltem  Wasser,  löst  sich 
besser  in  siedendem  und  in  Alkohol,  sehr  wenig  in  Aether  und  ist  in 
fetten  und  ätherischen  Oelen  unlöslich.  Concentrirte  Schwefelsaure 
tost  es  mit  braunrolher  Farbe  und  zersetzt  es.  Salpetersäure  ver- 
wandelt es  in  ni\  gelbes  Harz,  ohne  Oxalsäure  zu  bilden.  Verdünnte 
Sauren  und  Alkalien  lösen  es  nicht  leichter  als  reines  Wasser. 

12329.  Das  Phlorisin,  G«,  H^^Oso +4  Aq.  (Strecker)  S)  kommt 
fertig  gebildet  in  der  Rinde  iles  Apfel-,  Bim-,  PdaunieH-  und  Kirsch- 
baums Tor. 


1)  Campooa,  Aon.  der  CbeiD.  u.  Pharm.  XXIV.  242. 

2)  Stat  u.  de  KeniDck(163tf),  Ano.derCbem.u.  Pbarro.XV.  7tf.  —  Staa, 
Abo.  de  China,  et  de  Pbys.  LXIX.  367.  —  Haider,  Bullet,  des  sciences  phys.  et 
Bstor.  eo  N^erlaode,  1836,  No  3.  S.  165;  oder  im  Auszug  Revue  scieDlif.  III.  50. 
—  Roser,  Aoo.  der  Ghem.  u.  Pharm.  LXXIV.  178.  —  Strecker,  ebenda 
LXXIV.  184. 


344 

Um  es  daraus  darziislellen ,  braucht  man  nur  eine  wSssrige  Ab- 
kochung der  Rinde  zu  machen,  concenlrirt  sie,  giesst  die  siideaile 
FlĂĽssigkeit  ab  und  stellt  sie  an  einen  kohlen  Ort.  Beim  Erkalleo 
scheidet  sich  das  Phlorizin  in  gelblichen ,  seidengidnzcnden  Naddii 
ab,  die  man  mit  Thierkohle  reinigt.  Will  man  grosse  QiiantiUUea 
dieses  Körpers  erhalten,  so  thut  man  wohl,  den  Auszug  mit  sckm- 
chem  Alkohol  zu  bereiten. 

Es  ist  eine  feste ,  weisse,  atlasgljlnzende  Substanz,  erscheiol, 
wenn  sie  sich  aus  concentrirter  Auflösung  absetzt ,  in  der  Regel  iB 
seidenglänzenden  Kugeln,  wenn  aus  verdünnter,  bei  langsamer  Ab- 
kühlung, in  platten,  glänzenden  Nadeln.  Es  hat  einen  wenig fot- 
wickelten,  hinterher  sOssiichen  Geschmack.  Kaltes  Wasser  löstet 
kaum,  siedendes  lost  es  in  allen  Verhältnissen  ;  Alkohol  und  Holzgetsl 
losen  es  sehr  gut ;  Aelher  lOst ,  auch  beim  Kochen ,  nur  Spuren  di- 
â–Ľon  auf. 

Die  alkoholische  Auflösung  des  Phlorizin  lenkt  die  Strahlen  dei 
polarisirten  Lichtes  nach  links;  [a]  =  —  39^98,  Mittel  fon  ivei 
Beobachtungen  ^). 

Polgen  die  Analysen ,  welche  die  Zusammensetzung  des  Phlori- 
zin begrĂĽnden. 

Krystallisirtes  Phlorizin.  i 

Sias. 

Koblenstoff  03,0  03,2  53,4  53,3 

Wasserstoff  6,1     6,2     6,0     6,2 

Sauerstoff 


»>        1»        »»        t« 


Mulder. 

Roter, 

ChHmO» 

53,2  52,8 

03,9 

»a,4 

6,1     6,1 

6,2 

5,» 

»»       »• 

1» 

40.7 
100,0. 

R.  F.  Marefutnd. 

+  «A«I- 

Sias,  Mulder, 

KrysUtlwasser        7,7     7,©  7,7     7,9  7,7  7,6. 

Getrocknetes  Phlorizin. 


k 

C«  Rm  Ojo 

Kohlenstoff 

57,4 

57,7 

57,3 

57,8 

Wasserstoff 

OJ 

8,7 

5,6 

»,» 

Sauerstoff 

»» 

H 

«» 

36,7 

100,0. 


1)  Boachardat,  Coinpi.  read,  de  PAcad.  XVIII.  299. 


345 

Das  PhJoriziD  einwickelt  bei  100<^  7,6  Proc.  «»  4  Atome  Kry- 
stallwasser  und  sehmilzt  bei  106^;  bei  109^  ist  die  Schmelzung  â–Ľoll- 
slltndig;  die  geschmolzene  Substanz  bat  das  Ansehe»  eines  farblosen 
Barzes;  ist  die  Schmelzung  vollendet,  so  gesteht  die  Nasse  wieder 
trotz  Erhöhung  der  Temperatur  und  bei  130<^  ist  sie  vollkommen 
hart,  gegen  160^  schmilzt  sie  von  neuem,  bei  200<^  entwickelt  sie 
Wasser  und  färbt  sich  roth.  Pas  Phlorizin  ist  nun  in  Rufin  umge* 
wandelt.     Bei  höherer  Temperatur  verkohlt  es. 

Auf  130^ erhitzt,  ändert  dasPhlorizin  seine  Eigenschaften  nicht: 
nur  wird  es  schwerer  löslich  in  Wasser  und  setzt  sich  aus  der  wäsd- 
rigen  Lösung,  ohne  ein  kryslallinisches Aussehen  anzunehmen;  doch 
nimmt  es  allniälig  seine  ursprünglichen  Eigenschaften  wieder  an. 

Seine  wflssrige  Lösung  wird  von  basisch  essigsaurem  Blei  ge- 
flUt. 

In  der  K^lte  verändern  es  Schwefel-,  Phosphor-  und  Salzsiäure 
nicht;  aber  bei  verlängerter  Einwirkung  zersetzen  sie  es  in  Glucose 
und  Phlorelin.    Bei  90^  bewirkt  Oxalsäure  dieselben  Veränderungen: 

C|j  B,4  Ojo  +  2  HO  —  C|j  Hi2  Oia  -j-  C30  H14  0|o. 
Phlorizin.  Glucose.  Phloretin. 

100  Th.  Phlorizin  liefern  so  41—42  Tb«  Glucose.  (Böser, 
RigaudO;  berechnet  41,3  Proc.) 

Verdünnte  Salpetersäure  löst  es  kalt;  bei  verlängerter  Einwir- 
kung aber ,  oder  wenn  sie  concentrirt  ist ,  zerstört  sie  das  Phlorizin 
unter  Entwicklung  von  Kohlensäure  und  StickstofToxyd  und  Bildung 
von  Oxalsäure  und  Nitrophlorelin. 

Alkalien  lösen  das  Phlorizin  ohne  Verändrimg;  die  Auflösungen 
erbalten  sich  bei  Abschluss  der  Luft.  Eine  siedende  Kaliauflösung 
bewirkt  die  Bildung  einer  schwarzen  Substanz. 

Das  Phlorizin  absorbirt  11  bis  12  Proc.  Ammoniak;  das  Pro- 
ductder  Berührung  mit  Luft  und  Feuchtigkeit  ausgesetzt,  färbt  all- 
mälig  orange ,  dann  rotb  und  wird  zuletzt  dunkelblau ;  es  entsteht 
unter  diesen  Umständen  phlorizeYnsaures  Anfimoniak. 

Den  phhrixinsauren  Baryt  erhält  man  durch  Fällen  einer 
Phlorizinlösung  in  Holzgeist  durch  gleichfalls  in  Holzgeist  gelösten 
Baryt.     Er  verliert  an  der  Luft  seine  alkalische  Beaction  und  wird 


1)  Rigaud,  Ado.  der  Cbem   u.  Pharm.  XC.  300. 


1 


346 


briimlich  rotb  unter  Bildung  ?on  Kohlenetture,  EssigsSore  und  ein« 
eigenthomltchen  Farbstoffes.  In  reinem  Zustand  scheint  er  C^^  H^  O^, 
2BaO  au  enUialten. 


St 

tu. 

Berechnet. 

Kohlenstoff 

4oT 

9t 

42,8 

Wasserstoff 

44 

»» 

4,t 

Baryt 

89,8 

90,% 

S5,8. 

Der  phlorizinsaure  Kalk  scheint  zu  enthalten  G^^H^^Oi«,} 
CaO,  3 HO.  (Beobachtet  15,2  —  14  Proc.  Kalk;  berechnet  15,3 
Proc.)  Man  erliäll  ihn  beim  Verdunsten  einer  Auflösung  von  Phfe- 
rizin  in  Kalkwasser  im  Vacuum ;  es  entsteht  so  eine  gelbe,  krjsulli- 
nische  Masse.  Diese  Verbindung  lOst  viel  Kupferoxydhydrat  ail 
Gegen  Luftzutritt  verhält  es  sich  wie  phlorizinsaurer  Baryt. 

Das  pklorizinsaure  Blei  scbeini  CisH^i^ioi  6PbO  zu  eothil- 
ten.  Es  entsteht  als  weisser  Niederschlag,  wenn  man  basisch  essig- 
saures Blei  zu  einer  siedenden  Lösung  von  Phlorizin  setzt ,  mit  der 
Vorsicht,  letztere  in  Ueberschuss  zu  lassen.  Der  Niederschlag  est- 
hält: 

Sias,  Berechnet. 


Kohlenstoff 

84,9 

»j 

22,7 

Wasserstoff 

2,1 

»1 

8,t 

Bleioxyd 

59,2 

60,0 

60,6. 

%  2330.  Das  Rufin,  Ci^HsoOfe,  entsteht  durch  die  Eill«i^ 
kung  der  Hitze  auf  Phlorizin.  Werrn  man  letzteres  im  Oelbad  €^ 
hitzt,  so  verliert  es  Wasser,  schmilzt  und  bei  Erhöhung  der  Tenifi^ 
ratur  auf  ungefähr  200^  flndet  ein  Aufbrausen  von  Dampf  ohne  Gas^ 
entwicklung  statt.  Wenn  man  die  Temperatur  bei  235^  einige  Zfit 
erhält,  besteht  der  Rückstand  aus  einer  harzähnlichen  Masse  tm 
schon  rother  Farbe,  sehr  sprOde,  leicht  loslich  in  Alkohol  mit  dunk* 
1er  Oraagefarbe  und  fast  unauflöslich  in  Aether«  Wasser  lOst  es  bei« 
Sieden  unter  augenblicklicher  Entfärbung;  beim  Erkalten  wird  tue 
Losung  milchig. 

Das  Rufin  enthält : 

Mulder,  C|sHmO,6 
Kohlenstoff         63,2  63,0 

Wasserstoff  9,2  5,0 

Sauerstoff  ,,  32,0 

100,0. 


347 

Hmi  siebt  ans  dieser  Analyse,  dass  ilas  Riifin  vom  Phlorian  sieb 
durch  die  Elemeiite  von  4  Atomen  Wasser  unterscb«idoi : 

Qs  H24  OjQ  =  G|9  U^Q  Oju  +  4  HO. 
Pblorizin.  Raftn. 

Das  Rufln  lösl  sich  in  concentrirter  Schwefelsaure;  die  Auf- 
lösung wird  durch  Wasser  entfärbt ;  sie  enthalt  eine  gepaarte  Ver- 
bindung. 

Salzsäure  löst  das  Rufiu  nicht  auf;  Salpetersäure  zersetzt  es  in 
der  Hitze. 

Es  löst  sich  mit  rother  Farbe  in  Kali  und  Ammoniak ;  Sfiuren 
litten  es  aus  dieser  Auflösung. 

S  2331 .  Das  PMortzein,  €4^  H30  Ng  O^e  entsteht  durch  gleicb- 
leilige  Binwirknng  von  Lnft  und  Ammoniak  auf  das  Phbrizin : 

C49  Hj4  Ojo  "h  2NH8  -j-  0^  =»  C42  H3Q  Nj  Oj^. 
Phtorizin.  Phlorizeln. 

Es  schlagt  sich  nieder,  wenn  man  eine  Säure  zu  dem  Product 
dieser  Einwirkung  setzt.  Stas  verl^-t  auf  folgende  Weise ,  um  es 
rein  zu  erhalten :  Er  faHt  das  Rohproduci  aus  der  Einwirkung  von 
wflssrigem  Ammoniak  und  Luft  auf  das  Phlorizin ,  mit  Alkohol,  löst 
die  Substanz  in  der  möglich  kleinsten  Menge  Wasser,  setzt  zu  dieser 
Auflösung  tropfenweise  mit  Essigsäure  angesäuerten  Alkohol  und 
wäscht  den  [Niederschlag  mit  immer  stärkerem  Alkohol. 

Das  PhlorizeYii  ist  fest  und  unkryslallisirbar;  sein  Ausseben  dif* 
Cerirt  je  nach  dem  Zustande,  in  welch<>m  man  es  untersucht.  Sein 
Geschmack  ist  schwach  bitter.  Es  löst  sich  leicht  in  siedendem 
Wasser;  Alkohol,  Holzgeist  und  Aether  lösen  ^s  kaum. 

Die  Analyse  des  Phlorizeln  ergab  folgende  Resultate : 


S 

Uu. 

Cij  Hg»  Nj  Ofs- 

Kohlenstoff 

48,3 

48.1 

48,5 

48,6 

Wasserstoff 

5.6 

5.S 

8,7 

6,8 

Stickstoff 

5,0 

ä,4 

5,1 

5,4 

SauerstoCr 

»» 

ti 

f  * 

40,2 

100,0 

Das  PblorizeYu  zersetzt  sich  durrh  die  Hitze.  Die  fixen  Al- 
kalien zerstö!*en  seine  Farbe  und  verwandeln  es  in  eine  bräunliche 
Mnise. 


348 

Das  phlorisemsaure  Ammoniak  ist  schwierig  in  reinem  Zu- 
stande zu  erhallen ;  am  besten  stelll  man  das  Phlorizin  anter  eiiM 
Glocke  über  eine  Auflösung  von  kohlensaurem  Ammoniak ,  in  weldie 
man  von  Zeit  zu  Zeit  StĂĽcke  von  Aetzkali  wirft.  Wenn  man  jeden 
Ueberschuss  von  Ammoniak  vermeidet,  so  erhält  man  unter  gewissea 
noch  wenig  ermittelten  Umstanden  eine  blaue  uiikrysiallisirbare ,  ia 
Wasser  leicht  losliche  Substanz;  meistens  ist  das  Product  braun- 
roth. 

Schwefelwasserstoff,  und  Zinnoxydul  in  Kali  gelöst,  enllärbea 
die  Verbindung.  Wird  die  Auflösung'  der  HerUhrung  mit  Lufl  Über- 
lassen y  so  nimmt  sie  allmälig  wieder  ihre  schone  blaue  Farbe  an. 

Die  Auflösung  des  phlorizeYnsauren  Ammoniaks  in  BerOhmag 
mit  Thonerdehydrat  gebracht,  wird  gleichfalls  entĂźirbl;  die  Thoa- 
erde  Ăźirbt  sich  blau. 

Es  f^Ut  die  Eisen-,  Zink-,  Blei-  und  Silbersalxe.  Der  Silber- 
niederschlag ist  blau  und  wird  schon  durch  Wasser  zersetzt. 

8  2332.  Das  Phloretin^  C30H14  O^q  entsteht  zugleich  mit  der 
Glucose  durch  die  Einwirkung  verdünnter  Säuren  auf  das  PbloriiiB 
(Stas)  : 

C4J  H24  0,0  -|-  2  H  0  -a  d  j  H|9  Oi5  -|-  C30  H^4  Oio 
Phlorizin.  GIncuse.         Phloretin. 

Die  verdünnten  Mineralsäuren  und  selbst  die  Oxalsäure  lOsea 
das  Phlorizin;  altein  es  {genügt,  die  saure  Auflösung  auf  ungetthr 
80  oder  90^  zu  erhitzen ,  <las$  sie  ihre  ganze  Durchsichtigkeil  ver- 
liert und  krystaliinisches  Phlor«'lin  niederschlägt. 

Das  PhJort'iin  ist  weiss,  krystallisirt  in  kleinen  Blättern  vea 
süssem  Geschmack,  fast  unauflöslich  in  kaltem  Wasser,  sehr  schwer 
loslich  in  kochendem  Wasser,  so  wie  in  wasserfreiem  Aether;  inallea 
Verhältnissen  jedoch  in  siedendem  Alkohol,  Holzgeist  und  Esiig* 
säure ,  aus  denen  es  sich  in  glänzenden  Körnern  abscheidet. 

Es  ergab  bei  der  Analyse : 

StoM.  Roser,         C|«lluO|« 

Kolileostoff         65,0  64,5  64,8        65,4  65,0  65,7 

WaMcrstoff  5,2    5,4    5,4  5,5    5,9  5,1 

SsuerfftoflT  ,,       „       „  „        „  39,S 

100,0. 


349 

Es  verlierl  kein  Wasser  bis  zu  t60<^;  bei  180<^  schmilzt  «s,  bei 
höherer  Temperatur  zersetzt  es  sich. 

Die  concentrirten  Säuren  lösen  es  ohne  Zersetzung  auf.  Ver- 
dOnnte  Salpetersäure  verwandelt  es  in  Nitrophloretin.  Chromsäure 
zersetzt  es  in  Ameisensäure  und  Kohlensäure. 

Die  alkalischen  Langen  lösen  es  ohne  Verändruog;  diese  Auf- 
lösungen haben  einen  sehr  deutlich  sHssen  Geschmack.  Bei  Be- 
lĂĽhrnng  mit  Lufl  absorbircn  sie  Sauerstoff  und  erzeugen  einen 
orangegelben  Körper. 

Das  Phloretin  ahsorbirt  begierig  13  bis  11  Proc.  Ammoniak, 
ohne  Wasser  zu  verlieren.  Wenn  man  concentrirtes  Ammoniak  auf 
Phloretin  giesst,  löst  es  sich  darin  auf  und  ßillt  nach  einigen  Augen- 
blicken in  kleinen  gelben ,  glänzenden  Körnern  nieder.  Diese  Ver* 
biodong  verliert  an  der  freien  Luft  Ammoniak ,  die  Wärme  treibt  es 
gleichfalls  aus.  Die  Auflösung  der  ammoniakalischen  Auflösung  fällt 
die  Salze  des  Mangan^  Eisen,  Zink,  Kupfer,  Blei,  Silber  etc. 

Das  Nitrophloretin  y  auch  Phloretin-  u.  Nitrophloretinsäure  ge- 
nannt, CsoH|3(N04)0|o(?)  entsteht  durch  die  Einwirkung  der  con- 
centrirten Salpetersäure  auf  Phlorizin.  Dieselbe  zerstört  das  Phlorizin 
augenblicklich  unter  Entwicklung  von  Stickstoffoxyd »  Kohlensäure, 
Oxalsäure  und  einer  dunkelrolhen  Substanz.  Diese  mit  Wasser  ge- 
waschen ,  in  Alkali  gelöst  und  durch  Säure  gefüllt ,  bildet  das  Nitro- 
phloretin. 

Es  ist  nicht  krystallisirbar ,  rothbraun ,  sammetartig ,  wird  bei 
150^  zerstört  unter  Entwicklung  von  Slickstoffoxyd ,  ist  unlöslich  in 
Wasser,  auflöslich  in  Alkohol,  Holzgeist  und  Alkalien,  unlöslich  in 
▼erdOnnten  Säuren. 

Es  löst  sich  unverändert  in  concentrirter  Schwefelsäure  mit 
blotrother  Farbe. 

Concentrirte  Salpetersäure  zerstört  es  durch  langes  Kochen 
unter  Bitdung  von  Oxalsäure  und  einer  Spur  von  einer  bitteren 
Substanz. 

t  2332*.  Das  PhysaHn^)  ist  'der  Bitlerstoff  der  Judenkirsche 
{Phygalis  Alkekengi^  L. ,  Familie  der  Solaneen),  von  einigen  Aerz- 
ten  als  Chininsurrogat  zur  Theilung  der  Fieber  benfltzt. 


1)  Desiaigoes  a.  Chantard  (185S),  Jouro.  de  Pharm.  [3]  XXI.  24. 


350 

Uai  es  darzustellen,  ersch/vpfen  Demaignes  u.  Chautard  dk 
Blätter  mit  kaltem  Wasser  und  achttlteln  den  wSesrigea  Auszug  «^ 
nigstens  10  Minuten  lang  sUrk  mit  Chloroform  (ungeMir  2  Gramin 
auf  1  Liter  PlUftaigkeil)  Mii  das  Ciiloroform  dem  Aufzug  seine  gaan 
Bitterkeit  benommen  hat.  Daa  Chloroform  scheidet  das  Pbysaii 
hei  fortgesetzter  Ruhe  ab;  man  reinigt  es,  indem  man  es  in  Geissen 
Alkohol  auflöst,  etwas  K<4)ble  zusetzt ,  die  filtrkie  Flüssigkeit  dHfcl 
Wasser  ßillt  und  den  Kiederschbj^  a#ir  einem  Filter  mit  kalte» 
Wasser  wascht. 

Das  Physalio  bildet  ein  leichtes,  gelbes  Pulver  von  bitleren 
Geschmack,  der  anfangs  schwach^  nachher  aber  auflaileod  ood  a^ 
hallend  ist.  Sehr  wenig  löslich  in  kalten  Wasser,  löst  es  sich  M* 
was  leichler  in  kochendem ;  Aether  iOst  es  nur  in  kleiner  Menge; 
Chloroform  und  besonders  Alkohol  l«>sen  es  leicht.  Unter  des 
Mikroskop  zeigt  es  keine  Spur  voa  KryslaUisation.  VoUfconBM» 
trocken  wird  es  beim  fieiben  «lektrisph. 

Es  enthalt : 

Dtgsngne»  u.  Ckautard.     Q«  H,«  Oh» 


Kohlenstoff 

63,78 

63,87 

63,64 

Wasserstoff 

6,33 

6,30 

6,06 

Sauerstoff 

»1 

»» 

oV,80 

100,00. 

Beim  Erhitzen  erweicht  das  Physalin  gegen  180^;  bei  höherer 
Temperatur  zersetzt  es  sich. 

VerdĂĽnnte  Sfturen  lOsen  es  nur  in  kleiner  Menge.  Aromoaiik 
lost  es  ziemlich  gut;  die  Lösung  veriieii  beim  Vi^rdunsten  alk* 
Alkali. 

Die  alkoholische  Auflösung  des  Physalin  wird  durch  animoiii* 
kaiisches  salpetersaures  Silber  nicht  geföllt;  mit  essigsaurem  Blei 
und  Ammoniak  dagegen  giebt  es  einen  weissen  Niederschlag«  welcher 
54,34  Proc.  Oxyd  enthalt. 

%  2333.  Das  PikroUchenin  ^  ist  nach  Alms  in  der  Fariolari» 
amara,  Ach.  enthalten.  Zu  seiner  Darstellung  erscbOpit  man  die 
gepulverte  Flechte  mit  Alkohol,   verdampft  die  Auflösung  langsam 


1)  Aldi,  ApD.  der  Cb»in.  u.  Pbona.  1.  6t. 


351 

»irSyropeotisisleiiz;  das  Pikrolicheniii  kryeUlh'sirl  dann  nach  ekliger 
Zeit;  man  reinigt  ete.  iiulrtn  mao  «8  mit  verdnimter  AiiflOsiing  v»fi 
koblensaurein  Eali  wäscht  um!  krystalltsiri  mit  Alko/hoi. 

Es  bildet  ahgestumpfte  Oktaeder  mit  rhombischer  Ăźasis,  farb- 
los, unveränderlich  an  der  Luft,  geruchlos,  von  sehr  bitterem  Ge- 
schmack und  1,176  spec.  Gew.  Es  schmilzt  unter  100<^  und  er- 
starrt beim  Erkalten,  es  verkohlt  bei  höherer  Temperatur  unter 
Lieferung  aronioniakfreier  Producte«  Es  ist  unauflöslich  in  kaltem 
Mfasser,  schwer  löslich  in  kochendem  Wasser,  leicht  löslich  in  Al- 
kohol, Aelher,  ätherischen  Oelen,  SchwefelkohlenstotT  und  in  der 
Warme  in  den  fetten  Gelen.  Die  alkoholische  Lösung  reagirt 
saupr. 

Es  wird  durch  Salpeter-,  Salz-  und  Pbosphorsäure  nicht  zer- 
setzt. Auflösung  von  kohlensaurem  Kali  löst  sehr  wenig;  Chlor- 
wasser fSrbt  es  gelb,  ohne  es  zu  lösen. 

Wenn  man  es  mit  Ammoniak  in  einem  verschlossenen  GeĂźsse 
stielen  lässt )  so  wird  es  harztg  und  klebrig  und  löst  sich  endlich  zu 
einer  anfangs  farblosen,  dann  röthlichen  und  dann  safrangelben 
Fifissigkeit;  die  Flyssigkeit  scheidet  nach  einiger  Zeit  platte, 
bdschelfdraig  fruppirte,  gelbe,  glänzende  Nadeln  ab,  welche  an 
trockoer  Luft  verwiltern.  Die  Flüssigkeit  behält  dabei  ihre  gelbe 
Farbe.  Die  Krystalle  sind  gt^schnnacklös ,  lösen  sich  leicht  in  Alko- 
hol oüd  ätzenden  Alkalien ;  ihre  Auflösung  ist  nicht  bitter.  In  der 
Hitze  entwickeln  sie  Ammoniak,  schmelzen  bei  40^  zur  harzigen, 
klebrigen,  intessiv  kirseärethen  Masse,  die  sieh  zu  den  Lösiuigs* 
milleln  wie  die  Krystalie  verhält. 

Diese  rolhe  Substanz  entsteht  gleichfalls  beim  Verdunsten  der 
ammoniakaliscben  Lösung  desPikrolichenin  an  der  Luft;  dies  scheint 
anzudeuten,  dass  das  Pikrolichenin  mit  dem  Orcin  verwandt  ist  und 
vielleicht  eine  von  den  oben  ($  2014)  beschriebenen  färbenden  Säu- 
ren ist. 

Aetzkaii  löst  das  Pikrolichenin  mit  weinrother  Farbe,  die  sich 
allmälig  bräunt.  Säuren  fallen  aus  der  Auflösung  eine  rothbraune 
bittere  Substanz. 

Pikrotoxin  v^.  %  2252. 


352 

S  2334.  Das  Pbmbagin  ^)  ist  der  scharfe  Sloff  der  Wanil 
der  gemeinen  Bleiwiirz  (Plumbügo  europaea,  L.)«  Man  erschöpft 
die  WĂĽrzet  mit  Aether,  verdonstet  und  behandelt  den  Rackstaad 
mehreremal  mit  siedendem  Wasser.  Es  scheidet  sich  aus  dieser 
Auflösung  unreines  PInmbagin  ab ,  welches  man  durch  Uoikrystalli- 
siren  mit  Aeiher  oder  durch  mil  Aether  versetzten  Alkohol  reinigt 

Das  Plumbagin  krystallisirl  in  Nadeln  oder  platten  Prismen  th 
orangegelher  Farbe,  welche  oft  büschelförmig  gruppirl  sind.  Der 
Geschmack  ist  anfangs  sOsslich  zusammenziehend,  dann  beissenl 
scharf.  Es  ist  leicht  schmelzbar  und  verflĂĽchtigt  sich  zuai  TheĂĽ  ii 
der  Hitze  ohne  Verändrung;  es  ist  weder  sauer,  noch  alkalisch,  lOst 
sich  kaum  in  kaltem  Wasser ,  weit  leichter  in  kochendem ,  und  ist 
leicht  loslich  in  Alkohol  und  Aether. 

Concentrirte  Schwefelsaure  und  rauchende  Salpetersflure  losei 
es  kalt  mit  gelber  Farbe;  Wasser  schlägt  es  in  gelben  Flocken  nie- 
der. Alkalien  ertheilen  der  wflssrigen  Lösung  eine  schön  kirschrotbc 
Färbung ;  Sfluren  stellen  die  gelbe  Farbe  wieder  her.  Das  basisch 
essigsaure  Blei  fflrbt  es  gleichfalls  roth  unter  Bildung  eines  karmesia- 
rothen  Niederschlags. 

Ji  2334*.  Das  Pinipikrin^)  ist  der  Bitterstoff  der  Kiefemadeki 
(Pmus  sylvestris).  ^  Man  verĂźihrt,  um  ihn  zu  erhalten ,  nach  Kava- 
lier auf  folgende  Weise :  Man  erschöpft  die  Nadeln  mit  siedendes 
Alkohol  von  40<>,  destillirt  den  Alkohol  im  Wasserbad  ab,  verseilt 
den  RĂĽckstand  mit  Wasser,  filtrirt  den  klebrigen,  harzigen  Niede^ 
schlag  ab ,  f^llt  die  (lltrirte  FlĂĽssigkeit  beim  Sieden  durch  basisdi 
essigsaures  Blei,  entfernt  den  Bleiniederschlag  durch  Filtriren,  be- 
seitigt den  Bleinberschuss  durch  einen  Strom  SchwefelwassersCoflgas, 
dampft  in  Knhlensäuregas  ab,  nimmt  den  Rückstand  mit  einer  Mi- 
schung von  absolutem  Alkohol  und  Aether  auf,  entfernt  das  Lösungs- 
mittel durch  Destillation  und  nimmt  den  RĂĽckstand  in  demselbea 
Lösungsmittel  auf,  bis  er  sich  vollständig  auflöst. 

Das  Pintpikrin  ist  amorph ,  gelblichbraun ,  bitter,  auflöslich  ia 
Wasser,  sowie^  in  einer  Mischung  von  Alkohol  und  Aether,  unlöslich 
in  reinem  Aether. 


1)  Dolong,  Jouro.  de  Pharm.  XIV.  441. 

2)  Kawaiier,  Aan.  der  Chem.  u.  Pbaroi.  LXXXVIII.  S64. 


«Im  Viicimim^g^lrQpi^Mt  ei^thjU  e9 : 


C««IIm<^(T) 

Kohlenstoff 

55,61  55,29 

55,46 

Wasserstoff 

7.60    7,42 

7,56 

SaiMTstoff 

♦»         »1 

•  96,fi8 
100,00. 

Wenn  man  die  w^ssrige  Lösung  des  Pinipikrin  mit  Salzsäure 
oder  SfbwefelsSiire  erhitzt,  entsteht  eine  krystaliisirbare  zuckerartige 
Substanz  von  der  Zusammenselauog.  der  Glucose.liei  100^  sowie  ein 
riechendes  Oel  {Ericmol^))^  welches  raseh'defiSauerstolT  der  Luft 
absorbirt^  Kawalier  nimmt  in  diesem  Oel  G^q  Hi«  0^  an  und  drückt 
den  Process  durch  nachstehende  Gleichudg  aus : 

C|4  Hsa^Ow  *f '4tH0  —  a  Q,  H„  O^j  +  Cjo  H«  0,. 
'VkA^knu.  Glucose.  EricinoL 

Die  Beobachtungen  von  Kawalier  sebeinen  mir  nicht  genau  ^e- 
'Mg/noii  diese  Formeln  ^u  peehtferligei). 

i  2ä35.  Das  Qwurin  oder^  Quastii^  ist  der  Bitterstoff  des 
Qaassiaholzes  {Quassia  amara,  L.,  Familie  der  Rutaceen). 

(hn^ihntdarzusleUen,  «aacht  m»n  otne. Infusion  desEfelzeis,  con« 
"^enlrirt 'Sie  durah  Abdafliffen;  ^setzt  nach.di^m  Erkalten«  fiaikhydrat 
zu,  welches  Pektin  und  andere  Sobstanzen  fallt ,  lässt  das  Gemesge 
'«inen 'iTag  stehen,  dampft 'den  flüssigen  Tbeil  zur  Trockne  ab  und 
^mmi  deiviRtioksUDd  mit  Alkohol  voa  80  —  90  Proc.  auf.  Die-al- 
Mciische  Automiig  gieht  dann  heim  Abdampfon  eine  gelbe,  bitlere, 
krystallinische  Substanz ,  •welche  an  der  Luft  feucht  wird ;  man  zieht 
daram  das  Quassin  aus ,  indem  «ah  sie  mit  sehr  w«nig  absolutem 
Alkohol  behandelt,  die  Losung  mit  vielem  Aetber  ÂĄersetzt  und  die  fll- 
Irirte  Flüssigkeit  «erduiisilet.  Zuletzt  giessl  •  roafi  die  4Uberische 
Aiiflö8u^iD„etwes  Wasser  UD^d  lilsst  es  damit  stehen. 

Das  Quassin  scheidet  -sich  dann  in  kleinen ,  weissen ,  trĂĽben, 
sehr  bittern,  geruchlosen  und  an  der  Lnft  unveränderlichen  Prismen 
ab.     Es  scdtmilzt  in  der  Hitze  und  bildet  beim  Erkalten  eine  gelb- 


1)  M.  ^%\.  aacb:  Willigk,  Aon.  der  Cbem.  o.  Pharm.  LXXXIV.  366.  — 
Boehleder  o.  Schwarz,  ebenila  368. 

S)  Wioi^kl  er,  Bep.  d.  Pharm.  ▼.  Bncbner  LiV.  M.  —  A«  Wiggers,  Ann. 
der  Cbem.  a.  Pharm,  lil.  .40. 

OOTbardt^OMBie.  IV.  23 


35i 

liebe ,  durchsichtige ,  spröde  Masse.  Bei  höherer  Temperatur  la- 
flüssigt  es  sich  noch  mehr,  bräunt  und  verkohlt  sich  und  liefert  diu 
saure,  ammoniakfreie  Producte.  100  Theile  Wasser  von  12^l0sei 
0,45  Theile;  die  AuflOslichkeit  wird  durch  die  Gegenwart  von  leicU 
auflöslichen  salzigen  oder  sauren  Substanzen  vermehrt.  Alkohol  d 
Aether  lösen  es  leicht. 


Es  enthält : 


ff^iggers.  C»  Ru  0^  (?) 


Kohlenstoff 

«5,6  65,7 

66,67 

Wasserstoff 

6,9    6,9 

6,67 

Saaerstoff 

1»       »> 

26,66 

100,00. 

Die  wässrige  Lösung  desQuassin  wird  weiss  geföllt  durchGefk- 
säure;  Jod,  Chlor,  Quecksilbersublimat,  Eisen- und  Bleisalze k- 
wirken  keine  Niederschläge. 

Concentrirte  Schwefelsäure  und  Salpetersäure  von  1,25  Ifts« 
das  Quassin  ohne  Färbung  auf;  in  der  Wärme  erzeugt  die  Salpettf^ 
säure  Oxalsäure. 

S  2335'.  Das  Quercitrin  wurde  bereits  (f  2077)  beiGelefciH 
heit  der  Gerbsäure  beschrieben.  Hier  sind  nur  die  weiteren  B«t^ 
achtungen  von  Rigaud  ^  nachzutragen. 

Das  Quercitrin  ist  fast  unauflöslich  in  kaltem  Wasser  oodW 
sich  in  425  Tb.  siedendem;  es  ist  leicht  löslich  in  schwacher Ao^ 
lösuDg  von  Ammoniak  und  Natron ;  in  der  Wärme  löst  es  sich  gleich 
falls  in  Essigsäure.     In  Aether  ist  es  sehr  wenig  löslieh. 

Seine  ammoniakalische  Auflösung  verändert  sich  bei  BerObrOl 
mit  Luft  und  nimmt  allmälig  eine  dunkelbraune  Farbe  an. 

Das  im  Vacuum  geti'ocknete  Quercitrin  enthält^: 

Rigaud.  C,e  His  0«  +  A<I- 


Kohlenstoff 

53,04 

53,47 

53,66 

53,59 

Wasserstoff 

5,03 

4,91 

5,22 

4,71 

Sauerstoff 

f* 

i> 

f  > 

41,70 

100,00. 


1)  Rigaud,  Add.  der  Cbem.  u.  Pharm.  XC.  283. 

2)  Wurtz  (Ann.  de  Chim  et  de  Phys.  XLII.  546)  drückt  das  Qoercitria <«(^ 
die  Formel  Cu  Hm  0»  (Kobleastoff  53,3 ,  Wasserstoff  4,7)  aus. 


355 

Rigaud  fand  etwas  mehr  Kohlenstoff  als  BoUey ;  es  ist  ttbrigeos 
wahrscheinlich  Y  dass  die  Differenz  daher  rtihrt,  dass  das  Trocknen 
der  Substanz  nicht  bei  derselben  Temperatur  geschah.  Wenn  man 
ein  Atom  Wasser  zu  den  obigen  Verhältnissen  addirt,  so  Erhalt  man 
in  der  That  so  ziemlich  die  Zahlen,  die  BoUey  erhielt : 

BoUey.  C,«  Bj.  Oio  +  ^  M* 

Kohlenstoff       52,53  52,95  52,03  52,76  52,03  52,42 

Wasserstoff        4,87    4,94    4,81     5,19    5,07  4,85 

Sauerstoff  „         „  ,,         „  „  42,73 


100,00. 


Ich  glaube,  dass  das  Quercitrin,  welches  den  vorstehenden  Ana- 
lysen unterworfen  wurde ,  noch  Krystallwasser  enthielt  und  dass  im 
trocknen  Zustand  seine  Formel  CjeHisO^o  wttre.  Unter  dieser  Vor- 
aussetzung wäre  das  Quercitrin  ein  Homologon  des  Phlorizin ;  denn 
mao  bat : 

Phlorizio         C4S  H2i  Ojo 
Quercitrin       C^  Hu  Oso 

Differenz      3C|  H^. 

Die  Homologie  des  Phlorizin  und  Quercitrin  flndet  eine  Sttttze 
ia  der  Umwandlung,  welche  letztres  unter  der  Einwirkung  von 
kochender  verdünnter  Schwefelsäure  erleidet:  das  Quercitrin  ver- 
wandelt sich  unter  diesen  Umstanden  in  Quercetin  und  Zucker : 

C36  H|8  Ojo  +  2  HO  =  C|j  H|s  0|2  -}-  C84  Hg  Oi^ 
Quercitrin.  Glucose.  Quercetin. 

Nach  Rigaud  erhalt  man  bei  dieser  Einwirkung  im  Durchschnitt 
44,35  Proc.  Glucose  und  61,4  Proc.  Quercetin.  Nun  ergeben  aber 
C30H|gOso+ A<I*  "^<^b  ^^^  Rechnung  44^66  Proc.  Glucose,  was 
vollkommen  mit  obiger  Gleichung  ĂĽbereinstimmt. 

Die  Verwandlung  des  Quercitrin  in  Glucose  und  Quercetin  er- 
folgt auch  durch  Einwirkung  von  verdünnter  Salzsäure  und  selbst 
von  AlaunauOosung  bei  höherer  Temperatur.  Durch  Essigsäure  liess 
iie  sich  nicht  bewirken. 

Concentrirte  Schwefelsäure  löst  das  Quercitrin  in  der  Kälte;  die 
AoOdsung  schwärzt  sich  allmälig  bei  Zutritt  der  Luft.  In  der  Kälte 
lOst  es  Salzsäure  fast  nicht ;  in  der  Wärme  findet  die  Lösung  statt, 
allein  bald  darauf  folgt  die  Abscheidung  von  Quercetin  in  mehr  oder 

23* 


»6 

•w^iMfer  f eftrbtpn  Flocken.  >  ConccnUrirte  >.Siil|>el6rtiiHre  ^rfeift  ^ 
•  QoercUrii»  leUMrfl  an  unter  Bildung  von  Oxalsäure. 

Die  wassrige  oder  alkoholische  Lösung  -des  Ouerckrin  niflMl 
?on' Eisenchlorid  eine  dunkelgrüne  Färbung  an,  die  noch  bei  ausitf- 
ordentlich  starker  VerdĂĽnnung  bemerkbar  bleibt. 

MĂĽ  Braunstein  und  Schwefelsflure  deslillirt  liefert  dasQuerciuii 
AnoeiseosiSure.  Man  erhält  diese  S^ure.  giejicbralls  ohne  eia  anderes 
Produ^  bei  der  Destillation .  des  Quercitrin  mit  ein^m  .(jepif nge  m 
Kweifaeb  cbromsaurem  Kali  und  Schwefelsaure. 

t  233tS^  Das  Quereetin^^  enUteht  durch  die  UmwaadN 
bfifs.  QuievQitrjin  «nter  (j^m  llinfluss  verdflpohrr  Spuren. 

'Wenn  man  das  Quercitrin  in  einer  genflgendeu  Menge  Waiff 
aufnimmt,  um  es  aofzuUteen,  verdĂĽnnte  ScbwefelsSure  zuselit  tfi 
zum  Sieden  erhitzt,  so  schlagt  sich  das  Quercitrin  allmftlig  in  pht 
krystallinischen  Flocken  nieder.  Die  flltrirte  FlĂĽssigkeit  ist  farMti 
und  enthalt  Zucker.  Dm  denselben  zu  erhalten ,  sättigt  nao  wi 
kohlensaurem  Baryt  und  verdampft  im  Wasserbad  >). 

Das  Quercetin  bildet  ein  citrongelbes  Pulver,  welches  ooter  def 
\Mikro6kop  in  kleinen  durebsichtigen  Nadeln  erscheint  j  es  ist  genck- 

und  gasehmaoklos,  unveränderlich  an  der  Luft,  fast  unlöslich  in bi* 
< lern: Wasser^  sehr  wenig  löslich  in  siedendem,  leicht  loslich  ir.Ai^ 

hol,  in  der  Wanne  auch  in  Essigsaure. 

Wasser  9)it  etwas  Natron  oder- Pottasche  liĂĽst  es. sehr  leicht  fli 
goldgelber  Farbe ;  der  Zusatz  einer  Saure  zur  Auiosung  fUlt  dann 
n«99leifili  das  Quercetin  unter  Eotfixrbung. 

Ammoniak  fallt  es  gleichfalls ;  die  Auflösung  brftunt  sieb  ät 
malig  an  der  Luft. 

Das  Quercetin  enthalt ') : 


l>Bigaad  (18K8),  a.  a.  0. 

2)  Man  erhfilt  so  einao  aatsen  Syrup ,  der  Gber  Sdawefelsiare  fcitalllf  ^ 
jl(— .6'TageB  ya  einer  kryataliiaiaGben  Maate  ohne  Rototianarermoaen  (laa***4 
,gaatel^t  und  die  ^Mpfersalie  in  der  WSrme  sogleich  redncirt.     In  Vacnoa  itcMI^ 

lavaen ,  ergab  aie  Cn  His  Oft  -|-  3  Aq. 

3)  Warix  drĂĽckt  das  Quercetin  durch  die  Formel  Ca|H,oO,s  (Kohleaataf  M 
WaaserBtoir3,8)  ans. 


3S7 


mgmtk, 

CiAOi«+Aq.- 

BMinmiior    W,W99,W»M^^^ 

5f;7l»- 

WMMrMöff'      4105    4^85'  4/87     3,8«  T 

3)73 

Sauerstoff           „          „         „         „ 

36^83. 

«  •     •              •  k . 

100,00. 

Es- ist' zd  vernmihMi,  dtass  das  Querceirh  beint  ErhiUeir  dde-- 
WmeraloW'Terliert ,  welches- es  nMhvorsteleild^r'BereelMiyag  eM« 
Uten  oMlsife  tmd  >daM  es  ei»  Ho^ibiofon  d^'  Phlbreli»  sei. 

Das  Qaercetin  schmilzt  auf  Platinblecb.  brennt  ait  russeodM^ 
Fhmme  und  binterlasst  viel  Koble. 

Es  Ăźirbt  sich  d^irob  EiseHchlorid  grĂĽn  wie  das  Quercitrin. 

{2336.  Das  Safranin  oder  i\tv  Pofychroii^).  Der  wässrige 
Atmiis  des  Sarrdri*(Cr0ci»  sathüi)  giebt  an  AHtobol  ettien  eigen- 
thOmlichen  Farbstoff  ab^  eine  dunkel  rölblicbgelbe  tfässe ,  leicht  lOs- 
tdi  io  Wasser  innhMfcohol,  fast  unlöslich  in  Aether  und  Oelen ,  von 
fchwacbem  Honiggeschmack  und  bitterem  Safrangeschmack.  Die 
«lM|f«' Anfl<^ung  auf  eih«  Glasfafi^l  g^gö^eh  färbt  S^biv^Msaure 
iMr^f  dilfAelbhiu ,  daMW  braun';  S»lp^(er«84ii%*eit6eih>ihreh1^gmio^ 
Ptrbe,  die  sich  ailroalig  verändert. 

Nach'Pr.  E.  Hifni*y  eAthttlt!  diesig Stfbstan^' noch' Oel^iiM'SAure. 
Wenn  man  sie  mittelst  Aethefort^r'AlkhKtin  davon  reinigt,  isf'sMi 
V6II  s6Mflacht6thbr  FMrbe ,  otine'Genlchi  sdfwa^h' bHlei',  wenig«  los- 
tihiii  Wassfr  titiSt  gelber  Farbe;  leicht  l8sKeh  in  Atkoliol  mit  roihltĂĽb' 
leiberFarfe^,  unlöslich' in  AetHef,  fetten mV4'flOth«ig^n  OelM.    AU* 
biien  tosen  es  leicht;  Sfluren  flBllen'  es  ans  derAcoftOstinjg.  Da» Licht 
verlodert  es  rasch. 

12337.  Das  Santatin^),  auch  Santalinsaure  genannt,  €30 
^iOfsC?).  —  Das  Sandelbolz  {Pterocatptis  santäUriwt^  L.)  enthalt 
etaenrotben  Farbstoff,  den  Meier  auf  folgende  Weise  isolirt:  Man 
kehaodelt  das  Holz  mit  Aether,  dampft  die  Auflösung  ab  und  erhalt 
•ö  stark  gtsAirb'te  Kr^staHe,  wdcbe  män-rtlit'Wäk^^r  wfffieht  und  in 
Albiliol  auHost:     Dfe  dkehtyliscbe  Auflösung' wird  sutltfmi   düirefer^' 

1)N.  E.  Henry,  Journ.  de  Pharm.  VII.  300.  —  Booiiloo-Lragraihge  a. 
TttSel,  Ana.  der  Cfaem.  LXXX.  108. 

))  Felletier/ADn.  de  Cbiiti.  et  de  Pbya.  LI.  10^.'  —  BerzeHus,  Jabrea- 
WrichtniV.  808.  — Bolley,  Ado.  derCbem.  u.  Pharm.  LXIl.  180.  —  L.Meier, 
Mh  der  Pharm.  LV.  288;  LVI.  41.  Im  Aaszug:  Aon.  der  Cbem.  a.  Pharm. 
UXO.  3ao.  ^  WeieraaDD  n.  Hifraly«  Aoo.  der  Cbem.  u.  Pharm.  LXXIV.  288. 


358 

essigsaures  Blei  geĂźllt;  der  yiolette  Niederschlag  wird  wiederiiok 
mit  Alkohol  gekocht,  in  Alkohol  aufgenommen  und  mit  verdOonter 
Schwefelsäure  zersetzt.  Die  filtrirte  Flflssigkeit  scheidet  sodann  dts 
Santalin  heim  Verdunsten  ah. 

Das  Santalin  scheidet  sich  in  kleinen ,  schon  rothen ,  genick- 
und  geschmacklosen  Krystallen  ab.  Es  ist  unlöslich  in  Wasser, 
leicht  lösUch  in  Alkohol ;  die  Lösung  ist  blutrotb  und  rötbet  Lack- 
mus. Es  schmilzt  hei  104<>,  wird  harzig  und  blüht  sich  bei  böberer 
Temperatur  auf. 

Es  enthält: 

ß^eyermann  u.  Häffety,       C30  H,«  Oi« 


Kohlenstoff 

65,8 

6S,9 

IW,7 

Wasserstoff 

»,2 

«,a 

Ă„,l 

Sauerstoff 

1» 

>» 

29,2 

100,0. 

Die  alkoholische  Lösung  des  Santalin  wird  in  der  Kälte  von  dei 
Salzen  des  Baryts,'  Silbers,  Kupfers  nicht,  wohl  aber  ?oa  denen  des 
Bleies  gefällt. 

Ammoniak  und  Kali  lösen  das  Santalin  leicht  mit  violetter  Farbe; 
die  Auflösung  füllt  die  alkalischen  Erden. 

Der  santalsaure  Baryte  CjoHisBaOio  bildet  einen  mietiea 
krystallinischen  Niederschlag,  den  man  erhält ,  wenn  man  eine  Aal- 
lösung  von  Santalin  in  Ammoniak  mit  Chlorbaryum  versetzt. 

Bei  100<^  getrocknet  enthält  es : 

f^eyertnann  u,  Häffely.         Berechnet. 


Kohlenstoff 

53,2    53,7 

52,7 

Wasserstoff 

4,6      3,5 

3,8 

Baryt 

22,9        „ 

22,4. 

Das  santalsaure  Blei,  CaoHisPbOio,  PbO,  HO  ist  ein  vi^ 
letter  Niederschlag ,.  welchen  man  erhält ,  wenn  man  die  alkoholi- 
schen Lösungen  von  Santalin  und  essigsaurem  Blei  mischt. 

Es  enthält : 

r 

fFsy ermann  u,  Häffely,  Berechoet. 


Kohlenstoff 

37,0 

35,3 

36,2 

Wasserstoff 

2,8 

2,8 

2,8 

Bleioiyd 

44,6 

44,9 

44,5. 

359 

Der  wSs^rige  Anfguss  des  Holzes  enlhfllt  mehrere  rotlie  amor* 
phe,  harzäbnlicbe  Substanzen,  deren  Natur  nicht  bekannt  ist. 

$  2337*.     Das  Sapanin^)  wurde  vor  langer  Zeit  im  Seifeii- 

kraot  {St^fmaria  officinalü,  L.)  und  später  von  Bley  und  Busay  im 

feifenartigen  Gypskraut  {Gypsopkäa  Struthium,  L.)  entdeckt  und 

scbeiDt  im  Pflanzenreiche  sehr  verbreitet  zu  sein.     0.  Henry  und 

Baatron  -  Charlard   fanden   es   in   der  Rinde   der  gemeinen  Spiere 

{QtĂĽlaja  smegmadermos ,  D.  C.)f  Fremy  in  den  indischen  Kasta- 

oien  (nach  Malapert  findet  es  sich  vorzugsweise   in   den  Ovarien 

wlhreod  der  BlĂĽtezeit  und  in  der  FrucbthĂĽlle  unmittelbar  nach  dem 

Abfallen  6eT  Blütenblätter ,  Malapert  fand  es  auch  in  der  Wurzel  der 

Ndke,in  der  Kornrade^),  {Lychnis  GĂĽhago,  Lamk.,  jigrostemma 

'GĂĽkttgo,  L.)^  Lichtnelke  (Lychnis  dioica)^  Feuerrade  {L.ckalce-, 

i9nea)y  Guckgucksblume  (L.  flos  cucuH),    im  rothen  und  blauen 

^QcbbeiP). 

Nach  den  neuen  Untersuchungen  von  Bolley  ist  das  Senegin 
voo  Gehlen  aus  der  Polygalawurzel  dargestellt  (Quevenne's  Polygalin- 
säore,  %  2100)  gleichfalls  nichts  als  Saponin. 

Dm  das  Saponin  darzustellen,  braucht  man  nur  die  Seifenwurzel 
mit  siedendem  Alkohol  von  36^B.  zu  versetzen;  das  Saponin  scheidet 
«ch  dann  beim  Erkalten  des  Auszugs  ab.  Ist  es  gefärbt,  so  kann  man 
es  mit  Aether  behandeln ,  welcher  sich  des  Farbstoffes  bemĂĽchtigt. 

Das  Saponin  scheidet  sich  als  farblose ,  nicht  krystallisirbare, 
Mhr  spröde ,  geruchlose  Masse  von  anfangs  süsslichcm ,  nachher  an- 
bakeod  scharf  zusammenziehendem  Geschmack  ab.  Es  ist  in  Wasser 


1)  Sehrader,  Neaes  allgemeines  Joom.  d.  Chemie  f.  peblen  VIII.  548.  — 
Bicboli,  Taschenbocb  1811  S.  33.  —  Pfaff,  System  der  Maleria  medica  II. 
110.  — BracooDOt,  Joarn.  de  Pbys.  LXXXIV.  288.  —  Bley,  Neues  Joum.  voo 
TronmsdorffXXlV.  a.  95  u.  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  IV.  283.  —  Bussy,  Ann. 
^  Cbiffl.  et  de  Pbys.  LI.  390;  Journ.  de  Pharm.  XIX.  1.  u.  Ann.  der  Cbem.  u. 
l^harm.  VII.  168.  ~0.  Henry  u.  Boutron-Charlard,  Journ.  de  Pharm.  XIV. 
247;  XIX.  4.  —  Fremy,  Ann.  de  Chim.  et  de  Pbys.  LVIII.  101.  —  Lebeuf, 
Coopt.  read,  de  I'Acad.  XXXI.  652.  —  Malapert,  Journ.  de  Pharm.  [3]  339.  — 
Boehleder  u.  Scbwarx,  Aao.  der  Cbem.  u.  Pharm.  LXXXVIII.  357;  u.  Journ. 
'•  PFikt.  Chem.  LV.  291.  —  Bolley,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  XC.  211. 

S)  Scharling  (Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXIV.  351)  bat  mit  dem  Namen 
^Uhagin  das  Saponin  der  Kornrade  bezeichnet. 

3) 'Malapert  fand  es  im  gemeinen  Huhnerdarm  {ĂźUllaria  media^  L.)  nicht. 


1 


3lS0 


iif  ^IKh  VbrhaRnfsseo  lOdKch.  Die  AtiflttsuAg'lst'anritagtflrilM';  wM 
aber  durdi  t^Miff^t  Filtrdtiohr^n  eirtltith' Nirj  sie  srfiiaUmT'behii  SkM 
tetir  sl&rk',  wtonll  eft  autthnvir'i/iooo  SiponhteitibliH.  Be^gUAco 
Oewitbt '  bildet  dasi  Saponifi  keinen  so*  dicken' S^1ficm<uiir€iblilR; 
zur  Tr^kne  abgedamffl  h^MMflXtki*  die  Anfldditfi]|'ieiach  ghaiat«! 
Firnis«.  SchSfiracher  Alk^ifcf  Issl  das'*Sa^ofiAi  leicht ;  alerkotleii 
der  absoluter  irimM'  nur  ^^buU  A'elhH*  Ueibi  oh«^  Wirkmr 
darlrtif. 

[hl '  das  Sapbnitt'  z«l|^«teb  inri Wasser  und  iil  Alkohol  laMtMick 
191,  so  kann  matt  sieh  desseihi^»1iedieneii  zurDarstelhrag^iTon  BfA^ 
sionen  mit  harztgeh  Substanzen «  Cani|rfiisr ,  O^Ien  etc.  Wemr  nü' 
Qffeefctiilber  in  eine  alkolDoltecb«  AuftosuAg  v6n  SapMJti'gieaftt'Mi 
di«  Plossigkeit  iimschüttelti  sir  zerdvelit  s)olr*dk8  Qo^oksllhfr  tirisllr 
feine   Theilchen ,    welehe  gĂĽniee  M^aU   darin   suvpeMirt  bMtM 

(LebeuO* 

In  die  Nade  gebracht,  bewirkt  das- Pikiver  des  Saponin,  stibst 

iiT  kleiner  tteni^ ,  heftiges  Niessen. 

Das  Saponin  enthali : 

KohlenstoflT       61,a        tf2,4j(  51^,85  52,63        4M^  48,52 
Wasserstoff        7,4  7,30    7,03     7,48'         6,82    6;67 

Sauerstoff 


>f  t«  t»  f«  «y  «> 


Vorziehende  Zahlen  weichen  zo  sehr  von  einander  ab ,  altt*  dass  9» 
eine  Formel  da?on  abfeiten  könnte  i). 

Der  trocknen  Destillation  unierworf^n ,  bfĂĽht  sich  das  SapoA' 
auf,  schwärzt  sich  und  liefert  viel  saures  empyrenmatisches  Od* 

Siedende  Salpetersäure  j^roin  das  Saponin  ao  unter  BUdaag 
eiAes  gelben  Harzea,  von  SchleimsHure  uml  OtalsSura  (Butty).  V)b^ 
dtintite  koch^'nde  Salzsflure  umrSchwefeNflure  zersetten  ea  (vgl 
»2337^). 

Neutrales  essigsaures  Blei  ti*übt  die  Auflösung  des  Saponio 
nicht;  basisch  essigsaures  Blei  giebt  einen  rricMichen  weissrt 
Nied<^t*schlag  (Bti^sy).  Nach  Rochleder  o.  Schwarz  gieU  netitraka 
essigsaures  Btoi^ehien  gallertartigen  Niederschlag;  wird  derselbe ak** 
flitrirt,  so  erhMll  man  beim  Aulköchen  der  Flüssigkeit  neuerdhg» 
einen  Niederschlag. 


1)  Roclrleder  u.  Schwarz  aebm^o  die  Formel  C^  Hm  0|«  sa. 


3»t< 

iil' dn«  cotteenrCrirte'  Adndftiitirg  v<m  SA](yiHfn;  so*  et'MMf  iri^WeiVit^tf' 

S  2337^).     Erhitzt  man  die  vAĂś  etwhtiSM^  o4tf  SOb^efil^ 
sa«re'vei^eiitl&  AanöMni9'd0»'Sa)««rtilrsüiirSt«dim^  sb  IrtHit  aie  sich 
naeh  eioigeri  Zeit   uii«f'8chl.'i;ti«  eine  weisse  Siibstanx  nieder.     DI«» 
Cfcetoiker  sioii^  ober  die-  iValur  derselben  ntcbf  ekii^     Frehny  giebt< 
ihr  den  Namen  jäe^eMmtiure  od^r  Sapamm&urt  und  drCteki-sie' 
d«Mk-d)e  Formel  Cs^Hie.Osi  aiis.<   Rorbfeder  u.  Sfcbwsn  betrslAten 
sie^sh  identiseh  mit  der  Ckmevati^auM  (§1992)  und  geben  ihr  du» 
Formel  Cfifif^O^;  Bf  »Hey  gM>l  ihr  Ann  Namm  Sigpifgmtn  unddi^ 
FennelrQi  H^gOio-    Pelgen^  die  sfebr  abweichenden  Resultate»  welch» 
bni'^ler  Anslyse^dieses  PredvetserhsUen^wurden. 

Fremy  *) .  Schwarz  *) .  Bolley . 

ah  ab  "^*"— ■ 

Kobleottoff       57,26  86,91         «3,16  67,04        60,33  69,72 

Wasserstoff         8,35    8,64  8,77    8,88  7,6tr    7,56 

Saaersloff  „  ,,..  „  „  „  „ 

Nach  Fremy  kann  mart  'die  AesciiHni^SIUre  auch  aus  Saponin  mit 
siedendem  Aelzkali  darstellen  und  dieses  Verfahren  ist  selbst  der  An- 
wendung von  Sauren  vorzuziehen. 

Die  Eigenschaften  der  AesculinsĂĽnre  sind : 

Sie  ist  geschrtlHcklos  und' in  Wasser  »elb^  behn  Ktichefi  kaum 
lOeHeft',  Idsl  steb  aber  leicht  iA  Alkohol-;  weiefaer  sie  in  kOrm^en 
KryntaHen  abeetil ;  •  in  Aetber  ist  sie  nteh4  losiicfa.  Sie  schniflzt  efsl^ 
wenn  sie  sich  zersetzt.  Sie  bildet  hhI  Kali,  Nafiroii  und  Ammoniek» 
anflOssHche  Salze,  die  mit  Wasser  zur  Galierle  ge8tehen"ohne  zu  kry- 
sInHwireny  mit  stbwaohem  Alkebol  ^dgegen  (I  Tb.  Wasser  und  2  Thv 
Alkohol)  in  perlmnttdrglAnzendeii  BIsitfchen  krystallisiren ;  sie  bildel'« 
mit  Baryt,  KeHt,  Stronlian,  Blei  und  Knpf^r  in  Wasftef  unlOsKcbe 
Salze ,  löslich  dagegen  und  zum  Theil  krysttallisirbar  in  wJissrigem 
Alkohol.  ViHi  Salpetersiture  wird  sie  in  ein  gelbes  Harz  ver- 
wandelt. 


1)  a.  Aesciiliosäure,  rrholteo  aus  defiiSnponin  der  Indischen  KastuDielk  t  b.  die* 
selbe  aus  dno  Saponin  der  Seirenwurzel. 

2)  a.  war  einige  Sldoden  zwischen  120  ond  125«^  getrocknet ;  b.  24  Stundeb 
bog  bei  100». 


362 

Nach  Rocbleder  u.  Schwarz  ist  die  Bildung  der  ChiDOfatin- 
säure  durch  Kochen  des  Saponin  mil  verdünnter  Mineralsdure  nm 
der  einer  andern  Substanz  begleitet,  welche  in  Wasser  leicht  löslich 
ist,  von  fadem  Geschmack  und  von  der  Zusammensetzung  eines  Kob* 
lenhydrats  (Cis  Hii  Oll  bei  lOQO). 

8  2338.  Das  SareocoUm  0  ist  eine  eigenthOmlicbe  Substaoi, 
welche  man  aus  der  Sarcocolla  erhält,  indem  man  dieselbe  mit 
Aether  behandelt,  um  Harz  zu  entrernen ,  dann  mit  Alkohol,  welcher 
das  Sarcocollin  auflöst  und  beim  Abdampfen  abscheidet. 

Das  Sarcocollin  hat  einen  bittersĂĽssen  Geschmack  und  eines 
schwachen  eigenthümlichen  Geruch;  es  löst  sich  in  40  Th.  kalten 
Wasser  und  25  Th.  siedendem.  Ihre  Auflösung,  in  der  Wärme  g«* 
sättigt,  scheidet  eine  syrupartige  Flüssigkeit  ab ,  welche  in  Waswr 
nicht  mehr  auflöslich  ist.  (Dieses  Verhalten  scheint  anzudeuten,  dass 
das  Sarcocollin  ein  Gemenge  ist.)  Alkohol  löst  das  Sarcocollin  fast 
in  allen  Verhältnissen;  Wasser  trübt  diese  Auflösung,  fällt  sie  aber 
nicht. 

Es  enthält  >) : 


Pelletier. 

KobleDstoff 

57,15 

Wasserstoff 

8,34 

Sauerstoff 

34,51 

100,00. 

Salpetersäure  verwandelt  das  Sarcocollin  in  Oxalsäure. 

§  2339.  Das  Seillitm  s).  —  Der  eingedickte  Saft  der  Ute- 
Zwiebel  (•SctV/a  mort/zma)  liefert  diese  Substanz  nach  der  zur  Dar- 
stellung des  Cathartin  angewendeten  Methode. 

Das  Scillitin  ist  eine  farblose,  sprOde  Masse  von  anfangs  bitte* 
rem,  dann  widerlich  sĂĽsslichem  Geschmack.  Nach  Bley  kann  maa 
es  in  langen  Nadeln  erhalten.  Es  zieht  Feuchtigkeit  aus  der  Luftao 
und  lost  sich  leicht  in  Wasser  (nach  Tilloy  wäre  es  darin  wenig  \0^ 


1)  Pelletier,  Bulletin  de  Pharm.  V.  5;  u.  Ann.  der  Chem.  u.  PlunB. 
VI.  32. 

2)  Alles  Atomgewicht  des  KohieDstoffs. 

3)  A.  Vogel,  Journ.  der  Pbys.  u.  Chemie  v. Schweigger  VI.  101.  — TilloT* 
Joorn.  de  Pharm.  Xll.  635.  —  Bussy,  Arch.  d.  Pharm.  [2]  LXI.  14t;  ood  Abi. 
der  Chem.  u.  Pharm.  LXXVI.  355. 


363 

lieh).    Es  ist  aaflöslich  in  Alkohol  und  unauflöslich  in  Aether.    Seine 
Auflösung  wird  durch  essigsaures  Blei  nichl  gefällt. 

Es  wirkt  abfĂĽhrend,  brechenerregend  und  kann  selbst  den  Tod 
herbeifOhren  (Tilloy). 

S  2340.  Das  Scoparin^)  findet  sich  im  Beseji^nsler  (Spartium 
Scoparium^  L.)  und  scheint  der  harntreibende  Bestandtheil  dessel- 
ben zu  sein. 

Wenn  man  den  Aufgnss  dieser  Pflanze  durch  Abdampfen  con- 
centrirt ,  so  gesteht  er  beim  Erkalten  zur  bräunlich  grünen  Gallerte, 
welche  aus  Scoparin ,  Chlorophyll  und  SparleTii  (§  2258)  besteht. 
Man  scheidet  das  Chlorophyll  davon ,  indem  man  es  wiederholt  in 
Wasser  auflöst,  welches  anfangs  mit  etwas  Salzsäure  angesäuert 
wird,  und  die  FlĂĽssigkeit  im  Wasserbad  zur  Trockne  abdampft;  das 
Chlorophyll  bleibt  ungelöst. 

Das  Scoparin  scheidet  sich  bei  freiwilliger  Verdunstung  in  klei- 
nen,  gelben,  sternförmig  gnippirten  Krystallen  ab.  Es  ist  schwer 
löslich  in  kaltem  Wasser,  leicht  löslich  in  siedendem  Wasser  und  in 
siedendem  Alkohol ,  ohne  Geruch  und  Geschmack  und  zeigt  keine 
Einwirkung  auf  Lackmus.     Es  ist  ohne  Zersetzung  nicht  flĂĽchtig. 

Es  enthält: 


^     â– â– ii^ 

— -^^.— 

^^ — -^ 

C«H„0«»(T) 

Kobleostoff 

67,53 

57,7« 

57,83 

58,06 

Wasserstoff 

5,43 

5,24 

5,41 

5,07 

Sauerstoff 

1) 

>? 

>> 

36,87 

100,00. 

Die  Formel  C42  H13  O^o  entbohrt  der  Conlrole. 

Die  Alkalien  lösen  das  Scoparin  leicht  mit  gt*lblich  grnner  Farbe 
aut;  Säuren  ßfrllen  die  Auflösimg.  Die  ammoniakalische  Lösung 
des  Scoparin  verliert  fast  alles  Ammoniak  beim  Abdampfen  unter  Zu- 
rflcklassung  einer  grĂĽnen  gallertigen  Masse. 

Wenn  man  dieKrystalie  des  Scoparin  mit  einer  nicht  zur  Lösung 
hinreichenden  Menge  Alkohol  kocht,  so  wird  der  nicht  gelöste  Theil 
sehr  wenig  löslich  in  Wasser  und  Alkohol;  allein  man  kann  ihm  seine 
orsprüngliche  Löslichkeil  wieder  geben,  wenn  man  es  in  Ammoniak 
auflöst  und  durch  Essigsäure  niederschlägt. 


1)  ^tenboase,  Aoo.  der  Cbem.  a.  Pbarm.  LXXVHI.  15.. 


3Ui 

Die  Auitf^iifigän  ilM  Sc«p^rin  w^iHton  diirfch  ii«i*ialc»s  «id  bi« 
BJPch  essigsaures  Blei ,  nithi  aber' chircIt'Salptiepfwirte'Siiberaijd' 
uM  OoeCkMlberchbridf  ^cmilt. 

Salpetersäure  verwandelt  das  Scoparin  in  PiJcptiiSSüre. 

I>ar  5«9i^;«r^)  wtA'de  bereits  udtetdeM  Na^deil^Pol^iaalure 
(Uli  Bd.  S.  105äd'§<2l00)  be8eime<beii>^  Es  wurde  tuerst  vob-Geb- 
len  in  unreinem  Zustande  beschrieben;  Quevenne  scheint  es  imt^ 
stunde  grosser  Reirth«tt  erfcnklstf  zu  haben. 

Niictl  Bölfey  wtfr^h  Senegin  und  Saponin'  (i*9937*)  dieselben 
KorpĂĽf/    [hs  Senegin  ergab  nael)  Delley : 

Kohlenstoff       5^,04     53,01 
WassfrĂĽtoff'        6,08      6,18. 

S  2341.  Das  SmĂĽacin,  auch  Salseparin  oder  Pariglin*)  ge- 
nannt, findet  sich  in  der  Sassaparillwurzel  (^Smilax  Sarsaparilla, 
L.,  S.  medica  Schlecht« ,  S.  offtcinalis^  Kunth,  etc.)  und  setzt  sich 
kryslallinisch  heim  Abdampfen  des  alkoholischen  Auszugs  dieser  Wur- 
zel ab,  nachdem  derselbe  zuvor  durch  Thierkohle  eotHlrbt  wurde. 
Durch  wicdeKholle  Kryslallisation  erhält  man  es  rein. 

Es  bildet  färb-  und  geruchlose  Nadeln ,  leicht  löslich  in  sieden- 
dem Wasser  und  Alkohol,  weniger  in  der  Kjfite.  Es  löst  sich  gleich- 
falls in  Aether  und  flfichligen.  Oelen^  Fette  Oele  lösen  es  wenig. 
Die  Auflösunj^en  schflumen  beim  Sehütt«Iil.- 

Es  enthalt  8,56  Proc.  Nasser  (Poggiale),  die  es  heim  Trocknen 
verliert. 

Bei  1000  getrocknet  enihätl  es'): 

Poggiale  0.  Henry.  Prlerten, 

RohleiiBloff      68,22  62.119-62,07         6B,A4  63,48  68.63 

Wassereloff        8,06    8,76    8,40  9,76  8,96    9,09 

Sauerstoff 


>»  >»         >»  »♦  •»         »» 


i)  Gmelin,  Berlin.  Jahrb.  1801  S.  112  ~  Da  long,  Jonrn.  de  PhanB.II. 
672.  —  Bolley,  Ann.  der  Cbem.  n.  Pharm.  XC.  211. 

2)  Palloia,  Journ.  f.  Chem.  u.  Phys.  t.  Schweigger  XLIV.  147.—  Pog- 
giale, Joum.  de  Pharm.,  Okt.  1834;  im  Auszug:  Ann.  der  Cbein.  u.  Pl^arn. 
XIII.  84.  --  Tbubeaf,  ebenda  XiV.'  76.  —  Peterien^  ebebdtt*  XV.  71; 
XVII.  166. 

3)  Die  Analysen  ei^d  mü  d«ia  altes  Atomgewkbl  detiUriileMloffa'gerBekael. 


d(65 

Poggiale '  auBiDt  die  Fprowl  CieHi5  0e.MQd  Petersen  (^it^^t^O^ 
ao.     Beide  Fornneln  entbebren  der  Conlrole. 

«Salpelerafture.zersetEt  das  SmdaeAD.  tScbweMsAureflirbt  es  an- 
rfiagft  dĂĽftkelMMh,  daan  yi<Jeit  und^aleiEl  grfb;  .WMser  fallt  es.dar- 
j«a.«line-  VeribidruBg. 

4-^fiäi2.  iDas  ^«niSn')  Mtider  goUieParbaldff.der^umpf^iu^r- 
sUiide  {Spiral  wlmariä) ;  ^voMü  kaao  es  ^ar^ins  miUelst,  Aelber.ans- 
lieben ,  ftlll  die  HUierisclie  UleiiBff  mit  Wasser  und  (asldefh  Nied^r- 
.  edilag  in ;  beiaeepi  Alkehol ;  .dieser  setzt  beim  ErkaMen  Fe4tsub9teiiz 
ab.  Jlaii  flltrirt,  verdampfl  die  itUrirfei  Fi03Sigkeit  uod  löst  dAS*9U- 
rflckbleibende  SpiräYii  wiederholt  in  Alkohol. 

•Es>isL  eiagelbes  krysUdlioisches/Pulver,  ^inlüslich  in  Wasser, 
: leicht! tosUeb  in  Aelber  .-und  Alkohol;  die  cQiicentnrten . Lo^ungf n 
siod'idiiBkelgrttn ,  die  veffdOmiteivgeU)  und  rOtben  Lackmus  sebwaeh. 
Es  i^  nicht  ohne  Zerseteuiig  flttchtig. 

Es  eolhlril : 

Löwig  u.  ff%idmann.    €41  Ht4  0»  (?) 


ftobleoilof 

59,ft2  t^J^A 

«8,63 

Wif4crftt<»ff 

0»32    1^.U 

.^01 

tßa|Mr»^pff 

♦»         »> 

36,36 

100,00. 

Der  Formel  C^^  ^u^iv  ^^^^  ^^  Controle ;  ĂĽbrigens  ist  der  ge- 
fcndene  Keblensteff  gröeser  ah  der  berechnete. 

CoBcentrirte  Salpetersäure  löst  es  in  der  Wärme  mit  ro^her 
Farbe  und  verändert  es  nur  bei  fortgesetztem  Sieden,  ohne  Oxalsäure 
2tt  bilden.  -  Sehwefelsäure  lüst  es  ohne  Verflndrung  und  Wasser  Mit 
es  BUferandert  aus  der  Auflösung.  Salzsäure  bleibt  darauf  ohne  Ein- 
wirkung. 

Brom  zersetzt  es  ohne  Entwicbking  von^Bromwasserstoffsäure, 
•nter»fiildang  einer  eigenthOmlicben  roihen  Substanz  ^  welche  aus 
mabrereo  Vecbindungen  besteht. 

iMiL.  einen  Gemenge  von  Schwefelsäure  und  Manganhyperexyd 
oder  zweifecb  chroineourem  Kali  liefert  eScAmeiseoaäure  und  Kohlen- 


Aetzende  Alkalien  lösen  es  mit  gelber  Farbe ;  beim  Erhitzen  mit 
«'«iaBr^AaflösBng-Joift.liobleneaiarffnKaJi. 'treibt  es  die  Kohlensäure  aus; 

1)  kivlf  .Q^iiVeHmann,  Joiuro..f<i^rakt.  Chem.  IIX.  Wl. 


366 

SSuren  ßllleii  68  daraus  unverändert.  Die  alkalischen  LOsuogea 
bräunen  und  zersetzen  sich  an  der  Luft. 

Barytwasser,  schwefelsaure  Thonerde  und  Brechweinstein  Meo 
die  alkoholische  Lösung  des  SpirflYn  gelb ;  essigsaures  Blei  bewirkt 
darin  einen  karmesinrothen  Niederschlag,  der  beim  Trocknen  schfian 
wird.  (Der  Bleiniederschlag  enthält  Kohlenstoff  24,22 — ^24,66; 
Wasserstoff  1 ,  86—1 , 95 ;  Bleioxyd  58, 39—58, 07 . )  Die  EiseDOx^ 
dulsalze  fällen  es  dunkelgrün,  die  des  Oxyds  schwarz,  die  Zinksalze^ 
mit  etwas  Ammoniak  versetzt,  liefern  einen  gelben,  in  OberschOssigeo 
Ammoniak  löslichen  Niederschlag.  Die  Verbindung  mit  Kupferoxjl 
ist  grasgrĂĽn. 

Salpetersaures  Silberoxyd  f^llt  die  alkoholische  Auflösung  erst 
auf  Zusatz  von  Ammoniak,  welches  den  entstehenden  schwanoi 
Niederschlag  nicht  auflöst.  Das  Quecksilberoxydul  giebt  einen  gelb- 
lich braunen  Niederschlag,  der  bald  dunkelbraun  wird.  Qneck- 
Silbersublimat,  Goldchlorid  und  Platinchlorid  fällen  die  Auflosoog 
nicht. 

§  2343.  Das  Syringm^)  oder  Lilacin  ist  in  den  Blättern,  den 
Knospen  und  der  Rinde  des  spanischen  Hollunders  {Syringa  vulga- 
ris) enthalten.  Dm  es  darzustellen,  kocht  man  die  Pflanze  mit  Was- 
ser zu  wiederholten  Malen ;  man  fällt  das  flitrirte  Decoct  durch  ba- 
sisch essigsaures  Blei,  flltrirt  abermals,  behandelt  die  FlQssigkeil  mit 
Schwefelwasserstoff,  verdampft  zur  Syrupconsistenz  und  f^llt  des 
Syrup  mit  Alkohol  von  90  Proc. ,  um  Gummi  und  andere  Tremde 
Substanzen  zu  entfernen.  Man  decanlhirt  die  alkoholische  Auflösung, 
destilllrt  den  Alkohol  ab  und  verdampft  den  RĂĽckstand  zur  Syni|H 
dicke.  Lässt  man  ihn  nun  stehen ,  so  verwandelt  er  sich  nach  24 
Stunden  in  einen  Brei  von  Krystallnadeln.  l^s  Kil.  Hollunderrindf 
liefern  ungefähr  7  Gramm  Syringin. 

Es  bildet  strahlenförmige  Nadeln  von  widerlich  sOsslichem ,  et- 
was bitterem  und  beissendem  Geschmack.  Die  trockne  DeslillatiMi 
zerstört  es.  Es  löst  sich  in  8  bis  10  Theilen  Wasser  und  in  dem- 
selben Verhältniss  von  Alkohol;  in  Aether  ist  es  nicht  löslich.  Es 
löst  sich  in  Schwefelsäure  mit  grünlich  gelber  Farbe,  die  al 


1)  Petroz  u.  Robinet,  Joam.  de  Pharm.  X.  539.  —  II eil! et,  J«va. 
de  Pharm.  [3]  \.  23;  udü  Ann.  der  Chem.  n.  Pharm.  XL.  319.  —  BerttajSt 
Repert.  d.  Pharm.  XXIV.  348;  u.  Ann.  der  Cbem.  u.  Pharm.  XL.  390. 


367 

in's  Violettblaue  Obergeht;  mit  Wasser  verdĂĽnnt,  wird  die  FlĂĽssigkeit 
alliDälig  amethystrotb. 

S  2344.  Das  Tangkin^)  wird  durch  Aetber  aus  den  Samen 
der  Tanghmia  madagascar.  ausgezogen ,  nachdem  dieselben  zuvor 
von  fettem  Oel  mittelst  der  Presse  befreit  waren.  Es  krystallisirt 
aus  Alkohol  von  0,815  in  durchsichtigen  glänzenden  Blättchen, 
welche  an  der  Luft  verwittern.  Es  ist  in  Wasser  löslich,  schmilzt  in 
der  Bitze ,  enthält  keinen  Stickstoff  und  hat  keine  Einwirkung  auf 
PDanzenfarben.     Sein  Geschmack  ist  sehr  beissend  und  bitter. 

Innerlich  genommen,  wirkt  es  giftig. 

Das  Taraxacin  ^)  kommt  im  Milchsaft  des  Löwenzahn  {Leon- 
iodon  Tarawacum^  L.)  vor.  Man  kocht  den  Saft  mit  destillirtem 
Wasser,  um  das  Albumin  abzuscheiden,  welches  Fett  und  Cautschuk 
mit  sich  reisst,  filtrirt  die  Flüssigkeit  und  überlässt  sie  der  Verdun- 
stung an  einem  warmen  Ort.  Es  setzen  sich  Krystalle.ab,  welche 
man  durch  neue  Auflösung  in  Wasser  und  Alkohol  reinigt. 

Das  Taraxacin  bildet  sternförmige  Krystalle  von  bitterem,  etwas 
scharfem  Geschmack,  wenig  löslich  in  kaltem  Wasser,  leicht  löslich 
in  siedendem,  in  Alkohol  und  Aetber.  Es  schmilzt  in  gelinder  Wärme 
und  ist  nicht  flüchtig.  « 

Das  Albumincoagulum ,  welches  beim  Kochen  des  Löwenzahn- 
saftes entsteht,  tritt  an  siedenden  Alkohol  eine  farblose,  blumenkohl- 
artig krystallisirte,  leicht  schmelzbare  Substanz  ab,  die  unlöslich  in 
Wasser,  leicht  löslich  in  Alkohol  und  Aetber  und  unlöslich  in  Alkalien 
ist;  die  Auflösungen  derselben  haben  einen  sauren  Geschmack  und 
werden  von  essigsaurem  Blei  nicht  gefĂĽllt. 

%  2345.  Das  Ă„anthopikrit^)  findet  sich  in  der  Rinde  des 
^^Tz\i\t%h^um%  {Xanthoxylum  Clava-HercuUSf  L.),  welche  Auf  den 
Antillen  als  Fiebermittel  dient.  Man  erhält  es,  wenn  man  diese 
Rinde  mit  Alkohol  erschöpft,  den  Auszug  abdampft  und  den  Rück- 
stand zuerst  mit  kaltem  Wasser,  dann  mit  Aetber  behandelt.  Der  in 
beiden  Flüssigkeiten  unauflösliche  Theil  wird  in  Alkohol  aufgelöst. 


i)  0.  Henry  a.  OlĂśTier,  Joura.  de  Pharm.  X.  tf4. 

2)  Pol  ex,  Archiv  d.  Pharm.  XIX.  50;  im  Aaszag:  Ann.  der  Cbem.  o.  Pharm. 
UXII.  310  a.  Jooro.  de  Pharm.  [3]  I.  330. 

3)  Cbevallier  o.  P  olle  tan,  Joarn.  de  Chtm.  m^dic.  II.  314. 


n 


'MS 


yyjfkh^T  ,  durch  ;(reivyMiiW«  VeriJupfM^g  Kryst^ll«  ton  JUlHllOpikrii 
giebt. 

Es  bildet  verworrene,  sWdengISiizend«,  grCüilichgellie  Radeln; 
i^t^seJtir  l)i|4pr  wd  iidstringireqd ,  vermehrt  die  Speichelabsayademof 
MXiid  ist  ohoe  Gerupb*  Die  Lqft  verändert  es  nicht,  es  ist  weder 
s^uei)«  noch  alkalisch  und  sublimirt  sich^um  Theil  in  4er  .Warme. 
.Es  ist  leicht  lOsIich  in  Alkohol,  w^nig  löslich  in  Walser,  untosjlicbii 
.Aclher. 

Chlor  greift  es  nur  bei  längerer .  RerQhniHg  an ;  junterchlQi:ig- 
saures  Natron  zersetzt  es  leichler.  Schwefelsäure  tjArhi  es.braoi; 
die.Farb.ung  verschwindet . bei  der  Sättigung  der  Säure;  verdfinolc 
Schwefelsäure  zersetzt  es  beim  Sieden.  Salpetersäure  ectheilt  ila 
eine  röt()liche  Farbe;  Salzsäure  verändert  es  nicht. 

Seine  Auflösung  wird  durch  die  meisten  Salze  nicht  gefüllt; 
wenn  die  FlĂĽssigkeilen  Concentrin  sind ,  scheiden  sich  Flockeo  fM 
Xanihopikrin  ab.  Goldchlorid  bewirkt  einen  in  Wasser  und  Ammo- 
niak unlöslichen,  in  Alkohol  aber  auflöslichen  Niederschlag;  Zino- 
chlorür  giebt  mit  der  alkoholischen  Lösung  des  Miederschlags  eise 
Fällung  von  Goldpurpur. 

S  2346.  Das  XcaUhoaylin^)  findet  sich  im  japanischen  Pfeflicr 
(der  Frucht  von  Xanihoxylum  piperatum ^  D.  C.,  einem  BaumTOO 
der  Familie  der  Ru(aceen).  Hit  Alkohol  ausgezogen  und  gewascbes 
mit  Ammoniak,  welches  eine  harzige  Substanz  auszieht,  zeigt »tli 
dasXanthoxyhn  in  kleinen  Blättern,  welche  von  emem  schiefen  riiott- 
boidalen  Prisma  herrĂĽhren. 

Das  Xanthoxyliii  ist  selbst  in  kochendem  Wasser  unaaOösGdi; 
es  hat  einen  aromatischen  Geschmack,  welcher  an  den  des  Elemi  oder 
Weihrauchs  erinnert.  Es  ist  löslich  in  Alkohol  wvd  Aeiber;  die  Aof- 
lösungen  sind  ohne  (Einwirkung  auf  POan^AfM^bca. 

Es  enthält: 

Kohleastoff         61,09  61,09 
Wasserstoff  6,45    6,80. 

Stenhouse  glaubt  bemerkt  zu  haben,  dass  das  Xanthozjlifl  Stick- 
stoff enthält. 


1)  SteBlioiise,.Ann.  der  Ckem.  a.  PKi9r,m.  U(^^X..^i. 


9S9 

#  92117.  VernMe^i^HS  Stt^fUn^^t^.  Ausser  d«rf  irbet)  be- 
scbriebeoeR«  SttlwfaiiiMett'  Im  iftM  Moibh  cH«  niidiftflgei^deiv  i^öiv  selVi^ 
MriMfaaAer  PMttr  aogHfliWt : 

DaHr  ^kilMk:  dar  Uhur^tötf  d^r  Schafj^arbe ,  AüAitleä  MUl^ 
fgUitm,  L«  (Zanon)  *). 

Iks;  jftiethtilliiriin,  d'^rgelb«  Faf  bstoff  des^  LeiiikrauCs',  AAthir- 
rhrnnrn  Lmaiia^  L.  (Riegel)*). 

Ras  AlcbrhSn,  M'  kryät!alKsii'ttare  Fettstoff  der  Albornokrinde 
(Fraiiel)  *)• 

BM  .^^ttiAftm;  ffet  glMg«  ffeBl^Ad'th^il  di^s  Lerchenst^waoiroes 
(UdBer)«). 

1h^  Jn^eßiiik,  dte' b'y^allblrtiar'e^ubsCani  dWAAg«1icafWurzel 
iBnchnter' **.  f.)^'. 

Hfif  ArVifolhchfft  odefr  Serpentärin,  der  Bitterstoff  dW  vlrgini- 
üMScMMrf^l'trWuVz,  A'tütöföchia  $erpentündy  (ChevaMer)  *). 

Das  Amicin ,  der  Bitterstoff  der  Wbhiterleihblüten ,  Arnicä 
mm^ĂĽy  L.  (Cltftf^INter  iin#ka8sa<gn>^)7). 

Das  Aselepiadin^  der  brechenerregende  Bitterstoff  der  S'cblbri- 
^imty  jAckipiw  ffineMoäMunty  L.  (PeneuH«)*). 

Das  Calenduliny  der  schleimige  Beistnndtheil  der  Btaitei'  und 
Mltia'dM-  Milgtfibhime;  C&lentMu  offiemttHs,  L.  (Geiger)»). 

Das  Cannellm,  diisf  krf^itilfidirbini^e  Substäkiai  des  weissen  ZlHf* 
m^  CtmeUüiaihä  ({^etvo^  nnd  Rnliiiiet)  lO). 

Das  Cassm,   der  BiltersCMV  der  R^riirehcassia  •  Cagsia  fiatHä 

(Cafeolou)iO- 


I)  ZanoD,  Mem.  dell.  Iinp.  H.  Ist.  veoetu  di  Sc.  ed  Arti  V.  11. 
1)  Riestl,  Pliarin.  Ceotralbl.  1843,  S.454. 

3)  Freozel,  ArcMv  d.  Pharm.  .Ulli.  173. 

4)  Lelellier,  Nagnz.  f.  Pharm.  XVI.  137. 

<)  Bacbner  d.J. ,  Repert.  d.  Pborm.  [2]  WVI.  177. 
•)CbefaMier,  Joura.  de  Phftrm.  VI.  KA«. 

7)  Cheraliler  u.  LaaaaigR«,  Journ.  de  Pharm.  V.  248. 

8)  Peneulle,  Jooro.  de  Phanii.  XI.  305. 

9)  Geiger.  DImv  de  O»l»odula  orfnin.,  Heidelb.  1848.  —  Stolze,  Berl 
^rb.183D. 

M)  Peir»z  a.  Robiott,  eb«*nd:i  VIII.  107.  « 

11)  Caff  nlOQ,  JoQro.  de  Pharm.  XIII.  340. 

Gvtordt.  Cbeaiie.  IV.  24 


370 

Das  Cominy  der  kryitallisirbare  Bitterstoff  der  Wurzelriode  des 
grossblĂĽtigen  Cornelstrauches,  Comm  florida  (Geiger)  ^). 

Das  CusparĂĽiy  der  krystallisirbare,  io  Wasser  wenig,  wohl  abff 
in  Alkohol  losliche  Stoff  in  der  flehten  Aogusturarinde ,  Cusptait 
febrifuga,  v.  Humb.  und  BonpK  (Saladin)^). 

Das  Cynodin,  die  krystallisirbare  Substanz  des  FiiigergnKi. 
Cynodon  dactylon^  Rieh.  (Seromola)  >)• 

Das  Datiscin,  der  gelbe  Farbstoff  der  BUtter  des  WasserhaDf« 
Datisca  cannabma  (Bracnnnot)*). 

Das  Diosmm^  der  Bitterstoff  der  Buccublälter,  Diosma  ermfUitt 
L.  (Brandes)  ')• 

Das  Evonymia^  krystallisirbarer  Bitterstoff  der  Beeren  d«f^ 
meinen  Spindelbaums,  Evonymus  europaeus,  L.  (Biederer)^. 

Das  FustiHy  der  gelbe  Farbstoff  des  Fustikholzes  (Preisser)^. 

Das  Gern,  der  Bitterstoff  der  Wurzel  der  Nelkenwurz,  Gern 
Utbanum,  L.  (Buchner)»). 

Das  Geranifiy    Bitterstoff  der   Wurzel   mehrerer  GeraaiacMi 

(Müller)»). 

Das  Gratiolm,  der  Bitterstoff  des  Gnadenkrauts,  GratMMtf' 
ficinalis  (E.  Marchand)  ^<^). 

Das  Hurin ^  der  krystallisirbare,  scharfe  Stoff  des  Saftes dff 
Hura  crepitant  (Boussingault  und  Ribero)  ^^). 

Das  Ltnin,  die  krystallisirbare  Substanz  des  Purgirfladi^ 
Linum  catharticum  (Pag^nstecher)  i^). 


1)  Gpigcr,  Ann.  der  Chem.  u. 'Pharm.  XIV.  206. 

2)  Saladin,  Joorn.  de  Chim.  m^ĂĽ.  1933,  IX.  388. 

3)  S  e  m  m  o  I  a ,  Jahresber.  v.  Berzelios,  Rapport  aonael ,  frans.  Aasg.  S.  JiM 

4)  BracoDoot,  Ann.  de  Cbim.  et  de  Phys.  fU.  277. 

5)  Brandes,  Archiv  der  Pharm.  XXII.  242. 

6)  Biederer,  Repert.  der  Pharm.  XU V.  1. 

7)  Preiaser,  Journ.  f.  prakt.  Chem   XXXII.  16t. 

8)  Buchner,  Repert.  der  Pharm.  [2]  XXXV.  184. 
0)  MĂĽller,  Archiv  der  Pharm.  XX.  HO. 

10)  Marchand,  Jouro.  de  Chim.  m<fd.  Oct.  1845.  S.  617.* 

11)  Boussingault  q.  Rivero,  Ann.  de  Chim.  et  dt  Phji.  XXVIH.  ^^ 

12)  Pagenstecher,  Repert.  der  Pharm.  [2]  XXII.  311;  XXIX.  216;  U^ 
313;  im  Aussog:  Ann.  der  Chem.  o.  Pharm.  XL.  322. 


371 

Das  Ligustrin,  Bitterstofi  der  gemeJDen  Rainweide,  Ligmstmm 
vulgare  (Polex). 

Das  Lupmm,  der  BiUersioff  der  weissen  Feigbohne,  Lupmus 
albus  (Cassola)  0- 

Das  Maticm^  der  Bitterstoff  der  Maticoblätter,  Artkanthe  elon- 
gaiaj  Mlq.,  einer  peruanischen  Pflanze,  welche  die  Einwohner  gegen 
syphilitische  Krankheiten  benutzen  (Hodges)'). 

Das  Menyanthin,  der  Bitterstoff  des  Bitterklee's,  Menyanthes 
trifoUatüy  L.  (Brandes) »). 

Das  Monesbiy  dem  Saponio  ähnliche  Substanz  in  der  Monesia, 
der  Rinde  von  Chrysophyllum  glycyphlaeum,  Familie  der  Sapoteen 
(Derosne,  Henry  und  Payen)*). 

Das  Mudarin^  in  der  Wurzel  der  grossen  Schwalbenwurz,  As- 
elepias  gigantea,  L.  (Duncan,  Fontanelle)  '). 

Das  Narctiin,  der  brechenerregende  Stoff  der  weissen  Narcisse 
(Joordain)  ^. 

Das  Nigellm^  derExtracti?stoff  des  römischen  Schwarzktimmels 
(ReiDsch)^). 

D^%  Onaniny  krystallisirbare  Substanz  der  Hauhechel ,  Ononis 
sfinosa,  L.  (Reinsch)*). 

Das  Primuliriy  krystallisirbare  Substanz  der  Wurzel  der  SchlĂĽs- 
selblume, Primula  veris  (HĂĽnefeldt)'). 

Das  Punicm,  der  krystallisirbare  scharfe  Stoff  der  Granalrinde, 
granatum^  L.  (Righini)  i<^). 


1)  Cassola,  Jouro.  de  Chim.  mäd.  Not.  1834;  Add.  der  Chem.  a.  Pharm. 
XUl.  308. 

S)  Hodges,  Pbilos.  magst.  XXV.  202. 

3)  Braodes,  Arcbi?.  der  Pharm.  XXX.  154, 

4)  Derosne,  0.  Henry  o.  Payen,  Journ.  de  Pharm.  XVII.  210;  tt.  Ann. 
der  Cbem.  o.  Pharm.  XXXVII.  352. 

5)  I.  Fontaine,  Ann.  der  Cbem.  u.  Pharm.  XVII.  210. 

6)  ionrdalo,  Repen.  d.  Pharm.  [2]  XXI.  338. 

7)  Heins ch,  Pharm.  Centralbl.  1842,  S.  314. 

8)  Reinseh,  Repert.  d.  Pharm.  [2]  XXVI.  12;.XXV1II.  18. 

9)  HQnefeldt,  Journ.  f.  prakt.  Cbem.  VII.  58. 
10)  Righini,  Journ.  de  Pharm.  [3]  V.  298. 

24* 


n 


»72 

nas  Querein,  die  hryfKalifeirlmre  Sti^lam  4er  ffickenriode 
(Gerber)  *). 

Dis  Rnmlät,  iler  schMinige  ftcalendkleil  einer  Sotawaeeenlge, 
Rwula  iubulosa,  D.  C.  (Braconnot)*). 

Da«.  Mumiem,  die  hrystalbairbare  Snbetenz  des  siumpfbUMlrigei 
Ajnpfere  {Bumem  Qbtmifolitu^  L.  (Gei^r)'). 

Das  Scordem^  die  gelbe,  aroiQdtiacbe  SuheUiu  des  IUieUaiidi> 
(«oiander««  Teucrium  Scordium  (Wioclüer)  ^)» 

Dasi  Scutellariny  der  Bitterstoff  des  seitenblĂĽtigen  HeloikraeU 
Scutellaria  lateriĂźora  (Cadet  de  Gassicourt)  ^). 

Das  Strammonin,  die  Krystalle  in  dem  Oele,  welches  sichU 
der  Darstellung  des  Daturin  aus  den  Stechapfelsanien  abscheidet. 

Das  Tanacetinj  der  krystallisirbare  Bitterstoff  des  Rainfarrir 
Tanacetum  vulgare,  L.  (Leroy)''). 

Das  F'ĂĽcin^  die  weiche,  elastische  Masse  des  BlĂĽtenbodens  der 
GltCerdtstefy  AtractyKs  gummifera^  L.  (Macaire)*). 

Aetberlftche  Oele. 

%  2348.  Die  meisten  Pflanzen  liefern  bei  der  DestiHaCion  mit 
Wiaseer  MelHige,  riecfrende,  in  Waner  wenig,  m  Attohot  undAelbtf 
mehr  oder  weniger  auflösliche  Oele.  Die^  Oele  sind  farblos  oAr 
gelblieh,  eiitx<l»<lbar ^  verhreimen  nwt  heHteucbteM^er,  ratseeder 
Flamme  und  erleiden  durch  Luft  imd  Waeeer  eigenlhllailtcbe  ^ 
Ă„nderungen.  Viele  derselben  Snden  sich  fertig  gebiMei  in  d* 
Pflanzentheilen,  so  lässt  sich  das  Oel  derCiU^onen»  und  PttnemuH' 
echalen  durch  einfaches  Auspressen  gewinnen ;  andere  fiiesseo  oH 
Harzen  gemengt  aus  Bäumen  und  bilden  so,  was  man  Balsame  oeeat. 


i)  Gerber,  Archiv  der  Pharm.  XXXIV.  Id7;  o.  Adb.  der  Cktm.  a.  Pbva. 
XLVIll.  348. 

2)  BracoQDot,  Aqd.  de  Cbio).  e(  de  Pbye.  LXX.  206. 

3)  Geiger,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  IX.  310. 

4)  W  i  n  c  k  I  e  r ,  Repert.  d.  Pharm.  XXVril.  352. 

3)  Cadet  de  Gassicourl,  Journ.  de  Pharm.  X.  433. 

6)  Trommsdorff,  Archiv  d.  Pharm.  XVIII.  8t. 

7)  Leroy,  Journ.  de  Chim.  m^d. ,  Juli  1848,  S.  357. 

8)  Virey,  iourn.  de  Pharm.  Xtl.  250.  —  Macaire,  Joom.  de  Pbann.  S- 
18;  u.  Aon.  der  Chem.  u.  Pharm.  XTI.  261.  —  Nees  van  Esenbeck  a.  CI** 
mor  Marquart,  Ana.  der  Chem.  o.  Pharm.  XIV.  43. 


373 

AiieiB  PB  giebt  auch  Aileliliige  Oele«  wdcl>#  erst  durch  die  Wir- 
kung einer  Melanorphos«  «nisteht^n,  welckejeioer  eder  Hifbrere  ab«> 
dcre  mohi  Attcbtige  BesiaiMkkaile  in  dem  AugetbĂĽdi  erieiden,  wo  die 
Pfanmilhmlt  mk  der  Luft  in  BerAlimng  komiiK^Jv.  Dahin  gehArt 
das  BiUenwindeM  (t  i^),  dM  Od  des  schwarzr«  Senfs  (|  1477), 
M  wie  die  riecbenden  0«le ,  weldie  bei  der  GäJirttng  «d^ir  Fitttnias 
einer  grossen  Zahl  von  POanieiisltiSeii  entsleb«iiv  Gewisse  Pßsiiseii« 
wie  das  Tausendgütdrrikrattt,  die  Scba^arbe,  Breoiinessel«  der  We* 
gtrteh,  im  lebenden  Zustand  völlig  gemcUos^  Uelerti  nach  der  Clb* 
rung  mü  Wass«T  bei  der  Deslillalion  Itkeriscbe  Oele  v<»n  sehr  sAar» 
keai  ^nicb. 

Die  Ztt^aamenseUuAg  der  ätheriscben  Oele  ist  sehr  verAader- 
hek.  Jhn  liat  gefunden ,  das«  sie  gewöhnlich  Gemenge  sind  von 
wenigstens  zwei  hestininten  Verbmdungen  :  eine,  bestehend  aus  Koh** 
leBihiff,  Wasserstoff  und  Sauerstoff,  aeigi  die  Eigenschaften  eines 
ĂĽdeliytJs ,  Alkohols  oder  einer  SĂĽure  und  einer  sauerstoflTreien  Ver* 
bindang,  lediglich  ans  Kohlenstoff  und  Wasaersloff,  sehr  häufig  in  dem^ 
selben  Verbaltniss  wie  djts  TerpenitnnI  (|  1875),  Bisweilen  eftt* 
hlk  das  Gemenge  der  Oele  kleine  MeRg<*a  (e^ker  Suhelaoien  ähnlich 
deo  Gampher  {Siearoptem)^  so  wie  verftuderlicfae  Mengen  von  Bars. 

Sine  kleine  Auxahl  von  dlheriscbeu  Oelen  entiidll  Sehwefel,  wie 
das  Knoblauch-,  Heerreuig-  und  Retiigöl  (f  876,  83:iK 

Sehen  an  der  Unbestdndigkfit  ihrei^  Siede|iHuktrs  lässi  sich 
Mtbt  verkennett,  dass  die  ätherischen  Oele  Griueuge  sind.  Wenn 
die  Siedepunkte  der  beiiien  Verbiiidiingeu ,  aus  deiivn  sie  besteheAy 
hintanglich  vuu  einander  entFinrnt  sind ,  so  gelingt  es  zuweilen ,  die 
Treooiing  beider  Verbiiuiungeu  durch  rracliouirte  Resttltalion  zu  he«* 
wirken;  «;ewühnlicb  kociit  der  Kohlen waHs«^rsiit«dI  geg<*n  160^  uimI  die 
siuerstofiballige  Verbindung  zwischen  200  und  240®.  Hei»>ieiis  ist 
Biaa  indeseeii  genothigt,  bei  di**äer  Sclieiduiig  seine  Zuflucht  zu  che* 
mischen  Mitteln  zu  nehmen ;  es  leistet  in  diesem  Falle  das  A«*i/kali 
gute  Dienae,  indem  es  die  Sauerstoffverbindong  hhidvt,  indem  es 
sieb  damit  verbindet,  oder  dieselbe  zersetzt«  ohnt*  den  Kohlt*ow,isser» 
Stoff  anzugreifen.  Die  doppeltschwefligsanren  Alkalien  vfrbinden 
^ch  gleichfalls  mit  der  SauerstofTverbindnng  gcwisstT  jSiheri!«rkor 
Oele  (z.  B.  ilem  des  Zimmets,  de«  KnnMncIs),  lia  dif  »xyilirte  Vit»* 
biodung  zur  Klasse  der  Aldehyde  gehört. 

Die  ätherischen  Oele  sind  im  Allg«*meinea  Ieichl«r  als  Wasf^er ; 


374 

sind  sie  schwerer ,  so  zeigt  dies  die  Gegenwart  einer  betrSchtlicbeo 
Menge  von  Sauerstoff  in,  einem  ihrer  Bestandtheile  an. 

Die  ätherischen  Oele  vieler  Pflanienstoffe ,  z.  B.  der  Lindeo- 
und  JasminblĂĽten ,  lajtsen  sich  mit  Hilfe  Yon  fettem  Oel  oder  Aether 
ausziehen.  Man  erhält  bei  der  Destillation  dieser  BiQteo  mit  Wasser 
kein  ätherisches  Oel ,  entweder ,  weil  sich  das  Oel  bei  höherer  Tem- 
peratur mit  Wasser  zersetzt»  oder  weil  es  so  leicht  löslich  in  Was«r 
ist ,  dass  es  sich  nicht  mehr  davon  abscheiden  lässt.  Die  Pflanieo- 
theile ,  welche  dieses  Verhalten  zeigon  ,  liefern  oft  ätherisches  04 
wenn  man  das  darüber  destillirte  Wasser  mit  Kochsalz  sättigt. 

Der  Geruch  der  Oele  scheint  in  gewissem  Verhältnisse  m  dff 
Einwirkung  zu  stehen ,  welcher  sie  an  der  l^uft  unterliegen.  Der 
grösste  Theil  davon  absorbirt  Sauerstoff  und  man  hat  gefunden,  dm 
diejenigen,  welche  sich  am  schnellsten  oxydiren,  auch  einen  s^ 
starken  Geruch  haben.  Wenn  man  sauersfofffreie  Oele  im  VkwA 
oder  in  Kohlensäure  über  frisch  gebranntem  Kalk  destillirt,  soerblh 
man  ein  vollkommen  geruchloses  Product,  und  es  ist  nach  dieser 
Behandlung  schwierig,  Citronenöl  von  Wachholder-  oder  TerpeotiaOl 
zu  unterscheiden;  aber  es  genĂĽgt,  diese  Oele  einige  Zeit  der  Lall 
auszusetzen ,  oder  auf  Papier  auszubreiten ,  um  ihnen  den  slarkes 
Geruch  zu  ertheilen,  welcher  sie  im  natĂĽrlichen  Zustande  chankteri- 
sirt.  Wenn  die  Oele  älter  werden  und  öfter  dabei  mit  der  Luft  in 
BerĂĽhrung  kommen,  so  verdicken  sie  sich,  werden  klebrig  und  eriaa- 
gen  alle  Eigenschaften  der  Harze.  Mehrere  Oele,  wie. die  desZimutf^ 
und  Kümmels ,  erzeugen  durch  Oxydation  wirkliche  Säuren.  G** 
wohnlich  entsieht  auch  Kohlensäure  bei  der  Verharzung  der  iberi- 
schen Oele  an  der  Luft. 

Wir  haben  jene  Oele  bereits  beschrieben ,  welche  sich  vermOp 
ihrer  Zusammensetzung  und  vermöge  ihrer  Eigenschaften  onserv 
Reihen  anschliessen  ;  es  folgen  nun  die  ĂĽbrigen  Oele ,  ĂĽber  wekbs 
man  chemische  Nachweise  besitzt. 

S  2349.  Das  fVermnthdl^) ,  welches  man  durch  Destillauo« 
des  Wermuth  {Artemma  Absinthiumy  L.)  erhält,  ist  dunkelgnUii 
ftogt  bei  t80<^  an  zu  sieden,  aber  allmälig  erhöht  sich  sein  Siedepuskl» 
es  verdickt  sich  und  geht  immer  mehr  gefärbt  über.  Man  kann  ss 
entfärben  und  reinigen  durch  mehrmalige  Rectification  über  gebrasfi- 


1)  Leblaoc,  Ann.  de  Chim.  vt  de  Ptiys.  [3]  XVt«  333. 


J 


375 

lern  Kalk,  wenn  man  das  Product  aufĂźngt ,  welches  zwischen  200 
und  20S^  Obergeht.  Das  so  gereinigte  Oel  hat  nun  einen  festen 
Siedepunkt,  gegen  205^.  Es  dreht  die  Polarisationsebene  des  Lich- 
tes nach  rechts.  Es  hat  bei  24<>  ein  spec.  Gew.  von  0,973,  im 
Dampfzustand  S,3. 

Das  Vi^ermuthöl  enthalt : 

Leblane,  Cfo  Hie  Os 


RohlenstoflT 

78,8  70,0 

78,9 

Wasserstoff 

10,5  10,7 

10,5 

Sauerstoff 

10,7  10,3 

10,6 

100,0. 

Diese  Analysen  weisen  dem  Wermuthöl  die  Zusammensetzung 
des  Camphers  der  Laurineen  an. 

Die  alkalischen  Laugen  verändern  es  nicht ,  Kalikalk  scheint  es 
auf  trocknem  Weg  stark  anzugreifen.  Das  Product  schwärzt  sich 
stark  und  ein  Theil  destillirt  unverändert  ab. 

Die  Schwefelsäure  löst  es  kalt  mit  Färbung ;  es  scheint  sich 
keine  gepaarte  Verbindung  zu  erzeugen. 

Die  Salpetersäure  verändert  das  Oel  mit  Heftigkeit  und  bildet 
ein  ankrystallisirbares  Oel. 

Mehrmals  Ober  wasserfreier  Phosphersäure  destillirt  und  dana 
mit  Kalium  behandelt,  verliert  das  Oel  die  Elemente  des  Wassers  und 
bildet  einen  Kohlenwasserstoff,  C^o  Hu,  welcher  wahrscheinlich  iden- 
tisch ist  mit  jenem  Körper,  welcher  unter  denselben  Umständen  vom 
Campber  geliefert  wird  (§  1867). 

S  2350.  Das  Calmusöl^).  Die  ächte  Calmuswurzel  {Acorus 
Calamus,  L.)  enthält  ein  flüchtiges  Oel ,  welches,  wie  es  scheint, 
aus  einem  Kohlenwasserstoff  und  einer  oxydirten  Verbindung  besieht. 
Wenn  man  wenigstens  das  Oel  zu  wieiierhoilen  Malen  mit  Wasser 
destillirt,  so  erhielt  man  ein  Oel,  welches  nur  l^^  Proc.  Sauerstoff 
enthielt;  der  Antheil,  welcher  nicht  mit  dem  Wasser  ĂĽberging,  war 
bräunlich,  halte  0,979  spec.  Gew.>  enthielt  Harz  und  kochte  bei  260^. 

Nach  Schnedermann  ist  die  Zusammensetzung  der  zweiBesland- 
theile  des  Calmusöls : 


1)  Schnedermaoo,  Aon.  der  CtieiD.  tt.  Pbarm.  XLl.  374. 


i 


976 

b^i  19»o  bei  2600 

Wasserstoff         10,$}»  .10,28 

Sauerstoff  8,29  10.19 


100,00         100,00. 

Knoblauchöl,  s.  %  876. 
BittermandeWly  s.  {  1477. 

AssaĂźtidaoly  s.  f.  876. 

Athamantaöly  s.  $  1879. 

Badiart"  oder  Siemänudl,  s.  f.  1641. 

Bßsilicum9{.  ».  i  tm* 

Bergamottöl,  8.  S  1881. 

BqmeßÖl,  s.  8  1882. 

Birkenäly  s.  $  1883. 

Das  Haselwurzöl^),  Der  alkoholisctie  Ays^iig  $}fr  Wurielder 
Haselwurz  (Asarum  europaeum)  eiUhUlt  ein  ätherisches  Oel  und 
eine  campherartige  Substanz,  welche  den  Namen  Asaran  ($2279) 
erhallen  hat.  Ueber  Kalk  rectiĂźcirt,  ist  das  etherische  Oei  gelblidit 
dick,  scharf  und  von  flhniichetn  Geruch  wie  das  ^les  fiflidrians;  ff  ist 
leichter  als  Wasser ,  etwas  in  Wasser  löslich ,  leichi  losticfc  in  Afto- 
M ,  fetten  und  itherischcii  Oeden.  Es  «ilhalt  eine  grMse  Meoge 
Camphersubstanz  in  Auflosung. 

Blancfaei  und  Seil  fanden  iq  dein  ätherischen  Oel  der  H««elw«it 

Kohleostoff  74,3t 

Wasserstoff  9,76 

Sauerstoff  ltf,86 

100,00. 

Diese  Stahlen  drOcken  nicht  die  Zuswnimensetzuog  eines  reioeti 
l^iOrpers  aus ,  zeigen  jedoch ,  d^ss  d^s  fllhfu-ische  Oel  mehr  (oblear 
Stoff  \ini  SauersAofi  enthalte  als  die  Campticrsuhstanz. 

%  2351,  Das  Cajeputdl^)  erhalt  man  durch  OKs^iUlafiuM  fkr 
BUliier  eines  Stragchi^s  d«*i'  niolukkiscbeu  |nselq ,  Cq/eputi,  <!•  i^- 
WA^isser  ijaum  genannt,  wegen  seiner  weissen  Rinde.  E*  ist  die  J|/f/<* 
leuca  minory  D.  C.  von  der  Familie  der  Myrtaceeu. 


1)  Blaochelu.  Seil,  Aon.  der  Chem.  u.  Pharm.  VI.  296. 

2)  BlaDchet,  Abo.  der  Chem.  u.  Pharm.  Ai.  XiX.  S24. 


879 

Dns  Cift^HiUrt  i3t  gitmaümUeh  blaMgrto«  an«  F«rlMiBg»  iK« 
ftefu  Qol  nsigen  i»t»  m«i  Tbail  vom  4iM  ftuffar  clerfieQtose« 
^MTHi  maii  e$  ivenMiideL  Ea  48t  «ehr  4ttnn&«fliig«  von  iMgafilbr 
4>,08  ifitc.  Gmir.  uimI  «boe  saure  BeaeikMi^  In  lliMe  eingailhiiitl 
4aC  MB  •Grdrudi  -iinangmahm ;  b«i  Marker  Vetlheiking  iai  er  dagafM 
ziemlich  angenehm,  ähnlich  dem  d«;8  Camphers  und  Rosmaruiia. 

Die  Analyse  eines  Oels  vimi  fast  cftna4aii|i|:m  SindiefMinlil  bei  175^ 
ergab  Blaaebet  nachatoheade  -Zahlen : 


Gefunden  1). 

C^H|,Os 

KohleDsti>a 

77,90  78.  if 

77,4« 

li)/api(fr^tuer 

M,57  14,3« 

UM 

SaperslolT 

»«        »» 

10,39 

100,00, 

Aas  CajepuUri  d«8  IJaiMtels  iH  ofl  vierMschC. 

Ihia  blaite  CwmltemSL  Hau  erbab  in  Deutacbland  durch  De«* 
aütblaon  .fkar  l^lülea  idw  gmieineii  C^mÜHeiMairiemrta  CAamemäla, 
L.).eHi  flliieriacli«*«  (M«  li^taiürb  4kK  dunkelblau  iHid  bat  Irflb.  £a 
â–Ľerdickt  sich  beim  AbkĂĽhlen  auf  0^. 

Bonttrager  hai  darin  gefuAd«o  ') : 

RoibieBtlof  79,86  70,«l  70,86 
Wpy^raUifT  i0v80  4  0,69  40,83 
$a(|f>r9tofr         9,58  9,50  9,31 

100,00    Jöö^öö^  iöoTöö! 

ff)irse  ZaMi»u  drücken  sicliliich  die  ZnsanimeoseizuHg  des  Laur 
rinreiicaniphei;^  au«* 

Das  römische  CamülenSly  s.  %%  913  und  1884. 

Dag  ZimmeiSl,  s.  §  1668. 

Das  Capudnerkresßenäl'^  (JTropaeolum  majus)  ist  schwefel- 
hallig  und  scheint  wie  da3  des  3^nres  durch  eine  Art  G<lhrung  aus 
den  Bestandlheilen  der  Blitlen  dvr  Capucinerkresae  zu  entstehen. 
^3  ist  scharf,  schwerer  als  Wassf^r  u|id  siedet  gegan  120  bis  t30<^. 

Das  KĂĽmmern,  s.  %%  1870  und  1886. 

Das  CascĂźriU&l^)  erhalt  man  aus  der  Cascaril|riodj?  (Croton 


1)  Altes  Atoingewichl  de»  KolileDStoffes. 

2)  Wo  liier,  Ann.  der  Chem.  o.  Pliarm.  XLIX.  244. 

3)  S.  Cloei,  Aecueil  dfls  ti^v.  de  in  SockSt^  d'^nul.  piMir  les  Scieacei  phar- 
OMC.  lM«ar  1847  S.  30. 

4)  Völckel,  Ann.  der  Chem.  o.  Pliana.  XXXV.  808. 


^ 


378 


eieutmna,  Sw.)f  e»  ist  gelb,  leichter  al8  Wasser,  basweileo  grflo  oder 
blau,  fon  starkem  Geruch  ttnd  aromatisch  bitterem  Geschmack. 
Nach  den  Analysen  tod  Vdickel  scheint  es  ein  Gemenge  eines  saso^ 
sloffhaltigen,  wenig  flĂĽchtigen  Oels  und  eines  mehrflĂĽchligeBKoUeii- 
wasserstoifs ,  welcher  wahrscheinlich  die  Zusammensetzung  des  Ttf- 
pentinOls  hat. 

Das  Casnaöl,  s.  %  1668. 

8  2352.  Das  Cederöl^}.  Das  virginische  CederiKrfi  liefet 
ein  festes,  weiches  Alheriscbes  Gel,  bisweilen  schwach  gefärbt,  w« 
ches  ein  Gemenge  von  zwei  Verbindungen  ist :  Die  eine  ist  Kohlei' 
Wasserstoff,  flossig  und  hcisst  Cedren^  C30  H94 ,  die  andre  sauerstof* 
haltig  und  Test,  CsoH^eO^i. 

Um  die  feste  Verbindung  zu  erhalten,  befreit  man  das  robeM 
durch  Destillation  von  fremden  Stoffen  und  pressl  das  Destillat  M 
Leinwand ;  dadurch  wird  der  grOsste  Theil  des  flflssigen  Oels  ibp* 
schieden.  Doch  muss  man  das  Product  nochmals  mit  gewohniicäct 
Alkohol  krystallisiren ,  der  das  flossige  Oel  weit  leichter  auflöst,  s* 
dass  es  in  der  Mnllerlauge  bleibt. 

Das  feste  CederOl  erscheint  als  krystallinische  Masse  von  meri- 
wOrdiger  Schönheit  und  Glanz ;  sein  aromalischer  Geruch  erioDert 
an  den  der  Cont^bleistifte ;  der  Geschmack  ist  nicht  sehr  entwickelt. 
Es  schmilzt  bei  74®  und  kocht  bei  282<>;  das  spec.  Gew.  des  Dampfe 
wurde  »=  8,4  gefunden.  Es  löst  sich  sehr  wenig  in  Wasser lo' 
leicht  in  heissem  Alkohol^  aus  dfm  es  sich  beim  Erkalten  in  Kryst>l' 
nadeln  von  Seidenglanz  abscheidet. 

Es  enthalt : 

ff^alter  CmH,«©, 

KuhtenĂĽtoff        80,89    80,77     81,00  81,08 

Watserstofl*        11,32    11,80     11,80  11,71 

Sauentoff  „  „  „  7,31. 

Nach  diosen  Resultaten  >)  ist  das  feste  Cederöl  isomer  luitdefl 
Cubebencampher  ($  1890). 

Mit  wasserfreier  PhosphorsSlure  destillirt,  zersetzt  sich  das  fest^ 
Cederöl  in  Wasser  und  Cedren. 


1)  Walter,  Ann.  de  Cbini.  et  4e  Pbys.  [3]  I.  498;  VIII.  3tt4. 

2)  Walter  halle  anfaDgs  die  Formel  CssH^Os,  dann  Cs^HuOs  ao 
Mir  sciieioeo  diese  Formelo  Dicht  aDoehrobar. 


379 

Wenn  man  Phosphorchlorid  darauf  einwirken  läset «  so  erhält 
Dan  einen  aromatischen  Körper,  der  noch  nicht  analysirt  wurde. 

Die  concentrirte  Schwefelsäure  f^rbt  sich  stark  damit  und  bildet 
tin  nach  Ambra  riechendes  Oel. 

Das  Cedren  erhält  man  leicht ,  wenn  man  das  feste  CederOl  in 
»iner  Retorte  mit  wasserfreier  Phosphorsäure  behandelt.  Man  setzt 
eixlere  in  kleinen  Portionen  zu ,  um  eine  zu  starke  Erhöhung  der 
Temperatur  zu  vermeiden.  Die  Phosphorsäure  filrbt  sich  schwan 
und  ?erw«odeil  sich  in  eine  pechartige  Masaa ,  während  das  Cedreo 
oben  auf  schwimmt.  Man  reinigt  es  durch  einigiSmal  wiederholte 
Destillation  über  wasserfreie  Pbosphorsäure  oder  Kalium. 

Es  hat  einen  eigenthOmlichen  aromatischen  Geruch,  welcher  in 
nichts  dem  des  krystallisirteo  Cederöls  gleicht ;  sein  Geschmack  ist 
anfangs  schwach ,  nimmt  aber  bald  zu ,  wird  anhaltend  und  pfeffer- 
artig. Es  kocht  bei  237®,  hat  0,984  spec.  Gew.  bei  14^5;  in 
Dampfform  7,9. 


Es  enthalt : 


IFalter.  C^^^% 

Kohlenstoff       87,7     88,0        88,2 
WasBeretoff       11,7     12,0        11,8 


100,0  100,0      100,0. 

Der  flĂĽchtige  Theil,  den  man  beim  Auspressen  des  CederOls  er- 
hält, besitzt  dieselben  Eigenschaften  wie  das  Cedren;  nur  der  Geruch 
ist  etwas  angenehmer. 

Cttronenöl,  s.  §  1887. 

Löffelkrautöly  s.  8  883. 

Capawaöl,  s.  %  1888. 

Corianderöly  s.  S  1888'. 

Kressenölj  s.  §  876. 

Cuhebenöl,  s.  %  1889. 

BömischkümmelÖly  s.  %  1848  u.  1867. 

Das  DahliaBL  —  Die  Knollen  der  Dahlia  pinnaia  liefern  ein 
ätherisches  Oel,  leichler  als  Wasser,  welches  sich  an  der  Luft  leicht 
verfiarzt.  In  Wasser  yerdichtet  es  sich  mit  der  Zeit  und  scheidet 
Krystalle  ab,  welche,  wie  es  scheint,  Benzoesäure  sind^* 


1)  Pajeo,  Jonrn.  de  Pharm.  II.  384. 


EimnUH,  s.  %  1891. 

Erm/mmM,  %.  %  888. 

EtiraganM,  s.  «  1641. 

Fenehem,  s.  %  1641 . 

Guultheria,  i.  %  1606  «.  18(tt. 

fTmckhüUeräl,  b.  $  IgO^". 

Das  Qm^anbanSL  -^  Mehrere  fieranwoeen  (namentlich  /Wl^ 
gmmmm  (uqntatum,  Ait.^  P.  r^xmi»  n.  P.  oifaratimaitim,  Wüli) 
Ueliirn  bai  dar  Daatillatian  «in  Oai ,  walofaea  aioa  Camphaiwalislai» 
krfaUiliaii^  in  Nadein  und  aebmeiabar  bei  18«  liefert.  DieMa  Od, 
deasen  Geruch  aienhch  angaaebin  iai ,  wurde  einigeauil  mr  Vcfit 
achung  daa  RoaenOla  angi^wr ndet« 

Nelkmäl,  a.  S  1803. 

Gomariöl,  a.  8  1804. 

O^a  HedwigimSl^)  erhalt  man  durch  DeaiiHalioB  ilea  ibrzrshr 
Hedwigia  haUamtfera  mit  Wasser.  Es  ist  schwerer  ab  Waaatf, 
gelblich ,  von  dem  Terpentinöl  ähnlichem  Geruch  und  breoneoden 
Geschmack.  In  der  lialte  ßlrht  es  sich  mit  Salpetersäure  roth;  io  der 
Wärme  bildet  es  damit  ein  gelbes  Harz.  Mit  Salisäure  nioiat 
es  eine  kirschrothe  Fai*be  ao.  Es  löst  sich  in  4  Theilen  Alkohol  oad 
in  allen  Verhältnissen  io  Aether« 

Lorbeeröl,  s.  %  1805. 

S  2353.  Das  Lavendelöl^).  —  Der  Lavendel  (Lavendak 
Spica,  L.)  giebt  ein  gelblichem  Oel  von  starkem  Geruch  und  S€hrf 
aromatischem  Geschmack.  Dieses  Oel  rOthet  Lackmus  und  entlA 
in  wechselndem  Verhältniss  eine  krystallinische  Substanz  von  der 
Zusammensetzung  dea  Laurineencamphers  (Dumas). 

Der  flOstfige  Theil  des  Lavendelöls  besteht  wahrscheiolidi  n^ 
einem  Gemenge  von  zwei  Verbindungen ,  wovon  die  eine  die  Zu* 
sammensetzung  des  Terpentinöls  hat.  Die  Analyse  von  Rane  Ober 
das  bei  185 — 187^  siedende  Oel  bat  keine  constanten  Zahlen«^ 
geben. 

l)as  Spiköl  (Spica  lattfoliay  Ehrb.)  hat  viele  Aehulicbkeit  mit 
dem  Lavendi'h'il  und  enthält  wie  jenes  viel  Camphersubstanz. 


1)  Booastre,  Juuro.  de  Pharm.  XII.  488. 

2)  Saatture,   Ado.  der  Cbem.  a.  Pharm.  III.  163.   —   Kane,  eb«i'* 
XXII.  287. 


391 

Das  Müeü8t.  —  Die  M^endotil«  Hiidc«! bloi*  ^er  Mtfci«  iM  #• 
BAlle  der  MascaiitUM  (JfydMtea  mosctuMi  uad  iidbri  bei  <ter  De* 
üillalioii  mü  Waseer  ein  woMriecbeodes  det  vm  ungeftbr  0,92^spe€« 
Gew.  Ee  besteht  aus  eineni  Mehlen  (M  bimI  einer  CeanpheN 
Substanz,  schwerer  als  Wasser  ttBd  achmelzbar  unter  100^  Mui- 
der  1)  fand  in  letzterer  t 

Koblenstoir      e2,f    63,i 
Wasffentoir      1(^,(1    70,8i  * 

Saaentoff 


»»         »• 


Dieser  Campher  sublimirt  allmfliig  bei  112^  in  feinen  Nadeln» 
Cr  Im  sieb  leicht  in  siedendem  Wasser,  sowie  in  Alkofiol,  Aether, 
Aeukaii  imd  Salpetersfare.  Concentrirte  SchwefefsĂĽĂĽi^  flirbt  ihn 
scbOiT  roth. 

Majoranöly  s.  Origanumöl  %  2356. 

Das  MuiterkrautSl^  tiefem  die  krautartigen  Tbeile  des  Mutter- 
trautes  QMatrtcmna  Parthemum^  L.).  Es  besteht  aus  einem  Ge- 
menge ?on  Kohlenwasserstoff  und  sauerstoffhaltigem  Oel ,  welches 
eine  betrSchtfiche  Menge  Campber  gelost  enthalt  (%  1943,  Ăź). 

Sein  Siedepunkt  schwankt  zwischen  160<^  n.  220<^. 

%  2354.  Das  PfeffermünzöL  —  Das  Oel  der  amerikanischen 
PfeffennĂĽnze(Jlf6ifM(r/7^ento,  L.)  gesteht  bei  einer  dem  Nullpunkt 
nahen  Temperatur  uQd  liefert  dabei  KrystaUe ')  (^MBnzeeampher)^ 
welche  sich  van  der  darĂĽber  stehenden  FHijtsfgkeit  (rennen  lassen  *). 
(Bie  Oefe  foĂĽ  Mentha  viridis  niid  M.  Pulegium  (Poley)  werden  in 
der  Iahe  nicht  Fest). 

Die  Krystalle,  ^iscfiew  Filtnrpapfet  atisrgepresst ,  sind  farblers; 
«cfamehbar  bei  SfB^  ffttehtig  ahne  Zersetzung.  Sie  kommen  bei  208^ 
zain  Kochen ;  die  Dichtigkeit  des  Dampfes  wurde  gefunden  i*»  5, 89L 


1)  Mnlder,  Ann.  der  CĂźem.  a.  Pharm.  XXXI.  07. 

V)  ^i'9»i({^eru.  Cbavfard,  Jortriv.  d«  ^arm.  XIII.  911. 

9)  Dana«,  ämL  da  Chim.  et  de  Pbyi.  L.  392«.  -^  BlaBcbat  Ov  Seil, 
iasL  der  ChcOHe  a.  Phacm«  VL.  293.  —  Walter,  Ann.  de  Chin.  ei  de  Phya. 
IZXil.  83. 

4)  Mao  kennt  die  Zasammensetztiog  dieses  Oels  nicht  genau.  Kane  bat  (Ann. 
dSer  Cbtm.  o.  Ptiamr.  XXXIf.  28IQ  einfge  Analysen  der  Oele  von  Mtentha  piperitu, 
^fff^iditf  Fidegium  mitgetbeilt,  aileio  sie  scbeinen  mit  Gemengen  gemacht  tu  sein. 
0»  Od  von  Jf .  Pulegium'  kochte  zwitfcben  182  mid  f  M*  nntf  seigf e  die  Zusammen- 
•euoog  des  Lanrineeocampbers. 


382 

Sie  sind  wenig  aunoslicfa  in  Wasser »  abnr  leicht,  aach  in  der  RAe, 
in  Holzgeist,  Alkohol,  Aether,  Schwefelkohlenstoff,  weniger  in  To" 
pentinol.  Ihre  Zasainmensetzung  ^)  wird  durch  die  Formel  (^Hn 
0)  ausgedrĂĽckt  nach  folgenden  Analysen : 

Blanehet 
Duauu.        u,Sell.  Walter,     Bereclmet. 

Kohlenstoff  76,5  76,4  76,3  76,0  76,6  76,9 
Wasserstoff  13,1  11,9  13,0  12,6  12,8  12,8 
Sauerstoff  ,,  ,,       ,,  ,,       ,,  10,3 


100,00. 

Das  PfeffermOnzOl  absorbirt  viel  Chlorwasserstoffgas  unter  Cs- 
Wandlung  in  eine  dicke  Hasse,  welche  das  Wasser  zersetzt,  ti 
Salpetersäure  erzeugt  es  eine  eigenthttmliche  Säure ,  die  noch  flicki 
untersucht  ist. 

Wenn  man  in  der  Kalte  1  Theil  Oel  mit  2  Th.  Scbwefds»« 
zusammenreibt,  so  erhält  man  eine  halbflüssige  Masse  vod  schon 
blutrother  Farbe ,  die  das  Wasser  zersetzt  unter  WiederherstellyBf 
des  Oels.  Wenn  man  das  Gemenge  im  Wasserbad  erhitzt,  so  enl- 
steht  eine  gewisse  Menge  Menthen  und  zugleich  eine  gepaarte  Siort' 

Wasserfreie  Phosphorsäure  ?erwandelt  das  Oel  in  Meptheo: 

Cj0  Hjo  Oj  ^  2  HO  -j-  Cjo  H|g 

PfeffermĂĽnzOl.  Menthen. 

Die  Einwirkung  des  Chlors  auf  das  Oel  bewirkt  die  Biidoof*»^ 
schiedener  Prodocte  je  nach  den  Umständen,  unter  denen  wn^^ 
beitet,  entweder  im  Dunkeln,  oder  im  Sonnenlicht.  Walurl*^ 
zwei  FlĂĽssigkeiten  untersucht,  die  Gemenge  zu  sein  schieneo^ 
mehr  oder  weniger  gechlorten  Substitutionsproducten  (mit  3, 3i^ 
und  6  Atomen  Chlor). 

Aetzkali  greift  das  Oel  nicht  an.  Das  Kalium  verwandelt  tsiB 
eine  teigige  Masse,  die  das  Wasser  zersetzt. 

Wenn  man  das  Oel  mit  Phosphorchlorid  schmilzt,  so  istfl^ 
Einwirkung  sehr  lebhaft;  bei  der  Destillation  geht  zuletzt  eiiiOfi 
von  schwachem  Ambrageruch  ĂĽber ,  welches  man  mit  Wasser  sdiH* 
telt  und  nber  eine  neue  Portion  Phosphorchlorid  rectificirt  So  tf- 
hält  man  ein  sehr  blassgelbes  Product,  leichter  als  Wasser,  ^ 


1)  Diese  ZusammeoseUaDg  ist  dieselbe  wie  die  des  Wasserstoffratjls  (Bw^ 
i  1204). 


j 


383 

schwerer  als  Alkohol.  S^in  Geruch  erinnert  an  den  der  Mnscat- 
blQlen.  Es  lost  sich  etwas  in  Wasser ,  aber  weil  leichter  in  Alkohol» 
Es  kocht  gegen  204^  indem  es  sich  schwärzt  und  Dttmpfe  von  Chlor* 
wasserstofff^Sure  entwickelt.  Das  Kalium  greift  es  n)it  Heftigkeit  an. 
Sehr  concentrirte  Auflosung  von  Aetzkali  in  Alkohol  bleibt  ohne  Ein- 
Wirkung  darauf,  selbst  beim  Kochen.  Es  scheint  C)«H|qC1  zu  ent- 
halten nach  folgenden  Analysen : 

Walter.  fierecboet. 

Kohlenstoff         69,5    68,0     69,2    68,8  68,7 

Wasserstoff        10,3     10,4    10,6    10,6  10,8 

Chlor   .     .         20,9       „  „         „  20,5 


100,0. 


Wenn  die  Formel,  die  wir  angenommen,  richtig  ist,  so  roĂĽsste 
man  die  Einwirkung  von  Phosphorchlorid  auf  das  PfeflermUnzOl 
durch  folgende  Gleichung  ausdrucken  ^) : 

CtoHwO,  +  PCl8  =  PCl,0,  +  HCl  +  C,oH,^,Cl. 

S  2355.  Das  Menthen^)^  CsoHi«  ist  ein  Kohlenwasserstoff, 
welcher  durch  die  Einwirkung  der  wasserfreien  PhosphorsHure  auf 
festes  HUnzenOl  entsteht. 

Man  schmilzt  zu  seiner  Darstellung  das  Oel  in  einer  tubulirten 
Retorte,  fĂĽgt  so  lange  wasserfreie  Phosphorsflure  zu,  bis  sie  in 
schwachem  Ueberachuss  ist ;  destillirt  hierauf  die  Masse  und  rectifl- 
cirt  das  Destillalionsproduct  von  neuem  Ober  dieselbe  Säure. 

Das  Menthen  ist  durchsichtig,  sehr  flĂĽssig,  von  angenehmem 
Geruch  und  kühlem  Geschmack.  Es  ist  unlöslich  in  Wasser,  kocht 
bei  163^  hat  in  flĂĽssigem  Zustand  0,851  spec.  Gewicht,  in  Dampf- 
form 4,93—4,96. 

Die  Analyse  dieses  Kohlenwasserstoffes  hat  nachstehende  Zahlen 
ergeben: 

Kohlenstoff      86,6    86,3     86,4  86,95 

Wasserstoff     13,0    12,9    12,7  13,05 


100,00. 


1)  Walter  nimmt  an ,  dast  bai  diesem  Process  Pbosphorchlorfir  entstehe  nod 
giebt  dem  Prodoct  die  Formel  Cw  Hi«  Cl ,  die  mir  nicht  zaifissig  erscheint. 

2)  Walter  (1839),  a.a.O. 


Oäs  Hiflitfttl  gtieift  du»  MenthM  nidtC  an.  hk  SetNrrfMsMtf 
flbr  ta  d<ir  Kitfee  keine  Ehiwirkung  dafrafuf  «us.  CUfor  vem^nddl  e» 
hl  eltieif  durch  9iflfl«Kutfort>ii4igd(!}l«reA  gechlorten  R^i^pM'.  Saipeter^ 
sMrtf  i«r^itdelt  ef  zulettl  M  elh«  oKgfe  Stfüfe,  liilflöisHetr  k  Wtsivf 
QUii  AHohĂĽl ,  die  mth  iriĂĽbt  sAadirt  worrdert  hff . 

Diiflf  Qisbitkhhfmmtken ,  C^o  Hf^  CSl^  i^t'  d^ä  ProAi^  der  th* 
Wirkung  des  Chlors  auf  Menthen.  Trockne«  CMor  greift  titfs  l«!" 
then  sehr  lebhaft  an;  zuerst  RĂĽdit  sich  das  Gemenge  grĂĽn,  dni 
gelb.  Wenn  man  aufhört^  CMor  eiiwoMfen,  wenn  die  EntwicUon; 
▼on  Salzsaure  nachlässl,  so  erhält  man  eine  syruparlige  PlQssigfccii 
von  gelber  Farbe ,  dichter  als  Wasser.  Dieses  Product  löst  sich  bll 
in  Alkohol  und  ffotzgeist,  leichter  jedoch  in  Aether  und  TerpentinJil. 
Concentrirte  Schwefelsaure  färbt  es  intensiv  roth. 

B&ffen9ly  s.  i  1SI9S; 

ly^sr  Yioptl^)  ist  frisch  bereitet  farblos,  fitrbt  steh  abeTil 
der  Lufl  gelb  und  verharzt  sich  affmalig.  Es  ist  teichter  als  fVi^- 
Es  beginnt^  ber  i60^  zu>  Kochten;  aber  der Sftedepaiiki  8#eigl^  auf  180*« 
zu  gleidief  MC  htawH  sich  dtais  Ofel. 

Portionen  deft  Ocis,  bei  verscbieAeom  Teitiperaturen  ^rdf^ 
gen ,  ergaben : 


b«i  iW>  bei  iiSI^ 

im\  180^ 

KohleiiMiAfr 

M,ie      81,S» 

Mi,M 

Watienioff 

il,OI(      10«M 

i^M 

Sauerstoff 

4,82        7,76 

9,24 

100,00     100,00    100,00. 

▼oi*steh«n«le  Zahlen  drucken  offenbar  d^  2usttito#effseUi«f 
eines  Gemenges  von  mindestens  zwei  Oelen  aus. 

Baii  Jmmmöl  fiRdel  sich  i»  Meiner  Meogr  in>  doa  BIfltx»  dci 
Jasmin  iJasminum  officinale).  Man  erhalt  es,  wie  das  ResMiiv 
indem  man  die  frischen  BlĂĽten  mit  fettem  Oel  behandelt.  Es  schei- 
det bei  O^ein  weisses^  in  glänzende^  (Tadeln  krystalUsirtea  Stearopff n 
ab,  geruchlos,  von  campberarligem  Gtsschvnaek ,.  schmelzbar  M 
12,6,  leichter  als  Wasser,  schwer  löslich  in  Wasser,  leichtlöslich 
in  Alkohol,  Aether  und  Oelen.  Diese  Krystalle  erhitzen  sich  schwirh 
mit  Jody  iftdem  sie  eine  rothe  Verbindung  bilden ,  die  allniilif>^ii'^ 

1)  SteoboDte,  Aon.  der  Cbeni.  o.  Pharm.  XLIV.  3101 


385 

grasgrüne  Farbe  annimmt.  Salpetersäure  l((8t  sie  leicht  auf;  Salz- 
säure und  Schwefelsäure  lösen  sie  nur  zum  Theil  auf.  Sie  sind  un- 
auflöslich in  Essigsaure ;  Kalium  oiydirt  sich  damit  nicht. 

S  2356.     SenĂźl,  s.  g  883. 

Myrrhenöl,  s.  Myrrhe  $  1939. 

Neroim,  s.  »1896. 

OUbanumöly  s.  Weihrauch  oder  Olibanuro  %  1936. 

PomeranzenSl,  s.  $  1896. 

Das  Origanumöl^)  oder  DostenOl  (ßriganum  vulgare,  L.)  ist 
leichter  als  Wasser  und  enthalt  eine  Art  Campher  in  beträchtlicher 
Menge.  Es  siedet  nach  der  Rectiflcation  bei  161^  fast  constant  und 
scheint  die  Zusammensetzung  des  Terpentinöls  zu  haben  (Kane  fand 
darin  86,71  —86,1  Kohlenstoff;  11,1  —  11,4  Wasserstoff  und  un- 
gefähr 2  Proc.  Sauerstoff,  letzterer  wahrscheinlich  von  einer  kleinen 
Menge  Campher  JierrĂĽhrend). 

Mulder  hat  den  Campher  des  Majoran  (OHganum  majorana, 
L.)  untersucht.  Er  ist  hart,  färb-  und  geruchlos,  schwerer  als 
Wasser,  schmilzt  in  der  Wärme  und  sublimirt  ohne  Rückstand.  Er 
ist  loslich  in  kochendem  Wasser,  Alkohol,  Aether,  Salpetersäure 
und  Schwefelsäure ;  Schwefelsäure  färbt  ihn  roth.    ^ 

Er  enthält : 

Mulder. 

Kohlenstoff  60,0  00,0 
Wasserstoff  10,7  10,7 
Sauerstoff 


»>         »♦ 


Das  Osmiiopsisöl^)  von  Osmitopsis  astericoides  tst  eine  aro- 
matische Pflanze  aus  der  Familie  der  Compositen,  welche  in  der 
Dmgebung  der  Capstadt  wächst«  Man  bereitet  daraus  ein  wesent- 
liches Oel,  welches  tonische,  krampfstillende  und  auflösende  Eigen- 
schaften hat. 

Dieses  Oel  ist  grĂĽnlichgelb,  von  brennendem  Geschmack, 
durchdringendem,  wenig  angenehmem  Geruch,  der  an  den  des 
Camphers  und  des  CajeputOls  erinnert.  Sein  spec.  Gewicht  ist 
0,931 .  Es  reducirt  die  ammoniakalische  Losung  des  Silbernitrats 
bei  längerem  Kochen. 


1)  Kaoe,  AoQ.  der  Chem.  o.  Pharm.  XXXII.  285. 

2)  Stenboose,  Ado.  der  Cbem.  a.  Pharm.  LXXXIX.  214. 
Gerfaanit.  Chemie.  IV.  25 


Der  Destilhlion  unterwerfen ,  filngt  es  an  bei  130^  zu  kocbei 
und  kommt  in  regelmässiges  Sieden  zwi^hen  176  und  178^  V« 
dieser  Temperatur  bis  188^  geben  zwei  Drittel  des  Oels  Ober;  du 
Thermometer  steigt  sodann  allmälig  auf  208^  und  eine  kleine  Heoge 
Campher  suhlimirt  sich  an  den  Wanden  der  Retorte. 

Der  zwischen  178  und  182<^  aufgefangene  Theil  ergab  beider 
Analyse : 


Stenhoiue, 

CsoHtfOj 

Koblenstoff 

77,36 

77,92 

Wasserstoff 

11,53 

11,69 

Sauerstoff 

1» 

10,39. 

100,0. 

Nach  vorstehender  Analyse  enthielt  das  Osmitopsisöl  ein  Od» 
welches  dieselbe  Zusammensetzung  wie  der  Borneocampher  U 
($  1942),  das  CajeputAl  (S  2351),  etc. 

Das  Petersiliendl^'),  Wenn  man  Pelersiliensamen  mit  Wassff 
destillirt,  so  verdichten  sich  zwei  Oele ,  das  eine  etwas  leichter,  dis 
andere  etwas  schwerer  als  Wasser. 

Nach  Blanchet  und  Seil  verdichtet  sich  das  schwere  Oel,  IpsA 
bereitet,  in  Berührung  mit  Wasser  innerhalb  einiger  Tage,  indem« 
Krystalle  liefert,  die  man  durch  Auflösung  in  Alkohol  reinigen kani. 
Die  alkoholische  Losung  scheidet  sechsseitige  Prismen  oder  Nadela 
ab,  schmelzbar  bei  30^  die  sich  bei  21^  verdichten  und  bei  ongriAr 
300^  sieden,  indem  sie  sich  dabei  Ăźirben.  Diese  Krystalle  ent- 
halten : 

Blanchet  u.  Seit,     C^  H,o  0«  (?) 


Kohlenstoff 

65,0 

64,2 

66,7 

Wasserstoff 

e,4 

M 

•J 

Saoerstoff 

»» 

»1 

26,6 

100,0. 

Löwig  und  Weidmann  weisen  dem  leichten  Oele  (zwiscbett)f* 
und  170^  kochend)  die  Zusammensetzung  des  Terpentinöls  an.  S* 
erwähnen  die  angeführten  Krystalle  nicht,  zeigen  aber  im  Petersifieo^ 
die  Gegenwart  einer  harzigen  Substanz  (Cs4  H|e  O5)  an ,  welche  oiA 
Rectiflcation  des  leichten  Oels  in  der  Retorte  bleibe. 


1)  Blanchet  u.  Seil,  Ann.  der  Cliom.  u.  Pharm.  VI.  301.  —  Lriwif» 
Weidmann,  Poggend.  Ann.  XLVI.  tt3;  im  Auszug:  Ann.  der  Chem.  n.  I*b*'* 
XXXII.  283. 


387 

Das  Pappeldl^)  erhall  man  durch  Destillation  der  noch  onge- 
MTneten  Blumen  von  Populus  nigra.  Es  ist  farblos,  von  angenehmeM 
Genich,  unlöslich  in  Wasser,  schwer  löslich  in  Alkohol,  leicht  löslieb 
in  Aether*     Es  ist  schwerer  als  Wasser. 

Pfeffer  öl,  s.  $  1898- 

RettigSl,  s.  §  876. 

Meerrettigöl,  s.  §  883. 

Spiraaöly  s.  %  1574. 

Das  Rosmnrinöl^)  von  Rosmarinus  officinalis  enthält  wech* 
selnde  Verhältnisse  von  Gamphcr ;  sein  spec.  Gewicht  wechselt  nach  der 
Jahreszeit^  in  welcher  die  Pflanze  zur  Destillation  gesammelt  wurde. 
Das  Oel  scheint  ein  Gemenge  eines  Kohlenwasserstoffes  und  eines 
sauerstoffhaltigen  Oels  zu  sein. 

Concentrirte  Schwerelsäure  schwärzt  das  RosmarinOl;  durch 
Sättigung  des  Gemenges  mit  Kalk  erhält  man  ein  eigenthümliches 
Salz.  Wenn  man  das  Gemenge  von  Oel  und  Schwefelsäure  destillirt, 
so  entsteht  ein  empyreumatisches  Oel  vom  Knoblauchgeruch  des  He- 
sitylens  ($  469.)  Das  RosmarinOl  hat  ein  spec.  Gewicht  von  0,807, 
kocht  bei  173^  und  hat  die  Zusammensetzung  des  Terpentinöls 
(Kane). 

S  2357.  Das  Rosenöl^)  wird  hauptsächlich  in  Persien,  Indien 
und  Tunis  aus  mehreren  sehr  stark  riechenden  Rosenarten,  YiitRosa 
emtifolia^  Rosa  damascena ,  Rosa  moschata,  dargesieMi.  Es  ist 
gelb,  dick  und  gesteht  in  der  Kälte  zur  butterarligen  iMasse  aus 
durchsichtigen ,  farblosen ,  glänzenden  Blättchen ;  diese  Masse  wird 
nicht  unter  28  bis  30<>  wieder  ganz  flĂĽssig.  In  zertheiltem  Zustand 
ist  der  Geruch  sehr  angenehm,  aber  in  Masse  eingeathmet,  verursacht 
^  Kopfschmerzen.  Sein  spec.  Gewicht  ist  0,87.  Das  Oel  ist  ein  Ge- 
menge von  Campher  und  sauerstoflhaltigero,  noch  nicht  untersuchtem 
Oel  in  wechselndem  Verhältniss. 

Der  Campher  ist  sehr  wenig  löslich  in  Alkohol ,  leicht  lOslicb 
dagegen  inAether  und  ätherischen  Oelen.  Er  bildet  bei  35^  schmelz- 
bare Blättchen  und  kocht  zwischen  280  und  300«. 


1)  Pelleriu,  Joorn.  de  Pharm.  VIII.  428. 

2)  Kaoe,  Ann.  der  Cliem.  u.  Piunn.  XXXII.  284. 

3)  Th.  de  Saus^sare,  Ann.  deChim.et  de  Pliys.  XIII.  337.  —  BlaDchet^, 
ADD.  der  Clieiii.  u.  Plmrin.  VII.  164. 

25» 


388 

Es  enthält  Kohlenstoff  und  Wasserstoff  in  dem  Verhaltnisse  des 
ölbildenden  Gases  (Saussure,  Blaucbet  und  Seil),  ist  in  Aetzkali  und 
Essigsäure  löslich ;  Salzsäure  und  Salpetersäure  greifen  es  nur  we* 
nig  an. 

Es  wird  im  Handel  oft  mit  Geraniumöl  verfälscht. 

Guibourt  ^)  hat  drei  Mittel  angegeben ,  um  diesen  Betrug  zu  er- 
kennen: das  Gemenge  mit  concentrirter  Schwefelsäure,  welche  die  Rein- 
heit und  Lieblichkeit  des  Geruchs  des  Rosenöls  in  nichts  verändert  oimI 
im  Geraniumöl  einen  starken  und  unangenehmen  Geruch  entwickelt, 
welcher  kleine  Quantitäten  davon  erkennen  lässt;  wenn  man  es  fer- 
ner dem  Joddampf  aussetzt,  welcher  das  Rosenöl  nicht  bräunt,  (b- 
gegen  dem  Geraniumöl  eine  sehr  intensiv  braune  Färbung  ertbolt; 
endlich  die  Einwirkung  von  salpetrigsaurem  Gas,  welches  dasRpsaiil 
dunkelgelb,  das  Geraniumöl  dagegen  apfelgrün  färbt. 

Ravtenöl,  s.  %  1204. 

Sabinaöly    s.  %  1898. 

Das  Safrandl^).  —  Die  Narben  von  Crocus  saüvus  liefen 
durch  Destillation  mit  Wasser  ein  gelbes  dĂĽnnflĂĽssiges  Oel^  schwerer 
als  Wasser,  von  bitter  scharfem  Geschmack.  Es  wandelt  sich  all- 
mälig  in  eine  weisse  krystallinische  Hasse  um,  die  leichter  ist  ab 
Wasser. 

8  2358.  Das  Sassafrasdl^)  ist  das  ätherische  Oel  des  £00« 
Sassafras^  besitzt  eine  blassgelbe  Farbe,  einen  elgenthĂĽmlicben  Ge- 
ruch y  der  an  den  des  Fenchels  erinnert ;  sein  Geschmack  ist  sehnt 
das  spec.  Gewicht  1,09.  Der  Destillation  unterworfen,  begioota 
gegen  115^  Dämpfe  zu  entwickeln ;  der  Siedepunkt  erhebt  sich  bie^ 
auf  rasch  auf  228<^,  wo  er  stationär  bleibt;  in  der  Retorte  bleibteil 
leicht  braungelb  gefärbter  Rückstand. 

Es  ist  ein  Gemenge  von  zwei  Substanzen.  Wenn  man  es  in  eine 
Frostmischung  (12  Th.  Eis,  5Th.  Kochsalz  und  5Th.  Salpetersäure* 
Ammoniak)  bi*ingt ,  so  erfüllt  es  sich  mit  voluminösen  KrystalleSi 
welche  C^oHjoOi  enthalten;  diese  ergaben  bei  der  Analyse: 


1)  Gaiboart,  Journ.  de  Pharm.  XV.  345. 

2)  BoailloQ-Lagraoge  u.  Vogel,  Aon.  de  Cbim.  LXXX.  108. 

3)  Saint-Evro,  Ann.  de  Chim.  H  de  PhyB.  [3]  Xlt.  107. 


j 


389 

Saint'Evre.  Berecboet. 

Kohlenstoff      73,86  73,94  73,83  74,07 

Wasserstoff        6,61     6,24    6,29  6,17 

Sauerstoff            ,,         ,,         „  19,76 


100,00. 

Die  Bestimmung  der  Dichtigkeit  des  Dampfes  eingab  die  Zahlen 
5,951—5,856—5,800. 

Wenn  man  Brom  auf  SassafrasOl  gi esst ,  so  entsteht  eine  sehr 
lebhafte  Reaction ;  reichliche  Dämpfe  von  ßromwassersloffsäure  ent- 
wickeln sich ,  und  im  Augenblick ,  wo  sie  aufhören,  erstarrt  das  Oel 
plötzlich  und  verwandelt  sich  in  eine  krystallinische  Masse  von  der 
Zusammensetzung  C^q  H^  Brg  O4. 

Die  Wirkung  des  Chlors  ist  nicht  so  deutlich  wie  die  des  Broms. 
Nach  Faltin  *)  entwickelt  sich  viel  Chlorwasserstoffsflure  und  man  er- 
halt eine  klebrige  Masse,  welche  mit  Kalkmilch  neutralisirt  eine  kleine 
Quantität  Laurinecncamphor  liefert.  (Wahrscheinlich  rOhrt  die  Bil- 
dung desselben  von  einer  flĂĽssigen  Substanz  her,  welche  mit  den 
Kryslallen  das  Sassafrasöl  bildet.) 

Nach  Saint-Evre  kann  man  das  Sassafrasöl  über  wasserfreie 
PbosphorsHurc,  Chlorzink ,  Kalium  oder  ein  Gemenge  von  Schwefel- 
saure und  zweifach  chromsaurem  Kali  destilliren,  ohne  dass  es  ange- 
griffen wird  (?). 

Wasserfreie  oder  concentrirte  Schwefelsflure  greift  das  Oel  hef- 
tig an,  oft  bis  zur  RnlzĂĽodung.  Es  entsteht  ein  rothes  Harz,  be- 
gleitet von  einer  Ablagerung  von  Kohle ;  wenn  man  mit  Wasser  ver- 
dOont  nnd  mit  kohlensaurem  Baryt  sflttigt,  erhflit  man  ein  harzflbn- 
lichps  Salz. 

Rauchende  Salpetersflure  entzündet  das  Oel,  die  gewöhnliche 
Saure  erzeugt  ein  gelbes  Harz;  verdĂĽnnte  Sfliire  bildet  ziemlich 
schnoll  Oxalsflure. 

Phosphorsuperchlorid  greift  das  Oel  lebhaft  an;  es  entwickeln 
sich  Ströme  von  Chlorwasserstoffsflure  und  wenn  man  das  Product 
im  Oelbad  destiliirl^  erhält  man  bei  238<' eine  ölige  Flüssigkeit,  welche 
Pbosphoroxychlorttr  in  Auflösung  hflit,  wovon  man  sie  durch  Waschen 
befreit.     Man  reinigt  das  Producl  durch  Destillation  ĂĽber  Massicot 


1)  Wöhier,  Aon.  der  Cbcm.  a.  Pliann.  LXXXVII.  376. 


t90 

10  einem  Strom  von  Kohlensäure.  Saint-Evre  ertheill  diesem  Pro- 
duct  die  Formel  CS0HCI9O4. 

Wenn  man  das  Oel  einem  fortgesetzten  Strom  von  schwefiif- 
saurem  Gas  unterwirft^  so  wird  es  gelb,  erliilzt  sich  dann,  geht  hie^ 
auf  in's  GrĂĽne  ĂĽber ,  um  sich  dann  bleibend  orangegolb  zu  Hlrbeo. 
Man  sieht,  dass  sich  Schwefel  abscheidet  und  die  FlĂĽssigkeit,  der 
Ruhe  ĂĽberlassen ,  scheidet  sich  in  zwei  Schichten  von  ungleicher 
Dichtigkeit;  die  obere  besteht  aus  nicht  zersetztem  Oel,  die  ODlcn 
besteht  aus  einem  neuen  Oel ,  welches  bei  235^  destillirt  und  luck 
Sainl-Evre  CjoHioO«  (?)  enthält. 

Wenn  man  das  Sassafrasöl  durch  eine  rothglühende  Röhre  ata 
auf  Kalikalk  leitet,  so  entsteht  Naphthalin  und  Phenylsaure. 

%  2359.  Das  Salbeiol  ist  ein  Gemenge  von  wenigstens  m 
Oelen ,  wovon  das  eine  ein  Kohlenwasserstoff  ist. 

Wenn  man  es  mit  verdünnter  Salpetersäure  kocht,  entwickdt 
es  Dämpfe ,  die  auf  kalten  Flächen  eine  Icrystallinische  Substaoz  a^ 
setzen  von  Geruch  und  Zusammensetzung  des  ofQcinellea  Campbefl 
CjoHieOj  (Rochleder  1)). 

ĂĽ^%  fFiirmsamenSl,  welches  man  durch  Destillation  desWonn- 
samens  mit  Wasser  erhält ^  ist  ein  sauerstoffhaltiges  Oel,  welcbi 
zum  grösseren  Theil  aus  einem  Oel  a  besteht,  welches  bei  175* 
kocht,  nebst  einer  kleinen  Menge  eines  Oels/^,  welches  weniger  flĂĽcb- 
tig  und  leichter  veränderlich  durch  die  Hitze  ist. 

a.  Ueber  Kalihydrat  rectißcirt,  erhält  ersteres  Oel  einen  lop* 
nehmeren  Geruch  als  das  rohe  Oel,  besitzt  eine  Dichtigkeit  voiiO|91I 
bei  20^  und  enthält : 

Fölekel^),  Ct4HsoO, 

Kohleostoff      79,90  79,74  79,87  80,00 

Wasserstoff      11,32  11,30  11,32  11,11 

Sauerstoff  „         ,,         „  8,89 

100,00. 

Es  lost  sich  in  concentrirter  Schwefelsäure  unter  Erhitzung;  ^ 
Auflösung  ist  gefärbt  und  entwickelt  allmälig  schweflige  Säure.  Coo- 


1)  Rochleder,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXIV.  4. 

2)  Völckel,  Ann.  der  Chem.  u.    Pharm.  XXXVHI.   110;    LXXXTII.  Si^: 
LXXXIX.  358. 


9M 

centrirte  Salpetersaure  greift  es  lebhaft  an  unter  Verharzung ;  ver^ 
dünnte  verharzt  es  gleichfalls  und  bildet  Oxalsäure.  .Gasförmige 
Chlorwasserstollsäure  wird  von  dem  Oel  lebhaft  absorbirt,  indem  es 
Krystalle  bildet ,  welche  bei  Zutritt  der  Luft  rasch  verwittern. 

ß.  Was  das  andere,  weniger  fluchtige  Oel  betrifft,  so  enthält 
es  weniger  Kohlenstoff  (77,8  —  76,7)  und  weniger  Wasserstoff 
(10,46—  10,83)  als  das  bei  175®  siedende  Oel. 

y.  Voickel  giebt  den  Namen  Cynen  einem  Kohlenwasserst<»ff, 
den  man  erhält,  wenn  man  das  Wurmsametiöl  wiederholt  Über 
wasserfreie  Phosphorsäure  destillirt :  ein  Theil  des  Oels  verharzt  .sich 
dann,  während  ein  anderer  Ttieil  sich  in  ein  schweres,  wenig  flUrh* 
tiges  Gel  verwandelt.  Man  trennt  das  Cynen  von  diesem  letzteren, 
indem  man  die  Masse  mit  concentrirter  Schwefelsäure  behandelt, 
welche  das  wenig  flüchtige  Oel  verändert  und  auflöst,  während  das 
Cynen  oben  aufschwimmt. 

Das  Cynen  bildet  ein  flĂĽssiges ,  farbloses ,  an  der  Luft  unver- 
änderliches Oel  von  eigenthümlichem^  an  den  des  Wurmsamens  erin- 
nerndem Geruch;  es  ist  unlöslich  in  Wasser,  leicht  löslich  in 
Aetber,  kocbt  zwischen  173  u.  116^  und  hat  ein  spec.  Gewicht  von 
0,825  bei  16o. 


Es  enthält : 


rölekel.  Cm  H 


it 


Kohlenstoff       88,70  88,70  88,89 

Wasserstoff       11,14  11,13  11,H 


100,00. 


Nach  diesen  Analysen  enthält  das  Cynen  die  Elemente  des 
sanerstoffhaltigen  Oels  a  minus  2 HO. 

Die  concentrirte  Schwefelsäure  greift  das  Cynen  nicht  an,  die 
raocbende  löst  es  unter  Bildung  einer  gepaarten  Verbindung.  Con- 
centrirte Schwefelsäure  wirkt  in  der  Wärme  heftig  darauf  ein  unter 
Bildung  eines  Oels ,  schwerer  als  Wasser. 

Das  Ulmariadl,  s«  S  1574. 

Das  Rainfarrenöl^)  aus  dem  Rainfarreii  (Tanaeetum  vulgare) 
ist  ein  blassgelbes  oder  goldgelbes  Oel ;  es  ist  grĂĽn,  wenn  die  Pflanze 
auf  fettem,  trocknem  Boden  gewachsen  war.     Sein  Geruch  ist  stark 


1)  Fcrsoz,  CompV  read,  de  TAcad.  XIII.  433. 


39^2 

und  widerlich,  der  Geruch  biUer  scharf.     Es  hat  ein  spec. 
â–Ľon  0,931. 

Mit  ChromsSure  behandelt,  liefert  es  eine  krystallinische  Sab- 
stanz ,  identisch  mit  dem  Laurineencampher. 

Das  Theedl^)  ist  leichter  als  Wasser,  besitzt  den  Theegenick 
in  hohem  Grad  und  wirkt  so  stark  betäubend ,  dass  «s  in^  gewisser 
Menge  als  Gift  wirken  kann.     Es  gesteht  leicht. 

In  Verbindung  mit  Tannin  wirkt  es  diuretisch.  Der  grOsseit 
Theil  dieses  Oels  verflĂĽchtigt  sich  beim  Trocknen  der  TheebllUer. 

Das  Tkujadl^)  vom  gemeinen  Lebensbaum  {Tktga  oecUMt 
lis)  ist  leichter  als  Wasser,  Ăźfngt  bei  190^  an  zu  sieden  und  scbdi 
ein  Gemenge  von  zwei  sauerslofTlialtigen  Oelen  zu  sein. 

Schweizer  hat  nachstehende  Zahlen  bei  der  Analyse  von  drei  U 
verschiedenen  Temperaturen  aufgefangenen  Portionen  Gel  erhalte«: 


VCD  193 

â–Ľon  197 

bis  1930 

bis  1970 

bis  2060 

Kohlenstoff 

71,00 

70,55 

76,13 

WasserstofT 

10,61 

10,76 

10,67 

SauerstoflT 

18,39 

18,60 

13,20 

100,00 

100,00 

100,00. 

Kalihydrat  färbt  das  Oel  sogleich  dunkelbraun;  wenn  man dis 
Gemenge  destillirt,  so  gehl  ein  Theil  des  Oels  ohne  VerSndniif 
Über ,  während  ein  andrer  Theil  sich  verharzt.  Ein  Theil  des  Ods. 
welcher  fĂĽnfmal  ĂĽber  KaJihydral  rectiĂźcirt  wurde ,  ergab  die  oack- 
stehenden  Zahlen : 


KohtensloiT 

78,87 

Wasserst  oflT 

10,98 

SauarstoflT 

10,15 

100,00. 

Wenn  man  die  diuikel  gef^lrbte  Stihstanz,  welche  nach  derD^ 
stiilation  in  der  Retorte  zurĂĽckbleibt,  mit  Wasser  bebandelt,  ^ 
scheidet  sich  eine  harzige  Mass«*  ab  und  man  erhstit  eine  alkali'cM 
Plflssigkeit^  welche  Carvacrol  (|  1871)  in  Auflösung  bilt|  ^ 
man  durch  eine  Säure  in  Freiheit  setzen  kann. 


1)  Mulder,  Aon.  der  Ch ein.  u.  Pharm.  XXVIII.  318. 

2)  Schweiter,  Journ.  f.  prakt.  Cbein.  XXX.  376  und  Ann.  der Gke*« i* 
Pharm.  LH.  398. 


393 

In  der  Wurme  greift  Jod  das  ThiijaOl  lebhaft  an.  Es  entwicHeli 
sich  Jodwasserstoflsaure  und  man  erhall  bei  der  Deslillation  ein  Ă–li- 
ges Gemenge,  welches  einen  Kohlenwasserstoff  enIhSU,  leichter  als 
Wasser  (7%t^'im),  welcher  zwischen  165  imdl75<^  kocht,  und  einen 
andern  Kohlenwasserstoff,  gelblich  und  dick ,  ähnlich  dem  Colophen 
(»  1876). 

Concentrirte  Schnt-iVIsJiure  verharzt  das  Tbujaöl. 

Tkgmimdl,  s.  %  1868  u.  1900. 

Tohidl,  s.  %  1899. 

Baldrimdly  s.  S  lOöl''  u.  1901. 

Das  GrasoL  Der  Veliver  des  Handels  ist  die  Wurzel  einer 
Graminee,  Aem  Andropoganmuricatus  nach  Retz,  welche  in  In- 
dien dazu  benĂĽtzt  wird,  die  Zimmer  zu  parfttmiren^  Gerathe  und 
Zeuge  vor  Insecten  zu  schĂĽtzen.  Man  bedient  sich  zu  diesem  Zwecke 
auch  der  Wurzeln  und  Blatter  mehrerer  andrer  wenig  bekannter  An- 
dropogonarten ,  wie  Andropogon  nardus,  L,^  A.  Iwarancusa  etc, 

Stenhouse  ^)  hatte  das  aus  der  letzten  Art  erhaltene  Oel  unter« 
sucht.  Es  hatte  einen  angenehm  aromatischen  Geruch ,  an  den  des 
RoseoOJs  erinnernd ,  war  leichter  als  Wasser  und  wurde  leicht  ver- 
harzt. Es  fing  bei  147^  zu  sieden  an,  allein  dieser  Siedepunkt  er- 
hob sich  allmälig  auf  160^,  wo  er  eine  Zeit  lang  stationär  blieb ,  um 
dann  noch  hoher  zu  steigen.  Es  bestand  aus  einem  sauerstoffhalti- 
gen Oel  und  einem  Kohlenwasserstoff  von  der  Zusammensetzung  des 
Terpentinöls. 

Das  ZĂĽtwerdl  erhall  man  aus  der  Ziltwerwurzel  {Curcuma 
Zedoaria).  Es  ist  gelb,  dick^  trĂĽb  und  bat  einen  campherartigen 
Geruch  und  Geschmack.  Es  Utst  sich  in  Alkohol  und  Aether  und 
besteht  aus  zwei  Oelen ,  wovon  das  eine  schwerer  und  das  andere 
leichter  als  Wasser  ist. 

Harze* 

t  2360.  Obgleich  die  Harze  im  Pflanzenreiche  ansseronlent- 
lich  verbreitet  sind,  und  es  fast  keine  Pflanze  giebt,  die  frei  von 
Harz  ist ,  so  sind  doch  diese  Körper  vielleicht  die  am  wenigsten  stu- 
dirlen  von  allen  organischen  Verbindungen.    Sie  nehmen  seilen  eine 


i)  StenboBse,  Ann.  der  Cbem.  u.  Pbann.  L.  157. 


1 


3M 


genau  bestimmte  Form  an ,  so  dass  es  schwer  ist,  sie  in  so  reinem 
Zustand  zu  erhalten ,  wie  es  zur  Analyse  erforderlich  ist. 

Die  Harze  sind  gewöhnlich  die  Producte  der  Einwirkung  da 
aUnoepharischen  Sauerslofles  auf  die  Ă„therischen  Oele ,  welche  foa 
den  Pflanzen  abgeschieden  werden «  und  es  ist  sogar  wahrscheittlicki 
dass  sie  diese  niemals  unmittelbar  erzeugen.  Bisweilen  findeo  sick 
die  Harze  mit  Oelen  gemengt  und  bilden  dann  das ,  was  mao  Bilr 
tarne  nennt.  In  der  Thal  erweichen  sich  diese  Gemenge  an  der 
Sonne  und  schwitzen  durch  die  Spalten  der  Bäume  aus.  Man  kodit 
die  Balsame  mit  Wasser,  so  dass  der  gesammte  flĂĽssige  BestaadĂśKl 
ausgetrieben  wird  und  nur  der  feste  harzige  Theil  zurĂĽckbldbt 
Wenn  die  Harze  nicht  von  selbst  ausschwitzen ,  so  digerirt  man  da 
Pflanzentheil ,  der  sie  enthĂĽll ,  mit  Alkohol ,  der  sich  dann  damit 
so  wie  auch  mit  andern  Substanzen  sättigt.  Wenn  man  Wasser  im 
Auflösung  setzt  und  es  zur  Entfernung  des  Alkohols  erhitzt,  so 
schwimmt  das  Harz  in  geschmolzenem  Zustand  oben  auf.  Man  flo- 
det  gleichfalls  im  Mineralreich  Harze  {fossile  Harze)»  Wabrsch^ 
lieh  verdanken  sie  da  ihre  Entstehung  antediluvianischen  Pflanzen. 

Man  kann  auch  Harze  erzeugen  durch  die  Einwirkung  der  Sal- 
petersäure auf  ätherische  Oele  und  andere  Kohlenwasscrstofle.  So, 
wenn  man  Terpentin-,  Citron-,  Nelken-,  CubebenOl  etc.  mit  verddoO' 
ter  Salpetersäure  kocht ,  so  verharzen  sich  diese  Oele ,  aber  die  Pn^- 
ducte  haben  nicht  dieselbe  Zusammensetzung  wie  die  natOrlicben 
Harze;  sie  enthalten  die  Bestandlheile  der  Salpetersäure ,  was  sick 
leicht  darthun  lässt,  wenn  man  diese  kOnslIichen  Harze  der  Desliiii- 
tion  unterwirft;  sie  entwickeln  dann  salpetrigsaure  Dämpfe. 

Die  Harze  sind  im  Allgemeinen  auOöslich  in  Alkohol  und  unlA^ 
lieh  in  Wasser ,  was  sie  von  den  Gummiarten  unterscheide!,  welche 
wie  die  meisten  oxydirten  Verbindungen  sich  ziemlich  leicht  in  Wal- 
ser auflösen  und  der  Einwirkung  des  Alkohol  widerstehen ;  Wasser 
macht  die  alkoholische  Lösung  der  Harze  milchig.  Die  Hane  sind 
schmelzbar,  gewöhnlich  von  gelber  oder  brauner  Farbe,  doch  blofll 
sind  sie  auch  anders  gefärbt.     Selten  krystailisiren  sie. 

Beim  Reiben  werden  sie  elektrisch,  lösen  sich  in  Aether,  Stb^ 
rischen  Oelen,  so  wie  in  der  Wärme  auch  in  fetten. 

Die  Harze  des  Terpentins  ($  1915)  kann  man  betrachten  als  die 
Typen  dieser  Classe  von  Körpern.  Man  hat  gesehen ,  dass  sie  die 
Elemente  des  Terpentinöls  enthalten  plus  Sauerstoff  und  minus  Wis^ 


flenttfff.  Es  ist  wahrecbeinlich,  dass  die  reinern  Pflanzenharze  eine 
ähnliche  EnUlehung  und  ZusamoiensetzuDg  haben  ^).  Viele  Harze 
sind  ĂĽbrigens  Gemenge  ?on  mehreren  Substanzen.  Man  hat  sich 
]ange  Zeit  damit  begnttgt,  zu  ihrer  Scheidung  die  Ilarzsubstauzea 
successive  mit  verschiedenen  Lösungsmitteln  zu  behandeln ,  wie  Al- 
kehol,  Aether,  Terpentinöl,  Steinöl.  Unverdorben  hat  gezeigt,  dass 
sich  zuweilen  die  Trennung  der  in  einem  und  demselben  Lösungs- 
mittel gelösten  Harze  duixh  Zusatz  gewisser  Metalllösungen  bewirken 
lässt.  So  z.  B.  wenn  man  essigsaures  Kupfer  zu  der  alkoholischen 
Auflösung  eines  natttrlicheu  Harzes  setzt,  so  filllt  der  eine  Bestand* 
Iheil  in  Verbindung  mit  dem  Kupfer  nieder ,  wahrend  der  andere  in 
Attflösong  bleibt. 

Die  Harze  sind  nicht  flüchtig.  Der  Wirkung  einer  höheren 
Temperatur  unterworfen ,  verkohlen  sie  sich  unter  Entwicklung  von 
Kohlensaure f  Wasser,  Kohlenwasserstoflgasen  und  flĂĽchtigen  Oelen 
von  sehr  veränderlicher  Zusammensetzung  (s.  %  1919  einige  Pro* 
ducte  der  trocknen  Destillation  der  Harze). 

Die  Harze  haben  geringe  Verwandtschaft  zu  den  Sduren.  Die 
eoncentrirteo  Mineralsauren  verandern  sie  in  der  Hitze.  Schwefel- 
saure löst  sie  kalt  ohne  Zersetzung ;  Wasser  trObt  die  Auflösung ; 
wenn  man  aber  das  Gemenge  erhitzt,  so  entwickelt  sich  schweflig- 
saures  Gas  und  Kohle  bleibt  zurück« 

Salpetersaure  greift  sie  an  und  giebt  Producte,  deren  Natur  je 
nach  der  Daiu*r  und  Starke  der  Einwirkung  verschieden  ist.  Man 
erbalt  gewöhnlich  gelbe ,  bittere ,  stickstofTbaltige  Substanzen  und 
Otters  auch  Oxalsäure. 

Unverdorben  bat  gezeigt ,  dass  gewisse  Harze  (negative)  in  al- 
koholischer Lösung  Lackmus  röthen  und  sich  mit  Alkalien  und  andern 
Metalloxydcn  verbinden  zu  harzsauren  Salzen^  Bemalen  oder 
Uarzseifen;  diese  Harze  verbinden  sich  auch  mit  Ammoniak.  Die 
Harzseifen  werden  durch  Sauren  zersetzt,  werden  aber  nicht  durch 
Kochsalz  gefallt  wie  die  Fette;  ihre  Lösungen  bilden  keine  Emulsion 
beim  Goncentriren ,  aber  sie  schäumen  wie  gewöhnlic:hes  Seifenwas- 
^^-     (VgL  %  1920  die  Seifen  der  Terpentinharze.) 


1)  Vgl.  einige  Retraehtiingeo  Aber  die  Har^e  vua  Heidi,  Ann.  der  iJheiu.  u. 
Pbarm.  LXlIl.  48. 


396 

Die  sogenannten  positiven  Harze  verbinden  sich  nicht  mit  Ib* 
lalloxyden  und  zeigen  keine  Einwirkung  auf  Pflanzenfarben. 

Die  Harze  haben  zahlreiche  Benttizungen.  Ihre  Losungeoii 
Weingeist,  TerpentiuOi  oder  fetten  trocknenden  Oelen  liefern  dief«- 
Bchiedenen  Arten  von  Firnissen^  deren  man  sich  bedient,  G^» 
sUnde  von  Holz  oder  Metall  mit  einer  dĂĽnnen ,  undurchdringlichei 
Schichte  zu  tiberziehen  zum  Schutze  gegen  Luft  und  Feuchtigkeit 
Die  Weingeistflrnisse  sind  die  glfliizendsien ,  aber  auch  die  sprftde* 
Sien,  man  kann  ihre  SprOdigkeit  vermindern  durch  einen  ZusaU  w 
Terpentin.  Die  Harze,  welche  man  gewöhnlich  zu  diesen  Firnisseobe 
nOtzt,  sind  :  der  Mastix,  derSandarak,  der  Schellack,  dasElemioodikr 
Copal.  Die  Tischler  wenden  gewöhnlich  eine  alkoholische  AuflOsaBf 
von  Schellack  an ,  welche  sie  auf  den  Holzarbeiten  mit  einem  io  M 
getränkten  Lappen  reihen.  Dieselben  Harze,  in  Terpentinöl  gelM« 
liefern  geschmeidigere  Firnisse,  indem  das  Terpentinöl  selbst  an  4tf 
Lull  allmfliig  zu  einem  weichen  Harze  eintrocknet. 

Copal  und  Bernstein,  wie  man  sie  im  Handel  flndet ,  lösen  sidi 
weder  in  Terpentin-,  noch  Leinöl;  um  sie  zur  Fimissfahrikatioa u 
verwenden ,  schmilzt  man  sie  zuvor ,  dann,  wenn  die  Masse  voUkeii* 
men  flüssig  ist,  setzt  man  Leinöl  und  Terpentinöl  zu. 

Zuweilen  giehl  man  den  Firnissen  noch  besondere  Farben :  n» 
benutzt  zu  dii^sem  Zweck  Curcuma,  Giimmigutt,  Orlean,  Dracbenbliti 
Cochenille,  Sandelholz,  Kupferoxyd,  Zinnober,  Indigo,  BerlinerbbUi 
Chromgelb  etc. 

Atisser  den  Harzen  des  Terpentins ,  welche  schon  bescbrieki 
wurden,  sind  die  meisten  Harze  trotz  den  Arbeiten  0  von  Pdletitfi 
Braconnot,  Unverdorben^  Berzelius  etc.  sehr  wenig  bekannt,  i^ 
ston  hat  eine  grosse  Zahl  von  Harzen  analysirt,  aber  seinen  Zabki 
fehlt  alle.  Controle. 


1)  Pelletier,  JĂĽurn.  de  Pliys.  LXXIX.  275.  Ann.  de  Cliim.  I.XIĂź.^i 
I.XXX.  38.  nullet,  üf  Pharii).  III.  481;  V.  502.  —  Hraconnut,  Ann.  deCbi^ 
XLVJll.  1U  u.  6ö  —  Ronastrc,  Journ.  de  Pharm.  IX.  178;  X.  1;  XII.  491- 
Unverdortien,  Poggend.  Ann.  Vtll.  40  o.  407;  XI.  28,  S30  u  SM;  XIV.  144. 
KerzeliiM,  Poggend.  Ann.  X.  252;  XII.  419;  XIII.  78.  —  Jobostoo,  A» 
der  Chein.  u.  Pharm.  XI.IV.  328. 

Sänuntliche  Analysen  von  Jobnslon  «ind  mit  dem  alten  Atomgewicht  desKoMc^ 
Stoffs  berechnet. 


397 

%  2361.  Das  jimmomakgummi  fliegst,  wie  man  annimmt, 
aas  einer  zur  Familie  der  Umbelliferen  gehörigen  Pflanze  (iTerac/^tim 
fumm^erum^  WiUd.,  Dorema  Ammaniaoum^  Don),  welche  im  Nor- 
den Ton  Persien  und  Armenien  wächst.  Man  flndet  es  bisweilen  als 
weisse,  gelbe  oder  rOtbliche,  mehr  oder  weniger  voluminöse  Körner ; 
bisweilen  auch  in  mit  Sand  und  Sägespänen  gemengten  Kuchen. 
Seinen  starken,  unangenehmen  Geruch ,  welcher  zugleich  an  den  des 
Knoblauch  und  den  des  Castureuro  erinnert,  verdankt  es  der  Gegen- 
wart eines  ätherischen  (wahrscheinlich  schwefelhaltigen)  Oels ,  wel- 
ches man  durch  Destillation  mit  Wasser  erhalten  kann.  Es  erweicht 
io  der  Wärme  der  Hand  und  wird  beim  Erkalten  spröde.  Es  hat 
1,207  spec.  Gewicht. 

Das  Ammoniakgummi  enthält : 

Buehhoh*  Braeonnot. 

Harz 79,0  70,0 

Lötlicbes  Gummi 22,4  18,4 

Banorin 1,6  4,4 

Fluchtiges  Oel,  Wasser  a.  Verlost  4,0  7,2 

100,0         100,0. 

Wenn  nnan  das  Ammoniakgummi  mit  Alkohol  digerirt ,  so  erhält 
man  eine  hellgelbe  Auflösung ,  welche  durch  Abdampfen  ein  durch- 
sichtiges, fast  farbloses  Harz  erhält.     Dieses  Harz  enthält: 


Kohleostoff 

71,78 

72,07 

Wasserstoff 

7,65 

7,63 

Sauerstoff 

20,67 

20,30 

100,00  100,00. 

S  2362.  Die  AssaĂźtida  ist  ein  Gummiharz ,  welches  man  in 
Persieu  durch  Einschnitte  in  die  Wurzel  einer  Umbellifere  {Ferula 
Auafoetida,  L.)  erhält. 

Es  erscheint  zuweilen  in  einzelnen  Tropfen ,  gewöhnlich  aber 
in  grossen  röthlichen,  weissen,  mit  etwas  durchscheinenden  Tropfen 
gemengten  Massen.  Es  hat  einen  starken  und  unangenehmen  Geruch 
and  Geschmack  von  einem  schwefelhaltigen  Oel  (%  876) ,  das  man 
durch  Destillation  mit  Wasser  ausziehen  kann.  Es  wird  vom  Finger- 
nagel geritzt  und  die  Hitze  der  Hand  reicht  hin ,  es  zu  erweichen. 
Wenn  man  es  zerbricht^  so  röthet  sich  die  Bruchfläche,  welche  ge- 
wöhnlich wi*nig  gefärbt  ist,  rasch  durch  die  Bertihrung  mit  Luft. 


398 

Stark  erkaUel^  wird  die  Assafblida  zerreibliefa  und  lfl$8t  sich  dano 
leicht  pulverisiren.  Sie  ist  weit  leichter  löslich  in  Alkohol  ilsii 
Wasser ,  liefert  bei  der  Destillation  ein  flĂĽchtiges  Oel  und  hat  eil 
spec.  Gewicht  von  1,327« 

Sie  hat  nach  Pelletier  folgende  Zusammensetzung : 

Hart 65.00 

Auflosliches  Goromi       ....  19,44 

Bassorio 11,16 

FlScbtigea  Oel 3,60 

Saorer  äpfelsaurer  Kalk  u.  Verlust  0,90 

100,00. 

Nach  Johnston  lasst  sich  die  Assafölida  durch  Alkohol  ausziehen;  » 
ist  in  reinem  Zustand  hellgelb  und  wird  durch  das  Sonnenlicht  ptf* 
purroth.     Die  Zusammensetzung  dieses  Harzes  ist  folgende: 

Kohlenstoff  60,49  69,90  70,61  71,05 
Wasserstoff  7,56  7,55  7,65  7,59 
Sauerstoff        22,95    22,55    21,84    21,36 

100,00  100,00  100,00  100,00. 

Im  Harz  der  Assafbtida  wurde  kein  Schwefel  gefunden. 

Die  Assafölida  wird  hitufig  in  der  Thierheilkunde  angewendet 
und  verdankt  ihre  Wirksamkeit  insbesondere  dem  ätherischen  Od, 
welches  sie  enthält.  Trotz  ihres  üblen  Geruches  bedienen  sichdtf- 
selben  die  Orientalen  zum  WĂĽrzen  der  Speisen. 

Bedellium,  s.  S  1928. 

Benzol,  s.  %  1516'. 

Birkenharz y  s.  §  1929. 

CeradiakarZy  s.  8  1930. 

Colopkonium,  s.  §  1915. 

Capaivbalsam  und  -Harz,  s«  %  1931. 

Dammarharzy  s.  %  1934. 

Elemiharzy  s.  8  1935. 

fFeihrauch  oder  Olibanum,  8/8  1936, 

Euphorbhmharz,  s.  8  1936*. 

Guq/ĂĽckarz,  s.  8  2011. 

8  2363.  Dns  Galbanum  ist  ein  Gummiharz,  welches  aasSpi 
kommt  und  iii^tgemein  einer  Umbellifere,  dem  Buban  Gatbam0i  I" 
zugesf'hrieben  wird. 


3M 

Es  findet  sich  im  Handel  in  runden  halbdurchsicbligen  K<Hiiern> 
welche  innen  weiss  und  siissen  röthlioh  weiss  sind.  Je  weniger  dun- 
kel  die  Farbe ,  am  so  mehr  ist  es  geschfitst.  Es  enthalt  ein  flĂĽch- 
tiges, farbloses,  klares  Oe)^  dessen  Genich  rogleich  an  den  des  Gal* 
banum  und  den  des  Caropher  erinnert ;  sei«  Geschmack  ist  anfangs 
brennend,  dann  kohlend,  bitter. 

Das  Galbantim  enthält  nach  Meissner*)  und  Pelletier: 

Meissner,      PeĂĽHier, 


Harz 

65,8 

66,86 

Gummi      .     .     .     . 

27,6 

19,28 

PnaDzenschleim   .     . 

1,8 

>f 

Fluchtiges  Gel      .     . 
Watser      .... 

3,4   1 

«,34 

unlösliche  Sobstaoz  . 

2,8 

7.M 

103,4  100,00. 

Man  kann  das  Harz  durch  Alkohol  ausziehen,  es  ist  gelb,  durch- 
sichtig und  schmilzt  leicht  im  Wasserhad. 

Es  enthält : 

Johnston, 

KoblenslQf  73,99  74,33  74,15  73,27  74,26 
Wasserstoff  8,29  8;58  8,56  8,40  8,46 
Sauerstoff       17,82     19,09     17,29     18,33     17,28 


100,00  100,00  100,00  100,00  100,00. 

Wenn  man  das  Harz  bei  einer  Temperatur  von  120  bis  130^  be- 
handelt, so  erhalt  man  unter  andern  Producten  ein  indigblaues  Oel. 
Dieses  Oel  ist  leicht  auflöslich  in  Alkohol,  dem  es  seine  Farbe  mit- 
«theih  (Meissner). 

Gomarthars^  s.  $  1937. 

S  2364.  Das  Gummigtttt^).  —  Das  ächte  ist  nach  König  der 
Sali,  welchen  man  durch  Einschnitte  von  Stalagmitis  cambogtoides, 
einem  Baume,  der  hauptsächlich  auf  der  Insel  Ceylon  und  der  Insel  Cam- 
bogia  wachst,  erhält.  Eine  geringere  Sorte  von  Gummigutt  scheint  von 
Cambogia  Gutta  zu  kommen,  welche  auf  der  KĂĽste  von  Halabar  wild 
wachst. 

1)  Meissner,  Tromm^dorffs  oeues  Joiirn.  der  Pharmaci«  I.  1. 

2)  RracooDot,  Aon.  de  Chim.  LXVIII.  33.  —  Johnstoo,  ebenda.  — 
Buchner,  Ann.  der  Cbem.  u.  Pharm.  XLV.  71.  —  Christison,  ebenda  XXIV. 
172;  LXXVI.  343.     Joum.  de  Pbann.  [3]  XVil.  271. 


400 

Das  Guramigutt  findet  sich  gewöhnlich  im  Handel  in  cylindri- 
schen  Massen,  aussen  braunroth,  innen  röihlich  gelb,  glänzend,  hart, 
von  mattem  Bruch.  Es  ist  ohne  Geruch ,  aber  von  scharfem  Ge- 
schmack ,  der  sich  jedoch  nicht  sogleich  zeigt.  Das  Pulver  ist  sehr 
lebhaft  gelb.  Wasser  bildet  damit  eine  Art  Emulsion  von  schön  gel- 
ber Farbe;  Alkohol  lost  es  zur  rothen  durchsichtigen  Fia^sigkfĂĽ. 
Alkalien  lOsen  es  mit  intensiv  rother  Farbe. 

Christison  bat  im  Gummigutt  gefunden : 

G.  io  Cyliodern  G.  in  Koehen 

(IHpe  eampodge) .         {Cake  camhoige). 

Harz 74,2  71,6  64,3  65,0 

Gammi 21,8  24,0  20,7  19,7 

StfirkmeblartigeSobsUDz  „         „  6,2  6,0 

Holzfaser       ....  ,,         ,,  4,4  6,2 

Feuchtigkeit  ....  4,8      4,8  4,0  4,2 

100,«  100,8  90,6  100,1 

G.  V,  Ceylon. 

Harz 68,8  71,5  72,9  76,5 

Gummi 20,7  18,8  19,4  18,4 

Starkmeblartige  Substanz  ,,         ,,         ,,          ,, 

Holzfaser 6,8  5,7  4,3  0,6 

Feucbtigkeit    ....  4,6        ,,         ,,  4,8 

^100,9    96,0    96,6     99,3. 

Das  Harz  wird  aus  dem  Gummigutt  mit  Aether  ausgeiog«; 
durch  Abdampfen  der  Ätherischen  Auflösung  erhalt  man  es  als  eise 
rothe  Masse,  welche  ein  schon  gelbes  Pulver  giebt.  Es  ist  uolödict 
in  Wasser,  leicht  löslich  in  Aether,  weniger  in  Alkohol.  Dieatto- 
bolische  Losung  wird  durch  Ammoniak  nicht  getrĂĽbt.  Das  f^ 
löst  sich  in  Ammoniak  in  derWflrme  mit  dunkel  hyacinthrotberFtf^* 
die  FlĂĽssigkeit  wird  durch  kohlensaures  Ammoniak  gefĂĽllt;  derNi^ 
derschlag  löst  sich  leicht  in  reinem  Wasser ;  Zusatz  von  Chlorwasser* 
stolTsflure  fällt  das  Harz. 

Man  hat  im  Gummiguttharz  gefunden : 

Koblenstoff  71,70  71,87  72,22 
Wasserstoff  7,03  7,06  7,41 
Sauerstoff       21,27    21,07    20,37 

100,00  100,00  100,00. 


1 


101 

BĂĽchner  berechnet  aus  dieeen  Analysen  die  Formel  CqoHssOi^ 
und  Johnson  die  Formel  C40  H23  0^ ,  die  mir  beide  nicht  annehmbar 
scheinen. 

INe  ammoniakalische  Auflösung  des  Gummigutt  wird  von  sal* 
petersaurem  Silber  braungelb,  von  neutralem  «essigsaurem  Blei  gelb« 
licbrotfa,  von  Barytsaken  roth,  von  Zinksalzen  gelb  gefilllt.  Mit 
kohlensauren  Alkalien  erwärmt,  treibt  das  Harz  die  Kohlensäure  bei 
Kocbtemperatur  aus;  es  löst  sich  in  schwachen  alkalischen  Laugen; 
die  alkohotiscbe  Lösung  röthet  Lackmus. 

Nach  diesen  EigenschaAen  kann  das  Harz  des  Guromigutts  als 
Säure  betrachtet  werden. 

Chlor  bleicht  und  zerstört  das  Gummiguttharz.  Wenn  man  es 
in  Cblorwasser  bringt  und  das  Gemenge  abdampft,  so  erhält  man  eine 
bellgelbe,  in  Wasser  nicht  lösliche,  Chlor  entlialtende  Substanz.  Sal- 
petersäure zersetzt  das  Harz  beim  Sieden  unter  Erzeugung  von  Oxal- 
aod  Pikrinsäure. 

Das  gummiguttsaure  Kali  erhält  man,  wenn  man  das  Harz  mit 
kohlensaurem  Kali  kocht.  Zur  vollkommnen  Auflösung  braucht  die 
Auflösung  nicht  zu  concentrirt  zu  sein ;  die  klare  Lösung  wird  zur 
Trockne  abgedämpft  und  mit  absolutem  Alkohol  behandelt.  Wenn 
man  zur  neutralen  Kalilösung  gesättigte  Kochsalzlösung  fiOgt,  so  wird 
die  Verbindung  unlöslich  und  die  Trennung  erfolgt  wie  bei  Seife; 
aber  nach  Büchner  enthält  hierauf  diese  Verbindung  Natron. 

Der  gummiguttsaure  Baryte  welchen  man  durch  Fällung  der 
ammoniakaliscben  Lösung  mit  Chlorbaryum  erhält ,  ist  schwammig, 
klebrig,  ziegelroth  und  enthält  10,30  Proc.  Baryt. 

Das  gummiguttsaure  Blei  ist  gelblichroth,  gallerUrlig  und  ent- 
halt 34,5  Proc.  Bleioxyd. 

Das  gummiguttsaure  Silber  ist  ein  braungelber,  etwas  klebriger 
Niederschlag,  der  schwer  zu  waschen  ist  und  18,7  Proc.  Silberoxyd 
(oach  BĂĽchner  CeoHssOia,  AgO)  enthalt. 

Das  Gummigutt  wird  in  derMedicin  innerlich  angewendet  wegen 
seiner  purgirenden  Wirkung.  Grösser  ist  seine  Anwendung  in  der 
Msderei. 

IcicaharZf  s.  S  1938. 

S  2365.    ÜBS  Jalappahorz  ^)  erhält  man  aus  der  Jalappawurzeh 


i)  Cadet  de  Gassicourt,   Journ.  de  Pharm.  111.  —  Trommsdorü, 
Gerfcard^  Chenie.  IV.  26 


402 

Nativelle^)  hat  ein  Verfahren  mitgetheiU,  wodurch  man  es  voll- 
kommen weiss  erhält.  Man  behandelt  die  zerhackten  Wurzeln  wieder- 
holt mit  siedendem  Wasser  und  unterwirft  sie  so  erweicht  der  Wir- 
kung einer  Presse.  Man  wiederholt  die  Behandlung,  bis  die  Wascfa- 
wasser  farblos  ablaufen«  Die  vom  FarbstolT  durch  Wasser  befreitoi 
Wurzeln  werden  hierauf  mit  siedendem  Alkohol  von  0,65  behandeh. 
Nimmt  derselbe  nichts  mehr  auf,  so  vereinigt  man  alle  alkoholiscboi 
FlĂĽssigkeiten,  die  man  mit  Thierkohle  schĂĽttelt ,  filtrirt  und  dann  in 
Wasserbad  destillirt.      Der  trockne  RĂĽckstand  bildet  eine  Masse  se 

weiss  wie  Starkmehl  und  ist  leicht  zerreiblich. 

« 

Das  so  erhaltene  Harz  ist  ein  Gemenge  von  zwei  Substanzeo: 
die  eine  löslich  in  Aether,  die  andere  darin  unlöslich.  Die  Jalapp 
liefert  10  bis  15  Proc.  von  diesem  Gemenge. 

a.  Das  in  Aether  lösliche  Harz  oder  Pararhodeoreim  (Kayser) 
röthet  Lackmus  ziemlich  stark,  erzeugt  Fettflecken  auf  Papier,  be- 
sitzt einen  starken  Geruch  nach  Jalappa  und  einen  scharfen  Ge- 
schmack. Es  krystallisirt  weder  aus  der  alkoholischen  Lösung,  nodi 
aus  der  ätherischen ;  überlässt  man  es  aber  der  Berührung  mit  LaA, 
so  verwandelt  es  sich  in  eine  salbenartige  Masse ,  angefĂĽllt  mit  Krj- 
stallen.  Auf  Platinblech  erhitzt,  verflĂĽchtigt  es  sich;  beim  EnUOfl- 
den  verbrennt  es  mit  heller  Flamme  unter  Verbreitung  scharfer,  sehr 
unangenehmer  Dämpfe. 

Bei  100<>  getrocknet  enthält  es  : 

Johnsion  ^)*  Kayser, 

Kohlenstoff     56,80     57,44    57,71  68,11     58,16 

Wasserstoff      8,24      8,59      8,40  8,01      8,13 

Sauerstoff       34,96    34,08    33,89  33,88    33,71 


100,00  100,00  100,00  100,00  100,00. 


Neaes  Joarn.  der  Pharm.  XXV.  193.  —  Göbel,  Repert.  der  Pharm,  f.  Backecr 
XI.  83.  —  Buchner  u.  Herberger,  ebenda  XXXVII.  203.  —  Kayser,  Am- 
der  Chem.  u.  Pharm.  LI.  81.  —  Sandrock,  Arch.  der  Pharm.  [2]  LXIV.lW.- 
Johns  ton,  Lond.  and  Edinb.  Philos.  Hag.  XVII.  183.  —  W.  Mayer,  Aon.  der 
Chem.  u.  Pharm.  LXXXIII.  122;  XGII.  125. 
J)  Nativelle,  Journ.  de  Pharm.  [3]  I.  28. 

2)  Johnston  arbeitete  mit  dem  Harz  von  ConvolvtUus  orisabensis,  Peil. ,  *^ 
ches  ganz  in  Aether  loslich  ist. 


403 

Kayser  drĂĽckt  diese  Zahlen  durch  die  Formel  643  H34  Oig  aus, 
deoen  aber  die  Controle  fehlt ;  Johoston  nimmt  die  Formel  C40  H34 
O18  an. 

Das  Harz  ist  unauflöslich  in  Salzsäure,  Salpetersäure  und  Essig- 
säure^ auch  in  der  Wärme.  Schwefelsäure  ertheilt  ihm  nach  einiger 
Zeit  eine  purpurrothe  Farbe  und  löst  es  endlich  auf;  nach  einiger 
Zeit  scheidet  die  FlĂĽssigkeit  eine  braune  salbenartige  Substanz  ab. 

Kali'  und  Natronlauge  lösen  es  auf,  Salzsäure  Mt  die  Auf- 
lösung. 

Die  alkoholische  Auflösung  des  Harzes  giebt  einen  gelben  Nieder- 
schlag mit  der  alkoholischen  Lösung  von  essigsaurem  Blei. 

ß.  Das  in  Aether  unauflösliche  Harz. 

Nach  den  Untersuchungen  von  Mayer  enthält  die  officinelle  oder 
knollige  Jalappa  {Convolvulus  Schiedantis,  Zucc.)  ein  Harz,  welches 
dem  der  spindelförmigen  Jalappa  (ßypomaea  orizabensü,  Ledanois, 
Convolvulus  orizabensisy  Pell.)  homolog  ist;  beide  Harze  gehören 
derClasse  der  Glucoside,  d.  h.  derjenigen  an,  welche  sich  inGlucose 
und  einen  andern  Körper  zersetzen. 

a.  Das  Convolvulin  oder  Harz  der  knolligen  Jalappa  (Mayer) ; 
Kdij^efs  Rhodeoretin,  Buchner  und  Herberger's  t/a/ajvm^  Sandrock^s 
HarzA  CeaHaoOaaC?). 

Mayer  erhält  das  Convolvulin  in  reinem  Zustand ,  indem  er  das 
Gemenge  der  be^en  Harze  mit  Aether  digerirt,  den  BĂĽckstand  in 
sehr  wenig  absolutem  Alkohol  auflöst  und  die  Auflösung  mit  Aether 
Diederschlägt.  Dieses  Verfahren  muss  jedoch  mehrmals  wiederholt 
werden,  um  ein  vollkommen  reines  Product  zu  erhalten. 

Bei  100<^  getrocknet,  ist  das  Convolvulin  eine  vollkommen  weisse 
Substanz  vom  Ansehen  des  arabischen  Gummi,  ohne  Geruch  und 
Geschmack. 

Wenn  es  nur  etwas  Feuchtigkeit  enthält,  erweicht  es  schon  unter 
100<^  und  lässt  sich  in  Faden  ziehen.  In  trocknem  Zustand  erweicht 
es  bei  Ui^  und  schmilzt  bei  150^  zur  klaren,  gelblichen  FlĂĽssigkeit; 
ober  155®  beginnt  es  sich  zu  zersetzen.  Es  ist  sehr  wenig  auflöslich 
in  Wasser,  unlöslich  in  Aether ,  aber  löslich  in  Alkohol ;  seine  alko- 
holische Auflösung  röthet  Lackmus  leicht. 

Es  enthalt: 

26* 


404 

Kayser  ^) .  Mayer  >). 

a         a 
Kohlenstoff      86,06  K5,87        »5,01  »4,56  54,53  54,57  54,86  54,fti 

Wasserstoff         7,94    7,89  7,89    8,07     7,89     7,89     7,U    7,89 

Sauerstoff  ,,         ,,  ,y         ,,         ,,         ,,         ,,         ,, 


Berechnet. 

^obleastoff 

55,38 

Wasserstoff 

7,69 

Sauerstoff 

36,93 

100,00. 

Mayer  leitet  aus  vorstehenden  Zahlen  die  Formel  C^  H^  ^m  ^ 
die  bei  150^  geschmolzene  Substanz  und  dieselbe  Formel  -|-  Aq.  filr 
die  bei  100<^  getrocknete  Substanz.  Neuerlichst  hat  derselbe  die 
Formel  C^^  H50  Oss  vorgeschlagen  ^), 

Auf  Platinblech  erhitzt  brennt  das  Convolvulin  mit  russender 
Flamme  unter  Verbreitung  eines  empyreuroatischen  Geruches,  der  an 
Caramel  erinnert,  mit  Hinterlassung  einer  glänzenden  Kohle. 

Ammoniak,  Kali,  Natron  und  Barytwasser  lösen  das  Convolvolio 
aufy  besonders  in  der  Warme,  indem  sie  es  in  Coovoivulinsäure  oder 
Rhodeoretinsäure  verwandeln.  Die  Alkalien  lösen  es  weniger  leicht 
in  der  Kälte,  aber  die  Auflösung  erfolgt  rasch  beim  Sieden. 

Nach  Mayer  bindet  das  Convolvulin  3  Atome  Wasser  (?),  am 
sich  in  Convolvulinsäure  zu  verwandeln  (S  2366). 

Essigsäure  löst  das  Convolvulin  leicht  anf.  Verdaivnte  Salpeter- 
säure löst  es  sehr  langsam  in  der  Kälte ;  schnellerigeschiefat  die  Ao^ 
lösung  in  der  Wärme ;  aber  die  Substanz  zersetzt  sich.  Concentrirte 
Salpetersäure  greift  es  sogleich  an  unter  Entwicklung  röthlicherDänh 
pfe  und  Bildung  von  Oxal-  und  Ipomsäure,  isomer  mit  derTalgsäore 
(»  1186). 


1)  Da  Kayser  seine  Substanz  nicht  mit  Aelber  gereinigt  bat,  so  missl  Mayer  4si 
von  Kayser  gefundenen  überschüssigen  Kohlenstoff  einem  Gemenge  von  Han  bei« 
welches  in  Aetber  löslich  ist. 

2)  Die  mit  a  bezeichneten  Analysen  wurden  mit  bei  150^  geschmolzenem  Conrol- 
valin  angestellt,  die  ĂĽbrigen  mit  derselben  Substanz,  bei  iW*  getrocknet. 

.      8)  Laurent  (Compt.  rend.  de  TAcad.  XXXV.  879)  hat  folgende  Formela  fSrdas 
Rhodeoretin  und  seine  Derivate  vorgeschlagen: 

Rhodeoretin  bei  ItfO»  CftH^Oji« 

Rhodeoretinsäure         Cm  H^  Gm 

Rbodeoretinolsaure      C^  Hss  0«. 


f 


405 


In  concentrirte  Schwefelsäure  gebracht»  löst  sich  das  GodtoI* 
Tttlin  iDDerbalb  einer  VierleistuDde  mit  schön  amaranthrother  Farbe. 
Diese  Färbung  verschwindet  mit  der  Zeit  und  die  Masse  bräunt  sieh. 
Wenn  man  die  rothe  Lösung  mit  Wasser  verdünnt,  so  scheidet  sich 
ein  bräunliches  Gel  (Convolvulinolsäure  oder  Rhodeoretinolsäure) 
daraus  ab,  welches  einen  angenehmen  Geruch  besitzt,  der  an  den  des 
Rautenöls  oder  an  den  von  frischen  Pflaumen  erinnert ;  die  Flüssig- 
keit enthalt  dann  Glucose  (vgl.  $  2366). 

Die  angefĂĽhrte  Reaction  ist  charakteristisch  fĂĽr  das  Gonvolvulin 
und  Jalapin. 

Das  Gonvolvulin  ist  der  wirksame  Bestandtheil  der  Jalappa ;  es 
wirkt  als  heftiges  Purgirmittel,  selbst  in  der  Gabe  von  einigen  Granen. 

ß.  Das  Jalapin  oder  das  Harz  der  spindelförmigen  Jalappa  ent- 
hält nach  Mayer  G^s  ^m  ^ss*  Alkalien  wandeln  es  in  Jalappinsäure 
C5gH59O3.11  (?)  um  und  dieses  zersetzt  sich  mit  Hineralsäure  in  Glu- 
cose und  Jalapinol  G32  H31 O7  (7) : 

^es  H59  O55  -j-  8  HO  s^  G32  H31  O7  -|-  3  G12  Hjj  0^^ 

Jalapinsäure.  Jalapinol.  Glucose. 

Unter  der  Einwirkung  der  Alkalien  verliert  das  Jalapinol  Wasser 
und  geht  in  Jaiapinolsäure,  C39H30O5  über.  Salpetersäure  verwan- 
delt diese  in  Ipomsäure  und  Oxalsäure. 

Das  Nähere  über  diese  Reactionen  ist  noch  nicht  bekannt  ge- 
worden. 

%  2366.  Die  dmvolnuKnsSure  oder  Rhodearetinsaure  >)  ist 
das  Zersetzungsproduct  des  Gonvolvulin  durch  Alkalien. 

Mayer  verfährt  zu  ihrer  Darstellung  auf  folgende  Weise :  Man 
trägt  100  Gramme  Gonvolvulin  in  ein  halbes  Kilogramm  Barytwasser 
und  bringt  es  unter  fleissigem  UmrĂĽhren  tum  Sieden.  Nach  dem 
Erkalten  des  Gemenges  fällt  man  den  Baryt  durch  Schwefelsäure,  die 
man  in  schwachem  Ueberschuss  anwendet.  Um  wieder  die  ĂĽber- 
sehOssige  Schwefelsäure  zu  entfernen ,  schüttelt  man  die  Flüssigkeit 
mit  kohlensaurem  Blei ,  flhrirt  und  filllt  das  aufgelöste  Blei  durch 
Schwefelwasserstoff,     Sodann  dampft  man  im  Wasserbad  ab. 

Die  Convolvulinsäure  ist  eine  weisse ,  sehr  hygroskopische  Sub- 
stanz ganz  von  dem  Aussehen  des  Gonvolvulin«  Sie  ist  in  Wasser 
und  Alkohol  in  allen  Verhältnissen  löslich,  unlöslich  in  Aether.   Ihre 


1)  Kayter't  Hydrorfaodeoretio. 


406 

wfissrige  Auflösung  reagirt  stark  sauer  und  zeigt  einen  sehr  schwachen 
Geruch ,  welcher  an  den  der  Quitten  erinnert.  Sie  erweicht  einige 
Grade  Ober  lOQo  und  schmilzt  zwischen  100  und  120^  lieber  120« 
zersetzt  sie  sich. 

Sie  enthalt : 

Mayer,  C^^v^^u^) 

Kohlenstoff        52,44    »2,61     S2,48    52,89  58,8 

Wasserstoff  7,93      8,04      7,87      7,82  7,5 

Sauerstoff  „  ,,  ,,  ,,  39,7 

100,0. 

Nach  den  vorstehenden  Analysen  enthalt  die  ConyolTulinsäure 
die  Elemente  des  Convolvulin  plus  3  Atome  Wasser  =  C^s  H53  Oss* 
Diese  Formel  scheint  mir  aber  nicht  genau ,  wegen  der  ungleichen 
Zahl  des  Wasserstoffs  und  Sauerstoffs. 

Die  Convolvulinsaure  verhalt  sich  wie  das  Convolvulin  zurEssi^ 
saure ,  Salpetersaure  und  concentrirten  Schwefelsaure."] 

Beim  Kochen  mit  verdünnter  Schwefelsaure  oder  Salzsäure 
zerfällt  sie  in  Convoivulinolsaure  und  Glucose.  Das  Emulsin  hat  die- 
selbe Wirkung : 

C«a  H53  O35  -[-  8  H  0  ==  C25  Ha5  O7  -|-  3  Cj^  H^j  0|j 

Convolvulinsaure.         Convoivulinolsaure.    Glucose. 

(5,902  Gramm  Convolvulinsaure  haben  Mayer  2,255  Convoi- 
vulinolsaure geliefert;  mĂĽssten  aber  nach  der  Rechnung  1,984  Gramm 
liefern.) 

Die  Convolvulinsaure  verdrangt  die  Kohlensaure  aus  den  kohlen- 
sauren Alkalien  und  Erden^  zumal  beim  Erwarmen. 

In  Wasser  gelost,  in  freiem  Zustand,  oder  mit  Ammoniak  neu- 
tralisirt,  föllt  sie  die  Auflösung  keines  neutralen  Metallsalzes;  aber 
mit  basisch  essigsaurem  Blei  bildet  sie  weisse  voluminöse  Flocken« 

Das  saure  convolvulinsaure  Kali  erball  man  durch  SailiguDg 
der  Convolvulinsaure  durch  Kali.  Man  verdampft  zur  Trockne  uod 
nimmt  in  Alkohol  auf.  Es  ist  amorph,  sehr  leicht  löslich  in  Wasser» 
wenig  löslich  in  Alkohol;  die  wassrige  Lösung  hat  einen  Geruch  nach 
Quitten  und  einen  bittern  Geschmack.  Es  schmilzt  zwischen  100* 
und  1100  und  enthalt  5,65  Procent  Kali  (Mayer). 

Den  sauren  convolvulmsauren  Baryt,  C«)  Hs^  Ba  O^  (?)  er- 
halt man,  wenn  man  Barytwasser  mit  tlberschOssigem  Convolvulin 


407 

kocht ,  filtrirt ,  die  erkaltete  Auflösung  schwach  alkalisch  macht ,  in- 
dem man  etwas  Barytwasser  zusetzt,  einen  Strom  Kohlensaure  durch- 
streichen lässt ,  filtrirt  und  im  Wasserbad  abdampft.  Es  bleibt  dann 
eine  amorphe,  durchscheinende,  zerbrechliche  Masse  zurĂĽck  von 
bitterem  Geschmack  und  Quittengeruch.  Dieses  Salz  ist  leicht  lös- 
lich in  Wasser  und  Alkohol,  schmilzt  zwischen  100  und  llO^  und 

enthalt : 

Kayter.  Mayer,  Berechnet. 

Kohlenstoff        50,68  50,61         48,85     „  48,2 

Wassereloff  7,55     7,54  7,25     „  6,7 

Baryt  7,63     7,63  8,83  8,64  9,8. 

Der  neutrale  convolvultnsaure  Baryt,  Cga  H51  Ba^  O35  (?)  wird 
erhalten,  wenn  man  Convolvulin  mit  ttberschĂĽssigem  Barytwasser 
behandelt;  die  Einwirkung  erfolgt  schon  in  der  Kälte,  rascher  aber 
beim  Kochen.  Man  leitet  einen  Strom  Kohlensäure  in  die  siedende 
alkalische  FlĂĽssigkeit  und  dampft  im  Wasserbad  ab.  Die  Eigen- 
schaften des  Neutralsalzes ,  welches  man  so  erhält ,  sind  denen  des 
sauren  sehr  ähnlich. 

Das  neutrale  Barytsaiz  enthält : 

Mayer,  Berechnet. 

Kohlenstoff      45,29  45,40  45,59  44,3 

Wasserstoff        6,76    6,77     6,89  6,2 

Baryt  16,14  16,07       „  18,1. 

Der  neutrale  convolvultnsaure  Kalk,  i^t^^^i  Caj  O35  (?)  wird 
dargestellt,  indem  man  Convolvulinsäure  mit  Kalkmilch  kocht,  die 
FlĂĽssigkeit  fillrirt,  den  KalkĂĽberschuss  durch  eingeleitete  Kohlen- 
saare beseitigt  und  im  Wasserbad  abdampft.  Er  bildet  eine  amorphe, 
schwach  gelbliche  Masse;  die  wässrige  Auflösung , besitzt  Quitten- 
geruch. 

Er  enthält : 

Sandrock,         Mayer,  Berechnet. 

Kalk  6,0  6,17  6,20  7,5. 

%  2367.  Die  Convolvultnolsaure  oder  Rhodeoretinolsaure^) 
entsteht  nebst  der  Glucose  durch  die  Einwirkung  verdünnter  Säuren 
oder  von  Emulsin  auf  Convolvulinsäure. 


1)  Kajser'a  Rhodeoretinol. 


408 

Kayser  erhält  sie ,  indem  er  das  ConToIvulin  in  Alkohol  IM 
und  salzsaures  Gas  in  die  alkoholische  Aafll^sung  leitet. 

Mayer  verfährt  auf  nachstehende  Art,  wodurch  man  die  Coovol- 
TuKnolsäure  von  grösserer  Reinheit  erhält :  man  löst  30  Gramm  Coo- 
volvulinaäure  in  300  Gramm  Wasser,  erhitzt  zum  Sieden  undsclii 
20  Gramm  concentrirte  Schwefelsäure  zu ,  welche  mit  200  GraM 
Wasser  verdĂĽnnt  ist.  Die  Zersetzung  tritt  fast  auf  der  Stelle  ein  wi 
kündigt  sich  durch  die  Abscheidung  öliger  Tropfen  aD  ,  die  sich  all- 
mälig  niederschlagen;  um  dieselbe  zu  vollenden»  erhält  man  d» 
Sieden  einige  Zeit.  Die  saure  FlĂĽssigkeit,  die  man  auf  soldte 
Weise  bekommt,  hält  kleine  Mengen  öliger  Körper  in  Auflösung,  die 
sich  dann  beim  Erkalten  in  der  Form  feiner  Nadeln  abscheiden.  Das 
frei  gewordene  Oel  gesteht  in  der  Ruhe  zur  butterartigen  Masse. 
Man  wäscht  dieselbe  mit  siedendem  Wasser,  um  sie  von  aBcr 
Schwefelsäure  zu  befreien. 

Die  Convolvulinolsäure  scheidet  sich  bei  langsamem  Erkaltca 
ihrer  verdünnten ,  wässrigen  Lösung  in  mikroskopischen ,  voIftoD- 
men  farblosen  Nadeln  ab.  Man  kann  sie  aus  Alkohol  und  Aelbcr 
nicht  krystallisirt  erhalten.  Sie  ist  geruchlos ,  aber  von  scharfem, 
etwas  bitterem  Geschn^ck.  Sie  ist  sehr  wenig  auflöslich  in  reioen 
Wasser ,  leichter  in  angesäuertem ,  leicht  löslich  in  Alkohol,  weoigcr 
in  Aether  und  hat  eine  saure  Reaction.  Auf  einem  Uhrglas  g^ 
schmolzen ,  gesteht  sie  beim  Erkalten  zu  einer  verworren  krjstaUi- 
nischen  Masse  vom  Ansehen  gewisser  Fette;  dieses  Product  erveidtf 
bei  25^  und  schmilzt  zwischen  40  u.  45^  zum  gelblichen  Oel,  liAlt 
sich  fett  an  und  macht  Papier  fett.  Breitet  man  die  gescbmoliMe 
Hasse  in  Wasser  aus ,  so  erlheilt  sie  ihm  einen  eigenthOmlicheo  G^ 
ruch,  der  an  dei^des  Johannisbrodes  erinnert. 

Sie  enthalt : 


Kayser. 

Mayer. 

CsaHasOf 

Kohleosioff 

66,38 

65^56  65,M 

65,8 

Wasserstoff 

10,67 

10,70  10,72 

10,5 

Sauerstoff 

>> 

»)         >) 

23,7 

100,0. 

Mayer  drĂĽckt  vorstehende  Zahlen  durch  die  Formel  Cjel^^ 
aus ,  welche  mir  bestreitbar  erscheint. 

Auf  Platinblech  erhitzt ,  scheint  sich  die  Convolvulinolsäiirs  ä^ 
zersetzt  zu  verflĂĽchtigen ,  indem  sie  nur  einen  aobwachen  RflcbUDd 


409 

Ton  Kohle  zarflcklässt  und  sehr  scharfe  Dämpfe  verbreitet,  Ähnlich 
denen  der  FetlsĂĽure. 

Mit  concentrirter  Schwefelsäure  in  Berührung  gebracht ,  filrbt 
sie  sich  gelb  und  dann  amaraothroth  wie  die  Convolvulinsäure  und  das 
Cenvohrttliii.  Salpetersäure  verwandelt  sie  in  Oxal-  und  Ipomsäure, 
isamer  der  Fettsäure  (g  1 186). 

Die  Convolvttlinolsäure  verdrängt  die  Kohlensäure  aus  den  koh- 
lensauren Alkalien  und  Erden. 

Die  alkalischen  Salze  der  Convolvulinolsäure  sind  leicht  löslich 
in  Wasser  und  Alkohol ;  die  der  alkalischen  Erden  sind  schwer  los- 
ticfa  in  Wasser  und  Alkohol,  die  des  Bleies,  Kupfers  und  Silbers 
sind  anauflöslicb  in  Wasser  und  sehr  wenig  lOslich  in  Alkohol. 

Den  eanvolvHänolsauren  Baryt,  G^  H^^  Ba  O7  (?)  erhalt  man, 
wenn  man  Barytwasser  mit  alkoholischer  Losung  der  Säure  bis  zur 
schwach  sauren  Reaction  versetzt ,  einen  Strom  Kohlensäure  ,in  die 
siedende  FlĂĽssigkeit  leitet  und  flltrirt ;  die  so  behandelte  FlĂĽssigkeit 
setzt  beim  EIrkalten  einen  Brei  von  mikroskopischen  Nadeln  ab,  die 
man  durch  Unokrystallisiren  mit  Alkohol  reinigt. 

Bei  100^  getrocknet,  enthält  dieses  Salz : 

Mayer,  Berechnet. 

Kohlenstofr       53,96  51,3 

Wasserstoff         8,40  7,9 

Baryt                19,55  2,50. 

Das  convolvulinolsäure  Kupfer  erhält  man,  wenn  man  das 
neutrale  Aramoniaksalz  durch  essigsaures  Kupfer  föllt.  Es  ist  ein 
blaulich  grüner  Niederschlag ,  unlöslich  in  Wasser,  kaum  löslich  in 
Alkohol.  Es  schmilzt  bei  110<^  zur  dunkelgrĂĽnen  FlĂĽssigkeit,  welche 
beim  Erkalten  zur  amorphen  Masse  gesteht.  Es  ergab  bei  der  Ana- 
lyse 15,53  bis  15,62  Proc.  Kupferoxyd ;  diese  Zahlen  entsprechen 
der  Zusammensetzung  eines  basischen  Salzes. 

Das  convolvulinolsäure  Blei  ist  ein  weisser ,  voluminöser  Nie- 
derschlag, der  über  Schwefelsäure  zur  hornigen  Hasse  eintrocknet. 
Han  erhalt  es  aus  dem  Ammoniaksalz  mit  neutralem  essigsaurem  Blei. 
Es  ergab  bei  der  Analyse  33,89—33,82  Proc.  Bleioxyd.  Diese  Zah- 
len entsprechen  der  Zusammensetzung  eines  basischen  Salzes. 

l^tiB  convolvulinolsäure  Silber  ist  ein  weisser,  flockiger,  volumi- 
nöser, sehr  veränderlicher  Niederschlag,  welcher25,61— 26,00Proc. 
Silber  enthält.    Es  ist  unlöslich  in  Wasser,  leicht  löslich  in  Alkohol. 


410 

Ladanum,  s.  $  1939. 

%  2367*.  Der  Gummtlack  schwitzt  aus  mehrerea  ostindischn 
Bäumen  aus,  wie  Ftcus  reltgiosa,  L.,  Ficus  indica,  L.,  Rhamm 
Ju/uba,  L. ,  Butea  frondosa,  Roxb.  ete.^  in  Folge  von  Verietiu- 
gen  durch  das  Weibchen  eines  HalbflĂĽglers,  Coccus  Laeea^  wel- 
ches sich  an  die  dussersten  Enden  junger  Zweige  setzt,  dieselbeo»* 
sticht  und  sich  in  dem  Safte  begrabt,  welcher  daraus  hervordriagt. 
Um  den  Lack  zu  erhalten ,  sammelt  man  die  mit  dem  Harz  aod  der 
Insectenbrut  ĂĽberzogenen  Stiele  und  Zweige. 

Man  findet  im  Handel  drei  Sorten  von  Gummilack :  den  SuA 
lack,  oder  die  Insectenzellen  sind  noch  an  den  Baumzweigeo  be 
festigt;  den  Kömerlack,  zerbrochene,  von  den  Zweigen  getreoott 
StĂĽcke ,  gereinigt  von  Farbstoff  durch  Kochen  mit  schwacher  Sod>- 
lösung;  und  den  Tafellack  oder  Schellack,  welchen  man  erhA, 
wenn  man  die  beiden  vorigen  Sorten  schmilzt  und  durch  Leinw»' 
seiht  und  in  mehr  oder  weniger  dicke  Platten  ausgiesst.  Diese  ve^ 
schiedenen  Sorten  des  Handels  unterscheiden  sich  wenig  von  eioai- 
der;  doch  enthalt  der  Stocklack  mehr  rothen  Farbstoff,  weldm 
man  häufig  daraus  zum  Zwecke  der  Färberei  auszieht.  Dieser  Farb- 
stoff gehört  dem  Insect  und  nicht  der  Pflanze  an ,  die  es  nährt. 

Wenn  man  den  Lack  mit  kaltem  Alkohol  behandelt  und  diefĂś- 
trirte  Auflösung  abdampft ,  erhält  man  das  Harz  als  Rückstand.  Es 
ist  nach  dem  Schmelzen  braun,  durchsichtig,  zerbrechlich,  ^ 
1,339  spec.  Gewicht,  schmelzbar  bei  niedriger  Temperatur  of 
klebrigen  Flüssigkeit.  Es  ist  vollkommen  löslich  in  absolutem  Al- 
kohol, in  Salz-  und  Essigsäure,  sowie  in  Kali-  und  Natroolösua^i 
die  es  neutralisirt.  Nur  zum  Theil  ist  es  löslich  in  Aether  und  flfldi- 
tigen  Oelen. 

Nach  der  Analyse  von  Hatchett  enthalten  die  drei  Sorten  de» 
Lacks  folgende  Substanzen : 

Stocklack.   Körnerlack.   Schellack. 


Harz 

•     •     • 

68,0 

88,5 

90,9 

Farbstoff 

... 

10,0 

2.5 

0,5 

Wachs    . 

•     •     • 

0,0 

4,5 

4,0 

Gluten    . 

•     •     » 

5,5 

2,0 

2,8 

Fremde  Substanzen 

6,5 

0,0 

0,0 

Verlust    . 

•     •     » 

4,0 

2,5 
100,0 

1,8 
100,0. 

100,0 

1 


411 

Nach  John  0  enthält  der  Körnerlack : 

Harz ,  tarn  Theil  löslich  in  Aetber  66,6tf 

EigenthömÜche  Sabstani  (Laccin)  16,75 

Farbstoff 3,75 

Lacksäure 0,02 

ExlractiTstoff 3,92 

Insectenreste 2,08 

Wachs 1,67 

Verschiedene  Salze 1,04 

Sand 0,62 

Verlust 2,52 

100,00. 

Nach  Unverdorben  enthielt  der  Gummilack  nicht  weniger  als 
fonf  verschiedene  Harze ,  nämlich  :  ein  Harz,  in  Alkohol  und  Aether 
loslich;  eia  zweites ,  löslich  in  Alkohol,  unlöslich  in  Aether;  ein 
drittes,  schwer  löslich  in  kaltem  Alkohol ;  ein  viertes,  krystallisirbar, 
und  ein  fQnftes ,  unlöslich  in  Steinöl ,  auflöslich  in  Alkohol  und  Ae- 
ther. Ausser  dieseu  Harzen  und  den  oben  angefĂĽhrten  Stoffen  fand 
Unverdorben  noch  Margarin-  und  Oleinsäure  im  Gummilack. 

Der  Lack  wird  als  Zahnmittel  angewendet,  zurFirnissbereilung, 
zur  Darstellung  des  Siegellacks  (eines  geschmolzenen  Gemenges  von 
Lack,  Terpentin,  Perubalsam  und  Zinnober)  und  zum  Ritten  von 
Thon  und  Fayence. 

Zum  Rothßirben  benatzt  man  zwei  indische  Präparate  des 
Gummilacks :  den  Lack-Lack ,  in  unregelmässigen  Kuchen  von  Wein- 
befenfarbe  und  glänzendem  Bruch,  welchen  man  erhält,  indem  man 
den  Stocklack  mit  sehr  schwacher  Natronlösung  erschöpft  und  den 
Auszug  mit  Alaun  ftllt ;  und  den  Lack-Dye  in  viereckigen  Tafeln  oder 
unregelmässigen  Stücken ,  aussen  mit  einer  bald  schmutzig  röthli- 
eben,  bald  schwärzlich  grauen  Kruste  überzogen.  Letzteres  Product, 
mehr  geschätzt  als  Lack-Lack,  scheint  sich  von  diesem  nur  durch  die 
grossere  Sorgfalt  bei  seiner  Zubereitung  zu  unterscheiden. 

Die  Maroquins  der  Levante  sind  mit  Lack  gefärbt,  avivirt  durch 
Säuren  und  Alaun. 

Der  Farbstoff  des  Lacks  verhält  sich  zu  den  Salzen,  wie  jener 
der  Cochenille ,  er  liefert  zwar  minder  schöne  und  lebhafte ,  aber 


^ 


1)  John,  Chemische  Scbriften  V.  1. 


412 

dauerhaftere  Farben.     Schwefdaifure  ist  sein  bestes  Losungtni 
Alkalische  Flüssigkeiten  lösea  ihn  gleichfalls  mit  Leichtigkeit. 

%  2368.  Die  Ambra  wird  aus  einem  grossen  Baume  {Li\ 
dambar  styraeifluä)  gewonnen ,  welcher  in  Louisiana ,  Ploridi 
Mexico  wächst 

Man  erhält  den  Balsam  aus  Einschnitten,  die  man  in  deo 
macht,  filngt  ihn  sogleich  inGefUssen  auf,  welche  ihn  derEinwi 
der  Luft  entziehen,  und  decantirt  ihn,  um  ihn  von  dem  trĂĽbeo 
des  Balsams  zu  sondern ,  welcher  sich  am  Boden  absetzt  Er 
die  Consistenz  eines  dicken  Oels ,  ist  durchsichtig ,  bernsteini 
sein  Geruch  ist  ähnlich  dem  des  flüchtigen  Storax,  aber  angenehi 
der  Geschmack  ist  aromatisch  und  reizt  den  Scbland.  Er  eni 
eine  ziemlich  grosse  Menge  Benzol-  oder  Zimmetsänre,  ein  Tro| 
auf  Lackmuspapier  gebracht  röthet  es  ziemlich  stark.  WeooB^ 
ihn  mit  siedendem  Alkohol  behandelt,  hinterlässt  er  einen  gering«! 
RĂĽckstand  und  die  flltrirte  FlĂĽssigkeit  trĂĽbt  sich  beim  Erkattea. 

Die  weiche  oder  weisse  flĂĽssige  Ambra  kommt  entweder  t^ 
dem  trĂĽben  Absatz  des  vorhergehenden  Balsams,  oder  von  deDTheiM 
desselben ,  die  am  Baum  ausgeflossen  sind  und  sich  an  der  Luft  tcf« 
dickt  haben.  Dieser  Balsam  hat  Aehnlichkeit  mit  einem  sehr  dicte 
Terpentin  oder  mit  weichem  Pech;  er  ist  trĂĽb  und  weisdich,  voi 
minder  starkem ,  aber  angenehmerem  Geruch  als  der  vorbeiigeheB# 
Balsam,  der  Geschmack  ist  sĂĽss,  balsamisch,  aber  reizend.  Ereot- 
hält  viel  Benzoe-  oder  Zimmetsäure.  Durch  langes  Aussetzen  ao  die 
Luft  erhärtet  er  vollständig  und  wird  fast  durchsichtig.  Dieses  fro- 
duct  verkaufte  man  frĂĽher  als  weissen  Perubalsam. 

Mastix  s.  8  1939. 

S  2369.  Das  Maynasharz  0>  Calaba  oder  Galba  der  Aotiilei, 
gewinnt  man  durch  Einschnitte  in  Calophyllum  Calaba^  Jacq.i  ein«B 
Baum  auf  den  Ebenen  von  St.  Marlin  und  Orenoco.  Nach  seisei 
äussern  Eigenschaften  gleicht  es  den  meisten  Harzen ;  wenn  oso  ^ 
aber  reinigt,  indem  man  es  in  siedendem  Alkohol  auflöst,  soerscheot 
es  in  kleinen  durchsichtigen  Prismen.  Wenn  die  Krystallisitioo 
langsam  geschieht ,  erhält  man  sehr  schöne  Kry stalle  von  scboo  f^ 
her  Farbe  und  einer  bei  derlei  Substanzen  ungewöhnlichen  Grosse. 
Nach  de  la  Provostaye  gehören  diese  Krystalle  dem  monoklioi^^ 


1)  Lewy,  Ann.  de  Chim.  et  de  Phys.  [3]  X.  S8d. 


413 

Syeteai  an.  Beobachtete  Combination  odP.qoPqo  .[qoPod]. 
oP.-f  P.Pqo  .[Pqo].  Gemessene  Winkel  P  od  :[oo  P  od]«119«; 
00  P  OD  :  oP»:  101017';  oP:  [P  od]  —  143«16*;  ooP:[Pod] 
b98M5'  ongeftbr ;  od  P  od  :  P  oo  ~  139^35' ;  od  P  od  :  od  P«a 
150<>30'.  Werlh  der  Axen,  a :  b :  c ::  1,347 : 1 : 1,769.  Winkel  der 
Axen  a  ond  b  =  78043'. 

Das  Maynasharz  verhalt  sich  wie  eine  Saare,  löst  sieb,  selbst  in 
der  Kalte,  leicht  in  Bali,  Natron  und  Ammoniak.  Es  ist  unauflöslich 
in  Wasser ,  leicht  toslich  in  Alkohol ,  Aether ,  ätherischen  und  fetten 
Oelen,  bat  1,12  spec.  Gewicht  und  schmilzt  bei  ungefähr  105^  zum 
durchsichtigen  Glase.  Einmal  geschmolzen  bleibt  es  lange  flĂĽssig 
and  wird  erst  gegen  90^  wieder  fest.  Bei  der  trocknen  Destillation 
liefert  es  Brandole  und  hinterlasst  einen  kohligen  RĂĽckstand. 

Es  enthalt : 

Kohlenitoff        «7,22  67,43  67,59  67,63  67,20 

Wasserstoff  7,31     7,34     7,25     7,29  7,20 

Sauerstoff  „  ,^         „  „  25,60 

100,00. 

Lewy  leitfit  von  vorstehenden  Analysen  die  Formel  C^gHigOs 
ab.  Zu  bemerken  ist»  dass  der  gefundene  Kuhlenstofi'  constant  grös- 
ser ist  als  der  berechnete. 

Die  Essigsäure  lOst  das  Hars  schon  in  der  Kalte.  Schwefelsäure 
lost  es  gleichfalls,  indem  sie  eine  schon  rothe  Farbe  annimmt ;  Was- 
ser föllt  es  jedoch  daraus  wieder  unverändert.  ^ 

Rauchende  Salpetersäure  wirkt  sehr  lebhafl  darauf  ein  und  bil- 
det damit  eine  Btickstoflhaltige,  nicht  krystallisirbare  Säure.  Ge- 
wOboUche  Salpetersäure  bildet  damit  eine  flüchtige  Säure ;  beim  Con- 
centriren  giebt  der  Rückstand  Krystalle  von  Oxalsäure ,  sowie  eine 
andre  flĂĽssige  Saure^  die  noch  nicht  bestimmt  wurde. 

Mit  einero  Gemenge  von  chromsaurem  Kali  und  Schwefelsäure 
entwickelt  das  Maynasbarz  Kohlensäure  und  Ameisensäure. 

Chlor  und  Brom  wirken  gleichfalls  darauf  ein,  aber  sehr  lang- 
sam und  geben  kein  vollkommen  genaues  BeauUat. 

Der  Meccabakam  ist  ein  harziger  Saft,  den  man  in  Syrien  und 
Aegypten  durch  Einschnitte  aus  einem  Strauch  erhält,  welcher  zur 
Gattung  BalsamodendroB  von  der  Familie  der  Terebintbaceen  gehört 
(Ăź.  gtleadense,  Kunth;  Amyris  gileadensis ^  L.).     Er  ist  bellgelb, 


414 


sehr  flüssig,   von  angenehmem  Geruch,   welcher  Aehnlichkät 
gleich  mit  dem  der  Salbei  und  der  Citrone  hat. 

Nach  Bonastre  enthält  er  ein  fluchtiges  Oel ,  ein  lösliches, 
ches  Harz,  ein  in  kaltem  Alkohol  unlösliches  Harz  und  Spurai 
bittern  Farbstoffes. 

Das  flĂĽchtige  Oel  ist  flĂĽssig,  farblos,  von  angeDehmiHii 
und   scharfem  Geschmack.      Es   löst  sich  in  Alkohol  und 
Schwefelsäure  löst  es  mit  dunkelrother  Farbe  auf,  Wasser  sckbpi 
daraus  in  verharztem  Zustand  nieder.      Salpetersäure  verliant 
gleichfalls. 

Das  unlösliche  Harz  ist  von  honiggelber  Farbe ,  doi 
zerbrechlich,  von  1,333  spec.  Gewicht.  Bei  einer  Tempentiri 
44^  erweicht  es  und  bei  90^  ist  die  Schmelzung  vollständig. 
undAether  lösen  es  schwierig  in  der  Kälte,  leicht  aber  inderWa 
Es  löst  sich  gleichfalls  in  fetten  und  ätherischen  Oelen.  Scki 
säure  und  Salpetersäure  verändern  es  in  der  Wärme.  Mitte 
kalien  scheint  es  sich  nicht  zu  verbinden; 

Das  weiche  Harz  ist  braun  und  sehr  klebrig.     Es  bt 
und  geschmacklos ;  nach  dem  Trocknen  schmilzt  es  bei  112*' 
ist  unauflöslich  in  wasserfreiem  und  wasserhaltigem  Alkohol,  Iflsti 
aber  in  fetten  und  flĂĽchtigen  Oelen.    Alkalien  sind  darauf  ohiie 
kung. 

Der  Meccabalsam  wurde  frĂĽher  in  der  Medicin  aogewenM- 
Türken  geben  ihn  innerlich  als  Stärkungsmittel. 

Myrrhay  s.  %  1939. 

ft2370.     Das  Olhenbaumharz^)^  im  Handel  bekannt 
dem  Namen  Olivengummi ,  fliesst  aus  dem  wilden  Olivenbano, 
eher  in  Süditalien  und  auf  der  Insel  Sardinien  vrächsl ;  man 
es  dort  zum  Räuchern  der  Krankenzimmer. 

Es  ist  sehr  zerbrechlich  und  geruchlos  und  wird  durch 
elektrisch.     Beim  Erhitzen  auf  einer  Metallplatte  verbreitetes 
Dämpfe  von  angenehmem  Geruch,  der  an  den  der  Beozo€na'< 
Nelkenöls  erinnert« 

Es  besteht  nach  Sobrero  aus  vier  verschiedenen  Si 
einer  harzigen  Substanz,  in  der  Wärme  auflOslich  in  AlkoM 


1)  Pelletier,  Ana.  de  Chim.  et  de  Phjs.  III.  105.  —  S obrer«, 
der  Chem.  u.  Pharm.  LIV.  67. 


415 

kether,  fasi  unlöslich  in  kaltem  Alkohol;  aus  einem  andern  Harz, 
venig  Idslich  in  Aether,  leicht  löslich  in  heissem  und  kaltem  Alkohol ; 
MS  einer  gummiartigen  Substanz ,  unlöslich  in  Alkohol  und  Aether 
nd  wenig  loslich  in  Wasser;  aus  einer  krystallisirbaren  Substanz, 
DUtO  genannt  (8  2322). 

Nach  Pelletier  enthielt  das  Olivenharz  auch  Benzoesäure^  aber 
Sobrero  hat  keine  darin  gefunden. 

S  2371.  Das  Opopanax  ist  ein  Gummiharz  aus  einer  Umbel* 
Ufere,  Opopanax  Chironium,  Koch.  Man  findet  es  im  Handel  in 
zwei  Formen:  entweder  in  zusammengeklebten  Krumen  oder  in  ecki- 
gen Blattern,  es  ist  gewöhnlich  gelb,  trüb,  sprOde,  ?on  bitter  schar- 
fen Geschmack  und  aromatischem  Geruch  nach  Petersilie  und  Myrrhe 
zugleich. 

Nach  der  Analyse  von  Pelletier  besteht  das  Opopanax  aus  fol- 
geoden  Substanzen : 

Harz 4S,0 

Gummi 33,4 

Stirkmebl 4,2 

Extractivstoff  and  AepfeUSare  4,4 

'                                 Holzfaser 9,8 

Waebs 0,3 

FlQchtiges  Oel  und  Verlast     .  3,9 

100,0. 

Das  Opopanaxbarz  schmilzt  bei  100<^  und  zersetzt  sich  schon  bei 
wenig  erhöhter  Temperatur.     Es  enthält  :^ 

Johnston.  C40  H^  Ou  (?) 

Kohlenstoff        63,21    64,15    64,01  63,8 

Wasserstoff         6,66      6,66      6,75  6,4 

Sauerstoff  ,,  „       *    „  29,8 

100,0. 

PmibaUam^  s.  f  1695« 

12372.  Das  Sagapen  ist  ein  Gummiharz,  welches  von  der 
fendĂĽpersica,  W. ,  zu  kommen  scheint  und  kommt  zu  uns  aus 
Aegypten  und  Persien.  Man  findet  es  im  Handel  in  Massen  und  zu- 
weilen in  losen  KOrnem,  aussen  rothlich  gelb^  im  Innern  mehr  blass 
und  durchsichtig.  Es  erweicht  schon  in  der  Wärme  der  Hand  und 
i^Dgt  sich  dann  leicht  an  die  Finger.     Mit  Wasser  der  Destillation 


I 


416 

unterworfeo ,  liefert  es  ein  itberisches  Oel.  Dieses  isC  blassgcft, 
sehr  fldBMg,  leichter  als  Wasser,  von  knoblaucbartigem ,  sehr  Boai* 
genehnoem  Geruch ,  ähnlich  dem  der  Assafölida.  Der  Gesdumch, 
zuerst  fade,  wird  nachher  brennend  und  bitter,  sehr  ihnlidi  den  Mf 
Zwiebeln.  Es  scheint  aus  zwei  Oelen  zu  bestehen,  wovon  dasfĂĽc^ 
tigere  den  Kooblaucbgeruch  in  sehr  hohem  Grad  bdsitzt,  wäkread  <b 
andere  davon  gänzlich  frei  ist  und  einen  Geruch  zugleich  Back  To^ 
penlin  und  nach  Campher  besitzt. 

Das  Harz  des  Sagapeo  ist  ein  Gemenge  von  mehreren  SubsUi- 
zeUi  welche  man  mittelst  Alkohol  und  Aether  trennen  kann. 

Nach  der  Analyse  von  Brandes  enthält  das  Sagapen  ^) : 

Han no,» 

Gummi 32,72 

FlĂĽchtiges  Oel    ...     .  3,73 

Schleim 3,48 

Aepfels.  n.  Schwefels.  Kalk  0,8tf 

Pbosphorsauren  Kalk  .     .  0,27 

Wasser 4.60 

Fremde  Stoffe    ....  3,30 

Verlast 0,76 

100,00. 

Das  Sagapenharz  enthalt  (nach  Abzug  von  0,22  Proc.  Asche): 

Johnston . 

Kohlenstoff         70,05     70,83 
Wasserstoff  8,51       8,63 

Sauerstoff  21,44    20,54 

100,00  100,00. 

Johnston  leitet  aus  vorstehenden  Zahlen  die  Formel  C40  Hu  0|ii^ 
Das  Sagapen  gehört  zur  Zusammensetzung  desTberiaks  mA^ 
Gummipflasters. 

Sandarak^  s.  8  t939. 

8  2373.  Das  Drachenblut^).  Es  kommen  im  Handel  ^ 
rere  Harze  dieses  Namens  vor.  Die  gemeinste  Sorte  kommt  sa  aK  ^ 
Sumatra  und  Borneo,  von  einer  Palme  der  Gattung  PotangCCWi'^ 
Draco^  Willd.),  und  findet  sich  in  der  schuppigen  HĂĽUe  derFifcM^ 


1)  Brandes,  Neues  Joam.  der  Pharm.  â–Ľ.  Trommsdorff  If .  2,  06. 

2)  Herberger,  Jouro.  de  Pharm.  XVU.  225. 


• 


417 

dieses  Baumes.  Es  erscheint  gewöbnlicb  in  fingerdicken  Stangen, 
eingewickelt  in  die  Biälter  dieses  Baumes ;  es  ist  tief  braunrotb,  un- 
durcbsichtig,  sprtfde,  geruch-  und  geschmacklos ;  das  Pulver  ist  zin- 
noberrotb.  Ein  andres  Mal  findet  es  sich  in  rosenkranzförmig  an- 
einandergereihten Kugeln  oder  in  Kuchen  von  ziemlich  betrachtlichem 
Gewicht. 

Herberger  fand  in  einem  Drachenblut  in  Kugeln  :  rothes,  amor- 
phes, saures  Harz  (Draconin)  90,7;  in  kaltem  Aether  losliches  Fett 
2,0;  Oxalsäuren  Kalk  1,6;  phosphorsauren  Kalk  3,7;  Benzoe- 
säure 3,0. 

Die  alkoholische  Auflösung  des  Harzes  giebt  mit  mehreren  He- 
talisalzen  rothe  oder  violette  Niederschläge. 

Johnstou  ^)  fand  in  dem  in  Alkohol  und  Aether  auflöslichen  Theil 
eines  Drachenbluts  in  Broden  : 

KobienstoflT  74,2ä  74,00 
Wasserstoff  6,41$  6,66 
Sauerstoff       19,30    19,34 

100,00  100,00. 

Der  Wirkung  der  Wärme  unterworfen,  schmilzt  das  Drachenblut 
zuerst  und  entwickelt  bis  210<>  nur  Wasser,  welches  Lackmus  röthet 
und  etwas  Benzoesäure  enthält,  sowie  etwas  Aceton.  Ueber  diese 
Temperatur  bläht  sich  das  Harz  auf  und  zersetzt  sich ,  es  entwickelt 
sich  Kohlensäure  und  Kohlenoxydgas ,  Wasser  ßihrt  fort  sich  zu  bil- 
den, dicke  weisse  Dämpfe  erscheinen  und  eine  schwärzlichrothe  Flüs- 
sigkeit verdichtet  sich  in  der  Vorlage.  Letzteres  ist  ein  Gemenge 
von  Benzoesäure  und  zwei  Kohlenwasserstofi'en  (Toluen,  %  1811  und 
Metastyrol,  81662)  und  einer  zusammengesetzten  FlĂĽssigkeit,  welche 
mit  Kali  benzo^saures  Salz  giebt'). 


1)  iohnstoD,  Aoa.  der  Cbem.  u.  Pharm.  XLIV.  328. 

2)  Glenard  u.  Boudault,  Comp!,  rend.  de  l'Acad.  XVII.  503;  XIX.  505; 
«.  Joara.  de  Pharm.  [3]  IV.  274. 

Durch  die  fortgesetzte  Wirkung  der  rauchenden  Salpetersänre  auf  das  bei  der 
trockoeo  Oestillatioo  des  Oracbenbiuts  erhaltene  Totueo  erhielten  Glenard  a.  fiou- 
^qU  eine  in  kleinen  Nadeln  krystallisirte  Sänre,  der  sie  die  Formel  CieH6(N0«)04 
enbeilen  und  Nitrodracylsäure  nennen.  Sie  zeigt  die  Eigenschaften  der  Nitrobenzoe- 
•Sure  ond  ist  auch  wahrscheinlich  nichts  anderes. 

Gerhardt,  Chen.  IV.  27 


418 

%  9074«  D«s  Soamnwnütm^)  ist  eja  Gunmiliaim  ans  im 
Canvohulusarien  {€•  Seammonia,,  L.  imuI  C  Atimi/uf^«  Slei.  Mck 
Guibomrt)«  weIcUe  iq  Sj^raeniupid  Klein«siea  ?orkoinmeii. 

Mm)  uoterscbeidet  im  Handel  daa  Scammooiiun  von  Aleppo,  te 
geecbatztere»  und  da»  voo  Smyroa  ^. 

Das  Scanimoiiium  von  Aleppo  besserer  Qualität  bildet  pltNti 
ziemlich  leichte  Massen ,  im  Innern  oft  voll  Höbiea,  auf  dem  Brudie 
matt  und  schwärzlich  grau;  dünne  SpUtUer.  aifid  durcbsditiioQBi 
wenn  man  sie  unier  der  Lupe  betrachtet.  Es  ist  lerneiblick  und  «■ 
starkem  Geruch ,  gewöhnlich  mit  grauem  Staub  bedeckt ,  neichr 
durch  die  gegenseitige  Reibung  der  Stflcke  entsteht. 

Ein  andres  Mal  kommt  das  Scammonium  von  Aleppo  in  pialia 
kreisrunden  Kuchen  vor.  Es  ist  dann  dicht,  schwer,  ohne  HobloB^ 
im  Innern.  Der  Bruch  ist  glasig,  schwarz,  dĂĽnne  Splitter  sind  stuk 
durchscheinend ;  es  ist  zerreiblich  und  von  ähnlichem «  aber  scfawl- 
cherem  Geruch  wie  das  vorhergdiende. 

Das  Scammonium  von  Smyma  ist  von  matt  brauner  Firkt 
schwer,  hart,  nicht  zerreiblich,  von  trĂĽbem,  glasigem  Bruch.  Der 
Geruch  ist  schwach  und  doch  unangenehm.  Im  Uebrigen  sind  saue 
Bigenschaften  sehr  verschieden ,  je  nach  der  grOsaenn  oder  geriagen 
\terftnderuog«  welche  e&  im  Bändel. eWeidet. 

Polgil  die  Analyse  von  drei  Sorten  Scammonium  von  Aleppo  oaA 
Glamor-MiO'quart: 

Harz 84,25  78^5  77,0 

W^cJi« 0,76  ifi  0,5 

EztractiTstoff 4,50  3,5  31,0 

,            mit  Salzen  ....  ,  2,0  1,0 

Gummi  mit  Salzen 3,00  2,0  1,0 

Slarkroehl ,  1,5-  . 

Stärkmelilhullen ,  Bassorin  u.  Gluten-  1,75  1^25  « 

Albumin  u.  Fibrin 1,50  3,5  3,5 

Thonerde,  Eisenoxyd,  koblens.  Kalk 

and  Magnesia 3,75  2,75  12,5 

Sand 3,50  3,50  2,0 

100,00       100,00     100,0. 

1)  BoaiMon'.Lagrange  n.  Vogel,  Ann.  de  Ctiim.  LXX1I.  09.  -^^'* 
mor-ai'arifuart,  Pbarm.  Oentralbl. ,  28.  0ctoberl637^  —  W^.  BolI.iA«*-*' 
HMrm.  [»)  XXII;  440^ 

2)  Man  findet  im  Handel  auch  ein  fatocbes  Scammoaiunr,  rageMtdi  vot '^ 
pellier,  welcbea  man  in  Sfidfrankreich  aua  dem  ausgepretaien  Stfi«taer  PlHit^ 


* 


j 


im 

Ralt  mic  AiUiohol'digenrtv  liefert  da^  äcammoiiiiim  eine  gelbe: 
Auflösung,  wekhe  beim  Abdannpfen  eiti  hellgelbe» ,•  tröbe?^  sprödes^ 
bei  14^,2  schmelsbanps  HhrZ'  hinleriXseU     Diesei^  Harz-  enthSH : 

JĂĽfmston.    "* 

KobleostofT  86,08  55,85  54,82  55,17 
Wasserttoff  7,93  7,84  7,70  7,68 
Sauerstoff^         35,0»    ^31     37,46'    37,30 


100,00  100,00  100,00  ioe,ee. 

NTan  sieht ,  dass  das  Scammoniumharz  eine  bedeutende  Menge 
Sauerstoff  enthält.  Johnston  drückt  es  durch  die  Formel  C^oUzb^^o- 
aus. 

Das  Scammonium  ist  eiu  heftiges  Purgirmittel.  Es  bildet  einen 
Bestandtheil  des  Pulvis  de  tribus,  der  Brllost'schen  Mercurialpillen, 
so  wie  einer  grossen  Zahl  purgirender  Latwergen  und  Tincturen. 

Im  Handel  findet  sich  das  Scammonium  oft  verftllscht  mit  Colb- 
phonium ,  Guajacharz  oder  Jalappaharz.  Die  Gegenwart  der  beiden 
ersten  Harze  erkennt  man  nach  Bull  daran,  dass  concentrirte  Schwe- 
felsaure eine  dunkelkarmesinrothe  Färbung  davon  annimmt ,  welche 
aaf  Zusatz  von  Wasser  grĂĽnlich  wird.  Diese  tritt  bei  reinem  Scam- 
moniumharz nicht  ein.  Ferner  lässt  Terpentinöl,  welches  das  Colo- 
phonium  auflöst,  das  Scammoniumharz  fast  vollkommen  unaufgelöst 
zurĂĽck.  Endlich  unterscheidet  es  sich  vom  Jalappenharz  durch  seine 
Tollständige  Auflöslichkeit  in  Aether. 

Flüssigen  Storax,  s.  §  1695. 

S  2375.'  Der  Bernstein^)  findet  sich  reichlich  an  den  KĂĽsten 
des  ballischen  Meeres  von  Memel  bis  Danzig  und  ist  ein  erhärteter 
Baisam,  welcher  aus  gewissen  vorweltlichen  Gewächsen  ausge- 
schwitzt sein  muss.     Man  gewinnt  ihn  ^  in  eigenen  Minen ,   welche 


4er  Familie  der  Aaclepiadeeo ,  dem  Cynanehum  monspeliaetan  bereitet  uod  dem- 
man  verachiedeoe  Harze  oder  andere  purgireode  Substanzen  zusetzt. 

1)  Berzelios,  Poggend.  Ann.  XII.  410;  XIII.  93.  —  Robiquet  u.  CoJis, 
Ano.  de  Chim.  et  de  Phys.  IV.  326.  —  Schrötter  u.  Forcbbamroer,  Hand- 
worterb;  der  Chemie  v.  Liebig,  Poggend.  n.  Wöhler,  Supplem.  S.  635.  —  Eisner, 
Jonrn.  f.  prakt.  Cbero.  XXXVI.  89.  —  Pelletier  u.  Walter,  Ann.  de  Chim.  et 
de  Pbya.  [3]  IX.  89.  — -  Bley  u.  Diesel,  ArcbiT  f.  Pharm,  [t]  LV.  l7l;  und 
Pfatarm.  Centralbl.,  1849,  S.  138:  --  Dopping,  Ann.  der  Chem.  n.  Pharm. 
XLIX.  380;  LIV.  239.  —  Reich,  Arcb.  f.  Pharm.  [2]  LI.  28. 

2)  Daher  die  Gewinnung  des  Bernsteins  in  Preussen :  6.  Rose,  Mlneralogistb^ 

27* 


n 


420 

IXDgs  der  KĂĽsten  angelegt  sind,  und  sehr  oft  fischt  man  ihn  mit  Neliei 
unmittelbar  aus  dem  Meer.  Im  Herbst  werfen  ihn  die  Stttroie  »'$ 
Land  und  man  findet  ihn  dann  mitten  in  den  Tangmassen,  wekiic 
die  SanddĂĽnen  der  baltischen  KĂĽste  bedecken.  Man  findet  ihn  aoek 
an  vielen  andern  Orten  in  Deutschland,  Frankreich,  England,  Sibirki 
in  den  Gebieten  der  Braunkohle.  Man  findet  ihn  zu  Auteuil  bei  Pi- 
ris,  zu  Soissons  und  Firnes  bei  Rheims,  zu  Noyer  belGisors  bei  Chi- 
teaux  d'Eu  (Seine-Inr^rieur)  u.  s.  w. 

Der  Bernstein  ist  fest,  hart,  zerbrechlich,  bald  durchsichtig  tti4 
goldgelb,  bald  trĂĽb  und  weisslich.  Sein  spec.  Gewicht  steht  zwischo 
1,065  und  1,070.  Er  ist  geruch-  und  geschmacklos:  beim  ScbiDel- 
zen  dagegen  verbreitet  er  einen  eigenthĂĽmlichen  aromalischen  G^ 
ruch.     Er  nimmt  beim  Reiben  sehr  starke  Harzelektricität  ao '). 

Er  ist  vollkommen  unauflöslich  in  Wasser;  Alkohol,  Aelher; 
fette  und  flĂĽchtige  Oele  ziehen  nur  ungel^hr  10  bis  12Proc.  loslicke 
Theile  aus.  (Nach  Dakin  ^)  gelänge  es ,  ihn  vollständig  in  Terpen- 
tinöl und  Alkohol  zu  lösen ,  wenn  man  ihn  in  einer  zugeschmolzeoen 
Röhre  damit  erhitzt.) 

Nach  Berzelius  enthält  der  Bernstein  ein  flüchtiges  Oel,  Bern- 
steinsäure 3)  und  zwei  hi  Alkohol*lind  AiUher  auflösliche  Salze;  diese 
Substanzen  sind  nur  luf^llig  und  der  llauptbestandtheil  besteht  los 
einer  eigenthümlichen  in  allen  Lösungsmitteln  unlöslichen  SabsliBZt 
bekannt  unter  dem  Namen  BemsteinbĂĽumen. 

Nach  Schrötter  und  Forchhammer  zeigt  der  durch  Aetber  no 
allen  löslichen  Theilen  befreite  Bernstein  die  Zusammensetzuog  <i<^* 
Laurineencamphers,  CsoHie^s* 

An  der  Luft  geschmolzen,  verbreitet  dasBernsteinbitumeoeioei 
Geruch  nach  verbranntem  Fett;  wenn  man  es  in  einem gescblosseoefl 


geogoostische  Reise  nach  dem  Ural ;  Berlin  1837.    Im  Auszug :  Ann.  der  Cbeo-  b. 
Pharm.  XXVIII.  339. 

Uebcr  die  EotstebuDg  des  Bernstein  :  H.  R.  Goppert,  Poggend.  Ann.  X.U>^I 
624.  u.  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  XXI.  71. 

1)  Die  Ausdrucke  elektrisch  und  Elektricitat  stammen  von  fJUxre****  ^ 
griecb.  Namen  des  Bernsteins. 

2)  Dakin,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  XII.  361. 

3)  Nach  HĂĽnefeldt  (Jahrb.  f.  Chem.  u.  Phys.  too  Scbweigger  IX)  siebt  ^ 
säure  aus  dem  Bernstein  ausser  der  Berasteinsaure  eine  der  MeHithsaure  i^M^ 
Säure. 


421 

Gefö8s  erhitzt ,  schmilzt  es  zur  dunkelbraunen  Nasse ,  durchsichtig 
ivieColophonium^  leicht  zerreiblich  und  wird  beim  Reiben  slaric  elek- 
trisch. Bei  dieser  Operation  verflQchtigt  sich  ein  gelbes  Oel,  welches 
anfangs  einen  Geruch  nach  Wachs,  später  nach  geschmolzenem  Bern- 
stein entwickelt.  Nach  dem  Schmelzen  löst  sich  das  Bernsteinbitumen 
nur  sehr  wenig  in  Alkohol,  es  ist  wenig  loslioh  inAether,  Terpentinöl 
und  fetten  Oelen.  Wenn  es  nicht  vollkommen  war,  so  lassen  letz- 
tere bei  ihrer  Einwirkung  eine  weiche  elastische  Masse  zurĂĽck. 

Die  trockne  Destillation  bietet  drei  wohl  zu  unterscheidende 
Phasen  dar ,  welche  sich  durch  die  Natur  der  erhaltenen  Producte 
eharaklerisiren.  Der  Einwirkung  der  Hitze  in  einer  gläsernen  Re- 
torte unterworfen,  erweicht  d^r  Bernstein,  kommt  in  Fluss,  bläht  sich 
beträchtlich  auf,  entwickelt  Bernsteinsäure ,  Wasser,  Oel  und  brenn- 
bares Gas.  (Das  Bernsteinbitumen  giebt  keine  ßernsteinsäure  bei 
der  Destillation;  aber  das  Harz,  welches  man  mit  Aether  aus.dem 
Bernstein  auszieht,  liefert  so  viel  als  der  Bernstein  selbst.)  In  dem 
Haass,  als  sich  die  Bernsteinsäure  entwickelt,  lässt  die  Aufblähung 
nach  und  hört  bald  auf.  Wenn  man  dann  den  erkalteten  Rückstand 
[fiemsteincolophonium)  untersucht,  findet  man,  dass  er  einen  gla- 
sigen Bruch  und  ein  harziges  Ansehen  hat;  wenn  man  ihn  dagegen 
rasch  erhitzt ,  so  kommt  er  alsbald  in  lebhaftes  Kochen ,  ohne  sich 
aufzublähen,  und  liefert  so  viel  Oel,  dass  es  in  einem  Faden  abfliesst. 
Endlich,  wenn  die  Hasse  vollkommen  verkohlt  ist,  wenn  sich  fast  kein 
Oel  mehr  i)ildet  und  man  verstärkt  das  Feuer  bis  zum  Erweichen  der 
Retorte,  dann  snblimirt  sich  eine  gelbe  Substanz  von  Wachsconsi- 
stenz.  W'ir  werden  weiter  unten  die  Zusammensetzung  dieser  De- 
sliilalionsproducte  liefern  (S  2375'). 

Wenn  man  Bernslein  als  Pulver  mit  concentrirter  Kalilauge  de- 
stillirt,  80  verdichtet  sich  in  der  Vorlage  eine  wässrige  Flüssigkeit 
und  ausserdem  eine  weisse  Substanz,  welche  alle  Eigenschaften  des 
gewohnlichen  Camphers  besitzt  (Reich). 

Der  gepulverte  Bernslein  lOst  sich  in  concentrirter  Schwefelsäure 
mit  brauner  Farbe,  Wasser  fällt  die  Auflösung,  der  Niederschlag 
scheint  Schwefelsäure  in  chemischer  Verbindung  zu  enthalten  (Un- 
vcrdorben"). 

Wenn  man  den  Bernstein  vor  der  Destillation  mit  Schwefelsäure 
versetzt,  so  erhält  man  mehr  Bernsteinsäure ,  als  bei  der  Destillation 
fĂĽr  sich.     (Nach  Bley  und  Diesel  geben  500  Gran  Bernstein  mit  20 


*3& 

bis  30  Gran  mit  dem  .Hoppolteii  diesi^s  Gewichties  1/Vasaer  verdOflalff 
Scbwrefeisäure  faOohsleiiB  15  bi«  30Gmii  BeimsleinsjUiüe.) 

WtoiD  man  den  fiernsteio  in  kleinen  Portioneii  in  einer  Relarte 
-niit  Salpetersjlure  erhitst ,  so  schmiht  er  «nfan^  und  IteC  sich  diai 
vollständig  beim  Kochen ;  wenn  die  Wi«kiMig  lange  gensg  longcaelit 
«lird,  ao  orhflU  man  eine  Flflssigkeit,  welche  beim  CouceoirtfeD  bf- 
-alaile  ven  iBernsteinstture  .(iingefiihr  den  «wC^lAen  Theil  vona  Ccfröfcfc 
des  angewendelen  Bernsteios)  abaobeidet.    Die  «aonen  ilSoapfe,  fiel- 
die  sieb  ;bei  der  Einwirkung  der  Salpeterstture  ailT  den  Bernslein  vo^ 
dichten  Jaasen,  enthalten  eine  weisse  Subslanz,  welche  die  physiMha 
Eigenschaften  des  Laurineencaniphers  besitzt;  nm  dieselbe  mm» 
ciehen,  neutralisirt  man  dieeaiure  FlĂĽssigkeit  mit  ILali,  aobOUekfle 
Uerauf  mit  Aeiher  und  tlberliftsst  die  ttdierisohe  Flassigkeli  der  i^ 
dunstung  (DOpping). 

Man  benutat  den  Bernstein  znr  DarsleMung  yon  Kaoei^egBa» 
:alftBden.  Mau  beanbeitet  ihn  aaf  der  iDrebbank  oder  acboeideCiM 
^wh  Art  der  Steine.  Er  dient  gleichfalls  zur  tieratalluiig  voo  fi^ 
«lasen. 

%  237Ö*.  Das  BrandSl,  welches  man  bei  der  DesliBaiion  4» 
fiemsteins  erbftlt ,  ist  ein  Gemenge  von  mehreren  KoMenwnuaei  strf 
fen.  Den  flachligsten  Theil  erhiilt  man  durch  Erhitaen  des 
eleins  unter  RothglOhhitEe ;  es  beginnt  bei  110^  zu  kochen«  abc 
Siedepunkt  steigt  allmälig  auf  260^,  zugleich  verdickt  sich  derniMk» 
stand  allmirlig.  Es  wird  durch  SohwefelsSore  in  der  fitite  zenM 
und  filrbt  sich  durch  Chlorwassersloffsitire  und  Chlor  Man. 

Der  weniger  flĂĽchtige  Theil  bildet  sich  bei  einer  der  RotbgMh 
hitze  nahen  Temperatur;  es  föngt  bei  240®  an  zu  kochen  und  dieser 
Punkt  steigt  rasch  auf  300<^;  Schwefelsäure  ^  Salzsäure  veräodemes 
nicht.  Nach  Pelletier  und  Walter  zeigen  mehrere  von  dieseo  OcJca 
ziemlich  die  Zusammensetzung  des  Terpentinöls : 

Pelletier  u.  fTalter*). 

A         b         cdefgb 
KobleostofT    88,7  88,62  89,9  89,7  88,8  89,7  89,7  90,40 

Wasserstoff  41,3  11,46  16,4  10,7  11,2  11,1  11,2  10,10. 


1)  a  tn>er  wasserfreie  Phosphorsinre  desitlltrtes  Oel,  xwitebeo  130  «.  177 
kMkenil,  spec.  Geirioht  des  Damples  ««  4,8;  b  aber  watserfireie  Pboapbeirfirt 
dtttĂĽlirt ,  kaolMad  KwMian  176  u.  266<>;  c  swifcbeo  210  n.  800*  kocbcMha  M 


Salpetersäure  verändert  ilae  Bcmsteinol,  indem  eft  damit  ein 
gelbes  Harz  bildet,  welches  den  Geruch  des  Moschus  hat. 

Dias  BernsteinOl  ^eh4M*t  zu  den  Bee^anAheilen  des  Bau  de  Luce 
iifiniuB  saliB  ammoniaci  sfiecioatus) ,  welobes  man  in  der  MudiiSia 
Jiiweileii  anwendet  gegen  Ohnmacht  und  den  Btse  giftiger  Thiere. 

Die  wachiMrHge  Subsimug,  vn^elche  bei  4er  treeknen  Ue«tiUaiieB 
iĂź$  Aernaleins  ĂĽbergeht,  ist  ein  Gemenge  vou  Oel,  von  einer  gelben, 
VCD  einer  krystallinischen  und  von  einer  braunen  hituminOsen  'Sub^ 
Jtanx.  Man  trennt  diese  Substanzen  durch  Bebandlang  mit  ^ether 
und  mit  Alkohol. 

Bie  gelbe  Subetanz  scheint  identiech  «n  »ein  mit  dem  Ghrysen 
(KoUeastoff  94«4;  Wasserstoff  5,8).  Es  ist  kaum  auflöslich  in  sie- 
dendem Alkohol  und  in  Aether.  Es  ist  eher  pulvrig  als  krystaHiniaok 
ODd  erfordert  zum  Schmelzen  eine  Temperatur  von  240<^. 

Die  weisse  kryslallinische  Masse  (Suectteren)  ist  geschmack- 

ond  geruchlos,  kaum  auflOsiich  in  kaltem  Alkottol,  sehr  wenig  lOslich 

in  Aether ,    doch  mehr  als  die  gelbe  Substanz ;   sie  schmilzt  gegen 

1600  bis  ]62<^  und  destillirt  ĂĽber  300^,  indem  sie  wie  Wachs  aber- 

fBht  und  etwas  Kohle  uurücklflsst.     In  der  WSrme  löst  ete  Schwefel- 

•Iure  mit  -duiikelbkuer  Farbe  auf.     SalpeUiiraftiire  verfiarM  sie  in  der 

Wlrme. 

Sie  enthUlt : 

PĂźUetier  u.  Walter. 

Kotilmtoff         96,6  Ms3  W&fi 
Wasseratoff  5,6    tt,8    tf,5. 

I  2375^     Terpentin,  s.  1 1877. 
Tekibalsam,  s.  %  1695. 

Das  JCantkorraeaharx  oder  j^caroidkarz  wurde  schon  (15111^ 
beschrieben* 

Nach  Jobnaton  enthält  es : 

Kohlenstoff  67,67  6fi,08 
yfwaenioff  5,76  5,71 
Sftttentoir        26,58    ^6,21 


100,00  100,00. 


i  t^fftdreto  250  a.  370«  koebendeB  Del ;  e  zwischen  ISO  u.  f  00«  kochendes  Oel, 
^estniirt  über  Sali  vnd  wasserfreie  Phosphorsäore ;  f  zwischen  250  u.  270«  kocben- 
te  Oel ;  g  «wischen  260  a.  280^  kochendes ;  h  über  400«  kochendes. 


424 

JohnBton  drĂĽckt  vorstehende  Zahlen  durch  die  Formel  C^Hii 
0]2  aus. 

%  2376.  Fossile  Harze,  Es  findeti  «ich  im  Mineralrekli  fos^ 
ftile  Harze,  welche  grosse  Aehnlichkeil  mit  den  Harzen  der  wiii1i(^ 
Vegetabilien  darbieten.  Mehrere  fossile  Harze  (fossiles  Wachs,  Btff- 
taig)  enthalten  nur  Kohlenstoff  und  Wasserstoff  und  reihen  sich  dei 
Wachssubstanzen  an,  welche  man  unter  dem  Namen  Paraffin  zofa» 
menfasst  (§  1333). 

a.  Der  Sehe^erii^).    Die  Lignite  von  Utznach  bei  Zflrichefil- 

hallen  eine  Substanz,  welche  in  farblosen  Tafeln  krystaliisirt,  g^ 

schmack-  und  geruchlos,  leicht  löslich  in  Aether ,   wenig  löslicli  ii 

Alkohol.      Er  zersetzt  sich  durch  Destillation  in  ein  Oel  und  «m 

feste  Substanz. 

Er  enthält : 

Kratts.  D  Cj  H 

Kohlenstoff      92,45  92,3 

Wasserstoff        7,42  7,7 

100,0. 

ß.  Der  Ozokerit})  findet  sich  in  der  Moldau  und  in  Galliii«  » 
Schichten  von  bitnminl^sem  Thon  und  Sandstein  (Magnns,  Scbroelter. 
Malaguti,  Walter)  und  in  England  in  den  Steinkohlengruben  vonN«** 
Castle  (Johnston).  Jaubert  von  Ăźeaulieu  und  Desvaux  haben  im  D^ 
parteroent  Maine  et  Loire  eine  Substanz  gefunden  {^NapkAM* 
welche  viel  Aehnlichkeit  mit  dem  Ozokerit  hat'). 

l)Könlein,  Poggend.  Ann.  XII.  336.  —  Macatre-Princep,  Bibli^ 
univers.  de  Geneve,  Bd.  LX.  u.  Poggend.  Ann.  XV.  294.  —  Kraus,  e^ 
XUII.  141. 

Vgl.  auch  über  eine  ahnliche  Substanz:  T  rommsdorff,  Aon.  der  O«** 
0.  Pharm.  XXI.  126. 

2)  Magnus,  Ann.  de  Chim.  et  de  Phys.  LV.  218.  —  Scbrotler,  B*^ 
gärtners  Zeitschrift  IV.  No.  2;  u.  Biblioth.  univers.  de  Geneve,  Mai  1836.  —  N'^'* 
guti ,  Ann.  de  Chim.  et  de  IMiys.  LXIII.  390.  —  Walter,  ebenda  LXXT.  214.- 
Johnston,  Lond.  and  Edut!«.  Philo«!.  .Magait.  1838  [3]  XII.  389  u.  Joom.fri*^ 
Chem.  XIV.  226. 

3)  John^tons /fa/cAtfhn  (Journ.  f.  prakt.  Chem.  Xllt.  438)  teigt  aucb  grosit 
Aehnlichkeit  mit  dem  Ozokerit. 

An  den  Ozokerit  scheint  sich  gleichfalls  der  fossile  Kautschuk  oder  das  eUftlKkc 
Bitumen  zu  reiben ,  welches  sich  in  England  in  den  Bieimineo  von  Derbfshire  Ai^ 
wo  es  von  einer  harzigen  Substanz  begleitet  wird ,  bisweilen  von  Erdharz  ia  Kafcl*- 


425 

Der  Ozokerit  hat  ein  blättriges  Gefüge,  einen  rouschligen  Bruch, 
Perlmtitterglanz ;  in  dicken  Schichten  ist  er  durchscheinend ,  brann- 
roth  mit  grflniichem  Reflex  und  gelben  Flecken ;  in  dĂĽnnen  Schich- 
ten ist  er  braun  oder  gelbbraun. 

Seine  Consistenz  ist  etwas  härter  als  die  des  Bienenwachses. 
Er  hat  einen  schwachen  Geruch  nach  Steinol  und  wird  beim  Reiben 
elektrisch.     Er  enthalt  t): 

Magnus,     Sehrötter.     Malaguti,     Johnston.     dCsHs(?) 
Kohlenstoff     85,75  86,20  86,07  86,80  85,7 

Wssterstoff    13,75  13,78  13,05  14,06  14,3 

100,0. 

Er  ist  keine  gleichartige  Masse.  Malaguti  hat  ihn  durch  kochen- 
den Alkohol  in  zwei  Substanzen  zerlegt,  die  eine  löslich  in  kochen- 
dem Alkohol  und  schmelzbar  bei  75®,  die  andere  unlöslich  und 
»chmelzbar  hei  90®.  Nach  Johnston  enthielt  der  Ozokerit  sogar  vier 
eigenlhĂĽmliche  Substanzen.  Schmelz-  und  Siedepunkt  des  Ozokerits 
sind  durch  die  verschiedenen  Autoren  nicht  gleich  angegeben  worden. 

Die  trockne  Destillation  zersetzt  den  Ozokerit.  100  Tb.  liefern 
nach  Malaguti : 

Gas 10,34 

Oelige  Substanz      ....  74,01 

Feste  krystallisirbare  Substanz  12,55 

KohJiger  Ruckstand      .     .     .  3,10 


100,00. 

Diese  Zahlen  sind  jedoch  nicht  immer  constant.  Das  feste  Pro- 
duct  der  Destillation  {fVachs  des  Ozokerit)  krystallisirt  aus  Aether 
in  perlinutterglänzenden  Bl^ttcben,  schmelzbar  bei  56®,  destillirt  bei 
300<^  unter  theilweiser  Zersetzung  und  enthält^): 


Malaguti, 

Walter, 

dCsH, 

Kohlenstoff       85,96 

85,85 

85,7 

Wasserstoff       14,04 

14,28 

14,3 

100,0. 

Sian  bat  ebenfalls  dieselbe  Substanz  in  den  Kohlenlagern  von  Montrelais  (Loire -Inf^ 
nenre)  ond  an  ferscbiedenen  andern  Orten  gefunden.  (Vgl.  Johns  ton,  Journ. 
^-  prakl.  Chem.  XIV). 

t)  Altes  Atomgewicht  des  Kohlenstoffs. 
2)  Altes  Atomgewicht  des  Kohlenstoffs. 


426 

Dieses  Produel  nfthert  eioh  in  «einen  Eägenschafieii  dea  Wichs- 
4inleB,  welche  ami  unter  Paraffm  begreia  (S13&3,  1332  o.  1333). 

y.    Fossile  Harze   der  dänischen  Torfmoore^. 

Steen8trii|)  entdeckte  in  den  TannenĂĽberresten  der  dSoiscbca 
Torfmoore  KryslaUe^  welche  aus  zwei  SubfiUozen  bestehen,  welehfli 
Forchhammer  die  Namen  Tekoretin  und  PhyUoreim  gab.  Mm 
trennt  beide  Substanzen  mittelst  siedenden  Alkohols.  Das  Tekordii 
krystallisirt  zuerst.  Ein  anderes  krystallisirtes  Harz,  das  Ă„jflaretm, 
kann  man  aus  foseilem  Tannenholz  ausciehen ,  indem  man  es  Bit 
starkem  Alkohol  behandelt,  eintrocknet,  in  Aether  auflöst  and  die 
ätherische  Lösung  der  Verdunstung  überiflsst.  Ein  viertes  Harz  end- 
lich, das  Boloretin,  scheidet  sich  in  amorphem  Zustand  beim  Erkal- 
ten des  alkoholischen  Extracts  des  fossilen  Tannenholzes  ab. 

Das  Tekoretin  krystallisirt  in  grossen  Prismen,  schmelzbar  bei 
15''^,  unlöslich  in  Wasser,  leicht  löslich  in  Aelher,  wenig  lodicbiD 
Alkohol ;  es  destillirt  ohne  Zersetzung  ungefähr  beim  Siedepunkt  des 
Quecksilbers.  Das  Chlor  greift  es  an  und  verwandelt  es  in  eine  krj- 
stallinische  Substanz ;  Salpetersäure  verwandelt  es  in  Oxalsäure  uid 
in  ein  braunes  Harz,  welches  Stickstoff  zu  enthalten  scheint.  Nid 
dem  Mittel  von  vier  Analysen  enthält  das  Tekoretin  >) : 

Forehkammer,      u  Cs  H«  (?)      • 
Kohlenstoff        87,17  88,2 

Wasserstoff        12,84  11,8 

100,0. . 

Das  Phylloretin  krystallisirtin  perlmutterglänzenden^  biegsanei 
Blätlchen,  ist  schmelzbar  bei  87^2,  unlöslich  in  Wasser,  leichtlös- 
lich in  Alkohol,  in  Aether  leichter  als  Tekoretin  löslich.  Es  destillirt 
beim  Siedepunkt  des  Quecksilbers.  Es  verhält  sich  zu  Chlor  nid 
Salpetersäure  wie  Tekoretin.  Nach  dem  Mittel  von  zwei  Obertia- 
stimmenden  Analysen  enthält  es  : 

Forehhammer,       n  Cs  Hj  (?) 
Kohlenstoff        00,18  90,9 

Wasserstoff         9,24  9,1 

100,0. 


1)  Forchbammer,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  XU.  39.  —  Vgl.  aach^ 
Zusammenseuung  der  Harze  aus  dem  holtindiflcben  Totf ,  von  VuldcT  $  1919, 

2)  Forchbammer  nimmt  die  Formel  C|oHf  an« 


427 

Das  Ă„yloretm  erhfilt  niai^  in  verworrenen  Prismen,  sehioelzbar 
beil65<^,  nicht  ohne  Zersetsnng  flüchtig,  unlöslich  in  Alkohol  und 
Aelher.  Es  entwickelt  Wasserstoff  beim  Schmelzen  mit  Kalium, 
unter  Bildung  einer  Verbindung,  welche  aus  Alkohol  krystallisirt.  Es 
ergab  bei  der  Analyse  im  Mittel : 


CioBiiiO^C?) 

Kohlenstotr 

78,97 

79,0 

WaaserslofT 

10,87 

10,5 

Sauerstoff 

»« 

•     40,» 

100,9. 

Das  Boloretitt  erscheint  als  graues  Pulver  von  erdigem  Aus- 
flehen. 

Es  enthält: 

Forehhammer.  C40  Has  0«  (?) 

Kohlenstoff        73,46  74,19  78,80  78,0 

Wasserstoff       11,80  11,84  11,70  11,0 

Sauerstoff  „         „         „  14,'0 

100,0. 

i.  Der  ScleretinĂĽ  0  9  welchen  man  in  den  Kohlengruben  der 
Umgebung  von  Wigan  (Lancashire)  findet,  ist  ein  in  Masse  schwarzes 
Harz,  als  Pulver  zimmetfarben,  unlöslich  inWasser,  Alkohol,  Aether, 
Alkalien  und  Sauren* 

Er  entbĂĽlt : 

UäH9t, 


Kohlenstoff 

76,74 

77,18 

Wasseraloff 

8,86 

9,05 

Sauerstoff 

10,71 

40,12 

Asche 

3,68 

3,68. 

Nach  Abzug  der  Asche  seheint  die  organische  Substanz  nach  der 
Formel  C^^HfiOs  zusammengesetzt  zu  sein. 

«.  Der  Middletonii^)  findet  sich  in  den  Kohlengrjibeo  von 
NMvcAstle  uad  Middieton  bei  Leeds,  er  ist  ein  rttthltcbbraunes  flariy 
kaum  a«fl09ii<4i  in  Alkohol,  Aether  und  Terpentinöl  midhat  1,6  spec. 
Gewrdit. 


i)  MalUt,  Ana.  derjCbem.  u.  Pharm.  LXUV.  138. 

3}  Johnston,  lonrn.  f.  pmkt.  Cbem.  Xlil.  436;  XIV.  4iS. 


428 


Er  entbvlt : 


Johnsion 

Kohlenstoff 

86,43 

WasseretofT 

8,01 

Sauerstoff 

5,56. 

An  die  oben  genannte  Substanz  reihen  sich  auch  ?erschiedeff 
andere  fossile  elastische  Harze  aus  England  an,  welche  von  JohostoD^ 
beschrieben  wurden. 

t.  Das  fossile  Harz  vibn  Girona  ^)  hat  man  in  betrachllickff 
Menge  in  einem  goldfĂĽhrenden  porphyrischen  Alluvium  gefoDden. 
welches  zu  Girona  bei  Bucaramanga  (Neugranada)  ausgebeutet  «iri 
Es  ist  durchsichtig,  blassgetb,  schmilzt  leicht,  ist  unauflöslich  in  Al- 
kohol und  schwillt  in  Aether  an  ;  sein  spec.  Gewicht  ist  etwas  grWf 
als  das  des  Wassers. 

Es  ist  dem  Bernstein  ähnlich ,  liefert  aber  bei  der  Destillatio 
keine  Bernsleinsäure. 

Es  enthalt: 

BoMsingauU. 

Kohlenstoff  .  82,7 
Wasserstoff  i0,8 
Sauerstoff  6,5 

100,0. 

Kautschuk  und*  Guttapercha. 

§  2377.  Der  Kautschuk ')  oder  das  Gummi  elastieum  ist  ^ 
Product  der  Austrocknung  eines  Milchsaftes^  den  man  durch  Einschnitif 
aus  vielen  Pflanzen  des  sĂĽdlichen  Amerika's  und  Ostindiens  erbA 
namentlich  von  Jatropka  elastica  oder  Hevea  guianensis  und  andrer 


1)  Vgl.  die  Anm   S.  427  ĂĽlter  fossilen  Kaotschuli. 

2)  Roussingaolt,  Ann.  de  Cbim.  et  de  Pbys.  [3]  Tl.  507. 

3)  Macquer,  M^moires  de  l*Acad.  des  tciences  de  Paris  1768  S.  M.-^ 
Achard,  Chym.  Phys.  Sehr.  — Trommsdorff,  Chem.  Annnt.  t.  Cretl,  17ÄJ» *♦ 
584.  —  Foorcroy,  Ann.  de  Cbim. XI.  225. —  Fourcroyu. VaQqaeIiB,c^ 
LV.  296.  -^  Faraday ,  The  quart.  Jonrn.  of  Science,  Liter,  aod  tbe  Arts  XI- 1^ 
—  Payen,  Compt.  rend.  de  TAcad.  XXXIV.  2  u.  453.  —  Adriani,  Verkiai 
over  de  Gutta  percha  eo  Caoatchonc,  Utrecht  1850;  im  Aussag:  Pharm.  CeotnlW* 
1851,  17  u.  Jabresber.  ?.  Liebig  u.  Kopp  1850,  S.  510. 

2)  Faraday  hat  in  einem  ahntichen  Safie ,  aus  einem  sudamerikaniscbeo  0»*« 
nach  England  in  einer  fersiegelten  Flasche  fersendet ,  gefunden : 


J 


429 

grosser  Bäume  aus  den  Pamilien  der  Artocarpeen,  Euphorbiaceen 
und  Asclepiadeen. 

Die  Gewinnung  des  Kautschuks  wird  in  Brasilien,  Guiaoa^  Java, 
Singapore,  Asam  u.  s.  w.  betrieben.  Man  streicht  den  Saft  auf  unge- 
brannte flaschenftirmige  ThongeĂźlsse  und  trocknet  ihn  in  der  Sonne. 
Halt  man  die  Dicke  der  Schichte  fĂĽr  hinreichend ,  so  zerbricht  man 
die  Flasche*  Dieses  Verfahren  ertheilt  dem  Kautschuk  Bim-  oder 
Kflrbisform  und  so  kommt  er  nach  Europa.  Seit  einiger  Zeit  erhält 
man  ihn  auch  in  Blättern  oder  grossen  dicken  Platten. 

Der  Milchsaft  mehrerer  anderer  Pflanzen  {Ficus  Carica,  Eu- 
phorbia Charactas^  E.,  Cyparissias  officinalisj  ÂŁ. ,  Papaver  som- 
niferum, Asclepias  syriaca,  Lactuca  sativa^  Cichorium  IntybuSy 
mehrere  Arten  von  Sonchus  etc.)  enthalt  eine  dem  Kautschuk  ahn- 

Kautschuk 31,70 

Wachs  und  Bitterstoff  ....  7,13 
lo  Wasser,  nicht  aber  in  Alkohol 

lösliche  (gummiartige?)  Tbeile  2,90 

Lösliches  £i weiss 1,90 

Wasser,  Essigsäure  u.  Salze  .     .  tf6,37 

100,00. 

Der  Saft  war  gelb,  tod  Rabmconsisteoz ,  1,01174  spec.  Gewicht,  von  dem  Ge- 
reche der  saureo  Milch,  war  offenbar  zum  Theil  verändert,  gerann  beim  Erhitzen, 
so  wie  auch  durch  Alkohol. 

NachAdriani  besitzt  der  frisch  ausgezogene  Milchsaft  saure  Reaction ,  unter  dem 
Mikroskop  erscheint  er  als  helle  FlĂĽssigkeit ,  worin  eine  grosse  Anzahl  Kautschuk- 
kogeln  schwimmen. 

Eine  Probe  des  aus  den  Spitzen  der  Zweige  der  Pflanze  gewonnenen  Saftet 
enllijelt : 

Kautschuk 9,57 

In  Alkohol  und  nicht  in  Aether  lösliches  Harz     .     .       1,58 
Magnesiasalz  einer  organ.  Säure,  welche  schwer  lös- 
liche Salze  mit  Kali  und  Natron  bildet  und  in 
Wasser  und  Alkohol ,  nicht  aber  in  Aether  lös- 
liche Subsunz  (Zucker?) 0,36 

In  Wasser  lösliche  Substanz ,  die  sich  mit  Alkalien 
gelb  färbt ,  nicht  zu  den  Eiweisssubstanzen  ge- 
hörend (Dextrin?)  und  Spuren  von  Kalk-  und 

NatroDsalzen 2,18 

Wasser 82,30 


43» 

liebe  SubsUinE ,  unhtoiich'  in  Wasser  and  Alkohol ,  aber 
Aether. 

Der  Kaotscbuk  ist  erst  ein  JahrtauoderC  king  in  Buropa  bekiont 
Ein<  gewiiser  Freane««  machte  seine  Entdeckung  in  Gayenne  aal 
1751  veröffentUehle  La  Condamine  die  erste  wiasMieobalUicke  t& 
sobneibnng  davon.  Spftter  beschäftigten  sieh  mehrerer  Cbemäar  ^ 
mit,  insbesondere  Macquer,  Achard,  Trommsdbrffi  Fourcroy  uad  Fa- 
raday.  In  jOngster  Zeit  hat  Payen  neue  Studien  Ober  Bautsohiik  be> 
kannt  gemacht.  Gregory,.  Bouchardat  und  Himly  habcti  die  ProducH 
der  trocknen'  Desiillalion  dieses  Körpers  untersucht. 

S  3379.  Um  den  eigenthomlichen  Stoff  des  HastMhok«  m 
Zustanile  der  Reinheit  zu  erhalten,  empfiehlt  Paraday  mit  dem  Wieb- 
sali,  der  ihn  enthlllt,  auf  folgende  Weiae  su  verfahren :  Man  venMiil 
diesen  Saft  mit  seinem  vierfachen  Volum  Wasser  und  läset  das  Ge- 
menge  in  einem  Trichter,  dessen  Hals  verstopft  ist>  stehen ;  nach  2i 
Stunden  öffnet  man  den  Kork  und  Ifisst  die  helle  Flüssigkeit  abffic»- 
sen,  auf  deren  Oberfläche  der  Kautschuk  in  Form  eines  Rah« 
schwimmt;  man  verdünnt  letzteren  von  «neuem  mit  Wasser,  lässt  ab- 
setzen und  das  Wasser  abfliessen  und  wiederholt  diese  Operatioaca» 
bis  das  abfliessende  Wasser  vollkommen  klar  ist.  Hierauf  breitet 
man  den  Rahm  auf  einer  porösen  Fläche,  z.  B.  Gyps,  aus,  nmi» 
Wasser,  womit  er  gemengt  ist,  aufrasattgen;  ctiletzt  untenrirlt  naa 
ihn  der  Wirkung  der  Presse. 

Der  Kautschuk   des  Handels  hat  gewöhnlich  eine  bräunlich 

• 

Farbe,  ist  geruch-  und  geschmacklos ,  von  einem  spec  Gewicht  t^ 
sehen  0,92  und  0,96,  ist  unveränderlich  an  der  Luft^  weMiv  bicf 
sam,  imdurehdringlich«  und  auaserordentlieh  eiastisohi  In'gaüil'^ 
Wärme  erweicht  er  so  weit,  um  ihn  mit  sich  selbst  zu  löthea;  b^ 
ungefähr  I2ß*  kommt  er  in  Fluss,  nimmt  Theerconsistenz  an  on^ 
behält  dieson  Zustand  nach  dem  Erkalten  Jahre  lang;  noch  sUrfcef* 
Hitze  zersetzt  ihn  und  er  giebt  dann  bei  der  Destillation  flOcbtigeri^ 
chende  Oele  (S  2380),  welche  die  Eigenschaft  habent  ihnschBella8^ 
zulösen.  Mit  einer  Kerzenflamme,  in  Berttbrung  gebradit,  ßogter 
rasch  Feuer  und  verbrennt  unter  Verbrettung  eines  starken  Raucbei. 

Nach  Faraday  zeigt  der  unmittelbar  aus  demlfilchaaft  erbalteae 
und  durch  Wiaachen  gereinigte  Kautschuk  die  Zu#ittBi«iiaetzaog  eiaes 
Kohlenwasserstoffes : 


431 

Wasserstoff        12,Ăź 


10Q,Q. 


NaobPayen<)  enUifflt  der  Kautschuk  des  Handels  in  wecbselndeff 
VerhallniMeik  eineni  leicht  löslichen ,  debnhtren  und  klebendiin  un- 
milteibaren  Bestandtbeil ,  ^en  wenig  aoflöslrchen ,  elasliscben^  Be^- 
standtbeil,  kleine  Mengen  Fett,  ätherisches  Od,  ParbsiofT,  Stickstoff* 
aubstaoz  (Pflanzeoeiweiss)  und  Wasser. 

Wenn  man  unter  dem  MikiosfcQp  sehr  dĂĽnne  Blfttier  von  Kaut* 
schnk  untersucfat,  so  beobachtet  maxi,  daran  zahlreiche  Poren  von 
unregeliuässiger  Abrundung,  die  mit  einander  in  Verbindung  stehen 
und  die  sich  selbst  unter  dem  capillaren  EinflĂĽsse  von  FlĂĽssigkeiten 
erweitern,  welche  keine  losende  Kraft  aufdas Kautschuk  haben.  Diese 
Porosität  des  Kautschuk  erklärt  die  Leichtigkeit ,  womit  er  von  ver- 
schiedenen FlĂĽssigkeiten  durchdrungen  wird,  welche  keine  chemische 
Einwirkung  darauf  haben :  so  können  dünne  Abschnitte  von  Kaut- 
schuk, wenn  sie  einen  Monat  lang  in  Wasser  eingetaucht  werden,  bis 
26  Proc.  Wasser  unter  Zunahme  ihres  Volums  aufnehmen.  Absoluter 
Alkohol  durchdringt  den  Kautschuk  gleichfalls  leicht.  Aether^  Ben- 
zin, Schwefelkohlenstoff^  Terpentinöl  und  andere  flüchtige  Oele  drin- 
gen rasch  in  die  Poren  des  Kautschuk,  schwellen  ihn  stark  und  schei- 
nen ihn  zu  lösen ,  allein  was  man  hier  gewöhnlich  für  eine  vollkom- 
mene Lösung  hält,  ist  in  der  Wirklichkeit  nach  Payen  eine  Zwischen- 
lagerung des  gelösten  Theils  in  dem  stark  geschwellten  Antheil,  wel- 
cher die  ursprüngliche  Form  erweitert  beibehält  inid  nun  sehr  leicht 
zu  zerreissen  ist: 

Nach  demselben  Chemiker  kann  man  mit  ITilfe  einer  zureichen- 
den Menge  jedes  Lösungsmittels  diese  beiden  Bestandtheile  des  Kaut- 
schuks fast  vollständig  trennen^  wenn  man  die  Flüssigkeit  erneuert, 
ohne  dien  sehr  stark  geschwellten,  aber  nicht  gelösten  Rückstand  zu 
bewegen  oder  zu  zerreissen.  Die  leicht  auflöslichen  Theile  schwan^ 
ken  zwischen  013  und  0;7,  je  nach  der  Beschaffenheit  des  Kautschuk 
und  der  Art  des  Auflösungsmittels;  aber  die  Eigenschaften  der  beiden^ 
Bestandtheile  bleiben  nach  ihrer  Trennimg  und  Verdampfung  des 
LösongsHiitteU  bestimmt. 

1)'  Payen  giebt  an ,  dieselbca  Verhfiftnisse  (C^  H7)  bt\  verschiedenen  Analysen 
det'KatUcliaks- erhalten  tu  bstieff. 


432 

Die  nicht  gelöste  Substanz  ist  minder  klebend,  aber  zaber;  fk 
halt  den  grossten  Tbeil  des  braunen  Farbstoffes  zurĂĽck.  Die  lOslicbe 
Substanz ,  namentlich  die  zuerst  gelöste,  klebt  beträchtlich  sUrker, 
ist  weicher^  minder  elastisch,  minder  zähe  und  minder  geHlrbt. 

Wasserfreier  Aether  zieht  aus  durchsichtigem ,  bernsleingelbea 
Kautschuk  66  Proc.  weisser  auflöslicher  Substanz  und  hinterbsst 
34  Proc.  fahlgelber  Substanz. 

Wasserfreies,  gut  rectificirtes  Terpentinöl  scheidet  von  der  ge- 
wöhnlichen braunen  Varietät  des  Kautschuks  49  Proc.  lösliche,  bers* 
steingelbe  Substanz  und  51  Proc.  braune,  unlösliche  Substanz.  Te^ 
pentinöldampf  auf  Kautschuk  geleitet  entzieht  ihm  ein  ätberiscliei 
Oel  von  starkem  Geruch,  der  an  gewöhnlichen  Kautschuk  erinoert. 

Ein  Gemenge  von  6  Volumen  Aether  und  1  Volum  absolulci 
Alkohol  schwellt  den  Kautschuk  so,  dass  er  sein  Volum  vervierbcbl, 
und  löst  nur  den  weniger  cohärenten,  wenig  zähen,  aber  stark  klebeH" 
den  Theil. 

NacbPayen  ist  das  beste  Lösungsmittel  ein  Cemenge  von  6  oder 
8  Theiien  absolutem  Alkohol  und  100  Theilen  Schwefelkohleostof; 
wenn  man  dieses  Verhältniss  von  Alkohol  dem  Schwefelkohleostof 
zusetzt,  welcher  so  viel  Kautschuk  enthält],  dass  er  sich  einige  Tage 
lang  als  eine  nicht  sehr  consistente,  trĂĽbe  oder  durchscheinende  Gal- 
lerte erhält ,  so  sieht  man  eine  rasche  Verflüssigung  und  Ausbelluof 
eintreten ;  neuer  Zusatz  von  Alkohol  zu  der  Flüssigkeit  fällt  Kaut- 
schuk, löst  sich  aber  In  Schwefelkohlenstoff  wieder  auf. 

Die  meisten  Säuren  sind  ohne  Einwirkung  auf  Kautschuk^ 
gewöhnlicher  Temperatur.  Doch  greift  ihn  concentrirte  Scbwrf^ 
säure  und  Salpetersäure  langsam  an,  indem  sie  sich  selbst  zersetiei* 
Chlor  und  Alkalien  greifen  ihn  nicht  an. 

S  2379.  Die  Anwendungen  des  Kautschuks  sind  sehr  zablreick- 
Man  bedient  sich  desselben  zum  Auswischen  des  Bleistifts ,  zur  1^ 
Stellung  elastischer  Bälle,  Röhren  für  chemische  Apparate,  HörrOkrcti 
Schuhe  und  undurchdringliche  Stoffe. 

Die  Erfindung  der  undurchdringlichen  Gewebe  aus  KauUcbik 
verdankt  man  den  Indiern;  diese  Industrie  hat  seit  zwanzig  Jabrei 
einen  merkwĂĽrdigen  Aufschwung  genommen. 

Es  ist  gelungen ,  den  Kautschuk  in  sehr  dünne  Fäden  lu  «v^ 
wandeln ,  woraus  man  elastische  Gewebe  verfertigt.     Gerard,  Haov' 


facturbesitzer  von  Grenelle  hat  beobachtet,  dass,  wenn  man  Kaut- 
schnkßfden  auf.dfts  Sechsrach«  ihrer  Lunge  ausdehnt  und  auf  lOÖ^ 
erwärmt,  diese  Ausdehnung  bleibend  wird  und  die  Pflden  können 
dann  einer  ähnlichen  Ausdehnung  unterworfen  werden. 

Man  wendet  hifuflg  statt  des  reinen  den  sogenannten  vulcanisir" 
ten  Kautschuk  an,  d.  h.  den,  welchem  man  Schwefel  einverleibt, 
entweder  unmittelbar,  oder  mittelst  Schwefelkohlenstoff,  Ghlorschwefel 
oder  Mehrfachschwefelkalium.  In  Folge  dieser  Schwefelung  behalt 
zwar  der  Kautschuk  seine  Geschmeidigkeit  und  Elasticität,  erweicht 
aber  weit  weniger  und  wird  weit  weniger  klebend  durch  die  Einwir- 
kung der  Warme.  Man  schreibt  gewöhnlich  Rancock,  einem 
efiglisehen  Fabrikanten  (1843),  die  Entdeckung  der  vortheilhaflen 
Eigenschanen  zu,  welche  der  Kautschuk  durch  die  Vulcanisirung 
erlangt  0- 

Der  geschmolzene  Kautschuk  ist  sehr  vortheilhaft  zum  Schmie- 
ren der  Hiihne;  ein  mit  Kautschuk  bestrichener  Korkstöpsel  ist 
völlig  undurchdringlich. 

Durch  Versetzen  des  in  teigigen  Zustand  aufgelösten  Kautschuks 
mit  I^inOl  und  einer  gewissen  Menge  Harz  erhält  man  einen  Firniss 
fdr  KiipfersI ichplatten. 

Der  Kautschuk  gehört  auch  zur  Zusammensetzung  des  Marine- 
leimt  9  der  beim  Calfalern  der  Schiffe  verwendet  wird. 

Man.  hat  in  London  Sicherheitsboote  aus  Kautschuk  und  zer- 
riebenem Kork  geferfigt. 

%  2380.  Trockne  Destillation  des  Kautschuks^).  —  Wenn 
man  den  Kautschuk  des  Handels  der  Destillation  unterwirft,  so  zer- 
setzt sich  das  Ei  weiss,  welches  er  enthull,  zuerst  bei  einer  Tempera- 
tur, wo  der  Kautschuk  schmilzt,  ohne  sich  zu  verandern. 


€)  Vgl.  ubfr  flieiie  lodustrie  Payeo,  Compt.  rem),  de  l'Acad.  XXXIV.  453. 

Nach  OpTÜIe  (rtoMitai  1853,  93)  enthält  der  vulcanisirte  Kautschuk  oft  ßlei- 
ufwl  2ifikoxy4.  Um  Iho  ta  unlersochen ,  behandelt  ihn  D.  zuerst  mit  siedender 
Salpel«niäore ,  om  iho  zu  zertheilen,  hierauf  ilbersattigt  er  mit  Aeizkali  nnd  leitet 
Chlur  in  die  FlĂĽssigkeit.  Blei-  und  Zinkoxyd,  so  wie  eine  weisse  harzige  Substanz 
•cbeideo  sich  ab,  während  sich  der  Schwefel  Toliständig  oxydirt;  durch  Essigsäure 
kano  man  die  Oxyde  fom  Harz  trennen. 

2)  Gregory,  Ann.  der  Chem.  n.  Pharm.  XVI.  61.  —  Himly,  ebenda 
IXTII.  40.  —  Boochardat,  Joaro.  de  Pharm.  Sept.  1837,  S.  464;  und  Ann. 
4er  CbriD.  a.  Pharm.  XXVII.  30. 

Gcrbardt,  Cbeaie.  IV.  28 


434 

Die  QuantUäl  dieser  ersten  Zersetzuogsproducte  ist  wenig  b^ 
trttchtlich ;  sie  bestehen  aus  Kohlensaure ,  KohleDoxydgas ,  Was8er, 
Ammoniak  und  einem  stinkenden,  in  Aether  loslichen  Oel;  diesM 
Oel  verbindet  sich  mit  Säuren  und  wird  durch  Alkalien  davon  g^ 
trennt ;  die  Luft  zersetzt  es  schnell ,  wie  auch  seine  Verbindungeo 
mit  Säuren.  Man  findet  ausserdem  im  Destillat  eine  an  Ammoniik 
gebundene  Säure,  welche  nach  Himly  sehr  viele  Aehnlicbkeil  (Bit 
der  Pyroschleimsäure  hat.  Man  muss  die  Hitze  steigern,  nachdei 
diese  Producte  ĂĽbergegangen  sind ,  um  den  Kautschuk  zum  KocIm 
zu  bringen;  ist  der  Kochpunkt  erreicht,  so  enifernt  man  sogleich 
den  grĂĽssten  Theil  des  Feuers ;  man  sieht  dann  ein  gelbliches  (W 
ĂĽberdestilliren ,  hierauf  ein  anderes  von  brauner  Farbe  uni  eodiick 
bei  sehr  hoher  Temperatur  ein  schwarzes,  während  Kohle  ia  ^ 
Retorte  zurĂĽckbleibt. 

Fractionirt  man  die  Producte,  so  erhält  man  ein  Kohlenwasser- 
stoffoi ,  dessen  Siedepunkt  sehr  veränderUch  ist. 

Nach  Himly  hat  das  flĂĽchtigste  Oel  ein  spec.  Gewicht  von 0.6tUt 
kocht  zwischen  33  u.  44<^  und  wird  in  der  Kälte  nicht  fest. 

DieOele,  welche  man  alsdann  auffängt,  haben  ein  spec.  Ge 
wicht,  welches  zwischen  0,654  u.  0,962  schwankt.  Sie  eothalten 
um  so  mehr  Kohlenstoff,  je  schwerer  sie  sind  und  je  hoher  der 
Siedepunkt  liegt. 

Gregory  hat  beobachtet,  dass,  wenn  man  das  zwischen  36 ai^ 
65^  (spec.  Gew.  =  0,673)  kochende  Od  mit  concentrirler  Scbwffe^ 
säure  behandelt,  das  Gemenge  sich  schwärzt  unter  Entwicklung^ 
schwefliger  Säure,  und  Wasser  trennt  dann  ein  Oel  davon,  vt)A^ 
bei  220^  kocht  und  dessen  Zusammensetzung  ziemlich  dieselb«!^^ 
wie  die  des  ursprĂĽnglichen  Oels. 

Himly  erhielt  durch  wiederholtes  Fractioniren  ein  Oel,  welcb«^ 
zwischen  140  and  200^  destillirte;  er  schĂĽttelte  es  mit  1  TM 
Schwefelsäure  und  8  Theilen  Wasser,  dann  mit  Kalilauge,  uolff- 
warf  es  hierauf  der  Destillation  und  fing  von  diesem  neuen  Prodocl* 
nur  das  auf,  was  zwischen  166  und  170<^  überging,  sättigte  es nrt 
trocknem  Cblorwasserstoffgas ,  loste  es  in  Alkohol,  schied  es  wiedtf 
durch  Wasser  ab,  trocknete  es  über  Chlorcaicium  und  rectiöcirte 
wiederholt,  zuerst  ĂĽber  Baryt  und  dann  ĂĽber  Kalium. 

Himly  giebt  dem  so  gereinigten  Oel  den  Namen  KauUck»»  ^ 
wird  bei  —  30<^  noch  nicht  fest.     Sein  spec.  Gewicht  ist  0,8iS  * 


435 

Oüssigem  und  4,461  in  gasförmigem  Zustand.  Es  deslillirt  bei  171^ 
Es  macht  Fettflecke  auf  Papier,  ist  fast  unlöslich  in  Wasser,  mengt 
sich  in  allen  Verhältnissen  mit  Alkohol,  Aether,  ätherischen  und 
fetten  Oelen. 

Es  enthält : 

Himly,     Ca©  Hie 
Kohlenstoff       88,44       88,2 
Wasserstoff       11,56       11,8 

100,0. 

Kalium  verändert  das  Kautschin  nicht.  Wasserstoffhyperoxyd 
â–Ľerbarzt  es ;  die  metallischen  Hyperoxyde  haben  keine  Wirkung 
daraaf.  Wasserfreie  Schwefelsäure  verbindet  sich  damit  unter  Ent- 
wicklung von  schwefliger  Säure  und  Bildung  einer  Säure,  deren 
Barytsalz  aufiOsIich  ist. 

Chlor  und  Brom  wirken  auf  das  Kaulschin.  Das  Chlorkaut- 
sehtn  ist  bei  gewöhnlicher  Temperatur  wenig  flüssig  und  von  1,443 
spec.  Gewicht;  bei  der  Destillation  entwickelt  es  Chlorwasserstoff- 
säure; wenn  man  es  über  eine  Basis  destillirt,  giebt  es  ein  weniger 
Wasserstoff  enthallendes  Oel  als  das  Kautschin. 

Das  chlorwasserstoffsaure  Kautschin  scheint  C^o  Hj^  HCl  zu 
enthalten  (Analyse:  Kohlenstoff  70,7 ;  Wasserstoff  9,57  ;  Chlor 
20,36),  Man  erhält  es  durch  Behandlung  des  Kautschuks  mit  gas- 
forroiger  Chlorwasserstoffsäure.  Es  ist  ein  bräunliches  Oel  von 
0,950  spec.  Gewicht,  von  starkem  und  angenehmem  Geruch  und 
widerlichem  Geschmack.  Es  destillirt  nicht  ohne  Zersetzung.  Durch 
die  alkalischen  Laugen  wird  es  nicht  angegriffen,  aber  es  zersetzt 
sich  durch  trockne  Deslillaliou  ĂĽber  eine  Basis. 

Das  bromwasserstoffsaure  Kautschin  erhält  man  wie  das  chlor- 
wasserstoffsaure und  ihm  ist  es  auch  ähnlich. 

8  2381«  Bouchardat  erhielt  Resultate,  welche  von  denen  von 
Himly  verschieden  sind ,  indem  er  die  Producte  der  trocknen  Destil- 
lation des  Kautschuk  durch  Frostmischungen  verdichtete. 

Der  flüchtigste  Theil  war  ein  «Gemenge  von  drei  Kohlenwasser- 
stoffen, wovon  der  eine  ĂĽber  0^  kochte,  mit  einem  spec.  Gewicht  von 
0,63  bei  -^  4^  und  in  der  Kälte  nicht  gefrierend ;  der  zweite  bei 
14,5  kochend,  von  0,65  spec.  Gewicht  und  in  der  Kälte  gefrierend; 
der  dritte  bei  ungefähr  51  ^  kochend  und  von  0,69  spec.  Gewicht  bei 

28* 


43# 

15^.  Bouchardat  betrachtet  den  ersten  Kohlenwasserstoff  als  «I 
tisch  mit  Tetrflen  (|  1048);  der  zweite  wäre  ein  eigenthOmKclNr 
Korper  {KĂĽuUehen) ,  isomer  mit  dem  vorhergehenden  ^) ;  der  dritti 
wSre  Eupian^)^  weiches  Reichenbach  bei  der  Destillation  desHob- 
theers  erhielt. 

.  Was  den  am  wenigsten  flĂĽchtigen  Theil  derProducte  der  trock- 
nen Destillation  des  Kautschuks  betrifft,  so  enlhiell  er  ein  Kohb- 
wasserstofTiOl  (Heveen)^  bernsteingelb,  von  scharfem  Gesclimark, 
von  0,921  spec.  Gewicht  bei  21®.  DiesVr  Kohlenwasserstoff  kocto 
bei  315®,  mischte  sich  in  allen  Verhjlilnissen  mit  Aelher,  Alkobd, 
fetten  und  ätherischen  Oelen  und  zeigte  die  Zusammensetzung  da 
ölbiklenden  Gases  *).  Er  absorhirte  rasch  das  Chlor  und  nahm  ditf 
Wachsconsislenz  an.  Cr  verharzte  sich  zum  Theil  durch  ScbwrU* 
saure  und  verwandelte  sich  dann  in  ein  bei  228®  kochende»,  Amk 
concentrirte  Säuren  unangreifbares  Oel. 

%  2382.  Die  Gutta- Percha^),  welche  grosse  Aehnlichkfjl 
mit  dem  Kautschuk  besitzt,  ist  in  dem  absteigenden  San  der to* 
nandra  Percha,  Uooker,  einem  zur  F*amilie  der  Sapoteen  gehöriges 
Baume,  auf  Borneo  und  den  andfrn  asiatischen  Inseln,  enthalKB- 
Die  Eingeborenen  dieser  Gegenden  wenden  die  Gutta -Perchi  fiist 
ausschliesslich   zur   Verfertigung    von  Axtstielen   an,    welche  ai> 


1)  Die  Analyse  des  Katttsclien  liat  (nach  de«  alten  Atongewiclil  des  M^ 
â– taffes)  f  rgebeo : 

Bönchardat.       oCtHi 

KoltleDMoff         88«a0  85,41         85,7 
Wasserstoff         13,77  i4,tf9        14,3 

100,0. 

2)  Franlilaod  betrachtet  das  Eupion  grosseotbeils  als  aus  ABjIbjM  ^ 
stehend. 

3)  Analyse  des  Hereen  (alles  Gewicht  des  KohlensloflTs) : 

Ăźouehardat,  n  C^  H^ 

Kohlenstoff        86,82  85,24  85,7 

Wasserstoff        13,18  14,76  14,3 

100,0. 

4)  Soubeiran,  Joarn.  de  Pharm.  [3]  XI.  17.  —  Vogel,  Sobn,  fbfO^ ^^^ 
333.  —  Payen,  ebemla  XXII.  172;  Conipt.  rend.  de  l'Acad.  IXXT.  !<*•  " 
Adriani,  fgt.  Kautschuk  {  3377. 


437 

gewisse  Geschmeidigkeii  und  eine  sehr  grosse  StĂĽrke  besitzen.  Erst 
seit  1844  fahrt  man  sie  nach  Europa  aiu^.  Pinsng  und  Singapore 
sind  die  HauptstapelpläUe  derselben. 

Gegenwartig  reinigt  man  die  Gutta-Percba  (br  zahlreiche  Auf- 
wendungen ,  indem  npan  sie  durch  Raspeln  in  kaltem  Wasser  zer- 
tbejlt,  welches  zum  grossen  Tbeii  die  organischen  Substanzen  uod 
die  lüälichen  Salz«  in  die  Hohe  hebt  und  die  Abscheidung  von  Hols- 
(heilen  und  erdigen  Substanzen  erleichtert.  Mdn  vollendet  die  Rei«- 
niguDg  mit  lauwarmem  Wasser  in  mehreren  Gefilssen,  trocknet 
hierauf  und  vereinigt  das  Product  zu  einer  teigigen  Masse ,  indem 
ipan  es  mit  Dampf  von  ungefähr  110<^  in  einem  Kessel  mit  doppelter 
Wand  erhitzt. 

Die  so  zubereitete  Gutta -Percha  wird  hinlänglich  weich,  so 
dass  sie  gut  klebt  und  sich  leicht  verbindet;  in  Blätter  gewalzt,  in 
diemen  von  jeder  Dicke  oder  in  Röhren  von  verschiedenen  Durch* 
loessern  ausgezogen  oder  in  alle  Arten  von  Formen  gepresst^  erlangt 
sie  nach  langsamem  Erkalten  eine  ausserordentliche  Festigkeit  und 
Zähigkeit.  Indessen  genügt  eine  kteine  Menge  dazwischen  kom- 
menden Wassers,  um  den  Zusammenhang  der  Theile  zu  hindera 
pder  den  Widerstand  der  Lothstellen  aufs  Spiel  zu  setzen. 

Die  fabrikmässig  gereinigle  Gutta-Percha  ist  von  rothbrauner 
Farbe,  wird  beim  Reiben  elektrisch  und  leitet  die  Elektricilät  und 
Wärme  schlecht.  Sie  hat  0,979  spec.  Gewicht.  Bei  der  gewöhn- 
lichen Temperatur  unseres  Klimas  von  0  bis  25  Grad  ist  sie  von 
ungeßhr  einer  Zähigkeit  wie  starkes  Leder  und  von  einer  etwas  ge- 
ringeren  Biegsamkeit;  gegen  48®  erweicht  sie  und  wird  teigig,  oh- 
gl^'ich  noch  sehr  consistent.  Ihre  Dehnbarkeit  ist  bei  45  bis  60® 
von  der  Art,  dass  man  sie  leicht  in  dQnne  Blätter  walzen  und  in 
Drähte  oder  Rohren  ausziehen  kann.  Ihre  Geschmeidigkeil  und 
Dehnbarkeit  vermindern  sich  in  dem  Masse,  als  die  Temperatur  ab- 
nimmt. Das  Abformen,  erleichtert  durch  Temperatur  und  Pressung, 
vermag  die  feinsten  Details  und  die  Politur  der  Formen  wiederzu- 
geben. Sie  besitzt  bei  keiner  Temperatur  die  elastische  Dehnbar- 
keit, welche  den  Kautschuk  auszeichnet.  Eine  Stunde  lang  einer 
Temperatur  von  10®  unter  0  ausgesetzt,  bewahrte  sie  ihre  Geschmei- 
digkeitj  nur  wenig  verringert. 

In  den  verschiedenen  Formen  besitzt  die  Gutta-Percha  eine  eigen- 
thomliche  Porosität.     Man  kann  sich  von  ihrer  merkwürdigen  Nei- 


438 

gung,.  diese  poröse  Slructur  anzunehmen,  leicht  überzeugen:  mai 
bringt  einen  Tropfen  einer  Auflösung  in  Schwefelkohlenstoff  auf  eiiie 
Glastafel;  die  freiwillige  Verdunstung  verwandelt  diese  Lösung  schnei 
in  eine  weissliche  Haut ;  betrachtet  man  dieselbe  unter  dem  Mikn- 
skop,  so  kann  man  deutlich  die  zahlreichen  Höhlungen  untersdici- 
den,  wovon  sie  durchbohrt  ist.  Man  kann  dieselben  mittelst  eines 
Tropfens  Wasser  noch  sichtbarer  machen ,  das  Wasser  dringt  il- 
mälig  ein ,  indem  es  die  Wände  erweitert^  und  bald  erscfaeiol  die 
Hasse  trUb ;  unter  dem  Mikroskop  zeigen  sich  die  Höhlungen  tf- 
weitert. 

Man  sieht  ähnliche  Resultate,  wenn  man  die  dünnen  BlSliff 
lange  unter  Wasser  Iflsst,  welche  man  beim  Abdampfen  von  Guiu- 
Perchalösung  in  der  Wärme  durchsichtig  erhalt. 

Die  poröse  Structur  der  Gutta-Percha  verwandelt  sich  in  eil 
fasrige  durch  Ausziehen ,  welches  ihre  Länge  verdoppeln  kaoo:  si< 
ist  nun  wenig  dehnbar  und  erträgt,  bevor  sie  zerreissl,  mehraU<itf 
Doppelte  von  der  Kraft,  welcher  es  bedarf,  um  die  erste  Ve^iSn|^ 
rung  zu  bewirken.  Die  gewöhnliche  (»utta-Percha  widersteht  dei 
kalten  Wasser,  der  Feuchtigkeit  sowie  den  verschiedenen  Eiofiflssen, 
welche  die  Gährungsprocesse  hervorrufen;  allein  sie  iässt  sicbe^ 
weichen,  sie  zeigt  eine  oberflächliche  teigige  Schmelzung  unter d<0 
Einfluss  der  Sonnenstrahlen  im  Sommer.  Der  Wirkung  einer  stofcfl- 
weise  erhöhten  Temperatur  uiitt'rworfen,  schmilzt  sie  und  konmU  is'^ 
Kochen^  ohne  sich  merklich  zu  färben.  Die  durchscheinenden^ 
sigkeit  entwickelt  reichliche  Dämpfe,  weiche  sich  zu  einem  ölarti^ 
fast  farblosen  Körper  verdichten;  die  letzten  Portionen  des  Destill»^ 
sind  braunorauge ;  es  bleibt  ein  kohliger  Absatz  in  dĂĽnner  Schiebte* 

Sie  wird  durch  alkalische  Lösungen,  selbst  ätzende  und  concfD' 
trirle,  nicht  angegriffen ;  Ammoniak,  die  verschiedenen  SalzlösimpB* 
mit  Kohlensäure  oesälligles  Wasser  und  die  verdünnten  MineralsJorü 
sind  ohne  Wirkung  auf  Gutta-Percha;  schwache  geistige  GelrSn^' 
(Wein,  Cider,  Hier)  greifen  sie  nicht  an;  selbst  Branntwein liHl 
kaum  Spuren  davon.  Olivenöl  scheint  in  der  Kälte  die  Gutta-P^rdtf 
nicht  anzugreifen,  löst  sie  aber  in  geringer  Menge  in  der  Wärme  um 
lässt  dieselbe  beim  Erkalten  wieder  herausfallen. 

Das  einfache  Hydrat  der  Schwefelsäure  f^rbt  sie  braun  und  K^ 
stört  ihren  Zusammenhang  unter  bemerkbarer  Entwicklung  <^* 
schwefliger  Säure. 


439 

• 

Concentrirte  Salzsaure  greift  sie  langsam  an ,  färbt  sie  braun, 
allmälig  dunkler  und  macht  sie  brüchig. 

Flüssige  Fluorwasserstoffsäure,  selbst  rauchende,  ist  ohne  Wir-^ 
kung ;  dies  gestattet ,  diese  Saure  in  Gutta-Perchaflaschen  aufzube- 
wahren (Städeler)^). 

Das  erste  Hydrat  der  Salpetersaure  greift  sie  sehr  lebhaft  an 
unter  Entwicklung  reichlicher  röthlicher  Dampfe. 

In  der  Kalte  und  selbst  in  der  Wai  ine  löst  sich  nur  ein  Theil 
(O9I5  bis  0,22)  der  Gutla-Percha  in  wasserfreiem  Alkohol  und  Aether. 
Benzin  und  Terpentinöl  lösen  sie  in  der  Kalte  thedweise,  in  der 
Warme  aber  fast  ganz. 

Der  Schwefelkohlenstoff  und  Chloroform  lösen  sie  in  der  Kalte  y 
die  AuQösungen  können  unter  einer  wohl  verschlossenen  Glocke, 
welche  die  Verdunstung  verhindert ,  geschehen ;  das  Filier  halt  die 
fremden  röthlichbraun  gefärbten  Stoffe  zunick,  wahrend  die  Auflösung 
klar  und  fast  farblos  durchgeht.  Die  filtrirle  FlĂĽssigkeit  in  einer 
Schale  der  Luft  ausgesetzt,  lasst  das  Auflösungsmittel  entweichen 
und  scheidet  die  Gulta-Percha  weiss  als  mehr  oder  minder  dicke  Platte 
ab,  welche  sich  in  dem  Mass  zusammenzieht,  als  sich  die  zwischen* 
gelagerte  FlĂĽssigkeit  verflĂĽchtigt. 

S  2383.  Nach  Payen  besteht  die  gereinigte  Gulta-Percha  aus 
drei  unmittelbaren  Ăźeslandlheilen :  aus  einer  eigenlhĂĽmlichen  Sub- 
stanz oder  reiner  Gutta,  einem  weissen  kryslallinischen  Harz  und 
einem  gelben  Harz.  Man  trennt  diese  Substanzen  mittelst  kochen- 
den absoluten  Alkohols. 

a.  Der  Theil  ^  welcher  der  Wirkung  dieses  Lösungsmittels 
widersteht,  ist  die  reine  Gutta;  dies  ist  die  reichlichste  dieser  drei  Sub- 
slnnziMi,  sie  bildet  wenigstens  75  und  bis  82Procenle  der  Gesammt- 
roasse.  Sie  ist  weiss  ^  undurchsichlig,  geschmeidig  und  in  dĂĽnne 
BlHtter  streckbar;  bei  50^  erweicht  sie  und  wird  allmalig  klebend; 
g^gen  100®  zeigt  sie  eine  Art  teigiger  Schmelzung.  Starker  erhitzt 
schmilzt  sie  mehr,  kommt  ins  Kochen  und  desldlirt  unter  Bildung 
eines  Brandöls  und  von  gasförmigen  Koblenstoffverbindungen^.  Sie 
wird  durch  Reiben  sehr  schnell  elektrisch. 

Sie  ist  unlöslich  in  Alkohol  und  Aether,  löst  sich  aber  in  der 
Wärme  in  Benzin;  die  bei  30^  gesattigte  Auflösung  gesteht  beim  Er-* 


i)  Stideler,  Aod.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXXVII.  137. 


m 

kalten  lur  durcbschejnendeo  Hasse ;  sie  lost  sich  in  der  Wanne  »d 
in  Terpentinöl.  Chloroform  und  Schwefelkohlenstoff  lösen  die  nm 
Gutta  in  der  Kalte. 

Soiibeiran  fand  in  mit  kochendem  Alkohol  und  Aetber  mi 
von  harzigen  Substanzen  gereinigter  Gutta-Percha : 


Kohlenstoff 

83,» 

83,5 

83,4 

Wasserstoff 

41,3 

lt,6 

11,5 

Saoerstoff 

»,2 

4,0 

5,1 

100,0       100,0       100,0. 

Soubeiran  ist  der  Ansicht ,  dass  die  reine  Gutta  keinen  Sntt 
Stoff  enthalt,  und  schreibt  ihn  einem  Geroenge  von  Harzsubstani  n» 
welche  der  Einwirkung  des  Lösungsmittels  widerstanden  zu  liabtf 
scheint;  die  reine  Gutta  hatte  nachS.  dieselbe Zusamaiensetzuag ä 
der  Kautschuk. 

Concentrirte  Schwefelsaure  greift  die  reine  Gutta  an  und  i^ 
stOrt  sie  langsam  unter  Entwicklung  von  schwefliger  Saure.  Cot- 
centrirte  Salpetersaure  oxydirt  sie  lebhaft.  Concentrirte  SalisJitf« 
greift  sie  allmalig  an  und  Hlrht  sie  dunkelbraun. 

Ăź.  Das  weisse  Harz  kommt  zu  gleicher  Zeit  mit  dem  gelbei 
Harz  inAuflösungy  wenn  manGutta-Percha  mit  kochendem  abol^K* 
Alkohol  behandelt;  beim  Erkalten  setzt  die  FlĂĽssigkeit  krystallintsck^ 
KOrner  ab ,  welche  aus  zwei  Harzen  bestehen ,  welche  man  Ww 
kalt  mit  absolutem  Alkohol  behandelt;  dieser  lOst  dann  das  gefaoat^ 
gelbe  Harz  und  lasst  den  grOssten  Theil  des  weissen  unberĂĽhrt. 

Dieses  zeigt  sich  als  eine  leichte  pulvrige  Masse  von  amorpbf* 
Ansehen,  welche  aber  unter  dem  Mikroskop  blättrige  durchscbeift«*»* 
Krystalle  wahrnehmen  lasst.  Es  fangt  bei  160<>  zu  schmelzen  id: 
zwischen  175  und  180^  ist  es  vollkommen  ölig,  durchsichtig o<* 
ohne  bemerkbare  Färbung,  beim  Erkalten  gesteht  es,  erleidet eu< 
Zusammenziehung,  wobei  es  reisst,  bleibt  durchsichtig  und  istel«>' 
schwerer  als  Wasser, 

Es  ist  leicht  lOslich  in  Terpentinöl,  Benzin,  Scbwefelkuhlenstol^ 
Aether ,  Chloroform ,  kochendem  absolutem  Alkohol ;  die  trei^^ 
Verdunstung  der  beiden  letzteren  Lösungsmittel  lasst  es  in  Uitp** 
perlmutterglanzenden  y  slrahlenlbrmig  gruppirten  Blättern  Vrp'^ 
siren. 


441 

Es  ist  unangi'eifbar  von  alkalischen  AuflOsiuigen ,  wie  von  ver- 
dannlen  Sfluren. 

Concenlrirte  Schwefeleflure  und  Salpelfi^rs^ure  greifei)  e^  leb- 

j»f»n  VI* 

Salzsäure  greift  es  nicht  an» 

Mehrere  Eigensdiallen  nlihern  es  dem  Brean ,  welches  Scribe 
•US  deoa  Icicaharz  erhielt. 

y.  Das  gelhe  Harz  ist  amorph  ,  durchscheinend ,  citronengelb 
oder  hell  orange,  je  nach  der  Dicke,  etwas  schwerer  als  Wasser ,  fest 
und  selbst  hart  und  zerbrechlich  bei  (^,  wird  aber  in  dem  Mass  ge^ 
schmeidiger ,  als  die  Temperatur  steigt,  bei  50^  erleidet  es  eine  tei- 
gige Schmelzung,  bei  100  oder  110^  wird  es  vollkommen  flĂĽssig. 
Mehr  erhitzt  kann  es  in's  Kochen  kommen,  aber  dann  erleidet  es  eine 
wesentliche  Veränderung ,  wird  braun,  entwickelt  saure  DSmpre  und 
Kohlenwassersloffgas. 

Dieses  Harz  hält  den  Alkohol  hartnäckig  zurOck,  welcher  es  auf- 
löste; man  trennt  durch  Erhitzen  auf  100^  im  Vacuum  bis  zum  völ- 
ligen Aufboren  der  Aufblähung. 

Es  ist  in  der  Kälte  auOöslich  in  Alkohol,  Aether,  Benzin,  Ter- 
pentinöl, Schwefelkohlenstoff  und  Chloroform;  alle  diese  Flüssigkeiten 
lassen  es  beim  Verdunsten  in  amorphem  Zustand  zurĂĽck. 

Weder  verdünnte  Säuren,  noch  concentrirte  Säuren  greifen 
es  an. 

Concenlrirte  Schwefelsäure  und  Salpetersäure  greifen  es  lebhaft 
an.    Concenlrirte  Salzsäure  greift  es  nicht  an. 

Producte  der  trocknen  Destillation. 

%  2384.  Bitume  und  Asphalte.  —  Büume  heissen  klebrige, 
gewohnlich  schwarze  oder  braune  Substanzen,  welche  ziemlich  leicht 
schmelzen,  bald  bei  der  Temperatur  des  siedenden  Wassers  oder 
selbst  darunter,  bald  bei  höherer  Temperatur.  Der  Name  Asphalte 
wurde  insbesondere  fĂĽr  feste  Bitume  angewendet. 

Frankreich  besitzt  eine  ziemlich  grosse  Zahl  von  Bitnmiagern, 
so  in  den  basaltischen  Tuffen  der  Auvergne,  im  Tertiärsand  zu  Gabian 
bei  Pezenas,  zu  Lobsann  und  Bechclbronn  (Niederrhein),  in  den  obern 
Kreidelagem  zu  Ortbez  und  Caupenne  bei  de  Dax,  zu  Seyssel  bei  d«^r 
RhonemĂĽndung  in  die  Is^re  etc.  Die  Bilun^lager  sind  gleichfalls  sehr 


442 

zahlreich  in  der  Schweiz,  in  verschiedenen  Theilen  von  Deutschland, 
Russland^  Polen,  der  neuen  Welt  etc. 

Gewisse  Bitume  sind  unauflöslich  in  Alkohol ;  die  andern  idb 
Theil  löslich,  zum  Theil  unlöslich.  Die  meisten  werden  von  Aelbtf 
oder  Terpentinöl  angegrifTen  ;  sie  lassen  dann  oft  als  Rflckstand  kob- 
lige  Substanzen  oder  eine  andere  unangreifbare  bituminöse Subsuu. 
deren  Schmelzpunkt  verschieden  ist  von  dem  des  ursprttngikhei 
Bitums. 

Der  Destillation  unterworfen,  liefern  die  Bitume  mehrodervni- 
ger  klebrige  Substanzen ,  zuweilen  ziemlich  flüssige  Oele  (§  2386); 
der  Rttckstand  von  der  Destillation  besteht  in  einer  Art  glänzendfr. 
sehr  aufgeblähter  Kohle  oder  in  einer  ßxen  bituminösen  Subsuoi. 
welche  oxydirt  ist. 

Die  Bitume  werden  zu  verschiedenen  Zwecken  benutzt.  D< 
von  Natur  aus  flĂĽssigen  und  klebrigen  dienen  zur  Wagenschmiere,  lua 
Tbceren  der  Taue  und  anderer  Gegenstände  der  Marine.  Man  mcn^ 
sie  auch  mit  Sand  und  Kies  zum  Pflastern  der  Troltoire,  Ternsses 
etc.  Die  alten  Aegypter  bedienten  sich  des  Bitums  vom  Aspbah^^ 
häuflg  zum  Einbalsamiren  ihrer  Todteu.. 

S  238Ă–.  Nach  Ăźoussingault  0  sind  die  klebrigen  Bitume  ^t 
menge  von  zwei  bestimmten  Substanzen :  die  eine,  das  Asphallen,  ^ 
auflöslich  und  flx;  die  andere,  das  Petrolen,  ist  ölig  und  fldcblf- 
Wenu  man  das  Bitum  mit  Wasser  destillirt,  kann  man  den  grftssttf 
Theil  <les  Pelrolens.  verflĂĽchtigen. 

Deber  Chlorcalcium  getrocknet  und  recti^cirt  erscheint  das C^ 
trohm  (des  Bitums  von  Bechelbronn)  als  blassgeibes  Oel  von  «»< 
aufl^allendem  Geschmack,  von  einem  Geruch  nach  Bitum ;  es  bat ^i^ 
spec.  Gewicht  von  0,891,  bei  21^;  eine  Kälte  von  12^  nimnilih«' 
seine  FlĂĽssigkeit  nicht.  Ks  macht  Fell  flecke  auf  Papirr  und  breoil 
unter  Verbreitung  t'ines  dicken  Rauches.  Es  kocht  bei  280^:  «•* 
Dichtigkeit  dos  Dampfes  wurde  =  9,415  gefundtn.     Es  enlh*!'- 

BoussingauU,  C^o  ^st 

Kohleastoff        87,1     87,1     87,3     ^       88,2 
Wus$er8io(T         12,1     12,2     11,9  II, vS 

iöb,o 

1)  Boussingauli,  Ann.  de  Chim.  et  de  Phys.  LXIV.  141;  LXXfH.  W*" 
VĂĽicket,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  UXXXV.  139. 


443 

Die  Formel  C40  H33  bildet  das  Doppelte  von  der  des  Terpentin- 
öls und  entspricht  einer  Dichtigkeit  des  Dampfes  =  9,ö  (4  Volume). 
Man  bemerkt,  dass  die  Zusammensetzung  des  Petrolens  auch  der  der 
Naphtba  sehr  nahe  steht 

Die  Behandlung  des  Bitums  mit  Alkohol  entzieht  nur  einen 
Theii  des  Petrolens;  aber  man  bringt  es  dahin,  es  ganz  zu  verflĂĽch- 
tigen ,  wenn  man  das  Bilnm  wenigstens  48  Stunden  lang  in  einem 
Trockenraum  auf  ungefähr  250<>  erhitzt.  Der  Rückstand  besteht  aus 
Asphalten.  Dieses  ist  schwarz,  sehr  glänzend,  von  muschligem 
Bruch.  Gegen  300^  wird  es  minder  elastisch  und  beginnt  sich  zu 
zersetzen ,  bevor  es  schmilzt.     Es  brennt  wie  die  Harze. 

Es  gab  bei  der  Verbrennung  mit  Kupferoxyd: 

Botutingault.    C40  Hso  Oq 

Koblenslofr  74,2  77,5 

Wasserstoff  9,9  9,4 

Sauerstoff  ,,  13,1 

"loo,o 

Diese  Analyse  scheint  anzuzeigen ,  dass  das  Asphalten  aus  dem 
Pelrolen  entsteht  durch  Oxydation  *). 

Die  Zusammensetzung  mehrerer  bituminöser  Substanzen  ist 
nach  Boussingault  ^) : 


Flflssiges  Bilam 

Jungfern  ho  rz 

aus  der  Gegend 

Fester  Asphalt 

Ton  Recheliiroon 

von  Hotten 

Ton  Coxitambo 

(Niederrhcin). 

(Niederrhein). 

(Peru). 

Kohienstofl  . 

.     .     .       87,0 

87,4 

87^  87^4 

Wasserstoff 

.     .     .       11,1 

12,6 

9,7     9,7 

Stickstoff  u. 

Sauerstoff        1,1 

0,4 

1,7     1,6. 

S  2386.  Bei  der  trocknen  Destillation  des  Asphalts  erhält  man 
ein  gelbes  Oel ,  ein  Gemenge  aus  Kuhlenwassei  sloiTen  und  oxydirter 
Substanz  in  kleiner  Mengr.  Dieses  Gemenge  beginnt  gegen  90^  zu 
kochen  ;  aber  der  Siedepunkt  erhebt  sich  allmälig  auf  250^ ;  es  zeigt 
folgende  Zusammensetzung : 


i)  boussingault  nimmt  die  Formel  C4oH32  0e  fĂĽr  das  Asphalten  an. 

2)  In  einer  frĂĽheren  Analyse  fand  Boussingault  nur  76  Proc.  Kohlenstoff  fĂĽr 
den  Asphalt  von  Coxiiambo. 


4U 


rslekel. 


;(wiscben  90  u.  200<>  Z«J«cheD  300  a.  SftO^ 

aorgefangenes  Oel         aufgefaDgeoes  Oel 

von  0,81 7  spec.  Gew.  ?oo  0,668  spe€.  Gew. 

bei  150  bei  159 

Kohlenstoff  87,37  87,55 

Wasserstoff  1 1,65  1  f  ,56 

Sauerstoff  0,98  0,80 

100,00  100,00~ 

Diese  Zahlen  nflhern  sich  denjenigen  sehr ,  welche  man  nit 
dem  Bernsleinöl  erhält  (g  2375'). 

Mit  Salpetersäure  behandelt ,  verwandelt  sich  das  Asphaltfll  ii 
ein  Harz  vom  Geruch  des  Moschus  und  der  bittern  Mandeln. 

Wenn  manAsphallöl  mit  concentrirter  Schwefelsäure  behanddl 
lost  sich  ein  Thell  des  Oeles  auf,  während  ein  andrer  Theil  pbeo  id 
schwimmt.  Wird  letzleres  abgenommen  ,  mit  Kali  gewascbeo  biI 
der  Rectification  unterworfen,  so  giebt  es  ein  Ă–liges  Geroenge,  des- 
sen Siedepunkt  zwischen  90  und  !250<^  schwankt  und  dessen  Dichlig- 
keit  (d)  zwischen  0,784  und  0,867  bei  IqO  steht.  Wenn  man  die 
aes  Gemenge  fractionirt,  so  erhält  man  Oele,  welche  alle  dieselbe 
Zusammensetzung  haben,  wie  folgende  Analysen  von  Voickel  leigen« 

Oel ,  welches  kocbt 


zwischen  zwischen  zwischen  cwiscbeD 

OOu.  lOQO;       120  n.  150«;       150u.  lOO»;    180  u.  200«; 
d»a  0,784.        d=»  0,790.         d»0,H02.      d'«  0,817. 

Kohleostoff      87,56  87,59  87,56  87,31  87,34 

Wasserstoff      12,34  12,30  12,50  12,59  12,69 

Oel,  welches  kocht 

zwischen  zwischen  nach  der 

200  u.  2200;    220u.  250«;  Formel 

d»  0,8)5.      d»  0,867.  DGeH^ 

Kohlenstoff         87,48  .87,40  87,80 

Wasserstoff        12,60  12,40  12,20. 

Diese  Zahlen  lassen  sich  durch  die  Formel  nCeHs  «usdrOckca; 
man  bemerkt  jedoch,  dass  sie  denen  sehr  nahe  stehen,  wddtf 
Boussingault  durch  die  Analyse  des  Pelrolens  erhielt. 

Die  angeführten  Oele  haben  sämmtlich  nahebei  den  nämlicbca 
Geruch ,  sind  unlöslich  in  Wasser ,  leicht  loslich  in  Alkohol  hin 
Aether.     Concenlrirte  Schwefelsäure  greift  sie  kaum  an.    CodccB' 


445 

trifte  Salpetersäure  lost  sie  iiicht  auf;  beim  Sieden  verfHlchti^t  sich 
die  Sfiure  zarn  grossen  Theil ,  wahrend  in  ^ehr  kleiner  Menge  ein 
gelbes,  schweres  Oel  entsteht. 

I  2387.  Naphtha  nennt  man  ein  riechendes  Oel ,  welches 
aus  mehreren  flOcbtigen  Kohlenwasserstoffen  besteht ,  sich  fertig  ge- 
bildet im  Mineralreich  findet  und  grosse  Analogie  mit  dem  Oel  zeigt, 
welches  man  durch  Destillation  der  Bitume  und  Asphalle  erhalt* 
Diese  Substanzen  begleiten  übrigens  die  Naphtha  häufig.  Die  natür- 
liche Naphtha  ist  stets  verunreinigt  mit  fremden  Substanzen,  welche 
sie  mehr  oder  minder  dunkelbraun  färben;  in  diesem  Zustande  hat 
sie  gewöhnlich  den  Namen  StemSL  Man  findet  es  reichlich  an  den 
Ufern  des  caspiscben  Meeres ,  in  Persien ,  China ,  Italien  (im  Dorfe 
Aniano,  im  Herzogthum  Parma  etc.)«  wo  man  es  zur  Beleuchtung 
braucht.  In  Prankreich  geniesst  das  Sleinöl  von  Gabian  (Herault) 
einen  gewissen  Ruf  als  Wurmmillel. 

Mt^hrere  Chemiker  0  haben  sich  mit  Untersuchung  der  rectifi- 
cirteu  Naphtha  beschfiftigt.  Dumas  betrachtet  sie  als  einfache  Sub- 
stanz, allein  aus  den  neueren  Versuchen  von  Blanchet  u.Sell,  sowie 
von  Pelletier  und  Walter  geht  hervor,  dass  sie  mehrere  verschiedene 
KoblenwasserstofTe  enthalt. 

Die  Resultate  der  alteren  Versuche  sind : 

Th.v.  Sausture.     Thomson.       Vre.     R.  Heimann,       Dumas. 

Kohlmtoff  98,02  82,2  83,04  85,88        86,4  87,83 

Wasserstoff  11,98  14,2  12,31  14,12        12,7  12,30. 

Th.  V.  Saussure's  Analyse  wurde  mit  Naphtha  von  Amiano  ge- 
macht, welche  bj^i  85^5  kocht,  von  0,8e36  spec.  Gewicht  in  flĂĽssi- 
gem und  2,833  in  Dampfzustand;  die  übrigen  Analysen  nähern  sich 
der  persischen  Naphtha. 

Blanchet  u.  Seil  erhalten  vier  verschiedene  Oele  durch  die 
Rectjfication  der  Naphtha  f  A  Siedepunkt  von  94<^  spec.  Gewicht  =• 
0,749  bei  15<»;  B  Siedepunkt  2f5<»,  spec.  Gewicht  0,849).  Pelle- 
tier tt.  Walter  unterscheiden  drei  Oele  (C  Siedepunkt  zwischen  85  u. 


1)  Tb.  de  SsOBSare,  Ano.  de  Cbim.  et  de  Pb^f«.  IV.  314;  VI.  308.  — 
B.  Herme  OD,  Poggeod.  Adb.  XVIII.  368.  —  Demee,  Ana.  de  Cbrra.  et  de 
Pkri.  L.  237.  —  Bleoehet  o.  Seil,  Ana.  der  Cbem.  u.  Pbenn.  VI.  308.  — 
Pelletier  o.  Waller,  ebenda  XXXVI.  330;  und  Jeurn.  de  Pbarm.  XXVI.  549. 


446 

90^  spec.  Gewicht  des  Dampfes  =  3,40;  D  Siedepunkt  115*,  spec. 
Gew.  des  Dampfes  ^4,0;  E  Siedepunkt  190^  spec.  Gewicht  des 
Dampfes  «=s  5,3). 

Die  Zusammensetzung  dieser  Gele  ist  ^)  : 

Ăźianchet  u,  SelL       Pelletier  u.  Ăź^aiier, 

^     k         k  B  C         D       E 

Kohlenslofr     84,70  8tf,40  87,70        86,5  85,7  86,7 

Wasserstoff    14,36  14,23  13,00         13,8  14,6  13,2. 

DieNaphtha  ist  unlöslich  in  Wasser;  sie  verlangt  ungeßbr  8  Th. 
Alkohol  von  36<^  B.  zur  Auflösung  bei  einer  Temperatur  von  12*; » 
mischt  sich  in  allen  Verhältnissen  mit  Aether  und  ätherischen  Oeki. 
Sie  löst  in  der  Wärme  ^^4  Phosphor  und  Y12  Schwefel ;  diese  setia 
sich  aber  beim  Erkalten  wieder  ab.  Sie  löst  %  Jod  und  absorK 
ChlorwasserstofT-  und  Ammoniakgas  (Saussure). 

Rectificirt,  dient  sie  zur  Aufbewahrung  des  Kalium  und  NaUion* 
Um  sie  zu  dieser  Anwendung  brauchbar  zu  machen  ,  schĂĽttelt  Btiti- 
ger>)  1  Kil.  rohe  Naphtha  wiederholt  mit  120  bis  180  Gramaxt 
rauchender  Schwefelsäure ,  lässt  das  Gemenge  einige  Tage  stebd, 
decanlhirt  das  auf  den  durch  die  Säure  verkohlten  Substanzen  seh« in- 
mende  Oel ,  schĂĽttelt  es  mit  Wasser  und  rectificirt  es  ĂĽber  gebrano- 
ten  Kalk. 

Chlor  und  Brom  greifen  die  Naphtha  an.  Concentrirte  Schwefef* 
säure  und  Salpetersäure  zersetzen  sie  in  der  Wärme. 

S  2388.  Producie  der  Destillation  des  Holzes^).  —  * 
Körper,  welche  sich  durch  die  Wirkung  der  Wärme  auf  das  Holz  bilH 
sind  äusserst  zahlreich  und  verschieden  nach  der  Art  des  Holzes  uw 
nach  den  Harzen  oder  andern  Substanzen ,  welche  es  entbälL    V>' 


1)  Diese  Analysen  sind  mit  dem  alten  Atomgewicht  des  Kohlenstoffs  gertcfti<<- 
Pelletier  u.  Waller  nennen  Naphtha  das  Oel  C  «  CuHi,,  NapktMeni»^ 

D  »  CiQ  H18 ;  Naphihol  das  Oel  E  — '  Ga4  Hjs. 

Alle  diese  Oele  sind  vielleicht  blos  polymer  nCaHs. 

2)  Buttger,  Beilrage  z.  Physik  a.  Chemie  1837  S.  109;  0.  Ann.  derCb<0- 
u.  Pharm.  XXV.  100. 

3)  Reichen h ach,  Journ.  f.  prakt.  Chem.  I.  1.  377.     Jahrb.  f.  Ckf^  â– - 
Physik  LIX.  436;  l-XI.  175,  273;  LXII.  46,  129,  273;  LXV.  29»,  461;  U^l 
301 ;  LXVII.  1 ,  57,  274;  LXVIII.  1 ,  57,  228,  239,  295,  351,  399;  XMA^ 
175,  241.  —  Völckel,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXX.  306  a.  309;  UU^^- 
66  u.  331.     Poggend.  Ann.  LXXXH.  496;  LXXXIIl.  272  a.  257. 


447 

Temperatur,  bei  welcher  die  Destillation  ausgefĂĽhrt  wird ,  hat  offen* 
bar  auch  einen  grossen  Einfluas  auf  die  Beschaffenheit  der  Zerseizungs- 
produrte. 

Diese  Producte  sind  ga8n>rmig,  flĂĽssig  oder  fest ;  ein  Theil  der 
OOssigen  Producte  ist  auflOslich  in  Wasser,  ein  anderer  ist  darin  nicht 
loslich  und  besitzt  eine  ölige  oder  klebrige  Gonsistenz.  Letzlrer  bil- 
det das,  was  man  den  Holxtheer  nennt ;  er  enthält  die  festen  Theile 
in  Auflösung  oder  Suspension  in  den  flüssigen  Producten. 

t)ie  gasförmigen  Producte  bestehen  grossentheils  aus  Kohlen- 
saure, Kohlenoxydgas ,  ölbildendeoi  und  Grubengas.  Die  flüssigen 
Substanzen  sind  Gemenge  von  Wasser,  Essigsäure  (Holzessig  S477), 
Helbylbydrat  (Holzgeist  §  332)^  essigsaurem  Methyl  (§488),  Aceton 
(S  462),  Kreosot  (S  1353) ,  sowie  von  mehreren  Kohlenwasserstoff- 
verbindungen (Toluen  $  1811 ;  Xylen  %  1832;  Cumen  §  1835)  und 
sauerstoffhaltiger  Oele.  HĂĽter  den  festen  Producten  bemerkt  man 
eioen  Kohlenwasserstoff  (Paraffin),  ähnlich  dem,  welchen  man  er- 
halt durch  die  Wirkung  der  Hitze  auf  Wacbssubstanzen  (%  1323, 
1332,  1333). 

Die  Destillationsproducte  des  Holzes  sind  stets  von  klebrigen, 
mehr  oder  weniger  gel^rbten  Substanzen  begleitet,  welche  die  Haupt- 
masse des  Tbeers  bilden.  Dieser  enthält  ausserdem  eine  beträcht- 
liche Menge  Ammoniak  ^) ;  man  findet  dieses  auch  in  Verbindung  mit 
Essigsäure,  welche  in  der  wässrigen  Flüssigkeit  enthalten  ist. 

Durch  mehrere  Destillationen  mit  Wasser  von  flĂĽchtigen  Sub- 
stanzen befreit ,  lässt  der  Theer  zuletzt  eine  harzähnliche  Substanz 
lurUck,  welche  sich  leicht  mit  Alkalien  verbindet. 

%  2389.  Wenn  man  den  Holzthecr  einer  neuen  Destillation 
mit  Wasser  unterwirft ,  so  geht  zuerst  nebst  saurem  Wasser  ein  gel- 
bes Oel  über ,  welches  auf  der  Oberfläche  der  wässrigen  Flüssigkeit 
schwimmt;  später  geht  ein  dickes,  gleichfalls  gefärbtes  Oel  über, 
welches  schwerer  als  Wasser  ist. 

Das  Oely  welches  leichter  alsfVasserisi^),  ist  sehr  zusammen- 
gesetzter Natur.     Der  Bectification  unterworfen  ,  beginnt  es  bei  70^ 


1)  Sowie  eine  sehr  kleine  Menge  einer  organischen  Basis  (Völckel). 

2)  Nach  Völckel  ist  das  Eupion  von  Retchenbach  (Journ.  f.  prakt.  Chem.  I. 
377;  Aon.  der  Chem.  u.  Pharm.  VIII.  217)  ein  Gemenge  von  Substanzen,  welche 
das  leichte  Tbeeröl  bilden. 

Nach  Reichenbach  erhall  man  das  Eupion  am  besten  durch  die  trockne  Destil- 


446 

zu  sieden,  aber  dieser  Punkt  steigt  allmalig  anf  250 ;  das  spec  Ge- 
wicht der  Terschiedenen  Theile  des  (Ms  sehwirnkt  zivtscĂś^  0,811 
und  0,877. 

Nach  Voickel  sind  die  flOchtigsien  Theile,  welche  twischenTI 
und  100<^  ĂĽbergehen,  vorzĂĽglich  zusamuiengesetzt  aus  es^gsunrei 
Methyl  und  Aceton,  etwas  Benzin  (sowie  vonXytit  undMesil,  |3M)^ 
welche  Völckel  als  isomer*  mit  Aceton  betrachtet. 

Die  Antheile,  welche  zwischen  100  und  150^  ĂĽbergehen,  ^ 
halten  vorzüglich  Methyloxyd  (8  465),  sowie  isomere  Oele,  Benz», 
Tolnen  und  Xylen.  Um  diese  Kohlenwasserstoffe  von  den  sauersli^ 
haltigen  Oelen  zu  trennen ,  behandelt  man  das  Gemenge  mit  cMKCt- 
trfrter  Schwefelsäure,  die  sich  der  letztem  bemächtigt. 

Die  minder  flĂĽchtigen  Antheile,  welche  zwischen  150  uodW 
kochen ,  bestehen  gieichfalls  aus  einem  Gemenge  von  Kohlenlra»s(^ 
Stoffen  (unter  denen  man  das  Cumen  findet)  und  sauerstoflhiiln^ 
Oelen,  die  man  durch  dasselbe  Verfahren  trennen  kann.  Vokkl 
glaubt,  dass  die  sauerstoffhaltigen  Oele  Kapnomor  enthalten. 

Das  Oely  welches  schwerer  ist  als  fVasser.  Das  dicke,  scii«w. 
gelbe  Oel ,  welches  man  in  der  zweiten  Periode  der  DeMillatioD  dei 
Holztheers  erhält,  ist  ein  Gemenge  von  Oelen,  welche  leichter ak 
Wasser  und  von  Aetzkali  nicht  angreifbar  sind  und  von  anders  tw 
Aetzkali  löslichen  oder  angreifbaren  und  zuniTheil  schwerer  als  Wal- 
ser. Unter  diesen  letztern  bemerkt  man  vorzĂĽglich  das  ArevĂĽ^ 
das  Kapnomor  und  ein  anderes  Oel  (Pyroxanthogen)^  welches  tf 
in  Pyroxanthin  verwandelt. 

a.    Das  Kreosot  wurde  bereits  beschrieben  (%  1353). 

ß.  Das  Kapnomor  >)  erhält  man  nach  Völckel  durch  Koches  ^ 
alkalischen  Lösung  des  Holztlieeröls ,  welches  schwerer  als  Wisst' 
ist.    Wenn  man  dieses  Oel  mit  Kalilauge  behandelt,  so  scheiden 


lation  des  Kohlsaatols ,  es  koclit  dann  bei  47«  Dieser  Siedepankt  kaoo  gekei  ^ 
169®  in  andero  Probeo  von  Eupion;  dies  rtl  abhSngig  ron  der  Art  dfrAii«'^ 
und  der  Temperatur  ihrer  Üildung.  Et  ist  einleuchtend,  dass  eine  Ftissisk«!^ 
so  Teranderlichem  Siedepunkt  ein  bloses  Gemenge  ist. 

Frankland  ist  der  Ansicht,  Reichenbarhs  Eupion  bestehe  zun  Tbeil  saiE^P'''' 
Vgl.  auch:  Hess,  Ann.  der  Chem.  o.  Pharm.  XXIIi.  Ml.  —  Liir«*^' 
Aon.  de  Chim.  et  de  Pbys.  LXIV.  384.   —  Bouchardat,  Ann.  derCM«-^ 
Pharm.  XXVil.  30. 

1)  Von  griacbiscben  Mant4sp  Rauch  «ad  ^otl^p  ThdI. 


449 

die  leichten  Oele  ab,  welche  es  enthielt ,  wahrend  das  Kreosot ,  Rap- 
nofflor  und  ein  anderes  Gel  in  Auflösung  gehen ;  beim  Kochen  der 
braunen  alkalischen  FlĂĽssigkeit  destillirt  das  Kapnoroor  mit  den  Was- 
serdämpfen  über.  Es  scheint  sogar,  das  Kapnomor  entsteht  unter 
diesen  Unisländeii  zum  Theil  durch  Umwandlung  des  Kreosot. 

Das  Kapnomor  ist  ein  farbloses  Oel  von  ei^enthĂĽmlichero  Ge- 
ruch, einem  spec.  Gewichiefast  gleich  (0,995  hei  15^5)  dem  des 
Wassers;  es  siedet  zwischen  180  und  208^.  Es  ist  in  reinem  Zu- 
stande unlöslich  in  Wasser,  unlöslich  in  Kali^  wohl  aber  theilweise 
auf  Kosten  dt^s  Kreosots  (Völckel). 

Es  enthalt : 

a  b  c  C4oH2j04(?) 

Kohlenstoff      81,16  81,18  81,31  81,64 

WaMerstoff        7,89     7,81     7,77  7,48 

Sauerstoff  ,,         ,,         „  10,88 


100,00. 


Reichenbach's  >)  Kapnomor  zeigt  die  meisten  Eigenschaften  von 
Völckel's  Kapnoroor  und  w^re  nach  letzterem  ein  nur  wenig  durch 
die  Wirkung  der  Schwefelsaure  verändertes  Product,  welche  Reichen- 
bacb  als  Reinigungsmittel  anwendete. 

Das  Kapnomor  löst  sich  in  concentrirter  Schwefelsäure  mit  pur- 
purrother  Farbe  auf;  die  Auflösung  entfärbt  sich  auf  Zusatz  von  Was- 
ser und  enthält  dann  eine  gepaarte  Säure  (Reiehenbach ,  Völckel), 
deren  Kalisalz  krystalKsirbar  ist  (Reichenbach).  Salpetersäure  ver- 
wandelt das  Kapnomor  in  Oxaisänre,  Pikrinsäure  und  eine  andre  kry- 
stallinische  Substanz  (Reichenbach). 

y.  Das  Pyroxanthin  scheint  das  Resultat  der  Einwirkung  auf 
eine  der  im  schweren  Holztheeröl  enthaltenen  Substanzen  zu  sein 

(Vokkel). 

Scanlan  bat  zuerst  das  Pyroxanthin  im  rohen  Holzgeist  beob- 
achtet; Gregory  >)  unterwarfes  einer  aufmerksamen  PrĂĽfung.  Letztrer 


1)  Die  drei  ADalysea  worden  mit  drei  ferscbiedaDen  Portionen  Kapnomor  for- 
Kenommen.  Siedepunkt  von  a  200  bis  202  O;  von  b  202  bis  204«;  von  c  204 
bis  2080. 

2)  Reichenbach ,  Joom.  f.  prakt.  Chem.  1.  1. 

3)  Gregory,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  XXI.  143. 
Gerhardt,  Ghasie.  IV.>  29 


450 

erbiell  es  auf  MgeiMle  Weise:  man  onterwirfl  den  rohei  Hohfoi 
der  Deslillation,  fängt  etwa  15  Proc.  davon  anf ,  sättigt  das  Daflh 
mit  Kalkhydrat  mid  unterwirft  es  einer  neuen  DestĂĽlatkm.  Ibaa^ 
h8lt  so  einen  gefUrblen  Rdckstand,  der  den  Uebersehuss  des  «p* 
wendeten  Kalks ,  essigsauren  Kalk ,  ein  bräunliches  Han  und  fp' 
xanthin  entbllt«  Dieser  Rockstand  wird  luerst  mk  ▼erdOnoter'Sib' 
säure  behandelt  und  der  in  der  Säure  unlösliche  Theil  wird  inil  » 
dendem  Alkohol  aufgenommen ;  die  harzige  Substnnx  tost  sick  im 
zuerst.  Die  letzten  alkoholischen  Abkochungen  enthalten  das  Ffi»- 
xanthin. 

Es  krystallisirt  in  langen  gelben ,  geruchlosen  Naddn,  oaUU 
in  Wasser,  in  der  Wärme  aufldslicb  in  Alkohol,  Aether  und  EMf- 
säure ,  fast  unlöslich  in  Ammoniak  und  kochender  KalUosuof.  i 
schmilzt  bei  144^;  in  einer  an  einem  Ende  gescblossenen  Rohn*' 
hitzt,  verflüchtigt  es  sich  nicht  ohne  Zersetzung;  »ber  weno  m»^ 
in  einem  Luftstrom  erhitzt,  sublimirt  es  schon  bei  134^. 

Es  enthält  1): 

A]^Qhu.  Gregory.  C,o  H^  0%  (9 


Kohlenstoff 

74,1 

73,8  74,7  74,8 

76,0 

WsMerBtoff 

6,1 

»,ä    5,3    5,5 

»,o 

Ssaerstoff 

>» 

^y         99         91 

20,0 

100,0. 

Concenirirte  Schwefelsäure^  und  raucbende  Salisiure  kW  ^ 
Pyroxanthin  auf,  indem  sie  sich  dunkelroth  färben;  Wasser «M^ 
aus  der  Auflösung  Flocken  von  tbeilweise  verändertena  PyriBi^ 
nieder.  Concenirirte  Salpetersäure  greift  es  lebhaft  an«  ioM' 
es  in  Oxalsäure  und  eine  Nitrosubstanz  verwandelt.  Ghler  «tf^* 
delt  es  in  der  Wärme  in  eine  brauae  harzähnlicbe  Substaoitfl' 
Entwicklung  von  ChlorwasserstoRsäure. 

%  2390.  Ausser  den  angegebenen  Substanzen  liefert  der  IM^ 
theer  bisweilen  mehrere  andre,  denen  Reicbenbach  die  NaaM  f^ 
mar,  Cedriret  und  PHtaeaU  giebt,  deren  cheimsche  BeashitN>^ 
noch  sehr  problematisch  ist.  | 

Das  Pieammr^)  ist  ein  Oel  von  1,10  spec.  Gewicht,  tsA^ 


1)  Correctiooen  nach  dem  neoeo  Atomgewicht  des  KohlentloffM.  "*  ^'''^ 
nimmt  die  Formel  C^i  H9  O4  an. 

2)  Von  piop,  Pech,  und  amarum^  bitter. 


451 

fettig  an,  ist  i^m  schwacbem  Geriiehi  breniiend  bitterem  Geschmack. 
Es  kocht  gegen  270^  und  Terbindet  sieh  mit  den  Alkalien  wie  das 
Kreosot,  und  bildet  damit  krystallisirbare  Verhindongen. 

Das  Cedrirei  ^)  Iflsst  sich  aus  dem  Kreosot  ausziehen ,  indem 
man  die  Auflösung  des  Kreosots  in  Kall  mK  Essigsaure  sattigt.  Ein 
Tbeii  des  Oels  scheidet  sich  dann  ab ,  während  ein  andrer  in  dem 
essigsauren  Kali  gelost  bleibt.  Man  destillirt  dann  die  PlOssigkeit ; 
die  mittleren  Portionen,  welche  man  erhalt,  geben  alfmlKg  mit  schwe- 
felsaurem Eisenoxyd  einen  rot hen  Niederschlag ,  welcher  aus  kleinen 
Nadeln  besteht.  Dies  ist  das  Cedriret.  Diese  Substanx  fllrbt  sich 
bei  BerOhrung  mit  concentrirter  Schwefelsäure  dunkelblau.  Reichen- 
bach schreibt  dem  Cedriret  die  Färbung  des  Holztheers  zu. 

Das  Pitiacall^)  ist  ein  Product  der  Einwirkung  des  Baryts  auf 
das  TheerOl.  Es  ist  aufloslich  in  den  Säuren  und  wird  durch  die 
Alkalien  daraus  niedergeschlagen.  Es  ist  unauflöslich  in  Wasser, 
Alkohol  und  Aether.  Es  verbindet  sich  mit  der  Thonerde  und  kann 
auf  Geweben  niedergeschlagen  werden. 

S  2391.  DesHüationsproducte  der  bituminösen  Schiefer^). 
—  Bei  der  Destillation  der  Bituminösen  Schiefer  erhält  man  ausser 
deo  entzündlichen  Gasen  ein  Brennöl  von  dicker  Consistenz.  Wird 
dieses  der  Rectiflcation  bei  steigender  Temperatur  unterworfen ,  so 
lässt  sich  eine  Reihe  flüchtiger  Oele  abscheiden ,  deren  Siedepunkt 
zwischen  80  und  300®  schwankt. 

Ihre  Zusammensetzung  ist^) : 

80  bis  Otto       120  bis  1310     160«  nCaH, 

Kobleostoflr      86,0  8tt,7  80,2         8tt,60         8tt,7 

Wasserstoff     14,3  14,1  13,6         14,50         14,8 


100,0. 


Man  bemerkt ,  dass  die  Zusammensetzung  der  Schieferole  sich 
der  des  ölbildenden  Gases  ')  nähert. 


1)  Voi  Cßärhan^  dem  Namen  der  Aheo  für  Holzessig,  ond  rHe,  Neu. 

2)  Von  nkruy  Hart  aod  naXoSf  scböa. 

3)  Laoreot,  Adb.  de  Cbim.  et  de  Pbys.  LXIV.  321. 

4)  Alles  Atomsewicbt  des  Kobleostoffs. 

tt)  Weon  man  die  Desiillationsproducte  des  käuflicben  ScbieferSls  fractiontrt, 
sie  mit  ScbwefelsSnre  behandalt  und  darcb   wiederholte  DestillaĂĽooen  ober  ge- 

29» 


4S2 

DaB  Oel,  welches  zwischen  80  und  85^  ĂĽbergeht ,  wird  hi\Aos^ 
wenn  man  es  mit  Schwefelsäure  behandelt  und  über  Kalihydrat  recti- 
ficirl;  es  bat  dann  ein  spec.  Gewicht  von  0,714  und  hat  viele  Aebo- 
lichkeit  mit  der  Naphlha  in  Zusammensetzung  und  Eigenscbaltn. 
Das  Chlor  entwickelt  im  Sonnenlicht  ChlorwasserstoffsHure  daraos 
und  verdickt  es. 

Wenn  man  die  Oele ,  deren  Siedepunkt  zwischen  80  und  150* 
ist,  mit  kochender  concentrirter  Salpetersäure  behandelt,  so  erbalt 
man  eine  eigenthümliche  Säure  {AmpeUnsaure ,  S  1603)  in  s<*hr 
kleiner  Menge. 

S  2392.  Das  AmpeUn  ist  eine  andre  Substanz«  welche  d«ii 
Kreosot  Shulich  ist.  Laurent  erhielt  sie  mit  dem  Schieferöl ,  dess^ 
Siedepunkt  zwischen  200  und  280«  steht. 

Zur  Darstellung  des  Ampelins  schĂĽttelt  man  dieses  Oel  wieder- 
holt mit  concentrirter  Seh werflsXure;  hierauf  mischt  man  es  mit  den 
fĂĽnfzehnten  oder  zwanzigsten  Theil  seines  Vuhims  AetzkalilOsung  qo<1 
lässt  es  einen  Tag  lang  stehen ;  man  Gndet  dann  zwei  Schichteo  ii 
der  Flasche ,  wovon  die  untere  wdssrige  mehr  betrjigt ,  als  die  ;ing^ 
wendete  Kalilnsnng.  Man  giesst  die  untere  Schichte  ah  und  schĂĽttelt 
sie  mit  schwacher  Schwefelsäure,  welche  ein  Oel  davon  scheidet,  das 
an  die  Oberfläche  kommt;  man  nimmt  dies  mit  einer  Pipette  ah, 
bringt  es  in  einen  Ballon  und  erwärmt  es  gelinde  mit  seinem  leho- 
oder  zw;mzigfachen  Volum  Wasser ;  das  Ampelin  löst  sich  auf  und  es 
scheidet  sich  eine  kleine  Menge  Oel  ab,  welche  man  beseitigt;  bie^ 
auf  setzt  man  zur  wässrigen  Lösung  einige  Tropfen  Schwefelsäure; 
das  Ampelin  scheidet  sich  dann  an  der  Oberfläche  ab. 

Es  besitzt  eine  schwache  gelblich  braune  Färbung;  sehrreifi 
wäre  es  vielleicht  farblos.  Es  hat  Aehnlichkeit  mit  einem  ziemlicb 
dĂĽnnflĂĽssigen  fetten  Oel;  es  ist  in  Alkohol  auflĂĽslich  ;  Aether  iQstes 
in  allen  Verhaltnissen;  einer  Kälte  von — 20<^  ausgesetzt,  wirdM 
nicht  fest. 


•cbmolznes  Kalibydrat   und   wasserfreie  Pho9pl)or9äare   reigigt,    erhält  man  aick 
SaiDt-Evre  (Compt.rend.  de  TAcad.  XXIX.  339)  folgende  KohieDwaiaeraloBe: 

C,cH3,  Isocheod  zwischen  275  u.  280<» 
^^H«|        .  .       25»  u.  360« 

CstHM        •  .  .    215  u.  22C^ 

C„H|,        .    '        ,   '    i32u.  1350. 
Der  Autor  dieser  Anmerkung  giebt  keine  niheren  Details. 


453 

Es  löst  sich  in  alleu  Verhältnissen  in  Wasser  auf  ^  wenn  man  es 
mii  seinem  vierzig-  oder  fĂĽufzigfacben  Volum  Wasser  mischt.  Der 
Destillation  unterworfen,  zersetzt  es  sich  und  liefert  Wasser,  ein 
leichtes  Oel  und  Kohle. 

Seine  wSssrige  Lösung  verhält  sich  eigenthümlich  zu  den  Re- 
ageotien:  einige  Tropfen  Seh wefelsflure^  selbst  sehr  verdĂĽnnte^  schei- 
den daraus  dasAmpelin  ab.  Salpetersäure  wirkt  ebenso.  Kali  und 
Ammoniak  trüben  im  ersten  Augenblick  die  Auflösung  schwach;  aber 
durch  Umschütteln  und  Erwärmen  hellt  sich  die  Flüssigkeit  wieder 
auf.  Kohlensaures  Ammoniak  trĂĽbt  die  FlĂĽssigkeit.  Kohlensaures 
Kali  und  Natron  wirken  eben  so ,  aber  die  FlĂĽssigkeit  wird  beim  Er- 
hitzen klar.  Chlorammonium,  Chlonialrium,  phosphorsaures  Natron 
scheiden  das  Ampelin  ab.  Wenn  man  die  Auflösung  des  Ampelins  in 
Aelzkali  oder  in  kohlensaurem  Kali  mit  Kochsalz  oder  Chlorammonium 
zersetzt,  so  scheidet  sich  das  Ampelin  sogleich  ab  und  löst  sich  beim 
Erhitzjen  nicht  mehr.  Salpetersäure  greift  es  beim  Kochen  lebhaft 
ao  und  verwandelt  es  in  eine  unlösliche  klebrige  Masse;  die  salpeter- 
saure Lösung  enthält  Oxalsäure. 

S  2393.  Destülalionsproducie  der  Steinkohle^).  —  Der 
Sleinkohleutheer ,  welchen  man  aus  den  Kohlengasfabriken  erhält, 
enthält  dreierlei  Verbindungen :  Säuren,  Basen  und  vollkommen  in- 
differente Körper ,  imd  zwar  bilden  letztere  den  grösseren  Theil  des 
Tbeers. 

Unter  den  Säuren  >)  ist  namentlich  die  Phenylsäure  (Runge's 
Carbolsäure,  §  1352)  zu  erwähnen. 


1)  KuDge,  PoggcDd.  Ano.  XXXI.  65,  512;  XXXIl.  308,  323.  —  Reicbea- 
liach,  ebenda  XXXI.  497.  —  Laurent,  Ann.  de  Cbim.  et  de  Pbjs.  [3]  III.  195. 
—  Hormann,  Ann.  der  Cbem.  u.  Pbaroi.  XLVIII.  1.  —  Mansfieid,  ebenda 
LXIX.  163. 

2)  Runge  fubrt  ausser  der  Pbenyisaure  die  ßosoltäure  und  Brunoisäure  an. 
Wenn  man  zu  der  alkalischen  FiOssigkeit ,  welche  man  durch  Rehandlung  des 

Theerols  mit  Kalkmilch  erb&lt ,  eine  Saure  selzt ,  so  scheidet  sich  ein  Gemenge  von 
Phenylsiare,  Rrunulsaure  und  kosolsäure  ab.  Desttllirt  man  dasselbe  mit  Wasser, 
so  gebt  Phenylsäure  Ober,  während  in  der  Retorte  ein  brauner,  pecbartiger  Rück- 
stanil  bleibt ,  welcher  zwei  andere  Säuren  enthält.  Man  löst  ihn  in  etwas  Alkohol 
auf  und  mischt  die  Auflösung  mit  Kalkmilch :  es  entsteht  rosolsaurer  Kalk ,  welcher 
mit  rosenrother  Farbe  gelost  bleibt ;  der  bronöUaure  Kalk  scheidet  sich  als  branner 
Niederschlag  ab. 


^ 


454 

Der  basische  Theil  besteht  hnuptsächlich  aus  Ammoniak,  Anilin 
(8  1411),  Picolin  (9  1415),  ChinoleYo  (Leacoi  8  2204)  und  Ppd 
(8  22550. 

Die  indifferenten  Substanzen  des  Steinkohlentheers  bestehen  ans 
flflMi^n  und  festen  Kohlenwasserstoffen ,  worunter  man  das  Benzio 
(8  1337),  das  Toluen  (8  1811),  das  Cumen  (8  1836),  das  Naphtbi- 
liii  (8  1697),  das  Paranapbthalin  (8  1725*),  das  Chrjsea  undto 
Pyren  (8  2394)  bemerkt. 

8  2394.  Das  Chrysen^)  und  Pyren  sind  die  ProducU  der 
trocknen  Destillation  der  Fette  und  Harze,  sowie  der  Steinkohle;  mo 
kann  sie  aus  dem  Leuchtgastheer  durch  neue  Destillationen  ausziebea. 
Die  Producte,  welche  zuletzt  übergehen,  besteben  aus  einer  geft« 
oder  röthlichen  weichen  Masse  und  einem  dicken  Oel ,  worin  nui 
krystallinische  Blättchen  unterscheidet;  was  sich  imRetortenbalsTer 
dichtet,  besteht  dem  grösseren  Thcil  nach  aus  Cbrysen ;  die  Vortip 
enthĂĽllt  vorzOglfch  Pyren.  iMan  kann  beide  dtirch  Aetber  abscbeidra, 
worin  sich  das  Pyren  allein  leicht  auflöst. 

Um  das  Chrysen  zu  isoliren ,  reiht  man  die  gefärbte  Substaoi, 
welche  im  Hals  der  Retorte  sitzt,  mit  Aetlier;  der  Aether  bemächtigt 
sich  so  des  Pyren ,  sowie  mehrerer  öliger  Substanzen  und  ISsst  das 
Cbrysen  als  Pulver  zurĂĽck. 

In  reinem  Zustand  besitzt  das  Chrysen  eine  schön  gelbe  Farbe, 
ist  krystallinisch,  färb- und  geschmacklos ,  unlöslich  in  Wasser  vi^ 
Alkohol.      Aether  löst  es  kaum ;  Terpentinöl  löst  es  beim  KecM 


Wenn  man  den  braunen  Niederschlag  mit  Salzsäure  behandelt,  beiDäcbii|( sick 
di€M  des  Kalks  und  die  Brunolsäure  bleibt  in  brannen  FlockeD  zoröck. 

Zur  Darstellung  der  Rosolsäure  ist  es  gut,  die  Kalkferbindong,  welche  av 
durch  Behandlung  des  Theröls  mit  Kalkmilch  erbiUt ,  im  Wasserbad  rar  Sytsf* 
consistenz  abzudampfen  und  mit  einem  Drittel  seines  Volums  Alkohol  zu  fenettfi« 
es  scheiden  sich  dann  nach  einigen  T^S^o  rosenrotbe  Kry stalle  tod  rosolsauren  1^^ 
all.     Man  scheidet  die  Bosolsiure  daraus  durch  Essigsäure  ab. 

Die  Rosolsaure  ist  eine  harzähnliche  Masse  von  Orangefarbe,  löst  sich  ia  Ali«^ 
hol,  ist  aber  unlöslich  in  Wasser.  Sie  giebt  mit  gewissen  Beizen  rothe  Farbm  asi 
l^cke ,  welche  sich  in  der  Schönheit  mit  denen  des  Krapps  und  der  Cocheaille  nc** 
aen  können.  Sie  scheint  das  Product  der  Einwirkung  der  Alkalien  auf  Tbccfw 
zu  sein*. 

Die  Brunolsäure  ist  braun  ,  glasig,  leicht  pulferisirbar. 

1)  Laurent,  Ann.  de  Chim.  et  de  Phys.  LXVI.  136. 


455 

besser  und  scheidet  es  in  gelben  krystallinischen  Flocken  ab.  Es 
kommt  gegen  230  bis  235<^  in  FIuss ;  beim  Erkalten  erstarrt  es  zu 
einer  mehr  dunkelgelben  Hasse  aus  etwas  blättrigen  Nadeln.  Bei 
höherer  Temperatur  destillirt  es,  indem  es  sich  etwas  verändert  Es 
enthält : 

Laurent .  n  C|  2  H4  (?) 

Kobieostoff     94,83  94,25  94,7 

Was8ei.«toff       6,44    5,30  5,3 

100,0. 

Das  NUrochry$en  entsteht  durch  die  Einwirkung  kochender 
coBceatrirl^r  Salpetersäure  auf  Chrysen.  Es  ist  ein  rothes,  geruch- 
uod  geschoiackloseB ,  in  Wasser  unlO&Uches  Puher.  Alkohol  und 
Aetber  lösen  nur  Spuren  davon.  Es  scheint  nCu  Hg  (NO4)  zu  ent- 
halten : 


Laurent, 

nCtjHaCNO^) 

Kohlenstoff 

58,90  59,31 

59,5 

Wasserstoff 

2,26    2,33 

2,5 

Stickstoff 

11,66      „ 

11,6 

Saaerstoff 

♦»         »» 

26,4 

100,0. 

Cuncentrirte  Schwefelsäure  löst  das  Nitrochrysen  in  der  Kälte 
mit  braiinrother  Farbe  auf.  Aetzkalilösung  in  Alkohol  färbt  es  braun 
und  löst  es  zum  Theil  auf.  Wenn  man  das  Alkali  mit  Säure  neutra- 
lisirt ,  so  scheiden  sich  braune  Flocken  daraus  ab.  in  einer  ver- 
schlossenen Röhre  rasch  erhitzt ,  schmilzt  das  Nitrochrysen  und  zer- 
setzt sich  mit  Explosion. 

ß.  Dm  Ad^%Pyren  darzustellen^  bringt  man  die  ätherische  Flüs- 
sigkeit, welche  zur  Extraction  desChi7sens  gedient  hat,  ineineFrost- 
niischang;  dasPyren  scheidet  sich  dann  in  kt7stallisirtem  Zustand  ab. 

Das  Pyren  krystailisirt  aus  Alkohol  in  mikroskopischen  rhom- 
boidalen Blättern,  sehr  ähnlich  dem  Paranaphrhalin  {%  1725*);  es  ist 
geschmack-  und  farblos,  unlöslich  in  Wasser ,  wenig  löslich  in  Alko- 
hol undAether;  es  schmilzt  zwischen  170  imd  180^  und  erstarrt  zur 
blättrig  krystallinischen  Masse.  Höhere  Temperatur  verflüchtigt  es 
ohne  Veränderung.     Schwefelsäure  verkohlt  es. 

Es  enthält!): 


1)  Altes  Atomgewicht  des  Kohlenstoffs. 


456 


Laurent, 

C,oHn(?) 

Kohleostoff 

93,18 

03,7 

Wassers  1  off 

• 

6,11 

6,3 

100,0. 

Unter  Mitwirkung  der  Wärme  zeralört  Salpetersflure  da$  fjm 
leicht. 

Das  Nitropyren  ist  eine  barzähnliche  Masse  von  einer  etn^ 
mehr  ins  Rolhe  gehenden  Farbe  als  Gummigutt,  sehr  schmehlitf 
und  scheint  C30H10  (NOi)^  zu  enthalten. 

%  2395.  Trockne  Destillation  der  Tkiersubsianzen^y  - 
Uas  Oel,  welches  bei  der  trocknen  Destillation  thierischer  Stoffe,  w 
Hörn,  Knochen,  Blutete,  entsteht,  bezeichnet  man  gewohnlicbit 
dem  Namen  Hirsekhomöl  oder  DippeFs  ThieröL 

Durch  RectiGcation  des  rohen  Oels,  welches  man  in  den  Bea- 
Schwarzfabriken  durch  Destillation  der  Knochen  in  gusseisemea  Cv 
lindern  erhält,  erhielt  Anderson  ein  flüchtiges^  sehr  zasamiKt' 
gesetztes  Oel  nebst  einem  mit  Scuwefel-  und  Gyanammonium  la^ 
kohlensaurem  Ammoniak  gesättigten  Wasser.  Er  konnte  durdi  B^ 
handlung  des  Products  mit  Alkali  eine  beträchtliche  Menge  Cy^ft* 
wassersloffsäure  ausziehen. 

Die  ölige  Substanz  bestand  aus  einem  in  Säuren  löslichen  iw' 
einem  unlöslichen  Theil. 

Der  auflösliche  Theil  fand  sich  darin  in  bedeutend  gerinfc^ 
Verhältnisse  vor  als  der  unanflösliche ;  er  enthielt  die  OQchti^^'' 
kalien  wie  Methylamm  (8  383),  Aethylamin  (S  822),  Tfiti^ 
(S  1026'),  Petinin  (§  1056),  Anilin  (§  1411),  Picolin  (|Ul9^ 
Lulidin  (8  1821*) »  Pyridin  und  Pyrrol  (8  22oo*). 

Der  in  Säuren  unlösliche  Theil  enthielt  Benzin  und  andre  K<^ 
lenwasserstoffe ,  so  wie  Oele ,  welche  bei  fortgesetztem  Kocheo  ^ 
Aetzkali  Ammoniak  entwickeln  und  zur  Classe  der  Nitrile  (cp** 
wasserstoffsaureu  Aether)  zu  gehören  scheinen. 

Die  DestillationsprQducte  der  Feite,  vgl.  8  1296. 
Die  DesiiUaiionsproducte  der  Harze,  vgl.  8  1919. 

1)  ÜDTerdorben,  Poggend.  Ann.  VIII.  477.  —  Anderson ,  Pbiloi.i*' 
gaz.  \X\III.  174;  und  Ann.  der  Ch«m.  ti.  Pharm.  IXX.  32;  Edinb.  Philo».  Tn». 
Bd.  XX.  2.  Thl.  u.  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXX.  44. 


457 

S  2396.  Der  Russ.  —  Bei  der  unvollkonimeDen  Verbrenuuiig 
organischer  Körper  entsteht  Rauch  und  Russ,  welcher  sich  an  kahen 
Stellen  ansetzt  als  leichte ,  schwarze ,  pulverige  Masse  oder  auf  noch 
beisseii  Stellen  als  eine  compacte ,  glflozende  Masse. 

Nach  Braconnol  ^)  enthalt  der  Russ  ein  saures  Harz ,  zum  Theil 
gesattigt  durch  die  Basen  der  niilgefahrteii  Asche  und  Kohle  von  der 
unvollständigen  Verbrennung  des  Kohlenwasserstoffs  und  der  Bmnd* 
Ole ,  deren  Wasserstoff  verbrannte ,  ohne  dass  der  Sauerstoff  auch 
zur  Verbrennung  des  Kohlenstoffs  ausgereicht  hatte. 

Derselbe  Chemiker  nimmt  im  Russ  die  Existenz  einer  stickstoff- 
haltigen eitractivstoffartigeu  Substanz  an,  welcher  er  den  Namen 
A$bobn  giebt;  Man  erhalt  dieselbe  in  reinem  Zustand ,  wenn  mau 
den  Russ  mit  siedendem  Wasser  erschdpfl,  die  Auflösung  abdampft, 
wieder  in  Wasser  auflöst.  Salzsaure  zusetzt,  den  pecbartigen  Nieder- 
schlag mit  kaltem  Wasser  wascht,  hierauf  mit  siedendem  Wa:iser 
bebandelt,  die  Abkochung  nach  dem  Erkalten  tiltrirt,  vun  neuem 
abdampfl  und  in  kochendem  X^asser  auflöst,  bis  sich  beim  Erkalten 
nichts  mehr  abscheidet.  Die  Abdampfung  liefert  eine  Art  Firniss^ 
den  man  mit  Alkohol  behandelt;  man  bebandelt  hierauf  den  RĂĽck- 
stand mit  Aether,  welcher  beim  Abdampfen  das  Asbolin  als  ein  gel- 
bes, sehr  scharfes  Oel  hinterlasst,  bitler,  nicht  flĂĽchtig,  leichler 
als  Wasser,  mit  Flamme  brennend;  es  liefert  bei  der  Dt'stillatiun 
ein  ammoniakalisches  Product,  welches  etwas  in  Wasser  loslich, 
leicht  lOslick  in  Alkohol,  unlöslich  in  Terpentinöl  und  fetten  Oelen  ist. 

Salpetersaure  lOst  es  mit  rothlich  gelber  Farbe  auf.  Die  Auf- 
lösung liefert  beim  Abdampfen  Pikrinsäure  und  etwas  Oxalsäure. 

Die  wassrige  Auflösung  desAsbolm  wird  durch  Alkalien  <lunk<'l- 
roth  gefärbt;  essigsaures  Blei  fallt  es  orange;  Gallapfelaufguss  schlagt 
es  gleichfalls  nieder;  SilberauflOsnng  wird  nach  einiger  Zeil  davon 
reducirl. 

Der  Russ  von  der  Verbrennung  des  Torfs  und  des  Holzes  lie- 
fert, nachdem  er  durch  Wasser  von  allen  löslichen  Theilen  befreit 
worden  ist,  einen  schwarzen  RĂĽckstand,  der  sich  in  grosserer  Menge 
in  kohlensaurem  Natron  auflöst.  Schwefelsaure  bewirkt  in  dieser 
Auflösung  einen  braunen  Niederschlag,   welcher  nach  Mulder  64,4 

1)  Braconnot,  Ann.  <le  Chim.  et  de  Pbys.  XXXI.  37.  —  Das  Wort  AsboHn 
liomiDt  Tum  gricihischen  aaĂźoXrj ,  if uss. 


458 

Kobkttstoff,  5,31  Wassersteff,  6,79  Stickstoff  und  23,50Su«rsuf 
enthttlt. 

Den  Kknrtus  erhält  man  durch  VerbreDiiang  von  banigciDfloh 
in  Oefen ,  worin  die  l^ft  nur  onfoUkeniinen  Zalritl  hat ,  die  mit  b- 
hen  geneigten  Schornsteinen  versehen  und  innen  mit  Tochen  b^ 
hängt  sind.  Er  besieht  dem  grosseren  Theil  nach  ans  Kohle  (gepi 
80  Proc.)  und  etwas  Brandharz ;  er  mischt  sich  daher  nur  mit  Wai- 
ser, wenn  er  zavor  mit  Alkohol  behandelt  wird« 

Stickstoffhaltige  Substanzen. 

S  2397«  Die  letzte  Gruppe  der  nicht  in  Reihen  gebradrttf 
Körper,  welche  uns  noch  zu  beschreiben  ttbrig  bleibt,  begreift  i»- 
besondere  die  eiweissartigen  oder  /Vofm- Substanzen,  so  wie 
mehrere  ähnliche  Zusammensetzungen  und  einige  Derivate,  weicht 
man  aus  den  eiweissartigen  Substanzen  unter  dem  Einfluss  ebeoi- 
scher  Reagentien  erhält. 

Die  Erscheinungen  der  Gehrung  und  Fäulniss  werden  nitur- 
' gemäss  ihren  Platz  nach  der  Beschreibung  dieser  Stoffe  finden,  oo- 
ter  denen  gerade  jene  Agentien  vorkommen ,  welche  unter  dem  .V 
men  der  Fermente  bekannt  sind. 

Eiweissartige  Substanzen. 

%  2398.  Diese  Substanzen  sind  sehr  verbreitet  in  den  flS^ 
gen  und  festen  Theilen  des  thierischen  Organismus,  so  wie  ii^ 
wissen  Theilen  der  Pflanzen ,  sie  enthalten  Schwefel  unter  ihren  if^ 
mentaren  Bestandlheilen.  Sie  sind  sämmilich  amorph  und  zersetKi 
sich  bei  der  Destillation  unter  Entwicklung  ammoniakalischer  PP^ 
ducle  und  Schwefelwasserstoff. 

Man  unterscheidet  im  Allgemeinen  drei  eiweissartige  SuIk^Ub- 
zen ,  welche  gut  r.liarakterisirt  sind,  ausser  einigen,  weniger  beluaS' 
ten,  welche  einst  ein  genaueres  Studium  vielleicht  als  Gemenge  od«r 
unreine  Substanzen  erkennen  wird.  Die  drei  ersteren  $iod:  ^^ 
Albumin ,  das  Fibrin  und  das  Casetn. 

Das  Albumin  findet  sich  in  Auflösung  im  Eiweiss  und  im  Blal- 
wasser  der  Thiere,  so  wie  in  den  meisten  Pflanzensäflen;  f*^ 
wässrigc  Auflosung  hat  die  Eigensdiaft,  durch  Erhitzen  zu  lerriniito« 
wird  aber  durch  Essigsäure  nicht  gefiilU. 


459 

Das  FOrin  ist,  so  wie  es  ans  bekannt  ist,  in  Wasser  unauflds- 
licli,  befindet  sieh  jedoch  im  Blut  der  Thiere  in  Auflösung^  allein  es 
gerinnt  von  selbst ,  sobald  das  Blut  dem  EinOusse  der  Lebenskraft 
entrOckt  ist.  Es  findet  sich  gleichCills  in  dem  Samen  der  Getreide, 
des  Roggens ,  der  Gerste ,  des  Hafem ,  Mais ,  Reis  etc.  und  bildet 
im  Geraenge  mit  einer  andern  in  Wasser  nicht,  wohl  aber  in  Alkohol 
auflOaüchen  Substanz  (dem  Leim  oder  Gluän  %  2416)  den  wesent* 
lieh  nährenden  Bestandtheil ,  den  man  mit  dem  Namen  Kleber^ 
Gluten  oder  Gliadm  bezeichnet. 

Das  Ciuem  bildet  den  in  Wasser  löslichen  Bestandtheil  der  Milch, 
«elcher  durch  blosses  Erhitzen  nicht  gerinnt,  aber  durch  Essigsaure 
gehUt  wird ;  die  Auflösung  des  Caseltn  besitzt  auch  die  Eigenschaft, 
sieb  beim  Abdampfen  an  der  Luft  mit  einer  Haut  zu  bedecken  und 
bei  gelindem  Erwarmen  durch  Lab  zu  gerinnen.  Das  Legumm 
(2423),  welches  in  den  Samen  der  Hnlsen fruchte  oder  Leguminosen 
(Erbsen ,  Buhnen ,  Linsen)  und  in  den  Oelsamen  (Mandeln ,  Wall* 
und  HaselnĂĽssen)  vorkommt ,  besitzt  dieselben  Eigenschaften  wie 
das  Thiercaseln. 

Die  eiw^issartigen  Substanzen  lösen  sich  in  rauchender  Salz* 
saure  auf,  indem  sie  ihr  dabei  eine  blaue  oder  violette  Farbe  ertbei« 
len.  Diese  Färbung  erfolgt  jedoch  nur  bei  dem  Zutritt  der  Luft; 
bei  Luftabschluss  erfolgt  die  I^sung  auch,  allein  die  FlĂĽssigkeit 
bleibt  gelb. 

Die  stark  saure  F^lüssigkeit ,•  welche  man  erhält,  wenn  man 
Quecksilber  in  seinem  Gewicht  Salpetersäure  auflöst,  ertbeilt  allen 
eiweissaitigen  Substanzen  eine  sehr  intensiv  rothe  Farbe ;  sie  zeigt 
in  Wasser  die  Gegenwart  von  VioooiM  Albumin  an  ^). 

Sämmtliche  eiweissartige  Substanzen  lösen  sich  in  Aetzkali  auf; 
damit  gekocht,  liefern  sie  eine  Flüssigkeit,  woraus  Säuren  Schwefel- 
wasserstoff entwickeln  ($  2431). 

Mit  Oxydationsmitteln  behandelt  liefern  sie  dieselben  Producte. 
Diese  schliessen  sich  stets  an  zwei  fteihen  von  Verbindungen  an : 
einerseits  an  die  Benzoösäurereihe ,  andrerseits  an  die  Essigsäure- 
reihe  und  ihre  Homologen ;  in  der  That  erhält  man  bei  Behandlung 
der  eiweissartigen  Körper  mit  Braunstein  oder  zweiliach  chromsaurem 
Kali   und  Schwefelsäure  BenzoYlhydrttr   und   Benzoesäure,    so  wie 


1)  MiiloD,  ADD.  de  Cbim.  et  de  Phys.  [3]  XXIX.  tH>7. 


460 

AcetyihydrĂĽr ,  Propionyl,  Valeryl  etc.  und  Essig-,  Propkm-.IU- 
drian-^  BuUersSure  etc.  Das  Tyrosin  (S  2432)  ist  ein  ihuKcto 
Oxydalionsproduct ,  dessen  Entslehung  nicht  genau  bekaontist 

im  feuchten  Zustande  sich  selbst  überlassen ,  zersetzea  »h 
sflmmlliche  eiweissartige  Substanzen  und  verwandeln  ftich  in  iwim 
Substanzen,  deren  Natur  nach  den  Umständen  wechselt.  Die  an^ 
ordentliche  Leichtveränderlichkeit  der  eiweissartigen  SubstaoieBÜ 
sogar  eine  Eigenschaft ,  welche  sie  vnn  den  meisten  andero  oip» 
sehen  Substanzen  unterscheidet  und  sie  befiihigt,  als  FermaĂĽt 
BerĂĽhrung  mit  gewissen  Verbindungen  aufzutreten.  Die  Bier- iri 
Weinhefe,  die  Diastase  etc.  sind  lediglich  Eiweisssubstanzen,  wk^ 
sich  in  einem  eigenlhĂĽrolichen  Zustande  der  Zersetzung  Mal^ 
(vgl.  %  2417*  und  Erscheinungen  hei  der  Gahrung  und  Fhit 
S  2440). 

Was  die  Zersetzung  der  Eiweisssubstanzeu  betriOl,  soisli^ 
selbe  sehr  verwickelt  uud  scheint,  nach  den  Analysen  zu  schliesMi) 
bei  allen  dieselbe  zu  sein,  wenigstens,  wenn  man  erwägt,  dassfl^ 
diese  Substanzen  ganz  auf  dieselbe  Weisse  unler  dem  EinflĂĽsse  ck* 
niischer  Agentien  verhalten,  so  wird  man  zu  der  Annahme  beslini^ 
die  oft  unbedeutenden  Verschiedenheiten ,  die  sich  bei  den  Res*^ 
ten  der  Analyse  ergeben ,  Verunreinigungen  zuzuschreiben.  EmiliA' 
weiche  Sorgfalt  man  auch  auf  ihre  Reinigung  verwenden  ma?«  ^ 
Ei  Weisssubstanzen  sind  stets  unkrystallisirbar  und  werden  hA^ 
mals  frei  von  Mineralsnbstanzen  erhallen  und  liefern  bei  derf^ 
breniiung  veränderliche  Mengen  Asche,   in  welcher  der  pbost^^ 
saure  Kalk  niemals  fehlt.     Das  Albumin  und  Gas<*Tii,    welcben^ 
liebem  Zustand  in  den  vegetabilischen  oder  (bierischen  Theiles^ 
hallen  sind ,  liefern  Asche  mit  vorwaltendem  kohlensaurem  AM> 
die  Asche   des   unlöslichen   Fibrin    dagegen    entbäh   kein  solche 
Carbonal. 

W^^nn  man  ĂĽbrigens  bedenkt,  dass  man  das  geronnene F(U* 
uud  CaseYn  durch  Di^^eriren  mil  angesäuertem  Wasser  (Boticbr^^ 
oder  mil  der  Auflösung  alkalischer  Salze  (Denis)  auflösen  kann,  ^ 
dass  man  ciue  Flüssigkeit  erhält,  welche  wie  Eiweiss  beim  Erht^'^ 
gerinnt  und  die  Polarisationsebene  des  Lichts  ablenkt,  dass  0>< 
ebenso  durch  ätzende  Alkalien  dem  Fibrin  und  Albumin  die  Eig^ 
schaffen  des  loslichen  Eiweiss  erliieilen  kann  (Scherer,  Liebeiifl!^")' 
alle  <lii*$e  Thatsacheo  berechtigen  zu  der  Annahme,  dass  dieEi«^^ 


461 

subslanzen  nicht  allein  dieselben  Bestandtheile,  sondern  auch  die- 
selbe chemische  Ziisammenselzung  besitzen,  und  nur  durch  ihre 
physische  Beschaffenheit  abweichen^  oder  durch  die  Art  der  Mineral- 
Substanzen,  womit  sie  in  den  organisirten  Theilen  verbunden  sind. 

Es  gäbe  demnach  nur  ein  einziges  Princip,  eine  schwache 
Sänre,  welche  bald  löslich,  bald  unlöslich  (nach  Art  der  wassere 
freien  Weinsäure,  des  Chlorais,  der  verschiedenen  Modiflcationen 
des  Aldehyds  etc.)  das  Albumin,  GaseYn  oder  Fibrin  darstellt,  je 
nachdem  es  mit  Alkalien  verbunden,  mit  fremden  Salzen  gemengt 
ist,  oder  nicht.  Wenn  man  diesem  Princip  den  Namen  Albumin 
vorbehält,  so  kann  man  sagen,  dass  das  lösliche  und  durch  Er- 
hitzen gerinnbare  Btweiss  und  Blutserum  aus  Natronbialbuminat  be- 
stehen; dass  das  lösliche  und  durch  Erhitzen  nicht  gerinnbare 
MilchcaseVn  neutrales  Kalialbuminat  und  dass  das  Fibrin  unlösliches 
oder  coagulirtes,  mehr  oder  weniger  mit  erdigen  Phosphaten  ge- 
mengtes Albumin  ist.  So  liessen  sich  meines  Erachlens  die  drei 
Eiweisssubstanzen  deflniren. 

Die  tbierischen  Eiweisssubstanzen  sind  seit  langer  Zeit  den 
Chemikern  bekannt.  Beccaria  hat  zuerst  gegen  die  Mitte  des  vorigen 
Jahrhunderts  den  Kleber  aus  den  Cerealien  dargestellt ;  Taddei  fand 
spater^  dass  dieser  Kleber  aus  einem  in  Alkohol  unlöslichen  Theil 
(Fibrin)  und  einem  darin  auflöslichen  Theil  (Leim  oder  Glutin)  be- 
steht. Scheele,  Fourcroy,  Einhof  und  andre  Chemiker  haben  die 
Gerinnung  des  Eiweisses  beim  Sieden  der  Pflanzensäflle  beobachtet. 
Braconnot  verdanken  wir  die  ersten  Versuche  ĂĽber  das  Pflanzenei- 
weiss  (Legumin).  In  neuester  Zeit  haben  Mulder ,  Scherer ,  Jones, 
Damas  und  Cabours,  Boussingault  die  Eiweisssubstanzen  der  Analyse 
unterworfen.  Liebig  hat  insbesondere  auf  die  Identität  der  Zusam- 
mensetzung dieser  Substanzen  gedrungen ;  einige  Autoren  ziehen  sie 
noch  in  Zweifel;  ich  glaube  jedoch  nicht,  dass  ihre  Einwände,  welche 
sich  lediglich  auf  die  Besultate  der  Analyse  stĂĽtzen,  gegrĂĽndet  seien. 

%  2399.  Das  Albumin  ^)  ist  in  zwei  wohl  unterschiedenen  Mo- 
dificationen  bekannt:  in  löslichem  Zustand,  wie  man  es  in  der  Natur 


1)  Scheele  Opase.  II.  104.  —  Tbenard,  Ana.  de  Ghim.  LXVII.  320.  — 
Berxelias,  Jooni.  f.  Ctaem.  u.  Pbys.  ?.  ScbweiggerX.  142.  Poggend.  Add.  IX. 
431 ;  X.  247.  —  Cbevreul,  Mäm.  da  Husenm  d'bitt.  natur.  VII.  180;  und  Aon. 
de  Cbia.  et  de  Phys.XIX.40.  -^PreYOitu.  Damas,  Ann.  de  Cbim.  et  de  Phys. 


M2 

im  Ei  weiss,  m  Biut  und  in  andern  Flassigkeiten  des  diierischctti' 
ganismus  findet ;  und  in  untoslichem  Zustand,  wie  mao  es  n 
tem  Eiweiss  und  in  dem  durch  Erlntxen  geronnenen  Blole 
Diese  beiden  Formen  des  Eiwetsses  zeigen  dieselbe  cbemiscka 
sommenseUung  und  scheinen  in  gewissen  VerschiedeabeiieB  ii 
Gruppirung  der  Molecule ,  oder  in  dem  EinflĂĽsse  gemaer 
SubstauEen  begrOndet  su  sein,  wie  Alkalien  oderHinenkabe, 
das  Albumin  stets  begleiten* 

Das  aufl§sliche  Albumin  kommt  in  grosser  Menge  aichl 
Eiweiss  und  Blutwasser  vor«  sondern  auch  im  Chylus  <),  in  dw 
pbe*)  und  besonders  in  allen  Fhlssigkeiten,  welche  die 
Thiere  ausfftllen.    Man  hat  es  im  Gehirn  <)  gefunden,  in  den 
drttsen^),  in  der  Fhlssigkeit,  wovon  die  Hnskehidorebdningea 
man  hat  es  gleichfalls  beobachtet  in  der  Amnioefltlssigheii^)  des 
vor  der  Entbindung ,  in  nm  so  grosserer  Menge,  je  jOnger  der 
ist.     Die  festen  Excremente  des  Menschen  ^  und  der  Thiere^ 
halten  ebenfalls  Eiweiss ;  es  findet  sich  da  vonOglich  in 
Menge  in  Folge  von  Affectionen  der  Schleimhaut  des  Darmkaaib 
Der  normale  Urin  ist  frei  davon ,  allein  das  Albumin  indei  sick 
häufig  in  dem  Urin  gewisser  Krankheiten ,  besonders  in  der  Wi 
sucht,  NierenentzĂĽndung,  bei  Croup,  Bronchitis  capillaris. 


XXni.  «2.  —  ?ogel,  Ana.  der  Cbera.  q.  Pharm.  XXX.  23.  —  MoUcr, 
XXIV.  262;  XXVIII.  74;  und  Poggend.  Aon.  XL.  253.  —  Sckerer,!«^ 
Cbem.  u.  Pharm.  XL.  1.  —  Dumas  o.  Cahours,  Ann.  de  Chim.  et^l 
VI.  385.  —  Lehmann,  Arch.  f.  phys.  Heilkande  I.  234.  —  Warti.Ci^ 
nod.  de  TAead.  XVHi.  700;  and  Ana.  de  Cbim.  el  de  Pkja.  {3]  III. Ii«' 
Lieberkuhn,  Poggend.  Aon.  LXXXVl.  117  u.  SM;  Joaim.  de  rh«n-H 
XXIII.  398. 

1)  Nasse,  Handwörterb.  d.  PhysioL  I.  233. 

2)  Marchand  0.  Colberg,  Poggend.  Ann.  XLIII.  625.  —  naiic*^ 
z.  physiol.  u.  pathol.  Chemie  I..  449.  —  Schlossbergeru.  Geiger,  1^^ 
physiol.  HeĂĽk.V.  391. 

3)  Fremy,  Aon.  de  Chim.  et  de  Pbys.  [3]  II.  463. 

4)  Cl.  Bernard)  Arch.  g^n^r.  de  m^decine  [4]  XIX,  68. 

5)  Weidenbascb,  Ann.  der  Chem.  o.  Pbarm.  LXT.  371. 

6)  Vogt,  Ann.  der  Cbem.  u.  Pharm.  XVIII.  338.  —  W5hler,  cken^Lli 
98.  —  Scberer,  Zeilschr.  f.  wiseeMch,  Zool.  L  88. 

7)  Berielius,  Lebrb.  d.  Chemie,  4.  Aosg«  II.  345. 

8)  Norin,  Jaom.  de  Ch'm.nM.  VI.  545.  -—  Fcnot,  ehea4aIX.<i^ 

9)  J.  Vogel,  Ualorsiich.  ĂĽb.  Eiter,  fitlemogeo  etc.,  ErlaagM,  S. T^ 


463 

emphfTsem ,  Phthisis  etc. ;  man  findet  es  auch  im  Urin  solcher 
Sdiwangeren ,  deren  Schwangerschaft  so  beschwerlich  ist ,  dass  sie 
die  Respiration  behindert. 

Das  lösliche  Albumin  findet  sich  stets  in  alkalischen  PlOssigkei- 
teR,  die  ausserdem  noch  verschiedene  Salze  enthalten.  Das  Eivreiss, 
das  Blutserum  und  im  Allgemeinen  alle  Phlssigkehen ,  welche  es  in 
Auflösung  haben ,  liefern  beim  Eintrocknen  und  Caiciniren  Aschen 
mit  Tiel  kohlensaurem  Alkali,  fliernach  ist  es  also  kein  Treies  Albu» 
min,  was  man  in  den  PtOssigkeiten  des  Organismus  antrifft,  sondern 
es  ist  Albuminat  mit  alkali.^cher  Basis ;  das  Blutserum  und  das  Ei- 
weiss  bestehen  grOsstentheils  aus  Natronalbnminat.     (Vgl.  %  2406.) 

Was  das  coaguHrte  Albumin  betrifft ,  welches  in  Wasser  unlös- 
lich ist,  so  weiss  man  nicht,  ob  es  sich  schon  gebildet  im  Organismus 
▼orfinde;  es  ist  übrigens  sehr  wohl  möglich,  dass  die  Substanz, 
welche  man  mit  dem  Namen  Fibrin  bezeichnet,  selbst  zuweilen  bloe 
das  Product  der  Gerinnung  des  Eiweisses  im  Organismus  ist.  Man 
kennt  noch  kein  scharfes  Mittel ,  das  Fibrin  von  coagulirtem  EiweisB 
zu  trennen. 

Bei  der  Faulniss  des  Fibrins  entsteht  unter  andern  Körpern 
eine  Substanz,  welche  die  Zusammensetzung  und  alle  Eigenschaften 
des  Albumins  hat. 

%  2400.  Man  kann  das  Albumin  aus  dem  Eiweiss  oder  dem 
Blutserum  darstellen. 

Das  Eiweiss  besteht  aus  dĂĽnnen,  weiten,  durchsichtigen  Zellen, 
welche  eine  farblose,  oder  schwach  gelbliche  FlĂĽssigkeit  enthalten, 
von  ziemlich  stark  alkalischer  Reaction ;  wenn  man  es  mit  Wasser 
schlägt,  so  tost  sich  das  Albumin  und  alle  Zellen  setzen  sich  als  Häute 
ab.  Eine  ähnliche  Abscheidung  erfolgt  im  Eiweiss  durcb  die  fort«* 
gesetzte  Einwirkung  starker  Kälte. 

Das  Albumin,  welches  man  dadurch  erhält,  ist  nicht  rein  :  es 
enthalt  noch  Soda,  sowie  Kochsalz  und  phosphorsauren  Kalk.  Wurtz 
gelang  es,  die  fremden  Substanzen  abzuscheiden,  ohne  seine  Auflo«- 
lichkeit  in  Wasser  zu  verändern.  Er  giebt  folgendes  Verfahren  an : 
man  seiht  das  mit  seinem  doppelten  Volum  Wasser  angerĂĽhrte  Ei- 
weiss  durch  Leinwand,  am  die  Zellen  zu  beseitigen.  In  die  filtrirte 
PlOssigkeil  bringt  man  etwjis  basisch  essigsaures  Blei ,  so  dass  darin 
ein  reichlicher  Niederschlag  entsteht ;  man  muss  dabei  einen  Ueber- 
scbiies  des  Bloisalzes  vermeiden ,  der  den  Niederschlag  wieder  auf- 


464 

lOseo  wĂĽrde.  Man  wascht  die  Masse  ao9^  rOhrt  sie  mit  Wassff  vm 
Brei  an  und  leitet  einen  Strom  Kohlensäure  in  denselben.  Die » 
fangs  dicke  FlĂĽssigkeit  verliert  sogleich  ihre  Consisteoi,  wabm4  cii 
reichlicher  Schaum  dabei  entsteht.  Das  Bleialbnminat  wird  dord 
die  Kohlensaure  zersetzt ;  das  kohlensaure  Blei  bleibt  in  SuapfmiGi 
und  das  freigewordene  Albumin  lOst  sich  in  Wasser.  Man  flUiil 
durch  mit  Säure  gewaschenes  Papier;  die  albuminöse  Flttssigkeü. 
welche  man  so  erhalt,  enthält  noch  Spuren  von  Blei ,  die  man  besä* 
tigen  muss ;  zu  diesem  Zweck  genĂĽgt  es ,  einige  Tropfen  SchveM* 
wasserstoffwasser  zuzusetzen  und  vorsichtig  die  FlĂĽssigkeit  anf  61* 
zu  erhitzen,  bis  sie  trĂĽb  wird;  die  ersten  Flocken  des  Ei  weisses  rM- 
sen  dann  sammUiches  SchweCelblei  mit  sich  nieder.  Die  farbletf^ 
wordene  FlĂĽssigkeit  wird  abermals  filtrirt,  in  flachen  Schalen  beiciif 
Temperatur  von  40®.  Per  Rückstand  bildet  das  lösliche  Eiweisii 
Zustande  der  Reinheit. 

Die  Reinigimg  des  Albumin  des  Serum  gelingt  durch  dieses  V(^ 
Tabren  nicht. 

LieberkĂĽhn  stellt  auf  nachstehende  Weise  das  coagulirte  Aib^ 
min  in  reinem  Zustand  dar:  Man  verdĂĽnnt  Eiweiss  mit  seinem Voiofl 
Wasser,  filtrirt  und  bringt  es  wieder  aufsein  ursprĂĽnglichem  Volsa 
durch  Abdampfen  bei  40^  und  versetzt  es  mit  concentrirter  iA- 
lösimg.     Die  Flüssigkeil  gesteht  bald  zu  einer  durchsichtigen,  g<^ 
liehen  und  elastischen  Masse ;  man  zertheilt  die  Masse  in  Rra** 
und  erschöpft  sie  durch  kaltes  Wasser,   so  lange  dassellie  nocbA* 
lisch  durchgeht,  indem  man  dabei  so  viel  als  möglich  den  Znirüti* 
Luft  vermeidet;  hierauflöst  man  sie  in  siedendem  Wasser  odff^ 
dendem  Alkohol  und  fällt  die  Auflösung  mit  Essigsaure  oder  t^ 
phorsaure.    Der  gewaschene  Niederschlag  lässt  bei  der  Einascbfntff 
keinen  wägbaren  Rückstand. 

S  2401.  In  festem  Zustand  bildet  das  lösliche  Eiweiss««^ 
durchsichtige ,  amorphe ,  gesprungene ,  fast  farblose  und  genicbl«* 
Masse.  Es  hinterlasst  bei  der  Verbrennung  nur  einen  nnbedeateK^^ 
Rückstand,  welcher  Lackmuspapier  nicht  verändert.  Wenn  mao  ih* 
trockene  gepulverte  Eiweiss  mit  Wasser  behandelt  und  das  Gen^ 
an  einem  etwas  warmen  Ort  stehen  lasset,  so  löst  sich  das  Albosii 
wieder  auf,  lasst  aber  jedesmal  einen  namhafle4i  RĂĽckstand.  ^ 
Losung  desAlbumhi  ist  klebrig  und  zeigt  eine  schwach  saure  Rea^i^ 


\ 


467 


V 


\ 


CoogestioDS- 
'  (weist.     Bydrocele.     abscess.     Eiter. 

^".3  54,2  54,  t         54,0 

7,1  7,8         •?,• 

*       15,1  15,6        15,8 


\ 


RiUing  >). 

Jones*),        Eiweiss       Rioderaerum  Pferdeserum 
bei                   bei 

Gehirn.     lOO»     140«    iW>   HO»  (arler.)  (ven.) 

KohleoitoCr    54,8    51,91  53,40  50,31  53,11  52,74  53,75 

WaaMntoff     7,2      7,15     7,01     7,09    7,01  7,14    7,28 

Stickstoff       16,3        „         „         „         „  „         •„ 

Schwefel           ,,        1,72       „        1,38      „  1,30    1,29 
Saaeraioff 


t» 


»» 


»? 


if 


«9 


Hrusehauer  *) .         fFeidanbuich  *). 


Kohleostoff 

Wasserstoff 

Stickstoff 

Schwefel 

Sauerstoff 


Eiweiss,  gefallt 
durch  Essigsaure. 

54,2    54,1 

7,4       7,7 
1«,8       „ 

>»  »» 


DumĂĽs  u.  Cahoun. 


Fleisch  tod 
Hecht.       Huhn. 


52,6 
7,3 

16,5 
1,6 


>> 


53,3 
7,0 

15,7 
1,« 


»j 


Hydropische 
FlQssigkeit, 

53,6 

7,2 

15,7 


FerdeĂś^). 
Eiweiss. 


>» 
») 


9> 

2,16 


f) 


^urt%. 


Serum  yod 


lokieostoff 

Wasserstoff 

Stickstoff 

Schwefel 

Sauerstoff 


Scbaf, 
arter. 
o.  Ten. 

53,5 

7,1 

15,8 


»» 


»> 


(1400) 
Riud,     Kalb, 
art.  Q.   art.Q. 
ven.      ven. 


53,4 
15,7 


»9 
9» 


53,5 

7.3 
15,7 


99 


9» 


Menschen, 
Ten. 

53,3 

7,3 

15,7 

99 
99 


Eiweiss. 

53,1 

7,1 
15,8 

99 


Eiweiss     Eiweiss 

öei  140»  bei  140» 

(löslich),  (coagul.) 

52,9      52,9 

7,2        7,2 

15,6      15,8 


99 


♦  9 

99 


9» 
99 


1)  Jones,  Aon.  der  Chem.  o.  Pbaita.  XL.  65. 

2)  Räling,  ebenda  LVIII.  301. 
3)Verdeil,ebenda  LVIII.  317. 
4)Hrn8cbaaer,  ebenda  XLVI.  348. 
5)  Weidenbnsch,  ebenda  LXI.  371. 


30 


466 

Alkohol  und  Aether  tosen  das  Albumin  in  beiden  Ablodeniipi 
nicht.  Concentrirt  und  in  grossem  Ueberschuss  angewendet,  ftl 
Alkohol  das  Albumin ,  es  ist  nun  coagulirt  und  unlöslich  in  Wiskt* 
wenn  man  aber  nur  schwachen  Alkohol  and  in  kleiner  Quantittt»' 
wendet  ^  so  Idsl  sich  der  Niederschlag  wieder  voUsUlndig  in  Wasir 
auf.  Wenn  man  Alkohol  zu  einer  etwas  verdĂĽnnten  AlbununlosiBi 
setzt,  so  dass  die  FlĂĽssigkeit  nur  opalisirt,  so  gesteht  die  FlOsti^ 
nach  einiger  Zeit  zur  Gallerte,  welche  durch  ErwSrraen  wieder  to- 
sig wird. 

Man  kann  eingetrocknetes  Serum  und  Eiweiss  mittelst  etsrasĂĽ' 
kali  in  Auflösung  erhalten  (Scherer). 

Wenn  man  eine  Albumintosung  (Serum  oder  Eiweiss)  milAdlf 
schĂĽttelt,  coagulirt  nur  eine  sehr  kleine  Menge,  wahrend  der  grOtf* 
Theil  in  gelöstem  Zustand  bleibt;  wenn  die  Albuminlosung  con* 
trirt  ist ,  verdickt  sie  sich  so  stark,  dass  sie  coagulirt  erscheiol  (U' 
berkĂĽhn). 

Aetherische  und  fette  Oele  wirken  nicht  auf  Albumin. 

Kreosot  und  AniUn  coaguliren  es. 

Lab  hat  keine  Wirkung  darauf. 

Mach  HeUensO  kann  man  mehrmals  Oltrirtes  Albumin  diutk 
SchĂĽtteln  oder  Schlagen  in  der  Form  von  Membranen  vereinig 
welche  ein  wahres  kĂĽnstliches  Zellgewebe  darstellen.  DieieD*' 
Wandlung  gelingt  mit  dem  Serum  nicht. 

g  2402.  Eine  grosse  Zahl  von  Chemikern,  naaientUch  Ib"'* 
Scherer,  Dumas,  Cahours  und  LieberkQhn,  haben  coagulirtesli«*"* 
von  verschiedener  Abstammung  einer  Analyse  unterworfen.  ^* 
Wurtz  haben  wir  auch  eine  Analyse  des  loslichen  Eiweisses. 

Die  Resultate  dieser  Versuche  sind  : 

Güy^Luuüo        Prout.  Muiä^r, 

0.  Thenard,    Scram  voo 


Eiweiss. 

eouflndl.  Blut. 

Eiweiss. 

Seram. 

Kohlenstoff 

52,9 

49,75 

53,4 

53,7 

Was;»er8toff 

7,ö 

7,78 

7,0 

7.1 

Stickstoff 

15,7 

15,55 

15,7 

15,8 

Schwefel 

»» 

>i 

0,4 

0.7 

Sauerstoff 

1) 

>« 

t» 

it 

l)Melsens,  Küü.  de  Cbim.  et  de  Phys.  [3]  XXXIII.  170.  —  Hirl'U 
(Jahrb.  f.  d.  gesammte  Medicin  ¥.  Schmidt  LXXV.  14$)  besUügt  die  Idealität  ** 
thieriscben  Membrane  und  des  Prodoctes  von  MdseBS. 


467 


Serum. 

Eiweiss. 

Kohleostoff 

»4,7 

54,3 

Wasserstoff 

7,2 

7,1 

Stickstoff 

16,7 

15,7 

Schwefel 

♦1 

)9 

Saaerstoff 

•• 

«« 

Schwer, 

Congestions- 
Rydrocele.     abscess.     Eiter. 

54,2  54, t         54,0 

7,1  7,2         -7,6 

15,1  15,6        15,8 


Hydropiscbe 
FlĂĽssigkeit. 

53,6 

7,2 

15,7 


»» 


f> 


»» 


1» 


>f 


5» 


Jones  ^),        Eiweiss       Rinderserum  Pferdeserum 
bei  bei 


»» 


j» 


rerdeil^). 


Gehiro. 

1000     1400    1000 

110«  (arter.)  (Teo.) 

Eiweii 

Kohlenstoff    54,8 

51,01  53,40  50,31 

53,11  52,74  52,76 

>i 

Wasserstoff      7,2 

7,15     7,01     7,09 

7,01     7,14    7,28 

), 

Stickstoff       16,3 

1»         «>         »» 

>,         »»         >» 

»9 

Schwefel           ,, 

1,72       „        1,38 

„        1,30    1,2« 

2,16 

Saaerstoff        ,, 

»»                   «♦                   »« 

>>         >»         »> 

>> 

• 

Hruichauer^). 

Weidenbuseh^). 

Eiweiss ,  gefSIIt 

Fleisch  von 

durch  Essigsäure. 

Hecht.       Huho. 

Kohlenstoff        54,2    54,1 

52,6        53,3 

Wasserstoff          7,4      7,7 

7,3          7,0 

Stickstoff 

15,8       „ 

16,5        15,7  ' 

Schwefel 

>»          »> 

1,6          1,6 

Sauerstoff 

»>                  9t 

♦1             1» 

Dumas  u.  Cakaurs, 


fFurt%. 


berum  ?od 

(1400) 

Schaf, 

Riad, 

Kalb,     Menschen, 

Eiweiss    Eiweiss 

•rter. 

art.u. 

art.u.        Ten. 

Eiweiss. 

bei  140«  bei  140» 

u.  f  eo. 

TCD. 

fen. 

>»• 

(löslich),  (coagnl.) 

Kohlenstoff 

53,5 

53,4 

53,5        53,3 

53,1 

52,0      52,0 

Wasserstoff 

7,1 

7,4 

7,3          7,3 

7,1 

7,2        7,2 

SUekstoff 

15,8 

15,7 

15,7         15,7 

15,8 

15,6      15,8 

Schwefel 

»♦ 

9) 

»»             »» 

»» 

»»                    »9 

Saaentoff 

>» 

9) 

»»            1» 

♦» 

M                    9» 

1)  Jones,  Aon.  der  Chem.  u.  PhaAn.  XL.  65« 

2)  RĂĽling,  ebenda  LVlĂĽ.  301. 

3)  V erdeil,  ebenda  LYIII.  317. 
4)Hrusehauer,  ebenda  XLVI.  348. 
5)  Weiden bttscb,  ebenda  LXI.  371. 


30 


1 


468 

Bmpnhtmer  <) .    LiaberlMn, 


Fisch- 

'Eiweiss 

Berechoec. 

fleiscb. 

bei  130» 

Kobknstoff 

54,3 

53,0 

53,59 

WaMerstofT 

7,1 

7,0 

5,95 

Stickstoff 

15,8 

15,6 

15,65 

Schwefel 

1,5 

1,8 

1,98 

Sauerstoff 

,» 

}j 

21,85 

100,00. 

Lieberkttbn  gMil  ilem  reijiea  ÂŁ*wets9  die  Formel 

^144  ^1181  ^18  Sj  O44. 

Diese  Formel  stimnit  mit  der  ZuRainitteoselziiDg  der  Albomii* 
gut  überein  (S  2406);  da  es  indessen  sehr  vielfacb  £us«mmeo|Ntt 
ist,  so  mOsste  sie  noch  durch  Zersetzungen  besUlligt  werden*)- 

Das  bei  60^  getrocknete  lösliche  Eiweiss  verliert  4  Proc.  ^^ 
beim  Trocknen  bei  iO^,  ohne  seine  Auflöslichkeit  in  Wasser  zu* 
lieren  (Wurli). 

Einige  Chemtker  glaubten,  der  phosphorsaure  BestandflieiL  1^ 
eher  das  Eiweiss  stets  in  den  thierischcn  FlĂĽssigkeiten  begleitet,  sa 
ein  wesentlicher  Bestandtheil  desselben,  allein  das  gereinigte  EiĂź^ 
enthält  nur  so  schwache  Spuren  Phosphat,  dass  die  Gegeovari  def- 
selben  als  zufällig  betrachtet  werden  muss. 

Nach  Lebonte  luid  Goumoens')  wäre  das  Albumin  auseiDcr* 
Eisessig  unlöslichen  und  einer  darin  löslichen  und  durch  Kali ftK^ 
Substanz  zusammengesetzt. 


1)  fi  a  an  h  a  a  e  r ,  Chemische  Uotenuchungen ,  berausg.  t .  Mnlder, 
Uebers.  ?.  Völcker  No.  3,  S.  324. 

%)  Hant  (S.  Leim)  glaubt,  dasa  di«  kleiaea  Meogeo  Schipcfisl  imEi««**^ 
andero  eiweisnrtigeo  FifiMi^eiteD  4eo  Sauerstoff  dario  vertreuo,  0B|e6^^ 
Ueitte  Mengen  Bittererde  die  Stelle  des  Kalks  tn  maDchen  Ralksteinea  noiek«*' 
dera«lbe  glaobt  ferner,  dass  in  reinem  Zusland  die  tohwefelfrete  Sobiiatt''^ 
menle  der  Callalose  enthalte  plus  Ammoniak  minus  Waaser: 

2C„H,pO|o  +  3NHa— laHO  —  CjlHi^NsO,. 
Diese  Formel  erfordert: 

Kohlenstoff        53,93 
Watserstoff  6,36 

Sliekstoff  15,78 

Sauerstoff  2t,44 

100,00  ^ 

3)  Lebonte  u.   de  Goumoens,   Journ.  de  Pharm.  [3]  XnT*  '** 
Compt.  rend.  de  l'Acad.  XXXVI.  834. 


46d 

t  2403.  Der  trocknen  Destillation  unterworfen,  liefert  das  Al- 
bumin Wasser,  kohlensaures  Ammoniak,  Scbwefelammonium,  noch 
Ufibesiimmle  flüchtige  Basen,  Brandöl  etc. 

Der  Sanerstoff  der  Luft  wirkt  nicht  auf  das  Serum  oder  Eiweiss 
wie  auf  das  feuchte  Eiweiss.     Wenn  man  frisch  ausgezogenes  Serum 
der  Berührung  der  Luft  in  einer  Röhre  Ober  Qaecksilber  vierzehn 
Tage  überlässt,  so  absorbirt  es  nur  eine  sehr  kleine  Menge  Gas  und 
ohne  dass  sich  Kohlensäure  bildet.     Die  Oberfläche  des  Serum  be- 
deckt sich  nur  mit  einer  dünnen  Haut,  ähnlich  der^  welche  beim  Ab- 
dampfen dev  Milch  entsteht.    Nach  Scherer  wird  die  Einwirkung  des 
Sauerstoff^  von  den  löslichen  Salzen  und  namentlich  von  dem  Koch- 
salz verhindert,   wovon  das  Eiweiss  stets  namhafte  Mengen  enthält; 
und  in  der  That ,  wenn  man  es  von  diesen  Salzen  befreit ,  so  verhält 
sich  das  Eiweiss  wie  das  Fibrin.     Es  ist  hinreichend,  das  getrock- 
nete, nicht  coaguFirte  Serum   wiederholt  mit  einer  kleinen  Menge 
kalten  Wassers  zu  waschen ,   nrn  den  grössten  Theil  der  löslichen 
Sähe  zu  entfernen.     Die  Flüssigkeit,  welche  man  so  erhält,   verhält 
sich  wie  die  Auflösung  von  CaseYn ,  sie  coagulirt-  nicht  mehr  beim 
Sieden,  und  beim  Abdampfen  bedeckt  sie  sich  mit  einem  Häutchen; 
eingetrochnel  und  gegtahr,  liefert  sie  eine  stark  alkalische  Asche^  wel- 
che viel  Kochsalz  enthält.      Der  in  kaltem  Wasser  ungelöste  Rück- 
sUfiii  lüsl  sich  selbst  durch  Digestion  in  frischem  Wasser  von  30 — 
35^  nicht  auf,  während  sich  dasselbe  Serum  vor  dem  Aaslaiigen  leiehl 
auflAet«      Dieser  RilckalBnd  liefert  heim  Verbrennen  eine  nicht  alfc»- 
lisebe  Asche  aus  phoaphersaurf m  Ka4k  mit  eii»erS|Hir  phosphorsamremt 
Natcon ;   der  Beruht  ung  mit  Sauerstoff'  ausgeeetat ,  abeorbirt  e^  liaiH 
seiiien   »od  estwi^kell   dabei   wie  das  Fibrin  eine  nMnhafte  Menge 
Kobleosaiire  (Scherer). 

Das  Albumia .  nimmt  auf  Zusatz  von  etwas  freien' AlkaK  die  Ei-^ 
0Onschaf)en  des  CaseYn  an.  Wenn  nan  frisch  bereitetes  Serum  mii 
seine«  dci(ppe4te&  VolaiD  destUlärteD  Wassers  und  einer  sehr  kleint» 
Menge  Albai  verselzl ,  so  versehwindet  die  alkalische  fteactien  fast 
voilatHndig;  wenn  das  Alkali  nieht  in  Uebersobuss  genommen  wurde. 
Wenn  man  so  viel  zusetzt,  dass  die  Flüssigkeit  Curcuma  bräonl  und 
imn  Siedefi  erhitzt,  so  ceagtiUrt  sie  nichlnebr,  bedeckt  sich  aber 
hein  Abdampfen  mit  smtr  Hbiut,  die  sicfaso^oft  erneut,  als  man  m- 
wegnimmt,  wie  es  der  PaU  bei  der  MUcb  ist. 

DscAeHaut,  nUAdkebol  and  Aelher  ersotofH,  eotbäh  beil^9*: 


1 


470 

Scher  er 


Milchb»ut. 

SeromluiaU 

Kohlenstoff      .     .     .     55,2 

55,1 

Wasserstoff      .     .     .       7,7 

7,7 

Stickstoff    ....     15,8 

15,6 

Scbwefisi  ».  Sinerstoff       «, 

«1 

Die  Haut  entsteht  in  einer  sauerstofTTreien  Atniosphilre  nicht. 

Wenn  man  eine  conceBtrirle  Eiweisstosung  mit  einer  com» 
triit^n  Lösung  von  Aeizkali  versetzt,  erhalt  man  eine  gallertige Itei^ 
welche  aus  Kalialbuminat  (|  2406)  besteht.  Verdünnte  Kali- «^ 
Natronlöstingen  mischen  sich  in  all(*n  Verhältnissen  mit  Allnff^ 
Beim  Kochen  des  alkalischen  Gemenges  «entsteht  Sckwefelkiki 
(»  2431). 

Wenn  man  Albumin  mit  in  seinem  Krystallwassergesclimoliei* 
Kalihydrat  erhitzt ,  und  man  ersetzt  von  Zeit  zu  Zeit  das  venbflf^ 
Wasser,  so  t^ntwickelt  sich  Ammoniak  und  Wasscrstoffgas,  wAr» 
sich  Leucin  (S  1059),  Tyiosin  (%  2432),  sowie  baldritnsaures,  k* 
tersaures  und  oialsaures  Salz  etc.  bilden. 

Zusatz  von  kohlensauren  Alkalien  zur  A!bimiinlOsong  vertiiB^ 
dessen  Coagulalion  beim  Eihitzen. 

Bei  gelinder  WUrme  mit  kohlensaurem  oder  sweifachkohki^ 
rem  Natron  digerirt,  verbindet  sich  das  coagiilirte  Eiweiss  iintcri^ 
treibimg  der  Kohlensflure  mit  dem  Natron.  In  derThat,  «etf^ 
nach  einiger  Zeit  die  Masse  auf  einem  Filter  sammelt  und  eistfW 
fortgesetzten  Waschung  unterwirft,  so  findet  man  sie  gegen  iJ^ 
völlig  indifferent;  allein  bei  der  Einäscherung  iässt  sieeiim^ 
alkalischen  RĂĽckstand  (Wiirtz). 

Baryt,  Strom ian  und  Kalk  bilden  mit  dem  Eiweiss  onl«'* 
Verbindnngen ,  die  beim  Trocknen  hart  werden ;  diese  Eig^^ 
bentttit  man  in  den  Laboratorien  zur  Herstellung  gewisser  Kttie^ 
ein  passendes  Geroenge  vm  Eiweiss  und  gelOschim  KA-  ^ 
flOflsige  Teig,  welchen  man  auf  diese  Weise  erbflit,  wird  mit  4^1* 
steinhart. 

Die  meisten  MinerateHnren  filllen  das  Eiweiss  aus  «eiMr  "^ 
siiiig,  indem  sie  es  vom  löslichen  in  den  aolOalicheOt  tMft0 
Zustand  überführen ;  diese  Sturen  sind  namenUich  die  Sek»*" 
sflure,  SaizsAiure,  Salpeteraflnre  unil  die  geglahle  Phospii^ni"'*' 


471 

Concentrirle  Scbwefelftäure  roaguiirt  das  AllMimin  sogleich  io 
Folge  der  TeinperatiirerhOluing,  welche  bei  der  Mischung  beider 
FiOssigkeiten  stattfindet;  verdĂĽnnte  SXnre  f^llt  das  Albumin  erst  nach 
längerer  Zeit.  Das  coagulirte  oder  durch  SchwefelsJlnre  gefidlte  AI* 
fcumin  enilililt  keine  chenyscb  gebundene  Schwefelsaure  Oi  denn  durch 
Waschen  wird  sie  ihm  vollständig  entzogen  (Hruschauer). 

Salpetersaure  fällt  selbst  verdünnte  Albuminlosnngen ;  der  Nie» 
derschlag  isi  anfange  weiss,  wird  aber  allmUlig  gelb;  durch  Digestion 
des  coagulirten  Albumin  mit  concentririer  Salpetersäure  erhalt  man 
eine  gelbe  Saure  (243r). 

Salzsäure  fifllt  das  Albumin  ^).  In  der  Wärme  löst  concentrirle 
Salzsäure  coagulirtes  Albumin  auf  und  filrbt  sich  blau  oder  violett ; 
die  Auflösung  wird  beim  Kochen  bei  Zutritt  der  Luft  braun.  Nach 
Mulder*)  entsiebt  unter  diesen  Umstanden  Chlorammonium  und  uU 
minsaures  Ammoniak.  Nach  Bopp^)  erhalt  man  ausser  Chlorammo» 
niuro,  Leucin,  Tyrosin,  eine  braune«  noch  nicht  bestimmte  Substanz 
(die  Mtilder  fĂĽr  ulminsaiirea  Ammoniak  halt) ,  eine  krystallinische, 
wenig  in  Wasser,  leicht  in  Alkohol  lösliche  Substanz  und  eine  andere 
unkryslallisirbare ^Substanz  von  Zuekergeschniack. 

Ein  Gemenge  von  concenlrirter  Salzsäure  und  rauchender  Sal- 
petersäure giebl  gechlorte  und  Nitrosnbstanzen  zugleich  {%  3431^). 

Sdpi'tersattre,  gewöhnliche  dreibasische  Phosphorsanre ,  Essig- 
säure, Weinsäure  und  die  meisten  andern  organischen  Säuren  fällen 
miMelmäsaig  concentrirle  Albuminlösungen  nicht.  Wenn  man  jedoch 
dieselben  Säuren  in  Ueberschuss  zu  Eiweiss  oder  zu  concentrirtem 
Sernm  setzt,  so  gesteht  das  Gemenge  schon  in  derKaUezur  farblosen 
GaMerte ,  welche  in  der  Wärme  flüssig  wird  wie  Leim  und  heim  Er- 
kalten neuerdings  gesteht.  Die  wässrige  Auflösung  dieser  Gallerle 
bleibt  beim  Kochen  vollkommen  durchsichtig,  wird  aber  durch  Zu- 
satz eines  alkalischen  Neutralsalzes  gefilUt  (Lieberkfihn). 


1)  Matder't  iekwef&Uaures  Albumin  oder  Sulfoprotefns&urt  ist  daher  aus  der 
Rtllw  der  cbemiscbeD  Veftlndaagfii  zo  streictieo  (Jovrn.  f.  prsiLt.Chem.  XVII,  313. 
Aoo.  der  Cbem.  u.  Pharm.  XXXI.  187.    Biület.  de  Neerl.  1.  lifr.  183«  8.  16). 

2)  Nach  Halder  (Jonrn.  f.  prakt.  Chem.  XVII.  316.  Bullet,  de  Neerl.  1839 
S.  21)  entsteht  eioe  eigeDthumliche  Verbiodang  {CMorhydrĂĽprotevuHure),  welche 
3,7  Proc.  SalisSare  eotbfili. 

3)  Mnldar,  Aao.  der  Cbem.  o.  Pharm.  XXVIU.  77.  —  Li  eh  ig,  LI.  286. 

4)  Bopp,  Aon.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXIX.  30. 


472 

Wenn  num  eine  Mbr  kleine  Menge  EMtgsaur e  so  Kiweis»  oder 
Serum  seUl,  sa  das»  man  ganx  genau  das  Alkali  tSIligt,  imd  die  nn* 
sigkeii  afedaAn  mit  Meiern  Wasser  rerdanot^  so  setzt  sie  nncb  einii« 
Zeil  Flocken  von  Biweiss  ab.  Wenn  man  die  ttbersleheikle  PiM^ 
keil  decenrtiirt  und  eine  kleine  Menge  Salpeter*  oder  KochsaUdsmf 
zum  Niederschlag  srtzt,  so  liist  sich  der  Niederschlsfr  sogleich  wiete 
auf  und  die  Auflosung  coagulirl  beim  Sieden  (Scherer). 

Wenn  nian  zu  S^ruB  oder  Eiweiss  eine  hioreicbeiide  Heafe 
KodMak  oder  andres  alkalisches  Nrulralsals  setzt ,   s«  erhflll  mm 
eine  FlĂĽssigkeit,  welche  durch  Phosphor-,   Essiiir^i,  Wein-,  Onk 
Milchsäure  etc.  nilbar  ist.      Umgekehrt  wird  die  Anflnsong  des  Ü- 
buroin  (und  andrer  alhuminarliger  Substanzen)  in  SniNvn  durch  ai^ 
tische  Neotralsalse  gefilllt.    IHe  Wirkung  <iie$er  Salze  wird  beiMia^ 
durch  Erhitzen  hefordert.   So ,  wenn  man  zur  Losung  einer  EiweS' 
snhslanx  in  Essigsäure  eine  Auflösung  von  Kochsalz  in  mazan^icket* 
der  Menge  setzt ,  um  soglekh  einen  Niederschlag  zu  erhalten , 
man  heim  Erwärmen  der  PInssigkeil  eine  Trübung  beobachteo, 
im  VerhältnJss  mit  dem  ZugeselztQn  Salze  und  der  Tenapetalnnr- 
bĂĽhung  zunimmt.  Die  Vermehrung  der  Salzmenge  oder  die 
der  Temperalnr  sind  demnach  zwei  Bedingungen,  welche  sich 
ander  gewissermassen  hei  der  Bildung  dieser  Niederschläge 
können.     Diese  sind  im  Allgemeinen  in  reieem  Wasser  IdaMeh  sai 
ihre  Auflösung  scheint  um  so  leichter  zu  erislgen,  je  niedriger  dit 
Temperator  heim  Gerinnen  war.     Essigsäure  und  Phosphoralaia^ 
aeo  die  Niederschläge,  verausgesetzt,  däss  sie  nicht  durch 
oder  Austrocknen  verändert  wurden;    Alkohol.  lOst  sie  seliiat 
gewissen  Umständen.      Die  wässrige  LOaung  wird    durefa 
Sehe,  z.  B.  FeiToeyaakadium  gefUh  (f  anuaa  ^) ). 

In  Essigsäure ,   Weinsäure  oder  Citrunsäure  gebracht, 

â–  

das  getrocknete  Hvsliche  Aiheoiin  an  imd  aeigt  sich  dann  in 
lirtes  Albumin  umgewandelt,  aus  dem  man  sämmtliche  Säure  dank 
Waschen  entferuen  kaiin. 

In  der  Wärme  lOsl  die  Essigsäure ,  Weinsäure  und 
Phosphorsäure  das  ooaguHrte  Alhumin  auf. 

Arsenige  Säure  verbindet  sich  nicht  mit  dem  Albumin; 
man  beide  Substanzen  zusammenbringt  und  hierauf  das  GemeH* 

i>  PtDttiQ,   Joam.   f.    prakt.  Ctiem.    LIX.  55;  ond  Aao.  de  Ckai.  et  it 
Pbyt.  [3]  XXXVll.  237. 


473 

Iwrcb  EiiiiUea  Eiim  GerioMn  bringt  ^  so  kann  mtR  dar«h  aiedendes 
Wasser  alb  arteni^  Sttura  auft  dem  Ce»giiluiii  auraiehen  ^}%, 

Dm  GftH(k}iMgerb9«ttr6  fällt  das  Albsain ;  naeh  Miitdtr  w^re  dar 
NMderscUag  eiiM  Verbindung  b«MWr  Körper^). 

Queckailberohiorid  fäHt  die  AlbttONDlOtungan  volktAndig;   dtt 

NiederscMay  ist  Queckailberalbunuitat.     Dkae  Wirkung  erkUlrl  den 

&«braiieh  des  Etwaiss^s  als  Gegenmittel  bei  Queeksilbervergiftiingeft. 

Gyaaqueoksilber  filik  das  Albumin  »icht« 

Dss  neutrale  essigsaure  Blei  fällt  reine  AttNiHttinlösungen  kaum, 

das  baaiscb  essigsaure  Blei  dagegen  fällt-  flsa.reiehlioh. 

Des  schwefelsaure  Kupfer  fällt  die.  AlhuminlOsung ;  der  Nieder» 
scMsg  lüst  sich  i».  anem  UeberscbuAS  des  FäBengraiittels  wieder  auf. 
Salpetersaures  Silber  fällt  es  weiss. 
AlauneufltettRg  fUh  es  gleichfalls. 

Perroeyankaliura  fälK  die  Losung  des  Albumin  iit  sauren  Fltts^ig^ 
keiten  sogleich  weiss ;  wenn  die  FlĂĽssigkeiten  alkalisch  sind,  erscbeiiit 
d«r  Niederschlag  erst  nach  der  Neutralisation  oiit  Saure. 

Doppelt  chromsaures  Kali  ffkWi  AlboroinlOsung  (Ifiloefeldt^)), 
uatep  Zttsalz  voa  Essigsaure  Jodkalium  gleiobfalls  (SimoA^)). 

Wenn  man  Albumin  mit  Maaganhyperoxyd  und  Scbwefblsflum 
deslillirt,  erkiltnuinAcetyK  Propionyl-,,  Bulyryk»  und  BenzeVlhydrttr, 
wie  Ameiseih-,  Basig«,  Butter-,  Baldrian-  und  vielleicht  auch  Fron 
ujmI  Capronsinre  (Guchelherger^)).     Ungefähr  dieselben  Pro^ 
dacle  entstehen  mit  Schwefelsaure  und  ehromsaurem  Kab:  man  ern 
boli  Cyanwasaerstollftaiare,    ein   schweres  Oel   ?on  Zimmetgeruchi 
Gjmatetryl  (Valerenitryl) ,  Benioe«- ,  Essig-  vnd  Butlersaure ,  so  wie^ 
Meise  Mengen  veo  Aoseises«,  Capron-  und  Propionsäure«  Benioll^ 
Haö  Prepieiiylhydrür. 

Wasserstoirhyperoxyd  wird  durch  Albamia  oiobt  aersetzt. 
Chlor  föllt  Albuminlösung«). 

1)  J.  Edwards,  ioorn.  de  Pbarm.  [3]  XVIII.  369.  —  T.  Herapatb,  ebd. 
Xai,  36.  —  Ken  dal],  Jabrb.  d.  Medidn  v.  Schmidt  LXVil.  8. 

%)  Holder,  Cbam.  üaiersocb.,  deotack  aber»,  von  Voloker,  Ifo.  3,  S.  S31. 

3)  ĂĽ&aefeldt,  Joura.  f.  prakt.  Cbem.  U.  29. 

4)  Sia»n,  Media. *aaain.  Cbem.  I.  6ft. 
a)  Goekcfrberger,  Ana.  der  Cb^ia.  a.  Pharm.  LXiV.  d9. 
6)  Kamp  faad  suia  nebr  ala  1  Vt  Proc«  Sckeefel  ia  Malder'a  aofebUebeei  oMo- 

ri^eren  Protem ,  welches  maa  ala  Niederaeblas  erhalt,  weoa  man  Chlor  in  eiiM» 
AlboiDiaidaang  io  CblorwaaaeratoffsSsr«  leitet. 


474 

Wenn  ibmi  Serum  bei  31  bis  44*  init  einem  StĂĽck  Katfasnagoi 
digerirt ,  so  irdbi  sich  die  FlĂĽssigkeit  in  24  Stunden  and  erfigdk  sich 
allmllig  mit  weissem  Gerinnsel.  Die  fiKrirte  Flflssigkeit  ist  voBig 
neutral  und  coagulirt  nicht  beim  K4ictien ,  bedeckt  sich  aber  wie  dH 
CaseYn  beim  Abdampfen  mit  einer  Haut  (W.  HoSmanni)). 

S  2404.  Das  PflamMeneiweiss^)  findet  sich  in  nelen  Pflan» 
saften  aufgelöst.  Der  Saft  der  Möhren^  Rüben,  der  Stnngei  der  grt* 
nen  Erbsen,  der  Eohlarten  etc.  ist  daran  besonders.reich.  Wird  dfr 
Saft  gekocht,  so  scheidet  sich  das  Albumin  in  coagulirleoi  Zustand  ak 

Auf  solche  Weise  erhalten ,  ist  das  Pflanzenalboniin  gewdlmlick 
grau  oder  grĂĽn  gefilrbt  und  entlialt  Chlorophyll,  sowie  eine  wacb- 
artige,  manchmal  krystallisirbare  Substans,  welche  man  durch  Aetkr 
ausziehen  kann. 

Wenn  man  die  FlĂĽssigkeiten,  welche  das  PAanzenalbuwio  esthal' 
ten,  mit  vielem  Wasser  verdĂĽnnt,  so  coagulirt  es  heim  Sieden  nicht  nti 
scheidet  sich  erst  beim  Abdampfen  ab. 

Das  Getreidemehl  enthalt  auch  eine  ziemlich  betrXchtliche  Mengt 
Albumin,  welches  man  durch  kaltes  Wass<*r  ausziehen  kann*  Weu 
man  den  Meblteig  wischt,  um  den  Kleber  abzuscheiden,  9o  spdt 
das  abfliessende  Wasser  das  SUrkmehl  mit  sieh  fort  nnd  hXH  das 
Pflanzeneiweiss  nebst  etwas  Zucker  und  Dextrin  in  Auflösung,  h 
der  Ruhe  setzt  sich  dasSlärkmehl  aus  der  Flüssigkeit  ab.  Wird  diese 
zum  Sieden  erhitzt,  so  erbSit  man  grauliche  Flocken,  welche,  wsaa 
man  sie  sammelt,  fast  ohne  Bedeutung  zu  sein  scheinen«  deren  Me^ft 
aber  beim  Abdampfen  sehr  zunimmt.  Um  dieses  AUinmin  in  la- 
stende der  Reinheit  zu  erhallen ,  digerirt  man  es  zunUchst  mit 
Diastaseinfusion  bei  75®,  emcbopft  es  dann  nach  einander  niAsi< 
dem  Alkohol  undAether,  trocknet  eshierauf,  pulvert,  behandelt 
mala  mit  Aether  und  trocknet  im  Vacuum  bei  140  (Dumas  nnd  Ca- 
hours). 


1)  HoffmaDn,  Ano.  der  Chem.  a.  Pharm.  XLVI.  118. 

%)  Scheele,  Opatc.  II.  lOS.  -^  Foorcroy,  Aas.  4«  Chin.  III« 
Jordan,  Allg.  Joora.  d.  Chemie  ?.  Scherer  V.  331.  —  Prooal,  Joara.  4e  Phvt-, 
de  Chim.  etc.  LVI.  97.  ~  Seguin,  Ano.  de  Chim.  XCII.  ft.  ^  Eiohof,  ĂĽeaet, 
allgem.  Journ.  d.  Chem  f.  Gehlea  IV.  461;  VI.  413  u.  116.  ^  Liehig,  Ana.  der 
Cham.  e.  Pharm. UXIX.  t37.  —  Joaea,  ehd.  XL.  M.  <»  BonaaiBganli,  Aaa. 
da  Chim.  ei  de  Phya.  LXIU.  tt3.  —  Dumai  a.  Cahoara,  ehd.  (3}  ▼!. 
R  filiag^  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LVfIL  306. 


475 

Die  OHsamen  enthalten  Albumin  und  CaseTn  (%  2423)  in  ver- 
flnderlichen  Verhältnissen.  Wenn  man  eine  coneentrirte  Emulsion 
^iesor  Samen  mit  alkoholfreiem  Aether  behandelt ,  so  scheidet  sich 
«iie  dadurch  erhaltene  Flüssigkeit  in  der  Ruhe  in  zwei  Schichten :  die 
obere  ätherische  enthalt  die  öligen  Theile^  die  untere  die  in  Wasser 
löslichen  Theile.  Letztere  trabt  sich  beim  Rochen  unter  Ahschei- 
dlang  eines  weissen  Gerinnsels  aus  Albumin ,  w«ihrend  das  Wasser 
IL.egunNn  in  Lösung  behillt ,  weidies  durch  Essigsäure  daraus  gefällt 
^Verden  kann. 

Wenn  man  durch  die  Presse  und  Behandlung  mit  Aether  von 
futtern  Oel  befreite  Mandeln  mit  kaltem  Wasser  en^chöpfl ,  so  erhält 
man  eine  Flüssigkeit,  welche  auf  Zusatz  von  Essigsäure  das  Legumin 
abscheidet,  während  das  Albumin  in  Auflösung  bleibt. 

Wenn  man  geschälte  süsse  Handeln  auf  einem  Reibeisen  zerreibt 
ond  einige  Minuten  mit  kochendem  Wasser  behandelt,  so  gehen 
Zucker,  Gummi  und  der  gröbste  Theil  des  Caseln  in  Auflösung;  wird 
nun  der  RĂĽckstand  mittelst  Aether  von  Fett  brfreit,  so  hat  man  zu- 
letzt nur  coagulirtps  Albumin,  dessen  Eigenschaften  denen  des  Eier- 
«iweisses  in  derselben  Hodiflcation  ganz  ähnlich  sind. 

Während  sich  das  Thieralbumin  stets  in  alkalischen  Flüssigkei- 
ten findet,  kommt  das  POanzenalbumin  dagegen  constant  in  neutralen^) 
oder  sauren  FlĂĽssigkeiten  vor  (Dumas  und  Cahours). 

S  2405.   Die  Analysen  des  Pflancenalbumin  haben  nachstehende 

Resultate  geliefert: 

DumoM  u, 
Jones»  BouMsingault.      Cahours. 


voo 

• 

von  Weilen. 

Weizen. 

Roggen. 

sĂĽssen  Handeln. 

.^— ^ 

— 

Kobleosloff 

M,4 

54,1 

56,3 

51,9 

52,0 

53,74 

Wasserstoff 

7,1 

7,8 

7,5 

6,9 

7,0 

7,11 

Stickstoff 

«,9 

*»,• 

13,8 

18,4 

18,4 

15,66 

Schwefel 

»» 

9) 

<> 

%% 

♦» 

9» 

Ssnerstoff 

»» 

t« 

91 

91 

99 

9» 

1)  Die  sOssen  Mandeln  geben  l»eim  Verbrennen  3,17  Pro€.  Ascbe  mit  viel 
koblensaurcm  Alkali  und  unter  andern  auch  phospborsanre  Kalk-  ond  Bittererde  mit 
Sporen  von  Eisen  und  pbosphorsaorem  Alkali,  d.  h.  dieselben  Sslte,  welcbe  die 
Asche  der  Milcb  eatbilt  (Liehig). 


47& 

MUng. 


vtm 

Erhseo. 

KartoffclD 

Kohlenstoff 

K-2,00 

53,06 

WassefstofT 

«,78 

7,21 

Sticbrtoff 

»» 

»» 

Schwefel 

a,Ba 

0,97 

SauerBtoff 

ti 

«« 

Das  Pftaiiienalbumil)  unterftoheidel  sich  iMtiptsSckficIi  vis  Le- 
gumin  (PflaozencaseYD)  dadurch,  das«  es  beim  Erhitzen  coagulirt  ari 
nidit  darch  EMigattiire  g^QMlt  wird. 

Es  bietet  übrigen»  dieselben  Reactionen  wie  das  Thieialk«flH% 
auf  Sdluren,  Alkalien»  Gerbstoff  und  Quecksüberchlorid. 

Das  Albiirnjo  der  sOa^eft  Mandela  ist  ausgezeicbnei  durch  <b 
LeicbtigHett ,  mit  welcher  es  sich  verUndert,  und  durch  die  Eigf*- 
Schaft ,  dann  als  Ferment  zu  wirken  und  die  Umwandlung  des  km^ 
cialin,  Salicin  und  andrer  organischer  Substanzen  zu  yeraDlasseB. 
Dieses  veränderte  Albumin  ist  bekannt  unter  den  Namen  Emuisii 
und  Synaptase  (S  1477);  wir  haben  davon  bereits  gesprochen')» 

Das  Myvosin  des  Senfs  (S  891)  ist  gleichfalls  dem  Wm^ 
eiweiss  ahnlich*  Auch  die  Diastase  der  gekeimten  Gerste,  dieB^ 
de^  Biers  und  Weins  sind  Eiweisssubatanzen  (Kleber)  auf  dem  Wege 
der  Zersetzung  (§  2418'). 

S  2406.  Metalherbmdungen  des  Albumins^).  —  Das  All«- 
min  ist  eine  schwach**  Sflure  und  zwar,  wie  es  scheint,  zweibasis«** 
Ihre  Verbindimgen  mit  alkahschen  Basen  erhalt  man  uncnittelW 
mittelst  atzender  oder  kohlensaurer  Alkalien.  Die  andern  Verbia- 
düngen  entstehen,  wenn  mau  gewisse  Metallsals;«  mit  alkalischefl  Al- 
buminaten  fällt. 

Das  Kalialbuminal  kann  in  löslichem  und  unlöslichem  Zustia« 
dargestellt  werden. 

Wenn  man  eine  coaoenirirte  Aibuminloaung  mit  Acttkali  ^i^f^^ 
so  entsteht  eine  gallertige  Masse  von  Kalialbuminat.  Kalt  zuerst  w^ 
Alkohol ,  dann  mit  Wasser  gewaschen ,  ist  dasselbe  unauflOslicb  i* 
kochendem  Wasser  und  Alkohol;  wäscht  man  es  dagegen  aosUtltS' 


I)  Vgl.  dieAAm.  M.JJI,  S.  17«. 

a)  Lataaigfie,  Compt.  read.  4a  TAcad.  X.  494;  XIV.  (W.    ao.^Ck» 
et  de  Phys.  LXIV.  90.  —  Lieberkfiba,  Lel^^.  der  pbytioU  Cbaao.  1.  94i* 


«7 

crs4  mit  Aüi#boU  sogkieb  mit  Mtom  Waster^  «o  nimmt  dieses  gleich- 
4rtls  deo  fsoseD  Ueberschuse  von  Alkali  weg  ond  der  galkrtige  Rodk- 
«lM»d  Tott  Kalialboaiinal  ist  dann  auOdelich  in  koelierHhim  WasMr 
«od  kechendem  Alkebot;  dieselbe  Verblödung  wird  in  denseUien 
Lösnogsmiltelii  lUMTdurdi^aeTi^eeknen  und  »durch  längere  BenAfaning 
mä  Luft  unaoBosUcb. 

Die  wjfssrige  Auflösung  des  KaiialbuRmats  wird  weder  durch 
Kochen,  noch  durch  ^uantz  ven  Alkeboi  coagulirt.  Wenn  man  Essig- 
sflure, Weinsflure,  Citron-  oder  Phosphorsflure  in  sehr  kleiner  Quan- 
tität zusetzt,  erhalt  map  einen  reichlichen  weissen  Niederschlag,  wel- 
cher sich  in  einem  Ueberschuss  des  Lösungsmittels  leicht  wieder  auf- 
löst. Diese  Eigenschaften  sind  dieselben,  wie  die  des  CaseYn,  und  es 
wflre  leicht  möglich,  dass  das  Kalialbuminat  derselbe  Körper  wäre. 

Man  erhslt  das  unlösliche  Kalialbuminat,  wenn  man  die  gallertige 
Verbindung  zuerst  mit  kaltem  Wasser  wflscht,  dann  mit  siedendem 
Alkohol  bebandelt,  die  alkoholische  Lösung  mit  Aelher  fällt,  den 
Niederschlag  trocknet ,  pulvert  und  mit  Wasser  erschöpft.  So  dar- 
gestellt, bildet  das  Kalialbuminat  ein  weisses,  in  Wasser,  Alkohol 
und  Aether  unlösliches  Pulver;  siedendes  Wasser  entzieht  ihm  das 
Kali  nicht. 

Es  enthalt  : 

Lehmann.     LieherkĂĽkn.     Berechnet'. 
KolikoMotr  „  W>,21  iO,08 

Wataerttoff  „  \w  6,M 

Kali     .     <         4,09  5,44  5,02. 

LieberfcHhn  nimmt  die  Formel  €144  Uno  ^s  ^is  ^  O44  -|-«  2  Aq.  an. 

lias  Natronalbuminat  ist  im  Serum  und  im  Eiweiss  im  Gemenge 
mit  Kochsalz  und  phosphorsaurem  Kalk  enthalten. 

a,  Serum  und  Eiweiss  zeigen  eine  schwach  alkalische  Reaction, 
sind  in  Wasser  leichter  löslich  als  reines  Albumin  und  statt  in  der 
WSnne,  wie  dieses,  in  Flocken  zu  coaguliren,  gestehet)  sie  zur  galler- 
tigen Hasse.  Wenn  sie  mit  vielem  Wasser  verdönnt  sind,  so  bilden 
ele  eine  opalieirende  oder  milchige  TrObung.  Nach  dem  Kochen  ist 
.die  ftttrirte  Ftftssigkeii  stflrker  alkalisch  als  zuvor,  und  enthalt  noch 
Ffatrenalbuniifiat  in  Losung;  das  Coagulum  ist  frei  von  Alkali  undent- 
bslt  nur  «ehr  wenig  f^nrde  Salze. 

Es  ist  mir  Hiemach  wahrscheinlich ,  dass  Serum  und  Eiweiss 
aas  saurem  Natronalburoinat  (mit  1  Atom  Natron)  besteben ,  welches 


478 

aich  beim  Erfaiuen  ia  freies  Albuuiio  und  neutrales  NaUoBalbaniMt 
(mit  2  Atomen  Natron)  seraetct.  Wirklich  enthält  nach  Utam 
das  Eiweiss  1,6  Tbi^ile  Soda  auf  100  Th.  Albumin,  von  welch« 
man  annimmt,  dass  es  frei  von  fremden  Salzen  ist.  Man  erhilt  fv- 
ner  so  ziemlich  dieselbe  Zahl,  wenn  nun  Lieberkahn's  Formel  tar  k 
Albuminate  zu  Grunde  legt ,  und  das  saure  MatronaUNimiiat  dini 
folgende  Formel  ausdrĂĽckt : 

C|4  H,ti  NaNi,  S,  0|4  4-  2  Aq. 

Lehmann,      Berechnet. 
Natron  1,6  1,8. 

Wenn  man  Eiweiss  oder  Serum  mit  sehr  wenig  Essigsaure  {^k 
einer  andern  organischen  Sflure)  versetzt,  so  dass  es  eine  scfa«ai 
saure  Reactiou  annimmt,  so  gesteht  die  FlĂĽssigkeit  beim  Sieden  fii 
mehr  zur  Gallerte,  sondern  das  Albumin  schlagt  sieb  dann  in  Fhxii 
nieder.  In  dem  Falle,  wo  es  sich  darum  handelt,  eine  Flflseigki^ 
von  dem  Albumin  zu  befreien,  welches  sie  enthält,  ist  es  immer«« 
Vortheil,  sie  leicht  anzusäuern ,  bevor  man  sie  zum  Sieden  eriuUt; 
denn  das  Albumin  in  Flocken  ist  weit  leichter  zu  fillrireo  oai^ 
waschen ,  als  das  zur  Gallerle  coagulirte ,  um  so  mehr ,  da  sich  fa 
Albumin,  wie  wir  gesehen  haben,  durch  Coagulation  aus  einer il^ 
lischen  FlĂĽssigkeit  nicht  vollkommen  abscheidet. 

Getrocknet  und  mit  Aether  und  schwachem  Alkohol  erschuft 
bildet  das  Eiweiss  eine' gelbe,  durchsichtige,  amorphe  Masse,  diesif^ 
leicht  zu  einem  weissen  Pulver  zerreiben  Iftsst  und  in  einem  M**' 
gerieben,  sehr  elektrisch  wird  und  sich  an  die  Ketile  hängt,  b^ 
geruch-  und  geschmacklos  und  ĂĽbt  keine  Wirkung  auf  Pbavi' 
färben. 

Das  Serum  liefert  9  Proc.  Asche  aus  Chlornatrium,  hohka- 
saurem  Natron  und  phosphorsaurem  Kalk  (Scherer).  Eiweiss  M^ 
3  Proc.  Asche^  welche  dieselben  Salze  enthält  (Lehmann). 

Ăź*  Wenn  man  eine  concentrirte  Losung  vonAetznatron  saei*^ 
Auflosung  von  Eiweiss  oder  Serum  setzt ,  so  erhält  man  eine  p^ 
tige,  in  kaltem  Wasser  fast  unauflösliche  Masse,  in  ihren  Eigt^Mitt' 
ten  jener  Verbindung  vollkommen  ähnlich,  welche  unter  deoaelM 
Umsländi'n  mit  Kali  entsteht.  Dieses  Natronalbuminat  scheiat '^ 
Neutralsalz  Cii^HiioNa^Nig  S9  04|-|-2Aq.  zu  sein. 

Es  enthält  in  der  Tbat : 


479 

Natron        3,14  3,7. 

D»s  Barytalhuminat,  C^u  Hito  B^  ^\%  ^t  O44  +  2  Aq.  (?)  bildet 
ein  weisses,  in  Wasser,  Alkohol  und  Aether  unauOOsliches  Pulver. 

Es  enthalt : 


LithttrkĂĽhn. 

Bereehnet. 

Koblensioff        50,59 

50,89 

Wasserstoff         6,83 

6«66 

Baryt    .     .          4,44 

4,50. 

Das  Zmkalbummai,  C^^  Hno  Zn,  Njg  S,  O14  -f-  ^  ^4*  d)  enthalt 
man  wie  das  Kupferalbuminat;  es  bildet  ein  gelbliches  Pulver,  anlös- 
licb  in  Wasser  und  Alkohol  und  enthalt : 


LieberkĂĽhn. 

Berechnet. 

KohUostoff        50,37 

51,02 

Wasserstoff         0,02 

0,01 

Ztakozyii             4,00 

4,79. 

Das  Kupferalbummat y  Cm  Hno  Cu^  N19  S^  O14  -{- 2  Aq.  (?)  er- 
halt man  durch  Fällung  des  schwefelsauren  Kupfers  durch  Kalialbu- 
minat.  Es  bildet  in  trocknem  Zustand  eine  grOne ,  zerreibliche ,  in 
Wasser  und  Alkohol  unlösliche  Masse,  es  entfärbt  sich,  ohne  sich  zu 
losen,  durch  die  Wirkung  der  Sauren. 

Es  enthalt  bei  130<»: 


LUherkĂĽhn, 

Berechnet. 

Kohlenstoff        50,80 

51,07 

Wasserstoff         0,83 

0,02 

iLopferoxyd          4,60 

4,09. 

Das  durch  schwefelsaures  Kupfer  niedergeschlagene  Albumin 
Jost  sich  in  einem  Deberschuss  des  Faliungsmittels  wieder  auf. 

Nach  Lassaigne  giebt  es  auch  doppelte  Albomintte  des  Kopfers 
nad  anderer  Melalle«^ 

Das  AW£fai^/era/frtmima^ erhalt  man  durch  Auflösen  von  Kupfer- 
albominat  in  Aetzkali  oder  durch  ZuMmmenbringen  von  Kopferoiyd- 
bjdrat,  AibnminlOsung  und' Aetzkali;  es  entsteht  etno  violette  Auf- 
looiiiig ,  wdcbe  mao  durch  Trocknen  im  Vacuum  in  der  Form  von 
dorchscbeinenden  Platten  erhalten  kann.  Der  Luft  ausgesetzt,  ab- 
sorbirt  es  langsam  Feuchtigkeit ;  kaltes  Wasser  schwellt  es  an  und 
lost  ea  dann  vollständig  mit  violetter  oder  violettblauer  Farbe.    Diese 


1 


480 

Auflösung  zeigt  keinen  merklichen  fiescfanMck,  coagulirt  beim  Kacka 
nicht  und  wird  von  Sauren  augenblicklich  entfärbt. 
Das  lhiUk4)pferalbun)inat  enthflU : 


AlbomiD  89,40 
Kupferozyd  3,04 
Kali     .     .       7,i(6 


100,00. 

Das  Baryt"  tmd  das  Kalkhipferalbummat  werden  wie  das  i«" 
hergehende  erhalten ,  indem  man  Baryt-  oder  KalklOsung  auf  Koffv- 
oxyd  in  Gegenwart  von  Albuniinlösung  einwirken  lässu  Beide  Va^ 
bindungen  sind  nicht  so  stark  gefärbt  wie  das  KalikupferalbuiDiDSt 

Das  Magnesiakupferalbuminat  ist  eine  unlösliche  Verbioduir 
von  Lilafarbe. 

Das  Bleialbummat  ist  eine  weisse,  in  Wasser  unlösliche  Mis^ 
welche  man  durch  Versetzen  von  Albumin  mit  basisch  essigsaarea 
Blei  erhalt;  der  Niederschlag  ist  in  einem  Ueberschusse  des  Failufip- 
mittels  auflöslich.  Das  neutrale  essigsaure  Blei  trübt  die  Albumia- 
lOsungen  kaum. 

Das  Bleialbuminat  wird  leicht  durch  sammtliche  Sfluren,  ^M 
durch  Kohlensaure  zersetzt.. 

Dad  SĂĽberalbummai ,  Cm  Hi^oAgjiN  1383044-^  2  Aq.  (?)'''' 

halt  man  durch  Fällung  von  Kalialbuminat  mit  satpetersaurem  Silbtf* 

Es  ist  ein  weisser,  flockiger  Niederschlag,  der  am  Licht  sich  sch*^ 

Es  enthalt : 

Lieberkähn:  Berechnet. 

Kohlenstoff        49,41  49,73 

Wasserttoff         6,66  6,Si 

Silberozyd        .  0,l(ö  6,67. 

Das  QmeMlberalbuminat  0  f^lH  alt  weisse  Verbindwig  beii 
Versetzen  von  Quecksilberchlorid  mit  Eiweiss  (NatronUbiMMat)  â– *' 
der»  Man  hatte  diesen  Niederscfalag  aolaiigs  als  eine  StAioA^ 
von  Albttttin  mit  Quecinilbercblorid  oder  -GhlorOr  belracblelf  4ll>* 
man  vveiaa  jetzt,  dass  es  frei  von  Chlor  ist«  wena  es  hiorsicbaa' 1^ 
was^bea  wurde.     Das  Queek^ilheraUnimiBat  lOet  sich  Moht  ia  »h- 

1)  F.  Rose,  Poggend.  Aon.  XXVUl.  132.  —  Lassaigne,  Ann.  deChi^*^ 
de  Pbys.  \JL\M,  90.  Joarn.  de  Chim.  ro^dic.  XIII.  161.  —  Msrchand,  Joii*^ 
prakt.  Cbem.  XVI.  383.  —  Elsa  er,  ebd.  XVII.  129.  —  Mol  der,  ebd.XTt.^^ 


481 

haltigem  Wasser ;  aucb  bei  der  Behandlung  von  Sublimatvergiilnngen 
mit  in  Wasser  gerührtem  Eiweiss  muss  man  so  bald  als  raöi^ich  Er- 
brechen henrorrufen,  mn  zn  verhĂĽten,  dass  ein  Theil  des  Quecksilber- 
albuminats  in  den  Verdauungsorganen  durch  das  im  Magensaft  ent- 
haltene Chlornalrinm  gelöst  bleibe. 

%  2407.  Das  GlobuUn  ^).  —  Berzelius  hat  mit  diesem  Namen 
die  in  den  BlutkUgelchen  in  Verbindung  mit  einem  Farbstoff  (HSma- 
tin)  enthaltene  albuminOse  Substanz  bezeichnet;  dieselbe  albuminOse 
Substanz  findet  sich  in  Auflösung  in  der  Krystalllinse  des  Auges.  Es 
ist  aus  diesem  Organ  am  vorfheilhaftesten  darzustellen.  Seine  unter- 
scheidenden Eigenschaften  sind  :  Die  wässrige  Auflösung  trübi  sich 
bei  73^  und  coagulirt  bei  93^,  also  später  als  die  des  Albumin;  sie 
opalisirt  auf  Zusatz  ?on  etwas  schwacher  Essigsflure  and  liefert  als- 
dann bei  60^  ein  milchiges  Coagnlum ;  es  wird  durch  starken  Alkohol 
gefillU  und  der  Niederschlag,  unlöslich  in  Wasser,  lost  sich  zum  Theil 
in  schwachem  kochendem  Alkohol.  Es  bat  eine  schwach  alkalische 
Reaction  und  verhält  sich  übrigens  zu  den  Säuren  und  Metallsalzen 
wie  das  Albumin. 

Die  Analyse  des  Globulin  der  Krystalllinse  hat  nachstehende 
Resultate  geliefert: 


Kohlenstoff      54,5 
Wasserstoff       6,0    , 
Stickstoff         16,5 
Schwefel          .0,3 
SaaerstofT          „ 

RUling.    Lehmann. 
54,2 
7,1             i, 

»9                              99 

i,a        1,1 

99                            99 

Dumas  ^)  hat  in  den  nicht  von  Farbstoff  befreiten  Blutkugelo 
nach  Abzug  der  Asche  gefunden : 

Blotkageln 

eines 
Weibes. 

eines               eines 
Hnndes.        Kaninchens. 

Kohlenstoff     ...        55,1 
Wasserstoff     ...          7,1 
SUckstoff  ....         17,2 
Schwefel  u.  Sauerstoff          „ 

55T"5M          54,1 

7,2      7,1             7,7 

17,3    17,3          17,5 

99                 99                           99 

1)  Berielins,  Lehrb.  der  Cbem.  3.  Aofl.  IX.  70,  528.  —  Lecann,  Nonf. 
^ludes  sor  le  sang;  Paris  1352  S.  20.  —  Lehmann,  Jonrn.  f.  prakt.  Chem.LVI. 
M.  t«ebrb.  d.  pbjsiol.  Cbem.  I.  376.  ~  Mulder,  Journ.  f.  prakt.  Chem.  XIX. 
190;  and  Ann.  der  Chem.  n.  Pharm.  XXXIII.  261.  —  Rfiling,  ebd.  LVIII.  313. 

2)  Oamaa,  Compt.  rend.  de  FAcad.  XXII.  900. 

Gerhardt,  Chesil«.  IV.  31 


Mach  LebmaDB  Uefert  das  OkfciiiR  M  4er  EiaiadMroa§  MI 
Proe.  pboaptiorBacires^  Sab  asd  1^85  PrDc.  auflödicbe  Sähe,  W 
atohaad  aus  ohibr* ,  sohwefelaavrMi  moä  phasphorsaorai  AiUia« 
obDe  kobleasaurea  Alkali. 

Man  weiss ,  dass  das  Seram  «id  Biweias  stets  a^  alkiM 
Aacha  liefern.  Die  fon  ooagolirten  Glaiittlfft  abfiiirirla  PIflsaigkäl 
dagegen  Keferi  bei  der  Einäaeberuag  an  kohknaaurem  Alkali  itkit 
Asche. 

Nach  Lehmann  eniwiekelt  daadebuKa  Anirtoniak,  wenatf 
es  durdi  Erhitzen  CMguKrt  und  die  tkrirle  FlOsaigkeit ,  statl  m^ 
ier  mehr  attalisch  zn  sein ,  wie  dies  der  Fall  beiaa  Eiweiss  isl,  ifl|l 
im  Gegentbeil  eine  saure  Reaetion.  Er  nraimt  daher  in  iOslKha 
filobuKii  di«  Gegenwart  von  phoaptiorsaurem  Matroa  and  pbot^ 
saureoi  Ammoniak  an,  welobes  aich  bmm  Erintieii  ia  Anunoiiiak  d 
doppeit^oapborsaiires  Na4roa  i«rselse,  ar  glaobt  ferner,  daii  ä 
filofaitlin  in  Verbindung  mit  Natron  eine  oaganisdie  Saure  (fidlndl 
Häobslkir«)  eaäiake,  waleher  er  die  alkaiiacba  Aseba  ausdirdMi 
die  man  mit  der  vom  coaguĂĽrten  Globulin  abfiltrirlea  FlOitifktf 
eabfllt. 

Wenn  es  wahr  Ist,  dass  die  Krystalllinse  andere  Saiieali'if 
Serum  und  Eiweiss,  oder  dieselben  Salze,  aber  in  andern  Verbill"i^ 
sen  enthalt,  so  giebt  dieser  Ăśmstancl  den  SchlĂĽssel  zu  den  anbe^ 
tenden  Abweichungen ,  welche  maa  zwischen  dep  Eigenscbafteo  ^ 
Albumins  und  denen  des  Gkibulins  beĂĽbachtel'  bal* 

8  2408.  ĂĽ^s  Paralbuminy  von  Scherer  0  in  einer  hydropiidtf 
Flttssigkeft  des  Eierstocks  gefunden ,  unterscheidet  sich  nach  dei* 
selben  vom  Albumin  dadurch)  dass  es  durch  Erhitzen,  selbst  vA 
Zusatz  von  etwas  Essigsäure^  aiaht  vollständig  coaguliit  und  dass  ei» 
durch  Alliobol  g^Ut,  sich  wieder  i^  Wasser  auflöst.  Diese  f^ 
Sachen  scheiAĂźn  mir  jedoch  l^eine  triftigen  Beweise  zu  sein. 

i  2499".  Die  BotterwbstoMen.  Das  Eigelb  der  Vflgel  ^ 
Fische  entblk  gewisse  Stiolistoffaubstanzen ,  welche  ainige  Aatore* 
als  verschieden  vom  Eiweiss  betrachten. 

a.  FĂĽBlUn  mm^m  Dvmiis  uftd  CahoufsS)  die  Stickstabi^ 


1)  Scheret,  Journ.  t  prakt.  Chem.  LIV.  108;   ood  Aao.  der  Che***' 
Pharm.  LXXXII.  186. 

2)  Dann  u.  Cahouri»  Ana.  de  CMn.  at  da  Phya.  [^  VI.  4».  -*-'*' 


ilMii  des  Eigelbft  4er  fdgel.  Man  efMdt  es  darc&  Bebandhnig  des 
gekochten  und  gröblich  gepulverten  Eigelbs  mit  Aether,  wekher 
ihn  eiq  fteM  efittteht;  es  bleibt  dann  eine  coaguHrte  Efweisssub- 
stanz  zurttck ,  welche  das  Vitellin  bildet. 

Om  dieselbe  Stibstanz  in  Auflösung  2u  haben ,  braucht  man 
blos  Eigelb  in  viei  Wasser  zu  rĂĽhren  inid  su  warten ,  bis  sich  die 
FlĂĽsstgleil  a4]sgelieltt  hat.  Die  ĂĽberstehende  FlĂĽssigkeit  coagulirt 
zwiscbeti  73  und  76^  und  verhak  sich  ĂĽbrigens  tu  den  Sturen  wie 
eine  AlbuminlĂĽsung. 

Dre  Analysen  des  Tftellin  haben  folgende  Resultate  geliefert : 

Dumas  u. 
B.  Jfnwi,        Cahourt,        Gobleff  *).     Baumhauer. 

KobleDttoff  83,0  81,9  81,3  82,3  82,72 

WMMntoff         7,6          7,1       7,4  7,3  7,09 

SücUloff  13,4  IIKO  18s9  «8,1  18,4T 

Schwefel             ^            ,,         ,,  t^  0^40 


Saoerstoff 


U  »I  M  •«  »s 


Man  bemerfai,  dass  die  vorstehenden  Zahlen  sich  denen  des 
Eiweiss  sehr  nähern  und  es  ist  mir  sehr  walirseheinfieh ,  dafss  das 
Vitellin  derselbe  Körper  ist,  gemengt  mit  einigen  VeninreiniguTigen. 
Die  einzige  Eigenschaft,  welche  es  vom  Albumin  unterscheidet,  wflre 
nach  Gobley,  dass  e#  diirsii  Kupfer*  und  Bkisslae  sieht  gefällt  wird. 
Nun  wird  a^ber  die  AlbuminlOeung  ka«im  dureb  neutrales  essigsaures 
Blei  getrĂĽbt  (das  basische  f^fk  es  reichlich) ,  und  der  Niederschlag 
von  schwefelsaurem  Kupfer  löst  sich  in  einem  Ueberschuss  des 
Pallungsmittels  wieder  auf.  Es  bliebe  daher  noch  zu  beweisen ,  dass 
dk  von»  fiobley  beebachtete  NiehtMlung  wirklich  dem  Vitellin  eigen- 
thĂĽmlich  ist  und  dasselbe  vom  Albumin  des  Eiweiss  unterscheidet. 

LeiHliaQo  betrachtet  das  VitoHin  als  ein  fiemeoge  von  Albumin 
und  Casetn. 

Nach  (iaboale  «od  Goomocas  vrfli»  es  suMunmengeBetat  aus 


nee,  Aira.  der  Chem.  o.  Pharm.  XL.  67.  —  [Gobley,  Jonm.  de  Pharm.  [3]  IX. 
H*  —  Baombaoer,  Scbeik.  Oederzoek.  III.  272.  —  Premy  a.  Valeocien- 
nea,  Compl.  lead.  ik  l'Aead«  SUVIlf.  479. 

1)  Gokley  bat  auch  tan  Vüeüi»  i,42  Proc.  Pboapbor  geftiiiden,  der  offenbaf 
foa  einem  der  Snbatanz  fremden  Phosphat  herrĂĽhrt.  Banmhaaer  hat  keinen  Phos- 
phor gefunden ;  feine  BettaqiHag  de»  Schwefele  acheint  mir  weit  an  ftring  zu  sein. 

31* 


n 


484 


einer  in  kryslallisirter  Essigsaure  nicht  loslichen ,  imd  einer  hm 
loslichen  und  durch  Kali  fällbaren  Substanz. 

Nach  Fremy  zersetzt  das  Viteilin  das  Wasserstoflhypcnqi 
nicht. 

Ăź.  Ichthin  nennen  Fremy  u.  Valenciennes  ^)  eine  sticblil' 
haltige  Substanz  des  Eigelbs  der  Knorpelfische.  Es  ist  leicht,  esa* 
den  Rogeneiern  darzustellen.  Man  ISsst  das  Gelbe  derselbci  â–  
eine  grosse  Menge  destillirtes  Wasser  fliessen.  Zuerst  rattca# 
dichten  Eier  zu  Boden ,  welche  man  durch  Decantliiren  wascht,  ta 
das  Waschwasser  keine  Spur  von  Eiweiss  und  Salzen  mehr  «KU. 
Man  erschöpft  hierauf  die  Korner  mit  Alkohol  und  Aether.  ^ 
dieser  Behandlung  erscheinen  sie  unter  dem  Mikroskop  ganz  gkĂĽ^ 
artig. 

Das  Ichthin  bildet  weisse,  durchscheinende  Korneft  dieĂĽ 
weich  anfühlen  und  unlöslich  in  Alkohol  und  Aether  sind.    Salzdn 
lost  es  ohne  violette  Färbung  auf.  Mit  Wasser  verdünnte  Essig-  ^ 
Phosphorsaure  lOsen  es  leicht;   andre  concentrirte  Sauren  wirltf 
ebenso,  Kali-  und  Sodalosung  jedoch  langsam.     Ammoniak  scköit 
keine  Einwirkung  zu  haben. 

Das  Ichthin  enthalt : 

Koblenttoir  00,9    51,0    50,S    00,2 

Wasserttoff  0,7      7(8      7,0      7,S 

Slickstoff  14,7     18,4        „         „ 

Phosphor  (?)  1,9 
Sauerstoff 


>>  >i         i> 

»>         i>  >>         »» 


Es  scheint  keinen  Schwefel  zu  enthalten.  Bei  der  VeriNrcasiV 
hinterlasst  es  keine  bemerkbare  Menge  Asche. 

X«  Das  lehihulin  und  Ichthidin.  Nach  Fremy  n.  Valeaciet- 
nes  enthalten  die  noch  wenig  entwickelten  Rogen  der  karpfeDartifc* 
Fische  ausser  einer  eigenthOmlichen  aufloslicben  Substanz  (ichthidii) 
eine  stark  albuminhaltige  Substanz ,  welche  Mineralsalze  aod  eis* 
andere  Substanz  (das  Ichthulin)  in  Suspension  erhalt,  die  w> 
durch  Wasser  daraus  niederschlagen  kann.  Im  Augenblicke  seiic 
Fällung  ist  das  Ichthulin  klebrig  und  hat  Aehnlichkeit  mit  defl  ^ 
her ,  verliert  aber-  durch  die  Einwirkung  des  Alkohols  und  Aelko* 


1}  Fremy  a.  Valeocienaea,  a.  a.  0.  400  o.  Ott. 


485 

seine  Klebrigkeit  und  wird  dann  fest  und  pulvrig.  Wie  das  Ichthin 
lost  es  sich  in  Essigsflure  und  Phosphorsflure ,  ebenso  auch  in  Salz- 
sflure ohne  Erzeugung  einer  violetten  Farbe. 

Es  enthält  : 

Fretny, 

Kohlenstoff  »2,5  53,3 

WaMerstoff  8,0  8,3 

Stickstoff  15,2  „ 

Schwefel  1,0  ^ 

Phosphor  (?)  0^6  ,, 
Sauerstoff 


»»  »> 


Es  scheint,  dass  das  Ichlhulin  allmfllig  in  den  Rogen  ver- 
schwindet in  dem  Hasse ,  als  sie  sich  entwickeln  und  als  es  dann 
durch  Albumin  ersetzt  wird. 

(f.  Das  Emtfdm^)  findet  sich  im  Eigelb  der  Schildkröte  und 
nflbert  sich  in  gewissen  Punkten  dem  Ichthin.  Es  bildet  weisse, 
harte,  durcbschfiinende ,  in  verdĂĽnntem  Kali  sehr  leicht  losliche 
Körner;  es  schwillt  in  Essigsäure  blos  auf,  ohne  sich  zu  lOsen; 
es  lost  sich  in  kochender  Chlorwasserstoffsflure  ohne  violette  Fflr- 
bung. 

E»  enthalt : 

Fremy, 

Sohleostoff 49,4 

Wasserstoff 7,4 

Stickstoff 14,0 

Sauerstoff  o.  Phosphor  (?)       „ 

Diese  Zusammensetzung  nSthert  sich  der  des  Ichthin  sehr.  Die 
EmydinkOrner  lassen  bei  der  Einflscherung  einen  RĂĽckstand  von 
Ralksalzen,  der  niemals  1  Proc.  ĂĽ'berschreitet. 

i  2410.  Blutkry stalle.  Funke  <)  hat  zuerst  beobachtet,  dass 
das  Blut  unter  gewissen  Umstflnden  eine  krystallisirte ,  albuminflhn- 
liche  Substanz  liefert.  Diese  Substanz  (Hflmatokrystallin)  ist  von 
Lebmann  genauer  sludirt  worden.     Man  erhfllt  dieselbe  auf  folgende 


1)  Fremy  u.  ValeDciennes,  a.  a.  0.  571. 

2)  Funke,  Zeitschr.  f.  ration.  Medicin  t.  Henle  u.  Pfeufer,  neue  Folge  11. 199? 
288.  ~  Lebmann,  Berichte  der  Gesellscb.  d.Wissensch.  zu  Leipzig  \,  23;  H.  79 
0. 101.  Joum.  f.  prakt.  Chem.  LIX.  413.  Jonrtl.  de  Pharm.  [3]  XXIV.  308. 
VoHst.  Auszug:  Aon.  der  Chem.  o.  Pharm.  LXXXVIIL  377. 


Weise :  man  Itsst  da»  Blut  coagdiren  uii4  weM  das  GemMUclai 
zusaromengezogen  hat ,  drĂĽckt  aaii  cp  aus  ^  um  den  groatltnlld 
des  Serum  davon  zu  trennen ;  man  zertbeilt  hierai»!  da»  lutfedrtrii 
Gerinnsel  und  wäscht  es  auf  Leinwand  mit  Wasser.  Man  IriiK  m 
in  die  roth'e  flltrirte  Flüssigkeit  eine  halbe  Slunde  lang  einen  Str« 
Sauerstoff,  so  dass  sie  »ich  »H  starkem  Scliaum  bedeckt;  hicnrf 
führt  man  ungefähr  eine  Viertelstunde  lang  eiaeii  Strom  KoblelKW^ 
gas  zu.  Die  FlĂĽssigkeit  trtlbt  sich  nach  einigten  Minuten  uaderiH 
sich  allmalig  mit  kleinen  Kryatallen;  die  Ml»S€heidung  dieser  S^ 
stanz  erfolgt  in  der  Ruhe  der  so  bebandehen  PInssigkeit  Tollstiifc 

Diese  Operation  gelingt  mit  dem  Blute  des  Meerscbweiacki^ 
der  Balte  «nd  Maus.  Das  Blut  der  Übrigen  Tbiere  iMert  fof^ 
?on  anderer  Form  und  grosserer  Löslicbkeit ,  »o  daes  hbd  «ia»^ 
wisse  Menge  Alkohol  zur  wässrigen  Flttssigkeit  setzen  mosi,  h< 
oder  nachdem  sie  mit  Sauerstoff-  und  KoUeBeauregas  behe^ 
wurde. 

Was  die  Art  und  Weise  der  Krystallbildu^g  betrifl»  so  iit<> 
schwer,  sich  davon  Aufschluss  zu  verscbaflEen.  Binaela aagevcs''^ 
scheint  weder  Sauerstoff,  noch  Kohlensaure  zu  ihrer  Bildung »P 
nĂĽgen.  Ihre  Abscheidung  ist  eben  so  wenig  eine  Mose  Wirkai^^ 
Verdunstung.  Doch  hat  sich  Lehmann  überzeugt ,  dass  da«  Lk^ 
dabei  eine  begĂĽnstigende  Wirkung  ĂĽbt ;  denn  bei  LichtabscUass  ^ 
fert  dasselbe  Blut  stets  weniger  Krystalle  ab  rniter  dem  diredaaE»* 
flusse  der  Sonnenstrahlen. 

Die  Krystalle  sind  niemals  vollkommen  rein,  sondern  niitl^ 
kĂĽgelchen  und  Lymphe  verunreinigt ,  die  man  durch  Wascbei  ^ 
Wasser  oder  wSlssrigem  Alkohol  nicht  ganz  zu  entfernen  im  Stande  i^ 
Eben  so  wenig  gelingt  es,  selbst  mit  Hilfe  des  Vacuums^  »^'"^ 
ihrer  wässrigen  Auflösung  umzukrystallisiren ;  denn  bei  LuftinV^ 
zersetzt  sich  die  Substanz  bei  der  freiwilligen  Verdunstoag  ^ 
standig. 

MerkwĂĽrdiger  Weise  zeigen  die  Krystalle ,  welche  man  ao^  ^ 
Blute  verschiedener  Thiere  erhalt,  weder  dieselbe  Gestalt,  noA  U^ 
lichkeit.  Am  häufigsten  sind  sie  prismatisch ,  wie  die  Blulkrj^ 
(aus  den  Venen  der  Ratte)  des  Pferdes ,  Bundes ,  der  Fi«**«  *• 
Igels  etc.  Ein  anderes  Mal  bilden  sie  Tetraeder  oder  andere  Fort* 
des  regularea  iSystems ;  das  Meerachweinchen* ,  Ratten-  oo^'  ^^"^ 
blut  liefert  diese  Form  t  die  schwier  l^talicbsla  von  allafl,  smb  ^"^^ 


MI 

600  Theile  Wasser  lur  Auflösung«  Aus  dem  Blute  des  Eicbbörnchens 
erhalt  man  grosse  sechsseitige  Priemen  oderTafeln,  rosenartig  grUp- 
pirt  und  etwas  leichterlDslich  als  die  Tetraeder,  aber  weit  schwerer  lös- 
lich als  die  erwjihnten  prismalisqhen  Krystalle.  Das  Hamsterblut 
liefert  Rhomboeder  (von  ungefähr  120^)  oder  sehr  dflnne  sechsseitige 
Tafeln,  deren  LoslichkeR  zwischen  jener  der  vorhergehenden  und  der 
der  prismalischen  Krystal^  die  Mitte  hält. 

Die  ĂĽbrigen  Eigenschaften  der  Krystalle  stimmen  so  ziemlich 
ĂĽherein.  Im  Allgemeinen  sind  sie  noch  mehr  oder  weniger  roth  ge- 
färbt und  verändern  sich  sehr  bald,  hauptsächlich  bei  Berührung  mit 
der  Luft.  Ihre  wässrige  Auflösung  coagulirt  bei  63^5,  trttbt  sich 
auf  Zusatz  von  absolutem  Alkohol ,  wird  von  Salpetersäure  weiss  ge- 
HllU,  nicht  aber  von  Salzsäure,  Schwefelsäure  und  Essigsäure. 

Essigsäure  löst  die  Krystalle  leicht  auf,  concentrirte  Kalilösung 
löst  sie  nicht ,  verändert  aber  ihre  rolhe  Farbe  in  ein  schmutziges 
Gelb.  Ammoniak  löst  sie  leicht  auf  mit  pfirsichblütrotber  Farbe ; 
Essigsäure  fällt  die  Auflösung. 

Die  Znsammensetzung  der  (aus  Hundeblut  dargestellten  und 
noch  mit  Reslen  von  Blutkugeln  verunreinigten)  mit  Alkohol,  Aether 
und  Wasser  behandelten  und  getrockneten  Krystalle  ist  folgende: 

KeUeiwCiiff  M^«  «tt,t4  11^18 

W4M«r«toff  7,08    7,.I2    7,14 

Stickstoff  17,27  17,:<1  17,40 

Schwefel«)  0,25     0,21     0,25 

Sauerstoff 


»>         »>         t» 


Die  Krystalle  enthalten  Krystallwasser  (15  bis  19,9  Proc.)»  des- 
sen Menge  noch  nicht  mit  Genauigkeit  benimmt  werden  konnte  wegen 
der  schnellen  Zersetzung  der  Substanz. 

Durch  Alkohol,  Aether  und  siedendes  Wasser  erschöpft  und  ge- 
trocknet liefern  die  Krystalle  (von  Hundeblut)  0^7  bis  0,9  Proc. 
Asche;  dieser  Behandlung  nicht  unterworfen,  liefern  sie  bis  1,3  Proc. 
Diese  Aschen  sind  ausgezeichnet  durch  ihren  starken  Gehalt  anEisen- 
eiyd.  Ldmiatin  hat  dfe  Asche  der  Krystalle  von  Meerschweindhen- 
(a)  und  ttundelilut  (b)  einer  vollständigen  Analyse  unterworfen  und 
die  nachstehenden  Resultate  erhalten  : 

1)  Die  Bluthr|ttallo  (des  Meerecbweincbeas  lioffrn  0,40' bis  0,596roc.9ctuwf«t4 


488 


a 

b 

Eiteooxyd 

48,64 

63,84 

Pbospborsiore 

18,75 

19,81 

Kalkerde 

6,81 

5,96 

Bittererde 

1,41 

0,97 

Chlorkali  am 

2S,98 

5,at 

Scbwefele.  Kalk 

2,38 

3,46 

99,49 

99,25 

Die  Ascbe  der  coagulirten  und  durch  Waschen  erschöpften  iiy 
stalle  enthalt  91  bis  95,8  Proc.  Eisenoxyd  und  etwas  phosphorsaiirei 
Salz. 

Die  Krystalle  fangen  an  sich  zu  zersetzen  bei  160  oder  17C 
unter  Verbreitung  eines  Horngeruches ;  durch  stärkeres  ErbiM 
blähen  sie  sich  auf  und  entwickeln  entzündbare  Gase. 

Chlor  entförbt  sogleich  die  Krystalle  und  schlagt  weisse  Flockfl 
nieder. 

Die  Auflösung  der  Krystalle  zeigt  keine  Veränderung  auf  ZiisaU 
Yon  Chlorammonium,  Chlorcalcium,  neutralem  essigsaurem  Blei  oarf 
Ferrocyankalium.  Sie  trĂĽbt  sich  durch  basisch  essigsaures  Blfi; 
Ammoniak  scheidet  aus  dem  Gemenge  schmutzig  weisse  Flockeo  A* 

Salpetersaures  Silber  trübt  die  Auflösung  der  Krystalle  leicbl 
Quecksilberchlorid  in  Ueberschuss  angewendet,  bewirkt  einen  weis»- 
lichen  Niederschlag ;  schwefelsaures  Kupfer  nach  einiger  Zeit  eiacf 
blassgrĂĽnlichen  und  salpetersaures  QuecksĂĽberoxydul  einen  wetsta 
Niederschlag. 

Sehr  saure  Auflösung  von  Quecksilber  in  Salpetersäure  UeM 
mit  den  Krystallen  die  rothe  Färbung,  welche  sie  mit  allen  Eiwetsf^ 
Substanzen  hervorbringt. 

%  2411.  Das  Fibrin^).  —  Man  bezeichnet  mit  diesem  NaD^ 
den  einen  der  festen  Bestandtheile  des  Blutes,  denjenigen,  weicbrr 
seine  Gerinnung  verursacht;  derselbe  Körper  ist  in  der  Lymphe  eot- 
halten.     Das  Muskelfleisch  der  Thiere  enthält  gleichfalls  eine  fibrio* 


i)  Berzelius,  Joarn.  f.  Cbem.  a.  Phys.  v.  Schvreigger  IX.  377.  •*llBt'f^ 
ioQ.  der  Chem.  a.  Pharm.  XXIV.  28;  XXTlIf.  74;  iooro.  f.  prakt.  Cbem.  X^- 
132;  Cbem.  Unters.  ?.  Malder,  deutsch  Obers.  â–Ľ.  Volcker,  1847,  No.  t  S.  Ăś^^ 
S53.  —  Scherer,  Ann.  der  Cbem.  u.  Pharm.  XL.  1.  —  Damas  o.  Cskoarii 
Ann.  de  Chim.  et  de  Pbys.  [3]  VI.  388.  —  Lieb  ig,  Ann.  der  Cbem.  o.  f^»*- 
XXXa.  127;  LXXIII.  128.  --  Doacbardat,  Compt.  read,  de  l'Actd.  Xit  ^ 


489 

# 

artige  Substani ,  die  aber  nach  Liebig  i»  einigen  Beziehuogen  ?om 
Blulfibrin  abweicbli)« 

Man  erhalt  letzteres  leicht,  weoD  man  daa  Blut  kraflig  mit  einem 
Besen  schlagt,  sobald  es  aus  den  Genissen  kommt.  Das  Fibrin  hängt 
sich  bald  an  die  Reisser  des  Besens  in  der  Gestalt  amorpher,  fibröser 
Faden ,  wahrend  das  Blut  nun  ungerinnbar  bleibt.  Vom  Be8(*n  ab« 
genommen,  ist  das  Fibrin  noch  von  Blutkugeln  roth  gefilrbt ;  um  es 
lu  entfllrben ,  unterwirft  man  es  auf  einem  Siebe  oder  auf  Leinwand 
einer  fortgesetzten  Waschung  mitteist  eines  Wass^irstrahls.  Melsens>) 
eoipOehlt,  die  Fasern  während  des  Waschens  Faden  für  Faden  wohl 
2U  zerreissen  und  jene  zu  beseitigen,  an  denen  die  ftrhende  Substanz 
mit  HartnJickigkeil  zu  haften  scheint;  hierauf  das  Waschrn  mit  de- 
•tilKrtem,  mit  Kohlensäure  gesättigtem  Wasser  zu  schliessen.  Man 
kann  auch  gegen  das  Ende  der  Operation  dem  Waschwasser  einige 
Tropfen  reiner  Essigsäure  zusetzen ;  das  Fibrin  schwillt  so  an  und 
gestattet,  die  unreinen  Theile  besser  daran  zu  unterscheiden.  Eine 
anhaltende  Waschung  mit  fliessendem,  reinem  oder  mit  Kohlensäure 
gesättigtem  Wasser,  welehes  die  Essigsäure  entf^^mt,  giebt  dem  Fi- 
brin jene  Halbdurchsichtigkeit  wieder,  welche  ihm  eigenthttmlich  ist, 
sowie  sein  fibröses  Ansehen.  Trotz  dieser  Vdrsichtsmassregeln  ist 
es  jedoch  immer  schwierig,  das  Fibrin  vollkommen  frei  von  Blutkugel- 
Qberresten  herzasteilen. 

Ueberlässt  man  das  Blut,  so  wie  es  ans  den  Gefilssen  kommt, 
sich  selbst,  so  gerinnt  es  von  selbst,  dann  schliesst  das  Fibrin ,  wel- 
ches diese  Gerinnung  bewirkt  ^  sämmtliche  Blutkugeln  in  seinen 
Zwischenräomen  ein.  Um  das  Fibrin  aus  dem  Blutkuchen  zu  erhal- 
ten,  zertheilt  man  diesen  in  dttnne  Schnitte,  die  man  auf  ein  Sieb 
legt  und  reichlichen  Waschungen  unterwirft,  indem  man  einen  Wasser- 
strahl darauf  richtet;  die  BlutkUgelchen  werden  dadurch  zerrissen 
und  allmälig  vom  Wasser  fortgerissen ,  während  das  Sieb  das  Fibrin 
zurückhält,  welches  hernach,  wie  oben  angegeben,  behandelt  wird. 

So  dargestellt,  enthält  das  Fibrin  noch  Wasser  und  Fett;  um 
es  davon  zu  befreien ,  wird  es  bei  120  oder  140<^  getrocknet'  und 
dann  mit  kochendem  Alkohol  und  Aether  behandelt. 

1)  Vgl.  S.  403  die  ZusammeDfletzoDg  des  Fibrins  und  S.  460  die  Wirkung, 
welche  scliwache  SalzsSare  darauf  ausfibt.     Leboiano  nennt  das  Fibrin  des  Fleisches 

2)  Meisen s,  Ann.  de  Chim.  et  de  Pbys.  [3]  XXXIĂś.  170. 


1 


IN 


Meilioüff ,  ¥mieim  dt»  f  ibrili  vtn  liemiidi  groiMr  MM 
liefert,  besteht  darin,  die  Gerinnung  des  Blutes  millsIstscM^ 
Bitireii  Natrons  tu  ¥erhiiid«rii  «wl  daM  die  Blalktig«li  lor  AIkI» 
düng  des  Pibrrns  au  emtferiien«  Zu  diesevi  Zweck  tossl  maii  öu M 
bei  seinem  Austritt  aus  der  Vene  auf  den  zwirihto  bis  MiM 
Theil  seines  Gewichtes  mit  Wa^er  b^efbuchlcten  acbwefeteia 
Natrons  fll<!?9SMi;  man  sohttttelt  das  GemtHige  an<l  bringt  es  irfi 
zH?or  init  GlaubersaistosjHig  beftmohtetes  FiMer«  Sogiflekt«» 
weifen ,  satnrotliebe  Kügetchen  auf  dem  FMler  snrflrbtubaltn;  • 
littofigsten  jedoch  vst  der  abfHlririe  Tbeil  noeb  schwach  rSthlidL  h 
versetzt  densetben  hieratif  mit  einem  gleittiHi  Votum  Wasser  orfi' 
trtrt  von'  neuem  ;  hieraur  setit  maa  eine  neue  Quaiitilit  Wut*' 
und  setxt  so  das  Filtriren  und  Verdftmien  fort,  l»ia  die  Fla«^ 
Fibrin  absetzt.  Man  sammelt  dasselbe  und  wischt  es  mit  Wi* 
AHcoh«^  und  Aetfaer. 

Wffs  das  Fleisch Abrin  betritt,  so  ralltet  Uetiig,  esiif«^ 
stehende  Weise  auszuziebeo:  man  lerbaolt  dasFleisdi  srlirfeii^ 
erschöpft  es  mit  kaltem  Wasser ;  der  unttMKobe  Theü  wird  biciarfi 
Wasser  mit  Vio  ^^on.  seines  Gewichts  8ah»(lure  gebradit.  Na* 
httlt  diKhircb  eine  irül>e  AoAtfeufig,  weloli»e  ma»  durch  nkrirr«  kM 
neutralisirt  man  die  Mrirte  Fiflsaigk«il  mit  Ammoniak,  somM^ 
sich  das  Fibrin  nieder ;  man  reinigt  es  durch  Waadmi  mit  Wtfi^i 
Alkohol  und  Aetfaer.  ; 

Ikiumbener  ^)  wendet  Fische  zur  DarsMking  das  FltiMMh* 
an.  Das  Fischfleisch  wird  nach  Entfevmm^  iksr  flanC  im^  (â– " 
jtAi  Wasser  geknetet,  so  lang«  es  tosliebe  Thmile  awfniwim>  H*r 
lertigf  Mlisse ,  welche  man  so  eiMit,  wird  dnrch  em  ^i«b  8«in^ 
weldN's  nooh  llautth«ile  sorookbatt ;  biaiwaf  veraettl  mai  o  ^ 
Wasser^  und  erhitzt  auf -80  oder  99®«  so  dais  aeb  di^niaciiii<^ 
menziehen ;  diese  werdan  hiervaf  mehrmals  mit  siodcniiaiii  ^^ 
behandelt  und  mit  eoncentrirter  Essigsäure  maoerirt;  niaaartA^ 
durch  eine  dtipchsichtige  Gallerte,  welch«  9ieh  durch  Waicb«i "^ 
kalleln  '  Wasser  ztttammenztehf.  Das  so  dargvaielke  Fikria  «i^ 
nur  sehr  wenig  frem^  Salise;  aber  es  i«t  i^idht  gawz  frei  wa  Iw 
gewebe  und  Gefilssresten. 


1)  Baumhauer,  Chemische  Dotersuch.  t.  Holder,  io's  Dealtcht 
Völcker,Nr.3,  S. 


t  8413.  Das  Fibrin  kau*  wie  mi»  fCMdkeii  hal,  Ta»  Slot  Bur 
in  coagulirtem  und  unloslicheni  Zustand  geschieden  werden,  obgMcb 
wm  in  >aii%elOatani  ZucAanda  4mm  enthallair  iaU  Min  gbubte  froher, 
dBe  Genaoung  4ef  BliAtaa  aei  ^sn«  Folg«  dir  Emwirkung  der.  Laft, 
diaaa  ErUanuig  iai  nkht  tulilaaig «  weil  die  fieriA5iMg  ebenso-  . 
I  bei  Abaoblusa  der  aloiosplianacbett  Luft  aiailündei  i)«  £ina 
enachaftiich«  GrfclflriHig  dieser  tEvaehatoucig  iai  daher  fdr  |elal 
nicht  mdglioh* 

Das  Fleisch  enthalt  wahrscheinlich  wtfbreiid  des  Lebens  gleich- 
falls 4as  Fibrin  in  lOslkbein  und  niobtcaiaguiiriaa^Zuslaad,  es  scheint 
wemg&tens ,  dass  die  Leichaostavre  der  Huskebi  nach  dena  AalhOren 
des  Lebens  ?on  einem  Ăśhnlicban  Uebergang  des  IttsUohen  Fibrins  in 
den  coagolirten  Zustand  herrĂĽhre.  ^ 

Dhous  glaubt,  das  Fibrin  befinde  sieb  atcbt  in  gelöstem  Zustande 
im  Blut,  sondern  nur  im  Zustand  Sussarsier  Zerihdiwf»  die  siab  be» 
hAUfite,  so  lange  das  Biat  in  Bewtgang  ist,  aber  aebald  die  Fhtesig- 
keit  in  Ruhe  komme,  fast  plötzlich  aufhure  in  Folge  Aar  Neigung  der 
FIbrintbeilchen,  sich  zu  einem  häutigen  Ifetz  zu  vereinigen. 

Wie  dem  nun  sein  mag ,  die  Eigenschaften  des  Fibrins  *) ,  wie 
wir  es  kennen ,  sind  folgende : 

Frisch  bereitet  erscheint  es  in  der  Form^  weicber,  «lastischer, 
dnrohncbeioeadar ,  niciit  klebriger  FAden,  welche  sich  dtfrcb  Kneten 
mit  den  Fingern  nicht  vereinigen  lassen.  Es  ist  vollkeimnen  rnilös*- 
lieh  in  kaltem  Wasser,  Aikekol  und  Aetber.  Frisch. dargestellt  und 
feucht  verliert  es  im  Vacuam  ungeftbr  80  Proc.  Wasser  (Chevreul). 
Mit  Wasser  in  Berührung  gebracht,  absörMrt  das  trockne  Fibrin  das 
Dreiliicbe  seines  Gewichts»  ohne.indessen  sein  ursprüngliches  Ansehen 
wieder  gans  anzunehmen. 

ht  treeknem  ZiiaUnd  4>iMet  das  Fibrin  eine  imrle,  komthnHche, 
dvr^vsirbtige ,  gelbliche  oder  graue,  gerticb-  tmd  geschmacklose 
Masse. 

Wenn  man  zuvor  wohl  gewaschenes  Fibrin  lange  mit  Wasser 
kocht ^  so  destillirt  eine  ammoniakballige  Flüssigkeit  ab,  während 


1)  Schröder  ?on  tfer  Kolk,    Comment.  <te  sang,  coagalat. ;  Gröniogen 
laiO 8.  46.  —  MagoQS,  Poggeod.  Ano.  iL.  898. 

2)  Oboe  besondere  Enribnoiig  ist  in  diesem  Capitel  immer  die  Rede  vom  Blut- 
flbria. 


492 

dM  WuBs^r  eiii9  aigenthQoiliche  Siihstans  auflöst  (DtimsK  imdCt- 
hours). 

Auf  150^  mit  W«tMr  in  einer  geschlossenen  Rohre  erbitit,  kM 
sich  das  Pihrin  (des  Blutes  oder  der  Muskeln)  TollkoiDmen  auf  W 
auf  einen  unbedeutenden  Rttckstand  t).  (Die  PlOssigkeit,  welche  AM 
so  erhalt,  wird  reichlich  durch  Stiuren  gefĂĽllt;  die  SalpelersSore  tt 
es  selbst,  nachdem  sie  mit  fielem  Wasser  ?erdQnot  wordeo  ist.  09 
durch  Essigsäure  gebildete  Niederschlag  lOst  sich  leicht  in  eisen 
CJeberschuss  dieser  Sflure.) 

Wenn  man  wasserhaltiges  Fibrin  der  Luft  Qberlflsst,  so  hĂĽto 
sich  allmalig  und  verwandelt  sich  in  eine  dicke,  klebrige  Flflssiilnt 
von  einem  Geruch  nach  altem  Kftse*).     Diese  FlĂĽssigkeit  coilgdirt 

i)  Vgl.  S.  464  auf  der  Tafel  der  ADslysen  die  Zusammeosetraos  des  Hfkkst^ 
det  iIm  Fibrins  naeli  Domas  a.  Cahoon. 

Nach  Boacbardat  lieht  siedendes  Wasser  eise  Sabstans  aus,  welche  alle  ¥i§» 
scbafiea  des  Leiais  hat.  tJebrigens  ist  das  Verh&Uaias  dieser  Sabstaas  im  Flkm 
Äusserst  veränderlich ;  sehr  gering  im  Fibrin  des  Menschen  in  gesundem  Zntfaai 
kann  es  sich  bei  entzündlichen  Zustanden  der  seröseo  Haute  oder  desZellgcirfbcsa 
eioer  sehr  hohen  Zahl  steigern. 

Bei  den  Versuchen  von  Dumas  und  Cahours  gestand  die  Ton  dem  kochradea 
Wasser  aufgelöste  Substanz  beim  Erkalten  nicht  zur  Gallerte;  sie  worde  wie  d» 
Albnnla  von  Gerbsiare  und  Saipeteraure  gefallt;  aie  eolhielt  11  Proc.  UmerAdm 
und  lieferte  bei  der  Verbrennung  nach  Abzug  der  Asche : 


Kohlenstoff 

47,» 

Wasserstoff 

M 

Stickstoff 

15,0 

Sauerstoff 

30,3 

100,0. 

Mulder  u.  Baomhaner  (Joura.  f.  prakuChem.  XX.  34«;  XXXI.  396)  bsmchtca 
die  durch  kochendes  Wasser  aus  dem  Fibrin  aasgeaogene  Substanz  als  eine  Vate- 
dĂĽng -von  Ritoxyprotela  und  Ammoniak;  sie  wird  durch  die  Salze  des  SĂśkcia, 
Kopfers  und  Bleies  gefallt. 

Sie  enthalt : 

Kohlenstoff      .     .     .  50,85 

Wasserstoff     ...  6,63 

Stickstoff   ....  15,38 

Sauerstoff  o.  Schwefel  27,17 

100,00. 
9)  W 5h  1er,  Ann.  der  Chem.  n»  Phana.  XLI.  i38. 


493 


durch  das  Erhitzen  wie  das  Albamin  ^) ,  and  das  Coagulum  zeigt  die 
Zusammensetzung  und  die  Eigenschaften  desselben. 

Ausser  dieser  Substanz  erzeugt  das  Fibrin  bei  der  Fäulniss  >) 
Schwefelammonium ,  Buttersfiure ,  Baldriansaure ,  Leucin ,  eine  Ol- 
ärtige  Säure ,  welche  von  essigsaurem  Blei  gefüllt  wird ,  eine  saure 
syrupartige  Substanz,  welche  die  Sfluren  mit  violetter  Farbe  lösen 
und  in  Tyrosin  und  eine  krystallinische  flĂĽchtige  Substanz  von  unan- 
genehmem Geruch  umwandeln  (Bopp).  Bei  der  Paulniss  bei  Lufl- 
abschluss  liefert  das  Fibrin  Essigsäure,  Butlersäure,  Baldriansäure 
und  Caprinsäure,  so  wie  Ammoniak  (Brendecke). 

S  2413.  Das  Fibrin  wurde  von  vielen  Chemikern  analysirt, 
unter  denen  besonders  Mulder,  Scherer,  Dumas  und  Cahours,  Strecker 
etc.  anzufĂĽhren  sind. 

Die  Resultate  ihrer  Versuche  sind  : 

MiehaelĂĽ  *). 


Gay-Lunae 

tf.  Thenard, 

Scbafblat. 


Muldtr  ^), 


Kohleoitoff 

Wasseratolf 

Stickstoff 

Schwefel 

Saaerttoff 


tt3,4 

7,0 

19,9 


Arier.  Veoös. 

ĂźlQt 

des  Kalbes. 
51,4    50,4 

7,3  8,2 
17,6    17,3 


WiV  II. 

Farrenr 

trapp. 


)» 


9t 


9» 


99 


9» 


99 


53,8  53,7 

0,9  6,9 

15,7  15,4    15,9  16,2 

0,4  1,2 


99 


99 


99 


99 


99 


99 


99 


99 


99 


99 


F9rd9il% 


Schan>lut. 


99 
99 
99 

1,6 

f  • 


1)  Bopp,  AoD.  4er  Chem.  u.  Pharm.  LXIX.  30.  ^  Brenilecke,  Arcb. 
f.  Pharm.  [2]  LXX.  26.  —  Warti,  Add.  de  Cbim.  et  de  Phjs.  [3]  XI.  253. 

2)  Strecker  fand  ia  der  bei  der  Ffiolniss  des  Fibrins  gebildeten  alhominosen 
Sobstaoa : 


Kohlenstoff 

53,9 

Wasserstoff 

7,0 

Stickstoff 

15,6 

Schwefel 

1,6 

Sauerstoff 

t« 

3)  F.  Michaelis,  Oissert.  de  partib.  constltot.  s^^ng.  arleriosi  et  fenosi; 
Berlin  1827. 

4)  Analyse  a  ist  fon  einigen  Jahren  her,  b  ist  neuer.     Muld^er  nimmt  auch  im 
Fibria  0,3  Proc.  Phosphor  an. 

5)  V erdeil,  Ann.  der  Chem.  n.  Pharm.  LVIII.  817. 


NcMehliehM 

VfoeBbltit. 


KoblenfftufT 

Wasnerstoff 

SlicJtfloff 

Schwefel 

Sauernlufr 


W,7 

7,1 

IM 


54,3 

7,9 
15,8 


»1 


Aufgelöst 

d«rA  Sti- 

ftttaff  o.  !•- 

fällt  durch 

Alkohol. 

54,0 

«,8 

1«,7 

** 


Geloft  io 


durch  kohleas.  (bdiOO^^lH^ 

Kali. 


54,1 

a,4 


80,9 
7,1 


SU 
7,1 


j% 


,* 


%, 


*.» 


f» 


Kohleostoff 

Wassei9tĂĽflr 

Stickituiff' 

Schweb*! 

SaaerstoflT 


Sehlosi- 

RiMla. 

Mut. 

52,4 
15,5 

f  , 


Strecker'). 


Bi 


TOD 


Hdio. 
54,5 
7,3 

15,8 


iHod. 
S3,7 

7,3 


I« 


«* 


ff 


8clia(i     fflMb. 
54,7 

IM       1S,4 
1.1         1,6 


>« 


»» 


Uie  Substanz  lieferte  0,28  Projc.  Aiicbe.     Sie  hatte  ofiEeoM^ 
Zusainmenst^li^^miy  de»  AJhupi^n. 

9uma*  M,  Cahoun. 

Arlerielles  o.  Teoösea  Blut  voo         Venöa.  Blot    Ftbria,  TiIa 

'•■         —         I»«  Too  mit  ■il' 

Sdt^f.    Kalb.    Riad.    Pferd.    Himd.    Mtoftheik.    WaMr  g«Mi 

fckocM. 


Kohlenitoff 

52,8 

52,5 

52,7 

52,7 

«2,7 

8S,8 

83,S 

83,1 

Wasserstoff 

7,0 

7,0 

7,0 

7,0 

«,9 

7.0 

7.t 

7,1 

Stickstoff 

16,5 

16,5 

16,6 

16,6 

16,7 

16,6 

16,9 

IM 

Schwefel  u. 

Sauerstoff 

>» 

1» 

»• 

9» 

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f» 

>» 

„ 

1)  Rfiling,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LVIIL  311. 

2)  Schlossherger^  ebd.  LVNf.  95. 

3)  Liebig,  a.  a.  0.  —  Die  aoalysirte  Substana  ivar  ip 
gelött,  durch  AmmoDiak  g«liülUiiad  bei  i^  getrMluel** 


MbUmu  0.  Siräök&r ;».  ihigsr'). 

Mittel  Fibrio,  aufgelost  in 

raebi«r  schwacher  Sahi9<ure 

Ana-  und  mit  Kali  gefällt 

lyseo.  (bei  1200). 

Koblenatoff     ...         ,,  ,,  „ 

Wasseretoir     .     .     .         ,,  „  „ 

Stickaloir  ....      i7,7  17,2  17,3 

SehweM  o.  Sneratdff        ,,  ,,  ,, 

• 
Die  Abweichungen ,  welche  man  bei  den  vorstehenden  Analysen 

findet,  rObren  davon  her,  dass  das  Fibrin  keine  gleichartige  Substanz 
ist.  Nach  Lebonte  und  Gouinoens  ')  besteht  es  aus  zwei  Körpern  : 
wenn  man  es  unter  dem  Mikroskop  betrachtet ,  unterscheidet  man  in 
der  That  gelblich  weisse,  parallele,  am  Rande  wellenförmige  Faserp, 
80  wie  sehr  zahlreiche  auf  der  Oberflciche  der  Fasern  ausgestreute 
und  zwischen  dieselben  eingeklemmte  Granulationen.  Beide  K0r[>er 
unterscheiden  sich  durch  ihre  AuflOslichkeil  in  Eisessig.  Uebrigens 
erstreckt  sich  dieser  Mangel  an  Gleichartigkeit  in  dem  Fibrin  auch 
auf  das  Verhalten  zu  schwacher  Salzsäure  *)  und  den  alkalischen  Neu- 
tralsalzen ^) ,  welche  es  mehr  oder  weniger  vollslündig  auflösen,  je 
nach  der  Art  des  Blutes  oder  Fleisches ,  woraus  es  dargestellt  wurde 
und  nach  den  EinflĂĽssen,  welchen  es  ausgesetzt  war. 

Das  Fibrin  liefert  stets  bei  der  Verbrennung  veränderliche  Quan- 
ĂĽUiten  Asche  (von  0,8  bis  2,6  Proc.)  aus  pbosphorsaurem  Kalk  und 
etwas  phospborsaUrer  Bittererde.  Wenn  es  gut  gereinigt  ist ,  ent- 
halt die  Asche  kein  Eisen.  (Das  Fibrin  des  Fleisches  liefert  stets 
eisenhaltige  Asche.  Liebig.) 

%  2414.  Höhere  Temperatur  zerset^l  das  Fibrin;  es  komini  in 
Plus» ,  blüht  sieb  stark  auf,  ftngt  Feuer  und  breant  mit  russiger 
Flamme  unier  ZurflcklassiHig  einer  porösen  Kohle.  Bei  der  trock- 
nen DestUlation  erhält  man  dii^elbeo  Prodaole«  wie  von  Albumin. 


1)  Nelaens,  Gampl.  reiid.  de  I'Acad.  XX.  1487.  —  Daa  darch  aiedeDdi^ 
W«Mer  eracbofifte  Vibrio  eBtbiflt  i«,tf  Prpc.  SCiekatoff  nach  dem  Mittel  aus  •  An»- 
l|iaB  mit  dar  ans  iwei  fierscIuadaBao  Opecatiooen  erhalteaen  Suhslaaz. 

S)  Strecker  o.  Unger,  Add.  der  Chem.  o.  Pharm.  LX.  114. 

3)  Lebonte  n.  De  Gonmoens,  ionro.  de  Pharm.  [3]  XXIV;  a.  Compt. 
mnd.  da  TAcad.  XXXVl.  834. 

4)  Vgl.  S.  497. 
8)  Vgl.  S.  499. 


<    496 

Der  BerĂĽhrung  mitLufl  OberlaMen,  absorbin  das  feochleFin 
SaiierslofT  und  entwickelt  Kohlensäure.;  Nachdem  es  mit  Wasser  |^ 
kocht  worden  ist,  widerstlchl  es  der  Einwirknng  der  Luft  weit  bewr 
und  kann  derselheu  lange  ausgesetzt  bleiben,  ohne  KohlcnsJorea 
entwickeln  (Scberer). 

Das  Fibrin  lĂĽst  sich  in  Aetzkali,  auch  bei  grosser  Verdflomiif 
es  schwillt  anfangs  beträchtlich  auf  und  nimn^t  das  Ansebea  tm 
Gallerte  an,  welche  bei  einer  Temperatur  von  50  bis  6(Hsicliif' 
mälig  auflöst  und  eine  gelbliche,  etwas  trObe  AuflOsuDgbildel.it 
durch  Filtriren  hell  wird.  Das  Fibrin  sättigt  das  Alkali  foD<il4 
genug,  um  die  alkalische  Reaction  d^r  Flüssigkeit  beträcfatlkis 
schwächen.  Diese  besitzt  die  Eigenschaften  des  KalialboaM 
(%  2406);  es  wird  durch  Essigsäure  und  dreibasische  PhospbonI* 
gefMUl;  der  Niederschlagt)  löst  sich  in  einem  Deberschuss  denü 
Säuren  wieder  auf. 

Nach  Mulder  erhält  man  andere  Verbindungen  des  Fibrins,  vo 
man  es  in  einer  verstopften  Flasche  mit  sehr  schwacher  KaliaaflMĂĽl 
stehen  lässt  und  zu  dieser  Auflösung  so  viel  Essigsäure  setzt,  te 
sie  anfängt  davon  gefällt  zu  werden,  und  die  filtrirte  Flflssigfcnt 
Metallauflösungen  versetzt.    Diese  Flüssigkeit  fällt  Blei-,  Silber» 
Quecksilbersalze  weiss ,  Kobaltsalze  rosa  und  Kupfersalze  hdip^ 
Es  ist  mir  wahrscheinlich,  dass  diese  Niederschläge  mit  den 
sehen  Albuminaten  identisch  sind. 

Beim  AuHiochen  des  Fibrins  mit  concentrirtero  Aetzkali 
wickelt  sich  etwas  Ammoniak  und  die  Flüssigkeit  enthält  SdK^ 
kalium  (8  2431). 

Wenn  man  reines  Fibrin  mit  Kalikalk  in  einem  auf  160—1'^ 
geheizten  Oelbad  erhitzt,  so  entsteht  eine  kleine  Menge  einer  llc^ 
tigen  fetten  Säure ,  die  mit  dem  Kali  in  Verbindung  bleibt,  wibn* 
Ammoniak  und  andere  flĂĽchtige  Prodocte  entweichen  (Wiirtx)' 

Schmelzendes  Kali  entwickelt  bei  seiner  Einwirkung  «uf  Fik« 
WassersloiTgas  und  Ammoniak  und  erzeugt  Leucin,  Tyrosia  â– â–  
wahrscheinlich  auch  buttersaures  und  baldriansaures  Salz  etc.  (Baff)' 

Aetzammoniak  wirkt  auf  kaum  bemerkbare  Weise  auf  dasMHt- 


1)  Mao  ?gl.  seine  ZusanimenseUUQg  oach  Dumas  o.  Cahoors  ia  okea 
der  Tafel  der  Fibrinaoalysen. 

2)  Haider,  Poggeod.  Ann.  IL.  258. 


497 

Die  meiateo  coocentrirten  Miaeralsäuren  schwellen  das  Fibrin 
ao,  machen  es  gallerĂĽg  und  durchscheinend. 

Concentrirte  Schwefelsäure  schwellt  das  FiBrin  an  und  lOst  es 
in  der  Wärme  auf.  Verdünote  löst  es  nicht.  Einige  Autoren  sprechen 
von  einer  Verbindung^  welche  beim  Zusammentreffen  von  Fibrin  und 
Schwefelsäure  entstehe ;  ich  finde  jedoch  ihre  Behauptung  x^pht  auf 
positive  Thatsächen  gegründet. 

Salpetersäure  färbt  das  Fibrin  gelb  und  löst  es  beim  Kochen 
leicht.     Die  AufiOsung  enthält  eine  eigenthflmliehe  Säure  (g  2431*). 

Concentrirte  und  rauchende  Salzsäure  schwellt  das  Fibrin  an 
und  Idst  es  in  d^  Wärme  mit  violett  blauer  Farbe.  Bei  Zutritt  der 
Luft  gekocht^  bräunt  sich  dieAuflösung  und  enthält  dann  Chlorammo- 
nium, Leucin,  Tyrosin^  eine  noch  unbestimmte  braune  Substanz, 
einen  krystaUisirbaren,  in  Wasser  wenig,  in  Alkohol  leicht  loslichen 
Körper  und  eine  syrupartige  Substanz  von  Zuckergeschmack  (Bopp). 

Gasformige  Chlorwasserstoffsäure  wird  vom  Fibrin  absorbirU 
Nach  Mulder  absorbirl  es  7^1  Proc.  unter  Bildung  einer  in  Wasser 
wenig  loslichen  Verbindung.  • 

Die  Angaben  der  Chemiker  bezĂĽglich  der  Einwirkung  der  ver- 
dünnten Salzsäure  auf  Fibrin  stimmen  nicht  ganz  überein.  —  Wenn 
man  nacfa  BouchardatO  Wasser  nimmt,  welches  ein  Halbtauaendel 
Chlorwasserstoffsäure  enthält ,  folglich  kaum  sauer  nach  Geschmack 
und  Lackmusreaction,  und  taucht  ein  Zehntel  feuchtes,  aus  geschlage- 
nem oder  geronnenem  Blut  dargestelltes  Fibrin  hinein,  so  schwillt  es 
sogleich  an  und  verwandelt  sich  in  eine  Hasse  sehr  voluminöser 
Flocken ;  durch  fortgesetzte  Maceration  zerreissen  die  turgescirenden 


1)  t.  Baumbaaer  (Aon.  der  Chem.  u.  Pharm.  XLVIl.  320)  hat  Boochardat's 
iagaben  m  Betreff  der  tbdlweiaen  Löalicbkeit  de»  Fibrin  ia  aogeafioertem  Wasser  be^ 
*iiUgt;  der  durcb  kobleoaaurea  Ammoniak  in  der  AuUösung  gebildete  Niederschlag 
ergab  bei  der  Analyse: 

Baumhatier,  FerdeiL 
*                                       Kohlenstoff          52,9  „ 

Wasserstoff  6,9  •   ,, 

Stfckstoff  15,9  ,, 

Schwefel  ,,  1,6, 

Die  Snbetan»  lieaa  beim  Terbrennen  keine  Aecbe  zurfick.  Obige  Zahlen  näberD 
sich  der  Zusammensetzung  des  Albumin  sehr. 

Holder  betrachtet  Bouchardat's  Albuminose  als  Proteinbioxyd. 
Gerhardt,  Chenie.  IV.  32 


1 


498 


BUtschen  und  der  grSsste  Thdl  des  Fibrins  lOst  sich  aof,  ikra 
bleibt  immer  eine  gewisse  Menge  einer  Sabstani,  die,  lochdud 
einen  Ueberscbuss  des  Lösungsmittels  nicbt  angegriffen  wird;  k 
aufgelöste  Tbeil  (Albumino$e)  rOthet  kaum  Lackmus ,  leskl  k 
Strahlen  des  polarisirten  Lichts  nach  links,  trübt  sich  durch  ErUt» 
und  schlagt  leichte  Flocken  nieder ,  wird  durch  einen  UebersdRS 
▼on  Salzsaure  oder  Salpetersaure,  sowie  durch  GerbsSore ,  Q«t^ 
silbercfalorid  und  Ferrocyankalium  geftllt  und  besitzt  im  AllgeoM 
alle  Eigenschaften  des  Eiweissalbumin.  Bouchardat  betrachtet  ta 
ungelösten  llieil  (Epidermosey  als  identisch  mit  der  SabW 
welche  die  Grundlage  der  Epidermis  und  der  Homsubstanzeo  kVi^ 

Nach  Dumas  und  Cabours  schwellt  Wasser ,  welches  eil  T» 
sendel  Chlorwasserstoff-  (oder  Bromwasserstoff-)  Saure  enthill,  ^ 
Fibrin ,  ohne  in  48  Stunden  dessen  Auflösung  zu  bewirken.  Si 
man  aber  zur  salzsauren  Flttssigkeit  einige  Tropfen  Salzslore,  m^ 
folgt  die  Losung  des  Fibrins  rasch  bei  einer  Temperatur  toi  Vi 
Lab  bringt  dieselbe  Wirkung  hervor. 

Nach  Liebig  ist  das  Blutflbrin  ganz  unauBOslicb  in  vsiMMi 
Salzsaure;  in  Yjo  Salzsaure  enthaltendes  Wasser  gebracht,  gtsCeK 
es  allmalig  zur  Gallerte^  welche  sich  auf  Zusatz  von  mehr  conoesuv- 
ter  Salzsäure  zusammenzieht ;  '  die  zusammengezogene  SA^ 
schwillt  in  reinem  Wasser  abermals  an.  Man  kann  diesen  Vcrs«^ 
mehrmals  wiederholen,  ohne  dass  eine  bestimmbare  Menge  Fib*' 
Auflosung  geht.  Nicht  so  verhalt  sich  das  Fleischfibrin ;  mcki* 
Thieren ,  aus  denen  man  es  darstellt ,  lost  es  sich  bei  gewOlni^ 
Temperatur  mehr  oder  weniger  vollständig  in  mit  Salzsäure  ^fi^ 
tem  Wasser  (Hohnerfibrin  lost  sich  fast  ganz ,  Schafflbrin  llsst  a>^ 
beträchtlichen  RttcksUnd  und  Kalbflbrin  lasst  als  RQcksUnd  ^^ 
Hälfte  seines  Gewichts) ;  die  Auflösung  verdickt  sich  durch  S»ä^ 
zum  gallertigen  Brei ,  welcher  sich  in  Deberschuss  von  Alkali  ^ 
auflöst ;  es  coagulirt  gleichfalls  durch  Auflösungen  von  Kocbsali  ^ 
andern  Salzen;  das  Coagulum  ist  aufloslicb  in  vielem  Wasser  ;'''| 
der  salzsauren  Losung  durch  Sattigen  mit  Alkali  gebildete  galMP 
Niederschlag  lOst  sich  inKalkwasser  und  diese  Auflösung  genast ''^ 
Sieden  wie  verdtinnteEiweisslOsung;  wenn  der  gallertige  NiederfcbW 
zuvor  mit  Wasser  gekocht  worden  wair^  dann  ist  er  in  Kalk**^ 
nicht  aufloslicb. 

Concentrirte  Essigsaure  trankt  das  Fibrin  auf  der  Stell«  ^ 


199 

Yerwandelt  es  in  eioe  farblose  Gallerte,  ^reiche  sich  leicht  in  heissem 
Wasser  lOst  (besonders ,  wenn  das  Fibrin  ?on  einem  jungen  Tliiere 
ist,  Dumas).  F.  Simon ^)  gelang  es  nicht ,  das  in  Essigsäure  ge* 
Bcbwellle  Fibrin  in  Wasser  zu  Josen.  Nach  Lebonte  und  Goumoens 
lost  Eisessig  die  Granulationen ,  ohne  die  fibrösen  Tbeile  des  Fibrins 
anzugreifen*  Wenn  man  die  Auflösung  bei  gelinder  Wärme  ab- 
damplt^'so  bedeckt  sie  sich  mit  einer  Haut,  und  nimmt  dann  das  Aus- 
sehen einer  Gallerte  an ,  welche  getrocknet  in  Wasser  unauflöslich 
ist.  Die  Auflosung  des  Fibrin  in  Essigsäure  wird  durch  Schwefel- 
säure und  Salzsäure  gefällt;  ebenso  wird  sie  durch  Alkalien  nieder- 
geschlagen ,  der  Niederschlag  löst  sich  aber  wieder  in  Ueberschuss 
des  FäUungsmitlels. 

Die  dreibasische  Phosphorsäure  schwellt  das  Fibrin  auf  und 
giebt  ihm  das  Aussehen  einer  Gall^te ;  diese  lOst  sich  in  Wasser, 
ohne  dass  sie  ein  Ueberschuss  der  Säure  Mit ,  oder  ihre  AuflOslich- 
keit  mindert.  Die  Hetapbosphorsäure  verhält  sich  zum  Fibrin  wie 
die  Schwefelsäure. 

Die  alkalischen  Neutralsalze,  mit  Fibrin  digerirt,  lösen  es  zum 
Theil^  aber  diese  Auflösung  erfolgt  nicht  unter  allen  Umständen. 
Denis  ^)  bewirkt  sie  mit  salpetersaurem  Kali :  feuchtes  Fibrin  (50  Tb.) 
aus  venösem  Blut  wird  durch  Waschen  von  allen  löslichen  Theilen 
befreit  und  mit  einem  Drittel  seines  Gewichts  salpetersaurem  Kali  zu- 
samraengerieben«  Man  fügt  allmälig  eine  Quantität  Wasser  (270 — 
30Q  Tb.)  zu ,  gleich  dem  vierfachen  Gewichte  des  angewendeten  Fi- 
brins, dann  ein  FOuflel  (3  Th.)  Aetzfcali  oder  Natron  und  Oberiässt 
das  Ganze  einer  Temperatur  von  ungefähr  37<^ ,  indem  man  von  Zeit 
tu  Zeit  umrührt;  das  Gemenge  vrird  zuerst  gallertig,  dann  zähe  und 
nach  einigen  Tagen  flOssig ;  doch  bleibt  stets  eine  kleine  Menge  der 
Substanz  ungelöst.  Die  so  erhaltene  Flüssigkeit  coagulirt  beim 
Kochen  wie  das  Albumin;  es  wird  durch  Alkohol,  sowie  durch  Queck- 
silberchlorid, essigsaures  Blei  etc.  gefüllt.  —  Die  Auflösung  des  Fi- 
brins erfolgt  ohne  Mitwirkung  von  Alkali ,  allein  die  FlĂĽssigkeit  wird 
dann  durch  Zusatz  von  vielem  Wasser  gefidit  (Berzelius,  Scberer). 


1)  F.  Simon,.  Medic.  Cbeinie  I.  31. 

8)  Denis,  ArchiTe  de  mddec. ,  F^r.  1838  S.  174.  Joarn.  de  Chim.  m^die. 
[3]  IV.  191.  —  Le teilte r  (Compt.  rend.  de  I'Acad.  XI.  877)  digerirt  3  Tb. Fibrin 
bei  20^  mit  80 Gr.  Wasser,  dem  4 Gr.  kohlensaures  Natron  zageseUt  ist. 

32* 


50* 

—  Weder  das  arteriell« «  nocli  daa  TenOee  io  Waaeer  gekodüe,  oAr 
einife  Zeil  feoehter  Luft  aasgeselite  Fibrin ,  ooch  das  Fibrii  4ff 
Enuandongahaul  kann  in  saipetersaurem  Kali  aufgelesl  «cNa 
(Deniai  Scherer).  Nach  Lehmann  und  Zirooiermann  ws^en»Bei^ 
len  fon  Fibrin  in  der  AoflOsong  fon  salpelersaureoi  Kali  ua4  nkn 
alkaliscber  Salae  losüch «). 

Wenn  man  die  Losung  des  venOsen  Fibrins  in  Saipei^rwiM' 
der  Bemhruttg  mit  Luft  OberlAsst,  so  trübt  sie  sich  alhadig  •< 
scheidet  Flooken  ab,  welche  sich  in  derselben  Fidssigkeit  nicbt«ie^ 
auflösen  (Scherer). 

Wenn  man  das  Fibrin  in  Kali  auflost  and  Essigsatire  odcrRi*' 
phorsfture  su  der  Auflösung  setit^  bis  der  anfangs  entstehende liMr 
schlag  im  Ueberscbuss  der  Siure  wieder  auljgfelOst  ist,  so  eriillt0> 
eine  FiOssigkeit ,  die  durch  Neulralsalae  in  weisse«  Flocken  gcK 
wird*  Der  Niederschlag  erfolgt  besser,  wenn  die  PUlssigkeiC i^ 
erhitst  und  vor  dem  Zusatz  des  Neutralsalsee  wieder  erkaltet^ 
(Panum). 

Die  GaUflpfelgerbsflure  vereinigt  sich  mit  dem  Fibrin,  i^^ 
aus  gesättigten  Losungen  ebensowohl  in  Sauren  als  io  Alkiü* 
niederschlagt;  wenn  man  sie  mit  feuchtem  Fibrin  in  BerflhnNf 
bringt«  so  verbindet  sie  sich  damit  und  bildet  damit  eine  harte«  ^ 
Faulniss  widerstehende  Masse. 

Die  Auflosung  des  Fibrins  in  Kali  wird  durch  Quecksilbercbkni 
schwefelsaures  Kupfer  und  essigsaures  Blei  gefiillt'). 

Die  Auflösung  des  Fibrins  in  Essigsaure  giebt  mit  FerrtM^ 
kalium  einen  weissen  Niederschlag,  welcher  sich  anfangs  m^^ 
lost ,  bald  nachher  aber  wieder  bleibend  wird ;  verdOooti  Si^ 
losen  es  nicht  auf,  die  Alkalien  aber,  selbst  das  Ammooiaki^ 
setsen  es» 

Ein  Gemenge  von  Braunstein  oder  doppeltchromssoit«  *" 
und  Schwefeisflure  liefert  mit  dem  Fibrin  dieselben  Oxjdatioaip' 
dttcte  wie  mit  dem  Albumin  *). 

Nicht  gekochtes  Fibrin  entwickelt  mitWasserstollhyperHf"^ 


1)  Lehmann,   Lehrb.  der  physiol.  Chem.  I.  300.   —  Zimmtt»***' 
Wochenschr.  f.  die  Heilkunde  v.  Catper,  IfMS,  S.  488. 
S)  S.  S.  460. 
3)  Gaekelberger,  Aaii.  der  Ckem.  u.  Pbana.  UOV.  80. 


SOI 

bafl  Sauerstoff;  wenn  es  mit  Alkohol  gekocht  oder  digcrirt  worden 
war,  zeigt  es  diese  Wirkung  nicht  mehr  .(Scherer). 

%  2415.  Das  Pflanzenfibrin  (Liehig,  Dumas  und  Cahoursr; 
Albumin  nach  BerzeJius ,  Zymom  nach  Taddei)  ist  der  in  Alkohol 
unlösliche  Theil  des  Getreideklebers. 

Man  erhalt  das  POanzenftbrin  0  v  vvenn  man  den  Getreidekleher 
wiederholt  mit  siedendem  Alkohol  auszieht ,  bis  die  F*lĂĽssigkeit  beim 
Verdampren  kejnen  Rückstand  mehr  lässt.  Der  Alkohol  bemdchtigt 
sich  des  sämmtlichen  Glutin  un(^  befreit  den  Kleber  von  seiner  Kleb- 
rigkeit.  Das  so  erhaltene  Pflanzenfibrin  erscheint  als  weiche ,  ela- 
stische, graulich  weisse  Masse.  (In  diesem  Zustand  enthält  es  noch 
Spuren  von  Stärkmehl  und  Samenhülsen.) 

Dm  das  Pflanzenfibrin  in  reinem  Zustande  darzustellen,  ver- 
schaffen sich  Dumas  und  Cahours  zunächst  Kleber  auf  die  gewöhn- 
liche Art  {%  2417).  Hierauf  behandeln  sie  diesen  Kleber  mit  schwa- 
chem siedendem  Alkohol,  hierauf  mit  starkem  siedendem  Alkohol 
und  nachher  mit  siedendem  Aether.  Alsdann  behandeln  sie  das  Pro- 
dnct  mit  starkem  Alkohol,  um  den  Aether  zu  verdrängen  oder  auszu- 
ziehen, dann  mit  schwachem  Alkohol  und  endlich  mit  Wasser.  Nach 
diesen  Waschungen  wird  die  Substanz  getrocknet  und  fein  gepulvert; 
da  sie  jedoch  noch  nicht  frei  von  Slärkmohl  ist,  so  thut  man  wohl, 
sie  noch  mit  einer  Diaslaseinfusion  bei  70  oder  80<^  zu  behandeln. 

Man  kann  auch  das  Pflanzenfibrin  dadurch  erhalten ,  dass  man 
Mehl  mit  Wasser  anrĂĽhrt,  so  dass  es  einen  Brei  bildet,  und  das  Ge- 
menge erhitzt  4  bis  es  sich  vollkommen  verflĂĽssigt  hat.  Der 
Kleber  schwimmt  dann  in  der  FlĂĽssigkeit  in  Gestalt  grauer,  aufge- 
quollener Flocken ;  man  wäscht  ihn  und  löst  ihn  in  schwacher  Kali- 
lösung auf.  Wird  die  Auflösung  durch  eine  Säure  neutralisirt ,  so 
hefert  sie  einen  Niederschlag,  der  aus  einem  Niederschlag  von  Fibrin 
und  Glutin  besteht,  welche  man  durch  siedenden  Alkohol  scheidet 
(Liebig). 

Das  Pflanzenfibrin  ergab  bei  der  Analyse  *) : 


1)  Vgl.  die  fĂĽr  PnanzenalbuiniQ  and  Pflanzenleim  angegebenen  Quellen. 

2)  a,  c,  d,  e,  f  aus  Weizenkleber,  b  aus  Roggenkleber,  d  und  e  mit  Dia- 
•lasa  bebandell,  f  wie  e,  iwei  Tage  lang  mit  Waaaer  gekocht,  gewaschen  und  bei 
1400  getrocknet,  g  ans  Roggen. 


n 


502 


Sek^rer,        Jones.        Dunuu «.  Cahours,       FiarSaä^ 

ab  c  deff  g 

Kohlenstoff    54,2  54,2  53,1  53,2  53,4  53,4  53,7  „ 

Wasserstoff      7,3     7,5  7,0  7,0    7,0     7,1     7,1  „ 

Stickstoff       15,8  15,8  15,6  16,4  16,0  15,8      „ 

Schwefel  ,,       ,,  ,,  ,,       ,,       ,,       ,,  1,0 

Sauerstoff         „      „  „  ,,       „       „       ,.  „ 

Das  Pflanzenflbrin  liefert  eine  Asche ,  welche  kein  lodich^  ti- 
kali  enthält  (Liebig). 

Hit  Feuchtigkeit  in  Berührung ,  verändert  es  sich  fortwakrcd; 
es  zeigt  eine  ähnliche  Veränderung  beim  Keimen  der  GetretdexHi 
welche  es  enthalten,  und  erzeugt  eine^ Art  Ferment^  bekannt  lo&r 
dem  Namen  Diastase  (s.  %  2418*)« 

S  2416.  Der  Pflanzenletm  oder  das  Gluiiny  zuerst  von  Tatii 
unterschieden  (Gliadin) ,  bildet  den  in  Alkohol  löslichen  Theil  te 
Klebers  der  Cerealien^).  VorzĂĽglich  das  Weizenmehl  enthalt 
hafte  Quantitäten  desselben.  Man  kann  ihn  daraus  darstellen, 
man  das  Mehl  mit  Alkohol  in  der  Wärme  einer  Trockenkammer  d^ 
rirt;  die  decanthirte  und  tiltrirte  LOsung'^hinteriässt  hierauf  bei  lanf- 
samer  Verdunstung  das  Glutin  im  Gemenge  mit  einer  kleinen  Meqge 
gelblichen  Harzes,  wovon  man  es  befreien  kann,  wenn  man  eseiniit* 
mal  mit  Aether  behandelt. 

Wenn  man  das  Mehl  des  Roggens ,  der  Gerste  oder  des  Beel- 
weizens  mit  kochendem  Alkohol  behandelt ,  so  lost  der  AlkobflC' 
fetten  oder  harzigen  Substanzen  auf,  aber  nur  Spuren  toq  GM^ 
Man  erhält  dasselbe  ebensowenig  aus  dem  Hehl  der  Linsen ,  Erkss 
und  Bohnen. 

Die  Trauben  und  viele  andere  FrĂĽchte  scheinen  gleichfalls  Gla- 
tin  zu  enthalten ;  es  findet  sich  wahrscheinlich  durch  die  Weiaslii* 
in  Auflösung  in  dem  Mark  der  Trauben. 

Wenn  man  die  alkoholische  Auflösung  des  Glutin  abdampft  >■' 


1)  Verdeil,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LVII.  817. 

2)  Taddei,  Giomale  di  fisica,  chimica  e  storia  naturale  de  Bruga*tilfi  ^ 
360;  und  im  Auszug:  Jouro.  f.  Cbem.  u.  Pbys.  v.  Schweigger  XUII.  814. * 
DerzeliuB,  Lehrb.  d.  Cfaem.  —  Liebig,  a.a.O.  —  Jones,  a.  a.  0. -- 
Boussingault,  Ann.  de  Cbim.  et  de  Pbys.  LXIII.  226.  —  Malder,  Simn^l 
prakt.  Cbem.  XXIII.  176  and  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LH.  419. 


503 

den  Rückstand  mit  siedendem  Wasser  erschöpft ,  so  erhält  man  eine 
gelbliche,  weiche,  sehr  klebrige  Masse,  welche  stets  sauer  reagirt. 

Wasser  und  Aether  lösen  das  Glutin  nicht  auf;  siedender  Alko* 
hol  löst  es  leicht. 

Das  trockne  Glutin  löst  sich  in  fltxenden  Alkalien  und  Sfturen 
leicht. 

Es  ergab  bei  der  Analyse : 


BauiHngault  >)• 

Jone/. 

Mulder. 

a        a        b        b 

Kofaleostoff 

84,6 

84,93  84,78  ^ 

83,3  83,8  84,1  83,4 

Wasaerttoff 

7,4 

7,11    6,99 

7,8    7,6    7,6    7,7 

Slickatoff 

16,0 

18,71  18,71 

14,6  14,4  13,8  13,8 

Schwefel 

»9 

0,87    0,63 

99            9f            99             99 

Saaeretoff 

99 

19               99 

99            99            99             99 

Auf  glahende  Kohlen  geworfen ,  bläht  sich  das  Glutin  auf  und 
verbrennt  mit  ziemlich  lebhafter  Flamme  unter  Verbreitung  eines  Ge- 
ruches nach  thierischen  Substanzen. 

Der  Pflanzenleim  unterscheidet  sich  yom  PflanzenBbrin  durch 
seine  Auflöslicbkeit  in  Alkohol  und  durch  die  Leichtigkeit,  womit  er 
sich  bei  gewöhnlicher  Temperatur  in  verdünntem  Ammoniak  löst. 
Weun  man  die  ammoniakaliscbe  Lösung  zum  Kochen  erhitzt  und 
tropfenweise  Essigsflure  zusetzt ,  so  entsteht ,  selbst  schon  .vor  der 
Sättigung  der  Flüssigkeit,  ein  weisses,  dickes  Coagulum,  welches  die 
Eigenschaften  des  gekochten  CaseYn  oder  des  coagulirten  Eiweisses 
darbietet. 

Das  Coagulum  enthält  noch  Ammoniak,  welches  man  durch 
kochendes,  mit  etwas  Essigsäure  versetztes  Wasser  ausziehen  kann. 

Wenn  man  Weizenkleber  mit  verdĂĽnntem  Ammoniak  zusammen- 
reibt ,  so  erhält  man  einen  ROckstand  von  POanzenfibrin  und  eine 
trübe  Auflösung  von  Glutin.  Diese  mit  Essigsäure  gekocht,  liefert 
dasselbe  weisse  Coagulum. 

Die  Auflösung  des  Glutin  in  Alkohol  oder  Essigsäure  wird  durch 
Galläpfelaufguss  getrObt.  Fran^ois  schreibt  dem  Glutin  die  Zähig- 
keit der  weissen  Weine  zu  und  glaubt ,  dass  man  diese  Krankheit 
durch  Zusatz  einer  entsprecKenden  Menge  Gerbsäure,  um  das  Glutin 
niederzuschlagen ,  beseitigen  könne. 


1)  a  bei  100<>  getrocknetea  Glatin ,  b  im  Vacanm  getroeknet. 


504 

Wenn  man  einen  Strom  Kofalensäare  in  eine  alkohoKsdieGMi> 
lösang  leitet,  so  erhalt  man  einen  reichlichen  Niederschlag.  Diess 
Wirkung  ist  vielleicht  auch  die  Trübung  zuzuschreiben ,  weldie  9ä 
in  den  weissen  glutinhaltigen  Weinen  zeigt,  wenn  man  sieM 
Schwangei*ung  mit  Kohlensaure  moussirend  zu  machen  sucht. 

S  2417.  Der  Kleber  der  GetreidefrĂĽchte  besteht,  wiea^ 
geben  wurde ,  vorzüglich  aus  einem  Gemenge  von  Fibrin  und  PI» 
zenleim  ^). 

Um  ihn  zu  erhalten ,  mengt  man  30  Gramm  Mehl  in  ^ 
Schale  mit  Hilfe  eines  Stabes  mit  15  Gramm  Wasser;  kneleliiifl' 
den  Teig  in  der  HoUe  der  Hand  unter  einem  sehr  kleineB  Was» 
strahl ,  oder  besser  in  einer  halb  mit  Wasser  geftlllten  Glas-  lir 
Porzellanscbale.  Han  erhält  den  Kleber  als  Rückstand  bei  iu^ 
Operation ;  Stärkmehl  und  die  tfbrigen  Thäle  des  Mebb  «erdi 
durch  das  Wasohwasser  tortgespĂĽlt. 

Der  Kleber  von  gutem  Weizen  ist  gleichartig,  elastisch,  g^ 
lieh  blond,  von  fadem  Geruch  und  breitet  sich  in  Platten  aus,  von 
man  ihn  in  eine  Tasse  legt.  War  das  Mehl  schlecht  gemahlen,  ä^ 
ist  er  kOrnig  und  schwierig  zusammenzukneten  in  der  Band;  tf 
zeigt  bisweilen  diese  Beschaffenheit,  wenn  sich  das  Mehl  in  Folge a 
grosser  Geschwindigkeit  der  MĂĽhlen  beim  Mahlen  des  Korns  cfU 
hatte ;  solches  Mehl  hat  einen  eigenthĂĽmlichen  Geruch ,  es  riA 
wie  man  sich  ausdrĂĽckt,  nach  Feuerstein. 

Die  Analysen,  welche  mit  Kleber  gemacht  wurden,  sind: 


1)  Tb.  V.  Saussure  (Bibliotb.  aoiv.  de  Geo^ye  1835,  Juh,  S.  200)  bati^ 
dem  Namen  Mucin  eine  Substanz  im  roben  Kleber  beschriebea ,  welche  daitft  â– * 
rere  Eigeoscbaften  vom  Fibrin,  Albumin  i:^nd  Pflanzenglatin  abweicbt;  esVle" 
Wasser  in  unreinem  Zustand  in  Auflösung,  wenn  man  frisch  dargestellten  Ik^^ 
Weizenmehl  mit  Alkohol  kocht,  die  Aaflosang  mit  ihrem  gleidheii  f oliB  ^'^ 
«ersetzt  und  im  Wasserbad  bis  zur  vollständigen  Yeijaguag  dea  AUwIm^  cf*^ 
Diese  wässrige  Auflösung,  welche  ohne  Wirkung  auf  PQanzeaforben  ist,  gcktsc^ 
in  Gährung  und  zeigt  dann  alkalische  Reaction.     Beim  Abdampfen  erhalt"** 
Mucin   als  durchscheinende  Masse,   welche  beim   GlĂĽhen   dieselben  Prol>^' 
die  thierischen  Substanzen  liefert.     Dieses  Mucin  Idst  steh  in  Rolilaage  vaA  ^ 
dann  alle  Eigenschaften  des  Pflanzenalbumin  oder  -Fibrin;  es  bildet  nn^^^^ 
des  trocknen  Kleber«,  d.  b«  Va  ^^^*  ^^  WeizcomehU. 


J 


56& 


BwmimgtmU^). 

F.  Mareet «). 

— ■_.      -     ^_m- 

HĂĽling 

a       a        b       b 

Kohlenstoff 

»tt,7 

»2,6  »3,1  81,3  53,2 

53,04 

Wasserstoff 

7,8 

7,2    6,8    7,0    6,2 

7,17 

Slickatoff 

14,5 

15,0  \}Sj^  18,0  18,0 

♦» 

Schwefel 

91 

i>       )»       »»       >t 

1.« 

Sauerstoff 

>> 

)i       })       >f       » 

»* 

Sdiwache  Kalilauge  löst  den  Kleber  leieiii ;  wird  die  AuflöeuBg 
darch  eine  Sflure  nentraHsirt ,  so  scheidet  sie  denselben  wieder  in 
der  Form  venwolufliinOsen  Flocken  ab. 

Concentrirle  Eesigsanre  lost  den  Kleber  leicht ;  die  AuflOsimg 
ist  trĂĽb  und  schwer  zu  filtriren ;  bpim  Neulralkiren  mit  kohleosaii* 
rein  Ammoniak  schlägt  «ie  den  Kleber  nieder.  Dampft  man  die 
essigsaure  Losung  ab ,  so  scheidet  »ich  der  Kleber  entweder  ns  der 
Perm  einer  Haut  ab^  oder  als  klebrige  Gallerte.    . 

Wenn  man  Kleber  mit  Wasser  digerirt,  welches  ein  oder  swei 
Tausendel  Salzsäure  enthält,  so  zertfaeilt  er  sich,  tost  sich  aHmalig 
und  man  erhält  beim  Filtriren  eine  klare  Flüssigkeit ,  weiche  die 
Strahlen  des  polarisirten  Lichtes  nach  links  kehrt  und  unter  der 
Einwirkung  der  Wärme  und  Reagentien  sich  genau  wia  Alluimin- 
losong  terhält  (Bouchardat  >)  ). 

$  2418.  Der  Kleber  ist  der  wichtigste  Theil  der  Getreidefrucht, 
derjenige ,  welcher  dem  Mehl  seine  ausgezeichnet  nĂĽhrenden  Eigen- 
schaften verleiht  und  es  zur  Brodbereilung  tauglich  macht.  Ohne 
Kleber  könnte  der  Teig  nicht  geben  und  das  Brod  seine  leichte  und 
poröse  Beschaffenheit  nicht  erbalten« 

Die  aufmerksame  PrĂĽfung  der  Eigenschaften  des  rohen  Klebeiv 
kann  oft  zu  der  Muthraassung  fĂĽhren  ,  ob  das  Getreidemehl  betrĂĽge-^ 
rischer  Weise  mit  fremden  Substanzen  versetzt  worden  sei ,  oder 
nicht.  Der  Kleber  eines  Gemenges  von  Weizen  und  Roggen  zn 
gleichen  Theilen  ist  sehr  klebrig,  schwärzlich,  ohne  Gleichartigkeit; 
er  verliert  seinen  Zusammenhang,  hängt  sich  zum  Theil  an  die  Finger 
und  breitet  sich  weit  mehr  aus  als  der  Kleber  des  Weizens.     Der 


1)  Der  Kohlcostoir  nach  dem  alten  Atomgewicht  berechnet. 

2)  s  roher  Kleher;  h  mit  EssigsSure  behandelter  Kleber;  di«  Anflosnng  wurde 
filtrirt  und  durch  kohlensaures  Ammoniak  gelallt. 

8)  Bouchardat,  Compt.  rend.  de  l'Acad.  XtV.  002. 


506 

Kleber  eines  Gemengee  von  Weizen  und  Gerste  ist  ohne  Zm 
bang,  trocken^  nicht  klebrig,  schmutzig  rtflhlichbraun  underadNĂś 
aus  gemengten  und  um  einander  gewundenen  wurmĂźkrmigeo  Flda 
gebildet. 

Aus  einem  Gemenge  ?on  gleichen  Theilen  Weizen  und  Hafar 
erhalt  man  einen  schwärzlich  gelben  Kleber ,  welcher  auf  der  Okh 
fläche  eine  Menge  kleiner  weisser  Punkto,  zeigt;  ?on  einem  ShDlkhci 
Gemenge  von  Weizen  und  Mais  ist  der  Kleber  gelblich,  nicht  kkkri( 
fest  und  breitet  sich  nicht  wie  der  Weizenkleber  aus. 

Zusatz  des  Hehls  der  HolsenfrĂĽchte  nimmt  den  Kleber  com 
Geschmeidigkeit  und  Elasticität  und  zertbeilt  ihn  so  sehr^  <li«' 
wie  Stärkmehl  durch  ein  Sieb  geht. 

Der  Kleber  eines  Gemenges  von  gleichen  Theilen  Weises  â– < 
Buchweizen  ist  sehr  gleichartig  und  lässt  sich  so  leicht  darrtdia 
wie  der  Kleber  des  reinen  Weizens ;  feucht  hat  er  ein  schwinU 
graues  Ansehen;  trocken  hat  er  eine  ziemlich  dunkeischwarzeFarht 

Was  das  Verhältniss  des  Klebers  betrifft^  so  ist  es  aach  isgi> 
lern  Mehl  verschieden  nach  Klima ,  Beschaflenheit  des  Bodens,  Du* 
gung,  Jahrestemperatur  etc.  ie  reicher  das  Meld  an  Kleber,  «i 
so  besser  ist  es.  Mehl  der  ersten  Qualität  liefert  10  bis  11  Pro^ 
trocknen  Kleber;  geringere  Sorten  geben  8 — 9  Procent,  h  tt^ 
tem  Zustand,  wie  man  ihn  durch  Auswaschen  des  Teiges  eririk, 
wiegt  der  Kleber  ungefthr  das  Dreifache  seines  Gewichtes  in  tro^ 
nem  Zustand  i). 

%  2418*.  In  Gegenwart  von  Wasser  geht  der  Kleber  einer  fi^ 
währenden  Zersetzung  entgegen,  und  wenn  man  ihn  mit  Wasser  ü* 
macht  und  dann  bei  gewöhnlicher  Temperatur  stehen  lässt,  sdi^ 
er  alimälig  an  unter  Entwicklung  vieler  Kohlensäure ,  gemeo^''^ 
nicht  gekohltem  Wasserstoff  und  Schwefelwasserstoff;  so  giei^ 
Zeit  erweicht  und  verflOssigt  er  sich  vollständig;  das  darOberMe 
hende  Wasser  wird  alsdann  sauer  und  enthält  Leucin,  phospt^ 
saures  und  essigsaures  Ammoniak ;  endlich  wird  der  Kleber  in*' 
dunkler  und  lost  sich  fast  vollständig  auf. 

Während  der  verschiedenen  Phasen  seiner  Umwandlung  besi^ 
der  Kleber  die  Eigenschaft  wie  ein  Ferment  zu  wirken,  nach  Art  dff 
andern  Eiweisssubstanzen.     Er  hat  ferner  die  Eigenschaft,  bevor '^ 


1}  Ueber  genaaere  Aagabea  fgl.  m.  Mchlproben  im  5.  Tbl.  te  oif .  Q^ 


507 

ulbsi  in  die  faalige  GXhrung  Obergeht,  SUrkmehl  einer  wesentr 
lieben  Dmflnderung  entgegenzuftlbren  ^).  Wenn  man  Weizenmehl 
zu  mit  Wasser  angemachtem  Stflrkmebl  ftlgt  und  das  Gemenge  einige 
Stunden  lang  einer  Temperatur  ? on  60  bis  70^  aussetzt ,  so  verliert 
es  seine  Consistenz ,  TerflĂĽssigt  sich  und  wird  endlieh  ganz  sOsa ; 
die  Stflrkmehlsubstanz  hat  sich  dann  in  Dextrin  und  Zucker  verwan- 
delt. Dieselben  Erscheinungen  bemerkt  man,  wenn  man  atatt  Mehl 
einfach  frisch  bereiteten  Kleber  anwendet ;  das  Gemenge  wird  dann 
durchsichtig  und  klar.  Bei  dieser  Einwirkung  entsteht  ein  wenig 
Kohlensaure ;  sie  erfolgt  Obrigens  auch  bei  vollständigem  Abachlusa 
der  Luft  (Saussure).  Die  Eiweisssubstanzen  (Fibrin  i^nd  Pflanzen- 
leim) ,  welche  den  Kleber  bilden ,  werden  daher  zugleich  auflOslicb, 
wahrend  sie  die  Umwandlung  der  Stflrkmehlsul^stanz  in  Dextrin  und 
Zucker  herbeifĂĽhren. 

Diese  Umwandlung  des  Klebers  in  ein  auflosltches  Ferment  ge- 
schiebt am  vollständigsten  beim  Keimen  der  Getreidesamen.  Wird 
ein  Auszug  von  gekeimter  Gerste  (dem  Malz  der  Bierbrauer) ,  kalt 
oder  warm  bereitet,  von  mittler  Concentration ,  mit  Starkmehl  bei 
einer  75^  nicht  ĂĽbersteigenden  Temperatur  zusammengebracht,  ao 
verflĂĽssigt  sich  das  StUrkmehl  in  wenig  Minuten  und  das  StArkmehl 
verwandelt  sich  in  Zucker*  Nach  einigen  Stunden  ist  die  Umwand- 
lung  mehr  oder  weniger  vollständig  je  nach  der  Quantität  des  ange- 
wendeten Auszugs.  Wenn  die  Menge  des  Malzauszuges  nicht  hin- 
reichend ist,  so  bleibt  ein  Theil  des  Starkmehls  unverändert  oder 
geht  nur  in  Dextrin  ĂĽber. 

Payen  und  Persoz  *)  haben  der  Substanz ,  weicher  die  gekeimte 
Gerste  die  Eigenschaft  verdankt,  die  Umwandlung  des  Stärkmehls  zu 
bewirken,  den  Namen  Diastase^)  gegeben.  Alle  Theile  der  ge- 
keimten Körner  enthalten  nicht  dieses  wirksame  Princip;  es  fehlt 
namentlich  in  den  Würzelchen  und  findet  sich  in  der  Nähe  des  Keims 
in  grosserer  Menge;  es  ist  weder  in  den  Wurzeln,  noch  in  den  Trie- 
ben der  Kartoflel  vorhanden ,  sondern  blos  in  der  Knolle ,  in  der 


1)  Th.  deSausBore,  Ann.  de  Cbim.  et  de  Phys.  XI.  379. 

2)  Payen  n,  Persoz,  Ann.  de  Chtm.  et  de  Pbye.  LIIL  73;  L?I.  337.  — 
BoQcbardat,  ebd.  [3]  XIV.  61. 

3)  Vom  grieehitcben  dtanttas,  Trennaog,  weil  sie  die  StXrkmebltnbttani  von 
den  damit  gemengten  unlSslichefl  TbeUen  trennt. 


908 

Mibe  und  wm  den  Befedligungdpueki  deradben ;  man  biid^iiiA 
unter  den  Sprossen  des  Ayhinihwi  glandnUua.  Vor  der  Keisai 
•eritballen  die  Kartoffeln  und  eben  so  wenig  die  Cerealieo  Diaste. 
'  D«e  gekeimte  Gerste  enthält  um  so  niefar  Diastase ,  je  regdoi» 
ger  die  Keimung  geschah  and  je  mehr  sich  die  Lange  des  Keim  bi 
seiner  Entwicklung  der  der  Körner  selbst  nftbert*  (Das  Mab  kt 
Dreier  enthtit  selten  mehr  als  2  —  S  Tausendel  ihres  GewidiU  D» 
sAase:)  Um  sie  zu  erbajten,  macerirt  man  das  gepulverte  Ihbli 
25  oder  30®  einige  Augenblicke  mit  Wasser ,  unlerwirfl  das  Hjpp 
^tilenge  einer  starken  Pressung  und  flltrirt  die  trobe  FlOsaicIhiL 
-Diese  wird  im  Wasserbad  auf  75®  erwSrrat;  diese  Tpmperatvro» 
^Urk  den  grOsslen  Tbeil  des  PQanzeoalbumin ,  welclie«  nun  hffd 
gleiobhlis  abPItrirt ;  die  FlĂĽssigkeit  enthalt  die  Oiaatase,  gmm 
mit  einigen  andern  Substanzen  (Farbstoff  ^  Zucker  n.  s.  w.); ' 
4ieae  abauscheiden ,  setzt  mati  absoluten  Alkohol  bis  zum  AaASR> 
der  Fällung  zu;  die  Diaataee,  unl^Ueb  in  starkem  Alkohol»  aett 
sich  dann  in  Flocken  ab,  welche  man  sammelt  und  bei  uiedrip 
Temperatur  trocknet,  um  die  Substanz  nicht  zu  verSndern;  m> 
muss  sich  überhaupt  hüten,  sie  feucht  auf  90  — 100®  zu  erhüw 
Man  erfadt  sie  noch  reiner,  wenn  maa  sie  in  Wasser  auflost,  iMS^ 
dings  mit  Alkohol  ikUl  und  diese  Behandlung  wiederboll.  Da  Tkitf- 
koUe  die  Auflüsuag  der  Diastase  nicht  verändert,  so  konole  ^ 
dieselbe  zur  Entfärbung  benutzen» 

Di«  Diostase  isl  fest,  weiss,  nicht  krystallinisch ,  unlOsfick^ 
absolutem  Alkohol ,  auflöslich  in  Wasser  und  schwachem  AlloM 
ihre  wassrige  Auflösung  ist  ohne  Einwirkung  auf  Maozenfarbeo  v 
ohne  dentlichen  Geschmack;  sie  wivd  durch  basisch  essigsair* 
Blei  nicht  geteilt.  Die  Auflösung  verändert  sich  schnell,  wird  sü^ 
und  verliert  alsdann  ihre  Wirkung  auf  SlärkmehL  Die  Dia^Use  c^ 
leidet  diese  Zersetzung  auch  in  Irocknem  Zustand ,  aber  erst  b>^ 
längerer  Zeit ;  weon  man  sie  mit  Wasser  kocht ,  so  tritt  die  P^ 
Setzung  augenblicklich  ein. 

Eine  Analyse  ist  von  der  Diastase  noch  nicht  gemacht  worito'r 
nach  Paycn  und  Persoz  enthielte  sie  um  so  weniger  Stick^oli  f 
reiner  sie  wSire.  Es  ist  ĂĽbrigens  einleuchtend,  dass  sie,  ^^^^ 
eben  angegebene  Weise  dargestellt,  einen  chemisch  beslious^^ 
Körper  nicht  bilden  kann. 

Wenn  die  Darstellung  der  Diastase -mit  SotigfaU  ausgeföbrt  vo^ 


50» 

den  ist »  «o  ist  ihre  Wirksamkeit  so  gross ,  ^^^  ^in  Oewicbftbeil 
biorsicht,  zweitausend  Tbeile  StSrkoiebl  io  Dextrio  oder  Zveker  ĂĽin-^ 
zuwsndehi.  ll*n  kann  ĂĽbrigeiis  nacb  Bouehardst  aiidi  StĂĽ^knieM  in 
Zucker  umwandeln,  wenn  man  es  mit  faulem  Fleisch,  Bierhefe« 
Magensaft,  thierischen  Hauten  u.  s«  w.  stebefi  Iflsst;  dies  soheini 
darauf  bincudeiiteii ,  dass  die  Diastase  keine  eigentbtlmliche  Sub*' 
stanz  ist. 

Die  Diastase  verftndert  das  Aibumia ,  den  Rofarzueker.,  arabi^ 
sehes  Guinnui ,  Inulin  und  sehr  dichte  Cellulose. 

Salpeter-t  Schwefel-,  Phosphor-,  Chlorwasserstoff-,  Oxal-,  Wein- 
uud  CitronsAore  hemmen  die  Einwirkung  der  Diastase  auf  Scarkmehl 
foHstandig.  Durch  Ameisensäwe  wird  die  VerAttssignng  nur  ver- 
zögert ;  durch  arsenige  Sture  wird  die  Wirkung  anfengs  verlangsanitt- 
kommt  aber  bald  in  Gang.  CfanwasserstoffsSure  scheint  nur  eine 
sehr  schwache,  oder  vielleicht  gar  keine  Wirkung  darauf  zu  haben ; 
ebenso  verhält  sich  die  Kssigstture*  Die  Gerbsäuren  veredgern  den 
EinOuss  der  Diastase.  Kali,  Natron  und  Aetzkalk  unterbrechen  sie 
ganz,  Magnesia  und  Ammoniak  schwachen  sie  nur;  noch  scbwaobep 
ist  die  Einwirkung  des  kohlensauren  Ammoniaks ;  kohlensaures  Kali' 
nnd  Natron  verzögern  -sie.  Scbwefelsaoree  und  essigsaures  Rupfer, 
Quecksilberchlorid,  salpelersaures  Silber,  Alaun,  Eisenvitriol  unter« 
brechen  sie ;  basisch  essigsaures  Blei  verzögert  sie  zum  Theil.  Or- 
ganische Basen  (Stryehnin«  Morphin,  Chinin)  und  ihre  Salz/OveraOgern 
sie  nar  schwach.  Aetherisohe  Oele ,  Kreosot ,  Alkohol  and  Aether 
sind  nicht  von  Einfluss  (Bouchardat). 

%  2418^.  Eine  andere  Substanz,  welche  |ius  der  stufenweisen 
Veränderung  des  Klebers  hervorgeht,  ist  die  Hefe^).  Man  nennt  so 
«ne  dicke,  weisse,  graue  oder  bräunliche  Substana,  welche  sich  bei 


f)  Theaard,  Ano.deCbim.XLVi.  204.  -^  Chaptal,  Add.  de  Cbim.  LXXV. 
96.  •—  Proust,  ebd.  LVII.  346.  —  Döbereiner,  Jooni.  C.  Cbem.  u.  Phys.  V. 
264;  XII.  29»;  XVII.  188;  XX.  218;  XLI.  457;  UV.  418;  Ana.  der  Pbys.  von 
GUbert  LXXIU  480.  —  6ay-Los8ae,  Ann.  de  Cbim.  LXXVI.  248;  LXXXVI.178f 
XCV.  311.  Ann.  de  Cbim.  et  de  Pliyt.XVIII.  380.  ^  Colin,  Ann.  de  Cbim.  et 
de  Pbyt.  XXVIII.  128;  XXX.  42.  —  Braconnoi,  Aon.  de  Cbim.  ei  de  Pbyi. 
XLVIII.  60.  —  Qne? enne,  Joarn.  de  Pbann.  XXIV.  36,  265  u.  239;  XXVIi; 
686.  —  Liebig,  Asrionttarcbemie.  -»  Scblossberger,  Ann.  der  Cbem.  ». 
Pbann.  LI.  103.  —  Mulder,  Pbysiolog.  Chemie,  in's  Deotsebe  flüeri.  ?.  Kolbe 
S.  50.  —  Scbmidt,  Ann«  der  Cbem.  u.  Pbann.  LXI.  168.  -^  Wagner,  Joum« 
f.  prakl.  Cbem.  XLV.  241. 


510 

der  GiliruDg  des  Mosles  (Wflne  oder  Traubeosaft)  auf  Koü«^ 
Klebers  oder  anderer  EiweisseiibaUntea  abscheidet  ood  die  Ei|» 
schalt  hat ,  die  geistige  GihruDg  suckerhaltiger  PIflssigkeilsa  0» 
leiten. 

Die  deuUchen  Brauer  unterscheiden  die  Oberhefe  Qfs^^^W 
welche  bei  der  stĂĽrmischen  Gehrung  der  BierwOrze  nach  den  p- 
wohnlichen  Verfahren  an  die  Oberfläche  emporgerissen  wird^  ud  k 
ĂĽfUerhefe  (lie)  oder  diejenige,  welche  sich  bei  dem  in  Bajen^i^ 
liehen  Verbhren  ablagert.  Jedoch  haben  Dnterhcre  und  ObeiM 
dieselbe  chemische  Zusammensetsung  (Schlossberger). 

Man  kann  Hefe  beliebig  ')  darstelien ,  indem  man  eine  lU» 
fusion  mit  gegobrenem  Mehlteig  susammen  stehen  läset.  Zo  dictn 
Zweck  macht  man  sunXchst  einen  dicken  Teig  aus  Mehl  und  kakn  | 
Wasser  und  liest  ihn  in  einem  leicht  bedeckten  Gefkas  bei  vMif 
Temperatur  stehen ;  nach  Verlauf  von  drei  Tagen  entwickeil  der  Teil 
einen  unangenehmen ,  sauren  Geroch  und  etwas  Gas ;  einige  U 
nachher  nimmt  das  Gas  au  und  in  6 — 7  Tagen  wird  der  Genid  Ai 
Gemenges  deutlich  weinartig ;  in  diesem  Zustand  ist  der  Teig  tti|» 
die  geistige  Gehrung  einsuleiten.  Andererseits  bereitet  man  ^ 
Malzinfusion  (der  man  etwas  Hopfen  zusetst ,  wenn  es  sich  dani 
handelt,  Bier  darsustellen),  und  wenn  die  FlOssigkeit  auf  50-^ 


1)  Das  frau6tiech6  Wort  l#vdrv  (fon  lefer,  erbeben,  weil  sie  smAelpkei* 
Rrodci  dient)  branclit  man  inebefonden  fflr  dieBiarbefe,  wibresd  das  Wert  lifl!^ 
lateiniscbeo  limne ,  Scblamm ,  Sati)  die  Weinhefc  beieicboet.  Cbenitch  ne^  ^ 
identiseb. 

2)  Dae  bayeriiche  xeicbnet  sieb  Yor  andern  Bieren  dadnrcb  ant,  ^loae 
weit  leiebter  bllt«  ebne  aaner  in  werden.  Es  verdankt  diese  tcbStsbare  Eifci^ 
etnem  Gibrungtrerfiibren ,  welcbet  dasselbe  von  dem  gr&ssten  Tbeil  der  Siick^ 
snbstansen  befreit,  welcbe  femer  als  Fermente  auf  den  Allcohol  oder  das  DcUni* 
wirken  rermögen.  Bei  dem  gewöbnlicben  Veifibren ,  wo  die  Gibrang 
liofl,  wird  die  Hefe,  so  wie  sie  sieb  bildet,  dnrcb  die  Koblensinre  an 
emporgeboben  nnd  bildet  einen  dicken  Scbanm  ,*  welcber  snm  Tbeil  des  LsAi^ 
m  dem  in  der  Wfine  geldsten  Kleber  verbindert ;  nnd  das  obeifibrifS  Bier  csA» 
aneb  immer  von  dieser  Stickstoffsnbstans.  Die  bayeriscben  Brauer  tsiftbres  »^ 
sie  bringen  die  gebopfte  Wünee  in  offenen  Knfen  in  Gibmng,  welcbs  «>•  ^ 
Oberflicbe  beben  und  in  einem  Ranme  stoben,  dessen  Temperator 8— i^*^ 
fibersteigt;  die  Operation  dauert  S— -4  Wocben;  die  Koblensinre  sstwickdi*" 
dann  in  sebr  kleinen  Blasen,  die  den  Zutritt  der  Luft  niobt  hemmen,  aadaB*"^ 
eetit  aicb  am  Boden  ala  liber  Scblamm  ab. 

3)  Fownes,  Ann.  der  Cbem.  n.  Pbsrm.  XLV*  SOG. 


511 

abgekĂĽhlt 9  setzt  man  sie  zum  gegohrenen  Teig,  welcher  zuvor  mit 
etwas  lauem  Wasser  angemacht  war,  und  lĂĽsst  das  Ganze  an  einem 
warmen  Orte  stehen.  Die  Gährung  beginnt  nach  einigen  Stunden, 
es  entwickelt  sich  viele  Kohlensäure  und  wenn  diese  Entwicklung 
aufgebort  und  die  FlĂĽssigkeit  sich  ausgehellt  hat,  findet  man  am  Bo- 
den eine  beträchtliche  Menge  Hefe,  zu  denselben  Zwecken  brauchbar 
wie  die  Hefe  der  Bierbrauer. 

Uebrigens  wirkt  die  Hefe  als  Ferment  nur  in  Folge  ihres  eigen- 
tbOmlichen  Zustandes  der  Zersetzung  und  nicht  krafl  einer  eigen- 
thflmlichen  Zusammensetzung;  denn  alle  faulenden  Stickstoffsubstan- 
zen, wie  Käse,  Legumin,  Eiweiss,  Blut,  Leim  etc.  können  zu  gewis- 
ser Zeit  in  ähnlicher  Weise  wirken  und  die  geistige  Gährung  des 
Zuckers  einleiten.  Wenn  man  Zuckerwasser  (1  Tb.  Zucker  auf  4 
Th.  Wasser)  mit  faulem  MuskelOeisch  oder  Tischlerleim  stehen  lässt, 
so  verlieren  diese  Substanzen  allmäiig  ihren  üblen  Geruch  und  nach 
einigen  Stunden  tritt  eine  lebhalte  geistige  Gährung  ein,  während 
sieb  Befek'ogelcben  bilden  und  die  FlĂĽssigkeit  einen  angenehmen 
Geruch  nach  Weinmost  annimmt  (Schmidt). 

Um  die  Hefe  von  allen  fremden  Substanzen  zu  befreien,  rĂĽhrt 
sie^  Schlossberger  mit  vielem  Wasser  an ,  lässt  absetzen  und  seiht 
yden  Absatz  durch  ein  feines  Tuch,  um  gröbere  Beimengungen  davon 
Abzuscheiden;  die  Hefe,  welche  leicht  durch  die  Leinwand  geht,  wird 
dann  mit  Wasser  rasch  auf  einem  Filter  gewaschen ,  mit  Alkohol  so 
lange  gekocht,  als  die  Abkochungen  gefärbt  sind,  sodann  durch  Aether 
erschöpft.  Man  entfernt  dadurch  eine  harzartige  Hasse ,  Fett  und 
Bitlerstoff.  Nach  dieser  Behandlung  wird  die  Hefe  bei  100<^  ge- 
Irocknet.     (In  diesem  Zustande  wirkt  sie  nicht  mehr  als  Ferment.) 

Sie  lieferte  bei  der  Analyse : 

Schlossberger  *). 
Marcet^).    Dumas ^.    Miischerlich^). 


Oberbefe. 

Cnterbefe. 

Kohlenstoff 

30,5 

60,6 

47,0 

49,6  40,4 

47,6  47,5 

Wassentoff 

4,5 

7,3 

6,6 

6,5    6,7 

6,3    6,7 

Stidtttoff 

7,6 

15,0 

10,0 

11,8  12,4 

9,8    9,8 

Scbwefel 

j» 

99 

0,6 

9»           »9 

99            99 

Saoeretoff 

99 

99 

99 

99            99 

99            9f 

1)  lo  Marcet's  AnaljM  ist  wabrscbeinlicb  die  Asche  nicht  abgerechnet. 
S)  D  0  m  a  s ,  Essaia  de  stattqae  cbimiqae ,  2e  Ansg. 

3)  M i 1 8 e b er li cb ,  Lebrb.  der Chem^  4.  AaO.  S. 370.  Asche  nicht  abgeiogea. 

4)  2,5 —  8,5  Asche  abgetogen. 


512 

Obertiefe.  Ooterbefe. 

Kobleostoff         44,37  49,76 

Wasserstoff           6,04  6,80 

Stickstoff              9,20  9,17 
Schwefel 
Sfluentoff 


Die  Asche ,  welche  id  Yeränderlicher  Menge  von  der  Befe  gd»* 
fert  wird^  enthält  nach  Mitscherlich  >) : 


Frisch  dargeslellle 

Qod  aĂĽsgeprestte 

Oberhefe. 

Ooterkefe 

41,8 

39,5 

39,5 

28,3 

16,8 

22,6 

2,3 

W 

PhosphoreSure  .     .     v 

Kati 

Phosphonanre  Bittererde  (PO»,  2BlgO) 
Pbospbonaure  Ralkerde  (PO» ,  2  Ca  0) 

Ascbeaproceota 7,65  7)5^ 

Die  Abweichungen  bei  den  Resultaten  der  ElemenUranaliitt 
erklären  sich,  wenn  man  bedenkt,  dass  die  Hefe  auch  nach  der  obtf 
angegebenen  Behandlung  weit  entfernt  ist,  ein  gleichartiger  löff^' 
zu  sein.  Es  geht  auch  aus  den  Versuchen  von  Schlossbergefi  ^^ 
denen  von  Mulder  hervor ,  dass  sie  aus  zwei  verschiedenen  Sul 
zen  besteht :  aus  einer  stickstofffreien  Substanz  von  der  Zqssid 
Setzung  der  Cellnlose ') ,  StSrkmehl  und  einer  stickstofRialtigen  Sr 
stanz  von  den  Eigenschaften  der  Eiweisssubstanzen.  Bei  w<V 
frĂĽher  hat  Thenard  beobachtet,  dass  die  Hefe  mit  einer  fainreicheA 
Menge  Zucker  in  Gdhrung  gebracht ,  sich  zuletzt  voiistSndig  b 


1)  Asche  Dicht  abgezogen.     Uotarhefe  lieferte  5,3  Proc. 
2)Mitscberlich,  Ana.  der  Chem.u.  Pharma  LVI.  456.  —  B.  T.  Tboa**' 
(Ana.derChem.o.  Pharm.  LXXXII.372)  faod  in  der  in  den  fiickereien  vod  GitfC*** 


TTassci         •       •       «       •       • 

Organische  Snbstanx 

VW,« 

45,5 

Phosphorsaare  Alkalien 

i,4 

Phosphorsaare  Kalkerde   ] 

* 

Phosphorsaure  Bittererde 

2,5 

Kohlensa are  Kalkerde     .  J 

Kieselsäure    .... 

o,s 

100,0. 

3)  Analyse  Ton 

Schiossberger :  Kohlenstoff  44,6 ,  WaiMistoff  6,6. 

513 

weisse,  stickstofffreie ,  in  Wasser  unlösliche  Substanz  (HordeYn) 
von  den  Eigenschaften  der  Holzfaser  um.  Je  nachdem  die  Zer- 
setzung der  Hefe  mehr  oder  weniger  vorgeschritten  ist,  muss  sie 
demnach  die  veränderJfchen  Verhältnisse  von  stickstoffhaltiger  und 
stickstofffreier  Substanz  enthalten.  Man  kann  die  Trennung  beider 
Substanzen  bewirken,  wenn  man  die  Hefe  mit  verdĂĽnnter  Kalilauge^) 
(Schlossberger ;  oder  mit  Essigsäure,«  Mulder)  behandelt,  so  dass  nur 
die  Eiweisssubstanz  aufgelöst  wird ;  man  fällt  dieselbe  sodann  durch 
Zusatz  von  Säure  zur  Kalilösung  (oder  von  kohlensaurem  Ammoniak 
zur  essigsauren  Auflösung)  und  erhält  dann  weisse ,  schwer  zu  wa- 
schende, hornartige,  durchscheinende,  nach  dem  Trocknen  gelbliche 
Flocken,  die  sich  in  Essigsäure  auflösen,  aber  durch  Ferrocyankaiium 
daraus  gefällt  werden.  Mit  concentrirter  Salzsäure  färben  sie  sich 
violett  und  bräunen  sich  damit  beim  Kochen.  Bei  100<^  getrocknet, 
enthält  die  Eiweisssubstanz : 


â–  

Albomin 

Mulder. 

Schlossberger. 

{Li eberkĂĽhn). 

KohlenstofT 

55,0 

53,9 

53,5 

Wasserst  ofT 

7,3 

7,0 

7,0 

Stickstoff 

i4,0 

16,0 

15,6 

Schwefel 

»♦ 

»» 

1,8 

Sauerstoff 

•« 

«f 

« • 

Man  bemerkt,  dass  die  Stickstoffsubstanz  der  Hefe  nahezu  die 
Zusammensetzung  des  Albumin  und  der  andern  Eiweisssubstanzen 
hat.  Es  ist  kaum  eine  Erklärung  möglich ,  durch  welchen  Process 
sie  entsteht  >). 

Was  den  stickstofffreien  Theil  betrifft,  welcher  nach  der  Behand- 
lung der  Hefe  mit  Kali  (oder  Essigsäure)  zurückbleibt,  so  hat  sich 
Schlossberger  ĂĽberzeugt,  dass  derselbe  sich  beim  Kochen  mit  verdĂĽnn- 
ter Schwefelsäure  in  eine  Art  Zucker  verwandelt,  welche  gjihrungsföhig 
ist,  wie  dieGlucose,  und  wie  diese  dieKupfersälzereducirt;  sie  bläut 
Jodlösung  nicht* 


1)  CoDceDtrirte  kochende  Kalilosung  lost  zuletzt  alles  auf,  bei  Sättigung  mit 
Säure  entwickelt  die  Flusaigkeit  Schwefelwasserstoff. 

2)  Liebig  glaubt,  dass  der  Kleber  (Diastase?),  welcher  in  der  Bierwürze  gelöst 
ist  und  sich  während  der  Gahrnng  als  unauflösliche  Hefe  abscheidet,  sich  anfangs  im 
Zustand  einer  Wasserstoffverbindung  befindet,  ähnlich  dem  Indigweiss,  eine  Verbin- 
dung, welche  wie  das  fndigweiss  durch  Oxydation  unauflöslich  wird. 

Gerhardt,  Chemie.  IV.  33 


514 

Ist  diese  stickstofffreie  Substaoz  das  ProcTuct  der  Omwiadloi 
des  Klebers  oder  das  Resultat  einer  Abänderung  in  der  AnoHmg 
der  Molel(üle  eines  Kohlehydrats  (Zucker  oder  Dextrin),  welches« 
der  Gahrung  in  der  Flüssigkeit  gelöst  war?  Dies  hat  die  EiUni 
noch  nicht  aufgeklart;  es  ist  indessen  wahrscheinlich,  dassM* 
mittelbar  von  einem  Kohlehydrat  abslammt. 

Die  Weinhefe  enthält  die  zwei  nämlichtf'n  Substanzen^),  wieA 
Bierhefe,  allein  man  findet  darin  ausserdem  noch  fremde  Substanz 
wie  Weinstein,  Farbstoff,  Gerbsäure  (in  Verbindung  mit  EiM' 
Substanz). 

Mehrere  Gelehrte  betrachten  Oberhefe  und  Unterbefe  als  ^^ 
Arten  von  Pilzen ,  welche  sich  in  der  BierwĂĽrze  und  im  WeiaĂĽ^ 
durch  Knospung  entwickeln;  ich  werde  weiter  unten  auf  diese  i^ 
sieht,  welche  mir  unzulässig  erscheint,  zurückkommen  (s.  |21» 
Erscheinungen  der  Gahrung  und  Fäulnüs). 

Damit  die  Hefe  ihre  Wirksamkeit  bebalte,  ist  die  Gegenwart  «fl* 
Wasser  unerlässlich ;  wenn  man  sie  stark  ausdrückt,  so  verliert« 
viel  von  ihrer  Wirksamkeit ;  diese  verschwindet  sogar  völlig  wt 
Austrocknen.  Die  Wirksamkeit  der  Hefe  wird  gleichfalls  ^ 
Siedehitze  und  durch  Berührung  mit  allen  Körpern  zerstört,  «^ 
die  Fäulniss  hemmen,  wie  die  Qviecksilbersalze,  die  ätberischeoOeK 
die  schweflige  Säure,  Kochsalz,  Alkohol,  überschüssiger  Zacker «^^ 

Nach  Wagner  hemmen  die  meisten  Mineralsäuren,  selbst  io*' 
kleiner  Menge,  die  Wirkung  der  Hefe ;  Phosphorsäure  jedoch  sdP 
sie  zu  begünstigen.  Der  Cinfluss  der  organischen  Säuren  ist ^^ 
änderiich :  Buttersäure  scheint  die  Art  der  Gahrung  zu  roodiiki'^ 
und  die  Hefe  in  Milchsäureferment  umzuwandeln;  kleine  K^ 
Essigsäure,  Weinsäure  und  hauptsächlich  Milchsäure  begflnstig<**^ 
Bildung  der  UefekĂĽgelchen.  Die  Mineralalkalten  und  Seifen,  sell^' 
verdünnter  Lösung,  unterbrechen  die  Gahrung;  verdünnte  Cm^ 
oder  Slrychninlösung  ist  ohne  Wirkung.  Chlorcaicium  wirkt  vie»^ 
Alkalien.  Schwefelsaures  *'Zink  und  Eisenoxydul  und  Quecksi^^ 
Chlorid  zerstören  die  Wirksamkeit  der  Hefe ;  schwefelsaures  E>P^' 


1)  Nach  Thenard  enthält  die  Hefe  der  silsaen  Weine  nur  stickstoflTreieSiiNtt^ 
Nach  Braconnot  löst  sich  die  Hefe  des  rothen  Weins  follkomaien  in  ietvf^ 
sehen  Laugen  ,  selbst  in  Kalkwasser,  und  die  SSuren  fallen  sie  daraus  in  f«n^ 
Gallerle.     Wäre  diese  Hefe  frei  Ton  stiekstofffreier  Substanz? 


515 

arsenige  Säure  und  Brechweiiistein  verhindern  die  Wirkung  nicht. 
Schwefelsäure  in  kleiner  Menge  zerstört  die  Hefekugeln  nicht. 

In  BerĂĽhrung  mit  Wasserstofifliyperoxyd  entwickelt  die  Bierhefe 
rasch  Sauerstoff  daraus ;  aus  Wassersluflliypersulfurct  entwickelt  sie 
gleichfalls  Wasserstoff.  Wenn  sie  aber  zuvor  mit  Wasser  gekocht 
wurde,  so  bringt  sie  diese  Wirkung  nicht  mehr  hervor  (Schloss- 
berger). 

Der  BerĂĽhrung  mit  Luft  ausgesetzt,  absorbirt  die  Hefe  Sauer- 
stoff und  entwickelt  Kohlensäure ;  unter  Wasser  fährt  sie  fort,  das- 
selbe Gas  zu  entwickeln  und  endlich  ĂĽbelriechende  Gase ;  sie  ver- 
wandelt sich  dann  in  eine  altem  Käsei  ähnliche  Substanz  und  in  die- 
sem Zustande  hat  sie  die  Eigenschaft ,  die  geistige  Gährung  zu  er- 
regen, völlig  verloren.  Unter  den  Fäulnissproducten  der  Hefe^)  fin- 
det man  Ammoniak,  Milchsäure,   ButtersKure,  Tyrosin  und  Leucin. 

Wie  angegeben  worden ,  erregt  die  Hefe  die  Gährung  nur  ver- 
möge einer  fortschreitenden  Veränderung ,  welche  sie  in  Wasser  und 
bei  BerĂĽhrung  mit  Luft  erleidet.  FĂĽr  sich  genommen,  bewirkt  weder 
der  in  Wasser  unlösliche  Theil.der  Hefe,  nqch  der  darin  lösliche  und 
durch  langsame  Zersetzung  des  unlöslichen  Theils  erzeugte  lös- 
liche Theil  die  Gährung.  Wenn  man  die  Bierhefe  oder  Wein- 
hefe mit  kaltem  luftfreiem  Wasser  erschöpft,  während  man  dafür 
sorgt ,  stets  eine  Schichte  Wasser  darüber  zu  lassen  ,  so  erhält  man 
zuletzt  einen  Rückstand ,  der  Zuckerwasser  nicht  mehr  in  Gährung 
versetzt ;  aber  er  ruft  von  neuem  die  Gährung  hervor,  wenn  man  ihn 
im  Wasser  mit  Luft  in  BerĂĽhrung  lAsst ,  bis  er  von  nrnem  sich  zu 
zersetzen  beginnt.  Ebenso  wenn  eine  Abkochung  von  Hefe  Ăźltrirt 
und  noch  warm  in  BerĂĽhrung  mit  Zuckerwasser  in  einem  geschlosse- 
nen Gcf^sse  gebracht  wird,  zeigt  sich  keine  Gährung;  aber  wenn 
man  die  wässrige  Abkochung  an  der  Luft  erkalten  lässt,  und  nach- 
dem man  sie  einige  Zeit  damit  in  BerĂĽhrung  gelassen,  in  Zuckerwasser 
schüttet,  bleibt  eine  sehr  lebhafte  Gährung  nicht  aus  (Colin). 

Es  ist  eine  bestimmte  Menge  Hefe  nöthig,  um  eine  gegebene 
Menge  Zucker  in  Alkohol  und  Kohlensäure  umzuwandeln. 

In  dem  Maass,  als  sich  der  Zucker  umwandelt,  sieht  man  die 
Quantität  der  Hefe  sich  vermindern,  und  wenn  das  in  der  gährenden 
Flüssigkeit  enthaltene  Verhältniss  von  Zucker  hinreichend  ist,  so  ver- 


1)  Mut] er,  Joaro.  f.  prakt.  Chem.  LVII.  162,  447. 

33» 


516 

schwindet  endlich  der  ganze  stickstoffhaltige  Antheil  derHefe,  »i» 
zuletzt  nur  ein  sticksloffTreier  RĂĽckstand  bleibt ,  der  keine  Gllraif 
erregende  Kraft  mehr  besitzt.  Wenn  die  Here  vorherrscht,  so  taM 
die  Gflhning  des  Zuckers  vor  der  voilstSndigen  Uniwandlan«  Mt 
Hefe ,  welche  dann  fortĂźlhrt ,  die  Gtfhrung  in  neuem  ZuckenafV 
hervorzurufen. 

Colin  hat  die  Hefe  zuerst  als  eine  stickstofThallige  Substalak^ 
trachtet,  welche  sich  in  einem  Zustand  der  Zersetzung  oderBeveg« 
befindet  und  diesen  Zustand  in  BerĂĽhrung  mit  Zucker,  den  MolAlhi 
desselben  mittheilt.  Diese  Theorie  wurde  von  Li«i>ig  mit  EiM 
auf  alle  Erscheinungen  der  Gährung  ausgedehnt  und  findet  sidiü 
besten  in  Uet>ereinsttmmung  mit  den  beobachteten  ThaCsacbeo  («ft 
8  2440). 

S  2419.  DasCaseYn  i)  bildet  den  stickstoffhaltigen  Ăźestaodtbd 
welcher  sich  in  Aitfl(tsung  in  der  Milch  der  S^ugethiere  mittelst  Ăś- 
kali  gelöst  findet.  Einige  Autoren  nehmen  auch  sein  VorkommesiB 
Blut  an ,  namentlich  im  Blute  der  Sfiuglinge  und  der  Schwang 
kurz  vor  der  Niederkunft').  Der  Käse  besteht  grOssteniheils itf 
Caseln ,  gemengt  mit  Fett  (Butter)  und  den  Fdulnissproducteo  ^ 
CaseTn  (kohlensaures,  essigsaures ,  buttersaures  und  baldnansiiir& 
Ammoniak  n.  s.  w.). 

Braconnot,  Berzelius  und  einige  andere  Chemiker  nehmeai«" 
HodiOcationen  desCaseYn  an  :  eine  in  Wasser  auflOsHcfae  Modificatt* 
und  eine  coagulirte,  in  Wasser  unlösliche.  Allein  das  auflösKcki^ 
niemals  frei  von  Alkali  erhalten  worden,  und  es  ist  selbst  sehr  wii^ 
scheinlich,  dass  es  so,  wie  man  es  in  der  Milch  findet,  nichts  airfc'*^ 
als  Ralialbuminat  ist  3).  Was  das  unauflösliche,  durch  Säuren  >k^ 
schiedene  CaseYn  betrifft ,  so  stellt  es  Zusammensetzung  und  Eigt*' 
Schäften  dfs  Albumin  in  demselben  Zustande  dar,  und  die  cbemisct^ 
Identität  der  beiden  Substanzen  ist  gleichfalls  sehr  wahrscbeiolick. 

» 

1)  Berzelius,  Joura.  f.  Chem.  u.  Phys.  v.  Schweigger  XI.  S77.  —  lr>' 
conoot,  Ann.  de  Chim.  et  de  Phys.  XXXV.  159.  —  Scherer,  Aoo.  derO* 
Q.  Pharm.  XL.  1.  —  Rochleder,  ehd.  XLV.  351.  —  Dnnai  a.  CabooM. 
Aon.  de  Chim.  et  de  Phys.  [3]  VI.  411. 

2)  NataliB  Guillot  u.  F.  Lebianc,  Compt.  rend.  de  I'Acad.  IUI. MS- 
—  Panum,  Ann.  de  Chim.  et  de'Phys.  [3]  XXXVII.  337;  und  Joom.  d«  Pkii« 
[3]  XXIII.  238.  —  Moieschott,  Journ.  f.  prakt.  Chem.  LX.  337. 

3)  Vgl.  S.  476. 


517 

Da  diese  IdeDtitJlt  noch  nicht  entschieden  angenommen  ist ,  so 
wollen  mr  die  Hauptpunkte  betrachten ,  welche  aufdie  Geschichte 
Mder  Caseirne  Bezug  haben. 

Das  auflosliche  Caselfn  bann  man  auf  folgende  Weise  darstellen: 
Man  dampft  bei  gelinder  Wjtrme  frische«  abgerahmte  Milch  ab;  diese 
Behandlung  bat  zur  Folge ,  dass  ein  Theil  des  CaseYn  *)  unauflöslich 
wird,  während  ein  anderer  in  löslichem  Zustande  bleibt;  man  er- 
schöpft den  Rückstand  mit  Aelher,  um  das  Fett  der  Milch  abzuschei- 
den, und  behandelt  dann  mit  Wasser;  dieses  löst  das  CascTn  undLac- 
tin;  mau  fügt  dann  etwas  Alkohol  zur  wässrigen  Lösung,  um  den 
grössleu  Theil  des  Laciin  zu  ßillen,  und  wäscht  den  Niederschlag 
mit  schwachem  Alkohol.  Die  so  erhaltene  Flüssigkeit  ist  eine  Lösung 
Ton  Caseln,  ist  aber  niemals  frei  von  Lactin  und  Alkali. 

Dm  das  unlösliche  CasfYn  darzustellen ,  setzt  man  verdünnte 
Schwefelsjiure  zu  frischer  Milch  und  erhitzt  das  Gemenge.  Das  Ca- 
seYi)  wird  so  als  zusammenliJingende  Masse  gefallt ,  welche  man  wie- 
derholt mit  rrinem  Wasser  knetet ;  man  beliandelt  es  daher  kalt  mit 
concentrirter  Sodalösung,  bis  es  vollkommen  gelöst  ist.  Man  erhält 
ciuH  trĂĽbe  FlĂĽssigkeit ,  welche  man  sich  selbst  bei  einer  Temperatur 
von  20<^  ĂĽberlAsst,  damit  die  Butter,  welche  darin  suspendirt  ist,  sich 
au  der  ObeiÜäche  saaimelt.  Es  ist  vortheilhafi ,  weite,  flache  Ge- 
filsfte  anzuw('nd«*n ,  um  die  Vereinigung  der  Buttert  heile  zu  erleich- 
tern. Man  nimmt  den  grösseren  Theil  der  darüber  schwimmenden 
Schichte  weg  und  zieht  mit  einem  Hebei:  die  darunter  befindliche 
FlĂĽssigkeit  ab.  Das  CaseYn  wird  sodann  von  neuem  durch  schwache 
Schwefelsäure  geHillt  und  mit  häufig  erneuertem  Wasser  geknetet. 
NMh  dieser  Behandlung  löst  sich  das  Product  noch  in  sehr  bemerk- 
ikarer  Menge  in  Wasser;  wird  die  Auflösung  abgedampft «  so  bildet 
*ie  an  der  Oberfläche  eine  Haut ,  welche  sich  bei  ihrer  Entfernung 
immer  wieder  erzeugt.  Wenn  man  zu  der  Auflösung  vorsichtig  eine 
ichwache  Sodaauflösung  fügt,  so  ftllt  man  fast  das  ganze  CaseYn  dar- 
Ms,  welches  man  dann  mit  Wasser  waschen  kann,  bis  es  vonsämmt- 
iicher  fremder  Substanz  frei  wird*  Indem  das  GaseYn  die  letzten 
Spuren  von  Säure  verliert^  verliert  es  zugleich  auch  die  Eigenschaft, 
iich  in  Wasser  aufzulösen ;  um  die  Reinigung  zu  vollenden ,  bleibt 
nur  noch  übrig,  es  mit  Alkohol  und  Aether  zu  erschöpfen ,  die  ihm 


1)  Das  KalialboiDioat  wird  unter  denselben  l]ins(änden  anloalicb. 


518 

die  letzten  Tbeile  des  Felles  entziehen,  welche  es  ziirackhahf n kdBUe 
(Rochleder). 

Man  kann  auch  ganz  einfach  abgerahmte  Milch  bei  einer  da 
Siedepunkte  nahen  Temperatur  erhitzen,  die  FlflRsigkeit  niitteUt  räi- 
ger  Tropfen  Essigsaure  coaguliren,  das'Coagulum  mit  lÂĄasMrbii 
zur  vollkommenen  Erschöpfung  waschen ,  es  mit  Alkohol  und  AHlNr 
behandeln  und  neuen  Digestionen  mit  Aelher  unterwerfen ,  nackte 
man  es  getrocknet  und  gepulvert  hat  (Dumas  und  Cahotirs).  Eaiilkl 
besteht  ein  gleichfalls  vortheilhaftes  Verfahren  darin,  die  Milcb  doni 
Salzsäure  zu  coaguliren  und  das  Coagulum  zuerst  mit  reinem  Wa^sf. 
dann  mit  Wasser,  dem  2 — 3  Procente  SalzsSure  zugesetzt  sind,  dia 
von  neuem  mit  reinem  Wasser  zu  waschen.  Man  erhAlt  dadureka« 
Gallerte,  welche  sich  bei  einer  Temperatur  von  40^  volisISndif â–  
vielem  Wasser  auflöst.  Man  flltrirt ,  setzt  ein  wenig  kohlen»«« 
Ammoniak  zu,  wäscht  den  Niederschlag  wohl  aus  und  erschöpft äi 
durch  Alkohol  und  Aelher  (Bopp^)). 

Welche  S^ure  man  auch  zur  Abscheidung  des  CaseTn  anwewteC 
wenn  es  der  angegebenen  Behandlung  unterworfen  wird ,  so  hllt  rs 
keine  Spur  von  Säure  zurück  und  zeigt  stets  dieselbe  ZusamiBft- 
Setzung. 

Man  erhalt  kein  auflösliches  Caseln  durch  Fällung  der  Mikk 
durch  basisch  essigsaures  Blei  und  Zersetzung  des  Niederschbgi 
durch  Kohlensäure  (Heintz^)). 

S  2420.  Das  auflösliche  CaseTn,  auf  die  angegebene  Weise  dr 
gestellt ,  bildet  nach  dem  Abdampfen  eine  amorphe  Masse  von  btft- 
steingelber  Farbe,  ohne  Geruch  und  von  fadem  Geschmack.  Es  M 
sich  in  Wasser  nicht  mehr  auf  vollständige  Weise ;  die  Auflösung  csi- 
gulirt  nicht  beim  Erhitzen ,  aber  beim  Abdampfen  aberzieht  sie  ock 
mit  einer  Haut,  die  beim  Abnehmen  immer  wieder  von  neaen  ttk- 
steht. 

Der  Alkohol  coagulirt  die  Auflösung  des  CaseTn,  aberzsgMck 
geht  ein  Theil  desselben  in  Auflösung ;  siedender  Alkohol  lost  iMkr 
davon.  Wenn  der  Alkohol  absolut  ist ,  macht  er  das  coagolirl«  O- 
seTQ  in  Wasser  vollkommen  unlöslich. 

Die  Säuren  coaguliren  die  Auflösung  des  CaseTn ;  das  Coagoi"' 
röthet,  nachdem  es  gut  gewaschen  worden  ist,  Lackmus,  ohDejedsch 

1)  Bopp,  Aon.  der  Cbem.  a.  Pharm.  LUX.  16. 
.  2)  Heintz,  Leiirb.  d.  Zoocbemie  §.  091. 


519 

(lom  Wasser  diese  Reaclion  mitzutheilen,  welches  man  damit  schĂĽttelt 
und  kochl. 

In  feuchtem  Zustande  sich  selbst  ĂĽberlassen ,  geht  das  CaseYn 
leicht  in  FĂĽulniss  ĂĽber,  indem  es  Schwefelwasserstoffammonium, 
kohlensaures  Ammoniak ,  eine  indifferente  Olardge  Substanz  von  un- 
angenehmem Geruch,  BaldriansHure  und  Buttersflure  bildet ;  zugleich 
lost  sich  das  unveränderte  CaseYn  in  freiem  Ammoniak  (Ujenko  ^) ). 
Nach  Bopp  entsteht  auch  unter  diesen  Dnistctnden  eihe  krystallinische 
Substanz  von  sehr  starkem  Geruch  (welche  nach  Zusatz  von  Kalk- 
hydral  aus  der  Masse  ausgezogen  werden  kann),  eine  Ölige  Säure  und 
ein  in  Salzsäure  mit  violetter  Farbe  loslicher  KOrper,  welcher  dadurch 
in  Tyrosoin  übergeht.  —  Beim  Faulen  unter  Luftabschluss  liefert  das 
feuchte  CaseYn  Essig- ,  Butter- ,  Baldrian-  und  Caprinsäure ,  sowie 
Ammoniak  (Brendecke  >)  ). 

Nach  Blondeau  verwandelt  sich  das  CaseYn  bei  der  Käsefabrika- 
tion von  Roquefort  ^)  zum  Theil  in  ein  butterähniiches  Fett.  Doch 
scheint  mir  die  Thatsache  nicht  erwiesen. 

S  2421.  Das  coagulirte  CaseYn  wurde  von  mehreren  Chemikern, 
namentlich  Mulder,  Scherer,  Dumas  und  Cahours  etc.  analysirt. 
Ihre  Resultate  wareii  nach  Abzug  der  Asche  folgende : 

Seherer. 


M 

ti/<fer«). 

Durch 

Durch  Sauer- 

Durch 

Alkohol. 

werden  der  Milch. 

Essigsäure. 

Kohlenstoff 

64,3 

«3,7 

54,0 

53,8 

Wasserstoff 

7,8 

7,2 

7.2 

7,4 

Stickstoff 

i5,8 

15,6 

15,7 

15,7 

Schwefel 

0,4 

»» 

»» 

,» 

Sauerstoff 

>> 

9» 

»♦ 

%i 

1)  Iljenko,  Abu.  der  Cbem.  u.  Pharm.  LXIII.  264. 

2)  Brendecke,  Arch.  der  Pharm.  [2]  LXX.  26. 

3)  Blondeau,  Compt.  rend.  de  TAcad.  XXV.  360.  —  Als  ich  diesen  Käse 
QDtersuchte,  sagt  Bloodean,  konnte  ich ,  befor  er  in  die  Keller  kam,  leicht  erken- 
nen, dass  er  eine  geringe  Menge  Fett  enthalte.-  Durch  Ausziehen  mit  Alkohol  und 
Aether  vermochte  ich  höchstens  Vaoo  seines  Gewichtes  Fett  ausxuziehen.  Nach  einer 
Lagerung  tou  zwei  Monaten  in  den  Kellern  war  das  Casein  fast  Töllig  in  eine  Fett* 
Substanz  verwandelt,  welche  die  grösste  Aeholicbkeit  mit  Butter  hatte  und  die  ich 
â–Ľon  der  nicht  umgewandelten  Masse  durch  einfaches  Kochen  mit  Wasser  trennen 
konnte.  Dieses  Fett ,  von  mildem  und  angenehmem  Geschmack ,  schmilzt  hei  40<*, 
kommt  bei  80<^  in's  Kochen  und  zersetzt  sich  gegen  150<>.     Es  verseift  sich  leicht. 

4)  Mulder,  Journ.  f.  prakt.  Chem.  XVII.  333. 


520 


Rochieder. 

Durch 

Durch 

f^alther  <). 

Schwefelsaure. 

Essigsaure. 

Kohlenstoff 

53,8 

53,7 

Wasserstoff 

7,1 

7,2 

11 

Stickstoff 

»» 

11 

1» 

Schwefel 

»» 

11 

i,0 

Sauerstoff 

»1 

1» 

11 

Ferdal^. 


?i 
*i 
»1 

»1 
Dumas  u.  Cahourg^). 

Kuhmilch    Ziegenmilch    Cselmilch    Schafmilch  Fraueaniilch  kasl^ 

durch  durch  ilurch  durch  dorch  dvxci 

Essigsaure.  Essigsäure.  Essig^ure.  Essigsäure.  Essigsaure,  scbvatao. 

koch.Aikabi.. 


KohleDstĂĽff 

53,» 

53,6 

53,7 

53,5 

53,5 

53,8 

Wasserstoff 

7.1 

7,1 

7,1 

7,1 

7,1 

7.1 

Stickstoff 

15,8 

15,8 

16,0 

15,8 

15,8 

IM 

Schwefel 

>» 

11 

19 

19 

1 

99 

,» 

Sauerstoff 

11 

11 

)) 

>9 

99 

«. 

1 

Büiing  «). 

Kohlenstoff 

53T 

«3,7 

Wasserstoff 

« 

7,2 

7,1 

Stickstoff 

0,9 

1,0 

Schwefel 

9) 

rt 

Sauersto'ff 

11 

19 

• 

Man  sieht ^  dass  diese  Zahlen  ziemlich  dieselben  sind,  wie^tte. 
welche  dieselben  Experiinentatoren  bei  der  Analyse  des  Albumio  ^j 
hielten. 

Einige  Chemiker  sind  zu  der  Annahme  gefĂĽhrt  worden,  dass^j 
CaseYn,  wie  man  es  aus  der  Milch  erhält,  ein  Gemenge  von  zwei  n^ 
schiedenen  Körpern  sei,  allein  ihre  Beobachtungen  scheinen  mir  nickt 
beweisend')  zu  sein. 

Nicht  durch  Säure  behandelt ,  liefere  das  (auOOslicbe)  CisHi 
stets  alkalische  und  phosphorsauren  Kalk  enthaltende  Asche; 


1)  Walt  her,  Ann.  der  Cbem\  a.  Pharm.  LVIfl.  315. 

2)  V erdeil,  ebd*.  LVII.  317. 

3)  Die  Asche  schwankte  zwischen  1,0  u.  5,4  Proc.  Die  Subslaoz  war  bei  14^ 
getrocknet. 

4)  Riiling,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LVHl.  308. 

5)  Man  vergl.  hierüber:  Mnlder,  Jahresber.  ?.  Berzellus  XXTI.  M» -^ 
Scblossberger,  Ann.  der  Cheoi.  u.  Pharm.  LVIIf.  92.  —  Bopp,  ebd.  US- 
16.  —  Lebonte  u.  de  Goumoens,  Compt.  rend.  de  l'Acad.  XXITI.  834. 


521 

man  es  durch  eine  Säure  fällt ,  so  bemSchligt  sich  diese  des  Alknli 
und  des  grössten  Theils  des  phosphorsauren  Kalks ;  auch  das  durch 
Saure  coagulirte  CaseYn  liefert  weit  weniger  Asche  (1—6  Proc.)  als 
durch  Alkohol  coaguiiries  (8 — 10  Proc.)  und  die  Asthe  ist  nicht  al- 
kalisch (Scherer). 

S  2422.  Hei  der  irocknen  Destillation  liefert  das  CaseYn  die- 
selben Producte  wie  Albumin  und  Fibrin. 

Aetzkali  löst  das  coagulirte  CaseYn  leicht  beim  Kochen  auf,  die 
Aullosung  enthält  viel  SrhweM  (S  2431).  Wenn  man  das  CaseYn 
mit  Aetzkali  schmilzt,  so  entwickelt  es  zuerst  AmmoDiak ,  dann  Was- 
sei*stofrgas ;  die  Masse  ist  anfangs  dunkelbraun,  Wird  aber  allmälig 
gelb ;  es  lOsl  sich  vollkommen  in  Wasser  und  enthält  dann  Tyrosiii, 
Leucin,  baldriansaures ,  (zuweilen)  auch  buttersaures  und  oxalsaures 
Kali,  sowie  das  Kalisalz  einer  flüchtigen  Säure  von  einem  Gerncli  wie 
Excremente  (Liebig*)). 

..  Wenn  man  CaseYn  bis  zur  Sättigimg  in  sehr  schwacher  alkali- 
scher Losung  auflöst,  so  kann  man  die  Reaction  desselben  auf  Lack* 
inns  gänyJioh  zum  Verschwinden  bringen.  Die  AnflOsung  wird  durch. 
afle  Säuren  (mit  Ausnahme  der  Koblensäorey  gefällt.  Die  kohlen- 
sauren Alkalien  lösen  auch  das  CaseYn  in  grosser  Quantität;  dasselbe 
thut  phosphorsaures  Natron ,  dessen  alkalische  Reaction  gleichfalls 
durch  Sättigung  mit  CaseYn  verschwindet.  Endlich  auch  die  Auf- 
lösungen des  Kochsalzes ,  des  Chlorammoniums ,  des  salpetersauren 
Kali's  etc.  lösen  das  CaseYn  mit  derselben  Leichtigkeit.  Diesi^  Aiiflösun- 
gen  coaguliren  beim  Erhitzen  nicht,  bedecken  sich  aber  allmälig  bei 
Zutritt  der  Luft  mit  einer  Haut,  die  weder  in  Säuren,  noch  Alkalien 
auflöslich  ist.  Es  ist  jene  Haut,  welche  auf  der  Oberfläche  der  Milch 
entsteht,  wenn  man  diese  erhitzt^). 

Alle  Erd-  und  Metallsalze  fällen  die  Auflösungen  des  CaseYn. 
Chlorcaiciom ,  schwefelsaurer  Kalk,  essigsaurer  Kalk ,  schwefelsaure 
Bitlererde  fllllen  sie  nur  in  der  Wärme.  Man  erhält  gleijchfalls 
in  Wasser  unlösliche  Verbindungen,  welche  an  der  Luft  stark 
erhärten ,  wenn  man  das  CaseYn  mit  kohlensaurem  Kalk  oder 
Baryt  erhitzt.      Da  der  Kalk  mit  dem  CaseYn  eine  unlösliche  und 


1)  Liebig,  Aod.  der  Chem.  u.  Pharm.  LVII.  127. 

2)  S.  S.  469.     Die  Bildung  dieser  Haut  ist  nicht  wohl  zu  erklären,  denn  nach 
Scberer  scheint  sie  mehr  Kohlenstoff  zu  ei^thalten  als  Casein  (oder  Albumin). 


522 

fiiuliiissunĂźihige  Verbindung  bildel,  so  hat  man  Nutzen  davon  ztff- 
reichen  gesucht  ^  sich  dieser  Eigenschaft  in  der  Malerei  mit  Waaff- 
farben  zu  bedienen  und  Gegenstünde  mit  Kitten  zu  überziehen«  ifd<k 
zur  Aufnahme  von  jeder  Art  Malerei  oder  Druck  bestimmt  sind. 

Es  würde  bereits  erwähnt,  dass  alle  Sauren,  selbst  die 
und  Milchsaure,  gleichfalls  die  Caselnklsungen  fällen ;  die  Nida^ 
schlage  lösen  sich  in  einem  Ueberschuss  der  Saure  wieder  auf;  £t 
Auflösungen  bedecken  sich  beim  Abdampfen  an  der  Luft  mitdvr 
Haut.  Die  freiwillige  Gerinnung  der  Milch  beruht  auf  BtldaagM 
Milchsaure',  welche  auf  Kosten  des  Lactin  entsteht.  Die  Wusi- 
sauren  Htllen  das  CaseTn  selbst  aus  seinen  Auflösungen  in  EsisigsüR> 
Mulder  nimmt  an ,  dass  sich  die  Schwefelsaure  und  die  Qbrigeo  Sir 
ren  bei  der  Fallung  des  Caseln  mit  demselben  verbinden ;  di  je- 
doch die  Niederschlage  beim  Waschen  sammtliche  Saure  veriieia. 
so  erscheint  mir  diese  Verbindung  sehr  zweifelhaft. 

Wenn  man  wohl  gewaschenes ,  noch  feuchtes  CaseTn  in  Wisitf 
bringt,  welches  ein  Halbtausendel  Chlorwasserstoffsäure  enthalt, ti 
löst  es  sich  vollständig,  indem  es  nur  einige  Spuren  von  FeU  zurilck- 
lasst,  welches  man  abfiltriren  kann ;  die  flitrirte  FlĂĽssigkeit  lenkt  ir 
Strahlen  des  pelarisirten  Lichtes  nach  links  und  besitzt  alle  Eig^ 
schallen  einer  Albuminlösung  (Bouchardat). 

Concentrirte  Salzsaure  flirbt  das  CaseTn  blau  oder  violeltairf 
liefert  damit  dieselben  Zerselzungsproducte  wie  mit  Albumin. 

Die  Gallusgerbsaure  schlagt  das  CaseYn  aus  seiner  Aofiösiiif  > 
Alkalien  nieder;  die  Fallung  findet  selbst  in  sehr  verdOnDlen l'' 
lösungeil  statt. 

Quecksilberchlorid   giebt   mit   dem   auSösItchen  CaseTn 
reichlichen  weissen,  in  Essigsaure  und  Ueberschuss  von  Alkohol  arf- 
löslichen  Niederschlag;  der  Niederschlag  enthalt  kein  Chier^)  ■' 
ist  wahrscheinlich  identisch  mit  dem  Quecksilberalbnminat. 

Das  essigsaure  Blei ,  besonders  das  basische ,  Alaun ,  salpeto^ 
saures  Quecksilberoxydul  und  schwefelsaures  Kupfer  fiillen  gltiihfili 
das  aiiflösliche  CaseTn. 

Die  Auflösung  des  CaseTn  in  Essigsaure  wird  ausserdem  'wck 
Perrocyankalium,  chromsaures  und  jodsaures  Kali  geflillt. 


i)  Elfloer,  Poggend.  Add.  XLVII.  614. 


J 


523 

Eil)  Gemenge  von  Manganhyperozyd  oder  zweifach  chromsaurem 
Kall  und  Schwefelsäure  liefert  mil  dem  CaseTn  diedeiben  Producte 
wie  mit  dem  Eiweiss  (Guckelberger). 

Wenn  man  Chlor  ^)  in  eine  CaseYnIOsung  in  Ammoniak  leitet^  so 
erhält  man  ein  dem  analoges  Product,  welches  das  Albumin  liefert. 

Das  lĂĽsiiche  CaseYn  wird  rasch  coagatirt  durch  die  Schleimhaut 
des  vierten  Magens  (Labma^'en)  der  jungen  Kfliber,  oder  vielmehr 
durch  die  auflosliche  Substanz  (das  Lab)^  welche  durch  langsame 
Zersetzung  dieser  Haut  entsteht.  Wenn  man  ein  StĂĽck  des  Lab- 
magens einige  Zeit  mit  Wasser  stehen  Ifisst ,  und  setzt  dann  dieser 
FlĂĽssigkeit  ihr  2000fache8  Volum  frischer  warmer  Milch  zu ,  so  ge- 
rinnt dieselbe  nach  Verlauf  von  einer  oder  zwei  Stunden  vollständig. 
Diese  Wirkung  wird  hei  der  Käseberoitung  benutzt.  Liebig  erklärt 
sich  die  Erscheinung ,  indem  er  annimmt ,  dass  die  thierische  Haut 
unter  dem  Zutritt  des  Wassers  uu<l  der  Luft  eine  Verändenmg  erleide 
und  dann  als  Ferment  bei  gelinder  Wärme  das  Lactin  der  Milch  in 
Milchsäure  umwandle,  welche  sodann  das  CaseYn  wie  alle  Säuren 
niederschlage.  Diese  Erklärqng  scheint  vollkommen  begründet  zu 
sein ;  denn  man  bat  gefunden ,  dass  die  coagulirte  Milch  durch  die 
BerĂĽhrung  mit  Labmagen  stets  eine  saure  Reaclion  zeigt.  Doch 
geht  aus  einigen  Beobachtungen  von  Selmi  *)  und  von  Heintz  hervor, 
dass  man  die^Geriunung  der  Milch  auch  bewirken  kann ,  wenn  man 
eine  kleine  Menge  kohlensaures  Natron  zugesetzt  hat,  sodass  die  ge- 
ronnene FlĂĽssigkeit  ei^je  alkalische  Reaction  zeigt :  es  genĂĽgt  in  die- 
sem Fall,  die  Digestion  bei  etwas  höherer  Temperatur  vorzunehmen, 
zwischen  50  und  60®.  Dies  ist  ein  Moment ,  welches  noch  nicht 
ganz  klar  geworden  ist. 

%  2423.  Das  Legunun  oder  Pflanxencastm  *)•  Einhof  hat 
zuerst  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts  die  Gegenwart  dieser  Substanz 


1)  Mal  der,  Joura.  f.  prekt.  Cliem.  XX.  343. 

3)  Selmi,  Joorn.  de  Pharm.  [3]  IX.  365.  —  Heintz,  Lebrb.  d.  Zoochemte 
S.  «87. 

3)  Eiobof  (1805),  Neaee  allgem.  Joora.  d.  Chemie  v.  A.  Gehlen  VI.  136  o. 
548.  —  Braconnot,  Ann.  de  Chim.  et  de  Pbys.  XXXIV.  68;  XLIII.  347. 

ProDst,  Joam.  de  phyi.  et  de  chim. ,  d'biel.  natur.  ec  des  arts  LIV.  199.  — 
Bacholt,  Neues  allg.  Joum.  der  Chera.  t.  A..  Gehlen  VI.  617.  —  A.  Vogel, 
Joora.  f.  Chero.  u.  Pbys.  v.  Scfaweigger  XX.  64.  —  Boallay,  Ann.  de  Chim.  et 
de  Pbyt.  VI.  40.  —  Pfaff,  Malaria  medica  VI.  136.  —  Bizio,  Bibllot.  itaiian. 


524 

in  den  Erbgen,  Bohnen,  Linsen  entdeckt.  ProusI,  A.  Vogel,  M» 
und  verschiedene  andere  Chemiker  haben  ihre  AufnierksaBikfllirf 
eine  ähnliche  Substanz  (das  Amandm)  in  den  sOssen  uodkitufl 
Mandeln  gerichtet  und  haben  dieselbe  als  identisch  betncblet  flt 
dem  GaseYn  der  Thiermilch.  Später  hat  Bracoimot  die  Analogie c^ 
kannt,  welche  die  Substanz  der  Leguminosen  mit  dem  CaseiD^ 
bietet.  In  neuester  Zeit  endlich  wurde  Liebig,  gestĂĽtzt  auf  xaldrack 
in  seinen)  Laboratorium  ausgefĂĽhrte  Analysen,  veranlasst,  dasLrj?^ 
min  und  ThiercaseYn  nach  Zusammensetzung  und  Eigeuschafteo  ni* 
lieh  fĂĽr  identisch  anzusehen. 

DumaF  und  Cahours  sind  ihrerseits  nicht  ganz  zu  delicto 
Resultate  gelangt;  sie  haben  constaul  weniger  Stickstoff  owi edr 
Kohlenslofl'  im  Legumin  als  im  CnseYn  gefunden  und  sind  UeruA 
der  Ansicht ,  bei<ie  Stoffe  seien  als  zwei  verschiedene  Subslaoiffl* 
betrachten. 

Die  Frage  erscheint  demnach  noch  unentschieden.  Doclu  *>* 
man  bedenkt,  dass  man,  abgesehen  von  dieser  Verschiedeubeil  is  * 
Zusamiiionsetzuiig,  die  ĂĽbrigens  von  andern  Experinieniatorrn '^^ 
drOcUlich  bestritten  wird,  keine  Eigenschaft  kennt,  welche  das  t^ 
min  vom  CaseYu  scharf  zu  unterscheiden  gestattet ,  kann  oiao  w^ 
umhin,  zu  glauben,  dass  die  vofi  den  französischen  Chemikern  t»*^ 
suchte  Substanz  eine  gewisse  Menge  eines  fremden  Körpers  ealkiA 
welcher  vielleicht  von  der  Veränderung  des  Legumin  unter  den  l^ 
ständen  herrührt,  unter  denen  es  bereitet  worden  ist.    Uebrigeos» 
die  vollkommene  Gleichheit  des  nach  den   gewohnlichea  HelM^ 
dargestellten  Legumin  gleichfalls  ein  Moment,  welches,  ufld  i^ 
meines  Erachtens  mit  Recht,  in  Zweifel  gezogen  worden  ist. 

Nach  Dumas  und  Cahours  eignen  sich  die  Erbsen  und  i4^ 
Mandeln  am  besten  zur  Darstellung  des  Legumin.  Die  cerslos«^ 
Substanz  wird  zwei  oder  drei  Stunden  lang  mit  lauwarmem  ^^ 


No.91;(n.  —  Sonbeiran,  Joura.de  Pharm.  XII.  Ä2.  —  Payeo  «.©.Huf?' 
Journ.  de  Chim.  mäd.  II.  186.  —  Berzelias,  Leiirb.  d.  Cliein.  -  ti'**'' 
Ann.  der  Cliem.  o.  Pharm.  XXXIX,  128.  -  Will  b.  Vtrrea  trapp,  cM-^^^^ 
29i.  —  Schercr,  XI..  40.  —  Jone«,  ebd.  XL.  «7.  —  Dumtsi.  Cik»"^ 
Ann.  de  Ctiim.  et  de  Phys.  [3]  VI.  423.  —  Kochledcr,  Aao.  ^' ^^'^ 
Pharm.  XLVI.  158.  —  Ruling,  ebd.  LVIII.  303.  —  Noad,  Cbeivc. GMftuitf 
S.  387  u.  Pharm.  Centralbl.  1847  S.  862.  ^  Norton,  Sill.  «maric  JMrfl  1^^ 
22a.Pbarai.Ccn(ralbl.l848S.24i.-*  Ldwttnb«rg,FoggeDd.Aot.U^Ul^' 


J 


525 

digerirt.  Man  zerquetscht  das  Prodiicl  in  einem  Mörder,  sodass  ein 
Brei  entsteht,  dem  man  ungeĂźbr  sein^leiches  Gewicht  kaltes  Wasser 
zusetzt.  Nach  einer  Stunde  Haceration  wirft  man  das  Ganze  auf 
Leinwand  und  presst  aus.  Die  FlĂĽssigkeit  der  Ruhe  Oberlassen, 
setzt  eine  gewisse  Menge  StĂĽrkmehl  ab.  Man  filtrirt  dieselbe  und 
setzt  allmälig  mit  ungeOihr  8  bis  10  mal  ihrem  Gewichte  Wasser  ver- 
dünnte Essigsflure  zu.  In  dem  Augenblick,  wo  man  die  Säure  zusetzt, 
bildet  sich  ein  flockiger,  sehr  weisser  Niederschlag,  welcher  sich  leicht 
abfiltriren  lasst ,  aber  dessen  Waschung  nur  äusserst  langsam  und 
nicht  ohne  einige  Schwierigkeit  ausfĂĽhrbar  ist.  (Man  dĂĽrfte  nicht 
zu  viel  Essigsäure  zusetzen ,  denn  der  Niederschlag  würde  sogleich 
mehr  oder  minder  vollständig  wieder  verschwinden,  da  das  Legumin 
in  einem  Ueberschuss  der  S^ure  wieder  vollkommen  auflOslich  ist.) 
Nachdem  das  Legumin  durch  Wasser  erschöpft  worden  ist,  wird  es 
sodann  mit  Alkohol  gewaschen.  Nach  dieser  Behandlung  trocknet 
und  pulvert  man  es,  um  es  mit  Aetber  zu  digeriren ,  welcher  es  von 
allem  Fett  befreit.  Man  trocknet  es  hierauf  neuerdings  bis  140^  im 
Vacuum. 

Die  Bohnen  sind  nicht  so  vortheilhaft  zur  Darstellung  des  Legu- 
min; denn  ausser  dem  Stärkmehl  enthalten  sie  eine  gummiartige 
Substanz,  welche  die  Operation  dadurch  sehr  erschwert,  dass  sie  die 
Filtration  und  die  Waschungen  sehr  verzögert. 

Rochleder  Ăźndet ,  dass  das  nach  dem  eben  beschriebenen  Ver- 
fahren dargestellte  Legumin  nicht  vollkommen  rein  ist.  Um  es  zu 
reinigen,  behandelt  er  es  mit  concentrirtem  Kali,  welches  das  Legumin 
leicht  auflöst  unter  Zurücklassung  von  Flocken  einer  fremden  Sul>- 
stanz.  Man  ĂĽbertfisst  das  Gemenge  der  Ruhe  und  decanthirt  die 
aberstehende  Flüssigkeit,  filtrirt  und  fällt  mit  Essigsäure.  Der  Nie- 
derschlag wird  wohl  gewaschen ,  in  Ammoniak  gebracht ,  flitrirt  und 
abermals  durch  Essigsäure  geflillt. 

Nach  Löwenberg  ist  die  aus  Erbsen  oder  Mandeln  nach  dem  ge- 
«vöhnlichen  Verfahren  ausgezogene  und  mit  kaltem  Wasser  gewaschene 
Substanz  ein  Gemenge  von  Legumin  und  Albumin ;  nach  dem  Waschen 
mit  kochendem  Wasser  enthält  sie  ein  Zersetzungsproduct  des  Legu- 
min, gemengt  mit  Albumin.  Man  kann  nach  Löwenberg  das  Legu- 
min und  Albumin  trennen,  wenn  man  das  Gemenge  derselben  in  Am- 
moniak auflöst,  den  Ueberschuss  de«  Ammoniaks  durch  Verdunsten 
austreibt,  Chlornatrium  zusetzt,  zum  Sieden  erhitzt,  die  flitrirte  FlQs* 


526 

sigkeit  durch  Essigsif iire  fallt  uod  deD  Niederschlag  loersl  mil  Um  I 
Wasser,  dann  mil  kochenderii  Alkohol  und  Aether  wascht. 

Lowenberg  versichert,  dass  die  Infusion  der  Erbsen  andV» 
dein  ausser  Legumin  und  Albumin  noch  einen  dritten  Körper ot- 
halle,  welchen  die  Essigsaure  fällt  und  welcher  unauflöslich iAii 
einem  Ueberschu^s  dieser  SSure;  aber  der  Niederschlag  losl  sidi  â–  
reinem  Wasser;  seine  Auflösung  in  Ammoniak  schlagt  sich  tbethe« 
beim  Kochen  mit  Kochsalz  nach  dem  Verdampfen  des  AberscbasĂĽS* 
Alkali  nieder. 

S  2424.  Nach  Dumas  und  Cahours  zeigt  das  Legumin  {o]p9k 
Eigenschaften:  Gt'fjflil  durch  schwache  Essigsaure  aus  einer sdtfr 
concenlrirten  Auflösungen,  zeigt  es  immer  ein  perlrouttergianzeodei 
schillerndes  Aussehen ;  aus  schwacher  Auflösung  setzt  es  sick  i 
Flocken  ab.  Es  ist  unauflöslich  in  kaltem  Alkohol  und  in  Aelbtf' 
Siedendes  Wasser  löst  es  eben  so  wenig.  Schwacher  siedender  Ü- 
kobol  löst  e8  nicht  auf.  Kaltes  Wasser  dagegen  löst  grosse  ütnfl 
davon ;  erhitzt  man  die  Flüssigkeit  nahe  zum  Sieden,  so  geriont« 
und  lasst  zusammenhangende  Flocken  fallen,  welche  grosse  Aeholicb- 
keit  mit  dem  Albumin  haben. 

Nach  Liebig  coagulirt  die  Auflösuug  des  Legumin  beim  Siete 
nicht;  aber,  wenn  man  sie  abdampft,  so  ĂĽberzieht  sie  sich,  ^ 
die  Milch,  mit  einer  Haut,  welche  ßich  erneuert,  so  oft  man  sie  ««t 
nimmt. 

Die  Widersprüche,  welche  zwischen  den  Angaben  von  D«^ 
und  Cahours  und  denen  von  Liebig  bestehen»  rühren  vielleicht  ^^* 
dass  sich  letztere  auf  den  wassrigen  Auszug  des  unmittelbar  aus^ 
Leguminosen  erhaltenen  Legumin  beziehen,  wahrend  dieRes*'^ 
der  franzosischen  Chemiker  mit  Legumin  erhalten  wurden,  «rekhci 
aus  dem  wassrigen  Auszug  durch  Saure  geĂźUlt  und  wieder  lulj^ 
worden  war.  Es  ist  wirklich  wahrscheinlich,  dass  das  Legvoioi* 
dem  Auszug  der  Leguminosen  an  eine  Basis  gebunden  ist  und  ^ 
Verbindung  in  der  Hitze  nicht  gerinnt. 

Beizufügen  ist ,  dass  nach  Löwenberg  das  nach  seiner  fM^ 
gereinigte  Legumin  in  kaltem  Wasser  unauflöslich  wäre ;  mit  Wasi^ 
gekocht,  gebe  es  einen  kohlenstofl'reicheren  Körper,  löslich  in  Wasstf 
und  unlöslich  in  Essigsaure  ^  so  wie  einen  kohlenstoffkrmerco,  i** 
löslich  in  Wasser. 


527 


Der  frisch  bereitete  wassrige  Auszug  der  Leguminosen  ist  toII- 
kommen  indifferent  gegen  Pflanzenfarben;  das  Legumini  welches 
durch  Säure  daraus  gefflilt  wird ,  röthet  stets  Lackmus ,  selbst  nach 
fortgesetztem  Waschen  mit  Wasser  und  Alkohol.  (Nach  Braconnot 
bestanden  die  NiederscMage  aus  einer  Verbindung  von  Legumin  und 
Saure ,  was  mir  aber  sehr  fraglich  scheint.) 

Wenn  man  die  Auflösung  des  Legumin ,  wie  man  sie  aus  den 
Leguminosen  erhalt,  sich  selbst  ĂĽberlasst ,  so  gerinnt  sie  innerhalb 
24  Stunden  h(>i  einer  Temperatur  von  15  bis  20<^,  unter  Bildung 
eines  gallertigen,  kasealinlicbea  Niederschlags;  die  tiberstehende 
FlĂĽssigkeit  ist  gelblich  und  deutlich  sauer.  Zugleich  bemerkt  man 
eine  schwache  Entwicklung  von  Gas.  Die  Saure ,  welche  unter  die- 
sen Umstanden  entsteht,  giebt  mit  Zinkoxyd  die  charakteristischen 
Krystalle  des  miichsauren  Zinks  (Liebig). 

%  2425.    Die  Zusammensetzung  des  Legumin,  nach  Abzug  der 

Asche  ist : 

Dumas  ti.  Cahaun, 


Erbsen.  Linseo. 

Kohleostoff  50,53  50,46 

Wassereloff    6,01  6,65 

Stickstoff     18,15  18,19 
Scbwefel  u. 
Sioerstoff 


aus: 
sĂĽssen    Pflaumea-  Aprilu>8eo-  weissem  Hasel- 
Bohnen.  Mandeln,     kernen,     kernen.       Senf,    oflssen. 

50,69      50,93       50,93        50,72«     50,83     50,73 

6,81        6,70         6,73  5,65        6,72      6,96 

17,58      18,77       18,64        18,78      18,58     18,76 


j» 


>t 


»» 


>' 


»» 


Kohlenstoff 
Wasserstoff 
Stickstoff 
Schwefel  u. 
Sauerstoff 


Fturrenlrapp  u.  Ăźf^UL 
Aus.  Leguminosen. 
50,7 
7,8 
14,5 


u 


Jones,         Rochfeder, 


Kohlenstoff .  .  .  . 
Wasserstoff  .  .  . 
Stickstoff  .  .  .  . 
Schwefel  u.  Sauerstoff 


Aus  Bohnen. 
54,3 
7,6 
15,9 


Aus  Bohnen. 
50,8    52,6 
6,5       7,0 
14,0    14,8 


i> 


♦» 


f> 


n 


>» 


Seherer, 
Aus  Leguminosen. 
53,7 

7,2 
15,7 


»» 


Roehleder  *). 

Aus  Bohnen. 
54,0    54,3    53,9 
7,5      7,4      7,3 
14,7     14,6     15,0 


99 


>» 


>» 


»» 


1)  Bei  diesen  Anolysen  wurde  das  Legumin  zuvor  dem  angegebenen  Verfahren 
â–ĽOD  Rochleder  unterworfen  (S.  525) ;  es  enthielt  7,1  Froc.  Asche. 


528 


RiĂśing^) 


Erbsen. 


Bobnen. 


a 


KohleostĂĽff 

Wassersioir 

Stickstoff 

Schwefel 

Sauerstoff 


50,60     50,68  50,51 

7,29      6,74  6,93 

16,50  i6,58 

0,48  0,56 


50,6^ 
7,29 


0,50 


»f 


0,56 


a 
5M4 
7,04 

0,45 


Crttto.  %\ 

53,9    51.1 
7,2     1,! 

0.3     ,. 


>» 


fi 


>i 


11 


»1 


n 


Notid^). 


Norton*), 


sas$e 

Erbsen 

Erbsen 

bobnen 

Bohnen 

Mandeln 

Erbsen. 

1U 

bei  1000. 

bei  1500. 

bei  1000. 

bei  1500. 

bei  1300. 

(is- 

Kohlenstoff 

52J6 

54,40 

53,57 

55,05 

50,50 

50,72 

11 

Wasserstoff 

7,88 

7,53 

7,79 

7,59 

6^ 

6,56 

4. 

Stickstoff 

15,94 

1» 

15,26 

11 

17,33 

15,77 

14. 

Schwefel 

»1 

11 

11 

«1 

0,32 

0,77 

U 

Sauerstoff 

11 

11 

11 

11 

»1 

«1 

»• 

Wenn  man  die  Auflv>sung  des  Legumin  eintrocknet  und 
brennt ,   so  liefert  sie  eine  vollkomm«^n  weisse  Asche  von  alkali! 
Reaction ;  sie  ontfaäU  viel  Kali ,  welches  zum  Theil  mit  Pfao«| 
stfure  in  Verbindung  ist;  der  unlösliche  Theil  der  Asche  bestebli| 
phosphorsaurer  Kalk-  und  Bittererde,  sowie  etwas  phosphi 
Bisen  (Liehig). 

S  2426.     Bei  der  trocknen  Destillation  bUht  sich  das  Lef 
auf  und  lie/ert  eine  gelbliche  FlQssigkeit,  welche  kohlensaurem 
essigsaures  Ammoniak  nebst  Schwefelammonium  entbilt, 
in  der  Retoile  eine  glänzende  Kohle  zorUckbleibt  (Braconnot). 


1)  Die  Substanz  der  mit  a  bezeichneten  Analysen  wurde  wieder  io 
aufgelöst,  durch  Essigsäure  gefallt  und  mit  kochendem  Alkohol  und  Aetberf(fi°^ 

2)  Nach  Löwenberg's  Verfahren  (S.  525)  gereinigte  Substanz. 

3)  Noad  gicbt  den  Grad  nicht  an ,  wobei  er  die  Substanz  fĂĽr  die  BffĂĽi 
des  Stickstoffs  trocknete. 

4)  Norton  nimmt  Phosphor  Im  Legumin  an;  seine  BestimmuogtQ (b*^ ''^1 

thier's  Verfahren)  ergaben  ihm : 

Legumin  aus 

sĂĽssen 
Mandeln.     Erbsen.     Hafer. 

Phosphor         1,05  2,31       0,81. 

Dieser  Phosphor  rührte  offenbar  von  einer  gewissen  Meoge  Phosphat  ktf«  ^ 
die  organische  Substanz  noch  verunreinigt  war. 


529 

Sammlliche  Säuren  coaguliren.das  Legumin,  lösen  es  aber  im 
Ueberschuss  wieder  anf. 

ConcentrirCe  Essigsaure  mit  der  perlmuUergIflnzenden  Ablage- 
rung des  Legumin  in  BerĂĽhrung  gebracht,  wird  davon  absorbiri  und 
macht,  dass  sie  anschwillt  und  halbdurchsicbtig  wird;  das  Prodnct, 
welches  dadurch  entsteht,  löst  sich  vollständig  in  kochendem  Was- 
ser. Beim  Abdampfen  erhalt  man  eine  Masse  von  gummiartigem 
Aussehen ,  die  sich  wieder  in  Wasser  auflüs<*n  lasst  und  die  Zusam«- 
roensetzung  des  Legumin  hat. 

Wenn  man  schwache  Essigsaure  zu  Leguminlosung  setzt ,  so 
wird  sie  sogleich  gefallt.  Ueberschuss  von  Saure  lOst  den  Nieder- 
schlag wieder  anf  und  die  FlĂĽssigkeit  hellt  sich  auf  einmal  aus,  ohne 
dass  das  Legumin  das  gallertige  Aussehen  angenommen  hatte ,  wo- 
von eben  die  Bede  war.  Sattigt  man  die  freie  Saure  mit  Ammoniak, 
so  schlagt  sich  das  Legumin  von  Neuem  nieder.  Ein  Ueberschuss 
von  Ammoniak  löst  sie  seinerseits  gleichfalls  (Dumas  u.  Cahours). 

Nach  Liebig  wäre  das  Legumin  in  schwacher  Essigsaure  auflös- 
licb.  Löwenberg  hat  das  in  Wasser  unlösliche ,  nach  seinem  Ver- 
fahren gereinigte  Legumin  in  Wasser  unlöslich  gefunden. 

Schwache  Salzsaure  schlagt  das  Legumin  nieder,  wie  die  Essig- 
saure ;  concentrirte  löst  es  auf  und  die  Lösung  nimmt  alsbald  jene 
blauviolette  Färbung  an,  welche  die  Eiweisssubstanzen  charak- 
terisirt. 

^  VerdĂĽnnte  Schwefelsaure  fSlllt  das  Legumin.  Wenn  man  trock- 
nes  Legumin  mit  concentrirter  Schwefelsaure  zusammenreibt,  so 
löst  es  sich  langsam  auf  und  färbt  sich  braun ,  ohne  Leimzucker  zu 
bilden  (Dumas  u.  Cahuurs).  Beim  Kochen  des  Legumin  mit  ver- 
dĂĽnnter Sjure  entsteht  LĂĽucin  (Braconnot). 

Schwache  Salpetersäure  fällt  das  Legumin ,  wie  die  oben  ge- 
nannten Sauren.  Concentrirte  löst  das  trockene  Legumin  unter  Ent- 
wicklung rother  Dampfe. 

Dreibasische  Phospborsaure  fällt  gleichfalls  die  Leguminauf- 
iösung. 

Die  Oxalsäure ,  Weinsaure ,  Aepfelsaure  und  Citronsaure  lösen 
das  Legumin  leicht  auf. 

Kali ,  Natron  und  Ammoniak  lösen  es  gleichfalls  in  der  Kalte« 
In  der  Warme  zersetzen  es  beide  erstem  unter  Entwicklung  von 
Ammoniak. 

Gerhardt,  Chen.  IV.  '  34         . 


1 


530 


Wenn  man  die  Aaflösung  des  Legumin  in  flbersebOssigcaEi 
im  Kochen  erhält  und  dann  verdünnte  Schwefetsdnre  xoseUt,  socir 
wickelt  sich  yiel  Schwefelwasserstoffgas. 

Baryt  und  Kalk  bilden  mit  Leguminin  Wasser  attB0sli<teT9- 
bindungen  (Braconnot) ;  beim  Kochen  zersetzen  sie  es  anter  Biltav 
loslicher  Salze  und  Entwicklung  von  Ammoniak  (Daraas  u.  CAop^ 

Die  wässrige  Auflösung  des  Legumfn  wird  id  der  Kille  ledtf 
von  schwefelsaurer  Magnesia,  noch  von  essigsaurem  Kalk,  nocli« 
andern  Kalksalzon  gelallt;  eine  schwache  Erhöhung  derTenpfliV 
aber  genĂĽgt,  um  sogleich  die  Gerinnung  des  Genenges  zu  beviAft 
Dieser  Bildung  einer  unauflöslichen  Verbindung  von  Kalk  und  Up* 
min  schreibt  Braconnot  das  Hartwerden  zu,  welches  bei  den  W» 
fruchten  beim  Kochen  in  hartem  Wasser  vorkommt,  das  sckaeH'i 
sauren  oder  kohlensauren  Kalk  enthalt. 

Viele  andere  Erd*  oder  Melallsahe  bewirken  gleichfelb  fiet^ 
rinnung  des  Legumin. 

Wenn  man  eine  concentrirte  Auflösung  von  Legumto  mit  e» 
gen  Tropfen  Lab  stehen  lasst ,  gerinnt  es  innerhalb  24  Standen  i4 
ständig  und  schlägt  sich  vom  Aussehen  einer  gumniarttgea  Ibs» 
nieder.  Wahrend  der  ersten  Stunden  der  Berflhmng  bMbc«  A 
Flüssigkeiten  klar,  was  zu  beweisen  scheint,  dass  die  Geriin«! 
nicht  von  der  Gegenwart  freier  Säure  im  Lab  herrdlirt  (Das»^ 
Cahours). 

Wenn  das  Legumin  den  Anfang  der  Päulniss  erlitten  hat,  M^i 
es  den  Zucker  mit  Lebhaftigkeit  zur  Gährung  (Braconnot). 

Den  Eiweisssubstanzen  verwa'ndte  Stoffe. 

S  2427.  Homsubstanz  oder  Epidermose.  —  Die  Epider*^ 
die  Haare,  die  Seide,  die  Federn,  Nägel,  Klauen,  Hu^^f  1*'*' 
Schuppen  etc.  bestehen  grOsstentheils  aus  einer  Substanz,  ^**AN 
weniger  Kohlenstoff,  aber  mehr  Stickstoff  und  Schwefel,  ab<^ 
Eiweisssubstanzen  enthält.  Das  Epithelium ,  welches  die  ioacf^ 
Theile  des  Körpers  bei.  den  Thieren  überzieht,  ist  aus  einer ^ 
lieben  Substanz  gebildet. 

Man  erhält  die  Hornsubstanz  in  einem  sebr  unvoUkoneMMi^ 
Stande  der  Reinheit,  wenn  man  die  Theile,  welche  sie  enüulle*«'' 
viel  als  möglich  zertheilt  und  mit  kochendem  Wasser,  Alkobei^ 
Aether  erschöpft ;  dies   hat  zum  Zweck ,    den   grOssten  1^  ^ 


m 


Salze  und  anderen  fremden  Korper  zu  entfemen,  aber  es  bĂĽrgt  nicht 
Ăźlr  die  Gleichartigkeit  des  untoslichen  RQckstandes.  Es  ist  auch 
bereits  bekannt,  dass  die  hornigen  Gewebe  aus  mehreren  Schichten, 
aus  Hauten  und  Kernen,  nicht  aus  demselben  Stoff  bestehen,  und 
durch  die  angegebenen  I^Osungsmittel  nicht  zu  isoliren  sind. 

Mulder,  Scherer,  Fremy  und  mehrere  andere  Chemiker  ^  haben 
verschiedene  Horngewebe  analysirt;  obgleich  ihre  Resultate  nicht 
sehr  ĂĽbereinstimmen ,  kann  man  doch  mit  ziemlicher  Gewissheit  die 
Identität  der  chemischen  Zusammensetzung  ihrer  Substanz  daraus 
ableiten. 

Die  Resultate  dieser  Analysen  sind : 

SeherBT, 


Epidermis 

der  Bart-  Kopf- 
Fasssohle,  haare,  haare. 

Kohlenstoff     51,0  50,0  40,9 

6,8  6,7  6,6 

17,2  17,9  17,0 


Wasserstoff 
Stiekstoff 
Schwefel 
Sauerstoff 


BfiffeU  Nagel.  Wolle.  Fedei^  Feder- 

horo.  kiel,  fabne. 

61,3  50,4  50,0  51,7  51,8 

6,7  6,8  7,0  7,1  7,1 

17,2  16,9  17,7  17,9  17,6 


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»9 


«9 
ff 


»I 


9» 
99 


99 
9f 


99 

99 


Ei- 
häut- 
chen. 

50,0 

6,6 

16,8 

99 
99 


Kohlenstoff 

Wasserstoff 

Stickstoff 

Schwefel 

Saaerstoff 


V.  Laer. 

Kopf- 
haare. 

49,9 

6,4 

17,1 


9» 
»9 


berger. 

Ocbsen- 

horn. 

51,6 
6,8 

16,6 
5,0 


Mulder. 

Weisse      Kuh-     Pferd- 
Ktthhaare.  klauen,   bufe. 

50,5  50,4  50,4 

6,8  6,8  7,0 

16,8  16,8  16,7 

5,4  3,4  3,0 


Kuh- 
hom. 

50,0 
6,8 

16,5 
3,4 


Nagel. 
50,3 

6,9 
17,3 

3,2 


19 


99 


99 


99 


99 


99 


Kohlenstoff 

Wasserstoff 

Stickstoff 

Schwefel 

Sauerstoff 


Ketnp. 
Zellgewebe 

der  ' 
GaUenblase. 

51,9 

8,0 

14,8 


Renntbier- 
klauen. 

49,3 

6,2 

17,4 


99 


91 


99 
9» 


Fremy. 

Wallflsch- 
harten. 

50,8 

7,4 

16,5 

99 
99 


Schildkrot- 
scbalen. 

53,6 

7,3 
16,4 

2,0 


99 


1)  Scherer,  Ann.  der  Cbem.  u.  Pharm.  XL.  55.  —  Kemp,  ebd.  XLIIl. 
115.  —  V.  Laer,  ebd.  XLV.  156  u.  167.  —  Gorup-Besanez,  ebd.  LXI.  49. 
--Hinterl) erger,  ebd.  LXXI.  70.  —  Mulder,  Cbem.  Untersuch.,  fibers.  ▼od 
Vdicker,  No.  2,  S.  270.  —  Fremy,  Ann.  de  Cbim.  et  de  Phys.  [3]  XLVIil.  47. 

•  34» 


532 

Die  Yorstehenden  Analysen  beweisen  hauptoäcblich «  da»  ie 
Hornsubstanz  weit  mehr  Schwefel  enthSit  als  die  Eiweisssubstaaifi, 
sie  liefert  stets  Asche «  deren  Menge  auf  ungeßihr  1  Proc.  atd^ 

Die  Hornsubstanz  schmilzt  in  der  Hitze  und  brennt  mit  Icick- 
tender  Flamme  unter  Verbreitung  eines  eigenthQmtichen  Genidies. 

Wenn  man  sie  der  Wirkung  des  siedenden  Wassers  aussetit  ii 
Papin'schen  Topf,  so  schmilzt  sie  allmdlig  und  liefert  ^n  Eitnd. 
welches  beim  Erkalten  nicht  gelatinirt. 

Ammoniak  wirkt  selbst  in  der  Wärme  kaum  darauf  ein.  Actt- 
kali  lost  es  leicht  unter  Entwicklung  von  Ammoniak,  besondenii 
der  Wärme;  die  Auflösung  ist  gelb  und  liefert  mit  allen  Sltf« 
einen  weissen  Niederschlag ,  sowie  eine  Entwicklung  von  SchveH- 
wasserstoffgas  (%  2431).  Mit  Kalihydral  geschmolzen  entwickekA 
Hornsubstanz  Wasserstoff  und  bildet  Essigsäure,  Buttersiurt  ni 
Baldriansäure,  Leucin,  Tyrosin  etc. 

Concentrirte  Schwefelsäure  schwellt  die  Hornsubstanz  uodlül 
sie  in  der  Wärme  gi*0S8tentheils.  Die  Auflösung  mit  Wasser  ver- 
dĂĽnnt trabt  sich  durch  Neutralisation  mit  Alkali  sowie  aufZasiti 
von  KaliumeisencyanOr.  Durch  fortgesetztes  Kochen  mit  verdonnto' 
Schwefelsäure  erhält  man  Tyrosin,  Leucin,  Ammoniak  etc. 

Salpetersäure  färbt  die  Hornsubstanz ,  namentlich  beim  Erwl^ 
nien  und  löst  sie  endlich  auf;  die  gelbe  Auflösung  filrbt  sieb  auf Zt> 
salz   von    Ammoniak   dunkler   und   nimmt  eine  mehr  orangcroikr 
Nflance   an.     Nach    van  Laer   entsteht   zuerst   XanthoproteTnsIflr 
(t  2431),  dann  Zuckersäure  und  endlich  Oxalsäure. 

Rauchende  Salzsäure  liefert  mit  der  Hornsubstanz  dtesefti 
blaue  oder  violette  Färbung  wie  mit  den  Eiweisssubstanzen ;  dieArf- 
lösung  erfolgt  beim  Kochen  allmälig.  Nach  van  Laer  lösen  sick  die 
Haare  in  concentrirter  Salzsäure  nach  einigen  Woclien  auch  in  der 
Kälte  zuletzt  auf. 

Essigsäure  löst  die  Hornsubstanz  nicht  auf,  sie  schwellt  sk 
blos  an. 

Wenn  man  Chlor  in  warmes  Wasser  leitet,  welches  Honisa^ 
stanz  (aus  Haaren)  in  Suspension  hält,  so  erleidet  dieselbe  kdoeVer 
änderung  im  Aussehen  ;  aber  nach  dem  Trocknen  fühlt  sie  sicbraak 
an  und  löst  sich  vollständig  in  Ammoniak  unter  Entwickluog 
Stickstoff. 


533 

Quecksiiberchlortd  ßrht  die  Hornsubstanz  auch  in  der  Wärme 
nicht.  Das  Salpetersäure  Silber  Hirbt  sie  schwarz  oder  purpurrotb, 
salpetersaures  Quecksilberoxyilul  grau,  Plalinchlorid  gelb.  Wenn 
man  das  Hörn  mit  einem  Brei  von  Kalk  und  Mennige  bestreicht,  so 
brflunt  oder  schwflrzt  es  sich  ebenfalls  durch  Bildung  von  Schwefei- 
blei. 

S  2427*.  An  die  Hornsubstanz  reiht  sich  auch  die^  welche 
Mulder  Fibrom  nennt  und  die  nach  ihm  die  Seidenfaser  und  die 
Herbstfaden  enthalten. 

Man  erhalt  das  PibroYn  durch  auf  einander  folgendes  Ausziehen 
mit  Wasser,  Alkohol,  Aelher  und  kochender  Essig.^äure ;  diese  Lösungs- 
mittel nehmen  Albumin ,  eine  klebrige  Materie ,  ein  Fett  und  einen 
ParbstolT.  Die  so  behandelte  Seide  ist  sehr  weiss^  sehr  weich  anzu- 
fühlen und  ohne  Glanz.     Sie  enthält  nach  Abzug  der  Asche : 

Muider  <). 
KohleDstoflT         48,53 
Wasserstoff  6.50 

Sliclistoir  17,35 

Sctiwefel  7 

Sauerstoff  ,, 

Die  Asche  enthält  in  ziemlich  beträchtlicher  Menge  Kalk-  und 
Biltererde ,  Eisen-  und  Manganoxyd,  Natron,  Kohlensäure,  Schwefel- 
säure, Salzsäure,  Phosphorsäure  und  Kies«*lsäure. 

Beim  Verbrennen  verbreitet  das  FibroYn  den  Geruch  nach  ver- 
branntem Hörn.  Bei  der  trocknen  Destillation  liefert  es  kohlensau- 
res Ammoniak,  BrandOl  und  einen  reichlichen  RĂĽckstand  von  Kohle. 

In  der  Kälte  wirkt  verdünntes  Kali  nicht  auf  das  FibroYn,  aber 
beim  Kochen  tindet  die  Auflösung  statt.  Concentrirte  KaJilösung 
löst  es  auf;  die  Auflösung  wird  durch  Säuren  gelallt  unll  selbst  durch 
reines  Wasser.     Festes  Kalihydrat  verwandelt  es  in  oxalsaures  Salz. 

Ammoniak  und  kohlensaure  Alkalien  lösen  das  FibroYn  nicht  auf. 

Concentrirte  Schwefelsäure  löst  es  in  der  Kälte  auf  unter  Bil- 
dung einer  dicken  FlĂĽssigkeit ;  mit  Wasser  verdĂĽnnt  liefert  sie  eine 
Auflösung,  welche  durch  Galläpfelinfusion  gefallt  wird,  sowie  durch 
Aetzkali;  aber  der  durch  Kali  erzeugte  Niederschlag  löst  sich  in  einem 
Deberschuss  des  Fällungsmittels. 


1)  Molder,  Poggend.  Aon.  XXXVII.  294;  XL.  26«.     Jotiro.  f.  prakt.  Cliem. 
X.  480. 


534 

Coucentrirle  Salzsäure  lOst  das  FibroYo  auf;  die  AufiOsung  brlitf 
sich  in  der  Wdrine,  Da$  tr6ckne  Fibrom  absorbirl  7,4  Prot.  Saii* 
sauregas. 

Concentrirte  Salpetersäure  löst  es  gleichfalls ;  in  der  Wlne 
entsteht  Oxalsäure.     Phosphorsäure  lOst  es  gleichfalls. 

8  2427^.  Die  organische  Substanz  der  Seeschwämme  ^)i^ 
dieselben  Charaktere  wie  das  Fibrolo  der  Seide.  Durch  verdOaik 
Salzsäure,  Alkohol  und  Aether  erschöpft,  enthält  es  bei  100*: 

Crooketoit,       Posseli, 


KobleDftoff . 

46,51 

46,80 

Wasserstoff 

6,31 

6,29 

Stickstoff  . 

16,15 

16,15 

Schwefel  . 

0,50  Asche 

3,59 

Phosphor 

1,90 

5» 

Joii     .     . 

1,08 

»» 

Sauerstoff 

« • 

«« 

Mulder  betrachtet  die  Schwammsubslanz  als  eine  Verbindia^ 
von  FibroYn  mit  Schwefel,  Phosphor  und  Jod.  Aber  diese  Eiemeik 
(mit  Ausnahme  des  Schwefels)  bilden  keine  wesentlichen  Bestao'- 
theile  der  organischen  Substanz. 

Die  Schwämme  liefern  durchschnittlich  3Vs  Proc.  Asche  Ktf 
Kieselsäure,  schwefelsaurem,  kohlensaurem  und  phosphorsaofc« 
Kalkj  sowie  Jodkalium. 

Mit  concentrirter  Schwefelsäure  zusammengebraclil ,  verlieni 
sie  ihre  Elasticität ;  doch  bilden  sie  keine  in  Wasser  lösliche  Verte' 
düngen.  Salpetersäure  löst  sie  theilweise;  der  unlösliche  TbeiU 
eine  weiche,  klebrige,  in  Wasser  unlösliche  Substanz,  welche »ck 
vollständig  in  Ammoniak  löst  mit  gelber  Faii>ey  so  wie  in  Kali  nil 
rother  Farbe. 

Mit  Salzsäure  gekocht,  lösen  sich  die  Schwämme  mit  brauiMr 
Farbe  auf. 

In  Ammoniak  erleiden  sie  keine  Veränderung ;  in  Barjflwasstf 
dagegen  lösen  sie  sich  beim  Sieden  auf.  Die  alkalische  AoAMm 
mit  Essigsäure  ueiitralisirt,  liefert  einen  gallertigen  NiederscU^t 
welcher  durch  überschüssige  Säure  verschwindet ;  zugleic^entwidwlK 
sich  Schwefelwasserstoffgas. 


1)  Crookewil,  Scheik.  Onderzoek.  11.  i ;  Ano.  der  Chem.  a. Phant. IL^ 
43.  —  Pusselt,  Ann.  der  Cliem.  u.  Pharm.  .\LV.  192. 


535 

8  2427^  Die  meisteD  HAiite,  welche  das  Innere  der  Canäle 
und  Behälter  auskleiden,  worin  die  FlQssigkeilen  des  ibierischen  Or- 
ganismus enthalten  sind,  scheiden  eine  eigenlhOmlicbe  Substanz  von 
schleimiger  oder  gallertiger  Consistenz  ab,  welche  im  Allgemeinen 
mit  dem  Namen  Schleim,  inueus,  bezeichnet  wird. 

In  trockuem  Zustande  ist  diese  Substanz  weiss,  fest,  hart  und 
zerreihlich,  schmilzt  beim  Erhitzen  und  zersetzt  sich  unter  Entwick- 
lung von  viel  kohlensaurem  Ammoniak.  In  Wasser  schwillt  sie  an, 
ohne  sich  merklieh  zu  lösen,  und  liefert  eine  weiche,  klebrige,^ halb« 
flttssige  Masse ;  in  diesem  Zustande  fault  sie  leicht. 

Die  Substanzen,  welche  man  als  Schleim  betrachtet  hat ,  zeigen 
nicht  alle  denselben  chemischen  Charakter. 

Der  Schleim  der  Nase  löst  sich  leicht  in  Säuren. 

Der  Schleim  der  GaHenblase  scheidet  sich  als  Gallerte  ab,  wenn 
man  frische  Galle  mit  Alkohol  versetzt.  Er  bleibt  nach  dem  Waschen 
mit  schwachem  Alkohol  und  mit  Aether  in  reinem  Zustande  zurĂĽck. 
In  feuchtem  Zustand  ist  er  grOnlich ;  trocken  von  dunkler  Farbe ;  er 
schwillt  in  Wasser  wieder  an  und  bildet  eine  Gallerte ;  durch  Behand- 
lung mit  Alkohol  verliert  er  diese  Eigenschaft^  er  ist  unlöslich  in 
Sünren,  löst  sich  in  Alkalien  und  wird  durch  Neutralisation  mitSüure 
geföllt.  Er  lost  sich  in  Wasser,  wenn  man  ihn  in  einer  geschlossenen 
Rohre  auf  210^  erhitzt  (Kemp^)).  Er  enlhält  nach  Abzug  von  10 
Proc.  Asche: 

Kemp, 

KohlenstofT  51,9  51,8 

Wasserstoff  8,0     7,6 

Stickstoff  14,3  14,5 

^  Schwefel 


Sauerstoff 


Nach  Kemp  ist  die  Pikrinsäure  eines  der  besten  Beagentien,  die 
Gegenwart  des  Schleims  in  einer  FlĂĽssigkeit  (sofern  dieselbe  nicht 
zu  gleicher  Zeit  Albumin  enthalt)  zu  constatiren,  indem  er  davon  hell- 
gelb geĂźlUt  wird. 

Wenn  man  Gallenschleim  lange  Zeil  mit  Wasser  kocht,  die  Auf- 
lösung zur  Trockne  abdampft  und  den  Rückstand  in  Alkohol  aufnimmt, 


1)  Kemp,  Aon.  der  Chem.  a.  Pharm.  XLIIl.  11.  —  Scherer,  ebd.  LVII. 
196. 


536 

80  bleibt  ein  Körper  übrig,  weicher  anschwillt  und  sidi  ea4U 
vollständig  auQost.  Die  Auflösung  wird  durch  Chlor  und  SSureit 
sowie  durch  Kalkwasser  und  viele  Hetallsalze  gefĂĽllt  (L.  -GmeliB). 

Scherer  hat  einen  Schleim  beschrieben ,  welchen  er  aus  omt 
dicken  FlĂĽssigkeit  erhielt,  die  sich  in  einer  Art  Sack  Cand,  welcber 
sich  zwischen  Schlund-  und  Luftröhre  gebildet  hatte.  Dieser  Schi« 
war  auOöslich  in  Wasser  und  die  Auflösung  wurde  durch  AikoMi 
Essigsäure  und  Mineralsauren  geßillt ,  während  sie  durch  GalllpU- 
tinctur,  Quecksilberchlorid  und  KaliuineisencyanĂĽr  nicht  geĂźlUtwanir. 
Dieser  Schleim  enlhiell,  nach  Abzug  von  4,1  Proc.  (alkalischer,  mk 
Säuren  stark  aufbrausender  und  viel  phosphorsaure  Kalk«rde  entU- 
tender)  Asche : 

KohleoBloff  52,41  Ă–2,0t 

Wasserstoir  Ă–,97  6,93 

StickstofT  12,82  12,83 
SauerstofT 


»1  »» 


Die  analysirte  Substanz  schien  keinen  Schwefel  zu  enlhalteo. 

I  2428.  Leim  gebendes  Gewebe.  —  Die  serösen  Häute,  äa* 
Zellgewi»be,  die  äussere  Haut  (derma),  die  Sehnen,  die  Knochen,  i» 
Hirschborn  etc.  enthalten  eine  organische  Substanz,  unlaslich  in  kal- 
tem Wasser,  verdünnten  Säuren,  Alkohol  undAetlier,  ab«-r  0lhig, 
allmälig  in  siedendem  Wasser  aiilzulösen  und  beim  Erkalten  zu 
Gallerte  zu  gestehen. 

Einige  Chemiker  bezeichnen  mit  dem  Namen  Ossem  (vorge 
schlagen  von  Verdeil  und  Robin)  die  Substanz,  welche  dieses  Vo^ 
halten  zeigt. 

Man  kann  sie  aus  den  Knochen  darstellen,  wenn  man  sied«f 
Einwirkung  von  Salzsäure  unterwirfl,  welche  mit  ungeßihr  9  TlieiH 
Wasser  verdünnt  ist.  Die  Flüssigkeit  wird  nach  einiger  Z«*it  ab^e> 
gössen  und  zwei  oder  dreimal  durch  immer  weniger  gesäuertis  Wis- 
ser ersetzt.  Nach  mehrtägigem  Verweilen  in  der  sauren  Flüssigkeit* 
wenn  die  Knochen  durchsichtig  uiui  elastisch  geworden,  wäscht  oaa 
das  OsseTn  zuerst  mit  kaltem  destillirtem  Wasser,  dann  mitivarmcfl« 
bis  die  Waschwässer  durch  salpetersaures  Silber  nicht  mehr  geUlt 
werden.  Zuletzt  wird  das  Ossein  noch  durch  Alkohol  und  AelbK 
gereinigt. 

Die  so  gereinigte  Substanz  verwandelt  sich  duixh  eine  hiobaf- 
lich  furtgesetzte  Einwirkung  von  siedendem  Wasser  in  Leim ;  die  Dw 


537 


Wandlung  geschiebt  schneller  und  erf(»Jgt  in  einigen  Minuten ,  wenn 
man  die  Flüssigkeit  ansäuert  (Fremy). 

Die  Zusammensetzung  des  OsseYu  von  verschiedener  Abstammung  * 
ist  nachstehende  i) : 

Scherer,  Fremy» 

Fisch-    Sehnen  von    Sclera^    Rinds-       Kalbs-      Enten-     Karpfen- 
leim.     Kalbsffissen.    Hea,    knochen.  knochen.  knochen.  [knocben. 

Kohlenstoff   49,6         50,3  50,5    49^50,4    49,9        49,1        49,8 

7,2  7,1       7,8    6,5      7,3  6,8  7,1 

18,3  18,7     17,9  16,9    17,2 


Wasserstoff     6,9 
Stickstoff       18,8 
Schwefel 
Sauerstoff 


»9 


»> 


»» 


>» 
»» 


»» 


1« 


f^erdeil. 

Fischleim. 


Sehlieper. 
Fischleim. 


Kohlenstoff 

Wasserstoff 

Stickstoff 

Schwefel 

Sauerstoff 


if 


1» 


»» 


»9 


1» 

0,7 


0,6 


»» 


»» 


Die  vorstehenden  Zahlen  sind  dieselben,*  wie  die,  welche  man 
erhält  bei  der  Analyse  des  Leims.  Es  geht  übrigens  aus  den  Ver- 
suchen von  Chevreul  ^)  hervor,  welche  er  mit  Sehnen  anstellte ,  dass 
das  OsseYn  das  Gewicht  nicht  verhindert ,  wenn  es  in  Leim  ĂĽbergeht. 
Fremy  ist  zu  demselben  Resultate  mit  dem  OsseYn  der  Knochen  ge- 
langte 

In  feuchtem  Zustande  sich  selbst  ĂĽberlassen ,  fault  das  Ossein 
sehr  schnell ,  verliert  aber  diese  Eigenschaft  durch  die  Verbindung 
mit  gewissen  Melalloxyden  und  mit  Gerbsaure. 

Wenn  man  das  OsseYn  in  eine  Auflösung  von  Quecksilberchlorid 
oder  schwefelsaurem  Eisenoxyd  legt,  bemitchtigt  es  sich  der  Basen 
dieser  Salze,  wird  dichter  und  bildet  damit  in  Wasser  unlösliche  und 
der  Fätilniss  vollkommen  wiilerslehende  Verbindungen. 

'  Die  thiei'ische  Haut  verhalt  sich  in  einer  Auflösung  von  Chlor- 
aluminium oder  von  Alaun  und  Kochsalz  ganz  auf  dieselbe  Weise ; 
das  OsseYn  bildet  dann  eine  an  der  Luft  und  in  kaltem  Wasser  un- 


1)  Scherer,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  XL.  46.    —  Fremy,  a.  a.  0.  — 
Vertieil,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  LVIII.  317.  —  Schtieper,  ebd.  378. 

2)  Chevreol,  Ann.  de  Chim.  et  de  Pbys.  [3]  \\X.  33. 


538 

v^änderlicbe  Tbonerdeverbiodung*  In  diese  VeribinduDg  wH  äi 
OsseYn  bei  der  Darstellung  des  weusgahren  u«  ungarischen  Leim 
gebracbl.  Die  zur  HandschubfabrikaĂĽon  oder  andern  feiDeo  Aito- 
ten  bestinimten  Ziegen-,  Lamm-  und  Scbafhäute,  welche  keiM  gnv 
Festigkeit  erfordern,  werden  nicht  durch  gerbsäurelialligeSubstaBin 
in  Leder  rerwandelt,  sondern  die  Gerber  ertheilen  ihnen  dadaitbii 
Widerstandsßlhigkeit  gegen  Füulniss,  dass  sie  dieselbe»  nach  fute* 
gehendem  Abschaben  (der  Fleischtiieile)  und  Enthaaren  in  eine  U- 
lösung  von  Alaun  und  Kochsalz  legen.  Bei  der  Bereitung  des  «ip- 
riscRen  Leders  wendet  man  gleichfalls  Chloraluniinium  (durch  df 
pelte  Zersetzung  von  Kochsalz  und  Alaun  erhalten)  als  Gerl>iiiiuel> 
und  tränkt  das  so  behandelte  Leder  mit  Talg ;  das  Chloraluoiioiis 
schĂĽtzt  die  tbierische  Substanz  vor  Zersetzung,  ohne  die  Surle^ 
Gewebes  zu  verändern ;  das  Fett  verhindert  das  Austrocknen  des  In- 
ders und  verleibt  ihm  Geschmeidigkeit,  die  es  ftlr  die  Arbeiteetb 
Sattlers  und  Riemers  geeignet  macht.  Der  Samischgerberj  veicto 
sich  mit  der  Bereitung  der  Gemsen- ,  Damuihirscb-,  Baffelbäale  de 
zur  Fabrikation  der  Handschuhe  beschäftigt,  beschrankt  sieb  daml 
mit  Hülfe  vielfältiger  Manipulationen  die  Haut  mit  öligen  SabslaoMi 
so  zu  tränken ,  dass  das  Gewebe  erhalten  und  demselben  Weicttd 
und  ZOgigkeit  ertheiit  wird. 

S  '2429.  Die  Gerbsäure  verhält  sich  zur  thierischen  Hail  *k 
die  Metallsalze;  sie  verbindet  sich  mit  dem  Ossein  unter  Bildungdif 
unauflöslichen  Verbindung,  bekannt  unter  dem  Namen  Leder,  Bi 
Galläpfelaufguss  verliert  all  seine  Gerbsäure ,  wenn  man  ibn  »a  1^ 
rübrung  mit  einer  hinreichenden  Menge  Thierhaut  lässt;  100  TbA 
trockene  Kuhhaut  nehmen,  vollständig  mit  Gerbsäure  gesättigt,  li 
61  Th.  an  Gewicht  zu. 

Der  Gerbproccss  im  Grossen,  d.  h.  die  Reihe  der  Operalioa«"' 
wodurch  man  die  tbierische  Substanz  der  Haut  in  Leder  vcrwjadA 
wird  auf  folgende  Weise  ausgeführt.  Die  Häute  der  Kühe,  USb«* 
Pferde  werden  zuerst  durch  Waschen  von  Blut  gereinigt,  siewerdw 
mehrere  Tage  lang  in  fliessendes  Wasser  gehängt  oder  in  de5seBE^ 
mangelung  in  Kufen,  deren  Wasser  oft  gewechselt  wird;  daoooii»^ 
man  Blut  und  Unreiiiigkeiten  weg,  welche  die  Haut  bescbmiiti^ 
Wenn  sie  gehĂĽiig  gewaschen  und  erweicht  sind ,  unten^irfl  m>D  ^ 
dem  Kalken  im  bescher,  d.  b.  man  bringt  sie  in  GeĂźsse  tod  W 
oder  Mauerwerk  mit  Kalkmilch,  wo  man  sie  weichen  lässl.    ^ 


539 

Operalion  hat  zum  Zw8ck^  die  Enthaarung  oder  Ad^^Abpahlen  zu  er«' 
leichtern.  Man  nimmt  mit  dem  Putzuiesser  die  Fleischtheile  und 
Unreinigkeiteo  weg ;  man  schneidet  di^  unnĂĽtzen  Lappen  und  beson- 
ders die  Rander  ab  (diese  Abfälle  dienen  zur  Leimbereilung) ;  man 
gläUet  mit  einem  Stein  die  Narbenseite  oder  Haarseite  und  bebandelt 
sie  zuletzt  so ,  dass  sie  ganz  weiss  und  rein  ist.  Hierauf  folgt  das 
Schwellen  und  Einsetzen.  Man  bringt  die  Häute  20 — 30  Tage  in 
Kufen  mit  säuret*  Lohbrflhe ,  bis  sie  so  weit  aufgequollen  oder  ge- 
schwellt sind,  als  es  zur  unmittelbaren  Aufnahme  der  Gerbsäure  nöthig 
ist.  Hierauf  legt  man  sie  in  im  Boden  versenkte  hölzerne  Kufen  oder 
in  gemauerte  Gruben ,  in  abwechselnden  Schichten  mit  in  mehr  oder 
weniger  kleine  StĂĽcke  zertheilter  Eichenrinde  oder  Lohe  und  fĂĽllt 
dann  das  Ganze  mit  Lohauszug,  so  dass  dieser  alle  Theile  befeuchtet. 
i>a»^asser  lüst  die  Gerbsäure  auf  und  vermittelt  die  Verbindung  der 
Haut  mit  der  Gerbsäure.  Es  bedarf  mehrere  Monate  zur  Vollendung 
dieser  Operation.  Beim  Herausnehmen  aus  der  Grube  ist  das  Leder 
vollständig  gegerbt.  Man  reinigt  es  und  Obergiebt  es  den  Zürich-- 
tern,  welche  es  fĂĽr  alle  Anwendungen  brauchbar  machen ,  indem  sie 
es  in  Wasser  befeuchten ,  walken ,  mit  Oel  feiten  und  verschiedenen 
andern  Manipulationen  unterwerfen ,  um  es  geschmeidig  zu  machen, 
zu  schwärzen  und  zu  glätten. 

Einige  Gerber  setzen  beim  Schwellen  des  Fahlleders  Schwefel- 
säure zu,  um  das  Schwellen  zu  befördern  und  die  Dauer  des  Gerbens 
abzukĂĽrzen ;  allein  dieser  Zusatz  ist  der  guten  Beschaffenheit  des 
Leders  nachtheilig.  Turnbull  t)  hat  in  jĂĽngster  Zeit  vorgeschlagen, 
die  gekalkten  Häute  mit  Zucker  zu  behandeln ,  um  so  den  Kalk  voll- 
ständig zu  entfernen  und  dadurch  die  Verbindung  der  Gerbsäure  mit 
der  Haut  zu  erleichtern. 

%  2429*.  Fremy3)  fand  in  den  Knochen  einiger  Plattfiissler 
und  in  den  Fischgräten  einen  sticksloffhaltigen  Korper,  welcher  sich 
vom  OsseYn  unterscheidet,  denn  er  widersteht  der  Wirkung  des  sie- 
denden Wassers  und  der  Säuren.  Um  ihn  darzustellen,  behandelt 
man  die  Knochen  von  WasservOgeln  odei*  Fischgräten  mit  kalter  ver- 
dünnter Salzsäure;  wenn  die  Salzsäure  dre  Kalksalze  aufgelöst  hat, 
die  organische  Substanz  mit  kaltem  Wasser  gewaschen  und  dann  mit 


1)  Turnbull,  Add.  de  Cbim.  et  de  Phys.  [3]  XXI.  74. 

2)  Fremy,  a.  a.  0.  S.  59  u.  96. 


n 


540 


siedpndeiD  Wasser  behandelt  wird ,  ao  verwandelt  sich  das  io  fiesa 
Knochen  eiKhaUene  Ossein  in  Leim  und  es  bleibt  im  \Va»er€iii 
durchscheinende,  elastische  Substanz  in  Suspension ,  welche  <ii(  ^ 
stalt  des  Knochens  behält.  Diese  schien  nach  der  Analyse  diesA 
Zusammensetiung  zu  haben,  wie  das  Ossein. 

Gewisse  Arten  von  Muscheln  liefern  eine  ĂĽbnliche  Siibstanx  (iis 
Conchtdin). 

g  2429''.  Man  muss  gleichfalls  vom  Ossein  die  Subslanx  uM' 
scheiden ,  welche  die  Knorpeln  und  die  Hornhaut  des  Auges  bUd 
denn  die  gallertige  Substanz  (Chondrin,  %  2430*),  welche  man  dir- 
aus  durch  die  Einwirkung  des  Wassers  erhält,  weicht  in  ^ 
Punkten  vom  Leim  ab.  Die  Zusammensetzung  der  Substanz  to 
Knorpcigewebes  ist  *) : 

Seherer.  Ferdeil. 

Kalbskoorpel.     Hornhaut.     Menscbenknorpel. 
KohlenstĂĽff        50,5  49,6 


Wa8»er8tofr  7,0  ,             7,1 

Stickstoff  14,9               14,4 

Scbwefel  ,,                   ,,                       0,7 

Sauentoff 


3} 
1) 
ff 


»>  Jl  f» 


Diese  Zahlen  sind,  mit  Ausnahme  des  Stickstoffs,  die  oämüciKt 
wie  die,  welche  man  aus  dem  Ossein  erhält. 

S  2429^  Die  Substanz  des  elastischen  Gewebes ,  welch«  ^ 
Nackenband  der  Säugethiere,  die  gelben  Bänder  der  Wirbelsäule  f^ 
unteren  Stimmbänder,  die  Netzhaut  der  Arterien  etc.  bildet,  istglfi^ 
falls  verschieden  vom  Ossein.     Sie  ist  von  gelber  Farbe. 

Von  fremden  Substanzen  befreit  durch  Auskochen  mit  Wassf*'« 
verdünnte  Essigsäure  und  Aelher,  enthält  sie : 


Mulder*). 

Kohlenstoff 

55,65 

Wasserstoff 

7,41 

Stickstoff 

17,74 

Schwefel 

•» 

Sauentoff 

«• 

1)  Scherer,  ÄDn.derCheni.  u.  Phann.XL.49.  —  VerdeiI,ebd.LVIII.'t'- 

2)  M u  1  der,  Poggend.  Aoo.  XXXVIIl.  311.  Aon.  der  Ckem.  n.  Pbarn. ^ 
281.  Journ.  f.  prakt.  Cbem.  X.  493.  —  Mnlder,  Aligcm.  pbysioi.  ihmn,^ 
594.  —  Zollikofer,  Aon.  der  Chem.  a.  Pharm.  LXXIII.  192. 


541 

Die  Substanz  des  elastischen  Gewebes  ist  in  der  Kälte  in  allen 
Lösungsmiüeln  unauflöslich.  Kochendes  Wasser  löst  sie  eben  so 
wenig ;  erst  nach  fortgesetzter,  30  Stunden  wahrender  Erhitzung  auf 
160<^  im  Papin'schenTopf  liefert  sie  eine  bräunliche  Auflösung,  welche 
beim  Erkalten  nicht  gelatinirt  (§  2430). 

In  concentririe  Kaliauflösung  gelegt,  schwillt  sie  an  und  gelatinirt. 

Kochende  verdünnte  Salzsflure  löst  sie  auf.  Kochende  concen- 
trirte  Essigsaure  löst  sie  nur  langsam.  Schwefelsäure  von  mittlerer 
Concentration  löst  sie  in  dc^  Warme ,  indem  sie  eine  mehr  oder  we- 
niger dunkle  FlĂĽssigkeil  bildet,  welche  Leucin  (ohne  Leimstiss)  ent* 
hält.     Salpetersäure  verwandelt  sie  in  XanthoproteYnsäure. 

S  2430.  Der  Leim  zeigt  dieselbe  Zusammensetzung*  wie  das 
Ossein  und  entsteht  durch  die  Wirkung  des  Wassers  auf  das  Letztere. 

Man  unterscheidet  im  Handel  mehrere  Sorten  Leim.  Der  reinste 
und  am  meisten  geschätzte  ist  bekannt  unter  dem  Namen  FischleiMy 
Ickthyocolla;  es  ist  die  innere  Haut  der  Schwimmblase  mehrerer 
Arten  der  Störe,  welche  in  der  Wolga  und  andern  Flüssen  Russlands 
sehr  gemein  sind. 

Man  erhält  den  ordinären  Leim ,  indem  man  HautabAllle,  Hufe^ 
Knochen,  Hirschhorn,  KalbsfĂĽsse  etc.  einige  Zeit  mit  Wasser  bei  ge- 
wöhnlichem oder  höherem  Luftdruck  (bei  106 — 107<^)  kocht.  Die 
concentrirte,  geklärte  Auflösung  gesteht  beim  Erkalten  zur  zitternden 
Gallerte ,  welche  mit  HĂĽlfe  eines  eisernen  Drahtes  in  dĂĽnne  Platten 
zerschnitten  wird  und  vollkommen  getrocknet  jene  Form  erhält,  welche 
der  käufliche  Leim  besitzt. 

Dieses  Product  enthält  in  kaltem  Wasser  und  Alkohol  lösliche 
Substanzen ,  welche  man  ausziehen  kann ,  wenn  man  den  Leim  in 
kaltem  Wasser  zur  Gallerte  erweichen  lässt,  welche  man  mechanisch 
zertheilt  und  mit  warmem ,  von  Zeit  zu  Zeit  erneuertem  Wasser  in 
BerĂĽhrung  bringt,  nachdem  man  ihn  in  Leinwand  gebunden  hat. 
Wenn  das  Wasser  sich  nicht  mehr  f^rbt,  schmilzt  man  die  Gallerte 
in  Wasser  bei  gelinder  Wärme  und  trennt  die  unlöslichen  Theile 
durch's  Filter.  Man  mengt  hierauf  die  helle  Auflösung  mit  ihrem 
gleichen  Volum  Alkohol,  welcher  die  Leimsubstanz  in  reinem  Zustand 
daraus  niederschlägt. 

An  vielen  Orten  bereitet  man  den  Leim,  indem  man  die  Knochen 
mit  Salzsäure  behandelt,  so  dass  die  Kalkverbindungen  ausgezogen 
werden  und  der  Leim  in  der  ursprĂĽnglichen  Gestalt  der  Knochen  zu^ 


n 


542 


rückbleibt.  WeDii  diese  hinlänglich  weich,  biegsani  and  darducki- 
nend  geworden,  entfernt  man  die  Saure  durch  Waschen  und  sdnfei 
den  Hockstand  in  etwas  heissem  Wasser. 

Der  trockene  Leim  ist  farblos  oder  gelblich,  in  dOnnen  SUKhn 
durchscheinend,  glasig,  ziemlich  hart  und  spröde,  elastisch,  gen^ 
und  geschmacklos,  unveränderlich  an  der  Lull,  schwerer  atsWuser. 
ohne  Einwirkung  aufPOanzenfarben,  unlöslich  in  Alkohol  undAelhcr. 
In  BerĂĽhrung  mit  kaltem  Wasser  schwiMl  der  Leim  an,  wird  Mk- 
sichtig,  nimmt  ungefähr  40  Proc.  an  Gewicht  zu  und  bleibt  so,  ohie 
sich  merklich  in  der  FlĂĽssigkeit  zu  lOsen ;  diese  Gallerte  iM  wi 
in  heissem  Wasser;  die  concenirirte  wässrige  AuOOsuDg  wird« 
Alkohol  in  Form  einer  weissen,  zusammengeballten  Hasse  geftOL 

Wenn  man  eine  concentrirte  LeimauflOsung  in  heissem  Wma 
im  Kochen  erhält,  ferändert  sie  sich  und  yerliert  allmfliig  dieEigti- 
schaft,  beim  Erkalten  zu  gelatiniren;  die  FlĂĽssigkeit  liefert  dann  Im 
Abdampfen  einen  Rückstand ,  welcher  das  Aussehen  des  Terptfli» 
hat  und  feucht  an  der  Luft  wird«  Dieser  Rückstand  llssl  sich  kiM 
pulverisiren  und  ist  in  Wasser  leicht  löslich ;  die  AuflOsang  giekt  wi 
Alkohol  einen  Niederschlag,  welcher  mit  Wasser  keine  Gallerts  iäkL 
aber  die  nflmliche  Zusammensetzung  wie  der  Leim  hat. 

Die  Analyse  *)  des  Leims  ergab : 


Gay-Lussae             Mulder. 

Lein,  doreh 

u,  Thenard.   -- — '**■■    ^ — ^ 

-^       Kochen 

Fiscbleim.     Hirschhorn.  Fischleim.     TerSndert. 

Kohlenstoff       47,9 

49,4            i 

K0,1 

49,0 

Wasserstoff         7,5 

6,« 

6,6 

«,7 

Stickstoff          17,0 

18,4 

18,3 

9t 

Schwefel*)           „ 

}f 

i> 

»» 

Sauerstoff             ,, 

»» 

>» 

>» 

V.  Goudoever, 

Fremy. 

Leim,  dnrch 

Rinds- 

Fischleim.        Kochen 

knochen. 

verändert. 

Kohlenstoff 

49,3              4S,9 

60,0 

Wasserstoff 

6,7                6,5 

6,5 

Stickstoff 

17,4 

17,5 

Schwefel 

»»                   " 

»1 

Sauerstoff 

»>                   >» 

»> 

1)  Mulder,  Poggend.  Ann.  XL.  279.  —  ▼.  Goudoc?er,  ebd.  lU-  ^ 
Journ.  f.  prakt.  Chem.  XXXI.  313.  —  Premy,  ebd. 

2)  Vgl.  die  Sehwefelmenge  in  der  leimgebenden  Substani  (S.  697). 


J 


543 

Hunt  1)  flndel ,  dass  man  durch  Hinzuftlgen  der  Elemente  des 
Ammoniaks  zur  Formel  der  Cellulose  oder  des  Starkmehls  und  Ab- 
ziehen der  Elemente  des  Wassers  so  ziemlich  die  Zusammensetzung 
des  Leims  erhält: 

Ci9  H,o  Oio  +  2  NHj  =  C,j  Hio  Nj  O4  +  6  HO 
Cellulose.  Leim. 

Die  Formel  nCisHioN^OA  erfordert: 


Kohlenstoff 

50,7 

Wasterttoif 

7,04 

Stickstoff 

19,71 

Sauerstoff 

22,55 

100,00. 

« 

Ua  der  Leim  eine  kleine  Menge  Schwefel  enthält ,  so  wflre  der» 
selbe  m  obiger  Formel  einer  äquivalenten  Menge  Sauerstoff  zu  sub- 
stituiren.  Indessen  ist  der  berechnete  Stickstoff  weit  betrachtlicher, 
ab  der  gefundene.  (Die  Zusammenstellungen  von  Hunt  gewinnen 
Interesse^  wenn  man  bedenkt,  dass  der  Leim  durch  verdĂĽnnte  Schwe- 
felsaure gahmngftfilhigen  Zucker  und  Ammoniak  liefern  kann.  M.  s» 
weiter  unten.) 

Durch  Alkohol  aus  seiner  wassrigen  Auflösung  niedergeschlagen, 
liefert  der  Leim  keine  bestimmbare  Menge  Asche.  Der  nicht  gerei- 
nigte Leim  enthalt  stets  viel  phosphorsauren  Kalk. 

Der  Luft  ĂĽberlassen,  fault  der  feuchte  Leim  leicht ;  die  FlĂĽssig- 
keit, womit  er  getrankt  ist,  wird  anfangs  sehr  sauer,  entwickelt  aber 
spater  Ammoniak. 

Der  trocknen  Destillation  unterworfen,  liefert  der  Leim  eine 
wassrige  FlĂĽssigkeit,  welche  viel  kohlensaures  Ammoniak,  Schwefel- 
ammonium ,  CyanammoniĂĽin ,  verschiedene  flĂĽchtige  Basen  (Anilin, 
Picolin,  Methylamin,  Propylamin,  Tetrylamin,  Pyridin,  Lutidin, 
Pyrrhol)  und  noch  unbestimmte  neutrale  Oele  enthalt. 

Die  Lösungen  der  Alkalien  trüben  reine  LeimauflOsung  nicht. 
Wenn  man  Leim  mit  concentrirter  Kalilösuog  kocht,  so  erhalt  man 
Leucin  ($  1059),  LeimsĂĽss  (Glycocoll,  S^129)  und  andere  nicht 
untersuchte  Producte.     dieselben  Producte  entstehen,  wenn  man 


1)  Haat,  Americ.  Jouro.  of  science,  Jaooar  1846,  S.  74,  109. 


514 

Leim  mit  Ralihydrat  schmilzt  mit  der  Vorsicht,  nicht  lu  stark n er- 
hitsen. 

Sauren  (mit  Ausnahme  der  Gerbsflore)  trĂĽben  die  LeindfiMll 
nicht. 

Concentrirte  Schwefelsaure  löst  den  Leim  in  der  Kalte  inier 
Zersetzung;  die  Auflösung,  mit  Wasser  verdünnt,  liefert  beim  Kocki 
Leucin,  Leimsüss  und  andere,  noch  nicht  untersuchte  Prodocle.  Ü» 
ich  Fischleim  einige  Tage  mit  verdĂĽnnter  Schwefelsaure  kochte,  9- 
hielt  ich  schwefelsaures  Ammoniak  und  eine  beträchtliche  Mop 
Zucker,  welcher  sich  durch  Gahrung  in  Alkohol  und  Kohlensaure  ^ 
wandelt  *). 

Salpetersaure  greift  den  Leim  in  der  Warme  an :  es  entstek 
Oxalsäure,  Zuckersaure  (?),  Fett  und  eine  adstringirende  SubM 
(Berzelius*)). 

Wenn  man  eine  kalt  mit  Aetzkali  bereitete  LeimauftAsong  i^ 
Essigsaure  sattigt  und  die  FlĂĽssigkeit  durch  Abdampfen  conceotiirti 
gelatinirt  sie  beim  Erkalten  nicht ;  lOst  man  das  Product  ia  ĂśkM 
und  setzt  Schwefelsaure  zu,  so  entsteht  ein  Niederschlag,  wekkffii 
Wasser  gelost,  bis  zum  letzten  Tropfen  krystallisirtCBerzeliĂĽs};  diesff 
Niederschlag  enthalt  viel  schwefelsaures  Kali. 

Leimauflosung  löst  weit  mehr  Kalk  und  phosphorsanreo  b& 
als  reines'  Wasser. 

Alaun  fallt  den  Leim  nicht ,  wenn  man  aber  eine  hinreid^ei'' 
Menge  Alkali  %u  dem  Gemenge  setzt,  entsteht  ein  Niederschlag,  «^ 
eher  aus  Leim  und  basisch  schwefelsaurer Thonerde  besteht.  Scb* 
feisaures  Eisenoxyd  verhalt  sich  eben  so;  nach  Mulder')  entbäll^ 
Niederschlag  43,4  Leim,  12,0  Schwefelsaure  und  44,7  Eisenoxy^' 

Ferrocyankalium  fallt  den  Leim  nicht,  ebenso  wenig  neutrale! 
und  basisches  essigsaures  Blei. 

Quecksilberchlorid  trĂĽbt  die  LeimauflOsung ;  der  Niederscbbf 
löst  sich  anfangs  beim  Umrühren  wieder  auf,  wird  aber  auf  ZasaU 
eines  Ucberscbusses  von  Quecksilbersalz  bleibend.  Salpetersaof^ 
Silber-  und  Goldchlorid  fallen  sie  nicht,  allein  diese  Salze  werden  i»- 
von  zum  Theil  metallisch  reducirt.     Platihchlorid  f^llt  sie. 


1)  Gerhardt,  Chimie  orgaaiqoe ,  appliq.  k  h f bytiologie  t^uI« de I- L*' 
big,  S.  287. 

2)  Berzelios,  Lehrb.  d.  Chemie  3.  AuQ.  IX.  800. 

3)  Mal  der,  Poggend.  Aon.  XL.  281. 


545 

SchweMsaures  Kupfer  Mll  den  Leim  nicht  0;  die  grĂĽne  Flos- 
sigkeit  wird  auf  Zusatz  von  Kali  violett;  Ammoniak  färbt  sie  blau 
ohne  Fällung;  pbosphorsauree  Natron  fällt  ebenfalls  kein  Kupfer 
daraus. 

Wenn  man  Leim  mit  verdünnter  Schwefelsäure  und  Mangan- 
hyperoxyd oder  zweifach  chromsaurem  Kali  destillirt^  so  erhält  man 
dieselben  Producte  der  Oxydation 3)  wie  mit  den  Eiweisssubstanzen, 
nämlich:  Kohlensäure,  Ameisensäure  und  ihre  höheren  Homologen 
bis  zur  Capronsäure,  CyanwasserstofTsäure  und  Cyantetryl  (Valeroni- 
tril),  Acetyl*  und  Butyrylhydrür,  Benzoesäure,  Benzollhydrür  und 
ein  schweres  Oei  von  Zimoitöigeruch. 

Wenn  man  Chlor  in  Leimauflösnng  leitet,  so  entsteht  anfangs 
eine  weisse  Haut  um  jede  Gasbiase  und  sämmtlicher  Leim  schlägt 
sich  zuletzt  nieder 3)  in  der  Form  von  biegsamen,  elastischen,  perl- 
mutterglänzenden ,  durchscheinenden  Fäden  oder  Flocken.  Dieser 
Niederschlag  a  ist  geschmacklos ,  auflOslich  in  Wasser  und  Alkohol, 
schwach  sauer,  nicht  faulend,  auflOslich  in  Alkalien.  Dem  Zutritt 
der  Luft  ausgesetzt,  entwickelt  er  mehrere  Tage  lang  Chlor  oder 
chlorige  Säure  (?).  In  trocknem  Zustand  ist  er  weiss  und  leicht  zu 
pulvern.  Ein  ähnliches  Produtt  b  erhält  man  mit  lange  Zeit  ge- 
kochtem Leim,  welcher  die  Eigenschaft  verloren  hat,  beim  Erkalten 
zu  gelatiniren* 

Die  Zusammensetzung  dieser  gechlorten  Producte  ist : 

iMder.        v,  Goudoeter, 


a          a 

b 

b 

Kohlenstofl' 

45,82  43,1 

42,6 

43,0 

Wasserstoff 

»,85     5,6 

ö,8 

5,6 

Stickstoff 

15,59      „ 

»1 

n 

Chlor 

4,95     7,9 

.8,0 

♦  1 

Sauerstoff 

»»         1« 

1» 

»1 

1)  C.  G.  Mitscheriich,  Poggend.  Ann.  XLi  129. 

2)  Persoz,  Coropt.  rend.    de  l'Acad.  XIU.  141.    —   R.  F.  Marchand, 

iouro.  f.    prakt.  Chem.  XXXV.  305.  —  Scblieper,  Ann.  der  Cbem.  a.  Pharm. 
LIX.  1.  —  Guckelberger,  ebd.  LXIV.  86  u.  93. 

3)^Thenard,  M^ra.  d'Areaeil  If.  38.  —  Bouillon-Lagrange,  Ann.  de 
Chim.  LVl.  24.  —  Mulder,  Journ. f.  prakt.  Chem.  XVII.  481.  —  v.  Goodoever, 
ebd.  XXXI.  316.     Aon.  der  Chem.  u.  Pharm.  XLV.  62. 

tierbardl ,  Chemie.  IV.  35 


546 

Niikler  nimmt  an,  data  die  Pradacte  der  EiawirkoDg  iksCbbo 
«uf  den  Leim  eine  Verbindung  dieses  RiMrpers  mit  ckloriger  SM 
sind.  Allein  die  Einwirkung  des  Chlors  giebt  stets  VeranhssaBi« 
Entstehung  von  viel  Salzsäure,  was  diese  Hypothese  minliaf 
macht. 

Weder  Brom  noch  Jod  bilden  mit  dem  Leim  ein  Sbniichn  P» 
duct  wie  das  Chlor. 

Die  Gallusgerbsäure  wie  die  Obrigen  GerbsSoren  biMeiit 
Leim  eigenthOmliche  Verbindungen;  dieselben  sind  so  mt&t^ 
Wasser  auflOslich ,  dass  V9000  i-^^^  in  einer  FlOsaigkeit  noch 
Zusatz  von  Galläpfelinfusion  angezeigt  wird.  Wenn  die 
keiten  concentrirt  sind,  so  erhält  man  bei  ihrer  Mischung  gerMifl^ 
mehr  oder  weniger  dicke  Flocken  oder  eine  weiche,  eUstiscke»  lil 
faulende  Masse.  Dieses  Product  ist  unauflöslich  in  Wasser,  Att« 
und  Aether,  auflOslich  in  Kalilauge  in  der  Wärme ;  nach  dem  Ti«^ 
nen  ist  es  hart  und  zerbrechlich.  1(M)  Th.  bei  ISO^^getrockodi 
Leim  giebt  mit  Gallusgerbsäure  134  bis  135,6  Th.  Vefttadüf 
Mulder  0  ^»nd  in  den  Gailotannat  des  Leims  : 

Kohlenstoff  51 ,62 ,  Wasserstoff  4,83 ,  Stickstoff  7,84, 

Sauerstoff  35,71. 

Allein  diese  Verbindung  scheint  nicht  conslant  zu  sein,  ^ 
man  erhält  andere  Zahlen ,  wenn  man  das  Verfahren  zur  DarsteH 
ändert. 

§  2430*.  Da»  Chmdrin^)  entsteht  durch  die  Einwirkuni* 
siedenden  Wassers  auf  die  Knorpeln ,  und  unterscheidet  sieb  iif 
wissen  Beziehungen  vom  Leim,  scheint  auch  eine  andere  ZusaĂĽi^ 
Setzung  zu  haben.  Die  Hornhaut  des  Auges  liefert  dieselbe  ^ 
stanz. 

Man  erhält  es  in  reinem  Zustande ,  wenn  man  Rippeokaorpf^ 
vom  Menschen  oder  vom  Kalb  in  sehr  kleine  StĂĽcke  zertheilt  oad  v 
Wasser  ungefähr  48  Stunden  lang  kocht.     Die  filtrirte  Fiassigkd 


1)  Mulder,  Journ.  f.  prakt.  Chem.  XVII.  337.  Aon.  der  Cbea.  l  ^^'^ 
XXXf.  124. 

2)  Möller,  PoggenJ.  Aon.  XXXVIII.  306.  Ann.  der  Chem.  n.  Pkv«.  ^ 
277.  Journ.  f.  prakt.  Chem.  X.  488.  —  P.  Simon,  med.  Cbenw  I.  ^^ 
Vogel,  Journ.  f. prakt.  Chem.  XXI.  426.  —  Hoppe,  Journ.  f.  prakt.  Ck«>'^ 
129. 


547 

wird  hierauf  abgeilampft  zur  Gallertconsifttenz  und  der  RĂĽckstand 
wird  mit  siedendem  Aeiher  in  Ueberschuss  behandelt,  um  ibn  von 
Feit  zu  befreien. 

Getrocknet  zeigt  sich  das  Cbondrin  als  durchscheinende,  harte, 
hornartige  Masse ,  welche  in  Wasser  erweicht  und  damit  gelatinirt ; 
sie  ist  vollkommen  löslich  in  Wasser,  geruch-  und  geschmacklos. 

Die  meisten  Säuren  und  Metallsalze  schlagen  das  Cbondrin  nie- 
der ;  dadurch  unterscheidet  es  sich  vom  Leim ,  welcher  davon  nicht 
gefallt  wird. 

Lange  im  Kochen  erbalten,  hefert  die  Losung  des  Choadrins 
endlich  eine  in  kaltem  Wasser  auflosliche,  aber  dieselben  Eigen- 
schaften wie  das  Cbondrin  besitzende  Substanz. 

Die  Analyse  0  des  Chondrins  hat  folgende  Resultate  geliefert: 

Mulder.  Schröder. 

MenschenkQorp«^!.     Kubknorpel. 
Koblenstoir  49,3  49,3 

Wasserstoff  6,6  6,6 

Stickstoff  14,4 

Schwefel  0,4 

SauerstolT 


n 


Man  sieht,  dass  vorstehende  Zahlen  bis  auf  den  Stickstoff  ziem- 
lich dieselben  wie  die  des  Leims  sind. 

Bei  der  trocknen  Destillation  giebt  das.  Cbondrin  dieselben  Pro- 
ducte  wie  der  Leim. 

Die  Btzenden  Alkalien  lösen  das  Cbondrin  leicht  auf;  beim  Ko- 
chen entwickeln  sie  Ammoniak  daraus.  Schmelzendes  Kalihydrat 
bildet  bei  seiner  Einwirkung  viel  Oxalsäure  und  eine  andere  flüchtige 
Säure ;  bei  dieser  Einwirkung  entsteht  kein  Tyrosin  und  sehr  wenig 
Leucin  (Hoppe). 

Die  meisten  Säuren ,  selbst  die  organischen ,  fallen  die  Auf- 
lösung des  Cbondrin.  Der  Niederschlag  durch  Salzsäure,  Schwefel- 
säure, Salpetersäure,  Phosphorsäure,  phosphorige,  Chlor- und  Jod- 
säure löst  sich  leicht  iu  diesen  im  Ueberschuss  angewendeten  Säu- 
ren ;  der  Niederschlag  von  der  schwefligen ,  Pyrophosphor- ,  Fluor- 


1)  Mulder,  Aoo.  der  Chem.  u.  Pharm.  XXVIII.  328.  Poggend.  Ann.  XLIV. 
440.  Jouro.  f.  prakt.  Chem.  XV.  190.  —  Schröder,  Aon.  der  Chem.  u.  Pharm. 
XLV.  52.     JoQrn.  f.  prakt.  Chem.  XXXI.  36^1. 

35* 


1 


54S 


wasserstolT- ,  Kohlen-,  Arsenik-,  Cssig*,  Weio-,  Oxal-,  CHrn-, 
Milch- «  Bernsleinsäure  etc.  lüst  sich  in  letzteren  Sduren  nidit. 

GoDcentrirte  Schwefelsäure  löst  das  Chondrin ,  indem  es  m 
syruparlige  FlĂĽssigkeit  damit  hildet;  mit  Wasser  verdĂĽnnt  im  kocki 
erhalten ,  liefert  dieselbe  Leucin  ohne  LeimsUss  (Hoppe). 

Schweflige  Säure  zersetzt  das  Chondrin  langsam. 

Salpetersäure  bildet  bei  dauernder  Einwirkung  XanthoproteU* 
säure  (§  24310. 

Alaun,  schwefelsaure  Thonerde ,  neutrales  und  basische^ 
saures  Blei,  schwefelsaures  Kupfor,  schwefelsaures  Eisenoxydsl 
Oxyd,  Eisenchlorid ,  salpetersaures  Quecksilberoxydul  en 
reichliche  Niederschläge  in  der  Chondrinauflösung;  diese  ^iedi*^ 
schlage  lösen  sich  zum  grossen  Theil  im  Ueberschusse  des  F^onH 
mittels.     Das  Forrocyankniium  fĂĽllt  das  Chondrin  nicht.  ^ 

Die  Niederschläge  von  Essigsäure,  Alaun  oder  schwefeia« 
Thonerde  lösen  sich  auf  Zusatz  einer  hinreichenden  Menge  vones^il' 
saurem  Kali  (oder  Natron)  oder  Kochsalz  wieder  vollständig  v^ 
Der  Niederschlag'  von  schwefelsaurem  Eisenoxyd  löst  sich  io  ^ 
Wärme. 

Quecksilberchlorid  f^lll  die  Auflösung  des  Chondrins  Dicht: 
bisweilen  erhält  man  jedoch  eine  leichte  Trübung,  %velche  einer B» 
mengung  von  Leim  zuzuschreiben  ist. 

Wenn  man  Chlor  in  eine  Auflösung  von  Chondrin  leitet,  * 
entsteht  ein  weisser  Körper,  welcher  in  der  FlQssigkeit  suspeoi' 
bleibti  Mit  Wasser  gewaschen  und  an  der  Luft  getrocknet,  erb^ 
d^selbe  und  nimmt  eine  grüne  Färbung  an. 

Er  enthält : 


Schröder, 

KobieDstoflT 

4ä,l8 

Wasserstofir 

6,09 

Stickstoff 

13,71 

Chlor  ' 

7,21 

Sauerstoff 

2T;51 

100,00. 

Galiäpfelinfusion  erzeugt  einen  reichlichen  Niederschlag  »'^  *^ 
Chondrinlösung. 

§  2430''.     Die  Substanz ,  welche  man  erhält ,  wenn  id*^  ^ 
elastische  Gewebe  im  Papin*schen  Topf  behandelt ,  weicht  in  cii^ 


549 

Punkten  vom  Cbondrin  ab.  Ihre  Auflösung  liefert  einen  reichlichen 
iViederechlag  mit  essigsaurem  Rlei  und  mit  Essigsäure;  sie  wii'd 
gleichfalls  durch  Alaun  und  schwefelsaure  Thonerde  gefeilt;  nicht 
aber  durch  schwefelsaures  Eisenoxyd  ^  und  der  Niederschlag  der 
schwefelsauren  Thonerde  löst  sich  im  Ueberschusse  des  FäUungs- 
mittels  nicht  (J.  MĂĽller). 

S  2430\  Braconnot^  bezeichnet  mit  dem  Namen  Limacin 
eine  Substanz ,  welche  er  durch  Kochen  der  Wegschnecke  (JLimax) 
in  reinem  Wasser  erhielt.  Durch  Abdampfen  der  schleimigen  FIüs« 
sigkeit  erhält  man  ein  Exlract,  welches  getrocknet  und  mit  kleinen 
Mengen  kalten  Wassers  behandelt  (wodurch  eine  exlractivstoffnrtige 
Substanz  ausgezogen  wird),  einen  zusammengesetzten  Rcicksland 
hinterlässt ,  der  zum  grossen  Theil  aus  zerlheiltem  Schleim  und  Li- 
macin besteht.  Um  dieses  daraus  abzuscheiden,  erhitzt  man  den 
Rflckstand  mit  Wasser  und  bringt  die  kochende  FlQssigkeit  auf  ein 
Filter,  welches  man  in  Kochtemperatur  erhält.  Es  fKessl  langsam- 
eine  durchscheinende  FlĂĽssigkeit  ab,  welche  sich  in  dem  Maasse 
trĂĽbt ,  als  sie  sich  abkĂĽhlt ,  und  setzt  eine  undurchsichtige  weisse 
Masse  ab,  welche  das  Limacin  isL 

Es  ist  in  trocknem  Zustand  woiss,  erdig  und  ohne  Zusammen- 
hang; es  ist  bis  zu  einem  gewissen  Punkte  auflöslich  in  kaltem 
Wasser,  zumal  in  wasserhaltigem  Zustand.  In  kochc-ndem  Wasser 
löst  es  sich  auf,  aber  die  durchscheinende,  etwas  schleimige  Flüssig- 
keit trĂĽbt  sich  beim  Erkalten  und  scheidet  ein  Gerinnsel  in  weissen 
•  Flocken  ab.  Es  ist  aoflöslich  in  siedendem  Alkohol.  In  wasser- 
haltigem Zustand  sich  selbst  ĂĽberlassen,  zerfliesst  und  fault  es  wie 
die  Thiers4jbstanzen  ĂĽberhaupt.  Bei  der  trocknen  Oestillation  liefert 
es  kohlensaures  Ammoniak,  und  Iflsst  eine  Kohle  zurĂĽck,  welche 
beim  Verbrennen  etw^s  Asche  hinlerlässt,  die  Spuren  von  kohlen- 
saurem Kalk  enthalt. 

Es  löst  sich  leicht  in  alkalischen  Flüssigkeilen ;  Säuren  fällen 
es  daraus,  lösen  es  aber  im  l-eberschuss  wieder  auf.  In  concen- 
trirter  Satzsäure  löst  es  sich  auf,  ohne  sich,  wie  die  Eiweisssubstan- 
zen ,  blau  zu  l^rben ;  wenn  man  bei  vorsichtigem  Abdampfe»  den 
grossten  Theil  der  Salzsäure  verjagt,  so  erscheint  das  Limacin  wie- 
tler  mit  seinen  ursprĂĽnglichen  Eigenschaften. 


1)  BracoDDOt,  Ann.  de  Chim.  et  de  flus.  [3]  319. 


550 

Die  Auflösung  de«  Limacia  in  kaltem  Wasaer  wird  durch  CoW 
saure ,  Quecksilberchlorid ,  eaaigaaures  Blei ,  schwerelsaures  Eilet' 
oxyd  und  essigsaures  Kupfer  gefitUt. 


Dniwandlungsproducte  der  Eiweisssubstanzes. 

8  2431.  Mulder  >)  betrachtet  als  eine  Art  Radicai  der  Ei«cii<'| 
Substanzen  das  Protein  *) ,  welches  nach  ihm  durch  Einwirkung  m 
Rali  auf  diese  Substanzen  entsteht.  Liebig  und  seine  Schfiler^j 
gegen  haben  nachgewiesen,  dass  dieses  ProteYn  kein  gletcba 
Körper  ist;  dass  er,  nach  Mulder's  Vorschrift  dargestellt,  stell 
gewisse  Menge  Schwefel  enthalt  und  dass  demnach  Mulder's 
der  Eiweisssubstanzen  die  Grundlage  fehle. 

Folgende  Thatsacbeu  dienen   als  BeweisgrĂĽnde.     Weoa 
eine  Eiweisssubstans   bei  gewöhnlicher  Temperatur  in  verdt 
KalilOsung  auflöst ,  und  die  Auflösung  durch  eine  Sfture  sitligt, 
enthält  der  dadurch  erhaltene  Niederschlag  (Protels)  «im 
Schwefel  der  Albuminsubstanz ;  die  alkalische  Auflösung  w 
Bleisalze  nicht  geschwärzt  und  entwickelt  keine  Spur  toa  Scb^ 
wasserstofigas  bei  der  Sättigung.     Die  Reaction  der  Scbweffli 
düng  zeigt  sich  nur ,  wenn  man  concentrirte  Kaliauflösung  ao^ 
und  das  Geroetige  erhitzt;  die  Entschwefelung  der  Substanz  istsiK 
vollsUindiger ,   je  stärker  und  länger  man  erhitzt ,    aber  dann 
man  auch  den  Protelnniederschlag  durch  die  Sättigung  mit  Sft^l 
sich  vermindern.  Sobald  die  Entschwefelung  vollständig  ist,  flIlo^| 
Säuren  die  alkalische  Lösung  nicht  mehr  (Laskowski). 

Man  sieht  daraus ,  dass  die  Niederschläge ,  welche  von  M0I 
und  andern  Chemikern  als  ProteYn   untersucht   wurden,   M^] 
mehr  oder  weniger  unreine  Eiweissstibstanz  waren. 

nie  Analysen  ergaben : 


i)  Miilder,  Jouni.  f.  prakl.  Cbem.  XVI.  129;  XVII.  915.  Abb.  ^  0* 
o.  Pharm.  ^^  Scherer,  Aon.  der  Chein.  u.  Pharm.  IL.  43.  —  D>a**^ 
Cabours,  Ann.  de  Cbim.  ei  de  Phys.  [3]  VI.  4S0.  —  Liebig,  Abb.  te<^ 
u.  Pharm.  LVII.  133.  —  Laskowski,  ehd.  LVIU.  --  FleitmaBB,  tW-LBj 
131.  ^  Kemp,  ebd.  XLIII.  115.  —  Gorup-Besaoei,  ebd.  LXL  4S. 

8)  Vom  griechischen  n^Htog^  primär. 


551 


Bumas  »•  Cak^urs, 

Aus 


Kohleostoff 

Wasserstoff 

Stickstoff 

Schwefel 

Sauerstoff 


Mulder. 
15,6 


Caseio. 
54,4 

^^ 

15,9 


Serum. 
54,4 

7,1 

15,9 


Farrentrapp, 


?> 


16,6 


»t 


»» 


») 


»j 


I» 


Seherer.  Fleitmann. 

Aus  Aas 

Eiweiss,  mit 

Krystallin.  AlbamiD.  Fibrin.  Haaren.  Honi.  Wismathoxyd. 

iCohlenstoff       54,6          54,5      54,1       54,5  54,7  54,T    53*8 

Wasserstoff        7,9     ,       7,1         7,0        7,2  7,2  7,1       7,3 

Stickstoff          16,2          15,7      15,6      15,7  15,6  15,9    16,2 

Schwefel             „              „          „          „  „  1,5      1,4 
Sauerstoff 


»» 


9« 


«4 


«> 


Diese  Zahlen  nahem  sich  der  Zusammensetzung  des  Albumin 
sehr.  Selbst  angenommen,  dass  Kali  den  ganzen  Schwefelgehalt 
der  Eiweisssubstanzen  gegen  sein  Sauerstofläquivalent  eintausche, 
hStte  man  noch  immer  sehr  ron  den  obigen  entfernte  Zahlen.  Die 
Berechnung  erfordert  wirklich  die  Formel  Gm  H]ss  N^  O24  (die  Por* 
mel  des  Albumin  von  LieberkOhn,  indem  O3  statt  Sj  gesetzt  ist): 


Kohlenstoff 

54,1 

Wasserstoff 

7,0 

Stickstoff 

15,8 

Sauerstoff 

23,1 

100,0. 

Nach  Laskowski  erfolgt  die  Entschwefelung  der  Eiweisssub- 
stanzen mit  schwacher  Kalitosung  rascher,  wenn  man  die  FlĂĽssig- 
keit  mit  Silberoxyd  oder  Wismuthoxyd  erhitzt.  Jedoch  entziehen 
diese  Oxyde  eben  so  wenig  sämmtlichen  Schwefel,  wie  man  aus  den 
Analysen  von  Fleitmann  ersieht ,  welche  mit  einem  Niederschlag  aus 
eioer  so  behandelten  FlĂĽssigkeit  vorgenommen  wurden. 

Die  ganze  entschwefelte  Substanz  scheint  in  Auflösung  zu 
bleiben. 

Ich  will  mich  nicht  weiter  ĂĽber  diesen  Gegenstand  ausbreiten, 
welchen  allein  neue  Studien  auHilären  können. 


552 

Das  Oxyprotein  (oder  ProteYnbioxyd)  von  Huider  0  ^  ^ 
Verbindung  von  problematischer  Natlir  wie  das  angebliche  Protelo. 

Es  bleibt  m  unlöslichem  Zustand  zurück ,  wenn  man  Fibrin  ail 
Wasser  kocht ,  und  geht  in  die  Zusammensetzung  der  Schwarte  oi, 
welche  sich  aus  entzĂĽndetem  Bfute  abscheidet.  Nach  ?.  Laer ttit 
es  auch  mit  dem  ProteYn  nieder,  wenn  man  die  AuDosung  der  Hor^ 
Substanzen  in  Kali  mit  Sifure  versetzt. 

Es  gab  bei  der  Analyse : 


Mulder. 

V.  Laer. 

Kohlenstofr 

53,1 

52,7 

Watiserstoff 

6,9 

7,0 

Stickstoff 

i4,l 

14,5 

Schwefel 

OJ 

1» 

Sauerstoff 

«« 

•  * 

Diese  Zahlen  eniferiieii  sich  nicht  weil  von  der  ZusaaivfS' 
Setzung  der  Eiweisssubstanzen. 

Ich  erwähne  bios  zur  Erinnerung  das  TrioxyfroUSn  (eioe  ib- 
lösliche  Substanz) ,  das  Erylhraprotid  (einen  rolhen  EstraclivsttC) 
und  das  Protid  (eine  bittere ,  löbliche  Substanz) ,  welche  MuWcf^ 
durch  Behandlung  der  Eiweisssubstanzen  mit  verschiedenen  Rea^ 
tien  erhält.  Keines  von  diesen  Producten  zi^igt  die  Eigeoscbaftc* 
eines  reinen  Körpers. 

Ich  will  mich  aus  demselben  Grund  eben  so  wenig  bei  ^ 
Sulfoproteinsaure  ^) ,  bei  dem  gallusgerbsauren  ProteSn  *)  uad  ^ 
dem  chlorigsauren  Protein  ^)  desselben  Chemikers  aufhalten. 


1)  M  ulder,  Juurn.  f.  pnikt.  Chem.  XXXI.  199.  Aqo.  der  Cheo.  o.  P^^ 
XLVII.  300.  —  V.  Laer,  ebd.  XLY.  160.  —  Lowig,  ebd.  L?I.  95. 

2)  Mulder,  Journ.  f.  prakl.  Chem.  XVI.  410;  XVJIl.  121;  XX.  3116; O^- 
295.  —  Schröder,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm.  XLV.  55. 

TbomsoB's  Pyropin  (Phil.  Magiiz.  XVIII.  372)  ist  eine  rothe,  lasdetliN» 
eines  Elcpbanten  erhaltene  Substanz ,  die  gleichrails  eine  mehr  oder  «tniffr  ^' 
änderte  Eiweisssubstnnz  zu  sein  scheint. 

Das  Pyifiy  dessen  Existenz  Guterbock  im  Eiter  annimmt  (F.  Simon,  n^' 
Chemie  I.  123) ,  wird  ?on  luMer  als  Trioxyprotein  betrachtet. 

3)  H  ol der,  Journ.  f.  prakt.  Chem.  XVII.  312.  Ana.  der  Chem.  a.  f^^ 
XXXI.  129. 

4)  Muldlr,  Chem.  Untersuch.,  deutsch  ubers.  v.  Völcker,  No.2,S.i3l- 

5)  Mttlder,  Journ.  f.  prakt.  Chem.  XX.  340.     Ann.  der  Chem.  >. 
XXXVI.  68.  —  V.  Laer,  ebd.  XLV.  156.  —  Schröder,  t.  a.  0. 


553 

S  2431'.  Die  Xantkoproienlnsäure^).  —  Durch  Einwirkung 
fler  Salpetersäure  aaf  Fibrin,  Albumin,  Caseln  und  Hornsubstfttiz 
erhält  man  unter  andern  Froducten  eine  gelbe,  in  Wasser,  Alkohol 
und  Aellier  unauflösliche  Substanz.  Man  reinigt  dieselbe  durch 
kochendes  Wasser  und  kochenden  Alkohol. 

Sie  ist  orangegelb ,  nicht  krystallinisch ,  geschniack  -  und  ge- 
ruchlos ,  rAthet  Pflanzenfarben  und  verkohlt  sich ,  ohne  zu  schmel- 
zen,'unter  Verbreitung  eines  Geruches  nach  verbranntem  Hom.  Sie 
löst  sich  in  conccntriften  Säuren ;  Wasser  föllt  aus  dieser  AuffOsurig 
eine  Verbindung  von  XanthoproteYnsdure  mit  der  angewendeten 
Säure,  eine  Verbindung,  welche  sich  während  des  Waschens 
zersetzt. 

Sic  löst  sich  in  den  Alkalien  mit  donkelrotber  Farbe  ^nd  wird 
beim  Nenlralisiren  wieder  daraus  gefällt. 

Sie  enthält : 


Mulder'^). 

V.  d.  Pant^). 

KĂĽhlenstoff 

50,78 

50,0 

Wosscrsloff 

6,60 

6,3 

!^ikk«toff 

14,00 

1*,7 

Schwefel 

'* 

1,3 

SaucrstĂĽfT 

n 

1)         t 

Mit  concentrirter  Kalilösnng  gekocht,  zersetzt  sich  die  Xantho- 
proteYnsäure  unter' Entwicklung  von  Ammoniak. 

Wenn  man  Chlor  in  eine  ammoniakalische  Auflösung  von  Xantho- 
profeYns'ture  leitet ,  so  entfärbt  sicTi  die  Flüssigkeit  und  man  erhält 
einen  gelben  Xiederschlag ,  welcher  Chlor  enthält. 

Die  XanlhoproteYnsäure  und  ihre  Salze  bewirken  in  der  Wärme 
keine  Explosion. 

Das  Ammoniaksais  ist  rotb  und  verliert  sein  Ammoniak  ganz 
bei  1400. 

Das  Kalisalz  uni)  Natronsalz  sind  nicht  krystaliisirbar  nod 
von  schon  rolher  Farbe. 


1)  MuMer,  Jouro.  f.  prukl.  Chem.  XVI.  3<)7 ;  XX.  353. 

2)  Mulder  drückt  die  Xantboproiel'nsaure  durch  die  Formel  G34  H26  N«  Ou 
aus  und  betrachtet  sie  als  iweibasisch. 

'3)  Mittel  von  11  ziemlich  uhereinstitnmenden  Analysen. 


n 


554 


Dag  Barytialz  ist  roth,  ieiebi  toslich  in  Wasser,  unlodklii 
Alkohol  und  Aetber.  Es  eothftU  12,9  Proc.  Baryt  (Van  dw  VvA^\ 

Das  Kiäksals  i^  dem  vorigeo  fibniich.  Mit  Debersdioss  m 
Kalkwasser  erhalt  man  ein  gelbes ,  unlösliches ,  basisches  Sah. 

Das  Eisen'  und  KypfersĂĽlx  sind  orangerothe  Niedandill|c, 
die  beim  Trocknen  roth  werden. 

Das  BleĂĽalz  erfaflit  man  in  der  Form  eines  gelben  KMcr* 
Schlags,  wenn  mau  die  Auflösung  des  Ammoniaksalses  inil  essf 
saurem  Blei  versetzt.  Es  eiitball  14  Proc.  Bieioxyd  (Van  Att  Put). 
Es  wird  beim  Trocknen  roih. 

Das  Silbersalz  ist  ein  dem  vorigen  dhnlicber  Niederschlag. 

8  2431'*.  Cklomüroderivate*).  —  Wenn  man  ein  Genei^ 
▼on  rauchender  Salpetersäure  und  conceulrirter  Salzsäure  auf  Aftt» 
min  wirken  Iflsst ,  so  ist  der  Angrifl  sehr  lebhaft«  aber  die  AoAMf 
ist  nicht  vollständig,  man  mUsste  denn  die  Ssure  in  grossem  liebo' 
schuss  anwenden ;  bei  längerer  Wirkung  erhält  man  so  30  bis  M 
Proc.  einer  gelben,  amorphen,  dicken,  wachsartigen  Substaoi,  fr» 
von  Asche,  leicht  lOslich  in  Alkohol,  unlöslich  in  Wasser.  Vt^ 
Nitroverbindung  (XanlhoproteYnsäure?)  enthält  noch  Schwefel,  abff 
kein  Chlor. 

Chlonutroverbindungen  erhält  man,  wenn  man  auf  folpalr 
Weise  verßthrt:  man  löst  Albumin  (Kleber  oder  MuskeUeisdi)  v 
rauchender  Salpetersäure,  setzt  nOthigenfalls  Wasser  zu  und  fiiuit 
Man  versetzt  die  Auflösung  heiss  mit  der  HälAe  ihres  Volums  conctt* 
trirter  Salzsäure  und  destillirt  bei  allmälig  gesteigerter  Wärme.  I 
geht  dann  eine  grosse  Menge  farbloser.  Ă–liger  oder  gelber  Tnfli 
über,  welche  in  dem  sauren  Destillat  zu  Boden  fallen.  DerB«^ 
stand  scheidet  während  der  Destillation  die  oben  erwähnte  gd* 
amorphe  Substanz  ab;  allein  diese  wird  endlich  auch  durch  dieBi|, 
Wirkung  der  Salzsäure  zersfitzl,  es  bilden  sich  ölige  Tropfen  oadii 
klarer  Syrup ,  der  sich  am  Boden  der  Retorte  ansammelt :  mao  b* 
die  Menge  dieses  Syrups  vermehren,  wenn  man  Wasser  zu  der  sn»* 
FlĂĽssigkeit  setzt. 

Es  entstehen  sonach  zwei  Producte,  ein  flĂĽchtiges  und  eis  ^^ 
Wenn  die  Salzsäure  uimI  Salpetersäure  in  zu  grossem  Uebertciv 


1)  Von  der  Pant,  Pharm.  Centralbl.  1848,  S. 
2)MahlhSuier  (1854),  Aon.  der  Chem.  q.  Pharm.  XC.  171. 


555 

angewendet  werden,  so  erhält  man  beide  Prodiicte  nicht,  oder  nur  in 
sehr  kleiner  Menge ;  aber  alsdann  findet  man  im  Destillat  und  RĂĽck- 
stand eine  kleine  Menge  Krystalle ;  der  RĂĽckstand  enthalt  dann  auch 
Oxalsäure. 

a.  Müblhäuser  nennt  das  bei  diesem  Process  erhaltene  flüchtige 
Oel  ChlorazoL  Es  ist  ziemlich  flüssig.»  von  1,555  spec.  Gew.,  von 
stark  saurer  Reaction  und  äusserst  lebhaftem,  aber,  in  kleiner  Menge 
fingeallimet,  nicht  unangenehmem  Geruch.  Es  ist  fast  unlöslich  in 
Wasser,  aber  leicht  löslich  in  Alkohol.  Allein  destillirt  es  nicht  ohne 
Zersetzung,  mit  Wasserdämpfen  ist  es  leicht  zu  destilliren.  Bei  hö- 
herer Temperatur  verpufft  es  heftig. 

Es  ist  äusserst  giftig :  einige  Tropfen  in  den  Schlund  eines  Hun- 
des gebracht,  ersticken  und  tödten  ihn  in  wenig  Minuten. 

Es  enthält : 


Mmihämwr. 

Berecbnet. 

KohleostofT 

18,91  19,08  19,44 

19,23 

Wasserstoff 

1,72    2,27    2,90 

1,20 

Chlor 

40,19  46,43  44,98 

42,68 

Stickstoff 

ii»22      „ 

11,22 

Sauerttoff 

fi                 «9                 »9 

25,6» 

100,00. 

Diese  Analysen  zeigen  wenig  Uebereinstimmung.  Mühlhäuser 
leitet  nichts  desto  weniger  die  Formel  Cg  H«  CI3  N^  Og  »=«  Cg  Hg  Clg 
(NO«)^  davon  ab. 

Die  Zersetzung  des  Chlorazul  beginnt  schon  bei  104^;  es  ent- 
wickeln sich  dann  rothe  Dämpfe  und  als  Hauptproduct  gebt,  von  an- 
dem  weit  flĂĽchtigeren  Substanzen  begleitet,  ein  Oel  ĂĽber,  dessen 
Eigenschaften  dieselben  wie  die  des  Chlorazol  sind  9.  Man  kann 
dieses  neue  Oel  auffangen,  wenn  man  auf  ungeßihr  140®  erhitzt.  Man 
reinigt  es  durch  Destillation  mit  Wasser  und  trocknet  ĂĽber  Chlorcal- 
cium.     Es  hat  1,628  spec.  Gew. 

Dieses  neue  Oel  enthält : 


• 


1)  Sollte  diese  Identität  der  EiseDscbaftea  nicht  aaieigen,  daat  MfihlbSoser'f 
Azol  ein  blote«  Gemenge  Ut  ? 


556 


( 


Mäh1häu»er, 


Berechnet. 


•^ 


Kobieostoff 

14,15  12,77 

13,05 

13,08 

13,98 

13,44 

WasserstofT 

2,05     1,19 

1,51 

1,51 

1,75 

1,13 

Chlor 

56,24  56,88 

>< 

i> 

<< 

59,66 

Stickstoff 

1»          »» 

»1 

M 

>» 

7,84 

Sauerstoff 

»1             y% 

»» 

»» 

»^ 

17,81 

100,00. 

Die  von  Müblhäuser  angenoramene  Formel  C^HsClsNOissi« 
H^CIsCNOi)  steht, 'wie  man  sieht,  nicht  in  grosser  UebereinstimmaS 
mit  der  Beobachtung. 

Wie  dem  übrigens  auch  sein  mag,  die  Substanz,  worauf  »k»| 
gewendet  wurde,  nähert  sich  in  ihren  Kigenschaften  sehr  dein  CU^j 
ropikrin  (§  374),  und  scheint  homolog  damit  zu  sein  0-  1 

ß.  Die  fixe  Subst«inz,  welche  den  Rückstand  bei  derEinwirktff 
des  Gemenges  von  Salz-  und  Salpetersflure  auf  die  Eiweisssubstamti 
bildet,  ist  eine  eigenthĂĽmliche  Sflure.  Um  sie  zu  reinigen,  mo* 
man  sie  mit  siedendem  Wasser  erschOpren,  worin  sie  sehr  wenig  ^ 
loslich  ist :  man  erhält  so  eine  klare  y  etwas  rOthlicJie  Flttssigkfil  m 
Terpentinconsistenz. 

Sie  hat  einen  angenehmen  Geruch,  ähnlich  dem  de^BenioiHif 
drĂĽrs;  der  Geschmack  ist  sehr  stark  mit  bitterem  Nachgeschmict 
Sie  macht,  besonders  erwärmt,  Fettflecke  auf  Papier  und  löst  sich  ■ 
Alkohol;  weniger  in  Aether.  Sie  hat  1,36  spec.  Gewicht,  ^\^ 
hygroskopisch  und  wird  durch  Wasseraufnahme  flĂĽssiger,  tiei^J 
setzt  sich  in  der  Wärme  ohne  Verpuff^ung ,  entwickeil  dann 
Dämpfe  und  hinterlässt  viel  Kohle. 

Itn  V'acuum  getrocknet,  ergab  sie : 


Mühlhäuser. 

BerecbDft. 

KohJeosloff 

41,57  40; 73  40,05  43,50  42,64 

42,28 

Wasserstoff 

3,30     4,75     4,46     5,33     5.07 

3,25 

Chlor 

30,42  31,90  34,43  29,23  32,81 

31,28 

Stickstoff 

4,22    4,24     „ 

4,11 

Sauerstoff 

»»                M               »>                 »»                 l> 

18,79 
100,00. 

1)  MuMtiänter'i  Gel  wäre  demnach  ChlorDitratbylchlorid. 

Es  bietet  aacb  einige  Bexiebungen  zu  Redtenbacher's  Nitrochotinsiore  (S*^ 


557 

Diese  Analysen  sind  sehr  wenig  ĂĽbereinstimmend ,  doch  hat 
MĂĽhihtfuser  die  Formel  Cn  H|j|  Cis  NOg  daraus  abgeleitet,  die  aber  er^ 
sichtlich  der  Conlrole  entbehrt. 

Mit  Kali  behandelt ,  löst  sich  die  Substanz  auf  und  entwickelt, 
unmittelbar  Ammoniak^)  (ungefähr  2  Proc.)-      Die  kaiische  Auf- 
lösung ftillt  von  Neuem  dieselbe  Substanz  auf  Zusatz  von  Salzsjfure. 

Längere  Zeit  mit  Wasser  gekocht ,  verliert  sie  einen  Theil  ihres 
Chlors.  Mit  Salpetersäure  behandelt ^  liefert  sie  Chlorazol  und  eine 
krjstallisirte  Substanz. 

Sie  bildet  mit  Basen  keine  krystallisirten  Verbindungen. 

Das  Silbersalz  ist  amorph  und  schmelzbar,  es  hat  bei  der  Ana- 
lyse eine  Silbermenge  geliefert ,  welche  dem  Atomgewicht  380^3  fĂĽr 
die  Säure  tMitspricht. 

§2432.  Das  Tyrosin^),  C,g  Hu  NOg,  eplsteht  zugleich  mit  Leu- 
ein  (8  1059)  durch  die  Einwirkung  des  Kalibjjkfrats,  sowie  der  Salz- 
säure oder  kochender  verdünnter  Schwefelsäure  auf  Albumin,  Fibrin 
und  CaseYn  (Liebig,  Bopp).  Es  bildet  sich  gleichfalls  durch  dieselben 
Agentien  mit  Hörn  (Hinterberger),  Haaren,  Federn,  den  Stacheln  der 
Igel,  den  FlĂĽgeldecken  der  DeckflĂĽgler  etc.  (Beyer  und  Koller).  End- 
lich flndei  es  sich  schon  fertig  gebildet  in  der  Cochenille  (Warren 
de  la  Rue).«' 

Die  Darstellung  des  Leucin  nach  Bopp  und  Hinterberger  wurde 
bereits  angegeben. 

Piria  empfiehlt,  auf  folgende  Weise  mit  Hörn  zu  verfahren.  Man 
macht  sich  eine  Mischung  von  3  Liter  Wasser  und  1300  Gramm 
käuflicher  Schwefelsäure,  erhitzt  diese}be  in  einem  Bleikessel  bis  nahe 
zum  Sieden ,  setzt  allmälig  500  Hornraspelspäne  zu  und'  erhält  sie 
dann  8  Stunden  lang  im  Sieden.  Man  verdĂĽnnt  hierauf  die  FlĂĽssig* 
felil  ntit  vielem  Wasser ,  neutralisirt  die  freie  Säure  mit  Kalkhydrat, 
filtrirt  und  kocht  das  Filtrat  eine  oder  zwei  Stunden  mit  etwas  Kalk- 
milch, um  eine  gewisse  Menge  scbwefelbaltiger  Substanz  zu  zersetzen 
und  die  Entfärbung  der  Flüssigkeit  zu  vollenden.    Man  filtrirt  neuer- 


1)  Was  vielleicht  von  Unreinigkeiteo  herrĂĽhrt. 

2)Lie|big  (1846),  Ana.  der  Cbem.  u.  Pharm.  LVll.  127.  Warren  de 
laRae,  ebd.  LXIV.  35.  —  Bopp,  ebd.  LXIX.  16.  —  Hinterberger,  ebd. 
LXXI.  70.  ~  A.  Strecker,  ebd.  LXXHI.  70.  —  Piria  LXXXII.  251.  —  Beyer 
u.  Koller,  ebd.  LXXXHI.  332. 


1 


S58 


dings  und  cooceDCrirl  die  filtririe  Flaasigkeii ,  iDdem  man  bis  mk 
zum  Siednn  erhitil  ond  zugleich  eioen  Strom  KohlensSare  eiokil ' 
Die  Fällung  des  Kalks  durch  Kohlensaure  ist  der  schwieri^uPiil» 
aber  auch  der  wichligste  der  ganzen  Operation ;  denn  der  SA  tt 
nur  beim  Erwärmen  und  sehr  langsam  nieder;  mao  muas  daher ii 
Gasstrom  die  ganze  Dauer  der  Operation  aber  uoterhallen.  EssehMt 
sogar,  der  bereits  geftUte  Kalk  loat  sich  wieder  auf,  weon  naa  m 
gewisse  Grenze  der  Temperatur  ĂĽberschreitet;  um  diesen  DebdsUi' 
zu  vermeiden ,  muss  man  von  Zeit  zu  Zeit  filtrireo  und  die  fiĂĽnt 
FlĂĽssigkeit  abermals   der  Wirkung  der  Kohlensaure   untervdei 
Wenn  man  mit  den  angegebenen  Mengen  arbeitet,  so  kann  mtiit 
Verdampfung  unterbrechen«  wenn  die  Flüssigkeit  auf  2^/^  oderSli* 
gebracht  ist;  sie  setzt  dann  in  der  Ruhe  KrystaUe  von  Tjmmt^ 
Die  Mutterlauge  liefert  beim  Abdampfen  Leucinkrfstalle,  gemeiigt  m 
etwas  Tyrosin.     Es  kommt  zuweilen  vor,  dass  trotz  aller  SoiigErilM 
erkaltete  FlĂĽssigkeit  keine  Krystalle  beim  Erkalten  absetxt;  maontf 
dann  von  Neuem  erhitzen  und  so  lange  Kohlensaure  einleileo,  b 
sich  kohlensaurer  Kalk  absetzt. 


500  Gramm  Ochsenhom   geben  mit  Sehwefelsaare  5 
reines  Tyrosin;    Albumin,  Fibrin  und  CaseTn  liefern  weit 

(Hinler berger). 

Das  Tyrosin  ist  in  der  Mutterlauge  von  der  Bereitung  der  O 
rainsäure  aus  Cochenille  enthalten  (S  1993).  Wenn  man  in 
Mutterlauge  aufgelöstes  Blei  durch  Schwefelwasserstofi  enlTerDt, 
die  FlĂĽssigkeit  zur  Syrupconsistenz  concentrirt,  so  scheidet  sich 
Tyrosin  in  Form  einer  kreideartigen,  krystallinischen  Hasse  ab; 
wäscht  es  mit  kaltem  Wasser  und  krystallisirt  es  ans  siedeuM 
Wasser. 

Das  Tyrosin  bildet  seidengtänzende  Nadeln ,  sternRinnig  gf^ 
pirt,  unauflöslich  in  Aether  und  absolutem  Alkohol,  sehr  wenig 
lieh  in  kaltem  Wasser,  ziemlich  löslich  in  siedendem  Wasser, 
löslich  in  den  Alkalien  und  Mineralsauren;    seine  Auflösüchkeil 
Wasser  wird  durch  Essigsaure  nicht  viel  vermehrt ;  seine  Au 
in  Ammoniak  scheidet  es  unverändert  bei  fireiwilligem  Verdoosti% 
aber  in  grösseren  Krystallen  ab.     Es  lasst  sich  in  der  Wärm«  w* 
su4)limiren ,  sondern  zersetzt  sich  unter  Verbreitung  eines  Ccnicb» 
nach  verbranntem  Hörn. 


959 


Es  enthalt  0 : 

W.  de  ia  Rue, 

a 

Hinterberger, 
b 

CisHmNO,, 

Kohlenstoff 

59,36  59,62  59,25 

59,85  59,17  59,09 

59,67 

Wasserstoff 

6,41     6,18    6,29 

6,25    6,23    6,25 

6,08 

Stickstoff 

7,62    7,71      „ 

7,89     7,87      „ 

7,73 

Sauerstoff 

>>         »»         »» 

*)          >>          )t 

26,52 

100,00. 

Die  Auflösung  des  Tyrosin  in  den  verdünnten  Mineralsäuri^n 
scheidet  beim  Abdampfen  die  Substanz  in  unverändertem  Zustand 
wieder  ab. 

Goncentrirte  Salzsäure  verändert  das  Tyrosin  nicht. 

Concentrirte  Schwefelsäure  verwandelt  das  Tyrosin  in  eine  ge- 
paarte Säure ,  deren  Neutralsalze  eine  charakteristische  Reaction  auf 
Eisenchlorid  zeigen.  Um  letztere  zu  erhalten ,  bringt  man  einig« 
Milligramm  Tyrosin  auf  ein  Uhrglas  und  befeuchtet  sie  mit  einem 
oder  zwei  Tropfen  Schwefelsäure,  man  bedeckt  die  Mischung  und 
lässt  sie  eine  halbe  Stunde  lang  stehen ;  hierauf  verdünnt  man  mit 
Wasser  y  sättigt  in  der  Wärme  durch  kohlensauren  Kalk  und  flitrirt; 
wenn  man  zur  filtriiten  Flüssigkeit  säurefreies  Eisenchlorid  setzt, 
entsteht  sogleich  eine  intensiv  violette  Färbung,  ähnlich  der,  welche 
man  durch  dasselbe  Reagens  mit  SaticylbydrOr  erhält. 

Wenn  man  gewohnliche  Salpetersäure  auf  Tyrosin  giesst ,  löst 
es  sich  leicht  mit  gelber  Farbe  und  nach  einigen  Augenblicken  ent* 
wickeln  sich  rothe  Dämpfe ,  während  sich  zu  gleicher  Zeit  salpeter- 
saures Nitrotyrosin  (§  2433)  als  gelbes  krystallinisches  Pulver  ab- 
schei^l.  Die  Auflösung  liefert  beim  Abdampfen  Krystalle  von  Oxal- 
säure. Wenn  man  kochende  Salpetersäure  auf  Tyrosin  wirken  lässt, 
so  erhält  man  kein  gelbes  Pulver  und  beim  Abdampfen  erhält  man 
nur  Oxalsäure  (Strecker)« 

Wenn  man  Tyrosinlösung  mit  der  Auflösung  von  salpetersaurem 
Quecksilberoxyd  kocht ,  so  fallen  rothe  Flocken  nieder,  während  zu- 
gleich die  überstehende  Flüssigkeit  völlig  klar  eine  intensiv  rosenrothe 
Farbe  annimmt;  in  der  Ruhe  setzt  die  FlĂĽssigkeit  von  Neuem  rothe 
Flocken  ab,  welche  stark  am  Glase  haften,  und  wird  endlich  farbloe. 
Salpetersäure  zerstört  die  rothe  Substanz  in  der  Wärme  leicht  und 


1)  a  Tyrosin  ias  Cocbeoille ;  b  aas  Hom  mit  verdĂĽnnter  Scfawefelsinre. 


560 

die  Färbung  erscheint  auch  bei  nachfolgender  NeutralisalioQ  derFlH' 
sigkeit  nichi  mehr.  Man  darf  daher  keine  allzu  saure  QuecksĂśbtf- 
lösung  anwenden  ,  wenn  man  die  angegebene  Fitrbung  erbaUfD  vüL 
Diese  Reaction  ist  so  empfindliclv,  dass  man  noch  eine  sehrdealfak 
rosenrothe  Färbung  wahrnimmt,  wenn  man  mit  einer  kalt  ^e$3ttigtei 
TyrosinlOsung  arbeitet  (welche  7930  Tyrosin  enthält) ,  nachdem  tarn 
sie  mit  ihrem  mehrfachen  Volum  Wasser  verdĂĽnnt  liat^). 

g  2433.  Das  Nitrotyrosm  >) ,  Cjg  H,o  (N0|)  NOe ,  crbJh  ■» 
in  Verbindung  mit  Salpetersäure  durch  Einwirkung  dieser  Säare atf 
Tvrosin* 

Man  isolirt  das  Mirolyrosin ,  wenn  man  seine  Silb; rverhiirfflf 
durch  Schwefelwasserstoff  abscheidet.  Die  filtrirle  Flüssigkeit  bei« 
beim  Abdampfen  hellgelbe  Kryslalle,  welche  man  unter  dein  Jfii»- 
skop  als  sternförmig  gruppirte  Nadeln  erkennt ;  sie  geben  die  Rea^ 
tion  der  Salpelersfture  auf  schwefelsaures  Eisenoxydul  und  Scli«^ 
säure  nichts  aber  sie  explodrren,  wenn  man  sie  mit  etwas  Kali ^ 
hitzt. 

Das  Silbemitro tyrosin  scheint  Cjg  H9  Ag  (^04)  NO«  1  C,|  H 
Ag2(N04)N05  zu  sein.  Man  erhält  es  durch  Auflösung  des  salp^W* 
sauren  Nitrolyrosin  in  verdĂĽnntem  Ammoniak  und  Zusatz  vonsalpfl*^ 
saurem  Silber ;  es  entsteht  so  in  der  Kälte  ein  gelber  amorpher  ^i^ 
derschlag ,  welcher  beim  Kochen  roth  wird  und  bei  üeberscbn.««  * 
Ammoniak  schmutzig  braun.  Dieser  Niederschlag  ist  in  Ammoia^ 
und  Salpetersäure  aufloslich  und  explodirt  leicht  in  der  Wärme. 

Es  enthält : 

Strecker.         Berecboet 

Kohlenstoff   28~42  28,08        21M  i 

Wasserstoff     2,32     2,37  2,20 

Silber  41,56       „  41,92. 

Das  cklorwasserstoffsaure  NĂĽrotyrosin  erscheint  in  gdl* 
Nadeln ,  welche  man  durch  Zersetzung  der  vorhergehenden  Vffi*^ 
düng  durch  Chlorwasserstoffsäure  erhält. 

Das  salpetersaure  Nitrotyrosm ,  C|8Hio(N04)NOj,  K$|Ă„ 
Wenn  man  das  Tyrosin  in  Wasser  bringt  und  tropfenweise  Salp*^ 
säure  zusetzt^  so  lost  es  sich  auf  und  ein  neuer  Zusatz  von  9A\f^^ 


1)  Reinhold  Hoff  mann,  Ann.  der  Chem.  o.  Pharm.  LXXXVII.  l!3. 

2)  Strecker  (18tfO),  a.  a.  0. 


3«f 

»8tire  bewirkl  sodann  eine  gelbe  Fürbnng,  ohne  (Ja9s  sich  Gas  en(- 
wickell.  Wenn  man  aufbort,  Salpetersäure  zuzusetzen  ,  sobald  sich 
dve  PlaBsigkeit  geH>  fUrbt,  so  scheidet  sich  salpetersaures  Nitrotyrosin 
nach  einigen  Stunden  in  der  Form  eined  gelben  Pulvers  ab ;  dasselbe 
eftcheint  uiAiitttelhar,  wenn  man  die  Glaswände  mit  einer  Glasröhre 
reibt.  Die  FIflssiglveil,  mit  Hitfe  des  Filters  von  dem  Pulver  getrennt, 
hi^st  kaum  einen  RĂĽckstand. 

Dieses  Pulver  ist  krystaliinisch,  wenig  lOslich  in  kaltem,  leichter 
in  siedendem  Wasser,  kryslallisirt  beim  Erkalten  in  kleinen  Blattchen 
von  gewohnlich  brauner,  fast  Brouzefarbe,  aber  hellgelb  als  Pulver. 
Es  lost  sich  auch  in  Alkohol ,  namentlich  in  der  Wärme ,  aber  nicht 
so  gut  als  in  Wasser.  Die  Auflosungen  besitzen  eine  saure  Reaclion, 
eine  gelbliche  Farbe  und  einen  bittern  Geschmack. 

Das  Salpetersäure  Tyrosin  ergab  bei  der  Analyse : 

Strecker,         Berecboet. 

Kohlen9tofr  37,54  37,W  37,50 

Wasserstoff  4,04    4,06  4,05 

Stickstoff  14,37      „  14.37 

Sauerstoff  „         ,,  44,03 


100,00. 

Ammoniak  und  Kali  lOsen  diesen  Körper  leicht  auf  mit  intensiv 
rother  Farbe. 

Die  wässrige  Auflösung  des  salpetersauren  Nitrotyrosin  mit  Am- 
moniak giebt  mit  essigsaurem  Blei  einen  orangegelben  ^  mit  essig- 
saurem  Kupfer  einen  grflniich  gelben,  mit  salpetersaurcm  Quecksilber- 
oxydul einen  grĂĽnlich  weissen ,  mit  salpetersaurem  Quecksilberoxyd 
einen  hellgelben  und  mit  salpetersaurem  Silber  einen  gelben  Nieder- 
schlag. Wenn  man  das  salpetersaure  Nitrotyrosin  in  Wasser  auf- 
tost und  einen  Krystall  von  schwefelsaurem  Eisenoxydul  mit  Schwefel- 
säure zusetzt,  so  erhält  man  die  Reaction  der  Salpetersäure. 

Das  schwefelsaure  Nitrotyrosin  ist  krystallisirt  und  wird  er- 
halten durch  Zersetzung  von  salpetersaurem  Tyrosin  durch  Schwefel- 
säure und  Abdampfen  der  Auflösung. 

Unbestimmte  Stickstoffverbindungen. 

S  2434.  Der  Farbstoff* der  Blätter^)  (das  Chlorophyll,  Vi- 
ridm,  Blattgrün),    dem  die  Blätter  und  andern  grünen  Theile  der 


1)  Berielias,  Aon.  der  Chem.  u.  Pharm.  XX!.  357  o.  362;  XXVII.  296.  — 
Gerhardt,  Cheaie.  IV.  36 


562 

Pflanzen  ihre  Färbung  verdanken ,  lässt  sich  nach  Benditts  dnd 
Aelher  ausziehen ;  wird  die  ätherische  Lösung  abgedampft,  so  Mot 
sie  einen  Absatz,  den  man  in  absolulem  Alkohol  aufnimuit;  dieaft»- 
holische  Auflösung  wird  dann  zur  Trockne  abgedampft,  in  concealrirtt 
Salzsäure  aufgenommen,  fihrirt  und  durch  Wasser gefilllC;  derNid«* 
schlag  wird  mit  siedendem  Wasser  gewaschen ,  mit  Kalilauge  gtfti- 
nigt  und  die  Auflösung  mit  Essigsäure  übersdUigt,  welch«  dasChlai** 
phyll  in  der  Form  grĂĽner  Flocken  AUt. 

Verdeil  isolirt  das  Chlorophyll,  indem  er  es  aus  einer  siedeii» 
alkoholischen  Auflösung  durch  eine  kleine  Menge  Kalkwasserfii- 
die  Flüssigkeil  wird  dadurch  farblos,  der  Alkohol  hält  Fett  zoriti 
während  der  Kalk  sämmtlichen  Farbstoff  flIIU ;  dieser  wird  Mm 
mittelst  Salzsäure  und  Aether  vom  Kalk  getrennt,  welcher  den  Fai^ 
Stoff  auflöst  und  damit  eine  gefärbte  Schichte  an  der  Oberfläche  dtf 
Flüssigkeit  bildet.  Durch  Verdampfung  des  Aethers  erhält  mao  te 
Chlorophyll  in  reinem  Zustand. 

Nach  Schultze  bildet  das  Chlorophyll  auch  den  Farbstoff  mahn- 
rer  grüner  TWere,  welche  in  Seeen  und  Gräben  leben,  wie  die  Po- 
lypen, Turbellaricn  und  Infusorien  {Hydra  viridis,  Vorteae  tiriä»^ 
Mesostomvm  viridatttm ,  Derostomum  coecum ,  Stentor  jfohfmtr- 
phus,  Ophrydium  versa tile,  Bursaria  vemalis). 

Das  Chlorophyll  erscheint  als  dunkelgrĂĽnes,    erdiges  Palvcr, 
unveränderlich  an  der  Luft,  unschmelzbar,  verträgt  eine  Tempentf 
von  200^  ohne  Zersetzung;  eine  höhere  Temperatur  zerstört  es,  D: 
ist  unlöslich  in  Wasser,  selbst  in  kochendem ;  Alkohol  löst  es  lekhl 
Aelher  weniger  gut. 

Mulder  drückt  das  Chlorophyll  durch  die  Formel  CigHfNO^'o»» 
welche  der  Controlc  entbehrt.  ^ 

Nach  Verdeil  halle  das  Chlorophyll  grosse  Aehnlichkeit  mit  de» 
Farbstoff  des  Blutes,  und,  wie  dieser,  enthielte  es  eine  bedeatM^e 
Menge  Eisen. 

Concentrirte  Säuren  und  Alkalien  lösen  das  Chlorophyll  vi 
grüner  Farbe ;  Alaunai»flösung  ßillt  es  aus  seinen  Auflösungen.  V^ 
serstoff  im  Augenblicke  des  Freiwerdens  entĂźlrbt  es  wie  blauea  lo^ 
(Mulder). 

VerdciK  Compi.  rend.  de  l'Acad.  XXXlll.  680.  --Scbultse,  ebd.  XXXIV.MS^ 
—  Mulder,  Ann.  der  Chem.  ii.  Pharm.  LIi.  42t. 


563 

Berzelius  unterscheidet  drei  Abänderungen  des  Chlorophylls;  die 
eine  lose  sich  in  Alkohol  mit  blauer  Farbe. 

Hit  dem  Namen  Erythrophyll  hat  man  jene  Substanz  bezeich- 
net, welcher  die  Blätter  der  Bäume  ihre  rothe  Fürbung  im  Herbste 
verdanken.  Sie  ist  in  Wasser  und  Alkohol  auflOsIich;  in  Alkalien 
löst  sie  sich  mit  brauner  Farbe  auf;  die  Bleisalze  ßlllen  sie  mit  schön 
grflner  Farbe. 

S  2434*.  Die  Farbstoffe  der  BlĂĽten  i).  Wir  besitzen  nur 
sehr  unvollständige  Kenntnisse  über  diese  Farbstoffe. 

Fremy  und  CloCz  unterscheiden  deren  drei:  das  Cyanin,  eine 
blaue  oder  rosenrothe  Substanz ;  das  Xanthin,  eine  gelbe,  in  Wasser 
unlösliche,  und  das  Xanthetn ,  eine  gelbe ,  in  Wasser  lösliche  Sub- 
stanz. Diese  drei  Substanzen  können  im  Zustande  der  Reinheit  und 
noch  öfter  durch  ihre  Beimengungen  die  Farben  hervorbringen,  wel- 
che die  meisten  Blumen  zeigen. 

a.  Das  Cyanin  kann  man  durch  siedenden  Alkohol  aus  den 
Blumenblättern  der  Kornblumen,  Veilchen  und  der  Schwertlilien  aus- 
ziehen; die  Blüte  entßfrbt  sich  und  die  Flüssigkeit  nimmt  eine  schöne 
blaue  Färbung  an.  Wenn  man  den  Farbstoff  eine  Zeit  lang  mit  dem 
Alkohol  in  Berührung  lässt,  so  bemerkt  man,  dass  die  blaue  Farbe 
der  Flüssigkeit  allmälig  verschwindet  und  bald  in  eine  braungelbe 
ĂĽbergeht ;  der  Farbstoff  hat  in  diesem  Falle  eine  wirkliche  Reduction 
durch  die  fortgesetzte  Einwirkung  des  Alkohol  erlitten,  kann  aber 
seine  ursprĂĽngliche  Farbe  wieder  annehmen ,  wenn  man  den  Alkohol 
in  BerĂĽhrung  mit  der  Luft  verdunstet;  man  darf  jedoch  den  Alkoliol 
nicht  zu  lange  mit  dem  Farbstoff  in  BerĂĽhrung  lassen ,  sonst  wĂĽrde 
der  alkoholische  Auszug  seine  blaue  Färbung  durch  die  Einwirkung 
des  Sauerstoffs  nicht  wieder  annehmen. 

Der  RĂĽckstand  von  der  Verdampfung  des  Alkohols  wird  mit 
Wasser  behandelt,  welches  eine  fette  und  harzige  Substanz  abschei- 
det; die  wässrige  Auflösung,  welche  den  Farbstoff  enthält,  wird  hier- 
auf mit  neutralem  essigsaurem  Blei  gefällt;  der  Niederschlag  von 
schön  grüner  Farbe  wird  mit  vielem  Wasser  gewaschen ,  dann  durch 
Schwefelwasserstoff  zersetzt;  der  Farbstoff  bleibt  im  Wasser  gelöst; 
die  FlĂĽssigkeit  wird  vorsichtig  im  W^asserbad  abgedampft ,  der  RĂĽck- 


1)  Fremy  u.  Cloei,  Jouro.  He  PbariD.  XXV.  249. 

36* 


564 

stand  in  absoluteni  Alkohol  aufgenommen  und  die  alkokolisdK  Rk- 
sigkeit  durch  Aelher  gefällt,  welcher  da^Cyanin  inblaulicheaFMi 
absc^idet. 

Das  Cyanin  ist  nrcfat  krystallisirbar ,  auOOslich  in  Wasser  ai 
Alkohol,  unlöslich  in  Aerber;  S^rnrn  und  saure  Salze  firbeo^M- 
gleich  roth,  Alkalien  grfln.  Es  bildet  mit  Kalk,  Baryt,  SiraolA 
Bleioxyd  u.  s.  w.  grüne/  in  Wasser  unauRösliche  Verbindung. 

Leicht  oxydirbare  Substanzen,  wie  schweffige  Säure,  pbospfc«? 
Saure,  Alkohol,  mrken  darauf  und  entfärben  es;  durch  dicEiiii^ 
bung  VOR  Sauerstoff  ninmt  es  seine  Färbung  wieder  ao. 

Die  rothiMi-  und  roserrrotheii  Bltimen  verdanken  gif  ichfalb  Ăśj 
Cyanin  ihre  Färbung  «nler  Mitwirkung  einer  Säure.     Man  sieht 
selten  rosenrothe  Ăźfttten,  wie  die  Malven,  beim  Verwelken  eine 
und  dann  eine  grflne  Partie  annehmen ;  diese  Veränderung  röhrt 
der  Zersetzung  einer  slickstofl haltigen  Substanz  her,  welche Ai 
niak  entwickelt ,    in  dessen  Berttbrun^  des  Cyanin  eine  Maue 
grttne  Farbe  annimmt.     Die  scharlachrolhen  BlĂĽten  enthallea 
dem  Cyanin  auch  Xanthin« 

ß.  Das  Äanthm  ist  ein  gelber,  in  Wasser  unauflöslicher  Ftf^ 
Stoff.  Man  kann  es  aus  der  grossen  Sonnenblume  darstellea; 
behandelt  dieselbe  zu  diesem  Zweck  mit  kochendem  absoluten 
hol ,  welcher  in  der  Wärme  den  Farbstoff  auflöst  und  beim 
fast  voltständig  wieder  abscheidet.  Die  Aussclieidung,  welche 
dadurch  erhält,  enthält  eine  fette  Substanz,  welche  man  darck 
hitzen  mit  einer  kleinen  Menge  Alkali  beseitigt;  der  Farbslof 
»ich  in  der  Seife^;  man  HiUt  diese  durch  eine  Säure  nnd  he 
den  Niedemchiag  mit  kaltem  Alkohol ,  welcher  das  Xantbin  vĂź^ 
lässt. 

Es  ist  von  schön  gelber  Farbe,  in  Wasser  unauflöslich,  \^ 
aber  in  (warmem?)  Alkohol  und  Aether,  welche  es  goldgelb flrt*^ 
Es  scheint  unkrystallisirbar  zu  sein  und  zeigt  die  allgemeioen  EijK^ 
schalten  der  Harze. 

In  verschiedenen  Verhältnissen  mit  dem  durch  die  PfiaaiHisA 
mannichfaltig  modificirten  Cyanin  ertheilt  das  Xanihin  den  BM* 
die  orange-,  scharlach>  und  tief  rothen  Färbungen. 

y.  Das  Xanthein  ist  ein  gelber ,  in  Wasser  löslicher  fvA^ 
Um  ihn  zu  erhalten ,    behandelt  man  die  Blütenblätter  der  p!^ 


\ 


565 

Dftblien  mil  Alkohol ;  dieser  lösl  (Ui  XantbeVii  rascb,  sowie  feite  und 
harzige  Körper;  die  Flüssigkeit  w»rd  zur  Trockne  abgedampft,  der 
RĂĽckstand  in  Wasser  aufgenommen,  welches  die  feiten  und  bariigen 
Theile  ĂźllU ;  die  so  erhaltene  FlĂĽssigkeit  wird  gleichlaUs  eingetrock* 
net  uod  der  RĂĽckstand  mtt  absolutem  Alkolioi  bebandelt;  die  alkobo* 
lische  Auflosung  wird  mit  Wasser  verdĂĽnnt  und  mit  neutralem  essig* 
saurem  Bleioxyd  behandelt,  welches  den  Farbstoff  Rillt ;  das  Bkisals 
wird  hierauf  durch  Schwefelsaure  zersetzt;  das  XantheVo  bleibt  im 
Wassei*  gelost;  es  wird  sodann  durch  Atkohul  gereinigt. 

Das  XantheYn  ist  aufloslicb  in  Wasser,  Alkohol  und  Aether,  kry- 
stallisirt  aber  aus  keinem  dieser  Lösungsmittel.  Die  Alkalien  er« 
iheilen  ihm  eine  sehr  gesättigt  braune  Farbe.  Sein  Farbuogsver- 
mögen  ist  beträchtlich;  es  erzeugt  auf  den  verschiedenen  Gewebed 
gelbe  Töne,  denen  die  Lebhaftigkeit  nicht  fehlt. 

Die  Säuren  beben  die  braune  Färbung  durch  die  Alkalien  wie- 
der auf. 

Das  XantheYn  verbindet  sieh  mit  den  meisten  Metallbasen  und 
bildet  damit  gelbe  oder  braune  unlösliche  Lacke. 

%  2435.  Der  Farbstoff  des  Blutes^).  —  Die  Blutkügelchen  ver- 
danken ihre  Färbung  einer  eigenthümlichen  Substanz,  welche  Chevreul 
zuerst  mit  dem  Namen  Hamatasm  bezetcliHete.  Diese  Substanz  ist 
stets  innig  gemengt  mit  einer  Eiweisssubslanz. 

Berzrlius  stellt  diesen  FcirbslofT  auf  folgende  Weise  dar :  Man 
mischt  das  frisch  aus  der  Ader  gelassene  Blut  mit  ungefähr  seinem  vier- 
fachen Volum  concentrirter  Glaubersalzlösung  und  bringt  das  Gemenge 
auf  ein  gleichfalls  mit  concentrirter  Glaubersalzlösung  befeuchtetes 
Filter.  Dann  kocht  man  die  BlutkĂĽgelchen  mit  Alkohol ,  dem  etwas 
Schwefelsäure  zugesetzt  ist,  so  lange  sich  die  Flüssigkeit  Rfrbt ;  man 
versetzt  nun  die  noch  warmen  Flüssigkeilen  mit  Ammoniak,  lässt 
einige  Zeit  absetzen  und  sondert  den  Niederschlag  (tnrch  ein  Filter; 
die  filtrirte  Flüssigkeit  wird  durch  Abdampfen  concentrirt.  Das  Hä- 
matosin  schlägt  sich  in  dem  Maasse  nieder,  als  das  Ammoniak  ver- 
dunstet; man  sammelt  es  auf  einem  Filter  und  behandelt  es  mit 
Aether,  um  das  etwa  vorhandene  Fell  zu  entfernen. 


1}  Lecanu,  Ano.  de  Cbim.  el  de  Pbys.  XLV.  5.  —  Rerzelius,  Leiirb.  der 
Chemie,  3.  Attfl.  IX.  68.  —  Mal  der,  Journ.  f.  pmkt.  Chem.  XVII.  322;  XXXIl. 
105. 


666 

Nach  Lehmann  liefert  dieses  Verfahren  nur  ein  durch  dKEft- 
Wirkung  des  Sauerstoffs  modificirtes  Häniatosin,  ondeswurAea 
wie  es  in  den  BIntkOgelchen  enthalten  ist,  noch  gar  nicht  fariidi 
reinem  Zustande  dargestellt. 

Das  auf  vorstehende  Weise  erhaltene  HĂĽmatosin  ist  ein  M^ 
rother,  geruch«  und  geschmackloser  Körper,  in  Wasser,  Alkohol  d 
Aether  fOr  sich  nicht,  wohl  aber  dann  darin  aufloslich,  «eoati« 
Flüssigkeiten  mit  einer  kleinen  Menge  Ammoniak,  Kah  oderüäM 
versetzt  werden.  Terpentinöl  und  Leinöl  lösen  das  Himatosin  gbl- 
falls  in  der  WSrme  (Mulder).  Salzsäure  und  verdünnte  Scbwdck** 
losen  es  nicht  auf. 

Bei  der  Analyse  des  HXmatosin  hat  man  folgende  Z«hlcl(^ 
halten : 

Muld€r.  C44  Htt  Nj  O«  Fe  (?) 


Kohlenstoff 

65,58 

65,29  64,84 

65,35 

Wasserstoff 

5,30 

5,27    5,28 

5,44 

Stickstoff 

10,54 

«0,39  10,57 

10,40 

Sauerstoff 

1« 

»>         »« 

11,88 

Eisen 

6,73 

6,8t     6,51 

6,93 

100,00. 

Die  Gegenwart  des  Eisens  unter  den  Elementen  des  BlaĂĽK' 
ist  merkwĂĽrdig. 

Das  Hamalosin  in  alkalischer  Auflösung  liefert  mit  den 
d<*s  Silbers,  Kupfers  und  Bleies  unauflösliche  Verbindungen* 

Wenn  man  das  Hämalosin  in  feines  Pulver  verwandelt,  io 
centrirte  Schwefelsaure  bringt,  diese  dann  mit  Wasser  verdOoat^ 
das  Ganze  einige  Tage  sich  selbst  ĂĽherlasst,  so  entviickeln  sichBM 
von  WasserslofTgas  und  die  FlĂĽssigki^it  cnthMt  dann  schii^eleiss^ 
Eisenoxydul.  Wenn  man  diese  Behandlung  mit  dem  Farbstoflevi^ 
holt,  so  verliert  er  zuletzt  sein  Eisen  vollständig.  (Er liefert^ 
bei  der  Analyse  Kohlenstoff  69,22;  Wasserstoff  5,92.  MuMerdrfdl 
diese  Zahlen  durch  die  Formel  C14BS2N3O«  aus,  welche  BW^*^ 
minus  Eisen  darstellt.) 

Wenn  man  Haroatosin  in  Wasser  bringt  und  Chlor  hinein  N^ 
so  erhalt  man  weisse  Flocken,  fi*ei  von  Eisen,  aber  viel  CM<^^ 
haltend.  (Nach  Mulder:  Kohlenstoff  36,83;  WasserslolT S.*'* 
Stickstoff  5,86;  Chlor  29,49.  Diese  Zahlen  entsprechen  Ci^h^ 
Oe,  6CIO3.) 


567 

S  2435*.  Der  Name  Hämaiotdin  ^)  wurdi^  von  Virchow  den  Kry- 
sUllen  gegeben «  welche  zuerst  von  Everard  Home  in  in's  Zellgewebe 
eines  teilenden  Thieres  ausgetretenem  Blute  beobachtet  wurden  ;  man 
findet  sie  fast  stets  in  ähnHcben  Ergüssen  vier  bis  zwanzig  Tage  nach 
der  HSmorrhagie.  Es  sind  mikroskopische  Nadeln  oder  schiefe  rhom- 
boTdische  Prismen  (Rhombenwinkel  ^s  11 8<^),  sie  sind  hart,  zerbrech- 
lich, lebhaft  orangeroth  y  schwerer  als  Wasser ,  unlöslich  in  Wasser, 
Alkohol,  Aether,  Essigstture.  Ammoniak  löst  sie  rasch  auf  mit  &ma- 
ranthrother  Farbe,  wenn  die  Auflösung  concentrirt  ist ;  die  Auflösung 
geht  bald  in*8  Safrangelbe  ĂĽber  und  wird  endlich  brĂĽunlich. 

Die  Krystalle  enthalten : 


Ricke  u.  C.  Robin. 

CuHgNOst?) 

Kohlenstoff 

65,05     65,85 

64,12 

Wasserstoff 

6,37       6,47 

6,87 

Stickstoff 

10,51        „ 

10,69 

Sauerstoff 

»»           t« 

18,32 

100,00. 

Die  Krystalle  geben  kaum  eine  Spur  Asche. 

Kali  und  Natron  schwellen  sie  an  und  lösen  sie  etwas,  doch  weit 
weniger  als  Ammoniak;  die  Auflösung  ist  röllilich.  Salpetersaure 
löst  sie  ziemlich  schnell ;  Satzsäure  löst  sie  wenig.  Schwefelsäure 
löst  sie  nicht  auf;  sie  fSrbt  sie  tiefer  und  nimmt  selbst  eine  grOne 
Färbung  an ,  wenn  Spuren  von  Eisenverbindungen  und  von  Alkalien 
die  Ki^stalle  noch  begleiten. 

S  2436.  Farbstoffe  der  Galle^),  —  Berzelius  nimmt  die 
Existenz  mehrerer  Farbstofle  in  der  Galle  an,  deren  chemische  Natur 
noch  lange  nicht  bekannt  ist. 

a.  \)ns  Biliverdm  oder  der  grOne  FarbstolT  wurde  in  der  Rinds- 
galle gefunden ;  es  entsteht  durch  Oxydation  des  braunen  Farbstoffes. 

1}  Everard  Home  (1830),  A  shorl  Irnct  on  the  formation  of  tumors,  Lod- 
doD.  —  Virchow,  Arch.  f.  palholog.  Anat.  u.  Physiol.  18i7,  II.  379;  III.  407. 
—  C.  Robin,  Compt.  reori.  d«  l'Arad.  XL1.  tt06. 

2)  Bertelias,  Lehrb.  der  Ohem.  IX.  281.  Ann.  der  Chem.  q.  Pharm. 
XLIII.  1.  Jonm.  f.  pnkt. Chem.  XXVII  153.  —  Simon,  medizio.  analyl.  Chem. 
1.  333.  —  Platti^er,  (Jeher  die  Natur  der  Galle;  Heidelbrrg  1845,  S.  101.  — 
^chmid,  Archi?  d.  Pharm.  XLI.  291.^ —  Scherer,  Ann.  der  Chem.  u.  Pharm. 
Uli.  377;  LVII.  133.  —  Heintz,  Ann.  t.  PoggenJ.  LXX.XIV.  100.  Lehrb.  der 
Zooehemie,  S.785. 


566 

Heintz  scheidel  ihn  ab ,  indem  er  die  Galieosteine  durch  kocbrndei 
Alkohol  und  Aether  er9ch<Vpfi ,  den  unlöslicben  RflckstamI  mit  Sib- 
säure  behandell,  die  braune  Subslanz  in  einer  verMnnten  S«^ 
losuog  auflöst  und  die  Flüssigkeil  dem  Zutritt  der  Luft  Qberiisst,  Mi 
sie  keinen  Sauerstoff  mehr  absorbirt.  Der  braune  Farbstoff 
delt  sich  dabei  in  dunkelgrĂĽne,  fast  schwarze  Flocken. 

In  trocknen!  Zustande  ist  das  Biliverdin  gerueh-  und 
los«  schmilzt  in  der  Wärme  nicht  und  zersetzt  sich  bei  höherer Tes- 
peratur  unter  Bildung  von  vieler,  schwer  zu  verbrennender  Sahir. 
Kaltes  Wasser  löst  es  nicht,  kochendes  nimmt  eine  schwach  grüslicW 
Färbung  davon  an ,  Alkohol  löst  es  mit  dunkelgrüner  Farbe,  irther 
löst  es  nicht  auf.  Die  atzenden  und  kohlensauren  Alkalien  kisea» 
leicht  mit  grüner  Farbe;  Säuren  föllen  aus  der  Auflösung  grüe 
Flocken. 


Es  enthält : 

Heini*, 

C,6H,N05(?) 

Kohlenstoff 

60,04 

60,38 

WnsserstofT 

5s  84 

5,66 

Stickstotf 

8,53 

8,80 

Sauerstoff 

25,59 

25,16 

100,00. 

Wenn  man  das  Biliverdin  in  alkoholischer  oder  alkalischer  ARf* 
lösung  mit  einein  UeberscIiMSS  von  Salpetersäure  behandeit,  weklf 
etwas  salpetrige  Säure  enthält,  so  wird  es  anfangs  blau,  dann  riekfi 
roth  und  zuletzt  gel)i. 

Das  Biliverdin  bildet  mit  Baryt  eine  grĂĽne,  amorphe  Verhau 
düng,  nicht  ganz  unlöslich  in  Wasser,  welche  27,3  Proc.  Barjteah 
halt. 

Ăź.  Pas  BiUpheiii  oder  der  braune  Farbstoff  Qndel  sich  in  ^ 
Galle  und  im  Nahningskanal ;  von  ihm  haben  die  Excremente  ibr^ 
braune  Farbe.  Es  kommt  auch  im  Blut,  im  Serum,  Urin  und  an- 
dern FlĂĽssigkeiten  des  kranken  Organismus  vor;  auch  die  gelheFarte 
der  Haut  und  der  Hornhaut  des  Auges  in  der  Gelbsucht  rührt  gffid»- 
falls  von  derselben  Substanz  her.  Heintz  zieht  es  aus  den  GaUev- 
steinen,  welche  oH  ausschliesslich  daraus  bestehen,  indem  er  sieivl 
Aether ,  Alkohol  und  kochendem  Wasser  erschöpft ,  den  Rocksti»! 
mit  Salzsäure ,  dann  mit  Wasser  wäscht ,  in  schwacher  Sodato8t*f 
auflöst  und  abermals  durch  Säure  Mit.     Man  muss  daülr  soi^«^ 


560 

lange  die  Substanz  gelöst  ist,  sie  vor  iler  Berlihrung  mit  LiiA  zu 
schĂĽtzen,  damit  sie  sich  nicht  in  Biliverdin  verwandle;  es  ist  deshalb 
gm,  in  einer  Atoiosphftre  von  Wassersloffgas  zu  arbeiten.  Trotz  dieser 
Viirsichtsmassregeln  ist  es  nicbt  immer  möglich,  eine  theilweise  Ver- 
aaderung  zu  verhindern. 

Frisch  geAlilt  bildet  das  fiilipheln  einen  braunen,  amorphen 
Niederschlag,  den  das  Austrocknen  dunkler  macht.  Es  is|  unschmelz- 
bar, untosiich  in  siedendem  Wasser,  anCtoslich  in  siedendem  Alkohol ; 
die  alkoholische  Auflösung  wird  an  der  Luft  allmttlig  grUn.  Kochende 
Salzsäure  löst  das  BilipheYn  nur  in  kleiner  Menge ,  indem  sie  sich 
blau  damit  Darbt;  ein  Ueberschuss  von  Ammoniak  ertheiit  der  salz- 
sauren Auflösung  eine  grflnlich  gelbe  FSrbung  ond  diese  Färbung 
geht  durch  Salpetersäure  unmittelbar  in  Roth  llber. 

Das  BilipheTn  enthält: 


Heintz. 

C3S 

H,8>«0,(?) 

Kuhlpnstoff 

60,88 

61,94 

Wasserttoff 

ft.09 

5.80 

Stirkstoff 

11,12 

9,03 

Sauerstoff 

fi 

23,23 

100,90. 

Die  causlischen  und  kohlensauren  Alkalien  lösen  das  BilipheYn 
mit  bräuiilicligelber  Farbe,  Baryt  uml  Kalk  geben  damit  unlösliche 
Verbindungen.  Die  ammoniakalische  Auflösnng  wird  durch  Chlor* 
baryum  und  Chlorcalcium  in  braunen  Flocken  geĂźlBt. 

Wenn  man  das  BilipheYn  in  sehr  verdünnter  Kalilösiing  a«iOöst 
und  die  Flüssigkeit  mit  etwas  Chlorwasserstoffsäure  ansäuert,,  so 
nimmt  sie  schnell  eine  gi*ttne  Färbung  an.  Wenn  man  hierauf  Sal- 
petersäure tropfenweise  zusetzt,  so  erhält  man  eine  schön  blaue  Fär- 
bung, welche  lange  anhält. 

Wenn  man  Salpetersäure,  welche  salpetrige  Säure  enthält,  zu 
einer  verdünnten,  wässrigen,  alkalischen  Auflösung  von  BilipheYn 
setzt ,  so  bemerkt  man  der  Reihe  nach  eine  Niiandrung  in  verschie- 
denen Farben :  zuerst  wird  die  FlĂĽssigkeit  g^n ,  dann  blau,  violeCt, 
roth  und  endlich  gelb. 

Dem  Luftzutritt  ausgesetzt,  oxydirt  sich  die  alkalische  Auflösung 
des  BilipheYn  und  die  Säuren  fällen  nun  Biliverdin. 

y.  Das  Bilifulvin  ist  eiu  dritter  Farbstoff,  dessen  Existenz  Ber*r 
zelius  in  eingedickter  Ochsengalie  annimmt.     Es  ist  gelb,  leicht  lös>r 


570 

lieh  in  Wasser ,  rölhet  Lackmus  und  scheint  das  Kalk-  oder  Ksb» 
salz  einer  eigentbOrolicheD  Säure  zu  sein. 

S  2437.  Farbstoffe  des  Urins  i).  —  Man  besiut  nur  sekr » 
volikon»mene  Angaben  Ober  die  cbeniisehe  Natur  der  Parbstaii^ 
Urins :  nach  Lehmann  enthält  die  eine  dieser  Substaaten  (Cittfr 
iin)  Eisen,  absorbirt  begierig  Sauerstoff  und  nähert  sich  and ^ 
durch  andere  Eigenschaften  dem  Häaiatosin  di*8  Blutes;  es  isind' 
leicht  nichts  als  ein  Umwandlungsprnduct  desselben,  logmss 
Krankheilen  verwandeln  sich  tue  FarbslolTe  des  Urins  ant  sichltv 
Weise. 

Scherer  hat  mehrere  Farbslofic  des  Urins  beschrieben  ual«'' 
lysirt ;  da  er  jedoch  nur  mit  Gemengen  arbeitete,  so  wäre  es  «m* 
seine  Resultate  anaufĂĽbren. 

S  2438.  Der  Farbstoff* des  Auges^).  —  Eine  schwamS* 
stanz,  Melanin  genannt,  verbreitet  sich  in  einer  abgegres^ 
Schichte  Ober  die  innere  Oberfläche  der  Netzhaut.  Es  bedeckt  vA 
die  Gef^sse  und  Nerven  beim  Frosch  und  andern  Amphibien.  Mt- 
selbe  Substanz  scheint  das  schwarze  Pigment  der  Lu(tr<)hrengtQ^ 
<les  Lnngengewehes ,  des  Halpighi'schen  Netzes  der  Negeriiau!.  der 
nielanotischeii  GeschwĂĽlste  etc.  zu  sein. 

Es  ist  eine  schwarze ,  in  Wasser»  Alkohol  und  Aetber  iMtiA^ 
liehe  Hasse.  Aelzkali  löst  es  langsam  unter  EntwicUttug  vwi** 
moniak ;  Salzsäure  Hillt  die  Auflösung  in  braunen  Flocken^  Es  ^ 
Asche,  welche  Chlornatrium,  phosphorsauren  und  kohlensanresi*' 
sowie  Eisenoiyd  enthält. 

Scherer  fand  darin  als  organische  Elemente : 


KohleDstoflT 

57,54 

58,04 

Wiftseritoir 

5,98 

5,98 

StickMofi 

13,77 

13,77 

Sauerstoff 

22,71 

22,2t 

100,00     100,00. 

Die  Gegenwart  d<'s  Eisens  in  dieser  Substanz  und  die  Natur 'c' 
Theile,  worin  man  diesen  Farbstoff  flndet,  scheinen  anzudeoteo«  ^ 


1)  Scherer,  Aon. der Chem.u.  Pharm.  IAH.  180.  —  Heller,  ArckifJ**^ 
S.  ist;  1846,  S.  19  o.  536. 

2)  Berzelios,  Lehrh.  4  Chem.  3.  Aud.  II.  522.  —  Scherer,  Atf.^ 
Chem.  o.  Phsna.  XL.  83.  —  lleintz,  Arch.  f.  pulbolof.  Anat.  IM.  477.  \M^ 
Aw  Zoocbefuie ,  $.811. 


J 


571 

r  aus   einer  cbeniischen  Umwandlung  des   H/fnialosin  hervorgeht 

Lehmann). 

S  2439.     Chitin  0  (oder  Entomaderm)  wurde  von  Odier  jene 

•rgaoische  Substanz  genannt,   woraus  die  Flügeldecken  und  Tegu- 

Denie  der  Insecten  und  die  Schilder  der  Crustaceen  bestehen. 

Man  erhält  es,  wenn  man  die  Flügeldecken  der  Maikäfer  succes» 
ive  mit  Wasser^  Alkohol,  Aetber,  Essigsäure  und  Alkalien  durch 
v«»chen  erschöpft;  der  nicht  mv\\v  angreifbare  Rückstand  behält  voll- 
;ommen  die  Gestalt  der  FlĂĽgeldecken. 

Fremy  verfährt  auf  folgende  Weise :  die  verschiedenen  Theile 
les  Tegumentenskelets  eines  Krustenthiers  werden  zuerst  kalt  mit 
rerdünnter  Salzsäure  behandelt ,  um  die  Kalksalze  vollständig  auszu- 
gehen, welche  sich  an  der  Oberfläche  derselben  befinden;  man 
v.lscht  mit  destillirtem  Wasser  und  kocht  sie  mehrere  Stunden  mit 
lalilösung,  welche  die  adhärirenden  Eiweisssubslanzen  auHöst^  ohne 
»ne  Wirkung  auf  das  Chitin  auszuüben.  Dieses  wird  von  Neuem  mit 
lestillirtem  Wasser  gewaschen  und  dann  mit  Alkohol  und  Aether  ge- 
reinigt. 

Das  so  erhaltene  Chitin  ist  fest ,  durchscheinend ,  von  hornarti- 
gero  Aussehen  und  unauflöslich  in  Wasser,  Alkohol  und  Aether.  Ver- 
dfloDte  Säuren  und  verdünnte  Alkalien  haben  keine  Wirkung  darauf. 

Die  Chemiker  sind  ĂĽber  die  Zusammensetzung  des  Chitin  nicht 
«inig.  Schmidt  und  Lehmann  betrachten  es  als  stickstoffhaltig; 
Fremy  findet  es  stickstofffrei  und  legt  ihm  die  Zusammensetzung  der 
Cellulose  bei. 

Die  Analysen  haben  ergeben  : 

Sehmidt.  l 

(Mittel  TOD  11  Aoalysen.) 


KohleDĂĽtoff 

46,64 

WasserstofT 

6,60 

Stickstoff 

6,56 

SouerstufT 

11 

ehmanr 

1.     Fremy. 

ZusamtneDsetzang 
der  Ceilulose. 

46,73 

43,3  43,4 

44,4 

6,59 

6,6    6,7 

6,2 

6,49 

»»       1» 

11 

»• 

»»       »1 

49,4 

100,0 

1)  Odier,  M^m.  de  la  ßoc.  d'hist.  natnr.  Je  Paris  I.  —  Lassoigne,  Journ. 
^  Chim.  IHM.  IX.  379.  Compl.  rcnd.  de  fAcad.  XVI.  1087.  —  Pa  y  e  n  ,  Compl. 
»««'I.  de  l'Acad.  XVII.  227.  —  Schmidt,  Zur  Tergicich.  Phyaiol.  der  wirbell. 
Tkiere,  1845,  S.  32.  Aoo.  der  Chcra.  u.  Pliarm.  LIV.  298.  —  Lebmann, 
^•kreaber.  derg«».  Med.,  1844,  S.  7.  —  Fremy,  Ann.  de  Cliim.  et  de  Phys.  [3] 
XUII.  94. 


572 

Frecny*8  Resultate  erscheinen  mir  um  so  wahrftchf-iniicber,  ik 
(las  Chitin  bei  der  trocknen  Destillation  keine  aramoniakalj«rli«ii  Fn- 
dticle,  sondern  eine  saure  PlOftsigkeit  lii^ferte,  weiche  Essigsaure  ni 
enipyreumatisches  Oel  enthüll.  Es  ist  daher  wahrscheinlich,  da«sie 
deutschen  Chemiker  mit  Chitin  gearbeitet  hahen ,  welches  roo  stid- 
stoflThaltigcn ,  eiweissartigen  Substanzen  nicht  vollkommen  gemiid 

war*)- 

Concenirirte  Sduren  zersetzen  das  Chitin,  losen  es  auf  unä  i^r- 

wandeln  es  in  eine  unkrystalllnische  Säure,  ohne  Glucose  zu  liefen. 

Ranchende  Salpetersäure  verwandelt   es  nicht  in  ein  schiesstMia- 

wotlearliges  Product ;   kochende  Salpetersaure  verwandelt  e»  iitktt 

in  Oxalsäure  (Fremy). 

S  2439*.  Das  Glairin  oder  Baregin^),  —  Die  «ana» 
Schwefelqiiellen  halten  eint'.  stickstofThaltige  Substanz  in  Losung,  de- 
ren Existenz  sich  leicht  durch  den  Geruch  nach  verbranntem  Ran 
und  durch  die  ammoniakalischen  Drimpfe  constatirt,  welche  man  be- 
obachtet, wenn  man  das 'Wasser  verdampft  und  den  RĂĽckstand  m^ 
brennt. 

Getrocknet,  ist  diese  st ickstofllialtige  Substanz  ohne  Geruch  iiiitf 
zeigt  ein  hornartiges  Aussehen ;  aufs  Neue  mit  Wasser  in  Bernfanm^ 
gebracht,  wird  sie  schleimig.  Wasser,  Alkohol,  Terpentinöl,  t«r- 
dttnnte  Ssturcn  und  Alkalien  lösen  sie  in  der  Kulte  in  kleiner  Htnp, 
in  grosserem  Verhältniss  beim  Erhitzen.     Aether  lOst  sie  nicht. 

Man  hat  das  Glairin  mit  dem  Albumin  und  Leim  verglicbei. 
allein  die  Analysen  von  Bouis  zeigen ,  dass  diese  Substanzen  in  ibrtf 
Zusammensetzung  weit  davon  entfernt  sind.  Alle  Proben  von  Gbi- 
rin,  welche  Bouis  untersuchte,  haben  ihm  30  bis  35  Proc  A 
ergeben  und  Ăśberdies  wesentlich  aus  KiesselsSlure  bestehend. 

Die  Zahlen  ,  welche  Ăźouis  gefunden ,  sind  : 

Kühlensioir  48,69  44,0A  4»,20 

Wasserstüfr  7,70  0,6»       6,95 

SticMofl*  8,10  5,57       5,60 

A9che  30,22  35,00  40,70. 

1)  Lcycru.  Roller  h;iben  Tyrosin  a.  teucio  ati^  den  FIfigeldffkfn  ^ 
käfer  erhalten. 

2rVauqueIin,  Aon.  de  Chim.  XXXIX.  173.  —  Aogtada,  Neniom,  Hm 
1837—1838.  —  UoDJean,  iourn.  d«  Pharm.  XV.  3ftt.  ^  Bouis,  Compl. 
de  l'Acad.  XLI.  116. 


J 


573 

Schwefel  findet  man  unler  den  Elenienlen  des  Glainns  nicht. 

Freiwillige  Zersetzung  der  Slickstoffsuhsta  n  zen. 
Erscheinungen  der  Gährurig  und  Päulniss. 

S  2440.  Man  glaubte  lange  Zeit^  die  Thiersubstanzen  und 
Pflanzensafte  zersetzten  sich  und  faulten  von  selbst,  auf  freiwillige  Art 
und  ohne  Dazwischenkunft  irgend  eines  chemischen  Agens,  sobald 
sie  des  Lebens  beraubt  oder  dem  EinflĂĽsse  der  Vegetation  entzogen 
sind;  allem  man  halte  die  Wirkung  nicht  in  Rechnung  gebracht,  die 
der  atmosphärische  Sauerstofl*,  welcher  mit  allen  Körpern  in  Berüh- 
rung ist,  nothwendiger  Weise  auf  ihre  Ăźestandtbeile  ausĂĽbt.  Dieser 
Sauerstoff  ist  in  der  That  die  erste  Ursache  aller  Erscheinungen  der 
Gährung  und  P^ulniss. 

Die  Pflanzensäfte,  der  Traubensaft^  das  Blut,  die  Milch,  das 
Fleisch  der  Thiere  und  im  Allgemeinen  alle  organischen  FlĂĽssigkei- 
ten^ welche  die  Eigenschaft  haben,  zu  verderben ,  zu  gähren  oder 
zu  faulen,  enthalten  slickstolThaltige  Bestandtheile  (Albumin,  Fibrin, 
CaseYn),  welche  der  Sauerstoff  der  Luft  sogleich  angreift,  wenn  er 
ihnen  unler  den  entsprechenden  Bedingungen  begegnet.  Diese  stick- 
slofl'haltigen  Theile  gehen  dann  in  den  Zustand  der  Fermente  ĂĽber. 

Eine  grosse  Zahl  von  Thatsachen  weisen  diese  Wirkung  des 
Sauerstofl's  nach. 

Wenn  man  frisch  aus  dem  Blut  abgeschiedenes  Fibrin  noch 
feucht  in  Sauerstofl*gas  stehen  lässt,  so  verschwindet  der  Sauerstoff 
allmälig  und  an  seine  Stelle  tritt  Kohlensäure.  Alle  Albuminsub- 
stanzen, vegetabilische  und  thicrische,  verhalten  sich  auf  ähnliche 
Weise,  wenn  sie  in  feuchtem  Zustande  mit  SauerstofT  zusammen- 
treffen. 

Wenn  man  Pflanzensäfle  h^^i  gelinder  Wärme  und  Luftzutritt 
abdampft,  so  verändert  er  sie  allmälig,  es  entsteht  ein  schwarzer 
oder  branner  Absatz,  wenig  oder  nicht  löslich  in  Wasser,  leicht  lös- 
lich in  Alkalien ,  welcher  den  Namen  Extractivstoff  erhalten  hat. 
nie  Gartenerde  und  der  Humus  sind  gleichfalls  die  Producte  der 
Einwirkung  dei*  Luft  auf  gewisse  feste  Pflanzenstoffe. 

Nach  den  Versuchen  von  Th.  v.  Saussure  0  verwandelt  das 
Holz,  die  Baumwolle ,  Seide,  Gartenerde  in  feuchtem  Zustand  den 

Sauerstoff,  welcher  sie  umgiehl,  in  Kohlensäure. 

â– I*   â–  

1)  Tb.  V.  Saussure,  Btbliotb.  uoiv.  de  Geo^ve  LVL  130. 


574 

0 

Die  der  Veränderung  am  meisten  ausgeseUten  Pflanz^sllUtf> 
halten  sich  vollkommen  unter  Abschluss  der  Luft;  selbst  Flosd 
jeder  Art,  die  am  meisten  dem  Verderben  unterworfenen  GenfĂĽe, 
wenn  man  sie  in  hermetisch  verschlossene  Gefässe  einscbficsst, 
nachdem  man  sie  zuvor  bis  zum  Siedepunkt  des  Wassers  erhitzt  kH 
bis  sie  von  Luft  befreit  sind.  So  hat  man  sie  nach  fĂĽnfzehn  Jahra 
von  derselben  Frische  und  demselben  guten  Geschmack  gefuade% 
wie  in  dem  Augenblick ,  wo  man  sie  eingeschlossen  hat. 

Gay-Lussac^)  hat  sich  durch  directe  Versuche  aberzeugt,  te 
der  Traubenmost  durchaus  den  Zutritt  der  Luft  zur  Gährun^  crltf' 
dert.  Derselbe  brachte  unberĂĽhrte  Traubenbeeren  in  ein  io  OiK<i- 
Silber  umgestürztes,  mit  Kohlensäure  gefülltes  Probirglas;  nacbdn 
er  das  Gas  so  ausgeleert  hatte ,  dass  er  die  Beeren  von  den  gering 
sten  Spuren  Luft  befreit  hatte,  zerdrückte  er  dieselben  mittelst  eii« 
Glasstabes.  Der  Saft  erhielt  sich  so  ohne  die  geringste  Veränderoif; 
allein  sobald  man  eine  einzige  Blase  Luft  eintreten  liess ,  begaoB  so- 
gleich die  Gährung;  der  Saft,  anfangs  durchsichtig,  trubte  siik 
alsdann  und  schlug  eine  gelbe  Substanz,  ähnlich  der  Weinhefe,  ai^'- 
der.  Es  ist  ĂĽbrigens  wohl  bekannt ,  dass  sich  getrocknete  Traube 
erhalten,  so  lauge  die  Haut  der  Beere  unberĂĽhrt  bleibt,  allein  sowie 
die  Haut  zerplatzt,  was  z.  B.  bei  Trauben  vorkommt,  weiche  la 
Stocke  gelassen ,  sich  dem  Begen  ausgesetzt  Ăśnden ,  dringt  die  l^ad 
bis  in  die  veränderlichen  Theile  und  dann  beginnt  die  Gährung  ^ 
Fäulniss. 

Man  sieht  aus  diesen  Beispielen ,  dass  die  freiwilligen  Verl*- 
derungen  der  Pflanzen-  und  Thiersubstanzen,  so  zu  sagen«  die  Folfc 
von  der  Wirkung  des  Sauerstoffs  der  Luft  auf  gewisse  ihrer  Bestafi^ 
theile  sind. 

2441.  Fermente.  —  Die  Erscheinungen  der  in  Rede  slebct- 
den  Zersetzung  haben  das  MerkwĂĽrdige ,  dass  nicht  allein  die  sckr 
veränderlichen  Slickstoffsubstanzen  dabei  zerstört  werden,  sooilerfl 
auch  die  Zersetzung  von  vielen  andern  Substanzen  nach  sich  v^^ 
welche  für  sich  allein  derselben  vollkommen  widerstehen  wärdea« 
So   erhält   sich    reines   Zuckerwasser   unbegrenzt  lange  ohn«  Vc^ 

1)  Gay-Lussac's  Versuch  ist  Döpping  o.  Strave  Dicht  gelaogea  (Joora.  f.  pnkt 
Chem.  XLI.  255).  —  Mao  ?gl.  auch  die  Versuche  öher  deo  Eiofloss  der  Laftnl^ 
Gahrang  des  Weios:  Grass o,  Aoo.  der  Chem.  o.  Pharm.  LIX.  389. 


575 

Ă„nderung;  sobald  es  aber  mit  Eiweisssiibstanzen  gemischt  wird, 
weiche  sich  auf  dem  Wege  der  Zersetzung  beĂźnden  (z.  B.  mit  Bier- 
hefe), gähren  die  Zuckermolekdle ,  d.  h.  sie  unterliegen  ihrerseits 
einer  Umwandlung,  deren  Wirkung  in  der  Bildung  von  Alkohol  und 
Kohlensäure  besteht ;  der  Zucker  wini  daher  in  derselben  Zeit  zer- 
stört wie  die  Slickstoffsubstanz.  Ebenso  ist  es  niil  der  Celluloset 
aus  der  die  Pflanzenfaser  besteht :  befreit  von  allen  fremden  Sub- 
stanzen, ist  sie  völlig  unveränderlich  an  der  Luft;  allein  so  wie  sie 
^n  den  POanzentheilen  vorkommt,  wo  sie  von  Slicksloflsubstanzen 
durchdrungen  ist,  da  ist  sie  in  BerĂĽhrung  mit  Luft  und  Feuchtigkeit 
fthig  zu  faulen  9  d.  h.  eine  langsame  Verbrennung  zu  erleiden. 

Hiernach  muss  man  bei  den  sogenannten  freiwilligen  Zersetzun- 
gen unterscheiden  zwischen  Ferment  oder  dem  Af^ens ,  welches  sie 
hervorruft  durch  die  Wirkung  seiner  eigenen  Veränderung ,  und  der 
gährungs-  oder  f^ulni^sfähigen  Substanz,  Welche  eine  Umwandlung 
durch  ihre  BerĂĽhrung  mit  dem  Ferment  erleidet.  Diese  Uebertra- 
gung  des  Zersetzungsznstandes  wird  nicht  durch  die  Verwandtschaft 
der  Elemente  des  Ferments  zu  den  Elementen  der  mit  ihm  in  BerĂĽh- 
rung befindlichen  Substanz  hervorgerufen,  wie  die  gewöhnlichen 
chemischen  Processe ;  bei  der  Gährung  des  Zuckers  z.  B.  drückt  die 
Summe  der  Producte  (Alkohol  und  Kohlensäure)  genau  die  Summe 
der  Zuckerelemente  aus. 

Einige  Chemiker,  Berzelius  unter  andern ,  erklären  diesen  Um- 
stand, indem  sie  dem  Ferment  eine  eigenthĂĽmliche  Kraft,  eine  katU" 
bfĂĽiche  fFirkung  zuschreiben ,  welche  es  Hlhig  mache ,  durch  seine 
blosse  Gegenwart  zu  wirken,  durch  seine  blosse  BerĂĽhrung  und  ohne 
dass  seine  Elemente  in  die  Zusammensetzung  derZersetzungsproducte 
eingehen»  Diese  Erklärung  ist  ofienbar  keine;  denn  alle  Körper 
mĂĽssen ,  um  zu  wirken ,  in  BerĂĽhrung  kommen ;  und  wenn  bei  der 
Gährung  die  Elemente  des  Ferments  durch  ihre  Berührung  sich  nicht 
mit  den  Elementen  der  gährui»gsßlhigen  Substanz  verbinden,  soheisst 
dies  nicht  die  Erscheinung  erklären ,  welche  wir  katalytisch  nennen, 
es  ist  dies  weiter  nichts,  als  einen  Aus^druck  der  gewöhnlichen  Sprache 
durch  ein  griechisches  Wort  ĂĽbersetzen:  es  ist  nicht  einzusehen,  was 
die  Wissenschaft  dabei  gewinnen  soll. 

Liebig  ^)    erklärt   die  Erscheinung   auf  eine   weit  rationellere 

1)  Liebig,  Trait^  de  Cbim.  organique,  Introdoct.  b  r<$ditioo  fran^aise,  Paria 
1840.  Letirea  aur  laChim. ,  Paria  1847.  Ntfufelles  lettres  sur  laCbin. ,  Paria  1892. 


576 

Weise.     Na<A  ifaoi  befindet  sich  jede  Subslaoz,  welche  sich  icnitt 
oder  verbiodeU  in  einem  Zustande  derBewegong,  ihre  Atome  siiii 
einem  Zustand  der  Ersehntlerung,  oder  Reibung,  Siess,  meeluniiiki 
ErscbĂĽtterung  genĂĽgen  schon,  um  die  Zersetzung  von  TMlcnK^ifn 
(chlorige  SAure,  Cblorstickslofi ,   Rnallsiib^)  zu  bewirken,  «aw 
viel  mehr  mnss  eine  chemische  Zerseleung  oder  die  ErachittcnB 
der  Atome  innig  sein,  kann  sie  ahnliche  Wirkungen  auf  gewistc  S^ 
stanzen  ausĂĽben.      Man  kennt  ĂĽbrigens  Korper,  welche  sich  da 
unter  gewissen  Einflüssen  nicht  zersetzen,  ajier,  in  Berohrung  mä  f^ 
wissen  andern  Körpern ,  weiche  diesen  EinAQssen  nicht  zi  ^i» 
stehen  vermögen ,   der  Zersetzung  unterliegen.     So  lost  skh  M 
allein  nicht  in  Salpetersünre,  aber  legirt  mit  Silber,  löst  es  skbM 
auf;  reines  Kupfer  wird  von  Sehwefelsffure  niebt  angegriffen,  akr« 
löst  sich  darin  auf,  wenn  es  mit  Zink  legirt  ist  n.  s.  w.   Nach  lidf 
verhalt  es  sich  ebenso  mit  den  Fermenten  und  gihmngsĂźibigei  S^ 
stanzen ;  der  Zucker ,  welcher  sich  allein  nicht  verändert ,  vei 
sich,  d.  h.  gahrt,  wenn  er  in  Berührung  ist  mit  einer  auf  de«  Wfp[ 
dor  Veränderung  befindlichen  Si>bstanz ,  mit  einem  F«roient« 
stickstoffhahige  Substanz  kann  als  Ferment  wirken ,  wenn  sie 
ist,  von  der  Luft  einen  Einfiuss  zu  erleiden  und  ihre  ratolekiriare 
schtttterung  andern  Substanzen  mittheilen  kann ,  welche  sich  ia 
rĂĽhrnng  mit  ihr  beflnden.     Der  Sauerstoff  der  Luft  ist  also,  wie 
sagl,  das  primum  niovens  der  Gährungsprooesse;  es  genOgt,  disi< 
den  ersten  Impuls  gieht,  damit  die  ErschĂĽtterung  der  Atone  sick 
ihm  nicht  nur  auf  alle  Theile  der  Stickstoflsubstaaz ,  sonderai 
auf  andere  Substanzen  fortpfianze,  welche  sich   in  Bemhrwnf 
dieser  Stickstoffsubstanz  befinden;  letzlere  kann  sich  seihst  bei! 
ahscbhiss  weiter  verändern,  wenn  sie  anders  zuvor  die  zur 
den  Zersetzung,  zur  Entwicklung  der  Bewegung  nötbigeZeit  dtri 
ausgesetzt  war. 

Unter  den  stickstoffhaltigen  Körpern  zeichnen  sich  vor  Alk*  i^ 
Eiweisssubstanzen  durch  ihre  Fähigkeit,  die  Rolle  der  Fermcale 
spielen,  aus;  die  Wein*  und  Bierhefe,  dieDiastase,  Käse,  Bhit,!^ 
ketOeiscb,  das  Emuisin  der  Mandeln  verdanken  ihnen  die  EigcnsdA 
Gähcung  oder  Fäulniss  in  andern  Substanzen  anzuregen.  AHe  M 
Fermente  beginnen  damit,  sich  bei  Zutritt  der  Luft  zu  veränders;!^ 
aber  einmal  die  Zersetzung  eingetreten,  so  Ăźlbrt  sie  auch  ohneti* 
hilfe  dieses  Agens  fort  uml  pflanzt  sich  auf  andere  Substanzen  ftkr* 


577 

Dies  erkisrt  die  raschen  VeiĂĽDderungen ,  welche  eine  kleine  Menge 
einer  gahrenden  oder  faulenden  Substanz  in  vollkommen  gesunden 
SubsUnxen  heryorrufl;  man  begreift  so  die  Wirkung  der  Bierhefe  auf 
Zockerwasser,  der  sauren  auf  frische  Milch,  der  Resorption  des  Eiters 
durch  das  Blot,  der  anatomischen  Verletzungen  und  so  vieler  anderer 
Einimpftingen  thierischer  Substanzen,  die  in  einer  GĂĽhrung  begriffen 
sind  und  sich  in  andern  Substanzen  entwickeln  können. 

Ein  Ferment  ist  daher,  so  zu  sagen,  eine  Substanz  sui  generis^ 
es  ist  dies  jeder  Körper,  welcher  sich  im  Zustande  der  Zersetzung 
befindet,  und  der  durch  seine  BerOhrung  mit  einem  andern  chemische 
Umwandlungen  darin  hervorruft.  Ein  und  dasselbe  Ferment  kann,  wenn 
es  verschiedene  Stufen  der  Zersetzung  durchlauft,  eine  verschiedene 
Wirkung  hervorbringen,  je  nach  dem  Zustand  der  Veränderung,  worin 
es  sich  befindet  1).  So  wird  dieDiastase  (S2418*)9  welche  Stdrkmehl 
in  Dextrin  und  Glucose  zu  verwandeln  vermag ,  zur  Erzeugung  von 
Milchsäure  Miig ,  wenn  sie  einige  Zeit  feuchter  Luft  ausgesetzt  war. 

Jeder  weiss ,  dass  Bierhefe  >)  den  Zucker  unter  gewöhnlichen 
Umständen  in  Alkohol  und  Kohlensäure  umwandelt.  Wenn  man 
Zucker  in  zuvor  mit  Hefe  gekochtem  und  dann  filtrirtem  Wasser  auf- 
löst und  die  Flüssigkeit  einer  Temperatur  von  30  bis  40<^  aussetzt, 
so  verwandelt  sich  der  Zucker  nicht  in  Alkohol ,  sondern  er  liefert 
eine  klebrige  Substanz,  welche  dem  arabischen  Gummi  gleicht.  Wenn 
man  endlich  den  Zucker  in  BerObnmg  mit  Käse  bringt,  so  entsteht 
Buttersäure,  Kohlensäure  und  Wasserstoff. 

Es  geht  aus  allen  diesen  Tbatsachen  hervor ,  dass  ein  Ferment, 
in  Anbetracht  der  Eigenschaft,  welche  es  besitzt,  in  den  Sub» 
stanzen ,  mit  denen  es  zusammentrifft ,  die  Gährung  hervorzurufen^ 
selbst  seiner  Natur  nach ,  selbst  äusserst  leicht  veränderlich  ist  und 
je  nach  dem  Grade  seiner  Veränderung  verschiedene  Wirkungen  haben 
kann«  Wenn  man  die  Veränderungen  studiren  will,  welche  ein  Fer- 
ment auf  einen  KOrper  hervorbringt ,  muss  man  demnach  stets  dem 
Zustande  Rechnung  tragen,  in  welchem  man  es  anwendet,  und  sich 
überzeugen ,  dass  es  während  der  Gährung  keine  Veränderungen  er- 
leidet; sonst  erhalt  man,  anstatt  das  Resultat  der  Wirkung  eines  ein- 
zigen Ferments  auf  eine  organische  Substanz  zu  erzielen,  complicirte 


1)  Bootroo  u.  Fremy,  Ana.  de  Cbim.  et  de  Pbys.  [3]  II.  257. 
S)  S.  t  984. 
GcriiardI,  CheMie.  IV.  37 


978 

Prodifcte  zitier   Rrnhe   von  Fermeoteo,    wovon   jedes   TersANin 
wirkl. 

S  2442.  Die  Fermente  sind  stets  ohne  regelitiflssige  Gestik; 
wie  Wären  sie  übrigens  auch  im  Stande,  eine  solche  aniunehoet  ni 
za  krystallisiren ,  da  ihre  Elemente  sich  im  Zustande  eines  KsBpto 
beOnden,  in  einem  Zustande  der  fortwährenden  Umwandlung? 

Wenn  man  die  Bierhefe  unter  dem  Mikroskop  belrachtet,  so  ti- 
det  man  dieselbe  ganz  aus  Kflgelchen  oder  ovalen  Körpereheok- 
stehend,  von  ^/|oo  Millimeter  Durchmesser;  oft  erscheint  ihrUaM 
mit  kleinen  Anhängseln  besetzt ;  sot>ald  die  Gährung  im  Gang  ist,  b- 
wegen  sich  die  KOgelchen  nach  allen  Richtungen  und,  wenn  derir 
Gährung  unterworfene  Körper  mit  Eiweisssubstanz  gemengt  ist,  9 
werden  sie  grosser  und  scheinen  durch  seilliche  Anhängsel  zb  «mA* 
sen.     Diese  Erscheinung  hat  mehrere  Gelehrte  bestimmt ,  dieM 
als  ein  organisirtes  Wesen  zu  betrachten  :  Desmazi^res  *)  betnclM 
sie  als  eine  Monade ,  Mycoderma  Cerevisiae ;  nach  Cagniard^Lalav.  { 
Turpin,  Schwann,  Mitscherlich  *)  etc.  wäre  sie  eine  Art  Pftonze,!« 
Pilz,  welcher  sich  bei  der  Gährung  durch  Knospung  entwickelt.  Cl- 
scherlich  unterscheidet  an  den  HefekQgelchen  eine  feste  Bfllieimi^ 
stanz  und  eine  innere  flüssige ;  er  glaubt,  dass  sich  die  KOgekA« 
dadurch  vermehren,  dass  die  Holle  jedes  Individuums  berstet,  M 
den  Inhalt  auszulassen,  welcher  sich  seinerseits  zu  einem  nenea  b 
gelchen  gestaltet.    In  der  that,  wenn  man  ein  aus  Malzaoszug  alifr* 
schiedenes  Kttgelchen  unter  dem  Mikroskop  betrachtet,  so  besNdl 
man  nach  einiger  Zeit  an  der  Wand  des  Rtlgelchens  eine  Artl^ 
Schwellung,  welche  zuerst  einen  kleinen  kaum  wahrnehmbaren  PaA 
dann  allmälig  ein  Kilgelchen  bildet,  ähnlich  dem  iirsprflngüchen ;  bi 
bringt  dieses  neue  KĂĽgelchen  ein  anderes  hervor  und  so  fort,  so 
man  nach  einigen  Tagen  eine  sehr  grosse  Anzahl  gewobnlicfa 
kranzfbnnig  vereinigter  KĂĽgelchen  findet.    Die  Hefe  scheint  sich 


1)  Desmazl^res,  Ann.  des  Scienc.  natur.  X.  4S. 

2)  Cigniard,  Aon.deChtm.  et  dePhys.  LXVm.2M.  —  Tirpia, 
de  rUstitttt.  XVII.  93.  —  Quo? enoe.  Tgl.  Hefe  §  2418 K  —  Mittchfrlui 
Lebrb.  der  Chem.,  4.  Aufl. ,  S.  371 ;  Ann.  der  Chem.  u.  Phann.  XLVJII.  1«X— | 
—  Schwann,  Poggend.  Ann.  XLI.  184.  —  Kutzing,  Joarn.  f .  pn^- 
XI.  ZW.  —  Blondeau,  Journ.  de  Pharm.  [3]  XII.  244.  —  Wagaer, J«*»-^ 
prakt.  Chem.   XLV.  241.   —   R.  D.  Thomson,   Ana.   der  Cken.  o. 
LXXXin.  89. 


579 

nach  lu  entwickeln  oitd  zu  rerinebrcn ,  wie  e»  eine  Reihe  von  Gene- 
ratienen  orgaoisirter  Wesen  tban  wĂĽrde. 

AUein  die  Bewegung  und  Entwicklung  der  HefekĂĽgelcben  ist  keine 
Erscheinung  des  Lebensprocesses ;  man  bemerkt  eine  ähnliche  Be* 
wegung  in  allen  Flüssigkeiten ,  welche  einen  festen  Körper  in  Sus- 
pension halten ,  während  sie  selbst  eine  chemische  Reaction  erlei- 
den ;  and  die  Zunahme  des  Volums  ist  auch  nur  scheinbar ,  eine 
Folge  der  unmittelbaren  BerĂĽhrung  der. schon  gebildeten  Kttgeicben 
mit  der  Fiflssigkeit,  welche  die  zur  Erzeugung  neuer  KĂĽgelchen 
nöthige  Substanz  enthalt.  Natürlich  erfolgt  die  Erzeugung  neuer 
Hefe  nicht  entfernt ,  sondern  in  der  unmittelbaren  Ndhe  der  schon 
gebildeten  Kogelchen ,  indem  die  Nähe  dieser  Berührung  unerläss- 
liehist,  wenn  eine  Substanz,  welche  sich  in  einem  Zustande  derVer- 
ĂĽoderung  befindet ,  die  Zersetzung  einer  andern  bewirken  soll. 

Uehrigens  haben  die  Permente  nicht  immer  die  Eigenschaften 
der  Bierhefe ;  sie  können  selbstflflssig  oder  in  Auflösung  sein  (wie 
z.  B.  die  Diastase)  und  sie  vermehren  sich  nur  in  den  Substanzen, 
welche  die  nöthigen  Bestandtheile  dazu  enthalten.  In  der  Bierhefe 
beobachtet  man  die  Erzeugung  von  neuer  Hefe^  weil  sie  Eiweiss- 
substanzen  enthult,  welche  sich  allmälig  in  Hefe  umwandeln ,  wah- 
rend reines  Zuckerwasser,  mit  Hefe  in  Gährung  versetzt,  keine  neue 
Hefe  erzeugt. 

Ohne  Zweifel  beobachtet  man  häufig  in  faulen  Substanzen  In- 
fusorien oder  Schimmel ;  allein  die  Gegenwart  dieser  mikroskopischen 
Wesen  ist  ganz  zufällig  und  erklärt  sich,  wenn  man  bedenkt,  dass 
das  reinste  Wasser  nie  ganz  frei  davon  ist,  es  mĂĽsste  denn  auf  eine 
Temperatur  gebracht  sein;  welche  die  Keime  zerstört,  und  vollkom- 
men vor  der  BerĂĽhrung  mit  Luft  geschĂĽtzt  sein ,  welche  sie  ihm  zu- 
fuhrt. Es  ist  ĂĽbrigens  natĂĽrlich,  dass  die  Infusorien  sich  in  faulen- 
den Substanzen  vermehren ,  da  diese  bei  ihrer  Zersetzung  genau  die 
zur  Erhaltung  jener  Pflanzen  und  Thiere  nöthigen  Materialien  liefern, 
welche  auf  der  niedrigsten  Stufe  der  Entwicklung  stehen.  Die  Gegen- 
wart der  Insecten  und  WĂĽrmer  in  einer  faulen  Substanz  beschleu- 
nigt natĂĽrlich  auch  die  Zersetzung,  weil  diese  Wesen  ihre  eigenen 
Excrement^,  d.  h.  in  Zersetzung  begrififene  Substanzen  darin  ab- 
lagern ,  Fermente ,  deren  Thätigkeit  sich  den  schon  in  Wirksamkeit 
begriffenen  Einflüssen  zugesellt« 

37* 


580 

In  keinem  Falle  sind  die  organisirten  Weeen  je  die 
den  Ursachen  der  Gilhrungs-  undFäulnissprocesse;  InfoMineBy  Wft>- 
mer,  Schimmel ,  Pilze  entwickeln  sich  dabei,  weil  die  schon  nrkt 
Zersetzung  darin  vorhandenen ,  oder  während  derselben  von  wmm 
zugefĂĽhrlen  Keime  einen  fĂĽr  ihre  Entwicklung  goostigen  IMtt 
finden. 

%  2443.  Mehrere  Gelehrte  sind  entgegengeseti&er  AanebL 
Schwann  und  einige  andere  Physiologen  nehmen  an ,  das«  die  M- 
willigen  Zersetzungen  der  Pflanzen-  und  ThiersubslaozeD  dardlg^ 
wisse  Keime  bedingt  sind ,  welche ,  zuerst  in  der  Almosphare  wr 
breitet,  sith  hierauf  in  diesen  Substanzen  ablagern,  sieb  da  auf  in 
Kosten 'l&Atwickeln  und  so  ihre  Veränderung  hervomifea ;  die  Kdac 
nicht  der  Sauerstoff  der  Luft,  waren  daher  das  primum  wtavem^ 
Gflhrungs-  und  Fäulnisserscheinongen. 

Diese  Ansicht  stĂĽtzt  sich  auf  folgende  Thatsachen  ^):  wenn  mm 
einen  Ballon ,  welcher  Fleisch  und  Wasser  enthalt ,  erhilzl ,  so  da« 
alle  Luft  durch  Kochen  ausgetrieben  wird ,  und  man  iasst  dana  «v 
solche  Luft  zutreten,  welche  gezwungen  war,  zo?or  durch  eine  raib*' 
glühende  Röhre  zu  gehen,  fault  das  Fleisch  nicht,  sondern  es 
sich  einige  Wochen  lang  yollkommen ,  selbst  in  der  Hitze  des 
mers.  Man  erhält  dasselbe  Resultat  mit  Traubenmost,  weicher  la» 
ter  diesen  Umsianden  nicht  gährt.  Es  bilden  sich  weder  InfosorM 
noch  Schimmel.     (Schwann ,  Ure ,  HelmhoUz  ^. ) 


1)  Schwann,  Poggend.  Ann.  XLL  184.  —  Ure,  lonro.  L  piikt. 
XIX.  186.  —  Helmbollz,  ebd.  IXXI.  429. 

2)  Wenn  man  eine  weite  Reagirröbre  mit  einer  gibrungadbigen  Sabstan 
die  OeffnuDg  mit  Blase  ? erscbHesst ,  in  kocbendea  >Va8aer  bringt  und  die  mh 
verschlossene  Oeffnung  hierauf  in  eine  FlĂĽssigkeit  taucht ,  weiche  sich  io  Cibraag 
oder  Fäulniss  beflndet ,  beobachtet  man  folgende  Erscheinungen :  der  TriBbfWii 
gahrt  nicht  in  gahrendem  Most ,  sondern  er  nimmt  nnr  einen  schwach  weitigvB  €»* 
schmack  und  Geruch  an ,  was  davon  berrGhrt ,  dass  etwas  FIdssigkeH  durch  eiae  Alf 
Endosmose  eindringt  (Mitacberlich ,  Helmboltz).  Wenn  man  in  Wasser  gctaacte» 
Fleisch  ebenso  behandelt,  so  fault  es  unter  Entwicklung  von  Kohlensaure  oad: 
Wassers toflgas  fast  ebenso  schnell  a!s  an  freier  Luft;  nur,  statt  an  einer  träbMl 
zu  aerfliessen,  behalt  es  seine  Structur,  wird  fest  wie  Eiweiss  and  liest  oaltr 
Mikroskop  weder  Infusorien  noch  Pilze  erkennen.  Unter  denselben  Onstaadpa 
LeimauQösung  eben  so  schnell  (Helmbollz).  Da  das  Fleisch  seine  Siradarke*'^ 
so  nimmt  L5wig  an,  dass  in  erwähntem  Versuch  nicht  das  Fleisch  faole,  sea^** 
flflsaigen  Tbeile ,   welche  auf  dem  Wege  der  Endosmose  eindringen  aad  «m  'v 


581 

Man  hat  flhDiiche  Beobachtungen  gemacht ,  wenn  man  die  Luft 
durch  Baumwolle  flitrirte  *)•  Die  Bierwürze  hält  sich  einige  Wochen 
lang  im  Sommer,  wenn  man  nur  so  flitrirte  Luft  zutreten  lässt;  eben 
so  verhalt  es  sich  mit  FleischbrOhe  und  frisch  mit  Wasser  gekochtem 
Fleisch  (H.  Schröder  und  Th.  v.  Dusch). 

Allein  den  vorstehenden  Thatsachen  kann  man  Folgendes  ent- 
gegenhalten: frisch  gekochte  Milch  gerinnt ,  wird  sauer  und  fault 
eben  so  in  flltrirter,  als  in  nicht  flitrirter  Luft.  Das  Fleisch  TĂĽr  sich, 
nicht  in  Wasser  getaucht ,  sondern  einfach  im  Wasserbad  erhitzt, 
erhalt  sich  ebenso  wenig  in  flltrirter  Luft ;  nur  wenn  die  Fäulniss 
der.  Milch  >)  oder  des  Fleisches  in  flltrirter  Luft  stattgefunden  hat, 
entdeckt  man  unter  den  Fäulnissproducten  weder  Infusoriien^  noch 
Schimmel  (H.  Schröder  und  Th.  v.  Dusch). 

Es  ist  sonach  evident,  dass  die  Luft  faulenden  Substanzen 
Keime  organisirter  Wesen  zufahrt  und  sie  darin  ablagert ,  allein  es 
ist  nicht  minder  gewiss ,  dass  dieselben  nicht  die  erste  Ursache  der 
Zersetzung  sind,  weil  sie  ohpe  deren  Mithilfe  eintreten  kann.  Wenn 
in  den  ersteren  Versuchen  die  geglĂĽhte  oder  flitrirte  Luft  sich  weit 
minder  thatig  gezeigt  hat,  als  die  dieser  Behandlung  nicht  unterwor* 
fene,  so  rĂĽhrt  dies  daher,  dass  die  BothglĂĽhbitze  oder  die  Filtration 
der  Luft  nicht  allein  die  Keime  der  Infusorien  und  des  Schimmels, 
sondern  auch  die  Theile  in  Zersetzung  begriffener  Substanzen  ent- 
zieht, welche  darin  suspendirt  sind,  d.  h.  die  Fermente,  deren  Wir- 
kung sich  mit  der  des  Sauerstoffes  der  Luft  vereinigt. 

Es  folgen  hier  noch  andere  Versuche ,  welche  die  Streitsache 
berĂĽhren. 

Dm  zu  entscheiden ,  ob  die  Bierhefe  organischer  Natur  sei  oder 
nicht  und  ob  sie  vermOge  dieser  eigenthttmlichen  Organisation  die  Gah- 
rung  erregt,  hat  LĂĽdersdorff ')  einen  vergleichenden  Versuch  mit  zuvor 
auf  polirtem  Glase  abgeriebener  Hefe  angestellt,  so  dass  das  Mikroskop 
daran  keine  kugelige  Beschaffenheit  mehr  erkennen  Hess,  und  mit 


iuMero  in  Fäoloiss  begriffeneD  Substanx  herrQhreo ,  welche  im  loDern  der  Rohre 
fortfaolen. 

1)  H.  Schröder  a.  Tb.  t.  Doech,  Adh.  der  Chem.  u.  Pharm.  LXXXIX. 
S39. 

3)  Mao  vgl.  auch  L.  Gmelio  and  Th.  t.  DuBcb,  Handb.  der  Chemie  von 
Gmelin,  4.  AoO.  IV. -93. 

3)  Lfidersdorff,  Poggend.  Ann.  LXVII.  409. 


582 

derselben ,  aber  nicht  dieeer  Ăźebaodlong  unterworfenen  Hefe,  Zwei 
gleiche  Theile  Glucose  wurden  jede  in  10  Tb.  Wasser  geNM;  ät 
eine  wurde  mit  der  geriebenen  Hefe,  die  andere  mit  nicht  gerickKr 
â–Ľersetzt  und  beide  einer  Temperatur  von  35^  ausgesetzt.  Die  Pnk 
mit  der  nicht  geriebenen  Hefe  begann  in  einer  halben  Stunde  n^ 
ren ,  4ind  die  Wirkung  fuhr  regelmässig  zwei  Tage  lang  fort,  ha 
sämmtlicber  Zucker  zersetzt  war»  Die  andere  Probe  mit  der  |^ 
riebenen  Hefe  entwickelte  wahrend  dieser  Zeit  nicht  die  geriof* 
Gasblase. 

Ersterem  schien  der  vorstehende  Versuch  keinen  Zweifel  akr 
die  organisirte  Natur  der  Hefe  zu  lassen.  Schmidt^)  dagegeo,  ^ 
eher  den  Versuch  mit  demselben  Erfolg  wiederholt  hatte,  nĂĽ 
daraus  mit  Recht  einen  andern  Schluss.  Nach  ihm  ist  die  an  k 
Luft  geriebene  Hefe  (und  diese  Reibung  erfordert,  wenn  sie nl* 
ständig  sein  soll ,  wenigstens  6  Stunden  für  1  Gramm  Hefe)  Tollko*- 
men  verändert  und  abweichend  von  nicht  geriebener  Hefe;  »nbreai 
der  Abreibung,  welche  die  BerĂĽhrungspunkte  ftlr  die  Luft  verme&rl, 
verändert  sich  die  Hefe  weit  rascher  als  in  der  Ruhe  unter  eiatf 
schwachen  Schichte  Wasser;  auch  die  so  behandelte  Hefe,  «ostsfi 
die  Weingährung  zu  erregen ,  verwandelt  die  Glucose  in  Hilcbslait, 
fast  ohne  Gasentwicklung ;  sie  hat  daher  nicht  aufgebort  als  FemMtf 
zu  wirken  ,  nur  erzeugt  sie  eine  verschiedene  Gährung  vermöge  ihr« 
verschiedenen  chemischen  Natur  durch  die  raschere  Einwirkung  itf 
Luft. 

In  vielen  Fällen  erfolgen  die  Gährungsprocesse»  ohne  dassäA 
ein  unlöslicher  Körper  abscheidet  •  welcher  als  ein  organisirler  K^ 
per  betrachtet  werden  könnte.  Nach  Boucharflat  kann  die  Urowaad* 
lung  des  Slärkmehls  in  Glucose  unter  dem  Einfluss  der  DiasUse  fvr 
sich  gehen,  ohne  dass  sich  HefekĂĽgelchen  bilden.  Wenn  maa  n>c^ 
Schmidt  Glucoselösung  mit  fiitrirter  Mandelmilch  (LeguroinanHösun^t 
stehen  lässt,  so  beginnt  die  vollkommen  klare  Flüssigkeit  tach  fiti- 
gen Stunden  zu  gähren  und  Kohlensäure  zu  entwickeJo ,  o^b^  ^ 
zu  trĂĽben  *) ;  erst  nach  24  Stunden  sieht  man  einen  NifdfrschUt 


i)  Schmidt,  Abb.  d«r€faein.  u.  Phsra.  LXI.  168. 

2)  Wagner  gelangte  zu  eioein  obweicbenden  ResulUi:  er  hat  ttcis 
•owie  die  Eracbeinung  von  Hefekögelchen  beobachtet. 


I 


383 

von  EiweMMtfbstanE  entstehen  und  dieser  nimmt  erst  nach  36 — 48 
Stunden  das  Aussehen  ?on  Kogelcben  an. 

Erwagt  man  alle  diese  Thatsachen  im  Zusammenhalt,  so  wird 
man  nicht  den  geringsten  Zweifel  ober  den  Werth  der  ferschiedenen 
Gflhrungstheorien  hegen;  offenbar  erkMlrt  Liebig's  Theorie  allein 
sAmmtliche  Erscheinungen  auf  die  follstflndigste  und  am  meisten 
logische  Weise  und  kein  richtig  Denkender  wird  ihr  seine  Einstim- 
mung verweigern  können. 

S  2444.  Die  Produoie  der  freiwitligen  Zersetzung  sind 
äusserst  verschieden  und  hängen  natOrlich  von  den  Körpern  ab, 
welche  sugegen  sinds  bald  sind  diese  Producle  flOssig  oder  fest, 
bald  sind  sie  von  Gasentwicklung  begleitet ,  wie  von  der  Entwicklung 
von  Wasserstoff,  Kohlensaure,  Seh wefelwassersloffgas ,  Ammoniak ; 
aber  es  giebt  auch  Gährungen ,  welche  ohne  Gas ,  ohne  Geroch  ver- 
laufen und  überhaupt  ohne  sichtbare  Zeichen.  In  der  gewöhnlichen 
Sprachweise  schliesst  das  Wort  Gährung  den  Begriff  von  Erhebung 
der  gahrenden  Masse  ein  durch  die  Wirkung  einer  Gasentwicklung ; 
ebenso  bezeichnet  man  gewöhnlich  mit  Päulniss  die  Zersetzungen, 
deren  Producte  einen  tlblen  Geruch  haben.  Um  die  Begriffe  fest- 
2ii6tellen ,  werden  wir  mit  eigentlicher  Gährung  (gewöhnlicher  oder 
ĂĽbelriechender)  jenen  Process  bezeichnen,  wobei  eine  Substanz  sich 
in  eine  andere  umwandelt  auf  Kosten  ihrer  eigenen  Elemente  ohne  Mit- 
wirkung des  SanerstoĂźs  der  Luft,  und  mit  langsamer  Verbrennung 
oder  Fjlulniss  jenen  Process,  wobei  eine  Substanz  allmfllig  au! 
Kosten  des  Sauerstoffs  der  Luft  verbrennt  und  Kohlensaure  dabei 
entwickelt. 

Alle  freiwilligen  Zersetzungen  beginnen  mit  der  langsamen  Ver- 
brennung einer  Sticksloffsubstanz ;  diese  geht  dann  in  den  Zustand 
eines  Fennents  über :  wenn  die  Luft  aufhört  zu  wirken ,  kann  jene 
nidils  destoweniger  fortfahren,  sich  umzuwandeln;  aber  sie  ver- 
brennt dann  nicht  mehr,  sie  gährt,  ganz  wie  die  Substanzen,  womit 
sie  sich  in  BerĂĽhrui^g  befindet  ^  und  denen  sie  eine  ErschĂĽtterung 
^er  Molektkle  mttgelheilt  bat. 

JlUe  freimilligen  Zersetzungen  y  alle  Gährungen  verlangen 
eine  gemässigte  Temperatur  (15 — 40^)  sowie  die  Gegenwart  des 
Wassers.  VoMig  trockene  Substanzen  sind  unfilhig  zu  gahren,  ebenso 
wie  jene,  welche  bis  zum  Gefrierpunkt  des  Wassers  abgekahlt  oder 
bis  «4i#n  Siedepwikt  desselben  erhitzt  werden. 


684 

Da  der  Sauersloff  der  Luft,  indem  er  gewisse  SücksIeÜMhii» 
zen  mit  einer  leichten  Zersetzung  angreift ,  das  Glekhgewiciit  ftrer 
Elemente  stort ,  und  diese  Substanzen  ftihig  macht ,  als  Penacflle  n 
wirken«  so  ist  es  klar,  dass  alle  Körper  oder  alle  Dmstlade,  «ekk 
den  Zutritt  des  Sauerstoffs  zu  diesen  Stickstoffsubslaazeu  iiegMi- 
gen,  auch  die  Gährungsprocesse  begünstigen  roflssen.  ^ 

Viele  Substanzen ,  welche  fĂĽr  sich  oder  in  feuchtem  ZoslMfc 
sich  an  der  Luft  nicht  oiydiren,  erleiden  eine  Verbrennung ,  ukä 
sie  mit  einem  Alkali  in  BerĂĽhrung  sind.  So  etiMl  sich  dcrroK 
Alkohol  unbegrenzt  lange  an  der  Luft,  ohne  sich  zu  sluem;  wm 
man  aber  etwas  Kali  zusetzt,  absorbirt  er  rasch  Sauerslot  ^ 
verwandelt  sich  in  Essig  und  in  eine  braune  harzige  Masse.  Essi 
hienach  klair,  dass  das  Kali  gewisse  Gflhrungen  begflnstigcn  hm« 
da  es  die  Absorption  des  Sauerstoffs  begĂĽnstigt  und  die  Gegsaiut 
des  letztern  die  Fermente  entwickelt. 

Die  Gegenwart  eines  Ferments  in  einer  FlĂĽssigkeit  kano  dam 
die  Oxydation  der  Substanzen  veranlassen ,  welche  unter  dea  (^ 
wohnlichen  Umständen  in  reinem  Zustande  sich  nicht  ozJdirea«l^ 
den;  Jedermann  weiss,  dass  geistige  Flüssigkeiten,  wie  Wein,  Ktf« 
bei  BerĂĽhrung  mit  Luft  rasch  sauer  werden,  indem  ihr  Alkshiiii 
Essigsflure  ĂĽbergebt;  diese  FlĂĽssigkeiten  enthalten  aysser  dem  Alt- 
hol ,  leicht  zersetzbare  Eiweisssubstanzen,  welche,  indem  sie  tick  i> 
der  Luft  oxydiren ,  zugleich  die  Oxydation  des  Alkohols  bewirke. 

Man  sieht,  wie  viel  freiwillige  Zersetzungen  sich  verwickeb, 
wenn  die  Luft,  anstatt  sich  darauf  zu  beschränken,  ein  Ferao^ 
durch  beginnende  Einwirkung  auf  eine  Stickstoffsubstanz  za  ^ 
wickeln,  vielmehr  auf  dieses  einzuwirken  fortfĂĽhrt,  sowieaifi* 
mit  ihr  in  Berührung  befindlichen  Substanzen« 

Die  gährendcn  oder  faulenden  Körper ,  welche  sich  eetve'a 
lediglich  zersetzen  oder  auch  noch  die  Elemente  des  Wassers  Ue 
aufnehmen,  sind,  wie  gesagt,  tlhig,  zu  verbrennen ,  wenn LaA ii 
hinreichender  Menge  dazu  kommt.  Auf  der  andern  Seite  koaaaa  i* 
Substanzen,  welche  so  verbrennen,  gähren,  wenn  man  dieses U^ 
zutritt  verhindert ;  die  Fermente  selbst  werden  in  diesem  FaD  ff^ 
rungsfilhige  Substanzen. 

Unter  den  bestäncUgsten  Producten  der  ft*eiwiUigen  Zsnclnil 
der  Thier-  oder  Pflanzensubstanzen  bemerkt  man  die  BĂĽcbttgsaftO* 
säuren  (Buttersäure,  Baldriansäure  etc.)f  Homologe  der  Esiigfii>^ 


585 

Diesen  Saureo  Terdanken  som  Tbeii  die  fauleo  Subelansen  ihr«» 
ttbleo  Geracb.  Eise  liemlieb  aUgemeiae  Wirkung  der  Gsbning  be- 
stebi  aacb  in  der  Desoxydation  gewisser  Mineralsalze «  welche  mit 
den  in  ZerseUon^  begriffenen  Substanzen  in  BerObrung  sind.  So 
kAnnen  z*  B.  Wflsser,  welche  in  FSulniss  begriffene  Substanzen  ent- 
halten  Y  schwefelsauren  Kalk  zu  Schwefelcalcium  reduciren  und  diese 
Wisser  verdanken  ihren  Ăśblen  Geruch  einer  Zersetzung  dieser  Art. 

Bei  der  Gflbrung  von  Pilanzenresten  bemerkt  man  zuweilen  die 
Bildung  f on  riechenden ,  flochligen  Oelen ,  welche  wenig  Sauerstoff 
eothslten  und  ohne  Zweifel  aus  einer  ähnlichen  Desoxydation  her?or^ 
geben. 

Oll  Qbrigens  treten  die  Fermente  nicht  milf  ihren  eigenen  Ele- 
nenten in  die  Metamorphosen  der  gShrenden  Substanzen  ein.  So 
lersetzen  sich  lediglich  viele  kry stallisirbare ,  nicht  flflcbtige  und 
stark  sauerstoffhaltige  Substanzen,  wie  Zucker,  Glucose,  Salicin, 
Amygdalin ,  durch  die  Wirkung  der  Permente  in  einfachere  Substan- 
sen.  So  wandelt  sich  die  Glucose  ($  984)  entweder  in  Alkohol  und 
KohiensSure,  oder  in  Butterslure,  Kohlensfture  und  Wasserstoff  um; 
ebenso  verwandelt  sich  Amygdalin  (S  1506)  in  CyanwasserstoOsSure, 
Benioilhydrar  und  Glucose;  Salicin  (S  1597)  liefert  Saligenin  und 
Glucose  etc.  Die  Prodocte  dieser  Umwandlungen  stellen  genau  die 
Elemente  der  gShrenden  Substanz  dar;  höchstens  findet  eine  Auf- 
nahme von  einigen  Atomen  Wasser  statt.  Uebrigens  ist  die  Gegen- 
wart von  Wasser  unerlflsslich  zur  Vollendung  dieser  Metamorphosen. 

Man  sieht  demnach,  dass  die  Fermente  die  zusammengesetzten 
otgsoischen  Substanzen  auf  etnlachere  Formen  zurQckftthren :  bald 
verwanddn  sie  dieselben ,  mdem  sie  sich  selbst  des  Sauerstoffs  der 
gihningsfilhigen  Substanzen  bemächtigen,  in  sauerstolftrmere  Ver- 
bindungen, bald  beschranken  sie  sich  darauf,  die  gShrungsfilbigen 
Sabstansen  zu  zersetzen,  und  verwandeln  sie  gleichfalls  in  minder 
ssoerstoShaltige  Substanzen.  In  beiden  Fflllen  ist  die  Wirkung  der 
Fermente  am  Ende  dieselbe.  Hienach  kann  man  die  Gflhrung  als 
eine  Wirkung  der  Desoxydation  oder  Reduction  bezeichnen;  die 
Finlniss  oder  die  langsame  Verbrennung  ist  offenbar  eine  umgekehrte 
Wirkung. 

%  2445.  Beide  Arten  der  freiwilligen  Zersetzung  finden  in  der 
Nstar  in  grosser  Abstufung  statt.  Der  Hnmus ,  der  Torf,  die  Braun* 
tiiid  Steinkohle  sind   die  Producte  von  Shnlichen  Umwandlungen 


5g6 


Mhcrer  Vefttttioneo.  Das  KohleowMserstoSgas  der  SOaipfe  «I 
SteiiiliobUiDgrubeD«  die  fossileii  Wachsartea  uod  Harze,  wekhe  mi 
bftyfig  in  den  BraunlLoUenlafem  findet,  hallen  deoselbea  Drapn^. 

Die  Gegenwart  des  Schwefelkieses  und  des  Scbweisltinks  m  <hi 
Brsvn-  und  Steinkohlen  setgt  deollieh,  dass  diese  PrododedvA 
eine  Desoxydation  entstanden  sind,  dnrch  eine  Gffbnng  heingar 
Substanaen.  Es  ist  übrigens  bekannt,  dass  alle  BraiMkohlen,  *• 
sie  auch  vorkomoien ,  mehr  Wasserstoff  als  das  Rotz  eollialCen  aai 
weniger  Sauerstoff ,  als  zur  Wasserbildnng  mit  dieseoi  WassenĂĽff 
erforderlich  ist  (Liehig). 

In  trockner  Luft  erhalt  sich  die  Holzfaser  Jahrhunderte  lai| 
ohne  Veränderung;  ist  es  dagegen  ftuchi,  so  erlesdei  e%  eine  baf- 
same  Verbrennung  und  entwickelt  bestlndtg  KobiensĂĽiire ;  es  iv* 
wandelt  sich  dann  in  eine  zerreiblicbe  Substanz ,  Moder  gern 
Das  Bleichen  der  Leinwand  durch  Aussetzen  an  die  Luft  i 
Rasen  ist  eine  industrielle  Benutzung  dieser  langsamen  Wirkung  im 
Luft  auf  die  Paser  und  die  regelabiliscben  Farbstoffe ;  nait  WasMr 
befeuchtet  und  der  Sonne  ausgesetzt  erleidet  die  Leinwand  an 
ganzen  OberAMcbe  eine  langsame  Verbrennung ;  die  Farbetollie 
schwinden  dann ,  zugleich  eine  naoihaAe  Menge  der  Faser  unter  dw 
Form  von  Wasser  und  Kohlensäure;  die  Leinwand  verUert  stets  beia 
Bleichen  an  Gewicht. 

Von  allen  organischen  Substanzen  sind  die  Fette  am  wenigelM 
der  Veränderung  unterworfen.  Als  man  im  Jahre  1787  die  LekJMi 
ausgrub,  welche  auf  dem  ^Harcb^  des  Innocents^  beerdigt  wareau 
um  sie  ausserhalb  Paris  zu  begraben ,  fand  man  sie  groestenthefe 
wie  in  Fett  (Feitwachs,  Leickenwacht)  'umgewandelt :  es 
iriNniich  alle  stickstofflialtigen  Theile  (Huakeln^  Haut,  Sehnen) 
schwunden ,  und  nichts  war  unberĂĽhrt  geblieben  als  das  Fett.  Bs 
ist  wohl  bekannt,  dass  Fleisch,  in  ffiessendes  Wasser  gehängt,  eder 
im  Boden  eingegraben,  nach  einiger  Zeit  nichts  als  Fett  suiUck* 
iässt. 

g  2446.     Die  Stickstoffsubslanzen  liefern  bei  der  Fäulniss  oim 
bei  der  langsaeMU  Verbrefinung  oft  Nitrate.     Diese  Salze  bilden 
unablässig  an  den  Orten,  welche  den  Ausflüssen  der  Thiere 
gesetzt  sind  und  an  denen  zu  gleicher  Zeit  kohlensaure  Alkafien  oder 
Erden  â–Ľorkoromeii. '  So  findet  man  Nitrate  an  aUen  bewohnten  fenob* 
tcn  und  tief  gelegenen  Orten ,  im  Gjpsscbutt,  im  Boden  der  Slälls, 


587 

l«r  Keller,  Sckifereieii  a.  ••  w.  IHe  PflaniM,  welche  in  der  Nriie 
ier  Wohnimgen  wachsen ,  wie  das  Wandkraut,  die  Ochseocunge, 
ier  BorreUch,  der  Schieriingy  die  Sonnenblume  etc.,  enthalten  aneli 
irie!  Nitrate.  EndKch  ist  die  Gegenwart  von  Thieratoffen  nicht  uner^ 
iainelich  utr  Salpeterbiidung,  denn  man  findet  oft  Nitrate  in  heträcht- 
keelien  Maaaen  an  der  OberfHtehe  sandiger  Ebenen  mitten  in  den 
9?üste«  oder  in  Hohlen,  wo  man  keine  Spur  von  thieriechen  Sub* 
stnnzen  findet.  Offenbar  iat  es  in  diesen  Paiien  das  Ammoniak  und 
selbst  der  Stickstoff  der  Atmosphäre,  weiche  sicli  in  Nitrate  um- 
wandeln t).  Uan  hat  ĂĽbrigens  bei  eodiometriscben  Versuchen  con- 
ntalirt,  dess  sich  oft  Salpetersflure  (962)  durch  die  Tarpuffung  eines 
Gensenges  von  Luft  und  t>renqbarem  Gas  bHdet ;  man  begreift  daher, 
dass  die  Nitrate  auf  Ă„hnliche  Weise  in  warmen  Landern  entstehen, 
we  die  Aimosphflre  so  oft  durch  eiektrisclie  Entladungen  erschĂĽttert 
wird- 

S  2447.  Unter  den  Producten  der  freiwilligen  Zersetzung 
vegetabilischer  und  (bierischer  Substanzen  sind  noch  die  unbestimm- 
ten Substanzen  zu  erwähnen ,  welche  unter  dem  Namen  der  Mias- 
men bekannt  sind  und  eine  so  verderbliche  Einwirkung  auf  den  thie- 
rischen  Organismus  ausĂĽben.  Ein  Miasma  ist  nichtsi  andres  als  eine 
faule  organische  Substanz,  ein  wahres  Ferment  in  Suspension  in  der 
Laft,  welches  durch  die  Lungenwege  in  das  Blut  gelangt;  ist  das 
BInt  einmal  durch  Hie  Miasmen  TerĂĽndert ,  so  wird  es  seinerseits 
auch  wieder  ein  Ferment. 

Die  Miasmen  entwickeln  sich  bestandig  da ,  wo  organisirle  Sub- 
stanz (odt  und  der  Wirkung  der  Warme  und  Feuchtigkeit  ausgesetzt 
ist.  Wenn  man  den  Thau  in  Sumpfgegenden  verdichtet,  deren  Luft 
mit  ansteckenden  Miasmen  beladen  ist,  so  fault  das  gesammelte 
Wasser  und  ISsst  Flocken  fallen  (Rigaud  de  Tlle,  Boussingault^). 

Die  Miasmen  sind  warmen  Sumpfgegenden  oder  solchen  Gegen- 
den eigen tbOmlicb,  welche  von  ausgedehnten  Watdungen  umgeben 
sind.  Ihre  Wirkung  beurkundet  sich  vorzugsweise  dort  auf  eirie 
schreckliche  Weise ,  wo  sich  sĂĽsses  mit  salzigem  Wasser  mengt ,  an 
der  MOndung  grosser  FlĂĽsse ,  an  der  KĂĽste  der  Golfe ,   welche  zahl- 


i)  Hao  vgl.  ĂĽber  diesen  Gegenstand  die  neuesten  Versuche  Ton  Cloez ,  Compt. 
md.  de  FAcad. 

t)  ftoTisffingauli,  Ann.  de  Cliini.  et  d«  Pbys.  LTII   14S. 


588 

reiche  Strome  aufnebmeD«  Das  Urbannacben  grosser  Stredwa  at 
stets  eine  Ursacbe  der  Miasmen ;  io  der  heisseo  Zone  hsudei  ii 
Bflume ,  welche  unter  der  Ait  des  Pfianzers  fallen ,  indeai  «e  skh 
zersetxen ,  die  ge&hrlichsten  Miasmen  aus. 

Man  kennt  die  verderbliche  Wirkung ,  welche  die  HitsiBen  m 
verwesenden  Leichen  auf  lebende  Wesen  äussern.  Die  Beispiele  im 
TodtengrSbern ,  welche  beim  Ausgraben  verwesender  Lachen  n 
Asphyxie  fielen,  sind  zahlreich:  beim  Umgraben  des  Kirchhafois 
Innocents  kamen  so  mehrere  Todtengrflber  pldtzlich  um. 

S  2448«  Aufbewahrung  der  Thier-  und  I^ngeiui9p; 
Proee$$e  der  DesmfecUon.  Wie  oben  angegeben,  erfordeniik 
freiwillige  Zersetzungen,  alle  GSIhrungsprocesse  die  Mitwirkung  enff 
gemässigten  Temperatur  (15  —  40^)  sowie  die  Gegenwart  des  Wai- 
sers. Wenn  diese  beiden  Bedingungen  ausgeschlossen  wertai 
widerstehen  die  organischen  Substanzen  der  Verderbniss.  Sie  bi- 
sen  sich  aber  auch  conservtren ,  wenn  man  sie  in  Berflbnii^  mit  p- 
wissen  chemischen  Verbindungen  bringt:  diese  wirken  entweder 4>- 
durch,  dass  sie  das  zur  GĂĽhrung  nOthige  Wasser  absorbiren,  e^cr 
auf  mechanische  oder  chemische  Weise  den  Zutritt  des  Sauerstofe 
zu  den  zersetzbaren  Substanzen  verhindern ,  oder  Verbindungeii  bĂĽ 
jenen  Stoffen  eingeben ,  welche  ßihig  sind  ^  als  Fermente  za  «iffco 
und  sie  auf  solche  Weise  zu  dieser  Rolle  untauglich  macheo,  adtf 
indem  sie  die  Permente  zerstören  oder  in  ihrer  chemiscbeo  B^ 
schaffenheit  verändern. 

a.  Jedermann  weiss ,  dass  die  KSlte  ein  wirksames  Mittel  ge- 
gen Fäulniss  ist,  sie  findet  beim  Gefirierpunkt  des  Wassers  aickl 
mehr  statt. 

Daher  der  wohlbekannte  Gebrauch ,  aufzubewahrende  Speiset 
und  Getrflnke  zur  Sommerszeit  in  Keller  und  andere  kohle  Orte  m 
bringen ;  noch  besser ,  indem  man  sie  mit  Eis  umgiebt. 

Man  hat  in  Sibirien  ganze  Tbiere,  Mammuthe«  deren  DrspniV 
auf  50  oder  60  Jahrhunderte  zurĂĽckgeht ,  vollkommen  gut  erhaM 
im  Eise  gefunden. 

b.  Bei  der  Temperatur  des  siedenden  Wassers  gShrt  oder  bA 
keine  organische  Substanz. 

Man  macht  hievon  Anwendung  auf  die  Erhaltung  von  Nahrasgs^ 
Substanzen  nach  der  Methode  von  Appert:  sie  besteht  dariö,  ^^ 
hermetisch   verschlossenen  BOchsen  zu  verwahren,    welche  v^ 


589 

einige  Standen  in  siedendes  Wasser  bringt ;  bei  dieser  Temperatur 
â–Ľerbrennt  die  kleine  Menge  der  in  die  Bflchsen  eingeschlossenen 
Loft  eine  entsprechende  Menge  der  organischen  Substanz«  ohne  dass 
eine  Guhrung  xu  Stande  kommt,  und  nach  dem  Abkahlen  ist  kein 
freier  Sauerstoff  mehr  vorbanden ,  um  sie  einzuleiten. 

Ausserdem  coagulirt  die  Hitze  die  Eiweisssubstanzen  und  macht 
sie  weniger  veränderlich.  Es  ist  wohl  bekannt«  dass  das  Kochen 
während  einer  gewissen  Zeit  die  Fortschritte  der  freiwilligen  Zer- 
setzung verzögert;  gekochtes  Fleisch  erhält  sich  stets  länger  als 
rohes. 

c.  Die  Pflanzen-  und  Thierstoffe  zersetzen  sich  nur  dann  firei« 
willig ,  wenn  sie  von  Feuchtigkeit  durchdrungen  sind ;  vollkommen 
trocken  gähren  sie  nicht. 

Dieses  Verhalten  begrĂĽndet  mehrere  wichtige  Conservirungs- 
methoden. 

An  vielen  Orten  bewahrt  man  die  Kartoffeln ,  die  Mohren  und 
RunkelrĂĽben  in  tiefen  Gruben ,  welche  in  einem  trocknen  Boden  ge- 
graben und  von  allen  Seiten  gegen  WilterungseioflĂĽsse  geschĂĽtzt  sind ; 
die  Wurzeln  werden  so  trocken  als  möglich  in  abwechselnden  Schich- 
ten mit  Stroh  eingelegt;  sie  entgehen  so  der  Einwirkung  der  Luft 
und  Feuchtigkeit  und  bleiben  bis  zum  folgenden  Sommer  vollkom- 
men gesund. 

Man  bewahrt  gleichfalls  Getreidesamen  in  Silo's;  diese  sind« 
wenn  sie  in  sehr  trockenem  Boden ,  geschĂĽtzt  gegen  das  Eindringen 
von  Wasser  angelegt  sind«  sogar  unsern  Speichern  vorzuziehen. 

Die  Südamerikaner  trocknen  ihr  Fleisch  an  der  Sonne «  um  es 
aufzubewahren. 

In  südlichen  Gegenden  trocknet  man  Pflaumen«  Feigen  und 
Datteln  an  der  Sonne,  in  Trockenkammern  oder  in  Oefen,  um  sie  in 
den  Handel  zu  bringen. 

Schützenbach  Hat  vorgeschlagen«  die  Runkelrüben  und  das 
Zuckerrohr  zu  trocknen  und  so  den  Zucker,  welchen  sie  enthalten, 
fĂĽr  eine  zur  Arbeit  gĂĽnstigere  Zeit  aufzuheben. 

Die  Säfle  vieler  Pflanzen  können  durch  Concentration  über  dem 
Feuer  bis  zur  Extractconsistenz  erbalten  werden«  wie  Catechu, 
Opium ,  Lakritzensaft  etc. 

Die  Botaniker  bewahren  die  Itlr  die  Herbarien  bestimmten 
Pflanzen,  indem  siiu dieselben  zwischen  Fliesspapier  trocknen. 


696 

Die  Tollkommene  Aufbewahrung  jeoer  Leiebeo,  wMbit 
feit  lahrfattfiderten  im  brennenden  Sande  Afrika'e  aod  der 
Welt  begraben  fand^  ist  gleichfalls  der  Aastroehnong  satoschrdbca. 
Ferner  ist  auf  ähnliche  Weise  die  EigenlbQmlichkeU  so  otilita, 
welche  gewisse  unterirdische  Rftume  besitsen  (t.  B.  das  Knochca- 
gewdibe  der  Franziskaner  zu  Toulouse ,  die  Kirche  St.  Miefaaa  n 
Dublin),  die  da  beigesetzten  Leichen  frei  von  aller  Verderbm n 
erhalten. 

d.  Von  den  fHulnisswidrigen  Substanzen,  welche  durch  ^iwth 
entziehung  wirken,  ist  anzufĂĽhren:  Rochsalz,  Salpeter,  Zocka^ 
pulyer ,  Alkohol ,  Holzgeist  u.  s»  w. 

Der  Gebrauch ,  das  Fleisch  einzusalzen ,  ist  bekannt  Wca 
man  frisches  Fleisch  einsalzt,  ohne  einen  Tropfen  Wasser  wan- 
setzen ,  so  schwimmt  das  Fleisch  demungeachtet  nach  einten  Taget 
in  einer  Salzlake. 

Mit  dem  Anfang  des  faofzefanten  Jahrhunderts  machte  SalaĂĽi 
d'Ascolo ,  ein  italienischer  Arzt ,  die  Beobachtung ,  dass  sieb  Balter 
lange  Zeit,  ohne  ranzig  zu  werden,  erhttit,  wenn  man  sie  nil 
Zucker  bestreut.  Honig  kann  den  Zucker  ersetzen;  bei  den  Rennen 
wurden  die  Fische  entfernter  Gegenden  in  Gefilssen  mit  Honig  th^ 
sendet. 

Alkohol  sichert  gleichfalls  die  organischen  Substanzen  ?or  jedv 
Veränderung.  Die  BranntweinfrOchte ,  welche  man  auf  unsem  T^ 
fein  sieht ,  sind  eine  Probe  davon ;  die  anatomischen  Praparale  o^ 
halten  sich  gleichfalls  in  Weingeist.  Nebstdem ,  dass  der  AftoM 
sehr  begierig  Wasser  anzieht,  wirkt  er  auch  dadurch,  dasseriie 
Eiweisssubatanzen  coagulirt  und  der  Zersetzung  minder  aosgesctot 
macht.  Wahrscheinlich  beschränken  sich  Kochsalz  und  Salpeter 
auch  nicht  darauf,  den  thierischen  Substanzen  Wasser  xn  entziehet, 
denn  diese  Salze  modificiren  Geschmack ,  Farbe  und  andere  pbiw* 
sehe  Eigenschaften  des  Fleisches  merklich  ^). 

e.  Viele  Körper  bekämpfen  die  Fäulniss ,  indem  sie  aof  oiedtf»- 
sche  Weise  den  Zutritt  des  Sauerstoffs  zu  den  vertlnderlicheB  Ssk* 
stanzen  verhindern. 


1)  Die  Salzlake  besteht  nicht  eiofach  aus  Salzw-asser,  soDdeni  sie  eothik 
Fleischsaft  mit  allen  seioeo  wirksamen  Restandtheileo ;  das  Einsalzen  eneo^  ^ 
selbe  Wirkung  wie  das  Ansziehen  darcb  Kochen ;  es  ?ermindert  den  Ereäbn»!^ 
werlh  des  Fleisches ,  indem  es  ihm  gewisse  Sabstanzeo  eotzlefat  (Liebig). 


591 

In  mebi^r^D  De^rteroents  ?oii  Priokreicb  bewahrt  man  das 
Fleiaeb,  indem  nan  es  in  Oei  oder  Fett  legi« 

Eier  in  frischem  anstand  in  Kalkmilch  gelegt,  erhalten  sieb 
DĂĽveraodert,  weil  der  kohlensaure  Kalk,  welcher  durch  die  Kohlen- 
sSote  entsteht,  die  sich  aus  den  Eiern  entwickelt ^  die  Poren  der 
Eierschale  yollkommen  verscbliejsst.  Beim  Umgraben  des  Bodens  in 
der  Umgehung  des  Lago  Maggiore  hat  man  Eier  in  der  Mitte  einer 
Lage  Kalk  gefunden ,  welche  ganz  die  Beschaffenheit  frischer  Eier 
hatten,  obgleich  sie  gegen  drei  Jahrhunderte  gelegen  hatten. 

In  manchen  Gegenden  bewahren  die  Landwirthe  ihre  Eier  auf, 
indem  sie  dieselben  in  Asche ,  feinen  Sand  y  Kleie ,  Sägespäne  oder 
Kohlenpulver  legen.  R^aumur  rielh  zu  demselben  Zweck,  die  Eier 
ib  Hammeltalg  zu  tauchen,  welcher«  zu  schmelzen  beginnt;  Abb^ 
Holte  empfahl,  sie  zu  firnissen.  In  den  Gebirgen  von  Schottland 
taucht  man  die  Eier  einige  Secunden  in  siedendes  Wasser,  um  ein 
Bäutchen  von  geronnenem  Eiweiss  zu  erzeugen ,  welches  sich  dem 
Zutritt  der  Luft  widersetzt;  man  wischt  sie  hierauf  ab  und  legt  sie 
in  ein  Gefäss  mit  gesiebter  Asche. 

f.  Man  weiss,  dass  die  Kohle  die  Eigenschaft  h:it^  Gase  jeder 
Art  in  ihren  Poren  zu  verdichten :  sie  ist  nicht  allein  ein  vorlreff- 
liehes  Desinfectionsmittel ,  sondern  wirkt  auch  wie  ein  kräftiges 
Ăźulnisswidriges  Mittel;  sie  ist  in  doppelter  Weise  wirksam,  da- 
durch, dass  sie  den  Zutritt  der  Luft  verhindert  und  die  Feuchtigkeit 
absorbirt,  so  wie  die  Producte  der  beginnenden  Päuloiss. 

Nan  kann  Fleisch  in  gut  ausgeglühter  gröblich  gepulverter  Kohle 
sehr  lange  frei  von  jeder  Zersetzung  erbalten.  Wenn  man  ein  StĂĽck 
loble  in  Fleischbrühe  legt ,  so  erhält  sie  sich  in  gutem  Zustand  in 
der  Hitze  des  Sommers.  Man  kann  selbst  durch  Kochen  in  Wasser 
mit  etwas  Kohle  die  ĂĽble  Beschaffenheit  von  riechendem  Fleisch  ver- 
bessern und  ihm  grösstentheils  die  ursprüngliche  Frische  wieder- 
geben. Wenn  man  faules  Lachenwasser  durch  Kohle  fiitrirt  oder 
mit  Kohle  kocht  ^  so  verliert  es  seinen  ĂĽblen  Geruch,  und  kann  dann 
ohoe  Nachtheil  zum  Getränke  dienen. 

Die  Kohle  ist  eines  der  besten  Zahnpulver,  sie  hält  die  Caries 
aiiT. 

Die  Aerzte  empfehlen  sie  bei  Behandlung  der  GeschwĂĽre  und 
brandigen  Wunden. 


592 

Dieses  Vermögen ,  zu  conserviren,  erklärt  auch  dee  Gekiock, 
jene  Holstheile  (wie  Stangeo»  Pflibie  u.  s.  w.)«  die  io  die  Erle  f- 
steckt  werden  sollen ,  oberflĂĽchlich  zu  verkohlen. 

g.  Gewisse  Körper  yerhindem  die  Gehrung  oder  Flolvn,  n- 
dem  sie  sich  6es  Sauerstoffs  bemächtigen,  um  sich  dsmilnW' 
binden. 

Der  Gebrauch,  den  Wein  zu  schwefeln,  um  ihn  vor  dem  Sno^ 
werden  zu  schützen^  erklärt  sich,  wenn  man  bedenkt,  dissie 
schweflige  Säure,  erzeugt  durch  Verbrennung  des  Schwefels,  sehrk^ 
gierig  ist,  Sauerstoff  aufzunehmen ;  sie  verhindert  durch  ihre  Gcpi- 
wart  den  Sauerstoff  der  Lull,  an  die  Eiweisssubslanz  zu  tTM 
weiche  im  Wein  gelost  ist  und  sie  in  Ferment  zu  verwandeln,  h 
schweflige  Säure  verhindert  aus  demselben  Grund  die  Fäuloiit  la 
Blutes  und  anderer  Thierstoffe  ^). 

Man  kann  selbst  GemQse,  welche  rasch  reifen,  wie  Sana' 
ampfer ,  Lattich ,  Spargel  u.  s.  w. ,  den  ganzen  Winter  im  Zostia' 
vollkommener  Frische  erhalten ,  wenn  man  sie  mit  schwefligsaurei 
Gas  in  BerĂĽhrung  bringt;  man  darf  sie  nur  beim  Gebrauch  eiaip 
Stunden  ins  Wasser  legen  >). 

Das  Stickstoffoxyd  wirkt  wie  die  schweflige  Saure;  Priestlej^ 
hat  vor  langer  Zeit  beobachtet ,  dass  es  die  Fäulniss  des  Pleiscbci 
verhindert. 

Vielleicht  ist  auch,  wenigstens  zum  Theil,  der  VerwandtscM 
zum  Sauerstoff  die  Ăźiulnisswidrige  Kraft  zuzuschreiben,  welche  lĂśM' 
rische  Oele  und  Balsame  in  manchen  Fällen  besitzen ;  doch  wirbf 
diese  Substanzen  auch  durch  ihren  starken  Geruch ,  welcher  tii 
Inseclon  vertreibt  und  sie  abhält,  in  den  Pflanzen-  und  TVk^ 
Substanzen  ihre  Excremente  abzulagern^  welche  als  FermesH 
wirken, 

h.  Säuren,  GerbstoS"  und  Kreosot  wirken  anibeptiscb,  tf^ 
weder  durch  Veränderung  oder  Gerinnung  der  Eiweisssubstaflies» 


l)Taanieb,  Joaro.  de  Pharm.  XVIII.  452.  —  Poutet,  Bullet,  de  Pta« 
III.  067. 

3)  BracoDDot,  Ann.  de  Chim.  et  de  Phjs.  LXIV.  170. 

3)  Prieatley,  Exper.  aod  obserr.  od  diff.  kiods  of  air  I.  fS3.  —  Hi^'^ 
brandt,  Journ.  f.  die  Chemie  a.  Phys.  â–Ľ.  Gebleo  VII.  283;  VIII.  ISO.  i*^ 
f.  Chem.  u.  Phys.  v.  Schweigger  I.  358.  —  Bracoonot,  Journ.  de  Chin. «^ 
VII.  708.  —  Gudrin,  ebd. XI.  545.  —  Li p pack,  Jahrb.  f.  prakt.PhanB.Lll 


593 

oder  indem  sie  schwerer  oder  niclit  losliche  nicht  filulnissftbige  Ver- 
bindungen mit  denselben  bilden. 

Man  weiss ,  dass  Fleisch  und  Pflanzensubstanzen  in  Essig  ein- 
gemacht, wenigstens  auf  gewisse  Zeit,  vor  Zersetzung  geschlitzt 
werden ;  in  der  Haushaltung  macht  man  hfluflg  Anwendung  von  die- 
sem Aufbewahrungsmittel.  Die  meisten  Sauren  haben  dieselbe  Wir- 
kung wie  der  Essig.  Wenn  man  Leichen  in  mit  Schwefelsaure  ge- 
säuertes Wasser  taucht,  so  erhallen  sie  sich  14  Tage  ohne  zu 
faulen  ^). 

Gerbsäure  bewahrt  das  Fleisch  gleichfalls  vor  Fflulniss  (J. 
Davy). 

Die  Alten  kannten  den  Holzessig  (unter  dem  fiamen  Cedrium^) 
als  Antisepticum  und  bedienten  sich  desselben  zum  Einbalsamiren ; 
in  neuerer  Zeit  machte  Monge  auf  das  ConservirungsvermOgen  dieses 
Productes  aufmerksam ;  allein  seine  schätzbaren  Eigenschaften  sind 
weniger  der  Essigsaure  als  dem  Kreosot  (%  1353)  zuzuschreiben. 
Frisches  Fleisch  in  eine  wSssrige  Auflösung  von  Kreosot  getaucht 
und  dann  getrocknet,  erhärtet  nach  einiger  Zeit  und  nimmt  einen  an- 
genehmen Geruch  nach  gutem  geräucherten  Fleisch  an.  Offenbar 
verdankt  das  Theerwasser ,  der  Russ ,  der  Holzrauch  ihre  antisepti- 
schen Eigenschaften  dem  Kreosot. 

Die  Kunst,  das  Fleisch  zu  räuchern,  ist  im  nördlichen  Europa 
eine  sehr  ausgebreitete  Industrie ;  sie  hat  namentlich  in  Hamburg 
ein^  grosse  Vollkommenheit  erreicht.  Di^  Holländer  sind  berOhmt 
wegen  ihrer  gesalzenen  oder  geräucherten  Haringe. 

].  Viele  Metallsalze  haben  die  Eigenschaft ,  mit  Eiweisssubstan- 
zen  unauflösliche,  nicht  mehr  flfulnissfiihige  Verbindungen  zu  bilden; 
dadurch  wird  es  erklärlich ,  wie  diese  Salze  antiseptisch  wirken. 

Die  wirksamsten  unter  ihnen  sind  die  mit  Quecksilber-,  Kupfer-, 
Eisen-  und  Thonerdebasis«  Die  Zink-  und  Zinnsalze  scheinen  sich 
gleichfalls  zu  demselben  Zwecke  zu  eignen ,  allein  sie  sind  noch  we- 
nig dazu  versucht  worden. 

Chaussier  hat  langst  erkannt ,  dass  Thiersubstanzen,  wenn  man 
sie  in  eine  gesattigte  Auflösung  von  Quecksilbersublimat  legt ,  bis  sie 
vollkommen  durchdrungen  sind ,  und  sie  dann  an  der  Luft  trocknen 


1)  Soobeiran,  Jooro.  de  Pbann;  XVIII.  456. 
S)  Plinios,  Historia  oalaralit,  Buch  XVI.  Cap.  11. 
Gerfcardl,  Cbaai.  IV.  38 


läaal,  der  Fäuloi«»  wi|i|ei;si«hen  und  von  bise^ten  und  Vflnam 
nicht  mehr  angegriffen  werden.  Man  kann  auf  solche  Wtise  U- 
chen  und  anatofldiscke  Pcäp0ra,te  aufbewahreii.  D^  chlorqpfH^ksilber- 
siaure  AnunoniAi^  (Aleml^rolhsalz)  i^l  weil  ieichler  auOOslich  ami  li- 
her  vorlheilhaner  al^  Sublimai. 

Da^  schwefelsaure  Kupfer  und  Kupferchlond  kOnneD  dieQicd- 
ailbersalze  mii  Vorlheil  ersetzen  0* 

Eine  Auflösung  von  arseniger  S^nre  hat  dieselben  WirkaDf«; 
die  Leichen,  welche  man  damit  injicirt ,  trocknen  vollkomDMa« 
und  widerstehen  der  Fäulniss  ^> 

Die  essigsaure  und  schwefelsaure  Thonerde  und  das  Qib^ 
aittminuim  sind  von  Gannal  ^)  mit  Erfolg  zur  Aufbewahmog  ^ 
Fleisches  der  Schlächtereien,  der  Leichen  und  analomischaM- 
pai*ate  angewendet  worden.  Eines  oder  das  andere  dieser  Sabfbt 
Leichen  in  die  Haisarterien  eingespritzt,  genügt,  sie  vor  Fäulniss* 
schĂĽtzen.  (Es  scheint  jedoch,  Gannal  wendet  gegen  seine eifM 
Behauptung  arseoige  Säure  zum  Einhaisamiren  an  ^3.) 

Jacuhs^a.^):einpljehlt  zur  Aufbewahrung  anatomischer  Pripnl* 
die  Anwendung  einer  Auflösung  von  1  Th.  chroiasaurem  Kab  ia^ 
Th.  Wasser.  Wenn  die  Leichen  zu  gerichtlichen  Besieh ligungeo  ke 
stimmt  sind^  hat  man  vorgeschlagen,  um  die  Melallsalze  zu 
den,  mit  GlauhersaliĂĽ^sung  zu  i[\jiĂĽiren<^). 

Ebenso  wie  die  MelailsalzeThiersubstanzen  vor  Fäulniss schiUi^ 
können  sie  auch  zur  Gonservirung  des  Holzes  dienen. 

Ryan 7} y  Destillateur  iu  London,  schlug  vor,  das  Bauholz,* 
es  vor  Fäuluiss  zu  schützeu,  in  Quecksilberchluridtosung  zu  tauck» 

Brcriul^)  wendet  den  Druck  mittelst  einer  eigenen  Masebioc«« 
um  da$  Eindringen  derMelallsaizlOsungen  oAe^  der  öligen  Subststftt 
in's  Innere  des  Holzes  m  bewirken. 


1)  r.  Gmelin,  (landh.  d.  Chemie,  4.  Aufl.  IV.  101. 

2)  Dnjat,  Journ.  de  Chim.  m(<d.  XVI.  81. 

3)  Gannal,  RcÂĄue  scii'htif.  V.  183;  and  im  Aanug:  Compt.  rrtd.  itf^^ 
XU.  532. 

4)  Moria,  Journ.  de  Chim.  m(<d.  \XI.  045  u.  648;  XlĂĽ.  14  Q. 
ĂĽ)  Jacobaon,  ffamb.  Magaz.  1833,  Januar,  S.  48. 

6)  60h  ierre,  Compt.  rend.  de  l'Acad.  XXII.  672. 

7)  Kyan,  Polyt.  Jahrb.  XLIX.  486;  L.  299;  LVIII.  486. 

8)  Breant,  Bulletin  de  la  Soc.  d'Eocasnigem.  1840,  D^.,  a.  Rci«e 
IV.  273. 


595 

Boucherie^)  benutzt  die  Eigenschaft  des  PSanzensaftes ,  alle 
FUUsigkeiten,  welche  man  damit  lo  BerĂĽhrung  bringt,  vorausgesetzt, 
dass  sie  nicht  zu  concentrirt  sind ,  in  die  Capillargerclsse  der  Bäujne 
zu  fahren.  Das  Aufsaugungsvermügen  der  Bäume  selbst  genügt  da- 
her, die  anzuwendenden  Salze  vom  Fusse  des  Stammes  bis  in  die 
Zweige  zu  fĂĽhren.  Das  einfachste  Verfahren  besteht  darin,  den 
Baum  in  vollem  Triebe  am  Fusse  durchzuschneiden  und  ihn  in  eine 
Kufe  zu  stellen,  welche  die  zu  absorbirende  Flüssigkeit  enthält; 
diese  dringt  dann  allmdlig  in  alle  Tbeile  des  Baumes.  Man  kann 
auch  am  Fusse  des  noch  im  Boden  steheiden  Baumes  mit  einem 
Erdbohrer  Löcher  bohren  und  die  Flüssigkeiten  in  dieselben  füllen. 
Ein  noch  leichteres  Mittel  ist :  man- schneidet  das  frisch  geĂźlllte  Holz 
in  Klotze,  stellt  diese  Klötze  senkr'echt  und  bindet  an  ihr  oberes 
Ende  Säcke  von  wasserdichter  Leinwand ,  gefüllt  mit  den  zur  Ab- 
sorption bestimmten  FlĂĽssigkeiten ;  diese  dringen  schnell  durch  das 
obere  Ende  ein  und  verdrängen  den  Saft,  welcher  unten  abfliesst. 
Nach  den  Versuchen  von  Ăźoucherie  conservirt  das  rohe  holzessig- 
saure Eisen  (essigsaures  Eisen ,  welches  Kreosot  und  andere  empy- 
reumalische  Substanzen  enthalt)  das  Holz  vollkommen  vor  Fäulniss 
und  erhöht  seine  Dauer;  setzt  man  zu  diesem  Salz  Chlorcaicium 
-  oder  die  Mutterlauge  der  Salzseeen ,  so  erhalt  man  dem  Holze  eine 
merkwĂĽrdige  Geschmeidigkeit ;  wenn  man  dem  essigsauren  Salz  an- 
dere Auflösungen  folgen  lasst^  kann  man  das  flolz  auf  verschiedene 
Weise  färben. 

In  Frankreich  tränkt  man  gewohulich  die  Telegraphenstangen 
mit  einem  Gemenge  von  schwefelsaurem  Kupfer  und  Eisen. 

S  2449.  Wenn  die  Pflanzen-  und  ThierstofTe  faulen ,  so  erfĂĽl- 
len sie  die  Lufl  mit  Gasen  und  Dämpfen ,  welche  nicht  allein  den 
Geruch  belästigen ,  sondern  auch  häufig  im  Stande  sind ,  eine  schäd- 
liche Wirkung  auf  lebende  Menschen  und  Thiere  auszuĂĽben.  Es 
ist  daher  eine  Aufgabe  der  Gesundheitspflege^  die  Mittel  zu  kennen, 
um  die  Luft  von  den  nachtheiligen  Substanzen  zu  reinigen. 

Die  Producte  der  Fäulniss  sind  zahlreich ;  doch  lassen  sich  die- 
jenigen, welche  den  Gebrauch  von  Desinfectiensmittelii  bedĂĽrfen, 
auf  nachfolgende  beschränken  :  Ammoniak ,   Kohlensäure ,  Schwefel* 


I)  Bouchcric,  Aon.  de  Chim.  et  de  Pbys.  LXXIV.  113.     Coropt.  rend.  de 
i'Acad.  XXI.  1153. 

38» 


I 


596 

wassersloffgas «  die  riechenden  flüchtigen  SSuren  (wie  EuipHR, 
Buttersäure,  Baidriansflure),  gewisse  miasmatische  noch  uobestimtt 
Substanzen ,  welche  als  Permente  wirken  können,  und  in  gc«is» 
Fallen  Kohlenoxydgas,  MethylbydrĂĽr  (Sumpfgas).  Diese  Sub^aoRi 
afDciren  den  tbierischen  Organismus  auf  vorĂĽbergehende  oder  iflU* 
tende  Weise ;  je  nachdem  sie  in  der  Atmosphäre  in  belrichdiciff 
Menge  vorhanden  sind ,  stören  sie  die  Functionen  der  ResprUin 
und  verhindern  die  Aufnahme  der  nötbigen  Menge  Sauerslol  ia  ^ 
Lungen,  oder  sie  besitzen  selbst  in  kleiner  Menge  eine  gewisief^ 
mische  Wirksamkeit ,  welche  sie  ßlbig  macht «  die  Organe  annf^ 
fen  oder  das  Blut  zu  ähnlichen  Veränderungen  fiihig  zu  macba.^ 
sie  die  Fermente  hervorrufen. 

Man  kann  die  Luft  durch  mechanische  oder  chemische  Vdi 
von  diesen  schädlichen  Substanzen  befreien.  Was  die  mechaniKl> 
Mittel  angeht,  beschränken  wir  uns  daradf,  daran  zu  erinner«, ii* 
ein  gutes  Ventilationssystem ,  welches  in  der  verschlechlerlen  Lp 
das  normale  Verhällniss  des  zum  Athmen  unentbehrlichen  Saiierrt>" 
herstellt,  stets  die  gĂĽnstige  Wirkung  der  chemischen  Desiofectioi^ 
mittel  uTiterstĂĽtzen  muss.  Wir  werden  ebenso  sehr  auf  der  Go 
samkeit  dieser  Agentien  in  den  Fällen  bestehen ,  wo  es  sich  »a 
Gesundmachen  ganzer  Gegenden  handelt,  deren  Luft  durch  anbaM 
AusflĂĽsse  inficirt  ist,  welche  von  der  sumpGgen  Bescbaffenbeii 
Bodens  oder  von  der  Feuchtigkeit  nach  Ueberschweromungen  bcrit! 
ren;  die  AusflĂĽsse  dieser  Art,  zu  ausgedehnt ,  um  durch  cbeiaif'' 
Mittel  bekämpft  werden  zu  können ,  weichen  nur  einem  vollsilB^ 
System  der  Auffockerung  und  Austrocknung,  angewendet  i«(* 
ganze  Gegend ,  welche  sie  verwĂĽsten  ^). 

Die  chemischen  Mittel  entsprechen  oflenbar  nur  Ăźir  kxak 
steckungen,  z.  B.  fĂĽr  die  der  Cloaken,  Abtrittgrubeo , 
Zimmer,  und  im  Allgemeinen  mehr  oder  weniger  eingesddti^ 
Orte.  Dre  chemischen  Desinfectionsmittel  wirken  entweder  di4 
Zerstörung  der  fauligen  oder  schädlichen  Dämpfe  oder  dard  "^ 


1)  Ein  Wald  iiritcli«n  dem  Darchsaoge  eiae§  -feuchlni  LaftitrMM 
mit  Miatmen  belnden  ist,  â– chQlil  bisweileo  vor  deo  WirkoDaca  Allct , 
ihm  befindet,  wShrend  die  angedeckte  Stelle  den  Rrankbeiten  antgctcttti^  * 
Blume  fiitriren  daher  die  an^etteckte  LuH  und  reinigen  sie  von  Kiasaea. 

Rigaud  de  risle,  Bibl.  univ. ,  Bd.  XIII.  —  Becquerel,  CmüLI«^* 
TAcad.  XXXVI.  12. 


J 


597 

dichtung  derselben  ^  oder  durch  Verbindung  mit  ihnen,  oder  durch 
VerhĂĽlung  der  Zersetzung  organischer  Substanzen,  welche  ver- 
pestende Miasmen  entwickeln  können. 

Chlor,  unterchlorige  Säure ,  Salpetersäure  Dämpfe ,  als  Räuche- 
rungen angewendet,  wirken  zerstörend  auf  die  Miasmen.  Die  schwef- 
lige Säure,  durch  Verbrennen  von  Schwefel  erzeugt,  zerstört  Schwe- 
felwasserstoflgas ;  Kleidungsstücke  und  Matratzen  können  gleichfalls 
durch  Waschen  oder  Reinigen  mit  schwefliger  Säure  gereinigt  wer- 
den. Der  Zusatz  von  wohlfeilen  Metallsalzen ,  wie  die  des  Eisens, 
Zinks  und  Braunsteins,  flxirt  das  Schwefelwasserstoffgas  und  Ammo* 
^  niak  der  Päcalmassen. 

^  Das  Besprengen  mit  Kohlensäure  erfüllter  Räume  mit  Kalkmilch 

'  nimmt  dieses  Gas  weg.     Bisweilen  erreicht  man  auch  den  Zweck, 

die  Miasmen  zu  zerstören,  dadurch,  dass  man  Stroh  und  andere  leicht 
»  brennbare  Substanzen  in  den  inßcirten  Localen  verbrennt.  Die  (todte) 

i:  Kohle  ist  durch  ihre  Eigenschall,  jede  Art  von  Gas  oder  Dampf  zu 

r  absorbiren,  von  allen  Reinigungsmitteln  dasjenige,  welches  die  glĂĽck- 

lichsten Wirkungen  macht;  eine  in  Verwesung  begriffene  Leiche,  welche 
i  man  mit  gröblichem  Kohlenpulver  bedeckt,  verliert  allen  üblen  Geruch. 


vierter  Thei!'). 


AUgemeiner  Theil 

Schreihweise  der  Formeln. 

BedeutQBg  der  Formeio. 

%  2450.  Es  ist  ein  so  allgemein  verbreitetes  Voruribeil,  te> 
man  durch  chemische  Formeln  die  atomistische  Zusamniensetziaf 
der  Körper  ausdrücken  kann ,  d.  h.  die  wirkliche  Anordoung  ibnr 
Atome,  dass  e^  mich  vielleicht  MĂĽhe  kosten  wird^  einige  meioerLctf 
vom  Gegentheil  zu  überzeugen;  so  z.  B.  erscheint  die  PräexisteBS^ 
Schwefelsaure  und  des  Baryts  im  schwefelsauren  Baryt  so  einlH^ 
tend,  so  conform  allen  errungenen  Wahrheiten,  dass  es  als  eine  ftf* 
wegenheit  erscheint ,  diese  Ansicht  bekämpfen  zu  wollen.  üodM 
ist  nichts  leichter,  als  darzuthun,  dass  sie  auf  Illusion,  aufbli<^ 
Auslegung  der  Erscheinungen  beruht. 

Die ,  welche  annehmen  ,  der  schwefelsaure  Baryt  t^^^ 
Schwefelsaure  und  Baryt ,    beide  als  solche ,    stĂĽtzen  sich  luf  ^ 


1)  Der  Leser  wird  benacbricbtigt ,  dans  ich  glaubte,  micb  in  diese» P"* 
viertCD  Theil  meiDer  Beieicboungsweise  bedieoeo  lu  müsfleD ,  nm  meia«  AMCKH 
über  die  theoretischen  Entwicklungen  besser  wiedergebeo  zu  können.  Ca  ^^^ 
einen  üebergan^  Ton  meiner  Bezeicbnungsweise  zu  der  ilteren  zu  haben,  ^na« 
nur  den  Kohlenstoif  und  Sauerstoff  (Schwefel  und  Selen)  verdoppeln ,  okM  n  ** 
Zeichen  des  Wasserstoff,  Stickstoff,  Phosphor,  der  Metalle,  des  Chlor,  Bnai*^ 
und  Fluor  etwsv  zu  ändern  ($  2458). 


699 

niatsaebe ,  dass  dieses  Sah  sich  durch  die  unimiUelbare  Vereinigting 
seiner  Bestandlheile  bildet  und  wieder  in  diese  zerleg!  werden  kavin. 
Allein  der  bcbwefelsaure  Baryt  entsteht  anch  dnrch  die  Verbindung 
von  schwefliger  Satire  mit  Baryumhyperotyd  oder  durch  die  von 
Scbwefelbaryum  mit  SanerstofT  und  man  kann  den  schwefelsauren 
Barft  gleichfaHs  wieder  in  schweflige  SSure  oder  Schvi'efelbarjrum 
tmi^andeln.  Wenn  sich  die  Kusammenselzung  der  Atome  in  einer 
chemiachen  Vei4)indung  aus  ihrer  Bildungsweise  ableiten  Hesse ,  ^6 
bitte  man  fDr  den  scbwerelsauren  Baryt  wenigstens  drei  verschiedene 
l'Mnelii: 

SOa-fBajO 

S0a-|-Ba«0i 
SBaj  +  0|. 

Non  die  GrUnde ,  wai*um  die  Chemrker  der  ersten  Formel  deA 
Vorzug  geben:  sie  hat  den  Vorlheit,  in  uns  die  Erinnerung  an  eine 
gewisse  %aht  von  ähnlichen  Körpern  oder  Thatsacben  zu  erwecken 
«nd  insbesondere  die  der  doppelten  Zersetzungen ,  deren  der  schwe- 
ffhaare  Baryt  Ăźlhig  ist  nach  Art  anderer  schwefelsaurer  Salze  oder 
anderer  Barytsalze.     Wenn  wir  uns  den  schwefelsauren  Baryt  als 
die  V^indung  einer  Saure  und  einer  Basis  denken ,  so  geschieht 
dfes  weniger ,  um  die  Art  der  Bildung  dieses  Salzes  durch  die  un- 
mittelbare Verbindung  der  Saure  und  Base  auszudrOcken,  als  um  an 
^^e  Aehnlichkeit  in  Bezug  auf  chemische  Umwandlungen  mit  dem 
sehwefidsauren  Blei  unti  ÂŁisen ,  mit  dem  phosphorsanren  oder  saU 
pctersauren  Baryt  zu  erinnern ;  wir  wollen  so  daran  erinnern ,  dass 
man  im  schwefelsauren  Baryt  das  Baryumoxyd  durch  Bleioxyd  oder 
Cisenoxyd  ersetzen  und  ihn  in  andere  Barytsalze  umwandeln  kann ; 
;rtit  einem  Wort,    die   Formel,    welche   aus   dem    schwefelsauren 
ftaryt  gleichsam  ein  doppeltes  Gebäude  bildet,  zusammengesetzt  ans 
dnure  und  ftasis,  soll  daran  erinnern,  dass  man  diesen  Körper  durch 
doppelte  Zersetzung  in   eine  gewisse  Anzahl   analoger  Zusammen- 
Mlztingen  verwandeln  kann.     Dies  ist  der  wahre  Sinn  der  dualisti* 
f^en  Lehn;  und  der  darauf  gegrdndeten  Nomenclatur ;  er  schliesst 
fik*  gewisse  Erklärungen  die  Anwendung  jener  Formeln  nicht  aus, 
^che  deti  schwefelsauren  Baryt  als  eine  Verbindung  von  schwef- 
^T  Saure  mit  Baryumhyperoxyd  oder  Sauerstoff  und   Schwefel- 
*w^iitti  belraefvten.  Wetm  letztere  Formeln  weniger  Analogieen  aus- 


600 

drĂĽcken  ak  die  dualistische  Formel,  so  haben  sie  ihrencitoMck 
gewisse  Beziehangen  in  Zusammensetzung  und  Reaelioo,  vdAi 
durch  die  Bezeichnung  des  schwefelsauren  Baryts  .als  eine  Vciii- 
dĂĽng  ?on  Sdure  und  Basis  nicht  bemerkbar  gemacht  wurdea. 

Vor  zwanzig  Jahren  riefen  die  ersten  Arbeiten  ĂĽber  dea  UM 
und  Aeiber  sehr  lebhafte  Erörterungen  hervor.    Die  Chemiker  «ans 
in  zwei  Lager  getheilt :  die  eine  Partei  stellte  sich  den  Aetber  ih 
eine  Verbindung  von  Aethyl  und  Sauerstoff  vor,   die  andere akĂ–K 
Verbindung  von  Wasser  und  Zweifachkoblen Wasserstoff ;  jede  dcrto- 
den  Parteien  fĂĽhrte  zahlreiche  Thatsachen  zur  Untersttitzuog  iiv 
Ansicht  auf.     Heutzutage  ist  die  Theorie  vom  Aethyl  fast  allgewa 
angenommen  (unter  einer  allerdings  modificirten  Gestalt).    Gt«U 
dies  wirklich,  weil  die  Aethyltheorie  als  wahrer  als  die  des  Zwcibdb- 
kohienstoffs  erkannt  wurde?    Ich  glaube  nicht:  meiner  Ansicht uck 
sagen  beide  Theorien  weniger ,  als  sie  sich  zu  behaupten  annussei; 
weder  die  eine^  noch  die  andere  giebt  die  absolute  ZusammeBSCtxsvf 
desAetherSy  beide  thun  weiter  nichts,  als  eine  gewisse  Reike wi 
Analogien  anzufĂĽhren;  nur  dass  die  Aethyltheorie  n>ehr  Anakigici 
umfasst ,  als  die  Theorie  vom  Zweifachkohlenwasserstoff;  dwI  ^» 
das  Glück  der  ersten  gemacht  hat,  ist,  dass  die  Analogien,  «ekk 
sie  ausdrückt,  von  derselben  Ordnung  sind  wie  die,  welche  nacktca» 
dass  man  der  Formel  des  schwefelsauren  Baryts  als  Verhindong  wi 
Säure   und  Basis   den  Vorzug  gab.     Natürlich  musste  die  Aelb])* 
theorie  die  des  Doppeltkolilenwasserstoffs  ĂĽberheben ,  da  sich  in  itf 
anorganischen  Chemie  die  dualistische  Formel  des  schwefelsaarĂĽ 
Baryts  erhielt,  unter  Ausschluss  der  Formeln,    weiche  an  aad«« 
Arten  der  Bildung  dieses  Salzes  erinnern.     Dieses,  wohl  Verstandes. 
hindert  nicht,  dass  die  Formel  vollkommen  rationell  sei,  weldie^ki 
Alkohol  als  eine  Verbindung  von  Wasser  und  Zweifachkohlenwassff* 
Stoff  darstellt ,  da  man  den  Alkohol  in  Wasser  und  ölbildendes  bß 
umwandeln  kann ,  gerade  so ,  wie  man  die  umgekehrte  Beactieo  k«- 
wirken  und  das  Olhildeiide  Gas  in  Alkohol  umwandeln  kaoo. 

Soll  ich  von  zwei  auf  die  Salze  des  Ammoniaks  und  der  ocgs»" 
sehen  Basen  anwendbaren  Theorieen  sprechen?  Die  Theorie  de* 
Ammonium  erinnert  an  den  doppelten  Austausch ,  deren  diese  Sah^ 
f<ihig  sind ,  und  die  Analogie ,  welche  sie  in  dieser  Beziehong  ^ 
den  Metallsalzen  bieten;  sie  entspricht  der  Aethyltheorie.  N* 
Ammoniaktheorie  drückt  die  Bildung  der  Ammoniaksalie  durch  Vtf» 


601 

bindong  des.  Alkali  mil  den  Sauren  aus ;  aie  entspricbt  der  Zweifach- 
koblenwasserstofflheorie.  Nach  der  Analogie,  welche  man  ausza- 
drOcken  beabsichtigt,  wird  man  zwischen  den  Formeln  nach  der 
einen  und  nach  der  andern  Theorie  wählen  können* 

Fasst  man  das  Ganze  zusammen ,  so  drĂĽcken  chemische  For- 
meln nur  Beziehungen  und  Analogien  aus  und  können  nur  diese 
ausdrĂĽcken;  die  besten  sind  diejenigen,  welche  die  meisten  Be- 
ziehungen und  Analogien  andeuten. 

Dieser  Charakter  der  chemischen  Formeln  macht  offenbar  alle 
die  Discussionen  Ober  die  Frage  ĂĽberflĂĽssig ,  in  welcher  Form  dies 
und  jenes  Element  oder  diese  und  jene  Gruppe  von  Elementen  iri 
eine  Verbindung  eingegangen  sei^  welche  man  ans  dieser  Verbin- 
dung ausziehen ,  oder  in  dieselbe  einfĂĽhren  kann ,  wenn  man  mit 
dieser  Form  keine  bestimmte  Vorstellung  Ober  chemische  Reactionen 
oder  Eigenschaften  verbindet.  Ich  begreife ,  dass  man  von  gewissen 
Stickstoffsubstanzen  sagt,  sie  enthalten  den  Stickstoff  in  der  Form  von 
Salpetergas  NO^,  um  damit  auszudrĂĽcken^  dass  sie  beim  Erhitzen 
explodiren  wie  salpetersaure  Salze,  dass  sie  sich  durch  Schwefel- 
wasserstoff reduciren  lassen  u.  s.  w. ;  ich  begreife  ferner,  dass  man 
zwei  isomere  Verbindungen  unterscheidet,  wie  melhylessigsauren 
und  fttbylameisensauren  Aether,  indem  man  sagt,  der  eine  enthalle 
Kohlenstoff  und  Wasserstoff  in  der  Form  von  Aethyl  und  Formyl, 

m 

um  damit  anzudeuten ,  dass  man  durch  Behandlung  beider  Verbin- 
dungen mit  demselben  Reagens  aus  der  einen  Holzgeist  und  Essig- 
saure ,  aus  der  andern  Weingeist  und  Ameisensäure  erhalte«  Hier 
hat  die  Form  einen  bestimmten  Sinn ;  die  Art  und  Weise ,  sie  gra- 
phisch darzustellen,  d.  h.  durch  Zeichen  die  Reactionen  darzustel- 
len, denen  jede  Form  entspricht,  wird  wohj  fĂĽr  zwei  Chemiker 
nicht  dieselbe  sein  uud  doch  im  Grunde  dieselbe  Thatsache ,  die« 
selben  Beziehungen  ausdrücken  können.  Zwei  Experimentatoren 
können  daher  über  die  Form  eines  Elements  oder  einer  Gruppe  von 
Elementen  nur  dann  streiten,  wenn  sich  beide  derselben  Zeichen, 
derselben  Formeln  bedienen,  um  dieselben  Dinge  auszudrĂĽcken;  die 
Discussion  kann  nur  in  diesem  Falle  einen  Zweck  haben ,  wenn  der 
eine  durch  das  Experiment  beweist,  dass  sein  Gegner  sich  ĂĽber 
eine  Thatsache  getäuscht  hat,  eine  mangelhafte  Analyse  ausgeführt 
hat,  oder  eine  Reaction  schlecht  beobachtet  hat.  Die  ganze  Dis- 
cussion bleibt  dagegen  nothwendiger  Weise  unfruchtbar ,   wenn  sie 


602 

(«Higlich  auf  die  Anordnung  der  Fortneln  genchtel  ist ,  Mini  Air 
^ie  Thalsachen  einig  int.     Nicht  jedecli,  als  wenn  die  WaM^li- 
feeiclinung  eine  durchaus  gleichgillige Sache  wäre;  ich  betndrtcM 
nu'hr  eine  rationelle  und  regelmSswIgie  Bezeichnung  ak  ein  vcMh 
licheH  Werkzeug  des  Porischritles ,    als   ein  machltges  Mittd,  k 
VorateUongen  berverrarnren  und  zu  entwickeln.     Eine  Benidam 
191  um  so  besser ,  je  mehr  Analogien  ftrr  den  tieisl  sie  iHrfdrA 
jta  mehr  fruchtbare  Gedanken  sie  an  die  Hand  giebt;  sie  km  km 
g«*fasst  und  richtig,   weitschweifig  und  verwirrt  sein,  wi#  dicM«i^ 
und  Schriftsprache ;  es  sind  dies  Eigenschaften  oder  FVMer ,  tdck 
der  Individualität  eines  Jeden  anhangen,  die  wir  beseitigen  iHkrW' 
bi'ssem  können  durch  mehr  oder  weniger  Anstrengung. 

Man  kann  demnach  obne  Z'^eifel  in  der  Schäliung  derTnf 
lichkeit  einer  Beteichnungsweise  verschiedener  Ansicht  scia:  m> 
Art  von  Zeichen,  weldie  uns  ausdrucksvoll  und  ergreifend  erscbfäi 
und  mit  deren  Gebrauch  wir  uns  befreundet  haben ,  kann  mchi  ^ 
selben  Werlh  in  den  Augen  anderer  Chemiker  hnben,  welche  ao  ^ 
andere  Bezeichnung  gewohnt  sind.  Was  ich  indessen  nicht  begn^ 
lfm  kann,  ist,  dass  Chemiker,  von  denen  jeder  gewissermisĂĽi 
eiiie  eigene  Sprache  spricht ,  UbiT  diese  in  Discussiun  oiil  finamler 
kommen ,  bevor  sie  Ober  die  Thatsachen  einig  siml.  Derileicka 
Discussionen  sind  stets  ohne  Resultat,  entweder  weil  jeder,  obaetf 
zu  ahnen ,  dieselben  Thatsachen  in  einer  Sprache  ausdruckt,  w^Mt 
vom  Gegner  nicht  verstanden  wird ,  oder  weil  beide  di*r  for^ 
spräche  einen  Sinn  beilegen ,  den  sie  nicht  haben  kann,  p<iM 
den,  die  Anordnung  der  Atoitie  ausEudrOcken.  Die  Chemikfr"*' 
don  einander  unfehlbar  verstehen,  wenn  sie  die  Worte,  deren* 
sieh  bedienen,  einander  in  bestimmte  Ausdrücke  flbersetien  «UniOi 
wenn  sie  sich  desselben  Masses ,  derselben  Einheil  ftir  dir  ^^ 
gleiche  bedienen  wĂĽrden ,  um  die  von  ihnen  beobachteten  Bfwfc*" 
gen  auszudrĂĽcken. 

Ich  habe  vor  einigen  Jahren  Uniei*suchui)geh  «bor  mHntffi** 
Platin  Verbindungen  veröffentlicht.  Meine  Ergebnisse  wurden  iiic^ 
bestritten,  aber  meine  Formeln  lebhaft  angegrifTen.  DmM^*^^ 
vollständige  Analogie  zu  erinnern ,  welche  dtese  Verbindung  ^ 
den  Ammoiiiaksalzen  und  den  gewöhnlichen  Hetallsalzen  dartN^'** 
um  zugleich  die  Beziehungen  auszudrĂĽcken ,  welche  zwisckn  i^"^ 
und  andern  Platinsahen  bestehen .  stellte  ich  sie  dar  al$  >«$  ^^ 


6»S 

AttiniMritAc  gehiklet,  irorm  der  Wasserstoff  durch  eita  0(fer4ss  andere 
A«qi!m1<^t  hI^s  Platins  ersetzt  war :  wa^  ist  einfacher ,  um  afmifeei- 
^ti,  dass  msfi  in  Aresen  Verbindungen  eiM  ganee  Reibe  Ton  ^ĂĽeppel^ 
len  ZersetzfttDgen  bewirken  könne,  welche  den  gewöhnlidieii  doppel- 
ten Zersetzungen  gan?  ähnlich  ^ind?  Doch  findet  ein  Chemiker  diesfe 
Formeln  ganz  ttigereimt ,  indem  er  ihnen  offenbar  einen  Sinn  bei- 
legt, der  weit  von  meiner  Vorstellung  «nlfcitit  war  und  behauptet, 
eine  ungezwungenere  Ansicht  aufzustellen ,  wenn  er  meine  Verbin- 
dungen als  mit  Ammoniak  gepaarte  Platinsalze  betrachtet :  so  ist  fĂĽr 
ihn  mein  salpetersaures  Plutinammonium  oder  Platinamin  salpeler- 
saures  Plaiinoxyd  mit  Ammoniak  gepaart.  Mein  ehrenwerth^r  Gegner 
wird  mir  erlauben,  ihm  zu  sagen,  dass  er  sich  ĂĽber  den  Sinn  meiner 
and  seiner  eigenen  Formeln  täusche :  beide  können  weiter  nichts 
darstellen,  als  einfache  Beziehungen  zu  den  Reactionen  und  nicht 
die  Anordnung  der  Atome ;  da  wir  nun  Ober  diese  Beziehungen  und 
Reactionen  einig  sind,  so  weicbrn  wir  i(^di>^lich  in  der  Art  und  Weise 
ab,  dieselben  in  der  Sprache  bemerkbar  zu  mai/hen,  in  welcher  wir 
uns^arusdrficken.  Es  bleibt  daher  »ilein  m  wissen  übrig ,  wer  von 
UA8  beiden  die  rersttfndlichste  und  deutlichste  Sprache  spricht;  es 
ist  dies  ein  Punkt,  den  der  Leser  wĂĽrdigen  kann,  wenn  er  die  Priii* 
cipien  kennen  wird,  auf  welche  sich  «eine  Bezeichnungsweise  grün- 
det|  und  er  wird  diese  in  den  folgenden  Paragraphen  erklärt  finden. 

Chemische  Gleichungen,  Radicale. 

I  2451.  Die  chemischen  Formeln  sind,  wie  wir  sdgten,  nicht 
bestimmt,  die  Anordnung  der  Atome  darzustellen,  sondern  sie  habet) 
tum  Zweck ,  auf  die  einfachste  und  bestimmteste  Weise  die  Bezie- 
hungen zu  veranschaulichen,  welche  die  Körper  in  Bezug  auf  ihr^ 
Umwandlungen  unter  einander  verbinden. 

Jede  Umwandlung,  jede  Reaclion  IHsat  sich  durch  eine  Glei- 
ehmg  zwischen  den  auf  einander  einwirkenden  Substanzen  und  den 
Ptodoeten  der  Umwftndlcrttg  mi^droeken.  Einen  Körper  durch  eine 
yatimelie  Formel  ausdröcken  heissl  durch  nach  UebereinkiMirt  an- 
genommene Zeichen  eine  gew^se  Anzahl  von  Gleichungen  teusiimiiiei)*- 
fsssen,  worin  dieser  Körper  vorkommt,  wdhrend  ein  anderer  Körper 
ris  Einheit  angenOQimen  ist.  Die  ralionelleii  Formein  sind  sonaeh 
(f^ssermassen  tusammeĂĽgeiogene  Gleiehuttgen. 


6oe 

l#4iglieh  auf  die  Anordnung  der  Formeln  gen'cby^ 
^ie  TbatMchen  einig  i»t.     «ichl  jcdodi ,  als  IT    % 
ceichnung  eine  durchaus  gleicfftgiliigeSaehe^^  %,    ^ 
nii^br  eine  rationelle  und  regelmXMige  ^  % 
liehe«  Werkzeug  des  Portscbritles ,  K  %    %^  ^^ 

VorsteilttUffen  bervorenrnren  und  ii^  ?2»  4^  ^    ^ .  "^ 
irt  um  so  besser,  je  mebr  Anal^  ^  ^  ^  ^   ^-  %- 
Je  mebr  fruchtbare  Gedanken  iK   %    ^  ^    %^    %^  ^ 
gpfasst  und  richtig ,   weitschvf  ^   ^  t"  ^   % 


^ 


5ni  Huimcii  uurcu  WF  &-  ^'   ^    ^-    ^    '^'    ^«^     -^    "SS      "5^-     <^ 

Man  haon  dciniir I  |  I   ",  %.%%r\^ 
lichkeit  einer  Betekf  S\\  -^  -^  %  "^    ' 
Art  von  Zeichen,  «?  1  i  t  ^^  ^    ' 
«nd  mil  <leren  (*<>'^  i  «-  %  ^ 

«etben  Werlh  in  f  I  ^  ^  ,,/4-Cl— H— a 

»ndere  Bezeicb^  J  |,^  .  i6(C,ll,0)+0-2H-a 

iMi  kann ,   if^ )  >  '11+     C,H,0  +  KO— H-IO; 

eiiie  eigene  ,*  i 

kommen,;^  ,N0=    NH,—    H+CrOsO, 

Di8cu«9ir'       .7H,NO  =  2NH,  — 2B-}-2(C,H,0), 
zuBlin<^  C7H,N0=    NH,—    n-j-CrRgO. 

js  beisst  mil  Worten  :  das  Benzamid  verhalt  sich  in  des  ai- 

/     >enen  Processen  wie  Ammoniak ,  welchem  1  Atom  Wassenttf 

ji  und  dafĂĽr  die  Elemente  C7  H5  0  substituirt  sind.   Als  ratioocii 

^^rniel  des  Benzamids  in  Beziehung  auf  Ammoniak  bezogen,  ^ 

fiBd  daher  schreiben : 

iC^HsO 
NH,  (C^  H5  0)  oder  N I   H 

Chemische  Processe  der  Art  wie  die  voriiergegaageoeB«  ** 
zwei  Körper  durch  gegenseitige  Zersetzung  zwei  andere  Kdq»«r  c*^ 
zeugen,  sind  bekannt  unter  dem  Namen  doppelte  ZerfetMflf*** 
Man  kann  sie  in  der  That  als  Substitutionen  oder  Auslauscbe  ^ 
Elemente  darstellen ,  welche  bei  beiden  vorhandenen  Kcrpem  ^^ 
finden.     Im  ersten  Procesa  tauscht  das  Chlorbenzoll  dieEJuMBl* 


605 


'i^  nd  das  Ammoniak  Tertamcht  H  gegen  die  El«- 


«    *.^*.     '^  (H 


%  V  %•  "^^  ^   V  V  '  Ben.o68«üre  C,H,  0 


^ 


^. 


)    H        +     2N{     H 


*^  ^  l     H 

.0  Proceas  tauscht  das  Benzamid  Cf  H|  0  gegen  H 
^  H  gegen  Cj  H5  0  ein : 

IC,H,0 
N        H        +0 
I     H  (  "^ 

Ig 
H  (      ^ 

Radieale  oder  Rückstände  nenne  ich  die  Elemente  aller  Kör- 
per,^ welche  so  durch  eine  doppelte  Zersetzung  in  andere  umgewan- 
delt werden  können  oder  durch  ähnliche  Processe  in  dieselben  ein- 
treten können.  So  enthalt  das  ChlorbenzoYl «  die  wasserrreie  BenzoO- 
saure,  das  Benzamid  das  Radical  C7  H5  0  (BenzoYl);  Ammoniak, 
Wasser,  Kali  enthallen  das  Radical  H  (Wasserstoff).  Da  andrerseits 
in  den  angefahrten  Beispielen  der  Austausch  nicht  allein  zwischen 
BenzoTl  und  Wasserstoff,  sondern  auch  zwischen  Chlor  und  Stick- 
stoff (das  ChlorbenzoYl  wird  StickstoffbenzoTl  und  Wasserstoff),  sowie 
zwischen  Sauerstoff  und  Stickstoff  (BenzoYloxyd  wird  SticksloflbenzoYl 
und  Stickstoff  Wasserstoff,  StickstoffhenzoYl  und  Stickstoffwassersloff 
wirdBenzofI-  und  Kaliumoxyd)  stattfindet,  so  ist  die  Benennung  Radical 
auch  auf  das  Chlor  des  ChlorbenzoYls  und  derChlorwassersto0saure,aur 


604 

Nehmen  wir  z.  B.  folgende  Processe  an :  Chlorbeniotl  ml 
Ammoniak  geben  Benzamid  und  Gblorwasserstoffsjiure;  waseerfirett 
BenzolSsĂĽure  und  Ammoniak  geben  Benzamid  ond  Wasser;  [Bcaii- 
mid  und  Aetzkali  geben  Ammoniak  und  benzoCsaures  Kali.j^DicR 
Processe  lassen  sich  durch  folgende  Gleichungen  ausdrflckeo: 

Cy  HjOCI  +  NHjSĂ„C^HyNO+HCI. 
CUH10O3  +  2NH3  — 2C7H7NO4-HJ1O, 
C7  H7  NO-V^HO^^NHa-f  C7H5KO,. 

Diese  drei  Gleichungen  oder  die  AusdrĂĽcke  Benzamid  C^HtRO 
und  Ammoniak  K^Hj  kommen  in  jeder  vor  und  lassen  sich  so  schrei- 
ben: 

C7H7N0=    NH3  +  C7H5OCI  +  HCI 
2C7H7NO  =  2NH3-f-Ci4Hto03  4-HaO 
C^H^NO—    NH3  +  C7H3COJ+KBO, 

oder  auch 

C^H^NO—    NH,+     C7H9O  +  CI— H— Cl 
2C7H7N0  =  2NH3  +  2(C7lIs0)+O  — 2H-a 
C7H7N0=    NH,4-     C7H3O  +  KO— H-RO; 
dies  giebt  endlich : 

CyflyNO^       NH3—      H  +  CynsO, 

2C7H7N0  =  2NH,  — 2h4-2(C7H5  0), 
C7H7NO—    NH3—    Il  +  C^HjO. 

Dies  heisst  mit  Worten  :  das  Benzamid  verhalt  sich  in  den  ai- 
gegebenen  Processen  wie  Ammoniak ,  welchem  1  Atom  Wassersirf 
fehlt  und  dafĂĽr  die  Elemente  C7  H3  0  mbsiituirt  sind.  Als  ratiooele 
Formel  des  Benzamids  in  Beziehung  auf  Ammoniak  bezogen,  wM 
man  daher  schreiben : 

(C7H3O 

NH,(C7H5  0)oderNJ   H 

\  H 
Chemische  Processe  der  Art  wie  die  vorhergegangenea,  «* 
zwei  Körper  durch  gegenseitige  Zersetzung  zwei  andere  Kdrper  tf- 
zeugen ,  sind  bekannt  unter  dem  Namen  doppelte  ZerseUMȤi^ 
Man  kann  sie  in  der  That  als  Substitutionen  oder  Austausche  der 
Elemente  darstellen ,  welche  bei  beiden  vorhandenen  RĂĽrpera  statt- 
finden.    Im  ersten  Proceas  tauscht  das  Chlorbenzoll  die  EkflMft^ 


r 


605 

C^HgO  gegen  H  ein  und  das  Ammoniak  vertauscht  H  gegen  die  Ele- 
mente C7  H|  0 : 

(H 
GI,CtH,0+nJh 

(H 

GI,H      4-      Nj     H 

I     H 
Im  zweiten  Process  lauscht  die  wasserfreie  Benzoesäure  C^Hs  0 
gegen  H  und  das  Ammoniait  H  gegen  C7  Hg  0  ein : 

(CtHjO 
H         +     2NJ     H 

(     H 

Beim  dritten  Process  lauscht  das  Benzamid  C^  H|  0  gegen  H 
nnd  das  Kali  H  gegen  C7  Hg  0  ein : 

N        H        +0 
I     H  l  "^ 

Ig 
H+0  \^'^^^ 
H  (      ^ 

Radicale  oder  Rückstande  nenne  ich  die  Elemente  aller  Kör- 
per,^ welche  so  durch  eine  doppelte  Zersetzung  in  andere  iimgewaa- 
ddt  werden  können  oder  durch  Ähnliche  Processe  in  dieselben  ein- 
treten können*  So  enthält  das  ChlorbenzoYl ,  die  wasserfreie  BenzoO- 
sSure,  das  Benzamid  das  Radical  C7  H5  0  (BenzoYl);  Ammoniakf 
Wasser,  Kali  enthalten  das  Radical  H  (Wasserstoff).  Da  andrerseits 
in  den  angeftlhrten  Beispielen  der  Austausch  nicht  allein  zwischen 
BenzoTl  und  Wasserstoff,  sondern  auch  zwischen  Chlor  und  Stick- 
stoff (das  ChlorbenzoYl  wird  StickstoffbenzoYl  und  Wasserstoff),  sowie 
zwischen  Sauerstoff  und  Stickstoff  (BenzoYloxyd  wird  StickstoffbenzoYl 
und  Stickstoff  Wasserstoff,  StickstoffbenzoYl  und  Stickstoffwasserstoff 
wird  BenzoYl-  und  Kaliumoxyd)  stattfindet,  so  ist  die  Benennung  Radical 
auch  auf  das  Chlor  des  ChlorbenzoYls  und  derChlorwasserstoflsflure,  auf 


606 

df»  Sticl^toff  des  Ammo&iaks  uiid  Benzacnids,  auf  den  Sa«cr- 
stoff  des  Wassers  und  der  wasserfreien  Benzoesäure  etc.  anwend- 
bar, u.  s.  w. 

Man  sieht  hienach ,  dass  ich  im  CegeoBatze  zu  den  roeisteii 
Chemikern  den  Ausdruck  Raäical  im  Sinne  der  Beziehung^  wd 
nicht  in  dem  eines  isoUrbaren  oder  isolirten  Körpers  nehme.  Ich 
unterscheide  sonach  zwischen  Ăźadical  Wasserstoff  und  Gas  Wasser- 
stoff, Radical  Chlor  und  freiem  Chlor;  weil  besser,  weon  man 
freien  Wasserstoff  oder  freies  Chlor  durch  ralionckĂĽe  Formeln  dai^ 
stellen  will,  leitet  das  Studium  der  Procease  dazu,  das  Cas  Wasser- 
stoff durch  die  zwei  Radicale  H  H  und  das  Gas  Chlor  durch  die  zm 
Radicale  Cl  Cl  zu  sohreiben.  Nach  der  gewöhnlichen  Nomenclator 
wäre,  das  Gas  Wasserstoff  Wassersloffbydrür  und  das  Gas  Chlor  Chlor- 
chlorOr,  d.  b.  das  Gas  Chlor  und  das  Gas  Wasserstoff  eoistebet 
durch  doppelte  Zersetzungen  oder  können  doppelte  Zersetzungea 
veranlassen,  ganz  itmlich  denen,  welche  uns  bestimmen,  das 
Bittermandelöl  BenzoYlhydrür  und  das  gechlorte  Oel  BenzoTlchlorür 
zu  nennen : 

Wasserstoffgas  oder  Wasserstoffhydrur     .  H,  H 
BiUerinandeJ6l  oder  Benzöilwasserstoff    .  H,  C7  H^  O 
Cblorgas  oder  ChlorcbJorör       .     .     .     .  Cl,  Cl 
Gechlortes  Bittermandelöl  oder  CblorbenzoTl  Cl,  C7  H5O. 

I 

Wenn  man  z.  B.  Cblorgas  mit  Kali  behandelt ,  so  erhall  maa 
Chlorkalium  und  unterchlorigsaures  Kali  in  Folge  einer  doppelteo 
Zersetzung,  ganz  ähnlich  der,  welche  die  Entstehung  Ton  Chlor- 
kalium und  benzoäsaurem  Kali  bei  der  Behandlang  von  Ghlorbenzoll 
mit  Kali  veranlasst : 

CI,CI  +  0  j  l      Cl,  C7H5O4.O 
=  CI,  K  +  0  j  ^'«=CI,  K         +0 


Es  versteht  sich  demnach  von  selbst,  dass  ich,  wenn  ich 
einem  Radical  spreche,  damit  keinen  Körper  bezeichnen  will  «oa 
der  Form  und  den  Eigenschaften,  die  er  im  kolirteo  Zustande 
hfttte;  sondern  ich  unterscheide  einfach  die  Beziehungy  nach  welcher 
gewisse  Elemente  oder  Gruppen  von  Elementen  sich  siibstiHiirea 
oder  aus  einem  Körper  in  den  andern  Obergehen.     Uebrigeas  zeift 


eo7 

« 

dj6  oberOäphlichsie  Beobachtung  r  wie  gross  der  Unterschied  ist  im- 
sehen  einem  Clement,  wie  es  sieh  in  freiem  Zustande  seigt,  und 
demselben  Element,  wena  es  ekie  Verbindung  eingegangen;  es 
wird  Nieoiaadem  einfallen,  die  chemischen  Kigeoschaflen  der  schwar- 
zen Kohle  oder  des  Diamants  mit  denen  des  ĂĽoblenstofTa  identiCciren 
ztt  wollen ,  wie  er  in  jenen  Tausenden  der  sogenanoĂĽen  organischen 
Verbindungen  vorkommet;  die  gewöhnlichste  Logik  zwingt  zu  dei*^ 
selben  Unterscheidung  bezĂĽglich  des  Chlors  und  Wasserstoffs  und 
im  Allgemeinen  rĂĽcksichlHch  aller  einfachen  oder  zusammengesetzten 
Körper. 

» 

Wie  man  oben  gesehen  hat ,  bediene  ich  mich  gewöhnlich  als 
Zeichen  der  doppelten  Zersetzung  des  Komma  oder  der  Zeilen- 
klammer,  wn  die  Radicale  eines  Körpers  zu  trennen.  Diese  Zeichen 
werden  ĂĽberflĂĽssig,  wenn  die  Radicale  einfach  sind,  wie  in  der 
Salzsäure  oder  im  Chlorgas.  Bisweilen  jedoch ,  wenn  ein  Körper,, 
wie  Wasser  oder  Ammoniak^  mehrere  Atome  desselben  einfachen 
Radicals  enthalt,  kann  die  Zeilenklaramer  gleichfalls  von  zweck- 
massiger Anwendung  fĂĽr  das  Verslclndniss  der  Processe  sein.  Um 
anzuzeigen  9  dass  ein  Badical  die  Elemente  von  zwei  andern  Radi- 
caleo  enthalte,  oder  dass  es  selbst  einer  doppelten  Zersetzung  unter- 
legen ist,  in  Folge  dessen  eines  seiner  Elemen(e  durch  ein  anderes 
Element  oder  durch  eine  Gruppe  von  Elementen  ersetzt  wurde,  kann 
man  sich  der  Parenthese  bedienen^  wie  in  folgenden  Formeln : 

(C,H4(N0,)0 

(      H  Cl,A8(Cs|H5)a 

Nitrobenzoi^^ure.  Chlorarsenäthyl. 

'  Ich  will-  nicht  auf  diese  Zeichen  bestehen ,  welche  Jeder  nach 
Belieben  abändern  kann ,  wie  es  gerade  für  die  typographischen  Ver- 
hallnisse passt,  vorausgesetzt,  dass  man  ihnen  stets  eine  bestimmte 
Bedeutung  beilegt. 

Doppelte  Zersetzung,  Wirkung  der  Typen. 

§  2452.  Die  doppelte  Zersetzung  ist ,  wie  gesagt ,  die  Inter- 
pretation der  Processe  in  die  chemische  Sprache,  indem  sie  durch 
<iinc  Gleichung  ausgedrĂĽckt  werden ,  deren  beide  Glieder  aus  zwei 
AosdrĂĽcken  bestehen.  Diese  Form  der  Processe  ist  bei  weitem  die 
häufigste  in  der  Chemie ;  in  der  Praxis  gieht  sie  stets  die  bestimm- 


608 

testen  Resultate  und  auf  sie  ist  der  Wesenheit  nach  die  duĂĽsUMk 
Nomenclatur  gegrĂĽndet. 

Es  gieht  allerdings  einige  Processe,  welche,  wenigstens  hr 
unsere  unmittelbare  Wahrnehmung,  keine  doppellen  Zersetzongem 
sein  scheinen,  mag  nun  die  Zahl  der  AusdrOcke  in  den  beides Ci^ 
dern  der  Gleichung  differiren ,  oder  diese  Zahl  ist  zwar  dieiefte, 
aber  die  Natur  der  Producte  Iflsst  auf  eine  andrre  Art  Procc« 
schliessen. 

Chlorwasserstoffssure  und  Zink  liefern  zwei  Producte,  Wisstf- 
Stoff  und  Chlorzink  (Verdrängung  des  Wasserstoffs  durch  das  M); 
Phosphorsuperchlorid  und  Benzoesäure  liefern  drei  Producte^  6hW^ 
wasserstoffsäure ,  Chlorbenzoll  und  PhosphoroxychlorOr  (Un«ii^ 
lung  von  zwei  Körpern  in  drei) ;  Chlor  und  Wasserstoff  liefien  oi 
einziges  Product,  die  Salzsäure  (unmittelbare  Verbindoog  mft 
Körper) ;  Cyanquecksilber  verwandelt  sich  beim  Erhitzen  in  CvM 
und  metallisches  Quecksilber  (Zersetzung  eines  Körpers).  Es(^ 
scheint  auf  den  ersten  Augenblick  schwierig ,  doppelte  Zersetzooga 
in  dfesen  vier  Fällen  zu  sehen ;  doch  prüfen  wir  jeden  für  sich. 

a.  Die  Entwicklung  des  Wasserstaffgases  durch  Ziak  nti 
Chlorwassorstollsäure  kann  als  doppelte  Zersetzung  inleiprHirt! 
werden. 

Wie  wir  bereits  gesagt  haben ,  wird  die  rationelle  Fonnd  te 
Wasserstoffaloms  durch  HH  ausgedrOckt;  die  Analogie  leitet  din4 
ebenso  das  Atom  des  metallischen  Zinks  durch  Zn  Zn  danustrlka. 
Dies  angenommen ,  kann  man  sagen,  statt  anzunehmen,  dasZiik 
verdränge  einfach  den  Wasserstoff  der  ChlorwasserstoBsäore,  ^ 
Entwicklung  von  Wasserstoff  sei  die  Wirkung  von  zwei  doppeH* 
Zersetzungen,  welche  sich  in  einem  so  kurzen  Zeitraum  folgiiit  '^ 
unsere  Sinne  lediglich  das  Endresultat  erfassen.  So  wArde  kei  in 
ersten  doppelten  Zersetzung  ein  Zinkatom  mit  einem  Atom  Cbio^ 
wasserstoffsäure  ein  Atom  Zinkhydrür  und  ein  Atom  Chlonink  bil<ie>- 

ZnZn-fCIH  — ZnH-f  ClZn; 
und  das  Zinkhydrür  verwandelte  sich  bei  Berührung  niJt,eio«A<^ 
dem  Atom  Chlorwasserstoffsäure  sogleich  durch  eine  zweite  dofpen> 
Zersetzung  in  Chlorzink : 

ZnH  +  CIH  — HH  +  CIZn. 

Das  Zinkhydrür  wäre  danach  ein  Zwischenproduct ,  dessen  «"* 
tere  und  unmittelbare  Zersetzung  in  Berührung  mit  Chlor«*ssef<(^ 


609 

Sture  Wasserstoffgas  H  H  liefern  ivQrde.  Diese  Interprelation  kann 
flngirt  erscheinen,  da  man  das  ZinkbydrĂĽr  nicht  einmal  kennt,  des- 
sen Bildung  sie  voraussetzt.  Doch  nachstehende  Tfaatsache  macht 
meine  Erklärung  wahrscheinlicher  als  sie  gleich  anfangs  erscheint : 
man  weiss ,  dass  sich  Kupfer  fĂĽr  sich  in  Chlorwasserstoffs^ure  (bei 
Luflabschluss)  nicht  auflöst ,  wahrend  sich  eine  Legirung  von  Zink 
und  Kupfer  in  derselben  Säure  unter  Entwicklung  von  Wasserstoff- 
gas auflöst  zu  einem  Gemenge  von  Chlorzink  und  Chlorkupfer. 
Wenn  man  auf  diesen  Process  die  angefĂĽhrte  Interpretation  anwen- 
det, so  bat  man  als  erste  doppelte  Zersetzung : 

CujZn  +  ClH  =  Cu2H-j-CIZn. 

Hier  erscheint  das  KupferhydrĂĽr  als  Zwischenproduct ;  nun 
weiss  man  aus  den  Beobachtungen,  denen  man  die  Entdeckung  dieses 
Körpers  verdankt,  dass  Kupferhydrflr  in  Berührung  mit  Salzsäure 
Wasserstoffgas  entwickelt;  die  zweite  doppelte  Zersetzung  wird  als- 
dann: 

CusH-{-ClH»>HH-f  ClCus. 

Wenn  man  so  die  Entwicklung  von  Wasserstoffgas  durch  Zink 
DDd  Salzsäure  als  das  Resultat  von  zwei  aufeinander  folgenden  Zer- 
letzungen  darstellt^  so  kann  mai\  die  Thatsacbe  der  Auflösung  des 
mit  Zink  legirten  Kupfers  ganz  ungezwungen  in  die  Kategorie  der 
gewöhnlichen  chemischen  Processe  einreihen.  Eine  Auflösung ,  die 
man  auf  rationelle  Weise  nicht  erklären  kann,  wenn  man  die  Wasser- 
itoffentwicklung  als  die  Wirkung  einer  einfachen  Veränderung  an- 
lieht.. 

Folgende  Erscheinung  dient  gleichfalls  zur  UnterstĂĽtzung  mel- 
ier Interpretation.  Wenn  man  WasserstoJTgas  mittelst  Zink  und 
Salzsäure  entwickelt  und  einen  Oeberschuss  tron  concentrirtem  Queck- 
(ilberc51orid  aufmerksam  auf  die  inThätigkeit  begriffene  Masse  setzt, 
lö  sieht  man ,  dass  das  Aufbrausen  abnimmt  und  oft  plötzlich  auf- 
lört,  während  Zinkamalgam  entsteht.  Hier  begreift  man  abermals 
lie  Erscheinung  leicht,  wenn  man  wie  oben  annimmt,  Zink  und 
iaiz4|iure  bilden  zuerst  Chlorzink  und  ZinkhydrĂĽr,  dann  bewirke  das 
EinkbydrĂĽr  eine  neue  doppelte  Zersetzung,  wenn  es  mit  dem  Quecke 
^Uberchlorid  zusammentrifft: 

Zn[I-f-CiHg»>ZnHg-f  CIH. 

G«rlitrdl,  Cheni«.  IV.  39 


Diese  Erscheinoog  erklärt  sich  gleichfalls  nicht  gut,  wefloniB 
die  Entwicklung  von  Wasserstoff  durch  Zink  üiui  Salzsäure  ak  das 
Resultat  einer  Verdrängung  annimmt. 

ß.  Zwei  Körper,  Phosphorhyperchlorid  und  BenzoMare,  Ii^ 
fern  bei  ihrer  gegenseitigen  Einwirkung  drei  Producte:  Cnlorbeiuoii, 
Chlorwasserstoffsäure  und  PhosphoroxychlorQr. 

Wir  schreiben  die  Gleichung  auf  folgende  Weise : 

0|^H*®  +  CI,  PCI,  =  HiA5lO  _^  Cl„  PO 

Benzo(!säure-       Phosphor-       Chlorhenzoll        Pbospkor- 
hydrat.  hyperchlorid.      plus  Chlor-         oxychlorid. 

wasserstoffsäure. 

Wenn  das  zweite  Glied  der,  Gleichung  auf  zwei  AusdrĂĽcke  rah* 
cirt  wird ,  so  wird  die  doppelte  Zersetzung  evident :  die  Benzot^dv 
tauscht  Sauerstoff,  0,  gegen  sein  Aequivaleot  Chlor,  Cl^,  ans,  abff 
das  Product  dieses  Austausches  zersetzt  sich  im  Augenblicke  ds 
Freiwerdens ;  ChlorbenzoYl  und  Chlorwasserstoffsäore  sind  hier  p- 
Wissermassen  gegenseitige  Ergänzungen,  dieser  Fall  steht  ikff 
nicht  allein ;  man  beobachtet  ihn  gewöhnlich ,  wenn  ein  orgaoisr] 
Oxyd  in  sein  Chlorür  übergeht,  man  hätte: 

»!^!!:o  +  «'"«='--s7^ +  «.•«• 

Wasserfreie         Phosphor-        2  At.  Chlor-        Phosphor- 
Benzo<$8äure.      hyperchlorid.         benzoll.  oxychlorid. 

Hier ,  wo  zwei  Körper  zwei  andere  erzeugen ,  wflrde  die  dif 
pelte  Zersetzung  wohl  von  Niemandem  angefochten ;  und  lĂĽ  if 
Gleichung ,  welche  sie  ausdrĂĽckt ,  der  vorigen  nicht  ganz  Ihnlirb. 

/•  Viele  Korper ,  wie  Sauerstoff,  Chlor  u.  s.  w«  scheioeo  ad 
unmittelbar  und  einfach  mit  anderp  Korpern  zu  verbinden ;  aĂĽeia  u 
Msst  sich  diese  Verbindung  auch  als  eine  doppelte  ZerseUng  W* 
trachten. 

Wenn ,  wie  wir  annehmen ,  das  freie  Chloratom  Cl  CI  crtbiĂĽi 
und  das  freie  Wasserstoffatom  H  H ,  so  wird  man  ganz  nalnrgenO» 
darauf  geleitet ,  die  Bildung  der  Chlorwasserstoffsäure  als  das  Resai* 
tat  einer  doppelten  Zersetzung  anzusehen : 

ClCl-fHH  — Cill  +  CIH. 


611 

• 

'  Diese  Interpretation  ist  um  so  rationeller  ^  als  man  bei  der 
Einwirkung  des  Chlors  auf  organische  Substanzen  immer  sieht,  dass 
eine  gleiche  Zahl  von  Cbloratomen  eintreten,  dass  die  Aufnahme  des 
Chlors  ohne  Entwicklung  von  Ghlorwasserstoffsdure  stattfindet,  oder 
auch  der  Austritt  von  Wasserstoff  unter  Entwieklung  vor  Chlor wasser- 
Stoffsflure ,  wie  in  folgenden  Beispielen : 

Cs  H«  0  +  Cl,  -^  2  HCl  +  Gs  H«  0 
Alkohol.  Aldehyd. 

C  H|  0,4-  Cle  «»  3  HCl  -f  C,BCi,Oj| 
Essigsftiire.  Gbloressigsäure. 

Cj  H|      4*  Cl,  ^  Cj  H|  Clj, 
Oelgas^.  Holländische  FMssigkeit. 

CeHe      +Cle  =  CeHeCle 
Benzin .  Tricblorbenzin . 

In  den  Fallen,  wo  sich  Chlorwasserstoffsäure  bildet ,  ist  die 
doppelte  Zersetzung  einleuchtend ,  wenn  es  wahr  ist ,  dass  sie  das 
freie  Chlor  und  der  freie  Wasserstoff  bei  ihrem  Zusammentreffen  be- 
wirken; in  den  andern  Fällen,  wo  der  Process  nur  zur  Bildung 
eines  Productes  ohne  Chlorwasserstoffsäure  Veranlassung  giebt, 
scheint  es  im  ersten  Augenblick  schwierig  anzunehmen ,  dass  etwas 
Anderes  al»  eine  reine  und  einfache  Aufnahme  ?on  Chlor  durch  die 
organische  Substanz  stattfinde. 

Doch  bei  aufmerksatoor  Prüfung  aller  Körper,  welche  aus  einer 
Sbnlicben  ĂĽndiitlelbaren  Verbindung  hervorigehen,  entdvttht  man  eine 
Eigenschaft»  weiche  eine  wirkliche  doppelte  Zeraeizung  andeutet, 
welche  stattfindet ,  ohne  diui  die  erzeugte  Salzsaure  in  Freikeii 
geeeisst  werde.  In  der  That  hat  die  boUandieebe  FlĂĽssigkeit ,  das 
Tricblorbenzin  und  alle  gechlorten  Kohlenwasserstoffe  äbnlitlien  Ur- 
sprungs die  Eigensciiaft,  sich  in  Chlorwasserstoffsäure  und  in  ein 
anderes  gechlortes  Product  zu  zersetzen ,  wann  «an  sie  mit  alkobo- 
lisdier  KaUösung  behandelt ; 

C, H| Cl)  wird  C, H,  Cl-f  CIH 
C^HeCI«  wird  CeHaCli  +  ^CiH  u.s.  w. 

Bei  diesem  Process  reihen  sich  die  Substanzen ,  welche  aus  der 
iAmrtlelbaren  Verbindong  des  Chlors  henrorgeben ,  an  den  gewöbn- 
lieben  Fall ,  wo  die  Wirkung  des  Cbiors  die  unmittelbare  Bildung 

39» 


6ia 

Ton  ChlorwasserstofTsSfure  herbeifĂĽhrt.  Man  sieht ,  dass  zwei  tOrfcr 
eine  doppelte  Zersetzung  selbst  dann  bewirken  kJ)nneD ,  wenn  ib» 
nur  ein  Product  erhält,  welches  dann  die  Snmme  der  Elefflenteest- 
hält,  die  von  beiden  Seiten  in  Freiheil  gesetzt  wurden,  Dor  blei- 
ben hier  die  Producte  der  doppelten  Zersetzung ,  statt  sieb  n  IR»' 
Den,  vereinigt. 

Eine  ähnliche  Interpretation   iSsst  sich  Ober  die  unmiUelhm 
Verbindung   des   Sauerstofls   mit   andern    KOrpem    geben.    Weti 
Schwefelkalium  sich  beim  Rösten  in  schwefelsaurem  Rah,  oderBittH- 
mandelöl  heim  Zutritt  der  Luft  in  Benzoesäure  verwandell,  fio  sage  ick 
es  sei  eine  doppelle  Zersetzung  zwischen  Sauerstoff  und  SchwerdbĂĽn 
oder  Bittermandelöl  möglich ,  wie  in  den  Fällen ,  wo  sieb  das  Ckkr 
mit  einem  KohlenwasserstolT  verbindet,  ohne  unmittelbare  Eolwid- 
Inng  von  ClilorwasserstoiTsäure :   es  bleiben  nämlich  wie  in  lelztm> 
Fall  die  Producte  der  Kinwirkung  des  Sauerstoffs  vereinigt    Das 
freie  Sauerstoffatom  ist  aus  mehreren  (wenigstens  zwei)  Atomen  »- 
sammengesetzt,  es  bildet  sich  durch  doppelte  Zersetzung  der  wasser- 
freien Schwefelsäure  und  des  Kaliumozyds,   allein  beide  Produck 
bleiben  vereinigt  und  können  weiter  zersetzt  werden,  wieioötf^ 
Falle  bei  der  holländischen  Flüssigkeit : 

SKj  +  OsO^SOj-l-KjO 

bleiben  vereinigt« 

Man  wird  ebenso  sagen ,  bezüglich  des  Bittermandelöls,  ^i^ 
der  Sauerstoff,  wenn  er  darauf  einwirkt,  durch  doppelte  ZerseM 
wasserfreie  Benzoösäure  und  Wasser  giebt,  zwei  Producte,  ««U( 
vereinigt  bleiben.  Ich  bediene  mich  hier  geflissentlich  der  p^ 
liehen  Hypothese,  welche  die  Präezistenz  der  wasserfreien  Säure  if^ 
Säurebydraten  und  Salzen  annimmt,  nicht  weil  man  diese  Prfexiati* 
wirklich  annehmen  mtlsse,  sondern  ich  bediene  mich  derseJbeiik 
eines  Bildes,  um  auf  zwingendere  Weise  darzuthun,  dass  derSn^ 
Stoff,  wenn  er  sich  unmittelbar  mit  Schwefelkaliam  oder  VOf^ 
mandelöl  verbindet,  die  Bildung  von  zwei  Prodacten  venidtf<^  ^ 
welche  fähig  sind ,  sich  zu  trennen  oder  ferner  zu  spalten.  Tino* 
Sinne  nehmen  also  hier  die  doppelte  Zersetzung  nicht  wabr,  «nl  si^ 
in  den  Atomen  vor  sich  geht,  ohne,  wie  in  den  gewöhnUcbeo  Ftf*^ 
die  unmittelbare  Trennung  von  zwei  Producten  nach  sich  zu 


I 


613 

Um  sieb  jedoch  Reehenscbaft  ĂĽber  diese  Wirkung  des  Sauer- 
stoffes abiulegen ,  braucht  man  sich  nur  daran  zu  erinnern ,  wie  an- 
dere als  einfach  belcannte  Körper,  wie  Cblor,  Schwefel,  Phosphor, 
sich  zu  zusammengesetzten  Körpern  ^  z.  B.  zu  Kali  verhalten.  Wie 
schon  gesagt  wurde',  verhalt  sich  das  freie  Chlor  zu  Kali  wie  eine 
Masse  von  ChlorĂĽren  wie  Chlorcyan ,  ChlorbenzoYl  u.  s.  w.  Chlor 
erzeugt  Ghlorkalium  und  unterchlorigsaures  Kali ,  ganz  wie  Chlor- 
cyan oder  ChlorbenzoYl  Chlorkalium  und  cyansaures  oder  benzoe- 
saures  Kali.  Es  giebt  demnach  eine  doppelte  Zersetzung  zwischen 
CUorgas  und  Kali  wie  zwischen  den  erwähnten  Chlorüren  und  Kali. 
Ebenso  ist  es  mit  Schwefel  und  Kali ,  denn  es  entsteht  Schwefel- 
kalium  und  unterschwefligsaures  Kali.  Ebenso  auch  mit  Phosphor 
und  Kali  9  welche  bei  ihrer  Einy^irkung  auf  einander  Phospborkalium 
und  unterphosphorigsaures  ^ali  erzeugen.  In  allen  diesen  Fällen 
sieht  man  doppelte  Zersetzungen ,  deren  Producte  sich  unmittelbar 
trennen,  wenigstens  bei  Behandlung  mit  Wasser.  Soll  man  anneh- 
men, dass  sich  der  Sauerstoff  anders  zu  den  zusammengesetzten 
Körpern  verhalte  als  seine  Analogen :  Schwefel,  Chlor ^  Phosphor? 
Ist  es  nicht  rationeller,  zu  sagen ,  der  Sauerstoff  bewirke  gleichfalls 
eine  doppelte  Zersetzung  bei  seiner  Einwirkung  auf  Schwefelkalium 
oder  auf  Bittermandelöl ,  nur  bleiben  die  Producte  dieser  doppelten 
Zersetzung  verbunden? 

i.  Wenn  man  mit  mir  annimmt,  die  unmittelbaren  Verbindun- 
gen liessen  sich  auf  Falle  von  doppelter  Zersetzung  zurĂĽckfĂĽhren,  so 
wird  man  sich  leicht  entschliessen ,  dieselbe  Interpretation  auf  die 
umgekehrten  Erscheinungen  anzuwenden ,  wo  eine  und  dieselbe  Ver- 
bindung sich  in  zwei  andere  Körper  zu  spalten  scheint. 

Die  Wärme  verwandelt  das  Cyanquecksilber  in  Cyangas  und 
metallisches  Quecksilber,  wasserfreie  Essigbenzoesäure  in  wasser- 
freie Essigsäure  und  wasserfreie  Benzoesäure :  nichts  ist  einfacher, 
als  diese  Processe  als  doppelte  Zersetzungen  zwischen  zwei  Atomen 
desselben  Körpers  darzustellen : 

CyHg         +        CyHg      —       Cy  Cy    +     Hg  Hg 
Cyanquecksilber.     Cyanquecksilber.         Cyan.         Quecksilber. 
(C,H,0      ^r.\^^^zO_{^lA^O.iC,lÄ^Q 
-       j  C7H5O    "^       j  C7H5O   ~^  jCjHsO^r-'^jC^njO 
Wasserfireie  Wasserfreie         Wasserfreie      Wasserfreie 

Essigbenzoösäure.   Essigbenzoösäure.   Essigsäure.      Benzoesäure. 


6ii 

Wenn  man  diese  Interpretation  etwas  gesacht  findet,  laiM 
man  wenigstens  ihren  praktischen  Nutzen  nicht  bestreiten;  iato 
T(iat  Williamson ,  indem  er  die  Zersetxnng  des  essigsauree  lab 
durch  die  Warme  in  icohlensauren  Kalk  und  Aceton  als  doppelte  Ut- 
Setzung  iwischen  zwei  Atomen  essigsauren  Kalks  betraebtate,  ka 
auf  den  Einfall  (f  1061*),  ein  Gemenge  gleicher  AequiTalente  bMria- 
sauren  und  essigsauren  Salzes  zu  destilliren ,  was  ihm  kohleattam 
Salz  und  einen  neuen  Körper,  homolog  dem  Aceton  ergab. 

Vergessen  wir  ĂĽbrigens  nicht,  dass  die  chemischen  Farwdi 
stets  nur  als  Beziehungen  flguriren  können,  diese  Beziehapi 
machen  wir  mehr  oder  weniger  einleuchtend  durch  gewisse  luv- 
Wir  wissen  nicht ,  was  in  Wh*klichkeit  im  Innern  des  Atoms  fm 
Körpers  vorgeht,  wenn  er  sich  umwandelt;  unsere  Sinne  werdeadk 
doppelte  Zersetzung  nicht  anders  gewahr ,  als  die  AbsorpĂĽoa  iw 
Sauerstoff  oder  die  Abscheidung  eines  Elements,  durch  die.Mint 
gewisser  Verbindungsverhahnisse  in  den  angewendeten  Sabstmei 
und  in  den  Prodocten  und  durch  die  Vergleicbung  dieser  TeM* 
nisse  unter  sich.  Was  wir  doppelte  Zersetzung  heissen ,  ist  cid  öi* 
facbes  Bild ,  eine  Interpretirung  ähnlicher  Beziehungen ;  wena  iitj 
daher«  wie  ich  gethan  habe,  die  Erscheinungen  der  unmil 
Verbindung,  der  Zersetzung  und  Verdrängung  auf  die  PiHe  der  dof-^ 
polten  Zersetzung  zurĂĽckfahre ,  so  wollte  ich  lediglich  gewisse  Ib- 
Ziehungen  an  andere  anknöpfen,  die  weit  entfernter  von  entciw 
sind ,  als  es  eine  oberflicbltche  PrĂĽfung  auf  den  ersten  BĂĽck  c^ 
kennen  iflsst. 

Ein  und  derselbe  Körper  kann  mehrere  rationelle 

Formeln  haben. 

S  2453.  Die  doppelte  Zersetzung ,  welche  die  faHiagsle  Fm 
des  chemischen  Processes  ist,  kann  selbst  die  allgemeiiie  Forw  al* 
Erscheinungen  sein,  man  begreift,  dass  wir  sie  foraugsweiN^ 
allen  andern  zur  Goostraction  4inserer  rationeIhHi  Fonseh  «iUlfi* 
Diese  Wahl  gestattet  <lbrigens  <Ke  Briultung  der  alten  imUäif^ 
Nomenc(atur  und  die  Anwendung  dieser  Npmenclatur  aufoifĂĽi*^ 
Verbindungen. 

Allein  hier  erscheint  ein  Punkt ,  worauf  nicht  nadidrflckM  f^ 
nug  auftnerksam  gemacht  werden  kann.     Ist  die  eiMnal  gcf^ 


»9 

rationelle  Formel  eines  Körpers  unTerSnderiich  ?  oder  mit  andern 
Worten «  bat  jeder  Körper  nur  eine  rationeile  Formel? 

Einfach  zusammengesetzte  Substanzen,  wie  die  Säuren,  die 
Basen  und  die  anorganischen  Salze ,  welche  in  ihrem  Atom  nur  eine 
kleine  Zahl  von  Atomen  einschliessen ,  sollen  durch  eine  einzige 
rationelle  Formel  ausgedrĂĽckt  werden ,  nichts  ist  natĂĽrlicher.  Eine 
Verbindung  von  zwei  oder  drei  einfachen  Atomen  wie  Chlorwasser- 
stofisĂĽnre  oder  Schwefelkalium  kann  die  doppelte  Zersetzung  nicht 
auf  zweierlei  Weise  bewirken.  Allein ,  wenn  die  Zahl  der  Atome  in 
einem  Atom  höher  ist,  so  ist  es  offenbar,  dass  die  doppelten  Zer- 
setzungen, deren  es  fiihig  ist,  gleichfalls  zahlreicher  sein  können. 
Dies  ist  insbesondere  wahr  fĂĽr  die  organischen  Substanzen.  Wenn 
eine  ähnliche  mit  yerschiedenen  Agentien  zusammen  kommt ,  welche 
im  Stande  sind ,  sie  zu  einer  doppelten  Zersetzung  zu  bringen ,  so 
geschieht  es  oft ,  dass  sie  nicht  jedem  vpn  ihnen  dieselbe  Seile  zum 
Angriff  darbietet ;  die  doppelte  Zersetzung  kann  daher  in  verschiede- 
nem Sinne  auftreten.  Eine  organische  Substanz,  welche  sich  so 
verhält,  lässt  sich  daher  durch  mehrere  rationelle  Formeln  aus- 

« 

drĂĽcken. 

Das  Bittermandelöl  z.  B.  verhält  sich  in  vielen  Processen  wie 
das  HydrUr  des  Radicals  BenzoKi : 

B,  C7B5O. 

Diese  Formel  sagt,  dass  das  Bittermandelöl  Itlr  die  Benzoö- 
säure  oder  das  BenzoYloxyd  das  i^t,  was  das  Wasserstoffgas  für 
das  Wasser  ist,  oder  dass  sie  fĂĽr  ChlorbenzoYl  das  ist,  was  Was^er- 
stoffgas  fOr  die  Chlorwasserstoffsäure  ist.  Es  entspricht  folgenden 
Reactionen :  die  Berührung  mit  Luft  verwandelt  das  Oel  in  Benzoö- 
säure^);  Chlor  verwandelt  dasselbe  in  ChlorbenzoYl;  Kupferhydrür 
und  ChlorbenzoYl  erzeugen  Oel : 

"•!Sll:2+«»-''U!J:o+«">. 

2  Atome  Bitter-  Wasserfreie 

niandelöl.  Benzoösäure. 

H,  Cy  H5  0  +  C1C1=  Cl,  C7  H5  0  +  CIH 

ChlorbenzoYl. 


i)  Man  vgl.  S.  974  die  Beobachtungen  Ober  die  unmiUelbare  Verbindung  des 
Saneratoffes. 


616 

ci,  Cy  H5  0  +  nciij—  H,  C7  H5  0  4-  cicoj 

CblorbenzoYl.  Bittermandelöl. 

In  andern  Fällen  dagegen  richtet  sich  die  doppelle  Zers«tin| 
statt  auf  1  Atom  Wasserstoff  des  Oeis«  auf  den  Sauerstoff  desselbN ; 
das  Oel  verhalt  sich  dann  wie  ein  Oxyd  und  nicht  wie  ein  Hydrftr. 

Von  solcher  Art  ist  die  Wirkung  des  Ammoniaks ,  des  AniĂśDS, 
des  Schwefelwasserstoffes  auf  das  Bittermandelöl : 

">  j  H,  +  ^^  j       H  "'^«i  H,  +^°JH 

2  Atome  3  Atome  Wasserstoff- 

Ammoniak.     Bittermandelöl.       benzamid. 

1^6  H5              (PH  ( ^  ''s              tu 

H             '        "  (      H              '  " 

Anilin.            Bitter*  BenzoYl- 

mandelöl.  aniltd,  . 

Je  complicirter  die  Zusammensetzung  eines  Körpers  ist,  Mi 
offenbarer  ist  es ,  dass  die  Angriffpunkte ,  welche  er  den  chtmischaj 
Agf ntien  darbieten  kann ,  zahlreich  sein  mQssen ;  daher  aehn 
rationelle  Formeln  fOr  einen  ahnlichen  Körper;  ?ermOge  dieses Sittf 
stellt  das  Bittermandelöl  zugleich  das  Hydrür  dbs  Radicals  C^Bit 
und  das  Oxyd  des  Radicals  C7  H5  dar. 

Nun  ein  andere»  Beispiel,  das  zu  demselben  Schlüsse  filb^ 
Nach  den  schönen  Untersuchungen  Bunsen's  stellt  das  Cacodyl  ^ 
Metall  einer  zahlreichen  Reihe  von  Verbindungen«  Cacodyfox]^ 
Schwefelcacodyl ,  salpetersaures  Cacodyl  u.  s.  w.  dar.  Allein  <i>^ 
selbe  Cacodyl  stellt  auch  den  Ausdruck  ArseniQr  dar  in  der  ^(^ 
bindungsreihe  Hethyloxyd ,  Schwefelmethyl ,  salpetersaures  Melkji 
Nach  den  Processen,  die  man  vor  sich  hat,  d.  h.  nach  den  Verh*- 
dĂĽngen,  auf  die  man  das  Cacodyl  beziehen  will,  wird  man  esdard 
die  Formel  eines  Metalls  ^)  (Cacodyl-CaeodylĂĽr)  darstellen : 

As(CH,)j,  As(CH,)„ 

oder  durch  die  Formel  eines  ArseniQrs  (MethylarseniĂĽr), 

1)  Radical  nach  der  frQbereo  Ansicht. 


H 


617 

Tcb  erwähne  noeh  ein  drittes  Beispiel.  Die  CyansStire,  die 
cyaosauren  Metalle ,  cyansauren  Aet1i«*r  sind  Oxyde  des  einatomigen 
Radicals  Cyan;   die  Sulfocyanwassor-'iiillsnure  ist  eine  Schwefeiver- 

bindung  desselben  Radicals  :  / 

iCv 
H  » 
Cv 
M  ' 

Cytottorer  Aetber  oder  Cyan-  und  Aetbyloxyd  .     .     .     C  (C2  H^)  NO  —>  q  j  ^ 

SolfocyaowafsantofllBtore  oder  Scbwefelcyao  u.  Sebwefel- 

waaserstoff CHNSssS 

^ 

Diese  rationellen  Formeln  drĂĽcken  aus,  dass  die  genannten 
EOrper  doppelte  Zersetzungen  zeigen ,  worin  das  Radical  Cy  :^  C  N 
gegen  andere  Radicale  ausgetauscht  wird ,  oder  dass  sie  aus  ähn- 
lichen doppelten  Zersetzungen  hervorgehen.  Sie  dillcken  ferner  aus, 
dass  die  Cyansäure  und  Sulfocyanwasserstoffsäure  fOr  das  Chlorcyan 
das  sind ,  was  Wasser  und  Schwefelwasserstoff  fOr  Chlorwasserstoff- 
saure  sind  n.  s.  w. 

Aber  dieselben  cyansauren  Verbindungen  entstehen  auch  aus 
doppelten  Zersetzungen  oder  zeigen  doppelte  Zersetzungen,  welche 
sich  nicht  auf  das  Radical  CN,  sondern  auf  das  Radical  CO  der 
bhlt^nsauren  Verbindungen  oder  auf  das  Radical  C  S  der  schwefel- 
kohlensauren Verbindungen  beziehen.  So  zersetzen  sich  Cyansftnre 
UDd  Wasser  in  Kohlensäure  und  Ammoniak ;  Kali  verwandelt  cyan- 
sauren Aether  in  kohlensaures  Salz  und  Aethylamin ;  ^Sulfocyan- 
wasserstofistfure  entsteht  aus  der  gegenseitigen  Einwirkung  von  Am- 
moniak und  Schwefelkohlenstoff.  Es  ist  daher  auch  ganz  rationell, 
die  cyausauren  Verbindungen ,  wo?on  wir  sprechen ,  als  Stickstoff- 
verbindungen der  zweiatomigen  Radicale  Carbonyl  und  Sulfocarbonyl 
CS  darzustellen  : 
CTaasäore  oder  StickatofTcarbGoyl  und  Stickatoffwasaerstoff     CHNO  -»  N  j  n    , 

Cyaoaaure  Metalle  oder  Stickstoffcarbonyl  u.  Stickatuflrmetan    CMNO  •»  N  |  ^^, 

Cjanaaorer  Aetber  oder  Stickatoffcarbonyi  a.  Stick stoffiilbyl  CCCsHsJNO-bN  |  ^^ 

SQlfocyanwaaaeratoffaiure  oder  .Stickatoflaolfocarbonyl  und 

SückatoflNraaaeratoff CHS  —  n|^^ 

Diese  Formeln  sagen  z.  B. ,  dass  die  Cyansflure  fĂĽr  das  Am- 
moniak ist,  was  die  Kohlensaure  fĂĽr  das  Wasser  etc.    Die  doppelten 


«18 

ZersetioogeD ,  woraug  die  cyafisaiireD  VerbiodoiigeD  dtiitb  4mDb- 
Wandlung  der  kohlensauren  Verbindungen  entstehen ,  oda  die  dink 
Umwandlung  der  cyansauren  Verbindungen  kohlensaure  Verbiate- 
gen  liefern,  lassen  sich  daher  folgendennassen  ausdrĂĽcken : 

In 
H    +    0,CO 
H 
Cyansäore.        Wasser.     'Ammoniak.     KohknsSun. 


CO 


Cyansaurer        2  Atome  Aethyl-      Kohleosauies 

Aether.         Kalihydrat.  amin.  |lali. 

^  H 
Ammoniak.     Schwefel-       Sulfocyan-        Schwefel- 
kohlenstoff.   Wasserstoff-     wasserslof. 

säure. 

Der  Satz ,  dass  ein  und  derselbe  Körper  zwei  oder  mekrm 
rationelle  Formeln  haben  kann,  wird  ohne  Zweifel  von  deo  Ck- 
mikern  angefochten  werden,   welche  behaupten,  durch  chemiscke 
Formeln  die  absolute  Zusammensetzung  der  Atome  darzustellen;  ff 
wird  dagegen  von  denen  nicht  geleugnet  werden  können,  «eickci 
wie  ich ,  in  den  Formeln  nur  ein  Mittel  sehen ,  gewisse  Beziehuagtf 
der  Zusammensetzung  und  Zersetzung  anzudeuten.    Ich  sage  mehr: 
wenn  man  einen  Körper  gewissermassen  in  einer  einzigen  Foniil 
feststellt ,  so  yerbirgt  man  sich  oft  chemische  Beziehungen ,  weiee 
eine  andere  Formel  unmittelbare  Vorstellung  giebt ;  beschrinkt  M 
sich  z.  B.  darauf,  die  Cyansäure  als  Cyanozyd  darzusteUen,  so  er- 
innert Qian  den  Geist  nur  an  Beziehungen ,  welche  diesen  Körper  >■ 
di^  Cyanwasserstoffsäure,  an  das  Cyan,  an  die  cyansauren  uod  Cvtf- 
salze,  an  Chlorcyan  etc.  anreihen,  wahrend  man  sich  TondeoiCc^ 
ken  an  Kohlensäure,  Carbonamtd,  Harnstoff,  Kohlenstoffoifchlertr 
entfernt,  alles  Körper,  welche  so  innig  mit  der  GyansSure  vereiMl^ 
sind,  Wie  die  Bemsteinsäore,  das  Succinamid,  das  Chloraucdafl  «<  ^ 
dem  SuGciuiiiiid  sind;  wäre  uns  dieCyansäure  imCjiui  und  lieaGjtfr 


•1« 

sahen  bekannt^  so  wĂĽrden  sie  die  CShemiker  offenbar 
nennen. 

Ich  nenne  System  doppelter  Zersetzung  jede  der  rationellen 
Formeln,  wodurch  man  einen  Körper  im  Gesichtspunkte  der  Aus- 
tausche ausdrĂĽcken  kann ,  deren  er  flahig  ist ;  das  BittermandeMt 
Cacodfl ,  die  Cyansäure  bieten  zwei  Systeme  der  doppelten  Zusam- 
mensetzung. 

Diese  Anwendung  mehrerer  rationeller  Formeln  auf  einen  und 
denselben  Körper  kann  ohne  Zweifel  ihre  Unbequemlichkeiten  ha- 
ben; so  bringt  sie  die  Nothwendigkeit  mit  sich,  ihn  mit  mehreren 
verschiedenen  Namen  ^u  benennen ;  die  Cyansäure  wäre  danach  eben 
so  wohl  Cyanwasserstoffoxyd ,  als  WassvrstoffcarbonylazotĂĽr.  Allein^ 
da  unsere  gegenwärtige  Nomenclatur  auf  doppelte  Zersetzungen  ge- 
grĂĽndet ist  (m.  s.  S.  599),  so  kann  man  nicht  anders  thuli,  als 
diese  beiden  Benennungen  von  ĂĽbrigens  bestimmter  Bedeutung  an- 
zunehmen ,  ohne  das  Princip  der  Nomenclatur  gänzlich  zu  andern, 
was  mir  bei  dem  gegenwärtigen  Zustande  der  Wissenschaft  kaum 
möglich  erscheint.  Uebrigens,  wenn  man  systematisch  bei  Con- 
struction  der  rationellen  Formeln  vorschreitet,  wenn  man  sie  unter 
einander  verbindet ,  indem  man  sie  auf  gewisse  Formeilypen  bezieht, 
80  findet  sich  die  Schwierigkeit ,  welche  daraus  hervorgehen  kann, 
grösstentheils  beseitigt.  In  meiner  Bezeichnungsweise  habe  ich  Mos 
für  gewisse  Körper  (die  Aldehyde ,  Acetone ,  Amide)  zwei  Formeln 
nöthig,  für  den  grössten  Theil  der  übrigen  genügt  mir  eine  einzige; 
der  gegenwartige  Zustand  nnserer  Kenntnisse  gestattet  keine  grössere 
Zahl  von  rationellen  F'ormeln ,  die  sich  ĂĽbrigens  durch  die  Wahl  der 
Formeltypen ,  worauf  sie  bezogen  werden ,  begrenzt  finden. 

Einheit  des  Atoms;  Typen  der  doppelten  Zersetzung; 

Werthe  der  Zeichen. 

i  2454.  Es  ist  fĂĽr  das  ausfĂĽbrĂĽcfae  Studium  der  Chemie  nicht 
hinreichend,  die  Bedeutung  der  rationellen  Formeln  genau  zu  be- 
stimmen, indem  man  alle  auf  eine  Process-Type  bezieht,  und  dafĂĽr 
nach  meinem  Vorschlag  die  doppelte  Zersetzung  zu  nehmen,  weil  sie 
die  gewöhnlichste  Form  der  anorganischen  und  organischen  Umwand- 
lungen ist,  sondern  man  muss  auch  eine  Auswahl  in  der  Einheit  des 
AUmu  treffen ,  welches  der  doppelten  Zersetaung  ikhig  ist,  und  von 


6M 

dieser  Einheit  die  Formeln  aller  andern  Kllrper  ableiten.  Ebciit 
inuas  man  dieselben  auch,  nachdem  man  alle  Körper  nach  diescrBa- 
heit  formulirl  hat ,  methodisch  nach  ihrer  Aehnlichkeit  in  die  |e- 
wisse  Zahl  ?on  Gruppen  classi&ciren ,  wof&r  man  Tergleichai^ 
Ausdrücke  wählt,  indem  man  sie  selbst  aus  dem  einzelnea  kUm 
oder  seinen  einrachsten  Derivaten  nimmt;  man  bildet  so  Fonael- 
typen,  welche  das  Verständniss  der  Processe  ganz  besoodfr»  er- 
leichtern. 

Was  die  Atomeneinheit  angeht ,  so  giebt  es  keinen  Körper,  fo 
sich  besser  TĂĽr  diese  Wahl  eignet  als  das  Wasser y  dessen  Eleneole. 
so  verschieden  in  ihren  chemischen  Eigenschaften,  bei  dem  grOssMa 
Theil  der  bekannten  Processe  vorkommen.  Man  konnte  ohne  Z««fei 
jeden  andern  Körper  zur  Einheit  nehmen ,  allein  man  kann  sickr 
keinen  von  bequemerer  Anwendung  auswählen. 

Ich  drĂĽcke  das  Wasseratom  durch  OH^  aus,  indem  ich  das^>^ 
wicht  jedes  H  »»  1  und  das  von  0  »»  16  setze.  Die  meisten  Che 
miker  schreiben  0  H ,  andere  bezeichnen  0^  H^  (Wertli  von  H  ==  l 
von  0  —  8). 

Es  sind  bei  der  Bezeichnung  OH^  zwei  Punkte  zu  berdcksichij 
gen :  der  erste  betreffs  der  Zahl  der  Wasserstoffalome,  welche  sie 
Wasser  annimmt ;  der  zweite  betrifft  das  Atomgewicht ,  weleiies  «' 
filr  die  vom  Wasser  abgeleiteten  Verbindungen  durch  SnbstiltM 
eines  andern  Radicals  fĂĽr  das  Badical  Wasserstoff  aufstellt. 

Was  den  ersten  Punl^  angeht,  so  ist  er,  abgesehen  daiwk 
dass  die  Bezeichnung  OH)  den  Vortheil  hat,  an  die  Zosamao' 
Setzung  des  Wassers  in  Volumen  zu  zinnern ,  in  UebereinstiiniMai 
mit  der  fĂĽr  die  organische  Chemie  allgemein  giltigen  ThatsacJie,  im 
jedes  einatomige^)  Radical  zwei  Oxyde  hat,  wovon  das  eine  m 
Atom  Wasser  darstellt ,  dessen  eines  Volum  oder  Atom  Wissenirf 
durch  ein  Aequivalent  eines  andern  Radicals  ersetzt  ist,  wlbreod  da» 
andere  ein  Atom  Wasser  darstellt ,  dessen  zwei  Volume  oder  Aieat 
Wasserstoff  durch  dieses  Radical  ersetzt  sind. 

Ein  Atom  Wasser  (2  Volume) : 

H 
H 


1)  D.  h.  eiD  Radical,  wvlchas  das  Aequinlent  einet  Atons  WiMitltf *a^ 


621 

Oxyde  des  RadicaU  Aethyl: 

^  I       H  ^  1  C,  H5 

Alkohol  (2  Vol.)  Aethef  (2  Vol.) 

Oxyde  des  Radicals  Acetyl: 

(  Cj  Ha  0  j  C,  H,  0 

I       H  "  I  C,  H,  0 

EssigsSurehydrat  Wasserflreie  Essig- 

(2  Vol.)  säure  (2  Vol.). 

Eine  Ă„hnliche  Bezeichnung  wende  ich  auf  die  Metalloxyde  an : 
da  ein  Gewicht  von  39  Kalium  ««  K  das  Aequivalent  von  1  Wasser- 
stoff ss  H,  d.  h.  diese  Quantität  bei  der  doppelten  Zersetzung  er- 
setzen kann ,  so  schreibe  ich  das  Kaliunnoxyd  und  das  Kalihydrat  auf 
folgende  Weise : 

Oxyde  des  RadicalsKalium: 

Kalihydrat.  Kaliumoxyd. 

Der  zweit«  Punkt,  worin  meine  Bezeichnung  wesentlich  von 
der  alten  Bezeichnung  abweicht ,  besteht  darin ,  dass  ich,  während 
OH)  die  Einheit  des  Atoms  ausdruckt,  annehme,  dass  das  Atom 
vieler  Körper,  d.  h.  die  möglich  kleinste  Menge,  welche  davon  in 
einen  Process  eingeht ,  nur  die  Hälfte  des  Gewichtes  habe ,  welches 
man  ihm  gewöhnlich  beilege..  Nach  meiner  Ansicht  ist  daher  das 
Alkoholatom  €9  H5O  und  nicht  C4  H|s  0^ ,  das  der  Essigsäure  C^HiO^ 
und  nicht  C4  Hg  O4  u.  s.  w. ;  wenn  man  das  Wasserstoffaloro  OH^ 
oder  OH  schreibt,  so  muss  man  nach  mir  die  Formeln  einer  grossen 
Zahl  von  Substanzen  halbiren,  wenn  sie  richtig  sein  sollen.  Mrhrere 
Chemiker,  fĂĽr  welche  dieser  Punkt  heut  zu  Tage  vollkommen  be- 
wiesen erscheint ,  ziehen  die  Beibehaltung  der  Formeln  vor ,  welche 
ich  halbire ,  sie  verdoppeln  im  Gegentheil  die  Formel  des  Wassers 
und  schreiben  0$  H4  oder  Oj  H3 :  dies  kommt  ohne  Zweifel  auf  eines 
hinaus ;  allein  diese  Chemiker  sollten  dann  auch ,  um  conscquent  zu 
sein ,  die  Formeln  aller  Oxyde ,  SulfĂĽre ,  Sulphate ,  Carbonate,  Oxa- 
late etc.  verdoppeln,  und  ich  sehe  nicht  ein,  welchen  Vorlheil  diese 
doppelten  Formeln  gewähren  sollten. 


Wo  sind  die  Beweise ,  wird  roaii  fragen ,  auf  die  ich  die  M- 
wendigkeit  stĂĽtze ,  viele  Formeln  zu  halbirea,  oaroentlich  jeae  ^ 
Alkohole ,  Aldehyde ,  Rohlenfrif^serstoffe  lind  eitter  grosseo  Zahl  m 
Sauren  und  Salzen,  wenö  das  Wasseratom  durch  Ofi|  ausfcdricki 
wird  7  Diese  Beweise  sind  chemischen  Functionen  und  phpicki 
Eigenschaften  diesef  Kot*^r  ^ntbMdttMsn. 

Ich  lasse  einige  fol^R.  Wenn  mhii  tKe  ZosammeDseUuoi  iff 
flOchligen  Körper,  Welche  voh  organisÜien  öder  MiDeratsiorei ab- 
stammen ,  nametirtich  df^  ZlisaMfnefnsetzubg  ihrer  neulraln  Aete 
oder  ihrer  Chlorvilrbfildnhg^A  in  damplfortmi^efm  Zustand  »  i» 
selben  f^alnm  vergleicht,  so  findet  man  genau  die  Qoaiitiiatsai «e^ 
che  denen  entsprechen ,  welche  ich  als  den  Ausdruck  der  AtMaeia- 
ser  Sfturen  annehme.  So  wird  meiner  Ansicht  .nch^  wemi  naad» 
Atom  der  Schwefelsäure  durch  S  B^O^  ausdruckt «  das  der  bat 
säure  CSH4O9  sein,  d.  h.  die  alte  Formel  halbirt: 

Ein  Atom  Scbwefelsiure        SHt  0<  —  0,  |  ^^* 
Ein  Atom  Essigslür«  C^H«  0,  ^  0  1  ^h'  ^ 

Man  hat  wirklich : 


Gleiche  Volume  (3  Vol.) 


(SO 

schwefelsaures  Methyl  Ojjjp^^ 

essigsanres  Methyl        ^  Jc'b' 


Gleiche  Volume  (2  Vol.)        {    Chlorschwefelsaure  Cl,.  SO, 

(    ChlöressigsSure  Cl,  CiBjO. 

Die  ganze  Frage  der  vielbasigen  SSuren  ist  in  dieser  Noihf» 
digkeit ,  die  Formel  ^der  Essigsäure  zu  halbiren ,  enthalteo ,  ia''* 
die  der  Schwefelsäure  angenommen  wird :  die  Schwefeisäuic  i^ 
wirklich  eine  zweibasische  Säure ,  während  die  Essigsäure  eine  df 
basige  ist,  ebenso  wie  die  Phospborsäure  dreibasig  ist  Diese Fraft 
wurde  anderwärts  (8  2478)  genauer  erörtert. 

Die  Zusammensetzung  und  Basicität  der  gepaarten  Siurea  M* 
ren  zu  demselben  Schluss.  Man  wird  femer  sehen«  dass«  M* 
man  Schwefelsäure  und  Salpetersäure  auf  irgend  eine  orgas^ 
Substanz  wirken  lässt,  die  kleinste  Menge  Schwefelsäure ,  «dcheii 
Verbindung  geht^  stets  SH^  O4  ist,  während  die  kleinste Heap'* 
Salpetersäure  steU  NHOa«  d.  h.  die  alte  Formel  halbirt:  die  Sil- 
petersäure   iat  demnach  eine  einbasige  Säore  wie  die  EsiitislM^ 


W«nil  mM  fenMfr  die  BÄbicitSi  dbr  gepaMen  Sivrem,  wie  Sulfo- 
benzo(SSfiiire ,  Nitrozimmetiaiire,  SolfessigsĂĽtire  belraebteC,  8o  findet 
man  sie  elneiti  cMiafanten  Gesetze  unterworfen,  welches  erst  ernchi* 
lieh  wird ,  wehn  man ,  wie  icb ,  das  Atom  der  Essigsaure ,  der  Sal- 
petersaare, Zin^roetsäure ,  Benzoesäure  etc*  durch  die  Hälfte  der 
Formän  darstellt ,  welche  ihneh  die  alte  Theorie  zutbeih. 

Ni6ht  allein  das  speeiBsche  Gewicht  der  KOrp^r  hn  Dampf- 
zustand, welche  wie  die  neutralin  Aether  öder  die  Chlorflre  der 
Säuren  in  Bezug  auf  cheiAiscbe  Wirkungen  ganz  aniilog  sind  ^  liefert 
der  Hafbirung  ^ine  Statte,  der  meine  Bez^thnung  die  Formeln 
einer  grossen  Zahl  von  Körpern  unterwirft ;  andere  physische  Eigen- 
schäften, wie  der  Siedepunkt,  das  specifiscbe  Vohim  u.  s.  w.  reebt- 
fertigen  gleichfalls  die  Balbiruog.  tfan  lese  aber  diesen  Gegenstand 
die  vortrefflichen  Arbeiten  von  Hermann  Kopp^)  und  man  wird  sehen, 
dass  die  Alkohole,  die  Aether,  die  fetten  Otlchtigen  Sauren  vollkom- 
mene ftegelmassigkeiten  in  ihren  Siedepunkten  bieten ,  Regelmassig» 
keiten,  diie  nur  begreiflich  werderi,  wenn  man  die  Formel  desAlhoboM 
balbirt  und  die  des  Aethers  beibehalt ,  oder  die  Formel  des  E^svg- 
sSurehydrats  balbirt,  die  der  wasserfreien  Essigsaure  dagegen  unver- 
ändert lasst.  Die  Betrachtung  der  specifischen  Volume  hat  Kopp  zu 
denselben  Resultaten  gefĂĽhrt.  Aehniiche  Begelmassigkeiten  sind  von 
Wurtz^in  den  physischen  Eigenschaften  der  organischen  Metalle  (oder 
angeblichen  Radicale)  beobachtet  worden ,  welche  den  Alkoholen  ent- 
sprechen: hier  lassen  sich  auch  unter  den  speciĂźscheh  Gewichten  und 
Siedepunkten  ganz  regelmassige  Beziehungen  nachweisen ,  worĂĽber 
man  aber  nur  Rechenschaft  ablegen  kann,  wenn  man  die  Atome  des 
Methyl ,  Aethyl  etc.  wie  icb  schreibt  (wenn  das  Wasseratom  =  OH2 
ist),  durch  die  Formeln  C^  H^  =  C  H3 ,  C  H3  und  C4  H|o  =  C,  H^, 
Gg  Hgi,  d.  b.  durch  die  Verdoppelung  jener  Formeln,  welche  die 
alte  Theorie  diesen  Körpern  anweist. 

I  2455.  Hat  man  die  Formel  des  Wassers  als  Alomeinheit  an- 
genommen,  so  bandelt  es  sich  darum,  zu  zeigen,  wie  man  die  an- 
dern Korper  davon  ableitet  und  welche  die  Typenformeln  sind,  welche 
man  wählen  muss,  um  alle  chemischen  Formeln  darauf  zu  beziehen  3). 

1)  S.  $2622.  —  Will  bat  sehr  interessante  ZosammeiistelluiigeD  über  difselben 
Fragen  gemacbt:  Ann.  der  Chem.  u.  Pbami.  XCI.  287. 

2)  S.  S  2670. 

8)  leb  ntane  unitariieho  MModeden  Inbefriff  der  Priocipieo,  welche  ich 


(124 

Weno  ich  sage :  dijĂźser  uod  jener  KOrper  ftUmait  ton  Tjpis 
Wasser ,  dessen  Radical  Sauerstoff  oder  Wasserstoff  durch  diei  mi 
jenes  andere  Radical  ersetzt  ist ,  so  bOre  ich  nicht  die  Art  and  Weise 
ausdrücken,  wie  die  Elemente  in  dem  Körper  gruppirt  sied,  asffa 
jener  Vergleich  augewendet  wird ;  ich  glaube  den  Sinn  binliagiick 
bestimmt  zu  haben  (2450) ,  den  ich  den  chemischen  Formela  kd* 
lege ,  damit  man  sich  in  dieser  Beziehung  nicht  tauscht.  Deaoock 
fassen  einige  Chemiker  meinen  Gedanken  falsch  auf,  indem  sie  Dä- 
nen Typen  dieselbe  Bedeutung  beilegen  wie  den  Atomtypen«  worSlMr 
Dumas  schon  langst  sehr  scharfsinnige  Speculationen  entwickdl  hm 
allein  ich  inuss  gegen  diese  Aneignung  protestiren ,  wie  scbaubir 
eine  so  erhabene  Beschntzung  auch  fĂĽr  den  Erfolg  meiner  Ansickki 
werden  konnte,  denn  in  der  That  ist  hier  nichts  Aehnlichfs  ab itf 
dem  gemeinen  Sprachgebrauch  entlehnte  Name  und  meine  Tjpo 
bezeichnen  etwas  ganz  Anderes  als  die  Typen  vqd  Dumas,  indes 
sich  diese  auf  die  in  Körpern  eingenommene  Anordnung  der  Alane 
beziehen,  eine  meiner  Ansicht  nach  fUr  die  Erfahrung  unerreichbin 
Anordnung.  i 

Heine  Typen  sind  die  Typen  der  doppelten  Zersetzung,    m 
Wasser  kann   in  einer  Unzahl  von  doppelten  Zersetzungen  tarn 
Sauerstoff  und  Wasserstoff  gegen  andere  Elemente  (einfache  Radidl 
oder  gegen  Gruppen  (zusammengesetzte  Radicale)  verlauscben.   Il 
führe  diese  Körper  auf  den  Typus  Wasser  in  dem  Fall  zurück ,  s 
man  mittelst  ähnlicher  Austausche  darauf  einwirken  kann  und 
Producte  dieser  Austausche  unter  sich  chemische  Beziehungen 
bieten  9  wie  zwischen  den  Producten  anderer  Radicale  Dir  eines 
Wasserradieale.     Ich  leite  z.  B.  den  Aelber  vom  Typus  Wasser 
weil  man  durch  doppelte  Zersetzung  im  Aether  den  Sauerstoff 
sein  Aequivalent  Chlor,    Brom,   Schwefel  oder  Stickstoff 
kann,  um  Chlor-,  Brom-,  Schwefel-  oder  Stickstofl^thyl  (Ai 
amin)  zu  erzeugen  und  die  Producte  dieser  Austausche  in  dei 
chemischen  Beziehungen  zu  einander  stehen,  wie  Chlor-, 
Schwefel-   und   Slicksloflwasserstoff  (Ammoniak),    welche  aas 


auf  das  Studiom  der  Chemie  anwende  und  die  gegrQndet  aiad  aof  die  Wahl 
Atomeinheit  and  einer  Kinheii  des  rheinischen  Proceaaet  inr  Verileiebaof  ^ ' 
milchen  Wirkungen. 


625 

Substitution  der  Badicale  Chlor  ^  Brom,  Schwefel  und  Stickstoff  fĂĽr 
das  Radical  Sauerstoff  des  Wassers  hervorgehen.  Das  ist  es,  was 
ich  unter  ähnlichen  chemischen  Beziehungen  verstehe.  Die  Reactio* 
nen,  welche  ein  Körper  zeigt,  die  Umwandlungen ,  die  doppelten 
Zersetzungen,  deren  er  Ăźlhigist,  sind  nicht  zuDĂślig,  sie  sind  viel- 
mehr durch  die  innigste  gegenseitige  Ergänzung  unter  einander  ver- 
bunden und  Jedermann  weiss,  dass  oft  die  Kenntniss  einer  einzigen 
Reaction  genttgt,  viele  andere  vorauszusehen.  Man  weiss,  dass  der 
Typus  Wasser  oder  Wasserstoffoxyd  mit  gewissen  Verbindungen 
Chlorwasserstoff  liefert ;  wenn  mich  nun  ebenso  die  Erfahrung  lehrt, 
dass  sich  der  Aether  oder  das  Aetbyloxyd  durch  eine  aboliche  Ein- 
wirkung in  Chloräthyl  umwandelt,  so  lasse  ich  den  Aether  vom  Ty- 
pus Wasser  abstammen,  deun  die  Solidarität  der  Reactionen  zeigt 
mir  die  Existenz  eines  Bromäthyls,  Schwefelälhyls ,  so  wie  die  Mög^ 
lichkeit  an,  diese  Verbindungen  mit  Substanzen  hervorzubringen,  die 
jenen  ähnlich  sind,  welche  die  dem  Radical  Wasserstoff  entsprechen- 
den AusdrĂĽcke  liefern.  Wenn  man  z.  B.  aus  Wasser  und  Phosphor- 
superchlorid Chlorwasserstoff,  aus  Wasser  undPboaphorsuperbromid 
Brorowasserstoff,  aus  Wasser  und  Schwefelphosphor  Schwefelwasser- 
stoff erhält  und  wenn  man  auf  der  andern  Seite  aus  Aether  und  Phos- 
phorsuperchlorid 0  Chloräthyl,  aus  Aether  und  Phosphorsuperbromid 
Bromälhyl,  aus  Aether  und  Schwefelphosphor  Schwefeläthyl  erzeugt, 
so  sage  ich,  das  Chlor-,  Brom-  und  Schwefeläthyl  stehen  in  denselben 
chemischen  Beziehungen  unter  einander,  wie  Chlorwasserstoff,  Brom- 
wasserstoff und  Schwefelwasserstoff.  Die  angefahrten  Verbindungen 
mit  dem  Radical  Aethyl  sind  daher  die  AusdrĂĽcke,  welche  rĂĽcksicht- 
lich der  Zusammensetzung  und  der  gegenseitigen  Zersetzungen,  de- 
ren sie  f^hig  sind ,  den  erwähnten  Ausdrücken  mit  dem  Radical 
Wasserstoff  chemisch  entsprechen. 

Ohne  Zweifel  bringt  man  nicht  immer  unter  denselben  Umstän- 
den und  unter  Anwendung  derselben  Agentien  die  einander  ent- 
sprechenden Glieder  hervor;  denn  Temperatur  und  Druck,  unter 
denen  man  arbeitet.  Zustand,  FlĂĽchtigkeit,  Loslichkeit,  Masse  des 
vorhandenen  Körpers,  sind  eben  so  viele  Bedingungen,  welche  auf 
die  chemischen  Wirkungen  auf  verschiedene  Weise  und  nach  Ge^ 
setzen  influiren,  die  uns  noch  nicht  bekannt  sind.     Man  wird  sich 


1)  In  einer  geseĂślosseDen  Robre. 
G«rhardt,  Oben.  IV.  40 


L_ 


indessen ,  glaabe  ich ,  Über  di«  Bedeiiliing ,  welche  ich  mit  den  % 
men  Typus  verbinde ,   nicht  tauschen  :  wenn  ich  einen  Körper  vw 
Typas  Wasser  ableite,  so  will  ich  damit  ausdrĂĽcken,  dassdiesa 
Körper,  als  Oiyd  betrachtet,  eine  Chlor-,  Brom-,  Schwefel-,  SW- 
sfoffverbinĂĽung  etc.   entsprechen ,    welche   doppelter  Zersetzoofn 
ftlhig  sind,  oder  ai»S  dopi>elten  Zersetzungen  entstanden  rifH),ft 
denen  ähnlich  sind,  welche  Chlor-,  Crom-  und  Scliwefelf^sj^erstof, 
AmnYoniak  etc.  zeigen  ,  oder  zur  Erzen  gang  derselben  VerbiodaBfei 
Anla«s  geben.     Typus  ist  sonach  die  Einheit  zur  Vergleichung  iltf 
Korper,  welche  ähnlicher  Zersetzungen  fähig  sind,  wie  er,  oderi» 
ähnlichen  Zersetzungen  hervorgehen.     Da  jede  doppelte  Zersdzce 
bestimmt  nichts  anderes  ist,  als  die  Interpretation  einer  GleKkn;. 
die  vier  Glieder  enthält,  in  die  chemische  Sprache ,  so  kann  mm  s^ 
gen ,  Tvpus  sei  der  bestimmte  Ausdruck ,  dem  ein  Körper  in  ^ 
Reihe  ahnlicher  Gleichungen  äquivalent  ist  ^). 

Um  einen  ROrper  vom  Typus  Wasser  abzuleiten,  muss  mao  vt* 
nigstens  eine  Reaction  kennen ,  wobei  sich  derselbe  durch  doppek 
Zersetzung  umwandelt,  oder  wobei  er  durch  doppelte  ZersetxMt 
entsteht.  Man  findet  so ,  welche  die  Radicale  (S.  605)  dieser  Ki 
per  seien ,  die  sich  zu  diesen  Austauschen  fĂĽr  das  Radical  Wissff 
Stoff  oder  Sauerstoff  des  Wassers  bestimmen  lassen. 

Wenn  man  so  mit  allen  chemischen  Verbindungen  verfahrt,  9i 
diejenigen  in  Gruppen  vereinigt,  welche  gewisse  Aebnlicbkeitea  vt' 
ter  einander  darbieten  rücksichllich  ihrer  Fähigkeit,  doppelte Ztf* 
Setzungen  einzugehen ,  oder  ihrer  Entstehungs weise  durch  doppek 
Zersetzung,  so  gelangt  man  zu  dem  Resultat,  dass  die  Korptft 
welche  sich  am  meisten  ähnlich  sind ,  stets  ein  Radical  geoeio  ^ 
ben.  So  sind  die  Oxyde,  welche  vom  Wasser  durch  Substitali« 
eines  Radicals  fĂĽr  das  Radical  Wasserstoff  abstanmien ,  oder  wekk 
das  Radical  Sauerstoff  gemein  haben ,  so  sind  sich  diese  Oifde,  OT 
ich,  einander  ähnlicher,  als  jenen  Verbindungen,  welche  andere !>' 

dicale  als  Sauerstoff  enthalten;  ebenso  findet  man,  wenn  das  fUdicil 

• 

Sauerstoff  des  Wassers  durch  das  Radical  Chlor  ersetzt  wird,  viea 
den  Chlorverbindungen ,  welche  das  Radical  Chlor  gemein  b^ 


1)  lo  dem  S  24tfl  erwähntfo  Beispiel  ist  das  Beniamid  auf  des  tfpi*  ^ 
iDODiak  bezogen,  welcite«  das  bestfindige  Glied  io  den  drei  aageffibrtea 
gen  ist. 


fe7 

<)äsä  sie  eihnndfer  ähtilichef  sind  als  den  Oxyden  oder  Inf  Allgerrieineil 
den  Körpern ,  welche  andere  Radikale  als  Chlor  enthalten  ü.  s.  w. 

Uin  demnach  die  Classißcation  der  Körper  nach  ihren  Wirkan<- 
gen  za  erleichtern^  kann  rfiän,  statt  das  Wasser  allein  als  Formel- 
(ypus  zu  nehmen,  als  abgeleitete  Typen  solche  Verbindnngen  hintd- 
kigett ,  Cetebe  aas  der  Slihstitution  des  Badicals  Sauerstoff  im  Wa^ 
^er  hervorgehen ,  wie  Chl(irWasserstoff,  Slickstöflwasserstoff  ü.s.  w., 
torausgesetzt,  dass  man  zuvor  genau  ahgiebt,  wie  diese  letzteren 
Typen  vom  Typus  Wasser  abstammen.  Das  Studium  der  organi- 
schen Verbindungen  zeigt,  wie  wir  unten  sehen  werden ,  dass  diiä 
i^ier  Typen,  Wasser,  Chlorwasserstoffsäure,  Ammoniak,  Wassersttift 
zu  eiher  methodischen  Classification  genĂĽgen . 

Diese  vier  Formeltypen  werden  auf  folgende  Weise  geschrie- 
ben : 

Wasser      .     .     .     •  OHg, 

ClilorwasserstoITsaure  CIH, 

Ammoniak      :     .     .  N  H, ,  (  <5'''''=*'«  ^»'"'»«- 

Wasserstoff    .     .     .  H  H 

Der  Typus  Wasser  unifasst  die  Oxyde  (Basen <  Sauren,  Alko- 
hole etc.) ,  die  Schwefel-,  Selen-  und  Tellurverbindungen. 

Der  Typifs  Chlorwasserstoffstlure  umfassi  die  Chlor-,  Fluor-« 
B^Oltl- ,  Jod-  und  Cyanverbindungen. 

Der  Typils  Aoimoniak  umfasst  die  Stickstoff-  und  Phosphorver*^ 
bindttngefi. 

Der  Typus  Wassersttfff  umfasst  die  metallischen  HydrOre  und 
die  Metalle  (Arsen-,  Antimonverbindungen  u.  s.  w.). 

'  f  2456.     Folgende  Beobachtungen  werden  die  fttr  jeden  dieser 
Typen  von  mir  angenommene  Schreibweise  rechtfertigen. 

bas  Wasseratom  besteht  bekanntlich  aua  1  Volom  Sauer- 
stoff and  2  Volumen  Wasserstoff;  die  Formel  OH,  stellt  2  Volum« 
Dampf  dar.  Diese  Schreibweise  ist  der  Formel  0  H  Torzuzieheo, 
weil  sie'  der  Thatsaehe  conforni  ist ,  dass  jede»  einatomige  Radieal 
stets  zwei  Derivate  vom  Typus  fVasser  liefert,  d.h.  zwei  Oxyde 
bildet  (S.  6:^0).  Ich  nenne /^rmare  Derivate  die  Oxyde,  wo  ein  ein- 
ziges Volum  oder  Atom  Wasserstoff  des  Typus  durch  ein  anderes 
lUdical  ersetzt  ist;  die  Basen  und  Säurehydrate  gehören  hieher. 
Die  secundaren  Derivate   sind   die  Oxyde  9    worin  2  Volanie  oder 

40» 


G28 

Atome  Wasserstoff  des  Typus  durch  eio  anderes  Radial  ersetit 
sind ;  sie  umfassen  unter  Andern  die  wasserfreien  SSuren  onä 
Basen. 

Unter  den  Körpern«  die  sieb  vom  Typus  Wasser  ableiten  lisseD, 
wenn  das  Radical  Wasserstoff  dlieses  Typus  durch  andere  Radicale 
ersetzt  wird,    giebt  es  leine/  die  mehr  von  einander  verschieden 
sind ,  oder  wenn  man  will ,  entgegengesetzt  sind «  als  die  SSarei 
und  Basen.     Man  weiss  bereits  nach  den  ersten  Elemeotarbeghfiei 
der  Chemie,  dass  die  Säuren  im  Allgemeinen  fast  gar  keine  Readide 
auf  einander  zeigen,  wohl  aber  auf  die  Basen  sehr  energisch  wirkei; 
dass  ebenso  die  Basen  ohne  Wirkung  auf  einander  sind,  aber  auf 
die  Säuren  stets  eine  chemische  Einwirkung  zeigen.     Obgleich  dipse 
Untei*scheiduug  nicht  streng  ist ,   da  ein  ĂĽebergang  von  den  Slam 
zu  den  Basen  ^)  statlHndet,  so  kann  man  sie  doch  als  ClassiBcatioas* 
dement  benützen ,  um  gewisse  Gruppen  von  Körpern  zu  eharakten- 
siren,  welche  einander  ähnlicher  sind  als  andern  Gruppen;  esp- 
nĂĽgt  ĂĽbrigens  zur  genaueren  Bestimmung,  sich  Ober  die  Wahl  eines 
Säure-  und  Basistypus  zu  verständigen,  dazu  z.  B.   die  Schwefel- 
säure und  das  Kali  anzunehmen.     Es  ist  ferner  zweckmässig,  ^ 
Oxyde  einzutheilen  in  positive^  d.  h.  solche,  welche  Radicate ent- 
halten, die,  dem  Wasserstoff  des  Wassers  substituirt,  Körper  hildea, 
welche  in  ihren  Eigenschaften  dem  Kali  näher  stehen  als  der  Sehw^ 
feisäure;  und  in  negative  Oxyde ,  d.h.  solche,  welche  Radicale esl- 
halten,  die^  dem  Wasserstoff  des  Wassers  substiluirt.  Körper  bilM 
welche  der  Schwefelsäure  näher  stehen  als  dem  Kali.     AehnUrhi 
Untereiotheilungen   sind   unter  den   Derivaten   anderer  Typen  n 
machen. 

Wenn  man  im  Wasser  den  Sauerstoff  durch  sein  Aeqaivaleal 
Schwefel  substiluirt  denkt,  so  hat  man  die  Formel  SH«,  welche  eil 
Volum  Schwefelwasserstoff  (2  Vol.)  =  dem  Volum  des  inio  Tjpis 
angenommenen  Wassers  darstellt.  Diese  Formel  ist  gleicbCiUs  ^ 
Existenz  von  zwei  Schwefelverbindungen  fĂĽr  jedes  einatomige  Bai* 
cal  conform  (wenn   die   primären  Schwefelverbindangen  die  Sai^ 


1)  Mao  stelle  sich  die  Sauren  ood  Basen  in  eine  senkrechte  Reibe  gesleilt«  "* 
die  Grade  der  Thermoroeterscale.  Wenn  das  Wasser  die  Stelle  des  Nallpttahn«'** 
nimmt,  und  es  wäre  möglich,  jeder  Säure  und  Basis  einen  bestimmlett  Pfiti  »^ 
weisen  ,  so  würde  man  sagen  ,  die  Schwefelsäare  nehme  den  so  Tidsten  €iW  aav 
and  das  Kali  den  so  fielsteo  Ober  Null  ein. 


629 

hydrate  genannten  Verbindungen  in  sich  begroifrn).  Es  besteht 
Obrigens  eine  grosse  Analogie  zwischen  den  Oxyden  und  Schwefel- 
Yerbiodongen  ^  so  dass  man  aus  letzleren  eine  eigene  Gruppe  unter 
den  Derivaten  des  Typus  Wasser  bilden  kann.  Ebenso  ist  es  mit 
den  Selen-  und  Tellurverbindungen. 

Um  im  Wasser  den  Sauerstoff  durch  sein  Aequivalent  Chlor  zu 
ersetzen ,  lehrt  die  Erfahrung ,  dass  2  Volume  oder  Alume  Chlor  fĂĽr 
1  Volum  oder  Atom  Sauerstoff  erforderlich  sind ;  nun  nimmt  die 
CblorwasserstoffsäureClaHsCd  Vol.)^  welche  durch  diese  Substitution 
eotstehtf  im  Gaszustand  nicht  dasselbe  Volum  wie  Wasser,  OH^  ein|; 
ferner  lehrt  das  Studium  der  organischen  Verbindungen,  dassjedeji 
ematomige  Radical  nur  eine  einzige  Chlorverhindtmg  liefert.  Es 
ist  daher  richtiger,  den  Typus  der  Chlorverbindungen  mit  der  For- 
mel Y^  (Cl^  H^)  =:  Cl  H  zu  schreiben,  welche  2  Volume  darstellt, 
i^ie  der  Typus  Wasser  OH2.  In  der  That,  während  es  zwei  Kalium- 
oxyde (Oxyd  und  Hydrat),  2AethyIoxyde  (Aether  und  Alkohol)  giebt, 
existirt  nur  ein  Cblorkalium,  ein  Chloraihyl,  ein  Chloracetyl. 

Die  Fluor-,  Brom-,  Jod-  und  Cyanverbindungen  sind  aus  den- 
selben Gründen  vom  Typus  Chlorwasserstoffsäure,  CIH  abzuleiten. 

Nichts  zeigt  die  Zersetzung  des  Wasseratoms  OHj  (oder  des 
Schwefelwasserstoffs  S^H^)  schĂĽner,  ferner  dass  Sauerstoff  (oder 
Schwefel)  durch  sein  Aequivalent  Chlor,  Clg,  Brom,  Br^  oder  Jod,  I^ 
ersetzt  wird,  als  das  vergleichende  Studium  der  Reactionen  von 
Phosphorsupersulfid  oder  Phosphorsuperchlorid,  auf  organische  Säu- 
ren. Nach  den  neueren  Versuchen  von  Kekule  liefern  die  Säuren 
und  Alkohole  mit  dem  Supersulfid  des  Phosphor  entsprechende 
Schwefelverbindungen;  so 

Q   \  CsHsO   ,.  f        c   (Cs^sO     SchwefelacetylwasserstofT 
}       H  \      ^  (Schwefeieüsigsäure) 

}       H         **  I      H  (Mercaptan). 

Wenn  man  Phosphorsuperchlorid  auf  dieselben  Säuren  oder 
Alkohole  wirken  lässt ,  so  ist  die  Wirkung  dieselbe ;  nur,  ausser  den 
entsprechenden  Chlorverbindungen,  erhält  man  stets  Chlorwasser- 
stotfsäure  (Cahours) ;  so 

^(CjHaO       j.^j^^^     a,CaH,0     Chloracetyl, 
(      H  CU  H    '  Chlorwasserstoff. 

0\^l^         »Ufert    ^'       ,''"'""•="•.„ 
H  Cl,  H  Chlorwasserstoff. 


630 


Folgeiiile  Tbalsacheii   sind  gleichfalls  oharakterislUch. 
Franklaad :, 

ZiakSthyl  in  BerĂĽhrung  mit  SauerstoflT  liefert     0  J  ^l  Zinkond 

,,    Schwefel 


»» 


»» 


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»» 


1» 


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ti 


)t 


»» 


♦» 


ti 


,,  Chlor 
„  Brom 
,,    Jod 


1» 


»» 


n 


11 


^jr^Hs  Aflhyl- 

^ )  Za  ZiDksiifii. 

Cl,  Ca  H«  €hlo«ih)'i 

Cl,  Zn  Cblonink. 

Br,C,  H5  Hromalhjl, 

Br,  Zq  BroiDziok. 

1,  CgH^  iodälhjl, 

I,  Zd  Jodxiak. 


Man  sieht  aus  diesen  Beispielen,  dass  ^venn  das  Radical  Siner- 
Stoff  durch  sein  Acquivalent  Chlor,  Brom  oder  Jod  ersetzt  ist,  jedr«* 
mal  in  Folge  dtr  Zersetzung  des  Typus  Wasser  zwei  Körper  tsA- 
stehen ,  welche  Ergänzungen  von  eina^ider  bilden  (S.  610). 

Zum  Ersatz  des  Railicals  Sauerstoff  im  Wasser  sind  erfabniogs- 
gemöss  ^3  Volum  Stickstoff  auf  I  Volum  Sauerstoff  erfünleriicli; 
nun  nimmt  das  Ammoniak,  welches  aus  dieser  SubstituĂĽon  ?it,B| 
(l*/s  Volum)  hervorgeht,  nicht  dasselbe  Volum  wie  das  Wasser eio. 
woraus  es  entstand;  ferner  ist  es  durchgehends  drr  Fall,  di^$saâ– J 
jedes  einatomige  ftadical  stets  drei  Stickstoffverbindftngen  ^o^ 
kommen.  Man  wird  daher  gar^z  einfach  veranlasst ,  deoTTpusiltf 
Sticksloffverbindungen  durch  die  Formel  —  (N^^  H^)  =  NH3  ausru- 
drĂĽcken ,  welche  wie  die  Typen  Wasser  0  Hg  und  Chlorwasserslofr 
säure  G  H  2  Volume  darsHit- 

Stickstoffverbindungen  des  Radicals  AelliylC|B|. 

C,B, 

SĂĽcksiotelhyl- 


N 


Ca  H5 
ff 
H 

SticksloĂź^lhyl- 


N 


Ca  H5 
C9  Hjj 
H 

Stickstoff:itl),yl- 


N 


Aelhjk4elhjJ 
(Tri^lKylaffliB)» 


Waasetstoff- Wasserstoff  Aei hyU Wasserstoff 
(2  Volume  Aeiliylaiuiii),       (Diätbyl/imin). 

Man  kann  die  Stickstoffverbindungen  primär,  senmd^  **■■ 
tertiär  nennen ,  je  nachdem  sie  den  Typus  Ammoniak  mit  S'*" 
Btitution  von  1 ,  2  oder  3  Atomen  Wasserstoff  darstellen.  ^ 
Phosphorverbindungen  sind  gleichfalls  vom  Typus  Ammoni^l^  ^^ 
leiten. 


i 


631 

Um  das  Radicai  SauersldtT  im  Wasser  (oder  vi^lipebr  ia  einem 
abgeleileleu  Oxyd)  durch  sein  Aequivalent  Wasserstoff  211  ersetzen» 
sind,  wie  die  Erfahrung  gezeigt  bat,  2  Volume  oder  Atome  Wasserstoff 
auf  1  Atom  Sauerstoff  errorderlich ;  man  bat  so  für  das  Ga«  Wasserstoff 
HgH)  (4  Vol.);  auf  dasselbe  Volum  reducirt  wie  die  vorausgebenden 
Typen  wird  man  7^  (H)  H^)  =3=  HH  erballen.  Eben,  so  wie  die 
Oxyde  zwei  Glieder  fĂĽr  jedes  einatomige  Radicai  lie&rn,  nftmlicb  das 
HydrUr  (entsprechend  dem  primären  Oxyd)  und  da»  so  genannte  Me- 
tall (entsprechend  d«m  secundaren  Oxyd). 

Metalle  des  Radicals  Aethyl. 

H,  Cj  H5  Cj  H5 ,  C)  H5 

Aclbylbydrür  (2  Vol.)    Aelhytälhylör  (2  Vol.  Aethyl). 

In  drr  organis^^licn  Chemie  besteht  die  zweckmässigsle  Art, 
einen  Körper  zu  definiren  *  darin ,  ihn  gewissermassen  mit  drei  an- 
dern bekannten  Körpern  in  Beziehung  zu  bringen.  Wenn  mau 
z.B.  sagtf  das  ChlorbenzoYl  ist  für  die  Benzoesäure,  was  das  Chlor- 
cyan  fĂĽr  die  CyansJture,  oder  was  Chlorwa^sersloff  (die  Chlorwasser- 
stoffsfiure)  fĂĽr  das  Wassersloffoxyd  (das  Wasser),  so  giebt  man  einen 
befriedigenden  Begriff  von  den  chemischen  Beziebimgen  des  Chlor- 
benzdds,  indem  die  drei  Körper,  was  wohl  zu  bemerken  ist,  womit 
man  sie  in  Beziehung  bringt,  in  dieser  Hinsicht  bekanul  sind.  Das 
ist  gerade  der  Gebrauch,  wozu  meine  vier  Typenkörper,  Wasser, 
Chlorwasserstoffsflure,  Ammoniak  und  Wasserstoff  bestimmt  sind, 
d.  h.  die  doppelten  Zersetzungen  zusammenzufassen ,  deren  sie  ent- 
weder fähig  sind,  oder  ans  denen  sie  entstehen. 

S  2157.  Ein  wichtiger  Moment  folgt  aus  den  oben  erläuterten 
Grundsätzen  :  die  einfachen  KSrper  sind  nämlich  selbst  loie  die 
zusammengesetzten  zu  schreiben.     Es  ist  leicht  nachzuweisen. 

Geht  man  von  unserer  Alomeinheit  ans,  so  sage  ich,  wenn  das 
Wasseratom  durch  0  H.^  ausgedrĂĽckt  wird,  so  ist  z.  B.  das  freie 
Chlor  CI9  zu  schreiben,  oder  vielmehr  Cl  Cl  und  nicht  Gl;  nach  der 
gewöhnlichen  Nomenclatur  wäre  demnach  das  freie  Chlor  Chlor- 
chlorĂĽr. 

Das  freie  Chlor  tritt,  wie  schon  anderwärts  (S.  610)  erwähnt 
wurde,  in  der  Mehrzahl  der  bekannten  Processe  als  Cl^  oder  ein 
Mulliplum  von  Clg  in  ganzer  Zahl  in  die  Verbindungen  ein ;  dies 
scheint  daher  schon  anzudeuten ,  dass  das  Atom ,  d.  b.  die  möglich 


632 

kleinste  Quantität  des  freien  Chlors ,   welche  in  Verbindonge» 
tritt   oder  ausscheidet,    zwei  Atome  Chlor  enthSU,   welche 
was  wohl  zu  bemerken  ist .  bei  gewissen  Processen  abscheiden  la^ 
nen  ,  ohne  wirklich  frei  zu  werden.     Allein  ,  da  es  FsHe  giebl,  i« 
zwei  Atome  Chlor  auf  2  Atome  einer  organischen  Substani  virici, 
die  sich  daher  als  Wirkungen  zwischen  1  Atom  Chlor  und  einem  «- 
zigen  Atom  organischer  Substanz  interpretiren  liessen ,  so  kaoo  dir 
angefahrte  Fall  nicht  beweisend  erscheinen,  ausserdem  kOonlecr 
nicht  zur  Untersttltzung  der  doppellen  Formeln  des  freien  Sauer$Uift 
und  Schwefels  beigezogen  werden,  da  diese  beiden  Körper  gerade 
den  besondern  Fall  als  allgemeine  Regel  darbieten«  weicher Idr de 
Chlor  zweierlei  Interpretationen  filhig  ist. 

Man  hat  daher  den  Beweis  fĂĽr  die  doppelte  Formel  des  Ireiei 
Chlors  anderwärts,  als  in  den  Beziehungen  zu  suchen,  in  welcbei 
es  in  die  Processe  eingeht.  Dieser  Beweis  wird  durch  die  follkoB« 
mene  Analogie,  welche  in  den  Beziehungen  der  Reactionen  zwisckcĂĽj 
freiem  Chlor  und  einigen  zusamniengeselzten  Körpern  TorkoDBit 
scharf  geliefert.  Man  weiss,  dass  gewisse  Chlorverbindungeo, 
mentlich  jene,  deren  entsprechende  Oxyde  Säuren  bilden,  die  Ei| 
Schaft  haben ,  sich  durch  Alkalien  in  ein  Geraenge  von  alkalisebei 
Chlorttr  und  alkalischem  Sauersloffsalz  umzuwandeln.     So  z.  B. : 

Chlorbeozoil  Cl  fiz  giebl  Cblor-  und  benzoesaures  Salz, 
Cblorcyao  Ct  Cy  gif^bt  Chlor-  ood  cyaosaurrs  Salz, 
Chlorbroin  Cl  Br  giebt  Chlor-  oDd  hroniMares  Salz, 
Chlorjod  Cl  I  giebt  Cbloi^  und  jodsaares  Sali, 
Freies  Cblor  Cl  Cl  giebt  Chlor-  und  cblortaufes  oder  aoter- 

chiorigsaares  Salz. 

Nach  diesen  Processen  ist  es  unbeslri'ilhar,  dass  das  freie Chler 
dasselbe  System  der  doppelten  Zersetzung  (8.  619)  darbietet,  vi« 
das  Chlorbroni ,  Chlorjod ,  Chlorcyan ,  Cblorbenzoirl ;  das  freie  Chlor 
ist  fĂĽr  diese  Chlorverbindungen,  was  die  Cbiorsflure  fĂĽr  die  Broo-* 
Jod-,  Cyan-  und  Benzoesäure.  Das  Gas  Chlor  ist  daher  das  Cblortr 
des  Radicals  Cblor  mit  demselben  Rechte ,  wie  das  Chlorbenzoll  (bs 
ChlorĂĽr  des  Radicals  BenzoYl ;  und  wenn  diesem  Radical  Beniol)  eil 
Oxyd  ('die  Benzo^sJiure),  ein  Hydrür  (das  Bittermandelöl),  ein  iio- 
tĂĽr  (das  Tribenzamid^)  entspricht^  so  wird  auch  dem  Radical  Chkir 

1)  Ich  nehme  hier  behufs  der  FoIgeroDg  die  Existenz  des  TnbenzdiDids,>»i*f 
deo  tertiären  Amiden  an,  welche  Chiozza  und  ich  kennen  lehrten. 


633 

ein  Oxyd  (onterchlorige  Säure) ,  ein  Hydrür  (Chlorwasserstoffsaure), 
ein  AzotOr  (Chlorstickstoff)  entsprechen. 

Radical  BenzoTl  C7  Hj  0 ,  Aequi?alent  des  Wasserstoffes.  ^ 

Oxyd      .     .     0  j  r^  u*  Q  ,  wasserfreie  Benzoesäure. 

Chlorör       .     Cl ,  C7  H»  0 ,  Chlorbeoioil. 

Hjdrur        .     H,  C7H9O,  Bittermandelöl.  • 

(C,H,0 
AzotĂĽr   .     .     N  <  C7  H5  0 ,  Tribeozaniid. 

Radical  Chlor,  Aequiralent  von  H. 

iCl 
.,p  wasserfreie  anterchlorige  Säure. 

CblorOr     .     Cl  Cl ,  freies  Chlor. 

Hydrur  H  Cl ,  Chlorwasserstoffsäure. 

(Cl 
Azotar       .     N I  Cl ,  Chlorstickstoff. 

(Cl 

Man  siebt  hiernach,  wenn  man  das  freie  Chlor  und.  die  ein- 
fachen Körper  überhaupt  nach  denselben  Grundsätzen  schreibt,  wie 
die  zusammengesetzten  Körper ,  indem  man  sich  auf  die  Einheit  der 
Reaction  stĂĽtzt,  welche  wir  angenommen  haben,  so  bezeichnet  man 
den  von  den  einfachen  Körpern  in  den  chemischen  Reihen  eingenom- 
menen Platz  weit  besser,  als  wenn  man  die  einfachen  Körper  als  eine 
Art  privilegirter  Wesen  (die  Radicale  der  alten  dualistischen  Lehre)^ 
als  Oberlehensherrn  betrachtet,  um  welche  sich  die  zusammengesetz- 
ten Körper  als  ebenso  viele  Vasallen  gruppiren.  Da  die  chemischen 
Formeln  nichts  ausdrücken  und  ßusdrücken  können  als  Reziehungen 
der  Zusammensetzung  und  Reaction,  welche  die  Körper  auf  einander 
ausĂĽben,  so  bestimmt  man  offenbar  diese  Beziehungen  besser,  indem 
man  die  einfachen  Körper  in  der  Eigenschaft  einfacher  Glieder  in 
den  Reihen  unterbringt,  indem  man  sagt,  dass  sie  darin  das  Glied 
Oxyd ,  Chlor  oder  Stickstoff  u.  s.  w.  darstellen ,  als  wenn  man  ex- 
ceptionelle  Wesen  daraus  macht. 

Was  ich  vom  Chlor  sage,  gilt  auch  fĂĽr  den  Schwefel  und 
Sauerstoff  und  überhaupt  für  alle  einfachen  Körper.  Für  den  Schwe- 
fel bat  man  z.  B.  folgende  Reihe  : 

Radical  Schwefel ,  Aequiralent  fon  H2. 

Oxyd      0  S ,  wasserfreie  unterscbweflige  Saure. 

Sulfilr    S  S ,  freier  Schwefel. 

Hydrör  HjS,  Schwefelwasserstoff. 

Cblorur  CI2  S ,  Chlorschwefel. 


634 

D«r  freie  Schwefel  ist  ckaber  das  SulfOr «  weldics  4«r  Mlff- 
schwefligen  Säure  entspricht «  ebenso  wie  das  ScbvefelbenioA  4k 
SulfOr  ist,  welches  der  BeuzoSsifure  eptsprichl.  Der  lireieScbvcU 
bietet  dasselbe  System  der  doppellen  Zersetzung  dar,  wie  in 
ScbwefelbenzoYl :  aus  freiem  Schwefel  und  «*inem  Alkali  erhill  ihb 
ein  Gemenge  von  SulfOr  und  unter^chwefltgsaurem  Alkali  (Schwefel- 
leber) ,  aus  ScbwefelbenzoYl  und  einem  Alkali  erhält  mao  ein  Ge 
menge  von  SulfĂĽr  und  beniofisMireflfi  Alkali. 

.So  fĂĽr  den  Stickstoff : 

Kadical  Stickstoff  N,  Aequivolcot  von  H9. 

Oxyd      ^3 1  M  f  vrassf rrreie  salpetrige  Siore. 

Hydrur    Hj  N,  Ammoniak. 
Cblorfir  CI3  N ,  StickstoffclilorĂĽr. 
Azotur    N  N,  freier  Stickstoff. 

Man  sieht  aus  diesen  Formeln,  dass  der  freie  Slicksldl « 
Azotür  ist,  welches  der  salpetrigen  Säure  enispricht,  d.  b.  ^ 
tertiäre  Amid  dif^ser  Säure.  Alle  Reactionen  beweisen  dies:  vi 
StickslofThydrUr  (Ammoniak)  und  Stickstoffchlorür  erhält  man  Ni 
Stickstoff  und  ChlorwasserstofTsäui'e^);  wasserfreie  salpetrige 
imd  WassersloffazotĂĽr  gebon  freien  Stickstoff  und  Wasser,  gei 
wie  wasserfreie  Beiizo(ÂĄsaure  und  Ammoniak  Ăźenzamid  und  Wi 
geben;  salpetrige  Säure  und  Anilin  Stickstoff  und  Phensäure  liefet 
salpetrige  Säure  und  Benzamid  Stickstoff  und  Benzoesäure  gebeo- 

Wenn  ich  die  Kormet  der  einfachen  Körper  in  freiem  7Msm 
vei*dopple,  indem  ich  das  Atom  Chlor,  Sauerstoff,  WasserM 
Stickstoff  etc.  durch  die  Formeln  CICI,  00,  HH,  NN  u-s-w-i^- 
drĂĽcke,  so  thue  ich  weiter  nichts,  als  dass  ich  ein  Priocip  geoen^ 
sire,  welches  ich  zuerst  ausgesprochen  hai>e  hei  der  Entdeckt^ 
der  sogenannten  Radicale  der  Alkohole  durch  Frankland,  nlaiicL 
dass  die  Formeln  GH3  des  Methyls,  C^  H5  des  Aeibyts,  CsBu  ^ 
Amyls  zu  verdoppeln  sind ,  um  die  Atome  dieser  K^^rper  afl*<K- 
drttcken,  welche  so  zu  sagen,  Methylmelhytur,  AelliyläthylOr,  Aar 
amylUr  heissen  sollten.     Die  Betrachtung  tier  specitischen  Ge»KJii 


1)  Die  Entwicklung  des  Slickstuff:»  aus  Ammoniak  und  Cblor  erklärt  «ck» 
folgende  Weise: 

3  CICI  +  HaN  —  aCIH  +  CljN; 
eis  N  -f-  Ha  N  —  3  Cl  H  -f  N  N, 


halte  mich  zu  dieser  Ansicht  gebracht;  vielo  That^^chem  haben  sich 
seitdem  gehäuft,  die«  zu  hekriffligen ;  die  so  r^^gelmSsnigen  Eigen- 
schaften der  gemischten  Metalle  (AroyläthylOr  etc.,  $  2580) ,  welche 
dasselbe  System  von  doppelter  Zersetzung  wie  die  sogenannten 
Alkohoirailii^aie  darbieten,  gestatten  keine  andere  Interpretation; 
Übrigens  rechifertigt  dl?  Bedeutung^  welche  ich  d«u  raiUonellen  For- 
meln beil<'ge ,  meine  Ansicht  volikomnien. 

%  2458.  Die  Schreibweise^  welche  auf  die  Annahme  von  Was- 
ser 011^  als  Alomeinbeit  und  der  oben  augegebenen  Typenformeln 
gegriipdei  ist ,  erfordert  einige  Abänderungei^  im  Werlh  der  Zei- 
chen,  welche  gegenwärtig  von  den  Chemikc4*n -aiigenemmeB  sind. 

Diese  Abäiideningen  beziehen  sich  hauptsächlich  auf  SauerstofT, 
Schwefel,  Selen,  Tellur  und  Kohlenstoff. 

Niuini^  man  das  Atomgewicht  des  Wasserstoffs  als  Einheit  an 
und  schreibt  Wasser  OHs,  so  nuiss  das  <\tomgewicht  des  0  16  wer- 
den, d.  b*  das  Doppelte  vom  Werthe  desselben  Zeichens  nach  der 
alten  Schreibweise,  wonach  man  Wasser  OH  schreibt.  Ebenso 
wird  aus  den  Atomgewichten  des  Schwefels  S,  des  Selens  Se  und 
des  Tellur  Te,  resp.  32,  80  und  128  statt  16,  40  und  64. 

Während  man  das  Kohlenexyd  und  die  Kohletisäure  CO  und 
C  0)  wie  nach  der  allen  Bezeichnungsweise  schreibt ,  wiixl  aus  dem 
Atomgewicht  C  des  KoblenstofTs  12  statt  6. 

Alle  andern  Zeichen  behalten  ihren  Werth.  Wir  lassen  ĂĽbri- 
gens eine  vergleichende  Tafel  beider  Schreibweisen  fĂĽr  die  wichtig- 
sten anorganischen  Verbindungen  folgen : 

Aeltere  Schreibweise 

Schreibweise,     oach  der  Eioheit. 

Wasser HO  H2O 

WssserMoffhypero&yd HOf  HsO, 

SchwefelwusserstofT HS  H^S 

Schweflige  Saure ,  wasserfrei    ...  SO^  SO^ 

Schwefeiftäiire,  wasserfrei    ....  SO3  SO3 

Clilorwasserstoflrsäure HCl  HCl 

Unt^rcblimge  Säur« ,  wasfcrfrei    ,.     .  CIO  Ci^O 

(JiUerchlorige  Säure,  wa9serhaJtig      .  Gl  H  0^  Gl  HO 

ChiorigK  Säure  ,  wasserhaltig    ...  Cl  H  O4  CIN  Oj 

Chlorsäure,  wasserballig     ....  CIHOq  ClHOs 

Deherchlorsaure ,  wasserhaltig       .     .  CIHOg  Gl  HO« 

Kobrenoxyil CO  CO 

(lohleosiure,  was^^ertrei      ....  CO^  CO^ 


636 

Salpetersaure,  wasserfrei  .  .  •  '• 
Salpetersäure ,  wasaerbakig  .  .  . 
Salpetrige  Säure,  wasserfrei  .  .  . 
Salpetrige  Säure,  wasserbaltig  .  . 
Stickstoflbsydul   .  .     .     •     .     • 

StickstoflĂĽxyd 

Untersalpetersäure 

Doterpbosphorige  Säure,  wasserhaltig 
Pbospborige  Säure ,  wasserfrei  .  . 
Phospbörige  Säure,  wasserhaltig  .  . 
Phosphorsäure,  wasserfrei  .... 
Pbosphorsäure ,  wasserhaltig  .  .  . 
Arsenige  Säure,  wasserfrei  .... 

Arsensäure,  wasserfrei 

Borsäure,  wasserfrei 

Bursäure,  wasserballig 

Kalihydrjt 

ILaftumoxyd 

Quecfcsilberoxydul 

Quecksilkeroxyd 

Eisenoxydul 

Eisenoxyd        

Thonerde  

Schwefelsaures  Kali 

AJaun 

Manganoxydol      

Mangaahyperoxyd 

Chromoxyd 

Chromsänre ,  wasserfrei      .... 

Cbiornalriun] 

Salpetersaures  Kali 

Schwofelzink        ....... 

Phospborsaures  Bleiox}d     .... 

(Viele  der  uach  der  allen*  Schreibweise  geschriebenco  Fol«* 
mĂĽssen  v(>rdoppelt  werden  :  man  mĂĽssle  daher  schreiben  B|0|.W 
Os  I  C0| ,  S)  0«  etc.) 

Was  die  organischen  Substanzen  betrifft,  giebl  es  eine  sehr  c^ 
fache  Hegel ,  um  von  einer  Schreibweise  zur  andern  llberzBg^* 
da  die  Werthe  der  Atumgewichle  des  Kohlenstoffs,  Sauerslofstf" 
Schwefels  (sowie  des  Selens  und  Tellurs)  allein  in  die  neue  Scbfw- 
weise  umgewandelt  werden ,  so  brailchl  man  blos  die  Wcrlke  *f 
Zeichen  dieser  Elemente  zu  verdoppeln,  um  die  neue  Sdiretb«^!^  >* 
die  alte  zu  verwandeln,  oder  dieselben  Werthe  im  umgekehrte  f^^ 


N05 

BiO» 

NHOe 

MHO, 

KO, 

NtO, 

NHO4 

NHO, 

NO 

N,0 

NOj 

NA 

NO^ 

NO. 

PH3O, 

PB:«! 

PO, 

PfO, 

PH,0. 

PB,0, 

PO5 

PiOj 

PH,0. 

PBjO. 

AsO, 

AsjO, 

AsOs 

As,0, 

BO3 

B,0, 

BH,0, 

B,B,0, 

KHOt 

RflO 

KO 

«lO 

Hg,0 

Hg*0 

HgO 

Hfeö 

FeO 

Fe,0 

F^iO, 

Fe*0, 

A1,0, 

Al*0, 

SKO« 

si,o. 

S«KAItOi« 

S,&AI,0. 

MnO 

110,0 

MnO, 

MoA 

Cr,0, 

Cr*©, 

CrO, 

Cr,0, 

NaCi 

NaU 

NKOe 

NKO, 

ZnS 

Zo,S 

P  Ph,  0, 

PPbjO*. 

637 

ZU  halbiren.     Wenn  man  BrĂĽche  bat,  so  beseitigt  man  Me,  indem 
man  die  Werthe  aller  Zeichen  mit  2  multiplicirt. 

Alte  Schreibweise 
Schreibweise,  nach  Her  Einheit. 
Benzoesäure ,  wasserfrei  .         C14H5O3         C14H10O3 
Benzoesäure,  wasserhaltig         CifHeO«         C7HeOa 
Benzoesaares  Kali       .     .         C^  Hg  K  O4      C7  H5  K  0^ 

Alkohol C«H«Os  C^HeO 

Aetber C4HBO  C4H10O 

Cyanwasserstoffsäare       .         C2HN  CHN 

Cyansäure C^HNO»         CHNO 

Cyansanrf^  Natron     .     .         C2N.1NO1       CNaNO 
Scbwefelcyaowaaserstofleäure    C^  H  N  S^        C  H  N  S 
Schwefelcyansilber     .     .         C^AgNS^       CAgNS 

Ein  bemerkcnswerthes  Resultat  gebt  aus  den  Principien  hervor, 
worauf  die  neue  Schreibweise  gegrĂĽndet  ist :  wenn  man  die  Atome 
der  angenommenen  Typenkörper  mit  HjO,  HCl,  NH3,  HH  bezeich- 
net, so  wie  die  ihrer  Derivate  H^iS,  COs,  SO3  u.  s.  w. ';  da,  als 
Schlusssatz,  alle  organischen  Substanzen  in  diese  anorganischen 
Substanzen  umgewandelt  werden  können,  so  ist  es  klar,  dass  die 
Formeln  der  organischen  Substanzen  n  mal  plus  oder  minus  die  For- 
meln der  genannten  Mineralsubstanzen  enthalten  mĂĽssen ,  indem  n 
eine  ganze  Zahl  ist.  So  wird  eine  aus  Kohlenstoff  und  Wasserstoff, 
oder  ans  Kohlenstoff,  Wasserstoff  und  Sauerstoff  bestehende  Sub- 
stanz stets  n  mal  CO^  plus  oder  minus  H3O  oder  HH  geben,  wo- 
von man  folgerichtig  deducirt,  dass  in  einer  ähnlichen  Substanz  die 
fVagserHoffatame  stets  in  gleicker  Zahl  vorhanden  sind.  Dieselbe 
Regel  ist  zu  beobachten,  wenn  der  Schwefel  (Selen  oder  Tellur) 
einen  Bestandtheil  der  organischen  Substanz  bildet.  Wenn  sie 
Chlor  (Brom,  Jod  oder  Fluor)  oder  Stickstoff  (Phosphor,  Bor,  Ar- 
senik) enthält,  80  ist  die  Summe  der  Wasserstoff-y  Chlor-  und 
Stiekstoffatome  ebenfalls  eine  gleiche  Zahl.  Endlich  ist  diese 
letzte  Regel  noch  in  den  Fällen  anwendbar,  wo  das  Aequivalent 
eines  metallischen  Radicals  dem  Radical  Wasserstoff  der  organischen 
Substanz  substituirt  ist. 

Bejde  Regeln  behalten  ihre  ganze  Geltung  in  der  alten  Schreib- 
weise, wonach  man  die  Formel  H^Os  alsAlomeinheit  annimmt;  nur 
hat  man ,  da  hier  die  Kohlensäure  C^  O4  wird ,  den  vorhergehenden 
noch  folgende  Regel  beizufĂĽgen :  die  Atome  des  Kohlenstoffs,  ebenso 


1 


^8 


die  des  Säu^rsitoits  (Schwefels,  ^etetid  und  Tellars)  siodingmdtf 
Zahl  vorbanden. 

Zu  bettoerk^ti  ist,  das6,  wenn  nach  der  neuen  Schreibweise^ 
Typenformeln  Hj  0 ,  H  Cl ,  N  Bj  ,  H  H ,  so  wie  jene  der  meisteD  h 
rivate  zwei  Volumen  Gas  entsprechen,  die  Formeln  deri^bea  liiper 
nach  der  alton  Schreibweise  HgOs,  HCl^  NHg,  HB  t.  s.  w.  w 
Vohiroen  Gas  9  ebMprechmi«     So  hat  man  : 

Alte  Schreibweise.    Einheiüiclie  Stteibwät 
Wasserhaltige  Essigsaure         C«  H«  0«  (4  Vol.)         C,  H«  0«  ()  U.) 
Wasserfreie  Essigsäure  C«  H«  0«  (4  Vol.)         C«  R«  Os  (2  Vol.] 

DieAnwendudg  vorstehender  Regeln  hat  uns,  Laurent  oofl  «> 
in  den  Stand  gc^setzt ,  eine  grosse  Zah(  von  {''ormeld  zu  bericktipL 
welche  nicht  genügten  und  deren  Ungenauigl&eit  sorgAUiger»  ObW>' 
sucbungen  zur  Existenz  gebracht  haben. 

Aequivalente  der  Radicale,  ho-mologe  und  gepiirtt 

R  a  d  i  c  a  I  e. 

S  2459.     leh  habe  oben  (8.  605)  hervorgehoben^  was  icb 
t€r  Radicalen  der  doppelten  Zersetcufif  veii'steke. 

Zur  Vergleichuiig  d^r  Radicale  ilntilr  sich  scbhge  ich  vdr, 
sdmmtlieh  tiuf  dad  Radieal  Wasserstoff  zu  belieh^B  ulid  msk 
Mernacb  ein-,  zvtei«,  dretatonnige .  <  <  ^  j«  naeh  d^  Quantitlt  Witfr 
Stoff,  den  sie  im  Typus  Wasser  un«l  in  den  abgakiMen  Tjfeti 
ersetzen  fermogen,  je  Mcliden  n«  eineiD,  zirei,  drei  Mna'* 
Radieals  Wasserstoff  «quivdent  sradT«     Z.  B.  iaa  Aikdiöl  «Ml 

ist  dirs  Radieal  Aetbyi  C^H^  einatonäig,  weil  es  H  ifd  Tfpus  Wtsttf 
ersetzt ;  in  der  wasserfreien  oder  wasserhaltigen  Schwefetslore, 

0,  so<     oJ^g» 

ist  das  Radieal  Sulfuryl  SO,  zweiatomig,  weil  es  Hi  im  1^*^''' 
ser  ersetzt ;  in  der  wasserfreien  oder  wasserhaltigen  Pbospbsnl'*» 

1)  lieber  das  Nähere  Tgl.  man  Laurent,  ftAliodie  de  Chiinie  S.  t1. 


i 


m 

ist  das  Radical  Phosphoryl  PO  di*€ialoriii| ,  weil  es  Hj  im  Typus 
Wasser  erselzt,  ii.  s.  w. 

Da  «in  ofid  derseH>d  Kürpet  dnfch  zwei  o^tr  tti^hteht  r^lionell« 
Formeln  (S  2453)  ausgedruckt  werden  kanti,  j6  da^h  den  Analogien, 
6%  h.  nacfa  dem  System  der  do|>pelten  Zersetzung,  das  dafatis  abge^ 
leitet  werden  soH,  so  leuchtet  es  ein,  dass  ein  irfirilich^  Körptt 
auch  durch  ▼«rschiedene  Radieale  formuliri  werden  karin.  So  kann 
4h  Salpelenaur«  durch  die  drei  Sbigendeti  Formeln  ausgedrückt 
werden : 

•r?  «.ir  MS. 

In  diesen  drei  Formeln  haben  die  Radikale  NO^,  NO  und  N 
verschiedene  Aequivalente :  NO^  (Nitryl)  ist  das  Aequivalent  von  H; 
NO  (Azolyi)  ist  das  Aequivalent  von  Hj,  N  (Nitricum)  ist  das  Aequi- 
valenl  vonH|,  da  man  diese  drei  Radicale  durch  verscbiedene  QuaiH 
tiiHten  Wasserstoff  ersetzen  muss,  um  Wasser  su  bilden  : 

Man  kann  dlahcr  je  nach  dem  System  der  doppelten  Zersetzung, 
welches  man  farmuliren  will ,  die  Radicale  in  einem  und  demselben 
Körper  verändern ;  allein  dann  vertauscht  man  auch  das  Aequivalent 
in  Wasserstoff  gegen  diese  Radicale  nach  der  Regel :  Jedes  AequĂĽ 
valent  in  fVasserstoff ,  welches  einem  Radical  hmxugefĂĽgt  teird^ 
vermindert  um  so  viel  das  Aeqtavalent  in  Wasserstoff  des  ganzen 
Radicab;  und  wngekehrl.  Jedes  Aequivalent  in  Wasserstoff*, 
welches  von  einem  Radical  weggenommen  wird,  vermehrt  um.  so- 
viel  das  Aequivalent  des  ĂĽbrigbleibenden  Radicats.  Wenn  man 
z.  B.  die  Salpetersäure  von  zwei  AtomeA  Wasser  ableitet,  indem 
man  schreibt: 

0  I  „  Äeqiiival<ent  von  Oj  |    * 

I  i     • 

und  man  wollte,  um  eine  andere  Analogie  auszudrĂĽcken ,  dieselbe 
Formel  auf  ein  Atom  Wasser  reduciren ,  so  wird  man  damit  anfan- 
gen, 0  das  Aequivalent  von  Hj  auf  der  einen  Seite  des  Systems  weg- 
sOinehmen,  um  es  auf  der  andern  Seite  auf  das  Radical  NO  zu  Ober- 
tragen ,  nämlich : 


640 

I  H; 

DUD  werden  durch  diese  Umwandlung  von  zwei  WaMentoMia 
ein  einziges  Atom  die  4  Atome  Wasserstoff  des  doppellen  T^msO, 
H4  auf  2  Atome  des  einfachen  Typus  OH^  reducirt  und  da  die  Sal- 
petersäure ein  Atom  Wasserstoff  enthalt,  so  folgt  daraus,  da» 4m 
Radical  NO  4-  0  >=»  NO9  selbst  nicht  mehr  als  einem  Atom  Yfuta- 
Stoff  äquivalent ,  d.  h.  H|  (Aequivalent  des  ursprünglichen  Radiob 
NO)  vermindert  um  Hj  (das  Aequivalent,  welches  dem  unpcfaf 
liehen  Radical  NO  hinzugefĂĽgt  worden  war);  man  bat  demnach: 

(NO  ( fl 

®  I II  *       Aequivalent  von  0  }  _ 

Es  ist  nicht  zu  ĂĽbersehen ,  dass  vorstehende  Regel  nur  insolen 
anwendbar  ist,  dass  man  auf  der  einen  Seite  des  Systems  der  dop- 
pelten Zersetzung  das  Element  oder  die  Elemente  hinzufĂĽgt,  weMi 
man  auf  der  andern  Seite  desselben  Systems  wegnimmt.  Wenn  nai 
in  einem  der  Systeme  des  Bittermandelöls  (S.  615), 

0  }    '^    *      Aequivalent  von  0  |  „ 
I      fl  I  H, 

auf  der  einen  Seite  C7Hg,  äquivalent  H  wegnimmt,  um  es  auf  dff 
andern  Seite  0  äquivalent  H^  zuzufügen,  so  wird  das  Aequivalent  t«« 
0  -|-  C7  Hb   H)  —  H  =  H,  und  man  hat: 

CyHsO,!!  äquivalent  RH. 

Man  sieht  aus  den  vorstehenden  Beispielen ,  dass  die  Ae^H*^ 
lente  dieser  Radicale  in  Wasserstoff,  welche  den  verschiedenen  Sf 
stemen  der  doppelten  Zersetzung  eines  und  desselben  Körpers  cai- 
sprechen,  in  sehr  einfachen  Beziehungen  zu  einander  stehen : 

Das  Aequivalent  ton  NO   oder    N  -f"  ^ 

ist  gleich    Hg  — R^  —  H,. 

Das  Aeqaifalent  Ton  NOj  oder  NO  -{-  0 

ist  gleich    H,  —Hs  ->■  H. 

Das  Aequifalent  ?on  C7  H5  0  oder  0  -|-  C7  H« 

ist  gleich    H,  —  H  »  H. 

Diese  Beispiele  zeigen ,  dass  das  Aequivalent  eines  aus  x*ci  >** 
dem  Radicalen  zusammengesetzten  Radicals  io  Wasserstoff  ^'^ 
ist  der  Differenz  der  Aequivalente  dieser  letzteren  in  Wasserst^ 


641 

Diese  Regel  hat  aligemeioe  Geltung   und    wird   uns   von   grossem 
Nutzen  für  die  Uetrachtung  der  gepaarten  Radicale  (§  2462)  sein. 

8  2460.  Wenn  ein  Element  zwei  oder  mehrere  der  doppelten 
Zersetzung  fähige  Oxyde  bildet  und  man  betrachtet  das  Element, 
welches  mit  dem  Sauerstoff  verbunden  ist,  als  Radical,  so  kommt  es 
stets  \0T,  dass  entweder  dasselbe  Zeichen  mehrere  Aequivalente  in 
Wasserstoff,  oder  dieselben,  mit  verschiedenen  Charakteren  ver- 
sehenen Zeichen  dasselbe  Aequivalent  in  Wasserstoff  darbieten. 
Man  sagt  dann,  dass  ein  ähnliches  Element  mehrere  Aequi- 
valente habe;  aber  jedem  Aequivalent  entsprechen  besondere  Eigen- 
schaften. 

So  giebt  es  zwei  der  doppelten  Zersetzuogs  fähige  Quecksilber- 
oxyde : 

OHgj  =  0  j^^Oxyd; 

0Bg4  — 0  iII^^  Oxydul. 

Will  man  das  Quecksilberoxyd  in  Wasser  umwandeln ,  so  muss 
man  jedes  Atomgewicht  Hg  oder  100  Quecksilber  durch  H  ersetzen ; 
soll  das  Quecksilberoxydul  in  Wasser  verwandelt  werden ,  so  muss 
man  jedes  Atomgewicht  Hg^  oder  200  Quecksilber  durch  H  ersetzen. 
Es  giebt  daher  verschiedene  Mengen  Quecksilber ,  zwei  verschiedene 
Quecksilberradieale,  welche  dieselbe  Quantität  Wasserstoff  zu  er- 
setzen vermögen ,  um  ein  wie  der  Typus  Wasser  der  doppelten  Zer- 
setzung fähiges  Oxyd  zu  bilden.  Jedem  dieser  Radicale  entspricht 
eine  Chlor-  und  Bromverbindung,  ein  schwefelsaures,  salpetersaures 
Salz^u.  s.  w.  Man  kann  das  eine  dieser  Radicale  Hg  Mercuricum 
nennen ,  um  anzudeuten ,  dass  es  im  Oxyd  und  den  Oxydsalzen  ent- 
halten ist,  das  andere  Hgg  Mercurosum,  weil  es  im  Oxydul  und  den 
Oxydulsalzen  enthalten  ist.  Diese  Benennungen  sind  ebenso  ratio- 
nell, wie  jene  z.  B.  in  der  organischen  Chemie  von  Methyl  und 
Aethyl,  welche  zwei  aus  Kohlenstoff  und  Wasserstoff,  aber  in  ver- 
schiedenen Verhältnissen  zusammengesetzte  Radicale  bezeichnen ;  es 
giebt  ĂĽbrigens  unter  den  Verbindungen  mit  dem  Radical  Mercuri- 
cum und  denen  mit  dem  Radical  Mercurosum  speciĂĽsche^  ebenso 
deutliche  Unterschiede,  wie  die,  welche  man  z.  B.  unter  den  Ver- 
Gerhardt. Chemie.  IV.  41 


B42 

bmdiingen  des  Kali,  des  Silbers,  oder  «ten  Verbindongai  nute 
Raöical  Methyl  oder  Aetbyl  wahmimnii. 

Hier  noch  ein  anderes  Beispiel.     0er  Arsenik  bildet  febcita 
iiaehstehenden  Oxyde: 

(  As 
O^ASjisOs  I       «  wasserfreie  arsenige  SSure; 

OsAs^-sO«  }  .   ,  wasserfrde  Arseniksflort. 

(  As 

Um  die  arsenige  Säure  in  Wasser  umzuwandeln,  mussBUis 
oder  75  Arsenik  durch  H3 ,  um  ArseniksHure  darin  umzumaMi^ 
durch  H5  ersetzen.  Dasselbe  Zeichen  As  hat  deainach  zwei  itrsd» 
dene  Aequivalente  in  Wasserstoff  und  jedem  seiner  Aequiraleote  eri* 
sprechen  zwei  besondere  Eigenschaften.  Das  dreiatomige  Aeqii«- 
lent,  welches  man  Arseniosum  nennen  kann,  fungirt  in  den  dopfd* 
ten  Zersetzungen  der  arsenigen  Saure  und  ihrer  Satze ;  das  fftabto- 
mige  oder  Arsenicum  fungirt  in  den  doppelten  Zersetzungco  ^ 
Arseniksaure  und  ihrer  Salze.  ^        *" 

Stickstoff,  Phosphor 9  Kupfer,  Eisen,  Platin^  Zinn,  all« &I 
menle ,  welche  die  Fähigkeit  besitzen ,  wie  Quecksilber  und  Arscall 
mehrere  saure  oder  basische  Oxyde  zu  bilden ,  haben  offenbar  atfil 
mehrere  Aequivalente. 

Es,  kann  zuweilen  von  Nutzen  sein,  um  eine  Erklärung la^ 
leichtem,  die  verschiedenen  Radicale  oder  Aequivalente  eioesii' 
desselben  Elements  mit  eigenen  Zeichen  zu  schreiben :  so  bezdcte 
ich  zuweilen  das  Radical  Ferricum  durch  fe  statt  Va  ^^  1  S^piv^^ 
H,  das  Radical  Ferrosum  durch  Fe;  ich  schreibe  femer  das  Radial 
Platmieum  mit  pt  statt  Vs  ^^^  äquivalent  H,  das  Radical  /V«^ 
sunt  Pt ,  u.  s.  w. 

I  2461.  In  der  organischen  Chemie  bezeichnet  man  mitd«a 
Namen  homologe  Radicale,  Radicale«  die  sich  in  ihrer  ZusaffiONi^ 
Setzung  nur  durch  n  CH3  unterscheiden,  wo  n  eine  ganze  Zaklift. 
Werden  diese  Radicale  dem  Wasserstoff  eines  Typus  substitttirt«  stf 
geben  sie  homologe  Verbindungen ,  welche  in  Reziehung  a«f  ^ 
chemischen  Zeichen  einander  im  höchsten  Grade  ähnlich  sind,  d.t 
Umwandlungen,  deren  sie  Hfhig  sind.  Wir  haben  bereits  diese  Art 
Verbindungen  kennen  gelehrt  (§  74). 

Die  bekanntesten  homologen  Radicale  kann  man  durch  big^ 


i 


643 

allgemeioe  Fonmeln  atisdrOcken   (wir  bringen  sie  fttr  das  Badical 
Wasserstoff  des  Typtts  Wasser  in  SubslituljoD) : 

fioaiomigfr  Badicale. 

Cn  Hg  0  -|- 1  j     Badicale  der  Alkohole. 

Cn  Hs  n  —  7 ,         desgl. 

Cn  H2  D  —  1 ,     Badicale  der  Aldehyde. 

CnHsU  —  g,         desgl. 

Co  Hs  0  —  1  0   Badicale  der  einbasigen  Säuren. 

CnH^n  —  3O       desgl. 

Cd  Hs  n  —  g  0       desgl. 

Cn  H^o  — )  Oa,  Badicale  der  zwelbasigcn  SJoren. 
Zweiatomige  Badicale. 

Cn  Hs  0  —  4  0] ,  Badicale  der  zweibasigen  Sauren. 

Cd  Hj  n — js  O2 ,     desgl. 

g  2462.  Um  zwei  oder  mehrere  Systeme  ?on  doppelter  Zer- 
setzung eines  und  desselben  Körpers  unter  sich  zu  verbinden ,  ist  es 
oft  von  Vorlheil,  diesen  durch  ein  gepaartes  Radical  darzustellen, 
d*  h.  zusammengesetzt  aus  mehreren  Radicalen,  wovon  jedes  an  ein 
ähnliches  System  erinnert.  Man  kann  als  gepaart  das  Radical  jedes 
K<)rper8  betrachten ,  der  Ăźlhig  ist ,  sich  in  gewissen  sehr  einfachen 
Processen  in  Verbindungen  umzuwandeln^  welche  andern  Radicalen 
(canstituirenden  Radicalen)  angehören,  oder  das  Radical  von  jedem 
Körper ,  der  aus  der  Umwandlung  ähnlicher  Verbindungen  hervor- 
geht. Die  gepaarten  Radicale  bilden  Oxyde,  Schwefel-  und  Chlor- 
verbindungen ,  wie  ihre  constituirenden  Radicale. 

Es  giebt  zwei  Arten ,  ein  gepaartes  Radical  auszudrĂĽcken.  Man 
kann  es  darstellen  als  gepaart  durch  ZusammenfĂĽgung  ^  wenn  es 
alle  Elemente  von  zwei  andern  einfachen  oder  zusammengesetzten 
Radicalen  enthält,  so  ist  das  Schwefelphenyl  CeHsCSO^)  ein  Radical, 
gepaart  durch  ZusammenfĂĽgung  der  Radicale  Sulfuryl  SOg  undPhenyl 
C^  H5 ;  das  Stannäthyl  Sn  (Cn  H5)  ist  ein  Radical,  gepaart  durch  Zusam- 
menfĂĽgung der  Radicale  Zinn  {Stanmcum)Sn  und  Aethyl  C3  H5. 

Oder  aber  man  kann  ein  Radical  betrachten|äls  gepaart  durch  Sub^ 

stĂĽution,  wenn  es  alle  Elemente  eines  Radicals  und  nur  einen  Xh^U 

der  Elemente  eines  andern  Radicals  enthält,  indem  man  das  erstereals 

die  fehlenden  Elemente  des  zweiten  ersetzend  betrachtet.  So  besteht 

das  NitrobenzoYl  C7H4  (N  O9)  0  aus  dem  Radical  BenzoYl  C7  Hs  0,  dessen 

eines  Atom  Wasserstoff  durch  das  Nitryl  NO9  ersetzt  ist;  das  Trichlor- 

aoetyl  69(013)0  besteht  aus  dem  Radical  Acelyl  C^  H3  0,  dessen  3  Atome 

WasserstoiT  durch  ihr  Aequiyalent  des  Radicals  Chlor  ersetzt  sind. 

41* 


644 

o.  Unter  den  durch  ZusaromeDfeigung  gepaarten  Radkalen  ud 
vorzĂĽglich  die  Radicale  der  Basen  anzufahren ,  gepaarte  Radidc 
welche  die  Elemente  eines  Radicals  Alkohol  Cq  H^ii  4-1  und  eines  ea- 
fachen  Radicals  (von  metallischer  Basis  oder  Mineralsflure)  enthalt«: 

EinatoiDige  Radicale,  äquivalent  H. 

Hgs  (Co  H,  n  4-  1) )  Quecksilberäthyl ,  etc.  (Radical  des  QoecksilUnn* 

und  Radical  des  Alkohols). 
PbsCCnHs 0  +  1)3,  Bleiäth)!,  etc.  (Radical  des  Bleioxyds  uod Radical ta 

Alkohols). 
As  (Cq  Hs  q-}-  i)s,  Cacodyl ,  etc.  (Radical  der  arsenigen  Säare  la^l^ 

dical  des  Alkohols). 
As  (Co  H211  4-1)4)  Arsenäthylium ,  etc.  (Radical  der  Arseoiksaare  a^ 

Radical  des  Alkohols). 
Sb  (Cq  11204-1)4)  Stibätbylinm,  etc.   (Radical   der  AntimoDsäait  ■< 

Radical  des  Alkohols). 
Sn  (Cn  Hs  n  4- 1) )    Staonäthyl ,  etc.  (Radical  des  Zionoxvds  oad  bia 

des  Alkohols). 
Sn  (Cn  Hsn  4*  i)a>  zweites  Slannätbyl,  etc.  (fladical  des  ZüiBOijlia^ 

Alkohols). 
N  (Cn  H]  n  4. 1)4,   Teträtbyl-Ammonium,  etc.  (Radical  der  Salpeteni« 

und  Radical  des  Alkohols). 
P  (Cn  Hs  n  4- 1)4 )   Tetraphosphäthyl-Ammoniom,  etc.  (Radical  der 

phorsSure  und  Radical  dea  Alkohols). 

Zweiatomige  Radicale ,  äquivalent  Hj : 

Bi  (Cn  Hsn 4-1),    Wisrauthäthyl ,  etc.  (Radical  des  Wismalhoxydi ^ 

Radical  des  Alkohols). 
As  (Cn  Hsn 4- 1)3)  Arsenäthyl,  etc.  (Radical  der  ArseoiksiQre  sad  1^ 

dical  des  Alkohols). 
Sb  (Cq  Hsn  4- 1)3 ,  Siihäthyl ,  etc.  (Radical  der  Aotimonsaure  ud 

cai  des  Alkohols). 
Te  (Cn  Hsn4-i)2i   Telturäthyl,  etc.  (Radical  der  tellorigen  Smtv  ^ 

Radical  dea  Alkohols). 
Se  (Cn  H2n4-i)st   Sclenalbyl,   etc.  (Radical  der  »eleoigen  Sätrr  ** 

Radicul  des  Alkohols). 

Wenn  man  gewisse  Verbindungen  durch  diese  gepaartes  Radical» 
ausdrückt,  so  ^vill  mau  daran  erinnern,  das«  sie  aus  der  Eio»irb0f : 
der  Verbindungen  mit  dem  Radical  Wismulh,  Quecksilber  oder  Ziot 
etc.  auf  die  Verbindungen  mit  dem  Radical  Methyl,  AelhjloderA»f 
hervorgeben  ,  oder  auch,  dass  sie  fähig  sind,  sich  bei  gewissen  Pr^ 
cessen  in  Verbindungen  zu  spalten,  welche  dem  einen  und  dcai^ 
dern  der  beiden  constituirenden  Radicale  angehdren;  ferner  v« 
man   andeuten,    dass   die   Radicale   Quecksilberflthyl ,  Anenit^ 


i 


645 

TeUorilthyi  etc.  ganz  wie  die  constituireoden  Radicale  Quecksilber, 
Arsenik,  Tellur* oder  Methyl,  Aethyl  etc.,  ihre  Oxyde,  Schwefel- 
und  Chlorverbindungen  u.  s.  w.  haben; 

Die  Badicale  der  meisten  organischen  Substanzen,  deren  nächste 
Umwandlungen  man  kennt,  können  als  gepaarte  ausgedrückt  werden. 
So  können  die  Radicale  der  Sfiuren  von  der  Formel  Cn  H^  n  —  i  0  als 
Verbindungen  des  Radicals  Carbonyl  C  0  und  eines  Alkoholradicals 
Cq  H)  n  + 1  betrachtet  werden : 

CĂ–(H),    Formyl> 

COCC  H3),  Acelyl,   . 

CO  (C2H5),  Propionyl, 

CO  (CjHy),  Bulyryl,  etc. 

Diese  Formeln  sind  durch  Processe  gerechtfertigt.  Man  weiss 
z.  B. ,  dass  die  Verbindungen  des  Radicals  Acetyl  sich  in  vielen  Fal- 
len in  kohlensaure  und  Methylverbindungen  zersetzen:  die  Essig- 
säure kann  durch  Erhitzen  in  Kohlensäure  und  Mcthylhydrür  (Gru- 
bengas) umgewandelt  werden;  essigsaures  Kali  liefert  durch  Zer- 
setzung Methyl  und  kohlensaures  Kali,  etc. 

Dieselben  Säureradieale  können  auch  als  gepaarte  Radicale  aus- 
gedrtlckt  werden ,  welche  die  entsprechenden  Radicale  der  Aldehyde 
enthalten  plus  dem  Radical  Sauerstoff;  man  weiss,  dass  die  Alde- 
hyde durch  Oxydation  in  den  Zustand  von  Säuren  übergehen : 

Ca  H3  (0) ,  Acetyl, 
Ca  H5  (0) ,  Propionyl, 
C^HyCO),  Butyryl,  etc. 

Endlich  können  die  AJkoholradicale  selbst  als  gepaarte  Radicale 
betrachtet  werden ,  von  denen  ein  Radical  Aldehyd  und  ein  Radical 
Wasserstoff  die  constituirenden  Radicale  wären. 

CH    (Hj),  Methyl, 
CjH3(Hj),  AKhyl, 
CgHaCHa),  Trilyl, 
C4H7(Hj),  Tetryl, 
C5H9(Hs),  Amyl,  etc. 

Es  giebt  wirklich  viele  Processe ,  worin  die  Verbindungen  der 
Alkoholradicale  sich  in  Verbindungen  der  Aldebydradicale  verwandeln 
(der  gewöhnliche  Alkohol  verwandelt  sich  in  essigsaures  Aldehyd, 
Ă–lbildendes  Gas  etc.). 


616 

Wenn  man  das  Aequivalent  der  durch  Ziwanmennigong  gtf»- 
ten  Radicale  mit  den  Aequivalenten  ihrer  conatitaireDdett  Biiab 
vergleicht,  kommt  man  auf  folgenden  sehr  einfachen  Sals,  i»m 
eine'  Folgerung  ans  der  oben  (S.  639)  betreffs  der  Radkak  m  A- 
gemeineo  formuĂĽrten  Regel  bt :  das  ^wfukmisni  emm  dwrA  Bar 
smfOgung  gepaartem  BadieaU  m  Waeeereteff  ui  gleich  dar  Bift 
renz  der  Jlequieaienie  der  »wei  con$iüuirendeH  ReÜMkn 
fFas$er$toff,     Einige  Beispiele  werden  dies  ersiehtUeh  macheB: 

Gepaartes  Radical  0  Cacodyl  Aa  (C  113)1 ,  Sqaifalent  in  Waiaemof  »H. 

ConatltuircndeRadicaIejf!'*"*"^'''T     "     •     '    J 

t  (C  H3), ,  Metbyl     ...     .     H| 

Diflereoi    R. 
Gepaartes  Radical  ^  Arsenlthyliom  As  (C^  Hs)« ,    Squitalefit  üt  Wu» 
atoff—  H. 

Acf .  ia  Wasacfil. 

Coa.titttircndeRidk»l^j^;'*"^T^^         '     *    2* 

(  (Cj  Hj)4 ,  Ă„elhyl  .     .     .     H, 

Differenz    H. 
Gepaartes  Radical  ArsenSthyl  As  (Cj  H5)3 ,  iqniTaleot  io  WaasefiU^^Hi* 

Acg.  io  Waattm. 

Constitairende  Radicale,  j  f! '  ^![**f*^"     *     •     '*   J 

( (C3  Hs),  Aelhyl     .     .     .     Hs 

Differeos    H^ 
Gepaartes  Radical  Acetyl  CO  (C  Hs) ,  SquiTaleot  in  Wasserstoff  «  8. 

Aeq.  Hl  WasscnL 

co...iui«od.R.di«ie.{^;;'jj*^jj'  :  :  :  i* 

Dtffereoa     R. 
Gepaartes  Radical  Acetyl  C3  H3  (0) ,  iqurralent  10  Waaaentoff  « 11. 

Acf .  ifl  Wment 

CoD8titairendeRadlc8le,jS*""c''*^*?"l'     '     *    u 

'  ( 0  Sauerstoff  .     .     .     H3 

Differeoi    H. 
Gepaartes  Radical  Aethyl  C3H3  (Hj),  Sqmnleot  in  Waaamtoff-«iL 

Aeq.  in  Waassist 

ConstitnirendeRadicale,!^"»^^'**»"",  •     •     '    " 

*  ( H3     Wasserstoff  .     .     .    H3 

Different     H. 


i)  Die  arsenige  Siure  k^fi^  ist  das  Aeqnifalent  fon  H,  O3;  daberifttoA^ 
nioanm  Ass  iqaivalent  R«  oder  As  SqoiTatent  H,. 

S)  Dfe  Arseniksiore  As  O5  ist  das  Aeqotvalent  Ton  H,o  O3 ;  daber 
iqai?alent  Rio,  oder  As  Aqoifalent  H,. 


I 

j 


617 

j8*  Anstett,  «in  gepaartes  Radical  als  gebildet  zu  betrachten 
durch  die  Verbindung  der  beiden  andern  Radicale ,  kann  man  auch 
annehmen ,  dass  es  durch  Substitution  eines  Radicals  fĂĽr  ein  oder 

mehrere  Elemente  eines  andern  Radicals  entslebl. 

• 

So  steHt  daa  Radical  Teträthyl-Amroonium  N  (C,  H8)4  das  Radi- 
cal Ammonium  dar,  dessen  t  Atome  Wasserstoff  durch  das  Radical 
AethyT^)  ersetzt  sind ;  das  Radical  Acetyl  C,  Hg  (0)  stellt  das,  Radical 
Aethyl  C^  H«  dar ,  worin  %  AUmß  Wasserstoff  durch  das  Radical 
Sauerstoff  ersetzt  siad ,  etc. 

Diese  Art  der  Interpretation  ist  besonders  auf  die  Radicale  der 
Korjjec  anwendbar 9  welche  aus  der  Wirkung  des  Chlors,  Broms, 
der  Salpetersäure,  Schwefelsäure  etc.  auf  die  organischen  Substan- 
2en  hervorgehen. 

Das  Gesetz  der  Aequivalente  ist :  das  Aequivalent  eines  durch 
Substitution  gepaarten  Radicals  in  Wasserstoff  ist  gleich  der  Differenz 
des  Wasserstofläquivalents ,  welches  an  der  Summe  der  Aequivalente 
d^r  beiden  constituirenden  Radicale  in  Wasserstoff  fehlt.  Folgen 
einige  Beispiele  als  Belege  dieses  Gesetzes : 

Gepasrtef  Radical  TsiiilbylaBmoniam  N  (CsH^)«;  in  Waaaentoff  iqai- 
Talent  ■«  H« 

i^q.  in  Wafsentofff- 


Summe    H5. 
Fehlender  Wastentoff H4 


Differenz     H. 
Geptartes  Radical  Aottyl  C^  Hg  (0) ;  äqoi?ateQt  in  Wasserstoff  •«  H. 

Aeq.  in  Wasserst. 

Con..i,uireod.  R.dic.1.,  { §•  "•  ^J^^'    '     ;    ]     g^ 

Summe     H3. 
Fehlender  Wasserstoff H, 


Differenz    R. 

Gepaartes  Radical  fiitrobenzoil  C7  H4  (NOt)  0 ,   äquivalent  in  Wassei^ 
Stoff  M  H. 


1)  Als  durch  Zoiammenfllgttng  gepaartes  Radical  «teilt  das  TetrSthjlaniroo.niain 
das  Radical  Nilricum  N ,  äquivalent  B»  mit  4  Atomen  des  Radicals  Aethyl  (C^  Hs), 
äquiTaleot  H4  dar. 


648 

Aeq.  IB  WanenL 
CrHsOBenKoIl      .     .     .     H 


Con8liluirendeRadicale,}J^Q^»    ^.^^^       !     !     !    H 


Samme    H^ 
Fehlender  Wasserstoff H 


Differeiix    B 
Rftdical  BiBitrobeosoiI  C^Hs  (NOskO;  Aeqaifalent  in  WasMfsUC^L 

Aeq.  in  WusenU 


SmDine    Hj. 
Fehlender  Wasserstoff H^ 


Differenz     H. 
Radical  SulfobenzoH  C,  H«  (S  Oi)  0  ;  Aequifalent  >)  in  Wasserstoff  ^  Bf 

Aeq.  in  Wasserst 

ConslitnirendeRodicale.j^Q^»^^^"^^^^     •     J     ;     J^ 


Summe     Hs. 
Fehlender  Wasserstoff H 


Differenz     Hj. 
Radieal  SulfosacctnylC^HsCSO^Os;  AeqaiTaleoiS)  in  Watscrstoff^lW 

Aeq.  in  ATaascfit. 

Con«ituirendea.dic.le,jC«^;«0«|Xi;i'.     i     [    £ 


Summe    H«. 
Fehlender  Wasserstoff H 


Differenz    B3. 
Gepaartes  Radical  Trichloracetyi  C^  (CI3)  0 ;  Aeqnifalent  in  Wasscnirf 
—  H. 

Aeq.  in  Wasserst 

Consli.uirende  Radicie,  I  ^^,J  0  *;j^;      •     ;     ;    g^ 

Summe    H«. 
Fehlender  Wasserstoff  . Hj 


Differenz    H. 


Es  versteht  sich  von  selbst,  dass  man  bei  Darstellang  tn^ 
Korpers  durch  ein  gepaartes  Radical  zum  Zweck  hat,  nicht  die  Alt 


1]  Die  Scbwefelbeozoesäore  enthält  CrHaSOs;  sie  ist  zweibasig: 

0    j  CtH4(S0,)0 

2)  Die  Schwefelbernsteinsäare  enthält  C«  H«  S  O7 ;  sie  ist  dreibasig : 

Q   (  C4n,(sooo, 

*  (       H3 


649 

und  Weise  auszudrĂĽcken,  wie  die  Eleiaeote  in  dem  Atom'  dieses 
Körpers  gruppirt  sind,  sondern  durch  ein  einfaches  und  genaues 
Bild  gewisse  Processe  zu  veranschaulichen,  welche  seine  Entstehung 
veranlassen ,  oder  wonach  er  sich  umwaadek« 

Chemische  Functionen  der  Körper. 

S  2463.  Ich  bin  weiter  oben  auf  der  Nothwendigkeit  bestan- 
den ,  den  Begriff  von  Reihe  in  der  chemischen  Classification  der 
Körper  anzuwenden  i). 

Ich  glaube  gleichfalls  begreiflich  gemacht  zu  haben,  dass  es  zwei 
Arten  von  chemischer  Classification  giebt.  Nach  der  einen  gruppirt 
man  diejenigen  Korper  zusammen ,  welche  nach  der  Art  ihrer  Ent- 
stehung einander  am  nächsten  stehen,  von  welcher  Art  ihre  Punctio- 
oen  auQb  sein  mOgen ;  man  vereinigt  daher  um  gewisse  StanimkOrper 
die  Säuren,  Alkalien,  Aether,  Amide  u.  s.  w. ,  welche  aus  einander 
entstehen  und  ein  gemeinschaftliches  Radical  haben ;  das  ist  unge- 
fähr die  Classification,  welcher  in  dieser  Abhandlung  gefolgt  wurde 
für  die  Beschreibung  der  organiscb^i  Körper.  In  der  andern  Classi- 
fication vereinigt  man  die  chemisch  ähnlichen  Körper,  unabhängig 
von  der  Art  ihrer  Erzeugung^  und  man  leitet  sie  von  einer  gewissen 
Zahl  von  Typenformeln  ab ;  man  stellt  daher  die  Säuren  zusammen, 
dann  die  Aetherarten ,  die  Alkalien ,  welche  auch  ihre  Radicale  sein 
mögen,  und  letztere  Classification  bleibt  uns  noch  näher  zu  erörtern. 
Es  ist  klar,  dass  beide  Classificationen  gleiche  Wichtigkeit  darbieten; 
die  Vollständigkeit  beim  Studium  jedes  Körper«  erfordert  die  Anwen- 
dung beider. 

Die  Chemie  ist  die  Wissenschaft  von  der  Entstehung  der  Ma- 
terie ;  die  aus  einander  entstehenden  Körper  stellen  gewissermassen 
die  verschiedenen  Theile  eines  Baumes  dar.  Man  kann  in  der  Che- 
mie wie  in  der  POanzen-Physiologie  an  allen  Bäumqn  im  Allgemeinen 
die  Beziehungen  der  Blätter  zu  einander,  dann  die  der  Blüten,  die  der 
Samen  u.  s.  w.  betrachten;  von  derselben  Art  ist  die  chemische  Classi- 
fication nach  Typen  oder  ihren  Functionen.  Man  kann  aber  auch  an 
einem  und  demselben  Baum  die  Beziehungen  seines  Blattes  zu  seiner 
BlOte,  seinen  Samen,  d.  h.  die  Beziehungen  aller  setner  Organe  un- 


i)  Man  vgl.  I,  g  73  u.  ff. ,  PriocipicD  der  Reibenclastiflcation. 


C1a«8sif]catioD  der Körperiack 


r 


Typvs  Wasser. 
H 


dO 


Oxyde. 


EigeotUche  Basen. 

i.  Primäre  oder  Hy- 
ärmiäaten  (Kalil^- 
drat,  Arsenäthylium- 
bydrat). 

2.  Seewidäre  od,  uuu- 
serfreie  Baten  (Ka- 
liumoxyd). 


Mkohoie  oder  Kobleo- 

aMersloffbaaea. 
i.  Primäre  oder  ei- 
gentliche Alkohole 
(Hol2gei8t,PbeDylby- 
dratiGIycerinhydrat). 
Radtcaleo.  \  ^.Seeundäre Alkohole 
od.  eAnfaehe  Jetker 
(Aelbyloxyd). 


OeriTtteinti 

positiTen 


AiMyde. 

1 .  Primäre   Alkohole 
(ettigaaores  Aldehyd, 

BitlermMdelöl). 

2.  Sectmdäre     Alko- 
hole. 


Derivate  mit 
DegalivQD 
Radicalen. 


Säuren. 

1.  Primäre  Säuren 
oder  Sävrehjfärate 
(Schwefel-,  Benxoe-, 
Cyanaaure). 

2.  Secttmdäte  od.  toM* 
terfreie  Säuren 
(-wasserfreie  Scbwe- 
fei-,  BejnoMure). 


lodif- 
ĂĽareate  De- 
rivate oder 
Derifaie  mil^ 

positiven 
Q.  Degativen 
Radicalen. 


SauerstolTsalze  (Meulli- 
sche  Sulphate,  Nilrate, 
iCyanate). 

IZusAiDinengeselste  As- 
(ber  (Aethyl-,  Pbenyl- 
SulEit,  Cyanat,  Oxalat, 
Glyceride,  OieTo,  Stea- 
rio). 

Zusamnengesetite  Alde- 
bvde. 


H 

(Seleoiure,  TellorĂĽre) 
Sulffire. 


Scbwefelbasea. 

1.  Primäre  StUfiire 
o6.Sulfl^iraio{KB' 
liuinsalfbydrat ,  Ani- 
liosulfbydrat). 

2.  Seeunääre  od. 
iallisehe      Suifiire 
(KaliuiDsalfur). 


Sebwefefalkobote. 

1.  Primäre     Sulfure 
od.  Mereaptmie(^ki 
ibyltalfbydra^). 

2.  Secundäre  Sulflire 
od .  eekwefdhoaeeer- 
etofftaure  Aeiher 
(scfawefelwaaaerstofl- 
saprea  Aetbyl). 


TlpttUl- 


CbloräR 
Jodare,  FkNiii^ 


i.PrimSnOk^ 
od.CUsffwtfb. 

(Cblarbliia,cy» 

waneniAteiai). 


CUsnfteMB. 

i.PrimSn  cur 
MokoUoLäk^ 


Scbwsfs&ildebyde. 

i.  Primäre  Sckwefel- 
aldehyde  (Sulfobeo- 

xoil}* 
2,  Seeunääre  Sckioe- 

frlaidehyde. 


Scbwefeisäuren. 

I.  Primäre  Sehwefei- 
eäftren  (Scbwefelcy- 
a  n  wassersto  Aiure). 

%Semndäro  Sehoe- 
feisäuren  ( Scbwe- 
felbeazoTl). 


Scbwefelsalse  ( Sulfo- 
cyanäre,  SulfootioDO- 
Diäte). 

Zusamnengesetxte 
Scbwerettther  (Scbwe- 

felesaigsaores  Actbyl, 
Scbwefelcyanithyt). 

ZosiBiaenmetste 
ScbwefeUldfbvde. 


<Aer(Cklortik!( 


CUsnMyk 

i.  Primare  » 
uldehyiiiOl^ 
aldebydea). 


Cblarsliiffr 
l.iVM&eOi^ 
(Cblarbe«ML<^ 
cblofpbofp*er,hs 

Cblor,  dteii^ 


kren  chemischen  Punctiotten. 


mrenCIH 


CyiDflrt. 


'ubasen. 

Cjfomnetalle    ( Cyanka- 
liom^  Ferrocyaokaliam). 


'iBalkohole. 

Ptimäre  Cyanalk. ,  cy- 
nuDost^ntoffs,  Atiher 
o4.MYrtf«(Ao6tomtril). 


fttilMyde. 

Primäre  Cyanaldeh. 


asioreD. 

»rimäteeymm 

kenzoTI ,  fireiet  Cyao). 


Tjpuft  Ammoniak 
H 

nNm 
H 

AiotĂĽre 
(PhosphSre). 


Stickstoflbiseu. 

U  Primäre   SiieM0ffh^- 

sen  (Aroidialittin). 


%.Seetmdäre  StickstofP- 
basen, 

3.  Tertiäre  Stiekstoffbor 

een  (Siiekaloflrkaliom). 
Stickstoffalkohole. 

1 .  Primäre    Stiekeioffki* 
kokoie  (Aethylamin). 


2.  Secundäre    Stieksio/F- 
alkohole  (Diätbylanrin). 


2.  Secundäre    Siieksto/p 
aiäiBkfde. 

3  Tertiäre  Siieketoffkld 

Stickstoffs  Jiurefi. 
(€yBB-||i.  Primäre  StiekUoffeäu- 
ren  (Benzsmid,  Succin- 
amid,  Cyanamid). 


3,  Tertiäre    Stiekstoffal 
kohole  (TriatbylamiD). 

Stfckstoffaldebyde. 

i.  Primäre    S  ticket^ ffal-^ 
dehf^. 


^.Secundäre  Stieketoffk, 
(Sncciniinid,  BenzoTI* 
SulfophenylaiBid ,  Nifh 
porsaure). 

3.  Tertiäre      Stickstoffs, 
(Ol  beoioilaaĂĽcyla  mid , 
Boramid.  freier  Stickst). 

AmidSalze  (Benzamidsaares 

Qaeekstlher). 

Atcalaniide  (Ozanilid,   Ae- 
Ihyl-Aoetsmid). 


Typu8  Wasserstoff 
nHH 


Metalle 
(Mtotaltoide). 


Basenmelalle. 

i. Primäre Baeenm,  oder 

MetallhydrUre  (Kopfer- 

bydrflr). 

3.  ^ecimcfäreoder  eigent' 
liehe  Metalle  (Kalium, 
Stibitbyl). 


AlkobolmetaUe. 


1.  Primäre  Alkeholme-^ 
talle  oder  Jlkoholky^ 
drUre  (Sompfgaa,  Beo- 
ziir). 

2.  Secundäre  Alkoholm,^ 
sogenannte  Alkoholra- 
dicale  (Aetbyl,  Amyt). 


Aldehydmetille. 

i.  Primäre     Aldehydm. 

oder    AldehydhiifbĂĽre 

(Ă–lbild.  Gas). 
2.  Secundäre  Aldehydm, 


Siloreoietalle. 

i .  PrimäreSättrem»  .Säu^ 
reAyifräre  (  Wasserstoff- 
benzoYl^Chlorwassersfofl- 
saure,  Cyanwasserstoffs .  )*. 

2.  Secundäre  Saurem,  od. 
Metalloide  ( BeozoTl, 
Chlur.  Cyao). 


Hirher  geboren  ?ielc  Kör- 
per, weicbe  bereits  in  an- 
dern Classen  figartren,  z.  B. 
die  Cyanafkohole,  welche 
das  Radical  der  CyaasXore 
ond  ein  Alkobolradical  ent- 
balten. 


652 

ter  sich  betrachten  und  dies  ist  die  Glassiflcation  oacb  Radicalei  «der 
nach  der  Entstehung. 

Wie  ich  schon  wiederholt  heinerkt  habe^  meine  Ra&ak  «i 
Typen  sind  lediglich  Symbole ,  welche  eioigermassen  gewitfe  Ke» 
hangen  zwischen  Zusammensetzung  und  Umwandlung  danUht 
sollen. 

Die  vorstehende  Tabelle  fasst  die  Abtbeiluogen  zosanaa, 
welche  ich  zur  ClassiOcation  nach  Typen  angenommen  habe. 

Typus  Wasser. 

A.  Oxydf. 

S  2464.     Die  Oxyde  oder  die  Derivate  des  Typus  Wasser  doik 

die  Substitution  eines  andern  Radicals   fĂĽr  den  Wasserstoff  IiiM 
sich  folgendermassen  unterabtheilen : 

ii  Primäre  Derivate  oder  Hyirmik^ 
I  Seeundare  DeriTate  oder  toiuserfreU  Bätm, 
(  Primäre  DeriTate  oder  eigeotiicba  ^tt#A^. 

Oxyde.      j  Alkohole,   j  secundäre  Derivate  oder  oUfaeho  jiotker. 

i  Primäre  Derivate  oder  eigentiichc  jiidekffie, 
•  *y  «•  )  Secundäre  Derivate. 
II.  Negative  |  ^^^^       j  Primäre  Derivate  oder  Sma^ärmio. 
Oxyde,       |  |  Secuodare  Derivate  oder  wauerfl'oio 

111    •  /  Saueritoffkal»e, 

dffr» '     i       )  Zrffrtmmf'ftyeeetzte  Aethor. 

\  ZusatnmengeseUte  Aldehyde, 

Die  positiven  Oxyde  sind  diejenigen«  worin  ein  positives Rii* 
cal  den  Wasserstoff  des  Typus  vertritt;  sie  sind  primSre  odfr«^ 
eundare^  je  nachdem  sich  die -Substitution  auf  einen  Theil  oderW 
die  ganze  Menge  des  Wasserstoffs  erstreckt.  Sie  umfassen  MHil- 
basen ,  .\lkohoIe  und  Aldehyde. 

Die  Metallbasen  mit  einfachen  oder  zusammengesetzten,  wk- 
malen  oder  gepaarten  Radicalen  bilden  eigentliche  Basen,  «vlck 
unmittelbar  auf  die  Sfluren  wirken  und  durchschnittlich  feste,  vA 
fiflchtige,  unter  den  gewöhnlichen  Umständen  der  doppelten  Ze^ 
Setzung  fSlhige  Salze  bilden,  d.  h.  Indifferente  Oxyde  mit  ivci 
entgegengesetzten  Radicalen ,  welche  sich  auf  dem  Wege  der  Fll- 
lung,  nach  dem  BerthoUet'scheri  Gesetze  leicht  zersetien.  b 
wüssriger  Auflösung  stellen  sie  die  blaue  Farbe  des  gerötbeten  Lack- 


653 

inus  leicht  wieder  her.  Man  nennt  die  Basen  wasserhaltige  oder 
wasserfreie y  je  nachdem  sie  primäre  oder  secundäre  Derivate  dar- 
stellen. 

Die  Alkohole  umfassen  stets  Kohlenwasserstoffverbindungen 
Cbisweilen  auch  Sauerstoffverbindungen);  sie  bewirken  wie  die 
eigentlichen  Basen  doppelte  Zersetzungen  mit  den  Säuren,  allein 
meistens  unter  eigentfaĂĽmlichen  Bedingungen  der  Temperatur  und 
öes  Druckes,  indem  sie  indifferente  Oxyde,  zusammengesetzte 
Reiher  genannt,  bilden.  Diese  sind  in  der  Regel  flĂĽssig  und  flĂĽch- 
tig und  ihre  Radicale  werden  unter  den  gewöhnlichen  Umständen  auf 
dem  Wege  der  Fällung  nicht  ausgetauscht.  Man  nennt  diese  Oxyde 
insbesonder«  Alkohole y  wenn  sie  primäre,  und  einfache  Aether, 
wenn  sie  secundäre  sind ;  sie  haben  keine  Wirkung  auf  Lackmus. 

Die  Aldehyde  '(oder  deshydrogenisirte  Alkohole)  nähern  sich  in 
ihrem  Verhalten  sehr  den  Alkoholen.  Sie  enthalten  Radicale ,  welche 
sieh  von  den  Alkoholradicalen  durch  einen  geringeren  Gehalt  an  Was- 
serstoff ,  und  Säureradieale ,  die  sich  durch  einen  geringeren  Gehalt 
an  Sauerstoff  unterscheiden ;  rĂĽcksichtlich  der  Metamorphosen  bil- 
den sie  intermediäre  Körper  zwischen  den  Alkoholen  und  Säuren,  in 
welche  sie  sich  ĂĽbrigens  umwandehd  lassen.  Als  Functionen  bilden 
die  primären  Alkohole  und  Aldehyde  gewissermassen  den  Uebergang 
zu  den  Sauerstoffsäuren ;  denn  beide  sind  föhig  ihren  Wasserstoff 
gegen  das  Radical  gewisser  Basen  auszutauschen ;  nur  zeigen  die 
Producte  dieses  Austausches  im  Allgemeinen  wenig  Beständigkeit. 

Die  negativen  Oxyde  enthalten  ein  negatives  Radical  in  Sub- 
stitution fĂĽr  den  Wasserstoff  des  Typus  Wasser;  in  den  organischen 
Verbindungen  enthält  dieses  Radical  gewöhnlich  Sauerslofl.  Sie  um- 
fassen die  Körper,  welche  Sauren  genannt  werden.  Diese  heissen 
Hydrate  oder  eigentliche  Säuren ,  wenn  nur  ein  Theil  des  Wasser- 
stoffs des  Typus  ersetzt  ist  (primäre  Säuren) ;  sie  wirken  unmittelbar 
auf  die  Basen ,  um  Salze  zu  bilden ,  röthen  Lackmus  und  zersetzen 
Carbonate  unter  Brausen.  Die  Säuren  mit  gepaarten Radioalen  (z.B. 
die  Amidsäuren)  verhalten  sich  ebenso.  Wenn  sämmtlicher  Wasser- 
stoff des  Typus  durch  ein  negatives  Radical  ersetzt  wird,  so  hat  man 
Anhydride  oder  wasserfreie  Säuren  (secundäre  Säuren) ;  in  den 
Fällen ,  wo  diese  Anhydride  unmittelbar  in  Berührung  mit  Wasser, 
Wasser  aufnehmen ,  verhalten  sie  sich  zu  den  Basen  wie  die  eigent- 
lichen Säuren ;  doch  besitzen  viele  organische  Anhydride  verschie- 


! 


654 

dene   Eigenacbafteo    und   babem    keine    Einwirkang  tuf 
papiere. 

Die  mdi/ferenten  Oxyde  uinfassen  Verbindongen,  mvmm 
poaitives  Radical  (einer  Basis,  eines 'Alkabok  oder  AU^ydi)  n^ 
ein  negatives  (einer  Siure)  den  Wasserstoff  des  Typus  tertRlfs.  k 
den  Sauerstoffsallen  tauschen  sich  diese  beiden  Radicak  IskAt  d 
dem  Wege  der  Fällung  aus;  die  zusammenges^%ten  JeAtrwi 
die  €rlye9ride  erfordern  zu  diesem  Auslausch  aosnahmsiveiie  Bei» 
gungen  TĂĽcksichtlich  der  Temperatur  und  des  Druckes. 

Man  kann  auch  xu  den  indifferenten  Oxyden  die  Ghmk 
oder  Derivate  der  Glucose  rechnen,  nvelcfae  sich  den  Aedienrtcflä 
Glyceriden  durch  gewisse  Eigenschaften  der  doppelten  ZeneW| 
nflhern. 

Positive  Oxyde. 

%  2465.  Bwm.  —  Diese  Körper  stellen  Wasser  dar,  M 
Wasserstoff  durch  ein  einfaches  oder  susammengesetztes  Mcdl 
sches  Radical  ersetzt  ist.  I 

Wenn  sich  diese  Vertretung  auf  den  gesammteo  Wassersloffl 
Typus  erstreckt ,  so  heissen  die  Basen  wasserfreie  (secuodiie  â–  
sen) ;  man  nennt  sie  Hydrate  (primäre  Basen) ,  wenn  nur  eia  W 
vom  Wasserstoff  des  Typus  vertreten  ist. 


a. 

Einatomige  Basen : 

Ralihydrai     .     . 

•    .Vi(".0,H,0)-0{J 

Kaliumozyd   .  '. 

K.  0            —  0  1 1 

Silberbydrat  .     . 

•     V«(AfeO,H,0)-0|^ 

Silberoxyd     .     . 

AfaO            -0{*J 

Ăź- 

Zweiatomige  Basen : 

Platitticnmhydrat 

•/«(«*•»  0„«H,0)-0,{J 

Platinicamozyd   . 

PitO,              -.0,jJ{ 

y- 

Dreiatomige  Basen : 

Alominiomhydrat 

V,(Al,0„3H,0-.0,   J^ 

Alaminiumoxyd 

W40,    -o.iii 

J 


Anlimoniamhydrat    >/i  (Sbj  0, ,  S  Rj  0)  ■>  0«  |  ?|^ 

t  Sh 

ADtimooiamoijd  Sb^  O3  ""  ^  i  Sb 

Wiimutboxyd  Bis  O3  » Os    gl 

Die  zwei-  und  dreiatomigen  Basen  nĂĽbern  aich  gani  gewisaan 
Säuren;  das  Antimonoxyd  s.  B.  steht  der  arsenigen  Säure  sehr 
nabe ;  es  heisst  auch  zuweilen  anlimonige  Säure,  Man  weiss «  dass 
es  Stannate  und  Aluminale  giebt. 

Gewisse  dreiatomige  Basen  Terbalten  sich  bisweilen  wie  einato- 
-mige,  namentlich  das  Antimonoxyd  (vgl.  wetnsaure  Antimonoxyd- 
verbindongen«  t  2495) : 

Anlimonoxyd     Sb^  ^s  ™"  0  j  o.  q 

Was  die  Peroxyde  angebt,  wie  das  WasserstofiThyperoxyd,  Han- 
gan- und  Bleihyperoxyd,  welche  sich  unter  Mitwirkung  von  Schwefel- 
säure unter  Entwicklung  von  Sauerstoff  in  Oxyde  umzuwandeln  ver« 
oaögen,  giebt  es  zwei  Ausdrucksweisen:  man  kann -sie  als  Wasser 
betrachten ,  dessen  eines  Atom  Wasserstoff  durch  die  Badicale  H  0, 
Mn  0 ,  Pb  0  ersetzt  wäre : 

Wasseret offbyperoxyd     Os  Hs  «s  0  |  „ 

Manganbyperoxyd  ^i^^s'^^^iun 

BUibyperoxyd     .     .     OaPbj  —  OJp^^ 

Nach  dieser  Schreibweise  wäre  das  Manganhyperoxyd  mangan- 
saures Manganosum,  und  es  ist  bekannt,  dass  man  durch  GlĂĽhen 
von  Manganhyperoxyd  mit  Kalihydrat  bei  Luflabschlass  mangan- 
saures Kali  erhält. 

Eine  andere  Art^  die  Peroxyde  mit  dem  Typus  Wasser  in  Ver- 
bindung zu  bringen,  besteht  darin,  dabei  dasselbe  metallische  Radi- 
cal  wie  bei  den  Protoxyden  anzunehmen ,  aber  mit  einem  andern 
Radical,  Sauerstoff  i),    den  man  Hyperoaygen  0^  =  Ox  nennen 


1)  Eine  ibniiche  Schreibweise  Hesse  sieb  auf  die  beiden  Modificationen  des  freien 
Saoerstoffes  anwenden : 

Gewöhnlicher  Saueretoff    0  0 

Ozonisirter  Sauerstoff       63  0,  oder  Ox  Ox. 


656 


konnte,  äquivalent  H^;  man  würde  so  auf  den  SauerstoK  das (te 
entwickelte  Princip  (8  2460)  anwenden,  dass  ein  und  dasselbe E36 
ment  mehrere  Radicale  oder  Aequivalente  haben  kann,  wo?ODJete 
besondere  Eigenschaften  entsprechen. 

$2466.  Gepaarte  Basen.  —  Die  organischen  Basen,  «eBi 
mit  den  Metallbasen  in  den  chemischen  Punclionen  flbereiostiniiKi 
sind  diejenigen,  deren  Radical  gepaart,  d.  h.  zusammengesetzt» 
einem  Radical  Alkohol ,  Cq  Him  4.  j ,  in  Verbindung  mit  einen  ft 
fachen  positiven  oder  negativen  Radical.  So  bilden  die  RaU 
Aethyl  y  Methyl  oder  Amyl  in  Verbindung  mit  den  Radicaico  Qi«^ 
Silber,  Blei 9  Zinn,  Antimon,  Arsenik,  Tellur  u.  s.  w.  gepaarte^ 
dicale  (Quecksilberäthyl  9  Stannamyl,  Tellurathyl  u.  s«  w.),  IflS 
Oxyde  dem  Kali,  Kalk,  Bleioxyd  u.  s.  w.  vollkommen  analoge Btf 
darstellen*  Die  erste  dieser  halb  metallischen  halb  organiscfaei 
sen  wurde  von  ßunsen  entdeckt,  welcher  im  Jahre  1840  d«s 
dyloxyd  (Arsenio-Dimelhyl)  beschrieb.  Bunsen's  merkwflrdige 
deckungen  erlangten  seitdem  eine  grosse  Ausdehnung  durtk 
Arbeiten  von  Frankland,  LOwig,  Cahours  und  Riche,  Lai 
Wohler  etc. 

Wenn  man  sich  in  einem  oder  zwei  Atomen  Antimon*, 
Quecksilberoxyd  u.  s.  w.  ein  oder  mehrere  Atome  Sauerstoff 
ihr  Aequivalent  1)  Methyl  oder  Aethyl  ersetzt  denkt,  so  hatnia 
nau  die  Zusammensetzung  der  wasserfreien  gepaarten  Basen, 
ihnen  entsprechen.    So  hat  man,  wenn  (C^Ojj^  oder  die  b 
Radicale  durch  Aet  ausgedrĂĽckt  werden^): 

Wasserfreie  gepaarte  ftsKO 


Quecksiibcroxyd 
Bleioxyd 
*  Wismuthoxyd 


(2At.)Hg,0, 

(2At.)  Pb^O* 

BisO, 


Wasserfreie  arsenige  Säure  Asg  Os 


Hg,(A«0)-0|S^gJ|. 
Pb,{Ae.30)-0{JM§JJ. 
Bi.(4«00-0,|»i£J|. 
A,,(A«,0)-=Oj^gJ|t. 


1)  Die  mit  einem  *  bezeicbnelen  gepaarten  Basen  sind  iweiatoinig. 

2)  (CgH^)  ist  das  Aequivaienl  von  0,  denn,  um  das  Walser  ia  ictkrfttii' 
umzuwandeln ,  hat  man  : 

(H  C,B,,H 


657 


^Wasserfreie  Arseniksaure  .     .     .     As^  0»  .  Ass  (Aet,  0^)  *a  Os 

Wasserfreie  Arseoiksäure  .     .     .     As^  O5  •  As^  (Aet«  0)   ■»  0 

^WaflnerfreitAntimoasüure      .     .     Sb^Og  .  Sbj  (AetjOs)  »» Os 

Wasserfreie  Antimonsaure     .     .     Sb^Os  .  Sb^  (Aet^O)   =^  0 

ZiDDOxyd Sa^Os  .  Sn,  (Aet  0)    »  0 

ZioDoxyd  (2  Atome)    .     .     .     .     SD4  O4  .  Sn«  (Aetg  0)    »^  0 

Wasserfreie  teliurige  Siare  (2  At.)  Te,  0«  .  Tej  (Aet,  0,)  »  Oj 

Wasserfreie  selenige  Saure  (2  At.)   Se,  O4  .  Se,  (Aet,  0^)  »■  Os 

Wasserfreie  Salpetersäure      .  Nj  Og  .  N^    (Aet4  Oj   »=  0 


As  (Cj  Hg)9, 
As  (C,  II5), 

As  (Cs  fl,)4, 
As  (C  H5)4 

Sb  (Cj  Hg),, 
Sb  (Cs  H5)a 
Sb  (C,  «5)4, 

Sb  (C  115)4 
Sn  (Cs  H»), 

So  (Cj  Hg) 

SDs  (Cj  H5)3, 
SOsCCsHg)) 

Te  (Cs  Hg),, 
Te  (Cs  Hg)s 

Se  (C,  Hg),, 
Se  (Cs  Hg), 

N       (C,    Hg)4. 
N      (C,Hg)4 


Es  iat  bemerkeiiswerlb,  das«  alle  diese  gepaarte  Baseo  Säuren 
oder  wenigstens  solchen  Oiyden  entsprechen,  deren  Verhalten  sich 
sehr  dem  der  Säuren  nähert.  Man  erhält  sie  entweder  durch  unmit- 
telbare Oxydation  gewisser  Aether,  wie  die  Arsen-,  Tellur-,  Antimon- 
und  Selenverbindungen  desAethyls,  welche  sich  wie  Metalle  verhalten, 
oder  bei  der  Einwirkung  des  Kali  oder  Silberoxydes  auf  die  entspre- 
chenden gepaarten  salpetersauren  Salze,  die  Chloride  oder  Jodide. 

Sie  gleichen  durch  ihre  physischen  Eigenschaften  den  anorga- 
nischen Basen :  bald  bilden  sie  weisse,  in  Wasser  lösliche,  alkalische, 
ätzende  Massen  (z.  B.  die  Oxyde  oder  Hydrate  des  Blei-,  Arsen-, 
Stib-  und  Telluräthys) ;  bald  bilden  sie  weisse,  amorphe^  in  Säuren 
lösliche  Niederschläge  (z.  B.  die  Oxyde  des  Wismuth-  und  Stann- 
aihys).  Sie  verdrängen  das  Ammoniak  der  Ammoniaksalze  und  liefern 
mit  den  Säuren  eine  grosse  Menge  Salze.  Im  Allgeu^inen  sind  sie 
nicht  flüchtig  und  zersetzen  sich  durch  die  Einwirkung  der  Wärme; 
doch  ist  das  Bydrat  des  Bieiälhyls  Oüohlig  und  verbreitet  Rauch  bei 
Annäherung  eines  mit  Salzsäure  befeuchteten  Glasstabes. 

S  2467.  Die  Amidhasen  sind  mit  dem  Radical  Ammonium 
gepaarte  Basen.  Das  Ammoniak  bildet  bekanntlich  in  wässriger 
Losung  eine  dem  Natron  oder  Kali  ähnliche  JBasis;  diese  Analogie 
lässt  sich  ausdrücken,  indem  man  sagt,  das  Radical  Ammonium  N  H4 
vertrete  das  einfache  Radical  Kalium  K  oder  NaUium  Na : 

Gerhardt,  Ghenie.  IV.  42 


658 

0  j  J;     0  j"g*    =     NH,  +  H,0. 

Kalihydrat.  Ammoiiiumhydrat. 
Die-  anorganische  und  organische  Chemie  bieten  eine  gross 
Zahl  von  Verbindungen  dar,  welclie  die  Oxyde  eines  Ammoniums  dl^ 
stellen,  dessen  Wasserstoff  mehr  oder  weniger  durch  ein  einfadn 
oder  zusammengesetztes  Radical  ersetzt  ist.  Zu  dieser  AbtIieilBi( 
sind  die  Körper  zu  rechnen,  welche  man  ammoniakaUsehe  Oifif 
genannt  hat,  z.  B.  das  ammoniakalische  Quecksilberoxyd  oderQoed- 
silberammoniumoxyd,  das  Platinammoniumoxyd  (Plaliuamio,  PlalĂĽ- 
amin),  etc. 

Quecksilberammonium-Hydrat N Hg«  HO   "  ^  {    | 

PUtioammoDtum-Hydrat  (PlatioamiDi))      ....     NptsHsO«0|    ^' 
PlatosaromoDiam-Hyttrat  (Reiaet'a  zweite  Basis)     .     •     N  Pt  H«  O  =s  0  |    g 

Diese  Basen  verhalten  sich  zu  den  Säuren  wie  die  MetallbM 
mit  einfachen  Radicalen.  Es  giebt  auch  ahnliche  Amidbasen,  «cidi| 
von  einem  Diammoniumhjdvjki  abslammen. 

Diammoniumhydrat. 

Das  Diplatosamin  (Reiset's  erste  Basis)  stellt  ein  Diammoftiai' 
hydrat  dar,  desseu  eines  Atom  Wasserstoff  durch  sein  Aequini<^ 
Plalinosum  ersetzt  ist : 


1)  Nach  meinen  Beobachtungen  stellt  das  Knallplallo ,  welches  bsb  «i^ 
wenn  man  das  chiorplatinsaare  Ammoniak  in  kochendem  Natron  aaflösi  ood  1* 
Essigsäure  fällt,  das  Hydrat  eines  Ammoniums  dar,  dessen  4  Atome  Wasserelaf  ^ 
ihr  Aequivalent  Platinicum  pt4  -»>  Pt  ersetzt  sind.  Bei  160<^  getrocknet  eatküt  * 
Substaox : 


Q  j  Npt4  +  S  Aq. 
1    H 


Diese  Formel  ist  aus  folgenden  Besnltaten  abgeleitet : 

Gefunden.  Bemchoet. 

Stickstoff    .     .       5,3  5,2 

Platin    .     .     .     75,0  74,7 

Wasserstoff            1,7  1,0 

Das  Knallplalin  löst  sich  leicht  in  Salzsftare  auf  und  bildet  damit  ciil«^^ 
liches  und  onkrystallisirbares  Salz. 


659 
N  PI  Hj  (N  H4) 

Diplatosammoniumliydral. 

Die  Amidbasen  der  Gattung,  wovon  wir  sprechen,  sind  beson-* 
ders  häuGg  in  der  organischen  Chemie;  wir  verdanken  ihreKenntniss 
den  glänzenden  Arbeiten  Hofmann's.  Dieser  hat  nachgewiesen,  dass 
die  Substitution  der  Alkoholradicale  CBH2a-^i  und  CqĂś^q^.,  fĂĽr  die 
vier  Atome  Wasserstoff  des  Ammoniums  in  dessen  Hydrat  ganz  dem 
Rali  ähnliche  Basen  liefert.  Diese  Basen  gehören  übrigens  ganz  der 
oben  beschriebenen  Classe  der  Aethylmetallbasen  an  und  sind  nur 
eine  besondere  Art  derselben  ^). 

Folgende  sind  die  wichtigsten  organischen  Amidbasen : 

Homologe  Basen  mit  dem  Radical  NCCaH^n -1.1)4: 

Telramelhylammoniumhydral  .  .  C4  H,,  N  0  =  0  |  ^  ^'^* 
Teliithylammoniumhydral  .  .  Cg  H^  N  0  —  0  |  ^  ^ ^  ^»^^ 
Diäthylmcthylommoniumhydral     .     C,oH„NO  =  0  1  NCCaH4)j^(CH3)  (C5  H,i) 

Homologe  Basen  mit  dem  Radical  NCCnH^a+OsCCoHte^i): 

Melhylamylpheoylammoniuo]- 

h,dm C„H„NO-0  j"(<^"»nC,HO(C.H..)(C.H.). 

TriätliytloIuenylammoDiumhy- 

dimt C„H^NO-0  I  ^^^*J»)>(^''"'^ 

Die  Jodverbindungen  dieser  Basen  ent.^tehen  durch  die  Einwir- 
kung der  jodwasserstoffsaurenAetlier  (Alkoholjodide)  auf  die  tertiären 
Alkalien  (Alkoholazodide) : 

(  C,  H5 
N  j  Ca  H5   +1,  Ca  H5   =   I,  N  (Ca  U^\. 
(  Cj  H5 
Triflthylamin.    Aethyljodid.     Teträthylammonium- 

jodid. 
Die  Basen  selbst  erhält  man  aus  ihren  Jodiden  mit  Kali  nicht, 
das  Silberhydrat  dagegen  lässt  sie  isoliren : 


1)  Sie  lassen  sich  auch  von  der  Salpetersäure  ableiten.   Vgl.  S.  657. 

42» 


- 

660 

I,  N(C,H5)4 

+ 

o\^ 

-  lAg  4 

* 

Teträlhylanimo- 

- 

Silber- 

Silber. 

TelrälhylamroooioiD- 

iiiumjodid. 

faydrat. 

Jodid. 

bydrat. 

Man  erhält  sie  beim  Alidainpfen  in  Gestalt  krystalliniscber,  S(k 
leicht  in  Wasser  löslicher  Massen,  welche  das  Aaimoniak  aus  sdM 
Salzen  austreiben  und  die  zusammengesetzten  Aetber  in  Saure  ui 
Alkohol  zerlegen.  Sie  zersetzen  sich  durch  Destillation  unter  Eri> 
Wicklung  einer  flüchtigen  tertiären  Base : 


N(C,H5), 


C,H5 
TetrĂĽlhylammonium-        Triathyl-         Oelbild.  Gas. 
hydrat.  ainin. 

Die  Jodide  dieser  Basen  verhalten  sich  auf  Hholiche  Weise 

dem  EinQuss  der  Wärme, 

(  C,H5 
I,  N(G,H5)4   =   N      C,Hs  +   I,  C^Hs 

(  CaH« 

Teträthylammo-  Tridthyl-        Aethyljudid. 

niumjodid.  amin. 

Mehrere  Pdanzenbasen  (Nicotin,  Strychnin,  Morphin«  CoMj 
ClĂĽnin,  Cincbonin)  verhallen  sich  zu  den  hydrojodsaurenAethefn 
die  tertiären  Basen  zu  den  AlkoholradLcalen.     Ebenso  zu  deo 
reumatischen  Rasen  (Pyridin,  Picolin,  CoUidin),  welche  das  di 
mige  Radical  CoH^ö-«  enthalten. 

Es  ist  cu  bemerken,  dass  alle  organischen  Basen,  in  Wa 
gelost,  sich  vorstellen  lassen  als  Ammoniumhydrate ;  ebenso 
sich  die  Verbindungen  dieser  Basen  mit  den  Säuren  (die  Saix^ 
organischen  Basen)  jederzeit  als  Ammoniumsalze  ausdrOckeo. 

8  2468.     Es   giebt  Oxyde ,    welche  den  eben 

StickstofTbasen  ganz  ähnlich  sind,  aber  Phosphor  statt  des  Stickst« 
enthalten ;  diese  Phosphorbasen  wurden  von  Cahours  und  Hi 
entdeckt. 


661 


Homologe  Basen  mit  dem  Radical  P  (€„ Ht„ ^_ ,)* : 

fefnpbospbometbylammoDiambydrat  »*>  C4  H,s  PO  >»  0  |  ^  K-^ih^ 

•elraphosphälhylammoniumhydral      .     .     =  Cg  H21  P  0  =  0  |  !!  t^«"»)* 
rfipbospbilbylammoDiumbydrat   .     .     .     =  C7  H,»  PO  —  0  j  ^  (CjfUa  (CH3) 

Die  Jodide  dieeer  Basen  erhalt  man  durch  die  Einwirkung  der 
dkoholjodide  und  -Phosphide : 

(  CjHft 
P      C,H5   +   I,  CjH,   ~   1,  P(CjH5)4. 
'  CjHs 
Triphosphaihyl-      Aethyl-         Telraphosphäthyl- 
amin.  Jodid.  amnioniumjodid. 

Die  Basen  selbst  entstehen  aus  den  entsprechenden  JodĂĽren  und 
lilberbydrat : 

I,  P  (C,H,);  +  0  j  *«f  =   1  Ag  +  0  j  J^^»"»^* 

Telraphosphathyl-  Telraphosphälhyl- 

ammoniunijodid.  ammoniunihydrat. 

Sie  besitzen  starke  basische  Eigenschalten  und  neuti'alisiren  die 
iUlrksten  Säuren  vollkommen.  Sie  liefern  krystallisirbare  Salzsäure 
Salze,  welche  schöne  Verbindungen  mit  Platinchlorid  bilden. 

S  2469.  Ausser  den  Ammon-  und  Phosphammonbasen  kennt 
Dan  Basen,  welche  von  einem  Ammoniumhydrat  abstammen,  dessen 
Itickstoff  durch  sein  Aequivalent  Arsenik  oder  Antimon  ersetzt  ist : 

ArseDathyliumhydrat  .  .  €9  Hj,  As  0  =-  0  |  ^'jj^^*  ^»^* 
Stibitbyliumbydrat  .  .  C,  Ha,  Sb  0  -«  0  |  ^^^^»  ^*^* 
SlibSlbyl-Methyliombydral    C,  Hj,  Sb  0  —  0  |  ^'^  ^^^^^  ^^  ^»^* 

Diese  Basen  erhielten  L»ndolt,  Cahours,  Riebe  etc.  durch  Be- 
landlong  der  entsprechenden  Jodide  mit  Silberoxyd.  Sie  bilden 
treisse,  in  Wasser  äusserst  leicht  lösliche  Massen,  ätzend  wie  Kali 
iod  begierig  Kohlensäure  aus  der  Lufl  anziehend. 

S  2470.  Alkohole.  —  Diese  Körper,  welche  ausschliesslich 
kr  organischen  Chemie  angehören,  stellen  Wasser  dar,  dessen  ein 
IltoBi  Wasserstoff  durch  ein  positives  Kohlenwasserstofiradical  ersetst 
it.    Sie  unterscheiden  sieb  von  den  eigentlichen  Basen  dadurch. 


662 

dass  sie  mit  den  meisten  Säuren  nur  unter  besondem  Dmstandn  te 
Druckes  und  der  Temperatur  eine  doppelte  Zersetzung  bilden.  Sie 
theilen  mit  den  Säuren  die  Eigenschaft,  Kalium,  Natrium  und  stIkM 
die  Radicale  anderer  Metallbasen  gegen  das  zweite  Atom  Wasserstif 
des  Typus  Wasser  (Kaliumalkohol,  phensaures  Natron)  auszutauscbeo 
und  findt^n  sich  daher,  so  zu  sagen,  an  die  Grenze  der  eigeodidKi 
Säuren  und  Basen  gestellt.  . 

Die  chemische  Geschichte  der  Alkohole  ist  innig  rerkoSpitäl 
der  der  einfachen  und  zusammengesetzten  Aether,  deren  Kenotoisi 
wir  vorzugsweise  Gay-Lussac  und  Thenard,  Dumas  und  Boullar, 
Dumas  und  Peligot,  Williamson  etc.  verdanken. 

Man  kennt  mehrere  Reihen  homologer  Alkohole. 

a.    Homologe  Alkohole  mit  dem  Radical  CbH^^j,  entsprecM 
der  Reihe  der  fetten  Säuren  mit  dem  Radical  CnH^^jO : 

I  c  li 

Ameisensäure-Alkohol,  Hoizgeist  od.  Methylbydral  (2  Vol)  C     H«   0«0  | 

Essigsaurer  Alkoliul,  Weingeist  oder  Aelbylhydrat    .     .     C^   H^^    0  »  0  J  ^  ^ 

Propionsaurer  Alkohol  oder  Tritylhydrat C,   Hg    0  »  0  |  ^  n  i 

Bulylsaurer  Alkohol  oder  Tetrylhydrat C4   H,©  0  =  0  }  ^  jn 

1^ 

IC  Hrt 
IL 

Caprylsaurer  Alkohol  oder  Octylbydral C^  H|g  0  »s  0  {       |,' 

Cetylsaurer  Alkohol  oder  Cetylhydrat Cj«  H34  0  »  0  |  ^*  J* 

Ccrylsaurer  Alkohol  oder  Gerythydrat Cjtt  Hm  ^  °"  ^  1       H, 

E. 

Die  beiden  ersten  Alkohole  sind  seit  langer  Zeit  bekaool- 
Cahours,  Ăźalard,  Brodie,  Bouis,  Ghancel  und  Wurtz  haben  trettdĂĽ 
Arbeiten  über  die  übrigen  Glieder  dieser  Reihe  veröflentlicht. 

Diese  Alkohole  entstehen  :  bei  der  trocknen  Destiilatioo  desHoto 
(Methylhydrat);  bei  der  Gährung zuckerhaltiger  Flassigkeilen (AeibfK 
Triiyl-,  Telryl-,  Amyl-,  Hexylhydrat) ;  bei  der  Einwirkung  des  Wal- 
sers auf  die  schwefelsaure  Losung  der  KoMeawasserstoffe  dCI« 
(Aethyl*,  Tritylhydrat);  bei  der  Zersetzung  gewisser  Fette  QodWack»- 


k 


663 

arten  durch  Kali  (Cetylhydral  aus  Wallralh,  Cerylhydrat  aus  chine- 
sischem Wachs,  Melissylhydral  aus  Bienenwachs). 

Sie  sind  flQssig  oder  fest,  ohne  Wirkung  auf  Pflanzenfarben  und 
flĂĽchtig  ohne  Zersetzung  (wenigstens  die  unteren  Glieder  der  homo- 
logen Reihe);  der  Siedepunkt  jedes  Alkohols  ist  ungefähr  40 <^  tiefer 
als  der  der  entsprechenden  Fettsäure. 

Unter  dem  Einfluss  oxydirender  Agenlien  liefern  die  Alkohole 
Aldehyde  mit  dem  Radical  CbHjo_,  oder  Fettsäuren  mit  dem  Radical 
^bHsb.jO;  diese  Wirkung  ist  charakteristisch  und  hat  zur  Benennung 
der  verschiedenen  Alkohole  gedient. 

Ca  He  0   +   0  =   Ca  H4  0   +   H^  0; 

Gewohnlicher  Essigsäure- 

oder Essigsäurealkohol.  Aldehyd. 

Ca  He  0   +   Oj  =   Cg  H4  0   +   H^  0. 

Gewöhnlicher  Essigsäure, 

oder  Essigsäurealkohol. 

Hit  Kalikalk  bei  höherer  Temperatur  behandelt,  entwickeln  die 
Alkohole  Wasserstoff  und  bilden  das  Salz  einer  feiten  Säure.  So 
liefert  gewöhnlicher  Alkohol  essigsaures,  Holzgeisl  ameisensaures, 
Amylalkohol  baldriansaures  Salz  u.  s.  w. 

In  BerĂĽhrung  mit  Kalium  entwickeln  die  Alkohole  Wasserstofl^- 
gas  unter  Bildung  von  Kaliverbindungen,  welche  das  Wasser  zersetzt: 

Aethylsaures  Kali  oder  Aethyl-Kaliumoxyd      .     C,  Hs  K  0  «  0   |  ^*  j^'' 

Sie  lösen  sich  in  Schwefelsäure  und  verbinden  sich  damit  unter 
Bildung  von  Aetbersäuren  (zusammengesetzte  saure  Aelher), 

(  s  O2 

Aethylschn-efelsaure  oder  Schwerelweinsäure   C^  H5  S  O4  «»  0^  <   Cj  Hs. 

(        H 

Hit  nicht  überschüssiger  Schwefelsäure  oder  mit  Phosphorsäure, 
mit  Fluorbor,  Chlorzink,  Chlorzinn  erhitzt  —  liefern  mehrere  von 
diesen  Alkoholen  einfache  Aether  (§  2471);  mit  Überschüssiger 
Schwefelsäure  erhitzt,  liefern  sie  Kohlenwasserstofle  der  homologen 
Reihe  nCHs. 

Hit  den  meisten  übrigen  Säuren  liefern  dieselben  Alkohole  zu- 
sammengesetzte Aether  (§249^).  Die  Chlor-,  Brom-  und  Jodwasser- 
«tolTsäure,  sowie  Chlor-,  Brom-  und  Jodphosphor  wandeln  diese 
Alkohole  in  chlor-,  brom-  und  jodwasserstoflsaure  Aether  um : 


664 

0  j^'J»  +  ciH  -  oj  2  +  ci,ce,. 

Aetbyihydrat.  ChlsrSthTl. 

0  j  ^  J  +  ci„  PCI,  =-^^^-5^  +  ci..  PO. 

Aethylbydrat.        Phosphor*     Chloräthyl  plus     Pho$phor- 

superchlorid.     Chlorwasser-     oiychlvrtr. 

stoffsäure. 

Mit  den  S^urechloriden  lierern  die  Alkohole  ztisamnaeogcsctiv 
Aether  unter  Entwicklung  von  ChlorwasserstolTsaurp. 

oj'='S'H-a.cH.o_o^S;„  +  c,B 

Aethylhydrat.        ChlorbenzoYl.        BenzoCsaures       Chlor- 

Aetbyl.  wasserstod 

Das  PhosphorsupersulĂźd  wandelt  die  Alkohole  in  MercaptaiK: 

50|^«J»  +   P,S.  =  5SJ^«U»   +  P.H.. 

Aetliylhydrat .  AethylsulOiydnit. 

ß.    Homologe  Alkohole  mit  dem  Rndical  C„  Ht^^,,  enisprrd 
den  Säuren  mit  dem  Rftdical  CbH^.^.     Man  kennt  erst  ein  cioxifft^l 
Glied  dieser  Alkoholreihe : 

Acrylalkohol  oder  Allylhyilrat    C,  Hg  0  =  0   |  ^^  J* 

Dieser  Alkohol  zeigt  die  grösste  Analogie  mit  den  Atkobolefl  ^ 
vorhergehenden  Reihe ;  er  bildet,  wie  jene,  zusammengesetzte  AHbtf* 
Die  oxydirenden  Agentien  verwandeln  Ihn  in  AcroleTn  (Acrylalilehj*^ 
C3  H4  0  und  in  AcrylsVure  C3  H4  0^  (Cahours  und  llofmann). 

Jeder  Säure  mit  dem  Radical  C„H4,»_^0  (Aogelica-,  Tei*i^ 
OleYnsaure  etc.)  entspricht  wahrscheinlich  ein  dem  Aliylbydralll*' 
Kcher  Alkohol. 

/.  Homologe  Alkohole  mit  demRadical  CsH^^tO»  eatsprecbrti 
den  Sauren  mit  dem  Radical  C^  Ht..«  0  : 

tr    g. 
g' 

IC   H  ' 
â– ? 

Die  Alkohole  dieser  Reihe  wurden  von  Canizzaro  mHCebi  ^ 
entsprechenden  Aldehyde  und  einer  alkoholischen  KaKlasaogH^*'^' 


i 


665 

2  C7  H«  0   +  K  H  0  ^  C7  n,  0  -f  C,  Hs  K  O9. 
BiKermsndelM  Beiieoi^  Benaoäsaures 

oder  Benzoealdchyd«  alkohol.  Kuli. 

Sie  bilden  Ftassigkeiten,  welche  sich  ohne  Zersetiiing  verOOch- 
tigen  und  die  die  oxydirenden  Agentien  in  Aldehyde  oder  enUpre- 
chende  Säuren  verwandeln. 

Mit  SchwefelsSlure  behandelt,  liefern  sie  weder  einfachen  Aether, 
noch  Weinsäure;  aber  sie  scheiden  harzige  Producte  ab. 

Mit  einen)  Gemenge  von  Schwefelsäure  und  andern  SauerstofF- 
Bäuren  lif*fern  sie  zusammengesetzte  Aelher;  mit  Chlor-,  Brom-  und 
Jodwasserstoffsäure  liefern  sie  gleichfalls  entsprechende  Aelher. 
Aelzkali  verwandelt  sie  bei  höherer  Temperatur  in  Säure  und  Alko- 
bolhydrĂĽr. 

3  C7  Hg  0   =   C7  He  Oj   -|-   2  Cy  Hg   +   H^  0. 
BenzoCatkohol.     Benzoesäure.       Tolnen. 
(f.    Homologe  Alkohole  mit  dem  Radical  C.  H,o-7  •* 

Ptieoalkohol  oder  Phenylhydrat     Cg  H«  0  «  0  |  ^*  g* 
Kresylalkohol  oder  Kresylbydrat    C7  Hg  0  »  0  |  ^  „^ 

Diese  Alkohole,  isomer  denen  der  Reihe  /,  Qnden  sich  unter  den 
Prorlucten  der  trocknen  Destillation  des  Holzes  und  der  Steinkohle. 
Das  Phenylhydrat  ist  durch  die  Untersuchungen  von  Laurent  und 
Gerhardt  als  Alkohol  charakterisirt  worden ;  TVilliamson  und  Pairlie 
haben  den  Kresylalkohol  beschrieben. 

Die  Alkohole  dieser  Reihe  bilden  in  Wasser  wenig  auflOsliche, 
stark  kaustische,  in  Kali  leicht  lösliche  Körper. 

Die  oxydirenden  Agentien    verwandeln  sie  nicht  in  Aldehyde. 

Concentrirte  Schwefelsäure  löst  sie  leicht  und  bildet  damit  Aether- 

gäuren, 

i  S  Os 

PhenylBchwerelsäure     C«  H«  S  O4  =«  Oj  <   Ce  H^ 

(        H. 

Mit  Schwefelsäure  erhitzt,  liefern  sie  weder  einfnchen  Aether, 
noch  Kohlenwasserstoff,  wie  die  Alkohole  der  vorhergehenden  Reiben. 
Salpetersäure  verwandelt  sie  in  Nitrosäuren,  deren  Salze  beim  Er-* 
hitzen  explodiren : 

Pikrin-  oder  TrinilropbensSure     Cß  H3  (W0j)3  0  =  0  |  ^«  g«  ^"  ^•^» 
Trinilro-Kresylsäurc  ..    .     C,  H^  (N  0»),  0  —  0  |  ^  ^*  ^^  ^*^» 


666 

Mit  den  SSurechloriden  liefern  dieselben  Alkohole  zusanmeige- 
setzte  Aelher  unter  Entwicklung  ?on  Cblorwasserstoflsanre. 

o|«.«'  +  a,c,B.o-o|^J;„+aB. 

Phenylhydrat.        GhlorbenzoYl.         Benzo^s&aures 

Phenyl. 

0  {  ^« ;;« ^«««>»  +  ci.  c  0. 0  =  0  I  ^  »^;  ^^««>. +aiL 

Trinitrophensaure.        ChlorbenzoTl.     Benzoesaures  Trinitro- 

phenyl. 

Dtis  ThymianOl  C|o  Hj^i  0  scheint,  auch  zu  den  Alkoholen  die«r 
homologen  Reihe  zu  gehören. 

B.    Man  kann  noch  folgende  Körper  zu  den  Alkoholen  recbifi: 

Cionaminalkohol,  Siyron  oderPenivio  (Strecker)     Cg  H|o  0  «s  0  j**^ 
Aoisinalkohol Cg  H,o  0  =  0  |  ^  J  ^' 

Sie  verwandeln  sich  durch  Oxydation  in  Aldehyde  oder  eoUpr«' 

chende  SJluren. 

Das  Saligoniu  C7  Hg  0^  scheint  Salicylalkohol  zu  sein  (Limpncbl J 

i.   An  die  Alkohole  schliesst  sich  auch  das  Glycerin  nach  seii^ 

Eigenschaft  an,   neutrale  Fette  zu  bilden  (§  2502),  welche  den  n* 

sammengcselzten  Anlherarten  ähnlich  sind.    Allein  das  Glycerin  M 

sich  von  zwei  Atomen  Wasser  ableiten  durch  Substitution  des  1^ 

cals  C3  Hs  0  fĂĽr  1  Atom  Wasserstoff : 

i  C,IU0 

I        H 

Glycerin  oder  Glyceryihydrat     C3  Hg  O3  a»  0^  <        n 

(        H, 

Man  erhält  diese  Substanz  bei  Verseifung  der  Gele  und  fesltf 
Fette.     Durch  Behandlung  mit  Jodphosplior  liefert  sie  Alkoboljodi' 
und  -HydrĂĽr  (Jodaily!)  oder  jodirtes  Propylen  C3  H5 1  und  Allylhydf* 
oder  Propybn  (C3  He).     Mit  Kalihydrat  entwickelt  sie  bei  gflii^ 
Wärme  Wasserstoff  und  bildet  die  Salze  von  zwei  einba^i^'m  Sltn« 
(Ameisen-  und  Essigsäure)  der  homologen  Reihe  mit  dem  lUdicii 
GbHj„_,  0.     Sie  verbindet  sich  mit  den  Sauerstoffs^linen  zu  dem* 
sammengeselzten  Aelherarlen  ähnliehen  Verbindungen  {Glyceridf»); 
milGhlnrwassersloffsäure  liefert  sie  den  cblorwasserstoffsaureaiHbc^ 
arten  ähnliche  Verbindungen. 


667 

§  2471.  Die  einfachen  Aeiher  stellen  Wasser  dar,  dessen 
iwei  Atome  Wasserstoff  durch  ein  Alkoholradical  ersetzt  sind*  Sie 
sind  fĂĽr  die  eigentlichen  Alkohole,  was  die  wasserfreien  Basen  fĂĽr 
lie  Hydrale.  Man  verdankt  vorzugsweise  don  schönen  Unlersuchun- 
{en  von  Williamson  iind  Chancel  die  genaue  Kennlniss  von  den  Be- 
gehungen zwischen  den  Alkoholen  und  einfachen  Aclherarlen, 

In  den  einfachen  Aetherarten  sind  die  beiden  Atome  Wasserstoff 
les  Typus  entweder  durch  dasselbe  Radical,  oder  durch  zwei  ver- 
chieĂĽene  Radicale  ersetzt. 

a.  Einziehe  homologe  Aether  mit  dem  Radical  CoH^^i. 

Aeiher,  welche  zweimal  dasselbe  Radical  enthalten : 

Nelbytoxjd  oder  MethyliUher C^   H«    0  »»  0  |  ^  ^^ 

AelhyloxyJ  oder  gewöhnlicher  Aether  (2  Vol.)  C«   Hto  0  =  0  \^  2* 

Telryloxyd  oder  Butyläthcr C,   H,,  0  =  0  }  li*  5» 

Amyloxyd  oder  Amylälber   .     .  '  .     .     .     .  C,«  H^  0  »  0  |  ^^  2>> 

f    ^5     "II 

Cclyloxyd  oder  Celylälher C3,  H««  0  =»  0  }  ^*»  S^» 

Aether^  toelche  zwei  verschiedene  Radicale  enthalten. 

{Gemischte  Aether,) 


Mclhyl-Aelhyloxyd  (2  Vol.)  C3  H,  0  =  0  |  {i  ^^ 
Metbyl-Amyloxyd  .  .  .  C«  H,^  0  =  0  {  ^  5* 
Aethyl-Arayloxyd  .     .     .     .     C7  Hje  0  =.  0   |  ^*  |{» 

Ăź.  Einfache  homologe  Aether  mit  dem  Radical  Cg  Hta-7 : 

Toluenyloxyd     C,*  "u  0  -=  0  |  ^  ^^ 
Phenyloxyd  .     C«  H^o  0  =  0   1  ^«  2* 

Die  Aeiher  der  Reibe  a  und  Ăź  entstehen  dur'^h  Einwirkung  der 
odwasserstoff-  (Chlorwasserstoff-  oder  broniwasserstoff-)  sauren  Aether 
lufdie  Kalialkohole. 

OJ^^»  +  I,C,H.   =   0  j^j^»  +   IK; 

Aelhylsaures         Jodathyl.         Aethyloxyd. 
Kali. 


668 

oj'^J-  +  ..c.H,.  =  «j^S;_  +  .«. 

Aethylsaures         Jodamyh  Aeibjlamyl- 

Kali.  oxyd. 

Man  erbdlt  auch  dieselben  einfachen  Aelher  durch  Deslilaliai 
von  einem  oder  zwei  Alkoholen  mit  Schwefelsaure. 

Die  einfachen  Aether  sind  gasR(rmig  (Metbyloxyd),  flOssig  oder 
fest  (Cetyloxyd),  haben  keine  Einwirkung  auf  Pflanzonfarbeo  nod  siatf 
grOsstenlheils  ohne  Zersetzung  fluchtig.  Ihre  FlĂĽchtigkeit  isl  grosser 
als  die  ihrer  Alkohole.  Sic  verhallen  sich  zu  Schwefelsäure  vd 
Säurehydraten  wie  die  entsprechenden  Alkohole :  so  liefert  d» 
Aelhyloxyd  mit  Schwefelsäure  schwefelsaures  Aethyluxyd  (Schvefe- 
Weinsäure),  Chloräthyi  (Salzälher)  mit  Chltirwassersloffsäiire.  F^ 
phorsupersuHid  verwandelt  sie  in  SchwefelwasserstolTälher  ({  230Ti 

Man  kennt  auch  einfache  gemischte  Aether  mit  Alkohol- 
melalihasischem  Radical : 

i  C  E 
Methyl natriumoxyd  oder  äthyUaares  Nairoo      .     .     .     C   H,   Na  O  «s  O  v  ^ 

i 

Aetbylziokoxyi!  oder  Stbylsaures  Zink CaHsZoO^o!  ^% 

L 

Diese  Verbindungen  stellen  gewissermassen  die  Metallsalzc  ^ 
Alkohole  dar.  Die  Verbindungen  mit  dem  Radical  K  oder  Na  Mi 
man  mit  den  entsprechenden  Alkoholen  und  Kalium  oder  KatrĂĽa; 
die  mit  dem  Radical  Zn  entstehen  durch  Oxydation  der  Metalle 
gemischten  Alkoholmetalle  (ZinkmethylĂĽr  u.  s.  w.). 

Es  sind  feste  Korper,  bisweilen  krystallisirbar  (die  mit  dem  B^ 
dical  K  oder  Na),  nicht  flĂĽchtig  und  werden  von  Wasser  zersetzt  ii 
anorganische  Base  und  Alkohol, 

Kaliumalkohol.  Alkohol.  Kali. 

Mit  Chlor-,  Brom-  oder  Jodalkohol  behandelt,  liefero  siedie  emr 
fachen  Aether  der  oben  angefĂĽhrten  Reihen. 

y.  An  die  einfachen  Aetlier  scliliesst  sich  auch  das  ClyctfrtoT' 
von  Berlhelol  und  Luca  an : 


660 

Glyceryloiyd     Ce  H,o  0,   -  0  |  ^J»  ^ 

%  2472.  Aldehyde  (primäre  Aldehyde).  —  Sie  stellen  Wasser 
dar,  worin  ein  Atom  Wasserstoff  durch  ein  positives  Radical  ersetzt 
ist,  welches  sie  unter  Bindung  eines  Atoms  ihres  Sauerstoffs ,  in 
Säuren  umwandelt.  (Die  Aldehyde  stellen  auch  SäurenhydrOre  dar, 
%  2583.)  Zwischen  einem  Aldehyd  und  einer  organischen  Säure  ist 
derselbe  Unterschied  wie  in  der  anorganischen  Chemie  z.B.  zwischen 
schwefliger  und  Schwefelsäure. 

a.  Homologe  Aldehyde  mit  dem  Radical  Con^.},  entsprechend 
den  Alkoholen  mit  dem  Radical  G^  Hs„  4.  i  und  den  einbasigen  Säuren 
mit  dem  Radical  C.  B%^i  0  : 

Essigsäarealdehyd,  Acetigsaurebydral  oder  Acetylhydrür     CsH4  0B>o|^n' 

PropionaiuKbydrat,  Propionigsiarshydnit  oder  Propio- 
nyöiydrur €»  H«  0  —  0  |  ^»  ^» 

Battersäorealüebyd ,   Butyrigsäurehydrat  oder  Butyryl- 

bydrar C^HgO  —  oj^J' 

Valeriaosaurealdebyd,  ValerianigsSarebydrat  oder  Vale- 

rylbydrur C5   H^o  0  =  0  |  ^»   g» 

OeDaDtbylsäurealdebyd ,    Oenantbyligsäurehydrat    oder 

OeoanlbylbydrĂĽr C7   H,*  0  =  0  1  ^^   "" 

Capriosäarealdebyd,  Batinigsaarebydrat  oder  Rutylhj- 

drur Cio  Hjo  0  =  0  I  ^tf  2*' 

P«liBiliQBaurealdehyd ,  Palmitinigsiareiiydrat  oderPal- 

milylbydrur Ct«  H«  0  —  0  |  ^*«  g« 

Diese  AMebyde  entstehen  durch  Einwirkung  der  oxydirenden 
Körper  auf  die  Alkohole  mit  dem  Radical  CgHsn-i-n  sowie  auf  die 
Aibvmiiisubstanzen.  Das  Oenanthylsäurealdehyd  erhält  man  bei  der 
trocknen  Destillation  des  Aicinusols ;  d»s  Caprinsäure-  od«r  Rttti»- 
Säurealdehyd  bildet  zum  grössern  Theil  das  Rautenöl. 

Die  Aldehyde  sind  flüssige  oder  feste  Körper,  welche  durch  Oxy- 
dation leicht  in  einbasige  Säuren  übergeben, 

EssigsäuroaUehyd.  Essigsäure. 

Sie  red^iciren  in  der  Wärme  das  ammoniakatirscbe  Silbernitr«^ 
unter  Abscheidung  metallisdien  Silbers.    Hit  weingeistiger KaliUtoiiqg 


670 

behandelt  liefern  sie  dieselben  Sauren  wie  durch  OxydalioD  nul  n- 
gleich  harzige  Subslanzen,  die  noch  nicht  iinlersucbt  sind. 

Mehrere  Aldehyde  (das  Essig-,  Oenanthyl-  und  RutinsäD^eaU^ 
hyd)  erscheinen  in  zwei  oder  drei  isonäeren  oder  polyniereo  AbSode- 
rungen.  Bei  der  trocknen  Destillation  der  Kalk-  oder  Bantsahe 
mehrerer  feiten  Säuren  erhitit  man  ähnliche  Isomere  (Bulyral  aus  da 
buUersauren  Kalk,  Valeral  aus  baldriansaurem  Kalk). 

Die  Aldehyde  entwickeln  Wasserstoff  in  BerĂĽhrung  mit  Eaiin 
und  scheinen  salzdhnliche  Verbindungen  zu  bilden : 

Acetigsaures  Kali  oder  Kalialdehyd    C,  H,  K  0  »  O    |  ^^^ 

Sie  absorbiren  Ammoniak  und  bilden  damit  hauGg  kryslaSsr 
bare  Verbindungen : 

Acetigsaures  oder  AldehydammoDiak     C«  H4  0,  N  H,  «■  O   |  >?  ^ 

Mit   Schwefelwasserstoff    bebandelt   liefern    die    alddiydsa 
Ammoniaksalze  Schwefelalkalien : 

3CjH3(NH4)O-|-2HaS  =  CeHi3NS,  +  2NB,4-3H,0. 
Acetigsaures  Thialdin. 

Ammonium. 

Mit  Cyanwasserstoff-  und  Chlorwasserstoffsdure  erhitzt  Ikfi 
die  Aldehyde  auch  Alkalien  (Alanin,  Leucin) : 

Cj  H4  0   +   C  N  U   +   U,  0   —   C,  H7  NO, 
Essigaldehyd.    Cyanwasser-  Alanio. 

stoffsSure. 
und  diese  letzteren  Alkalien  verwandeln  sich  durch  salpetrige  SW 
in  zweibasige  Sfiuren  (Milchsäure,  Leucinsaure) : 

2  Ca  H7  NOj  +  N,  0,  —  C«  H„  0,  +  2  N,  +  B,  0. 

Alanin.  Milchsäure. 

Mit  den  zweifach  schwefligsauren  Alkalien   bilden  die  AMehiiB 

dieaer  Reihe  krystallisirbare  Verbindungen. 

fSO 
itli 
ISO 

Scbwefltgsoures  Acetotam-Natriom    .     .     CsHaNaO,  SOa"«0|{C|% 

(Ha 

Ăź.  Homologe  Aldehyde  mit  dem  Radical  C.  H^,.^,  entsprecki' 
den  Alkoholen  mit  dem  Radical  C.  VL^^y  und  den  einbasigea  Sii^i* 
mit  dem  Radical  €^11)0^0.  Man  kennt  nur  ein  einziges  AMcM 
dieser  Reihe : 


671 

Acrolein  oder  Acrylaldehyd     C3  H4  0  =  0  \^^ 

Es  ist  eine  sehr  flachtige  Fidssigkeit,  welche  durch  Oxydalion 
des  entsprechenden  Alkohols  entsieht.  Es  jbiidet  sich  auch  durch 
Einwirkung  der  Phosphorsäure  auf  Glycerin  und  durch  trockne  De- 
stillation der  Glyceride  Ăśberhaupt.  Es  reducirt  ammoniakalisches 
Silbernitrat,  verwandelt  sich  in  Acrylsäure  G3  H4  O2  durch  die  oxydi- 
renden  Agentien  und  zeigt  Übrigens  die  grösste  Analogie  mit  dem 
Essigsäurealdeiiyd. 

/.  Homologe  Aldehyde  mit  dem  Radical  0^  Hsb-^^i  entsprechend 
den  Alkoholen  mit  dem  Radical  C^Hfa.?  und  den  einbasigen  Säuren 
mit  dem  Radical  Cq  H^q^  0 : 

Beozoesäurealdehyd,  BiUermaodelöl  oder  BeDzoiIbydrur  C7  H^  0  »  0  |        n' 

iC     H 

Diese  Aldehyde  werden  durch  Oxydation  der  Alkohole  mit  dem 
Radical  C.  H2o_7  dargestellt.  Das  Benzofisäurealdehyd  entsteht  auch 
durch  Einwirkung  der  oxydirenden  Körper  auf  die  Albuminsubstanzen 
und  durch  Gahrung  des  Amygdalin;  das  Cuminaldehyd  findet  sich 
im  Kttmmelol. 

Sie  bilden  ohne  Zersetzung  flĂĽchtige  FlĂĽssigkeiten,  weiche  sich 
zum  Sauerstoff  wie  die  Aldehyde  der  Reihe  a  verhalten.  Die  geistige 
Kalilosung  verwandelt  es  in  Alkohol  und  ein  Salz  der  entsprechenden 
einbasigen  Säure : 

2  C7  He  0   +   K  H  0   «=   C7  Hg  0   +  C7  Hj  K  0^ 

Benzoesäure-  Benzoesäure-     BenzoSsaures 

aldehyd.  alkohol.  Kali. 

Unter  gewissen  Umständen  verwandelt  sich  das  BenzoCsäureal- 
dehyd  auch  in  BerĂĽhrung  mit  Alkoholkali  in  eine  polymere  Verbin- 
dung C|4HiaOa  «»  2C7HeO,  ßenzoYn.; 

Mit  Ammoniak  behandelt  liefern  die  Aldehyde  dieser  Reihe  eigen- 
thümliche  Amide  (Hydramide,  §  2549), 

^7  fls       I       iw       I    Hs  o  rk    i    H       I       M     (    (^7  ^5)3 


'»■       H 


+  N.    |5-30|«  +  N.|'«'5 

3  Atome  Bitter-        2  Atome  3  Atome         Hydrobenzamid. 

mandelol.  Ammoniak.        Wasser. 

Mit  Schwefelwasserstoff  liefern  diese  Aldebydamide  Schwefel- 
amide  (g  2509). 


672 

Wenn  man  £enzoäsaurealdebyd  mit  Cyanwasserstoff*  uadCU«- 

wasserstoffsäure  abdampft,  so  erhält  man  Formobenzullsflare: 

2C7HeO-f2€NH-f4H,  0   —  2NH,  -f  C,|H„(\ 

Bitterman-       Cyanwasser-  fmwkt 

delöl.  stolTsflure.  zodsiirt 

(Die  Fonnobenzoirlsilure  ist  för  das  fienzoesdurealdchjdi  i« 
die  Milchsäure  für  das  Essigsflurealdehyd.) 

Die  Aldehyde  dieser  Reihe  verbinden  sieb    mit  des  mU 
scbwefligsauren  Alkalien  wie  die  Aldehyde  der  Reibe  a: 

Scbwefligsaare«  Benzosan-Ammoniiun   C^  H«  (NH^)  0,  S  O^  «»  Og  |  Cr^ 

(KB, 

i.    Verschiedene  Aldehyde: 

Sttlicylsfiur^aldebyd ,    Salicyligsäorehydrat  oder  Salicyl- 

bydrOr €,  H,  O,  —  0  j  ^  J* 

ZimintsSarealdehyd,  Zimmetigsiurehydrat  oder  CioDaroyU 

hydrfir CHO— ol^J 

Das  Salicylsflure-  und  Anissflurealdebyd  entstehen  durch  0 
tion  des  Saligenio  und  des  Anisöls.     Das  ZimmtsSurealdehjd 
sieb  im  Canellöl;  es  entsteht  nacb  Gbiozu  durcb  Eiiiwirkuag 
Essigsäurealdebyd   auf  Benzo^-säurealdebyd   unter  Eiawirkufif 
Chlorwasserstoflgas : 

Ca  H4  0  +  C7  He  0  »  Gg  H«  0 
Essigsflure-      Benzo(!-       Zimmet- 
aldehyd.       sflurealde-     sflurealde- 

byd.  hyd. 

Es  sind  ohne  Zersetzung  verflĂĽcbtigbare  FlĂĽssigkeileD, 

sich  zu  oxydirenden  Substanzen,  Ammoniak  und  zweifach  sdmdtf 

sauren  Alkalien  wie  die  Aldehyde  der  Reibe  /  verhalten. 

Das  Salicylsflurealdehyd  liefert  Metallaalze. 

Man  kann  noch  zu  den  Aldebydsaizen  rechnen  :  Das  CaaiilM' 

C5  Hg  0,  welches  durch  Oxydation  in  Angelicasflure  ĂĽbergebt  md  te 

Furfurol  C«  U^  0|p  aus  dem  man  noch  keine  Sflure  erbielt«  dai  ik* 

aber  zu  Ammoniak  wie  die  Aldehyde  /  verhält;  diese  beito  Si^^ 

ferbinden  sich  nicbt  mit  den  zweifach  sebweOigsauren  Sab«^ 

%  2473.    Die  gepaarten  Aldehyde  stellen  Aldehyde  dar,  iff^ 


673 

Radicale  gepaart  sind,  d.  h.  statt  eines  oder  mehrerer  Atome  Wasser* 
stoffChlor,  Brom  oder  die  Elemente  der  UntersalpetersSure  enthalten. 

Die  chlorgepaarten  Aldehyde  entstehen  durch  Einwirkung  des 
Chlors  auf  gewisse  Aldehyde.  So  giebt  Salicylsflurealdehyd  (Salicyl- 
hydrflr)  mit  Chlor : 

ChlomlicyltSarealdebyd  oder  Chlomlicylhydrflr    G,  H«  a  0,  "-  0  |  ^  5*  ^^^  ^ 

Diese  Verbindung  verhält  sich  zum  Ammoniak  wie  Salicyisaure- 
hydrat  und  liefert,  wie  dieses,  Metallsalse. 

Die  bramgepaarten  Aldehyde  entstehen  durch  Einwirkung  des 
Broms  auf  die  Aldehyde  (z.  B.  das  BromsaiicylsSure-Aldehyd  oder 
BromsalicylhydrOr  Cy  H5  Br  O9). 

Die  fdtrogepaarten  Aldehyde  entstehen  durch  die  Wirkung  der 
Salpetersflure  auf  die  Aldehyde.  So  erhfllt  man  das  Nitrobenzo6- 
sflurealdehyd  oder  das  NitrobenzoYlhydrUr  aus  dem  Bittermandelöl 
(Bertagnini) : 

NitrobensoetSurealdebyd  oder  Nitrobeoioilhydrur    C7  H5  N  0,  —  0  |  ^  ^«  (^  ^*) 

Diese  Verbindung  verwandelt  sich  durch  Kalihydrat  in  nitroben- 
lodsaures  Kali  und  durch  Ammoniak  in  Nitrohydrobenzamid : 

3  0  j  ^«*(«««> + ".  1 5  -  3  0  j  H +!*»  I  '^If'''^^ 

3  Atome  Nitroben-        2  Atome  Nitrohydrobenzamid. 

zo0sflurealdehyd.       Ammoniak. 

1 2474.  Die  Acetone  sind  gleichfalls  als  gepaarte  Aldehyde  zu 
betrachten:  sie  enthalten  ein  Radical  Aldehyd ,  dessen  eines  Atom 
Wasserstoff  dnrch  ein  Atom  Alkohol  ersetzt  ist.  Chancel  hat  zuerst 
diese  Beziehungen  ausgesprochen,  indem  er  sagte,  die  Acetone  seien 
die  Aether  der  Aldehyde. 

a.  Homologe  Acetone,  entsprechend  den  Aldehyden  in  dem  Radi- 
cal CgHtn.,,  wovon  ein  Atom  Wasserstoff  durch  ein  Alkoholradical 
C.  HiB  ^  1  ersetzt  ist : 

Aceton  (Estlseittre)     .     C,  H«   0  -  0  |  ^'  ^  -  0  |  ^  ^  <^  "»^ 

PropioD  .     .  .     .     C,  H,.  0  -  0  j  ^  jj*  -  0  p^»  2i*  ^^  "•^ 

Butyroo C,  H,^  0  -  0  j  ^  }»  -  0  j  ^*  J  <^  ^> 

Gerhaidi,  GlieB.  IV.  43 


674 

Valeron C,  H„  0  -  0  j  <^   }' -  0  j  ^^f  '''•■^ 

a.  t.  w. 

Diese  Acetone  sind  Isomere  der  Aldehyde  mit  taft  laM 
CiHko^.  (Et  ist  iMgiich,  dass  das  Butyrsl  und  Valeral  ^odtt 
Acetone  sirtd.)  Sie  entstehen  durch  die  trockne  DestilbtioD  derKift' 
and  Barytsalze  der  einbasigen  Petts8uren  mit  dem  ltadical€.B^O. 
So  liefert  der  essigsaure  Kalk  Essigsäureaceton,  der  buttersiuitU 
ButyroB  oder  Ikitlersilureacelon  eCc  fite  tfockeoe  DeatiUsliM  in 
Zuckers,  der  GitfensSiire  und  Weinsäure  liefert  gleichMlsEsM|rii^ 
aceton. 

Um  diese  BiMiing  der  Aeeteae  lo  begreifen ,  oaiMS  am  ^ 
erianern,  dass  das  Radicai  der  angeftlbrten  Fettsäuren  die  Ekfit* 
des  Radicals  Carbonyi  und  eines  Alkohotradicals  C«H,.4.|  eoU 
das  Radical  Acetyl  C^HsO  z.  B.  enthalt  CO  4-  CH,;  au 
2  Atome  essigsaurer  Kalk  unter  dem  Einfluss  der  Wärme  auf 
der  ein,  man  hat : 

Essigsaurer  Kalk.     Essigsaurer  q  |^Hi(^ 

Acetot. 

Was  hinreichend  beweist,  dass  die  Bildung  der  Aoeteoe  ^ 
Kosten  der  2  Atome  des  Kalksalzes  stattfindet,  so  dass  das  Si^^ 
dical  des  ein^  von  ihnen  die  Elemente  des  Radicals  Carboi}!  Cl 
â–Ľerliert,  ist,  dass  man  nach  den  Versuchen  von  WilliamsM 
erhalten  kann,  wenn  man  ftqnivalente  QMntlUHen  xwaier  hmb^Uff 
Kattsalse  ^lestiliirt.  So  liefert  die  trockene  Deslillation  eines  iwif" 
Gemenges   von   essigsaurem   und  baldriansaurem  Kalk  den  Kftp' 

Essigsaurer  Kalk.    Baldriansaurer       Kohlen-  .^  o  I  *^^^^ 

Kalk.  saurer  Kalk.""     {     ^ 

Die  Acetone  sind  bei  gewöhnlicher  Temperatur  Oossig  eder  M 
und  ohne  Zersetzung  flochcig. 

Unter  dem  Einfluss  oxydirender  Agentien  liefen  sie  in  iiVr 


mekieii  die  Prsduot«  der  Oxydüien  des  enlsprecfaendett  Ald0li]fd8  und 
Alkohole.  (Das  Eeei^BäinreaeetoD  eneugt  mit  Chromeiiire  Sseigeftore 
und  Ameisensäure.) 

Die  GeĂźcbiobte  der  Ac^ome  ist  noeh  sehr  wenig  bekannU  man 
besitiU  Qur  einige  Kenntnisse  Ober  das  Essigsflureaceton,  welche  man 
grOM^OOtbeils  den  Ifaitersuchungen  von  Kane  verdankt. 

Dieses  Aceton  entwickelt  in  BerOhrung  mit  Kalium  Wasserstoff, 
indem  es  vielleicht  die  Verbindung  liefert : 

K9li-AcetoD     .     (V  Hfi  K  0  «•  0  I  ^>  "» 

Phosphorsuperchlorid  verhilt  sich  zu  Essigsäureaceton  wie  zu 
den  Alkoholjen  und  Säuren  unter  Bildung  der  entsprechenden  Chlor- 
verbindung : 

*{^*h'  H-c«..'*«,  -  2^»  +  ci,.Po 

Aceton.  Phosphor-       Chlormesityl       Phosphor- 

superchlorid,   und  Chlorwas-     oxychlorĂĽr. 

serstoffstture. 
Chloraceton  liefert  mit  Kali  eine  Verbindung,  welche  fĂĽr  das 
Aceton  ist,  was  der  Alkohol  fĂĽr  den  einfachen  Aeiher : 

Ce  H,o  0   -   ^  j  cl  S 

Mesityloxyd. 

Das  Btttyron  verhftit  sich  zu  Phosphorsuperchlorid  auf  dieselbe 
freist.  Mit  Jod  und  Phosphor  liefert  das  Essigsäureaceton  die  ent- 
sprechende Jodverbindung  (Jodmesityl).  Zu  concentrirter  Schwerel- 
.•iäure  verhält  es  sich  wie  die  Alkohole,  indem  es  die  Elemente  des 
Wassers  verliert  und  einen  oder  mehrere  Kohlenwasserstoffe  bildet. 

Diesen  Tbatsaefaen  zufolge  läset  sich  annehmen,  dass  qsan  mit 
dem  Essigsäureaceton  und  seinen  Homologen  gleichfalls  eine  benaoi^ 
saure,  baMriansaare  «nd  andere  den  susamneDgesolzten  Aetherarten 
analoge  Verbindung  erhalten  wird. 

Mit  dem  Ammoniak  liefert  das  Aceton  «ne  BasiSi  das  Acetonin 
(Sudeler) : 

o  n  j  ^8  Hs    I    iv    I  **«  _  ^  o  j  ^  -U  N    i  ^^'^  ^^^* 

^^\     e+^'JH,  -^^iH  +  ^>i      B, 

Aceton.  2  Volume  Acetönin. 

Ammoniak. 

43» 


676 

Fflgen  wir  hinzu,  dass  nach  den  VeranGhen  tob  Liofirichlie 
unteren  Acetone^)  der  Reihe  a  sich  wie  die  Aldehyde  Bittena- 
fach  schwefligBauren  Alkalien  verbinden. 

Schwefiigiaores  kaiiammetityl  Q,  H»  X  S  0,  a  S  0„  0  |  ^|^ 

f  SO 

ft.  Homologe  Acetone,  entsprechend  den  Aldehyden  mit  tm 
Radical  CaHi.^  und  den  Alkoholen  mit  dem  Radicai  C.H|.^. 

BeniopheDon     C,,  H^o  0  —  0  |  ^"  2*  —  0   I  ^  J*  ^^  ""*' 

—     Cr  H,  0,  C  B^. 

Man  kennt  in  dieser  homologen  Reihe  nur  das  Beniopheo<«t 
eine  krystallisirte  Substanz,  flQchtig  und  unlöslich  in  Wasser,  wekhc 
Chancel  bei  der  trocknen  Destillation  des  benso^auren  Kalks  mWl 
Mit  Kalibydrat  erhitzt,  verwandelt  es  sich  in  benzoCsaures  Kali  wb» 
Abscheidung  von  Benzin  (Phenylhydrdr). 

CH,O.C,H,  +  0  jl  -  0  j^^J»®  +  e,cB, 

Benzophenon.  Benzoesaures  Benzia. 

Kali. 

(Diese  Reaction  zeigt  sehr  gut  die  RoHe  des  Benzopheoaa  ab 

PhenylbenzoYlĂĽr,  %  1510.)     Nach  einigen  von  mir  selbst  genadila 

Beobachtungen  liefert  das  Benzophenon .  ein  Bichlorid,   und  diisii 

verwandelt  sich  durch  Kalialkohol  in  ein  Sulfid : 

I 

Solfid  (Tbionetsal?)  aus  dem  7orberseheodea  Bichlorid 

ood  Scbwefelkalium C^  H|g  S    ^  S    \  r^^ 

%  2475*  An  die  normalen  Acetone  reihen  sich  auch  einp  P* 
paarte  an. 

Die  chlargepaariem  Acetone  erhitt  man  durch  CUor^oa'  <> 
Acetone  a  und  vielleicht  auch  Ăź. 

Die  nUrogepaarien  Acetone  entstehen  durch  die  Einwirkaaf  ^ 
Salpetersaure  auf  die  Acetone  Ăź.     Das  Nitrobensopbenon  (Chiac'* 


1)  Dat  Esaigtiureaceton  ist  dem  Acrylalkohol  isomer  aad  da  ĂśbMcaKk*" 
Rolle  der  Hydrate  spieleo,  begreift  man  die  Extsteos  eioer  den  nichl  identiKbca^ 
meren  Zusammensetzungen  parallelen  Reihe.  Das  iodmesityl  (Kane)  hat  s.  i>  ** 
selbe  ZusammenseUnng  wie  das  JodaUjl  (Jodpropylen  von  Berlhelot). 


677 

BJDitrobeDzopbenon,  %  1511)  ist  eine  Verbindung  dieser  Art  und  ent* 
spricht  dem  Nitrobentofialdehyd : 

NitfobMBopbeiioD    C«  H.  N,  0«  —  0  |  ^»  ^  (^  ^«)» 

_  Q  J  C  H,  (N  0,)  (C  H4,  N  0,) 

Cr   H4  (N  0,)  0,  Ce  H*  (N  OJ. 

Scbwefelwasserstoffammoniom  verwandelt  diese  Verbindung  in 
Dipbenylbarnstoff,  indem  (NO^))  des  gepaarten  Radicals  durch  (NH^)] 
ersetzt  wird. 

S  2176.  Man  besitzt  nur  sehr  unvollständige  Kenntnisse  von 
den  Acetonen  der  zweibasigen  Säuren.  Nach  meinen  Beobachtungen 
liefert  die  Camphersflure  bei  der  Destillation  ihres  Kalksalzes  ein 
Oel  (Phoron,  %  1836),  welches  die  Zusammensetzung  eines  Ace- 
tons bat : 

«.lä:''"'''-«.!^" +  <=.-■.» 

Campbersaurer  Kalk.  Phoron. 

Dieses  Camphersflureaceton  liefert  mit  Phosphorsuperchlorid  ein 
Chlorid  <) ;  wasserfreie  Phosphorsflure  entzieht  ihm  die  Elemente  des 
Wassers  und  verwandelt  es  in  einen  Kohlenwasserstoff  Cg  Hu  (Cumen 
oder  das  ihm  isomere  Mesitylen).  In  dieser  Hinsicht  verfaflit  es  sich 
also  wie  Essigsflureaceton. 

Die  trockne  Destillation  des  korksauren  Kalks  lieferte  Boussin- 
gault  eine  Substanz  (SuberylhydrĂĽr,  %  1147),  welche  ein  Gemenge 
von  Kohlenwasserstoff  unc^  Korksflureaceton  CyHj^O  zu  sein  scheint 

%  2477.  Seeundare  Aldehyde.  —  Den  primflren  Aldehyden, 
welche  eben  beschrieben  wurden,  entsprechen  offenbar  Verbindungen^ 
welche  fĂĽr  die  primflren  Aldehyde  das  sind,  was  die  einfachen  Aether- 
arten  fĂĽr  ihre  entsprechenden  Alkohole.  Man  kennt  zwar  fĂĽr  jetzt 
noch  keinen  Körper  dieser  Abtheilung ;  allein  es  wird  ohne  Zweifel 
Dicht  lange  dauern»  dass  man  deren  entdecken  wird. 

Negative  Oxyde. 

I  2478.  Die  Sauren  stellen  Wasser  dar,  dessen  Wasserstoff 
durch  ein  einfaches  oder  zusammengesetztes  negatives  Radical  er- 
setzt ist. 


1)  flicht  pobliciite  BeobachtonseD. 


678 

Wenn  diese  Substitution  sich  auf  sämmtlicfaen  Wasserstoff  des 
Typus  erstreckt,  so  heissen  die  Säuren  wasserfrei  (%  2192);  fl^- 
drate  oder  eigentliche  Säuren  heissen  ^e  dagege»,  wemi  nsf  da 
Tbeil  vom  WasiersCoff  des  Typus  durch  das  Degali?e  Radical  et- 
setzt  ist. 

Die  Hydrate  der  Säuren  ^  erleiden  eine  doppelte  Zersetzang  wk 
den  Metallbasen,  indem  sie  gegen  das  Radical  derselben  den  verllf 
baren  Wasserstoff  austauschen,  den  sie  enthaften ;  das  Producl  diesei 
Tausches  ist  ein  Sauerstoffsalz  (S  2493) ;  unter  gewissen  OmsUiides 
erleiden  sie  eine  doppelte  Zersetzung  mit  den  Alkoholen  unter  Eneogng 
von  zusammengesetzten  Aetherarten(S2496).  Basischer  fFesserĂĽ^ 
heisst  derjenige,  welcher  sich  so  gegen  das  Radical  der  BascB  ui 
Alkohole  austauschen  lässt. 

Die  Säurehydrate  zerfallen  in  ematamige-y  sweir-  und  irekls- 
mige  etc.^  je  nachdem  ihr  Atom  von  skiem,  fwel  oder  dvei  AUmiei 
Wasser  abzuleiten  ist. 

Die  Basteitat  einer  Säure  ist  die  Zaht  der  Atome  basisdMi 
Wasserstoffes,  welche  er  in  seinem  Atom  enthält;  daher  die  Einthci- 
lung  der  Säuren  in  ein-,  zwei-  und  dreibasigey  je  nachdem  die  ZaU 
der  Atome  basischen  Wasserstoffes  dabei  gleich  1,  2  oder  3  ist.  Dint 
Eintheilung  entspricht  der  Ableitung  der  Säuren  vom  Typus  Wassff ; 
und  sehr  oft^)  ist  eine  einbasige  Säure  auch  einatomig,  sowie  eise 
zweibasige  Säure  zweiatomig  und  eine  dreibasige  Säure  dreiitoiBif> 

Im  ersten  Augenblick,  wenn  man  die  Sache  blos  bezOglich  der 
Aequivalente  ins  Auge  fasst,  erscheint  diese  Unterscheidung  iff 
Säuren  nach  ihrer  Basicität  wenig  begründet :  -  da  man  z.  B.  flut 
Essigsäure  ebensogut  zwei  Kalisalze  erhält  als  mit  Schwefelsäure,  so 
ist  nicht  einzusehen,  waruns  die  eine  dieser  Säuren  als  eiobasig  n 
betrachten  wäre,  während  man  die  andere  für  zweibasig  ansieht,   b 


1)  Jedesmal,  wtno  in  diesem  ßoch  die  Rede  voo  einrer  Siorc  ht  otae  «citt" 
BeieicbDQDg,  so  handelt  es  sich  um  ein  Hydrat.  Die  wasserfraea  Si«refi  «ad  ^ 
mit  dem  Namen  Anhydride  bezeiollh:i«t. 

2)  Ein«  einatomise  Säure  kann  nnr  einbasig  sein ;  aber  «an«  eiabatilt  ■*■ 
nicht  gerade  einatomig  sein.     Die  Schwefel weinsiure  i.  6.  ist  «in-  ond  zweiatM^ 

Ot     c,  h. 

«        H. 
Die  Scbwefelwelnsiur«  stellt  allerdings  einen  sauren  lusammeBgesetsten  iiA' 
dar,  welcher  iweiatomig  und  sweibasig  ist. 


679 

der  Tbat  sauigl  C«  H,  0«  =  [C4  H«  Og,  H,  0]  Essigs «ure  uoi)  S  H^  O4 
«OB»  [SO|y  fifO]  Schwefelsäure  dieselbe  Menge.  Kali  K^O,  um  ein 
Neutralsalz  zu  bilden  und  die  Hälfte  dieser  Quantität,  um  ein  saures 
Salz  zu  bilden;  C4H8  04undSH2  04  sind  demnach  äquivalente  Mengen 
und  demnach  balbire  ich  die  Formel  der  Essigsäure  »»  C%  H4  Og,  um 
dieselbe  von  einem  Atom  Wasser  abzuleiten,  während  ich  die  Schwe- 
felsäure von  zwei  Atomen  Wasser  ableite : 

1  Atom  Esttgsaure  .     .     C,  H4  0,  =«  0    |  ^«  J'  ^ 

1  Atom  Sehwetblsliire  .     S  H^  O4  »>  Oj  |  \P^ 

Die  Basicität  der  Säuren  lässt  sich  nicht  nach  Aequivalenten, 
sondern  nach  Atomen  bestimmen :  ich  schreibe  die  Essigsäure  mit 
der  Hälfte  der  Formel,  welche  das  Aequivalent  der  Schwefelsäure 
ausdrückt,  indem  ich  mich  auf  Gründe  stütze,  ähnlich  denen,  welche 
mich  bestimmen,  Silberoxyd  Ags0undThonerdeAl4  0s  zu  schreiben, 
obgleich  diese  Formel  der  Thonerde  das  dreifache  Aequivalent  des 
Silberoxyds  Ag^  0  ist.  Diese  Gründe  für  die  Säuren  sind :  wenn  man 
bei  gleichem  Folum  die  Zusammensetzung  gewisser  fiOchtiger  Ver- 
bindungen unlereacht,  welche  den  Säuren  antspreehen,  indem  man 
die  ähnlicbeii  Glieder,  z.  B.  die  Sflureehlinrkle  oder  die  neutmleo  zu* 
saromengesetzten  Aetherärten  vergleicht,  so  bestätigt  man  vollkommen 
regelmässige  DffcreDzen,  die  stets  mit  den  chemischen  Eigenschaften 
der  entsprechenden  Säuren  im  Zusammenhange  stehen,  so : 

Gleiche  Volane    j  Acetylchlorid,  welches  eotbait    Gl,  Cf  Hg  0 
(8  Vol.)         }  Snlfurylchlorid,  welches  enthält  da  S  0,; 

Gleiche  Volume   j  ^'^''^  M«*»»!'»  enthaltend        0  j  ^«  ^^^ 
(2  Vol.)        I  gch^efelsaures  Methyl,  enthaltend  0»  I  fp^«  .  " 

Bei  gleichem  Volum  enthält  demnach  das  Acetylchlorid  dasRadi- 
cal  Chlor  einmal,  das  Snlfurylchlorid  zweimal.  An  diese  Verschie» 
denbeiteo  der  Zusammensetzung  bei  den  Chloriden  und  neutraleR 
Aetfaerarlen  reihen  sich  noch  solofae  der  Eigenecbaften :  so  liefert  die 
Basigsäure  nur  einen  susaaimengesetzten  Aether,  die  ScbweMsäur« 
dagegen  zwei»  eiaeii  neutralen  und  einen  sauren;  die  Esstgsäure 
MIdel  nur  «in  Awid,  die  Schwefelsäure  mehrere  u.  s.  w,  (Jeberbaufi« 
wean  man  untersucht,  welche  die  kkinst  möglichen  Mengen  4es  Rt«* 
dicals  Acetyl  und  Sulfuryl  sind,  weldie  in  chemisdie  Ppooelee  ein^ 
geben,  so  Indet  m^n«  dass  dieseAa^icalf  C^  Ht  0^  äquivalent  ft»  und 


680    . 

SOf,  aquWalent  Hj  sind,  was  natorgemSss  dahin  führt,  das  At« 
Essigsäure  als  einatomig  und  das  Atom  Schwefelsäure  als  iwetalBaif 
anzunehmen. 

Es  giebt  einen  andern,  sehr  einleuchtenden  Beweis  filr  die  Exi- 
stenz der  vielatomigen  und  vielbasigen  Säuren.    Einige  Mioeralslim, 
wie  die  Salpetersäure  und  Schwefelsäure  haben  die  Eigenschaft,  ted 
doppelte  Zersetzung  auf  die  organischen  Substanzen  zo  wiiiea,  n 
dass   sie  Verbindungen    mit  gepaarten  Radicalen  bilden  ($  2481). 
Wenn  man  die  Basicität  dieser  Producte  betrachtet,  so  findet 
der  Basicität  der  beiden  Körper,  welche  sie  erzeugen,  TOllig 
geordnet :  bald  sauer,  bald  ohne  diese  Eigenschaft,   richten  sich  k 
gepaarten  Producte  darin  genau  nach  der  Basicität  der  Säuren,  wk 
denen  man  sie  erhält;  man  würde  die  so  regelmässigen  BeziehoBfn 
nicht  begreifen,  gäbe  es  nicht,  wie  ich  annehme,  Säuren,  welche  va 
einem,  zwei  oder  drei  Atomen  Wasser  abstammen  und  in  ihren  AM 
ein,  zwei  oder  drei  Atome  basische\i  Wasserstoff  enthalten« 

Folgende  Thatsachen  werden  diese  Verhältnisse  erklären,  b 
folgen  die  äquivalenten  Mengen  mehrerer  Säuren,  d.  b.  die  Heag«. 
welche  gleiche  Gewichte  Kali  oder  einer  Basis  sättigen,  um  ein  N» 
tralsals  zu  bilden : 

Saoreo.  Neutrale  Kalisalie« 

C,4Htt04  Benzoeslure    .     CuHioKtO«      .     .  —  Ci«Ht«Ot,  K,0 

Ns  H,  0«  Salpetenfiore  .     Nj  K,  0«     .     .     .  —  Nt  0«,  E,  O 

CuHioCNsO«)  0«  NitrobenioesSare  C^HeK,  (NsO«)  0«  —  C,tH,  (NtO«)  0^,  ii^ 
SHs  0«  Schwefeltiure  .     SK«  0«  .     .     .     .  —  SO,,  B,  0 

Cy  He  S  0,  Salfobenzoesfiure  C,  H«  Kt  (S  O,)  0,  —  C,  H«  (S  0,)  0„  It  0- 

Wenn  meiner  Ansicht  nach  die  äquivalenten  Formeln  C||HtsO|t 
IV,  H|  Oe  und  C14  H^o  (N^  O4)  O4  die  Atome  der  Benzoeaure,  S8lpeCc^ 
säure  und  Nitrobenzo^säure,  so  stellen  die  Formein  S  H^  O4  und  Q  Vi 
SO5,  den  vorhergehenden  vollkommen  äquivalent,  nur  ei»  hafcs 
Atom  Schwefelsäure  und  Sulfobenzoesäure  dar;  d.  h.  nao 
beide  letzteren  Formeln  verdoppeln,  damit  sie  gleichfalls  die 
ihrer  entsprechenden  Säuren  ausdrttcken,  oder,  wasdasselbeiit,  B0t 
muss  die  Formeln  der  BenzoiSsäure,  Salpetersäure  und  Nitrobeaio^ 
säure  halbiren,  wenn  die  der  Schwefdsäure  und  SolfobenaeCsM* 
wie  in  der  Tafel  geschrieben  werden. 

Wir  werden  sehen ,  wie  sich  die  Salpetersäure  und  SchvcM' 


681 

88ure  tnr  BansoesSure  verhalten,  um  NitrobenzoCsIf ure  und  Sulfobeo- 
sodsflure  zu  bilden. 

Wenn  man  Salpetersflure  auf  Benzoesäure  wirken  Iflsst,  so  findet 
man  stets^  dass  N3  H^  0^  auf  sein  Aequifalent  C14  H|s  O4  wiriit,  oder 
was  auf  dasselbe  herauskommt,  wenn  man  die  Formeln  halbirt,  dass 
N  H  O3  auf  C7  Be 0^  wirkt  nach  folgender  Gleichung: 

(  C7  H,  0     ,     rt  (  N  0,   _       j  e  j  C,  H4  (NO,)  0 

**j       H         +*^iH       -"JH  +  "i       H 

1  Atom  1  Atom  1  Atom  1  Atom  Nilroben- 

BenzoCsflure.       Salpetersäure.      Wasser.  zoCsflure. 

Das  heisst :  Es  entsteht  bei  diesem  Process  1  Atom  (1  Aequivalent) 
NitrobenzoSsäure,  während  ein  Atom  Wasser  durch  die  doppelte  Zer- 
setzung eines  Atoms  (1  Aequivalents)  Salpetersäure  entsteht.  Die 
Erfahrung  zeigt  ferner,  dass  die  Salpetersäure  uabh  ihrer  Umwand- 
lung in  Nilrobenzo^säure  dieselbe  Menge  Basis  sättigt,  als  vor  dieser 
Umwandlung.  Dies  wird  sehr  einleuchtend,  wenn  man  die  Benzoe- 
säure, Salpetersäure  und  MlrobenzoSsäure  von  einem  Atom  Wasser 
ableitet;  man  sieht  hienach,  dass  die Basicüät  der  gepaarten  Saure 

^     gleich  ist  der  Summe  der  Basicitäten  der  zwei  sie  erzeugenden 

'       KSrper  minus  eins  ^). 

BtticiUt  eioes  Atoms  BeoxoesSura    .     .     a«  t 
Bancitat  eiDM  Atoms  Salpetersäure   ,     ,     mm  i 
I  Basicüät  eines  Atoms  Nitrobenzoesiare  .     ■«2  —  1  »■  1. 

Dieses  Gesetz  der  Basicität,  welches  für  die  Salp.^tersflure  con- 
^  stant  ist,  findet  jedesmal,  wenn  eine  doppelte  Zersetzung  mit  einer 
l^>  organischen  Säure  (oder  selbst  mit  jecler  andern  organischen  Verbin- 
dung) stattfindet,  gleichfalls  Anwendung  auf  die  Schwefelsäure,  vor- 
ausgesetzt ,  dass  man  ihr  Atom  von  zwei  Atomen  Wasser  ab- 
leitet^  d.  h.  dass  man  sie  als  zweibasig  betrachtet.  Die  Erfahrung 
hat  auch  gezeigt,  wenn  man  Benzoesäure  mit  Schwefelsäure  in  Beac- 
lion  bringt,  so  wirkt  C^  H^  0|  niemals  auf  sein  Aequivalent 
SH2O4,  sondern  zweimal  auf  das  Aequivalent  S^HiOg,  oder  was 
dasselbe  ist,  wenn  man  die  Formeln  halbh-t,  so  wirkt  C7  H«  O9  stets 
auf  S  Hs  0|  nach  folgender  Gleichung : 


i 


i)    Dieter  Aosdrnck  ist  blos  eio  speeleller  MI  efoes  tllgeoMiBeo  GetetSM. 
Vengl.  g  S484. 


6S» 

1  Atom  Be»-  1  Atom  1  Aioai  1  Aumii  Sutfabwl- 

loAsäure.         Sdiwefclsattre.     Wasaer.  sSare. 

d.  h.  E&  eAlsieht  bei  diesem  Proce»s  1  Atoai  (2  Aeqaifilali) 
Sulfobenzoesfliire«  wftbrend  IAImq  Wasser  durcbdeppelteZcnciMii 
eines  Atoms  (1  Aequivalenis)  Benzoesäure  durch  1  Atom  (2  ie|.) 
Scbwefelsäure  entsteht. 

Auf  der  anderen  Seite  zeigt  auch  die  Beobachtung,  dass  (k 
Schwefelsäure»  nachdem  sie  sieb  in  Sulfobenzoßsaure  umgevitM 
bat,  dieselbe  Menge  Basis  sättigt  als  vor  dieser  Dm  Wandlung ;  m 
wenn  man  die  Schwefelsllure  und  Sulfobenzo^saure  als  sweftas^ 
die  Benzoesäure,  Salpelersflure  und  Nilrobeozoesaure  als  einbi( 
betrachtet,  findet  man  noch,  wie  oben,  dass  die  BasieĂĽSi  Arfh 
paarten  Saure  gleich  der  Summe  der  Basiciiaten  der 
standtheäe  minus  eins  ist. 

Basicliat  eines  Atoms  Beozoesäure    .     ,     «■  1 
Baticität  eines  Atoms  Scbwefelsfiure  .     .     ■«  2 


BasicitSt  eines  Atoms  Suffobenzoesfiore  .     «»3  —  i  ^  %, 

Dieses  Gesetz  der  BasicilJlt  wĂĽrde  man  nicht  beobachten, 
alle  Sfluren  von  einem  Atom  Wasser  abstammten,  d.  h. 
das  Atom  aller  Säuren  durch  ihr  Aequivalent  ausdrücken 
Diese  Thatsache  kann  ĂĽbrigens  nicht  mehr  in  Zweifel  gesogen 
seitdem  man  die  Phosphorsäure  genauer  kennen  gelernt  hat:  A 
Chemiker  nehmen  mit  Recht  an,  dass  das  Atom  dieser  Ssnre  #a, 
Atome  basischen  Wasserstoff,  das  Atom  anderer  Säuren  dagegen  wifi 
ein  einziges  oder  zwei  Atome  enthält.     Diese  Chemiker  soUten,  0 
consequent  zu  sein,  auch  die  Schwefelsäure,  Oxalsäure,  KobleniHn 
und  mehrere  andere  Säuren  als  einbasig  betrachten. 

Graham  hat  in  seiner  Arbeit  ĂĽber  die  Modiflcationen  der  Aai- 

phorsäurc  zuerst  die  Existenz  der  vielbasigen  Säuren  angenoiaiMk 

indem  er  sie  nach  der  alten  dualistischen  Theorie  formulifte.    Ci 

deutscher  Chemiker ')  suchte  dieselben  Ansichten  auf  einige 

^  nische  Säuren  in  Anwendung  zu  bringen ;  allein  da  er  sich«  wie 


i)  Ann.  der  Chen.  ood  Pbann.  XXVI,  113.  —  Viele  Gbemiker 
die  Scliirefflsaiira,  8aaerklMs&ora  und  K^ltntiure  als  •CDbatif; 
mfissten  sie  aocb  die  Pbospborslure  als  einbasig  belrachtea. 


68» 

Vorging^,'  iiwr  auf  öte  Zmunmentatniog  der  SaIm  tUttsU,  bo  Ter- 
moelil«  er  nickt,  da»  Ei|$ietteeh«lleii  derSAaren  vop  verecbiadener  B*- 
siciUlt  zu  bestimmen.  Ich  glaube,  sie  besser  bestimmt  zu  haben^ 
indem  ieb  ftiieb  auf  die  Zusammensetzung  der  SOchligeo  Karper 
(CMorida  mmI  lueaivmangesetalen  Aetber)  stQtzte,  die  ibnen  ent- 
sprechen ;  das  Gesetz  der  SSUigungsnibigkeit  der  gepaarten  Sauren 
hat  ea  mir  bauptsäcblich  möglich  gemacht,  die  scharf  abgegrenzten 
Verscbiadanheilen  zur  Evidenz  zu  bringen,  welche  zwischen  gewissen 
Hinaralsfluren  und  organischen  Stfuren  rOcksichtlich  der  BasiciUit 
bestehen. 

%  2479.  Viele  organische  Sfluren  finden  sich  in  den  Pflanzen, 
tbeils  frei,  theils  als  Salze.  tĂśne  grosse  Anzahl  derselben  erzeugt 
man  durch  Behandlung  anderer  organischer  Substanzen  mit  Oxyda- 
tionsmitteln, wie  Salpetersäure,  Cbromsäure,  Bleihyperoxyd,  Kalf* 
hydrat  u.  s.  w.  Die  von  energischer  Wirksamkeit,  wie  Salpetersflure 
oiet  ein  Gemenge  von  Braunstein  und  Schwefelsflure  erzeugen  oft 
Sfluren,  deren  Zusammensetzung  sich  von  der  angewendeten  organi* 
schen  Substanz  weit  unterscheidet,  die  Oialsflure  und  Ameisensflnre 
erhalt  man  hflufig  durch  diese  Oxydation.  Die  Salpetersflure  und 
Schwafalsflure  tiefem  auch  zoweilen  gepaarte  Sfluren  ($  3484V 

S  2480.  Embasige  SSnren.  —  Die  Substitution  eines  Sflure- 
Fsdteals  ftir  ein  Wasser^oMrlom  in  einean  Atom  Wasser  iMkrt  ein- 
basige  Sfloren. 

Diese  Sfluren  sind  mevst  ohne  Zersetzung  flĂĽchtig.  Inwflssriger 
oder  geistiger  Auflösung  rmhen  sie  biauea  Laekmuapapier.  Sie 
liefern  Neutralsalze  durch  Vertausdrang  des  basischen  Wassarstofr* 
atams  gegen  ein  Metall. 

„jO.H.0      „jC^H.«      „ 

Essigsaures        Benzoesaures 
Natron.  Silber. 

Sie  liefern  in  der  Regel  keine  sauren  Salze  durch  doppalta  Zar* 
Setzung ;  in  eitiigan  Fallen  jedoch  erhflit  man  saure  Salze  durch  Auf- 
lösen des  Neutralsalzes  in  einbasiger  Sflure  (z.  B.  von  essigsaurem 
Kali  in  Essigsflure) ;  allein  diese  Mauren  Salze  zersetzen  sich  durch 
Wasser : 

{  (C,  H,  0), 
Zweifach  eMigwuvN  lali    G|  Hj  K  0«,  C,  H«  0,  «  Ob  {         H 


Ba 

«r; 

Oetsrarer 

Gyansaures 

B»ryt. 

.  Kali. 

6Si 

Eine  einbasige  Saure  liefert  mit  keinem  Alkohol  ndir  ah 
zoeammengesetxten  neutralen  Aether  (|  3497),  dagegeo  Att 
sauren. 

Die  Ammoniaksalze  der  einbastgen  liefern  dureh  Eiinh^ 
der  Warme  weder  secuodare  Amide  (Imide)  noch  Anidsiom.  b 
weilen  sind  sie  ohne  Zersetzung  flOchtig. 

Die  einhasigen  organischen  Säuren  lassen  sich  nur  auf  den  Wif 
der  doppelten  Zersetzung  in  Anhydride  umwandeln  {%  2t9S);  i 
Entwasserungsmittel  (z.  B.  wasserfreie  Phosphorsaure)  TermM 
sie  nicht  in  Anhydride. 

Viele  eiubasige  organische  Sauren  liefern  durch  die  EinviiM 
des  Chlors^  Broms  und  der  Salpetersaure  einbasige  gepaarte  SM* 
(I  2485).  Mit  Schwefelsaure  liefern  sie  ahnliche  gepaarte, 
zweihasige  Sauren  (S  2488). 

Bei  Behandlung  mit  Phosphorsuperchlorid  liefern  die  eii 
organischen  Sauren  entsprechende  negaĂśTe  Chloride  (Bei 
liefert  BensollchlorOr)  und  zugleich  Chlorwasserstoflisaure  oa4 
phorylchlorOr  (PhosphoroxycblorĂĽr) : 


Bemo^saiire.  Pboaphor-       BenMOkUorid       Pbaipki^-I 

superchlorid.    -{-  Wasserstoff-      ttfckhoi 

cblortd« 
Der  Sauerstoflgehall  der  einbasigeo  organischen  Samta  M 
der  Regel  minder  beträchtlich^  als  der  der  sweibasigeo ;  diaer  S^ 
findet  namentlich  auf  die  flochtigen  einbasigen  Sauren  Aa«m^ 
indem  diese  in  ihrem  Atom  S  oder  3  Atome  Sauerstolf,  die  !■«•* 
gen  dagegen  mindestens  4  Atome  enthalten. 

a.    Einbasige  homologe  Sauren,  mit  dem  Radical  €.8^4 
feite  Säuren  genannt.     Sie  entsprechen  den  Alkoholen  nit  äcflk 

dtcal  C.  Bw^v 

H    0 
R 

H,  0 
R 

H»  0 
H 

Bf  0 
R 


AüMlMDiiar«    .     . 

.    C    H,  0,-  |<^ 

Etfifiiare  .     .     . 

.    C,  H4  0,-  j  *^ 

PropioMinr«    .    . 

.    C,  H,  0,-  j*^ 

Botunioi«      .    . 

•    C.  B,  0,-  j^ 

685 


Baldriansiore    . 

• 

.     C  Ht^O,-  j<^  J»  0 

CaproDtiare     « 

• 

.     C.  H„0,-  j*^  J"» 

OenanthyMare 

• 

.     C   H,.0,-  j<^  l»^ 

CapryUiare 

• 

a 

.     Ci   H„0.-      <i  J»» 

Pdargoiisiora  . 

• 

.     C.  H..0,-  j<^}»* 

Rotin-  oder  Capriasiore  Qo  H»  0,  —  |  ^^^^*  ^ 

Lattriniior« 

.     C„  H^  0.  -  j  *^«  J- 0 

MyriaUcintiare 

.     C„H,0,-      <^*J"® 

PalmittDtiure   . 

.     C,.HhO,-      '^•J"® 

SCaariotittre 

.     C„H„0.-  |<^»f»* 

CerotiosSara 

MaliaaiMiore    . 

.    C«B*,0,-  j<^f»« 

Diese  SAuren  flnden  sieb  zum  grOssten  Theil  im  POanzenreicb 
oder  im  tbierischen  Organismus.  Man  erhalt  sie  durcb  Verseifung 
der  Oeie  und  festen  Fette.  Sie  entstehen  durcb  die  Einwirkung  der 
Oxydationsmittel  auf  die  Alkohole  mit  dem  Radical  C.Hi.4.1,  und 
aof  die  Aldehyde  mit  dem  Radical  C.  H^^^  Eine  grosse  Zahl  ande- 
rer organischelr  Substansen  liefern  sie  gleichfalls  durch  die  Einwir- 
kung oxydirender  Substanien ;  so  liefern  alle  Fett-  und  Wachssub- 
stanzen Essigsflure,  Butterslure,  Baldriansäure,  CapronsSure  u.  s.  w., 
wenn  man  sie  mit  Salpetersflure  behandelL  Die  flOcbtigsten  Säuren 
dieser  Reihe  entstehen  durcb  Einwirkung  von  Chromsflore  oder  eines 
Gemenges  von  Schwefelsflure  und  Manganbyperoxyd  auf  Albuminsub- 
staozen,  Fibrin,  Albumin,  CaseTn  u.  s.  w. 

Die  unteren  Glieder  der  Sfluren  dieser  Reibe  mit  Einschluss  des 
zehnten  Gliedes  sind  bei  gewöhnlicher  Temperatur  flüssig  (ßfUrige 
fette  Sauren) ;  die  oberen  Glieder  sind  fest  (fette  fette  Säuren). 

Alle  Glieder  ?on  der  Ameisensflure  bis  zur  Stearinsflure  sind 
ohne  Zersetzung  flflchtig ;  von  einem  Glied  tum  andern  differirt  der 
Siedepunkt  um  ungefähr  18  bis  20  <^  und  steigt  in  dem  Verhflltniss 
als  n  grosser  wird. 


Die  vier  ersten  Glieder  ipis^eo  sich  inil  Wesaer  in  al«  T« 
baUnissen ;  die  AgĂźOslicbkeit  der  ĂĽbrigen  ist  iiin  eo  geriogcr,  omji 
höhere  Stelle  sie  id  der  Beihe  einoebmeD. 

Die  Salze  der  zwei  ersten  Glieder  sind  .diiPohsriiwtllki  aik 
lieb  in  Wasser; 'die  AAiflOslichkeit  nimmt  in  dem  Mtasse  ab,  ibai 
in  der  Reihe  aufnrärts  geht.  Haoflg  haben  die  Salze  ein  potaw 
artiges  Aussehen  und  fĂĽhlen  sieh  Cett  an. 

Viele  dieser  Salze  liefern  bei  der  Destillation  Acetone  (fSR 
Aldehyde  (oder  Ihre  Isomere,  Butyral,  Valeral),  und  Kohkaeu»; 
Stoffe  der  Formel  n  C  H,  (|  258t). 

Wenn  man  idie  alkalischen  Salze  der  Wirkung  eines  gatnäals 
Stroms  unterwirft,  so  liefern  sie  Kohlensfiure  und  organische  hä 
(C.H,.4.i)t,  d.  h.  die  sogenannten  Radicale  der  Aikobele. 

So: 

EMigBaaret  Kali  siebt  Hftbyl  C  Hs,  C  H, 

BaUriantasrea  Kali  giebt  Tetryl      C«  H«,  C«  H«,  etc. 

Um  diese  TJmwandlungen  zu  verstehen ,   darf  »an 
denken,  dass  die  Radicffle  C,,fl,i^i  0  der  fetten  Snrea  die 
des  RadicaJs  Carbonyl  und  eines  Alkobolradidals  enthalten : 

C   H   0  Formyi      —CO  Carbooyl  -(-  H        Wassentoff, 
C,  H,  0  Acetyl       —CO  Carboayl  +  ^  H,  Methyl, 
C,  Hs  0  Propionyi  —  CO  Carbonyt  +  C,  H»  4elhyt, 
Ob  H9  0  Vcleryl      —CO  GarboBfl  +  C«  1^  Tetryl,  tu. 

fi.   Einbasige  homologe  Sauren  ^)  mit  dem  Badical  €»0^ 

Acrylsaure     .     .     C3  H*  0,  —  0  |  ^  *  ** 
ingeMcaaon    .     Q  H,   0« «"  0  I 
Pyroterebiosiure     C«  Hio  O^  «:  0  ] 


C,  H, 

0 

H, 

0 

0 

B. 

0 

UMMeäMiure  .     C,«HmO»— 0  | 
OleinsSiire    .     .     Ci,  R^  Os  —  0  1 

Die  AngelicasSnre  wurde  im  Pflanzenreich  heobachM  ĂĽ' 
auch  kttnstKch  (durch  Oxydation  des  CamilleaOls)  eriMiw- 
Acryf-  und  PyrolerebinsAure  sind  gleldifails  KonsIpredMle«  0*^ 


1)  Vlaiieicbt  moat  mao  in  diese  Reihe  noch  die  too  Städeler  in  K«kk«t 
achtele  Damaloraiure  C7  H,,  0^,  Scharling*»  Dögliogsiure  (Bd.  II,  S.  1010) 
Eracaaiore  G«  H^  0,  (Bd.  II,  S.  1033)  einfügen. 


««7 

sXore  Erhalt  iaan  diirth  Verseilung  «eiBer  ^gr^ilMeD  Aniahl  Oele ;  die 
HypegdiMlure  erhall  man  aus  dem  ErdnussOi. 

Diese  Säuren  besitzen  entschieden  dieselben  phyttsiShen  Eigen- 
schaften i«ie  die  fetten  Sauren  der  yorhergehenden  Reihe;  man 
nimmt  bei  denselben  namenllicli  dieactbe  Al»neh«ae  in  iler  Flüchtig- 
keit und  AuflAi/ltChkeit  in  den  Maasse  wahr»  als  die  Atomgewichte 
der  Glieder  zuneliroin ;  in  dieser  Beziehung  nflhert  sich  die  AcrylsĂĽure 
der  Essigssure,  dieX)eIsaure  der  Stearinsäure. 

Mit  Kalibydi^t  oder  andern  Oxydationsmitteln  behandelt,  zer- 
setzen sich  die  Säuren  dieser  Reihe  in  zwei  Sauren  der  Reihe,  vom 
Radical  C.  tt^^  0 ; 

Aciryliiure  giebt  Ewigtftare  .und  Ameiseosiore, 

Aifgelicusiure         ,,         ,,  ,,    Propionsäure, 

Pyroterebiotäai-e    „        .„  „    BaUersäurc|| 

OleTosäure  ,,         „  ,,    PälmitiDsäure. 

Man  hat  z.  B. : 
"Cae  Hm  0»  -f  2  K  H  0  »»  Gs  H,  K  Oa  +  G«,  H^  K  0»  -f  B«. 

OleYnsaure,       Kalihydrat.      Essigsaures       Palmitinsaures 

Kall.  *    Kali. 

/.  Einbasige  Sauren  mit  dem  Radical  CaHt^«0,  die  sogenaon- 
ien  aromaiücken  Säut^em 

BtoioMüTt      Cr   He   0,  —  0  I  *^   ^* 
ToIusSure     .     C,  flg   0,  —  0  |  ^   g^  ^ 
?  .     C   H,oO,-0  \^^^ 

Diese  SKuren  entstehen  durch  Oxydation  der  Alkohole  mit  dem 
Radical  G»  0^.7,  sowie  der  Aldehyde  mit  dem  Radical  C.  B^^  (Bit- 
terroandeldl,  KOimneldO ;  zuweilen  auch  durch  Oxydation  der  JJko- 
bolhydrOre  H,  CnG^.?  (Tolusaure  entsteht  durch  Oxydation  des 
Tohien). 

Sie  sind  bei  gew(duiUcher  Temperatur  feat  und  krystallisirtt  in 
der  Warme  aublimirbar»  in  kaltem  Wasser  schwer  loslich. 

Ihre  Salze  mit  Ausnahme  der  alkalischen  sind  im  Wasser  schwer 
oder  nicht  lOsiich.  In  Gegenwart  von  Kalk-  oder  Barythydrat  der 
Einwirkung  der  Warme  ausgesetzt^  hefern  mehrere  dieser  Salze  Alko- 
bolbydrare  H,  G.  Ht..T  (Benzin,  Toluen,  Gumen) : 


688 

BenzoCsaurer  Beua 

Kalk.  oder  fhai^ 

kydrflr. 
i.    Venchiedeoe  eiobaiige  SfliireD. 

Salpeteniora  «     .     .  N  H  0,     —  0  |  ^^ 

Untercblorige  S&ure    .  CI  H  0     -»  0  |  ^ 

Chloninre.      .     .     .  CI  H  0,    —  0  |  ^  ^ 
Cyaofiore  .     ...CHNO— o|^ 

Saticylsiore     .     .     .  Cr  H,  0,  —  0  1  ^  ^  ^* 

Anitsiore  .     .    .     .  C;HtO,  — o|^^^ 

ZimmeUäare  .     .     .  C»  H«  0^  «->  0  |  ^.  ^ 

Uie  Salicyl-  Oi  Ania-  und  Zirometaäure  entsteheD  durch 
iion  der  entsprechenden  Aldehyde  (S*  672).     Sie  gleichen  ia 
Eigenacliaften  den  einbaaigen  homologen  SAuren  der  ?orl 
Reihe  y  B<ihr.     Sie  sind  fest  und  krystailiairt,  aubKniirbar  und 
auBOalich  in  kaltem  Wasser.     Mit  Qberschasaigem  Kalk  oder 
destillirt,  zersetzen  sie  sich  in  Kohlensäure  und   in  einen 
Körper : 

C,  He  Og   a^  CO,  -f  C«  H«  0 
SalicylsHure.  Phenylhydmt. 

CgHgO,   ->   CO,  -f  C7H,  0  { 

Anissäure.  Phensanrea 

Methyl  (Aniaol). 

f  2481 .    Zweitägige  Sauren.  —  Die  Sobstittttion  eioei  ser 

• 

Uven  zweiatomigen  Radicals  Ton  twei  Atomen  Wasseralof  io  >** 
Atomen  Wasser  gieht  mehrere  Reilien  zweibasiger  Säuren. 

Die  zweibasigen  organischen  SĂĽuren  sind  nicht  ohneZenHUif 
flochtig  (bisweilen  verwandelt  sie  die  Wsrme  in  Anhydride).  Sieie^ 
neutrale  und  saure  Salze,  indem  sie  gegen  ein  Radical  mic  v^ 
lischer  Basis  zwei  dder  ein  Atom  Wasserstoff  aostattschea: 


1)   Man  Ysl.  »neb  I  U8S. 


689 

C|  e^  0, 

K  r     K 

Neutrales  bernsleio-         Doppeltbernsteinsaures 
saures  Kali.  Kali. 

Ihre  Salze  entstehen  oft  durch  doppelte  Zersetzung,  zeigen  im 
Allgemeinen  eine  grosse  Besländigkeit  und  Idsen  die  Metalloxyde  auf 
unter  Bildung  von  sehr  beständigen  Doppelsalzen. 

Eine  zweibasige  Säure  kann  mit  jedem  Alkohol  zwei  zusammen- 
gesetzte Aether  bilden,  einen  neutraJen  und  einen  sauren.  In 
Dampfzustand  unter  demselben  Folum  betrachtet^  enthalten  die 
neutralen  Aether  der  zwetbastgen  Sauren  zweimal  das  Alkohol- 
radicaly  wahrend  die  der  einbasigen  dieses  Radical  nur  einmal 
enthalten^ 


2  Volume 

0  1  Ca  H3  0 
ICH, 
2  Volume 

0  j  so, 

"»  1  (C  H,), 
2  Volume 

0    i  ^^  ^^ 
2  Volume 

benzoäsaures 

essigsaures 

schwefelsaures 

oxalsaures 

Aethyl. 

Methyl. 

Methyl. 

Aethyl. 

Die  Ammoniaksalze  der  zweibasigen  Säuren  sind  nicht  ohne  Zer- 
setzung flüchtig;  häufig  liefern  sie  beim  Erhitzen  primSSre  Diamide, 
secondäre  Amide  (Imide)  oder  Amidsfluren. 

Viele  zweibasige  Säuren  verwandeln  sich  durch  Einwirkung  der 
Wflrme  oder  von  Entwässerungsmitteln,  wie  wasserfreie  Phosphor- 
säure in  Anhydride. 

Unter  Einwirkung  des  Chlors,  Broms  und  der  Salpetersäure 
Hefern  die  zweibasigen  organischen  Säuren  weniger  leicht  gepaarte  Deri- 
vate als  die  einbasigen  Säuren.  Mit  Schwefelsäure  liefern  sie  zuweilen 
dreibasige  gepaarte  Säuren  (z.  B.  Sulfühernsleinsäure). 

In  Dampfznstand  unter  demselben  f^olwn  betrachtet,  ent- 
halten die  Chlorverbindungen  der  zweibasigen  Säuren  zweimal 
das  Radical  Chlor,  währerid  es  die  der  einbasigen  nur  einmal 
enthalten : 

Cl,  C7  H5  0         Cl,  Ca  H3  0         Clg,  S  Oa         Clj,  C  0 
2  Volume  2  Volume'  2  Volume         2  Volume 

ChlorbenzoYl.  Chloracetyl.       Clilorsulfuryl.    Chlorcnrhoiiyl. 

a.  Zweibasige  homologe  Säuren  mit  dem  Badiral  C„  H4„_4  0,, 
den  fetten*  Säuren  mit  dem  Radical  C^  W^^i  0  entsprechend : 

Gerhardt ,  Ghenie.  IV.  44 


680 


BerosteiDsfiore 

Pyroweinslure 

Adipinsfiore 

Pimeliosiore 

Korksäare   . 

Fettsiare 


C7 


'10 


Hl 
Hl 


Hi.Oi 
H, 

H„Ot 
Ht 

H,. 


Cr 


C  H,   0,-0,  ^%^ 
C  H.   0.  -  0,  j  ^ 
Cs   He   O4-O,  I  ^ 

Hit  O4  -  0,  I 
Ht4  O4  —  Ot  I 
H,8  O4  «=  0,  I 

Die  meisten  dieser  Säuren  entstehen  durch  EinwirkEDg  der  ii 
petersllure  oder  anderer  Oxydationsmittel  auf  die  Fette*  Sie  mi 
fest ;  ihre  Löslichkeit  in  kaltem  Wasser  nimmt  in  dem  Haasae  ak,  ik 
ihr  Atomgewicht  zunimmt  (die  Oxalsflure  ist  leicht,  die  PettsW 
schwer  löslich).  Sie  zeigen  eine  einfache  Beziehung  zu  den  aiakaB-J 
gen  fetten  Sauren  (Reihe  a):  die  Adipinsäure  z.  B.  enthlb  dia 
mente  der  Kohlensäure  und  Baldriansäure, 

Ce  Bio  0,   =   C  0,   +  Cs  H^e  0, 
Adipinsäure.  Baldriansäure. 

Uebrigens  lassen  sich  diese  zweibasigen  Säuren  ooter 
Umständen  vielleicht  in  einbasige  fette  Säuren  umwandeln ;  aa  Ürt 
sich  die  Buttersäure  durch  Salpetersäure  in  Bemsteinsänie  ab- 
wandeln. 

C4  Hg  Oj   +   0,   —   C4  He  O4   4-  H,  0. 
Bultersäure.  Bernsteinsäure. 

Eine  ähnliche  Umwandlung  beobachtet  man,  wenn  man 
dieser  zweibasigen  Säuren  mit  Ralihydrat  schmilzt:  es  eatvkkik 
sich  Wasserstoff  und  der  Rückstand  enthält  das  Kalisalz  eiaer  Mck* 
tigen  einbasigen  Säure  von  der  Reihe  a  der  fetten  Säuren. 

ß.   Zweibasige  homologe  Säuren  mit  dem  Radical  C,Hto-tQi* 

GlycoUäurc    C4  H,   0«  —  0,  |  ^^  ^  ^^ 

HilchsSore     Cg  H„  0«  —  0^  H^  |^  ^^^ 

(Ce  H„  OJ,. 


Leociosäure    C 


is  W,4  Oa 


0,    j   -  -M. 


Diese  Säuren  entstehen  durch  Einwirkung  der  salpetr^SM* 
auf  gewisse  alkalische  Amide  (Glycocoll  oder  LeimsOsSy  AbsiB«  U** 


fiOl 

<tifi>.  Sie  sfwif  leicht  löslich  lA  Waseef  ond  nie^  i&me  ZefMizung 
flffeMg  (die  WifchsftunR  sehekTel  in  dier  Wirme  D,  0  o4er  2  B^  0  ab). 
Sie  Ueforn  gf^ihrte  Sfliiren-,  wenn  man  sie  mit  gewissen  eiiH 
bsfsig«»^  Sauren  erlifhel ;  so  erhMl  man  aM  Bento^aure  Bttaogljc^ 
sflore  und  Benzomilchsaure : 

BenxoglycofsSurc    C^  H«   0^  -=  ö  |  ^  *^  (^  ^«  ^)  ^» 

Beozomilchdfinre     C,«  H,o  0*  =  0  I  ^>  '^^  ^^  ^^  ^^  ^" 

/.    Zweibasige  homologe  Säuren  mit  dem  Radical  CBH,g.„0«: 

Phtalsaore  (oder  Cailliot't  ihr  isomere  Terephtal- 

•iore.  i  iW4) C,  fl*  O4  —  0,  |  ^  5«^^» 

rosoliDsfittre C,  H,  O4  =  0,  |  ^  ^  ^» 

Diese  Säuren  sind  für  die  sogenannten  aromatischen -einbasigen 
Säuren  mit  dem  Radical  C.H^^^O,  was  die  zweibasigen  a  für  die 
einbasigen  Säuren  mit  dem  Radical  G. Hs.^, 0  sind:  die  Phtalsäure 
z.  B,  enthält  die  Elemente  der  Kohlensäure  und  der  Benzoesäure: 

Gg  He  0|   t=   G  0,  +   Cj  U^  O, 
Phtalsäure.  Benzoesäure. 

nie  Phtalsäure  entsteht  durch  Einwirkung  der  Salpetersäure  auf 
Naphthftlint^ichJorid ;  die  Insolinsäure  ist  das  Resultat  der  Einwirkung 
der  Chromsäure  auf  die  Cuminsäure. 

Wenn  man  die  Phtalsäure  (oder  Terephtalsäiire)  mit  einem 
[Jebersehuss  von  Aetzkalk  destiUirl,  s»  liefert  sie  Benzin  : 

C,  H,  O4   —   2  C  0,   +  Ge  He 

Phtalsäure.  Benzin. 

Es  ist  wahrscheinlich,  dass  die  Insolinsäure  Toluen  G7  Hg  damit 
geben  wĂĽrde. 

<f.    Versdiiedene  zweibasige  Säuren  : 

KoRletisiore C   H^   0,  —  Ot  j  ^^ 

Aepfelsäure C*  "e   O5  =  Oj  |  ^*   ^^  ^' 

FAimr-  Md  MateTnaSun» C«  R«  O4  ->  0,  |  ^*  ^'  ^* 

Weinrfura C4  He   0«  =.  0,  |  ^*  2*^  ^* 

tC     H     0 
*    II*      * 

Scblekn-  aod  Zackerwurc Q  H,o  Oe  =-  0,  |  ^*»  "»*  ^» 

44  ♦ 


692 

Mehrere  voo  diesen  Sfiureo  (dieAepfel-,  Pumar*  ai 
flDden  sich  im  Pflaozenreich ;  andere  (die  Schleim-,  Pbtal-  und  CaB* 
phersaure)  sind  Oxydationsproducie.  Einige  (die  Wein-<,  lUĂźtr 
und  Campbersllure)  wandeki  sich  unter  Einwirkung  der  Wtae  ii 
Anhydride  um.        ^ 

Von  den  Hineralsauren  erwähnen  wir  noch  nachsteheade  ik 
zweibasige : 

Schwefelsäure     S  0«  H,  "■  Os  J   g  * 
Chromsfiure  .     Crs04H,  =  0«  1  ^^    * 

8  2482.  Es  giebt  eine  sehr  kleine  Anzahl  Sauren  (StlicjItfiR. 
Aspartsfiure),  welche,  einbasig  in  den  meisten  Reactionen,  sich  a 
einigen  besondern  Fallen  wie  zweibasige  yerbalten  und  sich  do- 
nach  durch  zwei  rationelle  Formeln  darstellen  lassen.  So  llsstal 
die  Salicylsaure  von  einem  Wasseratom  als  einbasige  und  tod  i«a 
Wasseratomen  als  zweibasige  Saure  ableiten : 

Salicylsaure    C,  H«  0,  »  0    1  ^  h*  ^* 

-«.  1  "^  «v 

Von  einem  Atom  Wasser  abgeleitet,  stellt  die  Salicylsliire  ^ 
Hydrat  des  Radicals  Salicyl  C7  H5  Oj  dar,  wovon  das  wasserfrat 
Oxyd,  das  Hydrär  (Aldehyd),  das  ChlorOr,  AzototOr  (Amid)  etc.  k- 
kannt  sind.  Die  Zusammensetzung  des  Salicyläthers  steht  gleicMfe 
mit  dieser  Ableitung  im  Einklang,  denn  zwei  Volume  dieses  Aeikcn 
enthalten : 

Salicylsaures  Aelhjl     CbH,oOs—  I  ^5*^ 

Allein  dieser  Aether  zeigt,  obgleich  er  ohne  Zersetzung  BAc^ 
und  fast  .unauflöslich  in  Wasser  ist,  gewisse  Eigenschaften  der  AHk0^ 
sauren,  und  kann,  wie  diese,  Wasserstoff  gegen  ein  Baseoradicil 
austauschen;  man  kann  sogar  denselben  Wasserstoff  gegen  eioSAU** 
oder  Alkoholradical  auslauschen;  daher  folgende  BezeichDUflJ«*- 

Salicylsaures  Actbyl «  0  |  ^g*  ^^^*^  ^*  *"  ^  j  ^* 

Benzoesaures  Aelhylsalicyl  (Gerhardl)      =-0  I  ^  5*  J^^ ''*^  ^*  *"  ^  K* 


693 

CH,0 


!CrH    ( 

Ebenso  lassen  sich  die  Metallsalze  der  Salicylsäure  bezeichnen : 

Gewöhnliche«  salicylsaures  Silber     .     0  |  ^^»^»         -"  0,  |       ^ 

\  â– **?> 

Ag  * 
Ag. 

Die  Ableitung  der  Salicylsäure  von  zwei  Atomen  Wasser,  als 
zweibasige  Säure  hat  den  Uebelstand,  von  dieser  Säure  das  Salicyi- 
hydrĂĽr,  Salicylamid  und  eine  grosse  Zahl  sehr  nahe  verwandter  Ver- 
bindungen zu  trennen,  welche  dann  mit  einem  andern  Radical  be- 
zeichnet werden.  Betrachtet  man  sie  ĂĽbrigens  insgesammt,  so  sind 
die  Abkömmlinge  der  Salicylsäure  eher  die  der  einbasigen  Säuren  wie 
Benzoe-  oder  Essigsäure,  als  die  der  zweibasigen  wie  Ozal-  oder 
Bemsteinsäure. 

S  2483.  Dretbasige  Sauren.  Die  Substitution  eines  drei- 
atomigen negativen  Radicals  oder  von  drei  negativen  einatomigen  Ra- 
dicaien  fQr  drei  Atome  Wasserstoff  in  drei  Atomen  Wasser  liefert  drei- 
basige  Säuren. 

Diese  Säuren  sind  nicht  ohne  Zersetzung  flüchtig.  Sie  bilden 
drei  Arten  von  Salzen,  indem  sie  1,  2  oder  3  Atome  Wasserstoff  ge- 
gen Metall  austauschen : 

IPO  (   PO 

K  0,       K,  0,   !   l^ 

Phosphor-       Sogenanntes  Sogenanntes  Sogenanntes 

säure.               saures  neutrales           basisches 

phosphors.  phosphors.  phosphors. 

Kali.  Kali.                  Kali, 

Eine  dreibasige  Säure  kann  mit  jedem  Alkohol  drei  zusammen- 
gesetzte Aether  bilden,  einen  neutralen  und  zwei  saure : 

•   (    n.  Ig  1  H  (  lt.8ii5;j 

Phosphor-      Aetbylphos-      Diätbylphos*      Pbosphorsaurer 
säure«  phorsäure.        phorsäure.  Aether. 


G9I 

In  Gaszustand^  unier  demselben  Volum  betraddeij  esAd- 
ten  die  neutralen  u/iether  der  dreibasigen  Sauren  dreimMHitS- 
koholradical,  wahrend  es  die  der  einbasigen  nur  einmal  entUkt. 
Die  Amtnouiaksalze  der  dreibasigen  Sfluren  sind  nicht  ohneltf- 
Setzung  flüchtig«  Ihre  Amidje  sind  noch  wenig  bekannt,  docbbi 
man  bereits  einige  Amid-  and  Diamidsauren  erbalten,  wekhedra- 
basigen  Säuren  entsprechen. 

In  Gaszustand^  unter  demselben  VoluMy  enthalten  He  CU»- 
ride  der  dreibasigen  Säuren  dreimal  dasBadical  Chlor,  wikmi 
es  die  der  »weibasigen  nur  zweimal  und  die  der  einbasign  v 
einmal  enthalten. 

Cl8,B  C1,,P  C1,,P0  CIj.Cj,. 

2  Volume  2  Vol.  2  Vol.  2  Vol. 

Chlorbor.     Chlorphosphor.  Chlorphosphoryl.^)  Chlorcyiour^.^ 

a.  Dreibasige  organische  Sfluren.  Man  kennt  nur  eine  Ucii 
Zahl: 

Cyanuraiara       CsHsNsO,  »  0,  |  £^' 

Citroiuiare  .  C.HgO,  —0,1^^^* 

AeoDksfiare  .  CeHeO«  —  0,  |  ^S*^ 

llecoDMnre  .  C7H4O7  —  0,  1  ^2  ^* 

aeUdontäai«  G,H4  0a  «"  <H  |  ^g  ^ 

Die  Anhydride  dieser  Säuren  sind  nicht  bekannt. 

b.  Dreibasige  Mineralsäuren : 

Bonave    .     .     .  B  HaOj  •"  0,  |  ^ 

Phosphon««  Siara  P  H,0,  «»  0,  i  ^ 

PhosphorMorc      .  P  H3O4  —  0,  |  ^^ 

AreensäoM      .     .  AsHa04«»0a  )»* 

Die  Anhydride  dieser  SänreA  sind  bekanat. 


1)  Das  Saperchiorid  oder  Chlorcblorid  de«  Phoaphort  (Chloropkflip^ 
Chlorid)  leigt  gegen  das  Phosphorozf chlorid  (Phpspbtrylchlorid)  dies^  ^(>*^ 
tongsveriiähoisy  irie  die  Salzsaare  gegen  Wasser: 

2  Volame  Wasserdampf    .     .     0  H|,     2  Yolane  PbtsphoniycUorid    <V^ 
4  Vohme  aiorwasserstoffgas     C,H»,    4  YohaM  rfaM^srchlofOBhlMy  A, '  ^ 

2)  Festes  Cblorcjan. 


095 

I  2484.  Gepaarte  Säuren.  Diese  Säureo ,  ganz  ahnlich  den 
normalen  Sauren  in  ihrer  Wirkungsweise  auf  die  Basen ,  enthalten 
ein  gepaartes  Radical ,  d«  h.  ein  Radical ,  welches  die  Elemente  von 
iwei.Radicalen  enthält,  die  zusammen  wie  ein  einziges  wirken,  oder 
vielmehr  ein  Radical  enthalten,  welches  von  einem  andern  durch  Sub- 
stitution eines  oder  mehrerer  Elemente  fĂĽr  Wasserstoff  abgeleitet  ist. 

Diese  Sauren  entstehen  im  Allgemeinen  durch  doppelte  Zer- 
setzun^g,  wenn  man  Chlor,  Brom,  Jod,  Salpetersaure  oder  Schwefel- 
saure auf  gewisse  organische  Substanzen  einwirken  lasst.  DergrOsste 
Theil  der  Chemiker  reiht  in  die  gepaarten  Sauren  lediglich  die  Pro- 
ducte  von  de^  Einwirkung  der  Schwefelsaure  und  lasst  die  Producte 
der  Einwirkung  des  Chlors  oder  der  Salpetersaure  als  Derivate  durch 
Substitution  weg.  Allein  diese  Unterscheidung  ist  nicht  begrĂĽndet, 
denn  die  Entstehungsweise  aller  dieser  Producte  ist  dieselbe  und  ihre 
chemischen  Verhaltnisse  sind  dieselben.  In  der  That  entsprechen  die 
Verbindungen,  welche  man  gechlorte  Derivate  durch  Substitution  nennt, 
weil  H  der  Primitivsubstanz  durch  Cl  vertreten  ist,  diese  entsprechen 
der  unterchlorigen  Saure^)  mit  demselben  Rechte,  wie  die  schwefelge- 
paarten der  Schwefelsaure;  nur  das  Radical  Sulfuryl  SO3  dieser  Saure 
ist  untheilbar  und  ersetzt  stets  zwei  Atome  Wasserstoff,  wahrend  das 
Radical  Chlor  Cl  der  unterchlorigen  Saure  und  das  Radical  N  O9  der 
Salpetersaure  ein  einziges  Atom  Wasserstoff  ersetzen.  Daher  einige 
Verschiedenheiten  in  der  Basicitat  der  gepaarten  Producte ,  je  nach- 
dem sie  der  unterchlorigen,  der  Salpeter-  oder  Schwefelsaure  ent- 
sprechen. 

I  2485.  Die  cUorgepaarten  Säuren  entstehen  am  häufigsten 
durch  die  unmittelbare  Einwirkung  des  Chlors  oder  der  unterchlori- 
gen Saure  (Chlorkalk  und  Salzsäure  oder  Schwefelsäure,  etc.)  auf 
ein-  oder  zweibasige  organische  Sauren  : 

Benzoesäure.  Chlorbenzoesäure. 


1)   Das  freie  Chlor  ist  das  Chlorid  der  anterchlorigeo  Sfiare,  d.  b.  es  ist  fĂĽr 
diese  Sinn,  «u  s.  ft.  das  Chl<Nrbenion  ffir  die  BemoMore: 

Freies  CUor  oder  Chlorchlorid Cl,  Cl, 

JCl 
Cl 


696 

Man  kennt  efln/bci,  zweifach^  dreifach  geeklarieSbireM,  rk^ 
einatomige  oder  zweiatomige; 

Dreifachchloressigsaure CsH  Cf,Os  «  0   |  ^n' 

Vierfacbchlorbaldriansaure CsHcCUOs^O   |  ^^*^"*^ 

ChlorbeozoSaäure C,HaCI  0,  «  0    |  ^  J^  ^ 

CblorsalicylMQre C^HsCIO,  —  0    |  ^2!^'*^ 

ZweifacbcbiorcbinoDsaure  od.  Chloranilsäure  CeRjCI«  0«  =»  0]  |     u7 

DreifacbcblorpbUlaäure C:«HjCI,04  —  0,  |  ^^*^ 

Die  Basicität  der  chlorgepaarten  Sauren  ist  genau  dietA 
wie  die  der  entsprechenden  normalen  Säuren,  Das  Chlor  derselba 
wird  durch  Silbersalze  nicht  angezeigt;  die  Gegenwart  desselben isi 
nur  durch  völlige  Zerstörung  der  chlorgepaarten  SHure  zu  eiketi 
nen;  wenn  man  etwas  davon  in  eine  Kerzenflamme  halt,  so  beiD€ii»l 
man  eine  grüne  Färbung.  Uebrigens  entspricht  jeder  gecbiartsj 
Säure  ein  wirkliches  Chlorid,  welches  auf  die  Silbersalze  wirkt : 

Dreifacbchloracetylcblorär  C,      Gl«  0  «  Gl,  G,  GI3  0, 
Chlorbeozoricblorilr   .     .  C7H4GI2O  >-=  Gl,  CtH^CIO. 

Die  chlorgepaarten  Säuren  sind  im  Allgemeinen  in  ihren  phre* 
sehen  Eigenschaften  den  normalen  Säuren  sehr  ähnlich,  welch» if 
entsprechen. 

Die  Alkohole  mit  dem  Radical  C.  E^^^   haben  gleichfalls  ii 

Eigenschaft,   den  Wasserstoff  ihres  Radicals  gegen  Chlor  zu  verĂĽi- 
schen ;  sie  nehmen  aber  dann  selbst  die  Eigenschaften  entsducAftf 

Säuren  an.     So  liefert  das  Phenylhydrat  folgende  Sfloren: 

Doppelcblorpbenaanra  .  GeH«GltO-sO  |  ^^<^^> 
Dreifachchlorpbensaore  .  G,HjGi»0«0  |  ^^>^> 
Funffachcblorpbensaiire      GeH  GI^O  —  0  |  ^^^ 

8  2485*.  Es  gelingt  zuweilen,  die  normalen  Säurea  ^it^ 
aas  ihren  chlorgepaarten  Säuren  herzustellen.  Diese  RegMfnü>* 
wurde  zuerst  durch  MelsensO  mit  derDreifachchloressigsIfUti 


1)   Meisen 8,  Gompt.  rend.  de  TAcad.  dea  Sciencea,  Bd.  XIT,  lĂś 


697 

metaUischen  Kaliums  hewerkstelligt.  Er  hereitel  eiji  Amalgam  0» 
welches  ungefilhr  150  Theile  Qnecksilher  auf  1  Theil  Kalium  enthält 
und  trägt  es  in  eine  wä^srige  Lösung  von  Dreifachchluressigsäure  oder 
dreifachchloressigsaurem  Kali ;  im  Augenblick ,  wo  sie  sich  mischen, 
steigt  die  Temperatur  beträchtlich ;  wenn  die  Auflösung  concentiirt 
ist,  sieht  man  eine  Salzmasse  in  grosser  Menge  entstehen.  Die  FlĂĽs- 
sigkeit, zuvor  sauer  oder  neutral,  wird  stark  alkalisch  und  wenn  man 
einen  schwachen  Ueberschuss  von  Dreifachchloressigsäure  im  Ver- 
bältniss  zur  Menge  des  Kaliums  angewendet  bat ,  so  entwickelt  sieb 
keine  Spur  Gas  während  der  gana^en  Dauer  der  Reaction  und  bürt 
nach  Verlauf  einer  sehr  kurzen  Zeit  vollständig  auf.  Die  Salzmasse 
besteht  aus  essigsaurem  Kali,  gemengt  mit  Chlorkalium  undAetzkali. 
'  Man  kann  die  Einwirkung  durch  die  Annahme  erklären,  dass  die 
Vertretung  jedes  Chloratoms  durch  ein  Wasserstofiatom  in  der  chlor- 
gepaarten Säure,  das  Resultat  zweier  doppellen  Zersetzungen  ist,  die 
sich  in  so  kurzer  Zeit  folgen,  dass  sie  gleichzeitig  aufzutreten  schei- 
nen (wie  die  Entwicklung  des  Wasserstoffs  durch  Zink  und  Salzsäure, 
S.  608).     Man  hätte  sonach  für  das  erste  Chloratom : 

«Ih  +''«  =  MJ  +«'^ 

Wasser.       Kalium.      Aetzkali.       Kalinm- 

hydrĂĽr. 

Dreifachchlor-  Kalium-         Zweifacbcblor-       Chlor- 

essigsaures  Kali,         bydrĂĽr.        essigsaures  Kali,      kalium. 

Das  gilt  also  für  das  erste  Chloratom.  Ebenso  verhält  es  sich 
mit  den  beiden  andern :  durch  zwei  ähnliche  doppelte  Zersetzungen 
werden  offenbar  das  zweifachchloressigsaure  Salz ,  Wasser  und  Ka- 
lium —  Kali ,  Cblorkalium  und  chloressigsaures  Kali  geben  und  das 
chloressigsaure  Salz  mit  Wasser  und  Kalium  —  Kali ,  Chlorkalium 
und  essigsaures  Kali. 

Es  lässt  sich  übrigens  auch  die  unmittelbare  Bildung  von  essig- 
saurem Salz  denken,  indem  man  annimmt,  dass  sich  der  Austausch 
unmittelbar  auf  die  drei  Cbloratome  des  dreifacfachloressigsauren 
Kali  erstrecke ;  man  bat  dann : 


1)   Die  ADweoduDg  von  Kaliufflamalgam  gtatt  reineo  Kaliums  bezweckt  offenbar 
oor,  die  Eiowirkong  deuelbeo  xu  miseigeii. 


e98 

30  j  J  +3KK  =  3  0  I  J  +3  DK. 

C,  (CI.)  0  (  C,  H,  0 

0  J     'g         -f  3HK  —  OJ        5       +3aL 

Dreifachchlor-  Essigsaares 

essigsaures  Salz.  Salz. 

Es  kommen  auch  Falle  vor ,  wo  das  roelallische  Zink  den  »- 

gekehrten  Austausch  des  Chlors  gegen  Wasserstoff  ond  sonadi  k 

Regeneration  der  normalen  Sfluren  bewirkt.     Wir  rerdaDkeoKoie^ 

die  Kenntniss  mehrerer  Thatsachen  dieser  Art.      Wenn  mao  »^ 

KolbeZink  zu  dreifachchlormethylsch weniger  Sflure  setzt,  solOstsit 

das  Metall  unter  Entwicklung  von  Wasserstoff  auf  und  man  erhika 

Gemenge   von   Chlorzink   und    zweifachchlormetbylschwellipava 

Zink.     Der  Process  besteht  demnach  in  zwei  auf  einander  folget^ 

doppelten  Zersetzungen : 

CCCUSOo  (  C(CI,)SO, 

'e  -fZ«Zn-OJ     \''  +B2a 

Dreifachchlorme-  Dreifachchlorme- 

thylschweflige  thylschwefligB. 

Saure.  Zink. 

(  C(Ci,)SOt  (  CH(CySO, 

OJ     \'^       •+HZn-0J        '^J         +C1& 

Dreifachehlorme-  Zweifachchiorme- 

tbylaebwefliga»«-  thylscbwelligsM- 

res  Zink.  res  Zink. 

Man  kann  gkichfalls  die  zweĂĽachcUorraethylachwelUfe  Sai* 

durch  Zink  in  chlormetbylschwefligsaures  Zink  und  die  eUorocA^ 

adiwefljge  Sfiure  in  methylschwefligsaureB  Zink  umwaadeln;  ji^ 

«rfolgt  der  Austausch  des  zweiten  und  namemlich  des  dritleD  Cki^ 

«loMs  otit  mehr  Schwierigkeit  als  der  des  erilen.     Dieser  AntW^ 

lasst  sich  aber  begünstigen  und  selbst  vollständig  aachea  dank  ^ 

wenduAg  des  Mörsers.     So  gelangt  man  daau,  das  dreiCMhcklM^ 

tbykchwefiigsaure  Kali  in  methyischwcAigsaures  woBiowandela: 

löst  dasselbe  in  Wasser  und  zers^t  die  neutrale  AoflOs«P| 

eines  Stromes  von  zwei  Bunsen'schen  ElemeiMn ,  zwei 


1)  KolbCi  AaD.  derCbem.  u.  Phanb,  UV,  llft. 


i 


690 

ZinkplaUea  riienen  als  Eleclroden ;  die  doppelle  Zersetzung  erfolgt 
ruhig  und  ohne  Gasentwicklung. 

S  2486.  Man  kennt  bram-  und  Jodgepaarte  Säuren,  welche 
den  chlorgepaarten  in  ifar«n  EigemchaOen  und  ihrer  Efttstehungaweise 
ftholioh  sind : 

firoaaaiiBJQre     .     .     .  .  C,  H^  «r  0,  —  0  |  ^  "•  **"  ^ 

BromsalicyUiur»      .     .  .  C^  H^  Br  0,  —  0  |  ^  y*  ^'  ^* 

ZwetfsebbromsalieyMare  .  C,  B«  Br,  Os  —  0  |  ^  J*  ^"  ^* 

DreifacbbromsalicyUfiare  .  C,  H,  Br,  Öj  —  0  |  ^  J*  ^^»  ^« 

Jodpyroaekonaar«  .     .  .  C5  Rs  i     O3  -■  0  J  ^  ^*      • 

Diese  Verbindungen  entstehen  durch  Einwirkung  des  Broms, 
Brom-  oder  Chlorjods  auf  organische  Sauren. 

,  %  2487.  Die  nitrogepaarten  Säuren  entstehen  im  Allgemei- 
nen, wenn  man  gewisse  organische  Säuren  in  rauchender  Salpeter- 
säure oder  in  einem  Gemenge  von  concentrirter  Salpetersäure  und 
Schwefelsäure  auflöst ;  es  entsteht  eine  doppelte  Zersetzung,  in  Folge 
deren  ein  Theil  des  Wasserstoffes  dieser  organischen  Säuren  durch 
das  Radical  N  0^  der  Salpetersäure  ersetzt  wird  : 

l  C7H5O      .      (NO,  (H  IC7H4(N0,)0 

«j        H       +0j    H      -0iH+«J     H 

Benzoesäure.  Nitrobenzo^säure. 

Eine  grosse  Menge  «in-  oder  zweiatomiger  organischer  Säuren 
verhalten  sich  so.     Die  bekanntesten  nitrogepaarten  Säuren  sisd ; 

mtropropieDaare       .    .    .     .  C,  W,  CWO«)  0,  —  0  |C»»4(^^i>^ 

Nitrobeozoesäore C7  H»  (N  0.)   0,  —  0  |  ^  ^*  P*  ^«>  ^ 

SmifecfaokrobeiixoWm     .    .  C7  «♦  (N  0»),  0,  —  0  |  ^  ^^  t**^ 

Nitrosalicyl-  oder  lodigosanre     .  C,  H»  (N  0,)   0,  —  0  |  ^  "*  ^^  ^«^   ^* 

NitrozimmetsSure C9  H,  (N  0,)   0,  —  0  |  C»  He  (NOJ   0 

NitropbuU&are C  H,  (NOJ  €u  —  0»  |  ^  J»  ^^*^  ^* 

n.  s.  w. 

Die  Alkohole  mit  dem  Kadical  C.  E^^j  liefern  ähnliche  nitroge- 
paarte  Säwf  n  durch  EinmrkiiDg  4er  Salpetersäure : 


0 


i 


700 

ZwcifachnitrophensSure  Q  H4  (NOj),  0  =  0  j  ^  5'  ^-^^ 
DreifacbnitropheDsSure  C«  H,  (N  0 Ja  0  —  0  |  ^5*  *^  ^^^ 
Dreifachnitrokretyltiure  C,  H«  (NOs),  0  —  0  }  ^  J*^^*^ 

IMe  organischen  Sauren  verändern  bei  ihrer  CTmmiflAf  a 
närogepaarte  Säuren  die  Basicitat  nicht;  die  erwahoteo  Alkihik 
verhallen  sich  in  dieser  Beziehung  wie  einbasige  Sauren. 

Die  nitrogepaarten  Sauren  sind  gewohnlich  gelb  oder  gAU 
und  von  bitterem  Geschmack ;  selten  sublimlren  sie  ohne  feriide 
rung.  Bei  sehr  starker  Erhitzung  zersetzen  sie  sich  sehr  ol  â–  
Explosion  ;  sie  gleichen  darin  den  Nitraten,  welche  hekannlUcb  iil^ 
rührung  mit  Kohle  bei  höherer  Temperatur  verpuffen.  Haoffhi 
selbst  sehr  hellige  Verpuffungen  heim  Erhitzen  der  Kali-  oderKiA» 
salze  dieser  nitrogepaarten  Sauren  oder  auch  ihrer  Salze  mit  sdr 
leicht  reducirbaren  Metallbasen. 

Mit  sehr  concentrirter  Kalilauge  erhitzt  nehmen  die  Ditroj 
ten  Sauren  gewöhnlich  eiue  dunkel  rothbraune  Farbe  ao.    lo 
Warme  mit  einem  Gemenge  von  concentrirter  Schwefelsaure  uad 
ganhyperoxyd  behandelt,  entwickeln  sie  röthliche  Dampfe. 

Schwefelwasserstoff  oder  Schwefelammonium  greifen  im 
meinen  die  nitrogepaarten  Sauren  an  und  verwandeln  sie  io  ai 
Sauren ;  N  O9  der  nitrogepaarten  Saure  wird  dabei  N  B^.  So 
wandelt  sich  NitrobenzoCsaure  C7  H5  (N  0^)  0^  in  die  Saure  Cf^ 
(NH9)0a,  uneigentlich  Benzaminsaure  genannt,  und  diese  dsA 
salpetrige  Saure  in  Ozybenzoösaure  CyB^Osy  isomer  derSalicjM 
und  1  Atom  Sauerstoff  mehr  enthallend  als  die  Benzoesäure. 

i  2488.  Die  schwefelgepaarten  Säuren  aus  organisciieiSi^ 
stanzen  mit  Schwefelsaurehydrat  oder  wasserfreier  SchwefebW^ 
Diese  Saure  verhalt  sich  zu  den  organischen  Sauren  ähnlich  deaiQ'' 
und  der  Salpetersaure,  indem  sie  eine  doppelte  Zersetsung  be«MA 
welche  die  Bildung  einer  gepaarten  Saure  zur  Folge  hat: 

0  j  ^' „""    +  0.  so,  =.  0  j  °  +  O.C,H,(S0,)0 

Benzoösaure-   Wasserfreie-  Wasserfreie  Sek««- 

bydrat.       Schwefelsaure.  felbenzoisive. 

SchwefeHtentoesiurebTvH. 


701 

oder: 

(CtHjO.-JSO,  (h  (c,B4(S0,)0 

Benzoesäure-        Schwefel-  Schwefelbenzo^säure- 

hydrat.  säurehy-  hydrat. 

drat. 
Man  sieht,  dass  die  Einwirkung  der  Schwefelsäure  auf  die  orga- 
nische Säure  dieselbe  ist,  wie  die  der  Salpetersäure ;  nur,  da  das  Ra- 
dical  Sulfuryl  SO^  das  AeqĂĽivalent  von  Bg  ist,  so  folgt  daraus,  dass 
man  in  einer  schwefelgepaarten  Säure  stets  S  0^  an  der  Stelle  eines 
Atoms  Wasserstoff  des  Radicals  der  primitiven  organischen  Säure 
und  zugleich  des  disponibeln  Wasserstoffatoms  des  Typus  Wasser  hat, 
während   in  einer  nitrogepaarten  Säure   diese   beiden  Wasserstofl- 

atome  durch  |         *  ,  oder,  was  dasselbe  ist ,  1  Wasserstoffatom  des 

Radicals  der  primitiven  organischen  Säure  durch  NO^  ersetzt  ist. 
Dies  erklärt ,  warum  die  Bancitat  der  nitrogepaarten  (chlor-  und 
bromgepaarten)  Sauren  jederzeit  dieselbe  ist^  wie  die  der  organi- 
schen Sauren ,  denen  sie  entsprechen ,  wahrend  die  schwefelge^ 
paarten  Satiren  eine  andere  Basicität  haben ,'  so  ist  z.  B.  die  Ni- 
trobenzoesäure  (auch  die  Chlor-  und  BrombenzoCsäure)  einbasig  wie 
die  Benzoesäure,  während  die  Scfawefelbenzoesäurc  zweibasig  ist. 

Dieselben  Basicitätsverhältnisse  zeigen  sich  zwischen  den  zwei- 
basigen  organischen  Säuren  und  ihren  schwefelgepaarten  Derivaten : 
die  Bernsteiosäure  ist  zweibasig,  die  Schwefelbernsteinsäure  drei- 
baaig. 

Die  Schwefelsäure  liefert  gleichfalls  gepaarte  Derivate  durch  ihre 
Einwirkung  auf  gewisse  Kohlenwasserstoffe  (  Benzin,  Naphthalin,  Cu- 
men,  Cymen  u.  s.  w.)« 

Schwefelph^nylige,  pheoylscbweflige  oder  Solfo- 

benzidinsäure C«   H«  S  O3  -=  0  1  ^»  {}»  *^  ^s) 

SolfonaphlhallD-  oder  napbtbylschweflige  Säure      C,o  Jl.  S  Os  =  0  |  ^«o"'(S^») 

Allein  die  schwefelgepaarten  Säuren  dii'ser  Art  sind  einbusig ; 
nur  in  dem  Falle  sind  sie  zweibasig,  wo  ihr  Radical  zweimal  Sulfuryl 
S  O9  enthält : 

ZweifacbschwerelDaphtbaliflsaure    Cjo  H,  S,  0^  «=  0,  {  ^««  ^^  (^^i)i 


im 

Endlich  sind  auch  schwefelgepaarte  Sfluren  bekannt,  wekkin 
orgaoiscben  Basen  (Azotiden)  entsprechen ;  diese  Arten  von  SHrn 
geboren  zu  der  Classe^  welche  specteil  mit  dem  Namen  Aaidsiam 
bezeichnet  sind : 


Sulfamintiare 


H,NSO,  =  0  I  ^JPW 


SolfaDyl-  oder  Pbenjlsttlfaminsiare  .     .    C.  Hr  N  S  0«  »>  0  i  ^  ^^^^  ^  ^^^ 
SaifonpybaliB*  oder 


Die  schwefelgepaarlen  Sauren  sind  \m  AQgemeinen  leicht  toM 
in  Wasser  und  liefern  mit  Basen  ebenso  füsfiche  Sähe.  Sie  6h 
nicht  wie  die  ScbwefelsSare  die  Barytsalze  als  scbwefehaurea  Ktl 
Man  benfltzt  diese  Eigenschaft,  um  die  ttberschflssige  Schwefebiat 
abzuscheiden,  wenn  man  sie  unmittelbar  ans  letzterer  SSurfidarsUl: 
wenn  man  das  Producl  der  Einwirkung  mit  Wasser  Terdfinil  o^ 
mit  kohlensaurem  Baryt  sattigt,  erhalt  man  unlOsKchen  sck 
sauren  Baryt  und  ein  lösliches  Barytaah  der  schwerelgepaartea 

nie  scbweffetgepaarten  Säuren  sind  nicht  ohne  ZerseRMOf 
tig;  sie  liefern  bei  der  trockne  Destillation  unt«r  andern 
schweflige  Säure. 

Jeder   schwefelgepaarten  Sävre  entspricht  wahrseheinikb 
Chlorverbindung.    (Das  Chlorid  der  schwvfeiphenyligen  SSurefitf 
man  mittelst  eines  Salzes  dieser  Säure  und  Piieaphorylddartr.) 

Die  schwefelgepaarten  Säuren  nähern  sich  den  savren  scAiecf^ 
sauren  Aelherarten  (Schwefelweinsänren)  mcksichtlicb  der 
raensetzung  und  Biidungsweise ;  doch  mit  dem  UnteradMede,  to 
letzteren  das  Badical  Sulfuryl  von  neuem  durch  doppelte  Zri 
ausgetauscht  werden  kann,  so  dass  andere  Aether  ed«r  ANniM^ 
vate  entstehen,  während  bei  den  von  organischen  Säuren  undEaU** 
wasserstoflen  abslammenden  ein  ähnlicher  rOckschreilendcr  ^ 
tausch  noch  nicht  bewirkt  werden  koniHe. 

Man  kennt  auch  eine  gewisse  Anzahl  schwefelgepaartcr  SAW*» 

welche  Chlors  Brom  oder  Nitryl  enthalten : 

Nitropheny Iscb wenige  od.  Nitroschwerel- 

beBiidinsfiore Cj   Hs  N   SO,  —  0  1  ^  H4(HÖ,)(=' 

DrHrachchlorechwefelnaphthalinsaure     C,o  H^  Cl,  S  0,  »  0  |  ^^^*  ^^^*^      / 

Zweifactibromscbwefeliuiphthaliasiure  C,o  Re  Br^  SO^  •«  0  |  ^*^  ^  ^ 


703 

I  2489.  Bm  AmUMurmi  oder  amUgepeimrtm  Sdutnn 
Iden  eine  eigeae  Clavse  gepaarter  Sfluren  mit  dem  Radical  Ammo- 
iom,  dessen  Wasserstoff,  statt  durch  ein  positives  Radical^  wie  in 
in  Amid-  oder  AnMoniakbasen  (%  2467),  durch  ein  negatives^  Radi- 
il  ersetzt  ist« 

Homologe  Amidsauren  mit  dem  Radical  N  H^  (C.  H^^  O,). 

SacciDamiaaore     .     C«  Ht  NO,  —  0  |  ^2*  ^^«  ***  ^«^ 

Vonehiedene  Amidsäuren* 

TartraiDiDsäare    .  .  C4  H,  NO5  =  0  p  ß«  ^^*  "^  ^«^ 

Comeoaipioaare  .  C«  H»  N  O4  —  0  1  '*^»  ^^  ^  ^»^ 

PbtbalamiDsSore  .  C,  H^  NO,  «  0  p^«  ^^  ***  ^»^ 

CamplioramiDsaorf  .  C,«  H„  N  0^  —  0  p  g*  ^^»»  "**  ^»^ 

Jede  Amidsaure  entspricht  einer  Normalsätire :  die  Oiaminsäure 
r  Oxalsäure,  die  Succinaminsäure  der  Bernsteinsäure  u.  s.  w. 

DieAmidsauren  entstehen:  durch  Einwirkung  der  Warme  auf  die 
Iren  Ammoniaksalze  der  zweibasigen  Sfluren, 

0,i    H    *-H,0  =  0!  NH,(CH,) 

(nh,  '  "• 

Zweirachoxalsaures  Oxaminsäure. 

Ammoniak, 
ith  Einwirkung  des  wSssrigen  Ammoniaks  auf  die  zusammenge» 

« 

iten  Aether,  während  zugleich  primäre  J)iamide  (z.  B.  Sebamin- 

ire)  entstehen;    durch  Kochen  gewisser  primärer  Diamide   mit 
Iren  oder  Hineralbasen, 

{        H,  '         ' 

Asparagin.  AsparUäure. 


7«4 
darcb  Einwirkung  von  Ammooiakgw  auf  die  Anhydride, 

0,  C,oH,.0,  +  2  NB,  =  0  j  JJJ.^*^'""®*^ 

Campheraobydrid .  Gamphoramiosaures 

Ammoniak, 
durch  Kochen  der  secundären  Amide  der  zweibasigenSSorci(U''V 

N  j  *^*„*®'  +  n,  0  =  0  j  N  H,  (C,  e,o,). 

Snccinimid.  SuccinaminsSore. 

Die  Amidsäuren  ,  welche  den  zweibasigen  Saunen  fDUprKlia 
bilden  mit  den  Metallen  einbasige  Salze,  im  Aligemeinen  wrilM- 
eher  als  die  Salze  derselben  Base  mit  diesen  zweibasigen  SSoren: 

OxamiDsaarer  Baryt    0  |  ^g  «  ^^  ^ 

Die  meisten  AmidsSuren  verlieren  Wasser  bei  höherer  Teiip^ 
ratur  und  verwandeln  sich  in  Imide  (secundare  Iniide  mit  zwdat«^ 
gern  Radical), 

^jNH,(C,.H„0,)     _^    jC„B„0.^g^^ 

Camphoraminsaure.  Camphorimid. 

Mit  Hineralsauren  oder  Basen  gekocht,  binden  die  kmiii^ 
Wasser  und  bilden  saure  Amnioniaksalze;  diese  Umwandlung  erttf 
schon  bei  vielen  AmidsĂĽuren  durch  blosses  Kochen  ihrer  wassri^ 
Lösung : 

Oxaminsäure.  t  N  B« 

Zweifachoxalsau- 
res  Ammoniak. 

*  Es  giebl  auch  Amiikäuren ,  worin  drei  Atome  Wasserstoff  ^ 
Amuioniuro  durch  ein  zweiatomiges  und  einatomiges  negatives  b^ 
cal  ersetzt  sind.  Man  erhalt  sie  durch  Kochen  der  tertiären  Aw" 
mit  Ammoniak  (Chiozza  und  Gerhardt) : 

)  C,H,SO,      ^      *  1      H 

Succinyl-  und  Succinyl-Suiropheoylanini**»«. 

Sulfophenyl- 
Azotid. 


705 

$2490.  Es  i^iabt  noch  eine  Art  von  AmidsAureni  worin  der 
Wasservtoff  des  Radicalt  AoMnoniuni  durch  ein  Alkobolradical  Bnd 
ein  Säoreradica)  sugleicb  erseUl  ist;  sie  entsprechen  den  sauren 
Salaen  der  organiscben  Basen  (gebildet  durch  zweibasige  Sauren). 
Diese  Alkalamidsataren  sind  den  zusammengesetzten  Aetherarlen  der 
Attidsfturen  isomer,  welche  den  Amnionialisaizen  entsprechen  (so  ist 
a.  B.  die  Aethyloxaminsdure  isomer  dem  oxaminsauren  Aethyl). 

Ferschiedene  Alkalamidsauren. 

Aethylcarbonaroinaäure    ....     C3  H^  NOj  =  0  1  jj  <^*"*^  "  (^^^ 

MelbyloMiDiDeaare C,  H^  NO3  =  0  I  ^  ^^  '^«^  "  ^^^"^^^ 

Phenylcarbooamin-  od.  AnihranUsäare  C7  R,  NOj  «  0  I  Jj  (^6^5)  H  (CO) 

Pheayloxamin-  oder  OxaniUäure      .     C»  H^  NO3  —  0  |  J|  ^^"»^  "  ^^^«^ 

PhenyiauccioamiDsSurc     .     .     .     .     C,o  Hj,  N  O3  =  0  J  J[  ^^  "*^  ^  ^^*  "*  ^*^ 
Phenylcampboraminaaure      .     ...     Cj«  Hj,  N  O3  =  0  1  ^  ^^«  "*^  "  ^^*»  "'*  ^«^ 

die  AlkalamidsSuren  entstehen  durch  die  Einwirkung  der  Wärme 
auf  die  sauren  Salze  der  organischen  Basen, 

N(CH3)H(C,0j) 


0      N(CH3)H3-H80  =  0  j  jj 


Zweifachoxalsau-  Methyloxaminsäure. 

res  Methylamin. 

durch  die  Einwirkung  organischer  Basen  auf  die  zwcibasigen 
Säuren,  oder  ihrer  Anhydride  : 

(Ce  H5)si 


'       "'  I  H 


,       =0 


N(C,e5)H(C,0,) 
N(C,Il5)H, 

Oxalsäure.  2  Atome  Ani-       Phenyloxaminsaures 

lin.  Anilin, 

durch  die  Einwirkung  von  schwachem  Ammoniak  auf  die. indiffe- 
renten Amide, 

1  CioHuO,      "T  "    1     H      "   "    JNH, 
Phenyl-Campho-  Ammonium-  Phenylcamphoraminsaures 

rimid.  bydrat.  Ammoniak. 

Gerhardt,  Cbeme.  IV.  45 


706 

Diese  Alkalamidsauren  bilden  einbasige  Metallsalxe,  GevisK 
Phenylamidsfluren  verlieren  durch  Einwirkung  der  Wärme  Wancr, 
indem  sie  indifferente  tertiäre  Amide  (Anile)  bilden ;  starke  Lfloi- 
gen  der  Mineralalkalien  zersetzen  sie  beim  Brfaitseo  in  Aiülia  «i 
zweibasige  Sflure. 

Es  giebl  auch  AlkalamidsSuren ,  worin  die  ?ier  Atome  WasH^ 
Stoff  des  Ammonium  durch  ein  dreiatomiges  Sdureradical  unddvtk 
ein  Alkoholradical  ersetzt  sind : 

Pbeuylcilramio-  oder  CitraoiUäare    .     .     C„Hh  NO5  =  0  |  ^  ^^^^^  ^^^^"^ 

PbenylacoDitamiD-  oder  AcooitomonaDU- 

rfur.    .     .     . C.,H.NO.»OJJ^C.H,)(C.H,OÄ 

Folgender  Körper  verdient  gleichfalls. der  Erwähnung: 

Pbenylcitrobiamio-  oder  Gitrobtaoil- 
säure ,     .     .     C,sH.,N,Os  =  0:j  2^(^^»>*<^''*^''^ 

Diese  Alkalamidsäure  stammt  von  Diammoniumhydrat  (S.  658V 
$2491.  Nach  dem  Sinn,  welchen  wir  mit  den  chemi»:ki 
Formeln  verbinden,  ist  es  einleuchtend ,  dass  jede  organische  SiiR< 
deren  nächste  Metamorphosen  man  kennt,  mit  demselben  Recht ib 
gepaart  betrachtet  werden  kann,  wie  die  Amidsduren  oder  die  Säure«, 
welche  durch  Einwirkung  des  Chlors,  Broms,  der  Salpetersäaif« 
Schwefelsäure  u.  s.  w.  auf  organische  Substanzen  entstehen,  «i* 
man  anders  bei  Entwicklung  der  Formeln  die  Regel  beobacbtct 
welcher  die  Aequivalente  der  gepaarten  Radicale  unterworfen  sd 
(8  2462). 

Man  weiss  z.  B. ,  dass  alle  einhasigen  fetten  Säuren  mit  <N 
Radical  €„  Hsn— 1  0  sich  in  Kohlensäure  und  Verbindungen  desil- 
koholradicals  zu  zersetzen  vermögen.  So  kann  die  Essigsäure  ii 
Methylhydrilr,  MethylmethylĂĽr  11.  s.  w.  Obergehen;  diese  Cmwti^ 
lungen  lassen  die  Essigsäure  als  Carhomelhylsäure ,  d.  h.  als  eine 
Säure  betrachten ,  deren  Ra^iical  durch  Aufnahme  der  Radicak  O- 
bonyl  C  0  und  Methyl  C  H3  gepaart  ist : 

^Essigsäure     0   1  ^0  (CH,) 

So  formulirt,  ist  die  Essigsäure  für  die  Kohlensäure,  «»«^ 
methylschweflige  Säure  fttr  die  Schwefelsäure: 

MetbyiscbweOiiie  Säure  oder  Metbyldithioasaure     0  |  n  * 


707 

Ich  sagte  schon  (S.  645),  dass  man  die  Essigsäure  auch  formu- 
liren  konnte,  als  ein  Radical  enthaltend ,  welches  aus  dem  Radical 
Sauerstoff  0  und  dem  Radical  des  Essigsäurealdehyds  C^i  H3  ge- 
paart ist. 

Auch  vermöge  ihrer  Umwandlung  in  Benzoesäure  und  Essigsäure 
(Cbiozza)  kann  man  die  Zimmetsäure  darstellen  als  ein  Radical  ent- 
haltend, welches  durch  Substitution  des  Radicals  ĂźenzoYl  C7H5O  fĂĽr 
den  Wasserstoff  des  Radicals  C3H3  des  Essigsäurealdebyds  oder  auch 
ein  Radical  welches  durch  Substitution  des  Radicals  Acetyl  C^  H3  0  fĂĽr 
den  Wasserstoff  des  Radicals  C7  H5  des  ßenzo^säurealdebyds  gepaart  ist : 

Zimmetsäare    «0  |  ^^^i^^^O) 

Ich  will  auf  diese  Formeln ,  die  keines  Commentars  bedĂĽrfen, 
nicht  bestehen.  Ich  gebe  sie  blos,  um  zu  constatiren ,  dass  die  so- 
genannten gepaarten  oder  copulirlen  Säuren  keine  eigenthümlichen 
Körper  sind,  verschieden  von  jenen  Säuren,  denen  man  diese  Be- 
nennung nicht  giebt.  Eine  Säure  könnte  nicht  in  absolutem  Sinne 
eine  gepaarte  genannt  werden ;  sie  ist  nur  in  Beziehung  zu  gewissen 
andern  Körpern  gepaart^  welche  sie  erzeugen^  oder  von  denen  sie 
erzeugt  werden  kann.  Bald  erfolgen  diese  Umwandlungen  leicht, 
bald  erfordern  sie  besondere,  oder  selbst  ausnahmsweise  Bedingungen ; 
allein  es  giebt  keine  genauen  Grenzen  zwischen  beiden  Arten  der  Um- 
wandlung. Alkohol,  Essigsäure  und  alle  Körper,  deren  nächste  Um- 
wandlungen bekannt  sind,  sind  eben  so  wohl  gepaarte  Körper  als 
Nilrobenzoi!säure  oder  Arsenätbyloxyd. 

§  2492.  Anhydride.  Die  Substitution  von  einem  oder  zwei 
Säureradicalen  für  allen  Wasserstoff  in  einem  oder  mehreren  Atomen 
Wasser  giebt  Anhydride  oder  wasserfreie  Säuren.  Diese  sind  für 
die  Säurehydrate,  was  die  einfachen  Aether  für  die  Alkohole. 

Die  Anhydride  sind  ohne  Einwirkung  auf  Lackmus ;  in  BerĂĽh- 
rung mit  Wasser  binden  sie  mehr  oder  weniger  rasch  dessen  Ele- 
mente, um  sich  in  Säuren  umzuwandeln*  In  Berührung  mit  Am- 
moniak liefern  sie  neutrale  Amide  oder  amidsaure  Ammoniaksalze. 

Man  theilt  die  Anhydride  in  ein-,  zwei-  und  dreibasige,  je  nach- 

lem  sie  durch  Bindung  von  Wasser  eine  ein-,  zwei-  oder  dreibasige 

Säure  bilden. 

45» 


708 
a.   Anhydride  der  embasigenSamren. 

IQ 
Cl 

Anhydrid  der  Salpetersäure      .     , Nt  0»  ^  0  <  1.  q^ 

Anhydrid  der  Essigsaure  (2  Volume)  .     .     .     .     Q  H«  ^3  *"  ^  S  r*  n'  a 

C  iC  0 
Anhydrid  der  Baldriansäure Cio  ^\%  Oj  »&  0  |  ^  ^  y 

!C«  H   0 
^  hI  O 

Anhydrid  der  Benzoesäure ^««  ^«o  ^«  ™  ^  1  c!  S*  0 

Anhydrid  der  Camint^nre C»  H«  0,  =  O  I  ^  2"  a 

Anhydrid  der  Zimmelsäurc ^»8  **»*  ^3  *=  ^  1  c!  hI  0 

Anhydrid  der  Salicylsiure Ct«  H,o  Oj  —  0  }  ^  S*  a" 

(    *-T  "4  *'l- 

Bisweilen  sind  zwei  Alome  Wasserstoff  des  Typus  Wasser  dorch 
zwei  verschiedene  Radicalc  ersetzt  {Gemischte Anhydride), 

Easigbenzoesaurea  Anhydrid ^  ^*  ^^  *^  ^  !  c!  H  O 

Cuminoenanthylsaurvs  Anhydrid       .     .     .     •     Cn  H^«  O3  «b  0   {  X**u   *a 

Bald rian-angelicasau res  Anhydrid     .     .     .     .     C|o  Hi«  Oj  »■  0  |  p*  J*  ^ 

Die  Anhydride  der  einbasigen  organischen  SJfureo  enfslehea 
durch  Einwirkung  der  Chlorsäuren  auf  die  alkalischen  Sähe  d^r  cfil- 
sprechenden  Sjluren : 

Essigsaures         Chiorace-  Essi^aure- 

Kali.  tyl.  anhydrid. 

Essigsaures       ChiorbaazoYl.      Essigbenzo<;- 
Kali.  sAuroaobydrid. 

Man  kann  auch,  ura  die  Anhydride  zu  erhalleA,  Phosphorai^ 
chlorĂĽr  (Proto-  oder  PerchlorĂĽr)  auf  die  alkalischen  Salie  4tr 


i 

] 


.709 

sprechenden  Säuren  einwirken  lassen ;  die  Einwirkung  erfolgt  dem- 
nach in  zwei  Abtheiiungen : 

0  j  ^^^  ®^»    +  ci„  PO  =  0,  j  l^    +  Cl„  (C  H,  0). 

3  Atome  essigsau-        Chlorphos-     Phosphor-  3  Atome  Chlor- 

res  Kali.  phoryl.       saures  Kali.  acelyl. 

0,j^g'^®^  +  Cl„(C,H,0)3  = 

3  Atome  essigsau-       3  Atome  Chloracetyl. 
res  Kali. 

0    I  (C,  03  0), 
'  I  (C,  H,  0),   +  ^'»  ^' 
3  Atome  Essigsäure-       3  Atome 
anhydrid.  Chlorka- 

lium. 

Die  Anhydride  der  einbasigen  organischen  Säuren  sind  flüssig 
oder  fest;  wenn  sie  nur  einerlei  Radical  enthalten,  sind  sie  gewöhn- 
lich ohne  Zersetzung  flĂĽchtig.  Die  Anhydride  mit  zwei  verschiede- 
nen Radicalen  zersetzen  sich  in  der  Hitze  in  die  Anhydride  derselben 
Radicale : 


'>lSS:o+»lSSS-«iSSo+» 


Ca  Ha  0       ,,  |  C^  H3  0    ,   ^  (  C^  H5  0 

C7  H5  0 

Essigbenzoä-         Essigbenzoä-         Essigsäure-       Benzoesäure- 
saĂĽre-Anhy*         saure -Aohy-  anhydrid.  anhydrid. 

drid.  drid. 


Die  Anhydride  der  einbasigen  organischen  Säuren  sind  in  Was- 
ser schwer  oder  nicht  auflöslich  und  verwandeln  sich  darin  mehr  oder 
Weniger  rasch  in  Säuren ;  die  Alkalien  bewirken  diese  Umwandlung 
BcbnelK 

^^  jC,H30  jH  _oi^»"»^+o!^»"^^ 

Essigsäure-  Essigsäure.  Essigsäure. 

anhydrid. 

Die  Wirkttog  des  Wassers  ist  dieselbe,  wenn  die  Anhydride  zwei 
rerscbiedene  Radicale  enthalten : 


710 

Essigbenzo^-  Essigsäure.  Benzoesäure, 

säureanhydrid. 

Aether  löst  die  Anhydride  unverändert ;  Alkohol  auch,  bildet  »Iwr 

allmälig  zusammengesetzte  Aether : 

''|Sii:o+^''rH'''-oil!+ä»|SM 

Benzoesäure-  Alkohol.  BenzoCsaures 

anhydrid.  Aethyl. 

In  BerĂĽhrung  mit  Ammoniak  liefern  die  Anhydride  der  einbas- 

gen  organischen  Säuren  ein  neutrales  Amid : 

Ol    ?^?*:4-2N       H     -    0       ? 


+  2N      H    =    0       â–    4-  2  N  {       e 
(  H  ^  1       H 


c,  H«  0  •        k:  H 


Benzoesäure-  Beozamid. 

anhydrid. 

Das  Phosphorsuperchlorid   wandelt   die  einbasigen  AnhydrUe 

in  Chlorsäuren  um;  das  Supersulfid  des  Phosphors  verwandelt  sie  ia 

Schwefelsäuren. 

ß.    Anhydride  der  zweibasigen  Säuren. 


KohleDsäurcanhydrid    . 
SchwefelsäareaDbydrid 
ChromsSureanhydrid    . 
BerasteiasSareanhydrid 

Milcbsaareanbydrid 

Phtalsäurpaobydrid 


.      C  0,  —  0,  C  0 
.     S  0,  —  0,  S  Oj 
.     Cr  O3  — «  0,  Cr,  0, 
C«  H4  0,  -»  0,  C4  H«  0| 

C,  H4  0,  —  0,  C,  H4  0, 


Canipheniareanbydrid      .     .      Cfo  H,4  0»  ««  O,C,«H|«0s 
Fomar-  oder  AepfeUäureanbydrid      C4  H,  Os  ««  0,  C4  Ht  Os 
WeinsaureaDbydrid       .     .     .     .     C4  H4  O5  »s  0,  C«  H«  0« 
Pyrocitron-  (ItacoD-  oder  Citra- 
con)  sJureaobydrid  .     .     .     .     C^  H4  Oj  «-  0,  C,  H«  0, 

Die  Anhydride  der  zweibasigen  organischen  Säuren  entstebea 
durch  unmittelbare  Entwässerung  derselben  entweder  durch EfW^ 
oder  durch  wasserfreie  Phosphorsäure : 

0  j^*^*®«   -   H,0    -    O.C,H,0. 

Bernsteinsäure.  Bernsleinsäare- 

anhydrid. 


0,  Cio  Hj4  0,  +   2  N  H,  =  0  ,  j^  g 


711 

Bisweilen  erhalt  mao  sie  auch  durch  Einwirkung  des  Phosphor- 
sopercblorids  auf  die  Slurehydrate : 

Bernsleiiisjiure.  Bernstein- 

sflureaohy- 
drid  plus 
Chlorwas- 
serstoff- 
Säure« 

Sie  sind  weuig  oder  nicbl  in  Wasser  aufloslicb  und  verwandeln 
sich  in  BerĂĽhrung  mit  Wasser  mehr  oder  weniger  schnell  in  Hydrale. 

In  alkoholischer  Losung  liefern  sie  bei  BerĂĽhrung  mil  Ammoniak 
die  Ammoniumsalze  der  entsprechenden  Amidsfluren : 

N  H,  (Qo  Hu  Oa) 

[4 
Camphersflure-  Campberamidsaures 

anhydrid.  Ammonium. 

Diese  Eigenschaft  unterscheidet  die  organischen  Anhydride  der 
zweibasigen  Säuren  von  den  Anhydriden,  welche  den  einbasigeu  Säu- 
ren entsprechen. 

y.  Anhydride  der  dreibasigen  Sauren.  Man  hat  noch  kein 
Anhydrid  erhallen,  welches  einer  dreibasigen  organischen  Säure  eul- 
spricht;  von  den  mineralischen  Anhydriden  wären  folgende  zu  er- 
wähnen : 

PbosphorigesaureaDhydrid  .     .     Ps  0«  *—  O3  | 

!P  0 
P  O 

BoniureaDbydrid     .     .     .     .     B^  O3  -» Oj  |  ^ 

Indifferente  Oxyde. 

%  2493.  Sauerste ffsaUe.  Wenn  der  Wasserstoff  eines  oder 
mehrerer  Wasseratome  zugleich  durch  das  Radical  einer  Melalibase 
und  das  einer  Säure  ersetzt  ist,  so  hat  man  ein  Sauerstoffsalz. 

Die  meisten  Sauersloffsalze  entstehen  durch  doppelle  Zersetzung» 
entweder  einer  Basis  und  einer  Säure  oder  einer  Basis  und  eines  Sal- 
zes, oder  einer  Säure  und  eines  Salzes,  oder  von  zwei  Salzen : 


P 
P 


712 


+    "  I  NO, 


Kali  (Kalium-     Salpetersäure 
wasserstoir-     (Nitrylwasser- 


0 


+   0 


oxyd). 

Ca 
Ca 

Kalk  (Cal- 
ciurooxyd). 


K 

NO,: 

Saipetersauiet 
KaK  (Nitrylka- 
liumoxyd. 


»ic:+^»i 


==   0 


H 
H 


+  ^»l^.. 


0 


stofToxyd). 
H 

C7H5  0 
Benzoesäure 
(BenzĂĽYlwas- 
serstoffbxyd). 
Man  sieht  demnach ,  dass  jedem  Saoerstoifsals  »tets  eine  Baiii 
und  eine  Säure  enlspricbt;  nach  der  alten  Ansicht  heirachiel  bh 
alle  Sauersloffsalze  als  Verbindungen  Yon  Basis  «nd  Säure,  indes 
man  sie  sich  so  vorstellen  kann : 


Essigsaures  Kupfer   .     . 

.     30 

Schwefelsaurer  Baryt    .     . 

0, 

Pbospborigsaures  Blei    . 

.     2O3 

Ca 

C,  H,  0 

Ba« 
SO, 

PC3 


—  (C4  H«  OJ  0  +  (Ca,)  0. 
«  (S  OJ  0  4.  (Ba,)  0. 
=  IP2)03  +(PCJO, 


,  P 

Jedes  SaiierslofTsalz  ist  offenbar  durch  zwei  Radicale  charakteri- 
sirt,  welche  es  enihäll,  oder,  was  auf  dasselbe  hinauskommt,  dnirk 
die  Säure  und  Basis^  welche  ihm  entsprechen. 

Wenn  eine  Basis  oder  Säure  so  auf  ein  Salz  einwirkt,  da$s  hb 
neues  Salz  entsteht,  oder  zwei  auf  einander  wirken,  so  dass  zwei  a«* 
dere  Salze  entstehen,  so  erfolgt  eine  doppelte  Zersetzung  wie  bei  ge- 
genseitiger Einwirkung  von  Basis  und  Säure.     Man  hat: 


0 


Ka]i(Kaliiim- 
wassersloif- 
oxyd). 


H     ^        1  NOj 
Salpetorsau- 
res  Kupfer 
(Nitryikupfer- 
oxyd). 

^1  C7M5O 
Salpetei*säure       BeneoOsaures 
(Nitrylwasser*      Natron  (Ben- 
stoffoxyd). zoYlnatrium- 

oxyd). 


C41 


K 


Kupferhydrat 
(Kupferwasser- 
stoffoxyd). 


0 


H 
NO, 


=  0 


Salpetersau- 
res Kali  (Ni- 
trylkalium- 
oxyd). 

C^  H.O^''  1  NO, 
Benzoesäure       Salpelenaa* 
(RentovHras-       re«  Nalt m 
serstoflbiyil).       (Nilryhia- 

tri«ffloivd)w 


713 

"  I  C7H5  0  ^"  (  NO,  "  1  C7H5  0^^"  )  NO,. 

Beneoäftaures       Salpetersau*  Beni^o^saures     Salpetersau* 

Nalron  (Ben-       res  Silher(Ni-  Silber  (Ben-*       res  Natron 

zoYliiatrium-          Iryleilber*  coYlsilhtH*-           (Nitrylna** 

oxyd).                  oKyĂĽ).  oxyd).             triumoxyd). 

Diese  doppelten  /erselziiiigen  treten  im  Aligemeinen  unter  Fol- 
genden von  Beiihollel  beobachteten  Bedmgungen  ein,  welche  wir  fol- 
gendermassen  in  unser  System  ĂĽbersetzen : 

1.  Ein  Salz  geht  eine  doppelte  Zersetzung  mit  einer  Basis,  einer 
Säure  oder  einem  andern  Salz  ein,  wenn  der  Austausch  der  Rädicale 
Veranlassung  geben  kann  zur  Bildung  einer  Basis,  einer  S^ure  oder 
eines  Salzes^  welche  in  Wasser  unauflöslich  oder  schwerer  lüslich 
als  die  angewendeten  Substanzen  sind.  (Das  Kali  fällt  die  Rupfer- 
salze ;  der  Baryt  die  schwefelsauren  Salze ;  die  Salpetersäure  fällt  die 
benzoäsauren  Salze ;  die  Schwefelsäure  die  Barytsalze ;  [der  salpeter- 
saure Baryt  das  schwefelsaure  Natron.) 

2.  Ein  Salz  geht  eine  doppelte  Zersetzung  mit  einer  Basis,  Säure 
oder  einem  andern  Salze  ein ,  wenn  der  Austausch  der  Rädicale  Ver- 
anlassung geben  kaan  zur  Bildung  einer  Basis,  einer  Säure  oder  eines 
Salzes,  welche  flüchtiger  oder  weniger  beständig  bei  der  Tempe- 
ratur sind ,  bei  welcher  man  arbeitet,  als  die  angewendeten  Körper. 
(Die  Schwefelsäure  zersetzt  die  essigsauren  Salze,  das  Kali  die  Salze 
des  Ammonium ;  das  schwefelsaure  Kali  zersetzt  das  kohlensaure 
Ammonium.) 

Es  ist  offenbar,  dass  die  Temperatur,  bei  welcher  die  Körper 
zusammenkommen ,  von  grossem  Einfluss  auf  die  gegenseitige  Ein- 
wirkung der  Basen,  Säuren  undSa!ze  ist^  da  dieAuflOslichkeit,  Fluch«' 
tigkeit  unrl  Beständigkeit  der  einen  und  der  andern  derselben  voll- 
kommen untergeordnet  sind.  Eben  so  ist  es  mit  der  Masse  der  Kör- 
per, welche  in  Wirkung  treten ;  ein  Körper  wird  nicht  durch  eine 
kleine  Menge  eines  andern  angegriffen ,  welcher  dagegen  wohl  darauf 
einwirkt,  wenn  er  in  grossem  Ueberschuss  wirkt. 

Man  nimmt  im  Allgemeinen  an ,  dass  die  doppelle  Zersetzung 
stets  zwischen  zwei  in  Wasser  gelösten  Salzen  eintritt,  selbst,  wenn 
kein  Niederschlag  entsteht.  Dieser  Fall  kann  wirklich  vorkommen ; 
deon^  wenn  man  z.  B.  Eisenchloridiösung  mit  einer  Auflösung  von 


714 

essigsaurem  Natron  versetzt ,  so  nimmt  die  FlĂĽssigkdt  aUbiM  ie 
charakteristische  braune  Färbung  an  und  Schwefelwasserstoff»  «(idMr 
Eisenchlorid  nicht  föllte,  bildet  einen  schwarzen  Niederscbhf  m 
Schwefeleisen  in  dem  Gemenge  der  beiden  Salze.  Esist^akrsckr 
wahrscheinlich ,  dass  beim  Versetzen  eines  Salzes  mit  ciser  Sive, 
einer  Basis  oder  einem  andern  Salze  in  wSssriger  Lösung  oheaio- 
tausch  der  Radicale,  wenigstens  ein  theil'weiser  eintreten  kasi,  i^ 
eher  durch  keine  äusserliche  Erscheinung  angezeigt  wird. 

%  2494.  Man  unterscheidet  die  Salze  nach  den  VerkillKBi 
der  beiden  Badicale,  welche  sie  enthalten,  in  NetUralsaUe.nm 
oder  ĂĽebersalze  und  in  basische  oder  Untersatze. 

Mit  dem  entsprechenden  Säurehydrat  verglichen,  stellt  eiiA» 
tralsah  dieses  Säurehydrat  dar,  worin  der  basische  Wassentoffil^ 
ständig  durch  sein  Aequivalent  eines  positiven  Radicals  d.  b.  tel^j 
dicals  einer  Metallbase  ersetzt  ist : 


0 


H 
CaH,  0 

Essigsaure. 


—  0 


Na 

Neutrales  essigsaure« 
Natron. 


0, 


SO, 
Schwefelsäure. 


-       Q, 


Na, 

SO, 

Neutrales  Schwe- 
felsaures Natron. 


N», 
CeHjO, 

Citronsfture. 


0, 


—  0, 


Na,    . 
'  ^  C,H,0«. 
Neutrales  cilrvnsaa- 
res  Natron. 

Ein  saures  Sals  ist  das  NeulralsaU  plus  der  eulspi 
Säure,  oder,  was  auf  dasselbe  herauskommt,  es  ist  die  Sinre, 
basischer  Wasserstoff  nur  Iheiiweise  durch  das  posilire  Radicd  * 
setzt  ist : 


K 


0, 


H 

(C,H,0), 
Zweifachessigsaures 
Kali. 


0 


H 
C,H,  0 


4-  ^ 


K 
C,II,0; 


Essigsäure. 


Nenlraies 
saiiTMEaii- 


715 


0, 


=   0 


C,H,  0 
C,H,  0 
Wasserfreie 
Essigsaure. 


0, 


(Cj  Ha  0)4 
Wasserfreies  zweifach 
essigsaures  Kali. 

/  Na 

2  Oa  {  H 

I  SOj 
Zweifach  schwefel- 
saures Natron. 

(  Na 

3  Ob  I  Ha  —  2  O3 

'  CeHsO^ 
Saures  citronsaures        CitronsSure. 
Natron. 


^         1  C,H,0; 
Neutrales  essig- 
saures Kali. 


SO, 

Schwefel' 
sHure. 


+    0, 


Na, 
SO, 

Neutrales  schwe- 
felsaures Natron. 


H, 

C,  Hg  O4 


+  0,  j 


Na, 
QUaO, 


Neutrales  citron- 

t 

saures  Natron. 


Ein  basisches  Salz  ist  das  Neutralsalz  plus  der  entsprechenden 


Base: 


0, 


C,  H,  0  " 
Basisch  essigsaures 
Blei. 

CU4 

SO, 
Basisch  schwefel- 


0 


Pb 
Pb 
Bleioxyd. 


+    0 


0, 


0 


Cu 
Cu 
Kupferoxyd. 


Pb 
C,H,0; 

Neutrales  essig- 
saures'Blei. 

Cu, 

SO,. 
Neutrales  schwe- 
felsaures Kupfer. 


+  0,    j 


saures  Kupfer. 

2494  a.  Die  Sauerstoffsalze  des  Ammoniak  und  anderer  Azo- 
tide  (organischer  Basen)  enthalten  im  Allgemeinen  die  Elemente  die- 
ser Körper  und  die  eines  Saurehydrats.  Die  Mineralbasen  üben  auf 
diese  Salze  eine  doppelte  Wirkung  aus :  wahrend  sie  das  Azotid  in 
Freiheit  setzen,  tauschen  sie  zugleich  ihr  Radical  gegen  den  basischen 
Wasserstoff  der  Sflure  aus.  So  liefert  Kali  mit  schwefelsaurem  Chi' 
Din  8chweÂŁĂźlsaures  Kali  und  Wasser. 

Man  kennt  ferner  aus  einem  Azotid  und  einem  Mineralsalz,  z.  B. 
salpetersaurem  Silber,  bestehende  Salze«  Dieses  Salz  vereinigt  sich 
mit  mehreren  organischen  Basen ;  zuweilen  ist  die  Verbindung  un- 
auflöslich und  fällt  hei  der  einfachen  Mischung  von  salpetersaurem 
Silber  mit  einer  alkalischen  Lösung  des  Alkali  nieder.  Die  Verbin- 
dung entliAlt  gewöhnlich  ein  Atom  salpetersaures  Silber  und  ein  Atom 


718 

Base  (Glycocoll,  AmmeKn,  Thiosioamio ,  Casein,  StrychmD;  dfr 
Harettoir  liefert  zwei  VerbiDdungen,  1  Atom  Harnstoff  mit  1  nd  oi 
2  Alaoien  salpeiersaurem  Silber ;  3  Atome  Melaaüin  TerbMci  mä 
mit  1  Atom  salpetersaureai  Silber). 

§.  2495.  Brechweinsteine,  —  Gewisse  Hetalloxjde  tci  3  Au- 
men  Sauerstoff,  Damentlich  die  de$  Antimon,  Uran  snd  WisBOlk  fe- 
fern  häufig  mit  den  organischen  Salzen  Neutralsalze,  deren  Zes» 
mensetzuQg  im  ersten  Augenblick  der  der  Untersalze  auoft^i^iB 
scheint.  Das  neutrale  essigssture  Uran  z.  B.  besieht  aus  CtHjU^ 
während  das  neutrale  essigsaure  Silber  ein  Atom  Sauerstoff  vnisr 
enthalt,  Cs  H,  AgO^. 

Diese  Verschiedenheit  in  der  Zusammensetzung  zweier  \^ 
seits  fĂĽr  neutral  gehaltener  essigsaurer  Salze  beruht  darauf,  i^^ 
der  doppelten  Zersetzung  nicht  der  gesammte  Sauerstoff  des  l'Vf 
oxyds  dazu  verwendet  wurde,  mit  dem  basischen  Wasserstoff  <ter 
sigsäure  Wasser  zu  bilden,  wie  bei  dem  Silberoxyd :  in  der  Thal 
ein  Theil  des  Uranoxyds  dem  Metall  bei  der  doppelten  Zersetzv^ 
dass  der  basische  Wasserstoff  der  Essigsäure  sich  dann  Hiebt  dinA 
einfaches  Radical,  sondern  durch  ein  zusammengesetztes  ersetit 
der,  UO,  welches  man  Uranyl  nennen  kann  (Peligot) : 

/  CRaO  (Ăś0_         1CH,0  jH 

Essigsäure.  Uranoxyd.        Essigsaures 

Uran. 

Alle  Uransalze,  die  man  bis  jetzt  untersucht  hat,  zeigen 
Art  der  Vertretung;  es  schliesst  offenbar  nicht  die  Etislcii 
^alze  aus ,  worin  das  pasitife  Radical  durch  U  {JJrĂĽnicum)^  Ufi^ 
lent  H3  vertreten  wäre  and  zu  deren  Bildung  das  Oxyd  U^  Qi  beii^ 
doppelten  Zersetzung  sich  wie  eiqe  dreiatomige  Basis  f<*rliiek  w^ 
Art  des  Eisens  und  Aluminiumsesquioxyds. 

Die  organischen  Antimohsalze  zeigen  beide  Arten  der  Verlrffi^ 
man  kennt  in  der  That  Neutralsatze  mit  der  Basis  Anthnma^^ 
äquivalent  H  und  andre  mit  der  Basis  Antimanieum  Sb-^sbi,  ^ 
vaient  H3.  Der  Brechweinstein  der  Apotheken,  den  nian  erwi  ** 
dem  manAnlimonoxyd  mit  Weinstein  aufl<)st,  bietet  in  dieser  lĂĽMcil 
ein  merkwĂĽrdiges  Beispiel  dar : 

c«]i«a. 

Weinstein    .     .         C«  H,  K  0«  »-«  0,  {        Bj 

K 


7tT 

(  C,  H^  O4 
Beecbweinstcin  bertOO«    C«  H«  Sb  K  O7  »«  Oj {      Sb 0 

(       K 
Wenn  man  die  Auflösung  des  Brechweinsteins  mit  den  Auflösun- 
gen der  Silber-  oder  Bleisalze  mischt,   so  erhält  man  Niederschlage, 
welche  dieselben  Elemente   wie  Brechweinstein   enthalten,   jedoch 
SUber  oder  Blei  Hatt  Kalium : 

SilberbrecliweiDsteio     C«  H«  Sb  Ag  O7  «=  Os  <      Sb  0 

(       Ag 

(  C4  H.  0, 
Bleibrechweinstein        C4  H«  Sb  Pb  O7  »  0«  {       Sb  0 

(       Pb 

Alle  diese  Breehweinsterne  tbetlerr  eine  Eigenschaft,  die  man  bei 

aii^n  Tartralen  nicht  find«!:  wie  die  Weinsteinsäure  selbst,  ent- 

.  wickeln  sie  beim  Erhitzen  auf  200*  1  Atom  Wasser  und  zeigen  dann 

eine  Zusammen»etzcrng,  welche  der  der  wasserfireien  Weinsteinsäure 

entspricht:' 

Wasserfreie  Weinstetnsäare      ...  C4fl4  O5  «a  0,  C4  Ug  O4 

Gewöbalicher  BrccbweitMlcin  bei  SaO^  C4  H,  Sb  K  Ob  »  0,  C«  H,  (Sb  0,  K)  O4 

SiiberbrecbweiBsteio  bei  i60o  .     .     .  C4  H^  Sb  Ag  Oa  =  0,  C4  Hs  (Sb  0,  Ag)  O4 

Bleibrecb Weinstein  bei  I6O0     .     .     .  C4  H^  Sb  Pb  Oo  =  0,  C4  H,  (Sb  0,  Pb)  O4. 

Wenn  man  diese  Verbindungen  mit  Schwefelwasserstoff  behan- 
delt» kann  man  die  Weinsäure  oder  die  gewöhnlichen  Tartrate  re- 
generiren. 

Bei  den  meisten  ĂĽbrigen  Antimonsalzen  findet  man  das  Radical 
der  Base  durch  Antimonicum  Sb  repräsentirt.  Da  die  Antimonsalze 
dieselbe  Zusammensetzung  zeigen  wie  die  basischen  Antimonicum- 
sake,  so  wird  es  zuweilen  schwierig,  zu  entscheiden,  zu  'welcher  der 
beiden  Formen  ein  Antimonsalz  gehört;  man  muss  in  diesem  Fall 
dia  Analogie  zu  Rathe  ziehen.  Man  kennt  z.  B.  ein  oxalsaures  Anti- 
mon, welches  CaHSbOs  enthält;  diese  Formel  entspricht  sowohl 
der  ZiKammensetzung  eines  sauren  Salzes  mit  der  Basis  Anlimonyl, 
als  der  eines  basischen  Sahes  mit  der  Basis  Antimon : 

(  CjO 

Saures  oxalsanres  Antimooyl  C2  R  Sb  O5  »»  0^  {     H 

(  SbO 

CtOa 
Basisches  oxalsanres  Antimonicnm  C«  H  Sb  O5  =  O3  <     H 

{    Sb 

(Man  nliiM  sidt  eriMMra,  dass  SbO  B  äquivalent  ist  und  Sb  am 
sl^  H^>.  Maflt  lioMt  kein  oialseures  NeuiralMli  mit  der  Basis  AnCi^ 
monicum* 


718 

Neotnies  onlsaares  ADtimooicura    C^  sb,  0«  «s  Os  |  ^ . 

dagegen  bat  man  ein  entsprechendes  oxalsaures  Salz  derfiaaellini- 
thicum : 

Neutrales  oxalsaures  Bismatbicum     C^  bi^  O4  ss  Oj  j  ^^ 

sowie  ein  basisches  oxalsaures  Salz,   welches  durch 
Wassers  auf  das  vorhergehende  Salz  entsteht : 

Basisch  oxalsaares  Wismolb     C^  Bi  H  0«  —  C,  bi,  H  0»  »  Oi  {    ■ 

(  ^ 
Man  sieht  hiernach,  dass  das  oben  erwähnte  oxalsaure  AoW 

(C)  H  Sb  Os)  sich  nicht  als  ein  saures  Salz  mit  der  Basis  Airtiafif 

darstellen  lasst,  sondern  es  ist  ein  basisches  Antimonicuinsib, » 

log  dem  basischen  Bismuthicunisalz. 

Der  Wismuthbrechweinstein,  bei  100^  getrocknet,  isteiDeV«-^ 

bindung  von  Bismulhyl  BiO  von  derselben  Zusammensetzuiif  «it 

gewöhnliche  Brechweinstein,  bei  200^  getrocknet. 

Wismotbbrecbweinstein  bei  100 <»:    C«  H^  Bi  K  0«  »  0,  C«  H,  (Bi  0,  E)<V 

Das  Eisensesquioxyd  scheint  gleichfalls  dem  Brechweiosleii 
liehe  Verbinduirgen  zu  bilden,  worin  das  Radical  PerrylPe^OH 
tritt.    Auch  die  arsenige,  Arsenik-  und  Borsäure  werden  wie  das 
monoxyd  von  Weinstein  aufgelöst  und  liefern  BrechweiosteiiM, 
As  0,  As  0) ,  B  0  H  dieses  Salzes  vertreten : 

FJseDbrechweinsteia  bei  100  <^  (Soobeiran  und  Ca-  (  Q^^H 

pitaine) C4H4Fe,R07»  Oi  |    re.( 

(    ^ 
Arseoiger  Brechweiosteio  (Mitscberlich).      .     .     C4  H«  As  KO?  «=  Oj  {  i«U 

Arsenikbrechweinstein  bei  130«  (Pelouze).  C«  H«  As  K  0«  —  0,     i<iS 

Borbrecb  Weinstein  bei  100  <>  (Sonbeirao).     .  CtH^BKO,»!)!!    i^ 

(     « 

Die  Zusammensetzung  aller  dieser  Brech Weinsteine  wir'  ^^ 
wenn  man  sich  erinnert,  dass  die  Oxyde  (sowohl  Basen  als  SUnai 
welche  in  ihrem  Atom  mehrere  Atome  Sauerstoff  enthalten ,  sick  la 
der  doppelten  Zersetzung  nicht  immer  wie  die  vielatomi^»  0%!^ 
verhalten;  bei  der  Bildung  der  Brechweinsteine  lerkikci  ^ 
dieselben  Oxyde  wie  einatomige  Oxyde  mit  zasammeiifesrtitca  R^ 
dicalen.    So : 


719 


P  ^      verhält  gich  ^i«  0  <  -  *  JJ 

l  < 
Das  Aotimotooxyd        ^s  )  c 

Die  arsenige  SSare ^>  1  A 


Sb  n  )  Sb  0 

Sb  '»       '»     "  "  )  Sh  0 


"     "  "   1  As  0 

Die  ArseDiksäure         ^3  j  a!  2  "       »'     "  ^  j  aIo! 

Die  Borsäare ^»  1  B  "       "     "  ^  1  ß  0 

$.  2496.     Zusammengesetzte  Reiher.  —     Die  gleichzeitige 

Substitution  von  Alkohol  und  eines  Säureradicals  fUr  das  Radical 
liVasserstoff  eines  oder  mehrerer  Wasseratome  liefert  zusammenge- 
setzte Aether.  Diese  KOrper  zeigen  eine  Zusammensetzung  ähnlich 
der  der  SauerstofTsalze ;  nur  enthalten  sie  statt  des  metallischen  Ra- 
dicals  ein  zusammengesetztes  aus  Kohlenstoff  und  Wasserstoff  (Me- 
thyl, Aethyl,  Phenyl  etc.). 

Jeder  zusammei>gesetzte  Aether  entspricht  einer  Säure  und  einem 
Alkohol^  ganz  wie  ein  Salz  einer  Sjlure  und  Basis  entspricht.  Jede 
Säure  hat  so  viel  zusammengesetzte  Aether  als  es  Säuren  giebt.  Es  giebt 
daher  Salpetersäure-,  Schwefelsäure-,  Benzo6säureäther  etc.,  d.  h. 
zusammengesetzte  Aether,  welche  das  Radical  der  Salpetersäure, 
Schwefelsäure,  Benzoesäure  etc.  enthalten  und  jeder  derselben  ist  zu 
gleicher  Zeit  ein  Methyl-,  Aethyl-  oder  Amyläther  etc.,  d.  h.  er  ent- 
hält das  Radical  des  Methyl-,   Aethyl-  oder  Amylalkohol,  etc.  z.  B. 

Schwefelsaurer  Methylätber,  d.  h.     /\   I  (^  ^3), 
Melhyl-  und  Suifuryloxyd    .     .  )     S  0, 

Benzoesaurer  Aetbylätber,    d.  b.     ^   i     C^  H5 
Aethyl-  und  BenzoTloxyd      .     .  (  C7  H5  0 

Cyansaurer  Xmyläther,  d.  h.  ^  |  C5  H,i 

Amyi-  und  Cyanoxyd     ...  j      ^Y 

Die  zusammengesetzten  Aether  entstehen:  durch  Einwirkung 
der  Säurehydrate,  wasserfreien  Säuren,  Chloride  der  Säuren  u.  s.w. ; 
durch  Einwirkung  der  Säurehydrate  auf  die  einfachen  Aether;  durch 
gegenseitige  Einwirkung  der  zusammengesetzten  Aether  unter  sich. 
Einige  starke  Mineralsäuren  wie  die  Schwefelsäure  oder  Salpetersäure 
atherificircn  die  Alkohole  unmittelbar;  die  Oxalsäure  ätherificirt  den 
AethyJalkohol,  wenn  man  ihn  tropfenweise  auf  die  erhitzte  Säure  fal- 
len lässt;  zuweilen  folgt  die  Aetberbildung  nach  längerer  Zeit,  wenn 
man  das  Gemenge  von  Säure  und  Alkohol  einige  Tage  bei  gelinder 
Wärme  stehen  lässt  (so  bei  der  Oxalsäure,  Liebig).  Gewöhnlich  äthe- 
rificiren  die  organischen  Säuren  die  Alkohole  nur  unter  Vermittlung 


72Q 

vMi  Scll\  efclsäure  oder  Salislure ,  wean  man  z.  B.  da&  Sali 
organisch  ;n  Säure  mit  einem  Gemenge  von  Alkohol  und  Schwefehin 
bebaodelf ,  oder  wenn  man  SalssĂĽuregas  in  die  Lflsungder orgMwcto 
Säure  in  Alkohol  leitet.  Die  wasserfreien  Säuren  bewirken  die  Acte- 
hildung  weit  rascher,  als  die  wasserhaltigen«  Die  Säurechloride  ^• 
ktm  am  energischsten  auf  die  Albohole,  umzusammengesetitfnAete 
daraus  zu  bilden* 

Einige  organische  Säuren  (Benzol-,  Butter-,  Palmitinfiire' 
bilden  zusammengesetzte  Aether,  wenn  man  sie  mit  dem  dnfacba 
Aether  in  geschlossenen  Rohren  ^r  360  i^er  400®  erhitzt  (Berfb- 
lot).  Ebenso  erhält  man  zusammengesetzte  Aether ,  wenn  mnii 
Silbersalze  mit  den  JodwasserstofĂźlthern  behandelt  (Wuriz). 

Im  Allgemeinen  zeigen  die  zusammengesetzten  Aether  unter  ii 
gewöhnlichen  Umständen  nicht  die  Beactionen  jener  Säuren,  ta 
Radicale  sie  enthalten.  So  ftllt  der  Methylschwefelsäureäther  o^ 
schwefelsaures  Methyl  die  Barytsalze  nicht  wie  die  metalliscki 
Sulphate,  aber  längere  Berührung  der  zusammengesetzten  Aether  ■! 
Wasser  zersetzt  sie  in  Säure  und  Alkohol ,  man  kann  nun  fol^ 
Processe  wahrnehmen : 

<>.i(c:.\+««is-«.r„v-t? 

Seh we felsaures  Schwefelsäure.    Metbylbydnt. 

Methyl. 

Diese  Zersetzung  der  zusamroengeselzten  Aether  erfolgt  m^ 
beim  Kochen  mit  Kali^  namentlich  in  alkohoKscher  Lösung;  ^f^ 
starke  Mineralsäuren,  wie  die  Schwefelsäure  oder  Salzsäure  be«irtf> 
diese  Zersetzung  gleichfalls.  Jeder  zusammeogcselite  Aelber  IH 
sich  durch  die  Eigenschaften  der  Säure  und  des  Alkohols  ckaraktef 
siren,  in  die  er  sich  bei  dieser  ReactioD  umwaadek. 

Viele  zusammengesetzte  Aether  werdeo  durch  kmmuiä  * 
Amid  und  Alkohol  umgewandelt: 

Essigsaures      Ammoniak.    Aelhylhydmt.     ActlMHcl. 
AethyU 
Durch  Einwirkung  des  Chlors  liefern   die  tusaw 
Aether  (%.  3501  a). 


721 

Man  kann  die  zusammengesetzten  Aether  eintheilen  in  em-, 
zwei"  und  dreiatomige^  je  nachdem  sie  von  einem,  zwei  oder  drei 
Atomen  Wasser  abstammen. 

Man  unterscheidet  ferner  neutrale  zusammengesetzte  Aether, 
deren  Zusammensetzung  der  der  neutralen  Hetallsalze  entspricht  und 
saure  zusammengesetzte  Aether  oder  Aethersauren  ^  deren  Zusam- 
mensetzung jener  der  sauren  Salze ^)  entspricht. 

Die  neutralen  Aether  bilden  Flüssigkeiten  oder  feste  Körper,  die 
sich  ohne  Zersetzung  verflĂĽchtigen,  von  mehr  oder  weniger  Geruch, 
wenig  loslich  in  Wasser,  auflöslich  in  Alkohol  und  ohne  Wirkung 
auf  Reagenzpapier.  Unter  demselben  Volum  betrachtet^  enthatten 
die  neutralen  Aether  in  Dampfform  ein-^  zwei-  oder  dreimal 
das  Alkoholradical^  je  nachdem  sie  einer  ein^^  zwei-  oder  drei- 
basigen  Saure  entsprechen. 

Die  sauren  Aether  sind  gewöhnlich  leicht  löslich  in  Wasser,  ge- 
ruchloSf  rölhen  Lackmus,  zersetzen  die  kohlensauren  Salze  unter  Auf- 
brausen, sind  nicht  ohne  Zersetzung  flĂĽchtig  und  liefern  im  Allge- 
meinen in  Wasser  sehr  leicht  lösliche  Salze  (äthersaure  Salze). 

§.  2497.  Die  einatomigen  Aether  stammen  von  einem  Atom 
Wasser  ab,  entsprechen  den  einbasigen  Säuren  und  sind  stets 
neutral : 

Essigsaures  Methyl  oder  älbjlessigsaurer  Aether  )     C  H3 

(2  Vol.) G3  H«  Oa  —  0   (  C,  H,  0 

PropioDsaures  Aetbyl    oder  äthylpropionsaurer  |     C^  H» 

Aether C»  H,o  0«  »  0   j  C3  H«  0 

Buttersaores  Allyl  oder  allylbottersaurer  Aether       C7  Hf,  0^  »-  0  {  r   |i   n 

Baldriansaures   Amyl   oder  amylhaldriansaorer  I     C5  Hu 

Aether Gio  H^  0,  —  0  j  C»  Hg  0 

Benzoesaures   Phenyl  oder  phenylbeozoesaorer  l     C«  H5 

Aether C,,  H  «q  0,  »  0   |  Cf  Hg  0 

Zimmtsaures  Styryl  oder  styrylziiDDitsaarer  Aether  I     Cg  H« 

(Styracin)        Cis  Hi«  0^  »  0  )  C»  H7  0 

Diese  Aether  bilden  Flüssigkeiten  oder  feste  Körper  und  ver- 
flĂĽchtigen sich  ohne  Zersetzung.  Sie  entstehen :  durch  Einwirkung 
eines  Silbersalzes  auf  jodwasserstofTsauren  Aether, 

1)  Es  scheinen  auch  basische  zusammengesetzte  Aether  zu  existiren.  Wenig- 
stens bietet  das  Product  der  Einwirkung  des  Chloroform  auf  Stbylsaures  Natron  eint 
derartige  Zusammensetzung : 

Basisch  ameisensaures  Aetbjl    .     .      C7  H|«  0,  »  Os  j    ^^  q* 

"    JCHO     "JC^H,. 
Gerhardt,  Ghem.  IV.  46 


"1 


722 


'^^•  +  I,C.H.-0|'j^'^^»  +  l^, 


Essigsaures  Jodathyl.  '    EssigSMHVft     JoMibflr. 

SilUr.  Aetfayl. 

durcb  Einwirkung  cio€r  Stture  aaf  Alkohol,  bewNiden  iik 

Warme, 

Es^igsjlure*  Alkohol.  Essigsaares 

Aelbyl. 

durch  Destillation  eines  Metallsalzes  roil  Schwefelsäure  ttO^Al* 
kohol  oder  durcb  Einleiten  von  Salzsäuregas  in  die  alkoholisdie  U- 
sang  einer  Säure ;  durch  trockne  Destillation  eines  MetalkalMS  ü 
ätbersaurem  Salz  (methyl  - ,  ätbyl«,  amylschwefekaarem  Kili»  Zi- 
tron etc.)i 

Essigsaures      Aetbylschwe-        Essigsaures         Neutnies 
Kali.  feisaures  Kali.  Aelhyl.         schwefekaom 

Kafi. 
durch  Auflösung  eines  Anhydrids  in  Alkohol, 

.  Benzoesäure-         Alkohol.  Benzo^saures        Benzo^Fsäore. 

anhydrid.  Aethyl. 

durch  Einwirkung  eines  Säurecfalorids  anf  Alkohol, 

Chlorbenzod«        Alkohol.     Salzsäure.    BenzoCsaures 

ketbji. 
Der  Siedepunkt  eines  einatomigen  HelbylAtbers  sieht  oafcttr 
63®  tiefer  als  der  der  entsprechenden  einbasigen  Säure ;  (iir  dea  ^ 
tbyläther  beträgt  diese  Differenz  ungefähr  44®. 

S  2498.  Unter  den  einatomigen  Actherarten  verdieoea  'i' 
Cyanäther  i)  einer  besondern  Erwähnung  wegen  ihrer  merkiriinfipä 
Umwandlungen. 

1)  Die  Cyaoäther  steUeo  auch  tertiireAzotide  mil  dem  Radial  derKokkffi** 
ued  des  Alkohols  vor. 


793 

a.  Homologe  cyansaure  Aether  mit  dem  Alkobolradical  C,H,|^: 

CjatMaoces  Metbjl   .     .     .     .     C«  H,  NO  —  0  |  p  * 
CfUMWM  Aethyl  (3  Vol.)      .     C,  B.  NO  >•  0  |  ^  "■ 

CfaoMDres  Aatfl     .     .     .     .     C,  0,,  NO  r.  0  |  ^  **" 

Diese  Cyanatber  wurden  von  WurU  durch  Destillation  von  Cyan- 
kalium  mit  schwefelweinsaurem  Salz  erbalten : 


SOj  {  SOj 


Cyansaures         Aelbylschivefel-  Cyartsaufes  Neutrales 

Kali.  saures  Kali.  Aethyl.  schwefelsaures 

Kalt. 
Sid  sind  FlĂĽssigkeitso ,  obne  ZerseUung  flĂĽchtig ,  leichter  als 
Wasser,  von  reizendem  Geruch < 

Bei  Zutritt  des  Wassers  binden  sie  dessen  Elemente,  en^ 
wickeln  Kohlensaure  und  bilden  zusammengesetzte  HamstolTe : 

2  0  j  ^^'     +     flt  0     =     C3  Hg  Na  0     +    COj 

Cyansaures  Methyl.  DimethylharnstolT. 

Hit  Ammoniak  liefern  sie  gleichfalls  zusammengesetzte  Harn- 
stofie : 

0  j  ^y»     +    NH,     =     C,  H,  N,  0 

Cyansaures  Methyl.  Methylharnstoff. 

Mit  Aethylamin ,  Methylamin,  Anilin,  Conin,  Nicotin  bilden  sie 
ähnliche  Harnstoffe.  Man  muss  sich  daran  erinnern,  dass  CyansSure 
und  Ammoniak  gewöhnlichen  Harnstoff' liefern. 

Unter  der  Einwirkung  der  atzenden  Alkalien  verhalten  sich  die 
Cyanäther  wie  die  Cyansäure  selbst:  ebenso  wie  sich  diese  unter 
solchen  Umständen  in  kohlensaures  Salz  nnd  Ammoniak  zersetzt,  so 
zersetzen  sich  die  Cyanäther  in  kohlensaures  Salz  und  Aethylammo- 
Aiahi  etc. : 


»  I  c,  +  ••  I  S  -  H  ü  +  "•  I  ci 

v  u 

Cyansäure.      2  Atome  Kohlensaures 

Kalibydrat.  Kali. 


724 

«icj"'  +  »1h:-  "1="^  +  »-tco 

Cyansaures  2  Atome  Aethyl-  RoUensaares 

Aethyl.  Kalihydrat.  ammoniak.  Kali. 

Die  cyanursauren  Aelher,  isomer  den  cyansaureo,  aber  dni- 
atomig,  verhalten  sich  wie  letztere  unter  der  Einwirkung  derlti» 
den  Alkalien. 

Ăź.  Von  homologen  cyansauren  Aetherarten  mit  dem  AlkoU- 
radical  C.  Htn-?  kennt  man  nur  folgenden,  von  Hofmaon  entdeckt: 

Cyansaures  Phenyl  oder  Anilcyansäure   .     C7  H«  NO  =»  0   |  p*    ' 

Es  ist  eine  flĂĽchtige  FlĂĽssigkeit,  schwerer  als  Wasser,  TOBib- 
stossendem  Geruch. 

In  BerĂĽhrung  mit  Luft  entwickelt  er  sehr  langsam  KohlensM 
unter  Bildung  von  Diphenyl-Carbamid  (Carbonyl-,  Phenyl-  und  Wii- 
serstoffazotĂĽr),  isomer  dem  Diphenylharnstoff, 

2  0  j  C,  H5  _|_  H^  0   _   <^i»  H»»  N»  Ö  +  ^^* 

Diphenylcarbamid. 
Wenn  man  ihn  mit  Ammoniak  erhitzt,  verwandelt  er  skk  ii 
Phenylcarbamid,  isomer  dem  Phenylharnstoff: 

0  j  ^•"»   +  NH,   =    C,H,N,0 

Phenylcarbamid. 

Andere  organische  Basen,  das  Toluidin,  ChinoleTn,  Cumidii 
gestehen  gleichfalls  mit  cyansaurem  Phenyl ,  ohne  Zweifel  unler  Bil- 
dung von  dem  Phenylcarbamid  ähnlichen  Verbindungen. 

Mit  den  Alkoholen  erhitzt  sich  das  cyansaure  Phenyl  ooter  H- 
düng  kryslallisirbarer  Körper  (vielleicht  Carbaminsäureäther). 

Kali  und  ChlorwasserstofTsäure  greifen  das  cyansaure  Pbenjl  >■ 
unter  Bildung  von  Kohlensäure  und  Phenylammoniak  (Anilin). 

%  2199.  Die  zweiatomigen  Aether  stammen  von  zwei  Wi^ 
seratomen  ab,  entsprechen  den  zweibasigen  Säuren  und  sindK«^ 
oder  sauer. 

a.  Neutrale  zweiatomige  Aether : 

Ozalsaures  Methyl  (2  Vol.)      .     .     .     .     C«   H«     0« » 0,    |  ^^ 
Oxalsaurcs  Aelliyl C«   Hio    O4  «  0,    I  ^^^ 


725 


Oxalsaores  Metbyl-Aetbyl C5   Hg     O4  »  0, 

Oxalsaures  AUyl Cg   H^o    0«  »  O2 

Berosteinsaures  Aethyl Cg   H14    t(  »s  O2 

Weinsaurea  Aetbyl Cg  H^    0«  =  O9 

[7!Campbersaures  Aethyl C14  B^    O4  =  0^ 

SchwereUaures  Methyl  (2  Vol.)    .     .     .  Cj   Hg   SO4  »  O^ 

Ăź*  Saure  zweiatomige  Aether : 

Melbyloxalsäure C3   H4     0« «  Og 

AethylweinsSiure Cg   Hio    Oe  =»  Os 

Aethylcampbersäure C12  H^o    O4  f=  O2 

AethyUcbwefelsäure C2   Hg  SO4  »=  O2 


CH3 
C2  H5 
Cj  O2 

(C3  Hj). 
C2O2 

(C2  H,)2 
C*  H4  0, 

(C2  He), 
C4  H4  O4 

^10  Hi4  O2 

(CH,)2 
SO,. 


CHa 
H 
C2O, 

(    C2H5 

(    C4H4O4 

C2  Hg 
H 

C,o  «14  0, 
C2  Hj 
H 


SO2 

Die  neutralen  zweiatomigen  Aether  entstehen  durch  dieselben 
Einwirkungen  wie  die  einatomigen.  Wenn  die  entsprechenden  Säu- 
ren nicht  ohne  Zersetzung  Otlchtig  sind ,  so  sind  es  die  neutralen 
zweiatomigen  Aether  (Aepfel-  und  Weinsäureäther  z.  B.)  eben  so 
wenig.  In  diesem  Falle  kann  man  zu  ihrer  Darstellung  nicht  die 
Destillation  anwenden ;  sondern  man  verfahrt  folgendermassen :  man 
leitet  Salzsäuregas  in  eine  alkoholische  Lösung  der  organischen 
Säure;  man  neutralisirt  die  saure  Flüssigkeit  durch  ein  kohlensaures 
Salz  und  schüttelt  sie  wiederholt  mit  gewöhnlichem  Aether;  dieser 
bemächtigt  sich  der  nicht  flüchtigen  zusammengesetzten  Aether  und 
hinterlässt  sie  beim  Abdampfen  als  Rückstand  (Demondesir). 

Die  neutralen  zweiatomigen  Aether  können  zwei  verschiedene 
Alkoholradicale  enthalten ;  diese  gemischten  Aether  erhält  man  nach 
Chaucel  durch  Destillation  zweier  äthersauren  Salze : 


(  Cj,  B,                  /  CH, 

(  Cs  H, 

(  ^ 

0  j     K        +    Oj  j  K         -= 

Oj  j  C    H, 

+     OJ  K 

'  C,  0,                  (  SO, 

'  Cj  Oj 

\  SO, 

Aetbyloxal-        Hethylschwefel- 

Osalsaures 

Neutrales  schwe- 

saures Kali.          saures  Kali. 

Metbylaihyl. 

felsaures  Kali. 

72« 


In  Berührung  mit  Wasser  und  besonders  von  AeuWi  «r- 
setzen  sich  die  neutralen  zweiatomigen  Aether  entweder  in  MkoW 
und  atberaaures  Salz ,  oder  in  Alkohol  und  Metallsalz  der  eolsp 
chenden  SSure : 


"  i  C,  0, 

Oxalsaures 
Aethyl. 


+    OjJ    =    0. 


K»U. 


0. 1 'c?."-' +  »  «  I  S 


Kali. 


0 


kC,B. 


iH 
AUmM. 


20 


B 


AlkoheL 


Oxalsaures 

Aelhyl. 

Das  Ammoniak  verwandelt  die  neutraleA  zweiafomigen  Acte 
entweder  in  Alkohol  und  Diaraid ,  oder  in  Alkohol  und  aowisa«« 
Aelher : 

— |-   Nj  \  Hj   s=   Oj 


0 


(Ca  E^\ 
CjOj 


(Cj  nsh 


Oialsftures 
Aethyl. 


0 


Cj  Oa 


Oxalsaures 
Aethyl. 


2  Atome 
Ammoniak. 

+    N  j  H  ^ 

1  S 
Ammoniak. 


'  "«  I  B, 

2  Atome  Oxanu'- 

Alkoliol, 


0 


*^«  "»  X  0  }  *^* 


Oxaminsaur^s 
AetbyK 


ilkaM. 


Im  Gaszustand)  unter  demselben  Volum  wie  die  etiki^ 
Aether  betrachtet,  enthalten  die  neutralen  zweibasigen  Aether  t^em 
das  Alkoholradical ,  während  die  einbaalgen  es  nur  einmal  sathit'** 

»iSSo    »a\o    «.l?.?^    O'C 

2  Volume  essig-    2  Volume  ben-    2  Volume  exal«  2  Voi«w«  «ki^ 
saores  Aethyl.      zoSsaures  Me-    saures  Aethyl.    feisaures  IM!^ 

Ihyl. 
Die  sauren  zweiatomigen  Aether  entstehen ,  wenn  Dtt  ^ 
Alkohol  mit  gewissen  zweibasigen  Sauren  erbitat,  oder  eiMasMf^ 
len  zweiatomigen  Aether  (z*  B.  athyloxatsaiireB  Aether)  wir  pĂĽ'^ 


i 


727 

HUlfte  jener  Meng«  Alkali  behandelt,  welche  nölhig  kt«  -denaelbea 
vollständig  in  Säure  und  Alkohol  zu  zersetzen.  In  freiem  Zoalaftd 
sind  die  aaufeii  zweiaUMnigen  Aeiber  weaig  beständig  und  zersetzen 
sich  beim  Kochen  mit  Wasser  oder  einem  Alkali  in  Saure  iltad  Alko* 
hol.  Im  Allgemeinen  sind  sie  ohne  Zersetzung  nicht  flĂĽchtig.  Sie 
bilden  einbasige  Salze,  in  derBegel  besUndiger  ab  sie  selbst»  Diese 
6abe  gehen  doppelte  Zersetzungen  eis ,  welebe  die  Aikoholradicatt 
ia  andere  Verbiodungea  aberfĂĽhren  lassen : 

O  I  S0°'  J-  0  I  ^«"»  ®  =  0  I  *«  -4-0  1  ^^'^ 
O,      SO,       +   0  j  ^  "     "«  I  so     +    ®  I  C,  H, 

Aeibylschwe-        Essigsaures         Schwefelsaures         Essigsaures 
feisaures  Kali.  Kali.  Kali.  Aethyl. 

%  2500.  Die  dreiatomigen  Aether  stammen  von  drei  Atomen 
Wasser  ab,  entsprechen  den  dreibasigen  Sauren  und  sind  neutral 
oder  sauer : 

er.  Neutrale  dreiatomige  Aetker: 

Cyansaurea  Methyl C,   H,  N,  Oj  =  0,    I    ^^^^^^ 

CitronsQurM  Aethyl C„  H„       Ot  —  0,   1   }j%"*^' 

Phosphoreaoreg  Aethyl C,   Hj,     PO*  =  O3    |    ^^  "*j^^^ 

Ăź.  Saure  dreiatomige  Aether,  welche  einbasige  Salze  bilden: 

(C,  H5), 

Diithylcyanursäare €7   H|,  N,  Oa  »  0,   {         H 

Cya 

DiätbylcitrotsSure C,o  Hie       O7  »  O3   {         H 

Ce  H,  O4 

Diathylphosphorsäare C7   Hu      PO4  *»  Og   {        H 

PO     elc. 

y.  Saure  dreiatomige  Aetker^  welche  zweibasige  Salze  bilden : 

I    CeH» 

MethylcitroDsäare Cg  Hi,    O7  —  0,   {       H 

I    CeHgOg, 

I    C,IIg 

AetbylmekoDsiare    .  * 0»  Hg      0?  «»  Og   <     Hg 

(   C7HO« 

(   CgHs 

Aethylphosphors&are Cg  E7   PO«  »  Og   j     Hg 

t   PO    etc. 

Die  dreiatomigen  Aether  entstehen  unter  denselben  Umständeng 


728 

wie  die  einatomigeD  oder  sweiatomigen  and  zeigen  iboVicke  Bea^ 
tiooen. 

Es  giebt  iwei  Arten  saurer  dreiatomiger  Aether:  die  cioci 
Terlaoschea  2  Atome  Wasserstoff  gegen  Metall ;  die  andern  nur  di 
Atom. 

Im  Dampfzustand  betrachtet ,  unter  demselben  Yolom  wie  m- 
und  zweiatomige  Aetber,  enthalten  die  neutralen  dreiatomigen  Acte 
das  Alkoholradical  dreimal,  wahrend  es  die  einatomigen  nur  eis-  wd 
die  zweiatomigen  zweimal  enthalten  : 

^  {  C,  H,  0  ^»  I  C,  0,  ^'  I  Cy, 

2  Vol.  essigsaures  2  Vol.  oxalsaures         2  Vol.  cpoursim 

Aethyl.  Aethyl.  Aethj). 

S  2501*  AeÜier  der  Anudäauren^  —  Wenn  1  Atom  W^ 
serstoff  des  Typus  Wasser  durch  ein  ammongepaartes  Radical  na- 
setzt  wird  (worin  ein  negatives  Radical  dem  Wasserstoff  des  Aafflii> 
nium  substituirt  ist),  und  1  Atom  Wasserstoff  durch  ein  AlkoholnA- 
cal ,  so  erhalt  man  einen  zusammengesetzten  Aether ,  welcher  eioff 
Amidsäure  entspricht  (§  2489). 

a.  Zusammengesetzte  homologe  Aether ,  Ureihane  oder  Ctr- 
baminatkery  mit  dem  Säureradical  NH^  (CO)  und  dem  Alkobolradlai 

Carbamiasaures  Methyl  oder  Uretbylao    '  .     .  C«  H«   NO^  =  0  !  Vg 

CarbämiDsaures  Aethyl  oder  Urethan     ....  €3  H7   NO^  =  0  |  ^  in 

Carbamiosaures  Tetryl  od.  bultersaures  Urethan  C^  Hu  NO^  »»0  |  ^  B. 

Carbam insaures  Amyl  oder  Amylaretban     .     .  Ce  Hu  NO^  «s  o  |  r  g 

Diese  Aether  erhält  man  entweder  durch  Einwirkung  des  Aioa«- 
niaks  auf  die  kohlensauren  oder  chlorkohlensauren  Aether, 

»■iccH., +  -.-•!'"'■?:'  +  »1^!; 

Kohlensaures  Urethan.  Alkohol. 

Aethyl. 

Chlorkohlensaures  Urethan . 

Aethyl. 


729 

oder  durch  die  Einwirkung  von  Cyansäure  oder  Chiorcyangas  auf  die 
Alkohole, 

Alkohol.  Cyansäure.  Urethan. 

0  j  ^»«»     +  Gl,  Cn   +   0  j  »    -    0   j  "'^«  Jf^^>   +CIH. 

Alkohol.  Chlorcyan.  Urethan. 

Um  beide  letztere  Bildungsarten  zu  verstehen,  braucht  man 
sich  nur  daran  zu  erinnern,  dass  die  Cyansäure,  welche  die  Elemente 
der  Kohlensäure  und  des  Ammoniaks  minus  Wasser  enthält,  Carbo- 
nyl-Wasserstoflazotid  (Carbonimid)  ist. 

Die  Urethane  sind  feste  Körper,  die  sich  im  Allgemeinen  durch 
die  Leichtigkeit  unterscheiden ,  womit  sie  krystallisiren.  Kochende 
anorganische  Alkalien  und  Säuren  verwandeln  sie  in  Alkohol,  Ammo- 
niak und  Kohlensaure ;  diese  Umwandlung  findet  zum  Theil  schon 
durch  blosses  Wasser  statt. 

Urethan.  Alkohol. 

Ăź.  Homologe  zusammengesetzte  Aether,  Oxamethane  oder 
oxaminsaure  Aether  mit  dem  Säureradical  NU^  (Cj  O3)  und  dem 
Alkoholradical  C.  H^a^.^: 

Oxominsaares  Methyl  oder  Oxametbylao     C3  H5   NO3  «:  0  j  pg'  v  t    s; 

Oxaminsaures  Aethyl  oder  Oxametban  .     C*  H7   NOs  a=  0  <  ^  \i 

Oxaminsaures  Amyl  oder  Oxaroylan      .     C7  H13  NO3  ^°  ^  |  r   n 

etc. 

Die  Oxamethane  entstehen  durch  die  Einwirkung  des  Ammo- 
niaks auf  Oxalsäure  Aether ;  sie  sind  fest  und  krystallisirbar.  Die 
anorganischen  Alkalien  und  Säuren  zersetzen  sie  wie  die  Urethane. 
Ein  Ueberschuss  von  Ammoniak  verwandelt  sie  in  Diamid  und  Al- 
kohol : 

0  j  ^^*  ^^  J*^   +  NH,  -  N,      H,"'  +  0  j  *^' H» 
Oxamethan.  Oxamid.  Alkohol. 


730 

%  2601  *.  Ckhrgepaarte  Aelhar.  —  Wemi  omb  Chkr  ■ 
einen  Aether  mit  dem  Radical  C.  H^a+i  leitet,  so  entwickik«i 
Chlorwasserstoffsflure  und  der  entzogene  Wasserstoff  wird  fad 
sein  Aequivalent  Chlor  ersetzt.  Es  geht  aus  den  Versacheo  m 
Malaguti  i)  hervor,  dass  das  Chlor  in  der  Regel  2  Atome  Wassvstf 
entzieht,  indem  »  folgende  Producte  giebt : 

Btchloracetylsaures  Melbyl .     C,  H«  Cl^  0,  »»  0  |  ^^ 
BicblorfornyltaarM  AelhyJ      Q,  H*  Cl,  0,  —  0  |  ^J'  ^^ 

Diese  chlorgepaarlen  Aether  bilden  bei  der  Einwirknoffa 
Alkalien  keinen  Alkohol  mehr,  sondern  Cbloralkali,  indem  sie k 
das  enthaltene  Chlor  sein  Aequivalent  Sauerstoff  eintauschen,  s«te 
sie  zugleich  die  Salze  der  SSuren  C.  H|^,  bilden,  welche  W 
Oxydation  der  entsprechenden  Alkohole  entstehen.  So  verwii^ek 
die  Aether  des  Radicals  ÂŁW^  letzteres  durch  Chlor  in  CHCI|,  w^ 
durch  Alkalien  CHO  oder  Formyl  wird ;  die  Aether  des  Ra&ik 
Aethyl  C^  H^  verwandeln  diesds  in  C^  H^  CI^ ,  welches  C^  H]  0  oir 
Acetyl  wird  u.  s.  w.  Die  chlorgepaarten  Aether  verhalten  sackte* 
nach  nach  Art  der  Chlorsfluren : 

Bicbloressigsaures  Melhyl  oder  Dichlorformylacelyl  %  i  r.  n,  0 

Wenn  man  die  Aether  einer  längeren  Einwirkung  des  Chio 
unter  EinflnSs  des  Sonnenlichtes  aussetzt,  so  verlieren  sie  siwtk- 
liehen  Wasserstoff  und  vertauschen  ihn  gegen  Chlor.  Die  PrsJs* 
dieser  Reaction  (JJeberchlorather)  sind  hflufig  krystallisirt.  ^ 
verdanken  Malaguti  ^)  das  Studium  ihrer  Utnwandlungen. 

Letzterer  hat  nachgewiesen,  dass  A\e  Ueberchlorither,  vtfi 
sie  sich  unter  dem  Einfluss  der  Wflrme,  des  Aetzkali  oder  Afflino*^ 
umwandeln,  sich  stets  im  Sinne  des  Kohlenstoffes  spähen,  weick 
dem  Silure-  und  Alkoholradical  angehört«  So  ist  z.  B.  im  fxo^ 
ren  Aethyl  der  Kohlenstoff  in  drei  Formen  getbeilt : 

Ca  fĂĽr  das  Radical  Oxalyl 
C^  =  (  Ca  fĂĽr  das  Radical  des  ersten  und 

C)  fĂĽr  das  Radical  des  zweiten  Alkoholatoms. 


i)  Malaguti,  Ann.  de  Chin.  et  de  Phyt.,  LXX,  337.  —  Ebd.,  pjmi^ 
S)  M.  •.  meine  BemeriEungeo,  Compl.  reud.  dea  trav.  de  Cbia.  IM^-^' 


73t 

DerUebercbloroxaUflureätber  wird  daher  als  letzte  Umwandlung 
liefern  C^  -|-  C^  -|-  C^.  Wenn  die  Einwirkung  $ehr  energisch  ist 
oder  die  Producie  unter  den  Umständen ,  bei  welchen  man  arbeitet, 
keine  Beständigkeit  gewähren,  beobachtet  man  audi  secundäre  Um* 
Wandlungen,  bei  denen  sich  der  RobienslofT  der  ersten  Producte  sei- 
nerseits spalten  kann. 

Unter  den  Producten  der  Einwirkung  der  Wftrme  auf  die  Deber- 
ehlorather  ist  das  TrichloracetylchlorQr  (Perchloraldehyd  C^  CI4  0) 
tn  erwähnen,  welches  man  mit  allen  Aetliern  des  Radicals  Aethyl  er- 
bdU;  Euweilen  beobachtet  man  auch  die  Bildung  von  Ueberchlor* 
kohlenstoff  C^  CIq. 

Die  Einwirkung  der  Ueberchlorather  mit  dem  Radical  Aethyl 
liefert  jeder  Zeit  Trichloracetat.  Mit  Ammoniak  und  denselben 
Aethern  erhält  man  beständig  Trichloracetamid(TrichloracetyIwa8ser- 
stoffazolid). 

S  2502.  Glyceride.  Die  gleichzeitige  Substitution  des 
Radicals  Cj  H5  0  des  Gijcerin  (S.  666)  und  eines  Säureradicals  für 
den  Wasserstoff  des  Typus  Wasser  liefert  die  Glyceride.  Wie  uqs 
die  schönen  ArbeitenChevreul's  gelehrt  haben,  bieten  jene  Verbindun- 
gen, EU  denen  der  grOsste  Tbeil  der  fetten  Gele  und  festen  Fette  ge- 
bĂĽrty  die  grOsste  Analogie  mit  den  zusammengesetzten  Aethern.  In 
»euesler  Zeit  ist  esBertbelot  gelungen,  ihre  Zusammensetzung  durch 
unmittelbare  Einwirkung  der  Säuren  auf  das  Glycerio  lu  bewirken. 

Nach  demselben  vermag  eine  einbasige  Säure  bis  drei  Glyceride 
zu  bilden ;  ich  leite  sie ,  wie  das  Glycerin ,  von  zwei  Atomen  Was- 
ser ab : 

CsHsO 
Acetin       .     .     C5   Hio  0«  »  O3   {    G,  H,  0 

CsHsfĂź 
DiaceliD    .     .     C,   H,,  O5  =  Oj    {    (C,  H3  0), 

H 

Triacetia  .     .     C,   H,*  0«  :=:»  0^    |    /J    ^   q^ 

iCsHj  0 
C4H7  0 
H, 
CaHsO 
(Ol  H7  0), 


Tributyrio      .     C,»  H^  0«  »  Oa 


H 

C3  HĂź  0 
(C4  H,  0), 


n 


732 

Stearin     .     .     Csi  lU  0«  =  0«  {    C,«  H»  0 

Ht 
CsH,0 
Distearin       .     Qi«  H,«   0,  «  0,   {    (C,.  H,,  0), 

H 

TristcariD      .     C57  H„o  0^  =»  0,    |    J2,"h^  0), 

Diese  Glyceride  bilden  die  festen  und  Oassigeo  Fette,  vdek 
im  Tbier-  und  Pflanzenreicb  vorkommen.  Man  erhslt  aiediuck& 
unmittelbare  Einwirkung  der  Säuren  auf  das  Glycerin  bei  llapiv 
BerĂĽhrung  in  verschlossenem  GeĂźisse  und  Mitwirkung  einer  nk 
oder  weniger  erhöhten  Temperatur.  Sie  sind  ölig  oder  fest,  id« 
oder  unlöslich  in  Wasser,  nicht  flüchtig  ohne  Zersetzung;  foh* 
stillation  unterworfen ,  liefern  sie  AcroleYn ,  Zerselzungsprododfe 
Glycerin. 

Mit  atzenden  Alkalien  liefern  sie  Glycerin  und  das  alkaiisk 
Salz  (Seife)  einer  Säure;  diese  Zersetzung  ist  bekannt  ooter  des 
Namen  SeifenbĂĽdung. 

Tristearin  (Talg).  Glycerin.  Steanifli' 

resEA 

Mit  den  vielbasigen  Sauren  und  dem  Glycerin  erbalt  man  ^ 
saure  Glyceride,  den  Aethersauren  ahnlich : 

SalfogiyceriDsäare  (einbasig)  .     Q,  Hg  SOq  ae  q«   {   SO^ 

H. 

C,H,0 
Pboaphoglyceriasäure  (zwei basig)  C«  HPO«  »s  O4   \   PO 

S  2503.  Zusammengesetzte  Aldehyde.  —  Diegioc^ 
zeitige  Substitution  eines  Aldehydradicals  und  eines  Saoren^ 
fĂĽr  den  Wasserstoff  des  Typus  Wasser  liefert  zusammengesettteĂś' 
dehyde.  Diese  Körper  sind  für  die  einfachen'  Aldehyde,  v«^  ^ 
zusammengesetzten  Aether  fĂĽr  die  Alkohole  sind. 

Die  Existenz  der  Chlor-  und  Schwefelaldehyde  macht  die  der 
zusammengesetzten  Aldehyde  wahrscheinlich. 

Man  kennt  nur  einen  Körper  dieser  Art,  welcher  derck  d^ 
Einwirkung  der  salicyligen  Saure  (SalicylbydrĂĽr)  und  des  CUofbei- 
Z0I  entsteht: 


733 

Salicyligsanres  Renzotl  oder  BeDzoTlsalicylQr     C14  ''lo  ^s  '^  ^  |  P   u'  J! 

8  2504.  Glucoside.  —  Man  kennt  eine  grosse  Anzahl  Pflan- 
zenstoffe, welche  die  Eigenschaft  haben,  sich  durch  die  Einwirkung 
von  verdünnter  Schwefelsäure  oder  von  Fermenten  in  Giucose  (eine 
isomere  Zuckerart)  und  andere  Substanzen  zu  verwandeln. 

Diese  Substanzen  enthalten  in  der  Regel  viel  Sauerstoff,  sind 
auOöslich  in  Wasser  und  nicht  flüchtig  ohne  Zersetzung.  Folgende 
sind  analysirt  worden :  Amygdalin  (S  1506),  Salicin  ($  1597),  Po- 
pulin  (S  1600),  Rubian  und  Ruberythrinsäure  (S  1754),  CaYnca- 
säure  (§  1991),  Qnercitrin  oder  Quercitrinsäure  ($  2077),  Gallns- 
gerbsäure  ($  2053),  Arbutin  ($  2276),  Aesculin  (S  2302),  Phlorizin 
(S  2329),  Jalappaharz  ($  2565)  u.  s.  w. 

Gewöhnlich  nimmt  die  organische  Substanz  bei  ihrer  Umwand- 
lung in  Giucose  Wasser  auf;  so  liefert  das  Salicin : 

Salicin  Saligenin.       Giucose. 

Da  sich  der  Rohrzucker  gleichfalls  durch  Säuren  in  Giucose  ver- 
wandelt, so  kann  man  ihn  als  wasserfreies  Oxyd  betrachten  und  die 
Giucose  als  Hydrat : 

Rohrauckcr      .     .     .     C,j  H«  0,,  =  0  | ^  2"  ^» 
Glncose C«  H„  0«  =  0  1  ^«  2"  ^* 

Es  bestehen  demnach  zwischen  der  Giucose  und  dem  Rohr- 
zacker  dieselben  Beziehungen  wie  zwischen  Alkohol  und  Aether  oder 
zwischen  einer  wasserhaltigen  und  wasserfreien  Säure ;  die  Gluco- 
side wären  demnach  gewisse  Arten  von  zusammengesetzten  Aethern. 
Von  dieser  Analogie  ausgehend,  versuchte  ich  die  Giucose  in  Rohr- 
zucker umzuwandeln  durch  Einwirkung  des  Phosphoroxychlorids 
auf  die  alkalischen  Glucosate;  allein  es  war  mir  unmöglich,  diese 
Salze  wasserfrei  zu  erhalten,  selbst  als  ich  sie  lange  in  das  trockene 
Vacuum  brachte. 

Berthelot  0  erhielt  zahlreiche  Verbindungen,  indem  er  gewisse 
Säuren  unter  starkem  Druck  auf  Mannit,  Duicin,  Pinit,  Quercit  wir* 
ken  liess;  diese  Verbindungen  sind  den  natĂĽrlichen  Glucosiden  ana- 


I)  Berllielot,  Compt.  read,  de  TAcad.  XU.  4ä2. 


.     784 

log.     Derselbe  hat  das  Genauere  seiner  interessanten  Arbeit  Mck 
nicht  bekannt  gemacht. 

B.     Sulfide. 

S  2505.  Die  Sntfid^  oder  Derivate  des  Typus  Wasser  M 
die  Substitution  des  Radicals  Schwefel  fĂĽr  den  Sanerstoff  oad  aaien 
Wasserstoffradieale  lassen  sioh  folgendermaassc»  eintheika: 

!  Schwefel-  |  Primirt  Derivate  oder  SulĂźydrai9. 

beseo.  |  Secandir«  Derivate  «der  SohwefelmetaU0. 

Schwefel-  |  Primäre  Derivate  oder  Mereaptant. 

alkobole.  j  Secoadare  Derinte  oder  j4etMetnUPi§irtU. 

ächwefel-  l  Primäre  Derivate, 

aldehyde.  |  Secondäre  Derivate. 

tl.  Negative!  ^.         ,f, ,     j  Primäre  Derivate  oder  Sehwefeisäur^n. 
SulGde.    (  ^^"resuiude.  j  s^^y^^j^,^  Derivale  oder  Sekwefeitmk^ärUi. 

ISchwefel- 
Zusammengeeetate 
Schwereläther. 
Zueammeofesetzte 
Scbvvefelaldehyde. 

Die  positiven  Sulfide  umfassen  die  Schwefelbasen,  Sdii 
alkobole  und  Schwefelaldehyde.  Den  Metallbasen  entsprechea 
Schwefelbasen  oder  Sul/bbasen^  welche  die  doppelte  Zei 
unter  den  gewöhnlichen  Umständen  bewirken ;  diejenigen  dafC|^| 
welche  in  Wasser  löslich  sind,  ßlllen  die  Blei- und  Silbersaizesdmn'l 
Die  Schwefelalkohole  umfassen  die  Mercaptane  und  Schwefelms 
stofßtlher;  sie  fällen  die  Blei-  und  Silbersalze  nicht  alsSckvt^l 
metalle.     Die  Schwefelaldehyde  gleichen  den  Schwefelaftobaka. 

Die  negativen  Sulfide  oder  Säuresulfide  haben  mehrere  9fi^ 
aentanlen  in  der  anorganischen  und  organischen  Chemie. 

Die  indifferenten  Sulfide  umfassen  Salze  oder  tosamiKi^ 
Setzte  Arther,  in  welchen  das  Radical  Sanerstoff  des  Types^^ 
durch  sein  Aequivalent  Schwefel  ersetzt  ist. 

Positive  Sulfide. 

§2506.     Schwefelbasen.    —   Je  nach  den  Ratficatat  *f 
Basen,  sind  die  Sulfide  einfach,  oder  gepaart.    Die  einfacteo  Mi^ 
umfassen  den  gröbsten  Theil  der  anorganiscben  Sulfide.  Die  B^^ 
Sulfide,  welche  bei  der  Behandlung  mit  Säuren  Schwefel  ata«*«* 
entsprechen  den  Peroxydbasen  (S.  655). 

Die  Sulfide  der  gepaarten  Basen,  welche  man  in  der  offMiiK"' 


735 

Cbe»fe  kenal,  entsprechen  den  weiter  obeo  (%  2466)  erwSlmteii  und 
baben  eine  ähnliche  ZuMromeaseixung  *)  : 

Schwefelmcrcarälhyl    .     .     ^4  Hio  Hg^  S  =  S  |  J**  [^  ^| 

*  Scbwefelwiamuthathyl  C4  H^o  ^^^  ^  *"  ^  1  Bi  (C^  ^) 

♦  Scbwefelarscnfithyl     .  C„  H30  A«,  Sj  =  S  J  **  {^  5*^ 

•  Schwefelslibathyl  .  C«  Hjo  Sb,  S,  =  S,  |  g^  [^  2*)' 
SchwefelslibfilhyUum  .  .  C,e  H40  Sbj  S  =  S  |  ^^  |^  ^«J* 
Scbwefelstamätbyl     .  .     C«  H|«  So,  S  »S  |  ^^  |^'  ^| 

Diese  Sififlde  entetebea  entweder  durch  die  unmittelbare  Ein- 
wirkung des  Schwefels  auf  die  Arsenide,  Antimonide  etc.  oder  durch 
die  Einwirkung  der  Wasserstoff-,  Ammonium-,  Baryumsulfide  etc. 
auf  die  Nitrate  oder  Cbtoride  der  entsprechenden  gepaarten  Basen. 

Die  Sulfide  der  gepaarten  Basen  bilden  bald  amorphe  oder  kry- 
stallinische  Niederschläge  (Schwefelstannäthyl,  Schwefelmercuräthyl, 
Schwefelarsenäthyl,  Schwefelstibäthyl) ,  bald  flüchtige  Flüssigkeiten 
(Schwefelcacodyl).  Gewöhnlich  besitzen  sie  einen  unangenehmen 
Geruch.  Die,  welche  in  Wasser  löslich  sind,  fSIlIen  Blei'^  und  Silber- 
salze schwarz. 

Die  Schwefelaniidbarsett,  wie  dasTeträthylammoniumhydrat  sind 
noch  nicht  beschrieben  worden;  sie  bilden  wahrscheinlich  in  Wasser 
lösliche  Körper,  analog  dem  Schwefelkalium.  Man  weiss  wenig- 
stens« dass 

das  Scbwefelslibmethyliuin    Cg  H^«  Sb2  ^  ^^  ^  j  ci>  rrn^i^ 

ein  grĂĽnes,  amorphes,  fn  Wasser  leicht  tosliclies,  flĂĽchtiges  Pulver 
bildet,  welches  die  Metallsalze  als  Sulfide  fällt  und  sich  allmälig  bei 
Luftzutritt  oxydirt. 

Die  Verbindungen  des  Schwefelwasserstoffs  mit  den  organischen 
Basen  (^StdĂźydrate)  lassen  srch  stets  als  Ammoniurosulfide  dar- 
stelien : 

ÄDilinsulfhydrat     Ce  H^  N,  Hj  S  =  S  |  ^  (^«  ^^  "» 

PhenylQminoniumguIĂźd. 

Biese  Verbindungen  sind  im  Allgemeinen  sehr  wenig  beständig. 

1)  Die  mit  *  bezeicbneteo  SiilAde  sind  zweiatomig. 


736 

t  2507.  Die  A I  k  o  h  0 1 8  u  1  f  i  d  e  stammen  Tom  Typvs  W 
ab  durch  die  Substilulion  des  Radicals  Schwefel  l&r  den  Saacnkl 
und  eines  Alkoholradicals  fĂĽr  den  Wasserstoff.  Je  nachdem  sichft 
Substitution  auf  ein  oder  zwei  Atome  Wasserstoff  des  Typus  eistnekt, 
hat  man  Mercapiane  (primSre  Sulfide)  oder  Aethenvlfkgink 
(secundfire  Sulfide).  Beide  Arten  der  Schwefelverbindungen  steha 
in  demselben  Verhaltniss  zu  einander  wie  die  Alkohole  und  einMn 
Aether. 

Zeise  erhielt  im  Jahr  1833  das  erste  Mercaptan;  Doberns 
verdankt  man  (1831)  die  Entdeckung  des  ersten  AetbersulIMnls. 

a.  Homologe  Mercaptane  mit  dem  Radical  C^Bt.^!: 

MetbyUulfbydrat C  H«  S  «  S  |  ^^^ 

Aelhylsulfhydrat  (2  Vol.)      .     .    C,  H«  S  -=  S  1  ^^ 

Amyltolfbydrai C«  H^t  S  —  S  |  ^^^ 

Cetylsulfbydrak     ....      C,«  H„  S  =  S  J  ^j"» 

u.  s.  w. 

Diese  Sulfhydrate  erhält  man  durch  Destillation  der  entspn^ 
chenden  Sulphate  (Salze  der  Schwefelweinsäuren)  mit  eioem  albt 
sehen  Sulfhydrat : 

CI,C,B,  +  SJ^-CIK  +  S|^»|* 

Chlordthyl.  Ealiumsulf-  Chlor-  Aelhylsulf- 
hydrat.     kalium.     hydrat. 
Man  erhält  auch  die  Mercaptane  durch  Einwirkung  des  Pbor 
phorsuperchlorids  auf  die  Alkohole  : 

Aelhylhydrat.  Aethylsulf- 

hydrat. 
Die  Mercaptane  bilden  übelriechende  Oele  oder  krystalliiisc^« 
in  Wasser  unlösliche  Substanzen.     Sie  liefern  in  Berflhning  nit  1^ 
tallen  oder  Metalloiyden  Salze  {Mercaptide) : 

Scbwefelqaecksiiberäthyl    C,  H^  Hg  S  —  S  |  ^'^ 

Gewohnlich  fällt  ihre  alkoholische  Losung  die  alkalisebeLlHir 
des  Quecksilberchlorids,  indem  sie  eine  ChlorschwefeiveriiiiM 
bilden : 


737 

f  C*  H 

Cblorsrbwefei-Qaecksilberätb;!    Cj  H»  Hg  S,  Hg  Gl  »  ^||   Hg  . 

Mit  Salpetersäure  gekocht,  nebmen  die  Mercapiane  Sauerstoff 
auf  und  verwandelo  sich  in  6ini)a«ige  Säureu.,  welche  Schwefel  und 
Sauersloff  enlhallen : 

« 

Schwefel-  Aethylschweflige 

Aethylwasserstoff«  Säure. 

/?.    Homologe    Schwefelwassersloffäther    mit    dem    Radical 

CH3 

U 


Scbwefelmetbyl CsHeS^aS.^I^ 


Scbwefelatbyl C«  Hio  S  «  S  >  ^  ^^ 

Schwefeiamjl Qo  H«  S  —  S  |  ^»  g" 

Schwefeicety] C»  Ha»  S  «  S  |  p'»  ^^ 

a.  s.  w. 

Hau  erhall  diese  Körper  durch  die  Einwirkung  der  entsprechen- 
den Sulphate  (weinschwefelsauren  Salze)  mit  den  alkalischen  Hono- 
sulfiden  oder  der  Alkoholchloride  (ChlorwasserstoSäther)  auf  diesel- 
ben HonosulQde : 

.   C1,C,H.  +  SJJ-2C1K  +  SJ^^J* 

Chloräthyl.    Kalium-    Chlor-     SchwefelalhyK 
HonosulQd.  kalium. 
Die  SchwefelwasserstofiĂźllher  entstehen  auch  durch  Einwirkung 
des  Phosphorhypersulfids  auf  die  einfachen  Aelher: 

'»!c:ll:+''.^-HäB:  +••.».• 

Aethyloxyd.  Schwefelälhyl. 

Sie  erscheinen  als  tlbelriechende  Oele  oder  krystalliniscbe,  in 

Wasser  unauflösliche  Substanzen.     Sie  bilden  keine  Salze  wie  die 

Mercaptane,  föllen  aber  Quecksilber-  und  Platinchlorid,  indem  sie 

wie  die  Mercaptane  Schwefel-  und  Chlorverbindungen  bilden  (Loir) : 

Chlorscliwefel-Quecksilberälbyl     C4  Hjo  S,  2  Hg  Cl  =»^j  l^^f'^! 

Nid  Salpetersäure  behandelt,  liefern  sie  dieselben  Sauerstpffr 
aäurea,  iri^  die  entsprechenden  Mercaptane. 

Gerhardt,  Chemie.  IV.  47 


738 

« 

Die  MeUDverbiDduDgen  (Mercaptide),  die  man  aas  dea  Iktof- 
tanen  erhalten  kann ,  stellen  offenbar  gemischte  Schwefelwas9entil> 
flther  mit  Alkohol«-  and  Basisradica!  dar. 

Das  RnebtaochOl  ist  ein  SchwefelwaMerBtoffiEther  mit  tal^ 
dical  C.IItB^i : 

Schwefelallyl  oder  KDoblaoehöl     C«  Hio  S  «  S 1  ^  ^. 

S  3508.  Man  kennt  auch  einige  AlkohoUtgpeml^  ifc 
Schwefelwasserstoffatker^  welche  ftlr  die  ScbwefelwassenuMv 
das  sind,  was  das  WasserstoiThypersulfid  fĂĽr  den  SchwefelwastenttC 
oder  das  Wasserstoffhyperoxyd  fĂĽr  das  Wasser  ist : 

MeiliylhyperaulOd    .     .     .     .     C«  H«  S,  =  S,  |^  "> 
Aelbyllijpersalfid    .     .     .     •   C«  Hio  S«  »  S^  |  ^  g  . 

,  Diese  Alkoboibypersulfide,  vonZeise  entdeckt,  erhSttmioM 
Einwirkung  der  Melallhypersulfide  (Kalium-  oder  NatriumbipeniV' 
auf  Alkoholchloride  oder  flthersaure  Salze.  Es  sind  FlQssigUĂĽ^ 
schwerer  als  Wasser,  von  unangenehmem  Gerucli,  ohne  ZerseM 
flochtig.  Ihre  alkoholische  LOsong  wird  von  essigsauren  BId  â–  
von  Quecksilberchlorid  weiss  gefĂĽllt.  Sie  werden  ebeofolb  i^ 
Quecksilberoxyd  angegriffen,  welches  sich  in  eine  gelbe  Hisse « 
wandelt.  Sie  liefern  mit  Salpetersaure  dieselben  SauersU>&^ 
wie  die  Mercaptane  und  ScbwefelwasserstoflSllber. 

S  2509.  Schwefelaldehydt.  Die  Substitution  eines  AUeM 
radicals  (als  Hydrat  betrachtet)  fĂĽr  den  Wasserstoff  desT^Mtf  ^^ 
und  Radicals  Schwefel  fllr  den  Sauerstoff  desselben  Typas  iM 
Scbwefelaldehyde.    Diese  Verbindungen  sind  sehr  wenig  bckaĂĽt 

Man  erhält  sie  durch  Einwirkung  des  Schwefel  Wasserstoff«  * 
die  entsprechenden  Aldehyde  oder  Azotide  (Hydraraide),  sowie  d«B 
die  der  Scbwefelalkalien  auf  die  Chloride  der  Aldehyde*  Ei^ 
feste  oder  flüssige  Verbindungen,  gewöhnlich  von  fiblem  Gerudic' 

Acetyl«aiires  Mercaptaa  oder  Acetosuinaalfhjdiit    Ci  9«  S  •■  S  j  g 
Salfobenzo!  oder  Beozosumsulfbydrat      .     .     .     Cy  H«  S  >*  S  <  g 

Negative  Sulfide. 

%  2610.  Die  Schwefelsäuren  stammen  vom  Typus  Wisstf  * 
durch  Substitution  des  Radicals  Schwefel  fĂĽr  den  Saoerstaff  tf'  ^ 
Sflureradicals  fĂĽr  den  Wasserstoff;  je  nachdem  sich  die  SokA'^ 


50 


739 

auf  ein  oder  iwei  Atome  Wasserstoff  des  Typus  erstreckt,  hat  man 
Schwefelsauren  oder  Schwefelanhydride,  Diese  Körper  seigen 
dieselben  Beziehungen  zu  einander  wie  die  wasserhaltigen  und  wasser- 
freien Stfuren. 

a.  Schwefelsauren  kennt  man  in  der  organischen  Chemie  nur 
eine  sehr  kleine  Menge : 

SchwefeleyanwaMOTStoffsSQra      C  H  N  S  ««  S  j  ^^ 

Schwefelessigsiore    .     .     .     C,  H4  0S-«s|^^^ 

Kekule  erhält  die  Schwefelessigsäure  durch  die  Einwirkung  des 
Schwefelphosphora  auf  Essigsäure : 

^J»^+'P.S.-6SJ*^°«®  +P.0.. 

Essigsäure.  Schwefelessigsäure. 

Dieser  Process  lässt  sich  ohne  Zweifei  auch  auf  die  Darstellung 
anderer  Schwefelsäuren  anwenden. 
ft*  SehwefeUmhydride. 

Schwefelacetyl   .     .     .     .     C^  He  0,  S  —  S  |  ^  J*  ^ 
Schwefelbenzoil      .     .     •  Q«  H|o  0«  S  —  S  j  ^  ^  ^ 

Man  erhält  sie  durch  Einwirkung  der  Schwefelbasen   auf  die 
Chlorsäuren : 

CjHaO 

Chloracetyl.  Schwefelacetyl. 

Oder  auch  durch  Einwirkung  des  Phosphorhypersulfid  auf  die 
Sauerstoffanhydride : 

Wasserfreie  Essig-  Schwefelacetyl. 

säure  oder  Acetyl- 
oxyd. 
(Wahrscheinlich  wĂĽrde  man  durch  Einwirkung  eines  Schwefel- 
metalls oder  SehwefelcyanmetaUs  auf  Chlorcyan  Schwefelcyan  er- 
halten.) 

Indifferente  Sulfide. 
S  2511.     Die  SchwefelsaUe  sind  Salze,  deren  Radical  Sauer- 
stoff durch  Schwefel  ersetzt  ist. 

47* 


2  Cl,  C,  H,  0  -f  s|p^  —  2C1  Pb  =s=  S 


740 

Die  Sulfarseniate,  SulfantimoDiate,  Sulfocyaaida«  Sdiiielel- 
acelate  u.  s.  w.  geboren  zu  dieser  Abiheilung. 

$2512.  Die  zusammengesetzteD  SebwefelStktr 
bilden  zusammengeselzte  Aelher  ($  2496)«  deren  Radical  Saueifsldl 
durch  das  Radicai  Schwefel  ersetzt  ist.  Man  kennt  deren  niff  öm 
kleine  Zahl. 

a.  Es  ist  namentlich  die  homologe  Reibe  derSchwefelcyaDitlier 
oder  sckwefelcyanivassersloffsauren  Aether  mit  dem  Radial 
Cb  H,o4.i,  von  Cahours  entdeckt,  zu  erwähnen: 

IC  H 
Schwefelcyanatbyl  oder  AethylcyaDSulfid   .     .     C,  Hg   N  S  «  S  i  ^3 


Schwefelcyanamyl  oder  Ă„mylcyaosulfid      .     .     Cq  Hu  ,N  S  &=  S 


Es  sind  dies  Flüssigkeiten ,  wenig  oder  nicht  in  Wasser  »ift^ 
lieh,  ohne  Zersetzung  fluchtig,  von  sehr  unangenehmeni  Gervdw 
Man  erhalt  sie  durch  doppelte  Zersetzung  von  Scbwefelcpokatins 
und  chlorwasserstoffsaurem  Aelher  oder  athersaurera  Salz  (roelbjl-. 
aibylschwefelsaurem  Kalk  u.  s.  w.).  Ihre  alLoholiscbe  La^^uDg  ^ 
die  Melallsalze  nicht.  Mit  einer  alkoholischen  Losung  von  Schwef4 
kaKucD  behandelt,  liefern  sie  Schwefelkalium  und  Schwerdwa^ser* 
stofföther : 

Schwefelcyan^  Schwerebtbjl. 

athyl. 
Mit  Salpetersäure  gekocht,  liefern  die  Schwefelcpttwassefslaf- 
äther  dieselben  Säuren  wie  die  Mercaptane  und  Scbwefelwassei^of 
aiher. 

DasOel  des  schwarzen  Senf  ist  einSchwefelcyanwassersloBtbtf 
mit  dem  Alkobolradical  0^  H^b-.!- 

Das  Schwcfelcyaaallyl  oder  Scnföl   .     C4  Hj  N  S  =  S  J  ^^. 

Man  erhält  es  durcJi  Einwirkung  des  Schwefeicjankalioii  ^ 
Schwefelcyansilber  auf  Jodallyl  (Jodpropylen) : 

Cy 

Jodallyl.  SeufĂ–i. 


I,C,H,  +  S  j  ^^=.IK  +  S  j 


741 

Es  verbindet  sich  unmittelbar  mit  Ammoniak  unter  Bildung  einer 
Itrystallisirten  Basis,  des  Thiosinamin  : 

C4  H5  N  S  +  N  H,  =  C4  Hg  Nj  S 
Senföl.  Tliiosinamin. 

Das  Thiosinamin  stellt  einen  AIlylharnstoB  dar^  worin  der  Sauer- 
stoff durch  sein  Aequivaienl  Schwefel  ersetzt  ist. 

Ăź-  Kekttle  hat.  den  sehwefelessigsauren  Aether  durch  EiDWii>- 
kung  von  Phosphorhypersulßd  auf  Essigälber  erhallen : 

"I  ^^0  +  P.  s.  =  5  s  t  ^„%  +  P.  «. 

Aethylftcetyl-  Aethylacetyl- 

oxyd.  Sulfid. 

%  2513.  Die  zu'sammengesetzten  Schwefelalde- 
hyde stellen  zusammengesetzte  Aldehyde  dar  CS  2503)^  deren  Ra- 
dical  Sauerstoff  durch  das  Radical  Schwefel  ersetzt  ist. 

a.  Cahours  hat  gefunden*),  das^s  man  durch  Behandlung  der 
Bromaldeliyde  mit  dem  Radical  C^  Hta.i  folgende  Homologen 
erhält : 

Cj  H3 
Cs  H4  Cys  Ss  «  Ss  {      H 

C3  H5 
C3  He  Cy,  Sa  =  S,  {      H 

Cy 

C5  HjQ  Cyj  ^1  ^  Sj  ^     H 

Diese  Verbindungen,  welche  sehr  leicht  krystallisiren,  liefern 
unter  Einwirkung  von  Ammoniak  und  Silberoxyd  neue  Derivate. 

Ăź.  Das  sogenannte  SchwefelcyanbenzoYl  ($  1508)  stellt  Benzoe- 
säurealdehyd-Sulfocyanid  dar. 

Cv  * 

Man  erhält  diese  Verbindung  durch  Einwirkung  von  Schwefel- 
kohleoMoff^  Ammoniak  auf  benzo^saures  Aldehyd.  Sie  bildet  Kry- 
slalie,  welche  hei  Berührung  mit  Eisenchlorid  die  rolhe  Färbung  der 
Schwefelcyanide  annebmeni  indem  sie  wieder  benzoĂźsaures  Aldehyd 
bildet. 


1)  PriTatmittheiluDg. 


742 

C.   Selenide. 

%  2514.  Die  Selenide  oder  Derivate  vom  Typus  Wasser  dutb 
Substilulion  des  Radicals  Selen  für  den  Sauerstoff  und  durch  die  »- 
derer  Radicale  fĂĽr  den  Wasserstoff,  theilt  man  wie  die  Sulfide  ud 
Oxyde  in  positive  Selenide,  welche  die  basischen  und  Alkoholfe)^ 
nide  umfassen,  und  in  indifferente  Selemde,  welche  die  Sa!«  all 
vielleicht  auch  zusammengesetzte  Aether  enthalten,  worin  der  Sauer- 
stoff des  Typus  durch  Selen  ersetzt  ist. 

S  2515.  Die  basischen  Selenid^  theilt  man  wie  die  eulsfR- 
chenden  Sulfide  in  einfache  und  gepaarte  Selenide. 

%  2516.  Die  AlkohoUelenide  reprasentiren  ein  AlonWa^i. 
worin  das  Radical  Selen  fQr  den  Sauerstoff  substituirt  ist,  aod  m 
Alkoholradical  fĂĽr  den  Wasserstoff. 

Die  Selenmercaptane  sind  Alkoholselenide ,  worin  eio  Altf 
Wasserstoff  des  Typus  ersetzt  ist ;  in  den  Selenwasser^tofiklbeni  «^ 
2  Atome  Wasserstoff  des  Typus  ersetzt : 

SelenwatsersloOaUif  I      .      G,  H«  Se  «-  Se  |  ^^^ 
Seleomethyl     .     .     .     .      C,  H«  Se  »  Se  j  ^  ^* 

Selenitbyl      .     .     .     .     C4  H,o  Se  -=  Se  |  ^  2* 
Die  Selenmercaptane  und  Selen wasserstufl^ther  erhilt  mas  dari 
Destillation  der  Selenide  oder  Wasserstoffselenide  von  metallisdict 
Radical  mit  den  Schwefelmethylen  und  -  Aethy len  : 

(    ^®«  (  H  I  ^®«  I      H 

0,     C,  H,  +  Se  j  ^  -=  0,       K     +86  1^"^^ 

Aethylschwefel-  Schwefelsaures     Selenathyl. 

saures  Kali.  Kali. 

l  ^  ®»  (  K  (  ^  **«  .  r  H. 

2  0,      C,H5+Se  -2  0,  J    K      +Se      r'J 

iK  tn  iir  '-*a*H 

Aethylschwefel-  Sehwefelsauras     SdenwaMA^ 

saures  Kali.  Kali.  atolBtkji. 

Diese  Selenide  sind  Qbeiriecbende  Plffssigkeiien ,  sdifranr  di 
Wasser. 

Die  Selenmercaptane  reagiren  auf  Quecksilberoijd  wi«  ^ 
Schwefelmercaptane  (S  2507). 


743 

Die  SeleowasserstoCĂźltber  oxydiren  rieb  in  Berafarung  mit  Luft 
unter  Umwandlung  in  gepaarte  Basen ;  so  erhält  man  z.  B.  aus  Se- 
lenäthyl Selenälhyloxyd : 

Seleoäthjlox^'d    .     .     C^B»  Se»  0,-0,   |  |*  |^  2»|| 

Salpetersäure  oxydirt  die  SelenwasserstoCHlther  unter  Entwick- 
lung salpetrigsaurer  Dämpfe  und  Bildung  gepaarter  Basen.  Beim 
Versetzen  dieser  Nitrate  mit  Chlorwasserstoffsaure  oder  Bromwasser- 
stoffsäure  erhalt  man  die  entsprechenden  Chloride  und  firomide. 

Man  sieht  aus  diesen  Beactionen,  dass  die  SelenwasserstoiĂźldier 
ähnliche  Eigenschaften  besitzen^  wie  die  Metalle  der  gepaarten  Basen 
(S  2576).  Die  gepaarten  Basen ,  welche  aus  den  Selenwasserstoff- 
äthern  entstehen,  stellen  selenige  Säure  dar,  worin  der  Sauerstoff 
zum  Theil  durch  sein  Aequivalent  Aethyl  ersetzt  ist  (%  2466). 

D.   Telloride. 

%  2517.  Die  Telluride  oder  Derivate  vom  Typus  Wasser, 
durch  die  Substitution  des  Radicals  Tellur  fĂĽr  den  Sauerstoff  und 
andrer  Radicale  fĂĽr  den  Wasserstoff^  werden  wie  die  Oxyde ,  Sulflde 
und  Selenide  eingetheilt. 

Die  basischen  Telluride  umfassen  die  Telluride  der  organischen 
Chemie. 

Die  Alkoholielluride  haben  grosse  Aehnlichkeil  mit  den  Alko- 
holse|pniden(S2516).  Die  Tellurwasserstoffaiher  zeigen  die  grOsste 
Aehnlichkeit  mit  den  Selenwasserstoffätbern : 

TeUarmetbyl     .     .      C,  H«  Te  -»  Te  |  ^  g< 
Tellurilhyl        .     .     C*  Hjo  Te  —  T«  |  ^  2* 

Sie  bilden  tlbelriechende  FlĂĽssigkeiten,  schwerer  als  Wasser, 
welche  man  durch  Destillation  eines  alkalischen  Tellurids  mit  schwe- 
felsaurem Methyl  oder  Aethyl  erhält.  Sie  oxydiren  sich  an  der  Luft 
unter  Umwandlung  in  gepaarte  Basen, 

TfJlormetbyloiyd      .     C*  Hi,  Tc,  0,-0.  |  J*  [^  ^^^ 
T«nurftbyloxyd      .      C,  H»  Te,  0,  —  0,  |  J*  |^  Jj)! 

Salpetersäure  oxydirt  die  Tellurwaagerstoflülher  und  rerwandell 
sie  in  salpetersaure  Salze. 


744 

Typus  CAlorwasserstofftäure. 

A.   Chloride. 

t  2518.  Die  Chloride  oder  die  Derivate  yom  Typus  Chlom!- 
sersloffslure  durch  SubslilutioD  des  Wai»ser«loffs,  la&sen  sieb  fbif?i- 
dermaassen  eiatheilen : 

I   Poftltite      (  ^^^'^^'^®  Chloride  mit  einfachen  oder  gepaarten  Badicaicn. 
'  rui^^iA^     l  Alkoholcbloride  oder  CbIorwa88ereloflfatlier. 
Chloride.    I  Aldehydchloride. 

"'  ChK.  I  ChlorsSuren.      • 

Die  positiven  Chloride  umfassen  die  basischen  Chloride,  4( 
Alkoholchloride  und  die  Aldehydchloride.  Zu  den  basischen  ĂĽk- 
riden  geboren  die  Metallchloride  der  anorganischen  Chemie,  sm 
die  Chloride  mit  gepaarten  Radicalen(Ae(hylme(allchloride  oderAn^ 
Chloride) ;  wie  die  entsprechenden  Basen  sind  diese  Chloride  iviff 
den  gewöhnlichen  Umstanden  der  doppelten  Zerseuung  labig;  ^ 
anorganischen  oder  organischen  basischen  Chloride  (allen  die  Silbe^ 
salze.  Die  Alkoholchloride  oder  Chlorwasserstoffather  erfordert 
wie  die  entsprechenden  einfachen  Aether,  besondere  Bediogunges^ 
Druckes  oder  der  Temperaiur,  um  eine  doppelte  ZerKeixaog  n 
erleideoi  z.  B.  um  auf  Silbersalze  zu  wirken.  Die  jildehydcUwA 
stimmen  in  dieser  Beziehung  mit  den  Alkoholchloridea  abereio. 

Die  negativen  Chloride  entsprechen  den  auorgauiscbea  ad 
organischen  Sauerstoffsflureo.  Diese  Chlorsäuren  lassen  sieb  oft  tf 
der  Leichtigkeit  erkennen,  womit  sie  sich  unter  der  Eiowirioog-v^ 
Wasser  in  Wassersioffchlorid  und  Wasserstoflsäure  zer^etiea;  it 
weilen  verbreiten  sie  in  BerĂĽhrung  mit  feuchter  Luft  einen  mebroier 
weniger  starken  Rauch. 

Positive  Chloride. 

S2519.  Basische  ChJoride.  —  Die  Chloride,  ««khi 
den  anorganischen  Besen  entsprechen,  sind  ein-,  zwei- oder  drn»i^ 
mig,  je  nachdem  die  Basen  selbst  von  einem,  zwei  oder  drei  Aiovei 
Wasser  abstammen. 

a.  Einatomige  basische  Chloride : 

Chlorkalium        Cl  K 

Chlorsilber O  Ag 

Chlorplatittosam  oder  PlatincblorĂĽr    01  Pt 


745 

Ăź.  Zweiatomige  basische  Chloride : 

Chiorplatioicum  oder  Platinchlorid  Ci^  Pt  «  Gl^  |  ^\ 

y.  Dreiatomige  basische  Chloride : 

(al 
CbloraluminiuiD     .   CI9  Als  »«  CIs  <  al 

(  al 

(  ^'* 
Chlorwismuth  .     .     CIs  Bi  »»  CI3  <  bi 

r  bi 

(  au 

Clklorgold   .     • .' .     eis  Äo  »  CI«  |  ao 

(  aa 

Die  zwei  -  ond  dreiatomigen  Chloride  Yerbinden  sich  oft  mit  den 
einatomigen,  indem  sie  xusammengesetste  Chloride ^  analog  den 
Sauerstoffverbindungen  bilden : 

Cblorplatinaaorea  Kali     .     Cl  K,    Gl,  Pt  »  GI3  |  p 

Ghlorgoldaaares  Natron  .     Gl  Na,  GIs  Au  »  Gl«  |  \^ 

%  2520.  Die  Chloride  der  gepaarlen  Basen  entsprechen  den 
oben  (§  2466)  erwähnten  Aethylmelallbasen : 

Ghlorbleiätliyl    .  .     G,  Hb  Hg,  Gl  <«  Cl,  Hg,  (Cg  H») 
Cblorwismotlmliiyl  .     Ct  Ho  Bi  Gl,  »  Gl,,  Bi  (C,  H^) 

Cblorcacodyi     .  .  C«  Hjo  As  Gl  »  Gl,  Aa  (G,  H»)« 

Cblorarseoätbyl  .  C«  H90  As  Gl  «  Gl,  As  (G,  H^)« 

Gbiorstibälbyl  .  G^  H15  Sb  GI2  »  Cli,  Sb  (G,  Hs), 

GblorstaongibyF  .  G^  Hs  Sn  Gl  ->«  O^  So  (G,  H5) 

Gblorselenäthyl  .  C«  H,e  S«  Gl,  »  GIs'Se  (C,  H»), 

ChlorlcUurfitbyl  .  G4  Hio  Te  Gl,  =«  Gl,  Te  (G,  Hj), 

Diene  €hlot*ide  entstehen  aus  den  gepaarten  Basen  (oder  ihren 
Salzen)  mit  Salzsäure.  Sie  bilden  bald  Qele ,  welche  schwerer  sind 
als  Wasser  (Selen-,  Tellur-,  Slibälhylcblorid),  bald  ki7?lallisirbare  in 
Wasser  oder  Alkohol  lösliche  Körper  (Siann-,  Arsen-,  Wismulbälbyl- 
chlorid).    Ihre  Auflösung  fällt  die  Silbersalze  unmittelbar. 

Die  Verbindungen  sftmrotlicher  organischer  Basen  mit  Salzsäure 
lassen  sich  offenbar  als  Chlorbasen  darstellen : 

Cblorwasserstoraibylamio       .     G,  H,  N,  H  Gl  »=  Gl,  J<(  H,  (G,  H5). 

Glilorältiyiainmoniam. 

S  2521.  Das  Quecksilberchlorid  bildet  mit  den  meisten  orga- 
nischen Basen  oder  ihren  Verbindungen  mit  Sulzsäure  weisse,  odkry- 
lilaffinische  Niederschläge,  welche  aus  Verbindungen  von  Quecksil- 
berchlorid mit  der  Basis  oder  dem  salzsauren  Salze  derselben 
bestehen. 


?46 

Die  ZusammensetzuDg  dieser  Doppelsahe  ist  vertĂĽuMich.  Bild 
eDthalteo  sie  1  Atom  Basis  io  Verbindung  mit  1,  2,  3,  4  oder6AU- 
meo   Quecksilberchlorid.      So   verbindet   sich  1  Alom  AbUiii  mi 
'HgCl, 

Cblorqoftcksilbenaores  AoiliD     .     Gs  H7  N,  Hg  C1 «»  Cl,  N  (C«  H»)  Si  Kf 

Qaecksiiberpbeoilao«' 
iiiafB-Chloii4. 

1  Atom  Picolin,  Lutidin,  CafeYn,  Strychnin»  Harnstoff  odcrCü- 
noleln  mit  2  Hg  Cl, 

Chlorqaecksilberiauret  f  icolln     .     C0«,N,  2Hsa«-Cti|"  ^^|^^  ^ 

QoecknlbeiTico(jh*> 

'  Chlorid. 

1  Alom  Anilin  verbindet  sich  mit  3  Hg  Cl, 

Chlorqaecksilberstom  Anilin  .     C«  H,  N,  3  Hg  €1  «  Cl,  |  '^  ^^  ^'''^ 

Qaeckiilb«rplifB;baa»- 
oiua-  QuecbilbcftUoii 

1  Atom  Conin  oder  Thiosinamin  verbindet  sich  mit  4  Hg  Ci; 

1  Atom  Nicotin  mit  6  Hg  Cl  etc. 

Mehrere  der  angefahrten  Verbindungen  entsprechen  offeobarte 

weissen  Pracipitat,  den  Ammoniak  mit  QuecksilbercMorid  btidel: 

Weisser  Prficipiut    .     N  H^  Hgj  Cl  »  Cl,  N  H,  Hgt 

Cbiorquecksilber- 
•ixunooiam. 

Bald  enthalten  die  Niederschläge,  welch«  man  von  den  wp^ 

sehen  Basen  mit  Quecksilberchlorid  erhalt,   1  Atom  Basis  io  ^^ 

'  dĂĽng  mit  verllnderiichen  Mengen  Chlorwasserstoffsilure  undQaecli^ 

berchlorid.     So   verbindet   sich  1  Atom  Methylamin,  AelbyliBi^ 

SparteYn  oder  Narcotin  mit  H  Cl,  Hg  Cl : 

CblorqoecksilbeiitbylsmiD     C,  B,  N,  H  Hg,  CICI  «  Q,  |  '^  ^^*^  * 

Chlorqnecksilbefne- 
thjlaJDiBoaiiB- 

1  Atom  Cotamin,  Piperin,  Brucin  oderStrycbnin  verUaM^ 
mit  H  Cl,  2  Hg  Cl;  1  Atom  Chinin,  Cinchonin  oderCineboiiiiii"^' 
2  H  Cl,  Hg  Cl ;  1  Atom  Aethyl-NicoĂĽn  mit  H  Gl,  3  Hg  Cl;  I  ^ 
Morphin  oderMethyl-Nicotin  mit  H  Cl,  4  Hg  Cl;  1  Atoa  AftkjMk* 
thyl-Conin  mit  H  Cl,  6  Hg  Cl;  1  Atom  Nicotin  mit  H  O,  8R(Q* 

Man  kennt  auch  eine  Verbindung  von  neutraleoi  schweMn'*' 
Strychnin  mit  4  Hg  CL 

Keine  der  erwähnten  ChlorquecksilberverbindHOgeDsalhiHbf 


747 

•tallwaBser.  Haa  wird  wahrscheinlich  noch  dahin  gelangen,  qu^ksil«- 
berbaltige  Basen  oder  wenigslens  Sauerstoffsalze  daraus  zu  erhallen, 
welche  diesen  Basen  entsprechen. 

i  2522.  Platinchlorid  fällt  die  Auflösungen  fast  aller  organi- 
schen Basen  gelb  oder  orange  wie  die  Kali-  und  Ammoniaksalze ;  der 
Niederschlag,  oft  auflOslich  und  krystallisirbar ,  enthält  gewöhnlich 
1  Atom  Ba6is  auf  1  Atom  Salzsaure  und  1  Atom  Platinchlorid  (neu- 
trale Chlorplatinate);  dergleichen  sind  das  chlorplaliosaure  Codela, 
Strychnin,  Anilin,  Melanilin,  Harmalin,  Thiosioamin,  CafeYn,  AmarĂĽi, 
Narcotin  u.  s.  w. 

Cblorplatinsaores  Anillo     .     C«  H,  N,  H  Cl,  Pl  C»,  —  Clj      ^  ^^pj^^  ^* 

Pheny  ammoniuin-  Pla- 
tinchlor d. 

In  vielen  Fällen  enthalten  jedoch  die  Niederschläge  {Bicklor- 
platinate)  2  (HCl,  Pt  Cy;  dergleichen  sind  das  chlorplatinsaure 
Sinamin,  Chinin,  Cinchonin,  Chioroinchonin,  Bichlorcinchonin,  Cya- 
nilin,  Nicotin,  Flavin  oder  der  DiphenylharnstoB. 

(N(C5H7)H 
ZweifacbcblorfflatiDflaoref  Nicotin  C|«  H^  Ns,  2  (H  Cl,  Pl  Gl,)  «  Gl«  <  N  (Gb  H?)  H 

NicotiflainiDoniaiii- 
Platiocblorid. 

Von  diesen  Verbindungen  enthalten  einige  Krystallwasser  (CodeYn, 
NitrocodeYn,  Chinin). 

Die  Chlorplatinate  der  organischen  Basen  eignen  sich  sehr  gut 

zur  Bestimmung  der  Aequivalente  dieser  Körper,    denn  sie  liefern 

durch  einfaches  Erhitzen  metallisches  Platin.    Nach  den  Versuchen 

von  Anderson  haben  mehrere  dieser  Chlorplatinate  die  Eigenschaft, 

sich  beim  Kochen  mit  Wasser  fĂĽr  sich,  oder  in  Gegenwart  eines 

Ueberschusses  von  organischer  Base;zu  zersetzen.    So  zersetzt  sich 

cblorplatinsaures  Pyridin  mit  oder  ohne  Ueberschu^s  von  Pyridin  io 

die  salzsauren  Salze  nachstehender  Basen  : 

Platoso-PyriaiB     .     GIb  H«  Pt  N  -«  N,  <:»  H«  Pt 
Platiao-PyridiD     .     G»  H3  Pt  N  »  N,  G«  H,  pt,. 

Das  chlorplatinsaure  Pieolin  verhält  sich  auf  ähnliche  Weise,  i) 
Es  ist  zu  bemerken ,  dass  das  Piatino-Pyridin  (welches  Platinictim 


1)  CbldrplatiaaaBrea  Ca^yl  ($  410)  liefert  gleichfaUa  beim  Kochen,  daa  Ghlo- 
rid  einer  Plalinbaae. 


748 

entiiidt)  wie  das  PlalinamiD  (Gerhardf^  PlaĂĽnbaĂĽe),  mit  SabM 
ein  zweifachsatzsaiires  Sah  bildet^  weiches  die  Elemente  des  Pliiii> 

Chlorids  und  der  betreffenden  Base  enlhält : 

ZwMfacbsaJxsMres  PlaUnamio  I K  l^fii 

Ton  Gerhardt       ,     .     .     .     N  H3,  Pt  C!«  =  N  H  pt„  2H  C1=C,  j     H 

Zweirachsalzsaores  Platin-  J^  (CsR.;! ! 

Pyridin  too  Anderaoo     N  Cs  H5,  Pt  Gl,  -»  N  €«  H,  p^,  9  ß  Gl  =«  Gl,  (         b 

S  2523.  PtatmchlotUr  Ferbiodet  sieb  mit  mebrerai  cip» 
sehen  Basen  (Methylamin,  Aethylamin,  Nicotin,  Anilin);  diePiota 
sind  ilbulkb  denen,  welche  man  iti»ier  denselben  Umstäodea  BiiA» 
moniak  erhall.  So  liefern  Aelbylamin  und  Methylamin  die  salisiifli 
Salze  oder  Chlorplalinile  plalingepaarler  Basen  ,  welche  PiaĂĽaM 
in  Substitution  für  Wa$«sersioff  enlhalien  (Cd.  I,  S.  689): 

C  Hj  N,  Pl  Gl  —  Gl,  N  (C  H,  Pl)  H, 

Pbtosomethylaoimo- 
Qiuuirbloriil. 

'  2  C  Hb  N,  Pt  Gl  »  Gl,  N,  (C  H,)  (C  H,  Pj)  H, 

Plaioaomel  liyl  dia  muioD  iu  m- 
chlorid. 

2  G  H,  N,  2  Pt  Gl  -  Gl,  |  ^«  ^^  "j^  ^^  ">  ^^^  ^» 

Cblorplatiniglatirfs  PlatoaomelbTl- 
Diammonium. 

Durch  doppelte  Zersetzung  dieser  Chloride  durch  Silben^ 
erhJllt  mau  andere  Salze  derselben  plalingepaarten  Ba^eD.  P^ 
diumchlorUf'  verhält  sich  zu  einigen  Baj^en  wie  Platinchlorflr. 

Goldchlorid  fällt  die  Auflösung  einer  grossen  Zahl  orpm^ 
Basen;  die  Niederschläge  enlhallen  1  Atom  Basis  in  Verbiodoogrf 
H  Cl,  Au  GI39  zuweilen  sind  sie  krystallisirbar : 

G  H5  N,  H  Cl,  Aa  Q^  =  C\  \  ^^^  "a)  H, 

Cblorgoldftaom  Melbjl- 
ammoniuin. 

8  2524.  Chloralkohole  oder  chlorwasserstofftnrt  J^ 
ther,  —  Die  Sul>stilulion  eines  Alkoholradicals  ftlr  1  Aioa  Wi<s* 
Stoff  der  Salzsäure  erzeugt  Cbloralkohole. 

a.  Homologe  Chloride  mit  dem  Radicai  CnH,«^,,  eDi»[W** 
den  Alkoholen  der  Reihe  a : 

Mef  bylcblond  oder  iDelbylsalzsaorer  Aetber  .  C  H9  Cl  «>  Gl,  C  9y 
Aelbylcblorid  oder  älhylaafosaurer  AiSber  .  C,  Ifs  Gl  »b  O^  Cj  It 
Tetrylrhlorid  oder  bulylsalzsaurer  A«*(ber  .  G4  H9  Cl  bs  Cl,  Q  Bp 
Amylchlorid  oder  amylsalzaaurer  Aetber  .  G5  H,|  Cl  ss  Ct,  Q  ''it 
Gelylchlorid  oder  cetylsahaaurer  Aellier  Ci«  R»  Gl  »■  Qi  Qi  Ra 

11.  s.  w. 


749 

Ăź.  Homologe  Chloride  mit  dem  Radical  C.Hg^f,  entsprechend 
den  Aikobolen  der  Reiben  /  und  i : 

Pbenylcblorid Q  H5  Cl  =  Cl,  Cy  H5 

Toluenyl-  oder  BeDzoäthylchlorid     C7  H7  Cl  »  CI,  €7  Ht 

u.  s.  w. 

Die  Chloride  beider  homologen  Reihen  enUlelien  darch  Einwir-  - 
kung  der  Salzsäure  auf  die  Alkohole : 

AelhyUiydraL  Aetbylcbtorid. 

Man  eiiiiiU  sie  auch  durch  die  Einwirkung  derPhospborcUoride 
auf  die  Alkohole : 

3  Alome  Aeihyl-  Pbosphorige  3AtomeAelhyl- 

hydrat.  Saure.  cblorid. 

Gewisse  Chloride,  z.  B.  das  des  Toluenyl,  entstehen  durch  die 
Einwirkung  des  Chlors  auf  die  entsprechenden  Hydriire. 

Die  chlorwassersioflsilliren  Aether  sind  gasförmig  (Melhylchlorid), 
flĂĽssig  oderrfest  (Cetylchiorid).  Sie  sind  llĂĽcbliger  als  die  enl- 
sprcclienden  Alkohole. 

Sie  verhalten  sich  zu  geistiger  Kalilösung  wie  die  zusammenge- 
setzten Aelher : 

Cl,  C,H5  +   OJ^     =C1K  +  0|^^"^' 

Aethylcblorid.  Kalihydrat«  Aeihylhydrat. 

Sie  sind  in  der  Regel  beständiger  als  die  entsprechenden  brom- 
wassersloff:&auren  und  besonders  die  jodwasserstofTsauren  Aether. 
Frisch  bereitet,  fällen  sie  die  Sitbersalze  nicht. 

Wenn  man  einen  chlorwasserstoGTsauren  Aether  in  der  Kälte  mit 
Natrium  behandelt,  so  entsieht  Chlornatrium  und  das  dem  angewen- 
deten Aether  entsprechende  Metall, 

2  Cl,  Cg  Hi7  4-  Na  Na  ==  2  Cl  Na  +  C«  H47,  Cj  H^y 
Aethylcblorid.  Octyl. 

Anders  ist  die  Wirkung,  wenn  man  in  der  Wärme  arbeitet :  das 
Natrium  nimmt  eine  violette  Färbung  an  und  blüht  sich  bedeutend 
auf;  die  Temperatur  steigt,  während  zugleich  Wasserstoff  entweicht, 
die  violette  Färbung  verschwindet  und  man  erhält  zuletzt  eine  teigige 
Masse  aus  Chlornatrium  und  einem  Oel,  welches  das  HydrĂĽr  des 


756 

Aldehyds  (Kohlenwasserstoffs  C^  H^)  ist,  welcher  den  AlbM  ^ 
angewendeten  Chloride  entspricht  (Bouis).  So  erhdt  nna  m  Mtf 
salzsaorem  Aelher : 

2  Ci,  Cg  Ht7  +  Na  Na  «»  2  Gl,  C,  Hu  Na  -f  HH 
2  Gl,  Gs  Hie  Na  -»  2  Gl  Na  -f  C,  8^ 

Violette  Substanz.  Oclylen. 

Dieselbe  violette  Substanz  entsteht  auch,  wenn  mae  Natn 
und  Ghlor  zugleich  auf  das  dem  Octylalkohol  eotsprecheo^e  AkMfi 
hydrQr  wirken  Issst.  Es  terbleicht  rasch  an  der  Luft,  iadcfi 
Natron  und  Ghlornatrium  bildet;  Wasser,  Alkohol  uad  sauottl 
haltige  FlĂĽssigkeiten  ĂĽberhaupt  zersetzen  es  schnell. 

y.  Die  salzsauren  Aether,  welche  dem  Glyeeria  eotsfitela 
haben  nachstehende  Zusammensetzung : 

Dicblorhydrio  (DicblorglycerjlwaBsentoff)   CtHeOas^CltPg 
EpichlorhjdriD  (Cfalorgljceryl)     C,  H,  0  Cl  »  CI,  C,  H^  0 

Man  kennt  auch  folgende  Verbindungen  von  Glycerjkixfi  ^ 
Ghlorid  (Berthelot) : 

0  1^**^ 

Cblorhydrio  (Oxycblorglycerylwafsenlofl)    •     •     •     Cg  Ht  0|  Q  >»  n  {    ' 

(    I 

Acetocblorbydrio  (Ozycblorglycerylacetjl Wasserstoff)     C^  R,  0^  Cl  «■  n  { ^  ^  '^ 

(    ^ 

Bf ozocblorbydrin (OiycblorglycerylbeiuoTlwasserstoff)  C|o Hu  Oj Ct  â– â–   oi  j ^ ^* 

I    I 

Stearoeblorbydrin  (Ozycblorglycerylitearylwassarsloff)  C^  R41  OaCl«^  { ^J 

%  2525.     Ghloraldehyde.  —  Die  SubstiluUoo  eioa 
hydradicals  (als  Hydrat  betrachtet)  ftlr  den  Wasserstoff  'ei  f! 
Chlorwassersloffsaure  liefert  Chloraldehyde« 

Diese  Verbindungen  sind  ein-  oder  zweiatomig,  je  okU* 
von  einem  oder  zwei  Atomen  Ghlorwasserstoffsflure  absuaioci' 

a.  HoAiologe  einatomige  Ghloride  mit  dem  Radieal  CiVh-i' 

Cblorethyleo  oder 

Chlortldehydeo  (S  Vol.)    C,  H,  Cl  —  Cl,  C«  81 

Cblortrtlyleo  .  .  .  .  C»  H.  Cl  —  a,  C,  H| 

Cblurtetrylen  .  .  .  .  C«  Hr  Ci  ■-  Q,  C«  By 

Cblornooyleo  .  .  .  .  Cq  H17  Cl  >-  Cl,  C;  Hit 
U.  S.  w. 

Diese  Verbindungen  entstehen  durch  Binwirkoflg  ^ 
Kalilosung  auf  die  zweiatomigen  Ghloraldehyde : 


751 

Aeibylenchlortd.         Chlorflthylen. 

Wahfrecheinlich  wttrde  man  dieselben  auch  dorcbEinwirkong  des 
Phogpborsuptrehlorids  auf  die  entsprecbenden  Aldehyde  erhalten  ^). 

Sie  bilden  Gase  (Gblorfiibylen)  oder  ohne  Zersetzung  OOchtige 
Flüssigkeiten «  welche  die  Silbersalze  nicht  Allen  und  von  Kali  nicht 
angegriOeo  werden. 

Der  Einwirkung  des  Chlors  unterworfen,  binden  sie  Gl),  indem 
sie  cblorgepaarte  Aidehydbichtoride  bilden. 

Es  ist  zu  bemerken,  dass  die  Gbloraldehyde  mit  dem  Rudical 
C.Htn_i  den  ehlorwasserstoffsauren  Aethern  desselben  Radicals  iso- 
mer sind. 

Ăź.  Homologe  zweiatomige  Ghloride,  oder  Biehloride  des  Radicals 

Aethylencblorid  oder  boUaoditcbe  )  d  H« 

Flüssigkeit  (2  Vol.)       .     .     .     C,  H«  CIs ->  CIt  j     H 

Tritylenchlorid Qj  H,  CI,  —  Cl,  |  ^^» 

Tetrylenchlorid C4  H,  CI,  —  Cl J  ^*  ^'' 

Nonylen- oder  Elaeochlorld    .     .   C»  Hi,  Cl,  —  Cl,  |  ^' „  " 
0»  8.  W« 

Diese  Chloride  entstehen  durch  die  Einwirkung  des  Chlors  auf 
die  Aldehydbydrare : 

H,  C,H,  +C1C1  — Cljj^g« 

Oelbildendes  Holländische 

Gas.  FlĂĽssigkeil. 

Es  sind  in  der  Regel  ohne  Zersetzung  flOchtige  FlĂĽssigkeiten ; 
um  so  weniger  flüchtige  je  höher  ihr  Atomgewicht.  Sie  werden  durch 
geistige  Kalilösung  angegriffen ,  welche  sie  in  einatomige  Chloride 
und  Chlorwasserstoffsaure  zersetzt. 

Der  Einwirkung  des  Chlors  unterworfen,  liefern  sie  cblorge- 
paarte Bichloride. 

Das  Obrige  Verhalten  dieser  Aldehydbicbloride  ist  wenig  bekannt 
und  blos  bei  d^r  holländischen  Flüssigkeit  untersucht.     Hit  starkem 


1)  Mao  weiss  wenigstens ,  dast  das  dem  bottersaaren  Aldehyd  isomere  Botyral 
mit  Pboephorsaperchlorid  C«  Bf  Cl  liefert  (Qbancel). 


758 

Ueber^cbuss  von  Ammoniak  in  einer  zugesdimolzenen  Rohre  bei  bi- 
gefähr  150<^  erbiUl,  liefert  M6  eine  Base  mit  Aldebydradical  (Clo^z), 
welche  die  Eigenschaft  beditiU  dich  ooler  der  Binwirliang  tob  sil- 
pelriger  Säure  in  essigsaures  Aldehyd  zu  venvaodelD  (Nauasmi): 

'  (H  (     H 

Holländische  Basis. 

Fittssigheit* 
Mit  Einfachscliwefelkalium  liefert  die   hollaadische  Flilsigkdt 
eiu  Schwefelaldehyd  (oder  sein  Isomeres) : 

Hollkodifiche  Schwefel- 

FlĂĽssigkeit.  Slhyleo. 

y.  Homologe  zweiatomige  Chloride  oder  Bichloride  oit  fa 
Radical  0^  H^^^ : 

Chlorbcnzol     Cy  H«  Cl,  «  Cl,  1  ^^^ 
Chlorcumol  Qo  H,,  Cl,  —  ClJ^«|^" 

u.  s.  w. 

Diese  von  Cahours  entdeckten  Aldehydchloride  entstehen  donl 
Einviirkung  von  Phosphorsuperchlorid  auf  die  entsprechendeo  Al- 
dehyde, 

Biiterman-     Phospborsu-     Chlorbenzol.     Phospbor- 
delöl.  perchlorid.  oxychlorid. 

Es  sind  dies  flücblige  Flüssigkeiten,  schwerer  als  Wassff,  ■»• 
angreifbar  von  Aeizkali.  Nach  meinen  Beobachtungen  greift  Qo^' 
Silber-  und  Silberoxyd  das  Chlorid  des  Benzoesäurealdebyd  (Chltf^ 
benzol)  lebhaft  an  unter  Bildung  von  Beuzo^sĂĽurealdehjd  (ftu^ 
mandelol), 

<;'+ojSj-c,j=«+«t%«. 

Clorbenzol.  Bittermandelöl. 

Hit  geistiger  KalilOsung  behandelt,  liefern  diese  AidebydcUtn^ 
Schwefelaldehyde : 


9  753 

Cblorbenzol.     Schwefel-    2  Atome  •      Schwefel- 

kalium.  Chlorkaliom.      benzol. 


ittt 


Negaiwe  Chloride. 

a^l'  i  2526.     Saarechloride«  —  Die  Substitution  eines  Sflore- 

radieals  fllr  das  Radical  Wasserstoff  des  Typus  Chlorwasserstoffsäare 
•  liefert  die  Sflurecblonde. 

Jede  Sauerstoffsflure  hat  ihr  entsprechendes  Chlorid.  Einer 
k'i^  einbasigen  Sflure  entspricht  eijn  einatomiges  Chlorid;  einer  xwei- 
r.  basigen  Sflure  ein  zweiatomiges  Chlorid;  einer  dreibasigen  Sflure 
[  ..  ein  dreiatomiges  Chlorid. 

;  a.   Einatomige  Chloride,  welche  ?on  einem  Atom  Cblorwasser- 

^  Stoffsflure  abstammen  und  einbasigen  Sfluren  entsprechen;  2 Volume 
;/  eines  solchen  Chlorids  enthalten  ein  Atom  des  Radicals  Chlor,  wenn 
, ,.  sie  bei  Einwirkung  der  anorganischen  Basen  in  den  Zustand  eines 

metallischen  Chlorids  ĂĽbergeben. 
;  j  Homologe  Chloride  mit  dem  Radical  C^  Ht^^i  0 : 

s  Cbloracetjl  (2  Vol.)  Cs  H,  0  Gl  :-^  Cl,  G,  H«  0 

,3  Chlorbatyryl      .     .  C«  H,  0  Cl  -«  Ol,  C«  R,  0 

i  Cblomleryl      .     .  Q  H«  0  Gl  »>  Gl,  G»  H»  0 

Gblorpelargyl    .    .  C»  H17  0  Gl  i-»  Gl,  G9  H^  0 
0.  8.  W. 

^^  Verschiedene  Chlorides 

Gblorcyan      .  .  .  G  N   Gl      -«  Gl,  Gy 

Gblorbemon  .  .  G7  H,  0  Gl  :-*  Gl,  G,  He  0 

Gblorcionamyl  .  .  G«  H7  0  Gl  »  Gl,  G9  H^  0 

Gblonalicyl  .  .  .  G,  H^  0,  Gl  —  Gl,  Gr  H5  0^ 
0.  s.  w. 

Man  erhflit  die  Sflurechloride  durch  Einwirkung  des  Phosphor- 
superchlorids oder  -  SupercblorĂĽrs  auf  die  Sfluren, 

0J^°»®    +CI,,PCl,=.-^^g?5_2  +  ci,,PO; 

Benzoesflure.       Pbosphorsu-     ChlorbenzoYl     Phosphoroxy- 

perchlorid.   -|- Chlorwasser-       chlorid. 

stoffsäure. 

jj^j(CH,0)    _^j,,^p      =,0,1^^    +  Gl, ,  (C  H,  0), 

3  Atome  Essig-    Phosphor-      Phospborige      3  Atome  Cblor- 
sflure.  superchlorQr.       Sflure.  acetyl. 

Gerhardt ,  Gheaie.  IV.  48 


75( 

oder  durch  Eiawirkung  des  Phosphorsuperchlorürs  oder  -OxjcU»- 
rids  (Chlorphosphoryl)  auf  die  alkalischen  Salze  der  Säuren : 

0,|^^J;*^^  +CI„PO  -  0,j^^®     +C1,.(C.^0), 

3  Atome  essig-     Phosphoroxy-    Phosphor-       3  Atome  Chio^ 
Mures  Kali.  chlorid.       saures  Kali.  acetj). 

.  Zuweilen  erhält  man  auch  Chlorsäuren  durch  die  EinviikuDg 
des  Chlors  auf  die  entsprechenden  HydrQre  (Aldehyde), 
H,  Cy  H5  0  -f  CI  Cl  =  Cl,  C7  H5  0  +  CI  H 
BenzoYlhydrar.    .  Benzolflchlorid. 

Die  Chlorsäuren  erscheinen  in  der  Regel  als  flflchUge«  m- 
cbende  FlĂĽssigkeiten,  das  Chlorcyao  ist  gasfi)rraig.  Sie  sitd  beotf- 
kenswer th  wegen  der  Leichtigkeit,  womit  sie  sich  bei  Berthroag  wi 
Wasser  oder  den  Deri?aten  des  Wassers  (Alkohole,  Alkalien  und  alb- 
lische  Salze),  Ammoniak  und  seinen  Derivaten  (Amide,  oi^ameck 
Basen)  umwandeln. 

In  BerĂĽhrung  mit  Wasser  verwandeln  sie  sich  in  Chknnsifl' 
stoffsäure  und  einbasige  Säure, 

Chloracetyl.  Essigsäure. 

Zu  den  anorganischen  Basen  verbalten  sie  sich  auf  Ăśa&k 
Weise, 

Ci,CB,0  +  0J|  =  ClK  +  0J^°»*^ 

Chloracetyl.  Essigsaures  Kafi. 

Hit  den  Alkoholen  liefern  sie  zusammengesetzte  Aetber, 

Chloracetyl.         Alkohol.  Essigsaures 

AethyL 

.   Mit  den  alkalischen  Salzen  erzeugen  sie  wasserfreie  Slorea: 

CLCH/e  +  oj^^g^^-ciK  +  oj^j; 

Chloracetyl.        Essigsaures  WasserfipM 

Kali.  EssigBäon« 


756 

ci,cii.o  +  ojJ^^„-aK  +  o{^^» 

Chloracetyl.       Benzo^saures  Wasserfreie 

Kali.  Essigbenzoesäure. 

Mit  Ammoniak  (oder  kohlensaurem  Ammoniak)  liefern  sie  pri- 
märe Amide, 

IH  ( C7  H5  0 

H  =  G1H  +  NJ    ,H 
H  (      H 

Beniamid. 

Mit  den  organieche»  Basen  liefeni  sie  Alcatamide : 

H  »»€1H4-NJC7H5  0 
H  '      H 

Anilin  •  Benzanilid. 

Mit  den  primären  Amiden  liefern  sie  secundäre  Amide : 

(C7B5O,  iCyHaOa 

Gl,  C7  H5  0  -f  NJ      H        —  CI  H  +  mCj  H5  0 
Chlorbenzoll.         (      H  (     H 

Salicylanid.  BenzoYl-Salieyl- 

amM. 
Ăź.  Zweiatomige  Chloride,  oder  Diekhridey  welche  ?on  zwei 
Atomen  ChlorwasserstofTsäure  abstammen  und  den  zweibasigen  Säu- 
ren entsprechen;  2  Volume  eines  solchen  Dichlorids  enthalten  2 
Atome  des  Radicals  Chlor,  wenn  sie  unter  Einwirkung  anorganischer 
Basen  in  den  Zustand  eines  metallischen  Chlorids  tibergehen. 

Verschiedene  negative  JHchloride.^- 

CblorcarboDyl  oder 
Kohleostoflöxychlorid     G  0  Clj  »  CI, ,  CO 

Cbloriaccioyl  C«  H4  Oj  Cl^  »  Glj ,  C«  H4  0, 

Cblorpyrocitryl  €5  H«  0,  CI«  «—  Cl,,  Cq  H4  Of. 

Man  erhält  ähnlkhe  ofganische  Dicbloride  durch  EinwirkuDg 
des  Phosphorsopercblorids  auf  die  Anhydride  ^r  zweibasigen  oi^a- 
nischen  Säuren : 

*    0,  C4  H4  Oa  +  Cl,,  P  Cl«  =  CI,,  C4  H4  Oj  +  CIb,  PO 
Wasserfreie  PhospUor-*         Cblorsuccinyl.        Pbosphor- 

Bernstein^äure.      supercblofid.  ozycblorid. 

Die  negativen  Dicbloride  haben  grosse  Aehnlichkeit   mit  des 

Monocbloriden  wnd  rerhalten  sich  auch  wie  diese  zu  den  Reagentien. 

AS* 


756 

In  Dampfzustand  betrachtet,  enthalten  die  Dichloride  eine  doppdie 
Menge  Chlor  ?on  der,  welche  in  dem  nämlichen  Volam  eines  Moao- 
chlorids  enthalten  ist : 

2  Vol.  Chlorbeosoil     »>  Cl,  C,  H«  0. 
2  Vol.  Cblorcarbonyl  »  CI^  C  0. 

Zu  den  anorganischen  Verbindungen  lassen  sich  folgende  Di- 
chloride zahlen : 

Cblortulfaryl,  oder  eblonchweflige  Siure  SOt  C\^  ""  Cl^,  S  0«. 
Cblorcbromy]  oder  Cblorcbromtiare        Crs  0^  Cl^  *«  Cl« ,  CitO^ 

y.  Dreiatomige  Chloride  oder  Trichloride^  welche  nm  dro 
Aiomen  ChlorwasserstoSsäure  abstammen  und  den  dreibasischea  Su- 
ren entsprechen  ;  2  Volume  eines  solchen  Trichlorids  enthalteB  3 
Atome  des  Radicals  Chlor,  wenn  sie  bei  Einwirkung  anorgaoiMte 
Basen  in  den  Zustand  eines  metallischen  Chlorids  übergehen.  D« 
einzige  Trichlorid  einer  organischen  Sfture,  welches  man  kenol,  iĂĽ 
das  feste  Chlorcyan : 

Festes  Cblorcyan  (oder  CyaDoryl)     Cj  Cr,  N3  »»  CJ3  CJ3 

Es  verwandelt  sich  durch  Alkalien  in  Cyanurat  und  verfallt  iä 
zu  den  Ăśbrigen  Reagentien  wie  die  negativen  Mono  -  4ind  Dicbioride. 

Folgende  anorganische  Verbindungen  stellen  Sauretrichkri^ 
mit  dreiatomigen  Radicalen  dar : 

Cblorpbospbor  (Protochlorid) P  Gl,  «»  Oa  P 

Cblorphospboryl  (Pbospborozycblorid)  .  .  PO  Cl«  >«  Clt,  PO 
Cblorsalfopbospboryl  (Pbospbon alfocblorid)  PS  Cij  »-  CIs ,  PS 
Chlorbor •     .     .     B  Gl, »  a,  >  B 

In  Dampfzu8tand,enthalten  die  Trichloride  die  dreifache  Heme 
von  der,  welche  in  demselben  Volum  Honochlorid  enthalten  ist: 

9  Vol.  Chlorbenion        Gl,  G,  H«  0. 
2  Vol.  Gblorphospboryl   Cla,  PO. 

%  2527.  Chloride  der  gepaarten  Sauren.  —  Den  Si«« 
mit  cblorgepaarten,  nitro-  und  sulfogepaarten  ($  2481)  Radicilci 
entsprechen  Chloride,  nach  BHdungsweise  und  EigenschaAei  p» 
ähnlich  den  Chloriden  der  Säuren  mit  normalen  Radicalen : 

Tricbloracetylcblorid  oder 

Aldebydsuperchlorid      .     .     C,  GI4  0  »  Gl,  G,  (Gl,)  0 . 

GhlorbeDzonchlorid      .     .     Gy  H«  Gl,  0  «  O,  G,  Q«  (Gl)  0 

NilrobeozoTlcblorid      .     .  G,  H«  Gl  NO,  »  Gl,  C,  H«  (NO,)  0 

Salfophenylcblorid       .     .  C,  H,  Gl  SO,  —  Q,  G.  H,  (SO,) ; 

U.  8.  W. 

Diese  Chloride  erhält  man  im  AUgemeroen  durch  EiawifM 


757 

des  Phosphorsuperchlorids  auf  die  gepaarten  Sfluren,  oder  durch  die 
des  Pbosphoroxycblorids  auf  die  alkalischen  Salze  dieser  Säuren. 

Unter  dem  EinOusse  der  alkalischen  Basen  liefern  sie  Chlorid 
und  das  alkalische  Sals  der  entsprechenden  gepaarten  Säure.  Sie 
Terbalten  sich  ĂĽbrigens  zu  den  andern  Reagentien  wie  die  Chloride 
der  normalen  Säuren  •- 

Die  Amid-  und  Alcalamidsäuren  haben  gleichfalls  ihre  Chloride : 
Pebal  erhielt  zuerst  das 

Chlor-Ph«Dyl-Aconityl-Ammoaiam  oder 

dM  ChJorid  der  AconitanilinsSure       .  *Cis  B,  NClOa  ««  Cl,  N(Ce  H,  0,)  (Ce  H«). 

B.     Broniide. 

I  2528.  Die  Bromide  oder  Derivate  des  Typus  Chlorwasser« 
stoffsäore  durch  Substitution  des  Radicals  Brom  für  Chlor  und  andere 
Radicale  mit  Wasserstoff  lassen  sich  wie  die  Chloride  unterabthei- 
len  10 : 

I   P  sit've  Bro-  T  ^^^^^^^^*^^  °^'^  einfachen  oder  gepaarten  Radicalen. 
.  j  <  Jlkoholbromide  oder  BromwasseratoflSther. 

"'*"*•  (  Aldehydbromide, 

ILPlegaliveBro.  I  säurebromide. 

Diese  Verbindungen  haben  denen  der  entsprechenden  Chloride 
â–ĽOllig  analoge  Eigenschaften. 

Positive  Bromide. 

$  2529.  Die  Basenbromide  verhalten  sich  wie  die  Basen- 
Chloride  und  haben  auch  dieselbe  Zusammensetzung. 

Die  Bromide  der  gepaarten  Basen  zeigen  denen  der  oben 
CS  2520)  erwähnten  Chloride  ähnliche  Eigenschaften  und  werden 
lach  durch  dieselben  Processe  erhalten. 

§  2530.  Alkoholbromide  oder  Bromwasserstoffather.  — 
[>ie  Substitution  des  Radicals  Brom  fĂĽr  das  Chlor  der  Alkoholchlo- 
â– ide  liefert  die  entsprechenden  Bromide. 

Diese  Verbindungen  entstehen  aus  BrorawasserstofTsäure  und 
Jkobolen ,  oder  aus  Brompbosphor  und  Alkoholen.  Sie  sind  min«^ 
ler  flOchtig  als  die  ChlorwasserstofĂźlther,  gleichen  ihnen  aber  in  den 
ibrigen  Eigenschaften  und  verhalten  sich  auch  ebenso  zu  den  Rea- 
enlien  • 

$  2531.     Aldehydbromide.  —  Die  Substitution  des  Radi- 


758 

cals  Brom  fĂĽr  das  Chlor  der  Aldehydcbloride  liefert  die  entspTechei- 
den  Bromide. 

Die  Aldebydbromide  erhalt  man  aus  Brom  und  den  Aldehy4- 
hydrĂĽreD ,  sie  gleichen  den  Aldehydchloriden ,  doch  sind  sie  miote 
flĂĽchtig.     Man  kennt  ein-  und  zweiatomige  Bromide  (Bifaroimde). 

a.  Einatomige  Bromide  mit  dem  Radical  C^  tL^^^» 

Bromfitbyl  oder  Aldehyieabromid    .  C^  H)  Br  s=a  Br,  C,  H« 

Bromtrityleo C,  H5  Br  =«=  Br^  C,  H» 

Bromtetrylen C«  H?  Br  »«  Br,  C«  Hf 

Bromamylen C»  He  Br  »s  Br,  C»  H,. 

FlĂĽchtige  FlĂĽssigkeiten,  welche  man  aus  den  zweiatomigen  Bro* 
miden  durch  geistige  Kalilosung  erhalt. 

/?.  Homologe  zweiatomige  Bromide  mit  dem  Radical  (^  H^^. 

Bromätbylen  .  Cj  B4  Er,  =  Br»  {  ^»  g* 

Bromlrilylen  .  Cj  H«  Br,  —t  Br^  |  ^  ^ 

Bromtetrylen  .  C,  Hg  Br,  =  Br,  |  *  ^ 

Bromamylen  .  C5  H^o  Br,  »  Br,  |  ^  ^ 

Diese  Bromide  entstehen  durch  die  umnitlelbore  Einwirhmg  ies 
Broms  auf  die  Aldehyd hydrflre  a.  Es  sind  dies  Bochtige  Flilssif 
keiten ,  welche  geistige  KalilOsung  in  BromwasserstoOsaure  und  «1- 
atomige  Bromide  zersetzt.  Sie  sind  um  so  weniger  flĂĽchtig,  f 
hoher  ihr  Atomgewicht  ist. 

Negati96  Bromide. 
%  2532.  Saurebromide.  —  Die  SubstitaCion  des Radktk 
Brom  fĂĽr  das  Chlor  und  eines  negati? en  Radicais  ftlr  den  Wasierstrf 
im  Typus  Chlorwasserstoflsaure  liefert  Saurebromide.  Sie  eUstibci 
durch  die  Einwirkung  der  Saurechloride  auf  gewisse  metallisGhclr»' 
mide ;  man  erhalt  sie  gleiebfolls.  aus  Phosphorsuperfaromid  und  Sii- 
ren.   Sie  besitzen  ähnliche  Eigenschaften  wie  die  Saurechloride. 

Bromcyan     .....      CNBr  «^  Br,  Cj 
Brombenzon      .     C7  H5  BrO  »  Br,  C,  B5  0. 

Die  anorganischen  Basen  verwandeln  diese  Saurebrootd«  i* 
Metallbromide  und  Sauerstoffsalze  (der  Cyan-  und  Benzoesaiut). 

C     Jodide. 
S  2533.     Die  Jodide  oder  Derivate  des  Typus  CUorwiis«' 
etoffianra  durch  Substitotion  des  Radicala  Jod  fbr  das  Chbr  oad  ^ 


759 

andern  Radicalen  Air  den  Wasserstoff  lassen  sieb  gleichfalls  i^ie  die 

GUoride  und  Bromide  uoterabtheilen  in :. 

I    Positive    {  ^^^^^*^)  ™i^  einfachen  oder  gepaarten  Radicalen. 
*  r^  j'^^    '    <   AlkohoUodidey  oder  Jodwasaerstoffalher. 
•'«'**•       i  AUhhy4ii>diä», 

Die  Jodide  gleichen  in  ihren  Eigenschaften  den  entsprechenden 
Bromiden  und  Chloriden. 

Positive  Jodide  • 

S  2534.  Die  Basenjodide  haben  dieselbe  Zusammensetzung 
wie  die  entsprechenden  Chloride  und  Bromide. . 

§  3535*  Die  gepaarten  Basenjodide  entsprechen  den  gepaar- 
ten Chloriden  ($  2520)  und  sind  auch  ahnlich  zusammengesetzt. 
Man  erbäK  sie  -entweder  aas  den  gepaarten  Basen  mit  Jodwasserstoff- 
sXure  oder  aus  den  entsprechenden  Salzen  (S  2466), 

»ll!  ES +  *"'-"iIl +  *'•*'<""• 

Cacodylozyd .  Jodcacodyl. 

oder  mittelst  Jod  und  den  Arsen-  oder  Antimon  Verbindungen  etc.  der 
Alkohole, 

As(CaH5)8   +   11   =   I„A8(C,  Hj), 
^       Jodflthyl.  Jodarsenathyl. 

oder  durch  die  Einwirkung  gewisser  Metalle  auf  die  Jodalkohole  in 
der  Sonne  oder  bei  erhöhter  Wärme, 

I,  Cj  H5   +   Hg  Hg  =  I,  Hg,  (C,  H5); 
Jodathyl.  Jodquecksilberathyl. 

oder  durch  Einwirkung  der  Jodalkohole  auf  die  Stickstofi-,  Phos- 
phor-, Arsen-  oder  Antimonalkohole, 


I,  C,  Hb 

+    N(C,H5)3 

==    I,  N(C,H5)4 

Jodathyl. 

StickstofiĂźlthyl 

Jodteträthyl- 

% 

(Triatbylamin). 

Ammonium« 

h  Csi  H5 

+    PCCsiH,), 

=      I,   P(C,H5)4, 

Jodäthyl. 

Phosphoräthyl. 

Jodtetraphosphäthyl- 

« 

Ammoniun. 

I,  Cj  H5 

+    AsCC^Hj), 

«=     I,  As(C,  H5)4, 

Jodäthyl. 

Arsenäthyl. 

Jodarsenäthylium. 

I,  Cj  H5 

+      Sb(C,H5)3 

-     I,  Sb(C,H5)4 

Jodathyl. 

Antimonätbyl. 

Jodstibätbjliinn. 

J 


" 


760 


Die  gepaarten  Baaeojodide  bilden  FlQaaigkeiteo ,  schirenr  ib 
Wasser  (Jodcacody le ,  Aeibylcacodyl)  oder  in  Wasser  and  AkaU 
lösliche  KrysUlle,  welcb<^  die  Silbersalze  onmittelbar  niederachlafei. 

Man  bedient  sieb  derselben  hftuflg,  nm  dorch  doppelte  Zc^ 
Setzung  lindere  Verbindungen  mit  itbylmetalliscben  Basen  in  er« 
baltei^. 

Jodquecksilber  liefert  mit  den  organlscben  Basen  Verbindacei 
(Jodmercurate),  weldie  den  Cblormercuraten  (f  2521)  ähnlich 
So  erbalt  man  aus  dem  Nicotin : 

I   N(CHt)H 
NicoÜDJodmercorat'Cio  Hu  N,,  %  (Hl,  Hgl)  —  I«   {   N  (C^  Ht)  B 

'       Hg, 
Jodqaecktilbcr» 
Nicotylammofii 


12536.  Jodalkohole  oder  JodwassergtoffiiAer.  —  Vm 
Substitution  des  Radicals  Jod  fĂĽr  das  Chlor  der  Chloralkohole  fiefat 
die  entsprechenden  Jodide. 

Diese  Verbindungen  entstehen  aus  Jodwasserstoffsftare  nsi 
Alkoholen  oder  aus  Jodphosphor  und  Alkoholen.  Sie  sind  nicht  sa 
fluchtig  wie  die  ChlorwasserstofĂźither. 

Sie  sind  auch  nicht  so  beständig;  zuweilen  zersetzen  sie  sich 
schon  durch  die  Einwirkung  des  Lichtes : 

I,  Cj  Hj     +     I,  Ca  H5     =     C,  H5,  C,  H5     +  1 1  I 
Jodäthyl.  Jodathyl.  AethylätbylQr. 

Sie  verhalten  sich  zu  den  anorganischen  Basen  wie  die  Chhr- 
wasserstoCĂźlther  und  die  zusammengesetzten  Aether. 

Die  Leichtigkeit,  womit  die  Jodwassersloffälher  Ton  des  Rea- 
gentien  angegriffen  werden ,  macht  sie  vorzugsweise  zur  DarsteDiuif 
anderer  Verbindungen  durch  doppelte  Zersetzung  geeignet;  so  er^ 
hält  man  mit  Zink  in  der  Wärme  in  einer  zugeschmolzenen  Rohre, 
2  I,  Cs  H5  -f  Zn  Zn   =   2  IZn  -|-  C,  H5,  C,  H,; 
Jodäthyl.  AethybilhylQr. 

durch  geistige  Auflösung, 

■•<=•"•   +   "Hb.    -   »   +o\ll: 

Jodäthyl  •         Aethy  I-Ka{ium- 

oxyd. 

durch  die  Silbersalze  der  Säuren, 


761 

Jodflthyl.  Silber-Acetyloxyd  Aethyl-AceCyloiyd 

(essigsaures  Silber).  (Essigsäureflther). 

durch*  Ammoniak : 

I,  C,  H5    +    N  j  H    —    IH     +     N  I  H 

\  E  (  H 

Jodflthyl.  .  Aethylwasserstoff- 

Azotid  (Aetbylamin). 

Mit  Quecksilber,  Zinn,  Arsenik  etc.  erhitzt  oder  der  Sonne  aus- 
gesetzt, erzeugen  die  Jodwasserstoflilther  Jodide  der  gepaarten  Sfln- 
ren  ($  2535). 

i  2537.  Jodaldehyde.  —  Die  Substitution  des  Radicals 
Jod  far  das  Radical  Chlor  der  Chloraldehyde  liefert  die  entsprechen- 
den Jodide. 

Diese  Verbindungen  sind  wenig  bekannt ,  ein-  oder  zweiatomig« 
Das  Jodaldehyden  ist  ein  Jodaidehyd  mit  dem  Radical  C^  Hin.i: 

Jodid  des  essigsauren  Aldehyds  oder  des  Acetosam    .    C^  Hs  I  »>  I,  C,  H3 
Die  unmittelbare  Einwirkung  des  Jods  auf  Olbildendes  Gas, 
welches  ein  AldehydhydrOr  darstellt,  liefert  ein  zweiatomiges  Jod- 
aldehjd : 

Jodfithylen     .     .     Cj  H*  I,  =  Ij   |    \"' 

Diese  Verbindung  wird  durch  geistige  Kalilösung  in  einatomiges 
Jodid  und  Chlorwasserstoffsflure  zersetzt. 

« 

Es  ist  zu  bemerken ,  dass  die  Jodaldehyde  mit  dem  Radical  C^ 
Hsift-i  den  JodwasserstofTathern  mit  demselben  RadicaJ  isomer  sind ; 
vielleicht  sind  beide  Arten  der  Jodide  identisch.  DasJodallyl  C3  H5  I 
stellt  in  der  That  dieselbe  Verbindung  dar  wie  das  dem  Propionalde- 
hyd  entsprechende  Jodid. 

Negative  Jodide, 

i  2538.  S  ä  u  r  e j  0  d  i  d  e.  —  Die  Substitution  des  Radicals 
Jod  fĂĽr  das  Chlor  und  eines  negativen  Radicals  fĂĽr  den  Wasserstoff 
im  Typus  Salzsflure  liefert  Säurejodide.  Diese  Verbindungen  ent- 
stehen durch  Einwirkung  der  Sflurechloride  auf  die  Jodide  gewisser 
Metalle : 


762 

Cl  C7  Hft  0  +  IK  =  CIK  +   I.  Cy  e,  0 
ChlorbenzoYl .  Jodbenzoll. 

Die  Sflurejodide  besitzen  ähnliche  EigenseliaAen  wie  4ie  Sln- 
chloride,  nur  sind  sie  weit  veränderlicher. 

Man  wĂĽrde  vielleicht  aach  durch  die  Einwirkoog  von  M  ad 
Phosphor  auf  die  entsprechenden  Sauren  negative  Jodide  erfaalui. 

D.     Fluoride. 

t  2539.  Die  Fluoride  oder  Derivate  des  Typus  Chlonos» 
stoffsSture  durch  Substitution  des  Radicals  Fluor  fĂĽr  das  CUor  wi 
andrer  Radicale  fttr  den  Wasserstoff  werden  wie  die  Chlorid^  l^ 
mide  und  Jodide  in  positive  Fluoride  (Basen-  und  Alkoholflvxii^ 
und  in  negative  Fluoride  (Säurefluoride)  eingeiheilt. 

Unter  den  organischen  Verbiudungen  kennt  man  kaumtiooit 
zwei  Alkoholfluoride  oder  Fluorwasserstoßäther. 

E.     Cyanide^). 

i  2540.     Die  Cyanide  oder  Derivate  des  Typus  CUorvisr 
stoffsäure  durch  Substitution  des  Radicals  Cyan  ,  Chlor  and 
Radicale  fĂĽr  den  Wasserstoff  zerfallen  in : 

I.  Positive    {   Baseneyanide  oder  eigeotiicbe  Cjanide, 
Cyanide,      f  AlkoholeyĂĽnide^  Cyaawassentoffillber  oder  Niliile. 

II.  Negative  Cyanide  oder  SĂ–urecyanide, 

â–  

Positive  Cyanide, 

%  2541.  Die  Baseneyanide  haben  dieselbe  ZiiSii>^ 
Setzung  wie  die  entsprechenden  Chloride,  Bromide  und  Jodidr. 

Sie  können  sich  unter  einander  selbst  verbinden  aad  M* 
eine  grosse  Menge  von  zusammengesetzten  Cyaniden  oder  hiiff 
niden  (%  169). 

$2542.  Die  Cyanalkohole  oder  CyanwmssertUfi^ 
zuweilen  mit  der  Benennung  Nitrile  bezeichnet^  stammeo ««  dtf 
Typus  Chlorwasserstoffsäure  ab  durch  Substitution  des  RidiciisC!* 
fUr  das  Chlor  und  eines  Alkohol  fQr  den  Wasserstoff.  Pebvi*  ^ 
im  Jahre  1834  den  ersten  Cyanwasserstoffäther  bescbriekii;  F^ 
ling  erhielt  1844  eine  ähnliche  Substanz  (Benzoaitril)  dtftk  Vv 
htion  eines  Ammoniaksalzes;  später,  1847,  haben  Dudüi  V^ 


1)  Man  kdnnte  auch  die  Cyanid«  unter  den  Typns  Waseeniof  kri«go> 


763 

gati  und  Leblanc^  sowie  Fraukland  und  Kolbe  die  Identität  der  Cyan*» 
wasserstoCnither  hergestellt ,  welche  man  aus  den  Alkoholen  erhfllt, 
und  der  Producte ,  welche  durch  Entwässerung  der  Ammoniaksabe 
entstehen. 

a.  Homologe  Cyanide  mit  dem  Radical  Cq  B^b ^i : 

Cyanmethyl  oder  Acetonitril  •     C«  Bg  N  »*  Cy,  CB^ 
Gjaoäthyl  oder  Propiooilril    .     C,  B»  N  »is  Cy,  Ci  Hg 
Cyantetryl  oder  Valeronitril    .     C5  H9  N  â– â–   Cy,  C4  Hq  etc. 

Ăź*  Homologe  Cyanide  mk  dem  Radical  C^  tlsta.7 1 

CyaDpbenyl  oder  BenzoDitril  .     C7  H5  N  «■  Cy,  C«  H5 
Cyaocamenyl  oder  Cumonitril    C^o  Hu  N  <»  Cy,  C9  Hu  etd. 

Man  erhält  die  Cyanwasserstofiäther  entweder  durch  doppelle 
Zeraetiung,  idAtm  man  Cyankalium  mit  einetn  Aethylsulphat  (oder 
einem  homologen  Salze)  destillirt, 


(SO, 

/  SO 

0,  {C,Il5     +    CyK 

«=    0,  j  K      +    Cy,  Cj  Ha 

U 

(  K 

Kaliumätbyl-           Cyan- 

EalJBuIphat.          Cyanathyl. 

sulphaL               kaliom. 

oder  durch  die  Einwirkung  der  Wärme  oder  der  wasserfreien  Phos- 
phofsäure  auf  die  Ammoniaksalze  homologer  Sauren  mit  dem  Radi- 
cal Cb  Ht^i  und  Ca  Hte.7 : 

0  j^jjj,*^   -   2H,0  -   Cy,  CH,: 

Essigsaures  Cyanmetbyl. 

Ammoniak. 


CjHsO 
NH, 


0        »    '       -   2  H,  0  =   Cy,  C,  H 


5 


Propionf>aures  Cyanälhyl. 

Ammoniak. 

Benzo^saur^s  Cyanphenyi. 

Ammoniak. 
Letztere  Methode  gestattete  Cyanide  zu  erhallen ,  welche  den 
noch  nicht  isoHrten  Alkoholen  entsprechen. 

Di<)  Cyanwasserstoffäther  bilden  gewöhnlich  flflchtige  Flüssig- 
keiten, deren  Geruch  an  den  der  Cyanwasserstoffsäure  erinnert.  Mit 
eoncoDtrirten  Sfluren  oder  Alkalien  behandelt,  binden  sie  Waeser  und 


^  I 


7W     , 

regeneriren  die  AinmoDiaksalze ,  aus  denen  sie  herrorgeheo.  Kae 
Umwandlung  ist  Ă„hnlich  der,  welche  die  CfanwasserstoCsiweribil 
SU  erleiden  vermag  (f  200) :  in  der  Thal  wandelt  sich  die  Cpm»* 
seratoffsHure  durch  die  Einwirkung  der  Alkalien  in  Ammoaiak  d 
ameiaensaureg  Alkali  um;  unter  denaeiben  UmsUnden  wiriCi» 
methyl  Ammoniak  und  an^eisen^aurea  Alkali  liefern,  woriBderla- 
aerstoff  durch  Methyl  ersetzt  ist,  d.  h.  essigsaures  Alkali,  elc. 

Cy  H  +  0  j  J  +  H,  0  -  0  j  ^°**  +  KB,: 

Cyanwas-  Ameisensau- 

serstoff, res  Kali. 

Cy,CH.  +  0  j  J  +  H,0   =  OJ^(^°«^%!Hi: 

Cyanmethyl.  Methylameisessau- 

res  oder  essigsaures  KaK. 

CyanäChyl .  Aethylameisensaores 

oder  propionsanres  Kali. 
Man  hat  die  Alkohole  aus  ihren  Cyaniden  noch  nichl 
können. 

%  2543.    Als  gepaarte  Cyanw^sserstoffather  kennt 
gende  Körper : 

Cyantrichlormetbyl  oder  Cbloracetonilril       .     .     .     Ct  Clj  N « Cj,  CCV 
Cyaonitrophenyl  oder  NitrobenzonUril    .     C?  H«  N,  0,  —  Cy,  Q  H|  C^   { 
Erstere  Verbindung  liefert   mit  siedender  Kalilösung  tiicMr 
essigsaures,  letztere  nitrobenzoösaures  Salz. 

Negative  Cyanide. 

S  2544.  Süurecyanide.  —  Die  Substitution  des Riii^ 
Gyan  fOr  Chlor  und  eines  negativen  Radicals  fĂĽr  den  Wassentrf * 
Typus  Chlorwasserstoffsaure  liefert  die  SSurecyanide. 

Diese  Verbindungen  entstehen  durch  die  Einwirkung  der  SĂĽt^ 
Chloride  auf  gewisse  Metallcyanide. 

Gl,  C7  H5  0  +  Cy  Hg  =  Cl  Hg  +  Cy,  C,  B,0 
Chlorbenzod.  CyanbeaielL 

Sie  besitzen  denen  der  Sflurechloride  ShoUche  EigeasckafiO' 
Das  freie  Gyan  (Cyanstf urecyaoid)  muas  in  den  wp^  ^ 


765 

leo  geiAUt  werden,   denn  es  verhäU  sich  zu  deo  Alkalien  wie 
ilor-,  Brom-  und  Jodcy an : 

CyCy  +  o|  J  =  Cyi  +  0  )  Jy 

Freies  Cyan-      Cyansaures 

Cyan.,  kaliom.        Kali. 

ClCy  +  0  j  J  =  CIK  +  0  j  Jy 

Chlor-  Chlor-      Cyansaures 

cyan.  kalium.  Kali. 

BrCy  +  0  j  J  =  BrK  +  0  j  J^ 

Brom-  Brom-      Cyansaures 

cyan.  kalium.         Kali. 

Man  wird  ohne  Zweifel  Cyan  erbalten,  wenn  man  ein  Cyan- 
lU  mit  Cblorcyan  behandelt.  * 

Nach  Analogie  reibt  sich  das  freie  Chlor,  Brom  und  Jod  offen- 
aueh  an  die  Classe  der  negativen  Chloride,  Bromide  und  Jodide. 

ClCl    +    0  j  J    —    CIK   +    0  j  ^ 

Freies  Chlor-  Untercblorig- 

Cblor.  kalium.  saures  Kali. 


Typus  Ammoniak. 
A.   Azotide. 

i  2545*  Die  Azotide  oder  Derivate  des  Typus  Ammoniak 
Substitution  des  Wasserstoffs  sind  primär^  secundär  oder  ter- 

je  nachdem  sich  diese  Substitution  auf  ein,  zwei  oder  drei 
Wasserstoff  erstreckt.    Sie  lassen  sich  auf  folgende  Weise  ein- 

i: 

I  Primäre  Derivate. 

ßasenoMiitU»  <  Secaodäre  DeriTate* 

f  Tertiäre  DeriTate. 

I        ..,   .   .       (  Primäre  Derivate  oder  Amidhoien, 

titive     J      AiKonoi'      I  secuodäre  Derivate  oder /jwtdfto*«!. 

Utde.    \       azottae.       J  Tertiäre  Derivate  oder  iVt7n76«en, 

.,,  .    ,      {  Primäre  Derivate. 

"■    t  •?        \  Secundäre  Derivate. 

a%ottd€.  Tertiäre  Derivate. 


766 


Anhang:  ĂĽnbsstimmte  jitfotiie  (PĂś^nz^A^afBa^^t.). 

fi   w      i'       (  (   Primäre  Derivat«  odtf  priiüf«  ilaÜflL 

j     I '//  1  Säureazotide.  \    Secuodäre  Derivate  oder  secuadire  AmUt, 

^^^^^^'      {  (  Tertiaie  Derivate  oder  urture  ^Mtfe. 

///.  Indiffe-    i   jimidsaUe, 
rente  Axolid^,  I  AleaUtmid». 

Die  positiven  Azotide  sind  solche,  in  denep  eiii  basiscks Al- 
kohol- oder  Aldehydradical  für  den  Wasserstoff  des  Typus  keamä 
substituirt  ist.  Sie  umfassen  im  Allgemeinen  die  «rj^iURseiea tej- 
Diese  Körper  unlarscfaeideii  sich  durch  die  Eigeoaohafty  wdckei 
mit  dem  Ammoniak  theilen,  sich  unmittelbar  mit  den  SaurttaS^ 
zen  zu  vereinigen«  welche  des  doppelten  Austausches  oBier  kk  l^ 
wohnlichen  UmstSbiden  ftbig  sind  nach  Art  der  Salze,  die  OMii 
Sauren  und  HelaUbaseo  erb^ : 

_  • 

^  NO,    _^(  NO,. 


N 


H 
H 
Ammoniak. 


+   0 


H 


S«lp«tersaure. 


N  H4' 

Salpetersaures 

Ammooiak  oder 

Ammoniam. 


NO, 
H 


H-0 

Salpetersäure. 


0 


NO« 
N  (C,  H,)  B, 


Salpetersaures 

Aethjlamin  oder 

Aethylammonivfli. 

Ebenso  stellt  stete  eine  mit  den  Elemeaten  des  Wassen  ^ 

bundene   organische   Base   ein  basisches  Oxyd   (eine  JM-^ 

j^mmonbase,  %  2467,  welche  vom  Ammoniumhydrat  abstaaat)^ 

welches  der  doppelten  Zersetzung  mit  den  SftureD  tthig  ist«  i*^ 

zu  bilden : 


M  {  H 

(  H 
Ammoniak. 


+    0 


H 
H 


C,H, 
N  j      H 

H 

Aethylamin. 


4-  0 


H 
H 


H 
NH,' 

Ammonium- 
hydrat' 

H 


»In 


Aeibylaniiiionim»- 
bydrat. 


767 

Man  kenot  ttbrigeos  mehrere  aboliche  basische  Oxyde ,  welche 
positiven  Azotiden  entsprechen,  wie  das  Platinamin  oder  Platinanimo- 
niiHQ,  das  Teträthylammoniumhydrat,  etc. : 

PlQtiDammonium-  Teträthylammoniuin- 

hydrat.  hydrat. 

OJ      NO,  j      NO, 

Salpetersäure^  Salpetersaures 

Platinammonium.  Tetrflthylammonium. 

Die  negativen  Azotide  sind  jene,  worin  ein  Radical  SUture  fĂĽMr 
den  Wasserstoff  des  Typus  Ammoniak  substituirt  ist.  Sie  umfassen 
jene  Verbindungen,  die  man  gewöhnlich  mil  dem  Namen  Andde  be- 
zeichnet :  bald  verbinden  sich  diese  Amide  wie  Basen  mit  den  Säuren, 
bald  verbinden  sie  sich  nicht  damit;  gewöhnlich  vermögen  sie  ein 
Atom  Wasserstoff  fĂĽr  da?  Radical  der  Metalibasen  (Quecksilber-,  Sil- 
ber- ,  Kupferoxyd)  auszutauschen  und  so  Amidsalze  (S  2561)  zu 
bilden. 

Mehrere  Amide  können  selbst  die  Elemente  des  Wassers  binden, 
um  saure  Oxyde  (vom  Ammoniumhydrat  abstammende  Amidsäureh) 
zu  bilden,  welche  der  doppelten  Zersetzung  mit  den  Basen  fähig  sind, 
um  Sauerstoffisalze  zu  bilden : 

0  i  «  0  i  '« 

"^  \  N(C4H402)B,;  "  j  N(C4H40,)H, 

SĂĽccinylammoniumhydrat  Succinaminsaures 

oder.  SuccinaminsAure.  Silber. 

Die  indifferenten  Azotide  sind  jene ,  worin  sich  zugleich  ein 
Radical  Basis,  Alkohol  oder  Aldehyd  und  ein  Radical  Saure  fUr  den 
Wasserstoff  des  Typus  Ammonium  substituirt  finden.  Sie  umfassen 
die  Amidsalze  und  Alcalamide,  z.  B.  Benzanilid. 

Positive  Azotide. 

S  254&  Basenazotide.  —  Die  Substitution  eines  Radicals 
Basis  fĂĽr  den  Wasserstoff  des  Typus  Ammoniak  liefert  die  Basen- 
azotide. 

Diese  Verbindungen  sind  offenbar  fĂĽr  das  Kali,  Natron,  Queck- 


768 

Bilberoxfd  und  den  Metallbaseii  Oberhaupt,  was  die  Amide  hr  In 
entsprechenden  Säuren.   Es  wurden  davon  untersodit: 

Kaliafflwattentoflluotid,  Kafiamamidfir  geoanot B  |  E 

Kaliamasotid  (die  oliTeDgrQne  Sabstana  fOD  der  Eiowirlniiis  derWfiniwaaf     U 
das  Amidflr) I|| 

NatriumwasseratoSaxotid B  I 

Kapferaiotid  (Coprotom) H  C^ 

Qoecktilberazotid  (Mercoricam) ^\^ 

(Knallsilber  und  Knallgold  stellen  gleichfalls  ähnliche  In* 
dar.) 

Diese  Aiotide  entstehen  durch  die  Einwirkung  des 
und  der  Melalle  oder  der  entsprechenden  Oxyde. 

Mit  Wasser  oder  Sfluren  behandelt  liefern  sie  stets 
wie  die  Amide.   (Das  Kupferazolid  liefert  mit  verdünnten  äiu« 
Kupfersalz  und  ein  Ammoniaksalz ;  das  Quecksilberazotid  M 
in  verdünnter  Salpetersäure  unter  Bildung  von  salpetersauM  i* 
moniak  und  Quecksilber.) 

$2547.   Alkoholazotide.  —  Die  Substitution siaciili 
holradicals  fĂĽr  den  Wasserstoff  des  Typus  Ammoniak  liefert  ackff 
Reihen  flĂĽchtiger  Basen,  welche  Alkoholazotide  darstellea. 

Je  nachclem  sich  die  Substitution  auf  ein,  zwei  oder  diei  AĂĽ* 
Wasserstoff  erstreckt,  kann  man  diese  Verbindungen  in  priairci  ^^ 
cundäre  und  tertiäre  fiasen  eintheilen. 

a,  /Vmäre  jBojen  oder  Hofmann's  Amidbasen.  SiesleU'i'* 
Atom  Ammoniak  dar,  worin  1  Atom  Wasserstoff  durch  daslhic" 
Alkohol  ersetzt  ist.    Die  beiden  homologen  Hauptreiheo  sisd: 

Primare  homologe  Basen  mit  dem  Radical  C.  0^4.1»  eotsprec^ 
den  Alkoholen  der  Reihe  a : 


Methylamin  oder  MethylwasserstoOazotid CH}N^1^ 


Methylamin  oder  Aetbyl Wassers toffazoĂĽd CsHtN*"** 


eil 

I 
I 

I 
I 


TritjUmiD  (Prapjlifflio)  oder  TriljImuemolTaialld      .     .     C,HgN>-N  j     TL. 
Tetrjlamia  (BDtjtiiniD)  oder  Telrrlvosteritoffaiolid      .     .     C4  H„  N  ~  N  {     H 


U.  a.  W. 

Primäre  homologe  Basen  mit  dem  Radical  C^  H^_,,  en 
den  Alkoholen  der  Reihe  J : 

AoiliD  (Pbeajlauim)  oder  PheDjlHBMcrBiolTnzotid    .     .     .     C,l),Nc->{     11   ~ 

'     H 
(C,  B, 

Tolnidin  aderTolueDyEwBSaeratDirBZolid CfHiN-iNj     H 


II.  s,  w. 

Die  genannten  Basen  enislehen:  durch  die  Einwirkung  desAm- 
tnoniaka  auf  die  Jod-  oder  Bromwasserstoffdlher  (Hormano) : 
/  H  (  C  H3 

I,  CHj  +  NJH  =  IH+NJ     H; 
(  H  I     H 

lodmethyl.  Metiiylamin. 

durch  Einwirkung  des  Kali  auf  die  Cyan-  oder  Cyanuraiher 
<WurU) : 

Cyansaureg   2  Atome      Methyl-      Kohlensaures 
Helbyl.     Kalibydrat.     amin.  Kali. 

Cyanursaures         6  At.  Kali-         3  At.  Methyl-        3  At.  kohlen- 
Methyl.  hydrat.  amin.  saures  Kali, 

durch  Einwirkung  der  alkalischon  Suirbydrale(Zinin)  von  essig- 
saurem Eisen  (Bechamp),  oder  andrer  reducirender  Agentien  auf  ge- 
wisse nitrogepaarte  KohleiiwasserslofTe : 

Gtrtirdi.  CbMhi.  IV.  49 


(C.H, 

CeHB(N0,)  +  3aiS  =  NJ     H       +2H,0  +  3& 

'     H 
Nitrobeniin.  Anilin. 

Mta  hat  ebenso  die  Bildung  mehrerer  der  geoMialei  Bh 
ylaniin,  Aelhylamin,  Telrylamia,  Anilin)  bei  der  tndm  Ur- 
ion stickslollhalliger  Subslanzen  beobachtet;  so  Ondei  buk 
linkobleo-Tfieerol,  iai  KnochenOl  oder  Dippel'scben  Ttntrll,0L 
ndigo  lierert  Anilin  durch  DeBliiialion  mit  Aeltkali. 
Die  Basen  der  beiden  geainnten  homologeH  Reibei  tägtt  tt 
geude  Eigenachanen :  sie  sind  flacbtig  ohne  Zersetzung,  re 
sich  unmiltelbar  mit  den  Säuren  wie  das  Ammoniak,  und  » 
sich  von  ihren  Salzen  auf  Zusatz  von  Kali : 

N  j     H      -f   Cl  a   =   Cl,  N  (C  Ba)  H, 

Methylamin.      Chlor-        Cblormetbjrlam- 


monium. 


stoffsSure. 


(CU. 


Methyl-  Salpeter-  Salpelersaures 

amifl.  saure.  Melhylaamooimn. 

Wie  das  Ammoniak,  so  erteugen  die  aurgefabrten  Baseakdi- 
rer  Einwirkung  auf  die  Anhydride  den  Amiden  und  Amidslura  ^ 
liehe  Verbindungen.  Ebenso  wiriien  sie  auf  die  A.e(her  unterBMit 
von  indilTerenlen  Aiotiden  und  Alkohol. 

i  CCHi)  ,  r  n  (<CB,),         „ 

"•j    l      +»'i(c:HÄ-'^j^'>-+'''l(W 

3  Atome  Oxalsaures  Dimethyl-  i  Aiw< 

Methylamin.  Aethyl.  oxamid.  Aftobsl. 

Sie  werden  ron  den  ChloraSuren  angegrifien  «ad  m"*** 
sich  in  indifferente  Acotide  unter  Vert«iscfaung  eines  AMu^l^l^ 
Stoff  gegen  ein  Atom  Saure : 


771 

N  {     H       +  Cl,  Cy  H,  0  —  N  JCt  »8  0  +  Gl  H- 
H  (      fl 

Anilin.  ChlorbenzoYl.        Benzanilid. 

Hit  den  Alkoholbromiden  oder  Jodiden  (Brom-  oder  Jodwasser- 
gtofiUthern)  in  BerĂĽhrung  gebracht,  verwandeln  sie  sich  in  secund^re 
Basen  unter  Vertauschung  eines  Atoms  Wasserstoff  gegen  ein  Alko- 
boIradicaJ : 

(  C  Ha  (  C  Hb 

N  j     H    +  I,  C  H,  =  N  j  C  H,  +  I  H. 

(     H  (      H 

Methylamin*     Jodmethyh      Dimethylamin. 
Sie  werden  durch  satpetrige  SAure  in  salpelrigsaurenAetberoder 
in  Alkohol  verwandelt  unter  Entwicklung  von  Stickstoffgas : 

N  H     +0,^-NN+    — ^ 

I      H  '"  OJ     J 

Aethylamin.  Salpetrigsaures 

Aethyl  plus  Wasser. 

I  C.H.  0,  j  ^%°»>« 

2N        H    +0,     "-2NN+  "' 

'     «  M      H 

Anilin.  2  At.  Phenylhydrat 

plus  Wasser. 

Letztere  Wirkung  ist  ganz  ahnlich  der,  welche  das  Ammoniak 
bei  Berührung  mit  salpetriger  Säure  erleidet;  man  weiss  inderThat, 
dass  sich  das  salpetrigsaure  Ammoniak  durch  Erhitzen  in  Stickstoff^) 
und  Wasser  verwandelt.   Man  hat  also : 

2NJH    +0.jJ=2NN  +  0.|5. 

H 
Ammoniak.     Salpetrige   Stickstoff.     3  At.  Wasser. 

Säure. 
ß.  Seeundare  Basen  oder  Hofmanu^s  Imidbasen«     Sie  stellen 


1)  Der  freie  Stickstoff  ist  das  Amid  der  salpetrigen  Säure. 

49 


772 

ein  Atom  AmiDoniak  dar «  dessen  2  Atome  Wasserstoff  ersetit  ni 
durch  ein  Alkoholradical. 

Seeundare  homologe  Basen  mit  dem  Radical  C.  H,^: 

Dimetbylamio  oder  Dimethylwasserstoffazotid      ....     CsBrR»N!C^ 

(   I 

Methyl-Aethylamia  oder  Methyl-Aethyl-Watserstoffazotid      .     C,  H«  N»N  |  C,  l| 

Diamylamin  oder  Diatnylwasserstoffazottd Cio^N«b!I|C|^ 

<   E 

U.  8.  W. 

Secundäre   homologe   Basen   mit  dem   Radical  C.  B|^-  oi 

r  0 
AetbylpheDylamio  (Aetbylaniltn)  oder  Pbenyl-Aethyl-Wts-  |  ^^ 

serstoffazotid        CtHnN^N/  'g 

J  C:B, 
AetbyUoluidin  oder  Toloeoyl-Aelbyl-WasserstoflTazotid  Cg  H13  N*"!!!  Gjl^ 

u.  s.  w. 

Diese  Basen  entstehen  durch  die  Einwirkung  von  Jod-  «^ 
Bromwasserstoffftther  auf  die  primflren  Basen. 

Rücksichüich  der  Eigenschaften  bieten  die  secundaren  Bas« 
die  grösste  Analogie  mit  den  primären.  Wenn  man  die  secondtm 
Basen  mit  Jodwasserstoffälhern  behandelt,  so  erhält  man  die  Itf* 
tiftren  Basen. 

Den  erwähnten  secundflren  Basen  ist  noch  das  Cooia  ^ 
Piperidin  beizufĂĽgen,  zwei  flĂĽchtige  Basen ,  deren  ZusaromenseCzi^ 
durch  folgende  Formeln  ausgedrĂĽckt  wird : 

Piperidio     .     .     .     Cs  H|,  N  « N I  ^^"'^ 

Conin    ....     Cg  H,5  N  «  N I  ^jj"". 

In  diesen  beiden  Basen  sind  die  Radicale  C5  Bio  und  Ci  % 
das  Aequivalent  von  H^.  Die  Beziehungen  zwischen  denselb^i  ^ 
noch  nicht  bekannt.  (S.  S.  777  Aldehydazotide.) 

y.  Tertiare  Basen  oder  Nilriibasen.  Sie  stellen  eio  Aloiii  A»- 
moniak  dar,  worin  3  Atome  Wasserstoff  durch  ein  Alkoholradical  ff- 
setzt  sind. 

Tertiare  homologe  Basen  mit  dem  Radical  C.  H^, : 

Trimelbylamin  oder  Trimethylazotid        CsB^Xa»!^!^^^ 


T73 

Metbyl-Diälhylamin  oder  Metbyl-Diäthylaiotid       .     •     .     .     CbH|3N»N{  C,  H5 

C2  R5 

CH3 
Methyl-Aetbyl-AinylainiB  oder  Methyl-Äethyl-Amylazotid        •     C^HigN^N  {(^  H, 

C5  H,j 

Cie  H33 
Tricetylamin  oder  Tricetylazotid C««  Hq,  N  sb  N  {  Ci«  H33 

^16^33 

U.    8.    W. 

Tertiäre  homologe  Basen  mit  dem  RadicalGnH2n4.iUDdCaFlsB>7: 

(CH3 
Metbyl-Aetbyl-Pbenylamm  oder  Metbyl-Aeibyl-Phenylazotid        C9  H13  N  ««  N  <  (^  H« 

Diitbyl-Toiaidin  oder  Diithyl-PbeDylazotid CiiHitN>»N<  C1H3 

u.  s*  w. 

Diese  Basen  entstehen  durch  die  Einwirkung  der  Jodwasser- 
stoflätber  auf  secundäre  Basen  : 

/  G  H3  /  G  H3 

N      C  H3   +  I,  C  H3  =  N      C  H,  +  I  H; 
^     H  ^  G  H3 

Dimethylamin.     Jodme-  Trimethyl- 

thyl.  amin. 

sowie  durch  Destillation  der  Ammoniakbase  (%  2467) : 

'  Cj  H5 

Teträthylammo-        Triäthylamin.   Aetbylen. 
niumhydrat. 

(  C,  H3 
I,  N(CjH5)4  — N     CaHj   +  I,  G,  H5 

\  CjHs 
Jodtetrathyl-      Triflthylamin.     Jodätbyl. 
ammonium. 

Gewisse  tertiäre  Basen  entstehen  auch  unter  andern  Umstän- 
den ;  man  findet  Trimethylamin  in  der  Häringslake,  in  Chenopodium 
Tulvaria  u.  s.  w. 

Die  tertiären  Basen  haben  grosse  Aehnlichkeit  mit  den  primären 
und  secundären ;  doch  anterscheiden  sie  sich  darin,  dass  sie,  mit 
den  Jodätherarten  behandelti  das  Jodid  einer  Ammoniakbase  erzeugen. 


774 

Nach  dieser  Eigenschaft  kann  man  auch  folgende  homologe  Bi- 
sen (Radical  C^  Hi^^ ,  Äquivalent  H3)  als  tertiäre  betraehteOf  wehk 
man  bei  der  trocknen  Destillation  thierischer  Substanzen  eriialteobl: 

PyridiD  .  .  C,  ^   N  >-  If ,  Q  H, 

Picoiin  .  .  C«  H7   N  »  N,  C,  Hr 

Latidin  .  .  C7  H9  N  »  N,  C,  H, 

Collidm  .  .  C,  Hii  N  —  N,  Cg  Hu 

ParfoÜD  .  .  C9  H„  N  =>  N,  C9  H13. 

Die  tertiären  Basen  sind  den  S.  769  aogerohrten  priolRi 
Basen  ähnlich.  Die  chemischen  Beziehungen  ihrer  Radicale  sind  Kid 
nicht  bekannt. 

Es  ist  noch  zu  bemerken,  dass  viele  in  den  Pflanzen  DitnU 
vorkommende  B^sen,  welche  bis  jetzt  uiitersuebt  worden  aiMl(K0»> 
tin,  Strychnin,  Morphin,  CodeYn,  Chinin,  Cinchonin),  zorClasuäer 
tertiären  gehören.  Diese  Pflanzenbasen  sind  mit  Ausnahme  des>> 
cotin  dadurch  merkwĂĽrdig,  dass  sie  sauerstoffhaltige  Radicale  eolU* 
ten ;  da  viele  davon  2  Atome  Stickstoff*  enthalten,  so  ist  es  mOgid 
dass  sie  in  die  Classe  der  Diazotide  einzureihen  sind. 

S  2548.  Azoiide  der  gepaarten  Alkohole.  -^  Man  ko^ 
mehrere  Azotide,  deren  Alkoholradical  Chlor,  Brom,  Jod,  Pblia  9k 
Nitryl  in  Substitution  fQr  ein,  zwei  oder  drei  Atome  Wasserstofoi' 
hält,  oder  deren  Alkoholradical  mit  dem  Radical  Jod  oder  Cm  ^ 
bunden  ist.  Diese  gepaarten  Azotide  entstehen  entweder  dnrcb» 
mittelbare  Einwirkung  >on  Chlor,  Brom,  Jod  oder  Cyan  auf  Mp- 
nische  Basen,  oder  durch  Umwandlung  anderer  gechlorter,  pbnan  | 
oder  nitrirter  Basen.  Aus  den  Platin  Chloriden  kann  man  diepbtt- 
gepaarten  Azotide  erhalten. 

Die  chlorgepaarten  Azotide  erhält  man,  indem  man  Cbkii|M 
auf  die  Basen  wirken  lässt,  oder  durch  Umwandlung  gewisser  S^ 
stanzen,  welche  bereits  ein  chlorgepaartes  Radical  enthalten : 

BichloriUbylBmiD       C,  H»  CI«  N  —  K  {      H 

H 

C  H4  (ci) 

GblortAiUn      .     .     C«Bgar(«»N{      H 

H 

BicbloaniliD    .     .     C«  H«  Clt  N-»  N  {      B 

H 

,C,H,(CI,) 
Trichlmnilm       .     CcB^CI,  N  — N{      B 

B 


775 

Bichlbrilhylamia  und  TrichloraDiliD  enUteheD  durch  QDmiUd- 
bare  Einwirkung  des  Chlors.  Chlonmiliii  und  Bichloranilin  sind  dia 
Productfl  der  Umwandlung  des  Chlortsaiia  und  Bichlorisatin  unter 
der  Einwirkung  von  Kaiihydrat  (das  einfache  Anilin  erbftlt  man  gleieh- 
iaUa  millelsl  Kalibydrat  aus  dem  einfachen  leaiin). 

Bichlorfllhylamin  und  Trichloranilin  verbinden  sich  nicht  wie 
die  einfachen  entsprechenden  Basen  (Aethylamin  und  Anilin)  mit  daa 
Säuren ;  wohl  aber  thut  dieses  das  CbloraniUn  und  Bichloranilin. 

Die  drei  gechlorten  vom  Anilin  abstammenden  Basen  bieten  ein 
nUArkwĂĽrdigea  Befepiel  dieser  Reihung  von  Eigenschaften ,.  weiche 
man  in  den  organischen  Substansen  wahrnimmt,  worin  gewisse  EW 
mente  durch  andere  ersetzt  sind.  In  der  That  ist  das  Anilin  eine 
sehr  starke  Basis ;  es  verbindet  sich  leicht  mit  den  Sfturen,  treibt 
das  Ammoniak  beim  Kocken  aus  seinen  Salzen  und  föllt  Zink-,  Eisen- 
und  Thonerdesafze.  Auch  das  Chioranilin  ist  eine  gut  charakterisirte 
Base,  es  liefert  auch  a>it  Sauren  gut  krystallisirbare  Safze;  aber 
statt  das  Ammoniak  aus  seinen  Lösungen  zu  verdrängen,  wird  es  da- 
von geAllt  und  fällt  Zink-,  Eisen-  und  Thonerdesalze  nicht  mehr; 
das  Ghloranilin  ist  demnach  eine  schwächere  Base  als  Anilin.  Mese 
Basicität  ist  noch  weniger  ausgesprochen  im  Bichloranilin,  welchesy 
während  es  sich  wie  Anilin  und  CMoranilin  in  Säuren  auflöst,  doch  nor 
vrenig  beständige  Salze  bildet.  Das  Trichloranilin  endlieh  entbehrt  dei^ 
Eigenschaft,  sich  inSäih-en  aufzulösen  und  damit  zu  verbinden^  gan«. 

\S\^  bromgepaarten  AzoHde  entstehen  durch  dieselben  Processe 
wie  die  chlorgepaarten  Azotide  und  zeigen  ähnliehe  Chamktene. 

Die  joigepaarten  Azotide  entstehen  durch  Einwirkung  des 
Jods  auf  die  Basen : 

I  Ct  Ha  (la) 
JodätliylamiQ     .     .     C^HsIsN^nI      H 

(      H 
Ce  H»  (l) 
JodaruliD       .     .     .     Cq  H«  I  N  -«  N  |      H 

(      H 

Das  Jodanilin  bildet  mit  den  Säuren  krystallisirbare  Salze. 

Bei  der  Einwirkung  des  Jods  auf  die  PQanzenbasen,  welche  den 
Alkoholen  nicht  entsprechen,  bemerkt  man  lediglich  eine  einfache  Auf- 
nahme von  Jod  und  keine  Substitution  von  Jod  für  Wasserstoff.  In« 
Alkohol  oder  Jodkalium  gelöst,  liefert  das  Jod  mit  diesen  Pflanzen- 
basen roth  oder  braun  geflfrbte,  zuweilen  krystallisirbare  Nieder- 
schläge.    Diese  Niederschläge  enthalten :  1  Atom  Basis  in  Verbin- 


776 

dong  mit  I^  (Ni(rohariiiin),  Chinin  0  oder  2  At.  Basis  mit  l^  (Giock« 
nin),  mit  3  Ig  (Nicotin,  Codein,  Papaverin,  Brucin)  and  mit  5 1| 
(Papaverin) ;  oder  4  At.  Basis  mit  3  I^  (Strycbnin,  Brucin,  Norpkii). 
Jodnicotin  und  Jodchinin  bilden  bestimmte  Salze  mit  den  Slira. 
Die  anorganischen  Basen  scheinen  bei  ihrer  Eiowirkang  aaf  tue« 
jodgepaarten  Qasen  einfache  Basen  zu  regeneriren,  indem  sieM- 
salz  und  jodsaures  Sais  zugleich  bilden ;  wenigstens  ist  disM  Vr 
kungsweise  beim  Nicotin  beobachtet  worden. 

Die  cyangepaarten  Basen  entstehen  durch  unmittelbare  Biwir- 
kung  des  Cyans  auf  einige  Basen  (Hofmann);  sie  entbalteodmAt 
koholradical  in  Verbindung  mit  Cyan : 

((C.H,)Cy, 
Cjaailio   .     .    2  C,  Ht  N,  Cy,  —  N,|  ^^ 

CyanotoluidiD     2  C^  H«  N,  Cy,  —  Ns]  ^  "' 

I        "« 
\        H, 

Es  sind  dies  Basen,  welche  mit  Sauren  k^ystaIlisirba^eSaitti^ 
fern.  (Das  CodeYn  bildet  mit  dem  Cyan  das  CyancodeTn,  CitBnKO^ 
Cyg.  Anderson.  —  Das  Harmalin  verbindet  sieb  mit  Cpo«assi^ 
stoffsflure  und  das  Product,  das  CyanwasserstoĂźhannalinf  CisHu^^ 
CyH  ist  gleichfalls  ein  Alkali;  das  Nitroharmalin  liefert  eineSbalick 
Verbindung.     Fritzsche.) 

Diese  cyangepaarten  Basen  siĂĽd  nicht  zu  verwechseln  nil  ** 
dem  den  Typus  Ammoniak  darstellenden  Basen,  worin  das  tiM 
Wasserstofi  durch  das  Radical  Cyan  ersetzt  ist;  letztere  Clis«  i« 
Basen  entsteht  gewohnlich  durch  die  Einwirkung  von  Chlorcjia  ^ 
Alkoholazotide.     (Man  vgl.  Cyanalcalamide.) 

Die  nilrogepaarten  Azotide  'enthalten  Nitryl  NOj  in  SaksÖ»' 

tion  fĂĽr  den  Wasserstoff  des  Alkoholradicals : 

|C.H,(NO,) 

Nitraoilin   .     .     C«  H«  (NO,)  N  »  N  {      H 

(      H 

•  Das  Nitranilin  entsteht  durch  Reduction  des  Binitrobeoiii  0^ 
nitrogepaarten  phensauren  AlkoholhydrOrs)  mittelst  Ammoaiaks'* 
hydrat  (Hofmann  und  Huspratt),  ebenso  wie  das  Anilin  darck  m- 
duction  des  Nitrobenzin  durch  dasselbe  Mittel. 


1)  Im  Bisulphat,  %  21^00. 


777 

äk  Die  sulfogepaarten  AxoHde  siod  nicht  bekaont.    Man  BolUe 

raftt  untersuchen,  ob  man  die  hierher  gehörigen  Körper  nicht  erhielte,  wenn 

Sini  man  den  Wasserstoff  der  sulfogepaarten  AlkoholhydrOre  durch  Nitryl 

mn  NOs  ersetzt.    Aus  Sulfobenzid  C^aHioSO)  und  rauchender  Salpeter- 

m^  sflore  z,  B.  könnte  man  den  Körper  CisH8(N09)sS09  und  ans  die- 

qiBs  sem  Product  und  Ammoniaksulfbydrat  den  Körper  C|s  Hg  (NHs)ji  80$ 

1^  erhalten.     Dieser  wSre  eine  Base,  welche  2  Alome  Anilin  darsteUt, 

^  worin  2  At.  Wasserstoff  des  Radical  Phenjl  durch  SO^  ersetzt  sind, 

^c  ohne  dass  es  jedoch  das  ihm  isomere  Solfanilid  (ein  indifferentes 

^  i  Azotid)  wäre. 

((CeH4)  iCCeH«), 

Cia  Hg  (N  H,)a  S  0,  —  Ns|     H,     — N,  /    SO, 
li'  f     H,  f     H. 

j  Basis.  Sulfamid. 

\^'  Die  platingepaarten  Axotide  erhalt  man  gewöhnlich  nur  in 

^^  Verbindung  mit  Sauren,  d.  h.  als  Chlorid,  chlorplatinigsaures  oder 
i  anderes  Salz  (f  2522).  Man  stellt  sie  in  dieser  Form  dar  durch 
^'  Einwirkung  des  PlatinchlorOr  oder  Chlorid  auf  die  Basen.  Die  ge* 
i:«i  paarten  Basen,  welche  dadurch  entstehen,  sind  zu  unterscheiden,  je 
^L  nachdem  sie  das  Radical  Platinosum  (Pt,  Ă„quivalent  H)  oder  das  Ra- 
^  dical  Platinicum  (Pt  «s  pt, ,  ftquivalent  H,)  enthalten. 
^^  S  2549.     Aldehydazoiide.  —  Die  Substitution  eines  Radicals 

Aldehyd  (als  Hydrat  betrachtet)  fĂĽr  den  Wasserstoff  des  Typus  Am- 
ff    luoniak  liefert  die  Aldehydazotide. 

Diese  Aldehyde  sind  zweierlei  Art:  sie  sind  entweder  basisch 
r     wie  die  Alkoholazotide,  oder  ohne  basische  Reaction  wie  die  Säure- 
aaolide  (wie  die  Amide). 

a.  Die  Aldehydbasen  bieten  die  grösste  Analogie  mit  den  pri- 
mären flüchtigen  Basen  mit  Alkoholradicalen.  Durch  Behandlung 
der  holländischen  FIttssigkeit  (Aldehydbichlorid)  mit  einem  grossen 
Ueberschuss  von  Ammoniak  erhielt  Cloöz  folgende  Verbindungen : 

C  H 
»uu  0,  nedead  bei  115»     C  H,  N  —  N  {   H 

H 


1)  Diese  Base  scheiat  das  Zeraetzan^prodact  eiDer  andera  Base  C«  Hfo  Nt 
(«B  C  H«  N  4*  C3  H7  N)  zn  sein,  welche  dureh  EiDwirkang  tod  2  Atomen  Ammoniak 
auf  2  Atome  tiollfindisclie  Flfistigheit  entsteht : 

Nt  He  +  9  C,  H«  eis  —  C«  R««  N«  +  4  H  Gl. 


778 

Vuis,  siedend  gegeo  200<>    Cs  H»  H  •>  N  <     H 

1     H 

Vielleieht  muss  aacb  das^Piperidio  (§2173),  dessen  Pomel  der 
des  ValeriaDaldebyda  eotspricht^  in  die  Clatoe  der  AldefaydaioliJe 
eifigereifat  werden;  indeaaeD  ist  so  erwägen,  das«  das  Piperidh, 
mreh  seinem  Verhalten  zu  den  ledwasserstotRltbem,  vielmehr  ab  »* 
cundXre  Base  su  betrachten  ist^  welche  ein  Aldeb3fd-  und  ein  Alhelnl- 
radical  enthalt «), 

C5H„N  =  NJC,  H7 

(    H 
/C  H 
=  NJC4H9 
(    H 
Aus  Natanson'g  ^}  Bcobocblongen  gabt  hervor,  dass 
welche  dem  Essigs2UireaccUm  entspricht,  dieses  Aldehjd  liefert, 
man.  sk  mit  salpetriger  Saure   (oder  salpetrigsaurem  SĂĽber)  he 
handelt : 

2N      H      +  0,    "     =  2NN  +    [^ 

Base.  Salpetrige     Stickstoff      _^         «..^   . 

"^  3  Atome  Aldehyd 

^*"'"*-  plus  Ww«r. 

DiB  die  Aldehyde  mit  dem  Radical  CsHsa^i  den  Aikoliolen  mä 
demselben  Radical  isomer  sind^  so  wSre  es  auch  mOglidi,  dass  ge* 
wisse  flĂĽchtige  Basen  mit  dem  Radical  C.H,b.,  nicht  Aldehyden,  sat- 
dorn  Alkoholen  entsprechen^ 

Ăź.   Die  Hydramide  gleichen  den  Sttureazotiden  (Amiden)  dwtft 
die  Abwesenheit  der  basischen  Eigenschaften ;  die,  welche 
halten  hat,  stammen  von  swei'  Atomen  Ammoniak  ab : 

HydrobeDiamld      C,|  H„.  N«  —  N»  H^l,^^ 
Salhydramid     C«,  H,»  N,  0,  —  N.  |  ^^  ]J»  ^^ 


1)  Das  PiperidJD  könate  demoack  ein  Aoetonazotid  a«D. 

2)  Natanson  nimmt  an,  dass  diese  oach  Goot  (segtn  200*)  ohne 
flĂĽchtige  Base  fix  andniaht  flficblig  sei. 


119 

^^  CiDDhjdremid  .     €,,7  H„  N,  —  N,  H^  5j|^» 

Kj  Fiirforavid       C«  H»  N,  0,  —  N,  |  ^^»  ^»  ^^" 

Diese  Hydramide  entsprechen  den  Aldehyden  der  Reihen  y  und 
i\  Laurent  hat  die  erste  (Hydrobenzemkf)  entdeckt.  Man  erhält  sie 
durch  die  Einwirkung  von  AaiinoAiak  auf  Aldehyde, 

BitietmandsM.  ffydrobenzaoiid. 

Si^biMsB  krystallisirbare  Substanzen,  unlöslich  ia Wasser,  auf- 
lOslich  io  Alkohol,  nicht  flĂĽchtig  ohne  Zersetzung. 

Auf  biAcfo  Temperatur  erhitzt,  i^rwandeln  sie  sich  nach  Ber- 
tagnini  ia  isomerei  Basen  (HydrobenzamM  bildet  Amario ;  Aoishydra- 
mid  AnisinX 

Hit:  Scbwefelwa6fiersioff  hebandelt  liefern  sie  Schwefelaldehyde 
(Cahoura): 

^»}    H,       +'>='**iH,  +  ^®j    H 
Hydrobenzamid.  Schwefel-Bitter- 

mandelöl. 
ZuweUeu  zersetzen  sich  die  Hydramide  durch  die  Säuren^  indem 
^    sie.  wieder  Aldehyd  und  Ammoniak  erzeugen;  Hydrobenzamid  und 
Salhydramid  verhalten  sich  so  ^). 

Die  flflchtigen  organischen  Basen  scheinen  auch  mit  den  Aide- 
^    byden  eine  Art  Hydramide  zu  bilden ;  wenigstens  erzeugen  Bitter- 
\    mandelol  und  Anilin  einen  fluchtigen  Körper,  der  mit  den  Säuren 
wieder  Anilin  und  Oel  bildet : 

%"»    +  N      H     -   0|J[   +   N    CH, 
Kttermandelöh       Anilin .  Benzoil-AniHd  • 


1)  RobMD's  mbmmoüimdd  {%  1185)  siellt  aioe  VerbiDdaag  det  Typi»  Okyd 
ond  des  TypaB  Aiolid  da», 


780 

S  2550.  Die  gepaarten  Aldehyde  liefern  nii  Ammonnk  da 
Yorhergehenden  ähnliche  Hydramide : 

Nilrirtcs  HydrobeDzamid  .  C»  Ht,  Ng  0«  »  N«  |  ^^  ^^ ^^«))» 
Cblorosamid  .  .  .  C«  H^.  Cl,  N,  0,  —  N,  H^  ^^  ^^ 
Bromosamid      .     .     .   C,,  H,»  Br,  N,  0,  »  N,  j  ^^  "*g^"'^  ^^ 

Man  erhält  diese  Hydramide  durch  die  Einwirkung  des  Anai- 
niak  auf  chlor-,  brom-  und  nilrogepaarte  Aldehyde : 

Nitrirtes  NHrirles 

Bittermandelöl  •  nydrabeunü 

Diese  gepaarten  Hydramide  sind  krystallisirbare  Körper,  ulit- 
lieh  in  Wasser,  löslich  in  Alkohol.  Sie  regeneriren  die  entsprecbo- 
den  Aldehyde  durch  Kochen  mit  Wasser  oder  einer  Saure. 

Das  nitrirte  Hydrobenzamid  ?erwandelt  sich  bei  einer  Teapcn- 
tur  von  130<^  in  eine  isomere  Base  (Niti*amarin)  (Bertagniai). 

%  2551.  Unbestimmte  Azotide  (Pflanzenbasen).  —  Aasitf 
den  Alkohol-  und  Aldehydazotiden  kennt  man  eine  grosse  Zahl  Ait^ 
tide,  deren  chemische  Beziehungen  nicht  bekannt  sind.  Diese  oake 
stimmten  Azotide,  wozu  die  Pflanzenbasen  des  Opium,  Tabak,  der 
China-  und  Strychnosarten  und  vieler  andern  Pflanzen  geborfo,  vv- 
mögen  sich  wie  das  Ammoniak  unmittelbar  mit  den  Säuren  lu  w> 
binden. 

Wir  verdanken  SertĂĽrner  die  Entdeckung  der  ersten  Ptboffa* 
base.  Derselbe  beschrieb  das  Morphin  im  Jahre  1806,  alleia  seiie 
Arbeit  blieb  lange  Zeit  unbeachtet  und  erst  1817  wurde  dieAutn«A- 
samkeit  der  Chemiker  durch  eine  neue  Abhandlung  erregt,  bi* 
war  die  Existenz  des  Morphin  anerkannt,  als  Pelletier  und  Cives^ 
ihrerseits  ähnliche  Basen,  unter  andern  das  Chinin  enldeckteo. 

Die  Zusammensetzung  der  bekannteaten  Basen  nebst  Up^ 
der  Pflanzen,  worin  sie  vorkommen,  ist  folgende : 

Aconitio Qao  A»  ^   O7      io  dca  AcooiUnnartai. 

Aricia  odtr  Cinchovat»  Cs,  Hm  N«  0«      io  d«a  wtisMS  GhiaaMrtia. 

AtropiD  oder  Daturin  .     .  C17  H^  N   0«     in  der  Beiladoaaa. 

Bebirin C]«  H^i  Fi  Oj     io  eioar  NccUodnail 

Berberin Cu  H19  N   0«(T)ioderSaQerdoni-o.' 

Brucin Csa  Hm  N^  O4     io  deo  SUjchi 


781 


Cafeip  oder  Tbetn  .     .     .  G»  Hio  N«  0« 

Cbelidonin C,«  Hj»  N,  0,(?) 

Cincbonin C^o  Ru  ^z  0 

Codein Cjg  Ha,  N    O3 

Conin Cg    H,5  N 

Hannalio C,s  H,4  Nf  0 


m  Kaffee  und  Tbae. 

m  grossen  Schöllkraut. 

n  den  Cbinaarten. 

m  Opium. 

m  Schierling. 

n  den  Samen  von  Feganum  Bar-' 
mala, 

n  denselben. 

n  der  weissen  Niesswarz. 

m  Opiaoi. 

n  demselben. 

n  demselben. 

m  Tabak. 

m  Opium. 

n  der  Wurzel  der  Pareirabrara. 

m  Pfeffer. 

n  den  Cbinaarten. 

n  den  Solaneen.       * 

m  Spartivm  scoparium, 

n  den  Strycbnosarten. 

m  Opium. 

m  Cacao. 

m  Veratrom. 


Harmin Gi,  Hj,  N^  0 

icryln C30  "le  N,  0,(?) 

Morphin Cj?  H19  N   0« 

Narcein Css  Hs»  N  O9 

Narcotin C,,  H25  N   O7 

Nicotin C,«  Hu  N, 

PapaYerin C^o  Hsi  N   0« 

Pelositt  oder  Cissampelin      Qg  Hji  N   O3 

Piperin C34  Hjg  N,  Oa(?) 

Chinin C^  Hm  N,  0, 

Solanin ? 

Spartein Cg   H,,  N(T) 

Strychnin C21  Hs«  N,  Os 

Tbebain       .....     C,o  H„  N   Og 

Theobromin      .     .     .     .     C,   Hg   N4  O^ 

Yeratrin €32  Hg,  Nj  Og 

Mit  Ausnahme  des  Conin,  Nicotin  und  SparteYn,  welche  keinen 
Sauerstoff  enthalten  und  flĂĽchtige  Oele  bilden,  sind  alle  Pflanzen- 
basen sauerstoffhaltig,  fest,  krjrstallinisch  und  lassen  sich  nicht 
destilliren, 

Sie  haben  in  der  Regel  einen  biltern,  sehr  scharfen  Geschmack, 
der  selbst  in  ihre  Salze  ĂĽbergeht.  Hehrere  davon  (Nicotin,  Morphin, 
Strychnin)  wirken  sehr  heftig  und  selbst  in  kleiner  Gabe  als  wahre 
Giae. 

Das  Wasser  löst  im  Allgemeinen  die  Pflanzenbasen  ziemlich 
achlecht«  Alkohol  lüst  sie  leichter  als  Wasser,  namentlich  in  der 
Warme,  und  hinterlässt  sie  beim  Erkalten  in  der  Form  mehr  oder 
minder  bestimmbarer  KrystaUe.  Aether  löst  gewisse  Basen  ^  wie 
Morphin  und  Cinchonin  nicht.  In  wässriger  oder  alkoholischer  Lö« 
sung  stellen  die  Pflanzenbasen  die  blaue  Farbe  des  gerötheten  Lack- 
muspapiers  wieder  her  und  färben  den  Veilchensaft  grün ;  bei  eini- 
gen (wie  beim  Narcotin)  ist  indessen  die  basische  Eigenschaft  so 
schwach  9  daas  sie  keine  Wirkung  auf  Pflanzenfarben  haben.  Die 
Lösung  der  meisten  nicht  künstlichen  Pflanzenbasen  lenkt  die  Pola- 
risationsfläche  der  Lichtstrahlen  ab« 


Die  festen^  in  Wasser  unlOsliolieii  Basen  erhalt  mui  leMit,  ihm 
man  die  Pfianzentheile,  worin  sie  YorkonHnen,  durch  eine  terdfliaie 
SSore  erschöpft,  welche  damit  ein  auflosliehes  Salz  bildet;  maak- 
dient  sich  dazu  gewöhnlich  der  Salz-  oder  ScbwefelsSure;  muM- 
«entrin  dtc  Auszüge  und  fUlt  sie  dann  dorch  Kalk,  inunoatak  ifa 
Natron*  Man  erhalt  dann  die  Pflanzenbase  in  reinem  Zufttand,  mm 
man  den  Niederschlag  in  Alkohol  auflöst  und  die  Losung  der  ?tf> 
dunstung  QberiSsst ;  ist  die  Basis  gsfärbt,  so  mOsste  man  sie  neiff- 
dings  mit  Säure  verbinden,  indem  man  die  Auflösung  mit  TlikiUk 
behandelt. 

Wenn  die  Pflanzenbase  flĂĽssig  und  flachtig  ist,  so  rerffiirt  m 
wie  oben  ]  destillirt  aber  statt  der  Fällung  mit  anorganischer  fiiäs. 
mit  Aetzkali.  Dies  ist  beiläufig  das  Verfahren,  wonach  man  dicl^ 
gen  des  Tabaks  und  Schierlings  isolirt. 

Werden  die  Pflanzenbasen  durch  die  anorganische  Basis  vrII' 
dert,  welche  zu  ihrer  Abscheidung  dient,  ^ o  reibt  man  den  eooc» 
trirten  Auszug  mit  letzterer  und  Aether  oder  mit  einem  Gemenge  m 
Alkohol  und  Aether,  welches  sich  der  Pflanzenbase  bemicbtigt;  nn 
decantirt  die  ätherische  Lösung,  welche  «e  dann  beim  Vertatt 
lurtcklässt. 

Eine  andere  Darstellungswmse  grOndet  sich  auf  die  EigaoM 
desTaaoin,  mit  den  Meisten  Pflansenbasen  in  Wasser  schwer  tosM 
Verbindungen  zu  bilden.  Man  neutralisirt  den  mit  beissea  idf 
schwach  mit  Schwefelsäure  angesäuertem  Wasser  trtiallcacn  Absi^ 
fast  Tollständig  mit  Kaü,  Natron  oder  Ammoniak,  iMk  mit  csac» 
trirtem  GaHäpfelaufguss,  wäscht  de«  auf  Leinwand  gesammekei  !^ 
derschlag  mit  kaltem  Wasser ;  presst  aus  und  mischt  den  so 
nen  Teig  Msuig  mit  zu  Pulver  gelöschtem  Katk.  Das  Geneagc 
hierauf  gron,  dann  brenn :  man  trocknet  ^es  im  Wasserbad,  f^ 
es  fiein,  erschöpft  es  mit  kochendem  Alkohol  oder  Aetbo*,  Iw^ 
den  gerbsauren  Kalk  ab  and  entlieht  den  grössten  TbeÜ  der  fikrirtN 
Flttssigkeit  durch  Destillation» 

Der  RĂĽckstand  liefert  nach  Verlauf  einiger  Zeit  bptJk^ 
Pianzenbase  0* 

Wenn  sieb  Ae  Pflanzenbasen  mit  den  Samte  verinadeit  ^ 
gen  sie  im  Allgemeinen  die  Wirkmag  auf  fteagentpopio«  ob  ^^ 


1)  Henry,  Jonra.  de  Phann.  XXI. 


flchwindeii.  Die  Salze^  welche  daraas  entstehen,  verboten  Weh  eu 
deo  anorganischen  Basen  wie  ^ie  Salze  der  AHcohol-  und  Aldebyd- 
•hasen. 

Die  Auflösung  der  Pflanzeobasen  in  einer  S^ore  wird  in  der 
Regel  yon  Platin-  {%  2622)  und  Quecksilberebiorid  (S  2521)  geĂźllt. 

Concentrirle  Salpetersäure  zerstört  die  Pflanzenbasen.  Mit  Bru- 
cin  bildet  sie  salpetrigsaures  Methyl. 

Chlor,  Brom  und  Jod  liefern  mit  gewissen  Pflanzenbasen  (Cin- 
chonin,  Strychnin)  chlor-,  brom-  und  jodgepaarte  Basen. 

Mit  Aetzkali  destillirt  liefern  mehrere  Pflanzenbasen  fluchtige 
Basen  (ChinoleYn,  Methylamin,  Tritylamin),  unter  denen  sich  zuwei- 
len Alkoholazotide  finden. 

Wenn  man  die  Pflanzenbasen  mit  Jodäthyl  behandelt,  erhält  man 
gewöhnlich  das  Jodid  einer  gepaarten  Base,  ähnlich  dem  Teträthyl- 
ammoniumhydrat.     So  liefert  das  Strychnin  Aethylstrychninjodid. 

Man  weiss,  dass  mehrere  organische  Substanzen^  wie  Wein- 
säure, Zucker,  Albumin  die  Fällung  vieler  Oxyde  verhindern,  indem 
sie  dieselben  fĂĽr  viele  Reagentien  maskiren.  Aus  den  Beobacbtun- 
geo  Oppermann's  0  geht  hervor^  dass  trotz  der  Gegenwart  von  Wein- 
säure doppelt  kohlensaures  Natron  das  Cinchonin,  Narcotin,  Strych- 
nin  und  Verairin  fällt,  während  Chinin^  Morphin  und  Brucin  maskirt 
bleiben.  Die  Weinsäure  maskirt  gleichfalls  die  Reaction  des'Gall- 
ftpfelaufgusses  fĂĽr  alle  diese  Basen,  mit  Ausnahme  des  Cinchonin 
und  Strychnin,  allein  die  fĂĽnf  andern  ftilt  sie  reichlich,  sobald  die 
Sädre  durch  Ammoniak  neutralisirt  wird;  doch  löst  letzteres  im 
Ueberscbuss  das  gerbsaure  Binicin  wieder  auf.  Bemerkenswerth  ist, 
dass  von  zwei  Basen,  welche  in  einer  und  derselben  Pflanze  vorkom- 
men, die  eine  durchgehend»  durch  Weinsäure  maskirt  wird,  wäh- 
rend dies  die  andere  nicht  tkut.  Dieses  Verhalten  kann  daher  zur 
Scheidung  dieser  Basen  dienen. 

8  2552*  Aufsuchmg  der  Pflanzenbasen  in  Vergiftungs- 
fällen.  —  Das  Verfahren,  die  verdächtigen  Substanzen  bei  Vergif- 
tungsMIen  auszuziehen,  ist  ungefähr  dasselbe  wie  jenes,  um  dieselben 
aus  den  Pflanzentheilen  zu  gewinnen^  welche  sie  enthalten ;  der  ein- 
zige Unterschied  liegt  in  der  Art  und  Weise,  diese  Basen  zu  isolirenund 


1)  Oppermann,  Compt.  read,  de  TAcad.  XXI.  844. 


784 

sie  dem  Lösungsmittel  zu  übergeben.    Wir  Terdanken 
SUs^)  interessante  Studien  Ober  diesen  Gegenstand. 

Der  sweckmSssigste  Weg  für  die  gerichllich^medidoisdi«  Ol- 
torsudiungen  beruht  auf  folgenden  Tbatsachen :  Die  erguuscka 
Basen  bilden  saure  sowohl  in  Wasser  als  in  Alkohol  Icsticbe  Sib: 
die  Auflosung  dieser  sauren  Salze  wird  durch  zweifach  kohiaiiam 
Kali  oder  Natron  (oder  durch  beide  Alkalien  im  ätzenden  Zaslail 
zersetzt,  so  dass  die  organische  Basis  in  freiem  Zustand  in  Lm^ 
bleibt,  zumal  in  dem  Falle,  wo  das  Alkali  mit  Oberschflssiger  W» 
sSure  (oder  Oxalsäure)  in  Verbindung  ist ;  Aetber ,  in  hinreichetler 
Menge  angewendet ,  bemächtigt  sich  der  organischen  Basis ,  die  ■ 
freiem  Zustand  in  einer  solchen  Auflösung  vorbanden  ist. 

Um  die  angefĂĽhrten  Reactionen  anzuwenden ,  moss  maa  siA 
vor  Allem  der  fremden  Substanzen  entledigen,  wodurch  sie  lustt 
wären.  In  dieser  Beziehung  liefert  die  successive  AnweaduBg  m 
Wasser  und  Alkohol  von  verschiedenen  Graden  der  Stärke  sehr  g* 
Resultate,  und  gestaltet  die  Auflosung  der  gesuchten  Basis  in  eil« 
kleinen  Volum  zu  erhalten. 

Man  hat  gleichfalls  vorgeschlagen ,  die  fremden  Sobstafiiei  t- 
durch  zu  beseitigen,  dass  man  sie  mit  basisch  essigsaurem  BM  M* 
und  dann  den  Ueberschuss  des  Bleis  mittelst  Schwefel wasseretsf> 
entfernen ;  allein  dieses  ausserdem  sehr  mangelhafte  Verhbreo  ^ 
den  Uebelstand,  ein  fremdes  Metall  in  die  verdächtigen  Substasiei 
zu  bringen.  Der  Thierkohle  darf  man  sich  ebenso  wenig  zurEiift^ 
bung  der  Flüssigkeiten  bedienen ;  man  würde  sich  der  Ge&kr  «Be- 
setzen, die  ganze  Basis  zu  verlieren,  denn  die  Kohle  vermag  ebea* 
gut  zu  fixiren,  wie  die  Parb-  als  Gerucbstoflie. 

Das  Verfahren,  um  eine  Pflanzenbasis  im  Inhalt  desMagessoiv 
der  Gedärme  zu  finden,  ist  folgendes^). 

Man  beginnt  damit,  die  Substanz  mit  reinem  und  mdgl"^ 
conceotrirtem  Alkohol  zu  versetzen ,  und  fügt  hierauf  je  i»ch  'v 


1)  Sias,  Journ.  de  Pharm.,  XXII.  281. 

2)  WeoD  es  sieb  darum  handelt,  eine  Basis  aas  Lehtr,  Hen^  oder  Liio>'  ^ 
auszuziehen,  muss  man  zuvor  das  verdächtige  Organ  wohl  zertheüeo,  diel^^  ^ 
reinem  starkem  Alkohol  befeuchten ,  ausdrücken  ond  mittelst  Alkohol  iHc  »»"' 
chen  Substanzen  ausziehen.  Mit  der  so  erhaltenen  Flujtsigkeit  arbeilri  •»  ** 
weiter. 


QmmiW  npd  dem  Zuatond  der  verdächtigeo  Substanz  V|  bU  2Graio* 
tf^ßfk  Weio«lfure  zu.  Mau  bringt  das  Gemengi;  in  einen  Ballon  i|f^d 
^luUt  9uf  60  bis  75<^.  Nach  dem  vollsUndigen  Erkallen  bringt  iiiafi 
füi^  H^%ß  ^lif  ein  Fjlter,  ivfiscbt  den  unlöslichen  Theil  mit  st^r^em 
Alkohol  und  bsst  die  GUrirte  FlQssigiieit  im  Vdcuum  stehen.  S(e)it 
^nĂź  LuflpMO^pe  zur  .VerfĂĽgung,  so  setzt  man  ^ie  einem  auf  .3^^  er- 
hitzten Luftstrom  aus. 

^»fh^lt  die  Flüssigkeit  Q9ch  Verflüchtigung  des  Alkohpls  Fett 
B^^f  ayider^  uoaufgelöste  Substanzen  su^pejidirl,  so  bringt  man  ^ie 
aifle^Q  ipit  ^estillirtem  Wasser  befeucblet^s  Filter;  <lie  ĂĽllrirleFlUs- 
#igMt9  woiffit  man  die  Wascliwässer  vereinigt,  wird  hierauf  im  Vj»- 
cuum  oder  unter  ejner  grossei^  Glocke  Ober  concenlrirte  Schwefel- 
94Uire  ^t  ifxr  Troc|(ne  abgedampft.  Der  neue  RĂĽckstand  wird  in  der 
Klft^  ^üxfAh  ^b^oluten  Alkohol  erschöpft.  Die  alkoholische  Flnssig- 
|(eit  wird  ^n  lireier  LuU  bei  gewöhnlicher  Temperatur  verdunstet,  aip 
J^^ste^  jua^  V^euum;  der  saure  RĂĽckstand  von  dieser  Verdunstung  wird 
in  der  nyi^glichsl  l^leinsten  Menge  Wasser  aufgelöst.  Diese  Auflösung 
;^ir4  iĂź  ein^  Phiole  gebracht  ufid  allmalig  reines  doppelt  koblenĂźau- 
jes  Na4r,09  oder  ^ali  als  Pulver  zugesetzt,  bis  sie  nicht  mehr  braust. 
^mi  f chatte^  hierauf  das  Ganze  mit  seinem  4-  oder  ö  fachen  Voluj^i 
fg^npoi  Aetfaer  und  lässt  es  stehen.  |lat  sich  der  darüber  stehende 
Aether  agki8g,ebellt,  so  gicsst  man  eine  kleine  Menge  davon  auf  eji,n 
jD|irgl9i  uj^id  ftberlllsst  sie  an  einem  trocknen  Orte  der  freiwilligen 
y^dm^tjimg. 

Der  RĂĽckstand  der  verdunkelten  AetherlOsuiig  besteht  aus'  der 
4(esuchien  iBasis. 

Die  BofĂĽ  ist  flĂĽssig  und  flĂĽchtig.  In  diesem  Falle  bemerkt 
mMi  nach  der  Verdunstung  des  Aet/iers  im  ganzen  Umkreis  der  in- 
Pi^4Ui  W^nd  des  (^laĂź^s  schwache  flĂĽssige  Streifen ,  welche  sich  all- 
falfiig  an  dea  Boden  des  GeHisses  begeben.  Der  Inhalt  des  Gef^sses 
MtlvjLckc^t  dann  i^ntei*  dem  blossen  Einflüsse  der  Wärme  der  Hand 
ein^n  mehr  oder  minder  unangenehmen  und  je  nach  der  Natur  der 
•B^$i»  scharfen  oder  reizenden  Geruch. 

Stellen  sich  diese  Zeichen  ein,  so  setzt  man  zum  RĂĽckstand  der 
ätherischen  Flüssigkeit  einen  oder  zwei  Cubikcentimeter  concentrir- 
ter  oder  ätzender  Kali-  oder  Natronlosung  und  schüttelt  das  Gemenge 
neuerdings.  Nach  gehöriger  Ablagerung  decantirt  man  den  Aether 
in  eine  Phiole,  erschöpft  das  Gemenge  durch  drei  oder  vier  Behau^- 

Ceriiardll,  Chea.  IV.  50' 


786 

langen  mit  Aether  und  vereinigt  alle  ätherischen  PlOssigkeiteii  io  ta^ 
selben  Phiole.  In  diese  Flflssigkeitt  welche  Alkali  aofgdMtol* 
halt ,  giesst  man  hierauf  ein  oder  zwei  Cubikcentimeler  mit  ms 
POnftel  seines  Gewichtes  reiner  Schwefelsaure^  angesSunies  Wasser; 
fchottelt  eine  Zeit  lang  und  Qberlasst  dann  der  Ruhe;  bhia  gioA 
den  ĂĽberstehenden  Aether  ab  und  wascht  die  saure  Flnsaigkeit  li 
einer  neuen  Menge  Aether. 

Da  die  schwefelsauren  Salze  der  meisten  fluchtigen  Bwa  ii 
Aether  unlöslich  sind^  so  enthalt  dann  das  mit  Schwefelslwa  aap- 
säuerte  Wasser  die  gesuchte  Basis  in  einem  kleinen  Volum  als  rM 
Sulphat  0.  Der  Aether  halt  seinerseits  alle  thierischeo  SsImMB 
zurĂĽck,  welche  er  der  alkalischen  FlQssigkeit  entzog. 

Um  die  Basis  aus  der  schwefelsauren  Lösung  zu  ertnlten,  «tt 
man  zu  derselben  eine  concentrirte  Auflösung  von  atzeadaa  U 
oder  Natron ;  man  schüttelt  und  erschöpft  das  Gemenge  nit  roaa 
Aether.  Der  Aelher  löst  das  frei  gewordene  Ammoniak  uaiH^^ 
ganische  Basis.  Man  überlasst  die  ätherische  Losung  der  M*^ 
ligen  Verdunstung  bei  möglichst  niedriger  Temperatur.  HA^ 
ganze  Menge  des  Ammoniaks  verflĂĽchtigt  sich  mit  dem  Aether,  i^ 
rend  die  organische  Base  als  RĂĽckstand  bleibt.  Um  die  M* 
Spuren  Ammoniak  zu  entfernen ,  bringt  man  das  Geftss  wik  it 
organischen  Base  kurze  Zeit  im  Vacuum  ĂĽber  Schwefeisaore. 

Man  erhalt  so  die  organische  Basis  in  reinem  Zuslaal.  I* 
bestimmt  die  Natur  derselben  durch  ein  genaues  Studium  ftitfF^ 
sikalischen  Eigenschaften  und  chemischen  Reactionen. 

Die  Basis  ist  auĂźSslich  und  nicht  Ăźlchtig.  In  imm  Afc 
kann  es  vorkommen ,  dass  man  nicht  unmittelbar  nach  der  VcrAf' 
stung  des  Aethers  einen  basischen  Rückstand  erhalt«  mit  wdchta 
man  die  saure  mit  doppelt  kohlensaurem  Natron  behandeice  HMt' 
,  keit  schĂĽttelt.  Ist  letzteres  .der  Fall,  so  setzt  man  zur  FIM^* 
atzende  Kali-  oder  NalronlOsung  und  schĂĽttelt  sie  lebhaft  miciclhtf* 
Dieser  lOst  die  frei  gewordene ,  in  der  Kali-  oder  NatronlSMiCP' 
bliebene  Pflanzenbase  auf.  Man  lasst  hierauf  die  atherifdM  iM^ 
verdunsten. 


1)  Da  daa  achwefelsaare  Conin  io  Aelher  aufldslich  ist,  ao  boa  äf^ 
kleioe  Menge  davon  enlbalten ,  aUein  der  grössere  Theil  bleibt  stets  ia  dtf 
Wasser  gelöst. 


' 


987 

Beim  Verdunsten  billteriässl  dieselbe  zuweilen  ringe  um  das 
Glas  einen  festen  Körper ;  allein  meistens  besteht  der  Rückstand  tns 
einer  farblosen,  milchigen  FlĂĽssigkeit ,  weiche  einen  festen  Eorper 
in  Suspension  hält ;  dieser  Rdckstand  blaut  Lackmus  bleibend ;  er 
besitzt  einen  thierischen ,  unangenehmen ,  eher  niemals  stechenden 
Geruch. 

Nachdem  man  sich  so  von  der  Gegenwart  einer  festen  Basis 
ĂĽberzeugt  hat,  muss  man  ihn  zur  Krystallisation  zu  bringen  suchen, 
um  seine  Eigenschaften  und  Reactionen  zu  studiren.  Man  giesst 
daher  einige  Tropfen  Alkohol  in  das  Glas ,  welches  ihn  enthält ,  und 
flberldsst  die  Auflösung  der  freiwilligen  Verdunstung. 

Dieses  Verfahren  gelingt  selten  wegen  der  ĂĽnreinigkeiten ,  wo- 
mit  die  Base  noch  verunreinigt  ist.  Um  sie  davon  zu  befreien,  giesst 
man  einige  Tropfen  sehr  schwach  mit  Schwefelsäure  angesäuertes 
Wasser  in  das  Uhrglas  und  bewegt  sie  darin  herum ,  um  die  FlĂĽssig- 
keit mit  der  Substanz  in  Berührung  zu  bringen.  Gewöhnlich  benetzt 
dann  das  saure  Wasser  die  Wände  des  Glases  nicht;  die  vorhandene 
Substanz  scheidet  sich  in  zwei  Theile ;  der  eine ,  welcher  aus  Fett 
besteht,  bleibt  an  der  Wand  haften;  der  andere^  welcher  ans  der 
Basis  besteht^  löst  sich  als  saures  Sulphat. 

Wenn  diese  Arbeit  gut  ausgefĂĽhrt  wird ,  ist  die  erhaltene  saure 
Flüssigkeit  klar  und  farblos.  Man  giesst  sie  vorsichtig  ab ,  wäscht 
das  Gef^ss  mit  einigen  Tropfen  angesäuertem  Wasser ,  welche  man 
der  ersteren  FlĂĽssigkeit  zusetzt,  und  verdunstet  dann  das  Ganze  auf 
drei  Viertel  im  Vacuum  oder  unter  einer  Glocke  über  Schwefelsäure. 
Man  giesst  hierauf  eine  sehr  concentrirte  Auflösung  von  reinem  koh- 
lensaurem Kali  auf  den  RĂĽckstand  und  nimmt  das  Ganze  in  absolu- 
tem Alkohol  auf.  Dieser  löst  die  Pflanzenbasa,  während  er  das 
schwefelsaure  und  überschüssige  kohlensaure  Kali  ungelöst  lässt. 
Die  Verdunstung  der  alkoholischen  Lösung  liefert  die  Basis  in  kry- 
stallisirtem  Zustand. 

Man  bestimmt  hierauf  die  Art  der  Basis  durch  das  Studium  der 
physischen  und  chemischen  Eigenschaften. 

Negative  AnoHde. 

S  2563.     Saureazöiide.  —  Die  zahlreichen  Eörper ,  welche 

den'Chemikern  unter  dem  Namen  Amide  bekannt  sind,  stellen  den 

50  • 


f^lfnm  AmraonĂĽik  dar,  dessen  Wasserstoff  mehr  oder  misder direk 
eitt  Sfinreradtcsl  veilreteo  ist. 

Diese  SSureatotide  hssea  sich  wieder  lo  jnimare^  MCSsAt 
md  UriiSre  einibeiltn,  je  nach  der  Zahl  der  WsstentobiMt 
«raiehe  «m  T||nis  veitreieD  isC. 

Die  Zusamnueosetzung  jedes  Amids  ISsst  sich  mit  der  mcs 
Anmonialualzes  in  Be4ebuiig  bringen,  dessen  Elemente  sĂĽnasdtf 
des  Wassers  es  enthält :  so  stellt  das  Acetamid  essigsasres  Anat- 
0iak  minvs  WasAsr  dar.  Viele  Amide ,  namentlich  die  secusiliR^ 
ealsprechen  sauren  Ammoniaksalsen  und  besitzen  die  EigeosdA 
Salze  mit  einigen  Metsllbasen  su  bilden  (8  2561);  man  keaaUael 
einige  Aniide  (Harnstoff ,  Asparagin ,  LeimsQss) ,  welche  sidi  ^ 
Basen  mit  Säuren  zu  verbinden  vermögen. 

Wir  verdanken  Dumas  die  Kenntniss  des  ersten  orgisi^ 
Amids.  Ich  habe  mit  Chiozza  eine  gemeinschaftliche  Arbeit  bcbtf^ 
gemacht ,  worin  wir  die  Functionen  der  Amide  als  SSureazotide  ^ 
wickelt  haben ;  zugleich  haben  wir  die  ersten  tertiären  Amidi  be- 
schrieben. 

I  2554.  Die  primarm  AmMe  stellen  Ammoniak  dar^  iff^ 
Wasserstoff  zum  dritten  Theil  durch  ein  Säureradical  ersetzt  ist.  S» 
entsprechen  neutralen  Ammoniaksalzen. 

1)  Bald  ist  1  Atom  Wasserstoff  eines  Atoms  Ammoniak  ^ 
das  einatomige  Radieal  einer  einbasigen  Säure  ersetzt;  diese  An» 
entsprechen  den  neutralen  Animoniaksalzen  der  einbasiges  Slitts 

Primäre  homologe  Amide  mit  dem  Radieal  C«  8^.1  0»  ^ 
sprechend  den  einbasigen  Säuren  der  Reihe  a,  Fettsäuren  g^^ 
(S.  685) : 

kte\»m\d  oder  AcetylwatierstoOluotid  C^  H5   NO  «*  N  j       > 

1  C.H,0 
PropioBamid  od.  Prefiiooylwatsertloffaiotid  C3  fl^  NO  «•  N  j      ä 

Bolyromid  od«r  BplyryiwaMerstoffaietid   .     C4  Bf  NO  •»  %j       ä 

Yaleramid  oder  Valerylwasseretoffazotid     .     C9  Hi^  NO  »»  N  {      ä 
U.  8.  w. 

Primäre  homologe  Amide  mit  däm  Radkai  C.  H,^,  «•^'f^ 
•chend  den  einbasigen  Säuren  der  ReÜM  y  (S.  687) : 


1  U,H 
Beozamid  oder  Beozoilwasserstoflazotid   .     C7   R^   NO  ■»  N  )        H 

<         H 

(    Cjo  Hl,  0 
ComiDamid  oder  CamjlwaMeretolbiotid      C|o  Hu  NO  «■  N  {  4 

^  H 

U.  8.  W. 

Verschiedene  primflre  Amide : 

CN 
Cjaoamid  oder  Cyanwaaaerstoibiotld  •     .    •    CBi  Ni  ■■  N  {     'H 

H 

CeH,0 
Cianamid  oder  CiuiaBilMaeentoirasotid  •     («BiNO«»N  {       H 

H 

,   C,H,0, 
Sattcylamid  oder  StikylwaaMrstoibietid , .     Cy  Bf  NOg  —  N  {        H 

H 

C,H,0, 
Aalmmid  oder  ÄBisylmssentofllMOtid  .     .     Q  H»  NOt  •»  N  {        H 

H 

(Ca  H    so 


ttoffazotid C^Rf  NSO^  «  N 


B 


AUa  diese  Amide  uDterseheiden  sich  dMloreb  vou  deo  AmoMr 
fiiaksaiseD,  dass  sie  1  Aton  Wasser  wesigtr  «Bthakoii : 

Essigsaures  Acelamid. 

AĂĽHnoDiiiiB, 

Sie  eolsiehen  durch  die  Einwirkung  des  Aaunouiaks  Mif  die 
Aohydride  (Gerhardt), 

Benzoesäure-  BeiKoesflure . 

Anhydrid. 

durch  die  Einwirkung  des  Ammoniaks  oder  koblensturen  Ammo- 
niaks (Chiossa  «od  €erhardt)  auf  die  Sflurechloride : 

H    ~    GIH    4-    Nj      H; 
Chlorbenioll«  Benzanid. 


m 

durch  die  Einwirkoog  des  Ammoniaks  auf  die  zusammengcseli- 
ten  Aether : 

Essigsaures  Alkohol.  Acetamid. 

Aethyl. 

Die  zusammengesetzten  Aether,  welche  das  Ammoniak  bri  ge- 
wöhnlichem Druck  nur  langsam  in  Amide  verwandelt,  Terwaodeli 
sich  leicht  in  diese,  wenn  man  in  geschlossenen  Rohren  und  ĂĽber 
100^  arbeitet  (Dumas,  Malaguti,  Leblanc). 

Die  primären  Amide  sind  krystallisirbare  Körper,  ohne  Eiofiir- 
kung  auf  Reagenzpapiere  und  in  der  Regel  ohne  Zersetzung  BOchtii;. 
(Wie  gewisse  Aidehydamide  verwandelt  sich  das  Cyanamid  bei  eiacr 
Temperatur  von  150^  in  ein  basisches  Amid,  das  Heiamio,  ohne  die 
Zusammensetzung  zu  andern.) 

Sie  verbinden  sich  mit  den  Säuren  nicht.  (Doch  liefert  das 
fieozamid  mit  Salasflure  eine  wenig  beständige  Verbindung.)  Bis- 
weilen verhalten  sie  sich  zu  gewissen  Oxyden  wie  Säuren ;  das  Ben» 
zamid  bildet  z.B.  ein  Salz  mit  Quecksilber: 

2N  H  +    Ojg«    -    2N  Hg       +   OJ^ 

(       H  I        11 

Benzamid.  Quecksilberbenzamid. 

Beim  Kochen  mit  Säuren  oder  Basen  binden  die  primären  Amide 
1  Atom  Wasser  unter  Bildung  einer  einbasigen  Säure  mit  demselbf« 
Radical  mit  Entwicklung  von  Ammoniak  oder  Bildung  eines  Amme- 
niaksalzes : 

Aoetamid.  Essigsaures 

Ammoniak. 

Mit  wasserfreier  Pbosphorsäure  behandelt  geben  die  prinäm 
Amide  der  beiden  eben  angefahrten  homologen  Reihen  1  Atom  Was- 
ser ab  und  verwandeln  sich  in  cyanwasserstoffsaure  Aether  oder 
Nitrile  (f  95i2) : 


991 

l  C,  H,  0  ^ 

N         H  -     0  j  g    -    Cy,  CH, 

4 

Acetamid.  Cyanmethyl  oder  Acelo* 

nitril. 
Mit  Phospborsuperchlorid   liefern  dieselben  Amide  Phosphor- 
oxychlorid«    Chlorwasserstoffsflure   und   ein  Amidchlorid  ^).     Diese 
Wirkung  fuhrt  dazu,  die  Amide  gleichfalls  als  Hydrate  darzustellen') ; 

iCf  H5  0  /  C7  H5  Clg 

H  +    Cl„  PClj    «=    N  j       e  +    Cl,,  PO 

H  (       H 

Benzanoid. 

H  —  GIB  4-  Cl,  C7  H,  N 

H 

Chlorbeozamidyl. 

CDas  Chlorbenzamidyl  verwandelt  sich  beim  Erhitzen  in  Salz- 
saure und  Cyanphenyl.) 

unter  dem  Einflüsse  der  salpetrigen  Säure  liefern  die  erwähn- 
ten primären  Amide  eine  einbasige  Säure  unter  Entwicklung  von 
Stickstoff : 


2  N  H        .+  0,  j  ^    -    2  NN   + 


C7H5O 


2«!       H 


Benzamid.  2  Atome  ßeozoesäure 

plus  Wasser. 
Letztere  ßeaction  ist  ähnlich  der,  welcher  Ammoniak  und  die 
primären  organischen  Basen  in  Berührung  mit  derselben  Säure  unter- 
lagen (S  2547). 

t  2555.  2)  Bald  werden  2  Atome  Wasserstoff  zweier  Atom^ 
Ammoniak  durch  ejn  zweiatomiges  Radical  ersetzt ;  diese  primären 
DianUde  entsprechen  den  Neutralsalzen  der  zweibasigen  Säuren. 

Primäre  homologe  Diamide  mit  dem  Radical  6^  H^_^  0| : 


1)  Nicht  bekanat  gemachte  Beobachtungeo. 

2)  Die  Cyansftore  stellt  ebeiieowohi  Cyeawaseefatoffoxjfd  Tor  als  Carhodylwasser- 
•toffuotid  (CarboDimid). 


m 

B. 

(  c^iuo. 

Soccioamtd  oder  SacUikylWMiertftoffdiazotiA  .     C«  B«  H ^  0^  <->  f^  <        H, 

(        Hl 

H, 

■« 

SebamiĂĽ  oder  Sebylwasserstoffdiazotld       .     .     Cfo  R^o  ^i  ^i  "=  ^a  \  H| 

Versc^redene  primäre  Diamide : 

fco 
Ha 
H, 

,  Caü«<)b 
Aaparaginmalamfd  oder  MatylwasamtoffdiazotM     C«  Hg  Ifj  0,  «>  tl,  {        Ht 

H, 

Fomaniiftid  oder  {■'umarylwasseritoffdiazotid  C«  H«  N^  Oj  ^  Ns  {        B^ 

â– a 


Tartramid  oder  Tartrylwasaerstoffazotid  .     .     .     C«  Hg  N^  O4  i^  N^ 


i 


fli4N,04-N,  j 


LacUmid  oder  Lactylwaaaeratoffdiazotid      .     .     Cg  H14  N«  O4  ««  ]V,  {         B^ 

Diese  Diamide  entstehen :  durch  die  EinwirkQDg  der  Hilte  nf 
die  Neutralsalze  der  xweibasigen  Sfluren  (DAma^)« 

Neutrales  oxalsau-  Oxaoiid. 

res  Ammoniak. 

durch   die   Verbindung    des  Ammoniaks    mit  sacuridiren  Aaite 
<WöWcp), 

"tr  +  Ms-Ms 

CyansSure  oder  Harnstoff. 

Carbonimid. 

dorch  Einwiitang  des  Amnioniaks  atif  tvatmaniigesettte  A«tber(Bat> 
hoO, 


OzAlMiirdr  SAlene  OxMBid. 

Adberi  Alkelül« 

chMt  dureb  die  EiDwirkulig  f%a  Aminoiiiak  auf  Sflureoblornle « 

(  Ht  (  C4  Ol  0« 

CUiC.H.0,    -1-    N,     H.    CI.H,    4.    nJ,      H. 

(  Ht  (       H» 

GhlorsocciDyl.  2  Atome  Succinamid. 

ChlorwasserstoffsSare. 
Hehrere  dieser  primäreD  Diamide  entwickeln  bei  höherer  Tem- 
peratur Ammoniak  und  verwandeln  sich  in  secundSre  Aroide  (Imide)  t 

N.  H.         4.    NJH    +    Np2*^ 

Succinamid  •  Succinimicl . 

Mit  concenĂĽrirten  MHierabaoreB  oder  -Alkalien  gekocht,  binden 
sie  die  Elemente  des  Wassers  und  sersetsen  sich  in  Ammoniak  und 
Bweibasige  Säure : 

"•Ts  +<^iii: -"•!£  + "■•IV' 

Oxamid.  2  Atome  Wasser.  Oxalsflura. 

Unter  der  Einwirkung  von  salpetriger  Säure  totwickeln  sie 
Stickstoff  und  verwandeln  sich  in  zweibasige  Säuren  (Piria,  Mala- 
gu  ti) : 

CO  O  1  *^»  ^* 

C  H 
ttamid.  WasMerfreie         B  Atonie        Oxalsäui^ 

J  8al[letrige  Säure.     Stickstoff,     plus  VfM6v. 

t  2556.  Unter  den  oben  aufgelühnen  Diamiden  benlMK  mäh 
lehrerfe  PaUe  von  laonerie «  so  haben  Harnetoff  und  Oarbamid  die- 
«Mbe  Zdsammonattsangt  «ind  aber  niisbt  identiaeh ;  eben  so  verhält 
es  aich  mk  ddm  Asfiafagin  und  Malanid«  Da  das  Atom  Ammoniak 
3  Atome  Wasserstoff  enthält, 


TM 

n{  H» 

(  H. 

80  faegroilt  man  die  Ezistent  von  drei  isomeren,  aber  in  ihraiG|B- 
scbaften  Terschiedenen  Kdrpem ,  je  nachdem  das  SaarcnM  l.» 
Hb  oder  H,  des  Typns  ereetst;  dies  verhinderi  nicta«  das  ieM 
Körper  mit  salpetriger  Saure  dieselbe  organische  Säure  iiefeni(nni> 

Harnstoff  und  Asparagin  verbinden  sich  wie  das  AmoMankitf 
den  Sauren ,  wahrend  ihre  Isomeren  Carbamid  und  MahaU  iä 
nicht  damit  verbinden. 

Man  hat  zusammengesetzte  Harnstoffe  die  Koblensiurabäk 
genannt,  worin  ein  oder  mehrere  Atome  Wasserstoff  durch  eil  ib* 
hoh^dical  vertreten  sind,  und  welche  wie  der  gewöhnliche  Bmstf 
Sabe  mU  den  Saven  bilden  (vgl.  Dialeatamide  %  2566).  Um 
hat  jflngst  einte  andere  Classe  liisainmengesetzler  Bamsloie  oĂĽiedL 
worin  1  Atom  Wasserstoff  durch  ein  Saureradical  ersetzt  ist: 

(CO 
Ct  HsO 


(  CO 
\  CtH, 


CO 
Batyrjlhanistoir     C^  Ht«  Ns  Os  "-  1^  {  U  R?  0 

B, 

CO 

Valerylbarnslotf      C«  Hi,  N,  0,  *-  N,  {  C^  H,  0 

H. 
CO 
JknzQjllMnistoir     QH^N,  Os"-«Nt  {  CjHtO 

Es  ist  nicht  gelungen ,  mehr  als  ein  Atom  W^asserslrf  i^ 
ein  Saureradical  im  Harnstoff  zu  ersetzen  (Holdenhaner). 

Man  erhalt  diese  Körper  durch  Einwirkung  der  SiorechM^ 
auf  Harnstoff: 

ICO      • 
C.  H,  0    +  * 

Hanmlnff.  Chlorae^l.  Acalylbarnstoff« 

Ks  sind  krjstalKsirbars  Körper^  welche  sich  nicht  ant  ta  '^ 
re»  verhitiden.  Sie  sind  nicht  flOchtig  ohne  Zersetzuag;  ^  ^ 
hĂĽten  liefem  sie  CjanuraoB  (Tricarbenifliid)  und  da  pri^''' 
Amid: 


90S 

3  N,  j  C,  H,  0    *.  N,  t  Jj^"^    +   3  N  H 

Acetylbatrnstoff*  Cyanursäure.  Acetamid. 

t  2557.  3)  Bald  ist  ein  Atom  Wasserstoff  eines  Atoms  Ammo- 
niak durch  das  einatomige  Radical  einer  zweibasigen  Säure  ersetzt; 
diese  Amide  sind  gewissen  Diamiden  polymer  (|  2555). 

PrimSre  homologe  Amide  mit  dem  Radical  C.  E^^i  Ot,  den 
zweibasigen  Säuren  der  Reihe  ß  entsprechend  (S.  690)  : 

(  Ct  H,  0, 

GlycoeoII  od«r  Laimsufts  .     .     CgB^  NOji  «b  N  {        H 

1        H 

(  C,  H.  0, 
Alaniil 0,  H,  NO,  —  N  j        H 

UuciD Ce  Hi3  NOs  »  N  )        H 

I        H 

Diese  Amide  entstehen  bei  verschiedenen  Processen :  dasAlania 
entsteht  aus  der  VerbindüBg  des  Gsaigstturealdehyds  miiCyanwas8er«- 
&loQ8fture  und  Wasser. 

CJH4O     +    CHN     4-H,  0     =    C,  H7NO, 
Essigsaure-       Cyanwas-  Alanin. 

aidehyd.       serstoffsäure. 

Sie  bilden  krystallisirte ,  in  Wasser  losliche  Körper.  (Das  Ala- 
nin ist  dem  Lactamid  polymer.)  Sie  sind  meriiwOrdig  wegen  der 
-Leichtigkeit,  womit  sie  sich,  wie  Ammoniak  und  die  flĂĽchtigen  Basen, 
mit  Säuren  Ferbiodea.  Sie  vereinigen  sich  selbst  mit  einigen  Sauere 
stoffsalzen. 

'Salpetersaures  Leimsäss     .     .     €3  H,  NOf,  NO3  H-bQ  Jm/^   n   o^H 

Yerbindoog  des  LeimsĂĽss  mit  )  NOs 

nipeterMarem  Siit»er     .     .   Ct  H»  NOs,  ^0«  Ag  -■  0  |  N  (C,  H3  0«)  H,  Ag. 

Sie  liefern  die  Säaren,  deren  Azotide  sie  darsteüeti ,  wenn  man 
salpetrige  Säure  dazu  leitet. 


2NJ       H         +0.{N    -    2NN    +  e 

Alanin.  Wasserfreie  Milchsäure  plus 

salpetrige  Säure.  Wasser. 


TM 

Ke  liefern  mit  gewissen  Hetallbasen  Amidsalze. . 

2N  I       H         +0     ,     —  2n/       Zo      ■\-0\. 
I       H  '^"  I        H  " 

Lejmzucker.  VerbiBduof  des 

Leiazttckers  mit  Ziik. 
Diese  Amklsftlze  werden  von  den  ßaurechlorideo  asg«|nli; 
so  entsteht,    wenn  man   die  2inkverbiiidung  des  Leimzodenitf 
ChlorbeuzoYl  behandelt,  Chlorzink  und  flippursanre  (Ăźcssaigstt): 

1  C,  H,  Ă–,  J  C^  H,  Ol 

N  {       Zn  4-    €1,  C7  H,  0     =    N  I  Cf  H)  0    +  Qb 

1       H  I       H 

Zinkverbindung        ChlorbeMoTl.  Hippursaore«        Qb^ 

des  Leimzuchers.  8^ 

S  ^^8.  4)  Bald  werden  3  Atome  Wasserstoff  von  3  At«« 
Ammoniak  durch  ein  .dreiatomiges  Radical  oder  durch  drei  ^ 
«aig^  ftadicale  rertreten ;  diese  frimArm  IVmmiib  mt^nfim^ 
Deutraien  AMMoniaksaltM  4^  dreibisigeii  Sianen. 

CiU^miil  oder  Citi;ylwaM€rstofllriuotid    .     .     .     Cg  H,,  N^  0« ««  Hi  ]     ^ 
Melam-Melamio  oder  CyanorylwatseraloOtriazotid  C»  Hg  Hc  ■»  ^  {  ^ 

Das  Citramid  e»lftpTid)i  der  CitronsfliiTe;  das  MekDis  w^^ 
•itai  isomere  Melani  entspreehed  der  C}«aiiM«ftttre* 

Das  Cilramid  ^nd  das  IMam  (PoUen)  verhallen  eich  ü  ««^ 
4ririeii  Sfl^ren  und  Alkalien  wie  die  «ndera  primirett  kaiit^  ä^ 
sie  Ammoniak  entwickeln  und  die  entsprechende  dreibaufc  S* 
(oder  das  alkalische  Salz)  erzeugen.  Das  Melam  zeichnet  flA  ^ 
durcli  aus ,  dass  es ,  anstatt  sich  unter  diesen  Dmstindfa  ii  f^ 
Sttüre  XU  verwandeln^  zwei  indfffeMfhtfe  K«rper  (Annelia  m^^^ 
lid)  liefert,  wekke  Verbindungen  von  Ozjd  wid  AĂĽtid  dHĂĽiIhf- 

0 


Ammalin Ci  H|  N,  0  —    ^f*   |  2'  - 


I 

ml 
'1 


Ammelid ^  "«  ^  ^«  —    S*  1  S*  *  "^ 


1 


7W 

nt 

Cyanarsiare       .     .     €•  H^  Kg  Og  «vp  O3  |  ^^ 

'-  Man  kennt  auch  ahnliche  Verbindungen  von  Chlorid  und  Azotid, 

SolM  und  Axotid  2 

*  Chlorocyinamld C,  H4  N5  C1  —     «M   £^'  —   ^^^ 

BS  ^«    f    W#  c  Cy 

«N       H 


a 


^  Sehwefelmellonsäitre Cg  H«  N4  Sg  «     ^[^    1   h^* 


*«!? 


N   j  H 

Das  Ghloreymaintii  entsteht  «us  festem  Chlorcyan  und  Ammo- 
niak. 

Die  Isotnerie ,  welche  Melam  und  Melaniin  darbieten ,  ist  <der- 
'  leoigen  (thnlieh »  welche  man  ziviscben  Carbamid  und  Harn«to9  be- 
i  obachtet,  oder  zwischen  Halamid  und  Asparagin;  das  Melamii  ist 
t  in  4cr  Tbat  eine  gut  l»eelimmte  Basis ,  welche  sich  unmittelbar  wie 
t  das  Ammoniak  mit  einer  grossen  Anzahl  Sfiuren  verbindet.  Man  er- 
hält das  Melamio  d^rch  die  Einwirkung  der  Hitze  auf  das  ihm  iso- 
mere Cj^nanrid  (CMz  und  Cminizarre) : 

1  Cy  (  Cy, 

3  K  J  H         «I       N,  j  H, 

CyanamM.  HelainHi. 

S  2559.  Die  secundaren  Amide  stellen  Ammoniak  dar,  worin 
zwei  Drittel  des  WasscrsU>ffes  durch  Säureradieale  ersetzt  sind.  Sie 
entsprechen  Ammoniakdoppelsalzen. 

1.  Bald  sind  zwei  Atom^  Wasserstoff  eines  Atoms  Ammoniak 
durch  zwei  einatomige  Radicale  vertreten : 

Cg  H5  SOg 
DiipifaftheiiyiwatMrBtoffuotid C^g  H,t  NSg  0«  :«•  N  {  C«  B5  Sag 

C«  Hb  SOg 
Sulfopikeoyl-Beisonwassentoffazotid      .     .     .       Qg  Hu  NSOg  «»  N  {  C7  H5  0 

H 

i  Cg  Bg  SOg 

Salfopheoyl-Cam^lwiSBerstofrazotid  ^     .     .     .        Cig  H17  NSOg  -« ^  ^  Cio  Hu  0 

fieDion-8a1!eylj«iid  oder  'Solicyl-Beozc^waaser*  .  )  r   n   n* 

9Mnm*i< ^    .     .     .     CuHiiWjI^i^N^^^^»" 


798 


Comil-Salicylamid  oder  Salkyl  -  CnmylwaMCP- 

•toflksotid C|T  H„  N 0,  «  N 


Hippaniore  oder  LeinuuM-BenzoQwasientofixotid       C^  H^  N<>|  â– >  H 


CmHuO 
H 

CtIi» 
B 


Diese  secondSren  Amide  entstehen  aus  den  primSren  oder  im 

Metallsalzen  durch  Einwirkung  der  SaurechloridB  (Chioin  midfa- 
hardt): 

C«  H5  SO,  (  Q  Hs  SO, 

-f  Cl,  C7  Hg  0   n«  N  {  C7  Hs  0     +  OH 

(        H 

Sttlfophenylwas-        ChlorbenzoTl.         Sulfopheojl-Banaotiiiawr- 

serstoffazotid .  aloffaiotid. 

IG«  H.  SO,  (  Ce  H«  SO, 

Ag  +  Cl,  Q  H,  SO,  =  N  J  Q  Bj  SO,  +  Qi! 

Sulfophenyl-Silber- 
wasserstoffaiotid  • 

i  C,  H,  0, 
N  j  Zn  + 

ZinkleimsQss- 
Verbindung. 

Das  dritte  disponible  Wasserstoffatom  in  den  secundiits  A0- 
den  kann  durch  das  Radica)  einer  Metallbasis  ersetzt  werdeo : 

/  C^  H,  0,  «  C,  H,  0, 

'  Ag  I  Ag 

Salicyl-BenzoTlsilberazotid.     Hippursanres  Silbo'. 

In  der  Regel  rOthen  die  secundären  Amide  die  Lacknvsitf^* 
Sie  lösen  sich  leicht  in  Ammoniak.  Ihre  Silbersalze  lösen  scfc  fj^ 
falls  darin  unter  Bildung  von  Diamiden  oder  Diazotiden :  , 

C»H,SO, 

H| 
Sdfophenyl-BenzoTl-        WasserstoS»       SalfopheB]ibeii*'[ 
silbernfotid.  aiotid.  Silberwassenltft'^' 


(       H 

Chlorsnlfo- 

DiralfopheajIwaMenirf- 

phenyl. 

uotid. 

(  G,H,0, 

Cl,  C7  Hs  0    — 

N  {  C,  Bj  0    +  ö* 

Ih 

Chlorbenzoll. 

Hipporsaare. 

(  C,  B,  SO, 

(° 

N  j  C,  B,  0 

+ 

N.    H 

'Ag 

<H 

ti 


I 


VW 

I 

2.   Bald  werden  die  beiden  Atome  Wasserstoff  eines  Atoms  Am- 
moniak durch  ein  zweiatomiges  Radical  ?ertrpten  wie  in  folgenden 
l        Amiden,  Imide  genannt,  die  den  Doppelsalzen  des  Ammoniaks  ent- 
sprechen, welche  von  zweibasigen  Säuren  gebildet  werden : 

^  CirboiUBiidi  CarbooylwMMrttofitoüd  od«r  CiaoOnra    CH  N  O  «■  N  |  ^J^ 

SacciDimid  oder  SocciDylwassentoff^iotid  .  .  .  C4  H^  N  Oj  ■■  N  |^  „*  ^ 
Fyrotartrimid  oder  PyrotartarylwasserMoffazolid  .  Qb  Uy  N  0,  »>  N  p'  5*  ^* 
Pbthalimid  oder  Pbtbalylwasseratoffazotid  .  .  .  C,  H»  N  0,  «-  N 1  ^*  ^*  ^' 
Campborimid  oder  Gampborjlwasaentoffazotid  .     .^C,o  H,«  N  O,  ««  N  |  ^^^  g<«  ^* 

Die  meisten  dieser  Amide  entstehen ;  durch  Einwirkung  der 
Hitze  auf  die  sauren  Ammoniaksalze  der  zweibasigen  Säuren, 

OJ      H  -  2H,0-Nr*S*''« 

I  NH,  ,     '      ^ 

Zweifachbernstein-  Succinimid. 

saures  Ammoniak. 

durch  Einwirkung  der  Hitze  auf  die  Diamide  der  zweibasigen  Säuren, 

IC4  H4  Oj  (H  (p    p   o 

H,        -  N  H  -Nr*°^®* 
H«  (H 

«      ...  Succinimid. 

Succmamid. 

oder  durch  die  Wirkung  der  Hitze  auf  die  Amidsäuren  (Laorenf) : 
^  jN  H,  (Cio  Hu  00  _  H^O  _  p,  jC|o  H^  0, 

Camphorsäure.  Campborimid. 

Durch  Kochen  mit  schwachem  Ammoniak  binden  die  Anlide, 
Ton  denen  wir  spi^ecben,  gewöhnlich  1  Atom  Wasser,  am  sich  in 
Ammoniaksalz  der  Amidsflure  zu  verwandeln : 

Succinimid  •  Sucdnaminsänre. 

Mit  concentrirten  Mineralsäuren  und  Alkalien  binden  sie  2  Atome 
Wasser,  nro  sich  in  zweibasige  Stture  nnd  Ammoniak  zu  zersetzen : 


Succinimid.         2  Atome  BerasleinsSore. 

Wasser. 
DfiT  disp^Mkie  WasMraMT  dea  Typ»  AamMiak,  ir^ldM  • 
€t|tl4lh99i  kani^  ^ß^^  gewisse  metallische  Radicale  vertauscht  «cria 

Silbersacci-         Silbercarbonimid  oder 
nimid.  cyaosaures  Silber. 

Pa  |»a«  #e  Gp^siure  von  eittea  Ateoi  Amnopiat  aUia 
k^nOf  um  Carbcoylwasserstoffazotid  darzostelleo,  so  ist  die  ihr  pd^ 
mere  Cyaoarsflure  von  drei  Atomen  Ammoniak  abiuleiten : 

Cyaaunäur«    C,  H,  N,  0,  —  N,  K^l^^»^ 

t  2560.  Die  t9rtaren  4mige  fUSkt^  Ammonjah  dar,  km 
Wasserstoff  sammtlich  durch  Säureradicale  Tertreten  wjrd*  Sie  cir 
sprechen  Ammonia^trjpi^l^{]a»n. 

1.  Bald  wird  der  ganze  Wasserstoff  e^pes  Alons  Am^ 
durch  drei  einatomige  |ladicale  yertreten : 

\QHsSO, 

Sttlfophenyl-BenxonaioUd    CM#i#NS0««fiN{C7l«0 

|ftH,0 

SolfoplMByl-BeBion-Acetfiaio^d   Cjs-fl,,  N  S  0«  »«  N{  Cr  Hs  0 

CioHijO 
Diese  iertttre^  Aqaid^  erhiU  man  durch  Behanditag  ks 
dären  Amide  oder  ihrer  Silbersalze  mit  Sflurechloriden : 

ICeflsSOa  rCeHsSO, 

CyHsO        -f  Gi,C,H,  O^^N/C^HbO       .+ Alf 
Ag  CUoracetfl.  (GiflaO        Chbolhr' 

Sulfophenyl-BenzoTl-  SiilibpbaDjlr 

Silberw>^.  ^enzoll-Acetyhiotifl. 

2.  Bald  wird  der  ganze  Wafserstoff  einep  Atoms  km 
durch  eip.fJAa(9||iig<^  uod  ein  zweiatomiges  Radicf^  vectrel^' 

Dm  tarti«rai  Anide  ^iioser  A«4  eolattbea  durch  dwfia"^ 


9»i 

dur  Skiirecblorid«  Mf  Mcundflre,  den  sweibasigen  Sauren  entspre*« 
ebeiide  Altlide. 

Darch  Kochen  mit  schwachem  Ammoniak  liefern  sie  das  Ammo-^ 
einer  Amidsfiure  t 
C«  H4  0,       ,      jN  H|  jN  (C4  04  Oj)  (Ce  80,)  H 

CeHjSO,  "^1   H     ^    \    NH4 
Succinyl-Sulfo-  Succinylsulfophenylsaiires 

phenylazotid.  Ammoniak. 

3.  Bald  wird  der  ganze  Wasserstoff  eines  Atoms  Ammoniak 
durch  ein  dreiatomiges  Radical  ersetzt. 

Folgende  anorganische  Verbindungen   gehören  vermöge  ihrer 
Bildungsweise  oder  ihrer  Reaclionen  dieser  Classe  von  Amiden  an : 

Biphospbamid  oder  Pbospborylazoiid      NPO  »»  N,  PO 

Borsmid  oder  Borazotid NB  ^  N,  B 

Freier  Stickstoff  oder  Siickstofll^zolid, 

d.  h.  Amid  der  ealpetrtgeo  Säure     .     NN  =>  N,  N 
Stickstoffoxydol  oder  Aiotylazolid, 

d.  b.  Amid  der  Salpelersaore     .     .  N^  0  =  N,  NO. 

4.  Bald  wird  der  ganze  Wasserstoff  von  zwei  Ammoniakatomen 
dorch  ein-  oder  zweiatomige  Radicalc  ersetzt,  wie  in  folgenden  ter- 
tiären Amiden : 

( C4  H,  0, 
TriMtcinaiDid  oder  TrisoceiDyldiazotid     .     Cis  Hi^  N^  0«  »  Ns  { C«  H,  0^ 

(C4H4O, 

I  C«  H4  Os 
SuceiD7l>DibeDzoil*Di9ttiropbenyIdiazotid  C30  Ha4  N2  9s  Og  »s  N,  <  (C7  H5  0)a 

((CeHaSOt). 

Diese  Diamide  entstehen  durch  Einwirkung  der  SSorAchloride 
^of  andere  Amide  odor  Diamide« 

Indifferente  Azotide. 

$2561.  Amid  salze.  —  Wenn  der  Wasserstoff  des  Typus 
Lixinioiiiak  gleichzeitig  durch  ein  Basisradical  und  ein  SSureradical 
rfi^Ut  wird,  so  hat  man  ein  Amidsalz. 

Sc«  H    O 
H* 

SC   H   S  0 
6      8  i 

H 

Die  meisten  primären  Amide  liefern  ähnliche  Salze. 

Dieselben  entstehen  durch  unmittelbare  Einwirkung  der  Amide 

Oerbardt,  Gbenie.  IV.  51 


auf  Basen  (Silber-»  Qoeckailberoxyd)  oder  die  eBtspredieadea  Sdn. 
Sie  werden  durch  die  meisten  Sauren  zerselzt,  die  sich  ĂĽmrlw 
bemächtigen. 

Die  Amidsahe  mit  Silberbasis  werden  durch  die  SSorechkrifc 
lebhaft  angegrilTen  und  liefern  durch  doppelte  ZersebniDg  secnte 
Amide  und  Chlorsilber : 

IC«HsSOt  iCeHsSO, 

Ag  +CU  C^HsO^NJCyH^O       +  QH 

H  '      H 

Sulfophenyi-Silber-   ChlorbenzolK   Sulfophenyl-Benzoll-  Chlw* 

Wasserstoflaaolid.  Wasserstoffazotid.    ȆMr. 

Die  secundaren  Amide  liefern  noch  leichter  Salze  als  ic  p 
mären. 

%  2562.  Die  Alcalamide,  welche  flBr  die  Aiotide  du  aii 
was  die  zusammengesetzten  Aether  fĂĽr  die  Oxyde,  slellen  ham^ 
dar,  worin  der  Wasserstoff  gleichzeitig  durch  ein  Alkoholndid  {^ 
Aldehydradical  Y  als  Hydrat  betrachtet)  und  durch  ein  SioRnial 
Tertreten  wird.  Ich  habe  im  Jahre  1845  die  ersten  Alcabffiide  (Od- 
nilid,  Benzanilid)  entdeckt;  sie  enthalten  die  Elemente  einer oq» 
sehen  Base  und  einer  SäurCf  minus  der  Elemente  des  Wassers. 

Die  Alcalamide  lassen  sich  wie  die  Basen  und  Amide  ii  sec* 
dare  und  tertiäre  eintheilen,  je  nachdem  sich  die  SubstitaliM  d 
zwei  oder  drei  Atome  Wasserstoff  des  Typus  Ammoniak  enH«!^ 
Man  belegt  die  Alcalamide  mit  der  Bezeichnung  Methj/lMĂśMt  i^ 
tkgUy  Phenylamide  u.  s.  w.»  je  nach  der  organischen  Base,  ^i^ 
sie  entsprechen. 

S  2563.  Die  secundaren  AlcaUmide  stellen  Ammoaiik  i^i 
worin  zwei  Drittel  Wasserstoff  durch  einAlkoholradical  (oderAMikfi) 
und  ein  Saureradical  ?erlreten  sind.  Sie  entsprechen  deaNestnbr 
zen  der  organischen  Basen. 

1.   Bald  werden  2  Atome  Wasserstoff  eines  Atoms 
durch  ein  Alkoholradical  und  das  Badical  einer  eioatonigo^ 
ersetzt:  diese  Alcalamide  entsprechen  den  Neotralsalzeo,  ecMc^ 
Basen  und  einbasigen  Säuren  bestehen ;  sie  enthalten  die  Ek><^ 
eines  solchen  Salzes  minus  ein  Atom  Wasser : 

C7H7NO    ».  CH,0,,  GeHrN  — HsO. 
Formanilid  •  Ameisensaures 

Anilin. 


803 


SecuDdare  homologe  Alcaiamide  mit  demAlkoholradical  6.112^+1 
und  dem  Säureradical  C.H«.^  0 : 

2    Atlbflfonoiamid  o4er  Aetbyl-Formyl-Wassentoffaiotid    .     GsHt^O  —  N{CHO 

i    H 

Aethjlacetamid  oder  Aetbyl-Af  etyl-WaMerstoffazotid      .     C4  H«  NO  -«  N  { Q  H3  0 

(     H 

1  * 

Q.  8.  W. 

Secundäre  homologe  Alcaiamide  mit  dem  Alkoholradical  C.E 
,   und  dem  Säureradical  C.  Hs».i  0  : 


Pheoyirormiam'id  (Formaoilid)  oder  i  r  n  n 

Pbenyl-Formyl-WaMersloffazoüd   .     .     C,  Hy  NO -«  NJ  ^  J  " 

PheDvIacetamid  (Acetanilid)  oder  i  r  n*  n 

Pheoyl'Acetyl-WaBserstoffazotid     .     .     C«  H«  NO  »  N  |  ^  ^^  " 

C    Fl 

PbeDylbQtyramid  (Batyranilid)  oder  i  r'  n*  n 

PbeDyi-Batyryl-Watsereloffazoüd     .     C^o  Hi,  NO  »-  N  ( ^^  ^  " 

PbenyWaleramid  (Valeraoilid)  oder  i  r'  n*  n 

Pbeoyl'Valeryl-Wasserstoffatoüd     .     Ca  H^s  NO  -»  N  {  ^*  ^  ^ 

U.  8.  W. 

Verschiedene  secundflre  Alcaiamide : 

PbeDylbeDzamid  (Beozanilid)  oder  iru^(\ 

PbeDyl-Beozoil-Wasserstoffazotid     .     Ci,  Hn  NO  »»  N  (  ^  ^<^  ^ 

PbeDylaoisamid  (Asiaeoilid)  oder  j  r   n*  n 

Pheoyl-Aoisyl-Wasserstoffazotid     .     G,«  H,8  NO,  —  N  (  ^  ^"^  ^* 

in    H 
r    H*  O 
H 

Diese  secuodaren  Alcaiamide  entstehen  durch  Einwirkung  der 
Chloride  oder  wasserfreien  Säuren  auf  die  primären  Basen  (Gerhardt) : 

IGa    H(  I  vi^  II5 

H      —  ClH-f  NJC7H,  0 
H  I     H 

Chlorbenzoll.        Aailin.  Benzanilid. 


<^  c;e;o  +  "«    l*     =oj«  +  N,  (c,e.o). 


(C,H,),       ^   .„  ((C,H,)5 

BenzoCsSure-        2  Atome  2  Atome 

Anhydrid.  Anilin.  Benzanilid. 

51* 


C,B5 


804 

Man  faftt  gleicbfallfl  secundare  Akalamide  erhalten,  ntitm 
die  entsprechenden  einbasigen  Säuren  auf  die  CyansSureSther  widci 
liesa  (Wurtz) : 

Ameisensäure.    Cyansaures       Kohlen-    Aethylformia- 

Aethyl.  säure.  mid. 

Diese  secundären  Alcalamide  sind  krystallisirbare ,  in  Wuscr 
schwer  lösliche  Körper.  Sie  verbinden  sich  mit  den  Säuren  aick 
Hit  concentrirten  Hineralsäuren  oder  Alkalien  bebandelt,  ncbmeBäe 
Wasser  auf  und  zerfallen  in  einbasige  Säure  und  organische  Basik 

CH,0+OJ«  =  NJ    H     +OJ*^J«<* 

Acetanilid.  Anilin.  Essigsäure. 

S  2a&l.     Auch  folgende  sind  bemerkenswerthe  Alcalamide: 
Secundäre  homologe  Alcalamide  mit  dem  Alkobolradical  C.  B^^ 

und  dem  Säureradical  Cy  (Cyan),  welche  der  Cyansäore  und  fa 

Alkoholen  der  Reihe  a  entsprechen : 

MeUiylcyananild  oder  CjaDsiore-MeÜiylamid     C^  B«  Nt  -»  N  <  Cy 

(  H 
(QH. 

AelhjlcYaDamid  oder  CyaDsSare-Metbylamiil      C»  B«  N^  ■«  N  {  C| 

(   B 

Ämylcyanamtd  oder  CyaDsaare-Amylamid    .     Gg  Hit  N^  «»  I^  /  Gy 

(    H 

Diese  von  Cahours  und  Clo^z  beschriebenen  Alcalamide  ctf- 
stehen  aus  Chlorcyan  und  den  primären  Basen  Methylamin,  Aelkvi- 
amin,  etc.  Sie  sind  schwache  Basen,  die  mit  concentrirten  Saorei 
Verbindungen  bilden,  welche  ein  Ueberschuss  von  Wasser  lersctit- 
Sie  sind  nicht  ohne  Zersetzung  flĂĽchtig;  die  HiUe  zersetzt  ae  ii 
Dialcalamid  und  tertiäres  Alcalamid ;  das  Aethylcyanamid  oder  Cfit- 
äthyi-Wasserstoffazotid  z.  B.  zersetzt  sich  in  Dicyaoäthyl-Dnt&c^ 
wasserstoffdiazotid  und  Cyandiäthylazotid : 

SC j  H5  / C j  H5  # Cj  H5 

Cy    =  nJ   Cy,   -I-  N  CjHj 
B  '    H,  '    Cy 

Aethylcyanamid .  Diäthylcyanamid. 


Secnndire  homologe  Alcalamide  mit  dem  Alkobolradical  €.%.., 
und  dem  Saureradical  Cy : 

PheDylcyaoamid  oder  CyaDanilid      G7  He  N^  »■  N  {    Cr 

(  H 
(C,H, 

Tolaylejanamid '(!^ll,Nj^N{C; 

(        " 

Diese  secundären  Aleatamide  enUieben  aua  der  Eiowirkiing  des 
Chlorcyao  auf  die  primären  Basen  Anilin,  Toluidin  etc.  Es  sind  in 
Wasser  oicbt,  wohl  aber  in  Alkohol  lösliche  Körper^  aiehl  ohne  Zer- 
setzung flĂĽcbĂĽg. 

Wenn  man  chlorwasserstoSsaures  Anilin  mit  Cyananilid  erhitzt, 
erhält  man  chlorwasserstoOsaures  Melanilin  (Cabours  und  Cloez), 

N      H     +N     Cy    —  N,j     Cy 
'    H  '    H  '     Hj 

Anilin.         Cyananilid.         Melanilin. 

S  2565.  2.  Bald  werden  zwei  Atome  WasseratofT  in  zwei  Ato- 
men Ammoniak  durch  ein  Alkobolradical  und  durch  das  Badical  einer 
zweiatomigen  Säure  ersetzt;  diese  Dialcalamide  entsprechen  den 
Neolralsalzen,  welche  aus  organischen  Basen  und  zweibasigen  Säuren 
gebildet  werden;  sie  enthalten  die  Elemente  eines  solchen  Salzes 
minus  zwei  Atome  Wasser : 

C,4  H,j  Nj  0,  =  C,  H,  O4,  2  Ce  H7  N  —  2  H,  0 
Oxaniiid.  Oxalsaures  Anilin. 

Secundäre  homologe  Dialcalamide  mit  dem  Alkobolradical  C^H^^i 
und  dem  Säureradical  CoH^^iOs: 

f  C,  Ot 

Dimetbyloiamid  oder  Dimetbyl-Oxalyldiazotid     C«  Hg  N,  Os  -»  Nj  { (C  H,), 

'    H, 
/C,0, 
.  Difitbyloxainid  oder  Diäthyl-Ozalyldtazotid.        G«  Hü  Ni  0,  »  N  J  (C,  W^)^ 

(      H, 

Oiamylozamid  oder  Diamyl-<Ozalj}diMQtid        Ci,  Hm  ^  0%  —  N,  <  (C^  Hu), 

t      Ha 

Secundäre  Dialcalamide  mit  dem  Alkobolradical  C^Xi^^^  und 
4eai  Säureradical  C^Hfa^Os: 


DipheDyloxainid  (Oxaoilid)  oder  j  r?   n  > 

DipbeDyt-OxalyldiazoUd   .     .     .     C,4  H«  N,  Oj  «=  N,  p^-."»^* 


806 

Dipheoylsuccinamid  (SaccinaDilid)  )  h!  i  ^^ 

oder  Dipbenyl-Ozalyldiasotid      .     C,«  H,«  N^  0«  «  Ni  { ^^^ 

Diphraylsubertmid oder  '  \^  I*V^ 

Dtpheoyl-SaberyldiazoUd      .     .     C»  H^  N,  0,  —  Ni }  ^  gT*'' 


Verschiedene  Dialcalamide : 


CO 


Dipbenylbarostoff-Dipheoylcarbanitd  )trn\ 

•der  Dtpbetoyl-CarboByldiatoUd    .     Gt,  H„  N,  0 -«  K«  r^  ^* 

f  C  S 
Dipbenyl-SQlfocarbamtd  oder  Dipbeoyl-  i  ^ ^  u\ 

SBlfocarbamyl C»,  B,i  N,  S  —  N J  ^^"^* 

Diphcnyl-ItacoDaiiiid  oder  )  /r  n  !? 

DiphenyMUeooyldiazotid   ,     .     .   C,7  Hi«  N^  0«  «  N.  pV>  "«^ 

Mao  erhalt  diese  Dialcalamide :  durch  EiDwifkuog  der  Hiln  nI 
die  Neutralaalze  der  enUprechendeo  organiacben  Baaen  (HeĂĽijtaiii 
Aethylamin«  Anilin,  etc.)« 

Oxalsaures  Methylamin.  Dimeth  yloxamid. 

durch  Einwirkung  der  oi^aniachen  Basen  auf  die  losammeDgcMtM 
Aether  der  zweibasigen  Säuren, 

Oxalsaures  2  Atome  2  Atome  DimHiijl- 

Aelhyl.  Methylamin.         Alkohol.  oxsmid. 

durch  Einwirkung  der  organischen  Basen  auf  die  Säureehleride, 

a^,  CO  +  nJ    h,      «  Gl,  H,  4-  nJ   co 

Cblorcar-        2  Atome  9  Atome  Carbanilid. 

bonyi.  Anilin.       GhlorwasserstolF- 

•  säure. 

Wenn  man  diese  Dialcalamide  mit  geschmolzenem  Kali  behas^A 
so  entwickeln  sie  die  organische  Basis  and  liefern  das  Sab  o^r 
zweibasigen  Saure. 

Die  Alcalamide  der  Alcalamidsauren  sind  mit  den  Disloltfu'* 


807 

* 

ideotisch  (Pebal) ;  so  ist  das  Phenylamid  der  PheDyloxamin-  (Oxaoyl-) 
Säare  oichts  anderes  als  das  Diphenyloxamid  (Oianiltd). 

Man  keoDt  einige  indifferente  Dialcalamide,  worin  das  positive 
Radical  nur  ein  einziges  Atom  Wasserstoff  von  zwei  Atomen  Ammo- 
niak vertritt ! 

fr  o 
r    H 
H 

Phaoylozamid,  OianilamM  oder  Pbenyl-  i  r  n 


Onlyldiazotid C,  H«  N,  0,  ->  N«  )  ^g  • 


s 


Diese  Dialcalamide  entsprechen  neutralen  Doppelsalzen  des  Am- 
moniaks und  der  organischen  Base  (Anilin)  und  verwandeln,  sich  durch 
Kali  wie  die  vorhergehenden  Diamide  unter  gleichzeitiger  Entwick- 
lung von  Ammoniak  und  organischer  Base. 

i  2566«  Unter  ehen  erwähnten  Dialcalamiden  hemerkt  man 
zwei  Fillle  von  Isomerie:  den  Diphenylharnstoff  und  das  Diphenyl-' 
Carbamid,  den  Phenylhamstoff  uAddas  Phenylcarbamid.  Beide  Harn- 
stoffe haben  die  Eigenschaft  Salze  mit  den  Sauren  zu  bilden ;  beide 
Carbamide«  ihre  Isomere  entbehren  dieser  Eigenschaft. 

Man  giebt  den  Namen  zusammengesetzte  Harnstoffe  den  Dial- 
calamiden» weiche  wie  der  Phenylhamstoff  und  Diphenylharnstoff  die 
Elemente  des  gewohnlichen  Harnstoffes  enthalten,  worin  ein  oder 
mehrere  Atome  Wasserstoff  durch  ein  Radical  Alkohol  vertreten  sind 
und  die  mit  den  Sauren  Salze  bilden.  Cbancel  bat  die  zusammenge- 
setzten Harnstoffe  mit  dem  Radical  des  Phenylsaurealkohols  entdeckt; 
Wurtz  verdanken  wir  die  Darstellungsweise  anderer  zusammengesetz- 
ter Harnstoffe,  welche  die  Radicale  der  Alkohole  C.  H^^  enthalten^ 

Diese  zusammengesetzten  Harnstoffe  sind : 

I  CO 

Metbjlharostoff C^  He  Ns  0  — >  N^  |  C  H, 

'    H, 
.  CO 

Dimelhytharnstoff Cj   H«  N,  0  >-  N^  |  (C  R,), 

'     H, 
.  CO 

Aetbylbarnstoir C  Hg  N,  0  -•  N«  {  C,  H» 

'  Ha 

I  CO 

Diithylhanistoff C,  H^,  N^  0  —  N,  {  (C,  H,)« 

'  H, 


ICO 
c\ 

!C  0 
(CaRiii 

iCO 
Älljibarostoff  (Cahoors  und  Hofmano)     C«  H,   N,  0  =  Ns  {  C,  Hj 

'    «• 
.  CO 
Diftliylharnsloff  oder  Sinapolin      .     .     C,   H|,  N,  0  =  N,  {  (C,  H»)| 

1  CO 
Anyfharastofr    .     .     .     .    '.     .     .     C«   H^  N,  0 » N«  {  C»  H» 

'     H, 

ICO 
Hi 
.  CO 
PheDyihanistoff       ,     ,     ,     .     .     .     C?   H,   N^  0  -» N,  I  C«  m 

*     % 
,  CO 
DjpbejiyiharDslu(r  oder  Flaf io      .     .     C19  Hj^  N,  0  »  N9  |  (C»  RJi 

Jedem  djeaer  Harnsloffe  eatspriobl  vi^Hekbt  ein  isomerer  ll^ 
per«^  der  keine  Verbindungen  mit  den  Säuren  eiogeht. 

Pie  Harnsioifie  dieser  Reihe  bilden  krystallisirbart,  ia  ItaMf 
lOeliche  SubsUnzen.  Sie  entatebeo ;  dur^h  die  VerbiodiNig  dcrC)» 
füure  (Carbojiimid ,  Carbonyiwasserstoflasoiid)  mit  eineoi  AfttM» 
aaoĂĽd, 

(CO  (^"»  (^^ 

i     B  l   H, 

CyansSure.      Aethylaiuin.    Aethylharnstoir. 

durch  Einwirkung  des  Wassers  auf  die  Cyaosaureither  (inli* 
des  Carbooyl  and  Alkoholradical)« 

Cyansaures  •    DiSthylharn-    Kohkoslore. 

Aethyl.  Stoff. 

oder  durch  Verbindung  des  Ammoniaks  mit  den  CyaosiureUhA 


899 
CO  [^  {^^ 

Cyansaures  AelhylhariiBtoff« 

AetbyL 

Mit  Aetzkali  bebandelt ,  liefern  dies«  euaaramengeeetxteD  Harn- 
stolfe  kobleosaures  Salz  und  eine  OĂĽchlige  Base  (Metbylaoiin,  Aelbyl- 
9min,  ^tc.)t 

nJc,B5  4-o.  ^»  ^  nI  h,     o,\Y 

'     H>  ^^^  NH.  ^^ 

Aelhylbarnstolf«     ^  Atome     Aelhylamin  Kohlensaures 

Kalibydrat.     plus  Am-  Kali. 

moniak. 

Da  der  gewohnlicbe  Harnatotf  als  cyansaures  Amoioniak  darge- 
stellt werden  kann,  so  ist  es  einleuchtend,  dass  die  zusammengesetz- 
ten BarnsiaSe  gleichfalls  durch  fthnlicbe  rationelle  Formelo  auszu- 
drĂĽcken sind.  (H.  vgl.  S  233.) 

Da«  TbioainaBMB  (f  889)  i3t  ein  zu4aiQmente9elster  Scbwefel- 

harnstoff:  es  entsteht  durch  Vertnodung  vaa  Ammoniak  mit  8cb«e- 

felcyanalljU 

(    CS 
tbiosinamin  oder  Dialljl8cbwefelbarn$($ff  C«  Hg  Na  S  «•  N^  <  C3  H5 

(     H, 

'  f  2567.  3.  Bald  werden  zwei  Atome  Wasserstoff  dreier  Atome 
Ammoniak  durch  ein  Alkoholradical  und  das  Radical  efner  dreiatomi- 
gen Säure  vertreten;  diese  TWo/an/amitfe' entsprechen  den  Neutrat- 
salzen aus  organischen  Basen  und  dreibasigen  Säuren ;  sie  emtballen 
die  Elemente  eines  solchen  Salzes  lyeniger  drei  Alome  Wasser. 
Mao  hat  Ws  jetzt  nur  das  folgende  Trjaleaiamid  erballen  t 

PbenylcitiiaiDid,  Citranilld  oderCilryl-Tripbenyf-  Ir   h    n 


Wasseratofflriaiotid      •     .     .     .    •    .     .     C««  P»  Na  O4  *«a  1    „ 


C«  Hj  O4 
I3 

%  2568.  Die  (ertiSren  Alcahmidt  steiften  Ammoniak  dar,  des- 
sen gesammter  Wasserstoff  durch  ein  Alkohol  und  ein  Sänreradi* 
cal  vertreten  ist* 

1.  Bald  sind  die  drei  Atome  Wasserstoff  eines  Ammoniakatoms 
durch  ein  Atom  Alkoholradical  und  zwei  Atome  des  Radicals  einer  einato- 
migen Säure  vertreten ;  diese  Alcala'mide  entsprechen  den  Salzen  aus 


810 

primflren  Basen  und  einbasigen  Sloren ;  sie  enthalten  die  timak 
eines  solchen  Salzes  minus  2  Atome  Wasser : 

Gfo  Hi5  N  0,  —  2  C7  Hft  Os,  C«  H7N  — 2H,  0. 
Dibenzanilid.    ZweirachbensoCsaurea 

Anilin. 
Verschiedene  tertiire  Alcalamide : 

Aethyl-Diacetamid  oder  Aethyl-Diacelyluotid      .     .     C^H,il>fO|«*NlCi^0 

r  â–  
PheoyldibeDiiiDid,  Dibenzaniltd  oder  Pheoyl*  ic!M 

Dibeozoilazotid *.     •     .     C^H|b  N  0«  — H  I^Jt^ 

Diese  tertiSren  Alcalamide  entstehen  bei  der  Einwirfcng  k 
SSurechloride  auf  die  oben  angefohrten  secnndaren  Alcalamide  (Omib 
und  Gerhardt). 

IC«  H5  (  Cj  ^ 

C7H,  0   —CIH-f  N  {  C,B,0 

ChlofbeniioTl.     Phenyl-Benz<Al-  Phenyi-Dibemdi- 

Wassersloffazotid.  azotid. 

Sie  entstehen  gleichfiills  durch  Einwirkong  der  nattcrireis 
Sfluren  auf  Cyansaureftlher  (Worlz), 

EssigsXure-  Cyansdure-  AelhyldiaceaiĂś 

anfaydrit«  fllbyl. 

Es  sind  indifferente  K/^rper  und  verbinden  sich  weder  mit  SiM 
noch  mit  Basen. 

2.  Bald  werden  drei  Atome  Wasserstoff  eines  Atoms 
durch  zwei  Atome  Alkoholradicai  und  ein  Atom  Radical  eifl«r 
migen  Säure  ersetzt ;  diese  Alcalamide  entsprechen  den  Neainl^ 
zen  aus  secundĂĽren  Basen  und  einbasigen  SHuren. 

TertiHre  homologe  Alcalamide  mit  dem  A]kolM»lndicalC.lU4 
und  dem  Saureradical  Cy  (Cyan) : 

C  H 

Methylithyl-CyaDanrid      .     .     C«  H«'  N,  —  II  |  C.  i^ 

'     CJ 

Diatbyl-Cyanamid  (3  Vol.)    .     C»  H,«  N,  —  N  I  C,  H. 

'     Cy 


Sil 


€»  Hii 


C5  Hti 
Cj 

Diese  tertiären  Alcalamide  entstehen  nach  Cahours  und  CIoCk 
durch  die  gesjenseitige  Einwirkung  Ton  Chlorcyan  und  der  secundaren 
Basen  Hetbyläthylamin,  Diäthylamin,  etc.,  so  wi#.  durch  die  Einwir- 
kung höherer  Temperaturen  auf  die  entsprechenden  secundflren  AI- 
calamide  (S.  804).  Sie  bilden  ohne  Zersetzung  verflQchtigbare  FlQs- 
sigkeiten.  Sie  scheinen  keine  bestimmten  Verbindungen  mit  den 
Sauren  eu  bilden.  Unter  Einwirkung  concentrirter  SXuren  und  Basen 
verwandeln  sie  sich  in  Kohlensaure,  Ammoniak  und  secundSre  Basen 
(Diathyiamin^  etc.);  diese  Rcaction  ist  der  Umwandlung  conform, 
welche  Cyanslure  unter  denselben  UmsUtnden  erftlbrt;  man  hat  in 
der  Thal, 

Diäthyl-  Diathylamin.     Cyansaure. 

Cyanamid. 
Die  Cyansflure  ist  ferner  auch  Carbonylwasserstoffazotid  (S.  617) ; 
man  hat  demnach  gleichfolls : 

Ig 
H-|-0,CO 
H 

Cyansaure,  Kohlensaure. 

Eine  andere  Reihe  tertiärer  homologer  Alcalamide  mit  den  Alko- 

holradicalen  C^  0«.+,  und  C^  H5  (Phenyl)  ond  dem  Säureradical  Cy : 

r  H 

Methyl-Phenyl-Cyanamid  oder  (  r   n 

CyafitiurB-MetbylaiHlid      .     C«   H«  N«  —  N  t  ^-    * 


Aethyl-Pbfnyl-Cyaoamid  oder 

CyaDalttre-AelbylaoiKd      .     C9   Hio  N«  "*  N 


Cy 

C,H, 

Cy 


C    H 

Amyl-Pheoyl-Cyaoamid  oder  |  ^  g^^ 

Cyansäure-Amylanilid   .     .     Ci«  Hi«  Ni  *»  N  (  ^p  ' 

Diese  tertiären  Alcalamide  entstehen  durch  Einwirkung  ?onCyan 
und  der  secundaren  Basen  Methylanilio,  Aethylanilin ,  etc*  Sie  sind 
ohne  Zersetzung  OĂĽchtlge  PiQssigkeiten  und  verhalten  sich  wie  schwa- 
che Basen.  (Das  chlorwasserstoffsaure  Aethyl*  Phenyl  «Cyanamid  lie- 
fert mit  Platifichlorid  eine  schöne  krystallisirbare  Verbindung.) 


$tst 

3.  Bald  iverdeo  drei  Atome  Wasserstoff  eines  Atoms  hmmmk 
durcfc  ein  Afkoholradical  und  das  Radical  einer  zweiatomigen  Staf 
vertreten;  diese  Aicaiamide  entsprechen  den  sauren  Salxeo  m  pv 
oUren  Basen  und  zweibas^en  Spuren ;  sie  enthalten  die  Ekaoie 
eines  solchen  Salzes  minus  zwei  Atonie  Wasser. 

Verschiedene  tertiäre  Alcalamide : 

PiMDyl-Sttcciniinid,  SacciooDil  oder  I  QHi% 

PheDyl-Saccinyiazotid      .     .     .     C^q  H«   N  0,  »  N  (  C|B| 

Pbenyl-Pyrolartrirnid ,  Pyrotartranil  1  C|1^6| 

oder  Pbenyl^PyrolartryUxvlid    .     Cn  Hu  M  Os  »"  R  }  C|B| 

PbeayUCikncooHnid,  CUraoonaoil  {  ^^^ 

^  oder  Pheoyl'Ciiracooylazond      .     Cn  Hg   N  O^asN  )  C^li^ 

Phenyt-Phihalimid,  Phlbafaoil  oder  |  QRi^ 

PbeDy^PblbaJylaaotid     .     .     .     C,«  H»  N  0,  -*  N  )  Qli 

Plienyi-Cainphorimid,  CampboraDil,  |  CmI«^ 

oder  Piieoyl-Campberazoiid        .     0,«  Hk  N  0,  «  M  |  Q  B| 

Man  bat  fon  den  Alcalamiden  dieser  Ciasse  bis  jetzt blosftF^ 

njlamide  (Anile).    Sie  entstehen  durch  Einwirkung  der  zvefttflp 

Säuren  oder  ihrer  Anhydride  und  vielleicht  auch  ihrer  Cbloii^i^ 

das  Anilin : 


(    Ce   H5  q  TB 

0,  C,o  Hi4  0,    +  N  J     H        =    0   j  ^    +   N  I  ^^  jj 


I    H 


\\ 


Carophorsäure-         Anilin,  Camphf«^ 

anhydrid. 

o.jC,.»..«.+,jY'.o.t,Vltl* 

•  Camphorstture.  AoUiu»  2  Atome        Gimpbonai« 

Wasser. 
Mit  schwachen)  Ammoniah  gekocht,  verwandeln  sieb  diese Pv- 

nylamide  iu  Ammoniaksalz  der  Phenylamidsäure. 

~i^.';;,.o.+'>is-«r'\"-"'-''"^' 

Camphoranil.  CamphoranihKlore. 

Mit  schmelzendem  Kali  behandelt,  entwickeln  sie  Ao^Ăśb. 

Gamphoraiiil.      Sit»in«        AaUia.  Ca^iboiiHi* 

lUtibydral.  bt- 


813 

Da  die  Gyantliiire  ebensowohl  CarbonylwascierslafraKotid  (Car- 
bonimid)  dareteilt,  ala  das  Oxtd  des  Cyans  und  WasserslofTes,  so  ist 
es  einleochtend ,  dass  die  Cyansänreaiker  (S  2498)  sieb  gleichfalls 
wie  die  KoblensSarealcalamide  ausdrĂĽcken  lassen : 

Cyantaures  Methyl,  Methylcarbonimid  )  G  Ă– 

oder  Htiliyl-Carbooylazotid      .     .     C  (C  H»)  N  0  —  N  j  C  H, 

CyaDsaures  Aethyl ,  Aethylcarbonimid  (CO 

oder  Aethyl-Carbonylazotid      «     .     C  (C,  Hs)  Ff  0  «■  N  )  €«  ü^ 

Cyaoaauret  Pheoyl,  PhenylcarboBtmid  }  C  0 

oder  Pbenyicarbonyiazotid       .     .     C  (Q  H5)  N  0  »  N  )  C«  H. 

Wir  haben  bereits  (S.  723)  die  EigenschaSten  dieser  Verbin- 
dungen zusamniengefasst.  Wir  erinnern  daran ,  dass  sie  sich  durch 
die  Einwirkung  von  Kalihydrat  wie  die  vorausgegangenen  Phenylamide 
zersetzen :  sie  liefern  in  der  That  kohlensaures  Salz ,  Methylamin, 
Aethylamin,  Anilin,  etc.  Sie  verwandeln  sich  in  Dialcalamide  (zusam- 
mengesetzte Harnstoffe^  §2566)  entweder  durch  Einwirkung  des 
Wassers  oder  durch  Aufnahme  von  Ammoniak : 

N« !  Jr  ?l  +  ®  ^  -  N«  N»        +  0,  c  0 

2  Atome  cyan-  Dimelbylbarn-    Wasserfreie 

saures  Methyl.  sloflT.  Kohlensaure. 

N         "    +N  H    -=  N,   }    H, 

'  ^  "•  (  H                 1  C  B, 

Cyansaures  Hethylharnstoff. 
Methyl. 

4.  Es  ist  wahrscheinlich ,  dass  mau  bei  Anwendung  der  oben 
fOr  die  secundaren  Basen  (Dimelhylamin,  Aethylamin,  etc.)  angefahr- 
ten Methoden ,  auch  tertiäre  Alcalamide  erhalten  konnte ,  welche 
zwei  Atome  Ammoniak  vorsteilen,  worin  vier  Atome  Wasserstoff  durch 
ein  Alkoholradical  und  zwei  Atome  Wasserstoff  durch  ein  SSureradi- 
eal  vertreten  waren.    So  könnte  man  folgenden  Process  erhalten : 

Cl„  C4  H4  Oa  +  Na  I  (C  \\^\    —   Cl^  Hj   -[-  N^    j  (C  ^^\ 

Hj  C4  H4  Oj 

Chlorsuccinyl.       2  Atome  Dirne-       2  Atome  Tetramelhyl- 

thylamin.        Chlorwasser-  Succinamid. 

stoffsäure. 


814 
.   5.  Ao  die  Torhergcgangeneo  Alcalamide  reihea  mh  neh  An»- 

m 

nigen  ao,  welche  den  Salzen  aus  primären  Basen  und  dreilnsigca ih- 
ren (mit  dreialomigea  Radicalen)  enlaprechen.  Man  kaDst  in  im 
Beziehung  nur  folgende  von  Pebal  beschriebene 


PheDyl-Citrimid,  Citrobianil  oder  )  |5*-^]^ 

Cilrjl-Dipheoyl-Wamntoff-Oiaxotid         C,.  H,«  N,  0«»lf,  )  ^^  ^ 

Pheoyt-AcoQitimid,  AconitobiaDil  oder  i  O^H  & 

Aeonityl-Dipbenyl-Wassenloffdiuotid      Ci«  H,«  N«  Os  —  Ni }     g   ^ 

Diese  Dialcalamide  enthalten  die  Elemente  des  dtron-  iri  wt^ 
nilsauren  Bianilin  minus  drei  Atome  Wasser* 


fi.  Phosphide. 

%  2569.  Die  Phosphide  stammen  Yom  Typus  AmDoniat  i 
durch  Substitution  des  Radicals  Phosphor  for  den  SĂĽckstol  airf  n- 
derer  Radicale  fĂĽr  den  Wasserstoff. 

Positioe  Phosphide. 

$2570.  WeposüiDen  Phosphide  umfassen  die  Basea-«' 
Alkoholphosphide.  Von  lelztereVi  sind  folgende  bekannt,  dotic' 
stes  Glied  ?on  Paul  Thenard  entdeckt  wurde : 

TriphospbomeUiylamiQ    .     .     .     .     CaHtP>->P{CQi 

<  COi 

\^^ 
Triphospboilbylamio      .     .     .     .     C«   H»  P  —  P  <  G,  S^ 

Tripbospbamylamin Cf»  Hn  P  •->  P  j  <^  B,| 

Diese  Phosphide  entstehen  durch  Einwirkung  des  Pliosfhoioh 
cium  auf  chlorwasserstoffsaure  Aether.  Auch  aus  jodmsMUlflb** 
ren  Aethero  und  Pbosphornatrium  (durch  directe  VerbioAnf''* 
Phosphors  mit  Natrium  erzeugt)  kann  man  sie  erhalten,  ä^^ 
Darstellungsweise  ist  nicht  ohne  Gefahr  wegen  der  eotxflvA^ 
oder  verpuffenden  Producte,  die  sie  liefert ;  der  Proceas  vA  WV^ 
verwickelt.    Cahours  und  Hofmann  ziehen  es  vor  dieAIkoboIpMr"' 

• 

durch  die  Einwirkung  von  PhosphorchlorOr  auf Zinkmetbji  oder  it** 
Homologen  darzustellen : 


815 

^  CI„  P  +  3  Zn,  C  H,   —  3  Gl  Zn  +  P    G  Hs 

ai  GH,. 

Gblorphosphor.     Zinkmethyl.       Ghlorzink. 

Bei  diesem  Process  bleibt  das  Ghlorzink  in  Verbiodung  mil  dem 

Alkobolpbosphid ;  wird  das  Product  mit  Aetzkali  destillirt ,  so  gebt 

das  Ă„lkohoiphosphid  als  ein  flĂĽchtiges  Oel  ĂĽber,  von  einem  Genicb, 

welcher  an  die  Arsenbasen  erinnert. 

â– '  Die  Alkoholphospbide  besitzen  sehr  ausgesprochene   basische 

,,  Eigenscbaften.    Sie  liefern  mit  den  Säuren  sehr  leicht  lösliche ,  kry- 

stallisirbare  Salze.   Ihre  chlorwasserstoffsauren  Salze  bilden  mit  Pla- 

tincblorid  orangegeibe,  sehr  leicht  lösliche  Verbindungen^  welche  bei 

langsamer  Verdunstung  in  schönen  Krystallen  zurückbleiben. 

In  BerĂĽhrung  mit  jodwasserstoffsaureo  Aelherarten  verhalten  sich 

.  die  Alkoholphospbide  wie  die  tertiären  Stickstoffbasen  ($2547),  indem  sie 

feste  Verbindungen  bilden,  welche  gepaarte  Jodbasen  (S  2468)  darstellen. 

P  (G  H,)3   +  I,  G  Ha  -=   I,  P  (G  Ha)* 
Phosphor-       Jodmethyl.    Jod-Tetraphospho- 
methyl.  methyl- Ammonium. 

Negative  Phosphide. 
%  2571.    Sie  entsprechen  den  Amiden.    Man  kennt  blos  das 
Chloracethyphid  ($  510)  oder 

Triehloracetjl-Pbotphid C,  H«  Gl»  P  0  »  P  j      H 

'      H 

welches  man  durch  die  Einwirkung  von  Phosphor  Wasserstoff  auf  Tri- 
cbloracetyl-Ghlorid  erhalt  (Gloöz). 

B.   Arsenide  und  Antimonide. 

%  2572.  Die  Arsenide  und  Aniimonide  lassen  sich  vom  Typus 

Ammoniak  wie  die  Phosphide  ableiten.   Die  Arsenide  und  Antimonide 

mil  Alkoholradicalen  (Arsen-  und  Antimonwasserstoffather)  haben 

zwar  die  Zusammensetzung  der  entsprechenden  Azotide, 

(  C,H5 

Aethylaraeoid  Ce  Ht»  As  «s  As  <  Cj  H5 

(  C,H5 
Aetbylantimonid     C«  Hj»  Sb  <»  Sb  <  C,  H« 

(  Ca  H5 
Allein  da  diese  Verbindungen,  anstatt  sich  wie  Basen  zu  ?erhal- 

ten,  Yielmehr  die  Eigenschaften  der  Metalle  besitzen ,  so  werden  wir 

»ie  in  die  letztere  Kategorie  (Metalle  der  gepaarten  Basen)  reihen. 


1 

I 


Ăźas^nmetalle. 
i.  PoiiHve     )      Alkohol" 


816 

Typus  Wasserstoff. 

Metalle. 

|.  2573.  Die  MetaUe  oder  Abktfmmlioge  des  TypaiWis«- 
Btoff  durch  Stibslkutioo  eines  RadicaU  fllr  den  Wiisser«toff  liii^ 
märe  oder  seeundare,  je  nacbdem  sieb  die  SubsülttliM  aufdaiiff 

zwei  Atome  des  Typus  erstreckt: 

Primäre  Derivnte  oder  BM^nhifärSn, 
Seeundare  Derifate  oder  eigentliekt  Ikidi. 
Primäre  DeriTSfe  oder  jiikohoUiifdHIn. 
MeiAlle.       \      metmlle.       )  Sccuodäre  Derivat«  oder  j4ikoA9imMk. 

Aldehyd'      \  Primäre  Derivate  oder  Aidehjfdkyintn. 
mefatU.       \  Srcuodare  Derivate  oder  AUekyäm^trik. 
ii   j\r      N  M  {  i  Pi'io^i'e  Derivate  oder  Säunhi/irufe» 

;#  ,  ?i  iSäuremetalle.  {  Seeundare  Derivate,  SäuremeiaUe  aia  U^ 

Die  positiven  Metalle  entsprechen  den  Basen,  den  Alkabola 
und  den  Aldehyden.  Sie  umfassen  als  primäre  Derivate  die  Brdritt 
und  als  seeundare  Derivate  die  eigentlichen  Metalle;  letztere  sM 
die  sogenannten  Radicale  der  alten  Theorie.  Die  Bydrfire  uod  l(- 
talle  entsprechen  den  Metallbasen  und  haben  daher  die  Eigenscbi 
sich  unmittelbar  mit  Sauerstoff,  Schwefel  und  Chlor  zu  Basen,  Sdw- 
fei*  und  Chlorbasen  zu  verbinden. 

Die  HydrĂĽre  und  Metalle,  welche  den  Alkoholen  und  Alddiy^ 
entsprechen,  umfassen  Kohlen wasserstoifverbindongen,  deneti^ 
Eigenschaft  fehlt. 

Die  negativen  Metalle  entsprechen  den  Säuren.  Die  HjA** 
der  organischen  Sauren  sind  dieselben  Körper,  wie  diescboiv 
Hydrate  betrachteten  Aldehyde.  Die  Säuremetalle  be^ifei  ^ 
MetalloYde. 

Die  indifferenten  Metalle  begreifen  Verbindungen  io  «■■ 
worin  gleichzeitig  ein  positives  und  negatives  Radical  die  liei^ 
Wasserstoffatome  des  Typus  ersetzen. 

Positive  Metalle. 

8  2574.  Basische  Hydrüre.  —  Die  Substitution  eioes  B^ 
lischen  Radicals  für  die  Hälfte  des  WasserstoS^es  des  Tjpas  ^ 
die  den  Basen  entsprechenden  HydrĂĽre. 

Es  giebt  e?7iÂŁa^V^e,  zweibasige^  dreibasige^^Mxt^'^ 
nachdem  sie  von  einem,  zwei  oder  drei  Atomen  Wasserstoff iW*" 


817 

men,  oder  Dachdem  die  enteprecbenden  Basen  von  einem ,  zwei  oder 
drei  Atomen  Wasser  abzuleiten  sind. 

In  der  anorganischen  Chemie  sind  sehr  wenig  HydrOre  be- 
kannt: 

Kopfer*  (Cuprosum-)  Hydrür  H€u^,  abstammend  von  HR 
Anlimonhydrür       *     •     .     H,  Sb,  •  *    H3  Hg 

ArsenikhydrĂĽr   ....     Ha  As,  -  -    H3  H, 

Diese  HydrOre  haben  die  Eigenschaft,  sich  unmittelbar  zu  oxy» 
diren,  um  die  entsprechenden  Basen  ^)  zu  bilden : 

2  Atome  Kupfer-  Kupferoxydul, 

hydrĂĽr. 

"'  '  Sb      .       „    .  „    (  Sb  '  "» 


««    sb  +  «»«»   -  «Msb  +  ««P* 

H)  (  ^  Hj 

2  Atome  Anti-      3  Atome      Antimonoxyd.       3  Atome 
monhydrtlr.      Säuerstoff.  Wasser. 

Dieselben  HydrĂĽre  nehmen  Chlor  auf  zur  Bildung  der  entspre- 
chenden CbloridOf 

H  /  /  H 

H  { Sb    +    CI,  CI3    =    CI,  Sb    -f    Cl,  j  H 
H  (  (  H 

Antimon«         3  Atome         Chloranti-    3  Atome  Chlor- 
hydrĂĽr.  Chlor.  mon.        wasserstoffsaure. 

S  2575.    Die  eigentlichen  Metalle  umfassen  den  grössten  Theil 
der  metallischen  Elemente  der  unorganischen  Chemie: 
Kalium^         KK,     abstammend  von  HH 
Antimon,      Sb  Sb,  -  -    H3  H3 

Aluminium,  Al^  AI3,  *      •       -    H3  H3 

%  2576.  'Metalle  der  gepaarten  Basen.  —  Die  organischen 
Metalle ,  welche  in  ihren  chemischen  Eigenschaften  am  meisten  mit 
den  eigentlichen  Metallen  ĂĽbereinstimmen,  sind  diejenigen,  welche 
den   gepaarten  Basen   entsprechen  (S  2466);    diese  Verbindungen 


1)  Die  arsenige  Säure  Terfafilt  sieh  wie  eine  Ba^ia;  mon  vgl.  Arsenik brechweia* 
atein  S.  718.  Man  weiss ,  dass  die  Arseniklösuogeo  durch  Schwefelwasserstoff  wie 
die  AunösuDgen  der  Bäseo  gafallt  werden. 

Gerhardt,  CheHle.  IV.  52 


ttelico  itn  Typus  Wasserefoff  dar,  worin  zwei  Atoine  WaHerUtl 
tbeils  durch  das  Radical  einer  MelaUbaB« ,  theis  4mA  m  AIhM* 
radical  â–Ľertreten  sind : 

ll«thylarseDid  oder  Anenmethyl Cj  H»  As  »  As,  (Q  I|)!| 

▲ethylaneoid  odw  Aneoithyl .      , C«  H,«  As  «*  As,  (Ci  lU 


MethyllijperaiveiMd  oder  C«eodyl  (2  ToL)      .     .     .   C«  H^s  At|  -■  Ai|  j  ^q,  « 

Aetbylhyperaraenid  oder  Aetbylcacodyl      .     .     .     •   Cg  II91  As«  «  Asj  |  |^  l|^ 

AethylanüraoDid  oder  Stibälbyl  (2  Vol.)   .     .     .     .     G«  H»  Sb  »  Sb,  (C|  lU^ 

Aetbylbisroothid  oder  Wismatbätbyl C,  H,,  Bi  «  Bi,  (C,fl|)b 

AetbylitaoDid  oder  Stuinatbyl C»  B«  Sn  «  Sa,  C|  fl| 

Diese  Metalle  erhalt  man  durch  Einwirkung  der  Arseoik-,  AHi' 
mon-,  WisDiuth-  oder  Zinnlegirungen  auf  die  Jodwasserstoffilliier: 

AsNai     +     31,  CsHft     —     As  (G,  H5),     +    3Ua 
Natrium*  Jodaihyl.  Aethylarsenid.       JodoalriHi* 

arsenid. 

*.  Ii;;;  +  i  I.  c.  H.  =  AS,  j  ;5  |W;  +  i.» 

Natriqm-  JodäthyK  Aethylcacodyl«         Jodnatim. 

hyperarsenid. 

Die  Alkobolarsenide  entstehen  gleichfalls  durch  Einwirkong  ^ 
Alkoholzinhide  (ZinkoMthyl ,  Zinktthyl)  auf  die  ChlorQre  des  An^ 
niks  (Cahonrs  und  Hofmann) : 

ClsAs    -f    3ZnC»H8     <^     3  Gl  Zn     -f    As,(C,iÜi 
Arseacblorid.        ZiokSthyl.  Ziokcblorid.         Aetbyiirseiiä. 

Sie  erscheinen  vom  Aussehen  von  Oelen ,  schwerer  tis  Wustft 
unlöslich  in  letzterem ,  von  unangenehmem  Geruch «  oft  bei  Zitnl 
der  Luft  rauchend,  unter  Aufnahme  von  Sauerstoff,  einige  eoUfti^ 
sich.  Die  gepaarten  Metalle ,  welche  Arsenik  oder  ADtkaos  calkii* 
ten,  sind  ohne  Zersetzung  flĂĽchtig. 

Wenn  sie  den  Zotritt  der  Luft  aufnehmen ,  liefero  sie  pf^ 
Basen ;  diese  Oxydation  tritt  auch  bei  Berdbrung  mit  QuecksĂĽ^ 
oxyd  ein,  welches  dadurch  lu  Metall  reducirt  wird : 

Aisebalhyloiyd  C,,  H,,  Aa,  0,  -  0,  j  ^  [^  JJ 
StibiUiiJejcyd  .  Q,IUSbtO^-0,  j  f^^^^ 
Metbylcacodyloxyd  C.  H„  Aa,  0  -  0    j  Jj  JJg« 


619 

Schwache  SalpetersHure  oxydirt  di«  gepaarten  Metalle  unter  Ent- 
wicklung von  $tickstoffoxyd  und  Erzeugung  salpetersaurer  Salze : 

Salpelersaores  Areenfttbyl  .  .  .  C«  His  As  Oj  N^  »-  0«  I  ^Ji^  '*'^' 
Salpetenaares  Stibiüiyi  .  .  .  .  C«  H,»  Sb  0«  N«  —  0»  {  f^^^  ^»^ 
Salpetersaares  Methylcacodyl       .     .     C,  H«   As  0,  N   ->  0  1  ^q^^**^^^ 

In  Ätherischer  Auflösung  mit  Schwefeiblumen  gekocht,  verwan- 
dein sich  die  gepaarten  Metalle  in.Sulüde,  deren  wässrige  Lösung 
sich  zu  Metallauflösungen  verhält  wie  die  der  alkalischen  Sulfide : 

Arsenitbylsulfld  '  .  C„  H«»  As,  Sji  —  S,  j  Jj  |^  ^»j» 
Stibitbylsolfid  .  .  C,»  Hj,  Sb,  S,  —  S,  |  gj  ^^  2*1' 
Hetbylcacodylsulfid      C«  R,t  As,  S   —  S    |  j[|  ^^^^ 

Mit  Chlor,  Brom  oder  Jod  behandelt,  liefern  sie  basische  Chio- 
ride,  Bromide  oder  Jodide,  deren  wässrige  Lösung  die  Silber- 
salze Mit : 

JodarseDfitbyl  .  G«  Ht(  As  I,  -^  I,,  As  (C,  H^), 
JodstibStbyl  .  .  Q  H,«  Sb  I,  —  I„  Sb  (C,  Hg), 
Jodfnetbylcacodyl     C,  He  As  I  «»  |,   As  (CH,)« 

Mit  Jodwasserstofinither  zusarnmengebracttt,  verbinden  sie  sicfar 
mit  diesem  Aether  zo  einer  von  Ammoninfnhydrat  abzuleitenden  Ba- 
sis, deren  Stickstoff  darch  Arsen  oder  Antimon  vertreten  ist: 
Ae,  (Cs  H5)s     +     I,  C^  Hj     —     I,  As  (Cj  H^)^ 
Arsenflthyi.  Jodathjl.  Jodarsenathyliom. 

Sb,  (C,  H»),     +     I,  CH,      —     I,  Sb  (CH3)  (Cj  H5)ä 
Stibäthyl.  Jodmethyl.  Jodstibüthylmelhylium. 

Zu  bemerken  ist,  dass  die  Selenide  und  Teiluride  mit  Alkohol- 
radicai  sich  gleichfalls  wie  die  gepaarten  Metalle  verhallen. 

%  2577.  AlkoholhydrĂĽre.  Die  Substitution  eines  Alko- 
holradicals  fĂĽr  ein  Atom  des  Typus  Wasserstoff  liefert  die  Alkohol- 
hydrĂĽre. 

Das  Sumpfgas  ist  das  am  Iflngsfen  bekannte  AlkohoIhydrQr. 

a.  Homologe  Hydrflre  mit  dem  Radicat  C^  Ht^i : 

Sumpfsas  oder  M«tbylkydrar  .  .    GH«  ^^  H,  CH, 

AelbylbydrQr C,  Hq   =  H,  C,  H, 

TetrylhydrQr C«  H,o  »  H,  C«  Hg 

Amylbydrur C5  Hi,  «  H,  C5  Hu 

u.  s.  w. 

52* 


820 

DieBe  DjdrQre  entstehen  zuweilen  bei  der  Fiulniss  oder  bei  der 
trocknen  DesUUalioD  organischer  Substanzen  (das  MethylhydrOr  er- 
halt man  so  durch  die  Zersetzung  des  Holzes) ;  sie  bilden  sich  gieid- 
falls  durch  die  Einwirkung  des  Zinks  auf  die  entsprechenden  hJ^ 
holchloride  oder  -Jodide : 
3  I,  C5  Hii  -f  Zn  Zn  »-  2  I  Zn  -}-  H,  €,  H^  +  C,  H,| 
Jodamyl.  AmylhydrOr.       Amytei. 

Man  beobachtet  auch  die  Bildung  derselben  Uydrore  bn  ig 
Einwirkung  des  Wassers  auf  gewisse  gemischte  Metalle  mit  basifcki 
und  Alkoholradical,  wie  das  Zinkathylar : 

Z..CH.  +  ojj  -  e.cH.   +  ojj 

ZinkflthylQr.  Aethylhydrdr.       Zinkbydnt 

Die  Alkobolhydrüre  sind  gasförmige  KOrper  oder  ohae  Zff- 
setzung  flüchtige  Flüssigkeiten,  welche  keine  Einwirkung  auf B» 
genzpapiere  haben.  Chlor  greift  sie  an,  unter  Bildung  chlor;gepa«ti 
Producte : 

H,  Ct  H.    +    Cl  Cl    =    H,  Cj  H4  Cl     +    Cl  e. 

AelhylhydrĂĽr.  ChlorSthylhydrQr. 

ß.  Homologe  Hydrüre  mit  dem  Radical  C^  B^,^.  Die  KoV» 
Wasserstoffe  nCH^  (Olbildendes  Gas,  Tritylen  etc.)  scbeiiiei  Ab- 
hol-  und  Aldebydhydrüre  zugleich  zu  sein ,  ohn«  dass  es  iadetta 
ftlr  jedes  Glied  zwei  isomere,  nicht  identische  Körper  gebe. 

Tritylen  oder  Propylen  C3  H«  stellt  positiv  das  HydrSr  in 
AcrylsSurealkobols  dar;  ob  es  einen  isomeren  RohlenwisseniAf 
gebe,  ist  noch  durch  das  Experiment  zu  ermitteln. 

Man  vgl.  S  2581,  AldehydhydrSre. 

y.  Homologe  HydrOre  mit  dem  Radical  C.  Wj,  t  • 

Beosln  oder  Pbenylhydrär  .  C«  Hg   «  H,  G«   ^ 

Toluen  oder  TolueDylhjdrar  €7    H,   -=■  H,  C7    R? 

Xylen C.  H^o  «  H*  Q   H» 

Comeo     ..•-...  Cg   Rfs  »»  H,  €9   Htt 

Cymen      ...  .  C^o  H|f  »=  H,  Qo  ^u* 

Diese  HydrĂĽre  entstehen  bei  der  trocknen  Destillatioa  ^ 
organischer  Substanzen ,  wie  Steinkohle ,  Holz ,  Toluharz  etc  ^ 
erhalt  sie  gleichfalls  durch  Destillatioa  der  einbasigen  Slorei  bi 
dem  Radical  C^  Hto_g  mit  überschüssigem  Aetzkalk  oder  «Birjt. 

C7  Hg  Oj     s=     COj     -}-    Cj  Hg 
Benzoesäure.  Benzin. 


821 

Das  Toluen  entsteht  auch  bei  der  Destillation  des  ToluylsĂĽure- 
alkohols  mit  alkoholischer  Kalilösung;  das  Cymen  findet  sich  im 
'KreuzkĂĽmmelol  und  entsteht  bei  der  Destillation  des  Cuminsflufe- 
alkohols  mit  Aetzkali» 

Bei  gewöhnlicher  Temperatur  sind  die  HydrOre  dieser  Reihe 
flOssig ;  zuweilen  gestehen  sie  in  der  Kftite  (wie  Benzin).  Sie  sind 
ohne  Zersetzung  fluchtig. 

Mit  wasserfreier  Schwefelsäure  behandelt,  liefern  sie  schwefel- 
gepaarte HydrOre : 

H,,  (Ce  H5),    +     0,  SO,     -     H„  (Ce  H4)  SO,     +     0  {  J 
2  Atome  Benzin.  Sulfohenzid. 

Mit  concentrirter  Schwefelsäure  verwandeln  sie  sich  in  schwe- 
felgepaarte einbasige  Säuren  ($  2488)* 

Mit  rauchentier  Schwefelsäure  oder  einem  Gemenge  von  concen- 
trirter Salpetersäure  und  Schwefelsäure  erzeugen  sie  nitro-  oder 
binilrogepaarte  HydrĂĽre : 

h!  C,  H,    +    0  j  ^^«    -    H,  C,  H4  (NO,)    +    0  j  g 

Benzin.  Salpetersäure.  Nilrobenzin. 

t  NO  H 

H,  Ce  H5    +    2  0  )  g  »     -     H.  Ce  H,  (NO,),  +    2  0  j  ^ 

Benzin.         2  Atome  Salpeter-         Binitrobenzin. 

säure. 
Diese  nitrogepaarten  IVoducte  verwandeln  sich  unter  dem  Ein- 
fluss  reducirender  Substanzen  in  Basen  (S  2578). 

Der  Einwirkung  des  Chlors  oder  Broms  unterworfen,  nehmen 
die  AlkoholhydrĂĽre  dieser  Reihe  dieselben  unmittelbar  auf  unter  Bil- 
dung chlorgepaarter  Chlorhydrate : 

H,c,H.   +   cr,ci,   =   ci,  r^'S^^''^ 

Benzin.  2  Atome  Benzintrichlorid. 

Chlor. 
Alkoholische  Kaliauflösung  zersetzt  diese  Chlorbydrate  in  Chlor- 
wassersloffsänre  und  chlorgepaarte  HydrOre : 

CeH,(Cl8)     _    B,  Cee,(CI,)    +    3  CIH. 
"s 
Benzintrichlorid.  Trichlorbenzin. 


Cl,  I 


832 

Die  AlkoholhydrOre  dieser  Reibe  werden  von  PhoiphoKiper* 
Chlorid  nicht  angegriffen  (Gahours). 

Mehrere  Kohlenwasserstoffe,  namentlich  das  NapbdiaiioC||ll^ 
nahern  sich  in  ihrem  Verhallen  den  Hjdrdren  dieser  Reibe, 

I  2578.  Gepaorie  Mkoholbydrüre.  —  Die  uDniUelbaRE» 
Wirkung  von  Chlor «  Brom «  Salpetersliire  und  Schwefelslifa  aif  A 
AlkoholhydrOre  veranlasst  die  Entstehung  verschiedener  nm^ 
Verbindungen, 

Die  chlorgepdarten  HydHStre  erhalt  man  aus  den  HflM 
«  und  ßi 

ChlorithyUiydKIr  .     .     .     C^  H,  Gl  »•  H,  C«  ff«  Cl 
TrichlorbcDtia     .     .     .     Ce  Ht  Cl,  >»  H,  C^  H|  Ci| 

Es  sind  flüchtige^  in  VITasser  unauflösliche  Verbindungn,  ^ 
alkoholischer  Kalilösung  nicht  angreifbar. 

Bei  der  Einwirkung  des  Chlors  auf  die  HydrOre  mit  des  hi' 
cal  C.  H«.^  entsteht  zuerst  immer  eine  doppelte  Zersetzung  ivisc^ 
Chlor  und  HydrĂĽr;  allein  die  beiden  Producte  des  AustioMki 
(Cbiorwasserstoffsflure  und  chlorgepaartes  HydrOr)  bleibeo  ii  ^^ 
bindung  und  zersetzen  sieh  erst,  wenn  man  diese  Verbiadnag  ie^ 
lirt  und  mit  alkoholischer  Kalilösung  behandelt« 

Die  bromgepaarten  HydrOre  entstehen  wie  die  vorherpl» 
den  gechlorten  Körper  und  zeigen  auch  aholiofae  Eigensciiaftai. 

Die  ttärogepaarten  HgdrSre  erhalt  man  bei  der  Auflosaif ''^ 
Alkobolradicale  der  Reihe  Ăź  in  rauchender  Salpetersaure  oder  ii^ 
man  sie  mit  einem  Gemenge  von  Salpetersaure  und  SduteCabliv 
behandelt : 

Nitrobenzio  .  .  C«  H,  (NO,)   —  H,  C«  H«  (!f  0) 

Binitrobenxin  .  C,  H«  (NOt)s  «  H,  C,  H,  (NO,), 

Nkrololuen  .  .  €7  H,  (NO,)  —  H,  C«  H«  C^Qs)  RO 

Bioilrotoloen  /  C«  H,  (NOs)|  —  H,  C,  B^  (NO.), 
U.  8.  W. 

Folgende  Körper  gehören  gleichfalls  zu  den  mtrogepnrtttlT 
drOren : 

Nitrooaphthalio    .     Cm  H7  (NO,)  -^  H,  C,«  H,  (NOi) 
BioitroDsphlbalio      Cm  H«  (NO,}^  <—  H,  Ct«  H»  (KO^ 
TrinitroBaphthaliQ     Qo  H«  (NOJ,  ->  H,  C,«  H«  (NO,]b 

Diese  nitrirten  Verbindungen  erscheinen  in  der  Fora  voi  F^ 
sigkeiIeD  «der  krystalUairton  Körpern,  gewöhnlich  von  getkrFtft** 
Unter  demEinfluss  höherer  Temperatur,  zumal  bei  rascbeaEikiM 


8d3 

MreeUen  sie  sick  iDttEx|rio9ion  unter  Entwicklung  rötMicher  Dampfe. 
Alkoholische  Kalilosung  greift  sie  an  und  "fllrbt  sich  damit  braun  oder 
Schwan. 

Hit  ScbwefelwasserstoflFamroonium  (oder  essigsaurem  Eisen)  b^ 
handelt,  verwandeln  sie  sich  in  Basen  unter  Vertauschung  ihres  Sauer- 
stoffs gegen  Wasserstoff  (Zinin) : 

C^HaCNO,)  +  3H;s*=2H,  0  +  3S  +  C«  H5  (NH,) 
Nitrobenzin.  Anilin. 

Ce  H4  (NOj),  +  3  H,  S  =  2.H,  0  +  3  S  +  Ce  H4  (NO^)  (NHj) 
Bioitrobenzin.  Nitranilin. 

Ct  H4  (N0,)4  +  6  H,  S  —  4  B,  0  4-  6  S  +  Ce  H4  (NHj), 
Binitrobenzin.  Azophenylamin 

oder  Semiben- 
zidam. 
Man  siebt ,  dass  die  binitrogepaarten  HydrOre  durch  Reduction 
mittelst  Am.moniumsttlfhydrat  zwei  verschiedene  Basen  bilden,  je 
nachdem  dasselbe  die  Hfllfte  oder  die  Gesammtheit  der  Nitroelemente 
des  Hydrflrradicais  angreift.  In  ersterem  FaH  erhalt  man  eine  nitro- 
gepaarte  Basis  (Nitranilin);  im  aweiten  entbalt  die  hervorgebrachte 
Base  (Azophenylamin)  keine  Nitroelemente  mehr« 

Die  zweifach'  schwefligsauMn  Alkalien  ĂĽben  gleichfalls  ehie  re* 
4«ieire«ide  Wirkung  auf  die  nitrogepaarten  Hydrüre  aus ;  nur  liefern 
sie  statt  der  angefĂĽhrten  Basen  die  schwefelgepaarten  Sauren  ($  3488) 
dieser  Basen  (Piria).     So  hat  man  :^ 

C,;Hy(NO,)  ^  3  SO,  +  H,  O  »  Cio  H^  (NHj)  SO,  +  9  90,. 
Nilronspli^  Thionaphthamin- 

tbalin.  und  NaphthionsSure. 

C«  H4  (NO,)j  +  6  SO,  -f  2  H,  0  =  C^R«  (NHa)sSsOc  +  4S0,. 
Binitrobenzin.  Disulfobenzolsaure. 

Die  sulfogepaarien  HydrOre  entstehen   aus   den  Alkobolby- 
drflren  durch  wasserfreie  Schwefelsaure. 

SolfobeBsld       .     .     €,«  H,o  SO^  »»  Ht,  (C^  H«),  SO, 
SolfoDaplilhalid      .     C«  H,«  SO,  -«  H„  {C^g  He)t  SO, 

Es  sind  in  Wasser  anaufldsiicke ,  krystallisirbare  Körper «  ohne 
Kinwirkung  auf  Reagenzpapiere. 

Das  SuMobennd  tost  sich  in  concentrirler  Schwefelsaure  untef 
Bildung  einer  sckwefalgepaanen  einbasigen  Saure  (|  9488). . 


894 

1  2579.  Die  jUkaholmetaUe ,  vom  gtMBlen  Theile  te  Gk- 
miker  unpassender  Weise  AUtokolradicale  genannt,  stettca  ta 
Typus  Wasserstoff  dar,  worin  zwei  Atome  durch  Alkoholndicak  mm- 
treten  sind. 

Man  kennt  blos  die  Metalle,  welche  den  Alkoholen  mit  desBi- 
dical  Ca  H^^i  entsprechen. 

a.  Metalle,  weiche  zweimal  dasselbe  Radical  enthaheo : 

Methyl  oder  Methylmetliylör    .     .     .     C,   H«   «  CH3,  CU« 
Aethjl  oder  Aethylilhylür       .     ,     .     C«  H,o  *  C,  H»,    C,  H» 
Tetryl,  Butyl,  Valyl  oder  Tetryltetrylfir  C,   Üig  «  C«  H»,   C«  H» 
Amyl  oder  Amylaroyliir     .     .     .     .     C|«  Hn  ^  C»  Hu,  C^  Bn 
Hexyl,  CAproil  oder  Heiylbexylir     .     Q«  Hj«  «  C«  Ris,  C,  H„ 
Oclyi,  Capryl  oder  Oclyloctylür  .     .     C|«  H^  "»  Q  H,,,  C;  ^7 

ßn  Metalle ,  welche  zwei  verschiedene  Radicale  enthatieo  «kr 

gemischte  Metallen 

TetryläthylQr  oder  Aethylbolyl  .     .  . 

Amylailiylör  oder  Aethylam|I     .     .  . 

Hexylmethylur  oder  MelhylcaproTl  .  . 

Amyltelryldr  oder  Ăźutylamyl      .     .  . 

HexykeliylQr  oder  BotylcaproĂś       .  . 

Die  ersten  Alkoholmetalle,  welche  zweimal  dasselbe  Radical  eil' 
halten ,  wurden  im  Jahre  1849  von  Frankland  und  Kolbe  erhako« 
•Wurtz  lehrte  1855  die  gemischten  Alkohole  kennen. 

Die  Alkoholmetalle  entstehen  durch  Einwirkung  des  metaHiscki 
Zinks  auf  JodwasserstoOsdureflther  (Alkoholjodide)  bei  höherer  Ten* 
peratur  und  starkem  Druck.  Ans  Jodmethyl  z.  B.  erhtlt  imoM- 
zink  und  ZinkmetbylQr,  und  das  letztere  liefert,  wenn  cssichnii 
einer  andern  Menge  Jodmethyl  zersetzt,  Methylmethyltlr  ^^ 
zweite  Menge  Jodzink  : 

1,  CH,   -f   Zn  Zn      —   IZn   -[-   CH|,  Zn. 
l,  CHa   4-   CH„  Zn  =   IZn  +  CH„  CH,. 

Die  Einwirkung  des  Natrium  auf  die  ChiorwasserstoflsluRil^ 
liefert  gleichfalls  Alkoholinetalle : 

2  Cl,  C,  H,7  -}-  Na  Na  -»  2  Cl  Na  4-  C,  H.y,  G,  B17 
Cbloroctyl.  Octyl. 

Die  Alkoholmetalle  entstehen  auch  durch  Elektrolyse  der  ahaKsckei 
Salze  der  Fettsauren  mit  dem  Radical  C.Hte.«0;  WassenCaf«' 
Kohlensäure  entwickeln  sich  gleichzeitig  und  kohlensaant  ^ 
bleibt  als  Rückstand.     Mit  essigsaurem  Kali  s«B«  eriiilt  am: 


c. 

Hl*  â– "  Cj  Rj,  C|  B, 

c, 

H|«  ^  Cf  Hj,  Q  fl|t 

c. 

H|e  =s  CH,,  Ct  H,j 

c. 

Hso  =  C4  Hf,  Q  Hu 

c.. 

'^tt  ■"  C4  H^,  Cj  H«. 

3C,H,K0>-|-H,0  —  CH,,CH,  -|-HH-fCO,,K,  0 

G«BtgMure8  Mfihylme'  Kohlentaures 

Kuli.  IhjlĂĽr.  Kali. 

Um  diese  Unwamitung  xu  begreiren,  musR  man  Rieb  erfniteni, 
dags  das  Radkal  Acelyl  C)  H,  0  die  Elemente  des  Radicals  Carbonyl 
und  des  Radicals  He4byl  —  CO,  CB,  enthalt. 

Die  geoMBchten  Metalle  erhalt  man  durch  ähnliche  Procesae, 
entweder  durch  die  Einnirkung  ran  Natrium  auf  ein  Gemenge  tod 
â– wei  JodwasserstofAthern  in  aquivalenteD  VerhSitnissen,  oder  durch 
Elektrolyse  eines  Gemenges  ton  PettsBuren. 

Die  Alkoholmetalle  bilden  Gase  oder  ohne  Zersetzung  Terllacb- 
ligbare  FIdssigkeiten.  Sie  werden  von  CblarwasserstoiTsaure  nicht 
angegriffen ;  Salpetersflure  greill  die  oberen  Glieder  erst  bei  länge- 
rem Sieden  ao;  Aetzkali  bleibt  ohne  Einwirkung.  Sauerstoff  und 
Schwerel  wirken  nicht  darauf,  Chlor  und  Brom  zersetzen  es  im  Son- 
nenlicht unter  Bildung  von  Derivaten  durch  Substittition ;  Phosphor- 
■uperchlorid  greift  bei  längerem  Sieden  die  oberen  Glieder  sn,  in- 
dem es  in  CklorUr  abergeht  und  gleichzeitig  chlorgepaarte  Producte 
erzeugt. 

Nachstehende  Tafel  von  Wurlz  veranschaulicht  die  Art  des  Fort- 
schreitens in  den  physischen  Eigenschaften  der  Alkoholmetalte  und 
liefert  einen  ferneren  Beleg  zu  Gunsten  der  doppelten  'Formeln, 
welche  wir  dafor  annehmen  und  nach  Analogie  fĂĽr  die  Metalle  und 
Metalloide  der  anorganischen  Chemie. 


Ukobolmclalte 

keil 

"-'â– 1"^"" 

Siede- 

der 

b.iO» 

Brob-ITbeo- 
»Chi.  i   ret. 

paokt 

Siede- 

puakle 

Aelhjltelrjl 

C   H„-CH.,    C,H, 

0.7011 

3,053,  a,9Ta 

«2« 

SO» 
18— »4» 

«1 

C    H„-C.H,,    CB„ 

0,704» 

3,SM  3,458 

08" 

Mrlhilbciil 

C    H„-C    H,.    CH„ 

3,42«  3,4ÖS 

82«T 

Ttlr;) 

C,    H„-C,H,.    C«H, 

0,7087 

4,070  3,93« 

100« 

TelrjtaBjl 

C,    Hm  — CfH«,    CiH,, 

0,72i7 

4,46B   4,423 

1320 

hrnjl 

Ci.lln  — C,H„,  C,H„ 

0,7413 

4,95«  4,007 

158" 

TelntbtiTl 

C„H„-C,H..    QH,. 

4,W7   4.007.  (M« 

ftK«*» 

Htijl 

C,.Hi,-C.H,„  CH„ 

0.7B74 

S.9S3  5,81« 

202»T 

S  2S80.     Man  kennt  gemischte  Metalle  mit  bastachem  und  Al- 


ZiDlmrtbjlfir 
Ziakitbfiar 


8S6 

Diese  1849  von  FraoklaBd  entdeckten  VerbiodungeD  entsUlMi 
durch  Einwirkung  von  metalliecheoi  Zink  auf  die  Jodalkoboie.  b 
sind  ohne  Zersetzung  flachtige  Plttesigkeiten,  die  sich  bei  Loftxolritt 
entsOoden  und  durch  Wasser  in  AlkohoUiydrare  und  Ziiikh]rdrst  zer- 
setaeo: 

C,H.,Zn4.0J^  -CH„H4.0JJ" 

Wenn  man  die  Luft  sutreten  Iflsst,  so  dass  man  die  EntsQndiag 
dabei  vermeidet,  so  verwandeln  sie  sich  in  gemischte  AeĂśMr 
(§  2471);  Schwefel  verwandelt  sie  in  gemischte  Schwefelwasserstol- 
äther  (I  2507) : 

2CH,,  Zn  +  00  — 2  0J^|J'» 


Zn 


2CH,,  Zn-f-  SS-»  2S 

Chlor,  Brom  und  Jod  zersetzen  sie  in  Chlor-,  Brom-  oder  M- 
ziflk  und  Chlor-,  Brom-  oder  Jlodalkohol.  Diese  Umwaadlsspt 
lassen  sich  auf  folgende  Weise  ausdrĂĽcken : 

OBenbar  stellen  die  Metalle  der  oben  (S  2576)  bescbriabMei 
gepaarten  Basen  gleichfalls  gemischte  Metalle  mit  Basis-  uodAlkshoi- 
radical  dar. 

I  2581.  Aldehydhydriaire.  —  Die  SubstiUitioD  eines  Aldeb}^ 
radicals  (als  Hydrat  betrachtet ,  i  2472)  ftlr  ein  Ate»  des  Typ« 
Wasserstoff  liefert  die  AldehydhydrĂĽre. 

a.  Homologe  HydrOre  mit  dem  Radical  C.  H|^|  oder  KoUei- 
Wasserstoffe  nCH^,  den  Alkoholen  mit  dem  Radical  CiH^+i  ^' 
sprechend : 

Otibildendei  G«t  .     .  C,  ■«  —  H,  C»  H, 

Propylen  oder  Trilylen  O3  H«  ^  fl,  Ct  H« 

Tetrylen  oder  Batyreo  C«  Ht  ■«  H,  C«  H7 

Amyleo       .     .     .     .  G.  Hio  —  H,  C»  H9 

Hexylea  oder  Oleen    .  G«  Hu  »*  H,  C^  Hu 

Heptyleo     .     .     •     .   C|r  ^1«  "**  ^}  ^  ^is 
Octylen      .     .     .     .    C^  Hie  --  H,  C,  Hi. 
NonyleB  oder  Eiden    .   C9  VLx%  *•  fl,  Cq  H17 
Ceteo    •     •     •     •     •  Cie  H^f  ^  H)  Ci^  n§| 
Ceroten       •     •     •     •  Cyf  Hm  ^  H,  Cfj  Hu 
Helen C90  H^^  ^  B,  Qm  ^9%* 


897 

(Wir  babeo  bereits  (6.  820)  gezeigt,  du%  diese  KobleDwasser- 
Stoffe  auch  die  Alkoholbydrllre  C«  11^.1  zu  sein  scheioeii,  wenigstens 
stellt  das  Tritylen  das  HydrĂĽr  des  Acrylskurealkobols  dar.) 

Die  ersten  Glieder  dieser  Koblen  wasserstoffreihe  erscheinen  unter 
den  Destillationsproducten  der  Steinkohle,  Sammtlich  entstehen  sie 
durch  Einwirkung  eines  Ueberschusaes  eoncentrirter  Schwefelsäure 
und  anderer  begierig  Wasser  anziehender  Substanzen  auf  die  homo- 
logen Alkohole  mit  demRadical  C„HsB.fo  aowie  durch  die  vereinigte 
Einwirkung  des  Zinks  und  der  Hilze  auf  die  Jodide  und  Bromide  der- 
selben Alkohole.  Man  beobachtet  ferner  die  Bildung  dieser  Kohlen- 
wasserstoffe bei  der  Destillation  der  feltsauren  Salze  und  selbst  bei 
der  Destillation  der  Fettsauren,  selbst  wenn  ihr  Atomgewicht  sehr 
hoch  ist ;  oder  wenn  man  sie  durcli  eine  dunkelroth  gUthende  Rohre 
leitet. 

Unter  gewöhnlichen  Umstanden  sind  diese  Kohlenwasserstoffe 
gasformig  (Ölbildendes  Gas«  Propylen)»  flOssig  (Amylen)  oder  fest 
(Ceroten).  Die  festen  Kohlenwasserstoffe  werden  häufig  unter  dem 
Namen  Paraffin  verwechselt. 

Mit  Chlor  oder  Brom  in  BerMirung  gebracht,  binden  diese  Koh- 
lenwasserstoffe nOHj  gewöhnlich  anfangs  Clg  oder  Br, ,  ohne  dass 
Chlor-  oder  Brom  wasserstoffsaure  frei  wird;  allein  bei  verlän- 
gerter Einwirkung  des  Chlors  und  Broms  entwickelt  sich  dieselbe 
und  man  erhält  Aldehydbichloride  oder  -Bibroroide  (S  2S26),  welche 
die  Eigenschaft  haben,  sich  mit  alkoholischer  Kalilösung  in  Chlors 
oder  Bromwassersloffsäure  und  Aldehydchloride  oder  -Bromide  zu 
^^rsetzen.  So  liefert  das  ölbildende  Gas  durch  Ginwirkung  des 
Chlors  allmälig : 


C,  H  Cl,  -  Gl,  ^^^^"»^ 


C,  (Cl,) 
Gl. 
Wenn  man  Ghlor  und  Natrium  augleicb  auf  Octjlan  «inwiriien 


'j  *^6  ""  ^h 


iMst,  SO  eriiill  man  dieselbe  fiolette  Sobslanz  wie  ans  oeljldil«^ 
wisaeratollBaureni  Aether  und  Natrium,  S.  750, 

2  C,  Htc  -f  Cl,  -f  Na,  »=  2  Cl,  Cg  H„  Na 

Violette  Substans. 
Die  concentrirte  SchwefelsSore  wird  tod  den  uoteren  Glirfai 
der  Kohlen  Wasserstoffe  nCn,  absorbirt;  wenn  man  dasPrododnd 
VerdfloDung  mit  Wasser  deslilfirt ,  so  entwickelt  sieb  der  enUfR- 
chende  Alkohol  (Berthelot), 

C,  H«  -f-  H,  0  «»  Cs  H«  O. 
Oeibildendes  Alkohol . 

Gas. 
Kocht  man  die  flOssigen  Glieder  der  Reihe  dieser  Kohleowasw- 
ttoffe  mit  Salpetersäure,  so  erbMt  man  die  unteren  Glieder  der  FcO- 
slaren  mit  dem  Radical  C.Ht._iO  (Schueidi*r). 

/?.  Homologe  HydrUre  mit  dem  Radical  C.  H^_« ,  den  AkaU- 
len  mit  dem  Radical  C.Bi._t  entsprechend.  Man  hat  sie  nocknclt 
dargestellt.     Ihre  Zusammensetzung  wäre  folgende : 

C7   He   »»  H,  C7  Hji 
Cg  Hg   8«  H,  Cg   H7 
iig    Hfo  ^^  H,  v<g   Hg 
fi|g  ii|g  ^"^  H$  ^10  '^ii   ti«  8*  w. 
Das  Cinnamen  (|  1661)  zeigt  zwar  die  Zosaromensetzaag  fa 
Hydrflrs   CgHg   und   hat   wie   die  AldehydhydrQre   die  Eigeosdi' 
Brg  zu  absorbiren ;  allein  da  es  aus  der  ZimmtsSure  entsteht  n' 
sich  durch  Kalihydrat  in  Benzoesäure  und  Essigsäure  umwaodell,  ü 
ist  wohl  das  Cinnamen  vielmehr  als  ein  HydrOr  des  Aldehjds  c  t^ 
gepaartem  Radical  zu  betrachten,  CgHg  »»  H,  CgB^CCgHi),  '. k 
als  das  HydrQr  des  Cssigsäurealdehyds,   worin  ein  Atom  Wasserstif 
durch  Pbenyl  vertreten  wird. 

S  2o82.  A I  d  e  h  y  d  m  e  t  a  1 1  e.  —  Die  Substitution  da»  l^ 
bydradicals  (als  Hydrat  betrachtet)  für  zwei  Atom«  des  Typus  WlSK^ 
Stoff  liefert  Aldehydmetalle. 

a.  Homologe  Metalle  mit  dem  Radical  C«H^.,  oderlohk*' 
Wasserstoffe  C.  H«.  _ ,. 

Man  kennt  die  chemische  Geschichte  der  Kohleowasscnlw 
dieser  Reihe  nicht.  Uire  Zusammensetzung  wäre:  Cgüg»  d^** 
C4  Hg ,  etc.  Vielleicht  gehört  das  Campholen  {%  1946)  nod  IktAt» 
($  2355)  dazu ;  man  hätte  z.  B.  fdr  das  Menthen : 


839 

Meotbeo     Ci»  H,,  »«  C  H»  C«  Hh 

â– *  Ca  H(  y  C7  Hu ,  0.  s.  w. 

Man  siebt  aus  diesen  Formeln,  dass  bei  den  Kohlenwasserstoffen 
dieser  Reibe  viele  Isomerieen  möglich  sind. 

/9.  Horooloi^A  Helalle  mit  dem  Radica!  CbH^b^q  oder  Kohlen- 
wasserstoffe G^HiB^ig,  den  Aldehyden  der  Reihe  y  entsprechend. 

Die  Kohlenwasserstoffe  dieser  Reihe  wtirden  C]«  H^o  9  ^15  His« 
Ct«Hi| ,  etc.  enthalten.     Man  kennt  keine  solche  Verbindungen. 

Es  ist  klar,  dass  Kohlenwasserstoffe  existireu  können,  welche 
ein  Aldebydradical  (ak  Hydrat  betrachtet)  und  ein  Alkoholradical  zu- 
gleich enthalten.  So  lässt  sich  das  Stilben  (S  1496),  welches  durch 
Oxydationsmittel  leicht  in  Bittermandelöl  übergeht,  so  darstellen : 

Stilbeo     C,4  Hia  =  C7  H5 ,  C7  H7. 

Negative  Metalle. 

I  2583.  Die  SaurehydrĂĽre  stellen  den  Typus  Wasserstoff 
dar,  worin  die  Hfllfte  des  Wasserstoffs  durch  ein  Sftureradical  ver- 
treten wird.  Sie  umfassen  die  mit  dem  Namen  Aldehyde  bezeich- 
neten Körper,  weiche  durch  Oxydation  in  Siiuren  übergehen. 

Die  Säurehydrüre  sind  ein-,  zwei-  oder  dreiatomig,  d.  h.  sie 
stammen  von  einem,  zwei  oder  drei  Atomen  Wasserstoff  ab,  je  nach- 
dem die  entsprechenden  Säuren  von  einem,  zwei  oder  drei  Atomen 
Weisser  abstammen. 

a.    Einatomige,  einbasige  Säurehydrüre,  HH  : 

Essigsäureaidehyd  oder  Acetylhy.drur  .  .  C,  H4  0  «»  H,  C2  H3  0 
Propioosäurealdebyd  oder  PropiooylhydrQr  C3  H«  0  ■=  H,  C3  H5  0 
Butiersäurealdebyd  oder  Butyrylhydrtlr  C«  Hg  0  «■  H,  C4  H7  0 

BenzoesäareaLdehyd  oder  Benzgllhydrur     .     C7  H«  0  »»  H,  C^  H^  0 

CumiDsaorealdebyd  oder  Camylhydrur  .     .  Cio  Hu  0  «■  H,  Cfo  Hfi  0 

SalicyUäurealdehyd  oder  Salicylbydrür       .  C7  H«  0«  =»  H,  Cy  H«  Of 

Aoissaarealdebyd  oder  Anisylhydrfir      .     .  Cg  Hg  O3  â– â–   H,  Cg  H7  0^ 
Zimmtsaurealdebyd  oder  GiooamylbydrQr  .     Cq  Hg  0  «b  H,  C9  H7  0. 

Die  genannten  Hydrüre  stellen  dieselben  Körper  dar,  wie  die 
angerĂĽhrten  Aldehyde  ($  2472). 

Folgende  Substanzen  stellen  die  Aldehyde  mehrerer  Hineralsäu- 
ren  d^r: 

Salpelersäurealdebyd  oder  salpelrige  Säare       .     .     .     .     N  H  Og  •«  H,  N  O^ 
Uoierchlorigi>äurealdebyd  oder  Cblorwasserstoflaäure      .     .     Cl  H  «■  H,  Gl 
Cyansäurealdebyd  oder  Cyanwasserstoflsiore C  HN  ss  H,  Cy 


830 

Doterphosphorigtiurealdeilyd  9  o^tr  «cttistcntiiodlidier 

PhosphonraMeratoff P  H  «  H,  P. 

Ăź.    Zweiatomige,  zweibasige  Sflurebydrdre,  H^  H^. 

Untenchwefligsäarealdebyd  oder  SchwefefwasserstolT    .     S  Hs  ««  Hj,  S 
Der  uoteraeleDigen  Saure  eoUprecbeades*  Aldehyd  oder 
SeleBwaaaentoff Sftllt«*l|,  Se. 

/•   Dreiatoniigey  dreibasige  StorebydrOre,  Hg  B^. 

PkospborigsSarealdefayd  oder  nicht  aelbal  enuöodlielier 

Pbospborwasserstoff*) P  H,  «  fls  P 

Antimonigsaarealdebyd  oder  Antiinonwasseretoff     ,     .    Sb  Hj  >»  H^,  Sb. 

%  2584.  Die  Sättremetalle  stellen  den  Typas  Wasaerstolte, 
dessen  beide  Atome  durch  ein  Sdureradical  vertrelen  sind.  AHe  an- 
fachen, unter  dem  Namen  Metalloide  bekannten  Körper  (Phoifktf, 
Schwefel,  Chlor,  etc.)  gehören  zu  dieser  Classe. 


•*i^ 


ĂĽmwandbmgen  der  organĂĽekem  Subsianzem  durek 

Reageniien. 

%  2585.  Wir  haben  in  der  Einleitung  zu  diesem  Bocbe  (|D 
die  Mitlei  zusammengestellt^  deren  sich  der  Chemiker  bedient,  si 
die  organischen  Substanzen  umzuwandeln.  Diese  Mittel  sind  haipi- 
sSchlich  dreierlei  Art:  die  Substitution  oder  doppelte  Zers<tiiB& 
die  Oxydation  oder  Verbrennung*). 

Die  SubstilutionsmiUel  umfassen  den  grössten  Tbeil  deriaor- 
ganischen  Körper,    sowie   der  organischen  Körper  selbst:  Ol»* 


1)  P  Radical  HypopbospAor,  aqui?a1ent  H. 

Der  Pbosphof  verhall  sieb  kdih  Kalk,  wie  der  Scbwefel,  iDdem  er  PbeipW*^ 
unterpbespborigsaures  Salz  bildiet : 

PP  +  0,  Ca*  —  P  Ca  +  0, 1**^ 

P  Ca  ferwandelt  sieb  durch  Wasaer  io  Kalk  und  PH  (selbateauasdUcbcr  PhĂĽT^ 
wasserstofl). 

Nacb  der  aogefubrteo  Gieicbang  absorbirten  28  Kalk  16  Phosphor.  Diwfi^ 
len  Btiininen  mit  Ddmas'  Aogabe  öberein,  welcher  fand,  dass  28  Kafr  tti'  ^^ 
pbor  absorbireo. 

2)  Radre*!  Phosphor,  aquiTaleot  H9. 

3)'  Die  Oxydation  ood  Desoxydation  lassen  sich  gleichfalla  als  doppdU  ^ 
Setzungen  darstellen.   (Manfergl.  $  2452.) 


831 

Brom,  Salpetersäure,  Schwefelsaure,  Ammoniak,  Phoaphorraper- 
Chlorid,  etc.  werde»  hauflg  als  Substitutionsmittel  angewendet. 

Die  Verhrenmmggmittely  welche  am  meisten  benOtzt  werden, 
sind :  Sauerstoff,  atmosphärische  Luft,  Salpetersäure,  Chromsäure, 
Aetakali,  Natron,  Kalk,  Baryt,  das  Gemenge  Yon  Braunstein  und 
Schwefelsäure,  braunes  Bleibyperoxyd,  Chlorwasser,  trockne  Destil« 
lation  etc.  Mit  Hülfe  dieser  Verbrennongsmittel  lässt  sich  eine  grosse 
Zahl  von  Umwandlungen  effectuiren ;  sie  bringen  Sauerstoff  mit  den 
Offganischen  Atomen  in  Verbindung  und  rereinfachen  sie  in  der  Regd 
unter  Verbrennung  von  Kohlenstoff  und  Wasserstoff;  jede  Substanz, 
wekhe  irgend  eine  Stelle  auf  dem  Gebiete  der  organischen  Verbin- 
dungen einnimmt,  ferwandelt  sich  unter  dem  Einfluss  der  Verbren- 
nungsmiUel  entweder  in  einen  höher  oxydirten  Körper  oder  in  koh- 
lenstoff-  und  wasserstoffarmere  Verbindungen. 

Die  Reductionsjniitel  binden  Wasserstoff  an  die  organischen 
Substanzen,  oder  entziehen  ihnen  Sauerstoff,  Chlor,  Brom,  etc. ; 
▼OD  denselben  verdienen  besonders  erwähnt  zu  werden :  Wasserstoff 
in  statu  nascendi  (metallisches  Zink  und  Schwefelsam*e,  Kalium  und 
Natrium,  schweflige  Säure,  Schwefelwassersloffgas,  Zinnchlorür, 
essigsaures  Eisen.  Die  Reductionsmittel  sind  von  minder  allgemei- 
ner Anwendung  als  die  entgegengesetzten,  die  Oxydationsmittel. 

Es  ist  kein  Mittel  bekannt,  welches  nach  Belieben  Kohlenstoff 
mit  den  organischen  Substanzen  in  Verbindung  zu  bringen  gestattet. 
Durch  Zersetzung  des  Ammoniaks  mittelst  schwarzer  Kohle  bei  höhe- 
rer Temperatur  kann  man  zwar  Cyanwasserstoffsäure  erhalten  ui^d 
daraus  Ameisensäure  und  andere  Derivate;  bei  der  Auffösung  des 
Gusseisens  in  Schwefelsäure  ist  der  Wasserstoff,  welcher  sich  ent- 
wickelt, mit  dem  Dampfe  eines  kohlenstofihaltigen  Oels  geschwängert, 
welches  einige  Aebniichkeit  mit  der  natflriichen  Naphtha  hat  und  in 
cottcentrirt'er  Schwefelsäure  auflöslich  ist;  bei  der  Darstellung  des 
Kalium  aus  kohlensaurem  Kali  erhält  man  gleichfalls  organische  Ver- 
bindungen (Creconsänre,  f  86 ;  RhodizonsSure,  %  88),  welche  Koh- 
lenstoff unter  ihren  Elementen  enthalten.  Allein  diese  Arten  von 
Carbonisationen  sind  sehr  selten  und  sie  lassen  sich  nach  keinem 
Gesetze  voraussehen. 

Allerdings  kann  man  in  einer  Masse  von  Fällen  Producte  erhal- 
ten, deren  Atom  mehr  Atome  Kohlenstoff  enthält  als  das  des  Körpers^ 
aus  dem  diese  Producte  hervorgehen :  so  enthält  der  Alkohol  C^  und 


832 

der  Aether,  welcher  daraus  entsteht,  €| ;  die  Esaigsaiare  ndrilt  C^ 
und  das  Aceton,  welches  man  daraHS  erbalt,  C^ ;  die  BchzoCsIuy 
euthflll  C7  und  das  Benaopbenon,  eines  eeiner  Derivate,  Ci|.  Die« 
Fälle  von  Vervielftltigung  der  Atome  treten  Damentlich  bei  der  tnck- 
nen  Destillation  nicht  fiflchtiger  Substanzen  auf,  wenii  sie  KoU» 
Stoff,  Wasserstoff,  Sauerstoff  und  Stickstoff  nicht  in  den  erfiricf- 
Uchen  Verhältnissen  enüiahen,  um  flcicbtige  Verbindoogen  (Kob)» 
saure,  Wasser,  Ammoniak,  Kohlenwasserstoffe,  etc.)  n  bfläA 
welche  der  Temperatur  zu  widerstehen  vermögen,  welcher  ik  mf^ 
nische  Substanz  ausgesetzt  ist.  Es  wirken  dann  zwei,  drn  tie 
mehr  Atome  der  Substanz  zur  Bildung  dieser  fiOcbtigen  Prodade» 
sammen ;  und  wenn  sich  unter  diesen  Producten  welche  foriiid& 
deren  Atom  mehr  Kohlenstoff  enthalt  als  das  primitive  Ato«,  ■ 
können  sie  stets  durch  Oxydationsmittel  die  primitive  SakM 
regeoeriren  oder  eines  ihrer  nächsten  Derivate. 

Viele  Agentien  greifen  die  organischen  Substanzen  airier  dn 
gewohnlichen  Temperaturverhaltnissen  an ;  in  andern  Fallrn  ist  ir 
Mitwirkung  der  Wärme  zum  Eintreten  der  Reactioo  nothweodig;  d 
ist  die  gleichzeitige  Anwendung  eines  hohen  Hitzegrades  nod  w 
starken  Druckes  nothwendig  t). 

Licht. 

%  2586.  Das  Licht  begOnstigt  in  der  Regel  die  Wirkaaf  k^ 
Chlors  und  Broms  auf  die  organischen  Substanzen.  Man  ktiM* 
achtet,  dass  die  Producte,  welche  man  mit  diesen  Agentiea  v» 
dem  Einflüsse  der  Sonnenstrahlen  erhält,  mehr  Chlor  oder  ^s^m  * 
Substitution  für  Wasserstoff  enthalten  als  diese  Producte,  «oi 
man  sie  im  Schatten  oder  im  zerstreuten  Licht  erbalt.  Dm  S«- 
nenlicht  ist  gleichfalls  den  Reactionen  der  Jodverbindungen  goa^V* 
es  bestimmt  unter  andern  die  Bildung  von  Jodquecksilbermedijf  <iiat^ 
die  BerĂĽhrung  von  metallischem  Quecksilber  mitJodmethjl(f  i^'^ 

Die  meisten  organischen  Silbersalze  Ăźlrben  und  vertodcn  ad 
am  Licht. 

Die  Farbstoffe  derBlĂĽthen  und  anderer  POansentbeileftfih^ 


1)  Berthelot,  welcitcr  zahlreiche  Reactionen  mithĂĽlfe  eines  itartefi  and* 
aaifOhrte,  hat  einen  Apparat  beschrieben  ,  um  diese  Eiperimente  obM  CeMr'^ 
znfĂĽkren  (Joarn.  &e  Pharm.  XXlil.  351). 


833 

oft  am  Licht,  welches  die  Einwirkung  des  Sauerstoffes  auf  dieselben 
XQ  begQDstigen  scheint.     Das  Sanlonin  wird  am  Lichte  gelb,  ohne 
'   seine  Zasammeosetzung  zn  verändern. 

Elektricä&t. 

^  1 2587.     Der  Mangel  der  LeitungsĂźihigkeit  der  meisten  orga- 

,  oiscben  Substanzen  verhindert  ihre  Zersetzung  durch  Galvanismus ; 
^  auch  kann  man  in  dieser  Beziehung  nur  mit  gewissen  Salzen  Resultate 
,    erballen. 

Die  Auflösung  alkalischer  Salze  der  homologen  Spuren  mit  dem 

.    Radical  CBBtB_.iO  zersetzt  sich  durch  den  elektrischen  Strom  unter 

Bildung  von  Kohlensäure  und  Alkoholmetallen.  (Man  vergl.  S.  686.) 

Die  alkalischen  Salze  gewisser,  chlorgepaarten  Säuren  werden 

unter  denselben   Umständen   angegriffen,    indem  sie  Chlor  gegen 

Wasserstoff  austauschen  (vergl.  S.  698^. 

Wir  verdanken  insbesondere  Kolbe  und  Frankland  Untersuchun- 
gen dieser  Richtung. 

fFSrnie. 

%  2588.  Die  organischen  Verbindungen  erleiden  durch  die 
Wärme  Umwandlungen,  welche  je  nach  Natur,  und  Verhällniss  der 
Elemente  wechseln,  welche  sie  enthalten.  Wenn  die  organischen 
Substanzen  in  der  Wärme  ohne  Zersetzung  verdampfen,  heissen  sie 
fiSehtig  im  Gegensatze  zu  den  fijpen  Substanzen,  welche  sich 
bei  gewisser  Temperatur  verändern,  so  dass  sie  neue  Producte  lie- 
fern. Indessen  ist  dieser  Unterschied  zwischen  den  beiden  Classen 
der  Körper  bisweilen  nicht  scharf  begrenzt. 

Wir  haben  anderwärts  (8  2622)  die  Beziehungen  angefilhrt, 
welche  man  zwischen  der  Zusammensetzung  und  dem  Siedepunkt  der 
flĂĽchtigen  Verbindungen  beobachtet.  Ohne  das  allgemeine  Gesetz 
zu  kennen,  wovon  die  Flachtigkeit  der  Körper  abhängig  ist,  kann 
man  doch  nach  zahlreichen  bekannten  Thatsachen  behaupten,  dass 
der  Sauerstoff  sie  zu  vermindern  strebt.  In  der  That  sind  die  ohne 
Zersetzung  flaehtigen  Substanzen  entweder  sauerstofffrei  oder  sie 
enthalten  nur  wenige  Sanerstoffatome.  So  enthalten  die  flĂĽchtigen 
Oele^  die  Alkohole  und  Aether  nur  ein  oder  zwei  Atome  Sauerstoff; 
ebenso  findet  man  in  den  ohne  Zersetzung  flĂĽchtigen  Saufen  auch 
licht  mehr  als  zwei  oder  drei  Atome  Sauerstoff.  Dagegen  enthält 
iie  Weinsäure,  Citrönsäure,  Zucker,   Stärkmehl,  Salicin  und  alle 

Gerhardt,  Chemie.  IV.  53 


solche  Reifer ,  welche  Aufrcb  Deedllatton  lersiort  w«toi,  in 
Zosammefiftettuiig  6^  7  mid  Mb  M  f^öer  12  Ale««  Saaentef. 

Die  NichtflClchtigkeit  der  orgenieebeii  VerbMnigai  wmm 
noch  mehr  zu,  wenn  sie  ausser  dem  Smierstoff  SUckstolf  endnllesy 
wie  das  Albumin,  Fibrm,  der  Leim,  etc.  Die  ErhOboog  d«  Al»- 
gewichtes  influirt  natOrlicb  auch  auf  die  Flacbtigkeil  der  EOipff; 
man  nehme  eine  Reihe  homologer  Verbindungen ,  welche  dicsdbe 
Zahl  von  Sauerstoflatomen  enthalten ,  so  wird  die  mindest  (liicbtip 
die  sein,  deren  Atomgewicht  das  hOebsle  ist. 

f  2589.  Alle  fixen  Substanzen ,  welche  man  der  Eia«irbi| 
der  Wflrme  unterwirft,  entwickeln  flOchtige  Substanzen  ood  hiaia' 
lassen  zuletzt  Kohle  als  RĂĽckstand.  Dieser  ROckstand  ist  io  derk- 
gel  um  so  reichlicher,  je  sauerstoffreicher  die  der  Destillatioa  WM^ 
worfene  Substanz.  ** 

Die  Producte  der  trocknen  Destillation  sind ,  was  die  anorftt- 
sehen  Substanzen  betrifft,  Wasser  und  Kohlensaure  bei  Korpen, 
welche  Kohlenstoff,  Wasserstoff  und  Sauerstoff  enthalten ,  wen  ki 
stickstoffhaltigen  Körpern  noch  Ammoniak  und  Schwefeiwassenttf 
ond  schweflige  Saure  bei  schwefelhaltigen  Körpern  biiis«UBflL 
Diese  anorganischen  Producte  sind  meistens  toh  gasarligeii, 
gen  oder  festen  Kohlenwasserstoffen^  sowie  von  andern  m 
basischen  oder  sauren  Producten  begleitet,  deren  Natur  je  aadb  Im 
der  trocknen  Destillatton  unterworfenen  Substanzen  abweicbt«  Iv 
Sumpfgas  (Mfethylhydrflr),  das  Gibiidende  Gas ,  Bemin ,  Naphlbi^ 
Paraffin  sind  Kohlenwasserstoffe ,  die  man  gewöhnlich  mler  ditfV 
Umstanden  erhalt.  Essigsaure  ist  gleichfalh  ein  sehr  hSulgcs  h^ 
doct  der  trocknen  Destillation.  Unter  den  basiseken  ProdectM  i»« 
man  das  Anilin  untt  seine  Homologen,  das  Pieolin  und  seine 
logen,  etc.  erwähnen. 

Die  organischen  Substanzen ,  welche  sich  bei  der 
unverändert  verQüchtigen,  werden  deraungeachtet  durch  dk  WiW 
zersetzt,  wenn  man  den  Dampf  durch  eine  dunkelreth  glftbendc  Mb* 
leitet.  So  kann  das  Terpentinöl  in  mehrere.  KohlenwaseerHiA  ^ 
gewandelt  werden,  wovon  einige  (Ittchtiger  sind  als  es  selbst 

Die  sauerstoffhaltigen  oder  stickstoffreicben  Sobstantea  Mi* 
nicht  Mos  durch  trockne  Destilfation  die  verschiedenariiplti  f^ 
diicte,  sondern  sie  werden  auch  durch  obemische  Agentif«  kMff 
angegriffen  als  die  ohne  Zersetzung  flOchtigen.    GewOheKcb  nagini 


83S 

I«  diefeH»«!,  naaeatlicb  lUa  OiydalioBsmttlei  sehr  itOrnisch  raf  die 
Sl  saiieritolhalligeD  Sobstanzen  und  verwxndeiB  sie  fast  onmittelkar  in 
ii    OuW  und  Ammentäart* 

i(  Da  der  Grad  dar  PlQehtigkeit  bei  einer  organiaeben  nicbi  stiek- 

^^    alaiibiitigen  Substanz  zum  grossen  Theil  von  dem  SauerstoffverhtfW 
^     Bisa  akliSngt,  welches  sie  enthAl,  so  ist  aa  ainleuchlend,  daas  man, 
^     beim  Erhitzen  bis  zur  Zaraelzung,  diesen  Sauerstoff  bestimmt ,  sich 
^     mit  dem  Kohlenstoff  oder  Wasserstoff  der  organischen  Sobstanz  zu 
▼erbinden,  so  dass  KohlensSure  und  Wasser  entsteht,  flOchtige  Sub« 
stanzen,  die  bei  der  Destillation  Obergeben ,  wahrend  man  als  RĂĽck- 
Stand  ein  Product  erhalt,  welches  ftlhig  ist,  der  Temperatur  zu  wider- 
stehen, bei  welcher  es  sich  gebildet  bat.     Debersteigt  man  diese 
Temperator,  so  erleidet  dieses  Product,  wenn  es  nicht  selbst  flĂĽchtig 
ist,  eine  neue  Veränderung  und  verändert  sich  seinerseits.    Das  Pro- 
duct  dieser  neuen  Umwandlung,  welche ^sich  gleichfalls  nach  den  Be- 
dingungen  der  Temperatur  richtet,   durchlauft   eine  dritte   Reihe 
â–Ľon  Umwandlungen  und  so  fort,  so  dass  die  Producta  der  trocknen 
Destillation  einer  und  derselben  Substanz  auaaeroräentlicb  wechseln 
kennen,  j«?  nach  der  Temperatur,  wobei  man  sie  erhitzt  und  je  naeb- 
dem  diese  Temperatur  mehr  oder  weniger  anhält.  Man  kann  so  selbst 
die  Bildung  von  neuen  zusammengesetzteren  Verbindungen  bestim- 
men, als  die  ursprĂĽngliche,  indem  man  mehrere  Atome  der  Substanz 
sich  zugleich  zu  zersetzen  zwingt,  da  ein  einziges  Atom  nicht  die  zur 
Bildung   von  flĂĽchtigen  Producten   erforderlichen  Elemente  liefert, 
wie  Wasser  und  Kohlensfiure. 

Oft  ist  daher  die  trockene  Destillatioo  ein  Act  der  moleculären 

Complication  und  der  Verbrennung,  eingeleitet  unter  den  ungĂĽnstigsten 

Umständen :  man  kann  sie  bestimmter  in  ihren  Resultaten  aufführen^ 

wenn  man  die  organischen  Substanzen  vor  der  Destillatioo  mit  Baryt, 

Kalk  oder  Kali  mischt,  welche  die  Kohlensäure  binden ,  welche  durch  die 

auf  Kosten  des  Sauerstoffs  der  organischen  Substanz  selbst  bewirkte 

Verbrennung  entsteht.    Sobald  dieser  Sauerstoff  erschöpft  ist,  sobald 

die  gesammte  Menge  desselben  dazu  gedient  hat,  Wasser,  Kohlen- 

adure.  Essigsaure  oder  sauerstoffhaltige  flĂĽchtige  Oele  zu  bilden,  dann 

erscheinen  die 'Kohlenwasserstoffe;  die  mindest  flĂĽchtigen  gehen  in 

jer  Regel  zuletzt  ĂĽber. 

§  2590.    Bei  Untersuchung  der  Art  und  Weise ,  wie  sich  die 

>rgan]9chen  Sauren  unter  dem  Etnfluss  der  Warme  verhalten^  hat 

53* 


836 

Pelouse  1)  die  Existens  einer  hOchsl  einfaGben  Beäehnsg 
derZusaiDineDseUungderPyri^iaicre»,  wekhe  durch  dieWirkoag  de» 
Feuers  entstehen,  und  der  der  Sauren,  aus  denen  sie  eDtstdiea,  gefin- 
den .  D  lese  Beziehangen  lassen  sich  auf  nachstehende  Weise  formufirea : 
Eine  Pyrosattre  tmierscheidel  sich  van  der  ursprĂśMgliehen  Siare 
durch  die  Elemente  des  Wassers  und  der  Kohlensaure  oder  denk 
die  Elemente  des  erstem  oder  der  letztem. 

Folgende  Formeln  veranschaulichen  die  Entstehung  einiger  ff- 
rosfiuren  nach  dem  erwähnten  Gesetx : 

Q  Hio  0,  —  C,  H4  O3  +  C  Ot  +  af  H,  O 
Pyroschleim- 
sSure. 
C^  H4  O7  «.  Ce  H4  0,  +  C  Og 
Mekonsjlure.      Pyrome* 

konsllure. 
C.  Hg  O7  —  Ca  He  O4  +  C  0,  +  Hj  O 
Citronssure.    Itaconsflure, 

Mehrere  ohne  Zersetzung  flüchtige  Sauren  können  gleiehfaUsie 
Elemente  der  Kohlensaure  verlieren,  wenn  man  sie  aiit  AeCzkalk  ete 
-Baryt  gemengt,  destillirt: 

C7  He  0,  »-»  Ce  He  +  C  Ot 
Benzoesäure.    Benzin . 

C,  He  0,  =  Ce  Hg  +  C  0, 

Zimmtsaure.  Cinnamen. 
C7  He  0,  =  Ce  He  0  +  C  0, 
Saltcylsaure.    Phensaure- 

alkohoK 

Die  merkwardigen  Beziehungen ,  welche  man  zwischen  der  B^ 
sicitat  der  organischen  Sauren  und  der  Zahl  der  Kohlensaurealoat 
beobachtet,  welche  sie  ausscheiden  können,  entweder  durch  die  Uest 
Wirkung  der  Warme  oder  durch  die  Vereinte  Wirkung  derselbea  oit 
der  des  Aetzkalks  oder  Baryts'),  bestehen  in  Folgendem  :  eine  eöAs- 
sige  Säure  kann  C  O^,  eine  zweibasige  2  COg  und  eine  dreiMy 
3  C  0)  ausscheidet. 


1)  Peloaie,  Jouro.  de  cbim.  ni<Sd.,  X,  129;  Posgeod.  Aoo»,  HD,  Sil 

2)  Gerhardt,  Pr^is  de  cbim.  organique,  I,  80. 


837 

So  kann  sich  eine  einbasige  Sflure  in  C  O^  und  einen  Kohlen- 
wasserstoff oder  einen  Alkohol  zersetzen : 

die  EssigsSore  Gt   H4  0|  wird  C  O2  H"  ^  ^4      »  Sumpfgaa 

die  Benzügsaure  Cy   H«   0^     i>     C  0^  4~  ^  ^e      >  Benzio 

die  Zimmts&are  T^q   Hg   0^     „     C  O9  -{-  Cg  Hg      ,  Cinnameo 

die  Cuminsdiore  Cio  Hu  0^    „     C  0^  4"  ^  Hu     ,  Gumpo 

die  Salicylsaure  C7   H«   0,     „     C  0,  -f  Q  "e   0,  PheDsäurealkohoI 

die  Anieeaore  C9   Hg   Oa     1,     C  O^  -j-  Cg  Hg   0,  Methylphensäarealkohol. 

Eine  zweibasige  Säure  kann  sich  zersetzen  entweder  in  ein  Atom 
Kohlensäure  und  eine  einbasige  Pyrosaure  oder  in  zwei  Atome  Koh- 
lensäure und  einen  Kohlenwasserstoff  oder  in  dieselben  Producte  -j- 
Wasser: 

die  OxalsSare       C,  Hj  O4  wird      C  0^  -)-  C    H^  Og,  AmeiseDs^ore 

die  CoiDenefiura   Cg  II4  O5     ,,        C  0^  -  -  C^  H4  O3,  Pyromekonsäare 

die  Gailuesauro     C7  H«  Og     „        C  Og  -f  Cg  H«  Og,  Melagallusfläure  -f  HgO 

die  WeineSure      C4  Hg  Og     ,,        C  Og  -f-  Cg  H4  O3,  Pyroweinslure  -f-  HgO 

die  Sehletmsaore  C«  HioOg     „        C  Og  4~  ^s  ^4  Og,  PyroacbleimafiQre  -|- 3  Hg  0 

die  Phthalsäure    Cg  H«  O4     „     2  C  Og  +  C«  Hg      ,  BeDzia. 

Eine  dreibasige  Säure  kann  sich  zersetzen  entweder  in  ein  Atom 
Kohlensäure  und  eine  zweibasige  Pyrosäure,  oder  in  zwei  Atome  Koh- 
lensäure und  eine  einbasige  Pyrosäure,  oder  in  drei  Atome  Kohlen- 
säure und  einen  Kohlenwasserstoff,  mit  oder  ohne  Wasser : 

die  Acocitsäure  Cg  Hg  Og  wird  C  Og  -f-  Cg  Hg  O4,  Itaconsaore 

4ie  Cifrooeaore  Cg  Hg  O7  „  C  Og  4"  ^  ^  O4,  ItacoDsiure  +  Hg  0 

die  HekoDsäure  C7  H4  O7  ,,  C  Og  --  Cg  H4  O5,  Comeosäure 

die  Mekonsaure  C7  H4  O7  ,,  2  C  Og  -^  Cg  H4  Og,  PyromekoDsäore. 

Von  dieser  Regel  hat  man  noch  keine  Ausnahme  beobachtet. 

Sauerstoff  und  atmosphärische  Luft^ 

i  2591.  Wenn  die  organischen  Substanzen  rein  sind,  frei  von 
Wasser  und  geschĂĽtzt  vor  BerĂĽhrung  mit  Luft ,  so  geachieht  es  sel- 
ten, dass  sie  sich  allein  ferändern  ohne  Hinzukommen  eines  chemi- 
schen Agens ,  welches  zu  dem  einen  oder  dem  andern  seiner  Be- 
standtheile  eine  Anziehung  hat.  Viele  davon  zersetzen  sich  aber  durch 
den  gleichzeitigen  Einfluss  von  Lufl  und  Feuchtigkeit.  Man  sagt  dann 
gewöhnlich,  diese  Substanzen  zersetzen  sieh  van  selbst^  ein  höchst 
anpassender  Ausdruck,  da  diese  Veränderung  kaum  eintritt  ohne 
vorgllngige  Einwirkung  von  Wasser  oder  Sauerstoff.  In  der  That  hat 
die  Gftbrung  der  POanzensäfte,  das  Sauerwerden  und  in  Folge  dessen 
eintretende  Gerinnen  der  Milch,  das  Faulen  der  FrĂĽchte,  alle  diese 
Erscheinungen  und  viele  andere,  die  als  freiwillige  Zersetzungen  be- 
tracbiet  werden,  zur  ersten  Ursache  die  verbrennende  Wirkung, 
prelehe  die  Luft  auf  gewisse  Bestandtheile  dieser  Substanzen  ausĂĽbt 


838 

Der  POaiiseDsaft,  wdcber  der  Verandenuig  am  neialeB  fmtamrim 
ist,  erhält  aicb  vollkommen  bei  Abecbluss  der  Lull,  so  lange  ab  kt 
Organ  oder  Gewebe ,  welches  ibn  eotbflk,  der  Wirkmg  towia 
widersteht;  allein  dieser  Saft  verdirbt,  sobald  er  einer  einufesUI- 
blase  begegnet.  Wir  babea  uns  bereits  ($  2440)  Ober  diese  Aitm 
Erscheinungen  weiter  ausgelassen. 

Von  den  Substanzen,  welche  sich  in  Bertdining  mit  Luft  nm- 
ändern  vermögen,  sind  insbesondere  anzufahren  die  OOcbligfn  Mt, 
die  Glyceride  oder  neutralen  Fette  und  vor  Allen  die  zugidck  sdr 
Stickstoff-  und  sauerstoffichen  Substanzen  von  sehr  viflfacbcr  b- 
sammensetzung,  wie  die  Eiweisssubstanzen« 

Die  flQchttgen  Oele ,  denen  BlOten  und  Bluter  der  PfbuN  i- 
ren  Geruch  verdanken,  unterscheiden  sich  im  Allgemeinen  dordie 
Schnelligkeit,  womit  sie  den  SauerstolT  der  Lofl  absorbireo ,  sa  te 
sie  ihre  FlĂĽchtigkeit  verlieren  und  sich  in  Harze  umwandeln.  Ic^ 
rere  dieser  Oele  verwandeln  sich  selbst  durch  diese  OxjdatiM  â–  
wohl  charakterisirte  Säuren :  so  verwandelt  sich  das  Zimatöl  ■ 
Zimmlsäure,  das  KreuzkQmmelOl  in  Cuminsäure,  daa  Terpeotiaüiii 
Ameisensäure. 

Wegen  dieser  Eigenschaft,  Sauerstoff  aus  der  Luft  auteafhaa 
und  sich  zu  verharzen,  werden  auch  die  siccativen  Oele  (f  129S)  ka 
der  Firnissbereitung  benQtzt.  Im  Zustande  vollkommener  ReiibdL 
scheinen  sich  die  fetten,  nicht  trocknenden  Oele  nicht  an  derLaftn 
verändern,  allein  da  sie  in  rohem  Zustand  stets  die  Fragmente  f^ 
ateffhaitiger,  sehr  leicht  veränderlicher  Gewebe  enihalteD,  sa  erlko- 
len  ihnen  diese  die  Eigenschaft,  ranzig  zu  werde«,  d.  h.  sieb  miß 
Luft  zu  zersetzen. 

Die  Stickstoffsobstanzen ,  welche  Beslandlbeile  des  tbicriMta 
Organismus  bilden,  wie  das  Fibrin,  Albumin,  Caaeln,  gekaifa  «- 
streitig  zu  denjenigen,  welche  die  Luft  auf  die  atOrmischete  oadl^ 
tigsle  Weise  angreift.  Jedermann  kennt  die  schnelle  Veifadcm^ 
weiche  Blut,  Eiweiss,  Milch  bei  6'erahniBg  mit  Luft  erieHka.  ^ 
haben  uns  bereits*  Ober  die  Eigenschaft  ausgelassen ,  wdche  die  fr 
weissaubstanzen  besitzen »  ab  Permente  su  vrirken,  d.  b.  ihreäl^ 
stand  der  Zersetzung  solchen  Substanzen  raitsutbeilen,  «akteäci 
in  BerOhrung  mit  ihnen  befinden  (%  8441). 

Die  langsamen  Verbrennungen^  welche  die  Luft  einiciteU  ^^ 
selten  die  Wirkung ,   die  orgauisdien  Substanzen  auf  sekr  n*^ 


830 

zü  z^TBf  Uoo.  Zuweilen  verbindet  «ch  der  Sauereioff  uumiUel- 
bar  damit,  ohne  dass  eich  weder  Wasser,  noch  Kohlensaure  bildeL 
Cio  aodereamal  bildet  der  Sauerstoff  Wasser  nit  einem  Tbeil  des 
Wasserstoffs  der  organischen  Substanz ;  dieser  Fall  kommt  bei  Dm- 
waodlung  des  Indigweiss  in  Indigblau  vor.  Oft  ist  Kohleneäure  das 
Resultat  dieser  langsamen  Verbrennungen:  so  entwickelt  feuchte 
Holzfaser  an  der  Luft  censtantKobleneiure  und  vervandek  sich  end- 
lich in  eine  braune  oder  schwarze  zerreibliche  Masse  (Moder,  Bumas, 
UfaniiisAure)  d  998). 

Me  langsamen  Verbrenonngen  werden  insbesondere  durch  ^ 
Gegenwart  Ton  Alkalien  oder  alkaĂĽacben  Erden  begĂĽnstigt.  Reiner 
jkikohel  erliStt  sieh  unbegrenzt  lange  Zeit ;  allein  nĂĽt  Aetzkali  var- 
«etat,  rOthel  er  aich  an  der  Luft  und  verharzt  sich  nach  und  naefa. 
Tannin  and  Gailoasiure  verhalten  sich  auf  fthnliche  Weise.  In  einem 
feuchten  Boden,  welcher  Kalk  enthält  und  von  der  Luft  durcbdring- 
bar  ist,  geht  die  FSulniss  der  Pflanzen-  und  Thierstoffe  weit  rascher 
von  Statten,  als  in  einem  solchen,  worin  diese  Bedingungen  ausge- 
schlossen aiad. 

Gewisse  porOse  oder  sehr  fein  zaiheilte  Borper  begĂĽnstigen 
gteichfalls  die  langsame  Verbrennung  auf  beraerkenswerthe  Weise. 
So  bewirkt  Platinschwamm  und  namentlich  Platinschwarz  (welches 
aian  durch  Kochen  von  Platinchlorid  mit  Alkohol  erhalt)  die  Oiydation 
der  Alkohole  und  die  Umwandlung  dieser  KOrper  in  die  entsprechen- 
den Sauren.  Wenn  man  Plalinsehwarz  mit  emer  kleinen  Menge  Alko- 
iK>l  in  BerĂĽhrung  bringt,  so  erhitzt  sich  die  FlĂĽssigkeit  selbst  bis  zum 
Weissgltlhen  und  fluigt  Feuer. 

Man  kann  wirkliche  Verbrennungen  bei  niedrigen  Temperaturen 
hervorbringen,  wenn  man  Sauerstoff  auf  ein  inniges  Gemenge  von  Platin 
und  organischer  Substanz  in  einem  dazu  eingerichteten  Apparat*)  lei- 
tet. Die  Weinsäure  liefert  bereits  bei  I6O0  Wasser  und  Kohlensaure; 
unter  250<^  stellt  das  Gewicht  der  Kohlensaure  und  des  Wassers  bis 
auf  2  Procente  die  elementare  Zusammensetzung  der  Sflure  dar.   Para- 

â–  

weiosflure  und  Zucker  verbalten  sich  auf  ahnliche  Weise.  Butter, 
Olivenöl,  Stearinsaure  und  Wachs  brennen  gegen  100^  und  ihre  Ver- 
brennung ist  schon  unter  200<>  vollständig.    Stearinsäure  und  Wachs 


1)  KillsD  iHid  Bei$«t,  Conpi.  read,  d«  l'Acad.,  XVf,  1190. 


840 

entstlndeo  sich  selbst  mit  glaniendem  Liebt  in  einem  SanentoirtMi 
bei  280«. 

MerkwĂĽrdiger  Weise  wirkt  Bimsstein  and  Hohkoble  wie  FMi- 
schwamm ;  ^iese  drei  Substanzen  wirken  bei  â–Ľerschiedenen  Grrfei 
auf  dieselbe  Substanz  und  können  sich  gegen  mehrere  andere  M 
activ^  bald  unthltig  verhalten.  Wenn  man  in  Dampflorm  gelndM 
Alkohol  oder  Aether  in  zwei  Rohren  destillirt,  welche  io  ein  and  ^ 
selbe  Metallbad  tauchen,  die  eine  mit  gepul? erteni  Birasstein,  die  m- 
dere  mit  Platinschwamm  geltlllt«  so  deslillirt  Alkohol  ond  Aete 
über  dem  Bimsstein  bei  300*  und  darOber  uaverlBdert;  «ihrni 
man  auf  Seite  des  Platinscbwamms  Ober  220*  eine  reichliche  Ca- 
entwicklung  erhalt.  Essigsflure  destillirt  unverinderl  Oi>erBiBHries, 
während  sie  über  Platinschwarom  sich  Tollstfladig  zersetzt;  stofol 
man  die  Temperatur,  bis  Zersetzung  aber  dere  Bioisslein  enliitt,  • 
entstehen  auf  beiden  Seiten  völlig  verschiedene  Gase. 

Chlor,  'Brom^  Jod. 

%  2592.  Das  Chlor  verhalt  sich  zu  den  organischen  SaksUaia 
auf  vier  verschiedene  Arten :  t)  es  verbindet  sich  unmittelbar oiit des- 
selben ohne  EntiiehuBg  von  Wasserstoff;  2)  es  entxieht  eiaiv  ^ 
allein  Wasserstoff;  3)  es  verbindet  sich  mit  den  organiscbeB  Ss^ 
stanzen  nach  Entziehung  von  Wasserstoff;  4)  es  oxjdiil  sie  «kr 
Zersetzung  von  Wasser* 

a.  Die  Körper,  welche  sich  unmittelbar  mit  dem  Chlor  ii  *v- 
binden  vermögen,  sind  die  Metalle  der  gepaarten  Basen  ((2576),  i» 
AlkoholhjdrOre  mit  dem  Radical  C.  H^^,,  die  Aldebydhjdfttre  äl 
dem  Radical  G.  Hta^i  und  einige  andere  ähnliche  Substanzen«  Wtfkaks 
die  Eigenschaften  der  gechlorten  KOrper  bereits  kennen  gelekrt 
welche  aus  dieser  Verbindung  von  Chlor  mit  den  erwflhnten  Kflipcn 
entstehen  (f  2525). 

Wir  wollen  nur  wiederholen,  dass  die  Producte  aus  der  Tcrkii* 
dĂĽng  des  Chlors  mit  den  Kohlenwasserstoffen  die  Eigenschaft  kite 
sich  unter  der  Einwirkung  von  alkoholischer  KalilOsung  und  mnta 
schon  durch  die  blosse  Einwirkung  der  Wlrme  in  ChlorwassenCoCsM* 
und  andere  gechlorte  Verbindungen  zu  zersetzen. 

Nach  Malaguti  bindet  der  Pyroschleimsflureflther  nnmitt^ 
Chlor  wie  die  Alkohol-  und  SSurehydrOre« 

Wenn  man  die  Chloride  der  gepaartes  Basen  ansainttti  iff^ 


841 

Auflösung  sich  xa  den  Silbersalzen  wie  die  Auflösung  der  anorganischen 
Chloride  verhalt ,  fllHt  keines  der  durch  die  unmittelbare  Einwirkung 
des  Chlors  auf  die  organischen  Substanzen  gebildeten  Chloride  die  Sil- 
bersalze. Um  das  Chlor  darin  durch  Reagentien  zu  erkennen ,  mues 
man  die  organische  Substanz  durch  Feuer  oder  Salpetersflure  zer* 
setzen.  Wenn  man  solche  Chloride  enlzOndet^  brennen  sie  mit  einer 
am  Rande  grĂĽnen  Flamme. 

Ăź.  Die  blosse  Entziehung  des  Wasserstolfe  einer  organischen 
Substanz  durch  Chlor  ist  ein  ziemlich  seltener  Fall;  man  hat  ihn  nur 
bei  den  Alkoholen  mit  dem  Radical  C.  Hta^i  und  beim  Benzin 
(I  1564)  beobachlet.  In  der  ^ersten  Phase  der  Wirkung  des  Chlor» 
auf  diese  Alkohole  verlieren  sie  Hf,  indem  sie  sich  in  Aldehyde  mit 
dem  Radical  C.  H«^|  verwandeln;  allein  dieselben  tauschen  hierauf 
durch  die  nachfolgende  Wirkung  des  Chlors  Wasserstofi  gegen 
Chlor  ein* 

Ys  Am  häufigsten  entzieht  das  Chlor  Wasserstoff  und  substituirt 
sich  dafür;  es  entstehen  so  chlorgepaarte  Körper  oder  Derivate  durch 
Substitution  (S  2485).  Eine  grosse  Anzahl  von  Sauren,  Basen,  Aethern, 
etc.  verhalten  sich  zu  Qblor  auf  dieselbe  Weise. 

Wir  verdanken  Laurent  die  ersten  Hittheilungen  aber  die  Bezie- 
hungen, welche  zwischen  den  Eigenschaften  der  chlorgepaarten  und 
denen  jener  Substanzen  besteheui  woraus  sie  sich  bilden.  Man  kannte 
zwar  vor  den  Arbeiten  Laurent's  einige  vereinzelte  Thatsachen  bezĂĽg- 
lich der  Einwirkung  des  Chlors  auf  die  organischen  Substanzen :  so 
wusste  man  aus  den  Beobachtungen  von  Gay-Lussac,  dass  das  Wachs 
eben  so  viele  Atome  Chlor  aufnimmt,  als  es  Wasserstoff  verliert  und 
aus  den  Beobachtungen  von  Wobler  und  Liebig ,  dass  Bittermandelöl 
ein  Atom  Chlor  gegen  ein  Atom  Wasserstoff  austauscht;  Dumas  hatte 
sogar  diese  Wechselwirkung  zwischen  Chlor  und  Wasserstoffverbin- 
dungen bereits  dadurch  generalisirt,  dass  er  sie  das  Gesetz  4er  Sub' 
itituHon  nennt ^)*  Allein  Laurent's  Verdienst  besteht  darin ,  durch 
zahlreiche  Experimente  die  Analogie  der  Eigenschaften, nachgewiesen 
SU  haben,  welche  zwischen  den  chlorgepaarten  Körpern  und  den  Sub- 
stanzen besteht,  woFaus  man  sie  erhalt. 

Die  ersten  Arbeiten  Laurent's  beziehen  sich  hauptsächlich  auf 


1)  Duroai,  Trait^  de  Chimie,  1885^  Bd.  ÂĄ.  S.  99. 


848 

da0  Naj^blbaliii  Cit  Hg«  Sie  bab«n  das  RMultal  feüefert,  das» 
durch  aümalig«  Verlauschnpg  »einea  WaMerttoffa  gegen  Chlor  odar 
Brom  dia  fiilduag  Hbolichar  VarbindttogM  varaalaasl;  Laweil 
•cbbesal  daraus,  dasa  Chlor  uod  Brom ,  obgleich  Torragaad  ehclra- 
•egativ,  dieselbe  Rolle  wie  Wasserstoff  spieleo  koaaeo ,  der  üQr  das 
eleciroposüivsteD  aller  Körper  der  Chemie  geballeo  wird  und  das 
demnach  die  EinftlhruDg  des  Chlors  oder  Broms  in  die  oi^ganiscbes 
VerbioduageB  durch  Verlrelung  des  Wasserstoffs  die  molecidlre  Za- 
sammensetzung  dersell>eo  nicht  hindere. 

Beispiele  solcher  Subatitulionen  sind  folgende :  das  Naphfhalii 
biodei  Chlor,  weoo  es  unmittelbar  damit  behandelt  wird,  criiae  Sob- 
stittttioa  und  bUdet  swei  Verbindungeo,  die  eiae  olartig,  Naphlludia- 
cbloror,  die  andere  fest,  Naphthalincblorid ; 

Napbibaliochlorär   C,«  Ha,  CI^ 
Naphthaliochlorid    Cio  H,,  2  Cli. 

Wenn  mau  beide  Producte  der  Destillation  unterwirft  oder  mil 
einer  alkoholischen  Kalilösung  behandelt,  so  serselzen  sie  sich  io  ge- 
cblortes  und  zweifach  gechlortes  Naphthalin  und  Chlorwasserstoflajiura: 

Gechlortes  Naphthalin  C|p  R,  Cl  -f  ^  CI 

Zweifach  gechlortes  Naphthalin    C|o  Hq  Cl  -f-  ^  H  C1. 

Die  gechlorten  Naphthaline  werden  durch  Kali  nicht  angegriffen; 
allein,  wenn  man  sie  mit  Chlor  behandelt,  so  absorbiren  sie  es  ohne 
Substitution,  wie  das  Naphthalin  selbst  und  bilden  Chloride  Ton  ge- 
chlortem und  zweifach  gechlortem  Naphthalin.  Diese  verhalten  sich 
bei  der  Destillation  und  mit  alkoholischer  Kalilösung  wie  die  Chloride 
des  nicht  gechlorten  Naphthalin,  indem  sie  sich  in  neue  gechlorte  Pfapb- 
thaline  und  ChlorwasserstolTsäure  zersetzen.  Diese  neuen  gechlorten 
Naphthaline  werden  eben  so  wenig  von  Kali  angegriffen ;  wenn  maa 
sie  dagegen  mit  Chlor  behandelt,  binden  sie  dasselbe  ohne  Substi- 
tution und  erzeugen  damit  neue  Chloride  von  gechlortem  Naphthalin, 
welche  alkoholische  Kalilosung  zersetzt,  etc. 

Verbindet  man  Naphthalin  mit  Schwefelsaure,  so  erhält  man  eine 
eigenthOmliche  Saure: 

die  SutfoDaphthalinsflure  Cio  H|  S  0,, 

deren  Neotralsalae  «Dtbalten    C|o  H|  S  O^. 

Löst  man  ebenso  gechlortes  oder  zweibeh  geehioftaa  Naphtha- 
lin in  Schwefelsaure  auf,  so  erhalt  man  die  zwei  nachstehenden  Sauren: 

Gechlorte  Naphthalinsäore       .     .     Cio  H7  Cl  S  Oj, 
deren  Nenlralsalze  enthattcn  .     .     Cto  fie  M  Gi  S  Qt ; 


843 

Swcifach  gtdilorte  ffaphtbaliDsliiTO    C|o  He  Clt  S  Og, 
4«f«n  Ntutralsalse  enthalteo    .     .     C,o  H,  M  Ct,  6  Of 

Man  sieht  demnach,  daaa  die  gechlorten  Naphthaline  sich  gerade 
so  verbinden  und  umwandeln  wie  das  nicht  gechlorte  Naphthalin,  was 
olTenbar  zeigt,  dass  das  Naphthalin  durch  Vertauschung  von  n  H  ge- 
gen n  Cl  keine  Veränderung  in  seiner  molecularen  Zusammensetzung 
erleidet. 

Diese  Aehnlichkeit  in  der  Zusammensetzung  geht  selbst  auf  die 
Krystallform  der  Naphlhalinverbindungen  Ăśber.  Es  gleichen  sich  einige 
davon  in  so  hohem  Grade,  dass  man  sie  ohne  Analyse  nicht  zu  unter- 
scheiden vermöchte.  Folgende  Reihe  ist  in  dieser  Beziehung  sehr 
merkwĂĽrdig : 

Zweifach  gechlortes  Naphthalin  C|o  He  Cl^, 

Dreifach   s^liiorl«a  „  C]o  Ha  €]a, 

Brorozweifacb  gecblorifs    „  C|o  H^  Br  CIs, 

Vierfach    gechlortes  „  C|e  H«  Ct4, 

Sechafach  geehlortea        „  C|o  Hf  Cle* 

Alle  diese  KOrper  krystallisireD  io  laagen  sechsseitigen  Pris* 
jBen  von  120^,  sind  weich  wie  Wachs ,  lassen  sich  nach  allen  Rich- 
tungen biegen«  ohne  zu  brechen,  und  parallel  der  Axe  spalten,  sind 
sehr  leicht  in  Aether  löslich  und  sehr  schwer  löslich  in  Alkohol. 

Dieselben  Beziehungen ,  welche  zwischen  dem  Naphthalin  und 
seinen  gechlorten  Derivaten  bestehen,  wurden  von  Laurent  zwischen 
Isatin  (OzydatioQsproduct  des  Indigo)  und  den  gechlorten  oder  g«- 
broaien  Isatinen  beobachtet.  Das  Isatin  verbindet  eich  unmittelbar 
mit  Kali,  unter  Bildung  des  Kalisalzes  mit  Isatinsflure,  welche-  sich 
vom  Isatin  durch  die  Elemente  des  Wassers  unterscheidet;  die  ge- 
chlorten und  gebromten  Isatioe  lösen  sich  auch  in  Kali  unter  Bil* 
4ung  von  chlorisatinsauren,  zweifach  chlorisatin  - ,  bromisatiosauren 
Salzen«  etc.,  welche  sich  gleichfalls  nur  durch  die  Elemente  des  Was* 
sers  vom  gechlorten,  zweifachgecblorten ,  gebromten  Isatin,  etc. 
untorscbeideii. 

IsaUo  CeHgNOt  laatinaiiu«  Ce  Rr  N^s 

Chlorisatin     C,  H«  Cl   NO,  Chlorisalinsiure     C,  H«  Cl   NO, 

Bichlorlsatin  C,  H,  Cl,  NO,  Bichlorisatinsfisre  C,  H5  Cl^  NO, 

Bromitatia     C,  H«  Br  NOf  Bromisaliosaare    C,  He  Br  NO, 

IsatiDsaores  Kali  C^  He  K  NO, 

Chlorisatinsaures  „  H,  H»  Cl  K  NO, 
Bidiloriasliasaaraa  „  H,  H,  Cl  K  NO, 
Bromiaatiouures      „    H,  H,  Br  K  NO,. 

Unter  dem  Eiofluss  reducirender  Ageniien  bindet  Isatin  und 
seine  gechlorten  Derivate  Wasserstoff»   Man  erhlH  so : 


844 

autlnUD  iMtid  S  C;  H.  NO,        +  H,. 

aos  Cbtorisatln       Cbloritaüd       S  C,  H«  Cl   NO,  +  !!«> 
aas  Bichloritatio     Bichlorisatid    2  C.  H,  Cl,  NO,  4"  ^ 

Wenn  man  Isatio  mit  flberschOssigem  Kali  desUllirt,  io 
eine  flQchtige Basis,  das  Anilin;  wenn  man  ebenso  gechlortes, 
facbgedilortes  oder  gebromtes  Isatin  bebandelt ,   erhalt  Hiao 

Basen,  Chloranilin,  Bichloranilin,  Bromanilio,  etc.  : 

aoi  Isatio  Aoilin  C^  lij  fl, 

aus  Chlorisatin  CbtoraoiliD  C«  He  Ci    N, 

auf  Bicbloriaaüo  Bichloranilio  C«  H,  CI«  fl, 

aos  Bromisalio  Bromaoilio  C^  H«  Er   N. 

Alle  diese  Basen  verbinden  sich^mit  derselben  Quantität  Ckkm- 
serstoffsäure  lur  Bildung  eines  neutralen  chlorwassersloffsaiireaSabei. 

Man  konnte  diese  Beispiele »  an  denen  die  organische  Cbear 
heut  10  Tage  durch  die  Arbeiten  Ton  Laurent,  Maiaguti,  Re^Md^ 
Dumas,  CabourSy  A.  W.  Hofmann,  Piria  und  vieler  andererCbcair 
Ueberfiuss  hat,  noch  vervielfilltigen. 

Wenn  eine  Wasserstoffsobstani  mehrere  chlor-  oder  huip 
paarte  Derivate  liefert,  so  bemerkt  man  in  der  Regel,  dass  die  Ch* 
raktere  dieser  Substanz  in  ihren  Derivaten  um  so  weoigcr  vertite 
sind,  als  sie  weniger  gechlort  oder  gebromt  sind ;  das  eiobck  f- 
chlorte  oder  einfach. gebromte  ist  stets  der  ursprOngKcbeo  Sakst« 
ahnlicher  als  die  Derivate,  wo  sich  die  Substitution  auf  eine  grttam 
Zahl  von  Wasserstoffatomen  erstreckt;  es  besteht,  so  sa  sagen,  ok 
Reihung  in  den  Eigenschaften  der  durch  SuhstitulioQ  abgihiirtii 
Korper  (vgl.  (  2548). 

Es  Ussl  sich  auf  die  chlorgepaarten  KOrper  das  Gesets  der  It 
sicitat  anwenden,  welchem  die  nitrogepaarten  und  scbwefelgepairtN 
Derivate  unterworfen  sind ,  unter  der  Annahme ,  dass  die  erstens 
durch  die  Wirkung  der  unterchlorigen  Säure  Gl  H  0  entstehen,  ktm 
Chlor  Gl  Gl  das  Chlorid  darstellt  (s.  %  2484). 

In  wässriger  oder  geistiger  Auflösung  Allen  die  chlor- 
gepaarten ROrper  die  Silbersalie  nicht  wie  die  Chloride  ond 
Doch  entdeckt  man  darin  das  Cblor  und  Brom  leicht  heioi  ViikiiaaiB 
entweder  für  sieb ,  wenn  sie  entzflndlich  sind «  oder  mittelst  aMi 
Dochtes,  wenn  sie  sich  schwer  entzOnden.  I^e  FlaiDoiie  bat  4tf* 
einen  grĂĽnen  Rand,  verbreitet  viel  Rauch  und  saure  Dampfe. 

Die  grOne  Färbung  der  Flamme  ist  sehr  deutlich  hei  denfcHv 
â–Ľerbrennharen  KOrpem,  wenn  man  folgendermaftsen  verftbil:  fe> 
zOndet  eine  kleine  Weingeistlampe  an,  deren  Docht  man  so  neu  a* 


845 

rOckgestelU  hat,  dass  die  Flamme  onr  sehr  seh  wach  ist}  bieraof- 
oAhert  man  den  KOrper  oder  den  mit  dem  Körper  imprignirten  Dochtt 
worin  man  das  Chlor  oder  Brom  sucht ,  mit  einer  Pincette  der  Basis 
der  Flamme ;  die  grüne  Färbung  zeigt  sich  nun  in  dem  Augenblick, 
wo  der  gechlorte  Körper  mit  der  Flamme  dar  Lampe  in  Berttbrung* 
kommt. 

Man  kann  bisweilen  die  ursprünglichen  Körper  aus  ihren  ge» 
chlorten  Derivaten  wieder  herstellen  (s.  $  2486*,  Chlargepaarte 
Säuren), 

d.  Es  gie)>t  Körper,  welche  das  gasförmige  Chlor  bei  keiner 
Temperatur  angreift,  die  aber  unter  Mitwirkung  des  Wassers  lersetsi 
werden. 

Der  blaue  Indigo  z.  B.  ist  in  diesem  Falle.  Es  Yeribindet  sich 
zuerst  Sauerstoff  mit  der  organischen  Substanz  in  Folge  von  Wasser- 
zersetzung, hierauf  gehl  die  Chlorirung  wie  in  den  vorhergehenden 
Fallen  von  Statten :  so  wird  Cg  H5  NO  zuerst  Cg  Hg  NO9  Isatin ,  um 
spater  Chlorisatin  Cg  H4  Cl  NO«  und  Bichlorisatin  Cg  Hg  Cl^  NO, 
SU  bilden. 

Die  Bildung  von  Essigsäureatber  durch  Chlor  und  Alkohol  (Du- 
mas) ist  das  Besttltat  einer  solchen  Wirkung. 

Die  Stickstoffsubstanzen ,  so  wie  die  nicht  flOchtigen  Sauerstoff- 
reichen  Verbindungen  sind  vorzugsweise  filb,ig^  Sauerstoff  unter  dem 
EinflĂĽsse  des  Chlors  in  Gegenwart  von  Wasser  zu  binden. 

8  2593.  Brom,  Jod^  —  Das  Brom  ist  bequemer  zur  Erzeu- 
gung von  Derivaten  durch  Substitution  als  das  Chlor.  Es  bewirkt 
die  Reactionen  ganz  ebenso  genau  und  scheint  selbst  noch  häufiger 
krystallisirte  Körper  zu  bilden.  Wie  das  Chlor  verbindet  es  sich 
mit  gewissen  Kohlenwasserstoffen  unter  Erzeugung  von  Verbindun- 
gen, welche  von  alkoholischer  Kalilösung  angegriffen  werden.  Es 
scheint  indessen ,  dass  die  Wasserstoffsubstanzen  durch  die  verlän- 
gerte Einwirkung  des  Broms  nicht  so  stark  angegriffen  werden  wie 
durch  Chlor:  so  kann  das  ölbildende  Gas  durch  Chlor  seinen  ganzen 
Wasserstoff  verlieren  und  sich  in  Chlorkohlenstoff  verwandelp ,  wah- 
rend das  Brom  kein  entsprechendes  Bromid  liefert. 

Gewisse  gebromte  Körper,  mit  denen  sich  das  Brom  ohne 
Substitution  verbunden  hat  und  die  durch  alkoholische  Kalilösung 
angegriffen  werden,  haben  die  Eigenschaft,  Brom  und  Brom  Wasser- 
stoff zu  entwickeln ,  wenn  man  sie  der  Destillation  unterwirft ;  unter 


8M 

iemelben  DmiMii^e»  entwicMn  4m  gecUortea  lor^  nr  Qkk 
wMientoffsflore  (Laurent). 

Wtt  <tos  Jod  betriSl,  so  sind  seiae  Verbiadtagoa  nit  ta  «p> 
nkcbcii  Siitstafiien  weil  wenigar  beständig  als  die  des  Gkim  ■! 
Bmns»  Beide  letsteren  sersetsen  in  der  Reg«!  die  gqedeiea  fcfhlh 
dĂĽngen.  Hie  organischen  Basen  sind  insbesondere  merkwOritgM 
die  Bigenscbaft ,  welche  sie  besitsen ,  Jod  anmittelbar  zt  Ma 
(f  9548).  Das  CMoijod  kann  4nn  dienen,  die  jodgefiarta  M- 
vate  dariustellen. 

Wenn  man  eine  organische  Snbstanz  nait  Brom  oder  M  wi 
änem  Itsenden  Alkali  znsamnieo bringt,  so  geschieht  es  ift,  te 
es  sich  oxydirt  und  in  andere  weit  einfachere  Körper  zenettl:* 
KHiBni  Zocker,  Gunimt  und  die  Eiweisssobntanien  Jedsfcw.  k 
ortfon*  und  fipfelsauren  Salse  Brorooform,  das  Amygdaiifl  RüM» 
delol,  das  Saliein  SalicylhydrQr  etc. 

Ckl»rwas$ersio/fs8Mre^ 

S  2594.  Ausser  den  Pflanzenbasen  (positt?en  AzolideR)  kh 
viele  Kohlenwasserstoffe  die  Eigenschaft,  sich  unmittelbar  mit  Ok- 
wasserstoflsüure  zu  verbinden  and  so  häufig  krystaüisirte  feM» 
gen  zu  erzeugen ,  denen  man  den  Namen  kSnstlieke  Camfkn  ^ 
geben  hat.  Kindt  hat  zuerst  eine  solche  Verbindung  aui  Tcrfe»- 
tinOl  erhalten.  Vorzugsweise  die  nattlrlichen  KohlenwassemA 
die  sauerstoRA-eien  flĂĽchligen  Oeler  liefern  diese  Campber;  ftrtf^ 
absorbiren  die  meisten  flOchtigen  sauersloflhaltigen  oder  MsenĂĽ^ 
freien  Oele  die  Chiorwasserstoffsaure  mit  vieler  Begierde. 

Die  Alkohole  gehen  eine  doppelte  Zersetzung  mit  der  CU^ 
wasserstofTsdure  ein  und  bilden  entsprechende  Alkoholchloride  (•> 
ChlorwBsserstoIĂźlther). 


%  2595.  Das  Phosphorsuperehlorid  PCI5 ,  weldKf  ^  *^ 
Chemiker  so  werthvoli  geworden,  seit  Cahours*)  seine  W^A^ 
weise  genau  bestimmt,  dient  zur  Umwandlung  der  orgaoisdKtOi!* 
in  die  entsprechenden  Chloride.     Es  verwandelt  die  Allotik  * 


1)  Caboure,  Ann.  de  chim.  et  de  pbys.  f3],  XXIII,  3t7.  -  Gcd«**' 
Cfaiom,  Conpt.  rend.  de  TAcad.,  XXXVI,  ISSt. 


S47 


ChlorwaMcntoflMhw,    4ie  Sl«nhfik«to  vmi  AakydrfafB  in  Slure- 
eidorid«,  die  Aldehyde  in  Aldehydcllioride  etc. 


C,Hs 
H 

Alkohol. 


•! 


-t-    C!„PCI,    — 


Gl,  C,  Bb 


0 


4-  ci,.  PCI,   — 


CtH,  0 
H 

Benzo€saure- 
hydrat. 

0,  G«  H4  0,    -f    Gl,,  PCI, 
Waaeerfreie 
Bernsteinatttr«. 
Gt  H5 
H 
Bittermandelöl. 


GIB 

GhlorwasserstoiF- 
aiher  plus  Chlorwaaser- 
stoffsAure. 
CI,  C,  H,  0 


+     Cl„  PO. 


CIH 

BenzoYlchlorid  plas 

ChlorwasserstoSsflur«. 

s=E     ^'s»  C4  I14  0)     -4- 

Saeeinylchlorid. 


+    Clg,  PO. 


Clt,  PO. 


+    Cl,,  PCIi 


cu 


H, 


+    CI,,  PO. 


C7 

H 
Cblorbenzol. 

Bei  allen  diesen  Processen  gebt  das  Supercblorid  in  den  Zu- 
stand des  Ozyehlorids  Ofcer,  indem  es  Cl^  gegen  sein  Aequinlent  0 
austausdit,  wihrend  das  organische  Oxyd  0  gegen  Cl^  austauscht, 
so  dass  es  das  entspreehende  Chlorid  liefert;  bei  Alkoholen  und 
SKurehydraten  ist  letsteres  von  CblorwasserstoffsXure,  seinen  Com» 
plement  begleitet.  Diese  Wirkung  des  Phosphorsaperchlorids  ist 
jener  Miniicb ,  wekshe  es  auf  den  Typos  Wasser ,  auf  Oxyde  aosobt : 

0  j  J    +    Cl„  PCI,    -     ^    +    Cl„  PO. 

Die  organischen  Sulfide  werden  gleichfalls,  wie  die  Oxyde,  vmi 
Pbosphorsupercblofid  <)  angegriffen,  welches  sie  in  Chloride  ?erwan« 
delt,  wahrend  es  selbst  in  den  Zustand  des  Solfochlorids  Obergeht 

Cl„  PS  (Snlfophosphorylchlorid). 

Die  meisten  Kohlenwasserstoffe  widerstehen  der  Wirkung  des 
Phosphorsuperchlorids ;  jedoch  werden  die  AUioholmetalle  mit  dem 
Radical  CnUtä+t  ((2579)  dadurch  in  chlorgepaarte  Derivate  rer- 
wandelt  und  verwandeln  es  in  Supercblorttr. 


1)  Nach  den  Btobachtnogeo,  welche  io  meioem  Laboratoriam  gemacht  worden, 
fttrhSlt  aich  das  Pbosphursuperchlorid  tum  Schwefel  wie  xu  den  SulOdeo :  ich  habe 
gefondeo,  dasa  die  Verbindung,  deren  Existeox  von  Gladslone  angezeigt  wurde,  nicbia 
ala  ein  Gemenge  von  Cblorschwefel  und  Phoapboraolföcfalorid  iat. 


848 

Das  Phasphor$tiperchlorar  PCI,  greift  die  Ahohok,  Stan- 
hydrate  und  Salze  mit  Basisradical  an  und  ? erwanddl  »e  dank  kf' 
pelte  Zersetzung  in  Alliobol-  oder  SSurechloride ,  indem  etidkili 
phosphorige  Sflure  oder  phosphorigsaures  Salz  Obergeht : 

30  j^"»    +    CI,P    =    0,  j  J^    +    3a,C,B, 

Alkohol.  Pbosphorige        Aelhylchkiii 

Saure. 

30  j^«^».®     +    CI,  P    -    0,jj^      +    3CI,C,H0 

Essigsaures  Pbosphorigsau-         Chbnccl|L 

Kali.  res  Kali. 

In  Folge  einer  secundären  Wirkung  des  SiurechloridiMffc 
Salz  mit  Basisradical  kann  sich  wasserfreie  Säure  bilden : 

oj^"-"  +  acB.0  _  o|^5J+« 

Essigsaures  Wasserfreie 

Kali.  Essigsäure. 

Das  Phospkoroanfchlorii  oder  Phospborylchlorid,  PQi  0,  ^ 
hält  sich  wie  Superchlorür  zu  den  Alkoholen ,  SäurebjdraUi  0 
Salzen  mit  Basisradical,  indem  es  in  Phospborsäure  oder  phospk*' 
saures  Sab  abergeht.  Es  kann  durch  eine  secundäre  Wirla^|i^ 
wasserfreie  Säuren  liefern. 

%  2596.  Das  PhosphoiyodĂĽ ,  welches  man  dorcb  die  w^ 
telbare  Einwirkung  von  Jod  auf  Phosphor  erhält ,  kann  mao  ivG** 
Wandlung  gewisser  organischer  Oxyde  in  ihre  entsprecheodca  itik 
benutzen. 

Statt  des  fertig  gebildeten  Phosphorjodids  kann  naaMckM 
und  Phosphor  für  sich  anwenden.  Man  macht  Gebrauch  fsa  te« 
Process  zur  Darstellung  der  Alkobo^jodide :  man  löst  M  in  AkiW 
und  setzt  Phosphor  in  kleinen  Portionen  zu ;  die  ReicIiM  m^ 
dann  wie  durch  die  Wirkung  von  Jodphosphor» 

SchwefeL 

%  2597.     Der  Schwefel  wirkt  unmittelbar  nur  auf  ä»  ^ 
der  gepaarten  Basen  (g  2576) ,  indem  er  sie  in  Sulfide  fef«>*^ 
Er  Terbindet  sich  gleichfalls  mit  Cyankalium,  welches  er  ia 
felcyankalium  (Sulfld  von  Cyan  und  Metall)  verwandelt 


f 


84» 


Blan  eiiiilt  auch  geschwefelte  Produete  durch  Dettillation  der 
feiten  Oele  mit  Schwefel  (f  1052). 

Schwefelwasserstoff  und  Sulfide, 

%  2598.  Schwefelwasserstoff  und  die  alkalischen  Sulfide  kön- 
nen  sich  zu  den  organischen  Substanzen  auf  drei  verschiedene  Arten 
verhalten:  1)  Sie  verbinden  sich  mit  denselben;  2)  sie  bewirken  eine 
doppelte  Zersetzung  daoul ;  3)  sie  haben  eine  reducirende  Wirkung 
darauf.  I0lt,«..&^ 

a.  Die  uniniUelbare  Verbindung  des  Schwefelwasserstoffs  mit 
den  ocganischen  Substanzen  ist  ein  ziemlich  seltener  Fall;  einige 
Pflanzenbasen  scheinen  damit  Sulfhydrate  zu  bilden. 

Das  Cyanphenyl  (Benzonitril)  verbindet  sich  mit  Schwefelwas- 
serstoff zu  Schwefelbenzamid  (Cahours) : 

C7H5N   +   e,  s   —   CyOyS 

Cyanphenyl.  Schwefelbenzamid. 

Ăź.  Der  Schwefelwasserstoff  wird  hflofig  zur  Zersetzung  jener 
Blei-  und  Silbersalze  benutzt,  deren  Säuren  zu  loslich  sind,  um 
durch  Fallung  getrennt  zu  werden. 

Gewisse  organische  Oxyde,  Chloride  und  Bromide  bilden  gleich* 
falls  eine  doppelte  Zersetzung  mit  Schwefelwasserstoff  oder  Schwe- 
felalkalien, so  dass  sie  Sauerstoff,  Chlor  oder  Brom  gegen  ihr  Aequi- 
â–Ľalent  Schwefel  vertauschen.  So  verwandeln  sich  Aldehyde  und 
Aldehydchloride  leicht  durch  Einwirkung  von  Ammoniumsulfhydrat 
in  Schwefelaldehyde;  eben  so  verwandeln  sich  die  Chloralkohole 
durch  Schwefelkalium  in  Schwefelalkohole  fEintachschwefelkalium 
giebt  so  Schwefelwasserstofnther,  Kaliumsulfhydrat  die  Mercaptane). 

y.  In  vielen  Fällen  verhalten  sich  Schwefelwasserstoff  und 
Scbwefelalkalien  wie  Reductionsmitiel  ähnlich  der  schwefligen  Säure. 

So  wird  das  Alloxan  davon  in  Alloiantin  umgewandelt ,  Chinon 
in  Hydrochinon,  Indigbiau  in  Indigweiss : 

2  Cg  H5  NO    +    Ha  S     —    (Cg  H»  m\  H,    +    S. 
Indigbiau.  Indigweiss. 

Bei  allen  dieaen  Reductionen  beobachtet  man  eine  Ablagerung 
von  Schwefel. 

Die  nitrogepaarten  Derivate  sind  vorzugsweise  bemerkenswerth 
durch  die  Leichtigkeit ,    womit  sie  durch  Schwefelwasserstoff  und 

Gerhardt,  Chtmlt  IV.  54 


850 

Ammoniurnftuifliydrat  dtetoxydirt  werden  (ZiDin) ;  Nilrobensin,  Biai- 
irobenzin,  NitrobenzoCsflure  etc.  lerbalten  sich  auf  diese  Weise : 
Ce  Hs  (NO,)    +    3  H,  S    —    Ce  H5  (NH.)  -f   2  H,  O   +  3  S. 

Jedes  NO,  ^  Welches  bei  dieser  Reaction  redaciri  wird ,  findet 
sich  durch  NH,  erseUt.  Die  ottrogepaarien  Koblenwasaersloffe  fie- 
fero  so  Qocbtige  Alkalien. 

%  2599.  Kekule  wendet  mit  Vortbeil  den  Sckwefelphaspkar 
zur  Darstellung  organischer  SuUide  au  (8  2510).  Die  SflUFesulfide 
und  Alkohoisulfide  lassen  sich  vorzugsw^^k  durch  die  Einwirkung 
von  Phosphoi'sulfid  auf  die  Sfluren  und  Alkonole  erhalten. 

Schweflige  Saure* 

%  2600.  Hit  Kali  oder  Natron  in  Verbindung  vereinigt  sich 
die  schweflige  Säure  unmittelbar  mit  gewissen  organischen  Substan- 
zen ;  in  freiem  Zustand  verhalt  sie  sich  bisweilen  wie  ein  Reduc- 
tionsmittel. 

a.  Die  meisten  Aldehyde  (f  2472)  bilden  mit  den  schweflig- 
sauren  Alkalien  krystallisirbare^  in  Alkohol  schwer  losliche  Verbin- 
dungen, welche  sich  durch  die  Einwirkung  schwacher  Sauren  und 
Basen  leicht  zersetzen.  Diese  Verbindungen  können  dazu  dienen, 
die  Aldehyde  aus  Gemengen  mit  andern  Fltlssigkeilen  zu  isoliren 
(Bertagnini). 

Das  Isatin  und  seine  gechlorten  und  gebromten  Derivate  ver- 
binden sich  gleichfalls  mit  den  zweifachschwefligsauren  Alkalien 
(Laurent). 

ß.  Wenn  man  schweflige  Säure  in  eine  Auflösung  von  Alloxan 
oder  Cbinon  leitet,  so  verwandelt  sie.  sich  in  Schwefelsaure  unter 
Wasserzersetzung  und  der  Wasserstoff  verbindet  sich  mit  der  orga- 
nischen Substanz  zu  Alloxantin  oder  Hydrochinon. 

Eine  Ă„hnliche  Reaction  findet  statt  beim  Zusammentreffen  Ton 
schwefliger  Säure  mit  gewissen  vegetabilischen  Farbstoffen,  z.  B. 
denen  der  Kirschen  und  anderer  Früchte ;  diese  Substanzen  enllälr- 
ben  sich  dann,  indem  sie  sich  mit  dem  Wasserstoff  des  Wassers  ver- 
binden. 

y.  Die  nitrogepaarten  Derivate  der  Kohlenwasserstoffe  werden 
durch  schwefligsaures  Ammoniak  angegriffen  und  liefern  das  Amm«>* 
niaksalz  der  Amidsäure  (oder  einer  ihr  isomeren  Säure),  welche  man 
durch  Schwefelsäure  aus  der  Basis  erhalten  würde,  die  durch  Redue- 


851 

tion  dieser  nilrogepaarten  Derivale  dorcli  AmmooiuiDsuIflifdrat  ent- 
steht« 

So  liefert  nach  Piria  das  Nilronaphtbalin  Cio  H7  (NO))  mit 
schwefligsauron  Ammoniak  iwei  isomere  Spuren,  welche  Ci«  H9 
NSOg  d.  b.  die  Elemente  des  Naphthylamin  C^q  R^  N  und  der  was- 
serfreien SchwefeisAuref  oder : 

0  j  N  (SO,)  (C,o  e^)  H 
1  H 
Das  Nitrotolaen  Cj^^Hy  (NOa)  liefert  ebenso  die  Säure  C7  H9 
NSOs  oder : 

Q  j  N  (SO.)  (C,  H,)  H 

Ein  nitrogepaarter  Kohlenwasserstoff  Cy  H,  (NO,)  liefert  daher 
mit  schwefligsaurero  Ammoniak  die  Sflure  Cy  H,  -f~  ^  NSO|. 

Schwefelsäure, 

i  2601.  Man  macht  in  der  organischen  Chemie  Anwendung 
vom  verdQnnten  oder  concentrirten  Schwefelsflurehydrat  und  yoo  der 
wasserfreien  Schwefelsaure. 

Diese  Substanzen   können  folgende  Umwandlungen  bewirken : 

1)  sie  verbinden  sich  unmittelbar  mit  den  organischen  Substanzen ; 

2)  sie  geben  eine  doppelte  Zersetzung  mit  denselben  ein ;  3)  sie  ent- 
ziehen ihnen  die  Elemente  des  Wassers  oder  oxydiren  sie ;  4)  sie 
verändern  ihre  rooleculäre  Zusammensetzung  und  verwandeln  sie  in 
isomere  Verbindungen. 

a.  Das  Schwefcisäurebydrat  verbindet  sich  unmittelbar  mit  den 
organischen  Basen  (positiven  Azotiden)  und  liefert  damit  den  schwe- 
felsauren Ammoniaksalzen  analoge  Sulpbate« 

Ăź.  Die  anorganischen  und  die  gepaarten  Basen  (|  2466)  gehen 
mit  Schwefelsäurehydrat  eine  doppelte  Zersetzung  ein  unter  Bildung 
von  Sulphaten.  Die  Alkohole  verhalten  sich  ebenso  unter  Bildung 
von  Schwefelsäureäthern  (Aethersäuren). 

Auf  viele  andere  organische  Substanzen  wirkt  wasserhaltige  und 
wasserfreie  Schwefelsäure  so  ein,  dass  sie  schwefelgepaarte  Derivate 
daraus  bildet ;  dieses  thut  sie  besonders  bei  gewissen  Kohlenwasser- 
stoffen, namentlich  den  Alkoholhydrflren  mit  dem  Radical  C^  ^^n-j 
(Benzin,  Toluen,  Cumen)  sowie  bei  einer  grossen  Anzahl  organischer 

Säuren  (Benzoe-,  Essig-,  Zimmt-,  Bernsteinsäure).  *  Bei  den  orga- 

54» 


850 


/ 


r 


Amoioiiittniftiilfhydrat  dttoxydirt  wer^ 
Uobenzin,  NilrobcnioCsäarc  etc.  ^ 
CeH5(N0,)   +   3HtS    -| 

Jedes  NOj,  welches  V^ ^ 
sich  durch  NHj  crseUt.  ^^^  y 
fern  so  flOcbtige  Alkslr  //^^ 

f2599.    Rekf'    /^^ 

xur  Darstellung  f       ( 

und  Alkoholsulf  

,  «in  anderer  neutraler  Körper  ge«««  «■► 

^     ^        aAx  Derivate  sind  nur  neutral  (Si/toAenaH  S* 

.<Cnn  zwei  Atome  einer  organischen,  nicht  aauraS^ 

.  eines  Kohlenwasserstoffs  oder  einer  Ba«sj  doe  4*^^  | 

'^iung  mit  Schwefelsaure  eingehen.     So  sind  folgeode  PwW»  J* 


«ierSdwK- 
Aig;  eb« 
lersebru^ 
iinng  der  o» 
«neUete. 
durch  Ae  fiaiff' 
^  eines  odfr  sKtrenr 
-CS  Säuren«  2488),  Mffc 
•.£  eine  Ssorc,  ein  AIWi,  «>  MJi- 


f 

die  s 

\;^irefelaBphthalia8iure 


Cio  Hf   SOj 


IveibchicbwefeloaphthaliDaare   C,o  H«  S,  0«  —  C,«  H,      +SSilt04-1^* 

Naphthalin. 
C«   He   SO3     » 


Scbwefelbenxidiosäure 


SchwefeIcssigsSure    . 
Scbwefelberoateiaainra 
Schwefelmaooitinraare 
Schwefelanilinsäare  . 


\%\  0»-M 


Cs   H4  SOs 
V4    H^    SO7 


--C,  He 
BeDiiD. 
=  CjHiO,  +SBt  0»-M 

Easissiare. 
—  C,He04  +SH|  0,-M 
Beraateinaiiire. 
C,   H,4S,0i5  —  CeHj^O. +3SHtO.-3Bi* 

Maonit. 
Ce   H7  NS  0,  —  Ca  H,  N  +  SB,  0|  -\^ 

ADilin. 

Folgende  Producte  sind  neutral : 

Sotrobeaiid     .     .     C»  H,o  SO.  —  2  C«   He  +  NH,  0«  —  Sll,0. 
SuKooapblhalid    .     Cm  Hu  SO«  »- 3  Cto  Bt  +  ^B^  0«  —  H  ^ 

Man  sieht,  dass  alle  diese  scbwefelgepaartea  ProducuAiIk* 
inenle  einer  organischen  Substaos  und  der  SchweMsaureiiiMi^ 
Elemente  des  Wassers  enthalten.  Die  Zahl  der  WasseradNoe,  kI^ 
sie  weniger  enthalten ,  Iflsst  sich  auf  aUgeroeine  Weise  a«^ 
durch 

n-1, 
wenn  n  die  Summe  der  Atome  ist ,  die  in  Wirkung  gdnlA  ^ 
Wenn   man  die  Basicitflt  der  schwefelgepaarten  Products  beB«^ 


V 


853 


«ti 


<*uf  ein  sehr  einfaches  Gesetz,  welches  sich  auf 
<Krco  Iflsst  *) :  Die  BatieUM  B  eines  tchwe- 


^.  '^leiiA  der  Summe  der  Basicitaten  der 

^^^  ^er  Schwefelsäure  b* ,   abgezogen 

^^        -^  m  den  Proce$s  eingegangenen 

^  ^  «nwefelbernsteinsäure :  b  s»  2,  b'  =  2, 

.     Das  Sulfübenzid  liefert :  b  =  0 ,  b'  »»  2, 

oesctz  findet  gleicbfalls  ADweoduDg  auf  die  nilrogepaar- 
iorgepaarten  etc.  Derivate. 
Wir  baben  bereits  anderwdrls  die  EigenschafleD  der  schwefel« 
epaarteo  Säuren  dargestellt  ($  2488). 

Bei  der  Bildung  dieser  Säuren  scheiden  sieb,  wie  angegeben, 
e  Elemente  des  Wassers  aus.  Doch  giebt  es  einige  Fälle,  wo  die 
inwirkung  der  Schwefelsäure  eine  Entwicklung  von  Koblenoxyd  zur 
ilge  hat:  »o  löst  sich  die  wasserfreie  Campbersäure  in  der  Wärme 
concentrirter  Schwefelsäure  unter  Entwicklung  dieses  Gases  (Wal* 
*);  Ameiseosäare  und  aroeisensaure  Salze  verhalten  sich  auf  die- 
Ibe  Weise ;  die  Oxalsäure  und  Oxalsäuren  Salze  entwickeln  gleiche 
lame  Kohlenoxyd  und  Kohlensäure;  Weinsäure,  Citronsäure,  Milch- 
rre  etc.  liefern  gleichlalls  dieselben  Producte,  Allein  diese  Pro- 
se  geboren  mehr  zur  Kategorie  der  Oxydation. 

/.  Die  Energie ,  womit  sich  die  Schwefelsäure  mit  Wasser  ver- 

det,  bat  oft  die  Deshydratation  der  Substanzen  zur  Folge,  welche 

I  damit  in  BerĂĽhrung  bringt.     So  verwandeln  sieb  die  Alkohole 

dem  Radical  C.  ^^^x  gewohnlich  in  Kohlenwasserstoffe,  wenn 


1)  Da  die  Basicität  der  Kohlenwasserstoffe,  der  iodifferenteo  Körper  und  Basen 

istf   «o  ist  b  gleich  0  Bei  diesen  Körpern.     Für  ein  Atom  Schwefelsaure  ist  b' 

li  2;  fBr  swei  Atome  isl  b'  «m  4;  fSr  drei  Atome  i»  6. 

S)  Gerhardt,  Compt.  rend.  des  trav.  de  chimie,  1845.  S.  Ül.  —  StreckeT, 

der  eben .  o.  Pharm.  LXVIH,  15.  —  Man  f gL  aocb  über  dieico  Arlikel  meine 

icbtuDgen,  Compi.  read,  des  traf,  de  chim.,  1849«  $.  76.  —  Piria,  Aon.  der 

.  o.  Pbarm.,  XCVI,  381. 

Bei  AnfQhrong  deaaelben  Geseties  %  2478  bat  man  den  besondem  Fall  ange- 

leo  p   wo  n  gleich  2  ist,  d.  b.  wo  die  Wirkaog  swiseben  einem  Atom  der  orga- 

m   Sabstanz  (Benzoesäure)   und  einem  Atom  Scbwefelsidre  erfolgt;    daher 

b  -f-  b'  —  (2  —  4),  oder  —  b;+  b'  —  1. 


ssa 

nischen  Sfluren  ist  gewöhnlich  die  Anwendung  tob  wasserfreier Sdll^ 
felsäure  zur  Bildung  von  schwerelgepaarten  Derivaten  oOlhig;  dn» 
bei  den  organischen  Basen  (A<oliden).  Aehnlicbe,  abersebruibe 
slündige  ProdUcte  erbsit  man  auch  durch  die  Einwirkung  dere» 
cenlrirlf  n  Schwefelsäure  auf  Mannit^  GIncose,  Sülrkmehl  elc 

Die  schwefelgepaarten  Derivate,  welche  man  durch  die Bm 
kung  eines  MolecĂĽls  organischer  Substanz  und  eines  oder  mebrenr 
Holecüle  Schwefelsäure  erhält,  sind  stets  Säuren  (S  2488),  magie 
angewendete  organische  Substanz  eine  Säure,  ein  Alkali,  eio  IiU» 
Wasserstoff  oder  irgend  ein  anderer  neutraler  Körper  gewe»eo  ml 
die  sch^vefelgepaarteu  Derivate  sind  nur  neutral  (Sulfobenzid,  Silk- 
naphthalid),  wenn  zwei  Atome  einer  organischen,  nicht  siaren  Sub- 
stanz (z.  B.  eines  Kohlenwasserstoffs  oder  einer  Basis)  eine  Aipfli 
Zersetzung  mit  Schwefelsäure  eingehen.  So  sind  folgende  Protok 
sauer : 

Scbwefelaapbthaliosaure     .     .     Cto  H,   SO«     »  C,o  Hg       -f-SH,   Oi-iit 

Naphthalin. 
ZweifachscbwefeloaphtbaliosSure   C|«  H»  Ss  0|  ««  C,o  H,       -f-  SSfl«  0«  ->i* 

Naphthalia. 
Scbwefelbeozidinsäure    .     .     .     C,   Hq   SO,     »  C«   Hg       +  SHt   0^-^^ 

Beozio. 
Schwefelcssigsäure    .     .     .     .     Cs   H«  SOg     «  C,  H4  0,  -{- SHt   O«  — i^^ 

Esaiggfare. 
ScbwefeibernsteiBsiure  .     .     .     C4   H«    SO7     »  C«  H«  O4  -f  SH,  0|-^* 

BerasCeioMare. 
Schwefelmanoitmsaare  .     .     .     Cq   H,«S,Oib  —  C6H,4  0e -{- 3SI1,0|-3Ii^ 

Maonit. 
Scbwefelanilinsäare  .     .     .     .     Ce   H7  NS  0,  »»  C«  H^  N  -f  SR,  0«  -li* 

AniĂśB. 

Folgende  Producte  sind  neutral : 

Soirobaniid     .     .     C,,  Hio  SO«  <->  2  Cs   H« -f  If R,  0«  —  2  Rs  0. 
Sulfonapbtbalid    .     G^  H,«  SO«  -»  3  Cto  H.  +  ^Hf  O4  —  2  H|  0 

Man  sieht,  dass  alle  diese  schwefelgepaarten  ProducUäNfr 
mente  einer  organischen  Substanz  und  der  Schwefelsäure  mf^^ 
Elemente  des  Wassers  enthalten.  Die  Zahl  der  Wasseratone,  «dtit 
sie  weniger  enthalten ,  läset  sich  auf  allgemeine  Weise  asf^rt^ 
durch 

n-1, 
wenn  n  die  Summe  der  Atome  ist ,  die  in  Wirkung  getreifa  ^ 
Wenn   man  die  Basicitäl  der  schwefeigepaarten  Producte  M*^ 


853 

let^)y  80  kommt  man  auf  ein  sehr  einfaches  Gesetz,  welches  sich  auf 
nachstehende  Weise  formuHren  lässt^):  Die  Basicüai  B  eines  schwe- 
felgepaarten  Produetes  ist  gleich  der  Summe  der  Basidtäten  der 
organischen  Substanz  b  und  der  Schwefelsaure  b' ,  abgezogen 
van  der  Summe  n  minus  eins  der  in  den  Proeess  eingegangenen 
Atome: 

B  =  b  +  b'  —  (n  -  1). 

Man  hat  z.  B.  für  die  Schwefelbernsteinsäure :  b  »»  2,  b^  «»  2, 
D  ».  2,  also  B  »»  3.  Das  Sulfobenzid  liefert:  b  =  0,  b'  »»  2, 
n  «»  3,  daher  B  —  0. 

Dieses  Gesetz  findet  gleichfalls  Anwendung  auf  die  nitrogepaar- 
ten9  cblorgepaarten  etc.  Derivate. 

Wir  haben  bereits  anderwärts  die  EigenschaAen  der  schwefel« 
gepaarten  Säuren  dargestellt  (S  2488). 

Bei  der  Bildung  dieser  Säuren  scheiden  sich,  wie  angegeben, 
die  Elemente  des  Wassers  aus.  Doch  giebt  es  einige  Fälle,  wo  die 
Einwirkung  der  Schwefelsäure  eine  Entwicklung  von  Kohlenozyd  zur 
Folge  hat :  so  löst  sich  die  wasserfreie  Camphersäure  in  der  Wärme 
in  concentrirter  Schwefelsäure  unter  Entwicklung  dieses  Gases  (Wal* 
ter) ;  Ameisensäure  und  ameisensaure  Salze  verhalten  sich  auf  die- 
selbe Weise ;  die  Oxalsäure  und  Oxalsäuren  Salze  entwickeln  gleiche 
Volume  Kohlenoxyd  und  Kohlensäure;  Weini^äure,  Cilronsäure,  Milch- 
säure etc.  liefern  gleichfalls  dieselben  Producte.  Allein  diesa  Pro- 
cetse  geboren  mehr  zur  Kategorie  der  Oxydation. 

Y*  Die  Energie ,  womit  sich  die  Schwefelsäure  mit  Wasser  ver- 
bindet, hat  oft  die  Deshydralation  der  Substanzen  zur  Folge,  welche 
man  damit  in  BerĂĽhrung  bringt.  So  verwandeln  sich  die  All^ohole 
mit  dem  Radical  C^  Hji,^.!  gewohnlich  in  Kohlenwasserstoffe,  wenn 


i)  D«  die  Basicität  der  RohlenwasserstofTe,  der  iodifferenteo  Körper  und  Baien 
Noll  ist ,  80  ist  b  gleich  0  bei  diesen  Körpern.  Für  ein  Atom  Schwefelsaure  ist  b' 
gleich  8;  fQr  iwei  Atome  ist  b'  «»  4;  fSr  dret  Atome  ««  6. 

8)  Gerhardt,  Compt.  rend.  des  traf,  de  chimie,  1845.  S.  141.  —  Strecker, 
Ann.  der  Cbem.  o.  Pharm.  LXVIH,  15.  —  Man  fgl.  auch  über  diesen  Artikel  meine 
Beobachtungen,  Compt.  rend.  des  trav.  de  chim.,  1849.  S.  76.  —  Piria,  Ann.  der 
Chem.  u.  Pharm.,  XCVf,  381. 

Bei  AttfQhrong  desselben  Gesetaes  (  2478  hat  man  den  besondem  Fall  ange- 
nommen,  wo  n  gleich  2  ist,  d.  h.  wo  die  Wirkmg  «wischen  einem  Atom  der  orga- 
niachen  Substanz  (Benzo^siure)  und  einem  Atom  Schwofelsfidre  erfolgt;  daher 
B  —  b  +  b'  —  (2  —  1),  oder  —  b;+  b'  —  1. 


854 

man  sie  mit  concentrirter  Schwefelsäure  erwärmt;  allein  diese  Ein- 
wirkung ist  gewöhnlich  nicht  so  einfach ,  von  einer  Ablagerung  toi 
Kohle  und  von  Entwicklung  von  schwefliger  und  Kohlensäure  beglei- 
tet i  welche  von  einer  stärkeren  Oxydation  der  organischen  Substau 
auf  Kosten  der  Schwefelsäure  herrflhren. 

Es  ist  auch  vortheilhafter ,  die  organischen  Substanzen  durck 
wasserfreie  Phosphorsäure  oder  durch  Chlorzink  zu  entwässern. 

Die  meisten  organischen,  ohne  Zersetzung  nicht  OĂĽcbtigen  Sob- 
stanzen  verkohlen  sich,  wenn  man  sie  mit  concentrirter  Schwefel- 
säure erhitzt. 

i.  Hehrere  organische  Substanzen  verwandeln  sich  in  BerOb- 
rung  mit  derselben  in  isomere  Verbindungen.  So  verwandeln  akli 
Terpentinöl  und  andere  Kohlenwasserstoffe,  ohne  die  Zusanimea- 
Setzung  zu  verändern,  in  Oele,  welche  von  den  ursprünglichen  durch 
einige  physische  Eigenschaften,  wie  Geruch,  Dichtigkeit,  Siedepunkt, 
RotiitionsvermOgen,  abweichen. 

Ebenso  lösen  sich  die  flQchtigen  Oele  von  Anis  und  Estragon  ia 
concentrirter  Schwefelsäure  auf  und  wenn  man  sie  durch  Zusatz  voi 
Wasser  wieder  davon  trennt,  so  erhält  man  einen  festen  Körper 
(AnisoYn),  welcher  dieselbe  Zusammensetzung  hat  wie  diese  Oele. 

Zucker  und  Stärkmehl  verwandeln  sich  durch  Kochen  mit  ver- 
dünnter Schwefelsäure  in  Glucose. 

Wahrscheinlich  bewirkt  die  Schwefelsäure  diese  Umwandlungen« 
indem  sie  zuerst  schwefelgepaarte  Derivate  bildet,  welche  sich  in  Be- 
rĂĽhrung mit  Wasser  weiter  zersetzen  unter  Regenerirung  von  Schwe- 
felsäure und  mehr  oder  weniger  veränderter  organischer  Substanz. 

i  2602.  Die  gepaarten  Derivate,  welche  man  durch  Schwefd- 
säure  erhält ,  und  gewisse  organische  Substanzen  sind  andern  Ver- 
bindungen parallel,  worin  das  Radical  SO^  durch  das  Radical  CO 
vertreten  ist.  In  beiden  Reihen  findet  man  auf  frappante  Weise  die- 
selben Glieder  mit  denselben  Eigenschaften  und  denselben  cbemi- 
sehen  Punctionen« 

Palgende  Tafel  enthält  zwei  solche  parallele  Reihen  i) : 

Reihe  mit  dem  Radieal  OarbonyL         Reihe  mit  dem  Radical  StäfkryU 

CO,  .     .  .     Kobleooxyd      .     .     .  S  0^,  .     .     .     .     Schweflige  Siore. 

0,  CO,  .     .     .     Wasserfreie  Kobleo-  0,  SO^,    .     .     .     Wasserfreie  Sctme- 

sfiare.  felsinre. 


1)  ChaDcel  u.  Gerhardt,  Compt.  reod.  de  TAcad.,  XSXS,  690 


885 

M9ih0  mU  dtm  R^dUal  Carhrnnfi-        JMkß  mit  ämm  RmMoal  Suifiirfl. 

I   Clf,  CO,      .     .     Kobleniloffoxjclilorid  01,,  SO,      .     .     CbloracbwefelifiQf«. 

I    Cl,  Cg  Hb  (CO),     Benzoilcblorid       .     .  Cl,  C^  H«  (SOj)«     Sulfopbeoylcblorid. 

H,  Ce  H«  (CO)»     Brnzoilbydrfir  .     .     .  H,  C«  H«  (SOs),      Uobekaonter  Körper. 

R9  (CeH«),  (CO),  Beoiopbenoo  .     .     .  H,  (C«  H«),  (SO^,*  Solfobenzid. 

j,  I  Cs  H»  (CO)    3^„^„ij   .     .     •  .  N  I  ^  **•  ^^^*^    Sulfophenylamid. 

^  I  Ce  He  (CO)    Benzo€««»re         •  •  <>  1  h"  ^*  ^^*^  Sulfobemidlnsäare. 

0  1  ^  "•  ^  (^^'  SalicyUäure  .     .  .  0  |  ^»  "•  ^  (^^»^  Sulfophenylsattre. 

^  j  NH  (C  H,)  (CO)  ^„,H^,,^„^  .  0  )  U»  (^«»>  t^Ö«)  SuIftnIMore. 

0  j  5j  "*  <«^>  (^^>  PhtbaUaure   .  .  0  j  J"*tC0)(S0.)  g^,^^^^^^^^-^^ 

Es  wird  unter  den  organiMhen  Verbindungen  nicht  leicht  ein 
Zusammentreffen  von  Analogien  su  finden  sein,  welche«  eich  be- 
stimmter ausspricht  als  in  den  Verbindungen,  welche  in  der  vor- 
stehenden Tafel  susaromengestellt  sind.  Dieselben  Glieder  setgen 
sich  auf  beiden  Seiten  und  die  entsprechenden  Glieder  gleichen  sich 
oft  bis  auf  ihre  physischen  Eigenschaften  in  so  hohem  Grade ,  dass 
gewisse  chlorgepaarte  Körper  den  WasserstofbubsCanzen  gleichen, 
aus  denen  sie  entstanden  sind;  Wenn  die  Kohlensäure,  statt  gas* 
fdrnriig  zu  sein ,  fest  oder  llQssig  und  so  stark  wie  die  Scbwefdsäure 
wflre ,  so  ist  kein  Zweifel ,  dass  man  onmitlelbar  aas  ihr  und  dem 
Benain  oder  Phenylhydrat  die  Benzoe-  oder  Sftlicylsflure  oben  so  gut 
Erstellen  konnte,  als  wir  heut  zu  Tage  die  8ulfobe»iidin-  oder 
Snlfophenylsflure  mittelst  SchwefelsSore  erhalten. 

Uebrigens  lassen  sich  die  Verbindungen  der  KohltnsSBrereihe 
bisweilen  in  Verbindungen  der  ScbwefelsJiurereihe  umwandeln.  Lost 
man  das  Benzophenon  in  der  WSrme  in  rauchender  Sch?pefelsiure, 
•o  wird  sich  «reine  KoMensSure  entwickeln,  zugleich  istSulfobenztdin* 
Mure  in  Auflösung  (das  Suifobenzid,  das  dem  Benzophenon  ent- 
sprechende Glied  verwandelt  sich  durch  die  blosse-  Auflosuilg  in 
Sobwefelsaure,  in  Sulfobensidina&ure). 

Die  erwähnten  Analogien  finden  sich  mit  denselben  Elgenscbaf- 
Mn  wieder  in  den  Verbindungen,  welche  von  den  Alkoholen  und  ent- 
sfreehenden  Sfiuren  abstammen :  ebenso  stellt  z.  B.  die  BensoOsanre 
Pbeaytemeisensäure  dar,  welcher  in  der  Reihe  des  SolAiryl  die  Solfo* 
beaaUitt»  oder  pheoylschwellige  Saure  entspricht ,  ebenso  stellt  die 
BMigMure  Metbylameisensflure  dar,   welcher  die  methylsehwefllge 


856 

SSore  (4««  OsydatioiispnNioct  der  Hethyi-ScIiweiBlwtMeiiltidnv) 
entspricht,  etc. 

jimmoniak* 

m 

S  2603.  Das  Ammoniak  erleidet  V  ausserdem  dassetsichBĂś 
den  Sauren  zu  im  Allgemeinen  im  Wasser  leicht  IosücIh«  Salm 
â–Ľerbindet,  mit  den  Aldehyden,  Anhydriden,  Ciiloridea,  Bromidci  lad 
Jodiden  der  Alkohole ,  den  Chloriden ,  Broaiiden  ond  Jodi4ei  der 
Aldehyde ,  den  Chloriden ,  Bromiden  und  Jodiden  der  SSoroi  ni 
den  lusanunengesetzten  Aelhera  eine  doppelte  Zersetiuog.  U 
allen  diesen  Processen  entstehen  organische  Azotide  (rgl.  S.  7(5). 

Gewisse  Pflanzen  enthalten  farblose  Beslandlheile,  welche  dutk 
gleicbceitige  Einwirkung  von  Sauerstofl"  und  AromoBiak  sich  ia  nick- 
stc^fbaltige  FarbstoflĂź  verwandeln:  so  verwandelt  sich  dasOitiiii 
OrceYn  (S  2036),  das  Pblorizin  in  Phlorizeirn  («  2331),  d»  Biontii 
in  bflmatijisaures  Ammoniak  (f  2308). 

Salpetersaure, 

%  2604.  Wenig  organisehe  Sohstanseo  wiiierftehen  der  caff- 
giacheo  Einwirkung  der  Salpetersflure ;  es  giebt  jedoch  eimgt  Su- 
ren (Fumarsäure,  BemsteiosSlure ,  KorksHure,  PyroachleiiMi«^ 
Cemphersäore) ,  welche  man  mit  der  ooncentrirteaten  SilpstersMt 
kochen  kann,  ohne  davon  angegriffen  zu  werden ;  gewisse  Mt  li^ 
knwasserstoOe  (Paraffte ,  Halchetin)  von  sehr  hoben  Atoageaicfct 
scheinen  sich  gleichfaUa  ihrer  Wirkung  zu  enfziehen« 

Die  concentrine  SalpetersSore  bewirkt  zuweilen  beim  ErkHici 
mit  Olartigen  Substanzen,  dass  eine  stOrmische  Entwiokeluag  m> 
salpeti'igsaurea  Dfimpfen  enlateht,  weiche  das  Gemenge  ans  iem  ^ 
filese  schleudern;  oder  die  durch  die  Etnwirkeng  eatwickelu Bt* 
kann  seihst  die  EotzQndung  der  Masse  zur  Folge  haben.  Oiei^  f' 
tritt  I.  B.  aitf,  wenn  man  ein  Gemenge  von  rauchender  Salpeltfi'** 
und  concentrirter  Sehwefelsflure  in  TerpentiMi  oder  in  andere  M 
oder  Ă„therische  Oele  giesat. 

Die  durch  SalpetereSnre  bewirkten  Drowandlongea  «echsdi 
ausserordentlich  )e  jiaob  der  Natiir  und  Zuaaannenaetiattg  der  ä^ 
angegriffenen  Kdrper;  sie  lassen  sich  jedoch  auf  fUnf  HanpM^ 
ffs  reducirea:  1)  Die  organische  Sohatara  verbiiidel  sieh 
liar  mit  der  Salpetersaure ;  9)  sie  zerselii  sieh  vnd  headcl 


867 

*  Saoersloff;  3)  sie  verKert  Wagserstoff,  wflelier  mil  dem  Sniiersloff 
der  SalpelerBllure  Wasser  bildet;  4)  sie  verliert  Wasserstoff«  de« 
sich  der  RĂĽckstand  Ton  den  Eienienten  der  8alpetersJliire  snbstittiirt ; 
5)  sie  verliert  KoldensloB  als  Koblensclure  und  erleidet  eine  tiefere 
Zersetsung.  Zu  bemerken  ist,  dass  diese  verschiedeneD  PtlUe  bei 
einer  Substanz  oft  nacheinander «  je  nacb  den  UoistindeQ,  der  Dauer 
des  Kochens,  der  Concenlration  der  Sflure  etc.  auftreten. 

er.  Die  Basen  verbinden  sieb  mit  der  Salpeterslure  xu  neutra* 
len,  seltner  zo  sauren  Salsen. 

Die  Salpelerstture  verbindet  sieb  auch  unnittelbM*  mit  mehre- 
ren, nicht  stickstoffhaltigen  ätherischen  Oele'n,  i.  B.  mit  Zimmt5l 
(zimmtsatirem  Aidebyd) ,  womit  sie  ein  krystafUisirtes  Preduct  bildet, 
welcbes  das  Wasser  von  neuem  in  SSure  und  Oel  zersetzt.  Der 
Lanrineencampber,  das  Helenin  nnd  mehrere  andere  feste  Oele  losen 
sich  unverändert  in  concentrirter  Salpetersaure  auf  und  liefern  eine 
Olanige  Hasse,  welche  das  Wasser  zerstört,  wie  die  Verbindung  des 
ZimmtOls. 

Ăź.  Die  blosse  und  einfache  Oxydation  durch  die  Einwirkung  der 
Salpetersäure  sieht  man  namentlich  bei  den  Aldehyden ,  welefae  sieh 
damit  in  die  entsprechenden  Sfluren  verwandeln. 

Seltener  kommt  sie  bei  andern  Körpern  vor.  Der  Laurmeen* 
campher  €fo  H|5  O  liefert  durch  Uingeres  Kochen  mit  Salpetersünre 
Gamphersflure ,  C|o  H|e  0| ;  Indigblaa  Cg  Hj  NO  wird  dnrch  ver- 
dOnnte  Salpetersäure  in  Isatin  Cg  Hg  NO,  verwandelt;  das  Gacodyl 
C4  H|s  Asg  osydirt  sich  auf  ähnliche  Weise;  Stilben  Cn  Hfg  zersetzt 
«cfa  nnd  liefert  dabei  Bitterroandelol,  etc. 

Die  Nercaptane   binden  bei  Einwirkung  der  Salpeterstere  Og 
und  bilden  damit  eigenthflmliche  ein  basige  Sfturen.     So  ? 
CH4  S  liefert  methylschweUge  Sfture  GH|  SO4, 
Q  Hg  S     -     «thylschweflige  Säure  Cg  Hg  SO4. 
y.  Wenn  sich  Att  Salpetersthire  darauf  beschrinkt,  den  Waeser* 
Stoff  einer  organischen  Substanz  zu  oxydiren ,  um  Wasser  zu  bilden, 
so  erstreckt  sieh  diese  Verbrenming  in  der  Regel  nicht  weiter  als 
auf  zwei  Atome. 

Diese  Art  der  Einwirkung  beobachtet  man  vorzugsweise  bei  den 
Ükoboien,  sowie  bei  andern  ähnlichen  flüchtigen  Substanzen  (Bor- 
aeoeaniphar,  Benaoln) ;  die  Alkohole  verwandefai  sich  in  ihre  Aide- 
ifd«. 


858 

Vkr  Defthydrugenation  der  organischen  Sabslanzen  Mgt  gf- 
wohnlich  eine  Oxydation  :  90  liefern  die  Alkohole ,  nachdem  m  skk 
in  Aldehyd«  ?erwandelt«  ihre  entaprechenden  Sauren. 

Eine  btoaae  und  einfache  Desbydrogenation  tritt  auch  eia,  um 
man  rerdannte  SalpetersSore  auf  gewisse  fixe^  aaneratoHreiche  Sah- 
stanzen  wirken  liaat  (Salicin  C|s  Big  O7  verwandelt  sich  in  Bdka 

Cii  H16  o?)- 

Folgende  Betspiele  sind  dadurch  merkwOrdig,   daas  man  ĂĽe  v- 

sprflogliche  Substanz  regeneriren  kann,  wenn  man  schweli^  SMii 

Schwefelwassersloff  oder  andere  reducirende  SuhntaDien  auf  da  do» 

hydrogenisirte  Product  wirken  ISsst : 

Hy^rocblaoB,  farbloM«  Q  H4  0«,  Hf  liefert  aiit  Salpeters.  C^  H«  0|  Omm 
Hydrocbiaoa,  frOaet     (Cg  II4  0|)s  Bf    •       *  •         C«  0«  0^  Ckia« 

Alloumia      .     .     CC^  9«  N«  0»)«  H,    •      •  .         C«  H«  9,  Q,  ADiiaa 

Indigblau      ,     .     .     (C.  H»  NO),  H,    ,       .  ,         C,  H«  NO  iwbfiaM. 

(Die  chlorgepaarten  Derivate  der  zwei  Hydrocbioone  veriiali« 
sich  wie  letztere  selbst.) 

i.  Es  giebt  kein  Beispiel  von  blosser  und  einfacher  Verhrenaa^ 
des  Wasserstoffs  der  Sauren  oder  KohlenwasserstoOe  durch  Salpflli^ 
sflure  wie  in  den  eben  angeführten  Pftilen ;  allein  im  entgegeagcsdi» 
ten  Falle  kommt  es  nicht  selten  vor,  dass  die  Salpetersaure  eise  6Ăźf- 
pelte  Zersetzung  mit  diesen  Verbindungen  bewirkt  onto*  Büdu^  «m 
Wasser  und  nitrogepawten  Derivaten  (f  2487).  För  jedes  AM 
Wasserstoff,  welches  der  organischen  Substanz  so  eotzogeo  wardcs 
ist,  nimmt  dieselbe  NO^  »>  X  Nitryl  auf.  Die  nitrogepaartro  1^ 
vate,  wie  die  schwefelgepaart^n  Derivate  (S  9601)  enthalten  «tetsdii 
Elemente  der  organischen  Substanz  und  der  Schwefelsaure, 
der  Elemente  des  Wassers ;  die  Zahl  der  Waaaeratonae, 
weniger  enthalten,  ISsst  sieb  darstellen  durch 

.  M  —  1, 
wenn  n  die  Summe  der  in  Wirkung  getretenen  Atome  istt  vi«  M- 
gende  Beispiele  zeigen : 

NitrobeoiiS    .     .     CR,  (RO^        —  C«  H«       +    NHO^ «-  B.  0. 
BiDitrobenzin  .     .     G«  H«  (NO,),     —  C«  H«       +  SNHO,  ~  R,  0.      . 
BenzoesSure   .     .     C,  H,  (NOi)  Os  —  Cj  H«  0,  +     ^^^$  —  "i  ^• 
Bioitrobenzoesäure  C7  H«  (NO,),  0,  «  Cy  H«  Os  -j-  iNHO,  —  8B1 0. 
TiitrophthaMiare  .    C,  H5  (NO,)  O«*—  C,  H«  0«  -f    NRO,  —  Ifli  0. 
.NitramaoaU    .     .  Cb  >< •  (^1)1  Og  ««  C«  Hu  0«  +  •MNO,  ^  SHi  •• 
Was  die  BasicitSt  der  nitrogepaarten  Dorivate  angeht,  )MtA  M 


859 

sich,  wie  die  der  schwefelgepaarteo  Derivate  (f  2601)  doreh  folgende 
Formel  ausdrĂĽcken : 

B  — b  +  b'  — (ü  — 1). 

Die  nitrogepaarten  Derivate  sind  gewöhnlich  mehr  oder  weniger 
gelb  gefllrbt ;  sie  explodiren  bei  höherer  Temperatur ;  da  sie  ohne 
Zersetzung  flĂĽchtig  sind,  kann  man  sie  stets  verpuffen,  wenn  man 
iliren  Dampf  durch  eine  dunkel  rotbgiflbende  Rohre  leitet. 

Die  meisten  flüchtigen  Säuren  (Benzol*,  Salicyl-,  Zimmt-,  Anis- 
säure) liefern  mit  Salpetersflure  Ähnliche  nitrogepaarte  Derivate. 
Ebenso  Ist  es  mit  den  Alkoholen,  Aldehyden  und  gewissen  aiidem 
sauerstoffhaltigen  flĂĽchtigen  Oelen,  welche  auf  der  Grenze  zwischen 
indifferenten  Körpern  und  Sfluren  stehen.  Die  Kohlenwasserstoffe 
(Benzin,  Toluen^  Naphthalin,  Anthracen),  wekhe  bei  der  trocknen 
Destillation  organischer  Substanzen  entstehen,  liefern  leicht  solche 
nitrirte  Producte.  Die  meisten  natOrlichen  Oele  liefern  nitrirte 
Harze,  deren  Zusammensetzung  verschieden  ist  nach  der  Concentra^ 
tien  der  Sälpetersäure. 

Die  Zahl  der  Wasserstoflbtome,  w'elche  man  so  durch  NO^  er* 
setzen  kann,  übersteigt  gewöhnlich  2 oder 3  nicht;  wenn  man  die  or- 
ganischen  Substanzen  weiter  zu  nitriren  versucht,  so  widerstehen  sie, 
oder  unterliegen  einer  Oxydation,  welche  ihnen  Kohlenstoff  in  der  * 
Porm  von  Kohlensaure  entzieht.  '(Doch  liefert  der'Mannit  ein  sechs- 
fachnitrirtes  Derivat.) 

Die  nitrogepaarten  Derivate  werden  von  Reductionsmitteln,  wie 
Amrooniumsulfbydrat  (Zinin)  oder  essigsaurem  Bisen  (Bechamp)  an- 
gef^nffen  :  NGj  wird  durch  NH^  ersetzt.  Die  nitrogepaarten  Sfluren 
liefern  auf  diese  Weise  andere  Sfluren ;  die  nitrogepaarten  Kohlen* 
Wasserstoffe  erzeugen  Basen  (Nitrobenzin  z.  B.  liefert  Anilin).  Alko- 
holische Kalilosung  verwandelt  viele  nitrogepaarte  Derivate  (Nitro- 
benziil,  Nitronaphtbalin)  in  braune  oder  schwarze  Substanzen. 

Was  die  zur  Erzeugung  nitrogepaarter  Derivate  erforderliche  Con- 
centration  der  Salpelersfture  betrifft,  so  hat  man  gefunden^  dass  die  rao* 
chende  Sflare  im  Allgemeinen  die  raschesten  Wirkungen  hervorbringt« 
Ein  Gemenge  von  rauchender  Salpetersflure  und  concentrirterSchwe** 
f^lsflore  wirkt  noch  lebhafter :  bald  erzeugt  dieses  Gemenge  äugen- 
biicklicli  die  Derivate,  welche  man  mittetet  blosser  Satpetersdor^  nur 
durch  langes  Kochen  erhflit,  bald  erzeugt  es  Derivate,  welche  noch 
mehr  Nitryl  enthalten.     So  liefert  die  BenzoSsflure  mit  raoehender 


MO 

SalpetersSure  BiBilrobemoilsaurt ;  dM  Cuaien  mitlekt  rauchetdcr 
Salpetersäure  Nitrocumen  und  mit  dem  Schwefel  •  salpelenaores  Ge* 
menge  Binitrocumen.  Wir  verdanken  insbesondere  Cabours^)  ge- 
naue Versucbe  Ober  diese  Art  Processe. 

«•  OA  oxydirt  die  Salpetersüiire  gleichzeitig  Koblenstoff  jmA 
Wasserstoff  und  verwandelt  so  mehrracb  zosamioefigeselxte  Sttbctaa* 
zen  in  andere  einC^cbire,  oft  von  erstere n  weit  enlfemle.  Die  Zcr- 
setiung  gebt  um  so  liefer,  je  beisser,  concenlrirter  und  je  itsiirr 
mit  salpetriger  Sjlure  die  Salpetersäure  gesHttigi  ist.  Nach  den  Baok* 
achtuogen  von  Milloo  kann  man  in  diesen  Füllen  die  Wirkung  dks« 
salpetrigen  Säure  vernichten,  wenn  man  der  Salpetersäure,  vdcke 
sie  enthalt,  eine  kleine  Menge  Harnstoff  zusetzt,  so  dass  nao  die 
salpetrige  Säure  in  Stickstofl^as  umwandelt:  so  erhalt  man  z«B. in 
Alkohol  und  gewOlinlicher  Salpetersäure  nie  etwas  andere  als  lal- 
pelrigsaures  Aethyl,  wäl»rend  dasselbe  Gemenge  saipetersauresAetk]! 
liefert,  wenn  man  zuvor  eine  kleine  Menge  Harnstoff  zugesetzt  lut 
Emil  Kopp  hat  gefunden,  dass  die  Gegenwart  der  Cblonvasserstrf* 
säure,  selbst  in  kleiner  Menge,  oft  eine  von  der  reioen  Salpeterslu« 
gsoz  verschiedene  Wirkung  hervorbringt :  so  liefert  z.  B.  Terpeatiad 
bei  Aoweodung  unreiner  Säure  stets  Oxalsäure,  während  man  die> 
selbe  mit  salzsäurefreier  Salpetersäure  nicht  erhält. 

Sehr  sauerstoffreiche  Substanzen,  wie  die  fixen  Säuren  (Weia-, 
Citren-,  Galhis-,  Gerb-,  China-,  Aepfelsäure,  etc»)  und  nicht  flflck- 
tige  indifferente  Substanzen  (Holzfaser,  Zucker  und  Gummiartes, 
Stärkmebl,  Salicin,  etc.)  werden  im  Allgemeinen  durcb  SalpetersiBn 
leichter  decarbonisirt  als  die  flachtigen  Körper,  die  Rohlen«aif9* 
Stoffe  und  andere,  nur  wenig  Sauerstoff  enthaltende  Körper.  Ifc 
Oiudsäure  ist  eines  von  den  häufigsten  Producten  der  Einwirkuag  i» 
Salpetersäure  auf  sauerstoffreiche  Substanzen ;  Esugsäore  uo^  <b* 
oberen  Homologen  erhält  man  bei  der  Behandlung  fetter  Korper  aü 
Salpetersäure,  Endlich  sind  die  Pikrinsäure  und  Oxypikriasitf« 
(1 401)  gleichfalls  ziemlich  häufige  Producte  dieser  Säore. 

Die  meisten  organischen  Substanzen  liefern  bei  der  DcstiOMi>* 
mit  Salpetersäure  sehr  kleine  Mengen  Cyan wasserstoffsäure;  ebeai* 
fladet  man  im  ROckstaad  kleine  Mengen  Ammoniaksab  (salpetenĂĽ* 
resi  vierfach  oxalsaures). 


I)  Caboar«,  Aao.  4c  Ghtai.  et  4e  Pkyt.  [t]  XX?.  5. 


861 

I  Gewisse  chbrgepaafte  Derivate   entwickeln  beim  Kochen   mit 

,  Salpetorsflure  flQchĂĽge  Productef  deren  Dampf  die  Augen  stark  reizt : 
80  liefert  das  Naphtbaiinbichlorid  den  Körper  C  Cl^  (N04)s ;  das  Chlor- 
pikrin  C  Cls  (NOs)  ist  ein  solches  Product,  welches  man  durch  Ein- 
wirkung des  Chlors  auf  Pikrinsäure  erhalt 

Wenn  man  die  natOrlich  vorkommenden  Pflantenbaaen  mit  Sal- 
petersaure behandelt,  so  erhalt  man  harzinrtige  Producte,  aus  denen 
Aetikali  flOchtige,  dem  Methylamin  i)  ähnliche  Basen  ausscheidet« 

Salpetrige  Saure. 

i  260S«  Die  salpetrige  Sflure  wirkt  auf  die  Alkohol?  und  Saure^ 
aaotide»  indem  sie  die  entsprechenden  Oxyde  daraus  bildet;  der 
Process  erfolgt  unter  Entwicklung  von  Stickstoff.  Wir  haben  diese 
Art  der  Einwirkung  i»ereits  kennen  gelehrt  (S  25^7). 

Anstalt  die  organischen  Substanzen  unmittelbar  mit  salpetriger 
Sflore  in  BerĂĽhrung  zu  bringen,  kann  man  dieselben  in  concentrirter 
Salpetersäure  auflösen  und  Stickstoffoxyd  in  die  Auflösung  ,  leiten ; 
letzteres  verwandelt  sich  dann  in  salpetrige  Säure : 

2  Ns  0,  -f  Ns  0,  »  3  Nj  0». 

Das  salpetrigsaure  Silber^)  kann  gleichfalls  in  vielen  Fallen 
mit  Vortheil  benutzt  werden. 

Stickstoffoxyd. 

%  2606.  Dieses  Gas  wird  wie  das  chlorwasserstoffsaure  Gas 
von  vielen  natĂĽrlich  vorkommenden  Kohlenwasserstoffen  in  grosser 
Menge  absorbirt.  Cahours  hat  beobachtet,  dass  das  Fenchelöl  beim 
Einleiten  von  Slickstoffoxyd  Krystallnadeln  absetzt,  welche  Aehnlich- 
keit  mit  kanstlichem  Campher  haben  und  C|5Hs4,  2NgOs  enthalten. 

Mehrere  organische  Säuren  scheinen  gleichfalls  Verbindungen 
mit  Stickstoffoxyd  einzugehen.  Die  kr.ystaliisirte  Essigsäure  absor- 
birt dasselbe  und  Hirbt  sich  damit  blau ;  die  FlĂĽssigkeit  gesieht  in 
der  Kälte  zu  blauen  Kryslallen,  welche  in  Berührung  mit  Wasser  >) 
Stickstoffoxyd  entwickeln.  Chiozza  hat  eine  Säure  beschrieben 
(S  1 182),  welche  die  Elemente  der  Pelargonsäure  und  des  Stickstoff^ 
oxyds  enthalt,  CgHi^O),  N^O). 


1)  AoderioD,  Compt.  read,  de  fAcad.  XXXI.  136. 
9)  HofmiDD,  Aoo.  d.  Cbem.  u.  Pbaro.  UUV.  356. 
3)  Reiatcky  loura.  f.  prakt.  Ckea.  396. 


Ferridcyanwtsaentofidiifre  absorbirl  SlickstoSbzyd  md 
damit  Pkyfair*8  NitropruasiäaSure  (S  186). 


.JC$>«. 


Phosphorsatare. 

I  2607.  Die  waaaerfreie  Pbospboraliane  dicBl  ufpcikt  in, 
um  den  orgaoiachen  Substanzen  die  Elemeole  des  Wasicn  n  cĂĽ- 
lieben.  Die  Alkohole  mit  dem  Radical  €.8^4.1  wefdea  difnii 
Kuhlenwaasersloffe  umgewandelt«  welche  Afdehjdlijdrflre  [(Mk»- 
des  Gas,  Amylen,  Ceten)  darstellen ;  der  Laurineeocampher,  HOaiealll 
und  mehrere  andere  ätherische  Oele  verhalten  sich  wie  die  AiiWi 
Ais  Deshydratationsmittel  gewahrt  die  Phospborsaure  vor  derScbvefcl- 
sflure  den  Vortheil,  dass  sie  die  organischen  Substanxen  Dicht  «f^ 
kohlt  0. 

Die  Ammoniaksalze  derSSuren  mit  dem  Radical  C.Hte.iOoiff 
Cn  H^ -9  0  (das  essigsaure,  buttersaure,  benzoCsaure)  veriieita  ihr« 
ganzen  SauerstoflTgehalt  als  Wasser  und  verwandeln  sich  io  Cj» 
alkohole  (|  2542).  Die  enUprechenden  Amide  liefern  diesdkt 
Producte. 

Das  Pbospborsflurebydrat  liefert  mit  den  Alkoholen  AethersHm 
(AethylpbosphorsSure). 

Man  benOtzt  die  Phosphorsflure  zum  Trocknen  der  OllcWpi 
Oele ;  allein  mit  gewissen  derselben  scheinen  sich  gepaarte  ?<^ 
bindungen  bilden  zu  lassen  (nach  Soubeiran  und  Capitaioe  ficfed 
das  Bergamottöl  eine  Phosphobergaminsaure). 

Kalium^  Natrium^  Zink. 

%  2608.  Diese  Metalle  greifen  die  Kohlenwasserstoffe  nickt  Hr 
zersetzen  aber  gewisse  Oxyde,  Chloride  und  Jodide«  Haoweairt 
bisweilen  das  Kalium  oder  Natrium  an^  die  Kohlenwasserstoft  ff 
Feuchtigkeit  zu  befreien,  deren  Entwässerung  durch  Cblorcalcio* 
nur  schwierig  gelingt. 

Die  Alkohole  und  Aldehyde  entwickeln  WassersCeflgas  in  Bcrih- 
rung  mit  Kalium  und  Natrium  unter  Bildung  von  Productea,  wckw 
das  Wasser  rasch  zersetzt. 


1)  Die  wasserfreie  Pbosf^horsfture,  welche  man  durch  Vcrbreansni  ^  '^ 
phors  erhSlt,  enthalt  oft  beJeateade  Quantititen  phosphoiifer  Siore:  such  «vt«^ 
eio  solches  Präparat  stets  tbeü weise  die  damit  behtodeHeo  Sobsuassa. 


863 

'  Die  Alkoboljodide  werden  in  ivgesehraoltenen  R^lhfen  von  me- 
teilifcbem  Zink  raech  zereettl.  Es  enUlehen  bei  dieser  EiniHrkung 
Alkoholmetalle. 

Die  organischen  Chloride  werden  weniger  leicht  angegriffen  als 
■  die  Jodide ;  man  kann  die  Säurecbloride  (z.  B.  BenzoTicblörid)  aber 
'  Natrium  oder  Kalinro  destitiiren,  ohne  dass  diese  Metatte  eine  Wir- 
kung haben. 

Kalium  und  Zink  greifen  gewisse  cblorgepaarte  Stören  an  und 
vertauschen  das  Chlor  gegen  Wasserstoff  (t  2485  a). 

Mit  Kalium  oder  Natrium  erhitzt,  erieiden  die  Sticksoftubstan- 

sen  im  Allgemeinen  eine  heftige  Einwirkung  unter  Bildung  von  Cyanid. 

« 

Kali  tmd  Natron. 

%  2609.  Beide  werden  in  verschiedenen  Formen  angewendet : 
in  wSssriger  Losung«  in  alkoholischer  Lösung,  geschmolzen  als  By« 
drate,  oder  auch  mit  Kalk  geroengt.  Kali-  oder  Natronkalk  gewahrt 
wegen  seiner  geringeren  Schmelzbarkeit  als  Kali  oder  Natron  fĂĽr 
sich  den  VortheiK  Glas-  oder  Porzellangefilssef  worin  man  arbeitetv 
weniger  leicht  anzugreifen«       , 

Je  nach  der  Natur  der  organischen  Substanzen,  welche  man  mit 
Aetskali  oder  Natron  in  BerĂĽhrong  bringt,  beobachtet  man  folgende 
Reactionen :  })  eine  unmittelbare  Verbindung  der  organischen  Sub- 
stanx  mit  dem  Alkali ;  2)  eine  doppelte  Zersetzung ;  3)  eine  Oxyda- 
tion mit  Wasserstoffenlwicklung;  4)  eine  Umwandlung  der  organi- 
scbeQ  Substanz  in  eine  isomere  Verbindung. 

er.  Die  Fälle  von  unmittelbarer  Verbindung  des  atzenden  Alkalis 
mit  der  organischen  Substanz  sind  ziemlich  selten. 

Das  Isatin  und  seine  chlor-  und  bromgepaarten  Derivate  ver- 
wandeln sich  durch  Auflösung  in  Kalilauge  in  Kalisalz. 

DasCoomarin  ($1635),  Anemonin  ($2274)  und  Bensil(S  1566) 
verwandeln  sich  in  Kalisalz  durch  kochende  Auflösung  von  Kali.  Die 
Sfluren,  denen  diese  Kalisalze  entsprechen,  enthalten  die  Elemente 
der  ursprtlnglichen  Substanz  plus  HgO. 

Laurineencampher  verwandelt  sich  ebenso  in  campholsaures 
Kali  ($1946),  wenn  man  ihn  bei  höherer  Temperatur  in  einer  ge- 
Bchmolzenen  Bohre  mit  Kalikalk  behandelt. 

Ăź.  Sehr  hsuflg  bewirken  Kali  und  Natron  bei  ihrer  Einwirkung 
auf  organische  Substanzen  eine  doppelte  Zersetzung. 


804 

Die  ttrganischen  Sauren  verwandelii  sich  ofHHitleUiir  la  Sihi 
mit  Kalium-  oder  NaĂĽriumradical.  Eioige  Alkohole  (vie  PhcttkkiQ 
liefern  solche  Verbindungen  mit  Kali  in  wässriger  AnSosoig;  ii 
trocknem  Zusland  wirkt  dieses  Alkali  auch  auf  andere  Aikobak  wd 
auf  die  Aldehyde. 

Die  zusammengesetzten  Aether  verwandeln  sich  dordi  albki' 
lische  Kalilosung  in  die  Kalisalze  der  entspreciienden  SSuraiisdii 
Alkohole;  ebenso  verwandeln  sich  die  Glyceride  durch  ksckoie 
wassrige  Kalilosung  in  Kalisalze  {Se^en)  und  Glycerin. 

Die  Chloride,  Bromide  und  Jodide  der  Alkohole  und  der  9hm 
verwandeln  steh  auch  durch  Kali  in  Chlor-«  Brom-  undJodUim 
und  in  Alkohole  oder  die  Kalisalze  der  Säuren  (Chlorätfail  idot 
Chlorkalium  und  Aelhylhydral ;  CblorbenzoTl  liefert  Clilorkalisa  ta^ 
beiizo^saures  Kali). 

Die  Säiireazolide  (Amide)  werden  gewöhnlich  durch  kockcritt 
Kali  angegriffen  unter  Entwicklung  von  Ammoniak  und  UmvaMlhiV 
in  die  Salze  der  entsprechenden  Sfluren  (Benzamid  iiefeit  Aaimfc 
und  benzoCsaures  Kali). 

Die  gechlorten  und  gebromten  Producte,  welche  man  dur^i^ 
mittelbare  Aufnahme  von  Chlor  und  Brom  durch  gewisse  Kakkt- 
Wasserstoffe  (Olhildendes  Gas,  Benzin)  erlUllt,  zersetzen  skk  dmfc 
die  Einwirkung  einer  alkoholischen  Kaliauflösung  unter  Biiduag  *> 
Chlorkalium  (vergl.  %  2525,  Chloraldehyde). 

Die  Cyanalkobole  entwickeln  mit  k<)chender  Kalüösoag  Aw»- 
niak  und  verwandeln  sich  in  Kalisalze  (S  2542). 

y.  Viele  Substanzen  oxydiren  sich  durch  die  Einwiitaag  i^ 
Kali-  oder  Natronhydrats  unter  Entwicklung  von  Wasserstoff. 

In  diesem  Fall  sind  namentlich  die  Alkohole  und  Mkjk- 
Wenn  man  Kalikalk  mit  absolutem  Alkohol  besprengt,  so  eablA 
zuerst  unter  Wärmeentwicklung  eine  doppelte  Zersetzung  ui^  i^ 
Gemenge  entwickelt  beim  Erhitzen  im  Wasserbad  Wasserski  â– â–  
liefert  essigsaures  Salz : 

Ca  He  0  -f-  KHO  »  C,  Ht  KO«  -f  2  H^. 
Alkohol.  Essigsaures 

Kali. 

Eine  ähnliche  Reaction  beobachtet  man  beim  EsiigslarNUcM' 
Ct  H4  0  -f  KHO  -»  Ct  H,  KOt  +  Hs. 
Aldehyd.  Essigsaures  Kali. 


865 

Wenn  man  die  Salze,  welche  durch  diese  Processe  gebildet  wer- 
dttQ,  auf  eine  Temperatur  erhiixt,  welche  bedeutend  Ober  jener  steht, 
bei  welcher  sie  entstehen,  so  beobachtet  man  die  Bildung  von  eecun- 
daren  Producten :  so  kann  sieh  das  essigsaure  Kali  in  kohlensaures 
Kali  und  MethylhydrOr  verwandeln;  das  ameisensaure  Ksli  kann 
ozalsaures  Kali  und  Wasserstoff  liefern,  das  Oxalsäure  Kali  kann  koh- 
lensaures und  Wasserstoff  liefern,  etc. 

Die  zusammengesetzten  Aether  liefern  gleichfalls  Oxydations- 
produete,  wenn  man  sie,  statt  sie  mit  alkoholischer  Kalilosung  zu 
behandeln,  mit  Kalikalk  erhitzt  0 ;  sie  entwickeln  dann  Wasserstoff 
«od  lönnen  zweierlei  Produete  liefern,  die  einen  von  der  Säure,  die 
andern  von  dem  Alkohol  abstammend,  dem  die  Aether  entsprechen, 
wie  wenn  das  Kali  die  Säure  und  den  Alkohol  einzeln  oxydirle.  So 
liefert  das  oxalsaure  Aethyl  essigsaures  Salz  (vom  Alkohol  abstam- 
mend) und  kohlensaures  Salz  (von  der  Oxalsäure  abstammend). 

Wie  die  meisten  Oxydationsmittel,  zersetzt  das  Kali  oft  die  orga- 
Qiscben  Subslanzen  und  entzieht  ihnen  dann  den  zur  Bildung  von 
Kohlensäure  nothigen  KohlenstoO  und  Sauerstoff*  Eine  sehr  hohe 
Temperatur  begĂĽnstigt  diese  Verbrennung.  Sehr  sauerstoffreiche 
Substanzen,  die  nicht  flüchtigen  Säuren  und  indifferenten  Stoffe 
(Zucker,  Stärkemehl«  Gummi)  werden  von  schmelzendem  Kali  leicht 
angegriffen  und  liefern  meistens  kohlensaures  und  oxalsaures  Salz 
nebst  Wasserstoffgas. 

Bei  dieser  Oxydation  entwickeln  die  Stickstoffsubstanzen  (Indigo, 
GafeYn,  Chinin)  Ammoniak  und  andere  flĂĽchtige  Basen,  wie  Methyl- 
amin, Anilin,  ChinoleYn,  etc.  Mit  Kali  bei  dunkler  RotbglĂĽhhitze 
geschmolzen,  liefern  alle  organischen  Stickstoffsubstanzen  Cyan- 
kalium. 

Die  Schwefelverbindungen  liefern  unter  denselben  Umständen 
Sulfid,  schwefelsaures  oder  schwefligsaures  Salz. 

^.  Gewisse  Körper  erleiden  bei  Berührung  mit  Aetzkali  isomere 
Abänderungen :  wenn  man  rohes  (blausäurehaltiges)  Bittermandelöl 
mit  alkoholischer  KalilOsung  in  Berührung  lässt,  so  verwandelt  sich 
das  Oel  in  BenzoYn,  dessen  procentige  Zusammensetzung  die  näm- 
liche ist  Allein  das  Atom  des  BenzoYn  ist  C|4  H|s  0^ ,  die  des  Ods 
dagegen  C7  He  0. 


1)  Dumas  und  St «8,  Ann.  de  Cbim.  et  de  Pbys.  LXXJll.  161. 
Gerhardt ,  Chenie.  IV.  55 


866 

Katk  und  Baryt. 
%  2610.     Beide  Erden  sind  Id  ihrer  WifiaDgswcifle  sehr  ih- 
lieb  und  werden  entweder  trocken  oder  in  wJissriger  LosttBg  ap* 
wendet.     Zuweilen  ersetzen  sie  mit  Vortheil  das  Kiiibydnt. 

In  trocknend  Zustand  bat  man  sie  namentlich  zur  DwwMb- 
tion  der  flQchtigen  SAuren  und  Umwandlung  derselben  in  ii 
Stoffe  benĂĽtzt.  Der  Baryt  liefert  in  dieser  Beziehung  die 
testen  Reactionen;  allein  da  er  sehr  lebhaft  und  oft  auf  sehr  ttl^ 
mische  Weise  wirkt ,  so  mengt  man  ihn  besser  mit  Kalk  oder  fciiai 
Sand.  Zuweilen  fllngt  das  Gemenge  von  Baryt  und  orpaiifhf 
Substanz  bei  einer  gewissen  Temperatur  Feuer :  dieser  Fall  ko«i 
namentlich  bei  nitrirten  Körpern  vor. 

Die  flĂĽchtigen  organischen  SSuren  mit  2  oder  3  Atones  SĂĽff* 
Stoff  erleiden  bei  der  Destillation  mit  Kalk  oder  Bai^  eine  sekr  k- 
stimmte  Metamorphose,  es  entsteht  kohlensaures  Salz,  sowie  st 
flĂĽchtiges  Oel,  welches  Kohlenstoff  und  Wasserstoff  entfallt  (Bma 
Climen,  Cinnamen),  oder  Kohlenstoff,  Wasserstoff  und  Saicnlel 
(Phenylhydrat ,  phenylsaures  Methyl)  oder  Kohlenstoff,  Waso*! 
und  Stickstoff  (Anilin).     So  hat  man : 

Cy  He  0,   —   CO,  +   Ce  H« 
Benzoesäure.  Benzin. 

C|0  H|j  Oj  «=a   COj  +   Q  H|s 
Cuminsflure.  Cumen.  - 

Cy  Hg  0,   ».   CO,   +  Ce  H«  0 
SalicylsSure.  Phenylhydrat. 

Cg  Hs  0,   —   CO,   +  C«  Hg  0 
Anissaure.  Phenylsaures 

Methyl  oder  Anisd. 
C7H7NO,   «  CO,  -f  CeHyN 
Anthraoilsäure.  Anilin« 

Substanzen,  welche  viel  Sauerstoff  enthalten  (Zacker,  Slilt^ 
mehl,  Gummi)  liefern  gleichfalls  mit  Kalk  oder  Baryt  flOcMipOdi 
(Aceton,  Metaceton) ;  allein  der  Process  ist  sehr  verwickelt. 

Viele  Stickstoffsubstanzen  entwickeln  bei  Behandlung  wi^ 
baryt  Ammoniak. 

Der  Kalk  dient  in  der  organischen  Analyse  zur  BestiM*>f  ^ 
Chlors ;  alle  gechlorten  Substanzen,  welche  man  in  Gegeavift  ^ 
Kalk  zum  BotbglĂĽhen  erhitzt,  liefern  Chlorcaicium. 


867 

Blei'^  Queduäber-  und  Süberoxyd. 
$2611.     Frisch  geftlltes  Bleioxyd  und  das  rothe  Quecksilber- 
oxyd lassen  sich  zur  Entziehung  von  Schwefel  bei  gewissen  Substan- 
zeo  benutzen. 

Wenn  man  eine  alkoholische  Auflösung  von  Diphenyl-Sulfocar- 
bamid  (Sulfocarbanilid)   mit   Quecksilberoxyd   behandelt,    so   wird 
I     sfimmtlicher  Schwefel  dieser  Substanz  durch  Sauerstoff  ersetzt  und 
[      man  erhalt  Diphenyl-Carbamid  (Carbanilid) : 
I  Ci,  Hu  Nj  S  +  Hgj  0  =  Ci3  H„  N,  0  +  Hgj  S 

Dtpbenyl-  Diphenyl* 

Suifocarbamid.  Carbamid. 

SenfOl  liefert,  mit  Bleioxydhydrat  digerirt,  Sinapolin : 
2  C4  H5  NS  +  Hj  0  —  C7  Hij  Nj  Ö  +  CSj 
Senfbl.  Sinapolin. 

(Der  Schwefelkohlenstoff,  welcher  bei  diesem  Process  ausge- 
schieden wird,  liefert  mit  Bleioxyd  Sulfid  und  Carbonat.) 

Das  Thiosinamin  zersetzt  sich,  mit  Quecksilberoxyd  zusammen- 
gerieben, in  Sinamin  und  Schwefelwasserstoff,  der  alsdann  auf  das 
Metalloxyd  wirkt : 

G4  Hg  Ng  S  ^B  G|  Hg  N)  -^  H^  S 
Thiosinamin.      Sinamin. 
Silberoxyd  verhalt  sich  zu  den  Schwefelverbindungen  wie  Queck- 

« 

silberoxyd ;  es  greift  gleichfalls  mit  Energie  die  organischen  Chloride 
an,  welche  es  durch  doppelte  Zersetzung  in  Oxyde  umwandelt. 

Blei'  und  Manganhyperoayd. 

$  2611a.  Die  sauerstoffreichen  organischen  Substanzen  (Wein-, 
Citron-,  Schleim-,  Gallussäure,  Zucker,  Glucose,  Salicin)  werden 
schnell  angegriffen,  wenn  man  sie  in  wässriger  Auflösung  mit  brau- 
nem Bleihyperoxyd  kocht :  Kohlensäure  und  Ameisensäure  sind  die 
gewöhnlichen  Producte  dieses  Processes. 

Sauerstoffarme,  ohne  Zersetzung  flĂĽchtige  Substanzen  entgehen 
im  Allgemeinen  der  Wirkung  des  Bleihyperoxyds :  Benzol-  und  Sa- 
licylsäure  werden  davon  nicht  verändert. 

Die  Stickstoffverbindungen  widerstehen  diesem  Oxydationsmittel 
weniger :  Harnsäure,  Alloxan,  Hippursäure,  etc.  werden  davon  oxy- 
dirt   und  unter  Kohlensäureentwicklung  in  einfachere  Verbindungen 

lam^ewandelt. 

66* 


868 

Die  Einwirkung  des  Blei-  uod  Mangaohyperoxjds  ist  weit  krtf- 
tiger,  wenn  man  sie  mit  Zusatz  ?on  SchwerelsSure  anwendet;  nät 
Substanaen  liefern  dann  bei  der  Destillatioo  Ameisensäure. 

Chlorealcium. 

8  2612.  Man  benutzt  dasselbe  gewöhnlich  zum  Trockacaiw 
FlĂĽssigkeiten  und  Gasen;  hierzu  wird  es  am  besten  gesehaolMB 
und  in  wohl  verschlossenen  Flaschen  aufbewahrt  Da  es  sckoo  hi 
Siedhilz«'.  einen  Tbeil  des  absorbirten  Wassers  wieder  abgicbt,  wmsi 
man  sich  hĂĽten,  die  Substanzen  darĂĽber  abzudestilliren,  lu  itm 
Entwässerung  es  gedient  hat. 

Mehrere  flĂĽchtige  FlĂĽssigkeiten,  wie  Alkohol,  Uolzgeist,  hakt 
die  Eigenschaft,  das  Chlorcalduni  aufzulĂĽsen.  Gewisse  Kohieavasiff- 
Stoffe  (nach  meinen  Beobachtungen  das  CamillenOl)  bilden  mitCUs^ 
calcium  krystalliniscbe  Verbindungen. 

Chlorxink. 

8  2613«  Das  Chlorzink  kann  zuweilen  die  Schwefelsaure  «i 
besonders  die  wasserfreie  Phosphorsäure  vertreten ,  wenn  e$  öl 
darum  handelt,  den  organischen  Substanzen  Wasser  zu  entziehet. 

Die  Alkohole  werden  davon  in  Kohlenwasserstoffe  (AldeM- 
hydrĂĽre)  umgewandelt.  Der  Laurineencampher  verliert  gMdihfe 
die  Elemente  des  Wassers  und  verwandelt  sidi  dabei  in  CfM 
(Camphogen). 

Eisen--  und  Zinnsalze, 

%  2614.  Die  Salze  des  Eisenoxyduls  und  Zinooiydok  vcrkai- 
ten  sich  bisweilen  wie  Reductionsmittel  wie  SchwefelwassersU)!  o' 
schweflige  Säure. 

Die  nitrogepaarlen  Derivate  liefern  dieselben  Prodocte,  vcei 
man  sie  mit  metallischem  Eisen  und  Essigsaure  behandelt,  wicWi 
Anwendung  von  Ammoniumsulfhydrat.  So  verwandelt  sich  dz$  S^ 
benzin  in  Anilin,  die  Schiessbaumwolle  liefert  gewöhnliche  BasB" 
wolle,  etc.  >)     Es  entsteht  dabei  Eisenoxyd. 

Gewöhnlich  wirken  Eisen-  und  Zinnsalze  kräftiger  bei&f*' 
wart  eines  Alkali,  wie  Kali  oder  Kalk. 


I)  B«Schanip,  Gompt.  read,  de  i'Acad.  XXXVII.  134. 


869 

Chramsäure. 

i  2616.  Die  Chromsäure  ist  ein  sehr  kräftiges  Oxydations- 
mittel ;  man  nimmt  dafĂĽr  oft  ein  Geroenge  von  doppeltchromsaurem 
Kali  und  Schwefelsäure.  Die  Oxydation  der  organischen  Substan- 
seo  durch  Chromsäure  ist  zuweilen  so  stürmisch^  dass  sie  ganz  ver- 
brennen :  so  entzĂĽndet  sich  Alkohol  bei  BerĂĽhrung  mit  krystallisir- 
ter Chromsäure.  Wird  die  Einwirkung  gemässigt,  so  verwandelt  sich 
der  Alkohol  in  Aldehyd  und  dann  in  Essigsäure.  Alle  Aldehyde  lassen 
sich  durch  Chromsäure  in  die  entsprechenden  Säuren  umwandeln. 

Sehr  sauerstoffreiche  Substanzen,  wie  Zucker,  Weinsäure, 
Gommiarten  erzeugen  Kohlensäure  und  Ameisensäure.  ^ 

Einige  Kohlenwasserstoffe  säuern  sich  gleichfalls  durch  die 
Wirkung  der  Chromsäure.  Stilben  C^  H^j  wird  davon  in  Bitter- 
mandelöl C7  He  0  verwandelt. 

%  26I6.     Die  nicht  flĂĽchtigen,  sehr  sauerstoffi^eicben  organi- 
schen Substanzen  sind  in  der  Regel  ziemlich  empfindlich  gegen  die 
Einwirkung  der  Fermente^),     Wenn  man   diese  Substanzen  unter 
Einfluss  von  Wasser  und  entsprechender  Temperatur  mit  einem  Fer- 
ment in  Berührung  bringt,  so  verwandeln  sie  sich  gewöhnlich  in  zwei 
oder  mehrere  einfachere  Substanzen.     So  rerwandeii  sich  Gittcose 
entweder  in  Alkohol  und  Kohlensäure,  oder  in  Buttersänre,  Wasser- 
fttofi  und  Kohlensäure,  oder  in  Milchsäure,  etc.     Bisweilen  erleiden 
die  organischen  Substanzen  in  BerĂĽhrung  mit  Fermenten  eine  Des- 
oxydation, die  mit  der  Reduction  zu  vergleichen  ist,  welcher  gewisse 
Metailoxyde  unter  Einfluss  des  Wasserstoffs  untaiiegen :  so  verwan- 
delt sich  die  Aepfelstfure  C4  H^Os  in  Bernsteinsäore  C4  Ü^O^,  wenn 
maD  den  aus  Vogelbeeren  dargestellten,  rohen  äpfelsauren  Kalk  niit 
gefauliem  Käse  in  Berührung  lässt.     In  den  aieisten  Fällen  jedoch 
wirken  die  Fermente  als  Verbrennungsroitlel,  indem  sie  die  zosam- 
mengeeettten  Substanzen  auf  einfachere  Formen  zurĂĽckfĂĽhren  und 
in  dieser  Beziehung  werden  sie  dem  Chemiker  eehr  wertbvoll,  denn 
die  gewöhnlichen  Oxydationsmittel,  wie  die  Salpeiersäure,  bewirken 
häwAg  die  Verbrennungen  allzu  etürmiscb,  indem  sie  zu  dem  Sauer- 
stoff,   welcher  sich  bereits  in  dem  organischen  MolekĂĽl  vorfindet. 


1)  Mao  fergl.  |  2444. 


870 

noch  neuen  hinzufĂĽgen,  8o  cbsa  dann  die  Producte  in  ihrer 
inen^elzung  sehr  entfernt  von  der  ursprünglichen  SubsUnz  «ML 
Das  Emulsin  der  Mandeln  ist  ein  Ferment,  welches  die  Umwaodim 
des  Amygdalin,  Salicin,  etc.  sehr  scharf  bewirkt. 

Bextekungen  zitĂĽeken  den  physischen  Eigenschaften  unJ  isr 
Zusammensetzung  der  argamschen  Substanzen. 

%  2617.  KrystaUform.^ —  Zwei  Körper  sind  isomar^  rai 
sie  in  Formen  auftreten,  welche  zu  demselben  KrystailsysteiDgehAm 
und  nur  untergeordnete  Verschiedenheiten  in  den  Winkehi  darbieltt. 

Man  findet  in  der  organischen  Chemie  vorzugsweise  isonoifk 
gewisse  gepaarte  Verbindungen,  worin  das  Chlor«  das  Brom  odcrds 
Nitryl  den  Wasserstoff  vertreten. 

Laurent  äusserte  1837  querst .<lie  Ansicht,  dass  die  gechhilea, 
durch  Substitution  von  einer  Wasserstoffverbindung  abgeleitetes  lir- 
per  mit  erslerer  isomorph  sein  konnten;  1839  besUtigte  er  te 
Ansicht  durch  die  Entdeckung  mehrerer  gechlorter  NaphthaĂśBverUi- 
dungen*  Ein  Jahr  später  lehrte  Laprovostaye  den  Isomorphisa  4a 
Oxamethan  und  Chloroxamethan  kennen. 

Die  gechlorten  und  gebromten,  durch  SubstitutTon  abgeMlM 
Körper  sind  nicht  immer  isomorph,  allein  diese  Anomaiie  sckcinini 
Isomerie  zusammenzuhängen.     In  der  That  treten  die  DeriviU  fa 
Naphthalin   C^o  H|    unter   mehreren   isomeren   AbäMderongea  mI 
deren  entsprechende  Glieder  isomorph  sind.     Die  Derivate,  «efch* 
einer  ersten  Reihe  a  angehören,  krystallisiren  sämmUicb  ia  bsgci 
Prismen  von  6  Flächen  von  120^,  sind  weich  wie  Wachs,  lassen  siek 
nach  allen  Richtungen  drehen,  ohne  za  serbrechen,  spalten  sieh  j^ 
rallel  der  Axe,  sind  leicht  löslich  in  Aether  und  schwer  läfM* 
AlkohoU     Die,  welche  zu  einer  zweiten  Reihe  b  gehdren,  erKk«* 
in  dreiseitigen  Prismen,  deren  drei  Flächen  fast  gleich  zu  siatfätf 
geneigt  sind,  nämlich  von  100  bis  103^  Endlich  umfasst  eiae  M< 
Reihe  c  Derivate,  deren  Form  ein  Prisma  des  rfaombiscliea  S]slfltf 
ist  und  deren  Winkel  zwischen  112  und  113  schwanken;  littaf 
stallisiren  alle  in  äusserst  feinen,  elastischen  Nadeln. 

Der  Isomorphism  folgender  Körper  ist  gleichfalls  veolMTMi') 
constatirt  worden : 


i)  Laoreot,  Reroe  icientif.  IX.  23. 


871 

Nitropbeoesaare  .     .  •  ,  C«  B«  (N  0,),  0, 

Nitropbenissaare    .     .  •  •  C«  H,  (N  0^^  0, 

CblorpbeDissiure   .     .  .  .  C«  H3  (COa  0, 

Cblorphenassfiore  .     .  .  .  C«  H^  (Cl)^  0, 

BrompbeoittSare    .     .  .  .  C«  H3  (Br),  0, 

Ifilropbenissaorei  Kali  .  .  Q  S,  K  (N  Os)i  0» 

,,     AmmoDiftk   ,     .  .  .  C«  Ht  (N  R«)  (N  0^,  0 

Nilropbenessaures  Ammoniak  C,  H,  (N  H4)  (N  0)j|  0. 

Die  Nitrobrompheneggdure  C«  Hj  (Rr)  (NO^))  0  dagegen  ist  mit 
deo  vorstehenden  Körpern  nicht  isomorph. 
Vier  andere  isomorphe  Gruppen  sind  : 

a.  Isatln C,  Hb  N  0, 

Gblorisatin C,  H«  (O)  N  0« 

b.  Pbtbalalureanhfdrid      .     .     C«  H4  0» 
NitropbtbaUiureaobydrid     .     Ct  H«  (N  0,)  0^ 

c.  Nitropbtbaltiare       .     .     .     C^  H^  (N  0«)  0« 
Nin-opbtbalaaares  Ammoniak    C»  H4  (N  H4)  (N  0^  O4 

i.  Uebergecblorter  Aetber  C«  CI|o  0 

Uebergecblorbromter  Aetber      C4  Gl«  Br4  0. 

Die  Chlor-  and  Bromhydrate  des  CiDcbonin,  des  gebromten,  Vt 
gebromten  ^  sweifach  gechlorten  und  zweifach  gebromten  Cinchonin 
sind  isomorph  (Laurent). 

Das  Oxalsäure  Aethyiaroin  und  Methylamin  sind  isomorph 
(Nickles);  der  äthyl-  und  roethylsaur«  Baryt  sind  es  gleichfalls. 
(Schabus.) 

Schliesslich  ist  noch  das  Chlorid  des  gebromten  Naphthalin  und 
das  Bichlorid  des  Naphthalin  anzufĂĽhren  (Laurent) : 

Cblorid  des  gebromlen  Naphthalin     Cio  H7  Br,  Ct^. 
Bicblorid  de«  Naphthalin    .     .     .     Gio  Ha,  3  Cl^. 

S  2618.  Wenn  analoge  Körper  in  yerschiedenen  Systemen  kry- 
stallisiren,  aber  in  sehr  nahe  stehenden  Formen  und  mit  ziemlich 
denselben  Hodificationen ,  so  werden  diese  Körper  paramorphe^) 
genannt. 

Das  Bichlorid  des  Naphthalin  C^o  Hg,  2  CI3,  das  Bichlorid  des 
gechlorten  Naphthalin  C^q  H7  Cl,  2  Cl^,   das  Bibromid  des  dreifach 


1)  Laurent  bat  zaent  beobachtet,  daaa  das  Bicblorid  dea  gechlorten  Napbtbalio 
Cio  ^  Cl,  2  eist  Je  nachdem  man  ea  aaa  Aetber  oder  Alkohol  anschteaaen  I&aat,  in 
Prismen  dea  rhombischen  oder  in  Prismen  des  monoklinischen  Systems  erhalten  wird, 
aber  daas  di9»0  Farmen  Hth  sekr  nahe  sieken.  Paateur  hat  spiter  diese  Beobaeh- 
tonf  an  andern  dimorphen  Körpern  generalisirt. 


«73 

gebromten  Napbtbtlin  C^o  H5  Brji  ä  Br,  kryfttallifiireii,  die  einftii 
monokliniftchi'n  Prisdieit,  die  andern  in  Prismen  des  riioiBbiscki 
Systems«  aber  diese  Formen  sieben  sich  einander  ausient  mk 
(Laurent). 

Die  neutralen  weinsaureu  Salze  des  Kali,  Natron  and  Amneinl, 
die  zweifach  Weinsäuren  des  Kali  und  Ammoniak,  des  Kali  uodSitni, 
des  Natron  und  Ammoniak,  das  zweirach  weinsaure  Kali  undiwribck 
weinsaure  Ammoniak  können  in  allen  Verbaltnissen  krjstallisini. 
Nichts  desto  weniger  geboren  diese  weinsauren  Salze  zwei  ?encb- 
denen  Systemen«  das  schiefe  rectangulare  und  das  gerade  reeüafi- 
Iure  Prisma ;  allein  das  schiefe  Prisma  ist  eine  begrenzte  Fonn,  ie 
Neigung  der  Grundfläche  zu  den  Seitenflächen  aberscbrdtet  i  Gnä 
nicht  (Pasteur). 

Das  CyanStbyl  ist  paramorph  mit  dem  cyaoursaurea  Ikftjl 
(Nickles). 

S  261 9.  Wenn  Körper  von  analoger  Zusammensetzung  and  ink- 
gen  chemischen  Eigenschaften  unter  Formen  auftrelta,  welche  acktit 
ihnliche  Winkel  zeigen,  wahrend  andere  sehr  vertchiedeo  siad(di0i 
Formen  können  zu  einem,  oder  zu  zwei  verschiedenen  SyrtcaMa  fi* 
hören),  so  sagt  man ,  diese  Körper  seien  hemimarph. 

Der  ameisensaure  Baryt  C  H  BaO^i'der  propionuare  Bujt 
2C,H5Ba09-|-Aq.,  und  der  essigsaure  Baryt  2C,II,BaO|-f  3lf* 
sind  bemimorph.  Sie  haben  sammtlich  zur  Grundform  eni  ?ni^ 
dessen  Winkel  die  Grenzen  von  80 — 82^  oder  ihre  Complencii« 
von  98 — 100<^  iiicht  überschreiten;  aber  die  Scbeitelwiakel  vti 
sehr  verschieden.  Die  Endkanten  (beim  ameisensauren  Kali  TP» 
beim  Propionsäuren  92^25,  beim  essigsauren  lt6^48)  vei^grdssfln 
sich  in  dem  Maasse,  als  der  Wassergehalt  zunimmt.  Fasstmia'i* 
Ganze  zusammen,  so  besteht  die  Verschiedenheit  in  der  KrpUlSst 
tion  dieser  3  Salze  lediglich  in  den  Scheiteln  oder  Gipfelo  (FĂĽckks)- 

Die  Weinsaure  und  alle  einfachen,  doppelten  oder  saom  1^ 
träte  des  Kali,  Natron  und  Ammoniak  zeigen  stets  dasselbe  hvM, 
welche  Zahl  von  Wasseratomen  sie  auch  enthalten  inögea;  iW 
dnige  dieser  Prismen  unterscheiden  sich  durch  ihre  SdieileMi^ 
(Pasteur). 

Das  Glycocoll  und  seine  Sabe  (Sulpbat,  Nitrat,  CUarig*A 
Oxalat)  sind  bemimorph  (Nicklei). 


S73 

t  Das  Oxalsäure  und  cblorwasfl^ersioffsaure  Aetbyiamin  sind  hemi** 

i    inorph  (Nickles). 

B  1 2620.   Man  kann  sieb  Körper  denkten«  welche  dieselben  Atome 

enlballen,  die  in  demselben  Verhältniss  verbinden  nnd  auf  dieselbe 
I  ^eise  geordnet  sind,  d.  h.  Körper,  welche  isomer  und  isomorph  zn-* 
^  gleiob  sind,  ohne  Jedoch  identisch  so  sein ;  Lanrent  nennt  sie  ĂĽth- 
^    meromorph. 

Es  sei  ein  Kohlenwasserstofi 

Cio  H4  H)  H,. 
Nehmen  wir  an,  er  verliere  bei  der  Behandlung  mit  Chlor  H^  und 
nehme  Cl^  auf,  und  die  neue  Verbindung  sei  analog  der  ursprĂĽng- 
lieben i,  seine  Formel  wird  sein  : 

C|o  H4  H)  Cl^« 
Nehmen   wir  weiter  an,  nuin  behandle  die  neue  Verbindung 
mit  Brom  und  sie  fertausche  H^  gegen  Br^,  so  wftre  die  Formel  des 

Products : 

C|0  n^  Br^  Cl|  •  •  •  •  (a) 

Nehmen  wir  endlich  an ,  lAan  behandle  den  Kohlenwasserstoff 
suerst  mit  Brom  und  er  rertausche  H^  gegen  Brji ,  dann  mit  Chlor 
und  er  vertausche  Hg  gegen  Cl^,  so  wird  die  Formel  der  letzteren 
Verbindung  nothwendig  sein : 

C|o  H4  Cl)  Br^i  •  •  •  » (b) 
Es  geht  daraus  hervor,  dass  man  zwei  verschiedene  isomere 
Körper  a  und  b  erhalten  wird,  und  da  Chlor  und  Brom  beim  Ver^ 
treten  des  Wasserstoffs  die  Anordnung  der  andern  Atome  nicht 
zerstört  haben,  dass  die  beiden  Körper  a  und  b  im  Uebrigen  isomorph 
sind.    Sie  sind  demnach  isomeromorph. 

Laurent  ftthrt  als  Beispiel  an  :  den  Körper  C10  H4  Br^  Cl^,  er- 
halten mittelst  Brom  und  zweifach  gechlortes  Naphthalin  C|o  H«  CI2 
und  den  Körper  C^  H4  Cl^  Br^,  erhalten  mittelst  Chlor  und  zweifach 
gebromtes  Naphthalin  C10  H5  Br^ ;  beide  kryslajlisiren  in  trikliniscben 
Prismen,  allein  es  sind  kleine  Verschiedenheiten  in  den  Winkeln  da. 
Die  Krystalle  des  ersteren  Körpers  ^ind  abgeplattet  und  haben  beide 
entgegengesetzte  Kanten  abgestumpft,  die  Krystalle  des  zweiten  sind 
ve  *IaDgert,  und  keiner  zeigt  secundare  PISchen. 

Es  sind  ferner  isomorph :  Der  Körper  C|o  H4  Br  CI3  aus  Brom 
and  dreifach  gechlortem  Naphthalin  C|o  H5  Clg  und.  der  Körper  C|o 
B^  Cig  Br  aus  Chlor  und  gebroratem  Naphlbalin  C^o  H,  fir ;  das  twei- 


874 

fach  cblorwasserstoff^aure  zweifach  gebroiDleCinelioiiia  aaddiai 
lach  bromwassersloffsaure  zweifach  gechlorte  CinchoniD. 

I  2621.  SckmeUptmkt.  —  Weoa  man  zwei  homoh^  Tc^ 
bindungen  mit  einander  ? ergleicbl ,  so  findel  man  im  Aliguadaai, 
dasft  diejenige,  welche  das  höhere  Atomgewicht  bat,  auch  beihAbcnr 
TemperatMr  schmelze.  Diese  Regel  gilt  allgemein  fOr  die  fettea  Sl^ 
ren  mit  dem  Radical  C.  B%^^i  0.  • 

Bei  gewissen  chlor-  oder  bromgepaarten  VerbiDduttgco,  «dek 
dieselbe  Krjstallform  haben,  erhöhen  sich  die  Scbmelipunkte  aiite 
Verhältniss  des  Chlors  oder  Broms,  welches  sie  enthalten. 

Vergleicht  man  die  Schmelzpunkte  der  gechlorten  und  gelM- 
ten  Derivate  des  Naphthalin  Cj^e  Hg,  so  bemerkt  man  im  erBteoAsgci- 
blick  nichts  Regelmässiges.  Schwachgechlorte  Körper  sind  hU 
schwerer,  bald  leichter  schmelzbar,  als  stark  gechlorte;  abereiv«- 
hält  sich  ganz  anders,  wenn  man  die  Körper  fergleicht,  weicke  it 
selbe  Kryslallform  haben.    So  hat  man  nach  Laurent: 

Reihe  a.  Reihe  b.  Reibe  e. 

C|o  He  CI,       flasfig  C,o  H«   CIt    50»        Qo  R«  CU  .  .  IM* 

C|o  Hs  CI,      ~  750  Co  He   Rr«    59»        C^o  H4  Rr,  a,  IM» 

C,o  Hs  Rr  eis    800  C|o  H,   CI,    79  C,«  H^  Rr   CI«  165*  bis  li9> 

Co  H4  CU       iOÄ»  C,o  C!,  .  .  172 
C,o  H«  Rr  Gl.  i  100 
Co  H,  Clo       1430 

Die  Verbindungen  der  vorstehenden  Körper  mit  Chlor (Napktki- 
linchloride)  zeigen  keine  Regelnidssigkeit  in  ihrem  ScbmelipwU« 
was  aber  merkwQrdig  ist,  das  ist,  dass  eine  grosse  Zahl  diroo  kiM 
bei  einer,  bald  bei  der  andern  Temperatur  gestehen  und  daoo  iaivs 
verschiedenen  Kryslallformen  auftreten. 

8  2622.  Siedepunkt.  -<•  Bei  Vergleichong  der  Siedepoakti 
einer  grossen  Zahl  organischer  Substanzen  hat  Hermann  Eopp') 
mehrere  merkwĂĽrdige  Beziehungen  gefunden,  welche  sich  folgeâ– 'c^ 
niassen  formuliren  lassen : 

1)  Der  Siedepunkt  eines  Alkohols  C.  Hi^^^O,  honobf  ^ 
gewöhnlichen  Alkohol  und  verschieden  davon  durch  n  C  Bg,  isli  b' 
19  Grade  niedriger  oder  höher  als  der  Siedepunkt  dieses  Alkobob. 

2)  Der  Siedepunkt  einer  Saure  C.  H^  0,  ist  40  Grade  kdkr 


1)  H.  ILO p p ,  Abo.  der  Chtni.  a.  Phana.,  XL.  1, 79, 169.  —  Vmh,V^^ 


875 

<  aU  der  Siedepunkt  des  enUprecbenden  Alkohol  C,  B^^^O  (welcher 
i  diese  Siiire  durch  Ox;<laĂśon  liefert). 

3)  Der  Siedepunkt  eioes  MUtammatgetetxten  Aelhert  C,  Hg, 
I  0]  ist  82  Grade  tiefer  als  der  Siedepaokt  der  iBomeren  Siura  C, 
I  H^O,. 

Geht  mao  rom  Siedepunkt  .iles  absoluten  Alkohn)  ^  78«  aus, 
so  (Uhren  diese  drei  Satze  lu  den  theoretischen  Siedepunkten,  welche 
.  in  nachstehender  Tafel  angegeben  sind  : 


llkohote. 

Siede- 
pnnkl. 

Siom. 

Si«de-' 
pankl. 

ZuMmmcDgi^ 
*eUte  AMher. 

Tbeoret. 

C     H.   0 

W 

C    H,   Ol 

990 

^ 

C   H,   0 

78» 

Ci    H,    Ol 

IIB 

Ci   h|  Ol 

S«« 

d    H.    0 

97» 

C,  H,   0, 

137 

C.    H,    Ol 

w      , 

C.    H„0 

118» 

C.  H.   0, 

IS« 

C.  H.   0, 

74       ' 

C,    H„0 

isa« 

C.    H„0, 

17B 

C,    H,oOi 

»9 

C    H,.0 

1B4* 

C,    H,.Oi 

lU 

C    H,.Oi 

IM 

C,    lt..O 

173» 

C,    R,.Oi 

S13 

C    H,.0, 

131 

C    H.,0 

!»*> 

C    H„0, 

333 

C   B,.  Ol 

150 

C,    H,.0 

311« 

C,    H,.  0, 

3S1 

C    H„0, 

1«» 

C„H„0 

ISO* 

C,o  H«.  0, 

370 

C„H„Oi 

ISS 

C„  H„  0 

MV 

C,  H„  0, 

sw 

C.HnOi 

307 

C,.  Hm  0 

MS" 

Ci  H„  Ol 

308 

CiiHuOi 

3M 

C.»  H«0 

287" 

c,.»»©; 

337 

Cij  Hm  Ol 

34S 

C,.  Hm  0 

306" 

C,«H„0. 

34« 

C,.  H»  0, 

3M 

c.,  n„o 

93Ö» 

C,,  H..  Ol 

3SK 

C,.HmOi 

383 

C..H„0 

sw 

C„H„Oi 

SM 

C.  H„  0, 

303 

Dm  den  Grad  der  Genauigkeit  der  drei  Sitte  Ton  Kopp  beur- 
theilen  zu  können,  wollen  wir  diese  theoretischen  Siedepunkte  mit 
einigen  experimentell  bestimmten  Siedepunkten  zusammenstellen; 
man  wird  sehen;  dass  die  Differenzen  zwischen  Theorie  und  Erfah- 
roog  weniger  verschisden  sind  als  die,  welche  sich  oft  bei  deo  Ober 
dieselben  KOrper  gemachten  Bestimmungen  zeigen. 


^""'-  Eip.rin..nl.ll. 
"'•'"'      SiedtpuDkie. 


Triljlbjdnt  C,  H,   0 


«O»  b«l  744« 
«1«     „  754 
«4,9   ..  754 
«3,0  „  783 
M*,5  „  7«1> 


C,II„0    1I9»    lOO*    „ 
C,  H,i  0     laoo    f80<>,4  „ 


H.  Kopp. 
DmMJ  B.  I 
CbiDcd. 
WĂĽrti. 
H.  lopp. 
Cthoun, 


676 


Theorel. 

Experimentelle 

Alkohole. 

1 

punkt. 

StedtpaakU. 

Cetylbydrat 

Citfln  0 

8440 

860 

Favre  a.  Si 

ilberiBttB. 

Stuton. 

AmeisengSure 

C  H,  Oa 

990 

980,5  bei  753«« 
105,4  „  764 

Liebig. 
H.  Kopp. 

Essigsäare 

C,H4   0, 

1180 

1160,9  „  750«« 

H.  Kopp. 

116      „  754 

Delffs. 

• 

PropioDsfiore 

CsH«  0, 

187* 

1410,6  „  754«« 

n.  Kopp. 

141             t 

Limpricbc 

a.  V.  Ăśsbr. 

Buttersfiare 

C4H,0j| 

1660 

1560     „  733«« 
163       „  751 

H.  Kopp. 
J.  Pierre. 

Baldriantfiure 

Cj  Bio  Oj 

1760 

1740,5  „  762»« 
175,8  „  746,5 

Delffs. 
H.  Kopp. 

Capronsiare 

C.  Hl,  0, 

1940 

1980            t 

Brazier  a. 

Goedetfc. 

CapryUaare 

C.  H,.  0, 

8320 

2360            T 

Febling. 

Petar|onsaare 

Cg  H,g  0, 

2610 

2600            ? 

Cahoors. 

Zu$ammengo$9Ute 

^0^0^. 

Ameiaeosaares  Meth|l 

CsH*  0, 

360 

320,7  „  741«« 

B.  Kopp. 

22,9   „762 

Andrews. 

- 

Eaaigtanres  Methyl 

C.He   0, 

660 

550     „  762«« 
55,7   „  757 

Andrews. 
H.  Kopp. 

â–  

59,5   „  761 

J.  Pierre. 

Ameiaaoaaurea  Methyl 

CaH«   0, 

650 

520,9  „  752«« 

J.  Pierre. 

53      „  736 

Dftiffs. 

54,7   „754 

H.  Kopp. 

/ 

Essigsaures  Aethyl 

C4H8   Os 

740 

730,7  „  745«« 
74,1   „  766 

B.  Kopp. 
J.  Pierre. 

Battersatires  Methyl 

C,  Hto  O4 

980 

930     „  744 

95,1    „  742 

102,1   „  744 

Delfl^. 
H.  Kopp. 
J.  Pierre. 

Essigsaures  Trityi 

C»  Hjo  0, 

930 

900  aogefihr 

Berthelot. 

PropioDsaures  Aethyl 

C,  H,o  Oj 

930 

950,8  „  98 

H.  Kopp. 

Bsidriansaures  Methyl 

C,  Hu  0, 

1120 

1140    „  115  756««  H.  Kopp. 

Bttttersaures  Aethyl 

c«  n«  Oj 

1120 

1140,6  „  756«« 
1190     „  747 

H.  Kopp. 
J.  Pierre. 

AmeiseDsaures  Amyl 

Ce  H|t  Ă–S 

1120 

1140     „  771«« 
116  ungefähr 

Delffs. 
H.  Kopp. 

Essigsaures  Teiryl 

C«  Hit  0« 

11» 

1140     „  735»« 

WurU, 

Baldrtaasauras  Aethyl 

C,  H,4  0, 

181« 

1810,3  „771«« 
183,2   „  754 

DeUb. 
H.  Kopp. 

Essigsaures  Amyl 

Cr  Hu  0, 

1810 

188<»     „  766«« 

Dehb. 

w 

• 

188,8   „  749 
137,6   „746 

H.  Kopp. 
H.  Kopp. 

Bsidriansaures  Amyl       CioHss  0«  188»    187o,8^188o,3  738««  H.  Kopp. 


877 

Man  siebt,  dass  die  isomeren  Aetber  denselben  Siedepunkt  be- 
bea.  Wenn  die  drei  Sitze  H.  Kopp's  genau  sind,  so  folgt  daraus  aucb 
der  Sehluss,  dass  der  Siedepunkt  eines  Metbylfltbers  C.  H«.!  (C  H,) 
Ot  Qoi  63*,  der  eines  Aethybitbers  C.  Ht»^  (C^  H5)  0|  um  44*  nie- 
dfigsr,  der  eines  AmyUtbers  C.Hte^  (65811)09  um  13*boher  stebt 
als  der  Siedepunkt  der  entsprechenden  Siure  C^  H^i,  Ot« 

Die  neuesten  Beobacbtungen  von  Willjarason  Ober  dieBildungs«- 
weise  des  Aetfayloxyds  führen  da^u ,  dasselbe  als  Aetbyläther  C  B$ 
(Cs  H|)  0  des  Alkohols  Cs  He  0,  als  Süure  betrachtet,  anzusehen« 
Auch  stimmt  der  Siedepunkt  des  Aethyloxyds  mit  dieser  Anschauungs* 
weise  Oberein,  denn  er.  stebt  44^  unter  dem  Siedepunkt  des  Alkohols 
~  78*.   Es  hat  das 

'''^f**"*-  ExperimcDtelUn 
pu'okl.       S'««*«P"°kl 

Aelbjloxji  C«  H,o  0      84*      34»   bei  74ftvB  Domae  a.  BeolUf. 

34^8  „  742  H.  Kopp. 

39      9,  760  Delffg. 

35,7  ,,  700  Gay-Lussac. 

35,5  ,,  756  J.  Pierre. 

S  2623.  Die  von  H.  Kopp  beobachteten  einfachen  Beziehungen 
zwischen  der  Zusammensetzung  und  dem  Siedepunkt  beschränken 
sich  nicht  auf  die  Alkohole,  die  Säuren  und  die  entsprechenden 
Aetber:  sie  bestätigen  sich  im  Allgemeinen  bei  den  homologen  Kör- 
pern und  man  kann  sagen,  dass  die  Differenz  des  Siedepunktes  stets 
proportional  der  Differenz  der  Zusammensetzung  n  C  H)  fDr  den  Kör- 
per derselben  Reihe  Ist.  Gewöhnlich  beträgt  diese  Differenz  des  Sie- 
depunktes   n  19  Grade  ^). 

Vergleicht  man  indessen'}  die  unter  mittlerem  Luftdruck  gefun- 


1)  Mach  Cbaaeel  differireo  die  Siedepunkte  der  homologen  Körper  nicht  um 
n  19^,  wie  Kopp  annimmt ;  denn  bei  Anwendung  dieses  Gesetzes  findet  man ,  dass 
die  beobachteten  Punkte  gewöhnlich  unter  den  berechneten  stehen ;  diese  Thatsache 
wird  Insbesondere  bei  den  KSrpem  recht  etident,  welche  erst  bei  sehr  hoher  Tempe- 
ratur Bom  Siedea  konmeo.  Chracel  ist  der  Assieht,  dass  die  Siedepunkte  der  bono* 
lofeo  Körper  einer  «bnehmeoden  Progression  foigeo :  so  wOrde  sich  der  Siedepunkt 
cinee  Gliedes  n  -|-  1  in  einer  Reihe  folgendermassen  ausdrucken  lassen : 

c  -}-  (n .  19)  —  0,5  ns, 
v#an  e  die  constanta  Groaaa  (Siedepiuikt  des  ersten  Gliedes)  wire. 

(PrivaUnUtlMUuos.) 

2)  DalloD'a  GeseU. 


878 

deDen  Siedepankte,  so  findet  man  nicht  ftlr  alle  bomologeB  Reikt 
dieselbe  Differenz;  dieselbe  ist  bald  grösser,  bald  kleiner  als  019*. 

So  liefern  die  einfachen«  dem  Aetbylpxjd  homologen  Aeikr 
eine  höhere  Zahl  (wenigstens  für  die  unteren  Glieder,  wekke  Am 
mit  Genauigkeit  bestimmt  sind) ;  dasselbe  ist  der  Fall  mit  ta  l«k- 
leowasserstoflen  C.  H.^,  welche  dem  Bensio  homolog  sind  (tdim, 
Xylen,  Cumen,  Cymen),  und  eine  Zahl  gleich  n  22^,  5  liefeni.  In 
Gegentheil  liefern  die  der  Essigsäure  homologen ,  wasseifreieo  Su- 
ren, die  Oxalsäuren,  borsauren,  schwefelcyanwasserslofiBaiireBAdhr 
eine  kleinere  Zahl  als  n  19^,  etc« 

Vielleicht  findet  sich  der  SchlOssel  za  diesen  Abweickofo, 
wenn  man  die  Siedepunkte  fdr  andere  Starken  des  Druckes  ab  4i 
mittleren  Druck  der  Atinosphftre  bestimmt.  In  der  That  IM  äek 
nicht  annehmen,  dass  zwei  Substanzen  stets  dieselbe  Differeai  fo 
Siedepunktes  zeigen,  welcher  auch  der  Dmck  sein  mag;  dena  aek- 
men  wir  an ,  die  Siedepunkte  zweier  FlĂĽssigkeiten  seien  E  lai  P 
fĂĽr  den  mittleren,  e  und  e|  fĂĽr  einen  andern  Druck;  weaa  vi 
hatte 

JE  —  E|^  ass  e  -^  e^^ 

so  wOrde  man  folgerichtig  ableiten 

E  —  e  ^=»  Ct^  — —  e^f 
d.  h.  der  Siedepunkt  der  beiden  Flüssigkeiten  würde  fdr  eine  gläek 
Veränderung  des  Druckes  genau  in  derselben  Zahl  steigen  oder  UkSi 
was  gegen  die  Erfahrung  ist.  Es  Iflsst  sich  daher  vennntbea,  to 
die  oben  erwähnten  homologen  Substanzen,  welche  die  Differeai^ 
Siedepunktes  n  19®  bei  mittlerem  Atmospharendnick  nicht  wp^ 
der  allgemeinen  Regel  folgen  wĂĽrden ,  wenn  man  ihren  Siedqw* 
unter  einem  andern  Druck  bestimmen  wĂĽrde. 

g  2624.  Man  hat  auf  allgemeine  Weise  den  EinOnss  la  hafm- 
men  gesucht  ^),  welchen  jedes  Atom  Kohlenstoff  und  Wasaerstaf  ^ 
den  Siedepunkt  einer  Verbindung  haben  kann,  in  welcher  es  eatkal- 
ten  ist,  allein  man  ist  noch  zu  keinem  genĂĽgenden  Resultat  gckon* 
men.  Nach  meinen  Beobachtungen,  welche  ich  ausschliesslich ail 
einigen  Kohlenwasserstoffen  angestellt  habe,  erhobt  jedes  Alan  i<^ 


1)  Gerhardt,  Aon.  de  Cbim.  et  d«  Phyfl.,  [3]  XIT,  i07.  —  S^krUtU 
Poggeod.  Ann.,  Uli,  184  o.  337.  —  Löwig,  Poggend.  Ann.  LIH,  M  ' 
H.  Kopp,  Ann.  der  Cbem.  n.  Pharm.  XCVI,  330. 


879 

len&toff  C  den  Siedepunkt  eines  solchen  Körpers  um  35^,  jedes  Dop^ 
pelatom  Wasserstoff  H^  erniedrigt  ihn  dagegen  um  15^  was  fOr  eine 
Differenz  von  n  C  H^,  wie  sie  zwischen  den  homologen  Körpern  Tor- 
kommt,  im  Siedepunkt  eine  Differenz  von  n  (35  — 15^)  d.  h.  von 
n  20^  ergiebt,  eine  Zahl,  welche  der  von  Kopp  (n  19^  fĂĽr  die  homo- 
logen Reihen  (8  2622)  angenommenen  ziemlich  nahe  kommt.  Schrö- 
der und  Löwig  haben  andere  Zahlen  gefunden  ^)^  gegründet  auf 
die  Vergleichung  von  Substanzen  aller  Art  und  meistens  ohne  Ana- 
logie. In  neuerer  Zeit  wurde  Kopp  durch  Vergleichung  analoger  che- 
mischer Substanzen  veranlasst,  -|-  29<^  ftir  C  und  —  10^  fQr  H^  an- 
zunehmen, was  für  n  C  Hji  n  (29  —  10<^)  oder  n  19^  ergi<^bt,  vor- 
ausgesetzt, dass  man  stets  vom  Siedepunkt  'eines  dem  ähnlichen  Kör- 
pers ausgeht,,  welchen  man  betrachtet.  Kopp  findet  seine  Annahme 
bestätigt  bei  den  den  Alkoholen  analogen  Substanzen,  bei  den  Säuren 
ttud  den  zusammengesetzten  Aethern,  welche  zu  den  oben  erwähnten 
homologen  Reihen  gehören.  So  muss  Pbenylhydrat  CeH^O,  welches 
sich  vom  Alkohol  durch  C4  unterscheidet,  bei  78  -f-  4«  29<^  *■  194^ 
sieden;  die^Erfahrung  hat  t84  bis  188^  ergeben.  Die  Angelicasäure 
Cs  Hg  0^,  welche  sich  von  der  Buttersäure  durch  C  unterscheidet, 
muss  bei  156o4-29o*»185<»  sieden;  die  Erfahrung  ergab  190^etc. 

Es  ist  zu  bemerken ,  dass  ich  bei  Aufstellung  meines  Gesetzes 
der  Siedepunkte  keineswegs  behauptet  habe,  es  auf  alle  Körper  ohne 
Unterschied  anzuwenden :  es  sollte  lediglich  als  Mittel  dienen ,  zur 
Bestimmung  des  Atomgewichtes  der  Kohlenwasserstoffe  mitzuwirken 
fĂĽr  den  Fall,  wo  es  dazu  an  den  hinreichenden  chemischen  Thatsa- 
chen  fehlt.  Ferner  sehe  ich  nicht,  dass  Kopp's  Aufstellung  mein  Ge- 
setz mit  grossem  Vortheil  ersetze ;  denn  wenn  man ,  wie  ich  voraus- 
gesetzt habe,  die  Siedepunkte  der  Kohlenwasserstoffe  auf  den  Siede- 
punkt des  Terpentinöls  <«  160<^  bezieht  und  -^  35^  für  C  und  — 
15^  fĂĽr  Hs  annimmt,  so  findet  man : 


Beobachteter 

Berechneter 

Siedepunkt. 

Siedepunkt. 

Benzin    . 

Gelle 

80^86» 

9t(o 

Aelbyltetryl  . 

Ce  H|4 

62 

86 

1)  Schröder  weicht  in  seinen  Angaben  ab:  er  giebt  31  nnd  28o,8  fSr  den 
Kohlenstoff  und  3^10  und  7^2  fĂĽr  den  Wasserstoff  an.  Ldwig  nimmt  78*,8  fSr 
den  Kohlenstoff  und  W^^A  fĂĽr  den  Wasserstoff  an. 


880 


. 

Beobaehtccer 

Bcnchartcr 

SiedepoDkl. 

SiedepQikt. 

Toluen 

Cr   H, 

106  —  114 

HS 

Aethyl-Amyl 

Cr   Hit 

m 

68 

Mathyl-Htrrl 

Cr  H,. 

81 

61 

Xylen     .     . 

C   H«« 

126-  139 

13« 

Tetryl     .     . 

C.   H,. 

106  —  106,5 

m 

Tetryl-Amyl 

C.  H„ 

132 

129 

Cumen  .     . 

Cq   Hjj 

146  —  151 

1S5 

CymeD 

C|o  H,4 

170  —  177,5 

175 

Aoayl      .     . 

C|o  Hjj 

156  —  166 

146 

Naphthalin  . 

CioH. 

213  -**  220 

220 

I  2625.  Atamvolum  *).  —  Die  Beziehungen  urisdiet  te 
Dichtigkeit  und  der  chemischen  Zusammensetzung  werdea  boM- 
dors  evident ,  wenn  man  die  Atomvolume  unter  einander  ver^cidi 
d.  h.  die  Räume,  welche  die  Atomgewichte  einnehmen; 

Zur  Vergleichung  der  Atomvolume  der  Flassigkeitea  vA  b 
nOthig,  sie  auf  Temperaturen  zu  beziehen,  wo  die  Dampfe  derFMi- 
sigkeiten  dieselbe  Spannung  haben ;  da  man  bei  den  raeistea  fUi' 
sigkeiten  die  Spannung  der  Dämpfe  bei  den  verschiedenen  Tc«f^ 
raturen  nicht  kennt,  *so  liiuss  man  die  Atomvolume  Itlr  dieSiei^ 
punkte  berechnen  und  vergleichen,  d.  h.  fllr  die  Temperaturoi,« 
die  Spaonuug  der  Dämpfe  dem  roiuleren  Atmospbflrendriicl  d» 
Gleichgewicht  btflt. 

Die  Bestimmung  des  Atomvolums  einer  FlQssigkeit  seilt  iM- 
nacb.  ausser  der  Kenoloiss  ihres  Atomgewichtes,  die  ihres  Siadcppfc* 
tes,  die  ihrer  Dichtigkeit,  welche  gewöhnlich  bei  niedriger  T«!»- 
ratur  bestimmt  wird,  und  die  ihrer  Ausdehnung^),  nackdoi  A 
Temperatur  oder  ihre  Dichtigkeit  bestimmt  war,  bis  zooi  Sieäa- 
puokt  voraus. 

Mit  Hilfe  dieser  Angaben  bat  Hermann  Kopp  das  AUMiiah* 
einer  grossen  Anzahl  organischer  FlĂĽssigkeiten  berechnet.    Dn  i> 


1)  H.  Kopp,  Adb.  der  Chem.  u.  Pharm.  XLI,  79  oad  169;  L,  71;  XCHt: 
XCVI,  163,  303.  Poggeod.  Aqd.,  LVl,  371 ;  LXlIi,  Sil;  LIIX,  606.  h^^ 
prakt.  Cbem.,  XXIIV,  30.  —  Schröder,  Poggend.  Ana.,  LU,  282.  Debcr6elife- 
cnlarrolume  d.  ehem.  yerbiodungeo,  1643. 

2)  Mao  Tgl.  Aber  die  AosdebDoog  organischer  SobtUoieD  dvreb  dieWifff: 
H.  Kopp,  Poggead.  Aon.  Uli,  1  oad  223;  Ann.  der  Ch«m.  a.  Phani.  ICiT,S7; 
XCV,  307.  --  J.  Pierre,  Ann.  de  Chim.  et  de  Phya.,  [3]  XV,  326 ;  XU,  iU\  A 
336;  XXXi,  116;  XXXlil,  109. 


I 

881 

m 

-s  bei  verschiedenea  Temperaturen,  bestimmten  Dichtigkeiten  Tergleich- 
bariu  machen,  muss  man,  wenn  die  Ausdehnungen  bekannt  sind, 
diese  Dichtigkeiten  auf  die  Temperatur  0^  zurOckrohren ,  die  Dich^ 
tigkeit  des  Wassers  bei  dieser  Temperatur  als  Einheit  angenommen. 
Es  sei  Dt  die  bei  der  Temperatur  {^  bestimmte  Dichtigkeit  und  man 

s    hat  fĂĽr  die  Temperatur  0<^: 

,  D,  =D,   ^, 

'    wo  Vt  das  Volum  der  FlĂĽssigkeit  ausdrĂĽckt  und  â–Ľ(  das  des  Wassers 

15  bei  der  Temperatur  t^,  beide  auf  die  Einheit  des  Volums  bei  0^  he- 

s  zogen«     Ist  P  das  Atomgewicht  eindr  Flüssigkeit,  Dq  ihre  Dicbtig- 

f  keit  bei  0^,  V^  ihr  Volum  beim  Siedepunkt  (wenn  das  Volum  bei  0^ 

t  gleieb  1  ist),  so  bat  man  als  Atomvolum  dieser  FlĂĽssigkeit : 

P 
beiO«=    ^; 

P 
beim  Siedepunkt  =  jr — .  Ve  . 

Kopp  bezieht  alle  Atom^lume  auf  das  des  Wassers  H^  0  bei 
O^' 8=3  18;  Folgendes  liefert  einen  Auszug  seiner  in  seiner  letzten 
Abhandlung  niedergelegten  Resultate* 

Namen  der  Verbiodunsen :  „^*°"?;     f'^tt      ^i'.Vifo''*    beSd" 

«  gewichl.    puDkt.        bei  00.  ^^^^^^ 

Wasser H,  0  18  lOO«  1  18,8 

Hokgeitt CH«  0  32  59  0,8142  42,2 

AlkohoT Cs   Ho   0  46  78  0,8005  02,2 

Amylbydrat     .     .     .     .  C,   H,,  0  88  135  0,8248  124,4 

Aether C«   R,«  0  74  34  0,7366  106,1 

Ameisenainre      .     .     .  CHj  0,  46  09  1,2227  41,8 

Essigsäore      .     .     .     .  C,   H«  0,  60  118  1,0801  63,5 

PropioDsäore       .     .     .  C,   Ho   0,  74  137  1,0161  85,4 

Battersäare     .     .     .     .  C4   H,   O2  88  156  0,0886  106,6 

BaldriansSure      .     .     .  C»   Hio  0«  102  175  0,9555  130,3 

Wasserfreie  Essigsäure   .  C«   H«   0,  102  138  1,0960  189,9 

Ameiseosaures  Methyl     .  C,  H«  0,  60  36  0,9984  63,4 

Essigsaures  Aethyl     .     .  C3   Ho   0,  74  55  0,9562    ,         83,7 

Ameisensaores  Aetbyl     .  C,   Hq   0,  74  55  0,9447  84,9 

Essigsaures  Aetbyl    .     .  C4   Hg   0,  88  74  0,9105  107,4 

BotUrsaores  Methyl  .     .  C.   H,o  0,  102  93  0,9091  127,3 

Propionsaores  Aelbyl     .  C5  Hi^O,  102  93  0,9231  125,8 

Baldriaosaores  Methyl    .  C«   H,«  0,  116  112  0,9015  148,7 

Buttersaores  Aetbyl  .     .  C«  H,,  Ot  116  112  0,9041  149,1 

Gerhardt,  Gheoiie.  lY.  56 


m 


ttamca  iiu  Yttbindungen : 


Atom-      Sied«-  IMtifkA   ^j*^^ 
f eirickt.    puDkU      Uk  0^. 


Tetryl     . 
AntftenMiirw  Amyl 
BtldriaDMortt  Aethjl 
EuigMaret  Amyl 
Baldriaoiaarefl  Amjl 
Pheoylbydnt  .     .     . 
TolMoylhjdral    .     . 
Bfnioetiare  .     .     . 

BenioStaortt  Methyl 
BwtoeMaret  Aetbyl 
Benio^aaret  Amyl  . 
Zimatiaarat  Aetbyl  . 
Salkyliaunt  Melbyl 
EoblflfMiiirM  Aetbyl 
OxalttorM  Metbyl 


Ct  HisO, 

Cr  HuOt 

C,  HuOt 

€t  He   0 

Cr  H,   0 

C,  H.   0, 


C. 
C. 
C,i 

C 
C. 


H«  0, 
H,oO, 

HifOk 
HitOt 
H,  0» 
H,oO, 
H.   O4 


Oxalsauret  AeCbyl     .     .  C«  Hi«  0« 

BerofteioMoret  Aetbyl   .  Cg  Hi«  O4 

Aldehyd C.  H«  0 

Aceton C,  H«   0 

Baldrianiaoree  Aldehyd  .  C«  Hio  0 

Bittennandelol     ...  Cr  H«   0 

Cnmiool Cio  Hu  0 

BemiD Q  H« 

Cymen Ct§  Hi'4 

Naphthalin     .     .     .     .  Cjo  H. 


11« 
116 
130 
130 
17S 
04 
106  < 
13S 

136 
160 
lOi 
176 
169 
116 
116 

146 

174 

44 

66 
66 
106 
146 
76 
134 
186 


IIS 
119 
131 
131 
166 
194 
913 
963 

190 


966 


196 
169 

166 
917 
91 
66 
101 
179 


60 
176 
918 


Tetfyl 


Q  H 


IS 


114        106 


0,9001 
0,6MI 
0,88S9 
0,6837 
0,67» 

U 

hei  13t«,4 
1,10M 
1,0057 
1,0039 
1,0090 
1,1909 
0,9999 
1,1500 
bei  50* 
1,1010 
1,0718 
0,8099 
0,8144 

0,9631 
0,6991 
0,6779 
0,9774 

bei79*,9 
0,7135 


UM 
17M 

17).S 

w 
1S1.S 

IW 

MV 
HU 

in,! 

OM 

ĂĽV 

M 
UM 

UM 


Vergloichi  man  dio  Zahlen  der  vorstehenden  Tafeli  lo  '** 
man,  daas  die  Atomvolume  der  homologen  Verbindaageo,  «v* 
um  n  CH«  verschieden  sind ,  gleichfalls  unter  einander  nwi^ 
constante  Grösse,  im  Mittel  22  differiren.  Folgendes  osd  oN* 
Beispiele : 


itoffe. 

AtMBTolame. 

Cf   H« 

96,0 

Cio  Hj4     .     . 

.    163,6 

Mk0k9U. 

CH4  0.     .     . 

49,9 

C.  Bis  0      . 

69,9 

C»   H„0      . 

.    194,4 

883 


f. 

Alkohole. 

Atomvolume. 

> 

C«   H«   0 

.     103,6 

â–  

Cr    Hg   0       . 

.     123,7 

i 

i 

Zuiammengesei%te 
Aether,     * 

1 

C,   H4   0,     . 

ft3,4 

1 

C,    Ha    0,     . 

.       83,7-84,9 

1 

1 

C*    H,    0,     . 

.     107,4 

C5    H,oO,     . 

.     127,3  —  125,8 

Q   H„0,     . 

.     148,7  —  150,2 

1-7    HuOa     . 

.     173,5  —  173,3 

. 

*    C|o  Hso  0,     . 

.     244,1 

Säuren, 

CH,  0,     .     . 

41,8 

C,   H4   0,     . 

63,5 

C3   Ha   Oa     . 

85,4 

C,   H,   0,     . 

.     106,6 

C5   H|o  Oj 

Aldehyde  und 
Acetone, 

.     130,3 

C,  H4   0 

56,9 

Ca   H,   0       . 

77,3 

C^   H,oO 

.     119,9 

C,    Ha   0       . 

.     118,4 

Cio  Hu  0 

.     189,2 

Eine  andere  Thatsache,  welche  aus  den  Bestimmungen  von 
Kopp  hervorgeht,  ist,  dass  die  isomeren  Piflssigkeiten  (wenigstens 
diejenigen^  welche  man  von  demselben  Typus  ableiten  kann)  bei 
ihren  Siedepunkten  dieselben  Alomvolume,  folglich  auch  dieselben 
Dichtigkeiten  haben,  wie  folgende  Zusammenstellung  zeigt : 

Atomvolume. 

Essigsäure 63,5 

Ameiseosaures  Metbyl    .     .     .       63,4 

PropioDsiore 85,4 

Ameiseosaures  Aetbyl    .     .     .       84,9 
Essigsaures  Methyl   ....       83,7 

Buttersäore 106,6 

Essigsaures  Aetbyl    ....     107,4 

Baldriaosaore 130,3 

Bullersaures  Methyl       .     .     .     127,3 
PropioDsaures  Aeihyl     .     .     .     125,8 

Baldriansaures  Methyl    .     .     .  148,7 

Botlersaures  Aetbyl  ....  149,1 

Essigsaures  Tetryl     ....  149,3 

Ameisensaures  Amyl      .     .     .  150,2 

Die  Vertretung  des  Wasserstoffes  Hg  durch  sein  Aequivalent  0 

56* 


CsH«   Os 


C,Ha   0, 


CaH,    0, 


Ca  H,o  Oj 


Ca  H„  0, 


884 


scheint  nicht' minder  das  AtoiUTolum  auf  bemerkbar«  Weise  niafai, 
wie  aus  folgenden  Zahlen  hervorgeht: 

ilMlfOiVBe. 

Weiogeist 4M 


CH4O, 
CH,  Ot, 

C,HeO, 
C  H4  Ot, 
C,  H4  0„ 

C4  H|o  0, 
CftHtO,, 
C«  H.  Os, 

C,  Hl,  0, 
Cj  Hio  Oji, 
Cf  H|o  Of, 
Ci  Hio  0,, 

CtH.O, 
C7H.O,, 

CiO  H|4, 


AiDeiseoi&ore 41,8 

Alkohol      V '  .  <S,S 

EMigsäare 63,5 

ameiseDiaares  Methyl      .     .     .  63,4 

Aether 106,1 

Batteniore     ......  107,4 

estigtaarea  Aethyl      ....  107,4 

wasserfreie  Essigsiore     .     .     .  100,9 

Amylhydnt 1S4,4 

Baldriansiora 130,3 

boUersaares  Methyl    ....  117,3 

propionsanres  Aethyl      .     .     .  1S5,8 

TolaeDylbydrat 183,7 

Beozoesäore 1S6,9 

Gymen 183,6 

CumiDol 180,3 


Cio  H|2  0, 

Kopp  wurde  gleichfalls  zu  der  Annahme  geleitet,  dass  sichte 
Alomvolum  ziemlich  gleichbleibt,  wenn  in  einem  Körper  1  AImC 
durch  2  Atome  H,  ersetzt  wird : 

AtoBTolene. 


CrHeO,, 
Cf  Hio  Of , 
C»  Hto  Ot, 
C5  Hio  Ot, 

C,H,0„ 
Co  Hft  0,, 
Co  Hl,  Of, 
Co  Hii  0,, 
Co  H12  Oj, 

Co  Hio  0,, 
Cr  Hu  Oo, 
Cr  H,4  0„ 


DenzoSsSore  .  .  . 
BsldrianaSora  .  . 
bottersaaraa  Methyl  . 
propionsaaras  Aethyl 

beozoesaures  Methyl  . 
baldriansaures  Methyl 
battersaares  Aethyl  . 
essigsaures  Tetryl  • 
ameisensaorea  Amyl  . 

bensoesaares  Aethyl   . 
baldriansaurca  Aethyl 
essigsaares  Amyl  •     . 

C|,  H|o  Dtt   benzoiaaurea  Amyl    , 
Cio  Hto  Ot,  baldriansavrea  Amyl  . 

Co  Ho  0,  Pheoylhydrat  .  .  . 

C«  Hjo  0,  Aethylozyd      .  .  . 

Cr  Hg  0,  Toluenylhydrat  .  . 

Co  Hl,  0,  Amylbydrat     .  .  . 


If6,0 
130,3 
117,3 
13S,8 

150,3 
148,7 
149,1 
149,3 
150,3 

174,8 
173,5 
173,3 

847,1 
844,1 

103,6 
106,1 
183,7 
184,4 


885 

* 

Atomfolame. 

C,  H«  0,       BUtermaDdelöl 118,4 

Cb  Hjo  0,      Baldrianiiorealdehyd       .     .     .     119,9 

Cio  H,4,        CymeD 183,6 

C,H,„  Tetryl 184,8 

Nachdem  Kopp  zu  den  Resultaten  gelangt  war,  welche  wir  eben 
erörterten^  suchte  er  einen  allgemeinen  Ausdruck  für  das  Atomyolum 
aller  organischen  FlĂĽssigkeiten  bei  ihrem  Siedepunkt.  Er  fand,  dass 
die  Erfahrung  nahezu  mit  der  Rechnung  ĂĽbereinstimmt^  wenn  man 
in  diesen  Flüssigkeiten  das  Atom?oluro  von  C  »»  5, 5,  vonHniS^St 
▼on  0  im  Radical  a=  6,  1 ,  von  0  ausser  dem  Radical  »»  3,  9  an- 
nimmt und  die  organischen  Verbiqdungen  auf  die  Formeltypen  be- 
zieht, welche  wir  angenommen  haben. 

Man  hat  alsdann  für  das  Atomgewicht  einer  Verbindung  €g  H» 
Oe  Od  den  Ausdruck 

5,  5  a  -f  5,  5  6  -}-  6,  1  c  -f  3,  9  tf. 

Da  ein  und  derselbe  sauerstoffhaltige  KOrper  (z.  B.  ein  Alde- 
hyd) durch  mehrere  rationelle  Formeln  ausgedrĂĽckt  werden  kann, 
so  finde  ich ,  dass  vorstehender  Ausdruck ,  worin  der  Sauerstoff  mit 
zwei  verschiedenen  Werthen  figurirt,  grosse  WillkĂĽr  bietet. 

I  2626.  Bei  der  Verbrennung  entwickelte  Hitze*  —  Favre 
und  Silbermann  haben  die  durch  die  Verbrennung  entwickelte  Hitze 
bei  einer  grossen  Zahl  von  organischen  Substanzen  untersucht, 
welche  mehreren  homolegen  Reihen  angehören. 

Die  isomeren  Zweifachkohlenwaeserstoffe  nCH^  (Aldehyd- 
bydrOre,  t  2581)  entwickeln  eine  uro  so  geringere  Verbrennungs- 
wSrme,  je  höher  ihr  Atomgewicht. 

Die  Resultate  der  Beobachtung  sind : 

Oelbildeodes  Gm G,   H«    11887etl.,8 

'  Amylen C,  H,o  11491 

Paramylen Cio  Hm  11303 

EohlenwasMfitoff,  titdend  bei  iB09       .  C,i  H^  11263 

Ceten C,e  H»  11065 

Meumylen Cjh>  H«»  10938 

Diese  Zahlen  scheinen  folgendem  Gesetz  zu  enls|irecben :  jedes- 
mal, wenn  die  Elemente  CH^  einmal  mehr  in  die  Zosamneaielsaiig 
eines  solchen  Kohlenwasserstoffes  eintreten,  vermiaAert  sich  ^  Ver- 
brennung um  37,6  WSrmeeinheiten.  So  findet  man^  wenn  man  vom 
Amylen  Ca  Hi«  tnsigtbt,  wekhes  1 1491  WaroieeinkeitMi  (CelorieD) 


886 

geliefert  bat^  nach  dieBem  Gesetz  fdr  den  Kohlenwasserstoff  C||H|i: 

11491  —  (537,5)  =  11303<^*>-,5. 

Die  Beobachtung  ergab  11303  Einheiten.  For  dasCeleaCuHH 
erhsit  man  durch  Rechnung  die  Zahl  11079,  wahrend  die  Beobadn 
tung  11055  ergab. 

Zu  bemerken  ist ,  dass  Torstehendes  Gesetz  nur  aof  fllsap 
Kohlenwasserstoffe  anwendbar  ist.  Wenn  man  die  VerbreoouBfs- 
warme  des  Kohlenwasserstoffes  C^  H4  berechnet,  so  findet  oiaB  die 
Zahl  11603,5,  welche  von  der  vom  Oibildenden  Gas  gdieferteo  taU 
11857,8  bedeutend  abweicht;  allein  es  muss  sich  zwischen bcida 
Zahlen  die  ganze  Differenz  ergeben,  welche  durch  die  latente  Wine 
der  Gasbildung  herbeigefĂĽhrt  wird. 

Nach  diesen  Angaben  bilden  Favre  und  Silberroann*)  Mgeide 
Reihe : 

(CB,) 


iltipleD. 

Eiobeiten. 

0 

11678,5 

1 

11640,0 

3 

11603,5 

3 

11565,0 

i 

11528,5 

5 

11491,0 

6 

11453,5 

7 

11415,0 

8 

11378,5 

9 

11340,0 

10 

1130S,S 

11 

11266,0 

12 

11228,5 

13 

11191,0 

14 

11153,5 

15 

11116,0 

16 

11078,5 

17 

11041,0 

18 

11003,5 

19 

10966,0 

20 

10928,5 

U.  8.  W. 

Die  Alkohole  C.Hte+,0  oder  nCH,  -j-  B«  0  lolgeo  eiaea  »- 
dern  Gesetz  als  die  Kohlenwasserstoffe« 

Die  Erfahrung  hat  folgende  Zahlen  ergeben : 


1)  Favre  n.  Silbennann,  Ado.  de  cbim.  et  de  pby«.,  [3]  XXXIT,  381 


I. 

u 


887 

]l                Holigeifl C  D«  0  5307,1 

^                 Alkohol C,H«  0  7188,6 

Anylbydni G»  Hi,  0  8958,5 

Aethal  (im  flatiigen  Zottaode  aBgenomnieD)    .  Ci«  H^  0  10629,1 

Wenn  man  diese  Resultate  durch  eine  Gurre  darstellt,  tragt  auf  die 
Aie  Abscissen  gleicher  Längen,  um  die  Reihe  der  Zahlen  t,  2,  3  •  • . 
^  auszudrĂĽcken,  errichtet  auf  jedem  Theilungspunkt  Ordinaten  von 
I  einer  Lttnge,  welche  den  Verbrennungstemperaturen  proportional  sind 
i  und  ?erbindet  die  Enden  der  Ordinaten,  so  erhalt  man  folgende  Tafel^ 
auf  welcher  jeder  Alkohol  in  Oebereinstimmung  mit  dem  Gesette« 
i  welches  ays  der  Construction  dieser  Gurre  berrorgeht,  seinen  Pials 
[      findet : 

(CII,)  +  ll,0         0                       0  -j^ 

1  8301,5  ^^ 

S  7184.0  ^ 

S  80M,0  -^ 

4  8S«0,0  ^ 

5  8958,6  ^11^ 

6  9240,0  ^^ 

7  9480,0  j^ 

8  9680,0  ^^^ 

9  9850,0  ^^ 

10  10000,0         ^^ 

11  10190,0         ^.j. 
19       10245,0         ^^ 

13  10345,0 

14  10440,0 

15  10535,0  ^ 

16  10629,2  ^ 

17  10723,0  ^3 
J8  10816,0  ^ 

19  10910,0         ^ 

20  11000,0 

Die  fetten  Sluren  der  Formel  G.  H|.  Ot  haben  folgende  Reaoltate 
ergeben : 

Eiokaiteo. 

Ameiwatiore    C  Ht  Ot  2091 

Ettigaare    C«  H«  0,  3505 

BoMeniDre    C«  Bg  0,  5647 

Baldnanattro    C.  H|o  0,  6439 

Palmitioflara    Cj«  Ha  0^  9316,5 

StaariBiSare    C|s  Hm  0,  9716,5 


888 

Diese  Zahlen  i)  ftthren  zu  einer  Curve^  von  der  nan  uckĂĽi- 
hende  Tafel  ableitet : 

MaltipleD.  Einheiteo.         j^,^^^^  ^^^^^ 

(CW  +  0,     Q  0  ^^^ 

1         1915 


2  3505         ,,„ 

»  ^^«  953 

4  5628  g^^ 

5  6139  ^^ 

6  7000  ^^ 

7  7430 

8  7780 

9  8060 

10  8320 

11  8530 


12  8750 

13  8960 

14  9130 

?«  •^^^          150 

16  9420  ^^ 

17  9560 

18  9700  ^^ 

19  9820  ^ 

20  9940 

Die  isomereo  zusammengesetzten  Aether  der  fetteo  Sim 
entwickeln  eine  stärkere  Vejrbrennangswarme  als  diese  Saureo;  sie 

stehen  auf  verschiedenen  CurTea  und  gehören  nicht  alle  so  dend- 
ben  Reihe. 

Die  beobachteten  Zahlen  sind : 

Einbeiteo. 

Ameiseosanres  Metby!  C^  H4   0,        4197,4 

EssigMares  Methyl  C,   H«   0,        5342,0 

AmeiseDsaures  Aetbyl  C3  Hf   Oj        5278,8 

Essigsaures  Aetbyl  C«   H,   O,        6292,7 

Buttersaores  Metbyl  C,  Hjo  0«        6798,5 

Buttersasres  Aetbyl  C«   H,,  Ot        7090,9 

Baldriansanres  Metbyl  C«  Hi,  0«        7375,6 

BaldriaDsaares  Aetbyl  C,  H14  0^        7834,9 

Essigsaarea  Amyl  G^   Hi«  Os        7971,2 

BaldriaDsaores  Amyl  Cio  Hao  Ot        8543,6 

Palmitinsaares  Cetyl  C,«  H««  Os      10342,2. 


1)  Mao  bat  dabei  die  lateote  Scbmekangswarme  der  feajten  Fcmiiia  bsrt^ 
sicbtigt. 


Sachregister. 


A. 


Abietin  in.  728. 

Abifitinsänro  DI.  728. 
Aboleinaäure  U.  836« 

—  Sake  den.  II.  840. 

Abrichtelauge  II.  996. 

Abdnthin  IV.  277. 

Absorption  der  Oase,  Reagentien  tu 
ders.  I.  100. 

Acaei«ng«Biiiti  II.  571. 

Acadn  II.  567. 

Acaroldharz  HI.  239.  TV.  423. 

Acechlorplatin  I.  794. 

Acetal  IL  295. 

Acetamid  I.  847. 

—  gechlorte  DeriTate  dem.  I.  849. 

Acetanilid  I.  846. 

Acetidhi  L  868. 

Acetin  I.  863. 

Aceto-SaUcylsänre,  wasserfreie  m.  850. 

Aceto-Zimmtsance,  wasserfreie  m.  427. 

Aceton  I.  781. 

—  Chlorderivate  den.  I.  786. 
Acetone  IV.  678. 

—  gepaarte  676. 
Aoetonin  I.  790. 

—  Verb.  ders.  I.  790. 
Acetonltril  I.  425. 
Acetonsänre  I.  789. 
A^cetstanoftthyl  od.  */i  Stannäthyl  n. 

442. 
A^cetyl  L  733. 
A-cetyl-Anmoninrnoxyd ,  schwefligsaa- 

res  I.  742. 
A^cetylacibicUorid  n.  306. 
A.cetjlbioxydamid  I.  847. 
A.cetylbrom6r-Bromwasser8toff  n.  243. 
ALcetylchlorid  II.  847. 
Acet^leblorfir  I.  843.  II.  235. 
— >  gechlorte  Derivate  dess.  I.  845. 
Ae^tyloUariizwChlocwasfentoff  n.  232. 


AcetylhydrĂĽr  I.  7S3. 

—  dreifach  gebromtes  I.  750. 

—  dreif.  gechlortes  I.  745. 

—  dreif.  gejodetes  I.  751. 

—  Metallderivate  dess.  I.  738. 
AcetyljodĂĽr  11.  246. 
AcetyljodĂĽr-Jodwasserstoff  II.  247. 
Acetylmercaptan  I.  740. 
Acetyloxjbichlorid  II.  306. 
Acetyloxyd,  angelicasaares  II.  510. 
•^  zimmtsaureS'in.  497. 
Acetyloxydhydrat  I.  799. 

—  Verb.  dess.  I.  806. 
AcetylphosphĂĽr  I.  851. 
Aeetylsnperbromid  n.  244. 
Acetylsuperchlorid  II.  236. 
Ace^löre  I.  738. 
AchiUaeasäore  L  877.  m.  1027, 

—  Salze  ders.  III.  1027. 
Achillem  IV.  369. 
Acidum  sebacicnm  n.  878. 

—  Salze  ders.  881. 
Aconitin  IV.  214. 

—  chlorplatinsaures  215. 
*—  Salze  dess.  215. 
Aconitsäure  O.  123. 

—  Salze  ders.  II.  126. 
Aconits&ureather  H.  181. 
Acrol  I.  869. 
Acroleio  I.  869. 
Acronsäure  I.  872. 

—  Salze  ders.  I.  873. 
Acrylhane  I.  872. 
Acryloxydhydrat  I.  869. 
Acrylsäure  I.  872. 

—  Salze  ders.  I.  873. 

—  gechlorte  Deriv.  ders.  I.  875. 
Aciylsaure&ther  I.  875. 
Acrylsänregruppe  L  852. 
AdipinsĂśnre  U.  773* 


890 


Adipinflihire. 


AeĂśMT  der  Nitrodngoutei. 


Adipins&nre,  Salze  den.  ĂĽ.  774. 
Adipinuliirekther  n.  774. 
Adipins&aregnippe  n.  771. 
Aepfelöl  II.  766. 
Aepfelsaare  I.  876. 

—  actiTe  I.  878. 

—  Smlxe  den.  I.  884. 

—  inacttre  I.  883. 
AepfelsiliiTtiUher  I.  896. 
Aepfelsäuregnruppe  I.  876. 
Aepfelwein  n.  294. 
Aepfelzacker  ĂĽ.  587. 
Aequivalente  der  Badicale  IV.  638. 
Aescoletin  IV.  814. 
Aesculetinsäare,  Bleisais  den.  IV.  316. 
Aescnlin  IV.  312. 

Aescalinsänre  IV.  861. 
Aethal  II.  949. 
Aethal-Schwefelsftare  II.  957. 

Salze  den. 

Aethalol  11.  948. 
Aethalon  n.  918. 
Aethala&ore  U.  919. 

—  Salze  den.  925. 
Aeihals&areäiher  II.  926. 
Aethamin  IL  361. 

—  Salze  dess.  366. 
AethaminschwefelB&iure  ĂĽ.  382. 

—  Salze  den. 
Aether  U.  298. 

—  ameisensanre  I.  269. 

—  chlorgepaarte  IV.  730. 

—  chlorgefchwefelter  n.  807. 

—  chlorkohlensanre  I.  216. 

—  chlorwaseentoffsanre  IV.  748. 

—  cjansaiire  I.  446. 

—  cyannrsaare  I.  452. 

—  cyanwaMerstoffsatire  I.  422. 

—  der  Aconitsanre  n.  131. 

—  -  Acryls&iire  I.  875. 

— «    -  Adipinsäure  II.  773. 

—  -  Aepfelsaare  I.  896. 

—  -   Aetfaalsäare  II.  926. 

—  -   äthyl-schwefligen  Säure  ü.  822. 

—  -  Aethyl-SchwefelAure  II.  329. 

—  -  Alizarinsaure  III.  529. 

—  -  AUophans&ure  I.  471. 

—  -  Amidsänren  IV.  728. 

—  -  Amygdalins&ure  m.  220. 

—  -  Anamirtinaanre  n.  1025. 
^    -  Angelicasäure  11.  514. 
— -    -  Anilröure  HI.  373. 

—  -  Aniflsaure  m.  401. 

—  -  Arachinsäure  n.  1014. 

—  -  Badians&ure  m.  401. 
~    -  Bensiluren.  1017. 


Aether  der  Beniiminiinf»  m  lli 

—  •  Benzoessme  DL  U%, 

—  -  Benzogiykokiare  DL  Mi 

—  .  Bemttetnsuie  IL  SS8. 

—  .  BromotneoasuR  TL  U7. 

—  -  BibromsalieTläBr.nLlll. 

—  -  BichlorbuttosMicILTli 

—  -  BichlorMaie7lMBr.lILlü 

—  -  Bimtrobenxoes.  HL  t6I. 

—  -  BinitroeaUcjlMiiellLri 

—  -  BrenzdtroikeBMii«  D. 

145. 

—  •  BreDzsehleuuintElTi 

—  -  Bromaniasiiire  HL  40i 

—  -  BromdragonnmllL^tt. 

—  •  BromsalicjlMiR  HL  W* 

—  -  Butlersanre  IL  lli 

—  -  CampheiMiire  ÜL  7K. 

—  -  Capraasaan  n.  8». 

—  -  Capiinsiiire  IL  tM. 

—  CaproBsian  IL  8Ü 

—  -  Capiylsian  IL  lU. 

—  -  Cerotiannre  IL  lOSi 

—  -  Cet^lsinre  IL  9tl. 

—  •  CfaloraBistfne  OL  4H 

—  -  ChloroerotiBBiarelLlli^ 

—  -  CUordngoBtiiieOL^ 

—  -  ChrTsanissiiiR  HL  IL 

—  -  Cinnarnjlsaure  m.  tti 

—  .  CitroDcnsäim  IL  114. 
^  Cumini&ue  IIL  (7^ 

—  -  Cocinsaan  IL  910. 

—  -  Draconaaore  IIL  401. 

—  -  KlaidiwBJiirft  IL  943. 
_  .  E^latnaiaie  IL  941 

—  •  Eadiagonnaie  IIL  401 

—  ETeminaiars  IIL  Mi 

—  •  Fettsinre  IL  001 

—  FuBMursaure  i*  *#*■ 

—  -  Hipponto«  HL  077. 

—  .  HbnigsteinaiBre  ÜL  OSi 

—  -  Indigsftnn  OL  $70. 

—  -  Komensaare  IL  M7. 

—  -  Korksiore  IL  041. 

—  -  Lanfinaaore  IL  OOi 
•—  -  LaurosteariBMiic  H  •• 

—  .  Maigaiiasanre  IL  071 

—  .  Mellonätan  IL  101 

—  .  MftUithsiara  HL  OOi 

—  •  Metacelossian  IL  90i 
~  -  MUehs&vn  L  777. 
-~  .  MTrijtiiisian  n.  011 
.  Kaphtalinaiai«  DL  ^ 

—  -  NitianisilBie  m  40i 

—  -  NitrobeutoMne  m.  Jl^ 

—  -  ITittodngoBÄifltt-«* 


Aeüier  d«r  NitropopaliiMKiire. 


AetliyL 


891 


a 


p 


Aether  der  Nitropopnliiu&iire  m.  376. 

—  -     NitrosalicylB&nre  m.  373. 

—  -    Nitrotoluylsäure  m.  644. 

—  -    Nitrozimmtsäare  m.  436. 

—  •     Oelsänre  ü.  942. 

-^        -     Oenanthylsanre  II.  840. 

—  -    Oleinsftnre  II.  94S. 

—  -    Opiansanre  IV.  92. 

—  •    Onellsünr«  III.  896. 

—  -     Oxalsäure  I.  304. 

—  -    PalmitinBaure  II.  926. 

—  -     Pelargonfiäare  11.  873. 

—  -    Phenykäure  III.  54. 

—  -    PbtaUänre  m.  527. 

—  -    Pichurimtalgsänre  11.  906. 

—  -    Propionsäure  D..  504. 

—  des  Propionylhydrürs  II.  496. 

—  der  Pyroweinsänre  11.  80. 

—  -    Quadrichlorbuttersänre  n. 

719. 

—  -    Ricinelaidinsäure  II.  890. 

—  -    Bicinölsänre  n.  887. 

—  -    Rutiiisäiire  II.  899. 

—  -     Salicylsänre  III.  358. 

—  -     Schleimsänre  II.  169. 

—  -    Sericinsänre  II.  916. 

—  -    Stearinsäure  II.  1062. 

—  - '  Talgsänre  II.  1002. 

—  -    Toluylsäare  III.  642. 

—  •    Tranbensänre  n.  64. 

—  -    Valeriansänre  II.  765. 

—  -    Veratrinsänre  m.  1026. 

—  -    Weinsäure  n.  59. 

—  -     Zimmtsänre  m.  434. 

—  .    Zimmtsalpeters.  III.  436. 

—  dreiatomige  IV.  727. 

—  —         neutrale  IV.  727. 

—  —         saure 

—  einatomige  IV.  721. 

—  ein&che  IV.  667. 

—  essigsaure  I.  827. 

—  gemischte  IV.  667.  725. 

—  geschwefelter  II.  307. 

—  kohlensaare  I.  184. 
MelUthsänre  m.  934. 

—  —    Barytsalz  ders.  lH.  934. 

—  ozanünsaare  IV.  729. 

—  -Phoephors&nre  n.  406. 

—      Salze  ders.  ü.  407. 

—  salpetrigsanrer  n.  381. 

snlfokohlensanre  I.  194. 

—  schwefelcyanwasserstoffsanrer  I. 

498.  499. 

—  schwefligsanrer  IL  322. 

• —  fiberchlorsanrer  H.  354. 

—  zusammengesetzte  IV.  719. 


Aether,  zweiatomige  IV.  724. 

—  —        neutrale  724. 

—  —        saure       725. 
Aetherdoppelschwefelsäure  U.  252. 
Aetherin  Ăś.  331. 
Aetherinmonosulforet  II.  249. 
Aetherische  Oele  IV.  372. 
Aetherkohlensäure  I.  185. 
Aethermekoneäure  II.  196. 

—  Salze  ders. 
Aetherol  n.  331. 
Aetheron  11.777. 
Aetheroxalsäure  I.  307. 
Aethersulfhydrate  IV.  736. 
Aethersulfokohlensäure  I.  200. 
Aetherschwefelsänre  II.  323. 

—  Salze  ders.  II.  325. 
Aethertraubensäure  II.  65. 

—  Salze  ders.  II.  66. 
Aetherweinsäure  n.  60. 

—  Salze  ders.  II.  62. 
Aethionsäure  II.  253. 

—  Salze  ders.  - 

Aethionsäure,  wasserfreie  II.  252. 
Aethokirrin  IV.  369. 
Aethstonnäthyl  od.  Vs  Stannäthyl  n. 

444. 
Aethyl  II.  258. 
Aethyl-Acetamid  I.  847. . 

Aepfelsäure  I.  896. 

^Ammoniake  11.  361. 

—  -Ammoniumchlorttr  11.  366. 
Amyl- Anilin  m.  139. 

—  —  Platinsalz  dess.  HI.  139. 

^Amyl-Harnstoff  I.  481. 

Amyloxyd  II.  305. 

^Anilin  m.  133. 

—  —  Salze  dess.  m.  135. 

Bioxysulfocarbonat  I.  205. 

—  -Bromanilin  III.  137. 

—  —  Platinsalz  dess.  HI.  137. 

Camphersäure  m.  787. 

—  —  Salze  ders.  in.  788. 

Carbaminsänre  I.  242. 

Chloroplatinsanre  II.  349. 

—  —  Verb,  mit  Salzen  n.  352. 
ColUdin  m.  648. 

Cyananilin  m.  137. 

—  —  Platinsalz  dess.  m.  138. 
Diacetamid  I.  848. 

—  -Disulfokohlensäure»  Salze  ders.  I. 

201. 

Harnstoff  I.  480. 

Kakodyl  H.  412. 

—  -KakodyUod&r  H.  413. 


89i 


Aetbyl. 


AoUqfliMvtii* 


Aethjl-KoraensSnre  11.  207. 

—  —  Sali«  den.  II.  208. 
Mekonsäure  II.  196. 

—  —  Salze  den.  n.  196. 
^Methylat  H.  304. 

Methyläther,  kohlensaurer  I.  189. 

^Methylconiin,  Verb.  dess.  IV.  9. 

->  -Methyl-Disalfocarbonat  I.  208. 

Methyloxyd  II.  804. 

Methyloxyd,  kohlensaures  I.  189. 

Methyloxyd,  oxalsaures  I.  812. 

—  -Morphin,  Sähe  dess.  IV.  44. 

—  -Nitranilin ,  Salze  dess.  m.  187. 

—  -Nitrophenidin  m.  68. 
Octyloxyd  n.  862. 

Oc^Iamin,  jodwasserstoffsanres  II. 

866. 
Oxalsäure  I.  307. 

—  —  fünffach  gechlorte  I.  308. 
Oxaminsänre  I.  326. 

—  -Oxysulfocarbonat,  sanres  I.  200. 
Phenylamin  m.  138. 

—  —  Salze  dess.  m.  135. 

^Phenyl-Carbamat  I.  245. 

Picolin  in.  100. 

—  —  Salze  dess.  in.  100. 
Platinsalmiak  ĂĽ.  369. 

—  -Sallcyloxyd,  benzoesanres  III.  364. 
Salicyloxydhydrat  m.  868. 

Salmiak  n.  366. 

—  -Schleimsänre  II.  170. 

Selenhydrat  II.  333. 

SeleniĂĽr  n.  334. 

—  Selenreibindimgen  dess.  n.  333. 

SelenwassentofTsänie  IL  333. 

Sinamin  II.  467. 

—  —  Verbindungen  dess.  11.  468. 
Schweflige  Säure  II.  318. 

—  —  Salae  ders.  II.  320. 
Schwefelsäure  II.  823. 

—  —  Salze  ders.  II.  325. 

Schwefelwasserstofisäure  11.  311. 

—  Stickstoffverb.  dess.  n.  361. 

—  Tellurverbindungen  dess.  II.  336. 

—  -Thiosinamin  II   479. 
Toluidin  m.  639. 

—  —  Salze  dess.  m.  639. 

—  -Traubensäure  II.  65. 

—  —  Salze  der»,  n.  66. 

—  -Weinsäure  H.  60. 

—  —  Salze  ders.  II.  62. 

Zink  n.  262. 

Aethylamid  II.  362. 
Aethylamide  11.  361. 
Aethylamin  n.  361. 

—  aethyl-carbanlnsaures  I.  242. 


Aediylamiii,  Chk»^,  BroB-snlM' 
deriratie  dess.  II.  S7S. 

—  ehlorpladnigsaare  Yattod.  te.  IL 

368. 

—  Salze  dess.  n.  366. 

—  wasserlreies  kohlenssiiRi  L  S4t 
AethylamJnalann  II.  603. 
Aethylaminsttlfhydrst  IL  S70. 
Aethylantunoninr  IL  418. 
Aethylbisulfarel  II.  316. 

—  zweifach  kohlensaara  L  19S. 
Aethylbromur  II.  355. 
Aediylcarbamat  I.  226. 
Aethylchinin  IV.  138. 
Aethylehloroearbonat  I.  SIC. 
Aethylchlorfir  IL  342. 

—  dreifach  gechlortes  II.  341. 

—  gechlortes  II.  845. 

—  flbergeehlorles  H.  349. 

—  vierfach  gechloTtes  II.  348. 

—  zweifach  geehlortes  IL  347. 
Aethylcodein,  jodwassenlsSMsni  I^- 

62. 
AethylconĂĽB  FV.  10. 

—  Veri>.  den.  - 
Aethykyanaaid  I.  519. 
Aethyldisulfocarbonat  1.  204. 
Aethylen,  dreifiMsh  gecUert»  H  M> 

—  gechlortes  II.  235. 

—  gejodetes  II.  248. 

—  übergebromtee  II.  245. 

—  ftbei^eeblortes  II.  238. 

—  zweifach  gechlortes  11.  231. 
Aethylenbisiilfiiret  II.  280. 
Aethylenbromlir  n.  244. 

—  ubergechlortes  n.  246. 
AethylenehlorĂĽr  II.  232. 

—  gechlortes  n.  236. 

—  übeiigechloitas  n.  240. 

—  zweifach  gechlortes  B. 
AethylenjodĂĽr  H.  247. 
AethylenquintisaUuret  II.  2^ 
Aethylensulfhydiwt  n.  250. 
Aethyleasnlfuret  II.  249. 
Aethylensnperchlor^  II.  988. 
Aethylilnoier  II.  341. 
Aethylgruppe  II.  219. 
Aethylhemi|nn«iiire  IV.  lOft 

—  Salze  ders. 
Aethylhydrfir  II.  260. 
Aethyliak  H.  361. 

—  Salae  dess.  n.  366, 
AethyUodfir  H.  357. 
Aethylkohlensäore  L  185« 
AethylnarkoĂĽn  IV.  71. 
AethyliUootia  IV.  Sil. 


Aelhylozyd« 


Albnintii. 


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I  â–  

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Aethylnicotin,  ehloipIatiiuaar.IV.SlS. 
Aethylozyd  ĂĽ.  996. 

—  -Bisnlfocarbonat  I.  900. 

—  -Carboamid  L  226. 

—  »Kali  n«  295. 

—  -Natron  U.  295. 

—  -Schwefelkohlenstoff  I.  206. 

—  allophansanres  I.  199.  471. 

—  ameisensaares  I.  270. 

—  —  übergechlortes  I.  272. 

—  —  sweifach  gechlortes  1. 271. 

—  arseniksaures  n.  416. 

—  bemsteinsanres  II.  529. 

—  —  übergechlortes  II.  530. 

—  binitrophenylsanres  III.  67. 

—  boTsanres  II.  401. 

—  camphersanres  m.  788. 

—  —  Eweif.  gechlortes  HI.  789. 

—  carbamid-kohlensaures  I.  226. 

—  carbaminsaares  I.  226. 

—  carbanilidsaores  L  245. 

—  cyansanres  I.  448. 

—  cjanursanres  I.  454. 

—  essigsaures  I.  830. 

—  —  Chlorderivate  dess.  I.  831. 
^-  fUnff.  gechlortes  oxaminsaares 

I.  324. 

—  gechlortes  n.  305. 

—  kieselsaures  II.  403. 

—  kohlensaures  I.  186. 

—  milchsaures  I.  777. 

—  nitrophenylsanres  m.  67. 

—  ozalsanres  I.  309. 

—  oxaminsaares  I.  323. 

—  oxysnlfocyansanres  I.  238. 

—  phenylsanres  m.  66. 

—  —  Nitroderivate  des«.  III.  66. 

—  — Bednct. -Akömmlinge  der 

NitroderiT.  dess.  III.  67. 

—  phosphorigsanres  II.  404. 

—  phosphorsaures  II.  406.  409. 

—  pikrinsaures  III.  67. 

—  pyrophosphorsanres  It.  409. 

—  salpetersanres  II.  397« 

—  salpetrigsanree  II.  381. 

—  schwefelsaure  Verb.  dess.  n. 

323. 

—  schwefelsaures  II.  329. 

—  schwefligs.  Verb.  dess.  n.  318. 

—  schwefligsaures  n.  322. 

—  trichloressigsaures  I.  832. 

—  trinitro-phenylsaDTes  IQ.  67. 

—  fiberchloTsaures  11.  354. 

—  übergechlortes  IE.  308. 

—  fibergechlort  gebromtes  n.  809 . 

—  ubeigedüort  oxalsaores  L  3 1 0. 


Aethyloxyd,  xantfainsanres  I.  206. 
1—      sweifech  gechlortes  II.  306. 

—  Kweifech  traobensaures  II.  65. 

—  aweifech  weinaaures  IL  61. 
Aethyloxydhydrat  H.  263. 

—  kohlenschwefelsanres  1. 200. 
Aethyloxydkohlensäure  I.  185. 
Aeihyloxydsalfocarbonat  I.  206. 
Aethylpentasulfnret  II.  317. 
Aethylpersnlforet ,  disnlfokohlensanres 

I.  205. 

—  sulfokohlensaares  I.  198. 
Aethylphosphorige  Säure  11.  404. 

—  Salze  ders. 
Aethylphosphorsäure  n.  406. 

—  Salze  ders.  II.  407. 
Aethylpiperidin  IV.  108. 

—  Salse  dess«IV.  109. 
Aethylsnlfhydrat  n.  311. 
Aethylsulfidsalse  IL  312. 
Aethylsnlfocarbamat  I.  232. 
Aethylsulfoearbonat  I.  199. 
Aethylsulfokohlensäure  I.  197. 
Aethylsulferet  n.  314. 

—  vierfech  gechlortes  II.  315. 

—  Verb.  dess.  m.  Chlormetallen  n.  31 5. 
Aethylsulfurete  II.  312. 
Aethyltelluriet  II.  336. 
AethyltellurĂĽr  II.  336. 
Aethyltrisulfekohlensäure  I.  209. 
Aethyltrisulfuret  II.  317. 
Aethyltrisulfocarbonat  I.  209. 
Aethylunterschwefelsäure  II.  318. 

—  Salze  ders.  II.  320. 
Aethylurethan  I.  226. 
Aethylwasserstoff  n.  260. 

—  gechlorte  Derivate  dess.  II.  262. 

—  Metallderiyate  dess.  II.  262. 
Agrostemmin  IV.  216. 

— '  Salze  dess.  - 
Akcethin  I.  789. 
Alanin  I.  756. 

—  Verb.  dess.  mit  Basen  I.  758. 

—  —     —    mit  Säuren  I.  759. 
Alant-Campher  IV.  317. 
Alantin  n.  562.  >. 

Alantöi  IV.  317. 
Albumin  IV.  458.  461. 

—  Analysen  dess.  IV.  466. 

^  coagulirtes  od.  unlösliches  IV.  463. 
465. 

—  coagnlirtes ,  gegen  Reagentien  IV. 

472. 

—  lösliches  IV.  462.  464. 

—  Metallyerb.  dess.  IV.  476. 

—  Mnlders'  schwefelsaures  IV.  471t 


Sd4 


Atbamin. 


Albumin  nach  Benelivs  TV.  501. 
AlbnminoM  IV.  496. 
Alcalunide  IV.  SOS. 
Alealamide,  tecnndire  IV.  808. 

—  tertiäre  IV.  809. 
Alcomin  FV.  869. 
Aldehyd  I.  783. 
Aldehyd'Ammoniak  I.  789. 

—  Bchwefllgsaarea  I.  749. 
Aldehyd  der  Ce^lsMire  ĂĽ.  918. 

—  -   Ci^rinriuire  n.  898. 

—  -  Capryls&nre  II.  851. 

—  •  Lftarosteaiinsinne  II.  909. 

—  -  MeUeetonsinre  II.  498. 

—  -  MyristinsMure  n.  919. 

—  •  OenantfayUAnre  II.  888. 

—  -  Propfonsiore  II.  498. 

—  -  Valerians&ive  II.  789. 
Aldehyde  IV.  669.  829. 

—  gepaarte  IV.  679.  780. 

—  secnndäre  IV.  677. 

—  insammengeaetxte  IV.  789. 
Aldehydazotide  IV.  777. 
Aldehydate  I.  788. 
Aldehydbasen  IV.  777. 
Aldehydbromide  IV.  757. 
Aldehydchlorid  II.  345. 
Aldehydenchlorur-Chlorwaneretoir  II. 

238. 
Aldehydhara  I.  785. 
Aldehydhydriire  IV.  886. 
Aldehydmetalle  IV.  888. 
Aldehydsanre  I.  788. 
Aldehydverbindnngen  I.  788. 
Algensncker  II.  666. 
Aliiarin  m.  544. 
Aliiarins&are  DI.  587. 

—  Salie  dert.  -     588. 
Alizarinsinreäther  m.  589. 
Alkalien,  Bestimmang  den.  in  Salien 

I.  77. 
Alkargen  I.  704. 

—  Verb.  de».  I.  706. 
Alkanin  I.  700. 
Allantoin  I.  587. 

—  Verb.  des8.  I.  589. 
AUantoins&nre  I.  567. 

—  Saite  ders.  I.  589. 
AUantnrsaore  I.  591. 
Allophansinre  I.  469. 

—  Salxe  ders.  I.  470. 
Allophansänreather  I.  471. 
Alloxan  I.  560. 
Alloxansanre  I.  565. 

^  Salxe  den.  I.  567. 
AUoxantin  1.  579. 


AUitnrs&nre  L  574. 
AUylammoninrnsnUocTaiiir  IL  477. 
Allylgmppe  n.  451. 
Allyloxyd  IL  452. 
AUylsnlfocarbaminitOTTe  II.  469. 

—  Salxe  den.  JL  468. 

Allylsnlfocyanfir  n.  468. 

—  AmmoniakdeiiTaie  d«BS.IL476. 
AllylsnlibcyanĂĽr  entbalteode  Ode  IL 

474. 
AUylsnlfhret  enthaltende  Oelc  IL  457. 
Alkalamidsinren  FV.  705. 
Alkaloide  IV.  780. 

—  Anftuchnng  ders.  in  Veigiftflip- 

Allen  IV.  783. 

Alkohol  n.  263. 

—  absoluter  II.  263. 

—  gechlorte  Derirate  dexa.  IL  19?. 

—  Metallderivate  dess.  IL  895. 

—  Ozydationsprodakfte  desa.  IL  895. 

—  der  sechste  II.  8^9. 

^  Verb.  dess.  mit  Salzen  II.  869. 

—  der  Zimmtsanre  ID.  448. 
Alkoholate  II.  269. 
Alkoholazotide  IV.  768. 
Alkoholbromide  IV.  757. 
Alkohole  IV.  661. 

—  gepaarte,  Axodite  ders.  TV.  774. 
Alkoholgahning  des  ICIdixackcn  B. 

622. 

Alkoholhydrfire  IV.  819. 

—  gepaarte  IV.  898. 
Alkoholmetalle  IV.  884. 
Alkoholometrie  II.  971. 
Alkoholiadicale  IV.  884. 
Alkohobelenide  IV.  74S. 
Alkoholsnlfide  IV.  786. 
Alkohobnpennlfide  IV.  738. 
AlkobolteUnride  IV.  745. 
Aloe  IV.  861. 

—  HitroderiTate  ders.  IV.  866. 
AloSresinsinre  IV.  96«.  a<9. 
Aloetinsänre  IV.  966. 

—  Salxe  den.  IV.  967. 
Aloitt  IV.  968. 
Alonchihan  IH.  756. 
Alpha-Orcin  IIL  907. 
Alpha-Oneffinsinre  HL  S9V 

—  Salxe  den.  lU.  89€. 
Alpha-OrRUsänre  m.  69t. 
~  Salxe  den.  m.  894. 
Althamn  L  897. 
AlthionäUnrell.  898. 

—  Salxe  den.  IL  399. 
AlnuiMdo«  HL  919. 


I 


Amuliniito^* 


Amyl. 


895 


Amalins&are  I.  616. 
Amandin  IV.  524. 
Amanitin  IV.  369. 
Amarin  m.  191. 

—  Salze  des«,  m.  193. 
Amarythrin  III.  898. 
Amasatin  m.  596. 
Ambra  IV.  412. 
AmbiaȊare  IV.  279. 
Ambmn  IV.  279. 
Ameisenäther  I.  270. 
Ameisenöl,  künstliches  n.  176. 
Ameisensäure  I.  260. 

—  Amid  ders.  I.  273. 

—  Salze  ders.  I.  263. 
Ameisensänreäiher  I.  269. 
Ameisensäorealdehjd  I.  246. 
Ameisensäareholzather  I.  269. 
Ameisensänregmppe  I.  246. 
Ameisensänrereihe  L  160. 
Amid  der  Ameisensaore  I.  273. 

—  der  Brenzschleimsänre  II.  175. 

—  -  Caprinsänre  II.  900. 

—  -  Caprylsäure  n.  856. 

—  des  Chinon  IV.  158. 

—  der  Cnminsanre  III.  678. 

—  -  Gallussäure  m.  977. 

—  -  Gerbsäure  m.  960. 

—  -  Isäthion8äure(TauriD)n.257. 
-^      -  Oenanthylsänre  II.  841. 

•—       -  Phenylsänre  m.  85. 

—  -  phen7l-schweflig.Saurein.78. 

—  -  Bntinsäure  11.  900. 

—  -  SchleiniBaure  II.  171. 
Amidbasen  IV.  657. 

Amide  IV.  787. 

Amide  der  Aepfelsäure  I.  896. 

—  aus  Anilin  m.  91. 

—  des  Benzil  m.  309. 

—  der  Benzoesäure  Hl.  294. 

—  des  Benzoin  m.  306. 

—  des  Benzoylhydrürs  m.  186. 

—  der  Bemsteinsäure  n.  587. 

—  derBrenzcitronensäuren  II.  150. 

—  der  Camphersäure  m.  789. 

—  der  Chinonsäure  IV.  169. 

—  — gebromte  Derivate  der».  IV. 

171. 

—  der  Chrysamminsäure  IV.  271. 

—  der  Cinnamylsäure  m.  440. 

—  der  Citronensänre  n.  120. 

—  der  Essigsäure  I.  847. 

—  der  Fettsäure  II.  883. 

—  der  Fumarsäure  I.  933. 

—  des  Furfnrol  II.  180. 

•—     der  Honigsteinsäure  m.  935. 


Amide  des  Isatins  m.  598. 

—  der  Kohlensäure  p.  216. 
— ^    der  Komensäure  n.  211. 

—  der  Korksänre  II.  847. 

—  der  Mellithsäure  DI.  935. 

—  der  Mekonsäurell.  199. 

—  des  Methyls  I.  684. 

—  der  Idilchsäure  I.  777. 

—  der  Opiansäure  IV.  95. 

—  der  Oxalsäure  I.  315. 

—  der  Phtalsäure  m.  531. 

—  der  Pyroweinsänre  n.  80. 

—  der  Salicylsäure  m.  380. 

—  der  Subeiylsäure  II.  847. 

—  der  Weinsäure  n.  69. 

—  der  Zimmtsäure  III.  440. 

—  primlure  IV.  788. 

—  secundäre  IV.  797. 

—  tertiäre  IV.  800. 
Amidsalze  IV.  801. 
Amidsäuren  IV.  703. 

—  Aether  ders.  IV.  728. 
Amisatin  IQ.  597. 
Amniossänre  I.  587. 

—  Salze  ders.  I.  589. 
Ammelid  I.  525. 

—  Verb.  dess.  I.  526. 
Ammeiin  I.  523. 

— ^Salze  dess.  I.  524. 
Ammolin  IV.  261. 
Ammoniak ,  Verhalten  dess.  cu  organ. 

Substanzen  IV.  856. 
Ammoniak-Brechweinstein  II.  37. 
Ammoniak,  anomales  cyansauresl.  456. 
^-    parachlorcyansaures  I.  529. 

—  zweifach  cyansaures  I.  477. 
Ammoniakgummi  IV.  397. 
Ammonium-ButyrylĂśr  II.  699. 
Ammoniumgoldcyanid  I.  421. 
AmmoniumgoldcyanĂĽr  I.  419. 
Ammoniumkupfereyantir  I.  362. 
Ammoniumsulfuret ,  sulfocarbaminsau- 

res  I.  230. 
AmmoniumverbinduDgen  des  Phenyls 

m.  141. 
AmmoniumzinkcyanĂĽr  I.  354. 
Ampelin  IV.  452. 
Ampelinsäure  m.  263.  353. 
Amygdalinin.  217. 
Amygdalinsäure  m.  219. 

—  Salze  ders.    - 
Amygdalinsäureäther  in.  220. 
Amyl  n.  778. 
Amyl-Aethylat  n.  305. 

Aethyloxyd  n.  786. 

—  -Amide  H.  799, 


996 


Amjrl. 


Ă„mjhBuASmInt. 


Amyl-Ammoiiiak  IL  799. 

—  -Anilin  m.  188. 

—  -Benzoeäther  m.  S48. 

—  -Caproiiar  n.  880. 

—  -Ditfaiont&nre  11.  789. 

—  ^  Sake  den.  n.  790. 
Morphin  IV.  45. 

—  -Hanutoff  I.  481. 

Methylozyd  II.  786. 

Nitrophenidin  HI.  88. 

Octyloxyd  II.  868. 

Oxysnlfoearbonat,  sweifaeh  I.  810. 

—  -Phenylamln  m.  188. 

—  —  Salze  dest.  m.  188. 
phosphorige  Säore  n.  819. 

—  —  Salze  de».  II.  818. 
~  -Schwefelsänre  II.  790. 
^        —  Salze  den.  K.  791. 

—  -Schwefelwasientoff&ther  n.  788. 

—  -Schwefelwassentoffzänre  n.  786. 

—  -schweflige  Sänre  11.  789. 
^        —  Salze  den.  II.  790. 

—  StickstoffVerbindungen  desi.II.  799. 

—  -Thiosinamin  II.  480. 

^Triäthyl-AmmoniomTeibindnAg^n 

U.  807. 

—  -Weinsäare  II.  68. 

—  —  Salze  den.  II.  68. 
Amyläpfelsäore  11.  819. 
Amyläther  n.  785. 

—  bromwasflentoffsanrer  n.  796. 

—  chlorwassentoffsaurer  IL  795. 

—  jodwassentoffsanrer  n.  796. 
Amylalkohol  n.  788. 
Amylamid  11.  800. 

—  Salze  dess.  n.  802. 
Amylamin  II.  800. 

—  Salze  desB.  II.  808. 
Amylaminalann  IL  803. 
Amylcarbamat  I.  838. 
Amylbioxysnlfocarbonai  I.  811. 
Amyibisalfnret  II.  788. 
Amylbromär  II.  796. 
Amykhlorcarbonat  I.  816. 
Amylchloriir  II.  795. 

—  achtfach  gechlortes  II.  796. 
Amylcitronensaore  II.  819. 
Amylcyanamid  I.  580. 
Amyldisulfocarbonat  I.  818. 
Amyldisulfokohlens&nre  I.  810. 
Amylen  ĂĽ.  776. 
AmylenbromĂĽre  n.  778. 
Amyiessigather  I.  835. 
Amylgmppe  II.  774. 
Amylhydriir  n.  780. 

—  Metellderivate  ^mb.  IL  781. 


Amyliak  II.  800. 

—  Salze  dess.  n.  889. 
AmyVodiir  11.  796. 
Amylkohlensaareälher  L  IN. 
Amylmercaptan  II.  786. 
Amylmercaptide  II.  787. 
Amylnicotin  IV.  813. 

—  chlorplatinsaims  IL  S14. 
Amyloxaläther  I.  814. 
Amylozalsäure  I.  313. 
Amyloxyd  II.  785. 

—  allophaosanres  I.  472. 

—  ameisenaanres  I.  873. 

—  benzoesaniea  m.  948. 

—  borsaares  n.  810. 

—  capronaanrea  IL  887. 

—  carbamid-kohlenssnci  I.  M 

—  carbaminsanres  I.  818. 

—  cyansaures  I.  450. 

—  essigsaures  I.  835. 

—  —  Chlorderirate  de«,  l  IK. 
^  -KaU  n.  784. 

—  kieaelsanres  II.  810. 

—  kohlensaures  I.  189. 

—  methyl-aalicylsanns  m.  Ml. 

—  oxalsanrea  I.  314. 

—  oxanunaanres  L  385. 

—  palmitinsaares  II.  981. 

—  phenylsanres  m.  68. 

—  phosphorigBanres  IL  811  81^ 

—  saUcylsanrea  HI.  865. 

—  salpeteraaares  II.  809. 
-^  salpetrigsanres  II.  808. 

—  stearinsa«res  II.  1003. 

—  valeriansanres  II.  768. 

—  zweifach  weinsanres  II.  8S. 
Amyloxydhydzat  IL  788. 
Amyloxydweina&nre  II.  63. 

—  Salze  den.      -    - 
Amyloxydschwefelsiinre  II.  788< 

—  Salze  den.  IL  791. 
Amylpersnlfaret,  disiilibkoUe»lf'^ 
Amylplperidin  IV.  109. 

—  Salze  dess.  -     - 
Amylsnlfidaalze  II.  787. 
Amylsulfhydrat  II.  786. 
Amylsnlfoearbanat  I.  839. 
Amylsnlfosalze  II.  787. 
AnylsaHnrete  II.  786. 
Amylnntencbwefelsian  11.  7>^< 

—  Salze  den.  U.  790. 
Amylurethan  L  988. 
Amylttre  II.  781. 
Amylwaasentoir  n.  780. 
Amylweinsanre  IL  819. 
Ao^faauilliiiiaiiife  L  818. 


j 


Amyrin. 


AnisylwasserstoiT. 


8W 


Amyrin  HI.  746. 
Anacardsäure  III.  103S. 

—    Salze  ders.  HI.  1029. 
Analyse,  eudiometrische  I.  90. 

—  —     naeh  DuDMn  I.  109. 

—  —     nach  Dov^re  I.  121. 

—  —     nach  RegnanU  I.  118. 

—  organische  I..  14. 
Anamirtin  II.   lOSd. 
Anamirtingäure  II.  976.  1024. 

—  Salze  ders.  11.  990.  1025. 
Anamirtinsänreäther  II.  1025. 
Ananasöl  n.  717. 
Anchusas'anre  IV.  280. 
Anchusin  IV.  280. 
Andaquies-Wachs  11.  1052. 
Anderthalbbromcinchonin  IV.  1 56. 
Anemonin  IV.  881. 
Anemoninsäure  IV.  283. 

—  Bleisalz  ders.  - 
Angelica-Benzoesäure,  wasserfreie  IH. 

229. 
Angelicas'aujre  II.  511. 

—  Salze  ders.  II.  513. 

—  wasserfreie  II.  509. 
Angelicasäure&ther  11.  514. 
Angelicasäurealdehyd  II.  507. 
Angclicasäuregruppe  11«  507. 
Angelicin  IV.  369. 
AngelylhydrĂĽr  II.  507. 
Angelyloxyd,  angelicasaures  Tl.  510. 

—  essigsaures  II.  510. 
Anhydride  IV.  707. 

—  gemischte  FV.  708. 
Anilamid  III.  382. 
Anile  m.  91.  IV.  812. 
Anilidein.  91. 
Anilidsäuren  IH.  91. 
Anilin  lU.  85. 

—  Cyanderivate  dess.  IIT.  122. 

—  gebromte  Derivate  dess.  III.  104. 

—  gechlorte  Derivate  dess.  III.  101. 

—  gejodete  Derivate  dess.  IH.  107. 
Harnstoff  I.  481. 

—  Methyl- etc.  Derivate  dess.  III.  132. 

—  Nitrod«rivate  dess.  III.  110. 

—  ReductionsabkÖmmlinge  der  Nitro- 

derivate  III.  115. 

—  Salze  dess.  III.  92. 

—  saures  oxanilidsaures  I.  328. 

—  schwefelsaure  Derivate   dess.   III. 

119. 
Anilo-Suberamid  n.  847. 

—  -Suberamidsäure  II.  848. 

—  —  Salze  ders.  II.  ^49. 
Anilocamphorimid  III.  799. 

Gerhardt ,  Chemie.  iV. 


Anilocarbamid  I.-2S0.  450. 
Anilocyansäure  I.  450. 
Aniloformamid  I.  274. 
Anilosuccinimid  II.  544. 
Aniloxamidsäure  I.  326. 
Anilsäare  III.  370. 

—  Salze  ders.  III.  871. 
Anilsäureäther  DI.  373. 
Anime  m.  743. 
Animin  IV.  261. 
Anisal  III.  387. 
Anisamid  III   412. 
Anisaminsäure  HI.  410. 

—  Salze  ders.  IH.  411. 
Anisanilid  lU.  412. 
Ă„nishvdramid  HI.  396. 

m 

Anisidin  HI.  62. 

—   Salz  dess.  lU.  62. 
Anissäure  HI.  398. 

—  gechlorte  Derivate  ders.  IH.  403. 

—  Nitroderivate  ders.  HI.  406. 

—  Nitroderiv. ,    ReductionsabkÖmm- 

linge ders.  HI.  410. 
~    Salze  ders.  HI.  400. 
Anissäureäther  HI.  401  i  402. 
Anissalpetersäure  HI.  406. 

—  Salze  ders.  IH.  408. 
Anisin  HI.  396. 

~<   Salze  dess.  IH.  896. 
Anisinsäure  IH.  398. 

—  Salze  ders.  IH.  400. 
Anisoin  III.  390.  394. 
Anisol  IH.  5ÂŁr. 

Anisöl  HI.  389. 
Anisyl  HI.  387. 
^Alkali verbind.,  schwefligs.  HI.  397. 

—  -Phcnyl-  und  Wasserstoffazotür  HI. 

412. 

und  Wasserstoffazotär  HI.  412. 

AnisylazotĂĽr  HI.  412. 
AnisylbromĂĽr  IH.  412. 
AnisylchlorĂĽr  HI.  411. 

—  Nitroderivate  dess.  IH.  411. 
Anisylgruppe  HI.  387. 
AnisylhydrĂĽr  III.  387. 

—  Ammoniakderivate   dess.    HI. 

396. 

—  geschwefelte  Derivate  dess.  IH. 

397. 

—  schwefligsaure  Derivate  dess. 

III.  397. 
Anysilige  Säure  HI.  387. 
Anisyls&nre  HI.  398. 

—  Salze  ders.  IH.  400. 
Anisyl  Wasserstoff  IH.  387. 

—  Ammoniakderivate  dess.  HI.  396. 

57 


896 


AnUmoen. 


AzoHtwn. 


Anthracen  m.  505. 

—  gechlortes  IH.  506. 
Anthracenesei  Balpetrigsaure  m.  506. 
Anthracenuse  m.  506. 
Anthranilsanre  I.  242. 
Antiarharz  m.  744. 
Antiarin  in.  744.  IV.  284. 
Antichinsäure  II.  755. 
Antimon&ihyl  II.  417. 
AntimoncyanĂĽr  I.  398. 
Antimonide  IV.  815. 
Antimonsalxe,  Bestimmung  der«.  1. 78- 
Antimonsnlfid-Stibäthylsalfnret  11.428. 
AntimonwauerstofiTather  IV.  815. 
Antiseptica  IV.  588. 
Apiin  n.   669.  685. 
Apirin  rV.  259. 
Apoglncinaänre  II.  648. 
Apophyllensäore  IV.  83. 

—  Salze  ders.  IV.  85. 
Aposepedin  n.  742. 

—  Salze  desfl.  II.  748. 

Apparat  zum  Anaziehen   mittelst  un- 
unterbrochener Destillation  nach 
Bibra  I.  23. 
^  —  nach  Mohr  I.  23. 

nach  Payen  I.  19. 

nach  Kopp  I.  21. 

Apparate  zum  Auffangen  u.  ĂĽmf&llen 
der  Gase  I.  91. 

—  zur  Bestimmung  d.  Dampfdichte 
I.  124. 

—  zur  Bestimmung  des  Stickstoffs 
I.  56.     ' 

— p     zu  Gasanalysen  I.  105. 

—  zu  Oelproben  II.  1009.  1012. 

—  zur  organ.  Elementaranalyse  I. 
41. 

—  zum  Trocknen  organ.  Substan- 
zen I.  34. 

Arabin  II.  567. 
Aracbinsaure  H.  1014. 

—  Aether  ders.  n.  1014. 
Arachieöl  n.  1013. 
Araconchini  III.  756. 
Arak  11.  291. 

Arbol  k  Brea-Harz  m.  745 

—  drei  Bestandtheilc  dcss.  III.  746. 

Arbutin  IV.  285. 
Archil  ni.  880. 
Arctusin  IV.  286. 
Argentammonituncyanfir  I.  400. 
Aricin  IV.  165. 

—  chlorplatinsaures  IV.  166. 

—  Salze  dess. 


Aristolocfain  IV.  369. 
Amidn  TV.  369. 
Arrow-root  11.  554. 
Arsenäthyl  H.  411.  418. 

—  Verbindungen  des».  IL  414. 
Arsenalhyliom  II.  415. 

—  Verb.  dees.  - 
Arsenide  IV.  815. 
Arsenwasserstoflratfaer  IV.  Sl&- 
Arthanitm  IV.  287. 
Asafoetida  IV.  397. 
Asafotidaol  n.  459. 
Asarin  IV.  287. 

Asarit  rV.  287. 
Asaron  IV.  287. 
Asbolin  IV.  457. 
Aschenbeatinunung  wn  PtoiMi-'" 
ThiertfaeUen  I.  26. 

Asdepiadin  IV.  369. 
Asclepion  IV.  288. 
Asparagin  I.  897. 

—  Verb.  dess.  mit  Sinrea  1.  W- 
~      —      mit  Basen  L  908. 

AsparaginsILare  I.  905. 

—  actire  1. 905. 

—  inactive  I.  907. 

—  Verb.  ders.  mit  Bssea  L  «Oi 

—  —      mit  Sftnren  L  906. 

Asparamid  I.  897. 
Aspertannsaure  HL  1022 
Asphalte  IV.  441. 
Asphalten  IV.  442. 
Asphaltdl  IV.  443. 
Assamar  II.  647. 
Athamantaöl  m.  698. 
Athamantin  IV.  289. 
Atom,  Einheit  dess.  IV.  619- 
Atomvolum  IV.  880. 
Atropia  IV.  216. 

—  chlorgoldsames  IV.  S19. 

—  SaUe  dess.  IV.  218. 
Auricyanwasseratoffs&nre  I.  411- 

Ausdehnung  der  Gase  I.  ISS- 
— .       des  Glases  I.  IS«- 

Aussalzen  der  Seife  II.  997« 
Avignonkönier,  Paii«loffd»I»-^ 
Azadirin  IV.  259. 
Asoanisylhydrfir  III.  896. 
Azobenzid  m.  15. 
AiobensoylhydrĂĽr  IH.  19*- 
AzodnnamyUiydr&r  III.  494. 
Azoerytiirin  m.  911. 
Azoleinsänie  II.  838. 

—  Salze  ders.  IL  840. 
AxoUtmin  JII.  916. 


AsomarinaKore. 


Benzamid. 


899 


al    Aiomarinnteire  m.  787. 

m!    —  Salze  den.  III.  738. 

ix!    Azonaphtylamia  HI.  498.  5 IS. 

m  —  Salse  dess.  III.  513. 

gft   AzosalicylĂĽre  III.  329. 

•1    Asosalicylhjdrfir  III.  328. 

—  Salze  desa.  m.  329. 

Azotide  IV.  765. 

—  der  gepaartea  Alkohole  IV.  774. 

—  bromgepaarCe  IV.  775. 

—  chlorgepaarte  IV.  775. 


I.-. 

MC 

I.: 

I." 


Azotide,  indifferente  IV.  801. 

—  negative  IV.  787. 

—  nitrogepaarte  IV.  776. 

—  platingepaarte  IV.  777, 

—  positive  rV.  767. 

—  snlfogepcuirte  IV.  777. 

—  unbestimmte  IV.  780. 
Azophenylamin  ĂśI.  115. 
Azoxibenzid  III.  13. 
Aznlmsänre  I.  349. 
Aznlminsänre  I.  382. 


a 


Badianöl  m.  888. 
Badians&nre  m.  898. 

—  Salze  ders.  m.  400. 
Baldrianöf  n.  750. 
Bftidrians&are  IL  754. 

—  gechlorte  Derivate  dera.  n.  766. 

—  Nitroderivate  der«.  II.  768. 

—  Salie  dera.  n.  759. 
Baldrianaamre&tber  n.  765. 
Balsam,  weisser  m.  458. 
Balsame  IV.  894. 

—  welche  Zimmtsfore  enthalten  IIL 

446. 
Baregin  IV.  572. 
Baryt,  Verhalten  dess.  zu  organ.  Sab- 

stanxen  IV.  866. 
BarTtsalte,  Bestimmung  den.  I.  77. 
Baiyomkupfercyanfir  I.  364. 
BarTomnickelcyanar  I.  856. 
BaiynmsinkcjanĂĽr  I.  354. 
Baae  der  Aconitarten  IV.  214. 
Baae,  oxalsanre,  Qros'sche  I.  302. 

—  —    von  Raewsky  I  303. 

—  des  Pfeffen  IV.  101. 

—  des  Schierlings  IV.  1. 

—  der  Solannmarten  IV.  251. 

—  des  Tabaks  IV.  200. 
IV.  1.  654. 

der  Chinarinden  IV.  112. 
der  Harmalasamen  IV.  12. 
des  Opiums  IV.  30. 
der  Stiychnosarten  IV.  167. 
gepaarte  IV.  656. 
organische  IV.  780. 
—     Aüürachnng  den.   in  Ver- 

giftongsfaUen  IV.  783. 
primäre  oder  Hydrate  IV.  654. 
aecmid'are  od.  wasserfreie  IV.  654. 
secandire  IV.  771. 
tertiäre  IV.  772. 


Basen,  Verhalten  den.   gegen  Qold- 
chlorid  rV.  748. 

—  —    gegen  Platinchlorid  IV. 

747. 

—  —    gegen  Platinchlorttr  IV. 

748. 
Basenazotide  IV.  767. 
Basenbromide  IV.  757. 
Basencyanide  IV.  762. 
Basenjodide  IV.  759. 
Basicität  der  Säuren  IV.  678 
Basilicumöl  Hl.  698. 
Bassiaöl  II.  1014. 
Bassiasäure  11.  976.  1015. 

—  Salze  den.  n.  990.  1016. 
Bassoragnmmi  11.  573. 
Bdellium  m.  747. 
Bebeerinsäure  m.  1032. 
Bebirin  IV.  219. 

—  chlorplatinsaures  IV.  221. 
Bebirinsäure  m.  1032. 
Bebirusäure  m.  1032. 
Behenöl  11.  1016. 
Behensänre  n.  917. 
Belladonnaöl  II.  1016. 
Belladonnin  IV.  259. 
Bencon  III.  222. 

Benql  11.  1016. 
Bensänre  n.  1017. 

—  Salze  den.  II.  1017. 
Bensäureäther  n.  1017. 
Benzäther  III.  630. 
Benzäthyloxyhydrat  in.  627. 
Benzalkohol  m.  627. 
Benzamarin  III.  195. 

—  Salze  dess.  m.  196.  ' 
Benzamid  I.  431.  m.  296. 

.  —    geschwefeltes  in.  302. 
—    salssanres  m.  298. 


900 


BenzamiDfläure. 


Bemotlilbin. 


Benzaminsäure  I.  245.  DI.  261-. 

—  Salze  ders.  m.  264. 

—  Verb.  den.  mit  Säuren  111.  264. 
Benzaminsäureäther  HI.  264. 
Benzamyl  III.  214. 

Benzanilid  IH.  299. 
Benzen  III.  4. 
BenzensulfĂĽr  HI.  199. 
Benzhydramid  III.  214. 
Benzhydrol  III.  422. 
Benzidam  IH.  85. 

—  Salze  des8.  III.  92. 
Benzidin  ni.  16. 

—  Salze  dess   III.  17. 

Benzil  m.  307. 

—  Ammoniakderivate  de».  III.  309. 

—  cjranwaaserstoffsaures 
Benzilam  III.  312. 
BdozilchlorĂĽr  HI.  315. 
Benzilimid  III.  311. 
Bencilsäore  III.  313. 

—  Salze  ders.  m.  314 

BenzinĂĽd  m.  211. 
Benziminsänre  m.   191. 
Benzin  lU.  4. 
Benzoe  m.  286. 

Benzoe-Augelicasänre,  wasserfreie  m. 
229. 

—  -Cnminsänre,  wasserfreie  UI.  230. 

667. 

—  -Nitrobenzoesfture ,  wasserfreie  m. 

230. 

—  -Oenanthylsäore,  wasserfr.  II.  838. 

Pelargons'anre ,  wasserfr.  DI.  229. 

Salicylsäure ,  wasserfreie  HI.  229. 

350. 

—  -Valeriansäure ,  wasserfr.  III.  229. 
Zimmtsänre,  wasserfreie  III.  230. 

Benzoääther  m.  246. 
Benzoebiacibromid  III.  293. 
Benzoebiacisulfid  III.  287. 
Benzoebiacijodid  III.  294. 
Benzoeblnmen  m.  231. 
Benzoeharz  m.  236. 
Benzoesalpetersäure  IQ.  254. 

—  Salze  ders.  HI.  256. 

Benzoesalz  ni.  231. 
Benzoeschwefelsäure  lU.  265. 

—  Salze  iders.  III.  266. 
Bensoesäure  m.  231. 

—  ameisensaüre ,   Derivate  der«.  III. 

267. 

—  Amide  ders.  HI.  294. 

—  amorphe  HI.  235. 

—  benzoesanre  Hl.  225. 


Benzoesäure,  cnminsaufe  HL  6S7. 

—  essigsanre  HI.  228. 

—  —      Derivate  ders.  HL  SS6. 

—  gebromte  Derivate  ders.  HL  SIS. 

—  gechlorte  Derivate  den.  OL  S&l. 

—  myristinsaare  UI.  229. 

—  nitrobenzoesanre  HI.  230. 

—  Nitroderivate  ders    HI.  254. 

—  —  Redactioiisabkömmliiige  d«. 

IH.  261. 

—  oenanthylsaar«  IH.  229. 

—  salicylsaure  HI.  350. 

—  Salze  ders.  HI.  239. 

—  —   Kohlenwasserstoffe  ders.  Dl 

507. 

—  Schwefelsänrederiv.  ders.  IH.  9i&. 

—  valeriansaore  II.  753. 

—  wasserfreie  HI.  225. 

—  —  Nitroderivate  der».  DI.  130. 

Benzoesäureäther  IH.  245.  246. 

—     des  Cuminalkohols  HI.  679. 
Benso^äuregmppe  IV.  172. 
Benzoesäorereihe  lU.  3. 
Benzo-Milchsäore  I.  765.  HI.  f8(. 

Myristinsävre,  wasserfreie  II.  911- 

Pelargonsävro,  wasserfreie  H.  WT 

—  -Valeriansäure,  wasserfreie  H.  TM. 

—  -Zimmtsanre,  waaserfrtte  HI.  4i7. 

Benzoen  IH.  622. 
Benzoglykolsäure  III.  282. 

—  Salze  ders.  HI.  284. 
Benzogljkolsäureätfaer  HI.  286. 
BenzoĂĽcin  I.  868. 
Benzoüöim.  174. 

Benzo'in  HI.  304. 

—  Ammoniakderivate  des«.  JB..  306. 
Benzo'inam  HI.  307. 
Benzo'fnamid  IH.  306. 

Benzol  HI.  4. 

—  Nitroderivate  dess.  HI.  10. 

—  schwefelsaure  Dcriv.  dess.  lü-  '*• 
Benzolin  HI.  191. 

—  Salze  dess.  IH.  193. 
Benzolon  HI.  187. 
Benzol tribromĂĽr  IH.  9. 
BenzoltrichlorĂĽr  HI.  8. 
Benzonitranisid  HI.  300. 
Benzonitril  I.  431.  IH.  142. 

—  Nitroderivate  dess.  ID.  U3. 

Bensonitrocumid  HL  300. 
Benzophenid  HI.  248. 
Benzopbenon  UI.  222. 
BenzophenylUr  HI.  222. 
Benzopiperid  IV.  112. 
"Benzostilbin  HI.  187. 


B«»)8oyl-AQ0iyl. 


Bibrom-Biehloni$pbtftlin.    901 


Z€I 


'X 


.* 


Bensoyl-Acetyl-Salphophei^ylftmid  III . 
81. 

—  -Ammoninrnoxyd ,   schwefligsaures 

JU.  306. 

Anilid  ZU.  198. 

Cumyl-Sulfophenylamid  III.  81. 

Helicin  III.  337. 

—  -Kau,  scliwefligsaures  UI.  a07. 

—  -Methyl  -  Nitrophenyl  -  Wasserstoff- 

azotĂĽr  m.  300. 
Natron,  schwefligsaures  UI.  207. 

—  -Nitrocamenyl-Wasserstoffazot.  III. 

300. 

—  -Octyl-Wasserstoffasotür  HI.  299. 

—  -Phenyl-Benzoylasotür  UI.  800. 

—  -Phonyl-Wasserstoffazotär  UI.  299. 

—  -PipeiTtasotttr  IV.  112. 

'. Quecksilber-WasserstoffazotĂĽi'  lU. 

298. 

—  -SaUdn  UI.  847. 

Salicylamid  III.  381. 

8alieylär  UI.  317. 

Sulfophrenylamid  UI.  80. 

—  -üreid  UI.  197. 

—  -WasserstofTazotür  UI.  296. 
BenzoylUI.  174. 

Benzoyl,  angelicasaures  lU.  303. 

—  essigsaures  UI.  309. 

—  pelargon^auves  U.  867.  UL  d03. 

—  salicylsaures  lU.  303. 

—  valeriansaures  lU.  303. 
Benzoylamide  UI.  294. 
BenzoylazotĂĽre  lU.  295. 

—  geschwefelte  DerW.  den.  UI.  302. 

—  Nitroderivate  ders.  lU.  801. 
BenzoylbroBiär  UI.  293. 
Benzoylchlorid  UI,  287. 

—  gechlorte  Derivate  dess.  UI.  292. 

—  Nitroderivate  dess*  UI.  293. 

—  Verb.  dess.  mit  Bcnaoylhydrür  lU 

290. 
Benzoylcyanör  lU.  308. 
BenzoylhydrĂĽr,  Ammoniakderiv.  dess. 

UI.  186. 

—  Cyan-Ammoniakderivate  dess.  UI. 

197. 

—  cyanwasserstofiBaares  lU.  210. 

—  cyanwasserstofisaure  Derivate  deso. 

m.  209. 

—  gechlorte  DeriTate  dess.  UI.  188. 

—  geschwefelte  Derivate  dess.  lU.  199. 

—  —      Pyroprod.  ders.  lU.  203. 

—  Nitroderivate  dess.  lU.  184. 

—  Phenyl-Amnoiilakderivate  dess.  lU. 

197. 

—  Fhenylderival»  dtlt.  UI.  äSIS. 


Bensoylhydrfir ,  schwefel^anwasser- 
stoflPsaore  Derivate  dess.  UI. 
220. 

—  Verbind,  dess.  mit  Benzoylchlornr 

III.  290. 

—  schwefelsaure  Derivate  dess.    UI. 

209. 

—  schwefligsaure  Derivate  dess.   UI. 

206. 
BenzoyljodĂĽr  UI.  294. 
Benzoyloxyd  lU.  225.  248. 

—  angelicasaures  II.  510. 

—  zimmtsaures  lU.  427. 
BenzoylsulfocyaaĂĽr  UI.  220. 
Benzoylsulfuret  lU.  287. 
Benzoylwasserstoflf  UI.  174. 

—  ameisensaurer  UI.  214. 

—  benzoesaarer  UI.  180. 
Benzureid  lU.  198.  291. 
Benzyl  UI.  621. 
Benzyläther  UI.  630. . 
Betizylalkohol  UI.  627. 
Berberin  IV.  222. 

—  chlorplatinsHures  IV.  224. 

—  Salze  dess.  IV.  228. 
Bergamottöl  UI.  698. 
Bergapten  lU.  699. 
Berlinerblau  I.  378. 
Berlin  ergrĂĽn  I.  890. 
Bernstein  IV.  419. 

—  Brandöl  aus  dems.  IV.  422. 
Bemsteincolophonium  IV.  421. 
Bemsteingruppe  U.  514. 
Bernsteinöl,  wacfasartiger  Bestandtheil 

dess.  IV.  423. 
Bernsteinsäure  U.  516. 

—  Salze  ders.  U.  520. 

—  schwefelsaure  Derivate  ders.  U.  534. 

—  wasserfreie  II.  515. 
BernsteinB&ureäther  II.  528.  529. 

—  übergechlortor  U.  580. 
Bemsteinschwefelsäure  II.  534. 

—  Salze  ders.  II.  535. 
Beta-Orcin  lU.  920. 

Orsellsäure  UI.  892.  902. 

Nitranilin  UI.  112. 

—  —   Salze  dess.  lU.  113. 
Betulin  UI.  748.  IV.  292. 
Bezetta  rubra  UI.  919. 
Bezoare,  orientalische  UI.  980. 
Bezoarsäure  UI.  824.  979. 

—  Salze  ders.  UI.  826.  982. 
Bi'atherphosphorsäure  H.  408. 

—  Salze  ders.  U.  409. 
Bibrom-Bichlomaphtalin  lU.  486. 

—  --zwei  Modiikat.  dMi.  lU.  486. 


902    Bibrom-TrichloniiipilteKn. 


BinttnplNsnelQL 


Bibrom-Triehlornaphtalin  m.  488. 

—  —  swd  Modificat.  deas.  IQ.  488. 
BibromäthyUmin  n.  379. 
BibromaniKn  in.  105. 

—  Salze  de».  lU.  106. 
Bibromasatin  III.  595. 
Bibromcamdndiii  III.  597. 
Bibromchinonamid  IV.  171. 
Bibromcbinonaminsäare  IV.  172. 
Bibromenxanthinsäare  III.  860. 

—  Salze  den.  HI.  861. 
Bibromindin  m.  Al7. 
Bibtomisatin  in.  1^92. 
BibromUatinflftiire  m.  607. 

—  Salze  der«.     - 
Bibromisatosalfitc  m.  602. 
Bibroiuisatjd  m.  610. 
Bibromnapbtalin  III.  469.  477. 
Bibromo-Cbloranilin  III.  107. 
Bibromochinonsäiire  IV.  169. 

—  Kalisals  den. 
Bibromphenyloxyd ,    bensoesaures  HI. 

251. 

—  nitrobenxoesanres  in.  259. 
Bibrompbenylff&nre  III.  85. 
Bibromsalicjlhjdnir  DI.  327. 
Bibromaalicylsänre  m.  868. 

—  Salze  den.  m.  369. 
Bichlor-Nitrophenylsanre  III.  37. 

—  Salze  den.  in.  37. 
Bicbloracetjlchlorid  n.  348. 
Bicbloräthylamin  n.  878. 
Bichloranilin  in.  104. 
Bicblorbnttenanre  n.  717. 

—  Salze  den.  n.  718. 
Bicblorbntyrylhydrfir  n.  700. 
Bicblorchinonamid  IV.  1 70. 
Bicblorcbinonamins&ure  IV.  170. 

—  Salzeden.  IV.  171. 
Bichloreaxanthinsinre  m.  859. 
Bichlorhydrochiiion  IV.  163. 
Bichloride  IV.  755. 
Bicblorindin  m.  617. 
Bichlorisamid  m.  597. 
Bichlorisaminsäare  IQ.  596 

—  Silbenalz  den.    - 
Bichlorisatin  m.  591. 
Bicblorisatinsanre  in.  605. 

—  Salze  den.  in.  606. 

/f  Bicblorisatinsäure  ni.  610. 

—  Salze  den. 
Bicblorisatosttlfite  m.  602. 
Bichlorisatyd  in.  610. 
Bicblorisatydsänre  HI.  610. 

—  Salze  den. 
Bichlormethyl-Ditbionsäiire  I.  660. 


—  Salse  den.  I.  660. 
BichIonnethyl-9chweflige  Sann  1.  MO. 

—  Salze  den.  I.  660. 

schweAigsanres  Chlerir  I.  K4. 

Bichlornapbtalin  m.  468.  471 
Bicblornaphtalin,  drei  MofifiOL  4«. 
ni.  469. 

—  sieben  Modifieat.  desi.  IH.  474 
Bichloraaphtaline ,    HaapIkflBaaite 

den.  m.  473. 
Bicblorochinonsim«  IV.  167. 

—  Salze  den.  IV.  168. 
Bicbloroxals&vre  n.  1 U. 
Bicbloropbenyla&nxe  m.  36. 
BiehloTplatinate  FV.  747. 
Bicblonalidn  HI.  347. 
Bicblonalicylhydrär  m.  327. 
Bicblonalicy^laaitre  m.  365. 

—  Salze  den.  m.  366. 
Bicblonalicylaaareitfaer  m.  M6u 
Bicblonaligenin  m.  341. 
Bichloirinylbydrfir-Cbloi  mHaimf  H 

237\ 
Bicuibawacbfl  n.  1055. 
Bienenwaehfl  II.  1049. 

—  Cerin  den.  IL  1048. 
Bier  n.  291. 
B^odäthylamin  11.  380. 
Bijodo-Nttropbenyiaiare  m.  36. 
Biliffdyin  IV.  569. 
Bilipbdn  IV.  568. 
BiltTerdln  IV.  567. 
Binitranisidin  in.  64. 
Binitranisol  m.  58. 
Binitro-Cellalose  n.  575. 

—  -Cblorfaydropb^d  DI.  84. 

—  -Dipbenamina&nre  m.  51. 

—  —  Salze  den.  m.  52. 
BinitToazobeiizid  lU.  16. 
Binitrobenzid  in.  II. 
Binitrobenzin  ni.  11. 
Binitrobeozoefl&nre  m.  260. 

—  Salze  den.  m.  261. 
Binitrobenzoesiiirefttiier  m.  2(1. 
Binitrobeozol  IH.  11. 
Binitrobenzophenid  m.  250. 
Binitrobenzophenon  lĂś.  223. 
BinitroetuniBBaitre  in.  671. 
Binitroeiimol  m.  652. 
Binitrocymol  DI.  678. 
BinitromentTl  I.  792. 
Binitromethylcblorfir,  §b«|«""^ 

I.  678. 
BimtronapbtiĂĽeae  m.  491. 
Binitronaphtalin  m.  491. 
Binitrophenelol  HI.  67 


I 

I 


BioitropbenylclilorĂĽr. 


Bramanilam. 


903 


*.'' 


A. 


Binitrophenjlchlorfir  m.  84. 
Binitrophenyloxyd,  benzoesaures  III. 
250. 

—  nitrobenzoeBftures  in.  259. 
Binitrophenjkänre  m.  38. 

—  Sake  den.  HI.  40. 
Binitroealicyläther  HI.  378. 
Binitrosalicjlsluire  m.  374. 

—  Salze  den.  in.  875. 
BioitrosalicylBaiiTeäther  HI.  376.  378. 
BinitrosolfonaphtalinMiire  m.  502. 

—  Ammoniaksalz  den.    - 
BipyTotartramid  n.  80. 
Bipjrtramid  IT.  80. 
Birkenlian  III.  748. 
Birkenöl  m.  700. 
Birnenöl  I.  836. 
Birnenwein  n.  294. 
Bittermandelöl  III.  174. 

—  kfinstl.  m.  10.  625. 

—  reines  m.  178. 

—  rohes  HI.  177. 
Bittermandelöl  -  Schwefels&ure ,    Salze 

den.  m  209. 
Bittentoffe  IV.  275. 
Bisathyl  II.  430. 
Bismaihyl  II.  428. 
Bistriäthyl  H.  428. 
Bisuccinamid  n.  540. 

—  Silbenalze  dess.  II.  541. 
Bisnlfosol&cetjlsänre,  Kalisalz  den. 

II.  318. 

Bisolfisatyd  m.  611. 

Bitome  IV.  441. 

Bitumen,  elastisehes  IV.  424. 

Biaret  I.  477. 

Bizin  IV.  292. 

Blattgrfin  IV.  561. 

Blangallutsänre  III.  971. 

Blansänre  I.  338. 

Bleiäthyl  H.  448. 

Bleieadminmcyanfir  I.  355. 

Bleicyan&r  I.  399. 

Bleiessig  I.  824. 

Bleihyperoxyd ,  Verhalten  dess.  zu  or- 
ganischen Substanzen  IV.  867. 

BleiknpfercyanĂĽr  I.  365. 

BleinickelcyanĂĽr  I.  356. 

Bleisalze,  Bestimmung  den.  1. 78. 

Bleiseife  n.  1001. 

Bleisilbercyanfir  I.  401. 

BleizinkcyanĂĽr  I.  854. 

Bleizacker  I.  828. 

BIfitenfarbstoffe  IV.  563 
Blatfarbstoff  IV.  565. 
Blutabrin  IV.  489. 


BIntkrystalle  IV.  485. 
Blntlaugensalz,  gelbes  I.  369. 

—  rothes  I.  384. 

Blutserum,  Albumin  aus  dems.  IV.  463 
Boletsäure  m.  1083. 
Boloretin  IV.  427. 
Boraxweinstein  n.  32. 
Borneen  II.  750.  III.  699.  770. 
Bomeocampher,  fester  DI.  769. 

—  flüssiger  m.  699. 
Bomeol  n.  750.  HI.  769. 
Borneoöl  III.  699. 
Borsaureäther  II.  401. 
Branntwein  II.  290. 
Brasilin  IV.  293. 
Brassiasänre  n.  1022. 
Brean  HI.  761. 
Brechweinstein  II.  37. 
Brechweinsteine  IV.  716. 
Ăźreidin  III.  747. 

Brein  m.  746. 

Brennöl,  Raffination  dess.  II.  1004. 
Brenzcatechin  m.  68. 
Brenzcitronensänre,  wasserfreie  II.  131. 
Brenzdtronensäuren  II.  132. 

—  gebromte  Derivate  den.  11.  146. 
Brenzcitronensäureäther  11.  145. 
Brenzmoringerbsäure  III.  68. 
Brenzölsäure  n.  878. 

—  Salze  ders.  II.  881. 
Brenzschleimsäure  n.  172. 

—  Salze  den.  II.  173. 
Brenzschleimsäureäther  II.  174. 
Brenzterebinsäure  III.  739. 
Brenztraubensänre  n.  82. 

—  Salze  ders.  n.  86. 
Brenzweinsäure  II.  71. 

—  Salze  den.  EL.  75. 
Brom,  Bestimmung  dess.  I.  70. 

—  Verhalten  dess.  zu  organischen 

Substanzen  IV.  840.  845. 
Brom-Chlorkohlenstoff  II.  246. 

Trichlomaphtalin  HI.  485. 

—    —  drei  Modificat.  dess.  III.  485. 
Bromachlonaphtose  a.  HI.  485. 

—  b.   HI.  486. 
Bromätherin  II.  243. 
Bromäthionessil  HI.  205. 
Bromäthyl  H.  355. 
Bromäthylnicotin  IV.  213. 
Bromal  I.  750. 
Bromaldehyd  II.  244. 
Bromalom  IV.  265. 
Bromamyl  H.  796. 
Bromanil  IV.  157. 
Bromanilam  IV.  172. 


904 


Bronanibmid. 


Bromanilamid  IV.  171. 
BromanĂĽanuiuire  IV.  17S. 
Bromanilin  III.  104. 
•-  Sake  de»,  m.  105. 
Bromanilsäure  IV.  169. 

—  Kalisalz  dcrs.  IV.  169. 
Bromanisal  III.  391. 
Bromanigsänre  III.  404. 

—  Salze  den.    -     405. 
Bromanissäareäther  III   405. 
Bromazosalicylhjdriir  III.  331. 
Brombenzaldid  m.  S98. 
Brombenzamid  m.  298. 
Brombenzoesäure  III.  258. 

—  Salze  ders.  III.  254. 
Brombenzid  III.  9. 
Brombenzin  m.  9. 
Brombinitronaphtalin  DI.  491. 
BrombinitrophenyUäore  III.  42. 

—  Salze  dcrs.  III.  43. 
Brombrucin  IV.  194. 
Bromein chonin  IV   155. 

—  zweifach.  IV.  157. 
Bromcodetn  IV.  55. 

—  chlorplatiiiftaure«  IV.  56. 

—  Salze  doss.  IV.  56. 
Bromcnminol  m.  664. 
BromcumylhvdrĂĽr  III.  664. 
Bromcyan  I.  515. 
Bromdragonsaure  III.  404. 

—  Salze  ders.  III.  405. 
Bromdragonsaurcäther  Ifl.  404. 
Bromecfalonaphtose  b.  III.  487. 
Bromechlonaphtnse  in.  468. 
Bromein  HI.  9. 
Bromhydranil  IV.  165. 
Broraide  IV.  757. 

—  negative  IV.  758. 

—  positive  IV.  757. 
Bromjodoform  I.  682. 
Bromindoptensäure  III.  85. 

—  Salze  der8.  III.  36. 
Brumisfltin  III.  592. 
Bromisatinsänre  III.  606. 

—  Salze  der».      -       - 
Bromitonsänre  11.  148.  505. 
Bromkohlenstoff  11.  245. 
Bromkohlen  Wasserstoff  11.  243. 
Bromnaphtalin  III.  473. 
Bromodragonesinsaure  III.  404. 
-^  Salze  ders.  III.  405. 
Bromoelanilin  III.  130. 
Bromölsäore  II.  944. 
Bromoform  I.  679. 
Bromophenyl-Imesatin  III.  600. 
Bromopikrin  IV.  157. 


711. 


Bromorciii  m.  919. 
BromoMinid  m.  331. 
Bromotriconsanie  II.  146. 

—  Salie  ders.  II.  147. 
Bromoxaform  II.  120. 
Bromphenaasaore  m.  95. 
Bromphenessiore    -     - 
Bromphenitafinre    - 

—  Salze  ders.         -   S6. 
Brompheoyloxyd,  b€aromuwIB.t5l. 
Bromphenylsftiire  III.  35. 
Brompikrin  III.  46. 
BrompyTomekoiisiiire  IL  217. 
Bromsalicyl  III.  327. 
Bromsali  cy  1- A  Ikallferb. ,  sckvdifMV 

III.  333. 
BromssdicylbydrĂĽr  HI.  Sf 7. 
Bromsali cylige  Säure  HI.  327. 
Bromsalicylsäur«  III.  367. 

—  Salze  ders. 

Bromsalicvisanreitlier  in.  317. 

â–       

Bromspiroyl  m.  827. 
Bromstrychain  IV.  185. 

Bromvinylbromär-Bromirsneisi»."*  H 

244. 

Bromwasserstofiather  11.355.  IV.TK 
Bronaphtase-SabchlorĂĽr  IB.  4$1 
Bronaphtese-Subbroffiilr   • 
Bmcin  IV.  186. 

—  bromiffte  DeriT.  dess.  If .  1**- 

—  ehlorplatinsaares  IV.  196. 
~  jodirte  Deriv.  dess.  IV.  19$. 

—  Salpetersäure  Derir.  dess.  IV.  !*• 

—  Salze  dess.  IV.  189. 

—  schwcfeleypwassufiipfti'W»  ^ 

193. 
Bmnolsanre  IV.  453. 
Bryoidin  III.  746. 
Bryonin  IV.  294. 
Bucheckeröl  II.  1026. 
Baten  II.  724. 
BotenbromĂĽr  II.  725. 
Butenchlorur  II.  725. 
Butinsanre  II.  1041. 
Butter  II.  1004. 
BatteriUher  II.  716. 
Butteressigsaare  II.  27. 
Buttersanre  II.  705. 

—  bnttersamre  II.  704. 

—  Chlor-  und  BroroderiTi»  te»  » 

717.  719. 

—  Salze  ders.  II.  712. 

—  wasserfreie  II.  704. 
Bnttersaoreather  II.  7U. 
Bnttersaorealdehyd  11.  «93. 
Battersanregnippe  II.  69C« 


I 


Bultonlkirak^kodyl. 


Campholen. 


905 


Bnttersanrekakodyl  IT.  695. 
ButtersĂĽiirereihe  ĂĽ..  689. 
Bnttenalpeters&are  II.  605. 
Batyl  n.  723.  7M. 

Aethyloxjd  n.  729. 

Batyläther  11.  729. 

—  essigsaurer  11.  784. 

—  kohlensaarer  n.  7S8. 

—  salpetersaarer  II.  734. 

—  -Schwefelsiiire  II.  782. 

—  —  Kalisala  den.  II.  733. 
Bntylalkohoi  U.  727. 
Batylamin  n.  735. 

Bntylen  ĂĽ.  724. 
ButylenbrosOir  II.  726. 
Batylenchlorur  H.  725. 
Bnlylgnippe  II.  728. 
Bntyloxyd  II.  729. 

—  essigsavvts  Q.  734. 

—  kohlensaares  11.  738. 


Bntyloxyd,  salpeiersanres  II.  734i 

Bntylwasserstoff  IL  727. 

ButTral  II.  697. 

Bu^amid  IT.  721. 

Bulyranilid  II.  722. 

ButTren  11.  724. 

Batyridin  I.  867. 

Bn^rin  I.  865. 

Bntyron  IL  701. 

BntTronitril  I.  427.   II.  690. 

Butyryl  ĂĽ.  696. 

Batjrylaldehyd-Ammoniak  IL  699. 

ButyrylchlorĂĽr  IL  720. 

ButyrylhydrĂĽr  ĂĽ.  697. 

—  Aethyl- etc.  Derivate  des«.  II.  701. 

BntyrylhydrĂĽrcblorveri)indi]agen    IL 

699. 
Burgunder-Pech  m.  697. 
Baxin  IV.  259. 


C. 


Cacaobntter  n.  1019. 
Cachibon  III.  ^56. 
Cacothelin  IV.  196. 

—  chlorplatinsanres  FV.  197. 
Cadefs  rauchende  FlĂĽssigkeit  I.  700. 
Cadminmathyl  II.  450. 

Caffein  I.  607. 

—  Salze  dess.  I.  612. 
Caincasäure  III.  832. 

—  Salze  ders.  III.  835. 
Cajeputöl  IV.  376. 
Calaba  IV.  412. 
CalcinmnickelcyanĂĽr  I.  356. 
Caldumsilbercya&ĂĽr  I.  401. 
Calciumzinkcyanfir  I.  354. 
Calendulin  IV.  369. 
Caliutannsäure  m.  1023. 
Calluxanthin  HI.  1024. 
Calmusöl  rV.  375. 
Camillenöl,  blaues  IV.  377. 
Campecheholz ,   Farbstoff  dess.   IV. 

320. 
Ccunphaminsäure  III.  790. 

—  Salze  ders.  HI.  791 
Caxnpben  III.  695. 
Camphene  m.  697. 
Campher  IH.  770. 

Traubensäure  m.  788. 

—  -Weins&ure  m.  787. 

—  des  Majoran  IV.  385. 

—  der  Pichurimbohnen  IV.  881. 


Campher,  gebromte  u.  gechlorte  Deri- 
vate dess.  m.  776. 

—  inactiver  HL  776. 

—  japanischer  III.  771. 
^  kanstlicher  m.  697. 

—  links  ablenkender  III.  775. 

—  rechts  ablenkender  IH.  771. 

—  saksaurer  m.  718. 
Campherarten  IV.  275. 
Campherbromhydrat  m.  721. 
Campherbromfir  in.  776. 
Camphergruppe  m.  769. 
Campherjodhydrat  Hl.  722. 
Camphersäure  ni.  781. 

—  Aether  ders.  m.  786.  788. 

—  Amide  ders.  Hl.  789. 

—  Unke  m.  782. 

—  rechte  III.  781. 

—  Salze  ders.  m.  785. 

—  wasserfreie  JH.  778. 

—  —  SchweLsäurederivate  ders.  m. 

779. 
Camphersäureanhydrid  m.  778. 
Camphersohwefelsänre  IH.  779. 

—  Salze  ders.  m.  780. 
Camphilen  m.  695. 
Camphimid  III.  792. 
Camphin  m.  775. 
Camphogen  IH.  676. 
Camphokreosot  III.  774. 
Campholen  III.  777. 


r 


906 


CampholaMure. 


CMrbowttufare. 


CampholBäore  III.  777. 

—  Salze  de».  III.  778. 
CamphomethyUäure  III  766. 
Camphoramid  III.  794. 
Camphoramsaare  III.  790. 

—  Salze  den.  m.  791. 
CamphoranĂĽ  III.  793 
Camphoranilsaare  III.  791. 
-^  Salze  den.  III.  792. 
Camphoresin  DI.  775. 
Camphorimid  in.  792. 
Camphorin  L  868. 
Camphron  III.  772. 
Caniramin  IV.  186. 
Cannabiii  IV.  295. 
CanneUin  IV.  369. 
Cantharidin  FV.  295. 
Capramid  II.  900. 
Ci^raiiBaiire  II.  853. 

—  Salze  den.  II.  855. 
Capransaurdither  II.  855. 
CapriDBaure  11.  897. 

—  Salze  den.  II.  898. 
Caprinsaareather  H.  899. 
Caprinsaarealdehyd  II.  893. 
Caprinsäurealdehyd  -  Ammoniak . 

schwefligsaare»  II.  896. 
Capron  II.  820. 
Capronitril  I.  430. 
Capronsäure  II.  821. 

—  capronaanre  IL  821. 

—  Salze  den.  II.  824. 

—  wasserfreie  II.  821. 
Capronsäureäther  n.  826. 
Capronsänreanhydrid  II.  821. 
Capronsäuregmppe  II.  819. 
Caprons&urereihe  II.  774. 
Caproyl  II.  819.  831. 
Caprojlalkohol  II.  832. 
Caproylen  II.  831. 
CaproylhydrĂĽr  II.  820. 

—  Aethyl-  etc.  Derivate  dess.  IL  820. 
Capryl  II.  858. 

—  -Ammoniak  II.  865. 
Schwefelsänre  II.  863. 

—  —  Salze  den.  - 
Capryl&thenchwefelsaare  II.  863. 

—  Salze  den.  11.  863. 
Capnialdehyd-Kali,  sehwefligsaares  IL 

851. 
Caprylalkohol  11.  859. 
Caprylamin  II.  865. 

—  Salze  dess.  ü.  866. 
Caprylamid  11.  856. 
Caprylanilid  II.  856. 
Caprylbromfir  n.  864. 


Caprylchlontr  II.  864. 
Caprylen  II.  858. 
Caprylenbromfir  II.  858. 
Caprylhydror  IL  851. 

—  Aethyl-etc.  Derirate  den.  a  SSI 
Caprytiak  II.  865. 
Ci^iyyodfir  n.  865. 
Caprylon  II.  852. 
Capiylsaiire  II.  853. 

—  Aldehyd  den.  n.  851. 

—  caprylaanre  II.  852. 

—  Salze  den.  n.  855. 

—  wasserfreie  II.  852. 

Capryisanreäther  II.  855. 
Capiylsaureanhydrid  II.  859. 
Caprylsänregnippe  II.  851. 
Capiyls&arensihe  II.  850. 
Capsidn  IV.  S59. 
Capacinerkresseiiöl  IV.  377. 
Caramel  II.  646. 
Caramelan  II.  646. 
Caramelsaare  II.  646. 

—  Verb.  den.  II.  647. 
Caranna  m.  756. 
Carapin  FV.  259. 
Carbamid  L  918. 

—  -Carbanilid  I.  218. 

—  -Kohlensaare  L  224. 

Carbamid^nre  I.  224. 
Carbaminatfaler  FV.  728. 
Carbaminsanre  I.  224. 
Carbanil  L  450. 
Carbanilanud  I.  218.  481. 
Carbanilethan  I.  245. 
Carbanilid  I.  820. 
Carbanilids&nre  I.  242.  ĂśL  Ul 

—  Salze  den.  m.  264. 
Carbazotsaare  III.  44. 

—  Salze  den.  Hl.  47. 

Carbomethylovinid,  xrdftck  f*^** 

feltes  I.  208. 
Caibony]  I.  162. 
Carbonylchlornr  I.  213. 
Carbonyloxyd  I.  173. 
Carbolsaare  DI.  19. 

—  benzoesanre  m.  248. 

—  Salze  den.  IIL  80. 
Caibolachwefels&nre  IH.  85. 

—  Salze  den. 

Cacbonat-Ammon  I.  224. 
Carbostjrril  IIL  437. 
Carbothiacetoiiin  I.  789. 
Carbothialdin  I.  754,  ^ 

Carboweinsiare,  dreifiMh  P^ft*^* 
L  209. 


1 


Cliaerophjrllin. 


907 


Carbureinsänre  I.  469. 
C«rbyl8cbwefel8&iire  II.  252. 
Cardol  III.  1081. 
Carmidin  m.  636. 
Carminin.  887.  841. 

—  blauer  III.  580. 
Carminlack  m.  841. 
Canniiiaphte  m.  459. 
CamÜDfläare  DI.  837. 

—  Nitroderivate  den.  m.  841. 

—  Salse  den.  m.  840. 
Carmnfelsävre  HI.  1038. 
GarmafelliDsäQre  ID.  1038. 
Camanbawachs  II.  1054. 
Carotin  IV.  296. 
Carthamin  lY.  297. 
Caryacrol  III.  685. 
Canren  m.  683. 

Carvol  III.  683. 

—  aalzsaures  III.  685. 

•—  Bchwefelwassentoffsanres  IH.  684. 
Carrolchlorhydrat  m.  685. 
Carrolsulfbydrat  in.  684. 
Caryophyllin  IV.  299. 
Cascarillin  IV.  299. 
Caacarillöl  IV.  377. 
Casem  IV.  459.  517. 

—  Analysen  deu.  IV.  519. 

—  coagnlirtes  od.  unlÖBlicbes  IV.  518. 

—  lösliches  IV.  517. 

—  der  Milch  IV.  516. 

—  Reactionen  dess.  IV.  522. 
Cassava  II.  554. 

Caasiaöl  HI.  420. 

Cassin  IV.  369. 

Cassonade  II.  586. 

Castin  IV.  259. 

Castorin  IV.  300. 

Catechin  HI.  996.  * 

Catechngerbs&nre  m.  994. 

—  Salze  den.  ni.  996. 
Catechnsaare  IQ.  996. 
Cathartin  IV.  301. 
Cederöl  IV.  378. 
Cedren  IV.  379. 
CedriretrV.  451. 
Celluiose  II.  546. 

—  Nitroderirate  den.  II.  574. 

—  Schwefels&urederivate  den.  II.  583. 

628. 
Ceradiahan  m.  748. 
Cerebrinsftnre  III.  1035. 

—  Salse  den.  - 
Cerin  n.  1056. 

Cerin  des  Bieneidwachses  II.  1048. 
Cerinsanre  n.  1057. 


Cerolein  n.  1050. 
Cerosin  II.  1055. 
Cerosinsaure  11.  1056. 
Geroten  11.  1061. 

—  Cblorderivate  dess.  11.  1062. 

Ccrotin  II.  1062. 
Cerotinalkohol  II.  1062. 
Cerotinsänre  II.  1048. 

—  gechlorte  Derivate  den.  II.  1060. 

—  Salze  den.  11.  1058. 

Cerotinsäoreäther  n.  1059. 
Cerotylalkohol  II.  1062. 
Cerylgmppe  II.  1061. 
Ceiyloxyd,  cerotinsaures  n.  1059. 

—  schwefelsaures  II.  1063. 

Cerylozydhydrat  II.  1062. 
Cetaldehyd  II.  918. 
Ceten  n.  948. 

—  bromwasserstoffsaures  II.  958. 

—  jodwassentoffsaures  II.  959. 

—  salzsaures  11.  958. 

Cetin  n.  949. 
Cetinsänre  II.  917. 
Cetrarin  m.  1037. 
Cetrarsäure  III.  1037. 

—  Salze  ders.  III.  1039. 
Cetyl  n.  947. 

—  -Ammoniak  II.  960. 

—  —  Salze  dess.  II.  961. 

—  -Anilin  ni.  139. 

—  —  Salze  dess.  m.  140. 
Phenylamin  IH.  139. 

—  —  Salze  dess.  DI.  140. 

—  -Schwefelsauren.  957. 

—  —  Salze  den.  - 
Cetyläther  II.  955. 
Cetylalkohol  II.  949. 
Cetylbromfir  II.  958. 
Ce^lclilorfir  II.  958. 
Cetyldisnlfokohlensäure  I.  212. 
Cetyljodfir  D.  959 
Cetylgruppe  n.  947. 
Cetylmercaptan  n.  956. 
Ce^loxyd  II.  955. 

—  -Kali  n.  954. 

—  -Natron  11.  954. 

—  palmitinsaures  n.  927. 
Cetyloxydhydrat  II.  949. 
Ce^lsäure  II.  919. 

—  Salze  den.  II.  925. 
Cetylsäureäther  II.  926. 
Cetylsulfhydrat  II.  956. 
Cetylsuimr  II.  956. 
Cetylsulfnrete  II.  955. 
Chaerophyllin  IV.  260. 


ChdidoBin. 


t/DlOftMDMJHBMnr. 


Ch«Udomn  IV.  SS7. 

—  chlorpUtiiiBaaTes  IV.  228. 

—  SaUe  deM.  —      — 
CheUdoDBiiire  III.  843. 

—  SaUe  den.  ID.  847. 
ChelidozAnthin  IV.  301. 
Cheleiythrin  IV.  225. 

—  Salze  de80.  IV.  226. 
ChenocholMure  III.  818. 

—  Salse  den.     —      — 
Cfaibou  m.  756. 
Chinarindengerbstoff  m.  1019. 
Chinarotfa  III.  1021. 
Chinasäure  III.  144. 

—  Salse  den.  Dl.  147. 

Chinicin  IV.  136. 
Chinidin  IV.  133. 

—  chlorplatinsaures  IV.  135. 

—  Salze  dc88.  —      - 
Chinin  IV.  113. 

—  chlorpladnsanres  FV.  121. 

—  gejodete  Derivate  dess.  IV.  136. 

—  Methyl-  etc.  Derivate  den.  IV.  187. 

—  moringerbsanres  III.  1008. 

—  Salze  des«.  IV.  120. 

—  schwefeis.  Verii.  dess.  IV.  124. 

Chinoidin  IV.  116. 
Chinolein  IV.  160. 

—  chlorplatinsaores  IV.  162. 

—  Salze  dess.  — 
Chinon  Ul.  151. 

—  Ammoniakderivate  dess.  IV.  158. 

—  Brom-  und  Chlorderivate  dess.  IV. 

153. 

—  gechlortes  IV.  153. 

—  zweifach  gechlortes  IV.  154. 

—  dreifach         —         TV.  155. 

—  übergebromtes  rV.  157. 

—  übergechlortes  IV.  156. 

—  Verb.  dess.   mit  Hydrochinon   IV. 

161. 

—  —  gechlorte  Doriv.  ders.  IV.  166. 

Chinonamid  IV.  158. 
Chinongmppe  HI.  143. 
Chinonsäure  IV.  167. 

—  Amide  den.  IV.  U2. 

gebrorate  Deriv.  den.  IV.  171. 

—  Chlorür  den.  IV.  169. 

—  gechlorte  u.  gebromte  Derir.  den. 

IV.  167. 

Chinovabitter  HI.  835. 
Chinovasäure  HI.  835. 

—  Salze  den.  ID.  837. 
Chinovatins&ure  IV.  361. 
Chinoyl  m.  143.   151. 


V« 


Chiococcasänre  ID.  835. 

—  Salze  den.  m.  8S7. 
Chitin  rV.  571 
Chlonaptatalise  ID.  489. 
Chlor,  Bestimmung  deH.  I.  ?•. 

—  Prodacte  der  Eintriikuf  d«k  wd 

Cyanqueckailber  L  407. 

—  Verhalten  tu  evgan.Szkfeaail?- 

840. 
Chlor-Phenyl-Sehweffige  Siait  IQ. 
Chloraeelajnaanre  I.  850. 
Chloracethyphid  I.  851. 
Chloracetonitril  I.  425. 
Chloracetvl  II.  225. 
Chloraoetfloxjd  II.  308. 
Chlorather,  schwerer  I.  745. 
Chloiatherid  I.  672.  II.  StS. 
Chloratherin  n.  232. 
ChloriUhy]  II.  342. 
Chlorathjlchinin  IV.  138. 
ChlorathylnicotiB  IV.  21S. 
Chlorathylwatfterstoir  U.  Ut. 
Chloral  I.  745.   II.  297. 

—  nnlÖsliches  I.  748. 
Chloralbin  m.  31. 
Chlonldehyd  I.  845.  D.  23». 
Chloraldehyde  IV.  760. 
ChloraUd  I.  748. 
Chloralkohole  IV.  748. 
Chlonlon  IV.  264. 
Chloramylal  II.  784. 
Chloranil  IV.  126. 
Chloranilam  IV.  170. 
Chloranilamid  TV.  170. 
Chloraniiamsaare  IV.  If8. 

—  Salze  den.  FV.  171 
Chloranilin  m.  101. 
~  Salze  dess.  ID.  102. 
ChloranUsanre  IV.  167. 
>-  Salze  den.  IV.  168. 
Chlonnissäure  IH.  403. 

—  Salze  den.  IIL  404. 
Chlonnissäureather  ID.  404. 
Chloranthraeenese  EQ.  506. 
Chloranin  I.  714. 
Chlorazol  IV.  555. 
Chlorazosalicylhydriir  IB.  SSO. 
Chlorazosnecini&nre  D.  HS. 

—  Salze  den.  IL  543. 
Chlorbenzaldid  ID.  287- 
Chlorfoenzid  ID.  9. 
Chlorbenzo§8&ure  ÜI.  2SS. 

—  Salze  den.  ID.  253. 
Chlorbenzon  ID.  8. 
Chlorbeozoyl  HI.  287. 
Chlorbenzoylchlorur  UL  tfl 


i 


Chlorbenaoylhydrur. 


Chlorobeniol. 


909 


Chlorbeiizoylhjdrir  m.  181. 
Chlorbatyl  n.  788. 
Chlorbntyren  11.  70S. 
Cblorbn^l  II.  7S0. 
Chlorbutyiylhydrtir  11.  700. 
Chlorcslciam ,  Verbaltea  des»,  iv  or- 
ganischen SubstanzeB  lY.  iA^. 
Chlorcarbethamid  I.  849. 
Chlorcerolkisiitire  n.  1060. 

—  Salze  de». 

Chloreerotinsäure&ther  Ü.  1060. 
ChloTchinon  IV.  158. 
Chlordnchonin  IT.  142. 

— '  swei&oh.IV.  154. 
Chlorcinnamylliydrär  III.  423. 
Chlorcodein  IV.  53. 

—  chlorplatinsaured  IV.  54. 

—  Salze  deM.  IV.  54. 
Chlorcoffein  I.  616. 
Chlorcmninol  HI.  664. 
ChlorcnmyUiTdrfir  III.  664. 
.Chlorcyan  I.  508. 

—  ifisfllges  I.  512. 

—  gasförmiges  I.  509. 

—  —  Verb.  dess.  m.  Chlorfiren  1.511. 

—  starres  I.  513. 
Chlorcjanamid  I.  529. 
Chlorcyanllid  I.  529. 
Chlorcyansanre  L  513. 
Chlorcyanwasserstoff'  1. 513. 
Chlorcyanwasserstofisiuire  II.  888. 
Cfalordragonsänre  III.  403. 

—  Salze  iftTB.  III.  404. 
Ghlorebronaphftoee  b.  III.  486. 
Chlorelaylnntenchwefelsänre  I.  658. 

—  Satae  ders.  I.  659. 
Chloressigäther  Dumas'  L  832. 
Chloressigsäure  I.  838. 

—  Salze  ders.  I.  889. 
Chlorforrnyluntersehwefeisänre  I.  660. 

—  Salze  ders.  1.  860. 
Chlorhelicin  UI.  836. 
Cblorhydrin  I.  860. 
Chlorbydrochinon  IV.  162. 
Chlorhydrophenid  III.  84. 
Chlorkydroproteins&nre  IV.  471. 
Chlorhydranil  IV.  184. 
Chloribronaphtose  a.  Ol.  485. 
Chloribronapl^tue  HI.  488. 
Chloride  IV.  744. 

—  basische - 

—  dreiatomige  IV.  756. 
—einatomige  IV.  758. 
—negative  IV.  753. 
—positive  IV.  744. 

—  zweiatomige  IV.  755. 


Qhloijodofbrm  I.  681. 
Chlorimasatin  m.  594. 
Chlorimesatin  III.  594. 
Chlorindatmit  m.  104.  591. 
Chlorindin  m.  616. 
Chlorindoptensänre  III.  31. 

—  Salze  ders.  m.  38. 
Chlorindoptensinrey  geehlorte  m.  34. 

—  Salze  ders.  m.  35. 
Chlorisamid  III.  596. 
Chlorisaminsft«re  HI.  596. 

—  Salze  ders.         —      — 
Chlorisatin  III.  589. 

SilberammAwum  III.  591. 

Chlorisatinsäarc  HI.  604. 

—  Salze  ders.      —      ~ 
/fChlorisatinsäare  HI.  609. 

—  Salze  ders.        ~      — 
ChlorisatoSBlfite  HI.  602. 
Chlorisatyd  HI.  609. 
Chlorisatydinsäure  HI.  609. 

—  Salze  ders.  —      — 
Chlorkaatschin  IV.  436. 
Chlorkohlenoxalsäare  I.  888. 

—  Salze  ders.  I.  839. 
ChlorkohleBOxyd  I.  213. 
Aether  I.  216. 

—  -Amyläther  I.  216. 

—  -Methyläther  I.  215. 
Chlorkohlensänre  I.  213. 
Chlorkohlenstoff  Julin'sH.  239. 
Chlorkohlenonterschwefelsäure  I.  661. 

—  Salze  ders.  I.  662. 
Chlorkohlenwasserstoff  U.  232. 
Chlorkomensänre  H.  208. 

—  Salze  ders.  H.  209. 
Chlorkorksänreather  H.  847. 
Chlormethyl  I.  670. 

—  gechlorte  Derivate  dess.  I.  671. 

—  -schweflige  Säure  I.  657. 

Salze  ders.  1. 659. 

Chlormethylase  I.  829. 
Chlormethyldithionsäure  I.  658. 

—  Salze  ders.  I.  659. 
Chlormethylnicotin  rv.  211. 
Chlomaphtalln  HI.  466.  472. 

—  feste  Modificat.  dess.  HI.  466. 

—  flüssige    —  —      -     467. 
Chlomaphtalinsäare  IH.  523. 

—  Salze  ders.  HI.  524. 
Chlomaphtisinsäure  HI.  523. 

—  Salze  dert.  HI.  524. 
Chlomicen  HI.  71. 
Chlomioemsäiiri  HI.  71. 
Chlomicin  IH.  71,. 
Chlorobenzol  HI.  188. 


910 


Giloroaimfibeii. 


CMMuämt. 


Chloroeamphen  III.  723. 
Chlorocarbethamid  I.  189. 
Chlorocerotal  II.  1068. 
ChlorocinnOM  III.  4S8. 
Chlorocamol  HI.  664. 
Chloroeunyliiydrar  III.  664. 
Chlorodrmconyl  m.  398. 
Chlorodngonesmaäitre  m.  403. 

—  Salze  den.  III.  404. 
ChlorölsSore  11.  944. 
Chloroenanthsiiire  11.  875. 
Chloroform  I.  672. 
Chlorogenin  m.  585. 
ChlorogeoBäare  m.  1000. 

—  Seite  ders.  m.  1002. 
Chloromelel  II.  1070. 
Chloromelaniliii  m.  129. 
~  Platinselx  dees.  m.  180. 
Cbloromichmyleeiire  III.  259. 

—  Salze  ders.  m.  258. 
Chloropheniie  m.  9. 
ChlorophenuMäare  IQ.  84. 

—  Salze  ders.  HI.  85. 
Chlorophenyl  m.  88. 

—  -Imesatiii  Ol.  601. 

Chloropbtalisiiinhire  HI.  529. 
Chlorophyll  IV.  561. 
Cbloropikrin  I.  677. 
Chlororcin  m.  910. 
Chlorosamid  III.  330. 
Chlorostilben  ID.  204. 
ChlorostilbenchlorĂĽr  m.  204. 
Chlorotereben  HI.  723. 
Chloroxalsaare  I.  888. 

—  Salze  ders.  I.  889. 

Chloroxalweinsaure,  wasserfreie  1. 309. 
Chloroxenaphtosoxyd  IH.  525. 
Chloroxethid  I.  309. 
Chloroxethose  H.  309. 

—  Chlorür  ders.  H.  308. 
Chloroxethosebromid  H.  309. 
Chloroxynaphtalesinsaure  HI.  525. 

Chloroxynaphtalinsäare  HI.  523. 

—  Salze  ders.  III.  524. 
Chloroxynaphtalisoxyd  HI.  526. 
ChlorokyoaphtylchlorĂĽr  IH.  525. 
Chlorpalmatinsäiire  H.  928. 
Chlorpheness&nre  HI.  30. 
Chlorphenissäore  IH.  31. 

—  Salze  ders.  Hl.  33. 

Chlorphenyloxyd ,  bensoesaores  HI. 

251. 
Chlorplatin,  entsfindlichest  verpiiffeii- 

des  H.  349. 

—  gekohlenwasseistoflftes  U.  349. 


Chlorplatittal«  TV.  747. 
Chlorrabin  HI.  544. 
Chlonalidn  HI.  846. 
ChlorsaUcyl-AlkaliTvbiad.,  wAmdi^ 

saure  HI.  888. 
ChiortaUcylhydrfir  m.  826. 

—  Verb.  dees.        -     - 
ChlorsaUcyUge  9km  10.  tt«. 

—  Salze  ders.  -*     - 
ChlorsaUcylĂĽre  IH.  326. 
Chlonaligeain  HI.  841. 
Chlorsaliredn  IH.  841. 
Chlorstilbaae  HI.  104. 
Chlorstilbe&bromfir  HI.  205. 
ChloFstryehnin  IV.  188. 

—  dreif.  IV.  184. 
Chlorstyracin  IH.  446. 
Chlorsaedd  I.  875.  IL  581. 
Chlorsnccilamid  H.  M4. 
Chlorsuccinimid  IL  542. 
Chlorsncottäare  I.  875.  IL  SU. 

—  Salze  ders.  H.  588. 
Chlorare,  Verb,  den,  sait  Cyiiw*- 

stoffsaore  I.  844. 
ChlorraleruiiiMiire  H.  766. 
Chlorralerosinniire  H.  767. 
ChlorrinylehlorGr  H.  236. 

—  -Chlorwasserstoff  II.  286. 
Chlorwassentoff-Cyaas&nn  L  4M. 

—  -Holzatiier  I.  670. 
Chlorwasserstoffather  D.  842« 
Chlorwassenlofft&vie,  Wlikssg  te^ 

auf  organ.  Sobet.  IV.  846. 
Chlorfimmtsinre  Hl.  485. 

—  Salze  den.       —      - 
Chlorziiik,  Verh.  dess.  sa  otf»  »• 

stanzen  IV.  868. 
Cholacrol  HI.  832. 
Cholalsäore  IH.  807. 

—  Salze  den.  HI.  809. 
CholeUisaure  HI.  797. 

—  Salze  den.  HL  799. 
Cholestearin  IH.  819. 
Cholestearin^bue  HI.  829. 
~  Salze  den.  HI.  880. 
Cholesteriltn,  drei  Arte«  ds»  ffl.» 
Cholesterinräure  IH.  829. 

~  Salze  den.  HI.  880. 
Cholesteron,  zwei  Arten  de».  ID  ***- 
Cholestrin  HI.  819.  __ 

—  darans  entstehende  Koiiki**** 
Stoffe  IH.  823. 
Cholestrophan  I.  617. 
Cboloidans&are  HI.  828. 
Choloidins&ore  HI.  811. 

—  Salze  ders.  HI.  812. 


J 


CholonsKure. 

CitnuMHiMd.            911 

)m    CholoDBäare  III.  806. 

Cider  II.  294. 

«i!    —  Nfttronsalz  den.  ITI.  806. 

Cinnamein  III.  445. 

\m     Cholsäure  m.  799. 

Cinnamen  111.  413. 

^    —  Salze  den.  III.  803. 

—  gebromte  Derivate  dess.  lü.  418. 

ÂŁ    ChoDdrin  IV .  546. 

—  gecblorto       —        —    -    417. 

^    Chromcyanid  I.  397. 

—  Nitroderivate             —    -    418. 

.1^1     Chron^cyanfir  I.  397. 

CinuamenbromĂĽr  III.  418. 

^    Chxomidcya&blei  I.  398. 

Cinnamenchlorttr  III.  417. 

^j     Chromidcyaneisen  I.  398. 

Cinnamentricblorfir,  zweif.  gechlortes 

^     Chromidcyankaliam  I.  397. 

III.  417. 

^     Chromidcyankobalt  I.  398. 

Cinnamid  III.  440. 

'    Chromidcyansilber  I.  398. 

Cinnamol  III.  413. 

'.     Chromidcyanare  I.  397. 

Cinnamomin  UI.  413. 

'     Chromidcyanwasaentoffsänre  I.  397. 

annamyl  m.  412. 

.     Chromidcyanzink  I.  398. 

—  -Alkaliverbindungen,  schwefligsanre 

^     ChromsäiiTe,  Verb.  den.  zu  organischen 

m.  425. 

','             Snbstansen  IV.  869. 

j  Methyl-,  Nitrophenyl- und  Wasser- 

"*'     Chromsalze,  Bestimmung  den.  I.  77. 

stoffazotĂĽr  III.  441. 

-       Chryjodin  IV.  269. 

—  -Styron  ill.  444. 

=*      Chrysen  IV.  454. 

—  -und  Wasserstoffazotttr  DI.  440. 

^     Chrysamidins&nre  IV.  378. 

,  Phenyl-und  Watterstoffazotfir  III. 

=*     —  Salzeden.        -      - 

440. 

*'      Chrysammid  IV.  273. 

Cinnamylalkohol  UI.  442. 

''      Chrysamminsäare  IV.  268. 

Cinnamylazoture  111.  440. 

r       —  Salze  den.  IV.  270. 

—  Nitroderivate  den.  III.  441. 

^      Chrysamminsänreamide  IV.  271. 

CinnamylcblorĂĽr  III.  439. 

0      Chrysanilftänre  lU.  569. 

CinnamylcyanĂĽr  in.  442. 

^      Chrysanisinsäure  111.  59. 

Cinnamylgruppe  11 1.  412. 

0      —  Salze  den.  m.  61. 

CinnamylbydrĂĽr  III.  419. 

i^      Chiysanissaureäther  UI.  6 1 . 

—  Ammoniakderivate  dess.  III.  424. 

Chrysatinsänre  IV.  269. 

—  gechlorte  Derivate  dess.  III.  423. 

$      Chrysoharmin  IV.  19. 

—  geschwefelte  Deriv.  dess.  III.  425. 

1      —  Salze  dess.  IV.  21. 

—  Nitroderivate  dess.  III.  428. 

i       Chiysolepinsättre »»  Pikrinsäure  III.  44. 

—  salpetersauTes  111.  423. 

f.'       durysophansäure  III.  881. 

—  schwefligsaure  Deriv.  dess.  III.  425. 

Cbrysorhamnin  IV.  308. 

Cinnamyloxyd,  benzoesauies  III.  427. 

i       Chnlariose  II.  631. 

—  essigsaures  III.  427. 

i       Cinebonetin  IV.  140. 

—  ziramtsaures  m.  426. 

Cincbonlcin  IV.  153. 

Cinnamylsaure  III.  428. 

Ciucbonidin  IV.  149. 

—  Salze  den.  m.  432. 

1       —  cblorplatinsauTes  IV.  152. 

Cinnamylsäure&ther  III.  434. 

—  Salze  dess.  IV.  151. 

Cinnamylwasserstoff  m.  419. 

Cincbonin  IV.  138. 

annanilid  m.  441. 

—  cblorplatiusaures  IV.  141. 

Cinnhydramid  m.  424. 

—  gecblorte  u.gebromte  Derivate  dess. 

Cinnitranisid  III.  441. 

IV.  154. 

Cissampelin  IV.  246. 

—  gejodete  Deriv.  dess.  IV.  158. 

—  chlorplatinsaures  IV.  248. 

—  links  drebendes  saures  weinsaures 

—  Salze  dess.  IV.  247. 

IV.  148. 

^  Citracantsäure  11.  135. 

—  Metbylderivate  dess.  IV.  158. 

—  Salze  den.  n.  142. 

—  recbts  drebendes  saures  weinsaures 

Citraconaminsäure  n.  153. 

IV.  147. 

—  Salze  den.         —     - 

—  Salze  dess.  IV.  140. 

Citraconanil  II.  155. 

Cincbovatin^Aricin  IV.  165. 

Citraconanilsäure  n.  154. 

Cicutin  rV.  1.  260. 

Citracondinitranil  II.  157. 

~  Salze  dess.  IV.  6. 

Citraconimid  11.  155. 

912 


Ci4nuwiiJo4uiil. 


Citraoonjodanil  II.  156. 
Citracontaure  11.  194. 

—  Salze  den.  11.  159. 

—  waaeerfreia  II.  ISl. 
Citraconflanreäther  H.  US. 
Citramid  11.  121. 
Citraminsaitfe  II.  ItS. 
Citranilid  11.  181. 
CitranlliftnM  n.  Idt. 

—  Salie  den.  n.  123. 
Citren  m.  703. 

—  salssanres  m.  719. 
Citribinsaiure  11.  IM, 

—  Salze  den.  II.  139. 
CitridinBiare  Q.  198. 

—  Salze  den.  11.  126. 
CitrileneUorhydntt  III.  721 . 
Citrimid  II.  129. 
Citrobiaminsänre  H.  121. 
CĂĽvobiaail  II.  It9. 
Citrohianili&iwe  n.  191. 

—  Salze  den.  II.  192. 
Citrobimethjliaure  n.  IIA. 

—  Kalksalz  den.    —     — 
Citromonomethyle&nre  II.  1  IS. 

—  Salze  den.  —     — 
Citronencampher  III.  719. 
Citronenöl  DI.  Tai. 
Citronensäure  H.  95. 

-^  und  citronensaore  Sähe ,  f^hlorte 
a.  gcbromte  Derivate  den.  II.  117. 
119. 

—  Salze  den.  II.  102. 
Citronensftnre&fther  n.  114.  115. 
Citronensanregrnppe  II.  94. 
Citronyl  m.  703. 

—  salzsanres  III.  719. 
Classification   der  Körper  aaeb  ihren 

ehem.  Fnl^etionen  IV.  650. 
Cnidn  IV.  804. 
Coak  n.  227. 
Cochenille  III.  841. 
Cocinin  11.  909. 
Cocinon  II.  908. 
Cocinsänre  11.  907. 

—  Salze  den.  II.  909. 
Cocins&nreftther  11.  910. 
Cocinsauregrappe  n.  907. 
Cocogninsänre  HI.  1(M0. 
Cocosnnssöl  11.  1021. 
Cocostalg  n.  1021. 
Cocostearin  II.  909. 
Cocostearinsäure  II.  907. 

—  Salze  den.  n.  909. 
Codein  IV.  45. 

—  Aethylderivate  dess.  IV.  69. 


Codmn,  chlorplalnHaoni  IV.  56. 

—  Cyand«aivate  dan.  IV.  61. 

—  gebrorate  n.  gediloite  Doir. 

rV.  58. 

—  gejodete  Derirata  das«.  IV.  57 

—  Nitroderirafte  daas.  IV.  58. 

—  Salze  de».  IV.  49. 
ConilinschwefebSort  lU,  S77. 
Cognac  n.  291. 

Colchicin  IV.  »28. 

—  Salze  dees.  IV.  SS9. 
CoUidin  in.  647. 

—  Salze  dess.  HL  648. 
Conodinm  D.  580. 
ColocynĂĽiin  IV.  805. 
CaloMbin  IV.  8«5. 
Colophen  HI.  695. 
Colophonnm  ĂśL  897. 
Colorin  m.  546. 
Columbosanre  HL  1040. 
Compoaitioneblan  HI.  577. 
Conchidin  IV.  540. 
Conicin  IV.  1. 

—  Salze  desa.  IV.  6. 
Coniin  IV.  1. 

chlornlatnis^uM  IV    9 

—  gechlorte  n.  gabramtc  Pei  i  tau 

IV.  7. 
Methyl-  und   Aaikyldcrivaic 

rv.  8. 

—  Sake  dess.  IV.  6. 
Conrolvulin  IV.  960. 
Conrolvnlin  s.  Jalappahaiva  IV. 
ConvolvoUnobiare  IV.  407. 

—  Salze  den.  IV.  409. 
ConTolvnlins&nra  IV.  405. 

—  Salze  den.  IV.  406. 
Copairabalsam  III.  749. 
Copaivaharze  III.  749. 
Copairabalsamöl  DI.  708. 
Copaivasinre  m.  749. 
Copal  m.  740. 

—  fünf  Hane  dess.  £0.  742. 

—  weicher  UI.  748. 
ConandaralJU.  904. 
Comin  IV.  370. 
Conrdalin  IV.  299. 

--- Salze  dess.  IV.  981. 
Cotamin  IV.  80. 

—  chlerplatlasaBiai  IV.  89. 

Courbarilharz  m.  743. 
Cremor  tartari  H.  29. 

solnbUls  n.  89. 

Crotonin  IV.  260. 
Crotonöl  U.  1026. 


Croton»aare. 


Cyiingold. 


913 


Crotonsfiare  in.  1041. 

—  Salze  dere.  - 
Cnboben  m.  706. 
Cabebcnhydrat  ni.  706. 
Cnbebenöl  III.  706. 
Cnbebin  IV.  306. 
Cudbear  III.  880. 
Chnnarin  ni.  383. 

—  -Cblorantimoniür  III.  385. 
Cnmarinsaure  III.  386. 

—  Salze  ders.  —     — 

CnmarinTerbindangen  JII.  383. 
Cnmen  m.  650. 

—  Nitroderivate  dess.  III.  652. 

—  Schwefelsäurederiv.  dess.  IIL  653. 
Comenyl-  nnd  WasserstoffazotĂĽr  III. 

654. 
Salze  dess.  III.  656. 

CnmenylcyanĂĽr  III.  650. 
Cttmenylhydrär  III.  650. 
Cumidin  III.  654. 

—  Cyanderivate  dess.  HI.  659. 

—  Nitrodenvata  dess.  III.  658. 

—  Salze  desB.  III.  656. 

Cumin-Essigs'dnre,  wasserfreie  HI.  666. 

Ouminalkohol  m.  678. 

• —  Benzoesänreäther  dess.  III.  679. 

Cnminaznid  III.  673. 

Cuminanilid  HI.  674. 

Camino -Benzoesäure,  wasserfireie  m. 

230. 
Oenanthylsanre,  wasserfreie  11.838. 

Cnininol  m.  661. 

—  gebromte  a.  gechlorte  Derivate  dess. 

m.  663. 

—  geschwefelte  Deriv.  dess.  III.  665. 
•—  Metallderivate  dess.  III.  663. 

—  schwefligsaure  Deriv.  dess.  III.  665. 
Cuminsäure  III.  668. 

—  benzoesaure  III.  667. 

—  essigsaure  HI.  666. 

—  Nitroderivate  ders.  III.  671. 

—  oenantbylsaure  III.  667. 

—  Salze  ders.  Hl.  669. 

—  wasserfreie  III.  665. 
Cuminsäureäther  III.  670. 
Cnminsäurereihe  III.  649. 
Cuminvlöl  HI.  661. 
Cuminyl Wasserstoff  IH.  661. 
Cumol  HI.  650. 

—  Nitroderivate  dess.  IH.  652. 

—  Schwefelsäurederiv.  dess.  IH.  653. 
Cumolgruppe  Hl.  649. 
Cnmonitril  I.  431.  III.  650. 

Cumyl  IH.  659. 

Gerhanli,  Gheaie.  IV. 


Cumyl- Alkaliverbindungen »  «chwellt j^ 
saure  IH.  665. 

CumylĂĽr  IH.  659. 

•—  -Salicylamid  HI.  882. 

—  -schweflige  Säure  IH.  653. 

—  —  Barytsalz  ders.  -      — 
Sulfophenylamid  HI.  81. 

CumylazotĂĽr  HI.  673. 
CumylchlorĂĽr  IH.  672. 
CumylhydrĂĽr  HI.  661. 
^-  gebromte  Deriv.  dess.  HI.  663. 

—  gechlorte      —      —      —    663. 

—  geschwefelte  —      —      —    665. 

—  Metallderivate       —      —    663. 

—  schwefligsaure  Deriv.  dess.  HI.  665. 

Cumylpiperylasottlr  IV.  112. 
Cumylsäuregruppe  IH.  659. 
CumylĂĽre  IH.  663. 
CuprocyanĂĽre  I.  362. 
CnprocyanwasserstoiTs&nre  I.  361. 
Curare  IV.  232. 
Curarin  IV.  232. 

—  Salze  dess.  IV.  238. 

Cnrcnmin  IV.  307. 
Cusparin  IV.  260.  370. 
Cyamelid  I.  438. 
Cyamelursäure  I.  587. 

—  Salze  ders.  I.  538. 
Cyan  I.  330. 

'—  -PhenylverMndnngen  m.  14ff. 

Nitroderivate  ders.  HI.  143. 

Cyanäther  I.  426. 
Cyanäthyl  I.  426. 
AniUn  Hl.  134. 

Cyanalkohole  IV.  762. 
Cyanallyl-Ammoniak  H.  465. 
Cyanamid  I.  519. 
Cvanamide  I.  517. 
Cyanammonium  I   348. 
Cyanamyl  I.  430. 
Cyananilid  IH.  125. 
Cyananilin  Hl.  123. 

—  Salze  dess.  III.  1 24. 
Cvanarsin  I.  719. 
C}'anazobenzoylhydrĂĽre  III.  219. 
Cyanbaryum  1.  353. 
Cyanbutyl  I.  428. 
Cyancalcium  I.  353. 
Cyancarbaminsäure  I.  469. 
Cyancodein  IV.  61. 
Cyancuminyl  1.  431. 
Cyaiftisen  I.  365. 
Cyangallassäure  IH.  971. 
Cyangold  I.  418. 

—  dreif.  I.  420. 

58 


914 


Cyaograppe. 


DelplunoL 


CyAngrnppe  I.  329. 
Cyanide  IV.  762. 

—  negative  IV.  764. 

—  positive  IV.  762. 
Cyanilfläure  I.  437. 
Cyanin  IV.  563. 
Cyaniridium  I.  422. 
Cyankadmiiim  I.  354. 
Cyankobalt  I.  356. 
Cyankupfcr  I.  361. 
Cyanmagnesium  I.  353. 
Cyanmetacetyl  I.  427. 
Cyanmetalle  I.  345. 
Cyaqmethyl  I.  425. 
Cyannatrinm  I.  353. 
Cyannickel  I.  355. 
CyanobenzoylhydrĂĽr  III.  211. 
CyanocuTnidin  III.  659. 
Cyanogen  I.  330. 
Cyanomelanilin  III.  131. 
Cyanotolaidin  m.  638. 
Cyanoxysulfld  I.  503. 
Cyanpalladium  I.  421. 
Cyanphenyl  I.  431. 
CyaDphoBphor  I.  403. 
Cyanplatin  I.  409. 

—  zweif.  I.  416. 
Cyanqaecksilber  I.  401. 

—  Produkte  der  Einwirkung  des  Chlors 

auf  dass.  I.  407. 

—  Verb.   dess.   mit  Brommetallen   I. 

404. 
^-  Verb.   dess.   mit  Chlormetallen  I. 
403. 

—  Verb.  dcsB.  mit  Cyan-  und  Ferro- 

cyanmetallen  I.  406. 

—  Verb.  dcss.  m.  salpetersauren  Salzen 

I.  405. 


—  Verb.  doM.  mit  Sahen  I.  401 

Cjansänre  I.  432» 

—  ammoniAkaliscbe  Derinte  dsn.  L 

455. 

—  Salze  ders.  I.  438. 

—  multiple  Salze  den.  I.  441. 

Cyansäureäther  I.  448. 
Cyansilber,    Verb.  dcss.  mii  aüft» 
Banrem  Silberoxjd  L  401. 

Cyantetryl  I.  428. 
Cyantitiyl  II.  690. 
Cyantrityl  I.  427. 

Cyanursäure  I.  435. 

—  Salze  ders.  I.  441. 

—  unlösliche  I.  438. 

Cyanursänreäther  I.  454. 
Cyanwasserstoff-Harmalin  IV.  2T. 

—  —  Salze  dess.  IV.  28. 

—  -Nitroharmalin  IV.  29. 

Cyanwasserstoffäther  IV.  762. 

—  gepaarte  IV.  764. 

CyanwasserstoffsĂĽnre  I.  338. 

—  metallische  Derivate  1.  345. 

—  Verb.  der«,  mit  Chloriren  1.544. 

Cyanzink  I.  358. 
Cyclamin  IV.  287. 
Cymcn  III.  676. 
Cymol  ni.  676. 
Cymolreihe  III.  675. 
Cynapin  IV.  260. 
Cynodin  IV.  370. 
CyperusĂĽl  II.  1034. 
Cystic-Oxyd  I.  557. 
Qrstin  1.  557. 
CystisinIV.  301. 


D. 


Dadyl  III.  695.  718. 
Dagget  m.  700. 
Dahliaöl  IV.  379. 
Dahlin  II.  562. 
Dalleiochin  IV.  119. 
Damalursäiire  III.  1042. 
Dammarharz  III.  754. 
Dammarputi  III.  754. 
Dammaryl  III.  755. 
Dammarylsäure  III.  755. 
Dammarylsäurehydrat  III.  754. 
Damolsäure  m.  1042. 


Dampfdichte,  Bestimmnng  dfr«.  1. 1»- 

—  —  nach  Duraas  I.  125. 

—  —  nach  Gay-Lussac  I.  ***• 
Diiphnin  IV.  260. 

Datiscin  II.  562.  IV.  370. 
Daturin  IV.  216. 

—  chlorgoldsaures  IV.  219. 

—  Salze  dcss.  IV.  218. 
Deggut  III.  700. 
Delphinin  IV.  233. 

—  Salze  dess.  IV.  235. 
Delphinöl  H.  1026. 


Delphinräure. 


Diplatii^amin-Sesq.         915 


DelphiDsäure  U.  754. 

—  Salze  ders.  n.  759. 
Desinfection,  Processe  ders.  IV.  588. 
Destillation,  trockne,  des  Asphalts  IV. 

443. 

des  Bernsteins  IV.  422. 

der  Fette  II.  1007. 

des  Guajakharzes  HI.  871. 

der  Gatta-Percha  IV.  438. 

der  Harze  III.  732. 

des  Holzes  IV.  446. 

des  Kautschuks  IV.  433. 

Produkte  ders.  IV.  441. 

des  Schiefers  IV.  451. 

der  Steinkohlen  IV.  453. 

der  Terpentinharze  HI.  732. 

der  Thiersuhstanzen  IV.  456.. 

Dextrin  II.  559. 
Dextroracemsäure  ü.  8. 

—  Salze  ders.  II.  18. 
Diäther-Mekonsäure  II.  198. 

—  Salze  ders.  ü.  198. 
Diäthyl-Anilin  IH.  136. 

—  —  Salze  dess.  IH.  136. 

—  -Anunoniak  II.  371. 
Amylamin  II.  805. 

—  —  Salze  dess.  ü.  805. 

—  -Arseniksänre  II.  416. 
Chloranilin  HI.  137. 

—  -ConiinIV.  11 

—  -Cyanursäure  I.  453. 

—  -Harnstoff  I.  481. 

—  -Mekonsäure  11.  198. 

—  —  Salze  ders.  II.  198. 

—  -Oxamid  I.  319. 

—  -Phenylamin  III.  136. 

—  —  Salze  dess.  IH.  136. 

—  -Phosphorsäure  H.  408. 

—  —  Salze  ders.  II.  409. 

—  -Piperylammonium,  Verh.  dess.  IV. 

110. 

—  -Toluidin  HI.  639 

—  —  Salze  dess.  HI.  639. 
Diäthylamin  H.  371. 
Diagometer  H .  1012. 
Dialcalamide  IV.  805. 
Dialiyl-Ammoniumoxyd,  cyansaures  IL 

464. 

—  -Harnstoff  H.  464. 
Dialuramid  I.  578. 
Dialnrsänre  I.  570. 

—  Salze  ders.  I.  571. 
Diamide,  prim&re  IV.  791. 
Diamyl- Anilin  IH.  139. 

—  —  Salze  dess.  HI.  139. 
Oxamid  I.  319. 


Diamyl-Phenylamin  IH.  1 39. 

Salze  dess.  IH.  139. 

Diamylamin  H.  804. 

—  Salze  dess.  H.  804. 
Dianilide  HI.  91. 
Diastase  II.  292.  IV.  507. 
Dibenzanilid  HI.  300. 
Dibenzo'ĂĽimid  IH.  189. 
Dibenzoyl-Phenylamid  HI.  300. 

Sulfophenylamid  IH.  81. 

Dibutyrin  I.  866. 

Dicetyl- Anilin  IH.  140. 

—  Salze  dess.  ~      ~ 
Dichlorchinon  IV.  154. 
Dicyanamid  I.  530. 
Difluan  I.  566. 
Digitalicrin  IV.  310. 
Digitalin  IV.  308. 
Digitaline  IV.  309. 
Digitalose  IV.  309. 
Digitalosin  IV.  310. 
Digitalsäure  HI.  1042. 

—  Salze  ders.  HI.  1043. 
Digitoleinsäure  III.  1043. 

—  Salze  ders.  IH.  1044. 
Dijodmethylamin  I.  692. 
Dilatoraeter  II.  287. 
Dilitursäure  I.  574. 
Dimethyl-Alloxantin  I.  616. 

—  -Citronensänre  H.  115. 

—  -Harnstoff  I.  480. 

—  rOxamid  I.  318. 

—  -Parabansäure  I.  617. 

Piperylammonium,  Verb.  deas.  Tt, 

110.' 
Dimethylamin  I.  692. 
Dinapbtyl-Carbamid  I.  223. 

Sulfocarbamid  I.  223. 

Dinitranilin  HI.  114. 

Dinitrophenyl  -  Citraconaminsanre  H. 

154. 

—  -Citraconimid  H.  157. 
Dinitrophenylamin  HI.  114. 
Diolein  H.  937. 
Diosmin  IV.  370. 
Dipalmitin  II.  924. 
Diphenin  HI.  18. 

—  Salze  dess.  HI.  18. 
Diphenyl-Carbamid  I.  220. 

—  -Harnstoff  I.  484. 

—  -Oxamid  I.  320. 

Succinamid  H.  538. 

Sulfocarbamid  I.  221. 

Diplatinamin-Bichlorhydro-Oxalat  I. 

302. 
Sesqnichlorhydro-Oxalat  I.  303. 


dl  6         Diplatinmniiv-Seaq. 


Diplatinamui  -  Sesquiaitro  -  0»U«4   L 
DipUtosammoniom  1.415.  [  303. 

Dippel's  Oel  IV.  456. 
. —  Basen  aus  denu.  IV.  261. 
Disacryl  I.  871. 
Disaciylharz  I.  871. 
DutanDäthylverbindimgen  ü.  440. 
DistannmethylTerbindangen  I.  730. 
Distearia  H.  989. 
Disulfonaphtalinsaure  III.  502. 
—  Salze  den.  m.  503. 
DisulfopheDylamid  HI.  80. 
Ditetryl  H.  724. 
Diraleiin  I.  867. 
Döglingsäare  H.  1020. 
Döglingtiiraii  n.  1019. 
Dostenol  IV.  385. 
DoppeleiseneyanĂĽre  I.  366. 
DoppeltcUorkomeiisäiuwltlMr  I.  187. 


Dotteidl  n.  103O. 
Dottersubstanzen  IV.  48S. 
Drachenblnt  rV.  416. 
Dmcol  in.  55. 
DraconiD  IV.  417. 
Draconsänre  m.  398. 

—  Salze  den.   m.  400. 
Draconjl  III.  415. 
DraconylchlorĂĽr  IH.  392- 
Dracyl  III.  622. 
Dragoiuäare  lU.  398. 

—  gechlorte  Derivate  den.  IQ.  40^ 

—  Kitroderivate  der»,  m.  406. 

—  Salze  ders.  HL.  400. 
Dnlcin  II.  664. 
Dalcose  n.  664. 
Dimiaain  I.  784. 
Dyslysin  III.  813. 
Djslyt  n.  135. 


E. 


Ean  de  Lnce  IV.  423. 

EbnUioskop  n.  286. 

Eichelzncker  II.  667. 

Eichenrindeagerbttoff  HI.  1016. 

Eigelb  IV.  483. 

Einäscherung  der  Pflanzen-  and  Thier- 

theile  I.  26. 
Eisenbeize  I.  818. 
Etsenblausänre  I.  368, 
Eisencyanid  I.  365. 
EisencyanĂĽr  I  365. 
Eisenferridcyanur  I.  389. 
EisenferridcyanĂĽrcyanid  I.  390. 
EisenkadminmcyanĂĽr  I.  355. 
Eisenknpiercyanar  I.  364. 
Eisennickelcyantir  I.  356. 
Eisenoxyd-Kali,  blansanres  I.  384. 
Eisenoxydal'Kali,  blaosaures  I.  369. 
Eisensalze,  Bestimmang  den.  I.  77. 

—  Verhalten  den.  zu  organ.  Sahst. 

IV.  868. 
Eisenseife  n.  1001. 
Eisenschwefelcyaaid  I.  495.. 
Eisenschwefeloyaniir  I.  495. 
Eiweiss  IV.  464. 

—  Albumin  aus  denis.  IV.  463. 
Eiweissartige  Sobstansen  IV.  458. 

—  Chlomitroderiyate  den.  IV.  554. 
Eiweisasubatanzeii,  Umwvidlangapro- 

duete  den.  IV.  550. 
Elaea  D.  892. 


Elaenchlorur  IT.  893. 
Elaidln  n.  938. 
Elaidinsaure  IL  933. 

—  Salze  den.  II.  941. 
Elaidinsaureather  n.  943. 
Elailoxalsänre  II.  119. 
Elains&ure  II.  928. 

—  Salze  den.  IL  939. 
Elainsäoreäther  II.  942. 
Elaldehyd  L  738. 
Elaterin  IV.  310. 
Elayl  II.  223. 
ElaylbromĂĽr  II.  (243. 
Elaylchlorfir  11.  232. 
Elajljodur  11.  247. 
Elaylmercaptan  II.  250. 
Elaylschwefelwasserstofifsaare  IL  260. 
ElaylstannäthylverbinduAgen  n.  441. 
Elaylsulfhydrat  II.  250. 
Elektridtat,  Wirkung  den.  auf  oxg«- 

Substanzen  IV.  833. 
Elementaranalyse ,  vorbereiteade  Opt> 

rationen  zu  den.  L  34. 
--  (Bestimmung  des  C,  H  a.  0}I^- 
Elemiharz  m.  755. 

—  zwei  Bestandtheile  doM.  HL  751. 
Elenuöl  m.  707. 

EUags&nro  m,  979. 

—  Salze  den.  IQL  989. 
Emetin  IV.  235. 

—  Salze  dess.  IV.  236. 


â–  

I 


^^Vit^Vffl- 


917 


Emnlrinin.  175. 
Emnlsinsänre  III.  176 
Emjdin  IV.  485. 
Entomaderm  IV.  571. 
Epheusänre  HI.  1045. 

—  Salze  ders.  m.  1046. 
Epidermose  IV.  498.  &aO. 

—  Analysen  den.  IV.  531. 
Eqoisets'änre  11.  123. 

—  Salse  den.  II.  126. 

Erden,  Bestimmang  den.  in  Salzen  !• 

77. 
Erdmandelöl  n.  1034. 
Erdnassöl  11.  1013. 
Erdwachs  II.  1068. 
Ergotln  IV.  311. 
Ericinol  IV.  353. 
ErisymumĂĽl  II.  476. 
Emcasänre  11.  1023.   1033. 

—  Salze  ders.  n.  1034. 
EiTthrelinsänre  m.  887. 
Erythrin  m.  885. 
Eiythrinsänre  III.  885. 
Erythrische  Säure  I.  560. 
Eiythroglucin  IH.  889, 
Erythrolein  OL  917. 
Erythrolemsäure  HI.  911. 
Erythrolitmin  m.  917. 
Erythromannit  m.  889* 
Erythrophyll  IV.  563. 
Erythroprotid  IV.  558« 
Eiythrozym  III.  539. 
Erytrarein  I.  703. 
Efldragonöl  IQ.  388.  392. 
Esdngonsanre  m.  398. 

—  Sdze  den.  m.  400. 
Esenbeckin  IV.  260. 
Essence  de  Mirbane  HI.  10. 
Esaig^Benzoesäure,  waaserijeio  III.  228. 
Essigather  I.  830. 

Essigmatter  I.  800. 
Essignaphta  I.  830. 
Essigsanre  I.  799. 

—  Aether  den.  I.  827. 

—  Amide  den.  I.  847. 

—  benzoesawr«  m.  228. 

—  cnminMiire  m.  666. 


Euigsäol«,  eaaigsavre  I.  79f« 

—  salicylsanre  m.  350. 

—  Salze  den.  I.  806. 

—  wasserfreie  I.  795. 
Essigsäuregmppe  I.  730. 
Essigsäurereibe  I.  621.  II.  9, 
Essigschwefelsäuro  I.  841. 

—  Salze  ders.  I.  842. 
Eucalyptuszucker  n.  682. 
Euchron  HI.  940. 
Enchronsäure  IH.  938. 

—  Salze  den.  HI.  940. 
Eudiometer  I.  90. 
Eudiometrische  Methoden  L  105. 
Eugensäure  HI.  853. 

—  Salze  ders.  IH.  854. 
Eulyt  H.  135. 
Eupatorin  IV.  260. 
Enphorbiasäure  I.  877.  HI.  1045. 
Euphorbin  IV.  260. 
Euphorbiumharz  HI.  759. 
Eupion  H.  781.  IV.  436.  447. 
Euxanthinsäure  HI.  855. 

—  gebromte  Derivate  den.  HI.  860. 

—  gechlorte      —        —      -    859. 

—  Nitroderivate  —      •     861. 

—  Salze  den.  HI.  857. 

—  Schwefelsäure  den.  IH.  863. 

—  Spaltungsprodukte  den.  HI.  864« 
Euxanthon  IH.  864. 

—  gechlorte  u.  gebromte  Dertv.  deaa« 

IH.  865. 

—  Nitroderivate  des«.  IH.  865. 
Eveminsäure  HI.  883.  905. 

—  Salze  den.  HI.  906. 
Eveminsäureäther  HI.  906, 
Evemsäure  HI.  902. 

—  Salze  den.  HI.  903. 

Evonymin  IV.  370. 

Extractionsapparat  mit  ununterbro- 
chener Destillation  nach  Payen 
I.  19 

—  nach  Bibra  I.  23. 

—  nach  Kopp  I.  21. 

—  nach  Mohr  I.  23. 
Ex^activstoff«  IV.  275.  579. 


Fagin  IV.  260. 
Faraday's  Gas  H.  724. 
Farbstoff  des  Auges  IV.  570. 

—  der  Blätter  IV.  561. 

—  dM  Blltfi  IV.  565. 


F. 


Farbstoff  dee  Lakmus  HI.  913. 

,  Verhalten  gegen  Salze  IH.  914. 

—  rother,  des  Krapps  HI.  551. 
Farbstoffe  IV.  275. 
Farbstoffe  der  BHithtn  IV.  563. 


918 


Farbstoffe. 


Fonoeln* 


Farbstoffe  der  Flecbten  m.  876. 

—  der  Galle  IV.  567. 

—  des  Krapps  IH.  534. 

—  des  Urins  IV.  570. 
Farinzocker  II.  586. 
Fanlniss  IV.  583. 

—  Erscheinungen  bei  ders.  IV.  573. 

—  Produkte  ders.  IV.  695. 
Fenchclöl  III.  389.  393.  707. 
Fermente  IV.  458.  460.   574. 

—  Verhalten  ders.  zu  organ.  Substanzen 

IV.  869. 
Ferridcyan  I.  384. 
Ferridcyanammonium  I.  384. 
Ferridcyanblei  I.  391. 
Ferridcyancalcium  I.  389. 
Ferridcyan  eisen  I.  389.  390. 
Ferridcyankadmium  I.  389. 
Ferridcyankaliuin  I.  384. 
Ferridcyankaliumbaryum  I.  888. 
Ferridcyankaliumnatrium  I.  388. 
Ferridcyankobalt  I.  389. 
Ferridcyankupfer  I.  389. 
Ferridcyanmafi^ncsium  I.  389. 
Ferridcyanmctalle  I.  367.  383. 
Ferridcyannatrium  I.  388. 
Ferridcyaunickel  I.  389. 
Ferridcyansilber  I.  391. 
FerridcyanĂĽre  I.  367.  883. 
Ferridcyanwasserstoffsäure  I.  384. 
Ferridcyanwismuth  I.  391. 
Ferridcyanzink  I.  389. 
Ferridcyanzinn  I.  391. 
Ferrocyan aluminium  I.  376. 
Ferrocyanammonium  I.  369. 

—  -Bromammoninm  I.  369. 

Chlorammonium  I.  369. 

Ferrocyanbaryum  I.  374. 
Ferrocyanbaryumkalium  I.  374. 
Ferrocyanblei  I.  383. 
Ferrocyancalcinm  I.  375. 
Ferrocyancalciumkalium  I.  375. 
Ferrocyanchrom  I.  382. 
Ferrocyancuprammonium  I.  377. 
Ferrocyaneisen  I.  378. 
Ferrocyaneisenferrammonium  I.  380. 
Ferrocyaneisenkalium  I.  378.  381. 
FerrocTankadmium  I.  376. 
Ferrocyankobalt  I.  377. 
Ferrocyanknpfer  I.  877. 
Ferrocyankupferkalium  I.  377. 
Ferrocyanmagnesium  I.  375. 
Ferrocyanmagnesiumkalium  I.  375. 
Fcrrocyanmangan  I.  382. 
Ferrocyanmetalle  I.  366. 
Ferroeyannatrinm  I.  374. 


Ferrocyannickel  I.  376. 

Ammonjam  L  376. 

Ferrocyanqueckailber  I.  SSi 

—  -Mcrcuranuiioiiinin  I.  S63. 
Fcrrocjansilber  I.  383. 
Ferrocyanstrontjuin  I.  375. 
FerrocyanĂĽre  I.  366. 
Ferrocyanuran  1.  382. 
Ferrocyanuranyl  I.  383. 
Fcrrocyanwasserstoffsäure  I.  36^ 
Ferrocyanwismnth   I.  383. 
Ferrocyanzink  I.  376. 

Zinkammonimzi   I.  376. 

Ferrocyanzina  I.  383. 
Fette,  natĂĽrliche  11.   10O3. 
FeU  der  Kokkelskömer  U.  lOdS. 
Fettsaure  II.  878. 

—  Amide  dexs.  U.  883. 

—  Chlorderirate  ders.  II.  683. 

—  Salze  ders.  II.  88 1 . 
Fettsäuregruppe  JT.  877- 
Fettsanre  Aetber  II.  882. 
Fettwachs  IV.  586. 
Fcnerlange  II.  996. 
Fibrin  IV.  459.  488. 

—  Analysen  dess.  IV.  493. 
Fibrom  iV.  533. 

Fichtelit  n.  1068. 
Firnisse  IV.  396. 
Fischleim  IV.  541. 
Fischthran  11.  1014. 
Flavin  I.  484. 
Flavindin  DI.  620. 
Flavinschwefelsäure  m.  585. 
Flechtenbitter  Ut.  1037. 
Flechtenfarbstoffe  III.  876. 
Flechtensaure  I.  918. 

—  Salze  ders.  I.  927. 
Flechtensänren,  Umwandlnngsprodato 

ders.  m.  907. 
Flechtenstärke  n.  565. 
Fleischfibrin  IV.  490. 
Fluoräthyl  II.  341. 
Fluoride  IV.  762, 
Flnormethyl  I.  669. 
Fluormethylnicotill  IV.  210. 
Fluorwasserstoffather  H.  341. 
Flusssänreäther  n.  341. 
Formal  I.  642. 
Formel,  ehem.,  Bestimmimg  de«.  I. 

80. 
Formeln,  ehem.,  Bedentmg  den.  IT. 

598. 

—  —    Schreibweise  ders.  IV.  $96. 

—  rationelle  IV.  603. 

—  —  für  einen  KÖq»er  IV.  €14. 


Formeltypen. 


Gentianmiiird, 


919 


A    ' 


Formeltypen  IV.  6S7. 
FonnaDĂśid  I.  274. 
FdrmobenzoyUänre  III.  214. 

—  Salze  den.  III.  216. 
Formomethylal  I.  642. 
Formylchlorid  I.  672.  11.  237. 
FormylhydrĂĽr  I.  246. 
FormylsuperchlorĂĽr  II.  287. 
Formylsapeijodid  I.  682. 
Fractioniren,  Princip  dess.  I.  16. 
Franzbranntwein  ĂĽ.  291. 
Fraxinin  n.  657. 
Fmchtencker  II.  631. 
Facnsamid  II.  180. 

Fucasin  II.  184. 

—  Salze  dess.  n.  18.5. 
Fucasol  U.  179. 
Fnlmicoton  II.  575. 
Fnlvinschwefelsänre  III.  585. 
Fnmaramid  I.  934. 
Fumarimid  I.  934. 
Fumarin  IV.  260. 


Fumarsänre  I.  918. 

—  Aethcr  ders.  I.  983. 

—  Salze  ders.  I.  927. 

—  wasserfreie  I.  915. 
Fnngin  II.  551. 
Fnrfnramid  n   180. 
Farfurin  II.  181. 

—  Salze  dess.  II.  183. 
Furinrol  11.  176. 

—  geschwefelte  Derivate  desd.  11.  185. 

—  geselentes  II.  186. 
Fnseläther  II.  785. 

—  baldriansanrer  II.  766. 

—  borsaarer  II.  810. 

—  kieselsaurer  II.  811. 

—  salpetersaurer  II.  809. 

—  salpctrigsanrer  II.  808. 
Foselätherschwefelsäiire  II.  790. 

—  Salze  ders.  II.  791. 
Fnselöl  n.  782. 
Fuselöle  II.  265. 
Fustin  IV.  870. 


G. 


Gähmng  IV.  583. 

—  Erscheinungen  bei  ders.  IV.  573. 

—  geistige  oder  weinige  des  Krümel- 

znckers  II.  622. 

—  Produkte  ders.  IV.  583. 

—  schleimige   des  Krümel/ uckers  11. 
•         624. 

Gährungsküpe  HI.  563. 
Gansecopal  III.  741. 
Gänsefett  II.  1038. 
Gaiol  m.  871. 
Galambutter  n.  1040. 
Galba  FV.  412.      . 
Galbannm  IV.  398. 
Galipot  in.  696. 
Galläpfel,  chinesische  III.  953. 
Gralläpfelgerbsäure  III.  953. 

—  Salze  ders.  III.  961. 
Gallamid  HI.  977. 
Gallaminsäure  III.  977. 
Gallerytbronsäure  III.  971. 
GallenfarbstoflPe  IV.  567. 
Gallenfett  III.  819. 
Gailensauren  UI.  796. 

—  Oxydationsprod.  ders.  III.  827. 
Gallhuminsäure  III.  991. 

—  Salze  ders. 

Oallotanat  des  Leims  IV.  546. 


Oallussäi.re  m.  965. 

—  Amid  ders.  III.  977. 

—  Sake  ders.  III.  971. 
Gallnssäurehydrylaminamid  III.  977. 
Garanceux  III.  546. 

Gas  Farada/s  II.  724. 
Gase,  Auffangen  und  Umföllcn  ders.  t. 
90. 

—  Ausdehnung  ders.  I.  133. 

—  Reagentien  zur  Absorption  ders.  I. 

100. 
Gasgemenge,  Analyse-<1ers.  I.  109. 
Gasometffr  I.  92. 
Gaspipetten  I.  97. 
QaulthcriaĂĽl  III.  359.  708. 
Gaultheriasäure  III.  359. 

—  Salze  ders.  III.  361. 
Gaultherilen  III.  708. 
Gehirnsäuren  III.  1033.  ' 
Geigenharz  III.  697. 
Gein  0.  648.  IV.  370. 
Geinsäure  II.  649. 

Gelbbeeren,  persische,  Farbstoff  den. 

rV.  302. 
Geni^vrell.  291. 
Gentianin  III.  874. 
Gentiansänre  III.  874. 

—  Salxe  ders.  III.  876, 


dao 


Gert&tii. 


vj^ropliofniit« 


Geranin  IV.  370. 
GeraDiaiuöl  IV.  S70. 
Gerbproceas  IV.  5S9. 
Gerbsäare  III.  953. 

—  Amid  den.  DI.  960. 

—  des  Catecha  III.  992. 

—  —  Salze  den.  HI.  99.6. 

—  des  Kaffees  m.  1000. 

—  ^wohnliche  III.  953. 

-*     —  Sähe  den.  III.  961. 
Gerbsäaren  HI.  950. 
Gerbstoff  III.  950. 

—  der  Chinarinde  III.  1019. 

—  der  Eichenrinde  III.  1016. 

—  des  Fernambnkholzes ,  künsüicher 

in.  7s. 

>—  des  Gelbholzes  m.  1008. 
Gentenzacker  II.  587. 
Gewebe,  elastisches,  Substanz  dess. 
IV,  540. 

—  Leim  gebendes  IV.  536. 
Gin  n.  291. 

Githagin  IV.  359. 
Glairin  IV.  572. 
Glaacin  IV   236. 

—  Salze  dess.  IV.  237. 
Glaucomelansänre,  Kalisalz  den.  m. 

983. 
Glaucopikrin  IV.  238. 

—  Salze  dess.  - 

Glas,  Ausdehnung  dess.  I.  )36. 
Gliadin  IV.  459.  502. 
Globulin  IV.  481. 

—  Analysen  dess.  IV.  481. 
Glucinsäare  II.  644. 

—  Salze  ders.  n.  645. 
Glficoside  FV.  733. 
GlĂĽcose  II.  617. 

—  Metallderivate  ders.  II.  625. 

—  Schwefelsaurederivate  ders.  11.627. 
Gluten  IV.  459. 

Glutin  rV.  502. 
Glycerido  I.  857.  IV.  731. 
Glycerin  I.  852. 

—  Verbindungen  dess.  I.  857. 

—  benzocsaures  I.  868. 

—  buttersaures  I.  865. 

—  camphersaures  I.  868. 

—  cocinsaures  11.  909. 

—  essigsaures  I.  863. 

—  fettsanres  I.  868. 

—  laurinsaures  II.  903. 

—  margarinsaures  II.  967. 

—  myristinsaures  II.  914. 

—  palmitinsanres  II.  923. 


Glycerin,  salzsanres  1. 860. 

—  stearinsanres  IL  983. 

—  valeriatisanres  I.  867. 
GlycerinphosphoTSiore  L  881. 

—  Salze  den.  I.  862. 
Glycerinschwelels&sn  1. 859. 

—  Salze  den.  I.  860. 
Glycerinweinsfinre  L  864. 

—  Kalkaalz  den.  L  865. 
Glycetylozyd  I.  852. 
Glycin  I.  247. 
Glycinsäore  I.  256. 
GlycocoU  I.  247. 

—  Verb.  dess.  mit  Bssen  1.  ISl. 

—  —       —  mitSaBreflB.Si{ial 

252. 
Glycolamid  II.  69. 
Glycollid  II.  68. 
Glycols&ure  I.  256. 

—  Salze  den.  I.  258. 
Glycocholsanro  m.  799. 

—  Salze  den.  m.  803. 
Glycyrrhizin  IV.  316. 
Goldcyanid  I.  420. 
GoldcyanĂĽr  I.  418. 
Goldsalze ,  Bestimmnng  da*,  l  ^ 
Gomartfaarz  III.  761. 
Gomartöl  III.  709. 

Grasöl  rV.  893. 
GratioUn  IV.  370. 
Grenadin  II.  657. 
Grubengas  I.  630. 
GrĂĽnspan  I.  814. 
Qnajacen  III.  868.  871. 
GuajacylhydrĂĽr  III.  872. 
Guajakharz  m.  868.  ^ 

—  Prod.  der  trocfai.  Vet^-  ^^  ^ 

871. 
Guajaks&nre  IIL  867. 
Guanin  I.  555. 
. —  Salze  dess.  I.  556. 
Guaranin  I.  607. 
Gummi  II.  566. 
• —  arabisches  II.  571. 

—  elasticnm  IV.  4S8. 

—  gelbes  m.  239. 

—  Verb.  dess.  mitBs«on.5.B 

Gummigntt  IV.  399. 
Gummiguttsaure  Sslic  IV.  »>• 
Gummilack  IV.  410. 
Gutta,  reine  IV.  434. 
Gutta-Percha  IV.  43«.  jy 

—  gelbes  und  weUses  Iw»  ^ 

439. 
Gyrophorsäare  III-  WH* 


Hanre. 


Rolländisobe  FlüsBlgkeit.    921 


E 


Haare,  Analyse  den.  JV.  531. 

Hämatein  lY.  323. 

Hämateinsäure,  AuwMAiakaaJa  den. 

IV.  324. 
Hämatin  lY.  320. 
Hämatoidin  IV.  567. 
H&matokiysUllin  IV.  485. 
Hamatosin  IV.  565. 
Hämatoxylin  JV.  320. 
Hamathionsäure  HI.  863. 

—  Salze  den. 
.Hammeltalg  11.  1035. 

Hanföl  n.  1021. 
Harmalaroth  IV.  14. 
Harmalin  IV.  18. 

—  CyanwasMntotfderivate  deas.  IV. 

27. 

—  Salze  dess.  IV.  14. 

Harmalin  n.  HamuB,  Mltvoderiv.  der«. 

IV.  19. 
Harmin  IV.  16. 

—  cblorplaünsauies  IV.  17. 

—  Salze  dess.  IV.  17. 
Hamfarbstoffe  IV.  570. 
Harnige  Saure  I.  553. 
Hamoxyd  I.  553. 
Hamrnhrzucker  II.  617. 
Hamsänre  I.  544. 

—  Bestimmung  den.  I.  548. 

—  Salze  ders.  I.  550. 

Hams'&nregruppe  I.  540. 
Harnstoff  I.  456. 

—  Bestimmung  dess.  I.  478. 

—  Verb.  dess.  mit  Basen ,  S&nren  und 

Salzen  I.  460. 

—  cyanunfturer  I.  473. 

—  kohlensaurer  I.  469. 

—  oxalsaurer  I.  472. 

Harnstoffe  I.  455. 

—  zusammengesetzte  I.  478.  IV.  794. 

807. 
Hamzucker-Kochsalz  II.  625. 
Hartit  II.  1068. 
Harz  IV.  373. 

—  fossiles,  von  Girona  IV.  428. 

—  gelbes  ni.  45. 

Bane  IV.  393. 

—  des  Krapps  lU.  540. 

—  des  Terpentins  IH.  726. 

—  —  Metallderivate  den.  m.  734. 


Harze  dea  Teipentiua,  Oxydationsderiv. 
den.  m.  737. 

—  —  trockne  Destillation  den.  IQ. 

732. 

—  des  Tolubalsams  m.  450. 

—  des  Torfes  IH.  767. 

—  fossile  IV.  394.  424. 

—  negative  IV.  395. 

—  positive  IV.  396. 

—  terpentinähnliche  UI.  740. 

Harzbenzoes'aure  IH.  235. 
Harzöl  III.  732. 
Harzsaure  Salze  IV.  395. 
Harzseifen  IV.  395. 
Haselnussöl  II.  1036. 
Haselwurzöl  IV.  376. 
Hatschettin  U.  1068. 
Hatchetin  IV.  424. 
Hantsubstanz  IV.  535. 
Hederin  IV.  260. 
Hedutigiaöl  IV.  380. 
Hefe  IV.  509. 

—  Analysen  ders.  IV.  511 

Helenen  IV.  .319. 
Helenin  H.  562.  IV.  817. 
Helicin  m.  334. 
Helico'idin  IH.  335. 
Helleborin  IV.  238. 
Hemipinsäure  IV.  96. 

—  Salze  den.  IV.  99. 

HeptylcaprylĂĽr  II.  852. 
Heptylgruppe  H.  850. 
Heptyloxydhydrat  II.  850. 
Herapathit  IV.  137. 
Hesperidin  IV.  325. 
Heterologe  Reihen  I.  145. 
Heveen  IV.  436. 
Hexachlorxylon  UI.  28. 
HexylU.  831. 
Hexylen  H.  831. 
Hexylgruppe  H.  830. 
Hexyloxydhydrat  II.  832. 
Hidantomsäure  I.  589. 
Uipparaffin  HI.  273. 
Hippunänre  IH.  267. 

—  Salze  den.  m  274. 

Hippunäureäther  in.  277. 
Hircinsäure  II.  1035.  IH.  1046. 
Hinchhornöl  IV.  456. 
Holländische  Flüssigkeit  H.  232. 


922 


Hob. 


niipeöL 


Holz,  CoDBerrir.  deas  ror  F&nliiiss  IV. 
594. 

—  Prod.  der  trockn.  Destill.  dess.  IV. 

446. 
Holsather  I.  650. 

—  bromwassentoffiMurer  I.  678. 

—  essigsaarer  I.  828. 

—  jodwassentoffsaarer  I.  680. 
Holzalkohol  I.  636. 
Holzessig  I.  801. 
Holzfaser  H.  546. 
Holzgeist  I.  636. 

—  Oxydationsprod.  dess.  I.  642. 
Holzschwefelsäure  U.  627. 
Holztheer  IV.  447. 

—  Oele  ans  dems.  IV.  447. 
Homolactinsaure  I.  258. 

—  Salze  ders.  I.  259. 
Homologe  Körper  I.  140. 

—      Reihen  I.  145. 
Honigstein  UI.  927. 
Honigsieins&are  III.  922. 

—  Salze  ders.  HI.  923. 
Hopfenöl  m.  710. 
Hordein  H.  551. 
Homsabstanz  IV.  530. 

—  Analysen  ders.  IV.  531. 
Homopinsänre  IV.  75. 
Humas  U.  654. 
Hnmassäure  H.  648. 
Humussnbstanzen  II.  648. 
Hurin  IV.  870. 
Hydramide  IV.  778. 
Hydranzothin  I.  231. 
Hydrargyräthyl  II.  445. 
Hydrarsin  I.  704. 
Hydrindin  III.  618. 

Kali  m.  620. 

Hydrobenzamid  HI.  186. 
Hydrobenzil  HI.  309. 


Hydrochinon  IV.  158. 

—  farbloses     - 

—  gebromte  Derirale  dess.  IV.  161 
nbergebromtes  lY.  US. 

—  gechlortes  IV.  162. 

dieir.  gechlortes  IT.  IM. 

jweif.     —    IV.  IM. 

fibergechiortes  IV.  144. 

—  grfines  IV.  161. 

—  Snlfhydrmte  dess.  IV.  ICO. 

—  Verb.  dess.  mit  Chioon  IV.  Kl. 

—  —    gechlorte  DeriTste  dem  IT. 

166. 
Hydrochrysamid  IV.  274. 
Hydrocyansanre  I.  338. 
Hydroleinsaare  11.  933. 
Hydromargarinsaare  11.  974. 
HydromargartinsäiiFe  II.  946. 
Hydromellon  I.  531. 
Hydrometer  Clarke's  TL.  273. 
Hydrorhodeoretln  IV.  405. 
Hydrotin^ore  HI.  1055. 

—  Salze  ders.   -     1056. 
Hydroxalsänre  II.  161. 

—  Salze  ders.    -    166. 
Hydroxanthlnsänre  I.  200. 
HydrĂĽre,  basische  IV.  816. 
Hydoiilsäare  I.  574. 
Hyocholalsaure  HI.  817. 
Hyocholinsaare  IH.  814. 
Hyocholoidinsaiire  III.  817. 
Hyocholsanre  IQ.  814. 

—  Salze  ders.  -    816. 
Hyodyslysin  m.  817. 
Hyoscyamln  IV.  239. 

—  Salze  dess.  IV.  241. 
Hypersolfide  IV.  734. 
Hyponitromekonsaure  IV.  8S. 
Hyposalfoglntinsaore  in.  504. 
Hypoxanthin  I.  554. 


I. 


Jalapm  IV.  403.  405. 
Jalappaharz  IV.  401. 
Jamaidn  IV.  261. 
Japonsäare  HI.  1000. 
Jasminöl  IV.  384. 
Jaune  indien  IH.  855. 
Ichthidin  IV.  484. 
Ichthin  IV.  484. 
Ichthulin  IV.  484. 
IchthyocoUa  IV.  541. 
Icicacolophonium  HI.  763. 
Icicaharz  HI.  761. 


Idrialase,  salpetrigsaore  IV.  32^* 
Idrialin  IV.  326. 
Idrialit  IV.  326. 
Idryl  IV.  328. 
Jervin  IV.  241. 

—  chlorplatinsaares  IV.  84S. 
Igasurin  IV.  197. 

—  Sake  dess.  IV.  199. 
Igaanrstore  in.  1046. 

—  Salze  den.  m.  1047. 
nicin  IV.  329. 
Hlipeol  n.  1014. 


Imabenctl. 


Isatan. 


923 


••-^ 


Imabonzil  m.  310. 
Imasatin  III.  594. 
Iraesatin  III.  594. 
Iinidbasen  Hofmann's  IV.  771. 
Imide  IV.  799. 
Imperntoriaöl  III.  711. 
Imperatorin  IV.  341. 
Imprägnatioii  des  ilokes   mit  Metall- 
salzen IV.  594. 
Incrnstirende  Substanz  II.  548. 
Indelibrom  III.  595. 
Indifferente  Stoffe  IV.  261. 
Indig  III.  555.   561. 

—  gefenerter  III.  573. 
Indigblau  III.  561. 

—  Eigenschaften  dess.  III.  568. 

—  Schwefelderiyate  dess.  III.  577. 
Indigblanunterschwefelsänre  III.  581. 

—  Salze  ders.  III.  582. 
Indigblauschwefelsäure  HI.  577. 

—  Salze  ders.  III.  579. 
Indigbraan  III.  572. 
Indigearmin  III.  580. 
Indiggrnppe  m.  555. 
IndigkĂĽpe  III.  564. 
Indigleim  HI.  572. 
Indigo  HI.  555.  561. 

—  oxydirter  m.  561. 

—  redudrter  m.  557. 

—  weisser  III.  557. 
Indigogen  III.  557. 
Indigotin  DI.  597. 
Indigprobe  HI.  572. 
Indigparpnr  m.  588. 
Indigroth  m.  572. 
Indigsänre  m.  370. 

—  Salze  ders.  m.  371. 
Indigsänreäthor  HE.  873. 
Indigweiss  III.  557. 

—  Verb,  mit  Metalloxyden  HI.  560. 
Indin  m.  614. 

—  gebromte  Deriy.  dess.  m.  616. 

—  gechlorte     —      —      -       - 

—  Metallderivate       —      -       - 

—  Nitroderivate         —      -      617. 
Indyl  m.  556. 

IndylchlorĂĽr  HI.  556. 
Indylinschwefelsäare  III.  577. 

—  Salze  ders.  IQ.  579. 
Ingweröl  HI.  708. 
Inosinsäure  I.  605. 

—  Salze  ders.  I.  606. 
Inosit  H.  641. 
Inslicht  H.  1018. 
Innlin  H.  562. 
Innlinzncker  H.  564. 


Jod,  Bestimmung  dess.  I.  70. 

—  Verb.  dess.  zu  organ.  Substanien 

IV.  840.  845. 
Jodacctyl  II.  248. 
Jodätherid  H.  248. 
Jod'atherin  II.  247. 
Jodäthyl  II.  357. 
Jodäthyl-Picolin  IH.  100. 
Jodäthylchinin  IV.  138. 
Jodäthyl nicotin  IV.  213. 
Jodal  I.  751. 
Joduldehyd  H.  248. 
Jodaldehyde  IV.  761. 
Jodalkohole  IV.  760. 
Jodamyl  II.  796. 
Jodamylnicotin  IV.  214. 
Jodanilin  IH.  107. 

—  Salze  ^ess.  IH.  109. 
Jodbenzaldid  HI.  294. 
Jodbmcin  IV.  195. 

Jodchinin,  zweif.  schwefelsanres  IV. 

136. 
Jodcinchonin  IV.  143.  158. 
Jodcodei'n  IV.  57. 
Jodcyan  I.  515. 
Jodide  IV.  758. 

—  negative  IV.  761. 

—  positive  IV.  759. 
Jodkohlenwasserstoff  II.  247. 
Jodmethylchibin  IV.  137. 
Jodmethylcinchonidin  IV.  160. 
Jodmethylcinchonin  IV.  159. 
Jodmethylnicotin  IV.  211. 
Jodnicotin  IV.  209. 
Jodnitroharmin  IV.  26. 
Jodoform  I.  682. 
Jodomelanilin  III.  130. 

—  Salze  dess.   - 
Jodomorphln  IV.  43. 
Jodophenyl-Citraeonimid  H.  156. 

Carbamid  I.  220. 

Jodpyromekonsänre  H.  218. 
Jodsalicylhydrfir  IH.  827. 
Jodstrychnin  IV.  185. 
Jodwasserstoffäther  H.  357.  IV.  760. 
Ipecacnanhasäure  HI.  1047. 
Ipomsänre  H.  880. 
Iridiocyankalinm  I.  422. 
IridiamcyanĂĽr  I.  422. 
Isäthionsäure  H.  256.  828. 

—  Salze  ders.  H.  257. 
Isamid  HI.  596. 
Isaminsanre  IH.  595. 

—  Salze  ders.  - 
Isamsänre  IHi  595. 
Isatan  HI.  613. 


9U 


Igatilim. 


Kiik. 


batilim  III.  5ii7. 
iMtimSd  m.  597. 
batin  m.  585. 

—  Ammoniakderivate  deBs.  III.  59$. 

—  Anilinderirate  des«.  IH.  598. 

—  gebromte  Deriv.  desf.  m.  592. 

—  gechlorte     —       —      -     589. 

—  MetallderiTaCe      —      -     588. 

—  tchwefligsaure  Derit.  dess.  IQ.  60  L 

—  —    Salze  den.  HI.  603. 
IsatinamiDsaare  III.  595. 

—  SaUe  de«. 
iMtinsäare  HI.  608. 

—  gebromte  Deriv.  ders.  III.  606. 

—  gechlorte     —       —      -    604. 

—  Salze  ders.  III.  608. 
Isatite  m.  589. 
Isatosulilte  m.  601. 
Isatyd  III.  607. 

—  gebromte  Deriv.  desi.  Ql.  610. 


laatyd,  gechlorte  Deiiv.  de«,  m.  M9. 

—  ge.schwefelte      —      —    -  111. 

Iflologe  Reihen  I.  145. 
Isomeromorph  IV.  873. 
IsotartriiisaoTe  II.  4. 

—  Salze  ders.  Ü.  5. 

Isoterebenchen  IIL  693. 
Isoweinaäure  II.  18. 

—  SaUe  ders.  II.  56. 
ItaconaminsĂĽare  II.  15S. 

—  Salze  ders. 

Itaconanilid  II.  151. 
Itaconanilsaare  II.  159. 

—  Salre  ders.  IL  158. 
Itaconsihire  II.  139. 

—  Salze  ders.  II.  137. 
Itaconsiareither  II.  145. 
Juglandin  IV.  399. 
Ixolyt  n.  1069. 


K. 


Kämpfend  IV.  329. 
Käseoxyd  II.  742. 

—  Salze  dess.  11.  748. 
Kaffeegerbsänre  III.  1000. 

—  Salze  ders.  III.  1002. 
Kaffeesanre  HI.  1000. 

—  Salze  ders.  IQ.  1003. 
Kakodyl  I.  698. 

—  Verb.  dess.  I.  699. 

—  der  Valeriansänre  Q.  738. 

—  chlorplatinsaares  I.  716. 

—  chlorqaecksilbersaures  I.  715. 

—  salfokakodjlsanres  I.  710 
Kakodylbioxyd  I.  704. 
Kakodylbisulfuret  I.  710. 
Kakodylbromfit  I.  718. 
KakodylchlorĂĽr  I.  714. 
KakodylcyanĂĽr  I.  719. 
Kakodylftiorär  1.713. 
KakodyljodĂĽr  I.  718. 
Kakodyloxyd  I.  703. 

—  kakodylsanres  I.  704. 
Kakodylsäure  I.  704. 

—  Salze  ders.  I.  706. 

—  Verb.  ders.  mit  Sauren  I.  708. 
KakodylseleniĂĽr  I.  713. 
Kakodylsnlfid  I.  710. 
KakodylsulfĂĽr  I.  709. 
Kakodylsnlforet  I.  709. 
Kakodylsuperchlorid,  basisehes  I.  708. 


Kakodylsuperehlorid,  kakoAjlttML 

710. 
Kakodylsaperflnorid,  bssifebtt  I-  7^ 
KakodylsQpersiilfid  I.  711. 

—  Salze  dess. 

Kali,  Verh.  dess.  ra  orgis.  Sab«.  IV 
863.  ^ 

Kali-  and  Natronsalze,  1Mb>M| 
ders.  I.  77. 

Kaliam,  Verh.  dess.  ifa  orpm.M^f^* 

—  -Aethylat  Q.  395.  (*** 
Amylalkohol  Q.  784. 

Amyloxydhrdral  II.  :« 

Cetylalkofao'l  Q.  954. 

Kaliumalkohol  IL  295. 
Kalinmbntylalkofaol  Q.  7S9. 
Kaliomeisencyamd  I.  384. 
Kaliumeisencyanfir  I.  369. 
Kaliumgoldeyanid  I.  42t. 
KalinmgoldcyanĂĽr  I.  419. 
Kaliamkadmiamcyattfir  I.  3S4. 
KaliamknpfercyanĂĽr  I.  369. 
Kalinmnickelcyanör  I.  355. 
Kaliampalladiamc3faiMlr  I.  4tS. 
Kaliumsilbercyanfir  I.  409. 
Kaliomzinkcyanar  I.  SS4. 
KalitnckersSiire  Q.  644. 

—  Salze  ders.  IL  645.  ^ 
Kalk,  Verh.  dess.  lo  orgÄ  SsU  !▼• 

866. 


Kallunilze. 


Kfappbltimen. 


<»25 


Kalksake,  B^tftimnmng  ders.  I.  77. 
Kalkseife  II.  1001. 
Kamillenöl  HL  701. 
Kandiszucker  II.  587. 
Kapnomor  IV.  448. 
Kartoffelfiiselöl  U.  782. 
Katcenaugenharz  in.  754. 
Kantschen  IV.  436. 
Kantschin  IV.  .434. 

—  Chlor-  u.  Bromderiv.  dcss.  IV.  435. 
Kautschuk  IV.  428. 

—  fossiler  IV.  424. 

—  trockne  Destillation  des».  IV.  433. 

—  vnlkanisirter  IV.  43». 
Kautschnköl  UI.  701. 
Kantschnköle  IV.  434. 
Kienrnss  IV.  458. 
Kieselsäureäther  H.  403. 
Kino  III.  993. 

—  afrikanisches  IQ.  993. 

—  nenholländ. 

—  ostindisches 

—  westindisches    - 
Kirschgnmmi  II.  572. 
Kirschlorbeeröl  III.  178. 
Kirschwasser  U.  291. 
Klapperrosensäore  IH.  1051. 
Klauensnbstanz  IV.  531. 
Kleber  IV.  459.  504. 

—  Analysen  dess.  IV.  505. 
Kleister  II.  556. 
Knallmannit  II.  661. 
Knallpulrer  Howard's  lĂś.  391 . 
Knallqnecksilber  11.  391. 
Knallsäare  II.  385. 

—  Salze  d^rs.  H.  386. 
Knallsilber  II.  387. 
Knoblanchöi  U.  454.  458. 
Knoppern  III.  954. 
Knorpelgewebe,  Analysen  dess.  IV.  540. 
Kobaltidcjanammonium  I.  358. 
Kobaltidcyanbar3rum  I.  359. 
Kobaltidcyanblei  I.  361. 
Kobaltidcyaneisen  I.  360. 
Kobaltidcyankadminm  I.  859. 
Kobaltidcyankalium  I.  356.  358. 
Kobaltidcyankobait  I.  359. 
Kobaltidcyanknpfer  I.  360. 
Kobaltidcyanknpfer  -  Cnprammoninm 

I.  360. 
Kobaltidcyanmangan  1. 361. 
KobaltidcyannatHnm  I.  358. 
Kobaltidcyannickel  I.  359. 
Kobaltidcyannickel  -  Nick^lammoniiim 

I.  359. 
Kobaltidcyanquecksilber  I.  361. 


Kobaltidcyansilber  I.  36 1. 
Kobaltidcyansilber-Silberammonraml. 

361. 
KobaltidcyanwasserstofMnre  I.  356. 
Kobaltidcyanzink  I.  359. 
KobaltnickeicyanĂĽr  I.  356. 
Kobaltsalze,  Bestimmung  dets.  I.  78. 
Kobaltsilbercyantir  I.  401. 
Könlitll.  1068. 
KĂĽrnerlack  IV.  410. 
Kohlehydrate  II.  545. 
Kohlenbenzoesäure  III.  446. 
Kohlenchlorid,  sehwefligsanretf  I   664. 
KohlenoxychlorĂĽr  I.  213. 
Kohlenoxyd  I.  162. 
Kohlensäure  I.  173. 

—  Amide  d^rs.  I.  216. 

—  Salze  ders.  I.  178. 
Kohl^nsäureäther  I.  184.  186. 

—  vierfach  gechlorter  I.  187. 

—  zehnfach       —        I.  188. 
Kohlensäuregmppe  I.  161. 
Kohlenschwefelwasserstoftäure  I.  194. 
Kohlenstickstofisäuro  III.  44. 

—  Salze  ders.  III.  47. 
Kohlenstoff,   Bestimmung  dess.  durch 

Elementaranalyse  I.  39. 
kohlensnlfid  I.  191. 

—  -Methyl  I.  197. 

Methyloxyd  I.  196. 

Schwefeläthyl  I.  209. 

Kohlensesqnichlorid  II.  240. 
Kohlensuperchlorid  I.  675.  11.  240. 

—  schwefligsaures  I.  214.  664. 
Kohlenwasserstoff,  in  maximo  II.  223. 

—  in  minimo  I.  630. 
Kohlenwasserstoflfe  aus  dem  Cholesfrin 

UI.  823. 

—  der  benzoesauren  Salze  III.  5t)7. 
Kok  II.  227. 

Kokkelskömer,  Fett  ders.  Ü.  1023. 
Komenaminsäure  II.  211. 

—  Salze  ders.  II.  212. 
Komensäure  II.  200. 

—  Salze  ders.  11.  203. 
Komensäureäther  II.  207. 
Korksäure  II.  841. 

—  Amide  ders.  II.  847. 

—  Salze  ders.  II.  845. 
Korksäureäther  II.  846. 
Korksäuregruppe  II.  841. 
Kork-Wachs  II.  1056. 
Kramersäure  III.  1048. 

—  Salze  ders.  III.  1049.  ^ 
Krapp,  Farbstoffe  dess.  in.  534. 
Krappblnmen  HI.  546. 


926 


Krapppnrpor. 


Leim. 


Krappparpnr  HI.  551. 
Krapproth  HI.  544. 
Kreatin  I.  593. 
Kreatinin  I.  597. 

—  Salze  dess.  I.  600. 
Kreosot  IH.  22.  IV.  448. 
Kressenöl  11.  459. 
Kre^yloxydhydrat  III.  24.  630. 
Kresyldchwefelsäure  III.  25. 
Kripin  III.  205. 
Krokonsäure  I.  167. 

—  Salze  ders.  I.  168. 
Kxttmclzncker  II.  617. 
Kochsalz  n.  625. 

—  Bestimmung  dess.  11.  595. 

—  verschied.  Gähmng  dess.  II.  624. 

—  Metallderivate  dess    II.  625. 

—  Schwefelsäorederivate  dess.  11. 627. 
Kryladid  I.  869.  [680. 
Krystallform  organisch.  Substanzen  IV, 

870. 
Krystallin  III.  85. 
-—  Salse  dess.  m.  92. 
Knmmelöl  III.  661.  688.  701. 


Kfinttlicbes  Bitter  IB.  72. 
Kope  m.  564. 

—  kalte  III.  564. 

—  indische  m.  567. 

—  warme  III.  564.  566. 
Knhbntter  II.  1041. 
Kupfer-CuprammoniBDMTUfli  L  SM. 

Kakodyläulfnret  I.  709. 

Kupfcrcyanid  I.  362. 
Kupfercjanur  I.  361. 

Cyanid  I.  364. 

KnpferkadmiumcvanĂĽr  I.  S5S. 
Kupfernickelcyanor  I.  356. 
Kupfersalze,  Bestimmung  den.  L  77. 

—  Verb.  ders.  mit  Xani^og«H«d  L 

235. 
KupfersilbercyanĂĽr  I.  401. 
Kutiragummi  IL  573. 
Kyanäthin  I.  426. 

—  Salze  dess.  I.  427. 
Kyanol  m.  85. 

—  Salze  dem.  m.  92. 
Kynarennure  I.  558. 

—  Salze  ders.  I.  559. 


L 


Lab  IV.  523. 
Labdanam  III.  763. 
Lack-Dye  IV.  411. 
Lack'LackIV.  411. 
Lactamid  I.  777. 
Lactaminsaure  I.  777. 
Lactid  L  767. 
Lactin  II.  634. 
Lactose  II.  634. 
Lactnearium  IV.  330. 
Lactucin  IV.  830. 
Lactucon  IV.  331. 
Ladanum  lU.  763. 
Laevoracemsänre  II.  12. 

—  Salze  ders.       -    18. 

Lake  von  gesalzenem  Fleisch  IV.  590. 
Lakmus,  Farbstoff  dess.  III.  913. 

Reaction  gegen  Salze  III.  914. 

Lampantöl  IL  1038. 
Lampensaure  I.  738. 
LandorseĂĽle  III.  677. 
Lantanursäare  I.  591. 
Laurin  IV.  331. 
Lanrinsäure  II.  903. 

—  Salze  ders.  11.  905. 
Lanrinsäureäther  II.  906. 


Laurinsanrereihe  II.  902. 
Lauron  II.  902. 
Laurostearin  n.  903. 
Lanrostearinsänre  IL  903. 

—  Salze  ders.  II.  905. 
Lanrostearinsaureäther  II.  M^* 
Lanrostearon  II.  902. 
Lanryl  D.  902. 
LaurylhydrĂĽr  II.  902. 

—  Aediyl.  etc.  Derivate  d».  H.  W- 
Lavendelöl  IV.  380. 
Leberthran  II.  1027. 
X«ecanorin  m.  891. 
Lecanorsänre  IH.  891. 

—  Salze  ders.  III.  894. 
Leder  IV.  538. 
Leditannsäure  Xu.  10S4. 
Ledixanthin  DI.  1085. 
Legnmin  IV.  459.  583.  ^ 

—  Analysen  dess.  IV.  587. 

—  Reaktionen  dess.  IV.  98i 
Leichen  wachs  IV.  586. 
Leim  IV.  541. 

—  Analysen  dess.  IV.  548* 

—  chlorhaltige  Prod.  va  i«^  *'' 

545. 


Lenii. 


Margarin. 


927 


Leim,  Reaktionen  dess.  IV.  548. 
Leim  gebendes  Qewebe  IV.  586. 
Leimsäss  1.  847. 
Leimsüsssalpetersänre  L  858. 
Leimzucker  I.  847. 
Leindotteröl  II.  1080. 
Leinöl  H.  1089. 
Leinsamenschleim  II.  578. 
Leiogomme  II.  550. 
Leiokom  n.  559. 
Leuchtgas  II.  827. 
Leucin  n.  748. 

—  Salze  dess.  n.  748. 
Leucindin  III.  557. 
Leucinsäure  II.  749. 
Leucorcein  III.  913. 
Lenkol  IV.  160. 

—  chlorplatinsaures  IV.  168. 

—  Salze  dess.  IV.  162. 
Leukopetrit  II.  1068. 
Leukotursäure  I.  566. 
Lichenin  U.  565. 
Lichenstearinsänre  m.  1050. 

—  Salze  ders. 

Licht,  Wirkung  dess.  auf  organische 

Substanzen  IV.  888. 
Lignon  I.  648. 
Ligustrin  IV.  871. 


Liladn  IV.  866. 
Limacin  IV.  549. 
Limettsäure  UI.  699 
Limonin  IV.  388. 
Linin  IV.  870. 
Lipinsäure  II.  136. 

—  Salze  ders.  II.  144 

Lipjloxydhydrat  I.  852. 
Liquenr  II.  891. 
Liriodendrin  IV.  333. 
Lithofellinsänre  m.  824. 

—  Salze  ders.  III.  886. 

Lizarinsäure  III.  544. 
Lobelin  IV.  242. 
Löffelkrautül  n.  475. 
Lophin  III.  195. 

—  Salze  dess.  III.  196. 

Lorbeeröl  n.  1029.  IIL  711. 
Luft,  atmosphärische,  Wirkung  ders. 
auf  organ.  Substanzen  IV.  837. 

Lungensäure  III.  1051. 
Lupinin  IV.  371. 
LuteoHn  IV.  334. 
Luteogallussänre  III.  980. 
Lutidin  DI.  686. 

—  Salze  ders.  III.  637. 
Lyseklyn  m.  768. 


M. 


Blacis  n.  1085. 
Macisöl  rV.  881. 
Madiaöl  II.  1082. 
Madiasaure  n.  1038. 
Biafursäure  I.  916. 

—  Salze  ders.  I.  920. 
Magnesiasalze,  Bestimmung  ders.  I.  77. 
Majorancampher  IV.  885. 
Majoranöl  IV.  881. 

Malamid  L  897. 
Malealsäure  I.  916. 

—  Salze  ders.  I.  920. 
Maleinsäure  I.  916. 

—  wasserfreie  I.  915. 

—  Salze  ders.  I.  920. 
Malomethylsäure  I.  896. 
Maloweinsäure  I.  896. 
Malz  IV.  507. 
Mandelöl  n.  1012. 
Mandelsäure  m.au. 

—  Salze  ders.  -  316. 


Manganbleicjaniir  I.  397. 
MangancyanĂĽr  I.  896. 
Manganhyperoxyd,  Verhalten  dess.  zu 

organ.  Subst.  IV.  867. 
MangankaliumcyanĂĽr  I.  396. 
MangankadmiumeyaiiĂĽr  I.  397. 
MangankupfercyanĂĽr  I.  364. 
Mangansalze,  Bestinmiung  ders.  I.  78. 
MangansilbercyanĂĽr  I.  397.  401. 
ManganzinkcyanĂĽr  I.  896. 
Maniholsaure  I.  877. 
Mannit  II.  657. 
-^  explosiver  n.  661. 

—  Nitroderivate  dess.  II.  661. 

—  Verbindungen  dess.  II.  661. 
Mannitähnliche  Körper  II.  664. 
Mannitrin  II.  662. 
Mannitschwefelsäure  II.  668. 

—  Salze  ders.  II.  668. 
Biargaramid  II.  974. 
Margarin  II.  988.  967. 


Mai^puiaaiore. 


MetaMriiDre. 


Margarinsänre  n.  961. 

—  Salze  den.  II.  969. 

—  SchwefeUäarederiTate  den.  IL  974. 

—  Verb.  der«,  mit  GUTceriii  II.  968. 
Margarin8äareäther  II.  973. 
Margaron  II.  982. 

MaticinlV.  371. 
Matricariaöl  III.  775. 
Maynashan  IV.  412. 
Meccabalsam  IV.  413. 
Mechloinsäure  IV.  88. 
Medullin  n.  551.  y 

Meerrertigöl  II.  475. 
Mekonamipsänre  II.  199. 

—  Salze  dera.  II.  200. 
MekoDin  IV.  87. 
Mekonsäiire  II.  187. 

—  Salze  den.  II.  190. 

—  Sertürner'8  sabümirte  H.  813 
Mekonshureather  II.  195. 
Mekonsäuregnippe  II.  186. 
Melam  I.  520. 

Melamin  1.  521. 

—  Salze  des8.  I.  523. 
Melampyrin  IV.  334. 
Melangallussänre  III.  960. 
Melanilin  III.  126. 

—  Salze  dess.  III.  128. 
Melanin  IV.  570. 
Melanochin  IV.  119. 
Melausäure  III.  323. 

—  Salze  ders. 
Melasinsäure  II.  652. 
Molen  I.  503.  II.  1066. 
Mclissin  II.  1069. 
Melissinnlkohol  II.  1069. 
Melissintiäure  II.  1065. 

—  Salze  ders.  - 
Meilimid  III.  935. 
Mellith  III.  927. 
Mellitlitfäure  III.  922. 

—  Acthcr  ders.  III.  924. 

—  Aniide  ders.  III.  985. 

—  Kupfersalz  ders.  III.  9S9. 

—  —  Prod.    der  trocknen  Deotill. 

dess.  III.  929. 

—  Pyroprodukte  ders.  HI.  941. 

—  Salze  ders.  III.  923. 
Mellon  I.  530.  540. 
Mellonmetalle  I.  533. 
Mellon wasserstofTsliare  I.  536. 
Meninsäure  II.  84. 
Menispermin  IV.  242. 

—  schwefelsaures  IV.  243. 
Menispermsäure  I.  877. 
Meuscheofett  II.  1029. 


Menthen  IV.  383. 
Menjaadiin  lY.  371. 
Mercaptan  n.  311. 
Mereaptane  IV.  736. 
Meieaptide  EL.  312.  IV.  736 
Mercorathyl  II.  445. 
Mercnraminoninmozyd, 
827. 

—  weinaaares  II.  45. 

Mesaconsaare  II.  135. 

—  Salze  ders.  II.  148. 
Mesaconsaureather  II.  146. 
Mesit  I.  649. 

Chloral  I.  783. 

Mesitaldehyd  I.  787. 
Mesiten  I.  649. 
MesitylchlorĂĽr  I.  783. 
Mesitylen  I.  790. 

—  Derivate  dess.  I.  791. 
Mesitylol  I.  790. 

—  Derivate  dexs.  I.  791. 

MesitylphosphcM-sfinre  I.  786. 
Mesozalsaure  I.  583. 

—  Salze  ders.  -     - 

Metaceten  U.  690. 
Metaceton  n.  496. 
Metacetonitril  I.  426. 
Metacetonsaure  n.  498. 

—  Aldehyd  ders.  IL  493. 

—  Salze  ders.  II.  501. 

Metacetonsanreäther  II.  504. 
Metacinnamein  DI.  445. 
Metafarfnrol  ĂĽ.  178. 
Metagallnssäure  HI.  991. 

—  Salze  ders. 

Metaldehyd  L  737. 
Metalle  IV.  816. 

—  der  gepaarten  Basen  17.  91* 
~  eigentliche  IV.  817. 

—  gemischte  IV.  824. 

—  negative  IV.  829. 

—  positive  IV.  816. 

Metalle ,  Bestimmung  den.  ii  oT* 
Körpern  I.  76. 

MetamargarinsSure  II.  966.  9<^ 
Metamekonsäore  II.  200. 

—  Salze  ders.  II.  203. 

Metanaphtalin  III.  597.  734. 
Metapectin  n.  677. 
Metapectins&ure  H.  684. 
Metastyrol  III.  416. 
Metaterebenthen  DI.  69S. 
Metaweinsänre  II.  17. 

—  Salze  ders.  II.  54. 


J 


HietitttTnin. 


MethylkohlenflSnre.         989 


Methsioin  1.  685. 

—  Verb.  dess.  I.  68«. 
Methionsäure,  Barytsalt  den.  II.  354. 
Methol  I.  649. 

Methplumbäthjl  II.  448. 
Methstannäthyl  od.  V,  Stannäthyl  IT. 

44S. 
Methyl  I.  627. 

—  -Acetyl  I.  781. 

—  -Aepfelsäare  I.  896. 

—  -Aethyl-Axnjlamin  II.  804. 

—  -Aethyl-Amyl-Phcnyl-Ammonlum- 

oxydhydrat  III.  141. 

—  —  Sake  desa.  III.  142. 
Aethyl-Anilin  III.  185. 

—  —  PkttinsaU  dess.  HI    186. 

—  -Aethyl-Harnstoff  I.  481. 

—  -Aethylat  II.  304. 

—  -Ameisensüaregrappe  I.  730. 
Amide  I.  684. 

—  -Ammoniake  I.  684. 

—  -Amyl- Anilin  UI.  138. 

—  —  Platinsalz  d«88.  III.  138. 

—  -Amyl-Pheiiylainin  in.  138. 

—  —  Platinsalz  4€e8.  - 

—  -AniHn  in.  138. 

—  —  Salze  dess.  HI.  188. 

—  -BenzoS&ther  m.  245. 

—  -Binitrophenidin  m.  64. 

—  -Camphersäwre  III.  796. 

—  •Carbamlns&iire  I.  241. 

—  -Citronensänre  II.  125. 
Cyananilin  m.  133. 

—  -Diäthyl-AmmoniiUBverb.  £[.  806. 

—  -Disulfocarbonat  I.  196. 

—  -Disulfokohlensäare  I.  196. 

—  -Essigäther  I.  828. 
Harnstoff  I.  479. 

—  -Nitrobenzoeäther  III.  258. 

—  -Nitrophenidin  m.  63. 

—  —  Salze  dess.  - 

Oxalsäure  I.  305.  622. 

Oxaminsänre  I.  325. 

Oxysulfocarbonat  I.  196. 

—  -Phenidin  III.  62. 

—  —  Salze  dess.  - 

Phenyl-Carbamai  I.  245. 

Phenyl-Schiirefelsäare  III.  65. 

PhenylĂĽmin  HI.  133. 

—  —  Salze  dess. 

Salicyloxyd,  benzoesanres  III.  862. 

—  —    bemsteinsanres  IH.  363. 

—  —    cuminsaures  m.  3^3. 

—  -Salicyloxydhydrat  III.  859. 
SchwefBlsSnre  I.  666. 

—  —  Salze  ders.  I.  667. 
Gcrli«rdl,Cheaie.  IV. 


Methyl-Schwefelvettfndnngen  I.  652. 
schweflige  Säure  I.  655. 

—  —  Salze  ders.  I.  656. 

—  -StickstofiVerbindiingen  I.  684. 

—  -Sulfokohlensänre  I.  196. 

—  -Thiosinamin  II.  479. 

—  -Toluylsäureäther  IH.  644- 
Tranbensänre  II.  64. 

—  —  Salze  ders.  -     - 

Triäthyl-Ammoninmjodfir  11.  377. 

—  -Trisulfocarbonat  I.  197. 

—  -Weinsäure  II.  59. 

—  —  Salze  ders.  II.  60. 
Xanthinäther  I.  196. 

—  -Xanthinsäure  li  196. 

— ,  einfach  gechlortes  I.  630. 
Methyläther  I.  650. 
Methylal  I.  642. 
Methylalkohol  I.  636. 

—  Derivate  dess.  I.  641. 
Methylami d  I.  685. 

—  Verb.  dess.  I.  688. 
Methylamin  I.  685. 

—  Verb.  dess.  I.  688. 

—  methyl-carbaminsaures  I.  241. 

—  wasserfreies  kohlensaures  I.  241. 
Methylaminalaun  n.  803. 
MethylantimoniĂĽr  I.  720. 
MethylarseniĂĽr  I.  698. 
MethylbromĂĽr  I.  678. 
Methylcarbamat  I.  225. 
Methylchinin,  Verb.  dess.  TV.  187. 
Methylchlorocarbonat  I.  215. 
MethylchlorĂĽr  I.  670. 

—  gechlorte  Derivate  dess.  I.  671. 
Methylcinchonidin  TV.  160. 
Methylcinchonin  IV.  159. 

—  chlorplatlnsaures    - 
Methylconiin  TV.  8. 
Methylcyanamid  I.  519. 
MethylcyanĂĽr,   zweifach  gejodetes   I. 

684. 
MethyldithionsSnre  I.  655. 

—  Salze  ders.  I.  65^. 
Methylen  I.  627. 

—  chlormesitsaitres  I.  645. 
Methylenstannäthylverbindnngen   n. 

440. 
MethylfluorĂĽr  I.  669. 
Methylgruppe  I.  622. 
MethylhydrĂĽr  I.  630. 
Methyliak  I.  685. 

—  Salze  dess.  I.  688. 
MethyljodĂĽr  I.  680. 

—  Derivate  dess.  I.  681. 
Methylkohlensäure  I.  185. 

59 


930 


MethylmetHile. 


Mikhiucker. 


lAethylmetaUe  I.  683. 
Methylmercaptan  I.  65S. 
Methylnarkotin  IV.  71. 
Methylniootin  IV.  210. 

—  chlorplatinsaure«  - 
Methyloxyd  I.  650. 
Carboamid  I.  225. 

—  allophansanrea  I.  471. 

—  ameisensanres  I.  269. 

—  ameiseiuanrefl   übergechlortes   I. 

270. 

—  aniBsanres  III.  402. 

—  benzoesaures  IH.  245. 

—  bemsteinsaiires  II.  528. 

—  bibromsalicylsanres  DI.  369. 

—  bichlorsalicjUaures  IH.  366. 

—  bimtrophenyUanres  m.  58. 

—  binitrosalicylsaiires  DI.  376. 
--     —  Salze  des8.  m.  377. 

—  borsatures  I.  695. 

—  bromanissaures  IQ.  405. 

—  bromsalicylsaures  III.  367. 

—  buttersanres  ü.  716. 

—  capronsanres  n.  827. 

—  caprylsaores  Q.  855. 

—  carbamid-kohlensanres  I.  225. 

—  carbamiiiMiures  I.  225. 

—  chloranissaures  III.  404. 

—  citronensaures  11.  115. 

—  cyansanres  I.  447. 

—  cyanursaures  I.  452. 

—  essigsanrea  I.  828. 

—  —  Chlorderivate  dess.  I.  828. 

—  fettsanres  II.  882. 

—  flaorwasserstoffgaores  I.  669. 

—  gechlorte  Derivate  deu.  I.  650. 

—  indigsaures  m.  373. 

—  korksanres  11.  846. 

—  margarinsaures  II.  973. 

—  methyl-salicylsaures  HI.  361. 

—  nitranissaurefl  III.  409. 

—  nitrobenzocsaures  III.  258. 

—  nitrophenyUanres  IH.  57. 

—  nitropopulinsaures  IH.  376. 

—  —  Salze  dess.  DI.  377. 

—  nitrosalicylsaores  m.  373. 

—  nitrotoluylsaares  m.  644. 

—  orsellsaures  m.  896. 

—  ozalsaares  I.  305. 

—  oxaminsaures  I.  322. 

—  phenyisanres  III.  55. 

—  —  gechlorte  u.  gebromte  Perivate 

dess.  m.  56. 

—  —  Nitroderivate  dess.  m.  56. 

—  —  schwefelsaure  Deriv.  dess.  HI. 

65. 


Metfayloxyd,  salieyiniinB  DL  959. 

^     ^  MetaUderiTite  de«.  UL  Ml. 

—  salpetersaares  I.  695. 

—  salzaaores  L  670. 

—  schleimsaores  II.  169. 

-*-  schwefligsaare  Verb.  d«ft.  L  SM. 

—  schwefelsaaree  I.  666.  666. 

—  —  zweif.  schwefelsftiifei  1.  666. 

—  stearinsanres  II.  1002. 

—  sulfaminaauret  I.  669. 

—  trichloresiugsaiires  L  829. 

—  trinitrophenjlsanres  DI.  58. 

—  trinitTOsalicylsaores  IQ.  378. 

—  abergechlortes  oxalsaans  1. 307. 

—  Taleriansaares  II.  765. 

—  zimmtsaares  III.  434. 

—  zweifach  traabensanies  IL  64. 

—  zweifach  weinsaures  IL  59. 

—  zweifach  gechlortes  ozaittare»  1- 

306. 

Methylozydhydrat  I.  636. 

—  Verb.  dess.  I.  641. 
Methyloxydkohleasiiife  1. 185. 
Methyloxydschwefeisaiire  L  666. 

—  Salze  der«.  I.  667. 
Methyloxydtrmnbensaiue  IL  64. 

—  Salze  ders.  II.  64. 
MethyloxydweiiiaanTe  IL  59. 

—  Salze  ders.  U.  60. 

MethylphosphĂĽre  I.  697. 
Methylpiperidin  IV.  108. 

—  Salze  dess. 
Methylstannar  I.  729. 
Methylanterschwefelaiiii«  L  655. 

—  Salze  ders.  I.  656. 

Methylnrethan  I.  225. 
Methylwasserstoff  I.  630. 

—  Verb.  dess.  I.  633. 
Metonanthal  n.  835. 
Metoluidin  m.  638. 

—  chlorplatinsaares  SsJz  de»  ^* 

638. 

Metroleinsänre  II.  933. 
Bfiasmen  IV.  587. 
Middletonit  IV.  427. 
Milchsäure  I.  760. 

—  Amide  ders.  I.  777. 

—  Salze  ders.  I.  768. 

—  wasserfreie  I.  767. 
Milchsänreäther  I.  777. 
MUchsanregahning  des  KisBdi«*^ 

n.  624. 
Milchzucker  II.  634. 

—  Besümmung  dess.  H.  697. 


j 


Milcfazncker. 


Naphtalin. 


931 


^>       Milchzneker,  Verfo.  dess.  mit  Basen  II. 
--k  637. 

-â– i       Bfimosengammi  II.  571. 
-m       Moder  II.  548.  654.  IV.  586. 
-oi       Mohnöl  n.  1037. 
-00       Monesin  IV.  871. 
-dBC       Monobutyrin  I.  866. 
.«        Monochloracetylchlorid  II.  348. 
oe       Monolein  II.  937. 
g^       Monomargarin*n.  969. 

Monopalmitin  II.  924. 

Monostearin  n.  988. 

Monovalerin  I.  867. 

Moosstörke  n.  565. 

Morin  III.  1012. 

Morindin  IV.  335. 

Morindon  IV.  836. 

Moringasäure  II.  1018. 

Moringerbs&nre  IQ.  1003. 

—  Salze  ders.     -     1007. 
Morinsänre  m.  1012. 

—  Salze  ders.  m.  1015. 
Morphin  IV.  30.  84. 

—  chlorpUtinsanres  IV.  38. 

—  gejodete  Derivate  dess.  IV.  43. 

—  Methyl-  etc.  Derivate  dess.  IV.  43. 

—  Salze  dess.  IV.  37. 
Moscovade  II.  586. 
Mncin  IV.  504. 
Mudarin  IV.  371. 
MĂĽnzecampher  IV.  381. 
Mnrexan  I.  578. 
Murexid  I.  580. 
Mnrexom  I.  617. 
Muscatbntter  II.  1035. 


Mutterkrantol  IV.  381. 
Mykomelinsänre  I.  576. 

—  Salze  ders.     - 
Mjricawachs  11.  1054. 
Myricin  II.  927.  1050. 
Mjricylalkohol  n.  1069. 
Myricylgmppe  II.  1066. 
Myricyloxyd,  palmitinsaures  II.  927. 
Myricyloxydhydrat  II.  1069. 

Myri Stearin  II.  914. 
Myristearinsänre  11.  913. 

—  Salze  ders.      -    915. 

Myristinsänre,  benzoesaure  III.  229. 
Myristin  n.  914. 
Myristinsäure  II.  913. 

—  Aldehyd  ders.  II.  912. 

—  Salze  ders.  II.  915. 

Myristinsanreather  II.  916. 
Myristinsänrereihe  II.  912. 
Myristo-Benzoesäore,  wasserfreie  III. 

229. 
Myriston  II.  912. 
Myristonsänre,  wasserfreie  II.  913. 

Myristyl  n.  912. 
Myristylhydrftr  II.  912. 

—  Aethyl*  etc.  Derivate  dess.  II.  912. 
Myronsänre  Tl.  481. 

—  Salze  ders.  n.  482. 

Myrosin  n.  483. 
Myroxocarpin  m.  452. 
Myroxylinsäure  m.  446. 
Myrrhe  m.  764. 
Myrrheng^ommi  III.  764. 
Myrrhenöl  m.  766. 


N. 


Nagelsubstanz  IV.  531. 
Naphtha  IV.  445.  446. 
Naphtalen  III.  455. 
Naphtalidam-Carbamid  I.  223. 
Naphtalidam  III.  508. 

—  Salze  dess.  III.  510. 
Naphtalidin  m.  508. 

—  Salze  dess.  HI.  510. 
Naphtalimid  m.  532. 
Naphtalin  m.  455. 

—  gebromte  Derivate  dess.  III.  460. 

—  gebromtes  III.  473. 

—  gechlorte  Deriv.  dess.  III.  460. 

—  gechlortes  DI.  472. 

—  dreif.  gebromtes  in.  482. 


Naphtalin,  dreif.  gechlortes  III.  477. 

—  dreif.  gechlortes,  Hauptkennzeichen 

der  sieben  Modificat.   dess.   m. 
478. 

—  Nitroderivate  dess.  DI.  489. 

—  —  Rednctionsabkömmlinge  ders. 

m.  493. 

—  Oxydationsderivate  dess.  m.  458. 

—  Schwefelsäurederivate    dess.    HI. 

494. 

—  vierfach  gechlortes  IH.  482. 

—  —  Hauptkennzeichen,    der    vier 

Modificat.  dess.  IH.  483. 

—  zweif.  gebromtes  IH.  477. 

—  zweif.  gechlortes  IH.  473. 


9aa 


NaphtaĂśB. 


Nitnk. 


Naphtalin,  swdf.  gochtortM,  gebromlM 

m.  482. 
KaphtalinbibromĂĽr ,  gebrom-gechlortes 

m.  470. 

—  zweif.  gebromtes  m.  471. 

—  zweif.  gechlortes  IQ.  470. 
NaphUtUnbichlorobromĂĽr  III.  466. 
NaphialinbichlorĂĽr  m.  463. 

— ,  a  und  ß  Modificat  dess.  II.  463. 
465. 

—  gechlortes  III.  466. 

—  —  feste  Modificat.  dess.  m.  466. 

—  —  flüssige     —         —       -     468. 

—  zwdf.  gcbromtes  in.  469. 

—  zweif.  gebrom-gechlortes  III.  471. 

—  zweif.  gechlortes  m.  468. 

—  —  Modificat.  dess.  III.  469. 
Naphtalinbromnr,  dreif.  gcbromtes  III. 

462. 
Naphtalinchlorftr  Ul.  461. 

—  gebromtee  HI.  462. 
Naphtalingmppe  III.  454. 
NaphtaliDsäare  III.  527. 

—  Salsa  ders.  III.  59S. 
Naphtplinsäareäther  III.  529. 
Naphtalinschwefelsiuire  lU.  494. 

—  Salze  ders.  III.  495. 
NaphtalinsubchlorĂĽr  III.  461. 
Naphtamein  HI.  510. 
Naphtase  DI.  490. 
Naphthein  IV.  424. 
Naphthen  IV.  446. 
NaphtiDunterschwefelsäure  III.  502. 

—  Salze  ders.  in.  503. 
Naphtionsäare  Ol.  517. 

—  Salze  ders.  ID.  519. 
Naphthol  rV.  446. 
Naphtyl-Thiosinamin  11.  481. 

and  WasserstofTazotĂĽr  III.  508. 

Naphtylamin  III.  493.  508. 

—  Cjanderivate  dess.  III.  523. 

—  Nitroderivate  dess.  III.  512. 

—  —  ReductioDsabkömmlinge  ders. 

m.  512. 

—  Salze  dess.  m.  510. 

—  Schwefelsäurederiv.  dess.  III.  514. 
Naphtylhydrär  DI.  455. 

Narcein  IV.  76. 

—  chlorplatinsaures  IV.  79. 

—  Salze  dess. 
Narcetin  IV.  71. 
Narcitin  IV.  871. 
Narcogenin  IV.  82. 
Narkotin  IV.  67. 

—  chlorplatinsaures  IV.  72. 

—  OzydatLonsprodukte  dess.  IV.  79. 


Narkotin»  Salze  deu.  IV.  72. 

Narkotinsaure  IV.  70. 

Katriom,  Verhalten  den.  m  aijuiick 

Sabstanzea  IV.  862. 
Katriom-Aethylat  II.  29S. 

—  -Alkohol  n.  295. 

^  -Cetylalkohol  II.  954. 
Natriamknpferejraaär  I.  363. 
Natriumnickelcjanur  I.  355. 
Natriumzinkcvaniur  I.  334. 
Natron,  Verhalten  dess.  to  ofpa.Si^ 

stanzen  IV.  863. 
Natron-Brechweinsietn  II.  40. 
Natron-  n.  Kalisalze,  Bestiamnite 

I.  77. 
Nelkenöl  Ul.  709. 
Nelkensänre  m.  853. 

—  Salze  ders.     854. 
Neroliöim.  711. 
Nentralsalze  IV.  714. 
Niceinsäore  III.  68. 
Nicen,  einf.  gechlortes  III.  72. 
Nickelkadmiumcyanär  1. 3M. 
Nickelsalze,  Bfwtiinmnng  dffis.  L  li- 
NigeIlinIV.371. 

Nikotianin  IV.  208. 
Nikotin  FV.  200. 

—  chlorplatinsaures  IV.  204. 

—  gejodete  Derivate  des».  IV.  20J. 

—  Methyl-  etc.  Derirato  Mm*  ^' 

209. 

—  Salze  dess.  IV.  204. 
Nitramarin  in.  194. 

—  Salze  dess. 
Nitramidin  II.  582. 
Nitranilin  m.  110.  US. 

— -  Sake  dess.  m.  Ul.  HS. 
Nitranisäther  m.  409. 
Vitranisid  m.  890. 
Nitranisidin  m.  68. 

—  Salze  dess.  - 
Nitrauisol  III.  57. 
Nitranissänre  HI.  406. 

—  Salze  den.  -     408. 
Nitranissaoreather  III  408. 
NitranisylchlorĂĽr  Ul.  4  U . 
Nitrazophenyl-CitracoBsmiB»««  DL 

118. 

—  -Citraconimid  m.  US- 
Oxaminsänre  m.  117- 

—  —  Salze  ders.  -    118» 

Ozimid  m.  117. 

Nitrazophenylamin  HI.  U^* 

—  Salze  dess.  DI.  1 16. 
Nitrilbasen  IV.  772. 
NitrUe  I.  422.  IV.  762. 


j 


Nitrihi|phyl. 


NitropbttMUBiMĂśare.        933 


Nitriloiphyl  UI.  196 
Nitnndin  lU.  617. 
Nitro-ErythromaiiDit  111.  891. 
Phenftmilidin  III.  68. 

—  -Phenyl-Schweflige  Säure  lU.  77. 

—  —  Ammoniakaalz  den. 

Thein  L  617. 

Nitroazobenzid  III.  15. 
Nitroazoxibenzid  III.  14. 
NitrobaldriansĂĽure  II.  7  $8. 

—  Salze  ders.  II.  769. 
Nitrobenzamid  III.  301. 
Nitrobenzanilid  III.  302. 
Nitrobenzanisidid  III.  300. 
Nitrobenzid  III.  10. 
Nitrobenzoeäther  III.  258. 
Nitrobenzoen  III.  635. 
Nitrobenzoesäare  m.  254. 

—  benzoeea^re  HI.  230. 

—  Salze  ders.  III.  256. 

—  wasserfreie  III.  230. 

NitrobenzoesänrciUher  lü.  SM. 
Nitrobenzol  HI.  10. 
Nitrobenzonitril  III.  143. 
Nitrobenzoyl-Annomuinmycl^  scbwe- 
fligsanres  m.  208. 

—  -Natron,  schwefligsaures  III.  908. 

—  -Phenyl-WasaerttoflkzoCttr  HI.  802. 

Wassarscorazotfir  III.  801. 

NitrobenzoylchlorĂĽr  DI.  293. 
Nitrobenzoylhydiflr  III.  184. 
Nitrobromphenissäiire  m.  42. 

—  Salze  ders.  m.  43. 

Nitrocarbamid-Carbanilid  I.  220. 
Nitrochlomiceins&ure  m.  72. 
Nitrocholsänre  m.  830. 

—  Salze  ders.    -    831. 
Nitrochrysen  IV.  455. 
Nitrodnnamexi  HI.  418. 
Nitrodnnamid  HI.  441. 
Nitrocinnamyl-  nnd  WasserstofTazotär 

m.  441. 

Nitrococcnssäare  HI.  841. 

—  Salze  ders.       -     842. 
Nitrocodein  IV.  58. 

—  chlorplatinsanres  IV.  60. 

Nitrocnmarin  HI    385. 
NitrocnmarinsMure  HI.  38€. 
Nitrocamidin  HI.  658. 
— -  Sal&e  des«.  - 
Nitrocuminsäare  HI.  671. 

—  Silbersalz  ders. 
Nitroeomol  IH.  652. 
Nitrodraconyl  HI.  419. 
Nitrodracylawure  IV.  417. 


Nitrodragonesinsaure  IH.  406. 

—  Salze  ders.  HI.  408. 
Nitrodragonsäiira  III.  408. 

—  Salze  ders.        «     408. 
Nitrodragons&urcäther  HI.  408. 
Nitroenxantbins&ura  Hl.  861. 

—  Salze  ders.  III.  862. 
Nitroferridcyaoauiraoniam  I.  39^. 
Nitroferridoyanbaryuin  I.  395. 
Nitroferridcyancalciiim  I.  396. 
NitroferridcyankaliuiB  I.  893. 
Nitroferridcyankapfer  I.  396. 
Nitroferridcyannalrium  I.  894. 
Nitroferridcyansilber  I.  396. 
NitroferridcyanĂĽre  I.  367.  391. 
NitroferridcyaDTerbindangea  1.  391. 
NitroferridcyanwaaserstoMwe  1.  398. 
Nitrogendanin  HI.  875. 
Nitrohämatinsäure  HI.  46. 
Nitroharmalin  IV.  19. 

—  chlorplaÜRsaures  IV.  21. 

—  Salze  des«.  IV.  21. 
Nitroharmin  IV.  23. 

—  chlorplatiosaaroB  IV.  21k. 

—  Salze  dess.  IV.  24. 
Nitrohippnrsivrc  III.  278. 

—  Salze  ders.  HI.  980. 
Nitrohydrobfnzamid  III.  190. 
NitrohydanUäi&re  I.  574. 
Nitromannit  H.  661. 
Nitromarinsaure  HI.  737. 

—  Salse  ders.      •     736. 
Nitromekonin  IV.  88« 
Nitromestdin  1.  793. 

—  Salze  dess. 

Nitrometacetonsänre  H.  505. 
*—  Salze  ders.  H.  505. 
Nitrometastyrol  HI.  419. 
Nitromeihylbromtir,  ĂĽbergebromtes  UI. 

46. 

—  übergechlortes  IV.  157, 
NitromethylchlorĂĽr ,    iiborgeehlvrtes 

I.  677. 
Nitronaphtalase  IH.  489. 
Nitronaphtalesesänre  III.  491. 
Nitronaphtalimid  HI.  533.  • 
Nitronaphtalin  IH.  489. 
NitronapKtalise  IH.  422. 

—  drei  Modificat.  dees.  UI.  492. 
Nitronaphtylamin  HI.  512. 
Nitrooxybenzoesäajr«  IH.  356. 

—  Salze  ders.  IH.  355. 
Nitropeacedamid  IV.  343. 
Nitropeucedamin  IV.  342. 
Nitrophenaminsäwre  IH.  51. 

—  Salze  ders.  IH.  52. 


934 


NitrophcnenĂĽare. 


Ode. 


Nitrophene08&are  III.  38. 

—  Salze  den.       -     40. 
Nitrophenetidin  XU.  68. 
Nitrophenetol  III.  67. 
Nitrophenol  m.  87. 
Nitrophenyl-Oarbaiuid  I.  220. 
NitrophenylcjanĂĽr  III.  148. 
Nitropbenyloxyd,  phofphoreaares  III. 
Nitrophenyls&are  Ă–l.  87.  |84. 
Nitrophloretin  IV.  849. 
Nitrophloretinsäare  IV.  849. 
Nitrophtalsinre  UI.  580. 

—  Salze  de«.     - 

—  wasserfreie     -     527. 
Nitropopnlinsanre  UI.  874. 

—  Salze  ders.  m.  875. 
NitropopuliDianre&ther  III.  876.  878. 
Nitropropionsänre  II.  505. 

—  Salze  ders. 

Nitroprnssidammoniom  I.  893. 
Nitropmssidbaryam  I.  395. 
Nitropmssidcalciam  I.  896. 
Nitropmsaide  I.  391. 
Nitropmssidkalium  I.  398. 
Nitropmssidkupfer  I.  396. 
Nitroprassidnatrinm  I.  394. 
Nitroprussidsilber  I.  896. 
NitroprasstdTerbindangeii  1.367.  391. 
Nitroprussidwafleersloffsäiire  I.  898. 
Nitropyron  IV.  456. 
Nitroquercit  II.  669. 

Ki  trosalicy  1- Alkaliverbind. ,  schweflig- 
sanre  UI.  333. 


NitrosaliGjl-  tiiid  WsssentoHaiolir  m. 
NitrosalicTlather  m.  87S.  [S91 

NitrosaĂĽcylamid  HI.  38S. 
Nitrosall<7lhjdrĂĽr  ID.  827. 

—  Verbind,  deas.    -    8JS. 
NitrosaUcyls&nre  IIL  370. 

—  SaUe  ders.       -    871. 
Nitrostarke  II.  582. 
Nitrostilben  III.  204. 
NitrostilbinsMire  III.  204. 
Nitro8t3rTol  m.  418. 
Nitrosolfobenzoylhydrar  DI.  SOI. 
Nitrosnlfonaphtalinsaare  III.  501. 

—  Salze  ders.  m.  502. 
Nitrotolaidin  m.  687. 
Nitrotoluol  m.  625. 
Nitrotoluylsanre  UI.  643. 

—  Salze  ders. 
Nitrotolnylsäor^tlier  ID.  644 
NitrotjTOain  IV.  560. 

—  Verb.  dess. 
NitroTaleriansäiire  n.  768. 

—  Salze  ders.  n.  769. 
Nitroweinsanre  II.  66. 
NitrQsiminl&ther  III.  436. 
Nitrozimmtsanre  IH.  436. 

—  Salze  ders. 

—  wasserfreie  lU.  428. 
Nitrozimmtsanreatiier  III.  486 
Nonylen  II.  892. 
Nonylenchlorfir  H.  893. 
Nonylgmppie  n.  892. 
Nassöl  n.  1036. 


0. 


Oberhefe  IV.  510. 
Octyl  n.  858. 
Octyl-Pelargylfir  II.  866. 

—  -Schwefelsäure  II.  863. 

—  —  Salze  ders  - 
Octylalkohol  11.  859. 
Octvlamin  II.  865. 

—  Salze  dess.  II.  866. 
Octylbromiir  11.  864. 
OctylchlorĂĽr  II.  864. 
Octylen  II.  858. 
Octylenbromfir  II.  858. 
Octylgnippe  H.  867. 
Octyljodur  II.  865. 
Octyloxyd,  essigsaures  I.  836. 
Octyloxydhydrat  II.  859. 
Ocubawachs  II.  1055. 


Odmylsulliiret  II.  729. 
Odorin  m.  98.  IV.  261. 
Oel  der  holländischen  Cbemiker  IL 
232. 

—  des  ölbildenden  Gases  ü.  tSiL 
Oelbildendes  Gas  H.  223. 
Oele,  ätherische  IV.  873. 

—  —  mit  Terpentinöl  isomtf*  ^ 

697.  . 

—  welche  AllylsalfocyaaSr  «kW» 

n.  474.  - 

—  welche  Allylsulfnrct  enÄiÄ»  ü- 

457. 

—  fette  n.  1004,  ^^ 

—  Grad  der  Flüssigkeit  s.  Etwro^ 

punkt  ders.  II.  1044. 

—  nicht  trocknende  II.  1006. 


Oeie. 


Oxalsäor^tber. 


935 


B«:      Oele,  schmierige  II.  1006. 
fan      Oele,  Verbrennlichkeit  den.  in  Lampen 
n.  1045. 

Oelprobe  n.  1009. 

Oelssure  n.  928 

—  Chlor-  and  Bromderivate  den.  II. 

—  Salxe  den.  II.  939.  [944. 

—  Schwefels&urederiT.  den.  II.  943. 

—  der  trocknenden  Oele  Q.  945. 

—  —    Salze  der». 
Oelsänreäther  n.  942. 
Oelsänregmppe  II.  928. 
OelsĂĽsfl  I.  852. 
Oelzncker  I.  852. 
Oenanthäther  n.  873. 

—  gechlorter  II.  875. 
Oenanthal  11.  833. 
Oenanthol  - 
Oenanthsänre  II.  869. 
Oenanthyl  II.  833. 
Oenanthyl-Ammoninmoxyd ,  schweflig- 

sanres  II.  836. 

—  -Benzoesäure,  wasserfreie  II.  838. 
m.  229. 

—  -Cnminsänre,  wasserfreie  11.  838. 
m.  667. 

—  -Natron,  schwefligsaures  II.  837. 
Oenanthylamid  II.  841. 
Oenanthylaldehyd  -  Natron  ,    zweifach 

schwefligsaures  n.  837. 
Oenanthjlhydrfir  U.  833. 

—  Chlorderivate  dess.  II.  838. 
Oenanthylsäure  II.  838. 

—  Aldehyd  den.  II.  833. 

—  benzoesanre  III.  229. 

—  cuminsaur»  ni.  667. 

—  Salze  den.  n.  840. 

—  wasserfreie  II.  838. 
Oenanthjrlsäureather  II.  840. 
Oenanthjlsäuregnippe  II.  833. 
Oenanthylsäurereihe  11.  830. 
OenanthylwasserstofT  n.  833. 
Oenothionsäure  II.  323. 

—  Salze  ders.     -    325. 
Oenylamin  II.  694. 
Olanin  IV.  261. 
Oleen  H.  831. 
Olein  n.  935. 

—  Verb.  dess.  mit  Glycerin  11.  987. 
Oleinsäure  II.  928. 

—  Salze  den.  11.  939. 
Oleinsäureäther  II.  942. 
Oleinschwefelsäure  n  943. 
Oleometer  n.  1009. 
Oleophosphonäure  m.  1036. 
Olibanum  IQ.  757. 


Olidinsänre  n.  919. 

—  Salze  den.  n.  925. 
Olivenbaamharz  IV.  414. 
Olivenöl  II.  1038. 
Olivenölseife  II.  998. 
Olivil  IV.  337. 

Olivin  m.  344. 
Olivimtin  IV.  339. 
Ononin  IV.  371. 
OpermentkĂĽpe  DI.  565. 
Opiammon  IV.  96. 
Opianamide  IV.  95. 
Opianin  IV.  74. 
Opiansäure  IV.  89. 

—  Salzeden.  IV.  91. 
Opiansäureäiher  IV.  92. 
Opianschweflige  Säure  IV.  93. 

—  Salze  den.  IV.  94. 
Opianyl  IV.  85. 
Opiumbasen  IV.  SO. 

—  Löslichkeit  den.  IV.  31 
Opopanax  IV.  41.'>. 
Orceinlll.  911. 
aOrceinm.  911. 
Orchilla  lU.  878. 

Orcin  m.  907. 

—  Bleiverbindung  dess.  m.  910. 
Organische  Substanzen,  Beziehungen 

zwischen  phys.  Eigensch.  ii.  der 
Zusammensetzung  den.  IV.  870. 

—  Umwandlungen  ders.   durch  Rea- 

gentien  IV.  830. 
Oricella  m.  878. 
Origanumöl  IV.  385. 
Orlean,  Farbstoff  dess.  IV.  292. 
Oroselon  IV.  291. 
Oneille  m.  878. 
Oneillecarmin  III.  880. 
Oneilleextract   - 
Orsellsäure  III.  895. 

—  Salze  ders.  m.  896. 
Orsellsäureäther  III.  896. 
Osein  IV.  536. 

—  Analysen  dess.  IV.  537. 
Osmitopsisöl  IV.  385. 
Otoba  II.  1036. 
Otobatalg  II.  1055. 
Otobitn.  1036. 
Oxal-Aci-Quinquechlorid  II.  308. 

Oxy-TrichlorĂĽr  H.  309. 

Oxalacibichlorid  I.  845. 
Oxalmethylovinid  I.  312. 
Oxalsäure  I.  276. 

—  Amide  den.  I.  315. 

—  Salze  den.  I.  279. 
Oxalsäureäther  I.  304.  309. 


936  OulMvregroppe. 


ParamplitiliB. 


Ozalsaaregrappe  I.  975. 
Ozalnranilid  I.  586. 
Oxalweiiuäur«  I.  807. 
Oxamelanil  IQ.  182. 
Oxamethan  I.  8S8. 
Oxameihane  IV.  729 
Oxamethylan  I.  322. 
Oxamid  I.  816. 
Oxaminsanre  I.  821. 

—  Salze  den.  I.  822. 
Oxamylan  I.  825. 
Oxanilamid  I.  819. 
Oxanilidsaare  I.  826. 

—  Salze  den.  I.  827. 
Oxanilsaure  I.  826. 
Oxyacanthin  IV.  245. 

—  Salze  dess.  •   246. 
Oxybenzoesaare  III.  268.  853. 

—  NitroderiTate  den.  HI.  855. 

—  Salze  den.  HI.  855. 
Oxybrombenzoyl  III.  298. 
Oxychlorbenzoyl  HI.  287. 
OxychloTonaphtalose  HI.  525. 


Oxyde,  indififereme  IV.711. 

—  n^atire  IV.  677. 

—  poridre  IV.  654. 
Oxjjodbenzoyl  HI.  294. 
Oxjlizarinsäiire  HI.  551. 
Oxjnaphtalins&ttre  HL  51S. 

--  gechlorte  Derirate  dos.  Ol.  5S1 
Oxyimphtylclilorftr  HL  5SS. 

—  gechlorte  I>er!T.  den.  DL  5Ä 
Oxjphensäiire  HL  68. 

—  ChlorderiTate  den.  OS.  7t. 

—  Nitroderivate  den.    •   71 
OxjphenylhydrĂĽr  HI.  952. 
Oxypikrinsaure  HI.  72. 

—  Salze  ders.      -     74. 
Oxyporphyrinsaare  HL  867. 

—  Salze  ders.  HI.  867. 
Oxyprotein  IV.  552. 
Oxyschwefelbenzo]^  HI.  287. 
Oxysnlfocyansänre  I.  288. 
OxysylTiasiitite  IH.  780. 
Ozokerit  n.  1068.  IV.  424. 

—  Wfiehs  deas.  IV.  425. 


P. 


PalladinmcyanĂĽr  I.  421. 
Palmin  H.  891. 
Palminsäiire  U.  887. 

—  Salze  den.    889. 
Palmitin  H.  928. 

—  Verb,  mit  Glycerin  H.'  924. 
Palmitinsäare  H.  919. 

—  Chlorderivate  den.  H.  928. 

—  Salze  den.  H.  925. 
Palmitinsäureather  H.  926. 
Palmitinsanrereihe  H.  918. 
Palmiton  H.  919. 
Palmitonsänre  H.  928. 
Palmityl  H.  918. 
Palmitylhydrfir  H.  918. 

—  Aethyl- etc.  Derirate  dess.  H.  919. 
Palmöl  H.  1089. 

Palm  wachs  II.  1058. 
Paparerin  IV.  65. 

—  chlorplatinaaures  IV.  66. 

—  Salze  dess.  IV.  66. 
Pappelöl  IV.  887. 
Papyrin  H.  550. 
Parabansänre  I.  584. 

—  Salze  den.  I.  585. 
Paracamphersäure  HI.  788. 
Paracetyisnperchlorid  II.  847. 


Paracholsaiire  HI.  605. 
Paracopaivabalsamdl  ID.  704. 
Paracyan  I.  887. 
Paraellagsaore  HI.  978. 
ParaformylsnperchlorSr  H.  949. 
Paraffin  H.  1061.  1067. 

—  mineralisches  H.  1068. 
Parafnmarsaare  I.  916. 

—  Salze  ders.  1.  920. 
Parakakodyloxyd  I.  768. 
Parakomcns&nre  H.  20t. 
Paralbumin  IV.  482. 
Paraldehyd  I.  785. 
Paramaleinsänre  I.  916. 

—  Salze  den.  I.  927. 
Paramekonsaore  H.  206. 

—  Salze  den.  H.  208. 
Paramenispermin  IV.  243. 
Paramethylensanre  H.  64. 

—  Salze  den.  H.  64. 
Paramid  Hl.  985. 
ParamidsSnre  IH  938. 
Paramorphin  IV.  62. 
Paramylen  H.  776. 
Paramylon  H.  558. 
Paranaphtalese  IH.  906. 
ParanapbtaUn  HI.  505. 


I 


»«aioe^ 


JPkenjfl-Befiuuiiid.         9^i 


.«•■ 


^j    PuiaiMa  m.  73. 
..     Faranidn  m.  7S. 

FvanitraniliDi  m.  110. 

—  Salze  dess.  -     111. 

Panpectin  n.  676. 
l^     Fanpectins&are  II.  683. 
"*     Pararhodeoratin  IV.  408. 

Paraaalicyl  HI.  317. 
^     Paraduona&nre  n.  SM. 
'^      Paraweinsaare  II.  14. 
^      ~  Salse  den.  -   45. 
-^      Parellin  HI.  899. 
^      PareUs&ure  m.  899. 
'^      —  Salceden.-  901. 
^       Paridn  IV.  165. 
ii       Paridin  IV.  340. 
^      Panetinsänre  III.  881. 
'i-      Pariaerblaii  I.  378. 
i.        Panrolin  III.  657. 
i?       FastellkĂĽpe  m.  566. 
«       Pech  m.  696. 
t^.       — ,  Burgunder  m.  697. 

Pechöl  m.  696. 
I.'       Pectase  II.  671. 

Pectin  n.  669.  673. 

Pectinsanre  II.  669.  678. 

—  Salze  ders.  682. 
Pectose  n.  669. 
PeetoeiiiMuife  n.  677. 

—  Salze  ders.  -  678. 
Pelargo-Benzoeaäiire,  wasserfreie  III. 

9S9. 
Pelargon  II.  866. 
Pelargonsinre  H.  868. 
— -  Nitroderivate  ders.  n.  875. 
-^  pelargODsanre  II.  867. 

—  Salze  ders.  n.  871. 

—  Verb.  ders.  mit  Stiekozyd  II.  875. 

—  wasserfreie  II.  867. 
Pelargons&nreather  II.  873. 
Felargonsaaregmppe  II.  866. 
Pelargonsänrereihe  n.  857. 
Pelargyl  II.  866. 

—  benzoesaures  n.  867. 
Pelargylchlorur  II.  877. 
Pelargylhjdrfir  II.  866. 

—  Aethyl-totc.  Derivate  dess.  II.  866. 
Pellntein  IV.  248. 

—  chlorplatinsaares  IV.  249. 
Pelosin  IV,  246. 

—  chlorplatinsaares  IV.  248. 

—  Salze  dess.  IV.  247. 
Felonze's  grĂĽne  Materie  I.  890. 
Pentachlorxylon  ni.  28. 
Perbromcliinon  IV.  157. 
Perchlor&ther  II.  308. 


Perchlorsalieyl-Bioxjreblorid  m.  526. 

Perchlorameisenäther  I.  272. 

Perchlorchinoa  IV.  156. 

Perchlomaphtalin  m.  489. 

Pereirin  IV.  261. 

Persio  in.  880. 

Persolfocyan  I.  503. 

Perubalsam  HI.  447. 

^  Pr&fhng  dess.  auf  Bidnusöl  m. 

448. 
PeruTin  m.  442. 
Petersilienöl  UI.  712.  IV.  386. 
PeĂĽnin  II.  735. 

—  Salze  dess.  IL  737. 
Petrolen  IV.  442. 
Peucedaniu  IV.  341. 
Peucyl  m.  695. 

—  salzsaures  HI.  719. 
Pfeffermünzöl  IV.  381. 
Pfeffcröl  m.  713. 
Pfeilgift  «Curare  IV.  232. 
Pferdehamsäure  III.  267. 

—  Salze  ders.      -     274. 
Pfirsiclikemöl  HI.  178. 
Pflansenalbnmin  IV.  474. 

—  Analysen  dess.  IV.  475. 
Pflanzenbasen  IV.  3.  780. 

—  Aufsuchung  ders«  in  Vergiftung»* 

fällen  rV.  783. 
Pflanzencasein  IV.  523. 

—  Analysen  dess.  527. 

—  Reaktionen  dess.  IV.  529. 
Pflanzeneiweiss  IV.  474. 
Pflanzenfaser  H.  546. 
Pflaazenflbrin  IV.  501. 

—  Analysen  dess.  IV.  502. 
Pflanzenleim  IV.  602. 
Pflanzenschleim  H.  566. 
Pflanzensubstanzen,  Aufbewahr.  ders. 

IV.  588. 
Pflaumenkemöl  HI.  178. 
Phen  m.  4. 
Phenalkohol  HI.  19. 
Phenamylol  HI.  68. 
Phenetol  HI.  66. 
Phenicinsalpeters&nre  HI.  38. 

—  Salze  ders.  HI.  40. 
Phenidin  HI.  248. 
Phenol  HI.  19. 
Phenyl-Acetamld  I.  848. 

—  -Aethyl-Hamstoff  I.  484. 

—  -Ameisensäuregruppe  IV.  172. 

—  -Ammoniak  Hl.  85. 

—  —  Salze  dess.  92. 

—  -AmmoniumTerbindungen  lU.  141 

—  -Beniamid  HI.  299. 


dM      PhoiTl-BioaiiBiCBfttin. 


Pfa 


PhMyl-BkDaimeiMm  ID.  «oa. 
Batyraaiii  II.  723. 

—  -CamphonuMfauie  UL  791. 

—  —  Salz«  der».       -     7»«. 

Camphorimid  m..  V9S. 

Caprylamid  11.  856. 

^Carbamid  I.  218. 

Carbaminsanre  I.  242. 

—  —  Salze  den.  I.  244. 

Chlorcjanamid  1.  529. 

Ohlorimesadn  III.  600. 

Cinnamid  III.  441. 

—  -Citraconaminsänre  11.  154. 

Citraconimid  IL  155. 

Citramid  H.  121. 

CitramiDsäure  IL  122. 

—  —  Salze  ders.  -    123. 
Citrimid  11.  122. 

Citrobiaminsinre  11. 121. 

—  —  Salze  den.  II.  122. 

—  «Cuminamid  HL  674. 

— ,  -Camjl-  und  Waaaerstoifasotiir  IIT. 
674. 

—  -Cyanamid  HI.  125. 
Dibenzamid  III.  800. 

—  -Formiamid  I.  274. 

—  -HarDstoff  I.  481. 

Imesatm  in.  599. 

Itaconamid  n.  151. 

Itaconamins&ure  II.  158. 

—  —  Salze  der». 

KohlenB&aregrnppe  HI.  815. 

—  -Oxalnramid  I.  586. 

Oxamid  I.  319. 

Ozaminsänre  1.  326. 

—  —  Salze  ders.  I.  327. 

Phtalaminsäure  HL  532. 

Phtalimid  Hl.  533. 

—  -Schwefelsaare  IH.  88. 

—  —  Salze  ders.  - 

^schweflige  Säare  HI.  77. 

—  —  Amid  ders.     -     78. 

—  —  Salze  ders.      -     77. 
Snberamid  H.  847. 

—  -Suberaminsäure  H.  848. 

—  —  Salze  ders.    •    849. 
Succinaminsäore  H.  539. 

—  —  Salz«  ders. 

Succinimid  II.  544. 

Sulfaminsäare  IH.  119. 

—  —  Salze  ders.  -     121. 

—  -Snlfopbenylamid  HI.  82. 
Thiosinamin  H.  480. 

—  -Valeramid  H.  771. 

Wasserstoffoxyd,  kohlensaures  IH. 

142. 


Fhenyl ,  schwefligsani«  Tob.  iM.  ffl. 

76. 
Pfaenylamid  IH.  91. 
PhenylAinin  IH.  85. 

—  —  Salze  dess.  m.  91 
Phenylaniaamid  HL  412. 
Fhenylbioxyd  HI.  68. 
Phenylchlorär  HI.  84. 

—  Nitroderivate  dess.  IIL  84. 
PhenylcYanĂĽr  IH.  142. 

—  Nitroderivate  deas.  IIL  143. 
Phenylgruppe  IH.  3. 
PhenylhydrĂĽr  IIL  4. 
Phenylige  Saure  IH.  19. 

—  Salze  ders.      -     30. 
Pheny^odĂĽr  IH.  84. 
Phenyloxyd,  benxoesaiires  DL  24t. 

—  cnminsaores  HI.  670. 

—  cyansaares  I.  450. 

—  kohlensaures  HI.  142. 

—  oenanthylsaures  H.  841. 

—  pelargonsaores  TL  873. 

—  schwefelsaures  HI.  83. 
Phenyloxydhydrat  HL  19. 
Phenylsäiire  HI.  19. 

—  Bromderivate  deifl.  IH  95. 

—  Chlordeiirate  ders.   -    39. 

—  Nitroderiyate -ders.    -    37. 

—  ReductioDsprod.   der  IBtrsdci»«* 

ders.  HI.  51. 

—  Salae  ders.  HI.  30. 
Phenylsanre  Aetber  HI.  54.  66. 6S< 
Phenylsänreamid  HI.  85. 
Phenylür  der  phenyl*seli««iigo  *■»« 

HI.  82. 
Phillyrin  IV.  343. 
Phloreiin  IV.  346. 
PhloreUnsänra  IV.  849. 
Phlorizein  IV.  347. 
Phlorizin  IV.  343. 
Phlorizinsänre,  Salse  den.  IV.  MS. 
Phocaensäare  H.  754. 

—  Salze  ders.  H.  759. 
Phocaensänreatlier  H.  766. 
Phocenin  I.  867. 
Phönicinschwefelsiare  IH.  589. 

—  Salze  ders.  HL  583. 
Phoron  IH.  651. 
PhoQgeDgat  I.  213. 
Phosphide  IV.  814. 

—  negative  •    815. 

—  positive  -     814. 
Phospho-Bergamsanre  IH.  699.  ^ 
Phosphor,  Bestimmang  des.  I-  *^ 
Phosphorchloridc,  Veriialwi  ^««-  ■■ 

organ.  Sabst..IV.  84€. 


s 


PhoflplioiJQdide. 


Prittulin. 


939 


a 

AT«: 

—  r 


Phosphorjodide ,  Verh.  den.  za  organ. 

Sahst.  IV.  84e. 
Fhosphorsäure,  Verh.  der«,  za  organ. 

Sobst.  IV.  862. 
Fhosphorsäareäther  II.  409. 
Phtalamid  m.  5SS. 
Phtalaminsaare  III.  582. 

—  Silbersalz  ders.     — 
Vhtalanil  JH.  533. 
Phtalanilsäare  III.  532. 
Fhtallmid  m.  532. 
Phtalsäore  m.  527. 

—  Amide  ders.  m.  531. 

—  gechlorte  Derivate  ders.  III.  529. 

—  Nitroderivate  ders.  III.  580. 

—  Salze  ders.  m.  528. 

—  wasserfreie  DI.  527. 

—  —  gechlorte- Deriv- der».  111.527. 

—  —  Nitroderimte        —      -      - 
Fhtals&areäther  DI.  599. 

Fhycit  n.  666. 
Phylloretin  IV.  426. 
Fhjsalin  IV.  349. 
Physetolsäare  n.  952. 
Ficamar  IV.  450. 
FicharimtalgBiafe  II.  903. 

—  Salze  ders.  Q.  905. 
Picolin  m.  97. 

—  Salze  dess.  HI«  99. 
Picolin-AethjWerbiDdangeii  lU.  100. 
Ficiyl  m.  205. 

Pikramin  m.  191. 

—  Salze  dess.  HI.  193. 
Pikraminfläurf  IQ.  52. 

—  Salze  ders.    -     53. 
Pikramyl  m.  203. 
Pikranissaare  m.  49. 

—  Salze  ders.  -     50. 
Pikrimid  lU.  195. 

—  Salze  dess.  IQ.  196. 
Pikrinsäure  m.  44. 

—  Salze  ders.  47. 
Fikrins&areäther  HE.  67. 
Pikrinsalpetersäare  HL  44. 

—  Salze  ders.  IH.  47. 
Pikrolichenin  IV.  360. 
Pikrotoxin  IV.  244. 
Pikrylchlorfir  HI.  85. 
Pilzzacker  U.  657. 
Pimarsaare  m.  727.  730. 

—  amorphe  -     727. 
Pimelinsäare  H.  828. 

—  Salze  ders.  H.  829. 
Pimelinsänregrnppe  H.  827. 
Pineytalg  H.  1040. 
FininsĂĽate  HI.  726.  728. 


Pinipikrin  IV.  352. 
Piperidin  IV.  104. 

—  Aethyl- etc.  Derivate  desB.  IV.  107. 

—  amidähnl.  Derivate  des*.  IV.  Ul. 

—  chlorplatinsanrea  IV.  106. 

—  Salze  deas.  IV.  105. 
Piperin  IV.  101. 

—  chlorplatinsanrea  IV.  103. 

—  Salze  dess.  IV.  108. 
Piperyl-Benzamid  IV.  li2. 
Caminamid  IV.  112. 

—  -Harnstoff  IV.  107. 

Snlfocarbamidsäore  IV.  111. 

Pittacall  IV.  451. 
Platincjan-DJplatosamBJoaium  I.  415. 

—  -ZiDkammonium  I.  413. 
Platincyanammoniam  I.  410. 
Platincyanargentammonittm  I.  414. 
Platincyanbaryam  I.  412. 
Platincyanblei  I.  414. 
Platincyancaleiam  I.  4)3. 
Platincyancaprammoaiam  I.  413. 
Platincyanid  I.  416. 

—  Verb.  des«,  mit  Chlorkalium  !•  417. 
Platincyankaliam  I.  4U. 

—  anderthalb.  I.  416. 
Platincyankapfer  1.  413. 
Platincyanmagneiiaxn  I.  413. 
Platiiicyannatriam  I.  412. 
Platincyanniekelammoaiom  i.  414. 
Platincyanplatin  I.  414« 
Platincyanqaecksilber  I.  414. 
Platincyansilber  L  414. 
PlatincyanĂĽr  I.  409. 
Platincyanwasserstoffsäare  I.  410. 
Platinkobaltammonivm  I.  414. 
Platinsalmiak  y  entzĂĽndlicher  II.  852. 
Platinsalze,  Bestimmung  deis.  L  80. 
Piatosammonium  I.  415. 
PlatoaammoniomcyanĂĽr  I.  416. 
Plumbäthyl  U.  448. 

Plnmbagin  IV.  352. 
Polien  I.  520. 
Polychroit  IV.  357. 
PolychrumlV.  312. 
Polygalasäure  IH.  1052. 

—  Salze  ders.  •     1054. 
Polygalin  HI.  1052. 
Polygalinsänre  IV.  859. 
Pomeranzenöl  IH   712« 
Populin  IH.  847. 
Porphjrrinsäure  IH.  866. 

—  Salze  ders.     • 
Porphyroxin  IV.  30. 
PotaschenkQpe  III.  567. 
Primolin  IV.  371. 


940 


FlrapioD« 


Propion  U,  496. 
Propionainid  11.  506. 
Ptopionitril  I.  4S6. 
Propionsäure  ü.  498. 

—  Aldehjd  den.  U.  498. 

—  gechlorte  u.  gebromte  Derir.  ders. 

n.  505. 

—  Nitroderirate  ders.  II.  505. 

—  Salze  ders.  II.  501. 
Propions&nreither  II.  504. 
Propionsänregroppe  II.  491. 
Propiont&nrereihe  II.  219. 
PropioBjl  n.  491. 
FropionjUijdrĂĽr  n.  498. 

--  Aethyl-etcDeriTato  dets.  II.  496. 
-*  gechlorte  n.  gebromte  Derir.  deas. 

n.  495. 
Propyl  n.  69S. 
PropyUUhenehwefels&iire  II.  698. 

—  Kaliaali  ders.  n.  694. 
PropjlAlkobol  n.  698. 
PropjlaiDin  n.  694. 
Propjlen  II.  690. 

PropjlenbroniTerbiiidiiiigeii  n.  691. 
Propylenchlorretbindaiigeii  - 
Proteiii  IV.  550. 

—  ehlorigsanres  IV.  559. 

—  gallnsgerbseiires  IV.  559. 

—  Zosammensetsuiig  dess.  IV.  551. 
Protelnsabstanten  IV.  458. 
Protembiozjd  IV.  497.  552. 
Protid  IV.  552. 

Psenderythrin  m.  896. 
Psendo-Essigs&nre  n.  27. 

—  -Grein  IQ.  889. 
Pftendomorphinm  IV.  80. 
PsendoechwelelcTnn  I.  508. 
Psonlem  I.  607. 
Ptelejlchlorflr  I.  791. 
Pteleylozyd,  salpetrigsaores  I.  788. 
Pteleyls&nre  I.  788. 

Pnnicin  IV.  871. 
Pnrr^  m.  855. 
Porr^esinre  HL  855. 

—  Salieders.-  857. 
Pnrrenon  m.  864. 
Pnrpnrin  m.  551. 
Pnrpuinschwefelsinre  m.  584. 
Pnrpnrs&nre  I.  579. 

— -  Snlse  den.  L  560. 
Parpnnchwefelsiiire  m.  588. 

—  Selse  den.  m.  588. 


Fyin  IV.  552. 
FykroetTtfarin  m.  888. 
Pyren  IV.  455. 
Pyridin  IV.  249. 

—  chlorplatinsaares  IV.  249. 
Pyroäpfelsenre  I.  916. 
Pyronmarin  III.  195. 

—  Salse  dess.    196. 
PyrobenzoHn  Hl.  195. 

—  Salse  dess.  -    196. 
Pyrochinol  IV.  158. 

m 

Pyrocitramide  II.  151 
Pyrodtraminsäuen  II.  152. 
Pyrocitrimide  n.  155. 
Pyrodtronensäare  II.  184. 

—  Salze  den.  IL  189. 
Pfrocitiylchlorfir  II.  149. 
PyrogallnsstBre  m.  986. 

—  Salze  den.    -    989. 
Pyrognajacin  m.  872. 
Pyrognajaks&nre  m.  871. 
I^roharnraiue  L  486. 
Pyroinalin  n.  564. 
l^roleins&nre  0.  878. 

~  Salze  den.  •  881. 
PyroUthofellinsinn  HL  M6. 
I^roUTils&nre  IV.  889. 
Pyromarins&nie  IIL  728. 
Pyromekons&nre  II.  218. 

—  Salze  den.     -  215. 
Pyromelliifasiare  HL  941. 

—  Salze  den.      -    M8- 
Pyromorinsftnre  m.  68. 
I^rophosphorsiiireithera  400- 

I^pin  IV.  552. 
Pyropissit  n.  1068. 
Pytoduiren  IV.  886. 
Pjroterebyls&ure  m.  739. 
F^otraabens&on  IL  82. 

—  Salze  den.      -  84' 
Pyrorogelbeeninn  L  9U< 
Pyroweinsanre  II.  71. 

—  Salze  den.  -   75. 

—  wasserfreie  •   71. 
Pyrowansiureither  E  M- 
^rroweinsiaregroppe  II.  ^' 
Pjroxam  11.  582. 
Pyroxanthin  IV.  449. 
l^roxandiogea  IV.  448. 
Pyroaqrlin  II.  575. 
Pyrrol  IV.  249. 


Qnadribfoninaphteliii* 


941 


Wi 

.tK. 


-kl 

hm: 


a. 


Quadribromnaphtalin  m.  487. 
Qaadricliloracetamid  I.  850. 
Qaadricblorbutten&ore  n.  718. 
Qttadrichlorbntyrylhydrfir  II.  701. 
QnadrichlorcinoamylhydiĂĽr  m.  483. 
QoadrichlorTalerians&nre  11.  767. 
Quassin  IV.  853. 
Quassit    - 

Qnecksliber-SilbercyanĂĽr  I.  401. 
QaeckBilbeimdiyl  n.  445. 
QueckBĂśberaihylozyd,  BalpetenanrMlI. 
Qaecksilberainyl  ĂĽ.  819.  [398. 

Quecksilberchlorid,  Verbind,  deae.  iilii 

Xanthamylamid  I.  S41. 
Qaeck«Uberchlorid-Coiiiin  IV.  8. 
Qnecksilbennercaptld  ĂĽ.  813. 
Qaeckfilbermethyl  L  634. 


Qaecksilberoxyd-Bensamid  IQ.  998. 
QaeckBilberoxydcyanid  I.  403. 
Qaecksilbenalze,  BestimiDang  den.  I. 

79. 
Quecksilbenchwefelcyanid  I.  497. 
Qnecksilberschwofelcyanfir  I.  497. 
Quells&are  II.  655. 
QnellflatEBanTe  11.  655. 
Qaercetin  DI.  1019.    IV.  356. 
Qnercin  II.  667.  IV.  379. 
Qaercit  11.  667. 
Qaercitrin  m.  1016.  IV.  354 
Qnintichlormeatlien  IV.  384. 
QaiDtichlorpheiijlsäiire  m.  34 
—  Sake  den.  äl.  35. 
Qnintiiiitro-Itaconaiiilld  n.  15S. 
Qnlttenkemeiuchleim  IL  573. 


H 


BadScale  IV..  605. 

—  AeqniTsleiite  den.  IV.  638. 

—  der  doppelten  Zenetznng  IV.  605. 

—  gepaarte  n.  homologe  IV.  688. 
Baflinade  n.  587. 
Bainfiurrenöl  IV.  391. 
Banzigwerden  der  Oele  n.  1006. 
Bapsöl  n.  1082. 

Bataffia  II.  S91. 

Bantenöl  II.  898. 

Beagentien  cnr  AbeorpHon  der  Gase 
I.  100. 

-*  Verh.  den.  an  oigan.  Snbstansen 
rv.  830. 

Bednctionsmittel  IV.  831. 

Beihen,  organ.,  Principien  mr  Classi- 
fication den.  I.  138. 

Besinate  in.  734.  IV.  395. 

Besinein  m.  738. 

Bettigöl  U.  459. 

Betinaphta  m.  688.  733. 

Betinol  IH.  733 

Betinyl  m.  650. 

Belisteren  m.  507. 

Bhabarbergelb  HI.  881. 

Bh^mrberin 

Bhabaibeibitter  - 

Bhabarbeirtnre  - 


Bhamnin  IV.  309. 
Bhamnoxanthin  IV.  308. 
Bhapontidn  III.  881. 
Bhein  m.  881. 
Bheinsänre  m.  881. 
Bhenmin  m.  881. 
BhodalUn  H.  477. 
Rhodan  I.  488. 
Bhodankalinm  I.  490. 
RhodanĂĽre  I.  487. 
Bhodanwasserstoffs&nre  I.  485. 

—  Salze  den.  I.  487. 
Bhodeoretin  IV.  403. 
Bhodeoretinols&nre]  IV.  497. 

—  Salze  den.  IV.  409. 
Bhodeoretins&nre  IV.  405. 

—  Salze  den.       -    406. 
Bhodizons&nre  I.  170. 

—  Salze  den.  -    •  - 
Rhodotannstare  m.  1084. 
Bhodoxanthin  m.  1084. 
Rhoeadinanre  m.  1051. 
Ricinelaidin  n.  891. 
Bidnelaidinsaare  n.  887. 

—  Salze  den.  n.  889. 
Bidneliidins&ttreather  n.  890. 
Bieinöls&nre  n.  884. 

—  Salze  den.  886. 


942 


Ricinö 


itber. 


8iiU<7l-Sdierl«. 


Ricinölsäureiither  n.  887. 
Ricinolamid  II.  887. 
Ricinnsöl  11.  104S. 
Ricinusölsäare  11.  884. 

—  Salze  dera.    -    886. 
Rindtawrk  II.  1019. 
Bindstalg  U.  101$. 
Ritoizyprotein  IV.  492. 
Rivulin  IV.  372. 
Robiniasftiure  m.  1054. 
Boccelliniii  HI.  902. 
Boccellsäure  m.  944. 

—  SaJze  ders.     946. 
Bochenloberthran  II.  1088u 
Bömisch-KanaUendl  II.  »07. 

—  -Kümmelöl  lU.  661. 
Bohnaclur  II.  583. 

—  Bestimanng  desf,  H.  595. 
Bohziick«r  U.  586. 
Rosenöl  IV.  387. 
Bo8mari»öl  IV.  887. 
Bosoglio  H.  291. 
RoBoUäare  IV.  458. 
RothgaUnssäiure  III.  978. 
BothBĂĽare  I.  194. 

Ruber jthrinsäiire  m.  542. 
Rubiacin  UI.  541. 
Rubiacinsäure  IH.  542. 
Rubiadin  m.  540. 
Rabiafin  m.  541. 
Rttbiagin  III.  541. 
Rabian  m.  535. 
Rubianin  DI.  539. 
Rabichlorsäare  m.  544. 
Rabindensäure  IQ.  595. 

—  Salse  den.    • 


Rnbinsanre  El.  999. 

—  Salze  den.  • 
Rubiretin  m.  540. 
Rubitannsaure  III.  1023. 
RĂĽbenzucker  II.  587. 
Rüböl  n.  1023. 
Rübsenöl  IL  1023. 
RufigallnaaaiiFe  HL  978. 
Rufimonnsaiira  UI.  1009. 

—  8alze  den.     -    1011. 
Rafin  rV.  346. 
Rufinschwefelsäare  m.  343.  Itt. 

—  Salze  dera.  HL  344. 
Rnfocatechufavie  BI.  999. 

—  Salze  den. 
Bmm  n.  991. 
Bmnicin  m.  881.  IV.  379. 
Rnnkelnibfmraekor  IL  587. 
Rosiochin  IV.  119. 
Rum  IV.  457. 
Rutamid  IL  900. 
Ratilin  HI.  344» 

Rutin  m.  1016.  1054. 
RatinaaiiTe  U.  897.  m.  1016.  lOH 

—  Salze  den.  n.  898. 
Ratinsänreäther  II.  899. 
Ratinsanregnippe  ĂĽ.  893. 
RutinsaiireFeihe  II.  892. 
Ralyl  n.  893. 

—  -Ammoniqnojijd,  •**#!»■• 

U.  896. 

—  -KaU,  adiwefligiMMft  IL  »91 

Natron,  schwefligiaivtf  IL  9H. 

BtatylhydrĂĽr  II.  893. 
Ru^lwMientoff  Q.  893. 


S. 


SabadillBäare  IQ.  1040. 
Saccharate  IL  610. 
Saccharimetrie  H.  595. 
Sadebanmöl  m.  713. 
Sächsisch-Blau  m.  577. 
Sättigung ,  fraetionhte,  Methode  ders. 

L  24. 
Safflorfarbstoff,  gelber  IV.  297. 
—  rother  IV.  298. 
Safratfin  IV.  357. 
Safranöl  IV.  388. 
Sagapen  IV.  415. 
Sago  n.  554. 
Salbeiöl  IV.  390. 


Salhydramid  m.  328. 
^  Verb. des».-  329. 
Salicin  m.  341. 

—  -Bleioxyd  HI.  345. 

—  gechlorte  Derivate  de«.  BL  ***• 
Salicon  HI.  19.  345. 

Salicyl  HI.  317.  __, 
AlkaHrerb. ,   sehn««««««  '**' 

—  -Benzoesäure,  wasserfi«  DI-  *** 

—  -Bcnzoyl-Silberawlfir  DL  3» 

—  -Benzoyl-Was8erstoftwtlrin.W- 

—  -Cumyl-WasseretoffiMiCHi  DL  "■' 

—  -Salicylttr  HL  317. 


Salicyl-W«»entoffMSotnr. 


J3oiiB6ffQnt« 


943 


Salicyl-WasseTBtoflteotilt  DJ.  8tO. 
Salicylamid  m.  860. 
SalicylazotĂĽre  lU.  SSO. 

—  Nitroderivate  den.  m.  88S. 
Salicylchlorar  IQ.  3Se.  879 
Salicylhydrfir  m.  317. 

—  Ammoniakderivate  dets.  m.  8i8. 

—  gebromto  DeriTate    ^-      -    827. 

—  gechlorte      -i-        —      -    828. 

—  gejodete        -^        -^  .    -    327. 

—  geschwefelte  -—        —      -    881. 

—  Nitroderitcate  —      •    887. 

—  schwefligsanreDerif.  desB.  -    881. 

—  Zackerderirate  —  -    888. 
Saliejiid  m.  849. 

Salicylige  Säure  m.  317. 

—  Salze  ders.      -    381. 
Salicylimid  m.  328. 

—  Verb.  dess.   329. 
Salicylsänre  m.  350. 

—  benzoeiaure  ni.  850. 

—  essigsaure 

—  gebromte  Derivate  der«.  HE.  867. 

—  gechlorte       —        —     -     366. 

—  mtroderirate  —     -    370. 

—  saUcylsaure  Derir.    —     -     849. 

—  Salie  ders.  III.  356. 

—  schwefelsaure  Deriv.  ders»  m.  379. 

—  wasserfreie  lU.  849. 
Salicylsäureäther  TU.  358.  863. 
Salicylsanregruppe  ID.  315. 
SalicylĂĽre  m.  821. 
Saligenin  UI.  337. 

—  gechlorte  Derivate  dess.  m.  840. 

—  Zuckerderivate         —     -     841. 
Saliretin  III.  339. 

—  Piria's  m.  344. 
Salithol  m.  66. 
Salpeter-Holzäther  I.  695. 
Salpeteräther  II.  381. 
Salpeteräthcrweingeist  II.  385. 
Salpetrige  Säure,  Verh.  ders.  sn  organ. 

Substanzen  IV.  861. 
Salpetemaphta  II.  881. 
Salpetersäure,  Verh.  ders.  sa  organ. 

Sahst.  IV.  856. 
Salpetersäureäther  II.  397. 
Salzäther,  leichter  n.  342. 
Salze,  basische  IV.  715. 

—  neutrale  IV.  714. 
• —  saure 
Salzlake  IV.  590. 
Salzsäureäther  II.  342. 
Sandarak  III.  766. 
Sanguinarin  IV.  250. 

—  Salze  dess.     25 1 


Santalin  IV.  357. 
SantalinaSiiur«  IV.  867. 

—  Salze  ders.  -    858 
Santonin  m.  946. 
Santoninsäure  m.  946. 

—  Salze  ders.  -    949. 
Sapogenin  IV.  361. 
Saponin  IV.  359. 
Saponinsänre  IV.  361. 
Sarcocollin  IV.  362. 
Sarkosin  I.  602. 

—  Salze  dess.  I.  604. 
Sassafrasöl  IV.  388. 
Säure,  eiythiische  I.  560. 

—  hamige  I.  553. 
Säureazotide  IV.  787. 
Säurebromide  IV.  758.    . 
Säurechioride  IV.  753. 
Säurecyanide  IV.  764. 
Säurehydrate  IV.  678. 
Säurehydriire  IV.  829. 
Säurejodide  IV.  761. 
Säuremetalle  IV.  830. 
Säuren  IV.  677. 

—  der  Flechten ,  ümwandlungsprod. 

ders.  in.  907. 

—  der  Galle  m.  796. 

—  des  Gehirns  III.  1088. 

—  amidgepaarte  IV.  708. 

—  Anhydride  ders.  IV.  707. 

—  Basicität  ders.  IV.  678. 

—  bromgepaarte  IV.  €99. 

—  chlorgepaarte  IV.  695. 

—  dreibasige  IV.  698. 

—  —  Anhydride  dars.  IV.  711. 

—  einbasige  IV.  683. 

—  —  Anhydride  ders.  IV.  708. 

—  fette  IV.  684. 

—  gepaarte  IV.  696. 

—  —  Chloride  ders.  IV.  766. 

—  jodgepaarte  IV.  699. 

—  nitrogepaarle  * 

—  schwefelgepaarte  IV.  700. 

—  wasserfreie  IV.  678. 

—  zweibasige  IV.  688. 

—  —  Anhydride  ders.  IV.  710. 
Sauerstoff,   Bestimmung  dess.  durch 

Elementaranalyse  I.  39. 

—  Wirkung  dess.  auf  organ.  Sahst. 

IV.  837. 
Sauerstoffäther  II.  295. 

—  schwerer  I.  738. 
Sauerstoffsalee  IV.  711. 
Scammonium  IV.  418. 
Scheel'sches  SĂĽss  I.  852. 
Scheereritn.  1068.  IV.  424. 


ut 


SchoilMslc. 


Hthtmhsl 


ScheUaek  IV.  410. 

Schie&r,  bttmniaSMr »  Dettülatioa»- 
Produkte  d«ft.  IV.  451. 

Schieferöle  IV.  451. 
SchieMbanmwolle  II.  574. 
ScblAgkfipe  m.  563. 
Schleimau«  II.  159. 

—  Salse  den.  IL  169. 
Schleimiioreitlier  n.  169.  171. 
Schleimiiiiiregrnppe  11. 157. 
Schleimfabstaiix  IV.  595. 
Sehaubck  m.  954. 

ScIuiiaU  n.  1040. 

8chmelspankt  orgmn.  Sabttansen  IV. 
874. 

Schmierseifen  II.  996. 
SehminU&ppchea  HI.  919. 
Bchwemmsäare  I.  916.  m.  1083. 
Schwefel,  Bestimmung  dess.  I,  72. 

—  Verh.  dess.  zn  organ.  Sabst.  IV. 

646. 

Schwefel-Naphtalidam-Carbamid  1.329. 
Schwefemther  H.  296.  929. 

—  sosammengesetzte  IV.  740. 
Schwefel&diyl,  einfach.  II.  914. 

—  kohlensanres  I.  199. 

—  schwefligsanres  II.  916. 

—  zweifach.  II.  916. 
Schwefelathylkalinm,  kohlensanres  I. 

197. 

Sehwefelaldehyde  IV.  796. 

—  sosammengesetite  IV.  741. 
Sehwefelalkohol  I.  191. 
SchwefelaUjl  n.  454. 

—  Verb.  dess.  -   455. 
Schwefelammelid  1. 527. 
'—  Saite  dess.  I.  526. 
Schwefelamyl  II.  786. 

—  iweifach.    - 
Schwefelanhydride  IV.  789. 
Schwefelbalsam  n.  1006. 
Schwefeibasen  IV.  794. 
Schwefelbenzaldid  III.  267. 
Schwefelbencoyl  III.  267. 
Schwefeicetfl  n.  956. 
Schwefeleyan  I.  486.  508. 
Schwefelcyanäthyl  I.  499. 
Schwefelcyanallyl  U.  468. 
Schwefelcyanammoninm  I.  489. 
Schwefelcyanamy]  I.  500. 
Schwefelcyanbenzoylhydri&r  IQ.  220. 
Schwefelcyankalinm  I.  490. 
Schwefelcyanmethyl  I.  498. 
SchwefeieyanwasserstoffiiaQre  I.  485. 
^  Salsa  ders.  I.  487. 


8chw6MeUg^  IL  249. 
—  Anffach.     -  250. 


Schwefoleisal  IIL  205. 
Schwefelesaigware  L  641 

—  Salze  ders.  I.  842. 
.Schwefelesjl  m.  205. 
Schwefidkohlenstoff  L  191. 
SchwefeLmelloiia&nre  L  527. 

—  Salze  dera.  L  528. 
Sehwefelmetbyl  I.  652. 
SchweielBitrobenzen  m.  201. 
Schwefelodmyl  IL  791. 
Schwefelpikramyl  ĂśL  199. 
Schwefela&ore,  Verh.  den.  a 

Substanzen  IV.  851. 
Schwefelsäuren  IV.  796. 
Schwefelsalze  IV.  799. 
Schwefebtibathyi  II.  422. 
Schwefeiureilian  I.  292. 
Schwefel waaserstoff,  Vcik  d«  n  *• 

ganischen  Subst  IV.  849. 

—  -CyauTerbindungea  L  354. 

—  -HoUftthor  L  65r. 

—  -SchwefelcyanafflBoaiaa  l  »l- 

—  •Sulfocarbonium  L  229. 
Schwefelwaaserstoffither  IL  514  I^. 

798. 
Schwefelweinaftnre  IL  928. 

—  Salze  den.         -  925. 
Schweflige  l^ore,  Veriu  dsn.  ff  •- 

ganischen  Sabst  IV.  650. 
Schweinefett  II.  1040. 
Schweinlnrteigriln  L  818. 
Schwellen  der  H&ats  IV.  580. 
Scillitin  IV.  962. 
Sderetinit  IV.  427. 
Scopaiin  IV.  969. 
Scordtin  IV.  972. 
Scntellarin  TV.  972. 
Sebamid  n.  889. 
8ebamins5ore  II.  884. 
Sebin  I.  866. 

Seeorseille  III.  677.  ^ 

Seeschwimme,  oigaa.  Sokü  i»  ^^' 

594. 
Seidenfasersnbstans  IV.  535. 
Seifen  H.  996.  ^^ 

—  Bestimmung  des  HsaiA«*" 

den.  n.  1000. 

—  weiche  II.  996. 
Seifenbildnng  IV.  792. 
Seifenleim  II.  997. 
Seignettesals  n.  24. 
Selen&thyl  U.  994. 

—  Verb.  dess.  995. 


fielenäthyl-Öxychlorar. 


dl5 


Menithyl-Ozjchlorflr  n.  SS5. 

Selenaldin  I.  753. 
-â– 1        Seleneyanmetalle  I.  507. 
ML       Selencyanwassentoffsftiire  I.  606. 
Mp       Selenide  IV.  742. 
^B        Seleakakodyl  I.  7 IS. 
^;       Selenmercaptan  II.  3d4. 

Selenmercaptsne  IV.  74S. 

Selenwassentoif  Ăśther  II.  384. 

Semibenzidam  m.  115. 

Seminaphtalidam  III.  493.  5 IS. 

—  Salze  desB.  HI.  513. 
Senegin  HE.  105S.  IV.  359.  364. 
Senföl  n.  468.  1033. 

—  schwarzes  n.  474. 
Verb.  dess.  mit  Ammoniak  n.  476. 

Sepirin  IV.  2S0. 
Sericin  II.  914. 
Sericinsanre  II.  913. 

—  Salze  ders.  -   91 5. 
Sericinsäare&ther  11.  916. 
Serpentarin  IV.  369. 
Sesamol  H.  1041. 

Siedepunkt  organ.  Substanzen  IV.  874. 
Silbersalze,  Bestimmung  ders.  I.  79. 
Silber-Sulfophenjlamid  IK.  80. 
SilbercadminmcyanĂĽr  I.  355. 
Silbercyanilr  I.  399. 
Silbergoldcyanid  I.  4SI. 
SilberknpfercyanĂśr  I.  366. 
Sin&thylamin  n.  467. 

—  Verb.  dess.  -   468. 
Sinamin  n.  465. 

—  Salze  dess.  II.  467. 
Sinapin  n.  484. 

—  Salze  dess.  II.  485. 
Sinapins&nre  11.  488. 

—  Salze  ders.  -    489. 
Sinapolin  II.  464. 
Sinkalin  II.  490. 

—  Salze  dess.  n.  491. 
SlivoTitaa  n.  291. 
Smilacin  IV.  364. 
Sodakfipe  m.  567. 
Solanin  IV.  951. 
-—  Salze  dess.  IV.  253. 
Solanins&nre  I.  877. 
Sonnenblumenöl  II.  1040. 
Sorbin  II.  639. 
Sorbinsäure  II.  640. 

—  Salze  ders.  641. 
Spaniolitmin  III.  917. 
Spartein  IV.  254 

—  chlorplatinsaures  IV.  255. 

—  Salze  dess.  IV.  255. 
Sperma  ceti  II.  952. 

Gerhardt,  Cheaie.  IV. 


Spiers&ure  I.  877. 
Spiköl  IV.  380. 
Spindelbaumöl  II.  1099. 
Spiraeaöl  m.  318. 
Spiraln  IV.  365. 
Spirige  Säure,  m.  318. 

—  Salze  ders.  -     321. 
Spirin  m.  317. 
Spirol  ni.  19. 
Spiroilsäure  m.  327. 

—  Salze  ders.  -    328. 
SpiroylchlorĂĽr  m.  326. 
Spiroylige  Säure  m.  318. 

—  Salze  ders.        -     321. 
Spiroylimid  m.  328. 

—  Verb.  dess.  III.  329. 
Sprit  n.  291. 
Starkegummi  11.  559. 
Stärkemehl,  Nitroderirato  dess.  n.  574. 

—  Schwefelsäurederivate  dess.  n.  629. 
Stärkemehlsubstanz  II.  551. 
Stärkezucker  11.  617. 

Stannäthyl  n.  432. 

—  Verbindungen  dess.  II.  437 
Stannamyl  II.  815. 

—  Verb.  dess.  II.  818. 
Stannmethylveibindungen  I.  729. 
Staphisain  IV.  234 

Stearen  11.  982. 
Stearin  U.  983. 
Stearinsäure  II.  976. 

—  gechlorte  Derirate  den.  II.  1003. 

—  Salze  ders.  n.  990. 

—  Verb.  ders.  mit  Glycerin  n.  988. 
Stearinsäureätber  II.  1002. 
Stearinsäurereihe  II.  976. 
Stearochlorhydrin  II.  989. 
Stearon  n.  982. 

Stearophanin  n.  1023. 
Stearophansäure  n.  976.  1024. 

—  Salze  ders.      -    990. 
Stearopten  IV.  373. 
Steinhan  m.  754. 

Steinkohle,  Destillationiprod.  den.  IV. 

453. 
Steinkohlengas  U.  227. 
Steinkohlentheer  II.  227. 
Steinöl  IV.  445. 
Sternanisöl  m.  889. 
Stibäthyl  II.  417.  418. 

—  Verb,  mit  Chlor,  Brom,  Jod,  Selen 

etc.  n.  424. 
Stibäthyloxyd  II.  421. 
Stibäthylsulfid,  snlfantimonigsauies  II. 

423. 
Stibmethyl  I.  720. 

60 


946  äcibinediyltiini. 


Snttle. 


Stibmethjliiim  I.  721. 

—  Verb.  dsss.  -     - 
StibmetliyliiunovyäsaUa  I.  735. 
Stickstoff,   Bestimmgng  dess«   dnrch 

ElementaranalTM  I.  54. 

ab  AmaumUk  I.  65. 

in  Gkuform  I.  56. 

—  Bestisimang   dess.   nach  Bineav 

I.  69. 

—  —  nach  Bansen  I.  6S. 

—  —  nach  Dumaa  I.  58# 

—  —  nach  Liebig  I.  56. 

—  —  nach  Mitchei  I.  69. 

—  —  nach  Nöllner  I.  68. 

—  —  nach  Pcligot  I.  68. 

—  —  nach  Dllgren  I.  70. 

—  —  nach  Will  n.  Varrentrapp  I. 

65. 
Stickstofflveie  Substanzen  IV.  975. 
Stickstoffhaltige  Sabstanzen  IV.  458. 

—  freiwillige  Zenelsang  den.   IV. 

573. 

Stickstoffopianyle  IV.  95. 

Stickstoffoxyd,  Verhalten  dess.  sn  or- 
ganischen Sabstanxen  IV.  861. 

Stickstoffpikramjl  UI.  186. 

Stilbenin  908. 

—  Verb.  dess.  m..904.- 
Stilbenasotur  m.  306. 
StilbensnlfĂĽr  III.  199. 
Stilbesesnbozyd  m.  807. 
StUbin-Untergruppe  m.  304.  IV.  173. 
Stilbinsaure  HI.  313. 

—  SalsBeders.  -    314. 
Stilbyl  IV.  173. 
Stilbylwasserstoff  III.  903. 
Stillistearins&m«  II.  917. 
Stocklack  IV.  410. 
Storax,  flĂĽssiger  IIL  447. 
Strammonin  IV.  372. 
Strontiansalze,  Bestimmung  ders.  1. 7  7 . 
Stiychnin  IV.  168. 

—  chlorplatinsaures  IV.  175. 

—  Cyaneisenverbindungen  dess.  IV. 

179. 

—  gebromte  und  gechlorte  Derivate 

dess.  IV.  188. 

—  gejodete  Derivate  dess.  FV.  185. 

—  Salze  dess.  IV.  174. 

—  schwefelcyanwasserstoffimures  IV. 
Strychninsänre  IV.  1 72.  [182. 

—  Salze  ders.    -    178. 
Styphnlnsanre  m.  79. 

—  Salze  ders.   -     74. 
Styracin  III.  444. 
S^rracon  m.  442. 


Styrilin  HI.  458. 
Styrol  m.  415. 
Styron  m.  442. 
Sabenunid  H.  847. 

SniMu-AininflSnn»  IT    A4A. 

Subermnilid  IL  847. 
Suberanflsinre  IL  848. 

—  Salxe  den.   -   849. 
Suberin  II.  551. 
Suberon  n.  843. 
Subezylaftsre  II.  841. 

—  Amide  den.  n.  847. 

—  Saixe  den.  IL  845. 
Sabeij-lwauentoff  II.  843. 
Substitationsmittel  IV.  830. 
Sncchiamid  IL  537. 
SoccinAmmsänre  II.  539. 

—  Silbenalz  den.  - 
Succinanil  n.  544. 
SnccinanilaiiiTe  11.  539. 

—  Salze  den.     • 
Snccinanilid  11.  538. 
Succinimid  II.  540. 

—  SilberMlse  dess.  B.  541. 
Succinyl  II.  515. 

Bensojl-Disnlfopheayls^  1^ 

82. 

Sulfophenylamid  IQ-  80. 

Succinylchlorur  n.  536. 
Sttcciteren  IV.  423. 
Sulfacetylhydrfir  L  740. 
Sulf  athaminaanre  IL  332. 

—  Salze  den. 

Sulf 'äthylschwefelsfinra  IL  31«^ 

—  Salze  den.  II.  320. 
Sulfaminsanre  I.  €69. 
Sulfamyl-SehwefeMan  B.  7»- 

—  Salze  den.  II.  790. 
Snlfamylate  II.  791. 
Sulfamyls&nre  II.  790. 

—  Salze  den.  -    791. 
Sulfanils&nre  m.  119. 

—  Salze  den.  -    121. 
Sulfanisolid  m.  65. 
Sttlfianisylhydrar  m.  397. 
Sulfasa^d  IIL  611. 
Suliazobenzoylhydrfir  Ol.  ^ 
Sulfesatyd  m.  611. 
Snlfessigsinre  L  841. 

—  Salze  den.  I.  842. 
Snlfhydrate  IV.  735. 

—  des  HydrochinoB  IV.  IW. 
Sulfhydrochinon,  groass  IV.  !>*• 

—  braunes  IV.  153. 
Sulfide  IV.  734. 

—  indifferente  IV.  739. 


Sulfide. 


Syringin. 


947 


Sulfide,  negaüT«  IV.  738. 

—  positive  IV.  784. 

—  Verh.  den.  eu  organ.  Sahst.  IV.  849. 
Snlfindyls&nre  m.  577. 
Snlfisatanige  Sänre  m.  618. 

—  Satee  den. 
Snlfisatyd  m.  611. 
Snlfoleinsäure  II.  948. 
Snlfobensid  m.  82. 
SvlfobensidiiLB&iire  IH.  77. 

—  Salse  den. 
SnlfobensoesäQfe  HI.  26». 

—  Salse  den.       -     266. 
Sulfobenzol  m.  190.  200. 
Snlfobensoyl  -  WaMentoiTasottur    lU. 
Snlfobensoylhydrttr  UL  1 99.        [302. 
Snlfocamphenftwre  lU.  779. 

—  Salse  den.  DI.  780. 
SoUbcamphinsäiixe  III.  687. 

—  Salse  den. 
Snlfocarbaminsäiize  I.  229. 

—  Salze  den.  I.  230. 
Snlfocarbammoninm-Bisiilfuret  I.  231. 
SalfocwrbaniHd  I.  821. 
SnlfocaiTol ,    schwelBlwassentoffsanrea 

m.  684. 
Snlfocaprolsiilfhydrat  m.  684. 
Salfoehlorisatin  m.  »90. 
Snlfocholeinsanre  lU.  797. 

—  Salse  den.        •     799. 
SQtfodnnamylhydrar  m.  425. 
SnlfOiCiii&ol  m.  665. 
Salfocnmolsänre  HI.  653. 

—  Barytsals  den. 
StdfoeumylhydrĂĽr  in.  665. 
Snlfoeyanfire  I.  487. 
Salfocymolsatnre  UL  687. 

—  Salse  den. 
Snlfodnconaave  KI.  394. 

—  Baiytsalz  den.  -    395. 
Snlfoform  Bonchardafs  I.  683. 
Snlfog^iilinB&iure  m.  504. 
Sidfoglyeerins&iire  I.  859. 

—  Salse  den.  I.  860. 
Snlfokakodybamre  I.  7  U . 

—  Salze  den. 
Solfokohlensilare,  wasserfreie  I.  191. 

—  Salse  den.  I.  194. 
Snlfoinargariiisaiure  n.  974. 
Salfomellonsaiire  I.  527. 

—  Sake  den.  L  528« 
Sulfomesityiaiire  I.  792. 

—  Silbenais  dpn.  I.    - 
SulfoiBetiiyUui  I.  669. 
SnlfoDiorphid  IV.  39. 

HI.  504. 


Snlfonaphtalidamsänre  III.  517. 

—  Salse  den.  III.  519. 
SalfoDapbtalin  in.  503. 
Solfonaphtalinsäiire  III.  494. 

—  dreifach  gechlorte  III.  500. 

—  —  Salse  den. 

—  gebromte  m.  498. 

—  —  Salze  den.  m.  498. 

—  gechlorte  IQ.  497. 

—  —  Salze  den.  in.  498. 

—  Salze  den.  DI.  495. 

—  vierfach  gechlorte  m.  501. 

—  —  Salse  ders. 

—  zweifach  gebromte  HI.  499. 

—  —  Salze  den. 

—  zweifach  gechlorte  HI.  499. 

—  —  Salze  den. 
Snlfonarkotid  IV.  73. 
Snlfonitroni^talinsaure  HL  501. 

—  Salze  den.  Hl.  502. 
Snlfoparacetylschwefelsäare  H.  251. 
Solfophensäure  HI.  83. 

—  Salze  den.     - 
Snlfophenyl  HI.  76. 

—  -Phenyltir  HI.  82. 
Sulfophenylamid  HI.  79. 
Snlfophenylanilid  HI.  82. 
Salfophenylchlordr  HI.  77. 
Sulfopiansättre  IV.  94. 
Solfoprotemsänre  FV.  471.  552. 
Snlforetinsaare,  Barytsalz  den.  IH.  654. 
SulfosalicylhydrĂĽr  HI.  381. 

—  gebromtes 

—  -Sulfhydrat ,  zweif.  gebromtes  HI. 
SnlfosaUcyls&ure  IH.  379.  [33 1 . 
Solfosalze  IV.  739. 

Snlfosinapin  H.  486, 
SĂĽlfosinapinsiiare  H.  462. 

—  Salze  den.» 
Snlfosoccinsäitre  H.  584. 

—  Salze  den.      •    585. 
Snlfothymolsanre  HI.  688. 
Snlfovalerolat  H.  751. 
Solfoxylolsanre  IH.  646. 

—  Barytsalz  den.  -    64  7 . 
Sulfozimmtsäiire  IH.  438. 

—  Salze  ders. 
Samach  HI.  594. 
SambnlsäureH.  511. 

—  Salzeden. -    513. 
S«i&p%as  I.  630. 
Snrinamin  IV.*  261. 
Sylvittsänre  HI.  726.  728. 
Synaptase  IH.  175. 
Syntonin  IV.  489. 
Syringin  [IV.  366. 


9i8 


Tabake. 


Terpeatiiioloiiipkar. 


T. 


Tabake,  Nikotingehalt  dert.  IV.  201. 
Tabaköl  IV.  208. 
Tabaksänre  I.  622. 
Tabaksamenöl  II.  1041. 
Tacamahaca  III.  756. 
Tafellack  IV.  410. 
TafBa  11.  291. 
Talg  n.  1004. 

—  malabadBcher  n.  1040. 
Talgsaare  II.  976. 

—  Balze  den.  II.  990. 
TalgBänre&ther  II.  1002. 
Talgseife  H.  996. 

Talkerdesalze,  Bestimmung  den.  I.  77. 
Tanacetin  IV.  872. 
Tanacetumsäare  I.  877. 
Tanghin  IV.  367. 
Tanningenamsäure  III.  977. 
Tanningenaanre  m.  996. 
Tannomelans&nre  m.  960.  986. 
Tannozylsanre  Hl.  960.  985. 
Tapioca  n.  554. 
Tartraminsiiire  n.  70. 

—  Salse  den.     -     - 
Taraxacin  IV.  867. 
Tartrals&iire  11.  18. 

—  Salzeden.-   56. 
Tartramid  n.  70. 
Tartrels&are  n.  4. 

—  Salzeden.-   5. 
Taitroglycerinsäure  I.  864. 

—  Kalksalz  den.  I.  865. 
Tartrons&nre  11.  67. 

—  Salzeden.-    68. 
Tauria  I.  742. 
Taurocholsäare  m.  797. 

—  Salze  den.     -     799. 
Taurjlsaare  m.  628. 
Tekoretin  IV.  426. 
Teleiythrin  m.  899. 
Tellnr&thyl  II.  836.  * 

—  Verb.  dess.  n.  887. 
Tellurätliylozyd  II.  387. 

—  Salze  dess.     -    388. 
Tellaride  IV.  743. 

Tellurwasserstoff&ther  ĂĽ.  386.  IV.  743. 
Tereben  m.  694.  695. 

—  salzsaores  III.  721. 
Terebenmonobromhydrat  m.  721. 
Terebenmonojodhydrat  m.  722. 
Terebenalnsftore  m.  726. 


Terebenbichlorliydrat  m.  719. 711. 
Terebilea  m.  696. 
Terebinsanre  III.  738. 

—  Salze  ders.  -    739. 
Terebylsaiire  m.  738. 

—  Salze  ders.  -    739. 
TerechrTsinaanre  HI.  796. 
Terephtalalnre  m.  726. 
Teretiiu&are|III.  724. 
Teropiammon  IV.  97. 
Terpentiii  m.  696. 

—  canadiacher  DL  696. 

—  franzöaiacher  - 

—  gemeiner 

—  kaipathischer- 

—  Strassbniger  - 

—  angariaclier    - 

—  venetiaiiisch.  - 
Terpentinahnliche  Hane  HL  TM. 
Terpentingnippe  III.  688. 
Terpentinhane  m.  726. 

—  Metallderivaie  den.  Ol.  734 

—  OxydationsderiT.  den.  IE  7S7. 

—  trockne  DestiUatioii-      •  7SS. 

Terpentinöl  III.  688. 

—  actireModificationeadesalEeK 

—  mit  dema.  isomere  itiuriMte  ^ 

m.  697. 
^  Bichlorhydrmt  dess.  m.  711 

—  —  festes  in.  719. 

—  —  flüssiges     721. 

—  bromwassentoffiMvrs  Dsri«*  ** 

m.  717. 

—  Hydrate  dess.  HI.  714. 

—  gebromte  DeiiT.  de«.  DI.  TA 

—  gechlorte    —      —    •     ' 

—  inaetiTeModificatdssB.-  «^ 

—  jodwassentofiann  Dem-  ^^^  "*• 

717. 

—  Monobromhydrate  de«.  ID-  7«I 
~  Monochlorhydrat  dess.    -  ^l^- 

—  —  festes  m.  718. 

—  —  flfissiges  m.  719. 

—  Monojodbydiate  dess.  m.  7S1. 

—  OxydatioBsderrr.  —     •   7II- 

—  Salzsäure  DeriT.   —     •  '*^,j| 

—  Salpetersaare,  VeA.  w  ^••' 

725. 
~  Snb-Bromhydrat  dess.  IE  Ttl- 

—  Sab-Chlorhydrat  — 
Teipentinölcampher,  kfiarf.  ü^  ^'^ 


TerpentinĂ–Uiydrat. 


Tolaenyloxyd. 


949 


TerpentinöUiyclrat  m.  714. 
Terpentinöloxjd  m.  783. 
Terpin  HI.  714. 
Terpinol  DI.  716. 

Tetrsthyl-AmmoniiimyeFbiDdiuigen  II. 
37S. 

—  -Harnstoff  I.  4SI. 
Tetramercurammoniiim,  oxalsaares  I. 

301. 
TetramethylammoDinm  I.  694. 

—  Verbindangeii  dess.  - 
Tetramyl-AmmoniiunTerbind.  II.  805. 
Tetrastannäthyberbindiuigen  II.  441. 
Tetryl  II.  723.  7S6. 

—  -Ammoniak  II.  735. 

—  -Arseniür  II.  738. 

—  -Schwefelsaure  n.  782. 

—  —  Kalisalx  dexa.  II.  733. 

—  -Schwefelwasserstoffsäiire  II.  729. 

—  — Verb.  ders.  II.  731. 

—  -Valeryl  U.  749. 
TetrylalkoholII.  727 
Tetrylchlorttr  II.  733. 
Tetrylen  II.  724. 
Tetrylenbromiir  II.  726. 
TetfylenchlorUr  II.  725. 
Tetiylgrappe  II.  723. 
Tetrylbydrör  U.  727. 
Tetryloxyd  n.  729. 

—  essigsaures  n.  734. 

—  kohlensanres  II.  733. 

—  salpetersaures  n.  734. 

—  yaleriansaares  n.  765. 
Tetrylozydhydrat  II.  727. 
Tetrylsnlfhydrat  II.  729. 
Tet^lwasserstoff  n.  727. 
ThebaJm  IV.  62. 

—  chlorplatinsaiires  IV.  64. 

—  Salze  dess. 
Theeöl  IV.  392. 
Theer  HI.  696. 
Theerbaumharz  III.  745. 
TheiB  I.  607. 

—  Salze  des«.  I.  612. 
Theobromin  I.  617. 

—  Salze  dess.  619. 
Thiacetonin  I.  789. 
Thialdin  I.  751. 

—  Salze  dess.  I.  753. 
Thialöl  n.  316. 
Thianisiol  m.  397. 
Thieralbnmin  IV.  461. 
Thieröl,  Dippel's  IV.  466. 
Thierstirke  n.  558. 

Thientoffe,  Aufbewalirmig  ders.  IV. 

;^98, 


Thiocinnol  m.  426. 
Thiocyanwasserstoffsäure  I.  505. 
Thiofnrfol  n.  185. 
Thiomelansaure  n.  224. 
Thionaphtalinsäare  m.  502. 

—  Salze  ders.  -    503. 
Thionaphtamsäore  in.  514. 

—  Salze  ders.  -    516. 
Thionaphtyldichionschwefelsäare  m. 

502. 

—  Salze  ders.  III.  503. 
Thionessal  m.  205. 
Thionursänre  I.  576. 

—  Salze  ders.-  577. 
Tbiosalicol  m.  331. 
Thiosinamin  II.  477. 

—  Salze  dess.-   478. 
ThiosinSthylamin  II.  479. 
Thridacenm  IV.  330. 
Thymoyl  m.  681. 
Thymoylol  m.  682. 

—  Verb,  beider   - 
Thymen  m.  680.  714. 
Thymianöl  DI.  713. 

—  sanerstoffhaltiger  Antheil  dess.  HI. 

679. 
Thymin  I.  601.  IV.  256. 

—  Salze  dess.  I.  602.  IV.  257. 
Thymon  m.  681. 

Thymol  lU.  679. 

—  gechlorte  Derivate  dess.  ,111.  683. 

—  Oxydationsprod.       —      -     681. 
Thymolschwefelsänre  IQ.  688. 
Thymyl  HI.  675. 

Schweflige  Saurem.  687. 

—  —  Salze  ders. 

—  -Schwefelsäure  m.  688.    . 
Thymylgmppe  m.  675. 
Thymylhydrfir  IQ.  676. 
Thymyloxydhydrat  IQ.  678. 
Thnjaöl  IV.  392. 

Thnjon  IV.  393. 
TitancyanĂĽr  I.  398. 

—  -Stickstofftitan  I.  399. 
Tolen  in.  713. 
Tolnbalsam  IQ.  448. 

—  Harze  dess.  IH.  450. 
Tolaen  HI.  622. 
Tolneayl  HI.  621. 

—  -Schweflige  Säure  HI.  630. 

—  —  Salze  ders.       -    631. 
TolnenylchlorĂĽr  m.  681. 
Tolnenylhydrfir  IH.  622. 
Tolnenyloxyd  HI.  630. 

—  benzoesanres  HI.  251. 
•^  essigsaures       •     640. 


950      Tolafinyloxydhydnt. 


TriaitromeMiykJ. 


Tolaenyloxydliydrat  m.  627. 
Tolnidin  m.  63S. 

—  Aethyldeiirate  de».  III.  6M: 

—  Cyanderivate      —      -    «37. 

—  Nitroderivate      —      -       - 

—  Salze  deas.  111.  635. 
Tolnol  m.  63S.  718.  738. 

—  gechlorte  Deriv.  deu.  III.  694. 

—  Kitroderirate         —       -     63.5. 

—  —  Reductionsabkömmlinge  dieser 

ni.  636. 

—  SchwefelsaurederiT.  doM.  in.  636. 

—  sechsfach  gechlortea  m.  636. 
ToluolbichlorĂĽr,  gedĂĽortes  III   634. 
Tolaolchlorfir,  sweifach  gechlortes  ni. 

634. 
Tolaolgmppe  m.  631. 
TolaoltrichlorOr,  zweif.  gechlortes  III. 

634. 
Tolnylgrappe  III.  640. 
Tolaylreihe  DI.  631. 
Toluylsaure  m.  640. 

—  NitroderiTate  den.  111.  648. 

—  Salze  ders.  m.  643. 
ToInyUasreather  HL  643. 
Tonka-Stearopten  DI.  383. 
Torfharze  m.  767. 
Toamaafi&l  II.  1038. 
Toomesol  III.  913. 
Tragantgnmmi  II.  573. 
Tranhenafture  II.  14. 

—  Salze  ders.  -    45. 
Tranbensftiare&tfier  U.  64. 
Tranbenzttcker  11.  617. 
Triathyl-AnunoBiak  n.  873. 

—  -Phenyl-Ammoniuniozydhjpdrat  III. 

141. 

—  Sabe  dess.  IIL  141. 

—  -Tolaenjlanuiioniiim ,  Verb.  dets. 

m.  689. 
Triäthylamin  II.  373. 
Trialcalainidc  IV.  809. 
Triamylamin  II.  804. 

—  Salze  dess.  - 
Tribromanilin  in.  106. 
Tribrombenzol  m.  9. 
Tribromcodein  IV.  56. 

—  chlorplatiiisaiires  IV.  57. 

—  Salze  dess. 
Tribromenzanttion  IIL  865. 
Tribroiimi4;»htalin  m.  483. 
Tribromphenyla&are  m.  35. 

—  Salze  ders.  -    36. 
Tribromsalicyls&we  UI.  370. 

—  Salze  ders. 
Tricetylamin  IL  960. 


Tricetylamin,  Salze  «esi.  IL  Hl. 
Tricetyliak  U.  960. 

—  Salze  dess.  n.  961. 
Trichloracetamid  L  849. 
TiichloraoeljlbiQzjthkniA  L  843. 
Trichloracetylbiozydamid  L  849. 
Trichloracetylchlonlr  L  645. 
Tiichloraeetylozybihroflyd  D.  MI. 
Trichloracetjloxybieblorid  TL.  3M. 
TrichloraoeQrloxyd  Q.  309. 
Trichloracetylphosphvr  L  6&1. 
TrichloracryldaloiĂĽr  1. 875. 
Trichloraerylaaiife  L  875. 
Trichloranilin  IIL  104. 
TrichloFchinon  IV.  1$>. 
Trichloressigsanre  L  838. 

—  Salze  ders.  I.  889. 

Trichlorevsoanthon  m.  865. 
TriehloriiydroehiiioD  IV.  164. 
Trichloride  IV.  756. 
Triehloimesitylen  I.  TU. 
Trichlonneaitylol  I.  791. 
Trichlormethyl-schireffigvSian  IW. 

—  —  Salze  ders.  I.  663. 

—  -schwefligsanres  Chlorir  I.  M4. 
Trichlormethyleyannr  L  425. 

Trichlonnethyliiotendivefeliiv«  l 

661. 

—  Salze  ders.  I.  668. 

Trichlomaphtalin  m.  477. 

—  debeQ  Modificat  detf.  ta.  479. 

—  —  Haaptkemueicbeii  dk«er  DL 
478. 

Trichlorphtalsavre  m.  5S9. 

—  wasserfreie  HI.  537. 
Trichloronanthylhydrfir  E  Stf. 
Trichlorobeazol  m.  9. 
Trichlorozamid  I.  849. 
Trichlorphenylsaore  m.  91- 

—  Salze  ders.  m.  33. 
Trichlorrenylchlorfir-  Chlorwi««*« 

II.  338. 

Trichlorralerianstere  H  756. 
Tricyanamld  I.  540. 
Trigensaure  I.  778. 

—  Salze  ders.  779. 
Trimargarin  II.  969. 
TrimethylanĂĽn  I.  693. 
^  Salze  dess.  I.  693. 
Trimethylammoiiiiniijo^irt  ^^ 
Trinitranisol  IIL  58. 
Trinitro-CeUidoae  IL  57«. 

Chlorhydrophemd  UI.  ^• 

Trtiitiobeiksc^Aeiiid  IH  t^ 
Trinitromesit^^ol  L  793. 


V 


TriaitrotMipliteltli. 


Üsniniättrtt. 


951 


Trinitronaphtalin  m.  492. 
■—  drei  Modificat.  dess.  m.  492. 
Trinitrophenylchlorttr  UI.  85. 
Trioitrophenyloxyd,  benzoesanres  IIL 

250. 
Ttimtiophenylfliare  IH.  44. 

—  SaUe  den.  HI.  47. 
Tnoldn  II.  937. 
Triozyprotein  IV.  552. 
Tripalmitin  ĂĽ.  924. 
Tristearin  II.  989. 
Trualfokohlensäar«  I.  194. 
Trisncdnamid  II.  538. 
Trityi  n.  692. 

—  -Ammoniak  11.  494. 

—  -Schwefelsäiife  II.  698. 

—  —  Kalisala  den.  694. 
Tri^lamin  II.  694. 
Tritylaneniflr  II.  695. 


Tritylen  II.  690. 

TritylenbromTerbindiingen  II.  692. 
Tritylenchlonrerbindmigen  II.  691. 
Tritylgntppe  II.  689. 
Tritylnarkotin  IV.  71. 
Trityloxydhydrat  II.  693. 
Trocknen  der  %n  analTiivenden  Subst. 

I.  34. 
Tnmballs  Blau  I.  889. 
I^pen  der  doppelten  Zersetenng  IV. 

619. 

—  zur  Beihenclaadfication  organiacher 

Körper  I.  148. 

—  Wirkung  der«.  IV.  607. 
Typns  Ammoniak  IV.  765. 

—  Chlorwasserstofiiiiire  IV.  744 
~  Wasser  IV.  652. 

—  Wasaentoff  IV.  616. 
Tyrosin  IV.  557. 


ĂĽ. 


Ueberchlorather  II.  308.  TV.  730. 
UeberchloresstgĂĽther  I.  834. 
Ueberchlorkohlena&areäther  I.  188. 
Ueberchlornaphtalin  UI.  489. 
Ueberchloroxynaphtalins&nre  UI.  525. 
UeberchloroxynaphtylchlorĂĽr  III.  526. 
Ueberchlorsalicin  ĂśI.  347. 
Ueberchlorsaligenin  HI.  841. 
Ueberchlofsucdnaäiire  II.  534. 

Uebersalze  IV.  714. 
Ueberschwefelcyan  I.  508. 
UeberBchwefelcyanblei  I.  503. 
UeberscbwefelcyanwaMerfltoffiiftnre  I. 
501. 

Ulmin  n.  648. 
Ulminsänre  11.  648. 
Ulminsabstanzen  II.  648. 
Umbellinsänre  m.  398. 
—  Salze  ders.    -    400. 

Umwandlangen  der  organ.  Substanzen 
dnrch  Beagentien  IV.  830« 

Unschlitt  n.  1018. 
Unterbenzoylige  S&nre  m.  248. 


UnterchloT&ther  II.  307. 

Unterhefe  IV.  510. 

Unterlange  II.  997. 

Untersalze  IV.  714. 

Upasgift  IV.  284. 

Uramil  I.  578. 

Uramilsänre  I.  570. 

CrancyanĂĽr  I.  398. 

Uransalze,  Beatinimnng  den.  I.  78. 

Uranylknpfercyanilr  I.  865. 

Urari  IV.  282. 

Urea  I.  456. 

Ureide  I.  461. 

Uretfiaa  I.  226. 

Urathane  IV.  728. 

Urethylan  I.  225. 

Urinfarbstoffe  IV.  570. 

UrinkĂĽpe  m.  567. 

Urhämatin  IV.  570. 

Uroxansänre  I.  549. 

—  Salze  den. 
Usnein  m.  883. 
Usninsänre  m.  883. 

—  Salze  den.  ÜI.  885. 


952 


TalerioeioiiitrtL 


Wa»entolbpiiyL 


V. 


ydermcetonitril  I.  4S9. 
Vftlenl  IL  789. 
YaleimldiB  n.  741. 

—  salxMMiTes  n.  74S. 
Vftlenunid  D.  770. 
Valerudlid  ĂĽ.  771. 
yal««ii  n.  776. 
Valeriuiöl  n.  750.  m.  714. 
Valeriansäure  n.  754. 

—  bensoetMire  11.  758. 

—  gechlorte  Derirate  den.  11.  766. 

—  Kjikodjl  den.  n.  788. 

—  NitroderiYale  den.  n.  768. 

—  Salse  den.  11.  759. 

—  valeriansaiiie  II.  752. 

—  wasserfreie  II.  752. 
Vmleriansäareädier  n.  765. 
Valerians&nrealdehyd  n.  739. 
Valeiiansinregruppe  11.  789. 
Valeriansäarereihe  n.  728. 
Valerin  I.  867. 

Valero -BensoSsiiire,  wasserfreie  IH. 
229. 

—  -Thialdin  II.  741. 

—  —  salssanres  II.  742. 
Yalerol  II.  750. 
Valeron  n.  749. 
Valeronitril  I.  428. 
Valeryl  II.  789. 

—  -Ammoniak  II.  740. 
•— »  -Ammomam  - 

—  -Natron,  schwefligsaares  II.  740. 
Valeiylchlorfir  II.  770. 
Valerylhjdrfir  II.  789. 

—  Aethjl-etc.  Derivate  dess.  II.  749. 

—  AmmoniakderiTaie  dess.  11.  741. 


\rale17ll1jdrir,  cyamraiMntofMnD*' 

rlyale  dess.  II.  742. 
Valioxalin  HI.  892. 
Valonia  m.  966. 
Valyl  n.  7S6. 
yalylwaBserstoir  IL  727. 
Vateriatalg  n.  1040. 
Yerantin  II.  540. 
Veratrin  IV.  257. 

—  Salze  deas.  258. 
Veratrins&ore  IIL  1025.    . 

—  Salze  den.   -     1026. 
Veratrinnuireather  m.  1026. 
Verbrenxiiing,  langsame  IV.  589. 

—  organischer  Körper,  bei  ÄiehcDb«' 

stimmnngen  I.  26. 

—  —  bei  ElementanaalTMa  I.  99. 

—  dabei  entwickelte  Wime  IT.  985. 
Verbrennangsmittel  IV.  881. 
Violin  rV.  261. 

Vinätfaer  n.  298. 
Vinylcblorur  IL  285. 

Chlorwaasentoff  n.  232. 

Viny^odĂĽr  n.  248. 

—  -Jodwasserstoff  IL  247. 
Vtnylwassersloff  II.  223 
Viridin  rV.  561. 
Viridinsanre  m.  1002. 

—  Salze  den.  HI.  1003^ 
Viridinschwefelaiw«  m.  584. 
Viscin  IV.  872. 

Vitellin  IV.  482. 
Vitriolk&pe  m.  564. 
Vitriolnaphta  IL  298. 
Vogelbeen&nre  I.  877 
Vomidn  IV.  186. 


W. 


Wachholderbeeröl  m.  708. 
Wachs  II.  1049. 

—  des  Ozokerit  IV.  425. 

—  der  Pflansenblätter  H.  1058. 

—  chinesisches  n.  1056.  1059. 

—  Japanisches  II.  1056. 
WachsparaiBn  II.  1066. 
W&rme,   bei   der  Verbrennung 

wickelte  IV.  885. 


ent- 


Wirme,  WiAnng  den.  vd<an^^ 

Snbstanzen  IV.  633. 
Waidkfipe  m.  566. 
Walrath  H.  951.  . 

Wassentoff ,  Bestimmasg  ^m-  ««• 

Elementaranalyse  I.  39. 
—  battscher  I.  82. 
Wassentofl^oldcTanid  L  491 
WassentoffopianTl  IV.  89. 


Wasiiento^aadr. 


Tflopöl. 


95ä 


WaBsentoffSqnadricarbnret  II.  7S4. 
Weihrauch  in.  757. 

—  afrikanischer  m.  758. 

—  ostindischer 
Wein  n.  888. 

—  -Mellithsäure  m.  '9Ö4. 

—  -TratibenaAlare  II.  65^ 

—  —  Salze  ders.  -    6^. 
Weinfaselöl  ll.  873. 
Weingeist  ĂĽ.  268. 
Weinkohlens&nre  I.  185. 

,  Weinmethylensäure  II.  59. 

—  Salze  ders.  n.  60. 
Weindl,  leichtes  II.  881. 

—  süsses  II.  270. 

—  süsses  oder  schweres  11.  881 . 
Weinölstearopten  II.  949. 
Weinphosphors&ufe  II.  406. 

—  Sidze  ders.  11.  407. 
Weinsäure  II.  7. 

—  —  Sähe  den.  Ü.  18. 

—  inacüve  H.  16. 

—  iinlre  fl.  12. 

—  —  Saite  bert.  H.  12. 


Weinsäure,  lösliche  wasserfreie  II.  4. 

—  —  Salze  ders.  n.  5. 

—  rechte  n.  8. 

—  —  Salze  ders.  II.  8. 

—  unlösliche  wasserfreie  II.  4. 

—  wasserfreie  n.  4. 
Weinsäureätber  II.  58.  63. 
Weinsänregruppe  11.  3. 
Weinsdhleimsänre  II.  170. 
Weinschwefelsäure  II.  323. 

—  Salze  ders.  -    325. 
Weinstein,  rother  II.  22. 
Weinsteinsalz  II.  23. 
Weintraubenkemöl  II.  1040. 
Weiteres  Bitter  m.  44. 
Wemiuthbitter  IV.  277. 
Wermuthöl  IV.  374. 
WintergTünöl  HI.  859. 
Wismuthäthyl  II.  428. 
WismnthcyanĂĽr  I.  398. 
Wismuthknpfercyanfir  I.  365. 
Wismuthsalze,  Bestimmung  ders.  1.  78. 
Wurmbamenbitter  m.  946. 
Wurmsamenöl  IV.  390. 


X. 


Xanthamylamid  I.  211.  212.  239. 

—  Verb.  dess.  mit  Quecksilberchlorid 

I.  241. 
Xanthamylsäure  I.  210. 
Xanthamyläther  I.  212. 
Xanthanwasserstoffi^fttite  I.  501. 
Xanthein  IV.  564. 
Xanthen  I.  508. 
Xanthic-Oxyd  I.  558. 
Xanthin  m.  535.  IV.  564! 
Xanthinsäure  I.  200. 
Xanthogenamid  I.  232. 

—  Verb.  dess.  mit  Metallsalzen  1. 235. 

—  Zersetzung  dess.  durch  salpetrige 

Säure  I.  238. 
Xanthogensäure  I.  200. 
Xanthogenöl  I.  201. 
Xanthonsäure  I.  200. 

—  Salze  ders.  I.  201. 
Xanthopensäure  IV.  97. 
Xanthopikrit  IV.  367. 
XAnthoproteinsäure  IV.  553. 

—  Salze  ders. 


Xanthorhamnin  IV.  303. 
Xanthorraeaharz  IV.  423. 
Xanthoxylin  IV.  368. 
Xuthen  I.  503. 
Xylenyl  m.  645. 

—  -BchweitigB  SSure  m.  646. 

—  —  Barytsalz  ders.  -     647. 
Xylidin  m.  647. 

—  Salze  dess.  UI.  647. 
Xylit  I.  6«8. 
Xylitharz  I.  649. 
Xylitnaphtha  I.  649. 
Xyiitöl  I.  649. 
Xyloidin  II.  582. 
Xylol  m.  646. 
Xylolgprnppe  in.  645. 
Xyloretin  IV.  427. 
Xylylreihe  DI.  645. 


Y. 


Ysopöl  IV.  884. 


d54 


2eictiett. 


Zymooi. 


Z. 


Zeichen,   ehem.,   Ab&nderungen  im 

Werthe  ders.  IV.  635. 
Zimmtäther  ID.  436. 
Zimmt-Benzoei&nre ,  wauerfireie   m. 

230. 
ZimmtĂĽl  m.  420. 

—  künstliches  HI.  443. 
Zimmtsänre  m.  428. 

—  Alkohol  den.  III.  442. 

' —  enthaltende  B&lsame  m.  446. 

—  gechlorte  DeriFate  den.  in.  435. 

—  NitroderiTate  den.  JII.  486. 

—  —  Rednctionsabkömmlinge  dieser 
m.  437. 

—  Salze  den.  m.  432. 

—  Schwefelsäarederiv.  den.  HI.  438. 

—  wasserfreie  III.  426. 

—  —  Nitroderivate  den.  m.  428. 

—  zimmtsanre  III.  426. 
Zimmtsäoreäther  III.  434. 
Zimmtsalpetenänre  IQ.  436. 

—  Salze  den. 

Zimmtsalpetenäureäther  III.  436. 
Zimmtschwefelsäure  HI.  438. 

—  Salze  den.  III.  438. 

Zink,  Verh.  dess.  zn  organ.  Substanzen 

IV.  862. 
Zinkäthyl  H.  262. 
Zinkamjl  II.  781. 
ZinkknpfercyaĂĽĂĽr  I.  364. 
Zinkmethjl  I.  634. 
Zinksalze,  Bestimmung  ders.  I.  78. 
ZinksilbercyanOr  I.  401. 
Zinnäthjl  11.  432. 
Zinn&thylrerbindangen  II.  437. 


Ziimamyl  U.  815. 
ZinnamylT«rbindnnge&  IL  818. 
Zinncyanfir  tt  398. 
ZinnkapfercTsnĂĽr  I.  365 
Zinnsalze,  Bestimmung  den.  I.  7S. 

—  Verh.  den.  an  oxgan.  SqWikiicb 

IV.  868. 
ZinnsalzkĂĽpe  HI.  565. 
Zittweröl  IV.  393. 
Zucker  n.  583. 

—  Bestimmung  dess.  II.  595. 

—  gewöhnlicher  II.  583. 

—  interrertirter  Q.  631. 

—  -Kalk  n.  612. 
^Kochaalz  II.  610. 

—  kiystallisirbarer  II.  56S. 

—  Metallderivate  dess.  n.  610. 

—  nichtkiystallisirbarer  n.  631. 

—  NitroderiTate  dess.  II.  €16. 

—  der  Algen  II.  666. 

—  der  Eicheln  II.  667. 

—  der  Encalyptusarten  IL  €32. 

—  des  Inulin  II.  564. 

—  der  Manna  n.  657. 

—  der  Milch  n.  634. 

—  des  Muskelfleisches  II.  €41. 

—  Ton  Sorbus  aucup.  IL  €39. 
Znckergmppe  II.  545. 
ZuckerkĂĽpe  III.  567. 
Zuckerrohr  11.  585. 
Zuckenrohrwachs  II.  1055. 
Zuckersanre  II.  161. 

—  Salze  den.    166. 
Zuckenchwefels&nre  II.  627. 
Zymom  IV.  501. 


Inhalt 


Zweite  Abtbeilung  des  III.  Theiles. 

Körper,  die  noch  nicht  in  Reihen  gebracht  werden  konnten. 

Basen. 

BaaiB  de«  Scfaierlinga  (Coniin)  8.  — -  Salze  dess.  6.  —  Qechlorte  nnd 
gebromte  DeriTate  dess.  7.  —  Methyl- und  AethylderiTate  dees.  8«  — 
Methylconiin  8.  —  Verbindnogen  des  Aetbyl-Methylconiins  8.  —  Aethyl- 
coDÜn  10.  —  Verbindungen  des  Diäthylconiins  11. 

Basen  der  Harmalasamen  12.  —  Harmalin  13.  —  Salze  dess.  14.  — 
Harmin  16.  —  Salze  dess.  17.  —  Nitroderirate.  Das  Nitroharmalin 
19.  —  Salze  21.  —  Nitroharmin  23.  —  Sidze  25.  —  Jodnitro- 
harmin  26.  —  Cjanwasserstoff-Harmalin  27.  —  Salze  28.  —  Cyan- 
wasserstoff-Nitroharmalin  29. 

Basen  des  Opinms  30.  —  Morphin  nnd  seine  Verbindungen  81.  — 
Salze  des  Morphins  37.  —  Gejodete  Derivate  dess.  43.  —  Methyl-» 
Aethylderirate  dess.  43.  —  Codein  nnd  seine  Verbindungen  45.  —  Salze 
desCodtins  49.  —  Gechlorte  und  gebromte  Derivate  dess.  53.  —  Gejodete 
Derivate  dess.  57.  —  Nitroderivate  dess.  58.  —  Cyanderivate  dess.  61.  — 
Aethylderivate  dess.  62.  —  Thebain ,  Papaverin  nnd  ihre  Verbindungen 
62.  —  Salze  des  Thebain  64.  —  Papaverin  65.  —  Narkotin,  Narcein  nnd 
ihre  Verbindungen  67.  —  Salze  des  Narkotins  72.  —  Opianin  74.  — 
Humopinsänre  75.  —  Narcein  76.  —  Derivate  durch  Oxydation  des 
Narkotins  79.  —  Cotamin  80.  —  Salze  dess.  82.  —  Apophyllens&nre 
83.  —  Salze  ders.  85.  —  Wasserstoffopianyl  85.  —  Mekonin  87.  — 
Nitromekonin  88.  —  Opiansäure  89.  —  Opiansaure  Salze  91.  —  Snlf- 
opiansänre  94.  —  Opianamide  oder  Stickstoffopianyle  95.  —  Opiammon 
96.  —  Teropiammon  97.  —  Hemipinsaure  98.  —  Salze  ders.  99.  — 
Aethylhemipinsäure  100. 

Basis  des  Pfeffers  (Piperin)  101.  —  Salze  dess.  103.  —  Derivate 
dess.  104.  —  Piperidin  104.  —  Salze  dess.  105.  —  Methyl-,  Aethyl- 
nnd  Amylderivate  dess.  107.  —  Verbindungen  des  Dimethyl-Piperylammo- 
ninms  und  des  Diäthyl-Pipeiylammoniums  110*  —  Den  Amiden  ^ähn^eh9 
Derivate  des  Piperidins  111, 


956  lohult. 

Basen  der  Chinarinden  112.  —  Chinin,  seine  XBomeraa  «adVeAb. 
dnngen  118.  —  Salze  des».  120.  —  Chinidin  133.  —  Saked«  1».- 
Chinidn  136.  —  Gejodete  Derirate  des  Chinins  136,  —  Metfcyl-iai 
Aethylderivate  dess.  137.  —  Cinchonin,  seine  Isomeren  imd  Vertiafaiiffa 
138.  —  Salsedess.  140.  —  Cinchonidin  149.  —  Sähe  de».  151. - 
Cinchonicin  153.  -—    Gechlorte  u.  gebromte  Derimte  des  CinchomM  IH. 

—  Gejodete  Derivate  dess.  158.  —  Methjlderivate  dess.  n.  Miaelsoocns 
158.  —  Chinolein,  Zersetznngsprodact  des  Chinin  und  CSnckoaiB  160.— 
Salse  dess.  162.  —  Aricin  n.  seine  Verbindungen  165.  —  8alaedeM.ll«. 

Basen  der  Strychnosarten  167.  —  Strychnin  nnd  seine  Veibiodssg« 
168.  —   Salze  dess.  174.  —   Gechlorte  nnd  gebromte. DeriTste  desi.  181 

—  Gejodete  Derivate  dess.  185.  —    Bmcin  nnd  seine  VerHndiDg«  18*. 

—  Sake  dess.  189.  —  Gebromte  Derivate  dess.  194.  —  Jodirts  Dfrirete 
dess.  195.  —  Salpetersanre  Derivate  dess.  195.  —  Cacotheüa  m.  - 
Igasnrin  nnd  seine  Verbindangen  197.  —  Salxe  dess.  199. 

Basis  des  Tabaks  (Nikotin)  200.  —  Salae  de».  204.  —  KkoÜBsii 
(Tabaköl)  208.  —  Gejodete  Derivate  des  Nikotin  S09.  —  MetiijK  AcAyl- 
nnd  ArnyMerivate  dess.  209.  —  Verbindnogen  des  MelhylmkotiD  219.  - 
Salze  210.  •—  Verbindungen  des  Aethylnikotin  211.  —  Salae  212.  —  T«" 
bindnngen  des  Amylnikotin  218.  —  Salze  214. 

Verschiedene,  weniger  bekannte  Basen  214.  —  AeoniliaW^*— 
Agrostemmin  216.  —  Atropin  216.  —  Bebitin  219.  -^  Beriwin  221. - 
Cheleiythrin  226.  —  Chelidonin  297.  '*-  CoIchidB  228.  —  CoqiW» 
229.  _  Cararin  232^  —  Delphinin  288.  —  £metin  235.  —  Glawi»  W. 

—  Glaucopikrin  238.  —  Helleborin  2381.  —  HToecyamia  239.  —  ^^^ 
241.  —  Lobelin  242.  —  Menispermin  242.  —  ParamemspenBin  «**•  — 
Pikrotoxin  244.  -~  Oxyacanthin  245.  —  Peloain  (Cissampeüa)  246.  - 
Pellntein  248.  —  Pyridin  249.  —  Pyrrpl  249.  —  Sangntnaria  IW-  - 
Solanin  251.  —  Spartein  254.  —  Thynün  25«.  —  Vemtrin  251-  - 
Z^eifeUiafte  Basen  259. 

Indifferente  Stoffe. 
Alo^  261.  —  Alom  262.  —  Bromaloen  268.  ~  Nitroderirttte  dsrAlrf  t68. 

~  Aloetinsäure  266.  —    Chrysaipmi.naanre  268,  —  Salsa  dsn.  276.  - 

Hydrochrysamid  274. 
Stickstofffreie  Snbstanzen  275.  —  Absjnthia 277.  —  Anferwi»?*- 

—  Ämbrasäure  279.  —  Anchusin  280.  —  An^monin  Ä81.  —  A»»*"*" 
säure  283.  —  Antiarin  284.  —  Arbntin  285.  —  Arctttvin  286.  —  Art^r 
nitin  287.  —  Asaron  287.  ~  AadepioP  288.  —  Athamaatift  t^  " 
Aroselon  291.  —  Bixin  292.  —  Brasilin  293.  —  Bryonin  294.  -  C««»^ 
bin  296.  —  Cantharidin  295.  —  Carotin  296.  —  CardisaiiB  **^- "" 
Cariophyllin  299.  —  CascarilUn  299.  —  Castorin  300.  —  CathsrU«  801. 
Chelidoxanthin  30^  —  Chrysorhanmin  302.  ~  Xanthoriuüouu^  ^' " 
Cnicin  804..—  Colocynthin  305.  — -  Colombin  305.  —  Cabrf»«*^" 
Cnrcumin  307.  —    Digitalin  308.  ~   Elaterp  310.  —   Eiffotiii  8U*  " 


InUll)  937 

ÄMCidiii  81S»  -*-  Aescnletm  314,  —  GlycjTrbism  ai6.  —  HeleiiiB.317.  — 
Helenen  319«  —  Humatin  3S0.  —  Bäiiuileüi  328.  -*  Hespexidin  325.  — 
Idrialin  326.  —  Oiein  329.  —  JogUndin  329.  —  Kämpfend  329.  — 
LactnciB  330.  —  Laetncon  331.  —  Laiirin  331«  —  Limonin  332.  — 
Liriodendrin  333.  —  Lnteolin  334.  —  Melampyrin  334.  —  Morindin  335. 

—  Murindon  836.,—  OlivU  337.  —  OUvirntin  339.  --  Fjrroliviisanre  339. 

—  Paridin  340.  —  Peuccdamin  341.  —  Nitrop«acedamin  342.  —  Pbylli- 
Hn  343*  —  Pblorixin  343.  —  Bnfin  346.  —  Phlorizein  347.  —  Pbloretin 
348.  —  Nitrophloretin  349.  —  PhjsaUn  349«  —  PikroUchenin  350.  — 
Plambagio  852.  —  Ptiiipikrin  352.  —  Qaa«flin  (Qnaasit)  853.  —  Qnerci- 
trin  354.  —  Queroetio  356.  —  Safranin  357.  —  SanUüin  357.  —  Saponin 
359.  —  Saponinsänre  (Aesculinsiuire)  361.  —  SareooolUn  362.  —  Scillitin 
362.  —  Scopaiin  363.  —  Sm9aci^  364.  -—  Spirain  365.  —  Syringin  366. 
^  Taoghin  367.  —  Tarazin  367.  —  Xantbopikrit  367.  —  XaotfaoKylin 
868.  —  Verscbiedene  Sabstansan  369. 

Aetb^eriscb«  Oeie  872.  —  Wennntböl  874.  —  Catanasol  375.  —  Haael- 
wnnöl  376.  —  Cajeputöl  376.  —  Camillenöl  377.  —  CapncinerkreMcnöl 
377.  ^  Cascanllöl  377.  —  Cedarol  878.  —  Cedreii  379.  —  DabUaöl  379. 

—  Qeraniamöl  380.  —  Hedwigiaöl  380.  —  Lavendelöl  380.  —  Spiköl 
380.  ^  Maciflöl  881.  —  Mntterkraatöl  381.  —  Pfeffermfinzöl  381.  — 
Memhen  383.  —  Tsopöl  884.  ~  Jaimindl  384.  -*  Origanumöl  385.  — 
Osmitropsisöl  885.  —  Petersilienöl  386.  —  Pappelöl  387.  —  Rosmarinöl 
887.  —  Bosenöl  387.  —  Safranöl  888.  —  Sassafrasöl  388.  —  Salbeiöl 
390.  —  Wnrmsamenöl  890.  —  Cynfn  391.  --  lUpnfarrenöl  391.  -*  Tbee- 
öl  892.  —  Tbnjaöl  892.  —  Orasöl  393.  —  Zittweröl  393. 

Harse  393.  —  Ammoniakgummi  897.  — >  ABsalotida  897.  —  Galbannm  398. 
Onmmigntt  899.  —  Jalappaban  401.  —  Convolvnlin  403.  —  Jalapin 
405.  —  ConyolvuKBfl&iue  405.  —  Convohmlinobinre  407.  —  Gnmmilack 
410.  —  Ambra  412.  —  Maynaaban  412.  —  MeccahaHam  413.  —  OUtoil« 
barnnbars  414.  —  Opopanax  415.  —  Sagapen  415.  —  Dracbenblut  416.— 
Scammoninm  418.  —  Bernstein  419.  —  Brandöl  422.  —  Xantborrftabars 
(Acaroidban)  423.  —  Fossile  Harze  424.  —  Fossile  Harze  der  d'imscben 
Torftnoore  4M.  —  Das  fossile  Han  nm  Oirona  428. 

Kantscbnk  und  Qotta-Percba  428.    —    Der  Kantschvk  (diu  GKmmi 
•laatic^m)  428..  —  Anwandwagen  de«9k.48a.  —  Toockne  DeatallatloB  desa.; 
433.  —    Kantscbin  484.   —    Gntta-Percba  486.  -^    Ottniaigtai  Ontta- 
Pereb^  439. 

Producte  der  trocknen  Destillation  441.  —  Bitnme  «nd  A«pbalte 
441.  —  Napbtba  445.  —  Destillationsprodncte  des  Holzes  446.  —  Destil- 
lationsproducte  der  bituminösen  Schiefer  451.  —  Destillationsprodncte  der 
Steinkoble  453.  —  Cbrysen  454.  —  Pyren  455.  ^  Trockne  DestUlation 
der  Tbiersnbstanzen  456.  —  DerBnsi.457.- 

Stickstoffhaltige  Snbatansan  458.  —  Eiweji«artige Subatansenr 
458.  —  Albumin  461.  —  PflansaBeiweise  474.  —  MetaUTerbiBdongen 
d69  AlbBiiiiiia.476.  -^  Globulin  ^1^  —  Panlbi«^  489.  .^  Dptttvab- 


958  InliaU. 

stanzen  482.  —  Vitellin  488.  —  Ichthin  484.  —  Ididmlin  ud  ItlSuSt 
484.  —  Emydin  485.  —  Blntkryatalle  485.  —  Fibrin  488.  —  PStti» 
fibrin  501.  —  Pflansenleim  (Glatin)  503.  —  Dec  Kleber  (de^Getra4^ 
frflchte)  504.  —  Die  Hefe  509.  —  Casein  516.  —  Legamin  (FfluMB- 
easem)  523. 

Den  Eiweisssubfltanzen  verwandte  Stoffe.  HonuabiiiM 
(Epidermose)  530.  —  Fibrom  533.  ~  Or^gaoiscbe  Substanz  to  S«- 
scbwamme  534.  —  Schleim  535.  —  Leim  gebendes  Gewebe (Onein)  M. 

—  Chondrin  546.  —  Limacin  549. 
Umwandlnngsproducte  der  Eiweisssnbstanzen.  DaiPmn 

550.  —  Xanthoprotemsaare  553.  —  Chlomitroderivate  554.  —  Ckknal 
555.  —  Tyrosin  557.  —  Nitrotyrosin  560. 

Unbestimmte  Stickstoffverbindnngen.  Faibaloff der BBlls 
(Chlorophyll)  561.  —  Farbstoffe  der  Blftten  563.  —  Farbstoff  d«  BliM 
(Hamatosin)  565.  —  Hamatoidin  567.  —  Farbstoffe  der  GaUe  5(T.  - 
Farbstoffe  des  Urins  570.  —  Farbstoff  des  Anges  (Melanin)  570.  —  Ctöa 
571.  —   Glairin  572. 

Freiwillige  Zersetzung  der  Stickstoffsnbstansea.  Er- 
scheinungen der  Gährnng  und  Fäulniss  573.  —  Fen&enteSTi* 

—  Producte  der  freiwilligen  Zersetzung  583.  —  Miasihen  587.  —  Ai^ 
bewahrung  der  Thier-  und  Pflanzenstoffe ;  Pirocease  der  Desinftcfioi  S81 

Vierter   Theil. 

AllgemeiDer  TheiL 

Schreibweise  der  Formeln, 

Bedeutung  der  Formeln  598. 

Chemische  Gleichungen,  Radicale  603. 

Doppelte  Zersetzung,  Wirkung  der  Typen  607. 

Ein  und  derselbe  Körper  kann   mehrere   rationelle  ForasU 

haben  614. 
Einheit  des  Atoms;  Typen  der  doppelten  Zersetsung;  Werthe 

der  Zeichen  619. 

Aequivalente    der    Radicale,    homologe   und  gepsif^^  ^'   ' 
cale  638. 

Chemische  Functionen  der  Körper  649.  —  ClassiflcatioB to»* **^ 
ihren  chemischen  Functionen  650.  651. 

Typus  Waeier. 

A.     Oxyde  652.  —  Positive  Oxyde.  Basen  654.  —  Gepaarte Ih«« ***• 

—  Amidbasen  657.  —  Alkohole  661.  —  Einfache  Aether  667.-^1**1* 
669. -^  Acetone  678.  —   Negative  Oxyde.  Sluren  677. -^^■***' 


.   tnWt.  d5d 

8ätireii  683.  —  Zweibasige  Säuren  688.  —  Dreibasige  Säuren  693.  — 
Qepaarte  Säuren  6d5.  —  Chlorgepaarte  Säuren  695.  —  Brom-  und  jod- 
gepaarte Säuren  699.  —  Nitrogepaarte  Säuren  699.  —  Schwefelgepaarte 
Säuren  700.  —  Amidsäuren  703.  —  Alkalamidsäuren  705.  —  Anhydride 
707.  —  Indifferente  Oxyde.  Sauerstoffsalze  711. — Brechweinsteine 
716.  —  Zusammengesetzte  Aether  719.  —  Einatomige  Aet her  721.  — 
Zweiatomige  Aether  724.  —  Dreiatomige  Aether  727.  —  Aether  der  Amid- 
säuren 728.  —  Chlorgepaarte  Aether  730.  —  Glyceride  731.  —  Zusammen- 
gesetzte Aldehyde  732.  —  Glucoside  733. 

B.  Sulfide  734.  —  Positive  Sulfide.  Sdhwefelbasen  734.  ~  Alkohol- 
sulfide 736.  —  Schwefelaldehyde  738.  —  Negative  Sulfide.  Schwefel- 
säuren 738.  —  Indifferente  Sulfide.  Schwefelsalze  739.  —  Zusam- 
mengesetzte Schwefeläther  740.  —  Zusammengesetzte  Schwefelaldehyde  741. 

C.  Selenide  742. 

D.  Telluride  743. 

Typus    Chlorwasserstoffsäare. 

A.  Chloride  744.  —  Positive  Chloride.  Basische  Chloride  744.  — 
Chloride  der  gepaarten  Basen  745.  —  Quecksilberchlorid  745.  —  Platin- 
chlorid 747.  —  Platinchlorür  748.  —  Chloralkohole  748.  —  Chloraldehyde 
750.  —  Negative  Chloride.  Säurechloride  753.  —  Chloride  der  ge- 
paarten Säuren  756. 

B.  Bromide  757.  —  Positive  Bromide.  Basenbromide.  Alkoholbromide. 
Aldehyd bromide  757.  —  Negative  Bromide.  Säurebromide  7.58. 

C.  Jodide  758.  —  Positive  Jodide.  Basenjodide  759.  —  Jodalkohole 
760.  — Jodaldehyde  761.  —  Negative  Jodide.  Säurejodide  761. 

D.  Fluoride  762. 

E.  Cyanide  762.  —  Positive  Cyanide.  Basencyanide.  Cyanalkohole 
762.  —  Gepaarte  Cyanwasserstoffäther  764.  —  Negative  Cyanide. 
Sänrecyanide  764. 

Typus  Ammoniak. 

A.  Asotide  765.  —  Positive  Azotide.  Basenazodde  767. —  Alkohol- 
azotide  768.  —  Azotide  der  gepaarten  Alkohole  774.  —  Aldehydazotide 
777.  —  Gepaarte  Aldehyde  780.  —  Unbestimmte  Azotide  (Pflanxenbasen) 
780.  —  Aufsuchung  ders.  in  Vergiftungsfällen  783.  —  Negative  Azo- 
tide. Säureazotide  787.  —  Primäre  Amide  788.  —  Primäre  Diamide  791. 
—  Primäre  Triamide  796.  —  Secundäre  Amide  797.  —  Tertiäre  Amide 
800.  —  Indifferente  Azotide.  Amidsalze  801.  —  Alcalamide  802.  — 

*  Secundäre  AI calamide  802.  —  Dialcalamide  805.  —  Trialcalamide  809.  — 
Tertiäre  Alcalamide  809. 

B.  Phosphide  814.  —  Positive  Phosphide.  Alkoholphosphide  814.  — 
Negative  Phospbide  815.  —  Arsenide  und  Antimonide  815. 

Typus  Wasserstoff. 

Metalle  816.  ^  Positive  Metalle.  Basische  Hydrfire  816.  —  Metalle  der