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NUNQUAM OTIOSUS.
LEOPOLDINA
AMTLICHES OKUAN
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KAISERLICH LEOPOLDINISCE - CAROLINISCH DEUTSCHEN
AKADEMIE DER NATURFORSCHER
HERAUSGEGEBEN
UNTER MITWIRKUNG DER ADJUNCTEN, VON DEM PRESIDENTEN
DE, W. F. G. BEHN.
ZEHNTES HEFT.
DRESDEN, 1874.
DRUCK VON E. BLOCHMANN & SOHN.
FÜR DIE AKADEMIE IN COMMISSION BEI FR. FROMMANN IN JENA.
Inhaltsverzeichnis» des X. Heftes.
Nr. 1, 2. Seite. Nr. 9, 10. seit».
Beiträge zur Kasse der Akademie ... 1 Beiträge zur Kasse der Akademie ... 65
Veränderung im Personalbestande der Aka- Veränderungen im Personalbestande der
demie 2 Akademie . . . GG
Dr. Gottlieb August Herrich -Schaeffer. Dr. Louis Jean Rodolphe Agassiz. Nekrolog CG
Nekrolog . . 2 Eingegangene Schriften G9
Eingegangene Schritten 5 Bericht über die allgemeine Versammlung
Goethe's naturwissenschaftliche Correspon- jer Deutscheu geologischen Gesellschaft
denz G am 11, 12. u. 13. Sept. 1874 in Dresden
Mädler's Geschichte der llimmelskunde . 8 von Dr. H. v. Dechen. M. A. N. . . 74
Zirkel's Mikroskopische Beschaffenheit der Xeue Nordpolfahrten ......... 80
Mineralien und Gesteine, von Dr. A.
Besnard. M. A. N. . . 12 Nr. 11, 12.
Preisaufgaben der kgl. Dänischen Gesell- Beiträge zur Kasse der Akademie ... 81
schaft der Wissenschaften zu Kopenhagen 15 Veränderungen im Personalbestände der
Die Expeditionen zur Beobachtung des Akademie . . . : 82
Venusdurchganges 16 Dieö.allgemeineVersammlungderDeutschen
Die fünfte Abhandlung des 36. Bandes der ^ anthropologischen Gesellschaft S2
Nova Acta . 16 Die 47. Versammlung Deutscher Natur-
Literarische Anzeige 16 forscher und Aerzte zu Breslau vom
jjr 3_ 4 18-24. Sept. 1874 85
' ' ' ,. , ,, , • i- Die wissenschaftlichen Arbeiten über die
Beitrage zur Kasse der Akademie 17 MoUusken, Molluskoiden und Crustaceen
Veränderungen im Personalbestände der im Jahre ifi73 , von Dr. Ed. v. Martens.
Akademie 18 M \ N 92
Peter Andreas Hansen. Nekrolog ... 18
Eingegangene Schriften 20 jjr jg ^
Rosenbusch' Mikroskopische Physiographie ' ' '
der petrograplüsch wichtigen Mineralien, Die .Tahreshei rage der Mitglieder . . . 97
von Dr. A. Besnard. M. A. N. ... 27 Beiträge zur Kasse der Akademie 98
Gason'sDieyerieTribeofAustralianAbori- Veränderungen im Personalbestande der
gines. von Prof. Dr. C. Meiuicke . . . 30 ^^emie . ... • • • • *
Preisaufgaben der Holländischen Gesell- Die Mitarbeiter der Preussischen Geologi-
schaft der Wissenschaften zu Haarlem . 31 sehen Landesanstalt, von Dr. H.v. Dechen.
Das Bernoullianum 32 M. A. N. ■ ■ • • • ■ ■ ■ ■ • ■ Hb
Die Generalversammlung des Alpenvereins 32 D>? *'■ Versammlung Deutscher Natur-
Die vierte Abhandlung des 36. Bandes der torscher und Aerzte zu Breslau vom
Nova, ieta 32 18-24. Sept. 18(4. (Fortsetzung.) . . 100
r*e' Die wissenschaftlichen Arbeiten über die
Nr. 5, 6. Mollusken. Molluskoidon und Crustaceen
Beiträge zur Kasse der Akademie ... 33 im Jahre 1873, von Dr. Ed. v. Martens.
Veränderungen im Personalbestände der M. A. N. (Fortsetzung.) 106
Akademie 34 Der Internationale Geographische Congress
Bugo von Mohl. Nekrolog 34 zu Paris 112
Eingegangene Schriften 40 Berichtigung 112
Die Verwüstungen der Phylloxera vastatrix Literarische Anzeige 112
in Frankreich 45 „ ._
Versammlung der Deutschen geologischen JNr- 1D>
Gesellschaft 45 Die Jahresbeiträge der Mitglieder . . .113
Versammlung der Deutschen anthropologi- Beiträge zur Kasse der Akademie . . .114
scheu Gesellschaft .46 Veränderungen im Personalbestände der
Versammlung Deutscher Naturforscher und Akademie . 114
Aerzte 47 Die 47. Versammlung Deutscher Natur-
Der 36. Band der Nova Acta 47 forscher und Aerzte zu Breslau vom
18—24. Sept. 1874. (Fortsetzung.) . . 114
Nr. 7, 8. Die wissenschaftlichen Arbeiten über die
Beiträge zur Kasse der Akademie ... 49 Mollusken, Molluskoiden und Crustaceen
Veränderungen im Personalbestande der im Jahre 1873, von Dr. Ed. v. Martens.
Akademie 50 M. A. N. (Schluss.) 121
Eingegangene Schriften 50 Dr. Skotiz' Jubiläum 124
Der Vorübergang der Venus vorder Sonnen- Jubiläum der K. K. Reichsanstalt zu Wien 124
Scheibe am 8/9. December 1874, von Prof. Die Kgl. Akademie der Wissenschaften zu
Dr. C. Bruhns. M. A. N. ..... 52 Brüssel (Denkmal für Quetelet) . . .124
Internationaler Congress zur europäischen Die 1. Abhandl. des 37. Bandes d. Nova Acta 124
Gradmessung ._ 64 Vergrößerung der Hefte der Leopoldina . 124
A lpliabetisches Namenregister.
Seite.
Agassiz, L. J. R. Nekrolog 66
Arendts, C. , neu aufgenommenes M. A. N. . 82
Autenrietk, H. F. f 114
Beaumont, L. Elie. de f 66
Besnard , A. M. A. N. Zirkel's Mikroskopische
Beschaffenheit der Mineralien 12
— Rosenbusch' Mikroskopische Physiographie
der petrograpliisch wichtigen Mineralien . 27
Bruhns. C. M. A. N. Der Vorübergang der
Venus vor der Sonnenscheibe 52
Decheii, H. v. M. A. N. Bericht über die all-
gemeine Versammlung der Deutschen Geo-
logischen Gesellschaft in Dresden .... 74
— Die Mitarbeiter der Preuss. Geologischen
Landesanstalt 98
Hammerschmidt (Abdullah-Bey), C. E. f . . 66
Hampe. G.E. L., neu aufgenommenes M.A.N. 82
Hansen, P. A. Nekrolog 18
Herrieh-Schaeffer , G. A. f Nekrolog ... 2
Hoffmami. H. C. H., neu aufgenomm. M. A. N. 98
Karsten, H. , neu aufgenommenes M. A. N. . 50
Kirschbaum. C. L. Th. C. neu aufgen. M. A. N. 82
Söilo.
Klinkerfuess , E. F. W. , neu aufgenommenes
M. A. N 50
Koch, C. J. \V, neu aufgenommenes M. A. N. 98
Koch, G. Fr. f 98
Laube, G. C. , neu aufgenommenes M. A. N. . 82
Leupoldt, J. M. f 66
Maedler's Geschichte der Hünmelskunde . . 8
Marteus, E. K. v., neu aufgenommenes M. A. M. 66
— Die wissenschaftlichen Arbeiten über die
Mollusken, Molluskoiden und Crustaceen im
Jahre 1873 92. 106. 121
Meinicke, C 30
Mohl, Hugo v. Nekrolog 34
Pritzel. G. A. f 18
Rietschel, W. f 114
Scherzer, K. II. v., neu aufgenommenes M. A. N. 34
Schneider, A. F., neu aufgenommenes M. A. N. 98
Waltershausen, W. S. v., neu aufgenomm. M.A.N. 18
Winnccke. F. A. Th.. neu aufgenomm. M. A. N. 2
S.
41.
Z.
22 v.
S.
41.
Z.
1 V.
s.
49.
Z.
3 v.
s.
51.
Z.
3 v.
s.
51.
Z.
2 v
s.
51.
Z.
17 v.
Corrigenda zu Heft X.
. o. rechts 1. Reichsaustalt st. Reiehsanstalt.
. u. links 1. 1874 st. 1873.
. u. 1. Dusch st. Busch.
. o. rechts 1. Manz'schen st. Menz'schen.
. u. links 1. L. Bd. st. V. Bd.
. u. links 1. Mojsisovics st. Majsisovics.
NUNQIIAM ,:£mMÜ&- OTIOSUS
L E 0 P 0 L DINA
AMTLICHES ORGAN
DER
KAISERLICH LEOPOLDINISCH -CAROLINISCHEN DEUTSCHEN
AKADEMIE DER NATURFORSCHER
HERAUSGEGEBEN UNTER MITWIRKUNG DER ADJUNCTEN VOM PRÄSIDENTEN
Dr. W. F. G. Behn.
Dresden. Heft X. Nr. 1—2. Mai 1874.
Inhalt: Amtliche Mittheilungen: Beiträge zur Kasse der Akademie. — Veränderung im
Personalbestande der Akademie. — Dr. Gottliel) August Herrich-Schaeft'er f.
Eingegangene Schriften. — (ioetlie's Naturwissenschaftliche (Korrespondenz. — Mädler's
Geschichte der Himmelskunde. — Zirkel's Mikroskopische Beschaffenheit der Mineralien und
Gesteine. - - Preisaufgaben der Kgl. Dan. Gesellschaft der Wissenschaften zu Kopenhagen. —
Die Expeditionen zur Beobachtung des Venusdurchganges. — Die ,1. Abhandlung des 36. Bandes
der Nova Acta. — Literarische Anzeige.
Amtliche Mittheilungen.
Beiträge zur Kasse der Akademie.
Mai 5. Von Herrn Prof. Dr. G. Karsten in Kiel, Beitrag für 1874 2 Thlr.
„ 12. „ „ Dr. G. A. Spiess sen. in Frankfurt a. M., desgl. für 1874 . 2 „
„ 12. „ ,. Prof. Dr. A. Winnecke in Strassburg, Eintrittsgeld und Ab-
lösung der Jahresbeiträge f. d. Leop 30 „
,. 20. „ „ Med.-R. Dr. A. Goeschen in Berlin, Beitrag für 1874 . . 2 „
„ 31. „ „ Dr. M. Bach in Boppard, desgl. für 1873 2 „
Dr. Behn.
Leop. X. 1
Veränderung im Personalbestande der Akademie.
Neu aufgenommenes Mitglied:
Nr. 2136. Am 12. Mai 1874: Herr Dr. Friedrich August Theodor Wiswecke, ord. Professor
der Astronomie und Direktor der Universitäts-Sternwarte zu Strassburg i. E. —
Fünfter Adjunktenkreis. — Fachsektion 1 für Mathematik und Astronomie und
ev. 2 für Physik und Meteorologie. —
Dr. Gottlieb August Herrich-Schaeffer,
geboren am 18. Dec. 1799 zu Regensburg, ist am 14. April lauf. Jahres seinem mehrjährigen
Leiden erlegen. Mit ihm, der mütterlicherseits von dem berühmten Geschlechte Sehaeffer ab-
stammte, welches die Stadt Regensburg seit langer als einem Jahrhundert verherrlichte und unserer
Akademie eine Reihe angesehener Mitglieder gab. verlor die Wissenschaft einen der hervor-
ragendsten Entomologen der Gegenwart.
Herrich-Schaeffer war der Sohn des kgl. Medicinalrathes Dr. Johann August Herrich
und dessen Gattin Florentine, geborene Sehaeffer, deren Namen er dem väterlichen hinzufügte.*)
Auf dem Gymnasium zu Regensburg gründlich vorbereitet, entschied sich Herrich-
Schaeffer gleich seinem Vater und Grossvater für den ärztlichen Beruf und besuchte während
der Jahre 1817 — 21 nach einander die Universitäten Würzburg, Heidelberg und Landshut,
Auf letzterer wurde er am 4. August 1821 promovirt und kehrte alsdann, nachdem er noch
eine Zeit lang seine Studien auf der Universität Berlin fortgesetzt hatte, in seine Vaterstadt
zurück. ' Nach etwa dreijähriger Privatpraxis zu Regensburg erfolgte 1824 seine Ernennung
zum kgl. Landgerichtsarzte in Vohensträuss in der Überpfalz. Im Jahre 1828 trat er an die
durch Resignation seines Vaters freigewordene gleiche Stelle in Stadtamhpf, und dieser folgte
1833 seine Berufung zum kgl. Kreis- und Stadtgerichtsarzte in Regensburg. In diesen ver-
schiedenen Stellungen eröffnete sich ihm ein Leben von unermüdlicher Thätigkeit. War die
ganze Familie, wie oben dargelegt wurde, eine vorwaltend ärztliche, so scheinen doch die Nach-
kommen des Jacob Christian Sehaeffer auch fast sämmtlich die Vorliebe für die Naturwissen-
schaften geerbt zu haben, und namentlich war es der Grossvater. Hofrath Dr. Ulrich Gottlieb
v. Sehaeffer ff 1829;, der. obgleich nicht selbst Schriftsteller, doch in dem begabten Enkel
diese Neigung weckte und beforderte. Herrich-Schaeffer widmete sich neben seinen umfang-
reichen Berufsgeschäften der Entomologie und speciell der Schmetterlingskunde und erreichte
*) Soweit der Akademie bekannt, siedelten zwei aus Querfort stammende Brüder vor der Mitte
des vorigen Jahrhunderts nach Regensburg über. Der berühmtere, Jacob Christian (geb. 31. Mai 171S,
gest. 5. Jan. 179o), als Pfarrer, der andere, Job. Gottlieb (gel). 1720), als Arzt. Beide waren Mitglieder
der Akademie. — Jacob Christian Sehaeffer. der vor seiner Berufung nach Regensburg Hauslehrer daselbst
und dann Professor am Gymnasium in Altona gewesen war, hatte zwei Söhne, die beide Regensburger
Aerzte wurden: Jacob Christian Gottlieb (geb. d. 7. Januar 1752. gest. d. ö. April 1626) und Johann
Ulrich Göttlich (geb. 175;. gest. d. 14. Aug. 1829). Eine Tochter des Letzteren heirathete den Medkinal-
rath ür. med. Job. August Herrich igest. 1658), dessen zwei Söhne wiederum beide angesehene Regens-
burger Aerzte waren. Der ältere, unser Dr. Gottlieb August Herrich-Schaeffer, nahm den Namen Herrich-
Schaeffer an, wählend der jüngere. Dr. Carl Herrich (geb. d. 29. Jan. 1806, gest. d. 2. Jan. 1854). den
väterlichen Namen behielt. — Auch der Sohn unseres Gottl. Aug. Herrich-Schaeffer, Dr. Gustav Herrich-
Schaeffer, ist wiederum Arzt und Vorstand des zool.-mineral. Vereins in Regensburg.
•3
darin auch als Schriftsteller einen Platz, der dein seines sehr produktiven Urgrossvaters gleich-
kam, wo nicht überragte. — War er auch für die Untersuchung zunächst auf die Umgebung
seiner Wohnorte angewiesen, so sammelte und verglich er doch von Anfang an alle europäi-
schen Schmetterlinge und legte die Resultate seines seltenen Fleisses in seinem Hauptwerke
der ..Systematischen Bearbeitung der Schmetterlinge von Europa" (Regensburg 1843 — 1855.
gr. 4°. 6 Bde. mit 636 color. Kupfertafeln und 36 lith. Tai.) nieder. Um eine so ausgezeich-
nete, ebenso umfangreiche wie gründliche Arbeit zu Stande zu bringen, bedurfte Herrich-
Schaeffer eines regen wissenschaftlichen Verkehrs mit den Coryphäen seines Faches, den er
durch ausgebreiteten Briefwechsel, durch den Besuch der Versammlungen deutscher
Naturforscher zu Frankfurt, Wien, Bremen und Innsbruck, durch wissenschaftliche Ausflüge
in*s bayerische Hochgebirge, in's Engadin . in die Alpen lebendig zu erhalten und zu mehren
verstand. Bald hatte er in seinem Fache einen solchen Ruf erlangt, dass die Fachgenossen,
und oft aus weiter Ferne, zu ihm nach Regensburg wanderten, und dass er auf seinen grösseren
wissenschaftlichen Reisen nach London, Paris, Montpellier überall mit Auszeichnung empfangen
wurde. — Die Ergebnisse seiner umfangreichen Arbeiten sind in zahlreichen grösseren und
kleineren Schriften vi niedergelegt.
*) Herrich-Schaeffer's Schriften sind ausser der oben bereits angeführten systemat. Beschreibung
der Schmetterlinge Europä's, soweit sie uns bekannt geworden sind, folgende:
Nomenciator Entomolqgicus. Regensburg 1835. 1840. 1. 11. 8°. Auseinandersetzung der
europäischen Arten der Gattung Nomada. "Germar, Zeitschrift. Entom. 1. 183'.). pp. 267— 288. — Agenda
entomologica. Regensb. Corresp ^Blatt, Jahrg: I. 1847. p. 81.— Preise von Insectensammlungen in Paris.
Regensb. Corr.-Bl. .laiin;. 111. 1849. p. 47. — Zur Literatur der Sdipietterlingskunde. Reg.iGorr.-Bl. III.
1849. p. 26 u. ff. ['eher die Endungen der Artnamen der Schmetterlinge. Reg. Corr.-Bl. VI. 1852.
p. 12. — Zur Synonymik in der Schmetterlingskunde. Reg. Corr.-Bl. VI. 1*52, p. 17 u. 188. -- Preis-
verzeichniss ausserciuopäischer Schmetterlinge. lieg. Cprr.JBl. VII. 1853. p. 159. — Systematisches Ver-
zeichniss der europäischen Schmetterlinge, mit Einschluss der Sibirier und Kleinasiaten. Reg. Corr.-Bl.
1855. p. 17. Desgleichen 3. Aufl. XVH 1863. Beilage. Desgl. 4. Auffi Regensb. 1871. 8». — Synonymia
Lepidopterorum Europac. Begensb. 1850. 8". — Vorarbeiten zu einer Synonymik säuinitlicher Lepidopteren.
Berlin. Entoml Zeitschr. IIT. 1859. pp. 126— 181. - Ueber die Classification An Tortricinen. Regensb.
Con-.-Bl XIV. 1860. p. 168. — Mittheiiung seines brieflichen Ausspruches bezüglich der Gastropacha
arbusculac. Stettin. Entom. Zeit. XXII. 1861. pp .v.— .",7. — Revision der Lepidopteren, besonders der
Aussereuropäer. Regensb. Corr.-Bl. XVI. 1862. p. 9 u. >. f. — Schmetterlinge au> Cuba. Beg. Corr.-Bl.
Jahrg. XVl— XXV. 1862— 18?1. — On some new or little-kuown Micro-Lepidoptera from England. New-
manu. Zootegiat.. XX. (862. pp. 8291—8295. — Die geographische Verbreitung der Schmetterlinge
Europä's. Beg. Corr.-Bl. XVII. 1868. p. 53 u. 103. - Prodromus Systematis Lepidopterorum. Versuch
einer systematischen Anordnung der Schmetterlinge. Reg. Corr.-Bl. XVIll. 1864. XIX. 1865. XXI. 1867.
XXII. 1868. XXIII. 1869. XXIV. 1870. XXV. 1R71. — Das Wissenswertheste aus der l.elne von den
Trichinen. Reg. Corr.-Bl. XVIII, 1864. p. IM— Als Larve jprtpflanzungsfähige Insecten. Reg. Corr.-Bl.
XVIII. 1864. p. 11'.).— Zur Spanuergattung Eupithecia. Reg. Corr.-Bl. XVII. 1863. p. 21.— Zwei neue
Micro-Lepidopteren: Depressaii» abxynthiella 11. -S. und Bucculatria abswithielhi II. -S. Beg. Corr.-Bl.
XIX 1865 p. 115. - Bericht über einen Ausflug in's Ober-Engadin 1863. Beg. Corr.-Bl. XVII. 1863.
],. 127 u. s f. — Ein Ausnuu in's öber-;Engadin 1865. Reg. Corr.-Bl. XIX. 1865. p. 109. — Die neuesten
Arbeiten über die Sphinginen. Reg. Corr.-Bl. XX. 1866. p. 59. —Eine für Deutschland neue G-eometrine
Loboph. appensata Ev. lieg. Corr.-Bl XX. 1866. p. 90. — Entomologische Literaturberichte über die
Jahre 186l'. 1864. 1865 u. 1866. Beg. Corr.-Bl. Band XVI u. XXII.— Herrich-Schaefter u. O.Hofmann,
die Lepidopteren-Fauna der Regensbusger Umgegend. Heg. Corr.-Bl. VIII. 1854. I.X. 1855. u. XII. 1858.
— Nachtrag zur Lepidopteren-Fauna von Regensburg. Beg. Corr.-Bl. IX. 1855. u. XVI. 1862. — Herrich-
Schaeffer u. Dr. Guhdlach. die Selnnetterlingsfauna der Insel Cuba. Reg. Corr.-Bl. XVIII. 1864. p. 159.
XIX. 1865. p. 52. — Leber das auf Klügelrippen gegründete' System der Schmetterlinge. Abhandlungen des
Begensb zool.-inin. Vereins. Bd. I. 1849. p. 175 u. s. f. M. 4 Tat'. — Notizen über die Erscheinungszeit
der Tafeln und Schriften Hübner's. lieg. Corr.-Bl. XX111. 186!). p. 173 u. ff. — Correspondenzblatt für
Sammler von Insecten. insbesondere von Schmetterlingen. I. u. 11. Jahrg. 24 Nummern. Regensburg
1861. 8". — Lepidopterorum Exotjcorum Species novae aut minus cognitae. Vol. I. 120 illum. Kupftat.
u. Text. Vol. II. Heft I. Regensburg 1850—1869. gr. 4°. — Neue Schmetterlinge aus Europa und den
angrenzenden Ländern. Heft 1—3 mit 26 illum. Kupftf. und Text. Regensburg 1856—61. gr. 4". —
Panzer. Deutschlands Insecten. fortgesetzt von Herrich-Schaeffer. 190 Hefte mit 3 Bdch. Bevis. und
Index. Regensburg 1708 — 18,44. <pt. 16.
1*
Aber noch Dach einer anderen Richtung war Herrich-Schaeffer thätig. Regens-
burg besass bereits seit dem Jahre 1789 in der von Dr. H. Hoppe, Duval und dem
Chevalier de Bray gegründeten botanischen Gesellschaft den ersten Verein in Europa,
welcher der Pflanzenkunde ausschliesslich gewidmet war. Im Jahre 1846 wurde nun neben
demselben von Herrich-Schaeffer und Dr. Fr. Jos. .Schuch ein zweiter, der zoologisch-mine-
ralogische Verein , gegründet , der Sammlungen und eine Bibliothek anlegte und das bekannte
Oorrespondenzblatt herausgiebt. — Es ist nicht ganz klar , warum man es nicht vorzog , die
botanische Gesellschaft zu einem Vereine für alle Zweige der Naturwissenschaft umzugestalten.
Wahrscheinlich waren es finanzielle und literarische Gründe (die botanische Gesellschaft besass
einen botanischen Garten und gab eine botanische Zeitschrift [seit 1818 die Flora] heraus),
und nicht etwa Rivalität, die auch später die Verschmelzung verhinderten, denn beide Gesell-
schaften standen lange unter der gemeinsamen Leitung unseres Herrich-Schaeffer, dem dadurcli
weiterer Einfluss, aber auch vermehrte Arbeit erwuchs. — Allein Alles dies erschöpfte seine
Arbeitskraft noch nicht. Neben den vielen und grossen Aufgaben seines Berufes , die er mit
der grössten Genauigkeit erfüllte, und des von ihm gewählten Gebietes der Naturwissenschaften
fand Herrich-Schaeffer gleichwohl noch Zeit, sich um die städtischen Angelegenheiten zu küm-
mern und die Politik mit Interesse . unbestechbarem Urtheil und warmem Vaterlandsgefühl zu
verfolgen. Dies Alles konnte ausser der ihm eigenen körperlichen und geistigen Arbeitskraft
und seltenen Gedächtnissgabe nur sein weises Zeit- und Maasshalten , seine grosse Genügsam-
keit, verbunden mit einer zweifelfreien Entschlossenheit, ermöglichen.
Mit diesen geistigen Vorzügen verband er im alltäglichen Leben eine ebenso schlichte wie
liebenswürdige Umgangsweise, die Alle, welche in seine Nähe traten, anzuziehen und zahlreiche
Theilnehmer und Schüler um ihn zu versammeln geeignet war. Vom ersten Frühling bis in den
späten Herbst widmete der zart und schmächtig gebaute Mann, jeder Witterung trotzend und
nicht selten mit Gefahr für seine später durch mehrfaches Kränkeln ziemlich angegriffene körper-
liche Constitution, die freien Nachmittage wissenschaftlichen Excursionen, indem er die ganze
für die Fauna so reiche Umgebung Regensburgs nach allen Richtungen hin mit bewunderungs-
würdiger Ausdauer durchforschte. Sein Lieblingsaufenthalt zur Erholung nach stundenlaugen
Wanderungen durch Wald und Flur war Jahre hindurch der nächst der Donau in einem kühlen»
schattigen Bergeinschnitte gelegene Felsenkeller Tegernheim bei Regensburg und blieb diess auch
bis zu dem Augenblicke, der ihn für immer an das Lager fesseln sollte.
Begonnene körperliche Leiden veranlassten ihn , nach fünfundzwanzigjähriger Amts-
thätigkeit um seine Pensionirung einzukommen , die er auch unter Anerkennung seiner dem
Staate geleisteten ausgezeichneten Dienste am 10. Nov. 1858 erhielt. Frei von Amtspflichten,
widmete sich der Verewigte nun um so mehr seiner wissenschaftlichen Thätigkeit, die sich nun
auch über die europäischen Schmetterlinge hinaus , vorzugsweise den exotischen zuwandte.
Die Hochaehtuug und Verehrung, welche Herrich-Schaeffer sowohl in den weitesten
Kreisen der Gelehrtenwelt, wie in dem seiner nächsten Umgebung genoss, fanden am schönsten
ihren Ausdruck bei Gelegenheit des 50jährigen Doctorjubiläums , das er am 4. August 1871
beging, und von der zahlreich ihn umgebenden Familie mit ihm in liebevoller Herzlichkeit
gefeiert wurde. Vom Staate wurde er durch die Ernennung zum kgl. Medicinalrathe aus-
gezeichnet, von der Stadt Regensburg durch Ernennung zu ihrem Ehrenbürger erfreut. Es war der
Glanzpunkt seines Lebens, dem aber auch sehr bald die Abenddämmerung eines langwierigen
Leidens folgte, welches trotz der treuen Pflege, die ihm in dem letzten Jahre in dem Hause
seines Sohnes zu Theil wurde, nicht mein- gehoben werden konnte, Körper und Geist schwächte
und zum Tode führte.
Herrieh-Schaefler war Mitglied der kgl. bayr. Akademie der Wissenschaften zu München,
langjähriger Direktor der kgl. bayr. botanischen Gesellschaft und Vorstand des zoologisch-minera-
logischen Vereins zu Regensburg bis zu seiner im September 1871 erfolgten Erkrankung. Seine
wissenschaftlichen Pläne hat der Verewigte nicht völlig auszuführen vermocht. Aus den Arbeiten
seiner letzten Jahre mit den Exoten liegen noch sehr zahlreiche unvollendete Manuscripte und
Zeichnungen vor, welche der Vollendung durch kundige Hand warten. —
Eingegangene Schriften.
(1—31. December 1873.)
Genth, F. A. Corrundum , its alterations
and associated minerals. (S.-A.) Pennsylvania
1873. 8°.
Zenker, Prof. Dr. F. A. De genetico
affectionis renum in Cholera connexu cum ce-
teris buj. morbi partibus. Diss. inaug. med.
Lips. Dresdae 1851. 8°.
— Z. gerichtsärztl. Lehre v. d. Kopfver-
letzungen. (S.-A. Henke's Zeitschr. f. Staats-
arzneikde.) 1860. 8".
— Beitr. z. Anat. u. Physiol. d. Lunge.
M. 1 Tat. (S.-A.) Dresden 1861. 4".
— Heb. d. Regenerat. d. nuergestr.
Muskelgewebes. E. bist. - krit. Enters. z.
theoret. Pathol. (Programm.) Lpzg. 1864. 4°.
— Vorwort z. deutsch. Archiv f. klin.
Medicin. I. (S.-A.) 1865. 8°.
— - Beitr. ■/.. Lehre v. d. Trichinenkrankh.
(S.-A. a. d. Arch. f. klin. Med. I.) 1865. 8°.
— Ueb. Staubinhalationskrankheiten d.
Lunge. M. 2 Tat. (S.-A. a. d. Arch. f. klin.
Med. IL) 1866. 8».
— Pede b. Antritt d. Prorectorats d. k.
bayr. Univ. Erlangen. Erlangen 1869. 4°.
— Z. Lehre v. d. Trichinenkiankheiten.
(S.-A. a. d. Arch. f. klin. Med. VIII.) 1871. 8°.
— Z. pathol. Anat. d. acuten gelben
Leberatrophie. M. 2 Taf. (S.-A. a. d. Arch. f.
klin. Med. X.) 1872. 8°.
Hydrograph. Bureau d. Kais. Admiralität.
Hydrograph. Mittheilungen. I. Jahrg. Nr. 25.
Berlin 1873. 4".
— Nachrichten f. Seefahrer. IV. Jahrg.
Nr. 50—52. Berlin 1873. 4".
Kais. Akad. d. Wiss. in Wien. Anzeiger.
X. Jahrg. 1873. Nr. 25— 27. Wien 1873. 8°.
Kgl. böhm. Gesellsch. d. Wiss. in Prag.
Sitzungsbericht. Nr. 6. Prag 1873. 8".
K. Zahradnik: Theorie d. Cissoide auf
Grrmdl. e. rationalen Parameters. — Prof. Dr.
Safafik: Ueb. d. Sichtbarkeit d. dunklen Halb-
kugel d. Planeten Venus. — Dr. U. Feistmantel:
Beitr. z. Paläontol. d. Sphärosiderite im Kohlengeb.
Böhmens, nebst Bemerk, üb. d. Sandsteine daselbst.
Senckenberg. naturforsch. Gesellsch. zu
Frankfurt a.M. Bericht. 1872— 1873. Frankf.
a. M. 1873. 8°.
Vorträge. Dr. J. C. Noll: Ueb. Kochlorine
kaniata N., ein bohrender Cirripede. - T. A. Ver-
krüzen: Heise nach Island i. J. 1872. — S. A.
Scheidet: Ueb. d. Pfahlbauten u. deren Bewohner.
Dr. W. Kobelt: Aus d. Puglia petrosa. —
Dr. C. Koch: Beitr. ■/.. Kenntn. d. Arachnid. Nord-
Afrikas. — Dr. J. Rein: Ueb. c. bemerkensw.
Gewächse a. d. Umgeb. v. Mogador. — Ueb. d.
Vegetationsverhältu. d. Bernmdasiuselu, mit Nachtrag.
Stoehr, Hans Adam. Allgem. Deutsches
Yereinshandbueh. Statist. Repert. d. gelehrt.
Gesellsch. d. deutschen Reiches , Oesterreichs
u. d. Schweiz. I. Tb. Frankfurt a. M. 1873.
gr. 8°.
— Populär-wissenschaftl. Mittheil, aus d.
Geb. d. Zool. u. Mineral. Nr. 1. S.-A. Regens-
burg 1872. 8".
— Der zool.-min. Verein zu Regeusb. seit
seinem 25jähr. Bestehen u. d. Pflege d. Natur-
wies, daselbst. S.-A. Regensburg 1872. 8°.
— Verz. d. gelehrt. Gesellsch. u. wiss.
Vereine Deutschlands. S.-A. Regensb. 1873. 8°.
— Die landwirthschaftl. Vereine in den
Staaten d. deutschen Reiches. S.-A. Regens-
burg 1873. 8«.
6
Goethe's Naturwissenschaftliche
Correspondenz
(1812 — 32). Im Auftrage der von Goethe'schen
FamOie herausgegeben von F. Th. Bratranek.
2 Bände. Leipzig, F. A. Brockhaus, 1874.
8". (Bd. T. CXXXIX '& 400. Bd. EL incl.
Reg. 424 p.) —
Die vorliegenden für die Naturforscher be-
sonders interessanten Bände bilden den Anfang
„Neuer Mittheilungen aus .1. W. v. Goethe's
handschriftlichem Nachlasse", die ein dem Buche
vorangesetzter Gesammt-Titel verheisst, und
welche die bereits so reiche Sammlung G.oethe'-
scher Briefwechsel noch weiter zu vervollstän-
digen bestimmt sind. — Es wäre unpassend,
eingehender den Werth dieser Veröffentlichung
für die genauere Kunde des Mannes zu be-
sprechen, den die Gebildeten aller Völker nicht
müde werden , in jeder Richtung seines viel-
seitigen Strebens zu verfolgen, und dessen Be-
deutung um so grossartiger hervortritt, je
näher wir ihn in's Einzelste kennen lernen.
Es genüge, hier die Geschichte der Herausgabe
und die Männer zu erwähnen, mit denen der
Briefwechsel geführt wird.
In dem Goethe'schen Nachlasse fanden sich
neun Umschläge vor. welche er eigenhändig als
„Naturwissenschaftliche Correspondenz" bezeich-
net hatte. Es waren darin (anfangs in chrono-
logischer Ordnung) nicht nur die von Natur-
forschern empfangenen Briefe, sondern auch die
von Goethe diktirten Entwürfe zu den Ant-
woiten enthalten, so dass sie einen wirklichen
Briefwechsel umfassten. — Ganz vollständig
war indess diese .Sammlung schwerlich. An
vielen Steilen regt sich die Yermuthung . dass
Briefe fehlen. Es möge genügen, darauf auf-
merksam zu machen, dass der erste uns er-
haltene Brief von Sömmering an Goethe vom
26. Juni 1827 ist. während der Briefwechsel
sicher im Jahre 1784 und vielleicht schon
früher begann. Goethe hat wohl eist später
den Eutschluss gefasst, die naturwissenschaft-
lichen Briefe gesondert zu sammeln, und wohl
auch nicht jeden Brief, den er an Naturforscher
schrieb oder von ihnen empfing, als zu dieser
Ahtheilung gehörend betrachtet, da der Inhalt
oft ein sehr verschiedenartiger ist. — Zur
Veröffentlichung dieser Sammlung forderte die
Familie Hrn. Bratranek auf, der bereits durch
die Herausgabe des Briefwechsels zwischen
Goethe und Kaspar Graf von Sternberg (Wien,
Braumüller, 186G) eine ähnliche Aufgabe mit
Erfolg gelöst und zugleich seit längerer Zeit
sein Interesse an den Naturwissenschaften be-
kundet hatte.') —
Derselbe hat denn auch mit Pietät diesen
Auftrag ausgeführt und in der Redaktion das
vorhandene Material mit Umsicht geordnet und
verwerthet. —
Die chronologische Ordnung, su natürlich
sie sich auch für Goethe selbst ergehen mochte,
und obgleich sie geeignet ist, einzelne kleine
Irrthümer aufzuklären,"* liess sich nicht auf-
recht erhalten, da sie die verschiedenen Brief-
wechsel trennen und auseinanderreissen würde.
Der Herausgeber hat die Briefwechsel daher
nach den Personen geordnet . mit denen sie
geführt wurden, dem Werke aber ein chrono-
logisch geordnetes Verzeichniss der gesammten
uaturhistorisclien Correspondenz mit Nachweisen,
wo jeder Brief zu finden ist. vorangestellt, das
einen Ueberblick des Verkehrs Goethe's mit
Naturforschern für jeden Zeitabschnitt seines
Lebens gestattet.
Ferner schien es aber auch nicht thunlich,
den ganzen Inhalt jener Mappen drucken zu
lassen. Gar Manches ist bereits früher ver-
öffentlicht.
*) F. Th. Bratranek. Beiträge zu einer Aesthe-
t.ik der Pflanzen-weit. Leipz. 1853. So.
**) Wagner stellt von den Briefen Goethe's an
Soemmermg einen vom 4. Jan. 1784 datirteu an die
Spitze, und auch Bratranek stellt ihn dorthin.
Waren die Briefe indess chronologisch geordnet, so
niuss er anders gelegen haben. S&oethe hatte von
Soemmering im'Jahre 17S4 einen Elephantensrhädel
geliehen und meldet darin seine Rückseildung. Der
Brief ist . wie auch Wagner in den Berichtigungen
anerkennt. \om 4. Jan. 17K>. wie denn ja so leicht
im Anfange eines Jahres aus Versehen noch das
vergangene gesetzt wird.
C. G. Garns j Grüner und K. C. v. Leon-
hard haben selbst ihre von Goethe empfangenen
Briefe drucken lassen : der Briefwechsel mit
Doebereiner ist von 0. Schade, der mit Staats-
rat Schultz von H. Düntzer, die Briefe an
Soemmering sind von Rud. Wagner, und die
an Sternberg von F. Th. Bratranek heraus-
gegeben. Der Herausgeber trug Bedenken,
alle diese nochmals drucken zu lassen. Da-
gegen sind die in jene Sammlungen nicht auf-
genommenen Briefe (zumal die jener Männer
an Goethe), soweit sie sich vorfanden, nach-
getragen , so dass es nun wenigstens möglich
wird, freilich mit zu Hiilfenahme mehrerer
anderer Bücher, den inneren Zusammenhang
der Briefwechsel aufzuschliessen. —
Aber es bleiben denn doch noch eine ganze
Reihe von Mannern , über deren zum Theil
recht umfangreichen Verkehr mit Goethe wir
bisher keinen genügenden Aufschluss hatten.
Dahin gehört vor allen der Präsident unserer
Akademie , Nees von Esenbeck. Es werden
28 Briefe von Goethe an Nees und 53 von
Nees an Goethe mitgetheilt, und es ist. damit
schwerlich die ganze Reihe erschöpft. Die
Briefe betreffen vielfach auch die Verhältnisse
der Akademie, deren Mitglied Goethe seit dem
26. Aug. 1818 war, und werden dazu dienen,
Nc,< in einem richtigeren Lichte erscheinen zu
lassen, als derselbe in den letzten Jahren seines
Lebens Manchen erschien. — Es werden ferner
je 5 Briefe Goethe's an v. Leonhard und
v. Martini, 4 an Hoff, je 3 an d 'Alton, Blumen-
bach, Doebereiner, Gerstenberg und E. Meyer,
je 2 an Lenz, Schreibers und Zschokke, und
einzelne an eine ganze Reihe Naturforscher mit-
getheilt, von denen wir die Physiologen Jon.
Müller und Purkinje und den Mineralogen
K. Naumann erwähnen. —
Der Herausgeber hat diese Uebersicht sehr
erleichtert, indem er unter B in einem doppel-
ten Verzeichnisse die von Goethe geschriebenen
und von ihm empfangenen Briefe alphabetisch
nach den Personen zusammenstellt und letztere
schliesslich in einem Verzeichnisse D nach den
Fächern ordnet, die sie vertreten. —
Ein Verzeichniss C giebt endlich eine Ueber-
sicht. der Werke , welche in dem Buche (ab-
brevirt) citirt werden. — Um nämlich das
Verhältniss der Correspondenten zu Goethe
noch weiter klar zu legen, als es in diesen
Briefen geschieht, hat der Herausgeber zu An-
fang jedes Briefwechsels die Stellen mitgetheilt,
in welchen sie von Goethe in andern Schriften
oder Briefen erwähnt werden. —
Man wird gestehen müssen, dass der Heraus-
geber mit, Umsicht und Geschick den Wünschen
und Bedürfnissen seiner Leser entgegengekom-
men ist, und doch würde er sich von vielen
derselben noch einen weiteren Dank erworben
haben, wenn er bei jedem der Correspondenten
einige biographische Nachrichten hinzugefügt
hätte.
Man wird nicht erwarten, Goethe in diesem
Briefwechsel anders zu finden, als er sich uns
in den bereits bekannten uud in seinen übrigen
Schriften bietet, aber vielleicht nirgends tritt
das Bestreben , sich nach den verschiedensten
Seiten hin zu unterrichten , um das so Ge-
wonnene in seiner Weise zu verwerthen , ent-
schiedener hervor, als gerade hier. Man möge
dabei aber eingedenk sein , dass Goethe , als
der erste der hier mitgetheilten Briefe ge-
schrieben wurde, bereits im 63. Jahre seines
Alters stand, und dass die Mehrzahl dieser
Briefe zwischen sein 70. und 80. Jahr faUen,
wo die Mehrzahl der Menschen, die dies er-
leben, dem Streben und der Tbätigkeit entsagt
haben. Dabei weist er denn aber mit Ent-
schiedenheit die Darstellungsformen zurück, die
er als seiner Entwicklung nicht entsprechend
erkannt hat. Als K. Naumann ihm im An-
fange des Jahres 1826 seinen Grundriss der
Crystallographie schickt und um dessen Prü-
fung bittet, antwortet Goethe : „Ew. Wohlgeb.
„mir zugesendete wichtige Schrift kam bei mir
„zur guten Stunde, und ich habe sie sogleich
„bis Seite 45 mit Vergnügen wiederholt ge-
,, lesen. Hier aber stehe ich au der Grenze,
„welche Gott und Natur meiner Individualität
„bezeichnen wollen. Ich bin auf Wort, Sprache
„und Bild im eigentlichsten Sinne angewiesen
„und völlig unfähig, durch Zeichen und Zahlen,
„mit welchen sich höchst begabte Geister leicht
„verständigen, auf irgend eine Weise zu ope-
„riren." Und hieran reiht er dann die Mah-
nung, die Naturwissenschaften, die gegenwärtig
am Ende nur den Meistern angehörten und den
deutschen Studirenden und den Liebhabern
immer unzugänglicher würden, diesen anzu-
nähern. —
Audi in diesen Briefen zeigt sich das
liebenswürdige Bedürfniss Goethe's, sich in der
nächsten Umgebung Derjenigen, an denen er
theilninunt, behaglich Orientiren zu können-
Als Ernst Meyer, der es besonders gut ver-
stand, Goethe in passender Form das zu bieten,
was dieser wünschte, und dessen Briefe Jeder
mit Vergnügen lesen wird, von Göttingen, wo
er als Privatdocent bereits mit Goethe in näherer
Beziehung stand , als Professor der Botanik
nach Königsberg berufen wurde und dies Goethe
von seinem neuen Wohnorte aus meldet , ant-
wortet dieser mit der Bitte: durch einen ge-
schickten Landschaftszeichner seine Wohnung
und nächste Umgebung zu Blatt bringen zu
lassen, damit er sich unmittelbarer zu ihm ver-
setzen könne. —
Die Mitglieder der Akademie wird der
hübsche, aber wehmüthige Brief vom 29. Febr.
1824 besonders interessiren . mit dem Goethe
der Akademie einen Theil der Kupferplatten
übersandte, die dann im 12. und 15. Bande
der Nova Acta verwerthet wurden. Er lautet
wie folgt :
„Ew. haben die Gefälligkeit, Beikommendes
in den Schrein der hochverehrten Naturforschen-
den Gesellschaft zu Bonn mit meinen besten
Empfehlungen niederzulegen und sowohl Platten
als Blätter für ein Geschenk unter den Leben-
digen zu achten, wenn es schon, dem Aufräumen
und Entsagen nach , einer testamentarischen
Anordnung ganz ähnlich sieht. Der frühere
oder spätere Gebrauch hängt ganz von Ihrer
Entscheidung ab. Noch Manches, was nicht
gleich zur Hand ist, wird nachfolgen.
Ueber so viel Unternommenes und Unvoll-
brachtes kann mich nur die späte Erfahrung
trösten . dass ich mir selbst, wo nicht Andern
vorgearbeitet habe, um die bedeutenden Stufen,
worauf sich Naturwissenschaft erhoben hat,
schätzen und mich anschliessen zu können.'"
Dr. J. H. v. Mädler.
Geschichte der Himmelskunde von der ältesten
bis auf die neueste Zeit. Braunschweig.
Westermann. 2 Bde. 1878. 8n. Bd. 1.
X u. 528. Bd. II. 590 p. Ursprünglich
17 Hefte. 1872—73 (rect. 74).
Ein Mann, der seine beste Kraft unermüd-
lichen und erfolgreichen Untersuchungen in
seinem Fache gewidmet hat, kann die Müsse,
welche der Abend seines Lebens ihm bringt,
wohl nicht zweckmässiger benutzen, als indem
er eine Geschichte seiner Wissenschaft schreibt.
— Dies ist von Mädler geschehen: aber das
vorliegende Werk bietet noch weitere Vorzüge.
Der Verfasser besass die Gabe einer klaren,
anziehenden und im besten Sinne des Wortes
populären Darstellung, und sein Fach, dein
Keiner seine Theilnahme zu entziehen vermag,
bedurfte vor allem einer solchen Geschichte
seiner Entwickelung. — Mädler konnte daher
mit vollem Rechte in seiner Vorrede sagen,
dass wir ein ähnliches Werk noch nicht be-
sitzen. Er gellt dabei seine Vorgänger durch.
— Montucla's und seines Fortsetzers Lalande's
Histoire des mathematiques *) umfasst Alles,
was auch nur entfernt mit Mathematik in Ver-
*) 1. eil. l'aris 17:>n. 2 vol. 1". — 2. eil. achevee
par J. de I.alanile l'aris. Agasse. an VII — X
(1790—1602). 4 vol. 4". fig. (60 frs.)
bindung steht, und kann deshalb für jedes
Einzelne nicht ganz genügen. Noch weniger
kann Bailly's Histoire de l'Astronomie antique
et moderne*) die Gegenwart befriedigen, da
er, von einer notorisch falschen Grundidee aus-
gehend, die Geschichte gleichsam auf den Kopf
stellt und ihre höchste Vollendung bereits im
grauesten Alterthuine erblickt. Delambre**)
ist von nationaler Einseitigkeit nicht frei und
deshalb gegen Alte, wie gegen Neuere häufig
ungerecht, und Aehnliches gilt von manchen
hierher gehörenden Arbeiten französischer Astro-
nomen. Auch umfassen alle diese Schriften die
neueste Entwickelung der Astronomie nicht,
und selbst Delambre's Werk geht nicht über
die ersten beiden Decennien des gegenwärtigen
Jahrhunderts hinaus. Grant dagegen in seiner
History of physical astronomy ***) überschreitet
wohl die Grenze der eigentlich physischen
Astronomie bedeutend, aber doch nicht so weit.
dass wir in ihm eine Geschichte der gesammten
Himmelskunde zu schöpfen hätten. —
I)iese zum Tlieil so umfangreichen Werke
bildeten aber im Vereine mit vielen schätzbaren
Monographien über einzelne Zeiträume oder
specielle Theile der Himmelskunde und treff-
lichen biographischen Schriften die Quellen, aus
denen Mädler schöpfte.
Er bedauert indess, dass diese Quellen nicht
ausreichten, um seiner Aufgabe in ihrem ganzen
Umfange genug zu thim. Die indischen und
chinesischen Annalen und selbst die Schriften
*) J. S. Bailiy, Histoire de l'astronomie ancienne
jusqu'ä l'etablissement de l'ecole d' Alexandra (l.ed.
1775). 2. ed. Paris. Debure. 1781. 4'. — Hist. de
l'astron. moderne. (1. ed. 1770—82) 2. ed. Paris 178;"..
3 vol. in 4. — Traitc de l'astron. indieime et Orient.
Paris 1787. 4". Hieran schliesst sich M. Voisou.
Hist. de l'astron. depuis 1781—1811. Paris 1811. 4°.
**) J-K. Jos. Delambre. Hist. de l'Astron. ancienne.
Paris 1817. 2 vol. 4". — Hist. de l'Astron. du moyen
äge. Paris 1819. 4". — Hist. de l'Astron. moderne.
Paris, V1- Courci'er, 1821. 2 vol. 4". — Hist. de
l'Astron. du 18. siede publice par M. Mathieu,
Paris, Bachelier, 1827. etc. 4U.
***) Robert Grant. History of physical astronomy.
London. Baldwin, 1848— r>2. 8».
Leop. X
der arabischen Astronomen der älteren Khalifen-
periode sind theils nur unvollständig bekannt,
theils nur den jener Sprachen Kundigen zu-
gänglich.
Demzufolge betrachtet Mädler die Geschichte
der Astronomie seit dem Anfange des 15. Jahr-
hunderts, seit Toscanelli und Nicolaus von Cusa
als seine Hauptaufgabe.
Er theilt sein Werk in sechs Abschnitte.
Der erste (I. p. 1 — 111) giebt eine ge-
schichtliche Uebersicht der Himmelskunde bis
zur Wiedererweckung der Wissenschaften in
Europa. Hier macht Mädler die Unterabthei-
lungen nach den einzelnen Völkern, die in jener
Zeit in keinem wesentlichen wissenschaftlichen
Verkehre mit. einander standen, und nimmt
nach einander die Astronomie der Chinesen,
der Hindus, der Babylonier, der alten Aegypter,
der Griechen, der Alexandrinischen Schule, der
Araber und der Perser durch, denen zum
Schluss einige allgemeine Betrachtungen, zumal
über Arbeiten Einzelner am Schluss der Periode
angefügt werden.
Der zweite Abschnitt ( l. i>. 112 — 4961
umfassi r <■ Geschichte der Astronomie von der
Wiedere weckung der Wissenschaften bis zur
neueren Zeit, die der Verfasser mit der Wirk-
samkeit William Herschel's (c. 1780) beginnen
lüsst. ■ — Ein anderer Abtheilungsgrund, der
der Wirksamkeit der hervorragenden Männer,
die ihren Zeitalter das Gepräge gaben', bildet
vorwaih ad die Unterabtheilungen. Es folgen
sich :
1) die Vorcopernikanische Periode (p. 112
bis 146.
2) das Zeitalter desCopernikus(p.l46 — 182),
3) das Zeitalter Tycho de Brahe's (p. 183
bis 216),
4) das Zeitalter Kepler' s und Galiläi's (p. 216
bis 278),
5) Von der Verurtheilung GalQäi's bis zum
Erscheinen der Principia Newton's (p. 278
bis 355),
10
6) Newton und seine Zeit (p. 355 — 412),
7) die Zeit der Gradinessimgen (p. 412 — 456),
und
8) die Wiederkehr des Halley'schen Kometen
und die Venusdurchgänge (p. 456 — 496).
Der dritte Abschnitt (II. p. 1—313) be-
handelt die Himmelskund^ in neuerer Zeit.
Auch hier wird wieder in Uebereinstimmuncr
mit der weiteren Entwicklung der Wissen-
schaft ein neues Princip für die Unterabthei-
lungen. Während nämlich:
1 ) Herschel's und seiner Zeitgenossen Wirk-
samkeit bis zum Schlüsse des 18. Jahr-
hunderts (II. p. 1—47)
geschildert, und
2) die Himmelskunde im 19. Jahrhundert
(p. 47—237)
übersichtlich dargestellt wird, verfolgen die
ferneren Unterabtheilungen einzelne, die Zeit
bewegende, wissenschaftliche Probleme, so
3) die astronomische Photographie (p. 237
bis 253),
4) die Spektral-Analyse ip. 253 — 262),
5) die veränderlichen Sterne (p. 262 — 72),
6) die neuesten Forschungen über ^j Mond-
lauf (p. 272—78),
7) die neueren Forschungen über die Ab-
erration des Lichtes ip. 278 — 83),
8) die Veränderung des Mondkraters Linne
(p. 283—88),
9) das Zodiakallicht und die Smyth'sche
Teneriffa-Expedition (p. 288—96),
10) astronomische Controversen neuester Zeit
(p. 296—301),
11) das Problem der Seelänge (p. 301— 309),
und
12) die neuesten Ermittelungen über die
Meteoriten (p. 309 — 13).
Der vierte Abschnitt (II. p. 314—350)
giebt einen Abriss einer Geschichte der Optik,
insbesondere in Beziehung auf Astronomie.
Der fünfte (II. p. 351—518) bringt Er-
gänzungen und besondere Nachträge, nämlich:
1) die neue Ausgabe der Alphousinischen
Tafeln (p. 351—60),
2) behandelt Fixstern-Kateloge (p. 360—71),
3) die royal astronomical society (p. 371
bis 388),
4) die Chronometer-Expedition vom Jahre
1833 (p. 388—93).
5) Untersuchungen über Kometen (p. 394
bis 413),
6) Kalender und Ephemeriden (p. 414 — 22),
7) Sonnenfinsternisse (p. 422 — 30),
8) Saturn und Mars (p. 430—39),
9) die Gruppe der Planetoiden zwischen
Mars und Jupiter (p. 440 — 43),
10) die Masse des Jupiter und Anderes diesen
Planeten betreffende (p. 443 — 47),
11) der Siriusbegleiter und die Bahnbewegung
des Sirius (p. 447 — 50),
12) Historisches über die Sternbilder (p. 450
bis 455),
13) neuere Untersuchungen über Parallaxen
der Himmelskörper (p. 455 — 59),
14) die grossen Kometen von 1858 und 1861
(p. 459—77),
15) Doppelsterne (p. 477 — 79),
1 6) die periodischen Meteore des August und
November (p. 479 — 86),
17) Neueres über Nebelflecke (p. 487 — 95),
18) neueste Untersuchungen über die Sonnen-
oberfläche (p. 495 — 508),
1 9 i die Säkular - Ungleichheit des Mondes
(p. 509 — 11), und
20) die Mondoberfläche (p. 511—18).
Der sechste Abschnitt endlich (II. p, 519
bis 54) bietet biographische und literarische
Notizen. —
Dieses weite Feld weiss der Verfasser, ohne
der wissenschaftlichen Haltung Eintrag zu thun,
für jeden Gebildeten verständlich und anziehend
zu machen. Er erreicht dies neben einer klaren
Darstellung hauptsächlich dadurch , dass er
seine Geschichte der Himmelskunde so zu sagen
vermenschlicht. — Er giebt uns, wo es sich
11
nur thun lässt, über die Männer, welche mit
Erfolg für die Himmelskunde gearbeitet haben,
sehr zahlreiche Lebensnachrichten. Er macht,
uns mit den Umständen, welche ihre Entwicke-
lung hemmten oder förderten, mit der Um-
gebung, die auf sie einwirkte, mit ihrem häus-
lichen Leben und «Sorgen , mit ihrem Ringen,
sich die Hülfsmittel für eine wissenschaftliche
Wirksamkeit zu schaffen , mit ihrem Kampfe
gegen die Vorurtheile ihrer Zeitgenossen und
die politischen und religiösen Hindernisse und
Nachstellungen, die sie zu überwinden haben
oder denen sie unterliegen, bekannt, und er-
weckt so ausser für die Sache auch für die
Personen den lebhaftesten Antheil.
Wie Mädler verfährt, möge ein Beispiel
erläutern. Nachdem er in dem Abschnitte
über Herschel's und seiner Zeitgenossen Wirk-
samkeit dargestellt hat, wie ersterer mit seinem
von ihm selbst gefertigten Tfüssigen Teleskop
am IS. März 1781 den bereits von Tobias
Mayer und Anderen gesehenen, aber nicht er-
kannten Uranus entdeckt hatte, beginnt er den
nächsten Abschnitt, die Himmelskunde im
19. Jahrhundert, dessen erster Tag bestimmt
war, die Entdeckung des ersten der die Lücke
zwischen Mars und Jupiter ausfüllenden Pla-
neten zu bringen , wie folgt :
„So war der Donnerstag herbeigekommen,
der als 1. Januar 1801 den denkwürdigen Zeit-
abschnitt bezeichnen sollte. Denkwürdig ganz
besonders für Himmelskunde, wie wir bald
sehen werden.
Wir laden unsere Leser nicht ein, mit uns
den Berg zu besteigen, auf dem die Sternwarte
Greenwich seit 1675 errichtet ist, und jetzt
ihr fünfter Director Maskelyne seine lang-
gewohnte Thätigkeit fortsetzt. Auch wollen
wir sie nicht, durch die langen und fast öden
Säle des Observatoire de Paris führen, wo
Mechain Ordnung zu stiften und die Spuren
der Revolutionszeit vergessen zu machen be-
müht ist. Wir fordern sie vielmehr auf, mit,
uns einen Ort zu besuchen, der bisher in der
Himmelskunde wenig genannt ward , und wo
sich heute wirklich etwas Neues begiebt.
Es ist Palermo, die Hauptstadt Siciliens,
wo zehn Jahre vorher der Yicekönig Principe
C'aramanico eine schöne Sternwarte errichtet
und Joseph Piazzi, einen Theatinermönch, zum
Director derselben ernannt hat. In seinem
Arbeitszimmer sehen wir den 55jährigen Astro-
nomen in ernstem Nachsinnen. Auf dem Tische
vor ihm liegen Sternkataloge , mit denen er
eifrig beschäftigt ist. Er hat eben eine un-
erfreuliche Bemerkung gemacht. Wollaston's
Sternverzeichniss und Mayer's Zodiakalkatalog
sind an einer Stelle (im Sternbilde der Zwil-
linge) nicht in Uebereinstimmung zu bringen,
und er hat beide in unmittelbarer Benutzung
bei den Beobachtungen , die zur Anfertigung
seines Fixsternkatalogs dienen sollen. „Das
inuss genau untersucht werden. Noch heute
Abend, wenn der Himmel es begünstigt, will
ich alle in meinem Fernrohr bestimmbaren
Steine dieser Gegend aufzeichnen , und damit
fortfahren, bis der Dissens aufgehellt ist."
Es wird heiter. Am Abend des Neujahr-
hunderts^ages beobachtet Piazzi einige Sterne
dieser Gegend und trägt alle übrigen in ihrer
Nähe sichtbaren in eine Zeichnung ein. Er
wiederholt dies am 2. Januar und findet einen
der kleinen Sterne am gestrigen Orte nicht
wieder, sondern statt seiner einen ähnlichen
an einem andern Orte. Da auch am 3. das-
selbe sich wiederholte, und weder der Ort vom
1., noch der vom 2. Januar durch einen Stern
bezeichnet war, sondern ein Ort, wo er früher
keinen gesehen , so ahnte er gleich , dass er
nicht , wie anfangs vermutliet , einen Irrthunt
begangen, sondern ein ganz anderer Umstand
hier vorhegen musste. Die Beobachtung am
4. und die darauf vorgenommene Untersuchung
dessen, was an diesen vier Abenden erhalten
worden, überzeugten ihn, dass er einen neuen
Wandelstern gefunden habe.
Zuerst fiel seine Yernmthuug auf einen
Kometen. Schweiflose Kometen, auch solche
12
mit schwacher Nebelhülle, waren bereits meh-
rere erschienen ; grössere , auch ausser dem
Meridian zu gebrauchende Instrumente besass
er damals nicht, und so meldete er brieflich
die gemachte Fntdeckung nach Paris und an
mehrere andere Orte, unter anderen auch an
Bode nach Berlin. Er selbst beobachtete fieissig
fort bis zum 11. Februar, wo trübes Wetter
eintrat, und bald darauf erkrankte er sehr
schwer, und es währte lange Zeit, bis er sich
kräftig genug fühlte, wisder zu beobachten.
Inzwischen aber culminirte die Himmelsgegend,
wo der neue Wandelstern sich gezeigt , am
hellen Tage, und ihm selbst war es also nicht
möglich, den Findling wieder aufzusuchen. Er
beruhigte sich in der Erwartung, dass dies an
anderen Orten geschehen sein werde. — Trüge-
rische Hoffnung ! — Die Briefe Piazzi's mussten
sieh auf den schwerfälligen, langsamen Posten
jener Zeit Bahn brechen durch feindliche Heere,
die einander gegenüberstanden im erbitterten
Kampfe. Einige gelangten gar nicht an ihre
Adresse, die übrigen so spät, dass die betref-
fende Himmelsgegend schon in heller Abend-
dämmerung stand und keinem einzigen Astro-
nomen die Wiederauffindung des Sternes gelang.
Indess hatte der Reeonvalescent seine bis
zum 11. Februar 1801 reichenden Beobach-
tungen nachgesandt , und sie langten an : in
Berlin am 8. März als „Oerter des Kometen".
Bode verglich die Beobachtungen und fand,
dass nur unter sehr gezwungenen und unwahr-
scheinlichen Annahmen eine Kometen balui her-
auskomme, dass dagegen eine planetarische
Bahu den Oertern viel besser entspreche. Da
nun auch von einem kometenartigen Ansehen
nichts gemeldet war. so war er der Meinung,
dass hier nicht ein Komet, sondern der zwi-
schen Mars und Jupiter längst vermuthete
Planet beobachtet worden sei. Er schrieb
dieses an Piazzi, der nach einigen Zweifeln
der Meinung Bode's beitrat und erwiderte:
„Ich umarme Sie auf's Herzlichste, dass Sie
meinen Planeten zuerst als solchen verkündigt
haben." Als Entdecker übte er sein Recht
der Namengebung und wählte den der alten
Schutzgöttin Siciliens, Geres.
Der polnische Astronom Poczobut ist Ver-
fasser des folgenden Distichons:
Quae segetum eulmos doeuisti falce secare,
Falx dentata sacrum sit tibi stemma, Ceres;
und in der That führt Ceres das Zeichen C ."
Ausführliche Namen- und Sach - Register
erleichtern das Nachschlagen. Zu bedauern
bleibt es, dass der Verfasser bei seinen zahl-
reichen literarischen Nachweisungen nicht etwas
mehr Gewicht auf sorgfältige bibliographische
Citate legte. Die Titel sind nicht immer genau,
Druckort und Jahr fehlen häufig, und Format,
Ausgabe und Verleger sind nur selten an-
gegeben : auch fehlt eine Inhaltsanzeige. Diese
Mängel würde indess die Verlagshandlung,
welche das Buch würdig ausstattete, bei einer
nöthig werdenden zweiten Annage abzustellen
im Stande sein.
Die mikroskopische Beschaffenheit der
Mineralien und Gesteine.
Von Dr. Ferdinand Zirkel, o. Prof. der
Mineralogie und Geognosie an der Universität
Leipzig. Mit 205 Holzschnitten. Lex.-8°.
Leipzig, W. Engelmann, 1873. S.VHI u. 502.
Verf. hat in vorliegendem Werke zum ersten
Male den Versuch gemacht, Alles das, was
überhaupt über die neuerdings für die Minera-
logie so wichtig gewordene mikroskopische
Structur und Zusammensetzung der Mineralien
und Gesteine bekannt geworden ist, und sich
in sehr zahlreichen Abhandlungen und Einzel-
werken zerstreut findet, zu sammeln und syste-
matisch zu verarbeiten. Er hat dabei der
Structur , sowohl der Mineralien als der Ge-
steine, einen allgemein zusammenfassenden Ab-
1:
schnitt gewidmet und bei der speciellen Behand-
lung der einzelnen Mineralien ein Hauptgewicht
auf die mikroskopische Kennzeichenlehre und
Diagnostik der häufigeren und namentlich der
gesteinsbildenden gelegt, sowie auch die mole-
kulare Umwandlung der Mineralkörper und
Gesteine insbesondere berücksichtigt. Im I. Ab-
schnitte seines so interessanten und erschöpfen-
den Werkes wird zuerst der Mikroskopie
in ihrem ganzen Umfange in theoretischer wie
praktischer Richtung volle Rechnung getragen,
so dass der Anfänger wie der Laie, der Geübte
wie der Fachmann zufriedengestellt wird. Der
II. Abschnitt enthält „Allgemeines über
die mikroskopische Structur der Mi-
neralien", und bespricht den Aufbau der
Kry stalle aus Schichten, aus Mikro-
lithen, aus verz willingt en Lamellen.
Hieran reiht sich die Untersuchung der
Structur durch Aetzmittel, derzufolge
die merkwürdige Eigenschaft krystallisifter
Körper durch Leydolt entdeckt wurde, dass,
wenn dieselben der Einwirkung einer langsam
lösenden Flüssigkeit ausgesetzt werden , auf
ihren natürlichen oder künstlich erzeugten
Flächen zahlreiche regelmässige , kleine Ver-
tiefungen entstehen, welche ihrer Gestalt und
Lage nach ganz genau der Krystallreihe ent-
sprechen , in die der Körper selbst gehört.
Bei der Erörterung der mikroskopischen
fremden Einschlüsse in den Kry stallen
kommen zuerst a) die Flüssigkeits-Ein-
schlüsse zur Sprache, und geht Vfs. Ansicht
hierüber dahin, dass eine jede Mineralsubstanz
unter den erforderlichen genetischen Beding-
ungen tauglich ist, liquide Einschlüsse, und
zwar selbst in reichlicher Anzahl, in sich auf-
zunehmen ; eine Ansicht , der man früher ent-
gegentrat. In diesen Flüssigkeitseinschlüssen
finden sich auch öfters Luftblasen vor und
damit angefüllte kleine Höhlungen. Zwischen
der Anzahl der Flüssigkeitseinschlüsse in einem
künstliehen Krystalle und den Verhältnissen
Beiner Bildung besteht gewöhnlich ein sehr
inniger Zusammenhang, Unter den Mineralien
ist wohl keiner durchschnittlich reicher an
solchen flüssigen Einschlüssen , als der Quarz ;
einzelne Granit-Quarze strotzen so von Flüssig-
keit, dass diese zweifellos den zwanzigsten Theil
des ganzen Volumens ausmacht. In geologischer
Hinsicht verdienen diese Einschlüsse bei den
Lava- Arten alle Beachtung, indem sie beweisen,
dass in dem geschmolzenen Magma, aus dessen
Erstarrung das Lavagestein entsteht, Wasser-
dampf vorhanden sei. Von weiterer grösster
Wichtigkeit ist auch die Ermittelung der
chemischen Beschaffenheit der Flüssigkeitsein-
schlüsse in Bezug auf die genetischen Ver-
hältnisse der Mineralien und Gesteine. Ihre
Mehrzahl besteht aus Wasser oder aus einer
Lösung von Salzen oder von Gas in vorwalten-
dem Wasser; es kommen auch gesättigte Salz-
lösungen vor. Die merkwürdigsten sind aber
jene , welche aus reiner Kohlensäure bestehen.
b) Die Glaseinschlüsse entstehen, wenn
ein Krystall aus einer künstlich geschmolzenen
Materie sich ausscheidet, so hüllt er während
seines Wachsthums kleine isolirte Partikelchen
sehr häufig des Schmelzflusses mechanisch in
seine Masse ein. welche, indem sie rasch er-
starren , sich gewöhnlich als Einschlüsse von
glasiger Substanz darbieten, c) Einschlüsse
anderer amorpher Partikel, und d) frem-
der Krystalle sind ebenfalls beobachtet
worden; ebenso e) Hohlräume, indem durch
diese, oder Poren, die Erfüllung des Krystall-
raums unterbrochen ist. Als eine andere Art
der Ausbildung mikroskopischer Individuen
bezeichnet Verf. die der Körner form. Mit
den Mikrolithen stehen in enger Beziehung die
Kry stall iten; sie bezeichnen ein unter aus-
nahmsweise)! Verhältnissen eintretendes Z wischen-
stadium zwischen dem amorphen und krystal-
linischen Zustande der Körper, einen vor-
krystallinischen Zustand , aus welchem der
directe Uebergang in deutlich individualisirte
Krystalle stattfindet. Als Varietäten gelten die
sogenannten Globuliten, Margariten etc.
14
— Im III. Abschnitte erörtert Verf. in gleich
eingehender Weise die „Besondere mikro-
skopische Beschaffenheit der einzel-
nen Mineralien", wobei er nicht nur einen
descriptiven, sondern auch einen diagnostischen
Zweck verfolgt. Bei den einzelnen Mineralien
— Gesteins-Bestandtheilen — hat er alle
charakteristischen Momente hervorgehoben und
mit anderen verglichen, um so eine mikrosko-
pische Kennzeichenlehre zu begründen; ohne
Zweifel eine verdienstvolle Arbeit, [n dieser
Weise behandelt Verf. die Silikate, die Erd-
salze, Metallsalze, Metalloxyde und Metalloxyd-
bydrate, Schwefelmetalle und Inflaniniabilien,
Diamant. Kohlen etc. Der IV. Alischnitt bringt
„Allgemeines über die mikroskopische
Structur der Gesteine", und hat hier
Verf. die Lagerung und Ausbildung der Be-
standtheile im Verhältniss zu einander fest-
gestellt. Und wie man im Grossen durch die
Beobachtung der Lagerungs- und Struetur-
Beziehungen der Felsarten , der gegenseitigen
Durchsetzungen . Unischliessungen . Verschie-
bungen zu genetischen Schlussfolgerungen ge-
langt, so können dieselben auch aus den im
Mikroskop erblickten Erscheinungen ähnlicher
Art abgeleitet werden. Die drei grossen Mikro-
strucfcur-Abtheilungen der Gesteine sind folgende :
1> Stein kristallinischer Ausbildungsweise. Ge-
steine. bestehend lediglich aus makroskopischen
oder mikroskopischen kristallinischen Indivi-
duen, die sämmtlich unmittelbar neben einander
gelagert sind . und zwischen welchen keinerlei
ihrerseits amorphe Masse steckt: 2) halb-
krystallinische Ausbildung, und I! unkrystal-
linische Ausbildung. Bei der halbkrystallini-
schen Ausbildung scheinen im frischen Zustande
namentlich folgende Verhaltnisse vorzukommen:
1) rein glasig: -) theilweise entglast durch
Ausscheidung von eigenthümlichen Körnclien
oder Nüdelchen . welche nicht Mikrolithen der
Gemengtheile sind : 3) ein Aggregat von solchen
Körnchen, Nadelchen, Härchen darstellend,
zwischen denen kein oder fast kein Glas her-
vortritt; 4) mikrofelsitisch. die beiden letzteren
ahe verwandt.
Hieran reiht Verf. die sphäroid a 1 en
Aggregate, welche die sogenannte kugelige
und sphärolithische Structur der Gesteine zu
Wege bringen und nicht als gleichwerthig mit
deren einzeln individualisirten Gemengtheilen
betrachtet werden können. Aggregate central
gereihter Kügelchen heissen Globosphärite.
und die Sphärolithe mit einer krystallinisch-
radialen Structur heissen Belonosphärite.
Die Felsosphärite scheinen aus undeutlich
und unbestimmt entwickelter Felssubstanz mit
häufig mehr oder weniger entschieden radialer,
gewöhnlich aber concentrischer Anordnung der
kleinsten Theilchen zu bestehen ; endlich be-
stehen die G ran osphä rite aus einer felsi-
tischen oder glasigen Grundmasse.
Der V. Abschnitt behandelt ..Besondere
mikroskopische Beschaffenheit der
einzelnen Gesteine". Bezüglich der Syste-
matik sondern sich nach Verf. die Gesteine in
nicht klastische und klastische (deutero-
gene). Die erstere, weitaus vorwaltende Ab-
theilung zerfällt in die einfachen und ge-
mengten Gesteine. Die letzteren gruppiren
sich je nach ihren allgemeinen Structurbezieh-
ungen in massige (nicht geschieferte, zum
grossen Theil körnige; und schieferige Ge-
steine. Die massigen Gesteine führen der aller-
grössten Hauptzahl nach Feldspath (Orthoklas,
Plagioklas) oder einen Vertreter von Feldspath
(Nephelin. Feuert): nur ein ganz kleiner Theil
derselben ist feldspatbfrei. Die feldspath-
haltigen Massengesteine werden nach dem
augenblicklichen Sprachgebrauch, wie es scheint,
am zweckmässigsten in folgender Weise ge-
ordnet: 1. Orthoklasgesteine. 1) mit
Quarz (oder Kieselsäure-Ueberschuss) : Granit,
Granitporphyr, Quarzporphyr, Liparit, kiesel-
säurereiche Gläser und Halbgläser (Obsidian,
Bimsstein, l'erlit, l'echstein i ; 2) ohne Quarz,
mit oder ohne Plagioklas: Syenit, quarzfreier
Orthoklasporphyr, Trachyt: 3) ohne Quarz, mit
15
Nephelin (oder Leacit i : Foyait mit Miascit.
Liebenerit — Orthoklasporphyr , Phonolith,
Sanidim-Leucitgesteine. II. Plagioklas-
g esteine. 1) mit Hornblende: Quarzdiorit,
Piorit, Forphyrit . Hornblendeporphyr, Dacit
(Hornblende — I Andesit; 2) mit Augit : Piabas,
Augitporphyr, Melaphyr, .Augitaiidesit). Feld-
spathbasalt (mit Dolerit und Anamesit), Trachy-
lyt; 3)mitPiallage: Gabbro ; 4) mitHypersthen:
Hypersthenit; 5) mit. Glimmer : Glimmerdiorit"'
6) mit Olivin ( Serpentin ) : Forellenstein.
III. Nephelingesteine. Nephelinit und
Neplielinbasalt. IV. Leucitgesteine. Leucit-
Sanidingestein, Leucitbasalt. Zu den feldspath-
freien , nicht schieferigen gemengten Gesteinen
gehören u. a. Eklogit, Turmalinfels, Olivenfels,
Enlysit, Saussurit-Gabbro. Die Abtheilung der
schieferigen gemengten Gesteine begreift Gneiss,
Granulit, Glimmerschiefer, die scheinbar homo-
genen , aber mikrokrystallinischeu Schiefer.
Verf. beschreibt sodann die Gesteine auf das
Eingehendste, unter Anführung der früheren,
wie der neuesten Annahmen, und scbliesst sein
vorzügliches Werk , dessen Inhalte seine Aus-
stattung, insbesondere der Holzschnitte, in jeder
Hinsicht entspricht, mit. einem vollständigen
alphabetischen Sachregister, wodurch der
Gebrauch dieses Buches noch um Vieles erhöht
wird. Dr. A. Besnard.
Die Kgl. Dänische Gesellschaft der
"Wissenschaften zu Kopenhagen
hat für das Jahr 1874 folgende naturwissen-
schaftliche Preisangaben gestellt:
Qnestion (('Astronomie.
(l'rix: la Medaille d'or de l'Acadenue, d'une valeur
de 320 Conronues danoises.)
II est, sous plusieurs rapports, important
en Astronomie de connaitre les nombres qui
ont servi de Läse aux anciennes recherches.
Comme ils n'ont pas ete rassembles suivant un
plan, mais qu'il taut , dans chaque cas donne,
le6 chercher avec beaucoup de peine dans les
grands ouvrages ou les traites speciaux qui s"y
rapportent, l'Academie desire de provoquer un
travail oü soient reunies, dans l'ordre chrono-
logique de leur determination , toutes les con-
stautes dont on fait usage dans 1'astronoinie
spherique et theorique. Vu l'etendue de la
matiere, on se bornera ä la periode qui est
comprise entrc Ptolemee et la fin du XVTH
siecle. II ne sera pas necessaire de soumettre
ä une critique la valeur iutrinseque des diverses
constantes, mais il faudra les donner au com-
plet et de maniere qu'on puisse en embrasser
l'ensemble. Seront en outre exclues les re-
cherches speciales concernant les mouvements
propres et les parallaxes des etoiles fixes, les
satellites des planetes exterieures et les elements
des orbites des eometes.
Question de (hiniie.
(Prix: la Medaille d'or de l'Academie, d'une valeur
de 320 Conronnes danoises.)
A difierentes epoques on a observe des
phenomenes qui semblent indiquer que le chlore
peut exister ä Tetat allotrope. L'Academie
propose en consequence sa medaille d'or en
recompense pour une recherche experimentale
qui constatera avec certitude l'existence de
cette allotropie supposee.
Prix Thott.
^400 Couronnes danoises.)
Depuis qu'il a ete etabli que les elements
principaux des cendres des vegetaux sont ne-
cessaires ä leur complet developpement, on s'est
souvent demande s'il ne fallait pas aussi, sous
ce rapport, attribuer un röle important aux
elements secondaires, et on a ete conduit ä en
considerer du moins quelques-uns comme in-
dispensables ä certaines plantes, en partie parce
que ces elements peuvent se rencontrer en
proportion relativement plus grande dans les
16
cendres que dans le terraiu ou l'eau oü crois-
sait la plante, ce qui indique que celle-ci les
a accumules dans ses tissus, en partie parce
que les essais de culture pratiques dans des
terrains artificiels semblent vraiment etre favo-
rables ii cette hypothese. Toutefois , comme
cette question n'a pas encore ete eelaircie avec
tout le soin qu'elle merite, l'Academio propose
im prix de 400 Couronues pour le memoire
qui, öutre im expose critique de ce qui a ete
public jusqu'ici h ce sujet, renfermera des faits
nouveaux bases sur des essais personnels de
culture executes avec soin, et pouvant con-
tribuer ä la resoudre.
Die Antworten können in lateinischer, fran-
zösischer, englischer, deutscher, schwedischer
oder dänischer Sprache geschrieben sein. Die-
selben dürfen nicht, den Namen des Verfassers,
sondern nur einen Wahlspruch tragen und
müssen von einem versiegelten, denselben Wahl-
spruch führenden Briefe begleitet sein, der den
Namen des Verfassers, seine (Stellung und
Adresse enthält. Sie sind vor dem Ende des
Octobers 1875 an den Sekretär der Gesell-
schaft, Herrn Etatsrath .1. .1. S. Steenstrup,
Professor an der Universität zu Kopenhagen,
einzusenden.
Die Expeditionen zur Beobachtung
des Venusdurchganges
schreiten mit ihren Vorbereitungen fort , und
bereits hat ein englisches Schilf, nach der
Karguelen- Insel und Rodriguez bestimmt, Europa
verlassen. In der Nähe der letzteren auf Mauri-
tius werden bekanntlich deutsche Astronomen
beobachten. Eben dorthin wird sich im August
d. .1. Herr Prof. K. Moebius in Kiel begeben.
Er wird den Weg durch den Suez-Canal und
das rothe Meer nehmen. Mit erprobten In-
strumenten zur Untersuchung der physikalischen
Eigenschaften des Meeres, sowie mit den besten
Fangapparaten versehen und von einem mit
der Handhabung dieser Werkzeuge wohlver-
trauten Gehülfen begleitet , wird er in den
Stand gesetzt sein, auch Wünsche seiner Fach-
genossen zu berücksichtigen, die sieh auf dieser
Reise erfüllen Hessen.
Die 5. Abhandlung des 36. Bandes
der Nova Acta:
Dr. 0. Bütschli, Beiträge zur Kenntuiss der
freilebenden Nematoden. 18 B. Text und
11 Tafeln Abbildungen. Pr. 4 Thlr.,
ist erschienen und durch die Verlagshandlung
von Fr. Frommann in Jena zu beziehen.
Verlag von F. A. BROCKHAUS in Leipzig.
Soeben erschien :
Neue Mittheilungen
aus
Johann Wolfgang v. Goethes
handschriftlich. em Nachlasse.
Erster und zweiter T heil.
Goethe's Naturwissenschaftliche Corre-
spondenz. (1312— 1S32.)
Im Auftrage der v. Goethe'schen Familie heraus-
gegeben
von F. Ml Bratranek.
Zwei Hände. 8. Geh. 5 Thlr. Geb. 6 Thlr.
Diese liier zum ersten Mal veröffentlichten tiriefe
von und an Goethe gewähren einen vollständigen,
höchst interessanten Einblick in seine naturwissen-
schaftliehe Thätigkeit während der letzten zwanzig
Lebensjahre, sowie in seinen schriftlichen Verkehr
mit den gelehrten Zeitgenossen. Von dem Heraus-
geber wurde die Sammlung sorgfältig geordnet, mit
übersichtlichen Registern versehen und durch einen
Essay über Goethe's naturwissenschaftliche Bedeu-
tung eingeleitet. Ein dritter Theil der „Neuen Mit-
theilimgen aus Goethe's Nachlasse" wird seine Korre-
spondenz mit Alexander und Wilhelm v. Humboldt
enthalten.
Abgosrhlosseu «ton 31. M.u 1374.
Druck von K. Blöcumaan Sc Sohn in Dreddeu.
NUNQUAM ^DgmgCja. OTIOSUS
LEOPOLDINA
AMTLICHES ORGAN
DER
KAISEELICH LEOPOLDINISCH- CAROLINISCHEN DEUTSCHEN
AKADEMIE DER NATURFORSCHER
HERAUSGEGEBEN UNTER MITWIRKUNG PER ADJUNCTEN VOM PRÄSIDENTEN
Dr. W. F. G. Behn.
Dresden. Heft X. — Nr. 3—4. Juni 1874.
Iuhalt : Amtliche Mittheilungen: Beiträge zur Kasse der Akademie. — Veränderungen im
Personalbestande der Akademie. — Peter Andreas Hansen f.
Eingegangene Schriften. — Rosenbusch, Mikroskopische Physiographie der petro-
graphisch wichtigen Mineralien. — S. Gasou, The Dieyerie Tribe of Australian Aborigines. —
Preisaufgaben der Holländischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Haarlem. — Das Bernoul-
lianum. — Die Generalversammlung des Alpenvereins. — Anzeige.
Amtliche Mittheiluiigeii.
Beiträge zur Kasse der Akademie.
Unterm 19. Juni hat das Königlich Preussische Ministerium der geistlichen, Unterrichts-
und Medicinal- Angelegenheiten , in Anlass der Revision der Rechnung der Akadenüe für das
Jahr 1873 und der dem Rechnungsführer ertheilten Decharge, derselben für das Jahr 1874
eine ausserordentliche Unterstützung von 300 Thalern bewilligt. —
Juni 4. Von Herrn Prof. Dr. Gregor Kraus in Halle a. S., Eintrittsgeld ... 10 Thlr.
„ 6. „ „ Frhrn. v. Hohenbühel-Heufler in Hall, Beiträge für 1874 u. 75 4 „
„11. „ „ Prof. Dr. Wolfg. Sartorius Frhrn. v. Waltershausen in Göttingen,
Eintrittsgeld und Ablösung der Jahresbeiträge f. d. Leop. . 30 „
Leop. X. 3
18
Juni 14. Von Herrn Dr. M. Bach zu Boppard, Beitrag für 1874 2 Thlr.
„19. „ „ Dr. Ed. Kuppel in Frankfurt a. M., desgl. für 1874 . . . 2 „
„ 24. „ „ Oberstudienrath Dr. v. Plieninger in Stuttgart, Beitrag für 1872 2 „
Dr. Behn.
Veränderungen im Personalbestande der Akademie.
i\eu ;iuf»"eiioiiiiuene Mitglieder:
No. 2137. Am 4. Juni 1874 Herr Dr. phil. Gregor Kraus, ord, Professor der Botanik und
Direktor des botanischen Gartens an der Universität zu Halle a. 8. — Elfter
Adjunktenkreis. — Fachsektion 5 für Botanik.
No. 2138. Am 11. Juni 1874 Herr Dr. Wolfgang Sartorius Freiherr von Waltershausen, ord.
Professor der Mineralogie und Geologie zu Göttingen. Neunter Adjunktenkreis. —
Fachsektion 4 für Mineralogie und Geologie. —
Gestorbenes Mitglied :
Am 14. Juni 1874 in der Heilanstalt Hornheim hei Kiel Herr Dr. Georg August Pritzel,
Assistent bei der Kgl. Bibliothek und Archivar der Kgl. Akademie der Wissen-
schaften zu Berlin. Aufgenommen den 1. Juni 1852, cogn. Jonas Dryander. —
Dr. Behn.
Peter Andreas Hansen.
Wenige Wochen nach dem herben Verluste, von dem die Akademie durch Maedler's
Tod betroffen wurde, hat dieselbe das Hinscheiden eines anderen ihrer verdienstvollen Mitglieder,
und wiederum eines hervorragenden deutschen Astronomen und Mathematikers, zu beklagen. —
Peter Andreas Hansen wurde am 8. December 1795 zu Tondern im Herzogthum
Schleswig geboren. Nachdem er in der Volksschule seiner Vaterstadt hinreichende Elementar-
bildung erhalten hatte, gaben ihn seine Eltern nach Altona zu einem Uhrmacher in die Lehre,
und er kehrte nach Beendigung seiner Lehrzeit nach Tondern zurück, um dort die Uhrmacher-
kunst auszuüben. Damit schien ihm sein Lebensweg fest vorgezeichnet; allein es sollte anders
kommen. Hansen hatte von frühauf Neigung zu ernsterer wissenschaftlicher Beschäftigung
gezeigt. Er widmete sich ganz im Stillen neben seinem Geschäfte und so weit seine Hülfs-
mittel reichten, dem Studium der Mathematik. Dies blieb indess unbeachtet, bis ihn einst der
Zufall mit dem Physikus des Amtes Toudern, dem Dr. med. Dirks, zusammenführte , ein Um-
stand , der für sein ganzes Leben entscheidend wurde. Als sich nämlich eines Tages Hansen
bei Dirks eingefunden hatte , um die Reinigung einer Hausuhr vorzunehmen , überraschte ilm
dieser, wie er in das Lesen der „Anfangsgründe der mathematischen Wissenschaften" von
Christian Wolf vertieft war. Der Arzt heb dem jungen Uhrmacher auf die Bejahung seiner
Frage, ob er denn für Mathematik Interesse habe, das Buch zu fernerem Studium, und nach-
dem er sich überzeugt hatte, dass der junge Mann wirkliches Verständniss zeigte, liess er es
sich, selbst ein eifriger Mathematiker, angelegen sein, Hansen in dem Studium der Mathematik
nach Möglichkeit zu fördern. Später gab Dr. Dirks Veranlassung, dass es seinem Günstlinge,.
19
dessen grosse Talente unverkennbar waren, möglich wurde, sich nach Kopenhagen zu begeben,
um dort unter Leitung des Mathematikers Bugge sich ganz und ausschliesslich den mathema-
tischen Wissenschaften zu widmen. Der Schüler übertraf bald seinen Lehrer und fand bereits
im Jahre 1821 in Altona bei der unter Leitung Schuhmacher's begonnenen Gradmessung von
Holstein und Lauenburg als Gehülfe Beschäftigung. Seine spätere glänzende Laufbahn dankt
Hansen nächst seinem unermüdlichen Fleisse und seiner Hingebung für die Wissenschaft be-
sonders dem väterlichen Wohlwollen Schuhmacher's, der sicherlich bei seinem weitreichenden
Einfluss auf alle einschlägigen Personalverhältnisse der ehrenvollen Berufung Hansen's im Jahre
1825 zur Uebernahme der Leitung der Sternwarte Seeberg bei Gotha nicht fernstand.
Seeberg, von Herzog Ernst H. von Sachsen-Gotha-Altenburg im letzten Viertel des
verflossenen Jahrhunderts gegründet, war bereits 1798 der Versammlungsort eines astronomi-
schen Congresses und hat unter seinen ausgezeichneten Direktoren v. Zach, v. Lindenau, Nicolai,
Euke und zuletzt Hansen Bedeutendes für die Förderung der Astronomie geleistet. — Auf
Hansen's Veranlassung wurde 1859 eine neue Sternwarte in der Stadt Gotha erbaut, deren
Leitung er bis zu seinem Tode seine ganze wissenschaftliche Kraft und Thätigkeit widmete. —
Hansen's wissenschaftliche Arbeiten beschäftigen sich vorzugsweise mit den Problemen
der physischen Astronomie und mit den Berechnungen tler Störungen der Planetenbahnen. Sie
erforderten vorzugsweise theoretische Untersuchungen, und diese wurden mit besonderer Rück-
sicht auf die von ihm projectirten neuen Mondtafeln unternommen. Diese sollten, nach der
Absicht des Verfassers, zugleich die Frage endgiltig entscheiden: ob das Newton' sehe Gesetz
vollständig ausreichend sei, Alles zu erklären, oder ob ausser ihm noch ein Agens wirksam
sei? Zur Entscheidung einer solchen Frage eignete sich kern Weltkörper besser, als der Mond,
denn bei keinem andern lassen sich so kleine Abweichungen erkennen, als hier. Mehr als
zwanzig Jahre hat Hansen diesem Werke (Tables de la lune, construites d'apres le principe
Newtonien de la Gravitation universelle. Londres 1857. 4°.) gewidmet, und wer einen näheren
Einblick davon nimmt, wird sich sagen müssen, dass nur die unermüdlichste Beharrlichkeit
damit überhaupt zu Ende kommen konnte. —
Hansen war ein sehr produktiver Schriftsteller. Seine zahlreichen, in den Scientific
papers mit 104 Nummern und in Poggendorfs biogr.-literar. Handwörterbuch angeführten,
grösstentheils in den Memoiren der astronomischen Gesellschaft zu London und den Abhand-
lungen der kgl. sächs. Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig veröffentlichten Schriften
können wir noch durch untenstehende*) aus seinen letzten Lebensjahren ergänzen. —
*) Darlegung tler theoretischen Berechnung der in den Mondtafeln angewandten Störungen.
I. u. II. Abhandl. Leipzig 1862—64. gr. 8".
Relationen emestheils zwischen Summen und Differenzen und anderntheils zwischen Integralen
und Differentialen. Leipzig 1865. gr. 8°.
Geodätische Lntersuchungen. Leipzig 1865. gr. 8Ü.
Bestimmung des Längenunterschiedes zwischen den Sternwarten zu Gotha und Leipzig, unter
seiner Mitwirkung ausgeführt von Dr. Auwers und Prof. Bruhns im April des Jahres 1865. (M. 1 Taf.)
Leipzig 1866. gr. 8°.
Von der Methode der kleinsten Quadrate im Allgemeinen und ihrer Anwendung auf die Geo-
däsie. Leipzig 1867. gr. 8".
Tafeln der Egeria mit Zugrundelegung der in den Abhandlungen der k. sächs. Ges. der Wiss.
in Leipzig veröffentlichten Störungen dieses Planeten. Leipzig 1867. gr. 8°.
Fortgesetzte geodätische Untersuchungen, bestehend in zehn Supplementen zur Abhandlung von
der Methode der kleinsten Quadrate im Allgemeinen und ilirer Anwendung auf die Geodäsie. Leipzig
1868. gr. 8".
3*
20
Hansen war (wie bereits aus seiner im Jahre 1870 veröffentlichten Schrift hervorgeht)
einer der Hauptbeförderer der Expeditionen, welche fast von allen civilisirten Staaten zur Be-
obachtung des in diesem Jahre stattfindenden Vorüberganges der Venus vor der Sonnenscheibe
in Aussicht genommen* sind, und er war Mitglied der Commission, welche die zu diesem Zwecke
vom neuerstandenen Deutschen Reiche unternommenen vorbereitete. — Das Ergebniss derselben
sollte er nicht mehr erleben. — Er beschloss sein arbeitsreiches Leben am 28. März d. J.,
im 79. Jahre seines Alters. —
Eingegangene Schriften.
(1—31. December 1873.)
"Royal Soc. of London. Philos. Trans, for
the year 1872. Vol. 162, P. IL London
1872. 4°.
Owen: On the foss. mamm. ofAustralia, VII:
Genus Phascolomys ; spec. exceeding the existing
ones in size. (9 pl.) — Wm. Spottiswoode :
On the cöntact of surfaces. — W. C. Williamson :
On the Organization of the foss. plants of the coal-
measures, III : Lycopodiaceae. (5 pl.) — StaÖ'-Capt.
F. J. Evans: On the pres. amount of west. magu.
declin. (Variation of the compass) on the coast of
Gr. Brit. and its annual changes. (1 pl.) A.
Dupre: On the spec. heat and otker phys. char.
of mixtures of methylic alcohol and water, and on
cert. relat. exist. betw. the spec. heat of a mixt, or
Solution and the heat evoked or absorbed in their
formation. (1 pl.) — Gen. Sir Edw. Sabine:
Contributions to terrestr. magnetism, XIII. (3 pl.)
— Sir B. C. Brodie: An exper. inquiry on the
action of electr. on gases, I: On oxygen. (2 pl.)
— G. Biddell Airy : Experiments on the directive
power of large steel maguets, of bars of magne-
tized soft iron, and of galvanic coOs. in their action
on external small maguets.
— List of members for 1872 (30thNov.).
London 1872. 4°.
— Proceedings. Vol. XXI, Nr. 139 — 145.
London 1872/3. 8°.
AI. Rattray: On the physiol. changes induced
in the hurn. econoiny by chauge of climate. —
Arth Ransome: On the median, conditions of
the respir. movements in man. — W. H. L.
Russell: On linear differential equatioris. — A.
W. Hofmann: Synthesis of aromatic monamines.
— Transformation of aniline into toluidine. — Hof-
mann and G e y g e r : Colouring-matters derived from
aromatic äzodiamines. — E. A. Letts : New method
for producing amides and uitriles. — J. Stuart:
On galvanomagn. attraction. — E. Ray Lan-
kester: Ou haemoglobin. (1 pl.) — H. Vandyke
Carter: Composition of urinary calculi. — J.
N. Lockyer: On spectrum-analysis. — Lockyer
and Seabroke: On a new method of viewiug the
chromosphere. — Sir G. Bidd. Airy: Magn. obser-
vations in iron bridges. — W. William so n:
Foss. plants of the coal - measures ( Dictyoxylon,
Lyginodendron, Heterangium, Asterophyllites). —
J. C. Wells: On the temper. of the arctic sea.
— R. J. Lee: Remarks on the sense of sight in
birds. — Ed. Divers: Union of ammonia nitrate
with ammonia. — F. Wenham: A new formula
for a microsc. object-glass. — Is. Todhunter:
On au erronepus extension of Jacobi's theorem. —
J. Stenhouse: On amido-derivatives of orcin. —
H. Ch. Bastian: Origin of Bacteria. — On the
heat necessary to kill Bacteria, Vibriones etc.
J. A. Phillips : On the compos. and origin of a
salt spring. — G. Gore: On some properties of
auhydrous liquefied ammonia. — W. Kowa-
levsky: On the osteol. of the Hyopotamidae. —
H. N. Moseley: Ou the anat. and histol. of the
land-planarians of Ceylon. — A. Des Cloizeaux:
On amblygonite and montebrasite. — Hub. Airy:
On leaf-arrangement. — Thorpe and Young:
Ou the combined action of heat aud pressure upon
the paraffins. — J. Spiller : On new sources of
ethyl- and methyl- aniline. — A. v. Wille möes-
Sunm: On a new genus of amphipod crustaceans.
— C. Tomlinson: On supersaturated saline So-
lutions. — J. Jago: On visible direction. — J. D.
Macdonald: On the distribution of the inverte-
Entwickelung eines neuen veränderten Verfahrens zur Ausgleichung eines Dreiecknetzes , mit
besonderer Betrachtung des Falles, in welchem gewisse Winkel vorausbestimnite Werthe bekommen sollen.
Leipzig 1869. gr. 8°.
Supplement zu der Geodätische Untersuchungen benannten Abhandlung, die Eeduction der
Winkel eines sphäroidischen Dreiecks betreffend. Leipzig 18G9. gr. 8°.
Bestimmimg der Sonnenparallaxe durch Venusvorübergänge vor der Sonuenscheibe. Mit besond.
Berücksichtigung des im Jahre 1874 eintreffenden Vorüberganges. M. 2 Planigloben. Leipz. 1870. gr. 8°.
Untersuchung des Weges eines Lichtstrahles durch eine behebige Anzahl von brechenden sphäri-
schen Oberflächen. Leipzig 1871. gr. 8°.
Von der Bestimmung der Theilungsfehler eines gradlinigen Maassstabes. Leipzig 1874. gr. 8°.
brata in relation to evolution. — E. J. Routh:
On the motion ot' a body about a tixed point. —
E. A. Schäfer: On the structure of striped mus-
cnlar tibre. — Sir B. B r o d i e : On the synthesis
of marsh-gas etc. — On the direct synthesis of
ammonia. — Gladstone and Triwe: On an air-
baüery. — Sir W. Fair bairn : Ou the durahility
and preservatiou of iron ships, and on riveted
joints. — F. Galton: On meteorol. statistics in
determining the best course for a ship. — 0. Rey-
nolds: Ou the condensation of a mixt, of air and
steam upon cold surfaces. — Stearn and Lee:
On the effect of pressure on the spectra of gases.
— Lieut. Säle: On the electrical resistance of
seleuiiun. — H. Nicholson: Ou the errant anne-
lides of the older palaeozoic rocks. — Maj. Ross:
On Jeypoorite. — C. Meldrum: Ou a connexion
betw. rainfall and suu spot periodicity. — Ste-
wart and Tait: On the heating of a disk by
rapid rotation iu vacuo. — W. Shauks: Ou the
extension of the numerical value of n. — B. Ward
Richardson: On muscular irritability öfter sy-
stenac death. — Pode and Laukester: On the
development of Bacteria in organic iufusious.
Brunton andFayrer: On the poison of Naja tri-
pudians and other indian venomous suakes. — C.
H. Jones: On the effects of exercise on the tem-
perature and circulation. — J. Wharton: On the
currents of the Dardanelles and Bosphorus. — De
la Rue, Stewart and Loewy: Ou a tendency
observed iu suu spots. — Parker: On the struc-
ture ofthe skull in the pig. (Sus scrofa). — Clarke:
On Standards of length. — Gr. Williams: On
emeralds and beryls.
Zoolog. -Mineralog. Verein zu Regensburg.
Correspondenzblatt. 1 — 8. u. 19- — 20. Jahrg.
Regensburg 1847—54 u. 1865 — 60. 8°.
— Verzeiehniss d. Sammlungen. Regens-
burg 1867. 8°.
— Abbandlungen. Heft I — IX. Regens-
burg 1849—1864. 8°.
Dr. Haupt: Die Ausfüllung d. Main- u. Regnitz-
thales bei Bamberg. — Beitr. z. Kenntn. d. Dilu-
viums u. d. älteren Alluviums um Bamberg. --
Vikar Fraas: Die Formation des Kressenbergs.
— Jäckel u. Brandt: Materialien z. bayr. Orni-
thologie. — A. J. Jäckel: Die bayr. Chiroptern.
— Die Fische Bayerns. — Dr. Th. Erhard: Bei-
träge zur Thiergeographie. — Dr. Herrich-
Sehäffer: Ueb. d. auf d. Flügelrippen gegründ.
System d. Schmetterl. — Dr. Besnard: Bericht
üb. d. wissenschaftl. Leistungen im Gebiete d. Mi-
neralogie während d. J. 1851. — desgl. üb. die J.
1852 — 55. — Altes u. Neues z. Lehre üb. d.
organische Art (Species). — H. v. d. Mühle:
Monographie d. europ. Sylvien. (4 Tai.)
Mach, Prof. Ernst. Die Geschichte u. d.
Wurzel des Satzes v. d. Erhaltung d. Arbeit.
Prag 1872. 8°.
— Zur Theorie d. Gehörorgans. 2. S.-A.
Prag 1872. 8°.
— Optisch - akustische Versuche. Die
spectrale u. stroboskopische Untersuch, tönender
Körper. Prag 1873. 8°.
— Beiträge z. Doppler'scben Theorie d.
Ton- u. Farbenänderung durch Bewegung.
Prag 1874. 8°.
Ulrich, Prof. Dr. Axel Sigfrid. Pathol.
u. Therap. d. muskulären Rückgratsver-
krümmnngen. M. 3 Taf. Bremen 1874. 8°.
Physikal.-medicin. Societät in Erlangen.
Sitzungsberichte. 5. Heft. Nov. 1872 — Aug.
1873. Erlangen 1873. 8°.
Prof. Wintrich: Experimentalstud. üb. ;Re-
souanzbeweg. d. Membranen. — Prof. Ehlers:
Zur Kenntn. d. Fauna v. Nowaja Semlja. — Ueb.
e. fossile Annilide d. Solenhof. Scliiefers. — Unters,
an A'orticella nebulifera v. Ed. Everts. — Prof.
Hilger: Leb. d. ehem. Bestandtheile d. Reptilien-
eies. — Ueb. d. Bedeut. des ..Roth" für den Wein-
bau. — Ueb. Seleusäure u. selensaure Salze (Arbeit
d. Hrn. Dr. v. Gerichten). Ueb. abnorme
Harnbestandtheile n. d. Genüsse d. Spargelspröss-
linge. — Ueb. e. Titaneisen v. abnormer Zusammen-
setzung. — Ueb. quantitative Bestimm, v. Jod im
Harne — Prof. v. Gorup: Ueb. Brenzkatechin
i. d. Beerensafte von Ampelopsis hederacca. —
Chem. Unters, d. Blutes b. linealer Leukämie. —
Chem. Unters, des Seeale cornutum. — Prof.
Klein: Ueb. Flächen dritter Ordnung. — Prof.
Bäum ler : Referat üb. cL Cholera-Unters d. Herren
Lewis u. Cuuingham in Calcutta. — Ueb. e. von
T. R. Lewis im Blute u im Harne von au Chylurie
Leidenden entdeckte Filaria. — Dr. Günther:
Ueb. d. Vorgeschichte d. Foucault'schen Pendel-
versuchs. — Ueb. einige Determinantensätze. •
Prof. Lommel: Ueb. d. Lichtschein um d. Schatten
d. Kopfes. — Prof. Schröder: Ueb. Therapie
des Carcinoma uteri. — Prof. Gerlach: Verhalten
d. Nerven iu d. quergestreiften Muskelfäden d.
Wirbelthiere. — Dr. A. Weiler: Ueb. d. versch.
Gatt. d. Complexe zweiten Grades. — F. Linde-
rn a n n : Ueb. unendlich kleine Beweg, starrer Körper
b. allgem. projeetivischer Massbestimmung.
Regia Soc. Seient. Upsaliensis. Nova
Acta. Ser. III. Vol. VIII. Fase. 2. Upsala.
1873. 4°.
M. Falk: On the Integration of partial diffe-
rential aquations of the n"> order. — L. A. Forss-
man: Des relations de l'aurore boreale et d. per-
tm'bations magnet. av. les pheiiomenes meteorolog.
— C. J. Sundevall: Om Rudbecks Fogelbok. —
S. Henschen: Etudes s. 1. genre Peperomia. —
G. Dillner: Traite d. calcul geometr. superieur, I.
Observatoire de l'Universite d'Upsal.
Bulletin meteorologique mensuel. Vol. IV.
Nr. 1—12. Vol. V. Nr. 1—6. Upsala
1872/73. 4".
Finsch, 0. und P. Conrad. Ueb. e. Vogel-
sammlung aus Ostasien. S.-A. Wien 1873. 8°.
9>>
Böttger, Dr. Oskar. Reptilien von Marocco
u. v. d. canarischen Inseln. 1 Taf. S. -A.
Frankfurt a. M. 1874. 4°.
Möhl. Dr. H. Mikroskop. Unters, einiger
Basalte Badens. 1 Taf. (S.-A. Neu. Jahrb.
f. Min. 1873.) 8».
Bütschli, Dr. 0. Beiträge z. Kennte, d.
Nervensystems d. Nematoden. 2 Taf. S.-A.
Bonn 1873. 8".
Laube, Prof. Dr. G. C. Geolog. Beob-
achtungen, gesamm. währ. d. Reise auf d.
Hansa u. in Süd -Grönland. 1 Karte. S.-A.
Wien 1873. 8°.
Naumann, Carl. Ueb. d. jüngeren Gneiss
b. Frankenberg in Sachsen. S.-A. 1873. 8°.
Geinitz, Prof. Dr. B. Bücke auf die
Wiener Weltausstellung i. J. 1S73. S.-A.
1873. 8°.
Schles. Gesellsch. f. Vaterland. Cnltur.
Sitzungsbericht v. 20. Nov. 1873. Breslau. 8°.
Acad. Roy. de Medeeine de Belgique.
Memoires couronnes et autres memoires. Coli,
in 8°. Tome II. Fase. 1. Bruxelles 1873.
Dr. Hipp. Bare IIa: De la mort subite puer-
perale consid. en general, mais particulierement
dans ses rapp. av. les maladies organique du coeur.
— Dr. F. J. Malcorps: La Grippe et ses epi-
demies.
— Bulletin. Annee 1873. Ser. 111. Tome
VII. Nr. 8—11. Bruxelles 1873. 8°.
Lefebure: La question de la prophylaxie
du cholera. — Sur la folie paralytique. — Dr.
Crocq: Les abees d. ganglions lymphatiques par
les ponetions capillaires. — Dr. Rommelaere:
ContributioH ä l'histoire des maladies hemorrha-
giques. — Dr. Desguin: Communic. sur I'appa-
rition du cholera ä Anvers et srl. marche de la
maladie.
Naturhist. Verein d. preuss. Rheinlande
u. Westphalens. Verhandlungen (nebst Cor-
resp.-Bl. u. Sitz.-Ber.). 29. Jahrg. 2. Hälfte
u. 30. Jahrg. 1. Hälfte. Bonn 1872 u. 1873. 8".
29. Jahrg. 2. Hälfte. Prof. Hosius: Beitr.
z. Keuntn. d. diluvialen u. alluvialen Bildungen d.
Ebene des Münsterschen Beckens. — Prof. Dr. E.
Taschenberg: Die dem Wein- u. Obstbau schädl.
Insecten. — Dr. M. T. Löhr: Zusammenstell, d.
phanerogam. Pflanzen a. d. Grafschaft Meisenheim
n. früheren Aufnahmen.
30. Jahrg. 1. Hälfte. Dr. I). Brauns:
Der obere Jura im Westen der Weser. — Dr. Fr.
Umber: Schädelmessungen. — Frhr. v. S pje s sen :
Beiträge z. Flora Westphalens. — M. Mels-
heimer: Beiträge z. Flora v. Neuwied u. Umgeg.
— Dr. von d. Mark: Ueb. d. Höhlenletten d.
Balver Höhle u. einige Einschlüsse derselben. —
B. Farwick: Nager u. Flattertbiere a. d. jüngeren
Höhlenlettenschichten d. Balver HöMe.
Kgl. Preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin.
Monatsberichte. Sept. u. Oct. 1873. 1 Taf.
Berlin 1873. 8°.
Peters: Ueb. e. neue Schildkröte, Cinosternon
Effeldtii. u. ein. and. neue od. weniger bekannte
Amphibien. — Ueb. d. von Dr. J. S. v. Tschtuli
beschrieb. Baträchier aus Peru. — Helmholtz:
Ueb. d. Leistungsfähigk. d. Mikroscope. — Dove:
Ueb. d. Zufückführung d. jährl. Temperaturcurve
auf die ihr zum Grunde lieg. Beding. — Ram-
melsberg: Ueb. d. Zusammensetz, der Lithion-
glimmer.
(1 — 31. Januar 1S74.)
Naturwiss. Verein zu Magdeburg. Ab-
handlungen, Heft IV. M. 4 Taf. Magdeburg
1873. 6°.
Ludw. Schneider: Wanderungen durch die
Florengebiete Zerbst, Möckern. Burg, Burgstall,
Oalvörde, Wolmirstadt, Barby u. Beruburg. während
des Sommers 1872. - Dr. Schreiber: Der Unter-
grund d. Stadt Magdeburg. — Die Thätigkeit d.
magdeburgischen Botan. Vereins.
— Dritter Jahresbericht. Magdeburgl873.8°.
Dr. med. Sachs: Ueb. d. Darwinismus. —
Dr. Schreiber: Ueb. d. Lebensgesch. d. menschl.
Eingeweidewürmer.
Kais. Akad. d. Wissensch. in Wien.
Anzeiger. X. Jahrg. 1873. Nr. 28 — 30; nebst
Titel u. Inhaltsverz. d. X. Jahrg. Wien 1873. 8°.
Hydrograph. Bureau d. Kais. Admiralität.
Hydrogr. Mittbeil. I. Jahrg. Nr. 26 ; nebst
Titel u. Inhaltsverz. d. ersten Jahrgangs. —
Berlin 1873. 4°.
— Desgl. H. Jahrg. Nr. 1 u. 2. Berl.
1874. 4°.
— Nachrichten f. Seefahrer. IV. Jahrg.
Nr. 53 ; Titel u. Inhaltsverz. d. vierten Jahrg.
Berlin 1873. 4°.
-— Desgl. V. Jahrg. Nr. 1—5. Berl.
1874. 4°.
Verein zur Beförd. d. Gartenbaues in d.
K. Preuss. Staaten. Monatsschr. 16. Jahrg.
Nr. 12 (Dec). — Berliu 1873. 8°.
— Desgl. 17. Jahrg. Nr. 1 (Jan.). Berl.
1874. S°.
Tageblatt der 46. Versamml. deutscher
Naturforscher u. Aerzte in Wiesbaden, vom
18—24. Sept. 1873. Wiesbaden 1873. 4°.
23
Mach, Trof. E. Physika!. Versuche üb.
d. Gleichgewichtssinn des Menschen. S. - A.
Wien 1873. 8°.
K. K. Geolog. Reichsanstalt in Wien.
Abhandlungen. Bd. VI (1. Juli 1873). 32 Taf.
Wien 1873. Roy.-4°.
Edro. Mojsisovics v. Mojsvär: Das Ge-
birge um Hallstatt. I. Th. Die Molluskenfaunen
der Zlambach- und Hallstätter- Schichten. 1. Heft
m. 32 Hth. Taf. enth. : Die Cephalopodeu- Genera:
Orthoceras, Nautilus. Lysoceras, Phylloceras, Sage-
ceras u. z. Th. Arcestes.
— Jahrbuch. Jahrg. 1873. Bd. XXIH.
Nr. 3 (Juli— Sept). M. Taf. VII— IX. (nebst :
Dr. Gust. Tscher mak: Mineralog. Mitth.
UI. Bd. 3. Heft.) Wien 1873. 4».
0. Feistmautel : Ueb. d. Verhältn. d. böhm.
Steinkohlen- zur Permformation. (1 Taf.) — J.
Niedzwiedzki : Basalt-Vorkommnisse im Mährisch-
Ostrauer Steinkohleubeckeu (nach d. Berichten v.
Bergrath Andree). 1 Taf. — Ant. Pelz: Ueb. d.
Vorkommen tertiärer Bildungen im oberen Mariza-
thal. 1 Taf. — Dr. Oscar Lenz: Beitr. z. Geo-
logie d. Fruska Gora in Sirmien.
Mineralog. Mittheilungen : Dr. Aristid. Bre-
zina: Das Wesen d. Krystalle. — Dr. H. Las-
peyres: Hygropholit, ein neues Mineral in der
Pinitgruppe. M. e. Tab. — Dr. J. Hirschwald:
Grundzüge e. mech. Theorie d. Krystallisations-
gesetze. — Dr. Franz Ullik: Ueb. zwei Mineralien
aus Krain (weisses Silikat u. rogenartiges Sphäro-
siderit). — A. Sehr auf: Ueber Weissbleierz.
— Verhandlungen. Jahrg.1873. Nr.ll— 13.
Wien 1873. 4°.
Dr. Stur: Braunkohlenvorkommnisse in dem
Trachytgebirge a. d. oberen Maros in Siebenbürgen.
— E. bemerkensw. Ablagertuig im Hangenden der
Congerienschichten. — K. M. Paul: Ueb. einige
neuere Braunkohlenaufschlüsse in Croatien. — Joh.
Kadavy: Eine Höhle im Berg Mnich b. Rosen-
berg in Ungarn.
Anthropolog. Gesellsch. in Wien. Mit-
theilungen. Bd. III. Nr. 7—10. Nebst Tit.
u. Inhaltsverz. Wien 1873. 8°.
Stud. med. Luschau: Ein neanderthaloider
Ungar-Schädel. — Prof. Dr. Pel. v. Strobel:
DieTerremare. Berichtigung. — Prof. Frd. Müller:
Einheit u. Mehrheit d. Ursprunges d. menschl.
Sprachen. — Dr. A. Weisbach: Die Schädelform
d. Türken. — Prof. Dr. J. Woldrich: Bericht
üb. d. Durchführ, der „urgeschichtl. Ausstellung"
d. anthrop. Ges. in Wien. ■ — Dr. M. Muth: Ueb.
d. Gräber d. Römerzeit bei Mautern.
Schles. Gesellsch. f. vaterländ. Cultur.
50. Jahresbericht vom Jahre 1872. Breslau
1873. gr. 8°.
— Abhandlungen. 1872/73. Abtb. f.
Naturw. u. Med. Breslau 1873. gr. 8°.
Dr. J. Grätzer: Ueb. d. ötfentl. Armen-
kraukenpflege in Breslau i. J. 1871. — G. Lim-
pricht: Auf d. Wasserscheide zwischen Weide
und Bartsch. Botan. Reise im Juli 1872.
— Desgl. 1872/73. Philosoph.-hist. Abth.
Breslau 1873. gr. 8°.
Grünhagen: Ueb. d. Zust. d. Handels u. d.
Industrie Schlesiens a. Ende d. 17 Jahrb. — Bo-
bertag: Ueb. einige den Robinsonadeu verwandte
Erschein, a. d. deutsch. Literatur d. 17. Jahrh. —
E. Baumgart: Ueb. d. Streit zw. Phöbus u. Pan.
— H. Grotefend: Zur Genealog, u. Gesch. d.
Breslauer Piasten.
Seitz, Prof. Dr. Franz. Die Krankheiten,
bes. das typhöse Fieber zu München i. J. 1872.
S.-A. München 1873. 8°.
Nobbe, Prof. Dr. Friedr. Die landwirth-
schaftl. Versuchsstationen. Bd. XVI, Nr. 6.
Chemnitz 1873. 8°.
Prof. Dr. Fausto Sestini: Historisches üb.
d. Absorptionskraft d. Bodens. — H. Weiske:
Not. z. Rothfärbung d. Knochen durch Krapp-
fütterung.— T. König: Die Bestimmung d. Cellu-
lose u. ihre Mängel. — C. Neubauer: Beiträge
z. qualitativen Analyse d. Weinlaubes. — James
M'Nab: Ueb. d. winterl. Farbenwechsel einiger
Cupressineen. — Dr. R. Sachsse: Ueb. einige
stickstoff halt. Verbind, d. Milchzuckers. — Dr. W.
0. Focke": Ueb. d. Vermehr, d. Weiden. — Dr.
Jul. Schröder: D. Einwirk. d. schwefligen Säure
auf d. Pflanzen.
Goeppert, Prof. Dr. H. R. Ueb. d. Folgen
äusserer Verletz, d. Bäume etc. M. 56 Holzschn.
u. einem Atlas m. 10 Taf. in fol. Breslau
1873. 8°.
Verein f. Deutsche Nordpolfahrt in Bremen.
Sitzungsberichte nebst Anlagen. 33. Versamml.
vom 20. Dec. 1873. Bremen 1873. 8°.
Kgl. Gesellsch. d.Wissensch. zu Göttingen.
Abhandlungen. XVIII. Bd. 1873. 8 Taf. u.
1 Karte. Göttingen 1873. 4°.
Physikal. Classe. K. F. IL Marx: Zur
Erbin, d. ärztl. Wirksamk. Hermann Conring's. —
Zur Beurtheil. d. Arztes Chr. F. Paulini. — Kaspar
Hofmann, ein deutscher Kämpfer f. d. Humanismus
in d. Medizin. — C. Claus: Zur Kenntn. d. Baues
u. d. Entwickl. v. Branchipüs stagnalis u. Apus
cancriformis.
Mathemat. Classe. E. Schering: Ha-
milton-Jacobische Theorie für Kräfte, deren Maass
v. d. Beweg, d. Körpers abhängt.
Histor.-philolog. Classe. G. Waitz: Die
Formeln d. Deutschen Königs- u. d. d. Köm. Kaiser-
Krönung v. 10. b. z. 12. Jahrh. — F. Wüstenfeld:
Das Gebiet von Medina.
Museo Publico de Buenos-Aires. Annales.
Entrega X y XI. (Tom. II. 4 u. 5.) Buenos-
Aires 1872/73. 4°.
24
K^l Preuss. Akad. d. Wies, zu Berlin.
Monatsbericht. November 1873. Berlin 1873. 8°.
Weber: Untersuch, üb. d. indische Schachspiel.
— Peters: Ueb. neue Saurier aus Centralamenka,
Mexico u. Australien. — Du Bois-Reymond:
Nachtrag! Bemerk, üb. aperiod. Beweg, gedämpfter
Magnete. — R i e s s : Ueb. d. Spiel der Elekro-
phormaschienen u. d. 1 •oppelinfluenz. — D o ve :
Ueb. d. baroraetr. Minimum am 22. Nov. 1873.
Geograph. Gesellsch. zu München. III.
Jahresbericht. 1871 72. München 1873. 8°.
Prof. Dr. v. Jolly: Ueb. d. Flussbette u. d.
Arbeit d. Flüsse. — Die Verwandtschaft d. indo-
german. Sprachen. — Her. üb. d. Stand d. afrikan.
Exped. — Prof. Dr. M. Haushofer: Die Eisen-
bahnkarte Mittel-Europas. — Min.-Rath Dr. Mayr:
Die Geogr. u. Altersverhältnisse d. bavr. Bevölk.
— Prof. Dr. 0. Peschel: Ueb. d. Bedeut d. Erd-
kunde f. d. Culturgeschichte. — Dr. v. Löhner:
Ungarns Gegenwart u. zuküuft. Entwickl. — Dr.
Gg. Schweinfurth: Ueb. d. Veget.- Verhältn.
einiger Länder- u. Ufergegenden d. roth. Meeres.
— Prof. Dr. Moritz Wagner: Die Natur u. d.
landschaftl. Charakter d. Andes im Vergl. m. d.
Hochgeb. Europas u. Asiens. — Prof. Dr. Zittel:
Die Vesuv-Eruption v. 26. April 1S72.
Geinitz, Prof. Dr. H. B. Mitth. a. d.
Kgl. Mineralog. Museum in Dresden f. d. J.
1872 u. 73. Dresden 1874. 4".
Do ve'sRepertorium der Physik, Bd. VIII, 1.
Berlin 1849. 8°. (Dr. W. Beetz: Die Fort-
schritte des Galvanismusi.d.Jahrenl837 — 1847.)
Beetz, Prof. Dr. W. Ueb. d. Passivität
des Eisens. (Sep.-Abdr. a. Poggendorf Annal.
Bd. 67.) Berl. u. Lpzg. 1845." 8°.
— Ueb. d. elektromotorische Kraft d. Gase.
(S.-A. aus Pogg. A. 77.) 1848/49. 8U.
— Bemerk, üb. Volta'sche Polarisation,
Zersetzungskraft und Uebergangswiderstand.
(S.-A. aus Pogg. A.) 8°.
— Ueb. d. elektromagnet. Wirkg. Volta-
scher Ströme verschied. Quellen. 1 Taf. (S.-A.
aus Pogg. A. 102.) 1857. 8°.
— Einige Bemerk, üb. d. elektromotorische
Gesetz. (S.-A. aus Pogg. A. 104.) 1858. 8°.
— Ueb. d. inneren Vorgänge, welche die
Magnetisirung bedingen. (S.-A. aus Pogg. A.
111.) 1860. 8°.
— Ueb. d. Elektricitätsltg. in Elektrolyten,
welche in Capillarröbren eingeschlossen sind.
(S.-A. a. Pogg. A. 125.) 1865. 8°.
— Ueb. d. elektrische Leitungsvermögen
d. Flüssigkeiten. 1 Taf. (S.-A. a. Pogg. A.
117.) 1862. 8°.
— Ueb. d. Farbe des Wassers. (S.-A.
aus Pogg. A. 115.) 1861. 8°.
— Ueb. d.Elektricitätsleitung durch Kohle
u. durch Metalloxyde. (S. - A. aus Pogg. A.)
1860. 8°.
— Ueb. Wasserstoffentwickl. an d. Anode.
(S.-A. a. Pogg. A. 127.) 1865. 8".
— Ueb. d. Einfluss d. Magnetisirung auf
d. Länge u. den Leitungswiderstand v. Eisen-
stäbeu. (S.-A. a.Pogg.A. 128.) März 1866. 8«.
— Ueb. d. Töne rotirender Stimmgabeln.
(S.-A. a. Pogg. A). Juni 1866. 8°.
— Ueb. Widerstandsbestimm, an Thermo-
säulen. (S.-A. a. Pogg. A. 129.) Oct.1866. 8».
— Ueb. d. Töne rotirend. Stimmgab. Zweite
Notiz. (S.-A. a.Pogg.A. 130.) Febr. 1867. 8°.
— Ueb. d. Einfl. d. Beweg, der Tonquelle
auf d. Höhe der Töne. (S.-A. a. P. A. 130.)
März 1867. 8°.
— Ueb. d. elektromotor. Kraft d. Gas-
batterie u. die voltaische Polarisation. (S.-A.
a. P. A.) Oct. 1867. 8°.
— Elektrisches Vibrations - Chronoskop.
1 Taf. (S.-A. a. P. A. 135.) Juli 1868. 8".
— Ueb. d. Messung des inneren Wider-
standes voltaischer Ketten nach der Compen-
sationsmethode. (S.-A. a. P. A. 142.) 8°.
— Kleinere Mittheilungen: Das Ste-
reoskop. (S.-A.) — Vorlesungsversuche. —
Augenmodell. 1 Taf. (S.-A.) — Apparat z.
Demonstrat. d. Geschossabweichung. 1 Taf.
(S.-A.) — Bifilarelektroscop f. Vorlesungsver-
suche. (S.-A.) — Ueb. d. Einwirk. d. Elektri-
cität auf Flüssigkeitsstrahlen. (S.-A.) — Säule
mit constantem Strom f. therapeutische Zwecke.
(S.-A.) — 8».
— Leitfaden der Physik. 4. venu. Aufl.
Berlin 1872. gr. 8°.
— Das Ohm 'sehe Gesetz mit Beispielen
seiner Anwend. in d. Telegraphie. (S.-A.) 4°.
— Der Antheil d. k. bayr. Akad. d. Wiss.
an d. Entwicklung d. Elektricitätslehre. Mün-
chen 1873. 4°.
(1-28. Februar 1874.)
Kgl. Böhm. Gesellsch. d. Wiss. in Prag.
Sitzungsbericht Nr. 7. — Prag 1873. 8°.
Dr. Leop. Geisler: 0 näfecich Litevciny.
— K. Zdhraduik: Zur Theorie d. Curveu dritter
25
Ordn. u. dritter Classe. — Z. Theor. d. Curv. dritt.
Ordu. u. vierter CI. — Dr. 0. Feis'tmantel: Ueb.
d. Kohlenkalkvorkommen b. Rothwaltersdorf in
Niederschles. u. dessen geolog. Wichtigkeit. —
Franz Stolba: Ueber chemisch -mineralogische
Gegenstände.
— desgl. Nr. 8. M. Tit. u. Index. —
Prag 1873. 8°.
Prof. Fr. Stolba: Ueb. d. Glaukonit d. Quader-
sandsteine in d. Umgeb. v. Prag. — Dr. Kalonsek:
0 spSsobu spisoväni dC-jin doby kräle Otakara IL
Ottokarem Lorenzem v dile : „Deutsche Gesch. im
13. u. 14. Jahrh." — Prof. Dr. Boficky: Ueb. d.
Kephelinphonolithe Böhmens. — Prof. Krejüi:
Ueb. Allanit u. Chondrodit. — Prof. Dr. Safa'rik:
Ueb. phys. Erforsch, d. Mondes.
Thielens, Armand. Acquisition de la flore
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Gattungen nebst ihren Arten. — 0. Brefeld:
Mucor racemosus und Hefe. — H. Christ: Zur
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Beitr. z. Kamin, d. südamorik. Olacineae und loa
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Flechten — A. Miuks: Leptogium corniculatum
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(contin. 15 & IG). — Observata lichenolog. m
Pyrenaeis oriental. — J. Reinke: Z. Kenntn. des
Rhizoms von Corallorhiza u. Epipogon. — J. Sachs:
Ueb Wachsthum u. Geotropismus aufrechter Stengel.
— F. Schultz: Beitr. z. Flora d. Pfalz. Dritter
Nachtrag. — E. Strassburger: Sind die Coniferen
gymnosperm oder nicht? (Antwort auf Eichlers
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apparates. (1 Taf.) — W. Veiten: Beweg, u. Bau
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Literatur. — H.Wawra: Beitr. z. Flora d. Hawai-
schen Inseln. — Kleinere Abhandlungen. —
Literatur.
27
Mikroskopische Physiographie der
petrographisch wichtigen Mineralien.
Ein Hülfsbuch bei mikroskopischen Gesteins-
studien von H. Rosenbusch. Mit 102
Holzschnitten u. 10 Tafeln in Farbendruck.
Stuttgart 1873. Lex.-8°. Seiten IX u. 398.
E. Schweizerbart 'sehe Verlagshandlung (E.
Koch).
Nach Verfs. Ansicht und Erfahrung ist
ein wahrhaft nutzbringendes mikroskopisches
Studium der Gesteine erst dann möglich, wenn
man eine mikroskopische Diagnose derjenigen
Mineralien geschaffen hat, welche gesteins-
bildend auftreten, und hatte Verf. insbesondere
bei Abfassung seiner so lehrreichen Arbeit den
Zweck im Auge, dem jüngeren Mineralogen
einen Leitfaden iu die Hand zu geben, mit
dessen Hülfe er sich rascher auf dem Gebiete
der mineralogischen Mikroskopie heiniisch
machen könnte. Der allgemeine Theil
dieses Buches macht mit den -Methoden mikro-
skopischer Forschungen uns bekannt ; der
specielle gibt ein möglichst klares und
genaues Bild der für die Petrographie der
]■: r y s t. a 1 1 i n i s c b e ii Gesteine wichtigen Species.
Höchst verdienstvoll erscheint auch Verfs. er-
schöpfende Literatur-Angabe vor jedem
Capitel , sowie seine umfassende Zusammen-
stellung derselben am Schlüsse des Werkes,
gleich werthvoll für den Fachmann wie für
den Studirenden. — Der allgemeine Theil
enthält die Definition, die historische
Einleitung und die Herstellung des
Beobachtungsm at erials. Nach Verf. stellt
sich die mikroskopische Physiographie der
gesteinsbildenden Mineralien die Aufgabe, die
Kennzeichen anzugeben, vermittelst welcher
man die genannten Mineralien im Dünnschliffe
bei durchfallendem Lichte unter dem Mikro-
skope ihrer Species nach bestimmen kann.
Sie selbst zerfällt in zwei Theile: einen all-
gemeinen, worin die Methoden untersucht
werden, nach welchen man die drei grossen
Classen der morphologischen, physika-
lischen und chemischen Eigenschaften
der Mineralien auch der mikroskopischen Dia-
gnose dienstbar machen kann ; — und einen
speciellen, angewandten, welcher die
eigentliche Beschreibung der Mineralspecies,
wie sie sich unter dem Mikroskope darstellen,
enthält. — Schon im 17. Jahrhunderte haben
einzelne Forscher die Eigenschaften anorgani-
scher Körper durch das Mikroskop kennen zu
lernen gesucht, somit bald nach der Erfindung
des zusammengesetzten Mikroskops. Die ausser-
ordentliche Wichtigkeit der morphologischen
Eigenschal ten für die makroskopische Be-
stimmung der Mineralien verringert sieh in
höchst missliebiger Weise bei der Untersuchung
derselben unter dem Mikroskope. Nur iu ver-
einzelten Fällen, nämlich bei den krystallini-
schen Interpositionen, erblickt mau unter dem
Mikroskope Krystallkörper ; sonst hat man es
nur mit Krystalldnrchsehnitten zu thun. Bei
mikroskopischen Messungen von linearen Di-
mensionen bedient man sich des Ocular-
mikrometers, so wie auch hie und da der-
selbe zu Winkelmessungen verwerthet werden
kann. Zu den äusseren Anomalien der Krystall-
bildung in der Gestalt unter dem Mikroskope
gehören jene Störungen, die während der kry-
stalhnischen Erstarrung selbst sich entwickelten,
und die, welche derselben nachfolgten, bedingt
durch später eintretende äussere Verhältnisse
von Druck und Temperatur. Zu der Gruppe
von Störungen in der krystallinischen Regel-
mässigkeit gehören in erster Reihe die in
vulkanischen Gesteinen gar nicht seltenen Zer-
brechungen von Krystallen und damit verbun-
dene Verschiebung ihrer Theile zu einander.
Bei den Discontinuitäten der Krystall-, resj}.
Miueralsubstanz unterscheidet Verf. zwischen
Discontinuitäten im strengeren Sinne und eigent-
lichen Interpositionen. Zu den ersteren rechnet
Verf. jene Hohlräume in den Mineralien, welche
man Luft- und Gasporen nennt; zu letzteren
jene Räume der Mineralien, die von fremder
4*
28
Mineralsubstanz festen oder flüssigen Aggregat-
zustandes unterbrochen werden. Hierher ge-
hört eine Reihe von Erscheinungen ; so haben
die Interpositionen bei starrem Aggregatzu-
stande z. B. eine wesentliche polygonale, auf
Krystallformen zurückzuführende Umgrenzung ;
hingegen ermangeln den nicht individualisirten
starren Interpositionen in den Mineralien nicht
nur der gesetzmässigen wesentlichen Form,
sondern auch jeder krystallinischen Structur.
Eine weitere häufige Beobachtung unter dem
Mikroskopie ist auch die Zwillingsbildung, und
werden in den pyrogenen Gesteinen oft auch
amorphe Körper gefunden , indem sie häufig
die Hauptmasse dieses Gesteines bilden. —
Aus dem Abschnitte: „Optische Eigen-
schaften" heben wir die wichtigsten Sätze
über die optischen Erscheinungen in doppelt
brechenden Mineralblättchen hervor, sie heissen :
1) Doppeltbrechende Blättchen verhalten sich
zwischen gekreuzten Nicols oder andern Polari-
sationsvorrichtungen genau so, wie einfach
brechende, d. h. sie bleiben bei einer ganzen
Horizontaldrehung dunkel, wenn sie senkrecht
zu einer optischen Axe geschnitten sind, mögen
sie optisch einaxig oder zweiaxig sein. 2) Sind
sie nicht senkrecht zu einer optischen Axe ge-
schnitten, so zeigen sie im Allgemeinen zwischen
parallelen und gekreuzten Xicols Farbenerschei-
nungen. 3) Bei parallelen Micols sind sie hell
und bei gekreuzten dunkel, sobald eine Elasti-
zitätsaxe in ihnen mit dem optischen Haupt-
schnitte des Polarisators zusammenfällt, was bei
einer vollen Horizontaldrehung des Blättchens
vier Mal eintritt. 4) Bilden bei gekreuzten
Nicols die Elastizitätsaxen in der Fläche des
Blättchens irgend welche Winkel mit dem
optischen Hauptschnitte des Polarisator, so ist
das Gesichtsfeld farbig. Und zwar wechselt
die Farbe bei einer Horizontaldrehung des
Blättchens der Intensität nach, nicht der Art
nach. Das Maximum der Intensität tritt ein,
wenn die Elastizitätsaxen des Blättchens um
45° zu den optischen Hauptschnitten der Xicols
geneigt, sind. 5) Dasselbe Blättchen zeigt
zwischen parallelen Xicols die Complementär-
farbe mit in gleicher Weise bei Horizoutal-
drehung wechselnder Intensität. 6) Diese
Farbenerscheinungen beruhen auf Interferenz
der durch Doppelbrechung im Blättchen ent-
standenen Strahlen ; sie hängen ab : — a) von
den Brechungsexponenten der Substanz oder
der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Lichtes
in derselben, so dass gleich dicke Blättchen
verschiedener Substanzen verschiedene Farben
zeigen ; — b) bei einer und derselben Substanz
hängen sie von der Lage des Schnitts ab, weil
bei doppeltbrechenden Substanzen die Aether-
elastizität nach verschiedenen Richtungen ver-
schieden ist ; — c) bei der gleichen Substanz
und gleicher Schnittlage hängen sie von der
Dicke des Blättchens und der Lage seiner
Schwingungsebenen zum optischen Hauptschnitt
des Polarisator ab. — Bei stauroskopischer
Beobachtung charakterisiren sich nach Verf.
die verschiedenen Krystallsysteme in folgender
Weise: 1) Ist das untersuchte Blättchen amorph
oder regulär, so wird das Kreuz unverändert
an seiner Stelle bleiben; möge die Lage des
Blättchens sein, welche sio wolle. 2) Ist das
Mineralfragment quadratisch oder hexagonal
und die normirte Kante parallel oder senkrecht
zur Hauptaxe, so ist das Kreuz unverändert
beim Nullpunkt ; im zweiten Falle ändert auch
eine Drehung des Krystallträgers nichts an der
Interferenzfigur. Ist das Blättchen nicht in
genannter Weise normirt, so rnuss man den
Krystallträger um einen bestimmten Winkel
drehen, damit die Interferenzfigur in der nor-
malen Stellung scharf auftrete. Sobald dieses
der Fall ist, hat man Parallelismus zwischen
der Schwingungsebene des Polarisator und der
Hauptaxe oder einer zu ihr senkrechten Rich-
tung im Krystallblättchen, denn das ist die
Lage der Elastizitätsaxen in optisch eiuaxigen
Körpern. Demnach steht dann das Kreuz auf
jeder Pyramidenfläche parallel der Höhenlinie
oder rechtwinklig zu der Mittelkante, auf jeder
29
Rhomboidarfläche parallel den Diagonalen.
3) Da im rhombischen System die drei Elasti-
zitätsaxen mit den krystaUographischen zu-
sammenfallen, so erklärt es sich von selbst,
dass bei Einstellung auf den Nullpunkt das
Kreuz unverändert in seiner Lage bleiben muss,
sobald irgend eine Kante der untersuchten
Lamelle , die einer krystaUographischen Axe
parallel ist, nach den eingravirten Strichen
normirt wurde. Hat die Kante nicht diese
Lage, so muss man zum Wiederherstellen der
Interferenzfigur um denjenigen Winkel drehen,
den diese Kante mit einer Elastizitätsaxe macht.
4) Im klinorhombischen System füllt nur noch
(he Orthodiagonale mit einer Elastizitätsaxe
zusammen. 5) Da im klinorhomboidischen
Systeme keine krystallographische Axe mehr
einer optischen Elastizitätsaxe entspricht , so
wird stets, wenn man das untersuchte Object
nach einer Krystallaxe normirte, die Interferenz-
figur gestört erscheinen und erst dann wieder
auftreten, wenn durch Drehung eine Elastizitäts-
axe parallel der Schwingungsebene des Polari-
sator gelegt wurde. Es versteht sich aber von
selbst, dass jedesmal, wenn das Kreuz da ist,
also eine Elastizitätsaxe parallel der Schwing-
ungsaxe des Polar isator liegt, eine andere
gleichzeitig parallel dem optischen Hauptschnitt
des Analysator ist. — Die Besprechung der
„Chemischen Eigenschaften" in Kürze
macht den Schluss des allgemeinen Theiles. —
Den speciellen Theil seines Werkes be-
ginnt Verf. mit einer „Einleitung", welcher
die „Classification der Mineralien " und der
„Optische Schlüssel zu den Mineralien" nach-
folgen. Verf. hat auch zur bequemeren Ueber-
8icht die optischen Unterscheidungsmerkmale
und die daraus zu ziehenden Schlüsse tabella-
risch, wie folgt, zusammengestellt: I. Durch
die ganze Substanz hin herrscht absolut gleiches
optisches Verhalten oder, wenn verschiedenes,
so sind die optisch verschiedenen Stellen gerad-
linig gegen einander abgegrenzt (Zwillinge)
einheitlich homogen. 1) In allen Hori-
zontallagen aller Durchschnitte derselben Sub-
stanz tritt bei gekreuzten Nicols Dunkel ein;
die Interferenzfigur der eingeschobenen Calcit-
platte bleibt unverändert bei einer vollen Dreh-
ung des untersuchten Blättchens in seiner
eigenen Horizontalebene isotrop, la) Die
Durchschnitte sind nicht geradlinig polygonal
umgrenzt und zeigen keinerlei geradlinige An-
deutungen einer krystallinischen Structur
amorph, lb) Die Durchschnitte sind gerad-
linig polygonal, sie zeigen Spaltungslinien oder
sonstige Andeutungen krystalliuischer Structur
regulär. 2) Nicht alle Durchschnitte
sind in allen Lagen zwischen gekreuzten Nicols
dunkel; die Calcit-Interferenzfigur zeigt Stö-
rungen anisotrop. 2a) Die mehr oder
weniger regelmässigen quadratischen Durch-
schnitte verhalten sich wie isotrope Blättchen
quadratisch optisch einaxig;
2b) die hexagonalen Durchsshnitte verhalten
sich wie isotrope Blättchen hexagonal
optisch einaxig; 2c) kein Durchschnitt
verhält sich im Allgemeinen wie ein isotropes
Blättchen, aber die Calcit-Interferenzfigur er-
scheint normal jedesmal, wenn irgend eine der
krystaUographischen Axen mit einem der Nicol-
hauptschnitte parallel ist rhombisch
optisch zweiaxig; 2d) für zwei Axen ist
dieses nicht mehr der Fall klinorhom-
bisch zweiaxig; 2 e) für keine Axe ist dieses
mehr der Fall triklinisch optisch
zweiaxig. II. Verschiedene Theile der Sub-
stanz verhalten sich optisch verschieden ; bei
keiner Horizontallage zwischen gekreuzten
Nicols wird der ganze Durchschnitt dunkel,
und die optisch verschiedenen Theile setzen nicht
geradlinig an einander ab Aggregate.
— Hieran reiht Verf. seine specielle, kritisch
beleuchtende und sichtende Beschreibung der
einzelnen Mineralien, mit den amorphen Kör-
pern beginnend, dann der Minerahen des regu-
lären, quadratischen, hexagonalen, rhombischen,
klinorhomboidischen Systems , und schliesslich
der homogenen krystallinischen Aggregate.
30
Den Schluss dieses so werthvollen Werkes
machen ein „Namen-Register", „Berichtigungen"
und ein „Verzeichniss der Abbildungen auf den
10 Tafeln", durch welche der Werth mikro-
skopischer Beschreibungen wesentlich erhöht
wird, in specie hier, wo sie in möglichster
Reichhaltigkeit dem Leser geboten werden, und
Verf. nur solches Material als Object zu den
Zeichnungen gewühlt hat, welches unschwer
für Jeden zu beschaffen ist, damit der Lernende
an selbstangefertigten Präparaten nach Anlei-
tung des Buches seine Beobachtungen und
Studien machen könne; dessen ungeachtet muss
aber Jeder, wer mikroskopische Mineralogie
lernen will, nach Verfs. Anschauung an den
Schleiftisch und an das Mikroskop ! Ausstat-
tung wie Druck sind der bekannten Stuttgarter
Firma bei entsprechendem Preise würd
Dr. A. Besnard.
S. Gas 011, The Dieyerie Tribe of Australian
Aborigiiies edited by G. Isaacs. Adelaide
1874. 8U.
Wer mit ethnographischen Untersuchungen
über die Urbevölkerung Australiens sich beschäf-
tigt hat, wird das hier angeführte, der Akademie,
durch Hrn. Dr. B. Schomburgk in Adelaide
zugegangene Werkchen ohne Zweifel willkommen
heissen; denn es ist ja hinreichend bekannt, wie
wenig zuverlässige Berichte über dieselbe jetzt
uns zukommen, da diejenigen Australier, welche
zerstreut unter den europäischen Hirten leben,
ihren nationalen Zusammenhang und ihre ur-
sprünglichen Eigentümlichkeiten ganz auf-
ben haben, diejenigen aber, welche das
nicht gethan haben und noch in der alten
Wildheit und den alten Verhältnissen fortleben,
sich vor den Europäern tief in die Wildnisse
ihrer Heimath zurückziehen, so dass sich über-
haupt selten Gelegenheit bildet, sie zu be-
obachten, zumal da ihre Unstetheit und das
Umherziehen , au das sie nun einmal gewöhnt
sind, solche Beobachtungen erstaunlich erschwert.
Wenn man daher, um Kunde über sie zu er-
halten, auf ältere Berichterstatter, sogar noch
auf die zurückgehen muss , welche sie bei der
Gründung der ersten europäischen Niederlass-
ungen kennen lernten und engere Verbindungen
mit ihnen anzuknüpfen im Stande waren , als
das jetzt möglich ist, so wird man die Nach-
richten eines Mannes , der einen noch in der
alten Wildheit lebenden Stamm genauer zu
beobachten Veranlassung hatte, gewiss mit
Freuden aufnehmen.
Dass der Verfasser im Staude war, solche
Berichte zu liefern, kann nicht bezweifelt
werden. Als Polizeibeamter hat er neun Jahre
lang in einem der entlegensten Weidedistricte
des nördlichen Australiens gelebt, beauftragt,
die Hirten und ihre Heerden gegen die Ein-
geborenen zu schützen; es konnte ihm demnach
nicht an Gelegenheit fehlen, mit ihnen in die
engsten Berührungen zu kommen und die seinen
Wohnsitz umgebenden Stämme, den Stamm
Dieyerie und drei andere ihm nahe verwandte,
welche das Land zwischen dem See Pando. den
die Hirten Hope nennen, und den Eyrosee be-
wohnen, genauer kennen zu lernen. Es fragt,
sich nur, ob er der Mann war, von dem man
Genügendes erwarten konnte. Dass man auf
eine wissenschaftliche Ordnung des Stoßes und
eine dem entsprechende Darstellung nicht rech-
nen kann, ist von selbst klar; allein es erregt
gerechtes Bedenken, wenn der Verfasser mit
einer Charakterschilderung der betreffenden
Australier beginnt, wonach er sie auf das
Aeusserste boshaft, verrät herisch , hinterlistig,
lügenhaft darstellt, kurz sie mit so dunklen
Farben schildert, wie es nur möglich ist, und
ihnen höchstens drei Tugenden zuschreibt:
Gastfreiheit, Ehrfurcht vor dem Alter und
Liebe für die Kinder. Es ist freilich nicht
schwer, in dieser abschreckenden Darstellung
die ganze Abneigung und die, man möchte
sagen, fast unvertilglichen Vorurtheile zu er-
keunen, mit denen die europäischen Australier
31
die in der angestammten Rohheit hartnäckig
verharrenden, alle höhere Bildung energisch
von sich weisenden Ureinwohner betrachten ;
wie geringen Grund diese Vorurtheile gerade
in dem vorliegenden Falle haben, dafür liefert
den Beweis die Freundlichkeit und Zuvorkommen-
heit, ja die Zartheit, mit welcher die Bewohner
des unteren Cooperthals den unglücklichen, nach
Burke's und Willi' s Tode zurückgebliebenen
und dem Hungertode nahen King bei sich auf-
nahmen, mit dem Notlügen versahen und so
lange unterhielten und verpflegten , bis seine
Landsleute ihn abholten. Und wenn diejenigen,
welche so freundlich den armen Menschen be-
handelten, auch nicht zum Dieyeriestamme ge-
hörten, so waren sie doch Glieder eines Stammes,
der nur wenige Meilen östlicher lebt und sich
daher von jenem wenig unterscheiden wird.
Wenn daher Gason's Grundansicht über
diese Menschen eine durch solche Vorurtheile
getrübte ist, so hat das zum Glück seinen
übrigen Mittheilungen nichts geschadet, sie viel-
mehr weiter nicht berührt. Er berichtet, was
ihm Interessantes und Merkwürdiges an den
Australiern erschienen ist, in einfacher, un-
befangener Weise, und wenn er auch Einzelnes
vielleicht nicht richtig aufgefasst und verstanden
haben mag, so müssen wir ihm doch für seine
Mittheilungen aufrichtig Dank wissen ; seine
Berichte sind in der That überaus interessant,
zuverlässiger und gründlicher als die andern,
die mit viel grösseren Ansprüchen auftreten,
und sie sind um so gründlicher, da es ihm in
seiner amtlichen Stellung nothwendig gewesen
ist, sich mit der von den betreffenden Stammen
gesprochenen Sprache bekannt zu machen. Eine
wissenschaftliche Ordnung des Einzelnen ist
begreiflich seine Sache nicht gewesen. Das
Werkehen zerfällt in vier Kapitel, von denen
das erste einen kurzen Bericht über Land und
Leute, Traditionen, Eintheilung in Stämme und
Familien, Ernährung, das zweite eine Sammlung
von allerhand t-igenthümlichen Sitten und Ge-
bräuchen, die dem Verfasser auffallend erschienen
sind, enthält, während im dritten die haupt-
sächlichsten Thiere und Pflanzen, die Waffen
und Schmuckgegenstände mit den ihnen von
den Eingeborenen gegebenen Namen mitgetheilt
werden , und das letzte von der Sprache der
Dieyerie handelt und freilich wenig mehr als
ein ausführliches Vocabular enthält , aber den-
noch einer der wichtigsten Abschnitte des Werk-
chens ist, das wir Denjenigen, welche sich für
ethnographische Untersuchungen interessiren,
um so mehr empfehlen, da es wohl nur selten
seinen Weg nach Europa finden wird.
Mei nicke.
Die Holländische Gesellschaft der
"Wissenschaften zu Haarleni
hat in ihrer 122. allgemeinen Versammlung
am 16. Mai d. J. Herrn Professor Dr. August
Kekule in Bonn die grosse goldene Huygens-
Medaille zuerkannt und zugleich für den
1. Januar 1876 folgende Preisaufgaben gestellt:
I. On demande des recherches exactes
concernant le pouvoir dissolvant de l'eau et
de l'eau chargee d'acidc carbonique pour le
gypse, le calcaire et la dolomie, ä des tempera-
tures et des pressions differentes, et dans le
cas de la presence simultanee du sei marin et,
d'autres sels solubles tres repandus dans la
nature.
II. On demande des recherches exactes
concernant le pouvoir dissolvant de l'eau et
de l'eau chargee d'acide carbonique pour la
silice et les Silicates naturels les plus communs,
ä des temperatures et des pressions differentes,
et dans le cas de la presence simultanee du
sei marin et d'autres sels solubles tres repandus
dans la nature.
HI. Soumettre ä une nouvelle etude la
structure des reins des mammiferes, speciale-
nient en ce qui concerne le revetement epithelial
dans les differentes parties des tubes renaux.
32
IV. II parait resuiter des travaux recents
que les paptones de differentes matieres albu-
minoides sont des nielanges de substances en
partie dejä connues et en partie encore in-
connues. On demande im exaruen critique de
ces travaux, couiplete par des recherches per-
sonnelles sur la meine question.
V. Determiner exactement , en unites de
Weber, la resistance d'une colonne de mercure
de un metre de longueur et de im millimetre
carre de section, ä 0°. Toutes les mesures
relatives ä eette determination devront etre
communiquees d'une maniere aussi couiplete que
possible.
VI. Faire mieux connaitre, par des ex-
periences soignees , le rapport entre les deux
espeees d'unites electriques, unites electro-
magnetiques et unites eleetro-statiques. Toutes
les mesures relatives k cette determination
devront etre communiquees d'une maniere aussi
couiplete que possible.
VII. On demande de nouvelles experiences
concernant l'influeuce de la pression sur l'action
chimique.
Die Abhandlungen können in holländischer,
französischer , lateinischer , englischer , italieni-
scher oder deutscher Sprache verfasst ; sie
müssen leserlich, nicht mit deutschen Buch-
staben und nicht von dem Verfasser selbst ge-
schrieben sein. Sie sind in der gewöhnlichen
Weise anonym und mit einem Wahlspruch be-
zeichnet, von einem verschlossenen Briefe be-
gleitet , der äusserlich denselben Wahlspruch
und im Innern den Namen des Verfassers trägt,
bis zum angegebenen Termine portofrei an den
Sekretär der Gesellschaft, Herrn Professor
E. II. v. Baumhauer zu Haarlem, einzusenden.
Der Preis für eine befriedigende Beantwortung
einer jeden der obigen Fragen besteht in der
goldenen Medaille der Gesellschaft oder in dem
Werthe derselben von 150 Guld. holl., welche
Summe, falls die Arbeit dessen würdig erachtet
wird, verdoppelt werden kann. — Das Verlags-
recht der gekrönten Abhandlung fällt der Ge-
sellschaft anheim. —
Das Bernoullianum,
eine Anstalt für Physik, Chemie und Astro-
nomie an der Universität zu Basel, wurde am
2. Juni d. J. eingeweiht. Bei dieser Gelegen-
heit veröffentlichten die Prof. Eduard Hagen-
bach und Julius Piccard eine Festschrift (Basel.
C. Schultze. 1874. 4°. 22 u. 35 p. o. d. TA
die uns zwar keine näheren Nachrichten über
die Entstellung, Einrichtung und Bestimmung
der Anstalt, aber vom Ersterem : Aphorismen
zur Molekularphysik, und von Letzterem : Mit-
theilungen aus dem chemischen Laboratorium
der Universität Basel: Ueber das Chrysin und
seine Derivate und über das Tectochrysin , so
wie von H. Hagenbach: über zwei andere
Bestandtheile der Pappelknospen , und von
A. Kiggenbach : über die Krystallform des
Trinitro-Resorcin bringt. —
Die G-eneralversammlung
des Deutschen und des Oesterreichischen Alpen-
vereins findet in den Tagen vom 27 — 30. Aug.
d. J. in Kempten statt, und haben die Baye-
rischen Staats- und Ostbahnen den hieran theil-
nehmenden Mitgliedern Retourbillete mit ver-
längerter Gültigkeitsdauer (bis 6. Sept. incl.)
zugestanden. A. A. Z.
Die 4. Abhandlung des 36. Bandes
der Nova Acta:
Dr. H. Moehl: Die Basalte und Phonolithe
Sachsens. 27 B. Text und 3 chromolitho-
graphische Tafeln. Pr. 3 Thlr. 18 Ngr.
ist erschienen und durch die Verlagshandlung
von Fr. Fromniann in Jena zu beziehen.
AbgeschU-saeu den 30. Juni 1374.
Druck von E. Blochmann & Sohn in Dresden.
NUNQUAM J£$mffl*ri* OTIOSUS.
LEOPOLDINA
AMTLICHES ORGAN
DER
KAISERLICH LEOPOLDINISCH- CAROLINISCHEN DEUTSCHEN
AKADEMIE DER NATURFORSCHER
HERAUSGEGEBEN UNTER MITWIRKUNG DER ADJUNCTEN VOM PRÄSIDENTEN
Dr. W. F. G. Behn.
Dresden. Heft X. Nr. 5—6. Juli 1874.
Inhalt: Amtliche Mitteilungen : Beiträge zur Kasse der Akademie. — Veränderungen im
Personalbestande der Akademie. — Hugo von Mohl f.
Eingegangene Schriften. — Die Verwüstungen der Phylloxera vastatrix in Frankreich.
— Versammlung der Deutschen geologischen Gesellschaft. — Versammlung der Deutschen
anthropologischen Gesellschaft. — Versammlung Deutscher Naturforscher. — Anzeige.
Amtliche Mittlieilimgen.
Beiträge zur Kasse der Akademie.
Juli 8. Von Herrn Oberstudienrath Dr. v. Plieninger in Stuttgart, Beiträge
für 1873 und 74 4 — Thlr. Sgr.
, 8. „ „ Dr. Guido Weiss in Berlin, desgl. für 1874 und 75 4 „ — „
22. „ „ Dr. J. G. Schweikert, prakt. Arzt in Breslau, Beitrag
für 1874 2 „ — „
„ 6 u. 27. Von Hrn. Hofr. Dr. Karl v. Scherzer in Smyrna, Eintrittsgeld
und Ablösung der Jahresbeiträge f. d. Leop. . . 30 „ 15 „
Dr. Behn.
Leop. X. 5
34
Veränderungen im Personalbestande der Akademie.
Neu aufgenommenes Mitglied :
No. 2139. Am 27. Juli 1874 Herr Dr. phil. Karl Heinrich Ritter von Scherzer, Ksl. Kgl.
Hofrath und General-Consul für Oesterreich-Ungarn in Smyrna. — Zur Zeit im
Auslande. — Fachsektion 8 für Anthropologie, Ethnologie und Geographie.
Dr. Behn.
Hugo von Mohl*) .
(Mitgl. d. Ak. seit d. 10. Juli 1832, cogn. Christian Wollt', zum Adjunkten ernannt d. 25. Jan. 1867)
wurde am 8. April 1805 zu Stuttgart**) geboren. Sein Vater, Benjamin Friedrich v. Mohl
(geb. 4. Jan. 1766, gest. 14. Aug. 1845), ein Enkel des berühmten Staatsgelehrten Joh. Jak.
Moser, begann seine Laufbahn als Professor an der Carlsschule, der er auch seine Ausbildung
verdankte, und ward dann württembergischer Regierungsrath . später Staat srath, Regierungs-
Präsident in Ellwangen , war eine Zeit lang mit dem Ministerium des Innern und des Cultus
betraut, und zuletzt Präsident des Oberconsistoriums und ein langjähriges Mitglied und erster
Secretär der Kammer der Standesherren. Die Mutter, eine Schwester des Tübinger Professors
der Medicin und Kanzlers Antenrieth, war eine Frau von seltenen Gaben des Geistes und des
Herzens, ebenso ausgezeichnet als erfahrene, pflichttreue Hausfrau, als geeignet, in der Gesell-
schaft eine Rolle zu spielen. — Dieser Ehe entsprossen fünf Söhne, von denen vier (der fünfte
iand nach eben vollendetem Universitätsstüdium einen frühen Tod) in den verschiedensten
Stellungen auf dem Gebiete des wissenschaftlichen und Staatslebens sich hohe Anerkennung
erwarben. ***)
Hugo war der vierte der Brüder und der besondere Liebling seines Vaters.
Die häusliche Erziehung war einfach, sorgfältig, streng geordnet, aber liebevoll.
Während der vielbeschäftigte Vater sorgsam das Lernen der Kinder überwachte, fiel die sitt-
liche Erziehung vorwiegend der Mutter zu , die sich derselben mit ebenso seltener Begabung,
wie mit aufopferndster Hingebung unterzog. —
Die Brüder erhielten ihre wissenschaftliche Vorbildung auf dem Gymnasium zu Stutt-
gart, auf welchem vorwaltend die alten Sprachen betrieben wurden. Hugo's Neigung wandte
sich aber frühzeitig mit seltenem Ernste den Naturwissenschaften zu. Da dieser Trieb auf der
*) Die Bemühungen der Akademie, zuverlässige und ausführliche Lebensuachricliten über den
Verewigten von seinen Angehörigen zu erhalten und dadurch in die Lage zu kommen, gleich nach dem
Tode seinem Andenken einen Nekrolog zu widmen, sind leider ohne Erfolg geblieben. Wir waren daher
angewiesen, zerstreut liegende Materialien, so weit sie uns zugänglich waren, zu sammeln, und verweisen
grösstenteils auf die in der ..Botanischen Zeitung. Nr. 31 vom 2. Aug. 1872" und in den ..Württemb.
naturwissenschaftl. Jahresheften, 29. Jahrg. 1. Heft, p. 41" (von Prof. Ahles) enthaltenen biographischen
Aufsätze. —
**) Nach Ahles zu Reutlingen.
***) Der älteste, Robert, geb. 17. Aug. 1799, ist der später in hohe Staatsämter übergegangene
frühere Staatsrechtslehrer zu Tübingen und Heidelberg (vom 25. Septbr. 1848 bis 17. Mai 1849 Reichs-
minister der Justiz); — der zweite, Julius, geb. 28. Oct. 1800, ward Orientalist. Mitglied des Französ.
Instituts und Professor am College de France; — der dritte. Moriz, geb. im Jahre 1802. ist der un-
ermüdlich thätige und durch seine Wirksamkeit in den verschiedensten politischen Versammlungen (der
Nationalversammlung in Frankfurt am Main, der Württembergischen Kammer, wie der Reichstage) all-
gemein bekannte Nationalökonom.
35
Schule keine Nahrung fand, so führte er ihn zu Privatstudien. — Die Zeit, in welcher Andere
den Spielen nachgingen, verbrachte er mit Botanisiren, Sammeln von Minerahen und physika-
lischen Experimenten. Dafür war ihm kein Weg zu anstrengend, keine Stunde zu früh und
kein Wetter, falls es nur seinem Zwecke Erfolg versprach, zu ungünstig.
Dabei zeigte sich noch die Eigen thümhchkeit, dass es ihm besonders daran lag, sich
die Hülfsmittel, die er dazu brauchte, selbst zu bereiten. Einen Elektrophor hatte er geschenkt
bekommen, und er baute nun mit Hülfe eines Handwerkers eine Elektrisirmaschine. Da die
Loupen, welche er zur Untersuchung seiner Pflanzen und Mineralien brauchte, ihm nicht ge-
nügten, versuchte er, sich selbst Gläser zu schleifen und bessere Mikroskope zu verfertigen.
Dabei erkannte er denn wieder die Nothwendigkeit mathematischer und optischer Studien als
Hülfsmittel für seine naturwissenschaftlichen Bestrebungen und widmete sich nun der Mathe-
matik und den verwandten Wissenschaften mit solchem Eifer, dass er sich noch als Gymnasiast
Euler's Optik völlig zu eigen machte. —
Diese Neigung, sein mechanisches Talent für seine wissenschaftlichen Studien zu ver-
werthen und auf immer neuen Wegen zu vervollkommnen, beliielt Mohl während seines ganzen
Lebens. In seiner Wohnung befanden sich eine Drechselbank und zahlreiche andere praktische
Hülfsmittel und Geräthschaften. „Ich habe meinen Lebensberuf verfehlt, ich hätte Optiker
werden sollen," konnte man ihn oft im Scherze sagen hören. — Die mikroskopische Präpara-
tion beschäftigte ihn anhaltend, und sauberere mikroskopische Präparate als die seinigen dürften
schwer zu finden sein. —
Aber nicht bloss mit seinen Instrumenten, auch mit seinen literarischen Hülfsniitteln
schlug er einen ähnlichen Weg ein. Er beschäftigte sich ernstlichst mit den neueren Sprachen,
selbst mit den minder allgemein bekannten , wie dem Holländischen und den Skandinavischen ;
und wenn ein Werk in einer von ihm nicht genügend beherrschten Sprache für ihn Bedeutung
gewann, so nahm er sofort seine Sprachstudien wieder auf, um es im Originale lesen zu können.
In seinem 19. Lebensjahre, im Herbste 1823, bezog Hugo Mohl die Universität
Tübingen, an welcher er seine ganze Studienzeit verbrachte. Er wählte das Studium der
Medicin und betrieb deren sämmtliche Disciplinen auf das Eifrigste und Gründlichste. Nach
fünfjährigem Aufenthalte auf der schwäbischen Hochschule, welcher im August 1828 mit einem
glänzenden Staats- und Doctorexamen abgeschlossen wurde, sollte eine mehrjährige Reise die
erworbene Ausbildung vervollständigen. Es war des Vaters Meinimg und Wunsch, dass Hugo
Mohl bei der praktischen Medicin, speciell der Chirurgie, bleibe; allein der Sohn dachte anders,
und der Vater Hess „eigentlich mit melu- Verwunderung als Widerstreben" seinen Liebling
gewähren. Hugo begab sich zuerst nach München, und gleich hier wurde der junge Gelehrte
durch den Verkelir mit bedeutenden gleichstrebenden Männern, wie Schrank, v, Martius,
Zuccarini, Steinheil, und jedenfalls weit mehr noch durch das für die damalige Zeit reiche,
ihm zur Bearbeitung dargebotene Material derart gefesselt, dass aus dem Besuch ein mehr-
jähriger, allerdings durch öftere und längere Alpenreisen unterbrochener Aufenthalt wurde.
Auch seine technischen und namentlich die optischen Neigungen fanden hier Nahrung. —
Mohl hatte bereits als Student in Tübingen eine Preisfrage über den Bau und das
Winden der Banken und Schlingpflanzen beantwortet, die indess den Preis nicht erhielt. Es
waren zwei Antworten eingelaufen, die die beurtheilende medicinische Fakultät beide für gleich
belohnungswerth hielt, und das Loos entschied für seinen Mitbewerber Palm. Beide Arbeiten
sind 1827 gedruckt worden, und das Urtheil der Botaniker giebt der Mohl'schen Arbeit den
5*
36
Vorzug. Auch die Doktordissertation Molil's war botanischen Inhalts, über die Poren des
Pflanzenzellgewebes. Indess die Epoche machenden Arbeiten begannen erst in München , und
diese, die Palmenanatomie, die Anatomie des Farnstammes und der Cycadeen, erwarben dem
Verfasser so schnell Anerkennung, dass er bereits im Jahre 1831 zum ersten Adjunkten des
Kais, botanischen Gartens in St. Petersburg ernannt wurde. Mohl trat diese Stellung jedoch
nicht an, wegen der an ihn fast gleichzeitig ergangenen Berufung zum Professor der Physiologie an
der damaligen Akademie zu Bern, welchem Rufe er 1832 folgte. — 1834 an die neubegründete
Berner Universität übergegangen, kehrte er schon im Frühlinge 1835, nach Schübler's Hin-
scheiden, als Professor der Botanik an die heimathliche Hochschule zurück. —
Bis an sein Ende, 37 Jahre lang, blieb nun Mohl in dieser Stellung, manche glän-
zende Laufbahn ausschlagend, allein den Interessen der Universität und seinen wissenschaft-
lichen Arbeiten, hauptsächlich auf dem Gebiete der Pflanzen-Anatomie und Physiologie, lebend,
die seinen Namen bald zu einem der gefeiertsten unter den Botanikern machten und seine
Aufnahme in fast alle Akademien und naturwissenschaftliche Gesellschaften veranlassten.
— Nur Ferienreisen, für welche er besonders gern die Schweiz, Italien und den
benachbarten Schwarzwald wählte, Badereisen oder zur Herstellung seiner Gesundheit noth-
wendiges längeres Verweilen in milderem Klima führten ihn von Zeit zu Zeit aus Tübingen
fort. Mohl litt nämlich seit 1843 mehrfach an hartnäckigen katarrhalischen Afl'ectionen, zu
denen sich später zum Theil bedenkliche Erkrankungen, z. B. Pleuritis und nach einem Ruhr-
anfall ein Leberleiden gesellte, aber im Ganzen erfreute er sich einer kräftigen Gesundheit und
geistiger Frische. Seit Anfang Mai 1871 fiel den Tübinger Collegen eine ungewöhnliche Zurück-
gezogenheit und Vorsichtigkeit des nach wie vor rüstigen Mannes auf. Mohl selbst schrieb
darüber unterm 20. April 1871 : „Vor vollen zwei Monaten erkrankte ich an der damals hier
„verbreiteten Grippe, wurde, da ich mich anfangs nicht schonte, recidiv und kam nun in einen
„sehr üblen Zustand, der mich zu jeder Arbeit unfähig machte und es, namentlich bei dem
„ungünstigen Wetter, sehr zweifelhaft liess, wie bald ich auf eine Wiedergenesung hoffen dürfe.
„Nun habe ich zwar an einigen warmen Tagen einen kurzen Spaziergang gemacht, allein ich
„bin gänzlich ausser Stande , bei dem immer noch wechselnden Wetter eine Reise zu machen.
„Wäre die Witterung besser gewesen, so hätte ich ein warmes Bad in milder Gegend auf-
gesucht, allein ich fürchtete, mehr zu verderben, als gut zu machen. Ich habe einen ähn-
lichen Anfall schon einmal durchgemacht, wo ich alsdann gegen die Mitte Mai nach Venedig
„ging und in der dortigen weichen , warmen Luft mich schnell erholte. Ich will nun , da ich
„einen Alpenübergang jetzt noch nicht zu unternehmen wage, noch einige Wochen zuwarten,
„ehe ich mich entschliesse , ob ich die Sache in diesem Jahre wiederholen oder den Ausgang
„in Deutschland abwarten soll. Ich bin noch so empfindlich gegen niedere Temperatur und
„Temperaturwechsel, dass ich selbst iu meinem geheizten Zimmer im Ueberzieher dasitze. Ich
„trage sonst meine 66 Jahre ziemlich leicht, aber ich habe diesmal gleich im Anfange meines
„Unwohlseins die Erfahrung gemacht, dass ich vorsichtiger sein muss, als ich früher war."
Nach anderen Angaben hatte zu diesem deprimirten Zustande auch ein an und für sich leichter
Schwindelanfall beigetragen , dessen Folgen nicht sofort, verschwinden wollten und in ihm die
Besorgniss erweckten , derselbe möchte der Vorbote eines schlimmeren ap>oplektischen Anfalles
sein. Nach Jahr und Tag waren Unbehaglichkeit und Besorgniss auch ohne Reise verschwunden.
Am Abend des ersten Ostertages verkehrte Mohl, wie seit Jahren, munter in der „Post". Am
Morgen des zweiten Ostertages, des 1. April 1872, fand ihn die Haushälterin im Bette wie
37
ruhig schlafend, aher schon als Leiche. Er muss bald nach dem Schlafengehen sanft und
ahnungslos entschlummert sein.
Mohl suchte und liebte ein still abgeschlossenes Leben. Schon als Knabe hatte er in
Verfolgung seiner naturwissenschaftlichen Neigungen wenig mit seinen Altersgenossen verkehrt.
Auf der Universität blieb er allem studentiscben Treiben fern ; die Coätanen von München und
Bern berichten über seine Zurückgezogenheit und die Gleichförmigkeit seiner täglichen Gewohn-
heiten. Kein Wunder, dass er bei dieser Neigung zur Einsamkeit unverheirathet blieb. Ge-
seihgen Verkehr ausser seinen regelmässigen Erholungsstunden mied er in späteren Jahren
immer mehr. In Kreisen aber, die ihm zusagten, trat an Stelle des abgeschlossenen, ernsten
Gelehrten der heitere, anregende und anmuthige Gesellschafter, der geistvolle, vielbelesene, all-
seitig unterrichtete Erzähler, der die Unterhaltung bald in die Hand nahm und beherrschte,
Wissenschaftliche Fragen blieben dabei nicht unberührt. Von Fachgenossen, die ihm nicht
bereits nahe befreundet waren, sich ausfragen zu lassen, liebte er nicht, und ihnen wurde nur
ausnalimsweise ein eingehendes Gespräch über Gegenstände seiner Hauptwissenschaft zu Theil.
— Mohl war ein Mann von strenger Rechtlichkeit und Wahrheitsliebe, von seltener Gewissen-
haftigkeit; wahr und aufrichtig gegen Andere, frei von jeder Eitelkeit, ein abgesagter Feind
alles dessen, was mit dieser Sinnesart und dem eigenen einfachen Wesen nicht übereinstimmte.
Eine kraftvolle , energische Natur , trat er rücksichtslos und ohne das berechtigte Bewusstsein
seiner geistigen Bedeutung und Ueberlegenheit schwächlich zu verbergen, für das, was er
als wahr, gut und recht erkannte, ein, und dem, was ihm anders dünkte, mit kräftiger Ab-
wehr oder schneidendem Spotte entgegen. Kein Wunder daher, dass er Manchen unbequem
werden konnte, dass er vielleicht auch manchmal aus Irrthum über Thatsachen und Motive
unverdient geisselte oder verletzte, dass er, wie jede bedeutende und kräftige Natur, Feinde
hatte. Mohl liess sich sehr ungern in seiner stillen, wissenschaftlichen Thätigkeit stören und
hielt sich von politischem Parteitreiben möglichst fern, aber er war doch ein zu guter Deutscher,
um nicht an dem letzten französisch-deutschen Kriege und an der Neugestaltung Deutschlands
den wärmsten Antheil zu nehmen. „Sie können sich denken," schrieb er am 18. Juli 1870,
„in welcher Aufregung wir gegenwärtig hier leben, da wir voraussichtlich einem Theile des
„Kriegsschauplatzes so nahe liegen. Unsere Eisenbahnen sind zum Theil für den Privatverkehr
„vollkommen geschlossen, so sehr sind sie durch Militärtransporte in Anspruch genommen. Von
„unseren Studirenden ist bereits ein grosser Theil fort, und es werden wohl die Vorlesungen
„ein schleuniges Ende nehmen. Wenn in ganz Deutschland die Erbitterung über die Insolenz
„der Franzosen so gross ist, wie bei uns, und ich hoffe, dass sie nirgends kleiner ist, so ist
„mir nicht bange dafür, dass sich die Leute gut schlagen werden." Und unterm 20. Oct. 1870:
„In welcher Aufregung wir hier im Anfange des Krieges lebten, können Sie sich nicht denken.
„Wie nahe wir dem Kriegsschauplatze sind, zeigten uns noch in der letzten Zeit die Kanonen
„von Strassburg , die wir auf allen unsern Bergen hörten. Jetzt wird wohl auf's Neue eine
„ungeheure Aufregung und Agitation entstehen, da die Wahl einer neuen Ständeversammlung
„bevorsteht, welche über den Anschluss an den Nordbund zu berathen haben wird, und in
„welche natürlicherweise jede Partei ihre Candidaten schicken will. Das sind traurige Aus-
sichten für das beginnende Wintersemester unserer Universität, doch was will das Alles heissen
„im Verhältnisse zur Hoffnung auf eine Neugestaltung Deutschlands?"
38
Mohl war Autodidact von der Knabenzeit ab; weder von Schiibler, der zur Zeit seiner
Universitätsstudien zu Tübingen die Botanik vertrat, noch von einem anderen seiner Lehrer ist
ein maassgebender Einfluss auf ihn bekannt geworden. Die sogenannte naturphilosophische
Richtung, welche in München während seines dortigen Aufenthalts blühte und die meisten
Altersgenossen dort dauernd beeinflusste, Hess ihn unberührt. Mancherlei Anregung mag er
empfangen haben durch den Iü-eismedizinalrath AI. v. Fröhlich, den Monographen der Gentianeii
und Hieracien, mit welchem er sich schon als Gymnasiast bei Ferienbesuchen in Ellwangen
befreundete, später in München von Zuccarini und Steinheil. Dieser drei Männer gedachte
Mohl stets mit besonderer Vorliebe und blieb bis zu ihrem Ende in freundschaftlichen Bezieh-
ungen zu ihnen. Aus späterer Zeit ist Amici zu nennen, für welchen er eine besondere Ver-
ehrung hegte, der er zuletzt in den ihm gewidmeten Nachrufe (Botan. Zeitung, 1863) Aus-
druck gab. —
Gegenstand seiner besonderen und thatkräftigen »Sorgfalt waren die Interessen der
Tübinger Universität. Die Gründung der dortigen naturwissenschaftlichen Fakultät war wesent-
lich sein Werk, wobei er von der Ansicht ausging, dass die naturwissenschaftlichen Lehrstühle
nur dann vollkommen tüchtig besetzt werden könnten, wenn sie ihre Vertretung in einer eigenen
Fakultät haben.
Wie der Universität, deren Zierde er war, widmete H. v. Mohl auch unserer Akademie
eine warme Theilnahme. Im Anfange des Jahres 1867 zum Adjunkten ernannt, schrieb er
bald darauf: „Die Ernennung zum Adjunkten der Akademie weiss ich um so höher zu schätzen,
„als diese Akademie, wie kaum ein zweites Institut, ihre Bedeutung nur der eigenen Kraft und
„der freiwilligen wissenschaftlichen Thätigkeit der deutschen Gelehrten zu danken hat, und doch
„in ihrem Wettstreite mit manchen anderen Akademien, denen unendlich reichere Mittel zu
„Gebote stehen, eine der ehrenvollsten Stellen einnimmt. Desto mehr werde auch ich es für
„meine Pflicht erachten, in der neuen Stellung, so weit ich es vermag, das Meinige zum weiteren
„Gedeihen der Akademie beizutragen. u Dieses Versprechen hat er redlich gehalten, als nach
dem Tode des Präsidenten Carus die Streitigkeiten in der Akademie ausbrachen, und er leistete
seine Hülfe um so bereitwilliger, da sich seine biedere Natur durch den Versuch der Gegner,
ihn durch Schmeicheleien zu gewinnen, tief verletzt fühlte. —
Mohl's Lehrthätigkeit erstreckte sich an der Berner Akademie auf die Physiologie des
Menschen und die Botanik. In Tübingen blieb er auf letzterem Gebiete und las lange Jahre
im Sommer allgemeine Botanik, im Winter Anatomie und Physiologie der Gewächse, daneben
früher zeitweise medicinische, ökonomische Botanik, Kryptogamen, manchmal hielt er auch einen
mikroskopischen Uebungscurs. Ueber die Collegien dehnte er seine Lehrthätigkeit nicht aus ;
junge Leute zu eigenen Arbeiten anzuleiten oder auch nur direct anzuregen, also Schüler heran-
zuziehen, vermied er nicht nur, sondern verweigerte es auf's Bestimmteste; mehr wohl aus
persönlicher Abneigung gegen die daraus resultirende Bindung und Verpflichtung, als aus dem
anderen denkbaren, mehr pädagogischeu Motiv, dass wirklich begabte Naturen sich oft voll-
kommener entwickeln auf dem Wege, den sie selbst suchen, als auf jenem, den ein Meister
ihnen zeigt oder anweist. —
Mohl's literarische Thätigkeit war eine sehr fruchtbare und umfangreiche. Sie
hatte aber manches Eigenthümliche. Mohl hat eigentlich nur ein kleines selbständiges Buch
geschrieben : die „ Mikrographie oder Anleitung zur Kenntniss und zum Gebrauche des Mikro-
skops. Tüb., J. F. Fues, 1846. 8°.u Die weitaus überwiegende Mehrzahl seiner bahnbrechenden
39
Arbeiten hatte er in Form von Monographien oder kleineren Journalaufsätzen in Sammelwerken
(eine Abhandlung: Ueber die Spaltöffnungen auf den Blättern der Proteaceen, erschien im
16. Bande, 2. Abth., pag. 789—804 der Nova Acta 1832) veröffentlicht, manche in der von
ihm seit 1843 gemeinschaftlich mit Professor Schlechtendahl in Halle und nach dessen Tode
mit de Bary herausgegebenen Botanischen Zeitung. Viele dieser Abhandlungen sind dann auch
gesondert erschienen (wie z. B. die ursprünglich in R. Wagner's Handwörterbuch der Physio-
logie, 24. Lieferung, veröffentlichte Arbeit über die vegetabilische Zelle), oder neu überarbeitet
in den vermischten Schriften gesammelt worden, wie Mohl es sich denn überhaupt (wie auch
manche in dem Nachlasse gefundene Notizen und Zeichnungen beweisen) sehr angelegen sein
Hess, seine früheren Arbeiten bei jeder sich dazu bietenden Gelegenheit zu berichtigen und zu
verbessern.
Kein Gebiet der wissenschaftlichen Botanik ist von ihm unberücksichtigt geblieben.
Von den niedersten kryptogamischen Gewächsen, den Pilzen und Algen, bis zu den höchst-
stehenden Phanerogamen aufwärts haben wir mannigfaltige , bald die Entwicklungsgeschichte,
bald die Vermehrungsmethode, zumal aber den histologischen Bau und die Funktionen der
Pflanzen betreffende, gründliche Untersuchungen, wozu ihn seine Kunde und sein Talent als
Mikroskopiker , dem wie kaum einem zweiten die Technik und Handhabung des Instrumentes
geläufig war, besonders befälligte.
Dabei war Mohl nicht eigentlich ein Entdecker. Seine Hauptaufgabe war es, un-
genügend bekannte Thatsachen ebenso sehr mit mustergültiger Sorgfalt zu beobachten, wie mit
Schärfe und Umsicht zu beurtheilen und dadurch definitiv festzustellen. Zugleich war aber
Mohl ein tüchtiger Pflanzenkenner, ein Systematiker, dem auch in pflanzengeographischer Be-
ziehung die verschiedenen Reisen und Sammlungen zu Gute kamen.
Von den Arbeiten seiner Vorgänger blieb bei seinen Untersuchungen keine irgend
bedeutende, die er sich zu verschaffen vermochte, unbeachtet und unbenutzt. Seine Bibliothek,
auf die er grossartige Mittel verwendete, war seine Freude und sein Stolz; er war unermüd-
lich, sie zu vervollständigen, und wenige Privatbibliotheken konnten sich mit ihr messen. —
Seine Schriften finden sich weniger vollständig in Pritzel's Thesaurus, genauer in den
Scientific Papers (die bis 1862 deren 78 aufzählen) zusammengestellt, und eine bis zu seinem
Tode reichende Uebersicht giebt Prof. Ahles in dem oben citirten Nekrologe in den Württemb.
naturw. Jahresheften, Bd. XXIX. —
An äusseren Anerkennungen fehlte es Mohl's wissenschaftlichen Leistungen nicht. Es
wird, wie schon oben erwähnt, kaum eine Akademie in Europa sein, welche ihn nicht zu ihrem
Mitgliede erwählte. Die Regierungen von Württemberg, Bayern und Schweden ehrten ihn
durch Decorationen. Bereits im Jahre 1829 stellte „In Memoriam Hugonis Mohl" sein ihm
im Jahre 1868 vorangegangener Freund und Lehrer, v. Martins, den Namen Mohlana auf,
der einer Phytolacca-Art gegeben wurde, und ebenso belegte Unger im Jahre 1845 ein fossiles
Holz mit dem Namen Mohlites.
Der verklärte Meister hat uns , sagt Ahles am Schlüsse seines Nekrologs , ein reiches
geistiges Vermächtniss in seinen Schriften hinterlassen. Wohl wird die Wissenschaft in ihrem
steten Fortschritt zu neuen Entdeckungen führen, es werden sich aus neuen Thatsachen neue
Ansichten, neue Lehren entwickeln, doch der gewaltige Fortschritt, den die Botanik durch ihn
gemacht, wird für alle Zeiten eine geschichtliche Thatsache bleiben.
40
Eingegangene Schriften.
(1—28. Februar 1873.)
I
Königl. Sachs. Gesellschaft der Wissen-
schaften in Leipzig. Berichte über die Ver-
handlungen d. rnathem.-physik. Classe. 1872.
Heft III u. IV u. Extraheft. Leipzig 1873. 8°.
F. Zöllner: Zur Gesch. d. Horizontalpendels.
(2 Holzschn.) — l>r. H. Tappeiner: Ueb. d. Zu-
stand d. Blutstroms nach Unterbindung d. Pfortader.
(14 Holzscnn.) — Dr. Kronid Slavjanski; Die
regressiven Verander, d. Epithelialzellen i. d. serösen
Hülle d. Kanincheneies. (1 Tat.) — Dr. N. At'o-
nassiew: Welcher Bcstandth. d. Erstickungsblutes
vermag den diffundirbaren Sauerstoff ZU binden?
Ei 1 h a r d W i e d e m a n n : Ueb. d. ellipt. Polari-
sation d. Lichtes u. ihre Bezieh, z. d. Oberflachen-
farben d. Körper. — F. Zöllner: Ueb. d. Zu-
sammenhang v. Sternschnuppen u. Kometen. —
Ueb. d. durch strömendes Wasser erzeugten electr.
Ströme. — 0. Schlömilch: Ueb. bedingt-conver-
irende Reihen. — Dr. J.Michel: Zur nah. Kenntu.
„. Blut- u. Lymphbahnen d. Dura mater cerebralis.
(1 Tat.) — L. Gerlach: Ueb. d. Bestimmung d.
Minerale d. Blutserums durch dir. Füllung. —
0. Bruhns: Mitth. IIb. d. Ernüttl. d. Coordinaten
(1 Pleissenborg u. verschied. Tbürme in Bezug auf
die Leipz. steinwarte, ii. üb. d. Construction eines
Basisapparates.— Ueb. d. v. Dr. L. R. Schulze ab-
geleiteten Elemente d. Kometen I. 1S30.
Extraheft. Dr. I-. R. Schulze: Elemente
d. ersten Konnten v. J. 1630. m. Berücksicht. von
819 Beobachtungen.
— desgl. 1873. Heft I u. II. Leipzig
1873. 8°.
L. Gerlach: Ueb. iL Auerbach'schen Plexus
myeutericus (2 Tat.) -- Dr. L. Luciani: Eine
period. Function d. isoürten Froschherzens. (4:; Holz-
schnitte.) — Dr. Paschutin: Ueb. d. Absender.
(1. Lymphe im Arme d. Hundes. (1 Tat', u. 1 Hlzschn.)
— F. /ollner: üeb. d. Temperat. u. phys. Be-
schaffenheit d. Sonne Zweite Äbhandl. (! Hlzschn.)
— Dr. 11. 1'. Bowditch: Ueb. d. Interferenz d.
retardir. u. beschleunig. Herznerven. (1 Tat. u.
4 Hlzschn.)
— Abhandlungen. Band X. Nr. 6. Leipzig
1873. gr. 8°.
Carl Neumann: Ueb. die den Kräften elektro-
dynamischen Ursprungs zuzuschreibenden Elementar-
gesetze.
Kong. Daiiske Videnskab. Selskab. in
Kjobenhavn. Oversigt over det forhaudlinger
og dets Medlemmers arbeijder i Aaret 1873.
Nr. 1. (Jau.— Miirz.) 8°.
Dr. F. Schiern: Um Oprindelsen til Sagnet
om de guldgravende myrer. (l Taf.) — Japetus
Steenstrup: Om Gjaellegitteret eller Gjaelle-
barderne hos Brugden (Selachus maximus. Gunn.).
(1 Taf.) — L. Lorenz: Kviksolvets elektriske
Ledningsmodstand i absolut Maal. — Rösume du
Bulletin.
— Skrifter. 5 Raekke, naturvidensk.-
mathera. Aid. X. Band. Nr. 3 — 6. Kjobenhavn
1873. 40.
Dr. Chr. Fr. Lütken: Bidr. til kundsk. om
Arterne af Slaegten Cyamus Latr. eller Hvallusene.
(4 Taf.) — H. G. Zeuthen: Almindelige Egen-
skaber ved Systemer af plane Kurver. (5 Taf.) —
Jul. Thomsen: Thermochemiske Undersegelser.
— P. C. V. Hansen: En Saetning om den
Eulerske Faktor svarende til Ditferentialligningen
dv
M + N , = 0 hvor M og N ere algebraiske Funk-
tioner af x og y.
Hydrograph. Bureau d. kais. Admiralität.
Hydrograph. Mittheil. II. Jahrg. Nr. 3—4.
Berlin 1874. 4°.
— Nachrichten f. Seefahrer. V. Jahrg.
Nr. 6—9. Berlin 1874. 4°.
Möhl, Dr. H. Ueb. d. mineral. Constitution
U. Eintheil. d. Phonolithe. (S.-A. a. d. Neu.
Jahrb. f. Min.) 1874. 8°.
Leybold, Federico. Eseursion a las Pampas
arjentinas. Sautjago 1873. 8°.
Möbius, Prof. K. Ueb. zwei gestreifte Del-
phine ^Grampus griseus Cuv.) u. üb. d. in der
Kieler Bucht beobachteten Cetaceen. — Ueb.
Hemicuryale pustulata v. Mart. — Ueb. Scole-
colepis cirrata Sars. S.-A. Kiel 1873. 8°.
Herder, J. von. Reisen in den Süden von
Ostsibirien, ausgeführt in d. J. 1855 — 59 durch
G. Radde. Botan. Abth. od. Flora d. Gebiete
d. russ. Reiches, östl. v. Altai b. n. Kamtschatka
u. d. russ. Mandschurei. Monopetalae. Bd. IV.
Heft 1. Moskau 1873. 8°.
Grimault-Dorvault. Die Anwendung des
M a t i c o (Piper angustifoliuni). Gutacht 1. Aeusse-
rungen französ. Aerzte über dasselbe. Paris
1873. 12°.
Ludeking, E. W. Ä. Schets van de resi-
dentie Amboina. 's Gravenhage 1868. 8°.
Kühn, Dr. Jul. Mittheil. a. d. physiol.
Laborat. u. d. Versuchstat. d. landw. Inst. d.
Univ. Haue. I. Heft. M. 1 Taf. Halle 1863.
gr. 8°.
41
— Mittheil. d. landw. Inst, d. Univ. Halle.
Jahrg. 1865. M. 1 Taf. u. 3 Hschn. Berlin
1865. gr. 8°.
— Nachr. üb. d. Studium d. Landw. a.
d. Univ. Halle. Berlin 1872. 8°.
- Ber. a. d. physiol. Laborat. u. d. Ver-
suchsanst. d. landw. Inst. d. Univ. Halle. 1 Heft.
M. 3 Abb. Halle 1872. gr. 8°.
— Die zweckmäss. Ernähr, d. Rindviehes.
0. Aufl. M. 62 Holzsehn. Dresden 1873. 8°.
Nobbe, Prof. Friedrich. Die landwirth-
sehaftl. Versuchs-Stationen Bd. XVII.
Nr. 1. — Chemnitz .1874. 8".
.1. König: Die Constitution d. Pflanzenfette.
Dr. Ludw. Rissmüller: Ueb. d. Stoffwande-
rung in d. Pflanze. — 11. Weiske: Modificirter
Apparat z. Trockensubstanzbestimm, im Wasserstoff-
Strom. — Dr. V. Hofmeister : Fütterungsversuche
in. Fleischmehl b. Schweinen. — R. Streb] : Ana-
lysen v. Ackererden u Absorptionsbestimm. ders.
— Prof. W. Knop: Analysen \. Nilabsatz. —
Methode d. ehem. Analyse d. Ackererden.
Cotta, Bernhard v. Hie Geologie d. Gegen-
wart. 4. venu. Aufl. M. Portr. d. Verf.
Leipzig 1874. gr. 8".
Acad. roy. de mödecine de Belgique.
Bulletin. Annee 1873. 111. 8er. Tome VII,
No. 12. Bruxelles 1873. 8°.
M. Kuborn: Coup d'oeil uistor. el contempoi?.
sur l'hygiene et ia biologie. Dr. Warlomont:
Präsentat. il'instrum. nouv p. quelques operat. ocu-
laires. — Dr. Laussedat: La Suisse mrdicale. —
Kupfferschlaeger: Kapp. Bur !<• lotliarabann.
oa appareil sauveteur en cas d'inhumation de per-
sonnes en etat de lethargie, soumis par M Heintz.
— Gille: Rapp. d. 1. connn. cliai-gce de 1'examen
d. 1. note de M. Dupuy. relative au suc de cresson
i ■i.nrentre Gaudj : Rapp. d. I. comm. charg.
(1 l'ex. d 1. communic. de M. Ilugucs sur üne cas
de degenerescence graiseuse du coeur. qui s'est pre-
sentee chez an cheval — Thiry : Rapp. d. 1. comm.
qti a exam. Ie mem. de M. Tirifahy sur la gangrene
spontanee. — Let'clmre: Rapp. s. 1. döcum. relät.
aus renseignem, fournis par des agents consul. d.
1. Belg. s. 1. situat. Banit. des pays oü ils out ac-
credites; princip'alem. en ce qui cohcerne le cholera.
— Desguin: Suite d. 1. communic. sur l'appai'it.
du cbolera ä Anvers et s. 1. uianlie d. I. maladie.
— desgl. Annee 1874. 111. Ser. Tome VIII,
No. 1. Biuxelles 1874. 8".
Lefebure: Suite de la discouBsion sur la t'olie
paralytique.
Verein zur Befind, d. Gartenbaues in d.
Kgl. Preuss. Staaten. Monatsschi. 17. Jahrg.
Nr. 2 (Febr.). — Berlin 1873. 8°.
Leop. X
Kgl. preuss. Akad. d.Wissensch. in Berlin.
Monatsschrift. Decembsr 1873. M. Tit. u.
Ind. — Berlin 1873. 8°.
Prof. W. Pfeffer: Heb. d. Beziehung a.LichtS
zur Kegenerat. v. Eiweisstoffen a. d. beim Keimungs-
process gebild. Asparagin.— W. Peters: Vorlaut.
Mitth. üb. e. v. F. Pollen u. van Dam auf Mada-
gasear u. and. ostafrikan. las. gemachte Sammlung
von Amphibien.
Mach, E. Zur Geschichte d. Arbeitsbegriffs.
S.-A. Wien 1873. 8».
Gümbel, Dr. C. W. Die paläolithischen
Eruptivgesteine des Fichtelgebirges. Münchener
Univ. -Festschrift zum 50jäbr. Doctorjnbiläum
Franz v. Kobell's. München 1S74. gr. 8°.
(1—31. März 1874.)
Reale Istituto Veneto di Scienze, Lettere
ed Arti. Atti. T. II. Ser. IV. Disp. 9 u. 10.
Venezia. 1872/73. 8°.
— desgl. T. III. See. IV. Disp. 1. Venezia
1873/74. 8°.
K. K. Geolog. Reiehsanstalt in Wien.
Abhandlungen. Bd. V. Heft (i. (M. Neumayr:
Die Fauna d. Schichten mit Aspidoceras acan-
thicum. 13 Taf.) - Wien 1873. Roy. 4«.
— Jahrbuch. Jahrg. 1873. XXHI. Bd.
Nr. 4. (Oot.— Dec.) M. Taf. X— XIV. (nebst
Dr. •;, Tschermak. Mini ,al. Mitth. II!
4. Heft - Wien 1873. 4".
F. i'osepny: Die Blei- und (ialinri-Hrzlagcr-
statten von Raibl in Kärnten. (:i Tai.) — Dr. E.
v. Mojsisovics: leb. einige Trias* ersteinerungen
aus den Südalpen (-' Tai
Mineralogische Mittbeilungen: A. Stelzner:
Mineral. Beob. im Gebiete der argentinischen Re-
publik. — .1. Niedzwiedski: Zur Kemitiüss d.
Banater Eruptivgesteine. — .1. Rumpf: Ueb.
krystall. Magnesite a. d. nordöstl. Alpen. — B.
Helmhacker: Mineralog. Bepb. a. d. Böhmer-
walde. —
— Verhandlungen. Jahrg. 1873. Nr. 14
bis 18, mit Titel u. Register. — Wien 1873. 4".
Jickeli, Carl F. Studien üb. d. Conchylien
des Rothen Meeres. >M. 1 Taf.) S.-A. 1874.
Hydrographisches Bureau d. Kais. Ad-
miralität. Hydrogr. Mittheilungen ^ 11. Jahrg.
Nr.. 5 u. 6. -- Berlin 1874. 4°.
— Nachrichten für Seefahrer. V. Jahrg.
Nr. 10 — 12. — Berlin 1874. 4".
Naturforschende Gesellschaft in Danzig.
Schriften. Hl. Bei. 2. Heft. Danzig 1873. 8°.
42
E. Kays er: Das Niveau in neuer u. erweiterter
Anwend. f. astronom. u. geodät. Zwecke. — Dr. St.
Neumann: Zusammenstellung der von F. Strehlke
für Danzig angestellten meteorolog. Beob. II. Theil.
enth. die Jahre 1844 bis 1848. — 0. Helm: Ueb.
d. ehem. Bestandteile d. Graburnen. — C. G. H.
Brisehke: Kürzere entomolog. Mittheilungen. —
Dr. H. Lebert: Ueb. Floreszenz des Bernsteins.
— Scharlok: Bericht üb. e. grosse vorgeschicht-
liche Begräbniss-Stätte bei Radczijewo in Polen. -
Dr. Bau: Kürzere botanische Mittheilungen. —
Dr. Marschall: Welchen Volksstämmen gehören
die altpreuss. Gräberfunde an? — Dr. Littauer:
Neue Beiträge zur pommerellischen Urgeschichte.
l3 photolith. Tat.) — Major a. D. Kasiski: Ber.
üb. d. i. J. 1872 fortgesetzten Untersuch. vonAlter-
thümern in Pommerellen. — Menge: Preussische
Spinnen. VI. Abth. (7 photolith. Tat.)
Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis".
Sitzungsberichte. Jahrg. 1873. (April bis De-
cember. i Dresden 1874. 8°.
Kais. Akad. d. Wissensch. in Wien. An-
zeiger. XL Jahrg. 1874. Nr. 4—6. Wien
1874. 8°.
Geyler, Dr. H. Th. Ueb. d. Gefässbündel-
verlauf in d. Laubblattregionen der Coniferen.
(M. 6 Taf.) S.-A. a. d. Jahrb. f. wiss. Bot.
VI. 1867. 8°.
— Zur Kenntniss d. Sphacelarieen. (M.
3 Taf.) S.-A. a, d. Jahrb. f. wiss. Bot. IV.
1865. 8°.
K. K. zoolog.-botan. Gesellschaft in Wien.
Verhandlungen. Jahrg. 1873. XXIII. Bd. (M.
10 Taf. u. 1 Photogr.) Wien 1873. S°.
Kirsch, Th. Beiträge z. Kenntn. d. Perua-
nischen Käferfauna. IL Stück. S.-A. a. d. Berl.
Entom. Zeitschr. 1873. 8°.
Schomburgk, Dr. Rieh. The Grasses and
Fodder Plauts which may be beneficial to the
Squatter and Agriculturist in South Australia.
Adelaide 1874. 8°.
Oekonomische Gesellschaft im Königreiche
Sachsen. Jahrbücher f. Volks- u. Landwirth-
schaft. X. Band. 4. Heft. Dresden 1873. 8°.
— Revidirte Statuten. 8°.
Meyer, Dr. Adolf Bernh. TJebers. der von
mir auf Neu-Guinea u. d. Inseln Jobi, Mysore
und Mafoor i. J. 1873 gesammelten Amphibien.
(Ausz. a. d. Monatsber. d. A. d. W. z. Berl.
12. Febr. 1874.) Berlin 1874. 8°.
Zoolog.-Mineralog. Verein zu Regensburg.
Correspondenzblatt. 27. Jahrg. 1873. Regens-
burg 1873. 8°.
V. Gredler: Der Seiseralpengletscher der
Vorzeit u. seine Trümmer b. Seis. — Dr. A. F.
Besnard: Die Mineralogie in ihren neuesten Ent-
deckungen u. Fortschritten i. J. 1872. (XXV. System.
Jahresber.) — S. Cl essin: Beiträge z. Fauna d.
Kriechthiere u. Lurche Bayerns. — Beitr. z. Mol-
luskenfauna d. oberbayr. Seen. — G. Kittel:
Systemat. Uebers. d. Käfer Bayerns. — A. J. Ja ekel:
Ueb. d. Einfluss mäusereicher Jahre auf d. Fort-
pflanzungs-Geschäft d. Schleiereule. — Dr. Kriech-
baum er: Ueb. drei in Bayern vorkommende Cryp-
tideu. —
Palliardi, Dr. Ant. AI. Der Kanimerbuhl,
ein Vulkan b. Kaiser Franzensbad. 2. Aufl.
(M. 2 Abb.) Eger 1863. 12°.
— Die Mineralmoorbäder zu Kaiser Franzens-
bad b. Eger. 2. Aufl. Leipzig 1844. 8°.
— Die Wiesenquelle zu Kaiser Franzens-
bad. Eger 1830. 8°.
Bonnewyn, H. Discours sur les reactions
chimiques de la Picrotoxine dans la biere.
Extr. d. Bullet, de l'Acad. roy. d. med. VIII,
3me ser. No. 2.) Bruxelles 1874. 8°.
Königl. sächs. Polytechnische Schule in
Dresden. Programm f.d. Sommersemester 1874.
Kgl. preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin.
Monatsbericht. Januar 1874. Berlin 1874. 8°.
Cur t ins: Ueb. griech. Inschriften aus Kyzikos-
— Stenzler u. Weber: Ueb. Nilakantha's Rössel-
sprung. — v. Rath: Ueb. d. ehem. Zusammensetz.
d. Plagioklase (triklin. Feldspathe). — Ketteier:
Die Grenzbedingungen d. Spiegelung u. Brechung
f. d. Hauptschnitt bewegter Mittel. — Peters:
Ueb. d. Gehörkniichelchen u. ihr Verhältn. zu d.
ersten Zungenbeinbogen bei Sphenodon punetatus.
— Ueb. d. Entwickel. d. l'äcilien u. bes. d. Caecilia
compressicanda. — Poggendorf: Neue Beobacht.
an d. Elektromaschine zweiter Art. — Kronecker:
Ueb. Sehaaren von quadrat. Formen. — Buchholz:
Bemerk, üb. d. im Camaroongebiet vorkommenden
Arten v. Chamaeleonen. —
Karsten, G. Ueb. d. Wissenschaft! Unter-
such, d. Ostsee u. Nordsee. S.-A. a. Poggend.
Annal. Leipzig 1874. 8°.
— Tafeln z. Berechn. d. Beobacht. an d.
Küsten-Stationen u. z. Verwandlung d. an-
gewendeten Maasse in metrisches Maass. Kiel
1874. 8°.
Minist. Commiss. z. Untersuch, d. deutschen
Meere in Kiel. Ergebnisse d. Beobachtungs-
stationen an d. deutschen Küsten üb. d. physi-
kal. Eigenschaften d. Ostsee u. Nordsee u. d.
Fischerei. 1873. Heft I u. II. Berlin 1874.
quer Fol.
43
Museum Godeffroy in Hamburg. Catalog V.
Hamburg, Februar 1874.
Naturwiss. Verein f. Schleswig-Holstein.
Schriften. 1. Bd. 2. Heft. (1 Taf.) Kiel 1874. 8».
K. Möbius: Die Bildung u. Bedeutung d Art-
begriffe i. d. Naturgeschichte. — Ueb. Grampus
griseus Cut. — Dr. Eichler: Ueb. d. Natur d.
Flechten. — Chr. Grabe: Die Chemikalien d.
Wiener 'Weltausstellung. — H. Behrens: Ein
meteorolog. Staatsinstitut in Nordamerika. — M. \\ .
Fack: Conchylologisches. — Ad. Pansch: Zur
einheim. Flora. —
Verein zur Beförderung des Gartenbaues
in den K. Preuss. Staaten. Monatsschrift.
17. Jahrg. Nr. 3 (März). - Berlin 1874. 8°.
Isnard, Dr. J. A. Notice biographique sur
le Prof. Scoutetten. Nancy 1873. 8°.
(1—30. April 1874.)
Hydrograph. Bureau d. Kais. Admiralität.
Hydrograph. Mittheilungen. H. Jahrg. Nr. 7
bis 8. — Berlin 1874. 4°.
— Nachrichten f. Seefahrer. V. Jahrg.
Nr. 13—17. — Berlin 1874. 4°.
Deutsche Seewarte in Hamburg. VI. Jahres-
bericht für 1873. Hamburg 1873. 4°.
Acad. roy. de medecine de Belgiqne.
Bulletin. Annee 1874. HI Ser. Tome VIII.
No. 2. Bruxelles 1874. 8°.
— Memoires des coueours et des savants
etrangers. Tome Vin. lr fasc. Bruxelles
1874. 40.
Cousot: Etüde sur la tievre typhoide.
Kgl. bayr. Akad. d. Wiss. zu München.
Abhandlungen. Bd. IV — X. München 1766
bis 1776. 4°.
— Denkschriften. Bd. IX. 1823 — 24. ib.
1825. 4°.
— Abhandlungen d. math.-phys. Cl. Bd. I,
1829—30; Bd. III, 2, 1841, u. Bd. V, 3,
1850. 4°.
— Gelehrte Anzeigen. Bd. I — XV, 1835
bis 1842, u. Bd. XXVHI u. XXIX, 1849. 4°.
— Verzeichn. d. Mitglieder. 1873. 4°.
— Sitzungsberichte 1869, Bd. I u. H;
1870, Bd. I, Heft 2—4. 8°.
— Almanach 1849. 8°.
— Annalen d. Sternwarte. Bd. II, ETI, u.
Suppl.-Bd. XIII. 8°.
— Sitzungsberichte d. math.-phys. Classe.
1873. Heft 3. 8°.
Möhl, Dr. H. Die Boden- u. geognöstischen
Verhäitn. d. Kreises Cassel. Cassel 1874. 8°.
— Der Untergrund d. Stadt Cassel. Zei-
tungs-Abdr. Cassel 1874.
Böttger, Dr. Oscar. Spermophilus citillus
var. superciliosus Kaup. S.-A. a. d. 14. Ber.
d. Offenbacher Ver. f. Naturkde. 1874. 8°.
Lotos, Zeitschr. f. Naturwiss., hersg. vom
naturliist. Verein „Lotos" in Prag. XXIII.
Jahrg. — Prag 1873. 8°.
K. Feistmantel: Diadochit aus permischen
Schichten iu Böhmen. — Nachtrag z. Steiukohlen-
flora d. Miröschauer Beckens. — Ein neuer Fund-
ort von Delyauxit. — 0. Feist mantel: Ueber-
sichtl. Darstell, d. Fundorte v. böhni. Steinkohlen-
petrefacten. — Kl. palaoutolog.-geolog. Mitth. —
W. Gintl: Das Ozon u. seine hygieinische Bedeu-
tung. — A. I! Harlaiher: Die i'eberschwemmung
in Böhmen Ende Mai 1872. (3 Taf.) — v. Leon-
hardi: C. Nägeli üb. d. gesellsehaffl. Entstehen
neuer Species. — E. Mach: Physika! Notizen. —
Resultate einer Untersuch, z. Geschichte d. Physik.
— A. Vogl: Untersuch, üb. d. Bau u. d. mikro-
chemische Verhalten d. wichtigst. Farbehölzer d.
Handels. — Verzeichn. der von Dr. G. Laube in
Grönland gesamm. Pflanzen. — J. A. Walter:
Lepidosiren u. ihre Stelle im System. — V. R. von
Zepharovich: Ueb. d. Syngenit, ein neues Mineral
d. Salzlagerstätten.
Sociedad Mexicana de Historia Natural.
La Naturalezza. Periodico cientifico. Entrega
12. 19—39. Mexico 1870 — 73. 4°.
U. S. Geological Survey of the Territories.
(Department of the Interior.)
— Report in 5 volumes.
Vol. I. Fossil vertebrales. Parti.
J. Leidy: Contributious to the extinet
vertebrale Fauna of the Western Terri-
tories. M. 37 Taf. Washington 1873. 4°.
Vol.V. Zoology andBotany. Parti.
Dr. C.Thomas: Synopsis of the Acri-
didae of North America. Wash. 1873. 4».
— Miscellaueous Publications. No. 1 u. 2.
Washington 1873. 8°.
Henry Gannett: Lists of elevations in that
portion of the U. S. west of the Mississipi River. —
Meteorolog. Observ. during the year 1872 in Utah,
Idano and Montana. —
— Annual Reports. I— HI. 1867—69, u.
VI. 1872. Washington 1873. 8°.
Academy of Science of St. Louis. Trans-
actions. Vol. IH. No. 1. St. Louis 1873. 8°.
6'
44
Department of War. Aunual Report of
the Chief Signal-Offieer fco the Secretary
of War for the" y. 1872. Washington 1873. 8°.
American Journal of Science and Arts
by Dana and Silliman. Vol. VI. No. 32 — 36.
Sept.— Dee. 1873. New-Haven 1873. 8°.
Connectient Academy of Arts and Sciences.
Transactions. Vol. II. Part 2. New-Haven
1873. 8°.
American Association for theAdvencement
of Science. Proceedings. XXlth Meet. August
1872. Cambridge 1873. 8°.
Board of Public Education. 5-1 Annual
Report, compris. the city of Philadelphia for
the year 1872. Philadelphia 1873. 8°.
Kais. Akad. d. Wiss. in Wien. Anzeiger.
XL Jahrg. 1874. Nr. 7—9. Wien 1874. 8°.
Kgl. Preuss. Akad. d. Wiss. in Berlin.
Monatsbericht. Februar 1874. Berlin 1874. 8°.
Kirchhoff: Zur Frage vom Stimmstein der
Athener. — Mo mm seil: Bericht üb. d. Fortgang
d. Arbeiten am Corpus inser. Latinarum. — Dove:
Ueb. d. mittlere Fortschreiten ungewöhnlicher Wärme-
erscheinungen über die Erdoberfläche. — Notiz üb.
Tschiriihausen's Brenngläser. — A. B. Meyer:
Mitth. üb. d. von ihm auf Neu-Guinea gesammelten
Amphibien. — Neesen: Ueber elast. Nachwirkung
bei Torsion. — Kronecker: Nachtrag zu einem
Aufsatze ..über Sehaaren auadrat. Formen". —
Siemens: Ueb. ein von ihm construirtes Kapillar-
Galvanoscop. — Peters: üeb. neue Reptilien. —
v. Rath: Ueb. d. Kristallisation u. Zwillingsbil-
dungen des Tridymits. —
Kgl. Böhm. Gesellsch. d. Wiss. zu Prag-.
Sitzungsberichte. Jahrg. 1874. Nr. 1. — Prag
1874.' 8°.
Wenzel-Gruber, Dr. Heb. d. Verbind, d.
Schläfenbeinschuppe m. d. Stirnbeine u. über
d. Analogie ihrer beiden Arten b. d. Menschen
u. Sängethieren. 2 Taf. S.-A. Petersburg
1874. 4°.
Mohr, Friedr. Lehrbuch d. cheni.-analyt.
Titrirmetnode. I. Abth. \. Aufl. Braunschweig
1874. 8°.
Carus, C. G. Seltener Fall eines angebornen
doppelten Wölfsrachens bei einem erwachsenen
Individuum. S.-A. s. a. 8°.
Verein zur Beförderung des Gartenbaues
in den K. Preuss. Staaten. Monatsschrift.
i'7'.1 Jahrg. Nr. 4. (April.) Berlin 1874. 8°.
Besnard, Dr. A. E. Die Mineralogie in
ihren neuesten Entdeckungen u. Fortschritten
i. J. 1873. S.-A. Regensburg 1874. 8°.
Offenbacher Verein f. Naturkunde. XIII.
u. XIV. Bericht. Offenbach 1873. 8°.
(1—31. Mai 1874.)
Hydrograph. Bureau d. Kais. Admiralität.
Hydrogr. Mittheilungen. IL Jahrg. Nr. 9—10.
— Berlin 1874. 4°.
— Nachrichten für Seefahrer. V. Jahrg.
Nr. 18—21. — Berlin 1874. 4°.
Möhl, Dr. Heinr. Die südwestlichen Aus-
läufer des Vogelsgebirges. S.-A. Offenbach
1873. 8°.
Maedler, Joh. Heinr. v. Geschichte der
Ilimmelskunde. Braunschweig 1873. 8°.
— u. Wilh. Beer. Mappa Selenographica.
Berolini 1874. In 4 Quadranten.
Kraus, Dr. Gregor. Zur Kenntniss d.
Chlorophyll-Farbstoffe. M. 5 Holzschn. u. 3
lith. Taf. Stuttgart 1872. 8°.
— Ueb. d. Ursachen d. Formänderungen
etiolirender Pflanzen. Jena 1869. 8°.
— Ueb. d. Bau trockener Pericaprien. Mit
4 Taf. Leipzig 1866. 8°.
— Die Gewebespannung d. Stammes u.
ihre Folgen. [lalle 1867.
— liois fossiles de coniferes. S.-A. s. a. 8°.
— Die Entstellung der Farbstoffkörper i.
d. Beeren von Solanum Pseudocapsicum. S.-A.
.,. d. Jahrb. f. Bot. VIIL Bd.
— Ueb. eigentümliche Sphaerocrystalle i.
d. Epidermis v. Cocculus laurifolius. S.-A. a.
d. Jahrb. f. Bot, VIII. Bd. 8n.
— Treibhölzer. S.-A. a. d. Schriften d.
n. Deutschen Nordpolfahrt. Bd. IL Botanik. 8°.
Bratranek, F. Th. Goethe's naturwissen-
schaftl. Korrespondenz. 2 Bde. Leipz. 1874. 8°.
Acad. roy. de medecine de Belgique.
Bulletin. Annee 1874. III Ser. Tome VIIL
No. 3. - Bruxelles 1874 3°.
— Memoires couroimes. Tome IL Fase. 2.
Collection in 8°. Bruxelles 1874. 8°.
Dr. KommeUere: De la deformation des
globules rouges dn saug. —
45
Die Verwüstungen der Phylloxera
vastatrix in Frankreich.
Dem an die Mitglieder der Nationalver-
sammlung vertheilten Berichte Herrn Granet's
zufolge lassen sich die Ergebnisse der Unter-
suchung, welche die mit der Prüfung des Ge-
setzvorschlages bezüglich der Bekämpfung der
von der Phylloxera in den Weinbergen an-
gerichteten Verwüstungen betraute Commission
in den verschiedenen Gebietsteilen vornehmen
Hess, folgendermaassen zusammenfassen: Das
Departement. Vaucluse, eines der ersten und
stärkstergriffenen , ist nahezu vollständig ver-
heert; von den 30,000 Hektaren Weinbergen,
welche dieses Departement im Jahre 18G5 be-
sass, sind ihm zur gegenwärtigen Stunde höchs-
stens 2- oder 3000 übrig. Im Gard wird das
Erzeugniss heuer nicht die Hälfte einer ge-
wöhnlichen Ernte erreichen. Das Departement
des Herault ist sehr ernstlich ergriffen. Die
Departements der Ardeche und der Rhone-
mündungen, die viel früher befallenen, haben
auch jetzt noch schwer davon zu leiden, Das
Departement des Vax , wo die Krankheit sich
im Jahre 1870 in den beiden Arrondissements
Toulou und Brignoles verbreitete, sieht seit dem
letzten Jahre sein drittes Arroudissement, das
von Draguignan, nun ebenfalls heimgesucht.
Im Departement der Nieder-Pyrenäen ist eine
gewisse Anzahl Cantone ziemlich stark befallen ;
ebenso zeigt sich nachgerade das Uebel auf
einigen Punkten der Isere und des Rhone.
Auch in Corsica ist das schreckliebe Insect
zum Vorschein gekommen. Der Präsident der
Ackerbau-Gesellschaft der Gironde ist in der
Antwort, die er auf die Fragen der Commission
ertheilte, der Ansicht, dass sich die Phylloxera
bereits in sechzig Gemeinden des Departements
verbreitet habe. im Departement der Nieder-
Chärente scheint das Uebel eine ziemlich grosse
Ausdehnung zu gewinnen, besonders im Arron-
dissement Saiutes. Die Charente ist bis jetzt
noch ziemlich wenig ergriffen ; indessen hat sich
die Phylloxera im letzten Jahre in der Um-
gegend von Cognac gezeigt. In Folge dieses
Berichtes bat die Franz. Nationalversammlung
in ihrer Sitzung vom 22. Juli eine Belohnung
von 300,000 Frcs. zu Gunsten Desjenigen
votirt, der ein wirksames Mittel gegen die
Phylloxera ausfindig macht. — A. A. Z.
Die Deutsche geologische Gesellschaft
wird ihre diesjährige allgemeine Versammlung
in den Tagen vom 11 — 13. Sept. in Dresden
unter der Geschäftsführung des Herrn Hofrath
Prot. Dr. Geinitz in Dresden (Lüttichaustr.
Nr. 27) nach folgender Tagesordnung abhalten:
Donnerstag, den 10. Sept., von Abends
8 Uhr an freie Zusammenkunft in den reser-
virten oberen Räumen des Restaurant Fiebiger,
gr. Brüdergasse Nr. 13.
Freitag, den 11. Sept., früh 9 Uhr
Hauptversammlung in dem Hörsaale des Kgl.
Zwingers (der Sophieukirche gegenüber). Nach
der Eröffnung der Versammlung durch den
Geschäftsführer und der Wahl eines Vorsitzenden
folgen geschäftliche Verhandlungen und wissen-
schaftliche Vorträge.
Um 1 Uhr Frühstück bei Fiebiger oder
in dem Belvedere der Brührschen Terrasse.
Um 2 Uhr Nachm. Dampfschifffahrt (vom Elb-
quai der Altstädter Seite) zum Waldschlösschen.
Besichtigung der neuen städtischen Wasser-
werke unter Leitung des Herrn Ingenieur Sal-
bach. Abends gesellige Zusammenkunft oder
gemeinschaftliches Abendessen. —
Sonnabend, den 12. Sept., früh 9 Un-
wissenschaftliche Vorträge im dtzungslokale.
Hierauf Besichtigung der Sammlungen. Um
2 Uhr Abfahrt vom Böhmischen Bahnhofe nach
Pirna, geognostisehe Excursion nach Liebethal
zur Besichtigung der neuen Aufschlüsse im
oberen Quader und Bakulitenmergel. (Rückfahrt
von Pirna Abends 9 Uhr 2ü Min.)
Sonntag, den 13. Sept., Vorm. 9 Uhr
20 Min. Abfahrt vom Böhmischen Bahnhofe
nach Potschappel zur Excursion in den Plauen-
sehen Grund. ^Rückfahrt von Plauen 12 Uhr
46
25 Min.), ev. beliebige andere Ausflüge in die
Sächsische Schweiz etc.
Die fünfte allgemeine Versammlung
der Deutschen anthropologischen
Gesellschaft
wird, dem Beschlüsse der Gesellschaft in der
vierten allgemeinen Versammlung zu Wiesbaden
am 16. Sept. v. J. gemäss, vom 14. bis 17.
Sept. 1874 zu Dresden stattfinden. Zum Ge-
schäftsführer dieser Versammlung wurde Herr
Hofrath Prof. Dr. Geinitz in Dresden
(Lüttichaustr. Nr. 27) erwählt; Vorsitzender
der Gesellschaft ist Herr Prof. Dr. Fraas
in Stuttgart, und Genera lsecretär Herr
Dr. v. Frantzius in Heidelberg. Aus
dem Programm ergiebt sich Folgendes :
Am Sonntag, den 13. Sept., von früh
8 Uhr an, erfolgt die Anmeldung zur Theil-
nahme, zu welcher ausser den Mitgliedern der
Gesellschaft auch andere Freunde anthropolo-
gischer und vorgeschichtlicher Forschungen
eingeladen werden (gegen 1 Thlr. Eintrittsgeld),
in dem Bureau im Kgl. Polytechnikum am
Antonsplatze. (Frühere Anmeldungen sind nicht
erforderlich, da das Unterkommen in Dresden
bei den zahlreichen guten Hotels ersten und
zweiten Ranges keine Schwierigkeit hat.) In
den Vormittagsstunden (8 — 1 Uhr) sind das
historische Museum, die anthropologische Samm-
lung, das mineralogische und das naturhisto-
rische Museum (sämmtlich im Zwinger) geöffnet,
so wie auch die anderen Kgl. Sammlungen in
den dazu festgesetzten Besuchsstunden den Mit-
gliedern und ihren Angehörigen gegen Vor-
zeigung der Mitgliedskarten zugänglich sind.
Abends von 7 Uhr an freie Zusammenkunft
im weissen Saale von Helbig's Restauration,
Theaterplatz Nr. 4.
Montag, den 14. Sept., 9 Uhr Vm.,
erste Sitzung im Hörsaale des südlichen Zwinger-
pavillons (bei der Sophienkirche). Nach Eröff-
nung der V ersammlung durch den Vorsitzenden
der Gesellschaft, Begrüssung derselben durch
den Geschäftsführer, Erstattung des Jahres-
berichtes durch den Generalsecretär und eine
Frühstückspause (wozu die Räume der ersten
Etage der Restauration Fiebiger, gr. Brüder-
gasse Nr. 13, reservirt sind) folgen Vorträge
des Hrn. Prof. Dr. Virchow: über die Ver-
breitung brachycephalischer Schädel in Deutsch-
land in vorgeschichtlicher und geschichtlicher
Zeit, und des Hrn. Major Schuster: über
die frühereu Bewohner der jetzigen sächsischen
Lande vor ihrer Berührung mit den Römern.
— Um 1 Uhr gemeinschaftliches Mittagsessen
in dem Kgl. Belvedere der Brühl'schen Terrasse ;
Nachmittags Besuch desAlterthums-Museums,
des Rietschel-Museums und des zoologisohen
Gartens. — Abends nach 7 Uhr: gesellige
Abendunterhalt ung in der grossen Wirthschaft
des Grossen Gartens , oder bei ungünstiger
Witterung im weissen Saale von Helbig's Re-
stauration. —
Dienstag, den 15. Sept., 9 Uhr Vm.,
zweite Sitzung. Nach Berichterstattungen über
die Arbeiten der Commissionen durch die Herren
Prof. Dr. Fraas, Dr. Virchow und Dr.
Schaaff hausen, und über die auf Kosten der
Gesellschaft ausgeführten Ausgrabungen durch
die Herren Prof. Dr. Sandberger, Dr.
Wibel, Dr. Ecker, Dr. Schaaffhausen
und Dr. Lissauer wird die Neuwahl der
Vorstandsmitglieder und die Wahl des Ortes
für die sechste Generalversammlung vorgenom-
men. Nach einer Pause folgen Vorträge über
Werkstätten der Steinzeit (Berichterstatter vor-
behalten), über Gräber der Steinzeit in Deutsch-
land von Herrn Dr. Klopfleisch, und über
die megalithischen Monumente in Deutschland
(Berichterstatter gleichfalls vorbehalten). Um
1 l/ä Uhr: gemeinschaftliches Mittagsessen in
den Räumen der Societät, Königstrasse Nr. 8.
Neustadt-Dresden. Von 3 — 6 Uhr Besuch
der Antikenkabinets , der Porzellansammlung
und der Kgl. Bibliothek im Japanischen Palais.
Abends 6 Uhr dritte Sitzung: Bericht
und Discussion über die Broncezeit in Deutsch-
land. Vortrag des Herrn Dr. Wibel über die
ehemische Analyse, und des Herrn Dr. Linden-
schmit über die Herkunft der Bronce. Später
freie Zusammenkunft in Helbig's Restauration.
Mittwoch, den 16. Sept.. 9UhrVm. ,
vierte und letzte Sitzung: Bericht des Rech-
nungsausschusses, Hecharge und Voranschlag
für das nächste Jahr und Bewilligung von Geld-
mitteln für wissenschaftliche Arbeiten. Nach
einem Vortrage des Herrn Prof. Dr. Virchow
über Chronologie der prähistorischen Alter-
thümer in Deutschland (Gräber , Wälle und
Ansiedelungen; erfolgt der Schluss der Ver-
sammlungen durch den Vorsitzenden. Um l1^
Uhr: gemeinschaftliches Mittagsessen in der
grossen Wirthsehaft des Grossen Gartens, und
Abends freie Zusammenkunft im zoologischen
Garten. —
Donnerstag, den 17. Sept., 9Y2 Uhr
Vorm.: Fahrt nach Leipzig zum Besuche des
dortigen Museums für Völkerkunde (im alten
Johannishospital). — Den Mitgliedern, welche
die am 18. Sept. beginnende Versammlung der
Deutschen Naturforscher und Aerzte besuchen
wollen, wird für den 17. ein Ausflug an eine
der Heidenschanzen in der Oberlausitz empfohlen.
Die 47. Versammlung Deutscher Natur-
forscher und Aerzte
wird dem Beschlüsse der 46. Versammlung zu
Wiesbaden gemäss vom 18. bis 24. Sept. 1874
zu Breslau stattfinden. Zum ersten Geschäfts-
führer dieser Versammlung wurde Herr Geh.
Reg.-R. Prof. Dr. Löwig, und zum zweiten
Herr Prof. Dr. 0. Spiegelberg erwählt.
Die Secretariatsgeschäfte hat Herr Privat -
docent Dr. med. Magnus übernommen. —
Aus dem Programm entnehmen wir Folgendes :
Die Verammlung, zu der auch ausländische
Gelehrte freundlichst geladen werden, besteht
aus Mitgliedern und Theilnehmern. Mitglied
mit Stimmrecht und dem Rechte , in der all-
gemeinen Sitzung Vorträge zu halten, ist nach
den §§ 3 und 4 der Statuten nur der Schrift-
steller im naturwissenschaftlichen und ärztlichen
Fache ; eine Inauguraldissertation allein berech-
tigt jedoch nicht zur Mitgliedschaft. Theil-
nehmer ohne Stimmrecht können alle Freunde
der Naturwissenschaften sein.
Zahlreiche Eisenbahndirektionen haben den
zur Versammlung Reisenden, die sich als solche
legitimiren. Fahrpreis-Ermässigungen zugestan-
den. Die behufs dieser Legitimation erforder-
lichen Aufnahmekarten können gegen porto-
freie Einsendung von 4 Thlr., denen die Angabe
beigefügt werden muss, ob eine Mitglieds- oder
Theilnehmer-Karte beansprucht wird, von der
„ Geschäftsführung der 47. Naturforscherver-
sammlung zu Breslau" bezogen werden, die
gleichfalls die Vorausbestellung von Wohnungen
übernimmt. —
Das Anmeldebureau in Breslau befindet sich
Liebich 's Lokal, Gartenstr. No. 19, und
ist vom 15. Sept. an eröffnet. Daselbst werden
nicht nur die Aufnahmekarten (ä 4 Thlr.) ge-
löst , sondern es befindet sich auch die Woh-
nungs-Commission daselbst und wird den Fremden
jede sonst wünschenswerthe Auskunft ertheilt.
Die Einführung in folgende zwanzig in
Vorschlag gebrachte Sektionen haben die bei
jeder genannten Gelehrten übernommen :
1. Physik: Prof. Dr. Meyer.
2. Mathematik: Prof. Dr. Schrötter.
3. Astronomie und Meteorologie: Prof. Dr.
Galle.
4. Chemie und Pharmacie: Prof. Dr. Löwig.
5. Agriculturchemie : Dr. Bretschneider.
6. Mineralogie, Geologie und Paläontologie :
Prof. Dr. Römer.
7. Zoologie und vergleichende Anatomie:
Prof. Dr. Grube.
8. Botanik: Prof. Dr. Goeppert.
9. Anatomie und Physiologie: Prof. Dr.
Heidenhain.
10. Innere Mediän: Reg.-Med.-R. Dr. Wolff.
11. Chirurgie: Prof. Dr. Fischer.
48
12. Kriegsheilkuude : Generalarzt Dr. Protz.
13. Ophthalmologie: Prof. Dr. Förster.
14. Ohrenheilkunde: Prof. Dr. Voltolini.
15. Kinderheilkunde: Prof. Dr. Haeser.
16. Gynäkologie: Prof. Dr. Spiegelberg.
17. Psychiatrie: Prof. Dr. Neumann.
18. Oeff. Gesundh.-Pflege, gerichtl. Medicin
u. med. Statistik : Geh.Med.-R.Dr.Wendt.
19. Balneologie und physikal. Heilmittel:
Sanitätsrath Dr. Biefel.
20. Anthropologie und vorgeschichtliche Ar-
chäologie : Rector Dr. Luchs.
Die Tagesordnung der Versammlung ist
festgesetzt wie folgt :
Donnerstag, den 17. Sept.: Abends
Begrüssung in den Räumen des Liebich'schen
Lokals (Gartenstrasse 19).
Freitag, den 18. Sept.: Von 9 — 121/2
Uhr erste allgemeine Sitzung, gleichfalls in
Liebich's Lokal. Um 1 Uhr Einführung in die
Sektionen. 3 Uhr Festessen in Springer's Lokal.
Abends freie Vereinigung im Zoologischen Garten.
Sonnabend, den 19. Sept.: Von 8 — 1
Uhr Sektions-Sitzungen. Mittagstafel in den
verschiedenen Gasthäusern und Restaurants.
Abends 7 Uhr Festconcert.
Sonntag, den 2 0. Sept.: a) Festfahrt,
nach Fiu-stenstem ; Abfahrt um 7 Uhr Morgens ;
Rückkehr Abends 10 Uhr. bj Festfahrt nach
Landeck, in Folge einer Einladung der Stadt
Landeck für die auswärtigen Mitglieder der
medizinischen Sektionen ; Rückkehr Montag
früh, c) Festfahrt nach Sibyllenort; Abfahrt
um 3 Uhr Nachmittags.
Montag, den 2 1. Sept.: Von 10— 121/-'
Uhr zweite allgemeine Sitzung. 3 Uhr Fest-
essen in Springer's Lokal. Abends Festvor-
stellung im Stadttheater; Beginn 7 Uhr.
Dienstag, den 2 2. Sept.: Von 8 — 1
Uhr- .Sektions-Sitzungen. Mittagsessen nach
Belieben in den Gasthäusern und Restaurants.
AbendsFestball, gegeben von derKaufmannschaft.
Mittwoch, den 23. Sept.: Von 8 — 1
Uhr Sektions-Sitzungen. Mittagsessen nach
Belieben. Abends Fest von Seiten der Stadt
Breslau.
Donnerstag, den 24 Sept. Von 10
bis 121/a Uhr dritte und letzte allgemeine
Sitzung. 3 Uhr Festessen in Springer's Lokal.
Der 36. Band der Nova Acta,
683/4 Bog. in 4° mit 27 Tafeln. Lpr. 10 Thlr.,
ist soeben erschienen und durch die Verlags-
buchhandlung von Fr. Fr omni an n in Jena
zu beziehen. — Derselbe enthält ausser
Leopoldina. lieft VI. Nr. 13—15 (die Präsi-
dentenwahl der Leopold. -Carol. Deutschen
Akademie der Naturforscher im Jahre 1869).
\-2ll-. Bogen Text. Ldpr. 1 Thlr.
1) Dr. L. Glitsch: Ueber den Bau der Nase
der Antilope Saiga Pall. 23/i Bog. Text
und 3 Taf. Abbild. Ldpr. 20 Ngr.
2) Herrmarui Vöchting : Zur Histologie und
Entwicklungsgeschichte von Myriophyllum.
2 llt Bog. Text u. 4 Taf. Abbild. Ldpr. 20 Ngr.
3) Herrmann Engelhar dt: Die Tertiärflora von
Göhren. 5^4 Bog. Text u. 6 Taf. Abbild.
Ldpr. 1 Thlr. 6 Ngr.
4) Dr. H. Moehl: Die Basalte und Phonolithe
Sachsens. 27 B. Text und 3 chromolithogr.
Taf. Ldpr. 3 Thlr. 18 Ngr.
5) Dr. 0. Bütschli : Beiträge zur Kenntniss
der freilebenden Nematoden. 18 Bog. Text
u. 11 Taf. Abbild. Ldpr. 4 Thlr.
Diese einzelnen Theile werden auch getrennt
zu den beigesetzten Preisen abgegeben, so wie
auch die Leopoldina Heft VH, VIII und IX
zu je 1 Thlr. Das laufende X. Heft dieser
Zeitschrift wird bei Zusendung der einzelnen
Nummern zum Preise von 1 Thlr. 18 Ngr. von
derselben Verlagshandlung bezogen. —
Abgeschlossen, den 31. Juli 1874.
Druck \on E. Blochmann & Sohn rn Dresden.
m
NUNQUAM ^DmMLfii^ OTIOSUS.
V
'.1
H
LEOPOLDINA
AMTLICHES ORGAN
DER
KAISERLICH LEOPOLDINISCH- CAROLINISCHEN DEUTSCHEN
AKADEMIE DER NATURFORSCHER
HERAUSGEGEBEN DNTER MITWIRKUNG DER ADJUNCTEN VOM PRÄSIDENTEN
Dr. W. F. G. Beim.
Dresden. Heft X. Nr. 7—8. August 1874.
Inhalt: Amtliche Mittheilungen: Beiträge zur Kasse der Akademie. — Veränderungen im Per-
sonalbestände der Akademie. — Sonstiges: Eingegangene Schriften. — Bruhns. Der Vorüber-
gang der Venus vor der Sonnenscheibe am 8 9. Dec. 1874. — Conferenz zur Gradmessung
Amtliche Mittheilungeii.
Beiträge zur Kasse der Akademie.
Aug. 3. Von Herrn Staatsrath Prof. Dr. v. Adelmann in Berlin, Beitrag
für 1874 2 Thlr. — Sgr.
,, 11. „ „ Med.-Rath Prof. Dr. Sonnenkalb in Leipzig, Beitrag
für 1872, 73 u. 74 6 „ — „
„ 20. ,, ,, Prof. Dr. Hermann Karsten in Rostock. Eintrittsgeld
u. Abi. d. Beitr. f. d. Leop 30 „ — „
,, 25. „ ,, Prof. Dr. v. Busch in Heidelberg, Beitrag für 1874 2 ,, — „
„ 30. „ ,, Prof. Dr. W. Klinkerfuess zu Göttingen, Eintrittsgeld 10 „ — „
Dr. Behn.
Leop. X. 7
50
Veränderungen im Personalbestande der Akademie.
Vu aufgenommene Mitglieder:
No. 2140. Am 20. August. 1874 Herr Dr. phil. Hermann Karsten, Professor der Mathe-
matik und Mineralogie an der Universität und Direktor der Navigationsschule zu
Rostock. — Zehnter Adjunktenkreis. — Fachsektion 1 für Mathematik und Astro-
nomie und 4 für Mineralogie und Geologie.
No. 2141. Am 30. August 1874 Herr Dr. phil. Ernst Friedrich Wilhelm Klinkerfuess, Pro-
fessor der Astronomie und Direktor der Sternwarte an der Universität zu Göt-
tingen. — Neunter Adjunktenkreis. — Fachsektion 1 für Mathematik und Astro-
nomie.
Dr. Betin.
Eingegangene Schriften.
(1—31. Mai 1874.)
Schramm-Macdonald, Dr. Hugo. Moniteur
des Dates. VII. Bd. Leipzig 1873. 4°.
Fauna Baltica. 3. Lief., enth. : Seidlitz,
Käfer der Ostseeprov. Russl. Dorpat 1874. 8°.
K. K. Sternwarte zu Wien. Meteorolog.
Beobachtungen im Jahre 1869. ' Sep.-Abdr. a.
d. Ann. d. Wien. Sternw. 3. Folge. XXI. Bd.)
Wien 1874. 8».
Societö imp. des Naturalistes. Bulletin.
Annee 1873. Nr. 3. (M. 1 Taf.) Moscou 1874. 8°.
Dr. Ed. Brandt: Untersuch, üb. d. Gebiss d.
Spitzmäuse. — Eug. de-la-Rue: Sur un cas de
germination des spores des Sarpolegniees. — De
Chaudoir: Materiaux pour servir ä l'etude des
Feroniens. — M. Avenarius: Ueb. innere latente
Wärme. — 0. de Bourmeister-Radoszkowsky :
Supplement indispensable ä Particle publie par M.
Gerstaecker, en i369, sur quelques genres d'hyme-
nopteres. — I'r. Kaleniczeuko: Encore quelques
mots sur la Dapkne Sophia. —
Offenbacher Verein für Naturkunde. I. u.
IV. Bericht. Offenbach 1860. 1863. 8«.
Minist. Commiss. z. Untersuch, d. deutsch.
Meere in Kiel. Ergebnisse d. Beob.-Stationen
an d. deutschen Küsten etc. 1873. Heft III— VI.
(März bis Juni, i Berlin 1874. qu. Fol.
Kais. Akademie d. Wissensch. zu Wien.
Anzeiger. Nr. X-XII. Wien 1874. 8°.
Institut Imperial des Mines. OnilCAHIE
nPA3AHOBAHIH (JTO./IftTHHTO IOEII-
JIEK rOPHATC) HHCTIITVTA. CAHKT-
nETEPEYPr'B. 1874. (Description de la
celebration du Jubile seculaire de 1' Institut des
Mines. St. Petersbourg 1874.) 8°.
Deutsche Gesellschaft für Anthropologie.
Bericht üb. d. IV. Versammlung zu Wiesbaden.
1873. Braunschweig 1874. 4°.
Deutsche Seewarte in Hamburg. 2 — 5.
Jahresbericht, Hamburg 1869 — 73 4°.
Institut National Genevois. Memoires.
Vol. I, 1853, bis XH, 1868. Geneve 1804
bis 1869. 4°.
- Bulletin. Vol. I -XVIII. Geneve 1853
-1873. 8°.
— Cours de legislation constitutionelle
donne par James Fazy. Geneve 1873. 8".
Meyer, Dr. Adolf Bernh. Ueb. d. Papageien-
gattung Eclectus. S.-A. Frankf. a. M. 1874.8°.
— Ueb. neue u. ungenügend bekannte Vögel
von Neu-Guinea u. d. Inseln der Geelvinksbai.
S.-A. s. 1. Febr. 1874. 8°.
Authropol. Mitth. üb. die Papuas von
Neu-Guiuea. I. M. 1 Taf. Wien 1874. 8°.
Philosoph. Last, of Canterbury, New
Zealand. Adress deliv. by the President Jul.
Haast. Christchurch 1874. 8».
Museum Godeffroy. Catalog 1U. Ham-
burg 1866. 8».
Kgl. Preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin.
Monatsbericht. März 1874. Berlin 1874. 8°.
51
Heiue: Ueb. coustante elektrische Strömung.
— Rani m eis berg: Ueb. d. Krystallform u. d.
Molekularverhältn. d. Selens. — Riess : Die Electro-
phormaschiue als praktisches Werkzeug. — Kron-
ecker: Ueber Schaaren von quadratischen und bi-
linearen Formen. — Peters : Ueb. e. neue Art von
Flederthieren, Promops bonariensis. und üb. Lophu-
romys, eine Negergattung von Westafrika. — Heintz:
Ueb. d. Aminoniakderivate des Acetons. — Kum-
mer: Ueb. diejenigen Primzeichen l, für welche
die Klassenzahl der aus iten Einheitswurzeln ge-
bildeten complexen Zahlen durch i. theilbar ist. —
— Abhandlungen für 1873. Berl. 1874. 4°.
Reichert: Beschr. e. frühzeit. menschl. Frucht.
(5 Taf.) — Roth: Beitr. z. Petrographie d. pluton.
Gesteine. — Pringsheim: (Jeb. d. Gang d. mor-
pholog. Differenzirung i. d. Sphacelarien- Reihe.
(11 Tai.) — Lipschitz: Beitr. z. Theorie d. Haupt-
axen-Problems. — Kirch hoff: Ueb. d. Tribut -
ptlicht. d. attischen Kleruchen. — Schott: Z. Lit.
d. chines. Buddhismus. — Friedländer: Ueb.
einige röm. Medaill. (1 Taf.) — Zeller: Ueb. d.
Anachronismus i. d. piaton. Gesprächen. — Schott:
Zur Uigureufrage. -- Kuhn: ueber entwicklungs-
stufen der mythenbildung. - Kirchhoff: Ueb. e.
altattisches Grabdenkmai (2 Taf.)
— Verzeichn. d. Bibliothek. Berl. 1874. 8°.
Anthropologische Gesellschaft zu Wien.
Mittheil. Bd. IV. Nr. 1—2. Wien 1874. 8°.
Dr. M. Much: Ueb. d. Resultate d. Weltaus-
stellung in Wien in urgeschichtlicher Bezieh. —
E. Zuckerkandl: Beitr. z. Lehre d. menschl.
Schädels.
K. K. Geolog. Reichsanstalt zu Wien.
Jahrbuch. Jahrg. 1874. XXIV. Bd. Nr. 1.
(Jan.— März.) M. 5 Taf. (nebst Dr. G. Tscher-
mak, Mineral. Mitth. IV. Bd. 1. Heft.) —
Wien 1874. 4°.
Dr. Ant. Redtenbacher: Die Lagerungs-
verhältnisse d Gosaugebilde in d. Garns bei Hieflau.
■ C. Do eil er: Aus d. Siebenbürgischen Erz-
gebirge. (1 Tat.) — R^ Hör nes: Tertiärstudien.
4 Taf.) — E. v. Majsisovics: Faunengebiete u.
Faciesgebilde d. Trias-Periode in d. Ost-Alpen.
Mineralogische Mitth eilungen : E. S.
Dana: Ueb. Datolith. v. Zepharovich: Ueb.
e. Feldspath-Metamorphose von Ckyn in Böhmen.
— C. Doeller: Trachyte d. Siebeubürgischen Erz-
gebirges. - E. Kalkowsky: Mikroskop. Unter-
such, von Felsiten u. Pechsteinen Sachsens. —
G. Tschermak: Ludwigit. ein neues Mineral a.
d. Banate. -- C. W C. Fuchs: Ber. üb. d. vul-
kanischen Ereignisse d. J. 1R73. — E. Doli: Neue
Pseudomorphosen. — Notizen.
— Verhandlungen. Jahrg. 1874. Nr. 1 — 0.
— Wien 1874. 4".
Oberlausitz. Gesellsch. d. Wiss. zu Görlitz.
Neues Lausitzisches Magazin. V. Bd. 2. Heft.
— Görlitz 1873. 8°.
v. Brunn, Ueb. d. Neigung d. Phthisikers
z.Erkältung. S.-A.a.d. Memorabil.,4.Heft. 1873.
Von der MenzVlien Verl.-Buchh. in Wien.
Claus. Dr. C. Die Typenlehre u. E. Haeckel's
sog. Gastrea-Theorie. Wien 1874. 8°.
(1.— 15. Juni 1874.)
Hydrograph. Bureau d. Kais. Admiralität.
Hydrogr. Mitth. II. Jahrg. 11 — 13. — Berl.
1874. 4°.
— Nachr. f. Seet. V. Jahrg. 22 — 26. —
Berl. 1874. 4°.
v. Leonhardi, Dr. IL Was ist der Raum?
Als Stoff für d. conservator. Unterricht. —
Prag 1874. 8°.
— Die neue Zeit. IV. Heft. - Prag 1874. 8.
v. Hantken. Die Ausstellungsobjecte d. k.
ungar. geol. Anstalt auf d. Wien. Welt-Ausst.
1873. — Budapest 1873. gr. 8°.
— Die Collectiv-Ausstell. Ungar. Kohlen auf
d. Wien. Welt-Ausst. 1873. -- Pest 1873. 8°.
— u. v. Madaräsz. Katalog der auf der
Welt-Ausst. i. J. 1873 aufgestellt. Numuliten.
— Pest 1873. gr. 8°.
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Geyler , Dr. IL Th. Exobasidium Lauri
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1 — 5. III. Abth. 1—5.
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Istit. Veneto di Scienze ed Arti. Atti.
T. IL Ser. IV. Disp. 2—4. -- Venezia 1872
—73. 8°.
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Venezia 1873. 4°.
Giusto Bellavitis: Cousiderazioui sulla mate-
matica pura. — Ant Berti: Pazziaevajuolo,ricerche
52
statistiche e cliniche. — Gherardo Freschi: Dell'
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d. esp. indo-archipelagiques des genres lutjanus et
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Dune an: Caryophyllia Bredai. — Formations of the
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saurus Walkeri. — Duke of Argyll: Lake-Basins
in Argyllshire. — Owen: The Skull of a Dentigerous
Bird: Odontopteryx toliapicus. 0\v. (2 pl.) — Hulke:
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J. Baranetzky: Untersuch, üb. d. Periodi-
cität d. Blutens d. krautart. Pflanz, u. deren
Ursacli. (6 Taf.) —
Der Tor-übergang der Venus vor der
Sonnenscheibe am 8/9. December
1874.
Von Prof. Dr. C. Bruhus in Leipzig.
Schon seit längerer Zeit beschäftigt sich die
astronomische Welt mit den Vorkehrungen zur
Beobachtung einer am Ende dieses Jahres ein-
tretenden Himmelserscheinung : des Vorüber-
ganges der Venus vor der Sonnenscheibe;*)
nun, nachdem die Astronomen fast aller Länder
die dazu nöthigen Anordnungen getroffen haben,
dürften auch dem Leserkreise dieser Blätter
einige Worte über die Bedeutung des bevor-
stehenden Phänomens willkommen sein.
11 Historisches über die Entfer-
nung der Erde von der Sonne. — Als
Kepler im Jahre 1618 am 15. Mai nach jähr e-
cf. Leop. VU p. 64, IX p. 96, X p. 16.
53
langem Nachdenken die Regel fand, dass sich
die Quadrate der Umlaufszeiten der Himmels-
körper wie die Kuben ihrer Entfernungen ver-
halten, waren damit die unbekannten Grössen
in unserem Sonnensystem fast auf die Hälfte
reducirt, denn sobald man das Verhältniss der
Umlaufszeiten erforscht, war auch das Verhält-
niss der Entfernungen gegeben. Durch die
Beobachtungen der alten Astronomen kannte
man die Umlaufszeit aller Planeten mit grosser
Sicherheit; nach der Kepler'schen Regel Hessen
sich die Entfernungen berechnen , sobald man
eine Entfernung kannte. Zu dieser einen Ent-
fernung wählte man die Entfernung der Erde
von der Sonne. Von ihrer Bestimmung hängt
nicht nur die der Grösse der Sonne, sondern
auch die der Grösse sämmtlicher Planeten ab,
weil unsere Instrumente uns nur die Durch-
messer in Winkeln geben und zu der absoluten
Grösse die absolute Entfernung bekannt sein
muss. Aber aus dieser einen Entfernung lassen
sich noch andere Grössen berechnen ; seitdem
z. B. Olaus Römer die Zeit entdeckte, welche
das Licht, gebraucht, um die Entfernung von
der Sonne zur Erde zu durchlaufen , ist mit
dieser auch die Geschwindigkeit des Lichtes
bekannt. Zum Verständniss des Folgenden
schicken wir hier noch die Definition eines
häufig zu verwendenden Wortes voraus: Der
Winkel , unter welchem , von einem Himmels-
körper aus gesehen, der Halbmesser der Erde
erscheint, heisst in der Astronomie die Parall-
axe, und zwar die Sonnenparallaxe, wenn der
Winkel, unter welchem der Erdhalbmesser ge-
sehen wird, auf der Sonne ist, sieht man den
Erdhalbmesser von der Venus, dem Mars oder
dem Monde, wird er die Venus-, Mars- oder
Mondparallaxe genannt. Die Mathematik lehrt,
dass mit der Parallaxe auch die Entfernung
bekannt ist, sobald die zu Grunde gelegte Basis
gegeben ist.
Die Entfernung der Sonne von der Erde
zogen schon die alten Philosophen in das Be-
reich ihrer Speculation. Pythagoras lässt die
Sonne dreimal entfernter als den Mond sein ;
Plinius erhöht die Zahl auf 12. weil die Um-
laufszeit der Sonne, d. h. das Jahr, zwölfmal
grösser war, als die Umlaufszeit des Mondes
oder der Monat. Aristarch war der erste, der.
■von einer richtigen mathematischen Voraussetz-
ung ausgehend, die Parallaxe zu bestimmen
suchte. Zur Zeit des ersten und letzten Vier-
tels des Mondes, wo derselbe also genau zur
Hälfte beleuchtet ist, muss der Winkel am
Monde ein rechter sein, und wenn es möglich
wäre, den Winkel an der Erde zu bestimmen,
kann man in dem Dreieck Sonne — Erde — Mond
auch den dritten Winkel an der Sonne finden,
und sobald die Entfernung des Mondes von
der Erde bekannt, daraus auch die Entfernung
der Sonne berechnen. Aristarch leitete nun
aus seinen Beobachtungen ab, dass im ersten
und letzten Viertel der Winkel an der Sonne
3° sei, und in einem solchen Dreiecke zwischen
Sonne , Mond und Erde findet sich die Ent-
fernung der Sonne von der Erde 19mal grösser,
als die Entfernung des Mondes von der Erde.
Hipparch, von anderen mathematischen Betrach-
tungen ausgehend , bestimmte den Halbmesser
des Erdschattens bei Mondfinsternissen zu 39'
und leitete daraus die Sonnenparallaxe zu 3'
ab. Daraus folgt nahe dasselbe Resultat, wie
aus der Betrachtung von Aristarch, und die
Astronomen des Alterthums setzten die Ent-
fernung der Sonne von der Erde zu 1200 Erd-
hai hmesser, also beiläufig zu 1 Million geo-
graphischer Meilen, eine Entfernung, die auch
Ptolemäus (^140 n. Chr.), der berühmte Ver-
fasser des astronomischen Lehrbuchs aus dem
Alterthum „Abnagest", annahm, und die im
Mittelalter bis zu Kepler's Zeiten beibehalten
wurde. Kepler vergrösserte die Entfernung
um das Dreifache, indem er die Sonnenparall-
axe zu 1' annahm ; der Jesuit P. Riccioli, die
Parallaxe zu 30" ansetzend . um das Sechs-
fache; der Danziger Bürgermeister Hevel, die
Parallaxe zu 2/s' annehmend, um das -fi/sfaoh6-
Noch zu Anfang des vorigen Jahrhunderts war
54
man in der Kenntniss über die Entfernung der
Erde von der Sonne nicht weiter gekommen.
Die Genauigkeit der Messungen , welche man
bis dahin erreichen konnte, gab kein besseres
Resultat. Doch schien es Halle}' ungereimt,
dass die damals bekannten Planeten kleiner
sein könnten, als unser Mond, und als Halley
dem Merkur einen grösseren Durchmesser gab,
als unserem Satelliten, kam er zu dem Resul-
tate, dass die Sonnenparallaxe kleiner als 15"
sein müsse. Er nahm 121l2" an und erhielt
für die Entfernung der Erde von der Sonne
16,500 Erdhalbmesser oder nahe 1-1 Millionen
geographische Meilen.
Da unter den Planeten der Mars in seiner
Opposition der Erde sehr nahe kommen kann,
fast, bis auf !/3 der Entfernung der Erde von
der Sonne , folgte daraus , dass zu dieser Zeit
die Marsparallaxe nahe dreimal grösser sein
müsste. als die Sonnenparallaxe, und man kam
auf den guten Gedanken, zur Zeit der Mars-
opposition die Entfernung dieses Planeten von
benachbartsn Sternen an verschiedenen Punkten
unserer Erde zu messen. Als daher der fran-
zösische Akademiker Richer zu wissenschaft-
lichen Beobachtungen nach Cayenne geschickt
wurde, beobachtete er dort gleichzeitig mit
Picard und Römer in Europa den Mars. Aehn-
liche Beobachtungen stellten an Cassini in Paris,
Flamsteed und Bradley in London , Lacaille
am Cap der guten Hoffnung u. s. w., und der
Werth der Sonnenparallaxe fand sich, der da-
maligen Genauigkeit der Beobachtungen eut-
sprechend, zwischen 9" und 12", Werthe,
welche um den vierten Theil ihres Betrages
von einander abwichen.
2) Die Vor Übergänge der Venus vor
der Sonnenscheibe als sicherste Me-
thode zur Bestimmung der Entfernung
der Erde von der Sonne. — Als Halley
im Jahre 1715 auf der Insel St. Helena einen
Vorübergang des Merkur über der Sonnen-
scheibe beobachtete, kam er auf den Gedanken,
dass , wenn die Venus vor der Sonnenscheibe
vorübergeht, in welcher Stellung sie der Erde
sehr nahe ist, aus der Dauer der Zeit, welche
die Venus, von verschiedenen Punkten der Erde
aus gesehen, gebraucht, um vor der Sonne
vorüberzugehen, es möglich sei, die Venus-
parallaxe oder, streng genommen, die Differenz
zwischen der Venus- und Sonuenparallaxe, da-
her auch die Sonnenparallaxe zu bestimmen,
und fand, dass diese neue zugleich die sicherste
Methode sei. In den Philosophical Transactions
der Londoner Royal Society der Jahre 1691
und 1716 theilte Halley seine wichtige Ent-
deckung mit, und allgemein wurde seitdem
diese Methode als die beste und sicherste an-
erkannt und angewandt.
Der Venusvorübergang ist deswegen so gün-
stig, weil die Venus der Erde so nahe kommt
und die Differenz zwischen der Sonnenparallaxe
und der Venusparallaxe eine sehr beträchtliche
ist. Von verschiedenen Punkten der Erde aus
gesehen , nimmt die Venus vor der Sonnen-
scheibe verschiedene Orte ein, und die Ver-
schiebung ist eine um so grössere, je weiter
die Beobachtungsorte auf der Erde von ein-
ander entfernt sind. Der Merkur eignet sich
aber zu solchen Beobachtungen nicht, denn bei
dem Merkur findet, wenn selbiger vor der
Sonnenscheibe vorübergeht , eine sehr geringe
Verschiebung für die verschiedenen Orte auf
der Erde statt, weil bei der unteren Conjune-
tion des Merkur derselbe von der Erde noch
3/5mal so weit als die Sonne und daher die
Merkurparallaxe nur 1 -/3inal so gross als die
Sonuenparallaxe ist, die Verschiebung des Mer-
kur auf der Sonnenscheibe aber nur die Diffe-
renz der Parallaxen beträgt. Durch eine solche
Verschiebung des Planeten auf der Sonnen-
scheibe werden nun die Sehnen, welche selbiger
bei dem Vorübergange vor der Sonne für ver-
schiedene Orte auf der Erde zu beschreiben
scheint, von verschiedener Länge und die Zeit-
dauer, in welcher der Planet die Sehne durch-
läuft, ist von verschiedener Grösse. Wie gross
die Differenz der Zeitdauer sein kann, lätst
55
sich leicht bestimmen ; sie ist am grössten,
wenn die beiden von verschiedenen Oertern der
Erde gesc-henen Sehnen dem oberen oder un-
teren Sonnenrande nahe liegen , und kann bei
der Venus bis auf mehrere Stunden steigen.
Die Zeitdauer, welche die Venus gebraucht,
um vor der Mitte der Sonnenscheibe überhaupt
vorüberzugehen, beträgt etwa 8 Stunden.
3) Die Vorübergänge der Venus vor
der Sonnenscheibe kommen nicht oft
vor. — Leider sind die Vorübergänge der
Venus vor der Sonnenscheibe sehr selten. Da
sie ferner mit blossen Augen nicht sichtbar
sind, hat man vor Anwendung des Fernrohrs
mit dem Blendglase nie den Vorübergang der
Venus vor der Sonnenscheibe beobachten können.
Als Kepler für die Bewegung der Himmels-
körper neue Tafeln construirte , die Rudolphi-
nischen Tafeln , berechnete er einen Vorüber-
gang der Venus vor der Sonnenscheibe und
setzte Ihn auf den 6. December 1631 fest. Er
selbst erlebte diesen Zeitpunkt nicht mehr, da
er am 15. November 1630 starb, und auch
kein anderer Sterblicher sah den Voriibergang.
Der nächste Vor Übergang fand statt am 4. De-
cember 1639, und die englischen Astronomen
Horrox und Crabtree beobachteten diese Er-
scheinung zum ersten Male.
Zu einem Vorübergange der Venus vor der
Sonnenscheibe sind zwei Bedingungen nöthig :
die eine, dass die Venus und die Sonne die-
selbe Länge am Himmel haben, und die zweite,
dass ihre Differenz in der Breite nicht sehr
verschieden sein darf, oder mit einem Worte,
die Venus muss . von der Erde gesehen , sehr
nahe in der Richtung der Sonne stehen. Die
Sonne bewegt sieh in einer Bahn . welche wir
die Ekliptik nennen, und die Venus in einer
Bahn, welche gegen die Ekliptik um 3° 23'
geneigt ist ; daher kommt es , dass die Venus
in den meisten Fällen bei ihrer Conjunction
mit der Sonne über oder unter der Sonne vor-
übergeht ; nur in dem Falle findet ein Vorüber-
gang statt, wenn die Venus den Punkten ihrer
Bahn nahe ist, welche zugleich in der Ekliptik
liegen — diese Punkte heissen die Knotenpunkte.
— Selbige liegen so, dass die Sonne in der
Nähe derselben einmal Anfang December, das
anderemal Anfang Juni ist. Wenn die Venus
einmal im Knotenpunkte gestanden hat, so
haben die Astionomen gefunden, dass sie, von
der Erde aus gesehen, wieder in denselben
Knotenpunkt kommt nach 583 Tagen 22 Stunden
oder nahe 1% Jahren, und fünf solcher Venus-
umläufe sind fast 8 Jahre. Wenn die Zwischen-
zeit genau 1% Jahre wäre, würden sich die
Venusvorübergänge demnach alle 8 Jahre wieder-
holen, leider aber sind fünf synodische Umläufe
um 1 1j-j Tage von 8 Jahren verschieden , und
nur dadurch , dass die Venus nicht genau im
Knoten zu stehen braucht, ist nach einem ersten
Vorübergange noch ein zweiter nach 8 Jahren
sichtbar. Acht Jahre später dagegen steht die
Venus schon zu weit von ihrem Knotenpunkte
entfernt, und kein Vorübergang kann mehr
stattfinden. Es dauert dann lOö1^ Jahre, be-
vor das Ereigniss wiederkehrt, darauf wieder
8 Jahre, dann 121 ^ Jahre. Die ganze Pe-
riode ist 243 Jahre, in der Venusvorübergänge
in Intervallen von 8, 105 ^a, 8, 121 lj2 Jahren
vorkommen. Venusvorübergänge sind gewesen
1631 December 6.7, 1639 December 4.3, 1761
Juni 5.7, 1769 Juni 3.4; die nächsten werden
stattfinden 1874 December 8.7, 1882 December
6.3, 2004 Juni 7.9, 2012 Juni 5.6, 2117 De-
cember 10.6, 2125 December 8.2. 2247 Juni
10.6, 2255 Juni 8.2.
4) Wie oft sind die Venusvorüber-
gänge schon zur Best immung der Ent-
fernung der Erde von der Sonne be-
nutzt? — Schon oben ist gesagt, dass Halley
zuerst auf die Methode der Parallaxenbestim-
mung durch den Vorübergang der Venus auf-
merksam machte. Die nächsten Vorübergänge,
welche stattfanden, waren die vom Jahre 1761
und 1769, und die Astronomen des vorigen
Jahrhunderts waren thätig, das Phänomen an
recht vielen Orten beobachten zu lassen, zumal
56
es 1761 nur theilweise in Europa sichtbar war.
Auf Anregung der Astronomen sandten 1761
die verschiedenen Regierungen uud Akademien
Europa's Beobachter nach den wichtigen, selbst
äusserst entlegenen Punkten. So ging von eng-
lischer Seite Maskelyne nach St. Helena, Mason
und Dixon wollten nach Sumatra, blieben aber
am Cap der guten Hoffnung, weil ihre Abreise
sich verzögert hatte. Die französische Akademie
schickte Piegre nach der Insel Rodriguez; Le-
gentil, der nach Pondichery wollte, befand sich
auf einem Schiffe, das die Engländer während
des Krieges wegnahmen, so dass er zur Zeit
des Vorüberganges nicht an seinem Ziele ein-
treffen konnte. Da der Vorübergang der Venus
1769 wieder in Pondichery sichtbar war, ging
er, sobald er frei wurde, dorthin und fasste
den Entschluss, volle acht Jahre zu warten.
„Aber es war," erzählt Arago, „als sollte sich
die Grösse des Opfers , das jener Akademiker
gebracht hatte, auf das Vollständigste zeigen :
eine kleine Wolke verhüllte die Sonne gerade
zu der Zeit, wo die Beobachtung angestellt
werden sollte."
Die St. Petersburger Akademie schickte die
Astronomen Chappe d'Auteroche und Rumowsky
nach Sibirien ; die Akademie in Stockholm
sorgte für Beobachter in Stockholm, Upsala,
Tornea, Cajaneborg. Hernösaud, Lund, Lands-
crona und Cahnar ; die dänische Akademie Hess
in Kopenhagen und Drontheim beobachten ; die
Missionen in Peking und Ostindien, sowie viele
Liebhaber der Astronomie in Madras, Calcutta
und einer grossen Anzahl europäischer Städte
lieferten Beobachtungen , die , wenn sie auch
nicht ganz vollkommen waren, doch mit zur
Ableitung der Resultate dienen konnten. Encke
berechnete aus den Beobachtungen an 63 Sta-
tionen den Werth der Sonnenparallaxe zu 8". 49.
Der Venusdurchgang vom Jahre 1769 war
günstiger; selbiger war in Europa sichtbar,
obwohl die Sonne beim Eintritt der Venus be-
reits dem Horizonte nahe war. Da das Phä-
nomen in den Juni fiel, so konnte man in der
Polarzone den Eintritt und den Austritt beob-
achten, ebenso war es sichtbar in Amerika,
den Inseln des grossen Oceans u. s. w. Der
Wiener Astronom P. Hell war von Dänemark
nach Wardoehust bei Hammerfest geschickt ;
England sandte die Astronomen Bayley und
Dixon nach Hammerfest und dem Nordcap;
schwedische Astronomen besetzten Pello und
Cajaneborg; die St. Petersburger Akademie
schickte die Genfer Astronomen Maillet und
Pictet nach Punoi und Oumba, Rumowsky ging
nach Kola in Sibirien, andere Astronomen nach
Orsk. Orenburg, Gurief und Jakutzk. Frank-
reich und Spanien entsendeten Astronomen nach
Californien, die Londoner Akademie nach der
Hudsonsbai, und der Hauptzweck, welchen Ca-
pitain Cook bei seiner ersten Weltumsegelung
verfolgte, war der, auf einer günstig gelegenen
Insel der Südsee die kürzeste Dauer des Vor-
übergangs der Venus vor der Sonnenscheibe zu
beobachten; diese Beobachtung glückte ihm auf
der Insel Otaheiti. Encke hat die Beobach-
tungen von 50 Stationen in Europa, 6 in Asien,
17 in Amerika , 1 in Polynesien zusammen-
gezogen und den Werth der Sonnenparallaxe
zu 8". 60, also um 0". 11 grösser gefunden,
als den vom Jahre 1761. Beide vereinigt und
nach einer Verbesserung von P. Hell' s Original-
beobachtungen , die derselbe, um eine bessere
Uebereinstimmung zu erzielen , corrigirt hatte,
ergaben für die Sonnenparallaxe die Grösse
8". 57116, oder die mittlere Entfernung der
Erde von der Sonne zu 20,682,329 geogr.
Meilen oder 153,742,000 Kilometer.
Dieser Werth, welchen Encke im Jahre 1824 "
veröffentlichte , wurde sicher gehalten bis auf
l\v Procent des Werthes , und der berühmte
Königsberger Astronom Bessel schrieb darüber
an Encke : „die Beobachtungen kosteten Mil-
lionen, aber Sie geben diesem Aufwände erst
seine wahre Anerkennung". Der schönste Lohn,
den Encke von seiner Arbeit erhielt, war der,
dass sein Resultat fast vier Jahrzehnte hindurch
als das zuverlässigste anerkannt wurde.
57
5) Andere Werthe der Sonnenparall-
axe. - - Werfen wir, bevor wir die Vorberei-
tungen zu den Beobachtungen des bevorstehen-
den Venusdurchganges aufführen, noch einen
Blick auf anderweitig erhaltene Resultate der
Sonnenparallaxe. Die Entfernung der Sonne
von der Erde spielt in verschiedeneu Theilen
der Astronomie eine bedeutende Rolle. Je
näher z. B. die Sonne der Erde gerückt wird,
um so mehr wirkt sie auf die Bewegung des
Mondes ein, und es ist daher begreiflich, dass
aus der Theorie der Mondbewegung sich auch
die Sounenparallaxe ergeben muss. Der am
28. März 1874 verstorbene berühmte Gothaer
Astronom Hansen hat sich lange mit der Theorie
des Mondes beschäftigt und die Astronomie
mit Tafeln der Mondbewegung bereichert. Er
fand aus seinen Untersuchungen, dass die
Sonnenparallaxe 8". 97, also um 1/20 grösser
sein müsse, als sie Encke abgeleitet hatte.
Auch aus der Bewegung der Erde um die
Sonne lässt sich die Grösse der Sonnenparallaxe
finden, und Leverrier kam fast zu demselben
Werthe wie Hansen (8". 95). Der englische
v " '! Stone fand 8i'.88, d»r.-araerika.niBche
Astronom Newcomb 8". 81; aus den Beobach-
tungen des Mars in den Jahren 1832 und
1862 um die Zeit der Opposition ergiebt sich
8". 85 ; aus der von Foucault bestimmten Ge-
schwindigkeit des Lichtes und der von Struve
abgeleiteten Grösse der Aberration oder Ab-
irrung, welche das Lieht durch die Bewegung
der Erde im Räume erleidet, folgt 8". 86, und
infolge dieser grösseren Werthe glauben die
Astronomen gegenwärtig, dass die Parallaxe
etwa 8". 9 sein müsse und die Entfernung der
Erde von der Sonne noch nicht ganz 20 Mil-
lionen Meilen oder 148 Millionen Kilometer ist.
Doch dieses auf verschiedene Art gefundene
Resultat bedarf der Bestätigung durch die Be-
obachtungen der bevorstehenden Venusdurch-
gänge von diesem Jahre und vom Jahre 1882,
welche nach neueren Methoden ein viel genaueres
Ergebniss erwarten lassen, als im vorigen Jahr-
Leop. X.
hundert. Besprechen wir daher zunächst die
gegenwärtigen Beobachtungsmethoden.
6)DiegegenwärtigenBeobachtungs-
methoden. — Halley schlug zuerst vor, aus
der Differenz der Eintritte und Austritte, die
man die Verweilungen nennt, an verschiedenen
Orten die Sonnenparallaxe abzuleiten: Delisle
schlug die Beobachtung der Eintritte und Aus-
tritte an den möglichst entfernten und günstig-
sten Orten vor. Bei der Halley'schen Methode
waren die Beobachtungsstationen möglichst
nördlich und südlich, bei der Delisle'schen Me-
thode möglichst östlich und westlich zu wählen.
Zur Ausführung dieser Methode gehört ein
gutes Fernrohr und eine Uhr, und giebt die
Beobachtung jeden Eintrittes und Austrittes,
welche man auch mit dem gemeinsamen Namen
Coutact bezeichnet, einen Werth, welcher ab-
hängig ist von der Grösse der Parallaxe ; denn
der Contact wird an verschiedenen Orten theils
früher, theils später beobachtet, als wenn der
Beobachter sich am Mittelpunkt der Erde be-
fände. Wählt man diejenigen Orte, an welchen
der früheste und der späteste Contact statt-
0 giebt die Differenz der beiden Be-
obachtungen die Parallaxe, multiplicirt mit dem
grösstmöglichen Factor oder Coefficienten.
Wenn die günstigsten Orte für den gegenwär-
tigen Durchgang zu erreichen wären, würde
die Differenz bei den Verweilungen bis auf
mehr als 30 Minuten, die grössten Differenzen
für die Contacte auf 21 Minuten, respective
auf 25 Minuten, also im Maximum auf mehr
als den 200fachen Betrag der Parallaxe steigen.
Im Jahre 1761 sowohl, wie im Jahre i 769
zeigte sich bei den Ein- und Austritten eine
merkwürdige Erscheinung, wodurch die Genauig-
keit der Contactbeobachtungen und der Ver-
weilungen sehr beeinträchtigt wurde, weil man
auf diese Erscheinung nicht vorbereitet war
und deshalb für die Contacte verschiedene
Momente notirte. Die Venusscheibe erscheint
nämlich in der Nähe des Sonnenrandes nicht
58
scharf begrenzt ein- oder auszutreten ; es bildet
sich zuerst, wenn die Venus an den Rand tritt,
eine Trübung, dann eine schwarze Linie, resp.
ein schwarzer Fleck , der um so grösser und
undeutlicher wird, je schlechter das Fernrohr
ist. In guten Fernröhren erscheint die schwarze
Linie sehr scharf, und es hat sich aus einer
grossen Anzahl von Experimenten herausgestellt,
dass das deutliche Erscheinen der schwarzen
Linie, resp. das Reissen derselben, mit dem
wahren Ein- und Austritt zusammenfällt. Man
hat, um zu diesem Resultate zu gelangen, die
Erscheinung des Vorübergangs der Venus vor
der Sonnenscheibe durch Apparate künstlich
beigestellt und daran das Phänomen der Con-
tacte sorgfältig untersucht und studirt.
Da diese Erscheinung von Irradiation, Re-
flexion der Sonnenstrahlen am Rande der Venus,
der Unvollkommenheit der Fernrohre, vielleicht
auch von deren Grösse abhängt, ist es eine
Hauptbedingung, dass auf den zusammengehö-
rigen Stationen gleichgrosse und gleichgute
Fernrohre zu den Beobachtungen genommen
werden. Seit hundert Jahren sind glücklicher-
weise in der Optik grosse Fortschritte gemacht,
und können jetzt die Fernröhre viel vollkom-
mener hergestellt werden. Daher ist mit grosser
Zuversicht zn erwarten, dass die Contactbeob-
achtungen diesmal eine viel grössere Genauig-
keit haben werden, als im vorigen Jahrhundert.
Wenn man, sobald die sichtbare Venus-
scheibe vor die Sonnenscheibe eingetreten oder
kurz vor ihrem Austritt an der Sonnenscheibe
ist, den Einschnitt , welchen die Venusscheibe
am Rande macht, genau misst und eine Anzahl
solcher Einschnitte zu verschiedenen Zeiten be-
obachtet , so ist leicht zu begreifen , dass aus
diesen Einschnitten die Zeit des Contacts be-
rechnet und die Contactbeobachtungeu auf diese
Weise vermehrt werden können.
Eine Methode, um von dem Staude der
Venus am Sonnenrande ein Bild zu erhalten,
ist die photographische Aufnahme. Dadurch
nämlich, dass man einen photographischen Ap-
parat mit einem Fernrohr in Verbindung bringt,
ist es möglich, von Himmelskörpern, also auch
von der Sonne mit der eingetretenen oder dem
Austritt nahen Venus, ein Bild zu erhalten,
und wenn man diese Bilder sehr rasch hinter
einander, z. B. von Secunde zu Secunde, her-
stellt, lässt sich aus den Bildern, welche mit
dem Mikroskop ausgemessen werden können,
und der Zeit der Aufnahme die Zeit des Con-
tacts genau berechnen.
Andere Instrumente zu feinen astronomi-
schen Messungen sind die von dem Astronomen
Bouguer erfundenen und von dem Optiker Fraun-
hofer zuerst in vorzüglicher Art ausgeführten
Heliometer. Es sind dies Instrumente, bei
denen das Objectiv in der Mitte durchschnitten
ist und womit man , wenn man die beiden
Hälften des Objectivs gegen einander bewegt,
Doppelbilder erhält und diese zur Berührung
bringen kann. Das Instrument hat seinen
Namen davon bekommen, dass man mit ihm
zuerst den Durchmesser der Sonne maass, in-
dem man beide Objectivhälften so weit ausein-
anderschraubte . dass die beiden Sonnenbilder,
welche man sah , sich genau berührten.
Das Heliometer und der photographische
Apparat können nun ganz besonders auch an-
gewandt werden, während der ganzen Dauer
des Vorüberganges Resultate zu erhalten. Es
lässt sich z. B. leicht berechnen, wie viel der
Mittelpunkt der Sonnenscheibe genau in der
Mitte zwischen dem Eintritt und Austritt auf
zwei Orten , welche die Gestirne am Horizont
haben, verschoben wird; die grösste Differenz
beträgt etwa 47 Bogensecunden, mehr als den
fünffachen Betrag der Parallaxe. Wenn nun
während des Vorüberganges der Venus vor der
Sonn^nscheibe sowohl mit dem Heliometer un-
unterbrochene Messungen, als auch mit photo-
graphischen Apparaten Aufnahmen gemacht
werden, welche man später ausmisst , so ist
leicht einzusehen , dass in jeder Messung , re-
spective in jeder Aufnahme ein Werth enthalten
ist. welcher eine filcichung giebt , in der die
59
Parallaxe, inultiplicirt mit verschiedenen Coeffi-
cieaten oder Factoren, vorkommt. Nicht minder
wird auch die Richtung ( Positionswinkel ) , in
welcher die Mittelpunkte zu einander liegen,
durch die Parallaxe verschoben, und wenn man
bei den Helioinetermessuugen und den Photo-
graphien die Richtungen messen kann, wird
man aus den Beobachtungen an verschiedenen
Orten auch die Parallaxe ermitteln können.
Dank den Fortschritten . der astronomischen
Beobachtungsmethoden, haben wir jetzt also
drei Methoden anzuwenden : die Methode der
Beobachtungen der Contacte oder der Verwei-
lungen, die Methode der Distanzmessungen, die
Methode der Messung der Positionswinkel, und
wenn an einem Orte die Beobachtung der Con-
tacte vielleicht durch Trübung wahrend der
Ein- und Austritte nicht gelingen sollte, können
doch während des über vier Stunden dauernden
Vorübergaugs die andern Methoden angewendet
werden.
So viel als gegenwärtig von den Expedi-
tionen der verschiedenen Nationen bekannt ist,
wird von allen die Methode der Contactbeob-
achtungen, resp. der Verweilungen ausgeführt.
Von den Amerikanern, Deutschen, Engländern
Franzosen , Holländern , Portugiesen , Russen
wird auch die photographische Methode in An-
wendung gebracht. Die heliometrischen Mes-
sungen dagegen werden, so viel bekannt ist,
nur von den Deutscheu, Holländern und Russen
in Ausführung kommen.
7) Wo ist im DlScember dieses Jahres
der Vor über gang der Venus vor der
Sonnenscheibe sichtbar? — Nach unserer
Zeit fällt die Erscheinung in die Nacht zwi-
schen dem 8. und 9. December, sie fängt 1I3S
Uhr an , und da auch während der ganzen
Dauer von über Wer Stunden die Sonne nicht
über unsern Horizont kommt, sehen wir und
die Bewohner des westlichen Europa's nichts
von dem Phänomen. Ebenso wenig ist die
Erscheinung in Amerika sichtbar, weil dort
auch Nacht ist. Erst auf den Inseln des stillen
Oceans, z. B. den Aleuten, auf den Sandwich-
Inseln , den Marquesas-Inseln , den Paumota
Perlen oder Niedrigen Inseln, den Gesellschafts-
Inseln u. s. w., ist noch der Abend des 8. De-
cember und bevor die Sonne untergeht , die
Venus vor die Sonnenscheibe getreten. Man
sieht aber dort nur den Eintritt, der Austritt
fällt schon nach Sonnenuntergang. Weiter west-
lich ist die Zeit günstiger. Auf den Marschall-
Inseln, den Mariannen, den Philippinen sieht
man den ganzen Vorübergang Nachmittags,
theils schon wegen der dortigen Zeitrechnung
am Vormittag des 8. December», während in
dem südlich gelegenen Neu-Guinea, Australien
und Neuseeland oder in dem nördlich gelegenen
Japan und Sibirien, in China und Indien, über-
haupt im ganzen östlichen Asien das Phänomen
in die Tagesstunden des 9. December fällt.
Wenden wir uns noch weiter westlich, so er-
blickt man im westlichen Asien, in Mittel- und
Ost-Afrika, im östlichen und südlichen Russland,
in der Türkei , Griechenland und im südlichen
Italien die Venus vor der Sonnenscheibe, wenn
die Sonne am 9. December früh aufgeht, aber
sie steht am Rande, dem Austritt nahe, und
versehwindet bald nach Sonnenaufgang. Iu der
Südsee sieht man theils den Eintritt, theils den
Austritt, theils Ein- und Austritt, und der
allerdings unzugängliche Theil unserer Erde,
auf welchem zu jener Zeit die Sonne nicht
untergeht, sieht auch den ganzen Vorübergang.
Ein Beobachter, der in 244° östlicher Länge
(immer von Ferro gerechnet) und 35° nörd-
licher Breite sich befindet, sieht den Eintritt
des ersten Randes der Venus (äusserer Eintritt)
gerade bei Sonnenuntergang, und zwar 10 Min.
11 See. früher, als ein Beobachter im Mittel-
punkt der Erde , dagegen ein Beobachter in
57° östlicher Länge von Ferro und 39° süd-
licher Breite den Eintritt um 10 Min. 43 See.
später. Die Differenz der Eintritte ist daher
an diesen beiden Orten nahe 21 Minuten. Noch
grösser ist die Differenz des Eintritts des
zweiten Randes der Venus i innerer Eintritt),
8*
(Hl
nämlich fast 25 Minuten, wozu aber die Be-
obachter in 234° östlicher Länge und 40° nörd-
licher Breite, respective in 44" östlicher Länge
und 44° südlicher Breite sich befinden müssen.
Die Austritte sind nun um dieselbe Grösse ver-
schieden für Beobachter in 66° östlicher Länge
und 62° nördlicher Breite und in 262° -öst-
licher Länge und 64° südlicher Breite, sowie
um fast 21 Minuten für Beobachter in 50«
östlicher Länge und 59° nördlicher Breite und
in 241" östl. Länge und Gl^ südl. Breite.
Von einigen bekannten Orten mögen hier
die Orts-Zeiten des äussern Eintritts und Aus-
tritts aufgeführt werden. Nur der Eintritt ist
sichtbar in Owahu um 3 U. 5 M.. in Honolulu
um 3 ü. 5 M,. in Tahiti um 3 U. 42 M.
Eintritt und Austritt sind sichtbar u. a. in
folgenden Orten und dauert das ganze Phänomen :
Vormittags Nachmittags
in Sydney Dec. 9 von 11 U. 52 M. bis 4 ü. 25 M.
in Melbourne HÜ.28M. „ 4 U. OM.
in Yokohama 11 U. IM. .. 3U.50M.
in Shanghai 9 ü. 50 M. „ 2 U. 38 M.
in Nertschinsk 9 U. 41 M. ,. 2 U. 32 M.
in Peking 9 U. 30 M. ,. 2 U. 1 9 M.
in irkmzk SU.41M. ., 1U.32M.
Vormittags
in Madras 7 ü. 12 M. „11 U. 53 M.
in Bombay 6Ü. 42 M. „I1U.25M.
auf den Kerguelen 6 U. 32 M. .. 10 U. 59 M.
Der äussere Austritt ist sichtbar in Oren-
burg um 10 U. 17 M., in Astrachan um 9 U.
49 M., in iiflis um 9 U. 36 M., in Suez um
8 U. 46 M., in Alexandria um 8 U. 36 M.,
am Cap der guten Hoffnung um 7 U. 40 M.
Vormittags. Die ganze Dauer des Vorüber-
ganges ist von den genannten Orten auf den
Kerguelen 4 St. 27 Min., in Neitschinsk 4 St.
51 Min. Die Differenz beträgt also 24 Min.
8) Die Vorbereitungen zur Beob-
achtung des Venusdur chgangs im
Jahre 1874. — Selbstverständlich haben
schon seit mehreren Jahren die Astronomen
auf dieses Phänomen aufmerksam gemacht und
sich au die Regierungen gewandt, um selbige
zu veranlassen , Expeditionen nach denjenigen
Gegenden auszurüsten, wo das Phänomen beob-
achtet werden kann. In fast allen gelehrten
Gesellschaften und Akademien sind Vorträge
über die wichtige Erscheinung gehalten . und
bereits im Jahre 1868 erklärten sich einzelne
Regierungen bereit, den Astronomen die nöthigen
Mittel zu gewähren. So wurden der Pariser
Akademie damals schon alle nöthigen Hilfs-
mittel zugesagt, aus England, Amerika, Russ-
land, Holland, Deutschland und neuerdings
auch aus Italien und Portugal hören wir, dass
die Regierungen Astronomen aussenden. Die
englische Commission. an deren Spitze der Direc-
tor der Greenwicher Sternwarte , G. B. Airy,
steht, entschied sich schon 1868, fünf Stationen
zu besetzen, da zur Erlangung des Resultates
die Beobachtungen mehrerer Stationen eombi-
nirt werden müssen und vorausgesetzt werden
kann, dass an einigen Stationen möglicherweise
ungünstiges Wetter ist. Sie hat sich entschieden
für eine Station auf den Sandwich-Inseln, für
eine Station auf der Insel Rodriguez, eine auf
Neuseeland (in Christehurclfl und eine oder zwei
Stationen (davon die eine als Nebenstation (auf
den Kerguelen (in 49 lji° südlicher Breite und
ungefähr 88° östlicher Lauge von Ferro) und
endlich noch für eine Station in Aegypten.
Ausserdem hat Lord Lindsay, ein grosser För-
derer der Astronomie, die Absicht nach Mauri-
tius zu gehen. Die Amerikaner haben sich
für acht Stationen und zwar auf den Sandwich-
Inseln, auf den Chatham-Tnseln (Warekauri), in
Australien in Bluff Harbour und in Hobart-
town . nu* den Kerguelen, (in Three- Island-
Harbourt, auf Crozet-Isiand, in Wladiwostoek
in Sibirien, Nagasaki in Japan und Tientsin
in China entschieden. Da im östlichen Russ-
land und in Sibirien das Phänomen sichtbar
ist . besetzen die russischen Astronomen nahe
30 Stationen in Odessa , icolajew , Jalta,
Kbarkow, Kertsch, Tiflis, Eriwan, Nakritsche-
wan, Kasan, Fort Uralsk, Krasnowodsk, Aschura-
deh, Orenburg, Fort Petrowski, Taschkent,
Omsk . Kiakhta , Tschita . Nertschinsk . Fort
«1
Possiet, Wladiwostok. Hanka, Nakhodka, Haba-
rowska, Busse, endlich noch in Ostasien Jeddo
und Peking und in Afrika Theben. Die
Franzosen haben sich entschieden für Yoko-
hama und Peking mit Stationen zweiter Klasse
wahrscheinlich in Tientsin und Saigon, für die
Insel Neu- Amsterdam oder St. Paul und in
den neuseeländischen Gewässern für die Camp-
bell-Inseln und Numea. Die Indianer werden
eine Station in Indien besetzen, die Holländer
ausser Batavia eine auf der Insel Reunion, die
Portugiesen rüsten eine Expedition nach Macao
in China aus , die Deutschen haben gewählt :
Tschifü (China), die Kerguelen, die Auckland-
Inseln. Mauritius und Ispahan (Persien). Dazu
kommt noch , dass die Sternwarten in Asien,
Australien und Afrika selbstverständlich die
umfangreichsten Beobachtungen anstellen wer-
den und also jedes Land das Seinige thut. um
die Wissenschaft mit neuen Resultaten zu be-
reichein.
Die englische Regierung hat zur Beför-
derung der Expeditionen Kriegsschiffe zur Ver-
fügung gestellt, und Lord Lindsay geht mit
einem eigenen Schiffe nach Mauritius und wird
sich zugleich das grosse Verdienst erwerben,
mit einer grossen Anzahl Chronometer die Zeit-
differenz zwischen Mauritius und Aden zu be-
stimmen. Das englische Parlament hat zur
Anschaffung von Instrumenten und zur Aus-
rüstung eine namhafte*Summe bewilligt. Die
russische Regierung hat ein Gleiches gethan
und die russischen 'Sternwarten sind bei den
Expeditionen fast alle betheiligt und haben die
Instrumente theils aus ihren Dispositionsfonds,
theils aus ihren Vorräthen bewilligt. Den
Amerikanern stehen ebenfalls die Schiffe der
Marine zur Verfügung und der Congress hat
eiue ausreichende Summe zur Ausrüstung der
Expeditionen ausgesetzt. Die Mehrzahl der
Expeditionen benutzt die Schiffe der Handels-
marine, die Dampfer, welche den Verkehr
Europas mit den anderen Welttheilen unter-
halten. Das deutsche Reich tritt als solches
zum ersten Male in die Reihe der Staaten,
welche wissenschaftliche Expeditionen ausrüsten.
Wir gehen daher etwas ausführlicher auf die
deutschen Vorbereitungen ein.
9) Die Vorarbeiten der deutschen
Astronomen. — Es war im Jahre 1869,
als in der königlichen Gesellschaft der Wissen-
schaften in Leipzig und fast gleichzeitig in der
königlichen Akademie in Berlin, Astronomen
den Antrag stellten, die Regierungen zur Ver-
mittelung der Aussendung deutscher Expe-
ditionen zur Beobachtung des Venusdurchganges
aufzufordern. Die Leipziger Gesellschaft stellte
einen dahin gehenden Antrag an das königlich
sächsische Ministerium des Cultus und dieses
richtete an den damaligen Bundesrath des
Norddeutschen Bundes das Gesuch , für die
Beobachtung des Yenusdurchganges Sorge zu
tragen. Der Bundesrath erkannte die hohe
Bedeutung dieser Erscheinung an und ersuchte
die Bundesregierungen Gelehrte in Vorschlag
zu bringen, um selbige mit gemeinschaftlicher
Ausarbeitung eines Programms und Kosten-
anschlags für die Beobachtungen zu beauf-
tragen. Vom 25. — 29. October 1869 erfüllten
die Commissare, bestehend aus den Directoren
der Sternwarten Geheimrath Hansen in Gotha,
Geheimrath Argelander in Bonn , Professor
Bruhns in Leipzig, Professor Winnecke jetzt
in Strassburg i/E., Professor Förster in Berlin,
G. Rümker in Hamburg, dem Akademiker Prof.
Auwers in Berlin und dem Vorsteher der
Grossh. Mecklenburgischen Landesvermessung
Geheimrath Paschen in Schwerin, den Auftrag
und legten ein Programm und einen Kosten-
anschlag dem Bundesrath vor. Nach Her-
stellung des deutschen Reiches traten für
Bayern noch Professor Seidel in München und
für Baden Professor Schönfeld in Mannheim
als Commissionsmitglieder hinzu und eine zweite
Couferenz wurde vom 20. — 28. Mai 1871 abge-
halten. Nachdem das Reichskanzleramt des
deutschen Reiches zu Vorarbeiten eine Summe
bewilligt hatte, wurde ausser in einigen Special-
62
berathungen vom 23. — 29. August 1873 in
einer Conferenz in Hannover getagt, an welcher,
da dieselbe unmittelbar nach der Versammlung
der Astronomischen Gesellschaft stattfand, noch
ausserdeutsche Astronomen, u. a. der Direetor
der Pulkowaer Sternwarte Geheimrath von
Struve, Professor Newcomb aus Washington,
der Direetor der Leidener Sternwarte van de
Sande Bakhuyzen und Lord Lindsay etc. theil-
nahmen.
Bis zum Jahre 1873 hatte die Commission
ein Bureau, bestehend aus den Herren Hansen,
Auwers und Winnecke, gebildet, im Jahre 1873
dagegen wurde die schliessliche Ausrüstung
einem Executiv-Ausschuss , bestehend aus den
Herren Auwers, Bruhns und Rümker, über-
tragen. Von den von der Commission gefor-
derten Mitteln wurden im Reichsetat von 1873
und 1874 zusammen 140,000 Thaler mit der
grössten Liberalität bewilligt.
Die deutsche Commission richtete ihr Haupt-
augenmerk auf die Methode der Distanzmes-
sungen durch das Heliometer und bezeichnete
als die günstigsten Orte zu diesem Zwecke
Stationen in China, Japan und im südlichen
Ocean. Als von den russischen Astromen be-
kannt wurde , dass selbige auch in Sibirien
oder Japan Heliometerbeobachtungen anzustellen
beabsichtigten, wurde die japanesische Station
aufgegeben und nach ausführlichen Berichten
über die klimatischen Verhältnisse der Ostküste
China's Tschifu als derjenige Ort ausgewählt,
welcher bei seiner günstigen Lage für die
Beobachtung auch grosse Wahrscheinlichkeit
auf heiteres Wetter verspricht und noch drei
südlich gelegene Stationen ausgesucht. Die
Kerguelen sowie die benachbarten Heart-Inseln
^Macdonald-Inseln) und die Auckland-Inseln er-
lauben die günstigsten Beobachtungen; zwischen
den Kerguelen und den Macdonald -Inseln ist
lange hin- und hergeschwankt und die meteoro-
logischen Verhältnisse scheinen bei beiden ziem-
lich ungünstig. Die Berichte von den Mac-
donald-Inseln waren so sparsam . dass die
deutsche Admiralität S. M. Schiff Arkona im
vorigen Herbst den Auftrag gab, dort Unter-
suchungen anzustellen; die -Berichte lauteten
sehr ungünstig und sind deshalb die Macdonald-
Inseln aufgegeben und dafür die Kerguelen
gewählt.
Die Auckland-Inseln, welche ebenso wie die
Kerguelen von Menschen nicht bewohnt sind,
und wo nur einzelne Schiffe längere Zeit zu-
gebracht haben, bieten in Bezug auf Heiterkeit
des Himmels günstige Verhältnisse. Als dritte
Station ist Mauritius bestimmt, welches ziem-
lich günstige meteorologische Verhältnisse auf-
weist. Da für die photographischen Aufnah-
men Persien noch günstiger gelegen ist als
Mauritius, wurde beschlossen, Mauritius nur
für Heliometerbeobachtungen beizubehalten und
eine nur photographische Station nach einem
persischen Orte zu verlegen, wozu Ispahan
bestimmt wurde, weil die dortigen sehr gün-
stigen Witterungsverhältnisse das Gelingen der
Beobachtungen versprechen.
Für die Expedition nach den Kerguelen
hat die kaiserliche Admiralität die Glattdeck-
corvette , .Gazelle" zur Verfügung gestellt,
welche zu diesem Zwecke in Kiel ausgerüstet
wurde und bereits am 21. Juni abgesegelt ist.
Zur Unterstützung der chinesischen Expedition
in Tschifu hat ferner die kaiserliche Admirali-
tät das Kriegsschiff ., Arkona" bestimmt und
geht die Expedition mit Postdampfer am 20.
August von Southaniptou ab. Die Expedition
nach Mauritius begiebt sich dorthin per Post-
dampfer am 27. September von Marseille, die
nach den Auckland-Inseln mit Postdampier bis
Melbourne, wo ein Schiff zur Weiterbeförder-
ung gechartert werden soll, die Instrumente
sind am 20. Juli von London abgegangen; die
photographische Expedition schlägt im Sep-
tember den Landweg über Russland nach
Ispahan ein.
Die Instrumente, welche die verschiedenen
Expeditionen mitbekommen, sind theils mit der
grössten Liberalität von Sternwarten und
63
anderen Instituten geliehen, theils neu auge-
schafft. Die Heliometer, vollständig gleich
grosse und Fraunhofer sehe, gehören verschie-
denen deutschen Sternwarten und haben Fern-
röhre vom lm Brennweite und 76ram Oeffnung
und mit ihnen sollen die mikrometrischen
Messungen ausgeführt werden. Die Fernröhre
zur Beobachtung der Contacte sind Befractoren
von 2m Brennweite und 118°"" Oeffnung aus
der Werkstatt von Fraunhofer und aus mehre-
ren Instituten bereitwilligst zur Verfügung
gestellt; dazu kommen kleinere Fernröhre, alle
von Fraunhofer, welche theils zur Justirung
der grösseren Listrumente , theils auch zu
Contactbeobachtungen und zu Ortsbestimmun-
gen gebraucht werden sollen. Die pboto-
graphischen Feinröhre und Apparate sind aus
der optischen Werkstatt von Steinheil in
München. Zwei Fernröhre haben je 21/2rn
Breitweite und circa 160mm Oeffnung, die
beiden andern nach neuen Principien gebauten
je 2m Breitweite und circa 110mm Oeffnung.
Zur Ermittelung der geographischen Lage
der Beobachtungsstationen werden kleine Meri-
dianinstrumente , welche unter dem Namen
Passagen- und Universalinstrumente bekannt
sind, mitgenommen, sie sind theils dargeliehen,
theils neu beschafft worden. Ferner gehen
für jede Station eine Pendeluhr mit Secunden-
pendel, kleine Uhren mit Dreiviertelsecunden-
pendel, eine Anzahl Boxchronometer und noch
andere Uhren mit, die theils bei den Beobach-
tungen zur Zeitbestimmung, theils zur Er-
mittelung der Liingendifferenzen dienen. Von
anderen kleinen Instrumenten nennen wir nur
noch Reflexionskreise, Sextanten , terrestrische
und Marinefernröhre. An meteorologischen
Instrumenten erhält jede Station zwei Queck-
silberbarometer und je nach Bedürfniss 6 — 10
Thermometer. Um etwaige Reparaturen an
den Instrumenten ausführen zu können, ist
auch für das nöthige Werkzeug gesorgt. Für
die photographischen Apparate gehen selbst-
verständlich ^ämmtlicbe photographisihe Chemi-
kalien in sehr reicher Auswahl mit , so dass
während der Zeit des Vorüberganges eine
grosse Anzahl von Aufnahmen gemacht werden
können.
Jede Expedition erhält ein transportables
Observatorium, bestehend aus zwei eisernen
Drehthürrnen und einem dazwischen befindlichen
Meridianzimmer, ferner ein Observatorium für
die photogra2ihischen Aufnahmen, eine Dunkel-
kammer, und da auf den Kerguelen und Auck-
land-Inseln keine Gebäude existiren, ist für die
Expeditionen nach diesen Stationen auch für
hölzerne Wohnhäuser gesorgt. Es ist ferner
Bedacht genommen auf die nöthigen Bedürfnisse
der Beobachter, auf Ecpiipirung, um in den
verschiedenen Klimateu existiren zu können.
Als Personal für die Beobachtungen wurde
beschlossen, für jede vollständige Station zwei
Astronomen , zwei im Photographireu geübte
Beobachter, zwei Gehilfen (einen für die Astro-
nomen , einen für die Photographen) , mit-
zugeben. Es wurde dahin gestrebt, dass unter
den photographischen Beobachtern ein Fach-
photograph sei , unter den Gehilfen ein
Mechaniker.
Die Expedition nach den Kerguelen besteht
aus den Herren : Dr. Böigen (Vorsteher des k.
Marineobservatoriuins in Wilhelmshafen) , Dr.
Wittstein (Astronom aus München), Weinek
(designirter Observator der Leipziger Stern-
warte), Dr. Studer (Docent aus Bern), Bobsin
(Kammerphotograph aus Schwerin) . Krille
(Mechaniker aus Schwerin). — Für die Auck-
land-Expedition sind abgegangen die Herren:
Dr. Seeliger (Observator der Sternwarte in
Bonn), Dr. Schur (Observator der Sternwarte
in Strassburg i. E.) , der Docent Krone und
Dr. Wolfram (Photographen aus Dresden),
Leyser ^Mechaniker aus Leipzig) und Krone
jun. aus Dresden. — Nach Tschifu gehen die
Herren: Dr. Valentiner (z. Z. Observator der
Sternwarte in Leiden), Dr. Adolf aus Elber-
feld , Dr. Reimann aus Ratibor , stud. Deich-
müller aus Leipzig (als Mechaniker) und die
64
Herreu Kardätz und Eschke als Photographen.
— Nach Mauritius sind bestimmt die Herren:
Dr. Low (Astronom im geodätischen Institut
in Berlin), Dr. Pechüle (Observator der Stern-
warte in Hamburg) , Heidorn aus Göttingen
und Mechaniker Dödter aus Strassburg. Für
die photographische Expedition geht nach Per-
sien als Astronom Dr. Peters (Observator der
Sternwarte in Kiel), Dr. Fritsch (Docent aus
Berlin) , Dr. Stolze aus Berlin und noch ein
photographischer Gehilfe.
Da einige der Expeditionen aber auch noch
andere Zwecke verfolgen, hat die k. Admirali-
tät die Offiziere der „Gazelle'- instruirt, mit
verschiedenen wissenschaftlichen Apparaten, z.
B. mit Tieflothapparaten, Pendeln, vollständigen
meteorologischen Apparaten, Beobachtungen
anzustellen. Ja die Gazelle hat die Aufgabe,
eine wissenschaftliche Reise um die Welt zu
machen und ist die Zeit der Rückkehr erst
nach 20 Monaten zu erwarten. Auch auf die
Auckland- Inseln werden zwei Offiziere zur
Unterstützung der Astronomen und zu Beob-
achtungen mit Pendelapparaten mitgehen.
Für zoologische und botanische Sammlungen
und Bereicherungen der Wissenschaft ist durch
Instructionen von Fachgelehrten Sorge getragen.
Die Astronomen werden ausser den Beobacht-
ungen des Vorüberganges der Venus noch
andere astronomische Beobachtungen anstellen
und hoffentlich Gelegenheit haben, den noch
ziemlich unbekannten südlichen Himmel mit
geübtem Auge zu durchmustern.
Die Dauer der Expedition wird wegen der
verschiedenen Entfernungen der Stationen sehr
verschieden sein. Die Expeditionen nach den
Kerguelen und den Auckland-Inseln werden
voraussichtlich 9 — 10 Monate in Anspruch
nehmen, wovon auf Hin- und Rückreise circa
je 3 Monate gerechnet werden. Für die
chinesische Expedition ist angenommen 7 Mo-
nate und zwar je 2 Monate für Hin- und
Rückreise, 3 Monate für Aufenhalt; für die
Expedition nach Mauritius 6 Monate, je andert-
halb Monate für Hin- und Rückreise, 3 Mo-
nate für den Aufenthalt; für die Expedition
nach Persien 5 Monate, je 1 Monat für Hin-
und Rückreise und 3 Monate für den Aufent-
halt. Damit alle Beobachter ihrer Aufgabe
gewachsen sind, damit ferner die Instrumente
leisten, was von ihnen verlangt wird, haben
verschiedene Commissionsmitglieder die. Beob-
achter eingeübt und die Instrumente untersuch*-.
So hat Alles, Dank den bereitwilligst ge-
währten Mitteln vom Reichskanzleramt und
Reichstag auf das Vollkommenste und Beste
hergestellt werden können, und so vertheilen
sich die deutschen Astronomen im Orient auf
der nördlichen und südlichen Halbkugel, um
das seltene Phänomen zu beobachten und da-
durch das Grundmass unseres Sonnensystems
genauer als bisher zu ermitteln. Wenn die
Expeditionen von gutem Wetter begünstigt
werden , ist sicher zu erwarten , dass die
Resultate, welche die deutschen Astronomen
mitbringen, sich nicht nur denen anderer Na-
tionen an die Seite stellen, sondern auch durch
die Mannichfältigkeit der Methoden wie durch
die Sorgfalt der Ausführung der deutschen
Wissenschaft würdig ausfallen werden.
Die Mitglieder des internationalen Con-
gresses zur europäischen Gradmessung
sind von ihrer permanenten Commissiou zur
Theilnahme an der diesjährigen allgemeinen
Conferenz auf den 23. Septbr. d. J. nach
Dresden eingeladen worden. Es wird daselbst
am genannten Tage Vorm. 11 Uhr die erste
Sitzung im grossen Saale der Kgl. polytech-
nischen Schule stattfinden. Die permanente
Commissiou wird dagegen bereits zwei Tage
früher, am 21. Septbr. in Dresden zusammen-
treten, um unter Benutzung des Protokolls der
Wiener Conferenz und seitdem eingegangener
Anträge das Programm der Berathungsgegen-
stände und eine Tagesordnung zusammen-
zustellen. —
Abgeschlossen den 31. August 1874.
Druck *on B. Blochnianu & Sohn in Dresden.
NÜNQÜAM JHKs, OTIOSÜS
LEOPOLDINA
AMTLICHES ORGAN
DER
KAISEELICH LEOPOLDINISCH- CAROLINISCHEN DEUTSCHEN
AKADEMIE DER NATURFORSCHER
HERAUSGEGEBEN UNTER MITWIRKUNG DER ADJUNCTEN VOM PRÄSIDENTEN
Dr. W. P. G. Beim.
Dresden. Heft X. Nr. 9—10. September 1874.
Inhalt: Amtliche Mittheilungen: Beiträge zur Kasse der Akademie. — Veränderungen im Per-
sonalbestande der Akademie. — Dr. Louis Jean Rodolphe Agassiz f. — Sonstiges: Eingegangene
Schriften. — v. Dechen: Bericht über die allgemeine Versammluug der deutschen geologi-
schen Gesellschaft. — Neue Nordpolfahrten.
Amtliche Mittlieilungeii.
Beiträge zur Kasse der Akademie.
Sept. 10. Von Herrn Prof. Dr. Ferd. Colin in Breslau, Beitrag für 1874 2 Thlr. — Sgr.
12. „ „ Prof. Dr. Senft in Eisenach, Beiträge für 1872, 73
und 74 6 „ — „
„ 19. ,, „ Dr. AI. Kogenhofer in Wien, Beitrag für 1875 . . 2 ,, — ,,
Dr. Behn.
Leop. X.
66
Veränderungen im Personalbestande der Akademie.
\eu aufgenommenes Mitglied :
No. 2142. Am 16. Septbr. 1874 Herr Dr. med. et phil. Eduard Karl von Martens, ao. Professor
der phil. Fakultät und Custos am zoologischen Museum der Universität zu Berlin.
— Fünfzehnter Adjunktenkreis. — Fachsektion 6 für Zoologie und Anatomie.
(iestorliene Mitglieder:
Am 21. August 1874 zu Erlangen: Herr Dr. med. Johann Michael Leupoldt, ordentl. Pro-
fessor der Medicin an der Universität zu Erlangen. — Aufgenommen den 8. August
1843; cogn. Langermann.
Am 30. August 1871 zu Konstantinopel: Herr Dr. jur. Carl Eduard Hammerschmidt (Ab-
dullah-Bey), Professor an der medieinischen Schule zu Konstantinopel. — Auf-
genommen den 3. August 1833; cogn. Roesel II.
Am 21. September 1874 zu Canon bei Caen: Herr Leonce Elie de Beaumont, Professor der
Geologie an der Ecole des mines , Ingenieur en chef der Bergwerke, beständiger
Srkretär der französischen Akademie der Wissenschaften und Präsident der geo-
graphischen Gesellschaft zu Paris. — Aufgenommen den 24. August 1860; cogn.
Alex. v. Humboldt. ■ —
Dr. Behn.
Dr. Louis Jean Rudolphe Agassiz*)
(Mitgl. der Akad. seit dein 1. Januar 1838; cogn. Artedi)
wurde am 28. Mai 1807 zu Orbe im Canton Waadt als der Sohn eines protestantischen Geist-
lichen geboren. Seine Schulbildung empfing er seit dem Jahre 1818 auf dem Gymnasium zu
Biel (Canton Bern), setzte seine Studien auf der Akademie zu Lausanne und der Universität
zu Zürich fort, und ging dann nach Deutschland, um auf den Universitäten zu Heidelberg und
München Medicin zu studiren. An letzterem Orte empfing er 1830 den Doctorgrad. Seine
früh entwickelte Zuneigung zu den Naturwissenschaften fand an allen diesen Orten Nahrung.
aber in Mimchen doch erst die Richtung, welche während seines ganzen Lebens die vorwaltende
blieb. — Spix , der Begleiter von Martius auf der ergebnissreichen Reise nach Brasilien, war
im Jahre 1826 gestorben, ohne die gemachten zoologischen Sammlungen vollständig beschrieben
zu haben. Agassiz übernahm noch als Student die Herausgabe des Fischwerkes (Selecta genera
et spec. piscium quos in it. pnr Bras. collegit et ping. curavit J. B. de Spix. Digessit de-
*) Die Aussicht der Akademie, von einem Agassiz sehr nahestehenden Manne eine eingehende
Darstellung seiner Entwickelung und europäischen Thätigkeit zu erhalten, ist nicht in Erfüllung gegangen.
und die Leopohlina kann daher nur einen aus dem Vergleiche zahlreicher Quellen zusammengestellten
Abriss der grossartigen Wirksamkeit ihres verstorbenen Mitgliedes bringen. Die aufgezählten Schriften
sind keineswegs vollzählig: in den Scientific Papers und in Carus und Engelmann's Bibliotheca zoologica
sind deren ungleich mein-, dieselben indess der Lage der Sache muh immer noch nicht vollständig auf-
geführt. —
67
scripsit et obs. anat. illustr. A. Agassiz. Monach. 1829 — 31. fol. c. tab. 91), in welchem
116 zum grossen Tbeil neue oder doch ungenügend bekannte Arten beschrieben werden. —
Durch dieses Werk gewann Agassiz schnell ein wohlverdientes Ansehen unter den Zoologen,
und er entwarf grossartige Pläne für weitere Werke auf dem Gebiete der Ichthyologie. —
Zunächst begab er sich auf Reisen, und zwar nach Paris, wo er in G. Cuvier, der gleichfalls
mit seinem grossen Fischwerke beschäftigt war, den besten Beurtheiler seines wissenschaftlichen
Werthes und den einflussreichsten Förderer fand. Cuvier scheint es auch gewesen zu sein,
der ihn zu seinen umfangreichsten Arbeiten, zu denen über die fossilen Fische, aufforderte und
dabei unterstützte. —
Bereits im Jahre 1832 wurde Agassiz Professor der Naturgeschichte in Neufchatel,
und dieser Ort war durch seine Gegenwart während einer Reihe von Jahren das Centrum einer
ungemein regen naturwissenschaftlichen Thätigkeit, deren bleibendes Denkmal die dortigen
Sammlungen sind. Hier erschien sein grosses Werk über die fossilen Fische (Recherches sur
les poissous fossiles etc. 5 Tom. en 18 livr. gr. in 4° et Atlas in qu. gr. fol. avec 384 pl.
lith.) während der Jahre 1833 — 43 , dem sich überdies zahlreiche Einzeluntersuchungen über
die fossilen Fische verschiedener Länder und geologischer Schichten anschlössen. Ein so um-
lassendes und gründliches Werk, von dem einer der genauesten Kenner, H. G. Bronn, urtheilt,
es sei durch dasselbe das Studium der fossilen Fische ebenso erleichtert worden, wie es seiner
Zeit durch G. Cuvier's Recherches sur les ossemens fossiles für die Säugethiere und Amphibien
geschehen war, konnte nur durch die Benutzung der Sammlungen aller Länder und die Hülfe
der angesehensten Gelehrten zu Stande kommen, welche Agassiz bereitwillig zu Gebote gestellt
wurden. — Dies Epoche machende Werk führte den Verfasser nach zwei Richtungen weiter.
Einmal zur Naturgeschichte der Süsswasserfische Mittele uropa's (Hist. nat. des poissons d'eau
douce de l'Europe centrale. Neufchatel 1839 — 42. 2 livr. Roy.-Fol. av. 41 pl.), zu deren
Bearbeitung er bereits bei seinem Aufenthalte in München manche Vorarbeit gemacht hatte,
und wozu er C. Vogt's Mitwirkung gewann (der darin die Embryologie des Salniones gab), die
indess unvollendet geblieben ist, und sodann zur Bearbeitung anderer urweltlicher Thierreste,
namentlich der Echinodermen. — Für diese umfangreiche Arbeit, welche ausser dem leider
gleichfalls unvollendeten Hauptwerke (Monographies d'Eclnnodermes vivans et fossiles. 4 livr.
Neufch. 1838 — 42. gr. in 4". av. f>2 pl. lith.) manche Nebenschriften hervorrief, schlössen sich
Desor und G. Valentin an Agassiz au , welcher Letztere im vierten Hefte eine Anatomie des
Genus Echinus lieferte. —
Dann folgten: Etudes critiques sur les mollusques fossiles. Livr. 1 — 4. Neufch. 1840
— 45. gr. in 4°. av. 105 p. Mem. sur les moules des mollusques vivans et fossiles. Neufch.
1840. imp. 4°. av. 12 pl., und Iconographie des coquilles tertiaires etc. Neufch. 1845. gr.
in 4°. av. 15 pl. —
Alle diese sich auf den Raum von etwa zwölf Jahren zusaniniendrängenden Arbeiten
umfassen aber keineswegs Agassiz1 volle, bewundernswürdige Thätigkeit. Seine Beschäftigung
mit. den fossilen Thieren sowohl, wie sein Wohnort, mussten ihn an den Untersuchungen, durch
welche Männer, wie Hugi und Charpentier, die jetzige und frühere Gletscherwelt zu ergründen
suchten, lebhaften Antheil nehmen lassen. Agassiz beschloss 1840, mit seinen Freunden selbst-
ständige Untersuchungen anzustellen, und liess, von dem König von Preussen, der damals noch
Beherrscher von Neufchatel war, unterstützt, auf dem Unteraargletscher, demselben, auf welchem
auch Hugi seine Forschungen angestellt, hatte, eine Hütte bauen, die unter dem Namen des
9*
68
Hotel des Neufchatelais berühmt geworden ist. — Die Ergebnisse dieser später auch in Amerika
fortgesetzten Untersuchungen (Glacial Phenomena in Maine 1867), die anfangs in der Allgem.
Augsb. Zeitung veröffentlicht und dann in den Etudes sur les glaciers, Neufch. 1840, zusammen-
gefügt, von C. Vogt übersetzt und mehrfach ergänzt wurden, trugen wesentlich dazu bei, die
Ansichten über die Natur der Gletscher zu klären und ihr ungleich ausgedehnteres Vorkommen
in einer früheren Periode der Eiszeit zu erweisen.
Hier sind aber noch zwei umfangreiche Werke zu erwähnen, deren Vorarbeiten und
theilweise Ausführung in diese Periode fallen: der Nomeuclator zoologicus, Fasel — XII. Solo-
duri 1842 — 47. 4°, und die später durch die Roy. Society von H. E. Strickland und nach
dessen Tode von W. U. Jardine herausgegebene Bibliographia zoologiae et geologiae. London
1848—54. 4 Bde. 8°. —
Im Jahre 1846 ging Agassiz, gleichfalls von der kgl. Preussischen Regierung unter-
stützt, nach Nordamerika und erhielt dort bald eine ihm völlig zusagende Stellung in einer
Professur für Zoologie und Geologie an der Lawrence scientific School in New Cambridge bei
Boston. — Seinem neuen Adoptivvaterlande blieb Agassiz selbst dann treu , als die Franzö-
sische Regierung ihn unter den glänzendsten Bedingungen nach Paris zu ziehen wünschte. —
Seine Ihätigkeit erstreckte sich nunmehr auf ein weiteres Feld, als er bisher bearbeitet
hatte. Seine Anregung hat das Studium der Naturwissenschaften in Amerika mächtig gehoben.
Behörden wie Private kamen seinen Wünschen bereitwillig entgegen und bewilligten ihm die
Hülfsmittel zu den grossartigen, von ihm begründeten Sammlungen und den vielleicht noch
grossartigeren Reisen. — In der That scheint es Agassiz ganz vortrefflich verstanden zu haben,
nicht nur ein thatkräftiges Interesse für die Naturwissenschaften bei seinen neuen Landsleuten
zu wecken, sondern auch für seinen wissenschaftlichen Standpunkt die höchste Achtung zu
gewinnen, und mau erzählt davon manche ergötzliche Anekdote. Als Agassiz eine wissenschaft-
liche Reise benutzte, um das Interesse an der Naturforschung zu beleben, und in den Städten,
durch die sein Weg ihn führte, enthusiastisch aufgenommene Vorlesungen hielt, wurde von einer
abseits liegenden Stadt die Bitte an ihn gerichtet, auch dorthin zu kommen und Vorlesungen
zu halten. Agassiz lehnte das Gesuch ab, da es seinen wissenschaftlichen Zwecken hinderlich
war. Als nun aber der Abgesandte jedes Bedenken durch die Versicherimg zu beseitigen
wlaubte, er werde ein sehr grosses Auditorium haben und viel Geld verdienen, empfing er von.
Agassiz die verblüffende Antwort: er könne seine Zeit nicht vergeuden, um Geld zu gewinnen
(I cannot waste my time to make money).
Wir könuen die zahlreichen amerikanischen Arbeiten von Agassiz nicht einzeln ver-
folgen und heben nur einige Hauptgegenstände hervor. Nachdem er Nordamerika nach vielen
Richtungen, besonders mit Bezugnahme auf die dortige Fischläuna durchforscht hatte, wandte
er seine Aufmerksamkeit auch auf die entlegeneren Theile Amerika's. Der Kaufmann Nathanael
Thayer in Boston bot ihm die Mittel, im Jahre 1865 in Begleitung seiner Familie und einer
Anzahl von Gelehrten und Künstlern eine Reise nach Südamerika und besonders nach Brasilien
und dem Amazonenstrome zu unternehmen. — Ueberall wurde er ehrenvoll empfangen und
bereitwilligst unterstützt. Seine Reisebeschreibung (A. Jouruey in Brazil, Boston 1866) soll
neben verschiedenen Uebersetzungen (z. B. ins Franz. par F. Vogel: Paris 1869, gr. 8. av.
54 grav. sur bois et 5 cartes) in 2 Jahren 6 Auflagen erlebt haben und die reichen wissen-
schaftlichen Ergebnisse erschienen 1870 unter dem Titel: Scientific results of a journey in
69
Brazil by Louis Agassiz and liis Companions, wobei die Geologie und physikalische Geographie
von Prof. Fr. Hartt bearbeitet sind.
Im Jahre 1871 unternahm Agassiz wiederum in zahlreicher Begleitung eine weitere
grosse Reise nach dem südlichen atlantischen und dem stillen Ocean, bei der Tiefenunter-
suchungen einen Hauptgesichtspunkt bildeten.
Besondere Beachtung hat Agassiz überdies in den letzten Jahren seines Lebens da-
durch gewonnen, dass er ein entschiedener Gegner der Darwinschen Theorien war. — Auch
war dies nicht etwa nur das Ergebniss eines Beharrens auf seinen früheren Ansichten, sondern
er stellte in dieser Beziehung eingehende Forschungen an, die ihn nicht nur zur Annahme
verschiedener der jetzigen vorhergegangenen Schöpfungen, sondern auch der bisherigen Ansicht
entgegen zur Annahme verschiedener Stammeltern des Menschengeschlechts führten.
Der rastlose Arbeitsdrang hatte schon manche Jahre vor seinem Tode Agassiz's Ge-
sundheit erschüttert. Eine zur Herstellung derselben nach Europa unternommene Reise blieb
ohne den gewünschten Erfolg. Günstiger schienen die grösseren Seereisen auf ihn zu wirken,
und er gab sich nach Beendigung der letzten derselben mit besonderer Vorliebe einem Unter-
nehmen hin, das ihn zugleich in die lieblichsten Umgebungen führte. — Anderson, ein reicher
Bostoner Kaufmann hatte ihm eine der reizendsten Inseln der Massachusetts-Bai und eine sehr
bedeutende Summe zur Verfügung gestellt, um eine Schule für praktische Ichthyologie zu er-
richten. In dieser paradiesischen Umgebung fand Agassiz während der letzten beiden Jahre
seines Lebens Beschäftigung wie Erholung. Allein seine Kraft war gebrochen und er beendete
unerwartet in der Mitte December 1873 und noch mit den Ergebnissen seiner letzten Reise
beschäftigt sein arbeitsreiches Leben.*)
Eingegangene Schriften.
(1—15. Juni 1874.)
Naturforsch. Ges. zu Halle. Abhandl. Soc. imper. d. Naturalistes de Moscou-
XIII. Bd. 1. Hft. — Halle 1873. 4°. Bulletin 1873. Nr. 2. Moscou 1873. 8<>.
— Berichte. 1872 u. 73. 4U. j. Knoch: Missbild. v. Embryoneu d. Salmo-
G. Winter : Die deutschen Sordarien. (4 Taf.) Iien- «■ Coregonus-Gescklechts. (2 Tf.'t - A B e c k e r :
Tr -c, T-... l i xr i i ii ii • x> v Reise n. Baku, Lencoran. Derbent, Mauschaus, Iva-
Von F. Dummler s ^\ erlagsbuchhand . in Berlin: sum ^ Ach _ rf Tpayi^0JI>ai>. B'03pa.
Inhaltsverz. d. Abhandl. d. Kgl. Akad. >Kmie Ha KpKriraeKyM 3aMfcrity T-Ha A. H. — A.
d. Wiss. zu Bert. a. d. J. 1822 — 72. — Wolkenstein: Rech, anthropol. s. d'anciens ci-
Berl. 1873. 8°. metieres du Waldai, nommes ...Jalnikis". (Suite et
' ' fin.) — H. &. HepcKiÄ: #aypCKiä Myospalax Laxm.
Naturw. Ver. f. Steyermark. Mittheil. (Siphneus Brauts) naui caMocTOHreÄiaiä bhjtl:
Jahrg. 1873. — Graz 1873. 8°. Myospalax Dybowskii. (3 Taf.) — B. Ciqio6iniit'BCKifr:
J. Prettner: Klimat. Vertheil. d. Wärme u. 0 ija:sBiiTiii äapostmta y BaäMyroBoä cochm. (Pinus
Niederschläge in Kärnten. — K. Friesach: Einwirk. Strobus L.) (1 Taf.) — H. Trautschold: Notiz
e. gleickförm. dichten rechtwiukel. Parallelepipeds üb. Elasniotheriuni sibiricum G. Fischer. — V.
auf e. materiell. Punkt. Bestimm, d. absolut. Entfern. Mo|tschoulsky : Enumerat. d. nouv. especes de
d. Himmelskörper. — Berechn: des Venusdurchg. coleopteres.
v. 8. Dec. 74. (4 Taf.) — Geogr. Ortsbestimm. u. Batav. Genootsch. v. Künsten enWetensch.
magnet. Beob. i. Sommer lb73. — L. Boltzmann: rn--, i -t, r»i w a r AflQ„ R,im;,
MjSwell's Elektricitäts- Theorie. (1 Taf.) - J. Tijdschnft. Dl. XX. 4. -- 6. Aflev. Batavia.
(hadima: Bildungen b. d. Anthropoden. (1 Taf.) 1872—73. 8».
*) Wie so oft weichen die Angaben über Todesort und Todestag von einander ab, als Todes-
tag werden der 14. und der 15. Pecbr. 1873 und als Todesort New- York und New-Cambridge angegeben.
7(1
Berigten omtrent den Zeeroof. i. d. Nederl.-
lr.d. arcMpel. (Forts.) — Jackstein: EenigeNot.
ov. Rotti en de Rottinezen. — L. Mangindgaän:
Oud Tondano. — J. M. Kluppel: De Solor-
eilanden. — A. B. Meijer: Ueb. d. Einwohnerzahl
d. Philippin. Inseln. — v. d. Broek: Geschiedenis
v. het vorstenhuis van Madoera. — de Clercq:
Het Pela der Amboneezen.
— Notulen. Dl. X. 1872. Nr. 4. u. Dl. XI.
1873. Nr. 1. Batav. 1873. 8°.
— Alphabet. Lijst v. Kaarten. Batav.
1873. 8°.
Naturforsch. Gesellsch. in Zürich. Viertel-
jahrsschrift. 17. Jahrg. Hft. 1 — 4. Zürich
1872. 8°.
Kgl. bayr. Hof- u. Staatsbibliothek zu
München. Catalogus codicum latin. bibliothecae
reg. monac. T. II. P. I. u. T. I. P. in.
Monachii 1873/74. 8°.
Von Herrn Dr. R. Schomburgk in Adelaide:
Gason, Sam. The Die.yerie Tribe of Austr.
Aborig. Adelaide 1874. 8<>.
Senckenb. naturf. Gesellsch. zu Frankfurt
a. M. Abhandl. IX. Bd. 1. u. 2 Hft, Frank-
furt a. M. 1873. 4°.
E. Stoehr: Die Provinz Banjuwangi. (8 Tat.)
— 0. Böttger: Reptilien v.Maxocco u. den canar.
Ins. (1 Taf.) — Fr. Scharff: Ueb. d. Quarz. IL
Die Üebergangsflächen. (3 Taf.)
Nobbe, Friedr. Die landw. Vers. Stat.
XVII. Bd. Nr. 2. Chemnitz 1874. 8».
Acad. roy. d. Medecine de Belg. Bulletin.
1874. T. VIII. Nr. 4 u. 5. Bruxelles 1874. 8«.
Micha ux: Ovariotomie; quatre Operations,
deux morts et deiux guerison. — Bribosia: Con-
siderations aux fievre typhoide. — - Ginge: Falsi-
ficat. d. denrees alimentaires. — Nativelle: Digi-
taline cristallisee. — Guillery et van Hoeter:
Sur l'attelle en Zinc. — Warlomont: Not. biograph.
s, 1. docteur J. Bosch. — Laussedat: La Suisse
medicale. — Borlee: Contusion et commotion cere-
brales. — Depaire: Communicat. s. l'emploi de
l'essence de t.erebinthine comme antidote du phos-
phore. — Cesse: Transfusion du sang.
(Vom 15. Juni bis 15. Juli 1874.)
Kais. Akad. d. Wiss. zu Wien. Anzeiger
1874. Nr. 13 u. 14. Wien 1874. 8°.
— Sitzungsberichte. 67. Bd. m. Abth.
Hft. 1—5. Jahrg. 1873. — 68. Bd. I. Abth.
Hft. 1—2. Jahrg. 1873. — 68. Bd. II. Abth.
Hft. 1 — 5. Jahrg. 1873. 8«.
Von 11. A. Stoehr (Dresden):
Roczniki towarzystwa przyjaciöi nauk Poz-
nanskiego. Torael— VII. Poznan 1860/72. gr. 8°.
Kgl. böhra. Gesellsch. d. Wiss. in Prag.
Sitzgsber. Nr. 2. Prag 1874. 8°.
Kgl. Dansk. Vidensk. Selsk. Oversigt ov.
det forhandl. i. Aar. 1873. Nr. 2. (Apr.— Juni.)
Kjobenbavn 1873. 8°.
F. Schiern: Om Oprindelsen til Sagnet om
de guldgravende Myrer. (1 Tat'.) — Jap. Steen-
strup: Om Gjaellegitteret eller Gjaellebarderne hos
Brugden (Selachus maxim. Gunn.) 1 Tat'. — L.
Lorenz: Kviksolvets elektriske Ledningsmodstand
i absolut M aal. — J. Lange: Bidr. til Synonymiken
for nogle kritiske Arter fra Danmarks og Nabo-
landenes floraer. (2 Taf,) — F. Johnstrup: Om
kullagene paa t'aeroerne samt Analyser af de i Dan-
mark og de niiiil. Bilande forekomm. kul. (1 Tat'.) —
('. I!:i rfoed: Om Arabin.
— Skrifter. 5 Rkke. bist, og fllos. Afd. 4.
Bd. X. Kjol,. 1873.
Leitgeb, Dr. II. Untersuch, üb. d. Leber-
moose. I. Hft. Blasia pusilla. M. 5 Taf. Jena
1874. 4°.
Ständiger Ausschuss bayr. Aerzte. Sitz.-
Protokolle d. bayr. acht Aerztekammern i. J.
1873. München 1874. gr. 8U.
H. v. Decken. Leopold, v. Buch. S. A.
Bonn 1874. 8°.
Verein f. siebenb. Landeskde. Archiv.
XL Bd. 1. u. 2. Hft. Hermannstadt 1873. 8°.
— Jahresbericht 1872/73. Herrn. 1873. 8°.
— K. Werner. Die Mediascher Kirche.
Herrn. 1872. 8°.
Commiss. z. Unters, d. deutschen Meere
in Kiel. Ergebnisse 1873. Hft. 8 u. 9. Berlin
1874. qu. fol.
Naturwissenschaftliche Gesellschaft Isis.
Sitzungsberichte. 1874. Jan. — März. Dresden
1874. 8°.
Verein z. Beförd. d. Gartenb. i. d. preuss.
Staaten. Monatsschrift, 17. Jahrg. Juuihft.
Berl. 1874. 8°.
Hydrogr. Bureau d. kais. Admir. Hydr.
Mitth. IL Jahrg. Nr. 14—15. Berl. 1874. 4°.
— Nachr. f. Seef. V. Jahrg. Nr. 27—30.
Berl. 1874. 4».
Mach, E. Ueb. d. Gleichgewichtssinn. 2. u.
3. Mitth. S. A. a. d. 49 Bd. d. Sitzb. d. k.
Akad. d. W. IL Abth. Wien 1874. 8°.
71
Amerie. Acad. of Arts and Sciences.
Proceedings. Vol. I. Bog 38 — 47. Boston
and Cambrigde 1848. — Vol. IV. Bog. 32—57
m. Tit. u. Ind. Cambr. 1860. — Vol. VIII. Bog.
64 — 85 m. Tit. u. Ind. Cambr. 1868—73. 8».
— Compl. Works oi' Count Iiumford, by
G. E. Ellis. Vol. I— III. Bost. 1870-73. 8».
— Memoir of Sir Benj. Thompson Count
Rumford. Philadelphia s. a. (1873.) 8°.
Kg. Natuurkund. Vereenig. in Need. Ind.
Natuurk. Tijdsclirift. Dl. XXXII. Afl. 4—6.
Batavia u. 's Gravenhague 1873. 8°.
A. Girard: Bornesit. — J. B. Nagelvoort:
Scheikund. onzoek van artesisch putwater teCheri-
bon. — Ov. het minerale water uit tle dessa Sankan-
oerip. residentie Cheribon. — v. Baumhauer:
Scheikand. onderzoek v. d. meteoorsteen von Tjabe.
— P. A. Bergsma: Aardbevingen i. d. indisch.
Archip. gedurende het jaar 1870 u. 71. — Uitkomst
van het onderzoek ingesteld ter beantwoording van
de vraag of het pool-Iicht van 4 febr. 1S72 i. d.
Oost-Ind. Archip. zichtbar is gewest. — A. C. Oude-
mans: (her de oploss. van het rraagstuk uit de
breedten en het lengteverschil van twee plaatsen
op den aardbool. — Sckeffer: Observationes phy-
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Geschied, van Borna. — de Clercq: De graftee-
kenen der Alifoeroe. — de Vroom: Baiinesehe
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1873. 8».
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Art. et. Scient. quae Batav. floret etc. a. Doct.
R. Friedrieb. Bataviae 1873. 8».
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Neerland. T. VTII. 3 et 4 Livr. La Haye
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u. Ind. — T. XX. Nr. 1—5. Tit. u. Ind. —
T. XXI. Nr. 1—5. Tit. u. Ind. Petersbg.
1873—74. 4°.
72
K. E. v. Baer: Ueb. Entwickl. d. Larve der
einfach. Ascidien. — AVeuzel Gruber : Ueb. d.
Stirnfoutanellenknocken. (2 Tat'.) Ueb. d. Verbind.
d. Schläfenbeinschlippe m. d. Stirnbeine b. d. Men-
schen u. b. d. Säugeth. — M. Nyreu: Die Polhöhe
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aurelianense Cuv. et sur l'hist. paleontolog. des
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Ochotskischen u. Japanischen Meere. (12 Taf.) —
A. Strauch: Die Schlangen des rnss. Reichs.
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Möhl, H. Die Basalte d. rauhen Alb-
S.-A. Stuttgart. 1874. 8°.
— Erdbeben u. Vulkane. Berl. 1874. 8°.
Zoologie. Soc. of. Philadelphia. JJ. Annual
Report. Pliilad. 1874. 8°.
Kgl. böhm. Ges. d. Wiss. z. Prag. Sitzber.
Nr. 3. Prag 1874. 8°.
Verein f. Erdkunde zu Dresden. X. Jahres-
bericht. Dresd. 1874. 8°.
(Vom 15. Juli bis 15. August 1S74.)
Geograph. Gesellsch. zu Hamburg. I.Jahres-
bericht 1873/74. Hambg. 1874. 8°.
Kgl. Preuss. Akad. d. Wiss. zu Berlin.
Mon.-Ber. April u. Mai. Berl. 1874. 8«.
Deutsche Gesellsch. f. Natur- u. Völker-
kunde Ostasiens. Mitthlgn. 4. Hft. Jan. 1874.
Yokohama 1874. 2°.
Scherzer, Dr. C. v. Statist.-connnerz. Er-
gebn. e. Reise um d. Erde an Bord d. Freg.
Novara 1857—59. Lpzg. u. Wien 1867. 8°.
— Aus d. Natur- u. Völkerleb. im trop.
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Boens: Nouv. remarq. s. 1. traitem. de l'Agonie. —
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riotomie, suivis de guerison. ■ — Warlomont: Nouv.
procede potir la eure de l'entropion et du trichiasis
de la paupiere superieure.
Hydrogr. Bureau d. Kais. Admiralität.
Hy&T%i\ Mittk. Nr. 16—17, m. Beil.: Ber.
üb. Wetter- Telegraphie u. Sturmwarnungen.
Berl. 1874. 4».
— Nachr. f. Seef. Nr. 31— 35. Berl. 1874. 4°.
Gesellsch. f. Natur-u. Heilkde. in Dresden.
Jahresber. 1873—74. Dresd. 1874. 8°.
van Beneden: Les Baleines de la N. Zea-
lande. (S.-A. a. d. Bull. d. l'Acad. roy. d. Belg.
2 Ser. 37. Bd. Nr. 6. 1864. 8<>.)
Ungar. Karpathen-Vereiu zu Kesmärk.
Jahrbuch. I. Jahrg. 1874. Kassa 1874. 8°-
J. Hradszky: Ueb. d. Urspr. d. Namen „Kar-
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Z. Ge.«ch. d. Tatra-Forschungen. — Verz. d. v. mir
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10
74
(Vom 15. Aug. bis lf>. Sept. 1S74.)
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bourg. Memoires. T. XVII u. XVIII. Paris
& Cherbg. 1873/74. 8U.
H. Juau: L'Archipel Hawaiien. — Aiiimaux
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— Bert in: Donnees theoret. et experiment. s. 1.
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Du Moncel: Elements de construction deselectro-
aimants. — M. A. Gordon: Nouv. melanges de
teratologie vegetale. — Janczewski et Rosta-
finski: Oservat. s. qu. algues possed. des zoospores
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— Catal. de la Bibliotheque , red. p. Dr.
Le Jolis. IP Pt. 1™ livr. Chbg. 1873. 8°.
Nobbe, Prof. Dr. Fr. Landw. Versuchs-
stationen. XVII. Nr. 3. Chemnitz 1874. 8".
A Emmerling: Ueb. ehem. Vorgänge i. d.
Pflanze. — Oemler u. Fuchs: Ueb. Erträge der
n. Petersen's Syst. angelegt. Wiesen. — N. Las-
kowsky: Keimung d. Kürbissamen.
Min. Comniiss. z. Untersuch, d. Deutsch.
Meere in Kiel. Ergerm. 1873. IX — XII.
Berlin 1874. qu. 2°.
Philomathie zu Neisse. 18. Bericht. Neisse
1874. 8°. St.
Bericht über die allgemeine Versamm-
lung der deutschen geologischen fte-
sellschaft am 11., 12. und 13. Sept. 1874
in Dresden
von dem Vorsitzenden
Dr. H. v. Decken.
Wirkt. Geh. Rath und Oberberghauptmann a. D.
zu Bonn.
Wissenschaftliche Vorträge: am 11. Septbr.
1. Professor Senft aus Eisenach, über den
Einfluss der Humussubstanzen auf die Lösbar-
keit und Umwandlung der Mineralien.
Das letzte Product der Verwesung aller
abgestorbenen Organismenreste nennt man Hu-
mussubstanz. Diese eigentümliche Sub-
stanz entsteht bei stickstofffreien Orga-
nismenresten durch den Einfluss der in den-
selben enthaltenen Alkalien (Kali oder Natron)
oder der Kalkerde, bei stickstoffhaltigen
Organismenresten der in Gährung gera-
thenen und Ammoniak entwickelnden Stick-
stoflsubstanz auf die Zellenmasse der Organis-
men. Die auf diese Weise entstehenden Humus-
substanzen sind demnach stets humussaure
Alkalien und zeigen sich je nach dem Grade
ihrer Entwickelung als ulmin-, hu in in-.
quell- und quells atzsaure Alkalien, am
meisten als ammoniakhaltige Salze. Alle
diese humussauren Salze üben eine lösende
Kraft auf Mineralien aus. Die geringste
Kraft besitzen die ulminsauren Salze, sie kön-
nen nur Carbonate lösen; stärker wirken
die huininsaureu Salze, sie lösen Carbonate
und Phosphate: am stärksten zeigen sich
die quellsauren Salze, namentlich das quell-
saure Ammoniak, sie lösen Carbonate, Phos-
phate. Sulfate, einfache Silikate und Fluoride.
Alle gelösten Salze bleiben aber nur so
lange in Lösung , als die humussauren Al-
kalien sich noch nicht in kohlensaure
Salze umgewandelt haben; ist dieses letztere
der Fall, dann scheiden sich alle in Lösung
befindlichen Salze je nach dem Grade ihrer
Löslichkeit in kohlensäurehaltigem Wasser aus
und zwar stets in kry stallinischen Gestal-
ten. Interessant ist das Verhalten der in hu-
musssauren Lösungen befindlichen Schwer-
metallsalze gegen Arsennickel, Arsenkobalt,
Arseneisen. Schwefeleisen und Schwefelblei.
Diese Erze wirken stets reducirend
auf die in Lösung befindlichen Schwer-
metallsalze, so dass die Metalle dieser letz-
teren sich um jene Erze herum regulinisch
absetzen. Diese letzte Eigenschaft deutet ab-
solut auf eineu galvanischen Process hin, wie
auch schon die Darstellung von reinen Kupfer-
krystallen, deren mehrere vorgelegt wurden,
75
in einem galvanischen Elemente (v. Meidinger)
zeigt.
Durch alle diese angeführten Erschei-
nungen lässt sich erklären: 1) die Bildung der
Mineralien auf Gänge, 2) das Vorkommen der
reinen Metalle in der nächsten Umgebung der
oben genannten Arsen- und Schwefelsalze, 3)
die Entstehung der Raseneisenerze und 4) die
Art und Weise, durch welche die Pflanzen die
zu ihrer Ernährung nötlngen Salze sich aus
den Felsarten verschaffen.
2. Dr. K. A. Los sen aus Berlin, über
einen gangförmigen Ausläufer der Ramberg-
Granitraasse im Harze.
Einleitend wurde der Massen - Granit des
Rambergs als eine nach ihrem ganzen geologi-
schen Verhalten entschieden eruptive Bildung
charakterisirt , die keilförmig nicht als feste
Masse, sondern als ein gleichviel wie immer
beschaffenes Magma in die umgebenden Sedi-
mentschichten hineingedrängt , dieselben unter
häufigen lokalen Zerreissungen, Aufstauchungen,
Zertrümmerungen im Grossen und Ganzen über
sich her, auseinander und zur Seite geschoben
habe , der Art , dass sie sich Raum geschafft,
ohne einen wesentlichen Bruchtheil des bereits
vor ihrer Einwirkung aufgerichteten und in
Sättel und Mulden gefalteten Schichtenaufbaues
zu zerstören und dass nunmehr die Abhängig-
keit der Schichtenstellung von dem mantel-
artig umzogenen Granit deutlich hervortritt.
Es konnten diese Verhältnisse des Granits zu
dem Schichtenbau nur dadurch klar gelegt
werden, dass es gelang, trotz der bedeuten-
den, z. Th. 4000 Meter weit von der Granit-
grenze ab sich erstreckenden Contactmetamor-
phose die einzelnen Schichtenglieder in ihrem
mein- oder weniger veränderten Zustande: als
Kalkhornfels, Grauwackenhornfels, Schieferhorn-
fels , Quarzit , ja auch die antegranitischen
Eruptivgesteine als Diabashornfels wieder zu
erkennen. Von dem also charakterisirten
Massengranit mit stets deutlich granitischer
Structur läuft nach den kartographisch ver-
zeichneten Beobachtungen des Redners aus der
Felsengalerie des Hexentanzplatzes genau gegen-
über dem Rosstrappfelsen ein gewöhnlich nur
15 bis 20 Schritt breiter Gang aus, der viel-
fach von den Windungen des Bodethales durch-
schnitten, mehrere Stunden gegen den Brocken
hin bis nahe Wendefurt verfolgt wurde und
durch fortgesetzte Untersuchung vielleicht noch
weiter nach W. aufgeschlossen wird. Der
Gang ist abwechselnd Lagergang und Quer-
gang, indem er bald der Schichtung folgt,
bald dieselbe durchbricht. Da, wo er aus dem
normalen Granit austritt, ist er von der Be-
schaffenheit eines feinkörnigen unentwickelten
Granites , weiterhin ist er stundenlang im In-
nern granitporphyrartig . indem die Grund-
masse nicht ganz dicht erscheint, an den Saal-
bändern beiderseitig ein überaus dichter so-
genannter Hol nsteinporphyr. Da, wo an der
blauen Klippe und unter den Gewitterklippen
zwischen Thale und Treseburg die Gangspalte
sich etwas weiter als gewöhnlich aufgethan
hat, kehrt im Innern die Ausbildung zur nor-
malen Granitstructur zurück, die Saalbänder
bleiben jedoch Porphyr. Zugleich treten an
dieser Stelle, wo Diabaslager in den Horn-
felsen neben dem Gang auftreten , neben dpn
Structurvarietäten auch solche auf, die si< h
durch Quarzarmuth, Reichthum an Glimmer
und höheres Volumengewicht und umgekehrt
andere, die sich durch Glimmerarmuth aus-
zeichnen. Zinken kannte bereits diese varie-
tätenreiche Stelle und sprach bereits die Ver-
muthung aus, der später von Streng analysirte
Quarzporphyr von Altenbrak könne Bezieh-
ungen zu den daselbst auftretenden Gesteinen
haben. Thatsächlich bildet der Porphyr von
Altenbrak -Ludwigshütte nur einen sehr aus-
gezeichneten , durch das Bodethal entblössten
Theil dieses Ganges. Wichtig ist ferner, dass
ausgezeichnete Flaserporphy re unter
den porphyrischen Ganggesteinen vorkommen,
die als Porphy r-Facies des Granites
von dem eehten Porphyr, der von Tuffen
9«
iß
(Thonsteinen^l begleitet im Rothliegenden u.
s. w. auftritt, gesondert gehalten werden müs-
sen. Der Keratophyr Gümbel's, soweit unter
"diesem Kamen echte Ganggesteine beschrieben
sind, dürfte identisch sein mit dieser Porphyr-
Facies des Granits . die zur Flaserung neigt.
Streng getrennt sind von dieser letzteren die
echten schichtigen , flasrigen, häufig sericiti-
schen Porphyroide. Diese scheinen vielmehr
im Fichtelgebirge, Thüringer Wald und an der
Lenne, sowie an den Bruchhauser Steinen als
Contactmetamorphosen an flasrigen oder nicht
Hasrigen Porphyren vorzukommen, die wohl
am richtigsten für Apophysen in der Tiefe
ruhender Granite zu halten sind.
Am 12. September.
3. Professor Dr. Möhl aus Cassel legt eine
Sammlung von 30 Dünnschliffen typischer
Basalte vor, welche auf seine Veranlassung
von dem Mechaniker Fuess in Berlin ange-
fertigt wird. Die von Zirkel getroffene Classi-
fikatiou der Basalte liegt dabei zu Grunde,
welche indessen noch erweitert worden ist. Es
weiden durchgegangen: Glasige und porphy-
risch-glasige Basalte, welche als Hyalonieiau
und Tachylit vorzugsweise als Auswürflinge im
Tuff auftreten , denen im Allgemeinen die
eigentlichen Basalte gegenüber gestellt werden.
Diese zerfallen in Magma-Basalte, Feldspath-
Basalte, Nephelin-Basalte, Leuzit-Basalte.Hauyn-
Liasalte und Glimmer-Basalte, welche in viele
Unterabteilungen gebracht sind, ganz beson-
ders zahlreich bei den Feldspath-Basalten. Die
vorzüglichsten Abänderungen wurden nach ihrer
Zusammensetzung angegeben. Die meisten Bei-
spiele sind aus den Basalten des Habichtswaldes
gewählt, doch sind auch andere Lokalitäten
aus der Rhön, dem Vogelsberge, dem Wester-
walde, der Wetterau, den Rheingegendeu und
Westfalen herbeigezogen.
4. Professor Schlüter aus Bonn spricht
über eine Schichteufolge in dem Kreidebecken
von Münster in Westfalen, welche deu Cuvieri-
Pläuer — das jüngste Glied des Turou —
überlagert und die Quadraten-Schichten - — das
tiefste Glied des Senon — unterteuft, sich so-
wohl durch grosse Mächtigkeit, wie durch eine
selbstständige Fauna den beiden bezeichneten
Etagen gegenüber auszeichnet. Die Mächtig-
keit dieses neuen, der sedimentären Schichten-
reihe einzufügenden Gebirgsgliedes wurde bis
auf 1500 Fuss ermittelt. Es liegen aber be-
reits Anzeichen vor, dass dasselbe an manchen
Stellen bis zu 2000 Fuss und darüber an-
schwellen kann, damit, den gesammten nord-
deutschen Planer, d. i. das Turon und Ceno-
man zusammen an Mächtigkeit übertrifft. Unter
den niederen Organismen dieses neuen Niveaus
zeichnet sich an einzelnen Lokalitäten durch
ausserordentliche Häufigkeit der Individuen eine
grosse Kiesei-Foranünifere der Gattung Haplo-
phragiuium aus. Unter den Bivalven erreicht
die Gattung Iuoceramus hier durch Glosse und
Schönheit der Arten den Höhepunkt ihrer Ent-
wicklung und ist deshalb die wichtigste. Es
findet sich z. B. Iuoceramus digitatus, J. car-
dissoides, J. involutus. Gasteropoden sind
zahlreich vorhanden, sie bedürfen noch des
näheren Vergleichs. Von Cephalopoden finden
sich : Ammonites margae, Am. Hernensis, Am.
Westfalicus und andere. Die Gattung Turri-
lites, welche hier ihr kurzes Dasein endet, wird
noch durch o Arten vertreten: Turrilites pli-
catus, T. tridens uud T. varians. Von be-
kannten Cephalopoden findet sich auf der von
Miller unter der Bezeichnung Actinocamax v( . u -
beschriebene Belemnit. Es wurde die, durch
genannte paläontologische Merkmale charakte-
risirte Schichteufolge zunächst am Südrandi
des Kreidebeckens von Münster in weiter Er-
streckung beobachtet. Es liegen aber An-
zeichen vor , dass dieselbe eine weite Verbrei-
tung besitzt, in den subliercynischen Hügeln
auftritt, sich in den Alpen wiederfindet, in
Frankreich und England vorhanden ist und
endlich auch ausserhalb Europa, in Südafrika,
77
in Texas und Californien u. s. w. wieder zu
erkennen sein wird.
Ferner legte Redner einen neuen Crinoiden
vor. Bisher waren nur drei Crinoiden bekannt,
welche unmittelbar mit der Unterseite des Kel-
ches aufgewachsen sind: Cotylodenna aus dem
Lias, Cyathidium aus dem Faxoekalk und
Holopus lebend. Als vierte Form schliefst
sich die vorgelegte an , welche den eocänen
Mergeln vou Spilecco bei Monteccio maggiore
entstammt, die auf der oberen südalpinen Kreide,
der Scaglia aufliegen.
5. Dr. Mietzsch aus Zwickau legt ein
Stück Holz vor, welches in einer der Zwickauer
Steinkohlengruben zur Zimmerung gedient hat
und zum Theil scheinbar in eine der Pechkohle
ähnliche Substanz umgewandelt ist. Dieses
Holz soll nach Versicherung der betreffenden
Bergbeamten in wenigen Jahren diese Verände-
rung erlitten haben. Redner hat eine weitere
Untersuchung der Substanz nicht eher vor-
nehmen wollen , bevor die gegenwärtige Ver-
sammlung das Stück würde in Augenschein
genommen haben und behält sich eine weitere
Mittheilung darüber nach beendeter Unter-
suchung vor.
Redner legt ferner eine Reihe von Profilen
aus den Zwickauer Steinkohlengruben vor,
welche Verwerfungen und sonstige Störungen
der Kuhlenflötze darstellen, fordert zu ähn-
lichen Arbeiten auf und zeigt, dass manche
Verhältnisse, welche bei der Ablagerung der
Kohle stattgefunden haben, durch genaue Profile
dieser Art, ihre Erläuterung finden würden.
6. Freiherr von Richthofen bemerkt,
dass er einen Atlas von 44 Blättern zu seinen
Mittheilungen über China vorbereite, der eben
deshalb eine längere Zeit bis zu seinem Er-
scheinen in Anspruch nehmen werde. Er wolle
daher, anknüpfend an seinen vorjährigen Vor-
trag in der Versammlung zu Wiesbaden, eine
kurze, übersichtliche Darstellung der grossen
Ebenen geben, welche sich im N.-Ü. von
China, au der Ostküste zu beiden Seiten der
kleinen Gebirgsgruppe von Shantung vom 20.
bis zum 40. Breitegrade ausdehnen. China,
bei einer Grösse von 70,000 Q. -Meilen, besteht,
zum bei weiten grössten Theile aus Gebirgsland,
nur 1ls bis 1I<) ist von Ebenen eingenommen,
deren Hauptcharakter in dem scharfen, un-
vermittelten Abs chnitt gegen das Gebirgs-
land besteht, in dem Vorstufen und Hügel-
ketten fehlen. Eine dieser Ebenen an den
grossen Flüssen Yangtsze Kiang und Hwang-ho,
deren Mündungsland sie bildet, nimmt eine
Fläche von 7000 Q. -Meilen ein, die kleinere
davon getrennte von 1000 Q.-Meilen. Das
südliche Gebirgsland hat eine buchtenreiche
Küste, während die Küste der grossen Ebene
in geraden, wenig gebogenen Linien verläuft.
An der Küste des Gebirgslandes fehlt das Vor-
land, nur eine Schlammbank zieht sich im
Niveau des Hochwassers an derselben fort.
Diese Erscheinung steht mit einer langsamen,
aber lang dauernden Senkung dieser Küste in
Verbindung, welche in der Richtung von Nord
gegen Süd zunimmt. Das Gebirgsland ist von
Parallelketten in der Richtung von S.-W. gegen
N.-0. gebildet: diejenige, welche die Küste au
dem nördlichsten Punkte erreicht, ist die Axiai-
kette. Sie bildet auch den Wendepunkt in
der Senkung und Hebung des Landes. Denn
von hier an hebt sich das Land um so mehr,
je weiter gegen Nord und damit nimmt auch
die Breite des Flachlandes zu. Die Stadt
Hanköu, welche früher am Meere lag, ist
gegenwärtig S Meilen davon entfernt. Damit.
hängt auch die Aenderung der Flussläufe zu-
sammen , welche bis auf einen Zeitraum von
4000 Jahren bekannt ist. Der Yangtsze Kiang
mündete in einen grossen See, ans dem drei
Ausflüsse gegen S., S.-O. und N.-O. gingen.
Das dazwischen liegende Land wurde durch
das Salzwasser der Fluth unfruchtbar gemacht,
daher durch Dämme abgeschlossen , um das
befruchtende Süsswasser des Flusses zu be-
nutzen und so der Flusslauf verändert. Der
Hwang-ho (gelbe Fluss) hat das grösste Mün-
78
dungsgebiet, die Entfernung der Mündungs-
stellen beträgt nicht weniger als 60 Meilen
und wenn der vor 4000 Jahren stattgefuudene
Zustand berücksichtigt wird, 90 Meilen. Seit
1S56 ist die Mündungsstelle, welche 600 Jahre
lang auf der Südseite der trennenden Sebirgs-
gruppe von Shantung gelegen hatte, auf deren
Nordseite verlegt. In älteren Zeiten sind ähn-
liche Veränderungen mehrfach vorgekommen
und jedesmal von den furchtbarsten Ueber-
schwemmungen begleitet gewesen, bei denen
Hunderttausende von Menschen das Leben ver-
loren haben.
Das Gebirgsland von China ist seenlos, da-
her um so auffallender ein See an der süd-
lichen Krümmung des Yangtsze-Kiang in der
kleineren Ebene. Redner sah denselben zuerst
bei niedrigem Wasserstande im Februar, nur
einzelne Arme schlängelten sich durch das
Sumpf land, während derselbe im October bei
20 Fuss Wassertiefe darüber hinwegsegelte.
Das scharfe Abschneiden des Gebirgslandes
erleidet nur zwei Ausnahmen. Die vom Red-
ner nach Tatung genannten Schichten bilden
zungeuförmige Terrassen von 80 bis 120 Fuss
Höhe unfruchtbaren Landes, zwischen denen
fruchtbare Ebenen liegen. Jene bestehen aus
Konglomeratschichten mit grobsandigem Binde-
mittel, welche mit 10 bis 20 Grad von dem
Gebirge abwärts fallen. Das Material ist den
nächst anstehenden Silurgesteinen entnommen.
!:ie sind während eines Stillstandes der Hebung
gebildet, ihre Höhe bezeichnet den damaligen
Meeresstrand. Die andere Ausnahme betrifft ge-
wundene Devonschichten an der Küste.
An der Grenze des Gebirgslandes in der
Provinz Yangtsze treten zwei Plateaustufen
übereinander aus nahe horizontalen Schichten
gebildet auf. Die obere Stufe besteht aus den
das Carbon bedeckenden Schichten, die untere
aus der productiven Kohleniormation von etwa
600 Fuss Mächtigkeit, in der ein Anthracit-
fiötz von 30 Fuss Stärke den Hauptreichthum
des Landes bildet. Am Fusse der unteren
Stufe treten gewundene Kalksteinschichten auf,
unter denen das Silur lagert, oder sie ziehen
in einer einfachen Biegung in die Tiefe.
Schliesslich wurde noch die Bruchlinie erwähnt,
au der der östliche Kwen-lun mit einer Höhe
von 6000 Fuss unmittelbar gegen die Ebene
abfällt.
Der Redner giebt noch Kenntniss von den
ersten in kürzester Zeit erlangten Erfolgen
des Reisenden Dr. Lenz, der im Auftrage der
Afrikanischen Gesellschaft nach dem Gabun
gegangen ist und auf der Insel Eloi und an
der Mündung des Muni Versteinerungen ent-
deckt hat, welche jurassischen Alters zu
sein scheinen.
7. Kammerrath Grotri an aus Braunschweig
legte Stücke von Hornfels aus dem Abräume
eines neuen Steinbruches am Ziegenrücken im
Ockerthale vor, welche die Form von sechs-
seitigen Säulen besitzen. Dieselben sind aus
gewöhnlichen prismatisch abgesonderten Stücken
hervorgegangen, von denen parallele Kluft-
flächen die scharfen Kanten entfernt haben.
8. Professor vom Rath aus Bonn legte
neue Mineralvorkommnisse vor : Truggestal-
ten von Quarz auf Kalkspath und
Pseudo morp hosen von Serpentin nach
Olivin vom Monzoniberge in Tyrol. Die
ersteren, welche von Herrn A. Frenzel aufge-
funden wurden, stammen von Schneeberg. Auf
einer älteren Quarzbildung der gewöhnlichen
Art ruhen neuere Quarzkrystalle, welche die
Form des ersten stumpfen Kalkspathrhomboeders
nachahmen. Es sind Gruppen von je drei
Individuen, welche in gesetzmässiger Lage (eine
Hauptrhomboederfläche des Quarzes parallel
einer Fläche des ersten stumpfen Rhomboeders
des Kalkspaths) auf einem ganz umschlossenen
kleinen Kalkspathrhomboeder — '/s R- ruhen.
Diese Krystalle sind den bekannten Reichen-
steiner Quarzkrystallgruppen zu vergleichen. —
Die neuen Oliviu-Pseudomorphosen bieten eine
andere Flächencombination dar als die be-
rühmten Krystalle von Snarum , geben aber
79
diesen an Schönheit Nichts nach. Das
Vorkommen liegt auf der Pesmeda-Alp , Süd-
seite des Monzoni und gehört der Contactzone
zwischen dem Eruptivgesteine des Monzoni
und dem Kalksteine an.
9. Professor Orth aus Berlin legte eine
Körnungsscala vor. Die einzelnen Proben sind
durch mechanische Sonderung mittelst Decan-
tiren je nach der Geschwindigkeit im Wasser
und Absieben der gröberen Gemengtheile durch
Rundlochsiebe gewonnen. Die Abstufung ist
folgende: Durchmesser in Millimeter, über 3,
zwischen 2 — 3, 1—2, 0.5—1, 0.25—0.5,
0.1 — 0.25, 0.05—0.1, 0.025—0.05. Da die
feinsten der gewonnenen Proben fast aus-
schliesslich aus kleinen Quarzkörnchen und das
Volumengewicht des Quarzes wenig differirt,
so ist es möglich, durch mechanische Sonderung
im Wasser gleichmässige Proben zu gewinnen.
Wenn auch in der Natur vielfach allmälige
Uebergänge, betreffend die Körnung, vorkom-
men, so ist es doch als nothwendig hervorzu-
heben, dass die Wissenschaft sich bestimmter
Bezeichnungen bedient und die Ausdrücke:
Erbsenkorn-, Rapskorn-, Mohnkorngrösse u.s. w.
sind schon deshalb nicht genügend, weil bei
der Veränderlichkeit der Pflanzen diese Körner
selbst keine bestimmte Grössen darstellen.
Von besonderer Bedeutung ist die Beachtung
der feineren Proben unter 0.1, besonders unter
0.05 Millimeter Durchmesser, welche ungeach-
tet vorwiegenden Quarzgehaltes sehr
häufig mit Thon verwechselt werden, wenn
auch nur sehr wenig eigentlicher Thon
(Alumen Silicat) beigemengt ist. Das feine
Quarzmehl wird nicht selten auch als sehr
feiner Sand bezeichnet, wozu jedoch der be-
deutende Quarzgehalt nicht berechtigt und für
das praktische Leben entsteht dadurch eine
Ungenauigkeit der Ausdrucksweise, welche viel-
fach verwirrend gewirkt hat. Für viele der
wichtigsten Fragen der Landescultur sind diese
Unterscheidungen und Bezeichnungen von nicht
geringer Bedeutung. Man wird eine sehr ein-
gehende Charakteristik besonders dann nicht
entbehren können, wenn es sich um die Kennt-
niss und Bezeichnung der der Land- und Forst -
wii'thsehaft zu Grunde liegenden Gesteins- und
Bodenbildungen handelt. Die Durchlässigkeit
und Undurchlässigkeit des Bodens wird durch
die Zahl der capillarischen Räume bedingt und
das feine nur mit wenig Thon gemengte Quarz-
mehl gehört nicht selten zu den ungünstigsten
Bodengrundlagen.
10. Dr. Böttger aus Frankfurt a. M. legt
Versteinerungen aus Borneo vor.
11. Dr. Bornemann jun. au» Eisenach
spricht über das Vorkommen der Zone des
Amonites jurensis im Lias der Gegend von
Eisenach. welches bereits früher vom Prof.
von Fritsch angegeben worden ist. Dieses
Vorkommen bildet eine eigenthümliche 2 Meter
mächtige Bank oolithischen Eisenkalkes, welche
fast senkrecht aufgerichtet gegen die im Lie-
genden auftretenden, schwach geneigten Schich-
ten des unteren Lias abschneidet, ohne dass
dazwischen mittlerer Lias nachzuweisen wäre.
Die neu aufgefundenen Petrefacten, insbeson-
dere die Ammonitenreste beseitigen die haupt-
sächlich auf Grund der Lagerungsverhältnisse
an dem oberliassischen Charakter der genann-
ten Ablagerung erhobenen Zweifel.
12. Dr. L. Meyn aus Uetersen spricht
über die Bildung der Imatrasteine. Die regel-
mässigen Gestalten derselben und der schwe-
dischen Mariekor haben früher die mannich-
faltigsten Erklärungen gefunden, bis man
schliesslich dazu kam, sie als Concretionen im
Glacialmergel zu betrachten. Diese Erklärung
wurde jedoch neuerdings von Kjerulff bestritt
ten. welcher zu der Vorstellung von Rollstei-
nen zurückkehrte , bis S a r s eine Reihe von
Imatrasteinen fand, in welchen ein Glacial-
petrefact enthalten war. Nun kam Kjerulff
zu der Erklärung, dass die Concentration der
Kalksubstanz bei allen den Imatrasteinen,
welche keine Petrefacten enthalten, schon in
dem Meere selbst während der Niederschlag-
80
bildung entstand und zwar durch verwesende
Thierstoffe, deren kohlensaures Ammoniak den
Kalk aus dem Gypsgehalt des Meerwassers an
dieser Stelle fällte. Für diese Erklärung kann
Redner hier eine ganze Reihe von Beweis-
stücken aus der heutigen Marschbildung vor-
legen , welche er theilweise aus dem Meeres-
grunde selbst hervorgezogen hat. Es sind zu-
nächst Imatrasteine, welche ohne organischen
Inhalt genau die von Parrot gezeichneten Ge-
stalten wiederholen, dann solche, welche wie
zufällig ein Cardium oder eine andere Muschel
nicht umschlossen, sondern nur mit sich ver-
festigt haben. Noch merkwürdiger erscheint
es, dass sie sich um den mittleren Theil der
bekannten Pseudogaylussite der Marsch ange-
setzt haben und dass fast jeder Pseudogay-
lussit in seinen durchbrochenen Flächen den
Ansatz zu einem Imatrasteine enthält. End-
lich liegt eine ganze Reihe von Imatrasteinen
vor, an denen scheinbar vollständige Gaylus-
site haften oder mit den Spitzen hervorragen.
Diese Erscheinung ist bereits über viele Qua-
dratmeilen verbreitet aufgefunden worden, vom
südlichen Holstein bis zum mittleren Schles-
wig reichend, und es ist daher nicht unmög-
lich, dass der von Kjerulff angedeutete Pro-
cess unter gewissen Umständen zugleich die
Ursache der Gaylussitbildung im Meere be-
zeichnet, eine Frage, welche einer genaueren
Feststellung durch die Chemiker entgegen-
sieht.
13. Professor K. v. Fritsch aus Halle
berichtet über ein Profil unterhalb der Schmicke
am Thüringer Walde, aus dem hervorgeht,
dass daselbst die schwarzen Schiefer des Mittel-
rothliegenden (mit Acanthodes, Palaeonisken,
Walchien u. s. w.) durch eine ungefähr 400
Fuss mächtige Schichtenreihe von dem Unter-
rothliegenden getrennt sind. Redner hebt fer-
ner hervor, dass am Thüringer Walde keines-
wegs immer die ältesten Schichten des Roth-
liegenden an den Granit, angrenzen , sondern
dass oft durch Störungen der Lagerung jüngere
Schichten desselben damit in Berührung ge-
bracht worden sind.
14. Dr. v. La sau lx aus Bonn zeigt ein von
ihm construirtes — schon anderweit beschrie-
benes — Seismometer vor und erläutert des-
sen Anwendung.
Wegen der nächstjährigen Versammlung
der deutschen geologischen Gesellschaft wird
auf den Antrag des Oberbergrath Gümbel be-
schlossen, dass dieselbe in München und zwar
gegen die Mitte des Monats August gehalten
werden soll. Die Bestimmung der Tage blieb
der Bestimmung des Vorstandes anheim ge-
geben, um eine Collision mit der Versamm-
lung der Schweizer Geologen zu vermeiden.
Am 13. September machte ein Theil der
Gesellschaft eine Excursion in das Sächsische
Quadergebirge, während ein anderer Theil und
namentlich die Preuss. Landesgeologen unter
Theilnahme des Oberbergrath Gümbel und
des Professor Credner über die Arbeiten der
Landesuntersuchung verhandelten. Ein kurzer
Bericht über diese Verhandlungen wird vor-
behalten.
Neue Nordpolfahrten.
Die Theilnahme ohne Gleichen, mit der die
fast aufgegebenen und unerwartet wohlbehalten
und mit wichtigen Entdeckungen heimkehren-
den Oesterreichischen Nordpolfahrer überall
begrüsst worden sind , hat bei der Rückkehr
in ihre Heimath den Gipfel erreicht und zu
dem Ergebniss geführt, dass schon jetzt zwei
neue Nordpolfahrten geplant werden. — Dem
Vernelimen nach will der unermüdliche Lieute-
nant Payer Nordgrönland erforschen, während
Graf Wilczek und Dr. Kepes den Zusammen-
hang des neuentdeckten Franz-Joseph-Landes
mit dem vermutheten Nordpolar-Contineut näher
zu untersuchen beabsichtigen. —
AbgeBChloeBen den HO. September 1874.
Druck von K. Blochmann & Sobn in Dresden.
NUNQUAM sJ^MmEk^ OTIOSUS
LEOPOLD INA
AMTLICHES ORGAN
DER
KAISERLICH LEOPOLDINISCH- CAROLINISCHEN DEUTSCHEN
AKADEMIE DER NATURFORSCHER
HERAUSGEGEBEN UNTER MITWIRKUNG DER ADJUNCTEN VOM PRÄSIDENTEN
Dr. W. F. G. Behn.
Dresden. Heft X. Nr. 11—12. October 1874.
Inhalt: Amtliche Mittheiluugen : Beiträge zur Kasse der Akademie. — Veränderungen im Per-
sonalbestände der Akademie. — Sonstiges: Die fünfte allgemeine Versammlung der Deutschen
Anthropologischen Gesellschaft. — Die 47. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte.
— v. Martens, Die wissenschaftlichen Arbeiten über die Mollusken, Molluskoiden und Crusta-
ceen im Jahre 1873.
Amtliche Mitteilungen.
Beiträge zur Kasse der Akademie.
Se. Majestät der König Karl von Württemberg hat zum Zeichen Seiner fortdauernden
Theilnahnie an den Bestrebungen der Akademie beim Empfange ihrer neuesten Schriften der-
selben unterm 5. October 1874 für ihre Zwecke einen Beitrag von 220 fl. Rh. verabfolgen
lassen. —
Se. Königliche Hoheit der Grossherzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg-Strelitz
hat bei gleichem Anlasse und zu gleichem Zwecke unterm 13. October 1874 der Akademie
75 Mk. Reichsmünze übermitteln lassen. —
Leop. X. ll
82
Se. Durchlaucht der regierende Fürst Adolph ron Schaumburg-Lippe hat bei gleichem
Anlasse und zu demselben Zwecke der Akademie unterm 23. October 1874 hundert Reichs-
mark übersenden lassen. —
Octbr. 13. Von Herrn Prof. Dr. C. Arendts in München, Eintrittsgeld und
Beitrag für 1874 12 Thlr. — Sgr.
,, 22. ,, „ Dr. E. Hampe in Blankenburg, Eintrittsgeld ... 10 „ — ,,
23. „ „ Prof. Dr. G. Laube in Prag, Eintrittsgeld ... 10 „ — „
,, 28. „ „ Prof. Dr. C. L. Th. C. Kirschbaum in Wiesbaden,
Eintrittsgeld und Beitrag für 1874 12 ,, — „
Dr. Behn.
Veränderungen im Personalbestande der Akademie.
,\eu inil»-ciioiinin'iic Mitglieder:
No. 2143. Am 13. October 1874 Herr Dr. phil. Carl Arendts, Prof. einer, der kgl. Bayerischen
Militärbildungsanstalten und erster Sekretär der geographischen Gesellschaft zu
München. — Zweiter Adjunktenkreis. — Fachsektion 4 für Mineralogie und Geo-
logie und 8 für Anthropologie , Ethnologie und Geographie. —
No. 2144. Am 22. October 1874 Herr Dr. phil. Georg Ernst Ludwig Hampe, Apotheken-
besitzer in Blankenburg am Harz. — Neunter Adjunktenkreis. — Fachsektion 5
für Botanik.
No. 2145. Am 23. October 1874 Herr Dr. sc. nat. Gustav Carl Laube, ord. öff. Professor
der Mineralogie , Geologie und Paläontologie an der Deutschen technischen Hoch-
schule zu Prag. Erster Adjunktenkreis. — Fachsektion 4 für Mineralogie und
Geologie.
No. 2146. Am 28. October 1374 Herr Dr. phil. Carl Ludwig Theodor Conrad Kirschbaum,
Professor am kgl. Gymnasium. Inspektor des naturhistorischen Museums und be-
ständiger Sekretär des Nassauischen Vereins für Naturkunde zu Wiesbaden. —
— Sechster Adjunktenkreis. — Fachsektion 6 für Zoologie und Anatomie. —
Dr. Behn.
Die fÜJlfte allgemeine Versammlung direction der kgl. Sammlungen die Absicht
der Deutschen anthropologischen hese- die Jet2t in vier Museen zerstreilten
P 11 v fi*v anthropologischen Sammlungen in einem ein-
uesenscüaii ) „ , . . . , ., , ,.
zigen Labinet zu vereinigen, damit auch dieses
ward in Dresden am 14. Septbr. 1874 durch zur Lösung der Hauptaufgabe, nämlich zur
ihren Geschäftsführer, Hofrath Dr. G ein Hz, Herstellung einer deutschen Urgeschichte, seinen
eröffnet und dann vom Hofrath Dr. Rossmann Theil beitrage. Prof. Dr. Virchow dankte als
im Namen der sächsischen Regierung begrüsst. Vicepräsident in Abwesenheit des Präsidenten,
Letzterer theilte zugleich mit, dass die General- Prof. Dr. Fraas (Stuttgart), und erinnerte da-
bei an Carus, Klemm und Preusker, die ehe-
*) A. A. Z. v. 25. Sept. 1874. Beil. mala hier gewirkt und schon so viel zur För-
83
derung der jungen Wisseuachaft gethan haben.
Es folgte dann der erste Vortrag, in welchem
Major Schuster (Dresden) über die frühesten
Bewohner der sächsischen Lande, d. h. des
vom Queis bis zur Elster und vom Kamme des
Erzgebirges bis zur norddeutschen Tiefebene
reichenden Gebiets, vor ihrer Berührung mit
den Römern sprach. Besonders eingehend be-
handelte der Redner die von ihm vielfach
untersuchten ,, Heidenschanzen ü Sachsens. Es
sind dies Erdwälle, die fcheils Ring-, theils
Yorwälle bilden, und nicht von den Ureinwoh-
nern, sondern von Einwanderern errichtet zu
sein scheinen . welche schon Weizen , Roggen
und Gerste kannten. Noch älter müssen die
hin und wieder aufgefundenen sog. Steinwälle
sein, wahrscheinlich die Opferstätten eines dem
Licht- und Feuercultus huldigenden Volkes.
Die in denselben zahlreich aufgefundenen Ge-
rüthe der jüngeren Steinzeit beweisen, dass zu
dieser Zeit ein Jäger- und Fischervolk Sachsen
bewohnte, welches schon Kleider trag, ein
Volk, das wenig Ackerbau getrieben, bis andere
Völker kamen, welche diesen zu ihrer Haupt-
beschäftigung machten und, was ihre Thon-
gefässe bekunden, ein sesshaftes Leben führten.
Aus dieser Periode datiren eben die Erdwälle,
durch welche sich die letzterwähnten Einwan-
derer vielleicht gegen die umherschweifenden
.lägervölker schützen wollten. Ob aber jene
Ackerbauer Kelten. Germanen oder Slaven ge-
wesen, kann bis heute noch nicht mit Sicher-
heit bestimmt werden; es ist jedoch wahr-
scheinlich, dass es Semnonen, also Slaven,
waren, die gleichzeitig mit Germanen im Lande
wohnten und zeitweilige Angriffe von diesen
erfuhren.
In Gegenwart, des Königs Albert , sowie
der Minister v. Friesen und v. Nostitz-Wall-
witz hielt Professor Dr. Virchow hierauf den
zweiten Vortrag über die Verbreitung braehy-
cephaler Schädel in vorgeschichtlicher und ge-
schichtlicher Zeit in Deutschland. Nach den
Ergebnissen vielfacher Schädehuessungen , die
er u. A. auch vor Kurzem in Finnland vor-
genommen , stellte es Virchow zwar als mög-
lich, aber sehr unwahrscheinlich hin, dass
Europa einst finnisch gewesen sei, dass also
ehemals in Russland, ferner von der Weichsel
bis zur Oder und Elbe, ja bis zu den Pyre-
näen, wie von den Basken angenommen, fin-
nische Völkerschaften gewohnt haben, die dann
durch Arier unterjocht worden seien. Unter
den Slaven , wie unter den Deutschen , finden
sich Dolichocephalen und Brachycephalen ; es
fragt, sich aber, ob letztere finnischen oder
anderen Ursprungs sind. Redner erörterte
schliesslich die Uebergangsformen , die er zwi-
schen beiden Schädelarten aufgefunden, und
wies auf die Bestrebungen der deutschen An-
thropologen hin , Deutschland in anthropolo-
gische Kreise zu zerlegen, zu welchem Zwecke
u. A. auch überall Körpermessungen an der
deutschen Schuljugend vorgenommen werden
sollen.
Am zweiten Sitzungstage, am 15., wurde
zunächst über die Vermögensverhältnisse (Ein-
nahme 2501 fl. 41 kr., Ausgabe 2351 fl. 33 kr.,
Vermögensstand 3610 fl. 17 kr.), über die
Arbeiten der Conuuissionen , wie über die auf
Kosten der Gesellschaft ausgeführten Ausgrab-
ungen Bericht erstattet. Es folgte dann ein
Vortrag Dr. Karl Andree's über die Sambaquies
oder Muschelhügelgräber in Brasilien, welche
von K. Rath genauer untersucht worden sind.
Dieser Vortrag wird in einer der nächsten
Nummern des Andree'schen „Globus u veröffent-
licht werden. — In der Abendsitzung sprach
Dr. Klopfleisch aus Jena über die Gräber der
Steinzeit in Deutschland und die in ihnen ent-
haltenen Thongefässe, bei denen er drei Typen
unterschied: 1) die in Norddeutschland, wie
auch in der Niederbretagne häufig vorkommen-
den Erdhügel, in denen sich Gefässe aus einem
feinen, ungeschlämmten Material vorfinden, deren
Verzierungen von eingedrückten Schnüren her-
zurühren scheinen ; 2) die aus kleinen, durch
Lehm mit einander verbundenen Bruchsteinen
11*
84
hergestellten Gräber von ziemlicher Geräumig-
keit, in denen sich Gefässe mit stark hervor-
tretenden Verzierungen befinden , welche zum
Theile durch Finger- und Nägeleindrücke er-
zeugt scheinen, und 3) die Gräber mit Stein-
wänden und Steindecken, in denen die Todten
in hockender Stellung bestattet wurden , und
deren Thongefässe ein phantastisch-barockes
Linienspiel zeigen. Hieran reihte sich ein Vor-
trag von Prof. Dr. Laube aus Prag über die
vorgeschichtliche Zeit Böhmens. Redner ge-
dachte der Auffindung von Topfscherben im
Erdboden der Böhmischen Flussufer, an beiden
Elbe-Ufern bis Leitnieritz, und vom Georgsberg
bis Prag und dem Böhmerwald ; ferner der
Erschliessung grosser Urnenfelder bei Dux und
Brüx mit Stein- und Bronzeresten: auch im
Eger-Gebiete, namentlich bei Saaz, zeigen sich
viele Spuren einstiger Ansiedelungen, und unter
den betreffenden Funden giebt es eine grosse
Menge dolichocephaler Schädel. Dr. Laube
schliesst aus dem ganzen Verhalte, dass die
Ueberreste von Einwanderern herrühren, die
von Norden her dem Laufe der Flüsse in Böh-
men gefolgt sind und sich hier angesiedelt
haben ; dass dies Germanen gewesen sind, wird
durch die deutschen Flussnamen „Elbe", „lser':,
„Eger" etc. wahrscheinlich. Hierauf gab der
Dresdner Oberbibliothekar, Hofrath Dr. Förste-
mann , der auf Veranlassung der kgl. Sachs.
Regierung an dem internationalen anthropolo-
gischen Congresse in Stockholm Antheil ge-
nommen hatte , ein klares und anziehendes
Referat über die Verhandlungen desselben und
sprach am Schlüsse dem anwesenden General-
Sekretär des Congresses. Hrn. Dr. Hildebrand,
der sich namentlich der Deutschen auf die
liebenswürdigste Weise angenommen hatte , in
warmen und herzlichen Worten seinen Dank
aus. —
Zu diesem Vortrage machte Prof. Fraas
(Stuttgart), der inzwischen eingetroffene Präsi-
dent der Gesellschaft, die Bemerkung, dass es
y.u den Hauptverdiensten jenes Congresses ge-
höre, endlich einmal, und hoffentlich für immer,
den namentlich in Frankreich immer wieder
auftauchenden „tertiären Menschen" begraben
zu haben ; in der Sumpf luft der Tertiärperiode
könne kein so hochorgaiiisirtes Wesen wie der
Mensch gelebt haben. Geh. Rath Prof. I)r,
Schaaffhausen aus Bonn knüpfte sodann an
den Virchow'schen Vortrag wieder an , indem
er auf besondere Eigentümlichkeiten der
Schädel bei den Lappen hinwies und bemerkte,
dass nach Auffindung solcher Schädel am Rhein
und in Frankreich anzunehmen sei, dass dort
in den ältesten Zeiten in der That Lappen
gewohnt haben ; im Weiteren gedachte er der
Einwirkung der Cultur auf die Schädelform
und des erfolgten Bildungsfortschrittes beim
Menschenschädel. Virchow entgegnete jedoch,
dass gewichtige Gründe gegen die Annahme
sprächen, das Volk der Lappen habe in ältester
Zeit bis in's Herz Europa's hinein gewohnt;
insbesondere seien die Lappen kein Volk, dessen
Alter bis in die Steinzeit hinaufreiche. Auch
in Betreff des tertiären Menschen war Schaaff-
hausen anderer Ansicht , als Prof. Fraas ; er
sprach sich vielmehr dahin aus, dass recht
wohl ein tertiärer Mensch existirt haben könne,
da ja die Luft, in der anthropoide Affen ge-
lebt, auch dem Menschen völlig hätte genügen
müssen. Nach diesem Meinungsaustausch fand
die Neuwahl des Präsidenten statt: dieselbe
fiel auf Prof. Dr. Virchow. Zum Versamm-
lungsort für nächstes Jahr ward München be-
stimmt, wohin Prof. Dr. Zittel eingeladen hatte.
In der letzten Sitzung, am 16., entwickelte,
nachdem Geh. Rath Schaaffhausen die Frage
über die ältesten Wohnsitze der Lappländer
nochmals besprochen hatte, Dr. v. 1 bering aus
Göttingen die Methode der Schädelmessung,
welche sich nach seiner Ansicht auf die Hori-
zontalebene des Schädels basiren müsse; auch
legte er den von ihm construirten Kraniometer
und einen zur Ausführung von Zeichnungen
bestimmten Apparat vor. Darauf folgte ein
Vortrag Dr. Wibel's aus Hamburg über die
85
chemische Analyse der Bronze. Der Redner
behandelte die Bedeutung, Methode und Auf-
gabe chemischer Forschungen behufs Feststel-
lung vorhistorischer Verhältnisse, und zeigte,
wie durch genauere qualitative und quantita-
tive Analysen die Untersuchung der Bronzen
für die Anthropologie sehr wichtig werden
könne. - —
Von besonderem Interesse war noch ein
Vortrag des Dr. Bornemann (Eisenach), der
ein in der Nähe seines Wohnortes liegendes,
an vorgeschichtlichen Ueberresten besonders
reiches Feld genauer untersucht hatte. Es ist
dies ein Thonfeld, in dem sich zahlreiche runde
Vertiefungen finden, die jetzt mit Ackererde
gefüllt sind. Auf dem Boden dieser Gruben
finden sieh stets Kohlen und viele Gefässe und
Gefässscherben , die Dr. Bomemann sorgfältig
gesammelt hatte und in zahlreichen Proben,
sowie photographirt in einer Zusammenstellung
vorzeigte. Sie deuten auf eine volkreiche An-
siedelung, vielleicht zum Zwecke der Anferti-
gung jener Gefässe, und werden genauer be-
schrieben werden. ■ —
Graf Wurrabrand-Stuppach, der selber
vielfache Untersuchungen und Ausgrabungen
vorhistorischer Alterthümer vorgenommen hat,
sprach über die Chronologie der prähistorischen
Alterthümer in Deutschland ; er wollte nur
zwei Hauptperioden — • eine Steinzeit und eine
Metallzeit — angenommen wissen, und suchte
diese Ansicht durch zahlreiche eigene und
fremde Beobachtungen »zu stützen. Professor
Dr. Virchow erklärte sich im Ganzen mit dem
Vorredner einverstanden, und fügte nur noch
hinzu, dass sich die Bronzezeit am höchsten
entwickelt in Skandinavien zeige; die Phönicier
sollen dorthin die Bronze gebracht haben, es
sei aber wahrscheinlich , dass auch auf Land-
wegen, und zwar durch die Etrurier, Bronze
nach dem Norden Deutschlands gelangte, und
die Römer hätten dann diese Wege benutzt,
um den dortigen Völkern Eisen zuzuführen.
Die Zeit der Pfählbauten versetzt Virchow in
die erste Periode der Eisenzeit. Ausserdem
meinte Virchow, dass die chronologischen Be-
stimmungen sich eng an die aufgefundenen
Kunstproducte und Industrieerzeugnisse an-
schliessen müssten, dass die vom Major Schuster
besprochenen Erdwälle der Steinzeit angehörten
und von Slaven herrührten , die in Sachsen
vorkommenden Steinwälle aber aus der Bronze-
zeit stammten und von Kelten errichtet worden
seien ; die bekannten Umen-Felder aber rühren
nach seiner Ansicht nicht von Slaven, sondern
von Germanen her. Nach diesen Bemerkungen
erfolgte der officielle Schluss der Versammlung
durch Prof. Fraas, und die Mitglieder begaben
sich hierauf nach der grossen Wirthschaft des
Grossen Gartens, wohin sie von der General-
direction der kgl. Sammlungen zu einem Mittags-
mahle geladen waren, welches unter dem Vor-
sitze des Ministers v. Friesen durch zahlreiche
Trinksprüche gewürzt wurde.
Der für den 17. in Aussicht genommene
Ausflug führte die Anthropologen unter Lei-
tung des Major Schuster in die Oberlausitz.
Die kgl. Sächsische Regierung hatte dazu die
Staatseisenbahn zur Verfügung gestellt, die
die Reisenden nach Pommeritz brachte. Von
hier wurden theils zu Fuss, theils zu Wagen
die Schanzen des Dorfes Niethen, der Czernoboh
und andere im Innern eines Waldes gelegene
Schanzen besichtigt und auch einige Ausgra-
bungen vorgenommen. — Bei schönem Wetter
war der Ausflug ebenso angenehm wie lehrreich.
Die 47. Versammlung Deutscher Natur-
forscher und Aerzte zu Breslau vom
18—24. September 1874.
I. Allgemeine Sitzungen.
Die erste allgemeine Sitzung begann am
18. mit der Eröffnungsrede des ersten Ge-
schäftsführers, Herrn Geh. Rath Prof. Dr.
Loewig, in welcher derselbe bei Betrachtung
des heutigen Standes und der Entwickelung
86
der Naturwissenschaften die Aufmerksamkeit
auf den fast vergesseneu Entdecker der che-
mischen Proportionen : „Jereniias Benjamin
Richter", lenkte.*) Nach diesem erfolgte die
Begrüssung der Versammlung durch den Ober-
präsidenten der Provinz Schlesien, Herrn Frei-
herru v. Nordenflycht , dann von Seite der
Stadt Breslau durch den Oberbürgermeister,
Herrn v. Forckenbeck, und von Seiten der
Universität durch Herrn Prof. Dr. Heidenhaiu.
Hieran reihte sich zunächst ein Vortrag
des Herrn Geheimraths v. Dechen (Bonn):
„Ueber die Ziele, welche die Geologie gegen-
wärtig verfolgt". Von den Fortschritten aus-
gehend, welche die Geologie durch die wissen-
schaftlichen Leistungen eines Werner, Smith,
Brongiart und Cuvier gemacht habe, weist
Redner darauf hin, wie v. Hoff und Lyell die
gegenwärtigen Veränderungen der Erdober-
fläche benutzten, um frühere Vorgänge zu er-
klären und eine Einsicht in die Bedingungen
zu gewinnen, unter denen die Ablagerung von
Schichten in älteren Perioden stattgefunden
hat. Am bedeutendsten sind die Inseln und
Riffe bildenden Kalkmassen, welche durch Po-
lypen in den Tropen abgelagert werden. Aber
seitdem Ehrenberg auf die Rolle aufmerksam
gemacht, welche die mikroskopischen Organis-
men bei der Bildung der Erdschichten und des
Meeresgrundes spielen, und letzterer bei den
Kabellegungen praktische Bedeutung gewonnen
hat, bieten die Tiefseeuntersuchungen und über-
haupt die Bildung des, soweit bis jetzt bekannt,
flachwelligen Meeresgrundes und die Abände-
rungen, die er durch die Ablagerungen der
Flüsse u. s. w. erleidet, ein reiches Feld für
weitere Forschungen. Die fortgehenden Kohlen-
stoffablagerungen der Torfmoore und die an-
scheinend jetzt abgeschlossenen in den in der
*) Geh. R. Loewig hat iu einer Denkschrift:
„J. B. Richter, der Entdecker der chemischen Pro-
portionen", Breslau, Morgenstern, 1874, 4°, die
Lebensverhältnisse und Thätigkeit dieses ausgezeich-
neten Mannes ausführlicher zusammengestellt.
Nähe unserer grösseren Flussthäler befindlichen
Lehm- (Löss-) Ablagerungen mit ihren Ein-
schlüssen erklären manche ältere geologische
Ercheinungen. Die Untersuchungen dieser Ein-
schlüsse und der Funde in Kalksteinhöhlen
haben Licht über die letzten Veränderungen
der Säugethierfauna und selbst des Menschen-
geschlechts verbreitet. Die nähere Untersuch-
ung der noch vorhandenen Gletscher hat ihre
ungleich grössere Ausdehnung in der Vorzeit
erwiesen und im Vereine mit schwimmenden
Eismasseu das so weit verbreitete Vorkommen
der sog. erratischen Felsblöcke aufgeklärt. —
Die fortschreitende Untersuchung der iu den
Erdschichten abgelagerten Thier- und Pflanzen-
reste hat, wie der Redner ausführlicher ent-
wickelt, bereits die wichtigsten Aufschlüsse ge-
geben und verspricht noch viel mehr
Zwei Thatsachen von hervorragender Wich-
tigkeit für die Entwickelungsgeschichte der
Erde werden besonders hervorgehoben: „der
Zusammenhang zwischen den Formen der Erd-
oberfläche und den Gesteinsmassen, welche sie
zusammensetzen", und: „die Bewegungen, Ver-
änderungen der räumlichen Lage, deren Theile
den festen Ablagerungen von ihrer Bildung an
bis jetzt ausgesetzt gewesen sind". Der erste
Umstand hat im Verein mit ihrem praktischen
Nutzen der Anfertigung geologischer Karten
einen gewaltigen Aufschwung gegeben. Der
zweite Gegenstand lässt uns Blicke in das sonst
unzugängliche Innere unserer Erde thun und
bietet Beweise für die mächtigen Erschütte-
rungen und grossartigen Zerstörungen, denen
die Erdrinde unterworfen gewesen ist. Die
heutige Zeit bietet davon nur leise Nachkläuge
in den kaum merkbaren Hebungen und Senk-
ungen und den zwar auffallenderen aber im
Vergleiche mit der Vorzeit doch nur schwachen
vulkanischen Erscheinungen , die jedoch die
Geologen fortwährend lebhaft beschäftigen.
Seit. Mitte des vorigen Jahrhunderts sind etwa
225 Vulkane auf der bekannten Erdoberfläche
thätig gewesen. Die seit längerer Zeit ruhenden
87
betrachten wir ohne sichere Unterscheidung
als erloschen. Sie reichen nicht über die Zeit
der kainozoischen Formationen hinaus. Ge-
steine, die nach Zusammensetzung und Struk-
tur den Laven analog sind , finden sich aueh
in allen älteren Formationen. Ueber dieselben
hat in neuerer Zeit die mikroskopische Unter-
suchung genauere Aufschlüsse gegeben, die die
Meinungsverschiedenheiten über ihre eruptive
Natur zu beseitigen geeignet sind. Zum Schlüsse
gedenkt der Vortragende noch der ursprüng-
lich nicht unserem Planeten angehörenden Me-
teoriten. Sie sind Gegenstand immer ein-
gehenderer Untersuchungen, aber haben uns
noch keine . nicht auch unserer Erdrinde an-
gehörende chemische Elemente kennen gelehrt.
In den älteren Erdschichten haben sie sich
bisher noch nicht mit Sicherheit nachweisen
lassen. — In diesen Bestrebungen verfolgt die
Geologie, von den anderen Naturwissenschaften
Belehrung empfangend und sie ihnen wiederum
bietend, ihr Ziel : Die Entwicklungsgeschichte
der äussersn festen Erdrinde zu erläutern, auf-
zuklären und festzustellen. —
Zu dem darauffolgenden Vortrage des Herrn
Prof. Dr. Rud. Virchow „Ueber Wunder"
bot die Geschichte der Louise Lateau die
nächste Veranlassung, ein Vorgang, welcher
nicht nur benachbarte Gebiete, sondern auch
einen Theil unseres Vaterlandes, die Bewohner
des unteren Rheinthaies, seit längerer Zeit
lebhaft bewegt. *
Louise Lateau wurde 1850 in dem
kleinen Dorfe Bois d'Haine in der Diöcese
Tournay . im Wallonischen Gebiete Belgiens,
geboren. Nachdem schon ihre Entwickelungs-
jahre, in denen sie frühzeitig eine gewisse Nei-
gung zu kirchlichen Leistungen an den Tag
legte, durch allerlei krankhatte Erscheinungen
gestört worden waren, zeigte sie eine Reihe
von Erscheinungen . welche man als Wunder-
erscheinungen bezeichnet. Sie haben sich von
einfachen kleinen Anlangen an, sehr schnell zu
einem grossen Cyclus gesteigert , der sich in
vier Reihen bringen liisst. Die erste Reihe,
welche mit dem 21. April 1868, einem Frei-
tage, begann, gerade in der Zeit, als Louise
Lateau ihr Noviziat bei dem dritten Orden des
hl. Franziskus von Assisi vollendet hatte, be-
stand in dem Auftreten der sogenannten Stig-
mata. Stigmata nennt man blutende Stellen,
die denen analog erscheinen, welche der Hei-
land bei seinen Marterungen und seinem Tode
erfahren hat und welche die römische Kirche
als Mahnungen zur Erinnerung an diese Ereig-
nisse betrachtet. Es ist nicht zu übersehen,
dass gerade der hl. Franziskus von Assisi diese
Erscheinungen in hohem Masse an sich erlebt
hat; es wird dadurch leichter verständlich,
dass diese Stigmata gerade bei einer Novize
des Franziskanerordens sich wiederholen. Am
ersten Freitage zeigten sich in der linken Seite
Blutungen; am nächsten Freitage kam der
Fussrücken an die Reihe, dann die Hände und
endlich am 25. September die Stirne, an wel-
cher sie Erscheinungen, wie von den Wir-
kungen einer Dornenkrone, darstellten. Zu
dieser Reihe von Erscheinungen sind nach und
nach drei andere hinzugekommen; zunächst
Ekstasen, die darin bestehen, dass Louise, ge-
wöhnlich Freitags, in einen gegen die Anssen-
welt. ganz unempfindlichen Zustand geräth.
In diesem Znstande hat sie Visionen und wird
nur durch besondere geistliche Einwirkung
noch in Verbindung mit der diesseitigen Welt
erhalten. Eine dritte Erscheinung bildet eine
vollständige Enthaltung des Schlafes und end-
lich soll sie seit dem 30. März 1871 Nichts
genossen haben, als täglich eine Hostie und
nebenbei wöchentlich ein Paar Löffel Wasser,
sich aber desungeachtet in dem blühendsten
Gesundheitszustande befinden.
In der ersten Zeit wurde ein Arzt Dr.
Gönne veranlasst Louise Lateau zu sehen.
Derselbe sprach die Meinung aus, dass es
nicht möglich sein werde, die Sache im Hause
der Familie zu heilen : er wolle sich nur mit
dem Falle beschäftigen, wenn es ihm gestattet
88
würde, die Kranke aus dem elterlichen Hause
zu nehmen. Dies wurde ihm verweigert und
Dr. Gönne verschwindet seitdem aus den Proto-
kollen. Dafür erscheint der gelehrte Dr. Lefe-
bvre, der seitdem Professor geworden ist. Nun-
mehr wurde eine grosse Reihe von sehr merk-
würdigen Untersuchungen veranstaltet. Lefe-
bvre hat eine sehr genaue Beschreibung der
Stigmata geliefert. Es wird constatirt, dass
Donnerstags, selten schon Mittwochs, an Hän-
den und Füssen eine Blasenbildung beginnt ;
in der Freitagsnacht ist sie ganz entwickelt,
die Blasen werden auf das genaueste nach
allen Richtungen gemessen , die umliegende
Haut ist weder geröthet noch geschwollen. Die
Blase öffnet sich bald mit einer länglichen
Spalte , bald kreuzweise , bald mit einer drei-
zipflichen Zertheilung und ergiesst eine klare
durchsichtige Flüssigkeit, an der darunter
liegenden Lederhaut lässt sich mit dem besten
Vergrösserungsglase keine Verletzung entdecken
und dennoch ist die später erscheinende rothe
Flüssigkeit, wie erwiesen wird, wirkliches Blut.
Herr Lefebvre hat auch ausführlich aber ver-
geblich untersucht , ob in der medicinischen
Literatur etwas vorhanden sei, das damit ver-
glichen werden könnte. Man wird dem bei-
stimmen müssen, dass gleiche Erscheinungen
im Wege einer gewöhnlichen Krankheit nie-
mals beobachtet worden sind. Ja , es hatte
gar nicht der grossen und weitläufigen Anna-
lyse des Herrn Lefebvre bedurft, um jeden
Arzt zu der Anerkennung zu veranlassen, dass
es nicht mit rechten Dingen zugehen könne,
das heisst, nicht nach dem gewöhnlichen Gange
pathologischer und physiologischer Ereignisse.
Da der Redner über Blutungen geschrieben
hat, so ist er ein ganz besonderes Object der
comporativen Aufmerksamkeit bei Lefebvre ge-
worden , und das mag die Ursache gewesen
sein, dass ein holländischer Arzt, Herr Hartsen,
ihm das Werk (Louise Lateau sa vie, ses ex-
stases, ses stigmates. 1870) bereits während
des französischen Krieges übersandte. Er habe
dasselbe damals mit lebhaftem Erstaunen ge^
lesen , ohne sich jedoch darüber auszulassen.
Im gegenwärtigen Jahre habe indess Herr Dr.
Rohling. Prof. der Exegese an der Akademie
zu Münster, eine weitere Schrift herausgegeben
(Louise Lateau , die Stigmatisirte von Bois
d'Haine, nach authentischen medicinischen und
theologischen Dokumenten für Juden und
Christen aller Bekenntnisse). Dieselbe habe
bereits 9 Auflagen erlebt und sei wohl in mehr
als 50,000 Exemplaren ins Publikum gelangt.
Die katholische Presse hat sich der Sache
ernstlich angenommen. Ein unzweifelhaft libe-
raler Mann schrieb dem Redner: Jedes Dorf,
jeden Flecken, jedes Haus überschwemmt die
ultramoutane Colportage am Rhein mit dem
beiliegenden Schriftchen. Redner sei überdies
porsönlich provocirt worden. Herr Prof. Roh-
ling habe die Güte gehabt , ihm seine Schrift
direkt zu übersenden und ihn aufzufordern,
Louise Lateau selbst zu untersuchen. Aehn-
liche Aufforderungen seien inzwischen auf pri-
vatem Wege und in öffentlichen Bläfteru mit
heftigen Angriffen gegen die Naturwissenschaft
wiederholt. Ein ihm von St. Gallen über-
sandtes Blatt habe ihn des Mangels an Muth
beschuldigt und der Artikel schliesse: „Die
„Möglichkeit der Wunder leugnen, heisst über-
haupt das ganze Christenthum wegleugnen,
„das von Anbeginn in seiner Gründung und
„Verbreitung ein fortgesetztes Wunder war
„und noch ist, darum auf! Ihr Häupter der
„Weisheit ! (Das ist der Ruf, der an Sie alle
„ergeht.) Frisch die Sandalen unter die Füsse
„geschnallt und fort nach Belgien und der
„Welt das Stücklein dieses „Pfaffentruges" auf-
gedeckt! Gelingt Euch dies, so machen wir
„uns anheischig, Euch die Reisespesen zu ver-
güten.'- Und die Germania hat neulich ge-
sagt: „Warum sollte Prof. Virchow, der nach
„Norwegen und Italien zu reisen sich im In-
teresse der Wissenschaft entschliessen konnte
„und längst versunkenen Pfahlbauten seine
„kostbare Zeit widmen mochte, nicht auch den
89
..leichten und bequemen Weg nach Bois d'Haine
..finden können." — Er sei indess diesen Auf-
forderungen nicht, gefolgt, da er durch den
Vorgang mit Dr. Gönne belehrt sei. dass man
ihm die Bedingungen, unter denen nach seiner
langjährigen Erfahrung als Arzt kranker Ge-
fangenen eine solche Untersuchung allein erfolg-
verheissend sei. nicht zugestehen werde. —
Ueberdies habe bereits ein anderer anerkannter
Gelehrter, Herr Prof. Schwann in Lüttich,
einer ähnlichen Aufforderung entsprochen, habe
mit dem Bischöfe vou Tournay einer jener
exstatischen Paroxysmen der Louise Lateau
beigewohnt und sei nach Professor Rohling's
Angabe zu dem Ergebnisse gelangt: dass die
Probe genüge und dass jeder Mann von Ehr-
lichkeit sich hier beugen müsse. Es sei zu
hoffen, dass Prof. Schwann die wissenschaft-
lichen Ergebnisse seiner Untersuchung ver-
öffentlichen werde.*) Prof. Virchow verwahrt
sich dagegen, dass er die religiöse Ueberzeugung
irgend Jemandes anzutasten beabsichtige, wenn
sie sich in den Grenzen des Privateigenthunis
hält. Aber hier liege der Fall anders. Es
handle sich ausgesprochenermassen darum, ein
vermeintliches Wunder, „das die ganze Mensch-
heit angehe", zu allgemeiner Anerkennung zu
bringen und es jfür die Wissenschaft wie für
staatliche Einrichtungen massgebend zu machen.
Deshalb habe er [sich, als"ttunus pro multis auf-
gerufen, ein Zeugniss abzulegen, dass dieses
Wunder ein wahrhaftiges sei, der Frage nicht
entziehen können : Wie weit ist ein Wunder
berechtigt anerkannt zu werden und welche
Merkmale zwingen uns , die Existenz eines
*) Anm. Inzwischen hat Prof. Schwann so-
wohl in einem Briefe an Prof. Virchow als in öffent-
lichen Blättern die ihm in den Mund gelegten Worte
für unwahr erklärt und darauf hingewiesen, dass
Prof. Rohling auf seinen Antrag den ihm angedich-
teten Ausspruch in der 5. Auflage seiner Schrift
zurückgezogen habe. Prof. Schwann hat weder die
Absicht gehabt, noch sich in. der Lage befunden,
eine wissenschaftliche Untersuchung anzustellen.
Leop. X.
Wunders zuzugeben? Redner schliesst sich
dem Ausspruche eines vom Caplan Thraen aus
Dingelstedt in Thüringen an ihn gerichteten
Briefes an, dass der vorliegende Fall entweder
ein Betrug sein müsse oder es sei ein Wunder.
— Da dränge sich ihm zunächst die Bemer-
kung auf, dass dies vermeintliche Wunder so
wenig mit dem , was es bedeuten solle , über-
einstimme. Wenn es eines Wunders bedürfe,
um die Leiden Christi wieder in der Erinne-
rung des Volkes wachzurufen, so habe man
erwarten müssen, dass es in der strengsten
Weise jenen Ereignissen entspreche. Das sei
mit den Erscheinungen an der Louise Lateau,
wie sie von Prof. Lefevre beschrieben worden
seien, mit der Blasenbildung und Blutung aus
der biosgelegten aber übrigens unverletzten
Haut in keiner Weise der Fall. Nicht einmal
directe Löcher in der Haut, aus denen das
Blut hervordrang, seien vorhanden gewesen.
Uebrigens constituirt die blosse Thatsache
der Negation eines anerkannten Naturgesetzes
noch kein Wunder. Der Fortschritt der Wissen-
schaft basirt darauf, dass Beobachtungen ge-
macht werden, welche beweisen, dass das, was
wir biliar als Gesetz betrachteten , ungültig
ist. Aber es giebt. auch in der Wissenschaft
Wunder. Wenn im Gegensatze zu allen herr-
schenden Lehrsätzen, wie man erzählt, Galilei
durch das Schwanken einer Ampel in einer
Kirche zu Pisa auf das Gesetz der Pendel-
bewegung kam , wenn behauptet wird , dass
Newton bei der Betrachtung eines fallenden
Apfels das Gesetz der Gravitation vorgeahnt
habe, wenn Göthe selber schreibt, wie er durch
einen Hammelschädel, den er im Sande des
Lido in Venedig vor seinen Füssen fand, plötz-
lich die kaum geahnte Thatsache der verte-
bralen Natur der Kopf knochen entschieden sah,
so sind das, wie die Kirche sicherlich gesagt
hätte, vom Himmel geschenkte Anschauungen,
welche durch die Bedeutung, die sie für die
Nachwelt haben, gewiss den Werth höherer
Eingebung beanspruchen können. Das sind in
12
90
der That Wunder. Aber diese Wunder sind
ganz andere, als das, was hier prätendirt wird.
Diese Wunder offenbaren das Gesetz, sie ne-
giren nur das falsche Gesetz, sie vernichten
eine uniichtige Formel, aber sie erklären das
wahre Gesetz, das jede weitere wissenschaft-
liche Untersuchung bestätigt. — Wo es mög-
lich gewesen ist, vermeintliche Wunder unter
volle naturwissenschaftliche Controle zu stellen,
haben sie sich als natürliche Vorgänge enthüllt.
Das in früherer Zeit so oft angerufene Wunder
des Erscheinens von vermeintlichen Blutflecken
auf Hostien ist seit der Entdeckung besserer
Mikroskope kein Wunder mehr. Es hat sich
durch Anwendung derselben herausgestellt, dass
es mikroskopische Organismen sind, eine Art
Schimmel, wodurch diese rothen Flecke ent-
stehen. — Das Wunder von Bois d'Haine
steht nicht unter voller wissenschaftlicher Con-
trole. Die unter der Aufsicht der Hierarchie
vorgenommenen Untersuchungen treffen das
Wesen der Sache nicht. Es ist z. B. nicht
untersucht, woher Louise Lateau bei 3 */ä jäh-
rigem Fasten den Kohlenstoff nimmt, den sie
ausathmet, oder ob sie vielleicht gar athmete.
oline Kohlensäure zu erzeugen, was ein noch
viel grösseres Wunder wäre, als die Stigmata.
— Wenn das Wunder von Bois d'Haine die
Annahme verlangt, dass für gewisse Personen,
für eine gewisse Zeit oder einen gewissen Raum
die herrschenden Naturgesetze suspendirt seien.
so heisst das mit anderen Worten, die Bestän-
digkeit und Ewigkeit der Gesetze negiren.
Das mag das .,wahre Gesetz" im Sinne der
Hierarchie sein, im Sinne der Naturforschung
ist es das nicht. Die Naturgesetze bestehen
nicht, wie die Gesetze der Grammatik, aus
Regeln und Ausnahmen ; sie können nicht, wie
die Staatsgesetze, gehalten oder nicht gehalten
werden, sondern es sind ewige Gesetze, welche
immer gehalten werden müssen. Wohl kann
eine Hemmung in ihrer Aeusserung eintreten.
Es ist denkbar, dass ein Körper, wie so oft.
angenommen ist, in der Luft schwebe, aber
dann muss die Gewalt, welche den Einfluss
der Schwere hemmt, eine messbare sein. Jedes
hierarchische Wunder , schliesst Virchow seine
Rede, hat noch eine Eigenthümlichkeit : es ist
tendenziös ; jedes wirkliche Naturereigniss ist
nicht tendenziös. In dieser Tendenz liegt der
Werth des Wunders, nicht in der Erscheinung
als solcher. Darin unterscheiden sich die Vor-
gänge , um welche es sich hier handelt , von
Allem . was der Naturforscher beobachtet.
Wunder, wie die zu Bois d'Haine. sind keine
Offenbarungen des Gesetzes, sondern Verdunke-
lungen desselben.
In der zweiten allgemeinen Sitzung am
21. Septbr. fordert zunächst Herr v. Rieht -
hofen (Berlin) im Namen der geographischi-n
Section die Versammlung auf, die rückkehrenden
österreichischen Nordpolfahrer auf deutschem
Boden zu begrüssen. Dem Antrage entspre-
chend, wurde ein Glückwunschtelegramm an
dieselben abgesandt, welches zugleich das Be-
dauern darüber aussprach, dass es der Ver-
sammlung nicht vergönnt sei, die Heimkehren-
den in Breslau persönlich zu begrüssen. —
Bei der darauffolgenden Wahl des nächstjäh-
rigen Versammlungsortes, wozu Einladungen
von den Städten Homburg a. d. H., Kissingen
und Graz vorlagen, erklärte sich die Versamm-
lung für Graz und erwählte auf Vorschlag
ihres Vorsitzenden zum ersten Geschäftsführer
Herrn Prof. Dr. Rollet, und zum zweiten
Herrn Prot, von Pebal. Dann sprach Herr
Prof. Dr. C. Reclam (Leipzig; .über Aus-
führung der Leichenverbrennung'-.
Nach einer Darstellung der Motive, welche
es wünschenswerth machen, statt des Begräb-
nisses die Leichenverbrennung einzuführen, und
einer kurzen Geschichte der bisherigen Be-
strebungen geht der Redner zu den Erfolge«
des Siemens' sehen Apparates über. Wenn der
Chemiker Prof. Gorini in Lodi thierischp
Körper in ein Bad von geschmolzenem „ Kali-
salpeter u taucht, so verbrennen sie allerdings,
allein keine der übrigen Bedingungen wird von
91
dem für Auge, Ohr und Nase widerlichen Ver-
fahren erfüllt. Wenn der verdienstvolle Pro-
fessor der pathologischen Anatomie zu Padua,
Brunetti, auf einem von einem Ofen um-
gebenen Scheiterhaufen die Leiche langsam
röstet, so genügt er damit höchstens der letzten
Forderung des geringen Kostenaufwandes. Bei
der Anwendung des Apparates von Siemens
gelang es dagegen in einer Reihe von acht,
zwischen dem 2. Juni und 19. Septbr. d. J.
ausgeführten Verbrennungen, trotz der absicht-
lich vorgenommenen Abänderungen im Ver-
fahren oder in den Gegeilständen, welche ver-
brannt wurden, in jedem Falle eine schnelle,
vollständige , zugleich kein Gefühl verletzende
und doch billige Verbrennung zu erreichen.
Es wurden zuerst einzelne Thiertheile (bis zum
Gewichte von 2 Centnern auf einmal) verbrannt,
später ganz unverletzte, eben erst, getödtete
Thiere vom Gewichte des kräftigen, ausgewach-
senen Mannes (160 Pfund) bis zum Gewichte
von mehr als 4 Centnern. Die Zeit der Ver-
brennung betrug bei ganzen oder zerlegten
Thieren bis zum Gewichte von 200 Pfunden
1 — l1/« Stunde. In fast allen Fällen waren
die Weichtheile nach etwa 3/i Stunden ver-
schwunden, und nur die am längsten Wider-
stand leistenden Beckenknochen mit ihren
Weichtheilen, sowie in zwei Fällen die Leber,
verschuldeten grösseren Zeitaufwand. Die Voll-
ständigkeit der Verbrennung wurde durch die
chemische Untersuchung erwiesen, welcher in
zwei Fällen Herr Schmidt, Professor der Chemie
in Dresden, sich unterzog. Die vom Verbren-
nungsraume nach dem Schornstein abziehende
Luft wurde aufgefangen und geruchlos und
frei von unverbrannten Bestandteilen in gas-
förmiger, flüssiger oder fester Gestalt befunden.
Dagegen vermochte man willkürlich durch Ab-
minderung der günstigen Bedingungen des
Verbrennens, d. h. durch Minderung des Zu-
strömens erhitzter Luft, vorübergehend die
Luft rauchhaltig zu machen , was sofort sich
auch wieder beseitigen Hess, sobald der Apparat
richtig functionirte. Dem entsprechend gab
der Schornstein weder durch abziehende Dämpfe,
noch durch Rauch die stattfindende Verbren-
nung von aussen zu erkennen. — Die Kosten
waren überraschend gering. Für die nöthige
„ Vorwärmung " des Apparates, welche in jedem
einzelnen Falle stattfand, und für die Verbren-
nung selbst wurden bei 164 Pfund Gewicht
noch nicht für 3 Reichsmark Kohlen zur Gas-
entwickelung verbraucht. Bei dem Pferde von
mehr als 400 Pfund Gewicht betrugen die
Kosten der Kohlen 4 Reichsmark. Die übrig
bleibende Asche betrug bei ganzen Thieren
22/g Proc. beim Schweine, 3 Proc. beim Hammel
und 5 Proc, beim Pferde. Es stimmt dies mit
Brunetti's Angaben überein, sowie mit der
früher gemachten Mittheilung, dass ein Mann
von 90 Pfund Körpergewicht l3/4 Kilo Asche
zurücklasse. Herr Prof. Fleck hatte berechnet,
dass das übrig bleibende „Häuflein Asche"
etwa 10 Proc. des Gesammtgewichtes betragen
werde, dass der Leichnam vorher ausgetrocknet
werden müsse, um brennen zu können, und
dass man den calcinirten Schädel zu zerschlagen
genötliigt sein werde, aber keine einzige dieser
Voraussetzungen hat sich er wahrt.
Es hat sich herausgestellt, dass die an-
fangs zur Verbrennung benutzte weissglühende
Luft nicht so vortheilhaft ist, wie die minder
heisse, nur rothglühende. — Durch die bis zur
Weissgluth erhitzte Luft wird der phosphor-
saure Kalk zum Schmelzen gebracht, und man
erhält die Knochen als eine weissgraue, dem
Porzellan ähnliche Masse. Wird die Temperatur
zur Rothgluth ermässigt, so erhält man die
Knochen in lockerem Zusammenhange der ein-
zelnen Theile und von der Weisse und Rein-
heit des gefallenen Schnee's. Nur die Gelenk-
enden sind etwas fester, vermuthlich weil sie,
von wenig Weichtheilen bedeckt, in hohem
Grade der Einwirkung der Hitze ausgesetzt
waren. Die übrigen Knochen zerfallen bei der
12'
92
Berührung zu weisser Asche. Die Temperatur,
bei welcher die Verbrennung stattfindet, hat
noch nicht genau bestimmt werden können,
was bei der Bestimmung hoher Temperaturen
leicht erklärlich ist. Es scheint die Wärme
zwischen -f- 1000 und -j- 1500'C. zu schwanken.
Eigentlich müsste die Temperatur etwa 7000°
betragen, sobald der Leichnam selber zu ver-
brennen beginnt. Denn nach den Berechnungen
von Peclet entsteht bei der Verbindung des
Kohlenoxydgases mit Sauerstoff eine Temperatur
von -|- 7059° C, und bei der Verbindung des
Wasserstoffes eine solche von -j- 6963e. Allein
da einestheils Kohlensäure und Wasserdampt'
in hohen Temperaturen der Dissociation unter-
hegen und sich bei gewöhnlichem atmosphäri-
schen Drucke zerlegen , da anderntheils die
Verbrennung mit Luft im Ueberschuss statt-
findet , so mindert sich die Temperatur. Das
Verhältniss der Minderung ist noch unbekannt,
doch scheint auch die Angabe von Doville
und Debrav, dass Temperaturen von -{-2500
— 3500° C. eintreten, für den zu vorliegendem
Zwecke benutzten Apparat zu hoch gegriffen. —
Redner beschreibt den Apparat vou Siemens,
der mehrere praktische Abänderungen erhalten
hat, und das Verfahren bei der Verbrennung
ausführlich und erwähnte des günstigen Er-
folges einer zwei Tage zuvor in Breslau in
einem ganz anders construirten, aber nach den-
selben Prinzipien erbauten Apparate vorgenom-
menen Verbrennung einer menschlichen Leiche.
Er glaubt, dass für die facultative Einführung
der Leichenbestattung durch Verbrennung, nach-
dem alle Einwendungen und Widersprüche be-
seitigt sind, weder von Seite des Staates, noch
von Seite der Kirche irgendwelche Hindernisse
entgegenstehen werden, und hebt nochmals
ihren Vortheil, zumal in grösseren Städten und
auf Schlachtfeldern hervor. —
(Fortsetzimg folgt. >
Die wissenschaftlichen Arbeiten über
die Mollusken, Molluskoiden und
Crustaceen im Jahre 1873
von Prof. Dr. Ed. V. Härtens in Berlin. M.A. X.
Zunächst sind hier einige Arbeiten zu
nennen, welche die ersten Stadien der Ent-
wicklung zum Gegenstand haben und hierin
eine wesentliche Uebereinstimmung zwischen
den genannten Thierkreisen und -Klassen unter
sich und mit den höheren der Wirbelthiere
nachzuweisen suchen: so spricht Ray -Lankester1)
in einem längereu Aufsätze bestimmt als Re-
sultat der von ihm im Winter 1871/72 zu
Neapel angestellten zoologischen Untersuchungen
aus, dass die Mollusken und Gliederthiere, Wür-
mer und Echinodermen mit den Wirbelthieren
in dem Vorhandensein von drei Keimblättern.
aus denen sich die entsprechenden Urgansysteme
entwickeln . übereinstimmen , und bildet daher
aus all den genannten zusammen eine obere
Abtheilung des Thierreichs, Triploblastica,
im Gegensatz zu niedrigeren Thierkreisen, die es
nicht zu drei bestimmt unterscheidbaren Keim-
blättern bringen. Uebereinstimmend damit be-
schreibt Prof. M. Ganin 2i nach Untersuchungen
au verschiedenen einheimischen Süsswasser-
schnecken und -Muscheln drei primitive Keim-
blätter, aus dem ersten entspringen nach ihm
das Epithel der Haut einschliesslich des Man-
tels, das Segel, die Byssusdrüse , die Kiemen
^bei den Mollusken doch wesentlich Auswüchse
der Haut, entweder der äussern oder einer
durch Einstülpung nach innen gewandten),
vielleicht auch die Ganglien und das Epithel
der Geschlechtsorgane ; aus dem mittlem Herz,
') Annais of Natural History, fourth series
vol. XI. pp. 81— 'J7 and 321—338.
-i Beitrag zur Lehre von den embryonalen
Blättern bei den Mollusken. Warschauer UniTersi-
tatoberiehte 1873. Nu. 1. S. 115 — 171; ein ausführ-
licher Auszug durch Prof. Hoyer in den Jahres-
berichten über die Fortschritte der Anatomie uuJ
Physiologie von Prof. Hofmann und Schwalbe. Bit 1.
S. 355.
93
Herzbeutel und Blutgefässe, die eigentliche Haut,
das Binde- und Muskelgewebe und die Serosa
des Darrnkanals; aus dem inneru nur das
Epithel des letztern.
Drei Thierformen sind gegenwärtig in Be-
treff ihrer Entwicklungsgeschichte vorzugsweise
auf der Tagesordnung, sowohl was deren Be-
obachtung als die Deutung und die syste-
matischen Konsequenzen davon betrifft: die As-
cidien, Brachiopoden und Limulus. Für erstere
hat Kowalewsky 3) nun auch das Entstehen
des Thierstockes der zusammengesetzten As-
cidien durch Knospung aus dem Pestabdomen
der einfachen Ascidienform , welche zunächst
aus der Larve entstanden, näher beobachtet,
E. Morse 4) die Larve einer nordamerikanischen
Cynthia beschrieben und abgebildet, und H. A.
Arsenjeffs 1872 in russischer Sprache ver-
öffentlichte Beobachtungen über die Bildung
des Mantels der Ascidia (Phallusia) intestinalis
und mammillaris aus einer anfänglich homo-
genen, vom oberflächlichen Epithelium ausge-
gangenen Schicht, in welche erst nachher Zellen
aus der inneren Leibeshöhle einwandern, sind
uns durch einen deutschen Auszug5) zugäng-
licher geworden. In der Deutung der beobach-
teten Thatsachen ist der Veteran der deutschen
Forscher über Entwicklungsgeschichte, K. E. von
Bär6), mit aller Anerkennung der Kowalewsky-
schen Beobachtungen doch betreffs der Theorie
in die Reihe seiner Gegner getreten, indem er
jede Beziehung auf den* Wirbel thier-Typus ver-
wirft, da, nach den Mollusken orientirt, bei
den Ascidien das Hauptganglion und damit
») Zeitschr. für Wissenschaft. Zoologie. Bd. XXII.
S. 283— 304.
4) Proceedings öf the Boston Society of natural
history. Bd XIV.
'") Jenaische Zeitschrift für Naturwissenschaften.
Bd. III. Das Original in der Zeitschrift derKaiserl.
anthropologischen Gesellsch. zuMoskau. Bd. IX. 1672.
*) Entwickelt sich die Larve der einfachen As-
cidien in der ersten Zeit nach dem Typus der
Wirbelthiere V" in den Abhandlungen der Peters-
burger Akademie. 7. Serie, Bd. XIX. Nro. 8.
auch die vermeintliche Chorda dorsalis an der
Bauchseite hege; er hat diese Orientirung in
schematischen Zeichnungen der Hauptformen
der Mollusken und Molluskoiden dargestellt,
aber die Schwäche dieser Beweisführung liegt
eben darin, dass nicht ein direkter Widerspruch
zwischen der Ascidienlarve und dem Wirbel-
thier-Embryo dargethan, sondern ein solcher
nur aus der Homologie ersterer mit den
Mollusken entlehnt wird, einer angenommenen
Uebereinstimmung, welche früher schon über-
schätzt wurde . auch im erwachsenen Zustand
zahlreichen Einwänden offen ist und gerade
durch die Entwicklungsgeschichte in keiner
Weise unterstützt wird; wir können also jene
Ausführung v. Bär's keineswegs als sine ab-
schliessende Widerlegung der von Kupfer und
Kowalewsky angeregten Vergleichung der As-
cidienlarven mit dem Wirbelthier-Typus aner-
kennen, wie auch Dr. Nitsche in einer für
das grössere Publikum bestimmten sehr be-
sonnenen Anzeige 7) betont. Es ist das eine
Frage, bei deren Beurtheilung ihrer nahen Be-
ziehung zur Descendenztheorie wegen sowohl
Anhänger als Gegner derselben oft unhewusst
ihrer vorgefassten Meinung die Entscheidung
anheimgeben.
Betreffs der Brachiopoden hat E. Morse,
welcher bekanntlich sie aus den Würmern ab-
zuleiten versucht, Nachträge zur Entwicklungs-
geschichte der Terebratulina caput serpentis 5
gegeben, welche hauptsächlich die Ovidukte
zum Gegenstand haben, und Ray Lankester hat
in der schon oben angeführten Arbeit auch
einige Wahrnehmungen an einer lebenden Tere-
ratula vitrea mitgetheilt, namentlich die aller-
dings seltene Bewegung der Arme und den
gänzlichen Mangel von Pulsation an den früher
für Herzen gehaltenen Organen bestätigt. Ich
mag hier nicht unerwähnt lassen , dass auch
■) Literarisches Centralblatt für Deutschland.
Nr. 21, vom 2ö. Mai 1874. S. (i'JÜ. 691.
SJ American Journal of Science, by Silhuian.
third series, vol. IV., pp. 2K2 — 2t>4. plate 8.
94
Kowalewsky sich seitdem mit der Entwicklungs-
geschichte der im Mittelmeer lebenden Braehio-
poden , namentlich Thecidium , Megerlia und
Terebratulina, beschäftigt hat und zu Resul-
taten gekommen . welche einer Annäherung
dieser Thierklasse an die Würmer günstig sind,
namentlich durch die segmentirte, mit mehreren
Wimperkreisen umgebene Form der Larve. Die
Arbeit ist in der ersten Hälfte des Jahres 1874
in russischer Sprache erschienen9) und sehen
wir einer Uebersetzung oder doch einem Aus-
zug in deutscher Sprache mit Verlangen ent-
gegen.
Betreffs Limulus brachte das Jahr 1873
zwar keine wesentliche Bereicherung der Ent-
wicklungsgeschichte — doch veröffentlichte
A. S. Packard einige Angaben über die Keim-
blätter 10), ebenso hielt Prof. Ed. van Beneden
in der deutschen Naturforscher Sammlung zu
Wiesbaden am 19. Sept. einen Vortrag über
die ersten Stadien derselben, wovon das Tage-
blatt nur einen gar zu kurzen Auszug giebt —
aber dafür eine eingehende Anatomie, mit be-
sonderer Rücksicht auf das Gefäss- und Nerven-
system von Alph.Milne-Edwards ll) ; seine haupt-
sächlichsten Resultate sind, dass das Blutgefäss-
system vollständiger ausgebildet ist als bei ir-
gend einem andern Arthropoden, dass die haupt-
sächlichsten Ganglien und Nerven innerhalb
der Arterien liegen und somit unmittelbar vom
Blut bespült werden, dass das erste Fusspaar
(als Mandibeln oder Palpen von verschiedenen
Autoren betrachtet) nicht vom Ganglion über
dem Schlünde, sondern vom Schlundring aus
mit Nerven versorgt wird und daher nicht
den Kieferfühlern der Spinnen homolog sein
kann; er betrachtet die Anordnung der Seg-
") Zeitschr. d. Kais. Gesellsch f. Nat. Anthropol.
u. Etlin. in Moskau. Band X. 1874. 4.
10) American Naturalist vol. VII.
") Annales des Sciences naturelles, rinquieme
serie, Bd. XVII, mit 12 Tafeln, eine Uebersetzung
davon in Giebel's Zeitschrift für die gesammten
Naturwissenschaften, Band VIII, S. 35 — 58.
mente als am meisten übereinstimmend mit der-
jenigen bei den Skorpionen und ist daher ge-
neigt, für die Gattung Limulus eine eigene
Klasse unter dem Namen Merostomata (weil
die Schenkelglieder der Füsse als Fressorgane
fungiren) zwischen Crustaceen uud Arachniden
anzunehmen.
Die an eigenthümlichen Umwandlungen so
reiche Klasse der Crustaceen hat auch in an-
dern Ordnungen Stoff zu neuen Beobachtungen
in dieser Hinsicht gegehen : S. J. Smith 1 2) hat
in der frei schwimmenden grossaugigen Gattung
Megalops, speciell M. inermis, den Jugendzustand
der bekannten Brachyurengattung Ocypode nach-
gewiesen, Ferd. Richters13) an einer reichen
Sammlung in der offenen See aufgefischter
Phyllosomen des Hamburger Museums stufen-
weise Umwandlungen verfolgt und wahrschein-
lich gemacht , dass die von Milne-Edwards als
Phyllosomes brevicaudes und laticaudes bezeich-
neten Formen Larvenzustände der Gattung Scyl-
larus und der verwandten Thenus, Ibacus und
Paribacus sind, während die ,,Ph. ordinaires"
solche von Palinurus darstellen. C. Claus14)
hat eine genaue Schilderung der Entwicklung
der hauptsächlichsten Phyllopodengattungen ge-
geben, woraus unter Anderm hervorgeht, dass
bei Branchipus und Apus der Nauplius-Zustand
in der That drei Fusspaare zeigt, bei Lim-
nadia und Estheria aber das dritte nur durch
eine lange Borste angedeutet ist uud dass der
bewegliche Augenstiel, welcher die Gattung
Branchipus vor allen übrigen niedrigeren Crusta-
ceen so sehr auszeichnet, ursprünglich als un-
beweglicher Auswuchs der Seite des Kopfes
entsteht und erst später sich abgliedert.
Auch zur Entwicklungsgeschichte der Mol-
12) American Journal of Science by Silliman,
third series, vol. IV, und Annals of Natural History
(4) Band XII.
13) Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie.
Band XXIII mit 4 Tafeln.
") Abhandlungen der Königl. Gesellschaft der
Wissenschaften in Göttingen. Band XVIII, mit
8 Tafeln.
95
1 u s k e n sind mehrere Beiträge geliefert worden,
so von P. Langerhaus 16) für die Gattungen
Acera, Doris und Aeolis, welche eine allge-
meine Uebereinstimmung unter den Opistho-
branchiaten erkennen lassen , aber mit einem
gewissen Spielraum in dem früheren oder spä-
teren Auftreten der Nervenganglien und Ge-
hörbläschen ; hier schliessen sich auch einige
Beobachtungen von Ray Lankester Über Aplysia,
Polycera und Aeolis an. W. Flemming i G) hat
ein eigenes Schriftchen „über die ersten Ent-
wicklungserscheinungenamEi der Teichmuschel"
(Anodonta) geschrieben.
Von dem werdenden Organismus gehen wir
zu einzelnen Vorgängen im erwachsenen über
und hierunter schliessen sich zunächst an das
vorige Thema zwei Arbeiten französischer For-
scher über den Hergang der B e f r u c h t u n g b e i
den Schnecken an. Bekanntlich ist namentlich
bei unsern gewöhnlichen Landschnecken, Helix
und Limax, der Geschlechtsapparat ein sehr
komplizirter, indem jedes Individuum zwar die
Organe beider Geschlechter besitzt, aber doch
eines zweiten Individuums bedarf, sowohl um
zu befruchten, als um befruchtet zu werden.
S. Perez17) ist durch seine Untersuchungen zu
dem Resultat gekommen, dass die Befruchtung
an der Stelle stattfindet, wo der Ausführungs-
gang der Zwitterdrüse sich zum Uterus (auch
Oviduct genannt) erweitert und dass die ge-
stielte Blase nur für kurze Zeit als receptacu-
lum scminis dient, indem schon einige Stunden
nach der Begattung ehi Theil ihres Inhalts
ausgetrieben wird, der Rest aber innerhalb
derselben sich bald zersetzt. Die Arbeit von
Emil Dubreuil 1S) über denselben Gegenstand
15) Zeitschr. f. wissensch. Zool. Band XXII 1.
S. 171—180 mit 1 Tafel.
la) Bonn 1873, nüt einer Tafel.
") Memoires de la Societe Linneeune de Bor-
deaux 1873. mit einer Tafel. Ein Auszug in Ger-
vais' Journal de Zoologie. Bd. III. 1874.
lfl) fitudes physiologiques sur l'appareil geiie-
rateur du genre Ilelix. in der Revue des sciences
naturelles, die zu Montpellier erscheint.
ist dem Verfasser nur dem Titel nach bekannt
geworden.
Das Auge des Hummers ist von Edwin
J. Newton 19) gründlich untersucht worden, er
beschreibt einzeln die Hornhaut , die ausklei-
dende Membran, den Krystallkegel, das Nerven-
stäbchen, den spindelförmigen Körper, das Pig-
ment, das Ganghon opticum, die linsenförmigen
Körper des Augennerven und das nierenför-
mige Ganglion ; wie Leydig und Schultze nimmt
er an, dass die Nervenstäbchen und Krystall-
kegel sowohl morphologisch als functionell mit
den Stäbchen und Kegeln im Auge der Wirbel-
thiere übereinstimmen , wobei das Ganglion
opticum ein theilweises Aecpuivalent der Netz-
haut wäre, aber er lässt es unentschieden, wie
in Ermangelung einer Linse das Licht ge-
brochen werde und ein Bild innerhalb des Auges
zu Stande komme. Newton führt eine Reihe
von nicht weniger als 59 Büchern und Auf-
sätzen an, welche dieses Thema behandeln.
Es ist schon lange bekannt, dass einzelne Indi-
viduen unseres Flusskrebses sich durch eine
auffällig blaue Färbung auszeichnen, andere
schon während ihres Lebens roth sind. Diese
Erscheinung hat G. Pouchet 20) näher unter-
sucht ; zunächst konstatirt er, dass blaue Indi-
viduen auch unter den Hummern, den ge-
wöhnlichen Garnelen (Palaemon) und in der
Gattung Branchipus vorkommen. Diese Farbe
wird nicht durch Fluorescenz hervorgebracht,
wie bei einigen Wirbelthieren, sondern durch
ein eigenes Pigment, das ganz verschieden von
dem rothen und gelben Pigment derselben Art
ist; beim Flusskrebs und bei Branchipus findet
es sich in Form kleiner solider Körnchen,
welche der Verfasser „caerulins" nennt, in der
Nähe der rothen Pigmentkörnchen, beim Hummer
befindet es sich aufgelöst in den oberflächlichen
Schichten der Schale, nahe bei und oberhalb
1!') Quarterly Journal of Microscopical Science.
Eondon, vol. X1I1, mit 2 Tafeln.
20) Journal de l'Anatomie et de la Physiologie,
Paris. Band VIII. 1872. und IX, 1873, m. 1 Tafel.
96
des rothen Pigments ; ähnlich bei Palaemon.
dagegen bei Branchipus wieder in Körnchen.
Die blaue Farbe wird durch verschiedene che-
mische Mittel in eine röthliche umgewandelt.
Die rothe Färbung lebender Flusskrebse be-
ruht nur darauf, dass dJesen Individuen alles
blaue Pigment fehlt, wird daher hier als Acya-
nismus bezeichnet. Lebende Garnelen (Palae-
mon) zeigen eine auffällige zeitweise Anpassung
an ihre Umgebung in der helleren oder dunk-
leren Gesammtfärbung ihres Körpers: diese
beruht auf dem Grade der Ausdehnung ihrer
rothen Pigmentzellen (Chromoblasten).
Prof. Panceri's21) interessante Arbeiten über
das Leuchten der Pholaden und der Feuer-
walzen (Pyrosoma) sind zwar schon 1872 ver-
öffentlicht, mögen aber hier doch noch kurz
erwähnt werden. Der leuchtende Stoff scheint
bei beiden, wie auch bei andern leuchtenden
Meerthieren, derselbe und fettiger Natur zu
sein und das Leuchten wird durch verschieden-
artige Reize erregt , sowohl mechanische , wie
Stoss und Reiben, als namentlich auch durch
süsses Wasser , durch Elektrizität und durch
Wärme , bei Pholas sogar noch längere Zeit
nach dem Tode, bei Pyrosoma dann nicht mehr.
Bei Pholas befindet sich die leuchtende Materie
in wimpernden Zellen an bestimmten Stellen
der äussern Körperbedeckung am Mantel und
an den Siphonen, bei Pyrosoma im Innern, in
eigenen vom Blut umspülten Anhäufungen
kugeliger Zellen, welche früher für Ovarien
gehalten worden waren. Das Licht ist hell-
blau bei Pyrosoma giganteum, von Roth durch
Orange und Grün zu Ultramarinblau sich än-
dernd bei P. atlanticum.
Betreffs des Verkommens der Thiere hat
sich die Aufmerksamkeit seit einer Reihe von
Jahren namentlich zwei Kategorien, den Höhlen-
-») Atti della Reale Accademia, delle scienze
di Napoli, V. 1872. Auszüge in Quarterly Journal
of Microscopical Science, second series. vol. XII.
und XIII.
t hiere n und den Tief se et liieren, zugewandt
für beide hat das Jahr 1873 einige Beiträge
gebracht. Eine genauere Untersuchung einiger
in den Kalkhöhlen des schwäbischen Jura
lebenden Schnecken und Asseln hat R. Wie-
dersheim 22a) gegeben; die Schnecke, welche
alles Pigments, selbst an der Stelle der Augen
ermangelt, wird als eigene Art, Hydrobia
Quenstedti, betrachtet, ist aber nahe verwandt
mit der weiter verbreiteten H. vitrea Drap. ;
die Assel, Asellus (TyphloniscuS' cavaticus
Leydig, entbehrt der Augen völlig , kommt
aber auch anderswo in tiefen Brunnen vor.
Ueber einige Gliederthiere aus den Höhlen
des nordamerikanischen Staates Indiana hat
Packard 22b) einige Mittheilungen gegeben,
darunter die Beschreibung einer neuen Gattung
von Asseln, und die Beobachtung, dass die-
selbe Art von Crangonyx in der Mamnioth-
höhle und in Brunnen lebe. Auch die
Forschungen nach dem Thierleben in der
Tiefe der grösseren Süsswasserseen wurden
fortgesetzt sowohl von F. A. Forel23) im
Genfersee, wo er mehrere Arten aus den
niedrigeren Ordnungen der Crustaceen in einer
Tiefe von über 30 Metern fand, als von dem
leider unterdessen verstorbenen W. Stinipson 24)
in den nordamerikanischen Seen ; derselbe fand
im Magen des White -fish (Coregonus sp.),
welcher in einer Tiefe von 50 — 70 Faden im
Michigansee lebt, neue Arten aus den Gattun-
gen Mysis und Gammarus, also dieselben, welche
Loven im Wenernsee gefunden. (Schhiss folgt.)
--") Verhandlungen der physikalisch-medizinischen
Gesellschaft in Würzburg. Bd. IV. Taf. 6. Vgl.
auch Fries in den württembergischen naturwissen-
schaftlichen Jahresheften 1874. S. 37 — 53.
--") Fifth annual Report of the Peabody Aca-
demy of Science. Jul. 1873.
2S) Archives des sciences naturelles de Geneve.
XLVIII. p. 67.
M) Transactions of the Wisconsin Academy of
Sciences 1870—72. S. 98—102: ein Auszug in
Annais and Magazine of natural history, fourth
series, vol. XI. 1873. S. 320.
Abgeschlossen den 31. October 1874.
Drnck von E. Bloi-Immnn & Snhu in Dresden.
NUNQUAM JbMmSs^ OTIOSÜS
LEOPOLDINA
AMTLICHES ORGAN
DER
KAISERLICH LE0P0LDIN1SCH- CAROLINISCHEN DEUTSCHEN
AKADEMIE DER NATURFORSCHER
HERAUSGEGEBEN UNTER MITWIRKUNG DER ADJUNCTEN VOM PRÄSIDENTEN
Dr. W. P. G. Behn.
Dresden. Heft X. Nr. 13—14. November 1874.
Inhalt: Amtliche Mittheilungen: Die Jahresbeiträge der Mitglieder. — Beiträge zur Kasse der
Akademie. — Veränderaugen im Personalbestande der Akademie. — Sonstiges: Die Mitarbeiter
der Preussischen Geologischen Landesanstalt. — Die 47. Versammlung Deutscher Naturforscher
und Aerzte. (Fortsetz.) — E. v. Martens: Die wissenschaftlichen Arbeiten über die Mollusken,
Molluskoiden und Crustaceen im Jahre 1673. (Fortsetzung.) — Der Internationale Geographische
Congress zu Paris. — Berichtigung. — Literarische Anzeige.
Amtliche Mittlieilimgen.
Die Jahresbeiträge der Mitglieder.
Mit der Entrichtung der Jahresbeiträge sind manche der Herren Collegen, welche die
Leopoldina in den letzten Jahren fortgehend bezogen haben, ohne diese Beiträge abzulösen,
theils flii- das laufende Jahr, theils aber auch noch für frühere Jahre im Rückstande. Zur
Ordnung des Rechnungswesens erlaube ich mir, dieselben zu bitten, die rückständigen Beträge
mit je 2 Thlr. jährlich vor Ende des laufenden Jahres vermittelst Postanweisung an mich ein-
senden zu wollen.
Dresden, den 30. Nov. 1874. Dr. Behn.
Leop. X. 13
98
Beiträge zur Kasse der Akademie.
Se. Majestät der König Albert von Sachsen hat der Akademie unterm 30. October d. J.
die bisher aus der königlichen Civilliste gewährte Unterstützung von 300 Thlrn. oder 900 Reichs-
mark jährlich auch für die Jahre 1875, 76 und 77 zusichern lassen. —
Novbr. 2. Von Herrn Prof. Dr. Herrn. Hoffmann in Giessen, Eintrittsgeld 10 Thlr. — Sgr.
,, 4. „ ,, Dr. phil. Carl Koch in Wiesbaden, Eintrittsgeld und
Beitrag für 1874 12 „ — „
„ 7. ,, ,, Ob. -Med. -R. Dr. Domrich in Meiningen, Beiträge für
1874 und 75 4
„ 7. ,, ,, Badearzt Dr. Luchs in Warmbrunn, Beitr. für 1874 2
9. „ „ Geh. Med.-R. Dr. Wedel in Jena, Beitr. für 1874 2
„ 14. ,, ,, Prof. Dr. Anton Schneider in Giessen, Eintrittsgeld 10
19. ,, „ Prof. v. Siebold in München, Beitrag für 1874 . . 2
„ 23. ,, „ Prof. Seite in München, Beitrag für 1875 ... 2
Dr. Behn.
Veränderungen im Personalbestande der Akademie.
Xen aufgenommene Mitglieder :
No. 2147. Am 2. November 1874 Herr Dr. med. et phil. Heinrich Carl Hermann Hoffmann,
Professor der Botanik und Direktor des botanischen Gartens zu Giessen. — Sechster
Adjunktenkreis. — Fachsektion 5 für Botanik.
No. 2148. Am 4. November 1874 Herr Dr. phil. Carl Jacob Wilhelm Koch, königlicher
Landesgeolog und Docent an der kgl. Uekonomie-Schule zu Hof-Geisberg bei Wies-
baden. — Sechster Adjunktenkreis. — Fachsektion 4 für Mineralogie und Geologie.
No. 2149. Am 14. November 1874 Herr Dr. Anton Friedrich Schneider, Professor der Zoologie
und vergleichenden Anatomie, sowie Direktor des zoologischen Instituts an der
Universität zu Giessen. — Sechster Adjunktenkreis. — Fachsektion 6 für Zoologie
und Anatomie. —
Gestorbenes Mitglied:
Am 2. October 1874 Herr Dr. med. Georg Friedrich Koch, praktischer Arzt zu Waldmoor
in der Rheinpfalz. Aufgenommen den 1. Mai 1854; cogn. Pollich.
Dr. Behn.
Die Mitarbeiter der Preussiscben
Geologischen Landesanstalt
hielten bei Gelegenheit der Geologenversamm-
lung zu Dresden am Vor- und Nachmittage
des 13. September 1874 eine Conferenz über
die Fortschritte der Landesuutersuchung ab,
der Herr Oberbergrath Professor Gümbel aus
München, Herr Professor Credner aus Leipzig
und Herr Rittergutsbesitzer v. d. Borne aus
Berneuchen beiwohnten.*) Die anwesenden
Landesgeologen und Mitarbeiter berichteteu
*) cf. Leop. X. p.
99
grösstenteils unter Vorlegung der Arbeits-
karten über ihre letztjährigen Arbeiten. Da
es zu weit führen würde, in das Detail dieser
Vorträge einzugehen, so mögen die nachstehen-
den wenigen Anführungen genügen, um das
stetige Fortschreiten dieser grossartigen und
ausgedehnten Arbeit zu zeigen. Es sei be-
merkt, dass bis jetzt 27 Sectionen in 5 Liefe-
rungen erschienen sind, und zwar in 2 Arbeits-
gebieten mit je 12 zusammenhängenden Sectionen
am südlichen Harzrand und Thüringen, und
westlich der Saale gegen die Mitte der Thü-
ringer Mulde, und 1 mit 3 Sectionen nördlich
von Halle.
Dr. Koch von Wiesbaden legt aus einem
neuen Arbeitsgebiete, dem Taunus, eine Ueber-
sichtskarte im kleineren Maassstabe vor, um
den Anschluss an das linksrheinische Gebiet
darzustellen. Die Sectionen Langenschwalbach,
Platte, Eltviile, Wiesbaden gehen zunächst der
Vollendung entgegen, Königstein und Hochheim
werden folgen.
Dr. Bücking von Bieber legt ebenfalls
aus einem neuen Arbeitsgebiete, dem Spessart,
die Section Bieber vor. Für das auf derselben
euLhalLeue bayerische Gebiet sagt Herr Ober-
bergrath Günibel seine Hülfe mit dankens-
vverther Bereitwilligkeit zu.
Prof. von Koenen aus Marburg berichtet
über die Arbeit in den Sectionen Vacha (Dorn-
dorf') und Lengefeld, beide S. W. von Eisenach ;
Dr. Borne mann sen. aus Eisenach ebenso
über die Arbeit in der Section Wutha, welche
S. an Eisenach anstösst , und welche seit
längerer Zeit von verschiedeneu Bearbeitern,
besonders von Prof. Beyrich, beinahe vollendet
jst, so dass hier in einem ebenfalls neuen Ar-
beitsgebiete bereits ein erheblicher Fortschritt
gemacht ist, indem Hofrath Professor Schmid aus
Jena durch die Section Ilmenau aus 0. her
entgegenarbeitet. Dr. Bauer legt die Section
Langula zwischen den beiden Thüringer Gruppen,
und ebenso Prof. Schlüter von Bonn die
östlich anstossende Section Langensalza vor.
Ebenso liegt die Section Artern zwischen diesen
beiden Gruppen, welche Dr. Kayser aus Berlin
fertiggestellt hat, und Section Wiehe S. 0. der
ersteren, welche Dr. Dam es vorlegt. Dr.
Speyer legt die vier Sectionen Querfurt, Schaf-
städt, Bibra und Freiburg beinahe fertig vor,
welche sich nördlich unmittelbar der bereits
publicirten östlichen Thüringer Gruppe an-
schliessen und sich gegen die nördlich von Halle
bekannten Sectionen erstrecken. Prof. Weiss
von Berlin legt die Section Mansfeld vor, es
fehlt wenig zu ihrer Vollendung. Dr. Kayser
und Bergrath von Groddeck legen die nörd-
lich und östlich an die bereits publicirten Harz-
Sectionen anstossenden Sectionen Zellerfeld,
Riefensbeck, Osterode, Braunlage und Lauter-
berg vor.
Dr. Rolle und Bergverwalter Grebe ,
welche die Arbeiten in dem S. W.-Theile des
Regierungsbezirks Trier fortsetzen, Dr. Moesta,
welcher bereits vorher Sectionen in Hessen voll-
endet hat, Prof. von Seebach, welcher an
der Fortsetzung der westlichen Thüringer Gruppe
arbeitet, Director Richter von Saalfeld, Prof.
Liebe von Gera, welche beide an der oberen
Saale, und Director E mm rieh von Meiningen,
welcher auf der Südseite des Thüringer Waldes
arbeitet, waren verhindert, der Versammlung
beizuwohnen, und so schloss hiermit der Vormittag.
Am Nachmittage berichtet Oberbergrath
Hauchecorne über die Aufnahmen im nord-
deutschen Tieflande und die damit zu verbin-
dende Untersuchung der bodenwirthschaftlichen
Verhältnisse.
Prof. Orth legt die Section Rüdersdorf
vor, welche vorher von Prof. Eck geologisch
bearbeitet, worden, mit den für die landwirth.
schaftliche Benutzung nöthigen nachträglichen
Ergänzungen , ebenso die Section Nordhausen,
als Beispiel aus dem Gebirgslande. In dem
Beieiche beider Sectionen sind Bohrungen zur
Ermittelung der Mächtigkeit, des Ackerbodens
und dessen Beschaffenheit gemacht und in die
Karten eingetragen worden.
13*
10(1
Prof. Berendt. äussert sich ausführlich
über die Verhältnisse im Bereiche der Secticmen
Linura, Cremmen, Oranienburg, Nauen, Marwitz,
Hennigsdorf, Markan, Rohrbeck und Spandau,
in welchen er die Aufnahme in diesem Jahre
angefangen hat. Die Section Nauen in 1/25000
wurde vorgelegt. Sie ist geologisch, unter Be-
rücksichtigung der bodenwirthschaltlichen Ver-
hältnisse, aber ohne spezielle Abbohrung kartirt.
Solche Abbohrung ist in den Sectionen Cremmen
und Oranienburg vorgenommen worden. Dabei
hat sich ergeben, dass dieselbe viel Zeit erfor-
dert, für jede Section etwa drei Monate, und
wegen der sehr abwechselnden Tiefe, in welcher
sich der feste Untergrund unter dem lockeren
Deckboden findet, in ihren Resultaten sehr un-
sicher ist. Hiernach ist derselbe der Ansicht,
dass die bei der geologischen Untersuchung
erhaltenen Aufschlüsse genügen, um die Mäch-
tigkeit des Deckbodens entweder im Maximum
und Minimum oder im Durchschnitt festzustellen.
Prof. Orth findet, dass die Zeit für die Ab-
bohrung einer Section mit 3 Monaten zu hoch
angenommen sei. Dr. Lossen bestätigte nach
seinen Untersuchungen in und um Berlin, dass
die einzelnen Bohrungen sehr unsichere Resul-
tate geben, da die Oberfläche des Lehmplateaus
unter den lockeren Deckgebilden grosse Un-
regelmässigkeiten in beschränkten Flächen zeige,
und hält bei genügender Sorgfalt die Durch-
schnittsfeststellung mit Prof. Berendt für rich-
tiger. Dr. Meyn schliesst sich ebenfalls dieser
Ansicht mit der Bemerkung an, dass die Boh-
rungen in vielen Alluvial-Gebieten richtigere
Resultate liefern würden, wo gleichmässige Auf-
lagerungsflächen vorwalten .
Herr von dem Borne und Dr. Borne-
mann sen., als Gutsbesitzer, halten nach ihren
eigenen Erfahrungen die richtige Feststellung
der Tiefe des Untergrundes in sehr vielen Fällen
durch einzelne Bohrungen für ganz unausführ-
bar. Nachdem Ersterer auf die Frage des
Oberbergraths Hauche com e erklärt hat, dass
die bei der geologischen Kartirung beabsich-
tigte Berücksichtigung der bodenwirthschaft-
lichen Gesichtspunkte bei den praktischen Land-
wirthen Interesse und locale Unterstützung
finden dürfte, konnte als Resultat dieses Mei-
nungsaustausches constatirt werden, dass der
Abschluss der diesjährigen Arbeiten abzuwarten
sei, bevor ein Entschluss über die Weiterfüh-
rung derselben zu fassen sei.
Dr. H. v. Dechen M. A. N.
Die 47. Versammlung Deutscher Natur-
forscher und Aerzte zu Breslau vom
18—24. September 1874.
(Fortsetzung, cf. p. 85.)
Den Schluss der zweiten allgemeinen Sitz-
ung bildete der Vortrag des Herrn Dr. von
Richthofen (Berlin) über die Gebirgsprovinz
Sz'-tshwau. Diese westlichste Provinz des mitt-
leren China ist zugleich die grösste der 18
chinesischen Provinzen , wenig kleiner als
Deutschland, mit ca. 35 Millionen Einwohnern
und vielen grossen Städten , unter denen zwei
7—800.000 Menschen enthalten. Weit östlich
von dem Knotenpunkte des Hindu-kush, zwi-
schen den Gebirgsmassen des Kwen-lun und des
Himalaya gelegen, nmi'asst es das mittlere
Flussgebiet des Yaug-tsze-kiang, eines der zahl-
reichen, gewaltigen Flüsse, welche jenen Ge-
birgszügen entquellen. Sz'-tshwan heisst das
Vierstromland, nach jenem Hauptflusse und
drei grossen , schiffbaren Zuflüssen desselben.
Durch und durch gebirgig und allseitig von
Gebirgen umgeben , die der Yang-tsze-kiang
nach Osten in furchtbaren Engen durchbricht,
bildet es ein von keiner Seite leicht zugäug-
liches Land. Selbst die Chinesen kannten es
während zweier Jahrtausende, ehe sie den Ver-
such machten, es zu unterwerfen. Der Kaiser
Tsin-shi-hwang, der Erbauer der grossen Mauer
(255 — 210 v. Chr.), war es, dem dies gelang,
III]
indem er den Beherrscher der Man-tse, der
damaligen Bewohner, durch List verleitete, eine
gute Strasse anzulegen, auf der er mit seinem
Heere siegreich eindrang. Manche andere poli-
tische Katastrophen hat das Land seitdem er-
duldet, das indess jetzt seit Jahrhunderten in
ruhiger Entwicklung lebt und von chinesischen
Einwanderern aus den verschiedensten Pro-
vinzen bewohnt wird. — Sz'-tshwan lässt sich
in mancher Beziehung mit Böhmen vergleichen.
Von ähnlicher Gestalt, nur mehr als dreimal
so gross, von Gebirgen umgürtet, die sich vier-
bis fünfmal höher aufthürmen und nach drei
Richtungen in noch höheres Gebirgsland über-
gehen , während sich nach der vierten (im
Osten) eine grosse Ebene vorlagert , ähnlich,
wie die norddeutsche Ebene vor Böhmen. Die
Gebirgszüge bestehen aus vorsilurischen und
silurischen Formationen. Der Kessel war früher
eine Meeresbucht , in der sich während der
langen Dauer der devonischen, Steinkohlen-,
permischen und Trias-Periode sandige und tho-
nige Sedimente bis zur Höhe von mehr als
4 — 5000 Fuss ablagerten. Seit der Lias-
Periode ist es aus dem Meere hervorgehoben.
Der von Westen kommende und nach Osten
ausströmende Yang-tsze-kiang fing nunmehr,
nachdem er die östliche Gebirgsbarriere durch-
brochen und sich in dieselbe immer tiefer ein-
gebettet hatte, mit seinen Zuflüssen an , auch
die leicht zerstörbaren Sand- und Thonschichten
des Beckens auszunagen und Thaler auszuhöhlen,
die jetzt eine Tiefe* von 1500 — 2500 Fuss
haben. Man kann die auf diese Weise ent-
standene Hügellandschaft als das rothe Becken
bezeichnen, da sie im Gegensatz zu den älteren
Randgebirgen (ähnlich, wie vielfach in Thü-
ringen) aus Höhenzügen von rothein Sandstein
und thonigen Schichten besteht, deren Kämme
noch den alten Grund des Beckens nach dem
Zurücktreten des Meeres andeuten. — Dieses
rothe Becken ist nun reich an Producten aller
Art, der Sitz einer massenhaften Bevölkerung
und hoher Cultur. Die besten Producte ent-
stammen dem Thierreiche, es sind Seide, Honig
und verschiedene Wachsarten, unter denen das
von einer Blattlaus abgesonderte weisse Wachs
(das mit 100 — 500 Thlrn. pr. Centner bezahlt
wird) besondere Beachtung verdient. — Un-
gleich zahlreicher sind die Erzeugnisse des
Pflanzenreiches, von denen Thee, Opium (circa
130,000 Centner jährlich), Tabak, Zucker und
Tung-Oel , von dem Tungbaum (einer Elaeo-
eoccus-Art) gewonnen, die bedeutendsten sind.
Dagegen wird dort keine Baumwolle gebaut.
Am wichtigsten sind aber vielleicht die Schätze
des Mineralreiches, nicht sowohl die metalli-
schen, obgleich Eisen für den Bedarf genügend
und (im Südosten) Kupfer und Zink zur Aus-
fuhr gewonnen werden, sondern vor Allem die
Steinkohle. Man darf mit einiger Sicherheit,
behaupten, dass das ganze rothe Becken ein
einziges, vielleicht im Centrum für den Abbau
zu tief liegendes Steinkohlenfeld bildet. Die
Kohle wird an zahlreichen Orten abgebaut und
auf den vielen schiffbaren Flüssen leicht nach
allen Theilen des Landes verfahren. Auch den
Salzbedarf der Bevölkerung bietet der eigene
Boden. In Tiefen von 200—2000 Fuss sind
Solquellen erbohrt, deren Salz durch Leucht-
gas, welches Bohrlöchern von 3000 Fuss Tiefe
entströmt, ausgesotten wird.
Dieses gesegnete Land , in einem Klima
gelegen, welches unter günstigen Verhältnissen
drei Ernten im Jahre gestattet, wird von einer
Bevölkerung bewohnt, die sich vor vielen an-
deren Chinesen durch Ordnung, Reinlichkeit,
Wohlhabenheit und einen natürlichen Anstand
auszeichnet. Die Industrie und selbst der
Kunstsinn sind hoch entwickelt. Die Haupt-
stadt Tshing-tu-fu , die selbst 800,000 Ein-
wohner zählt, liegt in der einzigen erheblichen
Fläche des ganzen Landes von etwa 110 Qu.-
Meilen. Sie zählt 18 grössere Städte mit je
50 — 210,000 Einwohnern, und die Bevölkerung
der ganzen Fläche ist auf 3,600,000 zu schä-
tzen, d. h. ca. 33,000 auf die Quadratmeile,
eine Zahl, der kein anderer bewohnter Fleck
102
der Erde nahekommt. Dass bei solcher Volks-
zahl sich die lebendigste Handelsbewegung ent-
wickeln muss, versteht sich von selbst. Ein
labyrinthisches Netz von sorgfältig gepflasterten
Saumwegen und Fusspfaden durchzieht das
ganze Land, und auf ihnen, wie auf den zahl-
reichen schiffbaren Wasserstrassen, herrscht die
regste Bewegung und der lebhafteste Waren-
verkehr. — Anders indess wird die Scene,
wenn man sich von dem rothen Becken zu den
dasselbe umgebenden Gebirgszügen begiebt.
Diese Züge sind an vielen Stellen nicht, von
Chinesen, sondern von unabhängigen oder tribut-
pflichtigen Stämmen bewohnt, theils Nachkommen
früherer Bewohner des rothen Beckens," wie
der Man-tse und der noch älteren Lolo, theils
(wenigstens im Westen) von dem den Tibeta-
nern verwandten Stamme der Sifan, die nur
Moschus und zahlreiche Heilkräuter auszu-
führen haben. Die Bevölkerung wird spärlich,
die Cultur verschwindet, die Gegend wird zur
Wildniss; hohe Gebirgswände thürmen sich
eine hinter und über der andern auf, und an
den zu den Pässen führenden Strassen halten
in befestigten Plätzen stationirte Truppen die
Umwohner in Ruhe und geben dem Wege
Sicherheit. — Der Redner schliesst mit einer
Darstellung der Grundlagen, auf denen sich
die wunderbare Macht Chinas aufgebaut hat,
und dem Bedauern, dass bis jetzt so wenige
Kräfte sich der Erforschung des in fast, allen
Beziehungen uns noch ungenügend bekannten
östlichen Asiens widmen. —
In der dritten allgemeinen Sitzung
am 24. Sept. verlas zunächst Herr v. Richt-
hof en ein Telegramm der Oesterreichischen
Nordpolfahrer, in welchem sie für die Begrüs-
sung danken (cf. p. 90) und ankündigen, dass
sie am 25., früh 6 '/^ Uhr, jedoch ohne sich
länger aufhalten zu können, Breslau passiren
würden. Die Versammlung beschloss, den Vor-
beireisenden wählend des Haltens des Zuges
auf dem Bahnhofe einen festlichen Empfang
zu bereiten , und es wurde eine Commission
erwählt, um dazu die einleitenden Schritte zu
thun.*;
Alsdann beantragte Herr Prof. Walden-
burg (Berlin) Namens der Section für innere
Medicin , dass die Zahl der dem Gebiete der
Medicin zugehörigen Sectionen, welche bis zur
Zersplitterung angewachsen sei , künftig be-
schränkt werden möge. — Der Antrag wird
statutengemäss der nächsten Versammlung in
Graz überwiesen. —
Es folgte ein Vortrag des Herrn Professor
Benedikt (Wien) „über Psychophysik der
Moral". Die allgemeinen Sitzungen der Natur-
forscher-Versammlungen sind von jeher zum
Austausche generalisirender Gedanken bestimmt
gewesen, die, als die erfreulichsten ßlütheu des
Denkens und Forschens auf dem Gebiete der
anorganischen und organischen Natur, geeignet
sind, unsere Weltanschauung zu modificiren.
Damit eine Weltanschauung Gemeingut grös-
serer Massen werde, muss nothwendig eine ge-
wisse Summe oberster Erkenntuiss Gemeingut
sein ; damit eine Weltanschauung populär werde,
darf sie nicht blos auf die Erkenntnisswelt
basirt sein, sie muss auch dem Temperamente
der Gläubigen entsprechen uuü ffir moralisches
und ästhetisches Sein ausfüllen, wobei sie im
Lichte einer Offenbarung erscheinen. Das ist
bei jenen populären metaphysischen Systemen,
welche als positive Religionen Eigenthum weiter
Kreise geworden sind, im höchsten Grade ge-
schehen, und dadurch sind sie eine Macht ge-
worden. Der Behauptung der Priester aller
Confessionen , dass mit dem Schwanken des
Glaubens die Moral ins Schwanken komme,
*) Der Empfang gestaltete sich am Morgen
des 25. zu einem hübschen Feste. Die beiden Ge-
schäftsführer und zahlreiche noch nicht abgereiste
Naturforscher begriissten die Nordpolfahrer auf dem
geschmückten Bahnhofe unter den Klängen des
Oesterreichischen Nationalliedes, erfrischten Officiere
und Mannschaft mit Speise und Trank und wech-
selten herzliche Worte glückwünschender Anerken-
nung und des Dankes.
[03
kann auf den ersten Anblick eine gewisse em-
pirische Berechtigung nicht abgesprochen werden.
Wäre diese Ansicht indess essentiell begründet,
so müsste man entweder auf den Fortschritt
in der Erkenntniss, oder auf die sittliche Ver-
edlung der Gesellschaft verzichten. Allein
schon der Umstand, dass die Priester aller
Religionen diese Behauptung aufstellen , inuss
zu dem Gedanken führen , dats dieser schein-
bare Zusammenhang ein künstlicher, auf die
Erziehung begründeter sei , bei der die ganze
Kette den Dienst versagt, wenn ein Glied der-
selben reisst, und dass die Moral eigentlich
von der Weltanschauung unabhängig sei.
Pas Grundgesetz des menschlichen Strebens
ist Wahrung und Mehrung des physischen,
geistigen, moralischen und ästhetischen Seins,
ein Streben, das durch Lust- und Unlustgefühle
hervorgebracht wird, welche theils durch Vor-
gänge in unserem Organismus erzeugt werden,
theils durch Eindrücke von aussen entstehen.
Der Redner entwickelt nun (ähnlich, wie Spi-
noza für seinen Intellectus) , dass auf diesem
scheinbar ganz egoistischen Grunde bei rich-
tiger Erkenntniss die moralischen Grund-
sätze erwachsen müssen, und zeigt ihren Ein-
fluss auf die menschliche Gesellsehalt, das
Gemeinwesen und den Staat. Er weist darauf
hin, dass diese Entwicklung in dem bereits
von den Vorfahren auf diesem Felde Errungenen,
in der Sprache, der Nationalität und den Ge-
setzen mächtige Hebel rinden müsse. —
Die Tugend, sagt Redner, ist Ueberwindung
auf dem Boden der Erkenntniss im Kampfe
mit dem Egoismus. Die Gesellschaft habe das
Tugendcapital der Gesammtheit der Individuen
associirt, und diese Capital-Association stelle
das Gesetz dar. Das Gesetz sei also nicht
der Ausdruck physischen Zwanges und physi-
scher Abw.ehr, sondern das höchste Pro-
duct unserer sittlichen Entwicklung.
Die menschliche Gesellschaft habe auf diesem
Wege grosse sittliche Fortschritte gemacht,
aber sie habe noch weitere zu machen. Zu
diesen rechnet der Vortragende auch die sog.
Frau enemancipation, d. h. das sichtbare
Eingreifen des Weibes in die öffentlichen An-
gelegenheiten. Diese Frage sei einmal nicht
mehr aus der Welt zu schaffen, weil es Racen
gäbe, bei denen das Weib psycho-physikalisch
dem Manne ganz nahe stehe. Redner be-
fürchtet, dass die Feinde der Cultur sich dieser
Tendenz der Zeit bemächtigen, und die Frauen
durch überwallendes Gefühl die Früchte des
Geistes gefährden könnten.
So wie der Begriff von Zeit und Raum,
scbliesst der Redner, so wie die Sprache, ist
auch die Moral keine Frucht der Offenbarung,
sondern ein Product unserer psycho-physikali-
schen Anlagen. Die Wissenschaft hat genug
gearbeitet, damit die Früchte der Moral auf
dem Boden der Erkenntniss reifen, sie brauchen
nicht erst von unberufenen Händen vom Himmel
herabgeholt zu werden.
Nach einer Pause sprach Herr Prof. F. Colin
(Breslau) über „unsichtbare Feinde in der Luft".
Wie unser Erdball nur auf der Oberfläche einer
äusserst dünnen Rindenschicht , scheint auch
von dem grenzenlosen Luftmeere nur die der
Erde zunächst aufliegende Schicht dem Leben
zugänglich zu sein und im Uebrigen den Namen
eines todten und verödeten Oceans zu ver-
dienen, den Homer dem Pontus gab. Aber
wir kennen das Luftmeer noch nicht genau
genug, und je geringer unsere Kunde war,
desto besser eignete es sich zum Tummelplatze
der Phantasie. ■ — Der Erste, der durch seine
wissenschaftlichen Untersuchungen zu dem
Schlüsse kam, dass auch der Luftraum von
Leben erfüllt sein könne, war Leeuwenhoeck.
In der Mitte des September 1675 untersuchte
er, wie er in einem noch ungedruckten und
in der Bibliothek zu Leyden aufbewahrten
Briefe an Constantin Huyghens berichtet , von
ihm vor einigen Tagen aufgefangenes Regen-
wasser mikroskopisch und fand darin eine
grosse Zahl lebender Geschöpfe verschiedener
Art , von denen er in Uebereinstimmung mit
104
Anaxagoras' Ansicht annehmen musste, dass
sie sich aus Keimen entwickelt hätten, die in
der Luft vorhanden waren. Frisches Regen-
oder Schneewasser zeigte nämlich keine Thiere,
sie erschienen nach einigen Tagen und ver-
mehrten sich, zumal wenn das Himmelswasser
auf gestossenen Pfeffer oder andere Pflanzen-
stoffe gegossen wurde, von Tag zu Tag in's
Ungeheure. — Die Kunde von dieser Entdeck-
ung erschien den Zeitgenossen märchenhaft.
Kein anderes der damaligen Mikroskope reichte
aus, diese nie früher gesehenen Geschöpfe sicht-
bar zu machen. Als aber der Präsident der
London R. S., Robert Hooke , der Entdecker
der Pflanzenzellen, am 16. Nov. 1677 erklärte,
es sei ihm gelungen, ein Mikroskop zu bauen,
mit dem er im Pfefferaufgusse die Leeuwen-
hoeck'schen Geschöpfe gesehen habe, und die
Gesellschaft sieh von der Richtigkeit dieser
Angabe überzeugt hatte, wurde ein Protokoll
aufgenommen , das unter Anderen Christoph
Wren, der Erbauer der Paulskirche, und Nehe-
mias Grew, der Begründer der Pflanzenanatomie,
unterschrieben, und die Existenz einer unsicht-
baren Welt im Wasser stand fest. — Aber
waren diese Geschöpfe wirklich aus der Lutt
gekommen '? Noch heute fehlt es nicht an Ge-
lehrten, welche, ungeachtet der entgegenstehen-
den Ergebnisse der bedeutendsten Forscher,
an die Entstehung der einfachsten Thiere und
Pflanzen durch sogenannte Urzeugung glauben.
Zwar weiss jetzt jede Hausfrau, dass sie das
Schimmeln ihrer eingemachten Früchte durch
sorgfältiges Kochen und hermetischen Schluss
auf dieselbe Weise verhindern kann, wie da-
durch die verschiedensten Speisen in Blech-
büchsen conservirt werden, aber eine vollstän-
dige Gewissheit von der Existenz von Keimen
in der Luft können alle diese Versuche nicht
gewähren. Die Keime müssen in der Luft selbst
nachgewiesen werden. — Wir wissen durch
die sog. Sonnenstäubchen, dass die Luft von
ausserordentlich kleinen Körperchen erfüllt ist,
aber man kann sie in schwebendem Zustande
wegen der steten Bewegung nicht mikrosko-
pisch untersuchen, und sie vollständig zu ge-
winnen, ist nicht leicht. Zunächst lag es, den
Staub zu durchforschen, der sich aus der Luft
ablagerte, und Ehrenberg ist durch diese Unter-
suchung zu unerwarteten Ergebnissen gelangt,
indem er nachweisen konnte, dass sich zu ge-
wissen Zeiten Staub aus sehr fern liegenden
Gegenden (der sog. Passatstaub) dem uuserigen
beimischt. — Aber wir wissen nicht, ob Alles.
was in der'Luit schwebt, sich im Staube nieder-
schlägt, welcher nur durch den gröbsten Ab-
satz gebildet zu werden scheint. Man suchte
deshalb Mittel, den Luftinhalt vollständig zu
gewinnen — Schröder und v. Dusch in Heidel-
berg hatten bemerkt, dass bei ausgekochten,
leicht verwesbaren Substanzen weder Schimmel-
bildung, noch Gährung, noch Fäulniss eintritt,
wenn man den Hals der Flasche mit Baum-
wolle verstopft. Sie schlössen daraus , dass
Baumwolle ein Filtrum für die Luft bilde, und
Tyudall konnte 1868 nachweisen, dass die
durch Baumwolle getriebene Luft vollständig
filtrirt werde, indem ein elektrischer Strahl,
der in der ungereinigten Luft wesen der darin
schwebenden Körper, die er beleuchtet, sichtbar
ist, in einer mit filtrirter Luft gefüllten Röhre
unsichtbar blieb. Schwierig blieb es indess,
den an der Baumwolle hängenden festen Luft-
inhalt zu gewinnen. Da kam Pasteur auf den
Gedanken , statt der gewöhnlichen Baumwolle
Schiessbaumwolle zu nehmen, die in Aether zu
dem bekannten Collodium löslich, in letzterem
alles aus der Luft Herausfiltrirte enthalten
musste. - — Einen anderen Weg schlugen Pouchet
und Maddox vermittelst des sog. Aeroskops
ein. Sie treiben Luft durch einen Trichter
gegen eine mit Glycerin klebrig gemachte Glas-
platte, au der dann ein Theil des Luftiuhalts
kleben bleibt. — Alle diese Methoden haben
indess den Nachtheil, dass mau sich dabei nicht
überzeugen kann, ob lebensfähige Substanzen
aus der Luft gewonnen sind. Der Redner, den
diese Frage besonders interessirte. versuchte
105
es daher, die Luft zu waschen, indem er Luft
durch eine Nährlösung aspirirte, die die Ent-
wickelung der etwa darin enthaltenen Keime
förderte, oder sie durch ein vorher ausgeglühtes
Filtruin von Glaswolle oder Asbestfaser trieb
und das Filtruni dann in die Nährlösung legte.
— Auf diesen verschiedenen Wegen, die ein
im Wesentlichen gleiches, nur nach Ort und
Zeit wechselndes Ergebniss boten, haben wir
nun eine ziemlieh vollständige Kunde von dem
Luftinhalte gewonnen. — Die meisten Sonnen-
stäubchen stammen aus dem Mineralreiche;
zunächst Kieselstäubchen, d. h. feinster Sand;
häufig kommen auch Kalktheilchen , selbst
Körperreste mikroskopischer Schaltniere aus
der Kreide vor ; sehr reich ist die Luft, zumal
im Winter, in Städten an Kohlensplittern aus
dem Rauche. Mit diesen Hauptbestandtheilen
mischen sich feine Stärkemeblkörner, Trümmer
unserer abgenutzten Kleidungsstücke oder der
Thierkörper, Fäserchen von Leinwand, Baum-
wolle, Wolle, Leder, Schmetterlingsschuppen,
Haare von Pflanzen und Thieren und kleine
Daunenstückchen. Sehr häufig findet man im,
Frühling und Sommer Blumenstaub. d. h. Pollen-
körner, zumal von Nadelhölzern und Gräsern,
bisweilen so massenhaft, dass sie als sogenannter
Schwefelregen niederfallen. — Alle diese Dinge
verunreinigen die Luft und sind der Gesund-
heit mehr oder weniger nachtheilig. — Aber
weit wichtiger , weil beständiger und zahl-
reicher, als der Blüthenstaub, sind die in der
Luft enthaltenen Keime von Pilzen , Flechten
und Algen; niemals fehlen die Sporen des
Schimmelpilzes, sowie Hefepilze, und häufig
finden sich Samen von Brand- und Rostpilzen
und Pilzkeime der Kartoffel- und Trauben-
krankheit. — Schon dies genügt , um zu be-
weisen, dass die Luft beständig den Samen zu
uns lätigen und schädlichen Bildungen aus-
streut. — Ungleich schwieriger ist es, die viel
gefährlicheren Erreger der Fäuluiss und an-
derer Zersetzungen, die Bakterien, in der Luft
nachzuweisen. Sie sind so winzig , dass sie
Leop. X.
dem Auge des Beobachters leicht entgeh < n,
Aber wir wissen , dass sie über Dünggruln u
und Cloaken massenhaft aufsteigen. Sie scheiinn
sich indess mehr durch Wasser, als durch die
Luft zu verbreiten. — Nach den gemacht* n
Erfahrungen, dass gefährliche Krankheiten
häufig von dem Auftreten mikroskopischer
Thiere und Pflanzen begleitet sind, und sich
zum Theil erweisen lässt, dass sie davon her-
rühren , lag es nahe , auch die Verbreitungs-
weise solcher verheerender epidemischer Krank-
heiten auf die Zerstreuung unsichtbarer Thier-
und Pflanzenkeime zurückzuführen. — Pilz-
sporen uud Bakterien haben dabei vorzüglich
die Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die von
der englischen Regierung in fndieu durch die
Herren Cummingham und Lewes über die Ver-
breitung der Cholera angestellten systemati-
schen Untersuchungen der Atmosphäre haben
zwar ein negatives Resultat ergeben, aber der
Redner hält die Sache nicht für erschöpft. —
Nach seinen Untersuchungen athmet ein er-
wachsener Mensch täglich etwa 1000 keim-
fähige Pilzsporen ein. Dass diese sich nicht
itwickeln, und auch die, welche sich etwa
entwickeln, dem Körper nicht wesentlich scha-
den, steht ausser Frage. Aber es ist bei dem
gegenwärtigen Standpunkte der Untersuchung
ausserordentlich schwer, unter einer so grossen
Menge die vielleicht wenig zahlreichen zu er-
kennen, welche etwa schaden können. Las
Streben der Hygiene nach reiner Luft und
gutem Wasser findet schon in den bisherigen
Beobachtungen ' eine rationelle Begründung.
Halten wir fest an der Hoffnung, dass in nicht
zu langer Zeit die Naturforscher den Aerzten
Mittel angeben können, um die unsichtbaren
Feinde, welche uns in Erde, Wasser und Luft,
umgehen, erfolgreicher zu bekämpfen. —
Den letzten Vortrag hielt Herr Dr. Dohrn
über die zoologische Station zu Neapel. Red-
ner verwahrt sich dagegen , dass er für sein
eigenes Interesse spreche. Er entwickelt, wie
die Zoologie gegenwärtig mehr bedürfe als
14
106
wohlgeordnete Museen; sie gebrauche die
Untersuchung lebender Thiere, namentlich für
die Entwicklungsgeschichte , die nach vielen
Seiten hin und selbst für die geschichtliche
Entwickelung der Menschheit so bedeutend
geworden sei. — Diese Untersuchungen habe
er durch seine Anstalt erleichtern wollen. —
Er erwähnt dann der früheren missglückten
Versuche von Milne Edwards und Anderen,
ähnliche Institute zu errichten. Ursprünglich
habe er gehofft, sein Unternehmen durch ein
damit verbundenes Aquarium unterhalten zu
können; darin aber habe er sich getäuscht. —
Er habe auf andere Erwerbsquellen denken
müssen und sei dazu geschritten, die etwa
20 Arbeitstische seines Instituts den Euro-
päischen Regierungen auf längere Zeit gegen
eine jährliche Miethe von je 500 Thlrn. anzu-
bieten. — Die Regierung gewinne dadurch
das Recht , Naturforscher ihrer Nation nach
Neapel zu schicken, denen er verpflichtet sei,
die gesammteu Hülfsmittel der Anstalt incl.
der grossen Bibliothek, doch ohne Mikroskope,
die jeder Zoologe wohl selbst mitbringe, zur
Benutzung zu Gebote zu stellen, für ihre -Ar-
beiten immer das Material zu erneuen und ihnen
mitRath und That beizustehen. Bis jetzt hätten
die preussische, baierische. badische, holländische,
italienische, russische und österreichische Re-
gierung, sowie die Universitäten Strassburg
und Cambridge solche Tische gemiethet, und
damit sei erreicht , dass die jährlichen Aus-
gaben bereits durch die Einnahmen gedeckt,
ja fast überschritten seien. Er sei im Begriffe,
auch die übrigen deutschen Regierungen auf-
zufordern und er hoffe, dass sie alle seine Bitte
erfüllen würden. Er sei auch sonst in gross-
müthiger Weise unterstützt worden. Vom
deutscheu Reiche habe er 10,000 Thlr. erhalten.
Im vorigen Winter habe er erkannt, dass ihm
nur noch der Appell au die öffentliche Mei-
nung übrig bleibe. Er habe sich an seine
persönlichen Freunde in England, darunter
Darwin und Huxley, gewandt, und sie hätten
sich zu einer öffentlichen Subscription erboten,
die in kurzer Zeit 1000 £ erreicht habe. Er
sei nach Breslau gekommen, um eine ähnliche
Hülfe auch von Deutschland zu erbitten, den11
er müsse den Mutb haben , für seine Sache
einzutreten und sich nicht hinter einem falschen
Schamgefühl verstecken.
Hierauf schloss der 2. Geschäftsführer,
Herr Med.-R. Spiegelberg, die 47. Ver-
sammlung der Naturforscher und Aerzte mit
freundlichen Abschiedsworten und Herr Prof.
Zenker aus Erlangen lichtete zuletzt Worte
des Dankes an die Geschäftsführung, die Be-
hörden der Stadt Breslau und die Vertreter
des Staates.
Die wissenschaftlichen Arbeiten über
die Mollusken, Molluskoiden und
Crustaceen im Jahre 1873
von Prof.Dr,Ed.V.Martens in Berlin. M.A.N.
(Fortsetzung.)
Für die Fauna der Tiefen des Meeres ist vor
Allem die englische Expedition des Schiffes Chal-
lenger mit den Naturforschern W y v i 1 1 e - T h o in -
son und Willemoes-Suhm 25) an Bord von
Wichtigkeit; dieselbe wies auch in den grössten
Tiefen, bis 3125 Faden, noch lebende Thiere,
namentlich Crustaceen, nach , darunter das
„Wunderauge" Thaumops, bei welchem das
Auge 1li der ganzen Körperlänge ausmacht.
Auch im indischen Ocean ist mit derartigen
Untersuchungen der Anfang gemacht worden,
indem östlich von den Andamanen, in einer
Tiefe von allerdings nur erst 260 300 Faden,
eine neue Gattung aus der Familie des Hum-
mers, ohne Augen, Nephropsis, von J. Wood-
ss) Englische Zeitschrift „Nature" vom 3. April
1873, daraus in Dr. W. Sklarek's „Naturforscher"
v. 17. Mai 1873 und ferner Zeitschrift f. wissen-
schaftliche Zoologie. Bd. XXIII. Theil 2. Anhang
S. I-V.
1 07
Mason -(;) entdeckt wurde. Es tritt also iu
der lichtarrnen Tiefe der doppelte Fall ein,
dass die Thiere entweder grosse Augen haben,
wie unsere Dämmerungsthiere, oder augenlos
sind, wie manche Höhlenthiere, d. h. der Ge-
sichtssinn theils mehr, theils gar nicht mehr
in Anspruch genommen wird. Auch über die
Conchylien aus den Tiefen des Mittelmeers,
welche auf der Expedition des englischen Schiffs
Porcupine gefunden worden , hat Gwyn-
Jeffreys noch einige Mittheilungen gemacht.
aus denen wiederum hervorgeht, dass in der
Tiefe der Unterschied zwischen Mittelmeer und
Nordsee weit geringer ist als in der Litoral-
zone. Nicht zu vergessen sind auch die Re-
sultate der deutschen Untersuchungen in Nord-
und Ostsee auf S. M. Avisodampfer Ponnnerania.
welche zwar schon in den Jahren 1871 und
1872 gemacht worden, deren Resultate aber
erst im folgenden Jahre durch die Professoren
K. Möbius2s) und A. Metzger2'1) veröffent-
licht worden sind; die Keuntniss der Verbreitung
der einzelnen Arten wird hierdurch wesentlich
vermehrt und es zeigt sich, dass unsere deutschen
Küsten den norwegischen und englischen nicht
so sehr in Anzahl der daselbst lebenden Thier-
arten nachstehen, als man wohl früher glaubte.
Wie der Wohnort, so führt auch die Le-
bensart zu eigentümlichen Modifikationen der
Organisation, welche noch ein anderes Interesse
als das systematische der mannigfaltigen Aus-
prägung eines Grundtj-pus darbieten; hierherge-
hören z. B. die bohrenden und die schmarotzen-
den Thiere. F. Noll s0) hat eine neue Gattung
-6) Annais and Magazine of natural history,
fourtli series, vol. XII. p. 59.
27) Report of the British Association for the
advancement of Science 1873. p. 111 — 116.
äs) Die wirbellosen Thiere der Ostsee von K.
Möbius. Kiel 1«73. fol. Separatabdruck ans dem
offiziellen Bericht.
m) Physikalische und fatalistische Untersuchun-
gen in der Nordsee, von A. Metzger. Kiel 1873.
fol. Separatabdruck aus dem offiziellen Bericht.
M) Berichte der Senkenbergischen naturforschen-
den Gesellschaft 1873, S. 50—53.
von Cirripeden, Cochlorine, beschrieben, welche
sich dadurch auszeichnet, dass sie tief in die
Substanz von Schneckenschalen (Haliotis) sich
einbohrt und demgemäss durch verschiedene
Eigentümlichkeiten sich auszeichnet : der ganze
Mantel ist mit Chitinstacheln besetzt und an
seiner oberen Oeffnung befinden sich zwei
starke, gezahnte Dornen und ein dicker Haken,
vermuthlich um die überwuchernden -Bryozoen-
überzüge zu zerreissen.
Unter den parasitischen Thieren sind die
sogenannten Walfischläuse (Cyamtis) der Gegen-
stand einer systematischen Monographie von
Seiten Chr. Fr. Lütken's31) in Kopenhagen
geworden , welche eine Anzahl verschiedener
Arten, jede auf eine besondere Art von Walen
lebend, nachweist, während Dr. R. Kossmann 3a)
in Heidelberg die Organisation von Peltogaster
und Sacculina näher untersuchte und ihre funda-
mentale Uebereinstimmung mit den Cirripedieu,
vorzugsweise den Lepadiden, bestätigte, so dass
sie als durch Parasitismus vereinfachte Formen
derselben zu betrachten sind; die auf Hai-
fischen festsitzende Anelasma bildet ein be-
m^rkenswerthes Bindeglied.
Es erübrigt uns noch auf einige der wich-
tigeren unter denjenigen Arbeiten einen Blick
zu werfen , welche zunächst der näheren
Keimtniss der Gattungen und Arten gewidmet,
doch auch zur Keuntniss der Organisation
überhaupt und der geographischen Verbrei-
tung bemerkenswerthe Beiträge liefern. Aus
der Klasse der Crustaceen verdient hier
Erwähnung die Entdeckung einer zweiten Art
von Nephrops in dem japanischen Meer durch
Tapparone-Canesfroi33), indem man bis bis jetzt
nur Eine Art dieser Gattung und zwar in den
31) Kgl. Danske Yidenskabernes Selskabs
Skrifter, feinte räkke. Bd. X. mit 4 Tafeln.
32) Arbeiten aus dem zoologisch-zootomischen
Institut in Würzburg. Bd. II. 1872, S. 97—137.
Taf. 5-7 und Band 111. 1873. S. 179-207. Taf.
10 und 11.
33) Memorie dell' Accademia reale delle scieuze
di Torino, vol. XXVII, S. 327, mit einer Tutel.
14*
108
europäischen Meeren kannte, so dass sie nun
ein neues Beispiel analoger Formen zwischen
dem nordatlantischen und nordpacilischen
Faunengebiet bildet, die Entdeckung eines
neuen Süsswasserkrebses in Neuseeland,
Paranephrops setosus durch Capt. Hütten 34),
die Auffindung einer im europäischen Kontinent
ziemlich verbreiteten Land-Assel, Ligidium agile,
auch in England35), die Arbeiten von Claus36)
und Brauer 37) über die europäischen rhyllo-
podengattungen Apus, Lepidurus und Branchi-
pus, wobei letzterer hervorhebt, wie betreffs
des Wohnortes die Phyllopoden in drei Kate-
gorien zerfallen : Bewohner seichter kleine]-,
zeitweise austrocknender Pfützen mit lehmigem
Grund (Apus cancriformis , Branchipus stagna-
lis, Estheria Dahalacensis), Bewohner bleiben-
der pflanzenreicher stehender Gewässer (Lepi-
durus, Chirocephalus, Limnetis) und endlich
Bewohner von Salzlachen (Artemia). Ferner
Claus' Beobachtungen über einige Cypridinen 3S)
und Brady'a Beschreibungen mariner Cope-
poden von der Westküste Irlands 39). Endlich
haben wir noch zu erwähnen, dass aus der
vorherrschend nordischen Familie der Pycnogo-
niden, welche bald den Crustaceen, bald den
Spinnen zugerechnet wird, eine ueue Gattuug
Rhopalorhynchus im Gebiet des indischen
Oceans an den Andamaneninseln von Mason 40)
entdeckt worden ist.
"*) Aunals and Magazine of nat. bist., fourth
series. vol. XII. p. 402.
«) Ebenda vol XI, p. 419 und XII. p. 75.
se) Abhandlungen der Kgl. Gesellschaft der
Wissenschaften in Göttingen. Bd. XVI11. mit 8
Tafeln.
3') Verhandlungen der K. K. zoologisch-bota-
nischen Gesellschaft in Wien. Bd. XXIII, S. 19a.
3S) Zeitschrift für Wissenschaft! Zoologie von
Siebold u. KöDiker. Bd. XIII. mit 2 Tafeln.
39) Annais and Magazine of nat. List., fourth
series. vol. XII. mit 2 Tafeln.
<"i Journal of thc Asiatic Society of Bengal,
vol. XLL1. part 2, p. 171. mit 1 Tafel, die Be-
schreibung auch in Ann. and Mag. nat bist XII,
p. 342.
Aus der Klasse der Brachiopoden ist
eine ausführlichere Beschreibung der Weich-
theile von Lingula durch Prof. Will. King41)
zu nennen, mit besonderer Rücksicht auf
paläontologische Formen und mit dem Vor-
schlag einer neuen Hauptabtheilnng der Brachio-
poden in solche mit geschlossenem Darm, Clisten-
terata, die Gattungen Lingula und Diseina, und
solche mit einer Afteröffnung, Tretenterata, die
übrigen Familien umfassend , eine Eintheilung,
welche übrigens mit den früheren von Owen,
Bronn und Huxley unter andern Benennungen
vorgeschlagenen wesentlich übereinstimmt.
Von Bryozoen oder wie man jetzt lieber
sagt Polyzoeu ist ein Aufsatz von Reverend
Tbom. Hiucks 42) zu erwähnen, welcher seine
früheren Annahmen über die Knospung der
Bryozoen in Bezug auf abweichende Ansichten
der bewährten Forscher Dr. Smitt und Nitsche
vertheidigt, und von demselben einige Bemer-
kungen über den Embryo von Pedicellina,43)
die auch von denen anderer Beobachter ab-
weichen : ferner ein beschreibendes Verzeichniss
der neuseeländischen Gattungen und Arten
durch Fr. W. Button,44) von dem nur zu be-
dauern, dass es nicht durch Abbildungen illu-
strirt ist.
Die genauere Kenntniss der Landmol-
lusken ist durch einige wichtige Wrerke ge-
fördert worden, welche zwar nur diejenigen
bestimmter einzelner Länder behandeln, aber
doch durch näheres Eingehen auf deren ana-
tomische Kennzeichen, namentlich die Mund-
theile und Geschlechtswerkzeuge, für die syste-
") Aunals and Magazine of nat. hist., fourth
series. vol. XII. p. 1 — 17. pt. 2. vergl auch S.
201. 202.
4ä) Quarterly Journal of microscopical science.
vol. XII I. p. lti 36, mit 1 Tafel.
«I Ebenda p. 32.
"; Catalogue of the marine Mollusca of New
Zealand, with diagnoses of the species by Fr. W.
Hutton, Colonial Museum and Geological Survey
Department at Wellington, New Zealand 187J.
pp. 87—10!.
109
uiatisclie Anordnung von grosser Bedeutung
werden ; in erster Linie ist hier zu nennen
die Fortsetzung des grösseren Werkes von
Prof. Carl Semper über die Philippinischen,15)
sowie desjenigen von Fischer und Crosse über
die mexikanischen Landschneeken.46) Semper
hat seine Untersuchungen auch auf manche
andere Gattungen und Arten , als nur die
philippinischen , ausgedehnt , und giebt den
Versuch einer systematischen Anordnung eines
Theils der ungedeckelten Landschnecke ganz
nach anatomischen Merkmalen, wobei er in
erster Linie als Familiencharakter das Vor-
handensein oder Fehlen einer Schwanzdrüse
am Fussende , dann für die Unterfamilien die
Längstheilung der Fusssohle, und erst, in zweiter
Linie die Beschaffenheit des Kiefers und der
seitlichen Zungenzähne, nebst der Gestalt der
Niere und der mehr oder weniger complicirten
Anhangsgebilde der Gesehlechtstheile benützt;
die philippinischen Arten werden alle aufgezählt,
auch wenn nur ihre Schalen bekannt sind.
Crosse und Fischer's drittes Heft behandelt
hauptsächlich die früher mit den C\ lindrellen
vereinigten Gattungen Holospira, Coelocentrum
und Eucalodium und weist deren anatomische
Unterschiede nach, nebst Beschreibung und
Abbildung aller aus dem betreffenden Faunen-
gebiet bekannten Arten; der Hauptinhalt des
zweiten Heftes, das die Gattung Helix betrifft
und 1872 erschien, ist mit besonderer Hervor-
hebung der geographischen Verbreitung im
Journal de Conchyliogie für 1873 recapitulirt.
Hieran reihen wir gleich Herrn. Strebel's Be-
arbeitung der von demselben im Staate Vera-
rm/ gesammelten Land- und Süsswasser-Con-
46) Reisen im Archipel der Philippinen, zweiter
Theil: wissenschaftliche Resultate, dritter Band:
Landmollusken, II. Heft, S. 81— 128. mit 5 Kupfer-
tafeln. gr. 4U.
**) Mission scientitique au Mexique et dans
l'Amerique centrale, recherches zoologiques, VII.
partie: Etudes sur les Mollusques terrestres et
fluviatiles par H. Crosse et P. Fischer, troisieme
livraison, pp. 305—384, mit 4 Tafeln. Fol.
chylien,47) welche zwar keine anatomischen
Untersuchungen, aber dafür eine genaue und
nüchterne, auf eigene Beobachtung gegründete
Darstellung der Variationsbreite der einzelnen
Arten mit sorgfältiger bildlicher Darstellung
derselben enthält; der erste, 1873 erschienene
Theil behandelt, gerade die von Crosse und
Fischer noch nicht bearbeiteten gedeckelten
Landschnecken und die Süsswasserschnecken.
Eine benachbarte Fauna behandelt des Rele-
reuten Arbeit über die Binuenmollusken von
Venezuela, ib) auf reiche Sammlungen gestützt,
welche das Berliner Museum früher von C. F.
Appun und Jul. Gollmer, in letzter Zeit von
Ad. Ernst aus Caracas und Puerto-Cabello er-
halten hat; dem Material entsprechend, be-
schreibt sie allerdings hauptsächlich nur die
Schalen , doch auch eine kleine Anzahl von
Kiefern und Zungen und modifizirt demgemäss
die in der zweiten Ausgabe von Albers' Heü-
ceen gegebene Anordnung der amerikanischen
Bulimus Arten. Um die längere Beschreibung
wohlbekannter Arten zu vermeiden und doch
dem Leser das Erkennen derselben ohne Ver-
weisung auf andere Bücher zu ermöglichen,
wurde der Ausweg eingeschlagen, die haupt-
sächlicheren Unterscheidungsmerkmale der Arten
derselben Gattung tabellarisch neben einander
zu stellen, nicht in Form der dichotomischen
sog. Schlüssel, welche bei der praktischen Be-
nutzung nur zu oft zweifelhaft lassen , wenn
das als entscheidend gewählte Merkmal zufällig
nicht gut. erkennbar ist oder missverstanden
wird . sondern in der Art , dass eine Anzahl
von Eigenschaften für alle Arten gleichmässig
nebeneinander gestellt wurde, so dass man be-
liebig von jeder einzelnen ausgehen, dieselbe
*') Abhandlungen aus dem Gebiete der Natur-
wissenschaften . herausgeg. von dem naturwissen-
schaftl. Verein in Hamburg. VI. Bd.. erste Abthei-
lung. 4°, mit 9 Tafeln.
is) Festschrift zur Feier des hundertjährigen
Bestehens der Gesellschaft naturlorschender Freunde
in Berlin. 4", mit 1 Tafeln
10
durch einzelne Arten verfolgen und die Bestim-
mung durch einen Blick auf die andern Merk-
male kontroliren kann. Ebenfalls benachbarte
Faunagebiete behandeln ein zoogeographischer
Aufsatz von Th. Bland49) über die Land-
schnecken der Baharaa-Inseln (80 Arten , wo-
von etwa l/t Pulmenata operculata) , worin
deren nähere Uebereinstimmung mit denen von
Cuba nachgewiesen wird, und Ad. Döriug's
Bemerkungen über die Molluskenfauna der
argentinischen Republik,50] worin neben einer
allgemeinen Schilderung dieses für die Land-
schnecken nicht gerade sehr günstigen Gebietes
die Succineen speziell und namentlich auch ein-
gehend anatomisch behandelt werden. Ana-
tomische, für die Systematik wichtige Notizen
über einzelne amerikanische Landschnecken
haben auch der ebengenannte Bland in Ver-
bindung mit W. G. Binney51) zu veröffentlichen
fortgefahren. Einige anatomische Bemerkungen
über fleischfressende Helix-Arten aus Neucale-
donien hat P. Fischer5-) veröffentlicht, und
dem leider nun verstorbenen unermüdlichen
Ferd. Stoliczka5:''i verdanken wir eine treffliche
Arbeit über die Heliceen der Insel Pulo Pinang
an der Küste von Malakka, ebenfalls mit ana-
tomischen Untersuchungen. Endlich haben wir
noch aus dem eigenen Vaterland das hiuter-
lassene Werk des praktischen Arztes Dr. Bud.
Lehmann in Stettin54) zu nennen, das die
Mollusken der Provinz Pommern behandelt und
*°) Annals of tlie Lycemn of natural history in
New York, vol. X.
°°; Malacozoologische Blätter von Pfeiffer und
Kobelt, Bd. XXI, mit 2 Tafeln.
5I) Annals of the Lyceum of natural history in
New York, vol. X, pp. 293—811. Taf. 13 u. 14.
•'■-) Journal de Conchyliologie par M. Crosse et
Fischer, vol. XXI, mit 1 Tafel.
so) Journal of the Asiatic Society of Bengal.
vol. XLII. pnrt 2, mit 3 Tafeln.
s<) Die lebenden Schnecken uud Muscheln der
Umgegend Stettins und in Pommern, mit Berück-
sichtigung ihres anatomischen Baues , von R. Leh-
mann. Cassel 1873. 8". 328 Seiten mit 22 Tafeln.
namentlich den inneren Bau der einzelnen Arten
eingehend beschreibt, das erste deutsche Werk
dieser Art und bei der allgemeinen Verbreitung
der Mehrzahl der Arten auch für andere
deutsche Länder als Leitfaden brauchbar; die
darin enthaltenen zahlreichen anatomischen
Zeichnungeu lassen bedauern, dass sie vom
Verfasser nicht in grösserem Maassstabe aus-
geführt wurden: für die Nacktschnecken sind
auch kolorirte Abbildungen der ganzen Thiere
vom Herausgeber beigefügt , da es an solchen
in deutschen Werken noch sehr fehlte.
Für ilie nähere Kenntniss der Verbreitung
der Land- und Süsswasser-Mollusken innerhalb
Deutschland sind ferner noch von Interesse die
Bemerkungen von S. Clessin65' über die beiden
unter sich nahe verwandten Helix ericetorum
Müll, und obvia Zgl., deren gegenseitige Grenze
von Südwest nach Nordost längs des oberen
Rheinthals, der Hier, dann über den bairischen
Jura, das Fichtel-, Erz- und Biesengebirge ver-
laufend dargestellt wird , und desselben Ver-
fassers Bemerkungen über den Einfluss des
Alpenklimas auf die Gewohnheiten einiger Mol-
luskenarten , sowie des Referenten57) Mitthei-
lungen über die bei Weinheim akklimatisirte,
wahrscheinlich mit fremden Beben eingeschleppte
Clausula Itala und die weite Verbreitung der
Helix Austriaca gegen Nordosten , wo sie in
diesem Jahre durch die Herren Krause bei
Bromberg nachgewiesen wurde. Herrn. Seibert
in Eberbach am unteren Neckar hat die Mol-
lusken seiner Gegend zusammengestellt und
über einige Nacktschnecken, sowie eine weniger
häutige Vitrina beachtenswerthe Mittheilungen
gemacht,38) und Caplan Miller eine sehr dankens-
55) Nachrichtsblatt der deutschen malakozoolo-
gischen Gesellschaft, fünfter Jahrg. S. 24 u. 33.
") Ebenda S. 52—55.
s?) Sitzungsberichte d. naturforschenden Freunde
in Berlin. S. 127—133.
53) Nachrichtsblatt der deutschen malakozoolo-
len
und ;;7.
111
werthe, auf eigene Beobachtung gestützte Zu-
sammenstellung der Schalthiere des Bodensees59)
gegeben, worin er hervorhebt, dass doch nur
verhältnissmässig wenige Arten wirklich in
diesem See leben , des ungünstigen Grundes,
der Pflanzenarmuth und des Wellenschlages
wegen, grossentheils in eigenthümlichen Abarten,
während die benachbarten kleineren, pflanzeii-
reicheren, stehenden Gewässer mehr Arten ent-
halten, einzelne aber auch in diesen, vielleicht
durch Zunahme der Torf bildung, im Ausgehen
begriffen sind, so namentlich Valvata piscinahs.
Was das übrige Europa anbelangt, so sind
die Süsswassermollusken Skandinaviens der
Gegenstand einer zweiten ausführlichen Be-
arbeitung in schwedischer Sprache von C. Ag.
Westerlund00) geworden, in welcher freilich die
Unterscheidung der Arten etwas weit getrieben
ist, so dass verschiedene anscheinend für Skandi-
navien eigenthümliche Formen aufgeführt wer-
den. D. F. Heyneinann01) hat die eigenthüm-
liche Xacktschnecke Irlands, Geomalacus, näher
beschrieben und nachgewiesen, dass die von
mehreren französischen Malakozoologen in neue-
ster Zeit beschriebenen angeblichen Arten gar
nicht dazu gehören. Aus verschiedenen con-
chyliologisch bis jetzt noch wenig untersuchten
Gegenden Italiens sind sowohl von Einheimi-
schen als Fremden einige Nachrichten über die
dortigen Landschnecken bekannt geworden, so
aus dem toskanischen Appennin und der Pro-
vinz Niena von Targioni-Tozzetti und Silv.
Bonelli,62) aus der Gegend von Bari und aus
Calabrien von Dr. W. Kobelt03; und Haupt-
'>'■>) Schrillen für Geschickte des Bodensees und
seiner Umgehung, Heft IV. Lindau, gr. S. mit
2 Tafeln.
60) Fauna moUuscorum terrestrium et fluvia-
tilium Sueciae, Norvegiae et Daniae. II Sötvatten
mollusker. Stockholm 1870. 8".
«>) Malakozoologische Blätter. Bd. XXI. S. 25
— 36. Tat'. 1.
**) Atti della Societä Italiana, vol. XV, fasc. 4
und ö.
6S) Malakozoologische Blätter, Bd. XXI, S. 7
und 157.
mann Adami64); die ersteren ergeben manche
Uebereinstimmung mit dem Alpengebiete in
Arten, welche weiter südlich nicht mehr vor-
kommen, z. B. Helix obvoluta, die letzteren
immer noch einen ansehnlichen Unterschied von
Sicilien. Eine conehyliologische Excursion auf
den Monte Pellegrino bei Palermo hat derselbe
Dr. Kobelt05) anziehend beschrieben; über sar-
dinische Schnecken hat A. IsselG(i) einige An-
gaben gemacht. Aus dem südöstlichen Europa
hat Dr. 0. v. Möllendorff,67) jetzt in China, die
Schneckenfauua zweier Provinzen, die bis dahin
terra incognita waren, Bosniens und Serbiens,
die erstere nach eigenen Beobachtungen , die
letztere nach den Sammlungen des Prof. Pancic
in Belgrad, eingehend behandelt; beide gehören
noch nicht entschieden dem südeuropäischen
Gebiete an , sondern enthalten neben ziemlich
viel mitteleurojJäischen Arten noch eine Anzahl
eigentümlicher oder mit, Siebenbürgen und dem
südlichsten Ungarn gemeinschaftlicher ; wie über-
haupt in Südosteuropa , spielen die Clausilien
eine wichtige Rolle ; die Süsswasser-Conchylien
sind die der unteren Donau überhaupt; in dem
südwestlichen Bosnien, dessen Gewässer durch
die Narrenta dem adriatischen Meere zufliessen,
nähert, sich die Fauna, wie zu erwarten, ganz
der dalmatischen.
Aus Transkaukasien hat Alb. MoussonS8i
einige interessante, von Dr. Sievers gesammelte
Conchylien beschrieben, darunter eine Art der
Gattung Cyclotus, welche in Europa ganz fehlt
und erst in Indien wieder vorkommt.
(SrldusS folgt.) '
«■>) Atti della Sucietä Veneto-Trentina di scienze
naturali, vol. II. fasc. 1.
«5) Malakozoologische Blätter, Bd. XXI, S. 69.
6CJ Annah del Museo civico di storia naturale
in Geuova, vol. IV.
67 ) Beiträge zur Fauua Bosniens, von 0. von
Möllendorff. Görlitz 1873. S°, mit 1 Tafel, und
(Serbien) in den Malakozoolog. Blättern. Bd. XXI,
S. 129—149, mit 1 Tafel.
6sj Journal de Conckyliologie, vol. XXI, pp. 183
—230, mit 2 Tafeln.
112
Der Internationale Geographische
Congress zu Paris*)
wird am 31. März 1875 eröffnet werden und
circa 8 — 10 Tage für seine Verhandlungen in
Anspruch nehmen. Vorsitzender des Congresses,
sowie eines vorbereitenden Organisations-Comi-
te's, ist der Präsident, der geographischen Ge-
sellschaft zu Paris: Vice-Admiral Baron de la
Ron eiere le Noury. Bei Eröffnung des
Congresses werden zu dem Bureau desselben
auswärtige Vicepräsidenten hinzutreten. — Die
Congressmitglieder bestehen aus Gönnern (Mbrs.
donateurs) und aus Theiluehmern (Mbrs. ad-
herents). Letztere sind verpflichtet, einen Bei-
trag von 15 Francs zu zahlen, und gewinnen
dadurch Anspruch auf eine Einlasskarte zu den
Sitzungen, auch freien Zutritt zur Ausstellung
und auf ein Exemplar der vom Congress zu
veröffentlichenden Belichte. Als Gönner wer-
den Jene eingetragen, welche zu Gunsten des
Unternehmens einen Beitrag von 50 Fcs. oder
darüber leisten. Das Organisation -Comite
wünscht eine möglichst baldige Anmeldung der
Mitglieder und hat zu diesem Zwecke Anmel-
dungsscheine auch in deutscher Sprache drucken
lassen. Der Congress gliedert sich in sieben
Sectionen für die geographischen Disciplinen:
Mathematik. Hydrographie, Physik, Geschichte,
Oekonomie, Unterricht und Reisen. Zur Be-
rathung in den Sectionen ist vorläufig eine
Liste von 123 Fragen entworfen, die indess
auf Antrag angemeldeter Mitglieder abgeändert
oder ergänzt werden kann.
Mit dem Congresse ist gleichzeitig eine
Ausstellung von allen auf die Geographie und
ihre Hilfswissenschaften Bezug habenden Gegen-
ständen, Büchern, Karten, Instrumenten, Samm-
lungen u. s. w. verbunden, welche am gleichen
Tage mit dem Congresse eröffnet werden und
eine Dauer von circa vier Wochen haben soll.
Die Ausstellung schliesst sich in ihren Abthei-
lungen den sieben Sectionen des Congresses au.
Die Anmeldungen zur Zulassung von Ausstel-
lungsgegenständen sind in hierzu bestimmte
Formulare (Demandes d'admission) einzutragen,
vor dem 1. Februar 1875 einzusenden und,
wie alle den Congress betreffenden Schreiben,
an den Commissaire general du Congres de
Sciences geographiques Mr. le Baron Reille,
10, Boulevard Latour-Maubourg, Paris, zu adres-
siren. Säinmtliche den Congress betreffende
Acteustücke können im Bureau unserer Aka-
demie eingesehen werden, welches sich auch zu
näheren schriftlichen Auiklärungen erbietet und
in den Stand gesetzt ist, Anmeldiuigsformulare
für Mitglieder und Ausstellungsgegenstände,
sowie auch das Fragenverzeiclmiss auf Verlangen
niitzutheilen. —
Berichtigung.
In dem Nekrologe von Louis Agassiz (Leop.
X. p. 6G) ist , übereinstimmend mit der all-
gemeinen Annahme, Orbe im Canton Waadt
als Geburtsort angegeben. Von kundiger Seite
erhält die Akademie indess die Versicherung,
dass dies ein Irrthum sei. — Der Vater, ein
Waadtländer, war freilich später evang. Pre-
diger in Orbe, aber zur Zeit von Agassiz's Ge-
burt bekleidete er dieselbe Stelle zu Mottier
am Murtner See im Canton Freiburg, und dort
ist sein berühmter Sohn am 28. Mai 1807
geboren. —
Verlag von HERMANN COSTENOBLE in Jena :
Durch jede Buchhandlung zu beziehen:
Studien über die Frauen.
Von
Dr. Eduard Reich.
Kr. 8". Eleg. broch. Thlr. 4. —
*) Vergl. Leopoldina IX. p. 120.
Abgeschlossen den 30. November 187*.
In-uck von E. Blochiuauu & Sohn in Dresden.
NÜNQUAM ..J\s$MBÜSs> OTIOSI S
LEOPOLDINA
AMTLICHES ORGAN
DER
KAISERLICH LEOPOLDINISCH- CAROLINISCHEN DEUTSCHEN
AKADEMIE DER NATURFORSCHER
HERAUSGEGEBEN UNTER MITWIRKUNG DER ADJUNCTEN VOM PRÄSIDENTEN
Dr. W. P. G. Behn.
Dresden. Heft, X. Nr. 15. December 1874.
Inhalt: Amtliche Mittheilungen: Die Jahresbeiträge der Mitglieder. — Beiträge zur Kasse der
Akademie. — Veränderungen im Personalbestande der Akademie. — Sonstige Mittheilungen:
Die 47. Versammlung Deutseher Naturforscher und Aerzte. (Fortsetzung.! — E. v. Martens:
Die wissenschaftlichen Arbeiten über die Mollusken, Molluskoiden und Oustaceen im Jahre 1873.
(Schluss.) — Dr. Skofiz' Jubiläum. — Jubiläum der K. K. Geologischen Reichsanstalt zu Wien.
- Die Kgl. Akademie der Wissenschaften zu Brüssel: Denkmal für Quetelet — Die 1. Ab-
handlung tjes Ü7. Bandes der Nova Acta. — Vergrößerung der Hefte der Leopoldina.
Amtliche Mittlieilungeii.
Die Jahresbeiträge der Mitglieder.
Beim Jahreswechsel erlaube ich mir, an die Bestimmungen des § 8 der Statuten zu
erinnern, dass die Beiträge der Mitglieder pränumerando zu Anfang des Jahres lallig und im
Laufe des Monats Januar zu entrichten sind. Zugleich aber ersuche ich diejenigen Herren
Collegen, welche sich mit ihren Beiträgen annoch im Rückstande befinden, dieselben nicht auf-
summen zu lassen. —
Dresden, den 30. Dec. 1874. Dr. Behn.
Leop. X. 15
114
Beiträge zur Kasse der Akademie.
Seine Hoheit der Herzog Wilhelm von Braurtschweig hat unterm 23. December 1874
der Akademie zur Unterstützung ihrer wissenschaftlichen Zwecke einen Beitrag von 300 Rmk.
übersenden lassen. —
Decbr. 3. Von Hrn. Prof. Dr. Bergemann in Berlin, Beitrag für 1874 . . 2 Thlr. — Sgr.
„ 9. „ „ Prof. Dr. Rabenhorst in Dresden, Beitr. f. 1872, 73 u. 74
,, 24. ,, ,, Dr. v. Richthofen in Berlin, Beiträge für 1874 u. 75
,, 24. ,, ,, Prof. Dr. Gerlach in Erlangen, Beitrag für 1875
„ 25. „ „ Reg.-R. Prof. Dr. Fenzl in Wien 10 fl. Oe. W. = .
„ 29. „ „ Med.-R. Prof. Dr. Uhde in Braunschweig, Beitr. f. 1874
Dr. Sehn.
2 Thlr.
6 „
4 „
9
c „
Veränderungen im Personalbestande der Akademie.
Gestorbene Mitglieder:
Am 9. Januar 1874 zu Tübingen Herr Dr. Hermann Friedrich Autenrieth, emerit. Professor
der Medicin an der Universität zu Tübingen. Aufgenommen den 28. Novbr. 1821;
cogn. Boehmer.
Am 9. December 1874 zu Dresden Herr Dr. med. Martin Wolfgang Rietschel, praktischer
Arzt zu Dresden. Aufgenommen den 25. Decbr. 1867 ; cogn. Hermes VII.
Dr. Beim.
Die 47. Versammlung Deutscher Natur-
forscher und Aerzte zu Breslau vom
18—24. September 1874.
(Fortsetzung, cf. p. 100.)
II. Sektions-Sitzungen.*)
In der vereinigten Sektion für Mathematik,
Astronomie und Meteorologie hielt * Prof.
Spitzer (Wien! einen Vortrag über die Inte-
gration linearer Differenzialgleichungen. — Prof.
Dr. Galle (Breslau) berichtet hierauf über die
Ergebnisse einer von demselben vorgeschlagenen
und im vorigen Jahre zur Ausführung gelangten
Bestimmung der Sonnenparallaxe aus Beobach-
tungen des Planeten Flora auf zwölf Stern-
warten der nördlichen und südlichen Halbkugel.
Die Berechnung hat, die neueren Bestimmungen
*) Die mit * bezeichneten Vorträge sind im
Tageblatte nur ihrem Titel nach angegeben.
aufs Neue bestätigend, den Winkelweith der
Sonnenparallaxe gleich 8", 86, und die Ent-
fernung der Erde von der Sonne sehr genau
gleich der runden Zahl von 20 Millionen geogr.
Meilen ergeben. — Dr. Günther (München)
giebt einen Beitrag zur Geschichte und Theorie
der Determinanten, indem er 1) auf die Ver-
dienste von Rothe hinweist, 2) es versucht,
den bekannten Beweisen für den Caylay'schen
Satz, dass jede symmetrale Determinante mit
leerer Diagonale ein vollständiges Quadrat sei,
einen anderen rein elementaren zu substituiren,
und 3) an einem möglichst einfachen, jedoch
auch möglichst prägnanten Beispiele den Nutzen
zu zeigen suchte , welchen die iudependeute
Darstellung der Näherungswerthe von Ketten-
brüchen durch solche Determinanten von spe-
cieller Form gewährt, welche der Vortragende
Kettenbruchdeterminanten genannt hat. — Prof.
Dr. Schröter (Breslau1) theilte einige Resul-
115
täte seiner Untersuchungen über cyclisch zu-
sammengelegte collineare Gebilde in der Ebene
und im Räume mit. Prof. Dr. Rosanes
(Breslau) sprach über Transformation einer
quadratischen Form in sich selbst. ■ — Prof.
Dr. Burm est er (Dresden) über die Bewegung
collinear veränderlicher ebener Systeme. —
Prof. Dr. Hoppe (Berlin) hielt einen Vortrag
über die specifische Gleichung der Curven. —
Prof. Schröter zeigte Modelle der vier ausser-
ordentlichen regulären Polyeder von Keppler
und Poinsot, ein Gypsmodell der Steiner'schen
(römischen) Fläche vierter Ordnung und einige
von Enge] verfertigte Modelle der Flächen
zweiter Ordnung (wie sie ähnlich von Joh.
Eigel Sohn zu Cöhi a. Rh. und von Gherardi,
mouleur, rue Monsieur-le-Prince 45 ä Paris zu
beziehen sindl, und Dr. Günther knüpfte
daran geschichtliche Bemerkungen über Stern-
figuren. — Nachdem *Prof. Rosanes einen
Satz aus der Theorie der Flächen zweiter Ord-
nung bewiesen, und Prof. Burmester den
Wunsch ausgesprochen hatte, dass auf der
Universität auch darstellende Geometrie gelehrt
werde, hielt schliesslich Dr. Vogt (Breslau)
einen Vortrag über die Bedeutung der Nicht-
Euklidischen Geometrie für unsere Ansichten
über die Natur des Raumes, und zeigte, dass
ihre Methode und ihre Resultate mit dem Em-
pirismus und dem Idealismus in gleicher Weise
vereinbar sind. —
Physikalische Sektion. Herr Anders-
sohn (Breslau) hält, anknüpfend an P. Secchi's
Werk : L'unite des forces phys., einen durch
Experimente erläuterten Vortrag über die kos-
mische Gravitations-Mechanik nach den Lehren
der Thermodynamik. — *Dr. Gl au (Berlin)
behandelt die Phasenveränderung des Lichtes
bei der Reflexion an Fuchsin. — Dr. Sond-
haus (Neisse) bespricht die Tonerzeuguug durch
Wärme und zeigt Versuche, in denen in Röhren
verschiedener Form durch Durchtreiben erhitzter
Luft in's Freie, durch Hineintreiben oder Ein-
saugen einer Flamme oder auch durch partielle
Erwärmung Töne erzeugt werden, deren genauere
Untersuchung in 2 Abhandlungen in Poggendorf s
Annalen enthalten ist. — Ihm folgt *v. Seherr-
T h o s s (Glatz) über Circularpolarisation des Cam-
phers und des schwefelsauren Lithion-Kali's (unter
Vorzeigung der Präparate). — In der Sitzung vom
22. Septbr. erörtert Dr. Lasswitz (Breslau)
die Frage, warum die im 17. Jahrhunderte
von Gassendi bereits zu hoher Vollkommenheit
entwickelte kinetische Atomistik lange Zeit ver-
gessen worden sei , und findet den Grund in
der Richtung der Untersuchungen der Corpus-
cularpbilosophie auf die Gestalt der Atome
allein, statt auf ihre Bewegung. — Dr.
Börnst ein (Leipzig) schilderte Versuche über
temporären Magnetismus , aus denen sich ein
Parallelismus zwischen Form und Dichtigkeit
derart ergeben hat, dass das Verhalten eines
bestimmten Magneten sich von dem eines dich-
teren ebenso unterscheidet, wie von dem eines
gedrungeneren (kürzeren und dickeren) Stabes
bei durchweg gleicher Gewichtsmenge reinen
Metalles, und zieht daraus Folgerungen. —
Prof. Dr. 0. E. Meyer (Breslau) bespricht
seine Untersuchungen über die kinetische
Tlieorie der Gase, bei denen er statt der ge-
bräuchlichen vier Gleichungen eine einzige, auf
die Zahl der Theilchen, welche zur Zeit an
einer Stelle eine gewisse Geschwindigkeit nach
einer bestimmten Richtung besitzen, begründete
Differentialgleichung benutzte. — In der Sitz-
ung vom 23. Septbr. besprach derselbe * den
Foucault'schen Pendelversuch und das Wasser-
barometer (mit Demonstrationen). — Hierauf
hielt Dr. Dorn (Breslau) einen Vortrag über
die Herstellung vergleichbarer Quecksilber-
Thermometer, mit besonderer Berücksichtigung
der Variation des Nullpunktes. Der Vortra-
gende hat gefunden, dass sich bei wiederholter
Bestimmung der Siedepunkt constant zeigt,
auch wenn der Nullpunkt sich geändert hat,
vorausgesetzt, dass man das Instrument nicht
über den Siedepunkt hinaus erwärmte. Er
empfiehlt zur Berechnung der Thermometer
15*
1)6
entweder den jedesmaligen Nullpunkt mit dem
beobachteten Siedepunkte zu combiniren, oder
zunächst die tiefste Lage des Nullpunktes zu
benutzen und dann von den so erhaltenen
Temperaturen die Variation des Nullpunktes
in Abzug zu bringen. — Herr J. Pernet
Breslau; erörterte darauf die Construction der
Wild'schen Instrumente, die in St. Petersburg
zur Messung des Luftdruckes angewendet wer-
den. Das Kupffer-Wild'sche Heber-Barometer
hat den Vorzug, dass es, ohne zu leiden, im
gefüllten Zustande transportirt werden könne,
und dass es gestatte, den Einfluss der all-
mälig in das Vadium eingedrungenen Luft zu
bestimmen und in Rechnung zu bringen;
auch das Normal-Barometer, sowie das elek-
trisch-selbstregistrirende Barometer leisten Vor
zügliches. Schliesslich erörterte Dr. Sond
haus die Methoden, flüssige Lamellen darzu-
stellen. Bei einzelnen, die in Rotation versetzt
wurden, liess sich der Einfluss der Centrifugal-
kraft durch die Bildung farbiger Ringe nach-
weisen. —
Sektion für Chemie und Pharmacie. Dr.
F, v.Hey den (Dresden) macht Mittheilungen
über die antiseptischen Eigenschaften dri . Sri
cylsäure, welche Gährung, Pilzbildung und
Verwesung für lange Zeit verhindert, jeden
Fäulnissgeruch zerstört und dazu von Aerzt.en
mit Erfolg verwandt ist. — Dr. E. Schmidt
(Halle) bestätigt das normale Auftreten des
Acetons bei den Oxydationsprodukten des Iso-
lmtylalkohols, das er jedoch hauptsächlich dem
Zerfallen der gebildeten Isobuttersäure in Aceton
t'O- und H20 zuschreibt, berichtet über Ketone
der Isobuttersäure, das Methylisopropylketon
und das Diisopropylketon, welche Hr. Münch
auf seine Veranlassung durch Destillation der
betreffenden Kalksalze darstellte, und theilt
einige vorläufige Resultate einer Untersuchung
über die Einwirkung von H2S auf Alkaloide
mit. — Derselbe berichtet ferner über seine
mit H. B. Schaal augestellteu Untersuchungen
über die Sulfosäuren des Naphthylamins. Die
Naphtiousäure erhielt er auch durch die Ein-
wirkung von rauchender Schwefelsäure auf
Naphthylamin. In der Mutterlauge ist aber
eine zweite, löslichere und nicht krystallisations-
fähige, isomere Säure enthalten. Durch Re-
duktion der Nitronaphthalinschwefelsäure erhielt
er eine weitere Isomere. — Dr. H. Neu mann
(Darmstadt) bespricht einen bei Veränderung
des Zinnobers durch Zinkstaub erhaltenen
Körper, der wechselnd durch Kochen mit Sal-
petersäure weiss- und durch Alkalien schwarz-
gefärbt wird und mit dem Niederschlage über-
einstimmt, den geringe Mengen HvS in Lösungen
von salpetersaurem Quecksilberoxyd erzeugen.
Eine analoge Verbindung erliielt er auch vom
Kupfer. — Apotheker Jul. Müller (Breslau)
„demonstriüiydas von ihm und Dr. Ebstein be-
.(bachtefcr Vorkommen von Brenzkatechin im
Harn eines Kindes.- — Prof. Landolt (Aachen)
zeigte sogenannte umgekehrte Flammen, indem
er leicht Sauerstoff abgebende Substanzen in
eine mit Leuchtgas angefüllte Glocke brachte.
— Dr. Lunge (Southchieds) spricht über die
neuesten Fortschritte in der Sodafabrikation,
zumal in England (Darstellung der Schwefel-
säure aus kupferhaltigen Pyriten; der Glöver'-
sche Thurm ; das Hargreaves'sche Verfahren ;
die Leblawc'sche Methode und das Weldon'sche
Verfahren). — Prof. Dr. Mitscher lieh
(Münden) berichtet über die Ausführung der
vollständigen Elemeutar-Analyse organischer
Körper durch eine Verbrennung vermittelst
rothen Quecksilberoxyds in einer Atmosphäre
von Stickstoff oder Kohlensäuregas. Er reiht
daran später die Resultate seiner Beobachtungen
über den Verbrennungspunkt, d. h. die Tem-
peratur, bei der die Verbrennung der Körper
in Sauerstoff zuerst deutlich erkennbar auftritt,
— Fabrikant Kral (Olmütz) knüpft hieran
Beobachtungen über den Verbrennungspunkt
der Oelsäure und verspricht Bemerkungen über
das Erscheinen des reinen Eisenoxyd-Sacharates
und anderer Eisensalze im Dünndarm des Men-
schen. — Dr. F. Fittica (Stuttgart) spricht
117
über isomere Nitratoluylsäuren, über Azotoluyl-
säuren und über eine zweite Cymalhülsesäure.
— Herr E. Nölting gibt Mittheilungen über
die von Prof. Meyer und dem Vortragenden
dargestellte Brombenzolhülsesäure und deren
Derivate.— Hierauf gab Dr. Ü. Witt (Hardt)
eine Notiz über die Natur und Verwendbarkeit
einiger neuen Farbstoffe aus der Patentfarben-
fabrik in Göttingen und über eine neue Me-
thode zur Darstellung organischer Cyanüre. —
R.Biedermann (Berlin) sprach sodann über
die Ersetzbarkeit der Amidagruppe durch
Hydroxyl in Nitraminen. — Apotheker M asch ke
sprach über Haeniotox) lin in Bezug auf die
leichte Angreifbarkeit der Reagenzgläser durch
warmes Wasser und als aridimetrischer Indi-
cator. — * Assistent Landeck (Breslau) sprach
über das Trisulsallyl. Herr Westphal
zeigt eine Waage zur Bestimmung des Ge-
wichtes flüssiger Körper, die durch geringe
Abänderungen zur Controle der Gewichte bei
Apothekenrevisionen und zur Bestimmung des
specifischen Gewichts fester Körper benutzt
werden kann. — Dr. Franck bittet, die
Mineralanalysen nicht zu vernachlässigen. (De-
batte.; — Prof. Böttger (Frankfurt) giebt
Anleitung zur Untersuchung von Trinkwasser
in Bezug auf seinen Gehalt an Ammoniak,
salpetriger Säure und Salpetersäure durch ge-
eignete Reagenzien ; loses Natriummetall bleibend
mit silberglänzender Oberfläche aufzubewahren,
Gold aus goldarraen Bädern wiederzugewinnen,
Eisen durch Mickelüberzüge gegen Rost zu
schützen, und Nickelsalze eisenfrei zu erhalten.
— Schliesslich zeigt Apotheker Maschke die
Reaction der alkoholischeil Marinlösung auf
kleine Mengen Thonerde. —
Sektion für Agrikulturchemie. Prof. Dr.
Ebermayer (Aschaffenburg) machte Mitthei-
lungen über die Aufgaben und Erfolge des
forstlichen Versuchwesens, zumal in Bayern,
und ging dann auf den chemischen und physi-
kalischen Werth der Streudecke näher ein.
Dieselbe ist, abgesehen von anderen Faktoren,
bei einem und demselben Baume, z. B. der
Rothbuche, wesentlich von der Meereshöhe ab-
hängig. Der Flächeninhalt der Buchenblätter
ist in Gebirgsgegenden drei- bis viermal ge-
ringer, als im Tieflaiide. Auch die Gesammt-
aschenmenge, insbesondere der Phosphorsäure-
gehalt und mithin der Düngerwerth der
Streumaterialien nimmt mit der Meereshöhe
ab, während dort dagegen die physikalische
Wirkung der Streudecke von höchster Bedeu-
tung ist. — Darauf sprach *Prof. Dr. Heiden
(Pommritz) über mit Schweinen ausgeführte
Futterausnutzungsversuche. ( Debatte.) — * Prof.
Dr. B retschnei der iSaarau) sprach über die
Ernährung der Zuckerrübe unter Ausschluss
des Bodens. — *Dr. Grönland (Dahme) zeigte
ein Instrument vor zur Darstellung sehr feiner
Schnitte von krautartigen Pflanzentheileu (Mi-
krotom), sowie mit diesem Instrument erhaltene
Präparate. — * Prof. Dr. Alex. Müller
Berlin) hält einen Vortrag über die städtische
Spüljauche als Nährst utflösung für Pflanzen-
kulturen. — *Prof. Dr. Heinrich (Bromberg
über das Vermögen der Pflanzen, den Boden
an Wasser zu erschöpfen. *Dr. Frank
(Stassfurtli) über Untersuchungen zur Kultur
der Moore, mit besonderer Berücksichtigung
der Rimpau'schen Dammkulturen. — "Prof.
Dr. H. Schwarz (Gra,z) über die Phosphat-
düngerfabrik von Graz. — Zum Schluss machte
*Prof. Dr. Krocker (Proskau; Mittheilungen
über die Benutzung menschlicher Excremente
zur Gasbeleuchtung. — Beide chemischen Sek-
tionen machten am 22. eine Excursion nach
Saarau.
Sektion für Mineralogie, Geologie und
Paläontologie. Prof. Moehl (Cassel) sprach,
unter Vorlage seiner Schrift : Die Basalte und
Phonolithe Sachsens, und einer Dümischlüi-
sammlung von 56 typischen Basalten von Fuess
in Berlin, über che Classification dieser Gesteine.
— Geh. Rath v. Dechen (Bonn) berichtet
über die von Prof. Zirkel ausgeführte mikro-
skopische Untersuchung des röthlich-violetten
118
Dach- und Platten-Schiefers von Viel-Salm in
Belgien und Recht in dem Regierungsbezirk
Aachen, wonach Granat als ein wesentlicher
Bestandtheil dieses Schiefers anzusehen ist.
Auch der Wetzschiefer von Recht besteht fast
lediglich aus beinahe farblosem Granat nebst
Augit , Quarz und äusserst selten Eisenglanz-
blüthe. Geh. Bergrath Dunker (Halle)
sprach über die in dem Bohrloche I zu Speren-
berg angestellten Temperaturbeobachtungen und
die daraus über die Abhängigkeit der Tempe-
ratur des Erdkörpers von der Tiefe abgeleitete
Formel. — *ür. Behrens (Kiel) legte der
Versammlung eine Anzahl von Mikrophotogra-
phien vor, die theils verschiedene Punkte seiner
Schrift über die KrystaUiten (Kiel 1874) illu-
striren iphotographirte KrystaUiten von pykrin-
saurem Ammoniak und von Brechweinstein),
theils auf dem Wege der Photolithographie
einen Atlas der mikroskopischen Gesteinskunde
herstellen sollen (Obsidian, Bimstein, Perlit,
Pechstein , Leucitophyr und Melaphyr , Vergr.
50-400). — *Director Kör f er (Kattowitz)
legt die auf seine Veranlassung bei Stanczynow
unweit Olknoz in Polen ausgegrabenen Fulgu-
riten vor, woran sich Mittheilungen des Prof.
Römer (Breslau) und Kammerrath Grotrian
(Braunschweig) über Fulgurite knüpften. —
Mechanikus F u e s s (Berlin) legt 1 ) eine Schneide-,
2) eine Schleifmaschine , 3 ) eine Vorrichtung
zur Herstellung planparalleler Platten, 4) einen
I*räparirofen zur Anfertigung mikroskopischer
Dünnschliffe und eine Suite der letzteren vor.
Dr. v. L a s a u 1 x empfiehlt, ganz besonders 1
und 4. — Am 22. Sept. zeigt Dr. Schuchardt
(Görlitz) ein neues, von Prof. Schrauff in Wien
Vesczelyit genanntes Mineral von der Grube
Delhis bei Marawiza im Banat, das in blau-
grünen, krystallisirten Krusten dem Granatfels
aufsitzt und 16 Proc. Wasser und 52 Proc.
Kupferoxyd enthält. Derselbe zeigt ferner das
von demselben Veczely in Bogsan-Eisenstein
entdeckte seltene Mineral Ludwigit, ein Ge-
menge von borsaurer Magnesia mit Eisen-
oxyduloxyd. — Dr. Bernoulli (Guthmanns-
dorf b. Görlitz) macht auf die in den siluri-
schen Schichten gefundenen Kupfererze bei
Ludwigsdorf, nördlich von Görlitz, und Kobalt-
Nickel-Manganerze bei Rengersdorf aufmerk-
ssm. — Kammerherr Grotrian (Braunschweig)
zeigt die bei Söllingen im Herzogthum Braun-
schweig oberhalb des Septarienthones gefun-
denen Zähne, die denen des Tichorhinus ähn-
lich, aber viel grösser sind. Ghmr. Roemer
glaubte, sje nach seiner Kunde von Rhinoceros-
resten in Deutschland und Russland dennoch
für Rh. tichorh. erklären zu müssen. — Dr.
v. Lasaulx (Bonn) bespricht das Vorkommen
eines neuen fossilen Harzes mit 85 Proc. C.
(Siegburgit) in der Gegend von Siegburg bei
Bonn, geht dann auf die Methoden der Erd-
bebenmessung über und legt ein neues Seismo-
meter vor. — Pastor Haupt (Lerchenborn)
spricht über die in der fossilienreichen Gegend
bei Lerchenborn, wo er bereits über 1000 Species
habe bestimmen können , vorkommenden Ge-
schiebe des Greptolithenkalkes. Die Lerchen-
borner Funde gestatten ihm , die von Roemer
in Heidenhain geschilderte Fauna dieses Ge-
steines um 36 neue Species zu vermehren, die
dadurch auf 89 Arten kommt. — Dr. Möhl
(Cassel) verbreitet sich über durch Basalt ver-
änderte Einschlüsse und über die Zusammen-
setzung der Minette. — *Dr. Göppert
(Breslau) spricht über Stigmarien und Sigillarien
und hierauf über die Bildung von Kohlen auf
nassem Wege. — * Geh. Rath v. Brandt
(Petersburg) wiederholte seinen in der anthro-
pologischen Sektion gehaltenen Vortrag über
die diluviale Säugethierfauna des nördlichen,
namentlich russischen Asiens im Vergleich mit
der von Europa. — *Dr. Frank (Stassfurt)
bespricht unter Vorlegung von Präparaten die
künstliche Darstellung von Kieserit und The-
nardit. — *Dr. Th. Liebisch (Breslau) be-
richtet über die von ihm in Schlesien in Form
von Diluvialgeschieben aufgefundenen Dolomite
mit Fischresten (Astero lepis) , und endlich
119
macht *Dr. 0. Feistmaut el Mittheilungen
über die Lagerstätte der Psaronieu in dem
Rotliliegendeu Böhmens und über die Perutzer
Schichten der Kreideformation.
Sektion für Botanik und Pflanzenphysio-
logie. *Prof. Hünefeld (Greifswald i hält
unter Vorzeigung von Proben einen Vortrag
über die Methode der Erhaltung der Formen
und Farben von Pflanzen und verspricht eine
eingehendere Schrift. — Prof. Kny (Berlin)
gab unter Vorlegung von Zeichnungen eine
Uebersicht der Eigenthümlichkeiten der Ent-
wickelang der Farrenfamilie der Parkeriaceen,
deren vollständige Darlegung in den Nov. Actis
erfolgen wird. — Dr. Sorauer entwickelt die
Ergebnisse jahrelanger Beobachtungen und
mikroskopischer Untersuchungen der durch
Fusicladium-Arten erzeugten sog. Rostflecke
am Kernobste und die Wirkungen derselben
Pilze an anderen Theilen der Obstbäume. Er
macht ausserdem auf rothrandige Flecken an
Birnen aufmerksam, die durch die Conidien-
lager von Morthiera Mespili hervorgerufen
werden. — *v. Thiel au (Lampersdorf) machte
Mittheilung über eigenthümliche Verwachsung
bei Fraxinus excelsior und grüne Färbung des
Holzes von Esche und Buche. — Prof. Just
(Carlsruhe) fand im Verein mit Herrn Waag,
dass höhere Temperaturen auf die Keimfähig-
keit der Samen von Trifolium pratense je nach
der Dauer und dem Wassergehalte der Atmo-
sphäre, wie des Samens, sehr verschieden
wirken. Trockene Samen ertragen eine Tem-
peratur bis 120° C, feuchte sterben in feuchter
Atmosphäre bei 75° in einer Stunde, bei 50°
C. binnen 48 Stunden. Bei 39° C. keimt
Kleesame nicht mehr. Erwärmte Samen keimen
immer langsamer und sterben leichter, wenn
sie schnell befeuchtet werden. — Prof. Dr.
Körber (Breslau) entwickelt seine der Schwen-
dener'schen Flechtentheorie entgegengesetzte
Ansicht, als deren Vertheidiger Prof. Kny
(Berlin) auftrat. — Prof. Colin (Breslau; hat
gefunden, dass die Blasen von Utricularia, ähn-
lich wie Berthold Stein dies von den Blättern
von Aldrovanda nachgewiesen hat, zum Ein-
fangen von Wassert hierchen geeignet sind, und
beschreibt die dazu dienenden Bildungen beider
Pflanzen genauer. Dass dieselben, ähnlich wie
die Blätter von Dionaea nach den Untersuch-
ungen von Darwin und Bardon-Sanderson, die
gefangenen Thiere auch verdauen, konnte er
bisher nicht nachweisen, erinnert aber an einen
von Hooker vor Kurzem in Belfast gehaltenen
Vortrag über zahlreiche „fleischfressende"
Pflanzen. — *Prof. Dr. Güppert (Breslau)
demonstrirt an einer aus dem botanischen
Garten geholten lebenden Pflanze die Beweg-
ungserscheinungen bei den Blättern der Dionaea
muscipula. — Dr. Traube (Breslau) sprach
über Experimente zur physikalischen Erklärung
der Bildung der Zellhaut, ihres Wachsthumes
durch Intussusception und des Aufwärts-
wachsens der Pflanzen. — Dr. Ciesielsky
(Lemberg) knüpft daran seinen Vortrag über
die Einwirkung der Schwerkraft im positiven
und negativen Sinne auf die Pflanzentheile. —
Dr. Eidam (Breslau) spricht über den Eintluss
der Temperatur auf Bacttrium Termo Duj.
Es erstarrt unter 5° C, bei 5V20 beginnt die
Vermehrung, 30 — 36° sind der Entwickelimg
am günstigsten. Bei anhaltender Wärme von
40" verfällt B. T. in Wärmestarre. Ein 14-
stündiges ununterbrochenes Erwärmen auf 45°
und ein 3stündiges auf 50° tödtet es in der
Nährlösung. Beim Austrocknen widersteht es
lange hohen wie niederen Temperaturen. Gegen
Salzsäure ist es empfindlicher , als gegen Am-
moniak, Alkohol und Carbolsäure. Bei Tem-
peraturen von über 40°, wo B. T. wärmestarr
war, fand sich in faulenden Flüssigkeiten häufig
eine Bacillusform , die ganz lebendig war. — -
Prof. Dr. Hegelmai er (Tübingen) theilt seine
Untersuchungen mit über die Embryologie von
Carum Bulbocastanum. — Dr. Pinzger
(Reichenbach) bespricht einen eigenthümlichen
fossilen Coniferenstamm aus der Gegend des
Zobten, von faserig asbestartiger Cohäsion, die
12(1
Querschnitte sehr erschwert. Auf Serpentin-
grund in der Ackererde etwa 2 Fuss unter
der Oberfläche gefunden, scheint die Verkiese-
lnng neueren Datums. — Dr. Lohde (Leipzig)
sprach über einige neue parasitische Pilze
(Lucidium pythioides, das Keimlinge von Le-
pidium , Sinapis , Beta und Stanhopea saccata
zerstört ; Pythium circumdans aus Farrenpro-
thallien ; Pythium Chlorococci von Clilorococcum ;
Completoria complens, gleichfalls aus einem
Farrenprothallium, und Harposporium Anguil-
lutae von einer Anguilluta [?J ). —
In der Sektion für Zoologie und ver-
gleichende Anatomie sprach Herr Geh. Rath
v. Kiesenwetter (Dresden) über die Ver-
breitung der Käfer und der Schmetterlinge auf
der Erde, und namentlich in Europa. Schmetter-
linge bilden sehr grosse, weniger scharf be-
grenzte. Käfer bei weitem kleinere, beschränk-
tere Faunengebiete. Ganz Europa ist für
Schmetterlinge ein einheitliches Faunengebiet.
Für Käfer zerfällt es zunächst in zwei grosse
Gebiete: Centraleuropa bis zu den Alpen und
die Mittelmeerländer, und beide wieder in zahl-
reiche bestimmt abgegrenzte Faunen. — * Appell. -
Ger.-Rath Witte (Breslau) zeigte interessante
und seltene europäische und seltene Käfer vor.
-- Prof. Low (Guben) gab in Anlass von Geh.
Kath v. Kiesenwetter's Vortrag Mittheilungen
über die geographische Verbreitung der Dip-
teren und besprach den Einfluss der Verwand-
lungsperiode und die Faktoren , welche das
Verhältniss der nordamerikanischen zur euro-
päisch-nordasiatischen Fauna bedingt haben. —
Geh. Kath v. Brandt (St. Petersburg) theilt
zum Belege, dass die frühere Ansicht vom Art-
begriffe zu modificiren sei, indem derselbe sich
theils in den verschiedenen Gruppen der Thier-
welt sehr verschieden zeige, theils durch un-
nütze Speciesmacherei unterhöhlt sei, in letz-
terer Beziehung eine Anzahl Rückschläge aus
für Species gehaltenen Varietäten zur Stamm-
art bei Katzen, Ziegen, Tauben und Hühnern
mit. — *Minist.-Sekret. Türk (Wien) referirte
über die ihm gelungene Zucht von Macropodus
viridiflavus aus China. — * Lehrer Gerhardt
(Liegnitz) gab eine Notiz über das Vorkommen
von Phalacrus caricis. — Dr. Joseph (Breslau)
sprach über die bei Affen, aber nur bei denen
der neuen Welt, vorkommende Verbindung der
Orbitalplatte des Jochbeines mit den Scheitel-
beinen. Prof. Hensel (Proskau) schliesst
aus dem von ihm beim Hausschweine beobach-
teten Wechsel des ersten Prämolarzahnes, dass
dieser vielmehr ein Milchzahn sei, und dass die
Formel für die oberen Backenzähne des sus
scrofa lauten müsse: d4, p3, p 2, pl, ml,
m2. m3. — *Prof. Zaddach (Königsberg)
gibt eine Beschreibung des am 24. Aug. d. J.
bei Danzig gestrandeten Walfisches. — Staats-
rath Grube (Breslau) giebt Kunde von einem
Aufrufe der Deutschen Geographischen Gesell-
schaft zur Betheiligung an der in West-Afrika
zu errichtenden mikroskopischen Station. —
Dr. Krantz (Berlin) wünscht die Vereinigung
der deutschen entomologischen Publicationen
in einer deutschen entomologischen Zeitschrift.
— Dr. Low bringt die gemeinsame Bearbei-
tung eines neuen Nomenciator zoologicus in
Vorschlag. — *C. Fickert (Breslau) berichtet
über seine Entdeckung einer im Tasterendgliede
der männlichen Araneiden gelegenen Drüse —
Dr. Joseph (Breslau) glaubt, dieselbe Drüse
und noch eine zweite gefunden zu haben, deren
Ausführungsgänge sich vereinigen und die er
für analog der prostata höherer Thiere hält.
— *Custos Rogenhofe r (Wien) bespricht die
Lebensweise der in den Hörnern des afrikani-
schen Büffels lebenden Raupe, der Tinea va-
stella Zeller. — *Dr. Weitz (Breslau) berichtet
über seine mikrophotographischen Arbeiten. —
*Dr. Benicke zeigt eine Reihe Glasmikro-
photographien vor. — Dr. Joseph sprach
über die Verkümmerung des Auges der Grotten-
thiere, besonders bei TroglocarisSchmidtii Dorm.,
über das Geruchsvermögeu von Leptodirus
Hohenwartii Schmidt und legte eine Anzahl
von ihm gefundener in Grotten lebender Glieder-
121
thiere vor. (Debatte.) — Prof. Dr. Grube
l Breslau) verglich die Annelidenfauna des Mittel-
meeres mit der der europäischen Oceanküsten.
Im Mittelmeere kennen wir 458 Schnecken,
237 Muscheln und 358 Annaliden , an den
Oceanküsten 290 Annaliden. von denen 73
beiden Gebieten gemeinsam sind. 17 Anna-
liden und 20 Muscheln des Mittelmeeres kom-
men auch im Eismeere vor. — Custos Rogen-
hoi'er zeigte einige Lepidopterentafeln zum
Novarawerke. — Prof. Zaddach (Königsberg)
legte Exemplare von Gomphoccras (wahrschein-
lich Gompb. niirum Barr.) und Phragmoceras
aus den silurischen Geschieben Preussens vor.
Erstere hat sechs durch Rinnen verbundene
Oeffnungen der Wohnkammer. Der Vortra-
gende glaubt, dass die mit diesen und mit
Orthoceras verwandten Cephalopoden mit Wimper
und Strudelorganen versehen waren, die dem
Munde Nahrung zuführten und deshalb von
den Nautileen zu trennen seien. — Prof. Low
zeigt Nyrphus coarctatus Schummel vor. Diese
Fliege kann den Namen nicht behalten, und
es wird S. Schmnmelii vorgeschlageil. —
* Schliesslich gab Dr. Do hm (Neapel) Beiträge
zur Kenntniss der Rhizocephalen.
Sektion für Anatomie und Physiologie.
Prof. v. Wittich (Königsberg) berichtet über
Einspritzungen von indigoschwef. Natron in die
Luftröhre von Kaninchen, die die Behauptung
von Sikorski , dass die Lunffenalveolen direkt
mit den Lymphgefässen communiciren , zu be-
stätigen scheinen. Die Thiere ertragen selbst
grosse Einspritzungen, wenn sie nur langsam
gemacht werden, sehr gut, der Farbstoff geht
in 10 — 15 Min. in den Harn über; rasch ge-
tödtet, findet man nur geringe Mengen in der
Lunge, und die Alveolen sind fast ganz leer ;
der Farbstoff findet sich im interstitiellen Ge-
webe, ein Netz bildend, welches die Alveolen
regelmässig umkreist und sich am Hylus an-
häuft. — Dr. Hitzig (Berlin) macht Mitthei-
lung über die Lähmungserscheinung bei ein-
greifenden Zerstörungen am Grosshirn und zeigt
Leop. X.
einen operirten Hund. ■ — Dr. Joseph (Breslau)
hält auch in dieser Sektion seinen Vortrag
"über die Gestaltung des Jochbeines bei den
amerikanischen Affen, die er auch bei einer
angeblich ausgestorbenen amerikanischen Men-
schenart gefunden hat. — 'Prof. Heidenhain
(Breslau) spricht über die mikroskopischen Ver-
änderungen des Pancreas bei seiner Thätigkeit,
sewie über den Einfluss des Nervensystems auf
die Secretion dieser Drüse. — *Prof. Grün-
hagen (Königsberg) bespricht den Einfluss der
Temperatur auf den Dehnungszustand glatter
und quergestreifter Muskulatur. — *Dr. Adam-
kiew icz (Königsberg) bespricht physikalische
Verhältnisse des Muskels. — Prof. Nawrocki
(Warschau) hat bei Versuchen über Innervation
der Parotis gefunden, dass der Facialis der
einzige Sekretionsnerv unter den Cerebralnerven
sei, dass dagegen auch der Halssympathikus
Sekretionsfasern enthalte. Reflektorisch auf die
Speichelsekretion wirkt der glossopharyngeus
und der N. lingualis trigemini. — Der auriculo-
temporalis enthält gefässerweiternde, der Hals-
syjpjjathikus gefässverengernde Fasern. —
Die wissenschaftlichen Arbeiten über
die Mollusken, Molluskoiden und
Crustaceen im Jahre 1873
von Prof.Dr.Ed.V.MiU'teilS in Berlin. M.A.N.
(Schluss.)
Die nordostafrikanischen Land- und Süss-
wasserschnecken sind der Gegenstand mehrerer
kleineren Arbeiten : Herr Carl Jickeli aus Her-
mannstadt hat sowohl über die Erlebnisse und Er-
fahrungen auf seiner hauptsächlich denselben
gewidmeten Reise am rothen Meer und in den
Grenzländern Abyssiniens berichtet,1''1) als auch
die Hauptergebnisse einer demnächst zu publi-
cirenden speciellen Bearbeitung derselben dar-
gelegt70) und dabei namentlich auf die weite
«*>) Malakozoologische Blätter, Bd. XXI. S. 81
—109.
™) Sitzungsberichte der Gesellschaft natur-
forschender Freunde in Berlin, S. 4—7.
IG
122
Verbreitung einiger kleiner Arten , bei Pupa
fallax sogar bis Polynesien, Nord- und Mittel-
amerika, aufmerksam gemacht. A. Issel71) hat
die wenigen Mollusken beschrieben, welche er
auf seiner Reise mit Antinori und Beccari bei
Aden und an der abyssinischen Küste gesam-
melt hat, und über welche schon im vorher-
gehenden Jahre A. Morelet72) Einiges veröffent-
licht hat ; das Hauptresultat ist eine neue
Gattung, Francesia, von der man aber nur die
Schale kennt und nicht einmal weiss, ob sie
zu den Land- oder Wasserschnecken gehört.
Endlich hat Referent73) eine Zusammenstellung
der Mollusken-Arten gegeben, welche Dr. G.
Schweinfurth von seiner berühmten Reise in's
Innere von Afrika mitgebracht hat, und unter
welchen sich eine bis jetzt nur aus Westafrika
bekanut gewesene, Lanistes Libycus, findet.
Noch haben wir zu erwähnen einer systemati-
schen Anordnung der den Sandwich-Inseln
eigenthümlichen Achatmellen durch Gulick und
Edg. Smith,74) worin dieselben in mehrere
Gattungen getheilt werden.
Unter den Arbeiten über marino Mollus-
ken nehmen R. Bergh's Untersuchungen über die
schalenlosen Opisthobranchier eine hervorragende
Stelle ein; derselbe hat für Semper's Reisewerk
wie früher einige andere Familien, so in diesem
Jahr die Phyllirhoiden 75) monographieenartig
behandelt , mit eingehenden anatomischen Be-
schreibungen und sehr schönen Abbildungen.
Derselbe hat auch neue Beiträge zur Kennt-
™) Annali del Museo civico di storia naturale
di Genova, vol. IV, S. 521.
») Ebenda, S. 180—208, pl. 9.
«) Malakozoologische Blätter XXI, S. 37—46.
u) Proceedings of the Zoological Society of
London. 1873, pp. 89—96.
™) Reisen im Archipel der Philippinen von Dr.
C. Semper. Zweiter Theil. Wissenschaft! Resul-
tate. Zweiter Band: malakologische Untersuchungen
von Dr. Rud. Bergh. V. Heft: Limapontiadae,
Phylliroidae, mit 7 Tafeln, wovon eine im Farben-
druck.
niss der Aeolididen veröffentlicht 76). Grössere,
doch nur faunistische Arbeiten über Meer-Con-
chylien sind auch Phil. Carpenter's zweite
Revision der an der Westküste von Nord-
Amerika vorkommenden Arten77) und Hutton's
Catalog der neuseeländischen Meeres-Mollus-
ken 7S), worunter viele neue Arten beschrieben,
aber leider nicht abgebildet. II. C. Wein-
kauff79) hat einen Catalog der im europäischen
Fauuengebiet lebenden Meeres-Conchylien ver-
öffentlicht, der hauptsächlich als Leitfaden zur
Anordnung von Sammlungen bestimmt ist, hie-
für aber dadurch weniger geeignet ist, dass er
nicht wenigstens diejenigen unter den zahl-
reichen Synonymen , welche noch gegenwärtig
in den Sammlungen häufig als Artbezeichnungen
kursireu, angiebt, und dass seine systematische
Anordnung merklich hinter dem gegenwärtigen
Standpunkt der Wissenschaft zurückbleibt;
sehr zu loben ist dagegen die Angabe der
horizontalen und vertikalen Verbreitung bei
jeder Art. Betreffs ersterer unterscheidet der
Verfasser sieben Zonen : arktisch, boreal, ger-
manisch (Schottland, England, südliches Nor-
wegen, Schweden, Dänemark, Norddeutschland
und Holland), celtisch, lusitanisch, mediterran
mit 3 Unterabtheilungen und pontisch ; in einer
französischen Anzeige so) dieses Werkes wird
die Einführung einer germanischen Zone als
ein Uebermuth der Deutschen in Folge ihrer
Siege aufgefasst; es scheint uns aber, dass die-
selbe eine so gute Berechtigung hat als die
„celtische" und eine bessere als die „lusi-
tanische". Übrigens wird durch diese sieben
koordinirten Glieder die Uebersicht allerdings
,s) Verhandlungen der zoologisch-botanischen
Gesellschaft in Wien, Bd. XXIII, mit 4 Tafeln.
") Smithsonien miscellaneous collections vol. X,
p. 1—446.
'») Siehe Nr. 44.
,9) Catalog der im europäischen Faunengebiet
lebenden Meeres-Conchylien von H. C. Weinkauff.
Kreuznach. 80 Seiten. 8.
<">) Journal de Conchyliologie, vol. XXII, 1874,
p. 376.
123
etwas complizirt; wir würden vorziehen, die
nord- und südeuropäische Meeresfauna einan-
der entgegenzusetzen, die erste in der Nord-
see, die letztere im Mittelmeer typisch ausge-
prägt, während an den Westküsten Europa's
eine Mischung beider in verschiedenen Ver-
hältnissen stattfindet; dass derartige Einthei-
lungen zuerst in England aufkamen, an dessen
Südküste diese Mischung schon sehr merklich
ist, hat von Anfang an jene zwei Hauptfaunen
weniger scharf hervorheben lassen. Die hoch-
nordische oder circumpolare lässt sich als eigene
Abtheilung festhalten, obwohl sie sich nahe an
die nordeuropäische anschliesst und hauptsäch-
lich in der reicheren Entwicklung einzelner
charakteristischen Gattungen beim Zurücktreten
anderer unterscheidet; die politische ist ent-
schieden eine verarmte Mittelmeerfauna mit
sehr wenigen älteren Ueberbleibseln, ganz ana-
log wie die der Ostsee sich zu derjenigen der
Nordsee verhält. Bemerkenswerth ist noch das
Hereinragen einiger wesentlich westafrikanischer
Formen, eine kleine Strecke durch die Strasse
von Gibraltar herein, so Cymbium papillatum
und Siphonaria pectinata.
Von kleineren Arbeiten über die Meeres-
mollusken des fraglichen Gebiets sind zu er-
wähnen eine von Dr. Mörch über Conchylien
von Nowaja Semlja81), die von Neuem die
Uebereinstimmung der circumpolaren Fauna
in verschiedenen Längen zeigt, eine kritische
Erörterung A. E. VerrilTs betreffs der von
Jeffreys' als gemeinsam zwischen Europa und
Nordamerika angenommenen Arten82) und Jeff-
reys' theilweise zugebende Antwort darauf83),
eine Aufzählung der Nudibranchier der nord-
französischen Küste nach den hinterlassenen
Angaben von Bouchard-Chantereaux durch
H. E. Sauvage84, für das Mittelmeer insbe-
*>) Ebenda XXI, p. 37.
*>) Annais and Magazine of natural history,
fourth series, vol. XI, pp. 206—214.
RS) Ebenda S. 377.
M) Journal de Conchyliologie XXI, pp. 25—36.
sondere eine synonymische Liste der dalmatischen
Meerconchylien, welche Klecak (Kleciach früher
sich schreibend) auf die Wiener Ausstellung
geschickt85) und ein anschaulicher Artikel Dr.
Kobelt's über die italienischen Muschelmärkte 86).
Die Berichte der englischen Uüd deutschen
Untersuchungsfahrten in Nordsee und Mittel-
meer sind schon oben87) angeführt. Das Grenz-
gebiet der europäischen Fauna behandelt eine
Arbeit von Rob. Wasten über mehrere, na-
mentlich kleine Meerconchylien von Madeira88),
worin besonders ein grosser Reichthum von
Arten der Gattung Rissoa, theilweise identisch
mit europäischen, hervortritt. Kleinere Beiträge
zur Kenntniss der nordpacifischen Fauna haben
Rob. Stearns89) betreffs Californiens , Dali90)
und P. Fischer 9 ') betreffs der Aleuten ge-
geben.
Als Einzelheiten von besonderem Interesse
sind noch zu erwähnen Sauvage's Bemerkung
über Bewegung und individuelle Variation der
Patella vulgata fl2) und über die Begattung
zwischen Individuen zweier gut verschiedenen
Litorina-Arten , L. litorea und rudis 93), und
Dr. Ililgendorf's Beschreibung eines riesigen
Cephalopoden in Japan'11), wahrscheinlich zur
Gattung Ommastrephes gehörig, der Rumpf
ohne Kopf 1,86 Meter lang.
8S) Catalogus ad rationem synonymion ordinatus
marinorum molluscorum , quae etc. Blasius Klee-
fak. Spalati 1873. 8. 44 pp.
fl6) Zoologischer Garten, Zeitschrift für Be-
obachtimg, Pflege und Zucht der Thiere. Jahrg.
XIV. S. 201—221. Frankfurt a. M.
«*) Siehe Nr. 27—29.
m) Proceedings of the zoological society of
London 1873. pp. 361—391, mit 3 Tafeln.
89) Proceedings ot the California Academy of
Sciences, vol. V. April 1873.
90) Ebenda, mit einer Tafel.
91) Journal de Conchyliologie. Band XXI,
pp. 243—248.
s«) Ebenda S. 118.
»») Ebenda S. 122.
«) Mittheilungen der deutschen Gesellschaft
für Natur- imd Völkerkunde Ostasiens. Erstes
Heft, S. 21.
24
Schliesslich sei noch bemerkt, dass Deshayes
in Paris in einer Eröffnungs- Vorlesung am Jar-
din des plantes die Geschichte der Conchylio-
logie behandelt hat 95), wozu dieser Altmeister
der gegenwärtigen Conchyliologen besonders
befähigt sein mag, da er die Entwicklung
dieser Wissenschaft seit Lamarck miterlebt und
namentlich früher sehr thätigen Antheil daran
genommen hat.
Herr Dl Alexander Skofiz M. A. N.
beginnt am 1. Januar 1875 den 25. Jahrgang
der von ihm begründeten (anfangs den Namen
Oesterr. bot. Wochenblatt tragenden) Oester-
reiehischen botanischen Zeitschrift. Freunde
und Verehrer des verdienten Mannes haben
sich vereinigt, ihm an diesem Tage durch eine
Adresse und ein Ehrengeschenk ihre Anerken-
nung und ihren Dank für die Förderung zu
beweisen , welche er durch sein Unternehmen
der Wissenschaft und zumal der Botanik Oester-
reichs bereitet habe. —
Iiie K. K. Geologische Reichsanstalt
zu Wien
begeht am 5. Januar 1875 in feierlicher Sitz-
ung das Fest ihres fünfundzwauzigjährigen
Bestandes. Die Anstalt kann mit besonderer
(ienugthuung auf das Vierteljahrhundert ihrer
Wirksamkeit zurückblicken. Sie hat sich nicht
nur in wissenschaftlichen Kreisen eine ehren-
volle Stellung errungen , sondern auch das
Glück gehabt , zu dem volkswirtschaftlichen
Aufschwünge Oesterreichs wesentlich beizu-
tragen. Nicht nur die Naturforscher, sondern
alle Strebenden werden ihr eine warme Theil-
nahme und die besten Wünsche für ferneres
Gedeihen zu der schönen Feier entgegenbringen.
95) Revue des cours scientitiques. Paris.
5. Juli 1673.
Die Kgl. Akademie der Wissenschaften
zu Brüssel
beabsichtigt, ihrem vieljährigen, hochverdienten
Sekretär, Adolphe Quetelet, ein Denkmal zu
errichten, und fordert auch die Institute und
Gelehrten, mit denen der Verstorbene in Ver-
bindung gestanden hat, sicherlich nicht ver-
gebens, zur Betheiligung an diesem Unter-
nehmen auf. —
Die Deutsche Akademie der Naturforscher
ist gebeten, die Kunde von diesem Vorhaben
möglichst zu verbreiten , und erbietet sich,
Beiträge entgegenzunehmen. —
Die 1. Abhandlung des 37. Bandes
der Nova Acta:
Carl F. Jickeli: Fauna der Land- und Süss-
wasser-Mollusken Nord-Ost-Afrika's. 44 Bog.
Text und 11 Tafeln Abbildungen (Preis
6 Thlr. 20 Ngr. = 20 Rmk.,
ist erschienen und durch die Verlagshandlung
\i>n Fr. Frommann in Jena zu beziehen.
Die Leopoldina
beendet mit der vorliegenden Nummer ihre
erste Dekade. Die Theilung der X Hefte in
je 15 Nummern hat sich in mehrfacher Be-
ziehung unbequem erwiesen , und es wird mit
Beginn des XI. Heftes insofern eine Aenderung
eintreten, als jedes Heft künftig aus 24 Bogen
oder Nummern bestehen wird. Falls es ge-
lingt, mit der im verflossenen Jahre innegehal-
tenen Publication von 2 Nummern oder Bogen
monatlich (die indess nur einmal zu Ende des
Monats versandt werden) fortzufahren, würden
demnach Heft und Jahrgang künftig zusammen-
fallen. Der Preis des Heftes wird dem grös-
seren Umfange gemäss von 1 Thlr. 1 8 Gr. auf
2 Thlr. 20 Gr. = 8 Rmk. erhöht werden
müssen , den Mitgliedern aber der Jahrgang
wie bisher für den Jahresbeitrag von 2 Thlrn.
= 6 Rmk. zugehen. —
AbgeßchU'SBeu den 31. Dccember 1874.
Druck toij E. Bluchmann & Sohn in Dresden.
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